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D. Sof. Chriſtoph Doederlein
auserleſene
Theologiſche
Buͤllt het,
darinnen
“von den‘ wichtigſten theologiſchen
" ins und auslaͤndiſchen
Buͤchern und Söriften,
2. Nadelcht gegeben wirt IN
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Zweyter Band erftes Städt.
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Leirzig
verlegts Joh· Gert. Imman. Vreitkopf/ a
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Innhalt.
1J. Genefis ad fidem Codd. MBS. € Verf m
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Verſ. et Aunott. Tuerard Scheid.
IL D. Luͤderwald bie allegoriſche Eine de
drey erſten Kapitel Moſis.
Ebendoſ. Geſchichee Bileems.
"Animadverfiones i in. fragmenta verf. er. v.
T. a I. Gottfr. Scharfeoberg. Spec. II.
IV. (Madans) Thelyphthora, -
V. Lurhers ungedruckte en und 3X
Schüse. Bhf “ “
vi Ander rest, Bige
vo Auserlefene '
Tpeologifge Bibliothek,
x I x
Liber Genejeos fine monna ad fir
dem Codd, MSS.verfionumqueantiquarunm
vmendavit et verfione vulgata latina (hic illic im
terpolata atque ad contextum originalem com.
pölita) animaduerfionibus denique philologico-
eritieisinftruxit Zverardus Scheidius - Har-
derouici Gelrorum, 4. maj. 1781.
as Unternehmen ift groß und koſtbar, wel
$ des Hr: Scheid, der unter den jetzigen
Drientaliften Hollands fich durch Ruhm
und Verdienſte Hoch auffchtwingt, mit dieſer Probe
ankuͤndigt, eine neue kritiſche Ausgabe des A. T.
herauszugeben, darinnen die Sammlungn Ken⸗
nikots, bie er als ſolidiſſimum fundamentum dee
heiligen Kritik ruͤhmt, genuͤzt, mie ben noͤthigen
Abkürzungen, ohne Nachteil der Sache, allgemei⸗
ur bekannt gemacht, mr die Varianten u
2 eber⸗
Fe _ Genefis ed. 'D. Scheid, 2
| Weberfeßungen vermehrt, und nebft den veratbei- |
- ten Materialien der Kritiß zugleich aus dem Reich⸗
thum feines Vaterlandes und feiner eignen großen
Kenntniſſe in die hebräifche Sprächfunde, ohllr
logiſche Anmerkungen eingemiſcht wuͤrden.
te eine ſolche Ausgabe der Bibel noch erft —*
lung und Vertheidigung noͤthig haben, ſo muͤßten
wir an unſern Zeitgenoſſen ganz irre werden: ſoll⸗
te ſie aber allgemeinern Nutzen und Beyfall ſich
ver ſprechen, fo müffe nach unſerm Ermeffen fie doch
etwas anders eingerichtet feyn, als Diefer Anfang,
der die dreyerften Kapitel der Genefis enehält und,
fo viel wir ſehen, urfprünglic) in Geftale der Diſ⸗
fertationen erſchienen iſt. Denn nad) diefer Ein
zichtung hätte die Ausgabe nicht nur zu viel Weite
laͤuftigkeit, bey der fie eben fo Foftbar fiir den Käus
fer, und daher eben fo unbrauchbar, als die Ken
mkotiſche Bibel, werden würde, fondern auch noch
- andre Unbequemlichfeiten und Mängel, durch wel⸗
che ihr Gebrauch zu ſehr eingeſchrenkt wird. —
Erſtlich tzat er nicht die Abſicht den maſoreti⸗
ſchen Text oder alle wichtigere Varianten ganz ge⸗
nau abbrucken laſſen, ſondern er liefert ſogleich den
Text, den er für den richtigen und beſſern haͤlt,
"und nur die $efarten, bie ihm die beffern zu ſeyn
fcheinen. In den Tert nimme er denn nicht
nur meiftens die matres lectiönis auf, fondern
auch zugleich mehrere Zufäge, aus dem Samarie
tanifhen Tert den LXX und andern Ueberfegern:
‘nür die Veränderungen nady Koniekturen wagt ee“
Ä noch nicht in das Original uͤberzutragen. (Fuͤr
jeht
4
oo
Genelis ed. D. Scheid, 5
jeßt helte ch die Theorie der Krietk des A. &; |
noch nicht für veft und berichtige genug und bie
* Freunde bes maſoretiſchen Tertes noch tür zu zahle
reich, als. daß ficher ohne Vorwurf und ohne Zwei⸗
fel ein veränderter Tert ausgegeben werben dürfte,
Die vorfichtigften und. gelehrteſten Kritiker be
Profanſchriftſtellern wagten es doch nicht, fögfeich
auch dann, werm fie von der Nothwendigkeit eine
leſart zu aͤndern uͤberzeugt waren, ihre Aenderun ⸗
gen in den Terte einzuſchieben, wenn die herrſchen⸗
de Sefart erträglich d. i. mit der Grammatik ver⸗
einbar war und einen verffändlichen Siun gab.
Wie piel.mehr muß biefe befcheidne Vorſicht hier -
empfoblen werden, damit nicht gleich benm, Ans
fang der gefunden altteflamentlichen Krisif die ma⸗
foretifchen Anhänger über Gewalt fchreyen und
ihren Schreckbildern von der Gefahr der Bibel
und den Mißhandlungen der, Heil. Schrift durch
willkuͤhrliche Kritiken vor dem Unwiſſenden -einis
gen Schein geben koͤnnen. So lange es beſon⸗
ders noch ſo unentſchieden bleibt, ob man denn die
Ueberſetzung der LXX für eine.fo ganz ſichre, une
entweihte Quelle von-sefarten anfeben dürfe, daß,
wenn fie Zufüge bat, der hebr. Tert eben biefe
nrüffe gehabt. haben, und daß ‚man eher aus Nach-
laͤßigkeit Worte aus dem Hriginal verſchwinden,
als durch Ueberſetzers Weisheit der LXX manches
hineinſchieben laſſen müßte: fe fange bleibt es im⸗
mer eine gs große Kuͤhnheit, bloß auf das Anfe- -
ben ber Sriechen den ext zu verbeſſern.)
3. Zweytens
’ I
4
D \ \ . \
6 J Genefis ed. D. Scheid.
Zweytens hat er auch neben ober unter dem
hebr. Tert die lateinifche Verſion in der Vulgata
abdrucken laffen, doch fo, daß er mit derfelben vie
le Veränderungen, die er auch durch Eurfrofchrift
kenntlich macht, v mmen hat, um ſie dem
Original näher zu bringen. (Auch hiervon ſehen
wir keinen erheblichen Nutzen ein. Zur Kritik
ohnehin nicht, weit in vielen Büchern A. T. bie
Vulgata aus dem Sriechifchen gemacht: und eben
fo wenig zur Philologie. Wir find verfichert, daß
eine eigne Ueberſetzung des Hr. Pr. ihm weniger
‚Mühe und. den Leſern mehr Freude würbe gemacht
haben.) Beyde Arten von Veränderungen wer⸗
ben endlich in den Anmerkungen gerechtfertigt,
"be, ohne ſich im mindeſten auf Sacherklaͤrung
einjulaſſen, ober auch nur bie Stelle eines. Com⸗
menfars gu vertreten, Eritifch und philologiſch
find. Die erftern melden, nach welcher Autori⸗
tät der maſoretiſche Text verlaffen und verbeifert
‚ worden: in ben feßtern finden wir häufiger Gram⸗
matif als Philologie, und in dieſer mehr auserle⸗
fene Benträge zum Sericon als Darftellung bes .
wahren Sinnes alter Worte und Redensarten, wie
wol auch jene wichtig und fchägbar, zum Theil nen
find, Wir find ſchuldig das Vornehmſte baraus
anzuzeigen, bamit ber Charakter diefer Ausgabe
unfern Leſern auseigner Betrachtung fichtbar werde.
Ueber Kap. ı, 1. finden.wir. bloß über ana
; bie Anmerfung, daß es urfprüngfich onedere bes
Beute, wie Joſ. 77, 15. hernach exafciare, fabri-
WB, 2, werden bie rar m niche berüßen,
. md
4.
Gene ed. D. Scheid. | 4
mb auch ſalbſt das noch dunkl⸗ ndorrw weit füre
zer abgefertige , als wir wuͤnſchten. Dehn von.
einem fo großen Kenner ber morgenländifihen Dias
lekte ließen fich wichtigere Beytraͤge zur Beſtim⸗
mung eines ſtreitigen Wortes erwarten, als die
Wiederholung ber. Bedeutung incubare, Deren
Gründe und Gegengründe befamt find. Es’ iſt
gar nichts für bie Verſtaͤndlichkeit gewonnen, wenn
der He: Pr. überfege: et ſpiritus Dei. incubabat
aquis: benn man fieht baraus nicht, worinnen Das
tertium comparationis liegen foll., Im Vorbey⸗
gehen erinnern wir bey dieſer Stelle, daß wir uns
noch nicht ganz überzeugen koͤnnen, es liege in Dies
ſem letztern Sag eine Befchreibung ber Dorbes
veitungen zur Schöpfung : ober Ausbildung der -
Erbe, wovon man das Bruͤten oder Bewegen
meiftencheifs erklärt. Mach aller Wahrſcheinlich⸗
keit möchte die Mebensart noch zu der Beſchrei⸗
Bung bes Zuftandes ber Erde vor ihrer Ausbils
Boch gehören und dann ließe fü fi) das incubare bes
em hieher rechnen: der Geiſt Bortes bedech;
| 7 das Waſſer, noch huͤllte der Schoͤpfer die Er⸗
de in Fluten ein: ſie war wegares.) — V. 6;
ſetzt er am Schluß bie Worte > aus dem V.
7. wo ſie an unrechtem Ort fiehen ſollen. Seine
Sruͤnde find, weil die LXX ſoe leſen, weil es nicht
glaublich fen, daß die Worte erſt V. 7. poll tan-
tam intervallum gefeßt feyn, und weil V. 11. 15.
24..eben biefe Orduung .angeteoffen werde. Eben
Bi ruͤckt er V. 7 nach yrarı noch das Wort ER
ein, it Berufung fe LXX sd auf V. +
10, 28..
—
—
8° = Gänefis ed. D. Scheid.
10.:28. (Bey keiner von diefen Veränderungen
fehe ich Nothwendigkeit: vielmehr ſcheint fehr beut-
lich die Künfteley der Alerandrinifchen Ueberfeger
darch.) — V. 8. bat am Schluß ber Hr. Pr.
nach den LXX und der Analogie der übrigen Tag«
werke noch den Zufag zuerſt eingerüdt: un an
= > mobey er Houbigant zum Wergänger
hat. Allein ©. 27. hat’ er feine Meinımg wieder
geändert, weil nicht alle Eremplare der Griechen
den Beyſatz haben: und dagegen die Vermuthuug
geäußert; daß der Schluß bes B. 5. (ober viel
mehr der V. 8.) erſt nah V. 10. ſtehen ſollte
und alfo die Hervorbringung des feften !andes
zum zweyten Tagwerk gehoͤre. (Man fann doch
feheinbare Gründe angeben, warum die Billigungs⸗
formel beym zweyten Tag ausgelaſſen iſt. — Tell
V. 9. die LXX. oıpm durch söovayaryn überfegen,
fo nimmt ex an, daß die ächte Leſart pn ſey, für
. welche er auch aus V. ı0. Beſtaͤtigung ſucht.
(Nicht ganz unwahrſcheinlich.) Fach eben Bier
fen Borgängern fchiebt.er in eben dieſen Bers noch
den Zufag: Xo In Down.nnnn non Yo
mass mnam. (Es iſt eben fo begreiflich, wie
diefer Zufos in den Teyt der LXX fam, als es un»
wahrfcheintich iſt, wie er fi follte aus dem ma⸗
foretifchen und ſamaritaniſchen Tert verloren ha⸗
ben.) — V. 11. wird zweymal 0% eingeſcho⸗
ben. Einmal nad) vn, wie LXX unb Syr. das
andermal nach 13 wie LXX und Aquila; dagegen
iſt es nach v0, mo es body fehe paffend ſteht, wege
" geftrichen Mß yoı flate yo zufegen, billigen wirz
ber.
7 Genefis ed. D. Sci OO 4
der Samaritaniſche Tert if inimer wichtiger Zeu-
ge. — V. 12. ruͤckt er nody no nad) yr wie LXX.
urd-Cod. 680. Kenn. und yawrı 5» nad) voınl
\ wie LXX und Cod: ‘207. Kenn. ein. — V. 14.
wid wieber vergrößert: durch ben Beyſatz der
"Som. und Griechiſchen Eremplare 59 Ya
rem nach bem Wort ooown, (det neue Benfag
‚ber Alerand. Handſchrift —X auseres
I Ins vunras verräth ſchon, daß auch jener nicht
ganzächt fey)— Statt onwntefen wirhiernsw"N .
wie Eod. 650. Ken. EXX. Aq. Syr. — aber da-
Bund heben fic) die Schwierigkeiten. diefes Verſes
noch nicht. — DB. 16. treffen wie auf eine Phi⸗
Iofogifche Anmerkung über n7wioo und Sum, wel⸗
ches außer der Bedeutung premere-und modera-
si, aud) noch eine andre haben koͤnne, wie das -
-Avab.- ‚ie moueriz daher man aud überfegen
Pönne: ad procedendum die et noßte, i. e. ad cur-
fus.diurnos et nodturnos dimetiondos.. (Faft zu
kanſtlich) — 9: 20. beſchlieſſet ber Hr. Pr. mit
dem Zufaß.:ja win, ber im. hebr. fehle und nue _.
nach.der Analagla gewaͤhlt wird. — 3. 24. ſcheint
im das ya arm verdächtig, sonfär er y wen rem
nad) dem Samar. Tertabflituiet. 1 Das Zeugniß
der Berfionen kann hier nicht viel gelten, und wenn
in der Altteſtamentlichen Kritik, wie in der Meu⸗
teitameratichen;, die ſeltnere und: ſchwerere Leſart
Der leichtern vorzuziehen iſt, ſo wuͤrde bie maſore⸗
he billig ihren Plag: behaupten, : ob fie gleich
vin Archaiſmus HE.) -—- Scheinbar ift es, wenn -
2: de wo ie: brerſche über Ser
\ -
* Senelis ed. D. Scheid.
10. 28. (Bey keiner von bieſen Ver anderungen
ſehe ich Nothwendigkeit: vielmehr ſcheint ſehr deut⸗
lich die Kuͤnſteley der Alexandriniſchen Ueberſetzer
darch.) — V. 8. bat am Schluß ber Hr. Pr.
nach den LXX und der Analogie der übrigen Tag⸗
werke noch) den Zufag zuerſt eingeruͤckt: yon an
nW wobey er Houbigant zum Vorgaͤnger
bat. Allein ©. 27. hat er feine Meinung wieder
geändert, weil niche alle Eremplare der Griechen
den Berfag haben: und dagegen bie Vermuthung
—— daß der Schluß des V. 5. (oder viel⸗
‚mehr der V. 8.) erſt nach V. 10. ſtehen follte
und alfo die Hervorbringung ‘des: feften Landes
zum zweyten Tagwerk gehoͤre. (Man kann doch
ſcheinbare Gruͤnde angeben, warum die Suigns |
formel beym zweyten Tag ausgelaſſen ift:)— Weil
V. 9. die LXX. oıpn durd) süvayaryn überfeßen,
- fo niınmt er an, daßbi⸗ aͤchte Leſart mp fen, für
welche er auch aus V. 10. Beftätigung ſucht.
. (Nichte ganz unwahrſcheinlich.) Mach eben die⸗
ſen Borgängern ſchiebt er in &ben dieſen Vers noch
den Bufag: oypa n pwwr.nnna Dvan vn
mean nnam. (Es ift eben fo begreiflich, wie
dieſer Zuſatz in ben Text der LXX fam, als es un⸗
wahrfeheintich iſt, wie er ſich füllte aus dem ma»
reifen mb ſamaritaniſchen Tert verloren ha-
ben.) — V. 11. wird zweymal ywheingeſcho⸗
ben. Einmal nach sm, wie LXX und Syr. das
andermal nady 2 wie LXX und Aquila; dagegen
iſt es nad) >35, mo es doch fehr paffenb ſteht, wege
' geftrichen Def yo\ ſtatt » zu ſehen, eigen vi:
5 /
* Genefi ed. D. Schi? 4
der Samäritanifche Text iſt immer wichtiger Zeu⸗
ge. — V. 12. ruͤckt er noch no nad) yy wie LXX.
und Cod. 680. Kenn. und ya 5» nach och
“wie LXX und Cod. 207. Kenn. ein. — V. 14.
word wieber vergrößert durch den Beyſatz der
Sam. und Griehifhen Eremplare 99 va
Yom nach bem Wort own, (der neue Benfag
‚ber Alerand. Handſchrift x- zexes Tas nuesos
æ· Tyc vuxros verräth ſchon, daß auch jener nicht
ganz aͤcht ſey) — Start dooweleſen wirhieroswn .
wie Cod. 650. Kenn. LXX. Aq. Syr. — aber das
durch heben ſich die Schwierigkeiten dieſes Verſes
noch nicht. — DB. 16. treffen wie auf eine Phi⸗
lologiſche Anmerkung über won und dw, wel⸗
ches außer der Bebrutung premere und modera-
ri, auch hoch eine andre ‚haben. Fönne, wie bas -
Arab. ‚Ho moueriz daher man aud) überfegen
fönne: ad procedendum die et nofte, i. e. ad cur-
fus.diurnos et nodturnos dimetiendos.. (Baft zu
kuͤnſtlich) — 8: 20. .befchlieffer der Hr. Pr, mit
dem Zufaß.7> wi, ber im Hebr. fehlt und nur .
nach der Analngie gewählt wird. — V. 24. ſcheint
ihm das yıxArnrı verdächtig, wafůr er yfunıı rum
nad) dem Samar. Text ſubfſtituirt. Das Zeugniß
der Verſionen kann hier nicht: viel gelten und wenn
in der Altteftamenstühen Kritik, wie in der Neu⸗
teftamenztichen, die ſeltnere und: ſchwerere Leſart
der lichen vorzuziehen iſt, ſo würde. bie mafore-
riſche billig ihren Platz behaupten, : ob fie gleich
sin Archeifmus HE) — Sceinber iſt es, wenn
V. habe ‘wo es heiſt: gprſche uͤber —
>> .Genhe ed. D. Si |
Vögel, zahme Thiere und die ganse Erde
(yrarı 5331) die Leſart gewaͤhlt iſt mn Dazı
yarı , Die ſchon Clericus vorgezogen hat. (Leich⸗
ter würde es ſeyn, wenn in hebr. Tert bloß die.
Verbindungspartikel in. 5221 fehle: herrſchet
über — die sahmen Thiere anf dem ga
zen Prbboden.) — Noch größere Veraͤnde⸗
gungen find V. 28. vorgenommen: denn Bier fol
feiner Meinung nach gelefen werben: berrfches
— über. die Dögel des himmels: monıan
‚nonmn won 5331 yon mn ham, Damit kei-
me Klaſſe von Geſchoͤpfen übergangen wuͤrde: oder
man muſſe moon ımırı im maſor. Tert erklaͤren et
in.uniuerfa animalia fefe mouentia. — V. 30:
wird uns feine Meinung niche recht beutlich,, wenn
er überlege una cum (7351) cunbhir animalibur ter-
‚ya, omnibusque. volucribus coeli et vninerſu
septilibus (27 bineingefeßt ), quae mouentur im
terra, in quibus eſt anima vinens, sague (Ta)
cum omni pabwio virini, etc. (Weit natürlicher iſt
ber Sinn: Ich gebe eich alle Aräuter und
Baͤume zur Speife: und allen. Thieren —
gebe ich Binkuter zur Nahrung. Es gehöre
gue bee bes Stanbes der Unſchuld und Gluͤckſe⸗
. Kigfeie, daß auch die wilden Ihiere kein Fleiſch,
fondern Gras freſſen. S. €. wu, 6. 7. =
— 2. wird, wie leicht zu erachten, werore
aft.
vnwer.nach dem Samar. LXX.und Syrer
vorgezogen , mit Houbigant: (das letztere Hi bie
ſchwerere Leſart; daher wir ie beybehalten, wie
auch Hr. Davhe:in-feiner Ueberſchung that.) V. 3.
f
|
Genefis ed: D. Scheid. | Mo -
wo Sr. Michaelis in den Worten mustmans.
Schrierigfeit fand und mia leſen wollte, geſteht
ber Hr. Pr. daß die. Griechen zwar ungegweifelt
se12 incipere geleſen hätten, weil fie nefare übere
ſetzen, (mern nicht nefosre rose eine treue Nach-
ahmung bes hebräifchen Pleonaſmus iſt) doch wilf
ee Michaelis. nicht beppflichten, weil 13 im bebr,
nicht vorfomme, na und ws body’auch unter
fihleben werden koͤnnten, wie Ef. 43, 7. und fi)
überfegen laſſe, — eidem incumlbendo, (ober,
wie Dathe, ereando perfecerat.)
Mit V. 4. fängt ſich ein neuer Abfchnise an,
in beffen. Titel Das Eamaun ya ungewoͤhnlich, und
baber euch if. * dieſem Irr⸗ verſeht
er beyde Worte. Da hier das Wort Jehova
zuerſt vorkommt. o tebet dev Hr. Pr. von ber
Abſtammung deffelben und macht. bie Bemerkung,
bie ums fonft nicht vorgefommen,, daß bas Wort
zu ans einer boppelten Abkürzung des Wortes
mm entſtanden ſey: indem zuerſt >, entweder
u, wie in den Worten Eliahu, Sefalapu, oder
"ehe, wie in Jehoſchua, Jehonathan, hernach
m Daraus formirt worden, Diefe Ableitung Femme
uns als Die natürlichite ver. —
V. .ı2. ſchiebt er oo nach 2 ein, weil die
Vulg. optimum fegt, und Codex. 9. Kenn. nebft
dem Samar. ihr beyſtinunt. (Auch dieß if. fo.
noͤchig nicht, da die He den politiuum ſtatt
des Superiatiui fo häufig gebrauchen.) — V. 14.
bimfe ihm bie Leſart —2* par faſt beſſer u
fen (nicht ohne Grund; die alten druͤcken das 0
nie .
2. . Genefis ED; gcheid
nie aus.) . — MD. 18. fol mw ſtatt wen
den LXX ‚Ag. und Vulg, gelefen werden,’
26. (aber es find gwey verſchiedne ment.)
die Ueberſetzung ift:i faciamus ei adigrormin
aptum ipſi. — V. 23. wird wum in Ben Tot |
aufgenommen, auf die Ausoritäc der LXX, Sym
Chald. und Arab. Erpen. (wenn nur.. biefe.nicht
das fuffixum zur Erklaͤrung einfhoben!) — V.
24. folgt er Houbigant und Michaelie, um das
Drnw nad wi einzufchalten.
K. 3, 1. befchäftigt er fich mit dem Woet Es,
amd der Wurzel Dis decdräicare , abradere. In
dem Umſtande, daß tin vorhergehenden Vers von
den Menfchen gefagt worden, fie fegn mo» ges
wefen und hier die Schlange dyw heißt, findet er
acumen orationis und die Figur, die man gute:
naclaſis nennt: und tadele die gemeine Meinung,
daß es Lift bedeute; es ſey vielmehr Dov dsfzal.
pres, maliguus, petnlans, -wie denn auch die,
Boßheit ( malignitas) der Schlangen den Mor⸗
.. „genländern zum Spruͤchwort geworden. Die
ft und Klugheit nicht weniger, ſ. Matth. 10,16.)
— B. 8. wird der Stimme Gottes gebacht mit
dem Beyſatz: Jorrw, den er richtiger überfegt; N
‚firuger‘dahtis, graflantis wie Pf. 12, 9. u. a. O.
Wir waren begierig V. 15. über das Wort
Po die Erläuterungen. eines fo großen Philologen
zu lefen: allein mie fanden -unfre Begierde nicht
geftilit; Denn er bleibe bey dem gewsöghlichen con-
cerere, und uͤberſetzt: Häsc (progenies, m, denn
an fönne vice das.-faemininum ſeyn, weil
| _ La
|
|
> “ t v ’
. 0 “ \ b,
EEGenẽſis ed, D. Scheid 13
orın folge) conteret caput tuum; tu vero teren“
(i. e..fibilo appetes) cahanemm.eius, ohne me _
rere Beweiſe. — V. 16. findet erim Par groß
fe Schwierigkeiten und.erflärt es, wenn das Wort
äche ift, von Schwangerfchaften: ich wi
machen, daß du ofe ſchwanger wirft. (Sole
te dieß als en Theil-des Fluchs angefehen werden
fönnen, bey den Morgenländern, die Fruchtbar⸗
keit und zahlreiche Nachkommenſchaft als Segen
anſahen?) "Doch möchte er lieber TaYırı leſen,
fitim tuam 1: e..libidinem, appetitum ad res vene.
reas etiam poft partum, welches mit maTor ige
flimme. Die Hendiadys,. dolorem et grauidi-
tatem i. e. dolorem graujditatis et partus laͤßt
wenig Schwierigfeiten übrig). — B. 19. verbeſ⸗
ſert ee omb in Tora, weil in dieſer Verbindung
- mie bon das nomen felten ohne fuflixo ſteht.
CDocy finden ſich auch genug Exempel von der
letztern Art z. E. i Moſ. z1, 44. 37,25. 5 Mof: 8, 9.)
Wir ſchlieffen mie der Ueberſezung des V. 22.
in weſchem wir. noch Feine befriedigende Ausle
gung gefunden haben. Zece homo fablus ef. im
ſtar unius de nobis, fiiens bonum et malum. Er
fegt der Erflärung des Schultens und andrer, _
die das 17 durch fuit überfeßten, vornehmlich ent⸗
gegen, daß wenn auf mr das 7 folgt es ordente
lich Aeri bedeutet. 3. E.5Mof. 7,26. 1 Sam.2s,
26. 2 Sam. ı8, 32: und feheintder Meinung eines
andern Gelehrten benzupflichten, BaB an rına
heiße: cut nos, wie 2 Chron. 18, 12. Richt. 16,
7.1, u.. (Dieß paßt zwar, wo eine Mehrheit
— DE 3
l
. ( \
‚ die meiſte Dimkelheit hat, in \rı3 zu "verändern, '
D
2 u Genefis ed. D. Scheid;
iſt; Aber nicht da, wo Einheit iſt, wie in Get;
Waͤre es vielleicht ein Ausweg; “rınD, Das bech
das auch fonft mie on ı Sam, 3, 18. conſtruirt
wird? — Ober foll es die Genteng über bas gan⸗
ge Menfchengefchlecht ſeyn: Siebe, der Menſch
oder die Menſchen find, wie der erſte Orut
primus wie 7 Mof. ı, 5.) unter ihnen. Seine
Nachkommen werben feyn wie er?) — Die lege
- te Anmerfung erinnert, daß bie LXX u>wn ſtatt
Pr gelefen haben und. dieß möchte auch die beſſe⸗
ee Sefare ſeyn. |
Wir koͤnnen ſchwerlich hoffen, do dieſes müß
fame Werk balb vollendet werden, ober diefe Re⸗
cenſien des A. T. ihe Gluͤck machen ſollte, ſelbſt
bey denen nicht, bie bie maforetifchen Umzaͤumun⸗
gen nicht als Graͤnzen ihrer Kritik anfehen und die
ausgebreiteten Kenniniſſe und Verdienſte des Hr.
| Sch mit Ehrfurcht und Dank ſchaͤtzen.
Wegen der Verwandſchaft verbinden wir ſo
gleich hiermit eine andre Schrift uͤber die drey er⸗
ſten pe Moſis, we mehr auf Sacherklaͤ.
‚mg geht
84
57 N 2
.’ ’ [1
. ‚ 25
\ .
II.
Die allegoriſche Ectlaͤrung der drey
erſten Kapitel Mofis, inſonderheit des Suͤn⸗
— in ihrem Ungrund vorgeſtellt, von D.
Job. Balth. Luͤderwald, Herzogl. Braun⸗
Ei: Superint. und Paftor prim. Zu
Borsfelb. Helmſtaͤdt bey Joh. Heint.⸗
| Kuͤhnlin 178.
t Neuerungsſucht oder Siebe nur Dar
, auch nicht Mangel der Ehrfurcht ges
gen ‚bie eife war es, bie von je her fo vielerley,
zum Theil ſeltſame, Erflärungen und Meinungen -
über die Schöpfungsgefihichte im Mofes gebahr.
Die meiften wollten eben dadurch das Anfehen und
Die Würde bes Gefchichtfihreibers retten, und den
Einwürfen, bie man fo fcheinbar entgegen ſebte,
begegnen. Dieß glaubte man nun, koͤnne nicht ge⸗
ſchehen, wenn man bey der buchſtaͤblichen —— |
Geharrte, und daher werfiel man auf bildliche Deu⸗
engen und geiſtliche Worftellungen. Philo, Cle⸗
mens von Alerandrien, Origenes befonders giene |
gen mit ihren Beyſpielen vor, und erwarben ſich
zinter Alten ımb Neuern mancherley Anhänger.
Wider Diefe Allegoriften fucht num Hr. D. Luͤder⸗
wald mit der Mäfigung und Wahrheitsliebe, bie
man an ihm gemohne iſt, den buchftäblichen Ver⸗
Hand zu retten. Es fehle auch nicht an mancher⸗
le⸗ guten und ergeben Brände, die ſich Yin
\ le
N u
«6 Luͤderwald über-die allegoriſche
dieſe Meiniing anführen laffen, und die Ver N.
V. hier aufs neue gefammelt und zum Theil vers
ſtaͤrket hat. Doch ſcheint es, als ob der Hr. D:
diie allegoriſchen Erflärer,, von den mythologiſchem
und von denen, die mit Hr. Leß zwar Gefchichte,
aber in der Sprache.der Urwelt, ſinnlich und bild«
lich abgefaßte Geſchichte darinnen finden, nicht
genugſam unterfhieden habe. Daher kommt es
denn, baß feine Behaupfungen nicht immer trefe
fend genug find, und daß er hier und da in feinge
Meinung nicht feft iff, und feinen Gegnern fein
Genüge leiſten wird» ° Er. feibfk bleibt nicht bey -
‚dem genaneften buchfläblichen Verſtand, mildert
wenigſtens die Erflärung davon (und biefe Miles
rung in Dogmatifehen Behauptungen fehen wir ala
einen der glücflichften Erfolge an, welche: die ges.
genwaͤrtigen Streitigkeiten hervorgebracht haben;)
fo ſehr, ſchneidet das Harte und Auffallende Alten:
. ver: Dogmatiker ſo freymuͤthig ab, daß freylich
ein großer Theil der Schwierigkeiten verſchwindet.
Aber eben dieſe Vorſicht und Maͤſſigung, welche
heut zu Tage von den rechtglaubigſten Lehrern aus⸗
wvedbe wird, iſt ein Beweis, daß nicht alles nach,
dem · ſtrengſten Wortſinn zu nehmen fey, und ern
weckt die gegruͤndete Hofnung, daß bie Streitig⸗·
keiten mit der Zeit beygelegt, oder wenigſtens
nicht mehr für fo erheblich gehalten werben daͤrf
ten. — Der Anfang muß, wie Hr. £. ſagt, mit
der Unterfichung gemacht werden, ob und. ie
Moſes in feine Gefchichte alte Sieber eingeraͤcke
- Babe, und ob das, was man davon findet, den: al⸗
oe J on lego»
re |
v
Pa
Exrklaͤrung nd. Moh.ırs.: 17
Iegörifchen und ‚bilblichen Ton ar ſich habe- Er,
bemerfs hiebeh, Moſes gebe davon Anzeige, wo
er etivas Poetiſches einrüde, (Wahr In ben Stels
len 4B. M. 21,1. 5 B. M. 32. aber au 13.
49?) Er gibt zu, daß in Fleinen Stuͤcken, ſol⸗
che Einſchiebſel vorkommen, als 1 Moſ. 2, 24. 4,
23. von groͤßern aber laͤugnet er es. (Wie aber,
wenn es Moſes ſich ſonſt erlaubt, ſollte er ſich es
nicht auch bey groͤßern ohne Anzeiger erlaube "has |
- ben?) In den angeführten Stücken, fonderlih
ben größern, find entweder befännte Begebenhei⸗
ten, poetiſch vorgetragen, wie 5 'B. 32, oder zus
fünftige vorgeſtellt, wie 1.3.49. es find mohl
poetiiche Wendungen da, aber Feine Allegorie,
(Das ift wohl ein gutes Argument mwiber die Alles
goriften, aber nicht wider bie, fo eine poetifh) aus .
geſchmuͤckte Geſchichte darinnen finden.) H. 5. wird,
zugegeben, daß Mofes Hiftorifche Nachrichten aus
fremden Urkunden genommen, aber babey behaus
ptet, er habe das Liederhafte felbft charakteriſirt,
oder doch deutliche, uns nicht uͤberlaſſene Spu⸗
ren Davon angegeben. (Dieſe Spuren will man
ja eben in dem Ausdruck und den Wendungen fine
ben.) Man dürfe von den Zeiten bes Orpheus und
Homers nicht. auf die Zeiten vor der Suͤndfluth
fchlieffen. (Gleiche Bedürfniffe haben aber glei»
che Auskunftsmittel. Wahrfcheinlich bleibt indeß
der Schluß freylich nur.) Mach VWorſtellungen
nenerer Dichter z. E. Miltons duͤrfe ein Hiſtori⸗
er wie Moſes nicht beurtheilet werben. (Wenn
man denn aber in jenen Zeiten, Aus. denen Mo⸗
Doederl. Bibl.. B.n St. 8 Te,
=
r
{
A.
I
18 Siüberibald über die alegoriſche
E dieſe Nachrichten einruͤckte, die Geſchichte ſo
— *
f
chrieb?) $.6. Man iſt über den eigentlichen An-
fang dieſer bildlichen Vorftellung nicht einig, man⸗
che ſetzen ihn in dem 4. Vers des 2. Kapitels, an⸗
dre ſchon in das erſte. (Hiſtoriſche Spuren giebt
es freylich nicht weiter, als daß die erſte Beſchrei⸗
bung Mofis kuͤrzer und erhabner, die’ zweyte ſinn⸗
Hicher und weittäuftiger ift, voie wohl ber Augens
in erweiſet. Lnterdeffen hat man auch davon .
eine Spur, daß Mofes bloß bie erfte Beſchrei⸗
Bang habe weiter ausführen wollen.) Es fey
nur der Mittelweg zu halten, und nichts zu über-
treiben; fo fielen auch ben der Geſchichte alle
Schwierigfeiten hinweg, ohne daß man fie in
Poefie verwandeln dürfe. Eva ward nicht aus
der Kippe Adams, fonbern aus feiner Selte, aus
‚Ihm erfchaffen. (Dieß hebt die Schwierigfeie
nicht.) Der Lebensbaum ſollte den Menſch nicht
Undverletzlich machen, ſondern blos ein concurriren⸗
des Mittel zu feiner Geſundheit ſeyn. Der Er⸗
kenntnißbaum wird nur anticipando ſo genennt,
war aber nicht giftig, wie manche meynen. Es
J
. “
war feine vom Teufel befeffene ober ganz, hervor⸗
gebrachte Schlange da. Die Neven der Schlan-
- ge und Die Antworten ber Eva find eine Heibe
von Gedanken, und enthalten den Kampf, den
Eova von der Zeit an, da ſie die Schlange davon
effen ſah, bis fie endlich unterlag, hatte — bie
aber nicht ihre eigene waren, fondern vom Teufek, -
der auf ihre Seele wirfte, hervorgebracht wurden.
\
. fügen,
‚(Aber ſo hat ſich ja boch der V. erlaubt, etwas zu
j oo.
Eilrung ı 8. — Erz
barauf, daß es dabey meiſtens unangenehme Ynfı
tritte geben werde. ‚Der gedrohete Tod iſt nur im
fo fern anzunehmen, daß er vorher auf das aller⸗
Jängfte und bis auf weitern göttlichen Befehl wäre
entfernt geblieben. Mit gleicher Gelindigkeit faͤhrt
er S. 323 fort, das Ebenbild Gottes muͤſſe in kei⸗
nem zu hohen Ideal angenommen, und die innere
verderbte Natur nur als natuͤrliche Folge angeſ⸗
hen werden. Die Nachfommen Adams find kei⸗
ne Theilnehmer an Adams. Sünde, das volle Vers
Verben wird ihnen nicht fo zugerechnet, daß ſich
die verberbte Natur von felbft nicht aufbelfen
koͤnnte, ſondern nur, wie einem Kranfen endl
Die Kräfte enegehen. Auch den Gedanken treffen
wir: ler wieder an, ber doch nicht allgemeinwage
a, daß die Aeltern auf ihre Kinder Feine Boll
J kommenheit fortpflangen koͤnnen, die ſie of nicht .
Haben. Endlich kommt der Hr. V. auf Schrift
ftellen, um zu erweiſen, daß ſich die allegoriſche
Erklaͤrung nicht damit vertrage. Er finder ihr,
nach Einſchaltung einer Betrachtung uͤber die Her⸗
ablaſſung Jeſu Chriſti, wovon wir ein andermal
reden, beſonders die Stellen Match. 12. Joh. 8.
44. und 2 Cor. i1. 3, 14. zuwider. (Hier iſt nicht
ſcharf genug erwiefen, daß die eihe nicht aus der °
Juͤdiſchen Phitefophie erflärt werden dürfe, und _
Daß die legte mehr als eine Anwendung fen, bie
auch bey. Parabeln ſtatt hat. Den 14 V. würden
wir gar nicht hieher rechnen, weil ja Moſes feines
" Engels des Lichts beym Falle gedenkt. Er mußte
u 2 En. IL, und ze 3. zu J nehmen
I =
30 Lüberwald über die allegorſſche
GE | Bu
- innen nicht etwas 'eben’fo außerorbentliches, als
wenn er einen Körper angenommen hätte? Hier _
bleibt immer die’ pprige Härte.) Eben fo getrauet
ſch der Hr. D. die Schwierigkeiten aus. den Fol⸗
‚gen bes Falls zu heben, indem er auf der Mittel⸗
fraffe bleibe. . Der Fall des Menfchen vor feiner
vorhergehenden Vollkommenheit proportionirt unb
Die Veränderung gieng nur ftufenweife Bey Er ı
klaͤrung ihrer Nacktheit, ihres Werbergeng 1c. iſt
diel Willkuͤhrliches angebracht. Was $. 17. uͤber
. den Bund Adams mit Gott geſagt wird, iſt niche
überzeugend, Weil die ir Natur der Mens
fchen fo befchaffen iſt, daß fie in jedes au). nicht er⸗
kannte noch ausdruͤcklich bewilligte Güte doch im.
plicite einwilligen, fo koͤnnen die Vaͤter einer Nach⸗
kommenſchaft Handlungen vornehmen, wozu ſie
durch Deren Guͤte oder andere Umftände bemüßige
werben, und die Einwilligung derfelben voraus»
ſetzen. (Das förmen fie, aber die Nachkommen⸗
ſchaft Hat damit nicht eingewilliget, that es erſt,
wenn fie das Gute davon einſteht, und nimmers
mehr, wenn fie vorher ſchon ben Schaben bemerfr,_
der daraus quillt. Doch dieß und daf man bie
Lehre von ber Erlöfung nicht dabey zu Hülfe neh⸗
‚men müffe, bat fehon Hr. Michaelis erwieſen.)
. De Fluch andie Schlange foll weder Strafefenn,
noch den Zuftand des Thieres verſchlimmern, ſon⸗
bern nur für die Menſchen ein Andenken an dieſe
Begebenheit ſeyn. (Folgt denn aberdieß zunächfk
aus dem Wortderftand?) ‚Die angefünbigtere
' Schmerzen der. Schwangerſchaft beiden ſich nur
dar⸗
Emrng Be Mn a.
baranf, daß es dabey meiftens unangenehme Auß⸗
tritte geben werde. Der gedrohete Tod iſt nur im
ſo fern anzunehmen, daß er vorher auf das aller⸗
Sängfte und bis auf weiten göttlichen Befehl wäre
entfernt geblieben. Mic gleicher Gelindigkeit faͤhrt
er ©. 323 fort, das. Ebenbild Gottes muͤſſe in feis
nem zu hohen Ideal angenommen, und die innere '.
verderbte Natur nur als natürliche Folge angefer -
hen werben. Die Nachfommen Adanıs find Feis
ne Theilnehmer.an Adams Sünde, das volle Ver
derben wird ihnen nicht fo zugerechnet, daß ſich
bie verderbte Natur von felbft nicht aufhelfen
Fönnte, fonbern nur, wie einem Kranfen endlich
die Kräfte enegehen. Auch den Bedanfen treffen
wir bier wieder an, ber doch nicht allgemein wahr
iſt, daß die Aeltern auf ihre Kinder Feine Voll⸗
kommendheit fortpflangen Eönnen, bie fie ſelbſt nicht .
Haben. Endlich fomme der Hr. V. auf Schrift
ftellen, um zu erweiſen, daß ſich die ollegorikhe
Erflärung nicht damit vertrage. Er finder ih,
nad) Einfchaltung einer Betrachtimg uͤber die Her⸗
ablaſſung Jeſu Chriſti, wovon wir ein andermal
reden, beſonders die Stellen Match. 12. Joh. 8.
44. und 2 Cor. ı1, 3, 14. zuwider. (Hier iſt nicht
ſcharf genug erwieſen, daß die eine nicht aus der
Juͤdiſchen Philoſophie erklaͤrt werden duͤrfe, und
daß die letzte mehr als eine Anwendung fen, bie
auch ben, Parabeln ftatt Hat. Den 14 V. würden
wir gar nicht hieher rechnen, weil ja Mofes feines
Engels des Lichts beym Falle gedenkt. Er mußte
woht 2 en. IL, und ze 3. zu Säle nehmen,
4
groß, leicht, willig und gluͤcklich; als hey ben er⸗
nn \ \
2.Luderwald Über die altegurifche
nei er damit beweiſen will, daß Pauhrb ‚ungen
achter er Roͤm.5. gar nichts davon ſagt, doch auch
fo denke. $:. 32. Es folge nicht, weil Adam ohne
angeerbtes Verberben blos durch firmliche Schwaͤ⸗
‚He fiel, daß auch wir fo:fallen, da bey ung dieſe
jzwey Urfahen, Schwäche und Erbuͤbel concurri⸗
ven. Sehr recht. Die Gegner ſagten es: auch
nur, weil man oft einwandte, das gegenwaͤrtige
moraliſche Verderben ſetzte die Fortpflanzung der
Erbſuͤnde voraus.) Auch Hr. 8. beruft ſich auf
die Erfahrung, die aber blos das Daſeyn des Vers
berbens bezeuger , wicht aber beffen Urfprumg aufs
Märer.: Der Fall Adams mußte Folgen haben;
(Wohl wahr, aber auch gerade dieſe? Dieb iſt
der Punct, der erwielen werben muß.) Wir ver⸗
mengen finnliche und verderbre Natur ‚nicht, jene
kann gut und bis angewendet werben, bey uns iſt
ſie ſinnlich und verderbe zugleich. Man muß
nur das Materiale, Micht » verborbene von der
Richtung, die verdorben. werben kann, unterſchei⸗
den. Man muß keinen allgemeinen Hang zum
Boͤſen, Fein fo allgemeines Unvermögen zum Gu⸗
ten lehren, fondern nur eine nahe Möglichkeit zum
Suͤnde, eine Trägheit ober mindere Aftivitär zung
Guten. Dieb allesaberfann &. 176. durch) Ver⸗
nunft, Unterricht und Erziehung gebeſſert werden,
: . "daher haben wir auch im Heidenthum fo wortrefflie
be Mufter der Tugend aufzuweiſen. Es fehle bem
Menfchen in feinem natürlidyen Zuſtand nicht am
Anlage und Fähigkeit, fie if nur nice mehr fo
en
\
ı A ,
Erklärung 1B. Mo ıs3 23
ſten Menſchen. Der Menſch kommt nicht. mehr
ſo gut aus Gottes Hand, heißt nichts weiter, als
nicht mehr mit ber vorzüglich leichten und beffer
vernünftigen moraliſchen Seele. Kinder bes Zorns
Epp. 2. heiße nur Gott nicht gefallend. (Atfo nicht
ſtrafwuͤrdig, wie es andre nehmen.) Auf den Ein
wurf, daß Leichtſinn, Eigenfinn x; entweder na⸗
türliche Folgen der eingefchränftenmenfchlichen Na
tur ober an ſich unſchuldig feyn, antwortet er, ig
waͤren ohne Fallnicht in dem Miaafe da gervefen,
Er geſtehet am Ende ©. 220. daß die Meinung beg
Segner dem Glauben und der Gottſeligkeit keinen
Eintrag thue, und man fie noch in fo fern verbeſ⸗
fern fönne, wenn man annaͤhme, daß Moſis Erzäh-
lung: zwar eine eingefleidete Erzählung fen, daß er
aber damit den erften Schritt und Abfall des Men.
ſchen von der moraliſchen Güte zur überwiegenbeni
Herrſchaft der Sinne und der Sünde habe lehren
wollen. Denn alsdenn koͤnnte man doch aus fehren-
den Stellen der Schrift das fortgepflanzte Verder⸗
ben der Menfchen (das aber gewiß die Allegoriften
nicht minder behaupten, wenn fie es gleich mehr für
eine arfprüngliche, alserft nachher durch Adam ent»
ftandene zufällige Schwäche anfehen) nebft deu da»
mit zufammenhangenben Lehren behaupten, Man
wird hieraus fo wohl die Unpartheylichkeit, Einficht
und Mäßlgung des würdigen Hrn. Sup. fhäßen,
als auch einfehen fernen, worauf es in Dem. Streit,
der mehr fpefulativ als praktiſch iſt, eigentlich.an:
kommt, was entfchieden ift, und wo der Forſcher noch
mehr ist, Scharfe Fr Seftigfeit erwartet. Eb
en
44
-
al
m,
Eben deflelben Geſchichte Bileams
deutlich und begreiflich erklaͤrt. Als ein Ant
Bang, zu. der allegoriſchen Erklaͤrung x. in
Ihrem Urgrund dargeſtellt. Ib. endd.
| Dir Abhandlung hänge mit ber vorigen in fü
fern. zufammen, alg der Ar. D. auch hier
die Hypotheſe, daß Moſes große Stuͤcke aus frem⸗
den Geſchichten der ſeinigen einverlsibee habe, be⸗
ſtreitet. Mit welchem Scharfjuu und mit wie
vieler Wahrſcheinlichkeit Hr. Abt Jeruſalem in fei«
nen vortreflichen Betrachtungen den Bileam als
eingeſchaltete moabitiſche Geſchichte bargeftellt hat,
N
iſt auch unfern Leſern zu. befanne, ats Daß man es
nicht errathen fellte, welchen Gegner füh Hr. 8.
gewaͤhlt hat. Wider dieſen wilker beweifen,. daß
dieſe Epifobe mofaifche Geſchichte fey,unk Bileam
bey diefem Vorfalle göttliche Eingebungen gehabt
Babe. Er fucht ſolches aus der Erzählung Mo⸗
fiö, und der Erfüllung ber Welffagungen Bileams,
zu erweifen, jugleich aber die Gefchichte ſelbſt von:
den borgemworfenen ‚Ungereimtheiten. zu befrepen,
‚ einen Betrüger, und die Erzählung davon alseine
-, mb auf die gemachten Einwürfe zu antworten.
BGelleich anfangs erinnert er, daß Mofes die Er⸗
zaͤhlung in einem fortführe,. ohne nur die geringfte
Spur einer Einfchaltung zu geben, daer doc) vor⸗
ber Kap. 21. ausdrüdflich melde, daß er enas aus
| WBGBGB nem
/
..
\
Lüderwald Geſchichte Biule ams. 25
einem Lied einruͤcke. Dieß iſt auch unſtreitig einer
der ſtaͤrkſten Einwuͤrfe. Sollte er Moabitiſche Er⸗
dichtungen in die Reihe ſeiner wahren Geſchichten
ohne Meldung aufgenommen haben? Wie aber,
wenn Moſes nur alsdenn es zu melden noͤthig ge⸗
achtet haͤtte, wo er Gedichte, nicht aber wo er
fremde hiſtoriſche Urkunden gebraucht? Wenn
dieſe Nachricht ihm durch die Moabiter oder Bi⸗
leam ſelbſt zu Handen gekommen waͤre, und ein
Theil Davon, die Geſandtſchaft Balaks, die Reife
Bileams, fein Wille Iſrael zu fluchen, und der
ihm ſtatt deſſen abgebrumgenen Seegen währe Ge⸗
ſchichte, das übrige aber, bie doppelte Erſchei⸗
ung, bie Rede des Eſels kräumerifiier Zuſatz des
aberglaͤubiſchen Wahrſagers wäre? Könnte er
niche da zur Ehre feiner Station, oder weil das
Bett, für das er ſchrieb, dieſen Verfall mit allen
feinen Zufägen wußte, Ufahe gehabt haben, es -
. ganz einzurücen, wenn er gleich nicht fetbft alles
budhftäblid) glaubte? Denn mas man aud) fagt,
fo bleibt in der Geſchichte immer viel Unbegreifli⸗
es.) Die Schwierigkeiten Inder Erzählung root,
ſucht der Hr. V. auf folgende Art zu heben, B
feam war ein entfchiebner Boͤſewicht, bas erhaͤr⸗
cet fein ganzes Betragen,_alfo fein wahrer Pro⸗
phet Gottes, doc) aber war es Gott, der auch bie
Boͤſen zur Ausführung feines Willens gebraucht,
niche unanftändig , ihn hier als ein Werkzeug zu
gebrauchen. (So iſt es weniger fepwietig, ale -
wenn man 1. Ip ben aller feiner Boshelt fuͤr einen
35 Pro
⸗ -
“
. . ’ ’
" \
26 Luͤderwmald Geſchichte Willem.
.” Per YE2 277) Te 0n0y OT Le *B
‘
Engel ſehen und niederfalfen, aber ohne fich für die
Eifer als andre Paſto⸗
diges Darinnen findet, wenn aud) die Efelin wirfe
lich gereder hatte, denn ber Allmacht ſey es ja mög«
ih, Wahr. Unnöthig.ipar es ja aber doch, dag
ber Efelin wunderthärig thun zu laffen, was ‚auch
durch Eingebung geſchehen konnte, zumal ba eg
J u .3 gerade
w =
.
\ , „Ai
Euderwald Geſchichze Bileamß. ay
gerade ber nemliche Befehl war, ben er ſchon ein⸗
mal erhalten hatte. Doch jeder urtheile Hier nach
feinem Gefühl) Kap. XXII. ſeyn feine Goͤtzen,
opfer,, fonbern bios feftliche Mahlzeiten geweſen.
(Wir wollten das erſtere behaupten.) Bileam har
be dem Baal Deor nicht geopfert. (Aber doch burch
Effung der Bögenopfer baran Antheil genommen.)
Dem Einwurf, daß Bileam feine Weiſſagung auch)
nad) bios menfhlicher Einficht haberrfinden Finnen,
feße er entgegen, daß bas Iſraelitiſche Volk fo mu⸗
thig nicht gerpefen, oft vorher zaghaft und vor feinen
Feinden flüchtig geworben, (ob aber niche Bileom
durch feine Begleiter vonbiefem wunderbaren Boll
und der Gottheit, die ſie ſchuͤtzte, manches möchte er⸗
fahren, und fich darnach geachtet haben?) Mithin
ſey ihre Beſiegung der Moabiter fo wahrſcheinlich
nicht geweſen. Auch habe er die Heberwindung ber
Amalefiter ‚bie erft anter Saul erfolgte, vorherge⸗
fagt, und wenn das legte von Affur, Eber und der
Macht aus Chittim dunkel wäre, fo fände dieß bey
anbern wahren. Weiffagungen aud) fatt. (Ja, wer
ben Die Gegner. fagen, wenn man fonft feinen Zwei»
fel inder Perfon des Mannes und feinem Charafter
hätte, und es ift bey allen Weiſſagungen der Unter⸗
ſchied ſehr groß, zwifchen dem Fall, da man nicht
zeigen Fann, daß fie erfüllt worden. ( Dieß kann aus
Mangel der alten Urkunden gefchehen:) und dem
all, da man, wie hier, aus der Geſchichte dar-
thun kann, ‚daß fie nicht erfüllt worden. (Es wi⸗
berfpreche ber Genauigkeit Mofis, wenn er fo ef
| Ä I was
5 *
€
.
N
u: -
28 Liberivald Geſchichte Blleang.
was ehne Anzeige Ongefthoben hätte,
R und dazu
beziehe er fidy 5 Mof. 23. 3 + 6. ——
te. ‚ (Der lehtere Grund iſt erheblich.) Aus
Eingebung mußte Mofes nicht wiſſen, er. fams
melte aus Nachrichten, aber unter‘ der Leitung
Gottes. Noch ein Grund ließe fih daher nehmen,
daß Bileam, wen er blos erdichter und betrüs
gen wollte, doch wahrſcheinlich Balaks Wilten
würde 'gethan haben, um die verſprochnen Ges
ſchenke zu erhalten. Doch es fen hiemit gemig,
jeder prüfe, was bas Beſte ift und behalte es.
'M..-
Animaduerfiones, quibus fragmen-
ia verfonum grascarum V. T. a Bern.
Montefalconio ‚colleda illuſtrantur, emendan« -
tur Auctore Joh. Gottfr. Scharfenberg. Sp»
cimen II. Lipf. apud G. G.Somme.
1781. 8. 168. pagg.
ben bie Hülfsmittel, welche der Hr. V. bey
der erften wichtigen Probe feiner Verbefferun. .
gen über die griechifchen Ueberfegungen, nuͤtzte,
( ſ. Ernefti neuefte theol Bibl. 43. 6 St.) find
auch hier mit Vortheil gebraucht, nemlid) die ver»
fhiednen Ausgaben der LXX. die Anmerkungen
bes Mafius, (nur beym Buch Joſua), die Catena
Nicephori, die neue Ausgabe Theodorets, wozu
noch die Griesbachiſche Collation des Coisliniani-
ſchen Eoder, im Repertorium für bibl. und mor«
genf. £iteratur ı Th, ©, 117. und 2 Th. ©, 194.
die Semleriſchen Bemerkungen und unfre Verſu⸗
che zur Berbefferung der Heraplen im angeführten
Repertor, 1 Th. S. 220. gefomimen find. Außer
bem bat er auch die Konjefturalfritif, die ben din
fer Arbeit unumgänglich ift, mie Vorficht und Yen
fiheidenfeit gebraucht, und durch die Güte feiner
Arbeit fo niel geleiftet, daß wir wünfehen, er liege
und mie mehrerer Gewißheit auch bie Sortfegung
biefee Arbeit, bie muͤhſamer ift ‚als manche dam
ben möchten, offen und erwarten. Unſre Pros
, 20 a ben,
I.
x —
30 Scharfenberg animaduerfiones
ben, die wir von Der Regelmaͤßlgkelt/ - Nein.
beit "und der Vorſicht im rttifchen Urtheil, die er
beweiſet, anführen werden, rechtfertigen unfern
Wunſch gewiß auch vor unſern kritiſchen Leſern.
Im Joſua hat Maſius ſchon mehrere Frage
mente ber alten Ueberſetzer aufbehalten, welche er
aber meiſt aus der ſyriſchen Handſchrift, die er be⸗
ſaß und welche am Rande die Reſte des Aquila,
Symmachus und Theobotiorr enthielt, ins Lateini⸗
6, zuweilen auch ins Griechiſche, nicht fehren
ehe willkuͤhrlich überfegte. Hier har nun uch.
zuweilen ftatt des unrichtig⸗ —— grie⸗
len Wor * das Maſius ſetzte und nach ihm
Druſlus und Montfaueon, das wahre griechifche,
meift aus der griechifchen von Nicephorus edirten
—F gefunden und angegeben. 3. €, K. 7. 1.
69 ‚bat Maſius von dem. Sym. durch xarayı-
yaraxeıy üderfegem laſſen: aber das ächte Wort ift
amregeynacv, weldyes auch K. 22, 16. ſtehen ſoll.
K. 9, 5. iſt, mo von bem Bred gemrbe⸗ if,
Bas. die Miblanirer zur Beſchoͤnigung ihren: Be⸗
trugs mitnahmen, findet ſich im Hebr. das Wort:
. ornpsivelches Symmachus durch xuraupes , adıı-
ſtus, torridus Überfegt, und wo Aquila Bas Wort
eloduenjpsevor gebraucht, das Hr. Sch. mit: den '
Hebr. für unvereinbar hält, und daher las Iuun-
nevo leſen möchte. (Wenn wir. bad. Hebr. don
Ypr torrere ableiten, wie Symmachts, und das
giechiſche Ye. nicht, wie bie Wulgäta, infro-
. —2** ſondun ari dus überfegen, meiches |
der
!
—
A verſ. graec. V. T. Sp. IP 31
de Sprachgebrauch wehl verträgt, fo fällE wohl
dieſe Schwierigkeit weg. ) |
K. 11, 6. wird Mentfaucon verbeffert, der
fegt: mrbum 3. occiſos (vvnouuevous wie 2
©am.ı, 22.) ©. reroonmpevous. AAA. Teron-
jevous, wobey das Teßtere für die Achte, Das erſte⸗
re für eine verdorbene Leſart ber LXX erklärt wird.
Wir find bier andrer Meinung, fo fehr uns aud)
Das erftere Wort verdächtig ift, fo unficher find
doch die Stellen, wo Fr durdy virenoxa über
fege if. Sollte nicht rergum@pevous bie Achte
Sefart feyn, bie das Son fo gut ausdruͤckt. Diefe
Bemerkung wollen wir auch zu K. 13, 22. wieder)
holen, wo abermals fteht: aan m und Montf.
dreyerlen Worte: in den verfchiednen Recenfionen
ber LXX fand: ev vn Toomn, AA. ev cn donm,
AM ev an meoboun: das erftere, fagt Hr. Sch.
reimt fich nicht zum Bebräifchen; das andre ift of⸗
: fenbar Fehler aus dem erſten, und das britte, das
ſich in Catena Niceph. findet, ſcheint eher ya
nach einer Arabiſchen Bedeutung, von fpoliauit,
zu gehören. Allein ev reunn fommt mir als bie
beite tefart vor: bie ich auch 7 (3) Rad. 22, 35. für
die aͤchte halte, Hr; Sch. ſelbſt vun TuS Teong
(il. reozwssos vel renaews) Ina Tas Teumge
gluͤcklich geändert hat. . . .. |
R. 19,1. hat Spmm. wie Maftus wid
verwri non überfegt in Remmon inelytanr. Sl
meint Sch. er möchte “oo gelefen haben, De
Go dofa lt: allein urn möchte eben fo gut. jene u
Urberfegung zulaſſin. Vergl. Ep 55, 2. 8*
Ä
P
93 . Scharfenberg animaduerſionei
00, Me 1, 33. ordnet er fo: Mrwd O. ner zug
ı weraußew. AR. xureonomnamy Oder noreone Ä
Wvro, Adıos, za, WepusowInzcv, welches legte.
tere Montfaucon und wir als Weberfegung des
- aonıim 22 Vers angefehen haben. Er gläube
aber, es müfle in wegiene9say verändert werden
und ber Weberfeger möchte vielleiche mx ober _
pr ſtatt yon gelefen haben. (Der ganze Grund |
dieſer Vermuthung, die den Stempel der Leich⸗
tigkeit, den Hr. Sch. fonft führt, nicht träge, iſt
die Vulgate: nam cum obfiderent vrbem; allein
dieß iſt wohl aus mageveßare nur BasIyA
entftanden, Vielleicht fönnte,man fagen, es fen
. sewiesog. ganz richtige Ueberfegung von any,
zur baß es ber Ueberſetzer von Mr herleitet, wie
fe 68, 12. PT durch easwomaes erflärt iſt.
ielleicht aber ift.es blos Gloſſe zur Erläuterun
des hebr. Bort war mit ihnen.)
‚. Rap. 5,7. macht das Griechiſche: duvaras
und avoouvres ev InA als Weberfegung von Pa
. einige Verwirrung: wie wir fhonim Ropertorium
geklagt heben. ‘Hier finden wir bie rechte Spur,
, yon derfelben loszufommen, da bemerkt wird, daß
Theodor. qu..12, à xewreuvrss feße, welches
VUUeberſetzung von Mo ift (es mag dieß Wore nun
aus yıb oder aus 7 und 118 erklärt ſeyn) und
An xeorornouyres verderbt worden. Das xufnsov
V. i1. bey diefem Worte ,- "möchte ich. nicht für
Gloſſe halten, zur Erläuterung: . Das prixgumen,
° "ba bie Örlechen zumeilen yyo Durch aukaven, aber
we durch evaoxueıy ausbrüden, |. 0:
\
J
Kap.
⸗
⸗ \>-
B verſ. grace V. TE 3
Kap.3, ır, Heißt die Ueberſehung ven
vanwm beym Montf. A. xarareyoram. L.
wuunworren.: O. -übgevoueyov. Dafür. ſett dee
V. weit richtiger Das xanaAeyoyram Des Aquile
jum hebr. taYxxrı9, denn das yarı hat bie "Bedeu
tung; recenlere, fcilicet pecus Die LXX. ha⸗
ben Dafür aireengeunusyanr, canentinm, wovon die
Urfadye unbefannt ift. (Iſts vieleicht aus- ava-
nenwopevay entftanden? oder lafen fie Drrarın, das
Heaf. 5, 8. durch zen vertirt if?) — V. 22. iſt
beym Montf. viel Dunfelheit, niche fo wohl.bey ,
benerften Worten, voaı 1m O. ore (e8 muß vor
beiffen) sverodnYncoer. AM. ÖysUEoRenNIneeeN, wel⸗
ches wir einſt in erQveoxor. verändert und dem
Symmachus zugefchrieben haben, (nefcio. quo iu-
ve, fagt Ar. Sch,) weil Aquila unten V. 26, dieß
Wort gebrauchte: wir haben aber Spr. Sal. 19,
29. vor Augen gehabt, wo wie finden, bag Symm.
fich Diefes Wors bediente. @. avexarınaay (rikhe
tiger nach der Berbefferung bes B.. arrenıanaev)Xt
als vielmehr im folgenden. Es wird nach Maaß⸗
gabe der Worte des Procopius in der Catena Ni.
oeph. beym Monrf. zu fegen feyn: A — decus.
(wir vermutheten einftdedecus, aber falſch) irruen
tium, oder ‚griechifch zureerzas „Deeumrrar
(Pran mm. Allein wir hätten geroünfcht,
daß er ſich auch auf Die andern Fragmenter ara
& ETBENOUEV sdluenL wurou. Ad. % —XRX Rg*.
Tous 7 BrTepu mov Tas vÖcems ERSEirtas HUT
eingelaffen hätte, in denen offenbare Fehler, oder;
wenigſtens Schwierigkeiten find. — Sehr wohl
Doederl, Dibl. 91,651 ( wird
—
l
NS
44 Scharfenberg mimaduerſioner
ed erinnert 'B. 26. da bas a⸗ TINO ae |
“ NER
bot, Das Monsf. als Berfion von army mm.
feßte, nur eine Gloſſe des..Procopius zur Erlaute⸗
rung der ächten, von Montf. vernachläßigten Worte
der LXX. as aRorapebss Nerucnöten, (Oder wir
xA07 rorovy) fey und die Worte ers ovauy nor
220vrTay nad) dem Zeugniß des Procop. dent
Aquila zugehoͤren·
K. 8, 12. wird' ein Zuſat zu Montf. ge⸗
macht. eesnee, wie die Aldiniſche und
Roͤmiſche Ausgabe, die Catena Nicephori u. & les
fen; aber im Cod. Alex: und der Ed, Complut.
ſtetze rre, wie er glaube, ſtatt bern
ober afeseeibe, nach der Leſart Dyitn1, daher Jos
ſephus A. 1. V, 6. 5. die@Iuspe feht: (Mur zwei⸗
feldiwir um deßwillen, weil amt, das doch fer
haͤufig vorfonime, nie durch eines diefer griechi⸗
ſchen Wörtern bey itgend einem Ueberſetzer ausge⸗
brackt ik, Warn follte ere⸗e utbequeme
*
æxmoreen fo wenig unterſchieden HD)
89, 4. finder ſich Schwierigkeit, die grie⸗
chiſchen Ueberſetzungen mit dem hebraͤiſchen zu ver⸗
VUeberſetzung von san ſeyn, ba ed von iıdoßen,
einigen, Was ſchon Montf. bemetkt, daß Symm.
æxrevous (nicht werayias; die ber lUeberſetzer
des Procop. ausdruͤckt) was arovenapievous uber-
ſeßtzt habe, wird Aus dem griechiſchen Procap. in
Ber Catena Niceph; beſtaͤtigt. Ein Amos ſetzt
Sanfsusrous (wir zweifeln, ob er Dymo geleſen
habe: Aquila überfegt audy Moſ. 49, 3. m
durch edapßeuras; Auch derjenige: Veberfeger,
ıs
N
, -
in ·verl grae VD 18
bon welchem in bie Roͤmiſche Ausgabe das Mor
Örihous‘ eingefäfen, laß ſchwerlich nnd, fondern;
wenn man nicht Tieber desious leſen will, and
. vergl. Pf. 103,8.) Ein Cod. Oxon. feht ite-
yısauereus Und die Strasburgiſche Ausgabe
Absıuousr bendes ſcheinen Gloſſen zu fehn, tweim
nicht Das erſtere aus Dem wroveronu, des Symm.
oder auß ben paſſendern eis. enrftänben ift und
das letzte, das bequeme Uebetſetzung von Hip
wäre, fn Arsous zu verbefienfft. Vergl. K.rı, 3.)
Kap. 16, 7. iſt das Wort des Hau, wAaroıe
füe bag Gebr. Yon sn nd ſchon dem Montf.
jroeifelhaft,. State deſſelben ſchlaͤgt Hr, ‚Sch
KAmpeis (etwas Bart) vor und hält es für Ueber⸗
N
fegung von air? das auch bie Griechen Durchuyazs
fiberfeßen. ... “ en
Kap. 19,8. halt er es für unmahrfcheinlid,
daß A. &.und O. dasyymHrarın im Singulari übers
ſetzt Bärten: Und zweifelt an der Archtheit des Wor⸗
tes eoösreudey_ und Egereußyri- bey den LXX,
(Ganz recht: wir vermuthen, es möchte nicht nid
bier, ſondern auch 1 B. Moſ. 19, 16. und 2 Sam.
15,38. Sonyyzudgri zu lefen ſeyn, und wir fehen,
daß Biel in ſeinem Lexico T. II. p. 331. ſq. unfre
Vermuthung durch mehrere Gründe beſtaͤtigt.) —
Wie unb woher die Leſart des Cod. Oxon. und der
Cat. Niceph. diezAave avrov läßt er unbeſtimmt. |
Das Wort Blingt fehr verdaͤchtig.
Ruth. 1, 12, bedarf Montf, einer Verbeſſerung.
Das Hebr. lauter: win Myatndın 9, woruber
er als Fragmente vr Ar Belnra — S. -
on 3
—XRWMWM
36 Ssharfenherg animaduerſione-
” Bi h .. .
euhaßen — „O. ran: yrindmeı me ande, Ci
UMS; x eryevouny Arkonnonevn cevder. Mit
Recht wird erinnert, daß die LXX nn auslafs
fen; daß cuAaßeır Veberfegung von urn wer
welches Bahrdt bezweifelte, aber die. fateinifche
Verſion, die überhaupt fehr glücklich zur Berichti⸗
gung der Heraplarifchen Verfionen auf eine bishe
unbekannte Weife angewendet wird, beitärigt ; da
ſtatt Beßnro zu lefen ſeyn Beßnrouern, als ob im
hebr, ar ftünde vergl. 3 Mof. zı, 7.9. und daß
endlich das fehmere und dunkle Wort AsAaınaavn
In Aräcunwusvn zu verbeflern wäre. Diefe Kon⸗
jektur ift fo leicht, ‚fo befriehigenb, und mit dem
räifchen ion, das von den LXX. Aqu. und
Theod. bucch Auen, Acos u. f. f. ausgedruckt
wird, fo übereinftimmig, daß es ihr am allgentel«
nen. Besfall nicht fehlen. Bann, . on
x . En
Bey ı Sam. 2, 32. geſtehen wir. es gern
baß Tiheodotion ganz dunkel iſt: x. amißAerheis
ro ngmtaswpes Maav: aflein er hält ſich doch-fo
genau an das hebräifhe, daß ich es nicht wage,
px für frembes Einfchiebfel zu haften. Das
ewriusaius (heine mir nicht aus rs. ſtatt 2 -
entfprungen zu fepn,. fo Daß "x ausgelaffen wäre,
- wie Hr. Sch. meint, fondern es ift ati Leber
ſetzung von 1%, nur mie andrer Punktation; er
liefer S% oder 2, das auch fonft eine Veſtung,
ein Bergſchloß, bebeutet und behält Yo in
" Mosav bey, — Hingegen iſts richtig, was K.3,
2. bemerkt wird, daß. das —— Karo
| . J exev.)
/ | S
*
in verl. graec. V. F. Sp. I, 97
erev.) nur Schreibfehler ſey, der aus E
a0 entftanden iſt.
Die Unsednungin dm LXX und beym Mont. |
faucon ı Sam. 5, 6. ift fehr groß und bedarf einer
Entwicklung, bie Gier gluͤcklich verfuche wird,
Das Refultat davon iſt: B.6. onwn O.'uey
aßucavsrev aurous. Alkos, xy ennyayer cu-
Toss, von dv ponere. morbum infligere. or "m,
Drboyı noy Sgarafev wurous sis vos Edeais au-
var. AR. na slıgeoe (al. ekeßonce) avras
sis ræc vous mendofe pro xoy **
var Axvos (hievon ſinde ich im hebraͤiſchen keinen
Grund: wenn man aber ſtatt vauc mit dem Cod.
Alex. &dews liefet, fo wäre es dem Original ge.
mäßer und bas folgende, ein eros vys Kaeas au
av avocduncay kuss tt nur Erläuterung von ber
felfchen tefart uues.) — B.g. arm rmmm. O.
Tongecxes peryas oPoden. AR. auyxuas (Java
evnynuu -
ou) peyaiy, weiches in den LXX. V. 6. einge - :
ſchohen iſt. (Pier ſollte noch Hinzugefege fern:
A- Dayedarın. " Dem daß dieß Wort vom Aqui⸗
la Hier gebraucht wurde, lehrt Theoboret ganz deut⸗
ti), und daß er niche, bie ganze Ueberſetzung des
Aquila anfuͤhrt, ſondern mehr den Sinn beſchreibt.
Mir ſehen auch nicht recht, warum dieß Wort,
womit auch 5 Moſ. 28, 20. mom ausgedruͤckt iſt,
unbequem ſeyn ſoll. Denn es druͤckt nicht mor ·
bum flomachi aus, wie man nach ber Etymolo-
gie fehlieffen möchte, fondern wirb ſchon von Pollux
LIV.c. a5. erflärt: e8 ſeyn Mxucıs eye va
evon ein Geſchwuͤr das ef eindeinge, ſich
ſchnell
\ . . ’
_
2 Scharfenherg: animaduerfong |
ſcnell entzuͤndet, ſtinkenden Citer gugalft und |
toͤdlich wird: welches alles mit der Meinung, der
übrigen Ausleger⸗ ben ‚diefer. Stelle einſtimmt.)
rum Ar map wegiaäyduags, befier ur ago
Audnopy. :. Dag.griehifche der LXX nıy erara-
an aroug 5 Tas adens euro gehöre zu V. 6,
— Bas Montf: zu V. 12. ſetzt, raͤth Hr Sch.
auszuſtreichen. Denn Die vermeinten Worte des
A. gehoͤren nicht hieher, wie ſchon erinnert worden.
Die Worte des Symm. find aus U. 9, falſch hie⸗
her transferirt.
12,.4 vermehrt er’ bie Hexaplen aus Theo⸗
‚horet; au, 16, muy ale, O, zoy.urodune; |
amengıIure war oma, Aldor, vor. amrengul
rrouc — — Mau mr Aura, nach einer. merk.
wuͤrdigen tefart; 12. 99 QYNN. .
. . K. 13,21, fommen viele treffende Berbeflerun«
‚gen ber. —— — Worte vor: oguhe. ſtatt
bes unbekannten saufı; TesengAıdaı ſtait areAnee
oder Fersneängız ans nach Dem hebt, 27371 ſtatt
zeens ey, wie bie Cat, Niceph. hat ober suprawar-.
‚vos, wie Monef. ſeßzt. (Vieſleicht möchte auch
segegaoy Platz finden.) Mit gleichem Scherf:
fing aͤndert er Das wAsres bes Ag. Cap: ia, 38. in
waren, bas quch ſonſt durch yayım ‚erfhärk/wirds
md Rap. 15, 5, avdguan in syndesusen. nad). Dem
‚Sehr. und. der Vulg..terendit infidiasz „CYp. 24,
B. GRmTen N TuTar, Kap. 23, 1. weuaexe
eos und eraırgy in arpyexopexos CE20} und
RATEN (Ei EV . wa vo Ef 3
ME en „an
Do K ap,
ne
L)
. . /
X
- "ia verſ. graee. V. T. Sp. I.g9
Rap. 15, 23. hat Moͤntfaucon alles unterein⸗
‚ander verwirrt, weil er die verſchiednen Fragmen·
te der Heraplatifchen lieberfeger, die er in ver⸗
ſchiednen Handfchriften und Commentarien amtraf, :
nicht redyt miteinander vereinigen konnte. . Die
verſucht nım Hr. Sch. der in der Cat. Niceph. noch
ein neues Fragment entdeckte. Mad) feiner Mei
nung muß es fo lauten. A. wumerix MeTeiog
re min ao eos (TO von ) zayavofeAss (TWN)
xe⸗ MOEDwusTav (aan) en —— Nah .
feiner Meinung irrt ſich Theodoret, wenn er ſchreibt,
daß Ag. das Wort Theraphim Freu eicu may avꝰ-
"uDeueseiv Üüberfeßt habe: denn Jeeuzeın fen feh=
lerhaft aus Srocpsu entflanden und das arIuQ. -
fen fo wie smurnensis 0dei- erzıuneneis ader errı-
soeneis Gloſſe eines: unwiſſenden, der Theraphim
don W rapuit, abgeleitet habe, (Vielleicht ließe
ſich Thesderer doch .rechrfertigen, wenn er nur an⸗
zeigen wollte, Aqıi, habe das Wort nıonn, nicht
eben bier , ſondern in andern Stellen, entweder
beybehalten, RegoOur, ober es durch arIuR.
überfege. Wir würden Dieß Wort für ächt hal⸗
ten, ob mir gleich feine Stelle finden, mo es vor
kommt; dem im Eolflintanifchen Codex ſteht eins
mal als Werfton' des Aqu. dey dieſem Wart:zı.
Sam. 19,16, rerrouey.) " Doch wir gehen mei
ter. E.— To zgeareılen. — Die legten Worte
find bloß Die Heberfegung ber LXX, vermifcht mie
den Ausbeuten des Manila; -
"8,29, 29 hat Monte x A. Taesw mAu-
ven ©. u das. "Fina Zı edurayuem O.
| CT? 7755
pr Seither änimaduerfionesin vage ete.
ev pero. Dieß laßt ſich mit bens hebr. nicht ver⸗
einigen. Daher hier weit beſſer: Mou O. v⸗·
dumme. Z. wsDuAaypery. 2. O. vacat. A, ne
go» ya ev asan A. wAcyen. Vergl. L
» Sam. 3,23. Gleich richtig ift Die Deheferung
K. 30, 10. wo srranurdyaen ſichtbar ge
aan unter dem Namen des Etymologiſten, Aqui⸗
la, zu ſetzen iſt: (denn Iꝛd iſt rap ) : grormanı
"aber dem Symm. zugehoͤret, woraus ndunarıc am
entftanden ift., Das sx&Iscar der LXX wagt der
V. in sEeru due zu verbeffern, wovon ich weder
Grund noch Nothwendigkeit einfehen kann. Bey
—
verbis mag Aryoymwoıs. haben die LXX öfters:
bios eine ſchicktiche Bebeutung ge
ſebt.
Ben 2. Sam, 3,26. hat Hr. ” Sch. der Die Cat.
* Nicsbh. fonft. (6 eig verglichen hat, eine Gteße
überfehen,. Die angemerkt zu werden veubient: *
fie auf einer hebräifihen Variante beruhe. Es
heißt ben. ben LXX. Iwunssadn aryamyaısı van
EBOLUIE a Year m yuyamıay : Theoberetaber Inge»
dachter Cat. p. 500 hat exsee (Tras ftaternrnn)
Noryazınsıs aouen’ sei. NIS T Ya
K. 8, 4 merke fühon Mout ben: eZognzev. am:
ledis fulpedta. Dafür kefet Sihurkngerluoen,toeit
Ag. auch 3. Mef 49; 6. pn ſo verelee hat, Eok-
cher Verbefſerungen fommen unzähliche vor z und
. wem Hr. Sch. wie wir hoſſen wollen, dieſe Bemer⸗
kungen noch ſartſetzt; fe werden wir aalmaͤhlich Ma
: terialien zu einer guten und beriehtigein. Ausgabe der
Heralarifchen. Fragmente gefanmler finden, bie
einem kuͤnftigen Editor bie Möge ulictern, EN
J —
W.
7 —E or a treatiſe on fe-
male ruin in its cnufes effects, confequen-
tes preuention’and remedy, confidered on the
baſts of diuin Law, under the folling heaads, viz,
Maringe, Whoredom and Forsication, Adaltery,
Posgamy, Divorze, with many incidental mat-
ters. etc.the fecond Edition. three Tomes.
. 1981. 8. London by Dodsley.
Misere Unglück! — Ein Ziel, der vol.
fommen zum Buch) paßt, ab wir gleich ihn .
in einem andern Verſtand nehmen als ber. Verfoß⸗
fer. Die Wahrnehmung ift traurig, daß das ſchwaͤ⸗
here Geſchlecht fo vielen Berführern ausgefegt iſt,
die feinen deichtfinn oder feine weichere Empfindung
mißbrauchen, feine Unſchuld zu früßgeiig angrei«
fen und befiegen, und mit dem Raub der Unſchulb
einen großen Theil der Verfuͤhrten, nicht bloß ihre
Ehre, ſondern irrdifches Gluͤck, Verſorgung und
Fortkommen entreißen, und ben dieſen Ausſichten
die fuͤrchterbichſten Entſchlieſſungen, zu geheimern
ober gewaltfamern Kindermord — Dieß
nennt der V. Maͤdgens Unglück: (@Ioee In
Au), — en und will ibm entgegen arbeiten:
aber das‘ Werbeſſerungemittel, Das er. vorfihläge,
ift von der —*2 daß er durch ein go⸗
waltſamers Oift ein. audres bämpfen-will-— und
Polygamie als das wirkſamſte, side Ä
—
“ Madan 8 Thelyphhon- “
ſte Gegenmitkel gegen jenen Verfall und gegen jene
traurigen Gefahren prebigt, ein Mittel, bey dem
ſich das ſchwaͤchete Geſchlecht weder gebeffert, noch
. Aelicheet: füple und Bas, wenn'es in Aushbung ge⸗
bracht wuͤrde, einen Teufel austriebe, ber mit ze⸗
ben Geiſtern, die ärger find, als er wieder kommt.
Sowohl Journaliſten als Gegner nennen ben
. Verfaffer Madan, den Borfteher der Methodi⸗
ften; unb Das Gepräge von den methodiſtiſchen
Schriften wird man wirflich im ganzen Syſtem
und in ber ganzen Abhandiung antveffen: Raifane
Tement nad) ſchiefer Bibelauslegung; Geſchwaͤtzig⸗
eit ae Orbnung; Selbſtvertrauen auf ſeine Ein»
| h chten ahne Richtigkeit der Vorſtellungen, und
hohe Opinion von gattlicher Autoritaͤt, indem ſich
anderwaͤrts die menſchliche Schwaͤche im Uribeien
und im Stolz ſehr ſichtbar zeigt.
AIchkann hoffen, fagt erin der Wetrebe gur neuen
Ausgabe, welche ſo bald nach der erftern veranft altet
werben mußte, daß das Buch fein Stuͤck Dusch die
Kraft derinnerlichen Wahrheit, die es enthaͤlt
durch die Wichtigkeit der bearbeiteten Gegenſtaͤnde,
durch die großen Endzwecke die es erreichen ſoll und
durch feine Ueberrinſtimmung mie ben goͤtte
lichen Ausfprüchen, die er offenbar bey feinem :
Innhale zum Grund legt, gemacht habe;“ ( So
wenig Erfahrung hat der: V. daß er es ale Folge
Be Waht heit ſeines Buches anſieht, was eigent⸗
lich eine Folge der Sonderbarkelt, des At —
Den, des Beleidigenden fuͤr einen Theil der
—* und des Befriedlgenden füe einen 2
iſt!)
—2
—3
— Madame Thelypkthors, 5
in) = Don wir müfen ihm ſelbſt verfolgen, um -
au ſehen, wie er ein fo ſonderbares Lehrgebaͤude
aufführt, und mit guten und ſchlechten, guͤltigen
und verwerflichen Marerielien ausſchmuͤckt.
Die Einleitung entdeckt feine Abficht, Deren wir
ſchon gedacht haben, sin Mittel vorzufhlagen, wie
durch Das ſchwaͤchere Geſchlecht gegen bie Werfuͤh⸗
rer, die Die Unſchnld verfolgen, dann rauhen, dann
verlaſſen, in Sicherheit geſetzt, nach ſeinem Fall zu
Ehren gebracht und gegen manche Ausſchweifun⸗
gen vermäher, die Merführer aber vermindert. wuͤr⸗
den, Die Mittel findet er in den aͤchten bibli⸗
ſchen Begriffen und Worſchriften in Unfehung der
Ehe und, wenn wir das Geheimniß · dor der Zeit
yerrathen dürfen, in der. Einführung der Polhga-
mie, ober bem biblifchen und göttfichen eſetz, daß,
fo bald zwiſchen zwey Perſonen eine Bermiſchimg
de iſßt, beyde einander zur Ehe baden und hehal⸗
DR Ießtere Behauptung, das rearo⸗ druder
‚und. die Mrundlage ber ausfihmeifenden Irrthuͤmer
bes Verfaſſers macht bey Junhaſlt des’ erſten Kü-
pitels aus; barinnen er von der Natur und dem
Weſen des Eheſtandes handelt. Er ſucht es 1%
diglich in der fieiſchlichen Vermiſchung, nicht nur
fo, wie mehrere andıg Rechtslehrer and Kanon⸗
ſten gethan haben, weiche behaupten, daß die co-
pula carnalis die vorzuͤglichſte Abſicht des Chefkari-
Res und die eigentliche Woll ziehung der Ehe (con-
firmatig) fen: fondern auch fo weit, Daß vor Gott
ze Perfinen, weiche ſich mit einander ee
nn ' ſchou
44 Madan’s Thelyphthora. |
ſchon als Eheleute angefehen mürben und hiernach
ipfo fadto, ohne anderweitige bürgerliche ober kirch⸗
liche Beſtaͤtigung Lebenslang unzertrennlich mit»
einander verbunden ſeyn. Hieher zieht er zuerit Die.
‚Stellen von der erſten Anordnung ber Ehe ı Mof.
2,28. 2, 24. (wo er das adhaerere fehr phyſiſch
und empharifch nimmt) und Matth. 19, 6. wo
ihm das’ Wort aufewpen wieber die copula carna-
lis tft, (ohne daß er erwägt, wie bedenklich es fen,
von zwei ungüchtiget. Perfonen, die einander ihre
Korper überlaffen, zu behaupten, daß Gott fie zus
fornmengehängt habe.) Ein noch deutlicherer Be⸗
weiß für fein Eheſyſtem kommt ihm ı Cor. 6, 15.
26. vor: wer ſich mit einer Sure vermifche ; ſey
mit ige ein Fleiſch d. i. im ehelicher. Verbindung
- vergl. 1Moſ. 3, 24. ohne daß eine Einſegnung nach
göttlichen Befegen noͤchig waͤre. (Allein nach dem
eignen ridyeigen Begriff, den dee V. in der Folge
vom Wort: Hure in der Bibel finder, kann Diefe
J Erklaͤrung wohl nicht recht ſtatt finden. Denn iſt
Hurerey einer Weibsperſon die umſchweifende Wol⸗
luſt, deren Befriedigung überall gefuche wird und
Mia ſich jedem Preiß giebt, fo haͤtte ja die Hure fo
viel Ehemännsr, als fie Hebhaber und Wollaͤſtlinge
- guläßt: und fo wäre bie Pofyanbrie, bie Madan
‚gar nicht begünftigt, eben fo gefegmäßig als bie
Polyghnie: und wie, wenn xoANade hier ge-
brauche. wird, wie das Hebr. par ı Maoſ. 2, 24.
‚ ‚genommen feyn fol, fo hieße, der Hure anbans
gen fo viel, als mit ihr in ber Ehe leben? Aber
die Begriffe von Eheſtand zerſtoͤren den Begriff
von
Medans Typhthora/ 49
Kon Hurerey.) Neue Veſtaͤtigang findet er für
feine Hypotheſe a Mof. 23.15. 16. nach einer dem
ganzen Zufanımenhang wiberſprechenden Ausle⸗
gung: Wenn jemand eine Weibsperfon, die
noch nicht verfprochen ift, verführt und ene«
ebrt, ſo foll er ſie heirathen: und obgleich
ihe Water fie ihm nicht geben will, fo fell er die
Morgengabe bezahlen. (Ganz gezwungen und nach
der Hypotheſe gedreht! Er foll fie wider Willen
des Waters, unter welchem die Tochter, nicht viel
beſſer als wie Sclavin ſtund, zur Ehe nehmen muͤſ⸗
fen? und fie den Vater wider Willen ablaufen?
So.fehr entzieht Moſes die Kinder der väterlichen -
Gewalt nicht!) Hiemit ift die Stelle 5 Mef. 22,
28. 29. verwandt, auf weldye M. fein. Schloß fehe
feft zu.bauen glaubt. Es iſt Mofis Ordnung, we
jemand .eine unverlobge Sungfer ergreift (won,
Jay hold on her nach der Engl. Ueberfegung,).
unb entehrt, fo daß man fie antrifft, fo folle Die ſchaͤn⸗
dende Mannsperfon dem Vater so Seckel Silber.
geben und die. Weibsperfon folle feine Frau fenn,
weiß er fie ensehre hat, fo daß er fih nie von ihe -
ſcheiden kann. (Man muß, ummit Madans Aus
gen zu fehen, Das. wın in der größten Allgemeinheit
nehmen: jemand, sr mag verheyrathet ſeyn oder
nicht: man muß vergeffen, daß ber (Fall, we die
Geſchwaͤchte auf immer gebeprachet werben mußte,
wine doppelte Beftimmung hat; — Ge⸗
walt von Seiten der Mannsperſon; und Ergreie '
ſamg ia flagrautiʒ daß alſo, oo dieſe beyden. Um⸗
flaͤnde woſteea has Berg mit une w
, wetmn ihe Werſuͤhrer Fein Reicher iſt, als Ehe⸗
40 Made" Raichyphehorn
Den kang; daß enblich, wole in dem Critical Revtewe
81. ©. 35 wohl erinnere iſt die Worte’ wahres
ſcheinlich überfege werben müffen: er ſoll dert Va⸗
Ar. 50. Seel Silber geben, oder: fie heirathen.
Mad gleichwohl ift Dieß Die Hauprftüße des Verf:
zum Beweiß, Daß Auch eine verhelrathete Manns⸗
perſon, die eine ſolche Gewalt gebrauchte, die Ge⸗
ſchwuͤchte heyrathen mußte, und alſo Polygamie
beſohlen und zur Pflicht (duty) gemacht wurde.)
Zutegt beruft er ſich auf mehrere Vorgaͤnger ber
Moral, welche In der fleifihfichen Vermiſchung das
Weſen ber Ehe feßten (mie in einem andern Vers
ftande) und auf vie Vortheile, wenn dieſe aͤchten bie’
bliſchen Begriffe von ber Ehe allgemein anerkannt
würden und alfo jeder Verfuͤhrer die Verfuͤhrte zuk
Ehe behalten müßte. So Batb bie Geſetze dieß
authoriſirten, fo bald würde der umſchweifenden
Vitzucht, der Ermordung. und Bernacjläßigung der
anehelichen Kinder Einhale gerhan. (Wir moͤch⸗
ten fchon an der fichern Wirkung zweifeln. Der
laſterhafte Werführer wird fo wenig von ſeinen Aus⸗
ſchweifungen durdy die Nothwendigkeit alle Ge⸗
ſchwaͤchte zu heyrathen, abgeſchreckt werben, daß er
vlelmehr für. ſein Serail immer neuen Zuwachs
fucht. Ihm iſt der Raub der Unſchuld das gtößte
Vergnaͤgen, nicht bloß die Befriedigung des Wels
luſttriebs: die Geſchaͤndete iſt ihm veraͤchtlich: und
die groͤßere Suͤnde, die vorſetzliche Verhinderung
der Befruchtung wird dadurch ſchwerlich verhindert,
Vielleicht verqroͤßert: und wird nun die Geſchwaͤch⸗
frau:
f .
AMadass Theljphtkorl 49
frau mehr Werforgung haben? Immer waͤre es für"
die Weibsperfon mehr Strafe, als für den Berfühe
fer: denn jene iſt nun gebunden ; Diefe® Rack dent
Syſtem Madans, nicht: jene muß ihrem Verfuͤh⸗
rer allein ctreu bleiben; dieſer Pann neben ihr fe viel
Weiber haben, als es leichtſinnige oder ſchwache
Maͤdgen giebt, bie ihm nachgeben. — Und wenn
die Geſchwaͤchte eine Blutverwandtin wäre, etwan
die Halbſchweſter, oder Vatersſchweſter? Waͤre
hier es Pflicht, fie zur Ehe zu nehmen? — Ends
lid} überhaupe brächte Polygamie mie Hurerey ab⸗
gewogen wohl mehr Nachtheil fürs Ganze, mehr Uns
gluͤck in die. Familien, mehr Hinderniffe ben der
Sorepfkartzung des Menſchengeſchlechts. So reift -
mau emen Schlangetifopf ab, aus welchen fünfarte. ⸗
dre aufwachfen.) -— on
Was K. 3, über Hurerey und Unzucht und
K. 3. über Ehebruch geſagt iſt, hat viel waher
ſcheinliches. Hurerey iſt ihm, weim eine Weide,
perſon ſich ohne Abſiche auf eheliche Vebindung
bloß aus Wolluſt oder ums Geld mehrern Manns⸗
perfohenn überläßt. (Hier ſtimmen wir dem V. bey.
Wir haben es oft, um der-Folgen willen, beffagt,
wenn Obrigkeiten und Pfarrer Geſchwaͤchte unb
Huren nicht unterfcheider wollen und beyde gleich
ftarf! beſtrafen; vielleicht die Hure dulden und die
Geſchwaͤchte noch mehr entehren. Mofes huͤtet ſich
ſorgfaͤltig, die Nicht⸗Jungfrau eine Hure zu
nennen? er hat für jene gemaͤßigte Ausdruͤcke und
bey ihrer Vergehung für fie faſt gar feine Strafe‘.
gegen diefe, bie den unſchuldigen Juͤngling um Une
. 20 x ſchuld⸗/
— /
4) Madans Theijphthor..
4
|
4/
ſchulb, Brod und Geſundhelt bringt, giebt er weit
ſchaͤrfere Geſetze. Gegen dieſe warnt Salomo ſehr
ſichtbar; gegen dieſe Hurerey erklaͤrt fich Paulus
und das Chriſtenthum. Dieſe verdient Abſchen
und jene Mitleiden. Aber daß unvorfichtige:-Sche
ver, die den Namen von eifrigen Männern haben
wollen, einer unglüdlichen Geſchwaͤchten afle Geſe⸗
tze * ſechſten Gebot an bis auf Offenb. Joh. ar,
15. ne allen Fluͤchen und entehrenden Benennun⸗
gen vorfagen; daß fie, die ſchwach genug mar, ſich
Einem zu überlaffen, und nicht laſterhaſt oder
nicht welfegenug, bie Folgen eines wolluͤſtigen Aue
genblicks zu verhindern, als Laſterhafte behan⸗
‚beit, vor ber Familie qusgeſtoſſen, und der Schan⸗
"Be, dem Mangel, der Verzweiflung Preiß gegehen
wird, das iftficher Die ftärfite Einladung zym ‚Kine.
dermord.) Ehebruch if ihm, wenn eine Ehefrau
milt einer andern Mannsperſon zu thun hat: amd
Ehebrecher, die Mannsperſon, die ſich mit einer
Ehefrau verunreinigt, niemals aber ein Ehemann,
“welcher eine ledige entehrt. ¶ Auch hier müffen noir
dem V. beyſtimmen, wenigſtens fürs A. X).
Im vierten Kapitel: Bon ber Polyganꝛie
ſchwinmt der V. nun in feinem Element, und gebe
Varinnen weiter als feine Vorgänger, Lyſer imb-
Deger, daß er fie nicht nur für erkaubt, ſondern
auch zuweilen. für Pflicht hält. Mofes Gefeg,
Waffen Aitveitär fo göttlich if, Dulder. und geneh⸗
aber auch, nach des. V.
migt nicht blos die Vielweiberry, fondern befiehle
fie auch bey der won ungezweifelt 5; Mof 25,
klaͤrung in den ſchon bin.
ruͤhrten
=>
en
._ N oo. ,
Madats Thelyphahora, w
mheten Stollen 2 Moſ a0 uud. 5 Mel. 22; pipe
mer nur Moſis Geſetz; aber was ‘geht das Cheb⸗
ſten an? Dieſen Einwurf hat der VB. gefuͤhlt und,
— ‚man ſeha, sole ein Irrthum den andern jeugt
dadurch gehoben, daß er. die ſertdauernde Ver⸗
bindlichkeit dieſer Gefege mit alem Ernſie vertbei⸗
digt, theils weil Gott, der Geſetzgeber, nicht eh
denſch ſey, den etwas gereut, Wal. 3, 10. theils
‚ weil Jeſus und feine Apoſtel dieß Geſez (wegen der
Ehe) nicht aufgthoben hahen:. Jener befttafe nie .
fine Zeitgenofien wegen der Niehwpibaren: biefe
ſeyn wenigſtens nicht Dagegen. | Wir dichten, ba
bie beurfichen Erklaͤrungen Pauli uͤber die völlige
Ungälsigkeit des moſaiſchen Seſehzes mit. T. deub
lich und allgemein genug findand ſehen feinen Grund
ein, warum gerade die Ehtgeſehe, ſelbſt Lvit. 18
ia 20 mit inbegriſſen, eine Hustrakıtie machen fale
len, Die, wenn man Ihnen Guͤltigkeit vindichren will,
als erweißliche Naturgeſetze müßten betrachtet wan⸗
den) — Wenn die Belehrungen Jeſu Marth.5
und 139. die Monogamie zu befehlen ſcheinen, ſ
iſts, wie M. ment, ganz deutlich, daß ſie nur Ehe⸗
ſcheidungen nicht aber Yolygamie verbieten: und
wenn Paulus 3 For. 7, 24 dagegen ſpricht, fo ſoll⸗
te man ben Unterſchled zwiſchen a esurou yurocınas
und ro scwoy aesdon. toohl bemerken: Der wu sdıog
ſey allegeit nun Einer, den muͤſſe die Frau behalte, _
wenn fie Hicht ein Kapitalverbrechen begehen wolle:
aber DAB syung werde nicht adree genannt, zum Des
er fie behalten, ohne ſech von ihr ſcheiden gu:
„Dotderi, Bibl,3 8.168, D. di
14
*
—
u
J *
— * |
LLolhers Soll
D. Martin Luthers bisher uns
gedruckte Briefe, Zweyter Band, wel⸗
_ ther lateiniſche Briefe und Urkunden vom J. 1512
Bis 1535 und einige deutſche Briefe und Nachrich⸗
ten in fich faffet. 384 ©. Deittee imb letzter
Wand, welcher Briefe aus dem Zeitraum von 1536
bis 1530, eine Nachlefe u. a. in fich faſfſet. Mies :
gerheile von Gottfried Schuͤtze. Leipzig, in
der Weygandſchen Buchhandlung. 3706.
En 8 1781. | |
De⸗ find nun bie Briefe aus ber fruͤhern und
u" reichern Periode des thätigen und unſterbli⸗
chen Luthers, ganz im Gepräge feines heitern und
freyen Geiſtis Die, wenn fie auch felten neue Aufs
Flärungen in der Gefchichte der damaligen Zeiten
errtheilen, doch allemal fchägbare Beytraͤge zur Be⸗
ſtimmung ſeines Charakters, zur Kenntniß ſeiner
Zeitgenoſſen und Streitigkeiten, zur Geſchichte ſei⸗
me Meinungen über verjchiedene Dogmen und Ce⸗
remonien find. Um nur einiges anzuführen, bes
merken wir, daß Luther über die Nothwendigkeit
der guten Werfe (III. S. 95) faft eben die Beſtim⸗
mungen giebt, die wir in der Form. Conc. finden;
daß er die bedingte Tanfe in einem Briefe an DD.
Link (III. 371.) verwirft; die Seligkeit ungetauf-
ter Kinder zwar nicht bezweifeln, aber doch auch
unht oͤffentlich gelehrt haben will (an Lauterbach
8)
L
⸗ —
x 1
* J
ur / \
- NN, ” La
— dm Schuͤttze. 33
M. 8) bie Privatcommunlon nicht beguͤnſtigt AM, .
308. III. 117); daß er die Polygamie nich ſchrift
widrig finder, aber wegen des Aergerniffes auch
nicht dazu rathen will (an Kanzl. Brüf II. 52).
und dem Melanchthon, welcher fich wegen der Bis -
gamie des Landgr. Philipp fehr befümmerte, des⸗
wegen Troſt ertheilt (TIL. 137.) u. a. m. Allein
mit ſo viel wahrer Zufriedenheit wir diefe Sammı '
lungen aufnehmen, fo wenig koͤnnen wir die Selbſt
zufriedenheit tadellos und gegründet finden, welche
der H. Herausgeber In ben Vorreden blicken läßt,
oder fo unbillig ſeyn, ihm ein größeres Lob zu ers
theilen, als wir bereits dey der Anzeige des Erften
Bandes in unferer Bibl. (8.1. S. 631) gethan
haben. Wir merfen wohl, daß, ſo ſehr er den
Urmöilfen darüber verbirgt, er von uns mehr Sobree
den erwartet habe, die ihm vielleicht von andern.
willfaͤhrigen Cenſoren über die Maaßen find ertheilt
worden, und daß er befonders in der Worrede zum
legten Bande ſich gegen unfern nur allzugegruͤnde⸗
ten Tadel feiner Nachlaͤßigkeiten mit der Kürze der
Zeit und mic feiner Gewiffenhaftigfeit und Treue
entſchuldigen will. Allein unſre Leſer werden groͤß⸗
tentheils wie wir denken und behaupten, daß Ar⸗
beiten und Buͤcher, welche das Publikum allezeit
dankbar annimmt, nicht uͤbereilt zu werben brau⸗
chen, denn die Leſer werden durch den Verzug de⸗
ſto begieriger und dankbarer, wenn ſie ſtatt roher
Arbeit ausgefeilte befommen: und die Ehrlichkeit
dnes. Editors muß entweder Aberglaube oder Ge⸗
ri ſeyn oder die atung fürs Publikum
bintane
a ee
| hintanſeten, wenn er ſeinen Fuͤadling · ſo gewiſſen.
J haft hinſtellt, daß er auch nicht einmal dem gräb«. ;
ſten Koth von ihm abwiſchen will. Und will er
ja dieß als eiuen Beweis feiner Ehrlichkeit anſe-
“ben, Daß er me jota quidem ändert, fo fol ee doch
ja nicht von Muͤhe reden (vergl. die Vorr. zum
zweyten Band), welche ihm eine ſolche Arbeit ge⸗
koſtet hat. Denn das Abſchreiben abkopirter Brie⸗
ſfe muß kein gelehrter Mann für eine Muͤhe aus⸗
gebhen, wenn es ihm nur Anſtrengung ber Finger
und Augen, aber nicht des Geiſtes durch Machden⸗
ken, Unterſuchung und Forſchen koſtet. Wie ſehr
Hr. Sch. dieß letztere um der Gewiſſenhaftigkeit
willen geſpart habe, haben wir ſchon bewieſen —
und wollen es nun zum Beweis, daß wir zwar
wahrheitstiebend, aber nicht unbillig find, noch
> mehr beweiſen, fo weit unfer curta fupellex, auf
den uns. das Pferd: des. altonaer Poſtreuters zu
Gunſten des Hrn. Schüge vermeifet, reichen wird,
nund unbekuͤmmert um ben Werth ober Unwerth, bei,
nach. der Anzeige dieſes hochberuͤhmten Gauls, bie.
Danz, Theologen unſrer Bibliothek belegen mögen.
Beſynyde Theile enthalten bey 440 ungedruckte
"Briefe und Urkunden (d. h. Meben, Vorreden,
Bedenken, akademiſche Zeugniffe u. dgl.) von den
aber faſt der ſechſte Theil ſchon gedruckt ſeyn
mag. ine betraͤchtliche Anzahl, auch in beſſern
Abdrücken, ſteht ſchon in den befanntern Samm⸗
kungen der Briefe Luthers, aber andern Büchern,
welche wir dem Hrn, Schüße ſchon beym I. B. gem
wenpt haben, Man fehe Aurifaber T. 1. 32.
4
=
Ve Schüge, : 35
T.II.f. 29:278.288 6.392. Vegt-xh.1.76,
. 39. 371. 64. 91 (191), Buddeus S. 75.139:
353. 178. 201. 198. 204. 123. 285. ‚welche ‘Briefe
ale Schäge Il. 30,148. 151. 153.161. 164. 188. IN
‚267. 217. wider. abdrucken läßt: Coͤleſtin P. III.
p. Gy. wo das ganze. weitläuftige befannte Send,
fchreiben tuthers an Wencesl. Zint von Dolls
ıngrfchen in der Iateinifchen Ueberfegung fleht, die
bier ©, 167 185. füllt ; die unfchuldigen Nach⸗
richten, die Im J. 1721. S. qu7. den Br. an Haus⸗
mann II, ©. in. im 3.1719. ©- 574. Im Brief
on. Mart. Crotſch. ©. 232. im J. 1726 ,S. 891,
den Br. an Ger. Eanthis ©. 262. im %.1722. ©.
187.. den. "Br. an Lauterbach IV. 117. im 5. 1726,
‚an Ber, Heger 1. 101. im J. 1728. ©. 501, an Ber,
- Dttalll. 193, liefern; das literariſche Mochen⸗
blatt, wo im. zweyten Band ©.371, 369. 301.305;
300. 308.314.310, bie nämlichen “Briefe ftehen, die,
wir hier U. 102. 113. 154. 275. 297. 301. ML 130.
242. zum erftenmal zu lefen glauben; Strobels
Miſcellaneen J. 2.166. 1md-IIL B.6, 83. 34.
%5. 88.85.89. 90. Vergl. mit Hru. Schüge IL,
1. II. 121. 121. 186. 190, 234. 239. IiI. aiq. Echel⸗
horne Ergoͤtʒlichteiten J. B. S. 304. 625. 297.
11.93. S. 42. Vergl. Schuͤtze HI. 127. 195. 236.
34. Dieß find nun ſchon zwey und vierzig Brie⸗
fe.$uthers, welche in fehr bekannten Sammlungen,
bereits gedruckt find: ohne Diejenigen zu rechnen, .
Die in kleinern ober felıwen Piecen hin und wieder
zerſtreut angetrofien'werden. : 3. E. bie acht aͤlte⸗
fien Briefe. biefer Gamming von J. 1517 An
i, . 4. ri⸗
*
0
7
ae" »77.7
Ehriftep Scheurl hat ſchon Chr. Sottl Cehrdarg,
der beruͤhmte eltdötfifche Humaniſt, in einem eis
genen Progt,. 1741. abbruden laſſen: der, Br. an
VBrießmann II, 63. finder fich in $ilienchals erlaͤu⸗
terten Preufen 1. Ih, ©, 248, der Bi. an Mel,
nebſt Luthers Teſtament, wovon das Original hoͤchſt .⸗
wahrſcheinlich deutſch iſt, in &, S. Keils mertwürs
Bigen Lebensumſtaͤnden Luthers III. Th. S. 96, ber
Br, an Jac. Probſt (Praepoſitus) in Dav. Meyers
Ref, Geſh. vor Hannover ©. 103. u, 0 m. ben
wir woltch unfern duͤrftigen Vorrath nicht ganj
ausleeren und damit denn Hrn. Herausgeber be -
reichen.
Außer dieſen Bemerkungen möchte es den fe
fein diefer Briefe auch nicht unangenehm ſeyn, wenn
—F noch einige andre Erinnerungen dabey machen.
as Verfehen, daß Ein Brief zweymal in dieſe
Sammlungen aufgenommen worden, finden wir
Dreymal begangen. Der Dr. an W. Link vom}.
1530 ©. 165, ‚fteht wieder Inter dem J. 15351, ©,
233.Ein andrer S. 91; incerta vom J. 1528 ift
richt nur deym Aurifader IT, 392: fondern auch tier
im J.1530 (wo er niche hingehoͤrt,) am Caſp. Aqui⸗
la wiederholt: der Dr, angeblich. an ©, Funck vom
1533. S. 260. kommt nochm̃als, richtiger an ©,
Held, beym J. 1533 ©; 282 vor. — Zuweilen
rrüffen auch die Jahre, unter denen die Briefe ſte⸗
ben, verbeſſert werden. Wie Here Sch, ſogleich
die erfl€ Urkunde, eine Promotionsrede $urbers,
die Aurifaber ing J. 1538, feßt, zum J. ista redye
nen konne, iſt ums unbegreiflich. Denn woher fol
ee — | 68
/
⸗
Te; —
on Schutze 5
vi awelslich ſeyn, daß hucher ais Bocloranb dich
Rede gehalten, da bekannt iſt, Daß We Promoto-
res ordentlich ben ſoſchen Feyerlichkeiten reden? und
wie kann Luther im J. 1512 des Eraſmus, Sado⸗
letus, Longolius, als beruͤhmte Männer; ja
ſchon bes Antichriſts gedacht Haben? — Der Br.
an Hausmann II. 39. gehört offenbar ins J. 1522, -
weil darinnen ber neuen Propheren und des An
fange der Carlſtadtiſchen Unruhen gedacht wich,
wovon man im Febr, 1521, nichts wußte, — Ben
einem andern Br. an eben denfelben vom J. 1522
©. 43. hätte das mindeſte Rachdenken ſchon den
Irethum der Jahrzahl entdecken und verbeffern
Fönnen, Denn im 3.1527 hatte Luther feine Ketha,
beren er im Dr, gedenkt, wicht geheyrathet, dach⸗
te noch niche an die Ueberſetzung der Propheten:
Sein Habakuk erfihien 1526, und in diefes Jahr
< fillte der Br. transfochrt ſeyn, — Da Luther ista
e geworben, fo kann Ver Br. an Juſt. Jo⸗
"108 ©. 377, wo er yon ber Feyer feines drey und
brepigften Doctorars rebet, nicht ins J. 1532 ge⸗
wir um ein Jabr zuruͤcke feßen: benn 1528. war
$uther mir der Viſitation befchäfftiger. — Die
“ Würichtigfeiten In den Angaben der Monatstage
‚Find ganz unzäßlig: und eben fo fönden wir In den
Mamen der Perfonen viel zu beffern. Z. E. 11:64,
Georg Raudt, nicht Randt, 6,126. G. Wi⸗
celius, nicht Weſtler, ©, 81. Xanthis, nicht
Aanthri, 8. a. m, R
u | Ds Da
8 “
. \ . x “ \ ⸗
588. Enthero Vrigfe
7 4 —R % . j
\ 2. Da,mdliche wo Hr Sch. ſelbſt gearbeitet far;
in ben I Brief vorangefesten. Summarien
macht er unköfters.an ſyich jelbft irre. Sogleich
S. 13. ſagt er; Sucher uͤberſende dem Scheurk ſei—
ne unter dem Titel der thematum oder poliiopum
ans fi geftellte Gegenfchrift. Im Briefe fteht
68 deutlich; ſunt hacc. — paradoxa Carolgfadii
noflri. — ©. 48. erinnerf er bey einem Br: au
Joh. Heſſe; Luͤther ſchenkt zuvoͤr derſt der lqreini.
{hen Parqphrafe des berühmten lateiniſchen
Dichters ob, Heſſe feinen Beyfall.. Kobanue
heiße. der Dichten, nicht. Johann. . &..54 foll iu
ther (an Jac. Strauß) fein Bedenken über uns
bilfige Auflagen erteilen; aber er redet im gamı
zen Brief ‘vom Wucher und Zinfen, ‚mogegen
rn.
Keiigionsfreitigbeiten verwickelt. Nicht Doch
igfe brachen erſt ſpaͤter mit Luchern aus. ‚Seine
Streitigkeit im J. 1529 betraf ſeine Spruͤchwoͤrter
it. Herz. Ulrich von Wuͤrtenberg, wopon Schelh.
vgößlichkeiten B. IT ©. 298. nachzuleſen.
©. 321. in einem Be, an J. Agricola vom 7. Sept.
17. 3. 13 4.
\ Las von; Scan : | R
1994 fagkfufßee: (Kethe) iam que a Sich
ut puto, parturit. Nach der Summarie berich-
tet er ſeinem Freund, daß ihn keine naͤchſte Freun⸗
Binn mit. dev Geburt eines jungen Sohnes ers
freuet babe: damit hängt freylich die Summarie
eines ſpaͤtern Briefes von dieſem Jahre vom fe
Dec. ©. 337 ziemlich uͤbel zuſammen, daß er mit
der Geburt einer dritten Tochter. erfrent worden
as’ werben bie Lſer denken, wen Luther dan
September mit einem Sohn, und im Desember
eben-Diefes Syahres mit einer Tochter erfreuet wird ?
— Zuwellen fellten dunklo und myſtiſche Ramen
erkluͤrt/ und ſtatt der unbeſtimmten Aucbruͤcke bes
ſtimmtere gefetzt ſeyn. — Wir der Epifcopur Bas
variae, und das Bethuum fey, (S. 32) mer tel
Syras und Dovus (5.67), wer Die zwey Feinde
der Wahrheit find, von denen der Br. an. Sy. Bid .
nius ©. 245. redet, hätte dech, um der Leſer wil⸗
len, einige genauere Anzeige verdient. —— Faiſch
iſt es, wenn die Summarie ©. 351. ſagt? Luthen
beſorgt, wa Mel. in Halle einen neuen bittern
Feind gefunden habe. Denn, der diſcipelus Hal-
lenfis;: wie er im Br. heißt, iſt fein mbrer; alu
ber Erzbifchof von Mainz, "Albert; dem, wie eben
Diefer "Br. melder, Melanchthon feinen Comm
tar über ben Brief an die Römer dedicirt hatta.
Weil der Hr. Sch. einmal ins Abfchreiben ges
kommen und viele Bogen haben wollte, die ihm
die erfchöpften wotſiſchen Sammlungen nicht lie⸗
fern ließen, fo hat es noch — ich weiß nicht warum =
ein Verzeichniß der Autographorum Lutheri, ie
v.
x
‘ -
»
—
inimal die Fehler der Namen verbeſſert, bie wir
’
\' R or r
Lubera Briefe von Schuͤtze.
"Bei Viſchof Harboe deſeſen, mie abtrudfen Iaffen,
Das Regifter iſt gut; aber auch hier find nicht
beym erften Theil gezeigt haben. Iſt das Stolz
oͤder Rachlaͤßigkei/ . 5
I
Es iſt Zeit, niches weiter von dieſen Samm ⸗
lungen zu erinnern. ¶ Fuͤr Keuner iſts ſchon genug,
m fie zu belehren, was ber. Herausgeber geleiſtet
Sat: web. dem. Herausgeber wird leicht zu viel
ſchu.Sein Freund und Bertheidiger Im altonaer
MPoſtreuter, der uns, oder. vielmehr dem wuͤrdigen
Hen. Baer Strobel, Ben-er durchaus für feinen
Recenſenten halten WE — wie leicht ſtolpert ein
foicher Reuter? — zuruft; Tecum habitg et
sövis; quam fit. tibi- curta fupellex ; hat es ‚mit
| Hen. Schäge nicht: fehe gut gemeint, ben. wenn
une duͤrftiggen Kenneniſſe ihm ſchon viel offen⸗
bare Fehier haben zeigen koͤnnen: wie viel; wird
Wen nicho erft ein Renner gu entdecken im Stande
fen? .— und dieß erſt Hrn, Strobel uzunufen!
Wie heſſen, daß feine "Ausgabe ber Briefe Lu⸗
thers;;.wehehe.er veranftaltet,, es beweifen werde,
wis fehe er dieſem Gefchäffte gewachfen geweſen
way die Fuͤndlinge von ihrem erſten Koth gereinigt;
. Andere theoleziſhe sh iſten.
y Ar nuali- ‚Ebreo . ‚tipografici di Sahiönetg,
dotto Vefpafiano Gonraga, difiehi, ed
Allaſtrati dal. Dottore Giambersardo De.
AM. ‚Parma, 1780. 4 waj. (326) Huf eben
die Art, mit eben der Genauigkeit und Strenge
in Unterſuchungen, und mit eben ber Sorgfalt,
—— und unterhaltend zu ſcheelben
2 dem Het Zubage at ef Ef. 1 engen
nachdrucken laſſen, und mit einem Brief bes Herrn We
\ ol verm vermehrt, darinnen er unter anderk atıch auf un:
ſtre Bebentligfeiten und Zweifel; obſchon hiı'za. Jaht⸗
hudert zu Ferratra gedrucktt worden? ſich einlazt unb
ſolche ua. heben ſucht. ir bewriſet ed, meh wir
Zo⸗ifei zogen, daß A025 in den Aitefien Beiten der Th⸗
pegraphie auch vem Druck gebraucht werde: aber den
audern Einwurf, daß die fertarifche Druderey. ſo baid
steber ſollte eingegangen ſeyn, halten wir noch für er⸗
geblich; er fiheint-unfere Meinung aus Mangel as -
Kenutniß der dentſchen Sprache nicht recht gefaßt zu
dhaben. Dieſer Nachbruck hat noch durch eine eigng
eeelehrte Anmerkung des Hrn. Zufnagels über 1 B.
Mol. 3 meten her Beärheis bob Rerlans 10% |
mes mern Berzug erhalten,
—
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Zu’ Luthera Brick
84 ⁊ ⸗
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intanfogen, wenn er feinen Fuͤundling ſo: gewiffen⸗
haft hinftellt, daß. er auch nicht einmal, den groͤb⸗
ften Korh von ihm abwifchen will. Und will ex
ja dieß als einen Beweis feiner Ehrlichkeit anfee
"ben, daß er ne jota quidem ändert, fo foll er Doch
ja nicht von Muͤhe reden (vergl. die Vorr. zum
zweyten Band), welche ihm eine fülche Arbeit ge⸗
Fofter Hat. Denn das Abfchreiben abfopieter Brie⸗
fe muß fein gelehrrer Mann für eine Mühe aus⸗
geben, wenn es ihm nur Anftrengung ber Finger
und Xugen, aber nicht des Geiftes durch Machden⸗
ten, Unterfuchung und Sorfchen koſtet. Wie ſehr
Hr. Sch. dieß legtere um ber Gewiſſenhaftigkeit
vwillen gefpart habe, haben wir fchen bewiefen —
‚ Und wollen es nun zum Beweis, daß wir ‚zwar
waßrheitstiebend, aber nicht unbillig find, noch
- mehr beweiſen, fo meie unfer curta fupellex, auf
den uns das Pferd des. altonaer Poſtreuters zur
Ounften bes Hrn. Schüge vermeifet, reichen wird,
und unbekuͤmmert um ben Werth. ober Unwerth, ben,
nach der Anzeige dieſes bechberühmten Gauls, bie.
danz / Theologen unfter Bibliorhef beylegen mögen.
Benyde Theile enthalten bey 440 ungedruckte
"Briefe und Urkunden (d. h. Meben, Vorreden,
Bedenken, akademiſche Zeugniffe u. dgl.) von den
aber faſt der ſechſte Theil ſchon gedruckt fenm
mag. Eine beträchtliche Anzahl, auch in beſſern
Abdruͤcken, ſteht ſchon in den befanntern Samm⸗
lungen der Briefe Luthers, ader andern Buͤchern,
welche wir dem Hrn, Schüße ſchon beym J. B. gem
nengt haben, Man ſehe Aurifaber T. J. 3.
K
‘ =“
nn
T. n. f. 39::378. 288 b. 392. Vegl⸗Sch. 11.78,
39. 37%. 64. 91.(191), Buddeus ©. 75.:139;
153. 178. 201. 198. 204. 129, 28. ‚weiche ‘Briefe
alle Schüge II. 30,148. 151. 153.161. 164.158. II
167. 217. wieder. abdrucken laͤßt: Coͤleſtin P. III.
p. Gy. wo Das ganze. weitlaͤuftige befannıe Send,
ſchreiben Luthers an Wencesl. Zink von Doll⸗
metſchen in ber lateiniſchen Ueberſetzung ſteht, die
hier S.167186. füllt : die ie unfehuldigen Nach⸗
richten, bie im J. 1721. ©,717.denBr, an Haus⸗
mann II. ©. in. im J. 1719. ©. 574: hm Drief
on Mart. Crotfh, S. 233. im J. 1726 S. 891,
den Br, an Ger. Tanthis S. 263. im 3.1722. ©.
187. den. Br. an.Sauterbadh III. 117. im 5. 1726.
an Ger, Heder I. 101. im J. 1728. ©.501, an Ber,
Otto III. 193. liefern; das literariſche Mochen⸗
blatt, wo im zweyten: Band S. 371. 309. 301. 305.
300. 308-314. 310, bie namlichen Briefe ſtehen, die
wir bier UI. 102. 113.154, 275. 297. 301. WI. 130.
242. zum erftenmal zu lefen glauben; Strobels,
Wikellaneen.L. 2.166. und IL B..S, 83. 34.
26. 88.85. 89. 90. Vergl. mit Hru. Schüge-I.,
1. II. 121.127.186. 190. 224. 229. 11.219. Schel⸗
horne Ergoͤtzlichkeiten J. B. S. 304. 625. 297.
1.9. S. 42. Vergl. Schüge HI. 127. 195. 2336.
34. Dieß find nun ſchon zwey und vierzig Drie
* $uthers, welche in ſehr bekannten Samıplungen,
bereits gedruckt find: ohne biejenigen gu rechnen,
die in kleinern ober feltiwen Piecen hin und wieder
zerfireug angetroffen'werden. ‘ 3. E. bie acht Alte
ften Briefe, biefer Gammians von J. We m
. ‚ 4 rt:
—8
.. oo | *
gauDa endlich wo Hr. Sch. felhft gearbeitet hat⸗
in ben jeda “Brief vorangeſetzten Summarien
macht er und, öfteus.an ſich jelbft irre. Sogleich
S. 13, ſagt er; Sucher überfendg.bem Schenk ſeij
nie uriter dem Titel der thematum oder pofifionum
Ans fihe geffete Gegenfhrft. Jam Wrife eh
es deutlich: funt haec — paradoxa Caroſtadj
ioſtri. — ©. 48. erinnert er bey einem Br an
Joh. Heſſe; Luther ſchenkt zuvoͤrderſt der lateini.
De Par Brafe Des berübmten. kareinife —X
Dichters "Job, Heſſe feinen Beyfall.. Kobanug
‚heiße. dev Dichter, nicht, ohann.,, ©. 54 foll Lu⸗
ther md <. Strauß) fein Bedenken über un⸗
billige Auflagen ertheilen; aber er rabet im Aanz
zen Brief vom Wucher und Zinfen, ‚mogegen
Strauß heftig geſchrieben hatte. S..7u.an. Dal
- Rrautwald, heißt es in der Summarie s, ein un⸗
‚wichtiges &chriftfteller hatte. Luthero ‚eine
. feplechrigeracheme Schrift über pi Sehre warm hs
Abendmahl zugefande. ... Krautmald mar doch. ie,
Den damaligen Zeiten fein ganz unwichtiger Mann:
und Luther zeigt ſich in dieſem "Brief en ihn in ſei⸗
ner Schwäche, die allemal ſichtbar wird, mo,ee
quf die Materie vom Abendmahl amd feine Gegner
darinnen kommt. —., ©: 1pgr Agrikola war
— — verwickelt. Nicht doch
iefe brachen erſt ſpaͤter mit Lutheru aus. ‚Seine.
Serejelgleit im 33.1529 betraf feine Spruͤchwoͤrter
it Herz. Ulrich von Wuͤrtenberg, woyon Schelh.
rgoͤtzlichkeiten BIT ©: 298. nachzuleſen-
. 321. in einem Be, an J. Agricola vom 7. Sept.
2 Br; 13 4.
0; —* 4
154 ſauſuchæ (Ketha) iap gurtum a Blick,
vt puto, parturit. Nah de der Summarie ber
tet er ſeinem Freund, daß ihn ſeine naͤchſte Freum⸗
dinn mit der Seburt eines jungen Sohnes er.
freuet babe: damit hängt freylich Die Summarie
eines fpätern Briefes von dieſem Jahre vom 17.
Dec. S. 337 ziemlich uͤbel zuſammen, daß er mit
der Geburt einer dritten Tochter erfrent worden
Was werben bie Leſer denken, wenn Luther im
September mit einem Sohn, und im December
eben ·dieſes Jahres mit einer Tochter erſreuet wird?
— Zuwellen ſollten dunklo und myſtiſche Namen
erkluͤrt, und ſtatt der unbeſtimmten Aucbrcke hei
ſtimmtere geſetzt ſeyn. — Wir der Epifcopur Bas
varias, und das Betkuven fey, (S. 32) wer Tel
Syrus und Davus (5.67), wer die zwey Feinde
ber Wehrheit ſind, von denen der Br. an J. Bid .
nius ©. 245. redet, haͤtte doch, um ber Leſer wil⸗
len, einige genauere Anzeige verdient: —: Ball
iſt es, wenn die Summarie ©. 351. foges un
beforge, daß Mel. in Halle einen neuem bittern
Feind gefunden habe. Dem, ber difcipulus Hal.
lenfıs, wie er im Br. heißt iſt kein anbeer,; ol
ber Erzbiſchof von Mainz, "Albert, dem, wie eben
Diefer Br. melder, Melanchtber feinen Commen⸗
tar über ben ‘Brief an die Römer dedicirt hatta.
Weil der Hr. Sch. einmal ins Abfchreiben ges
kommen und viele Bogen haben wollte, bie ihm
die erfchöpften wolfiſchen Sammfungen nicht lie⸗
fern liefen, fo hat eu noch — ich weiß nicht warum »
ein Verzeichniß der Autographorum Lutheri, die
. L | ’ ber
Luthers Bricfe son Gchute.
on det Diſchof Herboe deſeſen, mit abdrucken laſſen.
Das Regiſter iſt güt:”abee auch hier find nicht
ininal Die Fehler der Namen verbeffert, bie wir
\
‚beym erften Theil gegeigt haben, St bas Stolz
Ober Nachlaͤßigkeit — |
Es iſt Zeit,. niche weiter von dieſen Sanm⸗
| kungen zu erinnern, Fuͤr Kenner iſts ſchon genug,
um fie zu belehren, was ber Herausgeber geleiftet
Sat: mb. dem Herausgeber wird leicht zu viel
fehn. Sein Freund und Wertheidiger im altonaex
Poſtreuter, der uns, odet vielmehr dem wuͤrdigen
Safer Strobel, den er durchaus fiir feinen
+ Hin
¶Rcxeuſenten halten WR — wie leicht ſtolpert ein
ſpicher Reuter? — zuruft; Tecum habits et
novis, quam ſit tibi curta ſupellex, has es mit
Hm. Bhäge nie ſehr gut gemeint, Des wenn
une dürftigen Renamiffe ihm ſchon viel offens
‚bare Fehler haben ‚zeigen: fönnen: wie viel: wirh
ihm nicht erft ein Renner zu entdecken im Stande
ſeyn?. — unb dieß erſt Sen, Strobel zuzuruſen!
ir beiten, daß feine Ausgabe ber Briefe Lu⸗
thers welche er veranſtaltet, es beweifen werde,
wie ſehr er dieſem Geſchaͤffte gewachſen geweſen
wabıbie Fuͤndlinge von ihrem erſten Koch oreinige⸗
de ® dom ubltkum übergeben wird.
- Andere theoleache Schriften.
1) awali-Ebreo « Hipografici di Sabiöneti,
dotto Velpafiano Gonraga, diſieſt, ed
illuſtrati dal Dottore Giambersardo De." Rofs
‚Parma, 1780. 4 maj. (32 ©.) Auf eben
die Art , mit- eben der Genauigkeit und Strange
in Unterſuchungen, und mit eben ber Sorgfalt,
vollſtaͤndig und unterhaltend zu fchreiben, mit
weicher Herr de Roſſt einſt bie hebraͤiſchen
Produkte der Druckerey zu Ferrara Ä
Xf cheol. Bibl. t. B. S. 8 *) übergiefie er fier‘ |
dem icchen Puhckum in ſeiner Putzerfpuuche
9 hen Senf. Zulage het Die Earift in ‚Erlangen.
aachdeucen laſſen, und mit einem Brief des Herrn We
NRoſſi vermehrt, darinnen er unter andern auch auf m⸗
fre Bedenklichkeiten und, Zweifel, obſchon inn tg. Jahr
hundert zu Ferrara gedruckt worden? ſich einlaßt und
ſolche zu heben ſucht. Er beweiſet ek, med wir ig
Zweifel zogen, daß 3625 in den aͤlteſten Zeiten ber To⸗
pꝓegraphie auch dem Druck gebraucht werde: aber deu -
andern Einwurf, daß die ferrarifche Druckerey fo bald
wieder ſollte eingegangen ey, halten wir noch für ers
beblich; er ſcheint unfere Meinung aus Maugel au
Aeuntniß der deutſchen Eprade nicht recht gefaßt zs
haben: . Diefer Naqchdruc hat mod durch eimp-eigng
- selchrte Anmerkung des Hrn. Zufnagels über 1 B.
Mof. 4, 8. wesen der Acctpeis bed Bepfages no"
mies einen Bergung eyalen,
—
65WUindere theologiſche Schriften;
d
\
die Beſchreibung der zu Sabbioneta gebrudten bes
beäifchen und rabbiniſchen Bücher, die felten, uns
befannt, ‚und von andern großentheils dürftig arte
dezeiht Bob. ' Die Dryckerey, beren Weſchiche we
in einem feinen Annalen yorgefegten Brief an den
P. Affe, Unterbibliothekar zu Parma, erzählt,
fing im J. 1551. unter ber Regierung des beruͤhm⸗
ten Fuͤrſten Veſpaſian Gonzaga an, und Dauer
we (mern es anders mit ben hiftorifchen Angaben
des Druckjahrs einiger Bücher "feine Richtigkeit
. Jet, woran fich jedoch zweifem läßt) bis .xsgo.
Tobias Foa, einer. der reichften Juden gu. Sab⸗
bioneta, Bern fie in ihren Ausgaben den Namens
-
Hakazin, oder Hanadib, Fürft ober Herr bey⸗
legen, fleß Die Druckerey in ſeinem Hauſe ernich⸗
gen: aber er war Doc) weder der einzige noch der
weite Befoͤrderer dieſer Anſtalt. Die Errichtung
hetrſelben eignet Here de Kofli dem Joſeph ben
Jyacob Tedeſco vor Padua fu, der don Aaton
habib von Pefaro, von Foa und andern‘, bie
eine Societaͤt formicten,. Unterftügung erhielt,
Wenigſtens lieſet man auf dem Titel bes griten
bier gibruckten Buches, das wir hernach angeigen
wollen ; daß es Im Haufe des Foa mit Sülfe bee
Societaͤt gedruckt worden. Tedefto von Pudova
war Direktor, Correktor und Herausgeber: unter
feinen Gehuͤlfen findet man vornehmlich einen Ja⸗
8b, ben Naphtali Cohen von Gazolod, und. zwey
ChHeiften äus der Schweiz, Gafpar Griffi und Ru⸗
. bolph aus Zürich, weicher lareinifch, griechiſch und
hebraͤiſch verſtund und von Venedlg verſchrieben
717
—
van Drngan A ale
Andere theologifche Schrifeen: 6
P ee Big on. van ”
ar; Von ihnen Fee ab en 15. May
Ber Anfang des Drucks gemacht. Mod it Die «
ſenr. Jahr Heß” man den’ berühmten Corneliug
Abdeltind von Venedig kommen, einen der beſten
und ſchoͤnſten hebraͤſſchen Buchdrucker/ der in den
Fahren 1553 u: fg. die Druckeren zuSabb, auf dei
hochſten Gipfel ihres Flores erhob, und bie wich.
tiaften und weitlaͤuftigſten Werke herausgab· U
ſeine Stelle kam 1555 oder 1536, Vincentius Con⸗
ei von Verona, der ſchon zuvor In feiner Vater ⸗·
ſtadt viele auch lareinifhe und italieniſche Buͤcher
gedrückt harte. Der Tod des Jou, der vermuth⸗
lich 1559 erfolge, unterbrach auf einige Zeit die
Thaͤtigkeit dieſer Druckerey. Conti lleferte im J.
1567 wieder einige kleine Piecen? aber in der Fol⸗
ge findet man eritweber nichts erhebliches oder auch
nicht einmal etwas zuverlaͤßiges don fabbionerifchen
Drucken, wie wir hernach ſagen werden. Aug ei⸗
nem ungedruckten Briefe des Marani an den Her⸗
zog Veſpaſtan Gonzaga vom 16. Oct. 1574 vera -
nithet ber Verfaſſer ſehr wahtſcheinlich, daß den
Juden ihre Druckereyen niedergelegt worden, weil
fie die Verwegenheit harten, Bücher zu ediren, in
denen Chriſtus feine Religion und die katholiſchen
Fuͤrſten mic äuferfter (Frechheit geläftere worden.
¶Da Wolfs Nachricht von dem zu Sabb. gebruc,
ten Brief des R. Peripoth Düran fo ungewiß ift,
unk Abarbenels wncäfteirter Commentar über
das fünfte Buch Mofis, "ber wirklich viele feindfes.
fige Stellen wider das Chriftenthum und die Füre
ften, beſonders den König von Spanien, ee
. | don
L
—
—
Pr,
U \a
on P f » i .
64: Ynbete, cheifteh; .
- " . No 5*— 22
ji
’
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j De 1551, {m Druck erſchlenen iſt, ſo moaͤßte. dag
AN
jerbet wohl eine nähere und unbekannte d
loffung gehabt haben: und wie war wohl ehn X
hot nöchig, da die Druckerey (den einige Na
vorher wie erlofchen war? — Die hebräilhen sehr
hiedlichen Tyren kamen in der Folge nach Venedig,
J
IR .
L
wo mir Ihnen 16:15 und 16 eine kleine Bibel, niwrm2
- yon Sa ‚bionera, wie der Titel fagt, gebruckt iſt.
Schönpeit des Dructd und des Papiers und ber
Umftand, daß faft Alle zu. Sabb. edirte Schriften
Driginalausgaben find, erhöhen den Werth derſei⸗
ben, den ihnen fehon ihre Seltenheit in hohem Gea⸗
de giebt. Es find in allen Ein und dreyßig Büs
„there, welche. — wahr oder falfch als Drucke vom
Sabb. angegeben werden, wovon eln ziemlicher
Theil ſelbſt / die Buͤcherſammlung des Kern de
Roſſi ziert, und alle nach Ihrer Beſchaffenheit and
Werth beſchrieben werden. Wir wollen. bey den
gern nur die Titel herſeze. . -.:
s⸗ Die Erſtgeburt der Druckerey ir Eabb, war
f. Abarbenels Commentar über das fünfte
uch Wiofis, unter dem, Titel: Marchebed
Hamiſchne, der im J. zu (1551) in Folio erfchien,
wichtigern uns aufhalten, und von ben unwicht⸗
Es iſt die unverſtuͤmmelte Originalausgabe. Diefe
Commentars, voll von anzuͤglichen Stellen wider
die chriſtliche Religion und. Fürften, und noch voll⸗
ſtaͤndiger und aͤchter als die venetlaniſche Ausgabe
don 1579, welche nad) Clement die vorzuͤglichſte⸗
eyn foll, auch noch ſeltner als diefe, und die uf
x dan folgenben von 1584 und 1604, Cs finde
bebraͤiſche
/
I
=
-
Sn
|
. ⁊
Anndere cheelciſche Echriten. 6
hebraͤiſche Gedichte don R. Joſeph von Padua
zum Lob des Werks angefügt, . Das. Zeichen des
Foa, der Palmbaum mit zweyh pen, hot das
Enmbol: der Gerechte wird bluͤhen wie ein Palm⸗
baum; und die drey Anfangsbuchftaben der Na -
men Tobia Foa Jehudi. 2) Von eben. d dieſem
Jahre ıssı. ft R. IH Ben Ioſeph Cohen Com⸗
mentar uͤber das Buch Ruth rabbiniſch ges
druckt. Das Buch erklaͤrt die Geheimniſſe des
Eriliums aus dem Buch, Ruck fchön affegorifch,
wie man es mit allen den Theilen der Bibel auch
unter den, Chriften macht, deren Abfiche und bie
ſtoriſchen Innhalt man unerheblich findet. 3). R.
Iſaak Arama Chaſuth Kaſcha enthält nur 38
Blätter in fl. 4, oder 8. 1552... Wichtiger iſt 4)
Wiofis Maimonides Moreh Nebechim Fol.
1553. Qurtorf, ber dieſes nuͤtzliche Werk ins la⸗
teiniſche aͤberſetzte, bediente fo diefer Ausgabe:
aber er bemerkte auf‘ der Mebenfeite des Bl. 146.
daß einige Zeilen fehlten, die er aus einem MS.
ergänzte. Das Eremplar des Deren de Kofft har
Diefe Zeilen. 5) Der talmubifche Tr. Riddufchin. -
6) "ac. Ben Afcher Arbah thurim, mit dem
Commentar. des Karo, unter. dem Titel: Beth
Joſeph, in4Zoliobänden. Zum J. 1554. gehören.
DR. Mask Ben Jak. von e3 Kompendjung
bes Talmuds Alfefi genannt „mit, ‚ Auglegungen.
3B. Fol, (Wolf heſchreibt. das Bud T..IL
Bibl. Hebr. genau, außer daß ver. auch von einer _
Ausgabe zu Konftantinopel. 1494. redet, die gewiß
nicht vorhanden iſt, oder ins va 15CH. gefegt wer⸗
MDoedetl. Bibl. 2. B. 1.8," € ten
—
J
1 De * *
8
Andere theblogiſthe Schriften,
den ah j 'EIR. Meir Simane kol Haſche⸗
mone Binſanin; ein grammakiſches Büchlein
nur von 4Blaͤttern mit rabbiniſchen ——
über die acht Conjugationen. 9.) Eb endeſſelben
Schechita Ubdicha: eine Anweiſung für
Schaͤchter. 10.) RJehuda Lerma, Lechem
Juda, ein Commentar uͤber die Pirke Aboth.
Nn. IR. Scyemtbob Ben fast, Pardes Ai
monim. 12.) R. Moſe Aiaſkar Scheeloth
Be Theſchuboch. 13.) R. Peripoth Dus
n, fonft Erodäus, Igereth al tebi kaavo⸗
| — oder Brief, der ſich anfaͤngt: Een tücht,
\ wie deine Väter, mit der Auslegung des R. Schem
tobh. Eine beruͤchtigte und heftige’ Schrife wis
der Das Chriſtenthum, bey welcher fich de Roſſi
| weitlaͤuftig aufhaͤlt, zu beweiſen, daß ſie nicht,
idie Wolf behauptete, zu Sabbioneta gedruckt ſey.
Obgleich in dem Exemplar des Hrn. V. die An⸗
fangs und Schlußblaͤtter bineingefchrieben find,
u ſo trifft doch alles uͤbrige mit der Beſchreibung,
welche Wolf B. Hebr. T. III. p. 950 fg. von einem
\ Oppenheimeriſchen Exemplar giebt, fo genau übers
ein, baß er beyde Eremplare für eineriey Aubga⸗
be’ zu halten berechtige ift. Dieß vorausgefegt,
laͤugnet er, daß Sabbioneta der Druckort fey,
| t eits weil in: dem "Titel feines - Eremplars . fein
ört von einet Anzeige, wo oder wenn das Buch
edirt ſey, vorkommt; theils weil es unwahrſchein- |
lich iſt, daß’ by einem Buch, das ſo ſehr wider
die Chriften lautet und auf deſſen Titel den Dru⸗
" der fich nicht u vennen gewagt: Beh, r. ‚doch der
"Deu
a.)
Andere zeuegiſche Schuften 71
ber Vorrebe nern. 317 R. Joſeph D. Jo⸗
ſua Chronik der Koͤnige von Frankreich;
| die nach: Wolfs Angabe 1554 zu Venedig erſchie⸗
, nen ſeyn ſoll. Aber Wolf nermechfelt das Jahr
der Abſaſſing ‚des Buchs mit dem Jahr des
Druckes. Adelkind ließ zu Venedig und Sabs
bioneta drucken: und es laͤßt fih Daher nichts zu⸗
‚serläßiges beſtimmen.
So ſchaͤtzbar ‚den Siteracor dieſe Unterfüe
dungen find, ſo ſehr werden: doch. mehrere in un⸗
Wunſch einſtimmen, daB Hr. be Kofi, der
dh. eine eignen Bücherfommlung nun über 350
hebraͤiſche Dandfchsiften zur Bibel und. unzählige
Ausgaben bes A. T. hat, ber für die bibfifche Kri⸗
tie fo viel perfpricht und fo viel leiften Tann, durch
ſolche literarifchg Ercurfiguen ſich nicht in der Vol⸗
fenbung und Bas. Publikum nicht in der großen
und. gerechten: Erwartung feines großen kritiſchen
Werkes uͤber das A. T. zuruͤcke ſeßen moͤge. Wir
wiſſen, daß er mehr als Kennicot — der lange
genug, für Deutſchland bie Eremplarien des zweh⸗
ten Theils feiner Bibel, vielleicht aus Furcht, zu⸗
ruͤckgehalten und auch uns die Zeit zu lange gemacht
bat — leiften wird, Warum follten wir nicht wuͤnſchen,
Daß er alle feine Zeit auf ein Werk wenden md« \
ge, das man nur von ihm -hoffen. und erwarten
Darf., für deffen Güte ſeiue bisherigen Arbeiten
bürgen, und das feinem verdienten Ruhm ein blei⸗
bendes Denfmal ſtiften wird.
3 . Berfuh) einer chriſtlichen Aathropologie von
Berburs Julius Sawere, Fonilichen mu
cchen
u „ Andere teelegtiche Scheiftoa.
| eihalansgäbe ift, nachbene: ba Buch ſchon ine
Spamien amd andern Orten im Manuſcript ver⸗
anat menden: (woraus ⁊Neelfuͤhrer ih Zuſaͤtzen
gir Almeloovens Bibi; 157. und · Schelhorn in
Amoleq hiter. T. IX.:p;685. verbeſſert werben müf-
fen.) .Der Grund von der Seltenheit dieſer Piece
diegt in der geringen Blaͤtcerzahl, in der Entlegenheit
des Druckortes und im Innhalt ſelbſt der Grund
en Molfs Behauptung‘ aber, daß ſie zu Sab-
bieneta ansicht: goſtellt worden, Hegei; nlelkicht: in
Ser Weemiſchung mit dem N. 4. angefuͤhrtam Buch,
xvelches einen · Kommentar des. Efopäus und ves R.
Schem Tobh über-das Mare Nebochim enthaͤlt.
I4.) Ein hebr. Pſaiter in 12. vom Yahnarzh.
353.8 af. Levita Sepher/ minhaghim und
6.) Ebend Scheeloth Teſchubeth. (Dasierftere
ist Wolf, durch einen. Irrthum ins J. 1976: und
das letztere iſt vielleicht mit Mem vorigen einerley).
5.) DaB wichtigſte unter allen: bleiht auffer Zwei
fl der im J. 1557 erſchienene · Peñtatruch hebr.
und, ehaldaͤiſch/ mit den fuͤuf Megilloth und · den
Haphthoten: in 12. von welchem Hride? R: ein
Exemwplar auf Pergament beſitzt· Er iſt im Jr 3u7
(hebr. Rechnung) angefangen ind Zı8ı vollendet
worden, Has. nicht nut ‚die. Abtheilungen / im
Mapitel, ſonderu zaͤhlt auch —— —
die Verſe von fünf zu fuͤnf. Wie Gen Titel ſnat, wur⸗
de fie. nach· einem alten und orrekten Manuſcrixt
robgedruckt. Ein fuͤr die Kritik wichtiger. Umſtund!
(Er :verräth doch nichts weiter Als Anis Ausgabe,
‚die enicht nach benchiaheriden Sergeant Mair
Fr und
v
Andere Genaue Eheifiip 6
mb Terveftheit, wie man beyde Worte in den day
maligen Seiten bey Chriſten und Juden brauche,
find ſehr vbeſtimmt. Dech Siefert dieſer Penta⸗
ceuchus Wirklich einige) meriwuͤrdige Lefarten. J
€, 3B. M. 26,39. ſteht un Rande, daß ſtatt
Andre Eremplare Oman hätten. &D
aD. Ma 35; 35. ſtoct, bd:: Bya DM
7, 5.. mird —5 daß.für: 8 on andre teſen
and wiezwm Kennikotiſche: und Eins:de Moffb
ſche Handſchrift. Die Mewen Jehava vide
him find bier-alfegelt mir Doleth gedruckt⸗ gam
judiſch.) 18) Iſ⸗ Aharbenel Atheret Seke⸗
nuͤn. 19) ·Raſchi uͤber den Pentateuchu
20.) Machſor, nach eutſchem Ritus: CWolf
giebt: falſch das Druckjahr ig63: an.) —Ina
Jahr 1558. gehören 34) Wih hebr. Pentateu⸗
chus mit den Megilloth. und. Haphthatoth·Es
iſt die vorige M. 17. angeführte Ausgabe wieder⸗
hohlt,ober bas: chaldaͤiſche · und der größte Theil
ber: Maforetifchen Anmetkungen weggelaſſen. In
der neueſten Ausgabe der hiblioth. ſocr. von Hr,
Waſch T. J. p. 72. fehlt die Anzeige des. Druck
oris und die Bewerkumg, daß auch Die Megiliech
dabey ſind. 22) Das hohe Lied mit dem Com⸗
mentar bes R. Abr. Tamach. 16. (Die erſte
Ausgabe des hohen Liedes iſt von Bologna 14823
mit:den Megilloth: die zweyte im Machfor, das
1486 gu. Soncino und. Cofalmaggiore gedruckt iſt .. _
23.) Ein Hebr. Pſalter. Vermuthlich eine-er-
Dichtete Ausgabe. Don Jabeiısah:ift bloß die
Miſchnah mich Ber des Maimoni⸗
des
⸗
28 dndere teoleattche Schritten
des und Bartenora bekamnt· ¶ Bey biefen Che
genheit gedenkt der GM. einiger aͤltern · Schcke
der Miſchnah, die rin feiner fl Hiſtorie
der hebräifchen Drusfe nicht kannte. 3: €; des
Tr: Reräckot zu Socino 2484, Pirkoaboth. 1485:
"TiNidda’s489.- Nach einer fangen: Paufe er⸗
ſchienen 1567... 25.3" Pirke R. Elieferz, wovon in
‚we Bibliothek des de R. auch eine Ausgabe von
©: P: riig iſt. :26.)-R: Joſna kepita; Halla
bach: Olam nebſt⸗/denn Meri Hagemara. Auch
Bievon hat feine Bacherfammlung eine Eorſtauti
nopolitaniſche Ebitien vor" Fahr hie Iwey ſol⸗
sende; dier Wok anfahet. er ‚zweifelhaft.
Se 27.) R. Acher Arda rburim.189- fihel-
ven höchftens: bie Zufäge. der. R. Mefhuiltnn ber
ſonders gẽdruckt zu ſeyn: und 28.) DEN. Arar
ma oben. N. 3. angeführte: Schrift, die 1190 ie»
derhohlt ſeyn folt, iſt wießetche bediglich uns Ber:
wechslung mit Der workgen entſtanden. Hiezu fonte
men nun: noch, ohne Anzeige des Drudjahres
29.) Ein hebr. Pentatruchus ohne Punfte im
Secdez (nice 12. wie Wolf, te Song und Mafch
‚fagen). Adelkind iſt ter Drucker und Heferte
ihn zwiſchen 1553 und 1555, früher afs den vorhin
N. 17. genannten, von welchecn er ſich auch hin und
wieder untierſcheidet. 8. E.u B. Mof 4, 8. fehle
— Das Pisa, zZ Mof 26,.39. hat er ira Im
Tot 3.3 Mof: 32, 6 ein. gemteines "7, wo der ſpaͤ⸗
. merkt sboßes ist... 30.) R. Menachen Ben
- Berady, \Beha'laberech, Der Vernmthung
ur Here wi J vr wii: ſich 'Coni nach
‚ber
—
m
Arhere tzenoaltche Safe 7
ber Vorrede ven. 31.). R. Joſeph B. Jo⸗
ſua Chronik der Koͤnige von Frankreich;
die nach: Wolfs Angabe 1554 zu Venedig erfchler
nen fern fall... Aber Wolf verwechſelt das Jahr
"der Abfaſfimg ‚des Buche mit dem Jahr des _
Drudes. AÄdelkind ließ zu Venedig und Sab.
bioneta drucken: und es laͤßt fich baer nichts us
vetöhgee deftimmen..
So ſchaͤtzbar dem Siterator dieſe Unterfur
dungen find, fo-fehr: werben: «bach. mehrere in un⸗
Ken Wunſch einſtimmen, Daß Hr. de Roſſi, der
in ſeiner eignen Buͤcherſammlung nun uͤber 350
hebraͤiſche Handſchriften zur Bibel und. unzählige
Ausgaben bes A. T. hat, der fuͤr die bibliſche Kri⸗
tik fo viel perſpricht und fo viel leiſten kann, durch
ſolche literariſche Ercurfionen ſich nicht in der Vol⸗
lendung und das Publikum nicht in der großen
umd gerechten · Erwartung ſeines großen kritiſchen
Werkes uͤber das A. T. zurüde ſetzen möge. Wir
wiſſen, daß er mehrr als Kennicpt — der lange
genug fuͤr Deutſchland bie Eremplarien des zwey⸗
ten Theis feiner Bibel, vielleicht aus Furcht, zus
ruͤckgehalten und auch uns die Zeit zu lange gemacht
bat - leiften wird, Warum ſollten wir nicht wuͤnſchen,
Daß er alle feine Zeit auf ein Werk wenden md
ge, das man nur von ibm hoffen. und erwarten
barf, für deffen Güre feine bisherigen Yrbeiten
buͤrgen, und das feinen verdienten Ruhm ein Blei
bendes Denkmal ftiften wird.
2. Verſuch einer chriſtlichen Anthropologie von
| Gerhard line Sasoese, Söriglicen a
hen
' » “ ‘ \
.- u | wr
a3 Andere theolooiſche Schriften
ſchen Conſi iſtoriakrath, Kircheninſpretor und bes
prediger in Eſens. Berlin, bey Auguſt Mylug.
1781. Tieffirinige Unterfuchungen "über dis Natur
und Kraͤfte der Seele, wie man etwa ben Titel
nach erwarten moͤchte, darf.man hier nicht ſuchen.
Es ſind vielmehr gemelnfaßliche praktiſche Be⸗
trachtungen über die Faͤhigkeiren und Kräfte des
Menichen,. nicht, blos forſchenden Gelehrten, for
' - bern auch) jedem anbern nachdenfenden Chriften be⸗
2 Fimme Der Hr. V. wollte ſich vermuthlich da-
durch den Weg bahnen, den Ungrund der gewöhn-
lichen Lehre vom moraliſchen Verderben zur’ erwets
ſen, und ſich zugleich gegen die Angriffe des Hrn.
Pr. Jani zu vertheidigen. Eben dieß aber hat
Itgleich, wlewohl viele Beſtreitüngen nebſt ber |
Anzeige ber beſten Schriftſteller blos in den Am
merkungen vorkommen, manche Abſchwerifungen
imd Wiederholungen nöthig gemacht, auch der Ords
. mmg im Vortrag geſchadet, daß man es mit we⸗
niger Vergnügen tiefer, als man es außerdem we⸗
gr der richtigen" und gründlichen Bemerkungen |
und Auſſchluͤffe wuͤrde gethan haben. Der Su
V. betrachtet erft "vorläufig ben Wohnplatz der
Menſchen, die Erbe, und gehet dann im erſten
„Hauptſtuͤck zu allgemeinen Betrachtungen über den |
Menſchen, beffen Vörzug vor ben Thieren, dom
, Bau, der Ernährung und Hinfaͤlligkeit feines. Koͤr⸗
pers, "beffrr Seele iind deren Unfterblichkeit und
Bereinigung, mit dem Körper uͤber. In dem zwey⸗
ten werden hierauf die Seelenkraſte einzeln, als die
Einnticheet Berftanbesfäpiofeit; das Greifen, |
| die
Andere: thoeichiſche Sichnikten I |
Be‘ Bogehrungs > ur: Berabfihsmungafnaft · und
die Freyhelt nach: ter Angabe: guter. Yſychotogey
vorgetragen mb praßtifche ‚Anwendungen angefuͤ⸗
get: :1Dxrs ‚Rritte Haupaſtuͤck: handeſt · von der -ure
ſpruͤnglichen · Einrichtung des Üenfchen,.. :. Gier
wird nach mehrern · Vorgaͤngern behauptet, daß
bie aͤltern Dogmatiker das Ebenbiſd Goctes bey
den erſten Menſchen viel zu bach angegeben, und
ſich daruͤber in wichtige Schwierigleiten;perwichekg .
haben/ fo. baltd ſie nun den Fall derſeſben ben ibryr
angenommenen hohen Weis heit und Heilige 2)
klaͤren wallten. Er raͤumt zwar den erfian: Mpüe
ſchen Anſchuld und. Unbekanntſchaft init... Suͤnde
und Unrecht ein; geſtehe ihnen. ouch dem; Borzug
gu; daß ſie bereite als Erwachſene mit: reifen ei
nen amd allen Serlenkraͤften :auf-bie Wels kamen,
a
behauptet aber auch mit Mecht daß Weisheit und
Tugend ber ihnen noch nicht vollfosauıen und bes
feſtigt war, daß ſio erſe durch Ueung, ihre ſunli⸗
chen Begierden orkuen und lenken ernn, And ſich
noch und nach zur Wollkommenheit erbeben ſollten
Es erhelle ja aus der Moſuniſchen Beſchreibung ihre
wirkliche Unetfahrenheit und ihe ılekhf;:ereegtep
Hang zum Sinnlichen; ſo bald. nur bie u
außen einen reizenden Segenſtand befam. ben
ſo ſey der: ſchwacht. Zuſtond, ‚in welchem wir nun
als Kinder gebohren werden, ‚Die, allmaͤhlige Ent,
oictehung herRräfte; forie-deg Jrihes, ande \
ber Fäpigfeiten der Srele, nebftrbgr.kiebe ber Ael⸗
tern zu den. Rinberte;.cein ‚Deurlicher: · Beweis der
ae. Abſicht, — ef fshrondjen.und-ung.
volle
N
24 obae theolooſſche Scheiften.
waur omnenen Kraͤſte des Kindes durch forafäftige
Ersiehüngfohten ge Srärke und Vollkommenbeie
erhoben, ‘und: durch Lehre und: Beyſpiel geienket
und geordnet · werden. Unſre anfängliche Unvoll⸗
konimenheit im Verſtand · und: Willen ſey folglich
an ſich nibch · kein Beweis der gemeinen Theorie sam
verlohrneil Eenbilde Gottes, ſondern in den ſteten
Abſichten Wertes mit ben Menfchen, gegründet, unb
vie angeführten Schrifefielen beguͤnſtigten ſelbige
eben fo wenigi: IV: Hauptſtuͤck enthaͤlt die Dee
Wudjtäng: nienſchlicher Unart und Verberbniß, in
Ber. Abſchnitren. Die naͤchſte Qucke iſt die vhne
Ver and herrſchende Siunlichkeit, die das Ueber⸗
Feivicht über die Kräfte ber: Serle bekommt. ‚Das
Mögliche Wervecben ifkieine Zeige der Schranken
Auf Natur, das wirkliche entſteht: aus der Macht
ber Errlofinbung, die der Bermmft votbringt. Aber
Die Elurtchteng der Natur Ak: darum nicht fehler»
haft. Mir haben die fürnlichen Empfindungen zu
guten FZwerken / Die Affekten find Wohlthaten Bote
dis und werben nur buch) unrichtige Leitung ſchaͤd⸗
Ach, He anfängliche Unmijfenheit kann kein
Behler genannt werden, winn fie gleich in Becracht
(Hier
+ Höheren Wollkonnnenheiten ein Mangel HE:
datten noch bie ein gelnen Bermögen der Seele fü
nen angeführe,; und ihte Entioickelung anb Verir⸗
rung anſchauend gemacht werben.) Dieß wirb dann
weiter wuf'bie brey Hauptlaſter Welluft,Gelögeig
und Ehegeiz angewendet, umd gezeigt, daß bie Triebe
dazu urſprunglich gut ſeyn, aber nur eine falſche Rich⸗
tung erlänge haben: Von den Serlengebrechen, 38
X
Andere Serie: Echtiſtet 25
birdybianlanirtihe:Beuilug auf die Kinder ſollen
fortgepflanzt werden, urtheilt er, daß ſie theils· nicht
allgemein wären, thäls nicht ſtrufwuͤrdig machen
koͤnnten. Die Geſchichte desfails beftärige ihn in ſei⸗
ner Meinung. Die: Sinnlichkeit eilte in Beſtim⸗
mung Bes Willens dem Verſtand ver, und nachher
wergrößertefich dns Verderben, burch Die vereiiehrten. -
Außerlichen Reizungen ber Sims; durch vernachlaͤ⸗
Figten Unterricht und die Kraft. verfühnerifihier bes
ſpiele. So iſt eine gewiſſe Schwäche, Bang; ſtaͤrke⸗
rer Reiz der Sinnlichkeit; als ein Erbübel allgesieil
gewordon. Endlich entwirfti er voch eine Rettuogde
goͤetlichen Weisheit und Guͤte, die aber viel zu kurz
und zu unvollitändig iſt als daßſte volls Uebergeu
gung wirken koͤnnte. {pa denen imV. Haweſtck
durchgegangnun Scheiftfkelien finder er, wit Leicht zů
erachten, bie: Süge feiner Megnor richt, ſonbern ſein
eignen: Wir uͤbergehen fie; da uns feine neue Entwi⸗
delüngen darinnen aufsefoffen find. : Mari murd⸗
wem Hr: B. ſehr undecht thum, wenn manihm Ah·
laͤugnung des Erbuͤbels Schuld gäbe; da er das Ver⸗
derben ver: Menſchen fe: und. deütlich anesfermer;
ausdruͤcklich Erziehung: ; Unterticht und Gottes ber
fonbere Fuͤrſorge und Offenbarung als unentbehrlich
behauptet, und alfo blos in Anſehung der Art der
Forterbung, die, wie und duͤnkt, bie Scrife vicht
eutfhelben, anderer Meinung iſt.
yeeipsig: Genpkeos Cap. XXXXIX. spe
eimen II. nouae verſionis. M. Chrißiay. Elieſ-
Genſol. vai. 4. 263 pagg. Aus biefer. kleinen
Schrift, die Hr. G. ne vieler Sorgfalt und En
1F J Bez j fi t
—
‚2 ter Gitarre See
——— dat, wollen öl einiges: pr ie |
Bi Mächte er inter Anmerkung gern den
—* zuwider überfegen: : Ruben. primgeiit
i..1g_forer vis (Peneltutis' meae) e.:princepe
voſteritatit meot und mit dem folgenden verbinden⸗
++ Man weiß: nur nicht) woher das: ſeneetutis
mune kommen ſoll, vielleicht iapentutis meae. Beſ⸗
fee duͤnkt ung es, da ri amdTıN FINN —no-
mine jvon . Nä. find: Rüben, . mein Erſtge⸗
bebenes / du: hiſt meine Rraft und erſtes
Kind; wie dieſer Ausdruck auch 5 Bĩ Muiaa,.ı7,
und: M. 38, 51. vom Erſtgebohrnen gebraucht wird
Miet’ wenn mw. vor. imma zu ſetzen waͤre: du
biſt meine erſte Kraft und. Stärke; mein er⸗
ſtes Kind —wuͤberſetzt er burdy Sraͤrke; beſ⸗
ſen Hr: D. Dache durch konor, welche Bedeutung
Bier Die: Verbindung mit. new fobert 2. Ner vors
zaͤglichſte an Anſehen und Wuͤrde Vi
giebt er ame ma, du biſt allzu frevelhaft ger
weſen, in der 2 perl. ob er es gleich nicht erin⸗
nert, da Hr. D. Dathe fürnng die meiſten Alten
anfuͤhrt⸗Fuͤr die Bedrutung des ra Jebis, pro
teruus.beingt er Richt. :g; 4 er. a3, 32: Zerh.
3,:4 vor, welches: Hr. Dothe von Arab. KUH,
- ietamuit, ableitet. Sehr gut erklaͤrt Hr· G. das
dywd/ wobey er richtig bemerkt, daß ee magnitudi-
neiu aut ĩntentionem rei,sde qua. dicitur, agbeute
Hiob 34, 7. 15, 16. 3, 24. Joſ. i1, 9. Hab. 2, 14.
Hof. 5, 10. Das fegte 129, wo gewiß wis Schreibe
ar verborgen gt, überfegtät durch — |
— —
. %
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r a
Andere chericihbe Schein: . a7 -
ring. Man Lore es oben. quch en wır1. le
fer. und es als-cine aus Unwillen entſtandene Wie⸗
berhokeng airſehen, wens es nicht etwa uagzufärge
chen mwuͤre; wie es auch ·die Vuſqote guslaͤßt Du
warſt au: frevelhaft; Kein Vorzug dir; denn
du heftiegft mein Berre, entweihteſt daim
mein Lager. — B. guerflän Hr. Gore,
Mich: gleich inibren Befinnungen.: Ganz av
üg! Hr. D. Dathe kehäkt fratres ben, welcher aber
Hört ommam non 22 beſſer ommAaD on Io
(33 lieſt: auch Hr. G.) lieſt, und nN2n als. ein
ung Aey.ausdem Sy: Fox) deſponſauit, do-
ber das ſubſt. ſponſalia, erfaͤutert und pon/alia
truenta perfeterunt, ſehr paſſend zur Thatſache
Vberſetzt, Hr. ©; aber conſilia vom aͤthiopiſchen 55%
conſultare. - V. 6. lieſt Hr. G. xanſtatt
A mie Houbigant. —Vermoͤge des Paralle⸗
lismus iſt Jw vorzuziehn und, die Geſchichte
ſchweigt auch von Niederreiſfung der Mauren Si—
chems, obgleidy viele Alten rd leſen. — V. 7.
zieht er mit dem Sam. und einigen. Codd,
oniar, welches das folgende fo ſehr zu beguͤn
ſtigen ſcheint, dem O2» vor, wenn dieſes nicht
der Paralletismus erfoderte. Herr Dathe behoaͤlſt
die maſorethiſche Leſart bey. — V. 10. uͤberſetzt
er; Juda wird ſein Reich und Geſetze erhal⸗
ten, bis der kommt, dem das Reich eigen
iſt, und dem die Volker Gehorſam leiſten
werdeil, Ganz richtig ſieht er YaaT pa riß mit
mein waw für fpnonpmifch an; und eben ſo wahr
Ze Be 4 ae Tr © . Be > bemerkt
D
.
⸗
Shrvens Werkihtichnichriften.
becte den Jub Mur zxm Erltgehohrnen erffärk Anh
thm den beſtenc Seegen —⸗vle Iſaak den‘. Jafob
ertheilt? Will man aber lunter Juda's Rach⸗
kommenſchaft ein befonberda. Individuunr, wie:hey
der goͤttlichen Verhelſſung des Abrahams, verſte⸗
hen, fo haben mir nichts dawider. Mur: ift unß
Sie fotche Gefhärung verböchrig, weil fie aus bem
Etfolg hergenommen iſt, und ſo wohl Abrahauz,
uls auch Hier Juda ſich die Werte nicht fo indivb⸗
duell, ſondern allgemein gedacht, folglich Feine Me⸗
Riasankuͤndigung darunter: verſtanden haben, —
BB. 13. ſſeß et mit ben Sams wſtatt v. V. au
An a MB, 22: Iſm auch ſhier nos,
fruchtbarer Baum, unbefriedigend aͤberſetzt.
Gegen das: von ihm: verfuchte-12 ſtatt 72, ift :virleg
vingzuwenden. —V. 24. pam ft ihm lach dem
, Ar fo wirlodi72, und —* andre Erampel
von dieſer Form aus Hiob!B,. a7. Jeſ. i4,.109.
34, Mi an M; 26. behält:er bey; Bean
ya ſo außer / den — Paralleliſmus erſodert.
rerrax ;fo lange die Huͤgel dauren, nach den
rub. Mm alurauit,' Beſſer dankt ung der. Siun
zu ſehn Der Seegen deines Vaters iſt groͤ⸗
Sei ale der: Seegen der.ewigen: Berge,und
ie Roffbackeiten der Immerdaurenden alt=
el; Mr moͤge doch auf Joſephs Haupt
und auf‘ Die Scheitel des zieblinge, Inter
feinen Brüdern ‚tomment.
Eide des Wweyten Barides Br erften. Be:
Rn NOS GERA |
» Joh. Ehriſteph Dede
auserleſene
Theologiſche
Bidliotpet,
von den miele theologiſchen
in-und auslaͤndiſchen
Bügern und Säriften
VNaddicht gesehen wird.
Zweyter Band zweytes Stuͤck.
— ——
Leipzig,
verlegts Joh Soi. Imman. Breittopf, rs⸗
- Zunpare
‘r Ziob von W. $. Aufnägel. ‘ x
dzdiob von D. ©. Moldenhauer.
Auimaduerſioner in quaedam loca Jobi aChr,
"Fr. Schnurrer. |
Zu I. Ch Guil. Thalemanni Verfio' Lat. Eu.
> . Matthaei, Lucae et Ioh, ac Adtuum Apolio-
r.
-
lieorum.
m. Ada Sandorum Ocdtobris T. W.
IV. Fortſetzung der Recenfi on ‚von Madan’s The-
a l yphthora. — J
V. G. Chr. B. Moſche GEtlãrung aller Sonn⸗
u und Feſttagsevangelien. Erſter Theil.
VI Andre theologiſche Sarifen,.
u
ntenleſm
Theologiſche Distirpen,
J.
iob, neu: über eg mit Anmer ·
ungen. Bon W. F. Hufnagel. Prof.
in Erlangen. Cage, 178.21 Bog.
in 8. bey Palm..
Hiob ber von Dan. Gotth. Moldend..
wer. Prof. in Kiel, Seipzig, 1781. .
u B. 4 bey Weygand.
Animaduerfioms ad quaedam loca Iobi a Chr.
Frid, Schaurrer, Tubing. 1781. 4. 28. S.
ufnagel und Moldenhauer find die bey⸗
den Ausleger Hiobs, deren Namen und
Werke wir vor Augen harten, als wir im
12. Stüd bes erften Bandes unfrer Bibliothef S.
896. verfpradhen, einige wichtige, felbft forfchenbe,
mit aller Ruͤſtung giücticher Ausleger verfehene
Männer aufzuführen: Fri es darf uns. jegt, da
wir
J
7
84 Hoſnage und Modehen Hi; w
vir ihre Arbeiten genauet gepruͤft und mit Auf
merffamteit verglichen haben, nicht gereuen, fie
aus dem großen Haufen der Lieberfeger, bie bey
.
der Bibel fo gut als ben den Profanſchriftſtellern
Tagloͤhner unter fich dulden müffen, auszuheben
und mit einiger Wärme angepriefen zu haben.
Beyde haben die Abficht, nicht bloß den Achten
Sinn des Buches, fondern audy den Klang defe
felben fühlen zu laſſen, die erhabnen Vorſtellungen
des Dichters nicht durch eine matte Sprache zu
erniedrigen und dem hohen Bang feines Geiſtes,
fo weit es Sprache, Empfindung und Kraft ber
‚ Deurfchen erlaubt, nadyzuflimmen: und beyde ha⸗
ben ſo viel eignes Dichtergefühl, Reichthum
pöerifchen Sprache. und vertrauten Umgang mit
dent Genus der morgenländifchen Sprachen, daß
fie hierinnen immer mit einander wetteifern und
daß die Wahl ſchwer wird, welchem unter beyden |
die Krone qufzufeßen fen. Hr. Moldenbauer,
der mehr Rhytmus in feine Meberfeßung brachte
und meift Hiob und feine, Freunde in gefälligen
Jamhen ſprechen läßt, ohne fremde Worte und
. Gedanken einzuſchieben, wird wegen feiner. Leich⸗
tigkeit und durch feinen modernen Ton gefallen : Herr
Hufnagel im Gegenrheil ſcheint das deutfche Ge⸗
wand dem Dichter fo anzufchmiegen, daß die Form,
die Kürze, die Härte, ‚ferbft die Dunkelheit Des.
Hriginals auch) in der Verfion fichtbar wird, ohne
den Rhytmus ganz zu ‘vernachläßigen,, und daher
wird man feinen A ıgdruck meiſt noch kraͤftiger und
treüer finden, Bepde überfegen one Dependenz
von
*
Sonaca und Woldenhauer Hiob. 85
von alten ober neuen Ausleger, nur daß Hr, Moid.
einige Vorliebe zu Michaelis und Hr. Hufn. zu un⸗
fern Erklärungen verraͤth; bende, ohne den ma⸗
foretifchen Text Fühn zu ändern oder kleinmuͤthig
benzubehalten ; beyde endlich, mit einer ächten Ber
kanntſchaft mit dem Geiſt und Einn des Buches,
mit vielen neuen Verſuchen, den Sim darzuſtel⸗
und mit reiſen, ſelbſterdachten Auslegungen: nur
daß Hr. Hufn. in den Noten ung mit den Gruͤm
den feiner Erklaͤrungen bekannt macht, ‚Die Vet⸗
fihledenheiten der alten: Ueberſetzungen fleißig bes :
merkt und bey ſchweren und dunklern Stellen auch
die Meinungen andrer Gelehrten mitanführt, um
fie bey feinen Vorleſungen zu beurthellen; da Hr.
Mod. erft noch auf feinen Sommentar mitber Vers
fihrung vertröftet, daß er auf Seiten der Eregefe
die firengfte Prüfung nicht ſcheuen werde, Für
diefen haͤlt er auch die Unterſuchungen über Anla-
ge und Ausführung :des Plans, Epifoben, Philos
fopbie und Dichterſchoͤnheit des Buches zurüde:
worüber: im Gegentbeil. Hr. Hufn. in ber Einleis
fung, welche doch nur Skizze iſt, folche Aeußerun⸗
gen thut und ſolche Winke ertheilt, welche ben Ken⸗
ner, der keiner Meinung froͤhnt und in den Geiſt
ſeines Helden tief einblickt, hinlaͤnglich entdecken.
Es iſt ihm das Buch ein ehehedicht, das hiſtori·
ſche darinnen find Hiobs Schickſale; die Scenen
mit Gots und Satan nicht weſentliche Theile des
Lehrbuches; die‘ ganze Geſchichte mır Sille der‘
Wahrheit (doch nicht wie fonft die Allegorie, fon«
dern als Parabel ) J und Verfaſſer bes. nr
- 3
. /
In
| En Hufnael und Meldenhaue Sa
ches find zwar ſchwer zu beſtimmen, aber, wie es
ſcheint, fo iſt das Ideal der Geſchichte aus ber Um
welt (dem patriarchaliſchen Zeitalter), doch fo,
daß durch die alten Ruinen Anlagen von neuerm
Geſchmack durchſchimmern. Schilderungen · aus
der patriarchaliſchen Wele ˖ wechſeln mit Äusdruͤ⸗
cken aus der ſpaͤtern ab; die Einfalt in Sitten
fiicht mit der geſuchten Kunſt des Dichters ſehr ab;
cagilt dieß nicht auch von andern Reſten ber älter
sten hebr. Dichckunſt 5, E. Jakobs und Mofis
Segen?) vie Theorie des Verhaͤltniſſes zwiſchen
der Gottheit und dem Menfchen, Das durch Ver⸗
gehungen aufgehoben und durch Vermittlung eines
Geiſtes wiederhergeſtellt wird, K. 33, 23 fg. ges
deiht ſchwerlich zur Periode Abrahams und ver⸗
raͤth die Epoche, wo die chaldaͤiſche Philoſophie
herrſchte und (welches wohl das wichtigſte iſt) bie
Beſchreibung der Bergwerke fälle fichtbar. ins ſpaͤ⸗
tere Zeitalter der ſchon von ihren Produkten erfchd«
pften Well. Entweder find biefe leßtern Stuͤcke
Einſchiebſel von einer fpätern Hand (die dech den
Charakter des ganzen Buchs beybehielte: und ihre
QZufäße durch nichts verriethe) oder ein neüerer
Dichter, vielleicht Salomo ſelbſt, ( wie wir. einſt
vermutheten und immermehr murchmaffen, je mehr
wir Salomons Schriften leſen) erborgt feinen Ge⸗
genſtand aus ber Patriarchaliſchen Welt und ver⸗
gißt fich, daß er auch Bilder und Ausdruͤcke waͤhlt,
welche jenem Zeitalter. nicht mehr anpaffen. (Wir -
. wären Kir begleris, ‚a Ki; was bie Gegner,
die
—⸗
Hufnagel. und Moſdenhauer High a.
Die bie Zeit der Abfaffung diefes Buches mie. Hr. |
Ritter Michaelis felbft über Moſen hinauffegen,
wider Diefe Gründe der. Reuheit deſſelben einwen⸗
den koͤnnen und werden.) — Die Grundidee des
Buches iſt: Auch der rechtſchaffenſt⸗ Mann kann
leiden; nicht jeder Gluͤcklich⸗ iſt rechtſchaffen. Hier⸗
über diſputirt Hiob mit feinen Freunden, beren jes
8
der ſeinen eignen Charakter bat. Gleichwol wage
es der Kr, Hufn. nicht einen Plan zu finden, nach
welchem der Dichter jeden einzelnen Charafterzug
in Ruͤckſicht auf feine Hauptidee entwarf und bey
jedem Ausbrud die Wirkung. jener überbachtn,
(Diefe hohe Kunft der Dramaturgie fuchen wie
sicht im Orient.) — Der Chrift auge Diefes Buch
‚als. einen Beytrag zur Geſchichte der Offenbarung,
die ſtuffenweiſe und nach’ den. Beduͤrfniſſen jedeg
Zeitalters den Menfchen mit Wahrheiten bekannt
machte, die ihm volle Blückfeligfeit gewaͤhren. (Die
Grundwahrheit des Buches bleibt immer ein wich,
tiger Religionsfag:) währendalspas Alterchumgur
Ausficht auf das ewige Leben noch Feine Empfängy
lichkeit haste (und daher bie Lehre von der Aufer-
ſtehung nach dem Tod und von Unſterblichkeit hier
nicht gefucht werben darf, wie He. Hufn. zu fehliefe
fen fcheint. Ob wir gleich nach eregkrifchen Grüne
ben dieſe ‚$ehren im Hiob nicht finden fönnen, fo
halten wir es Boch für unficher zu behaupten , daß
bie Kenntniß dieſer Lehren damals nicht ſtatt ges
finden habe. Salome lenkt ſich doch zu ihr hin
und wenn im Buche gr Spuren ber abi .
4
J
88 Hufnagel und- Moldenhauet Hiob.
ſchen Phflofophte vorkommen, ſo iſt auch in bieſer
die Unſterblichkeitslehre nicht ganz fremd. )— So
weit die fruchtbare Einleitung.
Die Gate der Ueberſetzungen wird ſich am bei
ſten und leichteften entdecken laſſen, wenn wir eini⸗
ge merkwuͤrdige und dunkle Stellen nad) den. Er.
Märungen beyder Gelehrten anzeigen; bet weicher
Gelegenheit wir auch Diejenigen mitnehmen, wollen,
bdie Hr. Pr. Schnurrer. in der angeführten Di⸗
ſputation neu erläutert: um fo mehr, ba er dieſe
beyden Arbeiten fehon gebrauchte und gegen bie Er⸗
— epoen einzelner Stellen einige Einwendungen
* 3, 5. rer Hr. Mold. dichte infterniß
| Überrlachte, Cift dieß aan oder wra31?) Ber
woͤlk umbölle ibn! Was Tage ſchwaͤrzt
Con ydj) ſchroͤck ihn zuruͤck! Hr. Huf,
Dicke Sinfterniß nur entftelle ibn! und
riefe Nacht einer Wolike decke ibn!
Schroͤckt ihn doch fein Ungluͤck zuruͤck! Er
leitet 23 von V amarum, infelicem eſſe,
ab. Es duͤnkt uns doch die Ableitung von wo>
noch natürlicher , fo daß bie Verdopplung bes letz⸗
. tm Rodikalbuchſtaben⸗ und ber Plural die Bes
Deutung verflärft: nigredines f. famma nigredo;
wornach zu Überfegen waͤre: und alle Schwaͤr⸗
ze eines Tages mache ihn ſchauervoll! —
„V. 8. beruhigt uns bisher noch feine Erklärung.
Mor, Ihr fluchen die Slucher der Tage,
deren Zauberruf der Rrokodtl gehorcht.
[ Gab es ſolche ) Hufn. bie Tageverwuͤnſcher
ver⸗
.
*
N
"Sing und eigene Hieb 89
berwünfchten fie auch diefe Nacht! Die
kuͤhnen, die den Krokodil aufſchroͤcken!
Welches eine Umfchreibung von Verwegenheit
ſeyn ſoll.
TOR. 4, 10. zieht Hufn. zum Bild des Gidces
oder-des Troßes der Suͤnder: So bruͤllt der
Lowe und donnert, zeigt feinen wuͤrgenden
Bahn (1973 wie Reiske von bed, noch beffer von
sb vergl; Pf. 59, 7. wie er auch bemerft): aber
er kommt um ohne Beute!‘ Im Gegentheil
erkläre Mold; alte Ausdruͤcke von Mangel und
Elend. (Ich fah) den Löwen brüllen, des -
Aäubers Donnerſtimme ballen, den Wins
- ger Zähne fletſchen (diefen Provinzialiſmus vers
ſtehe ich nicht) und raublos den Leuen vers
ſchmachten. Dieß fcheine der Sprachart ‚dee
Hebraͤer gemäßer, da Bruͤllen des Loͤwen ſonſt
Merkmal ſeines Hungers iſt. Ueber K. 4, 17. fg.
hat. Hr. Schnurrev eigne Gedanken. Er / ſieht
V. 19. 20. 2i. als eine eſchreibung des Zuſtan⸗
des an, in welchen die Menſchen würden verſetzt
werden, wenn Gott fich bey ihnen der Engel bes
Diente, um fie zu regieren, und uͤberſetzt: Sie,
die leimerne Huͤtten auf ſandigem Grunde
bewohnen, würden ſchneller ais eine Mor -
te erdruͤckt, nach eines Tages Friſt zers
ſchmettert, und obne Aufficht (nemine pro-
fpiciente)- ganz penitus (nz) umkommen. |
Was fie von Wuͤrde (Am dignitas, excellefi-
ta) haben, vergierige: fie müßten fterben,
weil Weisben nicht regiert (nulla moderaat·
55 ap
⸗
—
— 1 \
‚90 Hufnagel und Moldenhaner Did,
u fapientia, ) Ib finde nur ben diefer "Erklärung
die Schwierigkeit, daß der Volkgmeinung von
- einer Regierung der Welt durch Engel Im vorigen
nicht ‚gedacht worden und eine Widerlegung einer
ſolchen Hypotheſe ‚bier überflüßig ſcheint. Die
gewoͤbnliche Meinung baß durch einen Schluß. a
maiori ad minus von Engeln auf Menfchen, von
‚ Heiligen auf Staubbewohner, von Unſterblichen
auf Sterbliche, der Sag des ſiebenzehenden Ver⸗
fies beftätige werden foll, bat. den Zuſammenhang
fehr wahefcheinlich vor ſich Das man mb, dag
Mold. unverfländlich vertirt, nicht nach der
WMeisheit Schluß, hat Aufn. weit befler nach
dem Parallelifmus ausgedruckt: fie fterben und
wiſſen es. kaum. Unverſehens überrafcht ihr Tob
fie: dieß gehört. zur Vollendung des Bilds ber
Menſchenſchwaͤche.
K.5, 3. ſcheint Mold. eine andre Leſart an⸗
| nehmen ‚ flatt S3p0 : denn er ſetzt: Ploͤtzlich traf
„der Sluch feine Stätte, dem hebt. gemaͤßer.
| \ — aber bald verwuͤnſcht ich ihr Gluͤck,
is bald - prophezeihte ich ibm Ungluͤck. — Die
| Folgenden Worte überfegen beybe im. Imperfedto:
ihre Rinder traf Elendrc. Es koͤnnte aber: auch
die Fluchformel ſeyn. —. Der dunfle fünfte unp
folgende V. heißt bey Mofd. Seine Erndte ver-
zehrte Der Hungrige: in vollen Börben (Soll
bıyn bne fo überfege werben bürfen?) raubs .
re er fie. Das Ungluͤck (oox, wie es —
hne Beweiß) fraß ihre Schaͤtze.
‚Boot gedeiht: ‚nicht uf, dem Samui
n⸗
Hufnagel und Meldenhaner Hicb. os
Unbeil bluͤht nicht ˖ non der Erde auf
Wiühfeligkeic ſollte das Loos der. Sterbiis
chen feyn und Kaubgefieder fiy ibm im
Flug entſchwingen. (Das Letztere fe wohl
Fragweiſe gefeßt ſeyn? ) — Hingegen Hufn. Die
Erndte raubte der Arme; (etwas frey, wie er
ſelbſt geſteht, und ungewiß. Die Reiskiſche Kom
jektur iſt hier noch die beſte, ob gleich ſonſt der feh
Mann nicht ſehr glücklich] bey ſeiner critica coniee ·
cturali war: Da om etzraxgurne equm pat-
peres capiebant. ns ober yın wäre Reichthum,
wie es auch ſonſt erweißlich vorkommt, und dyx
Arme, vom Arab, a.) leerte die vollen
Rörbe, zehrte fie auf. Denn Stndekömme
%
hienieden nicht auf: auf diefem Boden blir
bet fie nicht, d. i. ver Simder kann großes und.
daurenbes Glück nie erhalten. SB. 7. wäre ber»
nach ein Einwurf: So ift des Menſchen Dies
flimmung nicht Gluͤck (n>)?: Steige nur
der Raubvogel ſo hoch? Sollte der Sinn nicht
natuͤrlicher ſeyn, wenn wir alles als Umſchreibung
des Saßes anſehen: dem Suͤnder kann es nicht /
gluͤcklich gehen: Suͤnde blüht nicht aufı der
Sünder gedeiht nicht. Der Menſch, da kei⸗
ner rein von Sünbe üft, wird zum Unglück ger
boten und die Raubvoͤtzel fliegen weg. Ohne
Metapher; Alngerechte haben feinen feſten Sitz
ſondern muͤſſen ihre Stätte wieder verlaſſen. Mit
eben dieſer Metapher ſagt auch Salomo: mie ber
Deror megfliege,, nicht bleibt,. wo er Hk: fo mifft
undverdienter Fluch nicht; ex haftet: nicht, u
.
— 6
— — —
93 Hufnagel und Meldenhauer Lieb:
l
. 2 j Sit. 26,2. Auf dieſe Art waͤre es Bild vom Un.
tergang und dem ganzen Zuſammenhang gemaͤß.
A K. 6, 6. 7. folgt M. ſichtbar und faſi zu fi
her Hm. R. Michaelis : Ran man das wi⸗
Orige, Bas ungefälzene genieſen? Iſt Vers
nnunfſt im Traumgeſchwoͤtz? Das anzuruͤh⸗
ren, mich ekelt, ſoll das den Siechen laben?
| De &r lieſet wahrſcheinlich vor 772 ohne Autorität,
Vorzaglicher und neuer Hat H. Wer wuͤrzt nicht
Taphet, Hülfenfrühte, mit Salz? wie ges
ſchmacklos iſt Chalmuths Saft?. Bey
rn har Eaſtell eine Syriſche Bedeutung: ci
’ zer, und m erlaͤutert er aus dem Arab. „Sy prae-
u Pinguis fuit:_ Mir ekelts: auch ure Re⸗
den ſind mir ſo! das iſt, klage ich ohne Ur⸗
*
ſache? Hab ich nicht Recht Troſt zu erwarten ? —
Das letztere finde ich dem hebr. nicht ganz gemäß;
Viellricht richtiger: was ich ſonſt nicht anrühren
mochte; das ſoll mir jege zur Speife dienen?
Scheint wie öfters pleonaftifch- gefegt zu ſeyn. —
. B. 8. fehen beyde Ausleger eine Befchreibung der
‚Tugend Hiobs an: ich babe Gottes Gebote
_(wnp on) nicht verläugner. Ich möchte
aber aus den. Paraflelausbrücen Yun Mon v. 25.
..@8 lieber erklären: dicta jufta: und den ganzen
Mers nicht als Wunſch nach Tod, fondern ale
Wundſch nach Troſt anfehen: O, würde meiner
Bitte. mir gewährt! Bott möchte mich zer»
malmen, mit firafender Sand, mich nieders
ſchlagen! bärt’ ich nur Troft um michl
Ich bimfte dann! - Jh ‚wollte alles. Leidens
Ze —ohn⸗
⸗
er
\
Hufnagel und. Mufdenhauer Hiok. 03
ohngeachtet doch noch froh ſeyn, wenn ich nur Troͤ
fter um mid) Harte. Dann möcht’ er meinen
Schmerzen (ober vielleicht, meiner Kraft yon
vri) niche ſchonen: ich wuͤrde dann kein
wahree Wort verſchweigen! Härte ich nur
noch volle Kraft des Geiſtes, ſo wuͤrde ich kein
Wort auf euer Anklagen ſchuldig bleiben: aber
nun, geſchwaͤcht, gebeugt, zarruͤttet, muß ich ſchwei⸗
gen! Eben fo find V. 25. wur yoa nicht Beſſe⸗
rungslehren der Freunde Hiobs, fondern die
Worte Hiobs ſelbſt. Wie? duͤnken meine febs
lerfregen Reden eudy ſeicht? Was habt ihe -
doch von'ihnen widerlegt? — DB. 13. theilen fich
. die Ausleger in viele. Parthenen ‚-ob fie wohl um.
Sinn immer zuſammentreffen. M. der, indem .
ein Mitleid für den Sreund fich regt, der .
bar der Furcht vor Gott entſigt. H. dem
Unglüclichen bilft fein Freund, verebrer
es den Allmächtigen. Schnurrer endlich:
dem Ungluͤcklichen muß vom $reund Mit⸗
leid bewiefen werden: fonft legr er alle
Gottesfurcht ab. Vielleicht hat on in Dies
fer Stelle, wie ſchon andre bemerften, bie niche
unverweißliche Bedeutung: Verbrechen. Ver
brechen ifts, dem Freund fich zu entziehen!
—V. 21. lefen bepde »> ftatt a, wie es der Zus
fommenbang fordere: V. 26. ſcheinen beybe von -
hebr. fich zu entfernen. 9. Worte, wollt ihr die
zügen ? aber ſchuldlos ((797) find des Ver⸗
- zweifelnden Rlagen. M. Denkr ibr Wors
se zu ahnden? au fichten (nn als verbum '
... — wie
⸗
*8
N
. u 3 = J | |
94: Yufnagel und Moldenhauer Hieb:
‚ wiernantn, der-Versweiflung Rlagen? al⸗
kein rm heilt wohl nicht fichren und der Sinn
„ bleibe dunkel. Wir glaubeit, Daß das letztere He⸗
” miſtich: am beiten überfegt werde: Soll die.
Blade des Hoffnungeloſen in den Wind ges
fprochen ſeyn? Verdienen meine Klagen Peine
Aufnahme? nur Tadel und Vorwurf?
K. 8, 19. ſieht H. als Refultat des vorigen :
Fragments an, wie die uͤbrigen Ausleger. So
iſt das glückliche Leben (wrws Freude) des
Siümders: und doch entkeimen fie der Erde
noch, M. aber hält diefen Vers noch für einen
” Theil bes angeführten Fragments und überfegt:
Raum ift er aus dem Wege gerortter, fo
ſproßt ein anderer aus dem Staube hervor.
Hierüber kann ich nicht urtheilen, weil ich die
Gründe davon erfi Im Kommen tar des Hen. M
erwarte.
K. 9, 35. find die letzten Worte van 1305 13
709 ſchwer und dunfel; und nad) unferm Ges
fuͤhl auch von beyden Auslegern nicht aufgeklaͤrt.
Mold. ( Ich bin unbeſorgt) vor ihm (wy oder
ws») als Lügner (j> n>) zu beſtehen. Hufn.
gieht 1> mit der Vulg. auf On Yın und feßt: denn
der fich fürchten müßte, bin ich nicht, Ich
weiß nichts beffers zu fagen. — V. 19. 20, 21.
“ erinnert Schnurrer, daß das Wort om rurrin
Diefer Steflung' billig verdächtig fey und dafür var
En geiefen werben muͤſſe. Aber das 137799 - dere
eheibigt er als äh: quis mihi diem conflituet,
quis avihi. iudex fedebit? Das bieße wohl: nie⸗
mand
+
Sufnagel und Wollachautt Onb 95
mand wird ſich ale Schiedsrichter zwiſchen mir und
Gott brauchen laſſen. Aber der Stun iſt hart;
und leichter, wenn wir leſen sr V, wie die
Koͤnigsbergiſche Handfchrife hat: wer wırd
mid) unterrichten? Mir Vertheidigungsgräns
de entdecken? Hr. Mold: Wer foll fein Rich⸗
ter feyn? (arV) Beym V. 20: miderfpriche
Chr. der Moldenh. Erflärung: Denn ich
mid) unſchuloig, ich feinen Verehrer mich)
nennte, ſo würde er mich Verbrecher, er
Heuchler mich beiffen. Undfein Verehrer
bin ich doch! ſollte ich mich felbft nicht
kennen? Ich bins! und dennoch iſt des Le⸗
bens Haß mein Looß? Wie raͤthſelhaft!
Mit Recht behaupte ich: den Frommen wie
den Suͤnder vertilgt er! Man fuͤhlt es, wie
Hart es iſt, anzunehmen, daß vo ſtatt on gefege
feon , daß Dun die Bedeutung: für Seuchen
erklären, haben, und daß die Formeln sa n5
und ON fragweife bejahen follen,; Daher giebt
Schn. die Erklärung: Ich bin unfauldig!
3» ſorge nicht fuͤr mich! — Ich haſſe mein
Leben. Es iſt eins. Daher ſage ich: Bote
rafft den Frommen mir dem Sünder bin:
Hiob folk hier den dreiften Gedanfen äußern, wenn
er feine uͤnſchuld behaupte, ſo wuͤrde dieſe Ber
wegenheit zwar ftrafbar ſehn, aber er mache fich
wenig daraus, ob er ſtrafbar oder nicht ſtrafbar
fer. So troßig , fo verzweifelnd denke und fpriche
doch Hiob nie, und darf nie fo fprechen,, wenn er _
als Onttesnerehrer no denken wii: : und’ en
eine
‘
‘ t
Hufnagel und Moldenhauner· Hieb.
* Freunde, ‚bie feinen Reben fo, fehr auflauer
ten, nicht dieſe dreifte Erklaͤrung ergriffen haben,
um ihn unvermeidlich zu - befhämen? — Die.
Hufnagliſche Meinmg dringt hier vor: So bin
ich from: und fühl es nicht! Drum haß
ich mein Leben: Darum allein, und klage:
Boss ſtraft den Frommen und den Sünder.
—BK. il, 10-12. gehoͤrt wieder unter Die ſchwer⸗
ſten Stellen, worüber wir die Verſuche der drey
Erxegeten hoͤren wollen. Den Erlangiſchen zu.
erſt, der einen ganz neuen fcharffinnigen Gedan⸗
ten hat: Wenn er umberwandelt und fe
ſelt, vor Gericht fordert, — wer. binderts ?
Aennt er die Srevler doch, fiebt Das La⸗
ſter und follts verkennen? Dann denkt der
Sinntofe, ( dann) wirft Wienfchen der
Waldeſel. Die beyden legten Formeln ſollen
ſpruͤchwoͤrtlich ſeyn, die Unmoͤglichkeit einer Sache
"zu zeigen. Es iſt widerſprechend, daß Gott Eün-
ber fennen und nicht ftrafen fol, Wenn fich nur
aͤhnliche Spruͤchwoͤrter im A. T. faͤnden! Der
Kielifhe: wenn er angreift, feſſelt, (Bericht
haͤlt! Wer koͤnnt, wer wollts ihm weh⸗
ren? Er kennt ſie ja, die Ungluͤcksſtifrer:
er ſchaut den $revel und follt ibn obne Ein⸗
fehn fchauen,-Daß der finnlofe verftändig
und der Unmenſch ungeboren, menfchlich
werde? Der Tübingifhe: Ergriefe Gott je⸗
mand und feflelte ibn und führe ibn vor
Bericht: wer würd’ ihn hindern? (Denn
“ kennt die Boͤſen und 5 fiebe das Lafter, ob
ers
—
.
xt
. \ on (
Dufnagel und Moldenhauer Sich, Dr
oers auch aicht su metken ſcheint) ſo wuͤr⸗
de dann der Dumme zur Erkenntnißege⸗
bracht, der Wilde zur Menſchlichkeit. “Das
Heißt, Gore ſtraft allezeit gerecht, "Denn er kenne
offe Laſter: und dieß muß. auch dem wildeſten
Menfchen einleuchten und. zut Beſſerung dienen,
Das letztere ſcheint ſich mit der folgenden Buß
predigt des Zophars am beſten zu vertragen und
noch beſſer, wenn man das gar dauf den
Sünder sieht: Er kennt die Suͤnden, die dee
Sünder nicht ferne, nicht bedenkt, die geheimen
Ausſchweifungen: benn \im folgenden blickt dee
Verdacht durch, da Hiob geheime Simden muͤß
ſe begangen haben, von denen er die Folgen fuͤh⸗
le und nım ſich (osmachen ſolle.
K. 12. haͤlt Mold. die Verſe für verfege, et
ſetzt den DB, ır ind 12 ſogleich nach dem dritten
Mers, wo er freylich bequemer fiche und den W.
18. vor den 17. welches nicht fo noͤthig iſt. So
ziehe er auch dasuon vom Schuß des 4 V.
zum Anfang des fünften, womit Hufn. überein
ſtimmt. Den Rechtſchaffnen Höhne dee
Frevler uf. m — V. 33 folgt Mold. Heim.
Michaelis, indem er Lin punfticet- breirec [te
aus und läßt eu fich gereuen. Ohne Autos
ritaͤt, denn der Syrer ift für Die gemöhnliche Les
art, und, wider den Paralleliſmus, nach welchem
I Mem wicht radical feyn kanm Beſſer Hufm
und ſchroͤnkt ſie ein.
K. 13, 13. findet Hufm. welcher mit Mold. das
rn bs des V. 14. noch Zum vorigen giebt und ersi
Beet Bibl.2. 968 & klarti
[|
) N“ F 1
98: Hufnagel und Moldenhauer Hiob
tiaet: Wich.treffe, was will, von dr. Schur⸗
ver Widerſpruch, weil er zweifelt, ob dieſe Con⸗
ſtruktion gut hebraͤiſch ſey. Dieß moͤchte ich doch
nicht behaupten, ob ich gleich der Schnurreri⸗
ſchen Erklaͤrung beypflichte, welche die Stelle 2
Sam, 18. (nicht 13) 22. für ſich hat, wo in
eben dieſer elliptiſchen Conſtruktion vorkommt:
quodcunque euenerit. Das mo 5», quare,
‚auch zu Anfang. des V. 14. einen guten Sinn:
Darum foll ich mein Leben zu retten fuchen.
Beym 15. V. nehmen afle Drey.nD als die aͤchte
Sefart an. Mold, Ha! toͤdten follt er mich?
Ich hoff’ es nicht. (So braucht wohl dee
Deutfche fein Hoffen, ftatt fürchten: aber ob auch
| . ber Hebräer? zweifeln wir. ) Obſchon ich
”. dennoch meinen Wandel ihm vorzubalten
daͤchte. Wahrfheinlicher Hr. Hufn. und Schn;
Er toͤdte mich! Ich hoffe nichts: ‚ober dreift
vertheidigen will ich mein. Leben d. i. gerne
fterben ‚ wenn ich noch meine Unſchuld vertheibis
gen fann. Auch dieß (mi), daß ich mich vor
ihm fo zuverſichtlich zu flellen wage, muß mir
zur Vertheidigung dienen ; denn der Sün«
der darf vor ihm nicht aufzufteten wagen.
Eine Erklärung, die allen Befall verdient. —
V. 20. liefet Mold. Im ſtatt u. Nur zweyer⸗
ley gewaͤhr mir Gott! welches kaum noͤthig
iſt: ſe wenig als K. 15, 23. die Aenderung des
on in mn zur Speiſe des Geiers, worinnen
er wieder Michaelis zum Vorgaͤnger bat, —
Ueber K. 15, 10. macht San. die Bemerfüng,-
ba
[
-
Hufnagel und Möldenhauer Hieb. 09
daß 3% und wywrn nicht im fingulari zu fegen fey,
fordern mit Ruͤckſicht auf K. 12, 12, in der meh⸗
rern Zahl: auch auf unſrer Sartre find (Breis -
fe. So har es auch Hr. Mold. gut ausgedrückt,
K: 16, 5. ſcheint es beleidigend für Hiob zu
ſeyn, wenn ihm Mold. den rachſuͤchtigen niedri⸗
gen Gedanken hegen läße: ich wollte (wenn
ihr an meiner Stelle waͤret) euch ſchwer ges
nug mir meiner Junge füllen, ſchon Mits
leid meinen Rippen weebten. Haft fo H—
Stark ſollt euch treffen mein Vorwurf,
mitleidsvoll euch nicht ſchonen mein Mund:
Er lieſet arıı n) wie Die LXX und der Srrer.
Schn. im Gegentheil confortare vos poflem dis
dis meis et labiorum mileratio haud defutura ef»
fet. ( um, no). Dieſe Leſart ſcheint doch zu we⸗
nig Zeugen zu haben, als daß ſie ſo ſicher aufzu⸗
nehmen wäre, Die gewöhnliche giebt auch einen
guten Sinn: idy würde dann. mir Worten ,
euch ſtaͤrken und Much zufprechen: oder Mit⸗
ketden würde meinen YBund zum Schweis
gen bringen: id) würde euch tröften —. oder
ſchweigen: aber feine fo graufamen und quälen
den Vorwuͤrfe machen. — Bo mir nicht irren,
fo finder Mold. am Schluß diefes Kapitels bie
tehre- vom Zuftand nad) den Tod, Wenigſtens
überſetzt er V. 20, fag.: Mein Auge went
binauf zu Bort, daß er einſt die Sache der _
Menſchen mir Gott, er zwifchen $reund
und Freund entfcheide, wenn fie dabin find
° die wenigen Jahre und ich gewandert bi
| a: 7. don
N
a
200 Hufhaget un Moderhauer Pr
den Weg, wo keine Ruͤcktehr iſt. Gera⸗
de entgegengeſetzt ſucht Hufn. hier den Wunſch:
Moͤchte Gott, fo lange ich hienieden noch
lebe (vergl. 11, 23.) entſcheiden, ob ic) die Vor-⸗
würfe nieiner {Freunde verdiene! Dieß flimme
ganz mit der fonfigen Denkart Hiobs.überein.
| feine Haut nagt,. Glied vor Glied (2)
K. 17, 16. druͤckt Hufn. mehr ben Sinn aus 2
Hinunter ins Schattenreich ftürse fie (mei⸗
ne Ausfihe)s ruht unter der Gruft. Mold.
eben fo: Sie fente ſich hinab zut Gruft.
Sanft (eingefhoben) lim Staube Hay 3)
unſre Ruhe feyn. Schn. erinnert wohl, daß
Riegel des Todtenreiches eiwas unbequem
| . überfegt ift und vertirt: Nolitudines inferni, ins
einſame Schattenreich ſteigt ſie hinab, In
der andern Helfte nimmt er o nicht als nomen,
wie die uͤbrigen, Ruhe, denn er glaubt, dann
‚wäre das rm uͤberfluͤßig (nicht ganz, wenn man
die Moldenbanerifche Erklärung vergfeicht:) noch
vielweniger mag er mit Michaelis an ſtatt om [ee
fen; fondern folge ben LXX, welche na von na
berleiten und erıßneopeSes.überfeßen: quum va
in puluerem (59 ftatt In?) delabemur. \
K. 18, 12. wird wegen des hoben poetifhen
j Ausdruds dunkel: und.da in folchen Stellen ſich
die Kraft des Ueberſetzers fo deutlich zeigt, fo
wollen wir auch beyde nebeheinander ‘auftreten
tlaſſen. Zuerft Mold. Er fluͤchte (21%. aus dent
Arab.) nur: wo foll er bin-(u)? An feis
ne Seite: ift das Verderben geheftet! An
frißt
Gufnagel und Moldenhauer Hiob. tor
feißt ihn des Todes Erſtgebohrner. Ed
wird fortgeriffen aus feiner Huͤrte, in der
er Sicherbeitwäbhnte. Schredniffe, (mı7b>)
die ihn mir Wuͤtrichs Grimm (Trb) vers
ſcheuchen (ran), nebmenvon ferner ver⸗
laſſenen Hürre Beſitz. Im Hebr. ift der letz!
se Sog weit fürzer, und wir wollen unfern Le⸗
fern es überloffen,, ob fie jene deutfche Weberfe;
$ung im Original gegrümber finden. Nun Hr;
Hufn. Seine: Stärke (Han) zehre (Hm. von
mn). Aunger, Dernichtung droht (nodhy1>3
zu wenig) feiner Rraft. (129% aus dem Arab,
Stärke.) Seine Haut nagt, zehrt fie ganz
auf des Todes Erſtgeberner. Weggeſchleu⸗
dere aus feiner gluͤcklichen (fihern) MWoh⸗
nung führt (er, der Tobesengel: dann muß
man vr198 fefen).: ihn bin zum Schreckenbe⸗
berrfcher, zum Herrſcher des Tobesreihes:. Be⸗
wobnt wird: feine huͤtte ohne th. (yown
imperlonaliter.) —.‘. Dürfen wir unfre Weber:
fesung mittheilen, fe wäre fie folgende. "Er
flüchte: dach wohin? "Unzertreniibar
bejeiser tim Ungluͤck! An ſeinem Leib.zers
nat; nagt jedes: Glied des Eodes Erftge⸗
borner. Er wird aus feiner ſichern Huůͤtte
weggeſchleppt und ſie beſetzt; woie: ein Ty⸗
rann/ der. Schrecken. ( Oas wimwen, das
ſich niche recht ſchicken will, mesches in Aıxon
zu verbeſſern ſeyn, vergk 1ı&am.iy, 17. und ſo
v9
(ber
.
)
ſcheinen auch Die Kr oeiefar pe haben.) Co _
3 |
308 Hufnagel und Moldenhauer Hiob.
Cder Schreden) wohnt in dev ibm entrißnen
Hütte u. ſ. w.
Bey dem neunzehnden Kapitel mäffen wir
vothwendig verweilen und Ausleger von folder
Bedachtſamkeit, Scharfſinn und, Freymuͤthig⸗
keit in Urtheilen abhoͤren, ob ſie bie. gehre von
Meffias, Unfterblichfett und Auferſtehung bier
“finden , wie fie Luther in. der lateiniſchen Verſion
und feine Ntachbeter in der deutfchen finden ; ober
ob fie ſich von den Feſſeln der Dogmatik und Ho⸗
milieen losmachen und die ertraͤglichern und ehren⸗
vollern Bande der Hermenevtik tragen? Von
Hr. Moldenhauer können. wir nur die Ueberſe⸗
gung anführen: aber fchon diefe beweißt, was fein
Auge in der Stelle fieht ober nicht ſieht. V. 23.
5, Ach! wuͤnden meine Klagen ‚verzeichnet! —
Und erführ ichs noch, daß mein Retter lebt!
und erbuͤbe der ſich endlich wider Stauh!
And wuͤrde die zernagte Haut. verneut!
Und ſchaute ich noch lebend Gott!
Ich ſchaute ihn als Freund! |
Mein Auge Tab’ Ihn nicht Gegner mehr! -
Des ſchmachtet fſehnſuchtsvoll mein Funeufted!
Warlich ihr wuͤrdet fagen : was verfolgten wir. ihn
And drangen in ihm auf geheimen Grund?
Sittert. für dad Schwede?
Ungerechtigkeiten umſchwebt das Same‘ |
Bißt, daß ein Richter iſt
Bir überlaffen es unfern Leſern, dieſe Berfion
\ euzoeher run wit dem Diginal. zu vergleichen,
| \ | von
Pd
pufnagel, und Sisfbenhaer „Dieb. 103
son weichem fie nur in einigeh Sefarten abweicht
oder Den Kommentar des Hr. Pr. abzuwarten:
‚und wünfchen jedem nur ſo:viel Unparthenlichfeid
als erforderlich ift, wenn man bie Güte einer Aus⸗
fegung fühlen will und foll: und fo viel Gedaͤcht.
nißkraft, daß fie ſich erinnern; wie ofd Hiob die⸗
ſen Wunſch nach Reſtitution, dem einzigen Be⸗
weis fuͤr ſeine Unſchuld, erneuert. Hr. Hufna⸗
gel uͤberſetzt im Tert: Wuͤrde doch aufge⸗
zeichnet mein Bekenntniß — daß ich weiß,
mir lebt ein Ketter. Beſiegen wird er der
Seinde Rott: (a9 in einer ungewöhnlichen
und gefuchten Bedeutung aus dem Arab. der
Seind) fie verneuen. die abgenagte Haut.
Gott werd ich. noch mit. dieſen Koͤrper
ſehn, ibn mir zum Gluͤck nicht mebr als
Seind, febnfüchtsvoll ſchmachtet nach ihm
mein Herz. Dann werder ihr Elagen: wars
"um verfalgten wir ibn, fänden in ihm die
Urfadye feines Derderbens. (oder Zuftandes. -
Daß ww in. diefer Bedeutung vorfommt, bedarf
ned) mehr Beſtaͤtigung. Auch.er liefer 12 ftate
u wie Mold.) Zittert vor dem Schwerdl
Es umſchwebt den Sünder! (mon wieMis
daelis, dem, auch Mol. folgt.) Wißt, daß
ein Richter ift. In den weitläuftigen Anmer⸗
tungen werben nicht nur hier die Sefarten der als
ten und Die Meinungen einiger neuern Ausleger
dieſer Strelle, fondern au) ©. 113. fgg. die Gruͤn⸗
de angeführt, weiche beyde Hauptparcheyen von
Auslegern nüßen, um ihre Hypotheſen zu ſchmuͤ⸗
4 G4 den
\ . —
N
204 Huftagel ind Woldenhaner Ab:
Wen und geltend. zu machen , ſowohl derer, weik
che bier Hiobs Ausfichten auf die Ewigkeit be—
fihrieben tefen , als. auch derer, Denen bas Ganze
ter feine Hoffnung zur Reſtitution von feines
« Krankheit zeige. Es ift nicht die. Schuld: des,
Hm. Pr. wenn die logtere Meinung. wahrfchein«
&cher wird: denn er has feinen Grund ber Ver⸗
eheidiger ber erſtern Meinung vergeflen ober ent
ſtellt: und überhaupt hier mehr referizt als geur⸗
cheilt, welches wir billigen. und allen danen zug
Nachahmung ewpfehlen, weiche entweder ſelbſt
niche bey verſchiedenen Auslegungen eine Parthen
waͤhlen koͤnnen, ober aus andern Urſachen eine
Narthey zu. ergreifen Bedenken trogen. Zuletzt
gedenkt er noch.der Moldenh. Erklaͤrung und zeigt
viele Neigung, ihr in der Hauptfache beyzutre⸗
sen, wie man. von. einem Manne, der ſo viel rich«
tiges Gefühl und ſo genaue Bekanntſchaft mie der
Denbungsart Hiobs hat, wohl erwarten kann.
K. 20, 10. wo wir im erſtern Hemiſtich eine
Beſchreibung von Tyranney fanden, feine Kin⸗
der unterdrüichten die Armen; nehmen. H.
Mold. und Schn. den Yusbrud als Buchung,
Die beyden erſtern fegen: duͤrſeig laufen feine
Binder umher, und punktiren wer: ber. letz⸗
sere wiberfpricht ihnen. aber, weil wm in dieſem
Ginne niche vorfomme (Nahum a, 4 und Pf.
39, 5. möchten Erempel für biefe Bedeutung fepn,
wenn man anders welche nöthig hat, ba bekannt
iſt, daß die Hebraͤer ſtatt der a
. oo | i
Hufragel uch Moldenhauer Hiob. os
Feieworte bie einfachen‘ gebrmuchen) «und leitet
es als V von ya her: filos on vaxabunt
egeni: bie von bem Water -ausgeplünderten: Ara
mer unterbrüden feine. Kinder, daß ihre Hände
fein Bermögen (on) wieder hergeben müffen,
— B. 19-2 Hufn. Grauſam verließer den
Armen, pluͤnderte Haͤuſer, obne fie wies
des zu bauen, - Unerſaͤttlich ift fein Bauch,
feiner. Bier entteißt man nichee. Alles
zehrt er auf, Darum weile nicht lange fein
Glück Anders Mold. Weil er den Armen
druͤckte, plagte, Haͤuſer plünderte, die er
nicht gebaut; weil er mit. fremdem But
fich möftete: entrinnt von feinem Reich⸗
thum nichts. Nichts enteilte feinem Raus. | J
bes drum währe fein Wohlſtand nicht.
Faſt fo auh Schn. Weil er den Armen
druͤckte, dann verließ — und. Haͤuſer —
nicht von ihm gebauet, an fidy rieß: weil
er in feinem Bauch nie Ruhe (wie ein Raub.
shier, wenn es gefättigt iſt) fuͤhlte und nichte,
was er. verlangte, entrinnen ließ: weil nies
mand feiner Bier entgieng: fo Fann, fein
Blüc nicht Dauer haben. Nach unſerm
Gefühl ifts chöner und dem Jin im erſtern He⸗
miftich des 19. V. gemäßer, was Hr. Hufn. feßs
te: Häufer, ebne fie 3u bauen. Hr. Mold.
V. 20, wenn er Yo > na Bund fremden .
Gut überfegt, muß uns feine Grünbe erft be
kannt und einleuchtend madyen: denn bie Schn,
und Hufn. Ueberfegung iſt weit natürlicher,
= 5 Kap
206 Hufnagel und Moldenhauer Hih .
K. 22, m. ändert. Molb. mie Micheelis e
ein we, Bas Licht wird. duͤſtre Nacht
und Fluten decken dich. Sollte 8 nötbig
fern, da das m fonft auch. entweher. pleona⸗
ftifh fleht.oder nur .als Werbindungspartifel ?
u Sinfter wars! Du ſaheſt niches und dicke
Nebel deckren dich! Du kannteſt deins Ge
fahr nicht. — V. 30. finder: fich in den dunfeln
Wort Po große Schwierigkeit und unfre Aus⸗
‚leger nehmen gerade entgegengeſetzte Erklaͤrun⸗
gen an, Mold. Auch dem Verſchuideten
(p3 pr. wie der Chald.) wird Rettung: ibn
rettet feine Beſſerung. (Wir haben nichts ger
gen die Aenderung vdo Aa. ftart "Tro>,.aber Rei⸗
nigkeit der Hände ift, fo.viel ich weiß. nie Beſ⸗
ſeruntz, ſondern Unſchuld) — Hufn. Geret⸗
tet wird. der Unſchuldige (p3 wın mie Reis
fe:) gerettet, Denn feine Haͤnde find reim
Vieileicht ifts ein Nennwort von mn — das Ders
I}
‚langen — wie wir ſonſt ſchon vermutheten : oder
x aus dem Arabiſchen, hofpitium, Wobnun
. Die Wohnung des Schuldlofen. entgehe
ir
der Befahr: er ſelbſt wird durch feine Un⸗
fehuld gerettet... |
= (Die Zorfegung folgt.)
..»
‚N
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« Du
! r ‘
FE use . 1d7
II. 9.
D. Chr. Guil. Thalemanni Theol.
Quondam Lip. V er.fio "Latina Euange-
liorum Matihaei, Lucas‘ et lohannis itemque
. Aötuum' Apofoölicorüum, edita a D. Car.
Cur. Tittmanno, Th. Prof. Witeb,
Berolini, 1781. 8. 23 Bogen,
is ift das ſchaͤtzbate Vermaͤchtniß eines ges
lehrten und fanften Theologen, an dem bie
Kitche-viel verloren hat, und zugleich das dern
tichfte Denfmal, das ihm -fein Freund, Hr. D
Tittmann, aufrichten fonnte. Denn es wird
ein bleibenber Zeuge von der Gelehrſamkeit, felbft
‚von dem Charafter des'feligen Mannes feyn, ſei⸗
ne Verdienfte um Religion und Aufflärung der _
Menfchen, befonders der Theologen, die ihn fein
feühjeitiger Tod nicht fehr erweitern ließ, erhoͤ⸗
ben und ausbreiten, und auch im Grabe ihn noch
-ehewürdig, und mas noch mehr als dieß fagen
will, nüglicdy machen. — Der vortrefliche Mann
harte ſchon lange an einer lateinifchen Meberfeßung
des N. T. gearbeiter: denn wir habenin ver That -
- feine, die fi) ohne Bedenken gebraudjen ließe,
Diejenigen, welche dem Original treu bleiben
wollten, redeten hebraͤiſch⸗ lateiniſch und blieben
anſtoͤßig fürs lateiniſche Ohr und.unverfländlich:
und die wenigen, denen es um Reinigkeit des
Xustructe zu thun war, wie Caſtellio, verfehle
gen
208 Thalemanni verf. Euang.
ten zu oft ben Sinn des Originals und blieben
unbraudbar. Er mar auch dazu vorzüglich ge⸗
ſchickt: denn er fannte die hebräifche, griechtſche
uind lateiniſche Sprache genau und harte in Erne⸗
ſtis Schule den ächten Sinn, mit welchem man
Das N. T. lefen muß, erhaften.‘ Aber er hatte
zugleich fo viel Beſcheidenheit, fo viel Ehrfurche
‚ für die heil. Schrift und für die Menfchen, dag
“er mehrere Jahre mit einer Arbeit zubrachte, bie
nur durch wiederholtes Machdenfen, anhaltende
Verſuche und ftrenge ‚öftere Kritik über fich ſelbſt
zeif und Dauerhaft. werden kann: ganz gegen ben
Geiſt unfrer Tage, wober Ueberſetzungsdrang un«
fre deutſche Schrifefteller fo eilfertig und fo ges
ſchaͤftig macht, daß fie ſchneller fehreiben ale dens
fen. Die Hanbichrift, aus welcher Hr. D. Titt⸗
mann dieſe Verſion edirte, bemweifet es , wie ſorg⸗
fältig Thalemann war, langſam und prüfend zu
arbeiten, denn er hat ben mehrern Stellen zwey,
auch drey Weberfeßungen‘niedergefchrieben,. um
zwifchen ihnen zufege Die befte auswählen zu ‚Eön«
nen, welches .nun der. Herausgeber mit vielen
Sorgfalt, und, wie men von ihm erwarten fonn,
mit aller Treue und Genauigkeit gethan har.
„Der Charakter dieſer Verſion ift Reinigkeit
‚und Verftändlichfeit des fateinifchen Ausdrucks,
nicht paraphraftifche Wäfferung, nicht Nebel von:
Wortſchall. Die Kunft, die Hebraifmen zu ver⸗
meiden, oder Deutlich zu machen, und wo im Ter,
ja einige Dunkelheit übrig blieb, durd) ganz kur⸗
46 Anmerkungen dem "Anfänger ua I |
1 ‚bier
x.
v
—⸗
. Thnlemnni weſ. Eiaug . 109
hier gan} eigenthümtich bewieſen und die fanfıe
Sprache dem Geiſt des Evangelii, der. Evanges
fiften und Ihalemanns ganz ängemeffens fo daß
wir diefe Ueberfegung denen wohlmennend und
redlich empfehlen fönnen, welche nicht eine deut⸗
ſche Berfion für BDeduͤrfniß haften müffen: Es
wird unfern defern angenehm feyn, wenn wir
ihnen einige Stellen auszeichnen. ' on
1
Match. 5, 16. Heiße es: ita vero etiam vog;
doßrina ei exemplo, lucem praebeatis homini«
bus, vt fi viderint veſtram virtutem, ad imitan-
dum hot exemplo allecti, et ipfi patrem veſtrum
coeleſtem collaudent. Er ſchraͤnkt es alſo, wie
es auch noͤthig iſt, auf die Apoſtel ein: denn dies
fe find es, ‚die V. 14. und 15 angeredet find: nur
möchte ic) ſtatt collaudent lieber fegen colant, ve.
versantur, wie Joh. 21, 19. — Sleich barauf
mehr zu paraphrafiren, als |
ſcheint er zwar V. 17.
zu überfegen: allein dieß war auch nöthig, wenn.
der Sinn follte ausgedrückt werben: "denn das
tollere oder implere legen et prophetas verſteht
man nicht; es ift auch niche lateinifch: aber num
wird man es verfiehen, wenn Th. fage: de pu⸗
tetis me venifle ad oppugnandam et abropandamı.
legem reiiciendosque prophetarum libros;. non
hoc confilio veni, vt omnia ifla abolerem, fed
potius vt obfernarem ipfe atque adeo confirs
mare, = Die morgenländifche Formel Matth.
6, 3. Laß deine linke Hand nicht wiſſen,
was die rechte thut, iſt ſehr fein veraͤnbert?
bene-
⸗
⸗
x
N
⸗
\,ı *
? eo Thalemanni weit. —*
benekeia tüs ogonis exhibe ita, vt ie — 2 qua
ur lateant. —
- Match, ı1, 12. iſt der Sim recht gluͤcklich
ausgebrüdt: ab aetate lohannis 'homines magno
veras [alutis ardent.defderio auideque illam ob-
Jstam arripiunt: aber bey ®. ag. möchteeine frem-
de Idee in den Tert eingefchoben feyn, wenn er
die fellos et onuflos erflärt: per miſerias con;
fcientiam ad libertatem et ſolatium adfpirantes,
. Denn die ſchmachtenden nnd belaſteten find
ohne Zweifel die Iſraeliten, diedie taft des Ceremo⸗
niafgefeßes und der menfchlicdyen Sagungen fühle
. ten; denen daher Jeſus Erleichterung verfpricht,
wenn fi fie feine Sehre annehmen mwürben..
Sehr richtig und deutlich finden wir Luc. 14,
2. mie Vermeidung des Hebraifmus das aerov
Oayeı ausgebrüdt: beatus ille, qui in regna
Dei conuiuatur. Denn fo ftellten fi) Die Juden
\. die fünftige Gluͤckſeligkeit des Meßias vor. Eben
po auch K. 16, 9. Conciliate vobis amicos.e bo:
nis huius (eculi caducis, vi, cum defuntti fueri-
$is „ recipiamini in aeterna habitacula,. — Ueber
Luc. au, 19, wat Th. zweifelhaft. Im Text fine
den wir die Ueberſetzung: patientia vero vefßrau
faluti confulite, als Ermahnung; in der Annters -
kung aber zwey andre Verfuche: patientia veftra
virilem et.conflantem animum demonftrate: Des
weißer euch durch Geduld als Herren über’
euch felbftz oder als Verpeiffung: per patiens
tiam veſtram falui eritis, Behaltet nur Bes
duld und Seanbbafeigteit, fo folk ihr aus
‚. sller
1
Thalemanni verſ. Eunng; 1 1
alter Gefahr -errerter werden. Wir zweis
fein gas nicht, daß hie legtere Erflärung Die bee
fle ſey, wenn man nur unter urouern nicht ein⸗
geſchraͤnkt die Geduld, fondern überhaupt die
Standhaftigkeit im Bekenntniß des Chriften,
chums verſteht. Die!Paralieifiele Match. 24,
23. entfcheidee dafür: und man mag arnredeober
ærnoache leſen, fü bleibt der Sinneineriey, Denn
es iſt bekannt, daß die Hebrder auch) Verheiſſun⸗
gen mit bem Imperatiuusertheilen. 3. E. Pf.37.
3. — K. 22, 31. 32. geben wir ibm Beyfall, wenn
er überfept: Satanas quidem poftulanit, vos fibi
dedi, vt cribraret ſicut triticum, ſed ego pro te
deprecatus fum, ne. fides tua deficiat. Itaque et
tu olim, viciſim confirma (emisgebes sneıfov).
fratres tuos. Das cribrare erflärt er in der An⸗
merfung, concutere, vexare. Hiernach iſt der
Sinn fehr faßlich. Der Satan, meine Feinde,
wünfchten euch. in bie Gefahren, in die id) kom⸗
me, zu verwickeln: aber idy bat für Bich, daß: -
du verſchont bliebeft: fonft möchteft du völlig:
creulos werden und mich auf immer verläugnen.
Aber eben daher ſtaͤrke auch einft-deine Bruͤ⸗
der, welches in der Mote fehr fein erflärt ift, pro.
iis orando, factis praelucendo, docendo.
Die Unterrebung Jeſu fur. 22, V. 36. in welcher.
viel fonderbares zu feyn fcheint, betrachtet er bloß als.
Antünbigung der feinen Apoſteln nach feinem Lo.
bevorſtehenden Gefahren: vielleicht koͤnnte es von:
Den naͤchſt ausbrechenden Berfolgungen über Je⸗
fun bequemer verfkanden werden. Bisher, wollte:
N I ®,
—
413. Thalemanni ver. Euang:
er ſagen, feyd ihe ganz ficher geweſen: aberjegrift
bie Zeit, wo ihr auf eure Sicherheit benken muße
fer; denn id) werde vom einen Mäuberbande Über:
fallen werden, gegen Die man fich ſonſt mit
Schwerdten in Rüftung ſetzt. V. 53. bemerkt
er den wahren Häufig verkannten Sinn ſehr gluͤck
lich: Dieß iſt die Periode, in welcher euch
nd eurer Bosheit (improbitati ,. wtorwus)
diefe Gewalt (efscıa) ertheilt ift, um bie
Meiffagungen zu erfuͤllen.
oh t, 1. behält er Lopus, doch ohne es zu
erklären. Deſto glücklicher aber vermechfelt ee
die Metaphern V. 3, 4, mit eigentlichen Worten,
welche Kunſt nicht jedem fo gelingt. Wie fims
el — und genau — init z. E. die Verfion
19, qui non per naluram, neque humanu ope-
sa, fed ex Deo geniti funt. Aber xueıs wei
wrndene ift faft noch zu hebräifch: plenus verifs
Ama gratia et benignitate: und möchte richtiger
und deutlicher Überfegt werden: Wolf der heil⸗
famften Lehre, oder, reich am Evangelio.
Nach der Hendiadys, die dem Johannes fo ges
Käufig iſt, und nach feiner Gewohnheit, da ihm
erndar die chriftliche Lehre iſt, würde ich Ass
os Xagıros und wAndeis ». xueis für einerley.
alten So iſt auch V. 17. der Öegenfag von yo=
gros weit leichter zu erflären. — V. 31. verftehe
er die Rede Johannis; ich kannte ihn nicht,
von perfönticher Befannrfchaftz non noueratn eum
er atie. Wenn man aber den Gebrauch dieſer
Redensart z. Ex wie fie. V. 26, vorfommt, da⸗
mit
Thalöinami verſ. Eang. sı9
mit vergleicht; ſo iſts faſt beſſer, mie Erafırkal
und Glaſſius es zu erftärens.ich wußte nicht, -
werer wär, d.Ä, bo er der Moeßias fep: Wir
ſehen nicht, wie ſich dieß nicht zum ſolgenden be⸗
quem ſchicken ſollte. Denn V. 31. fagt alsdann
Johannes; es ſey feine Beſtimmung geweſen, den
Meßias bekannt zu machen, aber er habe nicht
eher gewußt, Bag Jeſus biefer Meßlas fen, alt
bis er (nach Be 33.) ben ber Taufe Zeſu Bayon |
von. Gore unterrichtet worden. . ::
ob. 2,4 triet er den Auslegern beh, welch⸗
die Worte o msi 4 gu mov, ertlaren: Meie
ne Zeit zu. beifen iſt noch nicht da. Allein .
koͤnnen wir ber Maria, die bisher noch fein Wun⸗
dee von Jeſu geſehen, die noch fein. Benfpiel einen
wunderbaren Hervotbringung des Weins vor ſich
hatte, es zutrauen, daß ſie Jeſum zu einem ſol⸗
chen Wunder auffordern wollte? Iſts nicht weit
natürlicher, daß jene durch die Erinnerung, es
fehle an Wein, Jeſu und feinen Schülern einen
Wink geben wollte, ſich bald. zu entfernen, und -
Syefus Darauf die Antwort ertbeilte, es fey noch
nicht Zeit, wegzugehen? wie K.7,6.
EGE. 6, 63. waren wir auf die Erklärung von
sauce und zveuuss begierig, zumal ba der Hr. D.
in der Unterredung Sjefu.mit Nicodemus K. 3,6.
jenes Durch natura vitiofa, erftärt hatte, welches _
wicht wohl angeht:. und wir finden, daß er auch
bier die Hebraiſmen gluͤcklich vermied: Spiritun,
lis cibus eff, qui dar ſalutem, und das wird ric)«
Hg md faßlic erläutert: was den Menfchen glüce
Dorderl, Bibl.2. S=6 9 N
- N
/ ⸗ —
\
ns Thalorianei verf;Eiang:
J uch machen fol, gehoͤrt far den Bei: -tarnirce-
meſtio non puteſ; nemlich ſalutem dare: doctri.
na men vim hoabet faluterem, Go verſteht mans.
— — fih fat Der -Paraphrefie di
ai vos, wii abiecerstis iſtam malitiqm: ac peruerſi.
fatem., per eam perituros-efle, niſi eıim.me pro
80 habueritis, quem ey/pektatis (ſiatt Diefes Zus
ſatzes wäre vielleicht beffer zu ergänzen? quem me
proßtsor, wie es V. 28. richtig bemerkt iſt) ſane
vos perdet pertinacia veſtra. Es ſcheint faſt als
ob bie doppelte Bebeutung bes ſollte ausgedruckt
werden. — V. 46. behaͤlt er das lateiniſche pei-
—
eatum bey, welches ſich im moraliſchen Verſtand
nicht hieher ſchickt. Hr. D. Tittmann erinnert
ſchon deswegen in der Voerrede, daß er lieber er-
yore dafür fegen würde, weil es den arndem
entgegen ſteht. Doch da die Lateiner auch ihr
peceatum von jedem Fehler, Dem logiſchen oder
dem moralifchen, gebrauchen, fo kann wohl Aha:
. lemann das Wort mit Fleiß gewählt Haben. Man
koͤnnte auch annehmen, daß Jeſus mit der Fra⸗
ge: welcher unter euch. ann mich eines Verbre⸗
chens befcyuldigen? auf den Entfchluß feiner
Seinde, ihn zus toͤdten, V. 40. fieht. Gleich dar⸗
auf V. 56,100 Thalemann die gewöhnlicdye Mei⸗
nung ‚doch ohne fidy zu erklären, wie Abraham
eſum gefehen habe, annimmt, theile Hr. D.
ittmann eine weit vorzüglihere mit: Abräs
bham euer Stammvater würde fich ſehr ges,
freuet haben, wenn er zu meinen deiten lebs
te: denn er freute ſich ſchon uber das, woas
/
L
aA
Thalemanni verf. Eunf, 1,
. y ö
* e fahre, oer.on mir'mußte, ° Dehür Tan
freylich viele Schwierigkeiten. weg, und AR sun
17, 23. worauf ſich and Chalermann.‚beiift,.e;
günftige dieſe Erklaͤrung. "Aber bie Inden hu
ben dieſe Worte Jeſu Doch: nicht fo verfiunben ı
wenn fie fragen mit Verwunderung, ob er. denn
den Abraham, aind alſo Abraham ihr, gaſehen haber
und-Jejus ſcheint dieſen Sinn B.’s8.:Iu'biligenn,
- 8. 10, 19. find bie legten Worte wosieuom
vu no efENIVOETLI . vor wioneen, in ben
ein fuͤhlbarer Hebraiſmus tft, überfege per onen
vitam habebit paſcua. Dem des it der⸗Sian
ber Hebraͤer, wenn fie von Ausgang und ins
gang reden: fie verfiehen, das Thum und Laſſen,
das geſammte Leben der. Menſchen. Wergf. Ap.
Geſch. 1,21: Man koͤnnte es aber auch) als Bild
von Sidyerheit anfehen. — KR. 15, 30. weicht
Th. von den gewöhnlichen Sinn der Formel: rnı
gem vov Adyor, Die Lehre Jeſu beobachten,
Matth. 28,20. u. a. ab und Äberfege: vt meum.
ferınonem infidiandk miht caufa enptarunt , ita et
vellrum'.captabunt ; fie werden auf eure Reden
lauern. Allein wir koͤnnen uns doch nicht zum
Benfall Diefer Erklärung entſchlieſſen, da das va:
eew im N. T. nicht fe vorkommt, und die gemöhns
liche Bedeutung, auch ohne Itonie, einen guten
Sinn giebt. Denn Jeſus wuͤrde ſagen: Wie es
mie nicht an Widerſtand (Nonen) und an Bey-
fall (nee } gefehlt hat, fo werdet ihr auch von
einigen verfolge werben, an andern aber folgfame |
2 Die
Schuͤler finden.
I
pP")
a‘
; fies fammlee und nuͤtzt? —
En]
L x
* Ne’ & . J. 8
316 Thalemanısi verf.. Euang:
» : Die Rebe Jeſu von Johanne RA 21, an; E36
\ ich will, daß er bleibe sc verftäht.er (menn wir
feine Meinung recht ſaſſen) fo: wenn ich will, daß
‚er bey den übrigen Juͤngern dableibe, indem du auf
meinen Befehl mit mir fortgehſt, bis ich wiedet⸗
konme fo darfft du ihm deswegen feine Worwuͤr⸗
fe! machen. Gehe bu mit, und befümmere dich
"nieht darum, ob. er zuruͤckbleibt ober mitgeht. —
Ap⸗ Geh. 3, 12. fogt Petrus: was ſeht ihr ung
an als ob wir Dielen (lahmen) Menſchen wieder her⸗
getſtellt haͤtten: iua duvesuum n euneßeios; hieben erin⸗
nert Thalemann, daß evdeß. Hier nicht Froͤm⸗
migkeit, ſondern poteltes, auctoritas ſey. Ertveiß⸗
liche Stellen fuͤr dieſe Bedeutung aus ven altern
Zeiten werden ſich nicht ſehr leicht auftreiben laſ⸗
ſen, obgleich der Syrer es ſchon fo üͤberſetzte. Uns
kommt das Wort ⸗eligio noch paſſender vor; wie
haben nicht durch eigne Kraft oder durch ein aber⸗
glaͤubiſches Mittel die Heilung vorgenommen.
Wir enthalten uns von groͤßerer Weitlaͤuftig⸗
keit und muͤſſen nur noch bemerken, daß der ſel.
Mann ſelten von der gewoͤhnlichen Leſart im N. T.
abgewichen iſt: wo ers that, findenwir, daß er den
ſel. Erneſti zum Vorgänger hatte. Deſto ſicherer
laͤßt ſich ſeine vortrefliche Arbeit gebrauthen: und
kann man Gott, der immer ſolche Männer, die ſei⸗
‚ ner Religion durch Lehre und Leben fo viel Ehre
machen, erwedt und fie zuweilen, weil ihrer Die
Melt nicht werth war, frühzeitig entzieht, befler
danken, als wenn man die Aeliquien ihres Gei⸗
IL. Ada
e
x
“ —
Ada Sandorum exlatinis. et graecke
aliarumque gentium monumentis ſeruata,
pfimjgenia veterum ſeriptorum ꝑhraſi collecta,
digefla, commentariisque et obſeruationibus il-
Juftrata a Conflantino Suy/kenio P. M. Carolo
Byeo, Iacobo Byeo, Jofepho. Ghefquiero, Igna. .
tio Hubereo, Presbyteris theologis Tomus IV’. qua
dies offauus et nonas continentur. Bruxels
lis. Typis regii. MDCCLXXX. Fol.
Bu 3 Alphahbete.
Rs jehnjäßtigen Stillſtande, ‚aus dem man
faft die gänzliche Unterbrechung des koſtba⸗
ven Werkes, das fü reich an gelehrten und. wich»
tigen Uuserfuchungen, als an Fabeln undunfihern -
Akten iſt, und in welchen die Nebenfragen immer
wichtiger find, als Die Heiligenakten, ahnden muß⸗
te, erſcheint endlich ein neuer Thell— der funfe⸗
zigſte der ganzen Sammlung — deſſen Ausgabe
noch ein Verdienſt der großen Regentin Maria
Thereſia iſt, und uns hoffen laͤßt, daß der.
Schlummer, in welchem es lag, nicht Todes⸗
ſchlummer ſeyn, nicht wiederkommen, ſondern |
neue Lebenskraft in daffelde bringen moͤge. Es
iſt ung nicht um die noch übrigen Heiligen des Ka⸗
Senders zu thun, bie vielleicht auf ihre Mitgenofa |
fen eiferfüchtig. werben möchten wenn ihr $eben
und Tpoten nit auch in diefem Jahrbuch aufge»
f H 3 eichnet
118 Ada SS. Odobr. T. IV. |
zeichnet würden — denn gewiß, mancher unter
‚ihnen wird fih fhämen, daß die untere Welt
von ihm ſo viel tolle Sathen glauben mag — ſon⸗
dern. um. bie Geſchichte, die wirklich viel verlie⸗
ren würde, wenn die Bollanbiften hinfort Stille»
fand machen, ihre mit unglaublidyer Mühe und
Fleiß gefammleten Anecdota dem Moder und
Staub überlaflen und ihre Laufbahn nicht vollends
endigen follten: fie, bie jege weit heller fehen und
. weit freyer urtheilen, als ihre Vorfahren, und im
Sammlen getreu und im -Urtheil uͤber Urkunden
und Zeugnüffe großentheils unparhepifch find.
Nach der Dedicationan des Hoch. und Deutſch⸗
meiſters Maximilian Königliche Hoheit und nach |
der Jebensbefchreibung eines gelebrten und fleißi«
gen Mitarbeiters, an dieſen Adtis, bes. Conſt. Sayf-
kteniuc, der 1714 zur Herzogenbuſch geberen wor⸗
den, im achtzebenden Jahr feines Alters in ben
Jeſuitenorden trat, hernach Prof. in Swen wur⸗
de, und nachdem erfeit 1745 in der Gefellfchaft ber
Bollandiften vieles an dieſen AA. 88. im Monat
Sept. und Det. arbeitete, 1771 ben 29. Yun. ftarb,
. folgen nun die Adta der Heiligen, beren Anden⸗
ken am 8. und 9. October — mehr ala dieſe zwey
- Zage enthält diefer Band nicht — gefenert wird.
Auf den achten October finden wir fieben ‚und
zwanzig genennt, von denen wir hier das nöthis
ge ſagen werben: die Heiligen vom neunsen Octo⸗
ber führen wir im folgenden Städ.auf,
Den Anfang macht der heil, Simeon, bef
fen Luc. 2. gebache wird, nach dem Ab, von, Vienne
True und
C
\
aa⸗ BF (Ohr: TW. a29
mb bem. Martyrol. Rom, de Bierus; Rabanuc
das Martyrol. Hieronymi u. a. ſeiner beym 4
Jan. einige aber beym 2. Febr. und bie Menaes
beym 3. Febr. gedenken. Der Berfäler, Jatod
Dyeus, widerlegt zuerſt einige laͤchetliche Sagen
der Alten von ibm, welche meift daher entfum
den, Daß man jeden alten Simon oder Simeon,
ben mas wor oder zu Chrifli Zeiten fanb, zu bie
fen umfchuf, 3. €. daß er siner von ben Lieberfe
Gern der griechiſchen Verſton A. T. daß er Hik
lels Sohn, oder auch der Lehrer von Gamaliel ge
weſen. Ein alter: ( einfältiger) Schriftſteller, Cel-
fus, deſſen Buch de Indaica incredulitate unter \
ben. Werfen Cypriani ſteht, will burchaus bes
haupten, Simeon fen blind geweſen und im Tem
pel wieber ſehend worden: ¶ Wermuthlich weil
eim. Beats dankt, bag feine Augen ben Hei⸗
and geſrhen Haben.) Allein auch dieß erkennet
8 für Fabel, ſo wie alles, was einige Alte vom
Prieſterrhum Simesns ſagen, deren: Zeugrifle
nach der Reihe durchgegangen und verworfen
werden: ‚denn.die fruͤhern ſuid alle’ aus unaͤchten
und unterfihobenen Schriften, 3. E. dem Prot
euang. Iacobi, dem Eu. Nioodemi, einer Rebe uns
ter Methobtus Mamen de Simeone et Anna: dem
l. de communi eflentis patris ven Pſevboathana⸗
ſtus, dem. Pleudo : : Epiphanius de vitis propho⸗
tarume und die fpätern ſind zum Beweiß untaugs
lich. — Ueber feine Reliquien mögen ſich dies
jenigen vereinigen, bie dieſe Heiligthuͤmer beſitzen⸗
ben gauzin ·Kerper Rare ( Sjabera)
. .4 4
in
Pi
J
ns. Anu ss oaobr. *. nz
be Illyrlen abge. Andechs in Basen habeu:
einzeine Stuͤcke zu Aachen, und im Kl. Uesborn
in. Miederſachſen, 1, beydes von ber Freygebigkeir
Rails des Oroßen; in Venedig, in: Sicilien, wo
man im Kl. ©. Joh. Baptiſta de la Riglione
ſeit 1735 ein elgnes:oflicium S. Simeonis hat. U.)
De & Reparatu Virg. Matt. Caefarege in Palac»
ſtina Die ätteften Martyrologia neunen fie nur .
N Khlechthin, Reparata; beym Beda erft heiße fie
arartyr mdin einigen Handſchriften tes Uſuardus
xirgo. Ihre Adta hat Martene (T.: VI. monum.)
Aus einer Handſchrift zu Me; edirt und dieſe ſind
auchhier. wieder abgedruckt Si; 39. fg: Allein vos
gen des vielen. mwunberbaren fomntan fie dein Ver⸗
fafler. dieſes Sehens, Conft. Gupakenine vers
daͤchtig. vor. Man weiß auch nicht, Wer-dee-prar»
des/Deelus fenn ‘folk, unter welchem fie zum Feuer
werbämmt,, und weil dieſes fie. nicht verlezte, vente
Sauptet worden ſeyn ſoll und uͤberhaupt hahen Die
Acta S. Reparuatao:viel Aehnlichbeit mit· den Authe
8. Albinae, Andre Adta von ihr hat Bonitus
; Miombritius;biö.nech verbächtiger find; und eine
merriſche · Lebensbeſchreibung vanihr von Ant. Se⸗
baſtian⸗Biſch. zu⸗ Croto (ſeit 1503). beſchen (bie
Bollandiſten, die. krinen Blauben verdienen bann.
She Koͤrper ſollaus Palaͤſtina nad). Camparũen
gebonrmen ſeyn; -ben.bernach 1007. "ber: Kardinal
Aquaviva auf Erinubniß:den Pi: Paulus V. nach
Hirt ſoll geſchickt haben, wiewohl der V. en
dies Aechtheit dieſer Reliquien bazweifelt.
un ne aan) a kavan un hem ge
9 dach⸗
. - | ⸗
Aa SS, odobt. T IM 128
dachtem Atri (Adria) verehrt: doch erſt ſeit 1362,
mo man die Wiederherſtellung der Einigkeit nach
den traurigen Unruhen zwiſchen Gelfen und Gi⸗
bellinen dieſer Heiligen zuſchrieb, wie ein gelehr⸗
‚ser Italiener Sortichius-in Diſſ. de.S. Reparata,
\ welche die Bollandiften im MS. nugten, bewie⸗
fen hat. TIL) De S. Artemone Presb. Mart. Er-
muß von einem andern gleichen Namens, der Biſch.
ju Seleucien in Piſidien war und beym 24 Merz
xorkam, unterſchieden werden. J. Bpeus fept
ihn hieher nad) dem Menol, gr, Lirleti und laͤßt
zugleich. fein Elogium aus den griechifihen’Menzeis
aniteindenden. Nach dem Martyrol: Rom. foll -
er zu Laodicaͤa in Phrpgien gelitten haben, wahr
ſcheiulich aber zu Caͤſarea (ungewiß in weſthem7)
zu Anfang bes vierten Jahrhunderts. Die Ada -
von ihm find voll einfältiger Wunder, ., & ein
Rehe redet den Comes in Saobiera Patricius an;
ſwarnmn nicht lieber eine Eſelin, das kaͤme doch
den. Freunden der rebeuben Eſelin Bileams, bie
jest:fo zahlreich: merben,. gue zu ſtatten h aber er |
Jäße es erfchieflen: allein eben ba Artemon ver
braunt werben foll,. fommen zwey Adler, welcho
den Comes. uͤberfallen, durch die Luft tragen und
mitten ing. Feuer herunter fallen laſſen. IV.). Do
S. Hatatiadeet Laurentis VV. Martt. Sie ſind
Schuͤttzheilige von Ancona und werden im Marty-
tol Rom. auf dieſen Tag genenne: audre beſtim⸗
men ihnen andre, Tage. Die Adta, bie ptel mit
ben Actis S. Chriflianse und SS Acifalt et: Vida.
zigo ve ammenkefen ,. Fra kelnen —
- S
\ x
I)
2 2 ‚Ada 88 oabobr. F. WW:
V.) De S. Demetrio Mar der ſchon fc it
und bey ben Griechen einen hohen Rang: hat.
Schon Leo Allatius (de Simeon. ſer.) und Fabri-
cius (bibl. gr. VI. 521. IX. 71 fg.) führen ver»
ſchiedne Schriften an, weiche von ihm hanbelw,
wovon auch unten einige abgedruckt find. Man
finder bey den Alten mehrere Lebensbeſchteibum
gen von ihm: darunter vita Demettii von Johaun
von Theſſalonich bie ältefte und-die Quelle der ſol⸗
genden zu ſeyn fcheint. Diefer lege Earl Byeno,
. ber Berfaffer Diefes Auffages, wohl einen’ zu. how
hen! Werth ben. Denn Johann von Theſſalonich
lebte erſt im ſiebenden Seeulo, ſagt, er habe ſeine
Nachrichten von dem EB, in Theſſalonich Euſe
bius, der unter dem Kaifer Mauritius lebte und
im 5: 681. das Concil. Conftantinop. unterfchrieb,
erhalten, und feheint ſich in der Mittelſtraſſe zwi-
ſchen Erdichtung und Prafung gehalten zu ha-
ben. Seine Biographie iſt von einigen Aneny⸗
mis fertgrfegt, Davon: Einer im achten Sec. ge
lebt Haben muß, und nach der Ueberſetzung des
Ansttafrus Biblioth. lateiniſch von Mabillen (Anal.
- T. I) ediet iſt; ein andrer aber erft im jehenden
Sec. tebte: und einen Glauben verdient, "Auch
Dugloß hat ısıı zu Erasau ſein Sehen drucken Taf
.. fen, ohne feine Nachrichten aus ſichern Quellen
. zu ſchoͤpfen. — Man weiß daher wenig zuverlaͤß
figes von dieſem Demetrius· — Gelegentlich
wird die befannte Hifforie des Kampfes. pwiſchen
Sen jungen Neftor und ben. Rieſen haͤus inter,
fair und nicht nur für Sabel erflärs: ¶ wie ‚Schon
oo Die
—
° ' ji
Ada 88, Odobr. T. IV. ya}
die Venrſchiedenheit der Erzaͤhlung bensißt) fong
dern aud) dem: Neſtor die Ehre des Marterthume
und bes Heiligennamens fireitig gemacht, (©.
62). weil es noch ganz ungewiß ift, ob en Chriſt
war, Demetrius fell, wie Joh. von Theſſal. ſagt,
unter dem Maximianus Herkuling gelitten haben;
allein es wirb deutlich gezeigt, daß ſich fein Bios
graph geirrt habe; denn diefer Kaifer war nie zu
Theſſalonich ‚und es. müßte Marimianus: Gale.
rius ſeyn ums !%..306.-( Schon biefer Jrrthum
erfchüttert die Auflagen des Johannes; noch nic
miehr aber werben fie uns zweifelhaft, wenn unfer
den Gegnern des Demetrius auch die. Arianer ger
nennt werden, wenn wir hoͤren, daß Demetr. ein
Stuͤck der Nicaͤniſchen Formel herlieſet u. ſ. w.)
Die Erzaͤhlung, daß aus feinem Grab Oel ge
floffen ſeyn foll, ift erft: gegen das adıte Sec. auf⸗
gekommen: ob er gleich ſchon früher, befonders
zu. Theſſalonich, verehrt wurbe.-. Die bier abge; .
druckten Adta find. ı) Paflıo. ab Anon. fcripte,
uͤberſetzt von Anaſtafius, edirt von Mabillon: 2) °
Paflio altera; aus einer Vaticaniſchen Handſchrift.
Sie fängt ſich an Ma£ımiaves, 6 mas sen&Auos
vmorwfens yordoys.s und fcheint von Joh. Thefh
ſal. ſchon ‘genügt werben zu fenn (wie ©; 53. ver⸗
muehet iR.) 3) Paflio tertia-nsn Simeon Meta .
phraftes auß einer. tömifchen Handſchrift vergl
hen nit der Ausgabe Surii und Lipomanni. - Sie |
iR aus Den vorigen ‚abgeleitet. :.4) Mirscula S.
Demetrii aus zwey Handſchriften. Das eriit
Buch wird dem ‚gehachten Johann von: ran
‚ eyge⸗
/
bunderts. (Sie predigte ſchon S. 223, patreim
N
154 , Ada'6S. Octobr. T. IV,
Bengelegt und hat ſchon das Gepräge ber Erdich⸗
tung und des Möndhsalterd. 3. E. als die Pefk
zu Theffalonich wuͤtete; ließen fich viele zum Grab
des heil. Dentetrius tragen: einige farben den⸗
noch (zur Strafe, fage' ber Biograph; wegen
ühres Unglaubens, wuͤrde man In dem neueren Zeile
ten gefagt haben!) andre wurden gefund. — Ein
andermal-erfcheine der Heilige dam Mönch Dres
fiphorus, ' der ſtatt der großen geftifteren Kerzen
Peine anzündete, und verweiſet ihm dieſe Unge⸗
rechtigkeit, u; ſ. w. Das jwente Buch hat einen
unbekannten (ſehr feichten) Verfaſſer, der im fie«
benden Sec. gelebt heben fol: das dritte, aud)
anonymiſch, iſt vielfpäarer, - Denn er gedenkt ben
Ersberung Theſſalonichs durch die Saracenenim
zehenden Sec; Es kommen auch noch analecta de
oleo e $: Demetrii tamulo prodigiofe fcaturien-
te; zum‘ Tell aus den ineditis Ich, Stauracii und
Demetrii Chrylolorae vor, VI.) De S. Metropo-
lo Ep: Conf. Er wird zu: Trier, erſt feit vier⸗
Hundert Jahren perehrt. Die ältefte Spur ſei⸗
nes Namens findet man ben Heriger , einen
J Schrifeſteller des zehenden Sec, der ihn als den
dritten Biſchof zn: Tongern nach Maternus (im
vierten: Sec.) ſetzt, ohne jedoch außer dem Na⸗
"men etwas zu wiſſen. VII.) De S. Benedictao Virg.
Mart. Uſuarbus nahm ſie in ſein Martyrol. auf.
Ihre Ada, die: S. 219 — 222 aus mehrern
Handſchriften edirt find, erkennt C. Suysken.
fuͤr fabelhaft und Erdichtung bes neunten Jahr⸗
inage-
.4/ °
S.
v
Al SS. ‚Güohr. T, w. 148
inrenikum,, Alivm: uurigenitunm, a ‚parte wog
et filio. procedentom ine dubio.Sp. $,) --.
raon in Frankreich ſoll ſie gelitten Haben: und Im
Frauenkloſter Origni wird fie vornehmlich vera
ehrt... VIIL) De,S. Thaide poenitente in Aegy-
pto, fonft au) Taifia xoen Diealten.griechif
Menaea gedenfen ihrer, und ob fie gleid) im.Mar-
tyrol. Rom. fehle, fo iſt fie doch ſonſt dem: Lateia
nern nicht unbekannt. he Seben mar fehr aus
ſchweifend: aber. der Abt Paphnutius, der fe
uns Geld zur Wolluſt miethete, hernach aber in
ihrem Zimmer auf ähre Veranlaſſung ein Mei
gionsgeſpraͤch anfieng und fie:befebrte (Sec. IV.)
fpesrte. fie, gu Bugübungen, auf. dreh Jahre in
einesenge Zelle, wo man ihr durch ein enges Fen⸗
ſter die Speiſen zuſteckte und allen Umgang abs
ſchnitte. Die Acta find..r) Vita Thaidis von einem
Ungenannten aus Rofweidi’ed. und 2) vita me-
trica von Marbodo, das in der Pariſer Ausgabe
der Werfe Hilderti fteht, IX.) De. S. Libaria
Virg. Matt. Suycken fand fie erſt in einem ge
ſchriebenen Florario SS, vom’ 5.1486. Sie foll
zu Toul unter dem. Kaifer Zullan (dee doch nicht
verfolgte) gelitten haben. Zu Meaur hat man
ihre Reliquien , woruͤben Boſſuet 1702,:eine weit⸗
läuftige Urfunbe ausftellte, X.) De S. Felice, Bere
muthlich dem erfien Biſch. in Como, einem Zeite
genoflen des Ambrofius, der an, ihn werſchiedne,
uch vorhandne Briefe fhrieb. XI.) De.S. Kuo-.
dio Ep, Conf. Rothomagi in Normannia. Nach
din slanbattdigſten Chroniten lebte er in on
en
—
x»
—
a AS >
Maſe ab und’ ihre‘39 Gefährten folgten Tem.
Denfpiel. Sie werben erſt ſeit 1733. verehrt. AXIL)
" Di 5, Rogenfrede Abbatifla Dononii ;propt Va-
lencenas in Hannonia, ums J. 805. Ihr Sehen;
das Joh. Buife (Annal. Haanoniae) zuerſt edirt,
iſt eine Arbeit des eilften Seculi, alſo weder gleich⸗
Feitig:noch glaubwuͤrdig. Joſeph Gheoquier,
der Verfaſſer dieſes Abſchnitis, unterſucht boy die.
ſer Gelegenheit weitlaͤuftig die Aechtheit eines
Zitws— darinen Carlder Große dem eoenobid
Dononieuſi große, Freyheiten ſoll erthelle haben/
- und beweiſet, daß es aͤcht, aber von Carl dent
Kahlen ſey. Der Körper der. Heiligen wurde
ein nach Neufchatel in Jsle de France verkauft,
aber das Kloſter brachte ihn wieder, dutch Kauß
und Raub an ſich. XXIII.) DeS. Amore Conf.
Dieſer Amor, der. Im Kloſter Muͤnſterbilſen, im
Süttichifchen verehri wird, und am erſten im Ca»
Jendario. moraft. Stableufis beym Martene (T.
VI. Collect. ampl.) vorkomnit, lebte wahrſchein⸗
lich im neunten Seculo. €, find zweyerley une
edirte Vitae von ihm dieſen Actit einverleibt: :.bas
erſtere, vermuthlich von, Egeberto, den Trithem.
ins 11. Sec, feßt: das andre von einem Ungenahn.
gen, wahrkheinlich riur ein Auszug aus bem vo⸗
rlgen. XXIV.) De S. Bodilone Abb. Lutoſae (Leu-
ze) in. Hennegau. Es wich hier gegen die Ver⸗
fafler des Gellia Chriftiaı dargethan, daß er isw
neunten. Fahrhunders.gelebt habe. - Er war einer
von den Anführern, als. die Maria Magdalena
der Stadeixi in der Provence entwendet wurde.
4 Ei
⸗
Ada ss. Oftobr. T. V. 129
‚XXV.) De S. Hugone Conf. equite Hierof.- aus
dem 13. See, Zu Genua wird er verehrt; XXVL)
De B. Compagno Conf. ord. Camuldal, zu Pa»
Dun. XXVil.) De S. Birgitta Vidua. Die aus
führlichkte Lebensbefchreibung einer Heiligen, Die
durch gufe und böfe Gerüchte wandelte ‚und zu
unſrer Berwunderung, auch von dem Verfaſſer
ihrer Biographie, Joh. Dyeus, als Heilige an-
gefeben wird. “Dep ihr wellen wir auch, als bey
der merfwürbigften unter biefem ‚Tag länger vers
‚weilen;. e8 wird fich allerley dabey denken und er⸗
zaͤhlen laſſen. Zuerft werben die Quellen ihrer
$ebens » und Wundergefchichten genennt, über de⸗
ren Güte ſich allerhand Betrachtungen anftellen
faffen. Ihre Tochter, Carharina hat ſchon im
J. 1375 eine tebensbefchreibung von ihr nad) Rom
gebracht und daſelbſt deponirt: bares mag der
liber atteftationum entftanden feyn, ben Dias
gnus Perri, ihres Bruders Enkel den D. Boa
nifacius IX. nebft ihren Offenbarungen übergeben
bat, um ihre Canonifation zu befördern: der aber,
obgleich ſechzehn Eopieen Davon an die Cardinäle
ausgetheilt worden, bisher noch nicht entdeckt iſt.
Nicolaus Hermanni DB. in Linkoͤping, ein Ders
zräuter der Birgitta, foll auch eine Gefchichte
von ihr hinterlaſſen haben; es. ift aber vielmehe
eine Hymne, ‚die ſich anfaͤngt: Rola rorans bo-
nitatem und noch vorhanden iſt. Ein andres des
ben von ihr, das aus ben Adtis canonifationis ges
" falnmter ſeyn foll, hatten die Bollandiften ig,
Handſchrift, aber unvollftändig, vor ſich, und aufe
. Doedert. Bibl.2,9.2.68ı J. fer
I
r
.
130 Ada 5$, Odobr. T. w.
ſer demſelben die Biographie, welche Birgerus,
'Erzb. in Upſala, ein Zeitgenoſſe der Birgitta
und großer Befoͤrderer ihrer Canoniſation (er war
von 1366 bis 1383 Biſchoff) abgefaßt hat. Noch
‚ „gebrauchten fie außer der Canoniſationsbulle, dar⸗
‚ "innen manche Erjählungen von Ihren Lebensum⸗
Händen vorfommen , eine Gefchichte von ihr, die
‘von einem Bertholdus Romanus, dem Beicht⸗
vater eiries Birgittenflofters bey Florenz aus den
Earionifationsacten 1452 Jufammengetragen und
ihnen aus dem Bahriſchen Klofter S. Alton zu
"gekommen iſt. — Ihre Wunder haben- ale
Zeugen für ſich theils den Prolog, den Matthias
Biſch. zu Sinföping, der Beichtvater der Birg.
. der fonft auch als Schriftftellee befanne iſt, zu
ihren Revelationen machte; theils ben Petrus Al-
vaftrenfis, der ihre Hffenbarungen fammlete, ei
loaͤuterte und bie fögenannten Extrauagantes Dazu
. feste; theils den Alphonfus, der zuerft Biſch. in
Siena (Giennenfis) hernach aber Mönch, ein
Wertrauter und Gefaͤhrte der Birg. aufihren Reis
‘fen, und einer: ber vornehmften Männer war,
welche auf Befehl der Päbfte Gregor: XI. und
Urban VI. ihre Wunder unterfüchten ; theits ‚Die
Mönche des von der Birg. geftifteten Kloſters
(Vaflenium,) (Solche Zeugen — Kinder, Vet
tern und Bafen, Beithroäter, Freunde, Clien⸗
- ten, die alle ihr Intereſſe bey ihren Auflagen fin-
den — würde ber Geſchichtforſcher auch in mine
ber erheblichen Erzählungen mit einigem Miß⸗
trauen verhören: wie mögen fie bier, bin Wun⸗
De — dern
8
⁊
. Ada SS. Oqobr. T. IV, 138
dern die güftigen Beweiſe ſeyn? und wie mögen
die fonft ſo bedachtſamen und unparthepifchen Vers
faffer es hier überfehen, daß unter den Zeitgenofe
- fen der Birgitta es auch viele Männer von An⸗
feben gab, denen ihre Öffenbarungen und Wun—
der laͤcherlich und als Schwaͤrmerey oder als Bes
trug verbächtig waren?) — Aus diefen Quela
len iſt num ihre Geſchichte geſammlet. Gie iſt
zu Finztada, nicht weit won Upſala geboren, wo
ihr Vater Birgerus und ihre Mutter Fngebors
gis (nicht wie die Bülle Bonifacii IX. ſagt,
Sigfridis) beyde von koͤniglicher Abftammung
lebten. Bis ins dritte Jahr konnte fie nicht res
ben: und fchon vor dem zehenden Jahr hatte fie
Erfcheinungen Eprifti. Schon im vierzehenden
Jahr ihres Alters (ſehr früh fuͤr die noͤrdlichen
Gegenden) permählte fie ſich an einen vorneh⸗
men Schweden, Ulphon Gudmari, (non vo-
luptatis, fed paternae voluntatis caufa:)' aber fie
geloben ſich beyde eine zweyjährige Enthaltung
(bis fie fechzehn Jahre erreicht Hätte?) In der .
Folge gebar fie doch acht Kinder, Deren Lebensge-
(dichte auch hier eingeruͤckt iſt. Als ihre Tugens
den werden gerühmt, ihre völlige Ergebenheit an
ihren Beichtvater, ohne deſſen Erlaubniß fie zus
weilen nicht einmal die Augen aufzuheben wagte ;
liebe gegen die Armen; Mäßigung im Eheftand - -
(ein wahres Benfpiel, daß Mäßigung die Früchte -
barkeit befördert) und zulege völlige Enthaltfams
keit; Freymuͤthigkeit und Erduldung des Unrechts.
(Da fie einft am Hof F Koͤniges in Schweden,
83 —
Ma⸗
—
\.
!
133 Ada Ss, Octobr. T. IV.
Magnus Smeek, ſich aufbiele, Dffenbarungen
Hatte und Buße predigte; fo fagte ber König zu
ihrem Sohn: quid de nobis mater tua hac no-
die fommiauit?) Mit ihrem Gemahl wallfar«
thete fie zum Grab des heil. Jakobs in Spanien
und. nad) deſſen 1344 erfolgten Tod, blieb fig bes
ſtaͤndig Wittwe, der vielmehr ſie vermaͤhlte fich
mis Jeſu, der fie auch nur feine Srautnennee,
und mit ihr ganz treuherzig umgieng. Sie kam
indeſſen wieder, einmal an Hof, allein fie
wurde verlaht Tguidam edußlricem nomina-
bant, fagt ein Biograph) und daher entfernte fie
ſich in die Einſamkeit, wo fie ungeftört in ihren '
/
. Uebungen (und Phantaſieen) blieb:' und Häus
N
=
' ‚ Extrauagantes fammlete. Noch bey ihren Lebzei⸗
Unterſuchung, noch mehr aber nad) ihrem Tod,
| ‚ben Eoneilien zu Eoftniz und Baſel fuchte man
fige Dffenbarungen harte. Sie fehrieb ihre Ne=
pelationen gorhifh und Petrus Alvaftrenfis muß«
te fie lateiniſch überfegen; denn da er ſich anfangs
- weigerte, forderte ihn Gott zu’ diefem Gefchäffte
Durch eine hefftige Mauffchelle auf: eine Mechos |
be zu, berufen, die gewiß Fein Prophet je erfah«
ven hat. Andre ihrer Offenbarungen fehrieb Pe⸗
trus Vaſtenenſis (auch) ihr Beichtvater,) und
beyde Sammlungen wurben abermals auf gött-
lidyen Befehl dem obengenannten Alphonfus über.
geben, wozu nachher ncch Petrus Alvafir. Die
ten unterwarf man dieſe Offenbarungen verſchied⸗
nen Männern (die mit ihr vertraut waren) zur
Inzwiſchen bileben fie nicht unbeftritten., Au
. einige
'
. v
‚Ada SS. Odobr. T. IV. 133
einige Artikel und Säge derfelben verbächtig zu
‚machen, fo daß nicht nur einige Mönche. aus
Schweden nad) Baſel citirt. wurden, fondern
auch der König Erich felbft an die Vaͤter nach
Baſel ſchrieb und die Bifchöffe dringend bat, ja.
nichts woidriges zu befchlieffen. (Zu furz und zu
verdeckt fpricht der B. von diefer Sache, meldet
nur im allgemeinen, Daß aus L. 1. Reuelar. 41
Artikel, aus L.I. ıs u. ſ. f. für ketzeriſch und
verläumderifch angefeber werden, ohne nur das
mindefte davon hamhaft zu machen, und begnügt
fih, daß bie beſtrittenen Reuelat. der Cenſur auf -
dieſen Eoncilien entgangenfind: allein es war dieß
wohl nicht die Hauptfache des Concilii, fondern
nur eine Mebenftreitigkeit, welche durch) das An-
feben des Card, Turrecremata eine fo günftige
Wendung befam.) Ueber die Frage, was biefe
Reuel. für Glauben verdienen? erklärt er ſich
(5. 412.) daß fie nur gewiffermaffen (certo mo-
do ) approhirt ſeyn, d. i. man duͤrfe ſie leſen,
aber man müffe nicht fida diuina fie annehmen:
es fey möglicy, daß felbft die Birgitta göttliche
Entdeckungen von menfhlichen und tignen Phan |
tafien nicht allezeit unterfchiehen; daß aud) mehr
tere Irrthuͤmer darinnen ſtuͤnden; fie feyn aber
nicht gefährlich; und überhaupt habe die Kirche
fie nur angenommen, vt prudenter credibiles et fi-
de humana, fi nihil obefl, dignas. Dieß Ge.
ſtaͤndniß iſt alles, was man non einem billigen
Katholiken erwarten kann. Oudin, gegen den
bier Vie Aecheheit der Peelationen zu vertheidi.·
3 gen
+
N»
+‘; ” 4 \ N ‘
⸗
134 Ada SS. Ociobr, TV. |
+
gen gefucht wird, urtheilte doch nach eben biefen
Grundſatz und glaubre vieles zu fmden, das Der
fidei'humanae entgegen liefe und. einer Erdich—
-" tung des Petrus Alvaſtrenſis, dem ſich Birgitta
ſo ganz überließ, gleich ſaͤhe. Es bleibe auch,
“außer dem was wir unten anführen wollen, im⸗
mer nterfwürdig, ‘daß Gerfon (in l. de exam,
doctrinarum, confiderät, 9) erzaͤhlt, Gregör
XI. habe auf feinem Todberre die Cardinaͤle ges
- warnt, den Manns » und Weibsperfonen, welche
unter dem Schein der Religion die Phantafien
ihres Gehirns (vifiones capitis [ui) predigten, ja
nicht zu trauen, denn hierdurch ſey er ſelbſt zu
großem Nachtheil Hintergangen worden. Denn
es duͤnkt uns doch wahrfcheinlicher, daß er auf die
Birgiera ziele, als wie der V. annimmt, auf die
eben fo berühmte Carharina Senenfis. Denn jene
‚wat es doch, bie ihm rierh, von Avignon nad)
Itcdlien zu gehen, wenn er nicht alles verlieren
wolle und deren Kath er zu feinem und der Kir.
he Schaden befolgt hatte. Der Einwurf, dag
es unglaublich fey, wie Gregor, der doc) 1377 die
reuelationes der Birg. unterfuchen laffen, nachher
ſo“ſchlecht von ihr foll geurtheilt haben, bedeutet
‚nicht viel, und beftärft,vielmehr ˖ Gerſons Zeug.
niß, der es nicht läugnet, daß Gregor anfangs
u biefen vermeinten Offenbarungen zu ficher getrauet
habe. Unter dieſe Offenbarungen kann man auch
die Regeln des S. Salvatorordens Technen,
welche, wle Birg. vorgab, Chriſtus ihr fett fi
ſchnell dictirt haben, daß fie zwey Tage noͤthi
Batte
x N
'
' .-
—
—
-
hatte, ihr Herz von biefen Eindrücken zu entledis
gen. Das Verbot, das er ihr dießmal ertheil
te, etwas von ibr felber Dazu zu thun (that
fie fonjt zu den Reuel. etwas. hinzu?) ;und der
für Rom: fogefällige Befehl ,. eben diefe Regel
dafelbft approbiren und betätigen, aud) allen-
falls zu ändern und vermehren zu laffen, machen
uns ganz ſchlechte Begriffe von dem Anſehen die: .
fer Regel: und felbft ver V. bemerfe, daß Bor.
nifaciys XI. in der Kanonifationsöulle ſchon Vers
dacht äußere; denn er nennte fie. blos per viduam
editas conftitutiones und Urban VI. nenne fie
conftitutiones diuina reuelatione, vi creditur, fa-
das. — Nach dieſer Digreffion kehrt der V. zu
ihrer $ebensgefchichge zuruͤcke und beſchreibt ihre
Keife nach Rom und' funfzehnjährigen Aufent.
halt daſelbſt. Petrus Aluafir. war auch hier ihr
ungertrennlicher Gefaͤhrte und ihre Befchäffte, daß
fie den Paäbften in Avignon fleißig Gottes Zorn
und den Tod drohte (in Ausbrüden, bie man zu
allen Zeiten gebrauchen Fannn) und den P. Gras
gor. XI. wirklich beredete, (wie es die Römer .
wünfchten) wieder nach Rom zu kommen. (Dieß
war in Rom Verdienſt genug um eine rau, die
’ Ada SS. Odtobr. T. IV. "135.
by
\
es burchfeßte, in den Himmelzu erheben.) Ihre
Tugend ftieg fo hoch, daß fie in der Gegenmart
eines gottlofen Menſchen einen unleidentlichen
Geſtank roch. (As fie hier im Jahr 1370. dem P.
Urban V. ihre Drdensregel zur Beſtaͤtigung vor⸗
kegte: fo hatte fie Fine neue Kevelation: wenn
der Pabft biefelbe nicht unentgeldfich confirmiren
‚ I 4 würde,
ST
2
1*—
Tn
1 36 Ada SS, Odobrt. T V.
‚würde, ſo ſollte ſie ſich an der Gnade ihres Braͤu⸗
tigams begnuͤgen laſſen; der ſie ſelbſt beſtaͤtigen
würde Mach manchen Weigerungen entſchloß
ſich doch Irban dazu, War jenes Vorgeben Of.
fenbarungoder Intrigue?) — Enblid) trat Birg.
auf Befehl Chriſti Die Reife nad) Jeruſalem mit
acht Gefährten an, zu denen fich in Neapel, wo
fie ihren Sohn verlor, noch mehrere gefellten.
Eine Seele, von ſo ſchwaͤrmeriſch⸗ verliebter
Denfungsart, die bie Siebe für Jeſum fo verfinn«
ihre, muß in einem Dre, wie Jeruſalem, viel
Freude und zugleich vid Nahrung für ihre Phan⸗
tafie finden, und. in der aufs höchite gefpannten
Einbitdungsfraft auf Bifionen verfallen, die fich
ins Gebiet des Unfinnes verlieren. So zeigte
bier der Birg. Jeſus den ganzen Proceß feiner
Kreuzigung (aber leider ! different von andern
Nachrichten z. E daß er mit vier Nägeln anges
heftet, daß er ans ftehende Kreuz angefchlagen u.
m. Dieß, fagt der V. feyn adiundta ex praecon-
“ eeptisideis, quas impedire Deus, dum vifio fie-
ret, non debuit. Aber wozu die Viſion, wenn
ſie unrichtige Gefchichte enchält?) So zeigte ihr
"Marta in Bethlehem ben ganzen Proceß ihrer
Niederkunft u.f.w. Won Jeruſalem aus fehrieb
fie auch nad) Eypern und drohte allen ſchiſmati⸗
ſchen Griechen, wenn fie fih nicht mit dem römifchen
. Stuhl vereinigen wollten, alles Unheil. (Auch
ein Umftand, der in Rom auf das Urtheil über
fie Einfluß harte) — Zu Ende des J. 1372
kehrt fie von Jeruſalem nach Neapel und von da
u | nach
\
I,
N
/
Acu 88. Qdobr. T. m. 397
sind Rom zuruͤcke, wo ſſe den 33. Jul. 173 in
einem Alter von 71 jahren ſtarb. gi
wird fünf Wochen nach ihrem Tod nad) Schwer
den gebracht; wo er 1374. ben 29. jun, landete
und viele Wunder verrichtete. ihre Tochter,
die heil. Katharina, fuchte Die Canonifation ihrer. -
Mnte, welche 1391; erfolgte,in einer Bulle Bo⸗
nif,. XT. die hier S. 468. fg. abgedruckt ift; ſo
wie au der modus canonißationis, den ein. Yım
genzenge Amelias (ap. Mabillon, Muß. Ital. T.
U) beſchrieben Hat. Johannes XXIII. beftätig»
te dieſe Bulle, bey welcher Gelegenheit der ge⸗
lehrte Gerſon fein Buch von Pruͤfugg der
Geiſter ſchrieb, und damit ja nichts. fehle
möchte, fo wiederholte Martin IV. im J. 1419.
dieſe Beftätigung. Zuletzt wird ihr. Caltus, der
feit-2714. auf Borftellung und Geſuch vieler Züra
Ken und Bifchäffe duplex ift, und ihre Reliquien
befchrieben, die ſich uͤberall hin verbreiteten. —
Die ift das Leben einer Frauensperfon, bie ihre
Rolle unter ben Senfungen ihrer Beichtvaͤter fe
treflich fpielte und bey allen Verdacht, den fie ges
gen ſich hatte, Betruͤgerin oder Schwaͤr merin
zu ſeyn, doch zuletzt ihr hohes Anſehen durch Koͤni⸗
ge und Moͤnche behauptete. Aber ſolche Leute, die
ſich geſchickt nach der Denkungsart des Poͤbels zu
richten wiſſen, und mo ihr Anfehen finfen wit,
durch ihre Geburt, Beichtpaͤter -und Einfinnaties
nen ben Hoͤfen und Miniſtern, zuweilen auch
durch dreiſte Bußpredigten wider die Fuͤrſten und
Großen ſich den Schein tunzarthexlichteir ge
5 ben
br Körper,
—3
|
—
| isg KAlla-55, Ofobr. DW.
ben Körifen; Hohen zu llen Zeiten ſolches Glha.
gehabt: ünd es iſt immer bay allen Schmaͤrmern.
einerley Hiſtorle und einerley Methode, die nur.
nach den Umſtaͤnden der Zeit und des Orts eine
andre Geſtalt annimmt: immer Bewerbung um,
Anſehen bes Poͤbels, um die Gegenwart eines
Pfarrers oder Geiſtlichen, der ben Schild uͤber
die Betruͤgerey oder Thorheit haͤlt; und Gelaͤu⸗
ſigkeit im Gebrauch ber Bibelſtellen, ſonderlich
aus den Propheten und dergleichen Kuͤnſte mehr.
— Die Acta, welche dieſer Lebensbeſchroibung
angehaͤngt find, ſind dießmal ſehr zahlreich und,
unediet. 1) Vita Birgittae, von Zirgen, dem
Erzb. zu Upfala aus einer Handſchriſt. Voll
Wunder. 2). Vita Birgietae Yon Bertholdus,
einem Mönd) des S. Salvatorordens aus einer:
Handſchriſt. Er ſcheint in der Mitte des 15. Ser.
gelebt zu haben. 3): Appendix de miraculis 8.
Birgittae. Das erſte Kapitel hat einen anony«
miſchen Verfaſſer. Wir wollen doch einige Wun⸗
ber oder Anekdoten anzeigen. Ein gewiſſer Ma⸗
ler in Leipzig, Meiſter Heinrich, redete unter
den Lehrern dafelbſt vieles von der h. Birgitte.
Einer unter denſelben ſagte darauf zu ihn: niſi
de hae noua haereſ libricque eins vetulge loqui
Uelieris, tradam te ignibus comburendum.. (Sg
dachte und ſprach man alſo in Deutſchland, mg
Aufklaͤruug war, von den Offenbarungen einer
bereits cänonäfirten Heiligen!) Der Maler wur⸗
de auch citirt/ um ihn zu-verhören: allein ob er
gleich ungelehrt war, ſo vertheidigte er fich bach
«
Ada s5.: bdacht⸗ T. IV, 338
r freymuͤthig und geſchickt mit aller Beredfoni:
keit vor den Richtern, mie einft Stephanus bder:
die Apoſtel. Noch mehr! Der Anklaͤger ſtarb
bald hernach und‘ verbreitete einen ſolchen Ge N
ftanf, daß ihn mit genauer Noth die: cloacarii
aꝑpretiati zu Grabe trugen. Ein andrer, ein
Minortt in Stolpe ermahnte vinen Werehrer der
Birg. er ſolle von dieſer Vettel (verula) und
shrem Aberglauben (et. Friwolis ſupen ſtitiombus
ac nona haereſi,) doch daB Maul halten: allein
er ſtarb ſchnell. Noch ein andrer, ein Dominis
caner von großer Gelehrſamkeit (magnae b.
teraturac!) war fo aufgebracht gegen bie Offen
barungen ber Birg. daß er behauptete, man folle _
-fie öffegefich verbrennen And dag er ihre Anhaͤn⸗
ger. Lulardos'et begsttas ſchwaͤrmeriſche Ketzer
nennfe: zur Strafe wurde er auffägig. (Dies
fe Beyſpiele haben wir hergeſetzt, weil daraus
erhellet, wie verfländige Leute ganz anders ven
ber Heiligen urtheilten. Selbſt ‚die Erzaͤhlun.
N
gen' von den Strafgerichten uͤber ihre Weraͤchter
moͤgen als Beweiß angeſehen werden, daß ihre
Offenbarungen, richt goͤtelich waren: denn fo
har fith die:-ächte göttliche Offenbarung an ihren
Gegnern niche-gerädt!) — Das zweyte Ras
pitel iſt eigentlich ein :Mogpriatsinftrumene über
einige: Waitber, wehtjes Jac. de Orlando auf
Befehl des Erzbiäkh, von-Meapei, Bernhardus
aufgefegt hat, K. 3; “ Einige Bunder zu Nom
und zu Nofa, K. 4. Wunder aus einem Brief
des bucol. Ueſmue, Komes zu Nola an den
alppone
—
ä
tz | Ada ss, Ohr T: IW
| Arbonſas Biſch. zu Siena, der. Immer wine
wichtige Stelle im Leben der Birg. ſpielte. K. 4.
WMiraeula S. Rirgittae Autoribus monachis. Va-
Aenen ſchuc, aus der Handſchrift. Wenn nur ihre
Zenugniſſe mehr Gewicht hätten! Denn fie ſchrei⸗
ben fire ihre. Patronin und für ihr Kiöfter, daher
auch ſehr fleißig die Namen derer angeführt und
geruͤhmt werben, welche zur Dankbarkeit für die
Erhoͤrung ihrer Gelübdedie Heilige und das. Klo⸗
fter mit milden Gaben bebacht haben. —
"en
IV.
rtſetzung der: Anzeige von Ma-
Sorten — 2 i ige II. et Hl.
ondon 1781.
Kr hofften i in biefen beyden Theilen noch wiche
tigere Sachen zu finden, die einer Bemer⸗
kung werth wären; und daher haben wir. unſre
Recenſion im vorigen Stuͤck mit dem erſten Theil
abgebrochen: allein nun haben wir ſehr weniges
‚entdeckt, das angemerft und als neu ausgezeich«
net zu werben verdiente, aber defto mehr Wieder.
holungen des taufendmal gefagten und die beflän-
digen Ausbruͤche Des einzigen Keblingsgedanken,
von der Mortbinendigfeit der Polygamie, der, mie
ein unterirebifches- Feuer im Vulkan, Das ganze
— Herz des V. in Glut ſetzt. Im zweyten Theil
ft das erſte Kapitel, das ſechne der a
nad),
Fortſehung von Madin’s Thelyphthora, 141
nach, das von der Eheſcheidung handelt,
Bas erheblichſte. Aus feinen ſchon ehehin ange⸗
führten Grundſaͤtzen folgt von ſich ſelbſt die ſtreng⸗
ſte Unaufloͤßlichkeit der Ehe, und nur der Ehen
„bruͤch iſt die einzige Urſache der Eheſcheidung.
Aber beh der Untreue des Mannes gegen die treue
Ehefrau glebt er feinen Ehebruch zu: ſondern me
von Seiten der Ehefrau, die einen andern ihren
Leib uͤberlaͤßt. (Wahrhaftig! Mädchens Ungluͤck?
Waͤre auch die Polygomie ſo erlaubt vor dem Gen
wiſſen, als der V. vertheidiget: ſo wuͤrde doch
jetzt, nach den chriſtlichen und vernünftigen Site
ten die Befugniß des. Mannes burd) den chriſtli⸗
chen Ehecontrakt ‚ ben er mit feiner Gattin ein⸗
geht, eingeſchraͤnkt. Er würde zwar, nad) bes -
V. Syſtem feiner Pfiicht, eine von ihm’ geſchwaͤch⸗
te Weibsperſon heirathen zu muͤſſen, nicht entf
genlförmen: aber er kann doch feiner Frau ohne
Verletzung feines Gewiſſens verſprechen, ſich ihr
ganz zu uͤberlaſſen: und er verſpricht wirklich ihr
eben die Treue, die fie ihm verſpricht: und num
foll bey gleich großen, feyerlichen und verbindli
chen Zufagen die geringfte Untreue der Frau dem
heiligen Bund trennen, vielleicht mit dem Tode
‚ beftraft werden; ber Mann aber nie, wenn er
“auch ein Serail wie Salomo hätte, gefchieden
werden dürfen ? Wie ungerecht! und wie zerfid«
rend für Ehen, Für die häusliche Gluͤckſeligkeit
md Ruhe, und. für die Eheverträgel). — Im ”
fiebenden Kapitel kommt er auf die engellaͤn⸗
| diſchen Ehegeſetze, die er für feplechaft und _
w ider⸗
Mid
21
143 tZouſehuns von m Mei —E
widerchriſtlich finder. Das ‚achte Kapitel Ban,
delt vom Aberglauden, auch in Anfehung
Der Eben, Hieruͤher ließe fich vieleg: und. bejr
ſeres fagen als wir hier finden, z. E. über die ver⸗
mieinte Heiligkeit ‘der Ehe; über bie Einbildung,
daß alle Moſaiſchen Chegefege, Naturgefege,ober
- allgemein verbindliche Anordnungen find; über
‚ hie vermeinten Wirkungen ber priefterlichen Eine
ſegnung u ſ. f. Allein !gegen foldyen Aberglau—
ben zu warnen, fehlt es dem V. zu febr an. Epe⸗
geſe, Menſchenkenntniß und Aufflaͤrung. Der
groͤßte Aberglaube ſcheint ihm die Verweigerung
Der Polnggmie zu ſeyn, deren Wiederherſtellung
ein ſo großes und wuͤrdiges Werk wäre, als einf
bey der ei die Aufhebung des Celi⸗
Bats ber Prieſter. ne Digreffion R über den
Eifer Gottes über. eine Geſetze, (8. 9.) 9%
‚ Hört fo- ferne. zum Plan des. V. daß er im moſai-
7 Shen Gefeg Befehle zur Polygamie findet,.und
.. bie fortdauernde Verbindlichkeit dieſes Gefeges
auch bey Chriſten beweifen wili. Gott kann, ſagt
er, feines feiner Geſetze ungeahndet abſchaffen
oder umftoflen laſſen. Wahr: aber er kann Zeit⸗
‚= gefeße, ſelbſt wieder aufheben, und Hrduungen,
Die er Einer Nation gab,. nicht allen Nationen. in
der Welt aufbürden, wenn fig nicht zugleich Na—
‚urgefege, und ihre Beobachtung in den Wohle
. and der Welt und, Nationen ſichtbar eingefloch-
ten iſt. Aber das find, führe er K. 10, fort, die
Moſaiſchen Srönungen: die Polygamie foͤrdert
die Verilterung und bindert den Celibat, der dem
. Staat
Hortſetzemg von Madadı’s Thelypbthore. 143. °
Siaad ſo gefährlich und nachtheilig iſt. (Geſetzt,
dieß wäre auch aus den Annalen der Welt und
den politiſch⸗ ſtatiſtiſchen Benwelfungen über die
Nationen, welche die Polygamie dulden, fiche«
rer zu beweiſen, als bisher ‚gefcheben iſt; (dena
die Bevdiferung bee Juͤden fann ſchwerlich al⸗
lein von der, Polygamie hergleitet werben, wie ihre
jehige Geſchichte beweiſet;). fo wuͤrde immer auch
eine Gegenrechnung über ben Schaden gemacht
werden Eönnen, den bie: Polpgamie dem Staa
den Familien und felbft der Bevölkerung Sur
ſchwache Geburten. und: eine entnervte Nachkom⸗
menfchaft Bringt, dann möchte. bey, einer. foldyeg
Kompenfationsklage die Polygamie noch. heraus
zahlen muͤſſen. Sie gäbe mehr. Chen — ‚und
vielleicht auch dieß nicht, denn bie Furcht vor
einer Theilnehmerin am Ehebette wird obnfehl«
bar manches delifate Frauenzimmer von der Ehe
abſchrecken — aber drmere, unzufriebnere Ehen:
mehr Kinder, aber fehloächere, dürftigere, uͤbel⸗
ersognere Kinder! und dann wehe der Nach⸗
wel!) — Der gange dritte Bard foll aus der
Rirdyengefchichte zeigen, wie die Kierifen nach
und nach die goͤttlichen Ehegeſetze verlaſſen und ein
neues monogamifches Syſtem erfunden und aus⸗
gebildet haben. Daher ſammlet Maban Stellen
der Kirchenvaͤter, Drecrete, die Kirchenverſamm⸗
lungen, Synoden und Paͤbſte, welche auf die
Ehe, ihre Stiftung, ihre Beftätigung, ihre freye -
willige oder gefegliche Einfchränfung einige Be⸗
aiehung haben, . Eine ſolche Sammlung nt
tig
X .
\
144 Sottfegung von Madan’d. Tirelyphtiso '
‚wichtig werben, wenn bie. Stellen. Aus den Orks
ginalſchriften Ausgefoben, mit unpareheifchen
Urtheil Über die Urheber und Meranlaffungen,
über das Anfehen ſolcher Gefege und die Mittel,
fie geltend zu machen und zu empfehlen, unb-über
die Stufenfolge ihrer Ausdepnung und. Gültige
feit, begleitet und aus dem Geift der Zeiten, ik
welche fie fallen, erörtert würden: aber daran
fehlt es unſerm Verfaffer. Inzwiſchen kann man
Doc), aus feinen Sammlungen fernen, was die
Meinung, daß die Ehe eine Kirchenſache ſed, fir
Veraͤnderung in dem Syſtem der Lehre von Ehe
Fand hervorgebracht hat: und die Die Bifchöffe
ober die Kirchen ihr forum nach und: nach ine
mer welter in das Sci, der Dprigkeisen
u. Haben ’
D. Gabriel Chriftoph Benja-
min Moſche Ertldrung aller Sonne
und Fefttagsevangelien, Erfter Theil. Frankf.
und Leipzig, bey J. ©. Fleiſcher, 1781. '
8 bedarf wohl feiner Entfchulbigung, wenn
man Diejenigen Abfchnitte der Bibel, bie
nun ſchon feit Karls bes Großen Zeiten als
Grundlagen · des öffentlichen Religionsunterricjts
eingefuͤhrt ſind, und noch immer, der ſichtlichen
Mängel der Wahl und Einrichtung ungeachtet,
als unveraͤnderlich und unverletzlich verfochten
werden, zu erlaͤutern und zu erflären ſucht; da
es noch fo manchen, die zwar alle Fahre, und
wie man fagt, gar erbaulidy Darüber predigen,
fo wohl an richtiger Kenntniß des Tertes felbft,
eis auch an den Hülfsmitteln fehle, zu deflen -
richtiger Kenntniß zu gefangen. Sey es auch,
daß der Bibelforfcher eines folhen Buches ent
behren kann, es giebt ihrer doch noch genug, die
aus Unwiſſenheit, Bequemlichkeit oder Buͤcher⸗
mangel eines Anfuͤhrers beduͤrfen, und dieſe rei⸗
nere Quelle gegen die truͤben Pfuͤtzen, aus denen
fie ſonſt für ihr Auditorium die Nothdurft zu
ſchoͤpfen pflegten, gerne vertaufchen werben.
Ihnen wird es angenehm ſeyn, nicht erft das
ganze Meer der Eregefe überfchiffen zu dürfen,
fondern hier die Küften und Epländer, Die Klip⸗
Dosderl.Bibl,2,8.26, 8 . pm
«
N
346° Mufhe Erklaͤrung der Sonn: und
pen und Sandbaͤnke, deren Kenntniß ihnen zur
Vermeidung aller Gefahr in ihrer Sphäre noͤ⸗
thig duͤnkt, in einem beyfanımen zu finden, Wir .
wollen aber dern Buche, indern wir es beſonders
für diefe Klaſſe von $efern braudybar und empfeh⸗
lenswerth finden, Feinesweges feinen Mugen auch
"ben geüdrern Auslegern abfprechen, da des Hrne
V. Eritifche und eregetifche Kinfichten bereits aus
andern. Schriften ruͤhmlich bekannt finds Wir
baben nur damit anzeigen wollen, wem es am
"> menigften entbehrlich iſt. Weber die Urfachen und
die Abfichten biefer Unternehmung erfläst ſich der
Here D. in der Vorrede felbft. Die gute Auf—
nahme, welche feine Anmerkungen über die Sonn«
“und Fefttagsepifteln bey angefehenen Gelehrten,
befonders Hr. D. Erneſti (©. N. Theol. Bibl.
,.% B. 6. St.) erhalten haben, nebft deſſen und
anderer Gelehrten Aufforderung haben das Meis
| fe beygetragen, feinen Fleiß auf diefe Arbeit zu
enken. Er har dabey Sorge getragen, fo wohl
die Namen der Sonn» und Fefltäge, wo noch
Erläuterung nötig war, zu wrflären, als auch
von den Urfprung und Der nad) und nach, geichen.
benen Einführung der Fefttage aus Benedikts
des XIV. Abhandlung von den Feſttagen Ehrifi,
| der heil. Jungfrau Maria. und einiger andern
Heiligen, die in dein X. Theil feiney zu Rom ges
druckten Werke befindlig) ift, Die noͤthigen Mache
richten benzufügen, - Auf. diefe vorläufige Ana
merfungen folgt ‚allemal. in gefpaltenen Colum«
nen ber evangelifche Troſt, mit den harmoniſchen
- —
2
A
Feſttagsevangelien. Erſter Theil. 147
Erzählungen der übrigen Evangeliften ganz abs
gedruckt, fo dann die Paraphrafe, die burdy Fries
tifche, eregetifche, dogmatifche, potemifhe und
homiletiſche Anmerkungen, die in der Umſchrel⸗
bung mit fortlaufenden Zahlen bemerkt ſind, un-
terſtuͤzt wird. Hr. M. trift meiſtens mit Hr. Di
leß, den wir aber immer babey zu gebrauchen ars
rathen, zuſammen, nur daß diefer gedrungner übers
fest, und mehr Stof zum Nachdenfen und zu
fruchtbarer Anwendung des Tertes liefert, indeg .
ihr jener forgfamer erläutert, und bie. Gründe
feiner Erflärung allemal weitläufig anführt. Bey
ber Umfchreibung, die uns zu wortreich und- der
Stil etwas‘ vernachlaͤßigt vorkommt, ift mit
Recht der Tert eines Evangeliften nicht allein ges
nommen, fonbern zugleich die Erzählung der übri«
gen Damit verbunden worden. Daß man babey
immer erft viele Blätter weiter nach den‘ Anmers
ungen fuchen muß, ift frepfich unbequem, abes
e8 ließ fich nicht vermeiden, da ihrer fo viele und
manche Darunter von fo anfehnlicher Größe find,
Es lag auch mit in dem Plan -des Hrn. U, fi),
zum Ermeiß der Harmonie der biblifchen Schrift«
fteller, auf manche an fich betrachtet nicht allzus
wichtige Umftände einzulaffen, und wichtige Glau⸗
benslehren aus den Evangelien zu. befeftigen und
wider Einwuͤrfe und Werdrehungen zu fihern.
Sollte es aber nicht rachfamer geweſen fenn, ſich
bier etwas mehr einzufchränfen und dafür den ges
wonnenen Raum auf wichtige Folgerungen und
Anwendungen an verwenden, denn mit der Ver⸗
82 - weiſung
N
\
348 Woſche Erklärung der Sonn » und
weiſimg auf das Starkiſche Vibelwerk moͤchte doch
wieder wenigen gedient ſeyn? Wir wollen nun
-. für unfere Leſer von den 22 Evangelien diefes
Theils, die vom erften Adventsfonntag bis Sexa⸗
geſima reichen, einige zur Leberficht des Ganzen
Burchgeben, und dazu den Abfchnitt am 2, Ad⸗
veritsfonntage und am britten Weihnachtstage
waͤhlen. Kr verfteht jenen mir den beften Ausle⸗
gzern nicht vom Ende der Welt, fondern von der
Zerftörung Serufalems, Der Zufammenhang ift
and) diefer Erflärung (6 günftig, daß man fich
billig wundern muß, wie ihm’ manche fo viel Ges
walt-anthun, und den natürlichen Sinn fo drehen
unb wenden mögen, umdie bergebrachte Meinung
daraus zu deftätigen, Der Anfang deffeiben wird
S. 58. alſo umſchrieben: „Werden gleich fchon
“ diejenigen Priegerifchen Unruhen, von denen id)
. bisher geredet babe, (denn der V. verfteht den
iS » 38. Vers nicht von der legten Belagerung un⸗
ter dem Titus, fondern von ber erftern, ‚die von
dem damaligen Stadthalter in Syrien Teftiug
Gallus unternommen, aber hernach wieder aufe
- gehoben wurde, wie aus dern aten- Theil des Bi⸗
beifteundes ſchon bekannt ift;) den Einwohnern
diefes Landes die größte Noth und das jammer«
vollſte Elend verurfachen, fd wird es dennoch auch
dabey allein noch nicht bleiben. Es wird viel-
mehr nicht Lange hernach zu eben dieſer Zeit. ein
no) groͤſſeres Ungewitter der Trübfal enrfiehen.
(Dieß fordert das Wort eudews; denn wenn man
es auch ſchleunig überfegt, fo muß man doch
| : immer
I . /
Feſttagbevangelien. Erſter Theil. 149
immer annehmen, Jeſus habe die Zerſtörung Jee
ruſalems als eine Zeitbeſtimmung des Weltge⸗
richts gebraucht, das bach aber nach 1700 Jah
ren noch nicht erfolge iſt. Noch ſonderbarer klingt
es, wenn man es mit Hr. C. T. Schlegel hald
uͤberſetzt, und darunter nach 2 Petr. 3. 8. ein goͤtt.
liches Bald verſteht. Woher ben Beweiß für dies
fe wunderliche Vorausſetzung?) Denn gleichwie
in foldden Gegenden aflezeit die traurigften unk
ſchrecklichſten Werheerungen erfolgen, in denen
nicht! nur ſchwarze Gewitterwolken den ganzen .
Horizont bedecken und Sonne, Mond, und Sterne
ganz unfichebar machen, ſondern in denen fid) auch
eheils durch die erſchrecklichſten Donnerfdläge,
theils durch die Heftigften Bewegungen der Erde
ſolche Erſchuͤtterungen ereignen, daß es das Are
fehen gewinne, als ob Himmel und Erde zufame
menfaflen, und ihrem gänglichen Untergang ſich
nähern wollten; alſo wird auch die erſchrecklich⸗
fte Verwuͤſtung bes ganzen jübifchen Landes, ja
der gänzliche Untergang ber ganzen juͤdiſchen Kir⸗
he und Staatsverfaſſung unvermeidlich ſeyn.
(Die hier vorkommende Bilder find von großen
Verwuͤſtungen und Erberfihürtterungen entlehns,
wohen Sonne, Mond und Sterne vom Himmel
geftürgt zu-fepn fheinen, - Aber ift-Diefe Anmens
dung nicht zu Fühn? Man hat es geglaubt, aben
die Bilder Fönnen nicht zu fühn und ungewoͤhn⸗
lich ſeyn, die auch. fonft von Den Propheten ges
Braut werden. Unter ähnlichen Vorſtellungen
befchreibe - Jeſaias 13, vo, ben Untergang des
en RE. Babe
\
a50 Moſche Klärung der. Sonn⸗ und
Babyloniſchen imd Ezehiel 32. den Umſturz
des aͤgyptiſchen Reichs. Man vergleiche nur mit
dieſer Stelle und Marci 13. Joel 3, 3. 4.
Amos 5, 8.8, 8: 9. wo in dem legten. Ort auch
der Ueberſchwemmung gedacht wird.) Ob das Er»
fcheinen des Zeichens des Menfchenfohns BB; 30
auf die phariſaͤiſche Forderung eines Zeichens vom
Himmel anfpiele, ift mir noch ungewiß, ba man
aicht beftimmen fann, was fie eigentlich wollten;
bie Beranlaffung dazu war wohl die vorbergegan-
‚gene Sroge der Syünger. Ganz rechte nimme der
SB, fein befonderes Zeichen des Menfchenfohng
(eine: fihtbare Erfcheinung, die nicht zugetroffen
waͤre) an, fondern erklärt es uneigentlich von der
Offenbarung feiner Herrlichkeit durch. diefe Strafe
gerichte, Daß die pofalınenden Engel die Boten
Des Evangelii find und even V. 34. feine eigene»
liche Bebdeutung behält, verfteht fich von felbft,
nur merken wir noch an, daß er rucnAaulavem
und adreaIa, mit Eisner und Leß durch gefangen«
nebmen und freplaffen überfegr. Noch weitläuft«
ger tft Hr. D. M. bey dem Ev, am dritten Weih«
nachtstage weil bier eine vorzügliche Veranlaſ⸗
fung war, dogmatifche Folgerungen anzubringen,
und gegen Die Gegner, deren diefer Abſchnitt fo
‚viele gefunden hat, zu po mifiren. Die Bemera
Fungen find zwar -fehr richtig, die er nach den er⸗
ſten drey Werfen ben ungegründeten Yuslegungen
ber Socinianer- entgegenfeßet, aber zuweilen find
auch Folgerungen gezogen und Ideen eingeſcho⸗
ben, die nicht ein ieder ſo unwiderſprechlich in den
Wors
! *
x
v
u Fefttagsenangelidn; Erſter Theil. 151
Morten des Tertes finden moͤchte. Nach mühs
famerAnführung und Widerfegung andrer Auss
legungen erflärt er S. 289. Den Aoyos durch Were
heiffungen oder den Berbeiffenen wie es nach Val⸗
fa und Beza, in den Crametiſchen Benträgen
neuerdings erroiefen worden, und führt Pf. ug,
tue. 1,20, 305.4, 5% Apoſtg. 10,36, (Tenn
Joh, 18, 9. Apoſtg. 13,26. Cor. 5,19, wolle .
sen wir nicht Hieher rechnen) zum % emeiß F
Ki
daß Asyos oft fo viel als promiffum bedeute.
wahr, daß Johannes nachher dieß Wort von Jeſu
nicht mehr, auch Kap. 20.38. wo man es am er⸗
ſten haͤtte erwarten ſollen, nicht gebraucht; aber
mid) duͤnkt, eg bleibe die Schwierigkeit bey allen
Erflärungen ded Worts Acyos’ die nentliche: fie
kann alſo nicht als ein Begengrund wider diefe an⸗
gegebene Bedeutung gebraucht werden. Zudem
bedient ſich Johannes fd oft der Ausdruͤcke Licht,
Wahrheit, Leben, um den Urheber dieſer Wohks
thaten Damit zu bezeichnen, es iſt alſo um fo weni⸗
ger befremdend, in dem Acya Ben autorem Acyou,
dodtrinae diuinge zu finden. Daß übrigens Jo⸗
Bannes dem Aoyos ewiges Dafeyn, ‘Die Gottheit.
und die Schöpfung after Dinge zufchreibt, wird
jeder Unbefangene mit dem B. den Worten des
b. Schriftſtellers gemäß finden, 8. 4. wird fa
‚umfchrieben: Ihm haben wir fe. wohl Leben und
Daſeyn, als auch die zeinfte Gluͤckſeligkelt zu ver«
danken. Weit pafftnder in den Zufammenhang, .
als die Weberfegung: alle geiftige höhere Natu—
ren (day, naturae ſpiritnales, vt ſpecies eximia
“ 8 4 70 D
Be
—
—
“
132 Mufche Erklärung ver Sonn⸗ und -
_ av zonsen) haben durch ihn ife Leben erhalten,
Doch würden wir Das lieber von dem göttlichen
Unterricht verftehen, der durch ihn den Mienfchen
mitgetheilt wurde, In zrogerußer, dem faft je-
«
ber Ausleger einen eignen Sinngiebt, würden wir
nichs befonbers ſuchen, fondern es Durch tecepit
“(ion obtemperanit illi, dodtrinaın eius non ad-
mifit) erklären, aber auch nicht fo viele fremde
Bedanken von $euten, die von Natur blind find,
oder durch den duͤſtern Kerker dayon abgehalten
werben, wie hier ©..284. gefchießt, einfchieben.
Er ſuchte die verfinfterten Menfchen zu belehren,
‚aber fie nahmen feinen Unterricht nicht ‚an, voeis
ser finden wir nichts im Tert. Eben fo glauben
wir auch, daß V. 7. 8. der. Ausdruck Sicht am
natuͤrlichſten auf das Lehramt Cprifti poffe, und
alfo beffer durch göttliche Lehrer, als durch Er-
loͤſer überfege werde, was auch Licht fonft noch auf
ſerdem bedeuten mag, Warum follte man die
entferntere Bebeutung der nähern norziehen ? Er.
wa weil es heißt: Johannes war nicht das Licht ?
. Aber diefer war ja auch der verheiffene Lehrer zer’
* äfoxnv nicht, wenn er gleich bas Lehramt führe.
tee 8.9. verbindet er Zoxgonevov nicht mit an
Sonzev fonderh mit Ds, wie es die meiften
Meuern zu thun pflegen, und beruft ſich darauf,
bag Chriſtus die Redensart in die Welt kommen,
öfter von fich gebrauche: Da indeflen dem jüdi«
ſchen Sprachgebrauch nah Hy» ma gewöhnlich
Die Menfchen, die in der Welt find anzeigt, fo
“ wellen wie mit niemand Babern, der ben Alten
folgt,
/
> Geftagsenangelien. em der 53
fer, und es zu asIeanrer siehe. Day. ®‘ .
erkläre Hr. M. fehr richtig von gebohrneñ Juden
und Proſelyten durch eigne Enefchlieffung ober
pharifäifche Bekehrſucht. Auch treten sie den A
merfungen über Aoyas vasef dyevero S. 335. gene
bey, aber-für die Richtigkeit aller der Folgen, die
AUS uerryayıs vies gezogen find, getrauen wir ung
nicht zubürgen, da wir ſchon anderswo (Siehe
unfee Dogmat. $. 105. Obſ. 1.) unfre Bedenk.
licheiten vses eo von der göttlichen Natur Chris .
fi zu verſtehen geäußert haben. Daß Jopam
nes mit den Worten B. 15. „Mac mir wirh
kommen, der vor mir geweſen if}, denn er ‚war
aper als ich“ die Praͤcxiſtenz Chriſti habe ae
drucken wollen, ift uns gleichfalls wahrfcheiuli,
der, als Daß er damit blos bie hoͤhern Vorzüge
⸗
des Schramts Eprifti Habe andeuten wollen. Den
15.18. V. fieht der Hr, D. ganz recht nicht für
Worte Johannis bes Taufers, fonbern den Apop - |
ſtels Johannes an. Mnevusn beziehe ſich auß
WAnens Kaeıros no wrydesusim iaten Vers, und
fheint uns den ganzen Inbegrif ber Kraft unb
Weisheit Epriftiauszubrüden, Ausdieem Schar
ge haben auch wir Apoftel, will er fagen, Gnade
um Gnade, maxima oder omnimoda dona -en%
pfangen. So würden. wir auch V. 17. daß buch
Chriftum Gnade und Wahrheit fen, (Anm.
199) nicht bavon verftehen, Daß ſich burch ihn die
göttliche Gnade auf Das herrlichſte, und. fo, wie u
es (do im A. T. war vorher verfündige worden, .
geofenbaret wei , are vielmehr von der man
/
154 : Mofche Erklärung der Sonn + und
\ | . "
geliſchen Lehre ſelbſt, die Chriſtus zuerſt bekannt
gemacht hat, und die mie Recht Gnade "und
Wahrheit genenne wird, weil fie wahr ift und uns
Gottes Gnade verkuͤndiget. Wer konnte diefe aud)
fonft ven_Menfchen befannt mahen? Kein
Menſch (wie Apoftel felbft nicht) hatte je ſo ge⸗
naue und richtige Kenniffe von Sort und’ feinen
Rathſchluͤſſen. Der eingebohrne Sohn, der Vers
traute feines Barers harfie ungverfündiget, Wir
wollen Hier noch die Meinung des Hrn. D. von
dem Ausdruck Menfchenfohn, unter dem die mei«
ften Ausleger entweder ſchlechtweg den Menfchen
bdoder auch emphatiſch den geringen niedrigen Men»
ſchen verftehen, auszeichnen. . Hr. M. behauptet
wider fie S. 583., Ehriftus habe fich dadurch als
den vorzüglichften Menſchen vorgeftefler, und
Führe richtige Gründe Bafür an. Er bemerft
zuerſt, daß bie Hebraͤer, wenn ſie eine Benen⸗
nung, die eigentlich von einer ganzen Gattung
von Perſonen oder Dingen gebrauchet wird, auf
etwas Einzefnes anwenden, allemal dadurch einen
Vorzug des DBenannten anbeuten wollen. So
heißt oft Paldftina das Land, der Euphrat ı Mof.
‘ 3t, ar. ber Fluß, die Bücher Mofis, Pf. 40. 8.
das Buch. Dan, 7, 13. wird es vom Meſſias
gebraucht, und Matth. 25, 31. 34. 40. mit Bası-
"Asus verwechfele, :Stephanus gebrauchtes Apoſtg.
4,55. von Ehrifts, als er nicht mehr ein niedriger
Menſch, fondern von Gore Über alles erhoͤhet war.
Chriſtus ſelbſt gab ſich dieſen Mamen zuerft
Koh, 2, 51. als er kurz vorher vom Nethana
| | uͤr
8
⸗
.r
n 18
Feſttagsevangelien. Erſter el. 155
für den Sohn Gottes erkanat worden war. Es
ſcheint alfo in der That, ob gleich Menfchenfohn
fonft blos einen Menfcheri bedeutet (denn dag es "
einen niedrigen Menfchen bedeute, fcheine uns
mehr Prüfumtion als richtige Folge der dafür an⸗
geführten Schriftftellen zu ſeyn,) unfer-Hellanb
habe mehr damit fagen wollen, wenn man zu⸗
- mal.die Stellen Matth. 8, 20, 12, 32. 20, 28.
Joh. 5, 27. babey zu Kathe ziehet, wohin doch
bie E klaͤrung niedriger Menſch gar nicht paffen
mil. Warum indeß der Heiland diefen_ Aug.
druck fo oft vom ſich gebraucht Hat, läßt fich fret«
lich nicht beſtimmen. Wir enthalten uns. von
dem; Votrathe guter Erklärungen und richtiger.
Anme.fungen mehr auszugeithnen, da das, was
wit angeführt haben, bereits genugfam für den
Werth des Buchs und deffen Brauchdarfeit für
„ Eregeten und Nichtepegeten fpricht. Mehr Spar-
ſamkeit in bogmatifchen Folgerungen ‚Kürze und
Genauigkeit in Entwickelung des Tertes und in
der Schreibart, wird es zu einem der beften Hands
bücher über die evangelifchen Abſchnitte machen,
7
—
Stelle a Cor. 10, 12.17. erldutert, welche un-
ger die ſchweren und verworrenen Stellen des M.
196 ' Ondete theologiſche Schriften.
A
—
VL. ö
..
Andere theologiſche Schriften.
| Seipsig. Auf drey Bogen bar zu einer Ge
daͤchtnißrede Sr. Prof. Motus eine Ein⸗
ladungsſchrift drucken laſſen, darinnen er die
T. gehört, die die Entwicklung eines ſolchen Ex⸗
egeten auffordern. Der Endzweck des: Apoſtels
iſt ganz deutlich, ſich, und zwar fich allein, ges
gen den Vorwurf und Verdacht zu retten, ale
ober ſich bey dem Ernſt, mit welchem er fprach,
zuviel anmaffe: und dieſes beweiſet er, weil er
ihr Lehrer fen, der fie zum Chriſtenthum gebracht
und hierdurd) das Hecht erlangt habe, freyer und
ſchaͤrfer zu reden, als die übrigen Lehrer, die nicht
umter ihren gearbeitet hatten. Hierinnen Liege
aim der Grund von der richtigen Erflärung der
Worte Pauli, welche Durch einige falfehe Leſarten
imfrer Ausgaben fo ſehr erſchwert worden iſt. Wir
egen nun feine Ueberfögung felbft. her: Ich
nn mich nicht enefchlieffen, mich unter
diejenigen zu 3äblen, d. i. fie nachzuahmen,
denen gleich ju werden, die von fich fo viel
Aübhmens machen, (dyienan daurov Tas &A-
Anis wird erklaͤrt, alüis accenferi, wie die guten
Sriechen es häufig gebrauchen, worüber einige
entſcheidende Gteilen aus dem Apolion, Rhod.
FF u und
| GC
“ Andere theologiſche Schriften. 1
und Eufeb. angeführt werden.) Vielmehr meſ⸗
fe ich mich nach mir ſelbſt (metiens me meo
modulo ac .pede, ich maſſe mir nichts au, was
ich nicht geleiftet habe, oder leiften fann) und
bleibe in meinen Bränzen (mecum habito,
wie Perfius die Formel gebraucht: Im griechi-
fihen heißt es: awynewevres isurous dawuros,
welches einerley ift mit kergouwres Sasr. dmur.
ich beurtheite mich nach dem, was id) bin und
gethan habe. ‘Die letztern Worte des V. 12. 8cur .
very ‚und bie erftern des V. 13. 7ueıs de, Wie in
vielen wichtigen Handſchriften und in den alten
Inteinifchen Verſionen fehlen, und durch.alle Kuͤn⸗
fte der Ausleger, wie, hier gezeigt wird, noch
nisht verſtaͤndlich gemacht find, werden als un«
ächt verworfen.) Licht ineiner fremden Diös
ces, fondern in der Provinz, die'mir Gott
angewieſen bat, fo weir, daß ich aud) bie _
zu eich Fam, um. euch zu Benoflen Des
Ev. zu machen (denn ich gebe nicht im eine
fremde Diöces über (terminos tranhlio) ich
erweitre mein Gebiet nicht, als einer, der zu
euch nicht gekommen, unter euch nicht gelehrt
bärte: (denn ich habe auch unter euch dia
chriftliche Lehre befannt gemadht,) niche
in einer fremden Didces, füge ich, ſuche ich
meinen Ruhm aus der Arbeit eines andern,
d. h. ich rühme mich nicht das gerhan zu haben,
was ein andrer gethan hat, (V. 13, iſt zarte re
pero v. navaves Acfinitum [patim, wayay pe
perenuevos, worunter nicht wie Ainige das Mint
" . ber:
,
_ — — — —
*
138 Andere cheologiſche Schriften,
der Glaubens: und Gnadenkraͤfte, ſondern der Be⸗
zirk, in welchem Paulus das Ev. predigte, zu ver⸗
iehen iſt. Denn Paulus redet deutlich von ſei⸗
nen Reiſen, und von den Orten, wo er Chriſten
geſammlet hat, Daher find auch aueren B.fıs,
zu erläutern, welches mit AMoTEIoS Kavay, der
Bezirk, in welchem ein andrer Lehrer des Chri⸗
ſtenthums Profelgten geſammlet hatte, einerley iſt,
find mit-els ra rom, d. i. mit ben Gegenden,
wo ſchen eine Kirche zubereitet iſt, vermechfele
lb.) — Ich boffeaber, daß, wenn ihr weit
genug in dem Chriſtenthum gefommenfeyd
ind ich euretwegen in meinem Bezirk ges
nug Rubm erhalten babe (propter vos abun-
de intra ferminos meos celebratus, wie keryaAu-
vrcda⸗ ordentlich bey den hebräifchen Chriſten ge⸗
braucht wird, ftatt laudari, celebrari) ich auch
Hber Corintb hinaus das Chriſtenthum vers
breiten werde. Doc) werde ich nie in dem
Bezirk eines Andern, wo ſchon alles geſche⸗
hen iſt (eis ro &rayz vbi omnia praeflita. funt)
Ruhm füchen. — Wir dürfen gewiß unfern Le⸗
fern fo viel. Gefühl zutrauen, daß fie Die teichtige
keit diefer Erklaͤrung, und. den Scharffinn ihres
Urhebers erfennen: und nach biefer neuen Probe
der Auslegungskunſt des Hrn. Morus ſich freuen,
aß er; wie ers allein mar, wuͤrdig erfunden
- worden, Erneflis — des. Lehrers Deutſchlands,
Nachfolger ju werden, - |
Ende des IT. Bandes zweyten Stuͤcks.
—
—2
x
X
Raser.
Ä Te: der Diud bedunter dem — in
ländifchen Bibelwerks, bekannten voll.
flöndigen: Erklaͤrung der heil. Schrift Al
ten ynd Neuen Teſtaments, aus. den aus⸗
erlefenften Anmerkungen verfchiedener eng⸗
ländifcher Gottesgelehrten zuſammen ges
tragen und geprüft, und von etlichen bes
ruͤhmten Theologen der. evangel. Iurberia
ſchen Rirche, den Herren D. Teller, Banıne . -
garten, Drucker und Dietelmaier herausge⸗
geben, ‚bey 19 Theilen, einen Zeitraum von 22
Sahren gebraucht bat, fo ift esganz natuͤrlich, daß
unterden Pränumeranten auf biefes Werk in einer
fo fangen Zeit allerley Veränderungen vorgegan⸗
gen, welche verutfacht haben, daß bie leßten Theile .
deffelben unabgehelt geblieben find. Es ift für
wohl für die Befitzer dieſer unvollftändigen Er .
emplare eines dergleichen fofibaren Werkes, das
allein in der Pränumerätion 38 Thie, gefofter hat,
als auch für den, Verleger fhäblich, wenn diefe
übrigen Theile unäbgeholt bleiben follen, 'wele
Ge fonderlich vorn Alten Teſtamente den gten
toten,
\
soren, und nten alg deffen Testen Theil, und das
Neue Teſtament vom 13ten bis ıoten Theile be»
mnifft. Der Verleger hat daher den Entſchluß
«gefaßt, welcher beyden Theilen dienlich ſeyn wird,
md wili denen, welche Durch Erbſchaft oder Auf
- Jun: Befig diefes unvollftändigen: Werkes: ge»
kommen find, diefe ihm noch fehlenden Theile,
".."Peven um ı Thlr. 8 Gr. überlaffen, wen fie ſich
darzu zwiſchen hier und kuͤnftige Michael r79=
- melden. Sollten ſich auch Siebhaber zu den Theis
len des Neuen Teftaments. allein findeh: fo fol
fen ihnen diefe 8 Theile in-folcher Zeit um 10
Thlt. auch beſonders zu Dienfte ſtehen. Leipzis,
den 1, Gebr. 1782.
a 3. ©. 3. Breitkopf.
2 30. Chriſvph Dear. |
augerfefene
Theobogifie :
Bißlintgel,
Barinnen,
von den wichtigſten theologiſchen
in- und auslaͤndiſchen = :
Bügern, und Schriften -
: “ Nachricht gegeben, wird, Br
Zweyter Band drittes Stuͤck.
— — —
Leipzig,
Peine op Gottl. Imman. Bruutop⸗ 1788. J
In n v al t. re
I, Zur rege und Kritik des A. * von a J.
Arnoldi.
U. Fortſetung der Necenſſon von⸗ den ais
GSanctorum Octobris T. IV.
| m. Einleitung und Entwurf zum Vaſuch⸗ einer
7, Religions» Vereinigung.
-."W. Vollſtaͤndiger Prater Carehifmue vom
: Stand der h. Ehe. ”
V. Andre ctheologiſche Strhim.
gui erg und Art Fed allen. .
en Dam
Dr Fre u
Ka einpene Stellen dee, ’
— Salomons. Franff,‘ und
;£eip. 17818, 168 ©. s
ienfäoften. und, sehe. w den Bien
fpaften ‚pflangen ich, zwar nicht, weie.
„Die Abel, und Das Erbrechtauf Meiche, / ' , -
“ und Meperhäfe, „Brschhg. Geblat fort und Rubin: 7 Kan
ober Geleprfachkrie nepört wirkt. nicht zu.bem Far \
unilieneechten „obs. gleich migat; naenhöst iſt· daßs
men; Pınfeffors. nub Prebigeramärben ; andy. als
—— Ih nk Kr
- J
A
164 Arvoldi en ceuer und Ri.
— — 11
“
mb Sehanbeie inzwiſchen fs‘ wich für: bie \
Nachkommen und Ehre für bie Vorfahren, wegen
die Wiſſenſchaft auf ihrem Stamme —* und
die Kinder dieſelbe nicht in den Heſeen und Epl.
lektanten ber Vaͤter, ſondern im Geiſt mul‘ in
Der Wahrheit beſitzen. Hier kuͤndigt fich *
Arnoldi als einem Enkel von Albert Schul⸗
send — dem unſterblichen Namen unter den
Orientaliſten — an, der ſchon in feinem Sohn
und Enkel in Lelden Nachkommen, ſeiner winäig
fand; und ſich auch dieſes Enlels nicht / zu ſchaͤ⸗
‚men hat, der nach ibm vielleicht. mie eingeſchraͤnk⸗
teen Hülfsmitteln und weniger Schwierigkeiten,
aber Biken. Era Geſchmack Steine zum Bau
| der hibliſchen miet und bereiten,
„Bin Beytraͤgen — erſten Seferung: aus
prüfen
verwerfen. ober beftätigen, au den Dialekten
u — Berionen und Konjefturalänberungen ber. Les
Zn. art befre Auslegungen verfuchen und badurch
"Die vielen Luͤcken unſrer Eregefe vermindern hel⸗
. fen: dieß Verſprechen hat ex fo treulich und. *
Bee 77 gehalten, Baß wir. une über einen
Mitarbeiter an der Auslegung des Al T. Big
ffeuen unb-die-Bermehtuing feiner Beyeraͤge mün
Men. Salomens Ohr „zu deren Auf:
. —A — 5 wid orlestafifähe. Kenntniß
ri a Kritik und vbelleicht auch zut wo⸗
miebradite ‚ wilche inter: den Deutſchreu
ee
. ga 10 ba fa, und in ke
7
| ¶derdillen Tran, A
m, — — un: Big ie
v.r'rh
neich voͤllig umgearbeiteren Ausgabe. unfrer Ye.
terfegung, die vor wenigen Monaten fertig GB
worden iſt, gefühlt und beiviefen haben, noch
viele öde: Mäge’ungebattt Hegen geblieben fird,
dieſe Sprüche Salomons fucht er in einzelne
Stellen beffer zu erlaͤutern, afs feine Worgänger;
und wir wegern uns nicht, ihm für manche gute.
Erinnerung zu danken, nach welcher we J—
neuen Ausgabe unfſrer Ueberſetzung unfre
rungen entweder nochmals gepruͤft eder auch die
einigen: aufgenommen: habe. — Alle ſeine
Obfervationen wollen wir nicht abfchreiben, fonbem
nur eifige, Die neu und empfehlenswerth ſind obek
auch worh mehrere Prüfung verbienen. 8.3, 4
mache er ſogieich über das Wort die Se
merfung, daß es Metz, les graces bedeute, in
weichem Sinn es auch K. 177, 8, van (das .-
Befchent retit von allen Seiten) und R.ıg, -
11. af Synonym von minan vorfommt. Rap.
6,3. moͤchte er on als futurum von ed,
fpredyen, reden, wovon and) © herkommt, an-·
ſehen: chue, was ich dir ſage: In andern
Stellen moͤchte es wie das —* quaeſo ge⸗
braucht umd falfchlich mile mens, —— das eine
ganz andre Etymologie hat, verwechſelt werden.
Eine Unterſuchung daruͤber gehoͤrt in ein Lexicon
particularum hebr. has wir fo wenig als ein gun
teß Yebräffches Sericon haben: — Br K. 6, 7
wiberfpeiche er Michgelis; der man Erndte, le⸗
fen mit, RT ie poi ———
x,
4
v
sh.
*
— 1
‘
. 9
04 -
u
Awadi u East am nur
Alb die rechte Lebart, durch Richter, Ræbti: won
god Chen biefen veiberlögt er, wenn er K. 7
22 aus D>» eine Spinnewebe machen will: er
‚grinnert ſehr richtig, daß 02» ben Worten 13
und V parallel ſey, von Symmachus richtiger
‚buch axsgrosy überfegt morben, und nad) ‚dem
Arabiſchen j incurrere in aliquid bebeute.
K. 8,\5. aͤndert er ab -wariin 3b- won, weh
ches den Stellen Hiob 11, 13. u. a. auch den
LXX gemäß if. —
KR! 10, 9, treten wir ihm billig bey, wenn ,
er Sm ſtatt 2m lieſet und. aus dem —E
I, überfegt: wer krumme Wege geh, ift
iets in Furcht. K. 10, 14. erfläreen wir (frey⸗
lich paraphraſtiſch) in. der erften —— das
np ma Ion 0: ‚der Unherechten
. Mund ift mir niches genauer bekannt, ala
mir Ruin, Die meint Herr A. fey gm
matiſch, es müßte ap und roð gelefen
werden. Aber wir haben nanp geleſen: Seine
Vertraulichkeit ift Ruin, und. dawider hot bie
hebräifche Grammatik ſchwerlich etwas einguwen⸗
den. Inzwiſchen dat uns doch auch dieß nicht
gay gefallen, und wit haben in ber neuern les
berfegimg dafür gefeßt: Weiſe fammien-
Kenntniſſe, aber dem Mund der Ungeredys
ten ift ihre Annaͤherung fehrechlich. "Mach
Herr A. der unter n»3 Geheimmiß verſteht,
Eönnsen die Worte füglich bedeuten; des Tho⸗
ren Mund ift ein Rip, (naro etymalogifh
un . bibliſhen ebrauch) in . einem vollen
, Schlauch
un .
wo eher Be. m.
| tanäb (rang zus ven ehe Bias
- weis. bequemer Erklaͤrung aber theilt er aus Dee .
Micheilung eines Freundes mit: bee. Thoven
| : .‚Sreundse
ſchafte weidhes ſche bequem und der. Wardf«
ei⸗ gemäß iſt, wenn man no im erſtern Hemiſti.
chium durch Bekanntſchaft, Freundſehaft
überfegt,- wis syn auch ſonſt der: Freund, der
Vertraute iſt. — - 8. a1, 23. meint er tax
haße Ungluͤck, aus dem Arabiſchen. K. 12,
20. ſicht er ſich genoͤthigt, um ben Gegenfag von
mowo zu finden, das Wort Tırmow in einer gang-
ungewöhnlichen Bedeutung ‚ KPoblwollen; u.
— Falſche Tuͤcke iſt im Harzen der.
Zankfſtiffter, bey denen, die zum Frieden
rathen, aufrichtiges Wohlwollen. (Bey
ee, das fo häufig. vorbommt, und uͤber⸗
alt feine bekannte Bedeutung behauptet, iſts doch “
bedenklich eine fo fremde einzufhiebn 3 Wir dan.
ben nicht Gruͤnde genilg gehabt, .. unfrer vorigen:
Meinung zu entfagen: Wer-Zurwürfe zum:
Unglück macht, berrüge ſich: wer beilfame,
Anfchläge ‚giebt, bat bat Freude, denn obgleich
373. momm? fonft falſche Tücke gegen ben ans
dern. anzeigt, ſo kann doch das ron Yon jeher.
Täufchung, auch derjenigen, ‚die man bey mise
Iungenen Nbfichten. erfährt, verſtanden werben,
wie es deutlich K. 14, 8. gebraucht wirb: und
Hier wird dieſer Siun durchs Antitheton empfoh⸗
len. K.13, 6, weiß den V. unſre Berfions um n
4 —— er) zero. aue, mis
u
\
4
-
/
“
ws: Knast 7 Sur
*5 Pen ER rote au fine. Gm
| ‚nungen hat) gefaßt — ——— —**
dine „neue Ueberſetzung dieſes Berfes Pruͤfung.
Tugend iſt Gefaͤhrte (sun, fie begleicet ihn
teen Wächter) der Religion (Tr. or ent
Bu weber bie wahre Keligion, —
"ver, wie bie Jormel häufig gebraucht wirb.). bu
goͤtterey (mar) geyt vor Laſter ber. Abe
im, Arab. Vorauogehen). — R. 13, ——
ich mit ben Verf. 3 ſtreiten, wiew *
Verſuch die Worte zu erklaͤren bie.
Grammatik wohl ausbauren wirb, wenn: min *
Pen lieſet und rv ale abſiractum im anereto
erklaͤrr; denn daß die Grammatik Ka erlaube,
welß jeder. Aufaͤnger. Hofnung
des Gewin ·
ſels waͤre alſo fuͤglich — des —
ſelnden (mu von ru): bie
Er A. iſt wahrſcheinlich beſſer: ———
ierde kuͤtzelt die Seele (mn Im Arabiſch.
Vecrbieten): aber das Döfe zu —
dein Thoren din Abſcheu. WB. a3. giebe
A. dem Schultens den Vorzug:
UUnterhalt giebt das Urbarmachen eines
eldes ben Armen: aber Reichchum vers
jegr ohne achtſame Hausha Man
ned, mern auch Das pebräifehe bieß: fagen Fürs
“ vs — des Sion de *
_ ß
—
, . %-
—
leſen. — K. 20, 6. wird ſtatt Tor die Lesart
wort vorgeſchlagen: Mancher bat dent Tome
mm ?). eines. Steygebigen. — K. aı,
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* . % , ‘ ’ .
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” ‘ N ‘
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*8 hate, - =
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—⸗
PM. Arte men Berfii Aber DER OR
werden die Liebhaber in unfrer Verſion ſelbſt nach»
hit Herr A. ſo gut als wir die Schwierigkeiten J
der gewoͤhnlichen Leſart, und, unfrer Erklaͤrung! ee
hofft fie aber zu haben, wert er net ben LXR,
am flr > umb vapıa.ffatt vapan liefer, und
- Yan durch Waſſerſchein (mie font arho ‚ges
X wid) erflärt: ¶ Wer Schatze dar) ..
mag: x
Eprüchen Sal. nicht fehr wichtig: fm) — Me.
ber die unklaͤrbare Stelle R. a5, 27. prüft ber “
Bea, viele Meinungen und nimmt gzuletzt als bie.
bean; 3 zu viel Honig eſſen, iſt nicht gut,
Verachtung (pri aus dem Arab,
— 28, 11.) der Ehre entſteht aus der
Ehre Verachtun
g wäre fo viel als Ue⸗·
berdruß. —— migen meh u
ve dein
⁊v
4
m
\..e
*
— "Amis rw: BP
— —
2 1.
der recähflen von: "ten
Actis Sanctotum menſis Octo-
bris T. I. |
& neunten: :Derober zröfnet Abrabair sn
28
Zug der Heiligen, die ftdy. dieſes Tages
freuen duͤrfen, und ſeine Lebensgeſchichte bietet
Ba: ihre Dunkelheit und viele chronologiſche Au⸗
Nftoͤße dem Verfaffer dieſes Artikels, Joſeph Bbefe
Quier, ſehr reihe und mannichfatrige Materie
qunUnterſuchungen dar, bie. bey einem großen
Theil des Nachtrabs dieſes Anfuͤhrers unter: dem
Heiligen minder zahlreich, wenigſtens minder are.
deblich ſind. Zwar ſuchen wir Hier vergebens
IJeine Beſtimmung und. Rettung bes Charakters
dieſes merkwuͤrbigen Mannes, oder Reflexionen
über ie Beſchaffenheit und das Maaß feiner Men
ligionskeuntniſſe über die Natur und Größe ſei⸗
nes Glaubens, über manche ziemlich —
Auftritte ſeines Lebens z. E. mit der Hagar, in
—X
der Aufopferuig Iſaaks u. a.; denn ſolche Un⸗
kerſuchungen, ob fie gleich werth wären, in Actie
Sanctorum angeſtellt zu werben, liegen ſchon
nach dem Plan dieſes Buches ſeitwaͤrts und wer⸗
den uͤber der Aufmerkſamkeit auf gelehrte Unterſu⸗
chungen, auf Wunder und Reliquien vergeſſen.
Inzwiſchen kommen auch bey dieſen letztern bin
und wieder er Erhetccungen wor, bie weder er |
nn
.. ' 6 Pin J
an F I.
L s - 4 * .
-t _ i
N
‘
RRSST.W-ORE Br
anoch ung heißen konnen Hier berrifft die ei
fie Frage das Geburtäjahe Abrahams, ob es in
das fuebenzigfte oder in das hundert. und dreyßig⸗
ſte Jahr des Thara falles bey welcher ber Verf. |
‚bie legtere Hypotheſe annimmt, und die erſtere
die auch noch neuerlich von- einem gelehrten En»
puciner in Paris Wilh. Sinits in deſſen Proleg,
in. Genef. verfeidigt worden, . zu:.wiberfegen
ihre Die Erinnerung iſt·wohl richtig, daß di
Bibel mehr Genealogie als Chronologie Hefe; - - ';
und Daß daher auch 1D, Moſ. aj, 26. das Schu ,. |
jahe Abrahams als.bes-jüngften. Bruders nice
u
u
beſtimmt werbe. -. Abrahom ſey im ‚fünf und
Jehre —* Alters aus Haram ande
ſiebenzigſten
‚gegangen, nach ı B. Moſ. 12,4. und zwar, wie
Stephanus Apoſtgeſch. 7, 4. ſagt, nach feines
VWaters Tod. Da nim dieſer zwey hundert und
fuͤof Jahre alt geworden, ſo muͤſſe jener erſt im
—
hundert und dreyßigſten Jahre des Thara geboh-
zen ſeyn. Dagegen läßt: fidy nun. vieles eimvene
den, welches ber SB. nicht. immer gründlich bean:
wortet bat. Erſtlich wie. may es dem Abraham
Angewohnlich und ‚unglaublich vorgefommen
ſeyn, Daß. er noch. als hundertjaͤhriger Mann;
deſſen Seib Paulus in Diefem Alter savaigmpevon '
nennt, Roͤm. 4, 19. Kinder- aeugen folkte, : wenn
er ſelbſt eine fo.fpäte Gebure war? Die Antwort;
daß Abraham ſchon drenzehn Jahre Tang nach Jr
mael keine Kinder Habe, und daß er vornehmlich u
auf Sara ‚nicht. auf-fih und fein Undermign -
| 12 a jenen; Bun be item a
.
. x\
m. —E on
ob gebe ſch bie Richiung due;
—— — ehe Emo — m
ſpirirt hält, wie —* leicht thun kanne denn
—
die Gruͤnde gegen bie Gatcigkeit ber- hiſtoriſchen
Angaben. des Stevpatus: find wirklich Aärker,
7," ls daß fie ſich mit. dem leichten werde)
en Ausſoruch: iadignatione potius, quam en
tione digni: funt, abweiſen laſſen. &s ift ende
RG bekannt, daß der ſamaritaniſche Terd dem
CThyara nur hambert und faͤnf und vierzig Lebens⸗
jahre beylege, und, da bie Chrenologie nach dem⸗
felben fo teicht und harmoniſch wird, "billig vorzu⸗
uichen iſt. —2.*
ber jüngfte Sohn "bes
Thara — War ers, ſo war Harau ehafeha⸗
bar berierfigeboßme: allein wie kommt es nun,
Daß Loch Harans Sohn, nicht das Reche der
BF Erſtgeburt genießet 7. u. a. m.) ine andere Un
terſuchimg beſchaͤfftigt ſich mie der Fragen te
va und Abraham’ Gögendiener geweien? Wen
Binden fiheine es Philo/ Auguftinus (deC.D.c. 72,
33.) und andre Kirchenvaͤter zu "behaupten, allein
2 vom Abraham ſteht das Gegentheil im Buch der
Weisheit, im Rn (8. 44.) im Geber Mas
waffe, im 4. B. Efra,. beym Joſephus, Eufes
bius u. a. (Man finder wohl in jenem Zelte
- gunbe feltner Goͤtzendiener als Verehrer des ein⸗
Gottes.) —— Daß Abrahams Frau, Gas
| 1 Ai Halbſchweſter geweſen, nimmt Smits u.
a. nach ı B. Moſ. 20, 12an; allein unſer V. laͤugner
6, ak ie Cie en a Wed * |
/
/ -
adi es T. WDR
ae
.ı
2
2 —
bey andern — *57
Das Rear der
fe im, B. €fr, 0,7. und a den daibälkhes
araphraſten
ſchen vorkommt. (fr a. Michadlie J
ai * ezt..P. H.p. no). -
Moſes
Seephanns zu vereinigen, wied ein boppele
m Mr dh Abrahams angenommen; der erſte aus
daddaanach Haranı?9. 3* 18, 31. ———
uicht gebenkt); ber aus Haran nach
ke 19, —— —— —
| nie Step, Ap. Geſch. 7, TR.
——ã— nen daßi Bd. Diofiä,zu.deh
Sanbes Conaon "von Mofes’nui per anticapaio⸗
2 ae - Gm bein an
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ni — Küsssı TTV: Oben"
Gottes an Abraham. ıB.Mof. 12, 2; 18,13. and
dem Ausgang aus Sgypten verfloſſen feym. folen,
vie man ſonſt aus befunuten Gruͤnden engenem⸗
=" umher,” umd auch Ghiſquier
pertheidigt. Er
bey 'muß die Aechtheit bes Hebraͤiſchen Textes
2B. Mof. 12, 40. vertheidigt, und angenommen
werben, daß Abraham, Iſaak und- : wu
'wmter. dem: Mamen Kinder Iſrael : begriffen
Say ſollen, soelches aͤußerſt unſchicklich amd forach⸗
wibrigift, wie ſchon Houbigant fuͤhlte, den ber
WVerfe nicht recht widerlegen fun. (Die Richtig⸗
dei der hehraͤiſchen Angabe des Aufenthalts der
aeliten in Eghpten: oh nach der Aufklaͤrung
ve Herrn· D. Roppe kaum mehr ——
ven Amer). Wir uͤhergehen. das audre, was
ER 7: Abrahams Polygamie, won: der S
‚ung, bie dem Abraham. zuerſt befohlen, und
eine ganz· wiſtkuͤhrliche Ordnung ſeyn ſoll;
der Periode der Auſopferung Iſaaks —* er
Ws. asfte- Jahr deſſelben ſezt); von den Ehe
Abrahams mie der Rasur, Die:er:erfk:mach dem
Tode der Sara. geheyrathet ‘haben ſoll, und end⸗
Ih: van Abrahams Grab, welches einige. Moͤn⸗
ge! am. J. arg, wunderbar entheckt haben ſollen
fans einem: Tr. ined. de: inyentione SS. Pate;
Aber Km Der don di, Cooeaioo Bank: fies
"60h SET-IV.OAse | a,
—*8*ð geſagt ih Zuope Rcfe wch da⸗
ficham auf feinen Gebächtrißtag.. — pm feine.
I}:eine fehr- ausfüpeliche Abhendiung über Der \ \
Dionyfius Artop. von €. Byeus, einen che
| h
bei, die uellen der Geſchichte biefes- Diony,
Areop. anzeigt. Die vornehmſten darunter ſind
Sie ‚Areopagitien, weiche Siltwin, ht zu Gr -
Denys Sec. IX. auf Befehl Suhmwigs des From
men ehngefähe; ums - Jaht‘ 835 -Sefammlet hats
zwar redlich and ohne dir Betrüger. gu fm. w
dew ihn Samuel machen will; doch ohne Bla
wuͤrdigkeit, weil er ſo weis. von’ dem. Din. 8 u
8* «iebte, Zwar ſchoͤpft Hari: aus aͤltern
chriften; beſonders aus gewiſſen Actis Dionxſu. —
die *8 erft Sec. VIII. madio. wo man an-
ſieng, den Dion, Agcop. und Burifiends für einen |
ien Pexfen zu halten geſchrieben und eine Paras ”
einer- noch Altern von Boſquet (iarhillor .
phrafe
Erclef;.Gallie. T. Il. Parif,1696) ‚ebieten Paflıo S.
Dion. aug den, Ende des Sec. VII, finp, und das
her in fo frühen Geſchichten der Kirche nichts ben
. weiten koͤnnen. Zwey andre Schriften, auf weile
cqh⸗ ich Hilduin beruft, nemlich Eugyppüi Ariſtar,
chi gtaecorum :chtonographi. ep. ad Quefiphoy
zum und: Visbik conferiptio find zwar von ihm
nicht erbichtet, aber doch unaͤcht: die erſtere, bie
bier. aus einer Rede eins Maͤnchs zu S. Denpe
abgedruckt iſt S. 704) verraͤth durch —F Inn⸗
Bel zu KRREDUEN, bie. Aauperung due ve
v pr . ⸗8 ’
32* v r * en DE Ka De ⸗
⸗
7
|
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A
Pr ®.
*
—
— —
——
Pr wenig kan Derhobius ſuir den eefafte
2:7 bey Amaldal. bibl. nidhe In bevfolben ju flebeie
an einem Mierroderus —— ‚wird, ſader⸗
. Si ie —** Worte —* von
| we Coftarinope Tarefis, ber in Dom Ere-
BE
\ - ' ’
ne u V Ge
.
4. ey 2°
| Bis Air mes Ahre and Ehe keſeere Dickie
4 Morin..de Ondiustt. P. . ol 8: ficht, unb ng
inigen Wetaͤnderurigen bier wieder. geliehen wi, wäh,
Bann‘ sogen. der tauben Sproche ihr Geburd⸗
u Seulum nicht. verkäugrien: Ueberhaupt niamet
Ber B. den rdſa an, ben-er alıh:in der Zoh)
gr genugſam rechtfertige, daß jede Schrift, dar⸗
ine. Bionyl.;.Martye zum Achenienfer
wird, ſpaͤter als das Sec. VIE. ſey. Außer dem
HOHilduin iſt noch eine paflid Dionyſũ, welche von
u Liffleiue ¶ de uno Dionyfio); und er
der. letztern gehalten werden, weil Lie Ausije
find; noch bee erſtern, die nicht nur —* a
* . ©. terroribus flate erroribes, ſaxo
- Matfexeo-lapide u. a. Jnuzwiſchen iſt dieſe Pal
ANAd alter als‘ Miduins —— bern. of
wi barismen der. Dienyſ. nie Areo 75
- u da waheſcheinlich ee —
kun⸗
. — - -
— — > > —
r
s
P Zn)
Fünkigung einzog, ob Dionnf. zieft B. in Alten
und hernach in Galllen geweſen, biefe Gage aus‘
dieſer oder einer aͤhnlichen Paſſio Dion. hatte, welche
aus dem Oecident in det Orient kam, fo moͤchte
Diefelbe um die Mitte Sec, VIII. abgefaßt ſeyn.
Ihre Neuheit ift genug Beweiß, daf ihre Zeuge -
niffe nichts gelten Finnen. Eben fo wenig glaube .
wuͤrdig find die beyden Sebensbefchteibungen Des -
Br KAnS.S.T.IV. Odobn: Im.
Dionyf. von Simeon Mefaphraftes und Nicepho- -
rus Calliftus, die in der Corderifchen Ausgabe der
Werte Dionyl. ſtehen. Nicephorus gebraucht
‘ven Simeen, und tiefer Die obige Paflio Metro- :
dori, und alle verfermen ſchon den Unterſchied
zwifchen ‚Dion. Areop: und Parif. den dar bem "
** 180 die Sriechen immer gemacht haben.
Nachdem der V die alten Zeugen auf ihren
Werth geſetzt Harte, fo unterſucht er nım ſelbſt die
Geſchichte, und ſondert die beyden Dionpfier ger '
nau von einander ab. Die. erfte Spür, daß man
fie mit einander vermifchte, iſt i in den Actis S. San-
ctini ums Jahr 60. und in Gallien anzufreffen,
wo man’ben Apoſtei von Paris, Dionyfing gern
zBeinem Schüter Pauli gemacht hätte, Doch
war dieſe Meinking damals noch lange nicht ale
"gemein: denn ein Moͤnch in S. Denys, ber die gefla
Dagoberti R. beſchrieben (ums Jahr 750 » 780)
teber weitläuftig don Dionyſio, ohne ihn jeAche-
nienſem ober Areop. zu nennen. Hilduin, der
beyde verwechſelte, widerfpricht denen, - die beyde
von einander — und nennt es exitiabi-
Doxderlain 2.4 2. 3.6. . M ‚ lem -
‘
—
F
[
16; ° Ada ss. T. IV. Qäpbr...
lem et profanem nimis cöntentiopeni. -" Mech
ing folgenden: Seculo feßt Ado in, ſeinem Mer-
typol. den Areop. auf dem zten Oct. ben Parik,
auf bem gten Oct., wie auch Ufuard und Notker
thaten. Anaftalıus Bibl, weicher Merhobii ‚gehen
“das Dion. uͤberſetzte, ſagt in der Vorrede; ceflet
, quorundam opinio perhibentium non efle Areo-
pagitam Dionylium: Abörlarb, der auch in die⸗
fem Stuͤck weifer als die uͤbrigen Mönche in ©.
u u Denys waxr, mufte.fich die Unterfcheitum beyder
. Dionyfier zum Verbrechen anrechnen laflen, und
noch in’ einer Bulle bes Innoc. III. von’ J. 1215:
wird ausdrücklich der getheilten Meinungen: über "
dieſe Frage gedacht. Nur feit dieſer Zeit behielt
bie frangöfifche Meinung die Oberhand, bis nad).
ben Streitigfeiten darüber, die Sirmond und
Launoi im vorigen Seculo erneuerten, Xroß des
Widerſpruchs von Millet, Menafdus u, a. die
richtige Meinung wieder herrſchend geworden iſt,
ſo daß auch der Erzbiſchof von Paris Noailles in
dem Breviario Pariſ. 1700, die zwey Dionyſier un⸗
terſcheidet. Wir wollen doch die hauptfaͤchlichſten
Gründe kurz hieher ſeßen. Erſtlich werden der
Dionyſ. Areop. und der Pariſiſche ſchon im MR
. tyrol. Romano parvo, das in de erſten Helfte
Sec. VII. gefchrieben ift, als zwey verſchiedene
Perſonen vahmhaft gemacht. Zweytens reden
die Griechen von dem Dionyſ. Areop. ſo, daß
er unmoͤglich der B. zu Paris ſeyn kann. 3: &.
ſie laſſen ihn zu Athen den Martyrertod erdulden.
Was aber Chifflotius gus der Handſchrift eines
—66 on . grie⸗
W— f .
⸗ J 9p J L n | N , J
Acis SS: T-Iv: Occobr. . ©9
grlechiſchen Spaxarli Sec. X.- ih Der Clermonti«
fhen Bifierhek "ebire hat, iſt gaız offenbar aus
Iweyerley Sagen; «der griechifchen, die den Dio-
nyf. verbrenmen laͤßt, und der Abendlaͤndiſchen,
nach "welcher er enthauptet worden, und ſeinen
Kopf noch eine Strecke weit in den Händen fort⸗
erug, zuſammen geſetzt. Drittens iſt auch das
Stilleſchweigen der Alten won 'iner translatione
hius die Verſetzungen der Biſchoͤffe in-andre Sig
Barfig angemerkt werben. Viertens: hole
vem ſechſten Jahrhundert an über die Exhriften
bes Dion. Areop. viel geredet und geftritten wor⸗
den; fo kam es doch hie vor, daß diefer Dion, im.
Oeeident gelebt haben‘ foll. Sophronius der Pas,
triarch zu Serüfalem‘, Io, Damaſe. das Concil.
Rom. A. 645 ,' die fechfte allgemeine Synode zu
Conftantinopel' gedenfen feiner ‚ aber nie anders, .
als mit dem Namen Areop, oder Ep. Athen. End-
lich: mar denn Paris im Anfang des’ Sec. N. eine
Stadt zu einem bifchöflihen Siß, der mir Athen
vertaufcht werben konnte? das Paris, das noch. .
zu gulians Zeiten zoAıym ünd Caftellum
heißt? — Nach diefen Gründen handelt Byeus
billig zuerſt von dem Dion. Ateopagita, deſſen u
Lebensumſtaͤnden, Reliquien :und angeblihn -
Schriften. (&.767:856.) Da er Beyſitzer vom
Arcepagus war, fo iſt zu vermurhen, daß feine .
Geburt edel, fein Vaterland Arhen, und fein Char
rafter Rechtſchaffenheit und Würde war: denn
dieſe Etsenſchofin mußten {nf die Mitglieder
ern . Ma |
die⸗
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dleſes berüheen Gerlchts in Achen heben. Sel.
ne Bekehrung erfolgte ums Jaht 49 durch Pau⸗
lum: und der Hierotheus, Biſchof in Athen, der
ſonſt in den Pſeudo· Dionyſianis als fein Lehrer ges
nennt wird, eriftirte vielleicht nie; wenigftend nenne
Euſebius den Diomyf. den erften Biſchoff zu Arhen,
wou ihn nach den Conft. Apoft. ur Ruffino Paulus
—
machte. Wenn ihn Nicephorus u. a. bey der Er⸗
weckung und. Himmelfarth der Maria mit ges
genmärtig ſeyn laſſen, fo ift es Babel. Unter
2 dem Kaifer Hadrian foll er den Martgrertod zus
AAchen erlitten haben, wie das Martyrol. Rom,
Parvum aus einem Achenienfifchen Schriſtſteller,
Arſtides, bezeugt. Denn ob es gleih Ein
die drey angeſehenen Lehrer gu Athen, Dionyſius,
mond fuͤr haͤlt, daß in wenig Jahren
Publius und Quadratus unter Einem Kaiſer ges
7" g8dtet worden ſeyn ſollen, fo iſt doch die Soche
nicht unmöglidy, zumal da Hadrian ſchon im
| an 117 zur Megierung fam, in deſſen erften
—
ahren Dionyſ. umkam, und Quadratus erſt
= acht Jahre nachher feine Apologie ſchrieb. Dies
- fer, Sebensbefchreibung find Adta fabulofa anony-
mi aus einer Fuldifchen" Handſchrift angehängt.
- (Darinnen C. 12, das Glaubensbekenntniß: Con-
fiteor — Sp. $. ab ytrogue procedentem Va-
terland und Alter verraͤth.) Der erfle Anhang
, handelt von den Reliquien des h. Dionpfius,
Weil den Mönchen in S. Denys es einſt ſtreitig
gemacht wurde, ob ihr Dionyſius der Areopagl⸗
ta fen, fo gab ihnen zu deſto ficherer Oewißheit
ed Dr ‚Ihres
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I,» - \ * N, >
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Aqus 83 T. wW. achtr.. 188.
ihres Beſitzes Imocentius II. noch ein angebli-.
ches Corpus S. Dion. Eꝑ. Corinri- (welches frey⸗
lich nicht beweiſet, daß es der wahre Reſt des
Dion. geweſen fen, wie auch Byeus erkennet:
aber ſo gar laͤcherlich iſt, wenn die alte Tradition
der Griechen gilt, daß Dion. Areop. verbrannt
worden.) In einer Eiftercienfer Abtey in Sole
fons eignen fich die Moͤnche den Befig des Kopfes
Dion, zu, ben ihnen ihr Biſchof Nivello Im Sec.
AI. aus Conſtantinopel gebracht haben fol. —.:
Der zweyte (erheblichere) Anhang redet von. S, ’
802856, von den Schriften unter dem Mamen
bes Dionyf. Arcopag, gründlich und ausfüßrlih. _
Er beweist, (O. i.) daß diefe Schriften in den
drey erften chriſtlichen Jahrhunderten nicht anges
führe werben: Denn 1) die Homilie des Origenes
(homil. I. in Toh.) ift fichee undcht, weil fie von
Arianern und Manichäern redet: 2) Dionyf- : -
us Alexandı ber 265 ſtarb, ſoll zwar fon
Scholien über die Schriften des Diori. Areop, ge⸗
ſchrieben haben, alfein die Zeugen für biefe Gas.
che find nicht ficher genug: Nicetas Choniates
und Joh. Enpariffiota aus dem zwölften und drey⸗
‚zehnten See. koͤnnen ohnehin nichts beweifen,
und bey den frühern, dem Anaflaf. Sinaita (Sec.
" VM. und Maximus (Sec, VII) finden ſich aller⸗
band Bebenklichkeiren gegen ihre Zeugniffe. Je⸗
ner rebet zwar in hodego c. 23 ausdruͤcklich von, Ä
ben Scholien, welche Dion, von Alerandrien us -
Tov OpEVUNOy via, MEHELIOV dyvoıor gemacht - .
Babe: Alb SB. gm, Bf Ye,
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| — haben ſich doch beyde ‚Schriftfeller, geirrt.
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PR den ganjen Ahſchwitt fuͤr inmerbolirt zu hat.
fen, Denn es’hat nicht nur fehog ‚Allgttus bes _
merkt (de eigaflrimyth. p. 578) daß indem Hlo-
dego viele. Injerpoiationen, vorkommen, fondern
es fehle auch in einer Parifer Handſchrift (Cpd.
Gr. N. 1084) alles, was ih der Gretſeriſchen
: Ausgabe Des Hodegus von p. 339 lin, a. bis 344
lin, 30. ſteht, und man ‚findet, wenn man dieſen
ganzen Abſchnitt, darinnen auch dag obige Zeug:
niß ſteht, weglaͤßt, nicht die mindeſte Spur ei⸗
ner Luͤcke und den Zuſammenhang ununterbrochen.
Maximus aber hat die naͤmliche Stelle, die in den
Nodegus eingeſchoben iſt; allein ſie fehlt in den
alterr Handſchriften feiner Schol, in c,5. de codl,
"Hierarch, Daper. fie abermals Verdacht gegen
ſich hat. Waͤren aber auch dieſe Zeugniſſe dche,
enn Uſſerius und nach ihm Le Quien haben et
ſchon hemerkt und bewieſen, daß die dem Dion.
Alex. zugeeigneten Scholien eine Arbeit.pes Job.
Sceythopolitanus ſind. Zwar wendet⸗ hingegen
Bern. de Rubeis in der. neuen venetianiſchen Aus-
gabe der Werke bes.Dionyf, ein, es ſey unglaub⸗
lich, Daß Anaſtaſtus ven .Ioh. Seythope). nicht
ſollte gekannt Haben, der doch mit ihm zu glei«
her Zeit lebte: allein Darauf wird geantworter,
daß oh, vor dem Jahr sısfchon Biſchof in Sry
thopolis war (©. 806). Da Anaflafius ums.
"55.650 lebtes daß ‚viefleicht.die Severianer, die
mehrere Buͤcher herfaͤlſchten, dieſen Scholien den
Ramen des Dion. Alex. vorfegten: und daß end⸗
Por En. u üch
—
lich die ganze ‚Seele incerpoliri fen. - Denn es iſt
.bod) auffallend‘, daß eben diefer Maximus, auf
‚den Einwurf gegen Die Aechtheit der Werke bes
Dien. Areop..den man aus dem Stilleſchweigen
‚bes Origenes und Euſebius herleitete, nichts wei⸗
ter erinnert, als daß es auch noch mehrere Schrif⸗
‚ten gebe, deren beyde Kirchenvaͤter nicht geben
‚Sen? würde er nicht weit gruͤndlicher haben gen
koͤunen, daß Boch Dion. Alex. fie gekannt habe,
„falls er die Schofien deffelben gehabt hätte? Eben
Ada SSTIV. dabt 25”
‚fo :wenig ;zuverläßige Zeugen für die Eriftenz_ bee -
Werke‘ Dion.. findet man (C. IT.) im vier
‚ten. Jahrhundert: - Die arabifchen Kcten der
Nicaͤniſchen Synode, wo fie can. 31, genennt |
fin, ſind unächt: die Schrife des Athanaf._in
‚quaell. ad Antiochum ducem habert die Bene⸗
bietiner ſchon für unächt, wenigſtens für fehy in«
«tenpofict erflärt: GSeegor von Razianz berufft ſich
(0x.38 in nativ. Dom.) auf einen feiner Vorgän«
ger (rx 73 ꝓncoy), welcher ilber bie Einheit der
drey Perfondn in. Gott aus der Dorologie dere
gel Eſ. 6. philoſophirt habe, worunter einige
ben Dionyſius verſtehen wollen: andre aber ben
\
Aryanafius. (Wir treten den feßtern bey; denn
Das. epo. nv muſt nicht allezeit die Vorfahren, |
aaajores, bedeuten, ‚wie der Verfaſſer behauptet,
ſonhern 0.00 Yixav find, qui ante nos dixere;
und Öregor zielt ganz deutlich auf einen Matın, |
ber. kurz zuvor ſchon in Conſtantinopel von’ diefer
Buche gepredige Habe, und ihn der Mühe über
bete⸗ mehr davon zu ſprechen, Di kann wohl
\
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Ma Atha⸗
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m. "aan; T.IV.O4che,
Alchonaſins Yeyı) endlich Chryloßem fern
de Pſeudoproph. iſt abermals unacht. Unter
den Syrern (C. III.) ſchrieb zwar Ich Derenſie
einen Commentar über bie hierarch. ooeleflem
des Diouyſ. aber Khan Aſſemamn hat ben Irr⸗
thum wiberlegt, daß er Sec. EV. gelebt de don
Erpräm zum. sehrer gehabt: haben ſoll.
“ würbigift es, daß Cap, IV.) bie. —— *
der collatione Coaflane. im Jahe 334 ſich dar⸗
. auf berufen, daß Cyrilb von Alexanbrien in
feinem Buch wider deu Diodor. und Theodor.
son Mopſueft ven Dion. Ateop anfuͤhre, worauf
‚ber Biſchaf zu. Ephefis Hypatius qutwortte
sheils es ſey ungewiß, ob nicht dieſes Buch des
Cyrillus unterfchoben fen, ctheils Fünnten dieſe
Zeugniſſe aus dem Dionyk: in die Scırife deu
7 Spell eingefcheben und-undche fen. - Miefe
letztere Vermuthung des Sipatius (ba Die erſte
Ag anal ba Ahr wa ben Brung
e a ſich, n
Anall. naik in hodeg. <. 19. Severianus Air
gehn Schreiber ſoll gehalten haben, durch welche
er die Schriften des Cyrillus weilte verſoͤlſchen
laſſen. ( Hier ſind wir mit dem Verſaſfer niche
3— rin -Däs Vorgeben des Hopatius —**
“nur ein leibiger Behelf des in die Enge getriebe
BZ ‚nen Difputanten, nicht eigne, auf Gründen heru⸗
| hende Meimmg. Wir ſehen auch aus dem Bre-
viario des Liberatus c. 10. daß biefer in dem
J— Ber, u Eyes wit die Aula Ver
. Werke
ne
.
un
— —
A. BET. IV, Och: | Ey
Werke Dionyſ Coristh, ‚Ep. (uiche Athenienſie
fand, ohne ſie fuͤr einen fremben Zuſatz zu Hal
ten, Endlich möchten Die Verfaͤlſchungen durch
den Severianus ſchwerlich gewiß ſeyn, oder hie⸗
gehoͤren. An ihrer Gewißheit laͤßt ıms ſeihſt
naſtaſius — denn er giebt es bloß fuͤr eine
Sage der Orthodoxen aus (catlilici nobis narra-
bapt) und Die Beyſpiele der Faͤlſchung, die.angen.
führt werden, find ti Veränderungen einzelner _
Worte, nicht Interpolqtionen ganzer Gentengen _
‚und Perioden: fie follen: auch erft nad) den Zeir
ten des Eulogius, ber von 577 bis 604 Patriarch
mar, gewagt worden fenn. Bis jegt bliebe alſo
Wven waßefcheinich Cpeill der ältefte Zeuge für
die Eriſtenz ber Schriften Dionwfii, weiches un .
ſo weniger bedenklich ſeyn kann, da nach des Wen»
faffers eigner Unterſuchung, wovon wir dernach re⸗
den, das zweyte Viertel dezs Sec. V. bie Geburts
zeit dieſes unaͤchten Kindes iſt. In eben die
ſem Jahrhundert ſoll, wie Nicephorus ‚Calliflus
hast, ber Patriarch von Yenıfalem;, Juvenalis ——
in einer Oration. ad Marcianum dieſe Werke
Dion.:Areop, gelobt haben: aber Nicephorns!"
wel ein feichter Zeuge! - Erſt im Sec..V. fies
gen diefe Werke an bekannt zu werden (C. V.). -
da Jehannes, Biſchof zu Scythopotis ums J.
18; Scholien darüber ſchrieb, unb, wie gedacht,
auf der Collation zu Conſtantinopel man ſich von
Seiten der Severkaner auf ſie beruſte. Das allı _
greine Sulleſchwelzen der elten, beſonders audı _
Ms; — u
.
*
—
Ku ‚”
m ' Alla SS. T. IV. D&bk
dis Epſebius und Hieronymus, bie beinen haerk
wuͤrdigen Kirchenvader ausfießen, (C. VI: bes
\-
.»frätige den fpätern Urfprung dieſer Schriften: und
auch ſelbſt noch,Sec. V. und-folgg. wurde an ihrer
X
Aechtheit gezweifelt. (C. VIIL) :Werigftens po⸗
lemiſirt der Commentator, Maximus, fleißig ge⸗
„gen diejenigen, bie fie nicht fuͤr ganz aͤcht halten
sollten. Hm. beutlichften bemeilee es der Inn⸗
Halt, daß fie in die erfte Iautere Periode des Chri⸗
ſtenthums unmöglich gehören Fönnen. Es wird
darinnen des Briefes Ignatii Ad Kom. 'ge,
dacht, der doch erſt nach dem Tode des Dionyſ
Areop. geſchrieben iſt (C. X.) Er beruft ſich
{C. X.) im Buch de hier. eccl. c. ult. G I1. auf
antiquam traditionem fuͤr die Kindertaufe, wel
ches man wohl zu Anfang Sec. IE. nicht ſagen
konnte. Die: Sehre von der Dreyeinigkeit (C. XI.)
wird weit kuͤnſtlicher vorgetragen, als-ber früßern
und reinern Einfalt des apoſtoliſchen Zeitalterg
‚gemäß ift, - Er. nennt Sort Ever TENUMOTETOV
und. nimmt das Wort vroseoss; wie das latei-
niſche, perſona, da man doch erſt nach den Zei⸗
ten des Concil. Alexandr. anno Ehrilti 362 an-
geſangen Hat, ana» und dmeswirw allgemeiner
zu unterſcheiden. Die Beſchreibungen von Moͤn
chen und Kirchengebraͤuchen z. B. von der Eu⸗
chariſtie paſſen endlich (C. XI) nur aufs vierte
Jahrhundert: ſo wie auch der Widerſpruch gegen
die Eutychianiſchen Lehrſaͤtze fürs erſte Serulum
zu fruͤhzeitig iſ. Am wahrſheinlichſten glaubt
Byeus
⸗
,
— J s
*
J ⸗ Sn
a I.» a
»
- | „Aha 68. T.W. oachm 187
Byens, ſeyn fie zwaſchen der Epbefinifgen Ey⸗
node im J. 5331 und der zu Chalcedon im Jahr
St, abgefaßt,,. zur Beftätigung der. Orthodorie
von, einem weifen und ſrommen Mann (lapientiffi-
mo et ſauctiſſimo), ber .fidy in guter Abſicht ej⸗
nen folchen Betrug wohl erlauben konnte. ‘(Wenn
Eyrill ſchon in den 1. adv. Diodor. et Theodor.
sine Stelle aus diefen Opp. anfuͤhrt, und nicht
anders der Areop..mit dem Corinthiaco von, den
severianern verwechſelt worden, ſo muſten dieſe
Werke ſchon vor dem J. 534 exiſtirt haben. Deß
aber einige den Verfaſſer derſelben für einen Keger :
gehalten haben, Der zur Parthey Ber Monephyſi⸗
ten gehöre; daß man vermuthete, Eyrit von Ur
randrien habe Antheil an dem. "Betrug. gehabt,
um ſich wider bie Meftorianet eine neue Srüpe |
durch das Anfehen eines Echülerg der Apsfiel zu
bauen; daß endlich fa Croze den Sinefiug, Bir
ſchof in Ptolomais für. den Ver ſaſſer zu halten
geneigt iſt: ſcheint dem Biographen unbekaunt
geweſen Br ſeyn) —. I. De S Temetrio Ep. °
Confefl. Dieß Leben hat Jah: Hubenus abge·
faßt. Demetrius war nach Meareus der dran»
Kae Biſchof in Alexandrien, pem Jahr 389 -
is 431 merfwürdig, theils weit. ihn Julian,
fein Anreceflor zu feinem Nachfolger ernennfe,, ob
ec gleich Fein: Gelehrter und beweibt war (aber er
muſte nachher feine. und feiner Frau Jungfrau
ſchaft durch ein. Wunderwerk beivelfen, da er in
Steniche Sehne die Tanne feiner Frau
mie
r
..,....
! J
‘ ‘ \
“ EN
188 Adts ss, T. IV. O&obr.
mit gtühenden Kohlen anfuͤſſen, Weihranch dar⸗
auf werfen, und die Frau, ohne daß die Schürze
'verſengt wurde, bamit herum geben ließ. — —
\
(Hier vermäffen wir die kritiſche Unterſuchpng
über die Glaubwuͤrdigkeit dieſes —— Theile,
weit er ber Erfinder der Epaften ſeyn ſoll, wie
, Eutych. in anal. Alex. Tom. I. verftdyert: (au
dieß bleibt Hier ununterſucht:) theils, weil er bee
erſte und.heftigfte Verfolger des Origenes wurde,
und ihn aus Alerandrien, too er fo viel Ehre er⸗
langte, und fo viel Gutes ftiftere, im Jahr 232
verjagte. Die Urfache biefes Betragens gegen
einen Mann, den Demetrius felbft zum Cateche⸗
ten in Alexrandrien ben früher Jugend geordnet,
beffen Caſtratjon er ſorgfaͤltig zu verheimlichen ge⸗
rathen, ſucht ſchon Euſebius im Neid und in der
Eieſuche auf den Ruhm des großen Mannes;
allein fo ſcheinbar, fo wahr dieß ift, fo glaube ber
Elogienſchreiber im Leben eines Heiligen einen ſol⸗
chen Verdacht nicht aufkenimen laſſen zu dürfen,
und ſucht daher dieß Zeuguiß des Euſebius zu
ſchwaͤchen. &s folk nicht gültig feyn, weil es das
Zeugniß eines Arianers gegen einen 6atholicus
iſt, (hier thut wohl die Secte nichts) ; und weiß
Photius (Bibl. Cod. 118) ʒweyer Eynoben zu Ale
xandrien gedenkt, davon die erſte den Orig. vertrie⸗
ben, die audre ihn der geiſtlichen Wuͤrden beraubt
“hat: worein, wie Hieronymas ſagt, totius. pae-
„ne orbis Epifeopi, nur bie in Arabien, Phoͤni⸗
ien, Paläftina und Ache ja ausgenommen, ge⸗
villgt
/
4
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⸗ R “ »
U 504 S T. IT. Oöiche ZT.
eilig Gaben. Ste, f agt der ÜBerf., bief
Biſchoͤffe alle in eine aus unfernemmehe
Verdammung gewilligt Haben? (Sollte, wollen
wir fragen, dieß das erſte, das einzige Erempel
fen, daß ein eiferfüchtiger Biſchoff, gegen feinen‘
. berügmtern und gefihägtern Untergebenen Par⸗
hen gemacht? feile, furchtſame, ſchmeichleriſche
Siſchoͤffe gefunden, bie losſprachen oder ver.
dammten, wie er wollte? Die Geſchichte der
Epnoben iſt leider! meiſt eine Geſchichte der
Schwaͤche und des Stolzes der Patriarchen und
Biſchoͤſe. — Und, was Hieronymus ſagt,
kann wohrhaftig nicht gelten, da es Zeugniß des
Feindes gegen. ben Feind ift, und da eben dieſer
Hieronymus, she er es für rathſam fand, bie,
Paripey gegen den Drigenes zu ergreifen, von
dem großen Lehrer gang anders — ganz einflime
mig mit der Erzählung des Eufebius ſpricht, ſ.
Ep. ad $.Paulam T. J. p. m. 154. Andre .
fagen, die Feindſchaft des Demettii gegen Driges
nes ruͤhre davon her, weil ſich der letztere ohne
| fin Vorwiſſen su Caͤſarea habe das Prieſterthum
en laſſen. Wieder eine ſehr begreifliche
* Unwillen eines Bilde, der *
—— — ausbreiten will. Auch dieſe wid
der Verſheidiger des Demetrü nicht. gelten laſſen, |
weil ein Brief vorhanden iſt, darienen bie Dt:
ſchoͤffe von Alepandrim und Egppeen diefe Ordi⸗
nation billigen. ( Allein es ift doch unlaͤugbar,
daß ſich Demetrius uͤber die FR, die ihn
+
. [4
.. |
ordi⸗
\
1 /
I
— MS, Y w DR
ordinirt hatten," beſchwwertot und Hicremus te
der. Edel. c.. 54: giebt nicht undeutlich zu erken⸗
nen, daß‘ hierdurch Demerrius vor den Kopf'ges
ſtoßen worden.) Epiphanius will vorgeben, Or.
ſey wegen begangener Abgoͤtterey verjagt worden,
‚ wie ih den ſolgenden "Zeiten es auch oͤffters gar
fagt, und. felbft von: Huetius geglaubt werben:
allein auch dieß iſt niche glaublich, weil: Hiero⸗
nhmus, der den Origenes nis ſchont, von einem
ſolchen Verbrechen, nichts wußte, auch damals
keine Zeit der Verfolgung war. Die einzige ind
2, wahre Urfache, warum Demetrius den Origenes
J entfetzt hat, ſucht ber Verfaſſer in den ketzeri⸗
ſchen Lehren, die biefer in den bekanaten Buͤchern
qweei wexav'vorgetragen haben fell, (Allein wie
kommt es, daß man diefe Jerthuͤmer erft:füfpie‘
entdeckte? und daß erft im Sec. IV. und V. nem
dieſe Bücher verdächtig fand? Wie lerne Des
metrius den Innhalt diefer Buͤcher kennen, die, '
wie Pamphilus fagt, damals in fecreto, als Pri-
vatgedanken nicht fürs Publitum aufgeſetzt ⸗wa⸗
ren? Warum fage Hieronymus niches- Davon, -
daß Origenes ſchon bey ſeinen Lebzeiten als Ketzet
verworfen worden, wie kann er im angefuͤhrten
Brief Das Gegentheil bezeugen: dämhatur —non
‚propter haerefin, non propter dogmatum: no“
‚ vitatem? — Ueberhaupt hätte dieſe ganze
ſchichte eine geriauere Unterſuchung verdient. 8..
an iſt der Kirche und: der Geſchichte mehr gefe« '
: gen, als an den unnuͤhen Fragen, vb ein Heili·
ger
204,85 T.IV.Odobr.‘.. "10
a
‚Ya ba aber Hort begraben liege? Über Hubenug: .
ſorſcht nicht fo tief ale. Byeus. — IV) De.SS.
Dionyfio: Ep. Ruflico prefb. et Eleutherio Diac.:
Martt. ‚Parifiis.. Modem €. Byeus vorhin . _
ſchon bewieſen hatte, daß Dienyf. Areopegita von
dem Biſchoff in Paris diefes Namens unterſchie-
den werben müffe, ſo traͤgt er nun die Geſchichte
des letztern vor, deſſen Arta in Boſquets hiftor.:. |
Pariſ. 1636 und-in Felibiani hift. abber. S Dionyf. :
1706 abgedruckt find; Leber. das Alter und den '
Verfaffer: derfelben find Die Gelehrten nicht einig,
Denn Betr. de Marca ft geneigt, fie.dem Venan-
tiüs Fortunatus Sec; VI, zugufehreiben, duͤ Bois
Ga hift. -ecclel. Parif.) dem/ Biſchof von Paris. .
Ceraunus, ber 601.625 Biſchoff war; Launoi eis
nem Verfaſſer, der erſt nach Carls bes Großen
Zeiten lebte. Byeus beſtimmt das Alter diefer
AA. nach) zweyen Gründen; Kinmal, fie find |
früheg abgefaßt, als die Meinımg auffam, daß
ber Bifchof von Daris und: der Areopagita einers
ley Perſon geweſen; alfo früher, als die Arcopa-
gitica Hildsini, vor dem Sec. VIII. Zwehtens,
der Verf. lebte zu einer Zeit, ba.viele. Teutſche
nad) Paris famen; denn er redet von einem con-
ventu Germanorum in civitate. Dieß geſchah
erft Sec. VI. da Chlodoveus Paris zu feiner Re⸗
fiveng machte: Dor tirheber der Actorum ges
fteht es ſelbſt, daß er lange nad) ben Zeiten bes
Dienpfii gefihrieben, und feine Nachrichten ex -
fama gefammels babe: daher feine Zeugniſſe we⸗
Li . x I
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5 nig Werth haben, Diejenigen, welche ben Yo
uyſium ſchon Sec. II. als einen Schuͤler von Ele
mens in Rom zu Paris lehren laſſen, nehmen
„gegen bie Seſchichte an, daß das. Chriſtenthum
ſcch ſchon früßgeitig in Gallien ausgebreitet. Habe.
was Irenaeus von ben. Ehriften unter ben
Kelten fage, iſt nicht auf ganz Gallien auszjubehs
nen? und Tertuflion, ber diverfas Galliarum na-
tiones nennt, gibt eben dadurch zu verfteben, ' bag
. wicht in ganz Gallien das Chriſtenthum befannt
geweſen, (er macht auch zu fehe den Meiner, als
daß feine Worte hiſtoriſch genau erklärt werden
vuͤrften). Hingegen wird In den Actis Saturnini
Ep. Tolofabi (Sec. IV. init.) Heym Ruinart und
in einer Epift. VII. Epiſe. Gall. beym 'Gregar. Tu-
rinu. hiſt. L 9. ausdruͤcklich des ſpaͤtern Urſprungs
des Chriſtenthums in Gallien gedacht und auch
Sulpicius-Sev. L. U. c. 32. bezeugt, daß erſt unter
dem Aurelius die erften Martyrer in Gaflier
| wefen find, ferius trans Alpes religione Dei ſuſ-
‚ veptz. Vielmehr mag dieſer Dionyfius erft
‚Sec. II. ‘gelebt haben, da Paris noch ein gang
kleiner Ort war. ‘Denn in diefe Zeit fegen Sul. .
pic. Sev. und Gregor. Tur. den Anfang des Chri⸗
ſtenthums in jenen Gegenden, und bie Verzeiche
. - niffe der Parifiichen. Bifchäffe, die zwiſchen ben
Dionyſius und dem Vidorinus, welcher bas
- Conc. Sardic. im J. 345 unterſchrieben, nur vier
bis fuͤnf Bifchöffe nennen, ſtimmen damit über
5° in. Wsbefiheinlih U Zabln, Diff
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A685 T. IV. Ode 05
In Reom ihn im Jahr 249 zu Anfang der Megles
tung des Decius In diefe Gegenden gefchleft has
ber: ob allein, oder mit Geſellſchaftern, iſt une
gewiß. Hier lite geben Tod um des Evangelli
willen mit feinen beyden Gehülfen, Ruſticus und
Eleutherius, wahrfcheinlich durchs Schwerd.
Die Zeit-jeines Martyrertodes jeßt der Verſaſſer
nicht unter Decius, unter deffen Regierung er erſt
fein Bißthum antrat; nicht unter Aurelius, wie
du Bois annirmmg, denn befjen DVerfolgungsber
erete erſtrekten fich nicht auf Gallien und Gallien - . |
feibit harten Damals’ großeurheils bie. Mlemanuier
im Befig; fonbeen vermuthlich unter Maximilian
poifchen den Jahren 284 und 292, in der Gegend,
wo jetzt Die Abtey S. Denys fteht, wo ihm bie
heil. Gemovefa eine Kirche erbauen laſſen, die Da⸗
gobert noch mehr.ausgefehmückt har. Die Wun⸗
der, die bey feinem Grabe geſchahen, find meiſt
Strafwunder, im Moͤnchsgeiſt, nicht im Geiſt
eines Heiligen. — Die der Biographie ange - -
hängten, oben fchon genannten Acta Anonymi \
find fabuloſa! — Noch finden: wir einen Dope
peiten Anhang, davon bee erſte de eultu,
tranalationibus et miraculis 8S. Dionyſ. handele,
Die Wölferwanderungen koͤnnen nicht mie mehr
Fleiß umterſucht werben, als unfer Verfaſſer
bie Xeliquienwanderungen beſchreibt, die oft dert
heiligen Dionyſius trafen, und: bas molliter oſſa
cubent! bey ihm nicht gelten laſſen. Karl der
Große-führte ben Leichnam dieſes Schutzpatrons
Doederl. Bibl. 2. B. St. Nder
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14, AMESST.IN. oqobr.
der Pränfifihen Käfer bey den Beibügen wider
die Sachfen ben fich: im Jahre 859. transportirte
man ihn aus Furcht vor den Mormannen Rad)
PHurepoix: im J. 876 nach Confevreux: ein
Jahr darauf nach Rheims, im J. 890 wieder nach
- St. Denys - und zuletzt kam er gar durch Diebſtahl
nach Regenſpurg. Einzelne Theile find in vielen
Gegenden: über den Kopf des Dionyſius ftritten
ſchon vor ungı die Erzbifchöfliche Kirche St. Ma«
rienne zu Paris und die Abtey S. Denys, worüber-
‚ das Parlement ben. Ausfpruch chat, zu St. De=
nys fey ber Kopf des Dion. Athen. zu Paris des
‚ Dion. Corinth. und vielleicht haben ihn beyde
micht, wenn der ganze Körper dieſes Dionyfius zu
Kegenfpurg liegt. Diefe Streitfeage iſt der Ges
genſtand des zweyten Anhangs biefer Biogra⸗
phie, darinnen ſehr undartheyiſch die Gründe ber
Regenſpurger für oder gegen. den Beſitzſtand des
Körpers diefes Helligen abgemogen werden. in
Ungenannter aus Sec..XI, der den ganzen mo-
dum, wie der Körper zu St. Denys entwendet
worden, beſchreibt, iſt zwar nicht fo glaubwuͤr⸗
dig, als. viele, unfer andern aud) der Abt zu St.
Emmean Johann Baprifta (Kraus) der difl.
de Emmerano Ratisb. translato 1750 fehrieb,
— ieb, ihn.
machen wollen: Der Diebſtahl ſelbſt bleibt aber
doch gewiß zwiſchen den Jahren 890.893. Das
Setilleſchweigen der Teutſchen von dieſer Sache,
beſonders des Arnulphus, Moͤnchs zu St. Em⸗
ogeran, der um dieſe Zeit lebte, und weitlaͤuftig
—
die
J
4
—
7,
Abbe Geſchenle beſchrelbt, die der Kolſer Armin
‚bein Kloſter St. Emmeran zugewendet, aber mie
keinem Wort: eines Dionyſius gedenkt, nugef
zwar die feauzöfifihe Parchen fehr vorsheilhaft und
ſcheinbar: „allein gr: wollte diejes Leichnams nicht
Erwähnung thun, weil er.noch nicht gefunden war
(doch mußte es im Emmeran befanng, fern), und -
vielleicht hat. Eccard Recht,, wenn. er behaupten
Daß die Schenkung des geſtohlnen Heiligen niche J
som: Arnulphus, ſondern nur vom Giſelbertug,
dem Entwender, herruͤhre. Wenn ſich die Frans
zoͤſiſchgeſimten darauf berufen, daB ſchon umg
Jahr 1050 in St. Denys der Leichnam Dias
nyſ. geſucht und gefunden worden, fo fehle,
Beweiß, daf der gefundene Körper der Dioiyfee, -
ſche ſey, und die Unterfuchung, die erſt nach
‚Ausbruch des Reliquienſtreits geſchah, entſcheidet
nichts. Vielmehr hat der Regenſpurgiſche Kaͤrper
eher das Merfmaal des aͤchten (oder vielmehr Sep
IX. für Acht gehaltnen) Dionyſius, denn hen dem⸗
ſelben fehlt etwas an der rechten Hand, welches
ſchon vor dem Jahr 890 davon weggenomme
worden, und das Stuͤck iſt, das Karl der Ein
fältige dem Kaiſer Heinrich dem Vogler, als
Friedenspfand überfchict hat. Auch $eo IX. der
—
MBIT. OAeb u.
den Seichnam zu Regenfpurg felbft beaugenfchel '
nigte, ſprach für ben Beſitzſtand des Kiofters St,
Emmeran, wie der Annalilla Saxo u. a. bezerm.
gm, obwohl bie Aechtheit des von Leo an den K
dig in Frankreich Ani uͤber dieſe Marerje
|
|
m.
Es | 0 r I. Ode nn
engebfkd, geſcheicbenen Brieſcs fepr je bezweiſcia
iſt. Der Schluß oller-— freylich uns ſehr gleiche
ws gen Unterſuchungen ift, Daß Bas Kiofter Gt.
BEN mehe Schein für den Beſitz des gell
el babe, als die Abtey St. Deuns,
| aber die Sache allemal ungewiß biel-
Ge — Alle übrigen Heiligen auf.diefen Tag
fſind unergeblih. V. De S. Domnino f. Donni.
'no Mart. Burgi S. Domnini in Parma. Er
Ütte unter Maxrimian und wurde enthaupter.
Auch bier komme die Fabel vor, wie beym Dios
- nf, | daß er nad) der Enthauptung feinen Kopf
noch eine Strecke weit in der Hand forttrig. Die
angehaͤngte Pallio S. Domnini von einem Unge
nannten. aus; einer futdifchen Handſchrift fänge
an: TemporeMaximiani imp. fadta eft t per-
fi
fecutio &c. und iſt fabelhaft. VI. De 8, Attico
Luddulo £ Lugdulo, Septimo et, Iulio Martyri-
bus. VII. De 8. Marcello f. Marcellino, Ge-
mino f. Genuino, Nuvio f. Nivio, Primina,
. MM. Romae. Kaum die. Namen biefer Heili⸗
gen, aus den früpeften Martyralogiis, Jaffen fi)
berichtigen. VII. De S, Baradtale Mart. in
Spoleto. , IX. DeS. Publia Abbatiffe: . Zu Are
tlochien in Syrien. ’ Was ma -von ihr weiß,
ſteht in Theodorets K. Hiſt. 3.3. 19 R'- Julian
fieg fie zuͤchtigen (billig, weil fie zu derb geredet
hatte.) Einige haben fie für die Mutter des
Chryſoſtomus, aus Jerthum, gehalten. X. De
RD Aadronico. et Athanala Leaf. in Even
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‘ j;
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. Ada 88. T. V. Odobe. Br, ,
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Ein fremmes Ehepaar in Antiochien, waheſchein⸗ J
lich zu Anfang des Sec, V. das eine Wallſarth
nach Jeruſalem unternahm, und fi in Faſten,
Wachen, u. a. Moͤnchſtugenden übte. Ihre
Ada find griechiſch und lateiniſch aus den Menaeis |
bengefägt. XI. De S.Sabino f. Savino monscho.
conf. zum Unterſchied von andern heift er St.
Savin de Savedan in Poitoux. Gein Geburtsort. .,
wor Barcelone in Berry, welches mehrere un⸗
richtig mit Barcellona in Spanien verwechſelt
haben. "Seinem Vita, das aus Labbe“ bibl.MSS..
T. Ih hier eingeruͤckt ift, iſt nicht wiel zu trauen. -
- x
XII. De S. Domnino Conf. apud Tifernum Ti
berinum in Vınbrie, Er lebte zur Zeit des Ton -
tila, d. 1. ums] Jahr 540. wurde zuletzt Einſied⸗
fer) und ſoll gegen ben tollen Hundebiß helſen.
(Eben dieß wird auch von vorhin N. V. angefuͤhr⸗
ten Domninus erzähft, Vielleicht ſind beyde nicht
unterſchieden.) XIII. DeS. Aruoaldo Ep: Conf. zu
Mez. Er war Lehrer des Koͤnigs Dagobert, her.
nach Biſchoff zu Mez von 601 bis 600. XIV.
De S. Giſleno Conf. Vrfidongt, nunc Giflenopoli
in Hannonis. Don Sof. Ghesquier. Ein Vita -
Ghisleni, fo Mabillen ſchon (Sec. II. Benedi-
dinorum ebirt, kann vor dem Ende bes Sec. IX.
niche gefchriehen ſeyn, weil darinnen der Verwuͤ⸗
ſtung von Hennegau durch die Normannen ge⸗
dacht wird: doch iſts nicht gang zu verwerfen,
weil ein Theil davon, nach dem Zeugniß des V.
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aus chartis antiquiſſimis genommen iſt. Im
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| u na ss, T. w. Obi
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Sec. X. erſchien eine enbre Bingrapfie aus einer
„Unbekannten "Feber: Sec. XT. befchrieb fie auch
Rainerus, deſſen Buch die Bollandiſten! in
Handſchrift beſaßen und nuͤtzten. Von den ſoge⸗
nannten poetiſchen Vitis in Knittelverſen wollen
wir nichts gedenken. Der Heilige ſelbſt, deſſen
Name Fraͤnkiſch klingt, foll aus Athen gebuͤrtig
geweſen ſeyn: er widmete ſich aber dem Moͤnchs⸗
- Leben, (doch war er nicht Erzbiſchof von Athen,
wie einige behaupten‘ wollten), gieng nad) Rom,
und von da in bie Niederlande, wo er fid) in der
Wildniß Zellen bauete, ums Jahr 650., und,
nachdem er fich als einen eifrigen Befoͤrderer des
Moͤnchsweſens gezeigt, ums J. 681 ſtarb. Sei⸗
ne Zelle wurde zur Kirche, feine Reliquien zum
Heiligthum, das von einem Ort zum andern wan⸗
derte, bald um ſicher zu ſeyn, bald um zu betteln,
und Wunder that, wie man fie damals hörte und
glaubte, Das obengedachte Vita Giflent eines
Anonymi ift aus Mabillon ale Beylage abge⸗
druckt, nebſt einer andern $egender inventio et
miraculaS.Gifleni.: hm folgen zwey Schüler.
XV. de S. Lamberto et Bellerio Conff. von denen
man nichts weiter weiß. XVI, De S. Gemine
Conf. forte monacho $, Benedicti in oppido S.
Gemini in: Vmbria. Seine Geſchichte if: ganz
fabelhaft, fo daß Byeus nicht wagte, die in
Handfchrift den Bollandiften zugefchickte Biogra.
phie abdrucken zu laſſen. Er ſoll aus Syrien
J sa Italien gekommen, und im J. 815 selon
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ben fen. XVII. De S. Deusdedit Abb. Cafi-
nenſi. Er ftarb 834; ımd hatte von dem Fürs -'
ſten in Benevent, Sicardus, viel auszufteben.
XVIII. De Petro GalataMon. Conf. Conſtantino-
poli. im MBec.. IX, Wenig. aus dem Menaeis.
XVII. De $. Olla Virgine Ihre Verehrung
ſchraͤnkt fi) auf Cambray ein: aber es fehlen von
ihr alle Acta, fo daf man nicht einmal das Jahre
hundert beftimmen Fann, in weichen fie ‚lebte -
XX.De bb. Nidgario et Adalberone Ep. Beyde
waren Bifchöffe zu Augſputg, mo fie auch allein
verehrt werden. jener ſcheint vom J. 864-869,
und dieſer von 887 bis goq bie biſchoͤffliche Wuͤr⸗
de bekleidet zu haben. ‘Der letztere taufte un
erzog den Kaiſer $ubwig das Kind, wurde zum
Reformator und Abt ‚des berühmten Kloſters
Sanrishelm vom Kaifer Arnulphus ernennt, das
er auch reichlich bedachte, und ftund in großent
Anfehen bey dem Kaifer. : XXI. De b. Gunthera
conf. Ord.’S, Bened. Breunoviae (nicht weit von:
Prag) in Böhmen. Ein Mönd) -von vornehs
mer Thüringifcher Geburt. Das Vita von tie
nem Zeitgenoffen. des Heiligen ift aus Mabillon:
bie miracnla deffelben aber aus einer Handſchrift
edirt. XXI. De b. Goſwino abb. in monafl. Aqui-
cinctino in Artois. Der Verfaffer oh. Hu⸗
benus, der ſich uͤberall der Kürze befleißigt, er⸗
inert, daß ein franzoͤſiſcher Schriftſteller, Gib —
bon im J. 1610 zwey alte Lehensbeſchreibungen
deſſelben edirt, daß aber die eine nicht, wie Gi ·
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Im wei, den Nachfolger Gehoin, Aleranhet |
zgum Verfaſſer haben, könne, _ Abälard war fen
ehrer, den er aber nicht nur in einer gehaltnen
Difputarion ſoll erniedrigt und befiegt haben, (bie
Erzählung. hiervon ift zweifelhaft ucd uaunten
ſucht) fondern auch nach der Synode zu Soiſſons,
auf weicher Abaͤlard feine Schriften verbrennen
muſte, als Prior des Kloſters Medardi, gefan⸗
gen hielt, Mach vielen guten Handlungen ſtarb
er im %.1166, XXI. De b. Joh. Labedavin C.
- einem Franeianer. mı Culm in Preußen, ‘der
2264. ſtarb. Seine Tugenden fi zwar nicht ber
kannt, doch wurbe er in ſchon
frauͤhzeitig verehrt, bie die furi ————
hacrefis Diefe Verehrung’ unterbrach, welche aber
im vorigen „Jahrhundert bey Entdeckung feines
teichnams wieder erneuert wurde. Allein wozu
iſt das vita Lobedavii, das erft im vorigen
Jahrhundert von..D. Fr. Schembek geſcheieben
worden: und eigentlich uur ‚die. Wiederherſtellung
bes erlofdyenen Cultns :befchreibt, - aus dem Pob
wiicen überfegt und eingerüeft?. —
-& wenig in dieſem und den vorigen Theilen
ber AA. SS. Die Hauptſache fe diejenigen inter,
eſſant iſt, die einen Heiligen verachten und kei⸗—
wen zu fehr erheben, und unter ben Seeligen vom
erſten Rang nicht - bloß Männer in Kloͤſtern und
Kutten, oder Bi —* und Aebte, ſondern auch
andee weltliche: aͤnner u dem Threu ober hinter
entf nie —E pr \ |
don Plug fuchen; fo wicheig bleiben ber ‚iefe
Gefchiehtbni
her für. den Gefrhichtforfcher wegen
* der Digreffionen und-gelegenheitlichen Unterſuchin·
gen, welche wir eingefchattet finden, Nur iſts
Schade, daß- man fie bier nicht ſucht, nicht er⸗
wartet, und wegen der Koſtbarkeit bes ganzem
Wertes niche allgemein nuten kann.
* B
Einleitung und Entwurf zum Ver.
ſuche einer zwiſchen den ſtreitigen Theis
jen im roͤmiſchen Reiche vorzunehmenden
Keliyionevereinigung , von verſchiedenen ka⸗
tholiſchen und enangelifchen Perfonen, wel⸗
he ſich zu Diefer Abficht in einer Gefeflfchaft ver⸗
abredet haben. Frankfurt und Keine, |
| 1781. 8 Ä
| Is fo vielen misfangenen Verfuchen, Beute
kreflidyen Felgen der‘ Keligionstrennumgen
aufheben, und die verſchiedenen chriſtlichen Pate
theyen in Deutfehland zum Frieden und voͤlliger
Eintracht zuruͤckzubringen, dat fich, wie wie ſchon
felt niehrern Jahren mußten, eine Seſellſchaft gute
gefimmter und friebensliebenber Männer aus der
proteftantifchen und roͤmiſchen Parthey freywillig
In of verhigt, fin I du; Grid
x
mt. if v
neue Verſuche und d Sewurfe zu eine voͤlligen Be
ligionsvereinigung zu machen, und Das lange und
ernſtlich gewuͤnſchte Unionsgeſchaͤffte zu befördern,
und, wo möglich, zu vollenden. Bisher hat fie
nur unter fi gewirkt: num aber, um übeln Urs
heilen zu begegnen, und, weil ihr Plan reif ge⸗
worben iſt, Andre daran Antheil nehmen zu laſſen,
critt fie öffentlich auf: und wer wird nicht den
' Fiedensboten, mit dem Evangelio und ben Palm»
‚zweig in der Hand, wer den Vermittler nicht gerne
hoͤren, wenn er mit Unparthenfichfeit, one Vor⸗
liebe, ohne Präliminarforberungen zu Gunſten Ei
ner Parthey, mie Beſcheidenheit und mit Einſicht
ausfuͤhrbare und uͤberlegte Vorſchlaͤge zur leichtern
And bequemern Erhaltung bes Friedens thut? Wer
nicht begierig feyn, feine Plane zu kennen, wenn
er zumal, wie dieſe Verfaſſer, mit feſtem Ver⸗
trauen und großer Zuverlaͤßigkeit das auszurich⸗
ten hofft, was durch blutige und unblutige es
fechte, Colloquien und Jeſuitenkuͤnſte, Traktaten
und Dragonaden ſeit dritthalb hundert Jahten
fruchtlos verſucht worden iſt? Kann, darf man
biefem Plan, menichlichen Anfehen. nach, einen
gluͤcklichern Erfolg verfprechen, afs den bisherigen
Verſuchen? und befteht die Gefellfchaft aus Maͤn⸗
nern, die afle Eigenfchaften von Vermittlern bes
weiſen und ausüben werden? Wir hoffen, ohnge⸗
achtet. wir fein einziges Glied derfelben kennen,
bdoch genug ihre Orundfäge, ihren Charakter und
thren Def iu dem aroen — weit ausfehenben
Seſchaſtre
zur Religiontogpeinigung: And;
Seſchaffte aüs ihrer erſten Schrift beurthalen za
koͤnnen, und wir find es ihrer redlichen Abſiche
und unfern Leſern ſchuldig, vollſtaͤndig und frey⸗
mithis ihren Entwurf darzuſtelen und zu pruͤſa.
Kaum finden wir die Apofogie ihrer Unters
wehmung für noͤthig, Die fie in der. Einleitung
mühlam und mit einer Waͤrme, die zuweilen hef⸗
tiger aufwallt, verausſchicken. Noch würden fie
mit ihrem Entwurfe nicht vorgetreten ſeyn, wenn
nicht in einem ſogenannten unter thänigfter
Gutachten wegen der jesigen Religionsbe⸗
wegung 1780 von einer Goſellſchaft geredet ˖ wuͤr⸗
de, die unter dem Namen einer Religionsvereini⸗
gung eine bloß natürliche Religion einzuführen bie
dacht ſey, und dieß oͤffentliche Vorgeben, das auf
die berlinifchen Theologen zieft (und auf faden Ge⸗
rüchten: berußt, auf ihre Gefellfchaft gezogen wor⸗
ken waͤre. Dieß noͤthigt fie zur Mettung ihrer
Unſchuld und zum Schutz gegen allen fafichen Ver⸗
dacht des Naturaliſmus Ihre Abfiche und Plan
fruͤhzeitiger, als fie. entfchleffen waren, zu entde⸗
den (Um jenes Verfaſſers willen, der fü ver⸗
worren und fo truͤbſelig, ohne genaue Kenntniß
ber Religion, ber Geſchichte und felhft der nme
Religionsbewegunugen aus feinem. Catechiſmus rain
ſonnirt, und in: biefer Sache dem Stuͤmper in
theologiſchen Angelegenheiten auf allen Seiten ver⸗
raͤth, mars wohl nähe noͤthig, in Furcht ju gera⸗
Kuda - Sit sea nichs bie Em |
us
r zu \ Entwurf Ze — |
> Yung den Nacwaliſten und In ‚
daß die Unlon ein unnuͤhes und unmichtiges Gen |
Maͤffte, oder bes Deren Abe Jeruſalemo, daß
fe für jetzt noch eine unmoͤgliche Sache fen, Jene,
die Naturaliften, und alle, bey denen Die Gleich⸗
guͤltigkeit in der Religion dag Richteramt übere
nimmt unb den Ausfihlag giebt, und die jeben bey
' . ftinem Glauben laſſen, oder eine Univerſalreligion
einfuͤhren wollen, (wozu bie neuen Reformateren
N" gehören): entwerfen ein Syſtem auf dem Papier,
>. and wollen ein Kirchengebäude aufführen, legen
aber den Plan zu einem Schweintobel as.
Men 'Yulde, fagen fie, ımb forge, daß jeber ein
ehrlicher Mann fey: wozu das Bereinign? Ale
. fein Binter ihrem ehrlichen Manne ſteckt ein junger.
. oder alter Welluͤſtling, — ein junger Abfolon
“ ober ein alter Suſannenbruder. Es giebt
. auch Keligionen, die unter fich ihrer Natur nach
bdurch ſich ſelbſt intolerabel ſind: wenn 3. E. eine
eyniſche Philoſophie Mode wuͤrde, ſollte denn dem
chrlichen Manne zuzumuthen ſeyn, gegen eine huͤn⸗
diſche Un zucht gleichguͤltig zu bleiben ? Zwar wire
Ben die Indifferentiſten (fehe richtig) antworten,
ſolche Leute Härten gar Feine Religion, und; waͤ⸗
ven fie neben uns, ſo mäßte man nur ihren Ein⸗
L ‚fluß hemmen und fie ſelbſt beiehren: allein dieß
waͤre ja gerabe wider Ihre Grundſaͤtze Intoleranz,
„. Wenn man fie von ihren Meinungen und Neigun⸗
.gen abbringen und neben bar Duldung ihnen auch
VDelehrungen erthellen wollte. (Ins her kiefer
——— ‚ganze
"zur Relizioncheteinigung. 205
ger Eiidanig. ſchen keinen vorthellhaſteu tsegtiffßf
von den Einſichten und deren heilen Begriffen bee -
Oefiheft — ober welafteis ihres Wortführeng
gemacht. Wenn, von Union. ber’ chriſtlichen
Harthehen die Mede Hk, ſo liege ber Ausfall uf -
den groben Indifferentiſmus ganz aus tem Ben, ·
de; fe ift die Inſtanz ganz verkehrt und lächerlich,
daß nicht alfe Religionen geduldet werden Pännen;
ſo iſts Entehrung fürs Chriſtenthum, und. Ente
welhung des heiligen Namens: Religion, es nus
zu denken, daß unter den Chriſten eine- cyniſche
Religioncparthey möglich wäre. Es fehle ſiche
bar an dem Begriff, was dulden heiße: md au ° -
der Unterſcheidung ber fo ganz verfehlebuen Dinge, :
jedem jede Meinung, fie fen fo unmoraliſch und
gefährlich für die Menſchen als fie nur wolle, Icfe
fen, und ihn nicht hindern, darnach zu handeln 4
(eine Toleranz, bie fein Menſch noch vertheibige
hat) umb einem oder mebrern, die fich nicht bee
teden koͤnnen, DaB ihre Meinungen, ‚welche York
den Meinungen anbrer fich entfernen , und wo⸗
durch das Laſter gar nicht beguͤnſtige, der bie
Moralitke im. Gefahr gefeßt wird, bey feiner
Wahrheit, bey feinem Glauben laffen, ohne ihn
mit Gewalt davon abbringen, oder weien ſeiner
eignen Denkungsart Pränfen zu wollen: (Tolerang
ber „Jerenden, bie man eigentlich Gier. verſleht,
iehle und fodert: und von der es noch niee
mand behaupter hat, daß fie die "Belehrung aus⸗
Phlleper, wie der Werfoffer Hin und —* —
| J | | nehmen
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nchmen ſcheint.) Rei veenaafuger —* der
Veligivn hat jemals Duldung und Belehtung
als entgegengefetzte unvereinbare Dinge angeſehen,
und geſagt; deß die letztere durch Die erſtere aus⸗
geſchloſſen werde. Denn das hieße ſo viel als:
Duldung hebt allen Vortrag und ale Prüfung
der Gründe für oder wider eine angenommene
Meinung auf, und fihlägt jeden Berfuch, feine
‚Meberzengungen auf andre. übersutragen, ſchlech⸗
terdings nieder. (Aber nicht jede Art ber Ber
khrung reime ſich zur Duldung,) — Bm einer
. wersiinftigen Religion, wie bey der. natürlichen
aber der chriſtlichen, fagen einige, wo Die Urſache
der Belehrung, oder der große und nachtheilige
Einfluß auf Laſter und Untugend wegfaͤllt, kann
man es bey der bloßen Toleranz ohne Unian bes
wenden laſſen, und bey ber. letztern wird ohnehin
durch Die Union nichts gewonnen: allein (fo ant⸗
worten bie Verſaſſer) bie, natürliche Religien kann
doch eine Faktion gegen bas Chriſtenthum ausma⸗
chen, und fie legt bey den Naturaliſten eine falfche
Vorausſetzung ihrer Zulängligfeit zur Gfäcfelige
keit; der :Menfchen zum Grund: ‚(wozu iſt dieß
und brenach die. ganze Declamation von der Un
zulaͤnglichkeit der Naturreligion ©; 44:50. geſagt,
da doch von einer Union der, Naturaliften mit den
J Chriſten gar nicht die Rede iſt ?), wären aber bie
chriſtlichen Religionen eine bioße Religion der
Vernunfte, ſo müßten fie auch In feinem Stuͤcke
ſich wloetſoxeden brdem burchgaͤngig einerley
ſeyn:
ul $
— — — — —
zur Religionsvereinigung: . a2
fon: und es muß baber , weil die Berfchichmbeis
diefer eprifttichen Partheyen ohne Abweichung ben
einen oder der andern von der Vernunft nicht ge -
ſchehen feyn Fann, jeder Unionsverſuch eigen. grofe
fen Werth haben, weil er nichts anders, als ber
Berfuch iſt, einige, die von ber Vernunft abgen
iert find, zu ihr wieder zuruͤcke zu führen. . (Iſts
Verwirrung oder Sophiſterey, wenn unfer einen;
vernuͤnftigen Religion bald eine ſolche verftane
den wird, Die der Vernunft gemäß iſt, bald eine.
bloße Religion der Vernunft? — Wir wollen’ eg,
nur DBerwirrung der “Begriffe nennen, an denen
diefe Schrift fo reich ift. Aber wie? wenn der
Sinn ber. Einwendung, bie beantwortet. werten,
fol, diefer ift: werden die chriftlichen Religions⸗
partheyen nicht Durch die Duldung eben die Von,
theile fihon genießen, die man ihnen aus dee
Union verfpricht?. Werden nicht die, traurigen
und ungluͤckſeligen Folgen. der Trennung durch die
Zoleranz eben fo fidyer, eben fo glücklich) und wohl⸗
thaͤtig aufgehoben, als durch die‘ Wereinigung ?-
Was gewinnt man durch Union, das man nicht
durd) Toleranz, durch. Liebe ſchon gewinnt? Wie?
wenn jemand ſaqt: die Trennungen muͤſſen nicht
nothwendig aus Verſchiedenheit der Meinun⸗
gen und Urtheile über Wahrheit oder Unwahrheit,
Gewicht oder Unmichtigfeit gewiſſer Lehren und: -
Gebräuche, aus Anhänglichfeie und Praͤdilektion.
für einzelne Lehrer und Schulen, entflehen: ſie
find quch niemals bloß daher entflanben: ſon⸗
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Bern fie haben ihren Urſprung ‚in dem Beſtreben
Einer Parthey, Ihre Meinung giftig zu Machen,
an dieſelbe und Ihe Bekenntniß gewiſſe Rechte,
Vortheile und Srenheiten, auf ber Belt ober im
Himmel, anzufnäpfen und eben dieſe Nechte Dem
andern abzuläugnen. Und hieraus leitet fich der
ganze Strom von Uebeln, weiche dem Chriſten⸗
m und der Menſchheit weder Ehre noch Wohel.
and brachten: nicht bloß Zwiſt und Schimof, Der
Gelehrten; benn dieſer möchte minder ſchaͤduch,
oder wenigſtens ſehr eingeſchraͤnkt in feinen Wir
ji
‘
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Burgen fern, fondern Bitterkeit der Gemaͤcher,
gehaͤßige Urtheile und feindſelige Ausfälle ber
layen, Schlmpf und Gegenfhlnipf der Haͤupter
im Namen und mit dent Nachhall der ganzen Par:
they, ſeibſt die Cabinetsbefehle zu Kriegen und
n en zu Entziehung und Zerftörung der
Ki
irchen und Schulen der biffidentifchen Eonfeffion,
nund die feidigen Beeintraͤchtigungen, wo die eine
| Karcher ein Terralı bat oder ein neues ſucht.
Dieſe unleugbaren Folgen der Trennung werden
I
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J
vielleicht bey der Union verſchwinden: (viel
leicht auch) nicht, ſo wenig die Jalouſie benachbar⸗
er Staaten dadurch aufhoͤrt, daß fie etwan una.
"ter Einen Heren fommen,) allein fie verlieren ſich
ſchon Durch die Duldung nad) dem Geiſt der. Re⸗
Klon Gef. Die Feindſeligkeiten und Feldzüge
hören auf; die Hitze mag bey dem Diſputanten
Bleiben, indem der Zuſchauer den Ausaangserwars
rs die gegenſtitige Siebe. wird und ſoll kiche fta-
N B . . > gen,
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u Kegnwerdnsung. 5 ve
su & der Eine Chriſt ein Formulde bat, ‚wie: -
ber andre, fondern obrer Einerley Gefinnung , eis; '
nerlen. Verhamiß gegen Gott und Jeſam hatzı
In ne fann Ein Herz und eine Seele feyn, ob⸗
> Bamilien und Meinungen immer -
Seren iben. Wenn jemand fo-fagte: was; -
wuͤrde ihm für ein neuer Gewinn fir die Menſch ⸗
beit und ihren Wohlftand, ihre Ruhe und Sicher⸗
heit aus der. Union gemannt und beroiefen merben: '
können? — Vielleicht ein höherer Brad von Lie⸗
be? als ob die Liebe an’ einer Maffe von Wahr⸗
heiten ihre. Nahrung. ſuchte, und aus Verftandse..
aͤhnlichkeit entſtuͤnde: vielleicht mehr Sieg des
Ehriſtenthums ſelhſt? als ob die Zahl,der Beken⸗
net einer und eben. derſelben Wahrheit die Stelle,
guter: Beweiſe »ertreten koͤnnte: dder groͤßere
Schaͤtzung der Wahrheit? aber der Verſtaͤnbdige
ſchaͤtzt fie nicht nach: der Menge der Mäuler ;' aus’
denen fie ihm entgegenſchallt, ſondern nach ihrem
Einftuß auf Gottesdienſt, Sitten und Gluͤck der.
Menſchen — und überhaupt kann eine Unlon ers:
folgen., Die gegen kuͤnftige Differenzen und Tren⸗
rungen ſicher ſetzt? — Was iſt. damit seven: Bez
nen, wenn fie dieß nicht chut )
m anhen eund der den Unioneirmae
em. erlgygen gu ſteben ſcheinc, ſinden fie: hei.
Fa ‚Her. t. Jeruſalem⸗ ‚welcher in: ſeinem
bekannten. Bedenken über bie Netigionsvereinigung; -
dieſelbe für smmasglida: haft, aber wegen. dieſer
ER Ta ſeiner Weigerung, ſich dieſem
Mn Ir bloß getadelt, br
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achch.. Entwurftt
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gern mit einer Heftigkeit, Zudringlichkelt unb
Feyerlichkeit gemißhandelt wird, die uns keinen
ſponderlichenBegriff von ber Beſcheidenheit ber .
Geſellſchafter — einer der erften Tugenden eines
Vermittlers — gemacht hat. Es ſey unverzeih⸗
Ach, daß er ſich einem Geſchaͤffte entzogen habe,
das er ſelbſt für ſehr wohlthaͤtig erklaͤrte; er habe
nur als Philoſoph (als Menſchenkenner) geur⸗
theilt, die Vereinigung bloß als menſchliches
Staatsgeſchaͤffte angeſehen (nicht doch! ſonbern
als Gefchäffte, 'das die Vorſehung durch Men⸗
ſchen nach den gehörigen Vorbereitungen ber Welt
ausführen wird) und auf eine gar nicht theologi⸗
ſche Weiſe den Schluß gemacht, dag alle Arbeit
auf dieſen Zweck vergeblich und unnuͤtz ſey: (wie⸗
der ungerecht! er glaubte nur, als er ſein Beden⸗
ken ſchrieb, — vor zehn Jahren, da es im katho⸗
| liſchen Deutfchland ganz anders ausfähe, "als jest,
— man fönne die Wollendimg eines folchen Ge⸗
J ſchaͤfftes nicht Hoffen, die Gemuͤther des Pöbels;
der Religionslehrer und der Höfe ſeyn noch nicht
„aufgeklaͤrt und vorbereitet genug, und bie Grund⸗
ſatze der. Kömifchgefinnten ferm noch zu ſtrenge, zu
— Domgeeik, als Da fi, one Mia
cheil der Proteſtanten, Wörfihläge und Entwürfe
gu einer Unfon und Wiederherſtellumg einer Gleich⸗
formigkeit im Lehrbegriff wagen lleßen. Seile
gehn Jahren find wir einander merklich naͤher ge⸗
ruͤckt!) Man konne ulcht ſagen, daß ſich Gott von
Menſihen nicht uͤbertreiben laſſe, wie Jeruſa⸗
tem ſich ausdruͤcke: freplich, nachlaͤigen Knoch⸗
u un .e - ’ “ J sad - ee r . kn
ji, En.
m Segfnsnerikgung: oa
sen: einie- ee das Reche nicht ein, daß er. der:
Wundermann faͤr ihre Faulheit und fleiſch⸗
liche Staatsgrundſaͤtze ſeyn wolle: doch erhoͤ⸗
re er feine Knechte, wenn fie noch bitten: aber
Jeruſalem Habe zu ebrgetzig und ſtolz gedacht, i
and, weil er Feine Hoffnung gehabt. daß durch⸗
fein Mitarbeiten alles ſogleich Eine Heerde werden:
würde, lieber gar nichts verfucht, (Wie beleidi⸗
gend und unbeſcheiden wider einen der erſten Theo⸗
bogen Deutſchlands, der fürs Chriſtenthum ſo aus⸗
gebreitete Verdienſte bat, der nicht bloß im Dienſt/
fondern in der Arbeit für ie Religion, grau ges
worden; und an Würde und Weisheit eines Theo«
fogen ſo hoch aufragel Was füllen wir von Mäns .
nern denken, die Frieden, Menſchenliebe, Einie
gung predigen, und zu’ deren Beförderung einen
fo eignen Beruf zu haben glauben, “und unter der
$eitung des. heiligen Geiftes"beflänbig’ zu handeke
vorgeben, und doch die erſten Geſetze des Friedens .
durd) Verunglimpfung und Abwuͤrdigung ihrer
Mitbruͤder mit Füßen treten! —Wir (reiben?
Feine Apologie für den wuͤrdigen Mann: er hub
fie auch nicht noͤchig: nur möchten! wir wiſſen, ob
benn die Auffodetung, die an ihre ergleng, die
—
Unien befoͤrdern zu helfen; von ihm mußte ange ⸗
nonmmen werden, = "vor. ihm, der ſchon einem,
ſehr mühfamen and Wichtiger Beruf am Hofe Hate
26, und ſich innein weit ausſehendes Geſchaͤffte,
deſſen Erfolg allemal langſann, und allemal’ unge⸗
wiß ſeyn mußte, nicht erſt zerſtrenen zu muͤſſen
na. der aus der Ego chee wußte, (wie ex) '
in
yr
7
wi def sioße. Revoiutionen in der Kirche faſt
niemals durch Diejenigen ausgeführt worden; bie
fi) ſelbſt. dazu beſticminten; der, es als Nenfchen⸗
kennet weiß, daß ber. Uebergang von- lang an⸗
dauernden Gaͤhrungen zur Union erſt einen Zwi⸗
ſchenzuſtand fodert, und daß das Licht der Wahr⸗
heit nut dann allen. erſt auf einerley Are leuchten
kann, werin der Horizont gereinigt iſt; der endlich
durch Aufflärung der wichtigften und erften Wehr
heiten des Chriſtenthums gewiß mehr Steine zum
BVebaude der Union beygetragen, als bie Verfaſſer
ſehen wollen.) Auch Herr Moͤſer in Osnabruͤck,
der vor wenig jahren die Union aus politifchen
Gruͤnden für — hielt, da das jetzige
politiſche Syſtem in Deutſchland ſich dergeſtalt
‚auf die Religionskrennung gelehnt hat, daß eins.
mit dem andern fliehen oder fallen muß, wird ge⸗
tadelt und durch die Behauptung widerlegt, daß
Chriſti Reich nicht von dieſer Welt ſch, und daß,
wenn Cart. einmal. befchloffen habe, dieſen Tag
kommen zu faffen, dile Kaifer, Könige und Züre
ften der vier Welttheile den Lauf feines Reiches
nicht werben hindern ober : aufbalterr Pännen,
Ber richtig: .aber es iſt fa mur die Frage, ob
- jet, rebus. fic. flagtibus, bey den gegenmärtis
gen Verhätmiffen. der Staaten, ihrem Intereſſe,
öbrer Politik, die mit der Religiansparthey, 106°
zu fie.gehören, im wechfelfeitigen: Einfluß Beh,
bieſe Vereinigung erwartet werhen koͤme? ob die
Fuͤrſten, ſo lauge das jegige wechſelſeitige Interef⸗
bleide, u gmagt ſevn werden, Dis ine Fa
—
jur llgfonvereinigung- — |
Sen, und an einem folchen Vefihäffte den Am‘ 8
eheil zu nehmen, ohne welchen fetbft: dieſe — |
gefellfehaft nicht viel auszurichten hoffe ? nicht, ob
nicht dieſe Berhältniffe ſich in Zukunft ändern koͤn⸗
nen und werben und dadurch dei Unlon einen leichh ⸗·
tern Weg baden?) — Die bisherigen Erfale
gungen, wie fruchtlos afle Unionsverſuche gemefen.
find, ſollen diefe Geſellſchaft nicht abfdyreden. -
Ben jenen habe Bott die Geſchaͤffte, die aus ne u "
rechten Gruͤnden und fleiſchlichen Abfichten, durch '
fleifchtiche Mürel (welches find bie?) und niche
mit den gehörigen Umftänden (welches find bien
unternommen worden, nicht feefnen wollen: nian -
muͤſſe fich nur nicht hindern faffen, wenn man nicht
fogleich ben Erfpig vor Mugen fießt, und in Erwaͤ
gung ziehen, daß ber Menfch in der Welt zwey
Wege vor fi) finde, Die er betreten müffe; dene - ur
nen, den uns bie Natur durch Bernunft wu -
fahrung zeigt; ben andern,’ der von einee böhern - -
Regierung Bortes ‚ von einem hoͤhers Licht ofe
fenbaret wird: (hier glaubten wir ein Fragment
eines Taulerus oder eines andern Mäflifers zu le - _
fen) wenn inan bloß jenen hetrete, fo gehe man ire
re: nur auf diefem fen Sicht, Feftigkeit und Sie
cherheit: (als ob niche Vernunft und Erfahrung -
auch lehrte, daß bie größten Begebenheit durch _
„die geringfcheinenbften Urfachen gewirft. worden,
und daß Gottes Regierung füh ber Dienfte, Kräfe
te und Enefchließungen der Menfchen bediene, aber
auch ſelbſt die beftgemeinten Entwuͤrfe der From⸗
men öfters vereiteln u, weil zwifchen weise
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u heit, unb guter meinung ein großer vr Unhud
‚a Injwiſchen its richeig und gut geurtheilt,
daß aͤlterr mißlungene Verſuche neue / nicht aufhe⸗
ben ſollten. Was bey Einer Lage der Welt, der
’ -Menfhen, ber Wiſſenſchaften und der handelnden
Perſonen unmoͤglich war, kann bey einer veraͤnder⸗
ten Lage der Umſtaͤnde leicht gedeihen.)
Auf dieſe Vorausſetzung wird der Plan mit⸗
ggetheile, wornach die Mitglieder der Geſellſchaft
An Unionsyerhandlungen treten wollen. Das We⸗
ze fentlichſte ‚ daraus ber Geiſt der vereinigten Pers
foren, vieleicht auch der ganze Erfolg des Ge⸗
| Re nicht unbeutlich wird erfannt werden koͤn⸗
nen, iſt in biefem Plan: folgendes: bie ganze Un⸗
Fernehmung ſoll jetzt noch Privatſache ſeyn, und
bie Vorſchlaͤge niemanden zum Praͤjudiz gereichen:
ölle Mitglieder verpflichten ſich vor Gott, bie
Wahrheit von ganzem Kerzen zu lieben, den Irr⸗
thum, ber die Urfache der Trennung gerefen ift,
aufßzuſuchen, zu haſſen, aud) unerkannt anzus
ſppeyen, und, fobald fie ihn als Irrthum finden,
zu verlaffen: einander für‘ Brüder zn erkennen,
und allen perſoͤnlichen Haß nebſt beffen Früch-
‚sen unb Folgen abzulegen. (Das alles iſt, denfe
ich, an fich ſchon Beruf ber Natur und Merpflich-
“ tung des Cpriftentfums, Muß man. ſich denn
erft in einer Geſellfchaft dazu anbeifchig machen?
und führe bloße Liebe zur Wahrheit allezeit ges
Br zur Wahrheit?) Die Geſeliſchaft / ſoll bie zu
7wigen Beiteis beftehen, und zu dein Endo wol-
len re die Glieder derſelhen um bie Gunſt eines
oder
—
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Stille bewerben, die bey den Souverainen oder
ſonſt die Geſellſchaft unterſtuͤtzen, und durch ihr
Anſehen allerhand Fehler und Schritte, die dem |
politifihen oder Kirchenzuſtande entgegen feyn
möchten, abwenden. Dieſe Höfe follen als Pa—⸗
tronen oder Protektoren angeſehen werben. (So
kann doch ohne politifche Benhülfe bie Union
nicht erreicht werben ?) Zwoͤlf ordentliche Mitgliee
der machen bie Gefellfchaft aus, ſechs Farhofifche,
drey von ber Iutherifchen Konfeffion, drey von der . ‘
u vr. " u R R J
uur Religions vereinigung. ats, _
"oder des andern Miniſters bey hrem Hof in der.
-
*
reformirten, beyde letztere aber treten fuͤr einen
Mann: ihre Ernennung geſchieht von allen Mita ,
gliedern: ihrer Religionsparthey, body niche ohne
vorgängige Kommumication mit der gegenfeitigenz
das ‚erwählte Mitglied erhält nach ber Wahl dat
förmlich ausgefertigte Diplom. Zwiſchen din:
zweyerley Parcheyen der Geſellſchaft herrſcht eine
durchgaͤngige Gleichheit im Range; daher ſich
in den Diplomen, Inſtrumenten u. dergl. Auffaͤ-
gen, welche gemeinſchaftlich gefertigt werden, bald
‘die Katholiken, bald die Evangeliſchlutheriſchen,
Bald die Reformirten veranfegen. , (Wenn zwey
Eönigtiche Höfe bey einem Friedenstage folche Prüs - -
Kminerelaufeln. feftfegen, ſo verzeihen wir ihnen
biefe Etiquette: aber wenn Männer, die gelehrt,
befiheiden, von Geiſt Gottes belebt und nur. auf
das, mas def Geiſtes Gottes if, bedacht feyn
der ein ſolches Ceremoniel zu verei-
wollen, ſich uͤ
nigen fuͤr noͤthig ſinden, ſo werde ich irre, ob denn
“ad
Nr
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dieß nicht fleifchliche Eitelkeit heißt, und od
er Entf. u
man Wahrheit zum’ erften Gefehe habe? — 7
Es giebt auch Außerordentliche Mitglieder, bie
, „ober mie Beyſtimmung beyder Partgeyen gewaͤhlt
uunnd nur als Rathgeber gebraucht tverben. — — |
Alle Verhandlungen geſchehen anfangs ſchrift⸗
„Jlich, und in folgender Orbnung: ſobald die zwoͤlf
ordentlichen Mitglieder beyſammen find, wird in
Aleberlegung genommen, mit weichem Punkt ober
.*.'Yehrartifel der Anfang gemacht werben muͤſſe.
| Der Vorfieher wähle won jeber ber brey Partheyen
ein Mithlied, mie dem Erfuchen, daß fie darüber
, einzeln und fehrifelich ihre Worfchläge auflegen:
\ der jüngere (evangelifche,) Vorſteher macht aus
diefen drey Auffägen einen Auszuͤg, ‚und faͤllt dar⸗
über fein Urtheil: dieß legtere thut auch der ältere
(katholiſche) Vorſteher. Alles circulire. alsdann
“bey den ordentlichen Mitgliedern, von denen jedes
das Recht hat, einen beſſern Vorſchlag gu thun
und zur Pruͤfung vorzulegen. Wenn endlich per
maſjora (welche aber nich: nad) der Zahl der ein⸗
7, jelnen Perfoneri, fonbern nad) der Summe ber_
\ Aereinftimmenden Vatorum der Mitglieder von
‚den verfchiednen Partheyen beſtimmt werden): der
Vorfehlag angenommen und der $ehrpunft bes
immt worben, welcher zur Unterfuchung unb zum
- 7 BBergleich kommen folls fo wird die Ausarbei-
x... tung zweyen Mitgliedern, einem katholiſchen und
einen evangelifihen, übergeben: deren erites Ge⸗
ſchaͤffte iſt, einen Entwurf zu machen, was in
” diefem Punkt die Sffentlich “angenommene
. "5. Kebre ihrer beyderſeitigen Kirchen fe mob, det
a 3 a |:
N.
In
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J— I ır
.
P \ . .
— — 7
y r
\ N
"zur Religionsvereinigung. _ ar.
fie es fen, aus Ihren Konfeffigrien, Sombolen u,
dl: zu beweiſen. Die verfchlebnen Meinungen ·
und Erklaͤrungsarten einzelner Glieder der Kirche
| über einzelne Punfte, und die Unterſchiede zwiſchen
Lutheranern und Reformirten gehören nicht hieher.
(Aber wie wird es ſeyn, wenn der Referent auf
evangelifcher Beite ein Reformirter wäre, und das
als Sehre der evang. Kirche, angeben wuͤrde, mas
Schrfaß der reformirten Parthen ift? miuß noth -⸗
wendig eine von dieſen beyden Kirchen Recht haben 7?
aͤßt fich nicht auch denken, daß ihre ehren fih .
beyberſeits in einzefnen Punkten von berWahrheit.
. enfferhen: und Fönnen die lutheriſchgeſinnten Mit«
glieder dabey einftinnmig Term?) — Jeder Theil
communicirt feinen Auffag an bie Mitglieder Tels
ner Religionsparthen, die ihn prüfen, zuletzt in eis
nem von ihnen unterfchriebenen Inſtrument begeus
gen, daß dieß die Lehre ihrer Kirche ſey, und dar⸗ BE
auf an die. gegenfeltige Parthey abliefern. Bon
jetzt an fol ein Fathol.. und ein evangel. Mitglied
aus den vorigen Aufſaͤtzen einen Entwurf mas .
hen, darinnen pünktlich angezeigt wirb, in wel⸗
chen Stücken beyde Übereinkommen oder differiren.
Man legt denfelben wieder alten Mitgliedern. zue .
Frage vor, ob ſie damit. zufrieder fen? und be⸗
ſtimmt nun die. Punfte, worbber man die Ver ⸗
einiggung ſuchen will, Die Vorſteher erſuchen
ſchriftlich (zuerſt und allein!) die katholiſchen
Mitglieder um ihre Meinung, auf was fuͤr eine Art
fie glauben, daß die Vereinigung geſchehen inne?
mb biefe foll nun ſtufenweiſe gefucht werden. "-
u 705 GStu⸗
—
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1 %
DE Eatwurf
Gtuffenwoelſe! Iſt das nichet, was Jeruſelem ſag
fer Cote läße füd) miche übertreiben?) — Der Aie
[4
„- L
— "
—
fang wird damit gemacht, daß kein Theil vor der
Hand den andern zu widerlegen ſuchen, daß man
bie fpmbelifchen Schriften jeber Kirche. unange⸗
. fochten laſſen, und Irrthuͤmer, bie den Grund
des Blaubens nicht aufbeben, (if denn dieß
ſchon beftimmt ?) für tolerabel haken foll. Fin⸗
‚det der katholiſche Theil, daß ber flreitige Lehr⸗
punft den nad) den Sehrfägen der (katholiſchen) Kir
‘che gefaßten Grund. des Olaubens zerrütte und er⸗
ſchuͤttere, und diefe Kirche Beine Bereinigung ein-
gehen Eönne, bis die katholiſche Lehre ohne
weitere Bedingung angenommen worden?
fo wird .er dieß bem protefl. Theil zu, erkennen ge⸗
ben, Eben biefes wird der kathol. Theil chun,
wenn er für gut findet, -einen für. irrig gebaltuen
u Sag ber Evangeliſchen bepfeite zu fezen, (uns
entfchieden zu toleriren,) boch allezeit mit einer Ver⸗
wahrungeklauſel, baß er biefen tolerirten Gag
durchaus nicht angenommen habe, wie denn auch
die Enangelifchen ihm darüber bedürfenden Falls
einen Revers ausftellen follen, daß fie nicht glau⸗
ben, Die Katholifchen hätten ihnen hierinnen nach⸗
gegeben. (Daß dießnämliche auch von Seiten
der Evangeliſchen geſchehen bürfe, wie es Die voͤl⸗
Uge Gleichheit forderte, iſt nicht beſtimmt. Aber
es iſt zu merklich, daß das Nachgeben und die
Verlaſſung ihrer Meinungen den Katholiſchen ſehr
ſauer ankommen werde.) — Hierauf (erſt!) kommt
der vorgenommene Lehrpunkt bey ben evangeliſchen
— Gliedern
⁊
—3
4
nn, . t
a
zur Reilglonsveseinigung. 19
Sliedern in Erwagung. Halien dieſe einſtimmig
mit dem katholiſchen Theil den Unterichied nicht
für.funbamental: fo kann er ohnehin bie Vereini⸗
gung nicht hindern: differiven fie aber in ihren Urs‘ - .
heilen hierüber, fo treten alle zwölf Glieder paars
+
t
weiſe in Unterhandlung, bis fie ſich entweder vere -
glichen haben, ober alle Heffnung zum Vergleich | _
“ aufgeben muͤſſen. Sind alle. Verfuche vergeblich),
Je wird diefe Sache beyſeite geſetzt, bis vielleicht
‚An der Folge ein Mitglied ein Auskunftsmittel fine.
- Det. Auf die nämliche Mechode foll.bey den Wet
handlungen uͤber die Dergleichung in den Lehre
- punkten felbft beobachtet werben, Eobald man , ',
. Aber einen Punkt einig ift, fobald wird eine Der.
gleichsacte ausgeſtellt. Der verglichene Punkt
rkann alsdann ben (weltlichen) Protektoren übers
geben werben, um ihn durch Geiſtliche, Fakultaͤ
einfuͤhren zu laſſen; man wird auch Theologen
und das ganze Publikum darüber hören. — Des
- nen, die auf eine Vereinigung der Kirchen arbei⸗
ten wollen, kann man nichts mehe anrarhen, als
daß fie darauf trachten, wie fie die Wege eröffnen
wollen, durch deren Betretung man zum Ans
ſchauen und Gefühl der sum Reich Botres
gehoͤrigen Sachen und Individuen, (dergkeir
chen Sort, Chriſtus, heiliger Geiſt u. a; Dinge
find). gelangen. kann. (Der Entwurf lautet hier,
ſernrreuzer, wird myſtiſch, und grängt an die Ein⸗
Bildung yon eluem unmittelbaren Einfiuß und Er»
4. J —
=
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⸗
er. oder Eonfiftorien unterfuchen und allenfalls .
—
wie ein Fragment won einem Alchymiſten oder Ro»
leuchtung — ö
Zn
320 n . ee u i
—
!
leuchtung orte und der Unenkbehruichtelt es
Froͤmmigkeit zur Erkenntniß der Wahrheit.) —
Gie wollen fi daher vorzüglich der Schule
. Bortes felbft uintertverfen, und die heilige Schrift
als Erkenntnißquelle annehmen. . Well aber auch
ſchon hierüber Differenz zwiſchen Proteftanten und
Katholiken. iſt: fo erfermen beyde Theile vorlaͤu⸗
fig den Driginaftept für die Hauptquelle: die ka⸗
eholifchen Mitglieder folten aber doch ihre Beweiſe
. allenfalls aus der Vulgate herleiten kͤnnen. Auf
Diefer Seite will man auch unbeſchadet der fris
Bentinifchen Kirchenverfammlung den, Evangelis
Shen einsweilen (einsweilen!) Darinnen nach⸗
geben, daß man nicht ohne dringende Noth
ff N auf apocryphiſche Bücher berufe,. Doch ſol⸗
“fen auch die Proteftanten den Beweis aus denſel⸗
ben nach dem Werth, ben eine menfchliche, vor
einem verftändinen und guten Schriftfteller
gefchriebene Schrift hat, gelten laſſen. Die Aus-⸗
legung ber heil. Schrift foll aus dem Buchſtaben
der Worte genommen werben; boch foll man auch
bie traditionem exegeticam ſchaͤtzen, auffüchen
und nuͤtzen: weil es nicht zu vermuthen, daß. eme
Auslegung irrig fen, welche fo lange, durch meh⸗
tere Jahrhunderte von fo vielen Gelehrten, bie
‚von einander independent waren, (da wird die Kire
Gengefihichte giemlich den Kopf ſchuͤtteln, befen- |
ders von Auguſtinus an!) vorgerragen werden. —
- Sollte ein Mitglied Einer Konfeſſion bewogen
werden, einen Sehrpunfe der andern Konfeſſion als
mode angunehene ui und" eben dadurch einen Sog.
r feiner
je
> u Deiknserngung, a
fines Kirche für Irethum zu erklaͤren, ſo macht
es ſich anheiſchig, wenn es ein Lehramt bekleidet,
dennoch in oͤfſentlichen und Privatlehren der Kon⸗
feffion ſeiner Kirche (wider feine Ueberzeugung?) -
nachzukommen, bis dieſe entweder ‚(mie zu win. _
feben und” zu beförtern ift) ihre eigene Konfeffi ion
ändert oder wenigſtens Ihn diſpenſirt. —
Andre Ordnungen für die Glieder der Geſell⸗
fhaft, welche möhfam und nach einem ſteifen polle
tiſchen Ceremoniel abgezirkelt, und, wie das ganze =
Buch, im Kutialfigl abgefaßt find, find in der
Haupiſache nicht erheblich. Der. ganze Plan:
kommt uns alg eine Nachahmung. eineg juriftifchen,
Vergleichs proceſſes vor, wo man feine Praͤtenſio⸗ —
nen eroͤffnet, referirt, tractirt, communicitt, Vor⸗
ſchlaͤge giebt und ‚annimmt — und gm Ende der
gangen langweiligen Verhandlung muͤde wird. —
Wir wollen nicht etwa nach ber reifen Ueberlegung- -
* Vorſchlaͤge und der vorzügfichern Anmaaſ⸗
‚füngen des targMfhen Theils bey benenfelben ein
latet anguis in herba vermuthen, (wiewohl wir: .
dazu ſcheinbaren Grund haben und glauben, daß.
die ——— Mitglieder der Geſellſchaft im.
mer Urſache haben, zn einige Fallſtricke auf ih⸗ J
rer Hut zu ſeyn.) "Da bie ganze Anſtalt Private,
fache ift und bleiben wird, ſo wird nie für bie evan⸗ |
gel, Kirghe ein Schade zu beforgen fenn: aber fo
viel wird ſich aus dem ganzen Plan leicht‘ abneh⸗
men Jaffen, daß tiefer vorgefihlagene Weg, eine‘
Union zu ſtiften, wenn er auch ficher wäre, ein
ſeht langtuner und aundequemer Weg iſt. Es |
fönnen
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kannen nach dieſer Methode vielleicht einige Jahn
hunderte verſtreichen, bis alle Punfte imeerfuche
- und verglichen find; es werden ſich ſchwerlich im⸗
N
mier Männer finden, welche auf den alten Pan:
fo fortbauen ; es werden von Seiten der Farhelie‘
ſchen Kirche, die noch feinen Anfang gemacht hat,
“nur die mindefte Wahrheit ihres Syſtems aufge»
ben, oder die Schriftaustegung lediglich an den
Wortverſtand, independent von dem Anfehen dem’
Kirche und Ihrer $ehrer, binden zu wollen, ſich
fruͤhzeitig Widerſpruͤche ſinden, und wenigſtens
Schwierigkeiten gemacht werden, bie den Beytrite
der Fuͤrſten und Höfe hindern: und wer kann ende
+ Ih glauben, daß zwoͤlf Männer, die eine ganz ver⸗
ſcchiedne Erziehung und Bildung, verſchiedne!
Grundſaͤhe und Huͤlfsmittel ber Auslegung haben,“
Die im Gefuͤhl fo viel Beweiskraft ſuchen, große’
Anlage zur Myſtik und nicht eben bie Gabe (we⸗
nigftens nicht in dleſem Entwurfggeigen, helle ung‘
auselnandergelegte "Begriffe zu haben und zu .ges
ben, daß diele und ihre Nachfolger es je zu Einent
Glauben und einer Harmonie des Sinnes und Auer - -
drucks bringen werden. Gewiß wird die Vorſen
hung, went fie Anders noͤthig finder, In dem Eptäs’
ſtenchum alle Trennungen in Partheyen aufzuhs
ben, und.der Religion eine ſo eintraͤchtige Perioht
zu ſchenken, als fie nie gehabt hat, die Einigung
niche durch Traktaten, fondern durch Aufklaͤrung/
vorbereiten. Wuͤrden nur dieſe und andre war⸗
dige kredliche und freymuͤthige Männer der ptol
xfſtantiſchen iind kathollſchen Pariher ernſtlich und
andaltend
X
P,
\
° ”
/ gzur —R J *.
infeleme an der‘
ten; würden fie vorkäufig ſich gegen einander über.
mandje Lehren nur genauer ind offner deftimmen;.
ig det Menſchen arbeis .
als es beym Anfang der Trennung von-den bisigen -
Difputanten’und Huerulanfen auf beyden Gelten,
geſchehen wuͤrben fie endlich bie liebreiche Dul.
dung · ohne Eiferſucht auf aͤußerliche Vorzuͤge und
Veberlegenheit· zu befördern ſich angelegen ſeyn laſ⸗
fen: fo würbe — gewiß ſchneller und dauerhafter
— ein Theil zu dent andern rücken, indem -benbe _
der Wahrheit näher fommen: fo wuͤrden die Men⸗
Ren ohne Plane, Correſpondenzen und Beräülfe
von Höfen und Miniftern bey aller Verſchiedenheir
der Einſicht; allmaͤhlich ſich beſſer verſtehen und
wenigftens ſich chriflicher lieben fernen. "Wa .
giebt uns bie Union, das ar ſchendi bir Liebe Bun -
Bolitändiger prattiſther Catehn
mus vom Stande der heiligen Ehe;
Freyen iſt kein Pferdekauf: Freyer thut
die Mugen auf. Deſſau, in der Buche
handlung ber / Gelehrten. izg. oo.
De Abſicht/ angehenden Eheleuten oder auch u |
Verheyratheten eine praktiſche Antätung
in Die Hände zu geben, in der fie die noͤthigſten
Keancniſfſe, Die zu einer zufriednen Ehe erforder
ig fub, Sean finden, If gewiß er un; |
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"en Pr ° . “
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Fr and:
ober: So viele wachen ſch done buch
“ eirie-übereilfe, und- ſchlechte Wahl; nachher ‚durch
‘ein übles. und zweckwidriges Verhalten unglcick,
Hd. daß es der Auſmerkſamkeit des, Moenſchen⸗
ſreundes worth iſt/ auf Mittel zu hnfen, dieſem
Uebel zu ſteuren, und dag Giüd der Ehen zu bes
: fördern. Es find freylich dig Vorſchriften, welche
Wernunft und Religion geben, ſo dunkel und ver⸗
horgen nicht, daß man ſie nicht Durch Ueberegung
und Nachdenken follte auffinden koͤnnen, ſie ſind.
|
auch von dem kluͤgern Theile von je her befolge
- worden, es kann aber body noͤthig ſeyn, fi ſiezu
„Sammeln und vereint Daszuftellen; wenn ſia von nie-.
len vernachlaͤßigt oder verkannt werben. Dieß
aun hat der Hr. V. in dieſem Buche mit vieler.
Einſicht geleiſtet. Was uns daran nicht gefallen
bat, wollen wir, um dem Hm. V. zu immer meh.
rerer Vervollkommung des Werts Selegenheit u⸗
geben, anfrichtig herausſagen. Die Form in
Frag und Antwort, ob fie fehon manche für «in.
Anenebehrliches Erforderniß bey einem Catechis⸗
mus halten, bat unſern Beifall nice... Er foll.
, Boch wohl nicht auswendig. geferne werden? und
wenn auch, fo wäre Immer die Methode nicht die⸗
J Lehrbuͤcher ſollen eigentlich in "Fiirgen,
aßlichen Saͤtzen geſchriehen feyn, die ſich leicht
uͤherſchauen und dem Gedaͤchtniß einpraͤgen laſſen
Was darinnen dunkel bleibt, oder * Beſtaͤtigung
bedarf, kann alsdenn in Schelien bengefüger wer⸗
den. Und.merin Fragen da ſyn ſolleũ, fo-mügen,
fe: tm, Bine und, ler De
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des Eheſtandes. 222
fon, aber nicht fo unbeſtimmt, und edenlang; wie
fie im ganjen Buche z. B. ſogleich ©. 2, 4. 11.
3f. find. Was die Sachen ſeibſt betrifft ſ
würden wir ſolche zweckmaͤßiger geordnet, nicht ſo
unnoͤthige Digreßionen gemacht, nicht das, was
unter die Pflichten gebört, fehon in den vorigen
Abſchnitten zum Theil angeführt, alle fremde ent·
beprlihe Zufäße ‚ausgemerjt, Provinzialismen,
niedrige Ausdrüce und Anekdoͤtgen im Ton und
Geſchmack des Hrn. D. Tellers in Zeiz vermiee -
den, und dee Sprache überall die Würde undin :..
edlen Anftand gegeben haben, den’ der V. an man⸗
hen Orten fo glücklich zu treffen weiß, der der gu
te Ton für die Geſellſchaft und der.vedyre im Bor:
trage einer fo ernithaften Sache if.
Die weirläuftige Vorerinnerung 'befchäfftigt .
fi) mit den Urfachen fo vieler ungluͤcklichen Ehen,
Derer find nun frenlich viele, da alles, roas Zwift
erregen und die Gemuͤther entfernen Fann, dahin
gehört. Aber immer bleiben gewiß die üble Ere
jiehung — der Söhne zur Weichlichfeit und Un»
gebundenheit, der Töchter zur’ Eitelkeit, Hoch«
muth, Troß und Widerfpruch, die unvernünitigen
Abſichten bey den Heyrathen, unvorfichtige Wahlen
und das unchriftfiche DBetragen in ber She, die .
hauptſaͤchlichſten. Vor Aufhebung diefer Unord«
nungen S. 34, ifb freylich an die. Vermehrung
glücklicher Chen nicht zu gedenken. Soll Hier R.
nach feinen in der Welt gemachten Erfahrungen
reden, fo glaubt er doch, der Saupffebler.tiege
auf der weiblichen Seite. Mtannsperfonen erhal . ..
Doederl. Siblk B.3. St. P tn
6
PER 777 EEE
xen in hoͤhern und’ niebern Etänben, durch Stu.
diren, Umgang, Reifen immer. noch mehrere Bil⸗
dung, als die Mädchen, die von ihren Müttern
‚immer nad) ihren Borurtheilen und falſchen Maris
‚ men gebildet, von Franzoͤſinnen verborben, ober
auch gewoͤhnlich durch ‚frühe Schmeicheleyen miß⸗
geleitet werden, und dabey ſehr wenig. Unterricht
zur Aufklaͤrung ihres Verſtandes und Erweckung
Der V. wird es nicht zugeſtehn, denn ſeine Vorlie⸗
be fuͤr das weibliche Geſchlecht iſt nur allzu ſichtbar,
aber die Erfahrung iſt gewiß auf der andern Seite.
Iſt es denn nicht Praͤdilection, wenn er S. m.
glaubt, daß eben die Seele, die das Hausweſen
glücklich beforge, mie gleichem Erfolg eine Armee
ſtellen und feindliche Heere befiegen werde, ba doch
gewiß ein Beruf mehr Größe des Geiftes als der
„ andere erfobert, und Fleis und Bildung nichts ent«
wickeln Eann, was nicht ſchon in der Anlage da
iſt? S. 15. haͤlt er es für Unrecht,. jenem Ges
‚Schlecht den Hang für Kleinigkeiten und die gröfs
ſere Heftigfeie im Zorn vorzumwerfen, und leitet es
ſehr wigig von, ihrer größern Empfindlichfeie Her,
Muß denn aber der Sanftmürhige allemal unem«
pfindlich ſeyn, und das Boͤſe nicht fuͤhlen? Die
ſchnellere Empfindung des Boͤſen reizt nur dann
—5 zum Zorn, wenn man die fanftern Empfindungen
daruͤber vernachläßige u. unterbrügft, wenn aus dem
unterlaffenen Gebrauch vernünftiger und hriftlicher
Motive gegen Zorn und Rache und unvernuͤnfti⸗
gem Hochmuth bie Heftigkeit zur Gewohnheit
| , E 3 . J bwird
ı
\.-
| . ‚wohlgeorbneter und gefälliger Neigungen erhalten.
de Eheſtandes. 227
wird. T. Hauptſt. Von der Ehe überhaupt.
Diefer Abſchnitt koͤnnte durch Weglaſſung unnoͤ⸗
thiger Digreſſionen und Nutzanwendungen um
viel abgekuͤrzt werben. Er fängt mit der Einſe
gung der Ehe, der Erſchaffung und goͤttlichen
Seegnung des erſten Paares an. Die weitlaͤufige
Erklaͤrung des Bildes Gottes S. 4. iſt ſogleich
ſammt der daraus gezognen Moral überflüßig, fo
wie auch das, was über die Worte: Ich will ihm
eine Gehuͤlfinn machen, gefagt.wird, in das vierte
Hauptſt. gehöre. Daß die Worte: ſeyd früht- _
bar und mehret euch, fein Befehl fern, wirb man
ihm ohne Gründe ‚nicht glauben. In den Wor«
ten Mofis; der Mann wird feinem Weib anban
gen, finden wir die eheliche Pflicht nicht. Dein
Wille fol deinem Mann unterwerfen feyn, ©. 23: -
heißt eigentlich: bu follft wieder Begierde nach
ihm empfinde. Die Herrfchaft der Männer ger
höre nicht unter die weiblichen Leiden. Hier und
©, 15. ift wieber viel Ueberfluͤßiges. - Unter den
Endzwecken ber Ehe fegt er S. 3x. die geſellſchaft⸗
liche Hülfleiftung vor, da doch wohl die Erzeugung
und Erziehung der Kinder göttlicher Abfiche nad:
den erften Pag verdieng. Wnauflöstich foll die
Ehe ſeyn S. 39. Das folgt aus ber’ göttlichen
Anordnung und den Zwecken der Ehe zu deutlich,
als daß man bie Wuͤnſche und Sophiſtereyen wol⸗
füftiger Flattergelſter anhoͤren follte. Denen, die
den lebigen Stand erwäßlen, wollten wir nicht ger.
rade (©; 54) den ſchwaͤrzeften Undank gegen Gott
Schuld geben” Es kommt dabey gar wiel aufdie.
_ 9a Dee
ION
—
—
u Echſuns
.s
Darencelede an, und die e ſummumg einer weib.
lichen Perſon wird dadurch nicht aufgehoben, wenn
ſie ſolche nicht mit einer gewiſſen Perſon -erreicht.
Gebe recht ſchließt der Hr. V. untuͤchtige Perſo⸗
nen, ſolche Dig noch Fein gehoͤriges Ausfommen { Da:
ben, (deren ſich gar viele durch ein blindes Ver⸗
trauen auf görtliche Verforgung in Nothu und Kum⸗
mer ſtuͤrzen) und allzujunge von dem Recht zu hey⸗
rathen aus. Ueber die ſeitſame Meinung &. 66,
daß nad) Matth. 19. was fich einmal beygewohnt
bat, auch vor. Cote unwiderruflic, verbunden waͤre,
baͤben wir neulich. ſchon bey der Anzeige von Ma:
dans Thelyphthora das Möthige geſagt. Die
S. 69. angeführten Gründe, warum Chen unter
Verwandten nicht glücklich feyn follen, find, wenn
wir auch das Saftum nicht bezweifeln wollen, nicht
alle von Gewicht. Er meint, ſolche Perſonen waͤ⸗
ten ſich gemeiniglich zu befannt, und zu oft gleich“
‚gültig, “fremde, die-einander wählten, fönnten fi)
eher fchägen und fieben fernen. Wir bächten, daß
‘weder Das eine ſchade, noch das andere beffer fen.
Genaue Bekanntſchaft macht nur dann gleichgüfe
tig, wenn man fo. merkliche Fehler und Schwächen
on einander findet, daß Feine wahre Schäßung ba
u mit beftehen kann. In dern Fall wikd man ſich nicht
or
beyrathen und Im andern muß die genaue Bekannt⸗
ſchaft Die Liebe vermehren. Unbefannte faſſen frey⸗
lich leichter Hochachtung gegen einander, weil ſie
bloß die qute Anfenfeite von einander ſehen, und
ſich ihre Schwaͤchen ſorgfaͤltig verheimlichen. Wo⸗
be en eat vieler Ge nach weni⸗
gen
⸗
e
die die genauere Bekanntfchaft nicht beftätigr,
oder. Fehler findet, deren Daſeyn man vorher,
Dank fey es der forgfältigen Verftellung ober dem
falfchen Augenglas der Seidenfchaften, nicht. ahn⸗
bete. Die Bemerkungen über die Quellen ber.
Eheloſigkeit S. 71. find richtig angegeben. Die be⸗
fien Männer werben von dem uͤberhandnehmenden
Luxus und dem Ungluͤck fo vieler Ehen am mei-·
ſten abgehalten. ©. 33. wollten wir es nicht zur
allgemeinen Pflicht machen, die Geſchwaͤchte ww
ehelichen, da fo viel auf die individuellen Umftän«
de der Verführung ankommt, noch auch behau⸗
pten, daß jede andre Verbindung vor Gott Ehe⸗
bruch ſch. II. Haupiſt. Ueber die eheliche Wahl. _
bee Cheſtandes. dag
sen Wochen, als weil man im verbienbeten Braut« .
ande Vorzüge an einander zu finden glaubte, _
,
q
Hier iſt freylich nicht genug, nur überhaupt auf "
eine vernünftige Wahl zu dringen, man muß ges -
nauete Werfchriften darüber entwerfen. Mit
Recht verwirft, er ©. 90. ‚bie frömmelnde Re⸗
bensarten, bie Ehen werden im Himmel geſchloſ⸗
fen, (von welchem Sauerteig mir auch vieles in
dent fonft guten Roman, Sophiens Keifen ugf.w.
angetroffen Haben) wie auch ‚die leichtfinnigen , es
wird fih nad) der Hochzeit ſchon geben.- Die Per»
ſelbſt wählen. - Wie ab ie follen auf Reli⸗
ſonen, die heyrathen Ang Kin ellerdings
gion und Tugend, auf Verftandb, Gleichheit des
Charafters und eine gewiffe Harmonie der Ge
müther ſehen. Wir hätten allenfalls an ben bey⸗
und
de seftern Eigenfpaften gen. De Verſtand
4
⁊
.
/
,
IN
v_ B.
= E EL 7.177.111, 177 Bee
und ein Ser vol Siebe zu Gott und. den Min⸗
ſchem iſt, da wird gewiß auch jene Gleichheit des
Gemuͤths feyn, die nicht als ein Spiel gehäßiger
$eidenfihaften und veroͤnderlicher Laune, bald aus⸗
ſchweifend haſſet, bald liebet, bald rafet, bald
wieder vernünftig iſt. Was aber: jenen Ä
‚tberifihen Zug der Gemuͤther, den unfre Roma⸗
nendichter fa unvernuͤnftig empfehlen, antriffe, fo
‚ müffen wir geſtehen, daß wir nicht fuͤr ihn ſind.
Was iſt er mehr als ein. bloßer dunkler Antrieb,
der’ meiſt van ‚einer gefallenden Form, von einer
ertraͤumten Aehnuchkeie mie phantaſtiſchen Ideen
und romantifchen Begr n abhaͤngt? Schon ſo
viele ſind dadurch getaͤuſcht worden, daß wir auf
alle Faͤlle vernuͤnftige Gruͤnde vorzuziehen rathen.
Steckenpferde, {von denen, im Vorbeygehen ge⸗
ſagt, nicht Young; ſondern Yorik oder Stern re⸗
der), kann mamn wohl (©. 11.) an andern vertra⸗
gen, aber gewohnte Laſter find feine Steckenpferde
Das aͤußerliche Anſehen koͤnnen wir nicht für gang
gleichgültig halten. Der V. redet zwar S. 124.
unbeſtimme, und fheint bloß die Farbenmiſchung
im Geſichte zu meynen, da er ben guten Wuchs,
mid Die regelmäßige Bildung ausnimmt, welches
freylich die hauptſachlichen Beſtandtheile der
Schönpelt find, Wir ziehen auch eine edle Seele der
u bloßen fehönen und wielfeicht von einem boͤſen Geifte
Ze bewohnten Form vor, halten es aber auch fuͤr recht,
mie auf dieß zu fehen. Die Warnungen anMaͤd⸗
chen, nicht ſo leicht zu glauben, einen Boſewiche zu
beſſern, der Mediſanee nicht fü leicht zu frauen, ben:
Vag der Uebhaber nn nach ber, une
ſt
1
. ,
des Eheſtandes. ⸗yn
ſtochner Zefen, und wir ſetzen bie; nicht nach
ihren faden Schmeicheleyen und gefchidten Wer ·
beugungen zu fhägen, und das Zieren und Sproͤ⸗
dethun zu vermeiden, find Bier am rechten Orte,
Wir fürchten aber, daß unter ben Umſtaͤnden der
Welt, wo man immer nur die glänzende Außen
feite zeige, und die innere wahre verbirge, wo
felbft die Begierde nach Verſorgung bie Seuche |
ley befördert, wo der Siebhaber ſelten im Stande
iſt, fein Mäbchen in verſchiednen Sagen handeln zu
feben und bie Wabhrheit ihrer oft bloß aus. Bir” . -
chern gefchöpften und im Gedaͤchtniß lebenden
ſchoͤnen Geſinnungen zu erforfihen, wo des. Mes
dens und Urtheilens fo..viel. iſt, und. auch die bes
ſten Augen bey dem Zauberlicht ber Siebe. trügen‘
Finnen, bie Ehe immer. noch ein. Gluͤckstopf bleiben
wird, wo ein großer Theil fich freuen muß; etwas beſ⸗
fers, als eine Niete erbafcht zu haben. O ihr War
ter und Mieter, wenn wolle ihr durch beffere Er⸗
giehung der Nieten weniger machen!) Was der
. Rim zten Hauptſt, von dem Werch einer oͤffent⸗
tihen ‚Verlobung und ber Nothwendigkeit bes
Yufgebots fagt, billigen wir eben fo als. den
Wunſch, daß ſchicklichere Trauungsformulare ent«
worſen werben follten. Das IV. Hauptſt. Won
>»
den Pflichten der Verehlichten iſt das wichrigfte I
und weitlaͤuftigſte, und verdienet von Verehlichten
| G. unvereplichten aufmerffam ermogen zu werben,
Er theilt fie‘ in allgemeine, welche beyde Theile,
und in befondere Pflichten ein, welche jeder Theil
für ri ir beobachton ev ben allgemeinen
Pflich⸗
Zu
2° Eatechifmig‘
wWie man ſich bey gegründeten und ungegruͤnde
dem Verdacht zu verhalten habe, ‚mögen die Eifer:
ſuͤchtigen ©. 283.289 ſelbſt leſen, und verfuchen,
: 6 vernünftige Gründe noch etwas über Die aufge:
brachte Leidenſchafe vermögen. "Won ©, 303 fängt
ber V. an, die Pflichten gegen die Kinder vorzu-
tragen, Faßlich und brauchbar für afle, beiten
es an'den Grunbfägen einer vernünftigen Erzie⸗
hhing mangift, die nicht wiffen, was fie thun ober
laſſen, wenn fie ftvafen oder befofnen ſollen. Die
beſondern Pflichten des Mannes ©. 385 find, daß
er\( durch Nechrfchaffenheit und Vernunft, niche
durch Poltern und Zanfen) fein Anfehen im Haufe
‚zu behaupten fuche, und feiner Familie Schutz und
‚Unterhalt verfhaffe, der Frau, daß fie zaͤrtliche
Ehrerbietung gegen ihren Mann erweiſe, und bie
Wirthſchaft flug, reinlich und ordentlich führe,
V. Hauptſtuͤck. Leiden und Freuden bes ehelichen $e«
bens. Nach Abzug der allgemeinen und der ver⸗
fchuldesen Leiden findet der V. das Uebergewicht
auf ber Seife des Vergnuͤgens. Den Beſchluß
machen drey Anhänge vom Contubinat, den Ges
toiffensehen und der Eheſcheidung. Erſtern vers
wirft er gänzlich, und ſchildert die traurigen
Folgen, die daraus fuͤr beyde Prſonen und
ihre Kinder entſpringen. Gewiſſensehen wider:
rath er, weil es darinnen theils an Liebe und Ver-
rauen, theils wegen ermangelnder obrigkeitlicher
Beſtaͤtigung für Weib und Kind an noͤthiger Gi:
cherheit fehler. : Bey der EHefcheldung läßt er als
» erhebliche Urſachen gelten ben Ehebruch, die *
nn 5 hafte
1
Ä
ty.
det runde. 22235
bafte Verloffung, Uncuͤchtigkeit —* Erfüllung de
ehelichen Zwecke, und die hartnaͤckige Verweige⸗
rung der ehelichen Pflicht. Man darf dem, fo
billig es auch ift, die Epefihejdungen zu erſchwe⸗
ten, noch eine fortdaurende, hartnaͤckige und durch
andre Mittel, ſelbſt die Scheidung von Tiſch und
Bette, gegen melche des Werfaffers Gründe nicht
ſtark genug find, nicht zu hebende Feindſeligkeit,
ohne Scheu benfügen, Da dadurch) nicht minder afle
Zwecke der Ehe vereitelt und beyder Theile Wohle
farth ganz zerftört wird. Wir wenigſtens glauben .
nicht, daß die Fortſetzung ſolcher unheilbaren bb _.
fen Ehen Gott gefalle, und haben uns ‚daher ſo
wohl ‚über bie feltfame Auslegung, die Here Her⸗
mes in.feinem Roman Sophiens Reiſen ꝛc.
von den hieher gehoͤrigen Stellen giebt, und die
daraus erzwungne Mißbilligung aller Ehefcheidung
(denn nach feiner Meinung foll Feine Che anders, -
als durch den Tod, oder bloß zur Verhütung des |
Ehebruchs, der in ſo fern Polygamie würde, aufges
hoben werben) als aud) über das feltfame Betragen
und die falſchen Bedenklichkeiten des eingeführten
Doftors Kreuz ſehr verwundert. Wir wünfchen,
daß viele von diefem Buche zu ihrer Belehrung
und Beſſerung Gebrauch machen, und daß des
bittern Elends, das fo viele in einem Stande,
ben Gott zur Wohlfahrt der Menfchen eingefege
Hat, durch eigne oder fremde Schuld finden, da⸗
durch weniger werden moͤge. | u
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Andere —2— Sornn.
Le M. Eiföopi 'Romani Epifiola ton.
tra Eutychen de vera incarnatione Domini
ad Flävianum Ep. Conflantinop. E recenfione
Ballerinorum cum praecipua varietate ledtionis,
notulis et admonitione hiftorica. denuo edita a
D. Henr. Phil.Conr. Henke, Pr, theol, Helmiflad.
781. 38 Dügen.
Da Leo in den Streitigkeiten mie dem Eut:
ches einer ber gefchäfftigften und geleprteften Bi⸗
ſchoͤffe der orrpodoren Parthey war, und fein
Drief an den Bifch. in Conftantinopef, Flavian,
faſt ein ſymboliſches Anſehen durch bie Veſtäti⸗
“gung auf der Synode zu Chalcedon erhalgen hat,
‚“ fo müffen es die Freunde der Gefchichte der Dog»
men bein Hrn. D. Henfe verdanfen, daß er ein
= fo twichtiges Denkmal des Alterthums hier hat
abdrucken laffen, das in den Kirchen von Italien
und Gallien in den aͤltern Zeiten öffentlich iſt in
der Adventszeit vorgeleſen worden. Außer ber.
Einleitung, daririnen die Geſchichte bes Briefes
kurz erzaͤhlt iſt, und in welcher freylich eine Ent⸗
ſchuldigung des redlichen Eutyches keinen Platz
finden" konnte, hat der Herr D. auch dafür ge⸗
ſorgt, daß der Tert nach der beften Ausgabe der’
- Gebrüdere Ballerini aus den Werfen des Leo abe,
gedruckt und die verſchiednen eiten a aus Hand⸗
ſarif
N
open: hei Eden. Br
| Köriften und der griechiſchen Verſion angemerkt
wuͤrden: und wir wuͤnſchen, daß recht viele es
leſen und nuͤtzen moͤgen. * Wir wollen nur
eine Bemerkung hinzuſetzen. Cap. IV. fagt Seo:
Adfumta eſt de matre Domini natura, non Ar
woben die Ballerini warnen, daß man dieß ja,
nicht unrecht verftehen möge, und lieber nach Do
mini ein comma fegen: weil eg gefährlich fey,
wenn man Donrini natura mit einander verbinden.
wollte, als ob Jeſus Die göttliche Natur. von der,
Mutter angenommen hätte. _ Wahrfcheinlid) has
ben fie noch einer- andern Gefahr vorbeugen mol.
en, daß man nicht culpa auf Maria ziehen moͤ⸗
ge und bie Worte fg verfiehen: von feiner Mut⸗
ter nahm er die Natur, aber nicht die Sünde an.
Denn das vertruͤge ſich nicht mit der Lehre von
der unbefleckten Empfängrüß ber Marin. —
2. Parmo. Variae ledtiones V. T, ex im-
menfa MSS, .editorumque Codicum congeris,
hauftae adSamarit, textum, ad vetuftiffimas ver.
fiones, ad accuratiores S. Criticae fontes_et le»
ge examinatae perpetuisque notis, hiſtorico- eri.
ticis illuftratae a Jo. B. de Rofh Voll. IV. ‘4. -
Mit diefem Titel kuͤndigt endlich-fdrmfich md. . -
feyerlich Hr. de Roffi die Ausgabe feiner Varian⸗
tenfammiung über das Alt, Teft. an: darinnen er;
zwar die Kenniforifche nüßen, aber vermehren, ,
(er hat 120 Händfehriften mit Innbegriff der.
Kennifotifchen und unzählige Ausgaben, die zum. .
Theil weder Kennikot noch fonft ein Kritiker
kannte und ni durch eine gute nötdige Ause
| wahl
—
—
„238° Andere theolooiſche Schriften.”
wwahl der Leſarten, ber weicher bie bloßen Ver⸗
ſthiedenheiten in ben matribus lectionis und offen⸗
⸗
bare Schreibfehler wegbleiben, aber die erhebli⸗
cheren Varietäten in den Punkten nicht wie bey
Kennikot übergangen werden, brauchbarer mas
chen, und felbft-über den Werth der -Sefarten ur⸗
, ee will. So gnlockend an ſich ſchon dieſe
nfündigung eines: Kenners, dem man alle Ges
nauigfeit und Sorgfalt‘ zutrauen kann, ift: fo
einladend muß zugleich die Verſicherung fenn,
daß' er fein Werk in vier Quartbänden mit aller
.r
Mmpographifchen Schönheit‘ innerhalb‘ Jahresfriſt,
und vielleicht noch früher zum Druck zu befördern
anfangen werde. . Er, der nicht wie Kennikot
durch Benfteuern von mehreren Taufenden' ermuns
tert und belohnt worden, fegt für jeden Band
* den Preiß eines Ducaten auf Subfeription:
und er hat uns erfucht, ı dieß befanne zu machen,
und von ben Siebhabern, die ein-fo wichtiges und
“zum A. T. unensbehrlihes Werf, um den billig.
be und mäfigften Preiß befißen wollen,. . die
ränumeratien und Subſtription anzunehmen,
wozu wir ung willig werden finden laſſen. Unſre
einer folhen Sammlung IR wohl
Überflüßig: und unſre Hoffnung gegründet, daß
unfer Teutſchland den fleißigen und uneigennuͤtzi
ggen Gelehrten hinreichend unterſtuͤtzen werde. Es
macht der Gelehrſamkeit Ehre, wenn Gelehrte
eine gelehrte Unternehmung mehr als die Fürften
befördern. on
Ende des U. Bandes dritten Städt.“
rn
BD 305. Chrifoph Doederlein
auserleſene
Theoiogiſche
Buͤlluchet,
darinnen
von den wichtigſten theologiſchen
in- und auslaͤndiſchen
Buͤchern und Ssriften
Dieqhriht gegeben wir. BE
— >. ur
Zweyter Band viertes Stuͤck.
— — —
Leipzig,
J 3 Gottl. ‚Irma Breitkopf, um
eo . % - oo,
Fu k
3. A
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ı_ s .
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® vr,
roh Innhalt.
1. —— latine verſ. a I. Aug. Dathe.
NM. D. Semler Paraphrafis i in Ep. Tacobi. | J
ie Anecdeta graeca. ed. LB. @’Anfe de Vi |
Te loiſon. T. L et II.
IV. D. Balguy divine beievolance elried.
VD. Ze/s opukula theologici, exegetici et he
wuiietici argumendi. .T. JI.
"VL Neues Anſpachiſches Geſangbuch.
SM Andre Apofogifche Schriften
*
0.
4,
Auseleue
Tbeologiſche Bißtiotpet, .
..I
Pentateuchus ex recenfione tex-
tus hebräei et verfionum antiqua--
‚um latine verfus notisque philologicis et
eriticis illuftratus a.]. Aug. Dathio.
Hal. 1781. 8, 786 ©.
lles, was ſich von einem fo glücklichen und.
genauen Ueberfeger, ber das ehrwuͤrdige
Dunkel der Propheten aufgeelle hat, era -
warten Jäßt, wird man hier in einem, hiſtotiſchen
Theil der Bibel noch mehr antreffen, mit deſſen
Simplicitaͤt und Leichtigkeit des Ausdrucks Das
chens Sprache noch beffer ,. ‚als mit den hohen '
{ug der propherifchen Dichterſprache, ſympathi-
rt: und da er überhaupt ſich m Fleiß, an Plan,
Guͤte, Richtigkeit und Arte der Verſion
j Qa aleich
!
..04 oo /
WMW
243 " Pentateuchus Itioe vert.
gleich gebfieben: fo düsfen wir allen gelehrten und
angehenden Schriftforſchern, welche nicht unter |
die deutichen Propheten gehören, und auch die
neuern Fortſchritte in der Philofogie und Ausle⸗
gung feit Eaftellio lateiniſch leſen wollen, biefe Ar—
beit nur anzeigen und durch einige Bemerkungen
0 :beweifen, daß fie ihres Verfaſſers würdig iſt.
Die drey erfteri Kapitel des erften Buches
Moſis, eine Maffe, welche Freunde des Wort-
finnes und ber Religion, Allegoriften und Mipitis
fer, Phyſiker und Geogeniften nach ihrer Phan-
taſie und Abfiche in fo viele Mädel gedruckt haben,
als jeder bilden konnte, mußten, auch ohne pole⸗
miſche Abſicht, ‚mit ausführlichen Anmerfungen
verfehen werden, deren Innhalt das Auslegungs:
foftem des Verfaſſers in dieſen Erzählungen kennt⸗
lich macht. — Zum Boraus tritt ver V. aufdie
Parthey derer, welche Mofis Schriften aus ver-
ſchiednen ältern Denfmalen zuſammenſetzen laſſen,
ob er gleich es richt wage, beſonders von Kap. 12.
an, mit Aftruc (und Eichhorn) zu beflimmen,
wo alle einzelne Fragmiente anfangen oder, aufhoͤ⸗
ren, — Ueber das erſte Kapitel. nimmt er Ro⸗
ſenmuͤllers Hypotheſe an, daß von einer Um⸗
“bildung bes Erbbales, V. 3. geredet und bie |
. Worte var an mm ya zu überfegen fen,
poſthaac terra faha el vaſſa et deſerta. (Dafür
fan ich freplich 2 Per. 3, 5 nicht als ſichern Be
weis gelten laſſen, da wenyos energy a. . bias
Umſchreibung von 6 Tore xoruor iſt und Mofes
nicht deutlich genug von biefer erften Zerftörung
|
⸗
Fr wi A. . Diche, “ u 243
der ge‘ noch vielweniger aber von ihrer Ufe R
che, einer Flut, redet. (Was wir in unfrer in-
fit. theol. chr. 6. 127. obf. 1. dabey erinnerten,
daß man die jeßige Form des Erdbodeng nicht mit
der erften vermechfeln, fordern bedenken müffe, ‚die
erſte Geſtalt der bewohnten Erde fen wahrfchein. -
fi) weit von Der jegigen unterfchieben,. bie Meere
größer, das vefte Land Fleiner gervefen, als jegt,
Das iſt nicht fomohl Einwurf gegew diefe Hypothe⸗
fe, ſondern vielmehr nur als Beweis gefagt, daß
die Entdecfungen von Mufchellagen ımd verſteiner⸗
ten Seethieren in Gegenden, welthe weit ‚vom
Ocean entfernt liegen, und andre Erfeheinungen,
woraus man eine frühere Revolution des Erbballs -
muthmaßet, nicht hinreichend zu einer folchen Ver⸗
muthung find; ſondern baß dies alles. erft feit der
Schöpfung vor ‚fehsteufend Jahren entftanden, -
ben welcher vielleicht da Meere waren, wo jeßt
ausgebreitetes veftes Sand iſt, das durch Erdbe⸗
ben, oder allmaͤhligen Anwachs fic immer erweii
terte; und daß man daher nicht. nöthig Babe, die
Seerhiere in Bergen und Ktüften für Reſte einer
Vorwelt zu haften ,- Die mit unfeer‘ jeßigen in fer
ner Berbindung und.) — Die legtern Worte
V. 2. erflärt der Verf. et ventur.a Deo immijfus
mouebat (nn), mousre, agitare, doch in unge⸗
wiffer Bedeutung!) "has aquas, und meint, es
werde darinnen bielirfache der gleich darauf geitiel-
deten Entſtehung des Sichts angegeben: der Wind
habe die Erleuchtung des umwoͤlkten Erbbodens -
beſtedert. Wiern wir aber bedenken, erſtlich, wie
A3 sans
240° Ponienchüs Iinewef. — *
ganz ungewoͤhnlich dem Mofes bie Formel, Beift
Gottes, ſtatt Wind, ift, und: wie er fie Doch ge-
wähnlich von Gottes Kraft gebraucht; hernad),
daß es ihm bey der Erzählung der Schoͤpfungsge⸗
ſchichte alles, was Gott veranflaltete, um den
Erdboden herzuftellen, mit der durchgängigen For
mel: Bott fprach, daß dies oder jenes geſchehen
ollte, beſchreibt, und daß er, wenn er bier die
Abfiche gehabt hatte, etwas, dag zur Erneurung
ber Erbe gehörte, anzuzeigen, nad) feiner Ge:
wohnheit und Plan ſich aud) würde erklärt haben:
Bott fprach: es entftebe ein Wind, der dies
+ Waffer bewege n. ſ. w. f. endlich, daß wir im ganı
. zen Vers fehr wahrfcheinlid, eine Befchreibung bes
erften traurigen Zuftandes der Erde, deſſen alle
mählige Verbeſſerung bie folgenden Verſe erzählen,
zu fuchen haben, wie wir einft fhon-{Bibl. 2 B.
S. 7.) anmerftent wenn wir, fage ich, dies er«
waͤgen, fo wirds uns, fü dunkel auch bas norinn
iſt, immer wahrfeheinlicher, daß Gottes Geiſt die
- ıfchöpferifche alles beiebende Kraft ſex — Das
Vierte Tagwerk V. 14 ſgg. beftund, nicht wie Die
aͤltere Geogonie nimmt, in der Hervorbringung
der Sonne, die am erſten Tag fhon, als Licht⸗
quelle, da war, fondern in der Beftimmung bes
Gebrauchs und Nugens, den die Erde von ihr und
. ben andern Himmelskoͤrpern haben ‚folltez (befon«
‚ bers die Iſraeliten: nach der Some follee bie
Graͤnze zwifchen Tag und Nacht, nach dem Mond
das Jahr, der Monat und die Feſte heſtimmt
“ werben.) — Yus dem Gebot V. 295 kann man
lt Zu mit
\ x 4 Fr -
‚mit Hehe ſhucher, daß im parabiefikhen Zuftand
fein Fleiſch ber Thiere gegeffen wurde; aber.man
fehließer zu viel, wenn man dies Verbot auf bie
ganze Periode von der. Suͤndfluth ausbehnt: denn
die Opfer Abels und der Unterfchied zroifchen rei⸗
nen und unreinen Thieren beweifer Das Gegentheil.
Bey Melegenheit der Rebensart.R.2, 3. Bott
feegnete den-fiebenden Tag (diem fauſtum ei
facrum effe yoluit) ift in der Anmerkung die Fra
ge über der Urfprung und die antemofaifche Feher
des Sabbaths beruͤhrt: und nach Iken entſchie⸗
den, daß die Urweit ſchon den Sabbath gefeyert,
oder deutlicher, den ſiebenden Tag ven den andern
N
uf Ag; Dasio- "2. J
*
unterſchieden habe: obgleich Moſes hernach neue - - -
Anordnungen wegen ber. Art der Feyer gemacht
habe. — Im ſchweren und verworrenen Abſchnitt
von 8.2; 4-3. bat ſich der Hr. D. am bie ſcharſß⸗
finnigen imd einfeuchtenden Vofftelungen (ichs
horns) im Repertor. für bibl. und morgenl. Liter.
4 35. in der Beflimmung der age des Parabiefes
on Reland vorzüglid) gehalten: doch widerſpricht
er bem erſtern zuweilen aus guten unb erheblichen
Gründen, wovon. wir hernad) einige Benfpiele an⸗
führen wollen. — Das unverftändfiche 1133 my
K. 2, 18. finde ic) überfegt adiutricem eius natın ‘
rae accommodatam. Mehr nad) Dem Yufammerte -
hang, als nach dim Gebrauch des Wortes 13,
weicher mehr an Außerliche Gegenwart und
Umgang zu benfen fordert. — V. 25. tritt er
J
noch der gewoͤhnlichen Meynung bey, daß darin⸗
nen die Reinigken von alen Eupfnbunan der
Qa Wolluſt
Br
ru \
246 Pentstenchus Yaine ver. !
J Woiluſt Befreiben ‚werde. . Wider. biefe laſſe
ſich noch viele Bebenttichkeiten machen. Freylich
komme Schaam-aus Empfindung des Unanftändi«
: gem (indecori): :aber jft nicht eben dieſe Empfin⸗
‚dung mehr Beweis der Unfchuld als der Berbor.
benpeit? und wie ift biefer Zuftand Adams von
der Schamiefigfeit der verderbten Menfchen. unter:
‚ fehieden? Iſt nur der gefaflene Menfch einer Em-
.
=
—
X
pfindung des Unanſtaͤndigen faͤhig? — Oder wa⸗
ven die Einſichten der erſten Aeltern noch zu unreif,
als daß ſich jetzt ſchon Gefühl der Schaam in ihr
Herz einſchleichen konnto? — Noch mehr. fl
nicht Schaam nur gefellfehaftliche Leidenfchaft, bie,
100 esau Zuſchauern und Zeugen fehlt, nicht auf.
feinem kann? und Bonnte Adam oder Eva damals
—— vor oder nad) dem Fall — in den Regungen
be Geſchlechtstriebes etwas unanſtaͤndiges fuͤh⸗
fen? Sie waren ja Eheleute, die Gott fuͤr einander
beſtimmte: und ben diefen würde en die
Aengſtlichkeit; ſich einander ja nicht nackend zu
zeigen, für falfehe Schaam halten. . Man kann
nicht einmal fagen, daß Nacktheit an ſich und
£ nothwendiq wollüftige Empfindungen rege macht,
md daß: Kleider erſt nach der Verſchlimmerung
der Menſchen noͤthig geworden: dieſe ſind mehr
Wirkung des Aufenthalts der Menſchen im kaͤltern
Clima; und Nacktheit trifft man — ohne Ver⸗
ſchlimmerung der Moralitaͤt oder groͤßern Hang
zur Wolluſt zu ſehen — auch unter wilden Ra
..tionen ans und im Grunde iſts meiſt nichts als
| Gewohnhei und Mode, welche das anſtoͤßige · und
unan;
| " n N N ..
%
a X Aüg. Dathis. Eu er 7"
umanftänbige in Encblͤſung einzelner Thelle de
Körpers beſtimmt. Wir erinnern uns, im Goͤtt.
tingifhen Magazin (Erft. Jahrg. 5 ©t.) vor Eur.
zem gefefen zu haben,. daß in' den Gegenden der
Trimm zu Goltwa die Einwohner beyderley Ges
fchlechts fich zu gleicher Zeit ohne Zuruͤckhaltung
badeten, und. daß dieſe Gewohnheit fo wenig ſchaͤd⸗
liches fuͤr die Sitten habe, daß der Fall einer,
Jungfrau in Goltwa etwas unerhoͤrtes ſey: und
Niebuhr — wo ich nicht irre — erzaͤhlt, daß eine
uͤberraſchte Araberim, um ihr Geſicht nach der
Eriquette zu bedecken, lieber ben ganzen untern
Körper entbloͤſet dargeſtellt babe. Dieß alles find
unfre Bedenklichkeiten gegen jene Erflärung:: wie |
wel mir feine beſſere geben koͤnnen. *
Aus dem genauen Zuſammenhang des Bieten |
Kapitels mit dem. zweyten erweifet: der Kr. D.
daß hier Geſchichtserzaͤhlung, nicht Allegorie ober
Parabel, fen. Die Schwierigkeiten beym hiſto-
riſchen Sinn verſchwinden groͤßtentheils, wenn man
die alte einfältige Art, Geſchichten vorzutragen,
kennet. Die Schlange iſt eine eigentlichen. was.
ihr.ale Rebe in den Mund gelege wird, iſt Hand⸗
Img, welche gewiffe Vorſtellungen in ber Seele
der‘ Eva erregte; die Worte der Eva find ihre Ge⸗
danken; der Fluch über die Schlange und Men
ſchen nicht wörtlich ausgefprochen, . fondern That⸗
fache, da die. Menſchen jede nach der begangenen
Suͤnde empfundne Muͤhſeligkeit und: Schmerzen
ihres Lebens von ihrer Suͤnde ableiteten, und auch,
was fie.an ber Särenge een als zuver fahen, -
. als
o
> 0,
Er
28 Penateuichn. laine gef
als Strafe Pi fie anſahen; s. (An ber Rebe Gotces
an die Schlange iſt richtig bemetkt, daß manan San "
= nicht heißen, vor allen Thieren, d. i. mehr als
— alle; deun der Fluch' traf Die übrigen Thiere nicht;
fondern, von allen. Alle Thiere werden. die
Schlange fliehm:) Däs. Protebangelium K. 3,
05 Peine Verheißung von Meffias, da die Gefall⸗
- sten damals nad) nichts von den ausgebreiteten
traurigen Folgen ihres Falles wußten: und alſo
auch nichts von einen Netter verfiunden u. a. m.
"Man müßte doch unbeugfamer als die Orthodoxie
felbft ſeyn, wenn man nech an ber Meynung’Hiens
ge, daß bier ein Meffias verfprocyen werde. Abes
bie Benennung: Meibesfame, Elinge fo gar fhön
und erbaulic in den Weihnachtsprebigten, : daß |
man die Stelle, daraus fie ser iſt richt ab
— leiten darf! — J
Die ede Onrtes | zu Kain, 8. 4,7. wo der
2° Xept vielleicht nicht vein genug iſt, wich erklärt:
nonne fi benefeceris, capite erecto potes ince-
.n. dere (nnw, eleuatio faciei tibi erit)? fi male
segeris; flatim fe prodet peccatum tuum, ante fo-
ess iacet, manifeſtum fiet. Hoc quidem te i in-
— ſar meretricic tentabit (namen wie oben 8.2316.
tr vom Wollufttrieb: die Sünde wird als eine unzuͤch⸗
tige geife Weibsperfon. dargeftelle, die den Mens
lm zue Wolluſt reißt. ‚Aber kann dies Bild
ſchon dartalt-+- in der einfamıen Urwelt gebraucht
werden, in welcher wir noch keine ſolche Huren ſu⸗
en wie und if 8 Hr. das Wert ficher
En en und
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⸗
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al ‚Aug. Dathio. m " "219.
un gie vom appetitu venereo m neh
Die Bedenklichkeit, daß das ſuffixum ma-
ſculinum v nicht auf das foenuininum NINUr ges.
jogen- werden fönne, ‚wird kaum Hinreichend durch
die Bemerkung gehoben, daß bie ſuftixa nicht im.
mer einerley genus mit den Morten haben, auf
welche fie ſich beziehen, E12 K.2, 15. Deyn
man wuͤrde ſagen koͤnnen, daß ſolche Worte ge- e
neris communis find. Dahin aber getraue ich
mir nicht mntor zu rechnen, deſſen Endung durch⸗
aus ein foewin. fordert. Vielleicht kann man an⸗
nehmen, daß die ſuſhxa und überhaupt ale Praͤ
difate auf Abeln gehen. Hr liebt dich und du
bift Herr über ihn. : Zwey Gründe, das feind-
felige Gemuͤth Kains zu befänftigen. Das letztere
verliert den Anſtoß, da nach den aͤlteſten Sitten
der Urwelt die Familie gegen den Erſtgebornen
eben das Verhaͤltniß hatte, darinnen die Frau ge» .
gen ben Mann Hund: und das Motiv bey einent -
neibifchen Herzen viel wirfen muß, daß die Vor⸗
füge des Beneideten doc) dem Neider feinen Ab-
bruch hun). — Die V. 8. vermuthete und- von
den: alten Verfionen nach dem Samarttanifchen
Hentateuch ergänzte CHipfe man 3% wird von
Hrn. D. D. nicht angenommen, fordern won aus
dein Arab. durius loeutus oft cum Abele überfegt.
Nach meinem Gefühl‘ fehlt immer etwas im -
Zufommenhang und der Samaritaniſche Zuſatz
iſt fo fimpek ; ſo dem Contert angemeſſen, daß ich
ihn auch der hebraͤiſchen Bibel ſchenken "möchte:
Die Elhmentung, daß Kein nicht an hatte;
den
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V
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2
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u 250 | Pentsteuchui lätine ver,
VE
den Abel aufs Feld zu invitiren, ba fi ſich of |
hin auf dem Feld fruri) aufhielten , möchte keiche
u beantworten fern. Denn wenn dies wäre, fü
. würden auch bie folgenden Worte: da’ fie auf· dem
Felde waren, uͤberfluͤßig ſeyn: und rıw.ift oh
bin nicht jedes Feld, ſondern bas eultivirte,
‚,@er, Kains Eigenthum und fundus.) Die Uns
terredung zwiſchen Gott und Kain V. g. fgg. wirb
nicht, wie die andern Reden als ſinnliche Beſchrei⸗
bung von den Folgen des Brudermords, und ale
— Darftellung feiner Empfindungen, wie der Vers
faſſer der Urgeſchichte im Repertorium fagt, : ges
“nommen, ſondern als wahre Sefchichte wegen des
25 Verſes. Es iſt auch wahrſcheinlicher, ſo wie
Veränderung des 7 im > n”, epagtann
I.
K.G6, 3, iſt überfege: non in perpetuum red,
arguam (nad) ber maforetifchen "far 117) pro⸗
. pter errores, fuos (oxw bed) noch zweifelhaft,) -
- homines fragilis et imbecillis adeo naturae.. Die
“ alten Usberfeßungen muͤſſen ung hier Irre machen,
‚ba fie fo einſtimmig (den Symmachus uhbden min«
der wichtigen Hieronymus ausgenommen) jr»
durch despeevem uͤberſehen, das ſo bequem paßt
Mein Geiſt wird nicht immer bey den Men⸗
feben bleiben; ich werde nicht fange.mehr ihnen
Lebenskraft mittheilen: Vergl. Pf.104,30. Denn
pe — dies Rörpergefchledit,, — vermebe.
‚ ven fich au febr. u Bau von NW erelcere, Vgl.
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Ze R. 7,20. handelt. der Hr. p. bie Frage
ab, ob die Suͤndfluth ſich über den garen, oder,
kur über .den von Menfchen bewohnten Erdboden
verbreitet. habe- Er nimmt bag letztere an. Es
war Gortes Übfiche, nur das Menfchengefchleche
ju vertilgen: aber dies harte ſich Damals noch niche
über den ganzen Erdboden, verbreitet. . Die Mes
densarten, daß alles Fleiſch unter dem Sims
mel vertilgt worden u. a. nimmt der hebräifche
Oeſchichtſchreiber niche fo genau. Z. E. K.2,19,
20, Ejzech. 3, 6. Es Fallen auch viele Scäwie |
tigfeiten bey, Diefer Hypotheſe weg. 3. E. wie die
Thiere aus Africa ober America zu Noah in bie .
Arche gekonnmen. Die Einwendung des Hrn. R.
Michaelis, daß ohne eine allgemeine Fluch anzu⸗
nehmen, das Waſſer nicht ıso Tage hätte über,
den höchften Bergen ſtehen fönnen, wird gründe
lid) dadurch abgewendet, Daß das Waffer, bis und .
fo lange es diefe Höhe erreichte, immer neuen Zu⸗
fluß aus den unteriredifchen Kanälen erhalten habe, : .
88,29 — Wer uns Die Frage aufwirft:
don dem wollen wit ung zuerft eine Landcharte von
der Geftale und Umfang ber Urmwelt ausbitten. —
Ueber K. i0. wird Michaelis Spicileg. geogr.
exterae — das Hauptbud) i in diefer Materie, voll
Unterfuchungsgeift und reich an Entdeckungen —
mit Recht empfohlen. Diefer findet ben V. 21,
ee ſchwer; vielleicht verborben, doch ohne eine
Verbeſſerung wagen zu wollen. Allein nach der ſcharf⸗
ſinnigen Erklaͤrung des Hrn. Dathe iſt fie auch
nicht noͤhig. Denn er Verf 3 Semo multas
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, Pentareuchus‘ latine verf,. Ä -
” genter hübent origensm, (ax betrachte er ‘als
nomen.in der Bedeutung copie, abundantia aus
‚ dem Aab. pam muültus fuit. Das nr fängt el-
nen neuen Satz an) Hi e ef pater Hebracorum,
- Jrater Japheti, natu maioris. Die-Urfache, war⸗
um dieſer letzte Beyſatz rioch hier. ſteht, iſt wahr⸗
ſcheinlich dieſe, daß Mofes anzeigen will, obgleich
Japhet der Ältere Bruder geweſen, fe habe-ihm
doch der nachgeborne an Gluͤck und Ehre ber Nach⸗
kommenſchaft nichts nachgegeben. Dabey kann
man ſich ganz beruhigen.
K. 20, 16. laſſen ſich die Worte Abimelechs
zur Sara nicht recht verfichen, vermuthlich wegen _
eines eingeſchlichenen Schreibfehlers, durch deſſen
Verbeſſerung hier ein ſehr natuͤrlicher Sinn ent⸗
deckt wird. - Dedi mille ficlos frat:i tuo, pro‘
_ quibus (Ray mit 03 verbunden) velamen faciei
tuae einas, vt cum omines, qui tecum fünt, tum
et alti, qui te-viderint 3 rin ſtatt 43 nn) in-
telligant, te efle maritam. (Er lieſet nn>> ſtatt
- Ara mit den LXX. und Syr., und erflärt es
als die zweyte Perfon bes praet. Niphal von nov
> demonftrare) .
Weit natuͤrlicher als gewoͤhnlich aberſett Hr.
D D. R.24,55. das Vwy ın Do) Ein Jahr oder
zehn Monare, wie Hr. Michaelis; doch noch zwei⸗
felhaft, weil bie Eitipfe des wın nach Vwy zu
hart feheint. "Aber wie wenn MWy überhaupt ſchon
eine Periode von zehn Monaten änzeige? wienvaw
eine Periode von fieben Jahren oder Tagen?
Daper Aheint er er nicht unabgeneigt , mit dem Sy
“ ‚ver
—
[4
‘“.
Des » \
’ . ” x 8
\ . ' .
al Ag-Dahio. ag"
gu (een cn Wr mehr tote Brno,
14. (Die große: Entfernung des maforetifchen -
Textes von "Diefer Leſart beguͤnſtigt dieſelbe nicht
ſtark.) | - . Bu
So viefe Schwierigfeiten aud) in der Gefhihe
te des Kampfes Jacobs K. 32, 25. angetroffen were,
den: ſo wagt es doch ber Hr. D. nicht, fie mit ee - |
higen Neuern fiir Wifion oder Traum zu halten,
theils weil Jacob am folgenden Tag wirklich Hinf«
ter theils weil er V. 31. fage, Deum coram vidi
falız vita mea. Die Abſicht des ganzen Auftritts
war, Jacob aufzumuntern r daß er ohne Aengſt-·
lichkeit Canaan betreten möge. Mach dieſer Ab.
ſeht iſt Die Ueberſetzung oder Paraphraſe des V. 39.
ſo eingerichter,, quoniam ipſi Deo praeualuiſti,
certamine cum hominibus ſuperior quoque dis-
cedes. Das letzte muß im futuro uͤberſetzt wer⸗
benz; denn Jacob hatte damals noch nicht miit
Nenſchen gekaͤmpft. MIO nimmt erin der Be⸗
xutung: ſuperiorem eſſe, wie die alten Ueber⸗
Mer: womit 5anmn deſſen Vav pleonaftifch ſteht,
Anonym iſt· FIRE vielleicht das Ganze Verbeie
fung: du wirfk vor Gore und Menfchen den erften
“28 haben, und die Oberhand behaupten? denn :
ich finde 8, zijmal nach den Begriffen der Urwele:
‚ !on Gott immer a ftößig,, wenn ‚ein. Menſch eine
| bottesgeſtalt wirf ic) überwinden foll.) — Aus
Nah Sergen K. 49. wollen wir nichts hiehe
Men, zumal da der Dathiſchen Erflärungen‘ ſchon
®) einer anbern Gelegenheit (2. B. 1. S⸗S. 5).
waͤhnung geſchehen (wobey ich nur, um Mi
| J U verſtand
—
N . . I. u 7
8
\
|
254 | ” Pentsteuchus. Itine verſ.
överſtand zu verhuͤten, erinnern muß, daß diefe
Recenſion einen mir unbekonnten gelehrten Berfaf
ſer hat, der, um die Preſſe nicht aufzuhalten, . fie
verfertigte. Ich billige fie ganz — nur die Er:
klaͤrung des orur ausgenommen, worüber ich eine
andre Gens anderswo (Inft. theol. chrifl, $,
307.) geäußert und. boffentlich auch genugſam un⸗
terſtuͤtze babe.)
K. 50, 19. wird die Samaritanifche und. Chafs
daͤiſche Leſart nnrwi.der maſoretiſchen nrinH vorge⸗
.jogen: Dein reuereor, weil Fofeph K. 42, 18.
eben dies, obwol in einer andern Formel, von ſich
ſagt. Sollte nicht, zumal da bey jener einige
: Härte im Hebräifchen iſt, die leßtere auch beybe⸗
halten und mit dem Zuſammenhang wohl vereinigt
werden koͤnnen? Joſephs Bruͤder fallen vor ihm
nieder und erbitten ſich Gnade von ihm Er, der
E nun als Bruder durchaus. von ihnen will angefe-
‚ben ſeyn, unterfagt ihnen folche Erniedrigung und
ſetzt hinzu: Din ich) denn Bote? (wie oben K.
30, 2.) daß ich fo verehret werden ſoll? —
Ueber den Gebrauch des Namens Gortes, Je⸗
hova, vor Moſe, treffen wir bey 2 Mof. 6, 3. ei⸗
ne Erflärung wider: diejenigen an, bie denfelben
neu niachen. . Die Gründe für dag höhere Alter
dieſes Namens ſind, daß die Patriarchen ſchon
Gott fü nennen, z. E. 1 B. M. 14, 22. 24, 3. 28,
16. ımd- Gore ſelbſt ſich dieſen Namen bey ihnen
beylegt, 1B. M. 15, 7.28, 13. daher die Worte
2Moſ. 6. überfegt werben müßten, ich) habe mich
‚ihnen. ale urn, aber nicht als mm ges
u n ge ® 7 . ‚seigt,
hi
t
⸗ e pr
J ‚2 2 Ang. Darhia, J F 233
gezeigt, d a als Aumacheigen aber nie a als den Ba
der in feinen Verheißungen ftandhaft i
koͤnnen unſre· Bidernklichkeiten und bie ‚mde fuͤr
die andre Majriwig! nicht hleher ſehen · —Di⸗
Bemerkungen, daß in eben dieſem Kapitel V. 1).
mit V. 27. unmittelbar zuſammenhaͤngt und bie
Genealogie B.'14526, eingefchaftek, mb daß de
Zufammenhang zwiſchen K. 10; 49; und Rn, %
unmittelbar iſt, und K. ır, 1-30 Parmehe
gefeßt werden muͤſſen, find icht allt aͤgliche.
tegrere hebt alle Schwierigkelten, bie aus der Ge⸗
ſchichte K. 11. und dem: K. 10, vie, gemeldeten
Umſtand eneftehen. — - —
Bey K. 16, 3. Überfegtr er: alter alteri 4.
cunt, haec ef manna, nelciebant enin, guid
effet, ohne mit den anbeen Auslegern das 7% durdy
quid zu erklaͤren. Es iſt fehe richtig, daß den
Iſraelilten Das ordentliche Mantia‘, ein in Aegy⸗
pten and der Wuͤſte gewöhnlichen Produft, fchor
befannt geweſen. Da fie nım bier etwas neues -
faiden ;“ das. mit dem Mantia Aehnlichkeit harte,
und für Die Sache feinen Memen kannten (nefcie-
bant quid effet) ſo benerinten fie'ed Mama, Doch
wars niche eigenrliches und gewoͤhnliches Mama,
das fonft nicht fo Halb Wuͤrmer erzeugt, auch nicht
das ganze Jahr hindurch, richt in allen Gegenden,
und niche fo häufig,’ daß es mehrere Laufende “
noͤhren koͤmte, augetroffen witd.
Das Verbot K. 23, 19. das ſenſt noch zvweh⸗
mal wieberhoft wird, das baher and ſehr wichtig
ſeynmuß, und doch propter —— et tationem
Dordeii Sibl. 2. B. * St⸗ ae Or
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FR Pehratnchus Iatine ver,“
. Jegie unerttärber ſcheint
"das Verboe län
Sich: du folle, das Böckkeini, nicht in ſeiner
Mutter Milch kochen, wird am beſten nach
der Spenceriſchen Hypotheſe/ yon einem gewiſſen
aAberglaͤuhiſchen Gebrauch im Orient verflanden,
da man am Erndtefeſt, einen jungen Bock in ber
; Muttermild) ſod und dann Felder, Bäumen. a. m.
damit beſprengte. ‚Dies iſt freylich weit wahr⸗
ſcheinlicher, als was sr. Michaelis, annimmt, daß
mit Diefen Worten den Iſraeliten Bas Verbot er-
cheilt werde, Fleiſch mit Butter zu braten, in
politifcher Abſicht, Damit fie nicht nad) Aegypten,
wo dies gewöhnlich war, zuruͤckkehren möchten —
‚eine Erflärung, diefich mit dem Geſetz, Verordnun⸗
* n deutlich und beſtimmt zu ertheilen nicht vertraͤgt.
ochwuͤrden wir für jenen abargiaͤuhiſchen Gebrauch
. Im Orient auch noch beſſere Gewaͤhrsmaͤnner wuͤn⸗
ſchen, als jaͤdiſche Schriftſteller. Was Ciericus
daruͤber ſagt, iſt wenig brauchbares: denn es ſind
nur einige Stellen, welche beweifen, daß man dem
Bacchus einen Dock geopfert habe —
Mach) her Ueberſehung bes Hrn. D. D. fallen
‚bie Hoͤrner des Altars, ‚die man im K. 27, 1.
gefunden und an welche ſich Hr. R. Michaelis ge⸗
ftoßen ut, der fie daher in Winkel (Mo widen
das ausdruͤckliche Zeugniß Mofis) umwandeln will,
wird ihm nicht beypflichten, da dieß Pa ſehr
den Sprachgebrauch des, Wortes 7P vor Nic
hat? —. Das dunfle Wort 2 R.30, 18.
Bodeꝛturs ve, , bald baſis, bald *
X
—4
u denn er fegt eminentias, Erhoͤhungen.
pus,
u /
.. a L Aug. Dathio. © 297
pus,. angegeben wird, uͤberſet er durch open. '
lum, von > texit. Außer den grammaticalis. .
(hen Gründen. beruft er ſich auch mit Recht auf
die Nochwendigkeie ber Sache: Denn das af
fer in diefem Gefäße mußte immer rein, und alſo
durch einen Deckel des Gefaͤßes gegen alle Beruns
teinigumg gefichert bleiben. Bey der Befchreis
bung eben dieſes ehernen Meeres K. 38, 8. ift noch
eine fehe unbefannite, aber richtige und einleuchten⸗
de Erklärung angenommen: fecit labrum aeneum
et operculum- eius. aensum: cum figuris (MIN, :
nihe Spiegel, wie man ohne Beweis ſagt, ſon⸗
bern imagiries, figurae) elegantibus (nnax, wel-
Ges bie meiften ganz unbequem uͤberſetzen, mulie-
rum turmatim coriuenientium leitet er. von 3x»
ornare ab, — eine. Bedeutung, welche man auch
In nax antrifft, daher wir ovawn max lieber.
soeuos coeleftis, als exercitus erflären —) qua⸗
ormabasit ofium Sabernaculi conmentur, d. h. mit
Cherubs und andern Biden. ° Ä
3 Mof. 13,.48:. wo vom Kleiberauffag geredet.
Rt, wird zwar überhaupt die Erläuterung der Sa«
be aus Michaelis Moſ. R. P. IV. p. 261, ges:
mmmen, aber über die unverfiänblichen Worte
N und a9, wovon gemeiniglich das erſte durch
ſtamen (Zedbel): Bas andre Durch fubtegmen
Einſchuß) uͤberſetzt wird, neues Licht verbreitet. —
Zwar mır Ethmologiſtenlicht das biendet und
itte führt: das aber doch beſſer iſt, als bas Tappeın
in Fiuſterniß, und hier die beſte Wirkung hat. Er
verſteht uncer mus texturam Amplisang oder ein
| . —— — Na Gewebe,
®
a8. . Pentatelichtis ‚Jari ne! verl.
Vewebe, wo bie Fäben gleich find, von arw ).texe:
re: unter 29, vonaw milcere, Gewebe von
J gemiſchten d. i. Zroͤbern und ſeinern Faͤden, wie
E. bey Tabeten u. a. Wir glauben nicht, „daß
man eine beſſere Erklärung finden wird. — K. 21,
4 iſt ſtatt der. ſchweren maſoretiſchen Leſart nach
Maaßgabe einiger. alten. Ueberfegungen geleſen:
w byas mon nd, in funere principis populi
ſui non Je. polluat ' aut ‚profanet, (Sieber Ion
yvn vergl, V. 1. denn überalf wird hier mi
mit 9; nicht mit 3 conſtruitt.) — Der Sinn
‚bleibe immer der befte.
| 4Mof. 11,25. kann man bie legten Worte:
fie waren begeiftere: (aa diuina vi funt lo-
euti, wie es der Hr. D. ausdrüdt,. der as mie
Recht nicht von Weiſſgung verſteht) und den
Beyſatz \oor nn nicht recht vereinigen. „Man
. mag entweber überfegen; non addidexumt· wie
die LXX. oder non ceſſarunt, wie der Chaldaͤer,
fo. hat es Bedoenklichkeit. Daher bat er. die Sa⸗
maritaniſche Leſart YDONY\. vorgezogen und.die Stel-
Je ganz leicht gemacht, indem er mit dieſem Wore
den B.26. anfängt und es mie num verbinder.
Verum duo illi — non conuenerant, fed reman-
— ferant in caſtris. Diefe Veränderung iſt fo leicht
und fo beguͤnſtigt, daß wir ihr ganz Beyfall ge=
ben müffen. : Eben fo narürlid) und empfehlungs⸗
werth iſt die Ableitung des Wortes 7P K. 16, 1.
- yon.nnp murmurauit, rixatus eſt, wovon Ham,
u . yebellarunt. quoque überfege iſt. — Das Fragn
ment aus ehem, alen Veltalued 8 ar, ig. wird
. von
⁊
RP
" sa x. Aug. Dathio. .' Zune 77 were
von Her, D: ſo verſtanden, daß er uberſeht: pu-
teus, quem principes foderunt, duem duces po-
puli cauarunt et indicarunt baculis fuis, ‚wie der |
Ener. (Wäre es nicht natuͤrlicher unter Darm
den Mofes zu derfiehen, an den ich auch bey. den .
Worten, principes, duces populi, gedenfe? der
Brunnen, den der Volksfuͤhrer grub — der
Regent mit feinem Stab.) — Die Schluß⸗
worte des Verſes naro 12%00% gehören, wie fehr,
fein bemerkt wird, nicht mehr zum Fragment, forte |
dern zur Keiferoute der Ifraeliten: Ex Beero pro-
Jedi ſunt Mattanem. Denn es iſt fein Zweifel,
daß ſtatt 27 die:LXX en gelefen haben ‚wie
V. 16. benen bier der Hr. D. folge. — 7 >
Bileams Gefhichte, die ſeitdem Jerufalem
den Bileam zum Betruͤger gemacht hat, ſo vieler⸗
ley Urtheile umd Kritiken erfahren muͤſſen, wagt
Hr. D. Dathe nicht, ‚für Betrug zu halten, zumal
wegen 5 B. Moſ. 25,5. mo gemeldet wird, daß
die Midianiter den Bileam beſtochen hätten, rail .
zufluchen, Daß aber Sort ſeine Stäche in Seeg -
verwandelt Habe. (Dennechfann die gauge Hi⸗
fiorte Berrug Bileams ſeyn: denn was’ er that,
was er als Prophet fagte, war doch biftorifchwahßt:
und es ift Gefannt,; wie oft im A. T. das Gott ’zi«
gefchrieben wird, was Menſchen, Tiicht allemal In:
guter Abſicht gechari baten.) — Die Geſchich⸗
te mit der Eſelinn laͤßt er in der Viſion vorgeht,
wies ben den Propheten gewoͤhnlich war, f. a- DB.
9.20. Einzelne Steffen feines Gefangs find weit
beffer, als ee erklärt, 3- B: & 24, 4. Sm
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= a6. " Penttguchen Icgp verl, ? J
» eui oenli rei (nicht, wie andere claufj) Sant,
aus dem Chalb. amw perforäre, ‚apzrire. Vers
17. NDR oder MNW aus Klagl. 3, 47. ho-
„snines-infeflos. 8,24. iſt umftreitig Ser dunkel⸗
fe: doch wird:er den Worten.nad) verflänbficher :
exenuut (own mit dem Samar. flott Dun) ex
Chittim, qui-Aflyrios.affligent. (Allein eben bies
macht gegen die ganze Weiffagung fo ‚viel gerech⸗
„ten Verdacht. Auf mehrere Jahrhunderte, viel-
leicht Jahrtauſende hinaus hat, die Meßianiſchen
"Ankündigungen ausgenommen, kein Prophet des
Volkes Gottes geweiffagt:, und hier fellte ein
Mann, von fo zweydeutigem Charakter, mic -fo
ſcharfem Blick in die fo ferne Zukunft, in Aleran-
ders Zeiten, in die Periode der Roͤmer feben? —
- "Bier ‚ganz. abſi chtslos vom Untergang der Aſſyrer
hrechen 2) — In der gewiß verderbten Stelle
K. 26, 3fg. wird das unſchickliche Yon ganz ver-
ſtoßen, und vom Anfang V. 4. aus Ve⸗. wieder⸗
holt, numerum inierunt eorum, qui annum vice-
Amum excefferant. ’ (Ich wuͤrde es wagen, das
“am. zu uͤberſetzen: et duxit Moſet — eos in
eampeftria loca Moabi iuxta Iordaneın e'regione
:Jerschuntis, omnes qui annum viceimum exce[-
Sersnt, fecundum mandatum diuiaum, ‚ Itaque
ſraolitae hi ſunt uf w.—
Im fuͤnften Buch Moͤſt s hat ein fo (har.
fr Austegerblic® es nicht überfehen, daß. Mofes
„häufig interpolirt worden: Seine Reden, (blos
die Form, in welche er feine Geſchichte einkleider)
werden dech eier unſchiccuche Eunſcheitungen
uriter⸗
m
ER W J—
v af Aug. Dathio. 2 + E17)
unterbrochen, die, fo intereffant fie auch für bie u
R *
alte Voͤlkergeſchichte ſind, doch das Gepraͤge frem⸗
der Zuſaͤßze Haben. Dahin gehören Ra, io. 12,
und 2023. 8.3, q⸗ 11. (mo wahrfcheinlich der. Zu«
ſatz erſt aus Davids Zeiten ift, vergl, 2 Sam. 12,
26, und. wa die.ächte Leſart Ma7 den Sinn erleich«
tert) "Se auch K. 3, 13 med, — 14. wo wie⸗
- bee bie Formel vsque ad hono diem’ eine fpätere
Hand verräh: R. 10; 6:9.'. (Diefe Stelle bes
weiſt ganz deutlich die Snterpolationen im Moſe.
Von Moſe kann Tie nicht ſeyn, denn theils wider?
reiche fie deutlich einer andern ſichern Moſalſchen
Nachricht, 48.33, ı5. theils ſchickt ſich dieſe
ganz fremd eingewebte Erzählung auf- feine‘ Ark
weder in ben Zuſammenhang, der durch fie. gg
unterbrochen wird, noch zu der Zeitrechnung, "die
fie zerſtoͤrt, und zu der Abſicht Mofis, der us
von fid) und feinen Gelchäften redet. Wer his
4
noch zweifelt, muß an kritiſchein Urtheil ganz ver.
wahrloßt ſeyn. Auch die Bemerkung bey. K.348
wo man die Brille von unzerftörbaren Kleidern
8
und Schuhen fand, HE ganz richtig, daß Mofes
in diefer ganzen- Rede redneriſch fpredie;. und bie
Redensarten: veſtes non fuere detritwe u. f. f.
blog Umſchreibung von ihrer Erhaltung ſeyn. Sie
hätten nicht nöthig gehabt, in. zerriffenen Kleidern
zu reiſen. Das Wanderbare verliert freylich dar -
dena aber es gehört mit zu dem richtiger Ge⸗
ſchmack eines guten. Yuslegers, daß er bie Wun -·
der vermindere. Damit werden auch manche nody.
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R 4 mieſſia⸗
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eher zufrieden ſeyn, als mit der Verminderung der
+
ef t , ’ / !
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263 Peneschs hön⸗ ver, a 1 Au 2 Dathio.
me anifihen Weiffagungen, die ber Si. ». we⸗
der i Moſ. 3, 15. noch 4.Mof. 24, 17, .n ‚auch,
5 Mof; 18,.18 fg. findet. Denp,er nipirat hier das
Bar Propber. colledtiue: Gatt wird es euch
niemals an, Propheten fehlen laſſen; daß ihr nicht
Ulrſache haben werdet, Betruͤgern zu folgen, Wie
bhchicklich bies.fep, fieht ein jeber, uud das More
ABDD muß man auch nicht auf eine voͤllige Aehn⸗
lichkeit mit Moſe ausdehnen, bie ſelbſt ber Meſ⸗
fins nicht. gehabt hat. Der Meſſias wird daben
nicht ausgeſchloſſen denn er war wirklich einer
Son: dieſen Propheten: aber auch noch nicht deut⸗
lich werforschen.. (Und foflte Bote, ber jegt erft
kurch Moſen eine neue Religion ſtiften jaſſen, ſo⸗
- eich bay ihrer Stiftung es ſagen, daß er einen
. m Reigtnefifee: einft werde auftreten
Mir find ſthou zu weltläuftig geworben, als
Daß.vair aus den lotztern ſchweren Kapiteln noch eis
nige Benfpiele,uon guten Erklaͤrungen hieher ſetzen
koͤnnten or Mum find vom Hrn. D. die Pſalmen
verfprochen: ei Siſage die une und vlelen
Freude macht. J nn
a, BER 9 .. a u er.
BR Ti u. RurFRTE : .. a
BO E — nr
u Dun EEE s ...2.
= 9 —W . ! or 9 2
HM -
D. Job. Salem Semleri Päraphre-
fs spiflolae Jacobi cum.nöfis et Iatina-.
rum iranslationun varietate. Halae,
Ä inpenl. C H.. Hemmerde, — 8.
4280. |
ie den re der großen Sunfefeit, md
che alfe Auslegkr, und die bemährteften am
meiften, in den fogenannten katholiſchen Briefen
mit Unruhe angetroffen und In Demuth eingeftan, . "
den haben, if} gewiß eine der’ erften diefe, daß
man nur mit der Fackel oder dem Irrlicht einer
verſio interlinearis oder dem Kricon eines Stocks
und ähnlicher Helfer alle Nebel jerftreuen wollte.
Man betrachtete dieſe Briefe gerne als gehe ..
ober aſcetiſche Abhandlungen über gewiſſe loeoe .
<ommunes, ober. als eine Blumenleſe chriſtlicher
Ermahnungen für judaiſirende Chrifſten, und
ſorſchte ſelten ober nicht tief genug nach dem Beifl, -
der Veranlaſſung, der Abſicht des Ganzen, nach
dem Zufammenhang einzelner Theile mit dieſer
Abſicht und nach der hlerinnen gegruͤndeten Bes
deutung und Wahl der. Ausdruͤcke. So ſchwebte
‚auf Biefem trüben Dekan mand)eg Auslegergenle
und ſank ſeſbſt, ‚indem es die Oberfläche reinigen,
end aufheßen wollte. "Mieles dtieb unverſtaͤndlich J
und wich e 68 bleiben, id die wcthiche ſelbſt mit
5 |
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u | ve. ⁊ | . . 0? ” .
x 264 D. Semler parsphrafis, in Ep. Iacobi,
. PR . Vo:
ufgfpeit weied, in. deren Akfte man Die Derfonen
Sn fieht, mie und von welchen die Apoftel in dieſen
Briefen, in denen vieles lokal und temporell ift,
u ‚reden, Mit. diefem.ticht der älteften Hiftorie in
der Hand, dringt Hr. D. Semler, der wo er
‚auftrat, immer neues Licht um ſich und in den
Wiſſenſchaften verbreitet, in den Geift und bie
Abſicht der Farholifchen Briefe überhaupt; beſon⸗
Ders des Briefes Jacobi; ' ein; ſucht neue: Wahr⸗
heit und giebt fie; ob wir gleich vermuthen, theils
"> baß nähe alle fo viel Licht wertragen werden, „Die
ſich beſſer dabey befinden, wenn fie im Nebel De-
men haſchen, alg am hellen Tage Wahrheit ſehen;
theils daß manches noch Dämmerung iſc und hin
aund voieber auch ein falfches Licht durchſchimmert.
Um niche unverftändlich „zu, werden, muͤſſen wir
Bier, ehe wir von den eignen neuen und merkwuͤr⸗
.digen Erflärungen in der Paraphrafe und ben An-
+ merfungen des Hrn. Dr. S. reden, der wichtigen
- :Prolegomenen gedenken, darinnen zuerft kurz
‘und deutlich. feine Theorie über die Entſtehung bie«
fer katholiſchen und der apoerpphifchen Briefe N. T.
. ‚vorgetragen und hernach von dem Aunſehen des Brie⸗
‚fes Jacobi befonbers. gehandelt iſt, welches alles
. eben fo viel Aufmerkfamfeit als Prüfung verdient.
>, Man muß,es zugeftehen, „daß es yon Aufang
«bes Chriſtenthums in der Kirche ſchon zu dent Zei⸗
‚ten der Apoftel mehrere Partheyen gegeben Kat,
die in Grundfägen, Meynungen und Urtheilen von
"einander abwichen, ob ſie gleich im weſentlichen
Bekenntniß ber chriſtlichen Lehre mit einander eftte
m
v ! j n
4
>
Br zu ’ #-
1) —
D. Semler ee in: Ep Lsch 2
” ſtimmten. Es ‚gab nicht nur, vie unter den we
den, ‚eine ‚geiftigere, (feinere, aufgeflärtere) und
eine finnfichere (obere) Parthey: ſondern man fin.
det auch in den Briefen Pauli und der Apoſteige-
ſchlchte Spuren won Judenchriſten (melft ſinnli⸗
chern), welche ihr Judenthum noch immer nicht
verläugnen wollten: und von Pauliniſchen Chri⸗
. ften, bey denen eine edlere Denfungsart herrfchee,
weiche aber, ſo wie Paulus ſelbſt, durch ande
Lehrer und —— — gekraͤnkt und verlaͤſert
erwirrung hirraus durch
die Lehrer, welche herumzogen und das Evangeiium
zu prebigen vorgaben, entflanden, ift begreiflich
worden. ie große
und befannt: aber es ift auch nicht unwahrſchein⸗
fich, daß ben diefen Werwirrungen fic) die Gemei-
nen oder ihre Lehrer (mo fie nicht ſelbſt apoſtolich
waren) an die Apoſtel nach Jeruſalem ‚gervendet, - —
um ſich Raths zu erholen, und daß dieſe auch auf.
die ihnen vorgelegten Fragen Antwort ertheilten.
Dies ſcheint auch bey einigen — Briefen
die Veranlaſſung zu ihrer Abfaſſung geweſen zu
ſeyhn. Inzwiſchen da fi) die wahren Lehrer auf
das Anfehen und den fihriftlichen Beyfall der Apo= -
ſtel ftügten, fo vi e8 auch die Irrlehrer, als -
lerhand untergefchobene Schriften unter den Na⸗
men der Apoſtel bekannt zu machen, Die ſich im⸗
mer unter zwo Klaſſen bringen laſſen. Einige
folgten dem Geſchmack Pauli, woraus die gnoſti-
ſchen und alfegorifirenden Partheyen entftunden, -
4 €. der Verfaſſer des Br. Bamabä; andre wa⸗
ten. mehr gegen Paulum, wozu z. E. der Verfaf-
9 | won | J ze fer
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⸗
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266. * Scmiler garage in 1ER. Iacoßi: ;
kr der Ciementinaruih zu rechnen; deckten ihre
Jjadiſchgeſitjnten ſi ſinnlichen Begriffe, ihre‘ *
‚berey für Hiftorie , Fabeln, Anefdoten , irdiſches
/Reich und Erſcheinung des ‚Me ias mit dem Ans
» sehen idee Evangelien und Offe enbarungen ı unfer
amen Jacobi, Petri— Spomä u... und
Tandem den Namen von libtis ecretis, apocty-
' phis u. dergl. um Die Menfchen defte begieriiger
auf fie. zu machen und zum $efen anzuförnen. Wie
fruͤhe ſolche Schriften eriftitten, zeige ſelbſt Pau⸗
lus, wenn er gegen die Auſas d.i. apocryphiſche
Hiſlorien wie es der Hr. D. ©. erflärt, warnt,
ıZim,4, 6. 2 Tim. 4, 3. aud) Petrus 2 Petr. 1,
‚26, 2, 1018. und felbft Johannes ı Br. 2, 7. 19.
3,45 u. (Befriedigend zum Beweis der
’ Epiftenz, apocryphiſcher Schriften möchten Diefe
‚Stellen kaum ſeyn: aber die Sache erhellt‘ fonft
Deutlich aus 2 or. 10, Gal: 6, ıı. 2 Theſſ. 3, 17.
befonders 2, 2.) — Dieſen Partheygeiſt ſu⸗
hen, wie es ſcheint, die Verfaſſer der katho⸗
liſchen Briefe entgegen, zu arbeiten, welche
| nicht für Palaſtina (mo es wenig chriftfiche Ge-
. meinen gab) ſondern für andre Discefen beftimme
waren und fpäter. abgefaßt find, als die Paulini-
ſchen. Das legtere ſucht der, Hr. D. zu beweifen,
erſtlich, weil $ucas in.der Apoſtelgeſchichte diefer “
‚ Briefe nicht gedenkt: zweytens weil, beym Ja⸗
EObus wenigſtens, einige Saͤtze ſehr Deutlich tem
Mißbrauch, ben einige von der Lehre Paufi von
‚ber Rechtfertigung machten, vorbeugen wollen;
drittens weil de Ausdrücke zwißhen Pauli Die
1J en
. 7. " em. \ .
. 3 N‘
%
Fu ,
D. Semlerperaphraf in Ep cab, "867
fen und Jacobus oft To auffallend zufammenrref«
fen,. daß ber eine, nothwenbig den. andern müßte
gefefen haben. Hieruͤber hat der Hr. D. ©. fehr
viele Stellen gefammlet, die sine fehr große Aehn-
lichkeit beweifen.. 3. €. ac. ?, 3. Vergl. Roms,
3. V. a. vergl. Cor. 1,5.7. V. 6. vergl. Eph.
4,14. K. 2,4. vergl. Roͤm. 14, 1. — beſonderẽ
V. 12, vergl. Roͤm. i3, 15. woraus über die ſchwe⸗
ven Worte: 0 eAses KaTanauxera nr Tag
xgıcens eine ſcharſſinnige neue Erklärung verfuche
it, die der Hr. D. in der Paraphrafe ſelbſt noch
nicht entdeckt hatte; denn. er erklärt die Worte
Deus €nim non damnat gentes (xgiss wie Roͤm.
8,1, ſtatt zarergıue): vtitur potius miferitor-
dia in gentes, 'roie.eAsos: auch Roͤm. 15, 9, von
der Guͤte Gottes uͤb die Heiden vorfommt. (So .
richtig die fpärere Abfaffung des Briefes Jacobt
nach einigem Panlinifchen iſt; fo möchten doc) die⸗
fe Gründe kaum Wahrfcheinlichkeit in diefer Ma⸗
terie geben. Denn das Stilleſchweigen bes Lucas.
gilt auch von Pauli Briefen, ' und wenn man mie
dem Hr. D. ſagen wollte, daß Lucas als Vermitt⸗
ler zwifchen den Paulinifchen und juͤdiſch⸗ apoftoli«
ſchen Epriften, ber. Paulinifchen Schriften nicht
gebenfe im ihre Gegner nicht vor den Kopf zu
ftoßen; fo ließe fich eben dieſer Grund auch anfuͤh⸗
ven, warum er nichts von ben Barhalifchen Brida
fen fpriche, zumal da er in der Gefchichte ber Apo⸗
fiel und Chriſten in Palaͤſtina fehr kurz if. Die
Verdrehung der Sehre ‚von der Hechrfertigung, wie
Paulus fig vortrug, konnte airch eine Folge —*
— de "münde
J
. . 0 N '
a BE
‘268 : D. Semler paraphrafis in-Fp. Tacobi. -
u 87
muͤndlichen Vorrrags ſeyn? und bie Ausdruͤcke
in den Briefen und Vorträgen zwehyer Männer,
die in der Hauptfache der Lehre und er Moral har⸗
'monirten, werben ſich allemal begegnen, ohne daß
elner den’ andern geleſen hat. Pettus und Johan-
nes ſtimmen in ‚ihren Briefen häufig’ zuſammen;
und dennoch früge ich Bedenken, artzunehmien, daß
einer die Schriften des andern vor Augen. hatte.
Bey dem allen geben wir es zu, daß Pauli Briefe
an die Gemeinen älter find, als bie fogenannten ka⸗
tbolifchen, durch weiche die Yudenchriften, eben
ſo wie durch die Belehrungen Pauli.gegen Jrrleh⸗
F „Zwietracht und Abfall verwahret werden
Üten. '
Weas Jacobi Brief & 5 anbetrift, fo
‚At derfelbe dem Irenaͤus, Faſtinus und Clemens
von Aerandrien, als Theil des Canons, ganz une
> bekannt: nur im dem Buch des Hermas findee
"man deutliche Merkmale, daß der Berfaffer deſ⸗
‚felben ihn gefannt, daraus viele Ausdrücke ent⸗
lehnt und mit der Gedenkungsart des Briefes fehr
viele Aehnlichkeit habe, wovon der Hr. D. in einem
eignen Paragrapheri manche einleuchtende Beweife
entdeckt hat, Daraus ſchließet der Hr. D., daß
—— ber Brief wahrſcheinlich den Judenchriſten in
| Rom zuerft befannt geworden und daß bie Genoſ⸗
fen der Paulinifhen Parthey weder diefen Brief
noch einen andern Farhofifchen in ihrem Canon Hate
ben bis nach imb nad) fich die zwey Partheyen
"mehr in. Örunbfägen und Buͤchern vereinigten:
welches durth Clemens von ar. geilen ſeyn
| = ſheint.
4
41, -
\
Ä | oo |
D. Semiler‘paraphrafis in Ep. lacobi. 369 « -
ſcheint. Denn obgleich diefer die Briefe Jacobl
und Petri nicht zum Beweis gebraucht, fo ſchine
er fie doch auf feiner Reife nach -Eappadorien er» ! , .
halter zu haben; fo hat er doch nach dem Bericht
des Eufebius epitomas ‘über die fieben Brieft gen
macht, und wahrfcheinlich diefe Sammlung den
Drigenes mitgetheilt, von welchem vermuchih
der Name epiftolae catholicae herrüfirt, mweiler : .
fand, daß diefe Briefe nicht einzelnen Gemeinen
beſtimmt waren. a
Von der Abficht, dem Pfan und ber Einrihe .-
tung der eigentliche Paraphraſe nebſt den zue
Erläuterung hinzugefegten Anmerfungen haben wit
nicht nöthig etwas zu fagen, da durchaus der@has
rakter der Sernlerifchen Paraphrafenbenbehaltenifl,
in denen man nicht nurt fehr viele Fritifche und een - |
getifche , Dogmatifche und polemifche Annrerfungen
eingemifcht findet, fondern auch Überall Stoff z . -
Nachdenken und zur Prüfung antrift, welcher in
dieſem Brief um fo reicher ift, je mehr Dunkelheit _ -
des Ausdrufs und Zufammenhangs in einzelnen
Stellen und je größer die Verſchiedenheit ber Auge |
leger ſelbſt iſt. Wie koͤnnen wir unfre Sefer defir -
unterhalten, als wenn wir ihnen biervon einige ı "
Erempel miteheilen! - . bi N
Die Ermahnung, R.1, 4. wirb auf Lehrer
gejogen und die vos, um welche man bitten foll,
von der Klugheit verftanden, die fich bey ben Wera
folgungen zeigt: Wenn jemand ſich dieſelbe niche
zutraut, fo. foll er.fich nicht an andre Lehrer, oder
an dis Apoſtel wenden, ſondern lediglich an * |
| in welcher
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| m D, Semler paraphrafis in Ep. Iacobi, '-
welcher allen, ben Heiden ſowohl als den Juden
nad) feiner Guͤte Im Ueberfluß fie erthellen und die
Wohlthaten nicht vorruͤcken oder entziehen werde.
‚(non exprobrat aut, deflitdit continui benefjcii
frequentiam.) In der Anmerkung wird jedoch
ers nicht durch affluenter, reichlich, fordern
durch integre, probiflimo conſilio erklaͤrt und da⸗
R
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‚bey Roͤm. 12, 8: (aud) 3 Eor. 8, 3.) zu Hilfe ges
nommen, Bey dem pn veudgovros iſt erinnere
daß es jede Befchämung andeute; es ſey dur
Vorwuͤrfe, oder Ya entzogne Hilfe. (Wir
"dürfen bier noch hinzu egen, daß ovesdıcew unb
arımagew geroiß einerley it und im zweyten Ras
pitel V. 6. eine alte Verfion das grunacgre durch
fruftraftis uͤberſetzt, welches dem. Hrn. D. Semter
„S. 246. dunfel vorfomme;," aber nicht ſowohl aus
einer andern Leſart euarawoare, als vielmehr
aus dem Beſtreben, mehr zu erklaͤren als zu uͤber⸗
ſetzen, entſtanden zu ſeyn ſcheint. — DB. 9. ic.
Pd
-
’
J
f.
S .
"Hängen, wo der Apoſtel ſo redet, daß er die an
-
betrachtet der Hr. D. als Erfäuterung über B. 2,
wo ‚yon Verfolgungen (eeaouos) geredet wor-
. den, darunter auch die Confiſcation war; und er⸗
klaͤret e8: der Arme, ber feine Güter ſchon ver«
loren hat, rühme ſich feines erbabnen See⸗
lenzuſtandes, feines Chrißmadels: der Net.
che aber, der feine Güter noch befigt, ſchaͤtze
ſich gluͤcklich ‚daß er auch allenfalls den
Verluſt feinet Guͤter, bie ohnehin ſchnell ver⸗
fliegen, zu erdulden gelernt hat. Dies ſcheint
aber nicht. recht mit dem folgenden zuſammen zu
“
—
ı.
D.Sepiler paraphraf ig Ep.Tosch on
üpen garnicht loben will. Mic bünft, daß man bey
den Ausdrücken rairawcıs und inbos fuͤglich Phil,
2,5.fg, vergleichen koͤnne, woraus der natürliche Sinn
enftept: der duͤrftige, verachtete Chrift verſe⸗
be fich gevoiß. feiner zukünftigen Hoh eit unb
Gluͤckſeligkeit; der Reiche im Gegentpeil ſeinetz
Untergangs und Verfalles,. KR. 5, 1 Ueber "
das legtere.ift V. 11. uͤber das erſtere aber V. 12,
bie Erläuterung. Es iſt auch bekannt, daß xaun
xy nicht allezeit ruͤhmen bedeutet, fonderm '
auch perſuaſum eĩſe .de ro aliqua, wie nauxgor
05 dos im Brief an bie Hebräer sräitude
fidei iſt. In eben biefem Sinn wird es auch K. 4.
16. zu nehmen ſeyn. — Ueber das. marıg rar
Yaray V. 17. wird bie Erklärung Michaelis,
der Grand von Glůckſeligkeit verſteht verwor·
fen, „weil fich ber. Piuralis nicht decht zů dieſer
Vedeutung ſchicke. Hr, D. Semler nimmt es yon ,
Sonne, Mond und Sternen, und ſieht den Aus
druck als Befchreibung vom Himmelsſchoͤpfer any
ohne jedoch begreiflich zu machen, ‚warum Jaco.
bus grade dieſe Bedeutung wähle. Der Pluralig
it allerdings ungewöhnlich, aber «8 Hieße ſich doch
ud) in der tropifchen Bedeutung ein Grund anges
ben, warum er gebraucht wird, Wenn man uses
tet Our Die Lehrer der Religion verſteht, fü
‚ Paltes fehr gut: alles kommt von Gott, wol⸗
cher der Däter aller diefer Lehrer iſt, dies
euch in ihrer $ehre, einen gemeinfrhaftlichen Ur
forung haben, von Bott, in welchem keine
Veränderung und Fein Irrthum iſt: feing
Dorderl. Bibl. 2.8. 4. St. SWVer⸗
s
27 D.Semler parsphrafis in Ep. Tacobl.. _
‚ Weränderung, daß er dem einen Schrer biefe, Bee |
andern anbre $ehrfäge befanne mache: und Fein
Ierrthum oder Dunkelheit, daß ein von ihm begab»
ger Lehrer die Wahrheit verftellen könnte, —. 33.
19. wird oeyn von der Erbitterung gegen andre
Religionspartheyen verftanden, als Synonym von
‚ Cndas Ap. Geſch. ar, und Roͤm. 10, 2. (oder auch
von wen V. 20. wovon ber Gegenfag Teuuras
Mt) und der Beweggrund zur vorhergehenden Er⸗
mahnung umfchrieben: Je geneigter jemand zur Bie-
terkeit gegen ändre Religionsverwandte iſt, deſts ent⸗
fernter iſt er von der chriſtlichen Vollkommenheit.
„Benno verſteht der Hr. D. das griechiſche? & nacr-
seyaleray diencounm Ges. Sollte es nicht be-
| quemer feyn: ein ſolcher Heligionseifer vers
cſchaft uns Beine Berechtigkeit vor Bote, wie
jeene glauben möchten? vergl. Roͤm. 10, 2.3. —
. 88. 26, nimmt er das aruray rm napdıay zur
als Synonym von roAunrys, augedns 2Petr. 2,
30. von folhen Menfchen, welche ſelbſt Regenten
“ and’ Obrigfeiten läftern, wie die Juden den Eim«
ſturz des roͤmiſchen Reiches fuchen u. ſ. w. wo⸗
Surch der Ausdruck ſehr eingeſchraͤnkt wird. Die
Paraflefe iſt ohne dieſe Einſchaͤnkung ſchon ſehr
Wer feiner Zunge den Zügel läßt; and
Einen Derfiand (noredien Im hebräifchen Stun)
vdon der Wahrheit ablenkt und auf Irthuͤmer
fich hinneigt: iſt kein ächter Gottesverehrer. —
8.2, 1. wird bey der ſchweren Conſtrurtion,
die durch das Wort dogs entſteht, es für das
Gbeſte gehalten, die Redensart ſo zu ergängen, —
4 x
S
D. Sender Yarsphrafis in Epı.leoodi.: 273
dene bie Worte wurm- vu ua. wiederhalt wer⸗
den. — Dagegen find B.4. de Wortereyunde.
fie umäche erftärt-und der gotizo Vers überfigts -
Auf diefe Art errege ihr Trennungen ie.
den Chriſten und werdet tunbillige und Mns
Berechte Richeen Zu dem. dienp. ev daursip ° ”
vergleicht der Hr. D. ſehr glücklich eine Stelle des
Cod. Camabr. der Ap. Geſch. 4, 32. febt: vx m
—RR vw wurs, wo im Fa ge * on
ſteht en me icwwerwuos vis, unbgeine Gloſſe des hHFH⸗8
frbins, ber —8* Dutch sepiegnßn, adısader -
erklaͤt. — Mur wuͤnſchten wir für Die Auslaſ⸗
fung des & und my wichtigere. Zeugen, als die
angeführten! — Den Ausſpruch B. 10. baß,nwer -
das ganze Geſetz hält, aber du-vı anftoße, ſich
am Ganzen verſchulde, haben viele anftößig ger
ſunden: und felbf der Hr; D. verſucht zweyerley
Wege, den Anfloß zu Geben; ‚entweder merk üy.
vi hebraiſchartig erklaͤrt wird, fi inpegerit m.
hans voam (legem, von den Menfchenliebe) er-;
primam! ober daß das wrasen emphatiſch ge⸗
nemmen wüyber /eisrs ai Vdlass- vnum pfasces
pum ſemneyr negliget et violet. Allein der erflere
Weg harmonitt nicht mit dem Beweis und der Er⸗
Iinterung Wo rı, umd Die Emphafe bey der leptern --
Erfläruug kummt uns auch niche einleuchtend vour.
WEeen der eilfte. Vers beguͤnſtigt die leichtere Aus.
lequng: Mer alle Vorſchriften des Geſetzbuchs
heobachtet, aber Eine davon uͤbertritt, Der wid
hen als ſchuldig angeſehen; er verfünbige ſich
am Befeg überhaupr; und. iſt muendurm sung. =
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n 27 : Di:Somler Baraphtafis inEp, Iacodi...
Ä le verſchieden die Rebensars rw X von } wei-
che in der legten Hälfte des zweyten Kapitels vor⸗
kommt, von ben verſchiednen Partheyen, ‚und
Au erklaͤrt werde, iſt bekannt: die richrige
Au Nung finder auch an dem Hr. D. Semler eis
nen Vertheidiger, welcher unter zises die chriſt-
zumal da auch Oecumenius dieſe Worte auslaͤßt.
liche Religion (theoria aliqua religionis Chriſt.)
verſteht, und das u exesv von chriftlichen Hand»
lungen erflärt. Auf diefe Arc laͤßt fih Paulus
und Jacobus am leichteſten vereinigen: benn bey⸗
de fordern es von den Chriſten, daß fie mit Der
Religionserkenntniß aud) Die Ausübung der‘ Tu⸗
gend, und den Fleiß in guten Werfen verbinden
follen Wenn man doch nur früher eregefirt als
polemiſirt harte! — W.ı7. erflärt er das vercpos
"209" duurg: mortua eft ip/a tota i.e. quanta
quanta efß; nullius vfus et pretii; deeft tali #4-
- «u vis vitalis quali. — V. 18. hat ſchon wegen
Ber großen Verſchiedenheit der Sefare große Schwie⸗
rigfeiren, worüber man billig einen fo geübten Kri⸗
tiker des N. T. Haren muß: Im gewoͤhnlichen
Tert finden wir: derfer pas vv mısw os du Tor
abyav ca: aber.es wird erinnere, daß ſchon im
den älteften Zeiten bie griechifchen und fateinifchen
Handſchriften unterfchieden geweſen find: indem
der Cod. Alex. nebſt ſechs andern und den ſyri⸗
ſchen u.a. Verſionen ſtatt x ray eey. os leſen
weis Toy agyar. Nach ber. bekannten Hypotheſe
des Hrn. D..erflärt er aber bendes, das ex rar
zey. und das xweıs T. e. für einen fpätern Zufag,
Was
⸗ 1 j
- 7°
v
—“
:D. Seiner paraphrafis i in ‘Ep Bb. 275
Was Hr. Michaelis in einer latemiſchen Berfion
gefunden hat: tu opera habes, ego fidem haheo,
hält Hr. ©. lediglich für Schreibfehler, woran
kaum zu zweifeln ift, und bemerkt, daß aus einem
aͤhnlichen Fehler in den letztern Borten dieſes Ver⸗
ſes in einigen Handſchriften die Sefeart entftanden 9
fen: derfw ao Ta seya me en rns mise... Die
Einn der Worte wird fo beſtimmt: Es kann ei-
ner von jenen beſſern Chriften, welche Erkenntniß
und That verbinden, den andern, der nur in Wor⸗
ten ein Chriſt iſt, ſagen: du ſagſt, du habſt die
C hriſtliche Religion. Ich beweiſe aber dieſelbe auch
durch mein Betragen. Zeige mir, wenn du kannſt,
dein Chriſtenthum, aus den Handlungen, die du
als Chriſt ausuͤbſt: denn ich will *
gerne gelten laſſen: ich will ihn ſelbſt durch meine
Handlungen liefern. (Hier wäre alſo doch Vie
fat er rov teyav os ausgedrückt, bie der Hr.
D. als Einſchiebſel der Abfchreiber verworfen hat.
Wir fehen bis jegt ned) nicht, wie feſt der Fritie
(he Srundſatz fen, baß alle dergleichen Barietä-
ten, Die nicht aus einander entitander fern koͤn⸗
nen, fremde Zufäge find: und wie ein fölcher Zu⸗
foß fo frühzeitig ſich durch die Handſchriften
und Weberfeßungen verbreiten koͤmen. Zu ben
Zeiten des Decuntenius war er doch ſchon in
®
en "Beweis
den Hanbfchriften, und es ſcheint mehr-eine Folge -
des Zufalls zu fon, daß dieſer die Worte uͤber⸗ |
geht. — Und wenn ja ein Zufatz In der Pora⸗
phraſe ausgedruͤckt werden mußte, fo mirde dag
Xugis Tarseyfor &8 noch eher verdient haben. —
3 In
‚26 D,Semler.parsphralic in Ep Icefi
Sn wm folgenden Erflärungen. über Aa⸗Ou er. a.
fihließet ſich der Hr. D. an die gewöhnlichen am.
KR 3, 2. Wird dem Grotiug widerſprochen,
welcher unter dem amp Die Kirche. verfiauben
wiſſen wollte, und dem ſchon Benſon widerfege
hat; das sum wird richtig fo erflärt, daß der
Sinn iſt: wer Herr über feine Zunge bleibr,
"© der muß es fehon weit gebracht haben und wird
uͤberhaupt fib in allen Stüden beherr⸗
-, ſcchen und einfchränfen koͤnnen. V. 5. wird Der
Ä Einn ſehr erleichtert, wenn man nah YA
‚. ein Colon ober Comma kt. Eben fo verbält
ſich mit der Zunge. Sie iftein Feines Glied:
‚und kann fich doch großer Wirkungen rüb-
men. In der Paraphrafe wirb das yeyrdaeungrı
ausgedroͤckt; magmifice quafi fe extallere porelt;
. magna enim et exitia et beneficia linguae deben.
tur, In den Anmerkungen aber vergleiche der
Hr. D. die Formeln ursgoyua Amdıw 3 Derr. 2,
38 ud, 16. — V. 6, begänftige er die Mer⸗
ſteiniſche Erklärung von waruos dns al Die
. " Teichtefte: werke dımıay, vos male geſtas Ornat
: et defendit: und nimmt aIısaroy für graſſotur,
| fuperst, omnia membra, Die Junge bemaͤch⸗
uigt ſich bes ganzen Körpers, ſteckte ihm. an,
(szıAaaa, oder zen wie Matth. 1%, 11.8, 19.
welches fehr gluͤcklich zur Erläurerung bes Aus.
| drucks angewendet wirb, fo wie 2 Pete: 2, 10. 20.
— ‚gar Sacherklaͤrung diene). entflanunt das gane
30 Leben (Taoyer yersesaus, moderatum ot iu-
Num ordinem bumanac paturae) zu unteren
| Boun-
j D. San gupbraf in Ep Dec, a
Bohäften, weiche burch herſchiebne bamalige
rer beguͤnſtige worden, ıdetr. 4, 3. 4. * wird
ſelbſt in die Flammen der, Hoͤlle gerathen,
vergl. 2 Petr. 2, 17. Jud. 13. — Gebr richtig
wird V. 14. von den jänfifchen jüdifchgefinnten
Lehrern verſtanden, unb bas jun das ber Cod, Cor-
bej. lat. nicht hat, ausgelaffen. -Der Sinn wäre_-
alsdann: Wenn ihr zaͤnkiſch ſeyd, ſo prable
ihr noch damit und wagt eg, der wahren R e⸗
ligion Jerthuͤmer anzudichten. Oder, wenn das
un aͤcht wäre, fo müßte es fragweiſe genommen
feyn; num adhue gloriari et fallo prae vobis fer-
re audetis, vos veram dectrinam odere? Ab
fein uns duͤnkt Hier eine Frage zu fremd-zu ſeyn,
und afle Bebenklichkeit wegzufallen, wenn man
REFRTAUXK und hevdade als hendĩadys verbindet:
—— nartanauy De zur ©. uAnIerccc,
6 maßet euch nicht den falfchen Aubm an,
daß ihr im Defiz der wahren Religion fepd,
. Das flimmt mit dem folgenden am beflen.überein. . -
Eine ehr feine Bemerkung ift es übrigens, daß
das Wort alay. mi, deſſen ſich hier die alte latei⸗
niſche Werfion bedient „ ‚nicht verderbt fn, weil
in dem Gloflar. Philaxeni es auch vorfomme:
alapator, nauxgras.
4, 3. nimmt ber Sr. D. bie von Brafmus -
und Deza wider alle fritifche Gründe verworfene .. |
tefart Doveuere flott DIoarr in den Text auf,
wo fie auch fehr bequem if. Dam es. mag nice
an ſolchen gefehlt haben, die ſich auch bes Morde
ſchadis machten Der es gilt vom animo occi
‚84 ‚ dendi, .
8, D. Semier paraphralis in Ep. lacobl
dendi, den die Juden bey vielerley Gelegenheiten
wider die Roͤmer als ihre Oberherren zeigten, und
von welchem auch elnige chriſtliche Partheyen von
juͤdiſcher Denkungsart nicht rein geweſen ˖ zu ſeyn
ſcheinen. — Die. Meytung;; daß V.5. 6. eine
rine Stelle des X. T. von Jarobo angeführt wer⸗
de, hat die Ausleger fehr in Verlegenheit gefegt,
weit ſich Diefe Stelle nirgends im A. ; finder:
Hheier führe denn der Hr. D, zuerft alle Meynungen
der Gelehrten an, bie die Worte wirfiih im U.
oder auch wieN. T. (wie Zachariaͤ) zu finden glaub»
> ten, bey denen man ſich freylich nicht beruhigen
+ Tann und den Zwang, Wen fie ſich antun, bald
bemerkt. - Hernad) trägt er feine eigiie Meymung
vor; es ſey die Stelle aus einem apoerppbifchen
Buche entlehnt. Bedenklich koͤnne dies nicht ſeyn,
weil auch Paulus und Judas ſolche Anfuͤhrungen
„baben: und wahrſcheinlich ſey es, weil ſich aͤhnli⸗
he Ausdruͤcke und Sentenzen in den noch vorhand⸗
nen apocryphiſchen Büchern finden. Z. E. indem
teſtam. XII. Patr: im teſt. Simeon.n.2. ſtehe: 6 ®9o-
vovr wüßreues moong Öaveres Ta avdew7r&; es wer-
de auch ineben Diefem Buch desmreugsros OForz
‚gedacht, der Im Menfchen wohne u. ſ. w. Daher
- < füglich zu überfegen: Sage nicht die Schrift
vom Neid (oreos ®Iovov wäre mit Acyer zu ver⸗
Binden)s dieſer Geiſt, (des Neids) der in euch
- wohne, ift in befländiger Unrube (enaro-
des, impetu perpetuo fertur.) Allein man er⸗
wartet Doch nach jener Formel, VYea On Acıyen
1 nicht bles Alluſion, ſondern eigentliche Anfuͤhrung.
| De " n un
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1
+ nt - ' . vy
— '
D. Seniler paraphirafis in Ep. Iscobl. , ‚279
Denn wenn man ſich mit einer Anſpielung auf eine
Stelle A. T. befriedigen koͤnnte, ſo glaubte ich die
rechte im acht und ſechzigſten Pſalm V. 16. gefuns
den zu haben, wo es heißt: mas beneider ir,
ihr Berge, ben Berg Zion? den Gott (zveuna)
zu bewohnen (zuroxen » auro) Luft bat
(20910, wie Symm. feßt) und wo V. 18.
auch der Wohlthaten gedacht wird, bie er vertheilt
(didvı xceen.) — Wir wollen aber darüber ſelbſt
einen jeden denfen und nachdenken laſſen, wie E
will. Uns iſt es immer als das wahrſcheinlichſte
vorgefommen , daß Jacobus, wie auch andre
Schriftſteller zu ehun pflegen, das Citatum fe mas
de, daß er es zuerft dem Sinn nad) anführe, in
. den Worten reos BIovor — xixeıw, hernach den
Worten nach, nach der wiederhölten Zormeh dro
Aeys. Glaubt ihr, die Schrift verfichre
vergebens, daß der (Beift, der in uns wohnt, .
dem Leid widerftebe und. vielmehr guͤtig
und wohlwollend ſey? denn fa beißt es:
Gott (Fo zvsuue) voiderfteht (emiroden, auer-
fıtur) dem Stolsen (meos. PSovoy) die Des
müchigen aber erbalten feine Liebe: — V.
und unter dem vouos die chriſtliche Religion vers
ftanden. Mit Recht wird über die ganze Stelle,
Roͤm. 14, 4 fg. verglichen. — Der folgende Ab⸗
ſchnitt, K.4, 13° 5, 6. iſt nach der Meynung des
Hm, D. am diejenigen gerichtet ‚ welche die irrdi⸗
ſchen Gefchäfte der Erlernung der Religion worze-
. | S | \
4 gen
⸗
‚17. wird wieder auf die Lehrer eingeſchraͤnkt, die
ſich der Cenfüren gegen einander enthalten follten, .
“
J NE J
‚#80 D. Semler paraphraße in Ep. Iaiobt. :
u ‚gen und lieber auswaͤrtigen Hendel nachgiengen,
als ihrer Religionsparthey treu blieben. Dazu
ſchickt ſich die Vorſtellung, K.4, 17. und 5, 1. fg.
vortreflich. I — 41
K. 5. 3. kommt eine kritiſche Anmerkung vor,
‚An welcher das ws Auę, das in der Paraphraſe
gleichwohl ausgedruͤckt und mit Hasyaray verbun«
dan it, für einen fremden Zuſatz gehälten wird.
Das os ſteht freylich in ber Sprifchen Lleberfegung
wicht, in welcher zue mit sInsaug. zuſammen-
Sr. D. muß ſelbſt eingefiehen,
daß Das ze in allen Handſchriften und Lieberfee
haͤngt. Aber der
Bungen angetroffen wirb, und Daher ein weites An⸗
Haben hat, Die einzige Schwierigkeit dabey liege
«Berdings in der Verfchiedenheit der Bilder: der
4
Seuer: allein fie wird, wo nicht wegfallen,
doch febe vermindert werden, wenn man mie
7, den Alerandrinern das vua edneavgiaare jufanıe
men ſetzt. Denn alsdann wäre der Sinn eine
Drohung: Ihr habt euch gleichfam Seuer
teſammlet auf die letzte Seit, ohngefaͤhe fo,
‚ wie die legten Worte K. 3, 6. erflärt werden, —
V. 7. verwirft er bas Wort verce als unaͤcht, mit
‚dem God. Steph. 13. und einigen lateinifchen Ver-
' N
—
\
fionen und will lieber. das Wort napzev ergangen,
Das auch die fpätere Syriſche Berfion am. Ranbe,
bie ärbiopifche Verſion und Antiochus hamil. 110.
ſetzt. Es iſt gewiß auch beſſer und verov Die Gloſ⸗
fe eines Abſchreibers, dem die Formel aus bein
A. 3. einfiet. — Das Verbot des Cidſchwurs,
’ das
Par
oſt feige oder verzehrt euern Kösper wie
" D.Seraler ‚parsphrafie in Ep. Ieecbi. agı
das einige ſo gemißbraucht Haben, V. ı2. iſt der
Hr. D. geneigt, nur von den Betheurungen unb
Verfhmärungen zu. verſſehen, da ſich mehrere
zur Rache oder zur Empoͤrung verbanden, oder
von den Judenchriſten, bie, eben fo ſeichtſinnig
als die Juden ſelbſt, den Eid mißbrauchten und
daher leicht von den Roͤmern auch für Tuben ges
halten verden konnten. Daher verſteht er auch
bey dem ſolgenden Satz, bey welchen billig die gen
wößnliche Sefart vo zereıw vertheidigt wird, ‚ut
ter agree Die menschlichen Gerichte, vergl.
ıkor. 6,1, nice, wie gewöhnlich, die goͤttlichen
Etraſen. Dies aus dem Parallelausdruck
hmm Girach 29, 19. fehe-wahrfäheinfich gemacht,
Inzwiſchen ziehen wir wegen Aehnlichkeit des Aus⸗
druchs in dieſem Vers mit beim obigen V. 9. ivca
mu diameInre die gewöhnliche Grflärung no.
vor, zunıal Da wegen ber bloßen Eidſchwuͤre ſchwer⸗
lich einer dem andern Yerichrlich belangen und übers Ä
haupt jede Untreue in Verſprechungen biefe Folge -
haben konnte. — SB, 16. wird dyapyauaı entrage
der für einen fpätern Zuſatz gebelten, meil es im. u
Sprer fehle (ganz zuverlaͤßig wuͤrde ic) Dies nicht -
behaupten: benn im Sprilchen finde ih: das Ger
bet hat große Kraft, wenn der Berechte es
"verrichtet, aregyea) uind bie lateinifchen Werſio⸗
um entweder Frequenz oden aflidua überfegen, wela
che deyde orte fchiwerlich Das svseysys. ausdrib
dm konnen oder, welches mahrfcheinticher if},
für einen Pleonaſinus. An infpirinte Gebete fann . .
ſteylich ein guter Ausleger bier nicht Denken, auch
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, . ‘ 0) . I ‘ .
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71-882 j De Villoifon Ancodota graeta J
wegen des Sprachgebrauche und Ziſemmenhengs
icht
nicht.
Am Schluß iſt noch eine ſehr lehrreiche Colla-
‚Go latinae translationis beygefügt aus dem War
tiianay und Sabatier, in welchem ber Cod.
Cardbei. fehr abweichende und wichtige Sefarten hat.
"Außerdem hat der Hr. D. nody eine Halliſche
Handſchrift mit verglichen und dabey Gelegenheit
gehabt, manche kritiſche Bemerkung über did Ber
ſchaffenheit der alten Iateinifihen Berfionen mir ein»
zuftreuen, von denen wir aber Feinen Auszug ges |
ben Eönnen: fo wenig als von den eingemifchten
dogmatiſchen Urtheilen und Winfen, wozu biefer |
" Brief fo reiche Geraniaffung giebt und die dama⸗
ligen Lage des Hm. D . ©. manches beygerras
gen bat.
. —
II.
Anecdota graeca e regia Pariũ enfi
"et e Veneta S. Marci Bibliothecis deprom-
ta edidit Joh, Bapt.Ca/p. d Anjfe de Dil.
-Ioifon. Venetiis MDECLXXXI. Typ. et
ẽt {umt. fratr, Coleti. 4, T. l. 442.
I T. II. 320 S. |
Hin, was Erwartung erregen kann, hatte! Bier
u fes Buch für ſich; den Namen des Heraußs
gebers; dielauten betäubenden Anfündigungen und
den 1'chen fo lauten Schall von Sebfprüchen der
Jour⸗
*
N
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‚
iO N-
h)
ournafiften; amd ben Namen und diuhm der Bi⸗
bliotheken, in denen ſich die koſtbarſten Sihäge.
der griechiſchen Gelehrſamkeit, meiſt als unbetaſtba⸗
re und unbrauchbare Heiligthuͤmer/ beſinden, und aus
denen nur ſelten ein Geweihter eine Reliquie hervorzie⸗
hen, oder, wenn ich ein andres Gleichniß gebrauchen
darf, ein Gelehrter und Literator etwas Fatter
fuͤr ſein Steckenpferd herausnehmen darf. Allein
meine Erwartungen, ſo groß und gerecht, ich
moͤchte gerne ſagen, ſo eingeſchraͤnkt und zweifel⸗
haft fie waren, find lange nicht befriedigt. Wer
wenigſtens in dieſem Buche viel reichtiges ſucht;
wer, befonbers als Theolog Beytraͤge zur Gefchich«
te ver Religion, ober der Kirche, obi des Sy .
fiems darinnen zu finden hoffe, ſucht und hofft ſo
vergebens als bie übrigen; welche erhebliche "Beye :
träge zur alten. griechifchen Literatur erwarteten.
Reine Fragmente von alten reinen Griechen; Feine
von wichtigen Kirchenvätern; Peinevom Staub.
und Würmern gerettete Denkmale des Alterthums,
bie wegen ihres Innhalts und- ihrer dauernden
Brauchbarfeit würdig wären, gerettet zu werden;
feine Suppfeinente zu den Eoncilienaften oder. zur
Anthologie; Feine neue Quellen zur Gefchichte der
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Them .
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- ı.® » .
nr de et 283:
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Welt oder der Kirche oder der miffenfchaftlichen‘:
Gelehrſamkeit; Peine Schriften dogmatiſchen Inn⸗
halts fuͤr Philoſophie oder fuͤrs Chriſtenthum; ſon⸗
dern groͤßtentheils Schriften, deſſen Werth nur
darinnen befteht, daß fie alt find, in/beruͤhmten
Bibliorhefen lagen, und zum erſtenmal ang Licht
keten, und die, Die Erſte ausgenommen, als
Uebun⸗
⸗ ..
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294 De Villoion Anekdote graeca
- Webungen der ſpaͤcern Redekunſt oder als gromm ·
matiſche Subtilitaͤten kaum das Gluͤck verdienten,
auf die ungriechiſche Rachtelt zu kommen; dies
ſind die Geſchenke, welche das Publikum hier aus
den Haͤnden eines franzoͤſtſchen Gelehzrten er
.. ‚Dt, der bald genug fein Vaterland und den Cha⸗
rakter vieler friner Landeleum, von jeder Arbeit,
bie einige Anftrengung und Muͤhel fodert, mir En⸗
ehufiasmus, mir Gefühl.fiiner Warde und fernes
Vorzugs zu fprechen, verkärh, fo ruͤhmlich er ſich
auch ſonſt durch eine in Frankreich ungersöfmtiche
$iebe und Kenntniß der geiechifchen Sprache und.
>. Siteratue, durch Gefaͤlligkeit und durch die edle
Abſicht, Wrfoftsaren Biblivtheken nüßticher zu
machen, empor hebt. Das meifte, was. ‚Herr
be vVilloiſon hier geſammlet hat, liegt fo weit
"außer dem Gebiet der theologiſchen und patriſti⸗
ſchen Gelehyſamteit, für weiche ſonſt Muratori,
MWMontfancon, Mingarelli, Wolf/ Mars
the: und andere ihre Anecdota.fammietek, -daf
wir fitglich das Buch.ganz übergehen fönnten, In⸗
gzwiſchen wird doch auch zuweilen bey der groſen
Gelehrfamkeit des Hrn. Herausgebers und der
Mannigfeitigfeit ſeiner Sammlungen und. Arte
. — merkungeh ein Schritt ins theologifche Gebiet ge⸗
wagt und dies ift allemal eine Erſcheiumag, weis
che durch ihre Seltenheit Aufmerkſamkelt erregt,
und Beyfall verdient. Ben folchen miffen wir.
u | länger‘ verweilen, Non ln
2,27 Hr erften Theil findm wir. bios bie lanro
bet Reifen Eubepe (Bar. KL). aus a
.. — ſchrift
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- 27
e I ‘ \ "
⸗ * “ a * 4 .. - .
a ‘ . ‘ = .
=. T. J. et 1. a 385-
ſchriſt der Parifer Blbliothek abgedrucht, Deren
Innhalt ſchon aus Fabr. bibl. Gr. T. VIl. L.5. c. 5.
p- 588. bekannt iſt. Man ſieht aus dem vollſtaͤn.
digen Abdruck des Werkes, daß es blos ein come
pilirtes mythologiſches und antiquariſches $ericon-.
iſt? und wer wird es einer Kaiſerinn verdenken,
daß fie compilirt, da dies im imfern fchreibfeligen.
Zeitenbey fo vielem voluminoͤſen und polyhiſtoriſchen
Schriftſteilern tin allen Klaſſen die beſte Methode
ſich Ruhm und. Verdienſt zu machen iſt? — Sb
fie ihre Nachrichten aus Quellen nahm, wie bey
manchen Artifeln der Herausgeber zu vermuthen
ſcheint, oder ob ſie aus den zahfreichen nthologi⸗
ſchen und ‚Hiftorifchen Lexicographen der Griechen‘
ein neues $ericon ſammlete, iſt ziemlich ungewiß:
doch iſt das letztere wahrſcheinlicher. Diogenes,’
Philoſtratus, Palaͤphatus, ſelbſt Suidas
ſcheinen ihre Vorarbeiter zu ſeyn: "und aus dieſen
ließe ſich auch oft der Text der Jonia, fo wie and’
diefem der Text jener Autoren glücklich verbeffern,
weil die aͤltern mit den neuern wörtlich zufammen
treffen. Dech dies wollte V. nicht chun, ſondern
den Text getreu ohne Ueberſetzung nad) der Hand⸗
| — und das weitere ben müßigern
oder fleißigern Gelehrten übertaffen. Fuͤr uns, die
Wir nicht Viel nenes aus beim ganzen Buch der ge⸗
kroͤnten Schriftſtellerinn hernten, und für unſte
leſer, die Theologen find, waͤre ein Verſuch zu
einer Vergleichimg der Jonia mit ihren Quellen
überflüßig. — Der zweyte Band, in welhen _
mer Mennigfakigkeit, doch wie in einem — |
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iſt, fahrt die Auffcheife: diatriba de-quibusdam
Codicibus Vengtae S. Marci Bibliothecae, ex
quibus varia öpufcula nune primum eruta ia. lu-
. em .prodeuntz; et de quibusdam praecipuis Pa-
—
laeographiae graecae et latinae capitibus. Hier-
innen beſchreibt er zuerſt des Macarii Chryſoce-
phali dodavis, eine griechiſche Chreſtomathie, die
ein der Marcusbibliothek zu Venedig unser. den
Handſchriſten N. 453. angetroffen bat. - Die
. ‚Sammler, von weldyem auch noch verfchiebne Ca.
tenae über biblifche Bücher übrig.find, und Der,
. wie ſchon Fabricius richtig annimmt, in der Mit⸗
te des Sec. XIV, lebte, trug dieſes bisher . ganz
unbefannte Buch aus alten Schriftftellern. zuſam⸗
men und rettete barinnen- manche. Stüde, meiſt
- Sehtenzen, von ihrem Untergang. Die Auszüge
— —
-
, \
find aus Synefius, Dio Chryloflomus, Plutar-
chus, Ariftides, Herodianus, Aelchines, Lu.
eianus, Demofthenes, Libanius Sophifta (wor-
aus die ungedruckten vollftändig vom Herausgeber
abgeſchrieben und hier eingeruͤckt worden) Chari-
cius, ‚(von beffen Ercerpten Macarius den Brief
des Photius an Georg. Metrop. Nicomediae vor-
aus ſchickt, welcher wörtlich mit deſſen Urtheil über.
Den Choricius in Phot, bibl. p. 337. einſtimmt:
und von deſſen Reden bisher nur wenige gedruckt
ſind: daher Villoiſon nicht nur die Sentenzen aus
benfelben,_fondern auch zwey unedirte Reden von
gr aus der Parifer Bibliothek abdrucken laͤßt,
18 fa. Die eine iſt eine Leichennede auf Mas
ria, die Mutter des B. von Gaza, Marcianus
⸗
% .
6 J -
ı- X‘ “ [} .
r ⸗
22
- ...
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Rn J
[Ben Gelegenheit der Anfuͤhrung. einer Rebe des
Chorieius auf den Procopiäs Gazaeus, feinen $ch»
rer, ruͤckt der Editor aus Cod. Num. 458. der.
| S. Marcusbiblidthek eine Rede des letztern auf
den Kälfer Anaſtaſius ein ©. 38:45, welche wer
gen der. Geſchichte diefeß mittelmäßigen und fdirch-
hen Kaiſers merkwuͤrdig, : obgleich als Lobrede
nicht "genug zuverlaͤßig zur Beſtimmung ſeines
Eharakters ift:] · Die andre ©. 5a: iſt für einen.
Mörder eines Tyrannen, der eine Belohmung fete
derte, nachbem er ben. Sohn des Zyrcinnen ermor⸗
det und badurch dleſen veranlaſſet hatte, ſich ſelbhſt
| | Ihe
| umzubringen.) Herodotos, Nenophon
Stobaeus, El. loſephus (Hier Femme auch disß
bekannte Zeugniß des judiſchen Geſchichtſchreibefs
von Chriſto vor, welches V. fuͤr aͤcht, aber fhr
interpolire hält. Denn er ſieht die Worte, eye
avden aurey Astye yon, das Zeugniß srosxer 1
So: 99, Die Erzählung von edanı bis eseyzorsr
als Zufäge von einer chriſtlichen Hand an; ""bäg
übrige aber kann Joſephus ohne Bedenken des
ſchrieben haben, zumal wenn man, wie et, oͤhne
Autoritaͤt, vorſchlaͤgt, ſtatt For And denzopierer -
leſen will, vos aurs — ED und wehrt: mian
bedenkt, daß aus der Meldung des Umftandch,
TE PTL-EIL-’ a ‚{®r
und · des B. von Eleutheroͤpolis, Anaſtaftus. = -
—
—
Jeſus fen auf Anzeige der Erſten Männer ver Re F
e— 7
tion getödtet worden, eine ziemlich feindſelige
ſinnung hervorleuchtet. Wir werden zur audeln
Zeit mehrers hiervon reden:) Eufebius, Theodo.:
retus, (aus deſſen K. H. amd eregesifchen Schrif⸗
Doederl.3ibl.2.8.4.5. . Ttemy
DE IF. .
. , 1 \
| i
a.
—
⸗
08 - ‚De Villoiſos Aneepota graece -
“ . „sei). Nioapharus Chumnus Canieliur (Set. XL) |
| Germagus Patr. Eoyft. (Ungemiß aus, welchem?
‚da mehrere diefen Namen führten, ‘Die Auszüge
„find aus Reben gemacht.) Gregarius Batr. Conſt.
(fenft Georg. Cyprius Sec. XII. aus Briefen und
Reden.). Hierauf folgen Auszüge aus Gedichten,
aus Mar (Conflantin. Manafl. aus. deſſen bis-
; per ganz —— — de Ariſlandri et.Cal-
LöBLiheae amoribus) Gi £ rins Theol. (Nazienz.):
Geörg, Pathymeres; Pindarus, Homerus, Theo-
‚ctitus,,. Lucianus, Heſiodus, Ariftophanes,
(Theodorus Brodromus) Phocylides: — . Auf
dieſe - Befchrelbung der „Adern folgen Städe,
meiſt grammatiſchen Innhalts; eines Ungenannten
opuſculum de Atticiſmis; Herodiani zus «gar
rnc Mtos (das nur angezeigt iſt), und Ebendeſ⸗
ſelben 7. weg exnkaror ©. 87-97. aus Cod.
Marcianae Bibl, 4512. Unter mehren grammati⸗
ſchen Traktaten fand er auch in Cod. 652. Por-
phyrũ 1. de profödia, oder vielmehr deſſen Com,
ementar über das Cap. de profodia in ber Gram⸗
‚matif des Dionyl. Thrax, den er zum erſtenmal
drucken läßt. Verſchiedne Öbfervationen über Die
alte Art zu fchreiben, über die Ausfprache- des n
. (bey welcher er ©. 127. not. die Meinung äußert,
daß fie ein Mittellaut zwifchen o und i geweſen fen,
Der fih nad) Verſchiedenheit der Worte, (viele
leicht auch der Provinzen) bald dem erſten, bald
dem letztern Selbftlauter mehr genähert habe, im⸗
mer noch wahrfcheinlicher,, als der Schäpfenlaut
des m) über das Alterthum Der arabiſchen —
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und —* glechſchen Buchſtabenzůge, z. E. des
3* des Gebrauchs ‚der. Aceente, der Abtheilungen
Der Worte, ber Curſtwſchrift. welches man bisher
— == ag,
immer. bestoeifelte, „liegen außer unferun Urtheil
und Endzweck. Daher gedenken wir auch nichts
von ben Auszuͤgen zus den Scholien uͤber den Dio-
nyſ. Thrax, von dem neuen Homer, den Hr.
liefern will. 4. a. — Unter bie wichtigſten Stu⸗
cke rechnen wir, des. lamblichi I. III. de mathemo-
ica'communi diſciplina, ©, 188.225. aus Cod.
243. der Marceusbibliothek, nebſt Linigen Differtas
tionen bes Plotinus| voll von Pfarenifcher Weise
heit. — ©, 245. fehen wir eine angenehme An-
fündigung , daß die Gebruͤdere Coleti, denen id
bie von uns angezeigte Ausgabe bes Lucifer Ca
lar. zu danken Haben, * fich mit einer neuen Hude -
gabe vom Panario des Epiphanii befthäftigen, wos
zu fie auch Beytraͤge aus ber Marctisbibliorhef ern
Kalten haben. — Zum Gebrauch des Gloſſariuni |
des Hefnchius iſt die Entbeckung merkwuͤrdig, daß
Mufurus, der erſte Editor deſſelben, zwar eine
venetianiſche Handſchrift zum Grund gelegt, ubed
fie nicht ganz genau abdrucken laſſen, ſondern dief®
Artikel; nur ans Conjeetiw,. nicht allemal genau,
nd eichtig verbeſſert habe: und daß die Leſarten,
welche Dorvifle aus dieſer Handſchrift felbit dem
Alberti mitgecheilt hat, nicht allezeit zuverläßig,
angegeben find, — Wir glauben,. nichts intereſ⸗
ſentes aus diefen Sammlungen übergangen zu ha-
ben. Iſts zu wenig:. ſo rechnen unſre leſer bare, ·
auf, vor ber. Oewinn aus benflben u je iR. |
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| 90 0. DiBalguy
Bielleicht Fönnen wir ih 'midermaf wieder don
| dem Hm. Gerausgeber reden; wenn er den ſo laut
auskuͤndigten Fund, einer. unbekannten — "und
wvoohl ungen — griechifchen Leberfegung des
. AT. ins Publikum formen laͤßt. Warum find
"doch die Männer, die bey großen Biblist heken
ſitzen, ſo gemaͤchlich? und diejenigen, ‘die ſich den
Zutritt zu Ihnen, oft muͤhſam genug, verſchaffen
muͤſſen, nicht gebildet genug in ihrem Geſchmackẽ —
Doc wir legen die Hand auf den Mund, indem
ms das Sprichwort einfällt: De guſtibus non
eft difputandım! O7... m.
» , IV. - . u 5
Divine. Benevolence ajlerted and
vindicated ffom the Obiections of anciene
and modern Sceptics by Thomas
. „BalguyD.D.London, 8. 1781.
hageachtet des überwiegenden Guten in bee
NAWelt und der wirklichen Gtückfeligfeit, Die
| wir im Ganzen fehen, für imſre Perfon garen, .
eo and dem Schluß nügen, daß ber Schöpfer und
Erhalter der Welt gürig fen, fehlt es doc) niche
au vielen, zum Theil feheinbaren Einwendimgeh,
womit die Guͤte des Weltfchöpfers zweifelhaft ge⸗
macht und dieſer Grund unfres’Danfes, :unferg :
‚Bertraueng und unfrer Liebe zu ihm erſchut-
"ss wiebt und noch neuerlich bar Hume in ſei-
f
N ’ . .
. ‘ .- ®
en’ n.divine Benerolenee, \ a0
ne Dialogen (verl,- anfre Bibl. 1. 3. ©. 526.)
die alten Bedenklichfeiten wiederholt und verſtaͤrkt,
welche vielleicht. zunaͤchſt dieſe Schrift des D.
Balguy, bie mehr philoſophiſch als. declamato⸗
tiſch iſt, veranlaßt hat. Diejenigen, welche ſich
blos auf das Gute berufen, das in der Welt an⸗
getroffen wird, koͤnnen ihren Beweis ‚für Gottes
und feiner Eigenſchaſten nur unvollſtaͤndig abgelei⸗
tet werden kaun. „So wenig ich aus abgeriſſenen.
einzelnen Handlungen ben —* eines Man
nes vollſtandig zu beſtimmen im Stonve bin, fo
wenig, auch aus einzelnen einfeitigen- Erfahrungen
Gottes Befinnungen; Auch das Uebel: muß das
ber. bey dem Beweis ber Güte Gottes nicht mit
Stillſchweigen übergangen werben. — Mehrere“
endre führen denſelben aus dem —— des
Buten in: der Welt: allein auch hier äußern ſich
mehrere Schwierigkeiten. : Kann ber > — je
des Vergnügen oder, jeden Schmerz des andern
* fügen ? ihre Summe beftimmen, und fie Dann ges
gen einander abwägen? und wir erfl die Summe
von beyden im Ganzen anf‘ bie Waagſchale legen,
Lass
’
\
Güte nicht vollenden, weil fie nür Eine Seite der |
Welt zeigen ,- aus welcher bie Erfenntniß Gottes |
R
da nur ehr ſo geringer Theil von Guten oder Uebet
don uns benerkt und unbeſchout werden famı?-.-
Der dieſen umaͤugbaren Unvollkommenheiten der
genößnlichen Beweiſe für Gottes Guͤte waͤhlt der
Veinen ſichrern, und raͤth, zuerſt Die verſchled⸗
nen Lrfachen. von Vergnügen ober Schmerz zn beu
tecken und zu nüteiſuchen wie ferne dieſe entge ·
. 300 men
ie — “ e
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vengeſehlen Bits her
„ober weichesihr legten End;weck ey ? Finder man,
daß die Geſetze und Einrichtungen der einzelnen
“Theile in ber Welt zufege die Abficht Haben, Bu-
"ses hervor zu bringen ; ſo muß dies zugleich
Die Abſicht des Ganzen ſeyn. Aber nun läßt fich
+ bald zeigen, daß nichts Eures iſt, woraus ein Ue⸗
bel,; im Vegentheil aber aus dem Lebel: alles
> zeit Gutes entſtehen fell: und bies-rechrfärtigt
Gottes Guͤte am:fichtbarften. Zu biefem Ende
Kucht nun der V. alle Quellen bes Uebels äuf und
indet in’ ihnen eben fo viele Quellen von Gutem,
das durchs Lebel bewirkt wird und ohne Uebel
niche ba fenn koͤnnte. Unſre Sinnen würden uns
witweber Peine Vergnuͤgungen verfchaffen, ober fie
muͤſſen auch empfaͤnglich für Schmerz ſeyn: aber,
was noch mehr iſt, fie machen uns fähig, ange«
nehme Cmpfirdungen zu fuchen und toldrige zu ent»
fernen. Dleiche Bewanbnis hat es mir unſrer
Bewegkraft, die nicht blos zur Erhaltung, ſondern
auch zum Vergnügen dient, und dadurch beivel-
fet, daß Vergnuͤgen die Abfiche des Schöpfers fen.
Man kann es auch nicht überfehen, daß der Schoͤ
pfer nirgends nur fr unſre Beduͤrfniſſe geſorgt
Tauſend Dinge, die wir an ſich ’eritbehren
Simten , ltegen vor uns da, zum Genuß, um uns
das Seben angenehm ju machen. - Kann man hier
| guͤtige Abfichten bes Schoͤpfers verfennen ? Unfre
Seele ift zwar in ihren Begierden und. Leidenſchaf⸗
ten oft eine zufällige Veranlaſſung von Uebel, aber,
| man betrachtet ‚ in un in: einer ee
?
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Ä = en dire Benerolenen. 2
Alſtcht uns gögehtn. Der Geſchlecheotricb vera
wahrt uns gegen Die Wernachlaͤßigung ber Mittel,
das Geſchiecht zu erhalten und ſiegt über Die Furcht
ber Koften ımd Unruhe ber‘ Erzishung: aͤußerli⸗
her Schmerz ift warnend; Schwäche fordere zum
"Gebrauch dienlicher Gegenmittel auf;
der Selbſtliebe und des Wohlwollens, weiße bey⸗
de die ſruchtbare Mutter vieler unangenehmen Ente
»finbungen find, fann. die Natur niche entbehren
n.f m. — Von biefen Bemerfungen, die zum
Theil Hutcheſon und Hume fehen machten , sche |
er auf das wechſelſeitige Verhaͤltniß (dependence)
ber Menſchen und Ihiere über, in weichem einige -
fo viel Anftoß an ber Ucbergeugung von der Guͤte
der Borfehmg fanden: und redet von dem Nuten,
den bie Thiere von. Menfchen und die Menſchen
von den Thieren haben. : Man fagt, einige Thiere
find ohne Mugen, anbre find fogar fhädlich: ale
kin biefer unnüge Theil der chieriſchen
Sch _ |
pfumg beweiſet nur, . daß jenes Merhätmiß nicht
algemeinift: und auch bie uns. unnügen Thiere find -
boch alle eriipfänglich für geroiffe Arten. von ange
nehmen. Empfindungen, wozu fie ber gütige Schde
pier.befiimmte. Sie zerſtoͤren: allein Unſterblich⸗
keit auf der Erde war ja die Abficht bes Schöpfers
nicht, wu die’ Todesart — ob Krankheit ober
CThier zerſtoͤrt — ift ein unerheblicher Umſtand. |
Sie felden von Menfchen Piage und Tob: Wahr,
aber eben dieſt Thiere, die Durch ihren Untergang
den Menſchen naͤtzlich werden, genießen Doch von
enſche⸗ mir Vuter alt xy fie werben
er
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fü ernährt nöb gepflegt ehe. ſie eilheei er
den; und die Kultur des Feldes durch die Men⸗
ſchen wird immer Woblthat fürs: Vieh. Die
Menſchen mißbraucherripte Gewalt uͤber das Vieh:
Lider! aber mo iſt eine Macht, die der Menſch
nicht mißbraucht? — So wie. in.ben einzelpen
Meſetzen, welchen est bie einzelnen: Thellen bes:
“ Koiverfinms unterwarf, wohlthaͤtige Abfichten-uns- |
verkrunbar find; fo find fie aud) ber ben allgemei⸗
‚.ı ner Geſetzen⸗ wornach Gott die Welt regiert, deut⸗
Uch und ſichtbar⸗ webey mehrere. gute Bemerkun⸗
gen über die. Vortheile, . die wir aus der Einför«.
migfkeit, mic welcher die Welt regiert mird, ſchoͤ⸗
ꝓfen koͤmen, über die Wohlthaͤtigkeit in der. Eins
vichtung „daß wir nad) gewiſſen Principien Hans
deln u. a. vorkommen, —
rht der V. endlich zu zeigen ‚r. daß Gluͤckſe⸗
ügkeit das Uebel wirklich überwieger-aus der Em⸗
indung eines jeden Menſchen, der Leben als
Wohlehat fhäßt; mehr ruhige als traurige Tage,
mehr Freude ala Schmerz genießet,, "unter. fei«
wm Nebenmenſchen mehr Gefunde. als. Kranfe,
"mehr DBemittefte als. Dürftige, mehr Geſchaͤtzte
als Berfotgee, inehrere, Die in der Hoffnung Mube,
als ſolche, die in Furcht Quaal finden, antrifft.
Euin⸗ richtige Bemerkung iſt es, daß men Wohl⸗
ſtand und Uebel nicht allezeit nach feiner. eigen Em⸗
pfindung Veurcheilen muͤſſe: Tauſende, die wir
fkuͤr. ſehr ungluͤcklich:halten, ſind es nicht, und
ſchtzen ſich gluͤcklich ben. ihrer Lage, die uns un⸗
, medgich ſeyn würde: Endlich, wenn man ſich
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Im letzten Kapitel
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anf öle Deſchichte beruft deren Saupigepenfenb
gu ollen Zeiten’ das Ungick unter ben Menſchen
geweſen iſt, fo bewelſet grade dieſer Innhalt ver -
Geſchichtbuͤcher, daß das Gute uͤberwiegend ſey?
denn das Alltaͤgliche, das Gewoͤhnliche zieht der
Giſtortker nicht vor fein Gebiet: nur das Seltne
umd Außerordentliche, Muß des Guten in der
Welt meht recht viel ſeyn ‚ weit Die Geſchichte ſo
wenig Gutes anmerkungswerth findet ?: und kann
nicht auch der Seſchicheſchreiber feine Schilderun⸗·
gen von Elend uͤbertreiben? — Die Wett fol kein = Rz
Samiterthat umd kein Paradies genennt werden:
ſondern man muß, um Gottes Güte zu rechtferti⸗
gen, eines neben das audere ſetzen: Schmerz ne⸗
‚ven Vergnuͤgen: und jede Wergleichung der ver⸗
ſchiedeien Maſſen daven wird ung überzeugen, daB
Gott nicht mißguͤnſtig, nicht neidiſch auf das Gluͤck
ſeiner Gefchöpfe iſt. OU wenn werben doc) unſre
Klagprediger ihren weinerlishen Ton etmas perabe. "> %
ſtimmen and in ihren Klagen über bas eh der‘
Belt fid} mäßigen Ie lernen!
6. Lofe opufeuka theologici, exe
getici atque homiletici argumenti, . .
Tom. I. Goetting..1781.15®,
Di Semmiung- beftrht aus neun Piegran⸗ rl
men; dirsmal meiſt Eʒeiſche⸗ —
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Bas efte faper donilinguärum indolefhefarint
Erb ‚gegen die Erneflifchen —— — —
Eu ‚WBunbernabe gerichtet, J— und ſoll g
— 8 daß Die Gabe, mie erde ah ee
den, nicht zunächft zus Beſtaͤtigung der Mer
Ä WMien, wie die andern Wundergaben, ſondern
vielmehr zum Unterricht in: derſelben bey denen,
welche bie Mutterſprache der Apoſtel nicht verkun.
ben, bishen follen, und baher fortdauernde, habi⸗
. Melle Babe geweſen / ſey. Erneſti's Gruͤnde (in
vyuſe. theol: p. 457 fgg.) find unſerm Beduͤnken
nach wirklich ſtaͤrker, und nicht nur auf richtige
Auslegung der Schriſtſtellen, welche von dieſer
WWundergabe handeln, beſonders 1 Cor. 14, 2. 3. 4.
gebaut,, ſondern auch durch bie Geſchichte unter⸗
. Küßt, daß bie Apoſtel, fo viel wir wiſſen/ wo fie .
. das Evangelium prebigsen, es in ihrer Mutter
: fpracye oder in der griechifchen, bie ihnen nicht erft
innſpirirt twerden.burfte, tham Fonnten, : War un⸗
7. ee dieſen Umftänden ein fo unerhörtes Wunder,
, als, nach den gemeinen Vorſtellungen bie pnfpie
J ration einer ganzen, unbekunnten Sprache iſt, noͤ⸗
thig? — Der ſelige Erneſti hat ſchon bezeugt,
daß er die unerſchuͤtterte Staͤrke feiner Gründe fuͤh⸗
le und in der Vorrede zu ben opufc. theol. ſowohl
als in der Meueften theol. Blbl. 3.8. S. 553. auf
- einige Einwendungen geantwortet, wogegen fich
Hr. Leß mit weit größerer Empfinblichfeit, als
Erneſti, der angegriffene Theil, äußerte, in eis
nem Anhang vertheidigte. Faſt alles kommt auf
. Wie Erage an, Pa, ber Gal. 1, T% "Ru
” \
| —8
oh,
Lsope TR m
"saß er in Arabien das —
Be, eine Kenntniß der arabiſchen Sprache
mußte? Evneſti fagte; Nein! denn Erfitih die
potättinifche und arabifche Sprache find mır Dies
ecte Einer Spracher und jeue verftund Paulus;
allein hierauf laͤßt fid) wohl antworten , daß beyde
Dialette weit Yon einander ‚abweichen: und bie
Kenntniß der forifchen Sprache noch lange niche
hinrelchend iſt, die arabifche zu verſtehen. Was
Hr. Leß rareuf antwortet, daß das Syriſche da»
mals niche einmal in Palaͤſtina geredet woͤrden,
iſt eine ganz leere Behauptung. Hemach glaub⸗
te Erneſti, in Arabien habe man auch griechiſch,
die Mutterfpräche Pauli, verſtanden, wie es denn '
auch griechifche Biſchaͤſſe zu Boyra u. a. geneben . .. .
babe, "Auch Darauf äntworter Ser. Seh, das Ara
bien, in welchem ſich Paulus aufgehalten, fer die
Hatbinfel zwiſchen dem arabifchen und perfifchen
Meerbufen ; Done gehöre eigentlich zu Syrien
oder Paläftina, die griechifche Sprachfenne "
niß der Biſch e zu Boys, z⸗ E. des Titue i
beweiſe nichts für die Allgemeinheit der Kenntniß
des Griechiſchen in Arabien. Iſte Denn ſo ent»
fehieden, daß man dad Arabien, wo Paulus für
jonsmicte, fo tief umten zu fuehen hat? Waren nicht
Araber Nachbarn von Paldfiine ? Heißt nicht
Aretas Koͤnig von Arabim? und Hi nicht bekannt
genug ,\ daß er im Arabia petraca herrſchte, und.
fein Gebiet Damals bis nach Domofsus erweitern
te? und wenn Tictas von / Bozra in grischifeher
Eyrache Ahheninndenm und — —28 u
;
- «
Fr} «
are opel Ei
Ä gehören fie für Auslaͤnder sberfär Eitheinniſehet
und wie, wenn Paulus ſich zu den: Juͤden in Ara⸗
bien verfügte: mußte er, um in Der Synagoge zus.
reben, wo er in allen Städten zuerft auftrat, Ara«
| Bifch veritehen ? ? — und geſetzt auch, es fen Die Keunte
niß der arabiſchen Sprache ihm zum Vortrag des
Evangelii unumgaͤnglich noͤthig —** : fo moͤchte
ich mir den Beweis nicht aufbürden, daß Paylus,
beffen Gelehrſamkeit fo groß war, vol feiner Bes
kehrung durchaus In biefer Sprache unmiffend ges
weſen fen, und nur Durch eine ganz außerorbentlis
che Infuſion in Stand gefeßet worden, in. dera
felben einen Vortrag zu hun). — ° Die —
Abhandlung unterſucht · und bejaht die Frage: Ob
Ehegatten, Aeltern, Kinder und. Fteunde einan⸗
Ber im Himmel wieder Fonnen werben ? ? Ue
‚das Gewicht diefer Frage, welche wohl nicht alle
bejabhen möchten, erklaͤrt ſich ver Hr. D. ſtaͤrker,
als Vorſicht und Beſcheidenheit es fordern moͤchte.
„Der müßte ein Stock und Klotz ſeyn, der ben
„BGedanken ertragen koͤnnte, daß diejenigen, die
gleichſam ein Theil unſrer Seele gewefen find,
„nad dem Tod des Leibes nicht mehr unfer feyn
„folleen.® (Der Gedande würbe doch erträglich
ſeyn, wenn ein Mann von etwas Fälterm Bebläre
vhngefaͤhr fo urtheilte: Auf biefer Welt gab mir
Goet Freunde, er wird ſie mir in einer andern
Welt auch geben, obs auch nicht die näralichen
. xwären. Sie, die ich hier auf Erden fo’ enge‘, ‚ß
rein fiebee, werden auch ohne mich gluͤcklich und
‚Rlig er koͤnnen: wie ich a i e. Wie ich mei
Lben,
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von .. ; oo. 1
n — 9 De B " . u
N Leſi opuſe. Ta, - 996 |
ſchen, getrennt von meinen Jugendfreümden, ger
trennt von meinen academiſchen Freunden, der
noch ruhig und nicht freundelos zubritigo weh ich
weiß, daß jene: freundſchaftlichen Verbindungen
temporarifch find, ſan muſſen fo gerieße'ich auch
Fünftige Seligkeit vein und ungeſtoͤrt; ohne⸗
die Emtfernung von den Freunben-mäßren® min
irrdifchen Zuſtundes ihren Genuß hindert. Mei
ne Frau fann id) doch nicht mehr als Frau lieben,
mein Kind nicht mehr als Kinds. weit‘ die Berk
haͤltniſſe aufhören u. ſ.w. Sollte’ denn der Menſch
ben biefem Urtheil Rlotz und Stock feyn?) — *8
Doch wir wollen die Gründe hören fuͤd dieſe Anen
kennung der chemaligen irrdifchen Freunde. Fit
mol: der Menſch bieibr-fich-feimes chemaligen Zub.
flandeg , "feiner: Verbindungen;, feiner freunde
fhaftlichen, ehelichen, häustichen Freuden, folg⸗
lich auch feiner: Ehegatten, Kindern. ſ w bewußt
(Wahr: aber Bewuſtſeyn und Anbenken laßt
ſich von Umgang und Anerkennen, das bier
ohnehin nur durch koͤrperliche Eindruͤcke gefchieht,
unterſcheißen.) — Zweytens: das kuͤnftige Leben
iſt Vergeltung des jetzigen. Dort erhalten Ael⸗
teen, Kinder, Gatten, Fremde, den lohn fuͤt
ihre Treue, bie fie einander beiniefir: und dies
fäße fich nicht ohne Anerinnerung (aber ohne
Anerkennung) denken. “Drittens: Pauli Stel, .
Ebr. 12, 23. (Sie fagt ja.nicht, daß Abraham .
in die Geſellſchaft ber Sara, Dasid in Jonathans
Gefellihyaft.u.f. w.: gefommen iſt. Dort wo das
Sad der volllommenſten Tugend HR, If eu de .
nn — — 2 2amd,
NEN
z
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— "26 rn. Er | u
"Sub dee ——— — in Diele
wendungen miber biefe, an ſich ſehr troſtvolle Heff⸗
‚nungen laſſen ſich ſchwetlich ſo kurz abſertigen, ale
"ber Dr. 8 RB. gethan hat. Daß wie einander. vhne
: Dielen Koener, diele £incomente , Bildung und
Außerliche finnliche Werkzeuge nicht n erkennen
aͤhſg ſiñd, iſt ſehr wahrſcheimich · ‚and. wenn dar⸗
auf geantwortet wird, daß die Anerkennung der
Sreunde auch 5 E. durch Geſaruͤche, vel publica
Auadanr congelebratione, erfolgen Pönne: fo kann
3 mir keine Geſpraͤche — den Mechaniſmus mei⸗
nes jetzigon Koͤrpers denken:- und das andre ift mm
Muthmaßung. Man fagt-ferner: der Affect) der
Aeltern mit Kindern, Gatten mit Batren verbinden,
iſt nur fuͤrs irrdiſche geben: nach demſelben, wo
„fein Zweck wegfaͤllt, muß er gleichfalls aufboͤren.
¶ Die Antwort iſt aber die Siebe kann dauern: ( Sie
auert auchr allein iſt hiezu Umgang noͤthig?
uͤſſen Die. edelſten und beſten Geſpielen meiner
> Kindheit auch immmännlichen Alter meine Gefährten
fon?) — Gräßten wollte ich dieſe Soffmung wicht,
u die bem Kummer des Herzens bey ben traurigſten
Teennungen nach Schranken feßtz aber für zuver⸗
Absig wage ich fie auch nicht gu. halten, nech viel⸗
weniger davon zu vredigen. Der Himmel Bat- für
feine Bewohner an. fih Freude und Freunde: ges
ung, wenn auch die irdiſchen nicht Die erſten dar⸗
unter ſind: und meine Freunde, bie mir die Welt
- sah, find glücklich und geliebt, wenn ſie auch int
den. unermeßlichen. Begenben-des Himmels mir;
as ef. . Jeb iaenden beovnen 7
as
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. vo:
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Das was mic biefe Hoffawig nod) am wahrſchein⸗
Uüächſten macht, iſt cheils die Fünftige Vergeltung,
die ohnfehlbar darinnen mit beſteht, dag mir bis .
Oute fehen ; das wir geftifter haben, unbvende - _
wen, Die es genoſſen, den Dauk dafür-srhaltenz
weiches: beydes ſich nicht oahne Anerkennung denken .
laͤßt: theils die Erwartung, daß, was tms. hie
in Den Schickſalen der Unfrigen 3. E. bey ihren fruͤ⸗
hem. Tode, bunfel:unb unkegreiflich war, dam |
uns werde aufgeklärt werben: und dies vielleicht
am ſchicklichſten durch Erfahrung und Mitgenuß
Ihres Gluͤckes nach dem Tode. — 3) de-Snblimi.
tate ſermonum Chrifli; Joh. 13-16. Wem Hy
haben heißt, ‚was große und: eile Gefinnungen
anzeige und erregt: fo wird niemand Bedenken
tragen; die Abfchledsrehe Jeſu erhaben zu nennen.
(Aber Hoheit in Worten kann man bey aller Soheit
der Sachen in dieſen Reden nicht finden.) 4) de Ge
lilaeg opportuno Servatoris miraculorum thea-
tro. Der Derfaffer beweiſet, daß Galilaͤd Bet.
fo ſchlechtes, unfruchtbares, umbevoͤlkertes Land
war; daß es. Hanbdlung trigb, daß man daher dieſe
Gegenden nicht fuͤr roh, finſter und unaufgeklaͤrt hal⸗
ten muͤſſe, und daß die Beſchuldigung Voltairens
und anhrer, Jeſus habe in einem Lande der Bar⸗
baren zuesft feine Thaten verrichtet, umhiſtoriſch
fen, 5) leſus Zwrug. Es wird gezeigt, wie
Jeſus durch feine Lehre und Vorſchriften der Welt⸗
beglücher geworden und die Verdienfte Yehuum
das Menſchengeſchlecht durchaus nicht auf Die
Golgen feines Todes einzuſchraͤnken ſind. *
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ua. . Leis opufe T.
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gen Jerende, ‚gegen Feinde, "Fürs Vaterland,
Ffur Freunde hat niemand ſo gepredigk. 6) De
Blioi hominis. Jeſus ſoll bieſen Mamen wegen
feiner Niedrigkeit führen und os 72°-foviel' als
wiliffimus.höminum, der AHlerntedritifte,, be⸗
” denten. Wenn geſragt wird, ob ich diefe Idee
> m alle Seellen, wo jene Behennung vorkomut,
rinſchieben kann, fo machen mir Mare. 2527. Cund
iJoh. 5, 27. die größte Bedenklichkeit. "Wis ha⸗
en ſchon jüngft bay einer andern Belegenfeit: in
Anſron Vibllorpef geſagt, daß D. Moſcho; mir
vieler Wahrſcheinlichkeit, den edelften unter den.
Menſchen, primum homiaum, Darunter verſteht!)
ig). de rd Aaya,; 1 Eor.ı,.ı7. Es wlrð bar.
. unter bie foppiftifche Betedſamkeit verſtanden, die
Ahre Kunſt in Worten und Schwulft ſuchte, die
. wein sd, 1 Cor. 2,4. ſuada fapientiae;
welche wit dem Adel des Evangelii nicht eetht be⸗
ſtehen kann. 8) Ueber Bal. 5, 20. bie Ellipfe
bey övas wird. durch edysc oder yaras eeganzt, und
pesirns von Jeſu verftanden: - Diefer Mittler
iſt niche Mittler Einer Nation, fondertt
des ganzen Menſchengeſchlechts denn
Gott iſt Einer, di." Ein Oberherr. uͤber alle,
nicht blos über Juͤden, vergl. Kim. 3, 29,30.
;20, 12,13. 9) de perpetuitäte donorum Sp. S.
miraculoſorum. Es hat zu afleri Zeiten teure ge« -
"gehen, dle die Fortbauer der. Wundergoben in der
chhriſtlichen Kirche, mis allerley Gründen und Abs
‚ fichten vereheidigeen oder beſtritten. Die Parthey
- ber. legteen nimmt Hr. Leß auch- gegen: Lavatern,
X .. * ge
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N 4 1 Dr
. R R -.o - x ” J J —
N 243 Du SE Be
Leis Spule. TAL 303
wm.
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und mache hier einen Eatronrf juerfh aus ber Ges
" fhichre der chriftlichen Kirche zu zeigen, daß ſeit
dem dritten chriſtiichen Jaͤhrhundert · keine erweis⸗
liche Wunder mehr geſchehen ſind, und die an⸗
geblichen entweder laͤcherlich oder Betrug oder hi⸗
—* unerweislich oder Feine wahren Wunder
Hernach rebet er auch von den Verheißun⸗
In des N. T., welche für alle Gläubigen follen
bie Wunderkraft hoffen laſſen. Dahin gehoͤren
Matth. 17, i9 20. welché Stelle fichrbhr niif' von
den Apoſteln handelt: (Ölaube wie ein Genf
korn fol nicht, wie man gemeiniglich-fägt ; in
Eleiner Glaube, fonbern ein ſtarker, wirkſamer,
potens et eflicax, ſeyn. Allein dann ſchickt ſich
das antecedetis nicht zum tonſequente Denn
was hieße es: Wenn ihr einen wirkſamen Glaͤuben
habt, fo werdet ihr Wünder thun. Die Wirk⸗
ſamkeit ſoll ja ſich in den Wundern aͤußern: Aber
Die gewoͤhnliche Erklaͤrung iſt vaſſend genug, wenn
men bedenkt, daß die Apoſtel auch bei ihrer da⸗
mals noch unbolfoinmieneit Kenntniß_und-unents .
wickelten Gefttinutigen bes Chriſtenthums ſchon Die
Wunderkraft erhieſten und übten.) Marẽ. i6, i6-
i8, ſchraͤnkt der Hr. D. ivieder auf die Apoſtei ein;
weil die Verheißung mit dein Auftrag, das Evan
gelium überall zu predigen, zuſammenhaͤngt. (Dei
Vertheidiger Ger Wundergaben wird antworten,
daß er ſeinen Beweis auf das Wort rois Aısevae:
Bir: gründe, welche von ben Apofteln deut
lich unterſchieden werden, V. 16.) Endlich beruft |
man fich auf Joh. 14, 12:14: allein dagegen wird
Dokerl, Bibl. 2. 9.4. St U - eim-
er ,
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Eräfte in der Kirche Chriſti Getäigen, vetäng:
N sexist. —
304 Neues Anſpachiſches Geſangbuch.
welches die Wunderkraft bedeute, "wie 1. Cor.
19,9% 13,1. — Anhangsweiſe find noch zwey
auuf feine Schweſter Gorgenia gedenkt, beurtheilt,
und, wie wenig ſolche Hiſtorien, die kaum der
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erinnert, , daß zısıs. hier ein techniſches Wort fen,
Wunder, deren Gregor von Nazianz in ber Rede
Prüfung werth find, die Fortdauer ber Wunder⸗
VI.
Pen Anſpachiſches Geſan buch,
auf Le — Befehl üngeng,
geben. Anſpach, 1781. 1 Alph.
10O. Bogen.
Kr ifs, was ein neuerer Schriftfteller, def
fen Ausdrüce meift fehr ſtark und bilder.
eich find, von den Gefangbüdhern un ihrer Ver⸗
beſſerung ſagt: Keinem vernünftigen Menſchen
wirds einfallen, dagegen zu ſeyn, daß Ochſen⸗ und
Taubenkothhaͤndler aus dem Tempel vertrieben und
das Heiligthum geſaͤubert werde: und es iſt uns taͤg⸗
u lich mehr die Stoͤrrigkeit und der Steiffinn unbegreif«
lich und unerträglich ,momie fich fogenannte Priefter,
und nach ihren Borfpieglungen auch Obrigkeiten der
Einführung neuer und verbefferter- Sefangbücher
and $iturgien entgegen feßen. Inzwiſchen wer ein⸗
mal in feinem. Sumpf lange are iR und *
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Reucs Anſpachiſches Geſangbuch. 308
zuakt hat, laͤgt ſich niche gerne in einen andern
verſetzen, haͤlt jede Reinigung fuͤr gefaͤhrlich, und
iſt des Geſtanks und der faulen Ingredienzen, die
ſich in dem Wuſt unſerer aͤltern Geſangbuͤcher
ſehr zahlreich finden, ſchon fo gewohnt, daß es ihn
befremdet, wie doch andre. an bem dummen Zeug,
fo oft in den Liedern vorfommt, noch Efel fine -
ben können Daher giebts doch noch immer
Seute, die ben Ochfen- und Taubenkoth, den
fogenannte geiftliche Poeten — auf Zion ver ' .
irren haben, im Heiligthum nicht blos Dub ,
den — denn was muß nicht in ber Welt und.
in der Kirche auch von den redlichften und thaͤtig⸗
fen Raͤnnern geduldet werben? — fondern.aud)
als Heiligthuͤmer in Schuß nehmen, Soflte man .
es glauben, Daß, da in ten vorigen Zeiten bie
Sprache noch fo ungebilder, die Aufklärung und‘
der Geſchmack nur unter ben vornehmern zu fuchen, -
bey der Abfaſſung der Sieber der jedesmalige Ge⸗
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ſchmack in der Theologie, manchmal ein myſtiſcher,
manchmal ein Eindifcher, ber Geift des Liedes, und
bey jeder neuen Auflage, bie das Geſangbuch er⸗
Ibte, bas Hauptgefeg war, wie ein guter Hause.
bater Altes und Neues aus ben Schägen des chrift-
lichen Selicons heraus zu langen; und daher bald
Luthern und Hans Sachs, bald Spenern
und Gerhard fingen zu laſſen; bald den Ernſt
und die Stärfe der Altern Lieber, bald bie vera
lebten Spielereyen der fpätern, bald Die Orthodoxie
in Reime gepreßt, bald die Myſtik in geiftlichen
Shäferliedern aufgelößt, F lieben Chriſtenſchaar
ur—
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‚zum Glauß und zur Abwechslung vorzulegen s, foll-
re man glauben, daß da dies alles ehehin ohne
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es Anſpachiſches Geſangbuch.
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Zank und Zwietracht, ohne Widerfprud) und Auf-
: fehen geſchah, jeßt, wo unfre Spradye und das
Ohr deg gemeinen Mannes die Archaifmen und den
Unfinn vieler Ausdrücke, verunftaltete Keime, und
"Sprachfchler nicht mehr recht perträgt; und wo
“Hoffentlich die Grundſaͤtze allgemein anerfannt find,
-
daß Liturgiſche Schriften zur Erbauurig , das
"beißt, zur Aufklärung und Laͤuterung der Reli.
“ giönsbegriffe und zur Hervorbringung wärdiger
Religionsempfindungen, dienen müffen, daß Män-
‘ner, bie den Wuſt der Gefangbächer nod) reini⸗
"gen und mehr Würde, mehr Gefhmadf, mehr
, Wahrheit und mehr Verftändlichfeie in diefelben
- bringen wollen, Widerfpruch fürchten — und
ſich dagegen verwahren müffen? Doch, wohl den
ande, mo man mehr. dem Meuen als dem Alten
widerfpriht, wo es ſchon fo weit gefommen. ift,
daß bie Reinigung geſchah, und wo.der Wider:
ſpruch und der Tadel fo zu fpät kommt, mie es
Battlob! in allen Gegenden, im denen bisher die
Obrigkeit durch wenige und weiſe Märmer biefe
Verbeſſerungen des oͤffentlichen Gottesdienſtes
"vornehmen laſſen, geſchehen iſt. — Vielleicht iſt
dieſer Widerſpruch, gegen welchen ſich die Ver⸗
faſſer des obigen Geſangbuches, das im Fraͤnki⸗
ſchen KRraig das erfie wahrhaftig und durchs
aus gebeſſerte iſt, in der Vorrede verwahren,
hier am wenigſten zu beſorgen. Denn wir kennen
— keines, das feiner Abfiche fo allgemein entſpraͤche,
al
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glücklich vereinigen, — von Einem einfichtsvol«
fen Theologen, Junkheim, und von einem un⸗
ſerer beſten populairen Dichter — Uz — ganz
gemeinſchaſtlich abgefaßt. — Daher iſt die Wahl
Neues Anfahie Shenbuch ES ”
cds diefes. . Aber es if auch nur von. zwey
Maͤnnern, die ſich im Geſchmack und im Urtheil
uͤber die beſte Einrichtung eines ſolchen Buches
der Sieber fo ſtrenge als die Wahl des Ausdrucks:
daher dogmarifihe und grammatifche Syrrthümer.
und Unlauterfeiten abgefandert : daher nur etwan
diejenigen wenigen Lieder ungeaͤndert beybehalten, |
Die, nach der Lieurgie des Landes vor der Hand
von dem oͤffentlͤchen Gottesdienſt und Gebrauch
nicht ausgeſchloſſen werden duͤrfen, z. E. Wir
glauben all an einen Gott; Herr Gott dich
loben wir; Mitten wir im Leben find und
andre wenige; daher allen uͤbrigen, alten und
neuen, ſelbſt die Gellertiſchen nicht ausgenommen,
um fie zu Kirchenliedern zu ſtimmen, zuweilen
mehr Reinigkeit des Ausdrucks, mehr Wuͤrde und
Faßlichkeit, mehr Staͤrke und Kraft durch. vorgee
nemmene Veränderungen verfchaft worden: ſo daß
gewiß ber feinfhe Sprachkenner noch ſeltner Anſtoß
finden wird, als derjenige, welcher die Ausdruͤcke
mach ihren religioͤſen Innhalt beurtheilt, und ſoll
Deun in einem Volksbuch noch um des Alterthums
rwillen die Sprachbarbarey gefchont werben? Soll
richt, wenn man num Religion beförtgen wilf, das,
lie Gewand, . in welchem: grade die Wahrpeic
Cricht jedem gefällen will, _nicht mit einem neuen:
erlinbigern verteuſcht werden, in welchem die
VU3 —urſpruͤng.
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worden, und'barunter viele dem vorigen Anfpachi-
. 9°
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"308" Neues Anſpochiſches Geſanghuch.
urſpruͤnglichen Verfaſſer ihre Arbeiten ſelbſt jetzt
gefaͤllig zu machen ſuchen wuͤrden, wenn ſie noch
lebten, und fo auſgeklaͤrt über die Religion und
den Innhalt geiftticher Seder wie Junkheim
bächten, oder Sprachfünde und Dichtergefühl wie
Uspästn? | | ,
Beeny einem folchen Buche ift Plan und Orb-
nung ziemlich willführlicht und: in diefem Anfpas
chiſchen Geſangbuch von dem neuen Zollikoferiſchen,
- nicht abweichend. Dadurch find viele Mängel
hbes vorigen Gefangbuches, befonders In Feſtlie⸗
dern, erfeßts und bey einem Reichthum von 512
Viedern wird man fich niche beſchweren Dürfen, daß
es an Abwechslung fehle. Wer einmal vom Teu⸗
fel predigen will, wird freylich keine Rubrik von
Heben vom Teufel, wie won Engein (welche hier
ſtehen, weil im Lande ſonſt, und vielleiche noch,
ein eignes Engelfeſt iſt) finden: fo wie wir auch
Boͤllenlieder vermiſſen: aber für bie erſtern wird
ſich wohl Kart fehaffen faffen: und wo wird ‘ein
Mann von Bernunft'noch den Unfinn wiederholen,
der ini ben Siedern: Warum willt du eweig
ſterben, oder Rommt ber ihr Menſchenkin⸗ |
der, und ähnlichen Mißgeburten roher und phan⸗
taſtiſcher Bängelfänger lange genug zur Proftttus
tion der Religion vor Augen lg? — Ganzneue,
„vorhin ungedruckte Sieber Habe ich nicht gefunden:
aber deſto mehrere, welche gänzlich ıumgebifber
ſchen Gefangbuch eigen waren. Gellert, Sturm
Us fehlt, Neander, Cramer (folmer) Alop
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Neues Anſpachiſches Geſangbuch. 200
ſtock (auch ſeltner, weil, wie ich vermuthe, feine
Hymnennicht populair find) WMünter und andere
ſind die Quellen der ganz neu aufgenommenen. Die
Aenderungen der Sieber find hier. nicht von andern .
entlehne, fondern eigen, und, fo viel ich urtheilen“
kann, meiſt kraͤftiger, leichter und reiner,” als
fonft verfucht worden iſt. (Doch wuͤnſchten wir,
daß die Verfaffer beſonders dag Berlinifche Gen |
fangbuch, beffen Aenderungen. der Alten Sieber fo
leicht und glücklich find, Hätten nügen koͤnnen. Esift
in ſolchen Fällen doc) auch auf Einfoͤrmigkeit zufe
ben ) Wir ſetzen hiervon nur etliche Proben hiehen aus
bekannten Liedern: Sogleich ©. 3. ſteht das dere
habne Crameriſche Lied: Der Herr iſt Gott und
keiner mebr. Sn demſelben hat Cramer, V. a.
in der Beſchreibung von Gottes Ewigkeit:
Groß iſt er, —F und auf einmal w-
Nie größer oder A Ä
Mer Forfchet feiner Fahre Zahl?
Nur er war ſtets, fonft keiner.
Dafür ſetzt das Böttingifche Seengkui; ; und
nach demſelben das Berlinifher
Er ift und bleibet, wie er if.
er firebet nicht vergebens.
Ihn auszufprechen? Mer erwißt
Die Dauer ſeines Lebens? | nn
. Das Anfpachifche:
—————
größer oder klei
Mid feines Welens £ tchleite |
in er war Pe fon feiner: - let,
ua... ©
_ 4,
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— vw,
308 Neues Anlage Befangbich, ”
So rer V. 4 weit J das, —*
ſangbu I: |
- Er bleibet ewig, wie er war
Verbotgen, und nur offenbar
In ſeiner Werfe Wundern.
Matt des Cramerifchen: und auch offenbar, — 5.
ſtatt des zu poetiſchen Er: Ausdrucks: Säle
Beine — um euch ber,
danken ſelbſt erfenneter,
) che fie e entftehen,
Das —* populairer, und minder
poetiſch;
Die Finfternig iſt vor ihm Lichts
. Gedanken felbft entfliehen ihm nicht '
. Zur ihrer erften Bildung, .
m Berliniſchen finde ic) Hier:
umfonft huͤllt ihr in Finſterniß
Was ihr beginnt; er fiehte gewiß,
Er fieht es ſchon son ferne,
: Das Sieb; Allein Bott in be äh fr
Khr, iſt bier fo umgeänbert: _ Ä
1. Allein Gott in der Höh ſey Ehr
Und Dank für feine Gnade. .
Uns druͤcket num fein Zorn nicht mehr,
Geheilt iſt unſer Schade.
Gott, der uns ſeinen Soeben gab;
Schaut auf die Erbe nun herab
Mir Lieb und Wohlgefallen,
4. Die, o Sort Water, preißen air
Denn dir. bet aheet Ehen... er er
Die
. -
N
Meue⸗ Auf sh. zů
Die Himmel auch gehorchen dir.
Gammıt. allem ihrem Heere INN.
- Kerr, alles, was du ſprichſt, beſchicht, a
So wie dein Auge Auf und flieht. DE
Wohl und, daß du regierefl, u
3 D Chriſte, Gottes einger Com,
- Für und ein Menſch geberen:
Kamſt du nicht von ded Himmels ren,
So waren wir verlaren. oo.
Sen uns mir deinem Heilenah! _ J
Ah! für uns alle fiarbft du ja! “u
Erharm durch unfer aller.
D beilger Geiſt, du theures Pfand⸗
Du Troͤſter der Erloͤſten!
Erleucht mit Weisheit den Verſtand
Und komm, das Herz zu tröften.
Sey, wo wie wandeln, unſer Licht!
Verlaß uns auch im Tode nicht!
Wir trauen deiner Treue
Es ſey uns erlaubt, — doch ohne unfere Pr |
tif zu befchäftigen, eben Dies Sieb aus dem Berlini⸗
ſchenSeſ ungbuch zur Bergleichung hierher zufegen, _
1, Allein Gott in der Hoh fey Ehr Fu
an Dank fey feiner Snade - ot
Er forget, daß und sinmermehe
Gefahr und Unfall ſchade.
Uns wohlzuthun ift er bereit,
Gein Rath ift unire Seeligkeit.
Erhebet ihn mit Sreuden! "
2. 3a, Vater! wir erhehen dich
Mit frendigem Gemuͤthe.
Du ra ad.
5 us. Unend-
N
313 "Nie anahöe Sri
Ä Unendlich groß iſt deine, Macht 8
Und ſtets geſchieht, was du bedacht?
| Wohl uns, daß du regiereſt!
3 . D Jeſu Chriſt, des Hoͤchſten Sohn!
J Dich, feinen Eingebornen, |
| . Dich fandte Gott vom Himmelsthron
Zur Rettung der Verlohrnen.
Du Mittler zwiſchen uns und Gott,
I Hilf uns im Leben und im Zods
Ervdbarm dich unfer- aller. RE
74 D beilger Geift! du Seit von Gott,
v Erleuchte, beßre, troͤſte,
u Die Jefus Chriſt durch feinen Tod
„Zum Dienft des Herrn erlöfte..
Auf deinen Beyftand hoffen’ wir;
Verlaß uns nicht, fo find wir hier
ı Un auch einſt ewig ſelig.
Bir haben es ſonſt ums zur Regel gemacht,
die Güte eines Geſangbuchs und die Weisheit in
. bey Wahl der Lieder aus den ſogenannten Jeſus⸗
amd aus ben Abendmaalsliedern am erften zu
beurtheilen: und wir haben Dazu Urfache gehabt;
“ denn hierimen (und etwan auch in Bußliedern)
Bat die falfche Myſtik, die andächtelnde Tänbeley
v and finnliche Schwärmierey, immer bie gefährlichfte
Feindinn und die gewoͤhnlichſte Gefaͤhrtinn beym
‚ Goteesdienft, ihren wahren Eis gehabt, : Mit
- Vergnügen finden wir, daß in den erftern, welche
- bier weit fchicklicher unter die Rubrik; chriftliche
Befinnungen gegen Jeſum, geſammlet find,
die reine Mufe der verbeffernben Sänger entweder
bie ie myſtiſchen Sieber verfioßen ober gemitdn hat:
on ren Geſu
NMeues Antpachifches Geſangbuch. 33
Neſu, komm doch ſelbſt zu mir, haͤtte feine _
Schonung verdient): in den Abendmaalsliedern
herrſcht dankbares Gedaͤchtniß des Todes Jeſu,
wie es beym Abendmaal ſeyn fell: nur einige Aus⸗
droͤcke, welche zwar kirchlich, aber unbequem
find, fo gelinde fie auch lauten, duͤrften nad) ge»
beffert feyn. — Es ift ung genug, jeden, dr.
guten Geſchmack in ber Religion und den Büchern,
welche Religion fördern, fucht, diefes Geſangbuch
zum Gebrauch befänne zu machen: unb unfern
Gegenden zu einer fotchen Erſcheinung Oluͤck zu
wuͤnſchen! — Man fpricht ſonſt zuweilen von der
anſteckenden Reformationsfucht: aber es muͤſſen
nicht alle Gegenden von diefer Keinigungsfeuche
angeſteckt werden Fönnen. Welche? wollen wir
pe fagen:s und warum? wollen wir nicht unter⸗
won | | |
+,
- Andere eheotogifhe Schriften.
Pre, Die Einladung zur Feyer des
letztern Michaelis feſtes handelt de compa.
rotione Chriſti cum angelis in Epiſtola ad He-
braeos Cap. I. und trägt Namen und Charakler
- von Hin. D. Tirtmann. -Nad) einigen ‚allge
— meinen Anmerkungen über die Abficht und den
Plan des Briefes an die Hebräer, d. i. folcher
Chriften, die ſich von der Anhaͤnglichkeit an das
' - ‚mofeifehe. Gefeg nicht fosmachen fonnten, unter:
ſucht er zuerft, warum Paulus Chriſtum mit den
_ Engeln vergleiche ?: - Die Urfache ift nicht allein
- ‚die Gervoßnpeit der Juden, den Meßias mic grofe |
fen Männern in Parallele zu feßen, fondern aud),
und en in der Meinung ber Juden und
Judenchriſten, daß das moſaiſche Gefeg durch bie
Engel bekannt gemacht worden, und hierdurch ei-
nen ganz hohen Werth erhalten habe: da im Ge-
gentheil bie chriftliche Lehre ohne folche Feyerlich⸗
keit durch den Menfchen Syefus, -publicire ſey.
. Mad) diefer Hypotheſe der Juden ſchließet nun
Paulus, daß, wenn es auf den modem tradendi
“(oder vielmehr auf das’ inftrumentum) anfomme,
bie ‚neue Religion weit vorzüglicher ſey, weil ihr
Urheber weit uͤber die Engel empor rage. Die
Beweiſe Pauli werben nun aus einander geſetzt,
und erklaͤrt: der erſte aus Pſee, 7. welche Stelle
u N richtig
f
=
Alndere theblogiſche Schriften. u;
rihtig von der feyerlichen Erklaͤrung Gottes,
daß diefer fein Sohn fepn, veritanden wird, und
ausPſ. 97, 7. Beyde Stellen follen beweiſen,
Jeſus ſey Gore, den die Engel anbeten: der an⸗
dre Beweis Pauli iſt aus der allgemeinen Her
ſchaft Jeſu hergenommen, da im Gegentheil bie
Engel une Diener feyn. Das legtere findet der
Hr. D. auch ausdruͤcklich in Pf. 104, 4. den er
mit den alten. Auslegern paſſend gu der Schluß⸗
art des Apoſtels erklaͤrt: er: braucht feine Gu⸗
gel, wie. die Winde d. i. wie er fid ben feiner
Regierung bee Winde und, Blige als feiner Werk⸗
jeüge-bebient , fo bedient er fich auch der Engel:
beyde find ihm zu Beſehl. Das erftere in den
Stellen aus Pf. 45, 7 fgg., welche er mie Ms
tus verſteht, unb Pf. 102, 26. wo die. Sefart dA -
Gas als die ſchwerere vorgezogen md erir hert
wird, daß Srurren auch heiße mutabis, und He⸗
frbius‘ es durch Ferdew erkläre. Den Tegten
Vers, der bie wunderkichen. Worftellungen von ., .
den himmliſchen Scjuggeiftern und Wächtern.
über. die Froinmen erzeugt hat, . faßt der Hr.
>
D. in dem rechten Geſichtspunkt, wenn er. ber
hauptet, Paulus bezeuge nur damie, daß ih
Bott ehehin "der Engel (im A. T) bedient da» °
de, feine. Wereihrer. ans Gefahren zu ertetten:
demn garyesas wird von jeder. Errettung gebraucht
Und xAygovoisesv heißt überhaupt, "conlequi. Die -
der-zu überfegen- ft: Sind nicht alle Engel (we -
ihrer im A, T. Meldung geſchieht) Boten Gottes
zum Heil feiner. Verchrer? — Es iſt doch
ſchwer in folcher. Kuͤrze fa lehrreich zu fon. =
0. N 2. Er⸗
⸗
—
V.
2 —3
*
u Ardere theologiſche Schriften.
2. Erllangen. Hier hat im Nevember v. J. der
Hr. Prof. J. W. Rau ſeine Inauguraldiſputa⸗
tion: de dignitate religionis Chriſtianae ex eis
"cum Mofaicis legibus comiparatione ad. 3Cor. 3,
6-8. Sect: I. vertheidigt. . Außer Zweifel hat Pau
‚Ins in den beyden Briefen, befonbers in zweyten
an die Eorinthier , eine polemifche Abficht auf ſei⸗
‚ne Gegner aus dem Judenthum, weiche die Wür-
de, und alfo auch Die Fortdauer ber juͤdiſchen Res
figion firenge und eifrig behaupteten ‚mb Pauli,
"als eines Heidenlehrers, Anfehen zu fihmächen
fuchten. Dies rettet er, ba er von feinem Beruf
gum Sehrameredet und Veranlaſſung nimmt, in
dem angezeigten Abfchnite die große Vorzüglich“
keit der hriftlichen Religion aus ber Parallele mit
. ber mefaifchen zu beweiſen. Er nennt außer Zwei⸗
- fel die legtere yezupn, nach dem hefannten Ge⸗
brauch .diefes Wortes im N. T. Joh. 5, 37. u. a.
‚und aus ber bekannten und natürlichen Urſachen,
weil dieſe Religion ſchriftlich iſt bekannt ges
macht worden. Hiervon gebraucht er als Ge⸗
genſatz Aveuum,, worunter bie neuern Ausleger
wiemlich einſtimmig wegen des. Antirheton die
chriſtliche Religion verſtanden haben. Wider
diefe Meynung ift die Unterfichung ‚des Hrn.
D. R. vornamlid gerichtet, ‚ indem ‚er zu be⸗
weiſen ſucht, daß fich feine Stelle des N. T.
mit Sicherheit für diefe Bedeutung des Wore
tes Aryeupn anführen laffe. ‘Denn Joh 3, 5.
fey av. Gottes Beift, weil es dem ewe£ ent:
gegenſteht und ſonſt mie. der Formel .yarı9.
en Te Pen derweqhſelt wird. (Hr. Teller
kann
\
. x... hy ’ 7
„
Aamdere enge Eisen. an .
kann 6 aber“ auf die Parallele ı Peir. 1, 233.
berufen.) Rom. 7 6. wo Hr, Teller abermals
unter xuw. ven. die ‚Ehrifliche Lebre | ver⸗
ſteht, erklaͤrt Hr. DR R. lieber de animo hu-
mano, veluti renouato, ‚wie Roͤm.6, 4 (Dies.
möchte der. Gegenſatz TaAmorns Yonumotos .
nicht recht‘ leiden. -Denn dies kann doch nicht
animus humanus, nondum renouatus, oder.
- der alte Menſch fern.) In eben: biefem
Brief 8.8, 2. iſt zwar voros r. Ar. bie chriſt⸗
liche Lehre, aber wicht ziveuun an ſich: welches
ganz richtig iſt. Gal. 6, 8. kann es eben ſo⸗
wohl der h. Geiſt ſeyn, nach deſſen Anerieben
die Gläubigen Handeln. 1 Tim. 3, 16; findet bie
/
Bedeutung: Chriftliche Lehre gar nicht flart.
Die feheinbarfte Stelle für dieſelbe iſt ch. 6, -
63. - allein ber Hr: D. gende ‚ daß die eine - .
orte, die. id) rede,
find Beift und Leben, jene Bedeutung nicht 2
Erfidrung. Jeſuz Die
zu laſſen, und erflärt Tyeyum von ber Kraft
Gottes in Jeſu Chrifto: der in mir woh⸗
nende goͤttliche Geiſt macht gluͤcklich, nicht
mein Leib; und hernach: meine Lehren find -
mir dur ch göttliche Rraft inſpirirt. (Hier
koͤnnen wir nicht beytreten. Wir ſehen die
Außerung Jeſu rw önuara u. ſ. w. als die au-
thentiſche Erklaͤrung an, mas der rveup Gan- -
morsy ober Zvsuna x. Can fey: und badurd). ift
die Stelle deutlich genug.) en dem aflen aber
folge noch niche, ‚daß zveuuu auch bey Paulo,
2 Cor. 3, 3,6, die chriſtliche Lehre ſeyn müffe: \
und es Fan bie. Remung be⸗ am D RR
wohl
'S8 ° Undire cheologiſche Shhriften.
wohl Mate finden ; daß Kvavyioc der (piritus di.
vinus fey, welcher als ‘der Urheber aller guten
!
Gefimungen und aller Wahrheit beym Chri⸗
ſtenthum im N. T. befchrieben wird: und def.
fen Wirkungen wohlthaͤtig, belcbend, begiiz
chend, wie die Wirkungen ber moſaiſchen Reli⸗
gion niederfchlagendb und traurig find; (Man
‚müßte es alsbanı doch einräumen,“ baß das
ort in Metonnmie ftehe und. caufa pro ef-
fectu gefeht werde) — Den übrigen Theil die⸗
les Abſchnittes wird der Hr D. zu einer an.
‚dern Zeit erläutern, wie er verfpricht und wie
“wir hoffen. Zu diefer Promotion. hat D. Ro⸗
ſenmuͤller ein Programma gefchrieben,. in wel⸗
‚em er-quorundam patrum fententias de fpi- |
‚situ et litera 3 Cor. II, 6. geſammlet hat. Ori-
genes baute auf dieſe Stelle feinen: Brundfag
‚vom eigentlichen (liteta) und inyſtiſchen (fpiritu)
- Gin. Auguftinus fehrieb ein eignes Bud), de
ſpiritu et litera (wiewohl der Titel unbequem,
nielleicht falſch ft) und erflärt Ye. vom Geſetz
Fyv. vom heil. Geift: Tertullian (L. V.& 16 ad
Marc.) nimmt wr. dom Evangelis: Chryſoſto-
Iungen von Auslegungen der Kirdienväter-über
mus ad-h. 1. von der Taufe: — Soldie Sam.
ſchwere Stellen bürgen nicht ſtark für die tra-
“ dio exegetica,
„ Ende des Il. Bandes vierten Stucks. J
D. 30h. Coritapp Docherlin
E auserleſene⸗
Theologiſche
N
darinnen
on den wichtigſten theologiſchen
‘ins und. auslaͤndiſchen
Sagen. und Sörirten.
u Machricht gegeben wlrd.
Zweyter Band funftes Stuͤck.
— — —
Leipzig,
Verets Joh · Oottl. Oman, Breictopf, vain ä
Innhalt—
u I. ss. App. feptem epiftolae catholicae — et
Actus Apoſtolorum. ed. C. F. Matthasi.
I. IL. Chr. Biel novus theſaurus philologicus,
F. Lexicon in-LXX.:T.U. ul ed, Mutzen-
becher. ’
III. FL Iofephi Opera. T. J ed. Pr Öberthir.
IV. Chr Sr. Rösler Bibliothek der Kjrchenvaͤ⸗
ter, Zweyte Periede. Erſter und zwegte
Band.
V. Ueber 23 und Geier Ton
C. A. E. Decker,
vi. Andre thenlogifche Schriften,
Auserleſene
Tbeol ogiſche Bibliothek.
Be
SS. Apoftolorum feptem Epiſtolue
catholcae. Ad Codd. MSS. Mofgg. pri-
mum a fe examinatos ‚recenfuit,. variasg
ledtiones, . animadverfiones criticas et in-.
edita ſcholia graeca adiecit, verfionem.la-
tinam vulgatam codici diligentifime feri-- '
conformiavit et edidit- Chr. Frid. Matthasi, '
pcoE Mofguenfi. Rigae 1782. 8. 20 plagg.. ':
S Lucae Aus — graece et
laüne. Ad Codd. Moſqq. — recenſuit et —
edidit C. F. Matthaei ib,'eod.' 1'%lpf,
je vlele Bibliotheken mögen wohl ihren
Aufſehern ſtebenʒig Handſchriften, die
zur Kritik des N. T. brauchbar und
noch nicht genuͤtzt ſind, anbleten? und wie viele
— €a Aufı ·
=
L un . - Bu 7
993. ‚pp: VII. cacholl. — *
⸗
Aufſeher folder cherfammfungen mögen wohl
inr ſich den Beruf , ihre Schaͤtze zu nuͤtzen und her⸗
vorzuziehen, in dem Maag und mit der Wirkung,
wie Herr Matthaͤi fuͤhlen? Man muß ben Fleiß
und den Eifer eines Mannes ſchaͤtzen, der aus ei⸗
ner erſtorbenen Gegend zu einer Zeit, da andre
Gegenden oͤde liegen bleiben, dem kritiſchen Forſcher
M.T. neue Nahrung in großer Menge zufuͤhrt,
und wenn auch feine Hanofhriften nicht alle wich“
eig, ihre Leſart nicht immer.erheblich, felbft fein
kritiſches Urtheil nicht immer gerchärft, bewährt,
mit andern richtigen Grundfäzen der Kritif ein.
ſtimmia, und befriedigend feyn ſollte: fo iſt Hoch
das Gefchenf,, aus ſo vielen Handſchriften Barkarıa
gen mit einer Genauigkeit, die ganz muſtermaͤßig
iſt, geliefert zu huͤben, erheblid) und des; Danfes
werth. Doch da er nicht. nur Collationen änge«
; Fette," fondern auch eine eigene Recenfion des N. T.
zu ediren anaefahgen, und aus feinen Codicibus
aid) Scholien zum erftenmal edirt hat, fe müffen
wir in unſrer Anzeige ſeiner Ausgabe und zur Er⸗
leichterung einer-richtigen Schaͤzung und Beſtim⸗
mung ihres. Werths auf dreyerley Unterſuchungen
uns einlaſſen; erſtlich auf die Beſchaffenheit und den
Werth ſeiner gebrauchten Handſchriften; ;.jwepteng
auf Die van Ihm vorgezpgenen, Leſarten und bie
‘Gründe, wornach, er bey der Auswahl derfelben
urtheilte; und drittens auf. den Werth ber aftem
griechifchen Säelien, bie er im Anfang otpructen
tale | -
. “ ’ —
2 “ ’ 7 v AR
‘
—
Noch koͤnnen wir nicht von allen ſeinen Hand⸗
ſthriften reden, ſondern nur von denen, welche er
in ven zwey oben angezeigten Bänden feines N. T.
gebraucht har, deren an der Zahl funfsehen find.
Er Hat ſie alle mit Buchſtaben hezeichnet, (ohne
Ordnung und Ruͤckſicht auf After oder Wichtige
keit,) ihr Alter anzugeben .gefucht (zuweilen ohne
Gründe) und von den erheblichften unter ihnen
aud) Proben’ in Kupfer ftechen laffen und benge:
füge. Wir wollen von ihnen nad) der Reihe ren
den, aber nicht nach der Ordnung der Buchftaben,
womit / fie benenne find, die ohnehin willkuͤhrlich
ft; auch nicht nach Der Ordnung des. Alters, denn
diefes kann man ohnehin nicht Jicher -beftimmen; - |
es kommt auch nicht viel darauf an und wir. ur⸗
theilen über das Alter mancher dieſer Codicum zus
meilen anders ala Hr. Matchäi; noch viel weniger -
nach der Güte der Hardfchriften;- denn das Urtheil
über dieſe forderte ſchon einen langwierigen Ge-⸗
brauch und eine weitlaͤuftigere Unterſuchung ihrer
Leſarten, und es wuͤrde auch, nicht allgemeinen
Benfall erhalten, da wir die Charaktere eines gu⸗
ten neuteftamehtlichen Tgder noch in etwas anders
ſuchen, als in bei Fleiß und der Genauigkeit ele
nes Kopiften, in ber geringen Anzahl von Schreib»
fehlern, in den Korrekturen, die ein Coder hat
ober wohl gar in der Uebereinſtimmung deffelben
mit dem textus receptus „. wornach, wie es ſcheint,
Hr. Matthaͤi die Saubfäriften 9.2, zu ſchaͤzen
niche ganz ungeneige iſt. Wir muͤſſen fie vielmehr
NT EZ nach
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224 . Epp. VI eatholl. ,
nach ihrem Inhalt claſſificiren, und nach denſel
ben koͤnnen wir vier Clgffen machen, \
. IIn die erſte feßen wir die zwey Handfthriften,
/ welche das ganze N. T. enrhalten und hier mic den
Buchftaben K und L bezeichnet find... Die erftere
aus dem 'tıten, Die zweite aug dem ıaten Jahr:
hundert: jene‘ ſchoͤn und accurat, dleſe Mein und
deutlich Sana ‚Bon der erftern wNHr. M.
erſt ausführlicher beym Evatigelio Matthäi reden,
Dürfen wir mit unferer Schaͤzung vötgreifen,, fo
iſt Cover K unter den Moffauifchen,dem Rang
nach der dritte. Je geriauer der Kopiſt war, de⸗
ſto denkwuͤrdiger find ſeine elgnen oder ſeltnern Leſ⸗
orten, welche er liefert. Wir wollen hur eintge
davon anzeigen. Ap. Geſch. 13, 29. wird esvay
ausgelaſſen; V. 41. wird geleſen xay — ä—
x Sauuacere; Ebendaſelbſt ſtatt eovo R mMit
Huslafung des_seyor, bios d gefeit. . K. 2625.
To suayyeruov ſtatt vv Bacılaer. V. ↄ6. dio
‚ #e (das woy fehlt ſonſt) wagrügong. Im übri:
gen gefelle er ſich öfters zum Coder M deg Hrn,
. Die zweyte Handſchrift L ift die befünderfte
Erſcheinung unter allen’ a then Codicibus;
denn fie Bar bie zahlreichſten Eigenheiten, befon-
ders in der Apoſtelgeſchichte. So fehr ſie hier⸗
durch die Aufmerkſumkeit vege gemacht, ſo wenig
finder. ſie in den Augeh des Hrn. Prof. Beyfall,
weil, wie"er füge, manche Varietaͤten ſehr will.
kuͤhrlich, andre aus den Lectionariis, andre ſefar-
ten nach 'ebrent eghptiſchen Exemplar latiniſtrend,
noch andre endlich graͤciſirend d:1. der reinern grie⸗
Br chiſchen
—
—8
W . . F ” 4A
et Altt. App..ed, Maithaei. 325
chiſchen Sprache gemaͤß eingerichtet find, Doch: _
fiehe er voraus, daß andre günftiger won biefem -
Eoder urtheilen werben, als er, (darunter find
wir auch.) Die Uebereinftimmung der $efarten
befielben in ber Ap. Gefch. mit dem Cober A. E.
und 40 Weiſt. auch oft mit Ced. 7. 25. 27. 29. 30.
erwecken fuͤr ihn eine guͤnſtige Meinung und die ſo
ganz ungewoͤhnlich häufige Entfernung von ben
übrigen Handſchriften in Meſkau und dem ges
wöhnlichen Tert beweiſet hinreichend, daB fein Ori⸗
ginal ſich von der Recenſion der fpätern Jahrhun⸗
derte mit Vortheil entfernt bat. Wir zweifeln
auch durchans nicht, daß der Beliker des Coder
A ben Hen. Matthaͤi — der tr fo hoch hinauf⸗
fest — eben biefen Coder L oder fein Original in
Händen: gehabt, verglichen und feine Handſchrift
zumeilen ‚daraus gebeffert habe Die Beweiſe
find ganz offenbar. Ap. Geſch. 20, 1. hat allein.
ber God. L., urrosserrz ever für reoonseAssapevos
8.17, 12. Alein anexovra für amwexora, K.
13,26. Töv Aoyoy Fov. zvesou. für rıv Te des oder:
alle dieſe Leſarten finde ich, nach der Anzeige bes
Hrn. Matehäl, auch am Rande des Cober A bes
merft. Muß nicht fetbft ber Beſitzer defielben fie
und diefen: Epber für wichtig gehalten haben? Er
wird es. immer mehr in unfern Augen, je mehr
wir ihn prüfen; ob wir gleich ihn fo wenig’ als je⸗
den andern zur fihern md allgemeinen Norm ma»
chen werben. a en |
Zur zweyten Klaſſe rechnen mir bie Hand»
fhriften „weiche die einzelnen Buͤcher N. T.
FE. bie
m
=
a
,
\ ”
26 u Ein. vo, entholl.
bie Gier gedruckt find, enthalten: Darunter begyeift
C. D. F.M. die Apoftelgefchichte und bie tem
chen, Fathefifchen und Paufinihen; Briefe M. T.
Der Coder'C ift ſchon auf Papier gefihrieben, aus
dem ısten Jahrhundert, von einem. nachläßigen
Kopiften, ‘aber, wie ber Hr." Prof. glaubt, aus
einem guten Hriginal, 4 Die Recenfion des Eu⸗
“ thalius, Damafcenus u a. liegt daben wahr⸗
Reini zum Grunde, : Einige Singulariräten
find: 4, €. Jac. 2, 24. morns ſtatt Aorov. 2 Pet.2, 18.
orrœs für avras, 1 Joh. 3, 17. ron oAev Bor). —
Eoder D. aus dem ııten Jahrhundert, ber auch
‚ alte Schofien hat, welche über. die katholiſchen
- Briefe ganz und über die Ap. Geſch. auszugsweiſe
dieſer Ausgabe angehänge ſind, hat ſchon um deß⸗
willen unſre Aufmerkſamkeit, ich will nicht Bam
unfer Vertrauen auf ſich gezogen, meil Herr M
von ihm ſagt, daß er zwar mit viel Fleiß abge»
fehrieben. fen, aber viele,. oft unwahrſcheinlichs
. Kleuerungen (d.h. Abweichungen, van der. her⸗
. gebrachten Recenfion und den uͤbrigen Handſchrif.
ken in Moſkau habe. (Er gefiel uns noch mehr,
weil er mit dem Cober L, von dem wir oben re⸗
deten, und mit andern ziemlich gewichtigen Exem⸗
N
#
plaren, bey denen alte Originale zum Grunbe-fier
gen, fehr häufig zuſammentrifft. — Coder F
aus Soe, XIII. ſoll in der Ap. Oeſch. und katholi⸗
ſchen Briefen den koſtbarſten Handſchriften an
die Seite geſetzt werben koͤnnen, (cuilibet prue-
flantiffess aoquiparandus eftz- vix enim bis ex
, Lectionarlis coloreın duxit, fügt Hr. M.) uur in
er de
b 2
t Al, App. ed Mathac” Wh
ben Dauliniſchen Welefen iſt er nachläßfger. (Set.
ne Bartantan derrathen das mittlere Zeitalter;
denn felcen hat er Sefarten ber Alteften KRecenfionen;
Boch hin und wieder etwas eignes 3. E. ı Pet.3,5.
anzerms flat &rwrins. i Joh. 5, 16. vos ie
senrney: Corteltiken, 2 Per. 3,3. hat eine befr
ferude Hand vusadei'ätrs yuscofes, I Joh. 2, 2. uo-
vor. quo udvom gemacht; duch verſchiedne Leſarten
om Rande z. E. Pet.i, i1. enrqs-) — Eodet
M. den der Editor ins zıre Jahrhundert ſezt, iſt
vom Abſchreiber· mil! viel Fleiß auch genen andre
Handfſchriften verglichen umd ihre Wärkeräten ent⸗
weder in den Text eingetragen ober am Rande ver⸗
zeichnet worden. Dieß keztere zieht den Kopiſten
einigen: Tadel von Hrn. M. zu. (Wir moͤchten
tieber :feine Treue lsben: es ſind auch die Zuſaͤze
nicht ſo Häufig, Einer der wichtlgften möchte ſeyn
2 Joh. 7. ei ris EC opoAoyes Incav Xg. sv euexi,
den auch Cod. 7. und-r7. Werft. har. Auch dies
fer Codex war in ben Händen des Verfaſſers und
— des. Cod. A Moſq. wie es ſcheint. — -
Zu Blefen Glaſſe wollen wir auch den Cüber A ſelbſt
rechnen, ber im etſten Theil mır Seffionen aus der
Apoftelgefchichte , im zwehten Die gefammten Bries
fe N; T. im dritten ein Menologium enthaͤlt. Wir
haben es fchon gefägt, daß Hr. M. mir feinem Lob
dieſer Handſchrift fo Hoch als in der Beſtimmung
ihres Werths ſteigt. Wenige andre follen ihm
an Guͤto gleich Formen und feine Leſart wagte ee . "
ohne Beyſtimmung dieſes Zeugen zu reftituiren.
Man muß begierig ſeyn, zu wiſſen nach welchen
ze 3 Grun⸗
ft
—
BEN
—
u. ER |
SGSednden gerabe Diefe: Handſchtiſt einen ſo bohen
Hang erpäle? Ihr Alter iſt / es aicht; denn fie iſt,
wie Hr. M. glaubt, aus dem ıpien eben sten
Sahrhumbere. Ihre. Uehereinſtinnmung mie.den
aͤlteſten Keceufionen auch nicht; denn auf, Diefe
ſcheint Herr M. nicht viel zu. reinen: ſondern ih⸗
re Quelie, weil fie ex optimo exemplo : ( Scha-
Be! daß wir nur die Charaktere nicht wiſſen, wor⸗
nach. diefe Güte beftimme werden fol) —* iſt,
nund bie Sorgfalt ihres Beſizers, welcher damit
mehrere Erenplare. coflationief, ‚die Varianten am
J Rande ſehr fleißig bemerkt, und beſonders auch in
der Ap. Geſch. angezeigt hat, wie man in.der Kir⸗
‚he den Originaltext geändert: habe, um bie Abs
ſchnitte zu -Firchlichen Vorlefungen bequem einzu⸗
richten. (;Dieß legtere ift in der That aͤußerſt wich.
N ig, mel man daraus viele Zufäge kennen leynt,
die ſich we. in die Lectionaria und durch. Moͤn⸗
ſchenhand duch in die Codices eingefchlichen haben,
wovon unten wichtige Beyfpiele follen angeführt
- werben, Uebrigens, da der Hr. M. erfl.in ber
Morrede. zur Offenb. Foh.-diefen Coder auoficheli⸗
cher beſchreiben will, muͤſſen wir Geduld Haben,
um zu ſehen, oh er werth war, das erſte und ent⸗
ſcheidende Votum bey riner kritiſchen Ausgabe
MN. J. zu fuͤhren. Mach meiner Meinung —
ad ich. hoffe, daß mehrere behutſame Kritiker fo
denken —.iſt die Vorliebe zu; einzelnen. Hand⸗
Khriften allezet ein Fauſirick fuͤr die Unpartheylich⸗
kreit jn per Kritik, befonbegs beym N. X: und in
dieſem Foll um fo mehe-d Buß ee
3 haben,
N
"er Ad App- ed Mae, “39
heben, ‚bag Alter und bie Wichtigkeit des Cop. A'
emwas — berabzufegen:_jgres, weil der Schluß
auf das Alter aus ben Schriftzügen ohnehin ber
trüglicdh if}, „und, wie wir ſchon anmerften, der
Abſchteiber Die oben angeführten fpätern Codiced
LM. aud) den Coder E, deffen wir hernach ge«
enter wollen, waßrfheinlich wor Augen gehabt
fat: wre noch ermeißtich, daß einige Scholien
deffefben. von ' "Euch mius gabe | fen, wiq
Fi eibft anfängt (©. 30. der Borr.) vers
auf aber wegen vorausgeſe ztem Alter des Co-
der niche ‚glauben wollte; fo würde ohnehin die
Neuheit | des Coder entſchieden ſeynz dieſe aber, die
Vihtigfeie der Handſchrift leidet einigen Abfall,
bald dedacht wird, „daß feine $efarten mit ben
Erempfaren Des Curhalius, Damaſcenus und Des
cumentus,.,d, i. mit der roͤmiſch « orientalifihen,
er conftanfinopofitanifehen —7 — ion Fr den —
hin Sreechneten Handfchriften
Niren.., Daß darunter viele ge
bar; aber die Kirche zu C flantinopef tee
6 Urtert des N. T als’ ein Depofjtuin,
Unter, bie, guten und ſeltnen ke diefes Coder
ichnen, wir nee 3,17. eußiosugrros welches Worg
wir in jener
ds,adıgaeızos: allein die Zeugen find zu fpars
fin.) — Der Cover G, ber älfefte, ber einzige
mit Unstalbucyftaben gefjriebene (doch iſt er mie
einer Katena von kleinern Buhſtaben verbraͤmt)
urhält bloß die Briefe N. T. und foll aus dem.
telle weit lieber annehmen moͤchten.
ten Jahrhundert jeypn. Eine weitläuftigere Ber
rhunder: Fin. ' —*
‘ -
36°" Epifie VI. earholl‘ °”
ſobrribung ſoll erſt ben der Offenb. Joh. vorfom-
men,. (Huch ohne dieſe muͤſſen wir ſchon geſtehen,
daß fein Tert nicht zu der altern Claſſe von Hand» |
fehriften. gehört.) — Hieher zählen’ wir endlich
noch den Eoder H, in welchem wir zwar eigentlich
nur Scholien über die Ap. Geſch. ud Briefe N. T.
aber doch aud) bin und wieder Stuͤcke des Textes
finden, und wo in der Ap. Geſch. von Kt. 9,12. an
Der griechifche Tert zwar von einer fpätern Hand,
boch ex codice praeftantitlimo ( unter ben Neu⸗
gen) am Rande bengefihrteben fit, _
BEinzelne Stüce der Ap. Geſch. und Briefe
enthält ein: fogenannter ‚Praxapoftolus im Cod. B
fus dem roten oder zıten Jahrhundert, der nach
der Vermuthung des: Hrn. Matthai It Egnpten ges
ſchrieben, und, wie er S. 163, der Adl, Ap. fagt,
älter als der Coder Alerandrinus If. (So
fehr hat doch noch niemand dieß ehrwuͤrdige Alter
| dm angetaſtet, und ihm den Schmud der grauen
. Haare, die es fo fichtbar trägt, auszurauffen ge:
ſucht. Doch ift der. Cod. B. in Moffau‘, der mit
dem Cod. Alex. ugs’ Alter ringen fol, mit klei—
nern Buchſtaben geſchrieben, und har nur das
Verdienſt, daß der Abſchrelber ein gutes Geſicht
ünd eine treue Hand zum Kopiren hätte, Die ge⸗
ringe Anzahl feiner eignen Leſarten und "feine Har-
maonie mit, Cod.25. und 39. Werft. beftimmen fein
Alter ,. feine Claſſe und feinen Werth.) Er trift
Auch viel zufammen wit, Cod. E. Mofa: einem an,
dern Praxapoſtolus/ aus dem 12ten —
über deſſen Guͤte nichts entſchieden wird. ao
. ſchen
27
a.
" etAd App. ed,Matshaei, .: z98
khen Cod. M. Moſq. und E. ift merkliche Aehnlich⸗
keit und auch hier moͤchten wir Yermuthen, E ſey
vom Befiger bes Tod. A collationirt worden, We
niafteng .ift die Leſart 1 Pet. 1, 12, Uropavn ſtatt
vraren, weiche ivie nur in God. E finden, am
Rande des Cod. A. beneift. Man trife auch Cor.
rekturen bey ihm an. z. E. 1 Pet,4,1. Ferauray
wm anarrıes, wie, auch Cod. O und L haben.
1 Pet.5,5. verwechſelt er das Wort eyrarzurz. de
mir —XRXE auch ex correctione) — Ein
Eon. tz von gewoͤhnlichen Gehalt, welcher 1116 ges
ſchrieben iſt, hat nur einige Lektionen aus dein ka—
tholiſchen Briefen.
Endlich nügte Hr, M. noch vier neuere Zi:
thologia ; drey aus Sec, XIV. und XV. die er ẽ.
x. und \unenme, in beyden Theilen: Das vierte
mit bezeichnet, das erfte 1602. nachläßig aber
doh aus einer Haridfchrift abgefchrieben worden,“ -
tur über Die Apoſtelgeſchichte. “Sie find ihm me _
gen der vielen Menerungen verdächtig: (aber diefe
Neuerungen werden öfters durch alte Handſchrif⸗
ten beſtaͤtigt.) N
Aus diefem gefammten Borrarh bat nun der
HM. für gut gefunden, eine eigne Kecenfion
26 Tertes N. T. zufammen zu tragen, bey wel⸗
ber er die richtige Sefart' lediglich nach feinen
Handſchriften und hauptſaͤchlich nach feinem Eder
& zu beſtimmen füche. (Dieß koͤnnen wir fo mer _
rig billigen, als. andre Kritifen, Die dem Cod.
Alerand. die erſte entſcheidende Stimme erfauben.
Aber noch weit weniger halter wir es fuͤr gefunde
Zu a 4 und
. J
- u
. -
\
’ Pr) 1 J /
» -
. a u Fe | |
30° Ep. VI heholl. "
und fichre Kritik, wenn die alten. Ueberfegungen
und alle Schriften der Kirchenväter fo. fehr von
dem Recht, auch eine Stimme in der Wahl ber
Leſarten oder wenigftens beym Urtheil über die Guͤ⸗
te der Hanbfchriften zu haben, — man, weiß
ſchon, unter welchen Vorſichtsregeln fie zu gebranı
hen find — ausgefchloffen werden. _ Unter den
Verſionen gefteht Hr. M. nur der $ateinifchen ei⸗
nige Autorität zu (waͤre dieß nichr, fo hätte er
auch den Tert ber fateinifchen Verfion aus einem
‘ Codex Demidovianus des Sec. XII. nicht dürfen
abdrucken laffen ): die übrigen haben wegen tb;
zer unbetannten Befchichte in feinen Augen
einen geringern Werth; und die Kirchenväter gel=
. cn nur fodann, wann fie mit (mehren) Hands
ſchriften einftimmen: als ob nicht jene und dieſe
ältere und reinere Handſchriften vor fich gehabt Häc-
ter, Dech dieß ift bekannt. (ber ob man Eos
dices Einer Bibliothek für hinreichend halten fann,
- "da, wo mehr Subfidien” zur Berichtigung Bes
Tertes vorhanden find, wo es möglid) it, daß
Ein Eoder zwar von mehrern in eben diefer Samm-
fung überftimmt wird, aber doch andre, Zeugen
noch für ſich bat: baran ift billig zu zweifeln.
Wenn wir 3, E. aus den Codicibus Regiis in Pa-
vis, ober aus denen im Vatican, oder den-Coif-
. Jinianis eine.Recenfion nad) jenen; Kegeln machen
wollten, fo würden wir weber Dank noch Befall.
erhalten. ya wenn die Eodices da Ihr Vaterland
hätten, wo men fie jezt antrift: fo wäre ed wich»
tig, bie Franzoͤſiſchen, oder. Italiaͤniſchen, oder
— —— WMoß⸗
N
u er Aat app· A Make en.
Moſkauiſchen Redenfionen des N. x daraus zu
entdecken: nun aber nich, weil fie aus allerlen -
Himmelsgegenden in bie berühmten Bibliotheken
zufammengefloffen find.) — Zuweilen, bünfe
uns, habe Hr. M. gegen feine Grunbfäße und
Zeugen die gewöhnliche Leſart benbehalten. An
manchen Stellen hat es uns auch verwirrt, daß
er feine Collation nach dem N. T. des Gregorius
angeſtellt hat: daher manches für Verbeſſerung
ausgegeben wird, was es nad) dem gewöhnlichen’
Tert nicht iſt. Z. E. Jac.2, 221. — Indeſſen muͤſ⸗
fen wir eiräge Proben von feiner Kritik geben, die
von Wichtigkeit find.
Jac. 2,13. sicht er ſtatt xay RTERUN TEN
vor georaxuuyd re, mit Auslaffung des xay-
Es iſt nur in dreyen von feinen Handfchriften d,
m. und a. — fonft in feiner, und er meint, die
Ausleger hätten das zuraruuys als bas unge: |
wöhnlicher in wereniuxgoeray verändert. Wir
dichten, es fen meit eher anzunehmen, daß bie
obige Leſart nur ein Sehler“ des Abfchreibers fen,
der aiy in a verändert hat, wie öfter, auch im Cod.
Aler. u. a. geſchehen fi. RR. 5,12 iſt auf ! das
| Anfehen ven 14 Moffauifchen Codd. es: —R
ew in ben Text aufgenommen. Dieſe Ueberein⸗
fiimmung ift auffallend. 2 Pet. 2, 14. zieht Hr. M
| gleichwohl wAcovefissıs vor, ohngeachtet fünf fie
ner beften Handfihriften, auch felbft fein Cod. a
‚a prima manu für mAsovefsos fpricht. —
| 1308.56. ſezt ee nach’ aınaros noch’ ey.
—XRXXæ im den Lext, . wie fein Cod. A. und FÜ
auch
oe 0 —
l
Dre spe: vn. hol
uch. wid K. welche bo, doch —* de aus-
laſſen. Der Zuſammenhang ſpricht für dieſen Zu⸗
ſatz, den wir wegen der Uebereinſtimmung andrer
alten Zeugen billigen. Aber V.7. iſt die Stelle
von den drey Zeugen im Himmel ganz ausgelaſ⸗
fen. Alle feine Handſchriften im. Tert und in
den Scholien haben davon feine Spur, euch ber
_ Eoder A nicht, deffen Beier fo fleißig und fe. or⸗
u; dop war. ta er hat auch Bie Meanuferipte der
hriften der Kirchenvaͤter durchgeſehen, beſon⸗
ders den Nicetas uͤber den Gregor. v. Mazianz:
oͤllein auch dieſer ſchweigt. Noch wichtigeriſe die
Bemerkung, daß ſelbſt Jof Bryennius, Den
Griesbach als einen Zeugen anfuͤhrt, —* ſo
zuverlaͤßig gilt, weil man die Dede ‚In welcher
Die Stelle vorfommen fell, in feiner Mofhautgchen
Handſchrift findet. Auch Epthymius Zigabenus,
in deſſen zu Bukareſt 1710. f. gebrufter Panoplia
die Stelle. angetroffen wird, Fann nicht gelten:
demn.in den vier Mof kauſchen Manuſcrinten die⸗
fer Panoplie fehlet der V. 7. und es hat wahrſchein⸗
fd) ber. Editor aus gebruften Editionen bes N. T.
wie öfters geſchah, Die vermeinte Luͤcke ausuefzlie.
Selbſt die zu Oſtrog gedruckte rußiſche Verſion
laͤſt, grade wie die iucheriſche, die verdaͤchttgen
Worte aus und die Moſ kauiſche Ausgabe derſel⸗
ben ſetzt fie am Raude. Ueber dieſe Stelle iſt
2., auch noch in ber Vorrede 256, ein Sragnient ei⸗
nes Briefes von dem Herausgeber der Werke
Bryennii, Cugenius, ®. in Eherfon, eingerucke,
darinnen er bezeugt, er vi wirklich in dens Dand⸗
. | ſchriften
| |
\
1 .
et Actt. App. ed. Matthaei. 395
fhriften bes Bryennius die Stelle gefunden; und
ſonſtauch ‚mit den bürftigen Gründen, welche man ° .
etwan noch. vor 30 Jahren zur Noth gebrauchen
konnte, die Aechtheit derſelben vertheidigt. Die.
einzige grammatiſche Bemerkung iſt, wie wir ver⸗
muthen, neu, daß ſich das Maſculinum Tess
nicht zu den folgenden droy Neutris ſchickt: aber
man fühle es, daß die Schwierigkeit nicht erheb⸗
lich if, Ze
In der Apoftelgekchichte komman mehrete ——
Veränderungen vor, weil fie haufig aus den bectio⸗
narien interpolirt iſt. — K. 3, 20. war Hr M.
ungewiß, ob er weoxsuneuyuevov ober itzrpcuexes-
biouevor vorziehen füllte, ohngeachtet das letztere
in neun mofkauiſchen Codicibus ſteht. Er meint,
es ſey propter elegantiam verdaͤchtig. Diefe Bes
denklichkeit haͤtten wir beym Luca nicht. K.5, 36.
folgt er der Leſart des Cod. M. und A. welche zreos-
eAdn feßen; der leßtere ex correct. Da ans .
| fangs KeooerAnIN batte und‘ neoceneAAnIn am,
Rand anmerkte. Sechs andre Codd. Moſq. les
finzegsenanIn. Was gab hier den Ausſchlag? —
Mit Reche ift K.8, 37. ausgelaſſen, weil nur brey
(doch erhebliche M. L. D.) Codices ihn llefern.
8.9731, ſcheint er ſehr geneigt zu ſeyn, die lezten
Worte: Ray rg ragaeX: ulfw. als fremdes Eins
[hiehfel aus den Lectionarien wegzuſtreichen. Für -
einen” ſolchen Zuſatz rftäret.er auch K. 10,21. Die
orle rous mvdans, TUE MEd. ATOT. RN. MER -
Kuroy, welche in ſechs Codd. (boch nicht im Eod.
A.) fehlen. —. Bey K.14,36. 19, kann man aus
Doͤderl. Bibl. 2.23. 3.St. 9 ſehr
Yo,
.r I r- u _
| 336 | / Epp- va. satholl. |
fehr deurlichen Beyſpielen fernen , wie vielerien
Interpolationen in bie ap. Geh. aus. ben Lectio⸗
narien gekommen ſind.
Die richtige Leſart R 1S, 18. ſcheint. noch nicht
befriedigend genug beſtimmt zu ſeyn: daher Fchlief-
ſet Hr. M. den ganzen Vers in Parentheſe und
- glaubt nach einer wiederhoßften Unterſuchung, Daß
er ganz und gar unter die Zufäge gehöre, welche
man, wie mit vielen Benfpielen einleuchtenb dar⸗
gethan ift, am Schluß den Lectionen häufig hin⸗
zuſetzte, vt iuſtum exitum haberet ledtio, 5. €.
R.14,.18,27. und felbft in Diefem Kapitel V. 34.
Dabey difpurire er wider Griesbadis Verbeſſe⸗
rung, welcher vom ganzen Vers nur die Worte
vos ar ausovos beybehielt. Er meint, die
Worte hätten. alsdann feinen oder in Verbindung
mit bem vorhergehenben einen unrichtigen Ver⸗
ſtand, es muͤſte alsdann auch co zamses ,. nicht
6 70V heißen und man made ben Jakebus zu
einem Interpolater des Propheten, (Dieß alles
wird megfaflen, wenn .man nur überfeßen will:
. das ſagt der Zerr, der nun das ausführt
(Toy), voas inden ebemaligen Zeiten ſchon
“(aus ben. Schriften der. Propheten) befannt
‚war. ” Wäre alles -Sinterpolatiön, ſo müfte fie
In alle Handſchriften fich.eingefchlichen Haben , mie
wiitr nicht glauben Finnen) — 8.16,7. verwirft
Hr. M. den Beyſatz zyesues rou Incov, den MIN
und Werftein u. a. begünftigen, weil nur fein Eod.
‚ L.ifn hat. — (Ein fichebarer Beweiß wie man⸗
Sbhoft die Krisif a, bie 6 wenige u zu
.. Ges
t
\
\
et Ach. App. ed, Matthaei. - 337
Narbe zieht. Das Zeugnß der aͤlteſten Hand⸗
ſchriften und Hieronymi! Was für Gewicht · hat
es!) K. 17, 25. ſteht zero aayra im Tept, weil.
alle Moſk. Codd. es haben... Als die ſchwerere
Leſart ziehen wir fie vor. Er billigt auch WB. 26.
nur TEgOnTerayueveus‘, Auidquid contra diſpu.
tent viri graece docti (Erneſti in opuſc. philol.
p. 344): denn erſtlich hätten alle feine Hanbdfchrifs
ten zeoorerayp. nur Den: Cod. L ausgenommen,
wo man rerayg. findet: auch Pfeudoogcumenius
(ein ſehr fpäter Zeuge): hernach ſey in ben Hands
fhriften es leichter ,. ges mit‘ rgo , als reo mit
605 zu verwechſeln: (:ben der Abbreviatur ifi die
Gefahr gleich groß:) endlich müffe es auch als die
ſchwerere Leſart vorgezogen werben, und. bedeute
weosayparı $so0 reougoeveus.: CErneſti hat
nur Erempel für diefe Bebeutung verlangt.) —
Ben R.20,28. durfte fich der Hr. Pr nicht‘ lange
bedenfen, wie er den Tert liefern follte. "Alle feis
ne Handſchriften haben Tov xugsu za Jeov und
nach. diefer Autorität, "welche durch ‚einge Scho⸗
liaſten verſtaͤrkt wird, ſetzt er beydes in feinen |
Text. — Kap.33, 9 iſt zwar bie gewöhnliche Leſ
art begbehalten, weil er fie in allen feinen Codd.
fand: Boch gefteht er, daß bie Spelle auch ohne
die Worte un Ieouarxgwney., welche einigen: ver.
J
daͤchtig find, einen guten Sinn habe. V. 20. hält
- er uerAovran für ‚Die beſſere Leſart, doch ohne fie
in den Text zu ſezen. — Dieß werden hoffentlich
Veweiſe venng ſeyn, 2 wie ie. vorfichtig und einfejtig
\
*
\ j BE 0a J <
38 ° .. Epp. VII. catholl.
Ver Ar. Dr: bep der Menberung bes Textes ju
Werke gebt. 0
Noch muſſen wir der Prologen und Schotien
gekebenken; welche er aus. einigen feiner Codd. ab=
ungedruckt gehalten ; „aber fie ftehen fchon in des
. Zacagni colledianeis monum. veterum , Rom.
.. 1698. 4. und aus biefen kann er auch die Luͤcke er-
gänzen, bie.er gleich beym Anfange bes Prologs
=
rt,
drucden laſſen. Die Prologen über die katholi⸗
vom Euthalius. (Der Hr. Matthaͤi hat fie für
über die Ap. Geſch. in feinem Cod. Lfand. Denn
beym Zacagni fteht er S. 403. ganz unter dem
Nahmen des Euthalius, wo auch Die u denıs zen
Yaercıwn, über beyde Bücher.angetroffen wird.) —
Die Scholien felbft hat er theils unter. dem Terf
- Khon abdrucken laſſen, eheils am Ende der Brie⸗
fe und der Apoftelgefchichte. Sie find zum Theil
anonymiſch und dann treffen fie mit ben Auslegun⸗
:gen des: Chryſoſtomus und Decumenius bäufig
überein, oder es find die Verfaffer. gennut; z. €.
Anaftafius Antiochenus, Arhanafius bey den Brie-
‚fen. In der Apoſtelgeſchichte hat der Hr. Pr.
die Scholiaſten und Catenen nur im Auszug ab⸗
drucken und das bekannte ober das allegoriſche
weggelaſſen. Hier kommen gute Rahmen vor:
Apollinarius, Euſebius, Syrendus, Cyrillus Hie⸗
roſ. und Aler. Severus, Ammonius, Severia⸗
nus, Gregor. Naz. Anaſtaſius, Alexius Mona⸗
chus, Baflius u. ar Doch dienen dieſe Scho—
| lien
ON
u Ä 0
m
Bu . 1
ſchen Briefe und uͤber die Apoſtelgeſchichte ſind
% j ji
/
et. Aa. App, ed, Maihaei, 339
fen’ faſt mehr zur Kritik als zur Pfislgifihen
| Aufklärung.
‚Dem Driechiſchen Text gegen uͤber ließ Hr.
m; noch Die lateiniſche Ueberſezung aus einem Co⸗
der der Vulgate, den der Hr. v. Demidow beſizt,
und der, wie er vermuthet, ins zwoͤlſte Fahrhun⸗
dert gehört, (er har ſchon die gewaͤhnliche Abthei⸗
lung der Kapitel,) abdruden. Er hat allerdings:
viele Eigenheiten, laͤſt verfchtedne Gloſſen ber ger
wöhnlichen ‚Ausgaben der loteinifchen Verſion aus,
nähere ſich in mand)en: $efarten dem griechifchen:
Original und ift ein neuer Beweis, daß man bie ..
Bulgata — ehe fie noch mehr nach aiten Hand.
fhriften berichtigt iſt — nicht ficher genug zur
Kritik des N. T. gebrauchen koͤnne: indeſſen
wuͤnſcheen wir doch, daß ein kuͤrzerer Weg, die
Varianten dieſes — Boch nicht ſehr alten — Con
ber mitzutheilen, wäre erroählt worden: Denn das
Buch mi wird dadurch zu weirkiufeg: und zu theuer. —
U.
X
1.Chr. Biel — novustbefaurusphi-
lologieus, ſ. Lexicon in LXX. — ex b. Aut.
MSto edidit E. H. Mutzenbecher; Pars FI et
III: Hagae Comit; fumt. A. Bouvink. Y780.
We wir von, ben Tugenden und Mängeln die
ſes wichtigen Werkes, vom Werth. und.
Gebrauch deſſelben, von ber Einſchraͤnkung des er⸗
ar Pas
t
3 N
B
ge". Biel Lexiconin EKX.. |
ſtern und der Vorſicht beym leztern einft im erſten |
Theil unſrer Bibliochef geurtheilt haben: das Ednn.
— ten wir, wenn es nöthig wäre, auch aus biefen
beyden letztern Theilen, welche wir länger gebraudy |
ten, beftätigen. Der Fleiß und der Scharffinn,
die Genauigfeit und Sorgfalt fein Wort. vorbey:
äulaffen ; das man in den alten griechifchen Ver⸗ |
fionen findet, aus ben. Gloſſarien die Erläuterun.
= gen darüber zu geben, die falfchen Sefarten der
Ueberſetzungen zu entdecken und zu beffern, und
überhaupt‘ ‚das Verdienſt, ein unentbehrliches
. Merk für den Yusleger A. und N. T. zuerfl un
ternommen und ganz ausgearbeitet zu haben, zu
einer Zrit, wo man dieß Stubium nicht als Nah⸗
rungszweig anfehen konnte. — Dieß alles.muß
dem ſel. Biel von jedem billigen Richter zugeſtan⸗ |
den werden. Die Fehler find Fehler feiner Zeit,
nicht Fehler des Autors, und Folgen des zu fichern
Vertrauens, dag .er aufs damalige hebr. Lexicon,
_ auf Tromms Concordanz, und auf Montfaucons
‚Eurzes $ericon bey den Hexaplis ſezte. So ar-
beitſam aud) unfre Zeitgenaffen ſeyn mögen, fo viel
. leichter e8 auch jezt feyn würde, das Werf, wie
es da ſteht, musgubeffern, ſo wenig möchte ich doch
die Hoffnung unterhalten, baß wir'bald ein beffe-
‚res Werf diefer Are, oder einen revidirten Biel
befonmen. ‚Das geben und der Fleiß Eines Manr
nes ift einer fo weitläuftigen und muͤhſamen Arbeit,
welche die gröfte Hebung der Genauigkeit und Ge⸗
duld iſt, faum gewachſen, und; wenn fich mehre⸗
re Dazu. vereinigen wollten," fo würbe es ſchwer
| ‚ | en | ſeyn,
J. u
1
&
“ , . / " . [ » N [N l
- N.
ln Tilo. en
ſeyn, die Arbeit unter ſie ſo zu racheilen, daß fie | j
wirftiche Erleichterung fänden. oder Colliſionen ver:
mieden würben, die das Ganze wo nicht verder ·
ben, doch erſchweren moͤchten. Vielleicht ſetzt
aber der ganze Wunſch nad) einem guten Lexicon
uͤber vie LXX. ſchon eine gute Ausgabe der LXX.
voraus, die mir noch nicht haben und dem An⸗
ſchein nach noch nicht: hoffen bürfen: . Bis bahin.
wird es das rathſamſte feyn, nur einzelne Stellen
und Arrikel zu verbefjern, die fehlenden Worte —RV
ergänzen, z. E. Comes aus Aq. i Moſ. 45,5. pr -
voco aus Aq. Ezech. 27, 34. erewgoris Anon.
06,11; 8. OHO'YraO Ey Pf. 118, 24. meYIesvos “ob.
29,34. — Gendsrns (odervielmehr wodırns) 2 Kön.
13, 4, die überflüffigen ausjuftreichen (3. €. xa-
sazeAurooeg über Joſ. 9, 5. vergl. Eilcher
Proluf.:de verl. gr. p. 122. narulderveraouay
Eäzxech: 34,27. wo —— — muß geleſen
werden) und nach dem von uns einſt ertheilten
Dan gute umd brauchbare Materialien zu einem
richtigern Wörterbuch zu. fammeln.
Wir müffen doc) aus ber großen Menge von |
| Verbefferuingen ‚ bie uns vorfommt, einige weni«‘ \
ge in fürzern Artikeln auswählen. — Zuros Ze-
lus, fervor. (Wir fegten lieber adfechis vehe-
mentior) MNöH-AN etiam: Symm. Job. 36; 33.
(Symmachns fiheint Nopy von map abzuleiten,
und dieß ift Das Work, nicht pe, welches er burch
Curos uͤbetſetzt. uheros mn frudlifera 1 Mof.
49,22. (Unrichtig: denn das no druͤcken die LXX.
durch mönene aus. Ihr rue au iſt Ver⸗
M4 ſion
t
' f V.
N
org ° 2..°2: u
33 Lexicön in LAÆX.
fion vom Hebr. py Yo welche fie punktiren 1m Nas
von Tip invidere. Daher paßt auch das übrige,
das 'Biel aus den Gloſſarien anführt, nicht hie⸗
ber.) mim, 90, taeda. Nah. 2, 3... Wie
| Manlefel:und Fackel. neben einander. ſtehen, be⸗
on greift mam nicht leicht: allein die LXX. Lafer D
vergl. + Rön.1,33.).—. miwray exultetio Hab.z,
13. 14.Auch Hier iſt nicht einzufehen,, wie man
das griechifche nvsce. niit Dem: hebr. vereinigen folle,
u ur In deri Hexcplen kommt hier svioe nicht wor und
wahrſcheinlich iſts verderbte Sefart, die aus. XAMSA-
voss. cutſtanden iſt. — iruxies guies. N nigre-
do Sprw. 7,9. (TEN läßt fich nicht Durch nigredo
überfegen. Der Grund von ber. Verfion ker LXX,
iſt die? Ableitung biefes Worts von Jwrdermire,
quieſcẽre.)— irruuæ Ef31,8. on.liquefadtio,
‚ Gbeffeeusennitar, numerug exiguus., Diefe Bes
dbdeutung dient aux Erläuterung von Roͤm. 1, 12.) —
array ‚pmmaxo 'coronans, ‚&f.23,8:. ° Schön
‚ Stel muthmaſſet bier, daß die LXX. vwxn ge.
leſen haben: (eher TV usa, woraus Die dop⸗
opelte Verſton entſtund: um socav 857, 4 ou
. dauer m SaaAAm vireo (auch niteo). ma vete-
...ga.me .Job.8, 11, (ein Druckfehler im Hebraͤi.
fhen: das Wort ift rum virere.) — Norzsason
VPBurgeo, :(info.). Jer.iq, 16. rwa mugia
2Sams, 12. (die LXX. len. yan): Sm a han
' volg 1Sam.17, 39. (wahrſcheinlich nach‘ ber ef
Ts MEENDN, denn minor überfegen fie auch anderswo
durch nezzos. — Mac moſſa, libum. &dodd Aq.
u Ä Hab. 2, uu. (Wir —* Aq. habe vertirt
N or | u Ir RG
I .
-
Tulln 343
zo nn. woraus age Seblerbaft ent⸗
ſtanden iſt. Wen den Oriechen iſt imes —XR
einodapns. und auch. Hierouymus Brauche zur Er⸗
laͤuterung deg,0%0>. dag, Wort. —— —
Mosipos flabjlis- 1yı7 grpitor: forlan. Moſ
49,20. Im Hahn, iſt 357 des die Griechen J
ogseo (733) zupruhrup: Uberfegen, Es geboͤrt „alfa
novate zu JV· —— Die. of ——
Mov⸗/acuv aba.) re. MKaHayNoyaus N
monibuß. 223} carlatus, ſum. ‚Job, u, —*
ſen Artikel wirde egitzeiggen i, h Denn er beruht
auf einer — ar a He ftatt 35 DEE
Das pad Aayps anum heri, Ihigfe fich gang
genau zu 2at.und die — der Eiholiaft —* E
günftigesr) ber-eg. dur Iomaweray. klärt.) .... .
Das vielbeutige vopps. bat als Bebgptungen
bey fih: lax, mandatum, praeccptuin ; „temp
santigum ,.16gi0, pracfecturs nehmlich in Kg
pten) dolrinz, vehigio,.decretum.,. ſind ebenfalls
bebräifche, Bedoutungen des Wortg, bie, nie
übergangen werden bürfen, Bey einzeläen Bey
fielen ließe ſich noch manches erinnern:
cafligatio (lieber inſitutiq di/caplina) Spiwn/ 8
1251090 ‚(vames- Aagypti). —r Pf-58, u. (wg
Auco bie richtigere Jefart iff). ,. nd Sprw. 24, Ja
(das en vopou muß verbeffert werden i IN zu Soup-
vec xugenu): OU Jer. 23, 27. ale iſt vsptaros
ſtatt voyeu. zu leſen, vergl, ‚Pi.129, 4. Eſ. aa,
5.) — ——XR ‚confileor ,, fpondeo. (celehro,
laude profequor., gehärt auch hieher, wie beym
iamden ray zer Bedeutung confeſſio,. oo.
95 tum, |
—
—
344 Biel ekiton in LXX.
ı ’ i - '..
turh 5. tioch luc, glorial 8. E 3’ H;8 dere
eniokoyıcy xvoip <elebräit Domina, · Hieraus
möchte Ew.3,1: axıepeus Tnd onoAoyın-f6 viel
fein, als wex. r. dofns, Tacerdös;-quem coli.
mus:) =" Ovesdıca iſt nad) dem Hebräifchen
has, am‘ -Sön äfferdiigs-exprobro, probro af-
fisio! aber auch döprimo,' in ‚deferidrein condi.
tiohein deiicio , welches wegen Jucen ti zu‘ mer⸗
fir if. ⸗ VDveoece nomen ‚'celedritas: “ yyrı
3Mof. 33,54." (mein nicht wos öpre zu leſen iR):
Sat’ verbum 3 Ehen: 1/9. (Das tichtigere Wort
⸗
!
— - IT, et M. 345
die nur meinnige vielleicht ſo kennen und ſchuten ale
rir, da wir fein: Berk. ‚sagt gebrauchen und
nuͤtzen. BEN UT WET ARE
Man wirb auch hier vide: ‚Berfpiele der ‚ge
ſunden und fdarffinnigen: Rricit: bes tet: Mannen -
finden, womit:er dis:falfchen Leſarten in den LXA.
und andern Griechen entdechte. Z. E vom. fiaft -
evr Job. 32, 19. Xispesc (ach dem Hebruiſchen
mon) ſtart Kadsoos Hefizy2g: Auos Stetten
of. 10,13. anarıcı ſiatt vanııe Seb. 4,6, vorne
—R Sen.a5, 37. für.nemwÄome; : zednoh
Eprwi3,u5: Fir mörmeor, ale Sprw. 3, 2
Rate geek Fi ‚Rur ſeitenrkonnen wir in feine
erbefferutigen. nicht: willigen, BE. Zeph. 11
in wir nerhtudeovohves (DNDD } ir ai
—V Dafaͤr ſchlaͤgt Biel vor: au
raPodouvicce' und macht einen eigenen. Artikel cds
Te PDogew. törpeni,. ſomno obruor;. : Um es mis...
dem Hebraͤiſchen zu vereinigen, ‚bärherfe: er, DIE
non bedeute concrefesre und voruigefübnien Mafı _
fer aMof. 75,8: gebraucht wetbe/ daher es Ieid®
auch: vom: Schlafe):.wo der / Menſch wie ſtarr und:
gefroren iſt, geſagt werben fanne. Das letzters
ft Etymologie; ‚bie ohnehin nicht viel beweiſet,
und xaradonz vom Schlaf gebrauchen Die LXXo
niemals. Wir getraueten unsiseradenvounras
gut zu vertheidigen· Dem :die Oriechen nehmen
es von Betruͤgern, bie Tiftige Ränfe auffinnen
und biefe Bedeutung ſchickt ſich ſebr gut zu Nop
das wie das. griächifche:#ugoos Hiobn io, . eigent⸗
⁊
—
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4.
J
ö—
lich vn “nen bus Kaͤſes, welgenich aber
von
—
—
⸗
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246 - ie Lion in LRK —
om ſehſimmen Raͤnken ——— wie das
verwandbeie vemo⸗ Bench wie.
Noch einige Bemerkungen zur Kustegung, bes
MT vub dem Alten muͤſſen wir, da ſie ſchoͤn und
Rey: söenägftens für: Biels Sebensjeit ſind, anfüh-
ri. \es. iſt ſchude, daß fie nicht zahlreicher find,
—A erinnert er an die Worte Hebr.
—AA—— —
m — die, er. überfeßs: qui caxrimuc,
ſpeirpropoſitat Compotes famus. Die Beflit,
ginmg für biefen Sinn, die man auch aus den Pa-
- süffelfteflen. Ebr. 4, 3. u. a. nehmen: fan, nimmt
er.ans. Ef. 55,5. wo YV burch Keeraudeuyen über
ſetzt iſt —.. Die Redensarten des dinsssarungs,
sr Ander, ne fi fe ſind alle unter
eben —: einem der beften Artikel des ganzen Bu-
ches —erlaͤutert. Das ruzeniuda; Phil. 4, 12.
ertlaͤrt ee richtig, inopem eſſe aus 3 Moſ. 25, 39.
be warum iſtdieſe Bedeutung nicht auf viele
cabre Selm ven MT. angewendet? — Doch
Slaͤuterung des NT. feheine immer. nur die Me-
== Bonabficht des .geledrten Mannes geweſen zu fan,
Bun mie. biefer Arbeit neu sunter: ung auferſteht.
niche weit ebler, wach feinem Tod unter ben
| Arsen wieder aufleben‘, als das Schikſal vieler
arfrer Schriſcſteller, welche für. die Preſſe und
.. Bass gierige Mublikum :arbeiten erfahren oder be⸗
fſorgen muͤſſen, daß man fi), feine Berdienſte
und:ſeine Schtiſten uͤberlebt? —
3: fm der Worrebe zum dritten Band: verfprithe
Dr Muh Mawenbecher na ‚einen 1%, de
⸗
=
In v
J
—— ———— Br |
der Supplemente. und Vebeſeuagen enthalten |
ſoll, wozu er; fi von den Gelehrten Beytraͤge er⸗
bittet. Sie werden fehr zahlreih und ſehr noͤhhi—g
bey diefem Werke fenn: unb’obgleichider Hr. Hera
ausgeber bey feiner Gelehtſamkeit fremder Bey⸗
hülfe nicht bedarf, fo. wird es ihm Hoch willkoimen
ſeyn, fich feine Arbeit erleicheere zu fehen. : Wenn -
ein Gebäube fertig iſt, fo ift Sushi und bRe Ä
vidiren a ein Berdienf, —
7 Sn
1. Flavii Iofe Phi Hebraei Oper |
omnin, graoce et latine, excufa- ad Editionem, |
Lugduno „Bataviam Havercam pi cum Oxonienfi.
Icannis Hudſoni collatam. Curavig Zyanc. Ober-
$hür SS: Th. et V.I.D. et SS. Dogmatum | in!
| Vaiverf. Wirceb. Brof. P.O. Tomus I, Lipſ. ap.
" Swikert. gr. 8. 3 Alph · 8 Dog.
eG Nie Brauchbarkrit ober vielmehr. bie Unent⸗ |
behrlichkeit der Werfe des Joſephus fuͤr den
gelehrten Theologen, für den Schrift⸗ und Ge⸗
ſcichtfotſcher und die Koſtbarkeit und Seltenheit
der guten Ausgaben deſſelben, welche Hudſon und
nach ihm Haveroamp beſorgt haben, ſind binzels\
hend, Has Werdienft bes: Hrn. Prof.: Oberthürs:
zu beftimmen, der, wie friner Beförgung: die
Würzbungiphen —— der —
| gr e⸗
4
s
7» Va "1 27 >70,
den: in deem letztern aber gedenkt eb alle Huͤlfs⸗
*
mittel zu ſammlen, um ben Joſephus recht zu ver⸗
ſtehen und richtig zu ˖ beurtheilen, wozu er ſchon
kinige Beytraͤge erhalten bat und noch mehrere zu
erhalten hofft: do alles nicht mit der koſtbaren
Weitlaͤuſtigkeit, bie Beym Havercamp den Kaͤu⸗
fern fo fäftig wird, "fordern. mie dem Gefeß der
Sparſamkeit, Das den Ren der Buͤcher und Ab⸗
handlungen ohne Schale und offen zum Genuß
vorlegt. (In dieſem leztern erwarten wir billig
auch die Litterarnotizen, welche alle gute Editoren
ihren Ausgaben vorfegten! ‘ denn ba Berufen auf
bes Fabr. bibl. graeca iſt nicht hinreichend: und Der
Wunſtch, daß jemand fie neu ediren und’ ſuppliren
möchte, kann ſchwerlich eher gluͤckſich erfülle wer⸗
den, als bie die Editoren einzelner Schriftſteller,
die weit leichter vollſtaͤndige Nachrichten von innen
fammien koͤnnen, noch beffer vorgearbeitet ha⸗
ben... — Ein Theil. der Anmerfimgen wuͤede auch
veit ‚bequemer in dein Index vocum flatt finden,
der als ein Clavis Flaviana fönnte eingerichtet were‘
den: und die wichtigern kritiſchen Anmerhangen,
die nicht ſehr zahlreich ſeyn koͤnnen/ wuͤrden ohne
u Radieheit und Unbequemlichkeit der · Leſer ſchon un«
J
ter dem Text Platz gefunden haben. — Aber. iſt
denn Hudſons und Havercamps Recenſton fon
ſo vortreflich und fehlerloß, daß es ein neuer Edi-⸗
ter. ein Oberthuͤr, deſſen Kenreniffe und Thaͤ⸗
tigkeit wir ausnehmend fhyägen — nicht wagen
dürfte,‘ eine eigne, neue, und gebeflerte Recen-
cenfion zu machen? Da beräfmte gangbare *
18
XXII. ed. Oberiuüut. 351
! a.
me eines alten, Editors follfe doch einem ſpaͤtern
‚berühmten Herausgeber nicht furchtſam oder niche
‚abhängig machen. — Diefer Theil faffet die zehn
erſten Bücher der jüdifchen Alterthuͤmer in fi, — 7
\
“*
nn U ——————————— e-
Chritton Friederih Röpler BL
bliothet der Kivchennäter, im Leberfee .
tzung und Anszuͤgen aus ihren fuͤrnehmſten
beſonders dogmatiſchen Schriften. — Fuͤnf⸗
ter und ſechſter Theil, oder. zwote Periode bis auf
die Kichenverfammlung, zu Chalcedon, Erſter
und zweyter Theil. deipgig 1780.81, 8. wu
Span muß ſih freien, daß dieſe nügtiag ind
M mübfame Arbeit Über bie erſten Oränzen,
bie ſich Der Hr. R. ſehte, ausgebehnt und fortge,
fegt worden. Denn bbökich die Wäker ji Rica
Einen großen" Theil des theologiſch » orthodeen
lehrbegriffs feftießten Ind in thren Nachfolgetn bie.
gehorſamen Kinder der heiligen Kirche fanden. die
von biefen Beſtimmungen nicht magten abzurndels .
hen: fo war doch nicht auf Einmal alles beftimmez
ber Streit über die Formeln, der Gebrauch) man.
‚her alter, Redensarten dauerte fort? neue Untere
fuhungen über andre Arcifel befonbers de Chrifte, “
erregten neue Difpüte und gebaren neue armeing —:
Doͤderl. Di 2.35.56 3. me:
N oo
I
2 I;
2 , “ 1 n
\
*
t ! os
+ ’ ⸗ ⸗
W . 1 ,
352 Roͤßler Bibl. der Kircheno.
mr ſelt der Chalcedonifchen Synode, welche für
"den Artifel de Chrifto das wurde, was Nicaͤa für
diie Trinitaͤtslehre ift, lebt fange Zeit der. Geift der
Einfoͤrmigkeit ober der gebuldigen. Anfchmiegung
an kirchliche Autorität und daher iſt die nachfolgen-
> ..%6 Periode ärmer an Beytraͤgen zur Ausbildung
des Syitems und bie Zeit zwifchen den Verſamm⸗
lungen zu Nicea und zu Chalcedon wohl die wid)
tigſe: denn in Ihe wurde Das orthodore Spften —
doch nicht ohne Schmerzen geboren. —¶
i3Zwar iſt dieſe Periode, wie alle kriegeriſche
Zeiten, feuchtbaran: Schriftſtellern, aber bie we⸗
nigſten find wichtig; wenige. Selbſtdenker, ober
eigentliche Dogmatifer — ber groͤſte Theil ſchreyt
» ‘Mm Somilien oder kuͤnſtelt in allegorifcher Exegeſe⸗
>, ber fhwärme in moͤnchiſcher Heiligkeit und Stolz:
7 .. doch find auch. dieſe wenige wichtig genug, um be
kannter zu werben. — Von ihnen nennt und führt
der Hr. R. im erften Theil ben Theodoret, fo ferne
erin feiner Kirchenhiſtorie P. I. die Gefchichte des
Ariqniſmus erzaͤhlt, den Athanaſius, Eufebius
Yin flirten "Dogmatifchen Schriften, und Cyrillus
‘bon Jeruſalem auf: im zweyten Theil erfcheine
Epiphanius, Titus von Boſtra und Didymus
von Aleranbrien. _ tn |
Aus Theodoret iſt befonders das Schreiben |
Alexanders B. von Alex. überfegt, an deffen Aecht⸗
heit neuerlich) auch) Hr. D. Semler gezweifelt hat.
Es bleibe hier ununterfuche und unentſchleden, ob
das Schreiben aͤcht ſey, und der Hr. R. glaubt es
"zu feiner Abficht ficher gebrauchen zu koͤnnen, ie
mr ' 5. |.
«
» “ 3’
\.
—
- ur set and Ste Den m
es ohne Zweifel Die aͤchten Begriffe ber Arianer
und Rechtglaͤubigen vorlegt. — Athanaſi us, der
Haupiverfechter der rechtglaͤubigen Trimitäcstepte, 6
muß hier billig Platz finden, In feinen Schrie
ten werden nicht ſowohl untergeſchobene Buͤcher.
als interpolirte Stellen za finden ſeyn. Seine. 0
Yustegung des Symb.Nicaeni, und feine Streit· Ä
fhriften wider die Arianer fihd die Quinteffenz fel.
ner Sehre.. In den Briefen an Serapion ift vie -
les verdaͤchtig. Diejenigen, welche behaupteren, : - .
daß der Brief Arhanafii an Epiktet Biſchof zu
Corinth die Apollinariften widerlege, finden bier
&. 179. vielen und gegründeten Widerſpruch. Apole -
linaris wird nirgends genennt; feine Lehren waren
hochſtens damals nur in Syrien; aber noch nicht
in Corinth befannt’ und "der Hauptirrihum des
Apollinaris von der Menſchenſeele Chriſti, wird hier
nicht berührt. — Die beyde wider den Apollinaris
gerichteten Bücher in den Werfen. bes Athan. fi nd -
biefleicht eben fo undicht als der erſtgedachte Brief. - 5
Unter ben bogmatifihen Schriften des Efhus — -- -
enthalten Die funfzehn Bücher der Praepar. Ev.de_ “. «
ne Einleitung zum Beweis fir die Wahrheit dee
chriſtlichen Religion gegen da as Deivehefuum wel⸗
her wegen der hiſtoriſchen Nachrichten von dee n
heidniſchen Theologie wichtiger als wegen der Be⸗
weiſe iſt. Die Demonſtratio Ev. iſt der Beweis
Abſt, mehr gegen Juden: aber nicht vollſßaͤndig.
Veit wichtiger koͤnnten feine drey Bücher de theo-
leg. Eecl. gegen Marcell feinen alfein auch aus
| " nicht wit zu lernen‘, , weil fe polemiſch
‚32 und
%
24
- S [3 .
® \ \ \ Y a , &
15 4 NRoͤßler Bibl. der Kirchenv.
und fo ſonderbar polemiſch ſind, daß Beklagte unt
‚Gegner beyde im Verdacht der Ketzerey ſtehen
Man weiß noch nicht beſiimmt, worinnen Mar
rell's Irrthum beftanden haben fol: und Daher ver
dient die Bemerfung ©,305. nähere Prüfung, daf
Marcell ſoll gelehrt Haben: man folle ſich den Sohi
rund feine Zeugung als Wort, das von Gott aus
‚gehe, nicht aber das Wort als ben Sohn, der
s
—
„von Gott gezeugt werde, denken. Ganz offenba
‚aber iſts S. 319. auseinander geſetzt, daß Eufe
in heterodox gelehret habe; denn er nennt ben h
eiſt deutlich ein Geſchoͤpf des Sohns, fuͤhrt eir
Subordinationsſyſtem ein und ſpricht dem h. Geifl
‚den Namen von Gott ab: (aber wenn er Secs unt
»rörrne ſynonymiſch nimmt: kann er da nicht fa
gen: TO BAGRHANFen Myeunes Hure eos ouri
—R — Die Reden Cyrill's von Jeruſalem, —
‚ein Eommentar über-das Symbolum — enthal
gem bie damahlige chriftliche (doch ſchon mie ches
larl) —
. ‚nes, bee fo leichtglaͤubig und ketzerſuͤchtig, al
echtglaͤubig und krlegeriſch war, der, wenn
erzähle, ſich hundertmahl widerſpricht, und wen
iogiſchen vermiſchten) Lehren fuͤr jeden Bekenne
des Glaubens: (aber wie wenig iſt alles popu
Die Schriften des Epiphanlus, eines Mar
sr raiſonnirt oder widerlegt, fich die unglaublid
‚fen Schwachheiten der Vernunft und des Herz
„erlaubt ,. find zur Gefchichte der Dogmen, — &
‚Prüfung unb- Vorſicht gebraucht. — eine rei
Sndacube⸗ nur ſchate— daß ſie no nie
x
Buft verberbter Sefarten und ffentber Sugrebiene
zen genug gereinigt iſt. Es gehören-zu-biefer Ab ð/·
fiht vornehmlich fein Anforat — ein Anker, der’ .
Den Glauben gegen die Stürme ber Irrthuͤmer
feithalten fol: umd fein Panarinm, das, einzige,
ausführliche und allgemeine polanifche Syſtem des
höhern driftlichen Alterthums. Im erflern träge.
er bas damalige Syſtem vor und unterſtuͤtzt es,
mit der fichtbaren Bemuͤhung, Gründe zu zählen, * -
aber nicht abzumägen, ſo daß man die damahlige
Tradition von Beweißſtellen fehr gut aus ihnen
lernen kann: im legtern handelt er von den Ketze⸗
teyen — achzig an der Zahl, — { Gortleb! mie
Inbegriff der heidniſchen imd jüdifchen Par
eheden — und beym chriſtlichen, mehr Nahmen
von Perfonen, als von. Partheyen!) Hier hat
mit fehr großem Fleiß der Hr. Prof. die Erzäblune
gen des an ſich unzuverläßigen Epiphanius mie
den übrigen Nachrichten von alten Ketzern, beym
Irenaͤus, Zertullion, Eufebius, auch bey den
Ipätern' Härefiologen, Philaſter, Theodoret und
Auguftin verglichen und hierdurch Die Ueberfiche
der älteften Keßergefchichte und verworfenen Mei-
Rungen ungemein erleichtert. ( Hier und ba fome
men ung in Der Ueberſetzung einige Webereilungen
dor, welche leicht verwirren Pönnten. 3. €. S. 96.
wo von dem hebr. Evangelio Matthaͤi, Das. bie
—* gebrauchten, geſagt iſt, 8 ich not
»doch wollen einige wiſſen, daß auch Johannis
Ev, in das «Briechtfche Wwerſen
N,
„nicht
I
| / von den
Juden zu Tiberios aufbehalten werde — und .
u 33. |
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0 strund ster Shell. 555.
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Be Roßler DIL der Lirchen. I
„nicht, nurſven dieſen, ſondern auch von der Ge⸗
„ſchichte der Apoſtel habe ich mir dergleichen fagen
laſſen. — Hier wäre alfo eine ganz. neue
Nachricht von einem hebt. Original deg Johannes
und der Up. Gefchichte: aber das Zeugniß bes
Epiph. fagt deutlich von beyden Büchern, baß fie
aus dem Briechifchen ins Hebraͤiſche uͤber⸗
fest ſeyn ſollten. Doc) immer ein merfwürbiges
Zeugniß. ft vielleicht. hebraͤiſch ſo viel als’ ſy⸗
vifch: fo müfte man das hehe Alter der ganzen,
forifchen Verſion M. T. in Zweifel ziehen. —
So ifts gewiß‘ ©.98. fehr -unverftändlid),, ‚wenn.
von eben diefen Ebioniten gefagt it: fie machen
die Geheimniſſe der chriſtlichen Kirche
gleichfalls von. einem "Jahr zum andern,
nad), durch das ungefänerte Brod, wozu
ſie für den andern Theil nur Waſſer neh⸗
‚men. Epiphanius will ohne Zweifel fogen: das
NPachtmahl halten fie, sben ſo wie die übrigen
Chriſten, Jahr aus Jahr ein mit ungefäuertem |
Drod, aben zur andern fpecies nehmen fie nur
Waſſer, d.h. fie geben ſtatt des Weins Wafı
fer.) — Um die Keßerrolle der alten Zeit vom,
Anfang bis zu Ende unverfürze und unnerflümmelt
zu liefern, hat der Hr. Prof, R. noch die Sup
| © kemense Auguftins mit bey diefer Gelegenheit ein«
gefchaltet, welches wir ſehr billigen. Denn nun
kann man: die ganze Haͤreſiologie in der Kürze
überfchauen ‚ und man wird allerhand Betrachtun
gen über die Genealogien und Verwandſchaften
= Voitheen und Selten über ihre. er
Be a anſtel⸗
—
J 0. u
. site und oter Dyel. N 37. en
anſtellen Finnen: man: wird finden; Daß dort man⸗
ches. Ketzerey heißt, was jetzt Wahrheit iſt;
daß manche Säge umd Beſtimmungen bort-geger
ben und genehmigt werden, die man in unfern '
Zeiten für Heteroborie und Neiierungen. ausgeben...
würde; daß endlich jedes Zeitalter feine Eigenhei⸗
ten in Bekenntniß ober Verwerfung mancher Lehr⸗
‚ punkte hat und Polemif felten das Mittel war,
Ketzerehen zu unterdruͤcken. |
Da man die Bücher des Titus von Boſtra/
wider die Manichaͤer in aͤltern und neuern Zeiten
für vorzuͤglich angeſehen hat, fo iſt auch aus dieſen
ein kurzer Auszug S. 3575 383. gemacht. Ad:
Zeitſchrift haben fie ohnfehlbar ihren Werth: aber,
befriedigend zur Widerlegung bes feinern Mani»... |
chaͤiſchen Syſtems moͤchten fie nicht fenn. — End⸗
lich find noch die wichtigern dogmatiſchen Stellen
aus dem Buch des Didymus Alex. vom h. Geiſt
angezeigt, das nur nach der Ueberſetzung des Hie
tonnmus vorhanden, aber, weil die Wermuthung
entſteht, daß der Veberfeßer fein Original fehr frey
behandelt und fpätere Vorſtellungen in die Ver⸗
ſion eingeſchoben habe, nicht ganz ſicher zur Ge⸗
ſchichte dieſes Dogma zu gebrauchen iſt: zum dog⸗
matifchen Gebrauch läßt es ſich ohnehin nicht nuͤ⸗
sen, da die Exegeſe und Logik des Verfaſſers,
Gottlob! nicht mehr Mode iſt. — Als Anhang
finden wir noch eine Abhandlung: uͤber die Phil
ſophie. der. aͤlteſten chriſtlichen Kirche, (oder Kivr
chenvaͤter,) Barinnen .berviefen wird, . (mas ohne
bin fichrbar iſt, ) daß fe ee waren und
—
5 u Roͤhler egiht. det Ste.
-
R
von der Philoſophie Gebtauch machten ; E ſie
aber nicht grade zu Einer Parthey oder Schule ſich
wendeten, ſelbſt zum Plato nicht, dem fie doch am
Er haͤufigſten folgten und am meiften ſchaͤtzten. Die
.Sache iſt klar, aber zu kurz abgebrochen: und
wo iſt je ein wahrer Doliofepp arg bei. Spitem
. . ſeiner sis treu geblieben — 5—
⸗
4
/
\ V..
er Zoleranı und Sewifend
freyheit, und die Mittel, beide in ihre
; . gehörige Grenzen zu meifen, den, Beduͤrfniß
fen unfrer: Zeiten gemäß, von Carl Anton Ernft
Becher. Der 1781. bey Chriſt. Friedr.
Himburg.
Lesen, fo vieler mit und ohne Bitrerfeit < ger
führter Streitigkeiten, Ertäuterungen und
Gegenerläuterungen , Beweile-und Widerſpruͤche
| iſt die Sache der Toleranz immer noch nicht genug
entwickelt und aufgeklaͤrt, und bie. vorliegende
Ettreitfrage weder entſchieden, ‚noch zur Eutſchei—
dung hinlaͤnglich gereifet. Beyde Partheyen find
ſichtharlich ſowol in den Grundſaͤtzen ſelbſt, als
auch deren Anwendung zu weit auseinander; bie
eine fordere viel, die andre will wenig zugeftehen,
km ziehe Die regen weiläufiig. and nn Bauen De
, ‚ '
’ \ ° I
D , . fl
— Weher übe Siiamn⸗ 3
Umaunungen, ‚ bie ke im Wege neh, nieder,
dieſe bindet ſie ſorgfaͤltig wieder zuſammen und
ſtedt fie fo enge, daß nur für fie allein Raum dar⸗
innen iſt. Verſchiedenheit der Denfungsart, das. ° -
getheilte Intereſſe, entweder feine Abweichungen
zu rechtfertigen oder ‚feine Intoleranz zu vertheidi«
gen, Leidenſchaſten, bie in dem Eifer für Wahr«,
heit und Gottſeligkeit ſo meiſterlich und ſcheinbar
Entſchuldigung ſuchen und finden, alles wirkt bier
zuſammen, Bas Ziel zu verruͤcken und das Licht“
der Wahrheit zu verdunkeln. Und doch, mer
wollte nicht in der Kirche Ruhe und Friede, Eir /
nigfeit Im Geiſt und gegenfeltiges Wohlwollen, die
dem Geiſt bes Evangeliums fo gemäß find, auge '
gebreitet, wer nicht das unfefige Streiten und
Verdammen, den Sektenhaß und ben Sefteneifer, .
der fihon won. jeher fa viel Unheil angerichtet hat, . !
und dem es noch itzt mehr an Kraft zur Ausfühe
rung. als dn gutem Willen mangelt, aus ihr ver«
bannet wuͤnſchen? Wie anders aber iſt dieß zu er⸗
warten, als von gegenſeitigen Aufkfaͤrungen uͤber⸗
haupt und beſonders von dem Grund, den dieſe
und jene Lehren in der Schrift haben, und von
dere Wichtigkeit ; bie ihnen zur Beſſerung und Ber _ _
ruhigung Darf bengemieffen werben? Sen es im⸗
mer ſchwer, Die richtigen Grenzen zu treffen, daf
weder die Einigkeit der Lehre aufgeopfert,. noch
auch der Forſchungsgeiſt unterdruͤckt und alles
Fortſchreiten in ber Erkenneniß gehindert werde,
unmöglich wird es darum doch nicht ſern. Und
k mehrere w im Geift der ee und der -
35 j se
| 60 ” a Ye über & Sinn. |
"Siebe, ohne beißige Zankhucht und techthaberiſchee
Eigenduͤnkel, zur Unterſuchung vereinigen, um
| „ befto mehr Faun man ‚hoffen, daß das Licht: der
Wahrheit die Nebel endlich zerſtreuen werbe, Die
ihren, Glanz. noch unfern Yugen verhüllen. Gel
he beſcheidene und unbefangene Unterfuchungen .
verſpricht uns auch Herr Becher in vorliegendem
Buche, und fo haben wir fie auch gefunden, Sie
verdiene fomol Dank, als aufrichtige Prüfung
von allen, Denen bie Sach⸗ ber Toleranz ſo wich-
tig ift, als es ihr Werth und-ihr Einfluß auf Das
Beſte der Menfchheit erfordert. Unfere Leſer wer⸗
den eg uns wenigſtens ‚gewiß verbanfen,. wenn
wir fie mit dem Werth. diefes Buchs näher bes,
"Senne. machen, und ihnen dadurch, Gelegenheit ge-
ben, die Einfichten des V. in ber chriſtiichen Res
ligion, feine. Wahrheitsliebe und. Freymüchigfeie
mit uns hochzufchägen, Die Einleitung ftellt eis -
| gen Eurzen Entrourf der Vorzüge unfrer Tage vor
ben vergangenen Zeiten in Anſehung der Duldung
dar, bemerft aber quch zugleich fehr-richtig, daß
u im Oanzen bier und da noch genug Intoleranz
berrfche, Daß viele ganz von ihr niches wiffen wol⸗
len, ober doch wenigftens wider fie fehr eingenom⸗
"men find, daß des Kopffchürtelng ‚und hämifchen -
_ Aufpaffens, bes Verunglimpfens und Verdam⸗
eng fein Ende wird, wenn etwa jemand bie
Gründe. der fogenannten Neuerer wichtig finder,
oder in den Verdacht kommt, als ob er vom herr.
ſchenden Lehrbegrif abweiche. Der ganze Streie
zwiſchen den Lelerenten und Jotolerenten haͤngt,
x . wie
m " ‘ ⸗
Veche ber Toben, 461
wie er glaubt, "(ame aber hicht ſcheinet) groͤſten⸗
theils von der Verwirrung der verſchiedenen Arter
der Toleranz ab, daß öfters zu einer etwas gerech⸗
net oder von ihr Anegeſchloſſen wird, was eigentlich
nicht zu ihe dehoͤrt, oder worinnen ihr Weſentli-
es fürnehmlich beſteht. Er hofft alfo-durdy- Abe.
fonderung: und Beſtimmung der hieher gehoͤrigen nn
Punkte feinen Zweck am ficherften zu erreichen,
Erſtes Hauptſt. Vom Verhaͤltniß der- Toleranz:
zur Gewiſſensfreyheit. Dem erſten Anblick nach,
auch nach den Geſinnungen vieler ſcheinen beyde
ſehr non einander verſchieden zu ſeyn. Gewiſſens⸗
freyheit geſteht man jedem zu, die Toleranz aber
ſoll in engere Grenzen eingeſchloſſen ſeyn. Dage»
gen behauptet er, daß beyde in eind ‚zufarhmenflöfe. .
fen, und jene ohne dieſe nicht ſtatt ſinden koͤnne.
Die Gewiſſensfreyheit befteht. eigentlich in dem
‚ungefränften Vorrecht, in Sachen der Religion.
nichts zu glauben und anzunehmen, . von 'beffen
Wahrheit: und Gewißheit man nicht nach feinem -
beften Wiſſen und Gewiffen überzeugt iſt. Kein
Menfc kann den andern verpflichten, das für
wahr zu halten, wovon es ihm noch an hinlaͤngll⸗
cher und ſicherer Ueberzeugung mangelt. Alles
was Menſchen in der Abſicht chun koͤnnen, komumt
einig und allein auf-bie Staͤrke der Gruͤnde und
Gegengründe. an, die fie den Einfi chten und Ueber⸗
zeugungen anderer ‚entgagenfeßen , und ſie dadurch
Zur Aenderung vermögen. Fallen fie ihnen bey,
fo widerfähre hnen daran kein Unrecht; geben fie -
(onen aber er nicht nal) weil es ihnen entweder noch
I an
4 f
l
»
62 Becher über SE
an einteuchtender Kraft für fie fehlt, oder fie bie
iheigen für beſſer und gegründeter haften, ſo kann
es ihnen auch nicht verraehret werden. Jedem
nun diefe Rechte der‘ Gewiſſensfreyheit ungeſtoͤrt
und ungehindert "genießen laſſen, ohne ihn durch
‚äußere Zwangsmittel, oder zu befuͤrchtenden Nach⸗
theil und Schaden zu bewegen, ihnen 'zurentfagen,
‚mathe eigentfich die Toleranz aus. Beide ſtehen
in dem genaueften Zufammenhang und verhaften
ſich als Urſache und Wirkung gegen einander. Se
weit wird jedermann dem V. willig benftimmen.
Nun aber wird’ dies von S. 23. an weiter ange⸗
wendet, und hier wird manchen zu viel aus biefen
Srundfãtzen gefolgert ſcheinen. Man giebt, fährt
er dafelbft fort, zwar bey jeder Gelegenheit vor,
Als 0b man es jedem frey ftelle,. für fich zu glau⸗
. ben, mas er für das befte haͤlt, nur folle er nicht
‚verlangen, daß man ſich oͤffentlich nach ihm richte,
| nur ſich nicht anmaffen, feinen Grundſaͤtzen gemaͤß
zu lehren und zu ſchreiben. Beſonders will man
dieß den Lehrern ber Religion nicht. vergoͤnnen.
Für fich dürften fie wol dieſe und jene Privarmei-
nungen annehmen und ihren Einfichten und Leber:
zeugungen folgen, nur aber davon Feinen öffentli«
hen Gebraud) machen. Als ſolche müften fie fich
nach dem einmal eingefuͤhrten und feſtgeſetzten
kirchlichen Lehrbegrif genau richten, ohne von ihm
im mindeſten (nur in Hauptſachen, iſt die For⸗
derung des billigern Theils abziweichen, mo fie
- anders des Borzugs wollten eheilhaftig ſeyn und
i Beiben, re ber kirchlichen Parthey abzugeben,
zu
U
om A
N
*
eher ber Toleranz. 363
zu der fe e ſich einmahl hieiten. "ie nun haͤlt
er mit dem ungeſtoͤrten Genuß der Rechte der Ge⸗
wiſſenofreyheit ganz unraͤumlich. — Dieſe ſchließt
offenbar bie Freyheit in ſich, ſich i in feinem geſam⸗
ten aͤußerlichen Verhalten nach. feinen religiöfen
Einfichten und Meberzeugungen. zu richten, und ben
‚Gebrauch ‚von ihnen zu machen, ber einem jeben .
der beſte, nüglichfte und zweckmaͤßigſte zu en
ſcheint. Ihn nicht durch Macht der Gründe, ſon⸗
bern burch ‚gewaltfame Mittel. daran zu .bemmeh
ſuchen, würde den Namen der Intoleranz mit .
Höchftem echt verdienen. (Allerdings, werben‘ -
die Gegner ſagen, ift es erlaubt, feinen Einſich-
ten zu ‚folgen, auch öffentlichen Gebrauch). dayon
zu machen, daß man fie gehmlich in Schriften de
fentlich zur Prüfung und Belehrung darlege, Auch
verabſcheuen wir es, Andersdenkenden Gewalt,
und nicht Gruͤnde entgegen zu ſeen. Nur das u |
koͤnnen wir nicht billig, finden , daß ein $ehrer, d
nicht in Nebenſachen ,oder in yerſchiedner Lehrart,
ſondern in Hauptwahrheiten von dem eingeführten
Lehrbegrif abgeht, feiner ‚Gemeine wider ihren
Willen feine Einfigten aufdringe, Die Gemeine
hat doch unftreitig gleiches Recht, ihren Ueberzeu·
gungen zu folgen, ſo lange fie nice von ders Ger
gencheil überzeugt ift, Run haͤlt fie den singeführ«
ten Sehrbegrif für wahr, und. will ihn getreulic)
Fortgepflangt wiſſen, läßt ſich. auch ſolches von ih
“rem Lehrer verſprechen, wie koͤnnte ſie denn, ehe
fie eines andern belehret iſt, davon abgehen? Wie
wenn nun ein sehen. auf irre ie Meis
num‘
1 2
— *
pn
36 eher übe <umäny Bu
nungen veeffiele und’fi ch nicht aberzeueh ließe, ſoll.
te man es ihm auch deswegen geſtatten, weil es
ein Recht der’ Beriffensfrenhelt: iſt, nad) feinen
VUeberzeugungen zu beiden? Ja wenn ein Lehrer
lauter fo erleuchtete Zuhörer hätte, bie feine Leh⸗
zen nach Schrift und Vernunft prüfen, und ihre
Nichtigkeit ober Falſchheit beurtheilen könnten, 'fo
J moͤchte er ungeſtört ſeine Meinungen vortragen,
wuͤrden, wenn fie aud). nicht erbauet wuͤrden,
och wenigſtens dadurch nicht irre gemacht und
von ber Wahrheit abgeführet werben. Was aber
kkoͤnnte nicht der gemieinen, unerfahrnen- und unge⸗
J —
Abten Menge aufgeſchwatzet werden, wenn mian
bie Gewiſſensfreyheit fo. weit auddehnen woͤllte?)
S. 24. Wie man bieſe Freyheit jeder diſſentirenden
Parchey und. ihren eingelnerl Mitgliedern zugeſte⸗
hen muͤſſe, ‚fo muͤfſe ſie auch jedem Lehrer zufom«
men, ſonſt wuͤrden fie entweder" verſtellte Seuche
ler, Ober wohl gar vermummte Boͤſewichter abge:
" ben, der allem eignen Forſchen und Denken in
,
x
Religionsſachen entſagen, und unvernuͤnftige Nach.
beter abgeben muͤſſen. (Diefer Fall ſcheint doch
mit dem gegenwaͤrtigen nicht gleichartig zu ſeyn.
Dort iſt von einer Parthey die Rede, die ſchon ei⸗
nen Lehtbegrif einſtiinmig mit ihren Gliedern hat,
hier iſt der Fall, daß‘ die Gemeine einen andern
bar, als ihr gehrer. Auch wirb dem Lehrer das
Recht, fuͤr ſich ſeinen Ueberzeugungen zu folgen,
niche ſtreitig gemacht. Noch weniger foll-er fich
des eignen Forſchens und Nachdenkens entſchlagen,
nur
“ oder fine Ueberzeugungen vrheinlchen, ſoudern
. ”
„4, vn \
im Grunde die Kirche ausmacht, mag er fie im«
mer in ährer ganzen Klarheit darftellen, um da-
Becher über Tolerang. se
nur ſebbige niche ſogleich der unberichteten Menge
vortragen. Dem erleuchtetern Theile, der doch
durch ihren Beytritt zu erlangen, und fie fuͤr die
Wahtheit zu gewinnen ſuchen.) 5.25: Daß fol.
che dadurch aufhoͤrten,“ Mitglieder ihrer. Kirche
zu ſeyn und zu bleibe, wird mehr vorausgeſetzt,
ols bewieſen. Sie iſt keinesweges berechtigt, uch.
ihnen etwas Unmoͤgliches fordern7 ſie muͤſte
denn auf das Unſchaͤtzbarſte aller Vorrechte Inge
Verzicht ehun, daß ihre Lehren einen Gegenftanb.
der Unterfuchung ausmathret ‚und auf wahrer
Ueberzeugung beruhten, ſondernbloß· auf "gie
Gluͤck und mit blindem Beyfall mauſten ängenont-
men werden. Selbſt die römifche: Kirche konnte
rd
durch den unnatürlichften Zwang det Verſchieden ⸗·
heie der Meinungen nicht vorbeugen. (Hiebey
kommt es wohl auf die Beſchaffenheit folcher Ab⸗
weichungen an, ob fie ben Hauprtwahrheiten des
Chriſtenthums entgegeh find oder nicht, db dabey
der Endzweck der Kirche, die gemeinfhaftliche Er-
bauung erreicht‘ werben fann, ober richt: Es kann
doch niemand mit Nußeit eineh Lehrer abgeben,
wenn es ihm an dem Zutrauen feiner Gemeine
fehlt.) ©. 27. Auf die Benermung ber einzigen
wahreh und allein ſeligmachenden Kirche fommt -
es dabey nicht an. Jede Parthey haͤlt fo von fih.
Freylich kann es nur eine einzige wahte, allein ſe—
ligmachende "Religion "geben, wie e8 mır einen‘ ' _.
Sort, und alſo auch nur eine Arc und Weife giebt,
nach
N
on
\
N
⸗
[4
*
‚A
- . .. v -
-
J Bu ne
366. Bedheeiber Tolerang.
nach feinem Wohlgefallen zu ftreben, und ſich del
‚fen verfichert zu halten. Aber. alle Religionspare
thehen koͤnnen an ihr, vbgleich Auf verſchiedne Ark
- Antheil haben, eine mehr, bie andre weniger, eis
‚ne reiner, die andre mit mehr menfchlichen Zuſaͤ⸗
gen, Eindildungen und Erfindungen. vermiſcht.
Es Finnen, fünf, ſechs und mehr wahre chrifttiche
KKirchen ſeyn nachdem man ihren Begrif bes
timmt einfchränke oder ausdehnt (Wie wahr!
Oder darf irgend eine, auch bey aller. ihrer Vor⸗
aͤglichkeit, behaupten, daß. fie die hoͤchſte Moll:
Fommenhelt fchon erreicht habe?) S.29. Hören
„ober Sehrer nicht auf, ungeachtet der Verſchieden⸗
hetlt der Meinungen, -" Mitglieder ihrer Kirche zu
ſeyn, io koͤmien fie eben fo wenig, dadurch unwuͤr⸗
. ‚dig erben, Lehrer der Kirch Eh ſeyn und zu blei⸗
ı“ben, zu der fie fid) halten, - Es kann ihnen fogar
nicht verwehret werben, nach Ihren Einfichten und
Ueberzeugungen zu lehren und fie öffentlich bekannt
‚zu machen. .. Der Lehrer iſt Doch verbumben, feine
. ‚Zuhörer nach feinem beften Wiſſen und Gewiſſen
‚zu untermeifen De er nun unfehlbar feine Ein⸗
‚fichten Dazu für beffer und zweckmaͤſſiger haͤlt, fo
iſt es für ihn eine Gewiffensfache , fie zum gemei-
nen Beften bekannt zu machen. . Und’find nur
Diejenigen, bei) denen er bas Lehramt verwaltet,
oder die es ihm anvertrauet haben, damit zufrie-
den, fo kann es ohne Bedenken gefchehen. (Es
ommt alfo doch auf die Perfonen ah, bey denen
0... ‚er das Lehramt verwaltet, ober bie es ihm aufge⸗
en tragen haben, Verſteht man barunter die Gemei⸗
et W en ne
/
y
\;
Beher be ka 2367
ne im Gängen, wie will man von: ihr; * fie im .
Nachdenken, in der Beurtheilung richtiger Aus.·
legung fo- ungeübe iſt Prüfung erwarten, oder
es auf ihr Urtheil, dag oft von den geringfügigften
Umftänden gefeitet wird, anfommen läffen? Meint,
man-aber Damit, wie der U. fefbfi nachher F u
bloß bie Einfichsigften und Vernuͤnftigſten, |
wird. es alfo doch immer das ficherfte ſeyn, fie raR
öffeneliche Schriften. zur Ueberzeunumg und Ein
ſtimmung zu bringen. ‚Wie nun aber, wenn bie
Borgefeßten des Lehrers, die ihm fein. Amt auver⸗
trauet haben, ſich nicht uberzengen koͤmen, wenn
ſie bey ihren vorigen Meinungen verharren, und
ſelbige für beſſer und nuͤtzlicher halten? Hat da
nicht der Lehrer nach feinem Gewiſſen genug: ges |
than, daß er. ihre Aufmerkſamkeit angeregt, und "
die ihm vorhanden ſcheinenden Mittel aufgedeckt
bat? Muß und darf er ist noch den Streit ton
der Kanzel vor die Gemeine bringen, und gleich"
ſam die Aütoritaͤt der Unerfährnen der Autoritaͤt
der Erleuchtetern entgegen fegen? Wäre er ſchlech⸗
terdings ein Heuchler zu ſchelten, wenn Wr, nach⸗
dem feine Verſuche der Kirche zu mehrerer Volle
kommenheit in ber Erkenntniß zu verhelfen, mißs
lungen find, nım zwar feine abweichende Einſich⸗
ten weber verläugnete, noch auch fein Betragen
für ſich darnach zu richten unterfieße, Doch aber
öffentlich ‚ben. eingeführten Lehrbegrif beybehielte?
Oder müfle er entweder. fortfahren, andere zur Ue-
mung .mit ihm zu bewegen, ober Kirche
mb Seheftuhl verlaffen? Der Hr. B. empfiehlt
Doderl. Bibl. 28,5 St. Aa doch
*
4
-
268... Weder Wer Eoleanz
doch ſelbſt dir aͤußerſte Sorgfale, und will, daß
man mız mt langgepruͤften Einſichten hervortreten,
ſie weder mit Gewalt, noch ohne Vorbereitung
aufdraͤngen, auch überhaupt: nicht alles vor die
große Menge bringen muͤſſe. S. 38. In umfere
Kirche iſt der Hauptgrundſatz, daß fie alles menſch⸗
Uche Anſehen in Glaubensſachen derwirft, und ſich
außer der Wernunft einig und allein an die heilige
„Schrift halten will, den fie ſelbſt in ihren ſymbol⸗
fiyen Büchern aufgeftellt hat, und deffen free
. Anwendung und Gebrauch ihr durch fenerliche
Reichsvertraͤge und Friedenoſchluͤſſe iſt verheißen
und zugefichert worden. Dieſen Grundfag muͤſte
die Kirtche verlaͤugnen, wenn fie ein für allemal
unabweichlich feitfeßen wollte, wie dieſe ober jene
ESchriftlehre nur muͤſſe gedacht, erkläre und vor.
getragen werden. Sie kann ⸗wohl ihre Mitglieder
anleiten und ihnen erklären, wie fie ihre angeſehen⸗
ſte Lehrer vom Anfang an und nachher angenom⸗
men und verftanden haben. Aber von ihren Nach⸗
folgern im Lehramt kann fie ohne Gewiſſenszwang
nicht fordern, daß ſie ſie gerade unter eben den
Beſtimmungen annehmen und verſtehen muͤſſen.
Dieß muß ſchlechterdings von der eignen Wahl und
Einſicht eines jeden abhangen. Vereinigt er ſich
mit ihnen, und macht ſich wohl gar nach vorherge⸗
gangener Ueberlegung dazu anheiſchig und verbind⸗
lich, fo widerfaͤhrt ihm alsdenn fein Unrecht.
- Wird er mit der Zeit anderes Sinnes, fo muß es
ihm eben fo wohl frey ſtehen, ımd er fo gut, wit
jener, oder ſo lange deſſen Uebergeugung dauert,
[4
1
N “
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*
—E Tui u er.
einen -Sehrer, in. ihr abgeben - konnen. 60 Zramer,
dünftung, muͤſte die, Genehmigung feiner Kirche
‚mit dabey fern.) ' Benin viele oder die meiſten
Schrer, die mit benen, bie in ihe bie. geießgebew
de Macht in Händen haben, eigeutlich die. Kirche
ausmachen ‚ mit einander eins werben, dieſe oder
jene Vorſtellungen fahren: zu. laſſen/ ſo tanmm ihnen
dieß von andern nicht gewehrt werben, wenn es
nur die, die eigentlich die Auffiche:barüber haben
geſtatten, oder es ftilfehmweigend genehmigen, und
bintängliche Gründe dazu vorhanden find. Sonſt
wuͤrde die Kirche ihre geſchickteſten Lehrer verlieh.
ten, und biefe neue Partheyen zu fiften vermüßt-
get werden. (So muß jebe Verbefferung anfan _
gen und fortſchreiten. Ueber ber Binigkeit der
Lehre ſoll die Wahrheit nicht verlohren gehen,
denn was waͤre ſonſt das Eigenthum der Kirche
worauf ſich ihre Lehrer bruͤſten, und deren Beybe⸗⸗
haltung fie mit fo viel Eifer vertheidigen, ale.cn
berjährter, vom. Großvater auf die Enkel fortges
—
erbter einfoͤrmiger Irrthum? Damit aber niche —
eine Fluth unreifer Meinungen nach der andern die
Kirchen uͤberſchwemme, und alle Uebereinſtim⸗·
mung und gemeinſame Erbauung za Grund gehe,
fo fen es das Gefchäfte erleuchteter und rechtſchaßf⸗
ſener Lehrer, erſt gemeinſchaftlich zu prüfen und
das Wahre voni Irrigen zu ſcheiden. Wird es
dann von mehrern gebilligt, als wahr und heilſam
und ſchriftgemaͤß befunden, dann erſt mag es mit
der noͤthigen Vorſicht und ohne polemiſches Ges
uiſd —* —* werden. : Dieß iſt jeßt
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Boa.
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"zum fo diel nochiger, da die entſtandenen Streicig
= Seiten. meift’febe.(pefulatitee Wahrheiten, wo jede
Parthey Schriftgruͤnde vor fich haben will, ja: wo
ft‘ bie Sehrift fefbft nicht deutlich entfcheider . be-
treffen.) S. 45. zeigt er ſehr einleuchtend, daß
die von dem Gegeneheil angefuͤhrten Fälle, daß
man ja auch /einen lutheriſchen Geiftlichen Feiner
1D rathoiiſchen oder indiſchen Gemeine vorſetzen duͤr⸗
‘fe, nicht hiehrr paſſen, weil hler eine Verſchieden⸗
8
heit in Hauptlehren obwaltet,,. fd aber bey gegen
“ wärtigen. Sitreitigfelten ber Fall nicht if. Wie
E aber, wenn doch daruͤber das Eigenthum ber Kir
he, wodurch fie ſich von andern unterſcheidet, ver⸗
aͤndert und denen vorenehalten wird; Die zu deſſen
Annehmung und Befenntniß.mit einander überein
gekommen find? Hierauf antivortet er-, daß es ja
doch nicht unrecht ſeyn koͤnne, feine Einfichten mic
beſſern gu vertauſchen. Und wenn es die, fo es
angeht, gufrieden find, wer Fan es ihnen meh
ven, ‚oder ihnen ihren Zehrer rauben? Dean Män.
gel bleiben ja doch in jeder Kirche möglich — und
ver foll fie entdecken, wenn es nicht ihre Lehret,
die zur Ausbreitung, der Wahrheit berufen find,
hun? Diejenigen bie züerft den gemöhnlichen Sehr-
vegrif feſtſetzten, waren doch auch Menſchen, die
irren fonnten und ſich anch keine Untruͤglichkeit ans
maßten. Das zweyte Hauptſt. Bon der Ein.
theilung der Toleranz nach ihren. verſchiedenen
MBeranteffangen und Gegenſtaͤnden, enthaͤlt eine
gruͤndliche Unterſuchung über ben Urſprung der
VWVerſchiedenheit der. religiöfen Meinungen. , Er
A ı. Pe
v⸗ s . u
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7 J
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M eitth In Pont nt Hi Kran in |
bie bürgerliche, welche entweder. allgemein oder
bloß chriftlich ift , in Die kirchliche und bie. adiophos
eiftifche: (ſo bloß. die Adiaphogg gugeht,) ein.
Don diefen Arsen der Toleranz wird yım-im drit.
ten Haupeſtuͤck in pie: Abhſchnitten befonbers gehan⸗
delt. Die bürgerliche Toleranz bat es mit buͤr⸗
gerlichen Rechten und Worzägen zu thun, zu der .
nen noch öft bie.äußern. gartesdienftlichen hinzufon,
men. Die gemeinfte Aug bavon ft; wennalle
Keligionsparthegen an ben allgemeinen geſellſchaft.
lichen. Rechten Antheil haben, Schutz, Ruhe und
Sicherheit genießen ynb. von niemand in Ausg
bung der Religion gehinbert werben. - Haben fie
zugleich an Ehrenaͤmtern und andern Vorzuͤgen,
Antheil, fo ift es eine hoͤhere, unb die höchfke, werg
fih in einen Staate alte gleich find, Wenn —A
einem Staate alle Religionspartheyen unter einan
dev Wahrheit. und Seiigkeit in gewiſſem Maaße
jugefteben,, fo macht bieß die allgemeine Toferang _ -
aus. ¶Aber Day iſt ja eben ber Darsifularismus,
den man fich ſo ungern Tauben laͤßt. ‚Extra eccle,.
fiam nulla falus , banfen die meiſten, penn fie eß
auch den Catholiken niche oͤffentlich ee
Süßre denn ober bies.nicht zum Indifferentismus
Nein, fagt er S. 99. hen es bar nick 6 bie Mei⸗
nung, Daß fie einander alle einerley Eirad von
Gate und, Wahrheit zugeſtehon ober als Mit
glieber ihrer rien Parehen. anfı mäften, ”
Jede Darf düre Vorzuͤge erkennen, Shägen und
auczubreiten Bat ur bat 173 gr, ms *
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re Veta über Tat: Dr
De len fie: gaibe, daß fie ‚ihnen nicht PT aAgen
wären, als ihr, nicht ganz als falfch und irrig
verdammen. Wo Wahrheit iſt, da bleiben auch
die Folgen derſelben nicht aus, wenn fie gleich nicht
ſo ausgebreitet und groß find, als fie außerdem
ſeyn würden. " Dieß wird chrißliche Toleranz,
wemn ſich chriftliche Kirchenpartheyen eine Wahr-
heit imd Seligkeit in hoͤherm Grabe, fo wie fie
nur durch das Chriſtenrhum moͤalich iſt, der un-
ter "ihnen herrſchenden Verſchiedenheit ohngeadhtet,
egenfeitig. zufchreiben. Auch hiebey wird ber
orzug einer hrifttichen Kirchenparthey vor ber |
ändern hicht gelengnef. ° Eine ober mehrere koͤnnen
mehr chriftfiche Wahrheit und Seligkeit als bie
Abrigen genießen — aber auch ein geringerer und
ünvollkommnerer Antheil an ihr iſt doch beſſer als
gar keiner und darf mit der gänztichen Ausſchlieſ⸗
" fing von / ihm rücht vermenget werden. Bey ber
kirchüchen Tolerariz kommt eg (S. 114.) nicht zu⸗
hächft auf buͤrgerliche und äußerlich "gorteshienftfi«
abe Rechtẽ und Vorzüge, auch nicht wie bey der
-allgerheineh: und chriſtlichen Toleranz, bloß auf
Wahrheit: und’ Seligkeit, aber felbft auf chriftfiche,
Wohrhelt und Seligkeit an. Sonſt haͤtten dieje-
nigen Recht, die behäupren, daß man einen jeben,
der nur Wahrpäit überhaupt, oder doch wenigſtens
chriſtliche Wahrheit zur Seligkeit lehrte, für ein
Mitglied ſeiner kirchlichen Geſellſchaft halten mü-
e. Kirchliche Wahrheit und Seligkeit, das iſt
ſolche und In dem Graͤde, wie fie ir jeder kirch⸗
lchen Varthey überheipe, ug} undb gewöhnlich
iſt,
8
| gehe de —X m
if, madhe dep: ber firdichen Aoferanyıdas Ben
fentlihe.aus. - Mer fie, in der Maaſſe Hat, als,
es ihr eigentlich zukommt, Der muß für ihr Mit⸗
glied gehalten, und aller. davon abhangenden Rech⸗
te und Vorzuͤge theilhaftig werden. (Wer el
aber hier entfcheiben, die Kirche: cher: jedes Mite
glied derfelben fetbft?) Verſchiedenheit der Mein
nungen kann babey wohl ſtatt haben ‚‚merm fie nicht |
Wahrheiten betrift, die mit ihren Hauptlehren in.
nottzwendiger Verbiadung ſtehen, ober wenn ſie
nicht auf die kirchliche Soligkeit vom nothwendigen
Einfluß ſind, oder dieſe auch ohne ſelbige eben. fa
wohl oder noch mehr Fönnte erreicht: werden. Auf
dieſes legte legf der Hr. V. ein befonkeres Gewicht,
weil doch der Werth jeder Wahrheit, von bermäcl
gen auf die Ruhe und das Gluͤck der Meuſchen a» - ··
hängt, und ſchließt foldje davon aus, bey denen
es cheils noch wichtigen Zweifeln unterwerſen if; -
cheils nicht bis zum Anſchauen gewiß gemacht wer⸗
den fa, ober die es mr für einige, wicht. für
ale pub, —— — u
——— — Ye,"
auch ſelbn dag bleßa — ‚anf; bin: €
a —— Ag en
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0 Beben 20
wenn es isch nicht iegemathe ik; bee dem’
-
⸗
men werden. Ueberlaͤßt man nun dieß einem je⸗
. ben, beſonders aber Denen, die vorzuͤglich bau |
aufgelegt find, erkennen ſie fic für Mitglieder ei⸗
"aber in:allen-verfehiedenen Nebenſtuͤcken mit einan-
x
’ I
wahren Sinn derfelben gemäß iſt, und im eigent«:
lichen oder uneigentlichen Verſtand muͤſſe genom⸗
ner Geſellſchaft, die wohi in der Hauptſache, nicht
der uͤbereinſtimmen, fo übt man kirchliche Toleranz
aus. Daxs aber an der Kenntniß allein nicht
genug iſt, und. öfters viele Bedenklichkeiten ben
der Ausubung vorwalten, ſo muß ven allen dieſen
. Arien der Toferanz Die Moͤglichkeit, Nothwendig⸗
keit und Nußtzbarkeit erwieſen werden. Dies ge⸗
ſſchiehet in dem vierten Hauptſtuͤck in vier Abfchnite
⸗
"ten Der erſte Abſchnitt erweiſet es von der buͤr⸗
gekelichen Toleranz. Möglich iſt ſie, denn fie fin⸗
Du ja in vielen Ländern ſtatt, nothwendig iſt fie
zum Zwoe der buͤrgerlichen Geſellſchaft, da fie ber
von Möeglieder in Siebe und’ Eintracht vereint, und
alle Bedruͤckungen uhb Eingriffe ‚ alle Beranlafe
ſungen zum · Streit und zur Eiferſucht aufhebt.
Ihr Mugen iſt damit zugleich erwieſen, auch bes
wens allgemein anerkannt, wie die Beyſpiele groß
ſer Reiche md ıdie neueſten Verordnungen unfers
abnen Joſephs deutlich an den Ta legen. Der
jweite Abſchnitt beweiſet es Yon der allgemeinen
Toleranz. :; Alle Partheyen erkennen doch, daß ein
Sott ſey, der Die Menſchen und die Welt gemacht
bat, wer Fire Wohl ſergt, der auf ihr Thun
and. laſſen Acht· hat, der day" Gute baohnt anb
Kin — das
NVecher über Solranz - "ag |
aa Bofe beſtraft, und auf dies Sehen einen Zug
Rand der Vergeltung folgen laͤßt. Michin it über
al Wahrheit und’ Wahrheit zur Seligleit, ob⸗
gleich mit Irrthuͤmern gemifcit,- und folglich auch
weniger wirffam.. Doch wird · babuxch (fmes
auch in mindern Graben) Beitusuin und Liebe zu
Gott erzeugte: Wenn nun Verſicheraing der gött:
lichen Gnade; Beſſerung des; Sehens, -Hofnung
einer felgen Unſterblichkeit die Erförbemiffe zur
menſchlichen Seligkeit ſind, ſa muß man zugeſfe
ben, daß es Beiner Purthey Gans an dieſen Kante
niſſen fehlt — wenn fie gleich ungleich geringer
als im: Chriſteuchum ſind. Gebr einleuchtend 9—
wird von S. 195. an gezeigt, wie dies mir Der Di
bil. uͤbereinkommo, und daß die Stellen, die * |
— ſcheiven bloß von a ber —
4 Eier übergeben, weun nur dr ui
— gerettet find, ner fin. “on Dee
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| ne. veber Aber —R
web. “ fine wer wo N fange die
Welt ſreht.
5Da es eine der serbeblichfien. Bebenftichfeiten
wider ‚die. Möglichfeis der ſo nothwendigen ‚und
vordheilhaften Toleranz uͤberhaupt, und Der palicie
ſchen mar kirchlichen infonberbrktäift,,:daß man wer«
gibt, als oh ſie ſich mit den politiſchen und kirchli⸗
hm Einrichtungen, und Verfafſungen der Laͤnder
Aumd Kirchenpartheyhen nicht vertrage, und von ihr
eben. bie: Zerruͤttungen zu hefuͤrchten ſehn die
man gewoͤhnlich der Intoleranz Schuld aibe, fo
ſcht er dieſen Anſtoß im sten Hauptſtuͤck Von
der Uebereinſtimmung der mancherley Arten der
Toleranz: mit den Geſetzen des Stoats und der
Kurche? u hehen Der erſte Abſchnitt bewelſet
deren Ueber einſtimmung mit den Reichsgeſetz⸗n.
Unter dieſen verſteht er ganz richtig auffer den
Aland; -Reichsabfchieben md gewoͤhalichen
er beſonders deu Praffänifchen Ver⸗
‚ nebfl.dem darauf erfolgten Retigionsftichen,
—* ft phaͤliſche Friedenainſtrument und bie Lal-
ſerliche Wahlkapitulatien. Ja gefehr auch, daß
28 Wohl. des Staats und. der. Kirche eine Wer,
Önherung darinnen nothwendig mashte » ſo koͤnn⸗
dem Die Etoͤnde des Reiche. umter Concurrirung Der.
| — utereſſirken· Mächte auch das thun, falle
nr Sieſen neuern Bufägen.chen Pas Anſthen uud
eh ie —* —* von diden herinnen vor
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Veche aher Doleranx 5e -
komenden Faͤllen, die Anwendung auf anvbere,
die man nicht vorherſehen konnte, "ju machen iſt. .
Daß aber die Toleranz weder mie dein Religion |
frieden.nöch dem Heftphälifepen Sinftrüinent fireie.
te, fenbern baven vielmehr-geforbert,, auch nach
der allgemeinen. Reichspraris afle chriſtliche Reli-
gionspartheneh darunfer mit eingeflhlofferr werben j
iſt ſchr leiche zu erweiſert. ©. 421. Foimmt er auf
die wichtige Unterſuchung, ob nicht Das. allerhoͤch⸗
fie Oberhaupt des Reiche, und die in deſſen Nahe.
men ‚bandeinde allerhoͤchſte Reichsgerichte "aus
oberſtreichsrichterlicher Gewalt in dergleichen Re⸗
ligions ſachen :mitzureden haben, "und verneint es
mit. eben fo viel Freymuͤthigkeit als Gruͤndlichkeit.
Er nimmt feine Beweiſe aus der Analogie der im
fünften Artikel $. 16.4, feftgefegten Rechte und aus
der gänzlich aufgehoben geiſtlichen Yurisbiftion‘
über Proteftanten. Den der berühmten Claufel
Art;7. 6. 2. erinnert er, Daß es auf bie Proteflane
ten ſelbſt ankomme, wen fie für ein Mitglied ihrer
Eonfeffion. anerfennen wollten; das: nemtiche ſtũn⸗
de ihnen auch ſelbſt in Anfehung der Damals durch
- 6.17. verworfenen Sekten frey, falls nun die chen
maligen Urfachen nicht mehr vorhanden waͤren,
oder fie es als das beite Mittel zur endlichen Vern
einigung enfehen möchten. - Seibſt in Anſehung
der Lehren behauptet er S.444. darf bie prote.
ſtantiſche Kirche Aenderungen vornehmen, nach
dem Sinne des Weſtphaͤliſchen Friedens, in tim
die endliche Vereinigung der Religionen , die öhne
Arnderamg nicht erfolgen kann, empfohlen wird,
En und
—
“
. ober ſtimmen fie: bamit überein, und auch Die er⸗
ehe Bunnnte
—— in der kaiſerlichen —*E—
Art. 3. F. 8. zugeſtandnen Rechte, neue ſymboli⸗
ſche Bücher zu machen und unter ſich einzuführen.
Wir können nicht alles auszeichnen, was der Gere
Voerfaſſer noch in der Folge hierüber und über
Arte 5. Wichtiges aufuͤhrt, finden es aber gegen⸗
waͤrtigen Zeiten ſehr angemeſſen, da ſich manche
. in blinden Eifer anmaſſen, die Abweichungen · an⸗
drer durch Reichsgefege und. Reichshofrathspro⸗
‚geffe entſcheiden zu wollen, ober wohl gar Beſorg⸗
niſſe gegen ben Weſtphaͤliſchen Frieden daraus here
zuleiten. Die beſondern Landesgeſetze ſind an
vielen Orten wider bie Toleranz, und da kann als⸗
"denn der Landesherr ohne Einwilligung der Land⸗
. ., ſtaͤnde nicht für ſich nach eignem Gutduͤnken erlaus
ben und buͤrgerliche Toleranz geſtatten. Oefters
ſtern koͤnnen durch gegenſeitige Bewilligung abge⸗
ſchaft werben. Die gewöhnliche Berficherung-der
meiften Proteftansifchen Zürften ben ihrem Antritt,
J Serie zu halten· Nechdem er beſtimmt hat,
alles in Anſehung ber Religion Im pbrigen Zuſtand
, zurfaffen, iſt nicht darwider, fondern mehr eine
Folge der Politik, dem Anbringen Paͤbſtiſchgeſinn⸗
2er damit auszuweichen. - ater Abfchn. der
Uebereinſtimmung der Toleranz mit den Kirchen⸗
‚ gefegen. Der Hr. Verſaſſer iſt, wie leicht gu er⸗
achten, nicht mit ihnen zufrieden fd wie fie ge⸗
woͤhnlich ausgeübt werben, und haͤlt fie für unge
77 gechte Anmaffungen, wodurch fie ihrem Grundſatz
entgegen handle, ſich allein an Vernunft und
was
f 6B .
Wocha ider Sei, J 38
was Kircheugeſetze ſind, former S. 88. auf
das Recht der Kirchen dergleichen zu geben Man
ficht ſie, ſagt er, gewoͤhnlich, als einr Geſeliſchaft
an, die dası Recht habe,ſibſt die Bedingnifſe
vorzuſchreiben, unter: denen jemand: fuͤr ein Min |
Jin von ihr zu halten ſeh. Das karin aber nit
Stan ſiaden, wo fir Beinen höherer über forte
nen." Bam aber. hat;tie chriftfiche Gefellfchafteh
zen folhen Obern an Chriſto, fie darf alſo, —
wie fie keines fichtbaren Oberhauptes bedarf, auch
ju der von ihm erhalten Anweifung keine eigen
mächtige Zuſfaͤtze machen, da jene ſchon zur Errei⸗
chung Ihres Zwecks hinlaͤnglich find, (Es ſttehe
dech aber der Kirche zu, ihten Lehrern und. Glie⸗
dern befanme zu machen, was für rehrwahrheiten u
fir in der heiligen Schrift beſtimmt glaube, wie ſie
ſelbige verftehe und welche Auslegung ſie fuͤr wahr
halte... Dabey aber muß es noch immer frey ſto⸗
ben, nach der Schrift zu prüfen‘, ob auch dieſe
Einflimmung vorhanden, ob nichts verftellt;; nichts a
verſtuͤnmelt, nichts hinzugethan ſey. Sollten
ſich da eigenmaͤchtige Zufäge finden, bie aus dem
Sinne der Schrift nach richtiger Auslegung uner⸗
weislich ſind, ſollten ſich Irrthuͤmer, denn Fehler
—
>
.
it von der Menfchheit unzertrenniich, mit .einges. .
fhlichen haben, ſo kann die Autoritäe der Kircht
freplich niemand dazu berpflichten. Aber der an⸗
derwutige Mugen der Lehrvorſchriften bleibt dabey
ungefränft.) Darinnen ſcheint ber : NWerfaffer
wohl zu weit zu gehn, wenn er aufſer der heiligen
Schrift gar feine + Bpeue, und. Verpflichtung; |
N a“.
\
oe u eher übe Sala.
einem lkiechlichen ahrbegtif zugehen An, weil
mianñ ſelbigen gemeiniglich einen zu groſſen Werth
F Siege ;. bie Auslegung der Schrift Dadurch. hinde⸗
20, und dey Verbeſſerung ber. etwa nach vorhand⸗
aen Mängel den Weg werfperre: (Es it niche zu
aͤugnen, daß ähnliche Mißbraͤuche haͤufig daraus
antſtanden ſind, daß man hin und wieder ben
GWerth ſymboliſcher Bücher viel zu hoch anfchläge,
2 aber es muß das, nicht nergwendig geſchehen
Eelbſt wenn bloß die Bibel zur Lehrvorſchrift an⸗
genommin wäre, fo muͤſte man ſich ja widerſegen,
venn ein grober Irrthum, der ihr entgegenflünde,
7 inzureißen drohte: . Dan muͤſte alfe die Schrift
erklaͤren, und da iſt des Unterſchied geringe, gb es
xſt itzt geſchieht, oder ſchon einmal geſchehen iſt.
. Möchten alſo immer Lehrvorſchriften zur ———
der Lehrer und zum Unterricht bes Volks ba feyn,
wenn. fie nur ‚feine andere Wahrheiten enthalten,
als welche Elar in der heiligen Schrift ftehen, und
zu dem gemeingchaftlichen Blauben aut. Se
aigkeit, gehoͤren, wenn nur nichts beygemiſcht iſt,
avas nicht mit hinlaͤnglicher Gewißheit aus ber
Bibel entſchieden werden kann. Was ©.y19.
wider das Vorgeben, als ob man dadurch der
Sthriftforſchung feine Grenzen fege,. ©.5a2. uͤber
ven angeblichen Unterſchied zwiſchen dem Dogma-
tiker und Exegeten, und ©. 524. über Die nach ei⸗
niger Meinung blos ben Academiſchen Gottesge-
lehrten zu verſtattende Freyheit erinnere wird, iſt
—8ewiß ſehr richtig, und verdienet fo wie dieſer
ganze Abſchnitt Die bedachtſamſte Ueberlegung.
ESESecchſtes
>,
Gehſtes Haupeſtuck. Von der Notkröendigfelt
Toleranz und Gewiſſenrfreyheit in gewiſſe Graͤnzen ·
einzuſchraͤnken. Dieſe Graͤnzen Haͤngen bon: den: -
a
.-.. 8
derſchledenen Erkenntnißquellen und dem Gebraͤuch·
ed, den fie davon machen, Wahrheit und Setig
keit daraus herzuleiden· ¶ Je edler und gegründete: ·
diefe find, und je ſorgfaͤltiger und getreuer ſie fe -
blge anwenden, deſto mehr verdienen ſie Achtimg
undtieba Der Verfaſſer geht hierauf ·die mehr vbet
weniger guölfjen ©ekewatschßipuehlent Tann) Yboraun
Heverfihicenren Partheyen ihre SReligton: herleicen.
Siebentes Haupiſtuͤck. Bon den SM
ss
Eu
-
An To
van; und .Bieroiffensfennheic hi übte gehätige Uremy
tl
yon einguſchrantem Dex Werfüffir unteefhelser
ſalſche und wahro: ‚Unter jene rechnet er zuarft: die " |
Srffrhung eimes Püchttchen Negrbegeifs, weiP Tg
Maasgabe Ber Geſchachts chen baburch am melften .
tung. richtig “giteldefen: und: georbneten Webrautle
de nf, un eine genaue RUE IN Re
kiguız des vornehmſten Haubezrunſmes unſred
Kirche ſich Die ehr wile hetlige Ju.hanui⸗
hit der das Studium der Ki
Doͤderl. Bibl. rn B. St, 3b .
*
nn.
Girdgengefihichte Fehr -
nügs
a Beherdde, Toleram
_nägthh. in Merbigpsing ‘gebracht wirde ·¶ Achtes
Haupftſthck. Won des: Urſprung und ben Quellen
daer⸗Intoleranz. Sie iſt eigentlich auf die Ausſchlieſ⸗
ſung deffen,, „was wider. Gott.und die Religion iſt,
gerichtet und archert gch, fa halb. fich Verſchieden⸗
heicx in der Religion findet, und: um fa heftiger, je
wichtiger ſelbige iſt. oder ſcheint, So entſtund fie
wlſchen dem Judenthum amd Heidenchum, fo.
gieng fie-in big. Chriſtenthum uͤher, und fo pflanz⸗
ta fie ſich Bis: zur; Reforguation und von de auf unß⸗
re. Zelten fort. Daß die Unruhen der Kieche und
die zu ihret Beylegung abgefaßte: Concordienfor⸗
wiel das ihrige, dogu beytrugen wergißt der Hr.
P. nicht zu bemerken. Den Beſchluß macht ein
heppelter Antzang, ber :erfla, von ber Hoſnung
Befferen Zeiten fuͤr und durch / das Chriftenthun,
die: wir mehr wuͤnſchen, als mit dem WVerfaſſer fo
nahe hoffen dern ‚anderes einige thenlogiſche Con⸗
ſekcaria zu ‚mehrerer Berichtigung.der bibliſchen
Theologie, enchäts das Berfaffens Meinungen vom
Sacan (uncer dem er das perſaniſceirte Voͤſe ver⸗
—R
mr
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ET EEE T RE PR
114 47 HN — "U Re
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ftebs,3 und. dam ſteten Wachsrhem. ber Menſchen
an Woſſtommſonheit unh ber enblührn. Aufhebung
" Benbllonfiafen, — Mir boffenvao Dez Zeeikmi«
gelen zu Gaben. uubie Freynde der Solerqug und
Sptolerang doreuf ouſcneek ſuum gu iothen <ıl s;. |
‘st Fand 1E NIE ß
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14
Andere — Särifen: ass
aber — * — Dis ,
und Schriſten.
1. Yanio Hiftoria dogmakis. de regud, Mef-
fiae,: Chrifti et Apoftolgmam aetate, ad
illuftranda N.T. loca avommdate espofita.
Differtatio prior, — 4 —R ‚Aug, Theoph,
Keil, 278. EB. Die, Ideen ;vom Reiche
Chriſti ſind freylich nicht zu ‚allen Zehen einerleg -
geweſen ſendern bald ſinnlicher, bald qeiſtiger,
im Anfang.dunfler, in der: Folse jener ceinch
und aufgeklaͤrter geworden. Dieſe, Vefchſoden⸗
beit ‚der Vorſtellungen, ihre Abmgchehunggn unz
ihren ſtufenweiſen Fortgang hat.der Hr- m 5 a
dieſen wohlgeſchriebe nen Abhantfyngen, mit, vielen
Fleiß und Sorgfalt zu unterfuchen angefangen rynh
in. dieſer Abhandlung in, zwey Abſchuitten theiſs von .
den juͤdiſchen Vorſtellungen, von Dam meßiopiſcheü
Reiche, wie fie kurz vor Jeſu Zeiten waren, theiltz
ven den Ideen, welche.man zu. Jeſa Zeiten daben
ſowohl aus ſeinen eigenen Reben: ieruen * * al
auch fonft.antrift, -gebanbeig- Die jadiſchen Mei
nungen hierüber laſſen ſich, zeigen, meh: betupft,
—— aus dem A· Ttzoch aus den fpätern und
zweifelhaften ae ifchen, Gcheiften „mit. Grroiße
* erkerwen;, fanberd: ledigiich ana, den Schriften
* und — erh “Bier —*
—
—W
—
** — Der
706 Mae, choioghche eftih.
aus einigen chaldaͤiſchen Paraphrafen und apocero
pdiſchen Büchern.) Hier Hierer ſich zuerſt Zadıa-
eiaͤ Geſang Luc. 2,68.79. dar, wo die Ideen von
einem Koͤnig, der die Juden befreyet und: unter
feiner ruhigen Regierung gluͤcklich macht, durchaus
„rherrſcht. Selbft ver Ausbrud 3,77. LT)
. «Dere npagsTıany beſtimmt Feine geiftliche Wohl
thären, ſondern das Ende ihrer Strafen und ihres
Elendes, (role es in den Schriften der Propheten
häufig vorkommt, z. E. Ef. 40,1, folgg.) "Much
ı $ue,2, 30:32, ſcheint Simson den Meßias als Be
—* der Inden zu kennen, der auch den Heiden
bekannt werben ſolle. Aus Joſepho kann man
niches weiter entdecken, als die Meinung, daß zu
den Zeiten des Meßias die Frommen tom Tode
aufeerſtehen werden. ( Hat vielleicht dieſe Ermarı
tue Anlaß gegeben, daß in Matthaͤi Evangelium
bie Erzaͤblung K. 27, 52.53. gekommen iſt 23. —
Die übrigen Formeln und Ausdruͤcke die von Dies
a fer Sache im MT. gebraucht worben, Find zu ale
"gemein, als Daß fie zu einer genaitern Beſtim.
mung ber damaligen Begriffe dienen: koͤunten. Mit
weit: mehr Bernißheit. und Deutlichkelt iaßt · ſich ſa⸗
gen, was Fefus dadon gelehrt har. Zwar giebt
— ——
ſondern belehtt aur feine Zuhoͤrer, dnf-das'meßiau
niſche Reich nun vorhanden ſey mid was fuͤr Men⸗
fen Theil daten - handen, Mahk: 5, 2.-folgg;
Bra U, B,r1.1, indeſſeæ mifche ev
dod manches von jüdifhen Werkeltungen: mit ein,
JE. daß dia Todren alsdaun auferſtehen :dafi ein
il 2 = - m | neues
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1 ,8.9. vergl. 3 (menm.aber Ca Felicitas wäre?)
Daraus folgert der B. (6. 10. ſq.) daß Badixcvvs
Hes nie die chriſtliche Kirche oder Das Gnadenreich
ſey, ſondern, wie en fagt, regnum quod poſt
mortuornm demum in vitam reditum inſigni ali-
:qua maieflate inaugurahitur, qnoque ii, „qui
eius doftrinam his in terris ſunt amplexi —
. beatillara felicitäte fruentur, wie auch Hr, D.
_ Koppe diefen Begriff einft. angenommen. und ben '
guͤnſtigt hat. Doch iſt er genoͤthigt anzunehmen,
(. 12.) daß Barney ver ugarev auch, von al-
28
lem dem geſagt werde, was von Chriſti Zeit am: _
bis auf die feyerliche Offenbarung feines Reiches
geſchieht, yon der Verkuͤndigung des Ev. und von: _ e-
‚der Einrichtung der Welt und Menfchen für jenen.
kuͤnftigen Zuftand. Z.E. Matth. 13, 24:52: Mare.
12,34, Suc. 18, . 29. vergl. Marc. i10, 29. ( Man
fieht hier ſehr deutlich, wie es der Hr, M. gefuͤhlt
hat, daß es nicht möglich ſey, die Koppiſche Idee
in alle Stellen N. T. wo nom Reiche Gottes gere⸗
det wird, aufzunehmen und wie ſehr er ſich doch der
gemeinen Erklärung Diefer Redensart nähern muß,
wenn er nicht vielen Ausfprüchen Jeſu Gewalt an
hun mil.) Diefe feyerliche Offenbarung: feiner
Soheit und Majeſtaͤt in feinem Reiche verfpriche
Jeſus feinen Juͤngern zwar als nahe, doch follte.
fie erft nach feinem $eiden erfolgen , $uc.17,24.3%
In den befännten Stellen Masth,24. Märs:gı..
luc. 21. verbindet er Jeruſalems Zerftörung (bie
twrehesay v3 aavas, dbie Matth. 24, 29. 30.
Bboz— poetiſch
2
=
Andere tfenlogihe Ghriften . ser,
-weuek Sehen Darinnen ſtatt finden würde, Marl.
—
L)
ges Andere thetlooiſche Scheiften ⸗
poecifih beſchrieben wird) und’ Deii"Ausbruch ſei—
"nes Reiches als unmittelbar auf einander folgende
Geſchithten: und. Matth. 16,28. ſagt er, daß noch
ſeine damahligen Zuhörer eg erleben wuͤrden. —
Auf die ‚fehr natürliche und ſtarke Einmendung,
Daß man aus jenen Zeiten doch nichts von einer
feeyerlichen Erſcheinung des Meßlas, von Todten⸗
erweckung u. ſ.f wiſſe, wird mie Koppe geantwor⸗
tet, daß Jeſus dieſen Zeitpunkt ber Erfcheinung
femes Reiches nicht. reche gewuſt habe. - Marc.
23, 32. (Wir wollen nicht zu denen gehören, wel.
chen diefe Unwifſſenheit Jeſu anſtoͤßig If}: aber die
Belehrung über eine Sache, won der man felbft
‚Peine zuverläßige Gewißheit Hat, kann boch ge
rechtern Anſtoß machen, Auch ein goͤttlicher Pro-
phet wird nie verfündigen, was er nicht, weiß ;
er wird unbekannte Umftände mit Stillſchweigen
übergeben ober er wird ſich Boch fo vorſichtig, fo
behutſam ausdrücen, daß er nie in Gefahr ge⸗
räth, etwas unmahres zu ſagen. Wuſte Jeſus
nicht, mie bald oder wie ſpaͤt die Offenbarung ſei⸗
. nes Reiches erfolgen werde: fo durfte er doch oh⸗
- ne fein Anfehen auf die Spiße zu ftellen, nicht ſa⸗
gen, daß nod) einige Zeitgenoffen es erleben, daß
. fogleich auf die Zerftörung Jeruſalems bie Herr⸗
lichkeit feines. Reiches ſichtbar werben follte: nicht
fagen, daß es fchon da fey, wie $uc.ı7,21.) —
Gewiß aber ift es, ($.20. folgg.) daß die Zeitge⸗
noffen Jeſu, und felbft feine Apoftel vor feiner
Himmelfarth, die Errichtung einer weltlichen Mo-
narchie durch den Meßias erwarteten und diefelbe
| | | als
oo.
) a —
nn
x
\
uls nehe —8 "Denn mie Bien Hoftuu⸗ =
gen gierigen ſie nach Jeruſalem $ucs9,11 und ſelbſt
nach: Jeſu Auferſtehung trift man ſis noch bey ih·
nen an $uc.24,13.: Ap. GOeſch.1, 6. bis fie in det
Gofge :richtigere Begriffe erhielten worlbder dei -
Hr: M. in der zweyten Differtation die noͤthigen
Unterfüchungen anzuſtellen verfpriche. Sie wer
den um fe mehr uns willkommen :mıb nüglich fon,
Je mehr Bebächtfamkeit., Bebanntſchaft mit bet
rechten Art bibliſche Begriffe aufzufuchen und zu
beweifen, und Beſcheidenheit aus ber gegenteärtls
gen Unterfucgung hervorleuchtet. Zn |
2, Tübingen: Obfervatiönes shilölogieo-. [ev Pu
Scae ad waticinia Iefaiae, Praef. Chr. Frida. '
Schaurrer -— Aut. Heim. Eb. Gottl. Paulus,
Tubi 1781.24 B. Die Kürze dieſer Anmerfun
gen beroeifer es, Daß: fe die Arbeit eines Schülers
vom Hrn. Schnurrer find, und ifre Suͤte, bie
Spuren des Machdenfens, des Fleißes mb be
Einfihe in die Morgenlaͤndiſchm Sprachen, de
wir darinnen finden, find ein Beweiß, daß er ſich
dieſes Schülers nicht zu ſchaͤmen hat. Rach e ni⸗
gen guten Bemerkungen über den Charakter der
griechifchen und chaldaͤiſchen Uebreſezungen bes
Eſaias, bie zum feififchen Gebrauch berfelben um
entbehrlich find, ſucht er einzelne Stellen: zu berlch -
tigen und gu erlaͤutern. Die Berichtigungen be⸗
ſtchen meiſt nur in veraͤnderter Trennung ber Wor⸗
te, "ober der Buchſtaben, oder In veraͤnderter
Punfeation: ‚Die Erläuterungen in neu angenom⸗
Bb 7: mehen
- - Ne
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. Sen: in benden leuchtet Scharfſinn und Beſchei⸗
"Piel Gutos yon ihm erworten laͤßt. — K. 5,26.
ſchlaͤgt er vor, prvan 2 gu leſen, nach dem
Daxralleliſmus. K. 7.5. zieht er das Wort nn
als Zeitwort: cagitavit moditatus oſt, zum letz⸗
tern Hemiſtichio: meditatus Ephraim, u.f. ww. fehe
.., Jeiche und bequem. Auf. gleiche Art verfücht er
828,4. bie Worte fo abzutheilen pun nwa nn
Ama nr owı ad erspufculum deliciarum ponet
noßem ıerroris, wodurch die Schwierigkeit, wor⸗
auf das: fuffixum in pur gehen folle,- wegfälr,
und Die Begenfäge fehr postifth und deutlich / wer»
ben, K. zo, 6. 100 ale neue Ausleger ſtatt a
_haw'on lefen. nawon ann wähle: er lieber
v, , terror illorum, que incutere ſo-
debanit, seat. Nur hat es alsbann nicht recht die
Sorm eines Nahmens, welche die übrigen Ausle⸗
ger beybehalten. Schr glüdlich wird K. 32, 5.
MTOR plandigs. und 8:43,42 pres divitis
. Mh. cariorx as, ‚punktirt... Aber. K. 40, 28. kammt
milr die Veraͤnnerung des Yan in pri ſehr geywun⸗
m.
wen unh unnoͤthig vor. In der Antwerper Poly
glette ſteht ohne Zweiſel Tom durch einen Druck
Febley cued Die gewoͤhnliche Leſart giebt doch auch
des guten: Sinn: prudentia eius invęſtigari. ſ. eo.
gnoſei neguit, Denn daß »prı auch die paflive
Bedeutung hat ‘wird ber Perfaſſer nicht laugnen.
> Weigt. 30b.5,9. — K. 48. 13. wird wegen des
dunkeln un für Dr. eine neue Bedentung prac ·
E Ba ut ne valere,
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ale, ‚aus dem Weobifcpen gefuche und —*
Iehoxa dilexit eum,. vt — biseret jpf, be
prout lehavae placot, Chaldasor, Hierinnen:
wird er nicht viel Bepfall finden; denn man ſieht,
wie gezwungen es iſt; Dagegen aber K. 51,6. vers
tirt err792 aus dem Sprifchen, /pargentur, dis,
turbentur. - In dem Wort asegendn bey de
LXX. liegt wohl ein Fehler, aber ob dafür, wie
der Nerfaffer- will; esguSa, in der unerweißlichen |
Bebeutung.humi delabentur , zu fefen.fep,-zweifle,
ch; eher asegedn.. —— WVeittäuftigere mer bune
gen übergepen wie und wünfchen, daß def War
faſſer unermuͤdet das Studium des A. T. fortfegen
möge, barinnen er, nach diefer Probe, mic viel
Bea ind Den ib geübt dat. en
¶ Stecbutg.. dOhlereatioue⸗ Ad —
Paulinum 1Cor.2, 14. eiusque ufum IR gie
cum — Prael.. Phil, Iar. Müller SS. Th. . —
R. Jok. Læonn. Rofer. Ba N
Man bat feit langer Zeit diefe Stelle Yaull,
der ngtuͤrliche Menſch vernimmt nichte
vom Geiſte Gottes u.f.ı. als einen Hauptbe⸗
weiß fir Das gänzlice. Unvermögen des natüclle
hen Menfchen, Sachen der Religion zu erkennen
und; zu beuctheilen, angefehen und.es iſt auch hie
bee Fall, wo die Dogmatik den Emm dietirre,
und die Epegeſe als. ihre Sklarin nachgehleppt
ei der Sal, tra Erf, bie.
. Selen
- Zur
- -
/
\
| » Abbero Reel Schriſten
Etellar⸗ matichem, beffen non Blue ultra in der
Dogmatlt und Beſtimmung der Beweißſtellen die
ormula Concordiae iſt, wenigſtens die aͤngſtliche
ſorgniß erweckt/ daß ein antiſymboliſcher Sag
- üufgeftefl ober ein fombolifcher unter den Ruinen
eilner Stelle begraben werden möchte Solchen
Wiigſtlichen Seelen, — die zuweilen auch untoif-
a genirg ſind, jede abweichende Erklaͤrung für
heu, und boshaft genug, jede Neuerung füt- vera
baͤchtig aus zugeben, wollen wir dieſe gelehrtke und
ſorgfaͤltige Abhandlung: des Hrn. D. empfehlen,
barinnen er nicht ſo wohl den wahren Sinn diefer
Stelle auffucht und beweiſet, ſondern vielmehr von
u ihrem dogrhätifchen Gẽbrauch redet ‚und darthut,
daß man weder ir den aͤltern Zeiten, noch in der
| Form. Concordiae & zum Beweiß des gaͤnzlichen
Unverimoͤgens zur rkeuntniß in, geiſtlichen Din-
gen, wie ſichs einige vorſtellen, gebraucht habe,
Weder Origenes, noch Tertullian, noch ron Au⸗
guſtinus verſtehen unter dem ‚ndenzo ua
den natürlichen Menfchen, ſondern fepen ihn als
"den an, ber: tenuern eognitionerh bat. ‚im: Ge⸗
| Serfek gegen reAcsev „“ der’ ſchon weiter gekommen
Erſt in den dunkeln Zeiten’ fing man’ an‘, den
| . 6 animalem als den zu erflären, der wie
a Zuſtand, ohne Offenbarung: lebt:
und
eſe Erklaͤrung hat auch Luther und feine Ani
a ankenommien, und in der ſtreicigen Mate⸗
e vom freyen Willeh’bes Menſchen ſich auf Päuft
Bere acſie⸗ In wachem Sinne?’ Dig
iſt
! fl
. ‘ a
BR tn Ba a
J Andere theologiſche Schriften. X
it es vornehmlich, iwas In biefer Abhandlung ut:
terfucht wird, die als ein Mufter angefehen werk :
den kann, wie man’ die währe Lehre der Hmbafl«
fhen Bücher aufſuchen, entdecken und bemeifeh
muß, imd aus welcher viele manches in denſelben
werben finden fernen, was fie nicht darinnen geh
fucht, was fie viellelcht bey einigen neuern Theo»
Iogen, wo nicht für Irrlehre, doch für Neuerung
erkannt haben. Unſre Befenner haben im Art.
ber A. C. die Mſicht gegen die Pelaglaner zu Ich#
ren, daß der ſinnliche Menfh, den Sinne un
Leidenſchaften ftumpf und träge machen, niemals
zu einer wahren Siebe, Furcht und Wererauen zu
Gott, oder, wie ſie es auch nennen, jur iuflitia
ſhiritualis, "gelangen koͤnne: wenn nicht durchs
Wort der heilige Geiſt erlangt werde, d. h. wenn
nicht die göttliche Jehre des Evangeliums dem Men⸗
ſchen defanne und er durch Diefelbe gerührt wird.
Da fie zum Beweiß dieſer Lehre den Ausſpruch
Hauli x Cor. 2 14. gebrauchen, fo ſieht man leicht,
daß ſie ihn von der Faͤhigkeit des menſchlichen
Verſtandes den Willen zu regleren und zu chriſithß.
chen Geſinnungen zu bewegen, erftären, aber nicht
von der Faͤhigkeit, den Sinn ber h. Schrift ein⸗
zuſchen, um fo viel mehr, da fie eg durchaus eim
fhärfen , der heilige Geift wirke durchs Wert;
d. h. durch den Verſtand der Werte, ber alfo wohl
ſchwerlich eine Wirkung ‚des heiligen Geiſtes ſeyn
wird, wenn man nicht, gegerl vle deutlichen Ere
rungen ie (pnhofifihen Dünen; ale tun pad:
| Zn U ge
[3 f} D
4 \
a: Ser einhe Sri
agogicos: für and: haften und: auffeben, md
| durch den unficheen. Weg der Empfindungen die
en Wahrheit einer folchen unmittelbaren Erleuchtung
hemeifen milf-, vote die Schwärmer ‚hun. NBIR
man fagen., -baf die geiftliche Erfahrung doch ges
wiß die Entdeckung des Scharfſinnes in den zur
Heilsordnung gehoͤrigen Stellen erleichtere, fo iſts
J ſo giebt dieſe hoͤchſtens nur ufı
gewiß verfehrt aber gefährlich, den Sinn der hie
hlifchen Worte nach der Erfahrung zu beftimmen;
miuiſterialem
bey der Auslegung der Bibel. an wenn wir
genau reden wollen, fo iſt die geifttiche Erfahrung
- Die Bemerkung und das Bewußtſeyn der Veraͤn⸗
derungen und des Zuſtandes eines Chriſten: aber
erfolgen dieſe Weraͤnderungen, ehe man die heili⸗
ge Schrift verſteht oder nachher ? Sie fließen aus
den ſchon erkannten. Wahrheiten der Religion
(und ſind alfo hoͤchſtens Anwendung jener Wahr
dheit auf fich ſelbſt; niche Mittel fie zu verſtehen
“und zw finden, fondern Beftätigung des gefunden
en). und. müffen auch durchaus, wenn fie niche
>,” geäglich- fen wollen, nach der heiligen Schrift:
> 9mb- ihren. Ausſpruͤchen geprüft werden. Di
Mittziſtraſſe liegt zwiſchen Pelagianern (oder
88lmahr, ben kein, deren fie beichulbige wor⸗
- Ba’) mb zwiſchen Euthuſiaſten: und diefe Bahn
. auch die Verfaſſer der Form, Conc. betre-
—— obgieich mehrere Ausdruͤcke von
web, | die Das Gegentheil zur be⸗
ſchejpen. Wenn es .E. in ber F.C,
= » 630.
Yy
Andere theologifche Schriften... j 598 _
9.686. heilt: kominis non renati tellectum in
rebus fPiritualibus et divinis;, ex’ pröpriis matura⸗
us viribus ptorſus nihil intelligere, credere « etc’
fo ſoll damit nur behaupter werden, vaß die menfche
lichen Erkenntniſſe nie ſo ſtark werden als zur
Dämpfung der Gewalt der Ein; wie das Evan⸗
gelium ſie fordere, noͤthig iſt. "Auf gleiche Art
wird der ſchriftmaͤßigere und veruͤnchhee Sinn
andrer ähnlicher Redensarten in der Fl C. über-Diea
fe Materie beſtimmt, der, ſollte auch nicht immer
evident ſeyn, daß die Verfaſſer der F. G ihre Worte
te ſo genommen haben, doch es leichter macht, ih⸗
re Saͤtze zu vertheidigen, und viel Anflößiges in -
diefer Bekenntnißſchrift mitdert. Wahrhaftig
ein Verdienſt, wenn man unfre Vekenner num das
ſagen laͤßt, was ſie Na Anfent Seen oͤhnfehlbar
wuͤrden geſagt haben
a. Lipzig⸗ Eollakonie Broserblorum =
lomonis cum Bibllis Polyglottis Londinenfibas:
et Hexaplis’Origeniänis. ſpecimen. Auct. . F.
Schlonſuer 1783: 38. — Warianten zum Bde
braͤtſchen Teyt aus ben Verſionen zu’fatitnten, for⸗
dert eine ganz eigne Vorſicht unb —ã—
und wird durch die Fehler Der: Abſchriften öfters
auch durch Die Freyheit; mit welcher beſondets die
Griechen in. manchen Büchern A; S. Aberſegen,
ſehr erfchwert. : Die Menge von Urbereilinigen
und falſchen Uetheilen, wor Zehkricten und Irr
Home, die man gin- and wie a dei Sa
8
a}
’ - +
b
RR ade PA Con;
“um Veeſichen auch gelehrir Naͤnner anteift,
weiches ſich in: dieſes Feld gewagt haben, muß eine
ſpricht und leiflen wird — warnend geweſen find,
am auf dieſer Bahn. allen Uebereilungen aus zuwei⸗
‚= + falche Wonfichtigfeit noch mehr empfehlen, und es
u: ſichtbar, daß ihre Beyſpielr für Hrn. MM
Schleußner · — einen Gelehrten, ‚beffen Fleiß und
GBenärigfeit in Eregeſe und Kritik ſehr viel ver⸗
chen. Ben der Wahl, in dieſem Theil der ſchwe⸗
bey welchem zroar Die Vergleichung, die Beflerung,
und ‚der. Gebrauch, der. mergenlänbifihen Leberfen,
ungen febr ‚erleichtert wird, weil der Chaldder in
tiefem Buch fein Paraphraſt iſt und die meiſt vadrc=
liche Uebereinſtimmung der ſyriſchen und chaldaͤi⸗
ſchen Werſion hoaͤufig Gelegenheit ‚giebt, eine aus
‚ der ändern zu emendiren: bey ‚mekhem ‚aber: ber,
Gebrauch der griechifchen Verſion durch ie Men«
ge von Interpolatipnen, die wir nirgends fo Hd
. fig als. in den Speüchen Salomotis antreffen, von
Berfegungen und ganz unerflärbaren Auslegungen
des hebraͤiſchen Tertes aufs aͤußerſte erfchwert wirb.
Yhor hie Ausfuͤhrung darf ihm dieſe Wahl niche
aareven.laffen,‘; Er Hat aber nicht. .bioß Variacten
wſemmlet ·ſondern auch hier un ba eg Er
. Mürungen. einiger Grellen verſucht, die man wie
Billiging antgehmen wird: und.‚binfh alles mar für
viel. Veſcheidenheit / und Krititk bad won wänfhen
muß,/ er machte dieſe Arbeit, leur über bie,
vier erſten Sani ber Srrüce ale un
a un “
en Kritik des A. T. iſt er auf ein Buch gefallen,
Arndere teleaiſcha ihre: ap
eufs ganze: varbreiten und · vollenden ·¶ Mir einiges
nzufügrene: fb iſt K. 1, 1%,: nicht nat gemuthwaßt
yeb-oielleipht orız, wegen ‚der · NaralleleNa fin -
o77 zu Iefen fen ;. fonbern auch. man am heften mig
dem Syrer doloſo srflärt werde, aus:hein Arab
wl.dgcppit amd; noch beffer als · phnoli⸗ ven
miete, daqueus-angefihen, werden koͤnne —*
ing —
he Ih ot Ir rain tie.
9 D-24 1m er Kine Bprjegung ag
Ra —
Sun Tin nn. .
BNOM m mo)
* Er
t- e
weil es unnaturlich wäre, zu-fagen Dich. biete male
ne Hand Har, und fiemand hört mich, (Allein dies
fer Sihn sirb,nur-durch, die Anhänglichkeit an
Etpmologte dem Ohr beſchwerlih. Wie aber,
wern das Ausſtrecken ber Hand der Wink ift, wo⸗
mit die Kedner einft bie Umftehehden zur Aufmerk⸗
famkeit einluden und erindierter® Sind alsdann
die Ideen auch noch. unerträglich neben einan⸗
0er?) — Beſſer kommt ums die Bemerfung vor,
deß mir 93.33, niche quies, fondern.error, flul-
titia, flagitium ſey, wie 2 Ehron.29,11. und wie _
der Epaldäer und Syrer bier es auch verfiehen. —
„2,3.
\
R.5,3. iſt ein guter Gedanke, ON In on zu ver⸗
ändern: doch iſt Diefe Aenderung nad) der Paralle⸗
de, in welcher für un kein Wert ſteht, ußmärhig
> and ſoiſch m .R. 4,15 iſts ſchwer, das Griehl-
> fe db div memp Senteredevaner dem Hebrii-
Ken WMoo anzudaſſen. Der Herr M. fucht bie
Urfache dieſer Berfion in Arabifchen vacauım
‚elle alabore, Sollte es niehe’eher eine Gloffe
. ober Parapfrafe der Formel un 12 WB. 14
= fan? — Noch viel folcher Beyeräge und folcher
Kritiker ſo hoffen wir beffere Ausgaben der
Verſionen und mehren und ficheren Gebrauch
berfelben zum alten Teſtament ⸗·
Ce De Ind nf ride |
D. Joh. CEhriſoph Doederiein
auserleſene
air
— IE »n
von in den teichtigften, cheoloziſchen
in: und.ausländifchen - \
Buͤchern und SäHriften
Nachticht gesehen wird, - .
Zweyter Band fechftes Stuͤck.
at a ee
Reipzig, .
verlegts Joh. Gottl. Imman. Breitfopf, 1782
*
In N h al t.
I. J. D. Michaelis beutfche Uberigung des alten
Teſtamentes. Eilfter Theile
Bi Veterum pattuni' ealirungee ſcri-
ptorum Analecta nova.
u Prüfung. roichtiger Schren thebioiſchen und
philoſophiſchen Innhalts von E. J. Walter.
W. (lennyns) Diſquiſitions on feveral fubiedts. °
v. D. Seiler kleines bibliſches Erbaumgsbuch.
Bibliſches gefebud) für Kinder von Sedderfen-
— - VL Predigten von ©. Hermann Ricer,
VIE Andre herfgifge Sorten,
m Auseriefene
Theotogifhe Biblidef
"er „ck . \
Johann David Michaelis deutſche
Ueberſetzung des alten-Zeftamentes —
der eilfte Theil, welcher die zwoͤlf kicin
Propheten ei Göttingen 1788; 4,
ne Alph· ig B. J
eher biefen Theil des alten Teffaniehteg, ber
wegen der Monnigfaftigfeit der Charaktere
in der Schreibart feiner Verfäffer,,. wegen
der Kuͤbnhelt der Bilder, wegen der Feinhelt und
Menge lokaler Anſpiehungen und vieleicht. lich,
weil der, Tept:am meiften gelitten hat, uns
andern, Auslegern. ſchon manche, dergebliche. Shin.
de des, Forſchens und des Diachdenkeng ‚peh °
bat, it uns die Arbeit eines Michaelie Iängit -
emeünfehe geweſen, und um, da fie erſcheint ud
mit (pe die Heberfegung vd. % fih ihrer Vote
—*8
DIL
er
404 Michaelis deufſehe Ueberſetzung
je Ve GG 3 Er gr
endung nähert, willkommen, nicht als Üsbergfe:
tzung, denn unter. diefem Namen häben wir Die
" gange Arbeit hie aufftellen und empfehlen koͤnnen,
wert fie. wirklich mehr Nachlaͤßigkeit im Ausdruck
ſich erlaubt, als man von einem ſolchen Schrift⸗
ſteller Hoffen durfte, und in poetifchen Stellen ganz
nichts vom Schwung der Hriginale beyzubehalten
ſucht, fondern als Konmentar über Worte und
Sachen, als Erläuterung über den, aͤchten Sinn
der bibliſchen Verfaſſer, -undi di Säninifing vie
ler gefunden. und reifen Urtheile über Gebräuche,
Perſonen und Thatſachen, die dem Unwiſſenden
‚öfters fo anſtoͤßig oder dunkel vorkommen. Aus
- dem Reichthum von diefem dürfen wir einiges auss
jefen, Sefonders -beym Hoſeas, ber an blätfeln Stel-
ten alle andere Bücher des A. 3. nach unfrer. Em⸗
pfondimg · übertrifft, weil‘ er abgebrochene Saͤtze
liebt, feine oft Fühnen und frerzden Bilder nicht
ausmahlt, raſche Hebergange macht, und ofe zu
viel kuͤnſtliche Anlage verraͤhhß.
Die erſte Schwierigkeit, hey Der? Werhepra-
u thung des Propheten Hofeas mit einer Hure, wel⸗
‚her auszuweichen einige die ganze Hiſtorie in Bi⸗
- “fion oder Tranın verwandelt haben; fieht He. M.
für ganz gerinde an, : Eine Perfin, die eine Sure
war, zu heprathien, iſtam ſich nicht ſandlich· nur
der Befehl dazu iſt unangenehm: (noch unange⸗
nehmer ben unſetm Begriffe von einer morgenlãn⸗
diſchen Hure — und die Hauptſchwierigkeit bleibe,
die andre fanden, ob es für einen Propheten ans
\ ſtaͤndig
—8
De aken Datamentete Euſter Thel 45
Rändig: fen, eine. folche Perſen zu ehelichen?. eb.
zu erwarten fen ,.baß. Gott einem Propheten, bloß.
in ſymboliſcher Abſicht, das erlauben werbe,. was
er dena Prieſter im A. I. unterſagt hatte? Doch
vielleicht ſchloß Hofeas dieſe Verbindung. ans Rei.
gung, deren Staͤrke ihm gottlicher Befehl war,
und legitimirt ſich in der Folge mit der Parallele
zwiſchen Gott und den untreuen Iſcatliten.) Die/
Kinder, die er zeugte, ſtellen vier Perioden der
Iſraeliten vor: den hluͤhenden Zuſtand unter⸗Je⸗
robeqm II, göttliche Strafen durch bürgerliche und,
afweife Kriege; Erilium, B. 8.6. Reftitution, .
.ırfgg. Von der letztern werden die Worte;
2. 10 rflärt: bie.vermorfenen Iſraeliten ſollten
ſich im Exilio vermehren, und nachher. wieder Got⸗
tes Kinder werden, d. i. unter ſeinem Eau, und:
Gnabenerweifungen ſtehen. on
Im dritten Kapitel finder ber Here R. Nah⸗ |
rung für feine Hoffnung ber Eünftigen Belehrung,
und Reſtitution der Ifraeliten. Das Bild ‚oder,
wie fombolifche Handlung des Propheten, glaubt.
er, müffe auf etwas anders: gehen, als auf die
K. 1. u. 2. beſchriebene Zukunft; David, oder ei⸗
nen Fuͤrlten as Davids Familie Härten fie nie ge ·
habt; kein großer: Mann aus dieſer Familie habe
je von dieſer Periode an bis auf Jeſum gelebt, und
Jeſum hätten fie nicht, wie hier verkuͤndigt wer⸗
de, geſucht, ſondern verworfen. — Bleibt nun,
nicht Goffuuyg.her ‚vielmehr —e der |
ünflen Ei Ar Beogung eg?
/
435° "Michaelis deutſche Webtefesung
(Wir wollen ‚das‘ erfte alles zugeſtehen: aflein es
ſey ums doch erlaubt, "ohke uns eine Entſcheidung
alzumaßen, zu fragen, ob' denn geſagt werden
koͤnne, daß die Iſraeliten Jeſum nicht geſucht und
angenommen? Die fruͤheſte Kirche wurde doch
ans Iſraeliten geſammlet. „Aber dad Korps ber
Nation, welches hier genennt iſt.“ Ich Finde
doch ſo ſicher nicht die ganze Nation genennt.
Wie K. 1. 3, von einer Ruͤckkehr der: Iſraeliten
aus dem Exilium 'getieder ſeyn kann, ohngeachtet
vethãltnißmaͤßig immer nur der geringere Theil zu⸗
ruͤckkam: ſo kann hier die Weiſſagung für erfuͤllt
gelten, "wenn ſich auch nur ein Theil der Iſraeliten
zum Meßias bekehtte. —VUeberhaupt ſcheinen
die Propheten bie Reſtikutivn und Die Ankunft des
Meßiäs fich als nahe verbundne Dinge vorzuſtel⸗
len, und davon, daß ihre Ratlon den verfprochnen
großen Koͤnig verwerfen wuͤrde, ſehr wenig zu
ahnden. — Söllte der Propher in dieſem Kapitel
von einen zweyten Exilio reden, ohne die Urſache
"Batch auch mr enfent zu brüten)" -
TREE 2. lantet ſreylich ganz anzufanmmen-
hangend: Ihr ſeyd ein Fallſteick u Mizpa
und ein Ausgebteiteres Necz auf Sem Tha⸗
bor geweſen. Auch ſuchen Ne: Tiefen
. (peası), abgoͤttiſche Bpferi(aruwF) zu
ſchlachten. Ich aber ftraf fieialle: " Die
Bilder fleben nicht in Harinonie , "Die mir deutli
Her zu feyn Rheine, wenn idy>kerfken duͤrfre
Fur gleiche einer Schlinge u Wipt und
Er eeinem
des alten vaamue Eid 407
einem auf Thabor regebreiteten Netʒe.
(Mizpa ‚und Thaber, Anhoͤtzen, die zum Vogel.
fang am bequemften find: Ihr fend vol Hinter:
lift, und bereitet den Juden große Gefahr der Ab⸗
götterey.) : Wenns ausgebreitet iſt (ich leſe
Now, welche⸗ vom Meg; bequem gilt und mit
gebenden (Dww von ww dilcurrere‘). binein; 3
die juben werben bingeriffen, eben fo abgoͤttiſch
zu ſeyn: aber ich will fie sufanımenfiricken.
Mie der Vogler dle gefangnen Vögel jufammenz |
bindet, fo will Gore Vogler und. Vögel mit einan⸗
ber in Die Gefangenfchaft kommen laſſen. RB;
0» mare dann Strick, vinculum, wie Spr.
Sal. 12 Verghe unten K. 7,1% - iu ct,
Bey æ. 6, 1. 2. wo 0 jeder ſieht, daß die ge⸗
woͤhnliche Abtheilung im: Rapitel den Zufanmens,
bang unterbricht, wellee wir nur eine; Kleinigkeit,
erinnern. Wir finden überfegt: er wird uns
nach .swep Taten lebendig machen, daß.
wir am: dritgen Tage wor: ibm. leben:., viels ;
leicht zu -birchftählich, ‚fage Hr. M. in ber, Aumer- „
fung, da es:heißen feflte: er wird uns nach. jtoen
Tagen geſund machen, daß wir am dritten Tage
völlig wieder hergeftellt find.. : Was. aber. Diefe ,
Genefung nad): zweh Tagen und am dritten Tage:
bebeuten fofle, weiß ich nicht. es gehört zu den:
Dingen, die aus Mangel der. Geſchichtskunde dun⸗
kel bleiben muͤſſen. Buchſtaͤblich HE num wohl je⸗
ne ueberſebuns nicht, font mißte fie opngefäßr ſo
lauten:
"48 Mila deutſhe udenelung
Nah groer Tagen belebt er uns: am dritten Tage
hilft er uns wieder. auf, baß wir vor ihm leben,
Bei, daß wir ihm dienen, nicht mehr ben &dgen.
Allein foil die Geſchichte nothwendig bier fen, um
die Redeusart nach zwey Tagen, am dritten
Tage, zu erflären? Buchſtaͤblich ſie zu verſtehen,
iſt doch unnöthig: und ſobald wir fie mır als An⸗
gaben einer kurzen Zeit betrachten, wie in allen
Sprachen die Formeln poft biduum, trideum etc. .
gebraucht werben, ſobald iſt Feine Schwierigkrit
mehr. Unſre Gefahr, fagen bie bußſertigen Iſrae⸗
liten, ‘geht bald vorüber, und die Felge unfrer
- Noch und der Befreyimg aus berfelben wird. un
ſre Befferung ſeyn. Es würde nicht gut: um bie
Auslegung ftehen, wenn ⸗man jebe:beflinmte Zeit-
angabe mathematifch firenge nehmen wollte. —
Sollte es nicht vorcheifhaft feyn , das meısı aus
+ 8.3. noch mit V. 2. zu. verbinden? Wir wol⸗
len vor ihm leben und ihn verthren.
| Untæ mehrern Aendetungen bes. Tertes bar-
| Inner wie jedem feln Gefuͤhl taffen,; it eine K.6, 7.
gewagte, ſehr empfehlend: una ſtatt up, Sie
findiryeulos, wie die Edomiter; denn dieſe
und wirklich wegen-ihrer Untreue gegen bie Iſrae⸗
liten beb den Propheten fehr berüchtig. Aber
Adam bliebe alsdanm nicht das Bunbeshaupt Der
Menſthen, wozu ihn die Foͤderaltheologen geweiht
haben, und worans ſich ſo artige Solgenungen zu Ma»
chen laſſen. on
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des alten Teſtaments. Eilfter Theil. 409.
. Mit Ucbergehung andrer Stellen muͤſſen wir.
uns bey dem crux imerpretum R. 7; 4— 7. ve
weiten, worübet wir drey Ueberfeßungen finden,
die erfte vermuthlich nach einer fruͤhern elgnen Res’
cenfion bes V., bie andre. genau nach dem hebr.
maferetifchen Tert, und die Dritte nach der neuern ;
Konjekturalles art des. Herrn M. Jene iſt: Sie:
alle find Ehebtecher: wenn der Backofen
geheitzt iſt, und der Becker die Arbeit geen⸗
digt bat, weckt er den, der vom Rnaͤten des:
Teiges bis zum Saͤuern geſchlafen bat.:
Senteift der Tag unſers Roͤnges! Die Fuͤr⸗
ſten fangen an, vom Wein warm zu wer⸗
den: er giebt den Spoͤttern die Hand, fein:
nnerftes iſt wie ein Backofen, und ihr
Sets unter denen,. die mit Nachſtellung⸗
md Jinterlift umgehen: die ganze Nacht
ſchlaͤft ihr Decker, an Morgen heizt er den. .
Ofen mit leichtem Feuer, fie: alle werden:
heiß, wie ein Backofen: ihre Richter brin⸗
gen ſte um, alle ihre Roͤnige fallen, denn
umter ihnen ift Peiner, der mich aurief. Hier
iſt freylich dicke Finſterniß und Mebel bald für ben,
der dieſe Ueberſetzung deu hebr. anpaſſen will,’ ,
balh noch mehr für den, der darinnen Sinn, Ab⸗n
ficht und Zuſammenhang ſucht. Die andre lautet⸗
nicht deutlicher: Sie alle ſind Ehebrecher,
wie ein Backoſen, der von Becker geheizt
iſt: der Aufrecker ruhe: vom: Rnaͤten des,
Trigs bissum Saͤuern. Heute iſt der Tagı
nuuſere Roͤnigs; heilte machen wir ‚einen neuen
les König!
dr ERROR: doutſche inbienfogung.
| iſrueiitiſchan Magnaten (omw)befiheieben: werden:
Ehebruch, Seff: wid: Empoͤruagsſucht ober was
der Sareinee ftudiuen rerum nouarum nennt: ge⸗
rode drey, die · von Hoſeas und ben gleichzeitigen:
Peopheren uni Hiftorifern als Gerrichend beſchrie⸗
—— Vom <rföern. verfiehe ich V.4. Sie
altt ſind Ehebrecher, giuͤhend, wie eis;
Backofen, den ber. Becker heizte. — adent
' vetitis amoribas, wäre das ſanple Bild. Hier⸗
von gleich der Hebergang auf ein Bermaudtes:
Der VOächrer.Enäten ben Teig,. der. ſchon
durchſaͤuert gt; nicht. Wir verbinden. raw
win ceflät; omität dapfere:. ımb verfiehen um⸗
ter upon msaxh ben Teig, ber ſchon voͤllig durch⸗
ſaͤnert ift, ib an gefnäter werben;foll. Dureh⸗
ſaͤnerung, “ir Bild: von herrſchendem ansgebrei«:
ketem Lafter, "umgl.-1.Kor.s,.6. Rnuͤten, —
igere caleate, xin Bilb von: Unterdruͤckung; ‚der
Wachrer ein Symbol des Koͤniges und ber Ken
gierung: und nun. der vermuchliche Sinn: alles
eritbrennt In · Wolluͤſten: alles iſt -angenriffen,. die
. ganze Maſſe bucchfiwert; aber : niemasd ulmums:
ſich darum ah, brauche Gewalt, ſchraͤnkt die wilde:
Hertſchaft des Safters. ein. Auf:neues Laſter iſt
DB: 5. gebeütet: Bin Roͤnigsfeſt! Die Fuͤn⸗
ſten glüben: von Weinhige, und er siehe,
. Schmeidhlern-feine hand. Die
find an den Häufige Hoffeften der Voͤllerey *
ben, und der: Röulg Hält es mir ihnen, ob ſie gleich
Schneller und Boͤſewichter ſind. Den lehzten
ag ihres Cirarxten sieht 6, air. Dem fe:
vergra⸗
des alten Telandents. Elftär Theil. > 413
vedgemben ihre Befinnungen hinterliſtig,
wie einen Backofen. (Statt.xs1p moͤchte ic)
‚rap: abſcondunt, vorſchlagen, ‚wenigftene find
Sand SD öfter, auch in Sandfdytiften verwech⸗
75 die Vergleichung ſelbſt iſt dem Kenner bes
Rorgenlandes nicht anſtoͤßig, der weiß, daß die
Backofen im Oriente unter ber Erde und alfo ver⸗
det find.) ° Die ganze Nacht hindurch
ruht ihre Leidenfdafe apa): Die
‚Ausbtäche ihrer Wuch ſchraͤnken fühj-eime Zelsläng
ein: am Morgen brenne fielen auf ne gepp⸗
:gen: und wem aſt Die Formel; bterinender.äorn, '
:wmibelanne?) wie eine lichte Flamme. Die
Bos hzeit bricht am Tage ini heile Thaten aus, nicht
:geabe in Aufruhr, fordern. in. Tyranney, Mord⸗
ſucht, Ungerechtigkeit m. fm. B. 7. Alle ſind
erhitzt, wie ein Dackofen und verzehten ih⸗
ve Verſteher. Wie die Flamme alles aufreibt
(Od, fo verzehren fie, der König: und feine Ma⸗
guiaten,; in ber Hitze der Leidenſchaft bie-Beamten,
die Diener der Juſtiz, fonft die Säulen des Stanig, .
werben ein Raub ihrer erhigten Bosheit: alle ibs
‚re Rönitge ſtuͤrzen bin, wie ein von Slesımen
ergriffnes Haus einſtuͤrzt: und niemand fchregt
dedivegen zu mir. Auch dieß gehoͤrt zum Bild.
Da Man ſonſt bey entftandnem Feuer baͤrm macht
nd um Huͤtfe rufe, fo iſt alles. dep: biefer Gefahr
‚in oc zeip. inaendio forslos, nn,
2 Beh und fen —8*
fen: ee Ron Su
| cbure
‚416 2. Miͤcbgellts deutſhe Uebe tſebumg
ft (:m?). bey Bott und das Volk (dy) der
nheiligen iſt tren. Wenn yıan bie Klage V. 3.
lieſet, fo wird man dieß Lob von Yuda gewiß an-
ſtoͤßig finden, umd eher einigen Tadel erwarten,
"der herauskommt, wenn man überfeget: Juda
steht mit Bort herum und will noch Sreund
von feiner (Bottbeit feyn. Es iſt niche-fo of⸗
fenbat abgoͤttiſch daß es Jehoven ganz hintan⸗
Fetzt. — V. 4.1 gut erimert, daß, was von
Jakob geſagt it, nicht Tadel ſeyn koͤnne, fondern
Vorſtellung, toas. fir ein gluͤcklicher Mann Jakob
war, aber man erwartet auch wohl in der Anmer-
"ung die Anzeige, wozu dieß gefagt ift? Der un«
gelehrte Sefer ſteht fonft in Gefahr, den Propheten
"für einen Schwaͤtzer zu halten, bet ohne Geiſt Wor-
"te ausſchuͤttet, oder für einen Theofophen, ber im
ö Sorenbsang, Raͤthſel und Geheimniffe zur belie
bigen Enchuͤllung vorlegt. Irren wir, ‚oder iſt
(wirklich alles, was von — geruͤhmt wird, Wink
für die Sr froehiten, gleich große Vorzüge und gluͤck⸗
iche Siege zu erwatten? Irren wir, ober iſt das
Wort Jakob Same nicht des Stammpaters,
ſondern ber Nation, von welcher alles gefagt wird,
was einft hr Stammvater chat? wie B. Mof.
149, — Ve 13. können wir nicht übergehen. Er
‚heiße Hlerg {Jft denn Gitead lauter berrügli;
cher Gottesdienſt!
ſie. du Gilead o
. we Altäre finder man überall, wie die Stein⸗
haufen auf den- Ackerfurchen. — Auch hier
wird man Se! im Bufanmenkunge Raben: s aber
Pr 4
a
Ja lanter Eitelkeit find
ß fie Rinder, und ih⸗
fie
:deB alten, Zchamenn Cie acha Ps |
is nice naturticher, die Worte als Drohungen
anzuſehen? Die Mutter Gileads iſt Wahn,
Irrthum, Abgoͤtterey: drum wer den ſie verge⸗
ben, zu Grunde gerichtet werden. In Gilgal
opfert man Rinder, verbotene Goͤtzenopfer:
vum ſollen ihre Altaͤre wie Sandhuͤgel (a
mit Aluſion auf 9392) an den Feldern, der Er⸗
de gleihgemacht, gefchleift werden. — Weber die
Abfiht des V. 13. 14, fehlt Anmerkung und Auf
un ——
Im ganz dunfeln beehzchnten Kapitel Bleibe \
8.2 Hr. M. beym gewöhnlichen: wer Mens
ſchen opfere, darf die Rölber Eüffen: allein
die Schwierigkeit, daß der Kälberdienfl ſchwerlich
Menſchenopfer forderte, bleibr und macht dieſe Er ·
klärung ganz umahrfcheinfich , big etwan erwieſen
twäre, die Iſraeliten hätten wirklich fich jener Uns .
menſchlichkeit ſchuldig gemacht, wogegen das Stilfe
ſchweigen der Propperen ſchon Beweis genug iſt.
Sollte vielleicht mit etwas veränderten ‚Punkken 5
püberfeßen ſeyn: Von ihnen (den Bildern) far
gen fie: die. Stiere begebten (ywrnon pw) "
Menſchenopfer, ps Yrızt wären Opfer, wel⸗
che von Menſchen dargebracht werden, und dann
wäre die Irdnie ſehr birter: ber Stier laͤßt fich
von Menfiher Opfer bringen.
Einige Anmerfungen aus den übrigen Bropfe | ‚
tm verfparen wir auf die e Zulünft.
Doͤderl. — 6. St. Dd, u I, Ve- | \ u
. 7
®
6 . Mirhaeib deutſche Ueberfebung.
N
. ze Altäre finder man überall, wie die Sun
⸗
fh (m?) bey Bott und das Volk (dy) de
‚sailigen: iſt treu. Wenn man die Klage %;
lieſet, fo wird man bieß $ob von Juda gewiß a
ftößig finden, und eher. einigen Tadel ermarm,
"der herausfomht, wenn man überfeget: Jud
‚Steht mit Gott herum und will noch Sram
von ſeiner Gottheit ſeyn. Es iſt nihehr
‚Sender abgoͤttiſch daß es Jehoven ganz fire
— V. 4 gut erimert, daß, mer
Satob gefägt it, nicht Tabel fern koͤnne, ferim
Vorſtellung, was fuͤr ein gluͤcklicher Mann Jıtt
var, aber man erwartet auch wohl in der Anm
:Fung die Anzeige, wozu dieß geſagt iſt? Der
gelehrte Leſer ſteht ſonſt in Gefahr, den Prophn
fuͤr einen Schwaͤtzer zu halten, bet ohne Geiſt Ve
- te ausſchuͤttet, oder für einen Theofophen, det
‘ Veendrang, Räthfel und Geheinhniffe zur bie
bigen Enchuͤllung vorlegt. FJeren wir, oe:
wirklich alles, was von Jakob geruͤhmt wird, Br
faͤt die Ifraeliten, glei große Vorzüge und gi
fiche Siege zu erwatten? Irren wir, ober if de
Wort Jakob Fame nicht des Stammeate
ſondern ber Natlon, von welcher alles gefagt nt
“was einft ihr Stammvater chat? wie 1 B. Ri
49. — Bi 12. können wir niche übergehen. E
heiße hier ft denn Sitead lauter betruͤg
cher Gottesdienſt? Ja lanter Eitelkeit fir
: fie. du Gilead opfern fie Rinder, und
haufen auf den Ackerfurchen. — Auch Mi
wird man Luͤcke im Sufanmenpange finden: a
pr
| . Tcriptoruin Antaledta Kor 49
Den Anfang machen Drigenis Scholia über
verſchiedene Bücher des A. u. N. Te. S. 1 bis
100 — immer ehrwürdig wegen Ihres Verfaſ⸗
fers, von welchem man alles gerne lieſet, und gut
nügen fan, Sie ſcheinen ‚aus Katenen abge⸗
ſchtieben zu ſeyn, und haben daher den Fehler,
daß wir für ihre Aechtheit Peine Bürgfchaft has.
ben, weil in den Katenen die Namen "der Ver⸗
faffer ofe verwechſelt oder enrfteite find, " Die. .
meiften davon, welche über den :Pentateuchus,
Jofua, Judices und Reges find, haben. wir ſchon
gedrückt in der Catena Nicephori in’ Odtateu-
chum angetroffen, von zuweilen nicht nur beffere
‚ $esarten, fondern auch die richtigeren Verfaſſer
zu finden find, — Sogleich das erſte Scholion
P. 3. wird in gedachter Catena dem Theodoret zuge-
ſchrieben. Unter eben dieſem Namen ſteht das
Schol. über Levit. 13, 45. Deut. 23, % 7. 14 .
Joſ. 6, 15. 16. Judic. ar, 20. 21. — Andre,
bie hier unter Origenis Namen ſtehen, eignet je⸗·
ne Katene dein Cyrillus zu, z. ©, Levit. 23, 40. u
Num. ı2, Deut. 14, 19. (welches Schulion eis
gentlich gu Levit. N. gehört) ao, 5.8.10. 22, 6.
23, 12 - 34 Andre dem Apoffonarius Deut. 3,
27.08. dem Diodorus 1 Kg. 3, 5 und ſehr viele
dem Procopius 2 ©, Gen. 19, 25. Lev. 27, 15
16, — Ueber den Hiod mag gleiche Verwitrung
ſeyn. Dem faſt bie-meiften Scholien ſtehen in
den Katenen über Hiob unter Olympiodors Nas
men K. 2, 2. 9. 11. 12. 33. K. 3, 1, Vieles
: Dh 5 77
rd
7.
7
Nr
j
\
>
aa Veterumn patrum — — —
gehort, dem Chryſoſtomus K. 2, 10. u1. 22, 4.
32, 22. — „An der Aechtheit der Scholien uͤber
Matthaͤum muͤſſen pie ſchon um des Schluſſes
willen zweiſeln, „wo uber Matth. 28, alt. p. 83.
von der Trinitaͤt geſagt wird: es ec, s GUva-
MPN Tv Tora, «Mh: BO, Mike Tess de -umo-
raq cæs —2* av — Kat worarnAa x-
‚Tas Ouou exerweey ö, Zarre: - — MER OMcBOuS
ayernn — Bvumosaros-n ya. Und
N unter Örigenis. Namen? —
Es folgen zweh Fragmente v von dem Dio⸗
—* von Alexandrien. S. 120-118, dag eine
ein Stuͤck feines Commentarii über den Prediger
Salomo, deſſen ſchon Eufeb. H. C. 7, c. 36. ge
deukt. Er geht nur über die drey erſten Kapitel,
ynd bat nicht viel merkwuͤrdiges, wiewohl wir
Doch noch mehr. Beweiſe für. Die Aechtheit biefes
‚ Stüdes wuͤnſchten, als das Zeugniß einer einzi⸗
gen Handſchrift. Indeſſen ‚dat. fein griechifcher
Text manche beſſere Leſart, als in den gebruckten
Ausgaben ſteht, 3. E. K. 2, 24. Bu uw wya-
av aydeamou,. 6 un Qosyeroy u. Das atı-
dre ift eine Auslegung über-Suc:92, 42-48, Man
weiß nicht, doß Dionvſius einen Commentar · uͤber
ben Licas geſchrieben: aber außet dieſer, Schwie⸗
rigkeit, das Fragment für, authentiſch zu halten,
finden mir. noch eine ‚andre dogmatiſche. Wenn
1 ©. 116 heißt: alia eſt aiıima, quae deponi-
tur et rurſus ſumitur Ioh. 10, 18. alia divipitas,
‚quao ponit et ſumit: ſo iſt diß die fruͤhere Art
zu
n *
% J
ME { * MN v
‚ra ‚ F u
» " t j ü ” 0m
eriptorum Analecta nova. "a
zu reben bey den Kirchewaͤtern nicht. Merkwur⸗
dig. iſts indeſſen, daß dieſer Autor in der Erjäß-
fung Lutaͤ nichts vom blutigen Schweiß findet,
fondern die. Worte were geoußer ulaooros als
Bild von der Heftigkeit und Menge des Schwei⸗
fes. erklaͤret. — Ein drittes Fragment unter
denr Namen eben: diefes Verfaffers beſtehe ma
in etlichen Zeilen, und: war wichtig. genäg; auß
des Euthymii Zigabeni Panoptia Mſct. abge⸗
druckt zu werden. Wir koͤnnen es ganz herſetzen,
weil er bie alte Terminologie aufklaͤrt: planta,
quae e sadiee.furgit, differt quidem (eregpy esw) "
ab eo, unde propullulat, eft tamen illi owo- .
Qußs- Fluvius e fonte profluens differt( dregor
es) a.fonte - unune autem confitemur utrum-
que efle fecundum nafuram ‘a, önosoıe, Ton-
temque quafi .patrem mente concipi &c. (Es
verbiene hier die Apologie des Dionyſ. von Aler,
durch Athanaſius verglichen zu werden, mo « 18.
dieß Fragment angefuͤhrt iſt. — : Ein Frag.
mmt Gregor, Thawmstsrgi über Matth. 6, 22.
23. iſt unbedeutend. Erheblicher wäre Eu/ehis
Pamphili Commentstia de vita Silveſtri papae
et de Conflantino M. oder eigentlich Epiltola He-
Jenae ad Coniflanfinum, et Conftantini M. ad
Helenam, wenn fie nur den Stempel der Acht
heit. hätten. :: Zum: Ungläd aber hat fihon das
Decr.-Gelafii die Ada Silveflri, darinnen jener
Briefinechfel vorkommt, ‚vermorfen, Es ift doch
artig, wie Helena ihren Sohn zur jüdifchen Reli⸗
sion bringen will; und. der gute‘ Kaifer es auf |
Dd3' eine
Pr
. 8‘ ,
7
u. Veterum patruun eechehafticorumgue
! eine Difpiitarlon-zwifchen. Juden und Cpriften an⸗
trägt. „ Das Vita Onuphrii vom Pophuutius- be-
‚fhrieben, - -©, 199-137 iſt füc die Legenden und
Heiligengeſchichte. Neßarüi Asp. CP. enarratio
quare "fabbato / primo jejuniorum celebremus.
memeriam Theodori ift eine Homilie auf Den Anz '
- fang der‘ Faſten, vom gewöhnlichen Schlag ©. !
128.135. Von eben der Art-©. 136+150. - Jo.
Chrafoffomi de eleemofyna etin divitem ac La-
- zarum, unb eine andre ©. 141-144, über bie
Beſuchung des Abendmals: und Severiasi Ga-
‚ balit: in Dei apparitionem, ©, 145+149. bie
aus Matthasi Læaction. Mofqu. abgedruckt iſt.
Mehr dogmatiſch ift, wie teicht zu erachten, Cy-
yilli Alex. ep. ad Eufebium prefb. derinnn er
fich befchwert, daß man einen falfchen Brief bes
Joh. von Antiochien an ihn herum frage und
ſeyerlich bezeugt, er babe nicht eher diefen Bi⸗
ſſchef in die Kirchengemeinfchaft wieder aufgnom-
men, als-bis derſelbe den Nefterius fihriftfich ana⸗
thewatiſirte; dagegen welle:er mit allen abgeſetz
- ven Bilchöffen Hellabius, u. a. nie etwad zu ſchaf⸗
fen Haben. - Ein anderer Brief eben dieſes Wer
faifers, ©. 152. an Johann, Antioch. fiehe ſchon in
- Garnerii opuk. pofthumis. Den Schluß mache
“ Maxim monachi, enimadverfio adverfus ens,
“ qui dicunt animas ante vel paft corpora exiftere,
©. 153.158. Er hält den Mittehveg, die Seo
‚Ion enfflehen mit dem Körper, Das kann man
jeden glauben laſſen. — Als Anhang, ober
vielmehr als onen * dieſer wlech zur
Da NO |
ſeriptorum Analecta move 4238
—9
bes Co/mar topographia Chriſtiana aus Mont-
faucon collectio patrum ohne Aenderung oder
Beſſerung wieder abgedruckt. Daß doch die ei⸗
lenden Verleger die. Herausgeber ſo tyranniſiren.
Wieviel haͤtte ſich noch uͤber dieß Werk unterſu⸗
chen aufklaͤren! Wie viel Kritik in ben Leſärten,
und über die Geſchichten anbringen laſſen! Aber
der Verlege — —
I
I. 0.0 0JM. W
Prüfung wichtiger Lehren theolo⸗
giſchen und philofophifchen Inhalts von
M, Ernſt Kobann Conrad Walkır,
Prediger zu Neukloſter und Babelin in der
Herrſchaft Wismar. Berlin 178. Bey '
Gottl. Aug. Lange. —
ichtig find die Wahrheiten allerdings, die
Herr V. hier aufs neue zu beleuchten un? - |
ternimmt, berühme :Bie Denker, deren Behaur
Pfungen er befämpfee, ber Forſcher aber foll auch
feine Gefahren fürchten, und ‚Feine Aucoritaͤt
ſcheuen, wo fich ihm Zweifel aufbringen, oder
wo er Klarheit und bas Gewicht überzjeugender
Gründe vermißt. -Sen es auch, daß nur er da
Zweiſel und Dunkelheiten findet, wo andern alles
gewiß und lichtvoll iſt, daß nur Ihm Die Gründe
Dd4 kein
—F
-
\
U
|
N
t
=
J
eilnen auf: bie andre,
‚a4. Bpehfung hr: ee ha philoſ
kein Genuͤge leiſſen, bey denen’ ſich anbie voͤllig |
. berubigen, er ‘hat barum nicht umfonft gearbei⸗
tet, die Wahrheit gewinnet allemal, je mehr ihre
Gruͤnde gepruͤfet, und das Unaͤchte von dem Aech⸗
ten geſondert wird.
Herrn V. immer bleiben, wo man ihm auch nicht
immer beyfallen, noch den Sieg uͤber feinen Geg⸗
ner zugeſtehen kann. Der erſte Aufſatz unter⸗
ſucht die Frage: Was hat die menſchliche Natur
für ein. Berhältni zur natürlichen Religion? Der
Ehrift und der Naturaliſt behaupten eine genaue ,
Verbindung ber menſchlichen Natur mie der na⸗
türlichen Religion, und beyde fchließen won der
- Det Deift behauptet die
Vollkommenheit der menſchlichen Natur, und
ſchließt daraus auf die Vollkommenheit der na⸗
"türlichen Religion; der Chriſt laͤugnet felbige, und
folgert Daraus, daß auch die natärliche Religion
zur Heiligung, und Beruhigung der Menfchen
nicht mehr binlänglich ſey. Toͤllner behauptete in
dem zweyten Bande feiner Aufſaͤtze, daß man
niche von der Vollkommenheit der Natur, die
| au die Vollkommenheit der natürlichen‘ Reli
. tod) auch von deren Unvollkommenheit
= auf die Unvollkommenheit ber natürlichen Res
—1 und umgewandt ſchließen koͤnne. Hr.
W. iſt für das Gegentheil, und ſucht den Be⸗
weis ‚zu führen, daß der Chrift allerbings bes
rechtigt ſey, von ber Unvoflfommenfeit der Natur
auf die der natürlichen Religion zu ſchlieſ⸗
fen. In denn uber die e menſchuche Natur unvoll⸗
| | kom⸗
Dieß Verdienſt wird dem
Inhalts, v. € J. Waltxt.
kemmen? Der Hr. V. bejahet es, aus ai
den. Gründen. Die. Vollkommenheit der menfche .
lichen Natur beſteht in ihrer Hinlänglichkeit (Ue
bereinſtimmung fagen andre) zu den Zwecken, zu
denen fie Sort Beftimme hat. Dieſe muͤſſen *
theils aus den moraliſchen Vollkommenheiten
Gastes, theils aus der Befchaffenheit und der Ans
lage der Objekte ſelbſt beftimms. werd, DBenbe
laſſen ſich Deswegen nicht trennen, ‚weil Gott auch
Zwecke haben kann, bie er nicht erreicht. ¶ieſer
Sog ift wahr,. menu er} blos auf ſolche Zwecke
eingefchränft wirb, zu. deren Erreichung freye, mod
raliſche uud. vernünftige. Ghefchöpfe ,. deren Sreye .
beit er nach ber. Weisheit und Güte nicht: auffe
ben —— noͤthig iſt — aber falſch, wenn man
demit behaupten wollte, als ob Gott von ſeinete
Seite etwas. unterließe, was bag: vonnsß
then iſt, oder als ob Ihm unbekannt waͤre, wie
viet davon erreicht werden wird. - Auch bey dem
de ift ‚der Endzweck und Wille Gottes
Ordnung, und damit. verbimdene.
Slaͤckſeligkeit, und da fein Wille ernftlich it, fo
verfüge ex ihm aich fein: Mittel, wodurch er. II I
reicht werben koͤnnte, ungeachtet er. vorherſieht,
daß durch Den Mißbrauch, den das freye Gm
ſchaͤpf davon macht, das abgezweckte Gute nahe
erfolgt. „ Würde ihm Gott im Gegentheil Mittel J
dazu vorenthalten, ſo wuͤrde man zweifeln muͤſſen,
ob es fein ernſllicher Wille geweſen ſey. Mir.
ſcheint demnach ber Schluß gar nicht tadelhaft,
daß es der Beisfei on Urfebers auch gemes |
* 17
u av6 ¶ Pelifung wicheig. Echt. theol. u philoſ.
\.
N
-
—
+-
—
fen, uns zu den intendirten Zwecken binlaͤngliche
Kräfte zu ſchenken. Und wer weiß, “ob wir
uns nur:nicht oft bey den göttlichen Zwecken ir.
wen, und diefe ober jene Abfiche für unerreicht
Bolten, bie Gott in dem beflimmten Kalle
wicht. einmal.hatte? Wer weiß, ob ber göttliche
Suee® mie iesr. noch niche- erreicht wird, aber
inſt, ſo wie alle göttliche Abfichten, erreicht wer⸗
ben wird.) Bey ber menſchlichen Natur :fann
.. Gottes Zweck fein anbrer fern, als ihre mögliche
Vervolllommung und die damit verknuͤpfte Gluͤck⸗
feligfeit, dann aber müßten auch die obern Kraͤf⸗
ce ſtets herrſchen, keine unordentlichen Leidenſchaf⸗
een, kein Neib ba fen, Peine Krankheiten ben
‚Körper zerruͤtten. Da nun aber das nicht iſt, fo
ft die Natur. unvollkommen. Wie viel bleibt
hier dem Deiſten einzuwenden übrig Hier iſt,
vird. er ſagen, Böhere moraliſche Bollfommen-
Mei mit der phyſiſchen verwechſelt. Jene fodert
Wie Uebereinſtimmung der ſceyen Handlungen
mit ihrem hoͤchſten Zwecke, dieſe blos die Ueber⸗
einſtimmung ber natürlichen Kräfte und Beſchaf⸗
\ fenheiten. Jene finder man bey dem Menſchen
nicht, dieſe kann man ihm nicht abſprechen. Jene
ſollte ſich der Menſch durch eigne Thaͤigkeit, durch
richtigen Gebrauch/ der Vernunft und Religion;
darch Nachdenken und Hebung erwerben; diefe
mußte er ihm geben, wenn erifein Werk nicht
mangelhaft and ungoßffommen laſſen wollte. Ver⸗
ſtand und Wille ſtimmen zu‘ dein Zwecke das
Wahye zu erfennen, u das Oute zu “oil —
bie
\ 2
—
⸗
Sofa, .€. 9: Wilke.
| die Einnestraft fteile der Seele — |
außer ihe vor, die Organe bes Körpers flimmen
dahin, ihre Funktionen zu verrichten, mithin fann
. der Natur die phnfifche Vollfommenheit nicht abs
geſprochen werden. Daß aber ver Verſtand ſich
oft taͤuſchen läßt, daß die Triebetäuf unrechte
Gegenftände fallen, ‚und. die Wahl :oft-unrichtig .
ausſchlaͤgt, das koͤmmt nicht von ihrer urfprünge
— — — — — — ——— —
lichen Unvollfommenpeit ber,. fonbern von. Dem
Mißbrauch der falſchen Seitung, und der uneich
tigen. Anwenbung, die der Menfch freywillig von
diefen Kräften macht. And. wie viel Grade bei
möralifchen Vollkommenheit gibt es nicht? - Mäfe
fen fie alle Hier: erreiche werden, und wird nähe
eben das, was hier unerfuͤllt Biete; | in ber Ewi
tet erhalten werden 7)
Don ver natürlichen Religion fügt er S. =
man koͤnne ihr objeftioifh, genommen. (und davon
ift auch nur Die Rede) eine Vollkommenheit u |
ſcheeiben, aber. ihre Voatommenheit möäfle gang -_-
anders beſtimmet werde, wenn ſie: uuf Die 3 >
birfniffe der I. Unorbnung gerafhenen menfchlis
den Natur, .als wenn ſie auf den- Stand ihrer
Vollfommenpeit referite werde. Im legten Falle
I fie alsdenn vollkommen, “wenn fie hinlaͤnglich
ft, die Perficinmg und. Gluͤckſeligkelt wirklich zu.
hen ‚ und. den-Menfchen zur beftdndigen
Ausübung. feiner. Pfichten anzubalten, fo weit es
de wefenstichen Schranken zulaflen. Im erfien -
ine aber: Re es nur e aledemn, wenn “he u
| äng« |
009" Pelfurtg ſdicbtig. Safe test. u. philoſ.
laͤnglich ft, die fehon vorhandne Unordnung un.
—
ſtrer moraliſchen Natur zu heben, ihre verdorbne
Richtungen zu ſchwaͤchen, den Menſchen bey ſei⸗
nen unzaͤhligen Abweichungen zu beruhigen, und
von feiner. zufünftigen Gluͤckſeligkeit gewiß zu
B ‚machen. Dieß ſindet er nun nicht bey. ihr, und
darum iſt fie unvollfommen, (Wird aber hier⸗
auf nicht der Deiſt antworten: daß es irrig ſey,
wenn man mit dem Verf. ſage, ‚die Vernunft leh⸗
ve ums ben Umfang des Verderbens nicht, ba ihn
doch-die Erfahrung bezeugt; irrig, daß fie. Die
‘Unordnung. bee Natur nicht zu beben -vermöge,
da ihre Gramdfüge, tief eingeptägt und getreulich
brfolge, allerdings wahre. Frommigkeit winken
koͤnne; irtig, daß ſie ung bey unfern Vergehun⸗
gen. gar nicht beruhige, da fie. doch bie göttliche
x
. Siebe und Erbarmung gegen umfehrende Sünder
mit alter Stärke behauptet, und mit Beyſeit-
ſetzung deſſen, was Menſchen in folchen. Fällen
cthun, ader-thum.müffen, auf Neue Begnadigung
x
ſprochen werden muͤſſe, Genug; waun die gesfe
erwarten laͤßt, da fie endlich unſern zukuͤnftigen
Zuſtand dem-überlaffen lehrt, der in ſich Die hoch
fie Weisheit und Güte vereiniget. Heißt das
im: Geunde nicht ſo viel, Gott ‚wolle zwar bie
Seligkeit aller, aber. doch Habe er. Millionen uns
vollfommene, unzulaͤngliche Mittel dazu werlie-
sen? Es daͤrfts ſchwer ſeyn, hierauf zu antwor⸗
ten, wir. ſehen auch nicht ab, warum der natuͤr⸗
üichen Haiigien dem. einzigen Mittel, das Goer
fo vielen gegeben. hat, alle. Wolllommenheit abge-
fen-
Sopaie, 0.84. Watte. Eos
fenbarte alles - bieß leichter und ficherer bewirket,
wenn fie durch Zuſetzung neuer fruchtbaver Wahr⸗
keiten vollkommner ift, als es die.natürliche ihrer -
Quelle nach ſeyn kann.) Wir übergehen die übri»
gen Einwendungen wider Töllnern, : weil fie uns
nicht erheblich duͤnken, indem immer die höhere
Vollkommenheit der chriſtlichen Religion: zur Her⸗
abwuͤrdigung der natuͤrlichen angewendet wird.
Wenn man daraus, weil die natürliche Religion
nicht alle ihre Bekenner weiſe und fromm gemacht
kat, auf ihre Unzulaͤnglichkeit ſchließen darf, ſo
hat die chriſtliche gewiß den nemlichen Vorwurf
zubeforgen. Die Art; wie dieß von dem Hrn.
Verf. beantwortet worden, mußte denn auch auf
die U, Abhandlung: Was hat die geoffenbarte
Religion für ein Verhaͤltniß zu: der Seligkeit des,
ver, die zu ihrer. Erfennmiß nicht gelangen ton.
nen? Einfluß haben. Gott, ſagt er, bat ſich
vorbehalten, mit allen. denen nach ſeiner mittlern
Erkenntniß zu. banbehr, welche das wohlthaͤti
lit der Offenbarung nicht erhalten haben. *3
beurtheilt fie’ nach dem Verhalten, —* fiein /-
dem Fall würden: bewiefen heben, menn fie ein ge⸗
wies Mans von Erfenntmiß dieſer Lehren wirf.
lich erlangt hätten. : (Man fieht, der Herr V.
iR zu einficheig, und wohlwollend, als daß «er
mit fteifem Eigenſinne, ben<manche einen from⸗
men Eifer nerinen, ein Verdammungsurtheil uͤber
die Heiden ausſprechen ſollte, ex will fie. retten,
und nimmt daher feine Zuflucht zur. mittlern Sei⸗
enz Gottes. Wan nur bieje Oypotheſe Fr
433 Pehfung wichtiger Lehr. theol. U. hhilof.
—
ſicher genug wuͤre. Lohn und Sirafe muß ſich
voch allemal nach dem wuͤrklichen Zuſtande eines
—
jeden richten, und ſcheint ſich auf das, was unter
andern Umſtaͤnden erfolgt. wäre, ſo untruͤglich
auch Gott das weiß, nicht anwenden: zu laſſen.
Aus Matth. ar, 21. 22, folge auch nichts wei⸗
ter,. als die geringere Strafbarkeit Unmwiffender
vor ſolchen, die die Wahrheit muthwillig verwer⸗
fen, noch weniger aus V. 23. 24.) Da unſer
Verhalten von unſern Verbindungen abhaͤngt,
und dieſe von dem' hoͤchſten Regenten der Welt
ſelbſt ‚bey einem großen Haufen, ſo angeordnet
ſinden, daß er nicht zur Erkenntniß der geoffen⸗
barten Religion gelangen, und die Bedingungen
wirklich erfüllen kann, unter denen er uns Die Se⸗
ligkeit ſchenken will, ſo müffen wie von feiner un⸗
parrtheyiſchen Guͤte und ernſtlichem erlangen
nach der Wohlfahrt aller Menſchen erwarten,
daß er dieſen großen: Haufen nicht nad) feinem
wirklichen von ſchlechten nicht verſchuldeten Situa⸗
tionen abhangenden, ſondern nach einem hypothe⸗
tiſchen Verhalten in der Ewigkeit behandeln wer⸗
be. (Kann denn aber Gott einen Menfchen, der
lgt ein Boͤſewicht iſt, es aber In einer andern Jas
ge richt geroefen ſeyn toürbe, nun um deswillen
als einen Frommen behandeln, indeß doch feine:
Seele verderbt und ber Gluͤckſeligkeit unfähig IE?
Wied hiebey nicht garzu wenig auf bie natuͤrlichen
Folgen ber Tugend gefehen, die nicht fenn Fännen,:
00 Bie Tugend, ihre Quelle, nicht MT Da’
duͤnkt es uns voch ſicherer, bey ber Behauptung
ns, u
ur. 1
N
».- . - - B
I,
.Zapalis, v. €. J. Balter "u -
zu bielben, Sort laffe es niemand giangtich an Wis
teln zur Befferung fehlen, und werde Sohn und
Strafe dem Grab der Kenntniß ber Menfchen,
und mit der genaueften Ruͤckſicht auf ihre indivis,
duelle Sage, und auf bas jedesmalige Maas- der
Verſchuldung anzupaffen wiffen: Go kaͤme ja
ober (8: 62)- folchen, die der unverfchufbere Mans -
gel der Erkenntniß der wahren Relkgion von -pee: -”
Froöͤmmigkeit abhaͤlt, und die einen weiſen Ger
brauch davon gemacht haben wuͤrden, daß Ver⸗·
dienſt Chriſti gar nicht zu Nutzen, wenn ihr zu⸗
kuͤnftiger Zuſtand blos nach ihrem wirklichen Ver⸗
halten abgemeſſen würbe, : ( Wenn fie ſonſt Mike
tel der Befferung hatten, und folche vernachläßig«
v
ten, fo geſchieht ihnen hieran eben fo wenig Un.
recht, als laſterhaften Chriften;. denen es auch
nicht zu gute kommt.) Wenn die Schrift ſagt:
Gott werde jedem nach ſeinen Werken geben, ſo
iſt bios, von den Graden der Tugend und deren
Moportinivten Belohnung bie Rede. Dieß wird |
auch eit‘ Vorzug. derer bleiben, die die geoffen ·
—— hier ſchon gekannt und ausgeuͤbe
(So wäre denn alſo doch die Seligkeit
jener geringer, dieſer größer, Das wollte Toͤll⸗
her auch, und doch iſt man unzufrieben mit ihm.)
Ale Heiden ohne Unterſchied find nach den Leh⸗
ren der Offenbarung, ein. Begenftanb der durch
Ehriftum geſchehenen Erlöfung, : bie ihnen unter
ber Bedingung des Glaubens und. einer aufrich⸗
ige Sinnesanderung zu flarten kommen . foll;
* aber das, und fie erlangton doch die Kennt⸗
- ni |
-
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. = u .
—
—
’ 3 — | " ) u
493. Prüfung wichtiger Behr, theol. u. philoſ.
ir Cheiſtd nicht, fo müßte Gott ſie entweder
in ſolche Umſtaͤnde verſetzen, daß fie zu dieſer Er⸗
kenntniß gelangten, ober er müßte nach der mitt
. "lern Erfenntnig mit ihnen handeln. Denn fonft
müßte man fagen, er habe ihnen zwar 'ein Mit⸗
‚gel züe Seligkeit gegeben, «aber ein ſolches, wo⸗
von ſie. keinen Gebrauch Härten machen koͤnnen.
(Koͤnnten denn aber die. Fruͤchte der Srloͤſung,
ſolchen, Die nichts von ihr: wiſſen fonnten, gar
: nicht ohne ausdrücklichen Glauben zu ftatten kom⸗
men? Die Bibel erklaͤrt fich uͤber diefen Fall
nicht, aber was fie ſagt, das ſagt fie fol-
+ chem, die den: Ruf des Epangelii erhaften ‚haben,
Ward gleich der Rathſchluß zur Begnadigung
dere Suͤnder in Ruͤckſicht auf: Chriſtum gefaßt,
fo konnten doch auch ſolche begnadiget werden; un⸗
geachtet fte den eigentlichen. Grund nicht wuſten,
ſondern fi) blos auf die freye Erbarmung Gottes
verließen.) Clarks Antwort, daß Gert nicht alle
Menſchen an Gluͤckſellgkeit gleich machen müfe,
befriedigt in nicht. Wenn Sort, fähre er fort,
die Gluͤckſeligkeit der Menfchen will, fo muß er
ihnen dazu hinlaͤngliche Mittel geben. Reicht
bie natürliche Religion nicht hin, ſo muß en ihnen
die geoffenbarte geben, oder nach der fcientia media
verfahren. - (a, wenn die natürliche Religion
cchlechterdings nicht zur Seligkeit fuͤhret. "So
ſie das thut, und das Chriſtenthum blos ein hoͤ⸗
heres Maas derſelben ſchenket, fo ſtreitet eine
folche Ungleichheit weder mit der Güte Gottes,
noch feine abrigen Haushaltung, fo viel wir auf
2 R _ _ .
»
. |
Inhalts, 0.3 €. alter. a5
bee Welt daven wahrnehmen.) Toͤllnern ftimme
er (S.85.) nicht bey, daß Gore die Menichen ſchon
durch die natürliche Religion zur Seligkeit führe,,
wie er «nich nicht konnte, da er fie für unzulängs
lich) haͤlt, Siebe und_Gehorfem gegen Gore hervor⸗
zubringen. Die Einwuͤrfe uͤberlaſſen wir dem
eignem Nachdenken „wobey ſich zeigen duͤrfte,
daß die Zweifel des Hrn. V. noch wohl zu heben
find, und daß, wo noch Schwierigkeiten bleiben,
ſich felbige auf beyden Seiten foziemlich Die Wage
beiten, LIL Iſt der Zwei? der. zufünftigen Strafen
die Befferung ? Diefe Frage ift feirdem wieder bes
rühme worden, als fie Hr. Eberhard mit fo vl
Geift und Scharffinn in Unterfuchung genommen
hat, — aber nad) allem dem, was zu ihrer Be⸗
antıworfung Richtiges und Gebachtes vorgebracht
worden iſt, ſtraͤubt man ſich noch immer, und
‚halt aus Gruͤnden von verſchiedenem Gewicht an
dem gewöhnlichen haͤrterm Strafſyſtem veſt. Un⸗
ſer Herr Verf. legt eine andere Meynung zur
Pruͤfung vor. Man kann annehmen, daß die
Seelen der Verdammten durch den anhaltenden
Kummer uͤber den Verluſt ihrer Gluͤckſeligkeit,
und durch die lange Reihe von unangenehmen
Empfindungen, die weit in die Ewigkeit hinein
geht, nach) und nad). in eine ſolche Unthaͤtigkeit
hinabfinfen, daß fie gar nicht mehr zur Verglei⸗
chung des gegenwaͤrtigen Zuſtandes mit ihrem
vorhergehenden Verhalten, und mithin zur Em⸗
pfindung der Strafe faͤhig bleiben, und daß ihr
Koͤrper zugleich wegen der genauen Verbindung
Doͤderl. Bib. *B.6. St. Ee— ‚mit =
\
.
[4 ⸗
434 Pruͤfung wichtiger Lehr. theol. u. philoſ.
mit der Seele von dieſem Kunnnert nach und nach
ſo ſehr viel mitleidet, daß er der Zerſtoͤrung nicht
Sänger widerſtehen kann. Sind nun beyde in
einen ſolchen Zuſtand gerathen, ſo kann entweder
‘ - eine völlige Vernichtung ber denkenden Kraft und
‚dem: Urftoffe des Körpers erfolgen, ober der
Schöpfer läßt! beyde Theile zu einem ewigen War-
nungsdenkmal in demjenigen traurigen Zuſtand,
der als eine natuͤrliche Folge der Suͤnde anzuſe⸗
iſt, ohne den Verdammten wieder in einen
gluͤckſeligen Zuſtand nach uͤberſtandnem Leiden zu
verſetzen. Milder iſt dieſe Meinung allerdings,
als die, welche unaufhoͤrliche Strafe bey ſtets
gleichen Zuflande der Verdammten annimmt,
: Der Ar. V. giaubt auch, daß ſich es aus Schrift,
Vernunft und Analogie am beften rechtfertigen
laſſen, und fucht es in der Folge zu erhaͤrten. Wo
/
» Die Schrift davon redef, gebraucht fie Die Werte:
oRedgos, arm, —0—
"eyar, OIoga, Imvaros, —** lau⸗
ter Ausdruͤcke, die ſich nicht mit ſolchen Quaulen
vertragen, welche ohne Verluſt der Kraͤfte des
-Beftraften ewig dauren. Der Hr. V. macht es
ſich dabey zur Kegel, allemal den fimpelften und
hatürlichften Sinn anzunehmen, weil von Gott gu
, "erwarten ſtuͤnde, daß er die angedroßten Strafen
Diefe Re⸗
auch deutlich werde beſtimmt haben.
® gef Börner wir nicht durchaus - gelten laſſen, denn
bie Schrift: redet: oft in ſinnlichen und metapho-
riſchen Ausdrücen, wo erſt die unter dem Bilde
verborgene Ste durch Berpälfe andrer ‚Mittel
J ent⸗
fi \
Inhalts v. J. E. Walter. - 495
atberft werben aiuß. Soll fie. gelten, ſo muͤß⸗
ten auch die Vorſtellungen -von' dem Schooß
Abrahams, einem Gaftmal, einer Krone im ei⸗
gentlichſten Sinne. genommen werben. Daß bie
Hebräer Dum und. mn für. Ghi und Unglück
gebrauchen, und bie neuteflamentlichen Schrift⸗
ſteller dieß nachahmen, iſt ohnehin bekannt,
Durch dieſe Bemerkung derlieren viele Schluͤſſe
des V. ihr Gewicht. Muß denn arwAcın Patr-
3, 7. (Phil. 3, 19. wollten wir garnicht. hieher
rehnen) und aworzcas Matth. 10, 28. ‚geradg
diefe gänzliche , Deſtruction ausdrüden? .. Iſt
richt bier fehon zum voraus angenommen, was
erft ermiefen werben foll?. In der letzteren Stelle
liegt ja nichts weiter, .. als daß ſich die Macht Got⸗ u
tes zu ftrofen, niche nur auf das natürliche Leben
allein, auf Den Leib, fondern auf die Seele .or,
ſtreckt. Und went: ein Gegner hartnäckig fen
wolite, fo ſtuͤnde ihm auch nod) die Spitzſindig
feit zu Gebote, daß es ja nur heiße, Wort Eönne, -
nicye aber, er ivierde es thun. Wenn er uͤber
Gal. 6, 8. fagt ; daß DIogu dem Gan.aon. ent
gegen ftehen, und fo wie dieſes mir auf bie Seele
gehen, auch jenes darauf muͤſſe gezogen merben,
fo fältt Der ganze Schluß, wenn Con durch Gluͤck⸗
ſeligkeit überfegt wird. Eben fo kaun Javyaron
Sac. 1, 14. und andern Stellen eben jo wohl ala
les Ungluͤck, das. aus der Suͤnde folgt, und unter
denen die Schrift den leiblichen Tod Hauprfächlich
mit begreift,.. als diefe Zerftörung ber Seelenfräfte
azeigen. Gal. 6, wir Iovaros zwar auch -bent
... Eea
Com
|
336 Prüfung toichtiger Lehr. theol. u. philoſ.
es.
Eon eier. aber im 16. V. auch) Ber dnczioruvn ent-
gegengeſetzt. Das naͤmliche gie auch / von are
SDrnoxcy Roͤm. 8, 13. Mithin iſt es ſo ſicher
lange noch nicht, daß es Lehre der Bibel ſey, daß
ſich die Seelen der Menſchen durch die Sünde,
eben fo wohl, als der $eib, die Sterblichfeit zuges
zogen haben.) Diefi hänge auch, wie er fagt,
(5. 115.) mit dan Lehren ber Vernunft wohl zus
ſammen, denn’durch ftere unangenehme Empfin-
dungen müffen die Kräfte endlic) abnehmen, und
zu einer gänzlichen Unbefinnlichfeit und Unthaͤtig⸗
kelt herabſinken. (Diefe Erfahrung iſt nicht all⸗
gemein. Ben vielen bemerken wir auch bey den
heftigften Schmerzen feine folhe Abnahme, und
00 es zu gefchehen feheine, nimmt nicht eben bfe
Reoft ſelbſt ab, ſondern wird nım in ihrer Auße⸗
rung gehindert. Dieß beſtaͤtigt die Erfahrung
ben den Krankenbetten. Ferner iſt der Unter:
ſchied zwiſchen dem gegenwärtigen irbifdyen und je-
nem geiftigen Leibe zu groß, als daß wir von ben
groͤbern Werkzeugen dieſes auf die feinern jenes,
uns einen analogiſehen Schluß erkauben, und daß,
was hier zuweilen geſchieht, auch dort geſchehen
müßte, behaupten. wollten) Daß die Frommen
von der ſich zugezognen Sterblichkeit "der Seele
keine unbequeme Sprache) befrenes werben, und
daß fie diefe Wiederherſtellnng ihrer Unfterblich-
Belt-der freyen Gnade Gottes, und der rechten An⸗
wendung dev Erloͤſung zu verdanken haben, beweiſen
Affe Stellen; wo den Frommen allein ein ewiges
Aeben verheißen wird, Nun werben die Stellen
Fu - Alle
⸗
J
finden glaubt, 2 Timoth. ı, 10. kommt gan und
—XRXCX vor. Da ſoll nun, weil vorher von
davaro die Rebe war, diefes auf ben Körper,
jenes auf die Seele gehen, und mithin folgen,
daß fie vorher dem Tode unterworfen geroefen,
Wie aber, wenn dan bier Auferweckung, und |
99, Unfterblichkeit bebeute. Der Schluß aus,
Rom, 2, 7. fällt weg, fo bald man ayIaenımn |
als ein Beywort von dog und rin anfieht,
30.6, 58. kann Cnoeros nicht den Begriff. der
. twigen Dauer der ganzen Natur in fi) faffen,
weil ja fonft die Srommen gar nicht fterben müß-,
ten. 1Joh. 2, 17. wird ben Frommen freylich das.
pevey zuerkannt — aber datum ben Gottlofen
niht abgefprochen., Der Hr. V. folgert nun, aus
diefen Steffen, Daß bie Schrift ſolche deftruiren«
de Strafen begünftige — aber feine pofitive, .-
ſondern natürliche, indem fie Jac. 1, 14. ben tro⸗
piſchen Ausdruck des Gebährens (fo fehr hänge -
man fi) an Worte) gebrautht und ber Tod, Roͤm.
6, 23. der. Gold der Sünde genennt wird. ‚Won
der Beſchaffenheit der zufünftigen Strafen gebt,
er nun ©. 123 zu deren Daucr fiber, und betrach⸗
tet vorläufig die Stellen Judaͤ v. 7, und Jeſ. 66,
34. po von einem ewigen Feuer die Rede ift,
Zäpalts, v. E. J. Walter. 437
angefühet, in denen er die Beſtaͤtigung davon zu
—
.
. Ungeachtet fie fehon lange vom Feuer und der _
Verwefung aufgezehre waren. Dieß wendet er.
denn auf die Stellen Marc, 9. Matth. 25. 2 Theſſ.
1,9. Ebr. 6, 2. Offenb. 14, 11. an, daß auch
darinnen von keiner ewigen Fortdauer ber geſtraf⸗
ewig
e 3 sven
5
N ae
438 prüfung wichelger Behr theol. u. philoſ
tin Subjecte die Rede fen, fordern bloß dieß an⸗
gedeutet werde, daß bey den Gottloſen niemals
eine Verfegung in einen glücflichern Zuftand zu
hoffen ſey. Auch Match. 25. und Offenb. 20,10. 10, .
verlieren das Ihnen zugefchriebene Gewicht,
fie mie diefen obigen Stellen vergfidyen herben,
Er ſeht hinzu, daß uns dieſe Art- von Strafen
um ſo weniger befremben dürfte, da fie mit dem
Laufe der Natur übereinftimmen, und Abnahme
ber Kräfte eine fo gewöhnliche goige des Laſters
(aber nur einiger) iſt. Wie vielmehr müßten die
fortgefegten Empfindungen der Uebel, bie gänzlich
ermangelnde Hofnung eines beffern Buftanbes die
Seele niederfihlagen, ihre Kräfte ſchwaͤchen, und
den ſucceſſiven Untergang der Natur verurfachen.
WVon S. 136 an ſucht nun der Hr. V. die Gruͤn⸗
de zur beantworten,‘ welche: die (Freunde des mil«
den Strafinftens, befonders Piftorius und Eber⸗
hard entgegengefegt haben. Es fehle Hier niche
an.guten Bemerfungen und trerfenden Gegenſaͤz⸗
zen, Dochy werben fich jene noch nicht - für befiege
> halten. Einiges davon wollen wir für unfre $es
fer’augzeichnen. Wenn Eberhard fagt, die Her
vörbringumg des höchften Beſten müffe der einzi⸗
ge Gegenſtand der vereinigten Weisheit und Gu⸗
te Gottes ſeyn, fo wendet unfer Verf. ein, men
“dürfe das Wohl des geftraften Geſchoͤpfesnicht
mit Hineimveben, dent das höchfte Beſte Einnte,
wie ja aus der Einrichtung der Welt erhelle, be⸗
ſtehen, wenn gleich in den Theilen Maͤngel und
Unvollkommenheiten ſind. Are: warum follte
| | man
> Zuhake,v.€. J. Walter. 49,"
man dag nicht, dürfen? ‚Stimmt etwa ber Plan,
nach dem die Theile immer unvollfommener wer⸗
der, beſſer zu der göttlichen Guͤte? Wenn, denn
aber dieß das Höhere Beſte iſt, daß außer ber
Warnung für anbere auch zugleid) das Wohl des
Geftraften mit in Anfchlag fommt, wenn fih
bende Zwecke zugleic, erreichen laſſen, ſollte dieß
riche von der höchften Guͤte gewaͤhlt werben ?
Wer. fann den Strafen alle beſſernde Kraft ab-
leugnen, wer erweilen, daß nad) diefem Leben alle
Beſſerung unmoͤglich iſt? Meder Erfahrungen.
ned). Schlüffe vermögen das.) Nimmt man an,
(S. 143.) daß Strafen ein Out ſey, weil fie auf
Befferung abzielen, fo vermengt man Strafen '
und Züchtigungen.. (Der Philoſoph dürfte ants.
worten: Wie wenn ber Unterfchied blog von Mens. -
ſchen erdacht wäre, wenn es im dem Reiche Got⸗
tes keine andere Strafen gaͤbe, als die, im Zu⸗
ſammenhange mit der Zukunft, Zuͤchtigungen waͤ⸗
ren 2) Aus dem unendlichen Unterſchied zroifchen
uns.und dem Schöpfer, ift es, unermweißlich, daß
er alfe feine Strofen in jener Welt zu Zuͤchtigun⸗
gen machen koͤnne, weil man von demſelben nicht
“auf ein gewiſſes beſtimmtes Verhalten des Schoͤ-
efers ſchließen kann. (Sollte denn aber die hoͤch⸗
ſte Weisheit nicht alle Mittel kennen, einen verblen⸗
deten, verwoͤhnten Geiſt zu recht zu bringen? dieiß
nicht untruͤglich einſehey, was alle menſchliche
Weisheit nicht vermag? Wenn Zuͤchtigungen
ein doppeltes Gut zu wege bringen, wo Strafen. '
nur eig einiges bewirfen nicht jene dieſen vorzie⸗
Ee ben?)
S
"440 Pruͤfung wichtiger Behr. theol. u. philat.
ben?) Vielleicht faffen ſich aber Strafen nicht
in Zuͤchtigungen verwandeln? (So will es ber
Hr. V. Aber was ſollte denn hindern? Wenn
Strafen keinen Abſcheu vor der Sünde wirken
- Können, fo find fie auch zur Verwahrung und
. Abhaltung andrer unfräftig, wenn aber, fo
. werden fie diefe Kraft an dem geftraften Sub⸗
ject zuerft äußern. Viele werden zwar, wie wir
fehen, durch Strafen nicht gebeſſert, aber viele
werben es auch. Hier ſteht Erfahrung gegen Er-
fahrung. Was die geringere Strafe nicht ver-
mochte, richtet vielleicht die größere aus; was
hier, wegen der Zerſtreuungen bes irdifchen des
bens und der Heftigkeit der Triebe noch. verfehlt
wurde, wird etwa dort, 100 diefe Reize wegfallen,
erreicht, mas hier nicht gefchehen fonnte, kann
dort in Erfüllung fommen. . Wer wagt es aus
zuweilen mißlungnen Verſuchen den Schluß
zu machen, daß fie nie gelingen, auch der unend-
lichen Weisheit richt gelingen werden?) . Wir
kennen die Verbindung der Welt nicht genug, um
zu behaupten, daß fie es’ nothwendig mache?
(Nothwendig? Dahin reicht unfere Erfennmiß
freylich nicht, aber Doc) zu großer Wahrfthein:
lichkeit.) Da die zukünftigen Strafen eine Rei⸗
he natürlicher Uebel find, die fo nothwendig mit
ber Sünde verfnüpfe find, fo müßte man bewei⸗
fen fönnen, daß Gottes Weisheit diefe gänzliche
Aufhebung zuließe, um das geftrafte Subjeft mit
ben Srommen in einen Zuftand ber ewigen Ver⸗
vollfommung und Gluͤckſeligkeit zu fegen, wege:
Ä ‚gen
®
6 ⸗ N
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eNS Fi ’ \
ı
Inhalts, v.E. J. Walter. - gar
gen bie ganze Reihe ber vorher empfundnen Uehel
immer unendlich klein bliebe und auf einmal ganz
unnoͤthig und vergeblich) gemacht würde, (Wie
doch der Verſtand fi) manchmal täufchen mag.
Die Allmacht hebt‘ ja die Folgen nicht auf, bis.
ihre Urfache, die Sünde weggeſchaft iſt. Aber.
warum follte es dein Die Weisheit niche zulaſſen?
Do ein Endzweck fehon erreicht ift, hat fie ja
nicht nöthig, noch immer die Mittel zu demſel⸗
ben zu vervielfäftigen. Nun iſt ihr Endzweck
die Warnung anderer, fo ift er ja erreicht, wenn
die Strafe fo Tange dauert, als etwas da ift, das
ſtrafwuͤrdig iſ.. Denn die Strafen auch dann
noch fortdauren zu laffen, wenn das leidende Sub⸗
ft bereits won der Siebe zur Sünde zurüc ges
fommen ift, wäre unndchige Härte, bie mehr Haß
gegen ben Unverföhnlichftrafenden, als gegen das
Unrecht erwecken würde, Zudem müflen jada,
wo Beiferung vorhanden iſt, ganz andere natürs '
liche Folgen entftehen, als mo ſich noch Feine Aen- |
derung erweiſet. Mag auch die Reihe der vorie -
gen Uebel gegen das nachherige Glück des Gebefe -
ferten immer unendlich Flein bleiben, unnöchig war
ren fieniche, denn fie gehörten mit zu Dem zurei⸗
henden Grunde der Beſſerung und nachfolgenden
Gfickfeligfeie des Öeftraften.) Wenn ſich Eber«
hard auf das böftändige Wahschum der Voll⸗
fommenheit der Welt und die. Erfenntniß der
höchften göftlichen Vollkommenheit beruft, fo erin«
nett er S. 147. der. Grad der totalen Vollfom-.
menheit koͤnne ungeändert bleiben, wenn ſich auch
N
23
‘ 2
aa Pruͤfung wichtiger kehr. theol. u. philoſ.
gleich Die portielln unaufhoͤrlich ändern; und · im·
mer nur anders modificirt werden. ( Jq wenn
ein gewiſſer beſtimmter Grad, als das non plus.
ulera der Vollfommenpeie angenommen wird, .fo
Finnen die Menge und bie hähern Grabe bey an⸗
dern ber Erſatz derer feyn, Die bey andern man-
geln. Wenn ich mir aber in der Melt ein ſtetes
Wachsthum an Bollfommenpeit vorftelle, fo
muß Das Ganze eben fo verlieren, als bie partiele.
fen Theile immerhin abnehmen, Es ſcheint zwar
im Alter ein Stiäftend, auch wohl gar ein Ab⸗
nehmen der Vollkommenheit einzutreten, aber
dieß kann auch bloß ſcheinbar und tranſitoriſch
ſeyn, ſo daß die Seele, der Feſſeln, die ſie nie⸗
derdruͤckten, entladen, umſ mit ſo. viel ſchnellerm
Fluge der ihr beſtimmten Vollkommenheit entge⸗
gen eilt.) St. Eberhard behauptet, ber Zived
- der Sieafe müffe alemal ein Gut in Anfehung,
des Geftraften ſeyn. Das will unfer V. nur in
fo fern gelten laffen, als ſich felbige zum voraus
vorſtellen laͤßt und ein Motiv wider das after
abgibt, Denn. nachdem fie eingetreten wäre,
richte fie oft eine fo große Unorbnung an, daß bie
Entwickelung feiner Seelenfräfte viele Jahre ge⸗
hemmt, und feine Geſundheit zerruͤttet werben,
f6 daß der Elende nicht einmal zum Nachbdenfen
und-zur Befferung fähig ift, (Das ift doch wohl
ein ſeltner Fall, der wider E. nichts: beweifee.)
Die Erinnerungen ©. 155. 156. gegen E. find
ganz gegruͤndet, weniger aber, wenn er ©. 158,
| ſchürßee Wei, viele | in der: Nele durch Strafen
1
oo So nicht
Inhalts, v. J. E. Walter. "0
nicht gebeſſert werben ‚fo muͤßten entweder alle unfre
Strafen unzweckmaͤßig ſeyn, wovon aber ber Bes
weis (ber fich "doch in den meiften Fällen leiche
geben ließe) fehle, aber Gott müßte die beſſern
Zühtigungsarten: in dieſem Leben nicht befarne
gemacht haben. - (Muß es -benn aber, wenn je⸗
mand ungebeffert bleibt, gerade von der Unſchick⸗
lichkeit des gebrauchen Mittels abhängen, kann
es nicht eben fo gut eine Folge der Zerfireuung
fepn, oder weil der Geftrafte den Zufammenheng
der Handhung und ihrer Folgen nicht. Plar genug
einſieht, oder andere Umſtaͤnde, die jenſeits des
Grabes wegfallen, die volle Wirkung verhin⸗
| dern?) Strafen mögen ©. 159 eingerichtet ſeyn,
wie fie wollen, ſo koͤnnen fie nichts-weiter, als ben .
Geſtraften zum Nachdenken bringen, ihn von
neuen Suͤnden abhalten und behutſamer machen,
aber um die Gefinnungen des Geftraften ſelbſt
ubeffeen, ihm ein wahres MWohlgefallen an Tus
! gend, Ordnung und Siebe zu. Gott und den Mens
(hen beyzubringen, dazu muͤſſen bey verdorbnen
Geiſtern ganz anbere Mittel angewandt werben.
(Sie ſollen alfo nichts vermögen, weil fie nicht
alles yermögen. Iſt das Abhalten vor neuen
Binden denn nicht ſchon Befferung, und muß
mt dere Einficht, daß dieſe Handlung unrecht und
N
böfe fin, nicht die andere verbunden feyn, daß dies -.
entgegen gefegte Handlung gut und rechtmaͤßeq
fm, und Daraus Siebe zur Ordnung entfliehen?)
Wir übergehen, was in der Folge gegen Hartlen,
humellen mie guten. Grunde vorgebracht wi,
. “ :0@
d
‘
N
ehr. theol. u. philoſ.
‘
rs
444 Prüfung wichtiger
pa man ſchon aus dem Angeführten erfennen
kann, weichen ‘Gründen er das meilte Gewicht
benylegt, und daß noch vieles zum Vortheil ber
beſtrittnen Meynung abrig- bleibe. IV. Dat
der Menfch. eine determinirte oder. undeterminirfe
Freyheit? - Der Hr. V. iſt auf ber Seite der
letztern, und gefteht wohl hinlängliche, aber feine
entfcheidende Gründe der freyen Handlungen zu.
"Uns ſcheint, als ob in’ biefem- Steeite gewoͤhnlich
das Vermoͤgen frey zu handeln, mit der Aus:
‚Übung beffelben in einzelnen Faͤllen pflege ver-
menge zu werden. Auch ber V. beforgt ja S.
322.), es dürfte bey Annehmung entſcheidender
Gruͤnde ein weſentlicher Charafrer der Freyheit,
das Vermoͤgen zum Gegencheil wegfallen. Wenn
ich am Rande eines Abgrunds ſtehe, fo koͤnnte ich
freylich, wenn ich thoͤricht handeln wollte, fort-
gehen und in denſelben ſtuͤrzen, aber die drohende
Gefahr, nnd, die Liebe zum Leben wird jedem Ver⸗
nuͤnftigen determiniren, ſtill zu ſtehen, und umzu⸗
wenden. Dann ſcheinen auch die Indetermini⸗
ſten zu glauben, die Determiniſten ſaͤhen die Mo-
‘
tiven an, als ob fie biindlinge, ehne Beyſtim⸗
- mung der Seele, ‘wie durch innern Zwang, bie
Handlung bervorbrächten. Sie behaupten aber
eigentlich, daß menu die Seele etwas hun: foll,
- „überwiegende Motive dazu vorhanden feyn, und
von der Seele in ihrer Stärke erfannt und an⸗
geſchauet werden müffen. Wo beybes iſt, da er-
folgt allemal die nämliche Handlung, und das nen.
nen. fie bie bedingte moraliſche Nochwendigkeit,
PP: ’ —Wos⸗
ja ’ x j \
- 2: ‘
l: . \ . « .
bindung feyn, bie man zwifchen dem Stoße eines
“ -
Inholts, v. J. E. Walter. gr,
wodurch aber dag Zufällige feinestoeges, wieder -
V. will in das Nothwendige (das abfolute naͤm-·
lich) verwandelt wirt. So müßte aber ja-dig
Seele ben den einmal vorhandenen. Motiven ang '
nur immer auf eine einzige Art handeln? Ya
wenn fie anfchauend erfennt werden, wenn, nicht
etwa finnfiche Antriebe ihre Kraft ſchwaͤchen, "und
die Kufmerffamfeit der Seele abfeiten., . (iu der
nämlichen Sage bes Gemürhs würde ein Jofepf
immer auf gleiche Art handeln.) So würde aber
zroifchen Motiven und Handlungen gerade die Ver⸗
Körpers, und der darauf folgenden Bewegung
antrifft, unfre freye Handlungen würden fo noth⸗
wendig als die Würfungen der Körper, und eben
fo ſchnell erfolgen müffen. (Nichtsweniger.
Ben den Körpern find die Urfachen unmoralifch,
taffen ſich weder flärfen oder ſchwaͤchen, noch
durch moralische Mittel hinwegtreiben, hier unter«
ſucht und vergleicht die Seele, wiegt Schaden -
umd Vortheil gegen einander ab; und neige ſich
dahin, wo fie Uppergewicht der Güte anttiſt,
oder anzutreffen glaubt. In dem Augenblicke
aber, da fie wählte, waren die Gruͤnde enrfchet-
dend wichtiger, gemwiffer, anfchauender als andere
entgegengefeßte Motive.) Aber die Seele fmn
ja während der Berathſchlagung bald diefen baid
jenen Endfchluß faſſen und fahren laſſen. Sie
empfindet Neue, und dieß beweiſet die bfoß zu.
fällige. Berbindung. (Sreylih. Aber es ift niche-
von der er Zeit die Rede, die vor r de Wahl Hergee
het,
—
s
.
»
\
446 Prüfung wichtiger Lehr. theol. u. philoſ.
het, ſondern von dem Augenblide der Wahl.
Die Reue entfteht eben daher, daB wir dem er |
ſten beften Antrieb gefolgt, und den Gegenftand
“ nicht von allen Seiten beſchuuet haben.) Man
kann aber auch gar wohl den Motiven (einzefn ge
"nommen, ehe die Seele fich felbige vergegenwaͤr⸗
tiget hat,) nur eine bloße Hinlaͤnglichkeit zu ges
wiſſen Entſchluͤſſen und. Handlungen zuſchreiben,
ſd daß die Seele jene noch immer ändern, und
dieſe nach ihrem Gefallen unterlaſſen kann. So
waren in der Seele Joſephs der Reiz der Wolluſt
und das Andenken an Gott und ſeine Pflicht
zwey entgegenſetzte Motive, die einander entge⸗
gen ſtrebten, jedes an ſich hinlaͤnglich eine. gewiſſe
Handlung, Unkenſchheit oder Enthaltfamfeit,
bervorzubringen. In den Augenblid der Wahl
- aber war das Andenfen an Gott und Tugend ent»
feheidend, das Heißt, er ſtellte ſich ſelbige ſo an.
ſchauend, fo lebhaft vor, daß feine Seele das
darinnen angefihaute Gute zu erlangen firebte,
und die Reize der Wo luft verſchmaͤhte.) V. Iſt mie
der determinirten Freyheit Reigion compoſſibel?
Dieß wird gelaͤugnet, weil Imputabilitaͤt und
Reue dabey wegfalle. Wie aber dieß doch ſtate
haben koͤnne, laͤßt ſich aus dem, was andre ge⸗
ſagt, und auch wir bep dem vor rigen Auffag- erinnert
haben, leicht erſehen. VI. Iſt das moraliſche
Gute und Boͤſe nur eine Modificativn und Er⸗
ſcheinung des natürlichen. Guten.-und Uebels?
Sareleyjharte dieſen ſcharfſinnigen Gedanken vor⸗
vun, und Piſteriue in ſeinen vortreflichen Zus
fügen
P) +
— — . R .
n / -
‘
4
Anhalts, v. J. E. Walter. "447.
fügen weiter entwickelt, und mit nieht Gruͤnden
unterflüßt. Unfer Hr. V. geftebt S. 312 e8
!
felbft zu, daß diefe Meyhnung fehr viel Grund zu
haben ſcheine, wenn man die ſittlichen Handlun⸗
gen von Seiten ihrer Folgen anſieht, indem da⸗
Durch unfere Perſictrung entweder befördert ober
verhindert wird. Nur glaubt er, fönne Mugen
und Schädlichfeit nicht Das einzige reelle feyti, das
Sort dabey wahrnehme, man muͤſſe noch uͤber⸗
Dies Die Anwendung ‚der Denffraft, die Gutes
und Boͤſes abwiegt, die vorangehenden Begier⸗
den und die wirkliche Entſchließung auch Anwen⸗
dung Förperlicher Kräfte als etwas reelles anneh-
men. (Uns dünft, bier fen die Meynung Hart⸗
lens. nicht richtig und vollſtaͤndig gefaßt. Sr
wird gewiß nicht läugnen, daß die Kräfte, bie
unfre Handlungen heivorbringen, etwas teelles -
find,. und von Gott auch fo angefehen werden.) . -
*⁊
| — W Zur -W, Difqui- N
Po
448 J kengyns aiſquilitione J |
Difquifitions on feveral: Subiects.
(London) 1782. 8. Dodsley.
t
Wer und Paradoxie, und eine wunber⸗
bare Miſchung von richtigen und ſonderba⸗
ren Meynungen, denen ein Schimmer von Phi-
lofophie noch etwas mehr Anftrich giebe, iſt das
Eigenthum auch diefer Unterfuchungen, weiche
"aus ber Feder eben des gelehrten und beſtrittenen
Jennyns gefloffen! find, der unfer uns durch
feine überfegte Schrift: innre Klarheit der chriſt⸗
Sichen Religion, bekannt geworben. Man Tiefer
ihn gerne, wenn er philofophifche Betrachtungen
über die Welt und die Dinge in dee Welt ans
ſtellt: man dürfte aber-wünfchen, daß er, als
Laye, der einft die chriftliche Religion nur als Ma-
furaliit, alfo wohl ſicher unvollftändig und unver
ſtanden kannte, ſich in Unterfuchungen ‚über ihre
nicht gluͤcklich gefafiten Sage, gar nicht einließe,
um nicht für fic) Bloͤſen zu geben, oder durch ge-
wiffe mißftellte Behauptungen das Chriftenehum
felbft mit in Verdacht zu fegen. Die Abfiche des
guten Mannes mag die ehrlichfte feyn: aber gute
Abficht Eläre nicht allemal unfre Einfichten auf,
und bewahrt nieht für Verirrungen. Es find
acht Unterfuchungen, welche hier angefteflt find,
wovon aber einige als nicht theologiſch und duher
9* fh
—
4
x.
!
— 1 J
Für. unſre ‚Anzeige fremd, uͤbergangen werden Fön,
nen. Die erſte Betzachtung Hat die Kette allet
Dinge auf unferm..Erbfreife zum Gegenſtande.
' ' , | „ j
0, 9mofeversl ſubiectt. 440
Die ‚Sache if fort bekannt;, und befdjäfftige er '
fich vornehmlich die Glieder aufzufüchen, die e—
bergang.von einer Klaſſe der Weſen zum aͤndern
machen. " \ynp vegetäbitifchen Reiche findet er ats
das letzte Glied in der. Pflanze Alimoſa, oder wie
er fie nennt, the fanfıtive planre, an welche fi
der Muſchelfiſch (Thelfifch), dem er den niedrige : ’
ften Grad des animaliſchen Jebens zugefteht, una .
fchließen ſoll. (Es ift bekannt, daR andre. Jhls
fhen diefe beyden Naturreiche als Mittelgeſchoͤpf
mit, hoher Wahrſcheinlichkeit dern, Polypus ſez⸗
gen!). Bor Thierreich his zum vernuͤnftigen
Menfchen findet, er, Geym Nebergang als die näche
ften den Kind, den Monfoz und dem Chimpan-·
zE (dieß Wort kann ich nicht überfegen), die den
niedrigften Grad von Bernunft haben. Und von
ihnen, welch eine Stufenfolge dom Hoktehtötren.
bis zum Newton —, . Für Diejenigen, die ih
der Betrachtung des Univerfums Stoff zur Une
terhaltung, und jur Bewunderung dee‘ Macht
und Weisheit dey großen Urhebers der Welt aus.
der Mannichfaltigfeie feiner Werke. finden, "If
eine ſolche Unterfuchung ſehr lehrreich· &o wird
man auch die zweyte ben unfer Verfaſſer fir
ben. Weber die Oraufamfeit gegen die "Ihierd, -
Viel wahres und fchönes über eine Sache, tüek
ce mie der Mopaliekt und Sıldarg unfreg Cha
Doͤderl. Bibl.. B. 6. St. Ff
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rakters näher zufammenhängt, als manche Er |
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its “ Jennyos Difguifitiöns
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forcejaͤger und. Anatomiker, Reuter und’ Hunde—
erzieher glauben wollen. Nur moͤchten mir nicht
"mis dem Hrn. J. in diefer Barbaren des Betra⸗
\ gen, gegen die ehlerifche Schöpfung , "eine fo ganz
Sichere Beſtaͤtigung der biblifchen Lehre vor der
° Erbfünde, einem originellen Verderben unfſrer Na⸗
sur, und dem Fall und der Ausärtung unſers Zur
ſandes finden. Der Schluß, daß, da der
Menſch zu dieſer Grauſamkeit weder durch Erem-
pel angewieſen, noch durch Verſuchungen verlei⸗
„noch durch eine Art vor Jnñtereſſe gereit
wird, fie bon feiner angebohrnen (native) Be⸗
25 fehaffenheit abzuleiten fen, iſt weder paffend, noch,
hda er zu viel bemeifen würde, gruͤndlich. Es it
wenigſtens ſinnliches Vergnuͤgen, deſſen Vefrie
.bigung er dabey ſucht; und er hat Intereſſe ge
‚nug.dabeg, wenn er ſich die. wilde Luſt mad,
Schmerz und im unnatuͤrlichen Zuſtand der Thle⸗
xe auch unnätürliche Geberden und Stellungen zu
ſehen. Bon der Graufamkeit,. die Menſch gegen
Menfchen ‚ausübt, würden wir zwar auf eine
ſchreckliche Abartung der Triebe imd Empfindun⸗
gen in einem einzelnen. Menfchen, ‚aber nicht ſicher |
h)
- auf ein Verderben der Menfchennatur ſchließen:
wie vielmeniger aus der Härte gegen einen Teil
‚ber Schöpfung, der uns doch fo nahe nicht angeht, '
als der Menſch, und über welchem ung Gott zu
rannen geſchieht, gemachte hat? —.
. Eine hößere Dofis von Paradopte if in Die
dritte Abhandlung gekommen, darinnen befau
ep
⸗
Herten, von ‚Betten ber Uebergang fo ganz leicht
u. gm 9
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on ſevetatiſchiela. ft:
vba Bi al —————
ſtimm (ep, koͤnne, als zu einem, erfer,..in wel⸗
die in; einer auderır Welt;.von uns bagangenct
⸗2490
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(bon. andre. Weltweiſe bebaupresen, M.iltgei-'- “
nur ewas ibgalifches, in Gott Feine. Zeit, uind,
—
tie unfge V. ſchlieſet,, au). one Schöpfung der
Welt feines, baher die Frage, wie Gott fo, viele
Millionen von Jahren vor der Welt Fonnte vor⸗
beyſteeichen affen., mit ‘der Antwort .abgeniiefitt -
wird, daß zupor FeinerZeit ‚mar.. — ..Aher-gausz =
Hlenftrofen, den wir in biefer Abhandlung wi⸗
der uſre Erwartung finden.“ „Alle Strafen,
fügt er, müffen dem, Zuſtande entfprechen,. in wel⸗
chem fie erduldee werden; im einem ewigen Zu—
Rande moͤſſen fie ewig, in einem · temporellen ni
fen fie temporell ſeyn. Es iſt eben fo unmoͤglich,
deß ein Wefen auf einige Zeit geſtraſt werden F
kann, wenn feine. Asie M alg es it, daß es ſoll
. \ 1 mg
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ers u Tea Din
ewig oder Geftändig (ererhafing] ü in eine Zaſtand
geſtraft werden ‚der nicht beſtaͤndig ſortdauert.
Sobald die Seele ſich in einem abgeſonderten Zu⸗
‚ tande befindet, hört ihr Werhäktif gegen Die Zeit
a ; und was fich fonft noch Alt der: Zeit zutraͤge,
darinnen erkennt fie kein Frũher oder Bpätet, tobil fie
de dor Ideen mehr hatı Es iſt nicht
, in die Pruͤfumg bieſer Ideen ung einzulaſ⸗
= en denen wir am Ende die Seele nach bem
obe ii einem ganz einfoͤrmigen, beobachtungslo⸗
fr‘ Zuſtande verlaſſen muͤßten. Wir fuͤrchten
auch , daß die‘ geſammten Ween von Zeit. und
Ewigkeit nicht aufgeklaͤrt genug bey unſerm V.
"find; aber es mag ber Metarbyßter fh mit ihm
einlaſſen, wenn ers fuͤr nörhig findet. - Uns iſt,
en Gwigkeit der Zuftand, in welchem der
enſch nach, dem Tode 'verfege wird? Zeitrech⸗
nung wird dort bey der nothwendigen Abwechs⸗
lung det Ideen und Gegenſtaͤnde für ben Menſchen
ſo gut ſtatt finden, als hier: nur wird er einen an⸗
dern Maaßſtab haben. — In der fuͤnften Ab⸗
handlung redet er von der Mnologie wiſchen mate⸗
riellen und intellektuellen Dingen! Riche vollſtaͤn⸗
"Big. Dort verhuͤtet beſtaͤnbige Abidechslumg ber
uft uf. w. Faͤulung: und. hier: Sarinigeeiten,
Unwiſſonheit und Traͤgheit wf r
Am merkwuͤrdigſten it bie ſechſte uUnierfa
unter dem Titel: Vernuͤnftiges Chriften«
thum. Er iſt hier ſeht übel, auf die Gelehrten gu
ſprechen , vie ben n ſchweren Verſuch, Offenbarung
und
/ f A ' “ U
-
‚on. foveal-tüblee.: 43
und Vernunft zu vereinigen, gewagt heben. Eie,
nüffen, wie er meint, Chriſtenthum in Deiemus
verwandeln, oder von dem ganzen Syſtem defile
ben nichts als Moral behalten, welche in jeder -
Religion. In der Welt angefroffen wird, und das
haralertftifche der chriftlichen Schre-aufgeben oder
wegwerfen. - Nach feinen Aeußerungen befteht Die
Subſtanz derſelben aus- ‚folgenden : Wahrheiten:
daß die Menfchen ſchon in einem. gefallenen Zu⸗
Rand auf die Welt kommen; daß fie auf eine Zeit⸗
lang hieher gefege find, um ihre Gluͤckſeligkeit zu
vollenden, d. i. durch Tugend, fich von ihrer. (in.
einer andern Welt zugazegenen) Schuld und Ver⸗
dorbenheit zu reinigen, . und einft ihren erſten
gluͤckſellgen Zuſtand wieder zu erlangen; baß fie
ohne Gottes Gnade und Beyſtand hiezu untuͤchtig
find, und daß fie endlich nur durch Jeſu Verdienſt u.
und Verſohnungstod Vergebung hoffen koͤnnen.
Alein dieſe Säge ſind, wie er fagt, allen Grund⸗
füßen der menfchlichen Vernuuft fo zuwider, daß
fe, ſobald fie vor dem Richterſtuhl berfelben ges
bracht werden, unvermeidlich von: ihr verworfen
werden muͤſſen. IJeder Verſuch, Vernunft und
Ofenbarung zu vereinigen, ſcheint ihm, wenn
wir das goͤttliche Anfehen ber. Ießtern läugnen, -
fruchtlos, und, wenn wir es annehmen,-gefäßte
ih. Die Vernunftmaͤßigkeit einer Offenbarun
beweiſen wollen, hieß⸗ nichts anders, als die Of⸗
May ſelbſt zerftößuen; da ber Begriff von ei⸗
Mt ng es fehon mit fich beinge, daß uns
Dinge eurbicht werden, wei die Wernunfe nicht
f3 00 mtb
2: * | " Teniyui Yilei tion
entdecken fan, Selbſt im N. T. biehe vie Hilft
liche-Reltgion ein- Geheimniß, d. i. Entdeckungen, |
welche wir ohne uͤbernatuͤrlichen Unterricht‘ nie
wuͤrden gemacht Haben: dieß ſey aber’ wicht bie
Moral, denn dieſe waͤre fo wenig als Ariſtotelis
Ethik ober die Officia Ciceronis ein Geheimniß:
ſondern · die übrigen Lehrſaͤtze, die Ber Raturalift
mit Gelächter verwirft, weil fie mit ven Schläffen
feiner‘ Verminft nicht uͤbereinſtimmen. (Lauter
Folgen einer falfchen und unbibliſchen Deutung
des Wortes pusngnoy,- und der Vernachlaͤßigung
des fü wichtigen Unterſchiedes zwiſchen dem, was
der Vernunft erfindbar nnd aus Ihe zu ‚berveifen, |
und dem‘, was ide gemäß, d. i. Ihren: richtigen
Grundſaͤtzen nicht eritgegen und widerſprechend if,
ober fie aufhebt. Wir würden nicht einmal jeden
Verfſuch, Wahrheiten :der-Offenbarung auch aus
der Vernunft zu erweiſen, nachtheilig fuͤr die er⸗
fiere ſinden: ſie bleibt allemal, was ſie iſt, goͤtt⸗
jiche Steuchtung, Wohichat für den Menſchen,
wvrenn ſſo ber’ Vernunferauch nur zuvorkommt und
ihr Anleitung giebt, den Weg der Wahrheit leich⸗
ter?undfeuͤher zu finden näher noch vielweniger
nachtheilig oder gerſtoͤhtend fuͤrs Ehriſtenthum die
Bemũhung/ gun zeiden! daß ſich beyde Anteiſun⸗
ten Gottos durch Make oder Revelation, nicht
dufheben; Den Unterſchied bey der Wehrheit
weichen: entdecken ulſd begreifen, zwiſchen bes
J weifen und billtgen iſt nicht ſchwer⸗rein
imd datans Folgt‘: duf die Vernunft doch 60 dr
J Sferbei ne LT, Ita, fur Fön, Pen Ketuh
—
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d ji ‘
— | ° 0)
das erftepe nicht immer gelingen wilſ. Möchte
doch Die-Wpetheibiger des Chriftenthiumg zuerft bel _-
ke Ideen und unzweydeutige Ausdruͤcke haben! —)
Die ſlebende Unterfuchung : Ueber „Regierung
und bürgerliche Freyheit — voll von ſchoͤnen und
u J ſeve biects N
24
freyen Behauptungen — liegt außer unſrer Sphaͤ
re. — Ueber Beſtimmung ber öffentlichen Reh;
gion (on religions Eflablilhements) find ung mans
che fehr richtige Gedanken in der achten Unterfue
hung aufgeftoßen.:. Die Vertheidiger der Reli⸗
gionsfreyheit werfen’ häufig Die Frage auf: Wog ., _
geht Religion eines Menfchen die Regierung oder .
den Staät an? An ſich nichts, gefteht Jennyns;
allein unfre Religiousmeinungen und das bürgerflo .
che. Intereſſe find fo verflochten, daß, wie er rich
- fig erinnert, es nicht möglich Hit, beybe zu tens \
nen. Nie würde der Staat Recht ober Neiging
haben, fi in Religionsftreitigfeiten zu miſchen,
wenn fie bloß auf fpeculativifche Lehren ihre Be⸗
jiefung hätten: allein dieſe Schren, die vog weni⸗
gen geglaubt und von noch mwenigern verſtanden
werben, find weiter nichts als Eigriale der Pate
thenen, welche um Uebermacht, nicht um Wahr⸗
beit, fämpfen. Go lange Meinungen bloß Meis
nungen bleiben, fo haben die Menfchen bloß Gore
dafür Nechenfchaft,.zu geben : aber ſobald fie in
Thaten ausbrechen, fo. treten fie in die Gränzen
der bürgerlichen Gerichtsbarkeit, und, der Staat . .
ober die Regierung muß ſich, zu feiner. Selbfter»
haltung, darum befiimmern. . Allein er, muß auch
feine Friedenshand ausfteecten, ſolche Gtreitigfeie
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"6. Ienoyas Difquifitioos ,
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fen beyzulegen, Dieß, "glaubt er, kunn durch
uichts beffer gefihehen‘, als wenn er eine Parchen,
welche er am meiften billige, unter ſeinen Schug -
. nimmt, ihre Lehrer unterſtuͤtzt, und ihren öffench«
chen Gottesdienſt Ihrer Lehre gemäß eintichter,
(Dieß iſts, was ber ®. Eftablilhement hennt):
nur muß eben dieſe Beſtimmung mit einer unein⸗
eſchraͤnkten Toleranz gegen’ alle andre begleitet
fo, nicht bloß nad) den. Regeln ber Gerecheig-
keit, ſondern auch aus Politify denn eben biefe
Duldung iſt das Mittel, allen Zwiſt am Ende auf-
zuheben, da die meiften Meinungen‘, fobalb ber
Widerſpruch aufhört, ſelbſt, allmaͤhlig wieder anf-
gegeben werden, Sind ſolche öffenfliche Refigions«
beftimmungen noͤthig, fo müffen ſſich die Freunde
derſelben auch durch Unterfehriften (bey ben ſymbo⸗
liſchen Schriften) kenntlich machen u. ſ. w. In⸗
deſſen geſteht er zu, daß jede ſolche Beſtimmung
einer Religion vielerley Unvollkommenheiten un=
terworfen, und weder von Irrthum noch don Ver⸗
derbniſſen frey iſt: daß aber eben dieſe unvermeid⸗
lichen Maͤngel iiemanden verpflichten, die Reli⸗
- gion des Staats zu verlaffen, ober in ihr eine Woll«
kommenheit zu. ſuchen, deren fie nicht fähig iſt.
Diep fd ‘die vornehmſten Nefuftate biefer Unter⸗
fuchung, in denen wenigſtens viel Schein ber Wahre
‚ beit und ein hohes Maaß von tchparthepifcher Bil«
ligkeit angetroffen wird: wiewohl wir. doch zwei⸗
fein, ob es tin Staate noͤthig (nicht, zuläßig und
. ratbfam,. berm hieß wollen wir gerne zugeben) ſey,
eine Religlon oͤffentlich feftzufegeh, und vor andern
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._ J. Ba a D en n ä Ya' ſi 14: a udn m F BR
ie a Boreral: fubielte. 0. 2 5%
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zu Auterifiren, Es mochte Bienen; Serie ©
Frieden zu erhälten, aber ſchwerlich Kiechenfeiebent.
zu befördern, weil jede Begünfkigurig der Einen
Parthey bey der andern Jalouſie erregen muß. ——
u ie —J BE EEE —
| nie V., ur
Dad. Pleine bibliſche Erbauungs«
buch, oder die biblifchen Hiſtorien mib
erklaͤrenden kurzen Andachten th Gebeten,
Werfaßt und herausgegeben von D. J. F.
Seiler.“Etlangen 1782.8. ’
Sibtifhes Leſebuch für Kinder von
reiferm ter, Darinnen die Pfalmen, -
die Sprüche und der Prediger. Salomo, dag
Buch Jeſus Sirach und einzelne lehrreiche Stel,
len des A. T zu ihrer Erbauung angewendet find
von Jak. Sried. Sedderfen. "Seipzig bey. .
Breitkopf, 18.8 oo...
enbe Bücher,‘ beyde von Männern verfaßt, -
"denen die größe Sache der Erziehung zur
Religion ſehr am Herzen legt, und die als Er⸗
bauungsſchriftſteller für gemeine Chriſten fid) fehon
fegitinsirt haben, gehören eigentlidy als Ein Werk
jufammen, Das Seileriſche nimmt den geöß
fern Teil alten und neuen Teſtaments, trägt did
denkwuͤrdigften Bar balb in ücberitn
IN
—
⸗
AR Sellers kleines bibl Ebaumoebich⸗
l ‘
4 \
halt Im Asszus vor, undhaͤngt der Eizahlang balb
moraliſche Anmerkungen in Sentenzen, Sclöftges
ſPraͤchen ‚und Folgerungen, bald in Gebaten au.
"Das Seöberfenifche, muͤtzt. groͤßtentheils die Buͤ⸗
“her, darinnen ohne Huͤlle und offen Religion und
Moral vorgetragen iſt, vimon die Sentenzen die
in ber Bibel felbft für Kinder und Juͤnglinge ſte⸗
“ ben, und geht ben fi chreru und offnern Weg, Mo⸗
ral und Weisheit aus ber, Bibel abzuleiten, wenn
die Mechode, aus Hiblifchen Geſchlchten fie zu leh⸗
teu, immer miamherien Gefahren hat. Man ſieht
es aus den vielen Büchern dieſer Art, Daß es
ſchwer zu vermeiden fe, daß nicht frembe Moral
in bie Geſchichten ‚eingerragen, „ber Unterjchied
iwiſchen aitteſtamentlicher und chriſtlicher Reli⸗
‚sion aufgehoben oder verlannt, die Pröcifion / bie
in moralifchen und religisfen Anwelſungen fo.ndthig
uiſt, befonders für Kinder ,, vernachlaͤßiget, und
ofters, bey einzelnen Umftänden des Tertes , für
gr erbauliche Betrachtungen und Anmec⸗
ngen vorkommen, die weder leicht und natürlich,
‚noch in der Erzählung gegruͤndet und pafjend, und
nur allzuoft durch allegoriſche Wendungen. und
Drehungen aus dem fimpeln hiſtoriſchen Text Her:
- qusgepreßt find. Wir ſagen dieß nicht, als ob
vir die bibliſchen Hiſtorien nicht fuͤr ein beguemes -
Vehikel hielten, Religionswahrheiten befannter
und angenehmer im Vortrage zu machen >. noch
viel weniger Aber, als ob jene. Fehler i in dieſem Er⸗
bauungtzbuche herrſchten: denn wir ſind verſichert,
deß fd dis gereigen Gedanken, Ausrofungen
-
N nn " , "
u. Beobefens dibl Sshnd Für Minen: arg
und Betrachtungen, mwlche vieiß ſehe matürlide. in -
ber Gefühichte;.babey ſie vorkommen, Uegen,trurch
ihre den Beyfall ˖ der gemeinen: fefer,
auchtößfee aunfersrtpeiß,sermnertüen werden: fonbern
nur; mn: Mehnern Denen und Männern,
bie ——S — — ⏑— den Voeſchlaßs
zur Ueberſegung gu empfehlen, vb es nicht beflen .
wäre, wenn man beym; Gebrauch der bibliſchen
Hiſtorien zur Erbauung diicht ſelbſt veflaftirte our
dabey nur nebenher einewgertfeligen,. da i. aus dem
übrigen Innhhalt der Beil. Mchrift eatlehnten Ge«
danken apbrüchte:; ſondern vieimehr: such Feogen
Über Bid Geſchichte und dieMorolitaͤt der Hands I
lungy: ine Würde und ihre Folgen die Empfin ⸗
dungem der Unſchuld und der Religion. gu erwecken,
bie Keime des moraliſchen Gefahls zu ehe
imd den Trieb zur Wacheit im eben zu Frärfen
fochte. Eine ſolche Uebimg det Beurcheilungs -
kraft muͤßte die Geſchichte werden, wenn ägee Cine.
drucke "anf Minder fürs ‚ganzer Kiben; wenigſtens
für ihr Alter, iebhaft und nutzbar ſeyn ſollten: und
dann wurde es doch micht voͤthig ſeyn, monche
Handlungen der. bibliſchern Perfonen, deren: Chor
rakter:ſouſt viel Gutes hat, €: Inkobs Erſthlei ·
"bung bes Seegens vor Eſan: oder deſſen Bey /
gen gegen Laban, ſchenend der furchtſama zu ver⸗
ſchweigen, da Jehier fp leberrich als gute a
tungen find: — Man kann es. im übrigen ermars
ten, baß die faßliche: und: herzfiche Scrache, big —
in den · übrigen Schriften da Sen. D. S. ſo ſehr
mitt, ve Beraten vd, wie ſaſt mie
ſelten J
⸗ Sau — eisen,
‚Peei ‚zuviel Auf bie erfiäinblichfeie dir fogenanne
en Blbeiſpwache gere gerechnet iſt: daß zwiſchen den
ſruchtbarern und unfruchtbarern Befchichten A. T.
eine vorſichtige Wahl getrofſen, dle gang jäbifchen
aber ıtwoddnen Shifterhen Anereder abgpfürge ober
_ ganz: übergangem, web. bie: Refleriowen und Gebete
Dem Teyt angepaßt find, r : Bloß dieß möchten
wrir vermiffen,. daß ih den Betrarheimgen beym
A. T. ver Geift der ſwiſchen duͤrftigen Religion
nicht alle zeit verlaſſen, bey den ſpaͤtern Hiſtorien,
und noch mehr in der ſo wuͤrdigen Geſchichte Jeſu
Die Anwendung zu: ſehr abgekuͤrzt, und oft nuk-in
kirzen Gebeten vorgetragen, und doch Gia und
wieder einiges-eingefloffen iſt, das nicht richtig und
vielleiche anſtoͤßig iſt. ¶Ich kann wenigſtens den
gewohalichen Gedanken nicht fortpflanzen, S. w6.
wvoaß die Kleider ein betruͤbtes Andenken des Falles
ſind, und daß es um deswillen thoͤrigt ſey, darin⸗
nen einen beſondern Vorzug und bie wahre ae
zu ſuchen. Der Tertz: Bote machte ihnen Kleider
feltet.boch näher auf bie Anmerkung, ‚was für
Wohlehat es fen, den Leib mit Kleidern bedecken,
und viel Ungemach vomnKoͤrper dadurch abwenden
zu koͤmen: Auch die Arbeit ſallte nicht. 516. ale
" Bolge des Falles und der Vertreibung ang. dem
Parabieſe angegebewifenn. Aber noch) mehr waͤnſch⸗
m wie Die Anmerlang zo Joh. ar, 18.19. geaͤn⸗
dert. Behuͤte mich, o Gott, fuͤr einen boͤſen
ſchnellen Ted, Gieb mir nur ein wenig Zeit,
meine Seele in die noͤthige Verfeſſang zu ſetzen
u u. legten Stunde Bee een DaF *
| oflte
LEN
X
N
Bbeus S Eh fie 468
Sollte wiche hierdurch er. ¶¶ gefigtliche Ordanke
genůhrt werden Fönieh, daß die Vorbereitung *
die ——8 ‚wenig Zeit vor dem Ich
koͤnnr. Ich, binüberzunge, daß der Hr. VB. sem
die schriftliche. Tugend / ſo wereh iſt, 55*
anlaſſen wollte: aber‘ ein ſolches Geber: kamudoh
leicht A —A und uͤbel | Behrehe Berden.
foffeen nicht üben aͤuptſtatt bet, ch |
Vequeme frommẽ Enefhkteßt He He ai .
ie Bucher, aug denen He Fedderſt 9 1—
sehn —8æ , hat es ftjon auf dem Titel |
a es\ find (die Pro ktei, Hiob und t das
Hohelied ausgenommen) die dom Hr. ‚Sailer‘ Gola
vey —— bibliſchen Buͤcher, it —
in wel
‘ce feine übelgen Erbanfimgsft 5 —
Kinder mit fo’ ſichtbatem Nutzen et
Bald umfchreibt, bald uͤbetſetzt er; bald wenden -
er den Text ſogleich im Anreden an Kinder an,
bald tagt er fie über benfelben refleftiren,: bald ver⸗
bindet er mit bemfelben Betrachtimgen, Gebete,
Erinnerungen für die Jugend, die flärferer Spela - |
fe fähig iſt. Bold fegt.e- Stellen von. verwandter '
Materie zufammen, wie in den Sprüchen Salte ⸗⸗
mons, und durchaus in Sirachs Buch, bald lie⸗
fert er Auszüge, wie z. E. aus Salomons Predi⸗
ger, und ſorgt gleich bedachtſam fuͤr Fruchtbarkeit
und Kuͤrze. Bloß in der Anwendung einigen
Pſalmen möchte zumeilen das Geſetz, viele Pfal⸗
men zu nuͤtzen, ben Geſetz, fie bequem und leichte
zu nügen, vorgezogen worden fern. In ber
eng ver bebraiſch oeſchriebnen Buͤcher —
brauspte
060 Salers Mine dul Eibauma⸗dah
Mean sü.viel Auf bie Werſilablichteie bir fegeem⸗ |
—— gerechnet iſt: daß zwiſchen den
unfruchtbarern Gefchächten AT.
eine verfichtige —2* getroffen, die gaut jubiſchen
uber trocknen Hiftorien eneweder abgefürge ode
ganz uͤbergangen, urb.bit:Reflerionwen tımlr Sehee
dem Teyt angepaßt find, r. Bloß hieß moͤchtm
wier vermiſſen, daß it, dan. Betrachtimgen beym
U. T. der Geift bey pübifcden duͤrftigen Retigimn
nicht allezeit verlaſſen, bey den ſpaͤtern Hiſtorien,
und noch mehr in der ſo wuͤrdigen Geſchichte Jeſu
Die Anwendung zu: ſehr abgekuͤrzt, und en
kuͤrzen Gebeten vorgetragen, und doch Bin und
wieder einiges eingefloſſen iſt, das nicht richtig und
vielleicht anſtoͤßig iſt. Ich kann wenigſtens den
Herosfmtichen Gebanken niche fortpflanzen, ©. u.
daß die Kleider ein betruͤbtes Andenken des Sale
find, und daß es um deswillen thörige ſey, darin⸗
nen einen beſondern Worgug und: die wahre Ehre
gu ſuchen. Der'Zerts: Bote machte ihnen Kläder,
* doch näher if bie Anmerkung, was für
Wohlchat es fen, den Leib mie Kleidern bedecken,
und viel Ungemach vomnKoͤrper dadurch abwenden
gu konnen ¶Auch die Anbeie ſrure alht.S.16. ale
Felge des Falles und Der Vertreibung aus dem
Parabieſe angegebmnifem. Aber noch mehr waͤnſch⸗
em wie die Aumerlg zu Joh. ar, 18.29. geän
dert. : Wehüte: mich, o Bott, für einem böfen
llen Tob. Gieb mie: nur ein wenig Zeit,
Kine Eile in Bofafbne ve Kae |
- u um der lehten Stunde gareſt entgegen a
Beben Le fire ‚08
Sorte‘ inicheslerbtnd Ar. 6 gefcheliche Odanke
zenuͤhnrt werden koͤnnen, daß ·die Vorbereitnug auf
vie Ewigßeisde: wenig Zeit vor dem Ted
oͤnne· ¶ Ich bininbetzunge, Def der Hr. B., —
vie chräfltiche. Tagent ſo werth iſt, ßen micht van⸗
inlaffen wollte: aber‘ ein ſolches Gebet ———
eicht A ag und übel jedreht merden.:
mid et Obere .
5 nn Enrfehkteßirigen ftehen ?
"Die Bücher, aug dnen > Sedoerfi
— Arm, 98 al
ja
Rinder‘ ie hir fü an en ner
Bald umſchreibt, bald uͤbetſetzt er, bald Bee
er ben Text fogleih im Anreben an Kinder an,
Halb laͤßt er fie über denfelben reflektiren, bald Bund A
Jinbet ee mit bemfelben Betrachtungen, Gebete,
Erinnerungen für die Jugend, die ftärferer Spei.
fe fähig ift- .-Vald-fepe.er Stellen von verwandter '
Materie zufammen, wie in den Sprüchen Salo-⸗
mons, und durchaus in Sirachs Buch, bald lien
fert er Auszüge, wie z. E. aus Salomons Predks
ger, und forget gleich bedachtſam für Fruchtbarkeit
und Kürze, Bloß in der Anwendung ‚einigen
Pſalmen möchte zuweilen das Geſetz, viele Pfals
men u mögen, nn Di .
zu nügen, vorgezogen worden
Mebekfegung der pebräifch geſchecbnen — V
rauchte
8
10. “
. ' !
%
“a WRichers Predigten.
Tenig Freße-—= voder innre Soͤte der
Abbantiag
in einer Predigt herrſchen, bey welcher wichtige,
dogmatiſche oder moralifche Wahrheiten genau,
eintwuchtenh. ud: neu «vorgetragen. ſind: «8 muß
icht ‚bloß der. Zühsrer darinnen RWelehrang und
rguiigen; nober der Pfarrer ein neues Futter
- feiner Umeigenheit: und Begtienlichfeit, ſondern
u
die Religion Nahrung umd die zu ihr gehörigen
Wiſſenſchaften wirkliche Behtraͤge finden:
Um diefes Innhalts — nicht un der Sprache
wien, weiche uns nicht einfoͤrmig genug, unb-balt
zu kuͤnftlich und.pretide, bald zu philofephifch zu
ſeyn feheint ‚. und die zu ſichtbar den Erwartungen
und dem Geſchmack eines gelehrtern Aubiteriums
zu niet nächglebt. — Um dieſes Innhalts willen,
de fo gut gewaͤhlt und meiſt ehen fo gut ausge
‚Führt iſt, De wir die pbengenennten Prepig-
da nicht mit Stiſchweigen. Die Materien find
meiſt von der Yet, daß man nicht oft von. ihnen
auf der Kanzel hört, Die Ausführung gleiche
vͤfters einer. guten moralifchen Abhandlung, und
vertritt zuweilen die Stelle eines Commentars
ber einzelne Paragraphen der Leſſiſchen Mora,
der vielleicht noch brauchbarer ift, als die, vom
Hrn. D. Leß darüber edirten Predigten: und bie
Genauigkeit in. Beftimmung und Empfehlung des
chriſtlichen Verhaltens bey ‚einzelnen Fällen giebt |
ihnen auch außer der Kanzel.einen ſichern und fe⸗
ron Werth. Ohne jede einzelne won ben 3woͤlf
hier gelieferten Predigten durchzugehen, ſeten wir
nur ihren Junhal ben ) Von dem Wohlcha⸗
tigen
4
chend Predigten. 46..
tigen in unfrer Unbefannefchaft mic den uns hevor
ſtehenden Schickſalen, über. Ap. Geſchen, 6. 7. am
Neujahrstage. Er zeigt, daß ſie für unſre Tu⸗
gend ſowohl als fuͤr unſre Ruhe wohlthaͤtig ſey.
Fuͤr jene, weil fie, ben Menſchen von manchen
daß bie won Vett getroffne Auswahl und Anorde
nung unſrer Schickſalo zu unſrer Beſſerung mit⸗
wirken Bann (etwas dunkel: er meint, Truͤbſale
würden uns nitht fo beffern, wenn wir Ihren Aus⸗
gang vorher. wüßten); weil fie uns ein Sporn
zum Geber wid , endlich weil fie manche eigne
Tugenden, Demuth, Ergebung an Gott uf.
fördert und erleichtert: für dieſe: denn Vorherſe⸗
bung der Zufunft würbe manche frohen Erhpfine
dungen ſchwaͤchen, manche verhindern; er
unſre ſchmerzlichen Einpfindungen vermehren und
erhoͤhen. (Kine Anwedung auf dieſen Tag ſchien
vielleicht dem V. zu teimporell oder jokal, denn fie
ift doch ſchwerlich beym mündlichen Wortrag weg :
geblieben, wie fie hier im Drucke fehlt.) 2) Won
dem Wohlthaͤtigen in ber allgemeinen Vergaͤng⸗
ichfeit irrbiſcher Dinge, bey Gelegenheit bes Ter⸗
tes (nicht. über den Tept) 1 Theffes, 18. 3) Weber
das Verhälmifi.der Religion zu ben finnlichen Ver⸗ .
gndgungen bes Menſchen über ı Kor. 10, 30, Er
beſtimmt es Ba on Punften: die Refigten uns
terfagt weisse nichts, als bie vinpsenüinfeige Theib
nehmung an ihnen, ober, wie es ausgeführt wich,
fie khtönke biefelben niſcht weiter ein, als verniinfe
Döderl, Bibl.n, 5.65 ST a (17 Eu
—
⸗
\
N
168. Michäeg Predigten. |
derung und Empfehlung biefer Tugend. ‚&-ein-
siert kurz, daß fie ſich über alles erſtrecken müfle,
u “was die Kräfte des vernünftigen Geiſtes ſchwaͤchen,
hingegen finnlichen ‚Trieben eine Nahrung geben
kann: und zeige hernach befonbers, wie fie ſich in
Enthaltung von untadelhaften Genuß ber Erqui⸗
ckungen, von einen weichlichen Jebensart, von Ver⸗
ſelbſt, unabhängig, und im vwirflichen Genuß der
- der Religion Jeſu gemäß, und der Abfiche derfel-
gnuͤgungen äußere. Im zweyten Theil empfiehlt
er ſie, weil fie den Menfchen zum Herrn über fich
Dinge weit froher macht. — Freylich meift mo⸗
ralifchye Predigten, bie aber geroiß mehr dem Geift
ben‘ förderlich find, ‘als bie gelehrten Bomiletifchen
Exegeſen, die hohen Spekulationen über eine foge-
\ .
2
+
m
Hannte Heilssrönung, und bie mühfan geſponne⸗
rien, Jahrgänge über Glaubenslehren, bie nicht
kur im Ausdruck trocken find, denn das’ fönnen
auch moralifche Predigten ſeyn; ſondern auch für
tugendliebende Seelen ohne Saft ſind. — Ein
Wunſch bleibt uns dech bey dieſen Predigten uͤbrig:
daß die Sprache und der Ausdruck ſich mehr gumı
faßlichen herablaſſen moͤchte. Ich weiß, daß ein
Univerſttaͤtsprediger ſich weniger darnach zu bei
ſern⸗hat: allein ich glaube auch bemerkt zu haben,
daß edle populaͤre Sprache ſelbſt dem gelehrten und
gebildetern Haufen willkommen iſt, und wenn wir
doch nicht lauter Leute von Geſchmack, lauter Ken⸗
net von Beredſamkeit vor uns haben: folie es
nſche dann rathſam ſehn, eine Sprache zu echen,
re = bie
\ .
Andere epeoogifähe Sehriften. 409:
die allen Zußörern verſtaͤndlich dem ungebildeten
nothivendig und dem ‚feinern ap wenigſtens nicht
ie nn — A .
a
\
. VI.
Andere weelo ſhe Soriſten
. [pr IV. Regum Syro- Heptaplaris fpeci-
inen, E manufcripto Parifienfi Syria-
ce edidit, textum: verfionis Alexandrinae Hexä-
_ plarem refliteit notisque illuſtrauit lo Godofr. '
Haſſe. Tenae impenfi sc. H. Cunonis haere-
dum, 1782. gr.8. 3B. | J J
Waͤhrend als die Wuͤnſche be 5 Siehßaber ber
bibliſchen Kritik und der orientaliſchen Philologie
faſt allgemein find, daß die ſyriſche Ueberſetzung
des A. T. die zum Theil in der ambroſianiſchen,
zum Theil in der pariſer Bibliothek übrig tft, aus
de Finſterniß ans Sicht kommen maͤchte; während
ats dieſe frommen herzlichen Wünfche nur unter
den $tebgabern, die nur wuͤnſchen und etwan nur
für die Preſſe thaͤtig werden koͤnnen, von Brief zu
Brief gefeufje werden, aber feinen Großen auf dem
Thron. finden, der etwas dazu aufopfert, oder Fels
mn ne Talıga, der of Hoffnung dh
©g 3 met
*
N
ara Andere eos Shit
ner fangfamıen Erndte füet; nehmen wir mit Freu⸗
den Fragmente ſtatt des Ganzen, oder einen Strahl
aus der Finſterniß, als Boten der Hoffnung zur
Erfcheinung des Ganzen an. In dieſer Abſicht
wenigſtens hat Hr. M. Haffe biefes Excerpt aus
"ber ſyriſch⸗ heptaplariſchen Verſton zu. Paris ans
Licht geſtellt, als Probe des Buches: und: als An.
frage ans Publifum, ob es das Ganze haben wol.
&. Das neunte Kapitel bes vierfen (oder nach un-
frer bebräifchen. Rechnung, des zweyten) “Buches:
- ker Könige wurbe % aug ber Abfchrift. des pari⸗
. fer Codex, welche Hr. Pr. Eichhorn erhleit, gewählt,
und damit eine anbee Abſchriſt, welche Hr. Bruns
erhalten haste, noch verglichen. Mis beyden Ab»
ſchriſten, Die ſelten differiren, ließ der Hr. M. den
‚> ferien Zert genau abdrucken, unter demſelben
ben darnach berichfigten beraplarifchen Text ber
LXX. fegen, und damit die Anzeige der Ranpglof-
„fen, welche die Fragimente ber. alten Ueberſetzer ent-
Balten, verbinden, Die-leftern hat zwar ſchon Hr.
"Brung im Repertorium 9. Th. abdrucken Laffen ;
allein: fie find bier am vechten Orte wisberhoff, und
manche Konjefturgfbefferungen: deſſalben glücklich
verbeſſert. Z. E. wenn m Du. je in Te
veraͤndern will‘, ſo vertheibige Hr. $ Has erfiere
u ‚als Hebenfegumgvon mIavmapevas; (nidenm-mwn,
pfondern auch xm kam Aqı fo vertirt Gaben): da
mau im Ghal. ordentlich in Diafen Sinne. wor»
baut “a im geh # enigßrus Pu 87
\ 2
v
N . !
Speichen Salayp. und im Daniel aus biefer Be⸗
derstung zu erflären.) — Die übrigen Punkte,
worüber Hr. Hut Hrn. Pr. Bruns nicht einer.
ley Meinung bat, z. E. was das N bebeute ; «06
Asxsavos oder ci Acızos? werben ſich erſt entſchei-
den laſſen, wenn das ganze erſcheinen wird. —
Ob bald? — Wätehier unſre Hoffnung, und die
(den gleich, fo Fönnten wir froh fagen: Sa. Nun
iſts ein Viellelcht, ein Hoffentlich, das wir zur Ant⸗
wort geben koͤnnen.
. Zu
>
»2. Etrasburg.. De -Ediflo Antonin; Pii po
Chrifianis‘ad Commune Afiae,. Cominentatio
hiftorico -rheologica, quam — praelide Jo. Phil,
Beyrkert, S. S. Theol. D. P. P. O. — d.VL
Sept. MDCCLXXXI. ſolemni eruditor. exam.
fift. Iſaacus Haffner. (71. pagg.) æ4.
Gegenſtaͤnde von dieſer Art, wobey mannich⸗
faltige Schwierigkeiten vorkommen, ſind an und
für ſich ſchon nicht leicht aus einander zu ſetzen,
wenn man auch die hiſtoriſche Kritik noch ſo gut
‚in feiner Gewalt hat, und durch Feine vorgefaßte
Meinung von der richtigen Anwendung derſelben
abgehalten wird. Miſchet ſich aber nur ein ver 5 m
meintes Intereſſe der Religion in die Unterſuchung,
70 Merk thevſegiſche Schriften. . a
Ulnterftükung der gelehe ten Deutfehen unfern Waän .·
"a
x
.
ſo kann auch ein Scharflühtiger- des rechten Wegs |
DS
2. , * Gg84 Su
man
473 Andere theologiſche Schriften: N
man. oft für unmoͤglich Kalten faite, wenn mar
nicht Beweiſe ihrer Wirklichkeit hätte, - So, wie
„. E. Kenner der griechifchen Sorache die Reinig«
kelt des Stüs im N. Teſtamente behaupteten, wel
he doch gewiß nicht groͤßer iſt, als die Reinigkeit
der Vulgata im Lateiniſchen; fo wie es gelehrte Aus⸗
leger gab, welche Weiſſagungen annahmen, die weit
mehr wider ſich hatten, als wenn man dem Chor
zu Ende des zweyten Akts in der Medea des Sene⸗
ca Die Eutdefung von Amerika prophezeiben Hehe:
eben fo fanden ſich auch von je her hiſtoriſche Un-
terſucher, welche in Dingen, ſo die Gefchichte des
Chriſtenthums betrafen, das für Wohrheiten hiel»
en und aus allen Kräften vertheibigten, was fie
elbſt, in jeder andern Materie, würden verwot⸗
‚fen und: widerlegt haben. Ein Beyſpiel hievon
iſt das angebliche Edikt K. Antonins, weiches ein
Tillement, Cave, Mosheim, Valois, Pagi, Gra⸗
be, Eiericus und mehrere andere als aͤcht gelten
lafpn und dafuͤr ſtreiten, und welches Here Yro⸗
feſſor Hegelmair gu Tübingen vor kutzem mit ver⸗
einigten und verſtaͤrkten Gründen feiner Vorgaͤn⸗
ger audführlich vertheidiget hat. Ca fehlte zwar
2 auch nicht an folchen: Gelehrten, welche bemerften,
daß es damit nicht richtig ſtuͤndez ala Scaliger,
Dodwell, Moyle, Baumgarten, Semled u fi w.
Aber nicht einer darunter, nur Mohle ausgenom⸗
wen, hat ſich in eine genaue Unterſuchung einge⸗
| Jaſſen. Es iſt alſo gegemoärrige Arbeit des Herrn
N Bexycert als ein ſchatbarer Waptrag gur hr
7 J ri
Pf)
*
Anden cheeloolche Och am.
richeigung. ber Kirchengeſchichee um ſo mehr mit
Dank und Beyfall aufzunehmen, da fie, mit geofe -
fer Genauigkeit und vielem Scharfſinn, bie ganze
Sache in en flches € —— ſehe, ben weichen wohl
nicht leicht jemand verf ennen fan, was er
oder ungrgränbet iſt.
Zuboͤrderſt —— —*
Hift. Ecclek W; 15: mil. Bemerkung der Varian⸗
ten, die fich ini der Kopie, welche der zweyten Apo⸗
logie Juſtins des Miörtgeers beygefuͤgt iſt, und in
dem Chronico Pafchali finden. Hier iſt weht
©. 5. mei» stur Yeyaverım el
ein Vruckfehler fit ymoyeben. . Der Herr Verſ.
überfege es auch ſelbſi ©. 7. de:terrae motib. qui
vel arite fuernot vel etiamnum fiunt.
chen iſt auch worwiauser f. KEN SCH. Eben bar
für ift auch S. 6: das x % yvöäie deiire zu
halten, Bas feinen Verſtand giebt, aber doch durch
deos ignorare ‚videmini uͤberſezt wird. Beym
Juſtin, (wenigſtens in der wittenberger Ausgabe
1686) lieſet mar rös Iass. Es find auch neh,
etliche Leſearten in dieſer Ausgabe; de Hier niche
bemerkt werden.) Das wueaflarysn Too untere.
go mg0s Te’ Exesvon wird durch. x tra infortunme .
illia imputare gegeben. : : Die Gache ift richtig. \
Es paßt auch diefer Sian in dem. Zuſammenhange
aufs beſte. Wiewohl doch andy das —
in der gewoͤhnlichen Bebentun.g, vergleichen, in
bo weit Rot vu, weit "us Fe der: vn
/
*
am Anherte throldgiſche Echriften.
Men üb“ Heiden verglichen/ und jenen geſetßter
Muth und Zuberfitht „:diefen aber Sinnlofigkeit
and Betaͤubung zugeſchrieben wird. Man. müßte
iober ſodaun vor zaeaßarÄovrzr' die Megation
ſetzen. Wem dieſes Verbum fo wiek als transfer.
‚re bier hieße, fo follte-wohl. eis für: zrgos ftehen,
Allein bey-einem barbarifchen Aufſatz, wofür am
Ende dieſes Edikt erftärt. wird iſt das Kritiſiren
vwergebens.) Hierauf folgen Nachtichten von ber
Ausgabe bes Edikts, eine Prüfung der Hypotheſe,
aß ſolches rind Wirkung ver Schusfchrife Juſtins
Kos Gwobei Das. Reſultat verneiriend ausfaͤllt,) ei ·
we Unterſuchung, ob-Anteninus Pius ober M. Au-
zellus ſoſches ertheile Habe. (Hier läßt Herr B
RS. 23 fi ‘ben Schluß nicht: gelten, daß man bem |
Euſebius afte’Blaubwärbigfeit abfpeeihen müfle,
wenn man annehmen will, er Babe die naͤmliche
Sache einnial dem Antöninus Pie, ımd ein anber-
«mal dem Markus Aurelius zugeſchrieben. Hier
innen hat er volffonimen Recht. So groß das
Verſehen iſt, fo leicht Sat :es: ſich Doc). denken.
Hhuitfeld z. E. widerſpricht ſich in einem und eben
demſelben Werke; und’ dach iſt er Fein verwerfli⸗
eher, ſondern vielmehr einer der: beſten Geſchicht⸗
: fhreiber von Daͤnemark.) S. 25. iſt es zu viel,
‚wenn es heißt‘, daß Marend ausdruͤcklich feinen
Bater Pius nenne. Die Stelle L.1:$.16; giebt
es zwar ſehr deutlich an, aber man muß es Dach, wie
Caſaubon · und Gataker aus den angefuͤhrten Be⸗
immungen ſchließen: und H. 2.iſt wohl ſacher / An⸗
me. nt !
nius
4
\ ' ” e
2 er . ⸗ *
*
nius Verus gemeint. S. 28; kommt eine gute
Bemerfung vor, deß nämlich viele als Chriften
angegeben wurden, ohne es zu ſeyn, und daß folgs
lich bey weitem niche alle, die es läugneten, als °
ſchwache und abträrmige Chriſten anzufehen ſind.
Bey-ber Wurh des Anklagens, die damals’herrfie
te, ift Diefes fehe wahrſcheinlich. Man erinnere -
ſich nur an das, was zu Ende des vorigen Jahre
hunderts in Meuengland bey. den Herenhänbeln
vorgieng. ©. 38. f. erklärt fih Herr DB ben
den Worten aus M. Antorins L. XL. $.3. nur
Yırv mageirugv für die Bedeutung, die ſchon
vor einigen Jahren ein frangöfifcher Gelehrter ba:
haupten wollte, Sie füllen naͤmlich nicht heiffen: .
obflinatione mera, wie man insgemein annimmi, -
fondern fo viel als more velitum oder militum le.
vis armaturae. Das find mim wohl bie dıÄd
der Griechen. Es ſchickt fi) auch vortreflich in
den Zufammendang: Mur Förmte man zweifeln,
ob ıbırn magdtafıs und magnrafıs ram DıÄrdd
Andere theoiogiſche Schriften· a:
einerley iſt.) Der Herr Verfaſſer zeigt, daß maan
ſich aus dem Lahyrinthe nicht herauswirren kanu,
man mag von beyden Kaiſern, welchen man will,
für den Urheber des den Chriſten (6 guͤnſtigen Ge⸗
feßes annehmen. Er gebraucht dabey das Argu-
mentüm: infitiale ‘auf die Art, wie es gebraucht
werben muß, wenn es etwas Betdeifen ſoll; indem
er bemerft, daß die hriftlichen Apologeten, denen
es fo ſehr bärum zu thun war, ihre Religion wicht
J ö 5 u. . nur- —
⸗
⁊ r - \
/
abb Nabare chevlogiſche Shäften,
nur ale unſchuldig, fonbern auch als vereinbar mie
den Geſetzen, und alſp der Toleranz würdig, dar⸗
zuſtellen, ſich nochwendig auf eine ſo beſtimmte
‚amab fuͤr ſie ſo vortbeifhafte. Verordnung hätten be⸗
fon muͤſſen wenn ſie vorhanden geweſen waͤre,
da fie. ſich mit weit unentſcheidendern und für fie
unguͤnſtigen Verordnungen der Kaiſer zu helfen
ſuchten. Was die Gegner darwider einvenden,
= Mi in der That ganz widerſuinig. I
Am Ende beleuchtet er das ei umſtaͤnd⸗
ii, und zeigt, daß ſchon die Aufſchrift unauflög-
Uchen Zweifeln unterworfen, daß die Form beffel-
ben es weit cher dem frommen Betruge eines un⸗
geſchickten Schwaͤtzers, als dem Befehle eines Kai⸗
ſers aͤhnlich mache; (ein Umftand, der faft allein
- Shon: entfcheidend wäre, wenn, es an allen andern
Argumenten fehlre:) daß der Innhalt unrichtig
waͤre, da den „Heiden vorgeworfen werde, als 0b
‚fie; ‚den Erdbeben und andern Sanbplagen, die Gät-
ter amb den Dienſt derfelben vergaͤßen, ba fie doch
vielmehr ihren Eifer verdoppeiten, und ganz neue
Ceremonien ausdachten; forner, daß zu den Zeiten
‚Der Antonine das Chriſtenthum noch. nicht. als bie
Urfache von Ungluͤcksfaͤllen angegeben wurde, unb
daß diefe Befchulkigung erſt zu Ende des zweyten
‚oder. im Anfange.des. dritten. Jahrhunderts auf⸗
- Sams‘ daß es.phgeräumt.fen, Den Heiden vorzuwer⸗
m vs fe den urllerhuchen Gott, ——
| Cie
Ä
Bu Zu
Andere theologiſche Schriften: arı
Chrifteh vetehrten, nicht dunneten, (möbep .
| Se
D. Segelmair in zweyen Punkten, nämlich in Abe
fiht auf die Erfennmiß Gottes, als Schöpfers der
Welt, md alſo eines hoͤhern Weſens, als der übel ·
ge Haufe der Goͤtter, welche Erkenntniß die Ru
mer ſchen laͤngſt follten gehabt haben; ferner, in |
Abſicht auf die Leichtigkeit, womit der menſchlich⸗
Verſtand die Einheit Gottes erkennen Farm, mis .
Grunde widerſprochen wird.) Es kommt hiebey
auch dieſes in Betrachtung, daß man in der gan⸗
zen Kirchengeſchichte Feine Spur von einer Beſol⸗
gung dieſes kaiſerlichen Befehls finder. - Die
Statthalter verführen vielmehr gegen die Ehrifken ne
fd Hraufam, wie Zuvor; und zwar in den: naͤmll⸗
chen Ländern / weiche dieſes Edikt unmittelbar : ans
geng. Es ließe ſech auch nicht wohl begreifet,
worum ein Kaifer, der für die Chriſten fo gut geb -
finnet waͤrr, als der Urheber einer ſolchen Verord⸗
mung fen mußte, nur in Aſien, und nicht auch .
andern Thellen bes roͤmiſchen Reichs, ihnen Dan
he und Sicherheit verfihaffen wollte. (Da muͤß⸗
te man nun frehlich annehmen, daß die für andere
Provinzen ergangene Befehle nicht bis auf unſere
Zeiten gekommen find; welches aber , in anderer
Kür, wieder unenbliche Schwierigkeiten has
würde)
. Er z a
Mosheim/nebſt andern, glaubt/ es waͤre
ngeachtetdieſet Werardaung Anconins,ſonlche
24 ».
r
den
78. Andere theologiſche Schriften
den. € vollfommene Gicherheit ‚gewäßrse;
dech dabey auch der ehemalige: Befehl, welchen
Trajan dem Statthalter Plinius gegeben, in
feine: —E geblieben. Dieſem zufolge ſoll⸗
sen Diejenigen ; die des Chriſtenthums uͤberwieſen
wirden, und fidt Dazu befenneten, hingerichtet
werden. Antonin aber will, daß ein Chrifl,
wenn er auch als ein.folcher befunden wuͤrde, von
dem Richter. fosgefprachen. und dagegen der An-
Eläger beftvaft werden follte. So miberfprechend
Wiefe Dinge find, fo follen doch deyde Verordnun⸗
“gets zugleich ihre. Verbindlichfeit ‚behalten ‚haben,
aub ein Richter Habe alſo, nach Belieben, Ben
und feinen Anfläger,, eineh wie ben an
dern, geſetzmaͤßig koͤnnen umbringen laffen; weil
Autemin.fo nachläßig- gewefen, die aͤltexn Gaſetze,
denen das feinige entgegen war, nicht ausdruͤcklich
- aufzuheben. (Huf ſolche Art Härte es In dem roͤ⸗
miſchen Reiche damals noch um etwas verwirrter
ausgeſehen, als vor einiger Zeit noch in Rußland,
da auch ein Chaes von widerſprechenden Ukaſten
vorhanden war, auf die man ſich bey Bericht ohne
Unterſchied auf die Altern ſowohl als auf.die neuern
berufen, und da der Richter auch nach Gutbefinten
feine Enefcheidung aus Dielen und aus jenen’ her⸗
‚ nehmen durfte. Doch geſchahe ſolchs «nur In Ci⸗
pilſachen.) Mit Recht verwirft Herr B. dieſe Hy⸗
— bie den Grundſaͤben ber Jurispruden, und
ve vſiben Vonunſt encgegen iſt, und Kal —*
- “..
\ .
Andere cheblogiſche Cor ng
aubbin mit ſeiner Verordnung zum Geßy deis oder
zum Verſpotier ver Chriſten macht. Er figtaud
die wichtige Erinnerung Binz, daß viele Statthal⸗
ter, wie Tertuflien und die Maͤrthrerakten bezeie
gen, gerne die Chriften würden verfchörtet haben,
wenn es ihnen von Antonin wäre erlaube oder viel⸗
mehr befohlen worden, fie loszuſprechen. Allein
bie Hände blieben ihnen durd) die Altern Befehle.
vorhergehender Kaifer gebunden, ardndrhürnniß-
te hier das frühere Geſetz dem ’fpätern vorgejogen
worden fenn, welches. doch hoͤchſt widerſinnig ift.
Wenn ‚man, wie ee; aus ſe uͤberwiegenden
Gruͤnden nothwendig M die angebliche Urkunde
für ein untergeſchobenẽs Gemaͤchte erkennet, fo fal⸗
len alle Verwirrungen und Widerſpbuͤche zwiſchen
dem Innhulte berfelben und der Geſchichte der da⸗
maligen eiten weg. Es fdolgt nicht, wenn ein
Kaiſer oberhaupt ruhmwuͤrdig regierte, daß er
auch gegen feine chriſtüchen Unterthanen billig ſeyn
mußte, Es iſt nur eine Behanytung der Apolo⸗
geten aus dem dritten und vierten Jahrhundert,
daß feine andern:KRaifer die. Kirche verfolgten, als’
file, die aud) von ihren heidniſchen Unterthanen
verabſcheuet wurden. Diefe Behauptung Fonnte
ſehe natürlich. Anlaß geben, Briefe und Evifte
zum Vortheil der Chriften ſolchen Kaifern, bie
fonft geliebt und ver würden, angidichten. |
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5. Ende gegen bie, [6 anberer Deinng fan mid
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in⸗ und auslaͤnbiſchen
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derlegts I Garıl, Imman. Breickopf, 170
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a78_ Andere Htologffche Schriften
om Eee vollkemmene Gicherheit gewährte,
dech auch der ehemalige Befehl, welchen
Trajan dem Statthalter Plinius gegeben, in
feine: Guͤltigkeit geblieben. Diefem zufotge fol.
eeu diejenigen ; ‚bie des Chriſtenthums uͤberwieſen
würden; und ſich dazu befenneten, hingerichtet
werden. . Antonin aber will, daß ein. Chr,
wenn er auch als ein. folcher befinden wuͤrde, vm
dem Richter fosgefprachen. und dagegen der An:
klaͤger beſtraft werden ſollte. So wiberfprechend
dieſe Dinge find, fo ſollen doch dende Verordnum
gen zugleich ihre Verbindlichkeit behalten haben,
and. ein Richter Habe alſo, nach Belieben, im
Chriſten und feinen Anfläger , :eineh wie ben ar
dern, gefegmäßig koͤnnen umbringen laffen; weil
Autenin.fo nachlaͤßig gaweſen, ‚die aͤllexn Gpfeke
denen das feinige entgegen war, nicht ausdruͤcklich
. aufzuheben. (Huf ſolche Art Härte es in dem ri
miſchen Reiche damals nad) um etwas werwirrte
amsgefehen, als bar. einiger Zeit noch im Rußland,
be aud) ein Chaes von widerfprechenden Ulaſten
vorhanden wär, ‚auf die man ſich bey Gericht ohne
Unterſchied auf Die ältern ſowohl als auf.die neuern
berufen, und da der Richter auch nach Guchefinden
feine Entfcheidung ous diefen und. aus jenen fer
nehmen durfte. Doch gefchahe folhs nur in Ci»
pilfachen,) Mit Recht verwirft Herr B. diefe He
wothefe,. bie dan Bruubfägen ber Jurispruden, und
der gefunden: Vennunft. entgegen iſt, und der den
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Theotagifde Sihtioper. 1;
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Vetus Teltamentum c cum n Varin \
Ie&ionibus. Edidit Benjaminus Konnikört‘
8. T. P. aedis Chriſti Camonicus et Bibliotheca,
cius Redeljvianus. Oxonii ex re.
Clarendoniano. Fol. T. L
- 1776. T. I. 1789, |
Differtatio Generalis in Verus hr .
ſtamentum hebraicum sum. Varg invie.
ex codicibusManuferiptis etimptallis. 2, 24
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lectionibus. Edidit Benjaminus Kennibott
8. T.P.-aedis Chrilti Canonicus et Bibliotheca,
crius Badclivianus. Oxonii ex Tyrographea
Clarendoniano. Fol. T.L.
1776. /E, I. 1780,
Difertatio Generalis in Vetus Te:
ſtamentum hebraicum cum. Var. Ic,
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Zuſammen achtzehn und-ein halb Apfabet
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u 484 . , Vet. To, — * ed. Kenuikott.
age aicht manches von dieſerber ncheigten Bibel-
. ausgabe fagen koͤnnten, mas neu und willkommen ift.
Eine Rechtfertigung der Unternehmung Kenni-
koees, dem einige als dem MIN des A. T. Trophäen
beiten, und anbere, ala dem Heroftrat beym Hei.
ligthum des Urtertes , ewige Schande, Infamie
und Ver antwortung am juͤngſten Gericht drohten,
iſt fuͤr jezt fuͤr —— wo bibliſche Kritik
beym
A. T. den engellaͤndiſchen Kenntniſſen vor⸗
geſchritten iſt, gang nicht noͤthig. Man iſt Gott⸗
lobt noch vor der Kennikottiſchen Bibelausgabe bey
uns ſchon ſo weit gekommen, daß man die juͤdiſche
Grille von einer unverfaͤlſchten Richtigkeit des ge.
druckten hebr. Tertes aufgegeben, ben maſoretiſchen |
den bie Buptorfe und ihre wenige
BR.)
noch lebenden Schüler, für Religion hielten , ver⸗
laͤſſen und ſowohl aus der Geſchichte als aus der
Kein Defthaffenheit des fogenannten- heiligen
5 ſich von der —ã— einer kritiſchen
Ausgabe ded A. T. zu beſorgen, überzeugt hat.
Wir wollen hier dem Kennikoet das 6 Berbienf juge:
ftehn, daß er durch feine beyden Diſſertt. de ſtata
Ne "hebt. bie Gründe für vieſe Nothwendigkeit
a
mmen geordnet, lichtvoller dargeſtellt, und
„mehr in Umlauf gebracht hat: allein wir: glauben
doch, daß wir ſeithem vlel welter iu ber Geſchichte
des hebr. Textes gekommen ſi nd, und manches weit
gehauen beſtimmen koͤnen, —— ſelbſt
in der feiner Bibsianszahe angehängten Difl. ge-
nerult gefeheher iſt. Deun, be er hier, micht in
groſter Ordaung von dieſet ante me.
Er W — e
“
Ver: Teft.. hebr, ed, Kennikost. 485
fat er fünf Perioden veſt. ($. 14 ) Die erſte von
Malachia biß auf Chriſtum. (Gofiten Bier die.
Schickſale der einzelnen Bücher, ehe der’ Kanon
vollendet wurde, nicht auch kritiſch wichtig ſeyn?
Waren bey den Büchern Moſis, bey den Genea⸗
logien, Pſalmen, Prophetenbüchern feine Verdi '-
derungen'möglich ? und iſt dieß nicht wahrfcheiti-
lich [hen die. erfte Periode, da ſich die Lesarten
verlohren, vorfezliche Aenderungen gewagt wurden
und vielerlen Varianten entftunden? — Die Bas
rietaͤten zwiſchen dem famaritanifchen und hebr.
Tert; einige Differenzen zwiſchen verſchiedenen
Ausgaben der Pfalmien; und vielleicht auch man-
he Verderbniffe in Namen und Zahlen, find früher -
als Malachias und Efra. — Und muß nicht eine
fo groffe Revolution, wie bie Erilien.in Apyrien
und Babylon waren , muß niche die waͤhrſcheinli⸗
de Umtaufchung der Altern Buchitabenzüge mir
neuen Charakteren auch auf bie Abfchriften der
Nationolbiicher einigen Entfchluß gehabt haben?) -
In diefe Periode fälle Die Verfertigung der griecht⸗
(hen Verſien des Pentateuchus unter Ptolemaͤus,
und der übrigen Bücher in ben folgenben Zeiten, -
deren Abweichungen vom hebr. heutigen Tert in vie -
Im Stellen, Z. E. Pſ. 6,10, 1B. Moſ. 2, 24
uam. beweifen, daß ſich feie ihrer Abfaffung
viele Aenderungen eingefchlichen haben. 1leber .
einjelne Benfpieleliber die fo zuverläßig bejahte Fra⸗
ge, ob eine Sedart der LXX, wenn fie im N. T.
angeführet und zum Beweiß gebraucht wird, um.
deswillen für die a ‚gehalten werden
° I’ u . ) 3
muͤſſe,
| |
t
485 Vet. Tel. hebr. ed, Kennikott. '
muͤſſe, le Hp. 40, 1: u. a. m. wollen wir um der
Kuͤrze willen feinen Zweifel erregen: aber bie jüs
diſche Einbildung, daß das Kari und Kethib Va⸗ |
rianten waren, welche Eſra und die übrigen Mits
‚glieder, der Synagoga magna bereits gefammiet
und in ihrem Exemplar aufgezeichnet, biefe rabbi⸗
iſche Einbildung noch von einem Kritiker des A.
T. der ſo viel Handſchriften geſehen und verglichen
hat, und wiſſen muß, daß fie auch im Keri und
Kethib differiren, wiederholt zu ſehen (9. 20 der
Diff. gen), iſt uns ganz unertraͤglich. Eben fo
wenig verräth es den Kenner, wenn Kenn. ($. 2.)
die Juͤden vorfezlicher Verfälfchungen ihrer Bibel
vor Chriſti Geburt anflagt, und feiner Beſchul—
digung aus Ef. 19,18. (OA Sy aus Dann >)
und Iudic. i8,30. (Mw3% aus Twn) beſtaätigen will.
Bey der erften Stelle gründet fich alles’ auf den
Wahn, daß die Stade‘ Heliopolis genennet fen,
bie ein Jude von ‚rabbinifchen Geſchmack und Eifer
Serftörungsftabt genennet hätte: welches ganz weg⸗
fällt, nachdem Iken bewieß, daß oyna m Leonto⸗
polis ſey, — und wie haͤtte ſich die aͤchte Les art
dDonn doch in ſechzehn jüdifchen Handſchriften ers
halten? In der andern Stelle beweiſet die Su—
ſpenſion des Nun, daß ſelbſt nach dem Urtheil der
üben es nicht in ben Tert gehöre, und dieſe an
der Aenderung unſchuldig ſeyn. Andere ſehr fruͤhe
eingeſchlichene verderbte Lesarten, Verſetzungen,
Abkuͤrzungen wollen wir gerne zugeben, obgleich
'einiges, was Kennikott $. 23. und 24. hieher rech⸗
net, nic zuverlaͤßig genug iſt. Daß in den al⸗
bobetſ-
4
x
„4?
Ver: Telt: hebried Remikot. u
phabetiſcheri Gebichten Klagl. 2. 3. 4. bie mit
anfangenden Verſe auf die andern, welche mit d
anfangen, folgen, iſt allerdings auffallend: dag
einige Handſchriften die Ordnung wleder herſtellen
befremdet ung nicht; denn es hat hey den Juden fe
gut als bey den Chriſten Abfchreiber gegeben, dieihe - - |
Original verbeffern wollten; aber-dafi dieſe Verſetz.
ſo einfoͤrmig, dreymal bloß. durch Fehler der Ab»
füreiber , bie dach ihr a bc gewiß kannten, wies
derholt wäre, feheine mir unglaublich, - Muß ſich
denn der Dichter ganz an ſein Alphabet binden ? —
Die Differenzen des ausführfichern Samaritani,
fhen, und Pürgern hebr. Tertes, ($. 24) bleiben
allezet merfwürbdig: allein wer entſcheidet, ob
die Samaritaner interpolirten, oder ob die Juͤden
abkuͤrſten? ¶Aus den Apokryphiſchen Büchern läßt -
fih wohl nicht fehr viel Beytrag zur Kenntniß der
Beſchaffenheit bes hebr. Tertes vor Ehrifti Geburt
hoffen: fie find zu arm, und bebürfen felbft nochden
Arzt: noch weniger aber (fo viel auch Kennikott hH.
25. darauf rechner) aus ben Targtmim » fo lange
der Beweis fehlt, daß ſie noch vor, ober bald nach
Chrifti Geber abgefaßt find, fo lange der Parar
phraft in ihnen ſpricht, und ſo lange wir keinen be⸗ .
rihtigten Tert von ihnen haben. Indeſſen find
die Abkürgungen einzelner Buchſtaben am Schluß
des Wortes. ($. 26), die (noch niche ermiefen und
in feiner bisher angetröffenen Handſchrift beohach ⸗
tete) Gewohnheit Zahlen burch Buchftaben auszu-
druͤcken, bie Scriptio continua in jenen Zeiten _
immer eime Duelle won Varianten geworden,
\
P) , 254 “ , Mir -.
Pa | - *
⸗
F
|
a8 „Ve Ten bebt. . Konnikor
mit Chriſto deſſen Ankunft boch in ber blblaſchen
| Keine nicht Epoche macht, fänat Kennikott die
zweyte Periode an, die er.($..29-36) bis aufs
Jahr soo, bis. auf die Werfertigung. des Tal-
muds fortführt. Die Beweiſe find ſchon bekannt,
doß: Toalmudiſten und. Maſoreten nicat immer zu⸗
ſammentreffen; daß auch jene verſchiedne Lesarten
‚a der Bibel fanden, und nad) der Menge ber
Handſchriſten, welche eine Lesart beftätigten,
biefelbe vorzogen; daß endlich. aus den talmu⸗
diſchen Schriften verſchiedene wichtige Lesarten
koͤnnen geſammlet werden. Gil, der für Kennt:
| u Bot Varianten: dus dem Talmub ſuchte, fahd deren
—
Bey tauſend.. In dieſe Periode faͤllt die Abfaſſung
Der drey griechiſchen Werflonen des Ag. Symm.
Theodotion, der Targumim, der Syriſchen Verſi⸗
un; ber Anfang der Maforay das Tiffun und Itthur
Sopherin, deffen im Talmud ſchon gedacht wird;
J sieh den Urfprung der Punkte, und wenigftens
Die Vellfegung . eines mehr einförmigen Tertes:
und ieruͤber follten eigentlich Entwieelungen von
bern Fleiß eines Mannes erwartet ind geliefert wer⸗
Yen, der die altieftamentliche Kritik nach ihren ver.
ſchiedenen Epochen hiſtoriſch bearbeiten will.
Die dritte Periode von 1000, darinnen der he⸗
braͤiſche jegige Tert meift feine jegige Form erhält,
betrachtet Kennikott 6. 37-49nur, fo ferne aus ihr
Barianten vorhanden find, ober Varianten geſucht
werben Pännen. In dieſe ſezt er den Urſorung des
Kerl und Ketibh, und beweiſet, was beyung niemals
mehr geläugnet wird, daß dae Keri nicht Feier
.r \ .
\ =.
D Bu . .
. ri . . D
4 4 =
vVei Pel.iehe: ed. Kennikett. cag
Konpkeir, ſondern wicküiche aue' Yücherk abgeiei-
tere Variante, und oft beſſere Sesatt des Textes
als das Ketibh fen. Sehr entſcheidend His gegen
die Vertheibiger des gedruckten Tertes, dab ı Sanı.
17, 34. bie Lesart m, io jezt nw als Keri in ieh
⸗
4
X
neuern Ausgaben ſteht, nirgends als jn der Chai.
miſchen Ausgabe und ihren Toͤchtern angetroffen.
wird; (Eben daher wäre es nicht unnöfhig geme-
fen, wenn Kennikott durchaus die. Sitte einiger
feiner einſichts vollern Eoflatoren beobachtet und aus
allen Handſchriften, die ein Keri am Rande has
ben, daſſelbe mit angezeigt hätte. : Wie darf die .
werben? — Aber wenn Keri in diefer Periode
anfieng, jo hat es doch in derſelben noch nicht feine
jesige Geftale und Umfang erhalten. Es war
der erſte Verſuch Warlanten anzugeben, der, ba
aͤlteſte Kritik fo ſehr über Die neuere, vernachläflige *
[4
die Juden in der Folge genauer, refigiöfer, ober
abergläubifcher wurden, bey dem Gebrauch an.
derer Sandfcheiften, Vermehrungen erhielt.) —
Die Verſchiedenheiten zwiſchen Morgenlänbifthen
and Abendländifchen Handſchriften, (welche ohne⸗
hin meiſt nur. Punkte betreffen) fallen in eben dieß
Zeitälter: allein fie find zu unerheblich, als bafı
ſich die Kritik, wenn ſie nicht rabbinifche Mikrologe
werden will, dabey auf halten ſollte. Wichtiger
waͤren einige rabbiniſche Schriften aus dieſem Zeit⸗
alter, wohin §. 42. bie Rabboth in Pentat. et Me-
silloch, das Buch Pirke Eliezer, und das Buch
Cofri gerechnet wird. (Des irre gedenft aus
druͤcklich einer Wariante, welche in feinem vom &:
| 95 gebraud)s
8
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) nz
oo. „Net. Teh, uebr. a. Kennikoke,
gebrauchten Codex. bemerft wenden, giagl. Jer.
3 18. 138 ſtatt des gewöhnlichen 172) Auch
Saadias Gaon (Sec. X.) hat im Buch Sepher
Hacẽmunoth mehrere eigne Lesarten bes hebr.
Teytes und R.Hai (Sec. XI.) kennt ſchon den Un-
terſchied zwiſchen approbirten, (pn) und nicht
approbirten Eremplaren. Hier wird zugleich von
ber lateiniſchen Werfion (die hoch nicht zur hifl.
‚textus judaic. gehören kann) und vonber arabifchen
Ueberſetzung geredet, unb .von.ber legten ſucht K.
2 gu bemeifen, daß fie nicht, wie man gemeiniglic)
. "glaubt, eine mittelbare, fonbern eine unmittelbar
us dem hebräifchen gemachte fey. (Die Entdeckung
-wäre wichtig, aber die Beweiſe find ſchwach; 2.
€. daß Kg. 22, 9. im Ar. ber Pluralis ſtehe,
wyrw, ber in'7 hebr. Handſchriften angerroffen
wird, da dach. im Gr. und Syr. die einfache Zahl
‚angetroffen werde; daß allein bie Ar. Werfion-
aMoſ. 29, 3. die Samarit. Lesart doy ſtatt on
ausdruͤcke (wohl Verbeſſerungen bes Uebetſetzers;)
daß 4 Moſ 22, 22. der Araber alleine den Merk:
wuͤrdigen, durch Petrum 2 Br. 2, 14. beſtaͤtigten
Zuſaz habe, daß Bileam aus Geiz hingegangen.
(Aber wie? wenn dieß Gloſſe eines chriſtlichen
| "Ueberfeßers oder eines rabbinifchen Para raften
wäre? — Gerade wie auch Mid). 5, 1. Zach. 13,
7. nach denen Anfährungen im N. T. geformt zu
- feyn fcheinen? — Die Digreffion vom 'Fritifchen
"Nugen der vier wichtigfien Werfisnen, der LXX.
> (Derbienten bie übrigen Beine Anzeige?) ber Dr
riſchen, der Due , und der Atabiſchen (die doch
nicht
—
—
\
ve Teũ. hebr. ed. Könnikött, J —X
nicht durchaus einen Urheber, nicht eine Quelle u
und alfo auch nicht einerley Anfehen har), ſteht hier
45.48. ganz am unrechten Orte. Aber in dieſe
eriode am Schluß moͤchten die aͤlteſten Codices,
die K. gebrauchte, und bie Driginafe von den Altern | £
noch vorhandenen Fopirten Handfchriften zu ſetzen
ſeyn. Jene find ein Codex Bodlej. und eine
Wieneriſche Handfchrift,, wovon wir "aber hernad)
reden müffen. (Die Ausbildung der Maſora,
vielleicht auch die Punktation deshebr. Tertes füllte -
wohl in diefe Periode: aber Unterfuchungen hier⸗
über burfte man von Kenn. nicht erwarten: mb.
doch) wie nahe find fi ie mit der Kiel A. T. ver⸗ 5.
wandt!)
Der Zeitraum vom Jahr 1000 sie 1450 Gar in J
‚feinem Anfang wohl nichts, daß Epoche machte,
wenn man nicht die Wänderungeri vieler jüdifchen “
Famifin aus dem Hrient nach Spanien, und bfe
daraus entſtandene gröffere Befanntfchaft der her
fräifchen Sprache und Gelehrſamkeit im Occident
hieher vechnen will: aber has Ende hat guten
Grund, weil um dieſe Zeit die Erfindung ber Buch»
dcucerkunſt auch auf die hebraͤiſchen Bibeln Eins
fluß hatte. Aus ihr führer Kenn, 6.51.58, Zeugs
7 F
niſſe aus den Schriften von Aben Eſra, Jarchi,
Naimonides und Kimchi an, daß ſich in ihren
Handſchriften Abweichungen vom gemöhnlichenTere
gefunden Haben und nod) finden, und daß ſie fein
Bedenken getragen, Fehler in demſelben anzuer.
Lem, und oft felbft duch Muthmaſſung zu
fen, — Serie) lauter bekamte Zeugniſſe;
— nicht |
x
4 .
AN
a Vet Tel. hehe. ed. Koanikott,
Ä nice: neue, . bie. eine Frucht von eignet lekine
‚wären. : Indeſſen iſt aus dieſer Periode der er⸗
weißliche Umſtand merkwůrdig — und traurig, —
— .
daß aus gewiffen Handſchriften von Anfehen, 4
E. aus dem Codex Hillelianus die übrigen >
‚dices verändert und corrigirt worben. (Hier ſollte
ein kritiſcher Editor des A, T., doch wenigſtens
die eignen Lesarten eines folchen Hriginal- Codex
‚ fammfen und darſtellen, um feinen $efern. die. Eut⸗
deckung, zu welcher Klaſſe einzelne Handſchriften
‚gehören, ob zum Cod. Hillel. ober Babylanitns 2
Ak ſ. w. zu erleichten.) — Das Buch des R.
Meir Hallevi, Maſora Sepes legis beweift den ſchon
Sec. XII. hereſchenden Hang, die Maſora fuͤr die
Achte Patroninn bes hebr. Textes zu halten, — und
hieraus kann man ſchließen, wie die meiſten vor-
:handenen Handſchriften, welche alle in dieſe Perio⸗
Ber.) fallen ‚ (einige noch neuere ausgenommen) aus⸗
u
ſehen und brauchbar feyn mögen, wie wenigftens
ihre fo gerühmte Uebereinftimmung müfe ange-
ſehen werden.
Mir dem Jahr 1450 ober eigenelich 1477. fängt
u ſich die legte Periode, die Periode ber gedruckten
felbft die Mutter unſrer gewoͤhnli
die vom J. 1526. durch R. Jakob Ben Chaim bey
Bomberg beſorgte, hat einige ſehr auffallende Druck⸗
Ausgaben an deren aͤlteſte Editoren laut und mie
Ruͤge uͤber die ‚Fehler der Abfchriften Magen. Die
folgenden fhägten die Güte ihrer Handfehriften
nach der Uebereinſtimmung mit d en ‚und
n Ausgaben,
fehler, Die nachher verbeſen werden muß y F
3—
J
x NW
Ver Tell hebr. ad Keniikot, am
€. 1 Chron, 9,.35; wa fürnun. Auch der Ner ·
ziſchen Bibel wird Hier $. 6b. gedacht, deren Pos
ten allerdings zuweilen über die Verſchiedenheit der
esart, und. die Schwierigkeit in der Auswahl ders
ſelben klagen. Allein werden jübifihen Geſchmack |
fennet, nimmt bie Klagen nicht fe Hoch auf. -— .
Bam Norzi, um nur ein Exempel anzuführen,
zu Spr. Sal. 7, 25; die Anmerfung macht; Er
rarit cor meum, hortor confudit me, quum: vide:
rem multituchnem variatiomum, quae ceciderunt
in libros, Omues nos tanquam ‚oves erramus; -
quilibet ad viem ſuam refpioit, neque eſt, qui: .
docet cognitionem et iudicat fecandum 'nor«
mam ete. fo iſt dieß bloß rabbiniiche Spieleren,
welche die vornehmſten bibliſchen Stellen, ‚wo dad
Dort run. vorfommt, bey diefem Vers, in wel⸗
hem auch das Wort ann doch ohne Variante (die
fe iftnue Go ſtatt Se) angetroffen wird, genam -
Bingen machte, : + En
Ohngeachtet K. bißher ſchon von ber forifchen,
lateiniſchen und arabiſchen Verſion geſprochen hatte,
weiche, wo nicht gewiß, Doch hoͤchſt wahrſcheinlich,
eiftlichen Uefprungs find, fo fainmiee er doch ben . -
ſonders in. einem eigenen Abſchnitt ($ 63-132) -
Zeugniſſe der Cheiften. für Die Verdorbenheit eine
zeiner Stellen in ber heutigen hebr. Bibel, bey
denen ſich wohl allerhand erinnern laͤßt. Sogar. . '
WERT, muß ihm ein Beweis fern, weil er aim
dem Grundſatz ausgeht, daß jeberzeit bie, vom.
Chriſto vder den Apoſteln angenommene Sesurt'bie' .
einzige richtige ſey. Math dieſem Vorurtheil glaube:
U ME
- . J ._
I ” N « %
R
4 Ver "Toh br, ed; Kuitikott,. =.
a, daß 1 B. Mel. 2,24. wagen Math. i9, die
einzuſchieben ſey; daß wegen Joh. 19, 36. 37. nicht
‚ ar Zac). 12, 10. von ſtatt Yon gelefen werden
muͤſſe, (morüber.er $. 95 noch gegen Dathe ſtrei⸗
. tet, der Yon vertheidigte und im J. 1779. freglich
voch nicht wiſſen konnte, daß vos in 40 Hand⸗
ſchriften ſtehe. Aber wenn Keunikott Dathen auf
die Grammatik verweiſt, und die Ellipſes gr. von,
Bos nachzuſehen empfiehlt, damit er lernen möge,
bag auros zumellen wor bem Artikel os ausgelaffen
‚werde : Tdann müffen wir Mitleiden mit dem Man⸗
ne haben, der hebräifhe, griechiſche und lateini⸗
fe Grammatik fo oft beleidigt!), ſondern auch.
Im'34, 21., woraus die Worte osouv.g wuyre-
| Te rou, nicht aus. Exod. 12, 46. entlehne
ſaeyn „ ſtatt »wn in ber mebrern Zahl arw Die
mahte. Lesart fen, weiche zwar in keiner Hanbfchrife,
aber. doch in einigen handſchriftlichen Targunim
ausgedruckt ſteht. (Die Bemerkung iſt gut, daß
eh. auf die Stelle im Pf 34. alludire: allein bie
Aenderung in OwwwN wird gar nicht nöthig, wenn
man weiß, daß univerfaliter dicta nicht follten im
RT auf.den Meßias angewendet werben.) Weil
ken der Anfüßrung der, Stelle. Jer. zi, 31. ſq. im
Srief an die Hebr. 8, 8-12. vieles. auf. das Vav
war rmo ankommt, das ohne dieß praefixum als
ein pryueteritum, mit Demfelben:als ein futunem,
haolglich als Verheißung erklaͤrt werden muͤßte,
Ere K. glaubt und einige Juden meinen) fo_ver-
- Afelbigt nicht nur K. Die Aechtheit bes;praefixi aus
2 Handſchriften, ſondern er abexmgt ſich uch,
22 befon«
Ver. Tell, hobr. el,Kemaiköt. 495 '
beforibefs aus diefer Stelle‘, daß die Juben vor⸗
ſehlich auch nach Chriſti Zeiten den hebr. Tert ver⸗
fälfcht haben, eine Anklage, die, da fie auf That
fachen berußt, einen ſtarken Beweiß'forbett. (Die -
geführte Stelle range wohl nichts barzu ; denn
das rwy ſteht ja In jüdifchen Handſchriften und‘
der ganze Zuſammenhang lehrt, auch ohne bag
Dap converfivum, Haß nr» auf Fünftige Zeiten
sche) Ein anderer. Beweis ſoll in Amos 9, 12,
legen, wo die Juͤden as (vergl. Ap. Geſch. 15,
17, und die LXX.) in oyıe follen verändert heben.
(Ob es uns gleich merkwürdig iſt, daß in feiner
. Handfehrife bey K. das fulcrum in zarın fehlt, ſo⸗
iſt doch die hebr. Lesart nach den ganzen Zuſam⸗
menhang die ächte.) — Die Ueberſetzung bes Wor⸗
tes oh» Eſ. 7, 14. durch veasis beym Aqu. kann
doch ohnmoͤglich von einem denkenden Kritiker als
Beweis der Verfaͤlſchung des Tertes angegeben
werben: denn bie Lesart bleibt, und nur bie Aus⸗
legung jſt nicht für die Dogmarff Suftin des Mare
tyrers und der andern Eregeten, die auf Maffian
niſchen Weiffagungen Sjagd machen. Eben vor |
diefem Gewichte ift die Beſchuldigung, daß Ef.
33, 9: ma und ap vorfeßlich verfegt worden;
(dieß haben Die neuen Ausleger nicht fuͤr noͤthig gen
finden: und die Verſetzung wäre ſchon vor Ehriftä
Geburt gefihehen; dem‘ fie iftifchen in den LXXL
md daß v.-B, ſtatt des aͤchten no »35, Das did
LXX udn eıs Yesviorov Überfegen, vielleicht durch
Symmachus und Theodotion, Die n2h leſen, ver⸗
en Devon ee
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6 Vaet, Tell. hobr. ai Hasmikon. |
Hrigenis Zeiten, der" noch Teich. in feinen Fere
oll gefunden haben, allgemeiner geivarben. . (Dat
denn 'erweißlich Origenes allemal nach dem
bebr. Tert citirt? und koͤnnte nicht auch zufälliger
Weiſe die erſte Lesart verloren gegangen ſeyn ) —
Und mit weichen Rechte kann man die ſo bequeme
Esart Pf. 68, 19. Hmpb für. verfaͤlſcht Halten?
Waͤre fie es, fo müßte die Schuld an ben LXX
vor Chriſti Geburt liegen, nicht an den. Tuben
nad).ausgebreitetem Chriftenehum. Undbfollte fie
es ſeyn, fo’ müßte doch ein begreiflicher Grund zu
einem folchen Verſuch angegeben werben. — Mit
einiger: Wahrſchenlichkelt ließe ſich vermuthen,
Bag eine auf ihre Worzüge ſtolze Nation, vielleicht
den Tadel. Mafis 5 B. Mof. 32, 6. wegſtreichen
moͤchte, wo nach K. Urtheil urſpruͤnglich ſoll ge-
ſtanden habendo 32 7 na nr, cortupti ſunt,
/non ſunt ejus, filii macolae. (Dieſe Lesart ii
: woht die richtige: aber hat fie nicht auch Onkelos
ein Jüde?) — Wenn Habac. 2,4. nad) Dean LXX.
Hebr. 10, 38. eitirt iſt, ſo weichen dieſe freylich
ſehr vom hebr. Text ab: allein ihren Text für aͤcht
onjzuuehmen,wagen wir nicht, noch meniger ihn
durch hebr. Handſchriften zu beſtaͤtigen. En, ruft
hier Kenn. mis, teftamentum-nonum, confirma-
#ın:M5G ‚hebraigis, idquo quinquies intra. fpa-
, siürh.destm) werbörum! Ganz herrlich und wie?
vicht Aonyplatis, mb biefe Letart ſiund ein in
einer nun edrrigirten Handſcheift· ¶ waͤre Keunkoit
Menntr des motgenlaͤndiſcher Sprachen, fo wäre
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| ‚Vet. Tefl. hebr. ed. Kennikött- 49 |
r das umosernreg der Griechen. mit dem nboy
wohl vereinigen £örtrien): Zweytens ſteht im Gries
chiſchen ex wıseos, ohne fuffixo -- und ein Codex
liefet Swona: (aber die Grammatik muß Kenne
kotten erinnern, daB Havana nichts iſt, es müßte
nvana beißen): Drittens heißt es dort Ro 1, Zu
und fiven Codices haben man. — Biertens flatt
"ob) frift man in einer] Handfchrift "wos a prima
manu an. Fuͤnftens heißt eg nach ben Worten
Na na mit der Megation m in 28 Handſchrif⸗
ten. — (Immer zu wenig Handſchriften, oder
ju feichte Srempel einer Korruption.) — In dieß .
frühere Zeitalter gehört die fogenannte Verſio Itala,
die zwar aus dem griechifchyen gemacht, aber doch
auch zur Kritik ſehr wichtig iſt, weil fie bie Achten -
alten griechifchen Lesarten öfters wiederherſtellt und
ſolche enthaͤlt, die dem hebrdifchen Text näher kom⸗
men, (Ob die Itala fo alt, und fo rein ift?. bes
darf noch größern Beweis.) In eben dieſem Zeile -
alter erhuben fchon einige (unbebräifche) Ehriften
Klagen über die Verfaͤlſchung des A. T. durch die
Juden, wie Juſtin u. a. (aber die Belege fehlen):
Tertullian citirt nach der Itala (vielleicht nad) einet
eigenen Ueberſetzung der LXX, welche aber nach
ſeinen Zeiten in einigen Stellen auch von den Ju⸗
den verfaͤlſcht ſeyn ſoll. (Wie doch dieß moͤglich
war!) Von Origenes und feiner Brauchbarkeit
fuͤr die altteſtamentliche Ktitik, dürfte mehr gefagt
oder unterſucht ſeyn, da es Doch bald durch aus⸗
druͤckliche, Zeugniffe bald durch die von ihm ges
brauchten kritiſchen Zeichen, womit er die Diffe⸗ J
Doͤderl. Bibl.2. B.7,. St. Jim
⸗ 21
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488 2 Vet, Tel: hebr; ed. Kennikatt..
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"teren, Des Gebr. und griechiſchen Textes angab,
bald durch einige Fragmente ſeinds Kr bera-
plariſchen Textes zu beweiſen iſt, daß er einen —
"feeplic) meiſt mit den heutigen Recenſionen ein⸗
ſtijnmigen — Originaltext hatte, deſto merkwuͤrdi⸗
ger waͤren ſeine Abweichungen, an denen es nicht
fehlen würde, Seine Differenzen von den heuti⸗
‚gen Ausgaben der LXX werden minder wichtig.
Aus den übrigen Rirchenvätern, Eufebius von Caͤ⸗
ſarea, und dem von Emeffa, Jakob von Edeſſa,
und Ephrem (deffen Schriften zur a. t. Kritif gar
nicht unerheblich find) wird blos der Chronologie
gedacht, die fih bey. ihnen meift nach den LXX
formet, und reobey die Anfchuldigung immer ven
K. wiederholt wird, ‚daß die Juͤden (fogar §. 80.
wird Symmachus — ein S Samaritaner, — wie be⸗
kam er die Juͤden auf feine. Parthey? — als
wmutt maßlicher Urheber angegeben) die Chronologie
netfalfcht,. und die Jahre der Patriarchen vor der
Suͤndfluth um 600 Jahre verfürzehätten, um den
ELbhriſten den Beweis, daß der Meſſias ſchon ge-
"Pommen fen, zu entreiffen. (Als ob die Juͤden
hiche ‚auf andere Weife ausweichen Ffonnten. —
Und woher die Samaritanifche Chronologie?) —
ach Origenes ift Hieronymus aus ben Alten wohl
—66* der wichtigſte Mann fuͤr die Geſchichte des
hebr. Textes. — Als Anklaͤger der Juden wegen vor⸗
ſetzlicher Verf aͤlſchung tritt er wohl nicht fo zuverſicht⸗
lich auf, wiees unferm Anfläger ſcheint: dern es ift
entweder nur von Verdrehung, ſubdola interpre-
| tatione, malitiofa interpretatione der imepianifchen
"Stellen
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, Vet. Tell; hebr’ ed.Kannikott 499
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Stellen u. ſ. w. die Rede: oder ar fpricht nur murhe, ,
maflich und weiß felbft nicht, ob er bie Hebrder -
oder die LXX in Verdacht nehmen foll; und er
vertheidige felbft (5. 84, 11.) die, Juͤden gegen die⸗
fen Verdacht, zum Verdruß Kennyifotto, detid
gar nicht dulden will, daß eine im N. Iy-angea
führte Stelle des A. T., nicht nach bem Urtert
angeführt feyn ſollte, und ſich ſo garchereden kann,
ale Titaten Roͤm. 3: 13-18: fegn ans Pf 14 ge⸗
nommen,. aber nım verloren gegangen, Seinen
Beweis ſchaͤmen wir ung faft. herzuſetzen. Er iſt
aus dem vaticaniſchen Exemplar der LXX genomæ—
men, (das ganz offenbar. aus dem N. T. interpoa -
lirt iſt) — und aus einer Hebräifchlateinifchen
Handfehrift N. 649. , welche das Pauliniſche Citae -
tum voßjtändig bier einfchicht!. O heilige Kria
tie! — Aber defto mehr follte Hieronymus. ad
Ueberſeter aus dem Hebräifchen, als Verbeferdt
dee LXX, wo er ‘fie mit dem Urtert vergleicht, °
betrachtet und genüßt, und unterfucht oder ange⸗
geben werden ,. wie und wo fein Teyt vom jetzigen
abweicht. Einige Beyſpiele hat wohl K. geſamm⸗
let (84, 13.) aus Stellen des Kirchenvaters, og
er ausdruͤcklich die Lesart feines Codex anzeigt, z.
E. Moſ. 14, 5. wo er ber Sesart DIS ausdrücklich
piderfpricht und ſagt: in pfaclenti pef Heth feria
ptum eft, allein nicht alle ſind ficher gu gebraͤu⸗
chen, weil es eben ſo möglich ift, daß aud) Hiergs
yymi Text durch die Abſchreiber ‚gelitgen hat- : Zu ,
B. Df 78, 09. hatke er gewiß bie heutige degäuch _
ans, niche yanz, denn er überfeßt, quali terra,
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od Ver. Teſt. kebr. ed. Kenuikott.
id beruft‘ fich auf bes Symmachus Ds νν.
Auch Pf. 102, (101.) 7. iſt Bos (dod) ſchwerlich bie
Levart des Hieronymi, ſondern Fehler der Abfchrei-
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ber, Serien das Wort Bos geläuffiger als Cos
war, Die übrige Brauchbarkeit ber eignen Ver⸗
fion Hieronymi verbreitet ſich weiter. Doch
darüber ließ fi) eine eigne Abhandlung fehrei-
ben, -— Dem Auguſtinus — als ansfeyo —
kommt gar Beine Stimme in diefer Materie zu. —
Der Zeitraum zwiſchen 506 biß 1000 — ein fehr
anfruchtbarer für bibliſche Kritif des Ürtertes aus
chriſtlichen Schriftftellen, — wird von- Kinn.
wieder 'mit einigen Namen von Chronographen,
welche Die LXX zum Grund legten, und mie eini-
sen NRachrichten von den Sprifchberapfarifchen
Stuͤcken des, X. T. die fi) zuweilen dem hebr.
ehr als. dem heutigen griechifcehen Tert naͤhern,
Ausgefüller, und von dort an bis auf gie Zeit
Reben bloß Namen und Zeugniffe von Chriſten,
die In den hebr. Handſchriften Berfchiebendeie und
"Bey den Ausgaben feinen Beruffanden, fid) an jebes
«<
Pünfechen und Buchftaben, wie an ein unverfegli-
ſchanzen wenigſtens den erften größen Verſuch ei-
Ker kritifſchen Ausgabe, gegeh Die Beftürmungen
ber Burtorfiſchen Schule und den Mann,‘ Ser ihn
wagt, wider bie fändfeligen Anfälle ber Unwiſſen⸗
den, und wider bie Verdammungen einer guten
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. sung wird.
Anſtalt unter dem Schein der Neuheit, weiche oft
die eintzige Urfach von Widerſpruch und Verketze⸗
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ches Heiligthum zu halten. Ihie Namen ver⸗
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Viet. Tel: hebr. ed. Kennikot. 50%
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Gerattet wäre atfo- bie Rechtmaͤffi igkeit von Keng
nikotts Unternehmung, zum Theil auch gewuͤnſcht,
und ſein guter Wille der erſte zu ſeyn, der einem
fo weit ausſehenden Geſchaͤfte die Hand bietet, und
die Bahn bricht, muß ihm den. Ruhm und die -
Werebfhägung aller Kenner verfchaffen. ‘- Die
Wüniche, daß er außer dem guten Willen der Thaͤ⸗
tigkeit ‚ feiner Unternehmung Freunde und Sorte °
gang zu verfchaffen, und den Muth faft brevfig
Jahre über einen Werke auszudayren — ein
wahrhaftig feltener Muth, wenn man bedenkt; |
daß er bey eigner Collation die hebraͤiſchen Sorte Ä
im eigentlichen Verffande buchftabirte — zu füir u
nem Werke auch genug Kenntniß der Kritik mit⸗
gebracht haͤtte, um einen Plan zu entwerfen, der
eine ſo wichtige und ausgebreitete Abſicht leicht und
vollſtaͤndig befoͤrderte, dieſe Wuͤnſche kommen nun,
nachdem er ausgearbeitet hat und der Koloß ſchon
daſteht, fo fehr. zu fpät, als alle Verbeſſerungen
und Bewelſe, Baß.er Die erſte Form einer kritiſchen | .
Ausgabe ſchon anders bilden, and ſich andre Ge⸗
ſetze, als er befolgte, vorſchreiben ſollen. Daher nf
fagen wir nichts davon, daß er erftlich für Varj⸗
anten hielt, was nicht Teiche jemand dafür halten
wirb; da er Z. E. jeden fehlende ober. als fulcrum
eingeichobene Var und Jod als: perfchiebne Sesart.
Betrachtet. — Doch dieß thun ja noch gröffete"
Kritiker, bie um einer Ronjefturalveränderung in
den Punkten zu unterſtuͤzen, flugs ihren Kennikott
nachfhlagen, und wenn ein Ran fehlt, das ihrer
Punfrarn im Fr — fü H guf die Berlin “
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Der Zeitraum zwiſchen 506 biß 1000 — iM b
anfruchtbarer für bibliſche Kritik des Urterteso
chriſtlichen Schriftſtellen, — wird von K
wieder mit einigen. Namen von Chronogroehh
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Stuͤcken des A. T. die ſich zuweilen dem I
mehr als dem heutigen griechiſchen Text mi!
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Panktchen und Buchſtaben, wie an ein unverlt
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Die einbige Urſach von Widerſpruch und Verſch
| Gerkth
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Ne, Tell ehr. ‚öl. Keniikor: B yo3
mache, da mage noͤthig fern; anzuzeigen, ob A.
hus ‚oder.albus, Vatter ober Vater geſchrieben ey:
hier il es unnoͤthig, und. fo gar: ſchaͤdlich; weil
nan. in Gefahr geräth,r unter Den Schwarm von
plenepber defective feriptis die wenigen wahren
Varianten zu überfehen. — Auch manche ganz
fihtbare Schreibfehler, die. fögleich beym erſten
Anblick durch ihre ungeberdige Stellung ſich cha⸗
rakteriſiren, verdienten Die Ehre nicht, unter: den
Varianten aufgeſtellt zu werden. Erneftis Stunds :
ſatz, auf den fich Kenn. beruft, in libris excutien-
dis nihil, ‚quamvis tenue, quamvis. vitiofum,
negligendum eft, iſt wohl nicht fo gemeint, voß
alle und jede Ei iftfehler einer Handſchrift ange⸗
zeigt ſeyn ſollten, am allermenigſten bey eiumi
Vuche, deſſen Abſchriften ſo zahlreich find‘, ſon«
dern er will nur diejenigen angezeigt wii en, die
man zwar als Schreibfehler erfennt, die aber doech
zuweilen den Weg zur Eutdeckung einer beffern
und Achten Lesart in verberbten und ſchwierigen
Stellen bahnen. So haben es bie Kritiker. bey
den Profan⸗ Schriftſtellern gemacht und in dieſer
Schule muͤſſen auch die bibliſchen Kritiker gebildet
ſeyn, wenn fie Beyfall haben wollen. Aber wẽl⸗
gem Variantenſammler iſt denn eingefallen, an-⸗·
zumerken, wenn in feinen Codex etwan abſab ·
feindet ſtatt abſeindet ſtund, oder. wenn ein ein
ſamer verlohrner Buchitab, . den der Abfchreiber -
talld) machte, unausgelöfcht fichen blieb? — Der
ganze Nugen,der etwan hieraus entſtehen möchte,
wäre, die: ‚Erleichterung, bes. Urtheils über die
j Sig | Nach.
r “. .
on > Sl \ . ’
a
ss E i Ver. Toll: bebr., ed, Kennikott. ”
Nachlaͤßigkeit oder Genauigkeit, womit bie Hand⸗
ſchrift kopiret worden: allein dieß Urtheil, wenns
auch nöthig wäre, laßt ſich ſchon aus einigen
Stcellen abſtrahiren oder der Variantenſammler
mag es als Reſultat feiner Bemerkungen des Co-
dex anzeigen. — Wer wirb as z. E. Variante
nennen, wenn 1B. Moſ. 3, 11. der Cod. 109. —
wie es ſcheint, eine raͤthſelhafte Handſchrift, vor
naHnn ein bloßes ri ſetzt, da es (wenn nicht gar
der Buchſtab am Ende der Zeile ſteht) ſehr ſicht⸗
bar iſt, daß ſich der Kopiſt verſchrieben, feinen
Fehler aber bald entdeckt habe ‚ und den falſch ge
fihriebenen Buchftaben- einfam Stehen laſſen? So
iſts Jerem. 9, 11. ann an-in Cod. 107., die bey»
ben erſten Buchftaben find ficher bald entdeckter
= Ierthum des Schreibers — vielleicht, weil Kenn.
nicht anzeige, ob die Worte burchfirichen find oder
: wicht, fogleich ach korrigirter IArrthum. So
iſt v. 18. ebendaſelbſt bp b> in Cod.zıt, das erſte 53
nicht Variante, ſondern Schriſtfehler. Wenn
dieſe der Anzeige wuͤrdig ſeyn ſollen, fü muß bie
Stelle ſchon im Verdacht der Verfaͤlſchung oder
der verlornen Lesart ſtehn, oder es muß der Fehler
wenigſtens einen Sinn geben. In allen Fällen
aber muß alsdann der Variantenfammler zu be
urtheilen im Stande fern, 06 Die Wariante, bie
ihm als Schreibfehler vorkommt/ anmerkenswerth
y, und vielleicht dem leſer auf die Spur eines beffern
Sinnes helfe. Aber frehlich iſt dieß Urtheil nicht
die Sache jedes Anfängers; und es’ gehoͤre noch
ein anders Auge darzu, als das, weihes bie Ref
. OL 0 und
vv.
” \
x
vei ren —E ed Komme Br
um Delech, die He und Chech giackuch unter.
ſcheiden kann. Endlich duͤrfte es auch nicht zu don Das
rianten gerechnet werden, wenn In den Handſchriß
ten. am Ende einer Zeile ein oder mehrere Birk,
Raben, meift die Anfangsbuchftaden des folgenden
Worts mpunktirt gefchrieben worden, worüber bey
Eſ.wW, 7. eine Anmerkung ſteht. (Wir haben in den
wenigen Codd: die wir geſehen, die Bemerkung ges
macht, daß die Abſchreiber ſich forgfältig gehuͤtet,
allen Mißdeutungen folcher Anfangsbuchftaben bes
folgenden Wortes vorzubeugen. Denu fiehaben, wo
‚ jubefürchten was, Daß man dieſe Buchflaben für ein
rignes Wort halten möchte, oͤfters auch die Cha⸗
raffere nur unvollftänbig gefchrieben: 3. E. nie
w, wenn Das folgende Wort 5. €: nl war,
fern mit Hinmwegtaffung ber einen Seite des Nr
Unter die Fehler des Plans gehoͤret, wie wit |
glauben, Zweytens, daß faft durchaus nur det
erſte Teyt einer Handſchrift, und nur der Teyt ver⸗
glichen werden ſollte, und alle Verbeſſerungem
worunter gewiß auch viele vom erſten Kopiſten ſelbſt
herruͤhren, und manche auch a fecunda ve tertia
manu wichtig find, ganz übergangen: worden. '
Warum Ift doch Kennikott hier nicht fo genau und
religioͤs beym A. T. geweſen, als die Warianten⸗
fanunfer beym Neuen ? Muß denn die feriptio prima '-
allemal die beſte aflemal aus einen Eremplar
abgeleitet fenn? ? Und warum mar er doch fo rigen⸗
fig, Daß, da einige feiner Collatoren beßre Ein-
Ä har von. die Me Rote und Nusbarkele
von.
- +1
N {3
\ -
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»
—
Ir
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| [3 Ver Teft habe: ed. Kenrikon. N
son einer genauen’ Anzeige der bnchlieichenen, |
eiugeſchohenen, verbefierten Worte, und ber Rand⸗
verbeſſerungen erkannten, und. bey ihren Verglei⸗
chungen für Kenhikott treulich und reblich, dieß alles
anzeigten, daß er dennoch alle dieſe Anzeigen weg⸗
ließ? —Die Antwort, womit er. dieſen Fehler
beſchoͤnigk und dieſen Vorwurf abweiſen will, ($.
366, 5. der Diff.) iſt wohl ſehr unbefriedigend,
wenn er fagt? fas erat, ut notaretur millies, fen-
tentiam, vocetn vel literam primo.omiflam, poltea
Mai infertam.a menu prima vel fecunda vel
rtia, > fas ‚erat, ‘ut aliae notae marginales
in soillis mjlie locis per hoc Opus notarentur:
u non fine-maxima collatoris confufiong- et er-
rors ſaepius ineludebili. _Sed quod licet, id
‚aon, ſeniper libet, et non libuit vel laboribus la.
-bores addere isfructuofos, vel intra annos decem
gpus- annoruan centunt comprehendere, cobari.
Eine ſehr. großmürhige Ausfluche, non libuit —
- nd wenn. fie nur nicht fo feiche wäre! — Go ger
fhmind man annotiren fannte, wo ein \ oder > fehlt,
pper, ein Buchſtabe ausgekratzt iſt, ſo geſchwind
ließe ſichs mit wenigen Buchſtaben oder Zeichen
- ausdrücken, wo ein Wort oder ein Buchftahe durch⸗
ſtrichen oder hineingeſetzt, oder Den heutigen Text
ceonform gemacht, ‚oder. ſonſt durch ein Verdam⸗
mungszeichen fuͤr fehlerhaft erklaͤrt iſt Das fordert
nicht neuen Aufwand von Zeit, ober von, Muͤhe,
oder von Kaum, und kann unmoͤglich Verwirru
erregen. Die Vatiauten am Rande find in den
Serie, vr anPern ben. häufig, ‚und
wie
j)
u . |
Ye ‚ef hehr; ed: Kenkikoit: 202
wie mag er eine ſolche Atbeit infructaoſum Keinen,
ba fie fo nöthig ift, um die heutige Kecenfim jeder
Hand ſbeift zu entdecken? — Und mochmalg,
warum
nicht wenigſtens aus den vollſtaͤndigen und mit
Eritifchem Geſchmack und Treue für ihn unternom.
menen Vergleichungen, wo alle ſolche Correkturen
einzehner Handſchriften angegeben find, dieſe Ver |
befferungen wegließ? Nagel und Silienehal , ‚ joe:
mit den Nuͤrnbergiſchen, Diefer mie ben Könige» .'-
bergifchen Handfehriften waren fo treu: aber Ken -⸗·
nikott, fein Kritiker wie fie, vermarfs! —
Man bar gewänfcht, daß Kennikott auch die 2
Punkte, d. i. die Vokalen und wenigſtens die
Diſtinktionen in den Berfen zugleich ‚vergleichen
laſen; und man. hatte Recht, es zu waͤnſchen.
Der Grammatiker würde manche Schwierigkeit, \
bie er jeßr finder, nicht. mehr antreffen; der, wels
her verfchiebene, für den Sinn wichtige $esarten
aufſucht, fie noch häufiger in den Punkten finden
als in den. Eonfonanten, da bie erheblichften-und
meiften Abweichungen der alten Verſionen bloß auf
Verſchiedenheit der Punfte berufen; der, welcher
fi) num auf Kennikotts Varianten beruft, weil
er ein Wort finder, bey dem er eine eigne Punkta⸗
tion anbringen kann, würde finden, daß feine fEren-
be vergeblich iſt, und ‚vielleicht waͤre fein Weg
- fihrer, Alter und Güte eiher Handſchriſt zu beſtim⸗
wren oder die Geſchichte die 'hebr; Vocalen Adfjile
len als eine Lelatien ber Punkte; und der,
| welcher,
R
wur’ fein fie libuit, fo tyranniſch, daher -
J
2X
—
[|
,
FR us . WB .
* ws Wars Taf hebrı &d, Kuno.
weichen, verfüßer durch bieſe Sammlung , öfters
an dine Variante denken möchte, die Kenn. ange
zeigt hat, würde nun entdecken, daß has Wort
Eebiehler ik, meilıeg, unpunftire . geblieben.
Allein, dieſer Vorkheile ohngeachtet, nahm Kenn.
bie Möcalen nicht in, feinen. Man auf: malui, fage
er, fludio doctorum ad res. außloritatis lange
+ majoris (die Baus? bie Jods ?)ıexcitare. Warum
fagt er nicht lieber, er wolle des Nachwelt noch
ein Nachlefe: übrig laſſen? —
So ſehr hierinnen — gewiß zweckwidrig —
| unſer V. feinen Plan einfchränkte, fo weit t hat er
ihn — und dieß iſt neuer Fehler — ausgedehnt,
da erin demſelben alles, was Handſchrift des A. T.
heißt, umfaßte, ohne Ruͤckſicht auf Alter oder
P Neuheit. Zwar verwirft man, ſonſt einen Codex
| nmicht, wenn er neu iſt; er fan aus einem alten fo.
pirt ſeyn: allein ein jüdifcher Codex — vielleicht
- eine Synagogen Rolle, deren Alter nicht über zwey |
. big dreyhundert Jahre hinauf fteigt, jſt ficher Feine
- "Bundgrube für die Keitifer! Er hat den Stempel
‚der Mafora oder ber Rabbinen, und folge dem
Troß, den man nie aufführen muß‘, wenn man
nicht mit der Menge Parade machen, will.
: Doch wir wollen nicht zu ſpaͤt fagen, was hätte
geleiſter oder gebeſſert werden ſellen: wir wollen lie⸗
ber ſagen, wie er ſeinen Pan ausgeführt bat.
Hier erwartet man wohl nicht eins chronolegifche
Geſchichte Des Werfen, wie ſichs nach umb.nad)
geformt, duch Unfug an Gelb: und Em |
vſehluns
Ver Tel. hebr. a. Kennikoft | 129 |
ffehlung erhoben, dutch den Beyſtand der On.
tehrten empfohlen, und- durch :die Reife des Hrn, -
Bruns, der viele Staͤdte und Cobices beſah,
erweitett hat; dieß alles nutzt zum Werth und zur
Brauchbarfeit des Buches nichts. Eben fü we⸗
ig erwartet man, daß wir das ganze Werck nach =
allen feinen Sliedern , alten und- Aufpng vom
Kopfzeng biß zur Ferſe befehreiben, bie Pranume
ranten zaͤhlen und gloſſiren, die, wie Diplome
und Sanitaͤtsteſtimonia am Anfang aufgehegten
deugniſſe und Empfehlungen don andern Gelehr⸗
ten in Auszug bringen, und darin in einer garen
Tabelle von Buch zu Buch ünzeigen, wie viel
Perbfcheife hey jedem Theil des. A. Tganz ober
Sin einzelnen Stellen nachgefehen find. Denn wir
wollen bey unfrer Anzeige bes Werkes nicht bie " |
unfre Singer gebrauchen, wie die Recenſenten,
die gerne friſchweg ihre Bogen füllen, noch No⸗
figen, ar denen Faum einem Gelehrten etwas ges -
legen ift, der das Innete eines Buches kennen will,
mit leichter Manier ertheilen. - Pur die Sinme
—
nr
>
des ganzen Prieifchen Apparatus müffen Yoir nennen,
Es find. ſechshundert und vier und heunzig
Stuͤcke! Eine ungeheure Anzahl, wie es ſcheint!
eine Herkuliſche Arbeit, 694 Codices gu verglei⸗
bin! — Weit mehr als beym Neuen Teitamente
geſchehen iſt oder je geſchehen wird! — So faht
man, ſelbſt von Kennikotts Seite, alfein mehr
zum Pimp ols nach Wahrheit. Denn es find;
fo wie wir rechnen, nur acht und dreyßig ganz
veglihene bebraiſche Bibeln: die übrigen Mu—
. mern
.
t, D va ..
‘ ’
Vet Tel, hebr. Kennikatt
Y mern Saekhorn nur entweder Hondſchriften dl |
che einzelne Theile des A. T. bald mighrere, bald
* einzelne Bücher, vornehmlich Pfolmen, Eſther,
Hoheslied, aud) Haphthoren, enthalten; oder.
Hanpfehriften, die nur in e nzelnen — oft wenigen —
" Stellen nachgefehen worden; oder fogar auch nur
+ Zpagmente von wenigen Blättern, wie. N. 179,
667. 669. 684. 685.3 oder auch andre "Bücher,
die nur in einzelnen Stellen brauchbar waren., wie
"der Talmud, verſchiedne Machſor (wie N. 665.
das Seipzigifche, N.-673 -681 einige Bodlejanifche)
was. alte rabbinifche Schriften. — Ob ſich bey
fo viel Gehülfen, ‚ben fo großer Unterftüsung arı
‚Geld (es wurden jaͤhrlich bey 1000 Pfund Sterfing
zehn Jahre lang fubferibire) während 29 Jahren
wicht noch. mehr leiſten laſſen; ob Kenn. eigne Thaͤ⸗
8
tigkeit ſo · aus zeichnend groß war, der ſelbſt ſchwer⸗
Lich hundert (groß und kleine) Handſchriften verglich,
+ (Bruns verglich beynahe vierhundert); wäre mehr
neigierige als nügliche Sage. Wir müffen uns
nur auf fein Berdienft ben der Ausgabe des Werkes
einſchraͤnken. Was har er von feinem Derfprechen
geleitet ? Was gethan? Viererley. Er hat den
hebraͤiſchen Tert nach. der Hoogtiſchen Ausgabe
abdrucken lafen, die Handſchriften und Aus-
gaben, die.er Fritifch- gebrauchte, befchrieben, Die
Varianten fo gut ex fie hatte, "(denn erheblicher
konnte er fie nicht machen, als er ſie fand) ge⸗
ſammler, und uͤber ‚einige vorzuͤgliche Lesarten
fein Urcheil in der Olfen 4 gm Schluß bey⸗
—. =;
— st
2.
5 l
—
| Ver. Tel; nhebt ed. Rennikott. | ar
Dir Abdruck des bebr. Tertes iſt zwar genau J |
— ohne Punkte — aber nicht nach dem Geſetz
der Sparſamkeit eingerichtet. Da er im Penta⸗
tech zugleic) die Verſchiedenheit der Samaritani.
ſchen Recenſion merklich machen wolte, ſo hat er
in dieſem Buch fuͤr einerley Text zwey Colummen
gemacht, und die eine der juͤdiſchen, die andere
der Sam. Recenſion gewidmet, fo daß er auf der
legten bloß die Worte Hinfegt, die von dem juͤdiſchen
abweichen, da aber wo beyde zufammen treffen, -
bloß Striche macht. (Fürs Auge ift dieß nicht
fhön: und in einem Werck von fo viel Aufwand
hätte fihs wohl verlohnt, neue Samaritanifche .
Buchſtaben zu gebrauchen; oderfollte ja Aufwand
geſchont werden, fo bäfte zu großer Erfparung
des Raumes die Samar. Lesart unter-den Vari—
anfen angezeigf werden Eönnen, — Doch dieß iſt
Kieinigfeit.) Als größeres Verdienſt rechner fichs
Kenn. an, daß er die Poetiſchen Stuͤcke auch
sıyne@s abbruden laſſen: allein wir koͤnnen hier
das Job, Bas er dakuͤber erwartet, nicht verſchwen
den. Denn bie Grundſaͤtze, die er annahm, blie⸗
ben ſich nicht getreu, und öfters haf er miltües |
lich als Ausleger da Abtheilungen gemacht,
fie weder der Kritifer.noc) der gute Ausleger *
chen würde, Nachdem Lowth ven Eſaias in ges
bundener Rede ſeine Weiſſagungen und Schriften
abfaſſen ließ, ohne die Graͤnzſcheide zwiſchen poeti⸗
ſcher Proſe und Poeſie gezogen zu haben; ſo trußz
Kenn, Fein Bedenken, den Eſaias eben fo in He⸗
._
wiſtichien abgerpeil Druden zu ofen, wie Die Pfale
‚mens
. „-..
wur . . ’ Ir ' —
su Vet Ten hebr,. ed Kesaikon, |
men: (und gerade dieſer Sıyneus eingerichtete |
Druck widerlegt in vielen Scellen die Hypotheſe
Lowths, wenn anders der Parallelismus der Säge
der Eparatter der hebr. Poefie it): — Aber was
haben denn die übrigen Propheten verfehulder, daß
Ihre Reden — die Doch ſich fehr oft als Poefie
— &arafterificen, nicht ebenfalls in Stichen abge-
ctheilt find? Was aiſo Eſ. 16. Poeſie iſt, das muß
man beym Jerem. K. 46. als Proſe leſen? und
Hoſeas und. Amos und Nahum, ‚in deren Weiſſa⸗
gungen hoher Dichterſchwung und Parallele in den
Gapennicht verfannt werden kann, find Profaiften ?
> GBalomons Sprüde find. als Poefie anzufeben,
und was im Prediger Sat. K. 5.6.7.0. fg. von |
Sentenzen nach allen ſtrengen Gefegen des Pa-
tallelismus Poeſie iſt, iſt doch wie Profe ge
druckt? —Die Abtheilung der Hemiſtichien iſt
wohl ganz das Geſchaͤfte dee Herausgebers will⸗
kuͤhrlich ohne Autoritaͤt, und in der That oft jeh-
lerhaft. Wer eine eigne Recenſion des, hebr.
Tertes machen will, kann ſich zwar. in Der. Poeſi e
und in den uͤbrigen Abrheilungen der Verſe mandıe
Abweichung vom maforerifchen Texte erlauben,
farin Worte trennen oder verbinden, wie es fein
Ausleg ergewiſſen erlaubt und ſeiner Einfiht gemäß
if: allein da Kennik. dieſe Abſicht Gortlob ! nicht
hatte, ſo gliſcht er bey jenen Verſuchen über feine
. Bahn; und nicht ſelten auf Irrwege aus. — B.d.
F „Wiener ir in Oebora Vehange feße Keritotes
IN
\“,
=} BO mw IV IN.
Bması n m mm.
als ob 9 ommnd zufammen gehöre? Wars
möglich es zu überfeben, bag als dann Myn im ſtatu
conftr. nad) der Grammatik fließen müffe? —
Bir finden Pf. 31, 14. die Abtheilung:
—X —8 NOW 3)
0. m — —X —X
ee 1) — nnpb Yoy..
Gehört‘ Bier nicht vᷣp zum zweyten Glied zum
Wort didorna, da das vun nnob im britten
Glied Die Paralfele von So» iſt? Wer verträgt ober
verſteht Pfalm 36,2. — einem Pſalm, wo lau⸗
ter Diſticha find, das Tricolon:
sunh »wo Di
mb PN ab anna
„ mas 1b Don
muß niche ganz ſichtbar es. — wenn auch der
Ter unverändere bliebe. — beißen: u.
ah apa sub sun om,
Na 139 Dinon n8 pie 5
Pf. 42,0. iſt abserheilt u.
aan mon mim mn >>) = - | . re !
DR 202 7 en. wos mine i E
Doͤderl. Bibl. 84. St. IE Nach
“Vet, Teſt Lebt. ed, Kennikott. 3
-
%
a}
5“ ‚Vet. Tell. hebr. ed. Kennikoft.\
Nach allen Regeln des Parallellsmus gehoͤrt
"153 in die letztere Helfte des Verſes: am Tage
breitet Gott feine Güte aus: und Nachts wird
. Ihm von mir Gefang geweiht, — Ganz willkuͤhr⸗
Sich finde ih Pſ. 45.1.1.
os man Yo Tb
mama pn na mmas
Warum follte > noch zum v. 13. gerechnet. wer⸗
den, da es fo genau zu mna2> paßt? — Eben
fo wenig würden die meiften Ausleger ein Tetra-
colon — immer etwas feltnes, vielleicht etwas
ünerörtes in den Pfalmen — Pf. 49,15, bilfigen:
yo —
| 7m Dyv nm |
ey on.
: Sam ınw *
Dieſe Abtheilung verwiret. nothwendig den
Sinn der ohnehin äufferft dunkeln Stelle, wiſcht
. „alle Spurbes Parallelismuswegund trennte Worte,
die nahe zufammen gehören, wie Y1yh und 2,
ne und nab. — Eben. fo unſtathaft reiffet
K. Pf. 68, das ann am Schluß des eilften Ver⸗
fes weg und ziehet es zu v. 12. m am ;Dmmın
"on; aber wo iſt je im A. T. die Formel oının
N? Der Berfuch die Verſeabtheilungen zu äns
dernift immer mißlich: ofeift er fchon Auslegung,
und diefe darf nicht immer der Kritik vorgreifen.
Mehrere Beyſpiele überfihlagen wir z. E. Ef. 25
5.6,26,1 12, wo er ev zu v. 13. zieht; Ef. 28, F Ha
En a | eine
Vet. Tell. hebr. ed. Kennikott. 5
Sein sweptes Hauptgefchäfte iſt die Beſchrei⸗
bung der von ihm und feinen Behülfen genägten
Codicum, Handſchriften und gedrucdten Ausgas
ben. ($; 164. der Difl. gen: p. 70-109.) Wer in.
viefen Beſchreibungen etwa -Obfervationen über Als
ter, Charakter und Güte, oder auch. nun literarifche
Bemerckungen und Anzeigen oder Abdruͤcke der
Unterfchriften, welche fi) in piefen Handfehriften fin«
ben; oder gar ein Urtheil über ihr Alter und ihre
Les arten, ihre Verwandſchaft unter einander erwartet,
fordert zu viel. Denn Kennikotts Beſcheidenheit
und Liebe zur Kürze wollte mehr anzeigen, als
urtbeilen. und ſich nichts .anmaffen, wozu feine
Kräfte nicht Hinreichen. Genug, daß er nun anzeigt,
was ſeine Zahlen von 1biß 694. bedeuten ; (wir billi⸗
gen es bey dieſer Menge ſeiner Huͤlfsmittel ſehr, daß er
Zahlen nahm, um feine Codices zu bezeichnen: und
daß er fortzaͤhlte, wenn auch gleich viele Theile
feines Apparatus nur bey einzelnen Büchern brauch«
bar find. Es iſt befannt, was für Unbequemlich⸗
feit beym N. T. daraus entftehel, ' daß ein.
Buchftabn oder eine Nummer beym Werft.. oft. _
dreherley Cadices anzeigt, je nachdem fie in
den Evangeliften ‚oder in den Paulin. Briefen,
oder in der Offenb. Joh. vorkommt: und. wenn. : '
fich leicht bey fa viel Zahlen Druckfehler einfchleichen,
jo koͤnnte die bey jeden andern Zeichen für die Hand⸗
(hriften auch geſchehen. Sie alle nahmentlich, z.
E. Bodleianus, Lipfienfis, Vatic. u. ſ. m, anzufuͤh⸗
ten, wuͤrde zu weitlaͤuftig geweſen und, da von
Don pr Kka einer:
vn
6 Vet, Teft, hebr. ed, Kennikott. '
“einer Bibliothek oft viele Codd. gebraucht find,
3 . E. 102, römifche, 89 Pariſiſche, 2r Hambur⸗
>" gifche, fo muͤßten doch dieſe durch Zahlen unter⸗
ſchieden feyn, und die Gefahr der Irrung wird
nicht vermindert.) Auch dieß billigen wir fehr,
daß er ben dem ganz verglichenen Codd.: durchaus,
"md öftersauch beyden andern die Luͤcken angezeigt,
wo und wie weit fie defefe find, . Denn num läuft
man nicht Gefahr, (mie der Fall zuweilen im N.
T. vorkommt), einen.Codex faͤlſchlich als Zeugen
für die gewöhnliche $esartanzufehen, weil aus ihm
Feine Variante angemerkt iſt. Kann fich aber die
Erivartung bes Publifums befriedigen, wenn ein
Mann, der 250 Hanbfchriften fahe und die erfte
kritiſche Ausgabe des A. T. liefern will; der fo viel
Gelegenheit haben mußte, In der bebräifchen Pa-
lüographiefich zu üben umd Entdechungen zu machen ;
weit er alle Collationen- der einzelnen Codicum vor
ſich hatte, und jede mie einem: Blick uͤberſchauen
fonnte, es unendlich Teiche feyn mußte, einige eigne
Charaktere von jedem Codex anzugeben‘, wenn
ein folher Mann in beliebter Kürge von feinen
Huͤlfsmitteln weiter nichts anzeigt, als, was —
fuͤr welche er gebraucht: habe, wo fie anzutreffen
ſind, was für. Signatur fie in den Bibliotheken
haben, und wie ſie ſonſt ausſehen? ob ſie punktirt
oder unpunktirt, Spaniſch oder Deutſch geſchrie⸗
ben, mit oder ohne Maſora, mit oder ohne Chal⸗
daͤiſche, u. as Verſionen ehy.
Dieſe Methode mag freilich ſehr gemaͤchlich ger
weſen ſeyn, jeder weitern Anſtrengung zu muͤhſamen
— Unter⸗
> . \ " \ ' *
Vet. Teſt hebr. ed. Konnikott. gr.
Unterfurhungen aus zuweichen und den Mangel an
Grundſaͤtzen oder die Schwäche oder Anfaͤngerey in
der Kritik unter dem Schein einer billigen Be⸗
ſcheidenheit zu verbergen: aber ſie iſt fuͤr die Leſer
keine Befriedigung, kein Gewinn fuͤr das Werck
und wirkliche Hinderniß fuͤr die Kritik: denn was
Kenn. ſpielend entdecken und ſagen konnte, das
muͤßen nun bie Kritiker erſt muͤhſam durch langen
Gebrauch des Werkes, Vergleichung der Lesarten,
Aufmerkſamkeit auf Varianten in einzelnen Hand⸗
ſchriften herauszubringen ſuchen. Beſonders liegt
dieles an der Anzeige und der Beſtimmung bes
Alters der Handſchriften: allein, wo nicht etwan
im Codex ſelbſt eine Jahrzahl ſteht, fo iſt mehr
mie Wahrſagerey, als mit Gründen, In ſehr
ſchwankenden Ausdrüden das Alter angegeben.-
Die Formeln fortafle Sec. XII. feriptus, meo iu-
dicio-ad fec. XIV. referendus, fagen im Grunde.
gar nichts: und erſt das Urtheil über Die Güte ber.
Codicum! Da heift es zwar oft, ınclioris notae
codex, notae optimae, inter optimos habendus:.
allein .was find foldye Schägungen, ohne veſtge⸗
fegte Charaftere, wornach der Werth und die Güte
einer Handſchrift zu beurcheilen fey? Doc wir.
wollen, — fo lange uns nicht beſſere Materialien
zueiner bebr. Palaͤographie geliefert werden, —
die Kennikott und Bruns am erften ſammlen
koͤnnten — nicht mehr fordern, allein zur Kritik
koͤnnte es gefordert werden, daß bey jedem Codex
angegeben waͤre/ ob er durch die Hand eines Correk⸗
⸗
tors gegangen; ob, wenn er eine Verſion an der
ri u Seite
| 18 Vet. Teft. hebr: ed. Kenuikatt.
ESeite Bat, nicht vielleicht Ber Codex nachher Ver:
fion, 'ober die Verſion nad) dem Codex geändert
worden u. ſ. w. — Non libuit, wirb Kennifort
fagen: und dann die Hand auf dem Mund! —
Selbſt in der ganz brauchbaren Tabelle, nad) wels
ither..man das Alter jeder Handfchrife mit einem
Blick überfehen kann, follte mehr Strenge und
Ordnung herſchen, diejenigen, deren Alter gewiß,
wenigſtens in Den Unterſchriften angezeigt iſt, von
den übrigen abgefondert und nun ihr Verzeichniß
chronotogiſch eingerichtete fen! — Die: ältefte
Handſchrift, die ihr Alter angiebt, iſt von Jahr
mos: Die meiſten ſetzen ihr Geburtsjahr ing drey⸗
zehende Seculum: ins eilfte Jahrhundert ruͤckt,
Kemitort nach Muthmaſſungen nur drey hebr.
Codd. (N. 39. 327. 336.) und eine Samar. Hand
* ift hinauf, und fruͤher als dieß Seeulum ſcheint
ihm nur fein Codex 1. und 5go (ein Wieneriſcher)
nebft zwey Samar. Pentateuchen geſchrieben zu
ſeyn! — Ufo Feine Handfchrift von A. T. bie
bie ehrwuͤrdigen Jahre des Alerandrinifehen oder
Vaticaniſchen Codex beym N. T. erreichte! —
So wenig dieſer Catalogus Codicum dem Inn⸗
hak nad) gelehrr ift, fo wenig iſt er es auch dem
Entwurf nah, Bey einer fo großen Menge
von Materialien zur. Kritif hat Kennikott fie bloß
hingeſtellt, fo wie fie ihm nach und nach zugeführt |
worden, ohne auf eine Claſſification zu’ denken.
Bir wiſſen zwar, wieifäwer: dieß Geſchaͤfte if:
ron im N T. md. toi noch niche ſo wei, doß die
Codices
—
Vet. Tel. kebr. . ed. ‚Ken nikon’ | JH
Codites. in ihre: Fächer nad) Verſchiebenheit der
Recenſionen vertheilt find; und beym A. T, we.
der Appararus größer, bie. Recenfionen aber faft
unmerflich and- nur in Kleinigkeiten verfchieben
find, iſt an eine genealogifche oder geographiſche
Klaſſifikation noch nicht zu denken. Auch das Alter
koͤnnte hier, weil. das Urtheil hierüber ſo ungemiß
iſt, den Rang ber Handſchriften nicht beſtimmen.
Indeſſen ſollte zur Einleitung des Gebrauchs jedes
Codex nur einigermaſſen etwas geſchehen, fo ſollte
doch die Klaffifitation nad) drey Abtheilungen ge⸗
macht feyn: 1) Handſchriften, 2) Ausgaben, : 3).
andere jübifche Schriften, . In der erften Abthei⸗
lung Eönnten, wenn man ben leichten und fimpeln-
- Meg; wählte, zwey Kfaffen gemacht werben, ‚ganz
verglichene, theils hebraͤiſche, theils Samaritani⸗
ſche, und nur in einzelnen Stellen nachgeſehene Co-
dices; oder mehrere Klaſſen, wenn man auf den
Innhalt ſehen wollte: a) hebraͤiſche, theils Syn⸗
agogal theils gemeine Buͤcher; b) hebraͤiſche
Samaritaniſche, 0) hebr. Chaldaͤiſche, d) hebr.
Maſoretiſche, e) hebr. mit andern morgenlaͤndiſchen
Verſionen f) hebr. griechiſche, g) hebr. lateiniſche.
Jetzt iſt freylich, nachdem jedes Buch ſchon ſeine
eigne Nummer hat, ſelbſt bey einem Nachdruck
oder Auszug aus Kennikotts Sammlung, eine
ſolche Klaſſification nicht mehr thunlich, „ohne den
Umſturtz des ganzen und ohne bie Gefahr unzaͤhli⸗
cher Druckfehler und Irrungen: allein beym An⸗
fang des. Werkes war Dad) eine. ſolche Eintheilung
wii und winſchencwehe — Nun iſt &
e⸗
—
as ‚Ver. Teft: hebr. ed; Rennikott. u
Gebruuch erſchwert, weil man erft ber jeder Hanb-
ſehriſt nachfehen muß; ob fie ganz oder zum Theil
verglichen, punfeirt oder unpunktirt, mie oder
ohne Verſion gefchrieben iſte und ſelbſt in der don
Kennik. gewaͤhlten Eintheilung herrſcht weber veſter
Plan noch Ordnung. Er macht ſechs Klaſſen.
"Die: reg erſtern enthalten lauter Handfchriften, '
vertheilt nach ihrem Vaterland. Die erfie Klaſſe
— von 1 bi 88 — ſind Orfordifche: - in Der
zweyten N. 89. biß 144. Oodices in andem Staͤd⸗
ten des Großbrittaniſchen Meiches, in Irrland und
"Amerifal (Amerika! doch nur einer! zu Meus
york!): in der dritten ausländifche, in — 28*
ſcher Ordnung, nach den lateiniſchen Namen ihres
jetzigen Aufenthalts von Argentoratum biß Vien-
na, faſt wie in der Michaeliſchen Einleitung Ins
MT, von N. 145: biß 234. Bißhieher ft noch
Ordnung. Die drey letzten Klaffen beobachten fie
weniger. Die vierte ſoll gedruckte Ausgaben be⸗
ſchreiben von. N. 255. biß N. 300. — aber 290.,
dann 293⸗299. find wieder Handſchriften. — Die
. Meberfchrift der fünften Klaſſe iſt: codices MSS.
apud exteros a cl. Brunfio in locisfeledtis oollati,
Darımter Cod. 301370. Parifer find, Die übrigen
aber biß 649. nach der Brunfifchen Reiſeroute auf
. - einander folgen: (Die naͤchſte Unbequemlichkeit
hieraus iſt diefe, daß man immer an zweyen Or«
ten, in der dritten und in der fünften Klaſſe nach⸗
ſchlagen und in der letzten ſich bie Meifecharten des
Hrn. Bruns entwerfen muß, wenn man
will, od ein Codex z. E. in Deutſchland noch uns
ver⸗
"Ver Tell. Webr.ed, Keiimikött. Na
verglichen- fe? — Es iſt unbedeutend — "doch
verwirrend, daß ünter diefen Handfchriften auch
gedruckte Ausgaben begriffen find, eine Bibel zů
Mantua fa, , eine andere. ebendafelbft von 1492:
und noch eine von 1505.) — Syn die feßte Klaſſe iſt
alles übrige, Warianten aus Rabbinen, Talntud,
dem Machſor, aus Fragmenten, ſpaͤter behannt
geroordenen Handfchriften und Ansgaben, unter⸗
einanber.von N. 650. biß 694. zufammengeworfen,
— Bir loben den Fleiß des Sammlers: dem
ohne dieſe zugefuͤhrte Materialien würde nie eim
Baumeifter arbeiten koͤmen. . Aber nun jedem
Stuͤck vondiefem Hanfenfein Fach anzumweifen, —
. aus demfelben. das umwichtigevom wichtigen, Bag,
was zum Grunde taugt, von dern, was zum Ih
ckenfuͤllen daliegt, abzuſondern, und Diefen ganzen
großen Apparatus fritifch zu ordnen: das iſt noch
ein großes Tagemerf, wozu’ fich vielleicht erſt Int
neunzehenden Jahrhundert ein gedufbiger Tag
löhner findet. Indeſſen wirb es uns erlaubt fenn, |
wenn wir einige Monate biefe Bibel werden gm
braucht haben, von einigen der erfjeblichen Ci»
eum in nächftfolgendem Stuͤck unfrer Bibl. nähere ·
Nachricht zu ertbeilen, Kennifotts Urtheil Darüber '
zu prüfen, und die Aufmerkſamkeit auf fie zu
erregen. - ' 0
Das größte Verdienſt bleibe am-ganzen Werk
bdie Doariantenfammlung felbft, bey. welcher
mæeiſt die von ber Syoogtifchen Ausgabe der Bibel
(cbey einigen Collationen die Simoniſche) zum Grund
| ' : RES: gelegt
- u |
gp Vet rTeſt hebt. d. Kemmikog: ——
‚gelegt worden. Ob ſie teen und vollſtaͤndig fen?
muuß die fünftige Einfiche in die gebrauchten Haud-
Schriften beftärigen oder zweifelhaft.machen. Aber ift
das Reſultat auch fo erheblich, daß wirckliche Bey⸗
rraͤge zur Verbefierung des hebr. Teptes baburch ges
liefert, bie Entdeckung richtiger Lesarten und eines
Leichkern oder beſſern Sinnes erlakkhiere, vice
Schwierigkeiten der Ausleg. A. T. gehoben und Die
reine Quelle des Urtextes nun beffer.geöffnet worden ?
Wirklich nicht fo weit, daß wir, wie Schwär-
merey und Aberglaube fürchte, eine neue Bibel,
neue Wahrheiten, befämen oder nur eine Wahr⸗
heit des A. T. verlohren hätten: dazu find bie
. Bandfihriften zu jung-und die juͤdiſchen Abfchrei
ber zu wachſam: aber aud) nicht fo weit, daß nun
alle Kritik über das A. T, erfehöpft und genug zur
Herſtellung der ächten Lesart in den KRonfonauten
(die Punkte erfordern eigne Kritik) geſchehen märe.
Gemg, daß einmal nichts entfcheibender . bie
jüdifihe Grille von den Nugen der Maſora zur
Umzaͤumung des Bibeltertes gegen Verfälfchung
ober Fehler. und von ber Unverteglichfeie unfers
heutigen Textes widerlegt, als dieſe Wergleichung.
- Denn feine Handſchrift unter ſechshunderten ftimmt
buchſtaͤblich mit der andern zufammen. ‚Welche
iſt num unter dieſen fechshunderten der ächteirtert,
wenn ne! xseoyss, ne Jota quidem nad) den mis
Frofogifchen Bemühungen ber berühmten Mafores
ten wegfallen kann. Dieß wäre ein Problem für
Piderit! — Hernach hat ſich doch gezeigt, daß
wirklich viele Sesarten, ker alten Meberfegungen,
« .
‚Vet Pet, hebt. ed Keinniheg. ‚293
‚bie. ‚gegen alle unſre Honhſchriſten gerechnet
find, durch einzelne Codices beſtaͤtiget werden.
Hebraͤiſche Lesarten —— ‚nit der Samaritani |
ſchen, mit den-Sriechifchen, mit ben Chalbäifchen
und Sprifchen überein, Cauf Die-übrigen Verſionen
fann ich nicht ſehr rechnen, weil fie mittelbar ſind,
bie Hieronymianiſche, Sateinifche und die Arabifche
in einigen biblischen Buͤchern ausgenommem,)
zwar. meiſt nur in Kleinigkeiten, ba ein Bao im
Anfang fehle oder hinzugeſetzt iſt, u. d. g.; und
nicht einmal fo, daß biefes Zuſammentreffen
die Guͤte und die Richtigkeit einer Lesart beweiſet;
doch auch zuweilen in erheblichen Stellen, ſo daß
der Sinn wirklich veraͤndert, Schwierigkeit in der
Grammatik, im Syntar, in der Auslegung aufge
heben, ‚und die Bibel mit ſich felbft mehrverei-
niget wird. Hiervon müfjen Die Beweiſe zwar
erft nach und nad) geſammlet werden ; aber einige,
wichtigere und auffallende, wagen wir bier an⸗
zugeben. |
1B. Mof. 2, 2. mo ber maſoretiſche Tert fo
unſchicklich Bawn Dora hat, wofür im Samarit,
swwrı ſteht, fehn wir, daß zwey Handſchriften
(N. 325. und 474) die Zahl ganz auslaffen. (Mach
einigen Regeln einiger neuteftamentlichen Kritifer
3. E. Semlers, die wir doch nicht gegründet ger
nug finden, Fönnte man alfo beyde Worte vıawn
und vawrı für Einſchiebſel halten): Ein Codex hat
bey dem Buchſtaben v eine Raſur. (Und hier⸗
aus gaben einige vermuthen wolln, daß er ur⸗
ſpruͤng⸗
‚E24 Vet. Tel. habe ‚ed Keriikori.
predigt die Samarit $esdre gehabr Habe: allein
Das'n nad) w, das nicht radirt iſt, iſt genug Be⸗
weis, daß er urſprunglich ſich mit dem heutigen
Lert conformire. — V. 12. ſetzt der Samarit.
nach 31 noch nn, Ein hebr. Cod. N. 9. ſtimmt ihm
bey. — 1B. Moſ. 3,7. iſt nach dem gedruckten
Ausgaben von Adam und Eva geſagt, Yon
raw by: im Samar. iſt der Pluralis op, Eben
dieſen behalten noch jege fünf Codd. nemfich 69.
587. 144. 586. 646., bie Norzifche Ausgabe (N.
800) und das Talınud Babylon. im Tert, eine
am Rand bey; in vieren fund fie von. der erften
Hand, und in einer (Cod. 248.) ſteht fie ex cor-
rectura. Wie man doch nach und nach die Codi-
ces nad) einer Norm formee!) State non haben
vier Samarit. und vielleicht einehebr. — Modry:
konnten fie das Wort nach diefer Orthographie
von non ableiten? oder une jeßige Punftation
baben? —
1B. Mof. 4,7. in ber Anrede Goftes an Rein
iſt Die Differenz zroifchen Samarit. und Hebr. an
ſich ſchon groß, und doch feine von beyden Lesar⸗
sen ganz leicht ober verftändlich: aber ich weiß
nicht, ob num die Handfchriften, die wieder variiren
“ einen bequemen Tere liefern. Den bebr. Tert
kann jeder in feiner Ausgabe nachſehen: der ges
druckte Samarit. ſetzt: om nnw Sonion br
pas inpb yon yan nur nnob nd’. fi w. bet
letztere noch Dunkler als der erfte, aber ſicher durch
' ve Eriieren berborben: denn fünf Samar. Codd.
. . tafien
Ver. Teltzhebr. -Reunkon- : — =
laſſen die Wirderholung ‚ber. beybei Werte SNon .
rad reg, amd vier Darunter (Cod. 64. 65,363,
und 127.) fehieben nach >, wie im hebr. on
ober 2Um ein. „ Im hebr. if Feine andere Vari⸗
ante als bloß verfchiebene Orthographie des Wor⸗
tes awoın.ımb Ourch einen Schreibfehler) bie Aus⸗
loffung des on in Cod. 69..— einCodex, ber ungen. "
woͤhnlich oft vorkommt, und im 12. of ni,
meiften Eigenheitenhats -- -- -
Syn ven Gehealogien. 1 B. Met. 5. Bleiben bie
Codd. jeder Saupeeecenfion des Pentateuchus bey’
ihrer Klaſſe. Denn die Yuslaffungen ober ſichtbare
Schreibfehler alteriren hier nichts. Aber merke ,
würdig ift es, dafs Feine Handfchrift ‚hier die Sup
len durch Buchſtaben ausdruͤckt. —
Jakobs Seegen 1 B. Moſ. 40. iſt ‚zu unſrer
Verwunderung nicht ſehr reich an Varianten: doch
man trift uͤberhaupt da die wenigſten an, wo man
die meiſten begierig und mit Hoffnung ſucht. Das
nur 9: 10, fchreiben 26. Codd. ofne “od, wie
der Samarit, Drey. Handfhriften. haben ws
und. hieraus wird bie Lesart der alten Ueberſetzer
vᷣ fehr kenntlich. Ebendaſelbſt hat ber Samar.
Pentateuchus in den Ausgaben, wie laͤngſt bekannt
iſt, Dwvu nn 991 ſtatt PP. Indeſſen ſind
zweyerley Varianten doch anzumerken: eine. in
hebr. Codd. 39 ſtatt Yo, wie in mehrern. Hand⸗
ſchriften urſpruͤnglich Rund; (eine N. 247. hat fin |
gar Yon alg-Keri, obgleich nun auch im Tert Dieke,
lcert nn: und die andere in neun —
n
ZB Vor Telki hir Kennikert
ſchen Todicibus Leine uͤberwbiegende Zahl von Zeu⸗
gen in dieſer Recenſion!) nn» ſtätt ru, wos
hin fich eine hebräifche neigt (Codex 99.), Welche
a prima manu ri» las. Sollte nicht-dieß letztere
die $esart der LXX gewefen ſeyn, wenn fie’ verti⸗
ven: x97 ovros meoodenis 2Ivav Ihn werden
vie Henden aufnehmen? — Daß die Samarit.
zuweilen den maforetiffhen Tert, und hebraͤiſche
Handfhriften ben Samarit. ausbrüden, beweiſen
auch ihre mehrere Collatignen. :Yaları v. 12. hat
mis; der hebr. Recenfion Codex 61, (ein Samarit.
ſohr alter) ſtatt ">31; aber fogleich © 13. ſteht
>, wie im Samarif. vor yx für 72, in Cod. 1.
(dem älteften nad) Kenniforte Urtheil), 69. (einer
fedr ergiebign Wariantenguelle, — .ein Codex
- Hebraeo latinus 80, 125. (erft im Jahr 1481. ges
ſchtieben), 84. a prima manu (ein Codex, Der
ſich überhaupt der famaritanifchen Recenfion naͤ⸗
Bert}: 129.’ ex croredtione, und vielleicht auch zus
erft Cod. 109, (ein fehr eigner) und 294. — 915.
zeigen uns fünf Samarit. Codd. eine eigne Pun:
ktation fuͤr dod, denn fie haben oh. "Eben fo
viele fegen wie im hebr. v. a1. How flart Aare, wel⸗
ches für die hebr. Punktation fehr guͤnſtig ft. —
Ein Codex — N.r. — nähert ſich wieder v. 22.
dem Samarit, in dem Wort mAsx, wofuͤr hebr.
a8, Samaritanifch »Nyx ſteht. — Merkwuͤr⸗
big iſt es, daß v. 24. für on im Singulari acht
Gamarit. und zwer hebraͤiſche (Cod. 111. und 152.)
‚und a prima inanu Cod. 155. yy0 im plurali ſeſen.
Wieber zwey hebr. Codd. (N. 82. unb:150,)
BE \ - behalten
by
|
behalten v. 25. die Samarit: Sesart ben, tie weit
vorzuͤglicher ift rw Gm: und 1 B. Moſ. so, 10.
tritt Cod. 84. und 109. wieder auf die famaritäni«
fche Seite, in der Verfegung der Worte 32 1%
aber. v. 14. find acht Samarit. Codd, für die beffere
bebr. Sesart'2wri gegen bie gedruckte Sam. ayunız
ipre Uebereinſtimmung fiir D12>0 v. 18. iſt Ben
weis genug, daß &Yı»b in dem gedructen u
bloß Druckfte hler iſt.
2B. Mof. 1, 20. iſt Cod. go, ein behenderer Zu
faß, zum Beweis, daß auch die hebr. Abfchriften
nicht von Gloſſen rein (nd. Am Schluß des
Verſes find die Worte bir rin bengefügts
doch wäre es möglich, daß des Abfchreibers Auge
fich in den folgenden Vers verirrt hätte, — Das’
ungrammatifche v. 9. RN in der Samarit. iſt
wieder meift Drucfebler: denn fo fehr auch die
Handfchriften in den matribus lectionis hier differi⸗
ren, fo ftimmen boch für das m am Anfang dee
Wortes. Wieder eigen hat Cod. 109. im hebr.
Yp2n a prima many. — V. ar. feßt die Sam,
Kecenfi ion ned) das Wort nun) hinzu: aber ge⸗
rade dieß, obwohl vor Tun, hat ein Codex,
N. 603. — 3.23 ift im hebr. NN im Samar.
won, Druckfehler: allein eine Handfchrift (Cod:
64.) if dem hebräifchen eonform: und eine andre
(Cod. 65.) wird. durch die Jesart urn merkwuͤr⸗
dig, — 8. 4, 6. feßt der Samarit. nad) mar
noch Perw gerade fo Cod. 75. und 109, auf deren
| ichtigkeir ſich nun leicht ein Schluß maden
läßt.
ı.
Ver Tell. hebr. ed. Reanbotte 37
Pd
28 "Ye. Tel: hiebr. ed. Kennikartf
laͤßt. — Doch wir wollen ſolche Beyſpiele nicht
noch mehr haͤufen, aus denen erſichtlich wird, wie
viele Spuren der Samaritaniſ. Lesart ſich noch in
den hebraͤiſchen Abſchriftan erhalten haben, und
- „wpiefchweres war, nach und nad) ben tyranniſchen
> Maforetifchen Geſetzen den Tert anzupaſſen. —
2B. Moſ. 17, 2. ift wieder, wie es ſcheint, ein
Blofje, allein in einem richtigen Codex, N. 69,
nad) dem Worten: und das Volk zanfre mit
Meofe, in den Worten; TNw3 0 nd, einge
ſchoben. Start yon finden wir in mehrern Abſchrif⸗
fen an wie im Samgritanifchen .. fo wie v. 5
opn in Cod. 69. und ge. für np ſteht. 9.9
muß ſehr fonderbar in Codex 109 lauten: und
Meſe fagte zu Jehopa (m ſtatt sun): mähle
einige Leute aus und flreite fire. Iſrael mie Ama
bee (PVM Bndwıa): Morgen faffe ich Poſto auf
dem Bipfel des Berges Pisga (nyaaı mapan —
der Cod. 125. bat für myarrı das Wort upon),
mit dem Stab Gottes in meiner Hand. — Iſt
eine folche Varietaͤt bloß Fehler des Abfchreibers?
oder Weißheit des Correktors? oder Copie eines
Originals? — DB. 16, ift fo dunkel, daß mit
qus einer Variante Licht fuchten: allein. es ſchim⸗
werte wenig hervor. Bekannt ift dag füryy 72
m 09 im Samaritaniſchen fieht .noa Sy 72:
benydes unklaͤrbar. Kennikott merfe bier
bloß an: :m.02 hv 3x 665. (eine Variante
aus der Leipzigiſchen Handſchrift des Machfor. —
Zwor erheblich, weil ſchon Clericus in: diefer Stelle
aus Konjektur ©> ſtatt 2 wähle — allein als. Zeug:
a
4
en N no
J Ve. Tell hebr. a kenrikat⸗ 509 =
niß eines noch dazu nicht eigentlich, bibliſchen,
Codex nicht wichtig genug. ) ‚Erheblicher iſt, dag.
neungehn Abfehreiber bald im.Zert bald am Ran -·
de 102 lefen, wie Die LXX vor, fi) hatten, die
mo2 punktirten, ob fie e gleich by nicht ausdrüden,
— "RR, 19, 18. wird im hebr. gefagt und der ganze
Berg (Ann 5>) zitterte fehe (Ar): nie haben
deswegen immer, die Bedenklichkeit gehabt, daß das
Wort I nie von lebloſen Dingen gebraucht wird
| und lieber eg vom Bolf verftanden : die ganze Nation . -
bebte: daher war es ung erfreulich zu lefen, daß,
noch jet. zwey Handſchriften (Cod. 191: 1..528.),,
dry a prima manu ‚ und, vielleiche nod) drey an⸗
dre Dan für. a9 ſeſen — 8,20, 5. ſcheinet in
mehrern Codicibus urſpruͤnglich geſtanden zu ſeyn;
ich ahnde die Mifferhat der Väter an ben Rindern, “
wma han wie Exod. 34, 7. wenigſtens ift-diefe
Sesart noch in Cod, 469. wahrfcheinlich. vom Ana - |
fang in Cod. 344. in Cod. 181, (dem. von Vogel
beſchriebenen Helmftäptifchen) auch) zum Theil, An
Cod. 109. — Im zehenden Gebot 2Mof. 19,17. .
hat der Samaritaner noch den Zuſatz: du folle
nicht _ begehren die Frau deines Nächften, fein
⸗
Feld (rw), feinen Sklaven. Verdient es nicht
Attention, daß eben diefer Zufag auch noch jeße
in drep hebr. Handfchriften im-Tert (N. 136, 593. 6811.
ſein Machſor ] vielleicht auch 150. und in einer,
N. 435.) om. Rande ſteht? Sollte es nur aus 5 Moſ.
18. hieher uͤbergetragen ſeyn? — K. 23, 8. wird
das —— der rRichter verboten und
der Grund hinzugeſetzt, weil das Beten w
Döderl.2 t 2.D 1.8 innpD
⸗
i “ s
/ u ‘nr ..
-
N J
55 vr. TEN. FEN &. Kennikott.
MERBEK Zwiſchen beyde Worte ſetzt die Samar.
Kectnfon »» und mit ihr neun hebr. Codd.
- reinem iſt 399 ausgefrage), —' Drey davon
+
(109. 139.153.) verändern noch dazu das Wort
ennpe in. Bm. Auch dieß iſt erheblich. —
Im Geſang Bileams Moſ. 23. find ums einige
wichtige Varianten in den Samaritaniſchen Hand.
ſchriften aufgeſtoßen, - wo- nach) dem gedruckten
Terxt die beyden alten Recenfionen des Pentareu-
chus vonform ſcheinen: in den ungedruckten es aber
nicht ſiid. Schon v. 8. ſteht in 7 Codd: mayı
ſtatt os, DB. 10. leſen neun (alſo die meiften)
ex ebrr. und eine (Cod, 127.) Yoy 2, wo aber
m wahrſcheinlich darzwiſchen ausgefragt ft.
Gleich nachher für 1200 fiefern vier Codd. die
ohnfehlbar richtigere Lesart, 100 m. (Ein Fall, wo
Handfchriften die Ronjekturen beftärigen, der im-
merfelten vorfommt. Venema ſchlug nus Konjektu⸗
ralkritik ſchon bie Sesart Aso = vor N Im hebr.
iſt bier keine erhebliche Vari iante.
Wir muͤſſen boch auch in die uͤbrigen Buͤcher
lichen, Die große Luͤcke im 21. Kap. des Joſua
nach dem 35. Vers iſt lange ſchon bemerkt worden:
aber ich erinnere mich noch der Zeit, ba man fie
— — —— —— — —
MSs. 99» für Sov nm wo, außer ihnen cine
ber alle wunderlichen Rettungsmitteln yafuhen
als zugeben wollte, es fey aus der alten Eharte
des Joſua einige Zeilen ausgefallen. Und im
Gruͤnde w war der ganze Grund Dies Aberglaubens zu
großes
9
—
ver Ten, hebr, ed. Kennikog. 538 -
großes Zutrauen zu der wweyten Bomberg. Bibel,
welche bezeugs, daß Die zwey fehlenden Werfe in .
feinen alten und genauen Handfchrift (in aullo u-
tiquigrum et emendatiffimorun,, : Mie doch bie
Editoren damuls überall einerley Ton hatten!)
auch in der Mafora nicht angetroffen werde. —
Tun da gute und fehlechte, junge und alte Zeugen,
Editoren und Abfchreiber abgehört worden, zeigt,
fihs, daß die metften Handſchriften die fehlenden -
Verſe ganz oder zum Theil haben, obwohl bie .
Veränderungen und Differenzen der MSS. unt
Ausgaben fehr fonderbar find. K ennikott verglich,
über diefe Stelle 280. Cadd. unter denen 59. (drep
Editionen mit eingelchloffen) bie Verſe ganz wege
laſſen: In zwoͤlfen ſtehen ſie am Rande; in 137. (wor⸗
unter 23. Ausgaben) im Text. — Sur ‚der Ans
fang des 0.35. iſt verfihleden, Meunzig Codd.
haben: x rm Jar mom. Vierzehn: mus .
2 MN me DOpR mD, AN, TON). Sedhaehn:
San3 7X2 MN nn Awonn“wie ı Chron. 6,
63. 64. (doch viere haben Sara nur am Kane,
— Barum macht Kennikott hier Ausnahme von,
feiner Regel?) Endlich neun und zwanzig: un
Sana wa hn minT vopn "Ww nn Yan. "
Hieraus wäre nun entfchieden, daß · diefe zwey
Verſe aͤcht find, und unſern Bibeln reſtituirt wer⸗
den muͤſſen. Im Buch der Richter K. 2, 9.cheiße.
ber Begräbnißert des Joſua darn, im Joſua ſelbſt
K. 24, 30. rrd. Beydes kann nicht richtig ſeyn.
Allein drey Handſchriften, vielleicht ſieben, liefern
hier einſſimmig mit dem Tert des Buchs Joſua
| tla J a
.
\
.
—
J
| sn u Ver. Teft bebr. ed. ‚Kenkikott, |
mo. Doch iſt der Fehler ſchon alt, da ihn ſchon
die LXX haben.
1&am. 13, 8. iſt es fuͤhlbar, daß ben don
ten Rovx nun etwas, ausgelaffen ift;
Luͤcke wird verſchiedentlich i in den Codd. eine
I (Cod. 30. 96. und die gedruckten Ausgaben
257. 260. 264.) fegen zwiſchen bende Worte vun,
wie bie LXX. ds eime causnA; viere (Cod. 70.
'288. 601. 692.) aber ftatt von das Wort mw,
B welches fehr leicht wegen des gleid) folgenden rww
wegfallen könnte, , '
Doch wir wollen uns niche bloß auf ben erſten
Theil einfchränfen. Auch im zwenten, kommen
Lesarten vor, die mir weder unter die Schreib:
fehler noch unter bie vorſetzlichen Verfaͤlſchungen
zaͤhlen koͤnnen.
Eſ.5, 13. ſprechen 71. Codd. für das Wort 2
u ſtatt Da, und bey nah finden wir nicht nur bie
Wariante naryw (Cod: 232.) fondern auch rh3V
(Cold. 17.) und n»wb (Cod. 129.). Die $esarten
‘find zwar falſch: indeſſen immer Beweis, daß
ſich Abweichungen zeigen, die nicht bloß in ma-
tribus lectionis beflehen.
Wegen der großen Chronologifchen Schwierige
keiten ift Ef. 7, 8. berichtigt. Hier iſt doch einmil
ein Differenz in Zahlen, fonft eine ſeltene Erſchei⸗
nung. Cod. 96. hat nemlich Dmw» für ivww,
und zwey andere faffen Bas warn aus, — Ob
wohl viel hiermit gewonnen wird? und- woher biefe
WVariante fliege: mag anderswo unterſucht wer.
on den. — Das v. ib. a für 25% in einer
Hand⸗
XR
N [4
% ” “ ’
B * Fr un
N
—
ven. ren hebr ed. Keniikrt 53:
Handſchrift N. 553. und primo in Codı Pr su,
geffanden habe, wollen wir buch anmerken: .e8
kann einige. Schwierigeiten heben. —
Eine Probe,‘ daß auch die Abtheilungen in
Verſe nicht immer ſich gleich find, treffen wir Ef.
8,23. an. Mit dieſem Vers fängt Cod. 657, (die.
Londner Polyglotte) und mit dem Worte n>>-
in der Mitte des Werfes Cod. 270. 655, 256. (die
beyden letztern find die Antwerpifche und Parifer
!
",
und 270, die Compfutenfifhe Polnglotte — ale
lauter gedruckte Ausgaben! das neunte Kapitef
an. — KR. 18, 18, gehört unter‘ die Stellen ; we
Kennikott feine öfteren Anflagen gegen bie Yüben,
den Text verfälfcht zu haben, wiederholt, Er
begänftige on ms nach 16 Codd,, welches er,
tie vor 29, fahren, uͤberſetzt: Sonmenftabt,,
Heliopolis, wofür auch ein Codex, N. 490. (ein
römifcher) ſtimmt, der am Rande wow rn feßt, _
Cieß alles werden unfre Ausleger des Eſaias
nicht wichtig finden, nachdem es fo gut als ent»
ſchieden iſt, daß Leontopolis hier gemeint ſey, wel⸗
des oa my iſt). — Statt orınn Ef. 24, 18.
ſteht in Cod. , — dem älteflen nach K. Urs
heil — uvown; bieß führen wir zum Beweis,
an, daß es auch erlärertde Gfoffen in dem Codi-
cibus giebt. Mehr wichtig iſt K. 25, 2. Dr (Cod,
1.96.) für oyır, Denn Das erftere ift weit paffender.
In den uͤbrigen dunklen Verſen dieſes Kapitels iſt
wenig Troſt für dem Kritiker, der beſſere Lesarten
uffpuͤrt. Ein Codex (wieder 490.) ſetzt v. 7. für
a das Wort nor, — Vielleicht ein int zu
| -..93 einem
—
F N
x.
4 -" N
L
34 | Vet. 7 eft. hebr. .ed. Kennikön.
| einem bequemern Einn! Ein anderer (Col. 1.)
ſchiebt zwifchen 9» und 05 das Wert: 30 ein.
Wieder ein Wink! — V. 11. ziehe ich dem dun-
‚Selm Ian das n>ın vor, aus Cod. 108. Wie
natürfic) ift Dann der Sinn: er druͤckt mit weit
ausgeftrecfter Hand den Stolz Moabs nieder! —
K. 27, 3. fprechen 24 Codices für die Lesart pon
ftatt pop. Aber v. 4. wo mon fo verfchiedne
"Yunftation leidet, und nach bemfelben einen fo
verſchiednen Sinn giebt, iſt — ein Codex der
mo, und nur einer, ber moırt lieſet. — B, 5,
b wuͤnſchte ich für ım art des moforetifchen e meh.
rere Zeugen: aber es iſt nur Cad. 651. — fein
biblifcher, fondern die Ausgabe der Rabboth, oder
. Ausfegungen über den Pentateuch, und die Me
giilloth — und wahrſcheinlich fo gut Druckfehler,
als Ef. 14,4 Da für 7700 in der fheffalont»
ſchen Ausgabe des Eſaias: denn Feine Handſchrift
weiſet jene Lesart auf. — Eſ. 30, 30. aͤndern fuͤnf
| Handſchriften no7 in Dar und 65. das dunkle yde,
das wir fonft nur für Druckfehler hielten, ins,
welches der Parallele ganz gemaͤß iſt.
Im Jeremias haͤufen ſich die Varianten ſtaͤrcker
ats in andern Buͤchern; ich. weiß nicht, ob bie
Urfache in Anomalien feiner Sprache liegt, welche
die Abfchreiber verbeffern wollten, ober in wirkli⸗
chen Schreibfehlern , welche fi ch in die fpäten Ab»
or or in Cod, 89. 2 »on.Dnn, welchen Cod.
: fehrifeen eingefchlichen haben, Ein befonderer nicht
unſchicklicher Zuſatz iſt K. 11, 14. nad) den Wort
149.
Vet. Telt, hebr. ed: Kennikgg. 8.
149. doch ‚mit Wegfaffung des 3a wiederhohlt.
‚Am zahlreichſten — pielleicht im ganzen he
— find bie Abweichungen. K. 17, 1:3. woraus
wir nur anführen, ‚ompnam ihre Aitaͤre, flat .,
eure, in hundert und eilf Cod. py 5> ftatt 4»
vr in eilf Codd. (die. wahrſcheinlich corrigirten
ungerechnet); 3 figtt 92 in 70., und v. 2.02
ftatt 52 in mehr als 200., "und faft in 650: 2)22
ſtatt Poaraı — alles Kleinigkeiten: indeſſen bo
ein Beweis, daß, wenn man der Menge der
ſchriften folgen will, unfre Ausgaben ſich nicht
immer an diefelbe anfchliegen. Line wichtigere |
wäre v. 2, Ny für ar, allein es ſteht daben, ,
fotte 199. und wir trauen ihr baher nicht. V.6.
on oder tyyMheißt in vier Handſchriften
(4. 112. 136. 109.) &, fuürchterliche ‚Be:
genden, für Bmion Ser. 22, 9.lefenneunCodd.,,
einer nod) darzu ex corrediione, DMEN —8 IJ
wohl eigen. Eben fo finde ih K. 28, 8. in 27.
Codieibus 29% weit ſchiklicher als sn", 8. 77,1
haben die Kritiker längft erinnert ,. daß Zedekia
fuͤr Jojakim geleſen werden muͤſſe. Run haben
wir doch eine Handſchrift (N. 224. die Koͤnigsber⸗
giſche) die dieſe Lesart im Tert bat, Cod. 390.
(in Wien, einer der aͤlteſten und ‚eoftbarfien) hat
ſie am Rande: und noch eine, N sa — fe
ante correctionem — u
.
Erd. 5,7. PR lehte — in pr Codd. in
zweyen iftes ausgeloͤſcht. Hierdurch wird dee Sim _.
Fir tigt un J r side ſetzen 8. mn
14
Ann
u = -
— 4 » . x
N . R , w N
—
/ Ver Ten. hebr. ed. Rennikott,
Sm, rn; Ungtüch auf, uagiuckt "nd ode
kann eg hier verfeiinen, daß auch dieß den Sinn
erleichtert? Ehen fo lefet der Chaldaͤer. KR. ız,
19. finde ich nicht nur in fuͤnf Handſchriften 055
5 für 0%; ſondern auch m fechfen win 27 für Ins,
— Ich wundere, daß keine Irın lieſet. K. a1, 19.
haben die alten Ueberſetzer gelefen nn. Cod.
89. ſtimmt ihnen bey: aber mehrere doh für umb.
— K. 24, 19, wird unfre Konjektur, nach der
ie np in pam änderten und die Paralfele
und dem Sinn angemeſſen ift, durch drey Cod.
CN. 33..153. 224.) beftätige — ein Fall, der bey
der Konjekturalkritik ſelten vorkommt! — Ezech.
7,11. finde Ich vier Handſchriften fut on.
— ch möchte "ma im Nationenverzeichniß
„Dom Ezechiel nicht gerne vermiſſen.
Hoſß5, 0. gewinnt die Auslegung der Worte
u Bee yorp am viel Durch eine fimple Variante
— des Cod. 145, (eines: Strasburgiſchen, fehr alten)
"soW' pm — Reiner unter ibnen nimmt
- Zucht an! K. 7,6. wollen wir nicht auf die Lesart
in 137 Codigibus Dion für omon rechnen, weil
IL unkte nicht. verglichen. find : doch verdient es
Amel, daß Cod. 93. tamon wie die LXX liefer.
V. i4fprechen vier Codd. ‚(r8a. 5. "5. 150. ) für
das beffere U 3 >
———— Von den Pſalmen und den übrigen Yagiogra-
ae phis duͤrfen wir nicht viel ‚anführen, um nicht zu
wveitlaͤuftig zu Tepn. Erſtlich Jagen tote wohl niches
neure wenn wie aus Kennit, benierken, daß die
. 4
.. un.
„Ve Teft, hebr; ed: Kehnikotl. En
Abchenurgen ver D atmen in. den ———
ſehr verfchieben find. Z. €. fünf Codd. (17. 37
216. 409. 505) hängen ‘den zweyten Pfälm an den
erften. (Einige, welche aher Kennikott nicht art.
merkte, farigen erfi bey Pf. 2. an zu'zählen). Da
neunte und zehende, der nach dem LXX'ceiner iſt.
ſind auch hier Cod. 142. und 222. verbunden,
(Cod. 142. iſt eine eigne Eeſcheinung in. den
| Pfalmen.) - — Der 115, ‚Palm ſteht in 19. Codd.
als einer mit Pf. 114. der 116° Pſ. den die Editio
V. et VI. beym Origenes dem vorigen anfchlieft, ,
wird in Cod. 220. und 356. mit bemfelben' ver» ·
bunden. Aber mit den eifften Vers fängt Col.
. 332. und mit dem zwölften 7 Handſchriften (142
iſt darunter) einen neuen Pſalm an. Eben fo Pf.
arg. dem 21. Codd. mit dem vorhergehenden
zuſammenhaͤngen, aber zehen fangen. by mg‘
ſechs bey 25. und fünfmity.a6. einen neuen 1 Diaim |
an, x 3 e J 8
Verſetzungen ganzer Zalen FR nd im Pſalmbuch
ſehr häufig, wovon. ber Grund wohl in ber alten - 5
Art Siyneos zu (reiben liegt. — Bon merkwuͤr⸗
digen $esarten dürfen wirnur einige anzeigen. Die:
ängftlichen Kritiker werden ſogleich nach Pf. 22, 17.
fragen, ob ſich fuͤr XR einige Autoritaͤt finde.
Ihnen Km Troſt fönnen wir nicht ſehr vieles für
ND anführen: '- &sift Cod. 39. (inter antiquifli-
mos celebrandüs, "der ums Jahr uoo gefchrieben
zu ſeyn fheint) 267. ein Srobenignifcher gebrinchter
Pfalter) 27% (die Spanifäe Zothglotte. ru in
\
«
⸗
4
* —8X
ss ’ Vet, Tel. hebr. „ed. Kemikogt. u
fine (Die. Bombergifche Bibel vom Jahr 1526.,
bie Mutter den meiften heutigen Ausgaben,) 288.
- £die halliſche Michaelifhe Bibel in den Noten,)
662. (4, 96.).d, h. Wolf in bibl. hebr. T. IV.
96. forte 207. (eine Pariſer Handſchrift (aber fie
hat ja die Pfalmen nicht!) nunc 242. (eine römifdye
' som Jahr 1216). ‚Dagegen ift für 112 283. A.
Warianten am Schluß der Mlüufterifchen Bibel
vom Jahr 1536.) 291. marg. (ein Wittenbergiſcher
Pſalter vom Jahr 1566.) 539, marg. (eine Hand⸗
1, fehrift zu Modena) 542. (eine andere eben daſelbſt
vom Jahr 1470. Neu!) 649. (eine feiner Hand⸗
cchrift, fiher von einem Chriſten gefchrieben ) —
Alles zweifelhaft, wenn hier nicht Die ältern Ue⸗
feger das Uebergewichte geben!
+ Pf, 31, 23, fiel mir die Lesart NNad flatt nS>>
zauf. Sie hat die Einpfehlung von acht Hand⸗
ſchriften. Eben · ſo Pſ. 45, 10. PrIP> für 2
in dreyzehn Codd., denn nach dieſer Lesart waͤre
das Wort nicht von Apr ſondern mp trabs, her⸗
nach per Synecdochen Haus, wie 1Moſ. 19, 8.
abzuleiten, weldyes den Sinn fehr erleichtert. —
Pf 68, 31. wo dag mo> Hxra noch erkläre ift,
finde {ch im Cod. 133. 492 922. ——, Sollten nicht
bie LXX fo. geleſen haben, .umd. folltg nicht ber
Ausdruck aus.Hiob.22, 24.25; und dem Arabiſchen
_
ER
,. gm erflären ſeyn? —, Pf. 138. 20. find drey Va⸗
- „rianten ,. bie. Aufmerkſamkeit verdienen. Zu An
fang des Verſes: Noꝛ Cod. 73. 74 97. flatt Yun.
hbrleſe Bey Codices. find. hebraͤiſch lateiniſche
2,0. Pfalter!)
\.
Bw
g- nt | N .. . A
Vet. Teft: hebr. ed. Kennikott. 35‘
Matter); zu Trost angemerkt: Tram 39.
“Tioim aus 28 Handfchriften Tor aus fünf
Codd. (142. und: 156; find Darunter)‘: endlich für
“799 wird PD in Cod. 1. 37, 73. 1507 und & pri.
ama manu 4, 130, 243. gefehrieben. u
Sehr weniges ift uns in dem Sprüchen Safo- '
menis vorgefümmen,. das den Einn wirflih -
änderte ober verbefferte.. K. 4,3. ſcheint 32% für
20% dem Parallelismus.gemäßer. Nach Kennik..”
ſteht es in 12 Handſchriften. K. 7, 22. hat ein ,
Cod. 207. bezeichnet, vo»>1 für 0293), zwar ſchwer⸗
lich die richtige Lesart, aber doch‘ die, welche die
LXX. vor fid) gehabt zu feyn ſcheinen. K. 25, 8.
ift der Sinn faſt fhöner, wenn man mit zwey
Codd. 17. und 95. Dana von ob2 zum Stille-
fchweigen bringen, lieſet. — Bon Hiob wollen
wir jeßt nicht reden: wir werden einiges beym.
naͤchſten Stuͤtk unſrer Bibliothek ib ihm erinnern,
wenn wir die neuern Arbeiten über. den Hiob an⸗
zuzeigen fortfahren. — — | nn
Beym Daniel und.dem übrigen Chaldaͤiſchen
Stüden bes A. T. machte fih Kennifort noch das
Verdienſt, eine bebräifche Verfion aus einer rd»
miſchen Handfchrift unter dem Teyt (der überhaupt .
in den Codd. nicht fahr abweicht,) abdrucken zu
laſſen. Wir. Eönnen fie niche für ſeht alt halten,
oder aus ihr wichtige Barianten finden
Noch ift übrig, daß wir. auch von den Urtheilen
Kennikotts uͤber einzelne Stellem, ‘die es beweiſen
muͤſſen, wie gebildet ſein Erieifcher Geſchmack und
a | ge
P
so Cramen emarum
‚sole geſchaͤrft ſein kritiſcher Sinn ſey, einiges aus.
zeichnen, von den erbeblichenften Handſchriften
—* Meinung und Obfervationen mictheilen, und
dann aus dem ganzen noch einige Materialien zur
J ailtteſtamentlichen Kritik ſammlen. Werden unſre
eſer es ung verzeihen, wenn wir noch einige Bo⸗
gen damit füllen? — Wir hoffen: denn ſind es
ſolche, die die Kennikottiſche Sammlung nach⸗
ſchlagen koͤnnen, fü werben wir ihnen manches im
Gebrauch derfelben erleichtern: find es andre, fo
. wird ihnen eine weitläuftige Recenſi on davon nicht
. ganz unangenehm ſeyn. |
* ne re . _
ILII.
| . Zobann Andreas Cramers neue
[er
, Me eng des Briefes Pauli an
- Die Ephefer vebſt einer Auslegung beffelben. _
Hamburg und Kiel, bey C. €. Boba
1782. 4 1 App, 2 B.
Part ſchien der zum Vortheil unferer Zeiten
herrſchender Geſchmack an philofogifchen
und Eritifchen Auslegungensfchriften und Commen⸗
tarien bie ältere Dogmatifche Mechode zu verbrän-
gen und ganz unmerth gemacht zu haben. Und
.weber Bibel noch Wahrheit fchien, bey dieſer Ver⸗
— E der Desmetiſchen Behandnn ber
bibliſchen
”-» ._ r
BE Zn fl W
des Br. an Die Epheſer. J Bü *
bibliſchen Bücher, welche in dem erſten rin
Zeitalter und in den beyden vorteßten ——
gewoͤhnlich war, zu verlieren, wenn mah ſtatteines
vernuͤnftigen und zweckmaͤſſigen Aus zugs der reinen
bibliſchen Säge fand, wie ber wahre offne Bibel
finn fech in einem ſchlammigten Ueberguß von PN
matifchen Raiſonnement und polemifchen. Wide ee
gungen verbarg und verlor. Indeſſen iſt doch,
nach unfrer Einſicht, die gänzliche Verlaſſung der
dogmarifchen Eregefe noch größerer Werluft als
aller Gewinn, . ben die eigentlichen eregetifchen
gelehreen Arbeiten erwarten laſſen. Nicht nur
der gemeine Leſer kam von den Ausfegungsfchriften
ab, ward an Verfionen gebunden, und lernte den“
Sinn der Stellen vielleicht rihtiger, aber weniger
den Werth und Gebrauch der biblifchen Wahre
beiten: "fondern aud) die Prediger, welche zum .
Vorrheil ihres Amtes und der Führung deffelben
die Bibel lefen, wohl lernen wollten, uͤber das N.
T. zupredigen und die Belehrungen deſſelben nug«
bar anzumenden, fehen fich öfters in große Ver⸗
legenheit gefegt, wenn fie etwan außer ihren evan⸗
gelifchen oder epiftolifchen Terten, und ohne die
Nothhuͤlfe aus gewöhnlichen Vorrathskammern,
welche beſonders Starck angefuͤllet hat, einen
bibliſchen Spruch homiletiſch behandeln follten.
Aus ihren übrigen Commentarien im neuen Ge—
ſchmack lernten fie wohl Hebraiſmen beſtimmen
und perſtehn, Varianten ſchaͤtzen und beurtheilen,
Beweisſtellen finden oder verwerfen: aber fie lern⸗
ten nicht zum. ee Gebrauch fürs Dres
| digtamt.
.
54 Cramers Eklaͤuung
J digtamt. Sie ſammleten Doreriafien, aber ohne
Auslegung/ die aber fo wenig als gelehrte Dog⸗
matik quf der Kanzel und bey der Catecheſe para-
hiren fol. Wahrhaftig, wir. mußten. bey der
Foreruͤckung in allen Arten von Hülfsmitten fürs
Prebigtamt oft uns wundern, daß unſre fleiffigen
Schriftfteller in diefer Arc ‚von Subfidien für den
Prediger eine große und lange Luͤcke gelaffen haben.
Aber freylich die gelehrten Ausleger forgen meift
wur für: Gelehrfamkeit und, Erfindung bes wahren
Simes, und fennen, oft die Bedürfniffe des
Predigers nicht; und die wahre dogmatiſchen Exe⸗
geſen werden leicht Gewaͤſche, wenn nicht richtige
grammatiſche Auslegung, wozu nicht jeder den
Ref hat, verausgeßt.
oo |
Solche Betrachtungen mußte nothwendig dieſer
| Eommentar über den Brief an Die Ephefer in ung |
| veranlaſſen deſſen eigenthuͤmliches Verdienſt es
iſt, ein Muſter von der wahren dogmatiſchen
2
Behandlungs art der Bücher N. T., ohne Hintan⸗ |
ſetzung der. geammarifchen, geliefert zu haben, bey
welcher ‚genaue Erklärungen der Worte den Leſer
j Jir den eingeflreuten. dogmatiſchen Urtheilen und
‚moralifehen pdpr-afcerifchen Digreflionen vorbereis
‚sen; und bey welcher man nicht. nur den Sinn der
Blbel richtig entdecken und fafl en). fondern auch
fürs. geben gebrauchen und ‚mit Empfindung an⸗
wenden lernt, bey welcher endlich die Beredfamfeit
des Hrn. Procanzlers ſchon dafür geforge hat, daß.
8, bey den anvermeldlichen Trockenheit gramma⸗
tiſcher
N
F ' '
des Ve. an di Erb. Bis
aſcher Hnterffihuitgeii njchet an Unterhalt
Annehmilichkeit des Workäge fehle: Dich wir
muͤſſen, näch’utiferm Plan dieſe Kusfegungsfehrift
auf ihrer" gelchrken Seite kennen lernen und dabey
fomof von der Einleitung, als von der Ueber⸗
ſetzung ſelbſt ind bem’ Commentar daruͤber
reden.
Die vorläufige Binfefäm g hat sum Hauprger
genftand- Bie polemifcye: Unterſuchung, ob’ det
Brief an’der Ephefer wirffic an diefe ——
oder ob er, wid Marcion annahm, an die Chtiſten
zu Laodicea geſchtieben, oder ob er vielleicht “ein
encycliſche Schreiben fen, das an mehrere Gemeinen,
beſonders (wie neuerlich dr. Roppe annahm) an
ſolche, welche Paulus niche perſoͤnlich Fannte,
abgelaſſen werben. ¶Was in dieſem Jahrhundert
kritiſch⸗ heißen mwoftte, hat eine von dem letztern
Hypotheſen angenommen: allein dem ohngeachtet
magt es Hr. Eramer gerade zu bie ältere Meinung
wieder anzunehmen und nachdrücklich zu verthkidi⸗
gen. Es fommt „ wie er richtig einfieht, niche
auf die intern Gründe an, daß man im ganzen -
Brief feinen Umftand angeführt finde, der uns .
nöthigte, ‘an die Ephefifche Gemeine zu. denken?
denn dieß war ja nicht nöchig: genug wenn fein
Ausdruck vorkommt, melcher nicht an bie Gemei⸗
ne in Ephefus gefchrieben feyn koͤnnte: Tondern es
müffer hier äuffere Zeugniſſe entſcheiden:: und hier
beruht der ganze Streit auf’ dem Zeugniß Tertufe
lians ven Marcion, und auf einer (unerheblichen)
Stelle beym Bafıius L. 2. adv, Eunom. — er
Ä | t.
—8
—XR
—⸗
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⸗ *
— . — ⸗
“ -
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Etamers Erkluͤung
Sr. Korde bepkeinge. Wer Die fee: erelefise
“ veritate «apiftolam ıplam..ad Ephefjos habemus
| emillam ,' non ad. Laodicenos, fed Marcian ei
- titalum. aliquando interpolare geftit gpafi et in
iſlo diligentiſſimus exXplorator miseinem Gemuͤthe,
daß noch nicht Parthey genommen hat, Tielet und
auslegt, wird doch ſchwerlich etwas anders dar⸗
innen finden als die fimpfe.-Uusfegung bes Hrn.
Ro. daß nad) der. wahren. und. richtigen Tradition
der. Kirche dee Brief an. die Ephefer ‚nicht aber
an die Laod. ahgelaſſen ſey, daß aber. Marcion bie
Rebeberſchrift zu verfälfchen getrachtet habe, als ob er
ſogar biß auf diefen hiſtoriſchen Umſtand alles aufs
genaueſte entdeckt haͤtte. Und dann wird wohl durch
dieſes fo allgemeine und unlaͤugbare Zeugniß der
uͤlteſten Kirche die vermeinte Entdeckung des Mar⸗
glon, von welcher der. Urſprung ganz begreiflich
If, weit uͤberwogen. Wegen ber Stelle des Baſi⸗
lius, nach welcher im. Brief müfte geſtanden fen:
rois 801 (dv. eDeaw ausgelaffen) 4 .Rısoıs bezieht
ſich H. C. auf Michaelis Einleit. Zum Beweis, wie
paſſend uͤbrigens alles auf den Zuſtand der Epheſer
ſey, zieht er eine Parallele zwiſchen der Rede Pauli
an die Aelteſten zu Epheſus Ap. Geſch. 20, und
sinigen Ausdruͤcken in dieſem Briefe ſelbſt, welche
2" Mehnlichkeit doch auch zufällig ſeyn konnte. Wir,
ſollten wir auch nicht unter Die erſten Kritiker ge
rechnet werden, koͤnnen nicht bergen, daß uns das
gezwungene in den neuern Hypotheſen von einem
Circularſchreiben, das. Paulus offen an unbekanute
2
Gemeinen ſoll mitgegeben haben, ſehr auffaͤllt,
u nu _ J und
47 j . f
vor... on
os des Ei. an, die Eis. \ 545.
unb daß uns bie afte einſtimmige S ge der Ren
»-,
chen viel zu ehrwuͤrdig iſt, als daß wir fie opne -
ficheen Gegengrund aufgeben moͤchten. Doch mag
Tertullian ſchon recht haben, wenn er am ange⸗
führten Ort ſich überdie ganze Differenz ausdruͤckt
wibil de titulo imtereũi.
*
| Ben ber Meberfenung iſt nicht bloß das allge
mei Geſetz, den Sinn deutlich barzuftellen, be⸗
folgt., ſondern auch eine eigne Sorgfalt Darauf ge»
wendet worben, daß auch in.derfelben das Cha»
rafteriftifche: der MBaufinifchen: Schreibart ausge⸗
—
J
druͤckt und fuͤhlbar gemacht werde. Freylich ein
Geſetz, an welches unfer Ueberſetzerhaufe ſich nicht
bindet: denn es iſt immer leichter und blendender,
flieſſend zu uͤberſehen und man lieſt auch lieber Ver ⸗ |
fionen, in denen das Nachdenken gefthont und
alles fo huͤbſch sben weg. gefagt ift, daß man niche |
über drey Zeiten weit feine Gedanken zufommien
faffen darf. Allein alle andern guten Ueberſetzer
andrer Scheiftfteller haben bierinnen mehr Stren⸗
ge, ich moͤchts fagen, mehr Treuegegen ihr Drigia
nal bewielen und das Unterſcheidende in der Schribe:
art," Gedankenreihe und Periobenbau, das jeden
originellen Autor charakteriſirt, auch in der ieber ·
ſetzung fühlbar zu machen gefucht, fo weit ea die
Natur der Sprache geflatret. Einem, Manne,
ber die deutfche Sprache fo fehr in feiner Gewalt
Hat, und feine Arbeit nieht übereilte, mußte es
nicht ſchwerzwerden, auch in diefem Stuͤck feiner
Ueberſetzung größere "Bolffontmenpeit zu. geben:
Doderl.Bil.2.2.7.5 Mm nah
In
Jn.. 0
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.- ] 1 \ ‘ . , e
1
f ö ! . !
"546 u Cramene Eraͤring |
niach welcher Paulus freylich nicht. als ein zierlicher
Briefſteller erſcheint. Denn die Perioden find
.. lang,’ fehr gefettet, oft verwidelt, und bierdurch
etwas unverftändlich gemacht: aber 08 ift ſchwerer
als man glaubt, nach einer fichern. Regel zube⸗
ftimmen, women, ben Charafter des Driginals
ber Deutlichkeit, oder diefe jenem aufopfern ſoll.
Da bier eine. Auslegung beygefüge iſt, fo wäre
die Klage über Dunkelheit ungerechter als ſie waͤre,
wenn es bloße Verſion waͤre. Z. E. wenn es
K. 4, 1. heißt: Eben der ift es, . ber einige zu
Apofteln, einige zu Propheten, einige. zu Evan
geliften, einige. zu Hirten. und. Lehrern verordnet
bat, das Wohl der Verehrer Gottes zu beförbern,
und burdy das Amt, welches fie verwalten, das
Beſte des Leibes zu beſorgen, biß wir alle in einem
Glauben und in einer Erkenntniß Jeſu Chriſti zu
| vollkommenen Männern erwachfen-, “alle: die volle
. Stärke, welche feine Bekenner Haben füllten, er-
reichen, und uns alfo nicht mehr, gleich ſchwaͤchen
Kindein; von jedem Winde der Lehre durdy die Be⸗
teügerey argliftiger auf die Kunft der Berführung
.: ‚ausgelerntee Menfchen, wie von Mieereswogen
bin und her werfen und treiben laffen, fondern
Dielmehr mit einem fiebreichen Herzen der Wahr⸗
beit. anhangen und in aflen Stuͤcken durch ihn,
„der das Haupt iſt, durch Ehriftum zuzunehmen
ſuchen, von dem der ganze Leib, Durch die einem jeden
Gliede nach der dem Maaſſe feiner Beduͤrfniſſe
von ihm mächtig dargereichte Hülfe zuſammenge⸗
füse und in „feinen. Bliedmaſſen veſt verbunden,
in
\ . 21 * x
2: N j E -, “\
% n “ De 5 | |
des Br. an die Epheſer. 3”
in ſich ſelbſt durch feine Liebe ſtets mehr waͤchſt
und zunimmt. N,
Im Kommentar ſpricht immer der berebte Rene.
ner der Sprache Neuen Teſtamentes mit der felcen:
nen Eigenfihaft, “dem Sinn der "uneigentlichen
Ausdrücke eigenelich anzugeben, die Verfchlinäun |
gen des Paufinifhen Stils zu entwickeln, und die
Wahrheiten feines Vortrags faßlich, meift auch
überzeugend vörzuftellen, bin und wiedermit eins“ '
gen neuen Erklärungen, wovon wir einiges fagen
müffen. — K. i, ult. wird MAngwuaröu For mom. 5
Ta ev radı mAngsypeve erflärt: die Gemeine
deſſen, der alles in allen, d. h. der alle ohne Un.
terſchied und Ausnahme erfuͤllt oder mit ſeinen
Wohlthaten bereichert, der alle ohne Unterſchied
beglücht. Der uneigentliche Ausdrud foll vom
Tempel zu Jeruſalem hergenommen fenn, der bey
ber Einweihung mit Rauch erfuͤllet wurde. Sollte
biefe Metapher nicht zu entferne feyn? und der
Ausdrud, ber fehr richtig von Gore verftanden
wird, nicht aus Jer. 23, 33. leichter verfländenmwers ' \
den ? Das weite Reid) deffen, der fich über :
alle Menſchen an allen Begenden verbreitet.
Done Parthey zu nehmen und über den Tihs
fluß des Satans anf die Sünden der Menfchen,
bejahend oder verneinend, zu beſtimmen, erinnere
der Hr, Proc. bloß bey K. 2,1, 3. daß bie dogma⸗
tiſchen Gründe, durch welche bie Lehre von Witz
Tungen des Satans auf die Menfcheri beſtritten
wird, nicht eben eine überwiegende Staͤrke Haben,
| Muma da
N
N
} J
\.
_ . . " ⸗
0. Etamre Eitärung-
Werke der Finſterniß ‚sie von. ihnen began-
gen werden, ſo ſchaͤndüch daß man ſich ſchoͤ⸗
men möchte nur Davon zu reden. Aber
"Doch Eönnen Diejenigen, die beftraftzu wer;
‚den verdienen (rw da.mayr eAeyxopera ſtatt
4-ZENTES EAEYXOUEV, nur von Denen .erleudy
tet werden, die ſelbſt erleuchter find, (oͤn⸗
ou Davos Paveearay): wer felbfi erleuchtet
ift, muß and) ein Licht für andre werden,
d. Be feing Erkenntniß zur Belehrung andrer ans
wenden. (Wir haben toenig Vedenkblichkeit dage⸗
ge nur ‚wünfchten wir einen fichern. Beweis,
aß Devepounevor erleuchtete ſind. Paulus
nennt wohl die Ehriſten —X aber
unfers Wiſſens, nie Qoregouugyoug. Sollte nicht
die fihtbare Achnlichkeit dieſer Stelle v. 9. fgg-
den Sinnerleichtern? die Ermahnung des Apoſtels
di auf die moraliſche Beſtrafung der heydniſchen
Laſter. Dieſe findet er von gedoppelter Art: ei—
nige geheime find fo ſchaͤndlich, daß man, ohne
1
Verletzung der Ehrbarkeit kaum davon reden kann:
dieſe ſchelnen außer der Sphaͤre der Beſtrafung zu
ſeyn: oder. fie werben fo geheim begangen, daß
es unſchicklich (indecorum) ift, fie den Hepden
vorzuwerſen. Wer Vergehungen beſtrafen will,
muß Gewißheit von wirklicher Begehung derfelben
haben. Andre find nicht geheim; Pavego Ess ro
veyk Tas gueros und dieſe find ein Gegenftand
des Elenchus. Von dieſen ſagt er: Diejenigen Hanb⸗
“Jungen alle die beftraft. werden follen, (weit ra
ARCYgenErag Urro ro —J lind J Ich An
..%
—X
u. an bie PRONE} st:
fie u; nicht weiter zu mnnen. Denn wo Licht
d. i. Erkenntniß des —— iſt, da iſt alles.
offenbar, . (may To: Pavegoupaevav Dass 2) ri
V. 14, tritt Hr. Er. denen bey, melche bey nuyes
nicht, wie gewoͤhnlich yeadn> foudern aus dem
vorhergehenden ro Das oder 0 Dasvegayprsvos: oRi
ganzen: Darum muß jeder von euch fagen:
Wache auf, der du ſchlaͤfſt. — Dürfen wir
nicht annehmen. daß Asyes der Gegenſatz von
auygov es Freu Asyeny ſey, und Daher durch de⸗
oder efesı Asyeıy erklärt } erden müße, und bag -
alſo das folgende. eine Foenel des > Eienäud ent⸗
halte?) ;
K. 6, 12. entſeht die wichtige Frage, weihes
die Feinde ſeyn, die Paulus fo furchtbar abhildet,
worüber ſich die Freunde und Gegner des Adaͤmo⸗
niſmus, beſonders in unſern Zeiten, fo ſehr ent⸗
weyen. Ohngeachtet der Hr, Proc. nicht zu denen
gehört, welche den Satan ing Reich der Geſpen⸗
her oder. der Rolksmeinungen oder der orientaliſchen
Philoſophie wegdraͤngen wollen, ſo hater Doch mis
der ſträngſten Unpartheylichkeit alle Bedenklichkei⸗
ten angegeben, welche ſich häufen, weun man die
Stelle vom Satan erklaͤren will. . Ererinmert. ſehr
genau, daß zwar einige hier vorkommende Aus- |
‚ drüde, —E GEX@Vs TVEUMEE Foynieov auch
zuweilen von böfen Engeln gebraucht werden, aber
nicht nothwendig dieſe Bedeutung haben, auch
von Menfehen verftanden werben Fännen, und,
da di ‚andern. Worte, wexay, eEabıny, moon
Nm4 ngTOn
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N , *
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ss 3 Eranuens EC, ds Br. an deEdhein
—RX ganz Fallein und eingeſchraͤnkt Machtige, |
.. gewaltige Megenten unter deu Menfchen bedeufen,
nach:alfen Regeln der: Wahrfcheintichfeit auch von
Menfchen erklaͤrt werden muͤſſen. Selbſt, was
die Auslegung der Stelten.vom Teufel am meiften
zu beguͤnſtigen fcheint, die Formel wreuparına
Inc Movneies ober rveuutos rornoc iſt nicht ente
ſcheidend, da wveuuaroe auch Sehrer find (vergl. |
2 Tim. 4,5.) und vieleicht (doch etwas gesungen)
bey⸗ NVsvberıno am beſten reyparo ergänzt wird:
‚ganze Geiftige, de h. mächtige Schaaren
>; arm bashaften Menſchen. Mit groͤſtem Rechte
En wird Daher die ganze Vorftellung bes Apoftels als
| Ermahnung zur Beftändigkeit im Chriſtenthum
— gegen Die "Anfälte von juͤdiſchen und heydniſchen
Obrigkeiten verſtanden, und hiernach die ganze
— Alegorie Eu amd faßlich erklaͤrt. — —
gum⸗ Vaſten ver Religion dürfte man Er der
ae viele ſolche Auslegungsſchtiften wuͤnſchen,
darinnen mehr Bibelſtudium angetroffen wird,
als in vielen Commentarien, obgleich die Beweiſe
- für.die gewählten Yuslegungen nicht immer ange⸗
gezeigt, fonbern vorausgeſetzt über dem eignen”
Nachdenken der faͤhigern Leſer überlaffen find, —
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dere einge Säriften. |
SR ben altera Zeiten mag ſder fromme De j
trug oder. vielleicht auch Die Bosheit eines
Gegners es. ohne Widerfpruch oͤder Gegenklage
gewagt haben, einem Verfaſſer vor oder nach
feinem’ Tode Schriften zu unterfchieben: in den
neuerh- Zeiten mag der Fall ſelcner fern: aber denn
iſt er defto merkwuͤrdiger und Die Proteſtation deſto
feyerlicher. In dieſem Fall der Noth befinde ich
mich jetzt, da meine vor meinem Abzug von Altorf.
zu Nuͤrnberg gehaltene Predigt in Nürnberg:
ben Grattenauer unter meinem Namen heraus⸗
gefommen iſt. Zwar nur eine Predigt, aber da
ich feine ſchlechte Predigt halten, und, wenn ic) fie "
hatten müßte, - drucken laflen will, ſo iſt mir
auch dieſer uͤbereilte unrevidirte Druck einer bloß
nachgefthriebenen und durch und. durch gloſ⸗
ſirten Prediger Grund genug‘, fie öffentlich für et⸗
was ganz untergeſchobenes und undehres zu erflären,
wiewohl es kaum nörhig ſeyn wird, Da jeber, der
dieſe Bogen lieſet, und unſre Art des Ausdrucks
kemet, in jeder Perlbde ſehen muß, wie wenig
em ſo tavtalogiſches Gewaͤſche ſich mit unſern
Styl, ich, will nicht einmal ſagen, mit unſern
homiletiſchen Grundſaͤtzen verträgt; von dem Uns»
Im, ber in wand Perioden iſt, gar nichts zu.
| Nm
m; fage.
ı
ı c
‘ [4
1556. Andere theologiſche Schtiften:
fagen. Vor dergleichen Produkten unfern Nah⸗
‚men zufeben, ift in unſern Augen wahre Enteh-
rung, gegen welche wir uns fü feyerlich als gegen
jedes Pasquill verwahren müffen. Wir Hoffen
Druck unferer aͤchten Predigt, welche unter dem
‚ Zitelz - Awey Predigten 'bey ſeinem Abzug
von Altdorf, zu Altdorf und Vuͤrnberg
gehalten von 3. C. Doͤderlein. Nuͤrnbetg.
7782. erſchienen und bey Six gedruckt fand, —
Ueber dieſe mag ſich nun Lob oder Tadel verbrei⸗
ten, ſo wird es ung treffen! — Wer die erſtern
loben wollte, müßfe-unfern Namen loben: und
wer ſie angrief ‚ unſern Schatten beftügmen! —
Weil wir doch einmal von unfern Schriften ge⸗
redet haben, ſo machen wir noch die Anzeige, daß
wir, nachdem endlich auch von dem. Schaum des
Hr. Goͤze in Hamburg etwas an under Gewand
ift gefprigt worden, in der Vorrede zur dritten
: Auflage der Sragmente und Antifragmente,
welche eben erfchienen if}, denfelben abgeflreift ha⸗
ben; daß die zweyte Auflage unfrer größern Do—
gmatik nun vollendet ift; und daß wir sum. Bes
brand) unſerer Dorlefingen, aus dem
sgrößern Werke einen Auszug unter Dem Titel:
ſimma inftiutionis theolpgi Chriftiani, auf
gwoͤlftehalb Bogen drucken laſſen, moburdy. wie
wir hoffen, unfre Arbeit ‚zu ‚afabemifchen Vorle⸗
fungen beauerner gemacht und die Ueberſi cht des
any Rem fe Blehhene iſt.
22.Helm⸗
%
a. —
unſre Ehre genug durch den nachher veranſtalteten
l
id
Andere wenlebethe Cine: Ka |
2. Helmſtaͤdt: Anphilochli, Ep. Kom in’:
Sabbatym.: —8 oratio Graece et latine. Re-
ligiopi. pafchali praewmille —- a Henr. Ph. Conr. \ J
Henke. 35. pl. 4 Amphilodius, tin Zeitge⸗
noffe und rend" der beruͤhmtern Bilchöffe, Ba=
filins und Gregor. v. Nazianz, beyden.an rauher
Denckungsart, an Ketzereifer, und an Reigung, |
griechiſche Wohlredenheit auch in die Kirche ein
zufuͤhren, iſt lange nicht ſo bekannt, als jene beyde.
Nur nach der Zeit des Conciliums zu Conftend« J
nopel im Jahr 371, wird ex mehr. bekannt als
Gegner der. Arianer. Auch feine Schriften ‚find.
nicht fehe zahlreich, - zum: Theil auch noch. nicht.
alle entſchieden aͤcht. Das vita Bafılii- iſt ſicher
nicht von ihm: scher‘ will. ihm 17 D. Senfe
Die bekannten Jambos ad Seleucum- zueignen; ind
obgleich aus ſeinen Homilien einige (Die;dritte und .
achte gewiß) unterfchoben find, ſo find -fieies doch
nicht alle und die ſiebente in fabbatum ſanctum oder
dem Sonnabend vor Oſtern iſt ihm nie abgefntschen :
RD
worden, Dieſe iſt eg, welche Hr. D. Henfe Hier
wieder aus Den Opp. Amphilochii ed. Conbehf.
abdrucken laͤßt und ſeine eigne Verſion, ſtatt der
ſchlechten von Petr. Pontinus heyfuͤgt. Einige
hinzugeſetzte Anmerkungen find- Erisifch, gnhre be⸗
ſtaͤtigen die Verſion: und beyde find Beweiſe pon
ben richtigen Kenntniſſen des Hrn, D. wiewohl
er fie anderswo zu zeigen, weit beſſere Gelegenheit
hatte, als bey einer Homilie, Die außer einer
‚ fiefenden Declamation,. Antifgefen und orig |
praͤnge nichts‘ Woheles ho.
9, Io,
x.
⸗
N
J
| 556 ‚Andere theologſche Schriſten.
9. Io. Ang. Noefjelt —. Prolufo in Ecang.
Tohannis Cap. XV. Halae. 1782. iſt eine Fort:
5 feßung: der Erklaͤrung der legten Reden Jeſu, wel⸗
5 -dhe der Hr. D. ſchon ſonſt in den Feſtprogrammen
angefangen hat und die durch Präcifion der Ges
- "banken und. des Styls fid, jedem Freund Der bi-
- blifchen Auslegung empfehlen. — Nur eirie ge:
‚gen alle‘ Empfindung der Neligion und Tugend
eingenommene oder verhärtete Seele fann die Wuͤr⸗
de und Seelengröße, bie in diefem legten Gebete
Jeſu fpricht, mißfennen: aber nicht alle Ausdruͤ⸗
.. de, die leicht und verftändfich zu feyn ſcheinen,
. find e8 auch jedem $efer, ‚oder dürfen'oßne Erlaͤu⸗
‚terung gelaffen werden. Diefe wird man denn
auch hier nach Nothdurft finden. Die Verberrz
Hung Bottes v2. iſt nichts anders als die
. Ausbreitung des Evang. unb die dadurch befoͤr⸗
derte Begluͤckung der Menfchen. Vergl. v. 4.
Die eFaoın maons aoenos das Recht Jeſu ‚Se
aigkeit zu ertheilen oder zu verfagen, wie es der
Menſch verdient: wie Joh. 3, 35. vergl. 38. —
— Auch 9.4. hat feine Schwierigkeit, wenn man
überfegt: ut te agnofcant effe unum verum
'Deum, st quem ‚mififli Jefam eſſe Chtiftum,
x gerade tie Joh. 14,1. Bey v. 5. geſteht er frey.
muͤchig, daß die Worte dofav nv iger ran xe-
z reßonns xos aou nach feiner Ueberzeugung erklaͤrt
“,
— dr feinen Sürgern eben die doger errbellt, Di
werden müffen, honorem, quem mihi Zeffinafi.
Dieſes ſucht er theils aus der Parallele v. 22.
und v. 24. zu beſtaͤtigen, wo Chriſtus fast, ©
- tm
nr. ” !- . nu
_ . N ’ \
Andere theologtſche
Schriften. 557 N
ihm ſein Water ertheilt habe: aber war. dieſe Er⸗
theilung etwas anders äls deſtinatio, promiſſo ?
vergl. 1 Joh. 5, 11. Daher man ſchließen Fam, -
es fen. die.dofe Chriſti, die er hatte, die, wel⸗ |
che ihm. von Gott beftimmt und verheißen war;
theils aus der Natur diefer'dofe. Denn, wenn :
diefelbe wie aus v. 2. erhellet in Der Ausbreitung -
der chriſtlichen Lehre beſteht, mie laßt fich denken, .
daß Jeſus, ehe die Welt eriftirce, ſchon im Genuß
dieſer Ehre geweſen fen? — — Wir find nich
dafür Buͤrge, das nicht ein muͤrriſches Geſicht⸗·
wegen bier Erklärung fich hie und Dort unfreund«
li) an den Hrn. D. wenden wird: man wird fas
gen, das ift ſocinianiſch — aber wird man auch
‚ feine Gründe widerlegn? — Die Worte v. 10. |
werden ganz verftändfich:. qui tui difcipuli, ſunt,
ſant etiam wei et meo honori confulunt.
Daß ayınfenv. 19. das den Auslegern, welche
daben bioß an die Heiligmachung (Sandtificatio) ° "
aus ihrem Syſtem dachten, dunkel werden mußte,
wird aus dem hebr. Gebrauch erläutert, mo es
von der Einweihung und Beſtimmung der Prie.
fir und Propheten gefagt wird, wie 2 B. Moſ.
29,1, 39,44. er, 1,5. u. ſ. m. und ber ganze
Vers überfegt: atqui ego ipfe vel.corum caufa
tanquam legatus Dei veni (eysalo zuxuror fo:
auch Joh. 10, 36.) in has terras, ut et ipfi tan-
quam .dodtores et: legati Dei inaugurarentun :
. per veram dodtrinam. — Det Werth -folcher
Obſervationen Darf niche erft von uns beftimme -
werden. — W
Son , 4 Er.
‘ ’ - - ' .
.
> 4 \ '
\ \ —
i
v
J I
s j .>+ . |
| 558. "Anden hzerldeilhe Scheifien”
4 Erklaͤrung des Sinnſpruchs ef
- in: den zwey erften Derfen des zehnten
. : Capitels Johannis. Hamburg, 1782, 2B.
Die Worte Jeſu, worüber hier i neue , Erfläs
rungen verfucht werden, "bedürfen, wie fo viele
andere, welche deutlich fiheinen, weil fie fo oft
angeführt werben, noch immer mehr 'ticht und
wir nehmen jeden Verſuch, es zu verſchaffen,
gerne an, zumal wenn fie ung ein Mann, der
eben fo befcheiben als frey von Vorurtheilen iſt,
und von dem richtigen Grundfag ausgeht, daß
„ die Neben Jeſu meift ihre lokalen und tempo⸗
rollen Beziehungen haben, ein Mann wie diefer
unbekannte Verfaſſer, liefert. Man ſiehet bald,
daß die Rede Jeſu allegoriſch a, daß Hirte,
Schafe, Schafſtall, Thüre tropiſch ge⸗
braucht werde, und, ſo allgemein es erkannt oder
ſo leicht es entdeckt iſt, daß Hirte Bild des Ober⸗
herrn in der Kirche, Schafe Bild ſeiner Ver⸗
ehrer ſeyn, ſo zweydeutig oder unbeſtimmt ſind
die uͤbrigen Bilder. Ihre Beſtimmung leitet der
V. aus dem Zuſammenhange ber, da Jeſus
Joh. 9.27+29. behauptete, daß er feine Jünger
nicht von Mofe, und alfo von Gott abbrächee oder
- ein Zerftöreender Kirche fen. : Er vergliche alſo
- Die Kirche Mofis oder bie jübifche Rirdye mie
einem Stalle voll Schafe, in welchen einige bins
einftiegen, ben Stall erbrechen und untuͤchtig
. machen, die Schafe oder Mitglieder der Kirche
derausholen und würgen; ‚son ins Verderben
‚Haren; 3
\
Andere cheolooiſche Shit ‚359 -
u * F
ſtüͤrzen; andre hineingehen und ihr Befugniß nn
die Schafe zu leiten, dadurch offenbar bezeigen,
Da Paulus Gal. 3, 23, fagt, Die Juͤden feyn vers
ſchloſſen geweſen biß auf die Zeit Chriſti, ſo
gebraucht der V. dieß Bild zur Erlaͤuterung des
obigen: in der Kirche Moſis waren die Glieder
gleichſam verſpert geweſen, ohne der freyen Lufe
und Weide zu genießen: Jeſus ſey die Thuͤr,
er öffne ihnen den Weg zu groͤßdrer Freyheit und .
befreye die Süden von dem Mofaifchen Kirchen
zwang: da hingegen affe andere, welche vor ihm
die Herrfchaft in der Kirche erlangt, als’ folche
befehrieben wuͤrden (sc v. 8. wird erklärt,
fie werden befchrieben, wie offenbar Ebr. 1,14. \
7, 2% 21. es vorfomme), welche die Nation "von
. Gott abgebracht, oder .tropifch, Diebe und‘.
Mötber gewefen, und denen Daher Die Rechtſchaf⸗
fenen fich nie unterworfen haben. _Nimmt man .
dazu, daß dieſe Rede Jeſu am Kirchenfeft gehalten:
werben, wo man das Andenken an die ehemaligen -
Toranneyen (mehr der Heyden als der Süden) er«
neuerte, fo läße fich noch leichter begreifen, wie
Jeſus auf diefe Vorftellungen Fam. : Der zweyte
Theil der Rede Jeſu von V. 9. hat nad) des Hrn.
V. Meinung diefen Sinn: meine $ehre Hi nie
bloß das Mittel die Juͤden von dem Mofeifchen ,
Kirchenzwang zu. befreyen, ſondern ihnen auh .;
bey aller Veränderung bes jübifchen Staates Si- .
cherheit und Wohlftand- zu verſchaffen. (Das
—— ſcheint uns etwas gezwungen erklaͤrt zu
ſeyn,
56a. Andere Bensifhe Cibeften
ſeyn, wenn es von, ber Benbehaltung eines Tells
der mofaif. Rel. Verfaſſung verſtanden wird, wis,
moͤchten im\einer Rede, die fo reich am Hebraif
men ift, efsexeday nnd esoegx. als Bild von
Stcherheit gebrauchen, und dieß. um fo.mehr.
weil. esweexeda; ‘voran ftedt.) . Am Sau
wird fehr gut noch der Anſtoß weggeraͤum,
welchen einige daran nehmen, daß Jeſus ic
bald die Thür des Schafſtalls, bald den Kir
‚gen nennt und'eben fo. richtig bemerkt, daß me
gen v. 16. die obigen Worte nur von befehrtn
Zuͤden verftanden werden muͤſſen. — Durdg:
hende finden wir einen denfenden, aufmerffanen
und vorſichtigen Bibelforſcher in diefen Blärtem,
deſſen Verfuche immer ve find gelefen und ge
un be werben. _ —
"Ende des II. Bandes ſiebenten Stuͤcke
D. Joh. Chriſtoph Doederlein
augerlefene
Theologiſche
Bihliotper,
darinnen
von den wichtigſten theologiſchen
in- und auslaͤndiſchen
Buͤchern und Söriften,
Nachricht gegeben wird,
Zweyter Band achtes Stuͤck.
Lei 93 i g,
verlegts Ib Gottl. Imman. Bruntepf. m 1783.
1. Fortſetzung ber Recenſion von Michaelis Ueber
fegung des A. T. Eilfter Theil,
‚ M. Henr. Conft. Cras difpuratio, qua demon-
firatur, nullum in ethica Chr. praeceptum
efle, quo - cives in commodis ſuis ſequendis
et principes in republ. adminiſtranda impe-
diantur. |
JIL. Verſuch einer hriftlich Evangeliſchen Liturgie
' von D. &ier. |
Weber die Unverbefierlichkeit der Religion, bes
Gottesdienſtes und der Liturgie von D.
W. Crichthon. |
IV. Apologie Melanchthons von G. Th. Strobel,
\ ⸗
V. Andre theologiſche Schriften. |
Zu
-Auserfefene
Theologifhe Bibiothek.
1
‚Fortfeßung der Anzeige von x
J. 2. Micarlig Ueberfegung der Buͤcher
Eilfter Theil, welcher die zwölf
. ” fleinen Propheten enthält.
Soze Dee sed dr A u cm j
neuen Geſichtspunkt vor: er betrachtet die
beyden erften Kapitel als Weiffagungen der großen
Noth zu den Zeiten der Maccabäer, ı Macc. 9
23.27. da man fie fonft als Reden Joels an
feine Zeitgenoffen,, als Seoiperungen eines dama⸗
ligen Elendes anfteht. Noͤthig moͤchte jene Er⸗
*
tlͤrung wicht fegn: denn daß die Propheten nicht
lauter Weiffagungen , und felten auf eine entfernte
Zukunft enthalten, geiteht jedes zu, und ſowohl
ihr Amt als die Natur Fa bringt es n
na m
’
find. Zu R.1,5 iſt die neue und ſchoͤne A
564 Fortſetzung von Michaelis ˖
mit ſich: und daß uns aus der juͤdiſchen Geſchichte
viele Belege zur Erlaͤuterung der prophetiſchen
Reden fehlen, beklagt jedes. Wenn man an—⸗
nimmt, daß der Redner. ober Der Peet grofies
Hebel mit ftarfen Farben ſchildere, wie Joel es
gewiß thut: fo mag bie gewöhnliche Erflärung
wohl immer ihren Pag behaupten. Das tritte
Kapitel iſt ihm MWeiffagung vom meßianifchen
Seitälter: doc von V. 4 an bis zu Ende des
Buches entweder ſchon zu den Zeiten ber Macca-
bäer erfüllt, oder deffen Erfüllung gehört noch in
die fernedunffe Zukunft: (oder esfollte nie eigent-
lich erfüllt roerden, fondern ift Befchreibung der
goldnen Zeit nach jüdifchen Nationalgeſchmack.
Denn fo viel hoffe ich wenigſtens, zur Ehre der
Religion und der Aufflärung. welche fie der Welt,
und auch den Juͤden geben muß, daß die chriſt⸗
lichen Maͤchte, welche die Juͤden zu Sklaven —
dem Namen oder ber Sache nach, das ift Eins—
gemacht haben, nie wieder in die.Sklaverey det
Süden kommen werden, und daß man, falls auch
ein eignes juͤdiſch⸗ meßianifches Etabliffement in
Palaͤſtina errichtet würde, doch die Herrlichkeit
deffelben nicht. nad) leiblichen und irrdi chen Vor⸗
theilen beurtheilen werde.) |
Amos — Fein. niedriger Viehhirt, fond
ein Eigenthuͤmer großer Heerden — hat mehrer
ſchwere Stellen, die zum Theil gluͤcklich eroͤrte
merkung daß Jin nicht Aven, ſondern Un ode
Uhn auszuſprechen fen Un-iftein noch peut;
Tag
N ’
Üeberfegung. des A. T. 565
Tage - wegen ſeiner Schoͤnheit beruͤhmtes Thal,
ohngefehr vier. Stunden von Damaſkus nach der
Wuͤſte zu;, auf der andern Eeite iſt das auch
bier genennte Eden, Ueber 8. 4, 2. 3. finden
wir zwar bie Veberfegung: es Fommen Tage
über euch, da man euch in Rörben weg;
tragen und euer Ende in ſchwarzen Töpfen
feyn wird: ftüchweife follt ihr heraus ger
nommen und nach Armenien geworfen
werden: Allein wir treffen auch in der Anmer-
fung dag Bekenntniß an, weldyes man von einem
minder geübten Ausleger felten abgelegt findet,
daß der Hr. R. felbft nicht Hoffe, den Sinn ge⸗
roffen zu haben, Der Hauptfache nach mag ber
Einn zwar bald gefaßt werben: die Kühe werden
gefchlachret und gekocht; und die vornehmen Das
men von Samarien, die mit Kühen Baſans
verglichen werden, follen ins Erilium fommen: .
allein die Worte im Original behalten noch Dun-
felheit und Armenien wirb nicht unter ben Ge-
genden genennt, wo die Iſraeliten bin translocirt
worden. ESollte vielleicht die Stelle einiges
tiche mehr gewinnen, wenn man manxn nicht
bon ur fonbern von yx> berleitet, wie Jerem.
4, 7. vergl, Schroeder origg. hebr. p. 282. und
ya, weldyes doch fehmwerlich Armenien bes
deuten fan, als ein Subflantiuum anfieht, von
Do putrefcere, daher 710% losus putredinis.
Die hienge vielleicht mit dem gebrauchten Bild
zuſammen.) 8. 7, 4 wird von einem Geſichte
des Propheten geredet , wie Gott dem Feuer ge⸗
Nnz, boten
—
.
366 Fortfegung von Michaelis
boten habe, welches das große Meer und bas
Theil (por, fehr etymologifch) verzehrte. Hier
findet. der Hr. R. große Schwierigkeiten, weil
das Meer fein anders ats das mittelländifche feyn
koͤnnk und ſich doch nicht leicht fagen lieſſe, wie
daſſelbe vom Feuer verzehrt werden ſolle. Er
weiß nichts anders daraus zu machen, als daß
feuerfpeiende Berge im Archipelagus entſtanden
ſeyn, welches dort nichts unerhörtes ift. „(Die
“größere Schwierigkeit ift, was denn dieß Ent:
ftehen neuer Inſeln im mittelländifchen Meer den
Iſraeliten zu Amos Zeit für Untergang drohte,
wie man nad V. 5, annehmen müfte. — Der
Natur, der Geſchichte der Damaligen "Zeiten und
dem poetifchen Styl wäre es wohl angemeffener
. unter dem großen Meer (mar dym) dieXVofken
zu verftehn, welche von der Hige verzehrt würden:
Dann wäre pırı das Feld, das bey diefer allge:
suginen Dürre ausgefaugt wurde. So verbindet
„auch Joel x. und 2, Heuſchreckenplage und Duͤrre.)
* Das Buch Fond, deffen Innhalt fo roman
tifeh, und beffen Abfiche fo zweifelhaft iſt, bat,
wie ich glaube, durch die Erläuterungen, Die es
bier erhält, fehr viel gewonnen, es iſt wenig«
ftens Innhalt und Abficht in einem ſolchen Gefichts»
Punkt dargeftellt, daß beydes nicht mehr ein ges
sechter Anftoß für den Forſcher und für den Spoͤt⸗
ser Anlaß zum Gefächter werde, Das ganze Buch
iſt Fabel, oder wenn dieß anftöffig ift, Apolog,
ein moralifcher Roman, ber den Haß der üben
WW gegen
Ueberfeßung des A. T. 467
gegen andre Voͤlker beſtrafen und in feiner wahren
Geſtalt als. unbillig und chörige darftellen ſoll.
Die Unmahrfcheinlichkeiten, daß ein göttlicher
Prophet gegen einen Auftrag Gottes fo viel Wider
willen hegen, aus Palaftina, um nicht nad Mies
nive gehen zu müffen, nach Spanien fihiffen,
gerade im Sturm fo ruhig fehlafen, von einem
Ungeheuer, Carcharias, verfhlungen, und im Baus
‚Se deſſelben drey Tage leben foll; die Predige in
Ninive, bey der nichts von den Sünden der Stade
gedacht wird, die genaue Beſtimmung der Zeit
des Untergangs in 40 Jagen; bie allgemeine
Bußfertigkeit der Niniviten, die ſogar bi zum
Thron hinauf feige (und doc) ummöglich in Ente
fagung der Abgoͤtterey beftehen-Fonnte ,) und das
ganze Berragen des Jonaͤ nach feiner Predigt find
lauter Dinge, die in einer Fabel fich beyſammen
vertragen, aber ale Gefchichte, mar fey auch noch
ſo freygebig mit den Wundern, die doch auch hier
feine vernünftige Abficht hatten, ganz unerträgs
lich find: Die Aehnlichkeit der Hiftorie des Je⸗
nas mit einer ähnlichen Fabel vom Herfules, der
eigentlichen Gottheit der Phönicier, erhöht Die -
Wahrſcheinlichkeit, daß alles Mythologie oder
Roman iſt. Freylich verliert der Charakter des
„Jonas: aber er wird uns auch nie zur Nachah⸗
mung empfohlen ;_ und ein erbichtetet Jonas Fan fo
gut ein Borbild von Jeſu feyn oder vielmehr mit
Jeſu vorglichen werben, als wir täglich Romanen
oder Fabeln· Charaktere zu Bergleichungen mit wirk⸗
lichen Perfonen gebrauchen. Wir fagen täglich,
u Nn4 barm⸗
' | . *
568 Fortſetzung von Michaelis
barmherzig wie der Samariter, arm wie $aza-
rus, unbarmherzig wie der reiche Mann, ob wir
gleich alle überzeugt find, daß Yo Lazarus und
‚fein Gegenfüßler der reiche Mann, der Samariter,
erdichtete. Perfonen im Xpolog fin. — Ueber
die Anlegung dieſes Apologs zur Beftätisung ber
Wahrheit, daß Gort auch der Heiden Gott fey,
dürfen wir gar nichts fagen, der Schluß des Bu:
ches, der ſo rührend ift, legt dieſe Moral .offen
genung dar. Wenn man hiermit die Bemerkun⸗
gen, roodurch Leß in feinen vermifchten Schrif
ten die Hiftorie Jonaͤ zu retten ſucht, und die
Hnpothefe, daß der Fifch ein Schif, mir dem Na:
Men: großer Fiſch, gewefen fen, foorinnen Jo⸗
nas drey Tage Herberge fand, vergleiche, fo wird die
Michaelifche Darftellung weit einleuchtender feyn.
Die Weiſſagung Michas 4.und 5. find als eine
Geſchichte der Juͤden nach dem habylonifchen Exi⸗
lium erflärt, und benden erften Berfen, meldye aus
Jeſaia K. 2. entlehnt find, die von ung ſchen anger
zeigte Anmerkung des Hr. R. (ſ. unfre Bibl. 1. Th.
S. 584.) wiederholt, mit der Beſtimmung, daß
wahrfcheinlich die Worte von dem Frieden der
Juͤden unter der Perfianifchen Herrfchaft Die Rede
fey. V. ı2. und 12. gehöre in Die Zeitender Mac-
cabäer; v.14 fchilderedie Belagerung Jeruſalems
von dem Herodes vergl. Tofeph, A. I. XIV. 9,14.
16. 18: (Man wird bier in den Anmerfungen
3weyerlen Verfionen angegeben finden: ein Fall,
der öfter vorkommt und leicht. verwirrt, zumal
da
Ueberfeßung des A. T. 69
da ſie beyde als Text daſtehen, woruͤber der Hr.
V. commentirt. Die eine iſt: gehe nun auf
Feldzuͤge aus, du kriegeriſche Stadt: man
- beiagert uns: mit dem Stock ſchlaͤgt man
den Richter Iſrael auf die Backen, Die
andere: nun aber gebe auf Räubereyen aus,
dur zur Aauberbande werdende Stadt!
u. ſ. w.) 8.5, 1. ift nun nach der Ordnung der
Begebenheiten Weiffagung vom Meßias,
Nahums Reden haben, nach der gegründeten
Meynung des Hr. N. einerley Zerftörung von '
Ninive zum Oegenftand, die erfte unter Sarda⸗
napal: und die Erklaͤrung iſt ein groffer Beweis,
wie das Sicht der Welrbegebenheiten durch feine
zurücgemworfenen Strahlen die Finfterniß ber
MWeiffagungen aufhelle. Doc) bleibe ben einzelenen
Stellen nod) Dunkelheit übrig, in melche dag
Mondenlicht der Kritif einen Echein bringen muß,
3.€. 8.2,7.8. heiſt es Bier: Die Flußſeite
ift eröfner, und der Palaft mit wallenden
Fluten uͤberſchwemmet. (2x:M wird noch zu
v. 7. gezogen, und anders, ich Fan nicht finden
wie? punftire.) Sie (Minive) wandert und
wird weggefuͤhrt: ihre Maͤgde (die übrigen
©:ädte) feufzen wie die Tauben u.f.w, -
Mor Habakuk — dem feyerlichen Propheten
im hohen Dichterſchwung — finden wir gleich
beym Eingang der Michaeliſchen Erflärungen die -
Proteſtation, daß ſonderlich im dritten Kapitel
viele Dunkehet übrig ‚bleibe, — Durch eine
nz . boppelte
\
370 Fortſetzung von Michaelis.
boppelte Henderung ber Sesart wirb von K. 1, m
folgende bequeme Ueberfegung gegeben: Du
Jehova, mein Bott, du, der feines gleichen
nicht bat, bift doch von_Alters ber und
firbfi nie (non nd), Zu Strafen haft du,
Jehova, dieß Volk beftimmt und zur zZuͤch⸗
tigung als ein Schwerd gewest. Wenn
man frage, ob die leztre Aenderung nöthig ift, fo
_wird Die Parallele die gewöhnliche $esart von Tw -
und no ziemlich beftätigen. Du baf fie
vet, wie einen Selfen, unüberwindlich ge:
macht, weil fie Werfzeuge zu ftrafen feyn follen,
— Der Glaube, der K. 2, 4. empfohlen wird,
foll der Glaube an die Erfüllung der Weiſſagungen
Jeſaiaͤ und (bie noch nicht eriftirenden) SXeremiä
ſeyn. Durch diefe Meinung wird die ganze Stelle
u raͤchſelhaft. In Habakuks Ode, die den Aus:
legern immer eine Uebung der Kunſt war, find
einige Stellen fehr gut geändert. V. 2. lieſet er
o»v Spa, dein Werk baue wieder aufwenn
die "Jahre heran kommen. Dieb paßt ganz
£reflich zu 8.2, 2°4., wo geduldiges Harren auf
die Hülfe empfohlen wird, — V. 9. wird über«
fegt: Entbloͤßt, gerichtet ift dein Bogen,
. Deine Pfeile trinken Blur, wie du zugefagt
haſt. Ströme fpalteteft du, daß Land
hervorkam. Die ee ift fehr groß, und Ha
bakuks würdig: aber dem Original wiffen woir fie
nicht anzupaffen. rdas mittlere Cofon mıy2%
Yon MO, auch.mit der gröften Ueberſetzers und
Kritikers Freyheit, zu überfegen: _ deine Pfeile
— (mn)
\
Ueberſetung des A. T. J 571
(ro) trinken (mwav, find ſatt). Die Ders
heißung! oder nach deiner Verheißung trinken
die Pfeile Blut, würde faum jemand ohne Zwang
wagen: und daß lejtere YAN span mama würbe
in jedem Fall grammatifch gut heißen; Die Erde
firudelte Fluͤſſe aus. — Wir zweifeln niche,
daß Dathe in feiner Erklärung dieſer ſchweren
Stelle weit mehr befriedigen wird. — Dagegen
‚io, 13. durch eine glüdliche Vermuthung in
den Anmerkungen die Uenderung ax in ix
vorgefihlagen: Du entblöfleft die Brumdvefte -
bißan den Fels, auf welchen der Grund gelege
ift. Sie ift fo natürlich und die gewöhnliche Sesart
fo wunderlich, daß wir ihr allen Beyfall verfpres
den. — V. 14. behält der Hr. R.die Ueberſetzung
Luthers bey — weil er gar nichts anders finden
fan. — V. 16, ift die Ueberſetzung gariz neu und
eigens Ich höre ee, mein Lei ersittert,
beym Donnerfchlag beben meine Lippen,
meine Rnochen werden mürbe, die Süffe
zittern unter mir: da ich doch am Tag der ..
Angſt Aube haben werde, wenn das'Dolk
zu Selde gebt, das Yegen uns wohlchätie
feyn wird. Wir würden faum glauben, bar
bey diefer Verſion der maforerifche Text zum Grund
fiege, wein es von Hrn. V. nicht ausdrücklich vera
fihert würde. Denn: wir dachten, es werben» ſtatt
By7, und Yan ſtatt VN gelefen. Ohne bie
erftere Aenderung wäre die Michaelifche Ueber:
fegung kaum zu rechtfertigen: und die letztere Hätte
wenigftens doch einen Zeugen, die LXX, wiewohl
| | pol
672 Fortfekung von Michaelis
wir vermurhen, daß der Hr. M. das Wort von
"2 ableitet. Und doc) iff der Eina fo adäquar,
daß er fich mit den andern Auslegungen immer auf
die Wage wird legen laffen.
Ohne aus, Zephanias oder Haggai einiges
auszuzeichnen, gehen wir zu Zacharias, der an
Viſionen — immer der ſchwerſten Art ber Dffen-
Barung — fo reich if. Sogleich bey. K. 1,8:10,
geftehe unfer Verf. daß er überfegt, wie gewoͤhn⸗
Sich, aber die Ueberſetzung felbit für.irrig halte.
Seine wahre Meinung fen fo abweichend von den
übrigen, daß er fie nicht — auch als Vermuthung
nicht — zu fagen wage. Das heift wohl, den Appetit
reißen: und felbft der Entfchuldigungsgrund, weil
- feine -Meinungfnoch nicht zu verläffig fen, reiße
mehr, Denn es fommen noch mehrere kritiſche
und hifterifche. Konjekturen vor, -und es ift ung
Fein Ausleger befannt, der hier über Schwierig«
feiten in den Worten geklagt hat. Wir finden
fie in der Deutung des Bildes, und aud) hierinnen
niche fo ausnehmend, wie im Solgenden, —
Fuͤr bie orthobore Dogmatif koͤnnen wir eine
‚nene Beweisftelle in der Lehre Yon der Gottheit
des Sohnes, die ung hier genennt wird, niche
unberührt vorben laflen: Wir machen vielleiche
manchen mehr Freude damit, als mit etlichen
Bogen andrer Obfervationen. Sie ift K. 2, 12.13.
So fpricht Jehova Zebaorh; nach vorher
gegangener Ehre (vieleicht die dofx Kassa vor
der Welt?) bat er mich su den Dölkern ge⸗
ſandt — — ihr ſollt gewahr werden, daß
Jehova
⸗
© Ueherfeiung des A. T. 573
Jehova mic) geſandt har. ch fehe nicht,
fagt die Anmerkung hierüber, wie diefe Stelle, -
anders als vom unerichafnen Engel d. i. der
zweyten Perfon der Gottheit verftanden werden
fönne. Gewinnen wird diefer Beweis ſchwerlich
einen Unitarier, und, wo man evidente Beweife
wählt, auch fehmwerlich in die Dogmatiſchen Sy⸗
ftemie aufgenommen werden: Denn man wird .
immer fagen Finnen: man muß nur bey den
Morten umaw 133 nn das fo oft ausgelaffene
“ON ergänzen: und dann träge ber Prophet, ber
ſich für einen Gefandten Gottes ausgiebt und Die
Jiebe Gottes gegen Iſrael rühmer, die Sentenz
Gottes in den erften Worten des dreyzehenden
Verſes vor, und ſchließet mit der gemöhntichen
Klaufel: dann werdet ihr erfahren, daß Gore
mich, den Propheten, geſandt hat. — Die übrigen
Geſichte K. 3,9. 10, 4,1. fgg. find noch zu dunkel.
Ueber K. 3, 5= 11. wird die Meinung angenommen,
daß das Geficht eine Damals im Sande herrfchende
Sünde, unrechtes Maas und Scheffel, anzeige,
Eine Hypotheſe, die viel Aufmerkſamkeit verdiene -
und erhalten wird, — Das neunte Kapitel hat
zur Ueberſchrift: Weiſſagung vom Zinbruch
Alexanders des Großen in Syrien: von
dem Schug, den Gott in diefem Kriege
Jeruſalem wiederfahren läft; von einem
friedfertigen und erwuͤnſchten Rönige Zione,
dem Meßias; von den Siegen der Macca⸗
bier, Sogleich im erfien Vers wird in |
punktirt, und als ein Hauptſatz überfeßt: *
574 Sortfegung bon Michaelis *
ibm (dem ungenannten Sieger) geſchenkt. Hier
ſuchen wir noch immer auch in der letztern Helfte
bes Verſes einen bequemern Sinn: denn dag ges
wöhnliche: Denn Jehovas bat ein Auffeben
auf die Menſchen u. f. ro: möchte in den Wor⸗
ten des Originals Dre PP» mmb faum liegen.
Bey v. 11. wird-die $ieblingsmeinung des Hr. R.
von einer Fünftigen politifchen Größe des jüdifchen
Staats nach der Judenbekehrung wieder hervor⸗
gefucht, weil leiblidy (wörtlich) die meBianifche
Herrſchaft noch bisher nicht fo weit, als hier be⸗
fchrieben wird, ausgedehnt worden, und, wie
bie Worte geiftlich zu erflären, nicht zu ent
decken if. (DerMittelmeg würde feyn, eine
metaphorifche oder bildliche Erklaͤrung: es ger
hoͤrt zur Beſchreibung von Regentengroͤße im juͤdi⸗
ſchen Begrif; und wie nunauf eininal Ruͤckſchritt
von einer ſo entſernten Begebenheit auf die Zeiten der
Maccabaͤer v. 11.2) Vom eilften Kapitel an wird
alles dunkel, und auch hier wankt der Hr. V. zwiſchen
der Erklaͤrung der Weiſſagung aus der Maccabaͤi⸗
ſchen Gefchichte und zwifchen der Vermuthung daß
ihre Erfüllung noch bevorſtehe. (Wixd vom vierten
Vers an eine neue Rebe angenommen, fo fcheint
eine dritte Erflärung noch die bequemfte zu feyn;
die Meinung, daß die Zeiten bes Meflias und
bie legte Zerftörung Jeruſalems befchrieben werden,
wie. auch Dathe annahm und die Ausdrücke fo
deutlich fordern. Die drey Hirten wären alsdann
nicht drey einzelne Perfonen, ſondern dreyerley
Regenten ber Nation, die in einem Monat zu
> &rumde giengen,da dis ganze Sand feirie chemgn
>
!
Veberfebung des A. T. | \ 513
Verfaffung verlor. Die beyden Staͤbe, Noam
und Chobelim, Gnade und Duͤndniß druͤckten
die Abſichten des Meßias aus, Gnade zu vers
fünbdigen und bie Verbindungen -in Iſrael fortzu⸗
fegen. Jener wird zerbrochen, zum Symbol,
daß die bisherigen Veranſtaltungen Gortes für
die Erhaltung des Staats ein Ende hätten, (v. 10.)
wodurch fich Diefer Hirte, der MeBias, genugfamt
als einen Gefandten Gottes legitimirt: dieſer wird
gebrochen, zum Symbol, daß die Verbindung
zwifchen Juda und Iſrael aufhoͤre. Was dieß heiſſe,
iſt alerdings dunkel, aber foll es etwan erſt noch
erfuͤlt und einſt nach der Reſtitution der Juͤden die
beyden großen Reiche wieder abgeſondert werden?
— Mir wollen hier nicht erinnern, daß die UXX.
dynn geleſen haben, welches einen andern Sinn
giedt, als rn: auch das letztere lieſſe ſich ver»
theidigen. Bruͤderſchaft iſt Vereinigung, buͤrger⸗
liche oder religioͤſe. Die erſtere wurde zwiſchen
Iſtael und Juda aufgehoben, durch ein neues
Erilium; die letztere durch die Zerſtoͤrung des
Tempels: und der Sinn waͤre doch nicht weit her⸗
geholt Juͤden und Iſraeliten, die ſich nach dem
babylonifchen Exilium wieder vereiniget hatten,
werden in dieſer giuͤckſeligen Eintracht nicht weiter
leben! Noch beſſer aber als dieſe Vermuthung
ſcheint es uns zu ſeyn, wenn wir wirklich ein
neues Schiſma der Juͤden, hier aber prophetiſch
d. h dunkel beſchrieben faͤnden. Tuba und Ifrael
Bene fie wieder, Juda iſt Pe sr aͤchten
erehrer Gottes, wie Zion; Iſrael Name der
v \ ' F ⸗ Abtruͤn⸗
| »
376 Fortfeg. von Michaelis Ueberfeb. des A. T
Abtruͤnnigen. Entſtunden nicht aus der jübifchen
Nation zwey neue Haufen: aͤchte Gottesverehrer,
Chriſten, und Abtruͤnnige, die alten Juͤden?) —
-Mit mehr Zuverlaͤßigkeit, als wir Fonft funden,
wird beym Anfang des K. ı2. verfichert : die hier
angehenden Weiffagungen müffen in eine uns
noch bevorftehende Zukunft gehören. (Diefe müfte
wohl auch zugleich nad) 9.12.13. 14. eine Reſti⸗
£ution der verlornen jübifchen Genealogien mit»
bringen: und wie unwahrſcheinlich, ich will nicht
ſagen, wie ohne ein ganz ausnehmendes Wunder«
were unmöglich) ift dieß!) — Bey den folgenden
Kapiteln würde ficher der Scharffinn eines fo
‚geübten Auslegers und eines Kenners der Sprache,
Sitten und Denfart der Juͤden minder Anſtoß ge⸗
funden haben, wenn er ſeine eigne Grundſaͤtze uͤber
den Gebrauch der Fabel in prophetiſchen Schilde
rungen, worüber er bey $oroch fo fein. urtheilte,
angewendet haͤtte. So lange uns nicht gezeigt
werben fan, wozu fo weite Hinſicht auf.die ferne
‚Zufunft ben: Zeitgenoſſen der Propheten nügen
Fönnen, und roozu fie jezt nuͤtzen foll; fo lange.die
‚Beobachtung des ganzen Ganges der Weiffagungen
ift, daß Begebenheiten, die erft nach Jahrhunderten,
oder gar nach Jahrtauſenden erfolgen follen,eine Deuts
lich und ausführlich, mit Entwicklung einzefner Um⸗
ftände, befchrieben, fondern nur Winfe darauf gege:
ben werden; fo lange ſind wir gegen Die Hypotheſe,
daß die Propheten A. T. fü weit hinausſehen, fehr
‚mißtrauifch, — Aus den übrigen Propheten, bie
biſtoriſch und meiſt hell ſind, wollen wir nichts aus
zeichnen! II.
1.
Henrici Comfantini Cras I. V. D:
et Prof. in illuftri Athenaeo Amftelodam.
difputatio, qua demanfiratur, sulluminethica Chri-
fiana praeceptum elle, quo et ‚Anguli ciues in röm-
modis fuis jequendis et principes in republica
ficundum politices regulas adminiftranda impe-
diantur, quae praemium ex iaſtitut
Stolpiani lege reportavit, 5
Accedunt de eodem argumenta di iferta-
Hiones irer.. —
Lugdeni Batarorum apud Sam..et Ioh. Liecht« Ä
0... zmans. 1783. 4. maj. ı Alph. 17.8.
icht bloß Einwürfe der Gegner bes Chriften“
| thums, die aus uͤbelverſtandenen Vot⸗
fhriften der Religion ober aus der Vermiſchung
der Grundfäge und Regeln einzelner Religions
" Parthepen mit den Befegen der Religion ſelhſt,
Politik und Religion unvertragfam fanden, fondern
auch wirkliche Erfahrungen , daß Menſchen, un
ihren Pflichten, wie ſie glaubten, als Chriſten
Genuͤge zu thun, bald die haͤußliche, bald bie
buͤrgerliche Wohlfarth daruͤber aufs Spiel ſetzten
und zerruͤtteten, waren opnfehlbar bie Beranlaffung
zu der Preißftage, worüber bier vier Antworten
im Druck erſcheinen: ob fich die. chriftliche Moral
denn ſo ganz mit Der Klugheit im Privatleben und
in der Regierung vereinigen laſſe, daB niche, um
Voderl. DibLaD, 5, De. den
578 Stolpifhe Preißſchriften
Daun · ſtrengern Vorſchriften der erſtern getren zu
bleiben, die letztere aufgegeben, oder um dieſe aus⸗
zuuͤben, von jenen eine Ausnahme gemacht werden
muͤſſe. Ihr Sinn und ihre Abſicht wird hier in
der Vorrede noch näyer. beſtimmt, daß aus der
Geſchichte der Welt, der Staaten und einzelner
Menfihen . Sälle aufgefuche und gegeben würben,
bey denen ein rechtfchaffener Mann oder Regent
in Verlegenheit war, weil es fehlen, daß eine
andre Entſchli jeſſung nach Religion und Gewiſſen,
eine andere nach der Klugheit und den Umſtaͤnden,
gefaßt werden muͤſte; und daß hernach von ſolchen
einzelnen Faͤllen gezeigt würde, wie harmoniſch
dabey Vorſchriften der Klugheit mit den Vor—⸗
ſchriften der Religion ſeyn, und wie diejenigen,
die an der Vereinigung beyder verzweifelten , bie
‚Klugheit zu leben mit einer. eigennägigen und in
den Folgen ſchaͤdlichen Verſchlagenheit vermiſchten
- (oder vielleicht auch willkuͤhrliche Religionsgeſetze
annahmen, oder richtige ſalſch anwendeten.)
Dieß waͤre freylich immer der beſte Weg, uͤber
ein ſolches Problem zu entſcheiden, die Aufloͤſung
dieſes Raͤthſels nutzbar zu machen, und bie Geg—
ner, welche uͤber die chriſtliche Sittenlehre weiter
nichts ſagen koͤnnen, als daß ſie bey allem Adel und
einleuchtender Heiligkeit in der Welt nicht durchaus
anwendbar ſey, zu beſchaͤmen. Denn wirkliche
Geſchichte bleibt immer lehrreicher als erdichtete:
und eine Caſuiſtik qus der Romanenwelt kan nie
ſo entſcheidend ſeyn, als die aus der Geſchichte,
wo man die Umſt ande nicht fr wie man fi pe zur
. It:
Dr — € « r 52
Zu Zr .7 — vo 86FF I om
vom Jahr 1781, 579
Entſcheidung braucht, zuſammenſtellen kan, ſon⸗
dern ſchon beyſammen antrift und, wie ſie ſind,
beurtheilen muß. Indeſſen blieben auch bey dieſem
hiſtoriſchen Wegy die Frage zu beantworten, die
Schwierigkeiten zahlreich und erheblich. Naͤhme
man die Beyſpiele aus ber aͤltern Geſchichte, ſo
iſt es ſchwer, und oft unmoͤglich ſich in die Situa⸗
tionen des Handelnden zu verſetzen, und alle Um⸗
ſtaͤnde aufzuſuchen oder wahrzunehmen ‚ die bie
Klugheit bey ihren Enefchlieffungen nügte und wor⸗
nad) fie handelte; fo iſt es ſchwer, das wahre |
Intereſſe zuverläßig zu beflimmen,, baßder Han , |
deinde entweder bes Gewiſſens wegen hintanfeßte, Ä
ober mie Verletzung des Gewiſſens ſuchte; fo iſt
vielleicht der Fall oft. zu. erwarten, daß die Grund«
ſaͤtze der heutigen Politik — der häußlichen, die
fo vielerley Veränderungen und Geftalten durch
Clima, Gewohnheit, Verſchiedenheit der Be⸗
duͤrfniſſe u. a.m. gewinnt — und ber bürgerlichen,
Ä welche wieder durch Staatsverfaffung, Regierungs-
Form „Verhaͤltniß gegen Nachbarn und Staats⸗·
beduͤrfniß verfchieden modificiree wird, — von
den Grundſaͤtzen ber aͤltern merklich abweihen _' -
und folglich die Urtheile über. Das, was Lebensklug⸗
‚ beit forderce, widerſprechend ausfallen, Würden
aber Die Benfpicle aus den neueren Zeiten entlehnt/
fo möchte fie wieder vielleicht zu arm, oder füßüe
inen Privatmann die Kunſt zu Schwer feyn, alle
ie Lagen genau zu beobachten, „welche auf ben
th und die Klugheit Einfluß harten. Ueber⸗
aupt aber waͤre e dieſe hiſtoriſche Beantwortung |
Oo 2 der
*
80. Stolpifehe Preißſchriften
der ganzen Frage mehr hinreichend, zur Verthei⸗
digung und Rettung der Ehre der Religion, wenn
ijdghre Gegner ſich auf wirkliche Colliſions-Faͤlle bes
rufen, wo Religion und Gewiſſen der Klugheit
nachſtehen muſten; als nuͤtzlich und praktiſch, um
daraus zu lernen, wie man ſich in ſolchen Faͤllen
zu verhalten habe. Sollte ſie theoretiſch abgehan⸗
delt werden, ſo koͤnnte man entweder ein aͤchtes
Syſtem der Politik d.i. der Kunft, im haͤußlichen
und Staatsangelegenheiten das befte Sjutereffe zu
erkennen und zu befoͤrdern, entwerfen und mit
den daraus abgeleiteten Regeln die Worfcheiften
des Chriſtenthums zu vergleichen; oder man koͤnnte
zuerft ein Syſtem Der lautern chriſtlichen Moral
entwerfen und dann zeigen wie wenig eignes oder
"öffentliches Intereſſe je bey der freuen und weiſen
DBefolgung der chriſtlichen Anweiſungen in Ge⸗
fahr gerathe; wie dig, Aufopferungen, die das
Chriſtenthum fordert und die Einfehränfungen, die
es ung fegt,gerabezu zur Gluͤckſeligkeit mitwirken und
unentbehrlich find; wie Die Gränzen der Pflichten,
wie fie die Religion ordnet, keine andern ſeyn,
als diejenigen, wolche eine erleuchtete Weisheit
veſtſetzt; wie eine Religion, deren Anordnungen
ſich alte in dem Punft von allgemeiner Ötüffeligfeit
Ber Menfchen vereinigen, ihreeinzelnen Borfeheiften |
ohnfehlbar nur da. angewendet wilfen wolle,
die Klugheit wahre und -wefentliche —*8
entdeckt und hofft, aber nicht da, wo menſchliche
Einſicht wirklichen und unvermeidlichen Schaden
fürs Banye. febt; 2 und wie bie ‚permeinte Politit᷑,
die
vom Jahr ꝛ7389.3. 38r
die im Privatleben ſich mit Argliſt, Unreblichkeie
und Falſchheit verſchwiſtert, ober in oͤffentlichen Ge⸗
—
ſchaͤften und im Staate kein andres Syſtem als
Abſicht auf Deſpotengroͤße, Ruin und Taͤuſchung
der Nachbarn, Gluͤck einiger Buͤrger mit Unter⸗
gang der andern hat, nie Anſpruch auf den Na-
men einer wahren Ktugheit machen fan, weil fie
in ihren Folgen fogar zerftörend wird. Wir wer⸗
ben finden , daß nach beyden Methoden bie vor
gelegte Frage beantwortet wurde: mur baf die
meiften Verfaſſer zu viel allgemeine Säge und
nicht hieher gehörige Erklärungen oder Beweiſe
vom Einfluß der chriſtlichen Sittenlehre auf das .
Wohl der Staaten mit einmifchten , und. fih auf °
alle diejenigen Einwuͤrfe einfiefen, nach denen man
Chriſtenthum und Gfückfeligfeit der Stoaten für
unverträglidy ausgeben wollte.
Die erfte Abhandlung, welche auch den Preiß
in ber Stolpifchen Stiftung davon trug, abgefaßt
von D. Eras, zerfälle in Orey Abfchnitte. Der
erfte zeige kurz, und außer dem Wege zur Dei
antwortung ber Frage, wie geſchickt die Vorfehriften
der chriftlihen Sittenlehre :feyn, Privat und
Staatswohlitand zu befördern; wie enge fie das
Band zwifchen Regenten und Unterthanen Erüpfe,
und wie auch der Negent, bey der Ausübung der
gemeinen chriftlichen Tugend, ein guter duͤtzlicher
und patriotifher Kegent feyn werde, obgleich
Chriſtenthum den Regenten nie eigne Regeln giebt.
Bey biefer ofnen Klarheit ber Sachen muß man
fih bilis uͤber die N der chriftlichen Br
| 0 3 oo
2
32. Ctolpife Preißſchriften
ner verwundern ‚ nach denen Chriſtenthum und
Politik unvereinbar feyn follten! und es iſt zuerft
nöchig, die Quellen: diefer Verleumdungen auf
zuſuchen um fie verftopfen zu koͤnnen. Dieß ver.
ſucht der B. im zweyten Abſchnitt, und er muß
es leider! zugeftehen, daß die Moral die Kirchen«
värer der erſte Anlaß dazu war. Ihre moͤnchiſche
Strenge, Einſiedeiey, Coͤlibat, Herabwuͤrdiqung
des Eheſtandes und Empfehlung (nicht Ausuͤbung)
einer ſtoiſchen Gleichguͤltigkeit, war allerdings
Zerſtoͤrung der menſchlichen Geſellſchaft: und wenn
dieß Chriſtenthum waͤre, ſo waͤre freylich buͤrger⸗
liche Ordnung und Gefelligkeit mie der Religion
immer im Streit: allein Gottleb! daß man nan
ferne, Schwärmeren von Tugend, und Ueber
fpannung in Forderungen an die Menfchheit von
achten Gefegen des Evangelii abzufondern, und
x
die Kirchenväter in der Moral noch weniger zu
‚achten, als in der Glaubenslehre. (Wir finden
auch nicht, daß dieſe Grundfäge einiger auſteren
Moraliften, außer einigen Gelehrten, viel Ber
fall gefunden, den Feinden der Religion damals
bedenklich gefchienen, und den Sfaaten gefährlich
geworden. Da die Moͤnche den Hof kennen lernten,
wurben fie durch etwas ganz anders, als dur)
ihre Strenge in der Moral gefährlich und
ſchaͤdlich) Allein mit mehr Schein nehmen
die Gegner des Chriſtenthum ihre Beſchuldigungen
fetbft aus bem R. T. ber: und, um biefe abzu—
weifen ‚ verfucht der Verfoffer zuerſt einige Aus
legungsregeln über moraliſche Steflen veſtznſetzen.
Es find fünf, die gewiß richtig in der Ehen,
—X
—
vom Zehr ig. 6583
aber deſto ſchwieriger in der Anwendung ſind.
Die erſte: viele Befehle find tropiſch und aliegoriſch,
tie Matth. 16, 6-12, 5,29.30. 18, 8. 9. 19, 12.
(mo doch nicht Befehl iſt. ob. 10, 11. Suc. 14.
(cogite intrare) u. a. (Allein an welchen Merk⸗
malen kan man das Daſeyn der Metapher oder
Allegorie erkennen? In welchem Fall muß man
den buchſtaͤblichen Sinn verlaſſen? und aus wel⸗
chen Gruͤnden laͤſt ſich in ſolchen Anweiſungen und
Befehlen der Gebrauch eines uneigentlichen Aus«
drucks rechrfertigen? Iſt die in allen Fällen fo
leihe?) — Die zwente Negel: Vieles wird im
Evangelio allgemein und ohne Einfchränfung unter.
fage: aber es follen damit nur die Mißbraͤuche
und Fehler, welche bey den verbotenen Handlungen
vorfommen, geradelt, oder aud) nur die mindere
Wichtigkeit folcher Dinge vorgeftelle werben.
Nach dieſem Grundſatz muͤſſen nach ſeiner Mei⸗
nung die Ermahnungen beurtheilt werden, ſich
ſelbſt, und Eltern, Kinder u. ſ. f. zu verlaͤugnen,
(dieß iſt aus Macth. ‚Io, 37. vergl. $ue. 14, 26.
ganz Flar,) himmliſch gefinnt zu feyn, die Welt nicht
zu lieben, den Reichthuͤmern zu entſagen. Denn
alle diefe Vorfchriften follen nut Mäfigung im ,
Streben nad) disfen Dingen, nur Bereitroilligfele
fie zu entbehren,, ‚oder aufzugeben, nur die Ge
ſinnung, fie.minder als Tugend zu ſchuͤtzen, em⸗
pfehlen. (Einige folhe Vorſchriften find nicht
einmal allgemein, wie Luc. 14,26. Matt. 19, 29.),
Nach diefer Regel fälle auch der Vorwurf weg,
als‘ oo »PBibiepn ie und iTenfoften Col: 2, 8
I Tim. .
x
t
/ -
"56 Ciolpiehe Ppreitſcheiten
Tim.s6, 20, Tit. 3,9 und Annehmung von Chem
bezeugungen Luc. 14, 8-11. .Matth. 23, 5-12:
den Chriften unterfagt wurden, ba doch nur Miß⸗
braud) davon verboten wird. Die dritte Regel:
Einiges wird allgemein gefagt, mas nur unter ges
wiffen Einfchränfungen verftanden werden muß,
wie ı or. 5, 10. So verſteht der V. das Verbot
der Ehefiheldungen,. das dem Montesquieu
(gegen weldyen bier mehrere Bemerfungen vor«
tommen) fo anftöfig geweſen ift, und meine, Jeſus
nenne Eine Urfache, obr.e andre gleichwichtige aus⸗
zuſchlieſſen, wiewol es ſcheint, bag Pilatis
Meinung, Jeſus rede gar nicht von oͤffentlichen
und eigentlichen Eheſcheidungen, ſondern ven
Privatentlaſſungen der Weiber, ihm noch vor⸗
züglicher fcheine. : Wiertens, manche Gefeße und
Ordnungen find nur perfonell und temporeli (au
lokal), wie Matth. 10, 5.6. Die Erklaͤrung
Dauli tiber den Coͤlibat ı Cor. 7, 1,10. vergl. 26.
29. Die Gemeinfchaft der Güter (wovon bie
Begriffe noch fo unbiblifch find); die Wermeidung
gerichtlicher Proceffe ı Cor. 6. Endlich: einige
Ermahnungen find. euch hyperboliſch· Dem Ta-
del folcher Formeln begegnet er mit einer Stelle
‚aus Seneca de Benef. 7. 22. quaedam praecipi-
mus ultra modum, ut ad verumet fuum redeant.
Dahin wird nicht bloß das Urtheil Jeſu über den
Reichthum Matth. 19, 23.26. ſondern auch bas
Verbot der Eidfhwüre gerechnet (das wohl zur
zweyten Regel gehören möchte), Die Frage über
VWVerſtellung und Simulatien wirt, mit Deuiehuns
_ 2 au
-
—
"vom gahr 7Br. "gg
uf Orotius de I. B.et B.L. n. cs’ und einige
andere Lehrer des Naturrechts übergangen: (ſie iſt
doch noch nicht beruhigend beantwortet). Ueber
bie Zuläffigfeit bes Zinsnebmens, wowider $uc.
6, 34. zu ſtreiten fcheine, Pan auch feine Frage
mehr ſeyn, wenn die Rede Jeſu hyperboliſch ft. -_ .
Endlich fomme er. auf Proceffe und Kriege, deren
Unzulaͤſſigkeit die Spötter des Chriſtenthums
dem Evangelio ſehr dreiſte auf buͤrden: und nimmt
wieber in den Befehlen Matth. 5,39. 8,1. Hy⸗
perbef und Zeitgeſetz an. Ben Joh. 8, 7. if nur
einzelner Fall, ber nie Regel. giebt, {noch dazu
wegen bes Fritifchen Verdachts gegen dieſe Stelle
ein fehr ‚zweifelhafter Fall) und Roͤm. 2,1. inuß
ſehr verdreht werden, mern man ein Urtheit
wider bürgerliche Gerichte darinnen finden will,
fewie der Ausſpruch March, 26, 52. wenn man
das Schwerd dem. Krieger zu entziehen gebenft.
(Wir. Gaben, nichts gegen hyperboliſche Anordnun⸗
gen: allein häufig fönnen fie nicht vorkommen,
ehne Mißdeutung, und alfo auch offenbaren DUB
brauch zu veranlaffen: und es ſtuͤnde bahin, ob
das, was unfer Apologet dahen rechnet, nicht füg«
licher fefale und temporelle Anmweifungen heißen .
koͤnnten, bie in der damaligen Sage ber erffen
Ehriften, im der Regierungsform der jübifchen
Republik und Der üben in bem römifchen Gebiete,
und in bem großen Verfall der Moralität ihren
guten Grund haben, manches möchte auch nur
polemifch gefagt feyn, um bie Pparifäihe Moral
in ihter Bloͤße darzuftellen) — m dritten .
W re Theil
no
/28
J
? . &
536 Stolpiſche Preißſchriften
Theil werden endlich noch einige Einwenbdimgen
beruͤhrt, welche man aus richtig angenommenen
Morfchriften des Ehriſtenthums gegen die Lehre
Jeſu und ihre Unſchaͤdlichkeit für die bürgertiche
Geſellſchaft gemacht hat. Hiebey wird zuerft des
\
&
Engellaͤndiſchen Schwärnter Madan's, befen
Buch Thelyphthora, wireinft ſchon anzeigen, und
andrer Freunde der Polygamie gedacht und'gegen
fie erinnert, daß nicht nur die Annehmlichfeiten bes
epelichen Lebens weit geringer bey der Polngamie
8 in ber Monogamie find, fondern daß aud
felbft die Hoffnung, arößere Wolfsmenge zu
erhalten, der Polygamie nicht günftig ſey. Wäre
dieſe Hoffnung auch gegründet, wie fle es doch
ſelbſt nach Montesquieu nicht iſt, ſo iſt bloße
Volksmenge weder die hoͤchſte Gluͤckſeeligkeit eines
Landes, noch ber erſte Wunſch und Die uneinge⸗
ſchraͤnkte Abſicht "eines Regenten, der es weiß,
, Daß nicht viele, fondern gut gebildete Bewohner
bes Landes den allgemeinen Wohlftand ausmachen.
Aber eben diefe Bildung der Bürger leidet bey
. ber Polygamie: bey welcher wegen der gleichen
Anzahl der Perſonen beyderley Geſchlechts Ver⸗
wirrung unvermeidlich iſt. Noch weit haͤufiger
hat man den Befehl, ſanftmuͤthig, nachgebend,
bemuͤchig zu ſeyn, für nachtheilig ausgegeben, als
"ob er ſchwache, dulbfame, feige Menfchen bilde,
Schon Machiavell leitet hiervon die Schwäde
und den Mangel an Tapferkeit her, (den man
wohl feinen weichlichen Landesleuten, aber nicht
den übrigen chriſtlichen Nationen vorwerfen fan):
Bayle
— 5 + 1
1
vom Jahr sr! © 387
Bapfe fürchtet daher, daß fichlein ganz chrifſtlicher
Staat nicht dauerhaft erhalten würde: Diberoe
und, nochmehr, Rouſſeau (du contr. Soa'4, 8)
fagen das nemliche, daß die Vollkommenheit einer
chriſtlichen Verfaſſung der. Grund von ihrer Zers
ftörung ſeyn müfte, ohne zu bedenken, daß eine
zerftörende Vollkommenheit aufhört Vollkommen⸗
beit zu ſeyn oder als folche dem Ehriften empfohlen
zu werden. (Die befte Widerlegung dieſer An-
flagen giebt ohne Zweifel die Gefhichte) —
Die zweyte Abhandlung in hofländifcher
Sprache ©. 89:191. hat einen Kaufmann im
Rotterdam Pieter Verfiop, zum Verfaſſer, und
it in vier Kapitel getheilt. Er geht von den
Grundfägen einer gefunden Politik aus‘, die er in
den beyden erſten Kapiteln entwirft; und vergleicht
hiermit Die Vorſchriften des Chriſtenthums, fomel
die, welche mit jenen Maximen zuſammentreffen
(K. 3.), als auch diejenigen, welche ihnen entgegen
zu ſeyn ſcheinen, (8. 4. mit Beleſenheit, Scharfſinn
und Ausführlichfeit. Um die Regeln der geſunden
Staatskunſt zu .entdecfen, entwirft er nicht eine
Platoniſche Republik, fondern diefreye und weife
Regierungsform in feinem Vaterlande ſoll
ihm bie befte Anmeifung darzugeben. (Der Repu⸗
blikaner mag doch zumeilen eine andere Politik
Haben, als fie in Monarchiſchen Staaten ange '
rommen werden muß; wenigſtens die Arten der
Anwendung allgemeiner politifcher Kegeln, richten
ſich wie es ſcheint, nach der Verfchiebenheit der
Regierungsform.) — Seine erfte Negel für den
| Regenten
»
d
\
Wiſſenſchaften befördert, . Sanbbau, . Guben
En 7
8 Stolpifihe Prefkfehrifien.
Kegenten iſt: Ordnung, Ruhe-und Sicherheit
® befördern ,: wozu gehört: Handhabung der
Religion und Beförderung der Tugend, Ber
leihung der Gewiſſensfreyheit; ungefränfte Be⸗
wahrung der natürlichen Freyheit und Rechte des
Volkes; Sorge für bie vollkommenſte Autorität
der höchften Macht; weife Gefege; Strafen nad)
den. Vorfchriften der Weisheit, Billigkeit uud
Gfrechtigkeit; unparthepifche Mechtsfprüche ben
den Streitigkeiten der Untertanen; Enthaltung
von ungebührlichen Auflagen; Beförderung der
Eintracht unter den Gliedern der Regierung;
firenge Gerechrigfeit - gegen andere Nationen;
(bier wird. die Frage; ob man feine wahren Ab»
fihten den Nachbarn verbeugen und fie wohl gar
in der Meinung des Gegentheils beflärfen kann?
mit a! beantwortet: es fen ja Pfliche, feinem
- Scheinfreund, der unfere Offenherzigkeit miß⸗
brauchen fan, feine Geheimniffe zu verhehlen.)
- Unterhaltung des Friedens, fo lang es moͤglich ifl,
aber zugleich, wenn diefer durch andere unterbsochen
wird, Gebraud) der ganzen Macht des Landes
zur Vertheidigung (alfo bloß Defenfioftieg, im
Pleinerer Staaten und der heutigen Nepublifen
gemäß fenn: aber größerewerden wohl noch andere
Urfachen bes’ Kriegs, auch ohne Ungerechtigkeit,
finden.) Die zweyte Hauptregel für den Re⸗
genten beſtimmt ber V. in der Beförderung ber
Gluͤckſeligkeit des Volkes, indem er- Künfte und
chif⸗
"Zall des Ueberfalles: dieß mag wohl ber Volnt
|
vom Jahr 78. 58
Schiffarth und Handel belebt; die Ehen befoͤrdert;
der Armuth und dem Muͤſſiggang ſteuert, und
die Volksvergnuͤgungen, wenigſtens unſchaͤdlich,
und, wo moͤglich, nuͤtzlich macht. Die Sorge
bes “Bürgers im Oegentheil muß nach Kap. 2.
Darauf gerichtet feyn, daß der’ Eouverain die
nöchige Macht in Handen habe, um ihn in feinen
Rechten zu fehüßen; daß er als ‘Bürger’ bie heil«
fomen Abfichten feiner Obern aflezeit unterftüge ;
feinen Mitbuͤrgern (Kindern, Freunden, Armen,
Bedruͤckten, jedem in feinet Maaße) nüglich werde;
ihre Achtung und Siebe dagegen erhalte, . feine
Gluͤcksumſtaͤnde verbeſſere. Wie Fan dieß alles
ohne Tugend, oder fo ficher als durch fie gefchehen ?
— Mit diefem Entwurf einer vernünftigen Politik
wird nun im Öritten Kapitel Die chriftliche Sitten»
lehre verglichen -und gezeigt, wie fehr fie dieß alles
begünftige und fomohl Regenten als Bürger dazu
anmweife. Sie hebt niche. nur nie das Naturrecht
auf, das jene Morfchriften ertheile,. ſondern
veredelt es auch: Es war. nicht ſchwer, dieß ſowol
aus einzelnen befondern Gefegen der chriftlichen
Keligion, als ans den allgemeinen. Vorfchriften
‚derfelben: Alles,. was ihr wollt ꝛc. was rede,
was ſchoͤn, lieblich iſt zc. zu zeigen, Es gehört
aber auch nicht / ſo eigentlich hieher, wie der Innhalt
bes K. 4. zeigt, wo hewieſen werden foll, daß bie
chriſtliche Sittenlehre, nichts lehre, was gegen die
geſunde Staatskunde oder gegen Die Angelegenheiten
(belangen) des Bürgers ſtreitet. Die Namen,
und Befchuldigungen von Tindal, Bolingbroke,
— der
it
.
— — —
so Steonlpiſche Preißſchriften
der Grafen von Schaftesbury und Hume
kommen dier vornemlich vor und mehr die Samm⸗
hıng ihrer Anklagen als die Antworten darauf,
Die zwar befriedigend, aber nicht geſchaͤrft genug,
x. nd, meift Wiederholungen des ſchon von andern
- dagegen Öefagten find, bringt dem Verfaffer Ver⸗
bienft. Es find meift Anrirhefen gegen die Ber:
laͤumdungen ber Deiften vorausgefeßt, und dann
darüber commentirt. Erſte Antithefe:‘ Die
Lehre von einem finftigen Leben ift unferm zeitlichen
Gluck nicht nachtheilig: gegen Schaftesbury.
— (Weder der Einwurf iſt in feiner ganzen Staͤrke
0». bargeftelle, welche er aus Deni Befehl, das Ewige
zum Hauptaugenmerck, mit Hintanfegung bes
Seitlichen, ‚zu machen, erhält: noch Die Antwort,
Daß ein fünftiges Leben nur bey einem treuen Ge:
braud) des Gegenwärtigen glüclich fen werde,
weicht alten Bedenflichfeiten aus. In den uͤbri⸗
gen Preißſchriften iſt Dieß-beffergefagt.) örbepte
Antitheſe: Die chriftlihe Sittenlehre begimftige
Peine Unvertragſamkeit, gegen Poltaire’s Anklage
aus Matth. 10, 34. 18,17. ı Cor. 3,5. ı Tim, 1,20.
2%. 7, 16, Die Antworten find die gewoͤhnlichen.
Dritte Antitheſe: Die chriſtl. Sittenlehre giebt
keine Veranlaſſung zur Tyranney, Ungehorſam und
Geſetzloſigkeit. Hier wird Chubb riberlegt, der
‚wegen. Rom. 13, 1. ſgg. Drey Klagen gegen Pan«
lum bat, daß er den Urfprung der Regierung auf
einen falfchen Grund baue, zu allgemein. fage,
die Obrigkeit trage das Schwerd zur Strafe,
(crug es, frage Chubb, auch Herodes zur Strafe,
on 0 u als
\
vom Jahr IB 591
afs er ben Jacobus tödtete?) und aud) den Ger . .
Horfam gegen Thrannenbefehle. Auf folhe So
pbiftereyen darf man ſchwẽrlich ernfthaft antwor⸗
ten. Am Schluße wird noch, mit fehr wenig _
orten des Eides gedacht, über deffen Rechtmaͤ⸗
figfeie der V. nicht recht deutlich ſpricht. (Finden .
Die Gegner ber Religion den Eid im Staate als
etwas unentbeßrliches, fo ehren fie die Religion
Dadurch-genugfam, aber ihre eigene Waffen tödten.
fie Danp!) - Vierte Antithefe: Die chriſtliche
Sittenlehre entzieht niemanden die Behauptung
feiner Rechte, gegen Chubb und Tindal,' wor ° '
von jener befonders Marth. 5; 39:48. dife.
Matth. 18, 22. für ſich anführt und mißdeutet.
Auch Hier war es leicht, das Chriftenrhum oder
wjelmehr den Sinn Diefer Stellen zuretten; (aflein '
ob nich ſchon Werläugnung oder Einfchränfung |
des Gebrauchs feiner Rechte, . welche unſtreitig
dos Chriſtenthum fordert, . nachtheilig feyn?
wäre eine anbere Frage; und dann muͤſten wohl
genauere Beftimmungen hierüber gegeben. werden,
ſowohl um die Natur diefer Verlaͤugnung zueigen,
als auch zum Beweis, daß fie der menfihlichen
Geſellſchaft und dem, der fie übe, nicht nahe ,
theilig fen.) Sünfte Anfirhefe: Die hriftliche
Eittenlehre mißbillige weder Öelehrfamfeit noch
. Ehen, meift gegen Tindal und Bolingbrote,
die ſich mit ı Cor, ı, 19. unb ı Cor, 7, ſchuͤtzen
wollen. Auch hier find die Antworten befanntz
, und das, was Über. Verbot der Polygamie. er ber
gehre night einmal zu behauptan, daß ſie wirklich
Er erbeten
92 EStolpiſche Preihſchriften
verboten fen, und meint, es fen ſchon genug, daß
die chriftliche Lehre: diefelbe nicht gebiete: denn
wenn dieß ‚gefchähe, fo wäre es wider die gefunde
Politik: als ob nicht die Erlaubniß dazu ſchon
undpolitiſch waͤre ) und über das Verbot der Eher
fcheidungen aus Michaelis mofaifchen Recht vor-
kommt, Fan wieder nicht neu ober ganz befrie
digend beißen. Sechſte Antitheſe: Die chriſtl.
Sittenlehre hindert den Bürger an der Aufmerf.
ſamkett auf feinen ‚zeitlichen Wohlſtand - nicht.
- Zuerft gegen Hume, der in dem Befehl der
Selbflverleugnung and Demuth ein zerflöhrenbes
Verbot von Ehrbggierde, ohne welche Fein großer
Mann je gelebt oder gehandelt har, finden will.
Ihm ift Demuth und Verachtung feiner Vorzüge
. Eins; aber er kennt ſicher die. Natur. der rifft.
>
Demurh nicht, oder entſtellt ſie: und Selbfiverläug-
- nung iſt immer ber eigne Charakter eines Helden.
Hernach gegen Chubb, dem die Gemeinſchaft der
‚Würer,, welche das Coangelium fordern fol, mit
der Sorgfalt. für irrdiſche Güter und ihren Beſitz
‚umvereihbar ſcheint: als ob fie Befehl, nicht Zeit
anſtalt, und, wenn man die Wahrheit fagen will,
nicht bloß eine frenmwillige Aufopferung eines Theils
feiner Güter zum Beften der Armen geweſen waͤre.
Siebente Antithefe: Die chriſthiche Sittenlehre
unterſagt nicht Vertheidigung und Liebe bes Vater⸗
landes; gegen Schaftesbury. Tapferkeit an
ſich ſelbſt, erinnere er, iſt Feine Tugend; ſon⸗
dern ſie wird durch die Objekte beſtimmt. Sind
| Biefe würdig; ff ug Poing von Pi
u
2. wm Habe 1zBr. 293
und Aeuſſerung deffelben mit Weisheit verbunden: -
dann rühme man, fie als Tugend. Vaterland»
liebe ift blinder Trieb oder Ungerechtigkeit gegen
andere Völker, wie fie es ben Römern und Juͤden
war, menn fie etwas anders ift, als die Neigung
unfern Mirbürgern nüglich zu werden, und An
werrdung der allgemeinen Pflichten der Gerech⸗
tigkeit und des Wohlmwollens auf die Glieder der.
Geſellſchaft, zu welcher wir als Bürger gehören.
Wenn dieſe Tugend nicht ausbrücflid) von Chriſto
befohlen worden, fo liegt ‘doch der "Befehl dazu in
allgemeinen Gefegen der Billigfeie, welche das
Evangelium enthält. ° Es war auch nicht nörbige
damals diefe Tugenden zu Befehlen; dern fie wurden
geübt: es war fogar weife, daß Jeſus von den
Heldenrugenden vor Juͤdiſchen Zuhörern ſchwieg.
Einer zur Empörung geneigten Nation Vater» -
fandstiebe zu predigen, Förmte leicht Anlaß zum
Aufruhr geben, Chriſti Beyſpiel predigt laut
Heidenmuth und Siebe, ſich auch für fein Vater⸗
fand aufzuopfern: und die ganze Religion giebt
' dem Chriſten die ſtaͤrkſte Ermunterung, Held
und Patriot zu werden. — (Der Punkt, ob
nicht ſtrengſte Aufrichtigkeit und Wahrheits⸗
fiebe oft nachtheilig werden muͤſſe, ob dieſe ohne
Schaden Regententugend werden koͤme? und
einige andre, doch minder erhebliche, ſind von
dieſem Verfaſſer nicht beruͤhrt: deſſen Syſtem
der Staatsverwaltung vielleicht ſchon zu plan
toniſch iſt. ) u
- D5derl.Bib,ad.3.6r Dr Kine
vI x
k
,
04 Ciolsie Preihſcheiſten
- Kürze, Präcifion, Reinigkeit des. Ausdrucks
und Abfonderung fremder außer dem Bezirk ber
Preißfrage liegender Unterfuchungen und Betrach⸗
tungen erhöhen dem Werth der dritten Abhand⸗
fung eines Ungenanten, welche felbft mit der
gefrönten Preißfchrift noch um dem Vorzug ſtrei⸗
ten. möchte. Auch hier find vier Abfchnitte, wos
von der erfte den Sinn der vorgelegten Frage
beſtimmt. Wir mollten dieß allen Gelehrten
einpfehlen, welche Preißfragen beantworten : denn
die Fragenden wiſſen fehr felten die Kunſt, ſich
beftimme auszubrüden, ober fie hüllen ihre Auf
gaben in ein ſo ehrwuͤrdiges Dunkel, daß es ſchwer
iſt, nach ihrem Sinne zu antworten, aber deſto
leichter, wenn die Preißſchriften eingelaufen ſind,
um erſt zu ſagen, was die Meinung geweſen ſey.
— Bor allen fragt er alfo, was bie Vorſchriften
der chriſilichen Sittenlehre feyn? und bemerft,
daß das Chriſtenthum nieht ſowohl einzelne Hand⸗
lungen beſtimme, als vielmehr bie ganze Geſiunung
des Menſchen bilde, ihm die hoͤchſte Vollkommen⸗
heit als Ziel vorſchreibe, und die Klugheit, zu
waͤhlen, was das beſte ſey, — gerade die wahre
und aͤchte Politik — empfehle Eben fo kurz
und genau iſt er in der Beſtimmung, was Staates
klugheit ſey? Er findet in der Veranftaltung
desjenigen, was gemeines Wohl d. h. des Staats
und feiner Glieder, erhält und mehrt, d. h. inder |
- Sorge für die Gefege, die jedem Staat, feinem |
Bebürfniffen und feiner Verfaſſung angemeſſen,
d. h. Plug feyn müffen. Hierdurch ift ber Weg
.. jus
vom Fahr un 395
zur Beſtimmung der Frage geoͤfnet. Es ſind
eigentlich, wie richtig bemerkt iſt, zwey Fragen:
Sind diejenigen Vorſchriften, welche einer klugen
Staatsverwaltung entgegen ſind, wahrhaftig
Chriſtliche? und ſind die erweißlichen chriſtlichen
Geſetze ihr wirklich entgegen? Die erſte Frage
zu beantworten ift freylich nicht noͤthig. Wie
fan man Folgen aus erdichteten Lehren der Religion .
mit Recht auf Rechnung der Religion fehreiben? _
(Indeſſen ift bey. den Gegner doch der Fall oft -
vorhanden) Stimmt man die leßtere Frage an,
fo find wieber zwey Fälle abzufondern: Befehle
oder verbietet die Religion etwas, das bie buͤrger⸗
liche Gluͤckſeligkeit hindert und ſchwaͤcht? und,
Ban Politif zumellen etwas zu rathen fiheinen,
bas nach) ben Gefegen bes Chriſtenthums unerlaubt
ift? Nach diefen Beftimmungen der Frage wer⸗
den im zweyten Kapitel die chriftlichen Vorſchriften
mie den bürgerlichen Geſetzen kurz verglichen.
Diefe find immer ihrer Natur nad) auf. einzelne
Staaten und auf äußerliche Wohlfarth einges
ſchraͤnkt, daher auch immen veraͤnderlich: “jene
weit ausgebehnter in ihren Umfang, ba fie ſich
auf das ganze Glück der Menfchen und befohbers.
auch auf Befferung des Herzens verbreiten, allen:
Menfchen und Zeiten angemeffen. Dieſe enthalten
meift Zwangspflichten, jene auch folche, die außer .
den Zwang der Menfchen liegen u. ſ.w. (Di
lieſet man gerne, um fo. mehr, da es alles fo ſchoͤn
gefagt ift: aber es dient faum zur Aufklaͤrung dee
Frage und. iſt zu allgemein.) — ‚Das dritte
Li
306. &tolsiiche Preißſchriſten
Kapitel unterfucht. nun näher das Verhaͤltniß ber
hriftlichen Keligion gegen den Staat, wieder
nach vier Punkten. Erftlih: Chriftus wollte
- keinen ‚Staat errichten, welches ſowohl aus den
feyerlichen Erflärungen Jeſu, ob. 18, 56. als
auch aus dem Innhalt der chriftlichen Lehre be.
wiefen wird, welche durchaus nicht die Geſtalt
eines Gefeßbuchs hat; - Doc) wollte Jeſus, zwey⸗
tens, feine Religion nur in einem eingerichteten
Staat einführen (moluit nifi in reipublicae fede
collocare).. Die Gefchichte der Religion zu allen
Zeiten lehrt, daß Chriſtenthum nur und am gluͤck⸗
lichſten in ‚ordentlichen Staaten gediehen, fo wie
die Vorfchriften beffelben außer der Geſellſchaft
ber Menfchen (allein dieſe muß nicht gerade buͤr⸗
gerlich ſeyn) gar nicht ſtatt finden koͤnnen. Wiſſen⸗
ſchaften Finnen nicht anders als in einen wohlge⸗
orbneten Staat empor fommen: aflein ohne
Wiffenfchaften erhält ſich Chriſtenthum nicht.
Wie kan die chriſtliche Religion. den Staaten
ſchaͤdlich oder gefaͤhrlich ſeyn, ohne ſich ſelbſt zu
ſchaden und Untergang. zu bereiten? Iſt aber
auch, fragt ber V. drittens, die Religion für diefe
Vortheile, die fie vom Staat erndet, dankbar
genug? und hindert fie nicht wenigfteng bie bürger-
liche Wohlfarth und Klugheit? Allerdings ift es
bier merfwürbig, daß, da. die Worfchriften der
Religion Jeſu fo mannigfaleig find, doth keine
- darunter angetroffen wird, welche ‚für die Politik
etwas beftimmt. - Sie läft alfo berfelben ihren
ganſen freyen Sarg, ohne ibn einzufchränfen
| ober
|
|
“ id
vom Jahr nd, der
ober aufzuhalten: und fie muß.es thun, weil buͤr⸗
gerliche Ordnungen, wenn fie vernünftig ſehn ſollten,
le allgemein ſeyn koͤnnen. Allein weit entfernt,
der (Geſetzqebenden) Staatsklugheit hinderlich zu
ſeyn, hilft ſie vielmehr dem Staat auf, durch die
Forderung der Liebe, die ſich gegen Wohlthaͤter,
worunter Staat und Vaterland vorzuͤglich gehört,
thaͤtiger beweiſet; durch die Gottesfurcht , welche
wahre Weisheit iſt, (dieß dürfte genauer ausein-
andergeſchzt ſeyn;) durch Die Geſinnungen, die fie
im Chriſten hervorbringt, die Geſinnung der
Unterwuͤrfigkeit, der. Achtung für die Geſetze, der
Duldung des Unrechts aus Ehrerbierung gegen die
Shrigfeitu.f. fe Und wie mag man nad) ber
Geſchichte den wohlthaͤtigen Einfluß der Meligion
Jeſu auf die Staaten verfennen, da fichebar ift,
daß die hriftlichen Staaten an Flor, Sicherheit, -
Größe und innrer Stärfe den übrigen .fomeit
überlegen find, Sehr natürlich) wirb ber neuern
Beichuldigung Gibbons, daß das Chriſtenthum
die Urfache vom Verfall des römifchen Reiches fey,
bier begegnet , Durch die richtige Bemerkung, daß
Conſtantin und feine Nachfolger: die Religion niche
einmal recht gefannt haben ;. daß zur Erhaltung _
eines Staats große Männer gehören und allerley
Nebenurfachen mitwirfen müffen, daß die Reli⸗
gion, wenn jene nicht auftreten und biefe nicht vor«
handen find, unſchuldig ift, daß man eben hieraus
fehen fönne, wie bie Religion die Unterflügung
durch bürgerliche Kraft nicht nörhig Habe; bafl
endlich, nach langen Vorbereitungen, der Sturz
es | bes
398 Stolpiſche Preibfchriften
bes römifchen Kaiferthums durch die Theilung des
Reiches, durch Theodoſius dem Großen am meiſten
ſey befördert worden. Aber gebot das Chriſten⸗
thum dieſe Theilung? Nahm fie Theobofius aus
Billigkeit vor, fo fordert die Religion ja feine
Billigkeit, welche mit bem gemeinen Beſten
fireitet. Endlich wibmet ber B. feine Aufmerl-
famfeit im vierten Kapitel benen hriftlichen Vor⸗
fchriften, welche mit einer flugen Staatsver-
waltung fireiten follen. Es find entweder allge:
meine .oder befondere. Zu jenen gehört theils
die Vermeidung aller Laſter, ba body ohne Laſter ein
Staat niche gluͤcklich ſeyn koͤnne — eine Hypotheſe,
bieder Verfaſſer der Fabel vonden Bienen geträumt
bat, und die wohl Feiner ernftlichen Widerlegung
bedarf — theils die Empfehlung bes himmli⸗
fdyen Sinnes, woraus Verachtung der irrdiſchen
Dinge und Vernachlaͤſſigung des bürgerlichen
zeitlichen Wohlftandes unvermeidlich folgen ſolle,
als ob es nicht klar waͤre, daß der Sinn der
Forderungen Matth. 6, 33. Col. 3, 2. blos dahin
gehe, Chriſten follten, wenn fie durch bie Eorge
und Gefchäftigfeit für dieß Leben an ber Beſor⸗
gung ihres ewigen Wohls gehindert würden, jene
. als das umedlere aufgeben: allein Thätigfeit für
Die fünftige Welt fan ohne Tugend, und Tugend
kan ohne Ihärigkeit fürs gemeine Beſte nicht
gedachte werden. Zu biefem gehört (wohl am
erſten) der Befehl, ganz aufrichtig und unverſtellt
zu veben und zu handeln, welches um fo mehr
anſtoͤſig iſt und Hier i in Betrachtung kommt,
|
N
vom Jahr 17er, 599
nöhnficher es ift, Politik und Verſtellung wo nicht
ganz fir einerley, doch für fo getreue Schmeftern _
ju halten, daß die erftere ohne die fegtere nicht ſtatt
finde. Allein wenn auch Polltif niche ohne Ver⸗
ftellung (Simulation und Diffimulation) fi
denken lieffe, fo ift nicht jede Verftellung Betrug .
oder Mangel an Aufrichtigkeit, wenn bie fiebe
dabey nicht leider, fondern vielleicht fie fordert und
fid) dadurch beweiſet. Wenn Solon fid) rafend,
wenn Socrates gegen feine Schüler ſich unwiſſend
ſtellt, jener um des gemeinen Wohls willen, dieſer
um ihre Aufmerkſamkeit zu reitzen und ihren Ver⸗
ſtand zu ſchaͤrfen: ſo wird ſie niemand Betruͤger
nemen: Allein Luͤgen koͤnnen nie den großen Nas
men von Politik führen, denn fie vermindern die,
Glaubwürbigfeit deſſen, ber fie wagt, machen
ihn zur vertraulichen Freundſchaft untüchtig, noͤthi⸗
gen ihn, immer andere zu beobachten, machen
bin jeder Rede furchtſam und mißtrauifch, und.
überhaupt unfähig, leicht und glücklich Das gemeine
Veſte zu beforgen, weil feine Aufmerkſamkeit ſich
immer auf die Sorgfalt, nicht entdeckt zu werden,
heften muß. (Dieß wird kaum beruhigend ſeyn.
Man wird ſagen, daß ein feiner Verſtand dieſem
allen ausweicht, daß Mißtrauen auch gegen den
chriſtlichen Mann ſtatt finder, daß Aufrichtigkeit
oft Verraͤtherey werben koͤnne und daß man bey
Öffentlichen Verhandlungen bie Verftellung (don
ſo gemößnfich finde, daß durch fie der fides pu-
blica nicht gehindert werde. Vielleicht kaͤme bie
obige Bemerkungen bequemer: Chriſtenthum rede
Pp4 blog
6. Stolpifche Breißfchriften
Wie aber? Wenn Patriarch Rouſſeau den gurut
fchädtich firfdet und als die Quelle Ber Armuth
anfieht ? (und bat Johannes vom $urus geredet ?—)
„ Aber das beftändige Gebet 1 Theff. 5,17. hindert
bie Xrbeirfamfeit,“ als ob adharasmros nicht bloß
die Dauer des Geberes, wenn es niche gleich
erhöre wird, empfehlen wollte Vom Schwören
und Kriegführen wird —5 auf die gewoͤhnliche
Art geredet. — Die Unterſuchung und den Be
weis, daß bie Kegeln ber Staatsflugheit nie
etwas fordern Fönnen, das nach dem Chriſtenthum
unerlaubte ift, hat diefer Verfaffer mie Recht
übergeben zu fönnen geglaubt.
In der vierten Abhandlung über die Preiß-
frage, deren Berfaifer Joſeph Pap de Sagaras,
Profeffor zu Vaſarhely oder Neumark in Sieben-
bürgen iſt, ift dieß das Worgüglichfte, daß er im
erften Theil, nach dem Sinn der Frage, zeigt,
es liefe ſich fein Fall tm gemeinen eben ausfindig
machen, wo es beffer und zuträglicher waͤre, bie
. Pflichten der Gerechtigkeie und ber Liebe hintan⸗
zufegen und aufjugeben, als ſtandhaft und unger
kraͤnkt auszuüben. Die Einfchränfung der Vers
gnügungen, welche das Evangelium forbert, ift
nicht nur fehr heilfam, da die Gefahr der Verei-
telung und des Verluſts ber Unſchuld ſehr groß
WE, ſondern auch um fo viel leichter, je mehr der
Menſch durch reinere Freuden des Gewiſſens für
die Entbehrung der übrigen Bergnügungen ſchadlos
gehalten wird. Die Auſopferung des Lebens um
Gottes,
— — — — —
—
vom Jahr 78. 6Gog
Sottes, der Religion und der Tugend willen, iſt
jwar eine harte Forderung: allein wieder nicht
gefährlich für unfre Gluͤckſeligkeit, nicht übertrieben,
da, außer andern Gründen, das $eben ja auch in
andern Fällen, ohne Hoffnung eines großen Ge⸗
winnes, aufgeopfert werden muß. Die Ausübung |
der firengften Gerechtigkeit fan zwar unferm Pris
votintereffe zumellen nachtheilig werben: allein’ iſts
ächter Gewinn, wenn wir etwas durch Zerflörung
ber natürlichen Rechte, durch Verluſt eines guten
Gewiffens erfaufen, und wenn, wie unvermeidlich
ift, die gefränfte Gerechtigkeit ſich wieder raͤcht?
Einzelne Fälle von dieſer Art find verfchiedne berührt,
Dahin gehört die gerichtliche Verheimlichung ber
Verbrechen, die mit der Ehrlichkeit fraglich niche
befteben Fan, und doch, um ber Strafe zu ent
geben, rechtmaͤſſig zu ſeyn feheine: aber fie ift es _
nicht, weil Das Gewiſſen den Verbrecher zu keinet
Ruhe gelangen läßt. Dapin gehört die Frage:
Ob Noth fein Gebot habe.d. i. ob manin der äußers -
fen Noth nicht mehr an.die Geſetze der Gerechtigkeit
gebunden fen? Der Sr. V. zweifelt an’ der Niche
tigfeie diefer Maxime, weil fonft die Kette unfrer
Pflichten abgeriffen und in ber möralifchen Welt
eine Luͤcke angenommen werden müfte, wenn es
irgend einen Zuſtand gebe, wo Fein Gefeg gie:
(Einen folchen Zuftand giebt es freyfich nicht: altein
die Meiming der Maxime ift dieſe: es gebe zuweilen
eine Verbindung der Umſtaͤnde, unter welchen
basjenige unvermeidlich und aus Pflicht geſchehen
muͤſe, was bey veränderten Umftänden unerlaubl
wäre
;
—9— Stolpiſche Preißſchriften
waͤre: die Beobachtung von einer gewiſſen Art
der geſellſchaftlichen Pflichten muͤſſe zuweilen, weil
Pflichten andrer Art beſonders der Selbſtliebe,
vordringen, unterlaſſen werden.) Mad) jener Bes
hauptung wagt er esnicht Han) zu enrfchulbigen,
wenn ınan ben entſtandner Hungersnoth Menfchen
toͤdtet, um fich zu ernähren: denn man fönne und
dürfe ja niemals fein Leben durch eine von Gott
verbotene Handlung erhalten, und auch zur Zeit
der Noth würde einrechtfchaffner Mann lieber jedes
Ungemad) tragen, als einen andern unrechtmäs
‚figer Weife ambringen, befunders da er wife,
Daß alles‘ ihm nach göttlicher Providenz begegne.
(Allein dieß foll erft ausgentacht werben, ob ein
folcher Todſchlag unrechtmäfig und von Gott ver⸗
boten fey? Iſt ers, fo wird ihn freylich niemand
wagen dürfen. Man würde fagen fönnen: Wie
Gott ber. Obrigkeit das: Schwerd Mifferhater hin
zurichten gab, bios um der Sicherheit und Erhal⸗
ung bes Lebens andrer Menfchen willen: fo Fan
es auch rechemäfig ſeyn, um mehrere zu erhalten,
einen zu töbten: und gegen wen wuͤrde in biefem
Fall Ungerechtigkeit begangen ?: Begen den Ge.
töbteten nicht, denn er wuͤrde doch in ber Noth aus
Hunger ſein Leben verloren haben, und er wuͤrde
es fiir feinen Beruf halten, fein Leben für feine
Brüder aufzuopfern :_ Gegen die Gefellſchaft auch
nicht, benn fie- verliert Ein Glied, in ber Hoffnung,
mehrere zu retten. - Und felbft bie Ueberzeugung,
daß diefe Noch von Gottes Providenz fomme,
wuͤrde ben rechtſchaffenen nicht. hindern koͤnnen,
2 einer
\
vom, gahr A 605
einen Menfihen zum Schachtoyfſer für die Noth
zu machen; 'weil man denfen fönnte, eben die
Providenz, welche eine Noth verhänget, Zeige in.
derfelben Das einzige Mittel der Erfaltung, durch
den gervaltfamen Tod eines Gefellfchafters. Wenn .
es in einem Schifbruch ganz. zu entfchuldigen iſt,
einer? Entronnenen fein Bret zu entreiſſen, um:
ſich felbſt vom Untergang zu retten: ſo wird jenes.
nod) eher zu entfchuldigen fenn. - . Gleiches: Netheid
falle er von benen, welche aus Noth ftehfen, wiewohl
ec diefe eher entſchuldigen möchte, weil Verfagung:
des Benftandes in ber. Noth nicht bloß Härte,
fordern auch Ungerechtigkeit if, Indeſſen iſts
wohl. ganz ſicher, daß in Fällen, wo wir ung durch
wirfliches Verbrechen z. E. durch ein falſches
Zengniß wider einen Unſchuldigen, Ehebruch und
dergleichen retten koͤnnten, bie Noth weder Recht
noch Entſchuldigung giebt. Noch haͤufiger, als
dieſe Faͤlle kommen andte Umſtaͤnde vor, wo es
nuͤtzlich ſcheint, die Beobachtung der Gerechtigkeit
einzuſchraͤnken. So fragt man, ob es nicht recht
ſey, einen Betrüger wieder zu betruͤgen? Unſer.
Moraliſt mißbilligt es, weil es den andern deſto
mehr jur Trenloſigkeit reißt, und weil wir leicht
Ton andern zu unſern Schaden übertroffen werben
koͤnnen. (Freylich währt ehrlich am fängften:
allein wenn ih weiß, daß der andre meine Ehr⸗
lichkelt zu meinem Schaden mißbraucht? wenn er
die Geſtalt des ehrlichen Mannes annimmt, um
mic) zu berücden: fol Liſt über Liſt Hier nicht er⸗
laubt fm? nicht erlaubt ſeyn, den andern Fi ve
—
'
)
-
605 Stolpiſche Preißfchriften
Grube zu ftürzen, die et mir bereitet hat? Wem
thue ich hier Unrecht?) So fragt man: ob man
nicht, ohne Bedenken, fich in einer geſunknen
Etaatsverfaffung, wo alles feil ift, auch durch
vngerechte Mittel in die Aemter ſchwingen dürfe,
wenn es nur in der Abficht gefchieht , befto mehr
dem Staate nügen und aufsubelfen? Auch dieß
verneint der Verfaſſer nad) feinen fehr firengen
Grundfägen. Wenn man, fagt er, dem. Staat
nügen und zu Ehrenaͤmtern gelangen will, fo muß es
ducch die Mittel gefchehen, welche uns bie goͤtt⸗
liche Vorſehung zeigt: und ein honetter Mann
wuͤnſcht immer, daß die Menfchen eher fragen,
warum er ein öffentliches Amt nicht erhalten, als
wärum:eresbefommen. (Der eftere Grund ließ
die Frage übrig, ob man nicht fagen koͤnne, daß
die Providenz, bie feine Wunder mehr chur, bem
ehrlichen Mann jene Miteel, bie nur etwan da,
durch ungerecht werben, - dag fie dem Unmürbdigen
helfen, zeige, wenn fein anders da iſt, Die gewoͤhn⸗
ltchern nicht einfchlagen fönnen, die Klugheit eines
ergreifen lehrer‘, das man fonft nicht gern wählt,
md das Gewiſſen ihn von feinem innern Beruf
überzeugt: Der andere Grund iſt ſchwerlich eine
allgemeine richtige Maxime eines honett-homme,
fondern nur etwan Troft für den verfchmähten, im
Dunkeln wünfchenden Patrioten.)., — Ach bie
andern Erfahrungen, baß eine durch niedrige
Mittel erworbene Herrfchaft meift auch durch eben
ſolche erhaften werde oder meiſt nachtheilig und
ſchaͤdlich geworden, ſind nicht allgemein. — So
| frage
)
. vom Jahr ızor. 607
fragt man: Ob ein Hofbebienter nicht oft in Ge⸗
fahr feines Fürftens Gunft und fein Amt zu vers.
lieren, gerathe, wenn er durchaus redlich fenn will?
und obs nicht zumeilen noͤthig fen. dem Fürften in
Fleinen Unbilligkeitennachzugeben, um in wichtigern
Sällen beflo mehr zu gewinnen? — Mit Recht .
fagt er hier: Mein. Denn ein Fuͤrſt, der unbillig
genug ſeyn Fan, ‚treue Diener zu mißbrauchen oder
ihre Freymuͤthigkeit übel auszulegen, wd fie Grund
bat ‚. ift rechtſchaffener Bedienen nicht wech,
Eben. ſo wenig läßt ſich ein Fal angeben, ma
es noͤthig ‚wäre, die Pflichten der chriftlichen
Menfchenliebe. um des gemeinen Beſtens willen,
oder wegen eines Privatintereffe zu verlegen?‘
Wenn Butherzigkeitoder Güte je nachtcheilig gewor⸗
den, fo liegt die Schuld an der Unvorfichtigfeit des
Menfchen, am Mangel an Klugheit. und Ueberle⸗
gung,nicht in der Siebe felbft, die ohne Klugheit feine
iſt. Willman fagen: die Siebe, Diedoch immer das
befte hoft, ift zu wenig mißtrauifch gegen andre
und wird daher leicht-in den Schlingen ber Bosheit
beſtrickt; fo antwortet ber Verſaſſer: Wenn
zwiſchen zwey Uebeln Eines gewählt werden muß:
fo entfieht gewiß aus. Argwohn mehr Unbeil, als
aus einem zu guten. Vertrauen; fo entbehre der
Mißtrauiſche gewiß mehr Freuden bes $ebens und
ber Sreundfchaft alsber offne, rechtſchaffne Mann
von guten Herzen: fo wird der lejtere doch immer .
mehrſgeſchaͤtzt, vielleicht auch felhft von Boßhafen
mehr gefchont als ber Falſche; fo wird der, weicher
9
63 Stolpifche Pteißſcheiften
die Gutherzigkeit mißbraucht, fi ch immer Ber
derben und Strafe bereiten. Daher ift Felndes⸗
Biebe, Vergeſſenheit zugefügter Beleidigung u. dgl.
nie ſchaͤdlich: es bringe Wortheil und Achtung,
and entwaffnee den Feind. "Will man Beyſpiele
anführen, wo bie Menfchen über der Ausübung
der Menfchentiebe ſich ſelbſt Hintangefegt ober ver»
geffen haben: fo ift-dieß nicht aus Stolz oder aus
offeftirter Großmuth oder in der. Meinung von
Berdienftlichfeit gefchehen: (und wer mag fügen,
daß Erempel allemal die Zuläffigfeit einer Hand⸗
hing beroeifen ?) Will man endlich eimvenden, daß
das Chriſtenthum doch zuweilen auch den Tod fürs
Waterland fordere: fo gilt‘ dieß nicht gegen die
Religion der Chriften: denn Fein Held ‚ fein Pas
riot hat ihn je geſcheut.
Der ʒweyte Theil beweiſet nun, daß die Ge
ſetze den chriſtlichen Moral den Regeln ber gefunden
Politik oder der Staatsgluͤckſeligkeit nicht wider⸗
- fprehen. Man fan dieß ſchon aus dem vorigen
ſchließen, weil Gerechtigkeit und Menſchenliebe
immer die Stuͤtzen des oͤffentlichen Wohls ſind.
Man kan es auch aus dem Erfolg ſehen, weil
Chriſtenthum alle Staaten, wo es herrſchte, erhub.
Man kan es endlich durch einzelne Bemerkungen bes
ſtaͤtigen. Beobachtung der Geſetze, woran die oͤffent⸗
liche Gluͤckſeligkeit haͤngt, wird dem Regenten durchs
Chriſtenthum ſo gut als dem Unterthanen befoßlen
‚(Ueber Tprannen will. der V. nicht urtheilen: er
meint aber, fie muͤſten es fuͤr das tachſammſte halten,
— die
vom Jahr 17er. bog
die mit Unrecht erworbene Herrfchaft twieber abzu⸗
treten und Buße zu thun. Die möchte das Chris
ſtenthum nie fordem, und feldjt die Sorge fürs
gemeine Beſte nicht immer erlauben, da in einem |
foichen Staat, wo ſich der Tyrann ſchwingen fan,
jede Veränderung der Regierung Verwirrung nach
fidy ziehen muß.) Ob man nicht, Aufruhre zu
daͤmpfen, Rebellen zu ftillen oder wegzuräumen u;
d. gl. auch manchmal ſich eine Ungerechtigkeit ober
Treuloſigkeit geftatten dürfe? har man gefragt,
Die, fo esbejahen, bebenfen nicht, daß das Mit«
tel nicht nur ſchlimmer als die Urfache iſt, ſondern
auch noch gefährlichere und widrige Wirfungen
haben muß. Treuloſigkeit, bey. den fogenannten
Staatoſtreichen (coups d’ Etat) auch in den Zufas
gen an Keger und bey Pfaffenftreichen. (coups d?
Eglife will fie der V. ſinnreich nennen) laͤßt fich
nie ohne Gefahr, felten ohne fichtbaren Schaden
wagen. Und nie fan ein Fall fommen, wo die
Liebe eines Negenten zu den Unterthanen, wenn fie
vorſichtig und Flug ift, (häblid) werden fan, Wie
muͤſſen übergehen, was der V. zuletzt noch von.den
Kriegen, ihrer Zuläfigfeit, ihren vechemäfigen Urs
ſachen, (womit die Politik der Eroberer ſchwerlich
zufrieden ſeyn wird) der Art fie zu führen (ohne
Kriegstift, ohne Spionen) und überhaupt von der
Gerechtigfeit und Siebe gegen andre Nationen er⸗
örtert. Denn wir haben ung tiefer in diefe Ab⸗
handlungen, als wir anfangs dachten, eingelaffen.
Sie find aud) nicht nad) eines jeden Geſchmack, zu⸗
mal zu unfern Zeiten, wo man in der Moral am
Doͤderl. Bibl. 2.9.8.5. Qq liebe
Er Ctolpifhe Preißſchriften vom Jahr vzer;
: Lebften artige Schilderungen, empfindfame Hiſto
rien, romanhafte Charaftere und dergleichen Tan
deleyen hat, als feftes Urtheil und Grundfäge ſucht,
die zu fichern und anwendbaren Kegeln des chriſt⸗
lichen Betragens gebraucht werden Fönnen. Hiezu
wird man viel Materialien in diefen Unterſuchun⸗
gen finden, und hierdurch wird ihr Gebrauch wich⸗
. tiger, als er.nach) ihrer erſten Abfiche ſeyn follte,
Denn zur Beſchaͤmung ber Deiften bedarf er ſol⸗
cher Apologieen nicht viel, Die Wisigen dauern fo
ernfthaftte Betrachtungen nicht aus: und die Ver⸗
nuͤnftigen find fehon fo billig, daß fie den Adel der
chriſtlichen Sittenlehre fehägen und wenigſtens
uͤberzeugt ſeyn muͤſſen, daß die Sittenlehre der
Vernunft gewiß eben fo nachtheilig fuͤr die Men-
ſchen ſeyn muͤſſe, als ſie von der Religion vorgeben.
Denn ihre Säge und ihre Graͤnzen ſind immer Eins.
u | |
MM. 00.
Verſuch einer hriftlih-evangefifhen
Liturgie von D. G.F. Seiler, Erian—
gen, 1782. 8. 80 8. re
Sonn⸗und Sefltagsgebete zum Brivafe .
und oͤffentlichen Gottesdienſt, Ebend. 226 .
Lieber Die Unverbeſſerlichkeit der Reliz
gion ‚: des Gortesdienftes und der Liturgie fine -
Epriftenv. D. Wilh. Crichton Königl. Hofpres
biger in Königsberg. Der Anhang enthält einen -
liturgiſchen Verſuch. Bat, 1, 10, Halleı782,
0 gr. 8.129 S. nn
en würdigen Männern, welche auf. das Licht
unfter Zeiten, auf die Bemuͤhungen, Chris
ſtusreligion in ihrer Lauterfeit und Würde darzu⸗
ftellen.und auf die größere Aufklärung, welche ſich
, über Lehrer und Layen zu. verbreiten fuche, ſtolz
. werben möchten, toüfte ich zu ihrer. Demuͤthigung |
nichts beſſer zu rathen, als das Leſen unfrer -Heure
gifchen öffentlichen Schriften. So große Vor
ſchritte bereits gefchehen find, fo fehr die Bildung
der Jugend durch beſſere Katechiſmen, die Bil
dung der Lehrer Durd) bie Abfonderung der Spefe - -
lation von den wirflich wichtigen Lehren des Chrie |
ſtenthums, bie Bildung des gemeinen Haufeng
durch Erbauungsfihriften, Predigten und beffere _-
Gefangbücher in vielen Gegenden beförbert-äftz fo
welt ſieht ſich jeder zurücke gefege, ber bie jegige
u Qqo her⸗
u)
.@
[
613 Berfuch einer Piturgie ıc.
hergebrachte Einrichtung ber äufferlichen Religions”
handlungen mit beim Geifte des aͤchten vernuͤnfti⸗
gen Chriſtenthums anfiehe und beurtheilt. Die
Formeln der Anreden, der Ermahnungen und der
Gebete ſowohl als die übrigen Gebräuche, deren
Abſicht durchaus feyn ſollte, nicht bloß den Anwe⸗
fenden bie Wichtigkeit der äufferlichen Handlung
der Religion zu empfehlen, fondern auch noch viel-
mehr, ihre Seelen mit den Gedanfen und Empfin-
Bungen zu erfüllen, die auf richtiger Erkenntniß
wahrer und wefentlicher Wohlthaten des Chriften«
thums beruhen, entfernen ſich großentheils dem
Innhalte und der Sprache. nach fo weit von dieſem
einzigen würdigen und ebien Endzweck, daß es
kaum begreiflidy wäre, wie mit einer ganz unbe«
kuͤmmerten Sorgloſigkeit der Eonfiftorien und ein«
zelner Männer, die über die Religion wachen folls
sen, diefe Formeln unangetaftet und ungebeffere
Bleiben Fonnten, wenn man nicht aus einer trauri-
gen Erfahrung wüfte, daß ben meiften Wachſam⸗
keit für die Religion und fteife Aufrechrhaltung der
alten Meinungen, Gebräuche und Formen einer.
ley ift, und daß bey ihnen jedes alte Herfommen
und die Grundverfaſſung eirier Religisnsparthey
fo enge zufammen zu hängen fcheint, daß jeder An⸗
griff auf jenes zugfeich Umſturz von diefer ihnen zu
Broben fchien, Dieſer Steiffinn und die Meinung,
daß fich Feine Privarperfon unterftehen dürfe, über
die unter dem Namen des Öberheren einft promul⸗
girte oder auforifirte Liturgie, ich will nicht fagen;
. fih hinwegzuſetzen {denn dieß wäre ſchwerlich zu
von Seiler ꝛc. 613
geſtatten, ohne große Einſchraͤnkung) ſondern nur
zu kritiſiren d. h. ſeine Wuͤnſche und Vorſchlaͤge
zu beſſern Formeln laut werden zu laſſen, oder end⸗
lich Die Erfahrung, daß die beſten und einleuchten⸗
deſten Verſuche der Patrioten, die Liturgie umzu⸗
ſchmelzen, nicht ſelten ohne Unterſtuͤtzung bleiben
und von dem Poͤbel der ſogenannten Geiſtlichen und
der Layen durch tauſend Hinderniſſe vereitelt wer⸗
den wuͤrden, haben gewiß viele redliche Maͤnner,
nicht bloß Neuerungsſuͤchtige, abgeſchreckt, ihre
Haͤnde zu einer Verbeſſerung hierinn zu bieten.
Zollikofer machte zwar mit ſeinen Anreden und Ge⸗
beten einen Verſuch: aber man wuͤrde nie, ſo zweck⸗
maͤſig und edel ſeine Arbeit iſt, ſie autoriſiren, weil
er kein Theolog von unſrer Parthey iſt — als ob
er nicht auch chriſtliche Religion befoͤrderte! und
die Siturgie nothwendig die Merfzeichen einer be»
fondern Kirchengemeinfchaft, die Partheylehren
merklich machen müfte! Baſedows Verfuche konn⸗
' ten niche gefallen! — Nun treten faft zu gleicher
Zeit zwey Gelehrte auf, welche neue Verfuche wa⸗
gen: Geiler und Crichton. Der legtere hat zwar
in feiner angezeigten Schrift eine ausgebehntere
Abſicht: er zeigt ganz fimpel, daß in Dogmen und
Formeln immer gebeffert werden müfte, aber. er be«
ſchaͤftigt fih doch am ausführlichften nur mit dem
Beweiß von ber Nothwendigkeit der Zuläffigfeit
und den Eigenfchaften einer Beſſerung in der Litur⸗
gie: und ſchließt fein Buch mit einem Geber beym
oͤffentlichen Gottesdienſt und mit einerFormel für bie
Taufhandlung, Communion und Einſeegnung der
Q03 Ehe⸗
614 > ÖBetfich einer Liturgie x.
Eheleute. Der erftere beweiſet in der Vorrede,
daß eine neue Liturgie für unfre Kirche erlaubt, nd»
thig und nüglic) fey, wenn fie nach den von ihm
angegebenen Regeln abgefaßt wird.“ Mach diefen
Kegeln entwirft er feine Agende, die aus zwey
- Zheilen, aus Anreden und Gebeten bey ben äuffer«
lichen Religionshandlungen, und aus Gebeten an
Sonn⸗ und Fefttagen befteht, welche legtern mit
‚feinem bekannten Geift. gefchrieben, zum Theil auch
von Zollifofer und andern entlehnt find. Die Fra⸗
ge, obs erlaubt fey, die Liturgie zu ändern, fan
wohl am beften aus ber Kirchengefchichte beantwor⸗
tet werden, welche e8 beweifer, daß im den erften
Jahrhunderten man an Feine Liturgien gebacht hat.
Ihr Urſprung gebört in die Zeit der Unwiſſenheit,
da viele Kirchenbiener unfähig waren, eigne Gebete
aufzufegen, und dann in Die Zeit des Kirchendefpos
tifarus, wo man römifchen Glauben mit römifchen
Gebräuchen und Formularen dem Abendlande auf-
drängte, (Crichton handelt weitläuftiger von biefer
Hifkorie ber Liturgie, als Seiler.) — Nach der Res
formation fteng Luther mit dem fimpfern Gottes.
dienſt auch- andre Liturgieen einzuführen an. Nebſt
ibm find Urban Regius, Bugenhagen, Chemni;
die Urheber Der meiften Agenben. ( Einer ber vor:
nehmſten ift ohnfehlbar.- Oſtander, von weichem
die Marggräfliche Brandenburgifche. und Nuͤrn⸗
bergifche, „die Mutter von vielen andern, großen
theils abgefaßt ift.), — Aber eben diefe Männer
thaten, was zu ihrer Zeit gefcheben konnte: (Sie
behielten, noch vieles, wie. in Gebräuchen, fo in
ZZ \ For⸗
von Seiler ꝛc. 85
Formeln aus ber lateinifchen Sicurgie, deren das
Volk gewohnt war, ben, weil fie nicht alles auf ein⸗
mal umſtuͤrzen wollten, und fagten das nur deutſch,
was ſonſt lateiniſch geſagt und Ueberreſt der aͤltern
ſimplern Liturgie war.) Aber ſchrieben ſie ihre For⸗
mulare, daß ſie auf immer in der Kirche beybehal⸗
ten werden follten ? und iſt es nicht unſre, wie ihre,
Pflicht, das zu thun und zu veranſtalten, was
für unſre Zeite das befte ift? —
Ob fie nöthig ſey? — Frage die Liturgieen
ſelbſt. — Die Taufförmel ſetzt das ungetäufte Kind
noch in bie Gewalt. des Satans, - treibt den Teufel
aus dem Kinde (mir Pennen Pfarrer, die dieß:
Fahre aus! mit einem Zetergefchren und Werdre
Hung ber Augen zu fagen wiſſen, als ob der Teufel
aus ihnen ausfahren müfte! — und wahrlich! er
mag eher in ihnen als im Kinde fern! —) und.
wird dadurch ein Sfandal für gutgeſiunte Predi⸗
ger, eine Nahrung des dümmften Aberglaubens
und ein Aergerniß für zaͤrtliche und fromme Eltern,
die ihre Kinder ſchon im Mutterleibe Gort empfoh⸗
len und Chriſto gewidmet haben. — Wir wollen
der typiſchen Spielerey von dem Durchgang der
Iſraeliten durchs rothe Meer und der Erſaͤufung
des Pharao in demſelben, welche die Erſaͤufung des
Teufels, oder der Erbfuͤnde, abbilden fol, ber Un-
ſchicklichkeit des Glaubensbekenntniſſes im Namen
des Kindes ıc, nicht gedenken. (Nicht beſſer iſt bie
Abendmalsformel, in welche Luther ſeine Theorie
ganz zweckwidrig eingemiſcht hat; die Copulations-
formel, in n melde dem ruhigen Kapitaliften von
X | Eſſen
6 Verfuch einer Eiturgle ec
Ehen bes Brodes im Schweiß feines Angefichts,
dem armen bürftigen Taglöhner, der feine Furche
befigt, die Droßung, daß fein Acer ihm Dornen
and Difteln tragen foll, und ber fehzigjährigen
Matrone, wie dem jungen Mädchen, vom Schmerz
ber Schwangerfchaft und Geburt vorgefagt; gegen
ben Eheteufel, Cin einigen Gebeten, die ich) kenne,
heiſt ee: der böllifche Asmodi) gebetet und |
was die Hauptfache ift, die Ehe im Nomen der
Kirche, welche felbft in die Ehen nicht viel zu far
‚gen haben möchte, beftätige wird ; bie Ordinations⸗
formel, weiche jedem Prediger, ftatt ihn von ben
ten, die Bifchoffspflichten einfchärft und ihm mie
Dem Recht zu taufen, zu prebigen, Abendmal zu
balten, Beiche zu figen und den Beichtgrofchen zu
‚nehmen, aud) bas ganz. unerweißliche Recht Sün-
den zu vergeben und zu behalten überträgt; die oͤf⸗
fentlichen, Sonn» und Selttagsgebete — bed) es
iſt file mich zu traurig, von, kirchlich autorifirten
Albernheiten zu reden! Ein jeder fieht fi —) Zu
dieſem Mangel des Innhalts kommt noch ber.andre
in Wahl und Stellung der Worte, welche nicht
wuͤrdig, unſrer jetzigen Bildung der Sprache nicht
angemeſſen und unrichtig, dem Mann von-Ges
ſchmack anſtoͤſſig, und dem Zweifler oder Unglaͤu⸗
bigen Materialien zum Gefpötte find. Wenn nun
„unfte Siturgien ſolche Mängel haben; wenn fie
„durch. fehlerhafte Vorſtellungen den Verftand ver⸗
wirren, durch niedrige Bilder und Taͤndeleyen aus
‚der Religion ein Spiel der Einbildungsfraft Fi
.. nt N en,
+
|
|
|
„ von@edere 10 6
den, unb.barüber das Herz ohne wirkliche Erwe-
ungen und vernünftige religiöfe. Empfindung lafr
fen; wenn durch die Einleidung in niedrigen Aus“
drüden und das Eingemifche von fremden oder felt=
fam ausgedrückten Gedanfen die Sache felbfl. ver⸗
eilt und die mächtige Wirkung der Wahrheit aufg
Herz gehindert wird: dann ifts gewiß nothwendig
und nüglich, an etwas befferes zu denfen und dann
——
‚
fuͤhrt entweder die Sorglofigkeit, womit das alte .
beybehalten wird, ober gar der Eifer, womit. man
fid) der Einführung des beffern entgegen feßt, weil
Das Alte doch aud) gut war und jede Meuerung ges
faͤhrlich ift, eine fchrwerere Verantwortung bey fich,
als die ruhigen oder fleifen Köpfe, die für die Kir
Ge Wade halten follen, immer glauben mögen.
„Wer da weiß, gutes "zu thun und thuts nicht,
dem ifts Sündel “, .
Die Regeln, wornach Siturgieen, eingerichtet
werden müflen, fließen aus, bem Endzwed ‚der
äufferlichen Handlungen der Religign, die bloß
fade Eeremonien find, wenn nicht: zugleich für
das Herz mitgearbeitet wird, Da dieſe Abſicht
ſo offen und fo fimpel iſt, fo iftg leicht be=
greiflich, daß Here Seiler und Herr Crichton
(&. 101. fgg.) über die Eigenfchaften liturgifcher
Formeln in der Theorie meift ' zufammentreffen.
Die erfte wäre alfo deutlicher und beftimmter Uns
terricht über die Abfiche der Handlung, der Taufe,
des Abendmals rc. und (ben den Sacramenten, wo
die Handlung ſymboliſch iſt) eine Anzeige und Ein«
ſchaͤrfung derjenigen chriftlichen Wahrheit, melche
FE >75 Se durch
BE Berfuch einer Liturgie ac
Durch die Handlung ine Andenken gebracht werder
. Toll. Die zweyte eine Erinnerung an die chriftlix
chen Pflichten und an bie göttlichen Verheiſungen;
beydesfo, daß das Herz mit Andacht und Innbrunſt
erfüllt und in Affeke gefegt wird; ferner müffen die
Gebete (beym öffentlichen Gottesdienſt) auch Stel«
Ten zum Troſt der Nothleidenden enthalten; endlich
der Ausdruck ſtark, feyerlich, eigentlich; nicht alt
teflamenctic, und die Gebete nicht allzuweitlaͤuftig,
fondern durch Handlung unterbrochen feyn. Erich
ton fordert noch, daß die Liturgien ireniſch feyn
“ober nichts von ben Unterſcheidungslehren einzelner
chriſtlichen Partheyen enthalten follen. (Wenn nur
nicht grade wegen liturgifcher Handlungen Der mein
fte Streit zwiſchen den hriftlichen Partheyen wäre:
oder man fich darüber ſchon ganz vereinigt Kätte,
Daß es auf die Meinungen in’ dieſem Punfte ben
der Religion gar nicht ankomme. Grabe Diefe
Eigenſchaft würde jest der Einführung neuer Li⸗
turgieen am meiften im Wede ftehen.) — Wir
müffen es dahingeſtellt feyn laffen, ob es rathſam
fey, die bereits vorhanbnen Formeln nur etwas
umznändern, und unfern Zeitgenoffen mehr anzu
“ paffen, ober ob man lieber ganz neue verfertigen
muͤſſe. Jenes mildert freylic) den Anftoß, den
Die Anhänger des Alterthums an ganz 'neuen For⸗
meln finden; alfein e8 lege auch den Grund zu einer ı
defto fihnellern- Weraltung, zumal’ werm man ben
Zufchnitt der ehemaligen Anreden beybehaͤlt. Bey
dem leßtern fan man immer freyer auf bem Ge⸗
ſchmack. und auf die jegige Aufklärung Ruͤckſicht
| | neh⸗
von Seiler «i - 15
nehmen, bie alten Fehler weit allgemeiner verbeß
fern, Die Mängel fichrer erfegen und gegruͤndetere
Hoffnung haben, daß ſich eine folche Liturgie länger .
in Anſehen erhalten werde. — Auch. wäre eg noch
der Unterfuchung werth, wie meit der Affefe erregt
werden dürfe. du ruͤhrend dürfen Liturgiſche
Gebete wohl nicht ſeyn: allein noch weniger zu
matt: da es die Natur der Sache mit ſich bringr,
daß bie erfte färfere Empfindungen ben ven Wie:
derbohlungen der Anreden, Gebete ıc. gemäfige
roird. ber billig muß die Sage des Gemürhes
der Anwelenden, z. E. der Eltern bey der Taufe; -
der Communifanten beym Abendmal, der anges
henden Eheleute, der Kinder bey der Konfirmation,
des neuen’ Predigers bey der Ordination, genüßt .
werben, den zweckmaͤſigen Affekt, zu dem es ohnes -
bin geftimme ift, zu unterhalten, und durdy die °
Vorftellungen der Religion zu verftärfen, zu lenken
und zu veredeln. — |
Nach. jenen Geſetzen hat Hr. D. Seiler feine K⸗
turgie eingerichtet und meift zwey Formeln, Eine
neue,unb Eine, Die der alten fich nähert, geliefert. —
Es wäre zu weitläuftig, fie Schritte vor Schritt,
nach Innhalt und Ausdruck durchzugehen und an«
suführen, was nach unferer Idee von einer Litur⸗
gie hinzugefege oder abgefeilt werden müfte. Im
ganzen können- wir nicht bergen, daß wir die Spra«
che zwar ſehr einfach, aber nicht ftarf, nicht feyer⸗
lich und würdig genug finden, alfo auch nicht ges
ſchickt, das Gemuͤth in Bewegung zu feßen, So⸗
gleich der Anfang bey der Zauſſornul ſchein zu
* | eine
=
620 WVerſuch einer Liturgie x:
fimpel: wir ſind verſammlet in Namen Sorte,
dieß fiebe Kind der chriftlichen Gemeine einzuver-
leiben, und auch an demfelben den Befehl Ehrifti
zu vollziehen, welchen er, ehe er gen Himmel fuhr,
feinen Apofteln gegeben hat: Geher hin — heil.
Geiftes. So erhebet denn eure Herzen zu Gott, |
der der rechte Vater ift über alles, was da Kinder
heifet im Himmel und auf Erden; indem dieß ja
eine Sache von großer Wichtigkeit ift. Denn es
iſt doch alfo, wie unfer Here Jeſus gefage hat:
Was vom Fleiſche geboren ift, das ift Fleiſch uf. .
w. — Der Eroreifmus, diefer Graͤuel bes Aber-
glaubens, bleibt weg: Das Spmbolum wird here
gelefen; aber nicht vom unmündigen Täufling das
Glaubensbefenntniß, fondern Die Taufpathen (mar-
um nicht aud) die Eltern, wenigftens der Vater,
der allezeit bey der Taufe feines Kindes gegenwaͤr⸗
‚ tig ſeyn follte) gefragt: ob er verlange, daß das
Kind auf diefen Glauben getauft werde? ob er es
auch auf diefen Glauben wolle untermweifen laffen?
ob er alfo im Namen des Kindes allen fatanifchen
Werken, Sünden und böfen füften entſaget ? (Kan
er Die?) — Noch) behält ber Hr. D. nach feiner
Siturgie das Zeichen bes Kreutzes bey ber Taufe
piermal bey. Iſt dieß nicht zu of? — Noch muͤſ⸗
fen bey. der Taufe unebelicher Kinder einige Ge⸗
bete voegbleiben. (Die ift zwar erträglicher, als
wenn man nach geſchehener Taufe ſolcher Kinder,
wobey die arme Mutter wegen {Frechheit derb aus⸗
gefilze und ihe Verbrechen, daß fie ein Kind geb
von bat, ihr grauſam vorgeworfen werden, ni
ne.
Gebet fhliefee: Wir. danken bir, Gott! daß du
Beine Kirche noch) täglich mehreft; indeffen Pönnen
wir bey Religionshandlungen, wo ber. Menfch als
Menfch erſcheint und die Unrerfchiede aufhören, es
nicht billigen, wwenn- auf: irgend’ eine Arc der buͤr⸗
gerliche eingebildete Vorzug des ehelichen Kindes
vor dem außerehelichen bezenge oder begünftigt
wird. Alles, was hier Unterſchied machen muͤſte,
wäre bie Anrede an die Mütter oder der Taufpas
then, wiewohl auch dieß Unbequemlichkeiten hat. ⸗
Endlich wuͤnſchten wir, daß dieſe feyerliche Reli.
gionshandlung fo fruchtbar für die innre Religiig
als es immer moͤglich iſt, gemacht würde, Dank
würden mir ins Formular auch Dankſagungen tee
gen der Geburt der Kinder, Ermunterungen an
die Anweſenden, ihrer eignen Taufe ſich zu erirte
nern; Entſchließungen, dieß Kind, das nun in
die chriſtliche Kirche feyerlich aufgenommen wird,
auch chriſtlich zu erziehen, und durch Beyſpiel und
weiſe Leitung zu einem nuͤtzlichen und tugendhaften
Menſchen zu bilden, Warnungen, das nun ange⸗
fangene Werk nicht zu zerſtoͤren; Troſt, aus den
Verheiſungen der Vorſorge und des Beyſtandes
Gottes zur Erziehung, aufnehmen: und dann hof⸗
fen, daß es wahre Hebung der Religion obwohl
nicht für das Kind, aber defto mehr und Fräftiger
für Eltern, Anverwandte und Ermachfene ſeyn würs
de. — Man würde zwar alddann: nicht fo kurz
wegfommen: allein warum follen wir eine Handa
fung, die unmöglich durch fich ſelbſt, ohne Wort
Gottes und Vortrag deſſelben, würfen fan, mi |
. 9— a 6,
Ga Rerfuch einer Liturgie ꝛe.
als Handlimg verrichten? nur dem Geficht, dem
Foͤrper uͤberlaſſen, ohne ſolche Betrachtungen, bie
fuͤrs Herz gehören und in der groͤſten Allgemein.
beit gutes wirken? — Die Ericgtonifche Formel
ziehe fich, ſichtbar zu ſehr in die Enge und Hat, fo
gut gewaͤhlt auch ihr, Junhalt iſt — der Erbfünde,
ber Vergebung der Sünden und Erloͤſung aus des
Teufels Reich) durch, die Taufe, iſt freylich darinnen
nicht gedacht, weil er.auch ireniſche Abſicht hat und
fordert, und wahrſcheinlich glaubt, daß dieß mehr
Kirchenglaube, oft auch mehr Veranlaſſung zum
" Überglauben ift, als Wahrheit — zu viel Geſchmei·
digkeit, auch, wie mich duͤnkt, vom Anfang zu
wenig Periodenbau. Unſre Kinder gehören Gott
an. Er ſchenkt fie uns, fo wie er ſie uns auch
nimmt, wenn und wie es ihm gefaͤllt. Sie ſi ſind
& ganz unterthan, wie wir es auch find u. ſ.f.
olche Declamationen, bie in Predigten fehe gut
Find, feheinen fich nicht recht zu Formularen, welche
nur vorgelefen werden, zu ſchicken. —
. Ein Formular, wie es bey ber Noth. oder Jaͤh⸗
taufe gehalten werben folle, das z. E. ©. 25. liefert,
ft faſt etwasüberflüffiges, wen es Feine Rothwen⸗
digkeit einer Jaͤhtauſe giebt, Die fich wohl ſchwer⸗
lich durd) triftige Gründe erweifen fäft. Chriſten⸗
kinder, auch wenn fie oßne Taufe fterben, verlie
ren nichts: und felbft vernünftige Eltern Fönnen
fih, wenn fe ben Beift des Chriffenthums fennen,
leicht dabey beruhigen, ohne daß es nörhig wäre,
bie heilige Werk mit Zile, das beiſt wohl, ohne
| ei ‚Andacht zu verrichten, —6
ehr
bon Seller ©. 693
Sehe paffend ift die Formel bey ber. Konfemas
tion ber Kinder, einer Handlung, die unter den
äußerlichen menfchlichen Anftalten und Gebraͤuchen
in der Kirche uns immer als die vernuͤnftigſte un
ruͤhrendſte, fo wohl für. Kinder als Erwachſene,
vorkommt. Denn was jůngſt von einem ſogenanu⸗
ten Menſchenfreund, in ber Piece: Desntmors
tung der Stage: Iſt die in der Lurherifchen
Ricche übliche Gewohnheit die Rinder. zu
confirmiren oder einzuſeegnen, vernuͤnfti
und nuͤtzlich, beyzubehalten oder e—
fen? "Dagegen —— und armſeeligen
Witz als mit Grunde ge worden, verraͤth we⸗
der einen Kenner des He — 8 noch einen Menfchen«
freund, der ven Menſchen bie Tugend werth machen
will. Man muͤſte denn alle religioͤſen Ruͤhrungen,
alles offne Religionsbekenntniß, alle guten Eindrüs
ee, welche eine feyerliche Zuſage, der Religion treu
zu bleiben, fehaft, für Schwaͤrmerey erklären! —
In den Formularen beym Abendmal und bey
| Einfeegnung ber Eheleute erfennen wir, befonders
in den Neuen, den Geift des Evangelii und ben -
richtigen Endzweck ‚diefer Handlungen und meh
Ruͤhrung, als in dem Formular des Hrn. Crich⸗
tons. “Der leßtere bat beym Abendmal noch die
eigen, daß er auch das Symbolum herlefen und
befennen läft: fo wie Hr. ©. ftatt des Gefangs,
Ehrifte, du Lamm Gottes, eine verftänblichere For⸗
mel einfuͤhrt. Allein wir muͤſſen uns einſchraͤnken
und noch manche fromme Wuͤnſche und patriotiſche
Anmerkungen uͤber Aturgie und oͤffentlichen Gottes
dienſt /
*
624 Apologie Melanchtbons
J dienſt die wir auf dem Herzen haben, unterdruͤcken.
Viele haben wir mit Hr. D. Seiler gemein, deſſen
Anſehen in unſrer Kirche hoffentlich viele einladen
wird bey!der Refoͤrmation des äußern Gottes⸗
denſtes ihre Haͤnde huͤlfreich darzubieten. Auffe
her! Vorſteher! Wächter in Zion! Nach euch brei⸗
tet die Religion ihre Haͤnde aus, von euch kan,
von euch muß fie verbeſſert und befördert werben!
Und wo fol es leichter, ſchneller, wirkſamer geſche⸗
Ben; als beym oͤffentlichen Gottesdienſt? —
—
| Adologie Melancchons wider eini⸗
ge neuere Vorwuͤrfe des Herrn Haupt⸗
paſtor Goͤzen zu Hamburg, von Georg Theodor
Srtrobel, Nürnberg, 1783. 159 ©. 8.
Fes iſt wenigftens eines Kaifers würdig, wenn
man erzählt, daß, da bey der Eroberung Wit
tenbergs die erbitterten Spanier, von blinder Reli⸗
gionswuth ergriffen, Luthers Leichnam mißhandeln
wollten, Karl der fuͤnfte geſagt habe: Ich fuͤhre
keinen Krieg mit den Todten! Bey jedem billigen
Menſchen ruht der Privathaß ſo bald fein Gegner
todt iſt, und, ſo frey auch nach dem Tode die Urtheile
fiber Verdienſte oder Mängel gefaͤllt werden, ſo
vernuͤnftig iſt es doch, dem, der fich nicht mehr ente |
ſchuldigen, nicht wehren fan, unangetaftet und une
gefränfe zu laſſen. Nur eines Goͤʒe war es win
8
Son Strobel: | &
big, den Melanchthon, deſſen Namen ſchwerlich
einer unfrer Zeitgenoffen ohne Ehrfurche nennen
wird, nun erft wieder mit eben den gehäffigen Ana
ſchuldigungen zu befledden, die außer ben bittern
und zänfifchen Verehrern Luthers, Weſtphal, Fla⸗
cius, Wigand und andern ſeit zweyhundert Jah⸗
ren Gottlob! niemand gegen ihn vorgebracht oder
auch nur wieberhohle hat. Furchtſamkeit, Schwaͤ⸗
che, Unredlichkeit, fo gar Werrätheren der evangen
lifchen Kirche wird ihm — ihm, ohne deffen Bey
ftand nie Sucher eine fo große Rolle gefpielt haͤtte;
ihm, durch deffen Feder die Fürften weit eher ihre
$ehre wollten vertheibigen lafjen als Durch Luthers;
ihm, deſſen Schriften afle den forfchenden, prüfen«
den, ftets beffernden Welchrren entdecken, ber nie-
Stilleſtand macht, und ruhig feinen Weg fortwan⸗
delt ohne Zaͤnkereyen zu erregen, ohne Parthey zu
machen, und dash ohne Die Wahrheit aufzugeben — "
mit Heftigkeit vorgeworfen. Dieſe Vorwürfe, die
uns laͤngſt kraͤnkten, überzeugten uns von ber Wahr⸗
beit Salomons: ein lebendiger Hund ift beffer als
ein todter Loͤwe! jener fan doch bellen und anfallen;
aber Diefer muß nur dulten! doch nicht immer dul⸗
ten! Eben bie Vorſicht, Die zu.allen Zeiten der
bedruͤckten Unfchuld zu Hülfe kommt, und dem Laͤe
fterer, wo niche zum Stillſchweigen bringe, (denn
ſchweigen koͤnnen am wenigſten tie Sprecher, die
zu viel reden) doch befchämt: eben bie Worſicht,
welche Luthers Afche und Ruhm, durch fo viele ges
waltehätige Eiferer unentweiht, perenniren läft, er⸗
weft auch Männer, die fich Des Todten gegen bie
Doͤderl. Bibl. 2. B. 5. Ne See
⸗
6 Xpolsgie Melanchthons
febendigen annehmen und die Ehre eines großen
Werkzeuges in ber Hand ber Vorſehung zur Auf
klaͤrung der. Welt, mo fie Unmiffenheie niche ken⸗
nen und blinder Eifer verffeinern-will, aus Dank⸗
barkeit retten. Wir daͤchten freylich, für Viele
ſollte eine Apologie bes unfterblichen Mannes nice
noͤthig ſeyn; denn, wenn fie die Geſchichte ſtudirt
haben, fa müffen fie ben Mann verehren, der bey
alten wichtigen Auftritten in der Neformationsge:
fhichte, neben Luthern, immer in der Würde er
fcheint, die ihn Schuͤlern und Kollegen, Fürften
und Gegnern ehrwuͤrdig machte; der nad) Luthers
Tod, ohne zu glauben, Daß alles vollendet fen, das
Syſtem der gebefferten Religion noch mehr reinig⸗
te, der wenigſtens bey denen, welchen die ſymboli⸗
Ten Bücher wichtig find, als Verfaſſer derſelben
Achtung und, hatte er auch Fehler, Schonung ver
dienen würde. Inzwiſchen iſts doch um ber uͤbri⸗
gen willen noͤthig, die zum Ungluͤck das: auda-
cter calumniare, feihper aliquid haeret, verſtehen
und guͤltig machen, und wer hat wohl alsdann
eher den Beruf Melanchthons Apologet zu werben,
als Hr. Strobel, der ſchon fo lange ein fo. naher
und aufmerkfamer Beobachter des Charakters, des
Ganges und der Geſchichte Des großen Mannes ift,
ihn aus dem Studium feiner Schriften. und feines |
Geiſtes liebgewann und aus ber, aus Quellen ftu-
Dirten, Geſchichte der Reformation weiß, wie groß
die Vortheile find, die er nicht bloß durch Gelehr⸗
ſamkeit und Thärigfeit, fondern noch vielmehr durch
bie fanfte Stimmung, bedachtſame Klugheit, ber:
E vuͤnf⸗
von Strobel: 537
nänftige Maͤßigung und befcheibne Beugſainkeit
feines Geiſtes neben dem heftigern und raubern Lu⸗
ther der Kirche und Religion weſentlich und dauer
haft geleifter hat. So viel. Heldenmuth auch dazu
gehört, mit einem Gegner, wie Goͤze, es aufzu⸗
nehmen, deſſen polemiſche Rüftung ihm fo ganz
eigen, wie feine Logik und fein Syſtem ift: fo muß
doc) die Ehrfurcht. für diefen Lehrer Deutfchlande
ihm fo viel Muth geben, dem ganzen Hagel von-
Schmähungen auszudauern, bie Goͤze dann deſto
reicher erzeugt, wann er ſich leer an Gegengründen
findet; und fo wird die Dankbarkeit; die gewiß.
jeber chriſtliche Lehrer, wenn er mehr Evangelifch-
Proteſtantiſch als Lutheriſch denkt, den Verdienften
Melanchehons weiht, die Bemüßungen, Kränfune '
gen von einem würdigen Mann befcheiden abzu⸗
wenden, edel und würdig und gewiß auch fiegreich
| finden. =
Man iſt es ſchon gewohnt Melanchthon furcht⸗
ſam zu nennen, weil er nicht Luthers Heftigkeit
und Much hatte: allein ſoll man das nicht lieber
mit dem Namen Bedachtſamkeit und Worfiche lo⸗
ben, was man als Furchtſamkeit tadelt? Furcht⸗
ſamkeit wird Fehler, wenn ſie Feigheit wird: ſie
wird Tugend, wenn ſie ſich von Tollkuͤhnheit und
Vermeſſenheit entfernt, ( Ich moͤchte fagen: Luther
nahm alles auf ſich und fand oder achtete, weil er
Muth hatte, nirgends Gefahr: Melanchthon zog
auch die damaligen Verbindungen und politiſchen
Verhaͤltniſſe zu Rathe: und wollte ſelbſt keinen
Schritt thun, der nic | für ihn, fondern für di.
2 2 As
5° Apolopie Melanchthous
damals in fo bedenflicher Sage ſchwebende Kirche
menfchlichen Anfehen nach gefährlich werden Fon
- de) Und porauf geünden fic) jene Anflagen ?- Auf
> Anzeigen Ofianders, auf Urtheile Philipps von
Heſſen, zweyer Männer, deren higiges und heftiges
Temperament ſich mit einem bebachtfamen Schritt
nicht vertragen wollte: und. Luͤther felbft mißbil.
lige feine Vorfiht auf dem Reichstag zu Aug.
ſpurg. — Auf dem Eonvente zu Schmalfalben von
J. 1537. erfcheine freylich Melanchthon neben Lu⸗
thern nicht muthig genug, weil dieſer allen Theolo⸗
gen Pabſtshaß wuͤnſcht und jener den Pabſt um
des Friedens willen zulaſſen und ihm die Superio⸗
ritaͤt über Die Bifchöffe, die er fonft hat, jure hu-
mano zugeftehen wollte: als ob Nachgiebigfeit in
uunſchaͤdlichen Dingen Furchtſamkeit biefe und als
ob es edle Freymuͤthigkeit wäre, einen Regenten
von dem Range, den er lange, jure humano, be
hauptete, mie Gewalt herabzuftürzen. Nicht nur
wird dieß alles, was Melanchthons Abfichten bey
feinem mäßigen und fanftern Betragen betrift, aus
‚beffen ‘Briefen und aus Camerars Biographie ber
ſtaͤtigt: fondern auch aus der Geſchichte des Reiche»
tags zu Augfpurg 1530 und des folgenden zu Res
genfpurg 1541, gezeigt, daß Melanchthon fo ſtand⸗
haft als Luther zu Worms geweſen ift, und nie aus
Furcht fir einer Gefahr feiner Perfon oder feiner
Freyheit Die Rechte der Wahrheit hintangefegt ober
‚aufgeopfert habe. — Deſto augenfcheinlicher aber
foll feine Verzagtheit und Verraͤtherey der Wahr:
heit fi) bey Gelegenheit des Interims gezeigt bin
u N deſ⸗
voen Strobel. 668
deſſen Joch er ſo willig auf feine Schultern nahm
und der Kirche mit aller Macht aufbürden wollte,
So ſpricht Flacius, der Gewaͤhrsmann des Hrn.
Göze, welches uns nicht befremdet, da beyde in Den-
kungsart und roher polemiſcher Sprache einander
gleich find. (Hr. Goͤze verſteht dieſen Ausdruck nicht,
wie er ſagt: fein und roh, beſcheiden und wild ſtehen
ſonſt einander entgegen.) Allein es iſt Unwahrheit
— ſo ſagt Hr. Strobel — daß Melanchthon das
Interim ohne Einſchraͤnkung angenommen‘, ba er
in feinem Bedenken darüber deutlich fagt, baß das:
Interim in vielen Artikeln. der. echten Lehre · zuwi⸗
der fen, und da er fogar durch feine Bedenklichkei⸗
ten es anzunehmen, fein Leben und Freyheit in Ge⸗
fahr fegte. Und was verlor denn die Kirche durch
die Annehmung des Interim, daß die Dultung
und-Begünftigung (nicht Beförderung) der Annah⸗
me beffelben Verrächeren heißen koͤnnte. Ihre
Wahrheit? allein fie blieb, wie zuvor. Ihre Frey⸗
heit ? als ob es nicht für Die Glieder der Kirche,
(wiewohl nicht für bie politifchen Verhaͤltniſſe) ei⸗
nerley waͤre, ſich durch einen Kaiſer Kirchenceres
monien, die an ſich nicht unchriftfich find, befehlen
zu laſſen, oder die Diſciplin aus den Haͤnden eines
andern poliliſchen oder kiechlichen Kollegii anzuneh⸗
men; als ob es nicht Die Klugheit forderte, Inden
damaligen Umftänden, (bie S. 34. fehr richtig gea
zeichnet werden) auf einige Zeit nachzugebeh, und
wer mag wohl eher Vaterlandsverraͤther heißen ?
der, welcher eirie Zeitlang Druck duldet, bis wie Zeie.
ber Freyheit kommt? ober der, welcher bas Joch
u Kr 3 ab⸗
|
630 Apologie Melanchigons
ebfchüttelt, aber darüber Gährungen, bie allemal
Zerſtoͤrung nad) fich ziehen, veranlaßt? — Endlich
was wird Der Yınoss Lutheranus, ber Deswegen
den Melanchthon zum Verräter macht, zu Luthers
Erklärung fagen, ©. 36. welche wo nur die Lehre
rein bleibe, Ereug, Chorrock, Umgänge, Proceffion
u.a. frey laͤſt? — Warm ber ehrliche Philippfagr:
magna caufa et, curfervitutem toleremus, ne fiat
in Ecclefiis folitudo, qualis iam in multis lecis
eft ad Rhenum et in Suevia, fo fpricht er als Ver⸗
raͤther? Alſo lieber die Kirche Preiß gegeben, die
Gemeine verlaffen, als unfchädliche — und gemißbil⸗
ligte Geremonien aus Zwang annehmen? Alia one-
ra multo duriora, quam linea veflis eft, fagtwie-
der Philipp. Melanchthons Brief an Carlwiz ift
eine alte Befehulbigung gegen bie Rechtſchaffenheit
‚des. offnen Mannes, die Hr. Goͤze wieberhohlt und
der Apologee — wohl ummiberlegfich entfräfter.
Wir übergehen die hier eingemifchten hiſtoriſchen
Nachrichten von Carlwiz felbft,. der als Humanift
Eamerars und Melanchtbons Freund, aber Luthern
als Staatsmann und als Hofbedienter der dama⸗
ligen Herzoge in Sachfen verhaßt, wenigſtens ver-
daͤchtig war: und zeichnen nur bloß das hieher ge»
börige aus, das auf zwey Punkten beruht, auf der
Schilderung, bie der berüchtigee Brief von Luthers
Charakter macht, und auf die Gefinnungen, die Mes
lanchthon wegen verſchiedner Neligionspunfte Auf
fere. Jene wuͤrde ungerecht heißen koͤnnen, wenn
fie von der Wahrheit nicht unterflägt wuͤrde und
dem RMelanchthon nachtheilig ſeyn, wenn er en
on Ä | dur
von Strebel. [7
durch Thaten ſch als dankbarer Freund Luthers er⸗
wieſen hätte: aber man muß Schwächen zu Tu⸗
genden, undEigenfinn zu Hersifmus marken, man
muß Luthern vergöttern, wenn man läugnen will,
daß feine DAwenıe — die wir nicht gern durch
Streitſucht, fondern fieber, wie Melanchthor es
felbft erklaͤrt, Heftigkeit und Rechthaberey, über
fegen möchten — ſehr groß war: und weder. Dies
lanchthons friebfertiges Temperament , noch feing
Klugheit konnte mit: fb viel heftigen Ausfällen Lu
thers wider feine Gegner, felbft Fürften und Könige
nicht arrsgenonimen, fo zufrieden ſeyn, daß er niche
gegen feine Vertraute, noch bey Luthers Lebzeiten
öfters feine Klagen hierüber ausfchüttenfollte. Diele
Sefinnungen aber werben niemanben verrätherifch
ober auch nur ſchwach fcheinen, wenn.man aus dem
lateiniſchen unverſtuͤmmelten Brief (denn Goͤze kenne
die Kunſt, feiner Gegner Schriften fo lange zu Dres
hen, zu gerfiümmeln und zu .ertrahiren, daß ber
wahre unverfängliche. Sinn dabey verloren gehr!)
letnen will, daß es bloß Nebenpunkte, Ceremonien
und einige wenige Gebraͤuche waren, darinn er nachs
geben wollte, aber frey genug bezeugt, wie ſtand⸗
haft er die Lehre vertheidigen wͤrde.
Was /⸗man an jedem andern Geiehrten als Be⸗
weiß des Fleißes, des eignen Nachdenkens, bes Fort
ſchrittes in. Studiren und Kenntniß, der Verlaͤug⸗
nung aller Boriiebe zu feinen eignen Meinungen und
des Befühls, daß er babe irren Einen, anfehen und
ſchaͤtzen würde; was man an Luthern billigre; Aen⸗
derung, und. Verbeſerung feiner Sciften: rd
4 .. ww
Gs Arologie Melanchthons
wird bey Melanchthon Veraͤnderlichkeit genennt,
als Unbeſtaͤndigkeit getadelt, und als Verfaͤlſchung
ber reinen Lehre gebrandmarkt. Nirgends kan man
Die Uwwerſchaͤmtheit weiter treiben. Wenn Luthers
ſpaͤtere Gedanken Aufklaͤrung der Wahrheit heißen;
ſo heißen ſie bey Melanchthon Untreue! und wenn
es bey jenen offenbar nachtheilig geworden iſt, daß
er nach dem Jahren 1528-30. in keinem Stuͤcke
- feinem Syſtem neue Beitimmung, mehr Puͤnktlich⸗
keit, mehr Sicht, und Klarheit und größere Ausdeh⸗
nung geben, ober auch bavon etwas abfondern woll⸗
se: fo foll die Ehrlichkeie und der Fleiß feines Ge
noffen, der das Sehrgebäube ber Proteftansen immer
befiert, ſo viel Gelegenheit, fo viel Nothwendigkeit
Dazu in den Sontreverfen fand, und.als akademiſcher
Lehrer ſich fein Bedenken machen durfte, ftatt der
erften Hefte feiner Kollegien andre zu machen (ganz
“ anders als bie Gottesmaͤnner umfeer Zeiten auf dee
Kanzel, die ihr Gewiſſen und Ehre aufzuopfern
fürchten, wenn fie niche auch als Iubilaei jebes
ESonntagsevangelium fo erftären, wie fie in ifrem
erften Jahrgang erklärt haben), fo foll ſage ich bier
fee Fleiß feines Genoffen, ben man eben hierimnen
als einen treuen Knecht finder, weil er fein Pfund
nicht immer wieber unverfehrt hervorbringt, noch
nachrheifiger gemefen fenn ? — und welches find bie
Meränderungen in der reinen Sehre, Die Melanch⸗
thon wagte? (Es finb doch meift nur Urtheile über
bie Wichtigkeit mancher Schrpunfte, ober über bie
Lehren ber Gegner, da er jene nicht ſo erheblich und
dieſe niche fo gefährlich fand, wie zuver: 7 fo
. _ " RAende⸗
*
Aenderungen ber Methede, Ber Auchruͤcke, ber har⸗
sen Formeln, der Beweiſe: und welche aͤchte
Wahrheit iſt durch ihn verloren gegangen?)
Am weiſten und ſcheinharſten wird die Klage
vorgebracht, daß (der furchtſame ?) Melanchthon
fo dreiſt war, die Augſpurgiſche Confeſſion zu an⸗
been und feine kuͤhnen Hände an dieß Heiligcham
ber evangeliſchen Kirche gelegt, um feine erſte ehr⸗
wuͤrdige und unverletzliche Geſtalt zu entſtelien uh
mit einem Kirchenbuch, auf deſſen Innhalt und
Anſehen ſich die ganze Kirche gruͤnden ſoll, wie mit
einer Privatſchrift eigenmaͤcheig zu verfahren. Wie
doch wieder an Einem das. Verbrechen ift, wasan
dem andern ungetabelt bjeibt! Luther ebirte ‚1538.
die Schmalfaldifchen Artickel, auch ein ſymbolifches
Bud, mit vielen Veränderungen, eigenmaͤchtig;
aber niemand nenntes firaflich: benn er war Luther,
den leider! fo viele feiner Verehrer mehr eineäumen,
als man in der römifchen Kirche dem Pabft ein.
raͤumt: Melanchthon edirt bie A. C. mit Beränben Bu
rungen: und. weil ers hut, iſts Verbrechen! Ca
iſt leicht, ihn zu rechefertigen:. Einmal. betrachtete
fie Mefanchthon als fein- Buch, weil er die Feder -
dabey führte und ber Inzerpres ber Lehrmeinungen
feiner Parthey war. Man Fan unmöglich beiveifen,
bag man damals die X. €, als :eine unverleglihe -
Urkunde des Bamaligen unb Fünftigen Glaubens
der protefticenden Stände betrachtet habe: (ſelbſt
die Schlußworte der Eonfeffien, barinnen ſich die
Bekenner erbieten, auf Verlangen und wo es naͤchig
fernen Bericht, latiorem informationem zu kun:
en RES uw
4 Apoloͤgie Melanchthons
und bet Befehl der Staͤnde auf dem Convent zu
Schmalkalden 1937. daß bie Confeſſion noch einmal
mie Fleiß / duechgeſehen und; wenn etwas darinnen
er, Schrift nicht gemäß wäre; geändert werden
follte, widerlegt jene Meimmg. Wir haben davon
fihewire Erften Band unfrer Bibl. S. 907. gefagt.)
bene: Verf. zeigt noch zum Ueberfluß, ſowohl
die wochwendigen Urſachen dieſet frühen Peraͤnde.
rangen, die er in ber Confutation ber A. C. finder,
als auch aus’ der Geſchichte, daß weder Fuͤrſten noch
Throdsgen uus den Proteftanten! bey Luthers Lebzei⸗
seit und vor. dem Fahr 1560: Melanchthon barliber
angegriffen. (Und Luther ſchwieg zu biefer Verraͤthe⸗
rey ? war jetzt der furchtſame Sucher ?-und Fonnte eis
nem ſolchen Verbrechen ruhig zufehen? Entweder
iſtauther was Melbauchthon ſeyn ſolle oder er bil⸗
Utgte dieſe Aenderungen und hielt ſie wenigſtens für
mfchästih. - Und fo: urtheilten Brenz, Chenmiz,
Selnerser, Chytraͤus, deron hier angeführte Zeug⸗
niſſe fo viel erheblicher find, weil fie-fo nahen An
theil an ber Form. Concord. hatten, weiche blegee
andorte A, C. verwarf)
Sogur vom zehnten Aniof der. G laͤſt es ſich
derihe⸗ daß der Verdacht gegen Melanchehons Or⸗
thodorie wenigſtens nur in den ſpaͤtern Zeiten darin⸗
Reh! grſucht worden, amd: daß Melanchthon bay der
Mraͤnderung, die er vornahm, mehr die Abſicht ge⸗
Bude habe es benntlich zu machen, daß die Proteſtan⸗
tiſche ehre nicht mit dem roͤmiſchen Lehrbegriff einer⸗
Hy 5 (wenlgſtens hielten die roͤmiſchen Theologen
Ken es ersten Vekenntniſſe für einſtimmn
von Strobel. “3.
mit ihrer Meinung vom Abendmal) als fi den
Sminglianern gu nähern. ‘Die ſtrengſten Anticalvi⸗
niften 3. E. Weſtphal wiederhohlen in der Lehro vom
Abendmal die Worte der geänderten A. C. als ortho⸗
dore Lehre: und erft in den fpäfern Zeiten, we fich
politiſche Partheyen über Religionsmaterien zank⸗
ten und Melanchthons Schule neuen Formeln win
derſprach, ſah und fuͤrchtete man da Gift, wo die
friedfertigen Zeiten die lautere Mitch des Evange⸗
fi fanden! . . —
So dentlich dieß alles aus ber Geſchichte gezeigt
und von Hr. Str. mit Belegen documentirt iſt: ſo
ſcheint doch ein von Cyprian (Hiſt. der A.C. S. 162.)
aus dem Weimariſchen Archiv bekannt gemachtes -
Protocoll, Vie Meinung zu beſtaͤtigen, daß ſchon im
3.1537. Melanchthon wegen ber angemaßten Ver⸗
auͤnderung der A. C. zu Rede geſetzt und fein Verfah⸗
ren gemißbilligt worden. Denn nach dieſem (ſoge⸗
nannten) Protocoll ſollte nebſt verſchiehnen andern
Yunkten Luthern und Bugenhagen vom Canzler
Bruͤt in Beyſeyn des Churfuͤrſten, auch dieß vor⸗
gehalten werden, daß ſich Magier Philipp ange⸗
maßt, die Eonfeffion ohne Vorwiſſen bes Churfuͤr⸗
Ren und der verwandten Stände zu ändern. Allein
eine vorfichtige und unpartheyiſche Kritik möchte an
der Glaubwuͤrdigkeit dieſes Protocolls allerhand zus
tadeln finden. ( Ich möchte es’ nicht einmal Pirates
coll nennen, ſondern Projekt zu einigen beſondern
VUnterredungen mit Luther, wie die Worte: der Hans
del ſollte D: Martino —- alfo anzuzeigen ſeyn, dout⸗
lich bewaͤhren.) — Das ganze Blatt, _.;.
| te
6. Apoligie Melanchthons
Fuͤrhaltung gefchrieben ſeyn ſoll, iſt aun nicht mehe
da: und, wenn man lieſet, daß Cyprian damals
ſchon fuͤrchtete, es moͤchte dieß Original etwan durch
einen Unfall ober durch bie Laͤnge der Zeit abhanden
bemmen, fe muß ſchon dieſe Beſorgniß einige Zwei⸗
fel erregen, ob es denn mit dieſem Original ſo gar rich⸗
tig ſey7 zumal ba die fruͤhern Schriftſteller ſelbſt in
ber Beſtimmung bes. Jahres nicht einig find: und
was. waren denn im J. 1537. für veraͤnderte Ausga⸗
ben vorhanden, woran ſich das Wolf foll geärgert |
Buben? Melanchthon, der ſonſt fo offenberzig gegen
feine Freunde fehreibe und feiner Difpüten immer ges
bdenkt, fagt fein Wort von einem Verweiß, ber ihm
wegen: ber Aenberung. ber A.C. ertheilt worden, wies
derhohlt nachher eine neue Ausgabe, mit noch größern
MWeränberungen, unb wird, bey feiner fo fichtbaren
Machgiebigkeit grade gegen ben Churfürften vom
Sachſen fo breifte und vermegen ? Wie ummahr«
ſcchheinlich! (und wie unmwahrfcheinlich, daß man et⸗
wan zehn Wochen nad) dem Convent zu. Schmal⸗
kalden uͤber die Aenderungen aufmerffam gewor⸗
den ſey, da auf dem Condent ſelbſt die Confeſſion
wieber durchgeſehen, und approbirt worden? —
Glelthwohl moͤchte es, da bie übrigen auf dieſem
Pro.Memoria angezeigten Punkte, worüber mit Lu⸗
thern ſollte conferirt werden, boch die Aechtheit dies
ſes Originals zu heftärigen ſchelnen, möglich ſeyn,
daß auch über bie Aenderung ber A. C. mit Luthero,
vielleicht ſelbſt auf: Lathers Veranlaſſung ſollte ger
ſorochen werden: allein erweißlich iſt es Bisher nicht,
Me der Ebutfurſt wietucdie Punkte alle Luthern
vor⸗
von Strobel. 89
vorbalten Heß. Sie waren aufiber Scheda unter
den proponendis notirt, aber die Conferenz fam _
vieleiche gar nicht zu Stand: ober man fand’ von
Seite des Hofes bey genauer Ermegung, daß Den
quäftionirte Punkt nicht erheblich genug Yey, und
‚ ließ ihn weg. So erfläre ich mirs, warum Melanche'
x
zum Mufter gewaͤhlt zu haben? —
thon nie eines Verweiſes wegen feiner Veraͤnderun⸗
gen gedenkt und in der Folge ohne Bedenken nech
größere Aenderungen verfuche hat.) Wie dem auch
fen: fo wird es ein ſchweres Penfum feyn, wenn Hr;
Göze aus der Befchichte den Hr. Strobel eines,
beffern belehren will; fo ift bie ganze Schrift eines
Mannes würdig, der einen großen Mann verehrt,
aber nicht vergättert und vorfichtig genug ift, fein
ob zu ertheilen, das er. nicht durch Thaten beſtaͤti⸗
gen Fan, und keine Apologie zu fehreiben ohne Be⸗
weiß zu liefern... Fehlte aud) diefer — wiewohl e
nie fehle — fo ifts doch edler und theologifcher, ent⸗
ſchuldigen als befchuldigen, beffer die Todten gegen -
Anflagen retten, als ihre Verdienſte mie Füßen
treten! Allein wer einmal auf die Ketzerjagd abge⸗
richtet iſt, riecht nicht bloß die Lebenden, ſondern bag
auch die Witterung von den Todten und ſcharrt dia
Gräber auf! Kan man aber etwas anders von ei⸗
nem Manne erwarten, ber fichs zur. Ehre rechnet,
Weltphal, Nicolai und andre beruͤhmte Zaͤnker
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| V.
Andere theologiſche Schriften.
Lewzis. Joh. Chr. Gottl. Erneſti kuͤn
digt ung in einem Programma de gloflis ſa
eris Helychii an, daß er eine vollftändige
Sammlung der biblifchen Gloſſen aus dem Heſy⸗
chius liefern will, wovon biefes Progamma füglich
als eine Einleitung in fein ganzes Werk angeſe⸗
werden Fan. Er unterſucht zuerft, von wen
Die Gloſſen über Bibelftellen, die man in dem Wer⸗
Be des Heſychius antrift, herruͤhren moͤchten, und
er muſte dieß thun, ba Bentley und Alberti behaupte⸗
een, fie ſeyn nicht von der Hand des Heſychius, ſon⸗
dern fremde Einſchiebſel aus den ſpaͤtern Zeiten. Al⸗
berti gruͤndet ſich vornehmlich darauf, daß Heſychius
. Wa der Vorrede, wo er die Quellen feines Buches
nennt, nur Profanautoren anfuͤhrt, der bibliſchen
Gchywiftfteller aber nicht gedenkt: allein es wird
darauf bemerft, daß ja unter bem allgemeinen Na⸗
‚men Gefchichtfchreiber und Redner, auch biblifche
Schriftſteller begriffen feyn fonnten; daß er viel.
leicht, weil fein Buch einem fehr orthoren Bifthoff zu
Hlepandrien, Eulogius, zufchrieb, Bedenken getra-
gen, gleich anfangs ihm Durch die Mifchung bibfifher
GSloſſen mit andern Profanen anftößig zu werben;
und Daß (welches wohl das wichtigſte ift) fo lange
bas Alter des Gloffarienverfaffers fo unbeftimmt
Bleibe, fich nicht fagen ließe, ob Die Gloſſen, Die er z. E.
aus Cyrillus, Epiphanius u.a. auszog, von ihm ſelbſt
in ſein Werk aufgenommen, oder von andern. einge
Moben find, Bentley gründete fich vornepmlic) uf
Pr
-%
Arndere Melle Crime 633
die Unorbuung in ben bibliſchen Gloſſen des Heſy⸗
chius, da ſie gar nicht am rechten Orte ſtehen und, wie
es die Buchſtabenordnung forderte, auf einander fol⸗
gen. Dieß wuͤrde mehr Verdacht eines ſtaͤrkern Zu⸗
ſatzes erregen, wenn dieſer Fall nicht doch immer ſelt⸗
ner waͤre, ober nicht auch bey den gloſſis non facris
unzaͤhlichemal vorkaͤme. Bey einem muhſam und
langſam zuſammengetragenen Buch duͤrfte man eine
ſo ſtrenge Genauigkeit in der Buchſtabenfolge wohl
nieerwarten: Selbſt unſre Lexica beobachten ſie nicht
ſo ſtrenge. Hierauf fomınt er auf die Beſchaffenheit
ber bibliſchen Gloſſen mit Beziehung auf feines On
clesDiffertation:de vero ufu et indole gloſſarioram
graecorum, und wiederhohlt die bekannten Canones,
daß die Gloſſen ſich immer auf einzelne beſtimmte
Stellen und ihre Erklaͤrung beziehen; öfters nich
bloß auf Ein Wort fonderfähufbie ganze Redensartz
zuweilen auf Ein Wort, das aber in verſchiedenen
: Stellen in unterfchiedner Bedeutung vorfomme u.
f. w. einige druͤcken auch nureine Barianteim Biber
tert aus. Z. E. eBerovro, eßeAovr0. Die Quellen
diefer Gloſſen find entweder Parallelſtellen (oder viele ..
mehr die Parallelen) meift in poetifchen Büchern 4;
T. und Synonyme, Hieraus verfucht Hr. E. ocu-
era, avooßorNa (aus Pf. 18, 2. der LXX.) wen er⸗
Plären und avaß.inavay'yaANsı'zu verbefleen, nee
ches Wort in der legtern Hälfte des Verſes ſtehe.
(var Aeı ließe fich gleichwohl vertheibigen, als
Synonymon von egeuyercu, mit Beziehung auf das
Hebr. 3% welches von einer Quelle gebraucht wird,
biereichtich Waſſer fprudelt, wovon auch die: grigchs⸗
ſchen Bar J E. Callisnachus wvaßßrNen
- ſagen):
\
640 Andere theologiſche Schriften
ſagen): oder es ſind die alten griechiſchen Ueberſeher,
Aquila, Symmachus, Theodotion, oder endlich Com⸗
mientatoren über Die h. Schrift: aus denen ſehr haͤu⸗
fig die etymoſogiſchen Gloſſen über nomina propria
“ (garnicht eröftliche, oder brauchbare) aus Philos
ſephus, Bafilius, und meift einftimmig mit den unter
Hieronymi Namen vorfommienben explicationibus
nominum hebraeorum, genommen finb, welche ber
- Hr. Pr. fürden feinern Heſychius nicht recht anſtaͤn⸗
dig ſindet. Beſſer find die grammatifdyen Stoffen
meift aus Chryſoſtomus, Theodoret, Decumenius,
Theophylakt. (Aber wenndieß die Quellen find, wie
fpäre müfte Heſychius gelebt Haben!) — Der Ge
brauch biefer Gloſſen iſt zwar fehr ausgebreitee und
nuͤtzlich, allein er hat doch auch feinenöthigen Gran.
zen. Denn entfcheidend für die aͤchte Bedeutung
der Worteiftdas Zeugr® eines Gloſſariums nicht;
zumellen hat man auch), fonderlich Werftein, darinn
gefehlt, daß man ſich auf fie berief, wo das im Gloffa-
rium angefuͤhrte Wort nicht ſich auf eine Bibelftelle
bezog; und endlich mürbe auch felbft ihre kritiſche
Brauchbarkeit Vorſicht erfordern, weil die Bibel⸗
ſtellen zumeilen nur aus dem Gebächtniß, nicht aus
Sandfchriften angeführt find. (Es würde darauf
ankommen, eb diefer Fall beym Hefychlus vorfommt,
. ber in der Vorrede bezeugt, daß er die eignen Schrif⸗
con, arrıyeade, gebraucht habe.)— Dieganze Ab:
Genblung iſt Beweiß genug, wie glücklich der Herr
Ernefti mit den Gloſſarien umzugehen wiſſe, und wie
viel man ſich von feinem Vorhaben verſprechen koͤnne,
= Yames hoffentlich niche an Beförberern fehlen wird.
Ende des II. Bandes achten Stücke,
D. 30. eheſeph Dee
auserleſene
Theologiſche
Bibnothet,
darinnen
von den wichtigſten theologiſchen
An: und ausländifhen *
2ügern und Shöriften .
‚ Nachricht gegeben wird, ;
Zweyter Band neuntes Stuͤck.
Leipzig,
verlegts Joh · Gottl. Imman. Vreickopf, 1783.
Ä 3 unhalt.
dertens der Anzeige vom Kennikotſchen Bi
(werk nebft: Differt. generali Benj. Ken-
BR recul. cura P. I, ‚Bruns,
| n I) Fragmentum Copticum ex Adlis S. Coluthi,
ed, « Borgia.
IM) moſche Erklaͤrung der Sonntags: Evange⸗
lien. Zweiter Band. £ ’
IV) Einige Nebenarbeiten zur Krieit und Thes⸗
logie von J. A. Cramer. |
| v) D. G. Niemeyer Prediger⸗ Biblio
Erſter und zweiter Theil. |
vv Andre epeofogifche Schriften,
Auserlefene -
Zheotogitge Dibllothet.
ı
Fortſetzung der Anzeigeund Baur °
theilung - des Kennikotſchen Bibelwerres.
Verbunden mit Diſſ. gen. — Kennicot. Recudi
curavit — P. I. Bruns, Brunfvigae
1783 . 8. maj.
Mir Variantenſammlung das einzige Ber
\
fehäfte des Kritikers, fo-bliebe Kennikoten
ber herrliche Name, der Millius des Alten Teftar
mentes zu heiffen, unbeſtritten. Allein Mitlius
trug nicht bloß Materialien zufammen, er wählte,
ordnete, urtheilte über Leſarten und Handfchriften: ”
Kennikot hingegen fammiet, ohne den Verſuch,
ich will nicht einmal fagen, ohne die. Kunſt, riady
Doͤderl. Bibl. 2. B. . St. Ss ‚Grunde
—e
[ j -
5 Sortfegungder Anzeige
WBrundfägen ober Hnpothefen — die man in der
Kindheit der hebraͤiſchen Kritik jedem verzeihen
wuͤrde — ſeine gefundnen Leſarten zu vergleichen
: ober das Gewicht feiner Handſchriften abzumägen;
Doch vielleicht gehört dDiefe Beſcheidenheit und
Mäßigung zum geoffen Verdienft des Werkes:
- Dann wir fürchten, nad) einzelnen Proben zu ur
theilen, daß es ihnen nicht geglückt ſeyn wuͤrde,
wenn er es gewagt hätte, zu beflimmen, meld
—
Leſart ſeiner Handſchriften dem heutigen Tert vor⸗
zuziehen ſeyn moͤchte, oder wo irgend eine Variante
Aufmerkſamkeit und Beyfall eines vorſichtigen
Krittkers, verdiente. Die Meinung von einer
durch die Juden abſichtlich gewagten Verfaͤlſchung
der Bibel, die Hypotheſe, daß zwey Recenſionen
Eines Textes, wie Pf. 18. und 1 Sam. 23. ober
zweyerley Auszüge aus ältern Schriften, wie if
B. der —* und der Chroniken, oder ſonſt ver⸗
wandte Stellen Einerley Leſarten Haben und durch⸗
gaͤngig miteinander einſtimmen muͤſſen; ſelbſt
die Beurtheilung derer Leſarten nach einer ſe
einſeitigen und neuen hebraͤiſcoen Grammatik z. E.
daß nur das maſculinum 7 das foemini-
num ſey, u.a.muß auf die Wahl det $efarten
einen fehr groſſen Einfluß haben: und, fo fange
bie Veberfegungen nicht noch — in der hebraͤl⸗
ſchen Bibelkritik — einen Höhen Rang behaus
pten, nicht als beſſerer Entſcheidungsgrund bey
der Wahl der vorzuͤglichſten Leſarten gelten und
angenommen werden; ſo lange wird ohnehin der
urtheillende Kritiker eine ſehr unſichere Bahn
haben.
von V. T. hebr. Kennicot. 64
haben. Indeſſen ſtatt mehrere benfreürbige Greln
len auszuzeichnen, wo einzelne Leſarten der Hand⸗
ſchriften wichtig werden, den Sinn erleichtern,
oder wenigſtens veraͤndern, die alten Ueberſetzun⸗
gen beſtaͤtigen oder durch ſie beſtaͤtigt werden —
wozu ber Vorrath in-der That nicht ganz klein
it — hat Kennikot nur alsdann eigne und denk⸗
würbige einzelne Leſarten angeführt, wenn fie für
den Codex, in welchem fie ftehen,- charakteriſtiſch
find, oder noch häufiger, wenn er fie zur Empfeh«
fung irgend eines Codex, für den er Achtung und -
Vorliebe bat, Mugen zu Fönnen glaubte; und
in der Diflertation felbft weder durch Regeln noch '
durch Beyſpiele bewielen, wie und wo er von ſei⸗
nen entdeckten Varianten Gebrauch für die Bis
bei machen wollte. Dagegen finden wir über eis
nige Stellen A. T. einige Recepte aus der Eritie
ſchen Konjefturalapothefe, weiche ordentlich nur
in Difperationsfällen geöfnet wird, nur daß Der
angehende: Arzt mehr ſolche Fälle hat, als der
geübte. Ein ſchlimmes Vorurtheil muß es in je⸗
dem Fall fenn, wenn ein forgfältiger und alle Ge⸗
genden hurchftreichender Arzt des A. T. bey den
meiften, und ſchwerſten Stellen, in’vielen hundere
Handſchriften, in Oft und Welt, Afia und Amen _
rika, bey Juden und Chriſten die Hülfe nicht fine
det, die man fucht und fie bey feinem eignen Witz
ober Phantaſie ſuchen muß: allein dieß haben an⸗
dre (chem vorhergeſehen, daß jener ganze Appara-
tus lange nicht zureichend ſeyn wird und kann, den
Originalet derzuſtelene un— Und ſelbſt dieſe Kon
jela
— —
Bu Fourtſetzung der Anzeige
jekturalcritik ſcheint dem Kritiker nicht gu gain⸗
gen. "Se ändert er 4 Moſ. 21, 14. Das Frag⸗
ment des alten hebraͤiſchen Bardengeſangs, durch
andre Abrheilung der Worte und Buchſtaben:
Abo aa NN mm
aan yora Anm
Bott reifere (397 in diefer Bedeutung wuͤſte
6 nicht zu>beftätigen) mit ihm (Iſrael) nad
Suph die legte Station der Iſraeliten nad) if
ter Reife durch die Wüfte): und Lam an dit
“ Bäche Arnons — So laͤſt er 4 Moſ. 22, 22,
nad) ben Worten an or eine kleine Lücke, weil
er glaubt, daß hier ein Wort fehle: und warum?
weil bie:arabifche Verſion hier uͤberſetzt; denn e
(Bileam) gieng aus Geiz hin. Hic fenfus com-
wmendatur, fagt er, aS. Petro 2Ep. 2; 15. Atque
haec lectio'momentofa, novo fuffalta teflamen-
to, ninc. eo magis probabitur , quod Arabicæ
verſioni nova iam acceflit. autoritas, ex cadici-
‚ bus hebr..MStis. Ein ſolch Urtheil in der Kritik
iſt ganz dürftig? bie Arabifihe Verſſon — fihtt
die legte, wie beym Zeugen ⸗ Verhoͤr über den
hebr. Text befragt werden muß — iftgaing file
bar nach Petrus ‚geformt ımb interpolirt: und es
„ iſt ganz raͤthſelhaft, wenn ſich Ken. auf die Ve
ſtimmung von hebr. Handſchriften zu berufen wagt,
Kein'Codex Hat das Wort „ara fondern alles,
was von Barlanten da iſt, ift dieß, daß Ein Co
dex N. 325. nach dem wit ein rı fegt: und hier⸗
Aus folkte ein Gelehrter, der fo viel Handſchriſten
veſchen umd geprüft hat, dog) nicht eine Spur ı
nes
*
— - “ *
nes ausgelaſpnen Wortes machen. Von gleicher
Arc find bie übrigen Vermuthungen, bie wir, als
fremd und zweckwidrig übergeben.
Weit mehr als. Keitif über einzelne Sefhrten, _
ihre. Wichtigkeit, Beftimmungsgrünbe und Gea
brauch, mufte. man bey den Kennikotſchen Bes
fehreibungen fichres, ſtandhaftes und beftimmelg
Urtheil über die vornehmſten, wenigſtens über die
von ihm felbft verglichenen Handſchriften, ihre
Guͤte, Vorzuͤglichkeit, Einrichtung, Fritifche Beſ⸗
ferung und Alter erwarten: allein wie groß hier
die Sücke, und. rote unerfüllt diefe Erwartung, fen,
Baben wir fihen oben geſagt. Illes davon ift un»
gewiß, und. zum Theil, wenn wir fragen, wars
nach Kennifos Alter und Güte feiner Handſchrif⸗
ten ſchaͤtze, wankend oder vielleicht auch irrig.
Wie es ſcheint, ſo hat Kennikot hohe Meinung
von einem Codex, wenn er viele Abweichungen
vom maſoretiſchen Teyt hat (dieß koͤunte auch bey
einem nachlaͤßig geſchriebenen ſtatt finden, und ex
zaͤhlt zu den Abweichungen auch die eingeſchalte⸗
ten oder fehlenden matres lectionis); wenn er vie⸗
Je watres lectionis hat (dieß iſt der Charakter bes
Synagogenrollen und andrer, ohne Punkte, auch
nach dem eingeführten Gebrauch der hebr. Punk⸗
tation, gefchriebenen Codicum); wenn er oft cor⸗
rigirt iſt (dieß kann zumellen auch bey einer fehler⸗
haften gefihehen fen: und bie. lectio 4 prima
menu einer gorrigirten Handſchrift wird niche ſel⸗
sen auch in neuern Codd. angetrofien :). Die an⸗
dern Charaktere des Ans aus Buchſtaben zei⸗
*
2
vwav F. hebr. Leimicot. | . MM |
6,3 J sn
° D
R
646 Fortfegung der Anzeige
Pe
gen, Materie des Codex, fpärer hinzugeſehten
Yunftation u. dgl. urgirt Rennifot nicht: er un
theite eher nach Gefüht, aber auch hierinnen wir
wicht jeder für ſich Sicherheit, finden, Wir da
Ben uns drey Regeln gemacht, wornach mir ine
Handſchrift für wichtig oder unerbebtich hiekten:
alle unter der Worausfegung,, daß der Codex, f
mehr er durchaus dem heutigen maforetifchen Text
ſich naͤhert, fehlechter und neuer ſey. Zuerſt
zßen wir Güte und Werrh‘ der Handſchrift
noch ber Uebereinftimmung mit erweißlich richt⸗
gern Leſarten, die nun in dem Tert der hebr, Aus⸗
gaben und erweißlich ſpaͤtern Codd. nicht angetroſ⸗
fen werden. Man mag fie entweder ale Reſte Dr
alten $efart einer reinern Handſchrift anfehen, bie
dem maforetifchen Auge des Correktors entgengen
find, ober als kritiſche Verbeſſerungen von Juden
(Speiften laſſen in dem mittlern Zeitalter bergieb
chen nicht häufig. von fich befürchten), fo fd ſe
{en jenem Falle ohnehin ſchaͤtzbar, weil fig det ‚tr
quifition der Habbinen und Maforerhen entgangen
find und in diefem Falle wenigftens Beweiſe, d
bie altern Jüden nicht fo religiös oder aberglön
, bifch mic dem Bibeltert umgiengen, als die Sage
will, die von der Cura Synagogae et Beclefise
circa canonem V. et N. T. fo viel ſchoͤne Dinge
weiß, an welche man ohnehin nicht gedacht Da
Im Pentateuchus überzeugt uns die Uebereluſtim⸗
mung ‚hebr.sCodd. mit der Samaritaniſche— Ru
„ eenfon in einigen erheblichen Sefarten, daß ſiep
wicht ſelbſt alt, doch aus einer alten —
x
»
/
sonV. T. hebr, Konnicok, | 67
ſchrift genommen ſi ſt nd: und endlich giebt ung das, |
Zufammentreffen hebr. Codd. mit den Leſarten
der alten Verfiongn einen neuen ſehr ſichern Cha⸗
xafter fir ihr Alter oder für ihre Güte, in dem
Salt wenigftens, wenn 66 bloß bebräifche Hand⸗
fehriften ohne beygefügte Verſi ionen find. Sm.
Tall, wo der hebraͤiſ Text eine Verfion an der :
Seite hat, entfteht immer der Verdacht, daß en
nach der Ueberfegung zuweilen geformt ftp: ‚doch
möchten wir auch hier einen’ Yinterfchieb machen,
Bey den Codd. hebraeo-chaldaeishaben wir eher
ſelbſt die Bemerkung gemacht, daß bie Verſi on
ſich ſtrenge an den voranſtehenden Originaltext
haͤle, und da, wo dieſer von den heutigen Aus⸗
gaben durch andre Leſarten oder Auslaſſungen ab⸗
weicht, meiſt eben dieſe Leſarten ausdruͤckt, oder
eben. dieſe Worte auslaͤſt. Hierdurch möchte es
ſchwer werben, fü langg wir Feine kritiſche Ausga⸗
.
gabe der Targumim haben, fie zu kritiſchen Ge
brauch zu nugen: hieraus folge aber auch, baß
wer bebräifche, chaldälfche Codices vergleicht, ber
bibliſchen Kritik einen wichtigen Dienft feifte,
wenn er auch auf das chaldaͤiſche hinblickt. Denn
wo dieſe einer Leſart des Codex beytritt, iſt fie al⸗
lemal neuer wichtiger Zeuge für dieſe Leſart. Codi-
ces hebraeo - graecos giebt es nicht: wenigſtens
erinnern wir ‚uns nicht‘, daß Kennikot eine Hand»
ſchrift anfüͤhrt, die den grierhifchen Tert neben
dem hebräifchen hätte. .Codices hebraco - latini
find ziemlich ung und bey einigen unter ihnen
iſt bie Aenderung es Er oe nach dem ten
ni
648 FJortſetzung der Angeige |
"nifchen ſehr offenbar und erweißtich, wovon wir
hernach Beyſpiele anführen werden, Wie vers
muthen, Daß die Verfiones interlincares oder bie
andern lateinifchen , welche Kennikot antraf, im⸗
- mer die Vulgata ſind: zuweilen ift es duplex ver-
. io latina wie Cod. 28 und, 77. im Cod. 73 und
‚97. iſt fie gar triplex, es laͤſt ſich aber doch auch
ohne Kennifors Anzeige fchlieffen, was es für la⸗
- teinifche Ueberfegungen find. Bey Cod.. 73: er
- innert Kenn, felbft, daß ber doppelte Tatelnifche
Tert in Columnen (der deitteift interlinearis) das
Pfalterium gallicanum und romanum , zwey be⸗
fannte Recenflonen der Pfolmenüberfegung ent-
bafte, und es iſt uns Daher wahrfcheinlich,, daß
bie dritte Verſion das Pfalterium Hieronymt b.i.
‚ Die Ueberfegung, die Hieronymus.aug dem he
\ beäifchen ‚machte, fey, fo möchte auch Cod. 28
und 77. der Verfion,der Vulgata, die griechifches,
und die Verſion bes Hieronymus , die hebraͤiſches
Urſprungs iſt, liefern. Ob auch die Codices
hebraco - fyriaci und hebr. arabici nach ihren am
Rande ſtehenden oder eingefihaktenen - Werfionen
geformt find, Fönnen wir, um ſo weniger fagen,
doch wir auffer der Sprache von der Befihaffen«
beit diefer Ueberſetzungen nichts wiſſen, , und nicht
| dergleichen koͤnnen.
Beym Urtheil über dem Codex. deffen. Anſe⸗
ben und kritiſche Wichtigkeit, müfte billig. auch
auf den Umftand gefeben werden, ob und mie
weit er corrigiet iſt oder nicht, Zwar wird fetten
“ \ Eine Handſchrift argenoffen J welche nicht ri
von V. T. hebr. Kennicoe 649
die Hand eines Revifor's gewonnen — oder ges
Kitten hat. Inbeffen iſt doch der Unterfchiebers
hebtich, eb wirkliche Schreibfehter verbeffert, oder. .
der vorige Tert nach dem jeßigen ‚geändert; oder
vietleicht auch die Sefart einer Handſchriſt, die zu⸗
erft dem heutigen maforetifchen Text gleihförmig
war, in eine andre umgebildet worden. Die legte
Arc der Correbturen, wo einer von unfern Ausgaben
abweichende Leſart ex corredtione entſtund, iſt,
ſelten nicht, als man vermuthen ſollte, und der
zweyte Fall wird dann am merkwuͤ rdigſten) wenn
die lectio prima des Codex durch andre Hand⸗
fchriften Beſtaͤtigung erhält. Aber wie ſehr iſt
das Urtheil über ſolche Handſchriften, die dem jür
diſchen Kritikern unter das Meſſer gerathen ſind,
dadurch erſchwert, daß Kennikot ſo viele in dem
Kandfeheiften angetroffene Correctiones unangee
merket ließ?
Auf gleiche Weiſe würde es fir die Kritik über
Eodione und Sefarten ganz vortbeilhaft gemwefen
feyn und noch ſeyn, wenn die Randleſarten, Keri
genamt, durchaus verglichen worden wären. Dieß
Keri iſt in. den Handfchriften weit häufiger als
in den Ausgaben, oft fehr fingulair, zuweilen auch
nur-unfern Ausgaben eigen: und nicht felten laͤſt
ſich die Bemerkung machen, die man auch in eini⸗
gen Codd. des N; T. machen kann, daß zweyer⸗
ken Sefarten in einige ——— zugleich aufged
nommen find. Z. E. Pf. 105, 6. leſen einige für - _
Abraham, Iſrael, bald im Tert, bald, wie N. 30.
am Rande: Im N. 1. und 128. ſteht das
6:5 Wort
N
—
650 Faortſetzung ber Anzeige
Wort ſuper raſura, und hieraus wird
wahrſcheinlich, daß ſie hier corrigirt ſind, aber
Cod. 157 — ber beruͤhmter Caſſelanus — ſetzt
oman Inyem, (Sind wohlbeyde Worte punk
fire ?) Ef. 4, 1. ßen N. 96: 245: 29.1227 für
Inxb: N. 30. vereinigt beybes. Am Hänfigften
ſcheint dieß in der Soncinifchen Bibelausgabe
vom J. 1486. die hier mit 257. bezeichnet ift, ge
fchehen zu fenn, &z & r Sam. 4, 13. N P, un
KR. 5,6. onen orbyon: meift in dem Fall,
wo der unfritifche Editor zwifchen zwey Varianten
bie geltende nicht zu wählen wuſte oder nicht aufs
zunehmen wagte. | |
Ein ſehr groffes Verdienſt würde es noch gewe⸗
- fen fenn, wenn fich der Sammler bemüßt haͤtte,
die Verwandſchaft der Dandfchriften zu entdeden
und anzugeben. Es märe faft. einem. Wunden
werke gleich, wenn unter fünfbundere Codicibus
nicht zwey angetroffen würden, "die wie Mutter
und Tochter, Original und: Kopie, aber wie Ge⸗
ſchwiſterte als Kopien aus Einen Qriginal⸗
Codex verwandt wären, da bad) fo viele Einerley
weiß man, wie wichtig diefe Genealogieber Hand⸗
. Alter und Ein Vaterland haben. Im N. T.
fhriften und ihre Beftimmung iſt; im Alten Teſt.
würde fie zwar niche fo erheblich ſeyn, weil hier
immer nur bie fpätere Recenſion bes Tertes ge=
funben wird; inbeffen kann ich es bach auch wicht
für uͤberfluͤßig halten, zu unterfuchen, eb nicht
vielleicht mehrere Codices, die man num als ver« |
ih
v J
| ſchiedene Zeugen abhoͤrt und aufſtellt, eigent⸗
|
|
von V.T.hebr. Kennicot 5 651
lich nur Eine Stimme haben; ob ſich niche aus⸗
finbig machen laſſe, daß irgend ein nod) vor
handner Codex bey der Revifidn eines andern zum
Srunbe liegt; ob nicht felbft gedruckte Ausgaben
des A. T. von den Reviſoren, Correftoren und -
dergleichen fritifchen KRleinmännern zur vermein«
ten Verbefferung ber Handfchriften gemißbrauche
worden, und ob die Hanbfchriften, deren fich die
Editoren bedienten, nody vorhariden find? Daß es
“eine folche Verwandtſchaft giebt, iſt ſichtbar.
Man kann ſie in einigen Codd. hebraeo - latinis
unmöglid) mißfennen, z. E. N. 73. 74. 97; man
Tann fie entdecken, wenn eigne ober ſeltne
‚Sefarten Eines Codex in einem andern ausgedrucke
finds und wenn man findee — wir haben es
mehrmalen in diefem Werk gefunden — daß die -
lectio fingularis eines Codex in einem andern als
Keri ſteht. Wem mufte es leichter werden, Be⸗
merfungen diefer Art. fpielend zu ſammlen, als
Kennikoten, dem alle Varianten und alle Zahlen
mehr als Einmal durch die Hand giengen? Allein
auch hier iſt dem Fünftigen Kririfer die ganze
müßfamıe Unterſuchung überlaffen und erſchwert.
Sogar bey den Editionen, deren Genealogie doch
leichter zu entwickeln iſt, fehlen bie nochwendigen _
Merkmale unb Anzeigen ihrer Verwandtſchaft,
und man ſieht nun Mutter und Tochter mit allen
ihren Haupt » und Nebenſproſſen als verſchiedne
Beugen aufgeftelle, ob fie gleich nur als Ein Zeus
ge gelten können. Es wäre unbillig zu fordern,
deß man in der Kindheit der, Altteſtamentu hen
fie
*
⸗
632 Sortfegung-der Ange:
Kritik alles ſchon vollkommen habe: aber warum
erſchwert man doch ihren Fortſchritt dadurch, daß
alle Materialien, die beym Abladen ſogleich ihren
eignen Platz bekommen konnten und ſollten,
auf Einem Haufen. untereinander . geworfen
werden? Einiges von. unfern bißherigen Wuͤn⸗
Shen hat Hr. Bruns geleiftee in dem von.
ihm veranftalteten Nachdruck ber Kennifotfchen,
Dif. generalis, weiche wir eben, da. wir unfre Res
cenſion zum Drucke abfenden wollten, erhalten.
Denn er hat nicht nur hier und da Die Kennikot⸗
fchen Hypotheſen und. Kritiken berichtige, ſon⸗
"gern auch ein boppeftes Verdienſt fih um den
Nachdruck erworben, einmal daß er über bie Co-.
dices felbft zuweilen urteilt und bie Unterſchriften
berfelben aus. dem Original abdrucken käft, wo.
. ‘er fie fand: hernach daß er auch hin und wieder
von der Verwandtſchaft und kritiſchen Werth der
Codd. — meiſt nach ihrem Vaterlimde, Spa-
nien, Italien, Deutſchland einzelne Obſervatio⸗
nen einfchaltet, welche wenigſtens geprüft werden
müffe, ehe bie Kritik des A. T. gegründet heiten
kann.
Wir wollen, mie der moͤglichſten Einſchraͤn⸗
kung, unſre Anzeige dieſes wichtigen Werkes noch
mit einigen Bemerkungen uͤber die vornehinſten
and erheblichſten Codices beſchlieſſen. Und wir
koͤnnen ung bier. fehn kurz faſſen: dann wenn wie
bie Ausgaben der Bibel und Ihrer Teile, Die Frag
mente von wenigen Blaͤttern, deren jedes feine eigne
u Numer hat (wie Cod. 27, 379.667,669. 684. 685.)
“ on "die
. N 2 p
nV. T. hebr, Kennicot. 653 Ä
Ye andern Subfidien aus dem Talmud, Machſor
u. f. f. die ganz neu und nach. Erfindung der
Buchdruckerey, vielleiche wohl erſt im vorigen
Seculo, geſchriebenen Codd. dieder Vergleichung
nicht werth waren, wie N. 10. 78.158. 283. (ein,
nach der. Entdeckung des Hrn. Bruns aus der
Ausgabe vom J. 1488. kopirter Codex) und viele
“andere, von benen wir nichts eignes bißher ent⸗
deckten, und fagen fönnen,, weglaffen: fo wird _
die Anzahl der übrigen fehr klein bleiben.
Den Heereszug, deſſen erftes Corps aus Ops
forbifchen Handſchriften beſteht, führe Cod.Laud
A. 173 und 162. an, unter dem Namen Codex n
zu deſſen Lob Kennikot ſehr vieles fagt. , Schon
im Pentateuchns, ob er gleich erft mit Genel, 27,
3. anfängt, zaͤhlt Ken. ü über 2000 Varianten und
berechnet, Daß er hier 109 mal mit den LXX.
(nach welcher Ausgabe?) 98 mal mit dem Syrer,
| 83 mit dem Araber (mit welchem?) 88 mit ber
Vulgata und 42 mal mit dem Chaldaͤer (in welcher
Recenſton? mit welhem Targum?) und in. 700
Stellen mit der (gebrudten) Samaritaniſchen
Recenſion gegen den hebr. Tert einftimme, . Hier⸗
aus und weil alle Mafora fehle, fest ihn Hr. Ken,
noch ins zehnte Jahrhundert, oder er jagt, Damit
wir uns feiner eignen Worte bedienen: mes eft
opinio aetatem eius adannos gooreveraaflurgere,
(Wir wollen Alter und Werthdiefer geprießnen und
merfroürdigen Handfchrift nicht tief herunter feßen,
allein ſo wichtig iſt fie doch ſchwerlich als man nad)
diefen Venchauge a rin Die Abwefen«
beie
®@
N
oo
| 54 Sortfehang der Anzeige
heit ber Mafora — ohnehin ein truͤgliches Argument
— darfnicht ftarf urgiet werben, denn Die über dem
Tert gezogenen Sinien find obnfehlbar für Die Ma⸗
ſora beftimmt gewefen, und. es ift fhwerlich Als
ter, fondern eine andre Urfache, warum diefeniche
bengefügt worden, Die Menge von Barianten
zieht fich in ein fehr unerhebliches Häufchen zuſam⸗
men, wenn matres ledtionis nicht unter dem Trupp
aufgeführt werden, und bie Uebereinſtimmung mit
- der Samarit. Leſart tft nicht gröfler als bey an«
dern hebt, guten Codicibus. Mit Mühe muf
man bedeutende Varianten auffuhen — und
wenn man fie erft, nachdem fie gefunden find, bie
Mufterung paßiren läft, und Sjnvaliden, Krüps
pel und andre die unter dem Maa find, als Aus«
- wöärflinge abſondert: fo ſchmilzt die Armee von
8000 Varianten — fo viele möchte nach Ken⸗
niforfcher Manier ber Codex liefern — gewiß
auf funfzig zufammen. Der Eritifche Würgen-
gel darf nicht ganz unbarmherzig feyn, um in Eis
ner Nacht taufende zu burchbehren. — Wir wol⸗
fen nur einige, für Die fid) etwas fagen laft, anges
ben. „1 ey 49, 13. ift 1» für 5» wie im Sama-
titanifchen. V. ı0. "bw ohne Jod. V. 26, m
für vn (aber die Punftation — iſt fie ir2.0ber
“sn, Im 2 Mof. 1, 14. find die Worte
bar oaaba) mon2 ausgefchnitten, woben der
‚Hr. 8. Vorſatz vermuthet, weil biefe Worte
invila fervitutis Aegyptiacae mala minutim ex-
primunt. Gonderbar! (Stund vielleicht auf der
: andern Seite etwas, das eher das kritiſche Meſſer
| aufs
von V. T. hebr. Keanicot. 655
aufforderte 9 Die gute fefart Sof. 5, 1. as 48.
bat Cod, 1. mie viefen andern: aber ı Sam. 2,. '
9. finden wir. ihn allein als: Zeugen für Noayr,
welches ung-richtiger-dünft, als Rvar. ER 38, 11.
hat ſchon Michaelis aus ihm Die merkwuͤrdige Sep
art des Syrers und Hieronymi Tafı ſtatt des ger
woͤhnlichen 7m ansgezeidine. Eigen und bes
quem ftehe Pf. 73, 7. Mxv fir mar. Zuweilen
finden wir auch) Korrekturen. So ſtund Pſ. 80, 3.
zuerſt 0%, woraus nun 0% conform mit dem
heutigen hebt. Tert gemacht iſt. Hr. Bruns,
vhne ein Urtheil zu fallen, ſucht bloß zu beweiſen,
daß diefer Codex nicht fpanifch d. h. nach feiner
Meinung von ber beflen &
und alfo fehlechter ſey. Wir räumen ihm ein,
daß er das Vaterland diefer Hardfcjtift richkig
beſtimme;: über bon der Richtigkeit feiner Hypo⸗
thefe Bat er uns noch nicht uͤberzeugt. 0
Codex 2 hat eine italieniſche und hebräifche
nach welcher er zu Sora, von Samuel ben R.lac;
Sarugial: im J. 1304 gefchrieben ſeyn foll, wiewol
in Correktor ber hebräifchen Anzeige ihn um zwey
Stahrhunderte früher hinauf feßt, der es nicht bes
orte, fondern italieniſch
—
denkt, daß Jarchi, deſſen Commentar der Codex
mit enthält, erſt im ı3 Sec. ſtarb. Viele Kors
rekturen diefer Hanbfchrift vermindern ihre kriti⸗
[he Brauchbarfeit: doc) ift fie nicht durchaus
dem jegigen Text conform. Einige Leſarten der⸗
ſelben ſehen wie Gloſſen aus. Z. E. Hoſ. 3,2. .
pw ſtatt 703, Hof. 8, 5. aber Pwefuͤr Pw. —
Bon Cod. 3./ lobt Kennikot die Schönheit den
— *
! .
N
⸗
4 J
5 Fortſetzung der Anzeige
Buchſtaben: ſeine Alter iſt, ni ſallor wie K.
ſagt, aus der Mitte des 14 Sec. Er iſt nicht
haͤufig und ſelten erheblich, abweichend. Dech
laſſen ſich auch Varianten daraus borgen. ı Sam,
2, 23. hat er vp a prima. manu ſtatt 305 mie
Theodotion. Spr. Sal. 29, 12. finde ich 327 in
nDw rorrigirt. Hof. 8,5. pw a prima manu
“wie Cod. 2, Hof. 9, 3. Ändert. er allein rim in
nm. Der Sinn wird bequem, aber wer fagt:
obs wirkliche Leſart einer Handfthrift oder Schreib⸗
fehter.oder Gloſſe it? — Unter die äftern zähle
Kennifocden Cod. 4. mit einem Alter von beyna⸗
be 600 jahren. Die Merkmale feines Alters
find nicht angegeben: denn daß er zum Theil un:
puͤnktirt geblieben, erweiſet nicht viel: und daß
ber Tert in vielen Stellen verbleicht ift, kann auch
. andre Urfachen haben, Mit dem Samaritani⸗
fehen teift er ‚felten zufammen: in andern Bir
chern leiſtet er die gewöhnliche, d. i. ſchlechte Huͤl⸗
fe. Pf. 79. 7. ſetzt der Abſchreiber nach dem Wor⸗
te apa hinzu Ambanı wie Cod. 245. wel⸗
ches die Parallele ſehr begünftigt: allein es iſt
Interpolation aus Jerem. 10, 25. Hof. 6, ı1. leſe
ich m? ſtatt 9%, wie fehon einige alte griechiſche
.Ueberſetzungen, z. 3. die quinta, hatten, — Co»
dex 5. hat viel Abbreviaturen: fol bey 450 J.
alt feyn — und doch Feine Variante von Anfee
hen? — Codex 6. eine Triglotte, hebr. halb,
und arabiſch, möchte, ba fie zu mom gefchrieben
und alſo morgenlaͤndiſch iſt, immer wichtig ſchei⸗
nen: allein bie ‚Hoffnung verſchwindet: bon Mr
a
| \
m:
2
,
von v. T. hebr. Kennicht. | 657
Zahi 6. kommt nicht oft vor: die Hendſchrif iſt
erſt im J. €. 1447. geſchrieben; und erſt, wenn
kanftige Kritiker werden angezeigt haben, was
fuͤr eine chald. und arabiſche Verſion hier ange⸗
troffen werde, möchte ſichs beffimmen laffen, ob.
die Mähe des DOriginaltertes auf die Verfionen .,
oder dieſe auf jenen Einfluß gehabt haben, —
Eine Rolle des Pentareuchus Cod, 7. trift mie
dem mafor. Tere fo fehr zufammen, daß Ken. fie
nicht würbig zur Bergleihung achtete (und doc)
ihr ein Alter von faft ‘400 Jahren beplegee ?)
Zwey andreCod. 8. ums J. 1450 gefchrieben und
Cod: 10. der ganz neu zu ſeyn ſcheint, Fönnen nicht
auf die Wage gelegt werden.
N
Unter den fehr merkwürdigen Handſchriften, :
ſeys wegen der Menge oder wegen der Mannige -
faltigfeit der $efarten — ‚verdient Cod. 9. oder
Marfh. 635. eine vorzügliche Stelle , wenn auch
Kennikot, der ihm soo J alt ſchaͤtzt, ſich irren
ſollte. Im erſten Buch Moſis hat er unglaublich
viele Eigenheiten K. 2, zi. ſetzt er nach >10 noch
nn wie der Samar. V. 20, laßer a Prima manu
any on: Viele Auslaffungen feheinen abfichelich zu
ſeyn: K. 3,7 V. 18. 90. K. 4, 1. ws,
20, 11. P. 2 Moſ. 12,33. yanıı 9, 2 Moſ. 16, |
14. wa Inu. a. m. Unmoͤglich fann ich bier. -
lauter Nachlaͤßigkeiten finden; da zumal noch zwey
andre fingulaire Handfhriften.Cod. 69. und 109,
oft neben diefer ftehen: und-unbegreiflich ifts mir,
wie er vom Korrektor fo geſchont werben konnte. —
Nach Hr. Bruns wäre er ſehr herabzuſetzen?
Doderl. Bibl. 2. B. 9. St " u negli-
o / ’
negligentiſſime exaratus mendis et rafuris fcatet,
fagter. Codex ı1. iftdie Geneſis auf Papier mit ei.
"ner interlinearifchen Sateinifchen Verſion, noch
nicht 300. J. die — und ohne Auszeichnung.
(nad) Bruns ganz neu — und ber. Vergleichung
"unwerth). Bon eben diefem Gehalt ift Cod. 13.
19. 21. 22. und bie meiſten auf Papier gefchrie
bene, bie alle nad) dem J. 1450 kopirt find, und
‚ entweder Schreibfehler oder kritiſche Spreu lie
fern. Cod. 17. macht in Diefem Zehend eine Aus⸗
. nahme; Seine Varianten find zahlreich) und fein
Alter bey zoo Jahre, Er lieſet 3. Moſ. 10, 12.
Anm flat wo und Ef. 27, 1. Pan ſtatt des
- fhweren por
„In der Reihe von: 20.» 29. wüften wir feinen
vorzüglichen zu nennen: nur daß Cod, 28. ein
hebräifch » Tateinifcher, in welchem auch das Va⸗
ter under ſteht, unſre Aufmerkſamkeit auf fich ger
zogen. Allein wir fanden Feine Aenderung nach
der Wulgata, ohngeachtet einige Sefarten antima⸗
ſoretiſch find. Ezech. 16, 57. ftund in ihm primo
En mie auch Cod. 158. hat, da im jegigen Text
DIN (mie in der Vulgata), in der überwiegenden
. Zahl der Handfchriften aber are gefefen wird.
K. 20, m heift es bey ihn: wurnb na für
‚ ‚wand mwo3, aber wieber nicht nad der Vulgata,
denn dieſe überfegt: in decimamenfis. Yus Cod,
29. merke ich bloß Eine Wariante an, die Doch den
Gloſſator werrärh. Ezech. 16, 38. ſteht nad) >27
das Wort Po, ein Beyſatz, welchen K. noch in
Cod. 249. antraf. u
: . & | u. | Die
. Der
von V. T. kebr. Xennĩcot. | 639
Die Menge ſonderbarer Varianten und Kand-
leſarten ſpricht für die Richtigkeit des Kennikot-
(chen Urtheils über Cod. 30. der ihn Codicem |
valde praeftabilem nennt, und vielleicht auch über
deſſen Alter, das er in. den Anfang des 12 Ser.
binauffegt. Er ift deutſches Charakters und weil
die Codd. germanici geringer und nachläßiger ge⸗
ſchrieben feyn follen, fo wird vielleicht das ben ihm
Fehler heiffen, mas ein andrer Kritifer für Va⸗
rianten und alte gute Leſart hält. Ich möchte
Doch nicht alle feine Leſarten verwerfen. Ef. 13,3,
finde id) die R. U, vona 22 weit bequemer,
als die maforetifche, vond, und Ef. 43, 19. om
paffender als das Jegige 7. Pſ. 92, 16. ruͤckt
diefe Handſchrift wie Cod. 97- und 145. noch das
Wort ws ein.. Spr. Sal. ar, 6. brüct er die
vonden Alten befolgte $efart No vwpNo aus, wel
che ung ſehr vorzüglich zu ſeyn ſcheint. Auch die
Randleſarten haben manches eigne. Z. E. bey
Ef. 19, 15. iſt mb zu Tun gefegt; und K. 22, 4.
für du am Rande Pin, welches poetiſcher klingt.
Cod. 3i. ſchiene ung ganz nicht anmerfungsmerth,
allein Hr. Bruns fage: character eius valde fim-
plex et antiquus, faſt wie der Meichlinifche, und
ſetzt ihn unser die beften uud älteften (ins 12 Ser.) -
aus denen der beſte Tert der Hagiographerum ale
geleitet werden koͤnnte. Seine Abweichungen
vom maforetifchen Tert find äufferft feleen — unb
fo Hätten wir. alfo jege noch am gedruckten Tert die
befte Kecenfion! Ein trauriges Refultar für bie
Vibliſchen Auoler Br es au erweilen waͤ⸗
t
re! /
\
r
/
Vo
660: Kortfekung der Anzeige - -
re! — Cod. 53. der ven Hisb enthälf, har zwey
arabiſche Verfionen zur Seite, deren Notizen in-
tereffanter ſeyn möchten als —— ſelbſt.
Nach Hr. Bruns waͤre es die Ueberſetzung des
Saadia Gaon (von Hiob?) — In Cod. 35. ver:
rathen die und das oo ben abergläubifchen
Rabbinen und bey dieſem Aberglauben kommt
ſchwerlich Kritik fort. Bruns nennt ihn noch da⸗
zu recentifimum et maxime indignum, qui
conferretur. Und hiemit fällt au) das Ver
trauen zu manchen, fonft nicht fchlechten $efarten,
g E. Pf. 35, 7. MN wie die LXX. Pf. 46, i1.
wNu. am. — Die Codd, 36 - 39. ſcheinen faſt
zu Einer Familie, (ic) möchte fie die latiniſirende
nennen) zu gehören. Wenigſtens ftehen fie oft
“ nebeneinander und nähern fich zuweilen der Vul⸗
gata. Der erftere enthaͤlt wirklich eine alte rich⸗
2 tige Leſart Pf 22, 2. HyWwy ſtatt Wwywyw, -aber
Bruns macht ihn jünger als Kennifot, ber ihn an
den Anfang bes 14 Sec. fegt. Won Cod. 37. —
„einem vierhundertjährigen, merkt fhen Ken. an,
daß er den zwehten Pfalm mit dem erften verbin-
bet, wie Cod. 17. und einige andre und "wie fchon
die alten 3. E. Drigenes es fanden, Den erften
Vers des drey und drenßigften Pſalms ziehe Diefer
Codex noch zum 32 Pf. Hin und wieder find gu⸗
se Varianten, wie Pf. 42, 9. m» wie Symma⸗
chus laß; Pf. 70, 4. mrwr wie in Cod. 147. wo
im Hebr, 1ayım, in einigen andern Hanbfchriften
Yon und in Cod, 35. was fteht; auch Gloſſen,
4. B. Pf. 18, 33, wird. mondos nach Dan, Pſ. bb,
. 13.
.
- u B
" /
-
von V. T. hebr. Konnicot. S66r
13. brbaya nach mnıyS, 96, 8. man nach 02 -.
wie in God. 93. eirtgefchoben. UeberCod. 39. oder
EN. 627. find die Stimmen \fehr getheilt. Si⸗
mon nennt ihn nullius pretii; Houbigant recen« ·
N
tiſſimum, Bruns neu, Kennikot inter antiquiſſi.
mos jure-optimo celebrandum et feriptum circa
An. 1100° Wenn Harınonie mie unfermi heutie
gen Tert eine Handfchrift als alt charafterifirt, fo
ifts gewiß die gegenwaͤrtige nicht: denn die Abe
weichungen von der gedruckten Recenfton find dufs -
ferft zahtreich und erheblich. Er ift einer von de⸗
nen, bie Pf. 22; 17. mnD und‘ Pf. 28, 8. ana
mit ben alten Weberfegungen lefen: Er ſupplirt
mit Cod. 541. und 635. die feheinbare Luͤcke in ben
alphabetifchen fünf und zwanzigſten Pſalm, indem
er, um einen. Berg. mit Vav anzufangen "ner ”
fest (allein es fehlt dann bas andre. Hemiſtichium,
das man nach der Parallele erwarten müfte, und
man vermißt ja auch hier. den Vers, der mit.
Kuph anfängt.) Pf 47, 7. ändert Cod. 38. und
39. Pow in ma>:u,a. m. Hr. Bruns merkt
noch an, daß Cod. 39. und 206, ſehr nahe ver⸗
wande ſcheinen.
An eben dieſe Familie moͤchten ſich Cod. 40. und
43. anſchlieſſen, ‚der letztere hat viele Aehnlichkeit
mit Cod. 37. und der erftere -gefelle fi) gerne zu
Cod. 35. (mie Pf. 104, 15. 7x7) ober 38. und 39,
— Sin Cod, 41. (vom J. 1475), 42: 44. 45.
(weiche ſaͤmtlich arabifche Verſionen an ber Seite
haben,) fonnten wir, auffer der Verwandtſchaft
ſwiſchen beyden. ee nichts unterfeheidendes
3 „ . ent
- ⸗
662 Fortfegung. der Anzeige
entdecken. Auch die folgenden biß Cod, 56, li:
feen nady unfern bißherigen Prüfungen Faum cı-
nah beftehenden Beytrag zur Kritik, Cod. 5. un
59. arabiſche — hebraͤiſche Stuͤcke, die den Pred
ger Salomo enthalten, ließen uns fein Golfer:
gen nach der Sichtung uͤbrig.
‚Ueber die Samaritaniſchen Harbfhritc
N. 61,— 66. wollen wir unten einiges fagen. (3:
67. ſolite als zu nen v. J. 1476. übergangen fer.
aber Cod. 69. ein hebraeo,- latinus aus br &
ftern Selfte des 15 Sec. ift wieder eine ungen:
liche Erſcheinung unter den Handbſchriften: —
Luftblaſe oder Perle? iſt außer unſrer Unte':
‚hung. Bald kommen fo fichtbare Schreibt:
vor, daß man die Handfchrift für ein Edukt!
eitium eines Moͤnchs, der hebraͤiſch fernen nei:
halten möchte; und bald wieder fo. viele Ham
der Sefarten.mit den alten Verſionen und den ©;
maritaner, . baß dieß Eremplar wieder nitt:
werden möchte. Unſre Leſer mögen felbit uni“
Ten, ob fie folgende Stellen für Schreibfehler !:
ten wollen. 1 Mof..2,17. np om ↄx
. a, B.20.9- an, K. 1,29. 9% RR
wen 63, V. Jo. 39. yanı, K. 20
"ab mmos nnınn, K. 23, 17. 30 by wieim ©
und Ymarı an 0999. Solche Benfpiele fi
ten wir Dugendrveife anführen, und. eg iſt dei”
ihnen ſichtbar, "daß bie Aenderungen nicht de:
teiniſchen Verfion zu gefallen gemacht find.
Die Codd. 72. 73. 74. find wieder hebraco ·
tini, wieder fehr eigen, nach Ken. Schägung s’
" . ' ger
|
*
ton V. hebr, Kennicot, 6
gen Bas Ende des 14 Ser. gefchrieben und dach
dießmal nicht ganz frey von dem Verdacht, daß
die lateiniſche Verſion Einfluß aufdas hebraͤiſche
hatte. Die erſtere darunter, welche die Prophe-
ten enthält, iſt ſchon von Hr. Michaelis mit Dank⸗
barkeit gerühmt worden ,. weil fie defjen Konjektu⸗
ren, Sof. 14, 6. 3352 und Amos 8, 2. 'yrpi bes
ſtaͤtigt. Es ließen ſich noch andre Stellen anfuͤh⸗
ren, z. E. Eſ. 58, 10. “"ponb ſtatt Two, In
den beyden letztern iſt die genaueſte Verwandt
ſchaft, ſo wie die enge Harmonie zwiſchen Cod,
74. und 97. welcher audy ein hebr. lat, I Cam⸗
bridge iſt, unverkennbar. 8 E. Pe 44,5. ex
C. 73. ſtatt nun das Wort DIpn; Cd, 7
und 97. verbinden bende Worte. Durch Schreib:
fehler ift in Cod. 74.tund 97. Pf. iog, au nur
mim ansgefaffen. In Cod. 73. 74. 97. lefe ich:
Pf. 116, 9. Nov ma wie bie LXX. Pf. 106, 7.
Span, D: 10. x für. am, Pf. 65, 13, · für
arm uff Kann dieß wohlohngefähres Jun
ſammentreffen ſeyn? — Unter den wenigen Leſ⸗
areen aus God, 75, merken wir nur Eine an
2 Moſ. 4,6 folge auf Nixv das Wort Pn wie
im Samaritaniſchen. — Cod. 76. minder brauch⸗
bar wegen vieler Abbrebiaturen und Nachlaͤßig⸗
keiten. — Eine hebräifch » lateiniſche Handſchrift
der Bücher Joſua, Richter, hohes. Lied und Pren, |
diger Satomo ſchent nicht fo erheblich als die, .
uͤbrigen dieſer Art. Aber was find dieß für zwen
lateiniſche Verſionen? — N. 78. und 79. mehren
den Troß.
2 4 Ein
1
\
664 . Fortfeßung der Anzeige r
Ein zablreiches Contingent von Varianten ſtellt
Cod. 80. ber den Pentateuchus, die Haphtharen
und einen groffen Theil der Hagiographorum enthält:
wie leicht zu erachten auch Sahne und Auswürfe
"finge, doch mit unter auch ganz pübfche und
brauchbare, die ſich nicht ſchaͤmen dürfen, vor
dem Kritiker zu erfeheinen, Kennikot rühmt
ſchon, daß er 4 Mof. 22, 5. 7790» nach dem Sa⸗
mar. Syr. und Vulgata fiefee undı Mof. 31, 53. die
Dunkeln Worte oma win wie die LXX, und
und Cod, , 227. ausläft: : le die Samar. Recen-
freffe‘ 2 X —88* an, las, wein. porn: von
. vor finfter feyn, „.ahgeleitet ober mit.eben. dies
fem, Codex zum geleſen wuͤrde, ben Sinn
merklich änderte, Pred,. Sal. 10,10. fehlt in bier
fer Handſchrift und noch zwey andern (Cod, 17.
und 95.)’bas Wort 5b, das fchon wegen feiner un.
gewöhnlichen Stellung Verdacht gegen ſich hat.
Ihm möchten wir Cod. 84. an die ‚Seite fegen,
‚ ben Kenniköt felbft beſitzt und ing 5. 2196, hinauf
hebt. Abermals Eiperſeits voller Schreibſehler,
reich an Auslafſungen, die jumellen der Sinn e⸗
leichtern, (ſo fehlt Sam⸗ 6, ig. an non Owen,
gewiß aus Uebereilüng): „und andrerſeits doch
nicht ganz unbrauchbar. Er bat 2 Mof. ai, 6.
a, 5. Moſ. 27, 26. 07 > vergl, Gal.
, 10: —
Mit Cod 80. fangen die Hondſchriſten zu Com
Hiöge an, Bruns nennt ip: erucem crificorum
. Ka |)
x . .
ts .... —
-
”
en X
X
von vT. hebr, Kennicot, | 665
und weiß ſich nicht reche in ihm zu Enden: denn.
er trift in ihm den Spaniſchen Charakter an, fuͤr
den er das Vorurtheil einer ſorgfaͤltig und genau
geſchriebenen Handſchrift hat, und doch wim⸗
male er, wie er ſagt, von ben groͤbſten Fehlern?
Zudem iſt die Unterſchrift ganz raͤthſelhaft: die,
Jahrzahl, da der Cod. geſchrieben iſt, ſoll in dem
Wort RA ab O.c. liegen. — Die Erndte fuͤr
Kennikot iſt reich — aber viel Stroh, wenig blei..
bender Seegen! Eine beſondre Gloſſe fand; ich
Eſ. 13, 9. Mo Towr; dag letztere Wort iſt ohne
Zweifel Erläuterung, Cod. 93. wird vom Wals
ton antiquiflimus genennt, von Kennifot hochge⸗
ſchaͤtzt, und von Bruns aus. erheblichen Gründen,
für einen chriftlichen ausgegeben. Schon die Fol⸗
ge der ‘Bücher bemeifet es, denn Daniel ſteht nad}:
Ezechiel, Ruch nach dem B. der Richter, ımb in
der Unterſchrift wid Jeſus und Maria genennt«
Dieß ſcheint auch Einfluß auf die Leſarten zu hae -
ben, denn er. hält fich zuweilen an: Die Vulgata,, .
wie Sof 15, 17. 2090 jup 295, und nimmt gen -
woͤhnlich das Keri in den Tept auf, — Cd, 94.
iſt Doppelt genügt: als Text, ber aber durche
kritiſche Meſſer der Maforeten oft gelitten, hat, .
und alfo Variantenfammlung. , Denn Ken. macht
ben ihm die Anmerkung, daß ihm einige Varr.ledh;
vorgefege find. . (Sind fie wohl fo alt als ‚die
Handſchrift? . Erheblich find fie nicht. - Auge
nehmend viel eignes, hauptſaͤchlich in den Spruͤ⸗
chen Salomons enthält Cod. 95, — charactere
‚ Hifpanico! — Nur einige Stellen. K. 21,5, 772
Tt ante -
\
—e.
ed _
666 "Sure der Anzeige
ante corr, fuͤr nn: V. 26, heiſt hier das feßtere
Hemiſtichtum uni) Prem; K. 27, 10. 0,
K. 28, 19. maNan-numn für nyawon ng, Ebend.
dDyvwom für op, V. 22. Ton a pr. m. K. 29,11.
Ytarrına ausgefaffen und bloß gefegt MmAain Dam
Cnicht mnaw). 1 Mof 42, 32. iſt ya
u N “
nach yana eingeſchoben warn: — Durch Men⸗
ge und Singularitaͤt der Varianten iſt Cod. ꝗ6.
Si die Propheten — wieder erheblich. Es iſt
Nieinigkeit, allein es diene doch | zum Charakter
Bes Codex, daß Amos 4, 10. DS3bNS 'ohrle Bao
| fteht, und ‚daß dieß Vav fogar Ausgehragt iſt,
Das im Text fd beſchwerlich ſteht, und von den
meiften alten Uederfegemgen nicht anerkannt wird.
Mich. 6, 9 fiheine Two nV, das Bier und in
noch einigen andern‘ Exemplaren vorfommt, den
Sinn zu erfeichtern, worüber bie Austeger nach⸗
denken moͤgen. Im Eſaias hat ſchon Lowth eini⸗
ge Abweichungen angemerkt, welche, wie Bruns
45.131.) bemerkt, aus Vermiſchung und Parafs
Telftefen entſtanden ſeyn Fönnen: ‘allein daß Ef. 7,
8} die eigne Sefart Won mww aus eben dieſer
Quelle flieffe, wie Hr. Bruns vermuthet, ſcheint
mir minder ſicher. Eine Handſchrift, welcher
man - vorfeßfiche Aenderungen anſieht, erregt
in ſolchen Steffen.inimer eher den Verdacht einer
vorfeglichen Aenderung, als der Nachlaͤßigkeit.
Von dem Cod. 97. einem Pſalter mit drey lakei⸗
niſchen Verſionen (nach Bruns beſchreibt ihn War⸗
ton als einen Pſalter with a Normanno⸗- gallic
Inteflinear yorſion of ge Aneiguity) iſt ſchon
oben
2
u
. \
von V. T. hebr. Kennicot 667
ober bey Cod. 74. gefprochen worden. —. Als an
gebliches ehemaliges Eigenthum ber Synagoge zur °
Jeruſalem nennen wir. noch Cod, gg. der im
J. 1385. gefchrieben und in’ der koͤniglichen Biblio⸗
thek defindlich iſt. Aber von einem jüdifchen Sy⸗
nagogalbuch — und von einem Codex characte-
re Hiſpanico hätten wir, mehrere Aceurateſſe und
Berichtigung erwartet, als wir beſonders in den
poetiſchen Buͤchern antreffen; Vielleicht mag man
doch einiges Variante nennen. :3. B. wenn
S
am. 3, 37. ruͤtkt er-vor Yanrırbie Worte ein’
Ar pown, welche die Stelle zwar beutlicher ma⸗
chen, alein eben deßwegen verdächtig werden. —.
Aus Cod. 100. ‚nehmen wir bloß bie Bemerkung
vor Ken, daß er in der befannten Stelle Joſ. 21.
vollfommen der Leſart der LXX. folge.
Hiemit hätten wir tiber eine Centtirie der Hand⸗
fhriften einiges gefagt, das über ben Werth fos
wol-der eingelnen Stuͤcke als auch) des ganzen das
Urtheil erleichtern kann. Auf diefe Art fortzufahe :
ren, wäre -underantwortlicher Mißbrauch- unfrer'
4,19. M und V. ar res ohne fteht _
nn
>
Zeit; unfres Kecenfentenamtes und unfrer Leſer.
Daher wir nur nod) von einigen wenigen reden,
die uns — oder andern — wichtiger zu ſeyn
feinen. - Hier müffen wir vor allen den Eod. 109.
ober Harl. 5709. nennen, welchem Ken. zwar
nicht aushebt, aber bey genauerer Prüfung kaum
mit dem ’allgemeinen Urtheil plurimas habet va-
Tiationes’entfaffen haben würde. Denn er hatfo
viel ſonderbare und eigne karten, daß er nebfk
—
Cod.
668. Forkfegung der Anzeige,
Cod. 69. und 8o. denen er oft ſchr nahe kemmt,
ein wahres Phaͤnomen iſt. Wir glauben beweiſen
zu koͤnnen, daß unter allen hebraͤiſchen Handſchrif⸗
sen feine fo ſamaritaniſch iſt, Feine fo viele Zufäge
bat, als dieſe. Ganz .eigen 5. E, find ı Mof. ıg,
14. 2 non nach . V. 15. marp2 nad) mv,
*
[4
V. 19. YAN2nad) vow> eingefchusen. "Der Zus
fn& des Samar. 2. Mof 4, 6. po nach mem
Beift Hier Yprrm u a m Die Handfchriften
N. ııt, 112, 133. (welche fatinifirend zu ſeyn ſcheint
ımd oft mit Cod. 74. und 97. barmonirt) 142.
. (welcher den mit Nun anfangenden Vers Pf. 115.
wie Die LXX, ergänzt) nennen wir nur noch umter
ben Großbrittaniſchen: denn wir kürfen Doch die
ausländifßgen nicht ganz übergeben. -
, Die wichtigen Strasburgifchen find ſchon aus
Oberlin's milcell, ‚liter, bekannt, deren $efarten,
beſonders des Cod, 14%, wir wichtiger als Dberlin
finden, weil unfer Probftein fuͤr die Güte der $efe
arten nicht der Maforetifche Tert Hl. — Der
Berlinifche Cod, ı50. den Opitz und Jablonsky
ſchon kannten und gebrauchten, trift fehr oft mit
Cod. 96. (f. Ef. 2, 6. 7. 10.) und, wie Bruns er
innert, mit N. 309. 3ufammen. Unter allen biß-
x. Ser von Ken. (und de Roßi/ entbedften Hand⸗
fchriften, die ihr Alter angeben, iſt Cod. 154, ober
Carlsruh. ı, die aͤlteſte; dann nad) ihrer Unter»
fchrife iſt ſie von J. d. W. 4866 oder nad) Chr.
Geb. 1106. Sie enthaͤlt die Propheten und Hr.
Bruns glaubt aus ihr die befte Beyhuͤlfe zur Wie:
derheritellung des hebr. aͤchten Tertes (oder ze
*3 ** ——
% 4
1
Zr -
»
vvon V. T. hebr. Kennicht. 669
Beſtaͤtigumg der maſoretiſchen Recenſton) erwarten
zu, duͤrfen. Es gibt doch Differenzen zwifchen ihr . -
und dem heutigen Terte Z. E. Sof. 8, a1. Vx
für vor ex cort, Jerem. 16, 15.00 für ꝰ“, K.
17, 1. DomnNa9 DB. 0, wahrfcheinfich ante corr.
y» 52, K. 35, 17. 7927 pr omı5y wie in Cod, 1.
und 252. 8. 48,36. ED U>B. 37. Domınn ba und
ähnliche. - Allein wichtige Varianten aus diefem
ehrwuͤrdigen Denfmal zu entdecfen, - waren
wir nihe im Stande, und wir Finnen ung
weder aus biefem Codey noch fonft aus Gründen -
und Obfervationen überzeugen, daß ’der Fritifche
Rang einer - Handfchrift ihr nad) dem befannten
Alter anzuweiſen feyn möchte, Weit günftiger
möchten wir für Cod, 155. oder Reuchlini oder
Carolsruh 2 urtheilen,, welcher auch- aus dem
12 Sec. ift, wenn ber Unterfchrift getraut were
den darf und welchen wir oft mit dem Samar.
mie N, 60. go und 109, auf Einer Bahn fahen.
— Auch wegen feines Alterthums ruͤhmt Bruns .
Cod, 162, ober Florent. 2, als vorzüglich brauche '
bar, ben Tert in den Propheten (Yofue B. d.
Richter und Sam.) zu beftimmen. Denn er foll
in den Anfang des ı2, Jahrh. gehören. Drob
mögen ſich wieder" die Freunde der unveränder,
lichen Richtigkeit des heutigen Textes freuen;
denn fie haben nun: diefen ehrmürdigen Gewaͤhrs⸗
‚mann, ber faum.in einem ob oder Vav abtrüns
nig wird, aufihrer Seite. Und gleichwel, wenn
Kennikot fagt, daß die meiften Buchftaben durchs
Alter beröleieht und von einer fpätern Hand auf ·
gefriſcht
v ..
* r \
N
1. Fortſetzung der Anzeige |
gefriſcht find; daß weit mehrere Varietäten waͤ⸗
ten, wenn nidjt.eine neuere Hand manches geän:
dert hätte: ſo mag ich Diefen Zeugen fo laut und
‘ entfcheidend nicht fprechen Taffen, ehe er genau
verglichen und altes und neues von einander abge⸗
fündert iR. Ueberhaupt darf man den Italieni⸗
fchen Beyträgen zu Ken, Werf nicht trauen: und
Bruns felbit geſteht, in Italia collatores negorium
fuum male egerunt. Wie traurig! — Cod.
325. oder Rom. ı, bibl, Vatic, Vrbin, 2, muͤſte
der ältefte vorhandne feyn, wenn die Unterfchrift
gültig wäre. "Denn Diele nennt deutlich das Jahr
4739. d. i. nach Chr. G. 979. allein Die Augen. des
Hr. Bruns finden ihn nicht älter ais dus dem An⸗
fang des ı2 Sec, — Aus Cod. 240. oder Rom,
16. hat Ken. die hebr. Ueberſetzung der chaldäi«
ſchen Stüde in Daniel und Efra abdrucken laffen,
‚bie ganz neu zu ſeyn ſcheinen. Cod. 313, oder
Pariſ. 19. ift hebrago - latinus und nach der ge
nauern Anzeige einiger Stellen durch He. Bruns
das lateinifche der Vulgata mit einigen wenigen
Abmeichungen, die doch zumeilen nach dem he⸗
braͤiſchen geformt zu ſeyn ſcheinen. 3. E. Jerem.
33, 15. ruͤckt der hebr. ein: Mwr To 1
welches hier uͤberſetzt iſt: et regnabit rex -et fa-
piens erit, aber in der Vulgata. fehle. — Cod,
590. ift der wichtige Wienerifche, älter als N. 154.
und nicht jünger als Sec, X, Bißher nur in einie
gen Stellen verglichen ! In ber Unterſchrift
Siege in dem Wort Io die Anzeige feines Alters
d. i. 331, welches, nach, Hr. Bruns —
n WB m
N
+
"von v. T, Hebr Keninicot, 6 |
nach der aera contradkuom das J. f019. ſeyn ſoll.
Wir duͤrfen von allen dieſen, nur in einzelnen
Stellen eingeſehenen Handſchriften nichts weiter, |
und koͤnnen auch noch jegt nichts ficheres von ihrem
Werth ſagen, biß ſie vollſtaͤndiger verglichen find, j
Nur noch) einige wenige. Aumerkungen ſollen
unfre Anzeige befchlieffen. Erſtlich: die Sama⸗
ritanifche Recenfion des Pentateuchus kann durch .
die hier verglichenen Codices — achzehen an der
Zahl, worunter eilf tollationirte und zwey (197%
und 334), deren Alter vielleicht noch uͤber die Jah⸗
re aller hebräifchen Handſchriften hinaufſteigt,
vielfältig verbeffere, und. nicht nur von vielen.
Drudfehlern gereinigt, fonbern auch in manchen
Stellen dem hebr. Text conformer gemacht werden,
Zweytens: Die gedruckten Ausgaben ber Bibel,
über welche Kennifot fehr weniges weder (iterarifch
noch Eritifch fagt, aber Bruns einige wichtige Be—
merfungen .mittheilt, fcheinen ben Nutzen nicht zu
leiften, den man von ihnen erwartet. . Die Son: °
cinifche vom J. 1488. ift (nad) Bruns) aus einem
deutſchen fehlerhaften Exemplar abgedruckt, und
hat ſo viele Druckfehler, daß ſie ganz unbrauchbar
wird. Der Complutenſiſche Text iſt nicht, wie
man glaubt, aus der Ausgabe zu Breſcia v. J.
1494. abgedruckt, ſtimmt meiſt mit der Bomberg.
Edition, die K. Jak. B. Chaiim beſorgte, uͤber⸗
ein, und richtet ſich nicht nach ber Vulgate, auffer
vielleicht Pf. 22, 17. in BD. Die Handſchriften,
welche bey dieſer erſtgenannten Ausgabe genuͤtzt
werden, ſind noch niche entheckt, und dieß ift ii
| J le t
672 Sortfeßung der Anzeige
,- j
leicht dem HT. de Roßi vorbehaͤlten. — So wie
Kennikot, der es fuͤhlen muſte, was fuͤr erhebliche
Subſidien zur Kritik die Ueberſetzungen liefern,
mit dem Wunſch, daß fie berichtigter als bißher
edirt würden, am Schluß feiner Diſſert. noch ein
Verzeichniß einiger Handfchriften vor ben alten
Verſionen befüge: ſo hat Hr. Bruns fich bemuͤht,
noch einige von Ken. ignorirte oder übergangene
Subſi dien zur Kritik anzuzeigen. — Beyden wird
immer bey dieſer Arbeit viel Ruhm bleiben: Ken⸗
nikoten der Ruhm der groſſen Unternehmung und
einer unermuͤdeten Thaͤtigkeit dabey, ſo weit ſeine
Kraͤften reichen; und für Bruns der Ruhm, daß
er Gehülfe Kennifors war, der fammlen Half, und
aus den vielen Codices, ‘bie er befahe, feine En
tingent zu-den Varr. ledt. ftellte. (Wir fehen, da
Kr. Br. unfern, ſchon oben ©. 509. gebranchten
Ausdruck, daß er viele Handſchriften beſehen ha⸗
be, mit einer groͤſſern Empfindlichkeit, als ſie
bey einem ruhigen Gewiſſen ſtatt finden moͤchte,
aufnimmt, und mit Ausdruͤcken (falfifimum et
iniquiſſimum) tadelt, die wie für beleidigender auf:
nehmen würden, wenn: wir. nicht wüften, daß
mames mit feiner‘ Latinitaͤt ohnehin nicht ſehr ges
nau nehmen darf. Das verfteht fich wohl von
felbft, daß wir nicht-damit fagen wollten, er ha-
be ſich nur die Sandfchriften Jeigen laffen, umdbier
felben angeſehen: denn daß er auch kritiſche Col. _
fationen anftellte, wiffen wir und haben es auch ge-
fagt,ob gleid) jedermann erfennen wird, Daß ein groſ⸗
fer Unserfchied zwifchen Collation eines Coder und -
Nach |
von V. T. ber. Rönnieor. 673
\ _
Machfchlagung einiger Stellen in demſelben ſey.
Daß, wo er Amts halber nachſah, feine Unter-
fuchungen ımd Berichte auch ‚treu und genam
find , müffen erft andre entfcheiden , weiche etwan
eben biefe Cobices Yergleicdien fönnen:./ dafer
beym Ansdrud befeben ; vielleicht. bie dee von
Eile und Fiüchtigfeit hinzudenkt, die wir wiche -
ausgedrücdt haben, macht unfern. Ausdrud niche
zu einem unbilligen; und am Ende. wiürte ſichs
doch vielleicht aus feinem Betragen gegen Kenni«
kot ergeben, daß er nicht fo fehr für Kennifors '
Werk arbeitete, als es bey dem Bertrauen, das
diefer ihm fchenfte, bey dem Verhaͤltniß, in wel⸗
chem er gegen dieſen fund, bey dem Vorrath von
Zeit, den er hatte, und bey einer auf, feinem Be⸗
ruf firtrten Thaͤtigkeit, ich will nichtnoch hinzu⸗
fegen, ben beflern Vorbereitungen zu einem folchen
Geſchaͤfte zu erwarten war. — Die Sache iſt
gar nicht erheblich; aber wir find es fihon ges
wohnt, daß uns piele $eute unbillig finden, p
bald wir ihre Arbeiten, weit entternt, fie beraba
zumürbigen, auf.den eingefchränftern Werth fegen,
den fie nad) unferm Urtheil haben. Mags doch
feyn; wir müffen es ja auch gefchehen laſſen, daß
Hr. Bruns ‚: der fo viel Handſchriften ſah, ung,
Die wir frepfich nur wenige fehen Fonnten, unter
Die idoneos rerum arbitros nicht fegr, und unfer
Bißgen Kritif und Eregefefehr mangelhaft finder,
weil wir nicht in Engelland, Sranfreich und Ita-·
tien Die Bibliotheken Durchftreift haben. —
Döderl,Bibl.,2.9.51 "Mu Was
6740 Foreſetzung der Anzeige
Was waͤre num das Refultat aus dem ganzem
Werke? und die Nugbarkeit befielben ? Unmög-
tich dieß» daß wir bioß hieraus den Urtext bes
A. T. herftelen koͤnnten; Dazu find alle Cobices
vieileicht auch alte Verfionen zu jung: Auch
bdieß nicht, daß nun in diefem Theil die biblifchen
Kritik ſchon alles vollendet wäre; denn man wird
aus unſern obigen Aeufferungen fehen, wie viel
noch zu thun iſt, biß man die Handſchriften
recht gebrauchen Fann:, Noch vielweniger aber,
daß der jegige gedruckte Tert der befte.ift. Wis
re er auch aus fpanifchen Handſchriften, die Hr
« Bruns für Die beffen hält, zu berichrigen: fo
wiſſen wir boch nicht, weder auf weichen Grüm
den das Urtheil über die Güte berfelben beruht,
denn ihr Alter kann es nicht ſeyn, alte Handſchrif⸗
ten ſind nicht durchaus die beſten; ſchoͤne, deutliche
Schriftzuͤge auch nicht; ſchwerlich auch Ueb / reim
ſtimmung mit dem heutigen Text; denn da ſtuͤn·
den wir wieder an der Schwelle des Burtorfiſchen
Heiligthums; fonftige Correktheit der Kopie aud)
niche: denn diefe bewieſe nichts für Die Güte Des
Originals: noch woher wir den Beweiß nehmen
ſollten, daß die fpanifchen Juden die befte und
- eorrektefte Norm angenommen, daß ihr Tert, für
welchen die Zeugniffe aufs hoͤchſte 800 Jahre alt
find, dem Original am gemaͤßeſten geweſen und
baß dieandern Familien vom ſchlechtern Gehalt,
oder ihre Sefarten um deßwillen vom mindern An⸗
fehen „wären, weil ‚einige, vielleicht die meiften
Abfchriften mehrere ſichtbare Schreibfehler und
v' ’ '
von V. T. hebr. Kennicot. 675
Nachläßigfeiten Gaben. -Rönnte man niche auch
ſagen, daß Spanien die Mutter des rabbiniſchen
Aberglaybens und ber juͤdiſchen Bigoterie, das
Vaterland den übertriebenen Meinungen von ber
unverleglichen Heitigfeit des hergebrachten Textes,
und vielleicht auch der maforetifchen Mikrologie
war, die nach und nach erſt mit den Schriften ſpa⸗
niſcher Juͤden wegen des Anſehens, in welchem ſie
in den mittlern Zeiten ſtunden, in andre Provin⸗
zen uͤergieng? Wenn wir Kritik des A. T. nach
der Neuteſtamentlichen formen, ſo kann Vorliebe
zu Einer Klaſſe von Codicibus mit der Unparthey«
lichkeit und der Vorſicht eines Kritikers nicht be⸗
ſtehen, wie wir juͤngſt auch bey dem N. T. des
Hr Matthaͤi bemerkt haben. Genug wenn es
\
durch dieß Werk entfchieden ift, daß der Varian-
tenhandel-niche durchaus Handel mit Spreu und
Kohlen, oder mit Smpothefen, die.auf Blasphe⸗
mie und auf Entweihung der Bibel und Religion
führen, genennt werden fann; daß hie und ba eis
ne $efart verborgen ſteckt, Die der Ausleger ſucht
und als Reſt ver alten Recenſion betrachten kann;
daß Unterfuchung, Prüfung und Wahl der Mas
terialien, welche bier ausgelegt find, dazu dienen
kann, daß wir in der biblifchen Kritif doch einige
Schritte vorwärts fommen. Alle gute Eache
geht langſam und fehnell dürfen wir einem ſolchen
Nugen: von der groffen | ‚Arbeit Kennikots nicht
erwarten! —
IT 1LV.
676 Eragm. Adtor. S. ColuthrCopt.
>
A
r
|
"Fragmentum Copticum ex Alis
S.Coluchi Martyris Seculi V. Quod
niuno primum in lucem pkofert ex Mufeo lue
Steph. Borgia. Romae typis congreg. de pro-
paganda fide, 1781. 8. maj. 188.
5eeeiagsgßg.
De Heilige oder Martyrer Toluthus ode
Acoluthus, deſſen die Menaͤen bey 19.
May gedenken, ſoll von Geburt ein Egyptier ger
svefen und unter dem Diecletian zum Feuer verur-
eheile worden feyn. Was dies Fragment von
ihm ſagt, gehoͤrt für Diejenigen, Die an Legenden und
Wundern der Heiligen und Martyrer Geſchmad
und Gelegenheit ihren Glauben zu üben, finden,
“und möchte ſich ſchwerlich als einen Beytrag zu
Ben Adlis Anceris martyrum legitimiren, Dem
es find Erzählungen etlicher Wunder, ganz vom
gewoͤhnlichen Schlage, ganz im gewöhnlichen Ton
. ber möndifchen Martyreranefhoten abgefaft;
und ber behutſame Geſchichtſchreiber würde immer
noch mehr wiſſen wollen, als hier die Vorrede fagt,
um fi) des Berdachts einer Erdichtung zu erwehren.
Denn daß das Fragment im Sahidifchen obe
Oberegyptiſchen Dialekt gefchrieben , daß .es im
J. 1778. nahe bey Iheben in Oberegypten unter
. den Ruinen eines alten Klofters gefunden worden
feyn ſoll, (denn, wie wir hören, fo iſt Immer ein
a er⸗
‚ Fragm, Adtor. S,Colathi’Copt: 677
Verdacht ba, daß diefe Fragmente aus einer Klo».
ſterbibliothek nach Rom geſchickt find) ift fange
noch nicht hinreichend ‚die‘ Hiftorifche Guͤltigkeit
und Brauchbarkeit des Werfgens zu berweifen: und
die Unterſuchung, ob es ceäv, oder wenigſtens alt
genug iſt, um in hiſtoriſchen, ober auch bogmatis
ſchen Dingen genügt zu werben, hängt weber von. --
der Sprache noch vom Barerland des Buches
ab. Daoch man hatfelten von Seiten ber Römer‘
nöchig gefunden, die Acta der Heiligen ber Kritik
zu übergeben, fondern Tieber im roͤmiſchen Geifte‘
aus folchen Mönchsauffaaten Blümchen zur Ehre
und Schmuck Der dortigen⸗Orthodoxie und Hoheit
der Kirche auszureifen. Dieß iſt auch von dem
Editor Diefes Fragmentes — nicht Borgia, denn:
dieſer Mäcen gab das Fragment nur zum Beſten
der Wahrheit zum Druck her — fondern dem
Gelehrten Yuguftiner Eremiten Auguftin Anton,
Georgius, deffen wir fhongebachten, mit groß
fer Sorgfalt gefchehen: er überfegre die Blaͤtter
aus dem Koptifchen, ins Sareinifche, ergänzte, "was
er konnte, und fügt noch eirige bogmatifche jun
antiquariihe Anmerfurgen bey, ben denen das
rönsäfche Intereſſe und bie Abſicht ad confutandas,
haerefes zu fichrbar hervorleuchtet, und aus de⸗
nen grabe ein bedachtſamer Geſchichtſchreiber ſich
in bem Verdacht gegen das Alterthum biefer Le⸗
gende beftärftjieht.. 3. €. da ©. 85, eine Egyp⸗
tifche Frau ſchwoͤrt per fandium Coluthum et per
oblationem chriftianorum et per crutiatus,,
quos Chrillus paſſus ein cruce, ſo erfennt De
. - Wu W .
J N ‘
Hm . Fragm; Adtor. $. Calıthi Copt. "
© ſelbſt,! wie ungewoͤhnlich dieſe Formel zu ſchwoͤ⸗
ken, wie unerhoͤrt fie in den aͤlteſten reinern ‚Zeiten
bes Chriſtenthums ſey: aber ſtatt hierin Grund
zu einen Zweiſel uͤber das Alterthum dieſer Acto-
zum zu finden, wiederhohlt er die befannten Di⸗
fputationen : adv erfus haereticos, daß das Abend:
mahl au) von den Egyptiern oblatio genennt wor:
ben und alfo ein Opfer fey: allein. man darf es
"wohl in Rom nicht fagen, was auf dergleichen
- Gründe von Seiten der Proteflanten ‘geantwortet
iſt und was befonders ber Verfaſſer bes Antnmu-
" yatorius erinnert hat: oder iſt es. vielleicht über:
haupt auf diefen die Denfungsart der dortigen
Theolsgen, was jüngft- Zaccaria in ber Bibl.
zituali T.1. ©: 29. von Exhefti ſagt: Sinamus
Lutherianum. nunc cheologiflam cum Haie defi-
por?
Eben fo tapfer wird gegen Dallaͤus aus dieſer
Legende zu erweiſen geſucht, daß die Anrufung der
Heiligen ſchon vor dem vierten Jahrhundert ſtatt
gefunden, weil in dieſem Fragment einer Anru⸗
fung Gottes und des h. Coluthus gedacht wird:
Auch Hier wird der. Gegner zuerfi einen Beweiß,
daß biefe Adta alt und äche find, ſuchen und viel-
leicht ſelbſt wegen dieſes einzigen alten Exempels von
Anrufung eines Heiligen an der Authentie zu zwei⸗
fein berechtigt ſeyn. Auch wider Murdtori diſſ.
NI. de agapis ſublatis ziehe Georgi zu Felde und
vertheidigt es, daß auch in den natalibus marty-
rum nid bloß Saftmale, auch nicht bloß vom
Pobel angeſtellt, ſendern auch das Albendmol
on Gin
IN.
.Fregm, Adtor.-S. CaluthiCopt, *": 679
‘ Cincruentum fäcrificium ffings ja muffifcher, affb ..
fchöner) gehalten worben, - Mit ſolchen —*
chungen lieſſen ſich leicht einige Boͤgen fuͤllen: aber
wir ſehen nicht, wer dabey gewinnt: die Hetero⸗
doxen werden dadurch nicht belehrt, denn fie ſor⸗
dern, wenn ſie auch der Tradition noch ſo viel ein⸗
raͤumen wollten, vor allen ſtrenge Beweiſe fuͤr die
Aechtheit ſolcherx Schriften und die eben fo ſchwe⸗
ren Beweiſe, daß die alte und neue Kirchenſpra⸗
«he auch einerley Sinn habe; uud bie. glänbigen
Glieber der römifchen Kirche brauchen, nachdem
diefe Säge einınal &irhlich find, ſolche Beſtaͤti⸗
gungen nicht.
Wie weit gluͤcklicher waͤre die Wat geweſen,
wenn ſtatt dieſes Fragmentes einer Legende, die im⸗
mer zwiſchen den Kloſtermauern, zwiſchen denen
fie entſtanden iſt, hätte begraben bleiben duͤrfen,
beroorguziehen, etwan Das, ebenbafelbft gefundue
Fragment eines copeifch » griechiſchen Evangelii
Johannis ans Licht geftelle hättet Herr Borgia
“ mache duch auch hiezu Hoffnung, und dieß iſt ung
das angenehmfteim ganzen Buch gewefen. Wenn
der gute Wein nur nachfommt, fo läft man ſichs
gefallen, wein auch zuvor ein ſchlechterer aufges
tiſcht worden, .
Kug IM,
680 Moſche Erkl. der Sonnt. Evang. Eiw. Th.
. « IL, . -. n
D. Gabriel Ehr: Benjamin
Niofche, Erklärung aller Sonn - und Feſt⸗
tags Evangelien, Zwepter heil: Frankfurt
‚und Seipzig.bey J. ©. Fleiſcher. 1782. 8.
re X.) .
U⸗ Die Menge von guten Sachen, von wich⸗
7 digen exegetiſchen Anmerkungen, von hiſtori⸗
ſchen Erläuterungen, von angezeigten Materialien
zum Kanzleyvortrag: aus den Sonntags Evange⸗
lien — vom Sonntag: Eſtomihi an biß auf den
dritten Pfingfifeyertag — welche biefen Band
fuͤllen, mag man. die Nachlaͤßigkelt im deutſchen
Styl des Verfaſſers, die langweilige Sinfoͤrmig⸗
keit ſeines Tons, die Woitſchweifigleit feines Vor:
trags und die Erfehrung, daß man oft da’ durch
Declamation getaͤuſcht wird, woman. Beweiſe
und Gidanken ſuchte, uͤberſehen: aber es wird
freylich das letztere auffallender, wenn jemand et⸗
wan das Leßiſche Buch aͤhnlichen Inhalts neben ſich
liegen hat und nach dem Muſter deſſelben nur
praktiſche Erklaͤrung erwartet, wie ſie der Predi⸗
ger, ber unter der deren feiner Evangeliſchen
Pericopen nach Rath und Vorſpann ſeufzt, noͤthig
bat. Den ſchlichten Wortſinn zu. wiſſen, wird
ihm zwar allemal noͤthig ſeyn: aber fuͤr ihn iſts
wichtiger, die Sonntags Evangelia mit dem Licht
der Pſychologie, wo Geſchichten find, ‚and An
> 8
D
.2X
⸗
Moſche Sri. der Sonnt. Evang ZwTh. og
Dogmarif oben Moral zu ‚bebeuchten und ihn auf
diejenigen Umflände anfmerffam zu machen, bie
er nügen kann, um der: Gemeine etwas gutes,
heilſames und niche eben ſchon oft geſagtes daraus
vorzutragen und ans Gerz mu fegensi - Und eg iſt
wirklich bißher noch nicht alten. fo erſchoͤpſt, ala
miletifchen Wegweifern ,. Magazinen und. Vera
rathskammern, in denen alter und neuen felbitfa
brieirter: und geborgter Stoff übereinander liegt,
denken ſollte. Inzwiſchen, wenn Leß reichhal⸗
tiger hierinnen iſt, ſo iſt Moſche mit der Eregefe
liberaier, führe doch, mie es natürlich if, feine . .
Leſer, auch zumeilen auf Betrachtungen, wozu je⸗
ner feine Winke gab, fo deutlich ſie auch im Terp
liegen :. und wir Dürfen Daher ohne "Bedenken ven
Rathz wiederholen, Daß angehende Prediger, die
folche Hülfe noͤthig haben, beyde Arbeiten neben«
einander gebrauchen. Wir müffen doch einige Bea -
merfungen bes Hr, D. über einige Evangelieh aus“
wählen. Wegen vieler Schwierigkeiten ift die
Geſchichte der Verſuchung Chriſti (Domin. Invo-
cavit) gewiß merkwürdig, zumal in unfern Zei⸗
ten, wo man bie Wirfungen bes Satans auf dem
Erdboden immer weniger anerfennen will. Eine
Viſion bey der ganzen Begebenheit anzunehmen
iſt, da im Text keine Spur davon ſteht, und die
Evangeliſten durchaus Geſchichte erzaͤhlen, ganz
—8'
man es nad) fo vielen Poſtillen, Encwuͤrfen, dpa .
bedenklich: und daher fcheint nichts übrig zu blei⸗
ben, als eine äuffere Verſuchung, da der Teufel .
In. ſichtbarer Seth, “« me eine menſchliche
oo ge
’
ud
+
!
‚085 Moſchẽ Erkl. der Son. Ebang. Zw. Th.
wweſen ſeyn) erfehlenen und burch Zureden Jeſum
za den. ſuͤndſichſten Handlungen,. bie- von den
Evangeliften gemeldet werden,. zu bewegen ver.
ſucht Hatte. Dieß nimmt auch Hr. D. Mofche
an, aber, wie leicht zu srrathen, ohne bie armſe⸗
figen und rohen Ideen, von Hin » unb Heeführen
Durch die Süfie u. a. Auch geftehr er zu, daß Je⸗
fus den Teufel nicht gefanne habe. Die Abfiche
und die Art der Werfuchung, wenn man fih an
die Hifterifche Erzählmgen haͤlt, bleibe bey ben
Auslegern meijt einerley, nur daß fi der Hr. D.
von ihnen darinnen entfernt, daß er glaubt, der
hohe Berg, auf welchen Jeſus zuletzt gefuͤhrt
worden, ſey nicht, wie man meiſt annimmt, der
Berg Quaerantania, ober auch Nebo, ſondern ber
Oelberg geweſen, nicht nur weil er eine ſehr weice
Ausficht über ganz Paldftina und nach weiter öffe
ne, fondern auch weil die drey erwaͤhnten Verſu⸗
chungen, nach einer nicht undeutlichen Anzeige der
Evangeliſten, an Einem Tage nehmlich an vier
igften, geſchehen feyn, und, da bie Eine Scene
5
din Jeruſalem war, man billig einen Berg in der
‚Nähe von SYerufalem fuchen muͤſſe. (Die Isgte
Hypotheſe wird von den Eoangeliften nicht ſehr
deutlich begünftige: und felbft ber Weg von ber
Wuͤſte nach Syerufafem und von da ber Spazier⸗
. gang. auf:den Gipfel des Delbergs möchte für Ei⸗
: finden wie bie Schwierigkeiten bey einer ſichtbaren
‚nen Tag zu weit und zu ermüdenb feyn: und in
welcher Abſicht ſollten
o vielerley Beſtuͤrmungen
In einem Tage geſchehen? — Ueberhaupt aber
Ere
⸗
” v 8
x . u?
—
—
woſche Seit der Sonnt. Evang, zw Th. 00
Erſcheinung des Verſuchers zu groß, alg daß wie
fie lehren oder vertheidigen moͤchten. Es waͤre
ſchon ſonderbar, daß der Verſucher wuſte, Jeſus
fen Sohn Gottes: denn woher ſoll ers wiſſen?
Aus der Geſchichte der. Taufe Jeſu? Allein dieß
feyerliche himmliſche Zeugniß hoͤrte nur Jeſus und
Johannes, und wenige andre; und ſollen wir an⸗
nehmen, daß der Teufel, — ſichtbar oder unficht⸗
bar dieſer Feyerlichkeit beywohnte? oder aus den
Geheimniſſen des Himmels ? allein dieß Ift noch
ſchwerer, da er aie in den Himmel kommt? oder
aus: einer göttlichen Offenbarung, die: ihm viel⸗
leicht bey dem Auftrag Jeſam zu. verfüchen, bie”
hohe Würde deſſelben befanne machte? Hiezu
wird men noch weniger feine. Zuflucht nehmen,
Wie u Gegreiflich endlich, daß Der Zeufel: wuſte,
wer Jeſus war, und Jeſi 8, bey allen Ancheit am .
der göttlichen Natur, nicht, wer fein. Werfucher- -
war? dann die‘ Bekanntſchaft des. Teufels mit
der Bibel und mit der Geographie, die ihm nach
ber Gofchichre zukommen muß, und wenn wir.
fragen, weher er fie nahm, wieder unerklaͤrbar iſt
. endlich ſelbſt die Are, wie Jeſus mit dem Teufel
diſputirt, alles ſcheiut raͤthſelhaſt, wenn die Ver⸗
ſuchung ſichtbar war. Dagegen iſt alles leichten |
\ au erflären, 'wenn es wirkliche, nicht etwan in.
einer Phantafie gefchehene, innere Regungen zu
verfehieduen Arten von Suͤnden waren, bie Jeſus
in fich ſelbſt pürte.. Er Fam mic dem Bewuſt⸗
fehn-von der Taufe weg, daß er Gottes Sohn
ſey, mis dieſem Gefuͤhl feiner Würde und Bes
% | .
k
fin
—
684 Moſche Erkl der Sonnt. Evang. So. Ch,
fimmung ſchien fich die Erfahrung‘, zu hungern
and Mangel zu fetden, nicht zu vertragen: und
in diefer Erfahrung würde: ſchwerlich der Gedan⸗
fe; du biſt Gottes Sohn und fanft aus Steinen
Brod machen, das dich ſaͤttigt, einer menſchli⸗
Gen Seele fremd oder unmatütrlich heiſſen koͤnnen:
Empfindung von Wunderkraft, die Jeſus hatte
krrmens: Mveupmsros -eyıoy) erzeugte leicht ‚Die
Porſtellung, diefe Kraft zur Selbflerhattung an⸗
zuwenden: ‚aber ver Tchlägt fie. nieder, durch die
Anerinnerung an bie Maheheit, daß Oott, wenn
gr Menfihen‘echalten wolle, es auch ohne Brod
"hun kaͤnne; Mir eben dieſem Bewuſtſeyn feiner
- Würde war Jeſus auf einem Fluͤgelgebaͤude des
Tempels, ſchwerlich alleine und ohne Zufchauer,
doch noch vor Antritt feines. Amtes: Auch Hier
konnte die Regung ſich hinabzuftürzen,. um ein
Auffehen zu machen und fein Amt mit einer ge-
magten verwegnen That anzutreten, nicht ſo auf»
ſerordentlich und der Entſchluß dazu durch fein ei⸗
gen Herz und Bag Vertrauen auf Gottes Bey⸗
Fand und Zuſege underſtuͤtzt ſeyn: aber er unter
drückt auch dieſe Regung, indem er ihr einen an;
bern Befehl Gottes entgegen fegt, ber ein fd drei⸗
ſtes Unternehmen zur Suͤnde machte. Selbſt bey
der letzten Verſuchung laͤſt es ſich denken, daß bey
der Ueberſicht des ſchoͤnen bluͤhenden Palaͤſtina von
einem Berg in Jeſu ſehr natuͤrlich der Gedanke
entſtund, wie leicht es ihm ſeyn wuͤrde, ſich zum
Herrn von dieſem Reiche zu machen, wenn er ſich
von dem Auftrag, den ihm Gott gab, losreiſen,
und,
—
Meſche Erkl. der Sonnt. Ebang. 3. Ch 685
und, wider feine Beſtimmung, einen irrdiſchen
Meßias agiren wollte: ein Gebanke; ben er
durchs Gefühl feiner Dependenz von Gott uns
terdruͤckte: und fich Bierdurch folche Veſtigkeit im
Guten erwarb, daß dergleichen Regungen nie wie⸗
der kamen. Wir wollen es andern zum weitern
Naͤchdenken überlaffen,. ob nicht dieſer innre Streit
und Widerſtand gegen mancherley Regungen,
Sünde zu begeben, ſich auch mit der Bibelſpra⸗
che befonders in der Geſchichte ber Werfuchung bee
erſten Menſchen vertrage; ob niche der Teufel,
bloß weil ibm alleg, was ber: Beſtimmung und
Abſicht Jeſu entgegen ift, zugefchrieben wird, hier
genenne werde, um fo mehr, da die Jehreder Apo⸗
ſtel in Jeſu Die aunersey nicht finder, die bey den
‚übrigen Menfchen als Die Duelle der Regungen
zur Sünde befchrieben wird; ob ber Beyfag bey
$uca, der Verſucher miech von ihm eine Zeirlang,
es nicht merflich mache, daß bie fpätern Verſu⸗
chungen Jeſu bey feinem. Leiden, die doch nicht
unmistelbar vom Teufel. Famen, und bie frühern
einander auch in der Art ähnlich find d. h. darin«
nen, daß beydesmal die a Sage Jeſu Vor⸗
ſtellungen in der Seele Jeſu erregte , welche auf
Sünde hinlenkten; und ob nicht endlich die. Er⸗
zaͤhlung: die Engel Härten Jeſu gedient, welche
man Doc) kaum eigentlich verftehen kann, fondern
nach Maßgabe andrer Stellen des N.T. beſonders
Ebr. 1, 14. vom Schuß, ben Jeſus von nım an
.genoß und deſſen er ſich verfichert Hiele, wahrfchein.
lich erklaͤren muß, es wahrfcheinlich mache, >
nn alles
- \
⸗
886 Moſche Etll der Sonat. Evang. Bio. Th.
‚alles oßne wirkliche Theilnehmung des Teufels,
bloß in ber. Seele Jeſu vorgegangen IK?) —
Statt der weitläuftigern Vertheidigung der Teu⸗
felsbefigungen über bas Ev. am Sonntag Deuli,
welche am Ende doch nicht erbaulich heiſſen form,
und hier bey einem Evangefio, in welchem Jeſus
po san offenbar felbft nad) dem Geftändniß des
Hr. D. M. bey V. 24: nach juͤdiſchen Begriffen
weder, nicht ſo entſcheldend angebracht werden kann,
haͤtten wie ſchon eine Anfeitung gefuche, was für
Macerien bey diefem Evangelio abgehandelt wer⸗
den fönnen, wenn man nicht affe (jahre an dieſem
Sonntag den Teufel feinen Zuhörern zur Scheu
und Schrecken aufftellen will, Der Prediger wird
auch ſchwerlich fich mit dem, was fo kurz über
V. 24 = 26. gefagt ift, beruhigen oder befriedigen
koͤnnen. — Ueber das für ſo unfruchtbar gehal⸗
* tene Ev. am Sonntag Sätare find dagegen fehr tref⸗
fende Winke zu einem vorteilhaften Gebrauch die⸗
fer. Geſchichte für die Kanzel gegeben: und man wirb
beſonders bie Bemerfungen über die Art, wo Gort
jetzt noch fo viele Menfchen in der Wett erhält, und
die Nahrungsmittel vermehrt, fehr angenehm und
anterhaltend finden. Welch ein Anlaß, Gott aus
der Natur zu. prebigen! — Wir freuten ans ſehr,
daß beym Ev. am 3. Oſterfeyertag (oder vielmehr
Quaſimodogeniti) einfo würbiger und angefehener
Lehrer der Religion es auch behauptet, was dem
Stolz fo vieler andrer. DBefiger des Beichtſtuhls
gar niche eingehen will, daß ſich jegt fein Reli⸗
gionsieprer die Macht ohn⸗ Bedingung und mit
|
|
Ben
Moſche Ceki. der Sonnt. Evang. Zw. Ch. 687
Gottes Apſehen Sinde zu vergeben und zu be⸗
halten, anmaſſen kann und darf, wiewol die Ver⸗
kuͤndigung der Vergebung der Sünden ımter dee
Bedingung ber Buſſe mit zum Amte der Lehrer
unftreitig gehört. Indeſſen möchte ich ſelbſt den
Apofteln diefes Recht nicht zu vindiciven wagen:
fie Haben es nie ausgeübt, und ba fie fo wenig als
wir, den Menfchen.ins Herz ſehen Fönnen, nie
auszuüben bie Kraft gehabt. Es gab ſchwerlich
eine Wundetgabe, wodurch die Apoftel zu untrüge
Alichen Herzensfünbigern gemacht wurden, und‘ die
Gabe, bie Geiſter zu unterfiheiden, ı Cor. 12, 10, - J
iſt, wie der Zuſammenhang die Stelle lehrt, die
Fähigkeit, über die Religionslehrer (Rxyruucre)
ein Urtheil zu fällen. — Vermuthlich werden
die noch übrigen Evangelien ivon Teinitatis an, |
das ganze brauchbare Werk befihlieffen: Denn
weitläuftiger duͤrfte es wohl niche werden um ber
Sefer willen. N \ -
⸗
+
—
1J
>
ws 7.2 Cramer Nebenarb. zur theol. Ri
| WW. .
Einige Nebenarbeiten sı
theologiſchen Literatur und Kl
gion gehoͤrig, von “Joh. Andreas Cran:
Erſter Theil. Deſſau und teipjig,
. un “ 1732. .
| A TUI und weitfäuftigere Auffüge übe ein
| Bibelftellen, oder andre Materien, nid
wichtig und ftreitig find, zu ſammlen; iſt die
ſicht des Hr. Verfaffers und das DVorurtfi‘
ißre Güte, das aus dem Mamen deſſelben a
ſieht, wird vollkommen durch den Innhalt ki:
sig. Wir finden fünf Auffäge. J. Ueber 16
=, 29. wo alle Yusleger über Dunkelheit fu;
weder Moßheim noch ein anbrer neuer Comm:
den Hr. V. befriedigt, und daher ein neuer T'
zur Beftimmung eines keichtern Sinnes vn!“
gefucht wird. Ohne eine Weränderurig det
. arf vorzunehmen y (Griesbach ; welcher mW
önoseos ausläft, folgt doch aud) den gemährld"
Ausgaben: von Erafmus, Stephanus und en)"
Bezaiſchen), ſchlaͤgt er bloß eine andre Ine
punktion vor: nicht die, nach welcher ro Aorza ©
zum folgenden gezogen wirb, fonhern, bei!
Worte vuvesaruevos To Auırov essin Para!
fe gefegt werden. Man müfte daher oͤberſehen
denn das fage ich, Daß die Zeit (von lan!
Dauer "6 UVESAAÄKEVOS ; contradtus, hreviat!:
nn *
\ \
J. A. Cramer Nebenarb. zur thevl. Liter, 689
wird fie übrigens nich: ſeyn) nahe iſt, wo
die Verehlichten und Unvereblichten gleis
ee Derfolgungen treffen werden u.f m,
Man müfte dann bey xusgos dad Wort eeyerxs
ergänzen und es; fürs futurum nehmen, (Vielleicht
. wäre aud) dieß nicht noͤthig, wenn man feßre,
Kauseos (ouvesaAuevos 70 Aoımov) es. Die
Aehnlichkeit diefer Redensart mir der Weiffagun
Stefu, daß um der. Glaubigen willen die Zeit der
Trübfale des jüdifchen Krieges werde verfürgt wer
den, und ber Ausdrud des Apoftels V. 28, dio
Tw E8VESÄTaV. avayıny vertragen fi) gut mit
dieſer Ciflärung, nach welcher Paulus zu erken⸗
nen gäbe, daß er das Henrarheu nicht aut immer,
ſondern nur auf. furze Zeit, abrarhe und fein Karh
alio defto. leichter zu befolgen, wäre. Und feibif
V. 30. ftimnite bamit übereif‘, wo es als Grund,
zu den vorhergehenden Vorſtellungen angehängt.
wäre! Tagan yeı To oXtya Tou Koapou, die polls
tiſche Berfaffung der juͤdiſchen Weit geht zu. Grun⸗
de, . (Uns bliebe die gedoppelte Bedenklichkeit,
theiſẽ daß nicht wohl abzuſehen, wie wegen des
juͤdiſchen Krieges in Paläftına den Chriften in,
Griechenland, auf welche diefe ganze Stelle gebt,
das Heyrathen beſchwerlich und Die Ehe erübfelig
werden konnte, theils daß dem: wa die'ganz felt«
ne, wo nicht unerweisliche Bedeutung, von oͤre,
beygelegt würde; nicht zu gebenfen, daß es fein
begreiflicher Grund ‚zur. Unterflüßung des. von '
Paulo ertheilten Rathes, ehelos zu bleiben, waͤre,
wenn er fagte: es kommt bald die kurz dauernde
Doͤderl. Bibl. 2. B.9. St. Er . Zeit,
R
—8X
690 7, 4. Cramer Nebenarb, zur theol. Liter.
Zeit, da Verehlichte und Unverhehrathet gleiches
Schickſal haben werden. Denn eben. weil der
Verehlichte mehr Gefahr und Sorge bat, der
Eheloſe weniger, ſo empfiehlt er die Enthaltung
vom Eheftand. Ans kommt es immer am natürs
lichſten vor, den Ausdrud ors zase. uvas. aus
- bem hebr. p1x iv teınpus anguftum. zu erfäus
tern: Es ift eine enge Seit, eine aͤngſtliche,
furchtbare, oder wenn man die gervöhnliche Bes
Deutung von cuvss beybehalken will, eine im
kurzen einbrechende Periode; und ro —XRX
mit dem Folgenden zu verbinden: Es bleibt
nichts übrig,nichts rathsſamer, aber daß u. ſ. w.
I) Ueber Eol. 1, 19. und 2, 9. Freylich Feine
Beftätigung ber Gottheit Ehriſti aus der nach
dem Mänali übel verftandne Formel, daß die
Sülleder Bortheßßgn Chrifto wohne: denn ein fo
vorfichtiger Ausleger ſucht erft den Beweiß, daß
Aa. Fou ©. ber. Inbegriff der goͤttlichen Voli⸗
kommenheiten ſey — einen Bewe iß, den kein
Menſch noch gellefert hat. Indeſſen traͤgt er
doc) eine neue Erklaͤrung vor: es gefiel Wott in
allen denen zu wohnen, die feine Verehrer
find, die Kirche zu feiner Wohnung, zu feinem
. Tempel, ju machen. Den Bepyſatz ev aurw will
er nicht überfegen: iu Chriſto, weiles Bart wä«
re, Chriſtum zur Wohnung der Kirche zu machen, -
ſondern um feinetwillen, propter Chriflum,
Eben ſo K. 2, 9. um feinervoillen wohnet
Gott in allen denen, die zur Bemeine Bote
tes oder zu ſeinen Verehrern gehoͤren/ als
in
N *
3J. A. Eramer Nebenarb. zur theol. it. 5
in feinem Reibe, Auf diefe Art wäre van
reines der Accuſatid, und beyder letztern Star
Te eos ausgelaffen, woraus Dunfelheit und Haͤr⸗
te entſtuͤnde: und ich würbe es auch nicht zu ver⸗
theidigen wagen, wenn jemand die Kirche, den
Leib Gottes nermen wollte. Die Echwierigfeiten
werden font wegfallen, iverh man, wie ſchon an⸗
dre gefhan Haben, das FAgemux decv niche von
ber Kirche, fordern vom univerfum erflärt, alleg,
was in dein ganzen weiten Gottesreich fidh befindet, “
„silden und Helden, meldye zufanmen- vereint,
in Chriſto, im Chriftusreiche wohnen, Aufenthalt
und Aufnahme finden, und tn Einen Koͤrper unter
Chriſto dem gemeinfchaftlithen Haupre vereinigt
ſind. IT) Ueber ı Tim. 3, 6. Aus äcıren kri⸗
tifdyen Gruͤnden wird die $efart ds, Die fo alt iſt
und zugleich fo wenig ahſichtlich geändert ſeyun
kann, verfheidiget: und das relatıvum auf das
entferntere NReov Eavros gezogen. Die darzwifchen
ftebenden Worte betraditet der Hr. Er, eis Parens
tbefe, dergleicdyen dem Apoſtel fehr gewoͤhnlich find)
wiea Kor. nn, 2.3, Ebr. 5, 7.9. und auch font,
Hierdurch fält die Furcht einen wichtigen und.
deutlichen Beweis für die Gottheit Chriſti zu ver⸗
lieren, — eine Furcht, von welcher ſich ein Aus⸗
leger Tosmadhen muß, wenn ee unpartheyiſch ſeyn
will — ganz hinweg; denn Chriſtus heiſt hier
geos Cor, welches mie Joh. 1, 2. 3. 14. ganzem
ſtimmt. — — Diefe fo natürliche Erflärmg wird
immer mit den andern um den Vorzug fireiten,
ob wir gleich drerwuthen, daß fie auch Anſtoß in
J a0 den
Ss , 2
‘ ⸗
698 7.2. Cramer Nebenarb. zur thedl. Liter
den wird, IV) Ueber Melanchthons Veraͤnde⸗
rung des zehnten Artikels ber Augfp: Confeßion.
Es ift befannt, was für Vorwürfe der rechtſchaff⸗
ne Mann: wegen Diefer Aenderung in den ältern
(leider! auch noch in den neuften) Zeiten erdulten
‚müffen: aber. obgleich nun die Enrfiheidung der
drage: ob Mel. einer abfichtlicy verlüchten
erfälfchung der A. C. befehuldige werden Fönne?
don Feiner groffen Wichtigfeie iſt, fo fordert es
es doch,' wie. Hr. Proc. fügt, die Wahrheit, Ad
tung und Billigkeit, die man dieſem groffen Lehrer
Germaniens ſchuldig ift, daß man ihn von den
Vorwuͤrfen rette, die er nicht verdient. Nach der
Ueberzeugung des Hr. Cr. iſt er nicht nur vonaller
vorſetzlichen Verfaͤlſchung freyzuſprechen, ſondern
er hat auch in der von ihm vorgenommnen Veraͤn⸗
derung keine andre als die Lehre unſrer Kirche vor—
getragen. Wollte er die Lehre verändern und
verfaͤlſchen, fo mufte.er es im deutfchen Eremplar
eben ſowol als im lateinifchen thun, jumal da man
das deutſche noch eher für das Original anfehen
konnte: aber es jſt nicht gefihehen. Die Redens⸗
art: exhiberi, ſagt nichts anders als die fruͤhern
Worte adeſſe et diſtribui, und war ſchon in der
Apologie der A. C. von Mel. felbft und fogar von
Sucher in der Concordienformel mit den oberlänbi»
fehen und fehweizerifchen Theologen vom J. 1536.
gebraucht, auch nachgehends wiederhohle: und nun
foller ausNachgiebigfeit gegen Die Schweiger dieß
Wort gefege haben? Das Wortadefle auszufarfen,
konnte ihn ſchon Siebe zur Kürze, vielleicht aber
— == WMW auch
⸗
x
JA. Cramer Nebenarb. zur theol. Liter. 693
auch furchtſame Bedachtſamkeit bewegen, weil er
den M tißdenfyngen unferg Lehrbegrifs, als ob auch,
wie die Roͤmiſchgeſinnten annehmen, auffer der
Handlung und dem Genuß Ehrifti Seib und Blut
vorhanden fen, vorbeugen wollen. — Wir freuen
ung, daß. ein fo wuͤrdiger und unpartheyiſcher Ges
lehrter dem Mel, die Gerechtigkeit wiederfahren
läft, die man an Hr. Paftor Strobelund uns Pate
theyiſch finden‘ will, Aber wer wird noch Me
lanchthon jetzt wegen dieſer Veraͤnderung verlaͤum⸗
den, wenn es nicht — dürfte ic) den Namen deg
wuͤtenden Ungeheuers. nice mehr nennen! —
wennes nicht Goͤtze — nur Ödge mit ber eiſernen
Stirn — iſt? — V) Ob die Erzählung Mo⸗
ſis von der Schoͤpfung des Menſchen, von ihrem
urſpruͤnglichen Zuftande und von ihrem Fall für
ein Sehrgedicht ober für | wirkliche Geſchichte zu hal⸗
ten fen? Der Anfang einer Prüfung der Vorſtel⸗
lungen vom Paradies und Sündenfall, welche Hr,
Jeruſalem mit fo viel hinreiffender und einnehmen»
der Stärfe und Deutlichkeit allgemeiner gemacht
bat und wovon. wir im erften Teil unfrer Bibl.
©, 362, einen treuen Auszug lieferten. Es iſt u
fehr Ichrreich, zwey fo würdige Männer gegen cin
ander mit fo viel Würde fprechen zu hören: —
und wir ſind nicht ſo vermeſſen, daß wir zwiſchen
ihnen richten ſollten. Wir wollen nur kreu berich⸗
ten. Die hohen Ideen oom Ebenbilde Gottes, als
einem Innbegriff aller moraliſchen Vollkommen
heit, der reinſten Erkenntniß von Gott und der
vollommenſten Unſchuld des Gemuͤths, welche,
2 Br Hr.
ar
\
\
—
698 J. A Cramer Nebenab. zur theel din
Nle.) Daß aber Evaſo leicht den Reizen ſimite
ven noch, gegenwärtigen Befehl vergeſſen, hit
FE
gen hierüber, wir, ſie auch in der Apolegie de I
C verfomme, ; silligen und, unterftügen, Ih
ſtimmung noͤthig und zureichend- war. Esmte
Her—rſchaft der Vernunft? wie damit diefe It
tigkeit, dieſe Willigkeit, den ſinnlichen Eindric
u folgen, da, je ſtaͤrker und aufgeklaͤrter die P
und feſter ſeyn muß? und was ‘wirde ſich de
ſagen laſſen, wenn, wie wir vermehen mil
den follee? Wo ber erfte finnlihe Meiz !
gr. Jeruſalem zu beſtreiten ſo viel Recht mi
vlel Veranlaſſung fand, muß. Hr- Er. (eb!
übertrieben. halten und die gemäßigten Vorſtelu
erften Eltern wuften ſo viel als zu ih d
nen auch erleuchtete $iebe, denn fie föllten nic
eiſt Gehorfam am Baum lernen, ſondem übe
Coielleicht iſt Hier lernen und’ Üben. nur dar
ten nach unterſchieden; denn jede Uebung ilt©t:
Begierden unterliegt, daß fie und Adam m ib
Hr.. Cr, nicht für einen Beweiß der Schmäht
zer Vernunft anzunehmen, aber wwenigftens ii
als einen Grund. gegen bie angebliche aufgefti'
Herrfchaft der Vernunft über Die ſinnlichen %
gierden gelten zu faffen: doch iſts unfeugbar, ii
bier die Vernunft, fo. ftarf ſie auch vorher v:
den fintifichen Begierden unterlag. (Aber wien
fi nun dieſer Sieg der. Sinne mit der gef‘
!
nunfe iſt, der Kampf gegeq jene anhalten
diefe finnliche Begierde grade die einzi, die ©
war, welche durch die Herrſchaft unter ð "
⸗
_
⸗
_ |
I. A. Cramer Nebenarb. zur tzeol. Liter. 695
Seele aus dem Gebiet der Vernunft herauslockc,
da kann unmoͤglich groſſe Kraft der Vernunft
ſeyn.) — Bey der Geſchichte des Falles werden
vielerley Mebenideen, welche F’- aͤltern Ausleger
eingeſchoben und wodurch die gdu,: Sache ein Ge⸗
genſtand des Spottes geworden, den Hr. Jer.
wegzuraͤumen ſucht, ganz abgeſondert und die durch
Phantaſie ausgefuͤllte Erzählung Moſis, welche
durch jene Ausſtopfungen monſtroͤs wurde, zu ih⸗
rer Simplicitaͤt zuruͤckgefuͤhrt. Wir freuen uns
es hier zugeſtanden zu ſehen, daß die Meinung
des Auguſtinianiſchen Syſtems von Fortpflanzung
der hohen Geiſtesvollkommenheiten im Standg
ber Unſchuld auf Die Nachkommen Adams, wenn _
dieſer nicht gefünbige-häfte, und andre ſolche hrs //˖
gebrachte Hypotheſen ungegrünbet feyn: und wenn
Hr; Er. die Folge, daß nach jener einzigen Ver⸗
blendung die vorhin vollkommne Natur fih.auf
einmal umgefehre habe — eins Folge, die dem
ſcharfſi nnigen Forſcher ſo unerklaͤrbar ſchien — noch
ja vertheidigt, ſo iſts doc) in keinem andern Sin⸗
ne, als daß nachher unſre Stammeltern nicht mehr
die Richtigkeit und Reinigkeit der Geſinnung hat⸗
ten, womit fi fie erſchaffen waren. (Allein dieß iſt etz
was ganz anders, als Das Verderben der YTas |
tur, ganz efwas anders als die Entfräftun zur
Erfüllung ihrer Beſtimmung, wozu fie vorher.
geſchickt waren, die doch hier angenommen wird, -
und wobey das greffe Raͤthſel bleibe: kann Eine | .
üble Anwendung Einer, nad) dazu vorher flarfen
Kroft eine vide Zerrättung und Entfeäftung jr
| ſi
Era
—
67. A. Comer Neheneb jur theol. Be
gr. geruſplem zu beſtreiten ſo viet Recht und ſo
viel Verankaſſung fand, muß Hr- Er. ſelbſt für
übertrieben halten und die gemäßigten Vorſtellun⸗
gen hierüber, wir ſſe auch in der Apolsgie der A.
€. vorfomne. vdilligen und, unterſtuͤtzen. Unſte
erften. Eltern nouften ſo viel als zu ihrer De
ftimmung nöchig und zureichend war, Es war in
nen auch erleuchtere Liebe, denn fie föllten nicht
erſt Gehorſam am Baum lernen, fondern üben:
(vielleicht ift Hier lernen und uͤhen nur den Wor-
ten nach unterfchiedenz denn jede Hebung ift Schw
“ e) Daß aber Evafe leicht den Reizen finnlicher
Begierden unterliegt, daß fie und Adam den ih
ren noch, gegentoärtigen Befehl vergeſſen, fheint
Hr. Er, nicht für einen Beweiß der Schwäche ih⸗
zer Vernunft anzunehmen, aber wenigfteng nicht
als einen Grund gegen die angebliche aufgeftärte
Herrfchaft der Vernunft über die finnlichen Bes
gierden gelten zu faffen: doch iſts unfeugbar, daß
bier die Vernunft, ſo ſtark ſie auch vöcher war,
den fintifichen Begierden unterlag. (Aber wiereimt
fih nun diefer Sieg ber Sinne mit der groffeu
Herrſchaft der Vernunft? wie.bamif dieſe Leich⸗
tigkeit, dieſe Willigkeit, den ſinnlichen Eindruͤcken
gu folgen, da, je ſtaͤrker und aufgeffärter die Ver⸗
nunft iſt, der Kampf geg ‚jene anhaltender
unb fefter ſeyn muß? und was wuͤrde ſich dann
ſagen laſſen, wenn, wie wir vermithen muͤſſen,
dieſe finnliche Begierhe grade die einzile« die erſte
Dr zu}
den folke? Wo der ‚ee ige Heiz Yon en
eele
⸗
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|
I.% Cramer Nebenarb. zur HHeol. Liter. 695
Seele aus dem Gebiet der Vernunft herauslockt,
da kann unmoͤglich groſſe Kraft der Vernunft
ſeyn.) — Bey der Geſchichte des Falles werden
vielerley Mebenideen, welche fae aͤltern Ausleger
eingeſchoben und wodurch Die gu, Sache ein Ge⸗
genſtand des Spottes geworden, den Hr. Jer.
wegzuraͤumen ſucht, ganz abgeſondert und die durch
Phantaſie ausgefüllte Erzaͤhlung Moſis, welche
durch jene Ausſtopfungen monſtroͤs wurde, zu ih⸗
rer Simpficitäe zurückgeführt Wir freuen ung
es hier zugeftanden zu jehen, daß die Meinung . .
des Auguftinlanifehen Syſtems von Fortpflanzung. |
der hohen Geiftesvollfommenheiten im Standg
der Unſchuld auf die Nachfommen Adams, wenn
diefer nicht gefünbige-häfte, und andre folche hers
gebrachte Hypotheſen ungegruͤndet ſeyn: und wenn
Hr: Er. die Folge, daß nach jener einzigen Ver.
blendung die vorhin vollkommne Natur ſich. auf.
einmal umgekehrt habe — eine Folge, die dem
ſcharfſi nnigen Forſcher ſo unerklaͤrbar ſchien — noch
ja vertheidigt, ſo iſts doch in feinem andern Sin⸗
—8
ne, als daß nachher unſre Stammeltern nicht mehr
die Richtigkeit und Reinigkeit der Gefinnung hat⸗
ten, womit fi ſie erſchaffen waren. (Allein dieß iſt et⸗
wos ganz anders, als das Verderben der Na⸗
eur, ganz efwas anders als bie Entfräftunß zur
Erfüllung ihrer Beſtimmung, wozu fie vorher.
geſchickt waren, die doch bier angenommen wird, -
und woben das groſſe Raͤthſel bleibe: Fann Eine
üble Anwendung Einer, noch dazu vorher ſtarken
Kraft eine Plie Zerrüttung und Entkraͤſtung 3
* ſi
F4
A".
4
7
696 T. A. Cramer Nebenar aut et Lier.
ſich ziehen, daß der. Menſch zu hem Guten, Das
“vorher in feiner Macht ftund, run völlig unfähig
"wird? — Stunde eg vorher in der Macht der
Menſchen ‚ihie Beſtimmung zu erfüllen, weil,
wie es hier S. no. heift, Gott ihnen alles geof⸗
"fegbaret hafte, was dazu nörhig war: fo, muſte
‘entweder diefe Kraft bleiben oder Gott, ber ben
Menſchen nach ſeiner Verirrung um Eines ein⸗
zigen Ungehorſams willen das noͤthige nicht mehr
‘offenbart, fäme in den Verdacht der Grauſam⸗
keit. "Adam war freylich nach dem Fall nicht,
wer er vorher war: fein Verhaͤltniß gegen Gott
war geändert: allein dieß leugnet niemand; fon-
Bern dieß iſt Die Frage: ob feine Matuf, bie ihm
anerſchaffnen Kräften geändert, total vererbt und
in ihrer Anlage und Richtung gang derdrehr wer-
den? ob dieß alles nad) den Geſetzen ber Pſycho⸗
logie und Anthropologie gefchehen können? Hier:
auf ift nicht geantwortet.) Eben fo wenig möchte
es befriedigend zur Beantwortung ſeyn, ivenn Hr.
Jeruſalem es für unmoͤglich hält, daß alle Folgen
der Sünde Adams, feine Verblendung, ber Fluch
wider ibn, fich auf feine ganze Nachkommenſchaft
verbreite, und wenn fich dagegen Hr. Cr. ‘auf den
Ä Augenfchein, die Erfahrung und den klaren Un
terriche der Offenbarung beruft, daß der Menſch
nicht allein mit dem Mangel der den erften Men
ben von Gott mitgerheilten (angebornen oder erfl
"nachher eingepflangten?) Erkenntniß, ſondern auch
mit einem dazu ohne Unterricht unfaͤhigen und
beym Unterricht traͤgen und oft unwilligen Ver⸗
ſtande,
J. A. Cramer Nebenarb— zur theol. Liter 697
ſtande, mit einer bald ausbrechenden Neigung
zum Boͤſen geboren wird. Seyn auch, wird
man darauf anfivorten,, diefe Erfahtungen, daß
‘auch der fähigfte Verſtand ohne Unterricht (der
doch niche erft Fähigkeit zur Erkenntniß giebt, ſon⸗
dern dieworhandne nur ſchneller entwickelt) zu kei⸗
ner Erfenntniß gelangt, fiher und unbeftritten,
fo ſagt doc) weder Schrift noch Erfahrung, daß
dieſe Unwiſſenheit und Traͤgheit auſſer dem Stan⸗
de des Falles nicht ſtatt gefunden haͤtte; daß die
jetzige Schwaͤche der Menſchen, von ihrer Geburt
an, ihren Grund in der Verirrung Adams habe
und eine Folge feiner erften Sünde ſey; und ſo
fan man immer die Moͤglichkeit des Faktums
noch) in’ Zweifel ziehen, da die Geſchichte zwar fagt.:
So ift der Menfch, ‘aber nicht fager ‚ baß. er m
durch Adams Fall geworden. — .
Beym Urtheil über die Vergebung ſelbſt und
ihre unmittelbaren Folgen in der Seele Adams
harte Hr. Jeruſalem jene nicht: fo abfeheulich ge
funden, als diejenigen, die darinnen den ſtraͤflich⸗
ſten Hochmuth und die abſcheulichſte Empoͤrung
anzutreffen glauben; und in dieſen ſchon hin und
wieder Spuren von beffern Empfindungen ver Buſ⸗
Te gezeigt, auf welche man den Fluch, der fie. treffen
fol, nicht erwarten follte. Hochmuth und unor⸗
dentliches Verlangen nach mehr Vorzuͤgen, ſagt
Hr. Er. mar doch da, und die iſt ohne Zweifel
ſtraͤflich. (Was charafterifire die Unordnung in dies
5 Begierde? entweder der Gegenitand, ‚oflein der.
Gorrpeit ſich zu nähern, groͤſſere Einſi chten und
| "Er richti⸗
⸗
%
698 J. A. Cramer Nebenarb. zur theol. Liter.
gere Kenntniſſe zu beſi iten, iſt doch Trieb der un.
ſchuldigen Natur, der vom Schoͤpfer ſelbſt tief ein.
geprägten Selbftliebe, bie. fich zur Vollkommen⸗
beit hebt, wie kanns Unordnung ſeyn, eg zu wuͤn⸗
(hen? „Gott hatte ja gleich mit ihrer Schöpfung
der Eva alles geoffenbart, was ihr zur. Erfennt-
niß ihrer (jegigen) Beſtimmung noͤthig war.,
Allerdings: aber gewiß nicht ſo weit. daß ſie eine
Erweiterung, eine Bereicherung ihrer Kraͤfte und
Einſichten nicht wuͤnſchen, nicht aus ſich ſelbſt be⸗
wuͤrken durfte! oder es war die Unordnung in
bar auch dieſe Wahl iſt, doch der Gedanke an
Hochmuth weg: und geſetzt er bliebe: fo iſt nicht
die Rebe von ber Strafbarfeit ihrer Vergehung
„überhaupt, fondern von dem Brad derſelben, ob
"Das Berbrechen fo abſcheulich war, als es von
den Dogmatifern gefchildere wird.) Die beffern
Empfindungen der Buffe nach dem Fall meint Hr.
Er, gar nice finden zu Finnen. Die Schaam
war nicht Schaam der Sünde, fonbern ber Bloͤſ⸗
ft; Gemuͤthsunruhe noch ein Beweiß, daß fie
bie Unrechtmaͤßigkeit ihrer -Verfündigung erkannt
‚hätten; ihre Furcht vor Gott eine Folge der Em-
pfindung, daß fie Gott beleidigt; und was Jeru⸗
fälem Klage über die Verführung nennt, iſt Bloß
Entſchuldigung und indem Munde bes Mannes
.fogar Vorwurf gegen Gott: aber nirgends Bes
kenntniß eigner Verſchuldung, nirgends. Flehen
um Erdarınung und Gnade, nirgends Bezeugung
einſuücher Voſahe nicht mehr zu fündigen. “a
der Wahl des Mittels: allein dann fällt, foftrafe
09 N
7.4. Cramer Nebenarb. zur theol. Liter: 690 |
laͤſt ſich eine-größre Verſchiedenheit im Urtheil
über den Werth gewiſſer Handlungen denken, als:
Das Urrheil biefer zwey Gegner in dieſer Sache ift.
Ohne dem Leſer vorzugreifen [heine uns die Ge
muͤthsunruhe und Surchtfamfeit Adams Beweiß
genug zu ſeyn, daß fein Gemuͤth nicht ganz ver⸗
dorben oder verhaͤrtet war. Es ſind noch immer
Empfindungen der Ehrfurcht gegen Gott und ſein
Geſetz, und ſelbſt in der Entſchuldigung liege Be⸗
kenntniß eigner, obwol verminderter Verſchuldung.
Muß aber, moͤchte ich fragen, die Buße Adams
in der Schoͤpfungsgeſchichte nach den drey weſent⸗
lichen Theilen der Buße, die der Katechiſmus an⸗
giebt, beſchrieben werden? Ixr einer. noch nicht
verhärtetgn -Seele, und verhaͤrtet war gewiß
Adams Seele nicht, iſt Empfindung des Unrecht
und der. Berdammungen des Gewiſſens, geheimer
Wunſch nach Gnade und fliller Weſatz, nicht
wieder zu fündigen, Es ift weniaftens überge- .
bende Buße, Die nur um deßwillen feinen groffen -
Werth hat, weil es nicht dauerhafte und alfo ze
nicht wirffame Empfindung ift.
Die Strafeder Schlange — ein fo anſtoͤßiger
Umſtand, man mag ſi Adie Schlange cder den _
Satan treffen faffen — Fann, nach) Der durch
ſchimmernden Hypotheſe des Hr. Er. doch auf den
Daͤmon paſſen, wenn man annimmt, daß Schlan⸗
ge Bild des Daͤmons iſt, und was der
Schriftſteller in eigentlichen und der Eva ven _
ſtaͤndlichen Ausdruͤcken geſagt habe. Die Strafe
ber Fon traf nur fe: und bie Drohung dom
. Adam.
}
DZ
700 J. A. Cramer Rebenarb. zur theol. Liter.
Abam konnte ohne einige Veraͤnderung der Natur
des Erdbodens erfüllt werden:. es war ihm. nur
Verſetzung in eine rauhe unkultivirte Gegend an⸗
gedroht. — Aber. die Drohung des Todes?
Wuͤrde der Menſch, im Fall des ausdauernden
Gehorfams, nie geitorben ? nicht durch innre Zer⸗
rüttung, nicht Durch Äuffere Gewalt — ger
weſen fern? Das Geſetz, antwortet Hr. Cr, muß
entfeheiden: und es, entfcheidee negativ. (Bott
würde fein Wort allemal, durch was für Miceel?
bleibt ihm überlaffen, wahr gemadjt haben: doch
Konnte er bem Manfchen, falls er auch einer Ver⸗
änderung feines Körpers unvermeidlich entgegen
gieng, den Tod wegen der Folgen, bie er nach fid)
zieht, als eine Strafe anfündigen
Wenn endlich die ugendgefchichte bes Men⸗
ſchengeſchlechtes ftatt der Spuren ‚einer totalen
Zerruͤttung in Adams Familie mehrere Merkmale
von Gottesverehrung zeige: ſo iſt dieß nach Hr,
Cr. kein Beweiß gegen das Verderben der Natur
durch den Fall. Ihre Geſinnungen waren bloß
Wirkung der Gnade Gottes, welcher ſie ſich nicht
widerſetzten; Erneuerung der verlohrnen Aehnlich⸗
keiten mit Gott durch Gottes Kraft und Gnade.
(Wir haͤtten bey einer ſolchen Unterſuchung doch
etwas anders gewuͤnſcht, als dieſe ſcholaſtiſche Ab-
fertigung. Nach dem Fall hatten die Menſchen
feine andre Gnade als vor dem Fall; fie erhiel⸗
ten.alle Kenntniffe, Die fie noͤthig hatten, beydes-
mal von Gott: und ift denn nicht dieß Nicht - Wi
herfegen gegen die Gnadenwirkungen’ein Beweiß
TEN IT Tr TU gegen
J
*
7
J. 4 Cramer Nebenarb. zur theol. Liter. zor,
gegen die totale Zerrürtinig der moreliſchen Kraͤfte
und Fähigkeiten in Adams Seeled) — Wie dieß
Verderben und deffen Folgen fich fortpflange, bleibe
alfemaf unbegreiflih: nur daß Hr, Er. es nicht
wagt, die Wirklichkeit der Sache um deßwillen
zu laͤugnen.
Weoenn wir auch die ‚mit fo viel Beſcheidenheli
und ruhiger Faſſung vorgetragenen Antworten auf
Jeruſalems Gründe. nicht immer ſcharf und fi e
gend fanden: fo find fie doch gewiß ber Prüfung . -
aller Freunde der Wahrheit werth, und fo fünnen -
soir doch ber Bemuͤhung des würdigen Hr. V.
Durch eine mildere Erklärung der Gefchichte vom
Hall, mit Abfonderung willkuͤhrlicher Einmiſchun⸗
gen und überfpannfer VBorftellungen die Schwie⸗
rigfeiten ‘des hiſtoriſchen Sinnes wegzurdumen;
und zu zeigen, daß man gar nicht genöchige werde,
die Nachrichten Mofi 8 für eim Lehrgedicht zu hal⸗
ten, ben Benfall einer groſſen Monge von Seferzt
verfprechen und ung berfichert halten, daß durch
ſoſche redliche und won beyden Seiten mir ſo viel
Scharfſinn und Unpartheylichkeir argeſtellte Unter;
fuchungen die Wahrheit geroinnen werde. Wenn
Burch ſolche Streitigfeiten zwiſchen ſolchen Maͤn⸗
nern nichts entſchieden wuͤrde: wie traurig muͤſte
es um die Entdeckung der Wohrhei auſſe
ben ? —
⸗
aw 3
. v
“Prediger Bibliothek, oder be
ſchreibendes Werzeichniß der brauchbarſten
Schriften für Prediger und Fünftige Geifkliche,
von David Gottlieb Niemeyer. Erfter Theil,
Halle bey Kümmel 1782. 362 S. 8: Zwey⸗
ter Theil 1783. 382 &.
| er Unterſchied zwifchen Theologen und Pre
diger muß auf die Bibliorhef, die ſich bey⸗
de zweckmaͤßig für ihr Amt ſammlen wollen, grofe
ſeen Einfluß haben: nicht als ob den Prebiger auf
fer den Fluͤgelmaͤnnern, nach) denen er feine Erer:
eitia macht, nichts von gelehreen Büchern haben
- Dürfte, die zu feiner Nebenwiſſenſchaft — ſehs
Parriftif; oder Kritik, oder Naturgeſchichte ober
Deconomie ober auch Arzneyfunde, gehören: denn
wir fehen es fehr gerne, wenn er bie Einſamkeit
des Landlebens fich durch gefrüre und Umgang mit
den Wiflenfchaften erleichtert, und in der Stade
ſich durch Bekanntſchaft mit andern Dingen um«
gänglich mache: fondern, weil der, welcher fi)
zur Nothdurft mie einer Pfarrbibliorhef verfehen
und wenigftens in Büsbern bey und neben fich ha«
‚ ben will, was er nicht im Kopf hat, einen ganz
andern Apparatus bedarf, als der Theolog noͤthig
hate Mag in der Bücherfammfung bes leßtern
das ganze Pancheon der Kirchenväter uimd Con⸗
cilienſammlungen, Kirchenſyſteme aus allen —*
5 \ " . » t eyen
—
8
D. G. Niemeyers Pred. Bibl. 11.2. The’703
theyen und Sprachen, und Commentatoren mie
rabbiniſchen und arabiſchen, kritiſchen und unkriti⸗
ſchen Noten paradiren: unter den Buͤchern des
erſtern ſuchte ich immer lieber Toblers Predigten
als die Homilien von Chryſoſtomus, lieber Diete⸗
richs Lehrbuch als des Klemens von Alepandrien
Werke; lieber einen Commentar von Melanchthon
über die Sprüche Salomons als den von Echuf«
tens und, wenn zwifthen zwey Uebeln Eines er«
wähle werden darf, lieber die Synopfis von Staff.
als Die Criticos anglicanos, Für Prediger alfo
— für diejenigen nehmlich, welche nicht bloß bie
an ihe Sandidateneramen und, für daffelbe ftubis .
ren, und nach dem gluͤcklichen Schritt ins Pre⸗
digtamt noch etwas mehr Faufen wollen, als ihre
jährliche Poftille uͤber die Evangelien und die Era
flärungen der jährlichen Buß « oder Paßionsterte,
für dieſe ift gegenwärtiges Buch beftimme, une
ihnen mit Gruͤnden anzuzeigen, was fie.zunt .
Wachschum ihrer Kenneniffe, zum Gebrauch fürs
Amt, und zum Nutzen für ihren Geift für Schrife -
ten aus dem ganzen Umfang ‚der theofogifhen _
Gelehrſamkeit nad) der. jegigen Sage berfelben, fich
fammien — oder mwenigftens gebrauchen fönnen,
um eine auserlefene Bibliothek, nicht von tobten
Raritäten, fondern von brauchbaren Schriften,
beyfammen zu haben. Wir haben in der Thal
noch "Fein Bud) von diefer Art; und es würde das
ber die Neuheit des Inhalts daffelbe.cinpfehlen,
wenn es auch nicht durch innre Güte, durch Ord⸗
nung und Methode und durch raubartsi I ’
| Ä zu eine -
}
\
/
ı
2
„04 D. 6. Niemepers Pred. Blbi. iu; 2°
feine Beltimmung die Empfehlung hätte, die wir
im verfpreehen koͤnnen.
In der Ordnung und Auswahl der Bücher liegt
dic Vorrefliche Noͤſſeltiſche Anweiſung zur
Kenntniß ber beften allgemeinen Bücher in allen
Theilen der Theologie zum Grunde: doch —F ſo
ſtrenge, daß nicht manche Buͤcher, die Hr. D
Noͤſſelt anfuͤhrte, weggelaſſen, manche, die er bee
daͤchtlich wegließ, weil fie entweder nur Predigern
nuͤtzlich find, eder fpecielle Materien abhandeln,
ee fi nd. Aber ba in ben Noͤſſeltiſchen
erfe, feiner Abficht nach, bloß Anzeigen von
Büchern vorfommen,, fo find bier auch Beſchrei⸗
"Hungen und Notizen von den Berfaffern, dem In⸗
halt und der Brauchbarfeit der angezeigten Schrife
ten; Urtheile und Schaͤtzungen, die der Wahrheit
ficht des Buches groſſentheils angemeffen’ find,
Einfoͤrmige Urtheile uͤber alle dergleichen Schrif⸗
ten laſſen ſich kaum erwarteri.und es duͤrfte weder
jemanden befremden noch Bern Werth des Buches
Eintrag hun, : wenn wir zuweilen Manche hier
aüfgeftellte Bücher nicht für fo wichtia halten, als
Hr. Niemeyer, vielleicht weil wir dem Namen der
Verfaſſer minder zutrauen, oder einen andern Ges
ſichts, Punft haben.
n der erſten Rlaffe uennt ber HR. Real⸗
Woͤtterbuͤcher und literariſche Huͤlfsmittel. Die
neue Encyklopaͤdie verdient hier, den erſten Piaf:
äber Denis Einleittig i in bie Bücherfunde, beſon⸗
hers im zweyten Theil, ift fehr entbehrlich, par
—*
| getreu, eine Folge eigner Kenntniß, und der Mb
theyiſch
4
D. G. Lriemeyers Pred. Bibl.rxu. a. Th. 703 u
theyiſch und unvollftändig — Unter. den Yours
nalen verdiente die Fleine theofogifche Bibliothek
Faum angeführt zu werden, wenigſtens if fie noch,
unter den theologifchen Bibliochefen, die einft von
Hr. D, Hirt und Hr. D. Froriep ausgegeben, |
und hier nicht (die Hirtifche neue er. und ereget,
Bibl. ©. 35. ift mehr theologiſch) genennt find.
Die Bücher, welche bey der Auslegung bee :
h. Schrift zu gebrauchen find, ſtehen im zwey⸗
ten Sach. — Ben den Einleitungen ins A. T.
würden wir bas feichte und mit jübifchen Grillen
überhäufte Buch Tarpzov. introd, in einer aus«
eriefenen Bibl. für Prediger gern vermiffen: denn
wir wiffen nicht, was man für unfere Zeiten wich⸗
tiges daraus lernen Fönnter Eichhorn und fürs
R. T. Michaelis, fo lange nichts beffers und
burchgedachters über das N. T. da iſt, vertreten
die Stelle aller andern — Unter ben Eregeten
ift faum einer von den neuern übergangen: m-⸗
deſſen verdienten bach vielleicht Luthers, Melanch⸗
thons, Zwingels, Calvins und einiger älteree -
Theologen Commentarien in einer Predigerbiblio⸗
thek um deßwillen vorzuͤglich Platz ‚wei fie zu⸗
N
gleich Anleitung zur prafeifchen Behandlung des,
Zertes geben, wozu bie neuern weniger geliefert
haben. — Unſern erften jugendlichen Verſuch ift
©. 257. zu viel Ehre wiederfahren, wenn er zwi⸗
fchen bie Opufcula eines Frommanns und Noͤſ⸗
felts gefegt wird: fo wie die eregetifchen Wer
ſuche von, C. ©. Lange füglicher unter ben Woͤr⸗
terbüchern angezeigt wären. |
Doͤderl. Bibl, 2.2, y. St. 9 Schrele
RZ
706 D. ©. Niemeyers Prod. Bibl.ıu.2. Th.
Schriften über die natürkiche Religion (auch bie
Sittenlehre der Vernunft) und uͤber die Wahrheit
des Ehriftenehums werben in das dritte. Sach
gefeßt ; wobey, fo ſchwer es auch ben der Menge und
Mannigfaltigkeit der hieher gehörigen Bücher ift,
eine ſehr gute Auswaͤhl gerröffen wird. Hier haben
auch die Bücher zur Padegonit einen ſeht ſchickll⸗
chen Platz gefunden. — Nur zwey Bemerkungen
wollen wir machen. Clarke's ©, 297. deutſch
angeführte Schrift vom Dafenn und Eigenfchafs
ten Gottes follte neben der Franzoͤſiſchen Ueberfes
.- Kung bie ©. 272. angeführt war, ‚genennt ſeyn:
und bey der Schriften über die Unſterblichkeit der
Seele hätten ohnfehlbär Sulzers Abhandlungen
genennt zu werben verdient.
Der Glaubens : und Sittenlehre beſtimmt ber
Hr. N. das vierte Jah, womit der zweyte
- Band änfänge. Mit groffern Rechte find dem Sy
. ftemen wenige Blätter, deſto mehr Fleiß aber ber
Anzeige der allgemeinern Schriften über Die popus
laͤre Theologie ‘oder den gemeinen Religionsunter⸗
richt ſowohl in Büchern für Erwachſene, als in
Katechiſmen für die Jugend, an denen wir fogrof«
ſen Üeberflug — und doch vielleicht noch Mans
ef! haben, gewidmet. Dogmatif und Polemik
fe das fünfte Fach, In welchem viele Sorgfalt
und Genauigkeit in der Beftimmung bes Merthes
der Bücher undinder Anzeige ber fpeciellen Schrif-
ken über einzelne Materien herrſcht. Aber gehör-
te nicht der fehr intereffante Anhang von Schriften,
- barinnen praftifche Irthuͤmer widerlegt werben,
u | en eigent-
—
D. G. Niemeyers Pred Bibl.nu. 2. Ch. 707.
eigentlich zum ſechſten Fach, das ſich mit der Sie. |
tenlehre und caſuiſtiſchen und Aſcetiſchen Schrife
ten beichäftigt, und fo ferne Moraliſche Spfteme
geſucht werden, leider! fehr arm iſt, niht.a
Schuld des Hr, R. fondern unfrer. Theologen,
welche die Moral Jehr wenig und fehr felten zweck⸗
mäßig bearbeiteten? Denn was Rambach und .
Moßheim und Baumgarten leiſteten, kann der
Prediger kaum brauchen‘, fo wenig ber Theolog
. es, als Morallehrer,nügenfann. _ Das afsetifche -
Fach ift deſte reicher, wiewwol unter Denifelben auch
Myſtiſche Mcher aufgenommen find, beren Ge⸗
brauch und Empfehlung viele Vorficht von Sei⸗
ten bes Prebigers erfordert, — Mit den Schrife
fen zur Kirchen.» und Religionsgeſchichte wird Bier
ſer Band befchloffen, welchem noch ein Dritter fole !
gen. wird, ber die Symbolik, die homilerifchen und
Paftoralfihriften in fich faſſen und bey diefer Eins
richtung ym ſo mehr mit. Beyfall und Verlangen
aufgenommen werden wird, je, mehr Zuverlaͤßig⸗
keit in Anzeigen und Urtheilen der V. durchaus
gezeigt hat, je mehr dem Prediger daran gelegen -
iſt, im Diefen Wiffenfchaften und Kenntniſſen ei
nen Freund und Rathgeber zu haben, welcher ihm J
die beſten Buͤcher nennt und empfiehlt, und je
kuͤrzer die Anzeige der praktiſchen Schriften in
dem dvortreflichen Noͤſſeltiſchen Werk, fine De |
fimmung nad, werden muſte. .
* " N
pa . VI.
dX
V
08°, Onbre theoleglſche Schriften.
ve
Andre theologiſhe Shriften.
; 3 Evangelü Mattlizei integritate inter.
polandonon corrupta, Caput. L. Praef.
D. Henr. Phil. Conr. Henke — difp. Audor
Joh. Otto Fhie[f, Famburgenli, Helmiiad
4 B. 4. 8
Die ganze Abbandimms, an welcher der Her
ſpondent, Hr. Thieß, der fich auch fonft fhon
ruͤhmlich und ehätig gezeigt bat, mehr, als bey
Difputatienen gewöhnlich iſt, Antheil hat, iſt ge
gen den anenymifchen Verfaſſer einer Abhand«
kung im Repertor. für bibf. und morgenl. LUtera⸗
ratur IX. Th. ©. 99. gerichtet, welcher mehr
mit Zuverlaͤßigkeit als mit Gründen und einer
furchtſamen Beſcheidenheit im Matthaͤus viele
Interpolationen gefunden zu haben, vorgiebt.
Es war noͤthig, die Waare eines ſolchen Ver
. fäufers zu prüfen — und vielleicht auch nicht
: undienlich,. feine Dreiftigkeie, mit welchen er
ſeine Rieterbeweiſe fuͤr baare Wa heit, Muth⸗
maſſungen für Gruͤnde, Moͤglichkelten für fact
verkauft, zu beſchaͤmen: aber deſto ruͤhmlicher,
daß es mit Veſcheidenheit und mit dem Ueber⸗
gewicht
f «e
Andre cheologiſche Schriften. | 106
gewicht von Wahrheit und Gelehrſamkeit geſchieht.
— Der erſte Grund, auf welchem ſich, der.
Vertheidiger ‚ber SYnterpofarinen im Matth.
beruft, ift bloß vonder Menge der Gloſſen und
Interpolationen bergenommen, welche fich une.
läugbar / und augenfcheinlih in vielen alten
Sahriftftellern befinden, . Man kann dies gerne
zugeſtehen, aber man muß doch auch einräus
men, daß man Merfmale babe, dieſe fremden:
Einfchiebfel zu entbecken, und beweifen müffe,
Daß ein Verfaſſer entweder gewiffe Worte und’
Perioden nicht habe fihreiben koͤnnen, ober wer
nigftens nicht wollen; daß und in welcher Ab⸗
ſicht Betruͤgershand das Original entftellt Habe
u. a. m. Solche Einfchiebfet, die man viel
feiht in Büchern, melche: feftner gelefen wor⸗
den, leichter wagen: fonnte, find in Schriften,
"bie häufiger gebraucht, gelefen und abgeſchrie⸗
ben worden, immer feltner und fihmerer: und
fchon Hieraus möchte der Verbacht, als ob Mate
thaͤus interpolirt waͤre, wenig begünftige were -
ben. Zum Ueberfluß geht ber V. noch: die
Exempel von —— buch, welche de
V. der Abhandlung anfuͤhrt z. E. beym Igna-
this, Joſephus, Longin u. a, mit denen es doch
zum Shell. aud) noch eine zweifelhafte Bewand-
niß hat, und bie am Ende ded, nichts weiter bes
mweifen, als was jedermann zugefteht, daß in
Die Altern. Schriftfteler zuweilen fremde Zufäße -
gekommen ſi find. — Aber es follen auch fonft im _
| 3 MT
9
713 Andre theologiſche Schriften.
frember Zufäge aus andern Evangelin. So
. weit geht für dießmal die Prüfung und Wider:
legung jener Abhandlung, die durch Bedadıt.
famfeit und Gründlichfeit des Wortrages, durch
Beſcheidenheit im Widerſpruch und Reinigkeit
der Sprache jeden Leſer in ihr Intereſſe ziehe,
Wir hoffen, daß wir den zweyten Theik, welcher
die einzelnen Beyſpiele von Interpolationen pruͤ⸗
fen wird, bald anzeigen koͤnnen.
2) Strasburg. Ob/ervationes criticas ad
oraculum Eſaianum Cop. EH, B-MLIIIHII
FR. ex antiquis maxime verfionibus. Por-
tionem primam — Praof, Phil. Fac. Mil
ir —. def, Ich, Heur. Bierle. Ärgentorati,
4B. 4
Durchaus findet man’ in biefen Höfervatis-
nen Spuren der “Belefenheit, des Machdenfens
‘sind bes richtigen und vorfichtigen Gebrauches
der alten Ueberfegungen zur Entdeckung und
DBeftätigung der Sefarten eber auch bes Sinnes
beym Propheten: altein eine’ zu groffe Yengfi-
lichkeit, jedem Wort abfichtliche Bedeutungen
beyzulegen, welche fich mit der feurigen Poeten⸗
ſprache nicht vertragen moͤchte, wird einzelnen
Erklaͤrungen nicht viel Beyfall verſchaffen —
3.83. die Worte 122, Xux, DIV ſollen eine
breufache Vergleichung ber Groͤſſe des Meßias
mit andern Perforen entalten, wehin Fr
r.
—
⸗ *
Andre thevlogiſche Schriften. ' 3
Ebr. 1,2 gezogen wird, ba bie Formel’ Inne
xwrngov, Ravroy das jus pfimogeniturae, wie _
es bey den Patriarchen war, und Fönigfiche, “pries
fterliche und prophetifche Würde i in fich faßte, anzei-
gen foll; die Worte di cu Tous wiavas ewomee,
(fehr gegen den ermeißlichen Gebraud) des Wor⸗
ces iscay) erklaͤrt werden: a quo antiquioris.reli-
gionis antiflites pendere, juflit ober, cui antiqui
orbis dodtores (diefe führen doch nie den Namen -
auwyes, auch Eph. 3, 9. 11. und Ebr. 11,3. nicht)
fubordinavitz und endlich erft der Vorzug des
Meßias vor Mofe erfi V. 3. angegeben wer«
den fol. — . Ueber das bunfle Wort np J
beſtaͤtigt er unſre Ueberſetzung, addictus ſibi red.
dot nationes mit neuen Gruͤnden aus dem Arabi⸗
ſchen, glaubt aber auch, daß man es vielleicht
von arm ableiten, und dann überfegen koͤnne:
ficuli illi infurrexerunt (Wonw, wie das Iatu-
pagen auch im N. T, fo viel als indignari, ferri
in aliquem .hedeutet) adverfus eum; ita cohtra _
gentes confluent ad eum. Zufegt wird eine ganz
anbre Abrheilung vorgefihlagen: |
om an 9
em op). Yop D1a%
amd bp? GL) Da
\
Dies behate wirklich einen neuen Weg zum Ver ·
ſand dieſer ſchwierigen Stelle: nur den moͤchten
2 ss... wir
%
<-
ma" Andee thedlöiſche Schriften.
wirnicht annehmen, wekber dem Hr. V. gefällt, .
daß 2 Ix0>> zu lberfegen wären; contorquebunt
fpicula, ‚Denn Dies wird niemand natuͤrlich und
feiche finden. Die Bortfegung haben wir zu er-
warten und fie wirb wenigftens bag Verdienſt
haben, welches ihr Verfaſſer ſich hier ſchon er
worben bat, mp viele neu? gutgemeinte Vorſchlaͤ⸗
ge, Prüfungen andrer Auslegungen, Deufungen
- der ‘alten Werfionen vorkommen, und noc) ein
vgröfferer, menn,, ‚mit Abfchneidung vieler Di,
greßionen, die eignen guten Erklärungen des
Hr. D. beflimmt. und deutlich vorgetragen
werdin. tn
2. Wittenberg. Bey Gelegenheit ber Pros
motion des dafigen Hr. Prof. Reinhard Hat
der Hr. D. Tittmann wieder zwey gelehrte
Syogrammen geſchrieben. Das erfte handelt
de diferimine theologiae et religianis in vier
Bögen und ſucht dieſen Unterfchigd, aus deffen
Vernachlaͤßigung fo viele Streitigkeiten und Miß⸗
Deutungen entftanden find, bis ihn Courayer, und
in den neuern Zeiten Semler und Ernefti fehrten,
genauer zu beſtimmen. Die Theglogie oder ſyſte⸗
matiſche und gelehrte Kenntniß der Religion hat
ihren Urfprung, ihre Geſtalt, ihre Bildung durch⸗
aus von Menſchen, und iſt alſo menſchliche Erſin⸗
dung und Wiſſenſchaft, wie Mathematif, Aſtro⸗
nomiie u. dgl. die Religion iſt goͤttlich, ihrem In⸗
halt und ihren Urſprung nach. Auch der un
—
Adre theologiſche Schriften. 715
fang von beyden iſt ſehr unterſchieden. Jene ver⸗ —
breitet ſich uͤber alles, was mit der Religion auch
nur in Verbindung ſtehe, Auslegung, Kritik,
Geſchichte, bearheitet die ſchon vorhandnen Mates
rialien, ſammlet neuen Stoff aus der Unterſu⸗
chung uͤber die verſchiednen Meinungen, aus der
Natur der Dinge, aus der Uebereinſtimmung der
Kirche, raiſonnirt, braucht beſtimmte Formeln,
und ſucht Erlaͤuterungen fuͤr die Religionswahr⸗
heiten: dieſe aber haͤlt ſich bloß an die h. Schrift
und ihre deutlichen Ausſpruͤche. Drittens iſt auch
die Erkenntnißquelle verſchieden. Der Theolog
ſitzt zwar auch an der Quelle der Bibel, aber weil
feine Kenntniß zugleich hiſtoriſch ſeyn muß, fo muß
er auch Coneilien, Symbolen, alte und neue Kira
chenlehrer Fennen, Wer aber Religion ftudirt,
bedarf dieſe Gewaͤhrsmaͤnner und die trüben Cas
naͤle yon fögenannten dogmatiſchen Commentarien
ad modunı Starkii nicht? er darf nur Bibel le⸗
fen, um einen Vorrath von Kenntniffen und Gen
finnungen daraus zu erhalten: und dann wird er
bey ſeiner biblifchen Religionskenntniß ben Doppele
ten Vortheil Haben, daß er. theils der Gefahr,
Dogmari® für Religion zu. ptebigen, entgeht,
theils ſelbſt die Jerthuͤmer, welche in der The
gie unvermeidlich find, weil fie menfchliche AUT |
fenfchaft iſt, leichter vermeider. — Inlibris do-
gmaticis - etiamnum vel maxime erratüry ‚hi
(libri facri) foli habent hoc juris, ut errent nun,
quam! O! möchte dieß allgemeiner Theologen»
Ä : glaube
—
27 Andre Bes Schein,
glaube werben! (Die dürfen wirnicht befürchten,
als ob bies Bibelleſen Hier, mit Abfonderun
andrer Kenrttniffe,. empfohlen würde Es If
Bibelftudium, was den Religionslehrer wor al⸗
len andern nöthig iſt, Lektüre, die aber die Kennt
niffe von Sprachen u. a. Hülfsmitteln der Ausl⸗
“gung vorausfegt,) Endlich unterſcheidet ſich Rp
und Theol. noch in der Methode, wie beyde gelehrt
und gelernt werden. Der Theolog fammlet Bu
griffe aus Der Bibel, macht Definitionen, . hebt
‚Ziveifel, widerlegt feharf und genau, nuͤtzt und ber
ſtimmt Kunftworte u ſ. f. — Der Religiensieh
rer bedarf feine Cicatign des Grundtertes, Fein
fpigfündigen Fragen, feine Prüfung der Contro⸗
vertän, wovon der glücklichere Pöbel nichts ver
ſteht, fondern die finpfe Wahrheit bes Evangelii
und die Sprache, denen fich Jeſus in feinen Ne
den bediente. — Wenn aud) dieß alles befannt
und leicht faßlich iſt, fo muß es doc) oft gefagt
werden und fo find doch die Folgerungen ‚ die der
Hr. D. hieraus herleitet, weder in der Theorie
noch in ber Prari von jedem, der jenen Unter
ſchied zugefteht und annimmt, noch beherzigt
worden; Die erfte ift, daß die Theologie gar
W underänberlich fey, fondern immer einer Refor⸗
ation bedürfe, Die andres daß es zwar fehr
loͤblich ſey, wenn man in den neuften Zeiten bie
Theologie recht populär macht, aber daß die
Vernachlaͤßigung, flüchtigere Bearbeitung oder
u gängige Verſchmaͤhung der gelehrtern Tweelen
LS
Andre tpeolsgifche Scheiften. 76” \
auf Feine Art gebilliget werden koͤnne. Kür bie |
Zärtlichfeit der jegigen. Genies, die alle Anſtren⸗
gung fiheuen, fürdie Gemaͤchlichkeit der Theologen,
Die in das groffe Feld der Geſchichte, der Kritik
and der Religionsmeinungen nicht einzubringen
$uft Haben, und filr die flüchtige Methode zu ſtu⸗
Biren und bald auf Univerfitäcen erpedirt zu feyn,
iſt die ſogenannte populäre Dogmatif freylich eis
ne allerliebfte Erfindung; der Kopf bleibt dabey fa
ruhig und gefchont; fie ift, weil die Wahrheit
des Evangelii fo einfach ift, zugleich fo Zeir fpa- .
rend, -und ben niebern Seelen, deren erftes und
letztes Ziel nur Dorfkanzel ift, foangemeffen, daß
wir uns gar nicht wundern, wenn ſie wie Zuderbry
verfchlungen wird. Freylich brauche der Pfarrer
nicht fo viel zu voiffen, als der Profeffor, der fonft
Theolog heift; er foll auch nicht fo fprechen, wie
Diefer: aber er will Doch einmal untee die Klaffe :
der Gelehrten gehören: und dann follce erfichs zue -
Schande rechnen, eine fogenannte Theologie hören
zu wollen, die er etwan fchon in der Dorffchule”
unter der Zahl der Bauerjungen bat hören
fönnen. — Nifi velimus — wir müffen ung
berfräftigen Worte des Hr. D. bedienen
— omnem fubtilitatem et doctrinam e3di-
fciplinis penitus profcribere atque eruditee =.
theologiae feveritatem et dignitatem in, xar=
nxrncews tenuitatern mutare, quod in huius
noflrae aetatis ignavia et levitate nullo modo
eft comimittendum. - Hoffentlich wird Dies die |
Gefin« |
. .
m Ma — —
| “ 118 Andre thevlegiſche Scheiſten
Geſinnuntz und bie Bermitung aller wahren Tess
Ä logen ſeyn!
Ber. Raum veſtattet nicht, daß wir
auch das zweyte Programma, welches de gloſſi⸗
N. T. aeflimandis et iudicandis handele, und
pen Gelehrten ſehr angenehm feyn wird, noch hin⸗
zufügen konnen. Wir verfparen daher die ges
nauere An v— deſſelben auf das naͤchſte Sit
unſrer Bi liochet
Cote des Il. ‚Sande neunten Stich. |
*
un! ze
© Soße hi Docerlein
5 außerlefene on
Tpeokogifche
Bil other, |
bdarinnen „=
von den wichtigſten theblogiſchen
in» und auslaͤndiſchen
Bügern und Söriften
Nutten mit u . i
Zweyter Band zehntes Stuck.
” 8 einzig,
veiege Ir Gottl. Imman . Breitkopf nin
x .
., y
"Zunpalt.
‚D Eirtenigre Jeſu des Sohn⸗ Gira , übe
fegt von Linde.
. M Ueber bie Lehre von der menſchlichen Freyhei
von Ehlers.
IN) Verſuch einer Kaleitung dur Sictenlehre für
jebermann.
‚W) De formula reformafionis ecclefiafticae ı
Carolo V. oblata, ed. Braudurger.
V) Noua bibliotheca hebraica H. F. Köcher.
vn Andre theofogifche Schriften,
!
änserlefene J
xbeoignwe Bibliothet.
Sittenlehre Jeſu des So
Sirach. Neu überfegt mit erläuternden
und kritiſchen Anmerkungen von J. W. Linde;
Herausgegeben und mit einer Abhandlung begleitet -. ° j
von Aug. Herm. Niemeyer, Prof.‘ — wu
Leipzig bey Ric, 1782: 6 Bog.
Nie Methode, Eittenfere in Derfforichen a
vorzutragen; über welche Hr. Prof. Nie.
meyer im Anhang. zudiefer Ueberfeging feine fcharfe .
finnigen Berrachtungen vorträgt, ift wenigftens die
früßefte, die wir fennen; denn wir trefien fie in
den älteften noch vorhandnen moraliſchen Schtife
den der Juden im Salomo und im Jeſus Sirach
en: allein wenn von der Wichtigkeit einer Webers '.
ſetzung diefer Bücher die Rebe ift,. fo muß vor ala.
len die Frage entfchieden werden, ob biefe Metho⸗
de euch noch für unfte Zeiten anwendbar amd von \ \
Da, DibhaD. 10,6%, 34 cheil ·
arg
S v
722, Jeſus Sirach, neu uͤberſetzt von Einde..
theilhaft ſey? Man kam fie, ‚aller Unbequemlich⸗
keit beym Gebrauch der Sittenfprüd)e ungeachtet,
. Doch nicht anders als bejahen.” "Sie mögen frey⸗
lich nicht Überafl die Prüfung der Schulphiloſo⸗
phie, welche Präcifion, Beſtimmtheit und Orb.
‚nung fordert, ausdauren: allein als Philofophie
fürs Leben, als Nefultate von. Bemerfängen und
- + Erfahrungen weiſer Beobachter der Menfchen und
- der Sitten; ale Säge, bie fi) ganz leicht und
nach den gewähnlichen Beobachtungen dem Men
ſchen als wahr legitimiren, haben fie nicht blos in |
der Kindheit der Welt bey Juden und andern Na⸗
tionen, ſondern noch jetzt bey der ‚Erziehung der
. Menfchen zur Religion und zur $ebensflugheit ihre
:. großen Vortheile. Durch die Kürze werden fie
dem Gedaͤchtniſſe behaltbar, wirken. fehnell als
Wiacheſprache wenn Kaifonnement behutfamer,
aber auch langſamer wirkt, ruͤhren durch ihren
Nachdruck, werden dem gemeinen Menfchenver
ftand faßlich und gewinnen felbft durch, Einklei.
dung, bald indem fie an fürnliche Erfahrungen des
- gemeinen Lebens moralifche Wahrheiten anhängen,
bald indem fie durch das Raͤthſelhafte und Geheim⸗
nißpolle die Aufmerffamkeit reizen. Dieß find bie
Tugenden diefer Methode, welche durch die. Unbe⸗
quemlichkeit, die von der Dunkelheit einzelner Saͤ⸗
ge, von ber Unbeſtimmtheit der Regeln, von ben
Einmifchungen von manchen Teiviaffentenzen, Vom
Mangel an Zufammenbang und von der Unvoll
ſtaͤndigkeit der Sittenlehre, wenn fie blos hieraus
gelernt werben (oll, zu fürchten iſt, kaum überwes
TE gen
⸗4
Sl Shtachem neü bie von Ende 793 u
gen weiden. Denn nur wenige fi fi nd dunkel Sue
befttimte koͤnnen durch muͤndtiche Erläuterungen
gegen allen Mißverſtand geſichert werden (und
welche moraliſche Maxime fann im’ ihrer ganzen
Allgemeinheit gelten?) Teivlalfentengen ſind nicht
eben umuͤtz; Zuſammenhang von moraliſchen An-·
weifungen gerade beym Volksunterricht, wo die
Koͤpfe nicht ſyſtematiſch denken, überflüßig und
Unvollſtaͤndigkeit nur ſodann fehlerhaft, werm man
"Daraus die ganze Moral fernen wollte, Dieſe Da -
trachtungen/ welche Hr: Riemeyer ausfuͤhrlicher
eroͤrtert hat, legitimiren die Gewohnheit, ag noch
jetzt Salomo und Sirach zum chriſtlichen Wolfe: .
gebrauch zu widmen und zu empfehlen wiewohi
Fehon der wirkliche Nutzen, den ihre Lektuͤre ſicht⸗
barlich ſtifftet, fie dazu legitimirt; dieſe rechtferti⸗
gen zugleich den Verfuch auch Sirachs Anweiſun⸗
* in einer neuen Ueberſetzung genfeinnüßiger zu ..
machen. Denn wie wir fie voh eh haln, der
ſich hier meift an die Tateinifche Verſion hiefe, iſt fie .
in vielen Stellen unrichtig, zweydeutig und fehler
Haft. Allein eine Berfion diefes Buches iſt wirk⸗
Iich- kein fo leichtes Unternehmen, mie die Uebe .
fegungsfabrifanten, die auf einem Sitz ganze Bo-
gen für die Preſſen fehreiben und liefern konnen,
ſich einbilden moͤchten. Ueberhaupt wird es, da
wir beym Sirach Ueberſetzung einer Ueberſetzung
geben muͤſſen, gar nicht moͤglich ſeyn, den Sinn
des Originals uͤberall zu treffen; denn der liebe
Enkel hat feines Großvaters Senteuzen vielleicht
ſelbſt nicht allemal verſtanden oder wenigſtens in
332 — ber
.
_ » or
7 Se, Sieach/ um uͤberſetzt van Linde,
20 der geicchifehen Sprache die Ausdruͤcke oft fo übel
| - gewählt, daß wir kaum mehr auf ben Ausdruck und
alſo auch nicht auf den Sinn des Originals rathen
-£önnen, Zudem if. der jetzige Text noch fo we⸗
nig kritiſch berichtigt, don Einfchiehfeln, Gloſſen,
. Interpretationen und Verſetzungen gereinigt, und
Me Hälfsmistel, die wehre Ordnung der Sen-
- tenzen amd die-ächte Leſart der Worte zu entbedfer.,
zuſammengeſtellt und genügt, daß his jegt einem
. Meberfeger fchon bie Kritif oft in Verlegenheit und
Ungewißheit ſetzen muß Endlih wimmelt das
Buch ſo fehr von Kebraifmen, daß dit allerge-
| naueſte Kemtniß. der dictionis hebraeo- graecae
> > Dazu gehört, nur einen wahrſcheinlichen Sinn zu
7. finden -' Die übrigen Schwierigfeiten, Seiten
zen .in einer angemeffenen Kürze und in einer koͤr⸗
nigen Sprache auszudruͤcken, wollen-wir gar nicht
beruͤhren. Bey dieſen Hinderniſſen wird der Hr.
Uinde, gpeffen Fleiß wir die angezeigte Ueberſetzung
zu verbanfen haben, da defto mehr $ob verdienen,
0 er fie.überndand, und da, mo er etwan die aͤch⸗
“te Sefart ober den richtigen Sinn verfehlte, ober zu
ſchwach und. zu matt ausdruͤckte, deſto leichter
Entſchuldigung finden. Wir ſelbſt wollen ſowohl
"yon feiner Kritif, als auch von feiner Art zu uͤber⸗
ſetzen nun einige Proben geben; denn bie beygefüg-
=..." sen erläuternden Anmerfungen, darinnen bald der
_ ıverborgnere Innhalt des Sittenſpruchs entwickelt,
- bald defjen Einfchränfung hinzugeſetzt, bald auch
_ ein freyes Urtheil über das fehlerhafte darinnen,
* .. gamalıwo der Iſraelite mehr als der Menſch pr
ur 0 gefällt
L ° .
’ - - N .
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TG - .1.
v ' . "
ß \ J 23
.s
. ED VE e— ı tn b |
Jeſus Sirach, neu uͤberfetzi von Ende 7eg- -
gefaͤllt wird, haben. ihren fichern und untadelhaf-
ten Werth, und jene Proben geben uns vielelhe -
Gelegenheit, zuweilen eine beffere Weberfegung vor« - , t
Fr Si EEE
"AR 3, 2, lautet weit richtiger hier: Bottyab
dem Vater Serrfchaft(dofxee) über feine” " ..
Rinder undder Mutter Wacht (neiow)Ubee —
ihre Söhrie. V. 6 fehlt ein Hemiftich, das die
Parallele fordert:imd einige Ausgaben Hinzufeßen.
3. E. die Höfchelifihe, & Doßanwer ro wa : '
Fıunres mare. V. 16. ſinde ich uͤberſetzt; Dein .
Miteiden (2nuoouvn. gewoͤhnlichet: Gutthaͤ⸗ a
tigkeit,) mit deinem Vater ſoll nicht vergeſ·
in werden: und ſtatt der Strafe fuͤr deieien
Suͤnden wirft du Belohnung finden. Wir
fönnen dieß, wenn nicht etwan das ZAenuodun
aus dem erſtern Hemiſtich hieher gezogen und mie: - :
der dunfen RA meosavemodeangnceras auwer-. : °-
bunden wird, in dem hebräffthen ober griechifcher F
Worten nicht finden. V. 28. iſt zwat ganz rich
fig bemerkt, daß’ o «ugios eine’ Stoffe iſt und derr
Vers heiſſen muͤſſe: 6 urraohdous xagıras M-
— na EV Kong ETW
æurou renoe smeryuo: allein bie Ueberſetzung
ſcheint mir nicht fehr richtig: Er, der Mohl⸗
thun verglic, denkt in der Zukunft an dich,
"und in der Noth wirſt du Unterſtuͤtzung find‘
den. * Hiernach wären bie erften Worte uvram, .
Xeserroos eine Periphrafe von Gott: und (end .- - -
—— Zeugen) evenceis zu leſen. Mich vuͤnke
hebriſchen ſtund and Sap nobound mat ©.
re Hrsg
*
\
4
—
nd
F
as. Jeſus Girach, nen uͤberſet don Linde.
en Ehmte-die Worte mie den andern Ueberſetzern füg«
Sicher von einem menfhlichen Wohlrhäter verfie-
ben; Wer gutes erweifet, deffen wird zuletzt
gedacht, (oben hieß es oun dmmAndnoeres, und
Andenken ift Belohnung:) wenn er ſtuͤrzt, fo
findet er eine Stüge, im Unfall Rettung.
K. 4, 6. ſcheint mir rung rns.\yuxgns kaum
Krbitterung zu. ſeyn, die Fluch erpreßt: denn
einen ſolchen Fluch wird Gott nie.erhören,. fonbern
"wm 0,. Wehmuth, Traurigkeit, wie Hiob,
ale ob eine Luͤcke mare: Thue aus Gefaͤlligkeit
nichts zu deinen Schaden und ſcheue nie⸗
mand dir zum Ungluͤck. In der Stunde
der Rettung laß die Zunge frey ſeyn. Es
‚fehle ein Hemiſtich, das die Vuig. der-Syrer und
auch einige griechiſche Ausgahen z. E, Hoͤſchel
nach den angeführten Worten ergänzen: xas un
zonbas Tav aopıcv aov (ss ud.) Wir zwei-
fein auch, ob der Sinn überall gut getroffen iſt.
Wielleicht hieße es beſſer: Sey nicht fo ebrers.
hietig (Adufaren zeoowzen,.reuereri) daß dit
Darüber inLebensgetahr kommeſt (xera rns
Juxas ‚sev, contra · vitam tuam. und f6 ‚nehmen
wir es ud) V. 20. Opando.de vita tua agitur,
ne erubelcas — Ehrfurcht ift unzeitig, wenn. wir
darüber das Seben verlieren). ynd ſcheue nie«
mand dir zum Ungluͤck. Wemn es auf Ret⸗
tung aubommt, ſo ſchweige nicht und ſey
mit deiner Weisheit nicht zuruͤckbaltend. —
GE . . : ol er
a
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Jeſus Sitah hen überfet don Ende. > 727.
ner Zunge nicht ſchnell: nicht langſam Be on‘
laͤßig in deinen Sandlungen. Die Worte:
vodsos und m&gduevos werden. ſo gewöhnlich in“
ſchlimmer Bedeutung genommen, daß id} nicht
wagte, fit bier im guten Sinn zu nehmen; fen
langſam und beöachtfam, zumal da diefer Sinn
eher das aA als das xau fordern würde.
Sehr richtig wird. der Schluß K. 5, ıs. mit -
dem V. 1. K. 6. verbunden und die fehlerhafte As
theilung , die den Sinn ftört, verbeffere: Achte‘ -
nichts geringe, es fey klein oder groß, und -
werde nicht aus einem Sreund ein_Seind:
denn Scham ımd Schande trägt der voll?
liche Srevler, der Doppelsüngler, davon — —
Er meynt, der Sinn der erſten Sentenz ſey die⸗ J
fer: man muͤſſe bey der Freundſchaft auch kleine
Fehler nicht verrachen, welches fich in die Beſchrei⸗
bung bes dryAuseou wohl ſchickt: eben daher moch ·
te auch das Folgende dvrs Brrou en Ywou Budgose e
fo zu verftehen ſeyn; und unter der Geſtalt des
Sreundes werde nie‘ Feind. — K. 6, 2. klingt
dns Gleichniß, ba un —** os raupos iur :
%n aov, daß du nicht beraubet werdeſt, wie ein
Ochs, allerdings fehr unſchicklich. Nach der
Meynung des Hrn. Linde iſt raboer bas Ceblrge ,
Taurus, das ·im Soninier von den Heerden ab 7. ,
geweidet wird. Allein warum ſollte ein fo aus⸗
handiſches Bil geiwägtt werden, da es fo viel eins
heimifche Berge gab? Nach ımfrer Vermuthung
müßte entweder &yeos geleſen werden das ſich zum
Pa ir wohl ſchicktn oder wie mies waßt«
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ſcheinlicher iſt her: eberfeher fand Hor Sn» ja
wos, daß dein. Blüd dir nicht nern
werde, das beißt, wie V. 3. es erflärte, daß du
nicht deine. Blätter verzehreſt, deine Fruͤchte ver.
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llereſt und wie ein bürrer Stamm übrig bfeibeff,
"sberz- ohne Merapher,. bich ganz zu Grunde rich
teſt: aber, dieſe erſte Leſart veränderte er in w>_
os Tougos und trug, ſo gut er Fonnge, einen Sinn
hinein. Wir finden diefen Fall noch öfters. Dann
wäre aud) wohl V. 3. naraßeryeron nicht zu än
N Bern. nötbig. —
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Unnmoͤglich kann K. 7, T2, unde DiAa Te opaıcy
“woran die richtige Leſart ſeyn, ob fie gleich auch in
+ ber Vulg. und im Snrer fieht. Grotius liefet
aanmrox. Nr. Linde meynt, vvopev ſey bequemer,
‚wenn ſichs nur einigerinaßen-beweifen ließ. Ich
‚wäre geneigten uarasov zit leſen, Das tmenigftens
die Parallele Veubs für fich hat. — V. 18. ift
4* das Wort ade Dapor in der gemöhnlichen Bedeu⸗
tung ſehr anſtoͤßig und dem Parallelausdruck, Gold
aus Ophir, gas nicht angemeffen.. - Daher haben
andre die Leſart da Daeey um fo mehr: vorgezogen,
weil fie außer den Zeugniſſen von H indfchriften
auch den Comtext für ſich hat: Gagen alles Vor⸗
. 3ugliche , ‚.gder. gegen alles Intereſſer Vertau⸗
ſche deinon Freund nicht, nice Bruderlie⸗
be fuͤr Ophiritiſches (Hold, Hrolinde ımeynt,
. wdiPogey ſer ein - Idiotiſmeis Dam; Ueberſetzers
und bebeute ein amverglerhlich Gut; vergl. K.
uch md 40,5. Allein in beyden Geellen iſt Doch
Salact. oder. Die Beentung groeifelpaft und mir.
MET 7 ee Eee." 2
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efus Sirach/ neu überfeht von Linde. Tag
möchten daher derne —* für beſſer halteũ.
Der Syrer hat dafuͤr ein ſehr gutes Wort: Mam⸗
mon. — V. 24. uͤberſetzt der Verf. Haft dus
Todter fo ſorge fuͤr ihren Boͤrper und laß
nie unbedachtſame Srende uͤber fie blicken,
faſt paraphraſtiſch. Luther ſcheint doch kraͤftiger
gefagf zu haben: bewahre ihren Leib und verwoͤhne
fie nicht: Mn irueev To Feosamon bebeutet die
Aengſtlichkeic, womit ein Water feine Töchter art
ſehen und bewachen muß, wie Heiterkeit des. Ge⸗
ſichts Bild don Sorglofigfeit ift. Bewache fie,
ſagt der Moraliſt, und betrachte ſie nie ohne
Aengſtlichkeit und Unruhe. Ben V. 26. ver⸗
miſſen wird die letztere Helfte des. Verſes, welche
Die Vulg. ber: Sprer und verſchiedene griechiſche
A
Ausgaben haben: wurouuery dr un endös En Toy. . -
Auch Luther drückt fie, opwohl nicht genau, aus:
Bertraue der Zeindfeligen nicht. Doch noch ner;
Fon,
niger wäre bie Ueberfegung des. Verf. in ben Feitiz
ſchen Anmerfungen ‚richtig: und ergieb dich
nicht ihrer Feindin. Denn purouuern iſt die
Frau, welche der Mann, der mehrere Weiber. hat⸗
te, in der Siebe andern nachfeßte. ‚Eine -foldye in.
Ungnabe gefaline Frau fol br Mann nie wieben 7”
annehmen, fi Spr. Sal. 30,23. . .
K. 9, 2. bleibt wahrſcheinlich um das vw *
Kir. gu: bie urfprüngliche Eſart, und wenn auch
einige Handſchriften sv iguv aoufefen möchten,
iſt es pbl Vermiſchung mit ber letzten Heiffte des,
WVerſes. Allein eben dieß letztere Hemiſtichium,
in yosa, og p ia⸗ Tm bon ou wagte ich niche
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730 Zeus Girach, neu uͤberſetzt von Linde,
zij vertiren, wie der Verf. daß fie ſich deiner
Macht nicht widerſetze. Weit nutuͤrlicher:
Ueberlaß dich nicht der Frau, daß fie ſich
deiner Macht bemaͤchtige, uͤber dich Herr wer⸗
‚be, wie ſchon Luther erkennt. — V. 5. vermiſſe
ich den Beweiß, daß dmırıpın rogYevov Reize
find: der Syrer :fiheint es, dem Gebrauch, auch
beiym Sirach K. 8, 6. gemäßer, von ber Geidſtra⸗
7. fefür den Raub der Jungfrauſchaſt verfianden zu
haben. , .. ! en
Sehr fichtbar hat. K. 10, 7. fgg. durch Verſe⸗
‚Hung, Interpolation ober vielleicht auch durch Ver⸗
fetzlung des Sinnes im Original gelitten. Was
unſer Verf. für aͤcht im Tert haͤlt, kann man aus
ſeiner Ueberſetzung ſehen: Was erhebt ſich
doch die Erde und der Staub? Noch bey
feinem, Leben wird ſein Innerſtes wegge⸗
worfen, (oft wirb.der menſchliche Körper ben
. Sebzeiten verftänmmelt): Die Krankheit währt
lange; der Arzt verzieht die Miene (exo-
‚ ru?) Heute König, morgen tob. Es hat
hier zwar Feine Bedenklichkeit, das Wort Edönhar
. “amperfonalicer zu nehmen; allein die Hauptſchwie.
tigkeit finde ich. im Zufammenhang der Säge un-
ter einander, und in ben Bedeutungen der Wor⸗
1. Was foll dech die Formel, fein: Innerſtes
wird-weggeworfen, bedeuten? Und: Täßs ſich
ohne den äußerfien Zwang, Te. Erroddsan aurrou
auf ya und omrodos zuruͤckeziehen? Wir fönnen
freylich auch nichts anders als Vermuthungen ges
ben: inbeffen uͤberlaſſen wir fie zur Prüfung, Zu
⸗
Gi. erſt
43 .
. € , 2.
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geſun Sof; neu überfept von. Une Ta
erſt ſcheint es uns rathſam, um ein beheliches Sub
jekt zu befommen, ‚auf welches ſich die Praedicata- -
beziehen , die zwey Zufäge in .einigen griethlichen .
Abfchriften, und der lateinifchen Verfion, die kaum -
das Gipräge von Gloſſen haben, in den Tert aufe
zunehmen.- Wäre die $efart oder bie Ueberſetzung
aͤcht und unzweifelhaft, ſo wuͤtden wir. aͤberſetzen:
Mas hebt ſich Erd und. Staub?
Nichts iſt shörichter als der Habluͤchtige.
Er macht fein Beben ſtlaviſch;
Zehrt Lebenslang fein Innres ab. Ä
Langdaurende Geſchwuͤre ſchneidet ber Air.
Heute Rönig!: Morgen todt!
Wir muͤſſen dann seonbe für zeenbev und Kor |
wie ber fat, und Gr. -flatt exomres Iefen: allein Eu
wir geſtehen fren, daß ung das erftere Wort, wo⸗
für andre Sees mögen-gelefen haben, ſehr zwei ⸗
felhaft iſt, und daß wir noch weniger ſehen, "wog |
bas pangev dieemanuos neirres lur gos bafteht.
Vlelleicht hat der Enkel die Worte Jeſus Sirachs
falſch gelefen und verflaiden: vielleicht lautete bee
erfiere Sag im Drigmal Yon aa ſo
lang er lebt, ift fein Innres niedergeſchia⸗ J
en: und berfeßtere : Max aaa son 4 — erwogen
ummer, ohne Vlachlaß;— immer has —
Schickſal des Geizigen — aber er laß non >
und brachte diefen,. wie es feheint, abſichtsloſen Ben
land. heraus. — V. 13, mwiderfpricht: Hr. finde:
F
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dem Grotius, der mutebrfaseris Batieyanyoes über:
Fr mirgnda immittit mals, und: Al das grie⸗
⁊ \ chi ſcha n
Be . on \
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og . ..
op gef Sirach, nen ei übern Ende,
chiſche für fehlerhaft. Ins fommtes nicht fo vor,
2 amd der Sinn ſowohl als die Aechtheit des Aus⸗
-druds erhellet aus 5 Moſ. 28, 59. wo die LXXx
das Proo rusi dehori überfeßen? ruendoface ras
_ MAnyas oov. Das doædruͤckt alles außerordent⸗
liche im Gluͤck oder Ungluͤck aus.
K. 1, 27. bleibt der Sinn dunkel, weil die St
ge nicht paraflel lauten:
- 27. Eine böfe Stunde macht die Wonne vergeffen ;
Im Tode werden des Menſthen Handlungen auf⸗
gedeckt.
28. Vor dem Tode preiſe nlemand gluͤcklich;
Durch ſeine Kinder wird ein Mann erkannt.
| Doher ſcheint V. 27. dem Hr. verbaͤchtig, und
als Stoffe zu ®. 25. und: :96, ‘(weicher eher einer
| Stoffe aͤhnlich fieht) zu gehören. Wir hofften, daß
‚bey einer geringen Verſetzung der Sricen viele
| Bevenflichfei wegfallen werde...
, len, Einer Stunde raubt Erinnerung der ge⸗
noſſenen Freude;
Vor dem Tod preiſe niemand gluͤcklich.
Der Erfolgentdeckt die Handlungen des Menſchen;
‚And ze die Nagpkommenſchaft ſernt den Manu
kennen.
4. 12 g. kamm zwar der Sinn niche verkonnt
werben, ben alle Ausleger · in den Worten fiiden:
nicht im Giuͤck laͤßri ſich der Freund erken⸗
nen: allein vis aͤchte Leſart unter fo vielen Barieti-
ten der — Fi doch noch wire
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- Abe Shoß,n nen: PEN Bio B3
au from. Die gerößnliche iſt Indnßageran weh
he Hr. Linde für-einen Schreibfehler, wie die
übrigen,. nßtniegrus tmmwügreras (ud)
erßAndnorrin). für Bloffen haͤlt. Er meynt, -
follge InemIupsrag-heiflen, wie Pf. 51, 4. allein -
gerade jene fehtpere Leſart fheint.Die-ächtere zu ſeyn,
und wir behielten, fie bey, weil aud) fonft bie LAX
DaB Rp bu an uͤberſetzen. F
R,16, 36. geſteht der Verf. daß er die Wen
ter, Goit trennte (desmı) bey ihre. Schu.
pꝓfuꝝn ææo KOANTERS 7Tcov ey. ARTE), ihrer
heile, nicht ganz verſtehe und fragt, obwohl wide
andas Chaos gedacht ſeyn möchte? Wir ‚möchten
dieß nicht bejahen; denn dneseden iſt im hebt.
haar und, worauf nun der Dichter wieß, iſt aus
1B. Mof. 1. wo dieß Wort fo aft ſteht, klar —
Dagegen ift ung das Wort emesraray V, 26. an -
ſtoͤßig: Die goͤttlichen Worteöizften nicht?‘ ohne
Zweifel iſt ezeyeaay zu leſen. or.
. Die Worte K. 19, 5. bedürfen einer großen Ber u
beſſerung und werden ohne biefelbe allezeit dunkel
bleiben, Hr. Luͤberſeßt: wer Sreude ins Her⸗
zen empfindet, wird verurtheilt werden:
wer aber Schwatzhaftigkeit haſſet, begeht
weniger Suͤnde. Dieß iſt ſteylich unverſtaͤnd.
lich und unbeftimmt: allein ein weit beſſerer Sint
kommt heraus, wert man nad). Maligabe ber -
Handſchriften und Ueberfegungen eine Verſetzung
ber. Worte —R und ar annimmt und /ieſet;
Ö UPeawoneVes Kan, NT yvonseroy; way
Wer Aaden, murxor ur Kugde, Das pr
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34 Feſus. Cheat, nei überfeit von Linde
an Aacrscen halte ich wieder für falſche Ueberfe
$ung,- wo im Original Ya7 Ayw, o deureeav Acs-
. Aucsv ſtund und-maW mit verwechſelt wurde.
Der Sinn waͤre: Der Sreude an. Bosheit (an
boshaften Nachreden) hat; gerkkh in Ungluͤck:
Wer Sagen nach redet, iſt
einfoaͤltig.
K.20, 20. 21. hat Hr. 8. beydesmal die ger
woͤhnliche $efart verlaffen, und im erſtern Vers mit
Ver Vulg. Das 8 vor xaravuynoerar ausgelaffen,
tm anbern aber dmeimlens Freosozou ſtatt ano
#Deoves seoc. geleſen. Daraus entſteht nim bie
Weberfegung: mancher wird durch Armurb
von der Sünde abgehalten, aber Wohlha⸗
-
-
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. .benbeit reizt ihn. dazu: mäncher läßt fein
Leben um der Schande willen und verliere
es aus thoͤrichter Menſchenfurcht. Auch die
kritiſchen Gruͤnde abgerechnet, zweifle ich, ob xu-
rævuocetdoꝶ jeheiſt, zur Sünde gereist wer⸗
den. Der letztere Vers, wo der Syrer nennVeas.
weocwzou lieſet, ſcheint mir ceher den Sinn zu ha⸗
‚ben: Der eine verliert fein Leben aus
Schaam, und ˖ der andre aus Stolz: und
in ähnlicher Parallele auch V. 20. Dereine wird
durch Mangel von der Sünde abgehalten;
der andre begeht im Wohlſtand nichts/ das
ihn gereuen kann. °
Eiroag Dunkel lauter K. 21, 7. Der Lautre⸗
Dende (Trozende) wird von weitem gehört,
der Derftändige ſieht aber feinen Sal. Gro-
tius ſcheint doch den Sin beffer gefehen zu haben:
veroc
1)
Wet berühmt, (Yrwsss) iſt der Beredte (d-
—*
R f . —6
mi
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Zeſus Sitach ne uͤbetſeht von Linde 735
vros· iv Yansay): Der Verſtaͤndige weiß
Doch; wenn jener fehle. Einſicht und VWer⸗
Fand iſt mehrals. Beredſamkeit: denn jene be⸗
merkt die Fehler an dieſer. Dagegen bat die At
nahme der Leſart es Xu V. 8. Biel Empfeh⸗
lung., Luther hat ſchon ihre Richtigkrie gefühlt,
Ungemein gut und merkwuͤtdig waͤre die. Sentenz
B.37. Wenn der Gottloſe dem Teufel flucht,
ſo flucht er ſich ſelbſt, gegen die alte Daͤmo⸗
nologie, die alle Suͤnde dem Teufel aufehrich |
Doch gäbe auch Surßers: Berfion e einen ſchoͤnen und
paſſenden Sinn.
K. 24, Srtobt. die Weisheit ihre Vorzüge un.
fagt: . Yugov.sgreweu ExnunAcires:uevn, 'woy 8v Page
—X > WERE BONN nach tes Verf. Ueberſe⸗
Kung: Ich: allein begränze den Creyß des
Himmels und wandte im tiefen Meer md
feinen Wellen. KuxAcvv ‚möchte wohl hier. das
hebr. 230 und mitreermusren pnrallel fenn: Ich
durchziehe den ganzen Bezirk des Himmels
und wandle über den Ocean, wörunter wahr
ſcheinlich der Dichter. die Wolken verftehe, die bep
.. den Hebraͤern fo oft DIN, aud) maI rn. ge
sumnt werben, ſonderlich Sp. Sal. 8, 27. fa. ®:
a3. verbeflest der Verf. wie ſchon beym Höfchel
verſchiedene Handſchriften haben, ganz richtig -.
eryıaraıs in.e9 eyyaddı, und WB. 25. erinnerter,
daß der griechifche Ueberſetzer falſch > ſtatt
N gelefen habe. Ein ſichtbar Beyſpiel, wie
noͤchig es fen, daß ein Ausleget diefes Buches die,
Monte bes hebr. Ariginale zu emathen face: rn
Kes,
—
2
v ° u
. ® . A
236 geſu Erag nen ber von: 1 Binde,
K. 25, 18. entſtehzt aus dem Wert auuems
| . ‚große Dunkelßeit: Der Mann einer böfen Sren Scan
feufst, wenn er fie höre, fchwer auf. Wer.
Diente hier nicht die Leſart andter Handſchriften von
gezogen zu werben, DIE axscıas imuitus für ars-
Ex feßen und bie Beyſtimmung bes Gurers ha⸗
ben: Er ſeußſzt zu einer deit, wo er ſich Freu⸗
de zu machen woͤnſcht.
8.26, 5. entſteht wirklich Verwirrung, wenn
man mit einigen Auslegern zeecazu mit
verbindet: es iſt auch nicht nöthig, "denn Terwg-
Toy Aescamev ift res quarta: allein darinnen fcheine
ans der Berf.. nicht richtig geuug gehandelt zu has
ben, daß er - überfegt, und wegen des vierten
berg idy: der Paralleliſmus fordert: Das vierre
Ä fürchte ih. So hahen bie Alten überfebt; ‚nicht
. 048 ob fie eo Bad gelefen härten, dieß fieht einer
Ecrklaͤrung zu febt Abulich, fondern weil fie viel.
leicht ‚edeidoy fanden: —— . Gegen das Ende bie -
ges Kapitels flehen - in. pen Handſchriften emnige
- !
Sengenzen, beren. Aechtheit diele Wahrfcheinlich-
keit bat: allein der Verf. ſcheint ſich zu nohe und
NNrenge an die roͤmiſche Ausgabe gehalten zu haben.
K. 29, 26. 27. verliert fid) fat ber Sinn, da
ber. Verf. mgoxos durch Gaſt überlege: Gaſt,
mach dich aus dem Haufe, bereite Dir einen
Liſch, und. wenn du Vorrath haft, fo fpeis
fe mich. Entferne dich, Jüngling, vor
dem Vornehmern, mein Freund iſt bey wir
eingekehrt: ich brauche das Haus. Wo ich
nicht irre, J redet die Senurz von den Unbe⸗
Auem⸗
( ’
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A 2
FVP De BE Zu j
Zeſus Sirach, neu überfegt don Linde. 737
quemlichkeiten , denen die mocgomen, ausgeſeſ⸗
ſene, Sauegenoffen, nicht Säfte, ausgeſezt
find, vergl. B. 24. Davon die eine ft, daß fie
der Beſitzer des Hauſes bey alten Gelegenheiten .
misbraucht: Geb, fagt er das einemal,. förge
für den Tiſch, und gieb mir ber, was du
haft: die andre, daß ſie der Gefahr, wieder ver-
trieben zu werden, ausgefeßt find: Siehe aus, -
ſagt er das andremal, mache einem Vorneh⸗
mern Platz: mein Bruder kommt; ich brau⸗
che das Haus. *
Für den Kritiker iſt 8 31, 2. eine here
Stelle, da ber gewöhnliche Text verworren und
die Verſionen fo abweichend find. Der Verf. ziehe
bas germöhnliche, megiuvod a ygbvics —XXX
(Grabe vermuthet ohne Noth dnwInsei): yusa-
ypov neu pgwsnp Bosgu Envmber (nicht wie an-
dre äxvnnbeu) urvov (andre vrvos) durchaus vor -
und vertirt: Wachende Sorge: fodert den
Schlaf: ab, und wect vom Schlaf; wie.
eine Wwere Krankheit. Im erſtern Sum ent⸗
ſteht eine ſehr auffallende Tautologie, und im letz⸗
‚tern wird die Wergleichungspartikel ſehr willkuͤhr⸗
lich eingeſchoben. Uns fommt dag uegsivo: a ygu-
orvıcos ſchon verbächtig vor; denn ſowohl der Satei-
ner, der cogifatus praefcientiae, als ber Syrer,
der cufa alimenti überfeßt, muͤſſen, anbers gele⸗
‘fen haben. Argwsyucx, hebraiſch on wird ‘von
jeder Krankheit, auc) des Geiftes, gebraucht, und.
daher möchte nicht nöthig feyn, das wie in den
Text einzuſchiehen. Sorgen und Kummer rau⸗
Doͤderl. Bibl. 2.8. 1o. St. Aaa ben
/
yes, fonft fympofiarcha. -
138 Jeſus Sirach, neu uͤberſett von Linde.
ben den Schlaf ‚ bleibt immer ber Hauptgedanke.
Auch V. 3. 4. ſcheint unsder Sinn nicht recht ge»
teoffen zu ſeyn, wenn überfegr ift: Der Beiche
‘arbeitet, fo daß er Schaͤtze ſammlet und.
genießet, wenn er zur Ruhe kommt, feine
EIreuden. Der Arme arbeiter und derſchlim⸗
mert feine Umſtaͤnde, iſt huͤlfsbeduͤrftig,
wenn er zur Ruhe kommt. Man wird dieß
. allemal dunkel finden. Der Hauptgedanke ˖ liegt,
wie uns bünft, in der. Verbindung der Ideen von
Sorge (ixemicas) und Rühe nad) der Sorge
(avamsvaıs); jene iſt Reichenand Armen gemein,
. bey diefer aber der Erfolg fehr verfihieden. Der
Reiche forget bey allen feinem Dermögen;
wenn er aufbört, fo genießet er die volle
Freude des Lebens, an deren Genuß ihn feine
Sorge gehindert hat; der Arme ſorgt bey feis
ner Dürftigkeit, wenn er aufhoͤret, fo wird
er noch dinftiger, Jener gewinnt durch
bie Mäßigung feiner Sorgen, biefer verliert. —
K. 32, 1. 2. werden die Schtvierigfeiten, die der
3 Verf. im Worte mananr x%geiev findet, wegfallen,
wenn man erwägt, daß hier von einem juex;rer-
7 yAwes oder ınagifter conuiuii die Rede ſey, der
nach der befannten . jübifchen Gewohnheit, bey
Gaſtmalen angeftelle war, Hier heiſt er FyBspe-
x .n
Man wird 8. 36, ı1. wo im. ganzen Kapitel
der
alle Staͤmme Jakobs. Ich glaube fie in den
paralleliſmus ınembrorum: herrfcht, die letzte
(he vermiffen; denn hier fleht nur: Sammle
Wor⸗
\ »
‘
Jeſus Sirach, neu überfegt von Linde, 739 |
orten zu finden, die fo ganz umſchicklich bey K. .
33,16. flehen zu xurenAngovounge auroun x9=
os am digen. Wenigftens ift es ſehr fichtbar,
Daß” diefe beyden Stellen, die in der römifchen
Handichrift von einander geriffen find, genau zu⸗
fammen gehören. Gerade ſo verbindet. auch der
Sprer, bek xAneovouncschgelefen zu haben ſcheint.
Die richtigere Leſart, die allen Anftoß hebt, hat
Hoͤſchel in feinem Cod. Aug: und in den Noten
zu ber römifchen Evition gefunden xauranAngovo-
no. . . W tn
R. 37, 5. meynt Hr. L. daß die negation-vor
Amberoy weggefullen ſey, ergänzt fie und ſetzt:
gegen den Seind wird er nicht den Schild
ergreifen. Wir wiffen nicht, ob diefe "Aende-
rung noͤthig ſey. Geſetzt auch, daß die Worte
eine Befchreibung von Untreue enthalten, fo Einn-
te der Sinn aud) diefer feyn: Aber: gegen den
Feind nimmt er ihm den Schild weg. Wahr:
ſcheinlich aber ift in V. 4. 5. eine Charafterifirung °
treuer Freunde, die Mitleiden und Beyſtand mit
einander verbinden. Im ganz unbeilbaren®,ı7. _"
möchte die Erflärung zwar neu, aber nicht befries
digend ſeyn: Vier Dinge pflegen die Ent⸗
ſchluͤſſe des Herzens zu ändern. Vortbeile'
und Schaden, Leben und Cod: mehr als
alles aber vermag das Zureden. Wir Eine
nen über diefe Stelle gar nichts fagen. — V. 19.
bat ganz das Bepräge einer Gloſſe, daher er nicht - -
folte beybehalten feyn.
Br
- 4 - . 4
Aaa. 2 K. 38,
v
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⸗
wiuir keine kritiſche Ausgabe der apocryphiſchen Buͤ⸗
‘”®
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L
I.
‚743 Jeſus GSirach, neu überfegt von Linde.
K. 38, 29. wird vom Töpfer gefagt: Zvauı$-
POS TOO 1 Eeymois auTou, zugesäble tft ihm
feine Arbeit, wie Grotius, allein der Einn iſt
boch dußerft gezwungen. und wohl auch der Sache
nicht angemeffen. Weit natürlicher würbe &v @u9-
peois gelefen, oder dva gudicus, welches fich recht
gut hleher ſchickt und verſtaͤndlich iſt. Im folgen⸗
den Vers iſt es eben fo dunfel: Er muß den
Koͤrper (ioxuv wie Grotius) vor den Süßen
(#00 woday) beugen: ichmöchte irxguy aurou auf
UrrögeeAouvrög, eminebunt, behält ber Verf. bey,
doch zweifelt er an den. Beweifen für biefe Bedeu⸗
tung: vzeenaAcviroy, wie Camerat hat, wäre
doch deutlicher. | |
K. 43, 4. findeich: Sie (die Sonne) ent
zuͤndet feurige Wolken, und blender mit
lepichtenden Strahlen. die Augen: arpmidas
zuUlodes Ex Dvoav nor EnEV IKTIVGS Okasu-
eds 6 AIarmous. Wäre es nicht dem griechifchen
gemäßer: Sie dampft feurige Dünfte aus,
‚poetifch, ſtatt, fie iſt Die Quelle des, Feuers und
&chts? — Doc. wir dürfen nicht weiter gehen,
- weder um zu beweiſen, daß wir Diefe Ueberfegung
mit derjenigen Aufmerffamfeit geprüft haben, wel-
che fie verdient; nod) zu zeigen, daß der ruͤhmliche
" aendov ziehen: Den zaͤhen Leimen macht er
beugſam mit den Fuͤßen. — Das dunkle
Fleiß des Verf. noch manche Stellen übrig gelaſ⸗
‚ fen, die mehr berichtige, genauer überfegt und bef-
fer erläutert zu wetden, nöthig haben. So lange
r
+
’ N . \ , u .
J
J . » { J
ehlers von de Frnhen u’
"er gaben, bie wegen ber bieffachen Abwelchun⸗
gen der Handſchriften und Verſi ionen von einan⸗
der und wegen der unglaublich vielen, Interpola-· ie
tionen feine leichte Arbeit ift, fo fange werden wib
immer in Gefahr ſtehen, ihren Sinn zu verfelen .
oder zu entſtellen.
Ueber erdieLehre von der menſch·
lichen Frepyheit und über die Mittel zu
einer Hohen Stufe mioralifcher Freyheit zu gelangen,
. von Martin Ehlers, Prof. der Philoſophie
zu Kiel. Deſſau in der Buchhandlung
ber Gelehrten. 1782.
II Sefer find es ſchon gewohnt, ung zuweilen
in dag Sen der Philoſophie ausfchmweifen zu
ſehen, wo wir glauben, daß ihre Anwendung auf
theologifche Wahrheiten fruchtbar und nörhig fen,
oder aud) wo fie fehon von andern richtig oder uns
richtig gemacht worden if. Die fen unfre ganze -
Entſchuldigung, wo wir deren beduͤrfen, daß wir
jetzt ein Buch anzeigen, das hauptſaͤchlich für den
Philoſophen geſchrieben ift, aber auch in vielem
Betracht dem Theologen wichtig feyn muß, wo er
anders nicht aus Stolz ober Rurzfichtigfeit der Dhbs
. loſophie entbehren zu koͤnnen, fie auch wohl, wie
denn bie Kunſt von dem, der: fie nicht verſteht, am
erſten gchaſſet wird, verachten zu dürfen , irriger
Aaa 3 ꝛeiſe
/
Dad
[Mi
N
—
/ »
- 4 ,°
.- dig Bermögen, aud) ohne alle Beweggründe, ja
man. Ehfers von der Freyheit.
Wen ſchemmde che mer wie fr
jeden iſt es zwar nöthig, fo tiefe Unterfuchungen an.
äuftellen, und zu bem metaphyſiſchen Begrif der
Freyheit —* Man kann ſich gewoͤhnlich
gar wohl damit begnuͤgen, daß da moralifche Frey:
beit fen, wo Vermögen ift, fi) nach vernünftigen
VWorſtellungen zu beftimmen, welches niemand ab⸗
‚leugnen wird. Unterdeſſen find bie Forſcher ſowohl
in ben ältern ale auch hauptſaͤchlich in den neuern
Zeiten weiter gegangen, und. haben auch darüber
ſpeculirt, ob fich die denkende Subſtanz durch ihre
Selbſtthaͤtigkeit urſpruͤnglich ſelbſt zu handeln be⸗
ſtimme, oder ob ſie darinnen von ihren Grundbe⸗
ſtimmungen und dem Einfluß aͤußerlicher Umſtaͤn⸗
de ſo gaͤnzlich abhaͤnge, daß ihr mehrere Arten
zu handeln nicht uͤbrig bleiben, und alſo nach die⸗
ſen Beſtimmungen alles nothwendig geſchehe.
Beyde Meynungen haben ihre Anhaͤnger gefunden,
die ſie mit Scharfſinn und Gruͤndlichkeit, auch mit
unter mit Sophiſtereyen und Unbilligkeiten verthei⸗
digten. Diejenigen Weltweiſen, welche die Frey⸗
heit behaupten, trennen ſich wieder yon einander.
“, Einige (die Indeterminiften) geben ben Menſchen
ſelbſt wider die ftärfften, (libertatem perfedtiaequi-
Jibrii nennen fie die wunderliche erfahrungsloſe Gril⸗
le) etwos zu wollen, andere geftehen es zu, daß
alle Entſchluͤſſe in Vorſtellungen gegründet find,
aber fie halten die Ideen fuͤr feine entfcheidenbe
- ober determinirende, ſondern blos für. anreigende
und erweckende Gründe. Andere (die Determi⸗
a uniſten)
D N ”
Ehlers vonder Fenhen 2 Ps
niſten) erklaͤren ſich für eine Nothwenbigkeit, die ur
alte Zufälligbeit ausſchließt, und Die nemliche iſt,
man mag fie die phnfifche oder moralifche nennen.
Der-Gegenftand des Streits-ift auch keinesweges
eine bloße unfruchebare Spigfindigfeit, denn der
Menſch muß doch, wiflen, ob er anders handelt‘
Fönne, als er wirklich handelt, ob feine Rechtſchaf⸗ J
fenheit Verdienſt oder bloßes Gluͤck ſey, ob er, wenn:
er ſuͤndigt, blos bedauert, oder auch getadelt und
geſtraft zu werden verdient. Auch dem Theologen, .
der von Zurechnung und Sünde, von Steafe und
Belohnung, von Gottes Vorherwiſſen und Bey .
fand, von feinen Befehlen und Drohungen zu te.
den hat, muß daran liegen, daß diefe metaphyfü -
ſche Freyheit richtig beftimme werde. Hr. &. von
dem wir bald fehen werden, zu weldyer Parthey er
gehört,‘ verdient um fo mehr. hierüber angehört zu
werden, alser S. 9. viele Jahre darüber geforſcht
zu haben vorgiebt, auch feiner Frepheitslehre ſelbſt .
Die größte Richtigkeit zutraut. Freyheit, ſagt er
S. 30. iſt dem Menſchen nicht allein eigen, ſon⸗
dern wird gebraucht, wo keine Einſchraͤnkungen
und Hinderungen flatt finden. - Sie iſt alfa, wenn -
man den verneinenben Begrif in einen pofitiven ver-
wanbelt, das Vermögen jeder Sache ihren Kräfe
ten gemäß. zu wirken. Jedes Geſchoͤpf hat fie nad)
dem Umfang feiner Kräfte und feiner Wirkſam-
keit. Die Freyheit des Baums befteht in dem un⸗
gehinberten Geſchaͤft des Wachsthums, bes Thiers,
wenn es den durch feine Organifation und finnlie
chen Betenee veranloßten Trieben und Bewe⸗
Aaa 4 gungen
J
21 B
*
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0 Ele vonder genhetnee
gungen ungehindert folgen kann. Man ſieht, daß
bier bloß von der Freyheit, die dem Zwang von
außen entgegen ſteht, die Rede ſeyn kann, denn
ba das Xhler durch beſtimnite Inſtinkte, die den
mern Zwang ausmachen, geleitet wird, fo kann
ihm wohl die Freyheit, die man bey dieſer Frage
entlich meynt, nicht zukommen. Allem Miß⸗
verſtand vorzubeugen, hielten wir es alſo doch für
beſſer, blos jene edelſte Art der menſchlichen Thaͤ⸗
tigkeit Freyheit zu nennen.) ©. 39. Was fie nun
in der ganzen Natur iſt, das iſt ſie bey dem Men-
ſchen auch, nur daß ſie mehr Umfang und Adel.
hat. Das Thier iſt freu,‘ wenn eg dem Reiz ber
Oeganiſation, finnlihen Einwirkungen und den
Imaginatisnsvorſtellungen folgen Farın. Auch bes
Maenſchen Selbfimarht zu Handlungen wird burch
die Orgayifation feines Körpers, burch finnlich an«
genehme) oder widrige Eindruͤcke, durch die Bil⸗
der der nachbildenden Einbildungsfraft in. Bewe⸗
gung gefegt, und was er Diefem zufolge thut, ges
‚hört in.das Gebiet dee Freyheit. Die höhere Stu⸗
fe und die edeffte Art der Freyheitaͤußerung ift, Daß
ee nach erhaltenen Eindruͤcken der Sinnlichkeit und
Imagination alles mit dem Verftanb- prüft, und
wicht eher zu irgend einer Handlung fihreitet,- als
bis der Wille durch Deutliche Werftandideen im
Wählen und Verwerfen gelenkt if. (Ob er fich
dabey blos feidend verhaͤlt, ‚oder auch mit thaͤtig
ft, füllte genauer beſimmt ſeyn.) Ueberhaupt
alſo koͤnnen wir von ber imenfchlichen Freyheit far
gen, fie ſey das Vermögen des Manſchen den
— —
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” ‘ v2 , .
|
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: — —
Ehlers von der Frepheit. 245
Kräften feiner geiſtigen und koͤrperlichen Natur ge
mäß zu wirfen. Daraus entfliehen nim S. 44:
verfehiebne. Claſſen der Selbftwirffamfei. Man
kann bie natürliche, die bürgerliche Freyheit unter»
ſcheiden, nur an die Thätigfeit des Verſtandes ges
denken, und fie im abſolufen und relativen Sinn
nehmen, oder auch dabey blos auf en Umfang der
Kräfte der menſchlichen Seele, dann auf bie mo⸗
raliſche Zuläßigfeit und die befondre politiſche Recht⸗
maͤßigkeit ſehen. Man kann auch S. 50. auf die
Willenskraft allein (ohne Verbindung mit Ver⸗
ſtandsideen) ſehen — und dann iſt ihre Freyheit
das Vermögen zu handeln oder nicht zu "handeln,
-fo oder anders zu handeln. Der Wille iſt alſo
nach feiner Freyheit gleichfam zu allen dem- Men«
fchen möglichen Thaͤtigkeitsaͤußerungen (In fo fer⸗
nenur, nemlich ehe er noch durch Ideen erleuchtet
und gelenfet wird, kann man eine libertatem in:
differentiae annehmen) gleich gefaßt — aber wir
muͤſſen fie ſtets mit Erkenntniß verbunden nehmen, . . '
‚wenn fie moralifche Freyheit feyn fol. Diefe ift
alſo S. 56. das Vermögen des’ Menfchen, jedes»
maf nach feinem gegenwärtigen Ideenzuſtand das
Beſte zu thun, oder noch beutfächer , das Vermoͤ⸗
gen der Seele, ſo weit als das Maas ihrer Er⸗
kenntniß es zuläßt, und als in’ jedem Zeitpunkt der
Thaͤtigkeit fi ihm Bewegungsgründe darbieten,
das Beſte zu waͤhlen und zu thun. Dieſe Defini⸗
tlon, Die ung für die gemeine pſychologiſche Frey ⸗
beit, nicht aber für: bie höhere metaphufifche, ſehe
waquet ſcheint, wird nm in der Folge weiter ges.
- Ana _ recht.
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- ” !
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746 Ehlers von der Freyheit.
rethtfertigt. Wahl S. 60. iſt allemal da, auch
wo nur ein Gut, ein Uebel vorhanden iſt, denn es
‚wird. unter Nehmen und Nichtnehmen, Meiben
und Nichtmeiden gewaͤhlt. Thärigkeit iſt auch
allemal da, fie kann übrigens ein Thun, Unterlaſ⸗
- fen, Auffchieben betreffen. Weiter aber kann es
unmoͤglich geben, als S. 63. meine Erfenntniß,
und zwar in dem Augenblicke gehe, ba die ſich
. barauf besiehende Handlung erfolge. - (Eine Ber
merkung, die zwar nicht unbefanne ift, aber bey
: Beurteilung andrer oft genug vergeffen wird.)
Den der Erkenntniß hat man fomohl auf felbige
überhaupt, als auch auf Die jebesmalige Sage des
Menfchen zu sehen... Die Erfenntmiß hängt erſtlich
Yon der Kraft des jedem angebohrnen Verſtandes
in Abſicht auf Stärfe, Richtung und Umfang ab,
"dann aber aud) von der Erziehungsart und ben
‚ Umftänden, in denen man ifl, und dem Grab ber
. Angewöhnung und Fertigfeit,. den man erlangt hat,
alles immer vonallen Seiten anzufehen. Die ges.
genwaͤrtige Lage trägt nicht minder zur Vorfiel⸗
lung ‚des Beſten bey. Sieber gehört S. 68. 1)
der Reiz oder Die Widrigfeit, womit die in unfre
GSinne fallende Dinge in dem Augenblich ,. da
man zu handeln anfängt, auf bie Seele wirfen und
dem Verftand erfchemen. Iſt der Reiz ſtark, fälle
CR das nun Unglück ober Schuld, wenn mir fol«
"he. abrathende Ideen nicht: beufallen ?) mir feine
nachtheilige Seite ein,. fein Grundſatz, der mich
Taͤuſchung befürchten laͤßt, Peine ‘dee, Die Ber
ſorglichkeit erweckt, ſo iſt es ja natürlich, Da
- 10; ’ ab J En
4 _
’ {N ‘ " u.
Ehies: von dei Senpet Bert, |
handle. Woraglch gehört 3) dazu das jedesma
fige Spiel der, Einbildungskraft, das entweder
durch die innere Befchaffenheit und Bewegung dies
fer Kraft, oder durch bie vermittelſt der Sinne zum
geführte Bilder veranlaft wird. Ferner hänge die
Vorſtellung des Beſten 3) von den Bewegungen
ber teidenfchaften ab, die fi) der Seele bemächti-
. gen und.bey einfeitigem, ſtuͤrmiſchen Ideenlauf
ſchnell zum Ziel reißen. Endlich kommt 8 4) ;
auf bie mehrere oder minbere Neigung der Sede
an; fi) die erlangten allgemeinen Grunbfäße und .'
Kenntniſſe gegenwärtig zu machen, oder auch die _
verborgen liegende Kräfte der Dinge aufzufuchen.
— Aber der Menfch hanbelt nicht immer nach ſei⸗ , \
ner Erkenntniß. Wem ift Ovids video meliora
proboque etc. unbekannt? — Der Hr. Verf. er |
klaͤrt dieß, und zwar mit gutem Grunde, für falfch.
Denn erfiens fpricht der Zuſchauer, und nicht der
Handelnde ſo — oder wenn es der Handelnde ſagt,
ſo thut er es in den ruhigen Stundendes Nachden -
kens, nicht aber in dem Moment der Abirrung.
mals war ihm gewiß bie richtige Erkenntniß
feiner Seele gar nicht, oder zu dunkel gegenwärtig, -
als daß fie den Heflen Ideen, worinn die feheinbar
gute Seite ihm vorleuchtete, iin Wirkſamkeit hät
te benehmen Finnen. ©. 87. Man wendet ferney
ein, man ſey nicht genöthigt, nach dem jedesmali«
gen Ideenzuſtande zu handeln, man ſollte die Thaͤ
tigfeit aufſchieben, und-erft die_beffere Erkenntniß
“zu Rath ziehen. — Diefen Einwurf beantwor⸗
tet de E. Pie vo ichtig, Soll man anders in
ind
2
— RD
X
48 Chlere von der Freyheit.
blind zu.fahren, fo muß man nad) Erkenntniß han⸗
deln — und natürlich nur nach der, die da iſt.
Nun giebt es foren der Sinnlichfeit, der Phan⸗
taſie und des Verftands. In dem Umfang Diefer
drey Erfenntnißarten wirft die Freyheit, und in»
dem man der Erfenntniß der Sinne oder der Ima⸗
gination folgt, iſt man eben ſowohl (nur in min;
Derm Grabe) frey, als wenn man ſich durch Ueber.
fegungen des Verftandg lenken laͤßt. Selbft bey
. "der redlichften Erforfchung einer Sache kann man
. in dem Urcheil über ihren wahren Werth irren.
‚ Auch bringt es häufig die Natur der Sache mit
fih), bey -finnfichen und Imaginationsvorſtellun⸗
gen zu handeln, und nicht erft forgfältig über ihren
Werth nachzudenfen. Man darf es nur unter;
‚ Isffen baben, (daß alfo dieß von dem Menfchen
„ nicht vorher gefheben, das machte das eigentliche
Moment feiner Schuld und Strafbarkeit aus?)
ſich die ehehin gemachten heilſamen Vorſchriften ſo
“tief und lebendig einzupraͤgen, daß fie zur Zeit der
Gefahr uns ſo gleich beyfallen und in der erfor⸗
derlichen Rlarheit und Staͤrke gegenwaͤrtig
find, ſo wird uns, da-wir feine Ideen ſelbſt ſchaf⸗
fen koͤnnen, feine dee von der Nothwendigkeit der
Aufmerffamfeit auffteigen, oder hell genug: wer⸗
"ben , um unfre Thaͤtigkeit zu. beftimmen, und uns
bon der rafchen Ausführung unfrer Vorſaͤtze zurüd .
"Zu alten. Damit es nun aber nicht fcheinen moͤ⸗
96 als ob der Verf, alles aufs Gluͤck ankommen
laſſe, ob uns die noͤthigen Verſtandesideen beyfaf-
| len⸗ ober nicht, ſo giebt er ©: 12, acht Vorſchrif⸗
, ten,
t
Eien von der Gere, | 19 i
im, zu Diefer edelſten Freyheit zit gelangen. (Sie ı,
ind vortreflich, und verdienen von jedem, dem Frey⸗
| beit und Tugend am Herzen liegt, bedacht und ger
übe zu werben. Was das Chriſtenthum noch übers '
dieß bepfrägt, Die Seele zu ftärfen und zum rich
tigen Gebrauch aller ihrer Kräfte zu bewegen, hat
der Hr. Verf. nicht beruͤhrt, weil ev in ben Ören
zen der Philofophie bleiben mußte. Wer fieniche .
besbachtet, der ift-felbf? daran Schuld, daß feiner .
Seele in der Stunde der Verfuchung feine abra⸗
thende Weisheitsgrümde bepfallen, die den. ſtimulis
zum Gegengewicht dienen koͤnnen.) Wir überges.
ben fie, fo wie auch Die genaue Wuͤrdigung der Ver:
gnuͤgungen bes Berftands,der Einbildungsfraftund
Sinnlichkeit, fo gern wir auch einiges zur Warnung
der Empfindler auszeichneten, umnochvondemXeft
des Buchs, der die Verbindung der Freyheitslehre
mit andern Wahrbeiten. betrift, einiges zu bemer»
fen. Hebt nicht etma der Satz des zureichenden
Grundes die Frenheit auf? Iſt die erfte Frage,
die hier aufgeworfen und verneinet wird. Er bee
hauptet ganz recht, daß jeder zureichende Grund
zugleich ein beftimmender Grund ſeyn müffe. Man
fags, wenn unter einerlep Umſtaͤnden der Menfch
nicht mehrerer Hanblungsarten fähig iſt, fo herrſcht
Nothwenbigkeit und ein blindes Schickſal in unfern-
Handlungen und fo findet auch weder Schuld: noch
Zurechnung Statt. Der Verf. erinnert ©. igs. _
Dagegen, daß man ja fein: blinbes Schickſal anı
nehmen fünne, wo Ideen die Triebfedern find; wo
Ertenuniß ber. Bahtommeneit; wirkt. (denn Zr
Mer aber
‚950. Ehlers von der Frepyheiit.
- aber alle dieſe Ideen ohne Zuthun, ohne vorherige
Wirkſamkeit ber Seele entflünden, wenn fie Feine
berbenzurufen verfiöchte, fondern warten müßte,
ob fie ihr glücklicher Weiſe benfielen, fo wäre fie im⸗
mer darin ein Ball des Gluͤckes.) Ferner wenn
men behauptet, daß unter einerley Umftänden nur
eineriey Handlung Statt finden. könne, fo rechnet
man zu diefen Umftänben ganz vorzüglich die Ideen⸗
lage. Mithin ift bie Lehre vom zureichenden Grund
ber moralifchen Freyheit keineswegs zuwider. Won
©..207. an kommt er auf die Lehre von der Zirech⸗
mung, bie von je her den Determiniften die meifte
Mühe gemacht bat — auch, was man. bagegen
. vorbringen mag, da nicht ftaft finden farm, wo es
unmoͤglich ft, eine Sandlung zu vermeiden. Hr.
E. ſpricht auch Hier buͤndiger und richtiger, als an⸗
dere nad) dieſem Syſtem zu tchun pflegen. Die
Schuld, fagter S. 210. muß bey dem Menfthen,
J wenn er etwas boͤſes thut, darinn beſtehen, daß er
im Zeitpunkt der Handlung in einer mangelhaften
Erfenntnißläge war, daß fein Geiſt entweder uͤber⸗
haupt zu wenig thätig ift, und Ideen von man«
cherley Art durch Nachdenken oder Zurücerinnes
rung bervorzubringen, oder daß es an Bildungsan«
laͤſſen und allgemeinen $eitungsideen, und an fort:
währenden Uebungen im Nachdenken über jede
Eigenſchaft und jede erfennbare Wirkung einer je⸗
den Sache gefehlt hat, und daß ber Menfch, wenn
8 äußerliche Gelegenheiten ben Sinnen oder der Ein⸗
bildungskraft einen Reiz zuböfen Handlungen dar⸗
.. bieten, ober wenn koͤrperliche Triebe zu heftig wer⸗
No | rn . den,
— — a
- in » ” \
Ehlers von der Freyheit. min...
ben, oder-ein unregelmäßigen: $auf. nehmen, der
vorher angefüheten Urſachen wegen alſo nicht mit
erforderlicher Geſchicklichkeit und Fertigkeit alles
von allen Seiten in jedem Zeitpunkt der Hande
— —
lung unterfucht. Man muß alſo jedem Menſchen,
ber die Urſache boͤſer Wirkungen iſt, ſolche zu
rechnen, und das um ſo mehr, da der Menſch in
feinen Thaͤtigkeiten ſich nicht blos leidend ziehen
laͤßt, ſondern ſelbſt Idexn bildet und ſeine Thaͤ⸗
tigkeit beſtimmt. — Hier lenkt denn alſo der
Hr Verf. ſelbſt ein, und führt eine ganz andere
Sporache, als ſonſt die Anhänger dieſes Syſtems
zu führen pflegen. „Denn manche ſcheinen in der
That fo weit zu gehen, dem Menfchen alle eigne
Wirkſamkeit auf feine -deen .abzufprechen, und
ihn zu der Uhr zu machen, die, blos von verborge
nern Gewichten -getrieben, ſich dabey einbildet,
durch eigne Kraft den’ Zeiger in Bewegung zu ſe⸗
Sen. Es iſt ſehr richtig, daß ſich der Menſch
nicht wider feine ſtaͤrkſten Bewegungsgründe ente -
ſchlieſſen fann, daß allemal Gruͤnde der Erfennt-
niß oder der Empfindung vorhanden feyn muͤſſen,
und daß er allemal nach feiner Ideenlage handele
und handeln muß. Allein die Kraft der Aufmerk⸗
famfeit, das Vermoͤgen feinen Entſchluß aufzus
ſchieben, und nicht nach dem erften finnlichen Eine _
druck zu Bandeln, getrauen wir ung nicht, ihm ab»
_ zufprechen — und darinn wellten wir mit Locke die
Hauptfache der Freyheit fuchen. Auch das, wen⸗
bet man zwar.ein, hat wieder feinen Orund: Fre .
lich — und diefer iſt — in der Aufklärung, bie, -.
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752: Ehylere von der Genpei N
der Menfch durch” Inſtruktion und Nachdenken
von ſeinem wahren Vortheil empfaͤngt, in den
Wwoarnenden Beyſpielen derer, die ſich durch Sinn⸗
lichkeit ungluͤcklich gemacht haben, in der Kennt⸗ |
niß weifer Gefeße, in ben Forderungen der Ver⸗
" nunft und Religion, in eignen Erfahrungen von
ber Schäblichfeit der Uebereilung .u. f. w. Ente
‚Reben nun durch Sinnlichkeit oder Phantaſi te Ein—
druͤcke, die zu etwas Unerlaubten reizen, ſo er⸗
heben ſich zugleich j jene Verſtandsideen (mehr oder
wvweniger, je nachdem man vorher: feine Neigun⸗
"gen gebilbet und feinen Verſtand aufgeklärt bat,)
reisen die Yufmerffamfeit, und machen es, in
J dem ſie der Verſtand unverruͤckt anſchaut, moͤg⸗
| ld zu widerſtehen. Je mehr man ſich geuͤbt
“het, deutliche Begriffe anzuſchauen, deſto leich-
ter wird der Sieg über die Ideen: der Sinne und
der Einbildimgsfraft — deſto ‚höher: und feſter
wird die Freyheit.
u.
re EL. a *8 on
a, A, And.) N
Verſuch ner Anleitung zur Sie -
tenlehre für alle Menfchen; ohne Unten
ſchied der Religionen, nebſt einem Anhang ; -,
von den. Tobesftrafen.. Berlin 1783, |
Erfter, zweyter, dritter Theil, -
Vie weiter, als der vorhingenannte Verfaſſer,
ſcheint ſich der gegenwaͤrtige von der Wahre u "
beit zu entfernen, fo reich er auch an guten und. .
wahren Bemerkungen ift, und ſo blühend und ges
fällig er ſeinen Vortrag zu fihmücken weiß. Der
ganze erfte Theil ift bios Einteitung, und enthält
. ben Grund, auf den er fein moralifches Gebäude
nachher aufführt. Er iſt lange fo feſt nicht, als -
- der Verf, waͤhnt — jeden Stein fönnen wir nun
. freylich nicht befchauen, und jede morfche, verwits
terte, ſchadhafte Stelle daran vorzeigen, aber eins -. .
ge ſichtbarere Maͤngel werben ſich doch leicht zur
Rechtſertigung unſers Urtheils auffinden laſfen.
Im erſten Abſchnitt ſetzt er den Grundſatz feſt
daß ein Gott ſey, ber die Welt hervorgebracht has
be, und daß er ©, 12. der Brunnen aller Ge
te, der Inbegrif aller Vortreflichkeit fen. — — Der
. zwente handele von. den Gefchöpfen auf ber Erde.
überhaupt. Hier faßt er alle Kröfte der Geſchoͤ
pfe unter dem Ausdruck der Lebenskraft zufammen, -
Doͤderl. Bibl. 2:5: 10.St. Bbb um
N
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Pi
weis ne bezeugen finden werden!) Dem bie
t Li
755 Venrſſuch einer Anleitung Ä
um Daraus das Paraboron zu erzwingen, daß der
Menſch blos dem Maaß und dem Grade nach
alle Geſchoͤpfe übersreffei Daß der Stein und das
Metall und der Baum waͤchſt, hat es denn die ge⸗
ringſte Aehnlichkei⸗ mit dem Bewußeſeyn der Be⸗
wegungsfraft, dem Verſtand, wie wir es bey Thieren
und Menſchen finden? Jene vitanı vegetatiuam,
wovon ſchon unfere Alten ſprachen, aber ihr noch
andere vitas ganz vernünftig bengefellten, bat ja
Menſch und Thier ſo gut als Baum und Stein,
aber wo ift eine Spur von Empfindung, auch bey
den fögenannten empfindlichen Kräutern?) S. 22.
ſucht er es durch das Geſetz ber Staͤtlgkeit zu be⸗
ſtaͤtigen. (Dieſes kann ja aber Doch Feine Sachen
verbinden, die weſentlich unterſchieden ſind, wie
es bey den empfindenden und empfindungsloſen Ge⸗
ſchoͤpfen iſt. Oder will man etwa die Geſchoͤpfe
nach dieſem Gefege auch Dis zum Schöpfer M un⸗
unterbrochner Reihe auffteigen laſſen?) Wer dtit⸗
te Abſchnitt handele von dem Menſchen inſonder⸗
beit. Alles ruͤhrt da von feiner beſſern Organi⸗
ſation her. .. Ein jedes erſchaffenes Weſen, ©. 27.
“der erhabenfte und chätigfte Seraph ſowohl, als
der dem Scheine nad) empfindungsloſe Baum iſt
eine Fünftliche Maſchine. (Gut — 'und der Ber
weis? Diefer macht dem Verf: wicht viel. Mühe.
Man müßte, fagt er, ſonſt auch ſolche Geiſter in
den Thieren, mid in den Bäumen ännehmen. Und
” wer hat noch je einen Geift geſehen? — O Ne
Skeptiker und Thoren, bie diefen tieffinnigen Bes
Erfehüt-
+
\ A ’
zur Siefenlehre fur jedernninn. 785;
Erſchücterangen in. ben grübem Nerven, blaiben,
entſtehen dunkle, wenn fie auch die feinern -berope,
gen, deutliche Vorſtellungen, Eſcheint, daß bey .n
jeder Vorſtellung die feinern mit in Ipätigfeit ger :
feßt werden muͤſſen) bie mit, hunfelm, ober deutli⸗
chem Bewußtſeyn verbunden ſind. Dieb: ichs
*
behauptet, aber nicht erklaͤrt, nicht mit Gruͤnhen
beſtaͤtiget, noch auf die gegenſeitigen geantworaeer
©. 37. Ale Borfiellunggn, ſind dem wahr den;
«
fie Bat, Urtheile encſtehen aus gleichzeitigen Sonn,
ſtellungen, mithin fd auch dieſe wahr Zanh.fe,
giebt es ſchſechterdings feinen abfoluten, yrhung:
(Hier liege das Seltſame blos Im. Ausdrufhn. Es
iſt nichts weiter gemeynt; glsdaß jedem fee line
%
theil, indem er es fälle, wahr feheing, bası.appes
ſchadet, Daß er_ es, nachher ſethſt nad) erlangten,
mehrerer Kenntniß unrichtig ‚finden. Eggs. Ges,
rade fo iſt es. mic) mit Satz, ©. 414. bafj die:
menfihlicge Vernunft nicht irren, Böune ,: inloſern
fie nemlic) allemal nach der vorhandenen: Manffe-
der Kemntniſſe urtheilet. Nachher, ‚wenn: ſich die
Einſichten ver beffert haben, kann man immer ante.
decken, daß. man ‚vorhin ‚geirre habe, . Uah was
{ft mie dieſer Subtilität gewonnen?) ©,;49,. Alle ° |
Empfindungen, Vorſtellungen, Gedanken und
Urtheile find dem ſtrengſten und unvermeiplihftez, -
Geſetze der Nothwendigkeit unterworfen... Ich
habe eher feihe deutliche Varſtellung und kann fie
nicht eher haben, als bis, ſie den Bewegungs» und
Veraͤnderungsgeſetzen nach, an welchen ich: wicht
das geringſte zu aͤndern vermag, bey min, eintrigt.
| Bbb 2 In
*
1
7156 - VWerſuch einer Anteitung .
In dem allen habe ich feine Willkahr, feine Frey:
beig, feine Eigenmaͤchtigkeit. Es kommt alles
tells auf meine Empfindungsfäßigkeit und deren
Grad, theils auf, die Lage an, in der ich mich be-
finde. Ich kann mieälfe nicht die geringfte Schuld
| beymefien,, daß ic) auch nut einen Bedanten
N ⸗
J Zufaͤlliges, nichts
Miger habe, als ich Habe, ober daß meine Wor-
fhung gerade Diefe’oder feine anbreift, auch nicht
das mindefte eigne Verdienſt darüber, daß ich ir⸗
gend worinn Befler fehe, “ als ein Andrer. Alle
. weine Entſchieſſungen und Handlungen erfolgen
nach — Geſetzen. Hier iſt nichts
gelaſſen iſt, das auf mehrere "Art möglich wäre,
ppondern eine jede Empfindung und Vorſiellung, bie
ih Habe, eine jede Entſchlieſſung, die ich faſſe, eine
yede Handlung, bie ich thue; iſt ſchlechterdings noth⸗
oe und unausbleiblich. — Man ſieht leicht,
wohin dieß Syſtem, in dieſer Ausdehnung und fo
unbeſtimmt vorgetragen, nothwendig führt. Der
Verf. nimmt dochwohl keine abfolute, ſondern eine
bebdingte Nothwendigkeit an. Und wenn nım alle
Bedingungen, unter weiche bie Ideenlage haupt:
.... fachtidh mit gehötet,; da’ ſind, fo wrfofge andy bie
Wirkung gewiß und unausbleiblic.: ¶Wenn aber
konnen wir entſchelden, daß alle dieſe Bebingun-
gen da find, daß Bein Moment: Verfelben fehle?
Niemals vor der Hatiblung , fordern erfl, wenn
ſie geſchehen ift. Ift ſie gefchehen,:fo koͤnnen wir
freylich ſchlieſſen, fiehabe einen zureichenden Grund
ehabt. Sege nun aber dieſer Grund gang in —8— |
/
\
eo fi o
hun 2
zillkuͤhrliches, nichts das fry
- ‘
N.
a: 2: Cteöiehee für’ jean. ‚2 u
Dingen ‚ ‚ohne: daß die Seele das geeingfte-bäp
beytrüg, oben betragen konnte? Hänge die Wer⸗
bindung, bie Lebhaftigkeit meiner Ideen Heinz von
den Außern Umftänden. des Unterrichts, ber Geſell,
ſchaft u. f. w. ab, ohne daß ich durch eigne Bear ⸗
beitung derſelben fie mie tiefer eingebrürft;:-burch
eigne Aufmerkſamkeit aufgeffäre- und fie mir föge. .
genmwärtig gemacht habe, daß ſie leicht wieber ben
fallen und gerade da beyfallen, wo ich ihrer mw .
Bewahrung meiner Unſchuld, zur Warnung vöh.
dem Reiz finnlicher Eindruͤcke vennörhen babe?
Wozu fehrieh denn der Verf. eine Moral, wenn
er nicht hoffte, daß feine Vorſtellungen ein. Jugre . | u
bien; ber Ideenlage feiner $efer, und auf biefe Wei⸗
fe ein Mitgeund ihres Verhaltens 'werben falten?
Können fie Yas aber werden, wenn die Auſmerk⸗
‚famfeit fich nicht darauf Heftet, umb fie dem ‚Bes
daͤchtniß zu getreuer Aufbewohrung einverfeiße 7
‚Nehmen wir den Fall einer ſehr reizenden Verſu⸗
dung zur Unkeuſchheit: mit einerley aͤußerlichen Uns.
ftänden an. - Die Stärke des. äußern Eindrucks
ift hier bey zwey Derfonen gang einerley. Der eine
aber. hat große und richtige Begriffe van der Wuͤr⸗
de und Beftirumung des Menfıhen, von den Ge⸗
fahren der Unkeuſchheit und den. Geſeten Gottes, °
und biefe has er ſich Durch, Nachdenken, Unterricht
und Fleiß erworben. Der andere hatte bie nem⸗
liche Getegenheit, aber er Bachte weniger nach, war
leichtſinnig, hieng ſchon verführerifchen Gedanken
nach und prägte fie feiner. Phantaſie ein, und ſo iſt
es fi SUR, daß Fi I ee ‚Begriffe
bn 2
\ _ D
-
⸗
Dam
J
138, Fan epische ablinns· N
feier Meenmoſſe fehlen. Komme an jege bie
WVWerſuchung hinzu‘; ſo wird ber. feßtere unterliegen,
indeß ſie der eritere,tüberwinder. Es kann frenlich
Faͤlle geben, wo -dußere finnliche Reize das Nach⸗
‚ denken ganz unterdrücken, abet inden.meiften findet
. 88. bie. wenigſtens fein Gefühl überzeugt,) ſtatt,
Haß wir felbft:unfre Aufmerkſamkeit vom den abra⸗
thenden Mruoͤnden abwenden, und uns dem Eindruck
Br Zukathenden ganz uͤberlaſſen, und daͤdurch ihr
Mebergewicht hervorbringen. Dieſe Art der Noth⸗
wendbigkeit, die der V. annimmt, und in der Aus⸗
dehnung, die er. ihr giebt, wird alſo wohl niemals
in Glaubensartikel in der Welt werden, und der
„Menſchenfreund muß wünfchen, daß fie es nie wer-
De,.:da der. Schwachen und Seichtfinnigen fo viel
Fe: Won ©. 76. an befchäftiget er ſich mif ben
Einwuͤrfen, ‘die man bagegen zu machen pflegt,
md fische fie mit wielem Fleiß und Scharffiin zu
‚enftäfsen. Der.erfte ift Das Gefühl ber Freyheit.
Err leugnet, daß man bey der Vorſtellung eines
cAberwiegenden Guten doch noch unentſchloſſen blei⸗
wWen koͤnne. ( Ja, wenn es fo uͤberwiegend iſt,
- daß alte Gegengruͤnde ganz davon übertroffen wer⸗
‚ Den." Aber gefeßt, daß es zwar überwiegt, abet
mub:tm'nenige Grade, daß wichtige Gegenflän-
‘ ie vorhanden find, daß es mehr barauf anfommt,
7 ah welche Eeite:die Seele ihre Aufmerffamfeit
lenkt; fo wird das Uebergewicht erſt vorhanden feyn,
:wemm die Seele die Gegengruͤnde verabſchiedet, und
ſich ohne weiteres Bedenken dem Eindruck der einen
Bi seit) Von ber Reue wırb ©. a
ehr
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ſeht wohl bemerke, daß fie allemal erſt nach voll,
brachter That entſtehe, und von den beffern Eine
zuri Sittenlehre fuͤt jedermann. 759. |
fichten abhange, die wir unter der Zeit nach volle .
brachter Handlung erhaften haben, daß fie fih auf .
die Selbſtliebe gründe, und zu einem beffern Ver:
Baften in der Zukunft unentbehrlich fey. — Uns
' ’ 1 '
duͤnkt aber doch, ſie entſtehe hauptfächlich dann, vo.
wenn wir nachher einfehen,. Daß die beſſern Ein-
ſichten, bie'wir nun haben,. ung auch bereits vor‘
- der handlung fhon gegenwärtig waren, oder -
doch häften erlangt werden koͤnnen/ wehn wir
porfichtiger geprüft hätten... Auch da kann man
ſich zuweilen irren, indem man ben gegenwärtigen
Zuſtand, we bie gefättigte Begierde fehmeigt, mis -
jenem erſtern, wo fie zum Genuß reizte, verwech⸗
ſelt, aber die Hauptſache bleibt deswegen doch rich⸗
tig, weil es uns nicht reut, oder wir uns nicht ta⸗
J
u 2
T
deln, wo wie die vorigen Grunde immer noch
gut finden, ober eine unisberwindliche Unmife
fenheit im Spiel war. Das angegebene Benfpiel
S. 107. beweiſet es. Wenn das Halıs, vom Blitz
entzündet, abbrennt, ſo war ich ja Daben ganz ui.
‚thätig und leidend, wenn es aber durch meine Fahr⸗
kaͤßigkeit geſchah, fo war fie ja für mich vor der .
- ‚Handlung eben fo gut vermeiblich, als fie es nad“. : \ ,
her iſt. — Auch dem,. was det Baf, ©. 113. ©
von Tugend und Safter fagt, koͤnnen wir nicht gang .
benftinnmen. Tugend und Laſter behaupter er, ſeyn
feine oppofita, zwifchen welchen keine Verbindung
möglich fen. (Was fol das heißen? Iſt denn _.
Maͤßigkeit und Uanißnt, Redlichkeit uud
⸗
4° Balfche
1
J
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n
J
760Verſuch einer Anletms -
KFalghheit niche entgegen gefegt ? Hebt das allen
. Unterfchied auf, weil uns die Grenzen bey ein⸗
* zelnen Thaten zumeilen zuſammen zu fließen ſchei⸗
nen?) Tugend und Laſter ſinden wir ben einem
und eben demſelben Menſchen. (Ja. So au
Erkenntniß und Unwiſſenheit, und deswegen find
berde doch unterſchieden.) Man tilge alle Bes
griffe von Saftern aus, fe fterben die Begriffe
. von Tugenden au hin, - (Wie fettfam! Wurde
fh denn die Welt Ne dabey befinden, wenn
fie nie einen Begrif & €. von der Onanie ober
Sodomiteren erlangt hacce 7) Die Urtheile der
Menſchen find darüber fo getheilt. (Mur in ein⸗
zelnen fällen; in der Dauptfache ſtimmen fie über«
ein) Wir verftehen nicht, was. es beiffen fol,
es giebt kein allgemeines Laſter. Daß alle
Menfchen ſich fetbft lieben müffen, das macht es
vicht aus, da fie Die Vollbringung fo vieler gemein ⸗
fchädlichen . Handlungen nicht hindert. .S. . 193.
Jeder heurtheilt ben andern aug feinem Stand.
ort und nenne das lafterhaft, was er in gleichem
Fall nicht thun wuͤrde, wo er mit fich feine Ueber⸗
- - einftimmung findet, (Das findet blos ben Hend
ungewftart, deren Moralitaͤt noch nicht genug be«
ſtimmt ift, In andern Fällen nett der Säufer,
"der Geizige ſelbſt, die Betrunkenheit, den |
ein.tafter.) Tugendboft und lafterhaft bezeichnet
- Klon den höhern oder niederen Grab ber Vollkom ·
mienheit. (Gary richtig, Aber wog der Höhere
wandgelt, da ift das Oegentheil davon, Unvollfom
nwrenheit vorhanden.) Und nun kommt ber un
a Zu : ou - a
» ?
a En Zn Ze
jur Sitenlehre fuͤr jedermann. 61
og ©. 138. Haß jeder Menſch uͤberall ſo moraliſch
gut handele/ als er es nach Maasgabe feiner Kräfe
kurz für feine Perfon nur aufbringen kann. (St
handelt der Betrunkene auch fo gut, als er es im
Naufch vermag. Iſt es aber deswegen das beile
überhaupt? Iſt er ohne Schuld?) Will man
us
©. 144. unter Zurechnung nicht mehr verfießen,
* ‚der Menſch ift die wirkende Urfache einer That,
&. Hat Deswegen deren Fruͤchte zu genießen, ü BE
. te, ‚Einfihten, beſondern Stimmung und Sage, |
—* dieſen Begrif zu, nicht aber, wenn es (6 '
viel heiſſen fol, daß es ihm beyzumeffen ſey, daß
er fo und nicht anders iſt, daß es dabey auf ihm
angefommen fen, ob.er fie habe fum'ober faffen ..”
wollen. Die That mußte erfolgen, weil alle ze . ; _
reichende Urfachen ba waren. Ihn darüber zu:
firafen, waͤre eben fo wiberfprechend, als wenn ich
einen Baum ftrafen wollte, weil er auf den Ni
Hieb gefallen iſt. Eine jede Strafe, bie
Beziehimg blos auf bie gefchehene That har, iſt
unvernünftig, denn fie mußte nach dem ©efeb der. - -
Mothwendigkeit erfolgen. Die Strafe macht fein
ve wo ungefchehen, (Aber fie vcghindert ande⸗
Bey dem Thaͤter und feinen Zeitgenoffen. Und
| wenn er auch nach der That ſchon ſich befonnen hat,
und beſſer geworben iſt, fo iſt die. Strafe ein Ab.
haltungsgrund mehr fuͤr die Jukunft.) Zur War -·
nung andrer ſtrafen heiße nichts anders, als ihn
um der kuͤnftigen Verhrechen anderer willen ſtra⸗
fen, und iſt graufam. (Ya, wenn. dieß ee eine .
wi
ge Grund wire, und Ken Di
762 .':-Derfüch einer Anleitung
willkührlich vermehrte. Daß die Beflerung bes
Uebelthaͤters dabey zuerft bebadıt werden follte,
darinnen finb’ wir. mit dem. Verf. eins. Todes
ſtrafen duͤrfen indeß, wie außer mehrer Gruͤn
den auch die Erfahrung beſtaͤtigt hat, nicht gaͤnz⸗
dich) verwieſen werden, wenn gleich zuweilen an⸗
dere paßlicher ſeyn duͤrften.) Die Parodie ©,
161. und 163. laͤßt ſich dem Verf. mic weit groͤſ⸗
ſerm Recht zuruͤckgeben, da ſie blos die Verthei⸗
diger der Indifferenz trift. Wir koͤnnen dem Kr.
Verf. nicht in den weitern: Betrachtungen über die
allgemeinen Kegeln der Vernunft, und bem Ted
und bie Fortdauer nach demfelben (die er behan-
ptet) folgen, ob mir gleich aud) hier vieles‘ Gute
und Wichtige mit manchen Gemagten und Uner-
seeisiichen gepaart gefunden haben. Mit bem
gzweyten Theil nimmt nun bie Moral fesbft ihren
Anfang, bie manchen wieder verföhnen wird, ber
Durch die zu weit getriebenen und zu breift behau⸗
pteten Spefulationen des erften Theils mit dem
Verf. unzufrieden wurde, - Er entfchulbigt fich
auch in der Vorrede wegen feiner Sprache, wo
faſt alle Reggpa gerade zu in. ausbrücflichen For«
derungen an ben $efer etwas zu: erfennen, zu bes
7 penken und zu. thun vörgefragen werben, und bit
et, ſolches nicht als einen Widerruf feines Sy
ſtems anzufehen. Cr habe bieſe Forderungen nie⸗
hergeichrieben, damit fie durch den allgemeinen
Sttom der Dinge andern’ zugefuͤhret, und Diefe
"; Dadurch in ihren Entſchlieſſungen und Handlun⸗
“gen, ohne daß fie es Andern koͤnnten, determinict
' . wuͤr⸗
‘ 1 ‚ ,
zur Sittenlehre für jedermann. 765
waͤrden. Dieſe Ausflucht duͤrfte aher nicht uͤber⸗
all hinlaͤnglich ſeyn. So wernes ©. 172. heißt:
huͤte dich, ſo liob dir deine geſamte Wohlfahrt —
daß kein ſinnliches Vergnuͤgen ſich dich unterwuͤr⸗
fig mache, und du deſſen Sklave werdeſt, wuͤrde
ſich nicht darauf: aus dem Soſtem des Verf. fol⸗
gendes amtworten laſſen. Ich ſoll mich hüten,
dieß zu chun? Aber Das hängt ja nicht von mir
ab, da ic) blos von dem Eindruck äußerer Dinge’
abhange. Wenn fid) nun dieß finnliche Vergnuͤ⸗
gen mir fo oft darbietef, wenn es fo lebhaft auf
mich wirft, wenn fich Feine Gegengruͤnde barbier
ten, ober wenn fie nicht lebhaft genug werden, fo
kann ich es ja niche ändern,. ich muß gehorchen,
‚muß mid) ihm 'überlaffen, welche Folgen auch Wu Au
daraus entftehen mögen, Und wer ſo fpräche, wuͤr⸗
de vom Verf, nicht koͤnnen getadelt werden, wenn
‚er ihm feine Regeln. zurüdgäbe, — Don den -
‚richtiger Gefinnungen gegen Gott, bie einen ſo
wichtigen und ſchaͤtzbaren Theil der phitofophifhen
Moral ausmachen, hat der Verf. nichts, weil er .
glaubt, wir fönnten uns von feinem Wefen über -
uns deutliche Borfiellungen machen. (Und doch
hatte er im erſten Theil gefagt, daß wir fo viel von
‚Bott erfermten, als ums nöchfg wäre, Er iſt un⸗
„fer Schöpfer , Verſorger, Wohlthaͤter, gütig:und
"per Inbegrif aller Vortreflichkeie.nah S. 12...
Fordert das. nicht, gewiſſe Gefinnungen, die wi
‚unmöglich vernachlaͤßigen duͤrſen, und deren die⸗
:Moral gedenken muß?) Diefer Theil handelt alſo
blos bie Pflicheen gegen uns ſelbſt ob, in Anſchun
unſe⸗
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B
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‚284. - Verſuch einer Anleitung en
unſerer Kräfte, und unfree Teiche, forscht des
EGrundtriebs, der Selbftfiebe, als der davon abe
. geleiteten, nemlich deg Verlangens nach Sehen und
Geſundheit, Zufriedenheit, Vergnügen, Erkennt.
niß, Ehre, Freyheit, Mache ımd Anfehen, und
endlich, der Geſelligkeit. Mit diefem bahnt er fich
‚den Uebergang zu. dem dritten Theil, der nach
einer Einleitung von der menſchlichen Geſellſchaft
überhaupt, imd den angebobrnen Rechten ber
Menichheit , Die volffommne ober. Zwangspflich⸗
sen, nemlich Aufrichtigkeit, Treue und Friedfer⸗
rigkeit darſtellt. Es ifk.nicht zu leugnen, daß
vieles weit richtiger, als man es gewöhnlich ließt,
vorgetragen, von neuen Seiten gezeigt, und mit
neuen Gruͤnden (wie z. B. die Pflichten gegen die
Ehre ber Armen): defeſtigt iſt, aber man trift
Auch wieder hin und wieder ungeprüfte und unere
Wweisliche Behauptungen, gewagte Säge, irrige
Vorſtellungen und eines großen Mißbrauchs fü
brlge Regeln (z. B. von der ehelichen Treue S.
214.) ar, fü daß es einen geprüften Denfer for«
7 Kert, der das ächte Gold von dem geringhaltigern
1°. Metaf und derir beygemifchten Schlafen zu ſchei⸗
den verfieht, Gehe. gegründet: ift ber ſpottende
Tadel, den er über Die Lehrer des Naturrechts aus⸗
gießt, daß fie manche Rechte der. Menſchheit aus,
Ubtopien herholen, eine Freyheit chimäriren, bie
>. %a der Geſeliſchaft von gar feinem Gebrauche ift,
=. und fa viele Rechte angeben, die nicht die gering⸗
ſte Anwendung mehr zulaffen. : Mehr wißzig, als
gründlich iſt Hingegen Die Vertheidigung dab Zi
3
oo: [ v \ |
„=. zur Sittentehre für jebermäng. "7
She von des Nothwendigkelt nlemand faul mar
chen röerde well in felbige zugleich alle untole
derſtehliche Urſachen mit eingefchloffen lägen, die.
ben Menſchen ununterbeochen forthanheind machen
müßten Ein ſolcher Stillſtand ift freylich nicht
zu beſorgen, aber wohl, daß ſie ſich dem Strome,
beflen. Gewalt doch unwiderſtehlich iſt, willig uͤber·
laſſen, und der Vorſi ht, des Widerſtands und der
Vorſchriften des. erfahrnen Skeuermanns vergeſ⸗
en moͤchten. Ueber Die Vorwuͤrſe, die der Verf,
den Theologen mit fo viel Setbfigefäligkeie macht,
wollen wir gar nicht urtheilen.
ken und fprechen — und wir wollen nichts fügen,
was pr. auch. nut entfernt als eine Folge bes Odium *
theolögicum, der ihm fo furchtbar ift, oder des
Gemwerbeharafters, deſſen er feibft sinen Er
Bing eranigt, auelogen Fönnte un
mußte Jana)
der gegenwaͤrtigen Lage ſeiner Einſichten fü den.
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766 De Formula reform. cccleſ.
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De formula reformationis: eccie-
Neaoſticae ab Imperatore Carolo-V. in Co-
mitiis Auguftanis A. 1548. flatibus ecelehaflicis
oblata, et A. 155g. variis fapplementis aucta ad-
huc hodie in materia difciplinae ecclefiafticae in
Germania pro norma inferuiente.. Comments-
tio juris ecclefiaflici. -. Autore Audr. Brau-
— burger. Moguntiae 1762. 21 B. 8.
Ju einer Zeit, wo in ſo vielen roͤmiſchkatholi.
ſchen Staaten eine Reforme mit eben fo viel
Weißsheit als Vortheil vorgenommen wird; mo
de Religion und Kirchenzucht, nachdem fie lan⸗
ge durch Dummheit, ‚Aberglaube, Eigennutz und
- Priefterbetrug aufgehalten war, die alten Daͤm⸗
‚ me durchbricht, und ſich an ihren Widerſachern,
Mönchen, Drdensgeiftlichen, Klofterbrüdern und
- ihrem Anhang, der ihre Rechte lange verfannt,
ihrer Autorität. lange genug gefpottet hat, zu. raͤ⸗
| den anfängt; mp die Klage über die Vernachlaͤ—
ßigung der Difeiplin laut an die Thronen gelangt,
wo ber feharffihtige Blick der erſten Fürften
- Deutfchlands die Quellen des Üebels entdecke, die
man im. Vatikan nicht fehen und nicht verfiopfen
wollte, und wo bie Thätigfeit diefer Fuͤrſten batd
verhaßt gemacht, bald beftritten, bald als gewalt⸗
, thaͤtiger Eingriff in die Rechte der Kirche, getadelt,
bald wenigjtens mit bedenflicher Aufmerkſamkeit
‘ " , anges
—
| Car. v. ed, Brauburgey. © 76n "
augeſchen wirds Zu einer fülchen Zeit. erfcheing de |
eben angezeigte Schrift gewiß ſehr zweckmaͤßig⸗
Sie zeigt, was, einſt ſchon Fuͤrſten thun wollten,
was ſie enpfehlen, veranſtaltet nid auttvorfen, um.
der durch Schuld des Klerus finfenden- Kirche auf .
zuhelfen; was fir. Berbefferungen und Reformen,
fihen ‚vor beynahe dritthalbhundert Jahren ge⸗
wuͤnſcht. für noͤthig erachtet, eingeſchaͤrft wor ·
den; und wie die daruͤber entworfenen und gublie
eirten. Geſetze fo. rechtskräftig fie auch waren, doch
faſt ohne Erfolg geblieben, bie damaligen Min,
gel ſich erhalten,. die Mißbräuche geduldet, die "
beften Anſtalten vereitelt worden, uind. wie der
Klerus noch immer nicht in dir Schranken zuruͤc⸗
kam, die ihm damals kaiſerliche Ordnungen
umð biſchoͤfliche Conſtitutionen anzuweiſen bemuͤ ht
waren⸗·
Es iſt befannt, wie ſche Gait ber‘ fünfte ſichs
angelegen ſeyn ließ, Eintracht in der Religion zu.
ſtiften und wie I Sorgfalt und &ift er befonbers
‚auf dem Reichstag zu. Augfpurg 1548 anwendet,
die Proteftanten mic der römifchgefinnten Parthey
auszugleichen.” Es: ift eben fo bekannt, twie.die
Hinderniſſe dieſer Endigung theils in Diſſerenzen |
über Sehifäße und Gebräuche, theils in gerechteit- .
Klagen über die Difeiplin, befonders beym roͤmi⸗
ſchen Klerus beſtunden. Jenen fuchte man durch
das ſogenannte Interim zu begegnen, beflen. Abe“
ſicht und Einrichtung in unfrer. Kirche fo viele, Be⸗
wegungen verurſachte; dieſem aber abzubeifen, wur⸗
ve bie obige 8 formula. vefarmmatjonjs für, ven.
roͤmi⸗
ne
i
⸗ ©.
768 De Formula reform. ceclel |
edmiſchen Klerus aufgefeßt. Es mar nichös-neuet,
. baß,unter Paiferlicher Autorität auch Pirehliche Die |
feipligarfachen abgehandelt wurden; nichts neues,
daß Kaiſer das taube Vatikan an eine Reforma-
nion erinnerten usb dazu die Hand boten; . denn
außer den Beyſolelen aus den aͤltern Zeiten führt
Hr. Brauburger in diefer Abhandlung Signtund
‚umb Maximilian an, die besiegen, Anftalten nad»
‚ten; nichts neues, daß ſeitdem Sucher —
hatte, die Bloͤſen der Kleriſen aufzudecken, in
Daihand Wünfche, Werfuche, Aufferderungen
an Rom, dem Unweſen zu fleuern, auf den Reichs⸗
tagen zu Nürnberg 1521. u. fg. (nicht zu Auge
‚fpurg wie hier $. 14. fleht: auch weiches bier über«
gangen ift, zu Regenfpurg 1534, wo Ordinatio
ad remouendos ubufus et ordinatio ad vitam cle-
\ ri reformandaın zum Vorſchein fam, f Strobl
Mifcell. x St. ©, 108 fg.) zu Augſpurg 1856.
Cauch zu-Regenfpurg 1541. wo män ſchon den
den Vorläufer des Interims ausbrütete) Jeht laut
geworden; nichts neues, daß man zum Schein
“auch in Rom eine Conſultationem praelatorum
oder Confilium de emendanda Ecklefia - ohne
Exnſt und Wirkung edirte und zuletzt nach langem
Wierftand die wichtige Sache dinem langfamen
Concilio vorlegee; daß endlich, nachdem Nahe
fäge fruchtlos gewuͤnſcht und Die Patres zu Trident
Ba ſich ſelbſt geſchont hatten, mit mehr Ernſt die oben⸗
gedachte Formel, an welcher ſichertich Julius
Pflug großen Antheil hatte, dazu dienen ſollte, den
Klagen und Ausfünsifungen eigen ir fee
1.
u
Ca v. ed. Prauburger, 0 78
&ie erfhien auch m gleicher Zeie mit dem Suter > |
eim gedruckt, iu Mainz 1548. und wurde: durch) a
viele Bifchäfje nach dem Willen des Raifıs, T
ihren Discefen befanne —. dog) nicht gültig — u
gemacht. '. Det. Verf. dieſer Abhandlung führe .,
bier. fehr gute und vollſtaͤndige Beweiſe, wie fe -.
auf Didcefanverfammlungen und. —* yno⸗
ben der Biſchoͤffe in Coͤln, Paderborn, Mainz, '.
Mürzburg, Augfpurg, Luͤttich, Trier, Strass .- ,
burg, Speier, Salzburg, Camburg empfohien
und beſtaͤtigt, und zuletzt auf dem Reichstag zu
Augſpurg im J. 1559. wiederholt und mit eini⸗
gen Erweiterungen zum. Druck nochmals. befüre
bert worden. Aus dieſer Yusgabe hat er Die gan --
ze Formel hier wieder — doch -mit mancherley oo.
Druckfehlern — abdruͤcken laſſen, und zuletzt ge-
zeigt, daß die neuen Aenderungen vom J. 15559.
und uͤberhaupt die ganze Formel den Sanctis Ca.
nonibus der-ältern Kirche ganz gemäß find, Da⸗
ber hat er für jebes Geſetz die Stellen aus den
Decretis Synodorum et Canonibus; meift der
mittleren Zeit gefammlet, wo aͤhnliche Versrdnin
gen gemacht worden. Zuletzt folgert:er.aus bem
allen, daß diefe Formel als ein allgemeines Reichs⸗
gefe& muͤſſe angefehen werben, ob es gleich bisher
nicht öffentliche Autoritaͤt gehabt habe; daß die
Biſchoͤffe für ihre Aufrecht haltung und Befolgung
ſorgen ſollen, und daß ſie als eine Norm der Re⸗
formation noch jetzt gelte. Wir üͤberlaſſen dieß
den katholiſchen Fuͤrſten und Biſchoͤffen zur Be
bergigung: wir fetbft haben ben der Seftüre diefer
Soͤderl. >ibl.a. B. 10, St. Ger müß«: .
!
770 De Formnule ‚reform. encef,
mä6fam bearbeiteten Schrift uns ber Frage nicht
erwehren koͤnnen: wie kommts doch, daß fo viele
heilſame Kirchengeſete i immer verachtet geblieben?
‚ Wie kommts, daß'eine formula reformationis,
‚bie auf zwey Reichstägen verfaßt und beftätige
worden , nach mehr als zweyhundert Jahren noch
F alle bamaligen pia deſideria übrig ließ? Wie
konimts, daß ber Klerus, der unter dem Namen -
der Kirche diefe Verordnungen. machte, fich nie
diefe Feſſeln anlegte, |nie zum Gehorfam gegen bie
Kirche gebändige werden Fonnte? — Iſt e8. nicht
beffer thätig als mie Formeln zu reformiren? Die:
fe werden ad acta gelegt — vergeflen, und elubirt:
‚thärige Reforme beugt ven fteifen Naken, realis
fire alte Wünfche, wird nur von denen befeufst,
bie feine ' Diſeiplin der Kirche erkennen wollen,
und vom jeden Patrioten befoͤrdert. Kirche und
Fuͤrſten Haben fange genug den Verfall der Kle⸗
riſey und die Folgen deſſelben geduldet und dabey
gelirten: wer ſich ſelbſt nicht, ob er. gleich viel que
Recepte bat, innerlich curiren will, mag ſichs
gefallen faffen,, wenn’ die äußere Kur von an⸗
. den ernfthaft und: ſchmerzlich wird. Gott “pon
Se
«
1
N
Herm. mid. Ki cher noua — 05
theca hebraica ſecundum ordinem biblio-
thecae hebraicae b. Ioh, Chriftoph, Wolfit diſpo.
ſta, analecta literaris huius operis filtens. .
Pars I. lenae, 1783.17. B. 4
re die hebr aiſche und rabbinifche:Siterge -
nicht fo tief gefunfen, fo fehr verachter, und, |
fo fruchtbar auch der Boden iſt, nicht durch Tirel-
Främeren fo ſteril geworden, fo dürfte der Wunii |
wohl fiat finden, daß die mitfo unglaublicher und - .
undanfbarer Muͤhe compilirte bibliocheca hebr.-"
Wolfs in einen Auszug gebracht, durch Die neuern,
ihm unbefannten Beytraͤge und Berichtigungen U
ergaͤnzt und.verbeffertt, und dadurch die Veroch ‘. 1 .
tung einer Nation vermindert würbe, die doch im⸗ |
mer auch) ihre zahlreichen und wichtigen Schrift.‘
ſteller aufweifen fann, Märmer zeugte, auf welche
jeder chriftliche Staat ftolz fenn dürfte, zur Zeit
der Barbaren in ven Wiffenfchaften faft mehr ap
geflärte Köpfe harte, als die Kiöfter, und durch
vielerley Urſachen zur Aufflärung mander Wiß \.
fenfchaften und Erhaltung mancher Kenntniſſe mite-
mwirfte.- Allein Verachtung ganzer Nationen. mache
ſehr Leicht ungerecht gegen die Vorzuͤge und Ver⸗
dienſte einzelner Glieder derfelben, und es ift dieß
nicht der erſte Fall, wo man ‚Kenntniffe und erh
eines. Mannes. berunterjeßt und mit Verachtung
| ce a an⸗
I. / ” 3
‚4
-
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4
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[3
)
‚772 Köcheri.nous bibliotheca hebraica ete;
anſieht, blos well er nach Knoblauch riecht. Soͤll
ten uns niche bie Wiffenfchaften und Denkmale
ber üben ſchon um deBröillen fehr ehrwürbig ſeyn,
‚weil fie von Menfchen kommen, bie, abgeriſſen
von andern, unter dem Druck, Troz aller. Ver:
achtung, ‚durch ſich felbft emporfireben, frembe
Huͤlfen, fremde Bildung wenig oder gar nicht
nuͤtzen, und ſich alſo faſt durch ſich ſelbſt bilden ?—
Doch keine Apologie fuͤr juͤdiſche Schriftſteller, ſon⸗
dern nur ben Wunſch, daß ihre Literatur nicht als
zu unerheblich angeſehen wuͤrde; daß eine Epito⸗
me aus dem voluminoͤſen Werke, welche die Flei-
men Schriftftellge — jede Nation, jede Partheh
..
hat ihren Troß, ihre Mobdeferibenten, ihr Diliec
- tantenfutter; warum nicht auch. die Juͤden? —
‘von den wichtigern abfonderte und in ben Rath
ber großen Rabbinen nicht kommen ließe, verfer-
tigt und das Andenken der gelehrten Juden fo gut
als der Araber, Griechen und Barbaren erhalten
würde. Ein folches Werk hofften wir bier: ‚allein
‚wir fanden, daß es nur. Suppfemente oder eigent«
fie Analedta find, darinnen aus neuern Jour⸗
nalen gefammiet worben, was andre Gelehrte zu
Wolfs Berichtigung, Ergänzung und Bereiche⸗
| 2
rung ſowohl .in Nachrichten von dem Leben, als
von den Schriften der. juͤdiſchen Schriftſtellet bey⸗
getragen haben. Viele Zuſaͤtze enthalten auch Ur⸗
theile chriſtlicher Gelehrten über juͤdiſche Scriben⸗
gen, wie z. E. über Aben Eſra, Elias Levita, oder
‚andre literariſche Nachrichten z. E. von Victor von
Carbens Judenbuͤchlein u. a; - Gammenge
> u | wi , eiß,
+
%
‘
ı
Pan.
© Köcher’ not biliogeca} hebrajen ete. 237
fleiß, . woran bie Siteratoren es niche feier und var⸗
fen fehlen laſſen, bleibt; wie wir finden, das voßg.
zuͤglichſte Sob dieſer Beytraͤge, das freylich nich
groͤßer ſeyn koͤnnte, wenn ber Verfaſſer noch meh ©
rere Hülfsmittel, feinen. Zufägen noch mehr Wolle’ "
ftändigfeiti zu geben: beſonders große. Bibliothe ·
ken, oder wenigſtens Verzeichniſſe von großen Bi: - .
bliotheken, welche jüdifche und bebräifche Schrif⸗
ten erithalten z. E. in Florenz, Turn u. dergl. Be
te nüßen koͤnnen. — Der zweyte Theil wird ohne”
bin feinem Inhait nach fohon meht wichtiges ende \
haluen Eisen j ‚als der er ae |
» ' N , a L 2080 „‚
Andre theologiſche Schriften. |
Rem Homitta v” 5 Casfari ii Ep. Arela-
tenſis, quas nundè primum in, lucem pro-
fert Ioh. Chriſtoph Amadutius ex‘ 'Cod. membra-
uacdo’ Sec. IX. bibliothecae FF. pracdicatorum | eu u
S. Marci Florentiae: Romae 178. ap. Alt. Ful-“ —
gonium. 8. pagg. 30. — 1—
Homillen, wie ſie ein lareiniſcher Biſchoff am J
Ende des fünften. Seculi zu halten pflegte, im... -
"denen wir nichts außerorbentliches finben und wer
che wir blos anzeigen ‚: weil-fie vorher ungedruckt.
‚waren, : Die brey erſtern handeln de jeinnio qua- Ä
Arngelimali, bie, vierte: de amatoribns mundi, die
| es Zr ‚fünfte |
—*
.
*
W
‘ u
Is
on „et x
774. Andre theologiſche Schriften.
‚ fünfte. de aretorihus mifericordsee. Ba bie
Handſchrift zuweilen fehlerhaft war, ſo hat Hr.
Amaduzʒi bie Lefarten, meiſt gluͤctich verbeſſert,
und die Luͤken fo ziemlich gut ergaͤnzt. Alles iſt
‚ für Liebbaber der ſtrengern Morat wohl erbauli⸗
"her, als für Freunde der mildern errflichen Er
teniehre.
2) Erlangen. Dilfertarie inauguralis cheolo
gica de Plalmis prophetias Meflianas continen
tibus — "Gil. Prid. Hufnagel. 33 B.4
Nicht blos die noch ſortw aͤhrenden — * —
heiten chriſtlicher Ausleger A; T. im Urtheit über
bie meßianiſchen Weiſſagungen, ſondern die vie
len unbeftimmten Grundfäge, die fie annehmen,
“und durch welche ihre Sehkraft verborben wird,
bald nichts, bald lauter Mefiasbite im A. T. zu
fehen,-müffen.einen Gelehrten, der ſein eignes ge:
ſundes Auge hat, und.fchärft und brauchen will,
eine. Nufforderung zum eignen Nachdenken fen,
"um ſich ſelbſt den Weg zu einer unverdörbenen ımb
frenen Auisfcht zu bahnen: und wir freuten unc
daher, ale wir ſahen, daß Hr. : Hufnagel, deſſen
ſcharfer Auslegerblick fremdes Licht abfchneider,
uns ſeine Aeußerungen und Grundſaͤtze in dieſer
Diſputation bekannt made. Im erſten Theil
entſcheidet er Über die Frage: ob es dann auch
Meßianiſche Pſalmen gebe? Und beiaßt fie beſon⸗
ders auch: aus pſychologiſchen Gruͤnd Wenn,
wie nicht zu leugnen, unter den J aeen Hoffe
wong, ESrwattung, Sehnſicht m einem- Da
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—Andre theologiſche Scheiften, : 775
tionalbegfütfer vorhanden war; . went. in’ ihr das
Gemüth der Patrioten noch immer unter lm -
Bedruckungen eine Stuͤtze fand; wie unbegreiflich
waͤre es, wenn dann ber Dichter, deſſen Phan .
taſie fo gerne ins Gebiet der Zukunft ausſchweift,
ſich Ausfihten fchafft, und die Geheimniffe der
fpätern Zeit vergegenwärtigt; wenn der Seher,
der jeden Gegenſtand der Unwelt und der Mach«
welt zum Objekt feines Gefangs macht, und, wenn
er Patriot zugteic) ift, in feiner Begeifterung vor. : -
nehmlich die goldene Zeit, bie er hoffe, ſchildert,
nie dieſe Hoffnung, die ihm feine Religion mit -
ſo viel Zuverläßigfeie gab, nie dieß Glück mit
feinem Urheber befchrieben hätte, Zubem .ent»
ſcheibet das N; T. Sc: 24, 44. wo nothwendig
von eigentlichen Weiffagungen‘, nicht. von Ac⸗
commiobationen; die Rede ift.. Allein woran wer⸗
den fie mie Zuverläßigfeit erfannt? Dieß bleibt
immer der Knoten, an deffen Auflöfung bie Kunft
der Iheofogen anders als. die Kunft der Eregeten:
arbeiter s — jene minder gluͤcklich; denn es-ifinie
mals ſehr vortheilhaft für. die Religion geweſen,
wenn die Theologen Exegeten gervorden find, aber --
defts beſſer, wenn die Eregeten. Theologen wur:
den. Um alle Fehler zu neben, bemerkt der -
Hr. D. H. daß die meßianifchen Pfalmen bios
durch · die Anzeige ſolcher Eigenſchaften, die dem
Meßias allein zukommen, ſich charakteriſiren, al⸗
‚fein daß man hiebey billig zuerſt die ganze Oeco⸗
nomie eines Pſalms, hernach auch, wo moͤglich,
die Veranlaſſung und Goſchichte deſſelben, welche
u . Kee4 0° - dem
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dem Seife des Sängers die Stimmung gab, une
terfichen, drittens. bedenfen müffe, daß man in
den Palmen einen Dichter liefer, deſſen Ausdruͤ⸗
cka gewöhnlich größer als Die Sachen find und das
ber oft auch von dem Dichter felbft- gelten Formen,
deſſen Empfindungen und. Schickſale poetiſch zu
ſchildern; und endlich, daß die Anführungen im
M. T. zur Entſcheidung nur felten Drauchbar find,
wo man nicht entdeckt, daß. die Apoftel foldye als
J eigentlichen Beweis gebraucht haben. Außer der
Regel, poetiſch zu erklaͤren, wird noch die Vor⸗
ſicht empfohlen, auch die Zeit und die Kenntniffe
des ‚Seitalters ; „da der Pfalm verfaßt ‚wurde, zu
. » ermägen. Kenntniß des Meßias j im A. T. muß
von. der Kenntniß des Meßias im M. T. immer
wie Morgenroͤthe von der Sonne unterſchieden
bieiben und man darf daher Feine ‚Shataftere bes
ur Meßias in den Palmen ſuchen, welche in den
Seiten des N. T. allein-befannt waren. (Wels
ches ſind ſolche? Seine.Seiden? Sein Tod? Sein
geifttiches Neih? Seine Verſoͤhnung und Ge⸗
naugthuung? Man hat dieſe alle in den Pſalmen
geſucht, gefunden und entdecken zu moͤſſen geglaubt:
und mochte es nicht, da wir die Kenntniſſe ‚der
Ifraeliten zu Davids: und. der Propheseg Zeiten
bios ang den. Pſalmen und übeigen. Schriften ent
decken koͤnnen, entweder Cirkel oder donditio ab
inpofhbili. ‚zur Beſtimmung meßianifſcher Pſal⸗
mien ſeyn, nulli characteres Meſſiae ab interpre.
te. Pfalmorum admittendi fynt, — quos ignora-
.. bant penis llinpaen hommes 2 Anfierden em⸗
. en pPfpfiehlt
|
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5 -. -
7
1
Andre eheologifche Schriften. Tr. .
gieflide Sr D. auch die Vorſicht. die Schil⸗
deräusen ja nicht zur. firenge, ſondern. als Bil.
der zu nehmen, und ſich nicht irre machen zu lafe
fen ‚ wenn man nicht. alles wörtlid) am Meßias
erfülle ſieht, wie einige, Die, gatız unbefannt. wie
dem Geift-der Weilfagung, den Mlefias im hun -
dest und zehnten Pfalm (aud) zweyten) nicht Das, . '
Dere finden wollen, weil von Kriegen. und $eichen.
geredet ift, welches ſich für eine fo fanftmürbige .
Regierung nicht ſchicke. Hiernach geſteht der Hr.
Verf. ſyey, daß er nicht viele Weiſſagungen vom
Mleßias in dem -Pfalmen finde — und es. fehlt
nun wohl nichts, als daß er feine großen und ſchoͤ⸗
nen Kenntniſſe auch anwende, bey Der. Erklaͤrung
der Pfalmen zu beweiſen, daß er dieſen richtigen.
Grundſaͤtzen getreu. geblieben. Wir find verſi⸗
chert,, daß er badurp),: wie durch alle. ſeine; Bes,
mühungen, . . von denen die Kirche. ſo viel zu ar⸗
warten hat, den, Dpnf aller Forſcher der Wahre
heit, verdienen wird. "Mögen denn andre, bie imehe,
Seher find, es befeufzen, daß wir da wenig Licht
ſehen, wo bie Vorſehumg erſt Vorbereitung. am
Tag machte, =
5). Bu dieſer fegerlichen Promotion lud Hr. De |
Geiler dur ch ein auf Dxep Bogen ‚gedruchtes Pror
gramm ein, worinnen er de diuinis notionibus
cogitgtionibusque ‘ab humanis in interpretandis
waticksiis caute difcernandis handelt und, wie
fh ohnehin erwarten läßt, einige ſehr, intereffante
Bemerkungen über die Abfihten und den Plan
. ee “ den Weiſſagungen made: In den,
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Fe ces. übrie
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= Andre hhelebiſthe Ci.
hi menſ chlichen Schriften; } fage e, kann und
‚muß ein Ausleger fi) damit begnügen, daß er
die Gedanfen und Borftellungen findet,‘ welche
dar Redende mit den “Worten verbunden hat: al⸗
lein ber den Weiffaguhgen kann man fich hiebey
richt beruhigen ober glauben, alsdann den Einn
erfchöpfe zu haben. Denn die Propheten , -die
ihre Reden niche ſelbſt erfanden, verſtunden die,
ſelben auch nicht vollftändig und waren nicht fü
. big, nad) ber damaligen finnfichen Denfungsare
den geiftigern Sinn ihrer Worte zu entdecken.
Nicht anders ftelle Petrus ı Br. 1, I1. die Sa⸗
. che vor. Vielmehr fommt es darauf an, daß
man ſehe, was Gott, welcher durch ſolche Weiſ⸗
fagungen auch den kuͤnftigen Zeitaltern nutzen woll⸗
te, fuͤr Begriffe und. Vorſtellungen Dadurch nicht
bfos bey den nächften Zuhoͤrern, ſondern auch bey
den entferntern Leſern erwecken wollen. Er) dem
alte Geheimniſſe der Zukunft bekannt ſind, waͤhl⸗
te weislich ſolche Worte und Vorſtelungen, wel⸗
che bey der Verſchiedenheit der Zeit, Denkungs⸗
art und Aufklaͤrung der Leſer auch einen verſchied⸗
nen Sinn haften. - Sim fruͤhern iſt immer Wink
auf fpätere Kenntniſſe, Immer Keim Tichtigerer,
vollſtaͤndigerer und reinerer- Begriffe, immer ber
Fond, woraus die fpätern Zeitalter ihre Haupt⸗
ideen vom Meßias entlehrtten, immer Hüße ‚aus
‚ welcher bie Nachkommen durch Vergleichung ber
. jedesmafigen Umftände, durch‘ Erwegung ihrer
Beduͤrfniſſe und durch Betrachtung der Sage: ber
Welt Die wahren Anfahren und Plane Gurten mic
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J Adbre chdologiſche ESchriften. 9
dem Meßlas nach und nach eutroideften.: Aus
dieſem ſehr wahren und der Stufenfolge aller
menſchlichen Kenntniſſe angemeſſenen Grundfap .
leitet der Hr⸗ Ds verſchiedene Folgen her, nach
denen er die Auslegung der Weiſſagungen einge
richtet wiffen will, Erſtlich: der wahre Sim - ,
einer Weiſſagung, ‘oder der ganze Umfang alter
Borftellungen, welche nad) Gottes Intention dar⸗
innen verborgen liegen, kann am beften .aus dem
vw“
- Erfolg entdeckt werden. Nichts kann mahrer fenn,. ,« °
als dieß: confilium Sp. S. nonnili adınonitu di-
vino intelligi a. nobis poteft. - Zweytens, dieje⸗
nigen irren fehr, welche zur Erflärung der Mef
ſianiſchen Weiffagungen die Beftinimungen Jeſu
und feiner Apoftel nicht wollen gelten laffen, viel⸗
mehr iſt es, Deittens, eine weit richtigere Negel, :
daß man jede Stelle A. T. welche im N. T. vom: |
Meßias erflärt wirb, fo lange von ihm ver ⸗
ſtehe, bis aus dem Zufammenhang. und andern .
Ausdrüden erhellt, daß fie von jemand anders . '
"Bundfe: denn in diefem Fall ift es: Accommodation.
- Enblid) oann man hieraus auch folgern , daß ale.
Weiſſagungen puͤnktlich erfüllt find, freylich nicht
woͤrtlich genau, nicht fo, wie die Propheten ſelbſt,
“ihre -Zeitgenoffen und ihre Machfommen, denen
Gottes Gedanken unbekannt waren, ‚fie verſtun-·
ben, ſondern in bem Sinne, welchen fie nad) Cote
.. 208 verbörgnen Abfichten Hatten. Daher fey es. -
auch falſch, wenn einige lehrten, die. Propheten
“ müßten nicht anders ausgelegt werben, als menſch⸗
te Exheften: Dean DMinfhen fen wicht fe In.
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| 180 Andre cheolediſche Schriften.
die Zukunſt wie Gott, und hätten nicht fo weit-
augfehende Abfichten, als. Gott, der Die Prophe⸗
- ten: inſpirirte. — Wider die. Hauptverſtellung
bier gelehrten Abhandlung von ber alles entwi⸗
Eelnden Zeitfolge der Beranftaltungen und Offen⸗
Barunigen. Gottes wird nicht leicht jemand etwas
gegründeres fagen fönnen: allein einzelne Grund»
füge einiger neueren Schriftforfcher fcheinen mir⸗
entweder nicht nach ihrer wahren und eingeſchraͤnk⸗
"ten Meynung gefaßt, oder wenigſtens bey alter.
Richtigkeit der obigen Vorftellung niche entkraͤf⸗
tet gu ſeyn. Wenn verfchiedne unfrer neueften und
beften Theologen die Stellen des N. T. nicht wol⸗
len zur Beflimmung der meßianiſchen Weiſſagun⸗
‚gen gelten laffen, ſo iſt wohl ihre Meynung nicht,
gu leugnen, daß-die Belehrung Jeſu und der Er
ſolg ein fehr wichtiges und unentbehrliches Huͤlfs⸗
mittel ſey, ‚bie wahre Wedeutäng ber altteſtament ·
lichen Vorſtellungen zu entdecken: ſondern fie leug-
zen nur, daß man erft durch dieſe Belehrungen
lernen muͤſſe, welches Meßeaniſche Weiſſagun⸗
gen ſeyn? Wäre nicht die Abſicht aller Prophe⸗
zeihungen, wo nicht ganz, doch wenigſtens großen⸗
theils vereitelt, wenn man erſt bey dem Erfolg
haͤtte lernen müffen, daß fie von dem Meßias han⸗
Rein. Sie follten Erwartungen erregen, fie _foll-
ten, wenn ber Meßias täme , den Menſchen es
leichter machen, ihn mie Zuverläßigkeit ale den
BE verheiſſenen Begluͤcker zu entdecken: aber dieß al⸗
les war nicht möglich, wenn'eben dieſer Meßias
J erſt den Menſchen bite entdecken müffen, daß da
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Lnethaituſte Seiten. — Er |
ober dort. im A €: von ihm gerebet. fee Ye
"dem ſcheint es mir,’ als 66 die ‚meiften neh Aug:
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leger der Propheten und Theologen, wenn fie von .
den Weiſſagungen · A. T. handeln, vorjüglich es
zu ihrer Abſicht gemacht haben, hiſtoriſch zu ent“.
decken, was die Propheten und ihre Zeitgenoffen
ſich für Vorftellungen von dem Meßias machten?
Ob fie einen andern Sinn, als den finnlichen, ge
ahndet? und wie fie ſich ihre Ideen aus den. Arte
Fündigungen und Befchreibungen bes Meßias nad)
und nad) gebildet und entwickelt haben. Dabey ger.
ſtehen fie es gerne zu, daß ein chriftficher Ausle
ger die Propheten anders und beffer .erfläre. und
verftehe, als ein andrer, der vor-der Exfil üllung lebe |
tes und daß jene rathſelhaften Voranzeichen der
Begebenheiten Jeſu und feines Reiches jetzt nach
deutlichern Erklaͤrungen Gottes daruͤber uns ver⸗
ſtaͤndlicher, obwohl ſehr entbehrlich, find. —
4) Wittenberg. Unſerm Berfprechen nach (© (© I.
v
’
718) reden wir nach) von dem Programm des Hr. .
D. Titsmanns de glofüis N. T. aeltimandis .et
tudicandis, für den Kritiker ein ſehr willfommmes -
Geſchenk. Es darf weder bewiefen werden, daß
in N. T. Gloſſen, das heiſt, einzelne Worte oder
ganze Saͤtze ſtehen, die in verſchiedener Abſicht in
den Teyt von Auslegern oder Abſchreibern einge⸗
ſchoben worden, denn die Sache liegt am Tage:
noch darf dieß jemand befremden, denn es iſt das
Schickſal der Bücher and) von den beſten Schrift.
ſtellern/ ımd Befonbers derer, die fleißig gelefen ımb
neaigt wurden . Allein die Kunſt, Geſſn zu
ent ·
IN a ⸗ J
WaArndec theologiſche Sihriften.
ſchichte Hat Hr. Matthaͤi in Moſtau in feiner Aus
.. gabe derſelben, viele fehr merkwuͤrdige Exempel von
ſoichen Gloffeh, die ans den. Lektionarien entſtan⸗
den find, entdeckt und beurtheill.)—. Die Haupt:
Jache bleibt nun allemal: die Unterſuchung, wie
‚man Stoffen entbecfen kann, und hiezu giebe nun
“ ser Hr. D. noch einige Regeln, De erſte, daß
alles, was nicht in den älteften Verſionen, Kir
chenvaͤtern und guten Handfchriften angetroffen
wird, für Gloſſe zu Halten, iſt zwar ſehr ficher,
«abet noch zu allgemein, und dient mehr zur Be⸗
urtheilung wmeitläuffigerer Interpolationen, als
kuͤrzerer Zuſaͤtze, daher die zweyte raͤth, noch eini⸗
ge andre Umſtaͤnde des Textes in Erwegung zu
giehen; nemlich den Innhalt (rem) wenn ſich
(bie Varietaͤt der Leſarten vorausgeſetzt) eine Ur⸗
ſache angeben läßt, warum manche Worte hinein
I ‚gefegt werden. Z. E. Matth. 5, 22. iſt, wie der
Ir. D. glaubt, das eaun ber Zufng eines Ausle⸗
gers, dem bas Ürtheif über den. Zorn, das er hier
daß, auffallend und hart ſchien. (Uns ift immer
wahrſcheinlicher, daB nad) einer firengen Moral
Das esun weggeftrichen worden.) So möchte Aßea-
au Up. Geſch. 7, 6. auch eine. Stoffe (ey; ber:
nach den Eontert; drittens Die grammatifche Form,
nach welcher die. grammatiſch leichtere. Leſart einer
Gloſſe, die ſchwerere dem Originalteyxt aͤhnlich ſieht,
wie Luc. 9, 3. XEer, wofür andre engere feßen;
endlich den Sprachgebrauch, indern ein fichrer op
rakter einen, Gloſſe iſt, wenn flatt des Dunflern
Wortes in den Handſchriften ein deutlicheres fleht,
C(CBVBey
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—
*
nung bes Hrn. D. Semlers eine Unterſuchung
und Prüfung, verdient, die er faſt als Grundfaß
der Auslegnng N. T. annimmt, daß die Wor⸗
| | Andre theologiſche Schriften, u 785
(Ben biefer geleßeten Unterfuchung hätte die Meye ı. ;
te, die in den Handſchriften eine verſchiedne Stel«.' a
lung, gegen bie übrigen aͤchten Worte des Tertes
baben, faft durchaus für Gloſſen zu.erflären find,
Der Charakter ift unverkennbar, auch bey: ben -
Stoffen in den Profanferibenten ſehr fichtlich mb
gewöhnlich: aber ob die Anwendung bavan alla
- gemein gilt, wäre noch zu unterfuchen. Die Gflofe
fen der erften Art, oder. vielmehr Varianten, wel⸗
che aus Gloſſen entftanden find, Fönnen unter an«
dern aud) aus ben ältern Gloffarien entbecft wer '
den: und es muß auch indiefer Rückficht dem Aus.
leger des N. T. angenehm feyn, daß ihm zu einer
vollſtaͤndigen Sammlung . der biblifchen Gloſſen
aus dem Heſychius, defjen Gloflarium einen ente,
ſchiednen Werth bat, Hoffnung gemacht wird.
Denn was wir von diefer Art haben, ift noch zu
wenig, das Albertifche Gloflarium Hefychii nur
für wenige Bibliotheken, und der Name des Ge-
lehrten, derdiefe Arbeit berfpricht, ſchon hinreichend, .
unfte Erwartung rege zu machen, und ihrer Erfüls
fung mit viel Zuverficht entgegen ſehen zu Eönnen. ..
5) Altdorf. Daſelbſt fehrieb der neue: theolo⸗
giſche Profeſſor Junge⸗ſein Einladungsprogramm
de poenarum diuinarum vi emendatriee. Er
geht darinnen von dem allgemein Zugeftandnen
Grundfag aus,. daß Gott unmöglich ‚blos aus
Boͤderl. Bibl.2. B. 10. St. Dos bin
!
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4
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N
786. Andre thenlogifche Schriften.
buͤnder Rachbegierde ſtrafen Pänne, ſondern afle.
mal nothwendig einen weiſen, feiner wuͤrdigen
Endzweck dabey haben muͤſſe, da jede weckloſe,
und -dem Verbrechen unangemeſſene Strafe fei-
ner hoͤchſtvollkommnen Natur widerſtreite. Er
geht ſodann die verſchiednen Endzwecke durch, die
man dabey angenommen hat, und begleitet fie
mit Anmerkungen. So fagt man, Gore firafe,
‚am feine Heiligfeit und feinen Abfcheu vor allem
Boͤſen zu offenbaren. Wohl, fest der Verf. hin⸗
zu, aber man: hüte ſich nur vor der Vorſtellung,
als 0b Gore dabey rußmfikhtig fey, und es bes
. wegen fo übel aufnehme, wern ihm biefe Ehre
verweigert wird. Er will diefe Verehrung, nicht
als. ob ihm, menfehlichen Begriffen nach, ein Vor:
‚heil dadurch zuwachſe, ober. mit deren Entziehung
.. „ein Schade gefchähe, fondern weil es der Wahr:
heit gemäß, und den Menfchen ſo heilſam ift. Er
handelt nicht nach, einzenen Eigenfhaften, heute
nach Siebe, morgen nach Gerechtigkeit, ſondern
nach allen zugleich. Wo er alſo ſtraft, um feine
Heiligkeit, zu erweiſen, da geſchieht es zugleich
‚auch, um feine hächfte Guͤte damit zu erproben. —
Er firaft, um das Anſehen feiner Gefege,. und
feine Macht über alles Gefchaffere zu bemeifen. —
Aber aud) dabey darf er das Beſte feiner Unter⸗
2 fjanen nicht aus den Augen-verlieren, denn nur
die Gefeße find gut, die das allgemeine Beſte zum
Biel. haben, nur der Regent macht Yon feiner Ges
walt einen rechtmäßigen Gebrauch, der Dufe um
*
Andre tote Schriſten. J
Sit durch deren Anwendung beforbert. — — Ee
ſtraft, um den Beleidigten Genugthuung zu ver⸗
ſchaffen, 2 Theſſ. 1,6. Roͤm. 12, 19. ui, _ :
Bey diefer Behauptung ift große Vorſicht noͤthig,
um Die natürliche" Rachgierde des Menſchen, die
weder. Ziel noch Schranken kennt, nicht zu ver⸗
ſtaͤrken. Jede Genugchuung ſchraͤnkt ſich blos auf
die Erſetzung des zugefuͤgten Schadens und auf
kuͤnftige Verhütung neuer ſchaͤdlicher Eingriffe
ein, und kann fich unmöglich. nach den fo oft über«
triebenen Forderungen bes Beleidigten bequemen. _
So teiftet Gott ſchon dadurch den Beleidigten
Genugthuung, wenn er ihnen das erlittene Uebel
hier oder dort, wilder erjegt, und die Kuͤhnheit
der Beleidiger einfchränft, ohne daß eben der
leidiger ſo geſtraft werden muß, wie es der
aus Rachbegierde wuͤuſchet ober hei echt, B
weiß Gott auch alle Uebel, fie moͤgen von
—* Dingen oder von dem Willen vernuͤnfti⸗
ger Geſchoͤpfe ihren Urſprung haben, zum Bu
ften der Menfchen, ihrer Beflerung, und Gluͤckſe ·
ligkeit zu lenken, auch iſt niemand ſo unſtraͤflich,
daß er eine ſolche Erſetzung Hoffen ober verlan
gen dürfte. Wie ſollte alſo Gore uͤberall und in
allen Faͤllen den Gekraͤnkten dieſe Genugthuung
ſchuldig ſeyn, damit ja ihre Rachbegierde nicht
ungeſaͤttigt, und Feine Beleidigung ihrer teuren. '
Perfonen ungerochen bleibe? (Eine fehr richtige
Bemerkung.) Bey der göttlichen Abſicht, (die
aber yon vielen 12m n Nadrbei anderer ‚allzu ſehr
\ Ddd 2... begün«,
a
N
. D
X W
788... Andre theblogiſche Schriften.
beguͤnſtigt wird) die Verbrecher durch Strafen
abzufchrecten,, ‚Hält fich der Verf. nicht auf, fon»
dern geht ſogleich zu der fünften, nemlich der Beſ⸗
‚feung der Geftraften über. Diefen Zweck Hals
. ten nım bie meiften für wuͤnſchenswerth, auch, wohl
für. einen Nebenzweck, aber fuͤr einen Haupt
zweck wollen fie es nicht erfennen, feine Kraft
—
ſetzliche Drohungen erſchreckt, jene durch evan⸗
zjur Beſſerung wollen fie den Strafen nicht beyge⸗
legt wiſſen. Ob nun dieß wahr ſey, ob die Stra⸗
‚fen blos eine vim coercitiuam und feine emenda-
tricem haben, darinnen beftehf eigentlich bie Un
- terfuchung, die bier angeftellt wird. Alle Beh
ferung muß mit Erkenntniß der Sünde anfan-
gen, zur. Betruͤbniß darüber fortfchreiten und ſich
mie Verabſcheuung berfelden und der Rückkehr
zue Tugend enden. Diefe Erfennmiß entftehe
meiftens aus der: Betrachtung der göttlichen Vor⸗
fehriften, ihrer Güte, ihres Umfangs, und ber
aufmerffamen Prüfung unfrer Gefinnungen und
Theren. Kommt die Meberzeugung von der Men
ge unfter Fehltritte, dem Elend der Sünde, der
| Gerechtigkeit des Gefeßgebers und der von ihm zu
beforgenden gerechten Ahndung und das Anden
fen an die mannigfaltigen Beweiſe ſeiner Siebe
hinzu, fo muß dieß Befhämung, Kummer und
Traurigkeit hervorbringen, die in einen wirklichen
Abſcheun des Böfen übergeht. Nicht inimer aber
geht es bey der Werfihiebenheit der Menſchen in
der nemlichen Ordnung. Dieſe werben durch ger
geld
x‘
— ER
_ Andre clbulſhe Schriften.
euſch⸗ Verheiſſungen gewonnen. Bey 3 7
aber iſt die Liebe zum Laſter ſo eingewurzelt, daß
dieſe Vorſtellungen ſaͤmmtlich fruchtlos ſind, daß
die ernſtlichſten Drohungen nichts ausrichten, die
berrlichften ‚Berheiffungen fie nicht bewegen, daß
ſelbſt fremde Erfahrungen durch allerhand Vor⸗
ſpiegelungen ohne Kraft bleiben, nichts alſo auf⸗
ſer der eignen Erfahrung ſelbſtgefuͤhlter Strafen
zu ihrer Rettung mehr uͤbrig iſt. Wenn aber
Strafen ihrer Natur nach Schmerz erregen, ſo
kann man es ihnen nicht abſprechen, daß Erkennt·
niß, Reue und Abſcheu vor dem Boͤſen durch ſie
bewirkt werden koͤnne, wenn ſie andre abſchrecken,
fo muͤſſen fie. (fo fie anders empfindlich genug
fi ind ) auch: den Geſtraften abſchrecken koͤnnen, ſo
wie dieß auch bey vielen Geſtraften ſichtbar ge⸗
nug iſt. Koͤnnen ſie aber dieß leiſten, ſo wird
Gott, der alle Endzwecke verbindet, dieſen, der
ſo wichtig und wuͤnſchenswerth iſt, gewiß nicht
uͤberſehen, zumal da er ſich mit den uͤbrigen ſo
ganz ungezwungen verbinden läßt, keinem derſel⸗
ben zuwider iſt, jeden vielmehr veredelt und er⸗
hößer. Wir fehen nie, was ſich mit Grund
Dagegen einwenden läßt, doch wollen wir noch
in der Kürze beyfügen, role der Verf. die dage⸗
gen gemachten Zweifel loͤſet. Strafen, fagt man,
Pönnen nur von aͤußern Handlungen en
nicht aber bas Herz mit Siebe zur Tugend anfuͤl⸗
len. — Buͤrgerliche Strafen freylich nicht, aber
Bier ruf Gott ' ber - Fa ſieht, ber re
v3
;
!
/
ea" ndebefegfihe Scheimm.
ben innerlichen böfen Geſinnungen zu fheın |
dem man nicht entfliehen, -beffen Strafen r.
ſich nicht entziehen kann. Alles vermögen die €:
fen allein frenlich nicht, aber vorbereiten :!
fen fie das. Gemuͤth, daß jene höhere Grur‘!
Eindruck machen koͤnnen. Erſt muß die &
Handlung unterbleiben, ehe nach amd nad |
innere Begierde durch-unangenehme Empfrt:
. gen geſchwaͤcht und ausgerottet wird, — 7
le werden durch Strafen niche verbeſſerl. — d
wegen aber haben fie dennoch bie Kraft, p
N. und viele werben auch dadurch!
.. fee Wenn Strafen die Kraft dazu ut:
lich Haben, und diefe nur durch befondre 3"
umſtaͤnde gehindert wird, ſollte Gott dit!
bderniſſe nicht zu Heben wiſſen? — © ni
... aber Gott oft feine Endzwecke nicht areihe‘
Das. folge ‚nicht... Nach feinem nadfıl‘
Willen fege ſich Gott nichts por ,. wor a
herſieht, daß es unter dieſen Umſtaͤnden un!
großern Nachtheil nicht zu erhalten fen. — |
. ‚Strafen beingen nur Fnechtiſchen Gehocſt
suege, — . Richtig. Keines andern iſt de
‚ Gürtete..Sümber im Anfang nice fig:
adlere muß erſt nachfofgen. — Wieherpoltt ©
+ „fen verhaͤrten und machen miebegträdhtig. — |
...’In bem Sall, wenn fie unweiſe gewäglt find.
„ber, Geſtrafte Geine heilſame Liebenolle A
in ihnen entdecken kann. — _ Man ven!
Zuͤchtigungen und Strafen, — Die P
Fa a , W Eu Mi
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Aundre theologiſche Schriften. 791
chied findet nur unter Menſchen ſtatt. Gott ſucht
ey ſeinen Strafen alles zu erhalten, was nur
amit erreicht, werden kann. - Züchtigung und
Strafe iſt aber blog dem‘ rad nach unterfihie
en, und won bee leßtern bie Abficht der Beſſe⸗
ung ausfchlieffen, iſt petitio prineipii,. Ob aber
ingewurzelte Bosheit ganz unheilbar und: unver -
yeßerlich ſey, das koͤnnen Menfchen nicht entfchei-
ven, „das iſt Gott allein unträglich bemußt. —
Don Ebendemfelben haben wir auch eine In-·
nugquraldiſputation um die theologiſche Doktorwuͤr ·
ve, in der die Meynung eines neuern Schriftt
tellerg von den Hoͤllenſtrafen geprüfee wird, etw
yalten, , Es ift ſolcher Hr. M, Ernft Sohann
Tonrad Walter, Prediger zu Meuflofter und Baͤ⸗
belin in der Herrſchaft Misniar, ber fie nach dent
Englönder- Bourn fihon ‚ohne feinen Namen in
ber neuen Vorftellung von den Strafen der Vers . . |
dammten in der Ewigfeit nach Gründen ber
Schrift ,. Roſtock und feipzig 1772 vorgetragen,
und in feiner Prüfung wichtiger Lehren theologi⸗
[hen und phllofophifchen „Inhalts; Berlin 1783.
wiederholt hat, wovon wir bereita oben S, 423.
fgg. einen Auszug geliefert Gaben. Seine Mey '
nung-flehe in der Mitte zroifchen einer plöglichen
Bernichtung und. zwifchen ewigen Martern, wo⸗
von ihm die erfte (Socinianiſche) Behauptung
zu gelind, die andre aber zu hart norfommt, Er
nimmt an, bie Seelen der Verdammten würden .
durch den anhaltenden Kummer und Traurigkeit
Ddd 4 über
\ \ 1
*
193 Ondte eeoigffh Schriften,
über den ewigen Verluſt ihrer Glaͤckſeligteit nad
und nad) ihre Thaͤtigkeit fo verlieren, baf fe nic
mehyv zu klaren Vorftellungen, zur Vergieichun,
ihres gegenwärtigen Zuftands mit ben vergirc-
nen und zur Empfindung irgend einer Strafe ſ
big blieben. Zugleich werde ihr Körper weg
Des genauen Bandes mit ber Seele von bem tı.
. Rändigen Gram allmäplig mit aufgerieben urt
aufs neue von der Verweſung gerflöre werden, \\:
" dem Zuftand, der freylich erft nach fehr lange
- . berie Urftoffe Bes Körpers gänzlich vernichten. &ı
Zeit eintritt, koͤnnte fie nun Gott zu einem anigı
Denfmal der Schande übrig laſſen, ober ad
die unthätig gewordne Seele und bie übrig gie
feßt zuerſt den Grundſatz felt, er wolle die Schr.
ſtellen in dem einfachften und natürlichften Srr
schmen Dagegen erimert Hr. J. sehr wi.
daß Diefe Megel weder allgemein noch ficher ir
da fidy die Bibel fo. oft finnlicher Bilder und fi
ner Metaphern bebiene, und ber Sorachgebroue
nichs ſelten ſthwankend und ungewiß ſey, auch er
fich durch mancherley Umſtaͤnde der Zeit und Er
ten, der Sekte, des genteinen Lebens und der Tr
gierungsform verfehieden beftimmt werde. — Te
wollte da an der naͤchſten Idee, die der Ski.
des Worts erregt, kleben bleiben, oder alles ir
natürlichen Verftand nehmen. Hr. W. berii
u fidh auf die Ausdruͤcke der Schrift, Die von de
. Strafen der Berbammten gebraucht werden, ur‘
j Berftörung bedeuten. — - Zumeilen, aber nic:
imme
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’ x vv. \ f
74 a
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| | Ardee tfeokgifhe Schriften \ 793 |
immer oͤfters zeigen fie auch bios Strafe, Uns
glück und Elend ohne die beygemifchte idee der
Zerftdrung an. - Auch redet die Schrift von einer
xoraces, Bersavöis,foficy mitdiefer Angenommenen
Deſtruktion nicht verträgt, Er. führt ferner.
die Stellen für feine Meynung an, wo den From-
men das ewige Sehen verheiffen ift, 2 Tim. 1.120.
Kim. 2.6. — Hier bedeutet aber $eben nach
dem Sprachgebraud) der Hebräer blos Glückfelig«
kei. — So preßt er auch die Gleichniſſe March.
13. 30. und Matth. 3. viel zu aͤngſtlich — Um
ben, Stellen, wo bie: Ausdrüde zıs rov armvos,
euavıos, der Wurm, ber nicht ftirbe, Das Feuer,
das nicht verlöfcht, vorkommen, auszuweichen, be⸗
ruft er fi auf Judaͤ v. 7. und Ef. 66. 24: wo -
Strafen, die laͤngſt aufgehört haben, als fort⸗
Daurend vorgeftellt werben: — Hr. J. giebt die
Vieldeutigkeit diefer Ausdrücke und den Mangel
einer vollkommnen Präcifion zu, erinnert aber, .
daß jene Worte zumeilen aud) ben Begrif einer
erolgen Dauer mit einfehlieffen, und folglich. bag
Subjekt den Umfang diefer Prädicate beftimmen ..
muͤſſe. So viel ift wenigftens gewiß, daß bie.
Schrift nirgends vonhem Ende der Strafen deut
liche Meldung thut, vielmehr folche Worte ge⸗
braucht, die deren Fortdauer weit natürlicher bes -
zeichnen. Was denn alfo auch Gore in Aenfehung
derfelben befchtoffen haben, oder was uns bie Ber,
nunft. mit mehr oder minder Wahrfeheinfichfeit
für Hoffnungen babia mag, für ben Lehrer
Re | dd 35 |
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CA
794 ° Andre theologiſche Schriften.
per Religion wird es immer Verwegenheit biei
ben, er mag ſich erfügnen, Gott gleichſam das
Begnadigungsrecht abzufprechen, ober auch eine
- $ehre, welche Bott aus weiſen Abfichten verbarg,
enehüllen, unb als Lehre ber Bibel ondern auf
dringen zu wollen, — Seine Hauptftüße berei
tee fich Hr. Walter aus der Analogie, Man fr:
det in der Melt ſchon Laſterhafte, bie fi, wer:
ſie ſich durch ihre Laſter ungluͤcklich gemacht, un
die Hoffnung zur Wiederherſtellung ihrer ii
fihen Ban verloren haben, dem Gram und
der Traurigfeit fo fehr überlofen, daß fe ww |
merkliche Abnahme ihrer-Seelen und feibafii:
te fühlen, und dadurch ihren Tod befördern. Eel
ten alfo nicht die Ungluͤcklichen in jener Welt ter
ihren fortdaurenben unordentfichen Trieben, un
ben der Vorſtellung des ewigen Verluftes ihre
Gluͤckſeligkeit in Gram und Traurigfeit verſin
‘ fen und dadurch den Untergang ihrer Matur be
‚fördern müffen? — Ben analogiſchen Schlür
‚fon aber ift große Vorſicht noͤthig, damit wir mid
‚son dem, was wir blos in einigen Fällen, fo
einigen Subjeften wahrgenommen haben , au
- das Allgemeine hin, von dem, was wir in dem.
‚gegenwärtigen Zuſtand beobachtet haben , au‘
“einen Fünftigen Zuſtand argumentiren. Er
‚scheint jene fucceffive Abnahme ber Förperlichen
und geiftigen Kräfte bie zum - Mangel des ganz
lichen Bewußtſeyns ſowohl der Natur ber Eeele,
ala guch den goͤttbchen Abſichten zu widerſttei
ten
zu u le L: [
: ; 2 tr a ur
Andre theslogiſche Schriften. 7855
in. Denken wid Empſinden iſt eine urfprüngd -
iche;;wefeneliehe Mräft der Seeſe, die ihr durch
neriffen werben: kaun "den das waͤre Wer: 1
ichtung , die. nue von der Allmacht gewirkt were -
en kann. Wollte Man auch, wie Hr. W. an
indern Orten ſagt, annehmen,“ daß die Seelen.
raft nach und nach ſo fange abnehme, bis ſite
hren vorigen: Zuſtand mit dem gegenwaͤrtigen
icht mehr vergleichen, nach ſich ihrer vorigen bis.
en Thaten erinnern und die Strafen einpßnden
oͤnne, fo lauſt es immer wieder zuletzt auf eine
Kernichtung des Bewußtſeyns hinaus, das ſich
‚on einer Seele, die einmaf ausgebilbet und deurttt
icher Ideen faͤhig iſt, nicht annehmen, auch aus
er Wirfung des Kummers, der doch immer Gee
anken und Bewußtſeyn mit einſchließt, nicht dbe.
weifen läßt, Die Analogie reicht auch zum Be⸗
oeis nicht hin, da fie theils nicht allgemein iſt,
heils auch Schluͤſſe von dem gegenwaͤrtigen Zu⸗
tand.auf den zukuͤnſtigen ſehr unſicher ſind. Es
yirb zwar oft der Körper durch Unzucht und...
Schmelgeren geſchwaͤcht, und bie Seele nimmt :
erinöge der genauen Verbindung mit demfelben
aran Antheil, aber nicht fo wohl leidet die ur⸗
oruͤngliche Kraft,” als deren. Anwendung, als . '
eroifle durch Uebung erworbene (falcultates de
iuatiuae). Faͤhigkeiten. We auch -eine folche
Zchwaͤchung dee Eeelenfräfte erfolger, gebt alles
nal eine Berborbenheif der. Werkzeuge der See⸗
| Bu W le, 8*1
/ |
\ sv
‚796° Aodee cheyloohſche Sthifen:
le, nemlich der Nerven, vorher, wie es audi
hohem Alter, und. wo. das Gehirn leidet, ju 3
fihehen pflegt. Bey manchen Im Gegentfeil
weder Leidenſchaft, noch Safer, noch Gram er
ſolche Wirkung. Wer darf da mit Geil;
beftimmen, was erfolgen wird, wer von die:
Körper und deffen zerſtoͤrbaren Nervengewebe &
- jenen zukünftigen Körper ſchlieſſen? Seine:
‚ Sur nad) kann der. Kummer dieſe Wirkung nic
haben, - und feine andern als natürliche En
werben bey dieſer Hypotheſe angenommen. — I
die Grabe ber Strafen laffen fich dabey nicht r
befiimmen. Hr. W. fucht ſich zwar fo m“
zuwickeln, daß er bey dem verhärteten Ei
der weniger fuͤhlt, einen längern Zeitraum pu
ner Deftwuftion, bey dem empfindlichen j:
gen einen Fürzern annimmt. Allein ein get:
rer Kummer fann doch auch, wenn er Ki:
Dauert, unmöglich den nemlichen Erfolg het
den ein höherer Grab hat, vielmehr werden i
tere Schmerzen durch Die Macht. der Gewehr
mit ganz geringer Beſchwerlichkeit ertragen. U:
dieß flünde es dabey in der, Willfühe des C-
‚vers, ob ee mehr oder minder Strafe fühlen ®
te, da fonft Die Gerechtigfeit die Strafen K
" fet, wenn gepingere fruchtlos bleiben, un‘
groͤßere Boͤſewicht wäre befer daran, als dr:
ringere. Mit den Zwecken Gottes ſtimmt d
Hypotheſe auch nicht überein. Seine Heil
fordert nur, daß nichts Boͤſes ungeſtraft di
N j
>
er
zZ
tauefte: Proportion zwifchen Strafe und Ver⸗
jrechen, Nach diefer Meynung aber werden am
Enbe'afle, fruͤher oder ſpaͤter, durch den Kum-
Ardber ihenlegiſche Schriften. 797
mb bie Guͤte und Gerechtigkeit verlangt bie ge⸗ u
”
0)
ner aufgerieben.: - Zur Abſchteckung ander, 06.
vir gleich nicht wiflen, ob bie Bewohner des
Himmels noch folcher Schredbilder zur DBefeftis
zung im Guten nothighaben, bedarf es feiner
dlchen zerftörenden Strafen, ſondern nur folcher,
velche dem Verbrechen angemeffen find, gewiß
wfolgen, und nicht vermieden werden koͤnnen.
Noch mehr fireiten ſie wider die Güte Gottes, -
velche die Beſſerung bey der Beftrafung unmoͤg ·
ich aus den Augen -Iaffen kann. — Es ließen
ich wohl aus der Güte Gottes, aus pfucholsgie -
ihren Betrachtungen über die Wirkungen der
Traurigkeit und den Fortfchritt der Vollkommen _
yeit in der Welt noch mehr Gründe gegen dieſe
roftiofe Meinung, daß endlich alle Berdamm
'e nad) Aeonenlangen Quaalen des. nagendften
Rummers in gänzlicher Unthaͤtigkeit verfinfen -
⸗
ollen, hernehmen, die ber Verfaſſer vielleihht
yer Kürze wegen hier übergangen hat, aber. an
‚inem andern Ort ausführen wird. Er beſchließt
eine Unterfuchung hr behurfam mit der Aeuße⸗
ung, man müffe dabey bleiben, daß die Schrife
noige Strafen drohe, nur aber den großen Um
'erfchied derfelben nicht verfennen, noch eine gaͤnz⸗
iche Unveraͤnderlichkeit in dem Zuſtand aller und
jeder Veſtraften bebaupten. — Es kann und
| muß
s
m - -
’ 4,
708 Andre thevletſche Cie
muß uns duch genügen, zu wiffen, daß di
‚Strafe dauren wird, fo fange die Suͤnde fer
bauer. Ob fie aber ewig’ dauren, oder ı.
Verblendung und Thorheit einmal aufhören mi:
. wer” kann dieß oder jenes’ .mit- Gewißheit
Cd
’
d
haupten? Hoffen aber, wuͤnſchen wird er de
dürfen, dee Wenſchenfreund und feine Hof:
gen und Wünfche dem uͤberlaſſen, der nieme:
Unrecht thun kaun. — Der Scharfſinn ur
bie Beſcheibenheit des Hrn. Werfaffers hat
auch in dieſen beyben Abhandlungen fo If
bar bewieſen, daß wir die großen und gm:
ven Erwartungen, mit denen wir ihn iso
vorige Sehrftelle einxuͤcken ſahen, gewiß mit «:
täufcht finden werben und hoffen Eönnen, a”
de das Gute, das wir einft in jenen Gegenden!
Freuden ſtiffteten, gluͤcklich vermehren und:
hoͤhen. 2
Ende des IL. Bandes zehnten Stuͤck⸗
⸗
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.. . ” .
4 . -
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⸗ * ‘ .. [1
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* V.
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1
N 3 Chriſtoph Doederlin
auserleſene
Theologiſche
vuͤltdhet,
darinnen
von den wichtigſten theologiſchen
- in: und auslänsifchen Bu
Buͤchern und Säriften
i Nachricht gegeben wird,
Zweyter Band eilftes She J
m pi I
Le i pzig,
vet det: Gottl. Imman. Drehtopf, 1784:
790 Andet Mone Säfte
den janerlichen boͤſen Geſinnungen zu ſteuren weiß,
dem man nicht entfliehen, -beffen Strafen man
fich nicht entzießen kann. Alles vermögen die Stra«
- fen allein frenlich nicht, ‚aber. vorbereiten muͤſ⸗
: fen fie das Gemuͤth, daß jene höhere Grundſoͤtze
Eindruck machen koͤnnen. Erſt muß die (äußere
Handlung untgrbfeiben, ehe nach und nach die
innere Begierde durch unangenehme Empfindun⸗
gen geſchwaͤcht und ausgerottet wird, — Vie⸗
‚de werden Durch Strafen nicht verbeſſert. — Des:
wegen aber haben fie dennoch die Kraft, au bef
fern. — und visle werden auch Dadurch gebef:
ſert. Wenn Strafen die Kraft dazu urſpruͤng⸗
lich haben, und diefe nur durch befondre Meben
umftände gehindert wird, ſollte Gott dieſe Hin.
derniſſe nicht zu Geben wiſſen? — So wuͤrde
aber Gott oft feine Endzwecke nicht erreichen? —
Das folge nicht. Nach feinem nachfolgenden
Willen ſetzt fi ſich Gott niches vor, wovon er vore
herſieht, Daß es unter dieſen Umſtaͤnden und ohne
geoßern Nachtheil nicht zu erhalten fg. —ı Die
. ‚Stegen bringen nuß Fnechtiſchen Gehorſam zu:
wege· — Richtig. Keines anbern iſt der F
choaͤrteto Sünder im Anfang nicht faͤhig.
‚eblere muß geft nachfolgen. — Wiederholte —*
en verhärten und machen nieberträchtig. — Nur
in bem Sal, wer fie unweiſe gewaͤhlt ſind, und
. de Geſtrafte . Ceine heilſame liebevolle Abfichten
. „in ihnen entdecken kann. — . Man verwechfelt
— 2* und d Sof, —— Diefer —
| ie
Andre theologiſche Schriften. 791
ſchied findet nur unter Menfchen ſtatt. Gott ſucht
bey- feinen Strafen alles zu erhalten, was nur
Damit erreiche, werben kann. -Züchtigung und
Strafe iſt aber blog dem Grad nach unterſchie.
‚den, und von ber letztern bie Abſicht der Beſſe⸗
rung ausſchlieſſen, iſt petitio principii. Ob aber
eingewurzelte Bosheit ganz unheilbar und: unver-
beßerlich ſey, das koͤnnen Menſchen nicht entſchei⸗
Den, das iſt Gott allein. untruͤglich bewußt.
Don Ebendemſelben haben wir auch eine In-·
auguraldifputation um die cheologifche Doftorwür- ·
de, in der die Meynung eines neuern Schrifa .
ſtellers von den Höllenftrafen gepruͤfet wird, er
halten, Es iſt ſolcher Hr. M. Ernft Sohaın
Konrad Walter, Prediger zu Neukloſter und Baͤ⸗
belin in der Herrſchaft Wismar, der fie nach dem
Englönder- Bourn fihon „ohne feinen Namen in
der neuen Vorftellung von den Strafen der Ver-
dammten in ber Ewigfeit nach Gründen der
Schrift, Roſtock und Leipzig 1772 Yorgetragen,
“und in feiner Prüfung wichtiger Lehren theplogi«
Shen und philofophifchen Inhalts; Berlin 1782,
wiederholt hat, wovon wir. bereits oben S. 423,
fgg. einen. Auszug geliefert haben. Seine Mey '
nung-flehe in der Mitte zroifchen einer plößlichen
Vernichtung und. zwifchen ewigen Martern, wo⸗
von. ihm die erſte (Sorinianifche). Behauptung
‚zu gelind, die andre aber zu hart norfommt, Er
nimmt an, die Seelen der Verdammten würden .
‚ durch deu anhaltenden Kummer und Traurigfeit
en: >.) 57 Ge 1: u
| 193 Andre tag Scifen,
über ben ewigen Verluſt ihrer Gluͤckſeligkeit nach
und nad) ihre Thaͤtigkeit fo verlieren, daß fie nicht
"mehr zu Maren Vorftellungen, zur Vergleichung
ihres gegenwaͤrtigen Zuſtands mit dem vergang⸗
nen und zur Empfindung irgend einer Strafe faͤ⸗
big blieben. Zugleich werde ihr Körper megen
Des genauen Bandes mit ber Seele von bem be⸗
. Rändigen Gram allmäplig mit aufgerieben und
aufs neue von der Verweſung zerflört werben, In
"> Dem Zuftand, der freylich erft nach ſehr langer
Zeit eintritt, Pönnte fie nun Gott zu einem ewigen
Denfmal der Schande übrig laffen, ober auch
bie unthätig gewordrie Seele und die übrig geblie=
. bene Urftoffe bes Körpers gaͤnzlich vernichten. Er
ſetzt zuerſt den Grundfag feſt, er wolle die Schrift.
ftellen in dem einfachtten und natuͤrlichſten Sim
nehmen Dagegen erinnert Hr. J. fehr mohl,
daß diefe Regel weder allgemein noch ſicher fen,
-" ba fich die Bibel fo. oft finnlicher Bilder und: kuͤh⸗
ner Metaphern bediene, und der Sprachgebrauch
nichs ſelten ſchwankend und ungewiß fen, auch an
fich durch mancherley Umftände der Zeit und Sit
ten, der Sekte, des gemeinen $ebens und der Mes
gierungsform verfchieden beſtimmt werde. — Wer
. wollte da an der nächflen “dee, die der Schal
des Worts- erregt, kleben bleiben, oder alles im
. natürlichen DVerftand nehmen. Hr. W. beruft
= fh auf die Ausdrüce der Schrift, Die von den
. | .. Strafen ber Verdammten gebraucht werden ‚ unb
Berftörung bedeuten. — Zumeilen, aber nicht
‚immer.
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Arlrdre eohgifehe Schriſten. 703
immer, öfters zeigen fie auch blos Strafe, Uns
gluͤck und Elend ohne die beygemiſchte Idee der
Zerftörung ari. - Huch redet die Schrift von einer
xcracer, Becwveis, fo ſich mitdiefer Angenommenen
Defteuftion nicht verträgt. —— Er. führt ferner -
die Stellen für feine Meynung an, wo den From⸗
men das eidige $eben verheiffen ift, 2 Tim. 1. 10.
Kim. 2.6. — Hier bedeutet aber Leben nach
. w
Dem Sprachgebrauch der Hebräer bios Glücfelige
keit. — So preßt er auch die Gleichniſſe Matth.
13. 30. und Matth. 3, viel zu aͤngſtlich — Um
den, Stellen, wo bie Ausdrüde zw Toy OLvon,
asyıos, der Warm, der nicht ftirbt, das Feuer,
Das nicht verloͤſcht, vorkommen, auszumeichen, ber
ruft er fi) auf Judaͤ v. 7. und Ef. 66. 24! wo -.
Strafen, die laͤngſt aufgehört haben, als fort-
Daurend vorgeftellt werben: — Hr. 2. giebe die. .
Vieldeutigkeit diefer Ausdruͤkke und ben Mangel .
einer vollkommnen Präcifion zu, erinnert aber, |
daß-jene Worte zumeilen auch den Begrif einer
eroigen Dauer mit einfehlieffen, und folglich. bag
Subjeft den Umfang diefer Prädicate beftimmen
muͤſſe. So viel ift wenigftens gewiß, daß bie
Schrift nirgends voriipem Ende der Strafen deut»,
liche Meldung thut, vielmehr ſolche Worte ges
braucht, bie deren Fortdauer weit natürlicher Des -
zeichnen. "Was denn alfo auch Gore in Anfehung
derſelben befchtoffen Haben, oder was uns bie Ver⸗
- munft. mie mehe oder mihder Wahrfheinfichkeit
für Hoffnungen barbieten mag, für ben £chree
Zur Uno dd 5 nun der Ä u
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794 Andre theologiſche Schriften.
her Religion tvied es immer Verwegenheit biei-
2 ben, er mag fih erfühnen, Gott gleichſam Das
Begnadigungsrecht abzufprechen, ober auch eine
, $ehre, welche Gott aus weifen Abfichsen verberg,
enthüllen, unb als Lehre ber Bibel andern auf
dringen zu wollen, — Seine Hauprftüße berei⸗
tet fich Hr. Walter aus der Analogie, Man fin
det in der Melt ſchon Laſterhafte, die fi, ‚wenn
- fie ſich durch ihre Laſter ungluͤcklich gemacht, und
ie Hoffnung zur Wiederherſtellung ihrer irdi⸗
F ne verloren haben, dem Bram und
der Traurigkeit fo fehr überlofen, daß fie eine
merkliche Abnahme ihrer -Seelen und $eibegfräf-
te fühlen, und dadurch ihren Tod befördern. Sell:
en alfo nicht bie Ungluͤcklichen in jener Welt bey
ihren fortbaurenden unordenrfichen Trieben, unb
ben der Borftellung des ewigen Verluſtes ihrer
Gluͤckſeligkeit in Gram und Traurigfeit. verfin-
ken und dadurch den Untergang ihrer Matur bes
fördern müffen? — Bey analogifchen Schlüf
"fen aber ift große Vorſicht näthig, Damit wir nicht
-, von dem, was mir blos in einigen Faͤllen, bey
‚einigen Subjeften wahrgenommen haben, auf.
- das Allgemeine hin, von dem, was wir in dem
‚gegenwärtigen Zuſtand beobachtet haben, auf
“einen Fünftigen Zuſtand argumentiren. Go
ſccheint jene fucceffige Abnahme ber Eörperlichen
"und geiftigen Kräfte bie zum Mangel bes gaͤuz⸗
— Nlichen Bewußtſeyns ſowohl der Natur per Seele,
ala auch den görlichen Abſichten zu miberfirei«
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Andre theoldoiſche Schriften 799
tan. Denken wid Empſinden iſt eine urſpruͤng⸗
liche weſentliche Kraft der Seele, die ihr durch
natuͤrliche Kraͤfte, die nur allmaͤhlig wirken, nicht
entriſſen werden kaun — Den das wäre Mer:
nichtung, die nur von der Allmacht gewirkt wer⸗
ben kann. Wollte man autch, "wie Hr. Wi an
andern Orten ſagt, annehmen, ba bie Seelen»
kraͤft nad; und nach fo fange .abnehme, bis fie
ifren vorigen Zuſtand mit dem gegenmoärtigen -
nicht nieht vergleichen, nach fich ihrer vorigen boͤ⸗
: fen Thaten erinnern und die Strafen einpfinden
koͤnne, ſo lauft es immer wieber zuleßt auf end‘
Vernicheung des Bewußtſeyns hinaus, das fl
bey einer- Seele, die einmal ausgebifdet und deu ‘
licher Ideen fähig it, nicht annehmen, auch au -
der Wirfung des Kummers, der doch immer Gi
danken uud Bewußtſeyn mit einſchließt, nicht bes .
“greifen läßt, Die Analogie reicht auch zum Be⸗
weis nicht bin, da fie theils nicht allgemein if)
theils auch Schlüffe von dem. gegenwärtigen Zu ·
ftand.auf den zukuͤnſtigen ſehr unficher find. Es
wird zwar oft ber Körper durch Unzudhe und...
Schwelgerey gefhwächt, und die Seele nimmt .
verinöge der genauen Verbindung mit demfelben
daran Antheil, aber nicht fo wohl leidet die ure :
fprüngliche Kraft, als deren. Anwendung, als .
gewiſſe durch Uebung erworbene (falcultates de.
. Yiuatiuae.) Fähigkeiten. Wo auch eine folche
ESchwaͤchung der Seelenkraͤfte erfolget, geht alles
mal eine Verdocbenheit der. Werfzeuge der See:
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7106. Audre vheologiihe Gifaifen:
le, nemlich der- Nerven, vorher, wie es auch im
boten ar. ne —— leidet, zu ge⸗
ehen pflegt. Dep ma im Gegentheil hat
weder Leidenſchaft, noch Laſter, noch an I
folhe Wirkung. Wer darf da mit Gewißheit
beftimmen, was erfolgen wird, wer von dieſem
Körper und deffen zerſtoͤrbaren Mervengewebe auf
|
jenen zufünftigen Körper ſchlieſſen? Seiner Na⸗
tur nad) kann ber. Kummer diefe Wirkung. sicht
* Haben, und feine andern als natürliche Strafen
merben bey Diefer Hypotheſe angenommen. — Aud)
die Grade der Strafen laffen fich dabey nicht wohl
beftimmen. Hr. W. fucht ſich zwar fo heraus
zuwickeln, daß er bey dem verhärteten Suͤndet,
der weniger fühlt,. einen längern Zeiteaum zu ſei⸗
ner Deftruftion, bey dem empfinblicyern hinge⸗
gen einen fürzern annimmt. Allein ein geringe
rer Kummer Fann dech auch, wenn er fänger
dauert, unmöglich den nemlichen Erfolg Baben,
den ein höherer Grab hat, vielmehr werden leich⸗
tere, Schmerzen durch die Macht der Gewohnpeit
mit ganz geringer Beſchwerlichkeit ertragen. Ueber-
dieß ftünde es dabey in der Willführ des Suͤn⸗
ders, ob er mehr oder minder Strafe fühlen woll⸗
te, da fonft die Gerechtigfeit bie Strafen fchär-
: fet, wenn gepingere fruchtlos bleiben, und ber
groͤßere Boͤſewicht wäre beßer daran, als ber ge-
ringere. - Mit den Zwecken Gottes ftimme biefe
Hypotheſe auch nicht überein. Seine Heiligkeit
“fordere nur, daß nichts Boͤſes ungeftrafe bleibe,
ur \ ) und
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u Anke waboſ⸗ Can, RL.
naueſte Proportion zwiſchen Strafe und Ser»
brechen. Nady diefer Mernung aber werben am
Ende alle, früßer ober ‚fpäter, durch den Rum '
mier aufgerieben.: : Zr Abſchteckung audrer, ob. -
wir gleich niche wiſſen, ob die Bewohner des
Himmels noch ſolcher Schreckbilder zur Befeſti⸗
gung im Guten nothig:haben, bedarf es keiner
ſolchen zerftärenden Strafen, ſondern nur folcher, .
welche dem Verbrechen‘ angeneffen find, ——
erfolgen, und nicht vermieden werden koͤnnen.
Noch mehr ſtreiten ſie wider die Guͤte Gottes; -
welche die Beſſerung ben ber Beſtrafung unmoͤg⸗
lich aus ben Augen -laffen kann. — Es ließen |
ſich wohl aus der Güte Gottes, aus pfucholsgie .,
ſchen Betrachtungen über die Wirkungen der
Traurigkeit und den Fortfchritt der Volltommen« _
beit in der Welt noch mehr Gründe gegen biefe
£roftiofe Meinung, daß endlich alle Verdamm
te nad) Aeonenlangen Quaalen des. nagendften
Rummers in gänglichee Unthaͤtigkeit verfinfen
follen, hernehmen, die der Verſaſſer vielleicht .
ber Kürze wegen hier übergangen hat, aber. an
einem andern Ort ausführen wird. Er beſchließt
feine Unterfuchung ehr behutfam mit der Aeuße⸗
gung, man müffe dabey bleiben, daß die Schrife
ewige Strafen drobe, nur aber den großen Un
terſchied derſelben nicht verfennen, noch eine gaͤnz⸗
liche Unveraͤnderlichkeit in dem Zuſtand aller und
jeder Veſtraften bebaupten. — Es kann er
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und Die Bar und Gerechtigkeit Verfauge bie we.
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708 bee Wiinlodifche Schrften
meins duch demigen, zu · wiſfen, daß bie
"Strafe dauren wird, fo lange. die Suͤnde fort:
dauer. Ob fie aber ewig’ -dbauren, ober alle
Verblendung unb Thorheit einmal aufhören wird,
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wer" kann dieß oder jenes’ mit Gewißheit ber
haupten? Hoffen aber, wuͤnſchen wird er doch
dürfen, bee Renſchenfreund ud feine Hoffunn.
gen und Wuͤnſche dem überlaffen, ber niemand
Unrecht thun kam. — Der. Scharffinn und
bie Beſcheibenheit bes Hrn. Verfaſſers bat fich
auch in dieſen beyben Abbanblungen fo ſiche⸗
bar. bersiefen, daß wir die großen und gerech⸗
ten Erwartungen, mit denen wir ihn in unſre
bvorige Seßeftelle eingücten fahen, gewiß niche ge
taͤuſcht finden werben und hoffen koͤnnen, er wer⸗
de das Gute, das wir einft in jenen Gegenden mit
Greuden ſtiffteten, gluͤcklich vermehren. und er⸗
hoͤhen.
Ende des II. Bandes zehnten Stuͤcks.
D. a Eheiuph een
auserleſene
Theologiſche
Biötiher,
. hatgrinnen
von den wichtigſten theologiſchen
in- und auslaͤndiſchen
Buͤchern und Sgriften
Nachricht gegeben wird,
Zweyter Band eilftes Stͤck.
—
Le i pzig,
Yes St Gotil. Imman. Brehtopf, 1784
’
/
D y
‚ges: Neues Tekamenf. don "ba.
fe im einem Behoͤleniß beyſammen Karl
wet es ein anferorbentliches Gewaͤcht, das v
wuffen ſichtbar war uud die Meugier des Ric:
der⸗/hineinſtach, reizte. — Für.bieBörperlii
hung Jeſu haben wir weder dig Ur
werfimdigungen. Jeſu, noch genuggſeme A;
zengen; noch ſenſt Eruͤnde. Marth. u 40
offenbar ein Ehnſchlebſel ſpaͤterer Zeiten: der.
. (able beym Markus : -Masrh, uch; ac id!
Ausdruc, er werde den Beitten Zagdeufri‘
auferſtehen / etklaͤrt d er werde ſich wiede oe:
Lebenden zeigen, nicht mehr ſichtbar, ferien ©
@filten' wirken. "Weil —— — den *
Mare.q, 10. “nicht werfen
Auferſtrhen
Bat: er ſchwerlich einen — Ba
ſandern om gehört unter die allegoriſchen.
Augenʒungen für. dieſe —— pa
beiden Marieni. Und nuch tiefe haben bie X:
vbehruig (ben. Acus) nicht ſelbſt geſehn, I“!
sun im Zuftankd' des Schrecens eine Engel:
us gehoͤrt. Ueher Dia Sache mie ben. Bi
Sheins eine gericheliche Unter ſuchung erfedgt nl“
(öft. manche Jünger warſten nach AMatih. 23,
niht, was ſie aus der Bache: muachen fit
Matkhaͤus er jaͤhlt die Sache gang ambers ab
es und es fanuen ichbr merben daher auf
Arte. Verehrer Hefe; Ideen, Dim Glauben. auf. ft
mar Erzählungen — Dos pe
6; warauf wiſer Gla
| —— fat (che, und;baf wir ud
Den ben "Rift; di⸗ h Heupaſache . Um di
Ar 2222—
⸗ J
⸗
Das neue Ce efkamene,suber:bie
— Bel en —5— ac
eu — eine ungen; "oder in
wenigen Geellen gebefferte: Ausgäbe dei
neueſten Offenbarnngen Gottes, eldie einft ſo
Viete Aufmerkſamkeit erregten ünd verdienten, ſo
vinletefer und Eenforen fanden, wirktich viel gutes
ſſiffteten und, ob fle gleich unter die libros-Pro< _
hibiros gewohferi-twisehen, doch für die Religion
ihre beſſere Kenlnnißß md Werthſchaͤzung groffen. -
nd auegeberiteten Tigen hotten ſo Kilkdeni mie
Doͤderl. Bibl. 2. B. u. St. Eee mit
soo Neues Teſtameni. von Bahrdt.
mit Anzeige und Urtheil davon zu ſpaͤt kemmen.
Allein da ein Geleheter; wie Bahrdt, nach ſteter
Aufftärung frebt, die: Höfen, weiche bas Sie
der Wahrheit verbergen, immer mehr aufdecken
will, und Die Hoffnung giebt, baß mit jedem Ta.
ge feine Einſicht reift; va wir in der Vorrede
fefen, daß der Verf. alle feine Arbeiten, die er vor
dem Jahr 1780. (dem vierzigften Jahr feines Als
ters) bekannt gormacht, ſelbſt fein CKaubensbefennt
niffnicht ausgenommen,jczf. ſelhſt derwirft md
eine' beſſete an die Stelle‘ einer jeden zu fegenTich
faͤhig fuͤhlt; da er wuͤnſcht, daß ſeine Leſer in Be⸗
richtigung und Erweiterum der ebelſten aller Kennt⸗
niſſe mit ihm gleichen —** gehalten haben
möchten; und „On enblich bin npuns che zur Auf
hellung ber durch Aberglauben und Zeſedenn
au. allen Zeiten zuruͤckgehaltenen Wahrheit f
ausgefpenbet werden: fo bürfen wir gewiß-einiges
don dieſem Buche und Über daſſelbe ſagen. Bir
koͤnnen es entweder als Leberfegung betrachten, und
in diefer Ruͤckſicht behält: es in allen Stellen, wo
das Lieblingsfyftem des Ueberſetzers nicht ins Chen
unge kommt, eben fo wie die: eſten Ausgaben
den verhienten Dluhm der Werſtoͤndlichkeit hd
Wirde des: Ausdrucks, und fo ſferne Künftefepen
. - weniger ſind, wach Vorzuͤge · vor jenen... Aber es
ſteht an Trans und Menauigkeit der Verſion Ver
gweyten merklich nach s ober: wir koͤnnen es als eine
Veranlaſſung beteaxhten ,. wmelderhar-Werf.: muze,
ſain ‚Religiprtefüftens ber. chraſtlichen Sehre vonzu⸗
. tagen: und Dans. wenn wie den Bang verfelgen,
ee sd een Jon Den
4
2... Dritte Nussabe 2... bog
den ie: nimmt, um aͤchte cheiftliche Lehre Im N. T.
zu entdecken, — den Gang, den er mit fehr ver
ãchtlichen Seitenblicken auf andre Syfteme forts
wandelt; — dam : mischte:die. Schrift: einerfeitg
ſehr intereffant ſeyn, -anbererfeirs abet. in--wielen .
groffe Mermunberung erwecken, - wie es möglich
äft,; fo vieles im M. Teftaimente zu finden, das
bißher Fein Auge weder von Prieſtern, noch von
SBernimftlern.,vorl aberglaͤuhiſchen gher von/for⸗
ſchenden Ehriften-Barinnen,entderien konnte. : Auf
dieſer leztern Seite muͤſfen wir es vernehinläch: bes
kannt machen; denn unſre tefer .merben . dochbe⸗
giexig ſeyn, zu miffen, wie groß der Fortſchritt in
vet Aufklärung eines thärigen: und ſcharfſinnigen
Mannes feit zwey Jahren geweſen, ‘und welches
Bas: Helle Sicht fen, deſſen Strahlen, nach feinent
Band, feine Leſer erleuchten ſollen.
"Bir wolen: feinem Ooftem ‚feinen Damen.
geben, ſondern e8 nur barftelten und gerren ‚meift
alt feinen eigenen Worten änzeigen, was er in
den wirhtigiten Materien von Jeſu Gefehichee,
Abfidr und Lehre vortraͤgt.
Zuerſt alſo von Jeſu Geſchichte. Ueber
haupt, iſt, nach ſeiner Meynung, an der Hiſtorie
von Jeſu dem Chriſten gar nichts gelegen; fra
bern vielmehr an feiner Lehre: ‚ie Erzaͤhlungin
davon im N. T. find auch von der Beſchaffenheit,
daß man ſich nicht genug durauf verlaſſen kann:
denn bie Schriftſteller erzählen, wie ſie, von ars
dern aberglaͤubiſchen Lenten gehört: haben „. und
waren noch mihe Bi die fee Sorierät
| ee 2 initiirt
-
’
-_
n
se» Neues Teſtament von Bahrdt.
initiirt, daher ſymboliſche Worſtellungen von there
als Hiſtorie angeſehen und angenommen worden
Beſonders aber, was einzelne Sturke der Geſchichte
Jeſu berriffe: fo wurde es damals erzähle, Ma⸗
ria ſey ſchwanger aus. heiligem Geiſte d. i. durch
bie goͤttliche Vorſehung. — Er lehrte hernach
und zeichnete ſich durch viele Thaten aus, welche
der damalige Poͤbel fuͤr Wunder hielt, und welche
die Evangeliſten auch-für Wunder ausgaben, "weil
fie damuls daſur angenommen wurden. Im
Grunde ſind es: aber. lauter natuͤrliche Heilungen,
welche Jeſus meiſt durch aͤuſſerliche Mittel bes
wirkte. Es wird zwar dieß nicht erzaͤhlt, allein
man muß es affegeit als eine allgemeine Regel bey
der Erzaͤhlung der wunderbaren Begebenheiten
annehmen, daß die Zuſchauer, welche fürs Wun⸗
„Berbare einmal geſtimmt waren, und eine unfichtbare
Kraft vorausſetzten, nur den Erfolg anſahen, aber
auf die Mittel ſelbſt, die Jeſus anwendet, ſehr
unachtſam geweſen find, und baß ſelbſt die Ge
ſchichtſchreiber in der eignen Vorausſetzung des
VUebernatuͤrlichen die natürlichen Umſtaͤnde über |
gangen, und ihren Erzähfungen auf diefe Art ſelbſt
die. Farbe des Wunderbaren gegeben haben (Mor.
403.) Daher fam es, daß man im Waterlande
Jeſu ihm niche glaubte, (Mateh.14, 57.) Denn
bie Leute hatten ihn vielldicht in ben juͤngern Jah⸗
ren fchon Yeine Heilmittel brauchen fehen. und
wuſten alſo, duß es Anmendung natürlicher Kräfte
, war, . Sie fpotteten daher :über den Ruf, bet
> answdris von ſhen erſcholl. „MDas mag ber rechte
4
2 Wunder⸗
4 —— 7
I “ —
u . Ir — I
. . rn SE it m 6, s. 5 303 BR i
Aunderthäfer fern. Woher follte er es:auth har
ben?“ Met.92.); Hätte. Jeſus auch nicht bey
feinen Heitungen Hand angelegt und aͤuſerliche
Mitttel applicirt, Furz nicht bloß gefprochen, -
Fonbern: auch. gekhan, ſo war es nicht möglich,
Daß man das ein firafbares; Wirken am Gabe
» ‚bath nennen konnte, wie Luc. 13, 16. (auch ber
Aberglaube, her doch Damals durchaus foll ge.
herrſcht haben, follte nicht Heilung langwierige
Krankheieen, welche in der Woche auch vprgeuong.
men werhen;fomnten,, fie ein Reafbares Gefhäfe ' - | |
om Sabbath erklären fönnen?).Zumeilm wirkte
‚auch bloß der Glaube, ober "ins Vertrauen Ger
auſimgen, da hekannt iſt, daß der Glaube an deu 9
Arzt einen: vhyſikaliſchen Einfluß auf den’ Körper
hat. (Mare, 6,295). . Chen dieſe voz Jeſu ge
vᷣrauchten Heilmittel -musben auch den Apofteln
anderfeant:. allein Diefe. betrachteten ‚wiefelbe nur
eis Symbolen eirier unfichtbaren Wunderkraft und
mgelvguchten ſia dahari nicht ordent lich: Aus dieſer
Abefache,,; well ſien hey dieſen Mangel des Zu⸗
eauana za dieſen Heiſmitteln, vielleicht zu ſchuͤch
een waren. und den Raſenben (Matth. 17, 17.)
auf eine verfehnce Art behandelten, hatten fie quch
Sein Bike Egentlich has man daher auch
Ar Wundern im N, T. zu. ſuchen, ſondern ale
Negebenheiten muſſen fo erklaͤrt werden, daſtſie⸗
ruͤruch erfalgten und das Außerardentliche dated
mvſchwinbat. Dieß iſt die große Bildung und
Aehung ber SBerminft, woven wie:einige Reſul⸗
IRRE. r h ss FE KERLE Br I,‘ az ı.d .
4 1 Eee3 Das
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⸗
Pd
4
U Neues Teſtament ven Bahrde.
Das erſte Wunder: zu Sana, Joh. 2. bar
gr nichts außerordentliches. Mar muß voraus
Jetzen, Jeſus hatte feiner Mutter ſchon vorher ver⸗
draut, daß er fommen, aber ben Haußherm in
Seine Berlegenheic fegen, fondern einen hinlaͤngli⸗
‚hen: Wiinvorroth bereit: haften werde. Seine
Mutter toar zu, feüßgeitig aͤngſtlich. Endlich ber
Faht er feche große Krüge mie Waſſer zu füllen
nd hinzuftellen. Nach einigen Augenblicken ließ
er die Krüge: dem Haußmeiſter bringen und der
Sans zu feinem Erſtaunen einen ſchmackhaften
ee Wobey zu bemerken, daß die Alten
audy. Gecränfe,:die z. E. aus. Waffer und a
Zuguß don ſpirituoſen Dingen.befinuden, Ben
Yerennt-haben; : (Etwas ſolches prakticirte ale
Sielteicht Jeſus imoermerkt in bie.greffen Waſſer⸗
kruͤge, — das nach wenigen Augerblicken dem
Maffer,, einen pitauten em wicthes ·
te? w de. ne?) r
Die. wanderbaren Spelfungin, von. Imerern
Zaufenden giengen ebenfälls ſehr natuͤrtich zu, wenn
man ſich nur in diewahre Lage der Begebenheit sen.
ſeten will. Die Juͤnger glaubten, es wären ſehr viele
da⸗ Die: niches bey ſich haͤtten; · allein fie vermutho⸗
den es bloß, und die Mahlzeit wurde * *
vondem Vorrath andrer Anweſenden, als
venn geringen Vorrath Jefu gehalcvn. —*
kain vem Bol vieß alles fo außerorhontlich vor?)
Daß FJeſus anf: Bern! Meere wanheise war
— vielleicht ain fahweinınsenber Mallen, quf wil.
| Km 0, da das Schiff. em pa ir
E92
- ] ! ⸗
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et. 3
| ud dr dem m Si zagiengr uiitz wenn man ai
ati; :9,"00. Ihieſſen wollte, "Daß er ſich als
bei Er der Natur durch den Befehl ans ums
ruhige Meir gegeigcihabe, fo if niemand‘ ſo viel
mißverſtanden werden, als er. Vielleicht war.
war fein Befehl ein bloßes, Stift “das ben Tue
mult auf denn Schiff angieng, und von ben anl
weſenden Jangern auf das Meer gedeutet wurde!
(Not. 3.). Bey der Aufweckung lazari (denn
bey Jairi Töchter und dem Füngfitg zu Nat
war nur Ohnmacht) fälle ebenfalls Alles Wonder⸗
bare weg. Jefus hatte ohnfehlbar in Bethanien feie
ne Vertrauten, die dm von —— hin⸗
cerboachten: von diefen erfahr vr, def’ atus
ſeho teank war. / Sein Schiaf (unter welchen Is
is den Tod derſtund, nach · Johannis auberucti
cher Anzeige v. 17.) wat vielleicht eine · lange Dhn⸗·
wait denn man hat Beyſpieie, daß Ohnmoch⸗
ten mehrere Tage gebauset; und ‚geglaußte Todto
Karäber lebendig begraben worden find, : Es wa⸗
ren virlleicht nur zheh volle Tagen zwiſchen Denen
Fred and vierten verflogen, unde dieß hießen, ‚inenm
maniten Abend dee: stfken mtb ben Morgeri bed
werten dazu naͤhme/ wie Tage, -(Und eine Ohn⸗
— nur von 60 Stunden ließe fich bewel·
en —22 .
Ucherhaupt aber baeſte dieſe Sucht Pr
Bunbirbareiin den’ Thaten Jeſu zu zerfideen, füe
gar nichts Bedenkliches gehalten Toerben.. - Denn
Suntre haben nlerhafe-eind Berorißkraft und’eb
WM Wunglerbı; var put wen, wer
res
es Nenues etzenent as Bahrde.
wa Wundern erig iſt. Der Elaube ana -
der iſt gerade der ſchlechteſte; Aufklärung und Be
fegung des: Herzens werben erfordert. . Jeſgs felbfl
= gBlärt,- Job. 5, 41.42. doß er nicht.fache (durch
under) Aufſehen zu machen: aber — er fenm
die Juden, und wiffe, doß Uebe Bottes nicht in
ihnen ſey, de h. er. wuͤrde ſich mit Wunderhei
jungen und ſolchen Dingen, die ihr Aberglasıbenen
groͤßerte, nicht abgegeben haben + denn er ſuche nicht
nad) Art der Betrüger Aufſehen gu: machen; Aber
ec Habe dem Strom weichen müffen, weil er die
Juͤden fannre, und wufte, Daß firbe zu Goct und
äue Woheheit welche fenft jeben Menfchen dag
den Gebrauch feiner Wernuaft-Tihen genug.igiet;
wiehe: inı ihnen ſey. (NEE 2473 Chen fa Bearlih
—— gegen den Ollauben ang Ueherdatͤrlicht
N. 10, ‚20. wo Jeſus ſich gegen ſeine Juͤner,er⸗
klaͤrteſie follten fich gender üben iIhnegenkückten Hrane
enheilumen, and über das Auſtaunen des uͤberal
SPunder traͤnmenden: Nobeija freuen... Ders es fen
qhgogühoht. umhehpurephe Ele von einem zohen. und
unwiſſenden Batfe- fir einen Wonderthaͤter gehal⸗
daR zu perben:: wWelmehn fellge ‚Din hre Frevde
jez daß fie Bott würdigen anſeinen Berker Aw
(heil, neben »—.n. Gleiche: Winke, ungilch-
rer und Zufchauter vom Aberglauben- (Abergfgube
her wahl Angaͤtglichkeit an Wunder): zurhck zu-
gufen,loſt RL ng, duc. Dt, geben,;dan. er zu einer
.geitz wo ſeine großen Thaten bemupdtrt: wurden
ſoge: nerket. push. Bas, maß iht bonce geſohen und
BEER 4
RD
° PP) .
Fi. Rare 20
. uber‘ in die Meſetliſchaft ſchwacher Besfhen ger
rahe, di h. Eure Phantaſie iſt: voll none Wunder⸗
kenn. Ans :ihesimftäaung: es wird euch ſchwer
eben/ dieß ainſt mit dem Ausgang. meiner Ge⸗
ſchichte zu: reimen. ( Andre würden. grabe.-biesente
gegengefegten· MWinke finden iuf die Wunder auf⸗
merkſum zu ſeyei Se fuͤr die Bröfe
fe: Bein heezunẽ hmeen amd dag Aubenfen an
fir, in ſich ‚bie era m von ſeiner. Hoheit⸗ zu
erhalten, wehn.tier Anblich; ſeiner Leiden und ſel·
neo niedrigen: Bahesqrträrgern. wide) nr *5
** a TE BE THE
‘
Sn
w
. och eigen ſicth di⸗ Ernekungen: nern
—* des: ſSads, der Auferſtehung und Himmel⸗
fahrt Jeſu En ntzog ſich hem oͤffentlichen Le⸗
beit; dieß heißt. fein. Tod: er ſezte ſeine etwas und _
tarbrochenen Wirkutigen in der: Säfte wieder fork;
dieß heiſt feine Aufafiehung.: Es iſt ſehr zweil
felnfe, oh Jeſfus tg Keeuze wicklich geſtorben
ſeynn Zwor Sagen; ek⸗idie/ Apoſtel, allein ihre
Sprache if: ſyacholiſthe⸗¶ ſie beſchreiben· bloß: das
Ente dog · vffenclichen Lebeuß Joſu. Zwar ſagt es
bee Officier,. her. Rachricht: eingezogen und. erfaht⸗
ram hate ihaß· Jeſus ſchon wirklich verfchleben
ſem lee ein Kluterſchied zwiſchen
u Antefichungnmd:sblofer Maächfragel war
ſcheint· Johannen Gang: Befandtrs fFeyerlich KR .10,
surolg.; davon zu ſprochen: allen der ganze Uns
And: Klee Wapfer ans der · durchſtoche⸗
| nr
| ai ouſchtichen Ript ——
in Eee—
*
Pd
den. Neues Tefinmeit.von Bahrdt.
fer in. einem: Behaͤltniß bablammen. Vielleicht
wat es ain · anferorbentliches. —* Das: von
auffen fichtbar war uub.die Meugies bes Menſchen
der hiueinſtach, reizte. — Fuͤr bie koͤrnerlich⸗
Arerſtehung Jeſu Gaben geiz weber eigne Vorher⸗
werfimdigungen Jeſu, noch genugſame Magen
zeugen; :nod) ‚fen Brände, Marth. 12, 40. iſt
offenbar ein. Einfchiehget ſpaͤterer Zeiten: denn es
ſehlt beym Markus: Matth. 16) ar. wird dee
Arobruch er. werde Jen dritten Tng:dasaufrwiedes
auferſtehen / erklaͤrt er. werde Kg wieder ale ben
Lebenden zeigen, nicht mehr ſichtbar, ſondern im
lien‘ wirken. Beil’ die uͤnger den Ausdruck
erſtihen Marc., 16. nkhe werfambden, fa
| Pen er finverlich einch beſtimmten Begriff‘ we
au
klaͤrte Vereheee Ye‘ irn: Center af —8*
koͤrperliche
ſandern eu gehört ımter.bieialkegoiifchen, r. Die
Augenzrugen für biefe Auferſtrhung ſind bloß die
beiden. Marlei,; LUnd-andekiirfe haben die Aufer⸗
Hehsuig (den Aus) .micht ſelbſt geſfehn, ſondern
sur im Suftorhe des Schreckens eine Engelsſtim⸗
zus gehoͤrt. Achern dia Sache mie ben: Waͤchterx
ſheiat eine gerichtliche Anterſuchung erſolgt zu ſeynz
aibſt manche Janger waſten nach· Matth. 28, 21
nicht, was: ſie aus: der Sache muchen ſollten.
Morchaͤns er jͤhlt die Sache gau andert dis er ·
hannes 1 und.es fänwen unb
— .
Dan⸗ as ‚808 nn
—— utiteridokfän; ‚für den ; de * |
Gott, den Bergetter glaube: = Noch di
niger aber fahr Jeſus koͤrpeelich gen kam
VBeyn Markus vt die. ganze Sirile K. 16,:9-acl
verdaͤchtig Marehaͤus und‘ Johannes haben aichts
von der Hlüumelfarrh: ſie wär alſo gewiß fein
. Bhaubensarncdit:::: erden: Gegenben, re
Jebte,,: muß diefe:Ergäpfanig gangbae geweſen fen,
da hingegen Matlhaͤns nichts vorm Einſernon um ';
Aufhebon zum Hinemel gehöre haben muß.un Abet
aufgekloͤrte Chrten laffen ſich durch ſoiche Bine
nicht iron, weil ſie · ihren Glauben mkht auf Dunm.
geſchichte ſondern auf bare innere Weeth der
—2* Jeſu gruͤnden. (Not. 440)Die garıge
WDeſchichte iſt ſunpel dieſet Jeſas will dürch die
fh Be
Sie und voelert ſich In eine dicke Mebeiweug
welche eben: auftdn Borge lag Ein paar Bew
Staus Jeſu, bie⸗ aus der Nebelwolke hervortraten
undrden Verg hinnuß zuruͤcke giengen · und ſich wie.
—7 verloren, (Apoſt. Geſch. 10. .) mrlüni⸗
Yer-fnd —⏑ — — — —— — nahrmafrkip:
ke auf ine Inder Exil, vielleicht ine:
uns ‚Heinen Mirbe des Muxcerloge ( Mot. 708.) ya
Jerufalem iuiter wanigen: Wetten ten fort, erſchien
auch nackber: be be Ba mn hei Ä
Ihnimifütteibar, 1 ¶Necr oxe) nbıhöre, wie
woiffenmacheienerh nech wo zu ber ide guileben
fs ——— ® Ion fat nbinne *
at Be
\ .
=.
Gin Neues Befkausene don Bahrdt,
"Wiepeslic Dudem oje Saſt, xnt wickt —
a Der Wahrheit feines Eovangelil. — .
. &o denfen aufgeklaͤrte Chriſten über eye
fehiche;; Christen ; die ipre Bergunff baben,- and
‚ “ine Religion für ihre Vernumtt achen — ; Was
wid. werden bey dieſer Behandlung der Erzaͤblun⸗
gen im M.. T.viecle vernuͤnftige Chriſten fra⸗
gen / wes wird nun aus.ber ganzen
—
Perf ihtem Spweneffe ‚füribie. Religion, fon
d
GSeſchichtſchrei
wvehanheu Ex willkuͤhrlich ousgelegt, forgewal
dark auch-Iprer gemgen Blaubwirhigfeit 2 Hot mer
je Beyſpirie/ haß irgend ein ber pi
sera immer * baß die * mwunderbare ig
non Jefſir ſur jezt eine enthehrliche hieße;
GSlaube baut ben Beweiß · aus den Wunder
Meiſſagungen der Yufesftehang und ber Herrüch⸗
: Seht Jeſu entbehran; . moͤchte ea ehlich immer ge
Ache Queint hettaditet: mb‘ beurtheilt wuͤrden:
— ae ao 'antzugeben;, Ns jebe (Erzählung
meusaften, ana gerabeihlelkmftänbe, welche
—— —*
Ener nnatuͤrlichen machen, über
|
——— — Seſchichtſchreiber als bloß menſtb ·
Acichte
nächte,eg Immer geſchehen/ daß man ſagte, unſet
merken,
Biengen —— de bafat Becroͤga,
meildpe —⏑ ———————————
J nei a 1 Fig Ds. Pfr
Anwen.
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- 7 ' ’
BE
nn
—— zu ibn, mise Grad der Alk
klaͤrung, wovdn auch bey / den vollkommenſten ¶ hriee |
ſten ſich bißher noch keins Spurgefunden hat, Mad
wird hiebey allerbings zu wiſſen begierig werden, voros
fer. berun Der Berſeuie teeflichen Aneftote, von dena
Wein, dei Jeſus in der. Stille in Bereitſchafe
gehalten, vom ſchwimmenden Butken, auf weichen
er Über das Merr ging, von den Hertmitteln, die ex
— und Univerſalmedicin bet ſich fuͤhete/ vori
dem Mebel, In welchem ‘er ſich auf dem Oeiberg
verlohr, von der Mutterloge u dr oh, bekommen
habe Ein Schriſeſteller, der auf allem Geiten vom _
Aberglauben und Prieſterbetrug ind Ehre der Ver
tunnfe · ſpricht; miß hundelt doch · warlich / feink Leſer⸗
soerm er ohne irgens eine" Quelle zu haben, die
ſimpeln Erzaͤhtungen alter. Seſchichtſchreiber mil
ſolchen ſelbſt erfundenen Anekdoͤtchen ind Einbun
dungen ausſlickt Vetrugeiſt Betrug, ob der Prich
ſter feine Erzählungen und Lehren unter‘ ben Namen
Don Offenbarung der Welt auſbuͤrder, odet ob der
Geſchichtausleger in Noten aͤber die Geſchicht
aus ſeiner eignes Phantaſie Umſtaͤnde hinzuſetzt
wozu der Schriftſteller feihe Winfe und feine Vers
anluffung giebt Mir wäre es Auch. ganz unbe
greifikh, wie dieſe Evangeliſten aus, deren Schu
ten wir jetzt, ſeibſt nach der Meinung des Veh
die:Wernunftretigkon Jeſu fernen koͤnnen, die Schr
ren ven bereiten in ihten Schriften vorttagen, aber
doch ſelbſt noch / nicht kennen; wie fie, wenn fie
Geſchichte erzaͤhlen, als aberglaͤubiſche Maͤmiet
ven tan BRarbenı ſoeechen aber wenn fie Aus}
vn du
‘
/
E Nana Tefnament vi Bahrde.
win der Hrieſter und: votgeblichen Sffenbiakutrgek
mebft Der. daraus entſtehenden Immoralitaͤt zu. er;
fen ‚:.wor: die‘ Abficht Jeſu, "ber eine „Religion
der reinen Wernunft Riftere.und dieß einzige wahre
Eiche, die Belehrung der Vernunft unter- ben Men-
ſcheit yerbesitete:: Der Ruf, ten er dazu erhieic
war. bloß Ruf dee; Natur "and Borfehung,
Peine. onfferscbentliche Sendung, kein unmirtel-
\ barer.Unterricht, keine ſpecielle Dffehbrarung Got
tes, die ihn zum Theil. wurder ſeine Sendung
beſtund bloß dariumen, daß ihm Gott won Jugend
uf Reigung, ein Vernunftlehrer zu werben, ein⸗
cefloßt, Kraft und Talente dazu ercheite, ur: bie
- Umkände fo’gelaitet hutte, daß -Yefus den But
der: Vorfehung nicht verkennen fonwe. (Mor: 361:
368:) Dieß heift der heilige Baift;;- ſonſt aud}
Kar: Finger Bottes, worumter jede Veranſtal⸗
ung. ber: Provideng,n die zur» Ausfu hrung freyer
Hondlungen mitgehort, y verſtanher wird, Meint
Jeſus alſo von feiner Sendung, von einer Beleh⸗
nung, die er Honor erhalten habe, redet oder
65.6, 46. ſagt: er habe den Ware: goſehen, ſo
Neht dleßder Erkenntniß Gottes durch fremden
Unterricht entgegen, und muß in: imfrer Sprachs
— ausgedruͤckt merden:: er habe Sott und feine
Zwecke, durch eigne Erfahrung und Nach⸗
denken kennen lenen. Wenn den Apoſteln der
bäilige: Geiſt verheißen werde, ſo iſt dieß bie
wißgere Aufklärung,“ da ihnen Im” karzen und
ſchneil roifere Einſichteni, wie wenn ie ihnen
engenber wire tommen, acer
[2
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7 Deitte Auegabe 55
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bie Kugeni-geöfnet werden würden, (Not. 332)
‚ober der Geift der Weisheie, des Muths und der _
Entſchloſſenheit, ben Gott nur dem; der feine
Vernunft Braucht und die Vorurtheile des Aber⸗
glaubens abgelegt hat, miccheilet, der fie dann,
wenn fie über den Ausgang der Geſchichte Jeſu
genug naͤchgedacht und ihre Begriffe won ihm be⸗
richtigt haͤtten, auf einmal beleben wuͤrde. (Not:
433.) —, Weil aber Jeſus ben dieſer ſeiner Abs
fiche die Menſchen hoch fehr verblendet und init‘
Vorüurtheilen eingenommen fand; und feinen Endr
zweck bey der Stiftung feiner Brüderfchaft nicht
grade heraus fügen durfte/ fo machte er in feinend
Orden drey Alaffen von Brüdern, öder drey
Grade der Geſellſchaft . Im unterften Grade,
zü welchem alle zugelaſſen wurden, war es hin⸗
Länglich ein tugendhafter Menſch zu ſeyn, (N: 116.)
ind was für Siefe Brüder gelehrt würde; ſagt Paus
—
his Ebr. 6, 1: Sim zweyten Grade dürfte aid
. äin dein geheimeren Plan des Herrn. und Meifters ' ,
Theil nehmen, lernte Die kung rs BasÄdes;
bie Abficht der Gefellfchäft, (Mathe 13; 3: Not: ı
86:) obwohl nur noch. fymbolifch ,' hatte beſoni⸗
ders. die) Pflicht felbft zuſorſchen und nächzu⸗
denken, uͤbernahm waͤhrſcheinlich auch zugleich die
Verpflihrung, für die Ausbreirüng der Geſell⸗
ſchaft zu forgen und thaͤtig zu ſeyn, und befant
ugleich Anweiſung und Erlaubniß zu Kranken: .
‚Die Brüder dieſes Grades heißen -
e
-
—
Iyızonevoi, die Ausgeſonderten: Fuͤr fie war
AZim. 16. ein Denkſprüch in der ſymboliſchen
BSDS Dößerl; Bibl 2. B. in. St. Fff Spra; .
1.
6 Neues Teſtament von Bahrdt.
Sorache der Bruͤderſchaft, welcher ihnen zur
Uebung ihres Foeſchungsgeiſtes vorgelegt woͤrden.
Für fie waren die Liebesmale, d. h. das Abend»
‚mal von Jeſu befonders verordnet; denn die Bruͤ⸗
der des erſten Grades waren noch nicht reif genug
‚dazu, und die des dritten waren zureif, als daß
fie noch eine Verſinnlichung der Religion noͤthig
‚gehabt hätten. An ſolche ſind auch meift‘ die
Briefe N. gefchrieben, in denen nur Hin und
wieder Wirf zur höhern Aufklärung für ben drit⸗
ten Grad ift. (Mot. 1007.) ‘Brüder des Dritten
Grades endlih waren die Vollkommenen,
Tre, auch exAenroı und ayyeAo, (Mot. 964.)
‚denen alles, was im .erften und: zweyten Grade
Symbglit und Illuſion war, verfhwand,
- welche Gott in feinem eignen Lichte faben und
durch, die reine Vernunft erleuchtes wurden. (Mot.
757.) Ben diefen blieb es befonders, was es mit
dem Tode und dem Anfang bes neuen Lebens Jeſu
„für eine eigentliche Bewandniß hatte. (Not. 1007.)
Diefe hatten den Schlüffel zur fymbolifchen Spra
che der zweyten Kloffe, und den moralifchen Sinn
der Bilder , (Met, soor) kannten die Heilmittel
(Mor, 683.) und hatten das-volle Licht. (M. 322.)
Allein der Menfchen, welche in biefen Grad auf⸗
‚genommen zu werden fähig waren, gabs in den
‚damaligen Zeiten zu. wenig, als daß etwas Grof:
fes durchgefegt werben“ Fönnen, und vielleicht
(Not. 652.) find diefe Brüder in,der Folge, vohnge⸗
faͤhr im dritten Jahrhundert (Not. 1088.) gar
ausgeſtorben, oder doch in Abſicht auf die Zahl
Dritte Ausgabe: - 817
fo gering und ohnmaͤchtig geworden, dag fie für
den Zweck Yefu nicht wirken Fonnten,- (als vb eg
beym Sieg ber Vernunft auf Zahl und Menge
der Sprecher ankaͤme) Die ganze Geſellſchafe
hatte das Wort Jeſus zum Symbol oder zum
Zeichenwort, daher auch bey den Heilungen durch
die Apoſtel ſein Name genennt wurde.
Das Leiden und der Tod Jeſu iſt in dieſen
Plan mit eingeflochten. Zwar kann derſelbe niche
weſentlich zum Werk Gottes gehoͤrt haben, denn,
noch ehe Jeſus ſtarb, war das Hauptwerk Gottes
zur Erloͤſung der Menſchen vollendet, Joh. 17, 4.
Allein er war doch das einzige Mittel, feinelebs.
re verftändlich und überzeugend zu rhacheng
(werden denn einleuchtende Vernunftlehren durch
den Tod des Lehrers je überzeugender? möchte
‚man fragen) und die. diefer Ueberzeugung entgegen⸗
ſtehenden Vorurtheile von einem irrdiſchen Meßias
auszurotten. (Und dieſe konnten nur durch. einen.
vermeintlichen Tod, durch eine Entziehung vom
oͤffentlichen Leben ausgerottet werden? nicht durch
Pernunftgrände? nicht durch Entfernung ‚aus
Palaͤſtina, wo dieß Vorurtheil am berrfchende
ſten war? nicht durch Unterlaſſung und Unterſa⸗
gung aller Anftalten zu einem weltlichen Regiment.
und einer irrbifchen Größe ? nicht durch viele andre
denkbare, weit leichtere, und der reinen Vernunft
angemeffenere Mittel ?—) Diefem-Pfan gemaͤß,
erfah fich Jeſus eine Zeit, wo er durch ein nach
dem Urtheil feiner Feinde Füiminelles Verhrechen
ſich ipnen ron in die es liefern und für bie '
ſichtbare on
N \
g13 Neues Teftament von Bahrdt.
ſichtbare Welt ſterben, d. h. ſich dem oͤffentli—
chen Leben entziehen und nachher im Stillen fort:
wirken wollte. Diefer Zeit iſt Math. zı, 1. folg. \
gedacht, wo ber fonft fo übel gebeutere Einzug
Jeſu in Jeruſalem erwaͤhnt wird. Wenn fonft
noch andrer Urſachen und Wirkungen des Todes
Jeſu gedacht wird, ſo geſchieht es, weil er in die
Reihe derjenigen Dinge mit gehoͤrt, von denen die
menſchliche Gluͤkſeeligkeit abgeleitet wird. Dieſe
Heide ift . |
| 1.) Jeſus |
2.) Seine Predigten, Gefchäfte, Leiden, Tod,
3.) Evangelium W |
4.) Glaube
5.) Tugend und Froͤmmigkeit
5) Werth und Gluͤckſeeligkeit.
Bon einer folcher Reihe unmittelbarer Urſachen
und Wirkungen wird in allen Sprachen der Welt
ein Olied fürs andre gefegt und jebes die Urſache
des folgenden und die Wirfung des vorhergehen-
den z. E. 4. die Wirfung von 3, von 2, ven ı,
‘und 1. 2. 3, 4. 5.ıdie Urfachen von 6. genennt,
Blüchfeeligkeit und Werth des Menfchen erfolgt
allein.aus der Cugend; biefe allein aus der Bes
- folgung der Lehre Jeſu oder der Vernunft,
denn Glauben. Diefen erzeugt das Evange⸗
lium, welches Jeſus durch feine öffentliche Vor:
träge befannt machte und worüber er leiden und
fterben mufte. Siehe .bier den großen ehrwuͤrdi⸗
gen Plan Jeſu! Andre Abfichten feines Todes zu
u . . erdenken
ve |
*
re
⸗
Prieſterbetrug! —
Es ſey ferne von uns dieß ganze Syſtem hier
pruͤſen oder widerlegen zu wollen: nur einige Be⸗
denklichkeiten dagegen, nur einige Beweiße, daß
Dritte Auchabe | sig
‚erdenfen, ig unwuͤrdig unsernänftig, Aberglaube,
es noch nicht Zuſammenhang genug habe, werden
hier Plaz finden. Wir uͤberlaſſen der ſaͤmtlichen
ehrwuͤrdigen Brauͤderſchaft bes loͤblichen Freymau⸗
rerordens die Freude, ſogar im N. T. Beytraͤge
zur ihrer Geſchichte, die erſte Grundlage ihres
Mans und ihrer Einrichtung zu finden, und von
einem fo wirbigen Worgänger, wie Jeſus ift;
das Modell zu ihrem Orden entlehnt zu haben:
denn nachdem wir hier von den Graben der Brüs
der, von Logen, von einer Murterloge, von eis
nem Örbengeichen, won Proben der Brüder lefen:
fa fehle nichts, als bag wir noch den Triangel, bie
Mauerfelle unb das Schurzfell finden und wer
weiß, ob nicht im kurzen ein aufgeflärter Mauren
auch in Biefen Stüden nod) ‚Symbole des Stife
ters bes ehrwuͤrdigen Ordens und Vernunftreli-
gion — der rexrav war. — antrift., Ein Unge⸗
weibter wird daran nicht viel Troft finden. Nur
dreyerley Sagen moͤchten bey dieſem Syſteme noͤ⸗
thig ſeyn. Die erſte, über die Beſchaffenheit
der Religion vor Jeſu Ankunft. War denn, wrlk-⸗·
lich die Juͤdiſche Religion. durch Priefterberrug -
unb Abergfauben fo. ganz entſtellt? Noch gale
Mofes, in beffen pofitiver Reigion doch aud die
moralifchen Brundfäge ber Vernunft mitftunden,
an ‚dem . eignen‘. Ba des Der, .bey
Kom.
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. Sao Neues Teſtament von Bahrdt.
Roͤm. 2, 12. noch galten die Ausſpruͤche der Pro⸗
pheten, deren Moral die Moral Jeſu war, wie
wir Net. 246. leſen. War alſo nicht ſchon im
A. T. der Grund zu der moralifchen Religion,
welche Jeſus lehrte, gelegt? und welches waren
denn bie Priefter, deren Betruͤgereyen Die Ver⸗
nunft un ihre Nechte brachten? Wir wiſſen, wie
“ ‚groß der Aberglaube unter Syuben, wie tyrannifc)
Die Herrſchſucht der Hohenpriefter und ber Pharis
füer (die doch gersiß nicht eben Priefter waren) da»
mals gerefen ift: allein, wenn denn fehon Moſes
und die Propheten bie Lehren der vermünftigen
Gotteskenntniß, ber mwefentlichen Religlon vorge:
tragen; (Not. 394.) wenn unter ben Samaritern
ſchon der rechte Begrif vom Meßias, daß er ein
Weiſer ſeyn werbe, der die Welt durch Belehrun⸗
gen ber Vernunft aufklaͤrt, anzutreffen iſt; M. 233.)
wenn die griechiſchen Juben (deren Parchey die
ſtaͤrkſte und ausgebreiteſte war) ſchon aufgeklaͤrte
Feute waren, welche den Aberglauben der Palaͤſti⸗
niſchen laͤngſt abgelegt harten; Werehrer-der na⸗
sürlichen Religion, welche bie vorgeblichen Offen-
barungen ber Prieiter (der bamaligen?) ſich nicht
dere machen ließen: (Not. 292.) Fdie alerandrini«
fihen Juden waren dieß gewiß niche!] fo. kann ich
mir wenigfteng bie Bernichtung bes Aberglaubens,
die Entfeßlung von Priefterbetrug und die Reſtitu⸗
.. tigen der Vernunft und- ihrer Religion niche als
= Folge bloß won der Erfcheinung Jeſu denfen, und
ſo wuͤſte ich gar nicht, warum. Jeſus nicht lieber
ſchon unser ben ſchon aufgeflärten Griechen bas
u = 0, gröffere
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gröffere und 'reinere- Sicht verbreitet: hätte, wo «
auch niche Urfache fand, fo viele Vorurtheilez äö |
ſchonen. — Zweytens: wie kam Jeſus und
feine Apoſtel zu dieſer hohen Aufklaͤrung der Ver-
nunft? Durch ſeine Lage, heiſt es, durch eignes
Palaͤſtina herrſchenden Aberglauben der Ausbil-⸗
dung des Geiſtes an ſich gar nicht guͤnſtig, und
wie kann dann Jeſus, der ſich des Umgangs mit u
Gott, der Entdeckung und Offenbarung. feiner
$ehre von Gott ganz eigen ruͤhmt, barunter bloß
bie Dffenbarung in der Natur und durch die Bern
nunft verftehen? Wie kann man fagen, daß er
Die Welt erleuchte , wenn es die Vernunft thut?
Es muſte entweder dadurch geſchehen ſeyn, daß
er den Menſchen erſt Vernunft gab, ober dadurch,
daß er ihnen Anweiſung ertheilte, ihre Vernuuft
recht zu gebrauchen, und durch eignes Nachdenken
die Religion zu lernen, oder dadurch, daß er bie
Wahrheiten der Wernunft ihnen zuerſt entdeckte
. Dritte Ausgabe. 9 at
NMachdenken. Allein die erftere.war ia bey.pem in
und überzeugend lehrte. Welchen Fall mian au .
annehmen will, fo wirb man finden, daß er Schwie⸗
xigfeit habe, . und daß bie eignen Belehrungen
Jeſu von feiner Sendung, befonders beym Johan -
nes, wenn fie. eregerifch betrachtet werben, gang
* anders ſagen wollen. Bey den Apoſteln
und erſten Lehrern des Chriſtenthums, oder den
Brüdern. bes zweyten und dritten Grades findeg
wir die Vernunft aufgeflärter: allein augunehmen,
daß er diefe Einfichten gleihfam angeweht
doch ſonſt Re Gang der Vernunft,
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4 ‚zumal |
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.# Neues Teflament von Bahrdt. nd
zunial der ehehin mit Aberglauben umlagerten
Vernunft, nicht: und, wenn felbft die Apoſtel
AR Petrus, die fombotifche Sprache des zweyten
rades zu der Zeit als er feinen Beief fchrieb,
| noch richt recht verſtanden haben, wenn dieſe nicht
Bruͤder des dritten Grades geweſen ſi find, wie
reimt ſich dieß mit ihrer Aufklaͤrung? Die Anek:
dote, Das Paulus fogleich zum Bruber des drit⸗
ten Orades durch unmittelbaren Unterricht Jeſu,
noch in der — —— und Pouum
. 221
ind ein — grade dieſe of che feines Tedes,
die Hr. D. B. als die einzige und vornehmſte an-
iin ausdruͤcklich nennen und immer andre
ſichten davon anführen? Was man fonft gegen
die gar. nicht neuen Vorſtellungen von der Erloͤ⸗
ſimg, welche bloß moraliſch und Folge der Tugend⸗
debre Jeſu ſeyn fol, "it bekannt und: wird aud
„ wohl ſchwerlich widerfege werben: wir wollen ung
ur rer barauf nicht einfaffen,
Die —F u kann, nach ben Grundfägen,
bie der Sr: D 8. geaͤuſfert hat, weder envas
bfitines, noch). etwas gehtimnißoofles enthalten,
und’eg if daher ſchon begreiflich,,: wie ſich der ©.
‚über Die Bellen, darinnen man fonft Beweiſe
für Infpiration, Teinität, Genugthuung, Ver
föhnung durch den Tod Jeſu u. ſ. 1: gefucht hat,
erffäre; es iſt auch darinnen nicht viel neues, ſon⸗
dern, heſonders über die Verföhnurigstehre die
Aufeng: aus der Arologie der rVanunſ⸗ —
ohlt:
u
oo Dune Ausgabe, a
hohlt: ‚nur. mit dee Auferſtehungelehre ſcheint den:
Berf. dießmal eine ganz neue Revolution zu. ver⸗
ſuchen, und die Hanptitelle 1,Kor. 15. nebſt eini⸗
gen andern unfer ‚einen; ‚song eignen Öefichtspunke
zu bringen. Sr unfern ehrbüchern,, ‘ ſagt er,
wird eine Wiederauflebung unfers jeßigen Körper,
gelehrt, von welcher fich. in. den Reden Jeſu kei-
meOpur findet, denn auch felbft.gegen Die Sabddu⸗
cher beweißet und vertheidigt er nichts weiter,.alg;
das Fortleben des moralöfcher Menſchen. Zuberk-
iſt aus vielen Steflen bes R. T. erfichtlich, haß,
kein veſter Begrif von der Auferftehung der Tode
ten unter ber Nation vorhanden war, den Kefue, |
hätte vprausfegen koͤnnen. Die ganze Materie, .
vom Zuftanb nach dem Zode ſcheint von Jeſu nichty
unter die Materien des Bolfsunterrichts gerechnet,
worden.zu fenn. Und ſelbſt feine eigne Auferftehung,
war fo eingerichtet, daß ihre Art und Weile nur
den Bruͤdern des dritten Grades befannt war ; dann:
erließ fie (den actus der Auferftehung) bloß begense
gen, aber niemand fehen, Auch har Jeſus nie die,
Auferftehung zu einem Beweggründe ber Beharr-
lichkeit im Glauben gemacht, fondern vielmehrauf
fein eignes Wiederkonmen vertröftet, — Es iſt.
Daher unerwartet, daß hier (1 Cor. 15.) anf ein⸗
mal eine Auferſtehung bes feibes. vorgetragen
wird, welcher vorher noch nie gedacht worden war,
Dieß. Raͤthſel kann vielleicht fo ;gelöfee werben.
Man fege voraus, daß ‚die eigentliche Bewand⸗
riß mit Jeſu Tob und Auferfiehung zu. den, Ge⸗
Km der Ba 1a gehoͤrte, womit mug
die
- Y
224 Neues Teſtment von Bahrdt. |
We Brüder des dritten Grades vertraut waren.
Daraus muften, ſeitdem bie Nachricht, der ges
ſtorbene Meßias lebe, unter den Chriften gangber
geworden, mancherley Boritelungsarten entftehen..
Die meiften dachten fic) eine förperliche Sache,
und da man jene ſymboliſchen Ausdruͤcke noch im⸗
merfort brauchte (ſo ſehr ſie auch mißgedeutet
. sworben,) fo entſtunden die förnerlichen Ideen von
Auferſtehung. Allein, wie Jeſu Tod und’ Sehen -
- nichts anders ift, als Entziehung feiner ſichtbaren
md öffentlichen Wirkſamkeit und Fortwirken im
Stillen, als metaphoriſcher Tod, metapherifhes
‚ $ebens fo if auch der Ausdruck, wenn er von
. Gläubigen vorkommt, tropiſch zu verftehen: ſter⸗
ben, den groben Irrthuͤmern und Laſtern abfagen,
er auch (Not. 942.) unter ben Chriften vermißt
warden; eben, zu nie genoßenen Seeligkeiten ge«
‚langen, ‚oder auch wieder bervortreten und zum
Borfchein kommen. Dieſen Auffchtuß ſol Panlus
ſelbſt 1 Cor. 15, 56. nach Not. 791. geben,
amd feine denkenden Leſer ſelbſt erinnern, daß alles
moraliſch zu deuten ſey. Die Sünde fen es,
‚Die den Menſchen elend mache, und ihn noͤthige erſt
zuſterben, ehe er geiftlicherweife auferftehen und
beſeeliget werden koͤnne: und, was Suͤnde am
meiſten genaͤhrt babe, ſey das Geſetz, oder die
poſitive Religion, im Gegenſatz der Vernunftreli⸗
gion, weiche. Aberglauben und Priefterbetrug ver»
draͤngen und bie Menfchen in Freyheit feßen müffen.
Wir ſind bey ſolchen Erklaͤrungen noch zu weit von
‚In wi Drüberpbof erfen,als *
wir
. Dritte Ausgabe . 82
wir dieſen ſymnboliſchan Sinn fo leicht und hall fan⸗
den, allein wir muͤſſen zugleich über. die Bedenk⸗
lichkeit uns wuudern, weiche S. 648. gegen die
Wiederbelebung des Leibes noch immer wiederhohlt
wird, daß dieſelbe phyſikaliſch unmoͤglich iſt, weil
dieſer Koͤrper in wenigen Jahren durch Aufloͤſ⸗
fung feiner Theile ſchon wieder in Pflanzen und Ge⸗
wächfe, und vermittelft des: Genuſſes berfelben in
Theile andrer Thiere und Menſchenköͤrper verwan⸗
delt wird. Denn die rohen Ideen von einer Re⸗
ſtitution des gröben und ganzen itzigen Körpers
kann man gerne aufgeben, ohne eine Wiederbeies
bung im ganzen zu laͤugnen. Aber darinnen wol⸗
len wir dem Hr. D. B. benpflichten, daß, wenn
auich die. £örperliche Auferſtehung geläugnet würde,
die Lehre von ber Unſterblichkeit der Seele und,
vom Fortleben nichts verliere.
Noch find einige Stellen übeg, deren. Ertia- u |
rung wir nicht übergehen wollen. oh. u, 1. folg.
Gott war ‚die Weisheit und die- Weisheit mar
bey Sort, und Gott war die Weisheit. - Allein:
es iſt in der Anmerkung geäuffert ,: daß, weil bie.
erften. achtzehn Verfe des Evangelii Johannis, im
Don und Ausdruck von den folgenden ſehr unterſchie⸗
den ſeyn, und man ſchon in den aͤlteſten Zeiten
Spuren findet, Daß dieſes Stuͤck zu kabbaliſtiſchen
und magifchen Dingen gebraucht‘ worden, wie:
dem in Fauſts Hoͤllenzwange (das wird Doch nicht
in bie äfteften. Zeiten gehören) fie die Hauptisorte.
find, daß man daher die ganze Stelle für un⸗
Ba Bu eines 1 Reuplacuteꝛe halten und 53
muthen
\ )
826 Neues Teftament von Bahrdt.
muthey koͤnnte, fie ſey von denen, welche ſich biefer
Worte als eines Geifterzwangs bedienten, in ihre
Bibeln eingetragen worden, Zumal, da man im
GSeſchmack dar neuplatonifehen Philoſophie die
Perfonificationen liebte. Die Hauptvorſtellung
fen indeſſen, in. Gott ſeyn von Ewigkeit drey
Dinge, Myes, gan, ‚Das für die Menſchen.
- Sn biefen dreyen beſtehe das Weſen Gottes. Alle
drey find eins, ber Aoyes Gott, der Aoyos das
Bus, bie kom das Ooc, alle drey heißen zu⸗
fanımen Der von Gott ausgehende Geiſt, und ma⸗
chon ein Ganzes, bas.mittheilbare Weſen Gottes,
bavon ber Mittelpunfe der Asyos ift, weicher
Menſch wurde und ſich mit dem Bus fichtbar ge⸗
macht hat. .: Wenn man diefe Sprache der Pers
ſeniſication in bie Sprache der Abſtraktion ver⸗
wandelt, fo heiſt es: drey Dinge find in Gott,
Vernunft, (Bus) Weisheit, —— Seelig⸗
Fit. (Con) Dieſe drey Dinge hat Gore dem
Menfchen mitgetheilt. Sie find der Geift, der
von ihm ausgeht. Was. zuerft von ihm gebt, iſt
die Weisheit, ober alle Kenntniffe, auf welchen
die. Seeligkeit beruht; aber der Menfch braucht
sleihfam ein Licht, um biefe Weisheit zu fafen.
Dieß Licht iſt die Vernunft, die ihn lehrt, was
Suͤckſeeligkeit iſt. und in welchem Verhaͤltniß
Weisheit zur Gluͤckſeeligkeit ſteht. So bald er
dieß begreift, gewinnt er die Weisheit lieb, ſucht
und. findet fie: . Und fo wird die Gluͤckſeeligkeit das
icht, melches ihm die Wege zur Weisheit heil
mad Beil aber die Menſchen alte augebiee
2 — ‚hate, «
J
SSR:
x f t
- an
Dritte Ausgabe. "8: .
Hatten, das Sicht zu Brauchen, fo fandte Gott das '
. Gas, bie Vernunft, gleihfam won neuen aus,
und ließ den Logus, die Weisheit zum Vorſchein
bringen; er fandse Jeſum, ließ durch ihn die Ver⸗
nunft aufregen, Welsheit ausbreiten, und durch
die Weisheit befeeligen. — Wer's faffen Fann,
faſſe es! fagt der Verf, — Wir aud).
Die Gefchichte Apoſt. Geſch. 2, 1. ſolg. ſtellt
fich der Verf, alfo vor: die verfammelten Jünger
bätten ſich berathſchlagt, ob fie fortfahren follten,
bie $ehre Jeſu auch unter den Heiden auszubrei⸗
—
ten, oder warten, biß er ſelbſt kaͤme: indeß ſey ein
Gevitter gekommen mit einem heftigen Sturm,
wodurch die ganze Einbildungsfraft der Ver⸗
fammleten rege gemacht worden; piöglich ſetzte eit
Blitz das ganze Zimmer.in Flammen, von dem
N
man ‚nachher erzählte, es babe auggefehen, als -
ob Bie Zungen der Verfammelten wie Flaͤmmchen
geftänden hätten : dieß verurfachte ein allgemeines -
Schrecken, und diejenigen, welche für die allge
meine Berfündigung der Lehre Jeſu waren, wur⸗
den auf einmal fo begeiftert, das fie, jeder in fei«
ner Murterfprache zu beten u. f. f. anfieng, da
viele Profelsten, die jüdifchen Grundfäße ange«
nommen haben, vorher ſich nicht getraut haften,
die Lehre Jeſu anders, als in der heiligen. Sprache
zu verfündigen, (Woher möchte es erweißlich
ſeyn, daß man folche Orundfäge hatte?) _
Phil. 2, 5. 6. ift überfegt; welcher, ob er
wohl bas ſichtbare Bild der Gottheit, war (Loapn,.
das Aufferliche, feine Wander härter ihm unter
| ' anen⸗
.
x
‘
»
,
9
% +
88 Neues Teſtament von Babrdt.
einem dummen Volke leicht den Namen und die
Gottheit zuwege/ bringen koͤnnen; und feine Lehre
war Gottesweisheit, wie feine Tugend Abdruck
der moraliſchen Vollkommenheit des Allvaters,)
dennoch ſich nie Gott gleich zu ſeyn anmaßte. Zu
ber Gormel eux, dpmarynov ννοανο loæ sivay
a Jen, wird Die Redensart des Cicero in Ver-
rem or. 5.omnia bona praedam fuam duxit, er
pluͤndert alles, und ad Att. L. 5. c. 13. templa et
tecta non; patriam led praedam putat , verglichen,
und daraus gefolgert, daß nad) Pauli woͤrtlichem
Zeugniß Chriſtus ſich die Aehnlichkeit mit Gott nie
angemaßt habe. (Aber würde ſich nicht Paulus dam
grabe wiederfprechen, wenn er ihm poadım Seo,
als Aehnlichkeit mie Gott, jueignet.)
2 Joh. 5, 7: 8 fiheinen ihm beyde Verſe
untergefehoben zu feyn; fie ſehen zu fehr einem Spiel
des Wiges ähnlich, der in der Zahl‘ Drey etwas
myſterioͤſes fuchte. Ein SBruder des zweyten Gra⸗
‚ bes wollte auf die drey Symbole, Waſſer, Blut,
Geiſt, (nach der alten Taufformel, Water, Sopn
and Geiſt) aufmerffam machen, und fchrieb den .
“ achten Vers am Rand. In ben’fpätern Zeiten,
wo die Kenntniffe des britten Grades rnit ben Brüs
dern deffelben anftengerr auszuſterben, (ohngefaͤhr
im dritten Jahrhundert) ſchien es einem Unwiſſen⸗
"den, der ſich etwan ſchon in Gruͤbeleyen uͤber drey
in Gott vertieft hatte, merkwuͤrdig, daß er ſich
zu den drey Zeugen noch drey andre denken konn⸗
te: under find de ben ſi ichenden Bars ein⸗⸗⸗
Die
‘ — - ! f \ . ' $
N “ * ı ı
Dritte Ausgabe 5 m.
"pie Ofrenbarun Johannis ‚halt der Verf.
eben fo gut für einen Theil des. alten ſchriftlichen
Archivs des hriftlichen Glaubens, als jedes andre.
Bud) des N. T. und ift überzeugt, daß es von
„ber Zerftörung des Judenthums durch die Roͤ⸗
mer handle, und von einem Bruder des zweyten
Grodes dieſes Kolorit ber Weiſſagungen X, x |
erhalten haben. —
Wir wuͤrden noch vlel mehr ſagen miüffen,
wenn wir alles eigne and neue auszeichnen wolle
ten: indeß ift der Geift des Buches gewiß: aus:
biefem Auszuge der Hauptgedanfen fchom fichtbar
genug. Da einem jedem feine Unterfuchung und
fein Glaube frey bleibt und bleiben muß, fo haben
wir uns aud) forgfältig gehütet, jeden Schein von
Unzufriedenheit mit. dieſen Aeuſſerungen, „ober
von gehäffigen Darftellungen diefes Syſtems, zu
vermeiden. Haͤtte doch nur auch der Verf. nicht
an einem fo unſchicklichen Orte, wie eine Ueberſe⸗
Kung des N. T. ift, fo viele Bitterfeit gegen mans
che $ehrfäge blicken laſſen, und fo häufige und fE
hefftige Ausfälle auf bie Prieſter gethan. —
Solche Noten, wirM. 44. 279. 298. 330. 340. u. a.
welche für den Cercle ber Spötter geſchrieben find,
und hur eine gewiſſe Klaſſe von Sefern ankoͤrnen
mögen, vertragen fich garnicht mit den oft wies
derhohlten Xeufferungen, daß Liebe — und chriſt⸗
- fiche Liebe iſt auch beſcheiden — die Haupfurs -
ſache in der Religion fen. Die Vernunft bes
haupte ihre Rechte, wie fie will, wie ſtark fie will:
aber es iſt auch Vernunft und Recht der Vernunft,
nie
N
PS
-, 236 Townſon uͤber die vier Evangelien.
ie lieblos und unbillig zu urtheilen. Diefe mad
freylich audy oft mic Geringſchaͤtzung im bedenkli⸗
chen Ton fprehen: D ihr Priefter! — aber was
hilfts, wenn die andre Parthey in eben diefem Ten
ſpricht: D ihr Vernünftler! — Giebts zwiſchen
- diefen zwey Kläffen, wovon die erſte den Aber⸗
glauben befördert, und die letztere den hiſtoriſchen
Glauben zu jerftören trachtet, feine Mittelklaſſe? —
- Das Häufchen, derer, die vernünftig: glauben.
M.
Thomas Toronfons Abhand:
tungen Aber die vier Evangelien.
Erſter Thell. Mit vielen Zufägen und einer
Vorrede über Marcions Evangeliuni von D. Jo⸗
hann Salomo Semler. Leipzig 178.
1. Alph. 4. DB: nebſt 4. B. Vorrede.
Ne ſo vielen Unterſuchungen uͤber die Buͤcher
N. T. ihre Glaubwuͤrdigkeit, Alter‘ und
Abſicht, welche man bey den beruͤhmteſten
Schriftſtelſern, beſonders Calmet, Dupin,
Lardner, und Michaelis finden kann, und
nach der Gefaͤlligkzit, womit die Meinungen,
beſonders der beyden leztern in weiten Umlauf ge⸗
bracht worden, ſollte man in dieſen Materien nicht
eben viel neues erwarten. ‚Und wirklich Bat auch |
CTownſon ſich fo ſehr inden gewöhnlichen Graͤnzen
— — | der
. ’ J
“
4 -
Geſter Dheil mit Semlers Vorrede. ee.
der Unterfüchungen fi hleruber gehalten und, winfe
ge muͤhſam aufgefuchte innre Gründe zur Unterftüs,
‚gung ber beygebrachten Opinionen und Traditionen
ausgenommen, fo wenig erhebliches Hervargebracht, u
daß role ihn fuͤglich auf deutſchem Grund und
"Boden entbehren: möchten. Allein er wird nun
in feiner Verpflanzung wichtig, weil Hr. D. Sem⸗
.
1
ler, der überall mit eignem Geiſt forſcht, davon
Veranlaſſung nehm, bald manche Auswuͤchſe von
dogmatiſchen oder hiſtoriſchen Hypotheſen des Brit ·
ten und ſeiner Anteceſſoren mit ſtrenger Hand abzu⸗
binden, bald feine eignen „nPuen Vorſtellungen
‚über die: Beflimmung und übrige Geſchichte ver
Evangelien einzupfropfen, die, wie mir hoffen, nach
‚und nach auch auf deutſchen Grund und Boden ge»
beihen werben, obgleich nicht jebes Geld zubereicet
ſeyn mag, diefem Gewaͤchs Nahrung zuzu uͤhren. u
In ums ift zwar bey der Durchleſung dieſes Bun
EG
. bes öfter als einmal der Wunſch entſtanden, daß
uns Hr. Semler lieber. mit gänzlicher Bepfeite
ſetzung bes Dritten, ober wenigſtens anhangsweiſe
in einer eignen-gufanimenhängenden Abhandlung
das Kefultat feiner fcharffinmigen und freyen Untere
ſuchungen mit. ihren Gründen. befanne gemacht
bärte. Denn er und feine $efer würden dabey ge⸗
wonnen haben: er, weil er feine Ideen beffer.büste
zuſammendraͤngen und dadurch verftänbficher und
einleuchtender machen koͤnnen; und ſeine Leſer, mel«
che nad) der von ihm gewaͤhlten Methode, Town⸗
ſons Abhandlungen faſt, von Periobe zu Periode
mit widerlegenden Zufägen zu begleiten, dadurch
Doͤderl. Bibl. 2. B. n. Sct. Ggg viele
“
”
/
L
—2
If
I.
[4
N
3171 Towſon s über Die vier Cvangelien.
viele undermeidliche Wiederhohlumgen im Wider⸗
ſpruch gegen Toronfon, ermuͤdet werben, und erſt
“mir. viel Mühe aus mehrern Steffen feine Meinun
‚gen ausfuchen und zufammenftellen müffen, um
fie ganz deutlich und wahrſcheinlich zu finden.
Indeſſen find "gute Früchte. willkommen, man
mag fie vom Originalſtamm, ober.von "einem ein.
geimpften Aft pfluͤcken. Es wird am vortheilhaf⸗
teften feyn, wenn wir zuerſt bloß von Toronfons
Abhandlungen bie Hauptfäge anzeigen: wäre es
auch nur zum Beweiß, daß unfre deutſchen Kritiker
nicht mehr zu den Fuͤſſen der Dritten zu figen Ur.
ſaache haben : unb hernach die Semleriſchen Vor⸗
ſtellungen in ber Kürze darftellen, und gur Prüs
fung jeden, der dazu fich geſchickt fühle, uͤberlaſſen.
Einige allgemeine Betrachtungen über bie
Verfaſſer der Evangelien, wozu bie Beweiſe ents
“weder zu fiher vorausgefege find, ober im folgen.
Den verfucht werben, machen den Innhalt der
erften Abhandlung aus. Er legt dabey Joh. 20,
31. 33, zum Örunde, aus welcher er folgert, daß
die Evangeliften niche alles aufgezeichnet
. was fie wuften, und, daß fchon damals andre
Evangelia vorhanden und Johanni befannt ge>
weſen. Denn burd) die feyerfiche Erflärung Jo⸗
hannis, daß Jeſus noch mehr. Wunder gethan,
welche in dieſem ſeinem Buche nicht aufgezeichnet
worden, wolle er bloß allen Verdacht aus dem
Wege raͤumen, welcher gegen bie evangeliſche Ge⸗
ſchichte aus den Differenzen der mehrern Evange⸗
üien haͤtte enefishen koͤnnen. Dabey nimmt er an,
-
[4 u Fu J
' 3
.e
.
.
‚ Ce Se mi Scenes Winche =
was er in dan folgenden Abhandlungen zu bewel⸗
ſen ſucht, daß die Evangelia in eben der Ordnung,
in welcher fie jetzt ſtehen (aber nicht immer fhune .
ben; denn in alten: Kirchenbüchern folgte Johan⸗
nes auf den Matthäus) aufgeſetzt worden; daß
Johannes bie- drey erſten Evangelien beſtaͤttigt,
Matthäus frühe in Palaͤſtina für Ehriften aus dem
Judentum, Markus und Lukas aber für gen
mifchte Gemeinen’auffer Paläftina, gefdjieben ha⸗
be jener unter Petri, dieſer unter Pauli Aufſicht.
(Alles ohae genauen hiſtoriſchen Beweiß · wie Hr.
Semler ſagt, der bie Nachricht des Eufebius hier.
von eine arme Erzaͤhlung nennt.) Bep dieſen
verſchiednen Lokale oder Perfonafe, wofuͤr die Evan.
gelien beſtimmt waren, muſten ſie auch nach ver⸗
ſchiednen Zwecken eingerichtet werden. Da bey en.
Chriften aus dem. Judenthum. noch einige vorige" -
Vorſtellungen vom Werth des Mofaifchen Gefeges
und des Aeufferlichen in der Religion, von Selbfte
‚gerechtigfeit, von einem ierbifchen, Meßias u. a.
auch nach ihrer Aufnahme in die chriſtliche Kirche
zuruͤck blieben, fo ſucht fie ihnen Matthaͤus zu ent⸗
reifen... ihre finnlichen been vom Meßias zu ver⸗
‚geiftigen, fie von der Einrichtung eines neuen Bun⸗
des, unb von dem Antheil ber Heiden an demſel⸗
‚ben zu überzeugen, ‚und wider die Berfolgungen
ährer eifrigen Nation Iren Muth au. ſtaͤrken.
Markus, der durch jenes Evangelium Kon befs
fere Grundfäge verbreitet und gegründet fand, haͤlt
fi) daher nicht fo meitläuftig-bep | den Parabelnund
| Worſchriſten Jeſu auf, ſondern gab nur deutliche
Pan a. Peine
>
. 834 Teronfan’s über die vier Eoangelien. ö
Nachricht von. Thatfachen, doch auch Hier oft mic
Hintanfegung beträchtlicher Umftänbe. So, dag
fein. Soangelium ben Geift eines Originals har,
und von einem Manne 'ift, der nicht erft vom
Matthaͤo ferne, fondern mit eigner Renntnif
feines Gegenftandes führieb. (Aber das häufige
- Bufammentreffen im Ausdruck und Ordnung der
Erzählungen mit Matthaͤo bleibt dann ſehr unbe
greiflich.) Man möchte muthmaſſen, daß Petrus
. Das. Evangelium Marci diftire habe: denn man
ſieht überall die Demuth des: Apoftels, der feine
Fehler erzählt, und feine Vorzüge verſchweigt; es
ift faum eine Nebe oder Handlung Jeſu erjaͤhlt,
wobey Petrus nicht zugegen war; bey .ber Ver⸗
klaͤrung Jeſu gebenfe dieß Evangelium nichts von
der Unterredung, weil vielleicht während ber.
ſeelben Petrus überwältigt von der himmli⸗
fchen Herrlichkeit ſchlief; (fonderbar!) Daß
Herodes Koͤnig, nicht Tetra), der See Genaja-
reth immer das galiläifche Meer gename wird,
fcheint perriniiche Sandfprache geweſen zu fepn, und
ſchon Chryfoftomus fühlte im Evangelio des Mar-
kus den gedrängten Styl Petri, wie im Luka den
weitlaͤuftigen Styl des Paulus: (wie truͤglich! Iſt
nicht Marci Ausdruck, entweder woͤrtlich im Mate
thaͤus, oder woͤrtlich im Lukas?) — Lukas ſoll für
Chriſten aus dem Heidenthum geſchrieben haben,
und daher ſorgfaͤltig ſeyn, ihnen ſolche Theile des
Lebens und der Lehre Jeſu vorzulegen, darinnen
Beyſpiele und Zeugniße von Gottes Güte auch
fuͤr die Nichejuden enthalten waren. Aus biefem
nn MBefiche
X
N
denn ber jüngere Sohn bilbete die Heiden ab. In
dieſer Ruͤckſicht fol $ufas auch die Genealogie
Chriſti bis auf Adam. binaufführen, um: anzu
zeigen, daß Jefus der VDeibesfaame und’alo
auch gemeinfchaftlicher Erlöfer aller Nachkommen
der Eva fen: (als ob die Heiden vom Weibes⸗
fasmen etwas gewuſt und verſtanden bärten; und”, -
der Name Menſch nicht fhon an ihm einen Ret⸗
ter der Meufchen härte erwarten laſfen. Und wie .
mag man bey $ufas die Abficht verfenmen ‚bie er "
felbft angiebt, und es uͤberfehen, daß die Beitin:
mung feiner Erzählungen. zunachft bloß auf dem:
Theophilus fich einſchraͤnckte ) Johannes erzählt
vornehmlich Auftritte und Schickſale Jeſu in Jeru⸗ -
ſalem, und da er meiſt eignes bat, fo kann man:
fein Buch als Supplement zu den übrigen Evan⸗
gelien anfehen. Er hat zugleich bie Abſicht, den
Glauben gegen verſchiedne entſtandne Jrrtchuͤmer
zu bewahren. —
Die Uebereinflimmung jebes Evangefü me
dieſer Abſicht jedes. Evangeliften foll ein groſſer
Beweiß für die Ascheheit ber Evangelien felbft feyn;
Wobey der Eirfel unvermeidlich iſt; denn mar
leitet zuerft Die Abfiche aus dem Innhalt her, und
vergleicht dann den Innhalt wieder mit der Ab⸗
ſicht:) auſſerdem aber kann man auch aus dem
(pänfifchen) Charakter der Evangeliſten und ihrer
Eigenfchaften zur Abfaffung verſchiedner Evange-
Yen, bie Zomafon, glaubt, ihre Glaubwuͤrdigkeit
Eeſter Dheil mit Senlens Verrde 813 N
Geſi chtspunkt aberredet ſich Townfon, , daß die
Geſchichte vom verlohrnen Sohn eingemifche ſey,
. V.
Da Try
⸗
. 826 Lobrſun über die vier. ang.
beſtͤctigen. Markus ſey zwar durch Petri. Alm
rerricht ſchon ſelbſt gefchickt gewefen, ein Evange⸗
lium abzufaſſen, aber er wollte ſich doch lieber auf
ı
»
Petri Zeughiß und größtentheils auf die Geſchichte
Matthai einfchränfen und jeden eignen Gedan⸗
" Sen 'md Entwurf der Ehre Bortes auf:
opfern. Wer werfiche diefe Sprache?) Im Lukas
Charakter finder der Verf. zwar die Standhaftig⸗
feit Pauli, aber auch zugleich mehr Zärrtichfeit
in den Urtheilen uͤber die Fehltritte der Apoſtel,
‚ (dieß war wenigſtens Pauli Charakter nicht) und
ben häufigen Gebrauch des Namens Herr flatt
Jeſus. Am Schluß diefer Abhandlung aͤuſſert
ber Verf. noch den Gedanfen, daß die göttliche
Fingebung über viele Hiſtorien im fruͤhen Leben
Jeſu den Evangeliften ein genques Stiliſchwei⸗
gen in der Abſicht aufgelegt habe, weil der etſte
Endzwed . bes. Lebens Jeſu fein Leiden und, feine
Berföhnung war, daher werde die Gefchichte fei-
nes Todes von.aften Eoangeliften befchrieben, das
übrige aber nur von einigen beruͤhrt. (Wenn bieß
als Inſtanz gegen die Socinianer gelten foll, fo
‘ wird es bald abseftumpfe ſeyn. Das oͤffentliche
Leben Jeſu. war wichtig, das andre kann weniger
intere ſiren
Was bisher von, ber Folge und Beſtimmung
ber Evangelien und von der Abſicht ihrer Urheber ge⸗
ſagt worden, ſoll die zweyte Abhandlung durch
biſtoriſche Beweiße beſtaͤttigen. (Aber wir koͤn⸗
nien Feine neue ſchaffen, und die bisherigen find
ander e” entelib, wie bon Itenaus, oder in
A‘
Ce Seel wit Senteis Bone F) |
fpät, wie vom. Cosmas von Alexandrien, (ums
J. C. 535.) der Matthaͤi Srangeim ſchon in die
Veriode der erſten Verfolgung der
lium fol diktirt haben) und der Beſtimmung ſei⸗
briften, data
innen Stephanus vorfam, binauffegt. Ben
"wer; Zeugniffe der Alten für einen hebräifchen und
einen griechifchen Urtert, foll man zwey Originale.
in. beeden Sprachen annehmen. Was bie Alten -
vom Markus, feinem Verhältniß gegen Petrus, . '
(Der ihm, role doch-fein Alter ſagt, das Evange⸗
nes Buches, füs ‚Chriften aus Juden und Hei⸗ u
den in Italien wiſſen, iſt bloß aus Irenaͤus und
Siemens von Alexandrien. Daß Lukas nach
Markus folge, HE: die Sage beym Jrendus und. .
. Zertullian, welcher letztere auch ber Aufficht Paul!
bey dieſem Evangelis gebenfe; (Allein Tertullione
- Grund ft niche hiſtoriſch, ſondern dogmatiſch m
und Clemens von Alex. ap. Eufeb. VL. 14, fege den
- Markus nad) Lukas.) — Für eben dieſe Ord⸗
nuag der Evangeliften-fucht Townſon in der drite
sen Abhandlung innre Beweiſe, da er unter bet
(unerelßlichen) Borausfegung, daß Johannes
‚die drey frühern Evangelien gelefen habe, einerley
Erzählungen mehrerer Evangeliſten vergleicht, ihre
Gleichheit und Ungleichheit bemerkt, wie man _
fie in jeber Synopſi Evangelicorum überfepen
Fan, und diefe Bemerkungen nuͤtzt es zu erran
then, daß ber fpätere Eyangelift aus guten Urfüs . -
chen mandjes: aus den ſruͤhern entweder "genauer
beſtimmt, oder weggelaſſen habe. Da, wo zei
ſchen dan Eoargeiſſter ne iſt, kann bie .
Zu EL 17 7 ee 177
+
a
1)
I
7
33% Dewnſou ther die vier range,
u⸗ , wie er ſagt, nicht zufällig
u. Zwey Ue erfeßer werben felten auch nur
zwey Perioden durchaus gleich überfegen, umd
doch iſt die Harmonie fihtbar Im Ausdrucke und
und Ordnung ber Erzählungen. ' Der Grund bas
von ift nicht der unmittelbare Einfluß bes heiligen
Geiſtes, dann bie Umſtaͤnde, bie fie berichten woll⸗
ten, waren ihrer Wahl uͤberlaſſen: auch nice
etwan ein. gemeinfchaftlich: von ihnen - copirtes
Original, deſſen Eriftenz unerweißlich feyn foll:
(warum unerweißlich?- Es gab doch damals ſchon
vlelerley Biographien von Jeſu. Doch hievon
unten.) alſo wahrſcheinlich beym Markus nd
Sufas der. Gebrauch Ihrer Vorgaͤnger. Die
Schoͤpfung dei. Evangelien kommt Townſon auf
ſolgende Art wahrſcheinlich vor: Da es noͤthig
war, daß es hiſtoriſche Erzaͤhlungen aus Ki
Leben gab, und doch niche rathſam fehlen, weber
baß dieſe Nachrichten zerfireus gelaffen wuͤrden,
noch daß viele exiſtirten: (warum daslegtereniche?
Sie dienten ja zur Ausbreitung des Chriſten⸗
thums) fo beſchloſſen die Apoſtel, daB einer ns
ihren Mitteln ein ſolches Werk befaune mad)
te,. woraus. bie Giaubigen nicht nur die wah⸗
ven Facta fernen, fordern such die Glaubwuͤr⸗
bigkeit andren Erzählungen unterſuchen, und bes
weifen falten, und wovon das Original in der
Eentralticche zu Jerufälem blieb. Dieß that
J Matthäus, ber feine eigne Erfahrungen nieder
ſchrieb, und daher nicht Urſache Harte zu compife
= en oe andre Alte u are uchen.) Diefen
emuͤſſen
- ®
R
Erſter Dheil mit Semlers Worrede. 839.
naüffen Markus und Lukas geleſen haben, da ſie
mie ihm ſo auffallend uͤbereinſtimmen. (Bon Mar
kus iſis auch wohl nicht rocht zu bezweifeln, da Aus⸗ J
deuck, Ordnung der Erzaͤhlungen Verſchweigung
von einerley Umſtaͤnden in einerley Begebenheit
z. ne Matth. 26, 1.14, vergl. Mare. 14. 1. fol,
vergl. Joh. 12, 1:8. u. a. m. zu auffallend iſt.)
Jonas,/ ein Engellaͤnder, findet daher nicht den
Beyfall von unſerm Verf. wenn er laͤugnet, daß
Markus der Epitomator Matthaei ſey. (Hiervon |
‚unten, wo wir von der ähnlichen Meinung des
Kr. Prof. Koppe einiges fagen werben.) Um -
bieß noch mehr zu beftdetigen, und bie Beſtim⸗
mung des frühern oder fpätern Epangelil ſich zu
erleichtern, werben drey Grundfäge angenommen:
das Evangelium Äft das fpätere,; weiches erſtlich
die Ausdruͤcke eines andern erläutert und verftänd«
licher mache, zweytens eine $ehre zum Zuſtand
einer ausgebreitetern Kirche anpaßt y und: drittens
für ‚Helden gehört.
Nah diefen Brunbfägen Handelt Townſon J
*8
yon der Zeitfolge einzelner Evangelien, und made :
mit dem’ Matthäus in der vierten Abhandlung
ben Anfang. Er wird ſowol über den Markus
binaufgefegt,, weil biefer Ausdruͤcke zur Erläuten ⸗
sung für Ausländer hinzuſetzt, die beym Marc,
fehlen: 3. €. 8.7, 1.5. vergl. Darth. 13,12,
auch Maef. 11,13. vergl. Matth. ar. 19, u. a. m.
(wobey nur bie lectio vulgaris in beyden Evang
tien zu ficher,, als bie aucheneifche zum Grund ge«
legt ift:) ale auch über ſukas, weil dieſer vo
vass ss ſchidne
go Soronfon üble die vier Evangellen.
ſchiebne Erweiterungen in feinen Erzäplımgen Bat,
3. E. 8. 3, 4, vergl. Matth. 3, 3. auch deut⸗
lichere Formeln, wie Reich Bottes für Him⸗
melreich, andre Formeln zu cititen u. a. Auch
Sc; 10. foll mit Bezug auf Matth. 10. geſchrie⸗
ben ſeyn, weil Lucas der Anmelfimgen für die
- Apoftel kurz, aber der Belehrungen für bie fieben«
'Hg- Jünger deſto ausführlicher gebenfen fol. (Alle
tiefe Verſchiedenheiten Finnen bloß vom. verſchied⸗
nen Socale der, Schriftſteller herruͤhren, aber daß
einer den andern wor Augen gehabt, genuͤtzt, ges
beffert Habe, bemweifen fie nicht.) Eben fo wenig.
shöchte es ganz ficher feyn, wenn ber Verf. aus
vielen kleinen Umſtaͤnden in der. Art des Matth.
ſich auszudruͤcken, das Reſultat abſtrahirt, daß
Matth. ſehr frühe geſchrieben. Daß bey ihm Je⸗
ruſalem noch; bie heilige Stadt, ber. daſige Tem⸗
pel der Tempel Gottes, das Evangelium immer
ro euasyyarıor :rnc: Bacıdeises heiſt; daß er vom
Herodes glimpflicher , als die andern Biographen
Feſu ſpricht, (weil Diefer noch als. M, fchrieb, ge⸗
bebt haben ſoll;) daß Herodes der Stoffe ſchlechthin
der, König, Herodes geneunt wird, (teil. Damals
. Kein andrer Herodes noch König war, alſo che He⸗
sobes Antipas zu dieſer Würbe gelangte im J. 37.)
bdaß Pilatus immer unter. dem Namen Sandpfleger
gedacht wich: (weil er, da. das Buch gefehrieben
. vwurde, noch in. Sudan fich aufbiele) daß die Wun⸗
Der ſo kurz beichrieben find, und ber Himmelfarth
> "efu gar nicht gedacht wird: (weil diefe Begeben⸗
= Bolten noch gangneu.unb friſch im. Audenken ur
2: a | die
® —
Erſter heit mit Semlers Vorrede. ur | |
dieß alles fiche der V. als Stägen feiner Meinung:
für die fehr frübe Abfaffung des. Ev. March, anz
allen wir zweifeln, ob diefe ganze Rüftung die
minbefte Veſtigkeit habe, und feiner Hypotheſe ver=
ſchaffe. Das legte ift gar fonderbar, daf .bie: .
SHimmelfahre Jeſu als bekannte und neue uͤbergan⸗
gen ſeyn fell: als ob bie Geſchichte der Paſſion
und Auſerſtehung, wovon bie Erzaͤhlung ausfuͤhr.
lich genug iſt, ſich viel. früher zugetragen .häste,: -
ober wichtiger wäre, als die Himmelfahtt. —
Jedoch wir wollen von Toronfons- Sägen, bier
Semer durchaus geprüft und meilt vermorfen,
at, die durch Wiederhohlungennicht wahrermer«
Din, und nicht einmal ordentlich geftelle find, nicht:
weiter fagen,: ſondern die weit wichtigern. vn
neuern Entdeckungen und Verſuche des Hr. D
Semlers, die das Bud) für-unfer Publikum ef
intereffant machen werben und müffen, noch zu= :' .
ſammenſtellen und ausziehen. - Sie find theils
in den Zufägen, theils in der. Vorrede anzutreffen:
und vielleicht erweiſen wir vielen unfrer Leſer einen
Dienft , warn wir fie aus dieſer daomwogn ſamm⸗
ken und mit einem Blick überfchauen laflen, was
fie bier neues, überdachtes und gewagtes, von "
Behauptungen und Muthmaſſungen finden. fine
nen, und wie die Bahn befchaffen fey, welche nun °
Semlers Geift äffnen und ebnen konnte. Die
wichtigften Behauptungen betreffen unftreitig, .
bie Bekanntwerdung und bie Beltimmung der
Evangelien. Hoffentlich iſt es zwar feine neua
oder feine und auföfige schwe mehr, daß die neus
teflamente
p
842 Townſon über die vier Evangelien.
teſtamentlichen Schriften eigentlich und zunächft
bon ihren Merfaffern, den damaligen Zeitgenof-
“ fen, nicht der ganzen chriſtlichen Kirche bis ander
- Welt Ende, und auch damals nicht einmal aflen
Chriſten, fondern für ein eignes Locale d. h. für
einzelne Gemeinen, Gegenden und Zeichedürfniffe
beſtimm̃t waren. Sollten fie'einen ganz aflgemeis-
nen Endzweck Haben, fo wäre die Einmifchung fo.
vieler Dinge, bie für andre Gegenden, Gemei⸗
nen und Zeiten unbrauchbar und unverftänblich.
ſind, ganz unnuͤtz und zweckwidrig: und es iftein-
leuchtend genug, daß wenigftens in ben apoſtoli⸗
ſchen Briefen immer Hinſicht auf die Sage, Mei
nungen und Streitigkeiten‘ ber. einzelnen Gemei⸗
nen z. E. in Rom, Corinth u. a m. genoms
men wird, Selbſt bey ben Evangelien fpriche
‚ die Tradition für diefe Localbeſtimmung. Allein
dieß ſcheint Herrn Semler eigen zu feyn, daß er:
Gier in mehrern Stellen, befonders aber auch in
Ver Vorrede lehrt, die fämelichen Evangelien waͤ⸗
ven niche für Ehriften, weder von ber 'jübifchen
noch von ber heibnifchen Parthey, fondern für
. üben oder für chriſtliche Lehrer zum Gebrauch
unter ben Juͤden beſtimmt gemefen, um dadurch
den falſchen Vorſtellungen der Juden vom Meßias
wutgegen zu arbeiten und-ihnen die Ueberzeugung,
daß Jeſus der Mefias ſey, zu erleichtern. Micht
nur der Name dieſer Bücher, ba fie Evangelien
genennt werben, ſtimmt hiemit überein, denn
Bvayyeredag heift die erwünfchte Nachricht,
bdaß der Meßiag gekommen fep, bekannt mas
N
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En 3 oo En EEE EEE RR
Erſter Tpeil mit Semlers Vorrede. 0
chen; und dieß war nur für üben; da ber Uns J
jude nicht von einem Meßias wuſte; ſondern auch
der wirkliche. Innhalt, die-Anführung ſolcher
Theile der Sebensgefchichte Jeſu, welche nur für .
üben intereffant und einlabend feyn fonnten, und -
die Sorgfalt, viele Stellen des X. T. Diefer Ges
fchichte einzuweben beſtaͤttigen, wie es ſcheint,
dieſe Ibee. Den Heiden muſte ds gleichguͤltig
—9——
ſeyn, ob Jeſus aus Davids Geſchlechte abſtamm⸗.
te oder nicht; ob ex zu Bethlehem geboren, ob dieſe
‚oder jene geglaußte Weiffagung .an ihm erfüllt
worden, ober gewiſſe Ausdrücke des A, T. auf
h
Fi anwendbar ſeyn, ober nicht u. daf. : Nicht o
r die Juͤden, welche von ihrem Meßias diefe
j Hr erwarteten, und andie Methode alles -
mit, Worten des A. T. vorzutragen und Stellen
daraus, ſo gut ſichs thun ließ, anzuführen ger
‚wohnt waren, Auch Johannes bezeugt deurlich
Diefe Abſicht: denn für bie. Chriften, ‚welche bereis .
glaubten, daß Jeſus der Chriſt fen, war eine ſol⸗
che Belehrung nidye weiter noͤthig. Darinnen 2
mag ſich auch Pauli Evangelium (ro suayyerov
‚46 angoßusias) von den Evangelien ber übrigen
Apoftel (euayyerıov vns rearöuns) unterfchele
den, daß in den letztern mehr Hiftorie Jeſu zur
Verwahrung gegen fanatiſche Meinungen und
grobe Ideen vom Meßias, im erſtern aber mehr
Lehre Jefu enthalten geweſen. (Sierinnen wird ds _
‚föhnoer ſeyn, den Hr· D. S. zu widerlegen: beym
Matthaͤns, und alſo auch bey Marcus, iſt die
| Rüfe cht auf Belehrung der Züben intertenc⸗ |
N
834 -Tomnfen über die vier Evangelin:
smb bey Sohnes deutlich angegebeh, wiewol im
‚degtern, wie mich duͤnkt, zugleich auf eine eigne
jüdische Parthey die Anhänger Johannes bes
Taͤufers, bie fehr zahlreich muͤſſen geweſen feyn
"und ſich noch bis jeßt in Orient unter dem Plamen
Sabier erhalten haben, das Hauptaugenmerk ge«
‚richtet wird. Wenigſtens liegen für diefe Abſicht
viele Winke in den Parallelen zwifchen Jeſu und
Johanne dem Täufer, und vielleitht auch_feibit
im Eingang bes Evangeliums. Lucas hatte viel
leicht nie ein Publikum, für welches er fchrieb,
und beftimmte feine Nachrichten als Privatbuch,
für einen Chriften, den Theophilus, nicht, fo«
wohl, um ihn ven der Meßiaswürde Jeſu zu
überzeugen, als vielmehr (mie S. 248. richtig
bemerkt ift,) um vielen falfchen Erzählungen, mei.
che dem Theophilus zu Ohren gefommen, und
manchen Vorſpieglungen ſchwaͤrmeriſcher Zeitge⸗
noſſen zu widerſprechen. —) Dieſe Juͤden, für
weiche jene Nachrichten von Jeſu aufgezeichnet
, worden, ſucht der Hr. D. nicht in Paläftina,
und kann es baher auch nicht für hiſtoriſch wahr hals
‚sen, daß das erfte Evangelium für Die Chriften oder
Juͤden in Jeruſalem gefchrieben fen. Da Die Apo⸗
ſtel ohnehin lange in Jeruſalem blieben,. und die
Geſchichte vom Jeſu Leben und Sehranite ohnehin
‚ In Judaͤa befannt war, fo bedurfte es auch Feiner
Aefonden Erzählung: nur ausmärtige Zeilgenof
fen ſollten Hierdurch aufmerffam gemacht werben,
ihren erwarteten Meßias in ber Perfon Jeſu zu ſu⸗
chen: und. chriſtliſche Scheer. (often nach bien. Er.
zaͤhlungen
U I»
enna Seil mit Seniers % Correde w
3ößfurfgen wiſſen, was ſie als Miſſcnarien unter
Die zerſtreuten Juͤden von Jeſu Lbensgeſchichte
ſagen ſollten, In dieſer Abſicht mögen, nach ber.
Bermuthung ‚bes Hr. D. von der Zeit an, da
Barnabas fir non Paulus trennte, und wo
Diöcefen, die paulinifche und bie von Palaͤſtina
„abhängige, entftunben, ſchriftliche Auffäge abgefaßt |
worden fenn, bie von. Paläftina aus, weiter zum
moͤglichſt gfeichförmigen und unanflößigen Ge⸗
brauch der angehenden $ehrer bes. Chriſtenthums N
nach Syrien, Enpern, Arabien verſchickt worden.
Nimmt man on, daß ein ſolcher Auffag ſyriſch
oder hebräifc) geſchrieben worden, wovon fich ſehr
bald auch griechiſche Kopien ausbreiteten, und,
daß er in verſchiednen Gegenden unter verſchied⸗
nen Namen bekannt wurde, fo laffen fich-viele an⸗
ſcheinende Wiberfprüche ober Dunfelheiten in ben -
alten Sagen vereinigen und aufflärens ſo iſt be⸗
greiflich, wie einige ein Evangelium nad Edonsovs,
andre ein Evangelium, Tor dwdere, andre ein
Evangelium Matthaͤi nennen, daß fie von einem
Evangelio hebraico Matthaei reden u. ſ. f.
Solche Auffäge tharen weder ganz verſchieden
noch ganz einfoͤrmig, und wurden immer durch
neue Zuſaͤtze bereichert: und es koͤnnten daher auch)
in unſern Evangelien manche Einſchiebſel und Ver⸗
aͤnderungen von einzelnen Beſitzern und Lehrern
eingeruͤckt ſeyn, die in den Originalen nicht ſtun⸗
den, und vielleicht erſt hinzukamen, um der Juͤ⸗
ben willen.) Denn was man von der cura eccle·
Ä herum virca ven in ruhnen pflegt, iſt |
Etil
.
u \ -t
‘ \ 1
.- no. 1
MM — um
305: Sonanfon-über hie vier Evangelien.
nicht bloß unermeißlich , ſondern auch grade zu in |
den ältern Zeiten falſch. Diefe Kufläge erhielten
ſtchh auch zum Theil lange, ehe. man erſt in dem
zweyten Jahrhundert Daran dachte, nur unfrevier
Evangelien für den Canon zu heiligen, Wenig.
‚fteng ifts befannt, daß: Serapion zu Antiochien
den Ehriften in Eilicien ihr biß dahin eingeführtes
‚Evangelium Petri ließ. Mur Irenaͤus und Ter⸗
tullian reben von bier beflimmten Evangelien: aber
.geabe biefe. beyden Schriftfteller gehören noch zu
den judaiſirenden und ungeiſtlichen briften: und
es folge noch nicht daraus, Yoas man ſonſt fo ficher
‚ „behaupten wollte, daß dieſe vier Bücher ſchon da⸗
4 3
mals It allen chriſtlichen Gemeinden angenommen
und eingefuͤhrt geweſen oder, daß fie zum beſtaͤn⸗
digen Gebrauch fuͤr die chriſtliche Kirche abgefaßt
worden. Vielmehr iſts nicht unwahrſcheinlich,
daß dieſe urſpruͤnglich einzeln in verſchiednen Ges
. meinen in Anſehen gefommenen Nachrichten erft
— ‚ da man kirchliche Einheit zu erheben au⸗
:fieng, gemelner geworden: und, daß ein groffer
Theil ihrer Beftimmung bey aufgeflärtern. pauli⸗
niſchen Chriſten, denen es mehr um zvsupm, als
um esee Chriſti zu chun mar, noch viel mehr
als jegtiwegfaße. Mach diefen Grundfägen bes
ur erachtet der Hr. D. bie einzelnen Evangelien als
. Schriften, welche zu der paläftinifhen und für
Süden gebrauchten Lehrart gehörten, aber ſich von
der paulinifchen, ‚bey melcher mehr Lehre Jeſu
als Geſchichte par, entfernten: und ninunt das
Ä bey Veauoſſus u Varin sim Tertullians
Fu Beſchul⸗
...
. .\®
Erſter Theil mit Semlers Vorrede. uf
Beſchuldigungen und Anklagen zu vertheidigen.
Es iſt freylich ſchwer, nur zuentdecken, was Mar·
cion ſoll in Anſehung der Evangelien, ihrer Ges
fchichte und ihres Anfehens geglaubt und gelehrt -
haben, ba fein Gegner fic) in fo Dunfle Deflamas- -
tionen huͤllt. Defto leichter aber mag. es feyn,
die Sopbiftereyen, Blöfen und unhiſtoriſchen Sa«
gen Tertulliäng zu entdecken und zu rügen: indefe
fen meint Hr. D. ©. doch aus dem Libr. IV. adv, "
Marcion. entdeckt zu haben, theils, daß Marcion
zu ſeiner Zeit die vler Evangelien entweder noch
gar nicht vollſtaͤndig gekannt, ober (von ucã
Evangelio iſts klar) ‚fie fuͤr juͤdiſch gehalten und
mehrere Erzählungen darinnen als Interpolatio⸗
nen, welche zu Gunſten der Juden eingeſchoben
waren, angeſehen und verworfen habe; theils, daß
er ein anders Evangelium: von reinerm Innhait
gehabt, und bey feiner" Parthey geltend zu mas. 4⸗·
chen gerouft habe, welches mehr pauliniſch, den 5
. Sinn und moralifihen Geifl des Epriftenehums .
gemöäßer geweſen. Hieraus wird denn gefofgert,
daß unfer Canon weit jünger fey, als Marcien,
daß vieles, was zum Innhalt der Evangelien ge
hörte, nicht zur Religion gehöre, und daß erſt
durch eine Verbruͤderung einzelner Gemeinen die
vier Evangelien zu einem allgemeinen Gebtrauch
für die Kirchen ſeyn geweihet worden u. w.
Alle dieſe Behauptungen des Hr. D. über die
Geſchichte, Abficht und. älteres Anfehen der Evan-.
gelien, fo weit fie hiftorifch find, werden ſchwer⸗
lich einen gegründeten Widerfpruch finden koͤnnen: |
Doͤderl. Bibl. 2. Du, Gt. Hhh ſie 7
t
+
—
348 . Towmſon über die vier Evangelien.
fi e find zu fehr aus dem Kenntniß des früheften
Chriſtenthums gefchöpft, als daß fie widerlegt
werden koͤnnten. Mur gegen zweyerley Aeuſſerun⸗
gen möchten einige Zweifel ſtatt finden. Erſtliche
wenn der Hi. D. glaubt, Daß Fein Evangelium
- feine Beſtimmung für paläftinifhe Juden habe,
weil man da: bie Geſchichte Jeſu ſchon wuſte, fo
wuͤrde man doch auch ſchon um deßwillen eine
Biographie von Jeſu für. wichtig, wo nicht gar
-für Beduͤrfniß halten koͤnnen, weil doch ein grofe
fer Theil der Begebenheiten Jeſu ſich in Galilaͤa
äugetragen und Jeruſalem mehr der Schauplag
ber Lehre, als der Thaten Jeſu geweſen ift: und
. felft die muͤndliche Belehrung der Apoſtel, die
ſich eine Zeitlang in Jeruſalem aufhielten, wuͤrde
einigen ſchriftlichen Aufſatz nicht uͤberfluͤſſig machen,
da fie in ihren öffentlichen Vortraͤgen fe ſehr einge:
ſchraͤnkt geweſen find. Und follte denn die Sage
- der Alten von dem Evangelio Matthäi ganz feine
Aufmerkſamkeit verdienen? Papias ſey immer
-der Vater diefer alten Sage: fo nehmen wir ſie
wohl mie Mißtrauen an: aber wir verwerfen fie
nicht fogleich. Ueberhaupt aber ſcheint Die ges
rechte Unzufriedenheit mit dem Geſchwaͤtze und
der ſophiſtiſchen Polemik d Irenaͤus, Tertullia⸗
nus, u. a. bey dem Hr. D. zu viel Einfluß auf
das Urrheil über diefe Schriftfteller.i in ihren hiſto⸗
riſchen Angaben gehabt zu haben; - denn er legt
ihren Zeugniffen durchaus weder Werth noch Claus
. ben bey..— Zweytens: was den Marcion feine
‚Meinungen und fine "Depanblungsart der Evan
gelien
.»
Erſter, Shell mit Semlers Vorrede. gs.
gelien anrrift, , fo geſtehen mir mit beyden Händen
‚ daß Tertullian, nad), Art der Polemifer, die
ehrlichen reinchrifttichen Säge deffelben entſtellt und
verdreht habe: (ob. Marcions Ausdruͤcke und Fors
meln hiezu Anlaß gegeben? wollen wir hier niche
entfcheiden: bie Sache, bie er behauptete, war -
gewiß fo wahr und apoſtoliſch, als die Säge
vielerianbern vernünftigen Sehrer, die man unter- -
den Namen von Gnoflifern, Dofeten u. ſ. fe in
ben Kegerverzeichniffen antrifft) indeffen fommen;
wie mich duͤnkt, ſelbſt in bem angeführten Buch
Tertulliani mehrere Spuren ver, warum Mars
cion bie Evangelien für jüdifch gehalten: nicht
Scheint. es, wegen der Wahl bee Gefchichte z. :
der Benealogie Jeſu; oder wegen ihrer Veſtim⸗ .
mung für Süden: fondern weil viele Erzählungen
barinnen vorfommen, aus weldyen man fchließen
fönne, daß biefes bas jübifche Geſetz noch ver⸗
theidigt und benbehalsen wiſſen wolle, Aus fols
chen Stellen trug er wahrſcheinlich feine Antithefes
FH folche wollte er, „der.nichts.von bee
ortdauer der, mofaifchen Ordnungen, als ein guter
paulinifcher Chriſt Hören wollte, meggeftrichen
wiſſen. In jedem Falle aber bliebe dieſe Geſchich⸗
te wichtig genug, weil ſie ein Beweiß iſt, daß
man in mehrern Partheyen bey der Annahme der
apoſtoliſchen Schriften nicht ſowohl auf den Urhe⸗
ber geſehen, ſondern vielmehr ben Innhalt zum
Maßſtab des Urtheils über ihren Werth und Cas
nonicirde "gemacht habe Hier iſt noch genug
Stoff u Unterſuchungen übrig, und wir hoffen,
Hyh⸗ daß
X -,
—0
*
u e
*
_ se Seiler Programma-
daß Hr. D. Semler, deſſen Unterfichungegeif
nie ſtille ſteht, and) in ˖ dieſen Materien uns ganz
neues Licht zeigen werde, welches man freylich
in den gewoͤhnlichen Einleitungen i ins V. T. nicht
fuchen darf.
Wegen der Aehnlichkele des Innholts verbin⸗
den wir mit dieſer Schrift noch die Anzeige ein,
ger andern, welche die Evangelien betreffen.
Schon da unfre Recenſion gefchloffen war, kommt
ung noch das jüngfte Weihnachts Drogramm
‚In die Hände, das feinen Verf. Hr. D. Semler
niche verläugnet, unter dem Titel: Duplex Evan-
gelium. Illuſtratur Gal, 2; y. Hal, 2. B. dar
innen die obigen Aeuſſerungen wieberhohle werden.
Esift der Weisheit und dem Plan Gottes ganz ge
mäß, daß die Einfichten der Merifchen verfchieben
‚find, und die.fogenannte unitas eccleſiae, die man
eben fo faͤlſchlich geruͤhmt, afs wider Gottes Sof
md den Geift der Religion erzwungen bat,
S
und foll auch in der Zukunft nicht flate finden, fo.
wie fie nie (im vollen Werftand) in der Chriften.
heit eriftirte. Schon in den früheften apoftolifchen
Zeiten finbet man verſchiedne Denkungsarten unter
den Chriften, verfchiedne Lehrarten unfer den Leh⸗
rern; juͤdiſchgeſinnte und aufgeklaͤrtere; für jene
ein Evangelium der Beſchneidung, fuͤr dieſe ein
Evangelium der Vorhaut, wie Paulus Gal. 2, 7.
ſagt; jenes Petro, dieſes Paulo anvertraut.
7 Hieraus wird mit Recht gefolgert, wie underante
worktlich und fchriftividrig es ſey, wenn man Hetrum
zum Haupt der sorgen cheiſuichen Kirche zu machen
, | Wwagte,
|
“. ‘ - *
Adler Evangeläun ad dual 2,7 Pr
Wagte, da er doch nur für Juͤden beftimmt watz
und ber groͤſſere Theil der Chriſtenheit aus den
Heiden, alſo aus Pauli Dioͤces geſammelt wor⸗
den. Aber auſſerdem nimmt der Hr. D. auch an,
daß beyder Evangelium d. h. die chriſtliche 27
welche fie vortrugen, dem Innhalte nach auch ver⸗
ſchleden geweſen ſey; Petrus habe nebſt den uͤbri⸗
gen Apoſteln ſich vornehmlich. an bie jül
Ideen feiner Zuhoͤrer vom Meßias gehalten, die
felbe aufgeklaͤrt, berichtiget, widerlegt, und feinen |
Miftionarien zu gfeichen Zweck DWeranlaffungen -
durch gewiſſe fchriftlüche Auffäge uͤber Jeſu Leben
und Reden ‚gegeben, woraus. nach der Serftös
rung Jeruſneme der Stoff zu den heutigen
Evangeliis genommen worden: Paulus aber habe,
da er fuͤr Heiden ehrte, non ſolchen Worſtellungen
ſich enthalten, imd gradezu bie. geiſtigere Religion;
ohne ſinnliche jübifche Sybeme,-rverisun - duvaspun
„vorgetragen. . Die aus biefen verſchiedenen Schuͤ⸗
fern entflandnen: chriftlichen Geſellſchaften blieben |
lange verfihieben, und man. trift Daher in einzelnen.
Städten, mie in Eorinth fehon beyde Klaſſen von
Chriſten au, (ſo wie im folgenden Jahrhundert,
wo man auf Kirchenvereinigung fo hohen Werth
feste; aus Diefer Verfchledenheit neue Partheyen
entſtunden, : unter denen: die jübifchfinnliche das
Vebergemicht und den Beſitzſtand der Srthodorie
erhielt.) — So wahr dieß alles ift, ſo ſehr ,
möüffen wie wünfchen, daß in einer eignen Unter-—
ſuchung vollſtaͤndig und genau beſtimmt werben
Blante, torinnen beyde — Ve
en,
So .ı \
a... : ' Progr. Getting:
Im, und was jedes eigen hatte. Wenn auch
al. 3, 7, weiter nichts geſchloſſen werben Fönnte;
«is daß Pauli Beſtimmung auf Helden, Petri
auf Juͤden gehe, daß alfo beyde Apoſtel an Amt,
Wuͤrde und Anſehen einander gleich waͤren, und
nur einen verſchiednen Bezirk, ein eignes Lokale
lee ihre Amtsfuͤhrung haͤttͤn: fo iſt doch die Sa⸗
che an ſich ungezweifelt. Selbſt Paulus hat an⸗
Ders unter Juͤden, anders unter Heiden gelehrt.
allein wir fürchten, daf., ‚einige wenige Punkte
ausgenommen, es faſt unmöglich ſeyn möchte,
Die federn Apoſtel eigne Lehren anzugeben: von
Detro haben wir zu wenig Nachrichten; und Pau⸗
us, der fich in Ferien Briefen gewoͤhnlich mit
Juͤden beſchaͤftigt, legt doch auch ihre Ideen zutn
Grunde. Indeſſen wollen wir Chriſten nicht
verzweifeln, daß ein Mann von Hr. D. Semlers
rmchbringenbenrScharffinn auch bierinnen uns
der Wahrheit näher beingen koͤnne, oder wenig:
fine groſſe Veranlaſſungen hiezu geben werde.
Die zweyte Schrift, die wir hier nicht uͤber-
geben koͤnnen, iſt ein Goͤttingiſches Programmu,
darinnen Hr, D. Köppe: im v. J. zur Weyh⸗
nachts⸗Feyer einlud Marent non Epitemator
- Masthasi, 3. B. 4.0. Es iſt ſeit Auguſtin faſt
Die: durchgängige Meinung der Kritiker, : daß
Markus in feinem Evangelio aus dem Matthäus
‚einen zweckmaͤßigen und freyen Auszug abgrfaße
"babe, mit. Vorbeygehung einiger Uinſtaͤnde, mit
Hinzuſetzung andrer: . Diefer Säge; von welcher
Die älteften Zeiten nichts wuſten und u.
ae: 0 au
Marcus non Epitomator Matthaei. 953
durch in den neuften Zeiten von Kardner, Jonas,
Cdeffen wir oben gedachten) und Prieftley Wider
fprudyfond, feßt der Hr. D. K. hier manche-wich«
tige Gründe entgegen, Zuerſt die einftimmige
Sage ber Alten von Papias, Irengeus, Tertul-
lianus, Origenes bis auf Auguftinus, ber zuerft
Den Marfus pedisfequunm et breviatorem Matth,
nennt, weiß von dieſer Dependenz des Markus:
vom Marth.nichts, ſondern beweifet vielmehr aus
dem Antheil, dert Petrus an dieſem Evangelio hatte,
Bas Anfehen des Marfus. (Diefe ganze Sage
möchre doch nur auf: ber Ausfage des Papias und
einigen übelverftandnen Stellen des N. T. beru⸗
Ben und daher gegen den Angenfchein nicht genuge
werden koͤnnen) Hernach inne Gründe: wie
ſchickte es fih, daß ein vir apoftolicus zum Ges
brauch und Unterricht der neugeſtifteten chriſtlichen
Kirdye und zur Beftärtigung bes Glaubens ihrer.
neuen Glieder‘ eine verſtuͤmmelte abgekuͤrzte Er⸗
zaͤhlung, noch darzu eines Apoſtels lieferte, da
Den Gemeinen daran gelegen war, über die Ges _
ſchichte Jeſu fo weitläuftig als möglich belehrt zu
fenn? (Vielleicht wars doch fchicklich und Dienlich, - -
Johannes begehrt auch nicht alles fo volkftändig,
als er konnte, zu erzählen: und Markus,‘ der in
einem andern Bezirk ſchrieb, wo weder das An-
fehen noch das Bud) Matthaͤi befannewar, konnte
groffe Urfache haben, lieber unter feinem Namen,
als unter fremden, bie Gefchichte Jeſu zu beſchrei⸗
ben.) Wichtigere Zweifel geben bie Differenzen.
zwiſchen Matthaͤus und Markus, Markus laͤßt
2 Hbb wie
{ er 25
\
57 | Progr. Goettipg..
- viele Erzaͤhlungen weg, welche in Matt ‚weitläuf: .
tig Reden: Die Genealogie und Gefchichte der Ge
burt, bie Wunder Matth, 8, 5= 13.9, 27-34. Die
„Nachrichten von den abgeorbneten Johannis des
Täufers Matt. 11, 12. 19. Don Judaͤ Tod
K. 27, 310. Von der Wache beym Grab.
R. 28, 11215. und mas bag meiſte ift, ſehr viele
Reden und Parabeln Jeſu. Wie Eonnte er dieß,
‚ohne Nacheheil der Religion ; weglaffen? Selbſt
in Begebenheiten, welche er mit Match. gemein
ſchaͤftlich erzähle, finden wir viele und oft grade
‚ die erheblichften Umftände ausgelaffen. 3. €. bey
.
der Taufe, bey dee Verſuchung Jeſu, bey feinen
Unterredungen mit Juda, bey dem Verhoͤr vor
dem Hohen Rath u. ſ. fe Lit ſich hievon ein
Grund angeben? (Wohl fein andrer, als dieſer,
daß er Epitomator jey, und mehr Geſchichte als
Lehre Jeſu aufzeichnen wollte. Sp lange die Ab-
ficht feines Buches nicht beſtimmt if, wuͤrden ſich
ſchwerlich Regeln beſtimmen laſſen, nad) welchen
er ſeinen Auszug einrichten muͤſſen.) Sogar
Begebenheiten, welche Petrum angehen und deren
Kenntniß fuͤr die Kirche in Rom ſehr wichtig ſeyn
muſten, hat Markus aus Matthaͤo nicht aufge
. nommen. , 8. E. Matth. 34 28⸗ 31. . 16, 17 «20.
17, 24-27. 0. a. da er doch) manches eigne zum Job
Petri anführe, Mare. 16,7. (Wir wollen weder
BVeſcheldenheit Petri noch Schonung für Petrum
hierinnen finden: wie aber, wenn überhaupt
‚jemand an allem Ancheil Petri an diefem Evangelio
und, an ber ganze Gage, bag es in Kom ung
8 x . ' .
/
u in
\‘ R — — Bu
N ’ — _. x ” «
Marcus non Erpitomator Matthaei 3
Rom beftimint geioefen, zmeffelte? und man an
aroeifeln.) Im Gegentheil iſt Markus oft weit⸗
laͤuftiger als Matthäus, KR. T, 29⸗ 34 vergl. ‘
Matth. 8, 14..16..R. 5,4 +7. vergl. Matth. 8, -
28 34. K. 9, 14.» 26, vergl. Matth. 17, 1013.
erzählt bie Begebenheiten in einer andern Ordnung, |
führt ſogar tzie Umſtaͤnde an, die mit Matthaͤo
sicht, übereinftimimen, z. €. K. 2, 13. 22. vergl.
Matth. 9.9 K. 5, 1. vergl. Matth. 8, 28.
10, 35. 46. vergl. Matth. 20, 20.29. u. a. m.
ſonderlich 8. 16, 1..8. und Matth. 28, 1, folge.
Woher bieſe Differenzen und: Widerſpruͤche. bey
einem Epitometor? Endlich hat auch Markus,
„roohl.ganze Aöfchnitte,. ale auch einzelne ber
flimmtere Nachrichten , die im Matthäus fehlen,
zum Beweiß, daß er auch) hie. Erzählungen des.
| Matthäus bereichern wollen. Da, biefer Diffes.
renzen und Zufäßen- ohngeachtet, gleichwohl die: -
Uebereinſtimming beyder Evangelien auffallend”
und unverkennbar iſt ‚fe hat es Hr. D. K. fuͤr
hoͤchſt wahrſcheinlich daß, wo, beyde jufammens,
treffen ,. ſie aus einer gemeinfchaftlichen Quelle ge⸗
ſchoͤpft, wo fie aber differiren, ſich an anbere muͤnd⸗
liche oder ſchriftliche Erzaͤhlungen gehalten haben.
Jene gemeinſchaftliche Quelle findet der Hr. Di.
in einzelnen Erzählungen von Jeſu Jeben, derglei⸗
chen fchon frühe viele müffen da gewefen fern: In
dieſen Erzaͤhlungen aber nüßfe vornehmlich Mare
kus den Unterricht des Petrus, da er auf Ver⸗
langen ber römifihen Gemeinde einer. Biographie
ar ſammlete (Beym Marchäus, wird es nur
| "Hd bedont·
Bj
e x
F
*
Far: ie . „Progr. Ienenfe
. em Mitglied des hohen Raths erfahren Baben.
2. 16.20, erzählt er als tellis auromrns. Sufas
Scheint, wie an vielen andem Stellen, den Mat»
thäus vor Augen gehabt, aber einige Umſtaͤnde aus
der Erzählung der Johanna (K. 24, 10. coll. 8,3.)
beyzufügen, welche zwar euch. beym Grabe zuge»
gen war, aber fich. frühen machte von den übrigen
- getrennt haben, als Jeſus ihnen erſchien. Diefe
war €8, welche den nach Emqus gehenden Freun⸗
den Jeſu die Nachricht von; feiner. Auferſtehung
brachte: denn fie redete nur von einer omranız
ayyerm Sul. 24, 22. ‚aber ‚nicht ven einer Er⸗
ſcheinung Jeſu. Aug ihren: Bunde erzäpft er
aAlſo die Gefchichte und, weil ihm vieleicht Johan⸗
na bie Nomen ihrer Geſellſchafterinnen nicht ange:
+ galt hotte, ſo nimmt er fie von Matthaͤo und
ſuht ſie in v. 10. da er fie nr, melden follte, und
geſetzt haben wuͤrde, wenn er gewuſt hätte; was
Johannes erzäflt, daß Marla Magdalena fich
damals nicht mehr ben der Geſellſchaft befunden
Babe, Das übrige nimmt £ulas aus bem Der
richt eines von den beyden nach Emaus reifenben
Dingen, 5 Markus enblidy folge Hier, wie auch
: fonft, neben hem Matthäus, auch dem Sufas,
und-fegt nur weniges v. 9: hinzu, bas er vielleicht
im Haufe. feiner -Mutter, Apoſi. Geſch. 2, 12.
- fahren hatte — Wie viel Difpäte wuͤrden
wegfallen ‚- wenn man lieber den Evangeliſten bie
höchfte hißvriſche Ehrlichkeit, Treue und Glaub-
wuͤrdigkeit, als die Inſpiration zu vindichren "ges
vs bitte. Wir Dissen han gewiß viel Har⸗
| monien
24
\ [26
\ j
® +
- >
‚>
de’ fontibus Ev. in a hi. refurr. Chr. a5, "
morien nicht, aber auch viele ſehr ſcheinbare Ein⸗
—— gegen die Bibel nicht, bey welchen der
Gegner ſeinen Sieg in der Aengſtlichkeit der Hate |
monijten ſchon vorherſi cht.
1
DL.
Chriſtuches Sittenbuch für den
Bürger und Landmann von Iakob-
Sriederich Sedderfen.: Hamburg und .
Kiel, 1783. 3: 352 ©. - ,
Ri bürgerliches Gluͤck ·and Hriftliche Tugend im 2
einer engen Verbindung, dieſe die Quelle .
von jenem’, und jenes ein Theil des Seegens von
Diefer: fohat da, mo man Berdienfte der Men«
ſchen abwägt, der Lehrer der Religion, der für.
ben gemeinen und groffen Haufen fehreibt , hohe
Ausſpruͤche auf Werth und Würde: und fie were
den noch erhöht durch die Schwierigfeiten, welche, “
er als Moralift und Volkslehrer zu überroinden
bat. . Zuerft ben Volkston zu treffen, iſt ſchon
weit ſchwerer fuͤr den Gelehrten, als mancher J
glaubt, der wohl ein zahlreiches Publikum bedarf,
aber nicht in den Voiksgeſellſchaften, in den Hand»
-werfsftuben und Bauernhütten die Volksſprache
und die. Begriffe des Bürgers fudirt Hat: und
dann die Sachen, die fürs Volk gehören, iu
wäßlen, , hat wieder ſeine Schwiergkelien ‚zumal
in
860 _Gedderfen chriſtliches Citfenbuch: -,
Im der Moral,' da beym Volk die aflgemeinern
Unarten, der Stolz, die Weichligkelt, die finn«
liche Wolluſt ihre ganz: eigne Modiftcation ha-
ben, und da der Aberglaube, die Unmiffenheit, das
eigne Intereſſe, und die Rohigkeit eben fo leicht
Fehler, Lafter und ‚Ausflüchte bey demſelben er⸗
zeugt, welchen entgegen gearbeitet werben muß,
als bey der feinern Welt, "Wer diefe mic ihren
Ungeheuern kennet, Fennt vielleicht die bürgerli«
hen und ländlichen Untugenden nicht, fo wie gluͤckli⸗
“ cherweife der Sandmann mit den Verführungen,
Raͤnken und Ausfchweifungen ber hoͤhern Men—
ſchenklaſſen unbekannt ift. Es müffen daher die
Beſchreibungen ber-Tugend und des $afters, wie
ſich beyde im gemeinen Leben dharafterifiren, aus
dem Umgang hergehohlt, und ſtatt der erhahnen
“und fharffichtigen “Berrachtimgen,; welche bie
Philoſophie darbietet, um Vorſchriften zu bewei⸗
fen und einzuſchaͤrfen, lieber finnliche, in den
töglihen Erfahrungen vorliegende Gründe fürs
Gute und gegen böfe Gefinnungen gebraucht wer-
den. Ein biblifcher Spruch wirft bier hundert⸗
. mal meßr, als die befte Demonftration und eine
wohlgewählte Geſchichte aus der Bibel, ober auch
aus den eignen Erfahrungen des Gittenlehrers,
mache kiefern Eindruck, als die ausgeſuchteſten
. md beredteften Beweiße, welche die firengfte
Prüfung der Vernunft aushalten Selbſt die
Vorſicht, womit ein populairer Moralift beurthei⸗
fen muß, was er duos vv or.Angoxesgdsev , wie fie
doch bep vielen iſt, eine Zeitlang beybehalten .
| | | a na
_— — —
Faderlen haſtiiher Sutenbuch eg
nachgeben kann und muß, macht bey denen, weis
che. eine reine chriffliche und vollkommene Moraf
Pennen, manche Schwierigkeit: weil zu viel Eine .
ſchraͤnkung abſchroͤckt, und zu viel Liberalitaͤt Teiche
gemißbraucht wird. Deſto gröffer iſt das Ver-
dienſt dieſes Buches, wodurch der Hr. —
abermals eine groſſe Luͤcke in dem Volksunterricht
ausfüllt. Es ift chriſtliches Sittenbuch für Leute
. aus den unfern Ständen, bie ungeuͤbt in Denfen
and folgfam gegen ihre Sehrer, Feinheit der Ware
ffelungen, fuftematifche Ordnung, kunſtliche Ber -
weiße und zierliche Ausdrücke nicht faffen und niche
t
‘erwarten: die nur wiffen müffen, ‚was fie thun
ſollen und es dann leichter um Gottes willen thun.
Wie ſehr ſolche populaire Vorſtellungen unſerm
Verf. gelingen, dürfen wir nicht erft erinnern, da _
er fi) fonft fchon als Kenner der Menfchen und ber
‚gemeinfaßlihen Sprache, als Meifter in ber
Kunft fimpel und treuherzig zu ſprechen und als
einen warmen Verehrer der chriftlichen Religion
in andern Schriften gezeigt hat. Kurze Darftels
tung der Pflicht, Ermahnungen, Borftellungen
. bes Bortheils und des Werthes einzefner Tugend⸗
übungen, ſowohl als des Schabeng, den böfe \
Handlungen bringen bald in Sentenzen, bald in .
DBenfpielen, gute Entfchließungen, Gebete wech.
fein’ miteinarider ab, und geben dem Buch auch
. bie Geſtalt eines Srbauungsbuches, bas in jeber
Familie als Anhang zum Katechismus, ale eine
wahre Heußeefe gebraucht werben follfe, -
0
Teil
N As
‚sn hZeddeiſen chriſtliches Sittenbuch.
Er faͤngt mit ber Beſchreibung ber bändlis
then Froͤmmigkeit an, wozu beſonders Wer
trauen auf Gott, nebft beflen Folgen, Genügfant«
keit, Vermeidung ängftlicher Mahrungsforgen und
Geduld gerechnet wird. Als Mittel dazu werben
die Hausandacht, d. h. gemeinfchaftliches Geber,
Geſang'und Leſen ber heiligen Schrift oder anbrer
Bücher, (wovon die beften vielleicht in einer An-
mierkung hätten koͤnnen genennt und empfohlen wer⸗
‚den duͤrfen,) die Andachtbey ber Arbeit und der
öffentliche Gottesdienſt angeprieſen. Die hypo⸗
theſiſche geſellſchaftlichen Pflichten die Pflichten |
chriftlicher Ehegatten, Eltern, (Daben die
bie ganze hriftliche Pädagogik) Kinder CHier alle
Vorſchriften für die Jugend) Herrſchaften,
Dienſtboten und Unterthanen werden zuerſt
eingeſchaͤrft: dann die uͤbrigen: Arbeitſamkeit
nebſt ihren Gegentheil, der Faulheit: (es wuͤrde
doch auch fuͤr manche noͤthig ſeyn, gegen das
Uebermaaß In Arbeiten zu warnen) — KReuſch⸗
beit nebſt denen traurigen Folgen der Unfeufchheit.
| Miäpigfeie in Effen, Trinken und Vergnuͤgun⸗
gen. ie chriſtlich und empfehlend ift die Erklaͤ⸗
“rung des Verf. S. 187. Ich balte-es für einen
ſchrecklichen unzeitigen Eifer, wenn Prediger bey
jedem Vergnügen, das ſich Leute in ihrer Gemeine
machen, Strafpredigten halten. (Einigebeflimm-
tere Anmweifungen über die Spiele, über Tanz und
andre laͤndliche Vergnuͤgungen, und ihre Graͤn⸗
zen wuͤrden eben um deßwillen noͤthig ſeyn, weil
der gemeine Chriſt nicht allemal Prediger de
. & u J m
N N
! .
\
gVedderfen chriſtutches Sitrenbuch. 865
ihm daruͤber chriſtlichen und weiſen Unterricht ers
tbeilen) — . Spatfamkeit und Verſchwendung:
— Chriftliche erbare Reden; - Ein ſehr lehr⸗
reiche. Aluterweifing und Warnung gegen Ges
ſpoͤtte mit Bibel und Religion, küberliche Reden
und Zoten, Erzählungen ber Jugendſtreiche, Er⸗
zaͤhlungen ber Bosheiten und Laſter andrer mit bei
Miene des Beyfalls, Verlaͤumdungen und uͤble
Reden, ſonderlich von. Landesherrn, Beamten;
Pfarrern, Schulmeiſtern, aberglaͤubiſche Geſpraͤ
che von Heren und Geſpenſtern, ewigem Auden,
Bergmaͤnnchen, wilden Jäger und aridern Teufe⸗
Ionen und Möhrchen: auch Mißbraud) bed Nas
mens Gottes und Jeſu, Fluͤchen u. a. m. Wie
viel tieſe Blicke in die Thorheiten des Poͤbels!
und wie viel edle weiſe Ermahnungen dagegen! —
⸗
Treu und Blauben oder bürgerliche Chruchkeite
im Gegenfag gegen alle Arc von Berrügereyen und .
Ungerechtigeiten: gegen Erſchleichung der Teftas
mentserbfchaften, gegen Schleichhändel und Zolls
befraubationen, Beſtehlung ber herrſchaftlichen
Büter, Banquerötte u. a. Alles auf bet I;
lichen und gefährlichen Seite gezeigt! — Chrifti
liche Dietftfertigfeit gegen Nachbatti und Mita
bürger: (Das Gegentheil Seindfeelig keit Eönnre
auch erwogen und gefehildert werden!) Friedfer⸗
tigkefe im Umgang ; und-Hausfriede. — Hus⸗
liche ingesogenbeit; Vörfehriften in haͤus⸗
tichen Sreuden und Leiden. — Einige bes
änds.
—
ſondte Erinnerungen fuͤr Handwerker und
fanbfeute empfehlen Vorſichtigkeit und Ordnung
VDoͤderl. Bibl. 2. B. 1, Sr Zi in
\ B
)
.
a. . a
- ——— — — Dot
864 Fedderſen hriftliches Sittenbuch.
in den Gefchäfter, und warnen gegen einige ge:
woͤhnliche Fehler. — Seren für Soldaten und
fie Seefahrende und eine Warnung gegen
Weineid machen den Beſchluß dieſes richtigen
Buches, bas'aller Unterftügung, Die es bereits
erhalten, wuͤrdig iſt, und gewiß vieler Eingang
. und Nugen finden wird. Der Entwurf, den wir
vorlegten,, giebt ſchon zu erkennen, daß es Fein
Syſtem der Moral ift und nur die Auffertichen Tus
genden befehreibt; das Chriſtenthum verliert dabey
nichts, denn fie wird immer auf gute Gefitinung
gebaut, und durch Erleuchtung und Wildung des
Herzens befördere, In eiher Moral im Sinn
‚des Syſtems müfte man auch noch Anmelfung
über die Befchaffenheie und Eharaftere der Bes
kehrung, über die Mittel dazu, über den rechten
Gebrauch des heiligen Abendmals umd Gebetes,
über die Seldftliebe, Sorge für die Erhaltung
des Sebens u. a, m. erwärte: Warnungen ges
gen einige Sünden, z. B. auf Selbſtmord,
gegen ben fo mannigfältigen Abergläuben, gegen
den Stolz u. dgl. und Antworten gegen viele ge⸗
woͤhnliche Entſchuldigungen und Ausfluͤchte bes
Poͤbels, bey einzelnen Unarten, würden ohnfehl⸗
bar auch den Platz, ben fie hier verdienten, ge
funden haben, wenn nicht bey einem folchen Buch
: die Kürze eine vorzügliche Tugend wäre, Die es
verhindert, alles zu erfchöpfen! —
’
N
IV.
865
IV.
Srdnungen, Gebete und Handlun⸗
lungen bey dem oͤffentlichen Gottesdienſte
Der Evangeliſchlutheriſchen Gemeinen in Kuw
Pfalz, auf Verordnung des Kurpfälzifchen
-Eonfiftorfums Berausgegeben. Heidel⸗
berg 778% 4. 326 S.
Pie allenthalben Die Patrioten wünfchen und "
—
fuͤr noͤthig erachten, was aber nur wenige
wagen koͤnnen und duͤrfen, weil die Liturgie ſo
irreformabel als der Lehrbegrif zu ſeyn ſcheint;
was man. immer nur furchtſam wagen barf, ‚weil
es immer noch Maſchinen von Predigern giebt, die
lieber ihre auswendig gelerngen Formeln herabroflen
und dem Päbel, deſſen Gedankenloſigkeit der ihri⸗
gen gleich iſt, mie fich fortſchleudern, als mit Ver
nunfe unb Würde die heiligen Handlungen vorneh⸗
men; das finden wir ‚hier gewagt, und gluͤcklich
gewagt: unb wir möchten bem Sande, dem Ron ©
fifterium laut Gluͤck wuͤnſchen, das eine Verbeſſe⸗
‚ng, der Kirchenordnung und Liturgie nicht bloß
projektirt, ſondern auch wirklich eingeführt und in
Umlauf. gebracht bat. Wir läugnen nicht, daß frey⸗
lich, das reinere Chriſtenthum und eine Kirche, die
lauter abgeflärte und fromme Prediger hätte, aller
Uturgie entbehren koͤnnte: allein, wenn kommt
denn ei Periode, da Er die. öffentliche Vor⸗
ii 2
traͤge .
- . :
066° Kurpfälsliche" Kirchenordnung.
gräge, Gebete, und gefammte Einsichtung bes
‚ Aufferlichen Gottesdienftes, ganz jeden Prediger
überfaffen darf und kann, ohne fürchten zu muͤſ⸗
fen, daß Gemaͤchlichkeit, Neigung zum Sonder:
. baren, Myſlik, Eigenfinn, Aemulation und an⸗
dre moralifche ober theofogifche Unarten, in ben
Gemeinen Berivirrung, Unordnungen und Gaͤh⸗
* gungen hervorbringen? So viel Gluͤckliches wir
ans auch für die Zufunft noch verfprechen, fo hof⸗
- fen wir boch einen felchen hohen Grab der Aufklaͤ⸗
rung unfer dem fogenannten Klerus erft im taufends
jährigen Reich, wo ein jeder, was er gutes träumt,
hinverſchiebt; und fo nothwendig möchte: noch jetzt
und noch lange eine Beduͤrfniß bleiben, durch gute
Liturgien ber Schwäche einiger aufzuhelfen, und der
Dreiſtigkeit ober Neuerungsfucht anderer Orängen
zu feßen, Wir haben fihon zu anbrer Zeit von
den Eigenfchaften einer folchen öffentlichen Schrift
geredet, und wir freuen uns, daß wir Biefeiben
noch in hoͤhern Grade, als in andern neuern litut«
giſchen Verſuchen anfreffens wenigſtens mehr
Würde und Ruͤhrung im Ausdrucke, und mehr
zweckmaͤßiges in den Anreden: denn dieß uͤberſe⸗
hen wir gerne, daß zuweilen, wo einige alte Ge⸗
bete, Formeln oder Einrichtungen bleiben muſten,
einiges vorkommt, das mehr aus Herablaſſung,
als aus eigner freyer Wahl beybehalten wurde.
"na erften Abfchmitte. finden ipir Die gewoͤhnliche
4 Belchreibung von der Einrichtung der gottesbienfl-
- fichen Gefchäfte an Som » und Fefttagen. Die
Ervangelien“ und Epiſteln, ein Stein groſſes
ee Anfleffes
4
Dr
\ \
” Sunfäße gihchewedeun· | 867
Anſtoſſes —J nicht toeggeichaft, welches wir
gerne biſligen, denn wir moͤchten / von vielen Pre
Digern, welche eine gaͤnzliche Freylaſſung der. Te
. Haben wollen , fagen: ihr wiſſet nicht,. was ie ,
Kittet;) aber‘? zum Zroft der Prediger diefe Seflela
ihnen auch nicht enge angelegt. "Es if den Pra
- Digern nicht unterfagt an ſtatt ber Evangelien und
Epiſteln, zuweilen auch über andre biblifche Terte
gu predigen. (Daß fonft ben den ſonntaͤglichen Ver⸗
Jemmlungen noch andre Abfchnitte aus der Bibel,
fonderlich dem N. T. verleſen werden, findenwier
nicht: aber. gut ware es doch! benn wie vielewerbek . _
Hierdurch erſt mit der Bibel genauer bekannt. Es iſt
auf) altapoftolifche Sitte: und bie Zeit des Gottes⸗
Dienſtes wuͤrde Dadurch: nicht zu fehr verlängerf mern
Gen, wenn nur der Prebiger. fürzer reben wollte.)
— Die Gebete für Die Sonntage und Sefttagehaben
alle das Gepräge der eblen Simpficität, unb find
wahre Mufter, an Junhalt, Länge und Ausdruck.
Es iſt auch ruͤhmlich für. Abwechslung geſorgt;
— Wir fegten gerne zur Probe die Gebete am
Feſte der Geburt Chriſti, oder am Charfreytage,
wo fonft bie Phantafie fich wie in einem Labyrinth
verirrte und des Aechzens und Wehklagens kein
Ende war, auch in ben Formeln einiger’ Gegen
den, auch ber fogenannten aufgeflärten, noch iſt;
. allein unfer Raum erlaubt es nicht. II. Vom
Gottesdienſt am Bußtagen, Auch hier. Fein Cento
von prophetifchen Formeln, . fondern ernſthaftes
Bekenntniß der Sünden, (nur zu wenig Darſtel.
Alung der Folge der Sünde, und zu wenig from» _
. | Si me
968 Kurrfaͤlziſche Kichenordung. |
me Entſthließungen, welche wir in Gern
“ wefenelicher erwarten, als die Redensarten, DaB
Gore uns Eifer einfloͤßen, uns ſtaͤrken, bevefti-
gen u. f. w. wolle. III. Nom Gereesbienft in
der Woche, Faſt nie am Sonntage, IV. Bon
dam katechetiſchen Unterrichte, V. Won ber Taufe '
Hier liefet man nichts von der Gewalt bes Teufels,
din deffen Reiche ſo viel alte und neue auch .verbefe
ferte Liturgien ben unfchuldigen Säugling geboßren
werden laffen, und daraus fie ihn durch Eroreifmen,
‚ angebrachte Kremsfeegnumgen, ‚ober durch Gebete
| befreyen wellen; nichts. von der Sündflut, bem
Mharao und rothen Meer, fondern bie ſimple Ans
führung der Einfegungsiworte, nebft der Beleh⸗
gung von der Abfiche: diefer Handlung, welche
bier (tropiſch) Die Stiftung eines neuen Bunbes
heift. Wie pafiend und fimpel das Gebet: All⸗
mächtiger Gott, liebreicher, himmliſcher Water ,
‚ ber du nad deinet unendlichen Güte verheißen
Haß, daß bu unfer und unfeer Kinder Gott ſeyn
wolleſt; wir bieten Dich demuͤthig, erfülle dieſe
- gnäbige Verheißung an. bem bier gegenwaͤrtigem
Kinde, deſſen Eltern zu der Gemeine beiner Ders
ehrer und der Verehrer beines Sohnes Jeſu gehds
een, Dir heiligen wir baffelbe ganz und 3
u. ſ. — Ein Anhang: ———
dentaufe: wobey ben Predigern die Weiſung
geben wird, ſich wohl vorzuſehen, daß fie von
angeblichen Profeinten nicht Hintergangen werden,
ſich niche eher mit ihnen einzulaffen, als bis fie
‚ 0m ihrer Auffuems unter ihrer Nation, wo
/ moͤglichſt
| Kurpfaͤlziſche Kirchenordnung 8
äh Erkundigung eingezogen, und fie, wenn
ſio etwan um grober Verbrechen willen ihre Parse
chey verlaffen wollten, mit. eenfllicher Deltrafung
threr Verwegen heit zuruͤck zuſchicken. Waͤre aber
auch bey dem Proſelyten ein ernſtlicher und redli⸗
cher Vorſatz da, fo wird (nad ber hier angege⸗
Denen Bemerkung) Doch feine Annahme bedenklich,
wenn er nicht Vermoͤgen befißt ,: ober fich nicht eve
:äßren fan. - Ein Jude, der ſich zum Chriften⸗
hun wendet, hat fogleich. allen Beyſtand ber
gidiefer Erfahrung bie groffen Wertheidiger
jadiſchen Nation und der Erhöhung ihrer. —*
—— ſagen? — Es ſoll auch dieſe Haalch-
ohne weitlaͤuftige Ceremonien und mit
moͤglichſter Verhütung eines allsugroffen
Zulaufes bloß neugieriger Leute, vollzogen
‚werben, (Aber, wern nur bie Profelptenmacher - '
nicht meift eine fe groſſe Dofis vom geiftfichen
Stolz hätten! dann wuͤrden fie das gute Werk in
der Stile verrichten, ımb nicht Circularia an alle
‚benachbarte Gemeinen ergehen faffen, um diefen
‚Teiumppaftus, bey weichem. das aus der irre
‚zurädgeführte Schaaf weit weniger ‚Auffeben
macht, als der Paſtor, mic anzuſchauen!
die Phorifier!) — VI. Won der Konfirmation,
(Auch) Hier würben. wir Sebete der Konfirmanten,
in weichen Dank und fromme Entfchließungen ber
herrſchende Innhalt feyn muͤſten, und Fuͤrbitte
für die Konſtrmanden umsehen haben.) —
‚VII, Wom Abendmahl. Air Wider gay. im Ge
Zr 4 be.
Seinigen auf impnerperloreh. (Was- mögen * |
Font
»
370 Kurpfälziſche Kirchenorhuums.
ber Religion. Beſonders bie Anrede an Comm
gufanten über bie Abſicht und den Werth ber
Handlung!“ VIII. Won Einfeegkung ber Ehen,
Nichts vom Fluch uber Eva und Adam, — wo⸗
von fo unfehicflic den angehenden Eheleuten vor
‚gelefen wird; auch Fein Evangelium von ber Hody
eit zu Kana; fonbern graber. Unterriche über den |
Wverth und. Zmeck der Ehe, und grade Ermah⸗
‚nungen.zur Befoͤrderung biefes Zwecks. Alles
werih, allgemein eingeführt zu werben, "IX. Es
«bete bey Leichen. X. Bey fegung des Grund⸗
‚being einer neuen Kirche und - XI: Einweihung ei⸗
ner neuen Kirche. „XI. Won ber Ordination dee
‚Drebiger. Die lateiniſche Formel bleibe weg! -
Auch biribe weg die Biſchoffsregel und die folmme
‚Ertheilung der nur von Prieſtern ufurpirten Rech⸗
ste,der Abfolution und des Barnes, umb dafür
ſteht eine Beſchreibung der Pflichten eines chrift-
‚hen Predigers, unterflüge mit rührenden Mo⸗
tiven. (Allein warum. wird ber angehende Pres
diger noch mit Kuch angerebet? Man wähle doch
lieber entweder die bruͤderliche Sprache: Du; oder
man ehre den Mann in der Sprache des gemeinen
zebens durch Sie. Es hat gar nichts zu bedeuten.
wenn auch die Glieber der hohen Kleriſey, fie
‚mögen Biſchoͤffe, General⸗ oder Specialſuperin⸗
‚endenten, Aebte, Praͤldten ober Paſtiores primarii
heiſen, ben dieſer Handlung dem angehenden Pre-
cdiger als Bruder begegnen, und, wenn es auch
die verſammlete Gemeine nicht, here, wie eine
Hochwoͤrdige Magnificeng mit einem Defioen
pricht,
*
⸗
—
wWurdftlziſche Kirchenorbnung. eoy⸗
Pride. — : Sm: Anhang Kehen noch Formeln |
—
und Gebete fuͤr die Kranfeneommunion und einige |
anbere Rranfengebete. .
- Wer aud) ber:würbdige Mann ſeyn mag, Aus \ n
befien Geiſt und Feder dieſes Buch gefloffen if? .-
fo verdient er im hohen Grab den Namen einig
riftlichen Patrioten : benn für.die Beſſerung bes
öffentlichen Gottesdienſtes, für die allgemeine Auf⸗
klaͤrung und für- die Würde der Religionshanh⸗
Sungen fo arbeiten, daß ihr Zwech erkannt und ges
fühle wird, iſt hohes Verdienſt. Heil dem Sande,
Reifen Konfifterkum den / alten. Schaden beherzigt
und beſſert! O! daß dem Kurpfaͤlziſchen bald auch
amdre nachahmen mic — Wie Mi wärbe
bie Religion gewinnen I
Andre cheolbgiſhe Sdriften
+]: caufla corruptae per philofophos chi
nos Seculi IH, religionis, Progt, — .&
Rofenmiller, Giefae, 17834 |
Bey den ruͤhmlichen Bemühungen vier wire |
digen Männer, die Religion Jeſu in ihre ehema⸗
Hige Eimplicität, barinnen fie wohl ihre Wuͤrde
am erſten und hellſten zeigt, herzuſtellen, und 7 „
vielerley fremde Einmiſchungen abzuſondern, muß
as eine ſehr natürliche, aber eben ſo intereſſante
en J Jii 5. Frage
x
‚en | Andre theslesifche Ccheiften |
‚ "Brage Bleiben, woher es doch fam, daß biefe eble
Einfalt fo frühe verlaffen und entflellt werden?
Und diefe Frage ift es, die der Br. D. Bier mis
den ihm gewöhnlichen Bebachtſamkeit und Ein
fit zu beantworten ſucht. Schon im zweyten
Jahr hundert thaten viele Kircheniehrer, was Die
jetzigen, die über jene mit-Iautem Tadel und Ge
Jaͤchter fosbrechen, auch thun: fie Iohten ihre
dhp loſophie bie Patonifche, fenden SYefnm und
Piato auf-einem Pfad, und ſuchten zu Bemweilen,
daß Chriſtenthum ſchon vor Cheiſto ba geweſen,
Selbſt Tertullian, der bie Phlloſophen, wo er
, gegen die Gnoſtiker diſputirt, pstrierchas haeretir
sorum nennt, philoſophirt ſeibſt ſehr ſophiſtiſch:
und man muß die Schriften dieſer alten Vaͤter
nicht geleſen haben, wenn man nicht finden will,
baß die Einmiſchung Ihres philoſophiſchen Sy.
ſtems, ihrer Ideen und ihrer Sprache eine ganz
—
neue Religion gefchaffen hat. “Benfpiele Hievon,
geben bie Lehren von den Dämonen, vam.Aoyos
». a. Am meiften-hat ber Clemens von Alexan⸗
drien der Religion bie philoſophiſche Form zu ger
ben gefuhht. Denn: bie yrasıs,' die er in. feineh
Libr: Stromatum lehrt, iſt, wie fie der Hr. D.
erfläre, nichts anders als Demoriftrarion ber Re
ligionswahrheiten, theils aus der Wernunft,
heile aus dem geheimen Sinn der, Hiftorien.. De
man hierinnen bie. chriftliche Vollkommenheit ſuchte,
ſo fand ſie ſehr viele Freunde, und die Meinung,
daß hie Gnoſis den Menſchen mit allem bekannt
I mache, erzeugt donn Speculationen, Myſtit Ahr
2. ]
oo
Aaundre theologiſche Schriften. 873
Uebel in der Kirche. — Die Urſachen, warum
die Kirchenvaͤter ihre griechiſche Weisheit ins
Chriſtenthum miſchten, liegt hauptſaͤchlich in der
durchgaͤngigen menſchlichen Sitte, früh eingeſogne
Meinungen beyzubehalten. Wie die Jubenchri⸗
ſten mehrere Vorurtheile noch deym Chriſtenthum
berbehielten, ſo thaten es auch dieſe Gelehrte,
und vertheldigten fich ſogar, ba es ihnen an Be⸗
weiſen dafür aus ber Schrift fehlte, durch die
Lrabietön und die Kirche: Eine andre Quelle
Diefes Verderbens war die Brille don einem bis u
pelcen Sinn der heiligen Schrift, beit allegorls
ſchen und dem eigentlichen, wovon Der erſte hur
son dei Vollkommnern gefucht und gefunden
werde. Was hieraus für Thorheiten entſtanden,
iſt bekannt. Dieß ift der vorzuͤglichſte Innhale
dieſer früchtbaren Abfandiung, welche bei) mehrerer
Weitlaͤuftigkeit ſich auch über die Unterſuchung
wuͤrde verbreitet haben, wie weit bieſe Philofoppie
mit dem Chriſtenthum wirklich harmonirt habe,
ob Ben Bibelſinn der Gnoſtiker wirklich Freunäl;
bey der andern abet nür-aue£ gemwöfen, und 06 u
nicht auch eben diefe Einmiſchung für, die Nele
gion droffe — geſchaft habe. In dieſer
Kuͤrze find nur Thatſachen geſammiet, weiche
eine weitere Prüfung über dieſe Materie veranlafs
fen J
8, Erlangen: Hier finde die von uns ſchon
angejeigten Annali ebreo-typografiei di Sabion-
neta des Hr. De Roſſi in Parma in einer lateini⸗
Then Ueberſetzung von M. Joh. Frid, Roos * |
. . , | . en, -
.
414 Ardre theologiſche Schriften.·
nen; unter, dem Titel! H. R. de Roſſi annales typo-
$&raphiachhebraicae dabionetenſis 34 B. 8. ſo daß ſie
nnm auch von den Deutſchen leichter erhalten und
geleſen werden koͤnnen. Sie hat durch einige Zu⸗
füge, weiche Hr. de Rofli, dem Ueberſetzer mit:
geheilt, vorbem Original einen Vorzug erhalten:
Ber merkwuͤrdigſte ift wohl biefer, daB fein zu Sa⸗
bioneta angeblich gedruckter hebraiſch ſpaniſcher
Eſaias und Jeremias nicht exiſtire, ſondern die⸗
fes von fe Long und Maſch angeführte Bu in
Theffafonich gedruckt worden, |
"3. Halle. Das Pfingſtprogramma v. J. welches aus
Der Feder des Herrn D. LTößele floß, enthält Difpus
‚tstiohem fuper Pauli Loco Rom. VIIL 26. 27. und
darinnen eine ganz neue Erklaͤrung diefer fehrveren und
dunkeln Stelle Schwerlich wird jeßt mehr ein Aus⸗
leger gefunden werden, welcher auf diefe Worte Pauli
die unanftändige Idee won einer perfönlichen Fürfpraihe
des heiligen Geiftes zu gründen wagte. Die dltere
Meinung, daß wrruma die Gefinnung der Gläubigen,
Die chriftliche Denfungsart ſey, bat ſich nach ven
neuern Ibefferk . Erklärungen, bey denen nicht ein dos
matiſcher Geiz die Sinne gerrättete, wieder Beyfall vers
ft; allein, noch find, wie man zugeſteheti muß,
mancherley Bedenklichkeiten auch bed) Diefer Erflärunges
art übrig, welche ven Hr. D. veranlaffet haben, auf
eine noch Paffendere zu denken, Da alles auf. die Bes
immung anforhmt, was das Hieldeutige Wort wreugeb
in gedachter Stille für eine Bedeutung habe, und es
kaum zu glauben ift, daß der Bpoftel.bald diefen bals
" tinen andern Begriff, Mmiteinenf Wort injeiier Redevers "
Binde: ſo wird zum Grunde gelegt, daß wreuun 8: 7,5.6:
ungezweifelt die chriftliche Aebre fen, welche Bebeus
tung auch K. 8, 1. 2. wo vonos wveuumros porlonuimt,
bog: ip are, u. folg. ſtatt finder: Was kei
_ “ | ei ⸗
%
⸗
Andre theologiſche Schriften. 625
heiſt, rvna wohnt in den Glaubigen, wird in folgen⸗
deũ mit den bekaunten Kormeln zeray xpısod, uraper oe
ausgedruckt, und kann daber auch hier fügließ, wie Col. 3,
16.3 Tim.ı,16.00nder Yehredes@vangeliumd genommen
werden. Eben diefe Lehre heift aus leicht begreiflichen Ur⸗
ſachen triua vooderıus,, und eben diefe ift es, welche der: .
Apoſtel v. 26.27. fonuszeichnende Wirkungen mitten uns
ter den Trübfalen zufchreibt. Der Geiſt bilftuns in den.
draus, Das Evangelium unterſtuͤtzt uns bey uns
ferm Reisen mit Croft: und wie? dieß erflärt pas fol⸗
gende: Mir wiſſen nieht, mas wir uns erbitten fol
Ion, bald wwänfchen wir Verſchonnug mit Ungemach,
bald wieder nach Gottes Willen Stunden der Präfung,
bald Erleichterung, bald Gedult, bald Befrenung, vergl, -
2.&9r. 12, 8. (aud) Phil. 1.) allein in diefer Ungewisheit
iſts der Geiſt, der für ins bittet. Sollte, wird manfragen, "
Geiſt hier die chriſtliche Lehre ſeyn köͤnnen 7 Die Worte er⸗
lanben es wenigſtens: denn wie ſonſt der Ausdruck, die
ESuͤnden ſchreyen gen Himmel, blos anzeigt, fie ſeyn ſo
roß, daß ſie Gott zur Rache auffordern; wie vom Blute
eſu geſagt wird, eörede,d. h. Gott werde Dadurch. bewo⸗
gen, uns die Suͤnde zu vergeben; fo koͤnnte ohne alle Haͤr⸗
te auch bier gefagt ſeyn, daß die chriſtliche Kebre für und
fpreche, fd fertie Gott, wenn die Bldubigen mitten unter
den Yeivenauch auf Suͤnde verfielen, doch nach feinen ges
gebenen Zufagen diefe Sünden vergiebt. Bott aber, der.
erzenskuͤndiger, weiß, was das Evangelium for»
dert (Ppnyun row areuaures, denSinn, SSnrihaltdesCvans
geli,d.b. feine Verheiſungen) das Evangelium, welched
(4 ") Fuͤrſprecher der Chriſten bey Bott iſt. Aller⸗
dings iſt in dieſer Erklaͤrung viel ———
allein eine doppelte Schwierigkeit findet ſich, unſrer
Empfindung nach, doch dabey. Die erſtere ifl geringery.
daß der chriſtlichen Lehre einteouymes beygelegt werde,
d, daß der Beyfatz «hargros bloß daſtehe, im ven
ronus in der Redensart anzuzeigen, propterca quod
. swaymsı non verbis aut fonis contineantur, fed firit
\ jmproprie intelligendi; die andre ſcheint mif gröffer,
ae";
4
— J
: 876 Andtre theologiſche Schriften.
daß gegen allen Gebrauch und felbft den is dieſem Lapiei
v. 6. vorkommenden, Die Redensart Aperzile wreunieres fü
viel heifen folle als der Sinn, der Junhalt des Ebaugelli
Der hier vorkommende Beyjatz: ĩ epivrur zus mupdes leis
‚det und.auıf die Beybehaltung ber gergöhnlichen Bebeis
\
7 )7
8, da mivas die ganze Erfeitntnif und Denkart dei
briftenift. Die meiſte Dunkelheit entflehet freylich aus
beii srrwppiens Anh irross allein wit glaubte, auch diefe ver⸗
chwaͤnde, wenn inandiefe unausſprechliche Seufzer nicht
* wre, ſondern beym leidenden Menſchen ſucht.
te Paulus vorherſagte, sachsen, duen arswie dnageı;
wie die Redensarı arriänis; ru aBävadide fr fd Viel
heift al& var uderiner; fo biele vsuyguree wereyianz aksie
Ayteisuweg mr foniel als rsuyzune Uräp Filed, wre
ucherir. Hiernach infchten wir für. deit .richtis
gen Einn der Vorftellung des Apöftels halten: Auch
Chriſtentbum, bey weichem uns vielerley Hei:
ben betreffen, verfchafft ung vieletley Vortheil unð
Unterſtatzung. Denn wir willen zwar oft hicht;
Pa wir uns erbitten ſollen, feuifzen ſtille und ſchicken
ſtumme kindliche Seufzer zu Gott entpor: aber duch,
wenn wir unſer Verlangen ih unſern Trübfklen
wicht beſtimmt ausſprechen, nicht wiſſen, um was
wir flehen ſollen: fo hilfft uns Das Chriſtenthum
Denn Bött, det unſre Zerzen kennt, kennt auch
unſre Geſinnung nach ven Chriſtenthum, unſer
Vertrauen zu ihm als Vater, unfre kindliche Ergebru⸗
beit, welche fuͤr ins ſpricht, d. h. uns ſein Wohl⸗
—* verſchafft. So wie für das Kind fein gutes
Gerz; fir dein Behlenden oft fein uͤbriges Verdienſt
ſpricht, d. h. eine Urſache dei Echonüing, der Erb:
rung u, f. w. ſo ſpricht für den Glaͤubigen, auch, wenn
er nicht betet, ſondern nur. ſtumni feufzt; fein kindlicher
Bott ergebener Sinn. Dieſer macht ihn der Huͤlfe und
Erhdrung fähig. Ob man ſich bey dieſer Erklaͤrung
befriedigen kdune, moͤgen Keuner eutſcheiden.
Ende des II. Bandes eilftes Stuͤck.
N
\®
>
’
Poetical' Pars on’ Old Teftam. g81
nen Fuͤſſen weichen, bis der, dem er zuge⸗
hoͤrt, kommt. So eine Erklaͤrung in einer poe⸗
tiſchen Rebe, die die hohe Dichterſprache durch
einen Stoß niederſtuͤrzt und . Eriechend macht,
ſollte ein Kenner der Poefi e gar nicht vermuten:
laffen. — tig, und’ wer. weiß -für welche
Weihnachts » ober $eichenpredige brauchbar ift die
Mote zu d. 18. Es iſt ſchwer anzugeben, wie
Jakob auf einmal auf das Epiphonema fälle:
Herr, ich warte auf dein Heil. Vielleicht kam es
Daher, weil er den. Dan mit einer Schlange ver⸗
glichen Harte, wobey ihm ble.alte Schlange ; die.
im Paradieß zunfre erſten Eltern verführte, : "eins
fiel ,- woraus die Sehnſucht nach dem Heil Gottes
oder Erloͤſer entſtund. — Wahrhaftig der from⸗
me Jakob muͤſte hier ſchon phantaſirt haben, wenn
er dieſen Ideengang gehabt hätte! - — Das a an⸗
dre iſt beſſer.
2. Mof. 15, foll v. 15, und 12. verfege ſeyn, und
ber legtere voranftehen, weil er die. Hiftorie des
Unterganges der Aegypter beſchließt, worauf dag
Epiphonema v. 11. folge und v. 13. von der Ein⸗
führung ins Sand Canaan. (Als ob der Gegen:
fag in dem brenzehenden Vers:
‚Du ſtreckteſt deine Hand aus, dieErde
verſchlang ſie
Su führteft das gerettete Volk nach deiner
| Guͤte hindurch.
nit die ‚Schönheit Der Rebe aͤuſſerſt erfübe! —
gt t3 ‚4 *
€‘
22
—
Ueber Hr. of Mendelsſphns Jeruſalem.
| Deutſch überfegt von Roos. u
I). Serufotem- oder über vefiglöfe Mache ind Ju⸗
denthum non Mofeg Mendelsſohn.
IT) Die Augfpurgifche:Confeffion aus der Nuͤrn⸗
bergifchen Handfchrife von G. W. Panzer.
IV) Keitiſche · Geſchichte der A. €. Exfter Tpeif
bvon Georg Gottlieb Weber.
Beylage dazu von 5. W. Panzer.
!
V) Andre theologiſche Schriften
vn Regiſtreee.
ı 4
1
!
Bu "Auserlefene
Tveologiſce Doltother. ‘
I.
Fericel Parts of the old Te PR
* mend,' newly* tranflated from the he-
j brew.. With notes, critical-and explana-
tory. by William‘ Gran. M. A,
” Cambridge, 1784 4.
En Anhaͤnger des Harlfchen Enfems, ah
es Breen, der Prediger zu Hardingham
in Norfolk ift, und ſchon vor 30: Fahren einige '
bibliſche Gefänge überfege hat, in Echhug nimmt,
"wird uns zwar manche gute Erklärungen, nad)
. bem Parallelifmus in der hebraͤiſchen Poefie lie⸗
fern, aber, auch gegen den heutigen hebräifchen .
Tert, nad) Hare’s Beyſpiel und Grundfäßen ſehr
unbarmherzig ſeyn, verfegen und veipflanzen,
"binden und gerreiffen, einfchleben und abſchneiden,
bis der Tept zu feinem Metro paßt. Was dieß \
Doͤderl. DIMADER, Ket Syſtem
&® William ‘Green
Soſtem alſo gutes hat, das fließt. aus den Ge;
fegen bes: Parallelifmus, ber doch nicht durchaus
und ſtrenge herrſcht, und in.feinen Regeln viel-
Leicht nochniche genug bekannt iſt: was man aber
durch Splbenzähleren entbecken will, iſt roille
kuͤhrlich, und aufeine nicht zu erweifende Hypo⸗
ehefe von einem metro der Hebraͤer gebraucht,
das dem metro ber Abendländer gleich wäre.
Hiernach treffen wir in dieſem: Buche viele, gute
und viele Fühne, maforetische und antimaſoreti⸗
ſche Eregefe an, und da der Verf. ſich mit den
fchwerften poetifchen Stücken des A. T. befchäff»
tige, fo fann es niche fehlen, daß er nicht aud)
manche gute und neue Erklaͤrungen vortraͤgt.
[N
. Es: find Ueberfegungen won. Samechs Rebe
Mo. 4, 23. Roachs Segen ı Moſ. 9,
85 .27.. Die legten Worte Iſaaks ı Mof. 26,
27.30, und Jakobs ı Mof. 49. Der Gefang
Mofis 2 Mof. 15. nebft den Fragmenten andrer
Leder 4 Moſ. 21, 17. 18.27.31. Bileams
Spruͤche 4 Moſ. 23. 24. Moſis letzte Reden.
5 Moſ. 32. und 33. Debora's Siegshymne
Richt. 5. Hanna's Danklied ı Sam. 2. Da,
vids Elegie 2 Sam, ı, 17. ſolg. und: Abſchied
2 Sam. 23, Salomons Hohes lied, Efaias
Keder K. 5. 12,-1-6. 14, 3.20, 26. Jere⸗
mid Elegien, Jonas Gebet, Habakuks Hymne
. 2, 5» Ende, und wer nur dieſe Stellen je
auszulegen verſucht hat, wird finden, daß Dun-
kelhelten genug in ihnen übrig find, die auf einen
‚neuen Bearbeiter warten.
>. on Lamechos
Poetioal Bars on Old Teſtam. 5 - .
Lamechs Kede ſoll die Abſicht haben, nach
einem begangenen Mord feine Frauen zu verfichern,
daß fie ſich ſeinetwegen nicht zu ängftigen hätten:
man muͤſſe daher nach ber Partikel > das Wort
zo8 ergänzen, (Wir in Deurfchland haben nım ei⸗
ae beffere Erflärung biefer Worte , da der Erſm⸗
Der der Waffen, ftolz auf feine Kunft, ,. fih nun.
alle Sicherheit rühme und jedem Gegner Troz
und Rache drehe: ich tödte dem Mann, der
ni verwundet: den Jüngling, der. mich
Ihläge)
In Moahs Worten Moſ 0,25 237
* Green nichts anders als eine ‚genaue Weifa
agung über die beſtaͤndigen Nationaloerhäkniffe . :
und die Schickſale des ganzen menfchlichen Ges
ſchlechts, deren Erfüllung bis auf den heuti⸗
gen Tag fortdauert. Denn die Eananiter finb
von den Juden, die Tarthaginerifer von den Roͤ—
mern und Griechen, den Nachkommen Japhets;
‘die Aegnptier von Perfern, Saracenen, Türfen
und noch jet. Die Einwohner von Afrika von Eurb⸗
paͤern unterjocht und ſclaviſch behandelt. Ber
Seegen für Sem, war eigentlich geiſtlich, denr
es ift fhon vom Wohnen Gottes unter den
. Menfchen die Rebe, welches unter den Iſraeliten
in der Schechinad, und durch die Herrfhaft .
Gottes über fie, und zulezt perfönfich Durch den’
Immanuel und Gottmenſchen geſchah, von weis .
ehem Johannes mit Deutlichkeit Beziehung ‚auf. Be
jene Worte des Noah fpricht, dammatev Ev ya:
Daß Sa ſich weit er beweifet no 2
| pr Br William ‚Green
die heutige Geſchichte: benn ſeine Nachkommen
bevdikerten China; Europa und. auch ſogar die
‚neue. Welt: Doc) die Deutungen. unftes Verf.
find ohnehin noch alrmodifch und myflicirend : wir
wollen nur feine Ueberfegung. anmerken. Pac
berfelben „befteht.- der’ Seegen Noahs aus drey
Strophen, und ſollte im hebraͤiſchen und in der
Verſion alſo lauten: |
Berflucht fen Sam, der Vater Canaans
Ein Knecht, der Knecht ſey er unter ſeinen Brüdern:
Gelobet ſey Jehovab, der Gott yon Sem,
Denm er wird wohnen in den Zelten Semd,
. Gott wird dem Japhet ein weites Erbtheil geben
Und hLanaan ihr Knecht ſeyn.
Man ſiehet, daß er ſtatt 1233 ließe p>2. ON Dr
und die beyden Hemiftichien vo) 12» j22> wm
und vw ra pw untereinander. verfegt: bie
erſte Veränderung ‚hält er für nothwendig, weil
fie die Zeile füllt, und mancher (erdichteten)
Scwierigfeie abbilfe, wenn man erklären fol,
warum Noah bem Canaan und nicht dem Ham
geflucht habe. Die andre Veränderung begünftigt
wieder das metrum. —
Sn Jakobs Seegen v. 6, pflichtet er Kenni⸗
kot bey, der weder Wi noch non ſondern W lieſet:
ſie wuͤrgten Fuͤrſten. (Ob ps» wuͤrgen bes
deute, iſt dieſem Ausleger Fein Kummer.) V. 10.
wird Sry punktirt, pPpro durch Regentenſtab
überfeßt, als Synomym von vaw, und übers
lege; der egentenſtab wird nicht von ſei⸗
men
An}
nen "Söffen weichen, bis der, dem er zuge⸗
hoͤrt, kommt. So eine Erklaͤrung in einer poe⸗
eifchen Rede, die die Hohe Dichterfprache durch
einen Stoß. niederflürge und kriechend macht,
ſollte ein Kennen der Poefie gar nicht vermuthen: _
laſſen. — Artig, und’ mer. weiß. für welche:
Weihnachts s ober $eichenprebigt brauchbar ift die
Rote zu v. 18. Es iſt ſchwer anzugeben, wie
Jakob auf einmal auf das Eripboneme fälle:
Herr, ich warte auf dein Heil. Vielleicht kam es’
daher, weil er den. Dan mit einer Schlange ver⸗
glichen Hatte, wobey ihm die alte Schlange, die
im’ Paradieß unſre erſten Eltern verfuͤhrte, "eins:
fiel ; woraus die Sehnfucht nad) dem Heil Gottes,
oder Erloͤſer entſtund. — Wahrhaftig der from⸗
me Jakob muͤſte hier ſchon phantaſirt haben, wenn
er dieſen Ideengang aber hättet 7 — Das a an⸗
dre iſt beſſer.
2. Moſ. 15, ſoll v. n. und 12. verfeßt ſeyn, und,
ber feßtere voranftehen, weil er die. Hiftorie des
Unterganges der Aeghpter beſchließt, worauf dag
Epiphonema v. 11. folge und ©. 13. von der Eins
Poetical Pars on’ Old Teftam. 881
führung ins Sand Canaan: (Als ob ber Gegen.
fag in dem dreyzehenden Vers:
Du ſtreckteſt deine Hand aus, bie Erde
| verfhlang ſie
Sn fuͤbrteſt das gerettete Volk nach deiner
| Guͤte hindurch.
aae die Schönheit der Rede aͤuſſerſt erhũbel —
Ktt3 | or
— —
882 ' William Green
4 Moſ. 21, 28.. wird nah dem Paralleliſ⸗
ums "992 in ıyo2 verwandele: (das Feuer) vers
zehrte Ar Moabs: und fras die Höhen
Armons. Die Beyſtimmung bee LXX.. wird
bier fehe wichtig. Aber, wenn Green ©. 29,
Sn >, Weh dir! Ar Moabs! für am
leſen will, ſo iſt weder Parallele noch metrum,
- welches ihn unterftügt 5 nicht jene, denn Die ans
bre Helffte des Verfes nennt Volk Camos, alfo
die Nation, nicht eine Stade, nicht diefe; denn
Ar Moab hatte drey lange. Syiben und Am Cmos
sur zwey. Aus dem bunten V. 30. weiß: er
feinen beffern Sinn hereuszubringen, als biefen:
be Licht iſt ausgelöfcht von Hesbon
(pawm) bis Dibon: wir haben fie verwuͤ⸗
ſtet (mw) von Noah bie Medba. Das
erftere Hemiſtich hält hierdurch die Klarheit: das
destere muͤſte gewaltſam verändert werben ; aber
‘die Schwierigkeit mindert fi, wenn man mit
dem Samaritaner von für wm liefee. Wir
verwüfteten bis Nophat; der Brand geht
bis Medba.) u |
Sn Bileams Sang wunberh wir, daß ein
Harianer nicht von felbft auf die Leſart Dd mn
ſtatt 20% fälle und Dor den LXX. vorzieht, de
jenes mit 30 wo parallel läuft. Wir übergehen
andre Vorſchlaͤge zu befierer gefart, auch in Mo⸗
fis Geſang, wo fie um fo häufiger vorfommen,
weil Hare und Grey, zwey Freunde des Verf,
ſchon präfubire haben: nur vom Abſchiedslied
Mefis muͤſſen wir etliche ErMärungen ef
m
—
⸗
—
—
+
— Poetical Pas on Old Teftam. 885. B
Gleich im erſten Bars uͤberſetzt Green: Jehova
kam von Sinai: gieng\ibnenauf von Seir.
Er blitzte ber vom Berge Paran und zog
mit feinen Myriaden aus Radeſch. (va
wie die LXX für won hat immer nad dem Prrat
leliſmus groſſe Wahrſcheinlichleit, und eine noch J 1
groͤſſere Achtſamkeit auf dieſelbe, nebſt einige
orientaliſcher Sprachkenntniß wuͤrde den Verf.
auch im Wort Madodov einen Paraltelauspruct mie
“Pr haben finden’foffen, und vor der Konjektur
wpn zu leſen, verwahret haben.) Feuer zu ſei⸗
ner Rechten war: ihnen ein Zeichen, nemiich
‚zum Aufbruch: Warlich! er liebte fein Volt. u
(tie diefe beyden Hemiſtichlen parallel find, wo⸗ |
für fie Green hält, finde ich nicht.) |
"Unter mehrern unwahrſcheinlichen Aenberun⸗
gen in dem Geſang der Debora, B. d. Richter 5,
„möchte eine V. 10. 11 die ‚gröfte Enpfehluns
verdienen — |
| ——* —B
—xXRX TI mm op
Da folgte das Volk, das noch übrig wat;
den Edlen, das Volt Jehovens folgte
mir gegen die Gewaltigen (beffer: ‚mis den. .
Helden.) d. h. die in den Gegenden ihren Sig
hatten, wo zuvor ‚bie Amalefiter wohnten vergl,
K. 12, 18) die nach, o Benjamin unter deis.
nen Völkern. (Wir würden das nicht ſchreckliche
99a zum folgenden ziehen, “In deinem Heer
| zogen aus is Machir, a nee u. ſ. w. —
V. 20.
v
h
9 . William Green -
V. 20, find ihm bie Sterne die Engel, welche
bier gefchäftigt waren, den Syfraelicen den Sieg
zu erleichtern, indem fie vielleicht ben Blitzen ihre
Richtung gaben, Hagelſteine berabfchleuderten
!
wdol. — Die würde wahrhaftig in. unfern
Zeiten bein Deutſcher fepreiben! — - -
Ueber Davids legte Worte a Sa. 23, 18.
meine ber Verf. fenn die Gelehrten meiſt einig,
daß fie vom geiftlichen Rönigreiche, end den
Siegen des Meßias ‚handeln, — Ueber bas
hohe Lied ift die Idee von ſieben Eklogen nad)
ken fieben Hochzeittagen zum Grund gelegt.
Im ones ruͤckt er K. 2, den legten Vers, wie
es die Natur fordert, ges nach dem erften ein.
Endlich in Habakuks Geſang K. 3, 13. ſucht er
‚ einen beſſern Sim, ba er ſtatt son ma» Tiefet
DWWAME NS für My und Nix für ef
Du verwundeteft das Haupt vom Haufe
der Srevler. Du ſchleifteſt feinen Grund
bis auf den Selfen. Die legtere fehr gute
Yenderung har auch Michaelis. |
Wir übergeben andre theits in ber Vorrede,
teils gelegenbeitlich eingeſtreute Eritifche Bemer⸗
kungen, bie als Konjekturalkritik immer einen
ungewiſſen Werch haben. — Und wir koͤnnen
diejenigen, welche: $uft zu folchen Dingen haben,
auf. deri eben erjchienenen beutfchen Auszug aus
dieſem Buche verweilen, darinnen bas erhebfichfte
zuſammengedraͤngt iſt. Er Hat den Titel:
2 Wilhelm
‘
.
ar f |
Poetieal Purs on Old Teftam. 8985.
Wichelm Greens kritiſcher und exegetiſcher —
Kommentar über einige poetiſche Stuͤcke
Des A. T. Gieſen: bey J. €. Rrieger 8.1784.
und ruͤhrt von dem Fleiße des Hr. M. Roos her.
Wir muͤſſen es. billigen, daß der Ueberfeger ne
einiges ausgehoben hat, mas dem Verf. eigen iſt:
Denn. alles fürs, deutſche Publikum in liefern,
wäre, ba es viel heflers hat, über Bis. |
Jeruſalem, oder über die religiöfe
Macht und Zudenthum, von Moſes Men⸗
delsfohn.. Mit allergnädigften Freiheiten.
Berlin, bey Fr. Maurer. 1783
Si wahren Vergnügen zeigen wir eine.
Schrift ah, die zwar. nicht an koͤrperlicher
Sröffe, in der fü & oft geiftlofe Menſchen unts
Bücher brüften, aber wohl an innerm Gehalt,
an Präcifion ver Ideen und bes Ausdrucks und
an Wichtigkeit und Fruchtbarkeit der Sachen ‚vor
vielen den Vorzug. und ben Beyfall bes Denfera
verdient. Der ſcharfſinnige Meiſt Menbelsfohns bar
ſich nicht darinnen verläugnet, und man findet
ihn auch da noch, wo man nicht mit ihm zuftiee
den ſeyn kann, wo ihn Siebe zu feinem Volk,
Begierde ihnen bürgerliche Rechte zu erfämpfen,
und ‚Eifer hm — Ir er m |
ten
386: M. Mendelsſohns Fechfalan;
feitet , bie weber bie Vennunft billige, noch bie
Erfahrung beſtaͤttigt. Seine Abfihe ift, aus
Bernunftgrünben zu beweifen, daß der Kirche,
auffer ber Öbliegenheit zu fehren und zu troͤſten,
weder Diacht noch Recht zufomme, baß alfo Kits
chenrecht und Rirchenmadht nichts weiter als
hloſſe Anmaſſungen der Kirche ſeyn, bie fie
weder felbft haben, noch auf jemand übertragen
fönne, und dieß macht den ganzen erſten Abſchnitt
aus. Dieſe Grundſaͤtze, die bereits in ber. Bor.
eede zu Manaſſeh Ben Iſraels Rettung der Juͤ⸗
ben aufgeſtellt worden waren, werben bier weiter
wertheidige und entwidelt. Da nun aber. ein Un⸗
genannter in einer Brochüre (das Forfchen nad)
‚Sicht und Recht, in einem Schreiben an Herrn
M. Mendelsfohn. Berlin 1782.) ben. Einwurf ge-
macht hatte, daß er dadurch das Judenthum
aufhuͤbe, ſo ſuchte er ſich in dem Zweiten Ab⸗
ſchnitt Dagegen zu vertheldigen, und feine Begriffe
von der jübifchen Religion barzuftellen. Er fängt
ben erften Abſchnitt mie der Wichtigkeit Der Un⸗
terſuchung, und den Bemühungen an, bie Hob⸗
bes. und fofe darauf verwandte Haben. Staat
und Kirche, — die Grundfäulen aller öffentlis
chen und Prisatglückfeeligfeit, mit. einander zu
Yereinigen, ihre gegenfeitige Berhäftniffe zu bes
Rimmen, ihre Grenzen richtig abzuſtecken, feinem
"- ehe Gewalt, mehr Vorrechte beyzumeſſen, als
ihm gebühret, und die Wohlſarth bes Staats
perträgt, . verdient ‚allerdings das Forſchen 'des
Dentens und ‚bes Menſchenfreunds, um fo
*
— mehr,
M. Mendelsſohns Jeruſalen. sur.
mehr, da noch immer dahin oder dorthin Eingriffe:
geſchehen, da Zwietracht oder Einigkeit unter ih⸗
nen beiden der Ruhze oder der Freiheit gefährlich
iſt, und. die Verlegenheit der Kirchenlehrer bey
Beſtimmung der Grenzen nur allzuoft ſichtbar
wirb. Dem Defſpotisnus iſt die Entſcheidung
leicht, mas er befſtehlt, iſt recht, er unterſucht
Beine Rechte, er kuͤmmert ſich um. feine Freyheit,
er geſtattet und verbietet, wenn, ‚was und wie
viel er will. Wer aber wollte bas Eigentum °
bes willkuͤhrlichen, Alles. unterdruͤckenden, alles. .
verſchlingenden Deſpotismus fein? Hobbes
ſcheute dieß, wie S. 7. bemerkt wird, nicht.
Der Unruhen muͤde, ſetzte er die hoͤchſte Gluͤck
ſeeligkeit in Ruhe und Zufriedenheit, und unter⸗
warf zu dem Ende alles, ſo gar unſer Urtheil uͤber
Recht und Unrecht, der hoͤchſten Gewalt der buͤr⸗
gerlichen Obrigkeit. Alles Recht gruͤndet ſich
nach feinem Syſtem auf Macht, und alle Ver⸗
bindlichkeit auf Furcht. Doch ſucht er die Frey⸗
beit zu denken durch die feine Ausflucht zu retten,
daß Gott mächtiger als die Obrigkeit ſey, bie
Furcht vor ihm alſo zu Pflichten verbinde, die ki.
ner Furcht vor der Obrigkeit weichen bürften.;
Herr Menbeisfohn bemerft daben fehr wohl, daß
nach folchen Grundfägen die Gültigkeit der Ver
träge auch nur fo Tange dauern Eönne, als fie von.
Furcht und Ohnmacht unterfiügst würden, mithin
and) diefe keine Sicherheit gewährten, und, ba
Furcht vor der Allmacht fchon im Stande ber Na⸗
eur-eirie Quelle von Obliegenheiten ſeyn Fat
oo: W einen
“
[
s38 M. Mendelsſohns Jeruſalem.
Einen andern Weg (S. 12.) die Gewiſſensfrey⸗
heit zu retten, betritt Loke, indem er den Staat
für eine Geſellſchaft von Menſchen erklaͤrte, bie
fih zur Beförderung ihrer gemeinfchaftfichen zeit⸗
lichen Wohlfarth miteinander vereinige haben.
Herr Mendeisfohn tadelt diefe Erklärung als will.
kuͤhrlich, ader wie uns bünft, ohne Grund, denn
fie enthält die Merkmale, welche alle Staaten
‚miteinander gemein haben. Sreylich der Schwie⸗
rigkeiten ſelbſt kann dadurch nicht abgeholfen wer⸗
den. - Denn, wenn ſich eine Geſellſchaft zur Bes
förderung ihres zeitlichen Wohls miteinander ver⸗
binden fann, fo kann fie es. auch zur Befoͤrderung
ihres eroigen Wohls thun, und fie hat Die Pfliche
auf ſich, es zu thun. Will ſich aber der Staat,
als Staat bloß mit dem Zeitlichen abgeben, wen
foll alsdenn die Sorge für das Ewige anvertraut
werben ? Der Kirche? So find wir wieber, mo
wie vorher waren, . Staat:und Kirche, — Sor⸗
ge für das Zeitliche, und Sorge für das Ewige,
— bürgerliche und kirchliche Autorität. „u
bieſen Gedanken fcheint ung eine Zweydeutigkeit zu
fiegen. Die Sorge für das Zeitliche, in fo fern
fie vom Staat abhaͤngt, beſteht doch in meiter
nichts, afs, daß fie die Glieder der Geſellſchaft in
| . dem Genuß und Beſitz'des Ihrigen ſchuͤtzt, und
Bor Veeinträhtigungen ; ungerechten Eingriffen
and Beleidigungen anbser ſichert. in groffer
Theil dieſer Sorge iſt jedem einzelnen Mitglied
fetbft uͤberlaſſen, je nachdem esdurch Fleiß, In⸗
üuſtrie Sparſamkeit und Maßigkeie feinen Beh
a
Me ieiheiakten gerdſalem. am
Rand beſotdern oder durch Nachlaͤßigkeit we
hen in hindern unb ftöpren will... So
‚Tang niche die Rechte eines. Drittentdarunter eben,
befümmert fidy der Staat darum nicht. Des iſt
Die Sache des. Privatmanns, nicht des gemeinen
Weſens. So iſt es auch mit der Sorge fuͤr das
Ewige. Es iſt die Angelegenheit jedes Einzelnen, | Ä
‚Dafür zu forgen, - fo gefinnt zu ſeyn und zu hak«
deln, daß ihm dieß Ewige nicht .enrgehe:: Dip
num aber dazu Freyheit zu: denken, ‚Unterricht,
gewiſſe Uebungen, bie ‚zur. Hervorbringung und
Stärkung gutex Gefinnungen wirffam find, erfor⸗
dert werben, fo hat die Geſellſchafe Bug und Mache
daruͤber Anorönungen zu treffen, die fich; auf Die
ſem legten Endzweck beziehen. Der Staat hot
als Staat damit nichts zu thun, als daß. er-ihuen
diefe Freyheit erhalte, und beit: Zudringlichfeiten
und Eingriffen. andrer, Grengen.feße, — daß
fie fo, mie es ihnen ihe Gewiſſen befiehle, Gott
ungeftört dienen. fönnen. Und fo wären die Gren⸗
zen beftimmt, in denen ſich die Mache des Staats
haften muß, wenn fie nicht in befpotifchen Oe⸗
wiſſens zwang ausarten foll, und was der kirchli-
chen Geſellſchaft, ihre eigne Wohlfarth zu beſor⸗
gen, "überlaffen bleiben muß. : Se wird man aber,
fürchtet Diendaisfohn,. der gefährlichen Folge nicht
abmehren koͤnnen, daß der Staat ber Religion.
untergeordnet fenn muͤſſe, weil das Ewige ungleich
wichtiger, als das Zeitfiche ſeh, fe wird.man
dem Oberhaupt der Kirche zugeftehen möffen, daß.
es ‚gm Vehaf des ‚Ewige über * |
befohlen
850 M. Mendeleſohns Ierufakeni;
‚ "Befehlen habe? Das wollten wir nicht fürchten:
"Der Staat hat es bloß mic der äufferlichen Sicher:
‚heit, mit ded Abwehrumg ber beieidigten Ungerech⸗
tigkeit, ſowohl in bürgerlichen, als in Religions:
fachen zu chun. Das Uebrige Hat jeder Einzelne
fuͤr feine zeitliche und ewige Wohlfarth ſelbſt zu ber
‚forgen, indem er. für feine Erhaltung arbeiter, und
fe die Ruhe feines Gewiſſens Gore Biene. Katho⸗
len moͤchten alſo wohl Bellarmins Gränbe, und
Menbelsfohns Gegengrünbe mehr als Proreftanten
bedeuten. Wahr iſt es, wenn Mendelsſohnm ©. 15.
fagt: das Ewige des Menfchen fen bloß ein um
aufhoͤrliches Zeitliche, — aber bier von Feiner
Wichtigkeit. Das Zeitliche, ſo wie es Hier dem
Ewigen entgegengefegt wird, iſt irbifcher äufferer
Wohlſtand, Bequemlichkeit, Ehre und Vermoͤ⸗
gen. — Das Ewige hingegen innere Ruhe der
Seele, Ueberzeugung von dem göttlichen Wohl:
"gefallen, und die barauf gegründere Hofnung ei⸗
‚nes zufünftigen gluͤcklichen Zuſtandes. Dies iſt
nun freylich Ier-fchon da, und alfo in fo fern zeit⸗
Sich, aber der -Fünftig erſt erwartete Zuftand iſt
doch nicht der gegenwaͤrtige, itzt Ift es Hofnung,
dann Benuß. Huͤtet euch, faͤhrt er S. 17. fort,
dieſes Leben mit der Zukunft weiter in Gegenſatz
zu bringen, und die Menſchen auf die Gedanken
zu füheen, Ihre wahre Wohlfarth in dieſem Leben
ſey nicht einerley mit ihrer ewigen Gluͤckſeeligkeit
imn der Zukunft, ein anders wäre, für ihr Zeitli⸗
ihes , ein anders für Ihr ewiges Wohl forgen, und
se fey möglich, eins zu erhalten und has aan n
sc. a ach⸗
/
2
z 4
-.NR
vernachläßigen: “ Behr wahr ‚ wenn man nice
vergißt, daß der Verf. von wahrer Wohlfarih,
bie vom Genuß eines aͤuſſerlichen und bürgerlichen . .
M. Menbelsfoßris. Zerufalein? ¶ soꝛ
Wohiſtandes wohl zu unterſcheiden iſt, verſtanden
ſeyn will. Denn, daß es nicht nut möglich (ey;
fondern leider haufig. genug. gefchebe, daß man -
feine zeitliche Wohlfarth befördert, und bie ewige
darüber verliehrt,.. das weiß Herr Mendelsſohn
fo gut, als wir. Nun wollen wir den Verfafſer
auf ber Bahn meiter begleiten, auf. ber er fid) die
Begriffe von Staat und Religion, von. ihren - |
Grenzen und wechſelsweiſen Kiufluß auf einander
ſowohl, als auf die Gluͤckſeeligkeit bes buͤrgerli⸗
chen Lebens deutlich zu machen. geſucht hat. —
Zur wahren Erfüllung. unſrer Pflichten (ſagt er
©. 18.) gehört zweyerley: Handlung und Ge⸗
finnung, — und: für beydes hat die Geſellſchaft
zu ſorgen. Jenes iſt die Regierung, dieſes die
Erziehung des geſelligen Menſchen. Beides
geſchieht durch Gruͤnde. Die Geſinnungen erfor⸗
dern Wahrheitsgruͤnde, die Handlungen Bes
pegungsgründe. Die Gründe, welche die Men⸗
fhen zu vernünftigen Gefinnungen und Handlun⸗
‚gen leiten, beruben zum Theil’ auf Verhaͤltniſſen
der Menfchen gegen einander, sum Theil auf
Verhältnigfen der Menſchen gegen ihren Urheber .
und Erhalter. Jene gehören fiir den Staat, diefe
für die Religion oder die Kirche. Mun heiße es
‚©. 20. weiters. Deffentliche Anftalten zur Bike
bung (zur Hervorbeingung guter Geftnnungen und
Handlungen) des Menfchen, hie ſich auf Bnhi
u, | niße
⸗
I.
0a - M. Mendelsfohns Jeruſalem.
niße des Menfchen zu Gott beziehen, neme ich
Rircye, — zum Menſchen Staat. - (Dieß -
ſcheint uns, wo wir ben Verf. nicht mißverſtehen,
wicht genau genug? vorgetragen zu fen. De
Staat ift ja nicht die Anftale ſelbſt, fondern er
macht bie Anſtalten. Staat iſt nichts anders,
als die einzeln oder mehrern Perfonen, denen die
Geſellſchaft Recht und Machr übergetragen bar, bie
- gemeinfchaftliche Wohlfarth zu beforgen, and Rir,
che entweder bie ganze Gefellfchaft, bie fi zm
Gortesverehrung nach ihrem Gewiſſen verbunden
hat, oder der Theil der Geſellſchaft, dem, fie
Handhabung ihrer gemeinſchaftlichen Keligions
eechte aufgetragen har. Diefe Anftalten find denn
alfo im Staat, in der Kirche, aber ſie find bei⸗
des niche ſelbſt.) Treffend und fchön heiße es
S. 23. Eine Hauptbemuͤhung des Staats muß |
es alfo feyn, die Menfihen durch Sitten und Ge
" innungen zu regieren , fie von der Wahrheit edler
Srundſaͤtze und Befinnungen zu uͤberzeugen, und
ihnen dadurch ihre Pflichten zum Vergnuͤgen zu
machen. Und das zu lehren ift Ame und Pflicht
der Religion, Wo aber dieß feine Wirfung mehr
‚ehut, da trefen alsbenn Zwangsgeſetze, Beſtra⸗
fung des Verbrechens und Belohnung des Wer
dienſtes ein. Freylich erhält der Staat auf dieſe
Weiſe den Endzweck der Gefellfchaft nur zur Hälfe
te, und muß fich mit Werfen ohne Geift, mit
.. Mebereinftimmung im Thun, ohne Uebereinſtim⸗
. mung in Gedanken begnügen. Hier zeigt ſich
denn alſo nach, & 28, ein weſentlicher Unter⸗
0 a ſchied
NET
.,
t
BR Mendelsſehne Jeruſalenn803
ſchied zwiſchen Staat und Religion. Der Staat |
gebietet und zwinget, die Religion befehret und übers
rebet. Der Staat hat phnfifche Gewalt, und bedient
ſich derſelben, wo ‚es nörhig ift, die Mächte bee
- Religion iſt Siebe und Wohlwollen, - Mie einent .
ort, die bürgerliche Gefellfchafe kann als mora⸗
liſche Perſon Zwangsrechte haben, und Bat diefe
auch durch den gefellfchafttichen Vertrag erhalten,
Die treligioͤſe Geſellſchaft macht keinen Anſpruch
auf Zwangstecht, und farm durch alle Verträge
in der Welt kein Zwangsrecht erhalten. Der
Staat beſitzt vollkommne, die Kirche bloß uns
vollkommne Rechte. ( Imdieſen Sägen liegt eine
Verwirrung, die durch das Ganze herrſchend iſt,
und von der wir uns nicht wenig wundern, wie
fie dem Scharffinn des Verf. hat unbemerkt blei⸗
ben koͤnnen. Stets wird Kirche und Religion,
der Inbegrif religiäfer Wahrheiten, mit den Pers
fonen vermengt, deren Eigenchum die Religion
iſt. Der Religion kann ich fein Zwangesrecht zu⸗
ſchreiben, aber die Bekenner derſelben koͤnnen, ſelbſt
tn. Ruͤckſicht auf fie, Zwangsrecht gegen andre,
die ſie darintien’ftören, beeinträchtigen, in der
Meligionsübung und ben darzu erforderlichen Ana
ftaften hindern wollten, Haben, Wir haben nicht .
nöchig mit dent Verf. bis zu dem Urſprung dee:
Smwangsrechte hinaufzuſteigen, nur einiges wollen:
wir für unſre Leſer ausheben.) Es giebt (fage er
Se 31.) vollkommne und unvollkommne Rechte‘
und Pflichten. Jene heißen Zwangsrechte und
Zwangspflichten 3— dieſe Anſpruͤche, Bitten, Ge⸗
| Poͤderl. Dibl.2. B.iꝛ. St. st | wiſſens⸗
⸗
⸗
—8D
0
L
R
e
RL La u ⏑ una
5 OR. Mendelsſohne Jeruſalem.
wiffenspflichten: jene find aͤuſſerlich, dieſe innere
lich, — jene Finnen erpreßt, Diefe verweigert wer«
den. Die Güter, auf welche der Menfch ein aus⸗
fihließenbes Recht Hat, find 1) feine eigne Faͤhig⸗
keiten, 2) mas er durd) dieſelben hervorbringt,
(Produkte feines Fleißes) 3) Güter der Natur,
Die er mit ben Probuften feines Fleißes fo verbun⸗
Den bat, daß fie ohne Zerftöhrung nicht mehr da⸗
von können getrennt werben. Wenn denn nun aber
der Verf. anuerkennt, daß Faͤhigkeiten ein Eigen,
thum von uns find, worauf wir ein vollkomm⸗
nes Recht haben, fo muß es auch unfer Gewiſ⸗
. fen feyn, fo muß ich das ausfchliefende Recht ha⸗
ben, nach meinen Einfichten, nach meinem Ge⸗
wiſſen Gott zu verehren. - Meine Vorſtellungen
von. Gott und dem Dienſt, zu.bem ich mich ver»
bunden erachte, find mein Eigenthum, ein Eigen
um, das ich, fo. lange ich meine Kenntniß für
richtig halte, unmöglich veräuffern, unmöglich
an andre ganz ober zur Hälfte, abtrerten kann. Es
iſt mie meiner Wohlfahrt eben fo genan verbunden,
: als es andere. äuffere Güter immer nur ſeyn koͤn⸗
nen, esift ein Mittel zu meiner Glückfeeligfeic,
Bas ich auf keine Weile entbehren kann. Habe
ich ein vollfonımnes Recht, mein natürliches
Eigenthum zu erhalten, zu. vermehren, und mid)
‚In deſſen Befis und Gebrauch nicht beeinträchtigen
gu laffen, wie follte ic) denn Fein Recht haben, dies
fes befte und wichtigfte Eigenehum meines Gele
ſtes, diefe Örundlage meines gegenwärtigen Gluͤcks
und aller meiner zukünftigen erfreulichſten Hofe -
I . nungen,
— —
1
i. — I N
\
M.Mendelsſohns Jeruſalem. 805
nungen, zu erhalten, fuͤr deſſen Staͤrkung und
Vermehrung zu ſorgen, und mich gegen jeden, der _
gs mir rauben, der mich in’ dem, "was ich Dazu.
für-nörig Halte, ſtoͤhren will, zu vercheidigen?.
Oder find Felbftücte und Käufer, Geld und Hauss
geräthe allein Güter, mit deren Entreiffung man
mid, beleidige, find es Freiheit des Gewiſſeng,
Ruhe der Seele nicht eben fo gut? Diefe Grunde _
fäge fcheinen uns felbft in dem Berfbiel u fliegen,
Bas Hr. Mendelsfohn von einer Juͤdin aufſtellt,
die der Mann nach Veränderung feiner Religion
wider ihren Willen zue Ehefrau zu behalten bes
gehrt. Soll die Frau, fagt er, gezwungen wera .
den, in einen Hausftand zu treten, dem ihr Gea.
wiſſen zuwider iſt, und ihre Kinder nach Grunbs
ſaͤtze zu erziehen, die die ihrigen nicht ſind? Alſo
iſt doch das Recht des Gewiſſens ein vollkommnes
Recht, md giebt eine vollkommne Pflicht. So
wie id) vollkommen verpflichtet bin, niemand zu
ſchaden, fo bin ich auch vollkonimen berechtigt zu
verhindern, daß niemand mir ſchade. Was nun.
dom Einzelnen gilt, das gilt auch von mebrern, die
ſich gu einem gewiffen Zweck vereinigt haben, und .
dieſe Rechte kann die Geſellſchaft ſelbſt handhaben,
oder auf andere und auf Obrigkeitliche Perfonen »
übertragen, denen phyſiſche Gewalt gegeben ift, '
und die ſich deren, mo 8 noͤthig iſt, bedienen Eins
nen. Wir treten übrigens Hr. Miendelsfohn volle,
kommen bey; wenn.er die Giltigkeit der Verträge
auf.die unumſchraͤnkt entfcheibende Erklärung des’
Wefigers gründet, mu wohten wir das Nicht,
u | NG 11 5 SEE 17 Zu
l
u 35 M. Mendelsſohns Jeruſalem. —
das der andere durch ſolche Erklaͤrung erhaͤlt, nicht
0
——
ausſchließen. Denn, wenn auch ein Dritter jene
‚Erklärung nicht aufheben kann, fo koͤnnte fie doch
der Defiger, wenn ihn. feine Zufage nachher ges
reuete, felbft wieder zurüchnehgen, und ich müfte
mir das gefallen laffen , wenn mie niche bie das
durch erregte Erwartung ein Recht auf Die Forde⸗
rung der. Erfüllung des Verſprochenen gäbe, Da-
ber verorbnen aud) die Belege gewiſſe Formalicaͤ⸗
- ten, nicht um erft ein noch nicht recht vorhandnes
Recht dadurch zu fehaffen, fonbern das ſchon vor⸗
handne geſetzmaͤßig zu beweißen. Ben ©. 56.
an wird nun dieß auf Staat und Kirche ange⸗
. wandte, Mur der Staat,. behauptet er, kann
Gerechtfane und Rechte auf Güter und Handlun⸗
gen der Menſchen haben, weil: die Menfchen ein
amber bedürfen, hoffen und verfprechen, Dienſte
und Gegenbienfte leiften und erwarten, und das
J pur zu gyfellſchaftlichen Verbindungen angetries
ben. werden, und, weil fie durch Verträge unvolt« -
kommne Pflichten in volfommne verwandeln koͤn⸗
nen. Wohl! alfo hat der Staat. dieb Recht,
weil beffen einzelne: Glieder in gewiſſen Stüden
auf ihre Unabhängigfeit Verzicht gethan, und ihm
. "Rechte und Uebermacht eingeräumt haben.) Miche
aber die Kicche, 'weil Gore unfers Wohlmollens
nicht bedarf‘, auf Feines. "unfrer Rechte zu feinem
Gebrauch Anſpruch macht, weil beffen Rechte mit
den.unfern nicht in Streit gerothen fönnen, (Das
iſt nun wohl wahr, aber daraus folge weiter nichts,
als daß, die Menfihen gegen Bott. Feines Rich⸗
5 BEN "ters
i- —
IM Mendelsſohns Jeruſalem. 80*
ters beduͤrfen, der ihre: ‚Streithänbel entſcheide
oder Zwangsmittel dabey anwende. "Aber die. | |
Kirche iſt zugleich eine menſchliche Geſellſchaft, on
Die ihre- Rechte und ihr Eigenrhum bat, die in’
ihren Gewifjessrechten und andern aus der geſell⸗
* fchaftlichen Verbindung entſtehenden, oder ir vom
Staat zugeftandnen Rechten, von andern geſtoͤrt
‚werben fan, und daben vollkommen befugt iſt,
ſich nicht darinnen kraͤnken zu laſſen, die alſo ihhe
Rechee ſelbſt —— ‚ ober dieß nad) Gut⸗
befinden ‚einer moraliſchen Perfon ,. ober auch der
bie hoͤchſte Gewalt habenden Obrigfeic übertragen
Tann. . Die Kirche, heißt es S. 61. hat fein:
Recht auf Gut und Eigenthum, keinen Aufpruch ‘.
auf Beyttag und Werzicht. (Sonberbar! die
Kirche beſtehet aus Menſchen, die alleſamt Rech⸗ j |
te auf Gut und Eigenthum haben, und es nach
eignem Butbefinden anwenden, auch mohl deſſen
Anwendung andern übertragen, und giftige Ver ⸗
träge daruͤber errichten koͤnnen) Ale Rechte der
Kirche find. Vermahnen, Belehren, Stärfen und-:
>&röften und die. Pflichten der Bürger gegen die
Kirche, ‚find ein geneigtes Ohr und ein williges '
. Herz. (Wie doch immer Religion mb Rirche
ander verroechfelt wird!) Mit dem fällt -
zugleich die eben fo fonderbare Annvort auf die un-
nörhige Frage hinweg, wer die Lehrer befolden :
ſolle. Religien und Sold, Lehren der Tugend : |
und: Bezahlung ſcheinen Ach (S. 63.) einander '
zu fliehen: (Eben fo-müften auch Pflege ber Ger.
vehrigfei und. Veanhups— das ehrenvole Ge⸗
a 0 be |
» N
> ” j
ı/
998. M. Mendersfohns Ferufalem:
fehäfte Voͤlker Durch weiſe Regierung glaͤcklich zu
machen und Sold einander ſtiehen. Als wenn
der Fuͤrſt oder Richter keine koͤrperliche Beduͤrf⸗
niſſe Hätte, oder mie jenen Geſchaͤften zugleich
—⸗
Handarbeiten verbinden koͤnnte. Mur ber Auf—⸗
wand an · Zeit ſoll verguͤtet werden, als ob der
Aufwand pon Kräften nichts wäre, das Wergüs
tung verdiente. Womit nım dieſes gefchähe, ob
mit Geld, oder wie ehemals mit Zehnten ober
Opferſtuͤcken, Das, duͤnkt uns, wäre bod) fehr gleich⸗
gültig.) Bezahlen und Sohnen ift mit der $ebens.
art, welche biefe Befchäftigung erfordert, fo uns
vereinbar, daß die mindefte Anhaͤnglichkeit (muß
dieſe allemal folgen ?) diefen Stand zu erniebrigen.
ſcheinet. (Sollte es etwas dieſem Gefchäfte ange
meßner, oder weniger Anhaͤnglichkeit zu befürchten
..fepn, wenn man bem $ehrer zugfeich den Pflug, oder
die Weberfpuhle in die Hand gäbe, oder ihn Wein
verzapfen, Tuch vertrödeln und Gemürge ausmäs
gen bieße?) Das Recht auf unfre eigne Geſin⸗
nungen (S. 65.) ift unveräufferlich, kann nicht
son Perfon zu Perfon wandern, Daher das min-
defte Vorrecht, das ihr euren Religions und Ge⸗
finnungsvermandten öffentlich einraͤumet, eine ins
‘ direkte Beſtechung, bie mindeſte Freyheit, bie
ihr dem Diſſidenten entziehet, eine inbirefte. Be⸗
ſtrafung zu nennen iſt. (Won was für Vorrechten
mag wohl hier die Rede ſehu?) ‚Wen kirchlichen
Vorrechten, wie bie bes. Lehrers ober. Vorſtehers
ſind? Dieſe kann ja der Diſſident gar nicht ver⸗
langen Oder von bürgerlichen: : Das häust
; „vom
.4
M· Mendelsſehns Jerufalem. 899 :
Staat ab, wie viel pplitifche Freyheit er nach ſei⸗
ner Grumdverfafung dem Diffidenten einräumen
will oder darf. Es ift immer nicht zu vergeſſen,
Daß eine Religionsgefellfchaft in einem Staate alte
Hetgebrachte Vorzüge befigen und durch langen
Befig eigenthümlich haben kann, worinn fie alfo
zu Gunſten einer neuen Parthey nicht gerabehin
geitbmählert werben kann. Geſchaͤhe es, ſo wuͤr⸗
de dieß willführfiche Bedruͤckung und eben fp gut
eine indirekte Beitrafung zu nennen feyn. Wir
\
ſollten überhaupt benfen, daß der, fo fih durch |
äuffere Bequemlichkeiten fo leicht abmendig ma⸗
chen läßt, ber Wahrheit niche fonderlich erge
ben fern muͤſſe) Was wird alfo, heißt es ©. 68:
der Kirche für eine. Negierungsform anzuratpen
ſeyn? — Keine! — Wer follte entſcheiden,
wenn In Religionsſachen Streitigfeiten entſtehen?
— Wen Gore die Fähigkeit gegeben bat, zu
überzeugen: Weder Staat noch Kirche find in
Neligionsfachen befugte Richter? (Der Staat
kann freylih nicht. entfcheiden, mit phyſiſcher
Macht entfcheiden mo es auf Gründe und Uebers
zeugung anfommt. Auch die Rirche nicht, in
- sofern. alle Mitglieder darunter begriffen werben,
unter.benen es dem gröften Theil an ber erforderli⸗
hen Einfiche mangelt. Wenn es aber der. thun
fol, der dazu die meifte Fähigkeit hat,. fo ſind
Das doch wohl die Sehrer, bie fic) vorzüglich Damit |
befchäftigen, die Lehren der Religion gründlich zu
verſtehen, und aus der Offenbarung abzuleiten,
Auſdelngen konnen aber a. die Lehrer niemand,
| I... eine
3% x . . N
\
vr
.. 90 M Mendelsſohns Jauſem
eine Wohrheit zu glauben, wovon fie ihn nicht
zu überzeugen im Stand find. Aber die Wahr⸗
. beit nach ihter beſten Einſicht vorzutragen, zu
pertheibigen, die Irrchuͤmer zu wiederlegen, dag
ſind ſie doch wohl befugt. Auch bas kann die Ger
ſellſchaft beftimmen, was fie für Wahrhelt haͤlt.
©, 69, ‚lenkt der Verf: wieder ein, wenn er ſag
der Staat babe von fern darauf zu fehen, N:
feine Schren, die den oͤffentlichen Wohlftanb uns
tergraben, ausgebreitet würden. Bir ſtimmen
auch damit überein, wenn er Vorficht und Maͤßi⸗
„gung babep für nöthig halt, und will, daß man
nur auf bie Haupfgrundfäge (nicht auf dogmatiſche
Subtilitaͤten und allju genaue Feinheiten der Sehr.
beftimmungen) fehen müffe Won 5, 70. an ers
Härter fich fehr beftimmt und ‚feyerlich wider die
Beeidigung auf Symbole, und häle fie theilg
für unnoͤthig, heile für unbiflig, Sie ſind um
nöthig für den-gewiffenhaften Mann und für deu
entfchloßnen Böfewiche, und bloß für den ſchwa⸗
hen, unfchlüßigen und’ ſchwankenden Mienfchen
nöthig, deren Wille geftähle, deren Gewiſſen ge
rege werden muß. . (Wenn denn nun aber. deren
Immer die gröfte Anzahl ift, die ſowohl in Sachen
bes Verftands, als des Willens dem biegfamen,
‚von jebem Luͤftchen hin und geblafenem Rohr glei⸗
hen, und die Gefellfchaft nicht immer Aenderun⸗
‚gen und Neuerungen und willführlichen Einfällen
ausgeſetzt ſeyn· will, follte es denn fo unbillig feyn,
‚fid) von den Sehrern ein. geroiffes. Berfprechen zur
| Beybehaltung beflimmter Formeln, auch eidlich,
en zu in? Der ‚Eip mag denn immer fein
a J Meder.
— 3 MT ——47 ‘ .
” 1 J
m Radeuhhus Sekten. | v0i
Ueberzeugungsgrund ſeyn, wo ſonſt keine vorhan· J
den ſind, noch Verbindlichkeit auflegen, we
auſſerdem Feine iſt, (wiewohl die letztere noch zu
bezweifeln ftünde,) Er ſoll es auch nicht; ‚er ſoll nur
gewiſſe Dinge dem Weränderlichen wichtiger. ma« --
‚hen, nur dem $eichtfinn, ‚dem Eigmbünfel und
Der: unbefugten ungegrünbeten Aenderungsfucht
fleuren, Er erſtreckt fich auch nicht auf. alle
Me benlehren und feinetn ——— 3
Erläuterungen, (wiewohl dieß nicht in. allen ſym⸗
boliſchen Schriften beobachte zu werden pflege).
fondern bloß auf Hauptlehren. Wer diefe ale
nimmt, kann bann immer. in Mebenlehren oder.
auch in der Philoſophie über Hauptlehren feine eige ,
hie Meinung haben, ohne daß er ſeigem Eid zu⸗
wider handelt. Wer aber auf ganz. entgegenger |
feßte Meinungen geräth, und fic) nach langen ge⸗
wiffenhaften Ueberlegen nicht anders überzeugen.
Tann, und bas, wag die Geſellſchaft annimmt, v -
nicht mehr mit gutem Gewiſſen lehren zu Fönnen,
glaubt, der kann ſich alsdenn ber Gemeine nicht
inehr zum Lehrer aufdringen, wenn er gleich des⸗
wegen die Parthey ſelbſt zu verlaſſen, nicht ge⸗
noͤchigt iſt. Mit was ſich die Englaͤndiſchen Geiſt⸗
lichen, welche ſich zu den 39. Artikeln mit Wider⸗
fprud) ihrer Innern Ueberzeugung befennen, *
ihrem Gewiſſen rechtfertigen moͤgen, getraue ich
mir in ihre Seele nicht zu beſtimmen. Es gieb 6£- —
in der moraliſchen Welt ſo feine Gemuͤthslagen
und Individuationen, daß es leicht. een und.
beſſere Arten der Ren, gie fann, ‚als,
| deri
⸗
002 MM, Mendelsſohns Jeruſalem.
der Verf. eine angibt, die ung überhaupt bie rich-
tigſte nicht ſcheint. ©. 84. wird nun das Reſul⸗
fat des Ganzen mit dem Zuſatz wiederhohlt, daß
alſo auch ber Bann und das Verweiſungsrecht
den, Geift der Religion ſchnurſtracks zuwider fen,
Denn dieß heiße ben Kranfen, der Arzney bebarf,
vor der Thür. abmweifen, und liegen fich bürgerliche
N nicht davon trennen. (Allgemein ift Doch
Diele Mb nicht. ‚Die Argney, deren ber Kran
fe bedarf, wird ihm durch Aufhebung ber Auffern
Gemeinſchaft nicht gänzlich entzogen. Er Bann
immer noch aus Vernunft und Offenbarung Mite
“tel zu feiner Heilung hernehmen. Der Geſlell⸗
ſchaft aber fann daran gelegen fen, ihn von fih
zu entfernen. Wenn aud) nicht eigne Anſteckung
don ihe beforgt werben dürfte, fo Fönnte fie body
am anderer auffer ihr willen (wie das der Fall In
den erften Zeiten des Chriſtenthums war) es für
mgoͤthig Halten, ihre Entfernung von geriffen
Grundfägen; ihren Abfcheu vor gewiſſen Handlun⸗
den an den Tag zu legen, — oder es fönnte, wenn
fie einen hartnaͤckigten (nicht irrenden) Irrlehrer
und Partheymacher an gewiſſen feyerlichen Hand⸗
ſungen Antheil nehmen ließe, als eine Gering⸗
ſchaͤtzung derfelben ausgelegt werden, ober nach
Ihrem Urtheil jenem felbft ſchaͤdlich feyn, wenn
je ihm dieſe Gemeinſchaft zugeſtuͤnde. Der
Aveyte Abfehnite befchäftige fich hauptſaͤchlich mit.
dem Beweiß, daß Kirchenrecht und Kirchenmacht
rdeder durch diemmofaifche@iefege, noch durch bie Ver⸗
faſſung bes Jidenthums autoriſirt, foiglich and
u v sen 08
|
M. Mendelsfohns Jeruſalem. "903
das Judenthum nicht dadurch) aufgehoben werden,
wenn fnan felbiges durch Vernunftgruͤnde beftreite,
Wir hoffen’ es in unſern Anmerkungen aufgeklärt
4 N
zu haben‘, daß die Bernunftgründe des Hr. Ba
das nicht erweiſen, was fie erweiſen follen, daß ſie
zwar von der Religion felbft gelten, aber nicht
von der Religionsgefellfichaft, daß zwar in
Blaubensfschen kein andres Recht, als‘ das‘
zu belehren, Feine andre Macht als die. Macht
der Ueberfüͤhrung gelte, daß aber die Reli⸗
gionsgefellfhaft in Dingen, die (zwar nice die
Wohrheiten der Religion ſelbſt, aber hoch) die
Ausübung derſelben und die dazu erforberlichen-
Anflalten betreffen, allerdings vollkommne Nechte'
haben, und folglich felbige andern übertragen Fön-
ne. Won biefer Seite betrachtet, Fönnte uns alſo
bie Unterfuchung bed Hr. Verf. gleichguͤltig ſeyn,
aber fie ift zu merfwürdig und zu lehrreich, als
Daß wir fie. nicht noch etwas genauer durchgehen- -
ſallten. Ich erkenne, fagt ee ©. 30. feine andre _
ewige Wahrheiten, als bie ber menfchlichen Ver⸗
mmfe nicht mar begreiflich ſind, ſondern auch durch⸗
menſchliche Kraͤfte dargethan und bewaͤhrt · werden
koͤnnen, ohne von der Religion meiner Vaͤter ab⸗
Ziweichen Ich halte dies vielmehr fuͤr ſeinen?
weſentlichen Punkt der jüdifchen Religion, und ˖
glaube, daß diefe Lehre einen charakteriſtiſchen ˖⸗
Unterſchied zwiſchen ihr und der chriſtlichen Reli⸗
gion ausmache. Um es mit einem Wort zu ſagen,
ich glaube, daß Judenthum wiſſe von: feiner ge⸗
fenberten Religion | in dem Vaſiend⸗ eben
PR] BR EEE EEE "6.
1
v
94 M. Mendelsiohns Ferufalem.
es von den Chriften gerionnmen wird, bie Sfraeli-
ten haben göttliche Befeugebung.‘ Geſetze,
Befehle, Lebensregeln, Unterricht von bem Wil.
* Ien Gottes, diefe find ihnen auf eine wunderbare
und uͤbernatuͤrliche Weife geoffenbaret worben,
aber keine Lehrmeinung, feine Heilowahrhei⸗
sen, Peine allgemeine Vernunftfäge, Dieſe offen⸗
bare ber Ewige uns, wie allen übrigen Menſchen,
allezeit durch Natur und Sache, nie durch
Dort und] Schriftzeichen. - Wir. wollen hie⸗
bey noch nichts erinnern, fondern der weitern Er⸗
klaͤrung des Verf. vorerft folgen. Er teile ©. 33.
„Die Wahrheiten in ewige .und zeitliche ein.
Jene, die der Zeit nicht untermorfen find, find
entweber nothwendig, an und für fich‘ felbft unver
aͤnderlich, oder zufällig, Die Säge ber noth⸗
"7 wendigen Wahrheiten find wahr, ‚weil fie fi
"Oatt fa und nicht anders vorftelle — der zufälligen,
weil jet Gott fo, und nicht anders für gut gefunden,
und feiner Weisheit gemäß Betrachter hat. Zeitliche
ſind Geſchichtswahrheiten, die ſich zu einer gewiſ⸗
ſexrn Zeit zugetragen haben, vielleicht niemals wieder⸗
kommen. Wahrheiten der erſten Klaſſe muͤſſen
nicht auf Olauben, ſondern auf Vernunft, auf
wbie weſentliche Verbindung der Begriffe gegruͤndet
werben, und zu denen der zweyten Klaſſe wird
. nach Beobachtung erfordert, Geſchichtswahrhei⸗
‚ ten Hingegen. nrüffen aſlen, Die Damals niche gelebt
haben, Durch Yutaricät:und Zeugniffe befannt ges
mache werben. Bloß in-Abfiche Diefer iſt es
der hoͤchſten Weisheit anfländig, die Menſchen
auf menfchliche Weife, durch Worte und Schrife
— — ten
M. Mendelsſohns Jeruſalem. ug
Ten gu’ untertichten, — auch⸗ Wider. zu thlut,
aber zu den erſten beyden verleihet er ihnen entwe⸗
Der den erforderlichen Grad ber Vernunft oder deu |
Geift der Beobachtung. (Iſt es aber nice zu =
kuͤhn, Gott gleichfam vorfchreiben zu wollen, was
er nach feiner Weisheit thun Eönne oder müfe,
nach den mancherlen Erfahrungen, daß feine Weis⸗
beit oft gang andere Bahnen geht, als unfere fo
genannte Weisheit fie ihm vorgezeichnet bar? -
Micht zu dreift ,-zu fagen, bas fann, das darf - -
Gott offenbaren, jenes andere wollen wir vonfeßfE
ſchon finden? Und von welcher. Vernunft behada
ptet dieß der Verfaſſer? Wort der ausgebilderen
unfeer Zeiten, welche die Begriffe, die fie zuerſt
aus der Offenbarung fchöpften,. nun entwideln und.
berveifen gelernt hat. War aber dieß die Ver⸗
nunft jener feühern Zeiten, beren Kraft noch fo
eingeſchraͤnkt, deren Vorſtellungen ſo unfsrmlih,
deren Begriffe fo duͤrftig waren? Wo waren
denn In ben Zeiten dar der Suͤndſtuth jene Weiſen,
die burch. bloffes Anſchauen der Natur zu dem
Begrif einer. einigen, hoͤchſten, gütigften und
‚weifeften Gottheit aufitiegen? Wo iſt noch heut
zu Tage die Vernunft, die dieſe ewige Wahrhei-⸗·
ten ohne Belehrung, ohne Leitung aus fich ſeibſt
ſchoͤpfte und erfände? Iſt .es nicht Immer Unter⸗
richt, fchriftlicher oder mündlichen, durch den Wahr⸗
heiten andern mitgetheilt, Aufmerkſamkeit erregt
und Ueberzeugung bewirkt wird? Neuer Offenba⸗
rungen bedarf es dazu nicht mehr, ba itzt bie vor⸗
handenen, mis menſchlichen Uncerricht rd
*
1
x
pe. m. | Menbelsfoßns Joruſalem.
vollkommen hinreicht, afle nöchige Kenntnifſe auf
die Nachweit fortzupflanzen, Aber deswegen war
fie damals nicht geradehin entbehrlich, da noch
"Bel Weltronifer fie fehon gefammelt vor ſich fand,
ober von feinen Vätern erlernen konnte. Mach
"der Gefchichte muß es uns wenigſtens —
vorkommen, ob die Menſchen je ohne Offenba⸗
rung auf die Wahrheit der. Einheit Gottes gefal⸗
Yen ſeyn würden, da fie fich nachher fo ganz ver-
Kehren konnte. Was heiße jener Sag des Verf.
Biort ſchenkt dazu den erforderlichen Grab bee
Beruunft ? Kraft.und Application ber Kraft iſt
. noch immer fehr verfchieden, es fann immer Kraft,
vieles zu umfaffen und deutlich vorzuſtellen da fen,
ohne daß fie im Stand ift, neue Wahrheiten, bie
erſt durch Schlüffe entdeckt werben müffen, wohin
tioch keine Bahn gebrochen, fein Fußſteig geebnet
if, zu erfinden. Jeder konnte damals fehen,
daß das, was ſchwer iſt, zu Boden fälle, mufte
ee aber. barum das allgemeine Geſetz der Schwere
erkennen? Der fell in jenem von“ ihm geforder⸗
ten Grad der Vernunft ſchon der Vorrath neuer
Ideen mitbegriffen ſeyn, ſo iſt es wieder Offen⸗
barung. Ja geſetzt auch, daß bie Vernunft dieſe
Wahrheiten ſelbſt erfinden konnte, fo, konnte es
doch immer ber göttlichen Weisheit würdig feyn,
. auf gewiffe Wahrheiten,- bie dem Menfchen für
feine Ruhe und Tugend fehr nothwendig waren,
früher zu leitenober ihnen das Refultat befannt zu
sachen, und denn den Zufammenhang mit beffen
| . | Eimen ee xignen neue zu Helge
M. Mendelsſohns Jeruſalen. 907
Soll ein Vater fein Kind unwiſſend laſſen,
bis es durch Erfahrung ober Schluͤſſe, oft mit
ſeinem groſſen Schaden, allemal mit groſſem Zeit⸗
aufwand, herausgebracht hat, was ihm der Va⸗
zer mit wenigen Worten fagen Eonnte? Und mie
laͤßt ſich diefe Hypotheſe damit vereinigen , daß
man in jenen eriten Zeiten in andern weit leichtern, .
finnlichen Dingen fo unwiſſend, und in Anfehung
Diefer fo abftraften Wahrheit fo weife war? War
‚Die Vernunft fo weile jene Wahrheiten zu erfine
- ben, fo konnte fie auch "die Gefege ohne Offenba⸗
rung erfinden. Wie aber kann, wenn Geſetze,
Deren Befolgung auf jenen nerbwendigen Wahr⸗
heiten berußere, doch geoffenbart,. und dem lange -
famern Gang der Vernunft und Erfahrung nicht
überlaffen wurden, ‚die nensliche Gnade Gortes in
Abſicht der nöchigen Kenntniſſe umwicheig und un⸗
noͤthig ſcheinen? Das follte, wie wir glauben,
der Philoſoph nicht fo breift entſcheiden. Aber
fo fpriche man (heift es) der görtfichen Allmacht
und Guͤte auf einer Seite ab, was man ihr auf-
der andern beylegt? Er war gütig genug den .
Menfchen diejenigen Wahrheiten zu offenbaren,
Die zu ihrer Gluͤckſeeligkeit nöchig find, aber nicht
allmaͤchtig, oder nicht gütig genug, ihnen felbt . ‘
die Kräfte zu verleihen, fie ‚zu entdecken. (Die ' _
iſt erſt der Beweiß noͤthig, daß dieß letztere möge -
lich, und, daß es beſſer und feiner Weisheit ange.
meßner war.) Warum aber hat denn ber gröfte
Theil der Menfchen keine wahre Offenbarung
erhalten? (Ss 41) das wird Gott felbft am. ofen
' | ee U W
EN
®
008 M. Mendelsfohns Jeruſalem.
wiſſen. Wenn Gort aber einem Theil Offenbas
tung oder auch Gefege gab , ‚fo mufte es zu feinen
Abſichten noͤthig feyn.) Herr Mendelsſohn will
über auch Vie Geſchichte hierin · auf feiner Seite
haben. -. Er behauptet ©, 48. das. Judenthum
bat Leine folche nothwendige Wahrheiten erhalten,
ale: ich bin Ber Ewige dein Gott, das nothwen
dige,._felbftändige, allmaͤchtige Weſen u. ſ. m.
Mar bürde Ar. Mendelsfohn Unrecht thun, wenn
‚man etwa glaubte, er halte diefe Wahrheiten
viccht für noͤthig, nicht filt Die Seele der Geſetze.
Dies behauptet er ausdruͤcklich, nur will er, dieſe
Schrfäge würden der Erkenntniß Bargeftelle, der
Betrachtung vorgelegt, ohne dem Glauben Aufges
drungen zu werden, Unter allen. Vorſchriften
wäre keine einzige: du ſollt glauben, oder: nicht
- glauben, fondern alle heißen: du ſollt thun ober
sche thun. Wir wollen darüber einige Anmers
kungen machen, und der weitern Beurtheilung Hr,
Mendelsfohns überlaffen._ Wir geben dem Verf.
barinn recht, daß es in den Schriften Moſis nicht
mit eben den duͤrren Worten ſteht, wie er fie an
führt, denn ſo wuͤrde es ihr ungebildeter Werftand
nicht gefaßt haben. Aber womit will er beweiſen,
daß die Wahrheiten, die hin und roieder und auch
bor den Geſetzen angeführt werben, nicht .eben fo
gut zum Glauben, als die Gefeke zum Thum vor⸗
gelegt: worden wären? Daß Die Vernunft ber
Iſraeliten ſo ausgebildet nicht war, daß ihnen
Aſle diefe Sehren ſchon a priori bekannt gewefen waͤ⸗
xen, das lehret doch wohl ihre "ganze Geſchichte
j | — hre
8
m Meibeisfoßns Jeruſalem. ‚go 2
Ihre Sprathe, ihr Betragen, Ihre Neigung zur
Abgoͤtterey. Uns ift.auch nicht befannt, daß fie
Moſes zu Vernunftfchlüffen aufgeforbert. hätte,
. ich) daburch von Gott und feinen Eigenfchaften zu
überzeugen. Er gebraucht ‚vielmehr dazu bloß
Beſchichte, bie Schöpfung aller Dinge, bie Er⸗
ſcheinung Gottes bey. ben Erzvaͤtern, und bie
Schickſale, die fi ſelbſt erfahren hatten Wenn
Bott Mofi 2B. Moſ. 3. 14. aufträge, ihn als: den’
Ewigen, der ſeyn wird, den Gott ihrer Wäter,
Abraham, Iſaaks und Jakobs befannt zu ma«
chen, fo war dieß doch wohl eine Wahrheit, die
Jie Ylauben ſollten, denn hier wird keine Worfchrift
gegeben, Feines Thuns gedacht. . Das nemliche
gilt von2B.Mof, 20. 2. 5. 6. (vergl. ıB. Meſ.
37: 1.) 5B. M.6. 4. 2 B. M. 34. 6. 2B. M. 32. 4.
wenn gleich Vorſchriſten hingeſetzt werden. Aber Hr.
Mendelsſohn wendet ein, in den Stellens B. M. 4,
39, 4, werde nicht vom Glauben, fondern vom
Körhennen und Wiffen geredet. Ob es aber nicht
qzu ſubtll und geſucht ift, in jenen Zeiten dieſen Un.
wrerſchied zwiſchen Wiſſen und Glauben zu fü -
abhen, da Blaube in der Bibel fo weitläuftig ge⸗
aommen wird, daß er alle Arteri ber Meberzeugung
in ſich begreift. Die Kapitel, aus denen diefe
Stellen genommen find,- erzählen alle die wunder⸗
baren Gefchichten, die vor ihren Mugen gefcheben
waren, und da mar es freylich unndrhig fie zum .
Blauben deffen, wovon fe Augenzeugen waren, -
aufzufodern. Indeſſen mar auch daben. vieles, .
Bas von ihnen geglaubt werden muſte. Schöndie
Dont Dibl2 Bri2. St. Mum hier
‚gro M. Mendelsſohns Jeriſalem
hier und da eingemiſchte Belehrungen von goͤetll
hen Eigenſchaften, als 5 B. M. 4. 24.7, 9. 10.
10, 14.:17. waren Lehrſaͤtze, die fie glauben ſoll⸗
ten, noch mehr aber die Verfündigungen zukuͤnf⸗
tiger Strafen und Belohnungen ‚die 53. 7, 12.
und 28. vorfommien. : Auſſerbem wurden fie auch
“ausdrücklich zum Glauben an bie göttliche Sen-
dung Mofis von Gott verpflichtet, wie aus 3 B.
M. 4. ganz Mar erheller. Daß das Wort Glaube
in ben mehreften: Stellen Vertrauen und Zuver«
ſicht anzeige; iſt ganz begreiflich, weil jeder Slau⸗
be Vertrauen zu einem andern, wenigſtens zu ſeiner
Ehrlichkeit vorausſetzt. Dennoch iſt es 1 B. Moſ.
1546, der naͤchſte Verſtand: Abraham glaubte der
ihm von Gott gegebenen Verheißung, und das er⸗
‚warb ihm bas göttliche Wohlgefällen. Und vie
. «follen es endlich die heutigen Iſraeliten machen,
‚wenn fie aus ihren Öefegbüchern Begriffe von Gore
fammeln und. zufammenfegen wollen? Muͤffen fie
nicht. jene ältern Schicffale ihres. Volks und bie
‚wunderbaren $eitungen beffelben glauben, und durch
dieſen Glauben ſich zu würdigen Vorſtellungen der
Gottheit erheben ?. Wenn übrigens Herr Mendels⸗
ſohn diefe feine Behauptung als einen Vorzug des
Judenthums anzuſehen feine, und fich nicht un.
deutlich merken laßt, daß es nad) feinem Urtheil
darinnen vor den Chriſtenthum viel voraushabe,
ſo müffenwir nur etwas weniges zur Berichtigung
diefes Urtheils anfügen. Er itrt ſich, wenn er
. glaubt, daß das Chriſtenthum feine Sehren mit
ſteten Auffocderungen zu glauben vortrage, ober
Er I De
/
—
HR Mensetefohne gernſãlen (one
Wein Seeligkeit aueſchliehend an dis Ahhefrriitd gei
wiſſer Wahrheiten binde Das Chriſtenthum if
garız.auf bie Autorität Jeſu, die durch Wunder
beſtaͤtigt iſt, gegründet, fo wie das Judenthum
auf der Autoritaͤt Mofis beruft, Daher: muß mie
allem Recht Glaube an Jeſum eine -Hauprfordes -
sung beflelben ſeyn. Diefer Glaube iſt aber Fein
leerer Beyfall, fendern ein wirkſaͤmes Mittel,
nicht bloß zu aͤuſſerlichen gefeglichen Handlungenz
fondern zu. wahrer Rechtſchaffenheit, zu gewiſſena
baftem Gehorfam. gegen Gott, und blos in dad
Verbindung mit biefer burchgängigen Srömmigd
keit iſt er die Urfacheamb Das Mittel, unfker jetzigen
und fünftigen Gluͤckſeeligkeit. Dabey bleibt es
zebem unbenommen, feine Ueberzeugung von jes
nen durch Jeſum vorgetragnen Lehren, auh auf -
Gründe der Vernunft zu erbauen, ober durch fie
zu beveftigen, und daß er bie goöttliche Sendung
Des Stifters nicht verwerfen, noch ihm bet) Schreuy
Die fich (wie 3; E. Rathſchluͤſſe Gottes) durch Ver⸗
nunft nicht erhärten laſſen, verwegenes Mißtrauen
(denn das iſt Unglaube) entgegenſetzt, nur, daB ed
ſeine ſchwaͤchern Mitbruͤder, die alles dieß mib
eicher Sicherheit und gleicher Beruhigung fie
* Seele auf Autoritaͤt ihres goͤttlichen Lehrers
annehmen, nicht darum geringer ſchaͤze. ⸗ Ve
der Seite haͤtts beim älfe wohl das Jubenthum
feinen Vorzug Dort Autsrieie Moſis, bied
görrlihe Sendung Chriſti; bört mehr aͤuſſerliche
GBecſetze, bier mehr Forderungen innerek, erfeuchtes
ser Frömmigkeit, dort Olauben ai. Gefebe, DIE
. Mm | es
mi. Mei
or *
4
'
⸗ MET ee .
Moſes ale gittlich publicirte, Hier Glaube an
Forderungen, die Jeſus mit goͤttlicher Aurerität
bekannt machte, - Was: aufferdeim für das Chri-
ſtenthum noch anzuführen iſt, das müflen wir über
geben, . weil wir bier Feine Vergleichung unter
beyden anguftellen vorhaben. Eben fo müffen wir
auch bie zwar ſchoͤne, ober wenig hieher gehörige
Darftellung ber ältern und neuern Art zu unterric)
ten übergehen, ob wir gleich die groſſe und uüge⸗
gründete Vorliebe des Verf für die Aeltere nicht
bißigen Finnen. Die Abſicht und den Gelft des
Ceremonialgeſetzes ſeßzt er ©. 95. darein, daß vs
die Menſchen zu Handlungen treiben, zum Nach.
denken aber nur habe veranlafjen ſollen. Daher
Habe jede dieſer dorgeſchriebenen Danblungen,
jeder Gebrauch, jede Ceremonie ihre Bedeutung,
ihren gediegnen Sinn gehabt, mit ber ſpekulati⸗
ven Erkenntniß der Religion und Sittenlehre in
genauer Verbindung geſtanden, und dem Forſchet
Veranlaſſung gegeben, über jene geheiligten Dinge
ſelbſt nachzubenfen, ober von weiſen Maͤnnern im
eerricht einzuholen. Wie weit fich dieſes Bedeu⸗
tande, (das von juͤdiſchen Schriftſtellern unendlich,
oft bis zum Laͤcherlichen, übertrieben wird) beſon⸗
Ders bey den Opferanſtalten, erſtreckt Haben, was
dadurch alles gelehrt werben follte, beſtimmt der
Berf. nicht genauer, bemerkt es nicht; wie leicht
der Geiſt über .bem Bild vernachläßige wurbe, noch
daß eine Zeit kommen .mufte, wo der Werftand,
| des Sinnlichen mübe, und ber Kindheit entwach⸗
"fen, folcher aͤuſſerlichen Anſtalten nicht mehr bes
ee 0 | *. durfte,
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m. Bendeisfgus Sen, on
durfte, daß in den Schriften der Propheten und
den Pſalmen ſchon jene hohe Begriffe vor: Opfe.
dienſt nicht mehr herrſchen, ſondern mehr auf Geo
horſam und thaͤtige Fraͤmmgkeit gebrungen wirt
Auch Has hat uns gewundert, daß S. us. ſs viel
Werth auf dieungefchriebenen mündlich übertiefer«
ten Befege gelegt, behauptet wich, daß ohne biefE
Die gefchriebenen gröftentheils underſtaͤndlich gewe⸗
fen ſeyn, oder es mit der Zeit Hätten tderben rrüß
fen. ‚Staat und Religion war (S. 16.) in die⸗
ſer urſpruͤnglichen Verfoſſung nicht vereinigt, ſon⸗
dern eins, nicht verbunden, ſondern ebendaſſelbe.
Unglaube und Irrgtanbewutden. alfe darinn, nicht
als falſche fehre, fonbern als freventliches Verge
ben wider bie Majeſtaͤt des Goſetzgebers, nicht
aus Firchlicher,, fondern: aus potltifcher , buͤrgerli·
cher Macht beſtraft. — Und ſo laͤßt ſich dee”
Kirche allerdings Macht und Recht abſptechen,
ohne daß man dem Judenthum dadurch umtreu
wird. Den Beſchluß macht er mit der Behau⸗
xtung, daß die Iſraeliten ſich unmoͤglich vom Ges
ſetze entledigen koͤnnten, bis, Ihnen ber Geſetzgeber
feinen Willen daruͤber, fo laut, fo oͤffentlich, ſo
über alle Zweifel hinweg zu erkennen gegeben habe,
als er bad Gefeg felbft gegeben hat. So lange
affo müßten fie auf alle bürgerliche Vereinigung.
mit ben Ehriften Verzicht hun, falls Biefe unter
Beiner andern Bebingung, als die Abweichung von
ihrem Geſetz zu erhalten ſtuͤnde. (Ev wird es
denn alfo wohl auch, alles Replicireng und Dupfis
eiren ungeachtet, bleiben Es warde uns“ zu
Mmm3. .. weit
*
or MR Mendelsſohns Jeruſalein.
Wweit: fuͤhgen, wenn wir vng dabey noch aufhalten
wollten, warum Jeſus das Geſetz beobachtet, und
was für Winke er von deſſen bevorſtehender Ab⸗
ſchaffung gegeben habe, und wie biefes ſein Be
teqgen mit dem uͤbereinſtimme, was feine Juͤnger
acer chaten. Wir begrtügen uns, ba es in
Diefen Zeiten, wo man abermals mit vielem Ge.
raͤußth Glaubensvereinigung zu prebigen, vorzu⸗
ſchlagen und zu verſuchen anfaͤngt, die merkwuͤr⸗
digen unde in aller Abſicht wahren Aeuſſerungen des
Philoſophen ouszeichnen. Sie wollen, ſagt er,
als Unterhaͤndler zuſammentreten, und.- einen
GSlaubensvergleich zu Stand zu bringen; um Wahr⸗
heit wie um Rechte, role um feile Kaufsmannsgus
zu handeln, wolle: fardern, Bieter, Dingen. ab:
drohen und..abbirten, überailen und überliften, bis
"Die Partyeym fich einandec in die Hände ſchlagen.
Bie, mollen bier und da von’ den Begriffen etwas
abzwacken, bier und da die Mafchen der Worte
fo lange erweitern, fie fo unbeflimmt und wweirfchid).
tig machen, ‘daß ſich die Begriffe, ihrer Innern
Verſchiedenheit ungeachtet, noch zur. Noth hinein⸗
zwingen laſſen. in jeder verbaͤnde alsdenn im
Grunde, mit. denſelben Worten eine andre ihm eig«
ne Meinung, und ihr ruͤhmtet euch, dem. Glau⸗
ben der Mipfchen: pereinigt,,, die Heerde unter ih⸗
ren einigen Syirten gebracht zu haben? Regenten
der Erhel trauet den: Raͤthen nicht, Die euch mit
glatten. Warten zu einem ‚fo. ſchaͤdlichen Beginnen
perleiten. wollen. Es.ift gethon, um unfer edel⸗
ſtes Kleinod, um: die Frepheit zu ‚denken‘, en
2 un i
a |
! Han
— — — — — —
.
unser Prem wadenlchor ten —
Ihr ihnen Gehõör. geben, Um eurer und unfer aller
&türckfeefigfeie:. voillen , Glaubensvereinigung iſt
nicht Toleranz, iſt der wahren Duldüng gerade
entgegen, ::..: =
Ehen da wir ſchlieſſen wollen, fänte ung eine -
Gegenſchrift unter der Aufſchrift in die Haͤnde
Weber: Herrn Moſes Mendelsſohn Jeruſa⸗
falten, politiſch religioͤſe Macht, Zudem
ehum und Ebriftenthun. Berlin und Leip⸗
"38: 1784 : Mir fönnen uns dabey um fo — *
faſſen, danwir ſchon oben weitlaͤuftiger geweſen,
umd es dem Leſer frey bleibe, unſre Meinungen mit
Den Antworten dieſes Verf. zu vergleichen. Er -
heilt feine Schrift, wie Menbeisfohn in zwey Abe .
ſchnitte, und handele in dem erften von veligiöfer
Mache und. im. zweyten vom. Judenthum. Er
gruͤndet die Macht des Fuͤrſten nicht auf einen ge⸗
feellſchaftlichen Vertrag, ſondern auf Die Noth/
auf das dringende Beduͤrfniß bes Menſchen regiers
asıd geleiter zu werden. (Mir glauben ſelbſt ein
ſokches Beduͤrfniß, das den Menfchen in die Ge⸗
ſellſchaft führte, aber das hebt ben gefellfchaftlichen .
Vertrag nicht auf, wenn wir nicht das willführe)
fiche Recht des Stärkern überall geltend machen |
wollen.) Diefe. oberfte Macht erſtreckt fih nun
uͤberall hin, alfo auch auf die Religion. indem
- Wort religisfe Macht aber ift eine Zweydeutigkeit.
Es kann entroeber. bie Macht der Wahrheiten‘ und
Vorſchriften der Religion bedeuten (und biefe fann,
auffer ihr felbft, niemand befißen) oder die hoͤchſte
Bad im Staat in Anſehung des Aeuffeslichen bee
Mmm4 Religion
[4
L 2
e J °
916 Ueber Hr. M. Mendeisfohns Jernſalem
Religionsverwandte gegen einander haben, und der
mancherley Anftalten zur Aufrechrhaltung, Hebung:
nnd Beförderung deſſelben. :Diefe politifch
religioͤſe Macht, (mie fie ber Verf. nenne) kann
ous mehren Gruͤnbden im Staat nicht fehlen.
3.) Die Religion. ift mein koſtbarſtes Eigenthum,
bas ich weder kraͤnken laſſen, noch ‚ganz einbuͤſſen
‚ Bann, wenn ich in die Befellfihaft trete. a.) Es
. muß eine gewiffe beflimmte Form ba ſeyn, unh
dieſe muß autorificte Veſtigkeit haben, daß fra
nicht jeder ſogleich umſtoſſe. 3.) Es giebt Ver⸗
ſchiedenheit der Religionen. Eine iſt im Lande
allgemeiner. Die. Anhaͤnger derſelben Gaben ges
vwiſſe Rechte und Freyheiten, die an dag Bekennt⸗
viß der Landesreligion gebunden find. (Ob des
"po ſeyn follte, iſt eine vergebliche Unterfuchung,
genug esift einmal fo.) Diefe kann nam nicht
eufpeben, und ihnen. fremde Religionsverwandte
in allem gleich machen, So wurde ber Fremdling
unter den Iſraeliten zwar geduldet und geſchuͤßet,
«ber zu den bürgerlichen Vorrechten ber Iſraelicen
nicht zugelaffen. Und darum iſt die Aufhebung
alles bürgerlichen Unterſchieds unter verfehiebenen
Meligionsvermandten, fo fange ein Traum, bla
einmal alle Menſchen klug, verträglich, eintraͤch⸗
fig und brüderlich geworben ſeyn werden. 4.) Da
die Menfchen über alles Zanken einander ihre Mei⸗
nung aufdringen wollen, und ſich darum haſſen
und verfolgen, foift Macht im Staat nöthig, dem
Grenzen zu fegen. Die Religion alſo, in fo fern
x. ‚ _ + ee Ve - fie
S.
t
U Or: Me Merdeleſohas Jeruſalem. gr .
nn
fin: did. Imere angeht, mag. immer’ auffer dem
Gehier der menſchlichen Macht liegen, ſie bat aber
als Augelagenbeit ver Gefelffihaft::(und das iſt,
was Hr Mendelsſohn durchaus uͤberſehen hat) gun
Uebimg, Anordaung und Erhaltung bes Friedens,
duſſerliche Macht noͤthig. Der Fuͤrſt hat alſo fuͤr
Sitargie (aber au den Grundfägen der Religion
grenaͤßz) Verwaltung ber Güter und Beſtellung
der Aemter zu forget, er muß Anſtalten zur äufß
fen Uebungl treffen, Irreligion verbannen,, dis
Befonbern Mechte jeder Panchen-Khsen,. die, Lan⸗
Beszeligion: bey ihren Befigungen Inffen, fremde
Religions verwandte fehägen und vor Kraͤnkungen
bewahtan — allen: Frieden und Sicherheit beu
Ausbung der Religion verſchaffen. Und de: .
Reiht hat er als Fuͤrſt. (So ſagt ber Verf. wig
abet: walten. 06 lieber darauf gründen,. daß ihm
bie: Religiomgeſellſchaft die Hanbhabung dieſer
Rechte uͤbertragen hat.) Von dem ſymboliſchen
Buchern behnuptet er, fie ſeyn nicht: Blaubensger
feBE oder Glaubensvorſchriften, — fonden Bee
kenniniſſe die dem Lehrer zur Norm dienen folle
en: (Denn eine Norm muß ſehn ©. 86.) In
dieſem Abſchnitt wäre noch manches genauer zu be⸗
ſtimmen. In bem zweyten Abſchnitt über da
Indenthum haben wir zuwellen etwas zu wenig
Schonung und nicht genugſames Eindringen ig
Mendelsſohns Behauptungen gefimben, Er fagt,
man koͤnne Mendelsſohns Syſtem durch bie einzie
ge Bemerkung umſtoſſen, daß er willkuͤhrlich zum
voraus annaͤtzme, es gäbe keine andere Offenbarung
ER . 2 Mmm Ss a als
Vo
U
gus Uebet Hr. MNm. Menheiefoäne-Ferifalenik
als die Juͤdiſche. Dadurch zeichne ſich ſelbiges
beſonders aus, daß es aus Naturaliſmus und:
ſtronger Behauptung einer Offenbarung zuſam⸗
mengeſetzt ſey. Maturaliſtiſch finder er folgende
drey Saͤtze: 1.) Gott offenbaret den Menſchen
keine Wahrheiten, hat es nicht gethan, noch iſt
as auch nathig, ſondern ‚blos Seſebe. Im der
Claſſification der Wahrheiten iſt er mit Mendels⸗
ſohn eins, bemerkt aber, daß einerley Wahrheit
in mehr Klaſſen gehören koͤnne. Gott hat die
Melt gefchaffen, iſt einig, ewig, kann eine hiſto⸗
riſche und dogmatiſche Wahrheit zugleich ſeyn.
Was dem einen ewige Wahrheit iſt, iſt dem an⸗
dern poſitio, hiſtoriſch. (Eine ſehr gute Bemer⸗
kung.) Er fragt nun weiter, ob denn jeder dieſe
ewige Wahrheiten. fo gewiß, fa bald, fo leicht
erfenne ? Die Geſchichte widerfpricht. . Goͤctliche
« Offenbarung iſt noch dazu Thatfache, woruͤber
alles Diſputiren vergeblich iſt. Wenn. Mendels⸗
ſohn Offenbarung nur bey Gefslhtdaheheisen
gelten:Taffen will, fe anwortet er: Faſt alle Res
Hoienswahrheiten find. Geſchichte, (menigftens
mit hiſtoriſchen Wahrheiten als Grund und Felge’
verbunden.) Wenn Herr Mendelsſohn behau⸗
ptet, ben Juden ſeyn bios Geſetze geoffenbaret,
u; erwiedert er, daß fen Feine nerztinftige Religion,
die bloß Geſetze vorſchreibs, und dem Verſtand
\ nichts zu denken gebe; Es ſey auch der Grund⸗
wahrheit ven "der Einpeit Gottes, auf. welcher
alles im Judenthum beruhe, entgegen. Glaube
läßt ſich frevich nie rs wenn pt alles
D ⸗
Ueber Hr. M Weideltlehua Seriffai 919 |
weſchehenr wär, was geſchehen konnte, um den
Slauben zu befördern, wenn der Glaube en ‘den |
inigen Gottvieſe Religion gründete ind erhielt;
ſo war er noͤthig. -Wer- kein-Webirfnig -böhes
ee beitung zugibt, der wird auch die Geſetzgäe ·
Bung nicht lange mehr für Offenbarung selten
. Taffen. Und: @efege ſollte Gote gegeben- haben,
‚sohtie die Wahrheiten, worauf fie ſich gründen?
In der Antwort, bie Menbelsſohn &. 107: giebt,
würden wir meder Quietismus noch Egoiſmus fa
Gs iſt vielmehr die einzige Parthey, die der
—8 nehmen kann, wonn er über dieſen
Bunft keine görsliche Belehrung zugeſtehen Ik
Memungeachtet bleibt es für jeden ein wichtiges |
Beduͤrfniß zu wiſſen, was Cote über den Enden
Veſchloſſen hat.) 2.) Die Offenbarung iſt nicht
allgemein. (Hier iſt der Verf. nicht buͤndig genug
gegen Menbetsfohn, der ja eine Allgemeinheit dee
natuͤtlichen: Offenbarung, fo weit fie zum Entf
Der Menſchen noͤthig ift, behaupte, nur dem Oe
Feb Partikulavikaͤt behlegt. Auch bie Inſtanz von .-
Ver Brodfrucht ind Chinabaum u. fr w. ift nicht
inter bie zur Gluͤckſeeligkeit unentbehrliche Bed
arfnuiſſe.)3.) Es fehleder Offenbarung an bi * -
laͤnglicher Beftärigung. (Nicht doch. Mari
Gelsfohn will nur die Wunder niche zum Be
gung ewiger aaıheiten gelten laſſen. efee
iſt der Gegenſatz; Wundet konnen nichts zus
Wahrheit machen, was nicht Wahrheit iſt, «ber
plbige beffaͤtigen koͤnnen fie fuͤr den, der fie noch
ihr weiß. Sm dem Bon Abſtdntn im
ie u
9 Ueber He M. Mendelsſohns Jeruſalem
Fudenchum iſt er sieh kuͤrzer. Er fielie bloß das
Auffallende vor die Augen, daß Mendelsſohn
nichts als GOeſetz will, und ihm auſſerdem weder
Moſes, noch. die Propheten noch bie Hofnuug
das Meßias etwas gelte, fo dem ſonſtigen Blau
hen der Nation gar zuwider iſt. Das Gens Form
fü fpät, was wär denn Religion ver dieſer Epoche
und unter den Erzpätern? ae wohl Abrabans
Haube, und Abrahams Segen, Bern die
Eckſteine austreten, ſagt Menbeisfehn, fo hilft
"gg. niches, wenn man. fih auch in das oberiie
Stackwerk retten wollte. Das felgert er ans
Rem gewöhnlichen,” (aber ſehr unbeftimmsen, und
beynahe unrichtigem) Gerede, Daß das Chriſten
thum auf das Judeuthum erbaut ſey. fern
nm unter Judenthum aftifraelitifche Meligion ver
ſtaht, ſtimmt das Chriſtenthum damit überein, im
ſo fern man darunter das neuere Judenthum, fo
wia es von juͤdiſchen Lehrern genommen wird, ver⸗
Keeht, iſt es auf deſſen Umſturz exvrichcet. (Dos
Chriſtenthum iſt aber. übrigens auf Jeſum gegrüm
Bet, ber fi durch feine- Wunder ale görtlichen
Giefandten legisimirt hot, und: deſſen fehre sie
ſeyn würde, wenn auch. weder Moſes, noch ein
MProphet etwas, von ihm vorher verfünbige hätte.)
Auf die Klagen des Drucks her Iſraelitiſchen Na⸗
ction erwiedert er, (und wie uns duͤnckt mit Grunb)
das ihr Zuſtand doch im Ganzen erträglich ſey,
unmbd die Chriſten in manchen Staaten eben fo ſehr
7 ruckt wuͤrden, daß fie den Schutz der Obrige
We geh aber sehen, und ‚über Die. nie
ı Abgaben,
2,
7 -
K .
Usabe. Mm. Dreeipis cherifalen, a y
RAbg · ben, ſich in beſchweren nicht Urſache Ga,
da dieß das Einzige fey, womit ſie dem Staat
Dienten, Uebrigens aber fey es niche die Haͤrte der
Chriſten, ſondern ihr eignes Geſetz, das fie don
uns trennt, und bürgerliche Vereinigung unmoͤg⸗
lich mache, was auch Dohm und andre Menſchen⸗
Freunde fagen ober unternehmen moͤchten. Wie
Haben nün- dem $efer den —3 dieſer Gegenſchrift
amd den Gang feiner Beſtreitung getreulich vxxx
gelegt, und aͤberlaſſen es ihm, den Werth und
VUnwerth der Grunde und Gkgengruͤnde, unfrer
Erinnerungen und der Einwendungen des Unge⸗
nannten — abzumägen, —
Me |
Die unveränderte Augſpurgu
ſche Confeſſion. Deutſch und lateimſch
nach der in dem Archiv der Reichsſtadt De |
‚berg- befindfichen authentiſchen Abſchrift.
einem literariſchen Vorbericht —— ——
von M. Geor Wolfgang: Panzer in.
Nirnbers uͤrnberg 1783. 162 S. und
DE 4 ©. eher & —
Kritiſche Gefäjiäpte dor Kugfone:
giſchen Confeffion aus archlvälifchen Nach⸗
“ sichten, nebft einigen diplomatifchen Zeichnungen. Er⸗
- She. Herausgegeben von Beörg Gottlieb Kom ‘
‚ be in Weimar. Frankfurt am Mayn, 1783...
408. ©. Daft io B. Beylagen.
—*
224 Die Aupfpursiiche Eonfefien.
- Befandten diefer Stadt ſogleich nach her Ueberga⸗
be abgeſchickte Abſchrift in dem oben Arigezeigten
Buche abdrucken, in ber Ueberzeugung, daß man in
Biefer Abſchrift ein genau mit dem Abergebenen Ori⸗
ginal uͤbereinſtimmiges Eremplar zu vermuthen
und zu erwarten habe. Und in Wahrheit, wenn wir
ampacthenifch ſprechen ſollen, fü hat bie Abſchrift
alles für ſtch, was ſie zu dem Rang einer autben:
Mfchen Kopie erheben fann. Der Umſtand, daß
Ne Gefandren von Nürnberg die Confeffion mit
andern Ständen untergeichnet: und daher ihren
Prinripalen, in deren Namen bie Unterzeichnung
geſchehen, mit dem Bericht, davon wahrſcheinlich
‚auch eine genaue Abſchrift, fo gut fie zu Haben war,
mitgetheilt haben; ber Umſtand der Zeit, daß
. ſogleich nach der Vorleſung und Ueberreichung bes
- Driginals dieſe Abſchrift nad) Nürnberg von ih⸗
nen geſchickt worden; der Umſtand, daß ihr Se:
ceeretaͤt, der die Berlchte mundirte, auch dieſt Ab»
ſchrift geſchrieben, und die groſſe faſt durchgaͤngige
aus ber von Hr. Panger angeſtellten und bier uns
ger dem Tert angemerkten. Collation gefumbne
NUebereinſtimmung mif dem Dtuck der Augſpur⸗
gifchen Eonfeffion im Corpore dodtr: Brandenbur-
gicc, in den Coͤleſtiniſchen Ausgaben und in ber
oncordia, welche fämtlic aus ben Mainzifchen
‚Vrlginaleremplar genommen feyn ſollen, beguͤnſti⸗
‚gen die Panzerifche Behauptung und das Anfehen
Der Nürnbergifchen Kopie: und laſſen wenigſtens
‚Keinen Zweifel übrig, daß nicht alfe die Abſchrif⸗
un. aus einerley Quelle gefloſſen feyn. Sur bie
on io. ur nter⸗
vonGeorg Wolfgang Panzen. 929
Vnterſchriften zwiſchen ber Nuͤrnbergiſchen Ab⸗
ſchrift und dem Druck in dem Concordienbuch u. a.
machen eine erhebliche Bedenklichkeit, da jene die
Confeſſien auch noch von dem damaligen Chur⸗
prinzen in Sachfen Johann Friedrich, von Franz,
Herzog in füneburg und von Albrecht Grafen von
Mansfeld unterzeichnen läßt, grade wie die erſten
deutſchen Abdruͤcke der Augſpurgiſchen Eonfeffion,
Die noch während. des. Reichstags erſchienen find.
Am dieſe zu heben, nimmt Herr Panzer eine
Doppelte Unterſchrift an, bie eine, da den 23. jun.
Das Concept in Gegenwart aller Protefiirenden:
Stände verlefen wurde, und bier foHen ſich auch
Die hier genannten Perfonen, felbft der Graf von.
Mangfeld, unterzeichnet haben: die andre, in:
Dem munbdirten unb wirklich. übergebenen Exem⸗
plar, in welchen der Churprinz wegblieb, weil er
noch nicht vegierender Fuͤrſt wars der Herzog.
Franz von Luͤneburg, weil dieſer mit ſeiinem Bru⸗
der Ernſt für Eine Perſon angeſehen wurde; der
Graf von Mansfeld, weil, man feinem Names;
vermuthlich bloß aus Höflichfeir unter das Con
cept der deutſchen Confeſſion ſetzen laſſen. (Es.
waͤre noch Die Frage, ob das Concept wirffich von
den einzelnen Fürften eigenhändig unterfehrieben:
worden, und wir ſehen, daß Herr Panzer es auch⸗
nicht fo verſteht, fondern nur meint, es fen hier
ausgemacht worden, welche Namen unter das⸗
Original geſezt werden ſollten. Nur die Bebenfs.
lichkeit entſtehet gegen dieſe Hypotheſe, daß, ba.
die Nürnbergifihen Befandten erft nach der Ueher
Dede 1ibh2.3., St, Dun gabe
v
¶Wehers kritſcht Geſchichte
gabe ihr Eremplar abfendeten, man vermuthen
ſollte, fie würden in ihren Abſchriften, zumal’ da
fie ſelbſt das Original untetzeichnet hatten, auch
genau angeben, wer neben und mit ihnen unters
fhrieben habe: Dech hievon unten.) — Zus
gleich duffere Herr Panzer noch die Hofnung,
daß das wahre deutſche Original noch nicht ganz
S
verloren, obwohl jegt unbekannt ſey. Zuletzt bes
ſchreibt er noch, ſowohl die erften Ausgaben der
Augfpurgifchen Confeſſi on von 1530. bie er als
Abdrücde von einer guten Originalfopen ſchaͤtzt,
als auch die verſchiednen Drucke der Confeſſion,
welche nach ſpaͤter genommenen Abſchriften vom
Mainziſchen Original vom Coͤleſtin, Chytraͤus,
dann im Corp: doctr. Brandenb. in der Concor-
dia, in Frankfurt 1584. in Gofdafts Nelheſo-
“gungen u. a; m. veranſtaltet worden.
Ganz von’anbrer Ark ſind die Reſultate, wel:
ehe Herr Stiftsprebiger. Weber durch feine rieuen
Unterfuchungen gefunden zu haben glaubt, da er
durch die Angabe der Mainzichen Kanzley ges
taͤuſcht, und durch den Widerfpruc) gegen feine
ehemals von uns angezeigte Schrift (1 Th. unfrek
Bibl. S. 906.) eines beffern belehrt, feine. Auf:
merkſamkeit ganz auf die Entbeckung des wahren
Driginaltertes der Augfpurgifchen Confeſſion gen.
wendet hat. Eigne Gegenwart in der Mainzis
ſchen Reichskanzley und Durchficht der Reichs
aftenz der Zutritt zu dem Weimarifchen Archiv,
worinnen man natürlicher Weiſe die wichtigften
' Dokumente zur Geſchiche bes Reichstages. in.
Augfpurg |
. N,
N .
en.zu fudyen hat; die Willfähriafeit vieler ges
lehrten ünd geprießnen Mäceneh, ihn durch archis
vwaliſche Urkunden Andrek Stände zu unterſtuͤtzen,
And ein auhaltender kritiſcher Fleißz laſſen aller:
Dinge bon ihm mehr erwarten, als ſonſt geſagt
tworden, und werden feinem Buche groſſe Wichtig⸗
#eit verſchaffen, wenn man auch beſorgen oder fin⸗
Sen muͤſte, bag feine Hybotheſen und Urtheil⸗
uch immer auf Thatſachen gegruͤndet, feind
Behauptungen zuweilen mehr vermiinhet / als
entdecke; und die kuͤhle hiſtoriſche Unterſuchung
über Facta; durch hitzige Ausfälle auf Perfond .
- di ihrein Nachtheit unterbrochen, worden Laͤſt
ſich denn Peine Stöeitigfeit ohne Perjonälien fuͤhr
Hin? und, zumal wenn Auch das beſts Reſultat
kaum der geſammten Religion, und Chetſtenheik
eineni Bortheil bringt, muß ſich Denä das Publi⸗
kam noch an den wechſelſeitigen Beſchuldigungen
erbauen, — oder aͤrgern? und was ſollen fo diel
Aügfpiig tyzo. und dei Begeben heiten auf dem
u
Schimpfworte. gegen Perföneit ;: weiche nicht an⸗
greifender Theil und im Todtenreiche äuffer Stand
Ü)
find ſich jüi verteidigen?
: Wir firiden in diefem Erſten Theil dreß
Abhandlungen: Züetft vom. Vorarbeiten. und
Düekeider Augſpurgiſchen Confeffiön,; Derfeiben
Bearbeitung und Uebergabe ar ben Kaiſer· Un:
ter - jerie rechnet er die Sächfiichen und Schuss
bachifchen.Vificätionsarfikel , jene v. J. 1527: dies
fe von a508: Luchers Bekenntniß vom Abendmiaht,
Weas hiet wohl nicht viei Einfluß hatte) die Arki
——
—
I»
X
N
Bi t
“
3 Mebers „etieifehe Geſchichte
kel, woruͤber zu Marburg diſputirt und verglichen
wurde, und die daraus entſtandnen ſogenannten
Schwobacher Artikel, welche ſonſt auch Schmal⸗
kaldiſche heiſſen, und unter dem Titel: das Bez
kenntniß M. $ auf dem — Reichstag zu Auge
fpurg ehnzulegen, ſchon im J. 1530. ohne Luthers
Er erfchienen.find, wie Riederer entdeckte und
‚bepieße: Der Meinung, daß eben biefe Schwo⸗
bachiſchen Artifel won den Zorgifchen nicht unters
ſchieden fen, wie man bisher geglaubt - hatte,
widerſpricht Hr. Weber aus Gründen, bie wir
nicht prüfen wollen. Die Gelehrten, welche bie
Schwobachiſchen und Torgiſchen Artifel für Eins
"halten, haben ohnehin wohl fihwerlich eine woͤrt⸗
liche ‚Uebereinflimmung: und. bloſſes Xbfchreiben
ober unveraͤnderte Wiederhohlung, ber Schwobachi⸗
ſchen 17 Artikel auf dem Convent zu Torgau be⸗
hauptet. Mit dieſen bereits genehrmigten Arbeiten
Der fächfifchen Theologen und einigen fchriftlichert
Auffägen einzelner Lehrer unterflüßt fieng Melanch⸗
then die Ausarbeitung der Bekenntnißſchrift an;
ein früherer Aufſatz wurde an Luthern geſchickt,
doc) aber nachher wieder gebeſſert, noch einiges
3. E. der 20. Artikel ‚Dingugefegt, in der deuifchen
Gonfeff on immer geändert, und erft in den legten
Zagen vor der Uebergabe bie Präfation und der .
Epilogus dazu gethan, Alle diefe Bemerkungen
Fönnen und müffen.bey ber Frage über den authen⸗
tifchen Originaltext und den Werth, den verſchied⸗
"ne Abfchriften und die: erſten Ausgaben der Aug⸗
fpursifchen Confeffon haben, vor Augen behal⸗
ten
4
‚ ‚Der 4. C. Ce Veit. 929
tren werden‘: Mir Recht wird dem Melanch⸗
thon die Ehre und das Verdienſt vindicirt, der
Hauptverfaſſer der Confeffion zu feym Es iſt
‚fonderbar, dieß läugnen zu wollen, die übrige
. Sefchichte der Uebergabe ber Augfpurgifchen Eon
fefjion ift befannt.
Der Zweyte und bey weiten der wichtigfte
Abſchmet handelt nun von den Urſchriften und
Archivsexemplaren der Augfpurgifchen Eonfeffion.
Ganz gewiß ift es, daB die erften Bekenner fich
von der Wichtigkeit ihrer übergebenen Schrife
richt fo hohe Begriffe machten, als nachmals ele
nige Theologen, denen die Freiheiten der ganzen
Proteſtantiſchen Kirche zu wanfen fhienn, wenn.
auch nur das. geringfte Joda von ber Eonfeffion
geändert würde, ober verlohren giengee Daher
i ihre Fahrlaͤſigkeit, dafuͤr zu ſorgen, daß ſie imd
ihre Kirchen einen authentiſchen Abdruck von Ori⸗
* erhielten; daher die Gleichguͤltigkeit bey den
erſten ſchon verfchiednen Ausgaben; daher vieleicht
auch die Sorgloſigkeit, daß fie ſich nicht um eine
aͤchte Kopie des Originals, oder um die genauſte
Aufbewahrung bes Originalconceptes bekuͤmmer⸗
sen. Die Urſchriften find bekanntermaſſen dem
Kaifer lateiniſch und deutſch übergeben worden,
wovon das deutſche Original in die Reichskanzley
fam, das lateinifche aber, wie man fagf, Carl
für fich behiele. Won den Schiefalen des latei⸗
nifchen Originals Haben fich bisher, auch nach
den neueſten Unferfuchungen des Heren Weber kei⸗
ne <uneläfig Racrichten endeten laſſen. Im
Nnunz Reſche.
4
—
—X
990. Webers kritiſche Geſchichte
Reichsarchiv iſt weber Original noch Kopie davon
in den Reichstagsakten, und obgleich Coͤleſtin und
Forer, auch neulich Feuerlein von der lateiniſchen
Urſchrift in Mainz geſprochen, fo find doch beyde
Iegtern durch den eignen (freylich ganz fonderbaren,
gar nicht archivälifchen und dem ganzen nicht vor⸗
theilhafften, aber vieleicht auch nicht erweißlichen)
Sprachgebrauch der Reichskanzley, welche alles,
was im Archiv iſt, Original nennt, getaͤuſcht und
ber erftere offenbar Betrüger , wie Kerr Weber
foge.: Denn er erinnert, daß das angebliche
Driginal Coͤleſtins, woraus er feine Ausgabe ab«
drucken laffen, nichts, anders fen, als die Confeſ⸗
flon, welche Fabricius $eobiys in der Harmonia
A. C. als das Originale edirt hat, da bende
Drucke durchaus, bieß die Unterſchriften und eis
rige Kleinigkeiten ausgenommen, genau barmo«
niren. (Es möchte doch Aufmerffamkeit verdie⸗
nen, öb Coͤleſtin die lateiniſche Tanfeffion aus
Mainz erbaften zu haben vorgiebt? Ich weiß
wohl, daß er T. I. p. 141. zufammen vom lateini-
fhen und deutſchen Exemplar redet; allein es ift bey
ihm, wie ben andern, daß Genauigkeit des Aus-
drucks oft ein Opfer der Kürze wird, und uns
iſt doch auffallend , daß er beym wirklichen Latei⸗
nifchen: Abdruck T. TI. p. 169. weber beym Titel,
‚ nocham Schluß’es melder, paß er ſelbſt aus dem
Original und Protokoll in Reichsarchiv diefe Ab⸗
ſchrift beſorgt, wie er es doch bey der dentſchen
> Eonfeffion fo umſtaͤndlich char.) Es iſt auch ſonſt
mit andern Erzählungen nicht vereinbar, daß bus
ze LE — latei⸗
*
—
HE C. Erſter Theil. zu
Wateiniſche Original in Mainz ſeyn ſolle. Zwichem
hauaatte es in Bruͤſſel, theilte es im J. 1560. dem
Aindan und Hopper zur Collation mit, und ſagt
im J. 1568. daß der Herzog von Alba es aus dem
Archiv von ihm verlangt Habe. . Seitdem iſt
alle Spur davon verloren. (Soflte.es nicht möge
lich ſeyn, das Fabricius Seodius Durch Zwichen
Lindan oder Hopper dieß Driginal in bie Hände
bekam, und feine Ausgabe, melcher doch Fein
Proteſtant bie Authenticitaͤt ftreitig macht, hier⸗
aus’ beforgte?” Denn daß der Herzog yon Alba
‚ohne Zweifel bas Original nach Spanien ges
ſchickt, wird ohne Beweiß gefage: und konnte
denn Fabricius nicht ſchon mehrere Jahre vor der
Ausgabe feiner Harmonia A. C. eine Copie ge⸗
nommen haben? Wiewol, wenn fi die Authen-·
ticieäf der Melanchrhonifche Quartausgabe v. 1.
7531 pertheidigen ließe, das Worgeben Fabrici
hinlaͤnglich widerlegt wäre. - Dieß ift nun die
Hauptſache, worauf fih Herr Weber eingelaffen
bat: ob bag ibergebene Eremiplar von ber erfi ge
nannten Ausgabe unterfchieden war oder nicht ? Um-
dieß auszumachen, fuchte der Herr Weber die noch
vorhandnen Archiveremplare auf, und fand, daß
‚ das Weimariſche neu nach dem Rt. gefchriebenund
fpätere Kopie tft; ein Anfpachifches ift gleichzeitig,
‚nur die Präfation ſcheint fpäter als der Text, ob⸗
gleich von einerley Hand gefchrieben zu feyn, aber
die Melanchehonifche Ausgabe v. J. 1531. weicht
son ihr ab; ein Hannöprifches von Hg. Ernſt
‘son Luͤneburg iſt corrigirt aus der Octab⸗
7 Mandy ausgabe .
J
8
| 978 Weers kritiſche Geſchiche
ausgab? vom J. 1531. ein Anhaltiſches zu Deſfau
hat weder Titel noch Praͤfation noch Epilog, und
harmonirt, ſo wie das Nuͤrnbergiſche von Herrn
Panzer edirte, bloß die Antitheſen beym 13. und
18. Artikel ausgenommen, die im Anhaltiſchen
und Nuͤrnbergiſchen Exemplar fehlen, mit der
oftgedachten Quartausgabe. Allen dieſen Archiv⸗
xxemplarien macht der Herr Weber die kritiſche
Autoritaͤt und Originalitaͤt ſtreitig, weil ſie, wie
er ſich uͤberzeugt, noch vor. der legten Repiſion
der. Augſpurgiſchen Confeſſion copirt worden. Geis
ne Gründe find erſtlich ihre Nichtuͤbereinſtimmung,
(daraus möchte ich doch weiter nichts bemeifen,
‚als daß fie nicht alle Ein Original, nicht alle glei⸗
ches Anfehen haben:) Zweytens die Gefchichte,
benn vor der feßten Reviſion fey die Augſpurgi⸗
‚ She Eonfeffion ſchon den 32 May ben Ständen
übergeben worden, obne Präfation und Epilog,
und grade ſo ſey das Deffanifche Eremplar , (und
grade dieß muß nach der Uebergabe copitt feyn,
wenn die Unterfchriften etwas gelten;: benn es
werden auffer den fubfceribirenden Ständen noch
Die vier Städte Weiffenburg, Hailsbronn, Kem⸗
pten und Wiensheim, die erft nachher der. Confeſ⸗
fion beytraten, genenne:) von eben ber Art fey auch
‚Das Anfpachifche, welches nur die ächte Präfation,
„aber in dem Artikel de votis monaft, und de po-
‚tell, Epiſcop. Stellen des erſten Entwurfs ganz
beutlich ‘zeige, (Die iſt auch unverkennbar.)
Aber es bleibt ‚doch das Nürnbergifihe Exemplar
| mod imner an das vehi zuſetzt ri
' a
ar
Par |
ARCHE Erſter Thel. v33
und nach der.-Tegten Reviſion erſt mundirt ſeyn
mag: Beweiſe fürs Gegentheil finden wir wenige
ſtens nicht: niche Hinreichende Gründe ber, Melanch⸗
thoniſche Ausyabe höheres Anfehen und mehr Dris
ginalität zuzuſchreiben. Melanchthon zwar: ver«
Dient allen Glauben bey feiner Ausgabe; (aber er '
felbft nennt nur exemplar honae fidei, wornach
er fie beſorgt; würde er fo reden, wenn er das
Originalconcept vor ſich gehabt und ben Ab⸗
druck davon ſchon beſorgt haͤtte? Selbſt die For⸗
mel recognitam editionem lieſern zu, wollen,
möchte ich von Aenderung mancher Ausdrücke ver⸗
Stehen, ſo wie emendatam von WVerbefferung dee
Drudfehler in der vorigen Ausgabe, und in je -
Dem Falle hat Melanchthon als Editor nie die
Vermuthung vor fi), Die Urſchrift getreu beybe⸗
halten zu haben.) . Ob wir ohne Melanchthons
Ausgabe nicht wiffen würden, welchem Archiv⸗
eremplar wir- trauen folltenz zweifle ih. Denn
wir lernen. es aus ber, Geſchichte, aus Briefen
Luthers und. Melanchthons, und aus ben Alten,
daß bey der Kevifion einige Artikel: umgeändere
und veitläuftiger als im exflen Concept geſtelle
goorden: und fehkieffen alfo wieder, Diejenigen Ep«
emplare, welche in den Art, de votis monafl, de
poteſt. Epilc, ausführlicher find , find von der ree
vidirten Confeſſion. Daß Lindan, ber Bas latei⸗
nlſche Original in Händen hatte, und mil der
Melanchthoniſchen Ausgabe v. 1531. collationirt,
den Proteſtanten keine Vorwuͤrfe macht, ſcheint
mir doch nicht ſichex zu beweiſen, daß er feine
Bu Ze Ran 3 Bere
⸗ >
539. Wibers kritiſche Geſchichte.
Berfchiebenheit gefunden habe: und endlich, wenn
Herr Weber meint, daß die Antithefen im 13. und
18. Artikel hoͤchſtglauhlich in der Urfchrift ges
flanden, folglich die Erempfarien, welche dieſe
Antichefen ausfäffen, mindere Authenticitat haͤt⸗
ten; ſo iſt ung grade dag Begentheil hoͤchſtglaub⸗
lich, ſeibſt wegen der päpftlichen Confytation.
Sonſt gedenkt Biere fleifig der Antjtheſen, Fau-
dantar principes, quod damnaut anabaptiltag
bi: fm. nicht fo beym 18. Art, wo vielmehr bie
tömifchen Thestogen felbft ben Pelagianiſmus und
Manichälfmus als bie benden Abwege angegeben
und böchftglaublich erft den Melanchthon veranlaßt
aber, jenen Zufag beyzufuͤgen? und die Antiche⸗
€ bey 13 Artikel folte in der Confutation der
Kritik entgangen ſeyn, da fie offenbar. antirömifch
AR? Mir würden daher vielmehr ſchlieſen: weil
In jenen Exemplaren ‘die Anthichefen fehlen, - fo
heben fie mehr Authenticitaͤt. — Doch vielleicht
. Faße fi) bey den Unterfuchungen über die Ansga:
Ben F tareinifchen Confeſſion einſt hierüber mehr
agen.) u et
Das .deutfche Exemplar der Übergebenen
Lonfeſfion kam unſtreitig in Die Reſchskanzley und
über deffen Beſchaffenhelt verbreiten ſich vornehm⸗
lich die muͤhſamen Unterſuchungen des Herrn Wer
bers. — Was hierüber als fichre Geſchichte er-
kaunt werben muß, iſt ohnfehlbar, erftlich ‚daß
fest dieß eigenhändig von den Fuͤrſten unterfihries
Bene, Original in Mainz nicht Da atigeftoffen werbe,
ſyo man &6 ſuchen ſollte und muſte, nehmlich *
J
BE A. C. Erſter Theile“ 099
Den Aften des Rt. v. J. 1530 Diefe Akta hat.
Herr Weber in Haͤnden gehabt, aber dabey nur
eine, Kopie der Augſpurgiſchen Confeſſion ohne
Unterſchriften gefunden. (Daß es aber jetzt gar
nicht mehr in Mainz eriftire, wagte ich Daraus
nicht zu folgern: bern Die Ordtiung Im Archiv IR
üft niche eben muſtermaͤßig; mehrere Städte fin
verräumt und die Sage, daß dieß Originaf mit
einem falcicylo adtorum vom Cogcilio "Trident« _
no nicht mehr zurücte gekommen, {ft fpäter, noch
Dazu unwahrfcheinliche Sage, weil doch bie an⸗
bern Acta frenfich remittirt worden find, und mag
als Ausflucht für Bequemlichkeit; Unwiſſenheit
oder Unzufriedenheit eines Ardyivarg gelten, Docu⸗
mentire iſt fie wenigftens nicht ; und mwerm, wid -
Herr Weber verfichert, bie Reperterien felpft einer
Driginalconfeffion gedenken?) Eben fo gewiß iſt
es, daß bie bey ben Rt. Akten liegende Kopie von
der Mainzifchen Kanzley zuweilen mag für bad
Hriginal ausgegeben worden ſeyn, fo wie fieneuere -
Dinge eine gedruckte Ausgabe v, 5. 1540. als das
Driginal eopirte. Auth iſt es gewiß, und durch
die Coflationen und Entdeckungen bes Herrn We⸗
bers entſcheiden, daß die Abdruͤcke der Augſpur⸗
giſchen Confeſſion im Corpore Erandenb. und in
der Form, Concordiae faſt woͤrtlich mit demjeni⸗
gen Exemplar uͤbereinſtimmen, welches noch jetzt
im Reichsarchiv bey den Reichstagsaktenz liegt,
von den Herrn Stiftsprediger abgeſchrieben, und
in den Beylagen zu diefem Werke abgebruff wore
den, Es fehehrt- md endlich auch nalen zu
2 J n N
1)
>
N
936 Wedhers Fritiiche Geſchichte.
ſeyn, daß dieß Mainzifche Eremplar eine Kopie
fen, ob es gleich zuweilen fürs. Original gehalten
worden. Sollte alfojegt, bey Crmanglung bes Ori⸗
ginals,. über. Die Beichaffenheit des Driginals ge-
urtheilt werden, To entftehen Die zwey wichrigften
. Srogen, theils, ob biefe Kopie im Reichsarchiv
zu Mainz yon Hriginal genommen fey? und mit
derifelben „gleichen Innhalt und Werth Habe?
theils ob die Ahdrücke im Corp, Brandenburgico,
ber Concordia u. a, welche angeblich) nad) dem
aͤchten Original gemacht find, nicht von gedachter
Kopie fopipe worden? Die .erflere verneint Herr
eber ,..bie.leßtere bejaht er. |
. Zur. Entiheibung der erftern Frage deſto
ſichrer zu gelangen, bat ſich Herr Weber bemüht,
auch In andern Archiven ber Fuͤrſten bie Abfchrife
aa der deutſchen Confeſſion zu erhalten und zu ver»
- gleichen.., Und er.fand dergleichen zu Weimar,
wo: night nur Spalatins eigenhändig geſchriebenes
Fremyplar If (das fichtbar noch den erften Ente
purf der Eonfeffion enehält) und unter ben Reichs⸗
agsaften eine andre Kopie, welche mit ben erften
rucken und andern Archiveremplaren harmonirt.
aber; feine Unterfchriften hat; zu Anfpach, wo das
Kine weder Präfarign ned) Epilog, noch den 20,
ind ar Artikel noch die fieben Artikel: von Miß⸗
hraͤuchen hat; (alſo der erfte Entwurf,) dag andre
ie. dem. Maingifehen Exemplar aus Einerley.
uelle gefloffen zu ſeyn ſcheint; noch mehr aber auch
dogar in Situren und in den Unterfchriften mit dem
Momhergiſconn gulammentrft; au Dannower, vo
ya
1 I l
BER CT. Erſter Theil.837
Bas Exemplar zum Theil den erſten Entwutf ont⸗
haͤlt, zum Theil aber die Praͤfation, Epilog und
die fehlenden Artikel von einer andern Hand ein.
gänzt liefert: jener Theil wurde aber nach einent
vollftändigern Eremplar corrigirt. (Uns ift eben
än. Abfiche auf das. Braunfchweigifhe Erempfae
‚eine merfwürbige Stelle in dem Süneburg. Corp
"doctrinae vorgefommen;, da in einer eignen Vor⸗
zebe der General Sap. zu-Zeke,: Chriſtoph
Fiſcher b;.d.: 5 Sept« 1583. ſchreibt: daB zwar
für-dieß corpus dodtr. die Augſpurgiſche Eonfeffion
ſchon Anno 76, gedruckt worden: weill aber mittler⸗
weile aus beſondern Gnaden Gottes in dd Full -
Kanzley das Opriginal derſelben, wie ſie Kayſer
Carolo V. Anno 39. nberantwortet/ gefunden, wie
benn Herzog Ernſt dem Reichstag zu Augſpurg bey⸗
gewohnt und ſdie Confeſſion unterſchrieben; dieß
Original auch von Worten zu Worten mit dem Exem⸗
plar, das die Formel Concordiae gedruckt, concor⸗
wire; fo habe man für rathſam erachtet, derfele -.
bigen Tonfeffion wahrhafte Copey für dieß Cor
pus deuden zu laſſen. Wir zweifeln, ob dus
Dannööerifche Eremplar' dieß nehmliche fey, von
welchem Fischer. fchreibe. Kin Heffifches: und ein
Anhaltifches :Eremplar Hat ſich nicht gefunden,
und das Mürnbergifthe haben wir oben nad) Pan⸗
zeun befchrieben. Allen diefen Eremplaren mach
es Here Weber ftreitig, daß ſie vom Koncepr-beg
übergebenen Originals ober von dein für den Rate
für gefertigten Mundo abflammen, und efe.ben
„ 07 Tepe
—
dae Webers kritiſche Geſchichte
eben daher begreiflich, teil: (tete. daran gebegert |
worben, und bas tevibiete Eremplar ben gerins
gern Ständen fpäter. zum Abfchreiben eommunirirt
werben fonnte, daß Die Abſchriften der legtern noch
berichtigter als die erfteen, von den gröffen Staͤn⸗
den genommen find. Die VBollftändigfeit in dem
Sanndverifchen, Anſpachiſchen und Nuͤrnbergi⸗
ſchen Acchivsremplaren ſcheint ung: wenigſtens gu
beweiſen, baf:fie nach der groffen von Melanch⸗
thon angeftellten Kevifion gefchrieben find,. fo mie
bie Emenbationen in ben beyden legten verrathen,
daß fie nad) einem. noch, einmal und niche unwahr⸗
ſcheinlich bey den legten Zufammenfünften vor bee
Uebergabe revidirten Concept. geändert worden.)
Schon wegen der Uebereinſtimmung mit dieſen
Aechivokopien ber Augſpurgiſchen Coufeſſton, bie
nach Herrn Webers Hypotheſe nicht ben Qriginal⸗
tert enthalten, glaubt er ſich berechtigt, zu behau⸗
pten, daß die Mainziſche Handſchrift ebenfalls
nichts: andere als‘ eine Kopie einer umrevidirten
Eonfefiton fey, und daher weder Gehalt habe
uoch Glauben verdiene. Däß-fie nicht vidimirt
. a, (welches bey ſolchen Eremplaren aber ſchwer⸗
lich Verdacht giebt;) daß fie von Schreibfehlern
wimmelt, und alfo mit ihrem Original nicht colla⸗
sionirt worden 3 daß fie kein⸗ Unterſchrifften Hat,
und viele Sefarten. in-berfelben theils Leſarten des
- arften Spalatiniſchen Entwurfs, theils auch wohl
in andern Hanbfhriften,: wo fie zueeft Runden,
äusgemerjt find, beftärft feinen Verdächt und iſt
- Grund genug fie min. füre Huginal zu Baer
oder
nr
|
5‘
N
4;
Fommt es uns fehr ſchwer an, einige Zweifel wider
Die Meinung, daß fie von einer unrevidirten Con⸗ 2
Feffton copire worden, für unerheblich zu halten.
Schon dieß müfte uns befremden, wenn in feinem:
Archiv der proteftirenden Fuͤrſten eine, genaue und
dem SHriginalconcept conforme Abſchrift aufbe»
wehrt feyn follte und alle ſich mit unvollſtaͤndi⸗
ggen Kopieen begnüget hätten: noch vielmehr aber
:der A. C. Erſter The.” gar
oter als daſſelbe gelten zu laffen. Gleichwohl
waͤre es uns unbegreiflich, wie eine Kopie von ei
nem unrevidirten Exemplare ins. Reichsarchiv uns
ter bie Reichstagsakten kaͤme. Die proteſtanti—
ſchen Fuͤrſten publicirten vor der Uebergabe
gewiß ihre Bekenntnißſchrift nicht ſo, daß ſie in
Die Hände der katholiſchen Theologen, durch wel⸗
che nach Herrn Webers Vermuthung die Mainzla
ſche Kopie gegangen feyn foll, vor der Uebergabe ges
Fommen wäre, ° Mach der Vebergabe hatten bie
katholiſchen Theologen und Stände bie wirklich
uͤbergebene Eonfeffion und bie erftern, die Theolod
gen, benen fie communlcire wurde, gewiß eine
‚Kopie von bem authentifchen Original: wie ſollten
die andre'mangefbafte erhalten, ober nugen, ber
fuͤr ſich kopiren laffen und aufbewahren wollen?
Die Differenzen von andern aͤchtern, beſonders den
Melanchthonianiſchen Abdruͤcken, koͤnnen ſich den⸗
. od) erflären laſſen, da dieſe Doch auch nicht erweiß⸗
/
)
Ü
[1
s
fid) aus dem, Originalconcept genommen fihb, und
fo leicht durch Melanchthons Hand fpätere Beſſe⸗
rungen verfucht werben Ponnten Wir müffenbier
nachlallen Gründen Herrn Panzer beysrecen, der
}
DBDoͤderl. Bibl. .0,1:,60, Dos in
/
. =
N ’
90. Weber kruuſche Geſchihee
—
in der Beylage ſagt, daß die Originalleſarten
durchaus richt ohne das Original feibft beſtimmt
werden koͤnnen. — Und es bleibe baher immer
möglich), und fogar, wenn das Mainzifche Erem-
plar durch die Haube der Theologen gegangen und
ben der Eonfutation der Augfpurgifchen Eonfeffion
gebraucht feyn fol, wahrſcheinlich, daß es Kopie
vom wahren authentifchen Original, obwohl feh-
lerhafte und unvoliftänbige Kopie ifl. Vielleicht
blieben die Unterſchriften dann vorfeglicdy weg,
weil die Theologen boch nicht die Namen ber Fürs
ſten noͤthig hatten, wenn fie widerlegen wollten. —
Bon diefer fehlerhaften und unauthentiſchen
Kopie fol num nach den Aeufferungen des
Webers, die er mit groffem Eifer vertheidigt, bie
Augfpurgifche Eonfeffion in bem Corpore dodtr,
Branttenburgico und ber Coneordia ein Abdrud
ſeyn, den Coͤleſtin noch dazu worfeglich verfälfcht
babe. Allerdings kommt biefer Vermuthung viel
gu flatten. Wäre es freylich gewiß, daß bas
ächte Driginal auf der Synobe zu Trident gewefen
und verlohren gegangen: fo wäre. es nicht möglich,
daß in den Jahren 1566. und 1576. in weichen bie
Mainzifche Kanzley eine örtliche Abfchrift art Die
Ehurfürften von Brandenburg und Sachfen nad)
Dem rechten Original zu eommunieiren vorgab, die
- Kopie authentifch wäre: allein zu jenem Worges
.
ben haben wir weber Verdacht noch Beweiß: und
Herr Panzer. führe in der Beylage auch noch
eine Stelle Kaiſer Marimilians IL an, darinnen
er fagt, daß er das wahre Original von Mainz
Son) — kommen
8
der A. C. Erſter Theil. 943
kommen laſſen. Auch das Zeugniß bes Gude⸗
nus, ber das Original im Reichsarchiv noch in
dieſem Seculo gefehen zu haben, verficherre,
fehäge Herr Panzer mehr als Herr Weber, wel⸗
«her fogar glaubt, daß durch ihn die fächerliche
Meinung, als ob bie Ausgabe v. J. 1540. Das
Original fey, ber Reichskanzley aufgebürdet wor⸗
den. — (Wider. alle Wahrfcheinlichkeit.) Am
meiften aber fpricht für die Meinung, baß bie.
ſymboliſchen Editionen aus dieſer Mainzifchen Abe
fehrift abſtammen, die ganz auffallende Aehnlich⸗
keit zwifchen beyben in Fehlern, Verſetzungen der
orte und Auslaſſungen, bie er bey ben angeftelle
ten Collationen entheckt hat. — Indeſſen äuffern
fich doch auch mehrere Bedenklichkeiten, die wie
und nicht wegräumen koͤnnen. Mag auch Coͤleſtin
Der eitle, ſtolze, prahleriſche Mann gewefen ſeyn,
wozu ihn Herr Weber erklaͤrt: ſo kann man doch
nicht in Abrede ſey: daß Coͤleſtin es nicht war, wel⸗·
cher von dem Original in Mainz Abſchrift nabim,
fondern daß bloß bey Coͤleſtins Gegenwart in Mainz
auf Befehl des Churfuͤrſten daſelbſt, ſowohl eine
Collation des Mainziſchen Confeſſionsexemplares
mit einem gedruckten Exemplar (nach Hr. Panzers
Entdeckung einer Augfpurger Confeſſion vom J.
1561. vorgenommen, als auch das Mainziſche
Eremplar ſelbſt von Wort zu Wort (nicht von Coͤ⸗
leftin) abgefchrieben, und an bie beyben Churfuͤr⸗
ften in Branbenburg unb Sachfen von ben Chur⸗
faͤrſten in Mainz, (nicht durch Cöteftins Hände)
geſchickt worden. Mur. Eöleftin nutzt jene Ela
- va on
93 Webers kritiſche Gefchichte
sion und diefe Kopie zur Ausgabe ber Aufpurgla
ſchen Sonfeffion. Hierdurch file aller Verdacht
des Betrugs auf ben Churfürften von Mainz: und
durfte nun wohl diefer gegen zwey groffe Fuͤrſten
bes Reiches vorgeben, daß bas überfandte Erem-
plar mit dem rechten Original conferirt , corri«
girt u. f. m. geworden? — Und fann ſich Coͤle⸗
flin nicht auf Diefe Autorität berufen? Es ift auch
gar nicht unwichtig, baß die fefarten im Corp.
Br, und der Concordia dod) auch öfters von bem
vorhandnen Mainzifchen Eremplar abweichen, und
nicht nur mit gedruckten Ausgaben einftimmen;
denn dieß fonmte wieder worfegliche Aenderung fen,
"fordern auch mit andern Archiveremplaren ; €.
dem Närnbergifchen gegen Die Editionen zufammen«
treffen. Woher dieß komme, waͤre uns unbegreiflich,
mern nicht in jenen Corporibus ein andres Origi⸗
nal zum Grunde läge, als die Mainzifche oftges
dachte Kopey. Mach unferm Ermefien wäre bee
ap nicht ganz unmoͤglich, daß die beyden Kopieen,
die M ainziſche, und diejenige, welche fürs Corp.
Brand, u. f. w. von Mainz abgeliefert worden,
aus Einer dritten Quelle, dem wahren Original
gefloffen ſeyn.
Von den Unterfihriften muͤſſen wir noch ein
Wort ſagen, welche allerdings einen neuen Zwei⸗
fel gegen die Behauptung Herrn Webers machen,
und mit denen es eine ſo ſonderbare Beſchaffenheit
bat. Nach Herrn Webers Meinung find die Un⸗
terfchriften, welche im jegigen Mainzifchen Exem⸗
plat feoten, iq dem. Corp. Brand. und der Concar-
nd PER dia
|
UK EEE" a
era bieß Coͤleſtins Erfindung, unn ſo mehr, da alle
mdre Archiveremplare, in denen Die: Unterfchrife
‚sen ffehen, und die älteften Nusgaben’unter den ſub⸗
feribirenden Fürften and) noch den Churpring Jo⸗
Bann Friedrich und den Herzog Franz von Süneburg
nennen, beren Namen inder Concordia fehlen! Coͤle⸗
ſtin Hat fie alſo ausgelaſſen. (Wenn denn aber auch
Coͤleſtin in der erhaltnen Kopie die Unterſchriften
und feine andre fand? — Vorſetzlicher Auslaſ⸗
. fing firmen wir ihm wenigſtens nicht beſchuldigen.
Denn er giebt es in der Dedication zum zweyten
Theil gar nicht undeutlich zu verſtehen, daß auch
Johann Friederich von Sachſen und Franz von
Luͤneburg unter den Subſcribenten geweſen ſind.
Die Stelle lautet ſo, da er vorher vom Bekennt⸗
niß der Religion redet: quod illuſtriſſimos quoꝰ
que principes et veritatis divinae confeflores -
"Joannem .et -.Joannem Fridericum,; Eledtores
Saxonicos, Georgium Brandenburgicum, Ph:
lippum Landgravium , Erneflum et: Franciſtum.
Lunaeburgenfium Duces; Guolfgangum Anhalti- |
num et Gubernatores. reipublicae Noribergenfis
et Reutlingenfis — Auguflae in confeflu om-
nium imperii capitum — fecifle'certum eft. —
Iſt alfo in der Subfeription Irrthum oder Wer -
fälfchung, fo feheint fie. eber auf Rechnung der
Reichskanzley zu geben.) Wie fi) übrigens
Herr Weber unverantmwortlich in Sache und Aus
druck uͤbereilt, wenn er ©. 373. fagt: niemand
mit gefiindem Kopf koͤnne behaupten, daß
Närnderg und Reutlingen als Reicheftönde un
Zu Ooo 3 | terſchie⸗
Et
4
206 Mebres kritſhe Geſchichte
terſchrieben hätten, da fie.esnur als Reiches .
ſtaͤdte gethan: (denn unfers Wiſſens bat noch
Bein Politiker den Keichsitäabten die Reichsſtand⸗
ſchaft ftreitig gemacht, und, wer möchten denn fonft
dte Stände fepn, die neben Chur⸗ und Fürften ges
nennt werben ?) — fo fcheint uns auch die Mühe, wo⸗
mie er in andern Documenten bie Züge ber Unter-
fihriften der Fuͤrſten aufgefucht hat, unnoͤthig, und
ber Schluß, als ob die Unterfihriften in einer
Kopie der Achten Eonfeffion eben fo nach) allen
Schriftzuͤgen und Buchftaben ausfehen müften,
‚wie in andern Döcumehten und im Original felbft;
nicht eoidene genug, Schon Panzer bemerft es,
daß ſich die Fürften in denn Unterfchriften niche
durchaus gleich bleiben, ſondern variirm: und in
den Kopieen, zumal der ältern Zeiten berrfcht ei«
‚ne ſolche Accurateſſe ohnehin nicht. Man zeige
wur an, wer unterfehrieb,, aber bie Orthographie
war meifl den Kopiſten überloffen. Ob übrigens
die Unterfchriften in der Concordia, ober in ben
Melanchtbonifchen Ausgaben, weiche mie den Ars
chivexemplaren faft gleichlautig find, Die Achten
ſeyn? bleibe eine Frage, ‚die wir wicht erörtern
koͤnnen. Die Mainzifche Kanzley kann bier, wie
es uns wahrfcheinlich ift, einen Fehler in der Ko⸗
pie begangen haben; oder das unterfchriebene Ori⸗
ginal kann von dem Concept, das von den protes
ſtantiſchen Theologen gemacht war, unterſchieden
ſeyn. Wir wollen rich in einer ep ganz bunkeln
Seche een) _
2*8 ES
N 2 —X - .9
; 0 de
Lei eo.
x . - x
“ nn. . £.
BE Eifer a mn. |
.. 5 Det. dritte Abſchnitt beſchreibe Die —
zgahen ber Augſpurgiſchen Confeſſion, die jm
I. 1330. ohne Vorwiſſen der Evangeliſchen Staͤn⸗
de erſchienen ſind, ſechs deutſche und eine latei⸗
niſche, mit aller „Sorgfalt und kritiſchen Fleiß.
Nach Herrn Weber ſind jene alle aus einer Quel⸗
le gefloſſen, obgleich bey der fechften in Detav mit
dem Drudert Wittenberg , noch eine Abfchrift zur
Correktion gebrauchte worden, weil fie allein in "
tiefen Stellen eben die Leſarten hat, bie man in dem
Mainzifchen Eremplar: anteift. Sateinifche bat
man nur eine bisher entdecke, Die freylich, wie -
wir fehen, von Druckfehlern wimmelt. — Als
Beylagen finden wie bier die Schwobachiſchen
Artikel aus dem Original im Archiv zu Mimz ei⸗
nen Eytrakt aus den Neichstagsaften im Mainzie
ſchen Archiv von ber Uebergabe der Confeſſion ;
endlich die Augfpurgifche Eonfeffion deutſch nach I |
dem gefchriebenen Eremplar, welches Herr Weber
unter den Akten im Reichsarchiv gefunden, und
. genau kopirt hat, nebſt den Varianten aus den
von ihm gefundnen anderweitigen Handſchriften,
ber aͤlteſten Ausgabe v. J. 1530. und der erſten
Quartedition von Melanchthon, woraus ſich ſeine
Behauptungen zum Tpeitibeweilen, zum Theil be⸗
urtheilen laſſen.
. Wir verſichern ung, daß biefe Unterſuchungen |
bem Siterator wichtig find, und eben daher haben
wir ung ausführlich bey bieſem Buche aufgehal⸗
—
ten: und ſelbſt die Anzeige unſrer Zweifel gegen
veeſchiebne Behauptu en moͤchte weder unſern
| “ D004 u Leſern
‘
a Audrẽ Tenlögiiche Schruſten
Sufern roch auch He; Weber ſelbſt anwichttgſchei⸗
nen. Sind fie erheblidy , fo werben fie die zu⸗
verſichtliche Sprache in diefer Geſchichte etwas
berabftimmen :: und find fie mit einem anſtaͤndigen
Ton vorgetragen, "fo wünfchten wir, daß alle, die
in dieſer lediglich hiſtoriſchen Sache urtheifen,
nach unſerm Muſter mehr als bisher geſchehen
ohne Beleidigung, mo nicht ohne Leidenſchaft
ſtchreiben möchten. — Und dieſe Sprache hoffen
‚bir im zweyten Theil dieſer Gefchichte zu finden,’
\ D
m
Andre theologiſche Schriften.
Pens fiber langes Leben ale Belob?,
* Drnungchriſtlicher Froͤmmigkeit. Jena’
1783. 2. B. Eben die Vorſicht/ melde chriſtli⸗
che Lehrer zu beobachten haben, wenn ſie von zeie⸗
lichen Strafen der Suͤnde reden, wird auch bey
den weit angenehmern Theil ber Religion, bey ben
Berheiffungen irrdiſches Gluͤckes anzuwenden ſeyn.
enn die Gefahr iſt immer groß, daß, wenn zu
‘Hiel davor! getedet wird, bie ohnehin zu groffe An⸗
Ä —— ‚gu Erdengluͤck unterhalten und bie
Begierde danach wohl fogar begünftige, und In
dem Maaß, in welchem dieſe zunimmt, das Ges
muͤth von dem Wunſch nach beffern Gütern abge
kenkt werde: ober’ daß, wem man zu zuverficht:
Rich davon ſpricht, und bie Hoffnung dazu erregt,
aledenn
|
Andre tbeologifche Schriften. "sag
alsdann, wenn dieſe Verheiſſumgen nicht erfüßle
werden, vielleicht das: Herz, das ſich getäufch6
fuͤhlt an der Religion ſelbſt irre wird. Wie
weit darf hier der. Lehrer gehen? wie weit, berech⸗
tige ihn das Chriſtenthum zu gehen, wenn er Die
bem gröfjern Theil der Menſchen fo erfreuliche
‚. WBerheiffung” eines langen Lebens ertheilet ober er⸗
eheilen will? Dieß ift.die Frage, bie der geſchickte |
und rechtſchaffne Werf. dieſer Schrift forgfäldig
eunterfucht und eroͤrtert. Sehr richtig wird ber
merckt, daß fanges Leben oft eine natürliche Bes
lohnung der Frömmigkeit ift, da früher Tod bie
traurige Folge von Ausfchmweifungen in Siebe,
Wolluſt, Seidenfchaften u. ſ. w. wird? aber es
iſt wohl mehr die Trage, ob - langes Leben unten
die willkuͤhrlichen Belohnungen der Frömmigkeit
gehöre? Es find) wichtige Brände dieß zu bezwei⸗
feln.. Denn viel Umſtaͤnde von ber: erfien Ente
wicklung bes Kelmes bes Menfchen im Mutterleibe
. an-bis auf jebem Augenbli, wo das Leben ger
neſſen wird, muͤſſen zur langen, Sebensdauer iu
fernmen wirken: Eltern, Erziehung, Clima, des
bensart; Wohnung, Amt, Arzt, u. d. gl.
geben alle den Stoff zum Sebensfaben: und kaun
man erwarken, daß die Vorſehung grade bey jedem
Frommen dieß alles fo zuſammenſtelle, daß dieſer
fange fortdauert? Viele Beyſpeile fruͤhzeiniger
Leichen von Verehrern Gottes beweiſen Das Gegen⸗
theit, und mas man Auch von den guten unb
heilſamen Abfichten Gottes Hieben_zur Recheferti⸗
gung Gottes und zum- Soft * —28 — bare
0 | ann,
X
—
o3 Andre thevlogiſche Schriſten
pbiſchen Schulideen kamen ihnen flets darzwiſchen/
und hinderten ſie am richtigen Sinn. Und ſelbſt
noch der Reformation haben Luthers, Camerars
und andrer wuͤrdiger Maͤnner gluͤckliche Erklaͤrun⸗
gen, wie bekannt, nicht alles erſchoͤpfen koͤnnen oder
uns Feſſeln anlegen wollen. Man fuͤrchtet zwar (von
Seiten der faulen oder unbeſcheidnen Theologen,
die freye Unterfuchung nicht zu fehägen wiffen, weil
fie ihnen etwas unbefanntes ift) die (boͤſe!) menfch«
Jiche Vernunft nröchte fich zu viel anmaffen: allein
heiſt das nicht fo viel, als man dürfe in der Uns
cerſuchung der chrifllichen Wahrheit auch etwas
nachlaͤſſig fenn, fein Machbenfen Ichonen und feine
Kräfte nicht ganz gebrauchen? Als wenn nicht die
Religion defto gefchäßter unb einnehmender wäre, je
mehr fie vernumftmäßig ift und ohne Nachbeterey ju
ſeyn oder zu fordern, bie Denffraft bes Meuſchen
beſchaͤftigt. Verirrungen und Mißbraud) find frey⸗
lich hiebey möglich, beforglich und oft ſichtbar: aber
grade die Freiheit der Unterſuchung begegnet der Ge⸗
fahr wieder. Denn wenn der Eine ausſchweifen
will, fo weiſet ihn der andre zur Ordnung durch
Gruͤnde, nicht durch Machtfprüche, zutuͤcke — und
‚oft its ohnehin mehr aufbrauſende Ruhmſucht, bie
Den Neuerer macht, den Alter und Reife der Ver⸗
nunft weifer mache. Und mic welchem Grunde fann
.. aan fürchten, daß zuletzt die doctrina publica felbft
geſtuͤrzt würde? die Gefchichtelehre es, daß Angriffe
freymuͤthige Unterfuchungen, felbft Ausgelaſſenheit
. haben, wie in Eingelland, doch Ben-öffentlichen Lehr⸗
begrif noch nicht geftürzt haben ; daß ſolche Bücher,
| nn die
Ä „.
J Ye Mia Echetten A
Arfeman für ſohe erheblich und gefährlich hielt, wiede
wergeſſen werden, indeßDie Wertheidiger der Wahh⸗
heit geſchaͤtzt ſud; und daß man nur bey blinden
GSlſauben zu fuͤrchten hat. „Die Vortheile dieſer eig ⸗
nen Unterſuchumg ſind ſohr ſichtbarreigne Veſtigkeit
and Much zur Verkheidigung; friedlichere Polemik.;
und die Geſchicklichkeit von der Wahtheit mit Ueber⸗
zeugung und Wuͤrde zu reden. Niches kano kraͤftigerß
aoider. die Nachbeterey geſagt werben, als in dieſer
Ahhandlung ſteht aflein was nuͤtzt eine ſchoͤne Pro⸗
ibdigt vor dem Faulen, der den Kopf zwiſchen die Hin
De nimmt und gäpnend ſagt: Annuki bene et! cr
ri 3 Commentatio ‚oxegeticn.>Khieologica, in
Gaput XV,..epiflolne. Pauli priotix ad Corinthioi.
aAudore To:.Pr. P Paten Lubecenfi;.Gaettingap
gift ſchon alles, was man yan
3783. 23 B. 8 —
Dieſen Bögen ſagen kann, mit einem Worte ausga⸗
brürkt, daß man in ihnen den Schüler. Heynens uup
Koppens, ſowohl in Sachen, als in dar Methade sy
‚Lennt, Eine lateinifche Ueberfegung des Kapitels.
macht den Ters, und den Commentar die Anmerkun⸗ |
= „gen, in denen bad): zuweilen bie: Dogmatik monde.
Ausdruͤcke erzeugt hat, welche. dem bioffen Exegeten
Aberfluͤſſig ober unnoͤthig ſcheinen moͤchten. Wir wal⸗
Jen aus dem ganzen nur einige Beyſpiele auszeichnen.
2.37, Quiquidem (Chriflus) fi non ſuſcitatus eſt.
Itrrita elt fides veftra atque adeo culpa veſtrorum
‚peccatorum manet, ergo et qui mortem obietunt
‚ehriftiani homines, infelices funt. (Sollte.ev nung
mas ewosinicht überhaupt nur fagen, ihr fend noch
Heiden?) — v.34, iſt Beoır. ge. ganzrichrig von.
zegao gratiae ſ.inviſibili erklaͤrt (wir lennen feinane
Fon rn ders,
>»
—
va Sndre cheologiſche Schtiften.
dees/) alſo die. ganze Stelle vom Ende der Kirche Je⸗
fu auf Erden, worauf das regnum gloriae ſ. viſibile
anfangen ſoll, quo non Chriſtus mediator (quae
quidem muneris eius parstunc prorfus non erit)fed
Deus, Deus tfinunusregnabit: verbum fc. werre
. L. L non xosSœr mosc ſed sogar fumendum effe
arbitror. Da kommt freylich die orthodoxe Dogma⸗
tif ins Oedraͤnge, wenn man annehmen muß, daß der
Mame vos mit dem Wort zerne parallel fen, und
doch der Sohn Gottes die zweyte Perſon der Gottheit
ſeyn ſolle. Der V. geſteht: quomodo haec, quae ſibi
contradicere videntur,coniungenda ſint humaniin-
genii imbellicitati 'myilerium.forfan in hac vita
imanebit, quod'indagere fruftra innitimur. Wir
Bächten, daß das Oeheimniß fo groß und verwirrend
nicht iſt, wenn man nur den Gedanken faßren fäfl, daß
der Sohn als Sohn, die zweyte Perſon der Trinitaͤt
ſey. Sobald vec Name des Amts imbder Wuͤrde iſt, fo
Halb iſt feine Unterwerfung unter Gore nichts bedenk⸗
liches mehr.) — Das Barrıgıday vree vergav
wird ganz richtig erflärt: quid eft cur religionerh
:chr. ampledtantur, idque eo ne, vt morte maty-
zum sfliciantur: ſo ware vᷣxeo rov vene. fo viel als
-Ömee Ta veness ynechoq wie Ebr. 9, 17. ex Tor
were. fo viel als amı ra venges'yıredoy; In dem leh-
een Abſchnift von B.3$ +55. folgt er meift den Erklaͤ⸗
rungen die Hr. D. Morus in feiner Inauguraldiſpu⸗
x taation über dieſe Stelle gegeben har. Es laͤſt ſich auch
nichts beſſers fagen, ob er gleich die Ideen von dem
Himmelsſtof, dem Glanz, der Pelluciditaͤt u. dgl.
cerrtraͤumten Eigenſchaften unſrer kuͤnftigen Koͤrper
deon ſinnlichen Phantaſten entriſſen hattt.
——— —
x
Erſtes Regifter
aͤber die in dieſem Band angezeigten
Buͤcher und Schtiften.
Az SS. O&obris T. IV. 17.170
Erd S Cofathi fragmentum Coptleum ed. Ber
7‘
Adpkilochi Oratio in Sabbatum fanorum ed.
Henke 555°
Analeila nova veterum patrum eeslefafticorumgve
fcriptorum 48
Anonymi Einleitung und Entrourf zum Verſuch er
Meligionsotreinigung
— Erklärung des Sinnſpruchs Jeſu in den zwey Fe
fion Verfen des zehnten Gapitels 9 Sohannid 558
— Berfuc) einer Anleitung zur —* für alle
Menfhen 753
— (Madans) Fhelyphthots Vol. J. I
— Vol. IH. et III.
-— (M. Stemler) vollſtaͤndiger praktiſcher Gorat -
mus dom Etand der h. Ehe
— Ueber Mofes Mendelsſohn Serufalem, pofitfe Fri
ligidſe Macht, Judenthum und Chriffenthum 9ts
Verluch Aber langes teen als Belohnung chriſtli⸗
her Froͤmmigkeit 948
Arnoldi (A. Jn zur Eregeit u und Kritik des U. T. 103
Din Bitladımsn phB.
\
Eoftes Re
>.
Bahrde C. F.) Neues Teſtament 799
Balguy CTh.) divine benevolence afferted and vindi-
cated 290
Becher (EU. E) von Toleranz | 358
Beykert de Edicto Antonini Pii pro Chriftianis 471
Biel (I. Ch.) navus thefaurus philologicu⸗ f. Lexicon
in LXX. T. II. et II. 339
Brauburger de formula reformationis ecclefiafticae
- Carolo V, a0. 1348. oblata, u 766
| €. j
Cae/arii Homiliae V. ed. Amatut.
Coners (©. 3) Verſuch einer chriſtlichen Anden
Io
ogie
Cramer (J. gl ‚) einige Nebenarbeiten zur —
Literatur und Religion, erſter Theil
— Erklaͤrung des Briefes an die Epheſer „88
„Cras (H.C.) Difputatio, qua demonftratur, nullum
in Ethica chriftiana praeceptum efle adverfum rei-
publicae 577
Erichton (IB.) über. die Unverbefferfichkeit der Reli.
gion, des Gonesdienſtes und der Liturgie 6i1
| D.
Dathe (1. A F Pentateuchus 241
De Roſſi (1.B.) Aunali ebraeo - - Iypografii di Sa-
bioneta ' | Pr 61,873
Ehlers M. ) von der menſchlichen Freyheit 74
Ernefi (LC. G.) de Gloſſi⸗ facris : 638
Fedderſen ribliſches Leſebnch für Amber 456
— Ehriftliches Sitenbug für den Bürger und Sande
,„ mann | 859
u a
G
'
x .
1
Erſtes Regiſter,⸗
— E G. a a Er
Zr 009
‚Kaenfel (C:E.) Gehefiös Op. su, (peeimeh If: novae- —
az onis 5
eſangbuch Anſ iſches X
Grem’ (wilb.)‘ et "Parts of che Old —E on
deutſch überfegt von Roos. | 87 oo
9 J
* af Speelmen lbrigV, Regum Syro-Hapraplar,0y69;
Henke (H. P. C.) de Ev. Matthaei integritate inter-
. polando non corzupta P. I.
708:
Aufnagel (F. W. Hiob neu Überfegt mit nnierkung
’
gen 8
—. Diff. inauguralis. theologica de Pfalmis pröpbeie ,
, Mefianas contisentibus 114
| ie.
J. 0
dennym’s Bötqihrios on feveral Subje&ts 448
Tofaphi Opera omnia' T. I. ed. Oberthür
Junge Progt. de pocnarum divingrum vi emenda+
trice . 7185
Diff; inaug. de duratione pocnarusı inferna« ,
‚dum u 79
. J | K. 4
Kell (C. A. Th.) hiſtoria dogmatis de regno Me
fiae, Chr. et Apofl. aetate. Diff. prior 385°.
Kenmitott Diff, generalis in V. T. recudf curavitP.L, - -
Bruns 9.18 \
— Vetus Teftamentum, T.L et m : 483
Koecher nova bibliotheca hebraica 771
a u; , Er .» - ’ - R
Leonis M. Ep. ad Flavianunf'ed. Henke PL |
ud (G.) Opufcula argünientt theol. exeget, 294 |
de 2 . = Kinde j
-,
on Erſtes Negiſter.
An de Sittenlehre Jeſu des Sohns Sirach 721
Cad erwald (3.2) Bie.allegoriiche Erklärung der drey
erſten Kapitel Moſis 4.
— Geſchichte Bileams
Luthers ungebruste Briefe 2.u a3. . son Echüße 3
M.
—* aei Ep. Cathol. et Actus App. 321
ndelfahn (Mtofes) Jeruſalem, ober über die ni
ee Macht und Judenthum Ä
Miderle £3. D. Ueberſetzung des alten Teſtam. Br |
Scheil 403.563.
Moöldenhauer (Di ©.) Hiob überfekt 5
Morus Proge. im 2. Eor. 10, 12517.
Moſche (8. ©.) Erklärung der Senn; und Begins
Evangelien, erfter Theil 245
— — zweyter Theil 689
WäLIer Dh, %.) Obf.ad aldi. Paulinum 1Cor. 2,14. 391
— Obl. crit. ad Eſ. LII, 13- LII. ꝛ2
N.
Niiemeyer (D. ©.) Prebigerbibliothek, 1.11. 2. Th. 702
Noefeia (I. A.) Prolufio inEvang. Ioh. Cap. XVII. 556
rogx. fuper Pauli loc. Rom. VIII, 26.27. 874
O.
Ordnung, Gebete und Handlungen beim Öffentlichen
—— der Evangeliſchen lutheriſchen Gemei⸗
nen in Kurpfalz 865
' P.
— * (G. W.) die unveränderte augſpun En.
— Belage zu Hm. Beber „Fritifhe, Berichte der Ä
ol Confeſſion | 922
Paulus
rw
Erfee Tester. .
Pauls (H.E, 6) Obfervationes philgl. eritiene. ad van
: ‚tieinia Iefaine . 389
Program. Göttingenfe Marcus non Epiiomater Mat-
‘thaei (Koppe). 852
—- Ienenfe (Griesbach) in. fontes unde Evangeliftae fuas
. de refurre&ione Chr. narrationes hauferint 857
Peterjen ( . F.)Commentatio exegeticd, theologica in
Cap. X , epiftolae Pauli prioris ad Gorinthlos 933
Zu
R.
Rau ci⸗ W.) de dignitate religionds Chrififanae ex
) eis cum Mofaicis legibus cömparatione ad 2. Cor.
FH
Richerz (G, H.) Predigten
Rösler (E.F) Sibliotdet der Rirdjemoäter, in uehen
feßung und Auszügen 351
Rofenmüller (1: G.) Progr. fententiae quorundan pa-
erunı de fpiritu et litere 2. Cor. 3, 6. 318
— rogr, de caıfis cbrruptae per Philofophot chri-
ndnbs Seculi Pi religionis - : 7 - 7, u
Richter (C. G.) Diff. de libertste interpretandortm
librorum divinorum et doctrinae publicae exami-
nandae admodun veili “ 91
u’. .
- N
D ’, ‘
ı I .
Sehaifinbeig dl. 5) aniniadverdonls in ver. graee.
V. T. Spec. II. 29
Scheid (E.) Liber Genefeos ad Adem Codd. MSS. ver-
fionumque antiqyar. 1
‚Schleufner (I. F.) Collationis Proverbiorum Salomo-
nis cum bibliis Polyglostis Londim et Hezaplis Ori-
gen. Specimen - \ 398
Schnurrer (C. F) Anisıadverfionts nd qusedamı loca
"Iobi
Seiler (5. 5) das Heine bibliſche Er bauungsbuch 3
— Verſuch einer chriſtlich⸗ evangel. Liturgie 6ur
Ppp3 Seiler
N
-
. 4 ’
1
Erſtes Regiſter.
Seiler (I. F) 'Progr. de divinis notionibus cogitatio-
nibusque ab humanis in interpretandis vaticiniis
caute difcernendis -- j 777
Sem:er (F. S.) Paraphrafis epift. Jacobi 263
— Progr. Duplex Evangelium Illufir. Gal. 2, 7 80
Strobel (©. Th.) Apologie Melanchthons 624
T.
Thalemann (Chr. Guil.) Verfio lat.‘ Evangeliorum
Matth. Lucae, Iohann: et Ad. Apoſt. 107
Titiziann- [C. Ch.) de camparatione Chrißi cum au-
gelis Ebr_ 7. 314
— de diferimine theologiae et religionis 714
— de glofis N.T. aeftimandis' et judicandis’ 781
Townſon. Thomas? Abhandlung Über die vier Evan⸗
fen mit Semlers Vorrede und Zuſteen, Di
el,
—
= Pe
Hi itoifon ti B, C. d’Anfle de) —* braeca Tom:
I. Mae not td 282
un iu W. Lo
ältere. J.) Präfung ihtiger Beiren philoſ.
theol. Inhalts.
—— G· ©.) kritische Seh
ni
ichte ve Yugfpurg. En
98
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“ . Parse Sr . %
» . .,.’ e j u. . .. ı, . N
en en Smeytes
Bots Kesifee | *
Zweytes Regiſter
aber diefenigen Schriftfiellen , davon
in biefem Bande Ueberfegungen und Er⸗ |
drangen, veckommen.
Mo, Rap. 2, „Seite
Kay. V. ‚Seite XXXII, 25. 253
X, 2 6. 232.243. XXXXIX, ı0. 953.525
6.7. - 7 L, i9. 24254
— 9.1. tl 3 2. > Dof, Bu
— 12. 9 Lo / 527 '
— 14.— 244 VI 3. .: 25% |
116. 2420. 9 XV, i1. i12. 88t
— 18, re. 10 XVI, 15. 255
— a49. 244 XxXIII, ı9. 25
IL25i0. 323 XXVII, 1. 250
— 4. 8. Er 11 XXX, 18. . 256
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574. — 15-28.
Ppp 5
Zweytes Regiſter.
Kap. B. Seite Kap. V. Seite
xx i9. 110 Epheſ.
30. 150 I, 23. 847
KEIL, 31.33; 36. III II, 1. 2 347
55, 112 II,-ı7. 548
Johann. - 1V,.09. 549
L,1.4.1. 51. 112 V, 102 13. 549
— 1.4. IST Vi, 12. 158
— 7.8.9. 152 * Coloſſ.
— 15. 13. 153 I, ⁊s. 690
13.31, 13 II,.y. Ä 690
H, 4- 13 ,.+ 2. Timo
VI, 63. 173: 317 II, 16 . 69:
VIEH, 24. 46,56. 4 1). 2 Timoth.
% ı 2. 557 I, ı .“ 437
—19 115 Hebraͤer.
XV; 20. 21% J. 314
XVII, 2.5. 556 — 14 685
ao. 557 Jacobt.
X 22 . 116 I, Lo 269
Ap. Geſchichte. — 9. 10. 270
„im =." 16 — 17. 27%
— 20. 935 — 19. 26 272
XV, 187 336 I, 1. 272
XV], 7. 336 — 4.10. 273
* 26 337 — 13. 333
XX, 28 J 337 — 17. 1 274
XXIII, 9.20. . 337 III, 2.15. 6. 276
7. 2. Korinth — 14. | 277
I, 17. 302 IV, 2. 277
II, 14. 391 - 5.6. 278
VII, 29. 688 — 17. 279
XV, 17. 24 93 — 3 —V,6 279
2%. Korinth, V, 3.7. 280
II, 6-8. . 316 — 12. 16. 281.
X,12-17. . 156 - u. Johann.
Galat. Ve. 333
UI, 20. 302 — 6. 334
Drittes
| SOrs Rectſtue.
?
x
a er . .. = "en 3*
2 J "Drittes. Kegilter.
uͤber die merkwuͤrdigſten San.
nn
*
Di
A.
Yes Die ‚Unterfuhungen Äber fein erben: und
fei ine Geſchicht⸗ in den Adis Sanctorum werden {rn
einen: —* gebracht Sr7
Adam, von feinem urfprünglichen Zuſtand und Sine
2: eiger Ithandiung Cramers gegen Serufalem. . 6
“Amphilochius. Tconienfis deſſen — in Sabb, Sas
5, &tum laͤßt Henke abdruden ° ” 555
Antoninus Pius, : Die Unächtheit von beflen Edidto‘ *
Chriſtianis Gemeifet Beytert... . N
Muferftebung des Körpers laugnet Bahrdt
— CEbriſti. Woher die Evangelj ihre —
danon, genommen haben, wird in einem, Jenaiſche
)rogrammi. unterſucht 856. foll nicht foͤrperich gewegen J
eyü, fondern ‚wie Bahrdt vorgiebt, bloß in der Torte
dauer feiner Wirffamfeit beitehen 805
—— he Confeßion giebt Dariger.. aus de
Nuͤrn ergiſchen Archiv heraus 922. Cine kritiſche
ſchichte davon liefert Weber, und dehauptet, daß he
aborud in der Concordja und randenburgifchen °
ore dodrinae, nicht Vom wahren Drigina] gen
er kenn Be —— des ze ——
—* von —2 entſchuldigt — vr Ber⸗
ſchietenheit der: Nuterſchriften * 54
ann, ſoll nach Moſes wienpelfghne‘ wiimung =
Geiſt Der Religio
entgegen ſeyn
| Bibelausgaben. —2 RE 2. durch KbriniEok u
wird befchrieben 483.641. Ausgabe des N. T. von Mate I
thäi nach moffauffchen Hand hriften \
Pibliothet Einen ſehr nuͤtzlichen Entwurf zu einer Sl,
bliothek für Prediger Hat Triemeyer abgefaßt qos
Bileim. Abderwald vertheidigt deſſen Geſchichte grgen
Jeruſalem 24. Dathens Vorſtellung davon * 8
Birgitta. Auszüge aus ihren Loben und Actis ie de
Adlis SS. von Jac. Byeus 129
u | €,
[4
gg
— — —
Orittes Regiſter.
„m eu,
=: . 0.
Easfarius Arelstenfis. Defien Homilien edirt Amadu⸗
tine * 773
Carolus V. hat im 3.1548 eine formulam reformationis
verfertigen Iafien, wetche von Brauburger mit gelehr«
ten Anmerkungen wieder heraus gegeben worden 766
Eeremonialgefetze der Juden. Was der Geiſt geweſen
„ſey, nach Mendelſohns Meinung wird aftgezeigt grz
Chorieins, einige Reden von ihm giebt Villoiſon ber:
aus None 280
" ’ \ ‘ D. “ j j J
Demstrius Martyr. Ein Auszug aus deſſen Leben nad
. Ads, dte Cornel. Byeus in den Adis SS. beſchrieben,
wird gegeben | en 122
Demetrius Epifeopus. ein Leben in ben Ad. SS. 197.
Urſachen der Seindfhaft zwiſchen ibm und Drigenes
ſind unterjucht 188
Dionyfius Arsopagia. Bon feinem Leben handeln die Alta
"-8$, die in einen Auszug gebracht werden 175. iſt von
" dem Dionyfius Parifienfis unterfchieden 178. Unächtheit
feiner Schrifteh ı3:. Wenn fie abgefaßt ſeyn 183.137.
Dionypus a Paris, Sein Leben 191. . Ob fein Leichnang
in. S. Denys oder in Megenipurg liege, wird zwiſchen
—
den roͤmiſchen Schriftfichern geſtritten | 195
Ebenbild Bottes. Die gemäßigten VBorftellungen Eras
mers davon werden angezeigt und beurtheilt 693
Mbeftand. Ein Tatechisinus für denfelben 223
wid auf Symbola ift nad) LYiendelfobn unbillig 900
Epiphkanius de hacrefihus iſt von Rösler in einem nüglis
.. hen Auszyg gebracht .
er 354
(Evangelien. Eine Abhandlung über. Diefelbenfchreibt
Tomwnfon, weldhe Semler edirt 330. Wahrſcheinlichkt
Urſprung diefer Benennung 842. .follen. nad) Semlers
. Meinung nur für Juden und Lehrer unter den Juden
‚‚beflimmt geweſen feyn 842. waren iu den ältern Zeiteit
von verſchiedenen Innhalt 846. Thalemanns lateini«
ſche Ueberſetzung derſelben wird empfohlen 107
Bien. Erfie Ausgabe ihrer Jonia durch Villoi⸗
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Drittes Regiſter.
N ner Fr F. J =
Frexbeit. Walters Unterfuchung, ob fie determinirt oder,
indeterminirt ſey 445. — Abhandlung davon 741.
: and eined Yingenannten Gedanken werden geprüft 753
G. ” - Fu ’
Gefangbuch. Recenſion de
- heim undllG beforgt
oeurtheilen fol, lehrt Tittmann in einer leſenswuͤrdi⸗
gen Abbandlung.zer. Aus Heſpchins will Erneſti die
. zur Bibel gehörigen Gloſſen fammien, welches Vorha⸗
ben-angezeigt und’ empfohlen wird - «638
8 Anfpachifeben, das Junk⸗ .
j 5 305 .
Gloſſen. Wie man die Stoffen des N. T. entdecken und
GSriechiſche Heberfezung des Y. T. Scharfenbergs -
. Berbefieruugen derfelben 29. Biels Lexikon darüber
nebft ‚einigen Zufäßen ud. Berbefjerungen 339
Güte Bortes wird auf eine neue und gruͤndliche Att von
Balguy gerechtfertigt 290
ebraͤiſche Zandſchriften des A. T. — Die. vor⸗
nehmſten von Bennitor gebrauchten werden be⸗
⸗
ſchrieben 483. Bruns Behauptung, "daß bie ſpa⸗
niſchen die beſten ſeyn, dürfte ſich nicht beweifen
laſſen 674
ſſe
Beilige Schrift. Das ihre Ausle ung frey ſeyn muͤ
wieſen Ia 951
Befyebins. Die Gloſſen, die zur Bibel gehören, will Er⸗
neſti zufammen ediven - 638
Hilddini Areopagitica find. ächt, aber nicht glaubwuͤr⸗
und ohne Gefahr. es ſeyn Eönne, Wird gelehrt und bes : .
di .179
gimmel. Ob fi) die Seligen dafelbft wieder erkennen,
"werden, wird von Leß beantwortet . . 42988
Hiob. Seln Buch ift, wie Zufnagel aus bündigen &räns
- "pen beweiſet, neu 86. Die neue Weberfeßungen befielben
von Aufnagel und Moldenhauer werden verglichen‘.
- und beurtheilt - : - 83.
Hoͤllenſtrafen. Weber ihre Natur, und Zweck fchreibt
Walter 435: Dem Junge eine gründliche Difiero
tation_eritgegen BE -—
. ‘ \ 3. | N | | |
Jakobi Brief, erläutert von. Semler, iſt angeilat, *
u
ur
798. ,
Deittes Reoiſter.
Zenn derſelbe geſchrieben worden? unterfucht Sem⸗
267
—* ein Pian und ſeine Abficht nach den neuen Hy⸗
potheſen Bahrdts find in einen beurtheilenden Auszug
gebracht 813. Sein Tod foll das einzige Mittel feyn, ſei⸗
ne Lehre verftändlid und überzeugend zu machen 8ı7.
Bedenklichkeiten dagegen 817
onas. Nach Michaelis ſehr wahrfheinlichen Meinung
{ft das Buch Apolog. nicht wirkliche Sefchichte 56
Judenthum. Mendelſohns Betrachtungen über dafs
ſelbe werden beurtheilt 904. und unterſucht, ob es vor
dem Chriſtenthum Vorzüge babe - 904.910,
Judenbetebrung. Sie findet nod) immer an Michaes
lis einen eifrigen Vertheldiger, wovon "einige Gründe:
geprüft find - 574
8.
Kirche. Mas fie if 892. Ahr uaterſchier vom Staat
wird von Mendelſohn beſtimmt 889. aber einige ge⸗
nauere Betrachtungen darüber verſucht 390. Daß fie
-eine Macht habe, läugnet WTendelfohn 836. —* 8
verwechſelt dabey Religion und Kirche
Kirchenordnung Eine neue Kurpfaͤlziſche wird mi
N beſchrieben
2
Langes Leben. In einer gruͤndlichen Abhandlung dar⸗
über unterſucht ein Anonymus die Frage, ob es eine
Belohnung chriftlicher Frommigkeit fey
Zero M. Won defien berühmter Epiftola ad Flavianım bar
Zenke einen neuen Abdruck beforge- 236
Liturgie. Die Nothwendigkeit fie zu verbeffern *
Seiler und Crichthon Str. Regeln dazu
Zuthers ungedrudte Briefe edirt Schön nicht mit se
nugfamer Genauigkeit
M.
Marcion. Von feinem Evangelio handelt Gemler 846
Marcus. Abſicht feines Evangelii 935. fell nicht Epito-
| mator des Matthäus feyn, wie Koppe zu beweiſen
857
Mieıtbäus. Abſicht feines Evangelii nach Townſon 833.
Alter 339. Wird gegen die Beſchuldigungen von Sn
terpolationen geretter
u nn Arelandı
4
* *7 .
Drittes Regiſter.
Melanchthon wird von Strobel gegen Goͤtzens Beſchal⸗
digungen ‚gründlich wercheidigt 624. und auch weg
Veränderung des ı0. Artikels der Augſp. Confeßlon von
Eramer | | J 92
Moral. Der Beweiß, daß chriſtliche Moral dem Staat
und der Politik nicht ſchaͤdlich ſey, wird in verſchiede⸗
nen Stolpifhen Preißichriften geführt sgı,. Auszug
u
daraus 533. Eine Moral für den Bürger ſchreibt Se
derſen N 85
Natur. Vollkomminheit derſelben 426. ob man ſagen
koͤnne, dag fie durch den Fall Adams verdorben fey _ 695
euesTaltiment. Eine Augabe deffelben aus moſtauie
hen Handichriften hat Matthaͤi zu veranftalten ange⸗
fangen, welche beurtheilt wird 321. Die umgearbeitete
Veberfegung des N. T. von Bahrdt nach ihren Tugens -
genden und Sonderbarkeiten befhricbeen " 799
Gffenbarung fol nach Mendelſohns Meinung eine
Heilswahrheiten enthalten 905. und nad Jennyns
Behauptung nicht vernunftmäßig feyn
453:
Origenis Scholia in V, et N. T. inedita werden herans
gegeben . 419
. Polygamie findet in Engelland einen neuen Vertheidis
ger 42. 140. Gründe dagegen , 46. 14
Pfalmen. Meßianiſche. Davon handelt Zufnagel 772
Reich Ebrifti. Vorftellangen der Suden davon 385
Keligion wird von Mendelſohn mit’ Kirche verwech⸗
felt 893.896, ift von Theologie wohl zu unterfcheiden 74
Charaktere diefes Uinterfchieds, wie fie Tittmann entwi⸗
kelt 714. Wer Richter in Religionsſachen u, _-89$
Keligion, chrifttiche, wird fehon im zweyten Jahrhun⸗
dert durch die Einmifchung der Philofophie verderbt,
wie Rofenmäller erörtert 374
Religion, natürliche. Worinnen ihre Vollkommenheit
\ __ beitehe, ſucht Walter zu beſtimmen 427
&eligionsvereinigung, Eine Beiidjaft bat zur Beförs
‚ betung derfelben Borfchläge und Entwürfe gemacht, die
aber fehr unſtalthaft find 201. bagegen urtheilt LYfen,
delſohn von der Religionsvereinigung ſehr richtig 914
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" " Deittes Resifen.
*
Sabionela Die vo ige ehr. Druderey beſchreibt
Fr Bon beſſen Leben wird in den AA. SS. gehandeit 1.
Sirach. Eine neue Ueberſetzung von ihm
Sonntags⸗Evangelien. Erlaͤutert bon Moſche 145. 5
Suͤndenfall. Ob die Erzaͤhlung davon allegoriſch zn vers
Reben? unterfucdt LAderwald 18: Cramer 693. und
be aan, Die ® Verfuͤhrung foll durch den Teufel nicht
— di — dee fi 19. Vedenklichke⸗
ten dabey 698. Zurechnung deftelhe
Staat bat von der chriftlichen aa nie Nachthen 531 7
pn nterichied zwiſchen Kirche und Staat . 90.892
Stra
fen. Goͤttliche Abſichten derſelben eroͤrtert 35 785
T.
* gine Hellige, deren Leben i in den AA. SS. Säle
Theodoret. Auszüge aus ihm in Roͤslers Bibtiorhet
der Kirchenväter wird gerühmt 350
Theologie. Bir ie fie fih von Religion untetſcheide, eroͤr⸗
tert Ti 714
Tolerant. Eine Ye voeisläuftige Abhandlung Bechers von
ihr wird in Auszug sera 358
„”
V.
Verſuchung Chriſti. Was man ſich für Borftellungen
davon am beſten machen — wird angegeben 681
—
weiſſag ngen. Des Menthliche i in ihnen maß von bems.
Goͤttlichen darinnen wohl unterfchieden werden, wor⸗
uͤber Seiler ein lehrreiches Programma ſchreibt 777
Wunder, Mendelſohn ſpricht ihnen alle Beweißkraft
fuͤr dogmatifche Wahrheiten ab 905. fucht bey Stefit -
ſaͤmtlich Bahrdt wegzuerklären 802. 806
Wundergaben. Mor nnen das donum linguarum Bes
fanden, unteriucht von neuem Keß, und vertheidige
R gegen Ernefti, deilen Segeugründe duch erheblich
nd 296. daß fie aufhören werden, wird gegen Lavatern
bewiefen 303
Ende des zweyten Bandes zwoͤlften Sich
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