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Full text of "D. Joh. Christoph Doederlein auserlesene theologische Bibliothek"

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.. 














... ” r 


D. Sof. Chriſtoph Doederlein 
auserleſene 


Theologiſche 


Buͤllt het, 


darinnen 


“von den‘ wichtigſten theologiſchen 


" ins und auslaͤndiſchen 


Buͤchern und Söriften, 


2. Nadelcht gegeben wirt IN 
RE 





Zweyter Band erftes Städt. 
BT —— — 


Leirzig 
verlegts Joh· Gert. Imman. Vreitkopf/ a 


— 


Innhalt. 


1J. Genefis ad fidem Codd. MBS. € Verf m 


X 


Verſ. et Aunott. Tuerard Scheid. 


IL D. Luͤderwald bie allegoriſche Eine de 
drey erſten Kapitel Moſis. 


Ebendoſ. Geſchichee Bileems. 


"Animadverfiones i in. fragmenta verf. er. v. 
T. a I. Gottfr. Scharfeoberg. Spec. II. 


IV. (Madans) Thelyphthora, - 

V. Lurhers ungedruckte en und 3X 
Schüse. Bhf “ “ 

vi Ander rest, Bige 











vo Auserlefene ' 
Tpeologifge Bibliothek, 





x I x 
Liber Genejeos fine monna ad fir 
dem Codd, MSS.verfionumqueantiquarunm 
vmendavit et verfione vulgata latina (hic illic im 
terpolata atque ad contextum originalem com. 
pölita) animaduerfionibus denique philologico- 
eritieisinftruxit Zverardus Scheidius - Har- 
derouici Gelrorum, 4. maj. 1781. 


as Unternehmen ift groß und koſtbar, wel 

$ des Hr: Scheid, der unter den jetzigen 
Drientaliften Hollands fich durch Ruhm 

und Verdienſte Hoch auffchtwingt, mit dieſer Probe 
ankuͤndigt, eine neue kritiſche Ausgabe des A. T. 
herauszugeben, darinnen die Sammlungn Ken⸗ 
nikots, bie er als ſolidiſſimum fundamentum dee 
heiligen Kritik ruͤhmt, genuͤzt, mie ben noͤthigen 
Abkürzungen, ohne Nachteil der Sache, allgemei⸗ 
ur bekannt gemacht, mr die Varianten u 
2 eber⸗ 


Fe _ Genefis ed. 'D. Scheid, 2 


| Weberfeßungen vermehrt, und nebft den veratbei- | 
- ten Materialien der Kritiß zugleich aus dem Reich⸗ 


thum feines Vaterlandes und feiner eignen großen 

Kenntniſſe in die hebräifche Sprächfunde, ohllr 
logiſche Anmerkungen eingemiſcht wuͤrden. 

te eine ſolche Ausgabe der Bibel noch erft —* 

lung und Vertheidigung noͤthig haben, ſo muͤßten 
wir an unſern Zeitgenoſſen ganz irre werden: ſoll⸗ 

te ſie aber allgemeinern Nutzen und Beyfall ſich 

ver ſprechen, fo müffe nach unſerm Ermeffen fie doch 


etwas anders eingerichtet feyn, als Diefer Anfang, 


der die dreyerften Kapitel der Genefis enehält und, 
fo viel wir ſehen, urfprünglic) in Geftale der Diſ⸗ 
fertationen erſchienen iſt. Denn nad) diefer Ein 
zichtung hätte die Ausgabe nicht nur zu viel Weite 
laͤuftigkeit, bey der fie eben fo Foftbar fiir den Käus 
fer, und daher eben fo unbrauchbar, als die Ken 
mkotiſche Bibel, werden würde, fondern auch noch 
- andre Unbequemlichfeiten und Mängel, durch wel⸗ 
che ihr Gebrauch zu ſehr eingeſchrenkt wird. — 
Erſtlich tzat er nicht die Abſicht den maſoreti⸗ 


ſchen Text oder alle wichtigere Varianten ganz ge⸗ 


nau abbrucken laſſen, ſondern er liefert ſogleich den 
Text, den er für den richtigen und beſſern haͤlt, 


"und nur die $efarten, bie ihm die beffern zu ſeyn 


fcheinen. In den Tert nimme er denn nicht 
nur meiftens die matres lectiönis auf, fondern 


auch zugleich mehrere Zufäge, aus dem Samarie 


tanifhen Tert den LXX und andern Ueberfegern: 

‘nür die Veränderungen nady Koniekturen wagt ee“ 

Ä noch nicht in das Original uͤberzutragen. (Fuͤr 
jeht 


4 





oo 


Genelis ed. D. Scheid, 5 


jeßt helte ch die Theorie der Krietk des A. &; | 


noch nicht für veft und berichtige genug und bie 
* Freunde bes maſoretiſchen Tertes noch tür zu zahle 
reich, als. daß ficher ohne Vorwurf und ohne Zwei⸗ 
fel ein veränderter Tert ausgegeben werben dürfte, 
Die vorfichtigften und. gelehrteſten Kritiker be 

Profanſchriftſtellern wagten es doch nicht, fögfeich 
auch dann, werm fie von der Nothwendigkeit eine 
leſart zu aͤndern uͤberzeugt waren, ihre Aenderun ⸗ 
gen in den Terte einzuſchieben, wenn die herrſchen⸗ 
de Sefart erträglich d. i. mit der Grammatik ver⸗ 
einbar war und einen verffändlichen Siun gab. 


Wie piel.mehr muß biefe befcheidne Vorſicht hier - 


empfoblen werden, damit nicht gleich benm, Ans 
fang der gefunden altteflamentlichen Krisif die ma⸗ 
foretifchen Anhänger über Gewalt fchreyen und 
ihren Schreckbildern von der Gefahr der Bibel 
und den Mißhandlungen der, Heil. Schrift durch 
willkuͤhrliche Kritiken vor dem Unwiſſenden -einis 
gen Schein geben koͤnnen. So lange es beſon⸗ 


ders noch ſo unentſchieden bleibt, ob man denn die 


Ueberſetzung der LXX für eine.fo ganz ſichre, une 
entweihte Quelle von-sefarten anfeben dürfe, daß, 
wenn fie Zufüge bat, der hebr. Tert eben biefe 
nrüffe gehabt. haben, und daß ‚man eher aus Nach- 
laͤßigkeit Worte aus dem Hriginal verſchwinden, 
als durch Ueberſetzers Weisheit der LXX manches 
hineinſchieben laſſen müßte: fe fange bleibt es im⸗ 


mer eine gs große Kuͤhnheit, bloß auf das Anfe- - 


ben ber Sriechen den ext zu verbeſſern.) 


3. Zweytens 


’ I 
4 


D \ \ . \ 
6 J Genefis ed. D. Scheid. 


Zweytens hat er auch neben ober unter dem 
hebr. Tert die lateinifche Verſion in der Vulgata 
abdrucken laffen, doch fo, daß er mit derfelben vie 
le Veränderungen, die er auch durch Eurfrofchrift 
kenntlich macht, v mmen hat, um ſie dem 
Original näher zu bringen. (Auch hiervon ſehen 
wir keinen erheblichen Nutzen ein. Zur Kritik 
ohnehin nicht, weit in vielen Büchern A. T. bie 
Vulgata aus dem Sriechifchen gemacht: und eben 
fo wenig zur Philologie. Wir find verfichert, daß 
eine eigne Ueberſetzung des Hr. Pr. ihm weniger 
‚Mühe und. den Leſern mehr Freude würbe gemacht 
haben.) Beyde Arten von Veränderungen wer⸗ 
ben endlich in den Anmerkungen gerechtfertigt, 
"be, ohne ſich im mindeſten auf Sacherklaͤrung 
einjulaſſen, ober auch nur bie Stelle eines. Com⸗ 
menfars gu vertreten, Eritifch und philologiſch 
find. Die erftern melden, nach welcher Autori⸗ 
tät der maſoretiſche Text verlaffen und verbeifert 
‚ worden: in ben feßtern finden wir häufiger Gram⸗ 
matif als Philologie, und in dieſer mehr auserle⸗ 
fene Benträge zum Sericon als Darftellung bes . 
wahren Sinnes alter Worte und Redensarten, wie 
wol auch jene wichtig und fchägbar, zum Theil nen 
find, Wir find ſchuldig das Vornehmſte baraus 
anzuzeigen, bamit ber Charakter diefer Ausgabe 
unfern Leſern auseigner Betrachtung fichtbar werde. 
Ueber Kap. ı, 1. finden.wir. bloß über ana 
; bie Anmerfung, daß es urfprüngfich onedere bes 
Beute, wie Joſ. 77, 15. hernach exafciare, fabri- 
WB, 2, werden bie rar m niche berüßen, 
. md 








4. 


Gene ed. D. Scheid. | 4 
mb auch ſalbſt das noch dunkl⸗ ndorrw weit füre 


zer abgefertige , als wir wuͤnſchten. Dehn von. 
einem fo großen Kenner ber morgenländifihen Dias 
lekte ließen fich wichtigere Beytraͤge zur Beſtim⸗ 
mung eines ſtreitigen Wortes erwarten, als die 
Wiederholung ber. Bedeutung incubare, Deren 
Gründe und Gegengründe befamt find. Es’ iſt 
gar nichts für bie Verſtaͤndlichkeit gewonnen, wenn 

der He: Pr. überfege: et ſpiritus Dei. incubabat 
aquis: benn man fieht baraus nicht, worinnen Das 
tertium comparationis liegen foll., Im Vorbey⸗ 
gehen erinnern wir bey dieſer Stelle, daß wir uns 
noch nicht ganz überzeugen koͤnnen, es liege in Dies 
ſem letztern Sag eine Befchreibung ber Dorbes 


veitungen zur Schöpfung : ober Ausbildung der - 


Erbe, wovon man das Bruͤten oder Bewegen 
meiftencheifs erklärt. Mach aller Wahrſcheinlich⸗ 
keit möchte die Mebensart noch zu der Beſchrei⸗ 
Bung bes Zuftandes ber Erde vor ihrer Ausbils 
Boch gehören und dann ließe fü fi) das incubare bes 
em hieher rechnen: der Geiſt Bortes bedech; 

| 7 das Waſſer, noch huͤllte der Schoͤpfer die Er⸗ 
de in Fluten ein: ſie war wegares.) — V. 6; 
ſetzt er am Schluß bie Worte > aus dem V. 
7. wo ſie an unrechtem Ort fiehen ſollen. Seine 
Sruͤnde find, weil die LXX ſoe leſen, weil es nicht 
glaublich fen, daß die Worte erſt V. 7. poll tan- 
tam intervallum gefeßt feyn, und weil V. 11. 15. 
24..eben biefe Orduung .angeteoffen werde. Eben 
Bi ruͤckt er V. 7 nach yrarı noch das Wort ER 
ein, it Berufung fe LXX sd auf V. + 


10, 28.. 


— 


— 


8° = Gänefis ed. D. Scheid. 


10.:28. (Bey keiner von diefen Veränderungen 
fehe ich Nothwendigkeit: vielmehr ſcheint fehr beut- 
lich die Künfteley der Alerandrinifchen Ueberfeger 
darch.) — V. 8. bat am Schluß ber Hr. Pr. 
nach den LXX und der Analogie der übrigen Tag« 


werke noch den Zufag zuerſt eingerüdt: un an 


= > mobey er Houbigant zum Wergänger 
hat. Allein ©. 27. hat’ er feine Meinımg wieder 
geändert, weil nicht alle Eremplare der Griechen 


den Beyſatz haben: und dagegen die Vermuthuug 


geäußert; daß der Schluß bes B. 5. (ober viel 
mehr der V. 8.) erſt nah V. 10. ſtehen ſollte 
und alfo die Hervorbringung des feften !andes 


zum zweyten Tagwerk gehoͤre. (Man fann doch 
feheinbare Gründe angeben, warum die Billigungs⸗ 


formel beym zweyten Tag ausgelaſſen iſt. — Tell 
V. 9. die LXX. oıpm durch söovayaryn überfegen, 
fo nimmt ex an, daß die ächte Leſart pn ſey, für 


. welche er auch aus V. ı0. Beſtaͤtigung ſucht. 


(Nicht ganz unwahrſcheinlich.) Fach eben Bier 
fen Borgängern fchiebt.er in eben dieſen Bers noch 


den Zufag: Xo In Down.nnnn non Yo 


mass mnam. (Es iſt eben fo begreiflich, wie 
diefer Zufos in den Teyt der LXX fam, als es un» 
wahrfcheintich iſt, wie er fi follte aus dem ma⸗ 
foretifchen und ſamaritaniſchen Tert verloren ha⸗ 
ben.) — V. 11. wird zweymal 0% eingeſcho⸗ 
ben. Einmal nad) vn, wie LXX unb Syr. das 
andermal nach 13 wie LXX und Aquila; dagegen 
iſt es nach v0, mo es body fehe paffend ſteht, wege 
" geftrichen Mß yoı flate yo zufegen, billigen wirz 


ber. 





7 Genefis ed. D. Sci OO 4 


der Samaritaniſche Tert if inimer wichtiger Zeu- 
ge. — V. 12. ruͤckt er nody no nad) yr wie LXX. 
urd-Cod. 680. Kenn. und yawrı 5» nad) voınl 
\ wie LXX und Cod: ‘207. Kenn. ein. — V. 14. 
wid wieber vergrößert: durch ben Beyſatz der 
"Som. und Griechiſchen Eremplare 59 Ya 
rem nach bem Wort ooown, (det neue Benfag 
‚ber Alerand. Handſchrift —X auseres 
I Ins vunras verräth ſchon, daß auch jener nicht 
ganzächt fey)— Statt onwntefen wirhiernsw"N . 
wie Eod. 650. Ken. EXX. Aq. Syr. — aber da- 
Bund heben fic) die Schwierigkeiten. diefes Verſes 
noch nicht. — DB. 16. treffen wie auf eine Phi⸗ 
Iofogifche Anmerkung über n7wioo und Sum, wel⸗ 
ches außer der Bedeutung premere-und modera- 
si, aud) noch eine andre haben koͤnne, wie das - 
-Avab.- ‚ie moueriz daher man aud überfegen 
Pönne: ad procedendum die et noßte, i. e. ad cur- 
fus.diurnos et nodturnos dimetiondos.. (Faft zu 
kanſtlich) — 9: 20. beſchlieſſet ber Hr. Pr. mit 
dem Zufaß.:ja win, ber im. hebr. fehle und nue _. 
nach.der Analagla gewaͤhlt wird. — 3. 24. ſcheint 
im das ya arm verdächtig, sonfär er y wen rem 
nad) dem Samar. Tertabflituiet. 1 Das Zeugniß 
der Berfionen kann hier nicht viel gelten, und wenn 
in der Altteſtamentlichen Kritik, wie in der Meu⸗ 
teitameratichen;, die ſeltnere und: ſchwerere Leſart 
Der leichtern vorzuziehen iſt, ſo wuͤrde bie maſore⸗ 
he billig ihren Plag: behaupten, : ob fie gleich 
vin Archaiſmus HE.) -—- Scheinbar ift es, wenn - 
2: de wo ie: brerſche über Ser 


\ - 


* Senelis ed. D. Scheid. 


10. 28. (Bey keiner von bieſen Ver anderungen 
ſehe ich Nothwendigkeit: vielmehr ſcheint ſehr deut⸗ 
lich die Kuͤnſteley der Alexandriniſchen Ueberſetzer 
darch.) — V. 8. bat am Schluß ber Hr. Pr. 
nach den LXX und der Analogie der übrigen Tag⸗ 
werke noch) den Zufag zuerſt eingeruͤckt: yon an 
nW wobey er Houbigant zum Vorgaͤnger 
bat. Allein ©. 27. hat er feine Meinung wieder 
geändert, weil niche alle Eremplare der Griechen 
den Berfag haben: und dagegen bie Vermuthung 
—— daß der Schluß des V. 5. (oder viel⸗ 
‚mehr der V. 8.) erſt nach V. 10. ſtehen follte 
und alfo die Hervorbringung ‘des: feften Landes 
zum zweyten Tagwerk gehoͤre. (Man kann doch 
ſcheinbare Gruͤnde angeben, warum die Suigns | 
formel beym zweyten Tag ausgelaſſen ift:)— Weil 

V. 9. die LXX. oıpn durd) süvayaryn überfeßen, 
- fo niınmt er an, daßbi⸗ aͤchte Leſart mp fen, für 


welche er auch aus V. 10. Beftätigung ſucht. 


. (Nichte ganz unwahrſcheinlich.) Mach eben die⸗ 
ſen Borgängern ſchiebt er in &ben dieſen Vers noch 
den Bufag: oypa n pwwr.nnna Dvan vn 
mean nnam. (Es ift eben fo begreiflich, wie 
dieſer Zuſatz in ben Text der LXX fam, als es un⸗ 
wahrfeheintich iſt, wie er ſich füllte aus dem ma» 
reifen mb ſamaritaniſchen Tert verloren ha- 
ben.) — V. 11. wird zweymal ywheingeſcho⸗ 
ben. Einmal nach sm, wie LXX und Syr. das 
andermal nady 2 wie LXX und Aquila; dagegen 
iſt es nad) >35, mo es doch fehr paffenb ſteht, wege 
' geftrichen Def yo\ ſtatt » zu ſehen, eigen vi: 


5 / 





* Genefi ed. D. Schi? 4 


der Samäritanifche Text iſt immer wichtiger Zeu⸗ 
ge. — V. 12. ruͤckt er noch no nad) yy wie LXX. 
und Cod. 680. Kenn. und ya 5» nach och 
“wie LXX und Cod. 207. Kenn. ein. — V. 14. 
word wieber vergrößert durch den Beyſatz der 
Sam. und Griehifhen Eremplare 99 va 
Yom nach bem Wort own, (der neue Benfag 
‚ber Alerand. Handſchrift x- zexes Tas nuesos 
æ· Tyc vuxros verräth ſchon, daß auch jener nicht 
ganz aͤcht ſey) — Start dooweleſen wirhieroswn . 
wie Cod. 650. Kenn. LXX. Aq. Syr. — aber das 
durch heben ſich die Schwierigkeiten dieſes Verſes 
noch nicht. — DB. 16. treffen wie auf eine Phi⸗ 
lologiſche Anmerkung über won und dw, wel⸗ 
ches außer der Bebrutung premere und modera- 
ri, auch hoch eine andre ‚haben. Fönne, wie bas - 
Arab. ‚Ho moueriz daher man aud) überfegen 
fönne: ad procedendum die et nofte, i. e. ad cur- 
fus.diurnos et nodturnos dimetiendos.. (Baft zu 
kuͤnſtlich) — 8: 20. .befchlieffer der Hr. Pr, mit 
dem Zufaß.7> wi, ber im Hebr. fehlt und nur . 
nach der Analngie gewählt wird. — V. 24. ſcheint 
ihm das yıxArnrı verdächtig, wafůr er yfunıı rum 
nad) dem Samar. Text ſubfſtituirt. Das Zeugniß 
der Verſionen kann hier nicht: viel gelten und wenn 
in der Altteftamenstühen Kritik, wie in der Neu⸗ 
teftamenztichen, die ſeltnere und: ſchwerere Leſart 
der lichen vorzuziehen iſt, ſo würde. bie mafore- 
riſche billig ihren Platz behaupten, : ob fie gleich 
sin Archeifmus HE) — Sceinber iſt es, wenn 
V. habe ‘wo es heiſt: gprſche uͤber — 


>> .Genhe ed. D. Si | 


Vögel, zahme Thiere und die ganse Erde 
(yrarı 5331) die Leſart gewaͤhlt iſt mn Dazı 
yarı , Die ſchon Clericus vorgezogen hat. (Leich⸗ 
ter würde es ſeyn, wenn in hebr. Tert bloß die. 
Verbindungspartikel in. 5221 fehle: herrſchet 


über — die sahmen Thiere anf dem ga 


zen Prbboden.) — Noch größere Veraͤnde⸗ 
gungen find V. 28. vorgenommen: denn Bier fol 
feiner Meinung nach gelefen werben: berrfches 
— über. die Dögel des himmels: monıan 
‚nonmn won 5331 yon mn ham, Damit kei- 
me Klaſſe von Geſchoͤpfen übergangen wuͤrde: oder 
man muſſe moon ımırı im maſor. Tert erklaͤren et 
in.uniuerfa animalia fefe mouentia. — V. 30: 
wird uns feine Meinung niche recht beutlich,, wenn 
er überlege una cum (7351) cunbhir animalibur ter- 
‚ya, omnibusque. volucribus coeli et vninerſu 


septilibus (27 bineingefeßt ), quae mouentur im 


terra, in quibus eſt anima vinens, sague (Ta) 
cum omni pabwio virini, etc. (Weit natürlicher iſt 
ber Sinn: Ich gebe eich alle Aräuter und 
Baͤume zur Speife: und allen. Thieren — 
gebe ich Binkuter zur Nahrung. Es gehöre 


gue bee bes Stanbes der Unſchuld und Gluͤckſe⸗ 


. Kigfeie, daß auch die wilden Ihiere kein Fleiſch, 

fondern Gras freſſen. S. €. wu, 6. 7. = 

— 2. wird, wie leicht zu erachten, werore 
aft. 


vnwer.nach dem Samar. LXX.und Syrer 
vorgezogen , mit Houbigant: (das letztere Hi bie 


ſchwerere Leſart; daher wir ie beybehalten, wie 


auch Hr. Davhe:in-feiner Ueberſchung that.) V. 3. 


f 


| 





Genefis ed: D. Scheid. | Mo - 


wo Sr. Michaelis in den Worten mustmans. 
Schrierigfeit fand und mia leſen wollte, geſteht 
ber Hr. Pr. daß die. Griechen zwar ungegweifelt 
se12 incipere geleſen hätten, weil fie nefare übere 
ſetzen, (mern nicht nefosre rose eine treue Nach- 
ahmung bes hebräifchen Pleonaſmus iſt) doch wilf 
ee Michaelis. nicht beppflichten, weil 13 im bebr, 
nicht vorfomme, na und ws body’auch unter 
fihleben werden koͤnnten, wie Ef. 43, 7. und fi) 
überfegen laſſe, — eidem incumlbendo, (ober, 
wie Dathe, ereando perfecerat.) 

Mit V. 4. fängt ſich ein neuer Abfchnise an, 
in beffen. Titel Das Eamaun ya ungewoͤhnlich, und 
baber euch if. * dieſem Irr⸗ verſeht 
er beyde Worte. Da hier das Wort Jehova 
zuerſt vorkommt. o tebet dev Hr. Pr. von ber 
Abſtammung deffelben und macht. bie Bemerkung, 
bie ums fonft nicht vorgefommen,, daß bas Wort 
zu ans einer boppelten Abkürzung des Wortes 
mm entſtanden ſey: indem zuerſt >, entweder 

u, wie in den Worten Eliahu, Sefalapu, oder 

"ehe, wie in Jehoſchua, Jehonathan, hernach 
m Daraus formirt worden, Diefe Ableitung Femme 
uns als Die natürlichite ver. — 

V. .ı2. ſchiebt er oo nach 2 ein, weil die 
Vulg. optimum fegt, und Codex. 9. Kenn. nebft 
dem Samar. ihr beyſtinunt. (Auch dieß if. fo. 
noͤchig nicht, da die He den politiuum ſtatt 
des Superiatiui fo häufig gebrauchen.) — V. 14. 
bimfe ihm bie Leſart —2* par faſt beſſer u 
fen (nicht ohne Grund; die alten druͤcken das 0 

nie . 


2. . Genefis ED; gcheid 


nie aus.) . — MD. 18. fol mw ſtatt wen 
den LXX ‚Ag. und Vulg, gelefen werden,’ 

26. (aber es find gwey verſchiedne ment.) 

die Ueberſetzung ift:i faciamus ei adigrormin 


aptum ipſi. — V. 23. wird wum in Ben Tot | 


aufgenommen, auf die Ausoritäc der LXX, Sym 
Chald. und Arab. Erpen. (wenn nur.. biefe.nicht 
das fuffixum zur Erklaͤrung einfhoben!) — V. 
24. folgt er Houbigant und Michaelie, um das 
Drnw nad wi einzufchalten. 
K. 3, 1. befchäftigt er fich mit dem Woet Es, 
amd der Wurzel Dis decdräicare , abradere. In 
dem Umſtande, daß tin vorhergehenden Vers von 
den Menfchen gefagt worden, fie fegn mo» ges 
wefen und hier die Schlange dyw heißt, findet er 
acumen orationis und die Figur, die man gute: 
naclaſis nennt: und tadele die gemeine Meinung, 
daß es Lift bedeute; es ſey vielmehr Dov dsfzal. 


pres, maliguus, petnlans, -wie denn auch die, 


Boßheit ( malignitas) der Schlangen den Mor⸗ 
.. „genländern zum Spruͤchwort geworden. Die 

ft und Klugheit nicht weniger, ſ. Matth. 10,16.) 
— B. 8. wird der Stimme Gottes gebacht mit 


dem Beyſatz: Jorrw, den er richtiger überfegt; N 


‚firuger‘dahtis, graflantis wie Pf. 12, 9. u. a. O. 
Wir waren begierig V. 15. über das Wort 


Po die Erläuterungen. eines fo großen Philologen 


zu lefen: allein mie fanden -unfre Begierde nicht 
geftilit; Denn er bleibe bey dem gewsöghlichen con- 


cerere, und uͤberſetzt: Häsc (progenies, m, denn 


an fönne vice das.-faemininum ſeyn, weil 
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. 0 “ \ b, 
EEGenẽſis ed, D. Scheid 13 


orın folge) conteret caput tuum; tu vero teren“ 
(i. e..fibilo appetes) cahanemm.eius, ohne me _ 
rere Beweiſe. — V. 16. findet erim Par groß 
fe Schwierigkeiten und.erflärt es, wenn das Wort 
äche ift, von Schwangerfchaften: ich wi 
machen, daß du ofe ſchwanger wirft. (Sole 
te dieß als en Theil-des Fluchs angefehen werden 
fönnen, bey den Morgenländern, die Fruchtbar⸗ 
keit und zahlreiche Nachkommenſchaft als Segen 
anſahen?) "Doch möchte er lieber TaYırı leſen, 
fitim tuam 1: e..libidinem, appetitum ad res vene. 
reas etiam poft partum, welches mit maTor ige 
flimme. Die Hendiadys,. dolorem et grauidi- 
tatem i. e. dolorem graujditatis et partus laͤßt 
wenig Schwierigfeiten übrig). — B. 19. verbeſ⸗ 
ſert ee omb in Tora, weil in dieſer Verbindung 
- mie bon das nomen felten ohne fuflixo ſteht. 
CDocy finden ſich auch genug Exempel von der 
letztern Art z. E. i Moſ. z1, 44. 37,25. 5 Mof: 8, 9.) 
Wir ſchlieffen mie der Ueberſezung des V. 22. 
in weſchem wir. noch Feine befriedigende Ausle 
gung gefunden haben. Zece homo fablus ef. im 
ſtar unius de nobis, fiiens bonum et malum. Er 
fegt der Erflärung des Schultens und andrer, _ 
die das 17 durch fuit überfeßten, vornehmlich ent⸗ 
gegen, daß wenn auf mr das 7 folgt es ordente 
lich Aeri bedeutet. 3. E.5Mof. 7,26. 1 Sam.2s, 
26. 2 Sam. ı8, 32: und feheintder Meinung eines 
andern Gelehrten benzupflichten, BaB an rına 
heiße: cut nos, wie 2 Chron. 18, 12. Richt. 16, 
7.1, u.. (Dieß paßt zwar, wo eine Mehrheit 
— DE 3 


l 


. ( \ 


‚ die meiſte Dimkelheit hat, in \rı3 zu "verändern, ' 


D 


2 u Genefis ed. D. Scheid; 


iſt; Aber nicht da, wo Einheit iſt, wie in Get; 
Waͤre es vielleicht ein Ausweg; “rınD, Das bech 


das auch fonft mie on ı Sam, 3, 18. conſtruirt 
wird? — Ober foll es die Genteng über bas gan⸗ 


ge Menfchengefchlecht ſeyn: Siebe, der Menſch 


oder die Menſchen find, wie der erſte Orut 
primus wie 7 Mof. ı, 5.) unter ihnen. Seine 
Nachkommen werben feyn wie er?) — Die lege 


- te Anmerfung erinnert, daß bie LXX u>wn ſtatt 


Pr gelefen haben und. dieß möchte auch die beſſe⸗ 
ee Sefare ſeyn. | 
Wir koͤnnen ſchwerlich hoffen, do dieſes müß 
fame Werk balb vollendet werden, ober diefe Re⸗ 


cenſien des A. T. ihe Gluͤck machen ſollte, ſelbſt 


bey denen nicht, bie bie maforetifchen Umzaͤumun⸗ 
gen nicht als Graͤnzen ihrer Kritik anfehen und die 
ausgebreiteten Kenniniſſe und Verdienſte des Hr. 


| Sch mit Ehrfurcht und Dank ſchaͤtzen. 


Wegen der Verwandſchaft verbinden wir ſo 
gleich hiermit eine andre Schrift uͤber die drey er⸗ 
ſten pe Moſis, we mehr auf Sacherklaͤ. 
‚mg geht 


84 
57 N 2 
.’ ’ [1 
. ‚ 25 
\ . 


II. 


Die allegoriſche Ectlaͤrung der drey 
erſten Kapitel Mofis, inſonderheit des Suͤn⸗ 
— in ihrem Ungrund vorgeſtellt, von D. 
Job. Balth. Luͤderwald, Herzogl. Braun⸗ 
Ei: Superint. und Paftor prim. Zu 
 Borsfelb. Helmſtaͤdt bey Joh. Heint.⸗ 
| Kuͤhnlin 178. 


t Neuerungsſucht oder Siebe nur Dar 
, auch nicht Mangel der Ehrfurcht ges 
gen ‚bie eife war es, bie von je her fo vielerley, 
zum Theil ſeltſame, Erflärungen und Meinungen - 
über die Schöpfungsgefihichte im Mofes gebahr. 
Die meiften wollten eben dadurch das Anfehen und 
Die Würde bes Gefchichtfihreibers retten, und den 
Einwürfen, bie man fo fcheinbar entgegen ſebte, 
begegnen. Dieß glaubte man nun, koͤnne nicht ge⸗ 
ſchehen, wenn man bey der buchſtaͤblichen —— | 
Geharrte, und daher werfiel man auf bildliche Deu⸗ 
engen und geiſtliche Worftellungen. Philo, Cle⸗ 
mens von Alerandrien, Origenes befonders giene | 
gen mit ihren Beyſpielen vor, und erwarben ſich 
zinter Alten ımb Neuern mancherley Anhänger. 
Wider Diefe Allegoriften fucht num Hr. D. Luͤder⸗ 
wald mit der Mäfigung und Wahrheitsliebe, bie 
man an ihm gemohne iſt, den buchftäblichen Ver⸗ 
Hand zu retten. Es fehle auch nicht an mancher⸗ 
le⸗ guten und ergeben Brände, die ſich Yin 
\ le 








N u 


«6 Luͤderwald über-die allegoriſche 


dieſe Meiniing anführen laffen, und die Ver N. 
V. hier aufs neue gefammelt und zum Theil vers 
ſtaͤrket hat. Doch ſcheint es, als ob der Hr. D: 
diie allegoriſchen Erflärer,, von den mythologiſchem 
und von denen, die mit Hr. Leß zwar Gefchichte, 
aber in der Sprache.der Urwelt, ſinnlich und bild« 
lich abgefaßte Geſchichte darinnen finden, nicht 
genugſam unterfhieden habe. Daher kommt es 
denn, baß feine Behaupfungen nicht immer trefe 
fend genug find, und daß er hier und da in feinge 
Meinung nicht feft iff, und feinen Gegnern fein 


Genüge leiſten wird» ° Er. feibfk bleibt nicht bey - 


‚dem genaneften buchfläblichen Verſtand, mildert 
wenigſtens die Erflärung davon (und biefe Miles 
rung in Dogmatifehen Behauptungen fehen wir ala 


einen der glücflichften Erfolge an, welche: die ges. 


genwaͤrtigen Streitigkeiten hervorgebracht haben;) 


fo ſehr, ſchneidet das Harte und Auffallende Alten: 


. ver: Dogmatiker ſo freymuͤthig ab, daß freylich 
ein großer Theil der Schwierigkeiten verſchwindet. 
Aber eben dieſe Vorſicht und Maͤſſigung, welche 
heut zu Tage von den rechtglaubigſten Lehrern aus⸗ 


wvedbe wird, iſt ein Beweis, daß nicht alles nach, 


dem · ſtrengſten Wortſinn zu nehmen fey, und ern 


weckt die gegruͤndete Hofnung, daß bie Streitig⸗· 


keiten mit der Zeit beygelegt, oder wenigſtens 
nicht mehr für fo erheblich gehalten werben daͤrf 
ten. — Der Anfang muß, wie Hr. £. ſagt, mit 
der Unterfichung gemacht werden, ob und. ie 
Moſes in feine Gefchichte alte Sieber eingeraͤcke 

- Babe, und ob das, was man davon findet, den: al⸗ 
oe J on lego» 

re | 








v 
Pa 


Exrklaͤrung nd. Moh.ırs.: 17 


Iegörifchen und ‚bilblichen Ton ar ſich habe- Er, 
bemerfs hiebeh, Moſes gebe davon Anzeige, wo 
er etivas Poetiſches einrüde, (Wahr In ben Stels 
len 4B. M. 21,1. 5 B. M. 32. aber au 13. 
49?) Er gibt zu, daß in Fleinen Stuͤcken, ſol⸗ 
che Einſchiebſel vorkommen, als 1 Moſ. 2, 24. 4, 
23. von groͤßern aber laͤugnet er es. (Wie aber, 
wenn es Moſes ſich ſonſt erlaubt, ſollte er ſich es 
nicht auch bey groͤßern ohne Anzeiger erlaube "has | 
- ben?) In den angeführten Stücken, fonderlih 
ben größern, find entweder befännte Begebenhei⸗ 
ten, poetiſch vorgetragen, wie 5 'B. 32, oder zus 
fünftige vorgeſtellt, wie 1.3.49. es find mohl 
poetiiche Wendungen da, aber Feine Allegorie, 
(Das ift wohl ein gutes Argument mwiber die Alles 
goriften, aber nicht wider bie, fo eine poetifh) aus . 
geſchmuͤckte Geſchichte darinnen finden.) H. 5. wird, 
zugegeben, daß Mofes Hiftorifche Nachrichten aus 
fremden Urkunden genommen, aber babey behaus 
ptet, er habe das Liederhafte felbft charakteriſirt, 
oder doch deutliche, uns nicht uͤberlaſſene Spu⸗ 
ren Davon angegeben. (Dieſe Spuren will man 
ja eben in dem Ausdruck und den Wendungen fine 
ben.) Man dürfe von den Zeiten bes Orpheus und 
Homers nicht. auf die Zeiten vor der Suͤndfluth 
fchlieffen. (Gleiche Bedürfniffe haben aber glei» 
che Auskunftsmittel. Wahrfcheinlich bleibt indeß 
der Schluß freylich nur.) Mach VWorſtellungen 
nenerer Dichter z. E. Miltons duͤrfe ein Hiſtori⸗ 
er wie Moſes nicht beurtheilet werben. (Wenn 
man denn aber in jenen Zeiten, Aus. denen Mo⸗ 
Doederl. Bibl.. B.n St. 8 Te, 


= 


r 
{ 


A. 


I 


18 Siüberibald über die alegoriſche 
E dieſe Nachrichten einruͤckte, die Geſchichte ſo 


— * 


f 


chrieb?) $.6. Man iſt über den eigentlichen An- 


fang dieſer bildlichen Vorftellung nicht einig, man⸗ 


che ſetzen ihn in dem 4. Vers des 2. Kapitels, an⸗ 
dre ſchon in das erſte. (Hiſtoriſche Spuren giebt 
es freylich nicht weiter, als daß die erſte Beſchrei⸗ 


bung Mofis kuͤrzer und erhabner, die’ zweyte ſinn⸗ 


Hicher und weittäuftiger ift, voie wohl ber Augens 


in erweiſet. Lnterdeffen hat man auch davon . 


eine Spur, daß Mofes bloß bie erfte Beſchrei⸗ 
Bang habe weiter ausführen wollen.) Es fey 


nur der Mittelweg zu halten, und nichts zu über- 


treiben; fo fielen auch ben der Geſchichte alle 
Schwierigfeiten hinweg, ohne daß man fie in 
Poefie verwandeln dürfe. Eva ward nicht aus 
der Kippe Adams, fonbern aus feiner Selte, aus 


‚Ihm erfchaffen. (Dieß hebt die Schwierigfeie 


nicht.) Der Lebensbaum ſollte den Menſch nicht 


Undverletzlich machen, ſondern blos ein concurriren⸗ 


des Mittel zu feiner Geſundheit ſeyn. Der Er⸗ 


kenntnißbaum wird nur anticipando ſo genennt, 


war aber nicht giftig, wie manche meynen. Es 


J 
. “ 


war feine vom Teufel befeffene ober ganz, hervor⸗ 


gebrachte Schlange da. Die Neven der Schlan- 


- ge und Die Antworten ber Eva find eine Heibe 


von Gedanken, und enthalten den Kampf, den 


Eova von der Zeit an, da ſie die Schlange davon 


effen ſah, bis fie endlich unterlag, hatte — bie 


aber nicht ihre eigene waren, fondern vom Teufek, - 


der auf ihre Seele wirfte, hervorgebracht wurden. 


\ 


. fügen, 


‚(Aber ſo hat ſich ja boch der V. erlaubt, etwas zu 


j oo. 


Eilrung ı 8. — Erz 


barauf, daß es dabey meiſtens unangenehme Ynfı 
tritte geben werde. ‚Der gedrohete Tod iſt nur im 
fo fern anzunehmen, daß er vorher auf das aller⸗ 
Jängfte und bis auf weitern göttlichen Befehl wäre 
entfernt geblieben. Mit gleicher Gelindigkeit faͤhrt 
er S. 323 fort, das Ebenbild Gottes muͤſſe in kei⸗ 
nem zu hohen Ideal angenommen, und die innere 
verderbte Natur nur als natuͤrliche Folge angeſ⸗ 
hen werden. Die Nachfommen Adams find kei⸗ 
ne Theilnehmer an Adams. Sünde, das volle Vers 
Verben wird ihnen nicht fo zugerechnet, daß ſich 
die verberbte Natur von felbft nicht aufbelfen 
koͤnnte, ſondern nur, wie einem Kranfen endl 


Die Kräfte enegehen. Auch den Gedanken treffen 


wir: ler wieder an, ber doch nicht allgemeinwage 
a, daß die Aeltern auf ihre Kinder Feine Boll 

J kommenheit fortpflangen koͤnnen, die ſie of nicht . 
Haben. Endlich kommt der Hr. V. auf Schrift 
ftellen, um zu erweiſen, daß ſich die allegoriſche 
Erklaͤrung nicht damit vertrage. Er finder ihr, 
nach Einſchaltung einer Betrachtung uͤber die Her⸗ 
ablaſſung Jeſu Chriſti, wovon wir ein andermal 
reden, beſonders die Stellen Match. 12. Joh. 8. 
44. und 2 Cor. i1. 3, 14. zuwider. (Hier iſt nicht 
ſcharf genug erwiefen, daß die eihe nicht aus der ° 


Juͤdiſchen Phitefophie erflärt werden dürfe, und _ 


Daß die legte mehr als eine Anwendung fen, bie 
auch bey. Parabeln ſtatt hat. Den 14 V. würden 
wir gar nicht hieher rechnen, weil ja Moſes feines 
" Engels des Lichts beym Falle gedenkt. Er mußte 
u 2 En. IL, und ze 3. zu J nehmen 


I = 


30  Lüberwald über die allegorſſche 
GE | Bu 
- innen nicht etwas 'eben’fo außerorbentliches, als 


wenn er einen Körper angenommen hätte? Hier _ 
bleibt immer die’ pprige Härte.) Eben fo getrauet 


ſch der Hr. D. die Schwierigkeiten aus. den Fol⸗ 


‚gen bes Falls zu heben, indem er auf der Mittel⸗ 
fraffe bleibe. . Der Fall des Menfchen vor feiner 
vorhergehenden Vollkommenheit proportionirt unb 
Die Veränderung gieng nur ftufenweife Bey Er ı 
klaͤrung ihrer Nacktheit, ihres Werbergeng 1c. iſt 


diel Willkuͤhrliches angebracht. Was $. 17. uͤber 
. den Bund Adams mit Gott geſagt wird, iſt niche 
überzeugend, Weil die ir Natur der Mens 


fchen fo befchaffen iſt, daß fie in jedes au). nicht er⸗ 
kannte noch ausdruͤcklich bewilligte Güte doch im. 


plicite einwilligen, fo koͤnnen die Vaͤter einer Nach⸗ 


kommenſchaft Handlungen vornehmen, wozu ſie 
durch Deren Guͤte oder andere Umftände bemüßige 


werben, und die Einwilligung derfelben voraus» 


ſetzen. (Das förmen fie, aber die Nachkommen⸗ 
ſchaft Hat damit nicht eingewilliget, that es erſt, 
wenn fie das Gute davon einſteht, und nimmers 
mehr, wenn fie vorher ſchon ben Schaben bemerfr,_ 
der daraus quillt. Doch dieß und daf man bie 
Lehre von ber Erlöfung nicht dabey zu Hülfe neh⸗ 
‚men müffe, bat fehon Hr. Michaelis erwieſen.) 


. De Fluch andie Schlange foll weder Strafefenn, 


noch den Zuftand des Thieres verſchlimmern, ſon⸗ 
bern nur für die Menſchen ein Andenken an dieſe 
Begebenheit ſeyn. (Folgt denn aberdieß zunächfk 
aus dem Wortderftand?) ‚Die angefünbigtere 


' Schmerzen der. Schwangerſchaft beiden ſich nur 


dar⸗ 





Emrng Be Mn a. 


baranf, daß es dabey meiftens unangenehme Auß⸗ 
tritte geben werde. Der gedrohete Tod iſt nur im 
ſo fern anzunehmen, daß er vorher auf das aller⸗ 
Sängfte und bis auf weiten göttlichen Befehl wäre 
entfernt geblieben. Mic gleicher Gelindigkeit faͤhrt 
er ©. 323 fort, das. Ebenbild Gottes muͤſſe in feis 
nem zu hohen Ideal angenommen, und die innere '. 
verderbte Natur nur als natürliche Folge angefer - 
hen werben. Die Nachfommen Adanıs find Feis 
ne Theilnehmer.an Adams Sünde, das volle Ver 
derben wird ihnen nicht fo zugerechnet, daß ſich 
bie verderbte Natur von felbft nicht aufhelfen 
Fönnte, fonbern nur, wie einem Kranfen endlich 
die Kräfte enegehen. Auch den Bedanfen treffen 
wir bier wieder an, ber doch nicht allgemein wahr 
iſt, daß die Aeltern auf ihre Kinder Feine Voll⸗ 
kommendheit fortpflangen Eönnen, bie fie ſelbſt nicht . 
Haben. Endlich fomme der Hr. V. auf Schrift 
ftellen, um zu erweiſen, daß ſich die ollegorikhe 
Erflärung nicht damit vertrage. Er finder ih, 
nad) Einfchaltung einer Betrachtimg uͤber die Her⸗ 
ablaſſung Jeſu Chriſti, wovon wir ein andermal 
reden, beſonders die Stellen Match. 12. Joh. 8. 
44. und 2 Cor. ı1, 3, 14. zuwider. (Hier iſt nicht 
ſcharf genug erwieſen, daß die eine nicht aus der 
Juͤdiſchen Philoſophie erklaͤrt werden duͤrfe, und 
daß die letzte mehr als eine Anwendung fen, bie 
auch ben, Parabeln ftatt Hat. Den 14 V. würden 
wir gar nicht hieher rechnen, weil ja Mofes feines 
Engels des Lichts beym Falle gedenkt. Er mußte 
woht 2 en. IL, und ze 3. zu Säle nehmen, 


4 


groß, leicht, willig und gluͤcklich; als hey ben er⸗ 


nn \ \ 


2.Luderwald Über die altegurifche 


nei er damit beweiſen will, daß Pauhrb ‚ungen 


achter er Roͤm.5. gar nichts davon ſagt, doch auch 


fo denke. $:. 32. Es folge nicht, weil Adam ohne 
angeerbtes Verberben blos durch firmliche Schwaͤ⸗ 
‚He fiel, daß auch wir fo:fallen, da bey ung dieſe 


jzwey Urfahen, Schwäche und Erbuͤbel concurri⸗ 
ven. Sehr recht. Die Gegner ſagten es: auch 


nur, weil man oft einwandte, das gegenwaͤrtige 
moraliſche Verderben ſetzte die Fortpflanzung der 
Erbſuͤnde voraus.) Auch Hr. 8. beruft ſich auf 
die Erfahrung, die aber blos das Daſeyn des Vers 
berbens bezeuger , wicht aber beffen Urfprumg aufs 
Märer.: Der Fall Adams mußte Folgen haben; 
(Wohl wahr, aber auch gerade dieſe? Dieb iſt 
der Punct, der erwielen werben muß.) Wir ver⸗ 


mengen finnliche und verderbre Natur ‚nicht, jene 


kann gut und bis angewendet werben, bey uns iſt 


ſie ſinnlich und verderbe zugleich. Man muß 


nur das Materiale, Micht » verborbene von der 
Richtung, die verdorben. werben kann, unterſchei⸗ 
den. Man muß keinen allgemeinen Hang zum 
Boͤſen, Fein fo allgemeines Unvermögen zum Gu⸗ 
ten lehren, fondern nur eine nahe Möglichkeit zum 
Suͤnde, eine Trägheit ober mindere Aftivitär zung 
Guten. Dieb allesaberfann &. 176. durch) Ver⸗ 


nunft, Unterricht und Erziehung gebeſſert werden, 
: . "daher haben wir auch im Heidenthum fo wortrefflie 


be Mufter der Tugend aufzuweiſen. Es fehle bem 
Menfchen in feinem natürlidyen Zuſtand nicht am 
Anlage und Fähigkeit, fie if nur nice mehr fo 


en 


\ 


ı A , 
Erklärung 1B. Mo ıs3 23 


ſten Menſchen. Der Menſch kommt nicht. mehr 
ſo gut aus Gottes Hand, heißt nichts weiter, als 
nicht mehr mit ber vorzüglich leichten und beffer 
vernünftigen moraliſchen Seele. Kinder bes Zorns 
Epp. 2. heiße nur Gott nicht gefallend. (Atfo nicht 
ſtrafwuͤrdig, wie es andre nehmen.) Auf den Ein 
wurf, daß Leichtſinn, Eigenfinn x; entweder na⸗ 
türliche Folgen der eingefchränftenmenfchlichen Na 
tur ober an ſich unſchuldig feyn, antwortet er, ig 
waͤren ohne Fallnicht in dem Miaafe da gervefen, 
Er geſtehet am Ende ©. 220. daß die Meinung beg 
Segner dem Glauben und der Gottſeligkeit keinen 
Eintrag thue, und man fie noch in fo fern verbeſ⸗ 
fern fönne, wenn man annaͤhme, daß Moſis Erzäh- 
lung: zwar eine eingefleidete Erzählung fen, daß er 
aber damit den erften Schritt und Abfall des Men. 
ſchen von der moraliſchen Güte zur überwiegenbeni 
Herrſchaft der Sinne und der Sünde habe lehren 
wollen. Denn alsdenn koͤnnte man doch aus fehren- 
den Stellen der Schrift das fortgepflanzte Verder⸗ 
ben der Menfchen (das aber gewiß die Allegoriften 
nicht minder behaupten, wenn fie es gleich mehr für 
eine arfprüngliche, alserft nachher durch Adam ent» 
ftandene zufällige Schwäche anfehen) nebft deu da» 
mit zufammenhangenben Lehren behaupten, Man 
wird hieraus fo wohl die Unpartheylichkeit, Einficht 
und Mäßlgung des würdigen Hrn. Sup. fhäßen, 
als auch einfehen fernen, worauf es in Dem. Streit, 
der mehr fpefulativ als praktiſch iſt, eigentlich.an: 
kommt, was entfchieden ift, und wo der Forſcher noch 
mehr ist, Scharfe Fr Seftigfeit erwartet. Eb 


en 


44 


- 
al 


m, 





Eben deflelben Geſchichte Bileams 


deutlich und begreiflich erklaͤrt. Als ein Ant 


Bang, zu. der allegoriſchen Erklaͤrung x. in 
Ihrem Urgrund dargeſtellt. Ib. endd. 


| Dir Abhandlung hänge mit ber vorigen in fü 


fern. zufammen, alg der Ar. D. auch hier 


die Hypotheſe, daß Moſes große Stuͤcke aus frem⸗ 


den Geſchichten der ſeinigen einverlsibee habe, be⸗ 
ſtreitet. Mit welchem Scharfjuu und mit wie 
vieler Wahrſcheinlichkeit Hr. Abt Jeruſalem in fei« 
nen vortreflichen Betrachtungen den Bileam als 


eingeſchaltete moabitiſche Geſchichte bargeftellt hat, 


N 


iſt auch unfern Leſern zu. befanne, ats Daß man es 


nicht errathen fellte, welchen Gegner füh Hr. 8. 
gewaͤhlt hat. Wider dieſen wilker beweifen,. daß 
dieſe Epifobe mofaifche Geſchichte fey,unk Bileam 


bey diefem Vorfalle göttliche Eingebungen gehabt 
Babe. Er fucht ſolches aus der Erzählung Mo⸗ 
fiö, und der Erfüllung ber Welffagungen Bileams, 


zu erweifen, jugleich aber die Gefchichte ſelbſt von: 


den borgemworfenen ‚Ungereimtheiten. zu befrepen, 


‚ einen Betrüger, und die Erzählung davon alseine 


-, mb auf die gemachten Einwürfe zu antworten. 
BGelleich anfangs erinnert er, daß Mofes die Er⸗ 


zaͤhlung in einem fortführe,. ohne nur die geringfte 


Spur einer Einfchaltung zu geben, daer doc) vor⸗ 


ber Kap. 21. ausdrüdflich melde, daß er enas aus 
| WBGBGB nem 


/ 


.. 


\ 


Lüderwald Geſchichte Biule ams. 25 
einem Lied einruͤcke. Dieß iſt auch unſtreitig einer 
der ſtaͤrkſten Einwuͤrfe. Sollte er Moabitiſche Er⸗ 
dichtungen in die Reihe ſeiner wahren Geſchichten 


ohne Meldung aufgenommen haben? Wie aber, 
wenn Moſes nur alsdenn es zu melden noͤthig ge⸗ 


achtet haͤtte, wo er Gedichte, nicht aber wo er 


fremde hiſtoriſche Urkunden gebraucht? Wenn 


dieſe Nachricht ihm durch die Moabiter oder Bi⸗ 
leam ſelbſt zu Handen gekommen waͤre, und ein 


Theil Davon, die Geſandtſchaft Balaks, die Reife 
Bileams, fein Wille Iſrael zu fluchen, und der 
ihm ſtatt deſſen abgebrumgenen Seegen währe Ge⸗ 


ſchichte, das übrige aber, bie doppelte Erſchei⸗ 


ung, bie Rede des Eſels kräumerifiier Zuſatz des 


aberglaͤubiſchen Wahrſagers wäre? Könnte er 


niche da zur Ehre feiner Station, oder weil das 


Bett, für das er ſchrieb, dieſen Verfall mit allen 


feinen Zufägen wußte, Ufahe gehabt haben, es - 


. ganz einzurücen, wenn er gleich nicht fetbft alles 
budhftäblid) glaubte? Denn mas man aud) fagt, 


fo bleibt in der Geſchichte immer viel Unbegreifli⸗ 
es.) Die Schwierigkeiten Inder Erzählung root, 
ſucht der Hr. V. auf folgende Art zu heben, B 

feam war ein entfchiebner Boͤſewicht, bas erhaͤr⸗ 
cet fein ganzes Betragen,_alfo fein wahrer Pro⸗ 
phet Gottes, doc) aber war es Gott, der auch bie 
Boͤſen zur Ausführung feines Willens gebraucht, 
niche unanftändig , ihn hier als ein Werkzeug zu 


gebrauchen. (So iſt es weniger fepwietig, ale - 


wenn man 1. Ip ben aller feiner Boshelt fuͤr einen 
35 Pro 


⸗ - 


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" \ 
26 Luͤderwmald Geſchichte Willem. 
.” Per YE2 277) Te 0n0y OT Le *B 
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Engel ſehen und niederfalfen, aber ohne fich für die 
Eifer als andre Paſto⸗ 


diges Darinnen findet, wenn aud) die Efelin wirfe 
lich gereder hatte, denn ber Allmacht ſey es ja mög« 
ih, Wahr. Unnöthig.ipar es ja aber doch, dag 
ber Efelin wunderthärig thun zu laffen, was ‚auch 
durch Eingebung geſchehen konnte, zumal ba eg 

J u .3 gerade 


w = 


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\ , „Ai 


Euderwald Geſchichze Bileamß. ay 
gerade ber nemliche Befehl war, ben er ſchon ein⸗ 
mal erhalten hatte. Doch jeder urtheile Hier nach 
feinem Gefühl) Kap. XXII. ſeyn feine Goͤtzen, 
opfer,, fonbern bios feftliche Mahlzeiten geweſen. 
(Wir wollten das erſtere behaupten.) Bileam har 
be dem Baal Deor nicht geopfert. (Aber doch burch 
Effung der Bögenopfer baran Antheil genommen.) 
Dem Einwurf, daß Bileam feine Weiſſagung auch) 
nad) bios menfhlicher Einficht haberrfinden Finnen, 
feße er entgegen, daß bas Iſraelitiſche Volk fo mu⸗ 
thig nicht gerpefen, oft vorher zaghaft und vor feinen 
Feinden flüchtig geworben, (ob aber niche Bileom 


durch feine Begleiter vonbiefem wunderbaren Boll 


und der Gottheit, die ſie ſchuͤtzte, manches möchte er⸗ 
fahren, und fich darnach geachtet haben?) Mithin 
ſey ihre Beſiegung der Moabiter fo wahrſcheinlich 
nicht geweſen. Auch habe er die Heberwindung ber 
Amalefiter ‚bie erft anter Saul erfolgte, vorherge⸗ 
fagt, und wenn das legte von Affur, Eber und der 
Macht aus Chittim dunkel wäre, fo fände dieß bey 
anbern wahren. Weiffagungen aud) fatt. (Ja, wer 
ben Die Gegner. fagen, wenn man fonft feinen Zwei» 
fel inder Perfon des Mannes und feinem Charafter 
hätte, und es ift bey allen Weiſſagungen der Unter⸗ 
ſchied ſehr groß, zwifchen dem Fall, da man nicht 
zeigen Fann, daß fie erfüllt worden. ( Dieß kann aus 
Mangel der alten Urkunden gefchehen:) und dem 
all, da man, wie hier, aus der Geſchichte dar- 
thun kann, ‚daß fie nicht erfüllt worden. (Es wi⸗ 
berfpreche ber Genauigkeit Mofis, wenn er fo ef 
| Ä I was 


5 * 


€ 
. 


N 


u: - 


28 Liberivald Geſchichte Blleang. 
was ehne Anzeige Ongefthoben hätte, 


R und dazu 
beziehe er fidy 5 Mof. 23. 3 + 6. —— 


te. ‚ (Der lehtere Grund iſt erheblich.) Aus 
Eingebung mußte Mofes nicht wiſſen, er. fams 


melte aus Nachrichten, aber unter‘ der Leitung 
Gottes. Noch ein Grund ließe fih daher nehmen, 


daß Bileam, wen er blos erdichter und betrüs 


gen wollte, doch wahrſcheinlich Balaks Wilten 


würde 'gethan haben, um die verſprochnen Ges 
ſchenke zu erhalten. Doch es fen hiemit gemig, 
jeder prüfe, was bas Beſte ift und behalte es. 





'M..- 
Animaduerfiones, quibus fragmen- 
ia verfonum grascarum V. T. a Bern. 
Montefalconio ‚colleda illuſtrantur, emendan« - 

tur Auctore Joh. Gottfr. Scharfenberg. Sp» 
cimen II. Lipf. apud G. G.Somme. 
1781. 8. 168. pagg. 


ben bie Hülfsmittel, welche der Hr. V. bey 

der erften wichtigen Probe feiner Verbefferun. . 
gen über die griechifchen Ueberfegungen, nuͤtzte, 
( ſ. Ernefti neuefte theol Bibl. 43. 6 St.) find 
auch hier mit Vortheil gebraucht, nemlid) die ver» 
fhiednen Ausgaben der LXX. die Anmerkungen 
bes Mafius, (nur beym Buch Joſua), die Catena 
Nicephori, die neue Ausgabe Theodorets, wozu 
noch die Griesbachiſche Collation des Coisliniani- 
ſchen Eoder, im Repertorium für bibl. und mor« 
genf. £iteratur ı Th, ©, 117. und 2 Th. ©, 194. 
die Semleriſchen Bemerkungen und unfre Verſu⸗ 
che zur Berbefferung der Heraplen im angeführten 
Repertor, 1 Th. S. 220. gefomimen find. Außer 
bem bat er auch die Konjefturalfritif, die ben din 
fer Arbeit unumgänglich ift, mie Vorficht und Yen 
fiheidenfeit gebraucht, und durch die Güte feiner 
Arbeit fo niel geleiftet, daß wir wünfehen, er liege 
und mie mehrerer Gewißheit auch bie Sortfegung 
biefee Arbeit, bie muͤhſamer ift ‚als manche dam 
ben möchten, offen und erwarten. Unſre Pros 

, 20 a ben, 


I. 





x — 


30 Scharfenberg animaduerfiones 


ben, die wir von Der Regelmaͤßlgkelt/ - Nein. 
beit "und der Vorſicht im rttifchen Urtheil, die er 


beweiſet, anführen werden, rechtfertigen unfern 
Wunſch gewiß auch vor unſern kritiſchen Leſern. 


Im Joſua hat Maſius ſchon mehrere Frage 
mente ber alten Ueberſetzer aufbehalten, welche er 
aber meiſt aus der ſyriſchen Handſchrift, die er be⸗ 
ſaß und welche am Rande die Reſte des Aquila, 
Symmachus und Theobotiorr enthielt, ins Lateini⸗ 

6, zuweilen auch ins Griechiſche, nicht fehren 


ehe willkuͤhrlich überfegte. Hier har nun uch. 


zuweilen ftatt des unrichtig⸗ —— grie⸗ 
len Wor * das Maſius ſetzte und nach ihm 
Druſlus und Montfaueon, das wahre griechifche, 
meift aus der griechifchen von Nicephorus edirten 
—F gefunden und angegeben. 3. €, K. 7. 1. 
69 ‚bat Maſius von dem. Sym. durch xarayı- 
yaraxeıy üderfegem laſſen: aber das ächte Wort ift 


amregeynacv, weldyes auch K. 22, 16. ſtehen ſoll. 


K. 9, 5. iſt, mo von bem Bred gemrbe⸗ if, 


Bas. die Miblanirer zur Beſchoͤnigung ihren: Be⸗ 


trugs mitnahmen, findet ſich im Hebr. das Wort: 


. ornpsivelches Symmachus durch xuraupes , adıı- 


ſtus, torridus Überfegt, und wo Aquila Bas Wort 


eloduenjpsevor gebraucht, das Hr. Sch. mit: den ' 


Hebr. für unvereinbar hält, und daher las Iuun- 
nevo leſen möchte. (Wenn wir. bad. Hebr. don 
Ypr torrere ableiten, wie Symmachts, und das 


giechiſche Ye. nicht, wie bie Wulgäta, infro- 
. —2** ſondun ari dus überfegen, meiches | 


der 


! 





— 


A verſ. graec. V. T. Sp. IP 31 


de Sprachgebrauch wehl verträgt, fo fällE wohl 


dieſe Schwierigkeit weg. ) | 

K. 11, 6. wird Mentfaucon verbeffert, der 
fegt: mrbum 3. occiſos (vvnouuevous wie 2 
©am.ı, 22.) ©. reroonmpevous. AAA. Teron- 
jevous, wobey das Teßtere für die Achte, Das erſte⸗ 
re für eine verdorbene Leſart ber LXX erklärt wird. 
Wir find bier andrer Meinung, fo fehr uns aud) 
Das erftere Wort verdächtig ift, fo unficher find 
doch die Stellen, wo Fr durdy virenoxa über 
fege if. Sollte nicht rergum@pevous bie Achte 


Sefart feyn, bie das Son fo gut ausdruͤckt. Diefe 


Bemerkung wollen wir auch zu K. 13, 22. wieder) 


holen, wo abermals fteht: aan m und Montf. 


dreyerlen Worte: in den verfchiednen Recenfionen 
ber LXX fand: ev vn Toomn, AA. ev cn donm, 


AM ev an meoboun: das erftere, fagt Hr. Sch. 


reimt fich nicht zum Bebräifchen; das andre ift of⸗ 
: fenbar Fehler aus dem erſten, und das britte, das 


ſich in Catena Niceph. findet, ſcheint eher ya 


nach einer Arabiſchen Bedeutung, von fpoliauit, 
zu gehören. Allein ev reunn fommt mir als bie 
beite tefart vor: bie ich auch 7 (3) Rad. 22, 35. für 
die aͤchte halte, Hr; Sch. ſelbſt vun TuS Teong 
(il. reozwssos vel renaews) Ina Tas Teumge 
gluͤcklich geändert hat. . . .. | 


R. 19,1. hat Spmm. wie Maftus wid 


verwri non überfegt in Remmon inelytanr. Sl 
meint Sch. er möchte “oo gelefen haben, De 


Go dofa lt: allein urn möchte eben fo gut. jene u 


Urberfegung zulaſſin. Vergl. Ep 55, 2. 8* 


Ä 


P 


93 . Scharfenberg animaduerſionei 
00, Me 1, 33. ordnet er fo: Mrwd O. ner zug 
ı weraußew. AR. xureonomnamy Oder noreone Ä 
Wvro, Adıos, za, WepusowInzcv, welches legte. 
tere Montfaucon und wir als Weberfegung des 
- aonıim 22 Vers angefehen haben. Er gläube 
aber, es müfle in wegiene9say verändert werden 
und ber Weberfeger möchte vielleiche mx ober _ 
pr ſtatt yon gelefen haben. (Der ganze Grund | 
dieſer Vermuthung, die den Stempel der Leich⸗ 
tigkeit, den Hr. Sch. fonft führt, nicht träge, iſt 
die Vulgate: nam cum obfiderent vrbem; allein 
dieß iſt wohl aus mageveßare nur BasIyA 
entftanden, Vielleicht fönnte,man fagen, es fen 
. sewiesog. ganz richtige Ueberfegung von any, 
zur baß es ber Ueberſetzer von Mr herleitet, wie 
fe 68, 12. PT durch easwomaes erflärt iſt. 
ielleicht aber ift.es blos Gloſſe zur Erläuterun 
des hebr. Bort war mit ihnen.) 
‚. Rap. 5,7. macht das Griechiſche: duvaras 
und avoouvres ev InA als Weberfegung von Pa 
. einige Verwirrung: wie wir fhonim Ropertorium 
geklagt heben. ‘Hier finden wir bie rechte Spur, 
, yon derfelben loszufommen, da bemerkt wird, daß 
Theodor. qu..12, à xewreuvrss feße, welches 
VUUeberſetzung von Mo ift (es mag dieß Wore nun 
aus yıb oder aus 7 und 118 erklärt ſeyn) und 
An xeorornouyres verderbt worden. Das xufnsov 
V. i1. bey diefem Worte ,- "möchte ich. nicht für 
Gloſſe halten, zur Erläuterung: . Das prixgumen, 
° "ba bie Örlechen zumeilen yyo Durch aukaven, aber 
we durch evaoxueıy ausbrüden, |. 0: 


\ 


J 


Kap. 
⸗ 


⸗ \>- 





B verſ. grace V. TE 3 


Kap.3, ır, Heißt die Ueberſehung ven 
vanwm beym Montf. A. xarareyoram. L. 
wuunworren.: O. -übgevoueyov. Dafür. ſett dee 
V. weit richtiger Das xanaAeyoyram Des Aquile 


jum hebr. taYxxrı9, denn das yarı hat bie "Bedeu 


tung; recenlere, fcilicet pecus Die LXX. ha⸗ 
ben Dafür aireengeunusyanr, canentinm, wovon die 
Urfadye unbefannt ift. (Iſts vieleicht aus- ava- 


nenwopevay entftanden? oder lafen fie Drrarın, das 
Heaf. 5, 8. durch zen vertirt if?) — V. 22. iſt 
beym Montf. viel Dunfelheit, niche fo wohl.bey , 


benerften Worten, voaı 1m O. ore (e8 muß vor 
beiffen) sverodnYncoer. AM. ÖysUEoRenNIneeeN, wel⸗ 
ches wir einſt in erQveoxor. verändert und dem 
Symmachus zugefchrieben haben, (nefcio. quo iu- 


ve, fagt Ar. Sch,) weil Aquila unten V. 26, dieß 
Wort gebrauchte: wir haben aber Spr. Sal. 19, 


29. vor Augen gehabt, wo wie finden, bag Symm. 
fich Diefes Wors bediente. @. avexarınaay (rikhe 
tiger nach der Berbefferung bes B.. arrenıanaev)Xt 
als vielmehr im folgenden. Es wird nach Maaß⸗ 
gabe der Worte des Procopius in der Catena Ni. 
oeph. beym Monrf. zu fegen feyn: A — decus. 
(wir vermutheten einftdedecus, aber falſch) irruen 
tium, oder ‚griechifch zureerzas „Deeumrrar 
(Pran mm. Allein wir hätten geroünfcht, 
daß er ſich auch auf Die andern Fragmenter ara 
& ETBENOUEV sdluenL wurou. Ad. % —XRX Rg*. 
Tous 7 BrTepu mov Tas vÖcems ERSEirtas HUT 
eingelaffen hätte, in denen offenbare Fehler, oder; 
wenigſtens Schwierigkeiten find. — Sehr wohl 

Doederl, Dibl. 91,651 ( wird 


— 


l 


NS 


44 Scharfenberg mimaduerſioner 


ed erinnert 'B. 26. da bas a⸗ TINO ae | 


“ NER 





bot, Das Monsf. als Berfion von army mm. 


feßte, nur eine Gloſſe des..Procopius zur Erlaute⸗ 
rung der ächten, von Montf. vernachläßigten Worte 


der LXX. as aRorapebss Nerucnöten, (Oder wir 


xA07 rorovy) fey und die Worte ers ovauy nor 
220vrTay nad) dem Zeugniß des Procop. dent 
Aquila zugehoͤren· 


K. 8, 12. wird' ein Zuſat zu Montf. ge⸗ 


macht. eesnee, wie die Aldiniſche und 
Roͤmiſche Ausgabe, die Catena Nicephori u. & les 
fen; aber im Cod. Alex: und der Ed, Complut. 


ſtetze rre, wie er glaube, ſtatt bern 
ober afeseeibe, nach der Leſart Dyitn1, daher Jos 


ſephus A. 1. V, 6. 5. die@Iuspe feht: (Mur zwei⸗ 


 feldiwir um deßwillen, weil amt, das doch fer 
haͤufig vorfonime, nie durch eines diefer griechi⸗ 


ſchen Wörtern bey itgend einem Ueberſetzer ausge⸗ 


brackt ik, Warn follte ere⸗e utbequeme 


* 


æxmoreen fo wenig unterſchieden HD) 
89, 4. finder ſich Schwierigkeit, die grie⸗ 
chiſchen Ueberſetzungen mit dem hebraͤiſchen zu ver⸗ 


VUeberſetzung von san ſeyn, ba ed von iıdoßen, 


einigen, Was ſchon Montf. bemetkt, daß Symm. 


æxrevous (nicht werayias; die ber lUeberſetzer 
des Procop. ausdruͤckt) was arovenapievous uber- 
ſeßtzt habe, wird Aus dem griechiſchen Procap. in 


Ber Catena Niceph; beſtaͤtigt. Ein Amos ſetzt 


Sanfsusrous (wir zweifeln, ob er Dymo geleſen 


habe: Aquila überfegt audy Moſ. 49, 3. m 
durch edapßeuras; Auch derjenige: Veberfeger, 


ıs 


N 


, - 


in ·verl grae VD 18 


bon welchem in bie Roͤmiſche Ausgabe das Mor 
Örihous‘ eingefäfen, laß ſchwerlich nnd, fondern; 
wenn man nicht Tieber desious leſen will, and 
. vergl. Pf. 103,8.) Ein Cod. Oxon. feht ite- 
yısauereus Und die Strasburgiſche Ausgabe 
Absıuousr bendes ſcheinen Gloſſen zu fehn, tweim 
nicht Das erſtere aus Dem wroveronu, des Symm. 
oder auß ben paſſendern eis. enrftänben ift und 
das letzte, das bequeme Uebetſetzung von Hip 
wäre, fn Arsous zu verbefienfft. Vergl. K.rı, 3.) 

Kap. 16, 7. iſt das Wort des Hau, wAaroıe 
füe bag Gebr. Yon sn nd ſchon dem Montf. 
jroeifelhaft,. State deſſelben ſchlaͤgt Hr, ‚Sch 
KAmpeis (etwas Bart) vor und hält es für Ueber⸗ 


N 


fegung von air? das auch bie Griechen Durchuyazs 


fiberfeßen. ... “ en 
Kap. 19,8. halt er es für unmahrfcheinlid, 
daß A. &.und O. dasyymHrarın im Singulari übers 


ſetzt Bärten: Und zweifelt an der Archtheit des Wor⸗ 


tes eoösreudey_ und Egereußyri- bey den LXX, 
(Ganz recht: wir vermuthen, es möchte nicht nid 
bier, ſondern auch 1 B. Moſ. 19, 16. und 2 Sam. 
15,38. Sonyyzudgri zu lefen ſeyn, und wir fehen, 
daß Biel in ſeinem Lexico T. II. p. 331. ſq. unfre 
Vermuthung durch mehrere Gründe beſtaͤtigt.) — 
Wie unb woher die Leſart des Cod. Oxon. und der 


Cat. Niceph. diezAave avrov läßt er unbeſtimmt. | 


Das Wort Blingt fehr verdaͤchtig. 


Ruth. 1, 12, bedarf Montf, einer Verbeſſerung. 


Das Hebr. lauter: win Myatndın 9, woruber 
er als Fragmente vr Ar Belnra — S. - 
on 3 


—XRWMWM 


36 Ssharfenherg animaduerſione- 
” Bi h .. . 
euhaßen — „O. ran: yrindmeı me ande, Ci 


UMS; x eryevouny Arkonnonevn cevder. Mit 
Recht wird erinnert, daß die LXX nn auslafs 
fen; daß cuAaßeır Veberfegung von urn wer 
welches Bahrdt bezweifelte, aber die. fateinifche 
Verſion, die überhaupt fehr glücklich zur Berichti⸗ 
gung der Heraplarifchen Verfionen auf eine bishe 
unbekannte Weife angewendet wird, beitärigt ; da 
ſtatt Beßnro zu lefen ſeyn Beßnrouern, als ob im 
hebr, ar ftünde vergl. 3 Mof. zı, 7.9. und daß 
endlich das fehmere und dunkle Wort AsAaınaavn 
In Aräcunwusvn zu verbeflern wäre. Diefe Kon⸗ 
jektur ift fo leicht, ‚fo befriehigenb, und mit dem 
räifchen ion, das von den LXX. Aqu. und 
Theod. bucch Auen, Acos u. f. f. ausgedruckt 
wird, fo übereinftimmig, daß es ihr am allgentel« 
nen. Besfall nicht fehlen. Bann, . on 


x . En 
Bey ı Sam. 2, 32. geſtehen wir. es gern 
baß Tiheodotion ganz dunkel iſt: x. amißAerheis 

ro ngmtaswpes Maav: aflein er hält ſich doch-fo 
genau an das hebräifhe, daß ich es nicht wage, 
px für frembes Einfchiebfel zu haften. Das 
ewriusaius (heine mir nicht aus rs. ſtatt 2 - 
entfprungen zu fepn,. fo Daß "x ausgelaffen wäre, 

- wie Hr. Sch. meint, fondern es ift ati Leber 
ſetzung von 1%, nur mie andrer Punktation; er 
liefer S% oder 2, das auch fonft eine Veſtung, 
ein Bergſchloß, bebeutet und behält Yo in 

" Mosav bey, — Hingegen iſts richtig, was K.3, 
2. bemerkt wird, daß. das —— Karo 

| . J exev.) 


/ | S 
* 











in verl. graec. V. F. Sp. I, 97 
erev.) nur Schreibfehler ſey, der aus E 
a0 entftanden iſt. 

Die Unsednungin dm LXX und beym Mont. | 
faucon ı Sam. 5, 6. ift fehr groß und bedarf einer 
Entwicklung, bie Gier gluͤcklich verfuche wird, 
Das Refultat davon iſt: B.6. onwn O.'uey 
aßucavsrev aurous. Alkos, xy ennyayer cu- 
Toss, von dv ponere. morbum infligere. or "m, 
Drboyı noy Sgarafev wurous sis vos Edeais au- 
var. AR. na slıgeoe (al. ekeßonce) avras 
sis ræc vous mendofe pro xoy ** 
var Axvos (hievon ſinde ich im hebraͤiſchen keinen 
Grund: wenn man aber ſtatt vauc mit dem Cod. 
Alex. &dews liefet, fo wäre es dem Original ge. 
mäßer und bas folgende, ein eros vys Kaeas au 
av avocduncay kuss tt nur Erläuterung von ber 
felfchen tefart uues.) — B.g. arm rmmm. O. 
Tongecxes peryas oPoden. AR. auyxuas (Java 


evnynuu - 


ou) peyaiy, weiches in den LXX. V. 6. einge - : 


ſchohen iſt. (Pier ſollte noch Hinzugefege fern: 

A- Dayedarın. " Dem daß dieß Wort vom Aqui⸗ 
la Hier gebraucht wurde, lehrt Theoboret ganz deut⸗ 
ti), und daß er niche, bie ganze Ueberſetzung des 
Aquila anfuͤhrt, ſondern mehr den Sinn beſchreibt. 
Mir ſehen auch nicht recht, warum dieß Wort, 
womit auch 5 Moſ. 28, 20. mom ausgedruͤckt iſt, 
unbequem ſeyn ſoll. Denn es druͤckt nicht mor · 
bum flomachi aus, wie man nach ber Etymolo- 

gie fehlieffen möchte, fondern wirb ſchon von Pollux 
LIV.c. a5. erflärt: e8 ſeyn Mxucıs eye va 
evon ein Geſchwuͤr das ef eindeinge, ſich 


ſchnell 





\ . . ’ 


_ 


2 Scharfenherg: animaduerfong | 


ſcnell entzuͤndet, ſtinkenden Citer gugalft und | 
toͤdlich wird: welches alles mit der Meinung, der 
übrigen Ausleger⸗ ben ‚diefer. Stelle einſtimmt.) 
rum Ar map wegiaäyduags, befier ur ago 
 Audnopy. :. Dag.griehifche der LXX nıy erara- 
an aroug 5 Tas adens euro gehöre zu V. 6, 

— Bas Montf: zu V. 12. ſetzt, raͤth Hr Sch. 
auszuſtreichen. Denn Die vermeinten Worte des 
A. gehoͤren nicht hieher, wie ſchon erinnert worden. 
Die Worte des Symm. find aus U. 9, falſch hie⸗ 
her transferirt. 

12,.4 vermehrt er’ bie Hexaplen aus Theo⸗ 
‚horet; au, 16, muy ale, O, zoy.urodune; | 
amengıIure war oma, Aldor, vor. amrengul 
rrouc — — Mau mr Aura, nach einer. merk. 
wuͤrdigen tefart; 12. 99 QYNN. . 

. . K. 13,21, fommen viele treffende Berbeflerun« 
‚gen ber. —— — Worte vor: oguhe. ſtatt 
bes unbekannten saufı; TesengAıdaı ſtait areAnee 
oder Fersneängız ans nach Dem hebt, 27371 ſtatt 
zeens ey, wie bie Cat, Niceph. hat ober suprawar-. 
‚vos, wie Monef. ſeßzt. (Vieſleicht möchte auch 
segegaoy Platz finden.) Mit gleichem Scherf: 
fing aͤndert er Das wAsres bes Ag. Cap: ia, 38. in 
waren, bas quch ſonſt durch yayım ‚erfhärk/wirds 
md Rap. 15, 5, avdguan in syndesusen. nad). Dem 
‚Sehr. und. der Vulg..terendit infidiasz „CYp. 24, 
B. GRmTen N TuTar, Kap. 23, 1. weuaexe 
eos und eraırgy in arpyexopexos CE20} und 
RATEN (Ei EV . wa vo Ef 3 
ME en „an 

Do K ap, 





ne 


L) 
. . / 
X 


- "ia verſ. graee. V. T. Sp. I.g9 


Rap. 15, 23. hat Moͤntfaucon alles unterein⸗ 
‚ander verwirrt, weil er die verſchiednen Fragmen· 
te der Heraplatifchen lieberfeger, die er in ver⸗ 
ſchiednen Handfchriften und Commentarien amtraf, : 
nicht redyt miteinander vereinigen konnte. . Die 
verſucht nım Hr. Sch. der in der Cat. Niceph. noch 
ein neues Fragment entdeckte. Mad) feiner Mei 
nung muß es fo lauten. A. wumerix MeTeiog 
re min ao eos (TO von ) zayavofeAss (TWN) 
xe⸗ MOEDwusTav (aan) en —— Nah . 
feiner Meinung irrt ſich Theodoret, wenn er ſchreibt, 
daß Ag. das Wort Theraphim Freu eicu may avꝰ- 
"uDeueseiv Üüberfeßt habe: denn Jeeuzeın fen feh= 
lerhaft aus Srocpsu entflanden und das arIuQ. - 
fen fo wie smurnensis 0dei- erzıuneneis ader errı- 
soeneis Gloſſe eines: unwiſſenden, der Theraphim 
don W rapuit, abgeleitet habe, (Vielleicht ließe 
ſich Thesderer doch .rechrfertigen, wenn er nur an⸗ 
zeigen wollte, Aqıi, habe das Wort nıonn, nicht 
eben bier , ſondern in andern Stellen, entweder 
beybehalten, RegoOur, ober es durch arIuR. 
überfege. Wir würden Dieß Wort für ächt hal⸗ 
ten, ob mir gleich feine Stelle finden, mo es vor 
kommt; dem im Eolflintanifchen Codex ſteht eins 
mal als Werfton' des Aqu. dey dieſem Wart:zı. 
Sam. 19,16, rerrouey.) " Doch wir gehen mei 
ter. E.— To zgeareılen. — Die legten Worte 
find bloß Die Heberfegung ber LXX, vermifcht mie 
den Ausbeuten des Manila; - 
"8,29, 29 hat Monte x A. Taesw mAu- 
ven ©. u das. "Fina Zı edurayuem O. 
| CT? 7755 


pr Seither änimaduerfionesin vage ete. 


ev pero. Dieß laßt ſich mit bens hebr. nicht ver⸗ 


einigen. Daher hier weit beſſer: Mou O. v⸗· 


dumme. Z. wsDuAaypery. 2. O. vacat. A, ne 


go» ya ev asan A. wAcyen. Vergl. L 
» Sam. 3,23. Gleich richtig ift Die Deheferung 


K. 30, 10. wo srranurdyaen ſichtbar ge 
aan unter dem Namen des Etymologiſten, Aqui⸗ 


la, zu ſetzen iſt: (denn Iꝛd iſt rap ) : grormanı 
"aber dem Symm. zugehoͤret, woraus ndunarıc am 


entftanden ift., Das sx&Iscar der LXX wagt der 
V. in sEeru due zu verbeffern, wovon ich weder 


Grund noch Nothwendigkeit einfehen kann. Bey 


— 


verbis mag Aryoymwoıs. haben die LXX öfters: 


bios eine ſchicktiche Bebeutung ge 


ſebt. 
Ben 2. Sam, 3,26. hat Hr. ” Sch. der Die Cat. 


* Nicsbh. fonft. (6 eig verglichen hat, eine Gteße 


überfehen,. Die angemerkt zu werden veubient: * 


fie auf einer hebräifihen Variante beruhe. Es 


heißt ben. ben LXX. Iwunssadn  aryamyaısı van 

EBOLUIE a Year m yuyamıay : Theoberetaber Inge» 
dachter Cat. p. 500 hat exsee (Tras ftaternrnn) 

Noryazınsıs aouen’ sei. NIS T Ya 
K. 8, 4 merke fühon Mout ben: eZognzev. am: 


ledis fulpedta. Dafür kefet Sihurkngerluoen,toeit 


Ag. auch 3. Mef 49; 6. pn ſo verelee hat, Eok- 
cher Verbefſerungen fommen unzähliche vor z und 


. wem Hr. Sch. wie wir hoſſen wollen, dieſe Bemer⸗ 


kungen noch ſartſetzt; fe werden wir aalmaͤhlich Ma 


: terialien zu einer guten und beriehtigein. Ausgabe der 
Heralarifchen. Fragmente gefanmler finden, bie 
einem kuͤnftigen Editor bie Möge ulictern, EN 


J — 








W. 
7 —E or a treatiſe on fe- 


male ruin in its cnufes effects, confequen- 
tes preuention’and remedy, confidered on the 
baſts of diuin Law, under the folling heaads, viz, 
Maringe, Whoredom and Forsication, Adaltery, 
Posgamy, Divorze, with many incidental mat- 
ters. etc.the fecond Edition. three Tomes. 
. 1981. 8. London by Dodsley. 


Misere Unglück! — Ein Ziel, der vol. 
fommen zum Buch) paßt, ab wir gleich ihn . 
in einem andern Verſtand nehmen als ber. Verfoß⸗ 
fer. Die Wahrnehmung ift traurig, daß das ſchwaͤ⸗ 
here Geſchlecht fo vielen Berführern ausgefegt iſt, 
die feinen deichtfinn oder feine weichere Empfindung 
mißbrauchen, feine Unſchuld zu früßgeiig angrei« 
fen und befiegen, und mit dem Raub der Unſchulb 
einen großen Theil der Verfuͤhrten, nicht bloß ihre 
Ehre, ſondern irrdifches Gluͤck, Verſorgung und 
Fortkommen entreißen, und ben dieſen Ausſichten 
die fuͤrchterbichſten Entſchlieſſungen, zu geheimern 
ober gewaltfamern Kindermord — Dieß 
nennt der V. Maͤdgens Unglück: (@Ioee In 
Au), — en und will ibm entgegen arbeiten: 
aber das‘ Werbeſſerungemittel, Das er. vorfihläge, 
ift von der —*2 daß er durch ein go⸗ 
waltſamers Oift ein. audres bämpfen-will-— und 
Polygamie als das wirkſamſte, side Ä 


— 


“ Madan 8 Thelyphhon- “ 


ſte Gegenmitkel gegen jenen Verfall und gegen jene 
traurigen Gefahren prebigt, ein Mittel, bey dem 
ſich das ſchwaͤchete Geſchlecht weder gebeffert, noch 


. Aelicheet: füple und Bas, wenn'es in Aushbung ge⸗ 


bracht wuͤrde, einen Teufel austriebe, ber mit ze⸗ 


ben Geiſtern, die ärger find, als er wieder kommt. 


Sowohl Journaliſten als Gegner nennen ben 

. Verfaffer Madan, den Borfteher der Methodi⸗ 
ften; unb Das Gepräge von den methodiſtiſchen 
Schriften wird man wirflich im ganzen Syſtem 


und in ber ganzen Abhandiung antveffen: Raifane 


Tement nad) ſchiefer Bibelauslegung; Geſchwaͤtzig⸗ 
eit ae Orbnung; Selbſtvertrauen auf ſeine Ein» 
| h chten ahne Richtigkeit der Vorſtellungen, und 
hohe Opinion von gattlicher Autoritaͤt, indem ſich 
anderwaͤrts die menſchliche Schwaͤche im Uribeien 
und im Stolz ſehr ſichtbar zeigt. 
AIchkann hoffen, fagt erin der Wetrebe gur neuen 
Ausgabe, welche ſo bald nach der erftern veranft altet 
werben mußte, daß das Buch fein Stuͤck Dusch die 
Kraft derinnerlichen Wahrheit, die es enthaͤlt 
durch die Wichtigkeit der bearbeiteten Gegenſtaͤnde, 
durch die großen Endzwecke die es erreichen ſoll und 
durch feine Ueberrinſtimmung mie ben goͤtte 


lichen Ausfprüchen, die er offenbar bey feinem : 


Innhale zum Grund legt, gemacht habe;“ ( So 

wenig Erfahrung hat der: V. daß er es ale Folge 

Be Waht heit ſeines Buches anſieht, was eigent⸗ 

lich eine Folge der Sonderbarkelt, des At — 

Den, des Beleidigenden fuͤr einen Theil der 

—* und des Befriedlgenden füe einen 2 
iſt!) 


—2 


—3 











— Madame Thelypkthors, 5 


in) = Don wir müfen ihm ſelbſt verfolgen, um - 
au ſehen, wie er ein fo ſonderbares Lehrgebaͤude 
aufführt, und mit guten und ſchlechten, guͤltigen 
und verwerflichen Marerielien ausſchmuͤckt. 
Die Einleitung entdeckt feine Abficht, Deren wir 
ſchon gedacht haben, sin Mittel vorzufhlagen, wie 
durch Das ſchwaͤchere Geſchlecht gegen bie Werfuͤh⸗ 
rer, die Die Unſchnld verfolgen, dann rauhen, dann 
verlaſſen, in Sicherheit geſetzt, nach ſeinem Fall zu 
Ehren gebracht und gegen manche Ausſchweifun⸗ 
gen vermäher, die Merführer aber vermindert. wuͤr⸗ 
den, Die Mittel findet er in den aͤchten bibli⸗ 
ſchen Begriffen und Worſchriften in Unfehung der 
Ehe und, wenn wir das Geheimniß · dor der Zeit 
yerrathen dürfen, in der. Einführung der Polhga- 
mie, ober bem biblifchen und göttfichen eſetz, daß, 
fo bald zwiſchen zwey Perſonen eine Bermiſchimg 
de iſßt, beyde einander zur Ehe baden und hehal⸗ 


DR Ießtere Behauptung, das rearo⸗ druder 
‚und. die Mrundlage ber ausfihmeifenden Irrthuͤmer 
bes Verfaſſers macht bey Junhaſlt des’ erſten Kü- 
pitels aus; barinnen er von der Natur und dem 
Weſen des Eheſtandes handelt. Er ſucht es 1% 
diglich in der fieiſchlichen Vermiſchung, nicht nur 
fo, wie mehrere andıg Rechtslehrer and Kanon⸗ 
ſten gethan haben, weiche behaupten, daß die co- 
pula carnalis die vorzuͤglichſte Abſicht des Chefkari- 
Res und die eigentliche Woll ziehung der Ehe (con- 
firmatig) fen: fondern auch fo weit, Daß vor Gott 
ze Perfinen, weiche ſich mit einander ee 

nn ' ſchou 


44 Madan’s Thelyphthora. | 
ſchon als Eheleute angefehen mürben und hiernach 
ipfo fadto, ohne anderweitige bürgerliche ober kirch⸗ 
liche Beſtaͤtigung Lebenslang unzertrennlich mit» 
einander verbunden ſeyn. Hieher zieht er zuerit Die. 
‚Stellen von der erſten Anordnung ber Ehe ı Mof. 
2,28. 2, 24. (wo er das adhaerere fehr phyſiſch 
und empharifch nimmt) und Matth. 19, 6. wo 
ihm das’ Wort aufewpen wieber die copula carna- 
lis tft, (ohne daß er erwägt, wie bedenklich es fen, 
von zwei ungüchtiget. Perfonen, die einander ihre 
Korper überlaffen, zu behaupten, daß Gott fie zus 
fornmengehängt habe.) Ein noch deutlicherer Be⸗ 
weiß für fein Eheſyſtem kommt ihm ı Cor. 6, 15. 
26. vor: wer ſich mit einer Sure vermifche ; ſey 
mit ige ein Fleiſch d. i. im ehelicher. Verbindung 
- vergl. 1Moſ. 3, 24. ohne daß eine Einſegnung nach 
göttlichen Befegen noͤchig waͤre. (Allein nach dem 
eignen ridyeigen Begriff, den dee V. in der Folge 
vom Wort: Hure in der Bibel finder, kann Diefe 
J Erklaͤrung wohl nicht recht ſtatt finden. Denn iſt 
Hurerey einer Weibsperſon die umſchweifende Wol⸗ 
luſt, deren Befriedigung überall gefuche wird und 
Mia ſich jedem Preiß giebt, fo haͤtte ja die Hure fo 
viel Ehemännsr, als fie Hebhaber und Wollaͤſtlinge 
- guläßt: und fo wäre bie Pofyanbrie, bie Madan 
‚gar nicht begünftigt, eben fo gefegmäßig als bie 
Polyghnie: und wie, wenn xoANade hier ge- 
brauche. wird, wie das Hebr. par ı Maoſ. 2, 24. 
‚ ‚genommen feyn fol, fo hieße, der Hure anbans 
gen fo viel, als mit ihr in ber Ehe leben? Aber 
die Begriffe von Eheſtand zerſtoͤren den Begriff 
von 


Medans Typhthora/ 49 
Kon Hurerey.) Neue Veſtaͤtigang findet er für 
feine Hypotheſe a Mof. 23.15. 16. nach einer dem 
ganzen Zufanımenhang wiberſprechenden Ausle⸗ 
gung: Wenn jemand eine Weibsperfon, die 
noch nicht verfprochen ift, verführt und ene« 
ebrt, ſo foll er ſie heirathen: und obgleich 
ihe Water fie ihm nicht geben will, fo fell er die 
Morgengabe bezahlen. (Ganz gezwungen und nach 
der Hypotheſe gedreht! Er foll fie wider Willen 
des Waters, unter welchem die Tochter, nicht viel 
beſſer als wie Sclavin ſtund, zur Ehe nehmen muͤſ⸗ 
fen? und fie den Vater wider Willen ablaufen? 
So.fehr entzieht Moſes die Kinder der väterlichen - 
Gewalt nicht!) Hiemit ift die Stelle 5 Mef. 22, 
28. 29. verwandt, auf weldye M. fein. Schloß fehe 
feft zu.bauen glaubt. Es iſt Mofis Ordnung, we 
jemand .eine unverlobge Sungfer ergreift (won, 
Jay hold on her nach der Engl. Ueberfegung,). 
unb entehrt, fo daß man fie antrifft, fo folle Die ſchaͤn⸗ 
dende Mannsperfon dem Vater so Seckel Silber. 
geben und die. Weibsperfon folle feine Frau fenn, 
weiß er fie ensehre hat, fo daß er fih nie von ihe - 
ſcheiden kann. (Man muß, ummit Madans Aus 
gen zu fehen, Das. wın in der größten Allgemeinheit 
nehmen: jemand, sr mag verheyrathet ſeyn oder 
nicht: man muß vergeffen, daß ber (Fall, we die 
Geſchwaͤchte auf immer gebeprachet werben mußte, 
wine doppelte Beftimmung hat; — Ge⸗ 


walt von Seiten der Mannsperſon; und Ergreie ' 


ſamg ia flagrautiʒ daß alſo, oo dieſe beyden. Um⸗ 
flaͤnde woſteea has Berg mit une w 


, wetmn ihe Werſuͤhrer Fein Reicher iſt, als Ehe⸗ 


40 Made" Raichyphehorn 


Den kang; daß enblich, wole in dem Critical Revtewe 
81. ©. 35 wohl erinnere iſt die Worte’ wahres 


ſcheinlich überfege werben müffen: er ſoll dert Va⸗ 


Ar. 50. Seel Silber geben, oder: fie heirathen. 
Mad gleichwohl ift Dieß Die Hauprftüße des Verf: 
zum Beweiß, Daß Auch eine verhelrathete Manns⸗ 
perſon, die eine ſolche Gewalt gebrauchte, die Ge⸗ 


ſchwuͤchte heyrathen mußte, und alſo Polygamie 


beſohlen und zur Pflicht (duty) gemacht wurde.) 
Zutegt beruft er ſich auf mehrere Vorgaͤnger ber 
Moral, welche In der fleifihfichen Vermiſchung das 


Weſen ber Ehe feßten (mie in einem andern Vers 
ftande) und auf vie Vortheile, wenn dieſe aͤchten bie’ 


bliſchen Begriffe von ber Ehe allgemein anerkannt 
würden und alfo jeder Verfuͤhrer die Verfuͤhrte zuk 
Ehe behalten müßte. So Batb bie Geſetze dieß 
authoriſirten, fo bald würde der umſchweifenden 
Vitzucht, der Ermordung. und Bernacjläßigung der 


anehelichen Kinder Einhale gerhan. (Wir moͤch⸗ 
ten fchon an der fichern Wirkung zweifeln. Der 


laſterhafte Werführer wird fo wenig von ſeinen Aus⸗ 


ſchweifungen durdy die Nothwendigkeit alle Ge⸗ 


ſchwaͤchte zu heyrathen, abgeſchreckt werben, daß er 


vlelmehr für. ſein Serail immer neuen Zuwachs 


fucht. Ihm iſt der Raub der Unſchuld das gtößte 
Vergnaͤgen, nicht bloß die Befriedigung des Wels 


luſttriebs: die Geſchaͤndete iſt ihm veraͤchtlich: und 


die groͤßere Suͤnde, die vorſetzliche Verhinderung 
der Befruchtung wird dadurch ſchwerlich verhindert, 
Vielleicht verqroͤßert: und wird nun die Geſchwaͤch⸗ 


frau: 


f . 





AMadass Theljphtkorl 49 


frau mehr Werforgung haben? Immer waͤre es für" 
die Weibsperfon mehr Strafe, als für den Berfühe 
fer: denn jene iſt nun gebunden ; Diefe® Rack dent 
Syſtem Madans, nicht: jene muß ihrem Verfuͤh⸗ 
rer allein ctreu bleiben; dieſer Pann neben ihr fe viel 
Weiber haben, als es leichtſinnige oder ſchwache 
Maͤdgen giebt, bie ihm nachgeben. — Und wenn 
die Geſchwaͤchte eine Blutverwandtin wäre, etwan 
die Halbſchweſter, oder Vatersſchweſter? Waͤre 
hier es Pflicht, fie zur Ehe zu nehmen? — Ends 
lid} überhaupe brächte Polygamie mie Hurerey ab⸗ 
gewogen wohl mehr Nachtheil fürs Ganze, mehr Uns 
gluͤck in die. Familien, mehr Hinderniffe ben der 
Sorepfkartzung des Menſchengeſchlechts. So reift - 
mau emen Schlangetifopf ab, aus welchen fünfarte. ⸗ 
dre aufwachfen.) -— on 
Was K. 3, über Hurerey und Unzucht und 
K. 3. über Ehebruch geſagt iſt, hat viel waher 
ſcheinliches. Hurerey iſt ihm, weim eine Weide, 
perſon ſich ohne Abſiche auf eheliche Vebindung 
bloß aus Wolluſt oder ums Geld mehrern Manns⸗ 
perfohenn überläßt. (Hier ſtimmen wir dem V. bey. 
Wir haben es oft, um der-Folgen willen, beffagt, 
wenn Obrigkeiten und Pfarrer Geſchwaͤchte unb 
Huren nicht unterfcheider wollen und beyde gleich 
ftarf! beſtrafen; vielleicht die Hure dulden und die 
Geſchwaͤchte noch mehr entehren. Mofes huͤtet ſich 
ſorgfaͤltig, die Nicht⸗Jungfrau eine Hure zu 
nennen? er hat für jene gemaͤßigte Ausdruͤcke und 
bey ihrer Vergehung für fie faſt gar feine Strafe‘. 
gegen diefe, bie den unſchuldigen Juͤngling um Une 
. 20 x ſchuld⸗/ 


— / 








4)  Madans Theijphthor.. 


4 


| 
4/ 


ſchulb, Brod und Geſundhelt bringt, giebt er weit 
ſchaͤrfere Geſetze. Gegen dieſe warnt Salomo ſehr 
ſichtbar; gegen dieſe Hurerey erklaͤrt fich Paulus 
und das Chriſtenthum. Dieſe verdient Abſchen 
und jene Mitleiden. Aber daß unvorfichtige:-Sche 
ver, die den Namen von eifrigen Männern haben 
wollen, einer unglüdlichen Geſchwaͤchten afle Geſe⸗ 
tze * ſechſten Gebot an bis auf Offenb. Joh. ar, 
15. ne allen Fluͤchen und entehrenden Benennun⸗ 
gen vorfagen; daß fie, die ſchwach genug mar, ſich 
Einem zu überlaffen, und nicht laſterhaſt oder 
nicht welfegenug, bie Folgen eines wolluͤſtigen Aue 
genblicks zu verhindern, als Laſterhafte behan⸗ 
‚beit, vor ber Familie qusgeſtoſſen, und der Schan⸗ 
"Be, dem Mangel, der Verzweiflung Preiß gegehen 


wird, das iftficher Die ftärfite Einladung zym ‚Kine. 
dermord.) Ehebruch if ihm, wenn eine Ehefrau 


milt einer andern Mannsperſon zu thun hat: amd 


Ehebrecher, die Mannsperſon, die ſich mit einer 
Ehefrau verunreinigt, niemals aber ein Ehemann, 
“welcher eine ledige entehrt. ¶ Auch hier müffen noir 
dem V. beyſtimmen, wenigſtens fürs A. X). 
Im vierten Kapitel: Bon ber Polyganꝛie 


ſchwinmt der V. nun in feinem Element, und gebe 


Varinnen weiter als feine Vorgänger, Lyſer imb- 
Deger, daß er fie nicht nur für erkaubt, ſondern 
auch zuweilen. für Pflicht hält. Mofes Gefeg, 


Waffen Aitveitär fo göttlich if, Dulder. und geneh⸗ 


aber auch, nach des. V. 


migt nicht blos die Vielweiberry, fondern befiehle 
fie auch bey der won ungezweifelt 5; Mof 25, 
klaͤrung in den ſchon bin. 

ruͤhrten 


=> 


en 








._ N oo. , 
Madats Thelyphahora, w 


mheten Stollen 2 Moſ a0 uud. 5 Mel. 22; pipe 
mer nur Moſis Geſetz; aber was ‘geht das Cheb⸗ 
ſten an? Dieſen Einwurf hat der VB. gefuͤhlt und, 
— ‚man ſeha, sole ein Irrthum den andern jeugt 
dadurch gehoben, daß er. die ſertdauernde Ver⸗ 
bindlichkeit dieſer Gefege mit alem Ernſie vertbei⸗ 
digt, theils weil Gott, der Geſetzgeber, nicht eh 
denſch ſey, den etwas gereut, Wal. 3, 10. theils 
‚ weil Jeſus und feine Apoſtel dieß Geſez (wegen der 
Ehe) nicht aufgthoben hahen:. Jener befttafe nie . 
fine Zeitgenofien wegen der Niehwpibaren: biefe 
ſeyn wenigſtens nicht Dagegen. | Wir dichten, ba 
bie beurfichen Erklaͤrungen Pauli uͤber die völlige 
Ungälsigkeit des moſaiſchen Seſehzes mit. T. deub 
lich und allgemein genug findand ſehen feinen Grund 
ein, warum gerade die Ehtgeſehe, ſelbſt Lvit. 18 
ia 20 mit inbegriſſen, eine Hustrakıtie machen fale 
len, Die, wenn man Ihnen Guͤltigkeit vindichren will, 
als erweißliche Naturgeſetze müßten betrachtet wan⸗ 
den) — Wenn die Belehrungen Jeſu Marth.5 


und 139. die Monogamie zu befehlen ſcheinen, ſ 


iſts, wie M. ment, ganz deutlich, daß ſie nur Ehe⸗ 
ſcheidungen nicht aber Yolygamie verbieten: und 
wenn Paulus 3 For. 7, 24 dagegen ſpricht, fo ſoll⸗ 
te man ben Unterſchled zwiſchen a esurou yurocınas 
und ro scwoy aesdon. toohl bemerken: Der wu sdıog 
ſey allegeit nun Einer, den muͤſſe die Frau behalte, _ 
wenn fie Hicht ein Kapitalverbrechen begehen wolle: 
aber DAB syung werde nicht adree genannt, zum Des 
er fie behalten, ohne ſech von ihr ſcheiden gu: 
„Dotderi, Bibl,3 8.168, D. di 


14 


* 


— 


u 


J * 
— * | 


LLolhers Soll 
D. Martin Luthers bisher uns 
gedruckte Briefe, Zweyter Band, wel⸗ 
_ ther lateiniſche Briefe und Urkunden vom J. 1512 
Bis 1535 und einige deutſche Briefe und Nachrich⸗ 
ten in fich faffet. 384 ©. Deittee imb letzter 
Wand, welcher Briefe aus dem Zeitraum von 1536 
bis 1530, eine Nachlefe u. a. in fich faſfſet. Mies : 
 gerheile von Gottfried Schuͤtze. Leipzig, in 
der Weygandſchen Buchhandlung. 3706. 
En 8 1781. | | 
De⸗ find nun bie Briefe aus ber fruͤhern und 
u" reichern Periode des thätigen und unſterbli⸗ 
chen Luthers, ganz im Gepräge feines heitern und 


freyen Geiſtis Die, wenn fie auch felten neue Aufs 


Flärungen in der Gefchichte der damaligen Zeiten 


errtheilen, doch allemal fchägbare Beytraͤge zur Be⸗ 


ſtimmung ſeines Charakters, zur Kenntniß ſeiner 
Zeitgenoſſen und Streitigkeiten, zur Geſchichte ſei⸗ 


me Meinungen über verjchiedene Dogmen und Ce⸗ 


remonien find. Um nur einiges anzuführen, bes 


merken wir, daß Luther über die Nothwendigkeit 


der guten Werfe (III. S. 95) faft eben die Beſtim⸗ 
mungen giebt, die wir in der Form. Conc. finden; 
daß er die bedingte Tanfe in einem Briefe an DD. 
Link (III. 371.) verwirft; die Seligkeit ungetauf- 
ter Kinder zwar nicht bezweifeln, aber doch auch 

unht oͤffentlich gelehrt haben will (an Lauterbach 


8) 


L 
⸗ — 


x 1 
* J 
ur / \ 














- NN, ” La 
— dm Schuͤttze. 33 
M. 8) bie Privatcommunlon nicht beguͤnſtigt AM, . 
308. III. 117); daß er die Polygamie nich ſchrift 
widrig finder, aber wegen des Aergerniffes auch 
nicht dazu rathen will (an Kanzl. Brüf II. 52). 
und dem Melanchthon, welcher fich wegen der Bis - 
gamie des Landgr. Philipp fehr befümmerte, des⸗ 
wegen Troſt ertheilt (TIL. 137.) u. a. m. Allein 
mit ſo viel wahrer Zufriedenheit wir diefe Sammı ' 
lungen aufnehmen, fo wenig koͤnnen wir die Selbſt 
zufriedenheit tadellos und gegründet finden, welche 
der H. Herausgeber In ben Vorreden blicken läßt, 
oder fo unbillig ſeyn, ihm ein größeres Lob zu ers 
theilen, als wir bereits dey der Anzeige des Erften 
Bandes in unferer Bibl. (8.1. S. 631) gethan 
haben. Wir merfen wohl, daß, ſo ſehr er den 
Urmöilfen darüber verbirgt, er von uns mehr Sobree 
den erwartet habe, die ihm vielleicht von andern. 
willfaͤhrigen Cenſoren über die Maaßen find ertheilt 
worden, und daß er befonders in der Worrede zum 
legten Bande ſich gegen unfern nur allzugegruͤnde⸗ 
ten Tadel feiner Nachlaͤßigkeiten mit der Kürze der 
Zeit und mic feiner Gewiffenhaftigfeit und Treue 
entſchuldigen will. Allein unſre Leſer werden groͤß⸗ 
tentheils wie wir denken und behaupten, daß Ar⸗ 
beiten und Buͤcher, welche das Publikum allezeit 
dankbar annimmt, nicht uͤbereilt zu werben brau⸗ 
chen, denn die Leſer werden durch den Verzug de⸗ 
ſto begieriger und dankbarer, wenn ſie ſtatt roher 
Arbeit ausgefeilte befommen: und die Ehrlichkeit 
dnes. Editors muß entweder Aberglaube oder Ge⸗ 
ri ſeyn oder die atung fürs Publikum 


bintane 


a ee 
| hintanſeten, wenn er ſeinen Fuͤadling · ſo gewiſſen. 


J haft hinſtellt, daß er auch nicht einmal dem gräb«. ; 
ſten Koth von ihm abwiſchen will. Und will er 


ja dieß als eiuen Beweis feiner Ehrlichkeit anſe- 


“ben, Daß er me jota quidem ändert, fo fol ee doch 

ja nicht von Muͤhe reden (vergl. die Vorr. zum 
zweyten Band), welche ihm eine ſolche Arbeit ge⸗ 
koſtet hat. Denn das Abſchreiben abkopirter Brie⸗ 
ſfe muß kein gelehrter Mann für eine Muͤhe aus⸗ 
gebhen, wenn es ihm nur Anſtrengung ber Finger 
und Augen, aber nicht des Geiſtes durch Machden⸗ 
ken, Unterſuchung und Forſchen koſtet. Wie ſehr 
Hr. Sch. dieß letztere um der Gewiſſenhaftigkeit 
willen geſpart habe, haben wir ſchon bewieſen — 
und wollen es nun zum Beweis, daß wir zwar 
 wahrheitstiebend, aber nicht unbillig find, noch 


> mehr beweiſen, fo weit unfer curta fupellex, auf 


den uns. das Pferd: des. altonaer Poſtreuters zu 
Gunſten des Hrn. Schüge vermeifet, reichen wird, 
nund unbekuͤmmert um ben Werth ober Unwerth, bei, 
nach. der Anzeige dieſes hochberuͤhmten Gauls, bie. 
Danz, Theologen unſrer Bibliothek belegen mögen. 
Beſynyde Theile enthalten bey 440 ungedruckte 
"Briefe und Urkunden (d. h. Meben, Vorreden, 
Bedenken, akademiſche Zeugniffe u. dgl.) von den 
aber faſt der ſechſte Theil ſchon gedruckt ſeyn 
mag. ine betraͤchtliche Anzahl, auch in beſſern 
Abdrücken, ſteht ſchon in den befanntern Samm⸗ 
kungen der Briefe Luthers, aber andern Büchern, 
welche wir dem Hrn, Schüße ſchon beym I. B. gem 
wenpt haben, Man fehe Aurifaber T. 1. 32. 


4 


= 





Ve Schüge, : 35 
T.II.f. 29:278.288 6.392. Vegt-xh.1.76, 
. 39. 371. 64. 91 (191), Buddeus S. 75.139: 
353. 178. 201. 198. 204. 123. 285. ‚welche ‘Briefe 
ale Schäge Il. 30,148. 151. 153.161. 164. 188. IN 
‚267. 217. wider. abdrucken läßt: Coͤleſtin P. III. 
p. Gy. wo das ganze. weitläuftige befannte Send, 
fchreiben tuthers an Wencesl. Zint von Dolls 
ıngrfchen in der Iateinifchen Ueberfegung fleht, die 
bier ©, 167 185. füllt ; die unfchuldigen Nach⸗ 
richten, die Im J. 1721. S. qu7. den Br. an Haus⸗ 
mann II, ©. in. im 3.1719. ©- 574. Im Brief 
on. Mart. Crotſch. ©. 232. im J. 1726 ,S. 891, 
den Br. an Ger. Eanthis ©. 262. im %.1722. ©. 
187.. den. "Br. an Lauterbach IV. 117. im 5. 1726, 
‚an Ber, Heger 1. 101. im J. 1728. ©. 501, an Ber, 
- Dttalll. 193, liefern; das literariſche Mochen⸗ 
blatt, wo im. zweyten Band ©.371, 369. 301.305; 
300. 308.314.310, bie nämlichen “Briefe ftehen, die, 
wir hier U. 102. 113. 154. 275. 297. 301. ML 130. 
242. zum erftenmal zu lefen glauben; Strobels 
Miſcellaneen J. 2.166. 1md-IIL B.6, 83. 34. 
%5. 88.85.89. 90. Vergl. mit Hru. Schüge IL, 
1. II. 121. 121. 186. 190, 234. 239. IiI. aiq. Echel⸗ 
horne Ergoͤtʒlichteiten J. B. S. 304. 625. 297. 
11.93. S. 42. Vergl. Schuͤtze HI. 127. 195. 236. 
34. Dieß find nun ſchon zwey und vierzig Brie⸗ 
fe.$uthers, welche in fehr bekannten Sammlungen, 
bereits gedruckt find: ohne Diejenigen zu rechnen, . 
Die in kleinern ober felıwen Piecen hin und wieder 
zerſtreut angetrofien'werden. : 3. E. bie acht aͤlte⸗ 
fien Briefe. biefer Gamming von J. 1517 An 
i, . 4. ri⸗ 


* 


0 
7 


ae" »77.7 
Ehriftep Scheurl hat ſchon Chr. Sottl Cehrdarg, 
der beruͤhmte eltdötfifche Humaniſt, in einem eis 
genen Progt,. 1741. abbruden laſſen: der, Br. an 
VBrießmann II, 63. finder fich in $ilienchals erlaͤu⸗ 

terten Preufen 1. Ih, ©, 248, der Bi. an Mel, 
nebſt Luthers Teſtament, wovon das Original hoͤchſt .⸗ 
wahrſcheinlich deutſch iſt, in &, S. Keils mertwürs 
Bigen Lebensumſtaͤnden Luthers III. Th. S. 96, ber 
Br, an Jac. Probſt (Praepoſitus) in Dav. Meyers 
Ref, Geſh. vor Hannover ©. 103. u, 0 m. ben 
wir woltch unfern duͤrftigen Vorrath nicht ganj 
ausleeren und damit denn Hrn. Herausgeber be - 
reichen. 
Außer dieſen Bemerkungen möchte es den fe 
fein diefer Briefe auch nicht unangenehm ſeyn, wenn 
—F noch einige andre Erinnerungen dabey machen. 
as Verfehen, daß Ein Brief zweymal in dieſe 
Sammlungen aufgenommen worden, finden wir 
Dreymal begangen. Der Dr. an W. Link vom}. 
1530 ©. 165, ‚fteht wieder Inter dem J. 15351, ©, 
233.Ein andrer S. 91; incerta vom J. 1528 ift 
richt nur deym Aurifader IT, 392: fondern auch tier 
im J.1530 (wo er niche hingehoͤrt,) am Caſp. Aqui⸗ 
la wiederholt: der Dr, angeblich. an ©, Funck vom 
1533. S. 260. kommt nochm̃als, richtiger an ©, 
Held, beym J. 1533 ©; 282 vor. — Zuweilen 
 rrüffen auch die Jahre, unter denen die Briefe ſte⸗ 
ben, verbeſſert werden. Wie Here Sch, ſogleich 
die erfl€ Urkunde, eine Promotionsrede $urbers, 
die Aurifaber ing J. 1538, feßt, zum J. ista redye 
nen konne, iſt ums unbegreiflich. Denn woher fol 
ee — | 68 


/ 
⸗ 





Te; — 
on Schutze 5 


vi awelslich ſeyn, daß hucher ais Bocloranb dich 
Rede gehalten, da bekannt iſt, Daß We Promoto- 
res ordentlich ben ſoſchen Feyerlichkeiten reden? und 


wie kann Luther im J. 1512 des Eraſmus, Sado⸗ 


letus, Longolius, als beruͤhmte Männer; ja 
ſchon bes Antichriſts gedacht Haben? — Der Br. 


an Hausmann II. 39. gehört offenbar ins J. 1522, - 


weil darinnen ber neuen Propheren und des An 
fange der Carlſtadtiſchen Unruhen gedacht wich, 
wovon man im Febr, 1521, nichts wußte, — Ben 
einem andern Br. an eben denfelben vom J. 1522 
©. 43. hätte das mindeſte Rachdenken ſchon den 
Irethum der Jahrzahl entdecken und verbeffern 
Fönnen, Denn im 3.1527 hatte Luther feine Ketha, 
beren er im Dr, gedenkt, wicht geheyrathet, dach⸗ 
te noch niche an die Ueberſetzung der Propheten: 
Sein Habakuk erfihien 1526, und in diefes Jahr 


< fillte der Br. transfochrt ſeyn, — Da Luther ista 


e geworben, fo kann Ver Br. an Juſt. Jo⸗ 
"108 ©. 377, wo er yon ber Feyer feines drey und 


brepigften Doctorars rebet, nicht ins J. 1532 ge⸗ 


wir um ein Jabr zuruͤcke feßen: benn 1528. war 
$uther mir der Viſitation befchäfftiger. — Die 
“ Würichtigfeiten In den Angaben der Monatstage 


‚Find ganz unzäßlig: und eben fo fönden wir In den 


Mamen der Perfonen viel zu beffern. Z. E. 11:64, 


Georg Raudt, nicht Randt, 6,126. G. Wi⸗ 
celius, nicht Weſtler, ©, 81. Xanthis, nicht 


Aanthri, 8. a. m, R 
u | Ds Da 


8 “ 


. \ . x “ \ ⸗ 
588. Enthero Vrigfe 
7 4 —R % . j 


\ 2. Da,mdliche wo Hr Sch. ſelbſt gearbeitet far; 


in ben I Brief vorangefesten. Summarien 
macht er unköfters.an ſyich jelbft irre. Sogleich 
S. 13. ſagt er; Sucher uͤberſende dem Scheurk ſei— 
ne unter dem Titel der thematum oder poliiopum 
ans fi geftellte Gegenfchrift. Im Briefe fteht 
68 deutlich; ſunt hacc. — paradoxa Carolgfadii 
noflri. — ©. 48. erinnerf er bey einem Br: au 
Joh. Heſſe; Luͤther ſchenkt zuvoͤr derſt der lqreini. 


{hen Parqphrafe des berühmten lateiniſchen 


Dichters ob, Heſſe feinen Beyfall.. Kobanue 
heiße. der Dichten, nicht. Johann. . &..54 foll iu 
ther (an Jac. Strauß) fein Bedenken über uns 
bilfige Auflagen erteilen; aber er redet im gamı 
zen Brief ‘vom Wucher und Zinfen, ‚mogegen 


rn. 


Keiigionsfreitigbeiten verwickelt. Nicht Doch 


igfe brachen erſt ſpaͤter mit Luchern aus. ‚Seine 
Streitigkeit im J. 1529 betraf ſeine Spruͤchwoͤrter 


it. Herz. Ulrich von Wuͤrtenberg, wopon Schelh. 


vgößlichkeiten B. IT ©. 298. nachzuleſen. 
©. 321. in einem Be, an J. Agricola vom 7. Sept. 


17. 3. 13 4. 


\ Las von; Scan : | R 


1994 fagkfufßee: (Kethe) iam que a Sich 
ut puto, parturit. Nach der Summarie berich- 
tet er ſeinem Freund, daß ihn keine naͤchſte Freun⸗ 
Binn mit. dev Geburt eines jungen Sohnes ers 
freuet babe: damit hängt freylich die Summarie 
eines ſpaͤtern Briefes von dieſem Jahre vom fe 
Dec. ©. 337 ziemlich uͤbel zuſammen, daß er mit 
der Geburt einer dritten Tochter. erfrent worden 
as’ werben bie Lſer denken, wen Luther dan 
September mit einem Sohn, und im Desember 
eben-Diefes Syahres mit einer Tochter erfreuet wird ? 
— Zuwellen fellten dunklo und myſtiſche Ramen 
erkluͤrt/ und ſtatt der unbeſtimmten Aucbruͤcke bes 
ſtimmtere gefetzt ſeyn. — Wir der Epifcopur Bas 
variae, und das Bethuum fey, (S. 32) mer tel 
Syras und Dovus (5.67), wer Die zwey Feinde 
der Wahrheit find, von denen der Br. an. Sy. Bid . 
nius ©. 245. redet, hätte dech, um der Leſer wil⸗ 
len, einige genauere Anzeige verdient. —— Faiſch 
iſt es, wenn die Summarie ©. 351. ſagt? Luthen 
beſorgt, wa Mel. in Halle einen neuen bittern 
Feind gefunden habe. Denn, der diſcipelus Hal- 
lenfis;: wie er im Br. heißt, iſt fein mbrer; alu 
ber Erzbifchof von Mainz, "Albert; dem, wie eben 
Diefer "Br. melder, Melanchthon feinen Comm 
tar über ben Brief an die Römer dedicirt hatta. 
Weil der Hr. Sch. einmal ins Abfchreiben ges 
kommen und viele Bogen haben wollte, die ihm 
die erfchöpften wotſiſchen Sammlungen nicht lie⸗ 
fern ließen, fo hat es noch — ich weiß nicht warum = 
ein Verzeichniß der Autographorum Lutheri, ie 


v. 


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— 


inimal die Fehler der Namen verbeſſert, bie wir 


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Lubera Briefe von Schuͤtze. 


"Bei Viſchof Harboe deſeſen, mie abtrudfen Iaffen, 


Das Regifter iſt gut; aber auch hier find nicht 
beym erften Theil gezeigt haben. Iſt das Stolz 
oͤder Rachlaͤßigkei/ . 5 


I 


Es iſt Zeit, niches weiter von dieſen Samm ⸗ 


lungen zu erinnern. ¶ Fuͤr Keuner iſts ſchon genug, 


m fie zu belehren, was ber. Herausgeber geleiſtet 


Sat: web. dem. Herausgeber wird leicht zu viel 


ſchu.Sein Freund und Bertheidiger Im altonaer 
MPoſtreuter, der uns, oder. vielmehr dem wuͤrdigen 


Hen. Baer Strobel, Ben-er durchaus für feinen 
Recenſenten halten WE — wie leicht ſtolpert ein 
foicher Reuter? — zuruft; Tecum habitg et 
sövis; quam fit. tibi- curta fupellex ; hat es ‚mit 


| Hen. Schäge nicht: fehe gut gemeint, ben. wenn 


une duͤrftiggen Kenneniſſe ihm ſchon viel offen⸗ 


bare Fehier haben zeigen koͤnnen: wie viel; wird 


Wen nicho erft ein Renner gu entdecken im Stande 


fen? .— und dieß erſt Hrn, Strobel uzunufen! 


Wie heſſen, daß feine "Ausgabe ber Briefe Lu⸗ 


thers;;.wehehe.er veranftaltet,, es beweifen werde, 
wis fehe er dieſem Gefchäffte gewachfen geweſen 
way die Fuͤndlinge von ihrem erſten Koth gereinigt; 











. Andere theoleziſhe sh iſten. 


y Ar nuali- ‚Ebreo . ‚tipografici di Sahiönetg, 
dotto Vefpafiano Gonraga, difiehi, ed 

Allaſtrati dal. Dottore Giambersardo De. 

AM. ‚Parma, 1780. 4 waj. (326) Huf eben 

die Art, mit eben der Genauigkeit und Strenge 

in Unterſuchungen, und mit eben ber Sorgfalt, 

—— und unterhaltend zu ſcheelben 





2 dem Het Zubage at ef Ef. 1 engen 
nachdrucken laſſen, und mit einem Brief bes Herrn We 
\ ol verm vermehrt, darinnen er unter anderk atıch auf un: 
ſtre Bebentligfeiten und Zweifel; obſchon hiı'za. Jaht⸗ 
hudert zu Ferratra gedrucktt worden? ſich einlazt unb 
ſolche ua. heben ſucht. ir bewriſet ed, meh wir 
Zo⸗ifei zogen, daß A025 in den Aitefien Beiten der Th⸗ 
pegraphie auch vem Druck gebraucht werde: aber den 
audern Einwurf, daß die fertarifche Druderey. ſo baid 
steber ſollte eingegangen ſeyn, halten wir noch für er⸗ 
geblich; er fiheint-unfere Meinung aus Mangel as - 
 Kenutniß der dentſchen Sprache nicht recht gefaßt zu 
dhaben. Dieſer Nachbruck hat noch durch eine eigng 
eeelehrte Anmerkung des Hrn. Zufnagels über 1 B. 
Mol. 3 meten her Beärheis bob Rerlans 10% | 
mes mern Berzug erhalten, 


— 


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Zu’ Luthera Brick 
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intanfogen, wenn er feinen Fuͤundling ſo: gewiffen⸗ 
haft hinftellt, daß. er auch nicht einmal, den groͤb⸗ 
ften Korh von ihm abwifchen will. Und will ex 


ja dieß als einen Beweis feiner Ehrlichkeit anfee 


"ben, daß er ne jota quidem ändert, fo foll er Doch 
ja nicht von Muͤhe reden (vergl. die Vorr. zum 
zweyten Band), welche ihm eine fülche Arbeit ge⸗ 
Fofter Hat. Denn das Abfchreiben abfopieter Brie⸗ 
fe muß fein gelehrrer Mann für eine Mühe aus⸗ 
geben, wenn es ihm nur Anftrengung ber Finger 
und Xugen, aber nicht des Geiftes durch Machden⸗ 
ten, Unterfuchung und Sorfchen koſtet. Wie ſehr 
Hr. Sch. dieß legtere um ber Gewiſſenhaftigkeit 
vwillen gefpart habe, haben wir fchen bewiefen — 
‚ Und wollen es nun zum Beweis, daß wir ‚zwar 


 waßrheitstiebend, aber nicht unbillig find, noch 


- mehr beweiſen, fo meie unfer curta fupellex, auf 
den uns das Pferd des. altonaer Poſtreuters zur 
Ounften bes Hrn. Schüge vermeifet, reichen wird, 
und unbekuͤmmert um ben Werth. ober Unwerth, ben, 
nach der Anzeige dieſes bechberühmten Gauls, bie. 
danz / Theologen unfter Bibliorhef beylegen mögen. 
Benyde Theile enthalten bey 440 ungedruckte 
"Briefe und Urkunden (d. h. Meben, Vorreden, 
Bedenken, akademiſche Zeugniffe u. dgl.) von den 
aber faſt der ſechſte Theil ſchon gedruckt fenm 
mag. Eine beträchtliche Anzahl, auch in beſſern 
Abdruͤcken, ſteht ſchon in den befanntern Samm⸗ 
lungen der Briefe Luthers, ader andern Buͤchern, 
welche wir dem Hrn, Schüße ſchon beym J. B. gem 
nengt haben, Man ſehe Aurifaber T. J. 3. 


K 


‘ =“ 


nn 








T. n. f. 39::378. 288 b. 392. Vegl⸗Sch. 11.78, 
39. 37%. 64. 91.(191), Buddeus ©. 75.:139; 
153. 178. 201. 198. 204. 129, 28. ‚weiche ‘Briefe 
alle Schüge II. 30,148. 151. 153.161. 164.158. II 
167. 217. wieder. abdrucken laͤßt: Coͤleſtin P. III. 
p. Gy. wo Das ganze. weitlaͤuftige befannıe Send, 
ſchreiben Luthers an Wencesl. Zink von Doll⸗ 
metſchen in ber lateiniſchen Ueberſetzung ſteht, die 
hier S.167186. füllt : die ie unfehuldigen Nach⸗ 
richten, bie im J. 1721. ©,717.denBr, an Haus⸗ 
mann II. ©. in. im J. 1719. ©. 574: hm Drief 
on Mart. Crotfh, S. 233. im J. 1726 S. 891, 
den Br, an Ger. Tanthis S. 263. im 3.1722. ©. 
187. den. Br. an.Sauterbadh III. 117. im 5. 1726. 
an Ger, Heder I. 101. im J. 1728. ©.501, an Ber, 
Otto III. 193. liefern; das literariſche Mochen⸗ 
blatt, wo im zweyten: Band S. 371. 309. 301. 305. 
300. 308-314. 310, bie namlichen Briefe ſtehen, die 
wir bier UI. 102. 113.154, 275. 297. 301. WI. 130. 
242. zum erftenmal zu lefen glauben; Strobels, 
Wikellaneen.L. 2.166. und IL B..S, 83. 34. 
26. 88.85. 89. 90. Vergl. mit Hru. Schüge-I., 
1. II. 121.127.186. 190. 224. 229. 11.219. Schel⸗ 
horne Ergoͤtzlichkeiten J. B. S. 304. 625. 297. 
1.9. S. 42. Vergl. Schüge HI. 127. 195. 2336. 
34. Dieß find nun ſchon zwey und vierzig Drie 
* $uthers, welche in ſehr bekannten Samıplungen, 
bereits gedruckt find: ohne biejenigen gu rechnen, 
die in kleinern ober feltiwen Piecen hin und wieder 
zerfireug angetroffen'werden. ‘ 3. E. bie acht Alte 
ften Briefe, biefer Gammians von J. We m 
. ‚ 4 rt: 


—8 


.. oo | * 
gauDa endlich wo Hr. Sch. felhft gearbeitet hat⸗ 
in ben jeda “Brief vorangeſetzten Summarien 
macht er und, öfteus.an ſich jelbft irre. Sogleich 
S. 13, ſagt er; Sucher überfendg.bem Schenk ſeij 
nie uriter dem Titel der thematum oder pofifionum 
Ans fihe geffete Gegenfhrft. Jam Wrife eh 
es deutlich: funt haec — paradoxa Caroſtadj 
ioſtri. — ©. 48. erinnert er bey einem Br an 
Joh. Heſſe; Luther ſchenkt zuvoͤrderſt der lateini. 
De Par Brafe Des berübmten. kareinife —X 
Dichters "Job, Heſſe feinen Beyfall.. Kobanug 
‚heiße. dev Dichter, nicht, ohann.,, ©. 54 foll Lu⸗ 
ther md <. Strauß) fein Bedenken über un⸗ 
billige Auflagen ertheilen; aber er rabet im Aanz 
zen Brief vom Wucher und Zinfen, ‚mogegen 
Strauß heftig geſchrieben hatte. S..7u.an. Dal 
- Rrautwald, heißt es in der Summarie s, ein un⸗ 
‚wichtiges &chriftfteller hatte. Luthero ‚eine 
. feplechrigeracheme Schrift über pi Sehre warm hs 
Abendmahl zugefande. ... Krautmald mar doch. ie, 
Den damaligen Zeiten fein ganz unwichtiger Mann: 
und Luther zeigt ſich in dieſem "Brief en ihn in ſei⸗ 
ner Schwäche, die allemal ſichtbar wird, mo,ee 
quf die Materie vom Abendmahl amd feine Gegner 
darinnen kommt. —., ©: 1pgr Agrikola war 
— — verwickelt. Nicht doch 
iefe brachen erſt ſpaͤter mit Lutheru aus. ‚Seine. 
Serejelgleit im 33.1529 betraf feine Spruͤchwoͤrter 
it Herz. Ulrich von Wuͤrtenberg, woyon Schelh. 
rgoͤtzlichkeiten BIT ©: 298. nachzuleſen- 
. 321. in einem Be, an J. Agricola vom 7. Sept. 


2 Br; 13 4. 





0; —* 4 
154 ſauſuchæ (Ketha) iap gurtum a Blick, 
vt puto, parturit. Nah de der Summarie ber 
tet er ſeinem Freund, daß ihn ſeine naͤchſte Freum⸗ 
dinn mit der Seburt eines jungen Sohnes er. 
freuet babe: damit hängt freylich Die Summarie 
eines fpätern Briefes von dieſem Jahre vom 17. 
Dec. S. 337 ziemlich uͤbel zuſammen, daß er mit 
der Geburt einer dritten Tochter erfrent worden 
Was werben bie Leſer denken, wenn Luther im 
September mit einem Sohn, und im December 
eben ·dieſes Jahres mit einer Tochter erſreuet wird? 
— Zuwellen ſollten dunklo und myſtiſche Namen 
erkluͤrt, und ſtatt der unbeſtimmten Aucbrcke hei 
ſtimmtere geſetzt ſeyn. — Wir der Epifcopur Bas 
varias, und das Betkuven fey, (S. 32) wer Tel 
Syrus und Davus (5.67), wer die zwey Feinde 
ber Wehrheit ſind, von denen der Br. an J. Bid . 
nius ©. 245. redet, haͤtte doch, um ber Leſer wil⸗ 
len, einige genauere Anzeige verdient: —: Ball 






iſt es, wenn die Summarie ©. 351. foges un 


beforge, daß Mel. in Halle einen neuem bittern 
Feind gefunden habe. Dem, ber difcipulus Hal. 
lenfıs, wie er im Br. heißt iſt kein anbeer,; ol 
ber Erzbiſchof von Mainz, "Albert, dem, wie eben 
Diefer Br. melder, Melanchtber feinen Commen⸗ 
tar über ben ‘Brief an die Römer dedicirt hatta. 
Weil der Hr. Sch. einmal ins Abfchreiben ges 
kommen und viele Bogen haben wollte, bie ihm 
die erfchöpften wolfiſchen Sammfungen nicht lie⸗ 
fern liefen, fo hat eu noch — ich weiß nicht warum » 
ein Verzeichniß der Autographorum Lutheri, die 
. L | ’ ber 


Luthers Bricfe son Gchute. 


on det Diſchof Herboe deſeſen, mit abdrucken laſſen. 


Das Regiſter iſt güt:”abee auch hier find nicht 


ininal Die Fehler der Namen verbeffert, bie wir 


\ 


‚beym erften Theil gegeigt haben, St bas Stolz 
Ober Nachlaͤßigkeit — | 


Es iſt Zeit,. niche weiter von dieſen Sanm⸗ 


| kungen zu erinnern, Fuͤr Kenner iſts ſchon genug, 


um fie zu belehren, was ber Herausgeber geleiftet 
Sat: mb. dem Herausgeber wird leicht zu viel 


fehn. Sein Freund und Wertheidiger im altonaex 


Poſtreuter, der uns, odet vielmehr dem wuͤrdigen 
Safer Strobel, den er durchaus fiir feinen 


+ Hin 
¶Rcxeuſenten halten WR — wie leicht ſtolpert ein 


ſpicher Reuter? — zuruft; Tecum habits et 
novis, quam ſit tibi curta ſupellex, has es mit 


Hm. Bhäge nie ſehr gut gemeint, Des wenn 


une dürftigen Renamiffe ihm ſchon viel offens 


‚bare Fehler haben ‚zeigen: fönnen: wie viel: wirh 


ihm nicht erft ein Renner zu entdecken im Stande 
ſeyn?. — unb dieß erſt Sen, Strobel zuzuruſen! 
ir beiten, daß feine Ausgabe ber Briefe Lu⸗ 


thers welche er veranſtaltet, es beweifen werde, 


wie ſehr er dieſem Geſchaͤffte gewachſen geweſen 
wabıbie Fuͤndlinge von ihrem erſten Koch oreinige⸗ 
de ® dom ubltkum übergeben wird. 








- Andere theoleache Schriften. 


1) awali-Ebreo « Hipografici di Sabiöneti, 

dotto Velpafiano Gonraga, diſieſt, ed 

illuſtrati dal Dottore Giambersardo De." Rofs 

‚Parma, 1780. 4 maj. (32 ©.) Auf eben 

die Art , mit- eben der Genauigkeit und Strange 

in Unterſuchungen, und mit eben ber Sorgfalt, 

vollſtaͤndig und unterhaltend zu fchreiben, mit 
weicher Herr de Roſſt einſt bie hebraͤiſchen 
Produkte der Druckerey zu Ferrara Ä 
Xf cheol. Bibl. t. B. S. 8 *) übergiefie er fier‘ | 

dem icchen Puhckum in ſeiner Putzerfpuuche 


9 hen Senf. Zulage het Die Earift in ‚Erlangen. 
aachdeucen laſſen, und mit einem Brief des Herrn We 
NRoſſi vermehrt, darinnen er unter andern auch auf m⸗ 
fre Bedenklichkeiten und, Zweifel, obſchon inn tg. Jahr 
hundert zu Ferrara gedruckt worden? ſich einlaßt und 
ſolche zu heben ſucht. Er beweiſet ek, med wir ig 
Zweifel zogen, daß 3625 in den aͤlteſten Zeiten ber To⸗ 
pꝓegraphie auch dem Druck gebraucht werde: aber deu - 
andern Einwurf, daß die ferrarifche Druckerey fo bald 
wieder ſollte eingegangen ey, halten wir noch für ers 
beblich; er ſcheint unfere Meinung aus Maugel au 
Aeuntniß der deutſchen Eprade nicht recht gefaßt zs 
haben: . Diefer Naqchdruc hat mod durch eimp-eigng 
- selchrte Anmerkung des Hrn. Zufnagels über 1 B. 
Mof. 4, 8. wesen der Acctpeis bed Bepfages no" 
mies einen Bergung eyalen, 


— 


65WUindere theologiſche Schriften; 


d 
\ 


die Beſchreibung der zu Sabbioneta gebrudten bes 
beäifchen und rabbiniſchen Bücher, die felten, uns 
befannt, ‚und von andern großentheils dürftig arte 
dezeiht Bob. ' Die Dryckerey, beren Weſchiche we 
in einem feinen Annalen yorgefegten Brief an den 
P. Affe, Unterbibliothekar zu Parma, erzählt, 
fing im J. 1551. unter ber Regierung des beruͤhm⸗ 
ten Fuͤrſten Veſpaſian Gonzaga an, und Dauer 
we (mern es anders mit ben hiftorifchen Angaben 
des Druckjahrs einiger Bücher "feine Richtigkeit 


. Jet, woran fich jedoch zweifem läßt) bis .xsgo. 


Tobias Foa, einer. der reichften Juden gu. Sab⸗ 


bioneta, Bern fie in ihren Ausgaben den Namens 


- 


Hakazin, oder Hanadib, Fürft ober Herr bey⸗ 
legen, fleß Die Druckerey in ſeinem Hauſe ernich⸗ 
gen: aber er war Doc) weder der einzige noch der 
weite Befoͤrderer dieſer Anſtalt. Die Errichtung 


hetrſelben eignet Here de Kofli dem Joſeph ben 
Jyacob Tedeſco vor Padua fu, der don Aaton 


habib von Pefaro, von Foa und andern‘, bie 
eine Societaͤt formicten,. Unterftügung erhielt, 


Wenigſtens lieſet man auf dem Titel bes griten 


bier gibruckten Buches, das wir hernach angeigen 


wollen ; daß es Im Haufe des Foa mit Sülfe bee 


Societaͤt gedruckt worden. Tedefto von Pudova 
war Direktor, Correktor und Herausgeber: unter 
feinen Gehuͤlfen findet man vornehmlich einen Ja⸗ 
8b, ben Naphtali Cohen von Gazolod, und. zwey 
ChHeiften äus der Schweiz, Gafpar Griffi und Ru⸗ 


. bolph aus Zürich, weicher lareinifch, griechiſch und 


hebraͤiſch verſtund und von Venedlg verſchrieben 
717 


— 








van Drngan A ale 
Andere theologifche Schrifeen: 6 
P ee Big on. van ” 
ar; Von ihnen Fee ab en 15. May 
Ber Anfang des Drucks gemacht. Mod it Die « 
ſenr. Jahr Heß” man den’ berühmten Corneliug 
Abdeltind von Venedig kommen, einen der beſten 
und ſchoͤnſten hebraͤſſchen Buchdrucker/ der in den 
Fahren 1553 u: fg. die Druckeren zuSabb, auf dei 
hochſten Gipfel ihres Flores erhob, und bie wich. 
tiaften und weitlaͤuftigſten Werke herausgab· U 
ſeine Stelle kam 1555 oder 1536, Vincentius Con⸗ 
ei von Verona, der ſchon zuvor In feiner Vater ⸗· 
ſtadt viele auch lareinifhe und italieniſche Buͤcher 
gedrückt harte. Der Tod des Jou, der vermuth⸗ 
lich 1559 erfolge, unterbrach auf einige Zeit die 
Thaͤtigkeit dieſer Druckerey. Conti lleferte im J. 
1567 wieder einige kleine Piecen? aber in der Fol⸗ 
ge findet man eritweber nichts erhebliches oder auch 
nicht einmal etwas zuverlaͤßiges don fabbionerifchen 
Drucken, wie wir hernach ſagen werden. Aug ei⸗ 
nem ungedruckten Briefe des Marani an den Her⸗ 
zog Veſpaſtan Gonzaga vom 16. Oct. 1574 vera - 
nithet ber Verfaſſer ſehr wahtſcheinlich, daß den 
Juden ihre Druckereyen niedergelegt worden, weil 
fie die Verwegenheit harten, Bücher zu ediren, in 
denen Chriſtus feine Religion und die katholiſchen 
Fuͤrſten mic äuferfter (Frechheit geläftere worden. 
¶Da Wolfs Nachricht von dem zu Sabb. gebruc, 
ten Brief des R. Peripoth Düran fo ungewiß ift, 
unk Abarbenels wncäfteirter Commentar über 
das fünfte Buch Mofis, "ber wirklich viele feindfes. 
fige Stellen wider das Chriftenthum und die Füre 
ften, beſonders den König von Spanien, ee 
. | don 


L 


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Pr, 
U \a 
on P f » i . 
64: Ynbete, cheifteh; . 
- " . No 5*— 22 


ji 
’ 


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j De 1551, {m Druck erſchlenen iſt, ſo moaͤßte. dag 
AN 


jerbet wohl eine nähere und unbekannte d 
loffung gehabt haben: und wie war wohl ehn X 
hot nöchig, da die Druckerey (den einige Na 
vorher wie erlofchen war? — Die hebräilhen sehr 


hiedlichen Tyren kamen in der Folge nach Venedig, 


J 


IR . 


L 


wo mir Ihnen 16:15 und 16 eine kleine Bibel, niwrm2 


- yon Sa ‚bionera, wie der Titel fagt, gebruckt iſt. 


Schönpeit des Dructd und des Papiers und ber 
Umftand, daß faft Alle zu. Sabb. edirte Schriften 
Driginalausgaben find, erhöhen den Werth derſei⸗ 
ben, den ihnen fehon ihre Seltenheit in hohem Gea⸗ 
de giebt. Es find in allen Ein und dreyßig Büs 


„there, welche. — wahr oder falfch als Drucke vom 


Sabb. angegeben werden, wovon eln ziemlicher 
Theil ſelbſt / die Buͤcherſammlung des Kern de 
Roſſi ziert, und alle nach Ihrer Beſchaffenheit and 
Werth beſchrieben werden. Wir wollen. bey den 
gern nur die Titel herſeze. . -.: 

s⸗ Die Erſtgeburt der Druckerey ir Eabb, war 
f. Abarbenels Commentar über das fünfte 
uch Wiofis, unter dem, Titel: Marchebed 

Hamiſchne, der im J. zu (1551) in Folio erfchien, 


wichtigern uns aufhalten, und von ben unwicht⸗ 


Es iſt die unverſtuͤmmelte Originalausgabe. Diefe 
Commentars, voll von anzuͤglichen Stellen wider 


die chriſtliche Religion und. Fürften, und noch voll⸗ 
ſtaͤndiger und aͤchter als die venetlaniſche Ausgabe 


don 1579, welche nad) Clement die vorzuͤglichſte⸗ 


eyn foll, auch noch ſeltner als diefe, und die uf 


x dan folgenben von 1584 und 1604, Cs finde 


bebraͤiſche 


/ 
I 
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Sn 


| 








. ⁊ 


Anndere cheelciſche Echriten. 6 


hebraͤiſche Gedichte don R. Joſeph von Padua 
zum Lob des Werks angefügt, . Das. Zeichen des 
Foa, der Palmbaum mit zweyh pen, hot das 
Enmbol: der Gerechte wird bluͤhen wie ein Palm⸗ 


baum; und die drey Anfangsbuchftaben der Na - 


men Tobia Foa Jehudi. 2) Von eben. d dieſem 
Jahre ıssı. ft R. IH Ben Ioſeph Cohen Com⸗ 
mentar uͤber das Buch Ruth rabbiniſch ges 


druckt. Das Buch erklaͤrt die Geheimniſſe des 


Eriliums aus dem Buch, Ruck fchön affegorifch, 
wie man es mit allen den Theilen der Bibel auch 
unter den, Chriften macht, deren Abfiche und bie 
ſtoriſchen Innhalt man unerheblich findet. 3). R. 
Iſaak Arama Chaſuth Kaſcha enthält nur 38 
Blätter in fl. 4, oder 8. 1552... Wichtiger iſt 4) 
Wiofis Maimonides Moreh Nebechim Fol. 

1553. Qurtorf, ber dieſes nuͤtzliche Werk ins la⸗ 
teiniſche aͤberſetzte, bediente fo diefer Ausgabe: 
aber er bemerkte auf‘ der Mebenfeite des Bl. 146. 
daß einige Zeilen fehlten, die er aus einem MS. 

ergänzte. Das Eremplar des Deren de Kofft har 
Diefe Zeilen. 5) Der talmubifche Tr. Riddufchin. - 
6) "ac. Ben Afcher Arbah thurim, mit dem 
Commentar. des Karo, unter. dem Titel: Beth 
Joſeph, in4Zoliobänden. Zum J. 1554. gehören. 
DR. Mask Ben Jak. von e3 Kompendjung 
bes Talmuds Alfefi genannt „mit, ‚ Auglegungen. 
3B. Fol, (Wolf heſchreibt. das Bud T..IL 
Bibl. Hebr. genau, außer daß ver. auch von einer _ 
Ausgabe zu Konftantinopel. 1494. redet, die gewiß 
nicht vorhanden iſt, oder ins va 15CH. gefegt wer⸗ 

MDoedetl. Bibl. 2. B. 1.8," € ten 


— 


J 
1 De * * 


8 


Andere theblogiſthe Schriften, 
den ah j 'EIR. Meir Simane kol Haſche⸗ 
mone Binſanin; ein grammakiſches Büchlein 
nur von 4Blaͤttern mit rabbiniſchen —— 
über die acht Conjugationen. 9.) Eb endeſſelben 
Schechita Ubdicha: eine Anweiſung für 
Schaͤchter. 10.) RJehuda Lerma, Lechem 
Juda, ein Commentar uͤber die Pirke Aboth. 


Nn. IR. Scyemtbob Ben fast, Pardes Ai 


monim. 12.) R. Moſe Aiaſkar Scheeloth 

Be Theſchuboch. 13.) R. Peripoth Dus 

n, fonft Erodäus, Igereth al tebi kaavo⸗ 

| — oder Brief, der ſich anfaͤngt: Een tücht, 
\ wie deine Väter, mit der Auslegung des R. Schem 
tobh. Eine beruͤchtigte und heftige’ Schrife wis 

der Das Chriſtenthum, bey welcher fich de Roſſi 


| weitlaͤuftig aufhaͤlt, zu beweiſen, daß ſie nicht, 


idie Wolf behauptete, zu Sabbioneta gedruckt ſey. 
Obgleich in dem Exemplar des Hrn. V. die An⸗ 
fangs und Schlußblaͤtter bineingefchrieben find, 


u ſo trifft doch alles uͤbrige mit der Beſchreibung, 


welche Wolf B. Hebr. T. III. p. 950 fg. von einem 


\ Oppenheimeriſchen Exemplar giebt, fo genau übers 


ein, baß er beyde Eremplare für eineriey Aubga⸗ 
be’ zu halten berechtige ift. Dieß vorausgefegt, 


laͤugnet er, daß Sabbioneta der Druckort fey, 
| t eits weil in: dem "Titel feines - Eremplars . fein 


ört von einet Anzeige, wo oder wenn das Buch 
edirt ſey, vorkommt; theils weil es unwahrſchein- | 
lich iſt, daß’ by einem Buch, das ſo ſehr wider 
die Chriften lautet und auf deſſen Titel den Dru⸗ 


" der fich nicht u vennen gewagt: Beh, r. ‚doch der 


"Deu 





a.) 


Andere zeuegiſche Schuften 71 


ber Vorrebe nern. 317 R. Joſeph D. Jo⸗ 
ſua Chronik der Koͤnige von Frankreich; 
| die nach: Wolfs Angabe 1554 zu Venedig erſchie⸗ 
, nen ſeyn ſoll. Aber Wolf nermechfelt das Jahr 
der Abſaſſing ‚des Buchs mit dem Jahr des 
Druckes. Adelkind ließ zu Venedig und Sabs 
bioneta drucken: und es laͤßt fih Daher nichts zu⸗ 
‚serläßiges beſtimmen. 
So ſchaͤtzbar ‚den Siteracor dieſe Unterfüe 
dungen find, ſo ſehr werden: doch. mehrere in un⸗ 
Wunſch einſtimmen, daB Hr. be Kofi, der 
dh. eine eignen Bücherfommlung nun über 350 
hebraͤiſche Dandfchsiften zur Bibel und. unzählige 
Ausgaben bes A. T. hat, ber für die bibfifche Kri⸗ 
tie fo viel perfpricht und fo viel leiften Tann, durch 
ſolche literarifchg Ercurfiguen ſich nicht in der Vol⸗ 
fenbung und Bas. Publikum nicht in der großen 
und. gerechten: Erwartung feines großen kritiſchen 
Werkes uͤber das A. T. zuruͤcke ſeßen moͤge. Wir 
wiſſen, daß er mehr als Kennicot — der lange 
genug, für Deutſchland bie Eremplarien des zweh⸗ 
ten Theils feiner Bibel, vielleicht aus Furcht, zu⸗ 
ruͤckgehalten und auch uns die Zeit zu lange gemacht 
bat — leiften wird, Warum follten wir nicht wuͤnſchen, 


Daß er alle feine Zeit auf ein Werk wenden md« \ 


ge, das man nur von ihm -hoffen. und erwarten 
Darf., für deffen Güte ſeiue bisherigen Arbeiten 
bürgen, und das feinem verdienten Ruhm ein blei⸗ 
bendes Denfmal ſtiften wird. 
3 . Berfuh) einer chriſtlichen Aathropologie von 
Berburs Julius Sawere, Fonilichen mu 
cchen 


u „ Andere teelegtiche Scheiftoa. 
| eihalansgäbe ift, nachbene: ba Buch ſchon ine 
Spamien amd andern Orten im Manuſcript ver⸗ 
anat menden: (woraus ⁊Neelfuͤhrer ih Zuſaͤtzen 
gir Almeloovens Bibi; 157. und · Schelhorn in 
Amoleq hiter. T. IX.:p;685. verbeſſert werben müf- 
fen.) .Der Grund von der Seltenheit dieſer Piece 
diegt in der geringen Blaͤtcerzahl, in der Entlegenheit 
des Druckortes und im Innhalt ſelbſt der Grund 
en Molfs Behauptung‘ aber, daß ſie zu Sab- 
bieneta ansicht: goſtellt worden, Hegei; nlelkicht: in 
Ser Weemiſchung mit dem N. 4. angefuͤhrtam Buch, 
xvelches einen · Kommentar des. Efopäus und ves R. 
Schem Tobh über-das Mare Nebochim enthaͤlt. 
I4.) Ein hebr. Pſaiter in 12. vom Yahnarzh. 
353.8 af. Levita Sepher/ minhaghim und 
6.) Ebend Scheeloth Teſchubeth. (Dasierftere 
ist Wolf, durch einen. Irrthum ins J. 1976: und 
das letztere iſt vielleicht mit Mem vorigen einerley). 
5.) DaB wichtigſte unter allen: bleiht auffer Zwei 
fl der im J. 1557 erſchienene · Peñtatruch hebr. 
und, ehaldaͤiſch/ mit den fuͤuf Megilloth und · den 
Haphthoten: in 12. von welchem Hride? R: ein 
Exemwplar auf Pergament beſitzt· Er iſt im Jr 3u7 
(hebr. Rechnung) angefangen ind Zı8ı vollendet 
worden, Has. nicht nut ‚die. Abtheilungen / im 
Mapitel, ſonderu zaͤhlt auch —— — 
die Verſe von fünf zu fuͤnf. Wie Gen Titel ſnat, wur⸗ 
de fie. nach· einem alten und orrekten Manuſcrixt 
robgedruckt. Ein fuͤr die Kritik wichtiger. Umſtund! 
(Er :verräth doch nichts weiter Als Anis Ausgabe, 
‚die enicht nach benchiaheriden Sergeant Mair 


Fr und 





v 


Andere Genaue Eheifiip 6 
mb Terveftheit, wie man beyde Worte in den day 
maligen Seiten bey Chriſten und Juden brauche, 
find ſehr vbeſtimmt. Dech Siefert dieſer Penta⸗ 
ceuchus Wirklich einige) meriwuͤrdige Lefarten. J 
€, 3B. M. 26,39. ſteht un Rande, daß ſtatt 
Andre Eremplare Oman hätten. &D 
aD. Ma 35; 35. ſtoct, bd:: Bya DM 
7, 5.. mird —5 daß.für: 8 on andre teſen 
and wiezwm Kennikotiſche: und Eins:de Moffb 


ſche Handſchrift. Die Mewen Jehava vide 
him find bier-alfegelt mir Doleth gedruckt⸗ gam 


judiſch.) 18) Iſ⸗ Aharbenel Atheret Seke⸗ 
nuͤn. 19) ·Raſchi uͤber den Pentateuchu 
20.) Machſor, nach eutſchem Ritus: CWolf 
giebt: falſch das Druckjahr ig63: an.) —Ina 
Jahr 1558. gehören 34) Wih hebr. Pentateu⸗ 
chus mit den Megilloth. und. Haphthatoth·Es 
iſt die vorige M. 17. angeführte Ausgabe wieder⸗ 
hohlt,ober bas: chaldaͤiſche · und der größte Theil 
ber: Maforetifchen Anmetkungen weggelaſſen. In 
der neueſten Ausgabe der hiblioth. ſocr. von Hr, 
Waſch T. J. p. 72. fehlt die Anzeige des. Druck 


oris und die Bewerkumg, daß auch Die Megiliech 


dabey ſind. 22) Das hohe Lied mit dem Com⸗ 
mentar bes R. Abr. Tamach. 16. (Die erſte 
Ausgabe des hohen Liedes iſt von Bologna 14823 
mit:den Megilloth: die zweyte im Machfor, das 


1486 gu. Soncino und. Cofalmaggiore gedruckt iſt .. _ 


23.) Ein Hebr. Pſalter. Vermuthlich eine-er- 
Dichtete Ausgabe. Don Jabeiısah:ift bloß die 
Miſchnah mich Ber des Maimoni⸗ 

des 


⸗ 


28 dndere teoleattche Schritten 

des und Bartenora bekamnt· ¶ Bey biefen Che 
genheit gedenkt der GM. einiger aͤltern · Schcke 
der Miſchnah, die rin feiner fl Hiſtorie 
der hebräifchen Drusfe nicht kannte. 3: €; des 
Tr: Reräckot zu Socino 2484, Pirkoaboth. 1485: 
"TiNidda’s489.- Nach einer fangen: Paufe er⸗ 
ſchienen 1567... 25.3" Pirke R. Elieferz, wovon in 


‚we Bibliothek des de R. auch eine Ausgabe von 


©: P: riig iſt. :26.)-R: Joſna kepita; Halla 
bach: Olam nebſt⸗/denn Meri Hagemara. Auch 


Bievon hat feine Bacherfammlung eine Eorſtauti 
nopolitaniſche Ebitien vor" Fahr hie Iwey ſol⸗ 
sende; dier Wok anfahet. er ‚zweifelhaft. 


Se 27.) R. Acher Arda rburim.189- fihel- 


ven höchftens: bie Zufäge. der. R. Mefhuiltnn ber 


ſonders gẽdruckt zu ſeyn: und 28.) DEN. Arar 
ma oben. N. 3. angeführte: Schrift, die 1190 ie» 
derhohlt ſeyn folt, iſt wießetche bediglich uns Ber: 


wechslung mit Der workgen entſtanden. Hiezu fonte 


men nun: noch, ohne Anzeige des Drudjahres 
29.) Ein hebr. Pentatruchus ohne Punfte im 
Secdez (nice 12. wie Wolf, te Song und Mafch 
‚fagen). Adelkind iſt ter Drucker und Heferte 
ihn zwiſchen 1553 und 1555, früher afs den vorhin 


N. 17. genannten, von welchecn er ſich auch hin und 


wieder untierſcheidet. 8. E.u B. Mof 4, 8. fehle 


— Das Pisa, zZ Mof 26,.39. hat er ira Im 


Tot 3.3 Mof: 32, 6 ein. gemteines "7, wo der ſpaͤ⸗ 


. merkt sboßes ist... 30.) R. Menachen Ben 


- Berady, \Beha'laberech, Der Vernmthung 
ur Here wi J vr wii: ſich 'Coni nach 


‚ber 


— 





m 


Arhere tzenoaltche Safe 7 


ber Vorrede ven. 31.). R. Joſeph B. Jo⸗ 
ſua Chronik der Koͤnige von Frankreich; 
die nach: Wolfs Angabe 1554 zu Venedig erfchler 
nen fern fall... Aber Wolf verwechſelt das Jahr 
"der Abfaſfimg ‚des Buche mit dem Jahr des _ 
Drudes. AÄdelkind ließ zu Venedig und Sab. 
bioneta drucken: und es laͤßt fich baer nichts us 
vetöhgee deftimmen.. 

So ſchaͤtzbar dem Siterator dieſe Unterfur 
dungen find, fo-fehr: werben: «bach. mehrere in un⸗ 
Ken Wunſch einſtimmen, Daß Hr. de Roſſi, der 
in ſeiner eignen Buͤcherſammlung nun uͤber 350 
hebraͤiſche Handſchriften zur Bibel und. unzählige 
Ausgaben bes A. T. hat, der fuͤr die bibliſche Kri⸗ 
tik fo viel perſpricht und fo viel leiſten kann, durch 
ſolche literariſche Ercurfionen ſich nicht in der Vol⸗ 
lendung und das Publikum nicht in der großen 
umd gerechten · Erwartung ſeines großen kritiſchen 
Werkes uͤber das A. T. zurüde ſetzen möge. Wir 
wiſſen, daß er mehrr als Kennicpt — der lange 
genug fuͤr Deutſchland bie Eremplarien des zwey⸗ 
ten Theis feiner Bibel, vielleicht aus Furcht, zus 
ruͤckgehalten und auch uns die Zeit zu lange gemacht 
bat - leiften wird, Warum ſollten wir nicht wuͤnſchen, 
Daß er alle feine Zeit auf ein Werk wenden md 
ge, das man nur von ibm hoffen. und erwarten 
barf, für deffen  Güre feine bisherigen Yrbeiten 
buͤrgen, und das feinen verdienten Ruhm ein Blei 
bendes Denkmal ftiften wird. 

2. Verſuch einer chriſtlichen Anthropologie von 
| Gerhard line Sasoese, Söriglicen a 
hen 


' » “ ‘ \ 
.- u | wr 
a3 Andere theolooiſche Schriften 
ſchen Conſi iſtoriakrath, Kircheninſpretor und bes 
prediger in Eſens. Berlin, bey Auguſt Mylug. 
1781. Tieffirinige Unterfuchungen "über dis Natur 
und Kraͤfte der Seele, wie man etwa ben Titel 
nach erwarten moͤchte, darf.man hier nicht ſuchen. 
Es ſind vielmehr gemelnfaßliche praktiſche Be⸗ 
trachtungen über die Faͤhigkeiren und Kräfte des 
Menichen,. nicht, blos forſchenden Gelehrten, for 
' - bern auch) jedem anbern nachdenfenden Chriften be⸗ 
2 Fimme Der Hr. V. wollte ſich vermuthlich da- 
durch den Weg bahnen, den Ungrund der gewöhn- 
lichen Lehre vom moraliſchen Verderben zur’ erwets 
ſen, und ſich zugleich gegen die Angriffe des Hrn. 
Pr. Jani zu vertheidigen. Eben dieß aber hat 
Itgleich, wlewohl viele Beſtreitüngen nebſt ber | 
Anzeige ber beſten Schriftſteller blos in den Am 
merkungen vorkommen, manche Abſchwerifungen 
imd Wiederholungen nöthig gemacht, auch der Ords 
. mmg im Vortrag geſchadet, daß man es mit we⸗ 
niger Vergnügen tiefer, als man es außerdem we⸗ 
gr der richtigen" und gründlichen Bemerkungen | 
und Auſſchluͤffe wuͤrde gethan haben. Der Su 
V. betrachtet erft "vorläufig ben Wohnplatz der 
Menſchen, die Erbe, und gehet dann im erſten 
„Hauptſtuͤck zu allgemeinen Betrachtungen über den | 
Menſchen, beffen Vörzug vor ben Thieren, dom 
, Bau, der Ernährung und Hinfaͤlligkeit feines. Koͤr⸗ 
pers, "beffrr Seele iind deren Unfterblichkeit und 
Bereinigung, mit dem Körper uͤber. In dem zwey⸗ 
ten werden hierauf die Seelenkraſte einzeln, als die 
Einnticheet Berftanbesfäpiofeit; das Greifen, | 
| die 





Andere: thoeichiſche Sichnikten I | 


Be‘ Bogehrungs > ur: Berabfihsmungafnaft · und 
die Freyhelt nach: ter Angabe: guter. Yſychotogey 
vorgetragen mb praßtifche ‚Anwendungen angefuͤ⸗ 
get: :1Dxrs ‚Rritte Haupaſtuͤck: handeſt · von der -ure 
ſpruͤnglichen · Einrichtung des Üenfchen,.. :. Gier 
wird nach mehrern · Vorgaͤngern behauptet, daß 
bie aͤltern Dogmatiker das Ebenbiſd Goctes bey 
den erſten Menſchen viel zu bach angegeben, und 


ſich daruͤber in wichtige Schwierigleiten;perwichekg . 


haben/ fo. baltd ſie nun den Fall derſeſben ben ibryr 
angenommenen hohen Weis heit und Heilige 2) 
klaͤren wallten. Er raͤumt zwar den erfian: Mpüe 


ſchen Anſchuld und. Unbekanntſchaft init... Suͤnde 


und Unrecht ein; geſtehe ihnen. ouch dem; Borzug 


gu; daß ſie bereite als Erwachſene mit: reifen ei 
nen amd allen Serlenkraͤften :auf-bie Wels kamen, 


a 


behauptet aber auch mit Mecht daß Weisheit und 


Tugend ber ihnen noch nicht vollfosauıen und bes 
feſtigt war, daß ſio erſe durch Ueung, ihre ſunli⸗ 
chen Begierden orkuen und lenken ernn, And ſich 
noch und nach zur Wollkommenheit erbeben ſollten 
Es erhelle ja aus der Moſuniſchen Beſchreibung ihre 
wirkliche Unetfahrenheit und ihe ılekhf;:ereegtep 


Hang zum Sinnlichen; ſo bald. nur bie u 


außen einen reizenden Segenſtand befam. ben 
ſo ſey der: ſchwacht. Zuſtond, ‚in welchem wir nun 
als Kinder gebohren werden, ‚Die, allmaͤhlige Ent, 


oictehung herRräfte; forie-deg Jrihes, ande \ 


ber Fäpigfeiten der Srele, nebftrbgr.kiebe ber Ael⸗ 
tern zu den. Rinberte;.cein ‚Deurlicher: · Beweis der 


ae. Abſicht, — ef fshrondjen.und-ung. 


volle 


N 


24 obae theolooſſche Scheiften. 
waur omnenen Kraͤſte des Kindes durch forafäftige 


Ersiehüngfohten ge Srärke und Vollkommenbeie 
erhoben, ‘und: durch Lehre und: Beyſpiel geienket 
und geordnet · werden. Unſre anfängliche Unvoll⸗ 
konimenheit im Verſtand · und: Willen ſey folglich 


an ſich nibch · kein Beweis der gemeinen Theorie sam 


verlohrneil Eenbilde Gottes, ſondern in den ſteten 
Abſichten Wertes mit ben Menfchen, gegründet, unb 


vie angeführten Schrifefielen beguͤnſtigten ſelbige 


eben fo wenigi: IV: Hauptſtuͤck enthaͤlt die Dee 
Wudjtäng: nienſchlicher Unart und Verberbniß, in 
Ber. Abſchnitren. Die naͤchſte Qucke iſt die vhne 
Ver and herrſchende Siunlichkeit, die das Ueber⸗ 
Feivicht über die Kräfte ber: Serle bekommt. ‚Das 


Mögliche Wervecben ifkieine Zeige der Schranken 


Auf Natur, das wirkliche entſteht: aus der Macht 
ber Errlofinbung, die der Bermmft votbringt. Aber 
Die Elurtchteng der Natur Ak: darum nicht fehler» 
haft. Mir haben die fürnlichen Empfindungen zu 
guten FZwerken / Die Affekten find Wohlthaten Bote 
dis und werben nur buch) unrichtige Leitung ſchaͤd⸗ 
Ach, He anfängliche Unmijfenheit kann kein 
Behler genannt werden, winn fie gleich in Becracht 
(Hier 


+ Höheren Wollkonnnenheiten ein Mangel HE: 
datten noch bie ein gelnen Bermögen der Seele fü 
nen angeführe,; und ihte Entioickelung anb Verir⸗ 


rung anſchauend gemacht werben.) Dieß wirb dann 


weiter wuf'bie brey Hauptlaſter Welluft,Gelögeig 
und Ehegeiz angewendet, umd gezeigt, daß bie Triebe 


dazu urſprunglich gut ſeyn, aber nur eine falſche Rich⸗ 


tung erlänge haben: Von den Serlengebrechen, 38 


X 


Andere Serie: Echtiſtet 25 
birdybianlanirtihe:Beuilug auf die Kinder ſollen 
fortgepflanzt werden, urtheilt er, daß ſie theils· nicht 
allgemein wären, thäls nicht ſtrufwuͤrdig machen 
koͤnnten. Die Geſchichte desfails beftärige ihn in ſei⸗ 


ner Meinung. Die: Sinnlichkeit eilte in Beſtim⸗ 
mung Bes Willens dem Verſtand ver, und nachher 


wergrößertefich dns Verderben, burch Die vereiiehrten. - 


Außerlichen Reizungen ber Sims; durch vernachlaͤ⸗ 
Figten Unterricht und die Kraft. verfühnerifihier bes 
ſpiele. So iſt eine gewiſſe Schwäche, Bang; ſtaͤrke⸗ 

rer Reiz der Sinnlichkeit; als ein Erbübel allgesieil 
gewordon. Endlich entwirfti er voch eine Rettuogde 
goͤetlichen Weisheit und Guͤte, die aber viel zu kurz 
und zu unvollitändig iſt als daßſte volls Uebergeu 


gung wirken koͤnnte. {pa denen imV. Haweſtck 


durchgegangnun Scheiftfkelien finder er, wit Leicht zů 


erachten, bie: Süge feiner Megnor richt, ſonbern ſein 


eignen: Wir uͤbergehen fie; da uns feine neue Entwi⸗ 
delüngen darinnen aufsefoffen find. : Mari murd⸗ 


wem Hr: B. ſehr undecht thum, wenn manihm Ah· 
laͤugnung des Erbuͤbels Schuld gäbe; da er das Ver⸗ 


derben ver: Menſchen fe: und. deütlich anesfermer; 
ausdruͤcklich Erziehung: ; Unterticht und Gottes ber 
fonbere Fuͤrſorge und Offenbarung als unentbehrlich 
behauptet, und alfo blos in Anſehung der Art der 
Forterbung, die, wie und duͤnkt, bie Scrife vicht 
eutfhelben, anderer Meinung iſt. 
yeeipsig: Genpkeos Cap. XXXXIX. spe 
eimen II. nouae verſionis. M. Chrißiay. Elieſ- 
Genſol. vai. 4. 263 pagg. Aus biefer. kleinen 
Schrift, die Hr. G. ne vieler Sorgfalt und En 
1F J Bez j fi t 


— 


‚2 ter Gitarre See 


——— dat, wollen öl einiges: pr ie | 

Bi Mächte er inter Anmerkung gern den 
—* zuwider überfegen: : Ruben. primgeiit 
i..1g_forer vis (Peneltutis' meae) e.:princepe 


voſteritatit meot und mit dem folgenden verbinden⸗ 





++ Man weiß: nur nicht) woher das: ſeneetutis 
mune kommen ſoll, vielleicht iapentutis meae. Beſ⸗ 
fee duͤnkt ung es, da ri amdTıN FINN —no- 
mine jvon . Nä. find: Rüben, . mein Erſtge⸗ 
bebenes / du: hiſt meine Rraft und erſtes 
Kind; wie dieſer Ausdruck auch 5 Bĩ Muiaa,.ı7, 
und: M. 38, 51. vom Erſtgebohrnen gebraucht wird 
Miet’ wenn mw. vor. imma zu ſetzen waͤre: du 

biſt meine erſte Kraft und. Stärke; mein er⸗ 
ſtes Kind —wuͤberſetzt er burdy Sraͤrke; beſ⸗ 
ſen Hr: D. Dache durch konor, welche Bedeutung 
Bier Die: Verbindung mit. new fobert 2. Ner vors 
zaͤglichſte an Anſehen und Wuͤrde Vi 
giebt er ame ma, du biſt allzu frevelhaft ger 
weſen, in der 2 perl. ob er es gleich nicht erin⸗ 
nert, da Hr. D. Dathe fürnng die meiſten Alten 
anfuͤhrt⸗Fuͤr die Bedrutung des ra Jebis, pro 
teruus.beingt er Richt. :g; 4 er. a3, 32: Zerh. 
3,:4 vor, welches: Hr. Dothe von Arab. KUH, 

- ietamuit, ableitet. Sehr gut erklaͤrt Hr· G. das 
dywd/ wobey er richtig bemerkt, daß ee magnitudi- 
neiu aut ĩntentionem rei,sde qua. dicitur, agbeute 
Hiob 34, 7. 15, 16. 3, 24. Joſ. i1, 9. Hab. 2, 14. 
Hof. 5, 10. Das fegte 129, wo gewiß wis Schreibe 
ar verborgen gt, überfegtät durch — | 





— — 


. % 
.. “ \ 
\ 


r a 


Andere chericihbe Schein: . a7 - 


ring. Man Lore es oben. quch en wır1. le 
fer. und es als-cine aus Unwillen entſtandene Wie⸗ 
berhokeng airſehen, wens es nicht etwa uagzufärge 


chen mwuͤre; wie es auch ·die Vuſqote guslaͤßt Du 


warſt au: frevelhaft; Kein Vorzug dir; denn 


du heftiegft mein Berre, entweihteſt daim 


mein Lager. — B. guerflän Hr. Gore, 
Mich: gleich inibren Befinnungen.: Ganz av 
üg! Hr. D. Dathe kehäkt fratres ben, welcher aber 
Hört ommam non 22 beſſer ommAaD on Io 
(33 lieſt: auch Hr. G.) lieſt, und nN2n als. ein 
ung Aey.ausdem Sy: Fox) deſponſauit, do- 
ber das ſubſt. ſponſalia, erfaͤutert und pon/alia 
truenta perfeterunt, ſehr paſſend zur Thatſache 
Vberſetzt, Hr. ©; aber conſilia vom aͤthiopiſchen 55% 
conſultare. - V. 6. lieſt Hr. G. xanſtatt 
A mie Houbigant. —Vermoͤge des Paralle⸗ 
lismus iſt Jw vorzuziehn und, die Geſchichte 
ſchweigt auch von Niederreiſfung der Mauren Si— 
chems, obgleidy viele Alten rd leſen. — V. 7. 
zieht er mit dem Sam. und einigen. Codd, 
oniar, welches das folgende fo ſehr zu beguͤn 
ſtigen ſcheint, dem O2» vor, wenn dieſes nicht 


der Paralletismus erfoderte. Herr Dathe behoaͤlſt 
die maſorethiſche Leſart bey. — V. 10. uͤberſetzt 


er; Juda wird ſein Reich und Geſetze erhal⸗ 
ten, bis der kommt, dem das Reich eigen 
iſt, und dem die Volker Gehorſam leiſten 
werdeil, Ganz richtig ſieht er YaaT pa riß mit 
mein waw für fpnonpmifch an; und eben ſo wahr 
Ze Be 4 ae Tr © . Be > bemerkt 


D 
. 


⸗ 





Shrvens Werkihtichnichriften. 
becte den Jub Mur zxm Erltgehohrnen erffärk Anh 
thm den beſtenc Seegen —⸗vle Iſaak den‘. Jafob 
ertheilt? Will man aber lunter Juda's Rach⸗ 
kommenſchaft ein befonberda. Individuunr, wie:hey 
der goͤttlichen Verhelſſung des Abrahams, verſte⸗ 
hen, fo haben mir nichts dawider. Mur: ift unß 
Sie fotche Gefhärung verböchrig, weil fie aus bem 
Etfolg hergenommen iſt, und ſo wohl Abrahauz, 
uls auch Hier Juda ſich die Werte nicht fo indivb⸗ 
duell, ſondern allgemein gedacht, folglich Feine Me⸗ 
Riasankuͤndigung darunter: verſtanden haben, — 
BB. 13. ſſeß et mit ben Sams wſtatt v. V. au 
An a MB, 22: Iſm auch ſhier nos, 
fruchtbarer Baum, unbefriedigend aͤberſetzt. 
Gegen das: von ihm: verfuchte-12 ſtatt 72, ift :virleg 
vingzuwenden. —V. 24. pam ft ihm lach dem 
, Ar fo wirlodi72, und —* andre Erampel 
von dieſer Form aus Hiob!B,. a7. Jeſ. i4,.109. 
34, Mi an M; 26. behält:er bey; Bean 
ya ſo außer / den — Paralleliſmus erſodert. 
rerrax ;fo lange die Huͤgel dauren, nach den 
rub. Mm alurauit,' Beſſer dankt ung der. Siun 
zu ſehn Der Seegen deines Vaters iſt groͤ⸗ 
Sei ale der: Seegen der.ewigen: Berge,und 
ie Roffbackeiten der Immerdaurenden alt= 
el; Mr moͤge doch auf Joſephs Haupt 
und auf‘ Die Scheitel des zieblinge, Inter 
feinen Brüdern ‚tomment. 


Eide des Wweyten Barides Br erften. Be: 
Rn NOS GERA | 





» Joh. Ehriſteph Dede 


auserleſene 


Theologiſche 


Bidliotpet, 


von den miele theologiſchen 
in-und auslaͤndiſchen 
Bügern und Säriften 
VNaddicht gesehen wird. 





Zweyter Band zweytes Stuͤck. 
— —— 





Leipzig, 
verlegts Joh Soi. Imman. Breittopf, rs⸗ 


- Zunpare 


‘r Ziob von W. $. Aufnägel. ‘ x 

dzdiob von D. ©. Moldenhauer. 
Auimaduerſioner in quaedam loca Jobi aChr, 
"Fr. Schnurrer. | 


Zu I. Ch Guil. Thalemanni Verfio' Lat. Eu. 
> . Matthaei, Lucae et Ioh, ac Adtuum Apolio- 


r. 


- 


lieorum. 
m. Ada Sandorum Ocdtobris T. W. 
IV. Fortſetzung der Recenfi on ‚von Madan’s The- 
a l yphthora. — J 
V. G. Chr. B. Moſche GEtlãrung aller Sonn⸗ 
u und Feſttagsevangelien. Erſter Theil. 
VI Andre theologiſche Sarifen,. 


u 








ntenleſm 
Theologiſche Distirpen, 


J. 


iob, neu: über eg mit Anmer · 
ungen. Bon W. F. Hufnagel. Prof. 
in Erlangen. Cage, 178.21 Bog. 

in 8. bey Palm.. 


Hiob ber von Dan. Gotth. Moldend.. 
wer. Prof. in Kiel, Seipzig, 1781. . 
u B. 4 bey Weygand. 
Animaduerfioms ad quaedam loca Iobi a Chr. 
Frid, Schaurrer, Tubing. 1781. 4. 28. S. 


ufnagel und Moldenhauer find die bey⸗ 
den Ausleger Hiobs, deren Namen und 
Werke wir vor Augen harten, als wir im 
12. Stüd bes erften Bandes unfrer Bibliothef S. 
896. verfpradhen, einige wichtige, felbft forfchenbe, 
mit aller Ruͤſtung giücticher Ausleger verfehene 
Männer aufzuführen: Fri es darf uns. jegt, da 
wir 


J 


7 


84 Hoſnage und Modehen Hi; w 


vir ihre Arbeiten genauet gepruͤft und mit Auf 
merffamteit verglichen haben, nicht gereuen, fie 
aus dem großen Haufen der Lieberfeger, bie bey 


. 


der Bibel fo gut als ben den Profanſchriftſtellern 


Tagloͤhner unter fich dulden müffen, auszuheben 
und mit einiger Wärme angepriefen zu haben. 


Beyde haben die Abficht, nicht bloß den Achten 


Sinn des Buches, fondern audy den Klang defe 
felben fühlen zu laſſen, die erhabnen Vorſtellungen 
des Dichters nicht durch eine matte Sprache zu 
erniedrigen und dem hohen Bang feines Geiſtes, 
fo weit es Sprache, Empfindung und Kraft ber 
‚ Deurfchen erlaubt, nadyzuflimmen: und beyde ha⸗ 
ben ſo viel eignes Dichtergefühl, Reichthum 

pöerifchen Sprache. und vertrauten Umgang mit 


dent Genus der morgenländifchen Sprachen, daß 


fie hierinnen immer mit einander wetteifern und 


daß die Wahl ſchwer wird, welchem unter beyden | 
die Krone qufzufeßen fen. Hr. Moldenbauer, 
der mehr Rhytmus in feine Meberfeßung brachte 


und meift Hiob und feine, Freunde in gefälligen 
Jamhen ſprechen läßt, ohne fremde Worte und 

. Gedanken einzuſchieben, wird wegen feiner. Leich⸗ 
tigkeit und durch feinen modernen Ton gefallen : Herr 
Hufnagel im Gegenrheil ſcheint das deutfche Ge⸗ 


wand dem Dichter fo anzufchmiegen, daß die Form, 
die Kürze, die Härte, ‚ferbft die Dunkelheit Des. 


Hriginals auch) in der Verfion fichtbar wird, ohne 
den Rhytmus ganz zu ‘vernachläßigen,, und daher 
wird man feinen A ıgdruck meiſt noch kraͤftiger und 
treüer finden, Bepde überfegen one Dependenz 

von 


* 


Sonaca und Woldenhauer Hiob. 85 


von alten ober neuen Ausleger, nur daß Hr, Moid. 
einige Vorliebe zu Michaelis und Hr. Hufn. zu un⸗ 
fern Erklärungen verraͤth; bende, ohne den ma⸗ 
foretifchen Text Fühn zu ändern oder kleinmuͤthig 
benzubehalten ; beyde endlich, mit einer ächten Ber 
kanntſchaft mit dem Geiſt und Einn des Buches, 
mit vielen neuen Verſuchen, den Sim darzuſtel⸗ 
und mit reiſen, ſelbſterdachten Auslegungen: nur 
daß Hr. Hufn. in den Noten ung mit den Gruͤm 
den feiner Erklaͤrungen bekannt macht, ‚Die Vet⸗ 
fihledenheiten der alten: Ueberſetzungen fleißig bes : 
merkt und bey ſchweren und dunklern Stellen auch 
die Meinungen andrer Gelehrten mitanführt, um 
fie bey feinen Vorleſungen zu beurthellen; da Hr. 
Mod. erft noch auf feinen Sommentar mitber Vers 
fihrung vertröftet, daß er auf Seiten der Eregefe 
die firengfte Prüfung nicht ſcheuen werde, Für 
diefen haͤlt er auch die Unterſuchungen über Anla- 
ge und Ausführung :des Plans, Epifoben, Philos 
fopbie und Dichterſchoͤnheit des Buches zurüde: 
worüber: im Gegentbeil. Hr. Hufn. in ber Einleis 
fung, welche doch nur Skizze iſt, folche Aeußerun⸗ 
gen thut und ſolche Winke ertheilt, welche ben Ken⸗ 
ner, der keiner Meinung froͤhnt und in den Geiſt 
ſeines Helden tief einblickt, hinlaͤnglich entdecken. 
Es iſt ihm das Buch ein ehehedicht, das hiſtori· 
ſche darinnen find Hiobs Schickſale; die Scenen 
mit Gots und Satan nicht weſentliche Theile des 
Lehrbuches; die‘ ganze Geſchichte mır Sille der‘ 
Wahrheit (doch nicht wie fonft die Allegorie, fon« 
dern als Parabel ) J und Verfaſſer bes. nr 
- 3 


. / 
In 


| En Hufnael und Meldenhaue Sa 


ches find zwar ſchwer zu beſtimmen, aber, wie es 
ſcheint, fo iſt das Ideal der Geſchichte aus ber Um 
welt (dem patriarchaliſchen Zeitalter), doch fo, 
daß durch die alten Ruinen Anlagen von neuerm 
Geſchmack durchſchimmern. Schilderungen · aus 
der patriarchaliſchen Wele ˖ wechſeln mit Äusdruͤ⸗ 
cken aus der ſpaͤtern ab; die Einfalt in Sitten 
fiicht mit der geſuchten Kunſt des Dichters ſehr ab; 
cagilt dieß nicht auch von andern Reſten ber älter 
sten hebr. Dichckunſt 5, E. Jakobs und Mofis 
Segen?) vie Theorie des Verhaͤltniſſes zwiſchen 
der Gottheit und dem Menfchen, Das durch Ver⸗ 
gehungen aufgehoben und durch Vermittlung eines 
Geiſtes wiederhergeſtellt wird, K. 33, 23 fg. ges 
deiht ſchwerlich zur Periode Abrahams und ver⸗ 
raͤth die Epoche, wo die chaldaͤiſche Philoſophie 
herrſchte und (welches wohl das wichtigſte iſt) bie 
Beſchreibung der Bergwerke fälle fichtbar. ins ſpaͤ⸗ 
tere Zeitalter der ſchon von ihren Produkten erfchd« 
pften Well. Entweder find biefe leßtern Stuͤcke 
Einſchiebſel von einer fpätern Hand (die dech den 
Charakter des ganzen Buchs beybehielte: und ihre 
QZufäße durch nichts verriethe) oder ein neüerer 
Dichter, vielleicht Salomo ſelbſt, ( wie wir. einſt 
vermutheten und immermehr murchmaffen, je mehr 
wir Salomons Schriften leſen) erborgt feinen Ge⸗ 
genſtand aus ber Patriarchaliſchen Welt und ver⸗ 
gißt fich, daß er auch Bilder und Ausdruͤcke waͤhlt, 
welche jenem Zeitalter. nicht mehr anpaffen. (Wir - 
. wären Kir begleris, ‚a Ki; was bie Gegner, 
die 


—⸗ 











Hufnagel. und Moſdenhauer High a. 
Die bie Zeit der Abfaffung diefes Buches mie. Hr. | 


Ritter Michaelis felbft über Moſen hinauffegen, 
wider Diefe Gründe der. Reuheit deſſelben einwen⸗ 
den koͤnnen und werden.) — Die Grundidee des 


Buches iſt: Auch der rechtſchaffenſt⸗ Mann kann 


leiden; nicht jeder Gluͤcklich⸗ iſt rechtſchaffen. Hier⸗ 
über diſputirt Hiob mit feinen Freunden, beren jes 


8 


der ſeinen eignen Charakter bat. Gleichwol wage 


es der Kr, Hufn. nicht einen Plan zu finden, nach 
welchem der Dichter jeden einzelnen Charafterzug 
in Ruͤckſicht auf feine Hauptidee entwarf und bey 
jedem Ausbrud die Wirkung. jener überbachtn, 
(Diefe hohe Kunft der Dramaturgie fuchen wie 
sicht im Orient.) — Der Chrift auge Diefes Buch 
‚als. einen Beytrag zur Geſchichte der Offenbarung, 
die ſtuffenweiſe und nach’ den. Beduͤrfniſſen jedeg 
Zeitalters den Menfchen mit Wahrheiten bekannt 

machte, die ihm volle Blückfeligfeit gewaͤhren. (Die 
Grundwahrheit des Buches bleibt immer ein wich, 


tiger Religionsfag:) währendalspas Alterchumgur 


Ausficht auf das ewige Leben noch Feine Empfängy 
lichkeit haste (und daher bie Lehre von der Aufer- 
ſtehung nach dem Tod und von Unſterblichkeit hier 
nicht gefucht werben darf, wie He. Hufn. zu fehliefe 
fen fcheint. Ob wir gleich nach eregkrifchen Grüne 
ben dieſe ‚$ehren im Hiob nicht finden fönnen, fo 


halten wir es Boch für unficher zu behaupten , daß 


bie Kenntniß dieſer Lehren damals nicht ſtatt ges 
finden habe. Salome lenkt ſich doch zu ihr hin 


und wenn im Buche gr Spuren ber abi . 


4 


J 





88 Hufnagel und- Moldenhauet Hiob. 
ſchen Phflofophte vorkommen, ſo iſt auch in bieſer 
die Unſterblichkeitslehre nicht ganz fremd. )— So 
weit die fruchtbare Einleitung. 
Die Gate der Ueberſetzungen wird ſich am bei 
ſten und leichteften entdecken laſſen, wenn wir eini⸗ 
ge merkwuͤrdige und dunkle Stellen nad) den. Er. 
Märungen beyder Gelehrten anzeigen; bet weicher 
Gelegenheit wir auch Diejenigen mitnehmen, wollen, 
bdie Hr. Pr. Schnurrer. in der angeführten Di⸗ 
ſputation neu erläutert: um fo mehr, ba er dieſe 
beyden Arbeiten fehon gebrauchte und gegen bie Er⸗ 


— epoen einzelner Stellen einige Einwendungen 


* 3, 5. rer Hr. Mold. dichte infterniß 


| Überrlachte, Cift dieß aan oder wra31?) Ber 


woͤlk umbölle ibn! Was Tage ſchwaͤrzt 
Con ydj) ſchroͤck ihn zuruͤck! Hr. Huf, 
Dicke Sinfterniß nur entftelle ibn! und 
riefe Nacht einer Wolike decke ibn! 

Schroͤckt ihn doch fein Ungluͤck zuruͤck! Er 
leitet 23 von V amarum, infelicem eſſe, 
ab. Es duͤnkt uns doch die Ableitung von wo> 


noch natürlicher , fo daß bie Verdopplung bes letz⸗ 


. tm Rodikalbuchſtaben⸗ und ber Plural die Bes 
Deutung verflärft: nigredines f. famma nigredo; 
wornach zu Überfegen waͤre: und alle Schwaͤr⸗ 
ze eines Tages mache ihn ſchauervoll! — 

„V. 8. beruhigt uns bisher noch feine Erklärung. 
Mor, Ihr fluchen die Slucher der Tage, 
deren Zauberruf der Rrokodtl gehorcht. 
[ Gab es ſolche ) Hufn. bie Tageverwuͤnſcher 
ver⸗ 


. 





* 
N 


"Sing und eigene Hieb 89 


berwünfchten fie auch diefe Nacht! Die 
kuͤhnen, die den Krokodil aufſchroͤcken! 
Welches eine Umfchreibung von Verwegenheit 
ſeyn ſoll. 

TOR. 4, 10. zieht Hufn. zum Bild des Gidces 
oder-des Troßes der Suͤnder: So bruͤllt der 
Lowe und donnert, zeigt feinen wuͤrgenden 
Bahn (1973 wie Reiske von bed, noch beffer von 
sb vergl; Pf. 59, 7. wie er auch bemerft): aber 


er kommt um ohne Beute!‘ Im Gegentheil 


erkläre Mold; alte Ausdruͤcke von Mangel und 
Elend. (Ich fah) den Löwen brüllen, des - 
Aäubers Donnerſtimme ballen, den Wins 
- ger Zähne fletſchen (diefen Provinzialiſmus vers 

ſtehe ich nicht) und raublos den Leuen vers 
ſchmachten. Dieß fcheine der Sprachart ‚dee 
Hebraͤer gemäßer, da Bruͤllen des Loͤwen ſonſt 
Merkmal ſeines Hungers iſt. Ueber K. 4, 17. fg. 
hat. Hr. Schnurrev eigne Gedanken. Er / ſieht 
V. 19. 20. 2i. als eine eſchreibung des Zuſtan⸗ 
des an, in welchen die Menſchen würden verſetzt 
werden, wenn Gott fich bey ihnen der Engel bes 
Diente, um fie zu regieren, und uͤberſetzt: Sie, 
die leimerne Huͤtten auf ſandigem Grunde 
bewohnen, würden ſchneller ais eine Mor - 
te erdruͤckt, nach eines Tages Friſt zers 
ſchmettert, und obne Aufficht (nemine pro- 


fpiciente)- ganz penitus (nz) umkommen. | 


Was fie von Wuͤrde (Am dignitas, excellefi- 
ta) haben, vergierige: fie müßten fterben, 
weil Weisben nicht regiert (nulla moderaat· 

55 ap 


⸗ 


— 


— 1 \ 


‚90 Hufnagel und Moldenhaner Did, 

u fapientia, ) Ib finde nur ben diefer "Erklärung 

die Schwierigkeit, daß der Volkgmeinung von 

- einer Regierung der Welt durch Engel Im vorigen 
nicht ‚gedacht worden und eine Widerlegung einer 
ſolchen Hypotheſe ‚bier überflüßig ſcheint. Die 
gewoͤbnliche Meinung baß durch einen Schluß. a 
maiori ad minus von Engeln auf Menfchen, von 
‚ Heiligen auf Staubbewohner, von Unſterblichen 

auf Sterbliche, der Sag des ſiebenzehenden Ver⸗ 
fies beftätige werden foll, bat. den Zuſammenhang 

fehr wahefcheinlich vor ſich Das man mb, dag 
Mold. unverfländlich vertirt, nicht nach der 


WMeisheit Schluß, hat Aufn. weit befler nach 


dem Parallelifmus ausgedruckt: fie fterben und 

wiſſen es. kaum. Unverſehens überrafcht ihr Tob 

fie: dieß gehört. zur Vollendung des Bilds ber 
Menſchenſchwaͤche. 

K.5, 3. ſcheint Mold. eine andre Leſart an⸗ 

| nehmen ‚ flatt S3p0 : denn er ſetzt: Ploͤtzlich traf 

„der Sluch feine Stätte, dem hebt. gemaͤßer. 


| \ — aber bald verwuͤnſcht ich ihr Gluͤck, 


is bald - prophezeihte ich ibm Ungluͤck. — Die 
| Folgenden Worte überfegen beybe im. Imperfedto: 
ihre Rinder traf Elendrc. Es koͤnnte aber: auch 


die Fluchformel ſeyn. —. Der dunfle fünfte unp 


folgende V. heißt bey Mofd. Seine Erndte ver- 
zehrte Der Hungrige: in vollen Börben (Soll 
bıyn bne fo überfege werben bürfen?) raubs . 
re er fie. Das Ungluͤck (oox, wie es — 
hne Beweiß) fraß ihre Schaͤtze. 
‚Boot gedeiht: ‚nicht uf, dem Samui 
n⸗ 





Hufnagel und Meldenhaner Hicb. os 
Unbeil bluͤht nicht ˖ non der Erde auf 


Wiühfeligkeic ſollte das Loos der. Sterbiis 
chen feyn und Kaubgefieder fiy ibm im 


Flug entſchwingen. (Das Letztere fe wohl 


Fragweiſe gefeßt ſeyn? ) — Hingegen Hufn. Die 
Erndte raubte der Arme; (etwas frey, wie er 
ſelbſt geſteht, und ungewiß. Die Reiskiſche Kom 
jektur iſt hier noch die beſte, ob gleich ſonſt der feh 


Mann nicht ſehr glücklich] bey ſeiner critica coniee · 
cturali war: Da om etzraxgurne equm pat- 


peres capiebant. ns ober yın wäre Reichthum, 
wie es auch ſonſt erweißlich vorkommt, und dyx 
Arme, vom Arab, a.) leerte die vollen 
Rörbe, zehrte fie auf. Denn Stndekömme 


% 


hienieden nicht auf: auf diefem Boden blir 


bet fie nicht, d. i. ver Simder kann großes und. 
daurenbes Glück nie erhalten. SB. 7. wäre ber» 
nach ein Einwurf: So ift des Menſchen Dies 
flimmung nicht Gluͤck (n>)?: Steige nur 
der Raubvogel ſo hoch? Sollte der Sinn nicht 
natuͤrlicher ſeyn, wenn wir alles als Umſchreibung 


des Saßes anſehen: dem Suͤnder kann es nicht / 


gluͤcklich gehen: Suͤnde blüht nicht aufı der 
Sünder gedeiht nicht. Der Menſch, da kei⸗ 
ner rein von Sünbe üft, wird zum Unglück ger 
boten und die Raubvoͤtzel fliegen weg. Ohne 
Metapher; Alngerechte haben feinen feſten Sitz 
ſondern muͤſſen ihre Stätte wieder verlaſſen. Mit 
eben dieſer Metapher ſagt auch Salomo: mie ber 
Deror megfliege,, nicht bleibt,. wo er Hk: fo mifft 


undverdienter Fluch nicht; ex haftet: nicht, u 


. 





— 6 


— — — 


93 Hufnagel und Meldenhauer Lieb: 


l 


. 2 j Sit. 26,2. Auf dieſe Art waͤre es Bild vom Un. 


tergang und dem ganzen Zuſammenhang gemaͤß. 
A K. 6, 6. 7. folgt M. ſichtbar und faſi zu fi 
her Hm. R. Michaelis : Ran man das wi⸗ 
Orige, Bas ungefälzene genieſen? Iſt Vers 


nnunfſt im Traumgeſchwoͤtz? Das anzuruͤh⸗ 


ren, mich ekelt, ſoll das den Siechen laben? 


| De &r lieſet wahrſcheinlich vor 772 ohne Autorität, 


Vorzaglicher und neuer Hat H. Wer wuͤrzt nicht 
Taphet, Hülfenfrühte, mit Salz? wie ges 
ſchmacklos iſt Chalmuths Saft?. Bey 
rn har Eaſtell eine Syriſche Bedeutung: ci 


’ zer, und m erlaͤutert er aus dem Arab. „Sy prae- 


u Pinguis fuit:_ Mir ekelts: auch ure Re⸗ 


den ſind mir ſo! das iſt, klage ich ohne Ur⸗ 


* 


ſache? Hab ich nicht Recht Troſt zu erwarten ? — 
Das letztere finde ich dem hebr. nicht ganz gemäß; 
Viellricht richtiger: was ich ſonſt nicht anrühren 


mochte; das ſoll mir jege zur Speife dienen? 


Scheint wie öfters pleonaftifch- gefegt zu ſeyn. — 
. B. 8. fehen beyde Ausleger eine Befchreibung der 
‚Tugend Hiobs an: ich babe Gottes Gebote 


_(wnp on) nicht verläugner. Ich möchte 


aber aus den. Paraflelausbrücen Yun Mon v. 25. 
..@8 lieber erklären: dicta jufta: und den ganzen 
Mers nicht als Wunſch nach Tod, fondern ale 
Wundſch nach Troſt anfehen: O, würde meiner 
Bitte. mir gewährt! Bott möchte mich zer» 
malmen, mit firafender Sand, mich nieders 


ſchlagen! bärt’ ich nur Troft um michl 


Ich bimfte dann! - Jh ‚wollte alles. Leidens 
Ze —ohn⸗ 


⸗ 





er 


\ 


Hufnagel und. Mufdenhauer Hiok. 03 


ohngeachtet doch noch froh ſeyn, wenn ich nur Troͤ 
fter um mid) Harte. Dann möcht’ er meinen 
Schmerzen (ober vielleicht, meiner Kraft yon 
vri) niche ſchonen: ich wuͤrde dann kein 
wahree Wort verſchweigen! Härte ich nur 
noch volle Kraft des Geiſtes, ſo wuͤrde ich kein 
Wort auf euer Anklagen ſchuldig bleiben: aber 
nun, geſchwaͤcht, gebeugt, zarruͤttet, muß ich ſchwei⸗ 
gen! Eben fo find V. 25. wur yoa nicht Beſſe⸗ 
rungslehren der Freunde Hiobs, fondern die 
Worte Hiobs ſelbſt. Wie? duͤnken meine febs 
lerfregen Reden eudy ſeicht? Was habt ihe - 
doch von'ihnen widerlegt? — DB. 13. theilen fich 

. die Ausleger in viele. Parthenen ‚-ob fie wohl um. 
Sinn immer zuſammentreffen. M. der, indem . 
ein Mitleid für den Sreund fich regt, der . 
bar der Furcht vor Gott entſigt. H. dem 
Unglüclichen bilft fein Freund, verebrer 
es den Allmächtigen. Schnurrer endlich: 
dem Ungluͤcklichen muß vom $reund Mit⸗ 
leid bewiefen werden: fonft legr er alle 
Gottesfurcht ab. Vielleicht hat on in Dies 
fer Stelle, wie ſchon andre bemerften, bie niche 
unverweißliche Bedeutung: Verbrechen. Ver 
brechen ifts, dem Freund fich zu entziehen! 
—V. 21. lefen bepde »> ftatt a, wie es der Zus 
fommenbang fordere: V. 26. ſcheinen beybe von - 
hebr. fich zu entfernen. 9. Worte, wollt ihr die 
zügen ? aber ſchuldlos ((797) find des Ver⸗ 

- zweifelnden Rlagen. M. Denkr ibr Wors 
se zu ahnden? au fichten (nn als verbum ' 

... — wie 
⸗ 


*8 


N 


. u 3 = J | | 
94: Yufnagel und Moldenhauer Hieb: 
‚ wiernantn, der-Versweiflung Rlagen? al⸗ 


kein rm heilt wohl nicht fichren und der Sinn 
„ bleibe dunkel. Wir glaubeit, Daß das letztere He⸗ 


” miſtich: am beiten überfegt werde: Soll die. 


Blade des Hoffnungeloſen in den Wind ges 
fprochen ſeyn? Verdienen meine Klagen Peine 
Aufnahme? nur Tadel und Vorwurf? 
K. 8, 19. ſieht H. als Refultat des vorigen : 
Fragments an, wie die uͤbrigen Ausleger. So 


iſt das glückliche Leben (wrws Freude) des 


Siümders: und doch entkeimen fie der Erde 
noch, M. aber hält diefen Vers noch für einen 
” Theil bes angeführten Fragments und überfegt: 
Raum ift er aus dem Wege gerortter, fo 
ſproßt ein anderer aus dem Staube hervor. 
Hierüber kann ich nicht urtheilen, weil ich die 
Gründe davon erfi Im Kommen tar des Hen. M 
erwarte. 
K. 9, 35. find die letzten Worte van 1305 13 
709 ſchwer und dunfel; und nad) unferm Ges 
fuͤhl auch von beyden Auslegern nicht aufgeklaͤrt. 
Mold. ( Ich bin unbeſorgt) vor ihm (wy oder 
ws») als Lügner (j> n>) zu beſtehen. Hufn. 
gieht 1> mit der Vulg. auf On Yın und feßt: denn 
der fich fürchten müßte, bin ich nicht, Ich 
weiß nichts beffers zu fagen. — V. 19. 20, 21. 
“ erinnert Schnurrer, daß das Wort om rurrin 
Diefer Steflung' billig verdächtig fey und dafür var 
En geiefen werben muͤſſe. Aber das 137799 - dere 
eheibigt er als äh: quis mihi diem conflituet, 
quis avihi. iudex fedebit? Das bieße wohl: nie⸗ 
mand 








+ 


Sufnagel und Wollachautt Onb 95 
mand wird ſich ale Schiedsrichter zwiſchen mir und 


Gott brauchen laſſen. Aber der Stun iſt hart; 


und leichter, wenn wir leſen sr V, wie die 
Koͤnigsbergiſche Handfchrife hat: wer wırd 
mid) unterrichten? Mir Vertheidigungsgräns 


de entdecken? Hr. Mold: Wer foll fein Rich⸗ 


ter feyn? (arV) Beym V. 20: miderfpriche 
Chr. der Moldenh. Erflärung: Denn ich 
mid) unſchuloig, ich feinen Verehrer mich) 
nennte, ſo würde er mich Verbrecher, er 
Heuchler mich beiffen. Undfein Verehrer 
bin ich doch! ſollte ich mich felbft nicht 
kennen? Ich bins! und dennoch iſt des Le⸗ 
bens Haß mein Looß? Wie raͤthſelhaft! 
Mit Recht behaupte ich: den Frommen wie 
den Suͤnder vertilgt er! Man fuͤhlt es, wie 
Hart es iſt, anzunehmen, daß vo ſtatt on gefege 
feon , daß Dun die Bedeutung: für Seuchen 
erklären, haben, und daß die Formeln sa n5 
und ON fragweife bejahen follen,; Daher giebt 


Schn. die Erklärung: Ich bin unfauldig! 


3» ſorge nicht fuͤr mich! — Ich haſſe mein 

Leben. Es iſt eins. Daher ſage ich: Bote 
rafft den Frommen mir dem Sünder bin: 
Hiob folk hier den dreiften Gedanfen äußern, wenn 
er feine uͤnſchuld behaupte, ſo wuͤrde dieſe Ber 
wegenheit zwar ftrafbar ſehn, aber er mache fich 
wenig daraus, ob er ſtrafbar oder nicht ſtrafbar 
fer. So troßig , fo verzweifelnd denke und fpriche 


doch Hiob nie, und darf nie fo fprechen,, wenn er _ 


als  Onttesnerehrer no denken wii: : und’ en 
eine 


‘ 


‘ t 





Hufnagel und Moldenhauner· Hieb. 
* Freunde, ‚bie feinen Reben fo, fehr auflauer 
ten, nicht dieſe dreifte Erklaͤrung ergriffen haben, 
um ihn unvermeidlich zu - befhämen? — Die. 
Hufnagliſche Meinmg dringt hier vor: So bin 
ich from: und fühl es nicht! Drum haß 
ich mein Leben: Darum allein, und klage: 
Boss ſtraft den Frommen und den Sünder. 
—BK. il, 10-12. gehoͤrt wieder unter Die ſchwer⸗ 
ſten Stellen, worüber wir die Verſuche der drey 
Erxegeten hoͤren wollen. Den Erlangiſchen zu. 
erſt, der einen ganz neuen fcharffinnigen Gedan⸗ 
ten hat: Wenn er umberwandelt und fe 
ſelt, vor Gericht fordert, — wer. binderts ? 
Aennt er die Srevler doch, fiebt Das La⸗ 
ſter und follts verkennen? Dann denkt der 
Sinntofe, ( dann) wirft Wienfchen der 
Waldeſel. Die beyden legten Formeln ſollen 
ſpruͤchwoͤrtlich ſeyn, die Unmoͤglichkeit einer Sache 
"zu zeigen. Es iſt widerſprechend, daß Gott Eün- 
ber fennen und nicht ftrafen fol, Wenn fich nur 
aͤhnliche Spruͤchwoͤrter im A. T. faͤnden! Der 
Kielifhe: wenn er angreift, feſſelt, (Bericht 
haͤlt! Wer koͤnnt, wer wollts ihm weh⸗ 
ren? Er kennt ſie ja, die Ungluͤcksſtifrer: 
er ſchaut den $revel und follt ibn obne Ein⸗ 
fehn fchauen,-Daß der finnlofe verftändig 
und der Unmenſch ungeboren, menfchlich 
werde? Der Tübingifhe: Ergriefe Gott je⸗ 
mand und feflelte ibn und führe ibn vor 
Bericht: wer würd’ ihn hindern? (Denn 
“ kennt die Boͤſen und 5 fiebe das Lafter, ob 
ers 





— 
. 


xt 


. \ on ( 

Dufnagel und Moldenhauer Sich, Dr 
oers auch aicht su metken ſcheint) ſo wuͤr⸗ 
de dann der Dumme zur Erkenntnißege⸗ 
bracht, der Wilde zur Menſchlichkeit. “Das 
Heißt, Gore ſtraft allezeit gerecht, "Denn er kenne 
offe Laſter: und dieß muß. auch dem wildeſten 
Menfchen einleuchten und. zut Beſſerung dienen, 
Das letztere ſcheint ſich mit der folgenden Buß 
predigt des Zophars am beſten zu vertragen und 

noch beſſer, wenn man das gar dauf den 
Sünder sieht: Er kennt die Suͤnden, die dee 
Sünder nicht ferne, nicht bedenkt, die geheimen 
Ausſchweifungen: benn \im folgenden blickt dee 
Verdacht durch, da Hiob geheime Simden muͤß 
ſe begangen haben, von denen er die Folgen fuͤh⸗ 
le und nım ſich (osmachen ſolle. 

K. 12. haͤlt Mold. die Verſe für verfege, et 
ſetzt den DB, ır ind 12 ſogleich nach dem dritten 
Mers, wo er freylich bequemer fiche und den W. 
18. vor den 17. welches nicht fo noͤthig iſt. So 
ziehe er auch dasuon vom Schuß des 4 V. 
zum Anfang des fünften, womit Hufn. überein 
ſtimmt. Den Rechtſchaffnen Höhne dee 
Frevler uf. m — V. 33 folgt Mold. Heim. 
Michaelis, indem er Lin punfticet- breirec [te 
aus und läßt eu fich gereuen. Ohne Autos 
ritaͤt, denn der Syrer ift für Die gemöhnliche Les 

art, und, wider den Paralleliſmus, nach welchem 
I Mem wicht radical feyn kanm Beſſer Hufm 

und ſchroͤnkt ſie ein. 

K. 13, 13. findet Hufm. welcher mit Mold. das 
rn bs des V. 14. noch Zum vorigen giebt und ersi 

Beet Bibl.2. 968 & klarti 


[| 





) N“ F 1 
98: Hufnagel und Moldenhauer Hiob 


tiaet: Wich.treffe, was will, von dr. Schur⸗ 


ver Widerſpruch, weil er zweifelt, ob dieſe Con⸗ 
ſtruktion gut hebraͤiſch ſey. Dieß moͤchte ich doch 
nicht behaupten, ob ich gleich der Schnurreri⸗ 
ſchen Erklaͤrung beypflichte, welche die Stelle 2 
Sam, 18. (nicht 13) 22. für ſich hat, wo in 
eben dieſer elliptiſchen Conſtruktion vorkommt: 
quodcunque euenerit. Das mo 5», quare, 

‚auch zu Anfang. des V. 14. einen guten Sinn: 
Darum foll ich mein Leben zu retten fuchen. 
Beym 15. V. nehmen afle Drey.nD als die aͤchte 
Sefart an. Mold, Ha! toͤdten follt er mich? 
Ich hoff’ es nicht. (So braucht wohl dee 
Deutfche fein Hoffen, ftatt fürchten: aber ob auch 


| . ber Hebräer? zweifeln wir. ) Obſchon ich 


”. dennoch meinen Wandel ihm vorzubalten 
daͤchte. Wahrfheinlicher Hr. Hufn. und Schn; 
Er toͤdte mich! Ich hoffe nichts: ‚ober dreift 
vertheidigen will ich mein. Leben d. i. gerne 
fterben ‚ wenn ich noch meine Unſchuld vertheibis 
gen fann. Auch dieß (mi), daß ich mich vor 
ihm fo zuverſichtlich zu flellen wage, muß mir 
zur Vertheidigung dienen ; denn der Sün« 
der darf vor ihm nicht aufzufteten wagen. 
Eine Erklärung, die allen Befall verdient. — 


V. 20. liefet Mold. Im ſtatt u. Nur zweyer⸗ 


ley gewaͤhr mir Gott! welches kaum noͤthig 
iſt: ſe wenig als K. 15, 23. die Aenderung des 
on in mn zur Speiſe des Geiers, worinnen 
er wieder Michaelis zum Vorgaͤnger bat, — 


Ueber K. 15, 10. macht San. die Bemerfüng,- 


ba 


[ 
- 


Hufnagel und Möldenhauer Hieb. 09 
daß 3% und wywrn nicht im fingulari zu fegen fey, 
fordern mit Ruͤckſicht auf K. 12, 12, in der meh⸗ 
rern Zahl: auch auf unſrer Sartre find (Breis - 
fe. So har es auch Hr. Mold. gut ausgedrückt, 
K: 16, 5. ſcheint es beleidigend für Hiob zu 
ſeyn, wenn ihm Mold. den rachſuͤchtigen niedri⸗ 
gen Gedanken hegen läße: ich wollte (wenn 
ihr an meiner Stelle waͤret) euch ſchwer ges 
nug mir meiner Junge füllen, ſchon Mits 
leid meinen Rippen weebten. Haft fo H— 
Stark ſollt euch treffen mein Vorwurf, 
mitleidsvoll euch nicht ſchonen mein Mund: 
Er lieſet arıı n) wie Die LXX und der Srrer. 
Schn. im Gegentheil confortare vos poflem dis 
dis meis et labiorum mileratio haud defutura ef» 
fet. ( um, no). Dieſe Leſart ſcheint doch zu we⸗ 
nig Zeugen zu haben, als daß ſie ſo ſicher aufzu⸗ 
nehmen wäre, Die gewöhnliche giebt auch einen 
guten Sinn: idy würde dann. mir Worten , 
euch ſtaͤrken und Much zufprechen: oder Mit⸗ 
ketden würde meinen YBund zum Schweis 
gen bringen: id) würde euch tröften —. oder 
ſchweigen: aber feine fo graufamen und quälen 
den Vorwuͤrfe machen. — Bo mir nicht irren, 
fo finder Mold. am Schluß diefes Kapitels bie 
tehre- vom Zuftand nad) den Tod, Wenigſtens 
überſetzt er V. 20, fag.: Mein Auge went 
binauf zu Bort, daß er einſt die Sache der _ 
Menſchen mir Gott, er zwifchen $reund 
und Freund entfcheide, wenn fie dabin find 
° die wenigen Jahre und ich gewandert bi 
| a: 7. don 


N 


a 


200 Hufhaget un Moderhauer Pr 


den Weg, wo keine Ruͤcktehr iſt. Gera⸗ 


de entgegengeſetzt ſucht Hufn. hier den Wunſch: 


Moͤchte Gott, fo lange ich hienieden noch 
lebe (vergl. 11, 23.) entſcheiden, ob ic) die Vor-⸗ 


würfe nieiner {Freunde verdiene! Dieß flimme 


ganz mit der fonfigen Denkart Hiobs.überein. 


| feine Haut nagt,. Glied vor Glied (2) 


K. 17, 16. druͤckt Hufn. mehr ben Sinn aus 2 
Hinunter ins Schattenreich ftürse fie (mei⸗ 
ne Ausfihe)s ruht unter der Gruft. Mold. 
eben fo: Sie fente ſich hinab zut Gruft. 
Sanft (eingefhoben) lim Staube Hay 3) 


unſre Ruhe feyn. Schn. erinnert wohl, daß 


Riegel des Todtenreiches eiwas unbequem 


| . überfegt ift und vertirt: Nolitudines inferni, ins 


einſame Schattenreich ſteigt ſie hinab, In 
der andern Helfte nimmt er o nicht als nomen, 
wie die uͤbrigen, Ruhe, denn er glaubt, dann 
‚wäre das rm uͤberfluͤßig (nicht ganz, wenn man 
die Moldenbanerifche Erklärung vergfeicht:) noch 


vielweniger mag er mit Michaelis an ſtatt om [ee 


fen; fondern folge ben LXX, welche na von na 
berleiten und erıßneopeSes.überfeßen: quum va 


in puluerem (59 ftatt In?) delabemur. \ 


K. 18, 12. wird wegen des hoben poetifhen 


j Ausdruds dunkel: und.da in folchen Stellen ſich 
die Kraft des Ueberſetzers fo deutlich zeigt, fo 


wollen wir auch beyde nebeheinander ‘auftreten 


tlaſſen. Zuerft Mold. Er fluͤchte (21%. aus dent 


Arab.) nur: wo foll er bin-(u)? An feis 
ne Seite: ift das Verderben geheftet! An 


frißt 





Gufnagel und Moldenhauer Hiob. tor 


feißt ihn des Todes Erſtgebohrner. Ed 
wird fortgeriffen aus feiner Huͤrte, in der 
er Sicherbeitwäbhnte. Schredniffe, (mı7b>) 
die ihn mir Wuͤtrichs Grimm (Trb) vers 
ſcheuchen (ran), nebmenvon ferner ver⸗ 
laſſenen Hürre Beſitz. Im Hebr. ift der letz! 
se Sog weit fürzer, und wir wollen unfern Le⸗ 
fern es überloffen,, ob fie jene deutfche Weberfe; 
$ung im Original gegrümber finden. Nun Hr; 
Hufn. Seine: Stärke (Han) zehre (Hm. von 
mn). Aunger, Dernichtung droht (nodhy1>3 
zu wenig) feiner Rraft. (129% aus dem Arab, 


Stärke.) Seine Haut nagt, zehrt fie ganz 


auf des Todes Erſtgeberner. Weggeſchleu⸗ 


dere aus feiner gluͤcklichen (fihern) MWoh⸗ 


nung führt (er, der Tobesengel: dann muß 


man vr198 fefen).: ihn bin zum Schreckenbe⸗ 


berrfcher, zum Herrſcher des Tobesreihes:. Be⸗ 
wobnt wird: feine huͤtte ohne th. (yown 
imperlonaliter.) —.‘. Dürfen wir unfre Weber: 
fesung mittheilen, fe wäre fie folgende. "Er 
flüchte: dach wohin? "Unzertreniibar 
bejeiser tim Ungluͤck! An ſeinem Leib.zers 
nat; nagt jedes: Glied des Eodes Erftge⸗ 
borner. Er wird aus feiner ſichern Huůͤtte 
weggeſchleppt und ſie beſetzt; woie: ein Ty⸗ 
rann/ der. Schrecken. ( Oas wimwen, das 
ſich niche recht ſchicken will, mesches in Aıxon 
zu verbeſſern ſeyn, vergk 1ı&am.iy, 17. und ſo 


v9 


(ber 


. 


) 


ſcheinen auch Die Kr oeiefar pe haben.) Co _ 
3 | 


308 Hufnagel und Moldenhauer Hiob. 
Cder Schreden) wohnt in dev ibm entrißnen 


Hütte u. ſ. w. 


Bey dem neunzehnden Kapitel mäffen wir 
vothwendig verweilen und Ausleger von folder 
Bedachtſamkeit, Scharfſinn und, Freymuͤthig⸗ 
keit in Urtheilen abhoͤren, ob ſie bie. gehre von 
Meffias, Unfterblichfett und Auferſtehung bier 
“finden , wie fie Luther in. der lateiniſchen Verſion 
und feine Ntachbeter in der deutfchen finden ; ober 
ob fie ſich von den Feſſeln der Dogmatik und Ho⸗ 
milieen losmachen und die ertraͤglichern und ehren⸗ 
vollern Bande der Hermenevtik tragen? Von 
Hr. Moldenhauer können. wir nur die Ueberſe⸗ 
gung anführen: aber fchon diefe beweißt, was fein 
Auge in der Stelle fieht ober nicht ſieht. V. 23. 
5, Ach! wuͤnden meine Klagen ‚verzeichnet! — 
Und erführ ichs noch, daß mein Retter lebt! 
und erbuͤbe der ſich endlich wider Stauh! 
And wuͤrde die zernagte Haut. verneut! 
Und ſchaute ich noch lebend Gott! 
Ich ſchaute ihn als Freund! | 
Mein Auge Tab’ Ihn nicht Gegner mehr! - 
Des ſchmachtet fſehnſuchtsvoll mein Funeufted! 
Warlich ihr wuͤrdet fagen : was verfolgten wir. ihn 
And drangen in ihm auf geheimen Grund? 
Sittert. für dad Schwede? 
Ungerechtigkeiten umſchwebt das Same‘ | 
Bißt, daß ein Richter iſt 
Bir überlaffen es unfern Leſern, dieſe Berfion 
\ euzoeher run wit dem Diginal. zu vergleichen, 
| \ | von 


Pd 


pufnagel, und Sisfbenhaer „Dieb. 103 


son weichem fie nur in einigeh Sefarten abweicht 
oder Den Kommentar des Hr. Pr. abzuwarten: 


‚und wünfchen jedem nur ſo:viel Unparthenlichfeid 


als erforderlich ift, wenn man bie Güte einer Aus⸗ 
fegung fühlen will und foll: und fo viel Gedaͤcht. 
nißkraft, daß fie ſich erinnern; wie ofd Hiob die⸗ 
ſen Wunſch nach Reſtitution, dem einzigen Be⸗ 
weis fuͤr ſeine Unſchuld, erneuert. Hr. Hufna⸗ 
gel uͤberſetzt im Tert: Wuͤrde doch aufge⸗ 


zeichnet mein Bekenntniß — daß ich weiß, 


mir lebt ein Ketter. Beſiegen wird er der 
Seinde Rott: (a9 in einer ungewöhnlichen 
und gefuchten Bedeutung aus dem Arab. der 
Seind) fie verneuen. die abgenagte Haut. 
Gott werd ich. noch mit. dieſen Koͤrper 
ſehn, ibn mir zum Gluͤck nicht mebr als 
Seind, febnfüchtsvoll ſchmachtet nach ihm 
mein Herz. Dann werder ihr Elagen: wars 
"um verfalgten wir ibn, fänden in ihm die 


Urfadye feines Derderbens. (oder Zuftandes. - 


Daß ww in. diefer Bedeutung vorfommt, bedarf 
ned) mehr Beſtaͤtigung. Auch.er liefer 12 ftate 


u wie Mold.) Zittert vor dem Schwerdl 


Es umſchwebt den Sünder! (mon wieMis 
daelis, dem, auch Mol. folgt.) Wißt, daß 
ein Richter ift. In den weitläuftigen Anmer⸗ 
tungen werben nicht nur hier die Sefarten der als 
ten und Die Meinungen einiger neuern Ausleger 
dieſer Strelle, fondern au) ©. 113. fgg. die Gruͤn⸗ 


de angeführt, weiche beyde Hauptparcheyen von 


Auslegern nüßen, um ihre Hypotheſen zu ſchmuͤ⸗ 
4 G4 den 


\ . — 


N 


204 Huftagel ind Woldenhaner Ab: 

Wen und geltend. zu machen , ſowohl derer, weik 
che bier Hiobs Ausfichten auf die Ewigkeit be— 
fihrieben tefen , als. auch derer, Denen bas Ganze 
ter feine Hoffnung zur Reſtitution von feines 

« Krankheit zeige. Es ift nicht die. Schuld: des, 
Hm. Pr. wenn die logtere Meinung. wahrfchein« 
&cher wird: denn er has feinen Grund ber Ver⸗ 
eheidiger ber erſtern Meinung vergeflen ober ent 
ſtellt: und überhaupt hier mehr referizt als geur⸗ 
cheilt, welches wir billigen. und allen danen zug 
Nachahmung ewpfehlen, weiche entweder ſelbſt 
niche bey verſchiedenen Auslegungen eine Parthen 
waͤhlen koͤnnen, ober aus andern Urſachen eine 
Narthey zu. ergreifen Bedenken trogen. Zuletzt 
gedenkt er noch.der Moldenh. Erklaͤrung und zeigt 
viele Neigung, ihr in der Hauptfache beyzutre⸗ 
sen, wie man. von. einem Manne, der ſo viel rich« 
tiges Gefühl und ſo genaue Bekanntſchaft mie der 
Denbungsart Hiobs hat, wohl erwarten kann. 


K. 20, 10. wo wir im erſtern Hemiſtich eine 
Beſchreibung von Tyranney fanden, feine Kin⸗ 
der unterdrüichten die Armen; nehmen. H. 
Mold. und Schn. den Yusbrud als Buchung, 
Die beyden erſtern fegen: duͤrſeig laufen feine 
Binder umher, und punktiren wer: ber. letz⸗ 
sere wiberfpricht ihnen. aber, weil wm in dieſem 
Ginne niche vorfomme (Nahum a, 4 und Pf. 
39, 5. möchten Erempel für biefe Bedeutung fepn, 
wenn man anders welche nöthig hat, ba bekannt 
iſt, daß die Hebraͤer ſtatt der a 

. oo | i 








Hufragel uch Moldenhauer Hiob. os 
Feieworte bie einfachen‘ gebrmuchen) «und leitet 
es als V von ya her: filos on vaxabunt 
egeni: bie von bem Water -ausgeplünderten: Ara 
mer unterbrüden feine. Kinder, daß ihre Hände 
fein Bermögen (on) wieder hergeben müffen, 
— B. 19-2 Hufn. Grauſam verließer den 
Armen, pluͤnderte Haͤuſer, obne fie wies 
des zu bauen, - Unerſaͤttlich ift fein Bauch, 
feiner. Bier entteißt man nichee. Alles 
zehrt er auf, Darum weile nicht lange fein 
Glück Anders Mold. Weil er den Armen 
druͤckte, plagte, Haͤuſer plünderte, die er 
nicht gebaut; weil er mit. fremdem But 
fich möftete: entrinnt von feinem Reich⸗ 


thum nichts. Nichts enteilte feinem Raus. | J 


bes drum währe fein Wohlſtand nicht. 
Faſt fo auh Schn. Weil er den Armen 
druͤckte, dann verließ — und. Haͤuſer — 
nicht von ihm gebauet, an fidy rieß: weil 
er in feinem Bauch nie Ruhe (wie ein Raub. 
shier, wenn es gefättigt iſt) fuͤhlte und nichte, 
was er. verlangte, entrinnen ließ: weil nies 
mand feiner Bier entgieng: fo Fann, fein 
Blüc nicht Dauer haben. Nach unſerm 
Gefühl ifts chöner und dem Jin im erſtern He⸗ 
miftich des 19. V. gemäßer, was Hr. Hufn. feßs 
te: Häufer, ebne fie 3u bauen. Hr. Mold. 
V. 20, wenn er Yo > na Bund fremden . 
Gut überfegt, muß uns feine Grünbe erft be 
kannt und einleuchtend madyen: denn bie Schn, 
und Hufn. Ueberfegung iſt weit natürlicher, 
= 5 Kap 


206 Hufnagel und Moldenhauer Hih . 


K. 22, m. ändert. Molb. mie Micheelis e 
ein we, Bas Licht wird. duͤſtre Nacht 
und Fluten decken dich. Sollte 8 nötbig 


fern, da das m fonft auch. entweher. pleona⸗ 


ftifh fleht.oder nur .als Werbindungspartifel ? 


u Sinfter wars! Du ſaheſt niches und dicke 


Nebel deckren dich! Du kannteſt deins Ge 


fahr nicht. — V. 30. finder: fich in den dunfeln 


Wort Po große Schwierigkeit und unfre Aus⸗ 


‚leger nehmen gerade entgegengeſetzte Erklaͤrun⸗ 


gen an, Mold. Auch dem Verſchuideten 
(p3 pr. wie der Chald.) wird Rettung: ibn 
rettet feine Beſſerung. (Wir haben nichts ger 
gen die Aenderung vdo Aa. ftart "Tro>,.aber Rei⸗ 
nigkeit der Hände ift, fo.viel ich weiß. nie Beſ⸗ 
ſeruntz, ſondern Unſchuld) — Hufn. Geret⸗ 
tet wird. der Unſchuldige (p3 wın mie Reis 
fe:) gerettet, Denn feine Haͤnde find reim 


Vieileicht ifts ein Nennwort von mn — das Ders 


I} 


‚langen — wie wir ſonſt ſchon vermutheten : oder 


x aus dem Arabiſchen, hofpitium, Wobnun 


. Die Wohnung des Schuldlofen. entgehe 


ir 


der Befahr: er ſelbſt wird durch feine Un⸗ 


fehuld gerettet... | 


= (Die Zorfegung folgt.) 


..» 
‚N 


% 
” \ . 
« Du 
! r ‘ 





FE use . 1d7 


II. 9. 

D. Chr. Guil. Thalemanni Theol. 

Quondam Lip. V er.fio "Latina Euange- 

liorum Matihaei, Lucas‘ et lohannis itemque 

. Aötuum' Apofoölicorüum, edita a D. Car. 

Cur. Tittmanno, Th. Prof. Witeb, 
Berolini, 1781. 8. 23 Bogen, 


is ift das ſchaͤtzbate Vermaͤchtniß eines ges 
lehrten und fanften Theologen, an dem bie 
Kitche-viel verloren hat, und zugleich das dern 
tichfte Denfmal, das ihm -fein Freund, Hr. D 
Tittmann, aufrichten fonnte. Denn es wird 
ein bleibenber Zeuge von der Gelehrſamkeit, felbft 
‚von dem Charafter des'feligen Mannes feyn, ſei⸗ 
ne Verdienfte um Religion und Aufflärung der _ 
Menfchen, befonders der Theologen, die ihn fein 
feühjeitiger Tod nicht fehr erweitern ließ, erhoͤ⸗ 
ben und ausbreiten, und auch im Grabe ihn noch 
-ehewürdig, und mas noch mehr als dieß fagen 
will, nüglicdy machen. — Der vortrefliche Mann 
harte ſchon lange an einer lateinifchen Meberfeßung 
des N. T. gearbeiter: denn wir habenin ver That - 
- feine, die fi) ohne Bedenken gebraudjen ließe, 
Diejenigen, welche dem Original treu bleiben 
wollten, redeten hebraͤiſch⸗ lateiniſch und blieben 
anſtoͤßig fürs lateiniſche Ohr und.unverfländlich: 
und die wenigen, denen es um Reinigkeit des 
Xustructe zu thun war, wie Caſtellio, verfehle 
gen 


208 Thalemanni verf. Euang. 


ten zu oft ben Sinn des Originals und blieben 
unbraudbar. Er mar auch dazu vorzüglich ge⸗ 
ſchickt: denn er fannte die hebräifche, griechtſche 
uind lateiniſche Sprache genau und harte in Erne⸗ 
ſtis Schule den ächten Sinn, mit welchem man 
Das N. T. lefen muß, erhaften.‘ Aber er hatte 
zugleich fo viel Beſcheidenheit, fo viel Ehrfurche 
‚ für die heil. Schrift und für die Menfchen, dag 
“er mehrere Jahre mit einer Arbeit zubrachte, bie 
nur durch wiederholtes Machdenfen, anhaltende 
Verſuche und ftrenge ‚öftere Kritik über fich ſelbſt 
zeif und Dauerhaft. werden kann: ganz gegen ben 
Geiſt unfrer Tage, wober Ueberſetzungsdrang un« 
fre deutſche Schrifefteller fo eilfertig und fo ges 
ſchaͤftig macht, daß fie ſchneller fehreiben ale dens 
fen. Die Hanbichrift, aus welcher Hr. D. Titt⸗ 
mann dieſe Verſion edirte, bemweifet es , wie ſorg⸗ 
fältig Thalemann war, langſam und prüfend zu 
arbeiten, denn er hat ben mehrern Stellen zwey, 
auch drey Weberfeßungen‘niedergefchrieben,. um 
zwifchen ihnen zufege Die befte auswählen zu ‚Eön« 
nen, welches .nun der. Herausgeber mit vielen 
Sorgfalt, und, wie men von ihm erwarten fonn, 
mit aller Treue und Genauigkeit gethan har. 
„Der Charakter dieſer Verſion ift Reinigkeit 
‚und Verftändlichfeit des fateinifchen Ausdrucks, 
nicht paraphraftifche Wäfferung, nicht Nebel von: 
Wortſchall. Die Kunft, die Hebraifmen zu ver⸗ 
meiden, oder Deutlich zu machen, und wo im Ter, 
ja einige Dunkelheit übrig blieb, durd) ganz kur⸗ 


46 Anmerkungen dem "Anfänger ua I | 
1 ‚bier 


x. 
v 





—⸗ 


. Thnlemnni weſ. Eiaug . 109 


hier gan} eigenthümtich bewieſen und die fanfıe 
Sprache dem Geiſt des Evangelii, der. Evanges 
fiften und Ihalemanns ganz ängemeffens fo daß 
wir diefe Ueberfegung denen wohlmennend und 
redlich empfehlen fönnen, welche nicht eine deut⸗ 
ſche Berfion für BDeduͤrfniß haften müffen: Es 
wird unfern defern angenehm feyn, wenn wir 
ihnen einige Stellen auszeichnen. ' on 
1 
Match. 5, 16. Heiße es: ita vero etiam vog; 
doßrina ei exemplo, lucem praebeatis homini« 
bus, vt fi viderint veſtram virtutem, ad imitan- 
dum hot exemplo allecti, et ipfi patrem veſtrum 
coeleſtem collaudent. Er ſchraͤnkt es alſo, wie 
es auch noͤthig iſt, auf die Apoſtel ein: denn dies 
fe find es, ‚die V. 14. und 15 angeredet find: nur 
möchte ic) ſtatt collaudent lieber fegen colant, ve. 


versantur, wie Joh. 21, 19. — Sleich barauf 
mehr zu paraphrafiren, als | 


ſcheint er zwar V. 17. 
zu überfegen: allein dieß war auch nöthig, wenn. 
der Sinn follte ausgedrückt werben: "denn das 
tollere oder implere legen et prophetas verſteht 
man nicht; es ift auch niche lateinifch: aber num 
wird man es verfiehen, wenn Th. fage: de pu⸗ 
tetis me venifle ad oppugnandam et abropandamı. 


legem reiiciendosque prophetarum libros;. non 


hoc confilio veni, vt omnia ifla abolerem, fed 
potius vt obfernarem ipfe atque adeo confirs 
mare, = Die morgenländifche Formel Matth. 
6, 3. Laß deine linke Hand nicht wiſſen, 


was die rechte thut, iſt ſehr fein veraͤnbert? 


bene- 


⸗ 


⸗ 


x 


N 


⸗ 


\,ı * 


? eo Thalemanni weit. —* 


benekeia tüs ogonis exhibe ita, vt ie — 2 qua 


ur lateant. — 
- Match, ı1, 12. iſt der Sim recht gluͤcklich 
ausgebrüdt: ab aetate lohannis 'homines magno 


veras [alutis ardent.defderio auideque illam ob- 
Jstam arripiunt: aber bey ®. ag. möchteeine frem- 


de Idee in den Tert eingefchoben feyn, wenn er 
die fellos et onuflos erflärt: per miſerias con; 
fcientiam ad libertatem et ſolatium adfpirantes, 
. Denn die ſchmachtenden nnd belaſteten find 


ohne Zweifel die Iſraeliten, diedie taft des Ceremo⸗ 


niafgefeßes und der menfchlicdyen Sagungen fühle 


. ten; denen daher Jeſus Erleichterung verfpricht, 


wenn fi fie feine Sehre annehmen mwürben.. 


Sehr richtig und deutlich finden wir Luc. 14, 


2. mie Vermeidung des Hebraifmus das aerov 
Oayeı ausgebrüdt: beatus ille, qui in regna 





Dei conuiuatur. Denn fo ftellten fi) Die Juden 
\. die fünftige Gluͤckſeligkeit des Meßias vor. Eben 


po auch K. 16, 9. Conciliate vobis amicos.e bo: 
nis huius (eculi caducis, vi, cum defuntti fueri- 
$is „ recipiamini in aeterna habitacula,. — Ueber 


Luc. au, 19, wat Th. zweifelhaft. Im Text fine 


den wir die Ueberſetzung: patientia vero vefßrau 


faluti confulite, als Ermahnung; in der Annters - 


kung aber zwey andre Verfuche: patientia veftra 


virilem et.conflantem animum demonftrate: Des 
weißer euch durch Geduld als Herren über’ 


euch felbftz oder als Verpeiffung: per patiens 


tiam veſtram falui eritis, Behaltet nur Bes 
duld und Seanbbafeigteit, fo folk ihr aus 


‚. sller 


1 


Thalemanni verſ. Eunng; 1 1 


alter Gefahr -errerter werden. Wir zweis 
fein gas nicht, daß hie legtere Erflärung Die bee 
fle ſey, wenn man nur unter urouern nicht ein⸗ 
geſchraͤnkt die Geduld, fondern überhaupt die 
Standhaftigkeit im Bekenntniß des Chriften, 
chums verſteht. Die!Paralieifiele Match. 24, 
23. entfcheidee dafür: und man mag arnredeober 
ærnoache leſen, fü bleibt der Sinneineriey, Denn 
es iſt bekannt, daß die Hebrder auch) Verheiſſun⸗ 
gen mit bem Imperatiuusertheilen. 3. E. Pf.37. 
3. — K. 22, 31. 32. geben wir ibm Beyfall, wenn 
er überfept: Satanas quidem poftulanit, vos fibi 
dedi, vt cribraret ſicut triticum, ſed ego pro te 
deprecatus fum, ne. fides tua deficiat. Itaque et 
tu olim, viciſim confirma (emisgebes sneıfov). 
fratres tuos. Das cribrare erflärt er in der An⸗ 
merfung, concutere, vexare. Hiernach iſt der 
Sinn fehr faßlich. Der Satan, meine Feinde, 
wünfchten euch. in bie Gefahren, in die id) kom⸗ 
me, zu verwickeln: aber idy bat für Bich, daß: - 
du verſchont bliebeft: fonft möchteft du völlig: 
creulos werden und mich auf immer verläugnen. 
Aber eben daher ſtaͤrke auch einft-deine Bruͤ⸗ 
der, welches in der Mote fehr fein erflärt ift, pro. 
iis orando, factis praelucendo, docendo. 
Die Unterrebung Jeſu fur. 22, V. 36. in welcher. 
viel fonderbares zu feyn fcheint, betrachtet er bloß als. 
Antünbigung der feinen Apoſteln nach feinem Lo. 
bevorſtehenden Gefahren: vielleicht koͤnnte es von: 
Den naͤchſt ausbrechenden Berfolgungen über Je⸗ 
fun bequemer verfkanden werden. Bisher, wollte: 


N I ®, 


— 


413. Thalemanni ver. Euang: 


er ſagen, feyd ihe ganz ficher geweſen: aberjegrift 


bie Zeit, wo ihr auf eure Sicherheit benken muße 
fer; denn id) werde vom einen Mäuberbande Über: 
fallen werden, gegen Die man fich ſonſt mit 
Schwerdten in Rüftung ſetzt. V. 53. bemerkt 
er den wahren Häufig verkannten Sinn ſehr gluͤck 
lich: Dieß iſt die Periode, in welcher euch 


nd eurer Bosheit (improbitati ,. wtorwus) 


diefe Gewalt (efscıa) ertheilt ift, um bie 


Meiffagungen zu erfuͤllen. 


oh t, 1. behält er Lopus, doch ohne es zu 
erklären. Deſto glücklicher aber vermechfelt ee 
die Metaphern V. 3, 4, mit eigentlichen Worten, 
welche Kunſt nicht jedem fo gelingt. Wie fims 
el — und genau — init z. E. die Verfion 
19, qui non per naluram, neque humanu ope- 


sa, fed ex Deo geniti funt. Aber xueıs wei 


wrndene ift faft noch zu hebräifch: plenus verifs 


Ama gratia et benignitate: und möchte richtiger 
und deutlicher Überfegt werden: Wolf der heil⸗ 


famften Lehre, oder, reich am Evangelio. 
Nach der Hendiadys, die dem Johannes fo ges 
Käufig iſt, und nach feiner Gewohnheit, da ihm 
erndar die chriftliche Lehre iſt, würde ich Ass 
os Xagıros und wAndeis ». xueis für einerley. 
alten So iſt auch V. 17. der Öegenfag von yo= 
gros weit leichter zu erflären. — V. 31. verftehe 


er die Rede Johannis; ich kannte ihn nicht, 


von perfönticher Befannrfchaftz non noueratn eum 


er atie. Wenn man aber den Gebrauch dieſer 
Redensart z. Ex wie fie. V. 26, vorfommt, da⸗ 


mit 


Thalöinami verſ. Eang.  sı9 


mit vergleicht; ſo iſts faſt beſſer, mie Erafırkal 
und Glaſſius es zu erftärens.ich wußte nicht, - 
werer wär, d.Ä, bo er der Moeßias fep: Wir 
ſehen nicht, wie ſich dieß nicht zum ſolgenden be⸗ 
quem ſchicken ſollte. Denn V. 31. fagt alsdann 
Johannes; es ſey feine Beſtimmung geweſen, den 
Meßias bekannt zu machen, aber er habe nicht 
eher gewußt, Bag Jeſus biefer Meßlas fen, alt 
bis er (nach Be 33.) ben ber Taufe Zeſu Bayon | 
von. Gore unterrichtet worden. . :: 

ob. 2,4 triet er den Auslegern beh, welch⸗ 
die Worte o msi 4 gu mov, ertlaren: Meie 
ne Zeit zu. beifen iſt noch nicht da. Allein . 
koͤnnen wir ber Maria, die bisher noch fein Wun⸗ 
dee von Jeſu geſehen, die noch fein. Benfpiel einen 
wunderbaren Hervotbringung des Weins vor ſich 
hatte, es zutrauen, daß ſie Jeſum zu einem ſol⸗ 
chen Wunder auffordern wollte? Iſts nicht weit 
natürlicher, daß jene durch die Erinnerung, es 
fehle an Wein, Jeſu und feinen Schülern einen 
Wink geben wollte, ſich bald. zu entfernen, und - 
Syefus Darauf die Antwort ertbeilte, es fey noch 
nicht Zeit, wegzugehen? wie K.7,6. 
EGE. 6, 63. waren wir auf die Erklärung von 
sauce und zveuuss begierig, zumal ba der Hr. D. 
in der Unterredung Sjefu.mit Nicodemus K. 3,6. 
jenes Durch natura vitiofa, erftärt hatte, welches _ 
wicht wohl angeht:. und wir finden, daß er auch 
bier die Hebraiſmen gluͤcklich vermied: Spiritun, 
lis cibus eff, qui dar ſalutem, und das wird ric)« 
Hg md faßlic erläutert: was den Menfchen glüce 

Dorderl, Bibl.2. S=6 9 N 


- N 
/ ⸗ — 


\ 


ns  Thalorianei verf;Eiang: 
J uch machen fol, gehoͤrt far den Bei: -tarnirce- 
meſtio non puteſ; nemlich ſalutem dare: doctri. 
na men vim hoabet faluterem, Go verſteht mans. 


— — fih fat Der -Paraphrefie di 
ai vos, wii abiecerstis iſtam malitiqm: ac peruerſi. 
fatem., per eam perituros-efle, niſi eıim.me pro 
80 habueritis, quem ey/pektatis (ſiatt Diefes Zus 


ſatzes wäre vielleicht beffer zu ergänzen? quem me 


proßtsor, wie es V. 28. richtig bemerkt iſt) ſane 
vos perdet pertinacia veſtra. Es ſcheint faſt als 


ob bie doppelte Bebeutung bes ſollte ausgedruckt 


werden. — V. 46. behaͤlt er das lateiniſche pei- 


— 


eatum bey, welches ſich im moraliſchen Verſtand 


nicht hieher ſchickt. Hr. D. Tittmann erinnert 
ſchon deswegen in der Voerrede, daß er lieber er- 
yore dafür fegen würde, weil es den arndem 
entgegen ſteht. Doch da die Lateiner auch ihr 
peceatum von jedem Fehler, Dem logiſchen oder 
dem moralifchen, gebrauchen, fo kann wohl Aha: 


. lemann das Wort mit Fleiß gewählt Haben. Man 


koͤnnte auch annehmen, daß Jeſus mit der Fra⸗ 
ge: welcher unter euch. ann mich eines Verbre⸗ 


chens befcyuldigen? auf den Entfchluß feiner 


Seinde, ihn zus toͤdten, V. 40. fieht. Gleich dar⸗ 
auf V. 56,100 Thalemann die gewöhnlicdye Mei⸗ 
nung ‚doch ohne fidy zu erklären, wie Abraham 
eſum gefehen habe, annimmt, theile Hr. D. 
ittmann eine weit vorzüglihere mit: Abräs 


bham euer Stammvater würde fich ſehr ges, 
freuet haben, wenn er zu meinen deiten lebs 
te: denn er freute ſich ſchon uber das, woas 


/ 


L 
aA 


Thalemanni verf. Eunf, 1, 
. y ö 


* e fahre, oer.on mir'mußte, ° Dehür Tan 


freylich viele Schwierigkeiten. weg, und AR sun 


17, 23. worauf ſich and Chalermann.‚beiift,.e; 


günftige dieſe Erklaͤrung. "Aber bie Inden hu 
ben dieſe Worte Jeſu Doch: nicht fo verfiunben ı 
wenn fie fragen mit Verwunderung, ob er. denn 
den Abraham, aind alſo Abraham ihr, gaſehen haber 


und-Jejus ſcheint dieſen Sinn B.’s8.:Iu'biligenn, 


- 8. 10, 19. find bie legten Worte wosieuom 


vu no efENIVOETLI . vor wioneen, in ben 


ein fuͤhlbarer Hebraiſmus tft, überfege per onen 


vitam habebit paſcua. Dem des it der⸗Sian 
ber Hebraͤer, wenn fie von Ausgang und ins 


gang reden: fie verfiehen, das Thum und Laſſen, 


das geſammte Leben der. Menſchen. Wergf. Ap. 


Geſch. 1,21: Man koͤnnte es aber auch) als Bild 


von Sidyerheit anfehen. — KR. 15, 30. weicht 
Th. von den gewöhnlichen Sinn der Formel: rnı 
gem vov Adyor, Die Lehre Jeſu beobachten, 
Matth. 28,20. u. a. ab und Äberfege: vt meum. 
ferınonem infidiandk miht caufa enptarunt , ita et 
vellrum'.captabunt ; fie werden auf eure Reden 
lauern. Allein wir koͤnnen uns doch nicht zum 
Benfall Diefer Erklärung entſchlieſſen, da das va: 


eew im N. T. nicht fe vorkommt, und die gemöhns 
liche Bedeutung, auch ohne Itonie, einen guten 
Sinn giebt. Denn Jeſus wuͤrde ſagen: Wie es 
mie nicht an Widerſtand (Nonen) und an Bey- 


fall (nee } gefehlt hat, fo werdet ihr auch von 


einigen verfolge werben, an andern aber folgfame | 
2 Die 


Schuͤler finden. 


I 


pP") 


a‘ 


; fies fammlee und nuͤtzt? — 


En] 


L x 
* Ne’ & . J. 8 
316 Thalemanısi verf.. Euang: 


» : Die Rebe Jeſu von Johanne RA 21, an; E36 


\ ich will, daß er bleibe sc verftäht.er (menn wir 


feine Meinung recht ſaſſen) fo: wenn ich will, daß 


‚er bey den übrigen Juͤngern dableibe, indem du auf 


meinen Befehl mit mir fortgehſt, bis ich wiedet⸗ 
konme fo darfft du ihm deswegen feine Worwuͤr⸗ 


fe! machen. Gehe bu mit, und befümmere dich 
"nieht darum, ob. er zuruͤckbleibt ober mitgeht. — 


Ap⸗ Geh. 3, 12. fogt Petrus: was ſeht ihr ung 
an als ob wir Dielen (lahmen) Menſchen wieder her⸗ 


getſtellt haͤtten: iua duvesuum n euneßeios; hieben erin⸗ 
nert Thalemann, daß evdeß. Hier nicht Froͤm⸗ 


migkeit, ſondern poteltes, auctoritas ſey. Ertveiß⸗ 
liche Stellen fuͤr dieſe Bedeutung aus ven altern 
Zeiten werden ſich nicht ſehr leicht auftreiben laſ⸗ 


ſen, obgleich der Syrer es ſchon fo üͤberſetzte. Uns 


kommt das Wort ⸗eligio noch paſſender vor; wie 


haben nicht durch eigne Kraft oder durch ein aber⸗ 


glaͤubiſches Mittel die Heilung vorgenommen. 
Wir enthalten uns von groͤßerer Weitlaͤuftig⸗ 


keit und muͤſſen nur noch bemerken, daß der ſel. 
Mann ſelten von der gewoͤhnlichen Leſart im N. T. 
abgewichen iſt: wo ers that, findenwir, daß er den 


ſel. Erneſti zum Vorgänger hatte. Deſto ſicherer 
laͤßt ſich ſeine vortrefliche Arbeit gebrauthen: und 


kann man Gott, der immer ſolche Männer, die ſei⸗ 
‚ ner Religion durch Lehre und Leben fo viel Ehre 


machen, erwedt und fie zuweilen, weil ihrer Die 
Melt nicht werth war, frühzeitig entzieht, befler 


danken, als wenn man die Aeliquien ihres Gei⸗ 
IL. Ada 


e 


x 


“ — 











Ada Sandorum exlatinis. et graecke 
aliarumque gentium monumentis ſeruata, 
pfimjgenia veterum ſeriptorum ꝑhraſi collecta, 
digefla, commentariisque et obſeruationibus il- 
Juftrata a Conflantino Suy/kenio P. M. Carolo 
Byeo, Iacobo Byeo, Jofepho. Ghefquiero, Igna. . 
tio Hubereo, Presbyteris theologis Tomus IV’. qua 

dies offauus et nonas continentur. Bruxels 

lis. Typis regii. MDCCLXXX. Fol. 
Bu 3 Alphahbete. 


Rs jehnjäßtigen Stillſtande, ‚aus dem man 
faft die gänzliche Unterbrechung des koſtba⸗ 
ven Werkes, das fü reich an gelehrten und. wich» 
tigen Uuserfuchungen, als an Fabeln undunfihern - 
Akten iſt, und in welchen die Nebenfragen immer 
wichtiger find, als Die Heiligenakten, ahnden muß⸗ 
te, erſcheint endlich ein neuer Thell— der funfe⸗ 
zigſte der ganzen Sammlung — deſſen Ausgabe 
noch ein Verdienſt der großen Regentin Maria 
Thereſia iſt, und uns hoffen laͤßt, daß der. 
Schlummer, in welchem es lag, nicht Todes⸗ 
ſchlummer ſeyn, nicht wiederkommen, ſondern | 
neue Lebenskraft in daffelde bringen moͤge. Es 
iſt ung nicht um die noch übrigen Heiligen des Ka⸗ 
Senders zu thun, bie vielleicht auf ihre Mitgenofa | 
fen eiferfüchtig. werben möchten wenn ihr $eben 
und Tpoten nit auch in diefem Jahrbuch aufge» 

f H 3 eichnet 


118 Ada SS. Odobr. T. IV. | 


zeichnet würden — denn gewiß, mancher unter 
‚ihnen wird fih fhämen, daß die untere Welt 
von ihm ſo viel tolle Sathen glauben mag — ſon⸗ 
dern. um. bie Geſchichte, die wirklich viel verlie⸗ 
ren würde, wenn die Bollanbiften hinfort Stille» 
fand machen, ihre mit unglaublidyer Mühe und 
Fleiß gefammleten Anecdota dem Moder und 
Staub überlaflen und ihre Laufbahn nicht vollends 
endigen follten: fie, bie jege weit heller fehen und 
. weit freyer urtheilen, als ihre Vorfahren, und im 
Sammlen getreu und im -Urtheil uͤber Urkunden 
und Zeugnüffe großentheils unparhepifch find. 
Nach der Dedicationan des Hoch. und Deutſch⸗ 
meiſters Maximilian Königliche Hoheit und nach | 
der Jebensbefchreibung eines gelebrten und fleißi« 
gen Mitarbeiters, an dieſen Adtis, bes. Conſt. Sayf- 
kteniuc, der 1714 zur Herzogenbuſch geberen wor⸗ 
den, im achtzebenden Jahr feines Alters in ben 
Jeſuitenorden trat, hernach Prof. in Swen wur⸗ 
de, und nachdem erfeit 1745 in der Gefellfchaft ber 
Bollandiften vieles an dieſen AA. 88. im Monat 
Sept. und Det. arbeitete, 1771 ben 29. Yun. ftarb, 
. folgen nun die Adta der Heiligen, beren Anden⸗ 
ken am 8. und 9. October — mehr ala dieſe zwey 
- Zage enthält diefer Band nicht — gefenert wird. 
Auf den achten October finden wir fieben ‚und 
zwanzig genennt, von denen wir hier das nöthis 
ge ſagen werben: die Heiligen vom neunsen Octo⸗ 
ber führen wir im folgenden Städ.auf, 
Den Anfang macht der heil, Simeon, bef 
fen Luc. 2. gebache wird, nach dem Ab, von, Vienne 
True und 


C 


\ 


aa⸗ BF (Ohr: TW. a29 


mb bem. Martyrol. Rom, de Bierus; Rabanuc 
das Martyrol. Hieronymi u. a. ſeiner beym 4 
Jan. einige aber beym 2. Febr. und bie Menaes 
beym 3. Febr. gedenken. Der Berfäler, Jatod 
Dyeus, widerlegt zuerſt einige laͤchetliche Sagen 


der Alten von ibm, welche meift daher entfum 


den, Daß man jeden alten Simon oder Simeon, 
ben mas wor oder zu Chrifli Zeiten fanb, zu bie 
fen umfchuf, 3. €. daß er siner von ben Lieberfe 
Gern der griechiſchen Verſton A. T. daß er Hik 
lels Sohn, oder auch der Lehrer von Gamaliel ge 
weſen. Ein alter: ( einfältiger) Schriftſteller, Cel- 


fus, deſſen Buch de Indaica incredulitate unter \ 


ben. Werfen Cypriani ſteht, will burchaus bes 
haupten, Simeon fen blind geweſen und im Tem 
pel wieber ſehend worden: ¶ Wermuthlich weil 
eim. Beats dankt, bag feine Augen ben Hei⸗ 
and geſrhen Haben.) Allein auch dieß erkennet 

8 für Fabel, ſo wie alles, was einige Alte vom 
Prieſterrhum Simesns ſagen, deren: Zeugrifle 


nach der Reihe durchgegangen und verworfen 


werden: ‚denn.die fruͤhern ſuid alle’ aus unaͤchten 


und unterfihobenen Schriften, 3. E. dem Prot 
euang. Iacobi, dem Eu. Nioodemi, einer Rebe uns 
ter Methobtus Mamen de Simeone et Anna: dem 
l. de communi eflentis patris ven Pſevboathana⸗ 
ſtus, dem. Pleudo : : Epiphanius de vitis propho⸗ 
tarume und die fpätern ſind zum Beweiß untaugs 
lich. — Ueber feine Reliquien mögen ſich dies 
jenigen vereinigen, bie dieſe Heiligthuͤmer beſitzen⸗ 
ben gauzin ·Kerper Rare ( Sjabera) 
. .4 4 


in 


Pi 


J 


ns. Anu ss oaobr. *. nz 


be Illyrlen abge. Andechs in Basen habeu: 
einzeine Stuͤcke zu Aachen, und im Kl. Uesborn 
in. Miederſachſen, 1, beydes von ber Freygebigkeir 


Rails des Oroßen; in Venedig, in: Sicilien, wo 


man im Kl. ©. Joh. Baptiſta de la Riglione 


ſeit 1735 ein elgnes:oflicium S. Simeonis hat. U.) 


De & Reparatu Virg. Matt. Caefarege in Palac» 
ſtina Die ätteften Martyrologia neunen fie nur . 


N Khlechthin, Reparata; beym Beda erft heiße fie 
arartyr mdin einigen Handſchriften tes Uſuardus 


xirgo. Ihre Adta hat Martene (T.: VI. monum.) 
Aus einer Handſchrift zu Me; edirt und dieſe ſind 
auchhier. wieder abgedruckt Si; 39. fg: Allein vos 


gen des vielen. mwunberbaren fomntan fie dein Ver⸗ 


fafler. dieſes Sehens, Conft. Gupakenine vers 


daͤchtig. vor. Man weiß auch nicht, Wer-dee-prar» 


des/Deelus fenn ‘folk, unter welchem fie zum Feuer 
werbämmt,, und weil dieſes fie. nicht verlezte, vente 
Sauptet worden ſeyn ſoll und uͤberhaupt hahen Die 


Acta S. Reparuatao:viel Aehnlichbeit mit· den Authe 


8. Albinae, Andre Adta von ihr hat Bonitus 


; Miombritius;biö.nech verbächtiger find; und eine 
merriſche · Lebensbeſchreibung vanihr von Ant. Se⸗ 
baſtian⸗Biſch. zu⸗ Croto (ſeit 1503). beſchen (bie 


Bollandiſten, die. krinen Blauben verdienen bann. 
She Koͤrper ſollaus Palaͤſtina nad). Camparũen 
gebonrmen ſeyn; -ben.bernach 1007. "ber: Kardinal 
Aquaviva auf Erinubniß:den Pi: Paulus V. nach 
Hirt ſoll geſchickt haben, wiewohl der V. en 
dies Aechtheit dieſer Reliquien bazweifelt. 


un ne aan) a kavan un hem ge 


9 dach⸗ 











. - | ⸗ 

Aa SS, odobt. T IM 128 
dachtem Atri (Adria) verehrt: doch erſt ſeit 1362, 
mo man die Wiederherſtellung der Einigkeit nach 
den traurigen Unruhen zwiſchen Gelfen und Gi⸗ 
bellinen dieſer Heiligen zuſchrieb, wie ein gelehr⸗ 
‚ser Italiener Sortichius-in Diſſ. de.S. Reparata, 

\ welche die Bollandiften im MS. nugten, bewie⸗ 
fen hat. TIL) De S. Artemone Presb. Mart. Er- 
muß von einem andern gleichen Namens, der Biſch. 
ju Seleucien in Piſidien war und beym 24 Merz 
xorkam, unterſchieden werden. J. Bpeus fept 
ihn hieher nad) dem Menol, gr, Lirleti und laͤßt 
zugleich. fein Elogium aus den griechifihen’Menzeis 
aniteindenden. Nach dem Martyrol: Rom. foll - 
er zu Laodicaͤa in Phrpgien gelitten haben, wahr 
ſcheiulich aber zu Caͤſarea (ungewiß in weſthem7) 
zu Anfang bes vierten Jahrhunderts. Die Ada - 
von ihm find voll einfältiger Wunder, ., & ein 
Rehe redet den Comes in Saobiera Patricius an; 
ſwarnmn nicht lieber eine Eſelin, das kaͤme doch 
den. Freunden der rebeuben Eſelin Bileams, bie 
jest:fo zahlreich: merben,. gue zu ſtatten h aber er | 
Jäße es erfchieflen: allein eben ba Artemon ver 
braunt werben foll,. fommen zwey Adler, welcho 
den Comes. uͤberfallen, durch die Luft tragen und 
mitten ing. Feuer herunter fallen laſſen. IV.). Do 
S. Hatatiadeet Laurentis VV. Martt. Sie ſind 
Schuͤttzheilige von Ancona und werden im Marty- 
tol Rom. auf dieſen Tag genenne: audre beſtim⸗ 
men ihnen andre, Tage. Die Adta, bie ptel mit 
ben Actis S. Chriflianse und SS Acifalt et: Vida. 
zigo ve ammenkefen ,. Fra kelnen — 


- S 


\ x 





I) 


2 2 ‚Ada 88 oabobr. F. WW: 


V.) De S. Demetrio Mar der ſchon fc it 


und bey ben Griechen einen hohen Rang: hat. 
Schon Leo Allatius (de Simeon. ſer.) und Fabri- 
cius (bibl. gr. VI. 521. IX. 71 fg.) führen ver» 


ſchiedne Schriften an, weiche von ihm hanbelw, 


wovon auch unten einige abgedruckt find. Man 
finder bey den Alten mehrere Lebensbeſchteibum 
gen von ihm: darunter vita Demettii von Johaun 
von Theſſalonich bie ältefte und-die Quelle der ſol⸗ 
genden zu ſeyn fcheint. Diefer lege Earl Byeno, 


. ber Berfaffer Diefes Auffages, wohl einen’ zu. how 


hen! Werth ben. Denn Johann von Theſſalonich 
lebte erſt im ſiebenden Seeulo, ſagt, er habe ſeine 


Nachrichten von dem EB, in Theſſalonich Euſe 


bius, der unter dem Kaifer Mauritius lebte und 
im 5: 681. das Concil. Conftantinop. unterfchrieb, 


erhalten, und feheint ſich in der Mittelſtraſſe zwi- 


ſchen Erdichtung und Prafung gehalten zu ha- 


ben. Seine Biographie iſt von einigen Aneny⸗ 


mis fertgrfegt, Davon: Einer im achten Sec. ge 


lebt Haben muß, und nach der Ueberſetzung des 


Ansttafrus Biblioth. lateiniſch von Mabillen (Anal. 


- T. I) ediet iſt; ein andrer aber erft im jehenden 


Sec. tebte: und einen Glauben verdient, "Auch 
Dugloß hat ısıı zu Erasau ſein Sehen drucken Taf 


.. fen, ohne feine Nachrichten aus ſichern Quellen 
. zu ſchoͤpfen. — Man weiß daher wenig zuverlaͤß 


figes von dieſem Demetrius· — Gelegentlich 
wird die befannte Hifforie des Kampfes. pwiſchen 





Sen jungen Neftor und ben. Rieſen haͤus inter, 


fair und nicht nur für Sabel erflärs: ¶ wie ‚Schon 
oo Die 


— 





° ' ji 

Ada 88, Odobr. T. IV. ya} 

die Venrſchiedenheit der Erzaͤhlung bensißt) fong 
dern aud) dem: Neſtor die Ehre des Marterthume 
und bes Heiligennamens fireitig gemacht, (©. 
62). weil es noch ganz ungewiß ift, ob en Chriſt 
war, Demetrius fell, wie Joh. von Theſſal. ſagt, 
unter dem Maximianus Herkuling gelitten haben; 

allein es wirb deutlich gezeigt, daß ſich fein Bios 

graph geirrt habe; denn diefer Kaifer war nie zu 


Theſſalonich ‚und es. müßte Marimianus: Gale. 
rius ſeyn ums !%..306.-( Schon biefer Jrrthum 


erfchüttert die Auflagen des Johannes; noch nic 


miehr aber werben fie uns zweifelhaft, wenn unfer 
den Gegnern des Demetrius auch die. Arianer ger 
nennt werden, wenn wir hoͤren, daß Demetr. ein 
Stuͤck der Nicaͤniſchen Formel herlieſet u. ſ. w.) 
Die Erzaͤhlung, daß aus feinem Grab Oel ge 
floffen ſeyn foll, ift erft: gegen das adıte Sec. auf⸗ 
gekommen: ob er gleich ſchon früher, befonders 
zu. Theſſalonich, verehrt wurbe.-. Die bier abge; . 
druckten Adta find. ı) Paflıo. ab Anon. fcripte, 
uͤberſetzt von Anaſtafius, edirt von Mabillon: 2) ° 
Paflio altera; aus einer Vaticaniſchen Handſchrift. 
Sie fängt ſich an Ma£ımiaves, 6 mas sen&Auos 
vmorwfens yordoys.s und fcheint von Joh. Thefh 
ſal. ſchon ‘genügt werben zu fenn (wie ©; 53. ver⸗ 
muehet iR.) 3) Paflio tertia-nsn Simeon Meta . 
phraftes auß einer. tömifchen Handſchrift vergl 
hen nit der Ausgabe Surii und Lipomanni. - Sie | 
iR aus Den vorigen ‚abgeleitet. :.4) Mirscula S. 
Demetrii aus zwey Handſchriften. Das eriit 
Buch wird dem ‚gehachten Johann von: ran 
‚ eyge⸗ 


/ 


bunderts. (Sie predigte ſchon S. 223, patreim 


N 


154 , Ada'6S. Octobr. T. IV, 


Bengelegt und hat ſchon das Gepräge ber Erdich⸗ 
tung und des Möndhsalterd. 3. E. als die Pefk 


zu Theffalonich wuͤtete; ließen fich viele zum Grab 


des heil. Dentetrius tragen: einige farben den⸗ 


noch (zur Strafe, fage' ber Biograph; wegen 


ühres Unglaubens, wuͤrde man In dem neueren Zeile 
ten gefagt haben!) andre wurden gefund. — Ein 
andermal-erfcheine der Heilige dam Mönch Dres 
fiphorus, ' der ſtatt der großen geftifteren Kerzen 
Peine anzündete, und verweiſet ihm dieſe Unge⸗ 
rechtigkeit, u; ſ. w. Das jwente Buch hat einen 
unbekannten (ſehr feichten) Verfaſſer, der im fie« 
benden Sec. gelebt heben fol: das dritte, aud) 
anonymiſch, iſt vielfpäarer, - Denn er gedenkt ben 
Ersberung Theſſalonichs durch die Saracenenim 


zehenden Sec; Es kommen auch noch analecta de 


oleo e $: Demetrii tamulo prodigiofe fcaturien- 
te; zum‘ Tell aus den ineditis Ich, Stauracii und 
Demetrii Chrylolorae vor, VI.) De S. Metropo- 
lo Ep: Conf. Er wird zu: Trier, erſt feit vier⸗ 
Hundert Jahren perehrt. Die ältefte Spur ſei⸗ 
nes Namens findet man ben Heriger , einen 


J Schrifeſteller des zehenden Sec, der ihn als den 
dritten Biſchof zn: Tongern nach Maternus (im 


vierten: Sec.) ſetzt, ohne jedoch außer dem Na⸗ 


"men etwas zu wiſſen. VII.) De S. Benedictao Virg. 


Mart. Uſuarbus nahm ſie in ſein Martyrol. auf. 
Ihre Ada, die: S. 219 — 222 aus mehrern 


Handſchriften edirt find, erkennt C. Suysken. 


fuͤr fabelhaft und Erdichtung bes neunten Jahr⸗ 


inage- 


.4/ ° 
S. 


v 








Al SS. ‚Güohr. T, w. 148 


inrenikum,, Alivm: uurigenitunm, a ‚parte wog 
et filio. procedentom ine dubio.Sp. $,) --. 
raon in Frankreich ſoll ſie gelitten Haben: und Im 
Frauenkloſter Origni wird fie vornehmlich vera 
ehrt... VIIL) De,S. Thaide poenitente in Aegy- 
pto, fonft au) Taifia xoen Diealten.griechif 
Menaea gedenfen ihrer, und ob fie gleid) im.Mar- 
tyrol. Rom. fehle, fo iſt fie doch ſonſt dem: Lateia 
nern nicht unbekannt. he Seben mar fehr aus 
ſchweifend: aber. der Abt Paphnutius, der fe 
uns Geld zur Wolluſt miethete, hernach aber in 
ihrem Zimmer auf ähre Veranlaſſung ein Mei 
gionsgeſpraͤch anfieng und fie:befebrte (Sec. IV.) 
fpesrte. fie, gu Bugübungen, auf. dreh Jahre in 
einesenge Zelle, wo man ihr durch ein enges Fen⸗ 
ſter die Speiſen zuſteckte und allen Umgang abs 
ſchnitte. Die Acta find..r) Vita Thaidis von einem 
Ungenannten aus Rofweidi’ed. und 2) vita me- 
trica von Marbodo, das in der Pariſer Ausgabe 
der Werfe Hilderti fteht, IX.) De. S. Libaria 


Virg. Matt. Suycken fand fie erſt in einem ge 


ſchriebenen Florario SS, vom’ 5.1486. Sie foll 
zu Toul unter dem. Kaifer Zullan (dee doch nicht 
verfolgte) gelitten haben. Zu Meaur hat man 
ihre Reliquien , woruͤben Boſſuet 1702,:eine weit⸗ 
läuftige Urfunbe ausftellte, X.) De S. Felice, Bere 
muthlich dem erfien Biſch. in Como, einem Zeite 
genoflen des Ambrofius, der an, ihn werſchiedne, 
uch vorhandne Briefe fhrieb. XI.) De.S. Kuo-. 
dio Ep, Conf. Rothomagi in Normannia. Nach 
din slanbattdigſten Chroniten lebte er in on 
en 


— 


x» 


— 


a AS > 


Maſe ab und’ ihre‘39 Gefährten folgten Tem. 
Denfpiel. Sie werben erſt ſeit 1733. verehrt. AXIL) 
" Di 5, Rogenfrede Abbatifla Dononii ;propt Va- 
lencenas in Hannonia, ums J. 805. Ihr Sehen; 
das Joh. Buife (Annal. Haanoniae) zuerſt edirt, 
iſt eine Arbeit des eilften Seculi, alſo weder gleich⸗ 
Feitig:noch glaubwuͤrdig. Joſeph Gheoquier, 
der Verfaſſer dieſes Abſchnitis, unterſucht boy die. 
ſer Gelegenheit weitlaͤuftig die Aechtheit eines 
Zitws— darinen Carlder Große dem eoenobid 
Dononieuſi große, Freyheiten ſoll erthelle haben/ 
- und beweiſet, daß es aͤcht, aber von Carl dent 
Kahlen ſey. Der Körper der. Heiligen wurde 
ein nach Neufchatel in Jsle de France verkauft, 
aber das Kloſter brachte ihn wieder, dutch Kauß 
und Raub an ſich. XXIII.) DeS. Amore Conf. 
Dieſer Amor, der. Im Kloſter Muͤnſterbilſen, im 
Süttichifchen verehri wird, und am erſten im Ca» 
Jendario. moraft. Stableufis beym Martene (T. 
VI. Collect. ampl.) vorkomnit, lebte wahrſchein⸗ 
lich im neunten Seculo. €, find zweyerley une 
edirte Vitae von ihm dieſen Actit einverleibt: :.bas 
erſtere, vermuthlich von, Egeberto, den Trithem. 
ins 11. Sec, feßt: das andre von einem Ungenahn. 
gen, wahrkheinlich riur ein Auszug aus bem vo⸗ 
rlgen. XXIV.) De S. Bodilone Abb. Lutoſae (Leu- 
ze) in. Hennegau. Es wich hier gegen die Ver⸗ 
fafler des Gellia Chriftiaı dargethan, daß er isw 
neunten. Fahrhunders.gelebt habe. - Er war einer 
von den Anführern, als. die Maria Magdalena 
der Stadeixi in der Provence entwendet wurde. 
4 Ei 


⸗ 











Ada ss. Oftobr. T. V. 129 


‚XXV.) De S. Hugone Conf. equite Hierof.- aus 
dem 13. See, Zu Genua wird er verehrt; XXVL) 
De B. Compagno Conf. ord. Camuldal, zu Pa» 
Dun. XXVil.) De S. Birgitta Vidua. Die aus 
führlichkte Lebensbefchreibung einer Heiligen, Die 
durch gufe und böfe Gerüchte wandelte ‚und zu 
unſrer Berwunderung, auch von dem Verfaſſer 
ihrer Biographie, Joh. Dyeus, als Heilige an- 
gefeben wird. “Dep ihr wellen wir auch, als bey 
der merfwürbigften unter biefem ‚Tag länger vers 
‚weilen;. e8 wird fich allerley dabey denken und er⸗ 
zaͤhlen laſſen. Zuerft werben die Quellen ihrer 
$ebens » und Wundergefchichten genennt, über de⸗ 
ren Güte ſich allerhand Betrachtungen anftellen 
faffen. Ihre Tochter, Carharina hat ſchon im 
J. 1375 eine tebensbefchreibung von ihr nad) Rom 
gebracht und daſelbſt deponirt: bares mag der 
liber atteftationum entftanden feyn, ben Dias 
gnus Perri, ihres Bruders Enkel den D. Boa 
nifacius IX. nebft ihren Offenbarungen übergeben 
bat, um ihre Canonifation zu befördern: der aber, 
obgleich ſechzehn Eopieen Davon an die Cardinäle 
ausgetheilt worden, bisher noch nicht entdeckt iſt. 
Nicolaus Hermanni DB. in Linkoͤping, ein Ders 
zräuter der Birgitta, foll auch eine Gefchichte 
von ihr hinterlaſſen haben; es. ift aber vielmehe 
eine Hymne, ‚die ſich anfaͤngt: Rola rorans bo- 
nitatem und noch vorhanden iſt. Ein andres des 
ben von ihr, das aus ben Adtis canonifationis ges 
" falnmter ſeyn foll, hatten die Bollandiften ig, 
Handſchrift, aber unvollftändig, vor ſich, und aufe 
. Doedert. Bibl.2,9.2.68ı J. fer 


I 


r 
. 


130 Ada 5$, Odobr. T. w. 


ſer demſelben die Biographie, welche Birgerus, 
'Erzb. in Upſala, ein Zeitgenoſſe der Birgitta 
und großer Befoͤrderer ihrer Canoniſation (er war 
von 1366 bis 1383 Biſchoff) abgefaßt hat. Noch 

‚ „gebrauchten fie außer der Canoniſationsbulle, dar⸗ 
‚ "innen manche Erjählungen von Ihren Lebensum⸗ 
Händen vorfommen , eine Gefchichte von ihr, die 
‘von einem Bertholdus Romanus, dem Beicht⸗ 
vater eiries Birgittenflofters bey Florenz aus den 
Earionifationsacten 1452 Jufammengetragen und 
ihnen aus dem Bahriſchen Klofter S. Alton zu 
"gekommen iſt. — Ihre Wunder haben- ale 
Zeugen für ſich theils den Prolog, den Matthias 
Biſch. zu Sinföping, der Beichtvater der Birg. 

. der fonft auch als Schriftftellee befanne iſt, zu 
ihren Revelationen machte; theils ben Petrus Al- 
vaftrenfis, der ihre Hffenbarungen fammlete, ei 
loaͤuterte und bie fögenannten Extrauagantes Dazu 
. feste; theils den Alphonfus, der zuerft Biſch. in 
Siena (Giennenfis) hernach aber Mönch, ein 
Wertrauter und Gefaͤhrte der Birg. aufihren Reis 
‘fen, und einer: ber vornehmften Männer war, 
welche auf Befehl der Päbfte Gregor: XI. und 
Urban VI. ihre Wunder unterfüchten ; theits ‚Die 
Mönche des von der Birg. geftifteten Kloſters 
(Vaflenium,) (Solche Zeugen — Kinder, Vet 
tern und Bafen, Beithroäter, Freunde, Clien⸗ 
- ten, die alle ihr Intereſſe bey ihren Auflagen fin- 
den — würde ber Geſchichtforſcher auch in mine 
ber erheblichen Erzählungen mit einigem Miß⸗ 
trauen verhören: wie mögen fie bier, bin Wun⸗ 
De — dern 


8 


⁊ 





. Ada SS. Oqobr. T. IV, 138 


dern die güftigen Beweiſe ſeyn? und wie mögen 
die fonft ſo bedachtſamen und unparthepifchen Vers 
faffer es hier überfehen, daß unter den Zeitgenofe 
- fen der Birgitta es auch viele Männer von An⸗ 
feben gab, denen ihre Öffenbarungen und Wun— 
der laͤcherlich und als Schwaͤrmerey oder als Bes 
trug verbächtig waren?) — Aus diefen Quela 
len iſt num ihre Geſchichte geſammlet. Gie iſt 
zu Finztada, nicht weit won Upſala geboren, wo 
ihr Vater Birgerus und ihre Mutter Fngebors 
gis (nicht wie die Bülle Bonifacii IX. ſagt, 
Sigfridis) beyde von koͤniglicher Abftammung 
lebten. Bis ins dritte Jahr konnte fie nicht res 
ben: und fchon vor dem zehenden Jahr hatte fie 
Erfcheinungen Eprifti. Schon im vierzehenden 
Jahr ihres Alters (ſehr früh fuͤr die noͤrdlichen 
Gegenden) permählte fie ſich an einen vorneh⸗ 
men Schweden, Ulphon Gudmari, (non vo- 
luptatis, fed paternae voluntatis caufa:)' aber fie 
geloben ſich beyde eine zweyjährige Enthaltung 
(bis fie fechzehn Jahre erreicht Hätte?) In der . 
Folge gebar fie doch acht Kinder, Deren Lebensge- 
(dichte auch hier eingeruͤckt iſt. Als ihre Tugens 
den werden gerühmt, ihre völlige Ergebenheit an 
ihren Beichtvater, ohne deſſen Erlaubniß fie zus 

weilen nicht einmal die Augen aufzuheben wagte ; 
liebe gegen die Armen; Mäßigung im Eheftand - - 
(ein wahres Benfpiel, daß Mäßigung die Früchte - 

barkeit befördert) und zulege völlige Enthaltfams 

keit; Freymuͤthigkeit und Erduldung des Unrechts. 

(Da fie einft am Hof F Koͤniges in Schweden, 

83 — 


Ma⸗ 


— 


\. 


! 


133 Ada Ss, Octobr. T. IV. 


Magnus Smeek, ſich aufbiele, Dffenbarungen 
Hatte und Buße predigte; fo fagte ber König zu 
ihrem Sohn: quid de nobis mater tua hac no- 
die fommiauit?) Mit ihrem Gemahl wallfar« 
thete fie zum Grab des heil. Jakobs in Spanien 
und. nad) deſſen 1344 erfolgten Tod, blieb fig bes 
ſtaͤndig Wittwe, der vielmehr ſie vermaͤhlte fich 
mis Jeſu, der fie auch nur feine Srautnennee, 
und mit ihr ganz treuherzig umgieng. Sie kam 
indeſſen wieder, einmal an Hof, allein fie 
wurde verlaht Tguidam edußlricem nomina- 
bant, fagt ein Biograph) und daher entfernte fie 
ſich in die Einſamkeit, wo fie ungeftört in ihren ' 


/ 


. Uebungen (und Phantaſieen) blieb:' und Häus 


N 


= 


' ‚ Extrauagantes fammlete. Noch bey ihren Lebzei⸗ 


Unterſuchung, noch mehr aber nad) ihrem Tod, 


| ‚ben Eoneilien zu Eoftniz und Baſel fuchte man 


fige Dffenbarungen harte. Sie fehrieb ihre Ne= 
pelationen gorhifh und Petrus Alvaftrenfis muß« 
te fie lateiniſch überfegen; denn da er ſich anfangs 
- weigerte, forderte ihn Gott zu’ diefem Gefchäffte 
Durch eine hefftige Mauffchelle auf: eine Mechos | 
be zu, berufen, die gewiß Fein Prophet je erfah« 
ven hat. Andre ihrer Offenbarungen fehrieb Pe⸗ 
trus Vaſtenenſis (auch) ihr Beichtvater,) und 
beyde Sammlungen wurben abermals auf gött- 
lidyen Befehl dem obengenannten Alphonfus über. 
geben, wozu nachher ncch Petrus Alvafir. Die 







ten unterwarf man dieſe Offenbarungen verſchied⸗ 
nen Männern (die mit ihr vertraut waren) zur 


Inzwiſchen bileben fie nicht unbeftritten., Au 


. einige 


' 





. v 
‚Ada SS. Odobr. T. IV. 133 
einige Artikel und Säge derfelben verbächtig zu 


‚machen, fo daß nicht nur einige Mönche. aus 
Schweden nad) Baſel citirt. wurden, fondern 


auch der König Erich felbft an die Vaͤter nach 
Baſel ſchrieb und die Bifchöffe dringend bat, ja. 


nichts woidriges zu befchlieffen. (Zu furz und zu 


verdeckt fpricht der B. von diefer Sache, meldet 


nur im allgemeinen, Daß aus L. 1. Reuelar. 41 
Artikel, aus L.I. ıs u. ſ. f. für ketzeriſch und 
verläumderifch angefeber werden, ohne nur das 
mindefte davon hamhaft zu machen, und begnügt 


fih, daß bie beſtrittenen Reuelat. der Cenſur auf - 
dieſen Eoncilien entgangenfind: allein es war dieß 


wohl nicht die Hauptfache des Concilii, fondern 


nur eine Mebenftreitigkeit, welche durch) das An- 


feben des Card, Turrecremata eine fo günftige 
Wendung befam.) Ueber die Frage, was biefe 
Reuel. für Glauben verdienen? erklärt er ſich 


(5. 412.) daß fie nur gewiffermaffen (certo mo- 
do ) approhirt ſeyn, d. i. man duͤrfe ſie leſen, 
aber man müffe nicht fida diuina fie annehmen: 


es fey möglicy, daß felbft die Birgitta göttliche 


Entdeckungen von menfhlichen und tignen Phan | 


tafien nicht allezeit unterfchiehen; daß aud) mehr 
tere Irrthuͤmer darinnen ſtuͤnden; fie feyn aber 
nicht gefährlich; und überhaupt habe die Kirche 
fie nur angenommen, vt prudenter credibiles et fi- 
de humana, fi nihil obefl, dignas. Dieß Ge. 


ſtaͤndniß iſt alles, was man non einem billigen 


Katholiken erwarten kann. Oudin, gegen den 


bier Vie Aecheheit der Peelationen zu vertheidi.· 


3 gen 





+ 


N» 


+‘; ” 4 \ N ‘ 


⸗ 


134 Ada SS. Ociobr, TV. | 


+ 


gen gefucht wird, urtheilte doch nach eben biefen 


Grundſatz und glaubre vieles zu fmden, das Der 
fidei'humanae entgegen liefe und. einer Erdich— 


-" tung des Petrus Alvaſtrenſis, dem ſich Birgitta 


ſo ganz überließ, gleich ſaͤhe. Es bleibe auch, 
“außer dem was wir unten anführen wollen, im⸗ 
mer nterfwürdig, ‘daß Gerfon (in l. de exam, 
doctrinarum, confiderät, 9) erzaͤhlt, Gregör 
XI. habe auf feinem Todberre die Cardinaͤle ges 


- warnt, den Manns » und Weibsperfonen, welche 


unter dem Schein der Religion die Phantafien 
ihres Gehirns (vifiones capitis [ui) predigten, ja 


nicht zu trauen, denn hierdurch ſey er ſelbſt zu 


großem Nachtheil Hintergangen worden. Denn 
es duͤnkt uns doch wahrfcheinlicher, daß er auf die 
Birgiera ziele, als wie der V. annimmt, auf die 
eben fo berühmte Carharina Senenfis. Denn jene 
‚wat es doch, bie ihm rierh, von Avignon nad) 
Itcdlien zu gehen, wenn er nicht alles verlieren 
wolle und deren Kath er zu feinem und der Kir. 
he Schaden befolgt hatte. Der Einwurf, dag 


es unglaublich fey, wie Gregor, der doc) 1377 die 


reuelationes der Birg. unterfuchen laffen, nachher 
ſo“ſchlecht von ihr foll geurtheilt haben, bedeutet 
‚nicht viel, und beftärft,vielmehr ˖ Gerſons Zeug. 
niß, der es nicht läugnet, daß Gregor anfangs 


u biefen vermeinten Offenbarungen zu ficher getrauet 


habe. Unter dieſe Offenbarungen kann man auch 
die Regeln des S. Salvatorordens Technen, 
welche, wle Birg. vorgab, Chriſtus ihr fett fi 


ſchnell dictirt haben, daß fie zwey Tage noͤthi 


Batte 
x N 








' 
' .- 
— 


— 


- 


hatte, ihr Herz von biefen Eindrücken zu entledis 
gen. Das Verbot, das er ihr dießmal ertheil 
te, etwas von ibr felber Dazu zu thun (that 


fie fonjt zu den Reuel. etwas. hinzu?) ;und der 
für Rom: fogefällige Befehl ,. eben diefe Regel 
dafelbft approbiren und betätigen, aud) allen- 
falls zu ändern und vermehren zu laffen, machen 


uns ganz ſchlechte Begriffe von dem Anſehen die: . 
fer Regel: und felbft ver V. bemerfe, daß Bor. 


nifaciys XI. in der Kanonifationsöulle ſchon Vers 
dacht äußere; denn er nennte fie. blos per viduam 
editas conftitutiones und Urban VI. nenne fie 


conftitutiones diuina reuelatione, vi creditur, fa- 


das. — Nach dieſer Digreffion kehrt der V. zu 
ihrer $ebensgefchichge zuruͤcke und beſchreibt ihre 


Keife nach Rom und' funfzehnjährigen Aufent. 


halt daſelbſt. Petrus Aluafir. war auch hier ihr 
ungertrennlicher Gefaͤhrte und ihre Befchäffte, daß 
fie den Paäbften in Avignon fleißig Gottes Zorn 


und den Tod drohte (in Ausbrüden, bie man zu 


allen Zeiten gebrauchen Fannn) und den P. Gras 
gor. XI. wirklich beredete, (wie es die Römer . 
wünfchten) wieder nach Rom zu kommen. (Dieß 
war in Rom Verdienſt genug um eine rau, die 


’ Ada SS. Odtobr. T. IV. "135. 


by 


\ 


es burchfeßte, in den Himmelzu erheben.) Ihre 


Tugend ftieg fo hoch, daß fie in der Gegenmart 
eines gottlofen Menſchen einen unleidentlichen 
Geſtank roch. (As fie hier im Jahr 1370. dem P. 


Urban V. ihre Drdensregel zur Beſtaͤtigung vor⸗ 


kegte: fo hatte fie Fine neue Kevelation: wenn 
der Pabft biefelbe nicht unentgeldfich confirmiren 
‚ I 4 würde, 


ST 
2 


1*— 


Tn 


1 36 Ada SS, Odobrt. T V. 


‚würde, ſo ſollte ſie ſich an der Gnade ihres Braͤu⸗ 
tigams begnuͤgen laſſen; der ſie ſelbſt beſtaͤtigen 


würde Mach manchen Weigerungen entſchloß 
ſich doch Irban dazu, War jenes Vorgeben Of. 
fenbarungoder Intrigue?) — Enblid) trat Birg. 


auf Befehl Chriſti Die Reife nad) Jeruſalem mit 


acht Gefährten an, zu denen fich in Neapel, wo 
fie ihren Sohn verlor, noch mehrere gefellten. 


Eine Seele, von ſo ſchwaͤrmeriſch⸗ verliebter 


Denfungsart, die bie Siebe für Jeſum fo verfinn« 
ihre, muß in einem Dre, wie Jeruſalem, viel 
Freude und zugleich vid Nahrung für ihre Phan⸗ 
tafie finden, und. in der aufs höchite gefpannten 
Einbitdungsfraft auf Bifionen verfallen, die fich 
ins Gebiet des Unfinnes verlieren. So zeigte 
bier der Birg. Jeſus den ganzen Proceß feiner 


Kreuzigung (aber leider ! different von andern 
Nachrichten z. E daß er mit vier Nägeln anges 


heftet, daß er ans ftehende Kreuz angefchlagen u. 
m. Dieß, fagt der V. feyn adiundta ex praecon- 


“ eeptisideis, quas impedire Deus, dum vifio fie- 


ret, non debuit. Aber wozu die Viſion, wenn 


ſie unrichtige Gefchichte enchält?) So zeigte ihr 
"Marta in Bethlehem ben ganzen Proceß ihrer 


Niederkunft u.f.w. Won Jeruſalem aus fehrieb 
fie auch nad) Eypern und drohte allen ſchiſmati⸗ 


ſchen Griechen, wenn fie fih nicht mit dem römifchen 
. Stuhl vereinigen wollten, alles Unheil. (Auch 
ein Umftand, der in Rom auf das Urtheil über 
fie Einfluß harte) — Zu Ende des J. 1372 


kehrt fie von Jeruſalem nach Neapel und von da 


u | nach 


\ 
I, 


N 
/ 





Acu 88. Qdobr. T. m. 397 
sind Rom zuruͤcke, wo ſſe den 33. Jul. 173 in 
einem Alter von 71 jahren ſtarb. gi 
wird fünf Wochen nach ihrem Tod nad) Schwer 


den gebracht; wo er 1374. ben 29. jun, landete 
und viele Wunder verrichtete. ihre Tochter, 


die heil. Katharina, fuchte Die Canonifation ihrer. - 


Mnte, welche 1391; erfolgte,in einer Bulle Bo⸗ 
nif,. XT. die hier S. 468. fg. abgedruckt ift; ſo 
wie au der modus canonißationis, den ein. Yım 
genzenge Amelias (ap. Mabillon, Muß. Ital. T. 
U) beſchrieben Hat. Johannes XXIII. beftätig» 
te dieſe Bulle, bey welcher Gelegenheit der ge⸗ 
lehrte Gerſon fein Buch von Pruͤfugg der 
Geiſter ſchrieb, und damit ja nichts. fehle 
möchte, fo wiederholte Martin IV. im J. 1419. 
dieſe Beftätigung. Zuletzt wird ihr. Caltus, der 


feit-2714. auf Borftellung und Geſuch vieler Züra 


Ken und Bifchäffe duplex ift, und ihre Reliquien 
befchrieben, die ſich uͤberall hin verbreiteten. — 
Die ift das Leben einer Frauensperfon, bie ihre 
Rolle unter ben Senfungen ihrer Beichtvaͤter fe 
treflich fpielte und bey allen Verdacht, den fie ges 
gen ſich hatte, Betruͤgerin oder Schwaͤr merin 
zu ſeyn, doch zuletzt ihr hohes Anſehen durch Koͤni⸗ 
ge und Moͤnche behauptete. Aber ſolche Leute, die 
ſich geſchickt nach der Denkungsart des Poͤbels zu 
richten wiſſen, und mo ihr Anfehen finfen wit, 
durch ihre Geburt, Beichtpaͤter -und Einfinnaties 
nen ben Hoͤfen und Miniſtern, zuweilen auch 
durch dreiſte Bußpredigten wider die Fuͤrſten und 
Großen ſich den Schein tunzarthexlichteir ge 
5 ben 


br Körper, 


—3 


| 


— 


| isg KAlla-55, Ofobr. DW. 


ben Körifen; Hohen zu llen Zeiten ſolches Glha. 


gehabt: ünd es iſt immer bay allen Schmaͤrmern. 
einerley Hiſtorle und einerley Methode, die nur. 
nach den Umſtaͤnden der Zeit und des Orts eine 


andre Geſtalt annimmt: immer Bewerbung um, 


Anſehen bes Poͤbels, um die Gegenwart eines 


Pfarrers oder Geiſtlichen, der ben Schild uͤber 
die Betruͤgerey oder Thorheit haͤlt; und Gelaͤu⸗ 
ſigkeit im Gebrauch ber Bibelſtellen, ſonderlich 


aus den Propheten und dergleichen Kuͤnſte mehr. 


— Die Acta, welche dieſer Lebensbeſchroibung 


angehaͤngt find, ſind dießmal ſehr zahlreich und, 


unediet. 1) Vita Birgittae, von Zirgen, dem 
Erzb. zu Upfala aus einer Handſchriſt. Voll 
Wunder. 2). Vita Birgietae Yon Bertholdus, 
einem Mönd) des S. Salvatorordens aus einer: 
Handſchriſt. Er ſcheint in der Mitte des 15. Ser. 
gelebt zu haben. 3): Appendix de miraculis 8. 
Birgittae. Das erſte Kapitel hat einen anony« 
miſchen Verfaſſer. Wir wollen doch einige Wun⸗ 
ber oder Anekdoten anzeigen. Ein gewiſſer Ma⸗ 
ler in Leipzig, Meiſter Heinrich, redete unter 
den Lehrern dafelbſt vieles von der h. Birgitte. 


Einer unter denſelben ſagte darauf zu ihn: niſi 


de hae noua haereſ libricque eins vetulge loqui 


Uelieris, tradam te ignibus comburendum.. (Sg 


dachte und ſprach man alſo in Deutſchland, mg 
Aufklaͤruug war, von den Offenbarungen einer 
bereits cänonäfirten Heiligen!) Der Maler wur⸗ 
de auch citirt/ um ihn zu-verhören: allein ob er 


gleich ungelehrt war, ſo vertheidigte er fich bach 


« 


Ada s5.: bdacht⸗ T. IV, 338 


r freymuͤthig und geſchickt mit aller Beredfoni: 
keit vor den Richtern, mie einft Stephanus bder: 
die Apoſtel. Noch mehr! Der Anklaͤger ſtarb 


bald hernach und‘ verbreitete einen ſolchen Ge N 


ftanf, daß ihn mit genauer Noth die: cloacarii 


aꝑpretiati zu Grabe trugen. Ein andrer, ein 


Minortt in Stolpe ermahnte vinen Werehrer der 
Birg. er ſolle von dieſer Vettel (verula) und 
shrem Aberglauben (et. Friwolis ſupen ſtitiombus 
ac nona haereſi,) doch daB Maul halten: allein 
er ſtarb ſchnell. Noch ein andrer, ein Dominis 
caner von großer Gelehrſamkeit (magnae b. 
teraturac!) war fo aufgebracht gegen bie Offen 
barungen ber Birg. daß er behauptete, man folle _ 
-fie öffegefich verbrennen And dag er ihre Anhaͤn⸗ 
ger. Lulardos'et begsttas ſchwaͤrmeriſche Ketzer 
nennfe: zur Strafe wurde er auffägig. (Dies 
fe Beyſpiele haben wir hergeſetzt, weil daraus 
erhellet, wie verfländige Leute ganz anders ven 
ber Heiligen urtheilten. Selbſt ‚die Erzaͤhlun. 


N 


gen' von den Strafgerichten uͤber ihre Weraͤchter 


moͤgen als Beweiß angeſehen werden, daß ihre 
Offenbarungen, richt goͤtelich waren: denn fo 
har fith die:-ächte göttliche Offenbarung an ihren 
Gegnern niche-gerädt!) — Das zweyte Ras 
pitel iſt eigentlich ein :Mogpriatsinftrumene über 
einige: Waitber, wehtjes Jac. de Orlando auf 
Befehl des Erzbiäkh, von-Meapei, Bernhardus 
aufgefegt hat, K. 3; “ Einige Bunder zu Nom 
und zu Nofa, K. 4. Wunder aus einem Brief 
des bucol. Ueſmue, Komes zu Nola an den 

alppone 


— 


ä 


tz | Ada ss, Ohr T: IW 


| Arbonſas Biſch. zu Siena, der. Immer wine 

wichtige Stelle im Leben der Birg. ſpielte. K. 4. 

WMiraeula S. Rirgittae Autoribus monachis. Va- 
Aenen ſchuc, aus der Handſchrift. Wenn nur ihre 

Zenugniſſe mehr Gewicht hätten! Denn fie ſchrei⸗ 

ben fire ihre. Patronin und für ihr Kiöfter, daher 
auch ſehr fleißig die Namen derer angeführt und 

geruͤhmt werben, welche zur Dankbarkeit für die 
Erhoͤrung ihrer Gelübdedie Heilige und das. Klo⸗ 
fter mit milden Gaben bebacht haben. — 


"en 





IV. 


rtſetzung der: Anzeige von Ma- 
Sorten — 2 i ige II. et Hl. 


ondon 1781. 


Kr hofften i in biefen beyden Theilen noch wiche 

tigere Sachen zu finden, die einer Bemer⸗ 
kung werth wären; und daher haben wir. unſre 
Recenſion im vorigen Stuͤck mit dem erſten Theil 
abgebrochen: allein nun haben wir ſehr weniges 
‚entdeckt, das angemerft und als neu ausgezeich« 
net zu werben verdiente, aber defto mehr Wieder. 
holungen des taufendmal gefagten und die beflän- 
digen Ausbruͤche Des einzigen Keblingsgedanken, 
von der Mortbinendigfeit der Polygamie, der, mie 
ein unterirebifches- Feuer im Vulkan, Das ganze 


— Herz des V. in Glut ſetzt. Im zweyten Theil 


ft das erſte Kapitel, das ſechne der a 
nad), 


Fortſehung von Madin’s Thelyphthora, 141 


nach, das von der Eheſcheidung handelt, 
Bas erheblichſte. Aus feinen ſchon ehehin ange⸗ 
führten Grundſaͤtzen folgt von ſich ſelbſt die ſtreng⸗ 
ſte Unaufloͤßlichkeit der Ehe, und nur der Ehen 
„bruͤch iſt die einzige Urſache der Eheſcheidung. 
Aber beh der Untreue des Mannes gegen die treue 
Ehefrau glebt er feinen Ehebruch zu: ſondern me 
von Seiten der Ehefrau, die einen andern ihren 
Leib uͤberlaͤßt. (Wahrhaftig! Mädchens Ungluͤck? 
Waͤre auch die Polygomie ſo erlaubt vor dem Gen 
wiſſen, als der V. vertheidiget: ſo wuͤrde doch 
jetzt, nach den chriſtlichen und vernünftigen Site 
ten die Befugniß des. Mannes burd) den chriſtli⸗ 
chen Ehecontrakt ‚ ben er mit feiner Gattin ein⸗ 
geht, eingeſchraͤnkt. Er würde zwar, nad) bes - 
V. Syſtem feiner Pfiicht, eine von ihm’ geſchwaͤch⸗ 
te Weibsperſon heirathen zu muͤſſen, nicht entf 
genlförmen: aber er kann doch feiner Frau ohne 
Verletzung feines Gewiſſens verſprechen, ſich ihr 
ganz zu uͤberlaſſen: und er verſpricht wirklich ihr 
eben die Treue, die fie ihm verſpricht: und num 
foll bey gleich großen, feyerlichen und verbindli 
chen Zufagen die geringfte Untreue der Frau dem 
heiligen Bund trennen, vielleicht mit dem Tode 
‚ beftraft werden; ber Mann aber nie, wenn er 
“auch ein Serail wie Salomo hätte, gefchieden 
werden dürfen ? Wie ungerecht! und wie zerfid« 
rend für Ehen, Für die häusliche Gluͤckſeligkeit 
md Ruhe, und. für die Eheverträgel). — Im ” 
fiebenden Kapitel kommt er auf die engellaͤn⸗ 
| diſchen Ehegeſetze, die er für feplechaft und _ 


w ider⸗ 


Mid 
21 


143 tZouſehuns von m Mei —E 


widerchriſtlich finder. Das ‚achte Kapitel Ban, 
delt vom Aberglauden, auch in Anfehung 
Der Eben, Hieruͤher ließe fich vieleg: und. bejr 
ſeres fagen als wir hier finden, z. E. über die ver⸗ 
mieinte Heiligkeit ‘der Ehe; über bie Einbildung, 
daß alle Moſaiſchen Chegefege, Naturgefege,ober 

- allgemein verbindliche Anordnungen find; über 

‚ hie vermeinten Wirkungen ber priefterlichen Eine 
ſegnung u ſ. f. Allein !gegen foldyen Aberglau— 
ben zu warnen, fehlt es dem V. zu febr an. Epe⸗ 
geſe, Menſchenkenntniß und Aufflaͤrung. Der 
groͤßte Aberglaube ſcheint ihm die Verweigerung 
Der Polnggmie zu ſeyn, deren Wiederherſtellung 
ein ſo großes und wuͤrdiges Werk wäre, als einf 
bey der ei die Aufhebung des Celi⸗ 
Bats ber Prieſter. ne Digreffion R über den 
Eifer Gottes über. eine Geſetze, (8. 9.) 9% 

‚ Hört fo- ferne. zum Plan des. V. daß er im moſai- 

7 Shen Gefeg Befehle zur Polygamie findet,.und 
.. bie fortdauernde Verbindlichkeit dieſes Gefeges 
auch bey Chriſten beweifen wili. Gott kann, ſagt 

er, feines feiner Geſetze ungeahndet abſchaffen 
oder umftoflen laſſen. Wahr: aber er kann Zeit⸗ 

‚= gefeße, ſelbſt wieder aufheben, und Hrduungen, 
Die er Einer Nation gab,. nicht allen Nationen. in 

der Welt aufbürden, wenn fig nicht zugleich Na— 
‚urgefege, und ihre Beobachtung in den Wohle 

. and der Welt und, Nationen ſichtbar eingefloch- 

ten iſt. Aber das find, führe er K. 10, fort, die 
Moſaiſchen Srönungen: die Polygamie foͤrdert 


die Verilterung und bindert den Celibat, der dem 
. Staat 











Hortſetzemg von Madadı’s Thelypbthore. 143. ° 


Siaad ſo gefährlich und nachtheilig iſt. (Geſetzt, 
dieß wäre auch aus den Annalen der Welt und 
den politiſch⸗ ſtatiſtiſchen Benwelfungen über die 
Nationen, welche die Polygamie dulden, fiche« 
rer zu beweiſen, als bisher ‚gefcheben iſt; (dena 
die Bevdiferung bee Juͤden fann ſchwerlich al⸗ 


lein von der, Polygamie hergleitet werben, wie ihre 


jehige Geſchichte beweiſet;). fo wuͤrde immer auch 
eine Gegenrechnung über ben Schaden gemacht 
werden Eönnen, den bie: Polpgamie dem Staa 

den Familien und felbft der Bevölkerung Sur 
ſchwache Geburten. und: eine entnervte Nachkom⸗ 
menfchaft Bringt, dann möchte. bey, einer. foldyeg 
Kompenfationsklage die Polygamie noch. heraus 
zahlen muͤſſen. Sie gäbe mehr. Chen — ‚und 
vielleicht auch dieß nicht, denn bie Furcht vor 
einer Theilnehmerin am Ehebette wird obnfehl« 
bar manches delifate Frauenzimmer von der Ehe 
abſchrecken — aber drmere, unzufriebnere Ehen: 
mehr Kinder, aber fehloächere, dürftigere, uͤbel⸗ 
ersognere Kinder! und dann wehe der Nach⸗ 
wel!) — Der gange dritte Bard foll aus der 
Rirdyengefchichte zeigen, wie die Kierifen nach 
und nach die goͤttlichen Ehegeſetze verlaſſen und ein 
neues monogamifches Syſtem erfunden und aus⸗ 


gebildet haben. Daher ſammlet Maban Stellen 


der Kirchenvaͤter, Drecrete, die Kirchenverſamm⸗ 
lungen, Synoden und Paͤbſte, welche auf die 


Ehe, ihre Stiftung, ihre Beftätigung, ihre freye - 


willige oder gefegliche Einfchränfung einige Be⸗ 
aiehung haben, . Eine ſolche Sammlung nt 
tig 


X . 


\ 


144 Sottfegung von Madan’d. Tirelyphtiso ' 
‚wichtig werben, wenn bie. Stellen. Aus den Orks 
ginalſchriften Ausgefoben, mit unpareheifchen 
Urtheil Über die Urheber und Meranlaffungen, 
über das Anfehen ſolcher Gefege und die Mittel, 
fie geltend zu machen und zu empfehlen, unb-über 
die Stufenfolge ihrer Ausdepnung und. Gültige 
feit, begleitet und aus dem Geift der Zeiten, ik 
welche fie fallen, erörtert würden: aber daran 
fehlt es unſerm Verfaffer. Inzwiſchen kann man 
Doc), aus feinen Sammlungen fernen, was die 
Meinung, daß die Ehe eine Kirchenſache ſed, fir 
Veraͤnderung in dem Syſtem der Lehre von Ehe 
Fand hervorgebracht hat: und die Die Bifchöffe 
ober die Kirchen ihr forum nach und: nach ine 
mer welter in das Sci, der Dprigkeisen 
u. Haben ’ 








D. Gabriel Chriftoph Benja- 

min Moſche Ertldrung aller Sonne 

und Fefttagsevangelien, Erfter Theil. Frankf. 
und Leipzig, bey J. ©. Fleiſcher, 1781. ' 


8 bedarf wohl feiner Entfchulbigung, wenn 
man Diejenigen Abfchnitte der Bibel, bie 
nun ſchon feit Karls bes Großen Zeiten als 
Grundlagen · des öffentlichen Religionsunterricjts 
eingefuͤhrt ſind, und noch immer, der ſichtlichen 
Mängel der Wahl und Einrichtung ungeachtet, 
als unveraͤnderlich und unverletzlich verfochten 
werden, zu erlaͤutern und zu erflären ſucht; da 
es noch fo manchen, die zwar alle Fahre, und 
wie man fagt, gar erbaulidy Darüber predigen, 
fo wohl an richtiger Kenntniß des Tertes felbft, 
eis auch an den Hülfsmitteln fehle, zu deflen - 
richtiger Kenntniß zu gefangen. Sey es auch, 
daß der Bibelforfcher eines folhen Buches ent 
behren kann, es giebt ihrer doch noch genug, die 
aus Unwiſſenheit, Bequemlichkeit oder Buͤcher⸗ 
mangel eines Anfuͤhrers beduͤrfen, und dieſe rei⸗ 
nere Quelle gegen die truͤben Pfuͤtzen, aus denen 
fie ſonſt für ihr Auditorium die Nothdurft zu 
ſchoͤpfen pflegten, gerne vertaufchen werben. 
Ihnen wird es angenehm ſeyn, nicht erft das 
ganze Meer der Eregefe überfchiffen zu dürfen, 
fondern hier die Küften und Epländer, Die Klip⸗ 
Dosderl.Bibl,2,8.26, 8 . pm 


« 


N 


346° Mufhe Erklaͤrung der Sonn: und 


pen und Sandbaͤnke, deren Kenntniß ihnen zur 
Vermeidung aller Gefahr in ihrer Sphäre noͤ⸗ 
thig duͤnkt, in einem beyfanımen zu finden, Wir . 
wollen aber dern Buche, indern wir es beſonders 
für diefe Klaſſe von $efern braudybar und empfeh⸗ 
lenswerth finden, Feinesweges feinen Mugen auch 
"ben geüdrern Auslegern abfprechen, da des Hrne 
V. Eritifche und eregetifche Kinfichten bereits aus 
andern. Schriften ruͤhmlich bekannt finds Wir 
baben nur damit anzeigen wollen, wem es am 
"> menigften entbehrlich iſt. Weber die Urfachen und 
die Abfichten biefer Unternehmung erfläst ſich der 
Here D. in der Vorrede felbft. Die gute Auf— 
nahme, welche feine Anmerkungen über die Sonn« 
“und Fefttagsepifteln bey angefehenen Gelehrten, 
befonders Hr. D. Erneſti (©. N. Theol. Bibl. 
,.% B. 6. St.) erhalten haben, nebft deſſen und 
anderer Gelehrten Aufforderung haben das Meis 
| fe beygetragen, feinen Fleiß auf diefe Arbeit zu 
enken. Er har dabey Sorge getragen, fo wohl 
die Namen der Sonn» und Fefltäge, wo noch 
Erläuterung nötig war, zu wrflären, als auch 
von den Urfprung und Der nad) und nach, geichen. 
benen Einführung der Fefttage aus Benedikts 
des XIV. Abhandlung von den Feſttagen Ehrifi, 
| der heil. Jungfrau Maria. und einiger andern 
Heiligen, die in dein X. Theil feiney zu Rom ges 
druckten Werke befindlig) ift, Die noͤthigen Mache 
richten benzufügen, - Auf. diefe vorläufige Ana 
merfungen folgt ‚allemal. in gefpaltenen  Colum« 
nen ber evangelifche Troſt, mit den harmoniſchen 


- — 





2 


A 


Feſttagsevangelien. Erſter Theil. 147 


Erzählungen der übrigen Evangeliften ganz abs 
gedruckt, fo dann die Paraphrafe, die burdy Fries 


tifche, eregetifche, dogmatifche, potemifhe und 


homiletiſche Anmerkungen, die in der Umſchrel⸗ 


bung mit fortlaufenden Zahlen bemerkt ſind, un- 


terſtuͤzt wird. Hr. M. trift meiſtens mit Hr. Di 
leß, den wir aber immer babey zu gebrauchen ars 
rathen, zuſammen, nur daß diefer gedrungner übers 
fest, und mehr Stof zum Nachdenfen und zu 


fruchtbarer Anwendung des Tertes liefert, indeg . 


ihr jener forgfamer erläutert, und bie. Gründe 
feiner Erflärung allemal weitläufig anführt. Bey 
ber Umfchreibung, die uns zu wortreich und- der 
Stil etwas‘ vernachlaͤßigt vorkommt, ift mit 
Recht der Tert eines Evangeliften nicht allein ges 
nommen, fonbern zugleich die Erzählung der übri« 
gen Damit verbunden worden. Daß man babey 
immer erft viele Blätter weiter nach den‘ Anmers 
ungen fuchen muß, ift frepfich unbequem, abes 
e8 ließ fich nicht vermeiden, da ihrer fo viele und 
manche Darunter von fo anfehnlicher Größe find, 
Es lag auch mit in dem Plan -des Hrn. U, fi), 
zum Ermeiß der Harmonie der biblifchen Schrift« 
fteller, auf manche an fich betrachtet nicht allzus 

wichtige Umftände einzulaffen, und wichtige Glau⸗ 
benslehren aus den Evangelien zu. befeftigen und 


wider Einwuͤrfe und Werdrehungen zu fihern. 
Sollte es aber nicht rachfamer geweſen fenn, ſich 


bier etwas mehr einzufchränfen und dafür den ges 
wonnenen Raum auf wichtige Folgerungen und 
Anwendungen an verwenden, denn mit der Ver⸗ 


82 - weiſung 


N 


\ 


348 Woſche Erklärung der Sonn » und 


weiſimg auf das Starkiſche Vibelwerk moͤchte doch 
wieder wenigen gedient ſeyn? Wir wollen nun 


-. für unfere Leſer von den 22 Evangelien diefes 


Theils, die vom erften Adventsfonntag bis Sexa⸗ 
geſima reichen, einige zur Leberficht des Ganzen 
Burchgeben, und dazu den Abfchnitt am 2, Ad⸗ 
veritsfonntage und am britten Weihnachtstage 


waͤhlen. Kr verfteht jenen mir den beften Ausle⸗ 
gzern nicht vom Ende der Welt, fondern von der 


Zerftörung Serufalems, Der Zufammenhang ift 
and) diefer Erflärung (6 günftig, daß man fich 
billig wundern muß, wie ihm’ manche fo viel Ges 
walt-anthun, und den natürlichen Sinn fo drehen 


unb wenden mögen, umdie bergebrachte Meinung 
daraus zu deftätigen, Der Anfang deffeiben wird 

S. 58. alſo umſchrieben: „Werden gleich fchon 
“ diejenigen Priegerifchen Unruhen, von denen id) 


. bisher geredet babe, (denn der V. verfteht den 


iS » 38. Vers nicht von der legten Belagerung un⸗ 


ter dem Titus, fondern von ber erftern, ‚die von 
dem damaligen Stadthalter in Syrien Teftiug 


Gallus unternommen, aber hernach wieder aufe 


- gehoben wurde, wie aus dern aten- Theil des Bi⸗ 


beifteundes ſchon bekannt ift;) den Einwohnern 
diefes Landes die größte Noth und das jammer« 


vollſte Elend verurfachen, fd wird es dennoch auch 
dabey allein noch nicht bleiben. Es wird viel- 


mehr nicht Lange hernach zu eben dieſer Zeit. ein 
no) groͤſſeres Ungewitter der Trübfal enrfiehen. 
(Dieß fordert das Wort eudews; denn wenn man 
es auch ſchleunig überfegt, fo muß man doch 
| : immer 


I . / 


Feſttagbevangelien. Erſter Theil. 149 


immer annehmen, Jeſus habe die Zerſtörung Jee 


ruſalems als eine Zeitbeſtimmung des Weltge⸗ 
richts gebraucht, das bach aber nach 1700 Jah 
ren noch nicht erfolge iſt. Noch ſonderbarer klingt 
es, wenn man es mit Hr. C. T. Schlegel hald 
uͤberſetzt, und darunter nach 2 Petr. 3. 8. ein goͤtt. 
liches Bald verſteht. Woher ben Beweiß für dies 
fe wunderliche Vorausſetzung?) Denn gleichwie 
in foldden Gegenden aflezeit die traurigften unk 
ſchrecklichſten Werheerungen erfolgen, in denen 


nicht! nur ſchwarze Gewitterwolken den ganzen . 


Horizont bedecken und Sonne, Mond, und Sterne 
ganz unfichebar machen, ſondern in denen fid) auch 


eheils durch die erſchrecklichſten Donnerfdläge, 


theils durch die Heftigften Bewegungen der Erde 


ſolche Erſchuͤtterungen ereignen, daß es das Are 


fehen gewinne, als ob Himmel und Erde zufame 


menfaflen, und ihrem gänglichen Untergang ſich 


nähern wollten; alſo wird auch die erſchrecklich⸗ 


fte Verwuͤſtung bes ganzen jübifchen Landes, ja 
der gänzliche Untergang ber ganzen juͤdiſchen Kir⸗ 
he und Staatsverfaſſung unvermeidlich ſeyn. 
(Die hier vorkommende Bilder find von großen 
Verwuͤſtungen und Erberfihürtterungen entlehns, 
wohen Sonne, Mond und Sterne vom Himmel 


geftürgt zu-fepn fheinen, - Aber ift-Diefe Anmens 
dung nicht zu Fühn? Man hat es geglaubt, aben 
die Bilder Fönnen nicht zu fühn und ungewoͤhn⸗ 


lich ſeyn, die auch. fonft von Den Propheten ges 
Braut werden. Unter ähnlichen Vorſtellungen 


befchreibe - Jeſaias 13, vo, ben Untergang des 
en RE. Babe 


\ 


a50 Moſche Klärung der. Sonn⸗ und 


Babyloniſchen imd Ezehiel 32. den Umſturz 
des aͤgyptiſchen Reichs. Man vergleiche nur mit 
dieſer Stelle und Marci 13. Joel 3, 3. 4. 
Amos 5, 8.8, 8: 9. wo in dem legten. Ort auch 
der Ueberſchwemmung gedacht wird.) Ob das Er» 
fcheinen des Zeichens des Menfchenfohns BB; 30 
auf die phariſaͤiſche Forderung eines Zeichens vom 
Himmel anfpiele, ift mir noch ungewiß, ba man 
aicht beftimmen fann, was fie eigentlich wollten; 
bie Beranlaffung dazu war wohl die vorbergegan- 
‚gene Sroge der Syünger. Ganz rechte nimme der 
SB, fein befonderes Zeichen des Menfchenfohng 
(eine: fihtbare Erfcheinung, die nicht zugetroffen 
waͤre) an, fondern erklärt es uneigentlich von der 
Offenbarung feiner Herrlichkeit durch. diefe Strafe 
gerichte, Daß die pofalınenden Engel die Boten 
Des Evangelii find und even V. 34. feine eigene» 
liche Bebdeutung behält, verfteht fich von felbft, 
nur merken wir noch an, daß er rucnAaulavem 
und adreaIa, mit Eisner und Leß durch gefangen« 
nebmen und freplaffen überfegr. Noch weitläuft« 
ger tft Hr. D. M. bey dem Ev, am dritten Weih« 
nachtstage weil bier eine vorzügliche Veranlaſ⸗ 
fung war, dogmatifche Folgerungen anzubringen, 
und gegen Die Gegner, deren diefer Abſchnitt fo 
‚viele gefunden hat, zu po mifiren. Die Bemera 
Fungen find zwar -fehr richtig, die er nach den er⸗ 
ſten drey Werfen ben ungegründeten Yuslegungen 
ber Socinianer- entgegenfeßet, aber zuweilen find 


auch Folgerungen gezogen und Ideen eingeſcho⸗ 


ben, die nicht ein ieder ſo unwiderſprechlich in den 
Wors 


! * 
x 


v 


u Fefttagsenangelidn; Erſter Theil. 151 


Morten des Tertes finden moͤchte. Nach mühs 


famerAnführung und Widerfegung andrer Auss 
legungen erflärt er S. 289. Den Aoyos durch Were 


heiffungen oder den Berbeiffenen wie es nach Val⸗ 
fa und Beza, in den Crametiſchen Benträgen 


neuerdings erroiefen worden, und führt Pf. ug, 


tue. 1,20, 305.4, 5% Apoſtg. 10,36, (Tenn 


Joh, 18, 9. Apoſtg. 13,26. Cor. 5,19, wolle . 


sen wir nicht Hieher rechnen) zum % emeiß F 
Ki 


daß Asyos oft fo viel als promiffum bedeute. 

wahr, daß Johannes nachher dieß Wort von Jeſu 
nicht mehr, auch Kap. 20.38. wo man es am er⸗ 
ſten haͤtte erwarten ſollen, nicht gebraucht; aber 
mid) duͤnkt, eg bleibe die Schwierigkeit bey allen 
Erflärungen ded Worts Acyos’ die nentliche: fie 
kann alſo nicht als ein Begengrund wider diefe an⸗ 


gegebene Bedeutung gebraucht werden. Zudem 


bedient ſich Johannes fd oft der Ausdruͤcke Licht, 
Wahrheit, Leben, um den Urheber dieſer Wohks 
thaten Damit zu bezeichnen, es iſt alſo um fo weni⸗ 
ger befremdend, in dem Acya Ben autorem Acyou, 
dodtrinae diuinge zu finden. Daß übrigens Jo⸗ 


Bannes dem Aoyos ewiges Dafeyn, ‘Die Gottheit. 
und die Schöpfung after Dinge zufchreibt, wird 
jeder Unbefangene mit dem B. den Worten des 


b. Schriftſtellers gemäß finden, 8. 4. wird fa 
‚umfchrieben: Ihm haben wir fe. wohl Leben und 
Daſeyn, als auch die zeinfte Gluͤckſeligkelt zu ver« 


danken. Weit pafftnder in den Zufammenhang, . 


als die Weberfegung: alle geiftige höhere Natu— 


ren (day, naturae ſpiritnales, vt ſpecies eximia 
“ 8 4 70 D 


Be 


— 


— 


“ 


132 Mufche Erklärung ver Sonn⸗ und - 


_ av zonsen) haben durch ihn ife Leben erhalten, 


Doch würden wir Das lieber von dem göttlichen 
Unterricht verftehen, der durch ihn den Mienfchen 


 mitgetheilt wurde, In zrogerußer, dem faft je- 


« 


ber Ausleger einen eignen Sinngiebt, würden wir 
nichs befonbers ſuchen, fondern es Durch tecepit 


“(ion obtemperanit illi, dodtrinaın eius non ad- 


mifit) erklären, aber auch nicht fo viele fremde 
Bedanken von $euten, die von Natur blind find, 
oder durch den duͤſtern Kerker dayon abgehalten 
werben, wie hier ©..284. gefchießt, einfchieben. 


Er ſuchte die verfinfterten Menfchen zu belehren, 
‚aber fie nahmen feinen Unterricht nicht ‚an, voeis 


ser finden wir nichts im Tert. Eben fo glauben 
wir auch, daß V. 7. 8. der. Ausdruck Sicht am 


natuͤrlichſten auf das Lehramt Cprifti poffe, und 


alfo beffer durch göttliche Lehrer, als durch Er- 


loͤſer überfege werde, was auch Licht fonft noch auf 


ſerdem bedeuten mag, Warum follte man die 


entferntere Bebeutung der nähern norziehen ? Er. 


wa weil es heißt: Johannes war nicht das Licht ? 


. Aber diefer war ja auch der verheiffene Lehrer zer’ 
* äfoxnv nicht, wenn er gleich bas Lehramt führe. 
tee 8.9. verbindet er Zoxgonevov nicht mit an 


Sonzev fonderh mit Ds, wie es die meiften 
Meuern zu thun pflegen, und beruft ſich darauf, 
bag Chriſtus die Redensart in die Welt kommen, 


öfter von fich gebrauche: Da indeflen dem jüdi« 
ſchen Sprachgebrauch nah Hy» ma gewöhnlich 


Die Menfchen, die in der Welt find anzeigt, fo 


“ wellen wie mit niemand Babern, der ben Alten 


folgt, 


/ 











> Geftagsenangelien. em der 53 


fer, und es zu asIeanrer siehe. Day. ®‘ . 
erkläre Hr. M. fehr richtig von gebohrneñ Juden 
und Proſelyten durch eigne Enefchlieffung ober 
pharifäifche Bekehrſucht. Auch treten sie den A 
merfungen über Aoyas vasef dyevero S. 335. gene 


bey, aber-für die Richtigkeit aller der Folgen, die 


AUS uerryayıs vies gezogen find, getrauen wir ung 


nicht zubürgen, da wir ſchon anderswo (Siehe 
unfee Dogmat. $. 105. Obſ. 1.) unfre Bedenk. 


licheiten vses eo von der göttlichen Natur Chris . 


fi zu verſtehen geäußert haben. Daß Jopam 
nes mit den Worten B. 15. „Mac mir wirh 
kommen, der vor mir geweſen if}, denn er ‚war 


aper als ich“ die Praͤcxiſtenz Chriſti habe ae 


drucken wollen, ift uns gleichfalls wahrfcheiuli, 
der, als Daß er damit blos bie hoͤhern Vorzüge 


⸗ 


des Schramts Eprifti Habe andeuten wollen. Den 


15.18. V. fieht der Hr, D. ganz recht nicht für 
Worte Johannis bes Taufers, fonbern den Apop - | 
ſtels Johannes an. Mnevusn beziehe ſich auß 


WAnens Kaeıros no wrydesusim iaten Vers, und 
fheint uns den ganzen Inbegrif ber Kraft unb 
Weisheit Epriftiauszubrüden, Ausdieem Schar 


ge haben auch wir Apoftel, will er fagen, Gnade 


um Gnade, maxima oder omnimoda dona -en% 


pfangen. So würden. wir auch V. 17. daß buch 
Chriftum Gnade und Wahrheit fen, (Anm. 


199) nicht bavon verftehen, Daß ſich burch ihn die 


göttliche Gnade auf Das herrlichſte, und. fo, wie u 
es (do im A. T. war vorher verfündige worden, . 
geofenbaret wei , are vielmehr von der man 


/ 


154 : Mofche Erklärung der Sonn + und 
\ | . " 
geliſchen Lehre ſelbſt, die Chriſtus zuerſt bekannt 
gemacht hat, und die mie Recht Gnade "und 
Wahrheit genenne wird, weil fie wahr ift und uns 
Gottes Gnade verkuͤndiget. Wer konnte diefe aud) 
fonft ven_Menfchen befannt mahen? Kein 
Menſch (wie Apoftel felbft nicht) hatte je ſo ge⸗ 
naue und richtige Kenniffe von Sort und’ feinen 
Rathſchluͤſſen. Der eingebohrne Sohn, der Vers 
traute feines Barers harfie ungverfündiget, Wir 
wollen Hier noch die Meinung des Hrn. D. von 
dem Ausdruck Menfchenfohn, unter dem die mei« 
ften Ausleger entweder ſchlechtweg den Menfchen 


bdoder auch emphatiſch den geringen niedrigen Men» 


ſchen verftehen, auszeichnen. . Hr. M. behauptet 
wider fie S. 583., Ehriftus habe fich dadurch als 
den vorzüglichften Menſchen vorgeftefler, und 
Führe richtige Gründe Bafür an. Er bemerft 


zuerſt, daß bie Hebraͤer, wenn ſie eine Benen⸗ 


nung, die eigentlich von einer ganzen Gattung 


von Perſonen oder Dingen gebrauchet wird, auf 


etwas Einzefnes anwenden, allemal dadurch einen 
Vorzug des DBenannten anbeuten wollen. So 
heißt oft Paldftina das Land, der Euphrat ı Mof. 


‘ 3t, ar. ber Fluß, die Bücher Mofis, Pf. 40. 8. 


das Buch. Dan, 7, 13. wird es vom Meſſias 
gebraucht, und Matth. 25, 31. 34. 40. mit Bası- 
"Asus verwechfele, :Stephanus gebrauchtes Apoſtg. 
4,55. von Ehrifts, als er nicht mehr ein niedriger 
Menſch, fondern von Gore Über alles erhoͤhet war. 
Chriſtus ſelbſt gab ſich dieſen Mamen zuerft 
Koh, 2, 51. als er kurz vorher vom Nethana 
| | uͤr 


8 


⸗ 





.r 


n 18 
Feſttagsevangelien. Erſter el. 155 
für den Sohn Gottes erkanat worden war. Es 
ſcheint alfo in der That, ob gleich Menfchenfohn 

fonft blos einen Menfcheri bedeutet (denn dag es " 
einen niedrigen Menfchen bedeute, fcheine uns 
mehr Prüfumtion als richtige Folge der dafür an⸗ 
geführten Schriftftellen zu ſeyn,) unfer-Hellanb 
habe mehr damit fagen wollen, wenn man zu⸗ 
- mal.die Stellen Matth. 8, 20, 12, 32. 20, 28. 
Joh. 5, 27. babey zu Kathe ziehet, wohin doch 
bie E klaͤrung niedriger Menſch gar nicht paffen 
mil. Warum indeß der Heiland diefen_ Aug. 
druck fo oft vom ſich gebraucht Hat, läßt fich fret« 
lich nicht beſtimmen. Wir enthalten uns. von 
dem; Votrathe guter Erklärungen und richtiger. 
Anme.fungen mehr auszugeithnen, da das, was 
wit angeführt haben, bereits genugfam für den 
Werth des Buchs und deffen Brauchdarfeit für 
„ Eregeten und Nichtepegeten fpricht. Mehr Spar- 
ſamkeit in bogmatifchen Folgerungen ‚Kürze und 
Genauigkeit in Entwickelung des Tertes und in 
der Schreibart, wird es zu einem der beften Hands 
bücher über die evangelifchen Abſchnitte machen, 





7 


— 


Stelle a Cor. 10, 12.17. erldutert, welche un- 
ger die ſchweren und verworrenen Stellen des M. 


196 ' Ondete theologiſche Schriften. 


A 
— 


VL. ö 


.. 


Andere theologiſche Schriften. 
| Seipsig. Auf drey Bogen bar zu einer Ge 


daͤchtnißrede Sr. Prof. Motus eine Ein⸗ 
ladungsſchrift drucken laſſen, darinnen er die 


T. gehört, die die Entwicklung eines ſolchen Ex⸗ 
egeten auffordern. Der Endzweck des: Apoſtels 


iſt ganz deutlich, ſich, und zwar fich allein, ges 


gen den Vorwurf und Verdacht zu retten, ale 


ober ſich bey dem Ernſt, mit welchem er fprach, 


zuviel anmaffe: und dieſes beweiſet er, weil er 


ihr Lehrer fen, der fie zum Chriſtenthum gebracht 


und hierdurd) das Hecht erlangt habe, freyer und 


ſchaͤrfer zu reden, als die übrigen Lehrer, die nicht 


umter ihren gearbeitet hatten. Hierinnen Liege 


aim der Grund von der richtigen Erflärung der 
Worte Pauli, welche Durch einige falfehe Leſarten 
imfrer Ausgaben fo ſehr erſchwert worden iſt. Wir 


egen nun feine Ueberfögung felbft. her: Ich 
nn mich nicht enefchlieffen, mich unter 


diejenigen zu 3äblen, d. i. fie nachzuahmen, 


denen gleich ju werden, die von fich fo viel 


 Aübhmens machen, (dyienan daurov Tas &A- 
Anis wird erklaͤrt, alüis accenferi, wie die guten 
Sriechen es häufig gebrauchen, worüber einige 
entſcheidende Gteilen aus dem Apolion, Rhod. 
FF u und 


| GC 


“ Andere theologiſche Schriften. 1 


und Eufeb. angeführt werden.) Vielmehr meſ⸗ 
fe ich mich nach mir ſelbſt (metiens me meo 


modulo ac .pede, ich maſſe mir nichts au, was 


ich nicht geleiftet habe, oder leiften fann) und 
bleibe in meinen Bränzen (mecum habito, 


wie Perfius die Formel gebraucht: Im griechi- 


fihen heißt es: awynewevres isurous dawuros, 
welches einerley ift mit kergouwres Sasr. dmur. 


ich beurtheite mich nach dem, was id) bin und 
gethan habe. ‘Die letztern Worte des V. 12. 8cur . 


very ‚und bie erftern des V. 13. 7ueıs de, Wie in 
vielen wichtigen Handſchriften und in den alten 
Inteinifchen Verſionen fehlen, und durch.alle Kuͤn⸗ 
fte der Ausleger, wie, hier gezeigt wird, noch 
nisht verſtaͤndlich gemacht find, werden als un« 
ächt verworfen.) Licht ineiner fremden Diös 
ces, fondern in der Provinz, die'mir Gott 


angewieſen bat, fo weir, daß ich aud) bie _ 
zu eich Fam, um. euch zu Benoflen Des 


Ev. zu machen (denn ich gebe nicht im eine 
fremde Diöces über (terminos tranhlio) ich 
erweitre mein Gebiet nicht, als einer, der zu 


euch nicht gekommen, unter euch nicht gelehrt 


bärte: (denn ich habe auch unter euch dia 


chriftliche Lehre befannt gemadht,) niche 


in einer fremden Didces, füge ich, ſuche ich 


meinen Ruhm aus der Arbeit eines andern, 


d. h. ich rühme mich nicht das gerhan zu haben, 
was ein andrer gethan hat, (V. 13, iſt zarte re 
pero v. navaves Acfinitum [patim, wayay pe 

perenuevos, worunter nicht wie Ainige das Mint 


" . ber: 


, 


_ — — — — 


* 


138 Andere cheologiſche Schriften, 


der Glaubens: und Gnadenkraͤfte, ſondern der Be⸗ 
zirk, in welchem Paulus das Ev. predigte, zu ver⸗ 


iehen iſt. Denn Paulus redet deutlich von ſei⸗ 


nen Reiſen, und von den Orten, wo er Chriſten 
geſammlet hat, Daher find auch aueren B.fıs, 
zu erläutern, welches mit AMoTEIoS Kavay, der 
Bezirk, in welchem ein andrer Lehrer des Chri⸗ 


ſtenthums Profelgten geſammlet hatte, einerley iſt, 


find mit-els ra rom, d. i. mit ben Gegenden, 
wo ſchen eine Kirche zubereitet iſt, vermechfele 


lb.) — Ich boffeaber, daß, wenn ihr weit 


genug in dem Chriſtenthum gefommenfeyd 


ind ich euretwegen in meinem Bezirk ges 


nug Rubm erhalten babe (propter vos abun- 
de intra ferminos meos celebratus, wie keryaAu- 


vrcda⸗ ordentlich bey den hebräifchen Chriſten ge⸗ 
braucht wird, ftatt laudari, celebrari) ich auch 
Hber Corintb hinaus das Chriſtenthum vers 
breiten werde. Doc) werde ich nie in dem 


Bezirk eines Andern, wo ſchon alles geſche⸗ 


hen iſt (eis ro &rayz vbi omnia praeflita. funt) 


Ruhm füchen. — Wir dürfen gewiß unfern Le⸗ 


fern fo viel. Gefühl zutrauen, daß fie Die teichtige 


keit diefer Erklaͤrung, und. den Scharffinn ihres 


Urhebers erfennen: und nach biefer neuen Probe 


der Auslegungskunſt des Hrn. Morus ſich freuen, 


aß er; wie ers allein mar, wuͤrdig erfunden 


- worden, Erneflis — des. Lehrers Deutſchlands, 


Nachfolger ju werden, - | 
Ende des IT. Bandes zweyten Stuͤcks. 


— 


—2 


x 


X 


Raser. 





Ä Te: der Diud bedunter dem — in 


ländifchen Bibelwerks, bekannten voll. 
flöndigen: Erklaͤrung der heil. Schrift Al 
ten ynd Neuen Teſtaments, aus. den aus⸗ 
erlefenften Anmerkungen verfchiedener eng⸗ 
ländifcher Gottesgelehrten zuſammen ges 
tragen und geprüft, und von etlichen bes 
ruͤhmten Theologen der. evangel. Iurberia 


ſchen Rirche, den Herren D. Teller, Banıne . - 


garten, Drucker und Dietelmaier herausge⸗ 
geben, ‚bey 19 Theilen, einen Zeitraum von 22 
Sahren gebraucht bat, fo ift esganz natuͤrlich, daß 
unterden Pränumeranten auf biefes Werk in einer 
fo fangen Zeit allerley Veränderungen vorgegan⸗ 


gen, welche verutfacht haben, daß bie leßten Theile . 


deffelben unabgehelt geblieben find. Es ift für 


wohl für die Befitzer dieſer unvollftändigen Er . 


emplare eines dergleichen fofibaren Werkes, das 
allein in der Pränumerätion 38 Thie, gefofter hat, 
als auch für den, Verleger fhäblich, wenn diefe 
übrigen Theile unäbgeholt bleiben follen, 'wele 
Ge fonderlich vorn Alten Teſtamente den gten 
toten, 


\ 


soren, und nten alg deffen Testen Theil, und das 
Neue Teſtament vom 13ten bis ıoten Theile be» 


mnifft. Der Verleger hat daher den Entſchluß 


«gefaßt, welcher beyden Theilen dienlich ſeyn wird, 
md wili denen, welche Durch Erbſchaft oder Auf 
- Jun: Befig diefes unvollftändigen: Werkes: ge» 
kommen find, diefe ihm noch fehlenden Theile, 


".."Peven um ı Thlr. 8 Gr. überlaffen, wen fie ſich 


darzu zwiſchen hier und kuͤnftige Michael r79= 


- melden. Sollten ſich auch Siebhaber zu den Theis 
len des Neuen Teftaments. allein findeh: fo fol 


fen ihnen diefe 8 Theile in-folcher Zeit um 10 
Thlt. auch beſonders zu Dienfte ſtehen. Leipzis, 
den 1, Gebr. 1782. 

a 3. ©. 3. Breitkopf. 








2 30. Chriſvph Dear. | 


augerfefene 


 Theobogifie : 


Bißlintgel, 


Barinnen, 
von den wichtigſten theologiſchen 
in- und auslaͤndiſchen = : 
Bügern, und Schriften - 
: “ Nachricht gegeben, wird, Br 





Zweyter Band drittes Stuͤck. 
— — — 


Leipzig, 
Peine op Gottl. Imman. Bruutop⸗ 1788. J 


In n v al t. re 
I, Zur rege und Kritik des A. * von a J. 
Arnoldi. 


U. Fortſetung der Necenſſon von⸗ den ais 
GSanctorum Octobris T. IV. 


| m. Einleitung und Entwurf zum Vaſuch⸗ einer 
7, Religions» Vereinigung. 


-."W. Vollſtaͤndiger Prater Carehifmue vom 


: Stand der h. Ehe. ” 
V. Andre ctheologiſche Strhim. 














gui erg und Art Fed allen. . 
en Dam 
Dr Fre u 
Ka einpene Stellen dee, ’ 
— Salomons. Franff,‘ und 
;£eip. 17818, 168 ©. s 


ienfäoften. und, sehe. w den Bien 

fpaften ‚pflangen ich, zwar nicht, weie. 

„Die Abel, und Das Erbrechtauf Meiche, / ' , - 
“ und Meperhäfe, „Brschhg. Geblat fort und Rubin: 7 Kan 
ober Geleprfachkrie nepört wirkt. nicht zu.bem Far \ 
unilieneechten „obs. gleich migat; naenhöst iſt· daßs 

men; Pınfeffors. nub Prebigeramärben ; andy. als 

—— Ih nk Kr 














- J 


A 


164 Arvoldi en ceuer und Ri. 


— — 11 
“ 


mb Sehanbeie inzwiſchen fs‘ wich für: bie \ 


Nachkommen und Ehre für bie Vorfahren, wegen 

die Wiſſenſchaft auf ihrem Stamme —* und 
die Kinder dieſelbe nicht in den Heſeen und Epl. 
lektanten ber Vaͤter, ſondern im Geiſt mul‘ in 
Der Wahrheit beſitzen. Hier kuͤndigt fich * 
Arnoldi als einem Enkel von Albert Schul⸗ 
send — dem unſterblichen Namen unter den 
Orientaliſten — an, der ſchon in feinem Sohn 
und Enkel in Lelden Nachkommen, ſeiner winäig 
fand; und ſich auch dieſes Enlels nicht / zu ſchaͤ⸗ 
‚men hat, der nach ibm vielleicht. mie eingeſchraͤnk⸗ 
teen Hülfsmitteln und weniger Schwierigkeiten, 
aber Biken. Era Geſchmack Steine zum Bau 
| der hibliſchen miet und bereiten, 
„Bin Beytraͤgen — erſten Seferung: aus 


prüfen 
verwerfen. ober beftätigen, au den Dialekten 


u — Berionen und Konjefturalänberungen ber. Les 
Zn. art befre Auslegungen verfuchen und badurch 
"Die vielen Luͤcken unſrer Eregefe vermindern hel⸗ 


. fen: dieß Verſprechen hat ex fo treulich und. * 


Bee 77 gehalten, Baß wir. une über einen 


Mitarbeiter an der Auslegung des Al T. Big 
ffeuen unb-die-Bermehtuing feiner Beyeraͤge mün 
Men. Salomens Ohr „zu deren Auf: 


. —A — 5 wid orlestafifähe. Kenntniß 


ri a Kritik und vbelleicht auch zut wo⸗ 
miebradite ‚ wilche inter: den Deutſchreu 


ee 
. ga 10 ba fa, und in ke 





7 


| ¶derdillen Tran, A 
m, — — un: Big ie 


v.r'rh 


neich voͤllig umgearbeiteren Ausgabe. unfrer Ye. 
terfegung, die vor wenigen Monaten fertig GB 


worden iſt, gefühlt und beiviefen haben, noch 
viele öde: Mäge’ungebattt Hegen geblieben fird, 
dieſe Sprüche Salomons fucht er in einzelne 
Stellen beffer zu erlaͤutern, afs feine Worgänger; 
und wir wegern uns nicht, ihm für manche gute. 
Erinnerung zu danken, nach welcher we J— 
neuen Ausgabe unfſrer Ueberſetzung unfre 
rungen entweder nochmals gepruͤft eder auch die 
einigen: aufgenommen: habe. — Alle ſeine 
Obfervationen wollen wir nicht abfchreiben, fonbem 
nur eifige, Die neu und empfehlenswerth ſind obek 
auch worh mehrere Prüfung verbienen. 8.3, 4 
mache er ſogieich über das Wort die Se 
merfung, daß es Metz, les graces bedeute, in 
weichem Sinn es auch K. 177, 8, van (das .- 


Befchent retit von allen Seiten) und R.ıg, - 


11. af Synonym von minan vorfommt. Rap. 
6,3. moͤchte er on als futurum von ed, 
fpredyen, reden, wovon and) © herkommt, an-· 
ſehen: chue, was ich dir ſage: In andern 
Stellen moͤchte es wie das —* quaeſo ge⸗ 
braucht umd falfchlich mile mens, —— das eine 
ganz andre Etymologie hat, verwechſelt werden. 
Eine Unterſuchung daruͤber gehoͤrt in ein Lexicon 
particularum hebr. has wir fo wenig als ein gun 
teß Yebräffches Sericon haben: — Br K. 6, 7 
wiberfpeiche er Michgelis; der man Erndte, le⸗ 
fen mit, RT ie poi ——— 


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Awadi u East am nur 


Alb die rechte Lebart, durch Richter, Ræbti: won 
god Chen biefen veiberlögt er, wenn er K. 7 
22 aus D>» eine Spinnewebe machen will: er 


 ‚grinnert ſehr richtig, daß 02» ben Worten 13 


und V parallel ſey, von Symmachus richtiger 
‚buch axsgrosy überfegt morben, und nad) ‚dem 
Arabiſchen j incurrere in aliquid bebeute. 
K. 8,\5. aͤndert er ab -wariin 3b- won, weh 
ches den Stellen Hiob 11, 13. u. a. auch den 
LXX gemäß if. — 
KR! 10, 9, treten wir ihm billig bey, wenn , 
er Sm ſtatt 2m lieſet und. aus dem —E 
I, überfegt: wer krumme Wege geh, ift 
iets in Furcht. K. 10, 14. erfläreen wir (frey⸗ 
lich paraphraſtiſch) in. der erften —— das 
np ma Ion 0: ‚der Unherechten 


. Mund ift mir niches genauer bekannt, ala 


mir Ruin, Die meint Herr A. fey gm 


matiſch, es müßte ap und roð gelefen 


werden. Aber wir haben nanp geleſen: Seine 


Vertraulichkeit ift Ruin, und. dawider hot bie 


hebräifche Grammatik ſchwerlich etwas einguwen⸗ 
den. Inzwiſchen dat uns doch auch dieß nicht 
gay gefallen, und wit haben in ber neuern les 
berfegimg dafür gefeßt: Weiſe fammien- 
Kenntniſſe, aber dem Mund der Ungeredys 
ten ift ihre Annaͤherung fehrechlich. "Mach 
Herr A. der unter n»3 Geheimmiß verſteht, 
Eönnsen die Worte füglich bedeuten; des Tho⸗ 


ren Mund ift ein Rip, (naro etymalogifh 


un . bibliſhen ebrauch) in . einem vollen 


, Schlauch 





un . 


wo eher Be. m. 


| tanäb (rang zus ven ehe Bias 
- weis. bequemer Erklaͤrung aber theilt er aus Dee . 
Micheilung eines Freundes mit: bee. Thoven 


| : .‚Sreundse 
ſchafte weidhes ſche bequem und der. Wardf« 


ei⸗ gemäß iſt, wenn man no im erſtern Hemiſti. 
chium durch Bekanntſchaft, Freundſehaft 


überfegt,- wis syn auch ſonſt der: Freund, der 
Vertraute iſt. — - 8. a1, 23. meint er tax 


haße Ungluͤck, aus dem Arabiſchen. K. 12, 


20. ſicht er ſich genoͤthigt, um ben Gegenfag von 
mowo zu finden, das Wort Tırmow in einer gang- 


ungewöhnlichen Bedeutung ‚ KPoblwollen; u. 


— Falſche Tuͤcke iſt im Harzen der. 

Zankfſtiffter, bey denen, die zum Frieden 
rathen, aufrichtiges Wohlwollen. (Bey 
ee, das fo häufig. vorbommt, und uͤber⸗ 


alt feine bekannte Bedeutung behauptet, iſts doch “ 
bedenklich eine fo fremde einzufhiebn 3 Wir dan. 
ben nicht Gruͤnde genilg gehabt, .. unfrer vorigen: 


Meinung zu entfagen: Wer-Zurwürfe zum: 
Unglück macht, berrüge ſich: wer beilfame, 
Anfchläge ‚giebt, bat bat Freude, denn obgleich 
373. momm? fonft falſche Tücke gegen ben ans 
dern. anzeigt, ſo kann doch das ron Yon jeher. 
Täufchung, auch derjenigen, ‚die man bey mise 
Iungenen Nbfichten. erfährt, verſtanden werben, 
wie es deutlich K. 14, 8. gebraucht wirb: und 
Hier wird dieſer Siun durchs Antitheton empfoh⸗ 


len. K.13, 6, weiß den V. unſre Berfions um n 


4 —— er) zero. aue, mis 


u 


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4 


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ws: Knast 7 Sur 


*5 Pen ER rote au fine. Gm 


| ‚nungen hat) gefaßt — ——— —** 
 dine „neue Ueberſetzung dieſes Berfes Pruͤfung. 
Tugend iſt Gefaͤhrte (sun, fie begleicet ihn 


teen Wächter) der Religion (Tr. or ent 
Bu weber bie wahre Keligion, — 


"ver, wie bie Jormel häufig gebraucht wirb.). bu 
goͤtterey (mar) geyt vor Laſter ber. Abe 
im, Arab. Vorauogehen). — R. 13, —— 
ich mit ben Verf. 3 ſtreiten, wiew * 
Verſuch die Worte zu erklaͤren bie. 
Grammatik wohl ausbauren wirb, wenn: min * 
Pen lieſet und rv ale abſiractum im anereto 
erklaͤrr; denn daß die Grammatik Ka erlaube, 


welß jeder. Aufaͤnger. Hofnung 


des Gewin · 
ſels waͤre alſo fuͤglich — des — 
ſelnden (mu von ru): bie 
Er A. iſt wahrſcheinlich beſſer: ——— 
ierde kuͤtzelt die Seele (mn Im Arabiſch. 
Vecrbieten): aber das Döfe zu — 
dein Thoren din Abſcheu. WB. a3. giebe 


A. dem Schultens den Vorzug: 
UUnterhalt giebt das Urbarmachen eines 


eldes ben Armen: aber Reichchum vers 
jegr ohne achtſame Hausha Man 
ned, mern auch Das pebräifehe bieß: fagen Fürs 
“ vs — des Sion de * 


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, . %- 


— 


leſen. — K. 20, 6. wird ſtatt Tor die Lesart 


wort vorgeſchlagen: Mancher bat dent Tome 


mm ?). eines. Steygebigen. — K. aı, 


"a 


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*8 hate, - = 
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—⸗ 


PM. Arte men Berfii Aber DER OR 
werden die Liebhaber in unfrer Verſion ſelbſt nach» 


hit Herr A. ſo gut als wir die Schwierigkeiten J 


der gewoͤhnlichen Leſart, und, unfrer Erklaͤrung! ee 


hofft fie aber zu haben, wert er net ben LXR, 


am flr > umb vapıa.ffatt vapan liefer, und 


- Yan durch Waſſerſchein (mie font arho ‚ges 


X wid) erflärt: ¶ Wer Schatze dar) .. 


mag: x 
Eprüchen Sal. nicht fehr wichtig: fm) — Me. 


ber die unklaͤrbare Stelle R. a5, 27. prüft ber “ 


Bea, viele Meinungen und nimmt gzuletzt als bie. 


bean; 3 zu viel Honig eſſen, iſt nicht gut, 
Verachtung (pri aus dem Arab, 


— 28, 11.) der Ehre entſteht aus der 
Ehre Verachtun 


g wäre fo viel als Ue⸗· 


berdruß. —— migen meh u 


ve dein 


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— "Amis rw: BP 


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2 1. 


der recähflen von: "ten 
Actis Sanctotum menſis Octo- 


bris T. I. | 
& neunten: :Derober zröfnet Abrabair sn 


28 


Zug der Heiligen, die ftdy. dieſes Tages 

freuen duͤrfen, und ſeine Lebensgeſchichte bietet 
Ba: ihre Dunkelheit und viele chronologiſche Au⸗ 
Nftoͤße dem Verfaffer dieſes Artikels, Joſeph Bbefe 
Quier, ſehr reihe und mannichfatrige Materie 
qunUnterſuchungen dar, bie. bey einem großen 
Theil des Nachtrabs dieſes Anfuͤhrers unter: dem 


Heiligen minder zahlreich, wenigſtens minder are. 


deblich ſind. Zwar ſuchen wir Hier vergebens 


IJeine Beſtimmung und. Rettung bes Charakters 


dieſes merkwuͤrbigen Mannes, oder Reflexionen 
über ie Beſchaffenheit und das Maaß feiner Men 
ligionskeuntniſſe über die Natur und Größe ſei⸗ 
nes Glaubens, über manche ziemlich — 
Auftritte ſeines Lebens z. E. mit der Hagar, in 


—X 


der Aufopferuig Iſaaks u. a.; denn ſolche Un⸗ 


kerſuchungen, ob fie gleich werth wären, in Actie 
Sanctorum angeſtellt zu werben, liegen ſchon 
nach dem Plan dieſes Buches ſeitwaͤrts und wer⸗ 
den uͤber der Aufmerkſamkeit auf gelehrte Unterſu⸗ 
chungen, auf Wunder und Reliquien vergeſſen. 


Inzwiſchen kommen auch bey dieſen letztern bin 
und wieder er Erhetccungen wor, bie weder er | 


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.. ' 6 Pin J 
an F I. 
L s - 4 * . 
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RRSST.W-ORE Br 


anoch ung heißen konnen Hier berrifft die ei 
fie Frage das Geburtäjahe Abrahams, ob es in 


das fuebenzigfte oder in das hundert. und dreyßig⸗ 


ſte Jahr des Thara falles bey welcher ber Verf. | 


‚bie legtere Hypotheſe annimmt, und die erſtere 
die auch noch neuerlich von- einem gelehrten En» 
puciner in Paris Wilh. Sinits in deſſen Proleg, 
in. Genef. verfeidigt worden, . zu:.wiberfegen 


ihre Die Erinnerung iſt·wohl richtig, daß di 

Bibel mehr Genealogie als Chronologie Hefe; - - '; 
und Daß daher auch 1D, Moſ. aj, 26. das Schu ,. | 
jahe Abrahams als.bes-jüngften. Bruders nice 


u 


u 


beſtimmt werbe. -. Abrahom ſey im ‚fünf und 
Jehre —* Alters aus Haram ande 


ſiebenzigſten 
‚gegangen, nach ı B. Moſ. 12,4. und zwar, wie 


Stephanus Apoſtgeſch. 7, 4. ſagt, nach feines 


VWaters Tod. Da nim dieſer zwey hundert und 
fuͤof Jahre alt geworden, ſo muͤſſe jener erſt im 


— 


hundert und dreyßigſten Jahre des Thara geboh- 
zen ſeyn. Dagegen läßt: fidy nun. vieles eimvene 


den, welches ber SB. nicht. immer gründlich bean: 


wortet bat. Erſtlich wie. may es dem Abraham 
Angewohnlich und ‚unglaublich vorgefommen 


ſeyn, Daß. er noch. als hundertjaͤhriger Mann; 


deſſen Seib Paulus in Diefem Alter savaigmpevon ' 


nennt, Roͤm. 4, 19. Kinder- aeugen folkte, : wenn 


er ſelbſt eine fo.fpäte Gebure war? Die Antwort; 
daß Abraham ſchon drenzehn Jahre Tang nach Jr 


mael keine Kinder Habe, und daß er vornehmlich u 
auf Sara ‚nicht. auf-fih und fein Undermign - 


| 12 a jenen; Bun be item a 


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ob gebe ſch bie Richiung due; 
—— — ehe Emo — m 


ſpirirt hält, wie —* leicht thun kanne denn 


— 


die Gruͤnde gegen bie Gatcigkeit ber- hiſtoriſchen 
Angaben. des Stevpatus: find wirklich Aärker, 


7," ls daß fie ſich mit. dem leichten werde) 
en Ausſoruch: iadignatione potius, quam en 


tione digni: funt, abweiſen laſſen. &s ift ende 


RG bekannt, daß der ſamaritaniſche Terd dem 
CThyara nur hambert und faͤnf und vierzig Lebens⸗ 


jahre beylege, und, da bie Chrenologie nach dem⸗ 


felben fo teicht und harmoniſch wird, "billig vorzu⸗ 
uichen iſt. —2.* 


ber jüngfte Sohn "bes 
Thara — War ers, ſo war Harau ehafeha⸗ 


bar berierfigeboßme: allein wie kommt es nun, 


Daß Loch Harans Sohn, nicht das Reche der 


BF Erſtgeburt genießet 7. u. a. m.) ine andere Un 
terſuchimg beſchaͤfftigt ſich mie der Fragen te 


va und Abraham’ Gögendiener geweien? Wen 
Binden fiheine es Philo/ Auguftinus (deC.D.c. 72, 
33.) und andre Kirchenvaͤter zu "behaupten, allein 


2 vom Abraham ſteht das Gegentheil im Buch der 
Weisheit, im Rn (8. 44.) im Geber Mas 


waffe, im 4. B. Efra,. beym Joſephus,  Eufes 


bius u. a. (Man finder wohl in jenem Zelte 
-  gunbe feltner Goͤtzendiener als Verehrer des ein⸗ 


Gottes.) —— Daß Abrahams Frau, Gas 


| 1 Ai Halbſchweſter geweſen, nimmt Smits u. 


a. nach ı B. Moſ. 20, 12an; allein unſer V. laͤugner 


6, ak ie Cie en a Wed * | 


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adi es T. WDR 
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2 — 
bey andern — *57 
Das Rear der 


fe im, B. €fr, 0,7. und a den daibälkhes 
araphraſten 


ſchen vorkommt. (fr a. Michadlie J 


ai * ezt..P. H.p. no). - 


Moſes 
Seephanns zu vereinigen, wied ein boppele 


m Mr dh Abrahams angenommen; der erſte aus 
daddaanach Haranı?9. 3* 18, 31. ——— 
uicht gebenkt); ber aus Haran nach 


ke 19, —— —— — 
| nie Step, Ap. Geſch. 7, TR. 
——ã— nen daßi Bd. Diofiä,zu.deh 


 Sanbes Conaon "von Mofes’nui per anticapaio⸗ 
2 ae - Gm bein an 


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ni — Küsssı TTV: Oben" 





Gottes an Abraham. ıB.Mof. 12, 2; 18,13. and 
dem Ausgang aus Sgypten verfloſſen feym. folen, 


vie man ſonſt aus befunuten Gruͤnden engenem⸗ 
=" umher,” umd auch Ghiſquier 


pertheidigt. Er 
bey 'muß die Aechtheit bes Hebraͤiſchen Textes 
2B. Mof. 12, 40. vertheidigt, und angenommen 
werben, daß Abraham, Iſaak und- : wu 
'wmter. dem: Mamen Kinder Iſrael : begriffen 
Say ſollen, soelches aͤußerſt unſchicklich amd forach⸗ 
wibrigift, wie ſchon Houbigant fuͤhlte, den ber 
WVerfe nicht recht widerlegen fun. (Die Richtig⸗ 
dei der hehraͤiſchen Angabe des Aufenthalts der 
aeliten in Eghpten: oh nach der Aufklaͤrung 
ve Herrn· D. Roppe kaum mehr —— 
ven Amer). Wir uͤhergehen. das audre, was 
ER 7: Abrahams Polygamie, won: der S 


‚ung, bie dem Abraham. zuerſt befohlen, und 


eine ganz· wiſtkuͤhrliche Ordnung ſeyn ſoll; 
der Periode der Auſopferung Iſaaks —* er 
Ws. asfte- Jahr deſſelben ſezt); von den Ehe 


Abrahams mie der Rasur, Die:er:erfk:mach dem 


Tode der Sara. geheyrathet ‘haben ſoll, und end⸗ 
Ih: van Abrahams Grab, welches einige. Moͤn⸗ 


ge! am. J. arg, wunderbar entheckt haben ſollen 


fans einem: Tr. ined. de: inyentione SS. Pate; 


Aber Km Der don di, Cooeaioo Bank: fies 


"60h SET-IV.OAse | a, 


—*8*ð geſagt ih Zuope Rcfe wch da⸗ 


ficham auf feinen Gebächtrißtag.. — pm feine. 


I}:eine fehr- ausfüpeliche Abhendiung über Der \ \ 


Dionyfius Artop. von €. Byeus, einen che 


| h 
bei, die uellen der Geſchichte biefes- Diony, 
Areop. anzeigt. Die vornehmſten darunter ſind 
Sie ‚Areopagitien, weiche Siltwin, ht zu Gr - 
Denys Sec. IX. auf Befehl Suhmwigs des From 


men ehngefähe; ums - Jaht‘ 835 -Sefammlet hats 


zwar redlich and ohne dir Betrüger. gu fm. w 
dew ihn Samuel machen will; doch ohne Bla 


wuͤrdigkeit, weil er ſo weis. von’ dem. Din. 8 u 


8* «iebte, Zwar ſchoͤpft Hari: aus aͤltern 


chriften; beſonders aus gewiſſen Actis Dionxſu. — 
die *8 erft Sec. VIII. madio. wo man an- 
ſieng, den Dion, Agcop. und Burifiends für einen | 


ien Pexfen zu halten geſchrieben und eine Paras ” 


einer- noch Altern von Boſquet (iarhillor . 


phrafe 

Erclef;.Gallie. T. Il. Parif,1696) ‚ebieten Paflıo S. 
Dion. aug den, Ende des Sec. VII, finp, und das 
her in fo frühen Geſchichten der Kirche nichts ben 
. weiten koͤnnen. Zwey andre Schriften, auf weile 
cqh⸗ ich Hilduin beruft, nemlich Eugyppüi Ariſtar, 
chi gtaecorum :chtonographi. ep. ad Quefiphoy 
zum und: Visbik conferiptio find zwar von ihm 
nicht erbichtet, aber doch unaͤcht: die erſtere, bie 
bier. aus einer Rede eins Maͤnchs zu S. Denpe 
abgedruckt iſt S. 704) verraͤth durch —F Inn⸗ 
Bel zu KRREDUEN, bie. Aauperung due ve 


v pr . ⸗8 ’ 
32* v r * en DE Ka De ⸗ 


⸗ 


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Pr ®. 
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Pr wenig kan Derhobius ſuir den eefafte 
2:7 bey Amaldal. bibl. nidhe In bevfolben ju flebeie 
an einem Mierroderus —— ‚wird, ſader⸗ 


. Si ie —** Worte —* von 


| we Coftarinope Tarefis, ber in Dom Ere- 


BE 
\ - ' ’ 


ne u V Ge 


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4. ey 2° 


| Bis Air mes Ahre and Ehe keſeere Dickie 
4 Morin..de Ondiustt. P. . ol 8: ficht, unb ng 
inigen Wetaͤnderurigen bier wieder. geliehen wi, wäh, 


Bann‘ sogen. der tauben Sproche ihr Geburd⸗ 


u Seulum nicht. verkäugrien: Ueberhaupt niamet 


Ber B. den rdſa an, ben-er alıh:in der Zoh) 
gr genugſam rechtfertige, daß jede Schrift, dar⸗ 


ine. Bionyl.;.Martye zum Achenienfer 
wird, ſpaͤter als das Sec. VIE. ſey. Außer dem 
HOHilduin iſt noch eine paflid Dionyſũ, welche von 
u Liffleiue ¶ de uno Dionyfio); und er 


der. letztern gehalten werden, weil Lie Ausije 







find; noch bee erſtern, die nicht nur —* a 





* . ©. terroribus flate erroribes, ſaxo 


- Matfexeo-lapide u. a. Jnuzwiſchen iſt dieſe Pal 
ANAd alter als‘ Miduins —— bern. of 


wi barismen der. Dienyſ. nie Areo 75 
- u da waheſcheinlich ee — 


kun⸗ 


. — - - 
— — > > — 
r 


s 
P Zn) 


Fünkigung einzog, ob Dionnf. zieft B. in Alten 
und hernach in Galllen geweſen, biefe Gage aus‘ 
dieſer oder einer aͤhnlichen Paſſio Dion. hatte, welche 
aus dem Oecident in det Orient kam, fo moͤchte 
Diefelbe um die Mitte Sec, VIII. abgefaßt ſeyn. 
Ihre Neuheit ift genug Beweiß, daf ihre Zeuge - 
niffe nichts gelten Finnen. Eben fo wenig glaube . 


wuͤrdig find die beyden Sebensbefchteibungen Des - 


Br KAnS.S.T.IV. Odobn: Im. 


Dionyf. von Simeon Mefaphraftes und Nicepho- - 


rus Calliftus, die in der Corderifchen Ausgabe der 
Werte Dionyl. ſtehen. Nicephorus gebraucht 


‘ven Simeen, und tiefer Die obige Paflio Metro- : 


dori, und alle verfermen ſchon den Unterſchied 
zwifchen ‚Dion. Areop: und Parif. den dar bem " 
** 180 die Sriechen immer gemacht haben. 


Nachdem der V die alten Zeugen auf ihren 
Werth geſetzt Harte, fo unterſucht er nım ſelbſt die 


Geſchichte, und ſondert die beyden Dionpfier ger ' 


nau von einander ab. Die. erfte Spür, daß man 
fie mit einander vermifchte, iſt i in den Actis S. San- 
ctini ums Jahr 60. und in Gallien anzufreffen, 
wo man’ben Apoſtei von Paris, Dionyfing gern 
zBeinem Schüter Pauli gemacht hätte, Doch 


war dieſe Meinking damals noch lange nicht ale 


"gemein: denn ein Moͤnch in S. Denys, ber die gefla 
Dagoberti R. beſchrieben (ums Jahr 750 » 780) 


teber weitläuftig don Dionyſio, ohne ihn jeAche- 


nienſem ober Areop. zu nennen. Hilduin, der 
beyde verwechſelte, widerfpricht denen, - die beyde 


von einander — und nennt es exitiabi- 
Doxderlain 2.4 2. 3.6. . M ‚ lem - 


‘ 


— 


F 
[ 


16; ° Ada ss. T. IV. Qäpbr... 


lem et profanem nimis cöntentiopeni. -" Mech 
ing folgenden: Seculo feßt Ado in, ſeinem Mer- 
typol. den Areop. auf dem zten Oct. ben Parik, 
auf bem gten Oct., wie auch Ufuard und Notker 
thaten. Anaftalıus Bibl, weicher Merhobii ‚gehen 


“das Dion. uͤberſetzte, ſagt in der Vorrede; ceflet 


, quorundam opinio perhibentium non efle Areo- 
pagitam Dionylium: Abörlarb, der auch in die⸗ 
fem Stuͤck weifer als die uͤbrigen Mönche in ©. 


u u Denys waxr, mufte.fich die Unterfcheitum beyder 


. Dionyfier zum Verbrechen anrechnen laflen, und 
noch in’ einer Bulle bes Innoc. III. von’ J. 1215: 
wird ausdrücklich der getheilten Meinungen: über " 

dieſe Frage gedacht. Nur feit dieſer Zeit behielt 

bie frangöfifche Meinung die Oberhand, bis nad). 
ben Streitigfeiten darüber, die Sirmond und 

Launoi im vorigen Seculo erneuerten, Xroß des 

Widerſpruchs von Millet, Menafdus u, a. die 

richtige Meinung wieder herrſchend geworden iſt, 

ſo daß auch der Erzbiſchof von Paris Noailles in 
dem Breviario Pariſ. 1700, die zwey Dionyſier un⸗ 
terſcheidet. Wir wollen doch die hauptfaͤchlichſten 

Gründe kurz hieher ſeßen. Erſtlich werden der 

Dionyſ. Areop. und der Pariſiſche ſchon im MR 

. tyrol. Romano parvo, das in de erſten Helfte 

Sec. VII. gefchrieben ift, als zwey verſchiedene 


Perſonen vahmhaft gemacht. Zweytens reden 


die Griechen von dem Dionyſ. Areop. ſo, daß 

er unmoͤglich der B. zu Paris ſeyn kann. 3: &. 

ſie laſſen ihn zu Athen den Martyrertod erdulden. 
Was aber Chifflotius gus der Handſchrift eines 
—66 on . grie⸗ 


W— f . 
⸗ J 9p J L n | N , J 
Acis SS: T-Iv: Occobr. . ©9 


grlechiſchen Spaxarli Sec. X.- ih Der Clermonti« 


fhen Bifierhek "ebire hat, iſt gaız offenbar aus 


Iweyerley Sagen; «der griechifchen, die den Dio- 
nyf. verbrenmen laͤßt, und der Abendlaͤndiſchen, 


nach "welcher er enthauptet worden, und ſeinen 
Kopf noch eine Strecke weit in den Händen fort⸗ 
erug, zuſammen geſetzt. Drittens iſt auch das 
Stilleſchweigen der Alten won 'iner translatione 


hius die Verſetzungen der Biſchoͤffe in-andre Sig 
Barfig angemerkt werben. Viertens: hole 


vem ſechſten Jahrhundert an über die Exhriften 


bes Dion. Areop. viel geredet und geftritten wor⸗ 


den; fo kam es doch hie vor, daß diefer Dion, im. 
Oeeident gelebt haben‘ foll. Sophronius der Pas, 
triarch zu Serüfalem‘, Io, Damaſe. das Concil. 


Rom. A. 645 ,' die fechfte allgemeine Synode zu 


Conftantinopel' gedenfen feiner ‚ aber nie anders, . 
als mit dem Namen Areop, oder Ep. Athen. End- 


lich: mar denn Paris im Anfang des’ Sec. N. eine 


Stadt zu einem bifchöflihen Siß, der mir Athen 
vertaufcht werben konnte? das Paris, das noch. . 
zu gulians Zeiten zoAıym ünd Caftellum 


heißt? — Nach diefen Gründen handelt Byeus 


billig zuerſt von dem Dion. Ateopagita, deſſen u 
Lebensumſtaͤnden, Reliquien :und angeblihn - 


Schriften. (&.767:856.) Da er Beyſitzer vom 


Arcepagus war, fo iſt zu vermurhen, daß feine . 


Geburt edel, fein Vaterland Arhen, und fein Char 


rafter Rechtſchaffenheit und Würde war: denn 


dieſe Etsenſchofin mußten {nf die Mitglieder 
ern . Ma | 


die⸗ 


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dleſes berüheen Gerlchts in Achen heben. Sel. 


ne Bekehrung erfolgte ums Jaht 49 durch Pau⸗ 
lum: und der Hierotheus, Biſchof in Athen, der 


ſonſt in den Pſeudo· Dionyſianis als fein Lehrer ges 


nennt wird, eriftirte vielleicht nie; wenigftend nenne 


Euſebius den Diomyf. den erften Biſchoff zu Arhen, 


wou ihn nach den Conft. Apoft. ur Ruffino Paulus 


— 


machte. Wenn ihn Nicephorus u. a. bey der Er⸗ 


weckung und. Himmelfarth der Maria mit ges 


genmärtig ſeyn laſſen, fo ift es Babel. Unter 


2 dem Kaifer Hadrian foll er den Martgrertod zus 
AAchen erlitten haben, wie das Martyrol. Rom, 
Parvum aus einem Achenienfifchen Schriſtſteller, 


Arſtides, bezeugt. Denn ob es gleih Ein 
die drey angeſehenen Lehrer gu Athen, Dionyſius, 


mond fuͤr haͤlt, daß in wenig Jahren 
Publius und Quadratus unter Einem Kaiſer ges 


7" g8dtet worden ſeyn ſollen, fo iſt doch die Soche 


nicht unmöglidy, zumal da Hadrian ſchon im 


| an 117 zur Megierung fam, in deſſen erften 


— 


ahren Dionyſ. umkam, und Quadratus erſt 


= acht Jahre nachher feine Apologie ſchrieb. Dies 


- fer, Sebensbefchreibung find Adta fabulofa anony- 


mi aus einer Fuldifchen" Handſchrift angehängt. 


- (Darinnen C. 12, das Glaubensbekenntniß: Con- 


fiteor — Sp. $. ab ytrogue procedentem Va- 
terland und Alter verraͤth.) Der erfle Anhang 


, handelt von den Reliquien des h. Dionpfius, 
Weil den Mönchen in S. Denys es einſt ſtreitig 


gemacht wurde, ob ihr Dionyſius der Areopagl⸗ 


ta fen, fo gab ihnen zu deſto ficherer Oewißheit 
ed Dr ‚Ihres 


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Aqus 83 T. wW. achtr.. 188. 


ihres Beſitzes Imocentius II. noch ein angebli-. 
ches Corpus S. Dion. Eꝑ. Corinri- (welches frey⸗ 
lich nicht beweiſet, daß es der wahre Reſt des 
Dion. geweſen fen, wie auch Byeus erkennet: 
aber ſo gar laͤcherlich iſt, wenn die alte Tradition 
der Griechen gilt, daß Dion. Areop. verbrannt 
worden.) In einer Eiftercienfer Abtey in Sole 
fons eignen fich die Moͤnche den Befig des Kopfes 
Dion, zu, ben ihnen ihr Biſchof Nivello Im Sec. 
AI. aus Conſtantinopel gebracht haben fol. —.: 
Der zweyte (erheblichere) Anhang redet von. S, ’ 
802856, von den Schriften unter dem Mamen 
bes Dionyf. Arcopag, gründlich und ausfüßrlih. _ 
Er beweist, (O. i.) daß diefe Schriften in den 
drey erften chriſtlichen Jahrhunderten nicht anges 
führe werben: Denn 1) die Homilie des Origenes 
(homil. I. in Toh.) ift fichee undcht, weil fie von 
Arianern und Manichäern redet: 2) Dionyf- : - 
us Alexandı ber 265 ſtarb, ſoll zwar fon 
Scholien über die Schriften des Diori. Areop, ge⸗ 
ſchrieben haben, alfein die Zeugen für biefe Gas. 
che find nicht ficher genug: Nicetas Choniates 
und Joh. Enpariffiota aus dem zwölften und drey⸗ 
‚zehnten See. koͤnnen ohnehin nichts beweifen, 
und bey den frühern, dem Anaflaf. Sinaita (Sec. 
" VM. und Maximus (Sec, VII) finden ſich aller⸗ 
band Bebenklichkeiren gegen ihre Zeugniffe. Je⸗ 
ner rebet zwar in hodego c. 23 ausdruͤcklich von, Ä 
ben Scholien, welche Dion, von Alerandrien us  - 
Tov OpEVUNOy via, MEHELIOV dyvoıor gemacht - . 
Babe: Alb SB. gm, Bf Ye, 


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| — haben ſich doch beyde ‚Schriftfeller, geirrt. 


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PR den ganjen Ahſchwitt fuͤr inmerbolirt zu hat. 


fen, Denn es’hat nicht nur fehog ‚Allgttus bes _ 
merkt (de eigaflrimyth. p. 578) daß indem Hlo- 


dego viele. Injerpoiationen, vorkommen, fondern 
es fehle auch in einer Parifer Handſchrift (Cpd. 
Gr. N. 1084) alles, was ih der Gretſeriſchen 
: Ausgabe Des Hodegus von p. 339 lin, a. bis 344 
lin, 30. ſteht, und man ‚findet, wenn man dieſen 
ganzen Abſchnitt, darinnen auch dag obige Zeug: 
niß ſteht, weglaͤßt, nicht die mindeſte Spur ei⸗ 
ner Luͤcke und den Zuſammenhang ununterbrochen. 
Maximus aber hat die naͤmliche Stelle, die in den 
Nodegus eingeſchoben iſt; allein ſie fehlt in den 
alterr Handſchriften feiner Schol, in c,5. de codl, 
"Hierarch, Daper. fie abermals Verdacht gegen 
ſich hat. Waͤren aber auch dieſe Zeugniſſe dche, 


enn Uſſerius und nach ihm Le Quien haben et 
ſchon hemerkt und bewieſen, daß die dem Dion. 
Alex. zugeeigneten Scholien eine Arbeit.pes Job. 
Sceythopolitanus ſind. Zwar wendet⸗ hingegen 
Bern. de Rubeis in der. neuen venetianiſchen Aus- 
gabe der Werke bes.Dionyf, ein, es ſey unglaub⸗ 
lich, Daß Anaſtaſtus ven .Ioh. Seythope). nicht 
ſollte gekannt Haben, der doch mit ihm zu glei« 
her Zeit lebte: allein Darauf wird geantworter, 
daß oh, vor dem Jahr sısfchon Biſchof in Sry 


thopolis war (©. 806). Da Anaflafius ums. 


"55.650 lebtes daß ‚viefleicht.die Severianer, die 
mehrere Buͤcher herfaͤlſchten, dieſen Scholien den 
Ramen des Dion. Alex. vorfegten: und daß end⸗ 
Por En. u üch 


— 


lich die ganze ‚Seele incerpoliri fen. - Denn es iſt 
.bod) auffallend‘, daß eben diefer Maximus, auf 
‚den Einwurf gegen Die Aechtheit der Werke bes 


Dien. Areop..den man aus dem Stilleſchweigen 


‚bes Origenes und Euſebius herleitete, nichts wei⸗ 
ter erinnert, als daß es auch noch mehrere Schrif⸗ 


‚ten gebe, deren beyde Kirchenvaͤter nicht geben 
‚Sen? würde er nicht weit gruͤndlicher haben gen 


koͤunen, daß Boch Dion. Alex. fie gekannt habe, 


„falls er die Schofien deffelben gehabt hätte? Eben 


Ada SSTIV. dabt 25” 


‚fo :wenig ;zuverläßige Zeugen für die Eriftenz_ bee - 


Werke‘ Dion.. findet man (C. IT.) im vier 


‚ten. Jahrhundert: - Die arabifchen Kcten der 


Nicaͤniſchen Synode, wo fie can. 31, genennt | 


fin, ſind unächt: die Schrife des Athanaf._in 


‚quaell. ad Antiochum ducem habert die Bene⸗ 


bietiner ſchon für unächt, wenigſtens für fehy in« 


«tenpofict erflärt: GSeegor von Razianz berufft ſich 


(0x.38 in nativ. Dom.) auf einen feiner Vorgän« 
ger (rx 73 ꝓncoy), welcher ilber bie Einheit der 


drey Perfondn in. Gott aus der Dorologie dere 


gel Eſ. 6. philoſophirt habe, worunter einige 
ben Dionyſius verſtehen wollen: andre aber ben 


\ 


Aryanafius. (Wir treten den feßtern bey; denn 


Das. epo. nv muſt nicht allezeit die Vorfahren, | 
aaajores, bedeuten, ‚wie der Verfaſſer behauptet, 


ſonhern 0.00 Yixav find, qui ante nos dixere; 


und Öregor zielt ganz deutlich auf einen Matın, | 


ber. kurz zuvor ſchon in Conſtantinopel von’ diefer 


Buche gepredige Habe, und ihn der Mühe über 


bete⸗ mehr davon zu ſprechen, Di kann wohl 
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Alchonaſins Yeyı) endlich Chryloßem fern 
de Pſeudoproph. iſt abermals unacht. Unter 


den Syrern (C. III.) ſchrieb zwar Ich Derenſie 


einen Commentar über bie hierarch. ooeleflem 
des Diouyſ. aber Khan Aſſemamn hat ben Irr⸗ 
thum wiberlegt, daß er Sec. EV. gelebt de don 
Erpräm zum. sehrer gehabt: haben ſoll. 

“ würbigift es, daß Cap, IV.) bie. —— * 
der collatione Coaflane. im Jahe 334 ſich dar⸗ 


. auf berufen, daß Cyrilb von Alexanbrien in 
feinem Buch wider deu Diodor. und Theodor. 


son Mopſueft ven Dion. Ateop anfuͤhre, worauf 
‚ber Biſchaf zu. Ephefis Hypatius qutwortte 
sheils es ſey ungewiß, ob nicht dieſes Buch des 
Cyrillus unterfchoben fen, ctheils Fünnten dieſe 
Zeugniſſe aus dem Dionyk: in die Scırife deu 


7 Spell eingefcheben und-undche fen. - Miefe 


letztere Vermuthung des Sipatius (ba Die erſte 

Ag anal ba Ahr wa ben Brung 
e a ſich, n 

Anall. naik in hodeg. <. 19. Severianus Air 

gehn Schreiber ſoll gehalten haben, durch welche 

er die Schriften des Cyrillus weilte verſoͤlſchen 


laſſen. ( Hier ſind wir mit dem Verſaſfer niche 
3— rin -Däs Vorgeben des Hopatius —** 


“nur ein leibiger Behelf des in die Enge getriebe 


BZ ‚nen Difputanten, nicht eigne, auf Gründen heru⸗ 


| hende Meimmg. Wir ſehen auch aus dem Bre- 
viario des Liberatus c. 10. daß biefer in dem 


J— Ber, u Eyes wit die Aula Ver 
. Werke 


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A. BET. IV, Och: | Ey 


Werke Dionyſ Coristh, ‚Ep. (uiche Athenienſie 
fand, ohne ſie fuͤr einen fremben Zuſatz zu Hal 
ten, Endlich möchten Die Verfaͤlſchungen durch 
den Severianus ſchwerlich gewiß ſeyn, oder hie⸗ 
gehoͤren. An ihrer Gewißheit laͤßt ıms ſeihſt 
naſtaſius — denn er giebt es bloß fuͤr eine 

Sage der Orthodoxen aus (catlilici nobis narra- 
bapt) und Die Beyſpiele der Faͤlſchung, die.angen. 
führt werden, find ti Veränderungen einzelner _ 


Worte, nicht Interpolqtionen ganzer Gentengen _ 


‚und Perioden: fie follen: auch erft nad) den Zeir 
ten des Eulogius, ber von 577 bis 604 Patriarch 
mar, gewagt worden fenn. Bis jegt bliebe alſo 


Wven waßefcheinich Cpeill der ältefte Zeuge für 


die Eriſtenz ber Schriften Dionwfii, weiches un . 
ſo weniger bedenklich ſeyn kann, da nach des Wen» 


faffers eigner Unterſuchung, wovon wir dernach re⸗ 


den, das zweyte Viertel dezs Sec. V. bie Geburts 
zeit dieſes unaͤchten Kindes iſt. In eben die 
ſem Jahrhundert ſoll, wie Nicephorus ‚Calliflus 


hast, ber Patriarch von Yenıfalem;, Juvenalis —— 


in einer Oration. ad Marcianum dieſe Werke 


Dion.:Areop, gelobt haben: aber Nicephorns!" 


wel ein feichter Zeuge! - Erſt im Sec..V. fies 


gen diefe Werke an bekannt zu werden (C. V.). - 


da Jehannes, Biſchof zu Scythopotis ums J. 
18; Scholien darüber ſchrieb, unb, wie gedacht, 


auf der Collation zu Conſtantinopel man ſich von 
Seiten der Severkaner auf ſie beruſte. Das allı _ 


greine Sulleſchwelzen der elten, beſonders audı _ 
Ms; — u 


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m ' Alla SS. T. IV. D&bk 
dis Epſebius und Hieronymus, bie beinen haerk 
wuͤrdigen Kirchenvader ausfießen, (C. VI: bes 


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.»frätige den fpätern Urfprung dieſer Schriften: und 


auch ſelbſt noch,Sec. V. und-folgg. wurde an ihrer 


X 


Aechtheit gezweifelt. (C. VIIL) :Werigftens po⸗ 


lemiſirt der Commentator, Maximus, fleißig ge⸗ 
„gen diejenigen, bie fie nicht fuͤr ganz aͤcht halten 
sollten. Hm. beutlichften bemeilee es der Inn⸗ 


Halt, daß fie in die erfte Iautere Periode des Chri⸗ 
ſtenthums unmöglich gehören Fönnen. Es wird 


darinnen des Briefes Ignatii Ad Kom. 'ge, 


dacht, der doch erſt nach dem Tode des Dionyſ 
Areop. geſchrieben iſt (C. X.) Er beruft ſich 
{C. X.) im Buch de hier. eccl. c. ult. G I1. auf 
antiquam traditionem fuͤr die Kindertaufe, wel 
ches man wohl zu Anfang Sec. IE. nicht ſagen 
konnte. Die: Sehre von der Dreyeinigkeit (C. XI.) 
wird weit kuͤnſtlicher vorgetragen, als-ber früßern 
und reinern Einfalt des apoſtoliſchen Zeitalterg 


‚gemäß ift, - Er. nennt Sort Ever TENUMOTETOV 


und. nimmt das Wort vroseoss; wie das latei- 
niſche, perſona, da man doch erſt nach den Zei⸗ 
ten des Concil. Alexandr. anno Ehrilti 362 an- 


geſangen Hat, ana» und dmeswirw allgemeiner 


zu unterſcheiden. Die Beſchreibungen von Moͤn 
chen und Kirchengebraͤuchen z. B. von der Eu⸗ 
chariſtie paſſen endlich (C. XI) nur aufs vierte 


Jahrhundert: ſo wie auch der Widerſpruch gegen 
die Eutychianiſchen Lehrſaͤtze fürs erſte Serulum 
zu fruͤhzeitig iſ. Am wahrſheinlichſten glaubt 


Byeus 


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- | „Aha 68. T.W. oachm 187 
Byens, ſeyn fie zwaſchen der Epbefinifgen Ey⸗ 
node im J. 5331 und der zu Chalcedon im Jahr 
St, abgefaßt,,. zur Beftätigung der. Orthodorie 
von, einem weifen und ſrommen Mann (lapientiffi- 
mo et ſauctiſſimo), ber .fidy in guter Abſicht ej⸗ 
nen folchen Betrug wohl erlauben konnte. ‘(Wenn 
Eyrill ſchon in den 1. adv. Diodor. et Theodor. 
sine Stelle aus diefen Opp. anfuͤhrt, und nicht 
anders der Areop..mit dem Corinthiaco von, den 

severianern verwechſelt worden, ſo muſten dieſe 
Werke ſchon vor dem J. 534 exiſtirt haben. Deß 
aber einige den Verfaſſer derſelben für einen Keger : 
gehalten haben, Der zur Parthey Ber Monephyſi⸗ 
ten gehöre; daß man vermuthete, Eyrit von Ur 
randrien habe Antheil an dem. "Betrug. gehabt, 
um ſich wider bie Meftorianet eine neue Srüpe | 
durch das Anfehen eines Echülerg der Apsfiel zu 
bauen; daß endlich fa Croze den Sinefiug, Bir 
ſchof in Ptolomais für. den Ver ſaſſer zu halten 
geneigt iſt: ſcheint dem Biographen unbekaunt 
geweſen Br ſeyn) —. I. De S Temetrio Ep. ° 
Confefl. Dieß Leben hat Jah: Hubenus abge· 
faßt. Demetrius war nach Meareus der dran» 
Kae Biſchof in Alexandrien, pem Jahr 389 - 
is 431 merfwürdig, theils weit. ihn Julian, 
fein Anreceflor zu feinem Nachfolger ernennfe,, ob 
ec gleich Fein: Gelehrter und beweibt war (aber er 
muſte nachher feine. und feiner Frau Jungfrau 
ſchaft durch ein. Wunderwerk beivelfen, da er in 
Steniche Sehne die Tanne feiner Frau 
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188 Adts ss, T. IV. O&obr. 


mit gtühenden Kohlen anfuͤſſen, Weihranch dar⸗ 


auf werfen, und die Frau, ohne daß die Schürze 
'verſengt wurde, bamit herum geben ließ. — — 


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(Hier vermäffen wir die kritiſche Unterſuchpng 
über die Glaubwuͤrdigkeit dieſes —— Theile, 
weit er ber Erfinder der Epaften ſeyn ſoll, wie 


 , Eutych. in anal. Alex. Tom. I. verftdyert: (au 


dieß bleibt Hier ununterſucht:) theils, weil er bee 
erſte und.heftigfte Verfolger des Origenes wurde, 
und ihn aus Alerandrien, too er fo viel Ehre er⸗ 
langte, und fo viel Gutes ftiftere, im Jahr 232 
verjagte. Die Urfache biefes Betragens gegen 
einen Mann, den Demetrius felbft zum Cateche⸗ 
ten in Alexrandrien ben früher Jugend geordnet, 
beffen Caſtratjon er ſorgfaͤltig zu verheimlichen ge⸗ 
rathen, ſucht ſchon Euſebius im Neid und in der 
Eieſuche auf den Ruhm des großen Mannes; 
allein fo ſcheinbar, fo wahr dieß ift, fo glaube ber 
Elogienſchreiber im Leben eines Heiligen einen ſol⸗ 
chen Verdacht nicht aufkenimen laſſen zu dürfen, 
und ſucht daher dieß Zeuguiß des Euſebius zu 
ſchwaͤchen. &s folk nicht gültig feyn, weil es das 
Zeugniß eines Arianers gegen einen 6atholicus 
iſt, (hier thut wohl die Secte nichts) ; und weiß 
Photius (Bibl. Cod. 118) ʒweyer Eynoben zu Ale 
xandrien gedenkt, davon die erſte den Orig. vertrie⸗ 
ben, die audre ihn der geiſtlichen Wuͤrden beraubt 
“hat: worein, wie Hieronymas ſagt, totius. pae- 


„ne orbis Epifeopi, nur bie in Arabien, Phoͤni⸗ 


ien, Paläftina und Ache ja ausgenommen, ge⸗ 
villgt 


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U 504 S T. IT. Oöiche ZT. 


eilig Gaben. Ste, f agt der ÜBerf., bief 
Biſchoͤffe alle in eine aus unfernemmehe 


Verdammung gewilligt Haben? (Sollte, wollen 
wir fragen, dieß das erſte, das einzige Erempel 


fen, daß ein eiferfüchtiger Biſchoff, gegen feinen‘ 

. berügmtern und gefihägtern Untergebenen Par⸗ 
hen gemacht? feile, furchtſame, ſchmeichleriſche 

Siſchoͤffe gefunden, bie losſprachen oder ver. 


dammten, wie er wollte? Die Geſchichte der 


Epnoben iſt leider! meiſt eine Geſchichte der 
Schwaͤche und des Stolzes der Patriarchen und 


Biſchoͤſe. — Und, was Hieronymus ſagt, 


kann wohrhaftig nicht gelten, da es Zeugniß des 
Feindes gegen. ben Feind ift, und da eben dieſer 


Hieronymus, she er es für rathſam fand, bie, 
Paripey gegen den Drigenes zu ergreifen, von 


dem großen Lehrer gang anders — ganz einflime 


mig mit der Erzählung des Eufebius ſpricht, ſ. 


Ep. ad $.Paulam T. J. p. m. 154. Andre . 


fagen, die Feindſchaft des Demettii gegen Driges 


nes ruͤhre davon her, weil ſich der letztere ohne 


| fin Vorwiſſen su Caͤſarea habe das Prieſterthum 


en laſſen. Wieder eine ſehr begreifliche 
* Unwillen eines Bilde, der * 


—— — ausbreiten will. Auch dieſe wid 


der Verſheidiger des Demetrü nicht. gelten laſſen, | 


weil ein Brief vorhanden iſt, darienen bie Dt: 


ſchoͤffe von Alepandrim und Egppeen diefe Ordi⸗ 


nation billigen. ( Allein es ift doch unlaͤugbar, 
daß ſich Demetrius uͤber die FR, die ihn 


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ordinirt hatten," beſchwwertot und Hicremus te 
der. Edel. c.. 54: giebt nicht undeutlich zu erken⸗ 


nen, daß‘ hierdurch Demerrius vor den Kopf'ges 
ſtoßen worden.) Epiphanius will vorgeben, Or. 
ſey wegen begangener Abgoͤtterey verjagt worden, 
‚ wie ih den ſolgenden "Zeiten es auch oͤffters gar 


fagt, und. felbft von: Huetius geglaubt werben: 
allein auch dieß iſt niche glaublich, weil: Hiero⸗ 
nhmus, der den Origenes nis ſchont, von einem 
ſolchen Verbrechen, nichts wußte, auch damals 
keine Zeit der Verfolgung war. Die einzige ind 


2, wahre Urfache, warum Demetrius den Origenes 
J entfetzt hat, ſucht ber Verfaſſer in den ketzeri⸗ 


ſchen Lehren, die biefer in den bekanaten Buͤchern 
qweei wexav'vorgetragen haben fell, (Allein wie 


kommt es, daß man diefe Jerthuͤmer erft:füfpie‘ 


entdeckte? und daß erft im Sec. IV. und V. nem 
dieſe Bücher verdächtig fand? Wie lerne Des 


metrius den Innhalt diefer Buͤcher kennen, die, ' 


wie Pamphilus fagt, damals in fecreto, als Pri- 


vatgedanken nicht fürs Publitum aufgeſetzt ⸗wa⸗ 
ren? Warum fage Hieronymus niches- Davon, - 


daß Origenes ſchon bey ſeinen Lebzeiten als Ketzet 


verworfen worden, wie kann er im angefuͤhrten 


Brief Das Gegentheil bezeugen: dämhatur —non 


‚propter haerefin, non propter dogmatum: no“ 
‚ vitatem? — Ueberhaupt hätte dieſe ganze 
ſchichte eine geriauere Unterſuchung verdient. 8.. 
an iſt der Kirche und: der Geſchichte mehr gefe« ' 
: gen, als an den unnuͤhen Fragen, vb ein Heili· 
ger 








204,85 T.IV.Odobr.‘.. "10 


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‚Ya ba aber Hort begraben liege? Über Hubenug: . 
ſorſcht nicht fo tief ale. Byeus. — IV) De.SS. 
Dionyfio: Ep. Ruflico prefb. et Eleutherio Diac.: 
Martt. ‚Parifiis.. Modem €. Byeus vorhin . _ 


ſchon bewieſen hatte, daß Dienyf. Areopegita von 
dem Biſchoff in Paris diefes Namens unterſchie- 
den werben müffe, ſo traͤgt er nun die Geſchichte 


des letztern vor, deſſen Arta in Boſquets hiftor.:. | 


Pariſ. 1636 und-in Felibiani hift. abber. S Dionyf. : 
1706 abgedruckt find; Leber. das Alter und den ' 
Verfaffer: derfelben find Die Gelehrten nicht einig, 
Denn Betr. de Marca ft geneigt, fie.dem Venan- 
tiüs Fortunatus Sec; VI, zugufehreiben, duͤ Bois 


Ga hift. -ecclel. Parif.) dem/ Biſchof von Paris. . 


Ceraunus, ber 601.625 Biſchoff war; Launoi eis 
nem Verfaſſer, der erſt nach Carls bes Großen 
Zeiten lebte. Byeus beſtimmt das Alter diefer 


AA. nach) zweyen Gründen; Kinmal, fie find | 


früheg abgefaßt, als die Meinımg auffam, daß 
ber Bifchof von Daris und: der Areopagita einers 


ley Perſon geweſen; alfo früher, als die Arcopa- 
gitica Hildsini, vor dem Sec. VIII. Zwehtens, 


der Verf. lebte zu einer Zeit, ba.viele. Teutſche 
nad) Paris famen; denn er redet von einem con- 


ventu Germanorum in civitate. Dieß geſchah 
erft Sec. VI. da Chlodoveus Paris zu feiner Re⸗ 


fiveng machte: Dor tirheber der Actorum ges 
fteht es ſelbſt, daß er lange nad) ben Zeiten bes 


Dienpfii gefihrieben, und feine Nachrichten ex - 


fama gefammels babe: daher feine Zeugniſſe we⸗ 


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5 nig Werth haben, Diejenigen, welche ben Yo 
uyſium ſchon Sec. II. als einen Schuͤler von Ele 





mens in Rom zu Paris lehren laſſen, nehmen 


„gegen bie Seſchichte an, daß das. Chriſtenthum 
ſcch ſchon früßgeitig in Gallien ausgebreitet. Habe. 
was Irenaeus von ben. Ehriften unter ben 
Kelten fage, iſt nicht auf ganz Gallien auszjubehs 


nen? und Tertuflion, ber diverfas Galliarum na- 


tiones nennt, gibt eben dadurch zu verfteben, ' bag 


. wicht in ganz Gallien das Chriſtenthum befannt 


geweſen, (er macht auch zu fehe den Meiner, als 
daß feine Worte hiſtoriſch genau erklärt werden 
vuͤrften). Hingegen wird In den Actis Saturnini 


Ep. Tolofabi (Sec. IV. init.) Heym Ruinart und 
in einer Epift. VII. Epiſe. Gall. beym 'Gregar. Tu- 


rinu. hiſt. L 9. ausdruͤcklich des ſpaͤtern Urſprungs 
des Chriſtenthums in Gallien gedacht und auch 
Sulpicius-Sev. L. U. c. 32. bezeugt, daß erſt unter 


dem Aurelius die erften Martyrer in Gaflier 


| wefen find, ferius trans Alpes religione Dei ſuſ- 
‚ veptz. Vielmehr mag dieſer Dionyfius erft 
‚Sec. II. ‘gelebt haben, da Paris noch ein gang 


kleiner Ort war. ‘Denn in diefe Zeit fegen Sul. . 


pic. Sev. und Gregor. Tur. den Anfang des Chri⸗ 


ſtenthums in jenen Gegenden, und bie Verzeiche 
. - niffe der Parifiichen. Bifchäffe, die zwiſchen ben 


Dionyſius und dem Vidorinus, welcher bas 
- Conc. Sardic. im J. 345 unterſchrieben, nur vier 
bis fuͤnf Bifchöffe nennen, ſtimmen damit über 
5° in. Wsbefiheinlih U Zabln, Diff 


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A685 T. IV. Ode 05 


In Reom ihn im Jahr 249 zu Anfang der Megles 
tung des Decius In diefe Gegenden gefchleft has 
ber: ob allein, oder mit Geſellſchaftern, iſt une 

gewiß. Hier lite geben Tod um des Evangelli 
willen mit feinen beyden Gehülfen, Ruſticus und 
Eleutherius, wahrfcheinlich durchs Schwerd. 
Die Zeit-jeines Martyrertodes jeßt der Verſaſſer 
nicht unter Decius, unter deffen Regierung er erſt 
fein Bißthum antrat; nicht unter Aurelius, wie 
du Bois annirmmg, denn befjen DVerfolgungsber 





erete erſtrekten fich nicht auf Gallien und Gallien - . | 


feibit harten Damals’ großeurheils bie. Mlemanuier 
im Befig; fonbeen vermuthlich unter Maximilian 
poifchen den Jahren 284 und 292, in der Gegend, 
wo jetzt Die Abtey S. Denys fteht, wo ihm bie 
heil. Gemovefa eine Kirche erbauen laſſen, die Da⸗ 
gobert noch mehr.ausgefehmückt har. Die Wun⸗ 
der, die bey feinem Grabe geſchahen, find meiſt 
Strafwunder, im Moͤnchsgeiſt, nicht im Geiſt 
eines Heiligen. — Die der Biographie ange - - 
hängten, oben fchon genannten Acta Anonymi \ 
find fabuloſa! — Noch finden: wir einen Dope 
peiten Anhang, davon bee erſte de eultu, 
tranalationibus et miraculis 8S. Dionyſ. handele, 
Die Wölferwanderungen koͤnnen nicht mie mehr 
Fleiß umterſucht werben, als unfer Verfaſſer 
bie Xeliquienwanderungen beſchreibt, die oft dert 
heiligen Dionyſius trafen, und: bas molliter oſſa 
cubent! bey ihm nicht gelten laſſen. Karl der 
Große-führte ben Leichnam dieſes Schutzpatrons 
Doederl. Bibl. 2. B. St. Nder 


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14, AMESST.IN. oqobr. 


der Pränfifihen Käfer bey den Beibügen wider 
die Sachfen ben fich: im Jahre 859. transportirte 


man ihn aus Furcht vor den Mormannen Rad) 
PHurepoix: im J. 876 nach Confevreux: ein 
Jahr darauf nach Rheims, im J. 890 wieder nach 


- St. Denys - und zuletzt kam er gar durch Diebſtahl 
nach Regenſpurg. Einzelne Theile find in vielen 


Gegenden: über den Kopf des Dionyſius ftritten 
ſchon vor ungı die Erzbifchöfliche Kirche St. Ma« 
rienne zu Paris und die Abtey S. Denys, worüber- 


‚ das Parlement ben. Ausfpruch chat, zu St. De= 


nys fey ber Kopf des Dion. Athen. zu Paris des 


‚ Dion. Corinth. und vielleicht haben ihn beyde 
micht, wenn der ganze Körper dieſes Dionyfius zu 


Kegenfpurg liegt. Diefe Streitfeage iſt der Ges 


genſtand des zweyten Anhangs biefer Biogra⸗ 


phie, darinnen ſehr undartheyiſch die Gründe ber 
Regenſpurger für oder gegen. den Beſitzſtand des 
Körpers diefes Helligen abgemogen werden. in 
Ungenannter aus Sec..XI, der den ganzen mo- 
dum, wie der Körper zu St. Denys entwendet 
worden, beſchreibt, iſt zwar nicht fo glaubwuͤr⸗ 
dig, als. viele, unfer andern aud) der Abt zu St. 
Emmean Johann Baprifta (Kraus) der difl. 


de Emmerano Ratisb. translato 1750 fehrieb, 


— ieb, ihn. 
machen wollen: Der Diebſtahl ſelbſt bleibt aber 


doch gewiß zwiſchen den Jahren 890.893. Das 
Setilleſchweigen der Teutſchen von dieſer Sache, 


beſonders des Arnulphus, Moͤnchs zu St. Em⸗ 


ogeran, der um dieſe Zeit lebte, und weitlaͤuftig 


— 


die 


J 
4 


— 


7, 


Abbe Geſchenle beſchrelbt, die der Kolſer Armin 
‚bein Kloſter St. Emmeran zugewendet, aber mie 





keinem Wort: eines Dionyſius gedenkt, nugef 
zwar die feauzöfifihe Parchen fehr vorsheilhaft und 


ſcheinbar: „allein gr: wollte diejes Leichnams nicht 


Erwähnung thun, weil er.noch nicht gefunden war 
(doch mußte es im Emmeran befanng, fern), und - 


vielleicht hat. Eccard Recht,, wenn. er behaupten 


Daß die Schenkung des geſtohlnen Heiligen niche J 


som: Arnulphus, ſondern nur vom Giſelbertug, 


dem Entwender, herruͤhre. Wenn ſich die Frans 


zoͤſiſchgeſimten darauf berufen, daB ſchon umg 
Jahr 1050 in St. Denys der Leichnam Dias 
nyſ. geſucht und gefunden worden, fo fehle, 


Beweiß, daf der gefundene Körper der Dioiyfee, - 


ſche ſey, und die Unterfuchung, die erſt nach 
‚Ausbruch des Reliquienſtreits geſchah, entſcheidet 
nichts. Vielmehr hat der Regenſpurgiſche Kaͤrper 
eher das Merfmaal des aͤchten (oder vielmehr Sep 
IX. für Acht gehaltnen) Dionyſius, denn hen dem⸗ 
ſelben fehlt etwas an der rechten Hand, welches 
ſchon vor dem Jahr 890 davon weggenomme 

worden, und das Stuͤck iſt, das Karl der Ein 
fältige dem Kaiſer Heinrich dem Vogler, als 
Friedenspfand überfchict hat. Auch $eo IX. der 


— 


MBIT. OAeb u. 


den Seichnam zu Regenfpurg felbft beaugenfchel ' 


nigte, ſprach für ben Beſitzſtand des Kiofters St, 

Emmeran, wie der Annalilla Saxo u. a. bezerm. 

gm, obwohl bie Aechtheit des von Leo an den K 

dig in Frankreich Ani uͤber dieſe Marerje 
| 


| 


m. 


Es | 0 r I. Ode nn 


engebfkd, geſcheicbenen Brieſcs fepr je bezweiſcia 

iſt. Der Schluß oller-— freylich uns ſehr gleiche 
ws gen Unterſuchungen ift, Daß Bas Kiofter Gt. 
BEN mehe Schein für den Beſitz des gell 
el babe, als die Abtey St. Deuns, 

| aber die Sache allemal ungewiß biel- 

Ge — Alle übrigen Heiligen auf.diefen Tag 
fſind unergeblih. V. De S. Domnino f. Donni. 
'no Mart. Burgi S. Domnini in Parma. Er 
Ütte unter Maxrimian und wurde enthaupter. 
Auch bier komme die Fabel vor, wie beym Dios 
- nf, | daß er nad) der Enthauptung feinen Kopf 
noch eine Strecke weit in der Hand forttrig. Die 
angehaͤngte Pallio S. Domnini von einem Unge 
nannten. aus; einer futdifchen Handſchrift fänge 


an: TemporeMaximiani imp. fadta eft t per- 





fi 
fecutio &c. und iſt fabelhaft. VI. De 8, Attico 


Luddulo £ Lugdulo, Septimo et, Iulio Martyri- 
bus. VII. De 8. Marcello f. Marcellino, Ge- 
mino f. Genuino, Nuvio f. Nivio, Primina, 
. MM. Romae. Kaum die. Namen biefer Heili⸗ 
gen, aus den früpeften Martyralogiis, Jaffen fi) 
berichtigen. VII. De S, Baradtale Mart. in 
Spoleto. , IX. DeS. Publia Abbatiffe: . Zu Are 
tlochien in Syrien. ’ Was ma -von ihr weiß, 
ſteht in Theodorets K. Hiſt. 3.3. 19 R'- Julian 
fieg fie zuͤchtigen (billig, weil fie zu derb geredet 
hatte.) Einige haben fie für die Mutter des 
Chryſoſtomus, aus Jerthum, gehalten. X. De 
RD Aadronico. et Athanala Leaf. in Even 

> n 








‘ j; 
- 
\ . 


. Ada 88. T. V. Odobe. Br, , 


, - 


Ein fremmes Ehepaar in Antiochien, waheſchein⸗ J 
lich zu Anfang des Sec, V. das eine Wallſarth 


nach Jeruſalem unternahm, und fi in Faſten, 


Wachen, u. a. Moͤnchſtugenden übte. Ihre 
Ada find griechiſch und lateiniſch aus den Menaeis | 
bengefägt. XI. De S.Sabino f. Savino monscho. 


conf. zum Unterſchied von andern heift er St. 


Savin de Savedan in Poitoux. Gein Geburtsort. ., 


wor Barcelone in Berry, welches mehrere un⸗ 
richtig mit Barcellona in Spanien verwechſelt 


haben. "Seinem Vita, das aus Labbe“ bibl.MSS.. 


T. Ih hier eingeruͤckt ift, iſt nicht wiel zu trauen. - 


- x 


XII. De S. Domnino Conf. apud Tifernum Ti 


berinum in Vınbrie, Er lebte zur Zeit des Ton - 


tila, d. 1. ums] Jahr 540. wurde zuletzt Einſied⸗ 


fer) und ſoll gegen ben tollen Hundebiß helſen. 


(Eben dieß wird auch von vorhin N. V. angefuͤhr⸗ 
ten Domninus erzähft, Vielleicht ſind beyde nicht 
unterſchieden.) XIII. DeS. Aruoaldo Ep: Conf. zu 


Mez. Er war Lehrer des Koͤnigs Dagobert, her. 


nach Biſchoff zu Mez von 601 bis 600. XIV. 


De S. Giſleno Conf. Vrfidongt, nunc Giflenopoli 
in Hannonis. Don Sof. Ghesquier. Ein Vita - 


Ghisleni, fo Mabillen ſchon (Sec. II. Benedi- 
dinorum ebirt, kann vor dem Ende bes Sec. IX. 
niche gefchriehen ſeyn, weil darinnen der Verwuͤ⸗ 
ſtung von Hennegau durch die Normannen ge⸗ 


dacht wird: doch iſts nicht gang zu verwerfen, 


weil ein Theil davon, nach dem Zeugniß des V. 


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aus chartis antiquiſſimis genommen iſt. Im 
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* 
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| u na ss, T. w. Obi 


— 


Sec. X. erſchien eine enbre Bingrapfie aus einer 


„Unbekannten "Feber: Sec. XT. befchrieb fie auch 
Rainerus, deſſen Buch die Bollandiſten! in 
Handſchrift beſaßen und nuͤtzten. Von den ſoge⸗ 
nannten poetiſchen Vitis in Knittelverſen wollen 


wir nichts gedenken. Der Heilige ſelbſt, deſſen 


Name Fraͤnkiſch klingt, foll aus Athen gebuͤrtig 


geweſen ſeyn: er widmete ſich aber dem Moͤnchs⸗ 
- Leben, (doch war er nicht Erzbiſchof von Athen, 
wie einige behaupten‘ wollten), gieng nad) Rom, 


und von da in bie Niederlande, wo er fid) in der 
Wildniß Zellen bauete, ums Jahr 650., und, 
nachdem er fich als einen eifrigen Befoͤrderer des 
Moͤnchsweſens gezeigt, ums J. 681 ſtarb. Sei⸗ 
ne Zelle wurde zur Kirche, feine Reliquien zum 
Heiligthum, das von einem Ort zum andern wan⸗ 
derte, bald um ſicher zu ſeyn, bald um zu betteln, 
und Wunder that, wie man fie damals hörte und 
glaubte, Das obengedachte Vita Giflent eines 
Anonymi ift aus Mabillon ale Beylage abge⸗ 
druckt, nebſt einer andern $egender inventio et 
miraculaS.Gifleni.: hm folgen zwey Schüler. 
XV. de S. Lamberto et Bellerio Conff. von denen 


man nichts weiter weiß. XVI, De S. Gemine 


Conf. forte monacho $, Benedicti in oppido S. 
Gemini in: Vmbria. Seine Geſchichte if: ganz 
fabelhaft, fo daß Byeus nicht wagte, die in 
Handfchrift den Bollandiften zugefchickte Biogra. 
phie abdrucken zu laſſen. Er ſoll aus Syrien 


J sa Italien gekommen, und im J. 815 selon 


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„ ABaSS.T.IV. OAche. ng 


ben fen. XVII. De S. Deusdedit Abb. Cafi- 
nenſi. Er ftarb 834; ımd hatte von dem Fürs -' 


ſten in Benevent, Sicardus, viel auszufteben. 
XVIII. De Petro GalataMon. Conf. Conſtantino- 
poli. im MBec.. IX, Wenig. aus dem Menaeis. 
XVII. De $. Olla Virgine Ihre Verehrung 
ſchraͤnkt fi) auf Cambray ein: aber es fehlen von 


ihr alle Acta, fo daf man nicht einmal das Jahre 


hundert beftimmen Fann, in weichen fie ‚lebte - 


XX.De bb. Nidgario et Adalberone Ep. Beyde 


waren Bifchöffe zu Augſputg, mo fie auch allein 
verehrt werden. jener ſcheint vom J. 864-869, 
und dieſer von 887 bis goq bie biſchoͤffliche Wuͤr⸗ 


de bekleidet zu haben. ‘Der letztere taufte un 
erzog den Kaiſer $ubwig das Kind, wurde zum 


Reformator und Abt ‚des berühmten Kloſters 


Sanrishelm vom Kaifer Arnulphus ernennt, das 
er auch reichlich bedachte, und ftund in großent 
Anfehen bey dem Kaifer. : XXI. De b. Gunthera 
conf. Ord.’S, Bened. Breunoviae (nicht weit von: 


Prag) in Böhmen. Ein Mönd) -von vornehs 


mer Thüringifcher Geburt. Das Vita von tie 
nem Zeitgenoffen. des Heiligen ift aus Mabillon: 
bie miracnla deffelben aber aus einer Handſchrift 
edirt. XXI. De b. Goſwino abb. in monafl. Aqui- 
cinctino in Artois. Der Verfaffer oh. Hu⸗ 


benus, der ſich uͤberall der Kürze befleißigt, er⸗ 
inert, daß ein franzoͤſiſcher Schriftſteller, Gib — 
bon im J. 1610 zwey alte Lehensbeſchreibungen 
deſſelben edirt, daß aber die eine nicht, wie Gi · 

| Ra. bon 


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ie. BASTI Och 


Im wei, den Nachfolger Gehoin, Aleranhet | 
zgum Verfaſſer haben, könne, _ Abälard war fen 


ehrer, den er aber nicht nur in einer gehaltnen 
Difputarion ſoll erniedrigt und befiegt haben, (bie 


Erzählung. hiervon ift zweifelhaft ucd uaunten 


ſucht) fondern auch nach der Synode zu Soiſſons, 


auf weicher Abaͤlard feine Schriften verbrennen 
muſte, als Prior des Kloſters Medardi, gefan⸗ 
gen hielt, Mach vielen guten Handlungen ſtarb 
er im %.1166, XXI. De b. Joh. Labedavin C. 
- einem Franeianer. mı Culm in Preußen, ‘der 

2264. ſtarb. Seine Tugenden fi zwar nicht ber 
kannt, doch wurbe er in ſchon 


frauͤhzeitig verehrt, bie die furi ———— 


hacrefis Diefe Verehrung’ unterbrach, welche aber 


im vorigen „Jahrhundert bey Entdeckung feines 


teichnams wieder erneuert wurde. Allein wozu 
iſt das vita Lobedavii, das erft im vorigen 
Jahrhundert von..D. Fr. Schembek geſcheieben 
worden: und eigentlich uur ‚die. Wiederherſtellung 
bes erlofdyenen Cultns :befchreibt, - aus dem Pob 
wiicen überfegt und eingerüeft?. — 


-& wenig in dieſem und den vorigen Theilen 
ber AA. SS. Die Hauptſache fe diejenigen inter, 
eſſant iſt, die einen Heiligen verachten und kei⸗— 
wen zu fehr erheben, und unter ben Seeligen vom 
erſten Rang nicht - bloß Männer in Kloͤſtern und 
Kutten, oder Bi —* und Aebte, ſondern auch 


andee weltliche: aͤnner u dem Threu ober hinter 


entf nie —E pr \ | 


don Plug fuchen; fo wicheig bleiben ber ‚iefe 
Gefchiehtbni 


her für. den Gefrhichtforfcher wegen 


* der Digreffionen und-gelegenheitlichen Unterſuchin· 
gen, welche wir eingefchattet finden, Nur iſts 
Schade, daß- man fie bier nicht ſucht, nicht er⸗ 
wartet, und wegen der Koſtbarkeit bes ganzem 
Wertes niche allgemein nuten kann. 


* B 


Einleitung und Entwurf zum Ver. 
ſuche einer zwiſchen den ſtreitigen Theis 
jen im roͤmiſchen Reiche vorzunehmenden 
Keliyionevereinigung , von verſchiedenen ka⸗ 
tholiſchen und enangelifchen Perfonen, wel⸗ 
he ſich zu Diefer Abficht in einer Gefeflfchaft ver⸗ 

abredet haben. Frankfurt und Keine, | 
| 1781. 8 Ä 


| Is fo vielen misfangenen Verfuchen, Beute 


kreflidyen Felgen der‘ Keligionstrennumgen 
aufheben, und die verſchiedenen chriſtlichen Pate 
theyen in Deutfehland zum Frieden und voͤlliger 
Eintracht zuruͤckzubringen, dat fich, wie wie ſchon 
felt niehrern Jahren mußten, eine Seſellſchaft gute 
gefimmter und friebensliebenber Männer aus der 
proteftantifchen und roͤmiſchen Parthey freywillig 
In of verhigt, fin I du; Grid 


x 


mt. if v 


neue Verſuche und d Sewurfe zu eine voͤlligen Be 
ligionsvereinigung zu machen, und Das lange und 
ernſtlich gewuͤnſchte Unionsgeſchaͤffte zu befördern, 


und, wo möglich, zu vollenden. Bisher hat fie 


nur unter fi gewirkt: num aber, um übeln Urs 


heilen zu begegnen, und, weil ihr Plan reif ge⸗ 
worben iſt, Andre daran Antheil nehmen zu laſſen, 
critt fie öffentlich auf: und wer wird nicht den 


' Fiedensboten, mit dem Evangelio und ben Palm» 


‚zweig in der Hand, wer den Vermittler nicht gerne 


hoͤren, wenn er mit Unparthenfichfeit, one Vor⸗ 
liebe, ohne Präliminarforberungen zu Gunſten Ei 


ner Parthey, mie Beſcheidenheit und mit Einſicht 


ausfuͤhrbare und uͤberlegte Vorſchlaͤge zur leichtern 
And bequemern Erhaltung bes Friedens thut? Wer 


nicht begierig feyn, feine Plane zu kennen, wenn 


er zumal, wie dieſe Verfaſſer, mit feſtem Ver⸗ 


trauen und großer Zuverlaͤßigkeit das auszurich⸗ 


ten hofft, was durch blutige und unblutige es 


fechte, Colloquien und Jeſuitenkuͤnſte, Traktaten 


und Dragonaden ſeit dritthalb hundert Jahten 
fruchtlos verſucht worden iſt? Kann, darf man 


biefem Plan, menichlichen Anfehen. nach, einen 
gluͤcklichern Erfolg verfprechen, afs den bisherigen 


Verſuchen? und befteht die Gefellfchaft aus Maͤn⸗ 
nern, die afle Eigenfchaften von Vermittlern bes 


weiſen und ausüben werden? Wir hoffen, ohnge⸗ 


achtet. wir fein einziges Glied derfelben kennen, 


bdoch genug ihre Orundfäge, ihren Charakter und 


thren Def iu dem aroen — weit ausfehenben 
Seſchaſtre 


zur Religiontogpeinigung: And; 


Seſchaffte aüs ihrer erſten Schrift beurthalen za 
koͤnnen, und wir find es ihrer redlichen Abſiche 


und unfern Leſern ſchuldig, vollſtaͤndig und frey⸗ 


mithis ihren Entwurf darzuſtelen und zu pruͤſa. 


Kaum finden wir die Apofogie ihrer Unters 
wehmung für noͤthig, Die fie in der. Einleitung 
 mühlam und mit einer Waͤrme, die zuweilen hef⸗ 
tiger aufwallt, verausſchicken. Noch würden fie 
mit ihrem Entwurfe nicht vorgetreten ſeyn, wenn 
nicht in einem ſogenannten unter thänigfter 
Gutachten wegen der jesigen Religionsbe⸗ 
wegung 1780 von einer Goſellſchaft geredet ˖ wuͤr⸗ 
de, die unter dem Namen einer Religionsvereini⸗ 
gung eine bloß natürliche Religion einzuführen bie 
dacht ſey, und dieß oͤffentliche Vorgeben, das auf 
die berlinifchen Theologen zieft (und auf faden Ge⸗ 
rüchten: berußt, auf ihre Gefellfchaft gezogen wor⸗ 
ken waͤre. Dieß noͤthigt fie zur Mettung ihrer 
Unſchuld und zum Schutz gegen allen fafichen Ver⸗ 
dacht des Naturaliſmus Ihre Abfiche und Plan 
fruͤhzeitiger, als fie. entfchleffen waren, zu entde⸗ 
den (Um jenes Verfaſſers willen, der fü ver⸗ 
worren und fo truͤbſelig, ohne genaue Kenntniß 


ber Religion, ber Geſchichte und felhft der nme 


Religionsbewegunugen aus feinem. Catechiſmus rain 
ſonnirt, und in: biefer Sache dem Stuͤmper in 
theologiſchen Angelegenheiten auf allen Seiten ver⸗ 
raͤth, mars wohl nähe noͤthig, in Furcht ju gera⸗ 
Kuda - Sit sea nichs bie Em | 

us 


r zu \ Entwurf Ze — | 

> Yung den Nacwaliſten und In ‚ 

daß die Unlon ein unnuͤhes und unmichtiges Gen | 

Maͤffte, oder bes Deren Abe Jeruſalemo, daß 

fe für jetzt noch eine unmoͤgliche Sache fen, Jene, 

die Naturaliften, und alle, bey denen Die Gleich⸗ 

guͤltigkeit in der Religion dag Richteramt übere 

nimmt unb den Ausfihlag giebt, und die jeben bey 

' . ftinem Glauben laſſen, oder eine Univerſalreligion 

einfuͤhren wollen, (wozu bie neuen Reformateren 
N" gehören): entwerfen ein Syſtem auf dem Papier, 
>. and wollen ein Kirchengebäude aufführen, legen 
aber den Plan zu einem Schweintobel as. 
Men 'Yulde, fagen fie, ımb forge, daß jeber ein 

ehrlicher Mann fey: wozu das Bereinign? Ale 

. fein Binter ihrem ehrlichen Manne ſteckt ein junger. 
. oder alter Welluͤſtling, — ein junger Abfolon 
“ ober ein alter Suſannenbruder. Es giebt 
. auch Keligionen, die unter fich ihrer Natur nach 
bdurch ſich ſelbſt intolerabel ſind: wenn 3. E. eine 
eyniſche Philoſophie Mode wuͤrde, ſollte denn dem 
chrlichen Manne zuzumuthen ſeyn, gegen eine huͤn⸗ 

diſche Un zucht gleichguͤltig zu bleiben ? Zwar wire 
Ben die Indifferentiſten (fehe richtig) antworten, 
ſolche Leute Härten gar Feine Religion, und; waͤ⸗ 
ven fie neben uns, ſo mäßte man nur ihren Ein⸗ 








L ‚fluß hemmen und fie ſelbſt beiehren: allein dieß 


waͤre ja gerabe wider Ihre Grundſaͤtze Intoleranz, 
„. Wenn man fie von ihren Meinungen und Neigun⸗ 
.gen abbringen und neben bar Duldung ihnen auch 
VDelehrungen erthellen wollte. (Ins her kiefer 
——— ‚ganze 


"zur Relizioncheteinigung. 205 
ger Eiidanig. ſchen keinen vorthellhaſteu tsegtiffßf 
von den Einſichten und deren heilen Begriffen bee - 
Oefiheft — ober welafteis ihres Wortführeng 
gemacht. Wenn, von Union. ber’ chriſtlichen 
Harthehen die Mede Hk, ſo liege ber Ausfall uf - 
den groben Indifferentiſmus ganz aus tem Ben, · 
de; fe ift die Inſtanz ganz verkehrt und lächerlich, 
daß nicht alfe Religionen geduldet werden Pännen; 
ſo iſts Entehrung fürs Chriſtenthum, und. Ente 
welhung des heiligen Namens: Religion, es nus 
zu denken, daß unter den Chriſten eine- cyniſche 
Religioncparthey möglich wäre. Es fehle ſiche 
bar an dem Begriff, was dulden heiße: md au ° - 
der Unterſcheidung ber fo ganz verfehlebuen Dinge, : 
jedem jede Meinung, fie fen fo unmoraliſch und 
gefährlich für die Menſchen als fie nur wolle, Icfe 
fen, und ihn nicht hindern, darnach zu handeln 4 
(eine Toleranz, bie fein Menſch noch vertheibige 
hat) umb einem oder mebrern, die fich nicht bee 
teden koͤnnen, DaB ihre Meinungen, ‚welche York 
den Meinungen anbrer fich entfernen , und wo⸗ 
durch das Laſter gar nicht beguͤnſtige, der bie 
Moralitke im. Gefahr gefeßt wird, bey feiner 
Wahrheit, bey feinem Glauben laffen, ohne ihn 
mit Gewalt davon abbringen, oder weien ſeiner 
eignen Denkungsart Pränfen zu wollen: (Tolerang 
ber „Jerenden, bie man eigentlich Gier. verſleht, 

iehle und fodert: und von der es noch niee 
mand behaupter hat, daß fie die "Belehrung aus⸗ 
Phlleper, wie der Werfoffer Hin und —* — 
| J | | nehmen 


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nchmen ſcheint.) Rei veenaafuger —* der 
Veligivn hat jemals Duldung und Belehtung 


als entgegengefetzte unvereinbare Dinge angeſehen, 


und geſagt; deß die letztere durch Die erſtere aus⸗ 
geſchloſſen werde. Denn das hieße ſo viel als: 
Duldung hebt allen Vortrag und ale Prüfung 


der Gründe für oder wider eine angenommene 
Meinung auf, und fihlägt jeden Berfuch, feine 
‚Meberzengungen auf andre. übersutragen, ſchlech⸗ 


terdings nieder. (Aber nicht jede Art ber Ber 


khrung reime ſich zur Duldung,) — Bm einer 


. wersiinftigen Religion, wie bey der. natürlichen 


aber der chriſtlichen, fagen einige, wo Die Urſache 


der Belehrung, oder der große und nachtheilige 


Einfluß auf Laſter und Untugend wegfaͤllt, kann 


man es bey der bloßen Toleranz ohne Unian bes 


wenden laſſen, und bey ber. letztern wird ohnehin 
durch Die Union nichts gewonnen: allein (fo ant⸗ 
worten bie Verſaſſer) bie, natürliche Religien kann 
doch eine Faktion gegen bas Chriſtenthum ausma⸗ 
chen, und fie legt bey den Naturaliſten eine falfche 
Vorausſetzung ihrer Zulängligfeit zur Gfäcfelige 


keit; der :Menfchen zum Grund: ‚(wozu iſt dieß 


und brenach die. ganze Declamation von der Un 


zulaͤnglichkeit der Naturreligion ©; 44:50. geſagt, 


da doch von einer Union der, Naturaliften mit den 


J Chriſten gar nicht die Rede iſt ?), wären aber bie 
chriſtlichen Religionen eine bioße Religion der 


Vernunfte, ſo müßten fie auch In feinem Stuͤcke 


ſich wloetſoxeden brdem burchgaͤngig einerley 


ſeyn: 


ul $ 





— — — — — 


zur Religionsvereinigung: . a2 
fon: und es muß baber , weil die Berfchichmbeis 
diefer eprifttichen Partheyen ohne Abweichung ben 
einen oder der andern von der Vernunft nicht ge - 
ſchehen feyn Fann, jeder Unionsverſuch eigen. grofe 
fen Werth haben, weil er nichts anders, als ber 
Berfuch iſt, einige, die von ber Vernunft abgen 

iert find, zu ihr wieder zuruͤcke zu führen. . (Iſts 
Verwirrung oder Sophiſterey, wenn unfer einen; 
vernuͤnftigen Religion bald eine ſolche verftane 
den wird, Die der Vernunft gemäß iſt, bald eine. 
bloße Religion der Vernunft? — Wir wollen’ eg, 
nur DBerwirrung der “Begriffe nennen, an denen 
diefe Schrift fo reich ift. Aber wie? wenn der 
Sinn ber. Einwendung, bie beantwortet. werten, 
fol, diefer ift: werden die chriftlichen Religions⸗ 
partheyen nicht Durch die Duldung eben die Von, 
theile fihon genießen, die man ihnen aus dee 
Union verfpricht?. Werden nicht die, traurigen 
und ungluͤckſeligen Folgen. der Trennung durch die 
Zoleranz eben fo fidyer, eben fo glücklich) und wohl⸗ 
thaͤtig aufgehoben, als durch die‘ Wereinigung ?- 
Was gewinnt man durch Union, das man nicht 
durd) Toleranz, durch. Liebe ſchon gewinnt? Wie? 
wenn jemand ſaqt: die Trennungen muͤſſen nicht 
nothwendig aus Verſchiedenheit der Meinun⸗ 
gen und Urtheile über Wahrheit oder Unwahrheit, 
Gewicht oder Unmichtigfeit gewiſſer Lehren und: - 

Gebräuche, aus Anhänglichfeie und Praͤdilektion. 
für einzelne Lehrer und Schulen, entflehen: ſie 
find quch niemals bloß daher entflanben: ſon⸗ 
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Bern fie haben ihren Urſprung ‚in dem Beſtreben 
Einer Parthey, Ihre Meinung giftig zu Machen, 
an dieſelbe und Ihe Bekenntniß gewiſſe Rechte, 
Vortheile und Srenheiten, auf ber Belt ober im 
Himmel, anzufnäpfen und eben dieſe Nechte Dem 


andern abzuläugnen. Und hieraus leitet fich der 


ganze Strom von Uebeln, weiche dem Chriſten⸗ 
m und der Menſchheit weder Ehre noch Wohel. 
and brachten: nicht bloß Zwiſt und Schimof, Der 
Gelehrten; benn dieſer möchte minder ſchaͤduch, 


oder wenigſtens ſehr eingeſchraͤnkt in feinen Wir 


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Burgen fern, fondern Bitterkeit der Gemaͤcher, 


gehaͤßige Urtheile und feindſelige Ausfälle ber 
layen, Schlmpf und Gegenfhlnipf der Haͤupter 


im Namen und mit dent Nachhall der ganzen Par: 


they, ſeibſt die Cabinetsbefehle zu Kriegen und 
n en zu Entziehung und Zerftörung der 
Ki 


irchen und Schulen der biffidentifchen Eonfeffion, 


nund die feidigen Beeintraͤchtigungen, wo die eine 
| Karcher ein Terralı bat oder ein neues ſucht. 


Dieſe unleugbaren Folgen der Trennung werden 


I 


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J 


vielleicht bey der Union verſchwinden: (viel 
leicht auch) nicht, ſo wenig die Jalouſie benachbar⸗ 
er Staaten dadurch aufhoͤrt, daß fie etwan una. 


"ter Einen Heren fommen,) allein fie verlieren ſich 


ſchon Durch die Duldung nad) dem Geiſt der. Re⸗ 
Klon Gef. Die Feindſeligkeiten und Feldzüge 
hören auf; die Hitze mag bey dem Diſputanten 


Bleiben, indem der Zuſchauer den Ausaangserwars 


rs die gegenſtitige Siebe. wird und ſoll kiche fta- 


N B . . > gen, 
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XRCXHA 


u Kegnwerdnsung. 5 ve 


su & der Eine Chriſt ein Formulde bat, ‚wie: - 
ber andre, fondern obrer Einerley Gefinnung , eis; ' 
nerlen. Verhamiß gegen Gott und Jeſam hatzı 


In ne fann Ein Herz und eine Seele feyn, ob⸗ 


> Bamilien und Meinungen immer - 
Seren iben. Wenn jemand fo-fagte: was; - 
wuͤrde ihm für ein neuer Gewinn fir die Menſch ⸗ 


beit und ihren Wohlftand, ihre Ruhe und Sicher⸗ 


heit aus der. Union gemannt und beroiefen merben: ' 


können? — Vielleicht ein höherer Brad von Lie⸗ 


be? als ob die Liebe an’ einer Maffe von Wahr⸗ 
heiten ihre. Nahrung. ſuchte, und aus Verftandse.. 


aͤhnlichkeit entſtuͤnde: vielleicht mehr Sieg des 
Ehriſtenthums ſelhſt? als ob die Zahl,der Beken⸗ 

net einer und eben. derſelben Wahrheit die Stelle, 

guter: Beweiſe »ertreten koͤnnte: dder groͤßere 


Schaͤtzung der Wahrheit? aber der Verſtaͤnbdige 


ſchaͤtzt fie nicht nach: der Menge der Mäuler ;' aus’ 


denen fie ihm entgegenſchallt, ſondern nach ihrem 


Einftuß auf Gottesdienſt, Sitten und Gluͤck der. 
Menſchen — und überhaupt kann eine Unlon ers: 
folgen., Die gegen kuͤnftige Differenzen und Tren⸗ 


rungen ſicher ſetzt? — Was iſt. damit seven: Bez 


nen, wenn fie dieß nicht chut ) 
m anhen eund der den Unioneirmae 
em. erlgygen gu ſteben ſcheinc, ſinden fie: hei. 
Fa ‚Her. t. Jeruſalem⸗ ‚welcher in: ſeinem 


bekannten. Bedenken über bie Netigionsvereinigung; - 


dieſelbe für smmasglida: haft, aber wegen. dieſer 
ER Ta ſeiner Weigerung, ſich dieſem 


Mn Ir bloß getadelt, br 


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achch.. Entwurftt 
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gern mit einer Heftigkeit, Zudringlichkelt unb 
Feyerlichkeit gemißhandelt wird, die uns keinen 
ſponderlichenBegriff von ber Beſcheidenheit ber . 
Geſellſchafter — einer der erften Tugenden eines 
Vermittlers — gemacht hat. Es ſey unverzeih⸗ 
Ach, daß er ſich einem Geſchaͤffte entzogen habe, 


das er ſelbſt für ſehr wohlthaͤtig erklaͤrte; er habe 
nur als Philoſoph (als Menſchenkenner) geur⸗ 
theilt, die Vereinigung bloß als menſchliches 


Staatsgeſchaͤffte angeſehen (nicht doch! ſonbern 


als Gefchäffte, 'das die Vorſehung durch Men⸗ 
ſchen nach den gehörigen Vorbereitungen ber Welt 


ausführen wird) und auf eine gar nicht theologi⸗ 
ſche Weiſe den Schluß gemacht, dag alle Arbeit 
auf dieſen Zweck vergeblich und unnuͤtz ſey: (wie⸗ 


der ungerecht! er glaubte nur, als er ſein Beden⸗ 
ken ſchrieb, — vor zehn Jahren, da es im katho⸗ 


| liſchen Deutfchland ganz anders ausfähe, "als jest, 


— man fönne die Wollendimg eines folchen Ge⸗ 


J ſchaͤfftes nicht Hoffen, die Gemuͤther des Pöbels; 
der Religionslehrer und der Höfe ſeyn noch nicht 


„aufgeklaͤrt und vorbereitet genug, und bie Grund⸗ 


ſatze der. Kömifchgefinnten ferm noch zu ſtrenge, zu 


— Domgeeik, als Da fi, one Mia 


cheil der Proteſtanten, Wörfihläge und Entwürfe 


gu einer Unfon und Wiederherſtellumg einer Gleich⸗ 
formigkeit im Lehrbegriff wagen lleßen. Seile 
gehn Jahren find wir einander merklich naͤher ge⸗ 
ruͤckt!) Man konne ulcht ſagen, daß ſich Gott von 


Menſihen nicht uͤbertreiben laſſe, wie Jeruſa⸗ 
tem ſich ausdruͤcke: freplich, nachlaͤigen Knoch⸗ 
u un .e - ’ “ J sad - ee r . kn 


ji, En. 








m Segfnsnerikgung: oa 


sen: einie- ee das Reche nicht ein, daß er. der: 
Wundermann faͤr ihre Faulheit und fleiſch⸗ 
liche Staatsgrundſaͤtze ſeyn wolle: doch erhoͤ⸗ 


re er feine Knechte, wenn fie noch bitten: aber 


Jeruſalem Habe zu ebrgetzig und ſtolz gedacht, i 


and, weil er Feine Hoffnung gehabt. daß durch⸗ 


fein Mitarbeiten alles ſogleich Eine Heerde werden: 


würde, lieber gar nichts verfucht, (Wie beleidi⸗ 


gend und unbeſcheiden wider einen der erſten Theo⸗ 
bogen Deutſchlands, der fürs Chriſtenthum ſo aus⸗ 
gebreitete Verdienſte bat, der nicht bloß im Dienſt/ 
fondern in der Arbeit für ie Religion, grau ges 


worden; und an Würde und Weisheit eines Theo« 


fogen ſo hoch aufragel Was füllen wir von Mäns . 
nern denken, die Frieden, Menſchenliebe, Einie 


gung predigen, und zu’ deren Beförderung einen 
fo eignen Beruf zu haben glauben, “und unter der 


$eitung des. heiligen Geiftes"beflänbig’ zu handeke 
vorgeben, und doch die erſten Geſetze des Friedens . 


durd) Verunglimpfung und Abwuͤrdigung ihrer 
Mitbruͤder mit Füßen treten! —Wir (reiben? 


Feine Apologie für den wuͤrdigen Mann: er hub 


fie auch nicht noͤchig: nur möchten! wir wiſſen, ob 


benn die Auffodetung, die an ihre ergleng, die 


— 


Unien befoͤrdern zu helfen; von ihm mußte ange ⸗ 


nonmmen werden, = "vor. ihm, der ſchon einem, 


ſehr mühfamen and Wichtiger Beruf am Hofe Hate 
26, und ſich innein weit ausſehendes Geſchaͤffte, 
deſſen Erfolg allemal langſann, und allemal’ unge⸗ 


wiß ſeyn mußte, nicht erſt zerſtrenen zu muͤſſen 
na. der aus der Ego chee wußte, (wie ex) ' 


in 
yr 


7 


wi def sioße. Revoiutionen in der Kirche faſt 
niemals durch Diejenigen ausgeführt worden; bie 
fi) ſelbſt. dazu beſticminten; der, es als Nenfchen⸗ 
kennet weiß, daß ber. Uebergang von- lang an⸗ 
dauernden Gaͤhrungen zur Union erſt einen Zwi⸗ 
ſchenzuſtand fodert, und daß das Licht der Wahr⸗ 
heit nut dann allen. erſt auf einerley Are leuchten 
kann, werin der Horizont gereinigt iſt; der endlich 
durch Aufflärung der wichtigften und erften Wehr 
heiten des Chriſtenthums gewiß mehr Steine zum 
BVebaude der Union beygetragen, als bie Verfaſſer 
ſehen wollen.) Auch Herr Moͤſer in Osnabruͤck, 
der vor wenig jahren die Union aus politifchen 
Gruͤnden für — hielt, da das jetzige 
politiſche Syſtem in Deutſchland ſich dergeſtalt 


‚auf die Religionskrennung gelehnt hat, daß eins. 


mit dem andern fliehen oder fallen muß, wird ge⸗ 
tadelt und durch die Behauptung widerlegt, daß 
Chriſti Reich nicht von dieſer Welt ſch, und daß, 
wenn Cart. einmal. befchloffen habe, dieſen Tag 
kommen zu faffen, dile Kaifer, Könige und Züre 


ften der vier Welttheile den Lauf feines Reiches 


nicht werben hindern ober : aufbalterr Pännen, 
Ber richtig: .aber es iſt fa mur die Frage, ob 
- jet, rebus. fic. flagtibus, bey den gegenmärtis 
gen Verhätmiffen. der Staaten, ihrem Intereſſe, 
öbrer Politik, die mit der Religiansparthey, 106° 

zu fie.gehören, im wechfelfeitigen: Einfluß Beh, 
bieſe Vereinigung erwartet werhen koͤme? ob die 
Fuͤrſten, ſo lauge das jegige wechſelſeitige Interef⸗ 
bleide, u gmagt ſevn werden, Dis ine Fa 


— 


jur llgfonvereinigung- — | 


Sen, und an einem folchen Vefihäffte den Am‘ 8 
eheil zu nehmen, ohne welchen fetbft: dieſe — | 
gefellfehaft nicht viel auszurichten hoffe ? nicht, ob 
nicht dieſe Berhältniffe ſich in Zukunft ändern koͤn⸗ 
nen und werben und dadurch dei Unlon einen leichh ⸗· 
tern Weg baden?) — Die bisherigen Erfale 
gungen, wie fruchtlos afle Unionsverſuche gemefen. 
find, ſollen diefe Geſellſchaft nicht abfdyreden. - 
Ben jenen habe Bott die Geſchaͤffte, die aus ne u " 
rechten Gruͤnden und fleiſchlichen Abfichten, durch ' 
fleifchtiche Mürel (welches find bie?) und niche 

mit den gehörigen Umftänden (welches find bien 
unternommen worden, nicht feefnen wollen: nian - 
muͤſſe fich nur nicht hindern faffen, wenn man nicht 
fogleich ben Erfpig vor Mugen fießt, und in Erwaͤ 
gung ziehen, daß ber Menfch in der Welt zwey 


Wege vor fi) finde, Die er betreten müffe; dene  - ur 


nen, den uns bie Natur durch Bernunft wu - 
fahrung zeigt; ben andern,’ der von einee böhern - - 
Regierung Bortes ‚ von einem hoͤhers Licht ofe 
fenbaret wird: (hier glaubten wir ein Fragment 
eines Taulerus oder eines andern Mäflifers zu le - _ 
fen) wenn inan bloß jenen hetrete, fo gehe man ire 
re: nur auf diefem fen Sicht, Feftigkeit und Sie 
cherheit: (als ob niche Vernunft und Erfahrung - 
auch lehrte, daß bie größten Begebenheit durch _ 
„die geringfcheinenbften Urfachen gewirft. worden, 
und daß Gottes Regierung füh ber Dienfte, Kräfe 

te und Enefchließungen der Menfchen bediene, aber 
auch ſelbſt die beftgemeinten Entwuͤrfe der From⸗ 
men öfters vereiteln u, weil zwifchen weise 


oe 


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u heit, unb guter meinung ein großer vr Unhud 
‚a Injwiſchen its richeig und gut geurtheilt, 
daß aͤlterr mißlungene Verſuche neue / nicht aufhe⸗ 
ben ſollten. Was bey Einer Lage der Welt, der 
’  -Menfhen, ber Wiſſenſchaften und der handelnden 
Perſonen unmoͤglich war, kann bey einer veraͤnder⸗ 

ten Lage der Umſtaͤnde leicht gedeihen.) 
Auf dieſe Vorausſetzung wird der Plan mit⸗ 
ggetheile, wornach die Mitglieder der Geſellſchaft 
An Unionsyerhandlungen treten wollen. Das We⸗ 
ze fentlichſte ‚ daraus ber Geiſt der vereinigten Pers 
foren, vieleicht auch der ganze Erfolg des Ge⸗ 
| Re nicht unbeutlich wird erfannt werden koͤn⸗ 
nen, iſt in biefem Plan: folgendes: bie ganze Un⸗ 
Fernehmung ſoll jetzt noch Privatſache ſeyn, und 
bie Vorſchlaͤge niemanden zum Praͤjudiz gereichen: 
ölle Mitglieder verpflichten ſich vor Gott, bie 
Wahrheit von ganzem Kerzen zu lieben, den Irr⸗ 
thum, ber die Urfache der Trennung gerefen ift, 
aufßzuſuchen, zu haſſen, aud) unerkannt anzus 
ſppeyen, und, fobald fie ihn als Irrthum finden, 
zu verlaffen: einander für‘ Brüder zn erkennen, 
und allen perſoͤnlichen Haß nebſt beffen Früch- 
‚sen unb Folgen abzulegen. (Das alles iſt, denfe 
ich, an fich ſchon Beruf ber Natur und Merpflich- 
“ tung des Cpriftentfums, Muß man. ſich denn 
erft in einer Geſellfchaft dazu anbeifchig machen? 
und führe bloße Liebe zur Wahrheit allezeit ges 
Br zur Wahrheit?) Die Geſeliſchaft / ſoll bie zu 
7wigen Beiteis beftehen, und zu dein Endo wol- 
len re die Glieder derſelhen um bie Gunſt eines 
oder 


— 


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Stille bewerben, die bey den Souverainen oder 
ſonſt die Geſellſchaft unterſtuͤtzen, und durch ihr 


Anſehen allerhand Fehler und Schritte, die dem | 


politifihen oder Kirchenzuſtande entgegen feyn 
möchten, abwenden. Dieſe Höfe follen als Pa—⸗ 


tronen oder Protektoren angeſehen werben. (So 
kann doch ohne politifche Benhülfe bie Union 


nicht erreicht werben ?) Zwoͤlf ordentliche Mitgliee 
der machen bie Gefellfchaft aus, ſechs Farhofifche, 


drey von ber Iutherifchen Konfeffion, drey von der . ‘ 


u vr. " u R R J 
uur Religions vereinigung. ats, _ 
"oder des andern Miniſters bey hrem Hof in der. 


- 
* 


reformirten, beyde letztere aber treten fuͤr einen 
Mann: ihre Ernennung geſchieht von allen Mita , 


gliedern: ihrer Religionsparthey, body niche ohne 


vorgängige Kommumication mit der gegenfeitigenz 


das ‚erwählte Mitglied erhält nach ber Wahl dat 


förmlich ausgefertigte Diplom. Zwiſchen din: 


zweyerley Parcheyen der Geſellſchaft herrſcht eine 
durchgaͤngige Gleichheit im Range; daher ſich 
in den Diplomen, Inſtrumenten u. dergl. Auffaͤ- 


gen, welche gemeinſchaftlich gefertigt werden, bald 


‘die Katholiken, bald die Evangeliſchlutheriſchen, 
Bald die Reformirten veranfegen. , (Wenn zwey 
Eönigtiche Höfe bey einem Friedenstage folche Prüs - - 
Kminerelaufeln. feftfegen, ſo verzeihen wir ihnen 


biefe Etiquette: aber wenn Männer, die gelehrt, 
befiheiden, von Geiſt Gottes belebt und nur. auf 


das, mas def Geiſtes Gottes if, bedacht feyn 
der ein ſolches Ceremoniel zu verei- 


wollen, ſich uͤ 
nigen fuͤr noͤthig ſinden, ſo werde ich irre, ob denn 


“ad 


Nr 


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dieß nicht fleifchliche Eitelkeit heißt, und od 


er Entf. u 
man Wahrheit zum’ erften Gefehe habe? — 7 
Es giebt auch Außerordentliche Mitglieder, bie 
, „ober mie Beyſtimmung beyder Partgeyen gewaͤhlt 
uunnd nur als Rathgeber gebraucht tverben. — — | 
Alle Verhandlungen geſchehen anfangs ſchrift⸗ 
„Jlich, und in folgender Orbnung: ſobald die zwoͤlf 
ordentlichen Mitglieder beyſammen find, wird in 
Aleberlegung genommen, mit weichem Punkt ober 
 .*.'Yehrartifel der Anfang gemacht werben muͤſſe. 
| Der Vorfieher wähle won jeber ber brey Partheyen 
ein Mithlied, mie dem Erfuchen, daß fie darüber 
, einzeln und fehrifelich ihre Worfchläge auflegen: 
\ der jüngere (evangelifche,) Vorſteher macht aus 
diefen drey Auffägen einen Auszuͤg, ‚und faͤllt dar⸗ 
über fein Urtheil: dieß legtere thut auch der ältere 
(katholiſche) Vorſteher. Alles circulire. alsdann 
“bey den ordentlichen Mitgliedern, von denen jedes 
das Recht hat, einen beſſern Vorſchlag gu thun 
und zur Pruͤfung vorzulegen. Wenn endlich per 
maſjora (welche aber nich: nad) der Zahl der ein⸗ 
7, jelnen Perfoneri, fonbern nad) der Summe ber_ 
\ Aereinftimmenden Vatorum der Mitglieder von 
‚den verfchiednen Partheyen beſtimmt werden): der 
Vorfehlag angenommen und der $ehrpunft bes 
immt worben, welcher zur Unterfuchung unb zum 
- 7 BBergleich kommen folls fo wird die Ausarbei- 
x... tung zweyen Mitgliedern, einem katholiſchen und 
einen evangelifihen, übergeben: deren erites Ge⸗ 
ſchaͤffte iſt, einen Entwurf zu machen, was in 
”  diefem Punkt die Sffentlich “angenommene 
. "5. Kebre ihrer beyderſeitigen Kirchen fe mob, det 
a 3 a |: 


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In 


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"zur Religionsvereinigung. _ ar. 
fie es fen, aus Ihren Konfeffigrien, Sombolen u, 
dl: zu beweiſen. Die verfchlebnen Meinungen · 
und Erklaͤrungsarten einzelner Glieder der Kirche 


| über einzelne Punfte, und die Unterſchiede zwiſchen 
Lutheranern und Reformirten gehören nicht hieher. 


(Aber wie wird es ſeyn, wenn der Referent auf 


evangelifcher Beite ein Reformirter wäre, und das 
als Sehre der evang. Kirche, angeben wuͤrde, mas 
Schrfaß der reformirten Parthen ift? miuß noth -⸗ 
wendig eine von dieſen beyden Kirchen Recht haben 7? 
aͤßt fich nicht auch denken, daß ihre ehren fih . 


beyberſeits in einzefnen Punkten von berWahrheit. 


. enfferhen: und Fönnen die lutheriſchgeſinnten Mit« 

glieder dabey einftinnmig Term?) — Jeder Theil 
communicirt feinen Auffag an bie Mitglieder Tels 
ner Religionsparthen, die ihn prüfen, zuletzt in eis 


nem von ihnen unterfchriebenen Inſtrument begeus 
gen, daß dieß die Lehre ihrer Kirche ſey, und dar⸗ BE 


auf an die. gegenfeltige Parthey abliefern. Bon 
jetzt an fol ein Fathol.. und ein evangel. Mitglied 
aus den vorigen Aufſaͤtzen einen Entwurf mas . 

hen, darinnen pünktlich angezeigt wirb, in wel⸗ 
chen Stücken beyde Übereinkommen oder differiren. 


Man legt denfelben wieder alten Mitgliedern. zue . 


Frage vor, ob ſie damit. zufrieder fen? und be⸗ 
ſtimmt nun die. Punfte, worbber man die Ver ⸗ 
einiggung ſuchen will, Die Vorſteher erſuchen 
ſchriftlich (zuerſt und allein!) die katholiſchen 
Mitglieder um ihre Meinung, auf was fuͤr eine Art 
fie glauben, daß die Vereinigung geſchehen inne? 
mb biefe foll nun ſtufenweiſe gefucht werden. "- 
u 705 GStu⸗ 


— 


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1 % 


DE Eatwurf 
Gtuffenwoelſe! Iſt das nichet, was Jeruſelem ſag 


fer Cote läße füd) miche übertreiben?) — Der Aie 


[4 


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— " 


— 


fang wird damit gemacht, daß kein Theil vor der 
Hand den andern zu widerlegen ſuchen, daß man 
bie  fpmbelifchen Schriften jeber Kirche. unange⸗ 


. fochten laſſen, und Irrthuͤmer, bie den Grund 
des Blaubens nicht aufbeben, (if denn dieß 


ſchon beftimmt ?) für tolerabel haken foll. Fin⸗ 
‚det der katholiſche Theil, daß ber flreitige Lehr⸗ 
punft den nad) den Sehrfägen der (katholiſchen) Kir 


‘che gefaßten Grund. des Olaubens zerrütte und er⸗ 


ſchuͤttere, und diefe Kirche Beine Bereinigung ein- 


gehen Eönne, bis die katholiſche Lehre ohne 


weitere Bedingung angenommen worden? 


fo wird .er dieß bem protefl. Theil zu, erkennen ge⸗ 
ben, Eben biefes wird der kathol. Theil chun, 
wenn er für gut findet, -einen für. irrig gebaltuen 


u Sag ber Evangeliſchen bepfeite zu fezen, (uns 


entfchieden zu toleriren,) boch allezeit mit einer Ver⸗ 


wahrungeklauſel, baß er biefen tolerirten Gag 


durchaus nicht angenommen habe, wie denn auch 
die Enangelifchen ihm darüber bedürfenden Falls 
einen Revers ausftellen follen, daß fie nicht glau⸗ 
ben, Die Katholifchen hätten ihnen hierinnen nach⸗ 


gegeben. (Daß dießnämliche auch von Seiten 
der Evangeliſchen geſchehen bürfe, wie es Die voͤl⸗ 
Uge Gleichheit forderte, iſt nicht beſtimmt. Aber 


es iſt zu merklich, daß das Nachgeben und die 
Verlaſſung ihrer Meinungen den Katholiſchen ſehr 
ſauer ankommen werde.) — Hierauf (erſt!) kommt 


der vorgenommene Lehrpunkt bey ben evangeliſchen 
— Gliedern 


⁊ 
—3 





4 


nn, . t 
a 


zur Reilglonsveseinigung. 19 


Sliedern in Erwagung. Halien dieſe einſtimmig 
mit dem katholiſchen Theil den Unterichied nicht 
für.funbamental: fo kann er ohnehin bie Vereini⸗ 


gung nicht hindern: differiven fie aber in ihren Urs‘ - . 
heilen hierüber, fo treten alle zwölf Glieder paars 


+ 


t 


weiſe in Unterhandlung, bis fie ſich entweder vere - 


glichen haben, ober alle Heffnung zum Vergleich | _ 
“ aufgeben muͤſſen. Sind alle. Verfuche vergeblich), 


Je wird diefe Sache beyſeite geſetzt, bis vielleicht 


‚An der Folge ein Mitglied ein Auskunftsmittel fine. 
- Det. Auf die nämliche Mechode foll.bey den Wet 
handlungen uͤber die Dergleichung in den Lehre 
- punkten felbft beobachtet werben, Eobald man , ', 
. Aber einen Punkt einig ift, fobald wird eine Der. 
gleichsacte ausgeſtellt. Der verglichene Punkt 


rkann alsdann ben (weltlichen) Protektoren übers 
geben werben, um ihn durch Geiſtliche, Fakultaͤ 


einfuͤhren zu laſſen; man wird auch Theologen 


und das ganze Publikum darüber hören. — Des 


- nen, die auf eine Vereinigung der Kirchen arbei⸗ 


ten wollen, kann man nichts mehe anrarhen, als 


daß fie darauf trachten, wie fie die Wege eröffnen 


wollen, durch deren Betretung man zum Ans 


ſchauen und Gefühl der sum Reich Botres 


gehoͤrigen Sachen und Individuen, (dergkeir 


chen Sort, Chriſtus, heiliger Geiſt u. a; Dinge 


find). gelangen. kann. (Der Entwurf lautet hier, 


ſernrreuzer, wird myſtiſch, und grängt an die Ein⸗ 


Bildung yon eluem unmittelbaren Einfiuß und Er» 
4. J — 


= 


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⸗ 


er. oder Eonfiftorien unterfuchen und allenfalls . 


— 


wie ein Fragment won einem Alchymiſten oder Ro» 


leuchtung — ö 


Zn 


320 n . ee u i 


— 


! 


leuchtung orte und der Unenkbehruichtelt es 
Froͤmmigkeit zur Erkenntniß der Wahrheit.) — 
Gie wollen fi daher vorzüglich der Schule 
. Bortes felbft uintertverfen, und die heilige Schrift 
als Erkenntnißquelle annehmen. . Well aber auch 
ſchon hierüber Differenz zwiſchen Proteftanten und 
Katholiken. iſt: fo erfermen beyde Theile vorlaͤu⸗ 
fig den Driginaftept für die Hauptquelle: die ka⸗ 
eholifchen Mitglieder folten aber doch ihre Beweiſe 
. allenfalls aus der Vulgate herleiten kͤnnen. Auf 
Diefer Seite will man auch unbeſchadet der fris 
Bentinifchen Kirchenverfammlung den, Evangelis 
Shen einsweilen (einsweilen!) Darinnen nach⸗ 

geben, daß man nicht ohne dringende Noth 
ff N auf apocryphiſche Bücher berufe,. Doch ſol⸗ 
“fen auch die Proteftanten den Beweis aus denſel⸗ 
ben nach dem Werth, ben eine menfchliche, vor 
einem verftändinen und guten Schriftfteller 
gefchriebene Schrift hat, gelten laſſen. Die Aus-⸗ 
legung ber heil. Schrift foll aus dem Buchſtaben 
der Worte genommen werben; boch foll man auch 
bie traditionem exegeticam ſchaͤtzen, auffüchen 


und nuͤtzen: weil es nicht zu vermuthen, daß. eme 


Auslegung irrig fen, welche fo lange, durch meh⸗ 
tere Jahrhunderte von fo vielen Gelehrten, bie 


‚von einander independent waren, (da wird die Kire 


 Gengefihichte giemlich den Kopf ſchuͤtteln, befen- | 
ders von Auguſtinus an!) vorgerragen werden. — 
- Sollte ein Mitglied Einer Konfeſſion bewogen 
werden, einen Sehrpunfe der andern Konfeſſion als 


mode angunehene ui und" eben dadurch einen Sog. 
r feiner 


je 


> u Deiknserngung, a 


fines Kirche für Irethum zu erklaͤren, ſo macht 
es ſich anheiſchig, wenn es ein Lehramt bekleidet, 
dennoch in oͤfſentlichen und Privatlehren der Kon⸗ 
feffion ſeiner Kirche (wider feine Ueberzeugung?) - 
nachzukommen, bis dieſe entweder ‚(mie zu win. _ 
feben und” zu beförtern ift) ihre eigene Konfeffi ion 
ändert oder wenigſtens Ihn diſpenſirt. — 

Andre Ordnungen für die Glieder der Geſell⸗ 
fhaft, welche möhfam und nach einem ſteifen polle 


tiſchen Ceremoniel abgezirkelt, und, wie das ganze = 


Buch, im Kutialfigl abgefaßt find, find in der 
Haupiſache nicht erheblich. Der. ganze Plan: 
kommt uns alg eine Nachahmung. eineg juriftifchen, 


Vergleichs proceſſes vor, wo man feine Praͤtenſio⸗ — 


nen eroͤffnet, referirt, tractirt, communicitt, Vor⸗ 
ſchlaͤge giebt und ‚annimmt — und gm Ende der 
gangen langweiligen Verhandlung muͤde wird. — 
Wir wollen nicht etwa nach ber reifen Ueberlegung- - 
* Vorſchlaͤge und der vorzügfichern Anmaaſ⸗ 
‚füngen des targMfhen Theils bey benenfelben ein 
latet anguis in herba vermuthen, (wiewohl wir: . 
dazu ſcheinbaren Grund haben und glauben, daß. 
die ——— Mitglieder der Geſellſchaft im. 





mer Urſache haben, zn einige Fallſtricke auf ih⸗ J 


rer Hut zu ſeyn.) "Da bie ganze Anſtalt Private, 


fache ift und bleiben wird, ſo wird nie für bie evan⸗ | 


gel, Kirghe ein Schade zu beforgen fenn: aber fo 
viel wird ſich aus dem ganzen Plan leicht‘ abneh⸗ 
men Jaffen, daß tiefer vorgefihlagene Weg, eine‘ 
Union zu ſtiften, wenn er auch ficher wäre, ein 


ſeht langtuner und aundequemer Weg iſt. Es | 


fönnen 


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kannen nach dieſer Methode vielleicht einige Jahn 


hunderte verſtreichen, bis alle Punfte imeerfuche 


- und verglichen find; es werden ſich ſchwerlich im⸗ 


N 


mier Männer finden, welche auf den alten Pan: 


fo fortbauen ; es werden von Seiten der Farhelie‘ 


ſchen Kirche, die noch feinen Anfang gemacht hat, 
“nur die mindefte Wahrheit ihres Syſtems aufge» 


ben, oder die Schriftaustegung lediglich an den 
Wortverſtand, independent von dem Anfehen dem’ 
Kirche und Ihrer $ehrer, binden zu wollen, ſich 


fruͤhzeitig Widerſpruͤche ſinden, und wenigſtens 


Schwierigkeiten gemacht werden, bie den Beytrite 


der Fuͤrſten und Höfe hindern: und wer kann ende 
+ Ih glauben, daß zwoͤlf Männer, die eine ganz ver⸗ 
ſcchiedne Erziehung und Bildung, verſchiedne! 
Grundſaͤhe und Huͤlfsmittel ber Auslegung haben,“ 
Die im Gefuͤhl fo viel Beweiskraft ſuchen, große’ 


Anlage zur Myſtik und nicht eben bie Gabe (we⸗ 
nigftens nicht in dleſem Entwurfggeigen, helle ung‘ 
auselnandergelegte "Begriffe zu haben und zu .ges 


ben, daß diele und ihre Nachfolger es je zu Einent 


Glauben und einer Harmonie des Sinnes und Auer - - 


drucks bringen werden. Gewiß wird die Vorſen 
hung, went fie Anders noͤthig finder, In dem Eptäs’ 
ſtenchum alle Trennungen in Partheyen aufzuhs 
ben, und.der Religion eine ſo eintraͤchtige Perioht 


zu ſchenken, als fie nie gehabt hat, die Einigung 


niche durch Traktaten, fondern durch Aufklaͤrung/ 


vorbereiten. Wuͤrden nur dieſe und andre war⸗ 


dige kredliche und freymuͤthige Männer der ptol 
xfſtantiſchen iind kathollſchen Pariher ernſtlich und 


andaltend 


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P, 
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° ” 


/ gzur —R J *. 


infeleme an der‘ 
ten; würden fie vorkäufig ſich gegen einander über. 
mandje Lehren nur genauer ind offner deftimmen;. 


ig det Menſchen arbeis . 


als es beym Anfang der Trennung von-den bisigen - 


Difputanten’und Huerulanfen auf beyden Gelten, 
geſchehen wuͤrben fie endlich bie liebreiche Dul. 


dung · ohne Eiferſucht auf aͤußerliche Vorzuͤge und 
Veberlegenheit· zu befördern ſich angelegen ſeyn laſ⸗ 
fen: fo würbe — gewiß ſchneller und dauerhafter 


— ein Theil zu dent andern rücken, indem -benbe _ 


der Wahrheit näher fommen: fo wuͤrden die Men⸗ 
Ren ohne Plane, Correſpondenzen und Beräülfe 

von Höfen und Miniftern bey aller Verſchiedenheir 
der Einſicht; allmaͤhlich ſich beſſer verſtehen und 


wenigftens ſich chriflicher lieben fernen. "Wa . 


giebt uns bie Union, das ar ſchendi bir Liebe Bun - 





Bolitändiger prattiſther Catehn 
mus vom Stande der heiligen Ehe; 
Freyen iſt kein Pferdekauf: Freyer thut 
die Mugen auf. Deſſau, in der Buche 
handlung ber / Gelehrten. izg. oo. 


De Abſicht/ angehenden Eheleuten oder auch u | 


Verheyratheten eine praktiſche Antätung 


in Die Hände zu geben, in der fie die noͤthigſten 


Keancniſfſe, Die zu einer zufriednen Ehe erforder 


ig fub, Sean finden, If gewiß er un; | 


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"en Pr ° . “ 
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3 . -. 
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Fr and: 


ober: So viele wachen ſch done buch 

“ eirie-übereilfe, und- ſchlechte Wahl; nachher ‚durch 
‘ein übles. und zweckwidriges Verhalten unglcick, 
Hd. daß es der Auſmerkſamkeit des, Moenſchen⸗ 
ſreundes worth iſt/ auf Mittel zu hnfen, dieſem 
Uebel zu ſteuren, und dag Giüd der Ehen zu bes 
: fördern. Es find freylich dig Vorſchriften, welche 
Wernunft und Religion geben, ſo dunkel und ver⸗ 
horgen nicht, daß man ſie nicht Durch Ueberegung 


und Nachdenken follte auffinden koͤnnen, ſie ſind. 


| 


auch von dem kluͤgern Theile von je her befolge 
- worden, es kann aber body noͤthig ſeyn, fi ſiezu 
„Sammeln und vereint Daszuftellen; wenn ſia von nie-. 
len vernachlaͤßigt oder verkannt werben. Dieß 
aun hat der Hr. V. in dieſem Buche mit vieler. 
Einſicht geleiſtet. Was uns daran nicht gefallen 
bat, wollen wir, um dem Hm. V. zu immer meh. 
rerer Vervollkommung des Werts Selegenheit u⸗ 
geben, anfrichtig herausſagen. Die Form in 
Frag und Antwort, ob fie fehon manche für «in. 
Anenebehrliches Erforderniß bey einem Catechis⸗ 
mus halten, bat unſern Beifall nice... Er foll. 
, Boch wohl nicht auswendig. geferne werden? und 
wenn auch, fo wäre Immer die Methode nicht die⸗ 
J Lehrbuͤcher ſollen eigentlich in "Fiirgen, 
aßlichen Saͤtzen geſchriehen feyn, die ſich leicht 
uͤherſchauen und dem Gedaͤchtniß einpraͤgen laſſen 
Was darinnen dunkel bleibt, oder * Beſtaͤtigung 
bedarf, kann alsdenn in Schelien bengefüger wer⸗ 
den. Und.merin Fragen da ſyn ſolleũ, fo-mügen, 
fe: tm, Bine und, ler De 
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des Eheſtandes. 222 


fon, aber nicht fo unbeſtimmt, und edenlang; wie 
fie im ganjen Buche z. B. ſogleich ©. 2, 4. 11. 


3f. find. Was die Sachen ſeibſt betrifft ſ 


würden wir ſolche zweckmaͤßiger geordnet, nicht ſo 
unnoͤthige Digreßionen gemacht, nicht das, was 
unter die Pflichten gebört, fehon in den vorigen 
Abſchnitten zum Theil angeführt, alle fremde ent· 
beprlihe Zufäße ‚ausgemerjt, Provinzialismen, 
niedrige Ausdrüce und Anekdoͤtgen im Ton und 





Geſchmack des Hrn. D. Tellers in Zeiz vermiee - 
den, und dee Sprache überall die Würde undin :.. 


edlen Anftand gegeben haben, den’ der V. an man⸗ 
hen Orten fo glücklich zu treffen weiß, der der gu 
te Ton für die Geſellſchaft und der.vedyre im Bor: 
trage einer fo ernithaften Sache if. 


Die weirläuftige Vorerinnerung 'befchäfftigt . 


fi) mit den Urfachen fo vieler ungluͤcklichen Ehen, 
Derer find nun frenlich viele, da alles, roas Zwift 
erregen und die Gemuͤther entfernen Fann, dahin 
gehört. Aber immer bleiben gewiß die üble Ere 
jiehung — der Söhne zur Weichlichfeit und Un» 
gebundenheit, der Töchter zur’ Eitelkeit, Hoch« 
muth, Troß und Widerfpruch, die unvernünitigen 
Abſichten bey den Heyrathen, unvorfichtige Wahlen 
und das unchriftfiche DBetragen in ber She, die . 
hauptſaͤchlichſten. Vor Aufhebung diefer Unord« 
nungen S. 34, ifb freylich an die. Vermehrung 
glücklicher Chen nicht zu gedenken. Soll Hier R. 
nach feinen in der Welt gemachten Erfahrungen 
reden, fo glaubt er doch, der Saupffebler.tiege 
auf der weiblichen Seite. Mtannsperfonen erhal . .. 
Doederl. Siblk B.3. St. P tn 


6 


PER 777 EEE 


xen in hoͤhern und’ niebern Etänben, durch Stu. 
diren, Umgang, Reifen immer. noch mehrere Bil⸗ 
dung, als die Mädchen, die von ihren Müttern 
‚immer nad) ihren Borurtheilen und falſchen Maris 

‚ men gebildet, von Franzoͤſinnen verborben, ober 
auch gewoͤhnlich durch ‚frühe Schmeicheleyen miß⸗ 
geleitet werden, und dabey ſehr wenig. Unterricht 
zur Aufklaͤrung ihres Verſtandes und Erweckung 


Der V. wird es nicht zugeſtehn, denn ſeine Vorlie⸗ 
be fuͤr das weibliche Geſchlecht iſt nur allzu ſichtbar, 
aber die Erfahrung iſt gewiß auf der andern Seite. 
Iſt es denn nicht Praͤdilection, wenn er S. m. 
glaubt, daß eben die Seele, die das Hausweſen 
glücklich beforge, mie gleichem Erfolg eine Armee 
ſtellen und feindliche Heere befiegen werde, ba doch 
gewiß ein Beruf mehr Größe des Geiftes als der 
„ andere erfobert, und Fleis und Bildung nichts ent« 
wickeln Eann, was nicht ſchon in der Anlage da 
iſt? S. 15. haͤlt er es für Unrecht,. jenem Ges 

‚Schlecht den Hang für Kleinigkeiten und die gröfs 
ſere Heftigfeie im Zorn vorzumwerfen, und leitet es 
ſehr wigig von, ihrer größern Empfindlichfeie Her, 
Muß denn aber der Sanftmürhige allemal unem« 
pfindlich ſeyn, und das Boͤſe nicht fuͤhlen? Die 
ſchnellere Empfindung des Boͤſen reizt nur dann 


—5 zum Zorn, wenn man die fanftern Empfindungen 


daruͤber vernachläßige u. unterbrügft, wenn aus dem 
unterlaffenen Gebrauch vernünftiger und hriftlicher 
Motive gegen Zorn und Rache und unvernuͤnfti⸗ 
gem Hochmuth bie Heftigkeit zur Gewohnheit 
| , E 3 . J bwird 


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| . ‚wohlgeorbneter und gefälliger Neigungen erhalten. 


de Eheſtandes. 227 
wird. T. Hauptſt. Von der Ehe überhaupt. 
Diefer Abſchnitt koͤnnte durch Weglaſſung unnoͤ⸗ 
thiger Digreſſionen und Nutzanwendungen um 
viel abgekuͤrzt werben. Er fängt mit der Einſe 
gung der Ehe, der Erſchaffung und goͤttlichen 
Seegnung des erſten Paares an. Die weitlaͤufige 
Erklaͤrung des Bildes Gottes S. 4. iſt ſogleich 
ſammt der daraus gezognen Moral überflüßig, fo 
wie auch das, was über die Worte: Ich will ihm 
eine Gehuͤlfinn machen, gefagt.wird, in das vierte 
Hauptſt. gehöre. Daß die Worte: ſeyd früht- _ 
bar und mehret euch, fein Befehl fern, wirb man 
ihm ohne Gründe ‚nicht glauben. In den Wor« 
ten Mofis; der Mann wird feinem Weib anban 
gen, finden wir die eheliche Pflicht nicht. Dein 
Wille fol deinem Mann unterwerfen feyn, ©. 23: - 
heißt eigentlich: bu follft wieder Begierde nach 
ihm empfinde. Die Herrfchaft der Männer ger 
höre nicht unter die weiblichen Leiden. Hier und 
©, 15. ift wieber viel Ueberfluͤßiges. - Unter den 
Endzwecken ber Ehe fegt er S. 3x. die geſellſchaft⸗ 
liche Hülfleiftung vor, da doch wohl die Erzeugung 
und Erziehung der Kinder göttlicher Abfiche nad: 
den erften Pag verdieng.  Wnauflöstich foll die 
Ehe ſeyn S. 39. Das folgt aus ber’ göttlichen 
Anordnung und den Zwecken der Ehe zu deutlich, 
als daß man bie Wuͤnſche und Sophiſtereyen wol⸗ 
füftiger Flattergelſter anhoͤren follte. Denen, die 
den lebigen Stand erwäßlen, wollten wir nicht ger. 
rade (©; 54) den ſchwaͤrzeften Undank gegen Gott 
Schuld geben” Es kommt dabey gar wiel aufdie. 
_ 9a Dee 


ION 


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u Echſuns 


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Darencelede an, und die e ſummumg einer weib. 
lichen Perſon wird dadurch nicht aufgehoben, wenn 
ſie ſolche nicht mit einer gewiſſen Perſon -erreicht. 
Gebe recht ſchließt der Hr. V. untuͤchtige Perſo⸗ 
nen, ſolche Dig noch Fein gehoͤriges Ausfommen { Da: 
ben, (deren ſich gar viele durch ein blindes Ver⸗ 


trauen auf görtliche Verforgung in Nothu und Kum⸗ 


mer ſtuͤrzen) und allzujunge von dem Recht zu hey⸗ 
rathen aus. Ueber die ſeitſame Meinung &. 66, 
daß nad) Matth. 19. was fich einmal beygewohnt 
bat, auch vor. Cote unwiderruflic, verbunden waͤre, 
baͤben wir neulich. ſchon bey der Anzeige von Ma: 
dans Thelyphthora das Möthige geſagt. Die 
S. 69. angeführten Gründe, warum Chen unter 
Verwandten nicht glücklich feyn follen, find, wenn 
wir auch das Saftum nicht bezweifeln wollen, nicht 
alle von Gewicht. Er meint, ſolche Perſonen waͤ⸗ 


ten ſich gemeiniglich zu befannt, und zu oft gleich“ 


‚gültig, “fremde, die-einander wählten, fönnten fi) 
eher fchägen und fieben fernen. Wir bächten, daß 
‘weder Das eine ſchade, noch das andere beffer fen. 
Genaue Bekanntſchaft macht nur dann gleichgüfe 
tig, wenn man fo. merkliche Fehler und Schwächen 
on einander findet, daß Feine wahre Schäßung ba 


u mit beftehen kann. In dern Fall wikd man ſich nicht 


or 


beyrathen und Im andern muß die genaue Bekannt⸗ 
ſchaft Die Liebe vermehren. Unbefannte faſſen frey⸗ 
lich leichter Hochachtung gegen einander, weil ſie 
bloß die qute Anfenfeite von einander ſehen, und 
ſich ihre Schwaͤchen ſorgfaͤltig verheimlichen. Wo⸗ 
be en eat vieler Ge nach weni⸗ 
gen 


⸗ 





e 


die die genauere Bekanntfchaft nicht beftätigr, 


oder. Fehler findet, deren Daſeyn man vorher, 


Dank fey es der forgfältigen Verftellung ober dem 
falfchen Augenglas der Seidenfchaften, nicht. ahn⸗ 


bete. Die Bemerkungen über die Quellen ber. 


Eheloſigkeit S. 71. find richtig angegeben. Die be⸗ 
fien Männer werben von dem uͤberhandnehmenden 


Luxus und dem Ungluͤck fo vieler Ehen am mei-· 
ſten abgehalten. ©. 33. wollten wir es nicht zur 
allgemeinen Pflicht machen, die Geſchwaͤchte ww 

ehelichen, da fo viel auf die individuellen Umftän« 


de der Verführung ankommt, noch auch behau⸗ 
pten, daß jede andre Verbindung vor Gott Ehe⸗ 


bruch ſch. II. Haupiſt. Ueber die eheliche Wahl. _ 


bee Cheſtandes. dag 
sen Wochen, als weil man im verbienbeten Braut« . 
ande Vorzüge an einander zu finden glaubte, _ 


, 


q 


Hier iſt freylich nicht genug, nur überhaupt auf " 


eine vernünftige Wahl zu dringen, man muß ges - 
nauete Werfchriften darüber entwerfen. Mit 


Recht verwirft, er ©. 90. ‚bie frömmelnde Re⸗ 


bensarten, bie Ehen werden im Himmel geſchloſ⸗ 


fen, (von welchem Sauerteig mir auch vieles in 
dent fonft guten Roman, Sophiens Keifen ugf.w. 
angetroffen Haben) wie auch ‚die leichtfinnigen , es 
wird fih nad) der Hochzeit ſchon geben.- Die Per» 





ſelbſt wählen. - Wie ab ie follen auf Reli⸗ 


ſonen, die heyrathen Ang Kin ellerdings 





gion und Tugend, auf Verftandb, Gleichheit des 


Charafters und eine gewiffe Harmonie der Ge 


müther ſehen. Wir hätten allenfalls an ben bey⸗ 
und 


de seftern Eigenfpaften gen. De Verſtand 


4 


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v_ B. 


= E EL 7.177.111, 177 Bee 


und ein Ser vol Siebe zu Gott und. den Min⸗ 
ſchem iſt, da wird gewiß auch jene Gleichheit des 
Gemuͤths feyn, die nicht als ein Spiel gehäßiger 
$eidenfihaften und veroͤnderlicher Laune, bald aus⸗ 
ſchweifend haſſet, bald liebet, bald rafet, bald 
wieder vernünftig iſt. Was aber: jenen Ä 
‚tberifihen Zug der Gemuͤther, den unfre Roma⸗ 
nendichter fa unvernuͤnftig empfehlen, antriffe, fo 
‚ müffen wir geſtehen, daß wir nicht fuͤr ihn ſind. 
Was iſt er mehr als ein. bloßer dunkler Antrieb, 

der’ meiſt van ‚einer gefallenden Form, von einer 


ertraͤumten Aehnuchkeie mie phantaſtiſchen Ideen 
und romantifchen Begr n abhaͤngt? Schon ſo 


viele ſind dadurch getaͤuſcht worden, daß wir auf 


alle Faͤlle vernuͤnftige Gruͤnde vorzuziehen rathen. 


Steckenpferde, {von denen, im Vorbeygehen ge⸗ 
ſagt, nicht Young; ſondern Yorik oder Stern re⸗ 
der), kann mamn wohl (©. 11.) an andern vertra⸗ 
gen, aber gewohnte Laſter find feine Steckenpferde 
Das aͤußerliche Anſehen koͤnnen wir nicht für gang 


gleichgültig halten. Der V. redet zwar S. 124. 


unbeſtimme, und fheint bloß die Farbenmiſchung 
im Geſichte zu meynen, da er ben guten Wuchs, 
mid Die regelmäßige Bildung ausnimmt, welches 


freylich die hauptſachlichen Beſtandtheile der 


Schönpelt find, Wir ziehen auch eine edle Seele der 


u bloßen fehönen und wielfeicht von einem boͤſen Geifte 
Ze bewohnten Form vor, halten es aber auch fuͤr recht, 


mie auf dieß zu fehen. Die Warnungen anMaͤd⸗ 

chen, nicht ſo leicht zu glauben, einen Boſewiche zu 

beſſern, der Mediſanee nicht fü leicht zu frauen, ben: 

Vag der Uebhaber nn nach ber, une 
ſt 


1 
. , 


des Eheſtandes. ⸗yn 


ſtochner Zefen, und wir ſetzen bie; nicht nach 


ihren faden Schmeicheleyen und gefchidten Wer · 
beugungen zu fhägen, und das Zieren und Sproͤ⸗ 
dethun zu vermeiden, find Bier am rechten Orte, 
Wir fürchten aber, daß unter ben Umſtaͤnden der 
Welt, wo man immer nur die glänzende Außen 


feite zeige, und die innere wahre verbirge, wo 


felbft die Begierde nach Verſorgung bie Seuche | 
ley befördert, wo der Siebhaber ſelten im Stande 


iſt, fein Mäbchen in verſchiednen Sagen handeln zu 


feben und bie Wabhrheit ihrer oft bloß aus. Bir” . - 
chern gefchöpften und im Gedaͤchtniß lebenden 


ſchoͤnen Geſinnungen zu erforfihen, wo des. Mes 
dens und Urtheilens fo..viel. iſt, und. auch die bes 


ſten Augen bey dem Zauberlicht ber Siebe. trügen‘ 


Finnen, bie Ehe immer. noch ein. Gluͤckstopf bleiben 
wird, wo ein großer Theil fich freuen muß; etwas beſ⸗ 


fers, als eine Niete erbafcht zu haben. O ihr War 
ter und Mieter, wenn wolle ihr durch beffere Er⸗ 
giehung der Nieten weniger machen!) Was der 


. Rim zten Hauptſt, von dem Werch einer oͤffent⸗ 
tihen ‚Verlobung und ber Nothwendigkeit bes 


Yufgebots fagt, billigen wir eben fo als. den 


Wunſch, daß ſchicklichere Trauungsformulare ent« 
worſen werben follten. Das IV. Hauptſt. Won 


>» 


den Pflichten der Verehlichten iſt das wichrigfte I 


und weitlaͤuftigſte, und verdienet von Verehlichten 
| G. unvereplichten aufmerffam ermogen zu werben, 
Er theilt fie‘ in allgemeine, welche beyde Theile, 


und in befondere Pflichten ein, welche jeder Theil 


für ri ir beobachton ev ben allgemeinen 


Pflich⸗ 


Zu 


2° Eatechifmig‘ 


wWie man ſich bey gegründeten und ungegruͤnde 
dem Verdacht zu verhalten habe, ‚mögen die Eifer: 
ſuͤchtigen ©. 283.289 ſelbſt leſen, und verfuchen, 

: 6 vernünftige Gründe noch etwas über Die aufge: 
brachte Leidenſchafe vermögen. "Won ©, 303 fängt 

ber V. an, die Pflichten gegen die Kinder vorzu- 
tragen, Faßlich und brauchbar für afle, beiten 

es an'den Grunbfägen einer vernünftigen Erzie⸗ 
hhing mangift, die nicht wiffen, was fie thun ober 
laſſen, wenn fie ftvafen oder befofnen ſollen. Die 
beſondern Pflichten des Mannes ©. 385 find, daß 
er\( durch Nechrfchaffenheit und Vernunft, niche 
durch Poltern und Zanfen) fein Anfehen im Haufe 

‚zu behaupten fuche, und feiner Familie Schutz und 
‚Unterhalt verfhaffe, der Frau, daß fie zaͤrtliche 
Ehrerbietung gegen ihren Mann erweiſe, und bie 
Wirthſchaft flug, reinlich und ordentlich führe, 
V. Hauptſtuͤck. Leiden und Freuden bes ehelichen $e« 
bens. Nach Abzug der allgemeinen und der ver⸗ 
fchuldesen Leiden findet der V. das Uebergewicht 








auf ber Seife des Vergnuͤgens. Den Beſchluß 


machen drey Anhänge vom Contubinat, den Ges 
toiffensehen und der Eheſcheidung. Erſtern vers 
wirft er gänzlich, und ſchildert die traurigen 
Folgen, die daraus fuͤr beyde Prſonen und 
ihre Kinder entſpringen. Gewiſſensehen wider: 
rath er, weil es darinnen theils an Liebe und Ver- 
rauen, theils wegen ermangelnder obrigkeitlicher 
Beſtaͤtigung für Weib und Kind an noͤthiger Gi: 
cherheit fehler. : Bey der EHefcheldung läßt er als 
» erhebliche Urſachen gelten ben Ehebruch, die * 
nn 5 hafte 


1 





Ä 


ty. 
det runde. 22235 


bafte Verloffung, Uncuͤchtigkeit —* Erfüllung de 
ehelichen Zwecke, und die hartnaͤckige Verweige⸗ 
rung der ehelichen Pflicht. Man darf dem, fo 
billig es auch ift, die Epefihejdungen zu erſchwe⸗ 
ten, noch eine fortdaurende, hartnaͤckige und durch 
andre Mittel, ſelbſt die Scheidung von Tiſch und 
Bette, gegen melche des Werfaffers Gründe nicht 


ſtark genug find, nicht zu hebende Feindſeligkeit, 


ohne Scheu benfügen, Da dadurch) nicht minder afle 
Zwecke der Ehe vereitelt und beyder Theile Wohle 
farth ganz zerftört wird. Wir wenigſtens glauben . 
nicht, daß die Fortſetzung ſolcher unheilbaren bb _. 
fen Ehen Gott gefalle, und haben uns ‚daher ſo 
wohl ‚über bie feltfame Auslegung, die Here Her⸗ 
mes in.feinem Roman Sophiens Reiſen ꝛc. 
von den hieher gehoͤrigen Stellen giebt, und die 
daraus erzwungne Mißbilligung aller Ehefcheidung 
(denn nach feiner Meinung foll Feine Che anders, - 
als durch den Tod, oder bloß zur Verhütung des | 
Ehebruchs, der in ſo fern Polygamie würde, aufges 
hoben werben) als aud) über das feltfame Betragen 
und die falſchen Bedenklichkeiten des eingeführten 
Doftors Kreuz ſehr verwundert. Wir wünfchen, 
daß viele von diefem Buche zu ihrer Belehrung 
und Beſſerung Gebrauch machen, und daß des 
bittern Elends, das fo viele in einem Stande, 
ben Gott zur Wohlfahrt der Menfchen eingefege 
Hat, durch eigne oder fremde Schuld finden, da⸗ 
durch weniger werden moͤge. | u 
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Andere —2— Sornn. 


Le M. Eiföopi 'Romani Epifiola ton. 
tra Eutychen de vera incarnatione Domini 
ad Flävianum Ep. Conflantinop. E recenfione 
Ballerinorum cum praecipua varietate ledtionis, 
notulis et admonitione hiftorica. denuo edita a 
D. Henr. Phil.Conr. Henke, Pr, theol, Helmiflad. 
781. 38 Dügen. 

Da Leo in den Streitigkeiten mie dem Eut: 


ches einer ber gefchäfftigften und geleprteften Bi⸗ 


ſchoͤffe der orrpodoren Parthey war, und fein 


Drief an den Bifch. in Conftantinopef, Flavian, 


faſt ein ſymboliſches Anſehen durch bie Veſtäti⸗ 


“gung auf der Synode zu Chalcedon erhalgen hat, 
‚“ fo müffen es die Freunde der Gefchichte der Dog» 


men bein Hrn. D. Henfe verdanfen, daß er ein 


= fo twichtiges Denkmal des Alterthums hier hat 


abdrucken laffen, das in den Kirchen von Italien 
und Gallien in den aͤltern Zeiten öffentlich iſt in 


der Adventszeit vorgeleſen worden. Außer ber. 


Einleitung, daririnen die Geſchichte bes Briefes 
kurz erzaͤhlt iſt, und in welcher freylich eine Ent⸗ 


ſchuldigung des redlichen Eutyches keinen Platz 
finden" konnte, hat der Herr D. auch dafür ge⸗ 


ſorgt, daß der Tert nach der beften Ausgabe der’ 


- Gebrüdere Ballerini aus den Werfen des Leo abe, 


gedruckt und die verſchiednen eiten a aus Hand⸗ 
ſarif 


N 


open: hei Eden. Br 


| Köriften und der griechiſchen Verſion angemerkt 
wuͤrden: und wir wuͤnſchen, daß recht viele es 


leſen und nuͤtzen moͤgen. * Wir wollen nur 
eine Bemerkung hinzuſetzen. Cap. IV. fagt Seo: 
Adfumta eſt de matre Domini natura, non Ar 
woben die Ballerini warnen, daß man dieß ja, 
nicht unrecht verftehen möge, und lieber nach Do 
mini ein comma fegen: weil eg gefährlich fey, 
wenn man Donrini natura mit einander verbinden. 


wollte, als ob Jeſus Die göttliche Natur. von der, 


Mutter angenommen hätte. _ Wahrfcheinlid) has 
ben fie noch einer- andern Gefahr vorbeugen mol. 
en, daß man nicht culpa auf Maria ziehen moͤ⸗ 
ge und bie Worte fg verfiehen: von feiner Mut⸗ 


ter nahm er die Natur, aber nicht die Sünde an. 
Denn das vertruͤge ſich nicht mit der Lehre von 


der unbefleckten Empfängrüß ber Marin. — 

2. Parmo. Variae ledtiones V. T, ex im- 
menfa MSS, .editorumque Codicum congeris, 
hauftae adSamarit, textum, ad vetuftiffimas ver. 
fiones, ad accuratiores S. Criticae fontes_et le» 
ge examinatae perpetuisque notis, hiſtorico- eri. 


ticis illuftratae a Jo. B. de Rofh Voll. IV. ‘4. - 
Mit diefem Titel kuͤndigt endlich-fdrmfich md. . - 
feyerlich Hr. de Roffi die Ausgabe feiner Varian⸗ 

tenfammiung über das Alt, Teft. an: darinnen er; 


zwar die Kenniforifche nüßen, aber vermehren, , 


(er hat 120 Händfehriften mit Innbegriff der. 
Kennifotifchen und unzählige Ausgaben, die zum. . 
Theil weder Kennikot noch fonft ein Kritiker 
kannte und ni durch eine gute nötdige Ause 

| wahl 


— 


— 


„238° Andere theolooiſche Schriften.” 


wwahl der Leſarten, ber weicher bie bloßen Ver⸗ 


ſthiedenheiten in ben matribus lectionis und offen⸗ 


⸗ 


bare Schreibfehler wegbleiben, aber die erhebli⸗ 


cheren Varietäten in den Punkten nicht wie bey 
Kennikot übergangen werden, brauchbarer mas 
chen, und felbft-über den Werth der -Sefarten ur⸗ 
, ee will. So gnlockend an ſich ſchon dieſe 


nfündigung eines: Kenners, dem man alle Ges 
nauigfeit und Sorgfalt‘ zutrauen kann, ift: fo 


einladend muß zugleich die Verſicherung fenn, 


daß' er fein Werk in vier Quartbänden mit aller 


.r 


Mmpographifchen Schönheit‘ innerhalb‘ Jahresfriſt, 
und vielleicht noch früher zum Druck zu befördern 
anfangen werde. . Er, der nicht wie Kennikot 


durch Benfteuern von mehreren Taufenden' ermuns 


tert und belohnt worden, fegt für jeden Band 


* den Preiß eines Ducaten auf Subfeription: 


und er hat uns erfucht, ı dieß befanne zu machen, 
und von ben Siebhabern, die ein-fo wichtiges und 


“zum A. T. unensbehrlihes Werf, um den billig. 
be und mäfigften Preiß befißen wollen,. . die 


ränumeratien und Subſtription anzunehmen, 
wozu wir ung willig werden finden laſſen. Unſre 


einer folhen Sammlung IR wohl 


Überflüßig: und unſre Hoffnung gegründet, daß 
unfer Teutſchland den fleißigen und uneigennuͤtzi 


ggen Gelehrten hinreichend unterſtuͤtzen werde. Es 


macht der Gelehrſamkeit Ehre, wenn Gelehrte 
eine gelehrte Unternehmung mehr als die Fürften 
befördern. on 


Ende des U. Bandes dritten Städt.“ 


rn 








BD 305. Chrifoph Doederlein 


auserleſene 


Theoiogiſche 


Buͤlluchet, 


darinnen 
von den wichtigſten theologiſchen 
in- und auslaͤndiſchen 
Buͤchern und Ssriften 
Dieqhriht gegeben wir. BE 





— >. ur 
Zweyter Band viertes Stuͤck. 
— — — 


Leipzig, 
J 3 Gottl. ‚Irma Breitkopf, um 


eo . % - oo, 
Fu k 
3. A 
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roh Innhalt. 
1. —— latine verſ. a I. Aug. Dathe. 


NM. D. Semler Paraphrafis i in Ep. Tacobi. | J 


ie Anecdeta graeca. ed. LB. @’Anfe de Vi | 
Te loiſon. T. L et II. 


IV. D. Balguy divine beievolance elried. 


VD. Ze/s opukula theologici, exegetici et he 
wuiietici argumendi. .T. JI. 


"VL Neues Anſpachiſches Geſangbuch. 
SM Andre Apofogifche Schriften 





* 


0. 





4, 





Auseleue 
Tbeologiſche Bißtiotpet, . 





..I 


Pentateuchus ex recenfione tex- 
tus hebräei et verfionum antiqua-- 
‚um latine verfus notisque philologicis et 
eriticis illuftratus a.]. Aug. Dathio. 
Hal. 1781. 8, 786 ©. 


lles, was ſich von einem fo glücklichen und. 
genauen Ueberfeger, ber das ehrwuͤrdige 
Dunkel der Propheten aufgeelle hat, era - 
warten Jäßt, wird man hier in einem, hiſtotiſchen 
Theil der Bibel noch mehr antreffen, mit deſſen 
Simplicitaͤt und Leichtigkeit des Ausdrucks Das 
chens Sprache noch beffer ,. ‚als mit den hohen ' 
{ug der propherifchen Dichterſprache, ſympathi- 
rt: und da er überhaupt ſich m Fleiß, an Plan, 
Guͤte, Richtigkeit und Arte der Verſion 
j Qa aleich 


! 
..04 oo / 
WMW 


243 " Pentateuchus Itioe vert. 


gleich gebfieben: fo düsfen wir allen gelehrten und 
angehenden Schriftforſchern, welche nicht unter | 
die deutichen Propheten gehören, und auch die 
neuern Fortſchritte in der Philofogie und Ausle⸗ 
gung feit Eaftellio lateiniſch leſen wollen, biefe Ar— 
beit nur anzeigen und durch einige Bemerkungen 
0 :beweifen, daß fie ihres Verfaſſers würdig iſt. 

Die drey erfteri Kapitel des erften Buches 
Moſis, eine Maffe, welche Freunde des Wort- 
finnes und ber Religion, Allegoriften und Mipitis 
fer, Phyſiker und Geogeniften nach ihrer Phan- 
taſie und Abfiche in fo viele Mädel gedruckt haben, 

als jeder bilden konnte, mußten, auch ohne pole⸗ 

miſche Abſicht, ‚mit ausführlichen Anmerfungen 
verfehen werden, deren Innhalt das Auslegungs: 
foftem des Verfaſſers in dieſen Erzählungen kennt⸗ 
lich macht. — Zum Boraus tritt ver V. aufdie 
Parthey derer, welche Mofis Schriften aus ver- 
ſchiednen ältern Denfmalen zuſammenſetzen laſſen, 
ob er gleich es richt wage, beſonders von Kap. 12. 
an, mit Aftruc (und Eichhorn) zu beflimmen, 
wo alle einzelne Fragmiente anfangen oder, aufhoͤ⸗ 
ren, — Ueber das erſte Kapitel. nimmt er Ro⸗ 
ſenmuͤllers Hypotheſe an, daß von einer Um⸗ 
“bildung bes Erbbales, V. 3. geredet und bie | 

. Worte var an mm ya zu überfegen fen, 

poſthaac terra faha el vaſſa et deſerta. (Dafür 
fan ich freplich 2 Per. 3, 5 nicht als ſichern Be 
weis gelten laſſen, da wenyos energy a. . bias 
Umſchreibung von 6 Tore xoruor iſt und Mofes 
nicht deutlich genug von biefer erften Zerftörung 














| 


⸗ 


Fr wi A. . Diche, “ u 243 


der ge‘ noch vielweniger aber von ihrer Ufe R 
che, einer Flut, redet. (Was wir in unfrer in- 
fit. theol. chr. 6. 127. obf. 1. dabey erinnerten, 
daß man die jeßige Form des Erdbodeng nicht mit 
der erften vermechfeln, fordern bedenken müffe, ‚die 
erſte Geſtalt der bewohnten Erde fen wahrfchein. - 
fi) weit von Der jegigen unterfchieben,. bie Meere 
größer, das vefte Land Fleiner gervefen, als jegt, 
Das iſt nicht fomohl Einwurf gegew diefe Hypothe⸗ 
fe, ſondern vielmehr nur als Beweis gefagt, daß 
die Entdecfungen von Mufchellagen ımd verſteiner⸗ 
ten Seethieren in Gegenden, welthe weit ‚vom 
Ocean entfernt liegen, und andre Erfeheinungen, 
woraus man eine frühere Revolution des Erbballs - 
muthmaßet, nicht hinreichend zu einer folchen Ver⸗ 
muthung find; ſondern baß dies alles. erft feit der 
Schöpfung vor ‚fehsteufend Jahren entftanden, - 
ben welcher vielleicht da Meere waren, wo jeßt 
ausgebreitetes veftes Sand iſt, das durch Erdbe⸗ 


ben, oder allmaͤhligen Anwachs fic immer erweii 


terte; und daß man daher nicht. nöthig Babe, die 
Seerhiere in Bergen und Ktüften für Reſte einer 


Vorwelt zu haften ,- Die mit unfeer‘ jeßigen in fer 


ner Berbindung und.) — Die legtern Worte 
V. 2. erflärt der Verf. et ventur.a Deo immijfus 
mouebat (nn), mousre, agitare, doch in unge⸗ 
wiffer Bedeutung!) "has aquas, und meint, es 
werde darinnen bielirfache der gleich darauf geitiel- 
deten Entſtehung des Sichts angegeben: der Wind 
habe die Erleuchtung des umwoͤlkten Erbbodens - 
beſtedert. Wiern wir aber bedenken, erſtlich, wie 
A3 sans 


240° Ponienchüs Iinewef. — * 


ganz ungewoͤhnlich dem Mofes bie Formel, Beift 
Gottes, ſtatt Wind, ift, und: wie er fie Doch ge- 
wähnlich von Gottes Kraft gebraucht; hernad), 
daß es ihm bey der Erzählung der Schoͤpfungsge⸗ 
ſchichte alles, was Gott veranflaltete, um den 
Erdboden herzuftellen, mit der durchgängigen For 
mel: Bott fprach, daß dies oder jenes geſchehen 
ollte, beſchreibt, und daß er, wenn er bier die 
Abfiche gehabt hatte, etwas, dag zur Erneurung 
ber Erbe gehörte, anzuzeigen, nad) feiner Ge: 
wohnheit und Plan ſich aud) würde erklärt haben: 
Bott fprach: es entftebe ein Wind, der dies 
+ Waffer bewege n. ſ. w. f. endlich, daß wir im ganı 
. zen Vers fehr wahrfcheinlid, eine Befchreibung bes 
erften traurigen Zuftandes der Erde, deſſen alle 
mählige Verbeſſerung bie folgenden Verſe erzählen, 

zu fuchen haben, wie wir einft fhon-{Bibl. 2 B. 
S. 7.) anmerftent wenn wir, fage ich, dies er« 
waͤgen, fo wirds uns, fü dunkel auch bas norinn 
iſt, immer wahrfeheinlicher, daß Gottes Geiſt die 

- ıfchöpferifche alles beiebende Kraft ſex — Das 
Vierte Tagwerk V. 14 ſgg. beftund, nicht wie Die 
aͤltere Geogonie nimmt, in der Hervorbringung 
der Sonne, die am erſten Tag fhon, als Licht⸗ 
quelle, da war, fondern in der Beftimmung bes 
Gebrauchs und Nugens, den die Erde von ihr und 

. ben andern Himmelskoͤrpern haben ‚folltez (befon« 
‚ bers die Iſraeliten: nach der Some follee bie 
Graͤnze zwifchen Tag und Nacht, nach dem Mond 
das Jahr, der Monat und die Feſte heſtimmt 
“ werben.) — Yus dem Gebot V. 295 kann man 
lt Zu mit 


\ x 4 Fr - 


‚mit Hehe ſhucher, daß im parabiefikhen Zuftand 


fein Fleiſch ber Thiere gegeffen wurde; aber.man 


fehließer zu viel, wenn man dies Verbot auf bie 
ganze Periode von der. Suͤndfluth ausbehnt: denn 
die Opfer Abels und der Unterfchied zroifchen rei⸗ 
nen und unreinen Thieren beweifer Das Gegentheil. 
Bey Melegenheit der Rebensart.R.2, 3. Bott 
feegnete den-fiebenden Tag (diem fauſtum ei 
facrum effe yoluit) ift in der Anmerkung die Fra 
ge über der Urfprung und die antemofaifche Feher 
des Sabbaths beruͤhrt: und nach Iken entſchie⸗ 
den, daß die Urweit ſchon den Sabbath gefeyert, 
oder deutlicher, den ſiebenden Tag ven den andern 


N 


uf Ag; Dasio- "2. J 


* 


unterſchieden habe: obgleich Moſes hernach neue - - - 


Anordnungen wegen ber. Art der Feyer gemacht 
habe. — Im ſchweren und verworrenen Abſchnitt 
von 8.2; 4-3. bat ſich der Hr. D. am bie ſcharſß⸗ 
finnigen imd einfeuchtenden Vofftelungen (ichs 


horns) im Repertor. für bibl. und morgenl. Liter. 


4 35. in der Beflimmung der age des Parabiefes 
on Reland vorzüglid) gehalten: doch widerſpricht 
er bem erſtern zuweilen aus guten unb erheblichen 
Gründen, wovon. wir hernad) einige Benfpiele an⸗ 
führen wollen. — Das unverftändfiche 1133 my 
K. 2, 18. finde ic) überfegt adiutricem eius natın ‘ 
rae accommodatam. Mehr nad) Dem Yufammerte - 
hang, als nach dim Gebrauch des Wortes 13, 
weicher mehr an Außerliche Gegenwart und 
Umgang zu benfen fordert. — V. 25. tritt er 


J 


noch der gewoͤhnlichen Meynung bey, daß darin⸗ 


nen die Reinigken von alen Eupfnbunan der 
Qa Wolluſt 


Br 


ru \ 


246 Pentstenchus Yaine ver. ! 
J Woiluſt Befreiben ‚werde. . Wider. biefe laſſe 


ſich noch viele Bebenttichkeiten machen. Freylich 
komme Schaam-aus Empfindung des Unanftändi« 


: gem (indecori): :aber jft nicht eben dieſe Empfin⸗ 
‚dung mehr Beweis der Unfchuld als der Berbor. 


benpeit? und wie ift biefer Zuftand Adams von 
der Schamiefigfeit der verderbten Menfchen. unter: 


‚ fehieden? Iſt nur der gefaflene Menfch einer Em- 


. 

= 

— 
X 


pfindung des Unanſtaͤndigen faͤhig? — Oder wa⸗ 
ven die Einſichten der erſten Aeltern noch zu unreif, 
als daß ſich jetzt ſchon Gefühl der Schaam in ihr 
Herz einſchleichen konnto? — Noch mehr. fl 


nicht Schaam nur gefellfehaftliche Leidenfchaft, bie, 


100 esau Zuſchauern und Zeugen fehlt, nicht auf. 
feinem kann? und Bonnte Adam oder Eva damals 


—— vor oder nad) dem Fall — in den Regungen 
be Geſchlechtstriebes etwas unanſtaͤndiges fuͤh⸗ 


fen? Sie waren ja Eheleute, die Gott fuͤr einander 
beſtimmte: und ben diefen würde en die 
Aengſtlichkeit; ſich einander ja nicht nackend zu 


zeigen, für falfehe Schaam halten. . Man kann 


nicht einmal fagen, daß Nacktheit an ſich und 


£ nothwendiq wollüftige Empfindungen rege macht, 


md daß: Kleider erſt nach der Verſchlimmerung 
der Menſchen noͤthig geworden: dieſe ſind mehr 


Wirkung des Aufenthalts der Menſchen im kaͤltern 
Clima; und Nacktheit trifft man — ohne Ver⸗ 


ſchlimmerung der Moralitaͤt oder groͤßern Hang 


zur Wolluſt zu ſehen — auch unter wilden Ra 
..tionen ans und im Grunde iſts meiſt nichts als 
| Gewohnhei und Mode, welche das anſtoͤßige · und 


unan; 


| " n N N .. 


% 


a X Aüg. Dathis. Eu er 7" 


umanftänbige in Encblͤſung einzelner Thelle de 
Körpers beſtimmt. Wir erinnern uns, im Goͤtt. 


tingifhen Magazin (Erft. Jahrg. 5 ©t.) vor Eur. 


zem gefefen zu haben,. daß in' den Gegenden der 


Trimm zu Goltwa die Einwohner beyderley Ges 
fchlechts fich zu gleicher Zeit ohne Zuruͤckhaltung 
badeten, und. daß dieſe Gewohnheit fo wenig ſchaͤd⸗ 


liches fuͤr die Sitten habe, daß der Fall einer, 


Jungfrau in Goltwa etwas unerhoͤrtes ſey: und 


Niebuhr — wo ich nicht irre — erzaͤhlt, daß eine 


uͤberraſchte Araberim, um ihr Geſicht nach der 
Eriquette zu bedecken, lieber ben ganzen untern 
Körper entbloͤſet dargeſtellt babe. Dieß alles find 


unfre Bedenklichkeiten gegen jene Erflärung:: wie | 


wel mir feine beſſere geben koͤnnen. * 


Aus dem genauen Zuſammenhang des Bieten | 


Kapitels mit dem. zweyten erweifet: der Kr. D. 

daß hier Geſchichtserzaͤhlung, nicht Allegorie ober 
Parabel, fen. Die Schwierigkeiten beym hiſto- 
riſchen Sinn verſchwinden groͤßtentheils, wenn man 
die alte einfältige Art, Geſchichten vorzutragen, 


kennet. Die Schlange iſt eine eigentlichen. was. 


ihr.ale Rebe in den Mund gelege wird, iſt Hand⸗ 
Img, welche gewiffe Vorſtellungen in ber Seele 
der‘ Eva erregte; die Worte der Eva find ihre Ge⸗ 


danken; der Fluch über die Schlange und Men 


ſchen nicht wörtlich ausgefprochen, . fondern That⸗ 


fache, da die. Menſchen jede nach der begangenen 


Suͤnde empfundne Muͤhſeligkeit und: Schmerzen 


ihres Lebens von ihrer Suͤnde ableiteten, und auch, 
was fie.an ber Särenge een als zuver fahen, - 
. als 


o 


> 0, 
Er 


28 Penateuichn. laine gef 


als Strafe Pi fie anſahen; s. (An ber Rebe Gotces 

an die Schlange iſt richtig bemetkt, daß manan San " 

= nicht heißen, vor allen Thieren, d. i. mehr als 
— alle; deun der Fluch' traf Die übrigen Thiere nicht; 

fondern, von allen. Alle Thiere werden. die 

Schlange fliehm:)  Däs. Protebangelium K. 3, 

05 Peine Verheißung von Meffias, da die Gefall⸗ 

- sten damals nad) nichts von den ausgebreiteten 

traurigen Folgen ihres Falles wußten: und alſo 

auch nichts von einen Netter verfiunden u. a. m. 

"Man müßte doch unbeugfamer als die Orthodoxie 

felbft ſeyn, wenn man nech an ber Meynung’Hiens 

ge, daß bier ein Meffias verfprocyen werde. Abes 

bie Benennung: Meibesfame, Elinge fo gar fhön 

und erbaulic in den Weihnachtsprebigten, : daß | 

man die Stelle, daraus fie ser iſt richt ab 

— leiten darf! — J 





Die ede Onrtes | zu Kain, 8. 4,7. wo der 
2° Xept vielleicht nicht vein genug iſt, wich erklärt: 
nonne fi benefeceris, capite erecto potes ince- 
.n. dere (nnw, eleuatio faciei tibi erit)? fi male 
segeris; flatim fe prodet peccatum tuum, ante fo- 
ess iacet, manifeſtum fiet. Hoc quidem te i in- 
— ſar meretricic tentabit (namen wie oben 8.2316. 
tr vom Wollufttrieb: die Sünde wird als eine unzuͤch⸗ 
tige geife Weibsperfon. dargeftelle, die den Mens 
lm zue Wolluſt reißt. ‚Aber kann dies Bild 
ſchon dartalt-+- in der einfamıen Urwelt gebraucht 
werden, in welcher wir noch keine ſolche Huren ſu⸗ 
en wie und if 8 Hr. das Wert ficher 
En en und 


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⸗ 


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al ‚Aug. Dathio. m " "219. 
un gie vom appetitu venereo m neh 


Die Bedenklichkeit, daß das ſuffixum ma- 
ſculinum v nicht auf das foenuininum NINUr ges. 


jogen- werden fönne, ‚wird kaum Hinreichend durch 
die Bemerkung gehoben, daß bie ſuftixa nicht im. 
mer einerley genus mit den Morten haben, auf 
welche fie ſich beziehen, E12 K.2, 15. Deyn 


man wuͤrde ſagen koͤnnen, daß ſolche Worte ge- e 


neris communis find. Dahin aber getraue ich 


mir nicht mntor zu rechnen, deſſen Endung durch⸗ 


aus ein foewin. fordert. Vielleicht kann man an⸗ 


nehmen, daß die ſuſhxa und überhaupt ale Praͤ 


difate auf Abeln gehen. Hr liebt dich und du 
bift Herr über ihn. : Zwey Gründe, das feind- 
felige Gemuͤth Kains zu befänftigen. Das letztere 
verliert den Anſtoß, da nach den aͤlteſten Sitten 


der Urwelt die Familie gegen den Erſtgebornen 
eben das Verhaͤltniß hatte, darinnen die Frau ge» . 
gen ben Mann Hund: und das Motiv bey einent - 


neibifchen Herzen viel wirfen muß, daß die Vor⸗ 
füge des Beneideten doc) dem Neider feinen Ab- 

bruch hun). — Die V. 8. vermuthete und- von 
den: alten Verfionen nach dem Samarttanifchen 
Hentateuch ergänzte CHipfe man 3% wird von 
Hrn. D. D. nicht angenommen, fordern won aus 
dein Arab. durius loeutus oft cum Abele überfegt. 


Nach meinem Gefühl‘ fehlt immer etwas im - 


Zufommenhang und der Samaritaniſche Zuſatz 
iſt fo fimpek ; ſo dem Contert angemeſſen, daß ich 
ihn auch der hebraͤiſchen Bibel ſchenken "möchte: 
Die  Elhmentung, daß Kein nicht an hatte; 


den 


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u 250 | Pentsteuchui lätine ver, 


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den Abel aufs Feld zu invitiren, ba fi ſich of | 
hin auf dem Feld fruri) aufhielten , möchte keiche 


u beantworten fern. Denn wenn dies wäre, fü 
. würden auch bie folgenden Worte: da’ fie auf· dem 
Felde waren, uͤberfluͤßig ſeyn: und rıw.ift oh 
bin nicht jedes Feld, ſondern bas eultivirte, 

‚,@er, Kains Eigenthum und fundus.) Die Uns 


terredung zwiſchen Gott und Kain V. g. fgg. wirb 


nicht, wie die andern Reden als ſinnliche Beſchrei⸗ 
bung von den Folgen des Brudermords, und ale 
— Darftellung feiner Empfindungen, wie der Vers 
faſſer der Urgeſchichte im Repertorium fagt, : ges 
“nommen, ſondern als wahre Sefchichte wegen des 


25 Verſes. Es iſt auch wahrſcheinlicher, ſo wie 


Veränderung des 7 im > n”, epagtann 
I. 

K.G6, 3, iſt überfege: non in perpetuum red, 
arguam (nad) ber maforetifchen "far 117) pro⸗ 


. pter errores, fuos (oxw bed) noch zweifelhaft,) - 


- homines fragilis et imbecillis adeo naturae.. Die 
“ alten Usberfeßungen muͤſſen ung hier Irre machen, 
‚ba fie fo einſtimmig (den Symmachus uhbden min« 
der wichtigen Hieronymus ausgenommen) jr» 
durch despeevem uͤberſehen, das ſo bequem paßt 
Mein Geiſt wird nicht immer bey den Men⸗ 
feben bleiben; ich werde nicht fange.mehr ihnen 
Lebenskraft mittheilen: Vergl. Pf.104,30. Denn 


pe — dies Rörpergefchledit,, — vermebe. 


‚ ven fich au febr. u Bau von NW erelcere, Vgl. 


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a U Aug. Dathio, Ba a5t 


Ze R. 7,20. handelt. der Hr. p. bie Frage 


ab, ob die Suͤndfluth ſich über den garen, oder, 
kur über .den von Menfchen bewohnten Erdboden 


verbreitet. habe- Er nimmt bag letztere an. Es 
war Gortes Übfiche, nur das Menfchengefchleche 
ju vertilgen: aber dies harte ſich Damals noch niche 
über den ganzen Erdboden, verbreitet. . Die Mes 
densarten, daß alles Fleiſch unter dem Sims 
mel vertilgt worden u. a. nimmt der hebräifche 


Oeſchichtſchreiber niche fo genau. Z. E. K.2,19, 
20, Ejzech. 3, 6. Es Fallen auch viele Scäwie | 
tigfeiten bey, Diefer Hypotheſe weg. 3. E. wie die 
Thiere aus Africa ober America zu Noah in bie . 


Arche gekonnmen. Die Einwendung des Hrn. R. 
Michaelis, daß ohne eine allgemeine Fluch anzu⸗ 
nehmen, das Waſſer nicht ıso Tage hätte über, 
den höchften Bergen ſtehen fönnen, wird gründe 


lid) dadurch abgewendet, Daß das Waffer, bis und . 


fo lange es diefe Höhe erreichte, immer neuen Zu⸗ 


fluß aus den unteriredifchen Kanälen erhalten habe, : . 


88,29 — Wer uns Die Frage aufwirft: 
don dem wollen wit ung zuerft eine Landcharte von 
der Geftale und Umfang ber Urmwelt ausbitten. — 
Ueber K. i0. wird Michaelis Spicileg. geogr. 
exterae — das Hauptbud) i in diefer Materie, voll 
Unterfuchungsgeift und reich an Entdeckungen — 
mit Recht empfohlen. Diefer findet ben V. 21, 
ee ſchwer; vielleicht verborben, doch ohne eine 
Verbeſſerung wagen zu wollen. Allein nach der ſcharf⸗ 


ſinnigen Erklaͤrung des Hrn. Dathe iſt fie auch 


nicht noͤhig. Denn er Verf 3 Semo multas 
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, Pentareuchus‘ latine verf,. Ä - 
” genter hübent origensm, (ax betrachte er ‘als 
nomen.in der Bedeutung copie, abundantia aus 
‚ dem Aab. pam muültus fuit. Das nr fängt el- 
nen neuen Satz an) Hi e ef pater Hebracorum, 
- Jrater Japheti, natu maioris. Die-Urfache, war⸗ 
um dieſer letzte Beyſatz rioch hier. ſteht, iſt wahr⸗ 
ſcheinlich dieſe, daß Mofes anzeigen will, obgleich 


Japhet der Ältere Bruder geweſen, fe habe-ihm 


doch der nachgeborne an Gluͤck und Ehre ber Nach⸗ 
kommenſchaft nichts nachgegeben. Dabey kann 
man ſich ganz beruhigen. 

K. 20, 16. laſſen ſich die Worte Abimelechs 


zur Sara nicht recht verfichen, vermuthlich wegen _ 
eines eingeſchlichenen Schreibfehlers, durch deſſen 


Verbeſſerung hier ein ſehr natuͤrlicher Sinn ent⸗ 
deckt wird. - Dedi mille ficlos frat:i tuo, pro‘ 
_ quibus (Ray mit 03 verbunden) velamen faciei 


tuae einas, vt cum omines, qui tecum fünt, tum 


et alti, qui te-viderint 3 rin ſtatt 43 nn) in- 
 telligant, te efle maritam. (Er lieſet nn>> ſtatt 
- Ara mit den LXX. und Syr., und erflärt es 
als die zweyte Perfon bes praet. Niphal von nov 
> demonftrare) . 
Weit natuͤrlicher als gewoͤhnlich aberſett Hr. 
D D. R.24,55. das Vwy ın Do) Ein Jahr oder 
zehn Monare, wie Hr. Michaelis; doch noch zwei⸗ 


felhaft, weil bie Eitipfe des wın nach Vwy zu 


hart feheint. "Aber wie wenn MWy überhaupt ſchon 
eine Periode von zehn Monaten änzeige? wienvaw 
eine Periode von fieben Jahren oder Tagen? 
Daper Aheint er er nicht unabgeneigt , mit dem Sy 
“ ‚ver 


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al Ag-Dahio. ag" 


gu (een cn Wr mehr tote Brno, 
14. (Die große: Entfernung des maforetifchen - 
Textes von "Diefer Leſart beguͤnſtigt dieſelbe nicht 
ſtark.) | - . Bu 


So viefe Schwierigfeiten aud) in der Gefhihe 
te des Kampfes Jacobs K. 32, 25. angetroffen were, 
den: ſo wagt es doch ber Hr. D. nicht, fie mit ee - | 
higen Neuern fiir Wifion oder Traum zu halten, 

theils weil Jacob am folgenden Tag wirklich Hinf« 
ter theils weil er V. 31. fage, Deum coram vidi 
falız vita mea. Die Abſicht des ganzen Auftritts 
war, Jacob aufzumuntern r daß er ohne Aengſt-· 
lichkeit Canaan betreten möge. Mach dieſer Ab. 
ſeht iſt Die Ueberſetzung oder Paraphraſe des V. 39. 
ſo eingerichter,, quoniam ipſi Deo praeualuiſti, 
certamine cum hominibus ſuperior quoque dis- 
cedes. Das letzte muß im futuro uͤberſetzt wer⸗ 
benz; denn Jacob hatte damals noch nicht miit 
Nenſchen gekaͤmpft. MIO nimmt erin der Be⸗ 
xutung: ſuperiorem eſſe, wie die alten Ueber⸗ 
Mer: womit 5anmn deſſen Vav pleonaftifch ſteht, 
Anonym iſt· FIRE vielleicht das Ganze Verbeie 
fung: du wirfk vor Gore und Menfchen den erften 
“28 haben, und die Oberhand behaupten? denn : 
ich finde 8, zijmal nach den Begriffen der Urwele: 
‚ !on Gott immer a ftößig,, wenn ‚ein. Menſch eine 
| bottesgeſtalt wirf ic) überwinden foll.) — Aus 
Nah Sergen K. 49. wollen wir nichts hiehe 
Men, zumal da der Dathiſchen Erflärungen‘ ſchon 
®) einer anbern Gelegenheit (2. B. 1. S⸗S. 5). 

waͤhnung geſchehen (wobey ich nur, um Mi 

| J U verſtand 


— 


N . . I. u 7 


8 


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254 | ” Pentsteuchus. Itine verſ. 


överſtand zu verhuͤten, erinnern muß, daß diefe 
Recenſion einen mir unbekonnten gelehrten Berfaf 
ſer hat, der, um die Preſſe nicht aufzuhalten, . fie 
verfertigte. Ich billige fie ganz — nur die Er: 
klaͤrung des orur ausgenommen, worüber ich eine 
andre Gens anderswo (Inft. theol. chrifl, $, 

307.) geäußert und. boffentlich auch genugſam un⸗ 
terſtuͤtze babe.) 

K. 50, 19. wird die Samaritanifche und. Chafs 
daͤiſche Leſart nnrwi.der maſoretiſchen nrinH vorge⸗ 
.jogen: Dein reuereor, weil Fofeph K. 42, 18. 
eben dies, obwol in einer andern Formel, von ſich 
ſagt. Sollte nicht, zumal da bey jener einige 
: Härte im Hebräifchen iſt, die leßtere auch beybe⸗ 
halten und mit dem Zuſammenhang wohl vereinigt 
werden koͤnnen? Joſephs Bruͤder fallen vor ihm 
nieder und erbitten ſich Gnade von ihm Er, der 


E nun als Bruder durchaus. von ihnen will angefe- 


‚ben ſeyn, unterfagt ihnen folche Erniedrigung und 
ſetzt hinzu: Din ich) denn Bote? (wie oben K. 
30, 2.) daß ich fo verehret werden ſoll? — 

Ueber den Gebrauch des Namens Gortes, Je⸗ 
hova, vor Moſe, treffen wir bey 2 Mof. 6, 3. ei⸗ 
ne Erflärung wider: diejenigen an, bie denfelben 


neu niachen. . Die Gründe für dag höhere Alter 


dieſes Namens ſind, daß die Patriarchen ſchon 
Gott fü nennen, z. E. 1 B. M. 14, 22. 24, 3. 28, 
16. ımd- Gore ſelbſt ſich dieſen Namen bey ihnen 
beylegt, 1B. M. 15, 7.28, 13. daher die Worte 
2Moſ. 6. überfegt werben müßten, ich) habe mich 
‚ihnen. ale urn, aber nicht als mm ges 


u n ge ® 7 . ‚seigt, 


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⸗ e pr 


J ‚2 2 Ang. Darhia, J F 233 
gezeigt, d a als Aumacheigen aber nie a als den Ba 


der in feinen Verheißungen ftandhaft i 

koͤnnen unſre· Bidernklichkeiten und bie ‚mde fuͤr 
die andre Majriwig! nicht hleher ſehen · —Di⸗ 
Bemerkungen, daß in eben dieſem Kapitel V. 1). 
mit V. 27. unmittelbar zuſammenhaͤngt und bie 


Genealogie B.'14526, eingefchaftek, mb daß de 


Zufammenhang zwiſchen K. 10; 49; und Rn, % 
unmittelbar iſt, und K. ır, 1-30 Parmehe 
gefeßt werden muͤſſen, find icht allt aͤgliche. 
tegrere hebt alle Schwierigkelten, bie aus der Ge⸗ 
ſchichte K. 11. und dem: K. 10, vie, gemeldeten 
Umſtand eneftehen. — - — 

Bey K. 16, 3. Überfegtr er: alter alteri 4. 


cunt, haec ef manna, nelciebant enin, guid 
effet, ohne mit den anbeen Auslegern das 7% durdy 


quid zu erklaͤren. Es iſt fehe richtig, daß den 
Iſraelilten Das ordentliche Mantia‘, ein in Aegy⸗ 


pten and der Wuͤſte gewöhnlichen Produft, fchor 
befannt geweſen. Da fie nım bier etwas neues - 


faiden ;“ das. mit dem Mantia Aehnlichkeit harte, 
und für Die Sache feinen Memen kannten (nefcie- 
bant quid effet) ſo benerinten fie'ed Mama, Doch 
wars niche eigenrliches und gewoͤhnliches Mama, 
das fonft nicht fo Halb Wuͤrmer erzeugt, auch nicht 
das ganze Jahr hindurch, richt in allen Gegenden, 
und niche fo häufig,’ daß es mehrere Laufende “ 
noͤhren koͤmte, augetroffen witd. 

Das Verbot K. 23, 19. das ſenſt noch zvweh⸗ 
mal wieberhoft wird, das baher and ſehr wichtig 


ſeynmuß, und doch propter —— et tationem 


Dordeii Sibl. 2. B. * St⸗ ae Or 


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FR Pehratnchus Iatine ver,“ 
. Jegie unerttärber ſcheint 


"das Verboe län 
Sich: du folle, das Böckkeini, nicht in ſeiner 
Mutter Milch kochen, wird am beſten nach 
der Spenceriſchen Hypotheſe/ yon einem gewiſſen 


aAberglaͤuhiſchen Gebrauch im Orient verflanden, 


da man am Erndtefeſt, einen jungen Bock in ber 
; Muttermild) ſod und dann Felder, Bäumen. a. m. 

damit beſprengte. ‚Dies iſt freylich weit wahr⸗ 
ſcheinlicher, als was sr. Michaelis, annimmt, daß 
mit Diefen Worten den Iſraeliten Bas Verbot er- 


cheilt werde, Fleiſch mit Butter zu braten, in 
politifcher Abſicht, Damit fie nicht nad) Aegypten, 
wo dies gewöhnlich war, zuruͤckkehren möchten — 


‚eine Erflärung, diefich mit dem Geſetz, Verordnun⸗ 
* n deutlich und beſtimmt zu ertheilen nicht vertraͤgt. 

ochwuͤrden wir für jenen abargiaͤuhiſchen Gebrauch 
. Im Orient auch noch beſſere Gewaͤhrsmaͤnner wuͤn⸗ 
ſchen, als jaͤdiſche Schriftſteller. Was Ciericus 


daruͤber ſagt, iſt wenig brauchbares: denn es ſind 


nur einige Stellen, welche beweifen, daß man dem 


Bacchus einen Dock geopfert habe — 


Mach) her Ueberſehung bes Hrn. D. D. fallen 


‚bie Hoͤrner des Altars, ‚die man im K. 27, 1. 
gefunden und an welche ſich Hr. R. Michaelis ge⸗ 
ftoßen ut, der fie daher in Winkel (Mo widen 
das ausdruͤckliche Zeugniß Mofis) umwandeln will, 


wird ihm nicht beypflichten, da dieß Pa ſehr 
den Sprachgebrauch des, Wortes 7P vor Nic 
hat? —. Das dunfle Wort 2 R.30, 18. 
Bodeꝛturs ve, , bald baſis, bald * 


X 


—4 





u denn er fegt eminentias, Erhoͤhungen. 


pus, 


u / 


.. a L Aug. Dathio. © 297 
pus,. angegeben wird, uͤberſet er durch open.  ' 
lum, von > texit. Außer den grammaticalis. . 
(hen Gründen. beruft er ſich auch mit Recht auf 
die Nochwendigkeie ber Sache: Denn das af 
fer in diefem Gefäße mußte immer rein, und alſo 
durch einen Deckel des Gefaͤßes gegen alle Beruns 
teinigumg gefichert bleiben. Bey der Befchreis 
bung eben dieſes ehernen Meeres K. 38, 8. ift noch 
eine fehe unbefannite, aber richtige und einleuchten⸗ 
de Erklärung angenommen: fecit labrum aeneum 
et operculum- eius. aensum: cum figuris (MIN, : 
nihe Spiegel, wie man ohne Beweis ſagt, ſon⸗ 
bern imagiries, figurae) elegantibus (nnax, wel- 
Ges bie meiften ganz unbequem uͤberſetzen, mulie- 
rum turmatim coriuenientium leitet er. von 3x» 
ornare ab, — eine. Bedeutung, welche man auch 
In nax antrifft, daher wir ovawn max lieber. 
soeuos coeleftis, als exercitus erflären —) qua⸗ 
ormabasit ofium Sabernaculi conmentur, d. h. mit 
Cherubs und andern Biden. ° Ä 
3 Mof. 13,.48:. wo vom Kleiberauffag geredet. 
Rt, wird zwar überhaupt die Erläuterung der Sa« 
be aus Michaelis Moſ. R. P. IV. p. 261, ges: 
mmmen, aber über die unverfiänblichen Worte 
N und a9, wovon gemeiniglich das erſte durch 
ſtamen (Zedbel): Bas andre Durch fubtegmen 
Einſchuß) uͤberſetzt wird, neues Licht verbreitet. — 
Zwar mır Ethmologiſtenlicht das biendet und 
itte führt: das aber doch beſſer iſt, als bas Tappeın 
in Fiuſterniß, und hier die beſte Wirkung hat. Er 
verſteht uncer mus texturam Amplisang oder ein 
| . —— — Na Gewebe, 


® 


a8. .  Pentatelichtis ‚Jari ne! verl. 

Vewebe, wo bie Fäben gleich find, von arw ).texe: 
re: unter 29, vonaw milcere, Gewebe von 
J gemiſchten d. i. Zroͤbern und ſeinern Faͤden, wie 
E. bey Tabeten u. a. Wir glauben nicht, „daß 
man eine beſſere Erklärung finden wird. — K. 21, 
4 iſt ſtatt der. ſchweren maſoretiſchen Leſart nach 
Maaßgabe einiger. alten. Ueberfegungen geleſen: 
w byas mon nd, in funere principis populi 
ſui non Je. polluat ' aut ‚profanet, (Sieber Ion 
yvn vergl, V. 1. denn überalf wird hier mi 
mit 9; nicht mit 3 conſtruitt.) — Der Sinn 
‚bleibe immer der befte. 

| 4Mof. 11,25. kann man bie legten Worte: 
fie waren begeiftere: (aa diuina vi funt lo- 
euti, wie es der Hr. D. ausdrüdt,. der as mie 
Recht nicht von Weiſſgung verſteht) und den 
Beyſatz \oor nn nicht recht vereinigen. „Man 
. mag entweber überfegen; non addidexumt· wie 
die LXX. oder non ceſſarunt, wie der Chaldaͤer, 
fo. hat es Bedoenklichkeit. Daher bat er. die Sa⸗ 


maritaniſche Leſart YDONY\. vorgezogen und.die Stel- 


Je ganz leicht gemacht, indem er mit dieſem Wore 
den B.26. anfängt und es mie num verbinder. 
Verum duo illi — non conuenerant, fed reman- 


— ferant in caſtris. Diefe Veränderung iſt fo leicht 


und fo beguͤnſtigt, daß wir ihr ganz Beyfall ge= 
ben müffen. : Eben fo narürlid) und empfehlungs⸗ 
werth iſt die Ableitung des Wortes 7P K. 16, 1. 
- yon.nnp murmurauit, rixatus eſt, wovon Ham, 


u . yebellarunt. quoque überfege iſt. — Das Fragn 


ment aus ehem, alen Veltalued 8 ar, ig. wird 
. von 


⁊ 
RP 








" sa x. Aug. Dathio. .' Zune 77 were 


von Her, D: ſo verſtanden, daß er uberſeht: pu- 
teus, quem principes foderunt, duem duces po- 
puli cauarunt et indicarunt baculis fuis, ‚wie der | 
Ener. (Wäre es nicht natuͤrlicher unter Darm 
den Mofes zu derfiehen, an den ich auch bey. den . 
Worten, principes, duces populi, gedenfe? der 
Brunnen, den der Volksfuͤhrer grub — der 
Regent mit feinem Stab.) — Die Schluß⸗ 
worte des Verſes naro 12%00% gehören, wie fehr, 
fein bemerkt wird, nicht mehr zum Fragment, forte | 
dern zur Keiferoute der Ifraeliten: Ex Beero pro- 
Jedi ſunt Mattanem. Denn es iſt fein Zweifel, 
daß ſtatt 27 die:LXX en gelefen haben ‚wie 
V. 16. benen bier der Hr. D. folge. — 7 > 
Bileams Gefhichte, die ſeitdem Jerufalem 
den Bileam zum Betruͤger gemacht hat, ſo vieler⸗ 
ley Urtheile umd Kritiken erfahren muͤſſen, wagt 
Hr. D. Dathe nicht, ‚für Betrug zu halten, zumal 
wegen 5 B. Moſ. 25,5. mo gemeldet wird, daß 
die Midianiter den Bileam beſtochen hätten, rail . 
zufluchen, Daß aber Sort ſeine Stäche in Seeg - 
verwandelt Habe. (Dennechfann die gauge Hi⸗ 
fiorte Berrug Bileams ſeyn: denn was’ er that, 
was er als Prophet fagte, war doch biftorifchwahßt: 
und es ift Gefannt,; wie oft im A. T. das Gott ’zi« 
gefchrieben wird, was Menſchen, Tiicht allemal In: 
guter Abſicht gechari baten.) — Die Geſchich⸗ 
te mit der Eſelinn laͤßt er in der Viſion vorgeht, 
wies ben den Propheten gewoͤhnlich war, f. a- DB. 
9.20. Einzelne Steffen feines Gefangs find weit 
beffer, als ee erklärt, 3- B: & 24, 4. Sm 
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= a6. " Penttguchen Icgp verl, ? J 
» eui oenli rei (nicht, wie andere claufj) Sant, 


aus dem Chalb. amw perforäre, ‚apzrire. Vers 


17. NDR oder MNW aus Klagl. 3, 47. ho- 
„snines-infeflos. 8,24. iſt umftreitig Ser dunkel⸗ 


fe: doch wird:er den Worten.nad) verflänbficher : 
exenuut (own mit dem Samar. flott Dun) ex 
Chittim, qui-Aflyrios.affligent. (Allein eben bies 


macht gegen die ganze Weiffagung fo ‚viel gerech⸗ 


„ten Verdacht. Auf mehrere Jahrhunderte, viel- 
leicht Jahrtauſende hinaus hat, die Meßianiſchen 
"Ankündigungen ausgenommen, kein Prophet des 
Volkes Gottes geweiffagt:, und hier fellte ein 
Mann, von fo zweydeutigem Charakter, mic -fo 
ſcharfem Blick in die fo ferne Zukunft, in Aleran- 
ders Zeiten, in die Periode der Roͤmer feben? — 
- "Bier ‚ganz. abſi chtslos vom Untergang der Aſſyrer 
hrechen 2) — In der gewiß verderbten Stelle 
K. 26, 3fg. wird das unſchickliche Yon ganz ver- 
ſtoßen, und vom Anfang V. 4. aus Ve⸗. wieder⸗ 
holt, numerum inierunt eorum, qui annum vice- 
Amum excefferant. ’ (Ich wuͤrde es wagen, das 
“am. zu uͤberſetzen: et duxit Moſet — eos in 
eampeftria loca Moabi iuxta Iordaneın e'regione 
:Jerschuntis, omnes qui annum viceimum exce[- 
 Sersnt, fecundum mandatum diuiaum, ‚ Itaque 
ſraolitae hi ſunt uf w.— 

Im fuͤnften Buch Moͤſt s hat ein fo (har. 
fr Austegerblic® es nicht überfehen, daß. Mofes 
„häufig interpolirt worden: Seine Reden, (blos 
die Form, in welche er feine Geſchichte einkleider) 
werden dech eier unſchiccuche Eunſcheitungen 

uriter⸗ 


m 





ER W J— 
v af Aug. Dathio. 2 + E17) 


unterbrochen, die, fo intereffant fie auch für bie u 


R * 


alte Voͤlkergeſchichte ſind, doch das Gepraͤge frem⸗ 
der Zuſaͤßze Haben. Dahin gehören Ra, io. 12, 
und 2023. 8.3, q⸗ 11. (mo wahrfcheinlich der. Zu« 


ſatz erſt aus Davids Zeiten ift, vergl, 2 Sam. 12, 


26, und. wa die.ächte Leſart Ma7 den Sinn erleich« 
tert) "Se auch K. 3, 13 med, — 14. wo wie⸗ 
- bee bie Formel vsque ad hono diem’ eine fpätere 
Hand verräh: R. 10; 6:9.'. (Diefe Stelle bes 
weiſt ganz deutlich die Snterpolationen im Moſe. 
Von Moſe kann Tie nicht ſeyn, denn theils wider? 
reiche fie deutlich einer andern ſichern Moſalſchen 


Nachricht, 48.33, ı5. theils ſchickt ſich dieſe 
ganz fremd eingewebte Erzählung auf- feine‘ Ark 
weder in ben Zuſammenhang, der durch fie. gg 


unterbrochen wird, noch zu der Zeitrechnung, "die 


fie zerſtoͤrt, und zu der Abſicht Mofis, der us 


von fid) und feinen Gelchäften redet. Wer his 


4 


noch zweifelt, muß an kritiſchein Urtheil ganz ver. 


wahrloßt ſeyn. Auch die Bemerkung bey. K.348 
wo man die Brille von unzerftörbaren Kleidern 


8 


und Schuhen fand, HE ganz richtig, daß Mofes 


in diefer ganzen- Rede redneriſch fpredie;. und bie 
Redensarten: veſtes non fuere detritwe u. f. f. 
blog Umſchreibung von ihrer Erhaltung ſeyn. Sie 


hätten nicht nöthig gehabt, in. zerriffenen Kleidern 


zu reiſen. Das Wanderbare verliert freylich dar - 


dena aber es gehört mit zu dem richtiger Ge⸗ 


ſchmack eines guten. Yuslegers, daß er bie Wun -· 


der vermindere. Damit werden auch manche nody. 


[| 


R 4 mieſſia⸗ 
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eher zufrieden ſeyn, als mit der Verminderung der 


+ 


ef t , ’ / ! 


j 


263 Peneschs hön⸗ ver, a 1 Au 2 Dathio. 


me anifihen Weiffagungen, die ber Si. ». we⸗ 
der i Moſ. 3, 15. noch 4.Mof. 24, 17, .n ‚auch, 
5 Mof; 18,.18 fg. findet. Denp,er nipirat hier das 
Bar Propber. colledtiue: Gatt wird es euch 
niemals an, Propheten fehlen laſſen; daß ihr nicht 
Ulrſache haben werdet, Betruͤgern zu folgen, Wie 
bhchicklich bies.fep, fieht ein jeber, uud das More 
ABDD muß man auch nicht auf eine voͤllige Aehn⸗ 
lichkeit mit Moſe ausdehnen, bie ſelbſt ber Meſ⸗ 
fins nicht. gehabt hat. Der Meſſias wird daben 
nicht ausgeſchloſſen denn er war wirklich einer 
Son: dieſen Propheten: aber auch noch nicht deut⸗ 
lich werforschen.. (Und foflte Bote, ber jegt erft 
kurch Moſen eine neue Religion ſtiften jaſſen, ſo⸗ 
- eich bay ihrer Stiftung es ſagen, daß er einen 
. m Reigtnefifee: einft werde auftreten 


Mir find ſthou zu weltläuftig geworben, als 
Daß.vair aus den lotztern ſchweren Kapiteln noch eis 
nige Benfpiele,uon guten Erklaͤrungen hieher ſetzen 
koͤnnten or Mum find vom Hrn. D. die Pſalmen 
verfprochen: ei Siſage die une und vlelen 
Freude macht. J nn 
a, BER 9 .. a u er. 
BR Ti u. RurFRTE : .. a 

BO E — nr 
u Dun EEE s ...2. 
= 9 —W . ! or 9 2 





HM - 


D. Job. Salem Semleri Päraphre- 
fs spiflolae Jacobi cum.nöfis et Iatina-. 
rum iranslationun varietate. Halae, 
Ä inpenl. C H.. Hemmerde, — 8. 
4280. | 


ie den re der großen Sunfefeit, md 

che alfe Auslegkr, und die bemährteften am 

meiften, in den fogenannten katholiſchen Briefen 

mit Unruhe angetroffen und In Demuth eingeftan, . " 

den haben, if} gewiß eine der’ erften diefe, daß 

man nur mit der Fackel oder dem Irrlicht einer 

verſio interlinearis oder dem Kricon eines Stocks 

und ähnlicher Helfer alle Nebel jerftreuen wollte. 

Man betrachtete dieſe Briefe gerne als gehe .. 

ober aſcetiſche Abhandlungen über gewiſſe loeoe . 

<ommunes, ober. als eine Blumenleſe chriſtlicher 

Ermahnungen für judaiſirende Chrifſten, und 

ſorſchte ſelten ober nicht tief genug nach dem Beifl, - 

der Veranlaſſung, der Abſicht des Ganzen, nach 

dem Zufammenhang einzelner Theile mit dieſer 

Abſicht und nach der hlerinnen gegruͤndeten Bes 

deutung und Wahl der. Ausdruͤcke. So ſchwebte 

‚auf Biefem trüben Dekan mand)eg Auslegergenle 

und ſank ſeſbſt, ‚indem es die Oberfläche reinigen, 

end aufheßen wollte. "Mieles dtieb unverſtaͤndlich J 

und wich e 68 bleiben, id die wcthiche ſelbſt mit 
5 | 


—V 


—8 


— 


Ir 


u | ve. ⁊ | . . 0? ” . 
x 264 D. Semler parsphrafis, in Ep. Iacobi, 
. PR . Vo: 


ufgfpeit weied, in. deren Akfte man Die Derfonen 
Sn fieht, mie und von welchen die Apoftel in dieſen 
Briefen, in denen vieles lokal und temporell ift, 
u ‚reden, Mit. diefem.ticht der älteften Hiftorie in 
der Hand, dringt Hr. D. Semler, der wo er 
‚auftrat, immer neues Licht um ſich und in den 
Wiſſenſchaften verbreitet, in den Geift und bie 
Abſicht der Farholifchen Briefe überhaupt; beſon⸗ 
Ders des Briefes Jacobi; ' ein; ſucht neue: Wahr⸗ 
heit und giebt fie; ob wir gleich vermuthen, theils 
"> baß nähe alle fo viel Licht wertragen werden, „Die 
ſich beſſer dabey befinden, wenn fie im Nebel De- 
men haſchen, alg am hellen Tage Wahrheit ſehen; 
theils daß manches noch Dämmerung iſc und hin 
aund voieber auch ein falfches Licht durchſchimmert. 
Um niche unverftändlich „zu, werden, muͤſſen wir 
Bier, ehe wir von den eignen neuen und merkwuͤr⸗ 
.digen Erflärungen in der Paraphrafe und ben An- 
+ merfungen des Hrn. Dr. S. reden, der wichtigen 

-  :Prolegomenen gedenken, darinnen zuerft kurz 
‘und deutlich. feine Theorie über die Entſtehung bie« 
fer katholiſchen und der apoerpphifchen Briefe N. T. 

. ‚vorgetragen und hernach von dem Aunſehen des Brie⸗ 
‚fes Jacobi befonbers. gehandelt iſt, welches alles 

. eben fo viel Aufmerkfamfeit als Prüfung verdient. 
>, Man muß,es zugeftehen, „daß es yon Aufang 
«bes Chriſtenthums in der Kirche ſchon zu dent Zei⸗ 
‚ten der Apoftel mehrere Partheyen gegeben Kat, 
die in Grundfägen, Meynungen und Urtheilen von 
"einander abwichen, ob ſie gleich im weſentlichen 
Bekenntniß ber chriſtlichen Lehre mit einander eftte 
m 


v ! j n 
4 
> 


Br zu ’ #- 
1) — 


D. Semler ee in: Ep Lsch 2 


” ſtimmten. Es ‚gab nicht nur, vie unter den we 
den, ‚eine ‚geiftigere, (feinere, aufgeflärtere) und 


eine finnfichere (obere) Parthey: ſondern man fin. 
det auch in den Briefen Pauli und der Apoſteige- 


ſchlchte Spuren won Judenchriſten (melft ſinnli⸗ 


chern), welche ihr Judenthum noch immer nicht 


verläugnen wollten: und von Pauliniſchen Chri⸗ 
. ften, bey denen eine edlere Denfungsart herrfchee, 


weiche aber, ſo wie Paulus ſelbſt, durch ande 
Lehrer und —— — gekraͤnkt und verlaͤſert 

erwirrung hirraus durch 
die Lehrer, welche herumzogen und das Evangeiium 
zu prebigen vorgaben, entflanden, ift begreiflich 


worden. ie große 


und befannt: aber es ift auch nicht unwahrſchein⸗ 


fich, daß ben diefen Werwirrungen fic) die Gemei- 
nen oder ihre Lehrer (mo fie nicht ſelbſt apoſtolich 
waren) an die Apoſtel nach Jeruſalem ‚gervendet, - — 


um ſich Raths zu erholen, und daß dieſe auch auf. 


die ihnen vorgelegten Fragen Antwort ertheilten. 
Dies ſcheint auch bey einigen — Briefen 


die Veranlaſſung zu ihrer Abfaſſung geweſen zu 
ſeyhn. Inzwiſchen da fi) die wahren Lehrer auf 


das Anfehen und den fihriftlichen Beyfall der Apo= - 


ſtel ftügten, fo vi e8 auch die Irrlehrer, als - 
lerhand untergefchobene Schriften unter den Na⸗ 
men der Apoſtel bekannt zu machen, Die ſich im⸗ 
mer unter zwo Klaſſen bringen laſſen. Einige 


folgten dem Geſchmack Pauli, woraus die gnoſti- 


ſchen und alfegorifirenden Partheyen entftunden, - 
4 €. der Verfaſſer des Br. Bamabä; andre wa⸗ 
ten. mehr gegen Paulum, wozu z. E. der Verfaf- 

9 | won | J ze fer 


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266. * Scmiler garage in 1ER. Iacoßi: ; 


kr der Ciementinaruih zu rechnen; deckten ihre 
Jjadiſchgeſitjnten ſi ſinnlichen Begriffe, ihre‘ * 
‚berey für Hiftorie , Fabeln, Anefdoten , irdiſches 
/Reich und Erſcheinung des ‚Me ias mit dem Ans 
» sehen idee Evangelien und Offe enbarungen ı unfer 
amen Jacobi, Petri— Spomä u... und 
Tandem den Namen von libtis ecretis, apocty- 
' phis u. dergl. um Die Menfchen defte begieriiger 
auf fie. zu machen und zum $efen anzuförnen. Wie 
fruͤhe ſolche Schriften eriftitten, zeige ſelbſt Pau⸗ 
lus, wenn er gegen die Auſas d.i. apocryphiſche 
Hiſlorien wie es der Hr. D. ©. erflärt, warnt, 
ıZim,4, 6. 2 Tim. 4, 3. aud) Petrus 2 Petr. 1, 
‚26, 2, 1018. und felbft Johannes ı Br. 2, 7. 19. 
3,45 u. (Befriedigend zum Beweis der 
’ Epiftenz, apocryphiſcher Schriften möchten Diefe 
‚Stellen kaum ſeyn: aber die Sache erhellt‘ fonft 
Deutlich aus 2 or. 10, Gal: 6, ıı. 2 Theſſ. 3, 17. 
befonders 2, 2.) — Dieſen Partheygeiſt ſu⸗ 
hen, wie es ſcheint, die Verfaſſer der katho⸗ 
liſchen Briefe entgegen, zu arbeiten, welche 
| nicht für Palaſtina (mo es wenig chriftfiche Ge- 
. meinen gab) ſondern für andre Discefen beftimme 
waren und fpäter. abgefaßt find, als die Paulini- 
ſchen. Das legtere ſucht der, Hr. D. zu beweifen, 
erſtlich, weil $ucas in.der Apoſtelgeſchichte diefer “ 
‚ Briefe nicht gedenkt: zweytens weil, beym Ja⸗ 
EObus wenigſtens, einige Saͤtze ſehr Deutlich tem 
Mißbrauch, ben einige von der Lehre Paufi von 
‚ber Rechtfertigung machten, vorbeugen wollen; 
drittens weil de Ausdrücke zwißhen Pauli Die 
1J en 








. 7. " em. \ . 
. 3 N‘ 
% 


Fu , 
D. Semlerperaphraf in Ep cab, "867 


fen und Jacobus oft To auffallend zufammenrref« 
fen,. daß ber eine, nothwenbig den. andern müßte 
gefefen haben. Hieruͤber hat der Hr. D. ©. fehr 
viele Stellen gefammlet, die sine fehr große Aehn- 
lichkeit beweifen.. 3. €. ac. ?, 3. Vergl. Roms, 
3. V. a. vergl. Cor. 1,5.7. V. 6. vergl. Eph. 
4,14. K. 2,4. vergl. Roͤm. 14, 1. — beſonderẽ 
V. 12, vergl. Roͤm. i3, 15. woraus über die ſchwe⸗ 
ven Worte: 0 eAses KaTanauxera nr Tag 
xgıcens eine ſcharſſinnige neue Erklärung verfuche 
it, die der Hr. D. in der Paraphrafe ſelbſt noch 
nicht entdeckt hatte; denn. er erklärt die Worte 
Deus €nim non damnat gentes (xgiss wie Roͤm. 
8,1, ſtatt zarergıue): vtitur potius miferitor- 
dia in gentes, 'roie.eAsos: auch Roͤm. 15, 9, von 
der Guͤte Gottes uͤb die Heiden vorfommt. (So . 
richtig die fpärere Abfaffung des Briefes Jacobt 
nach einigem Panlinifchen iſt; fo möchten doc) die⸗ 
fe Gründe kaum Wahrfcheinlichkeit in diefer Ma⸗ 
terie geben. Denn das Stilleſchweigen bes Lucas. 
gilt auch von Pauli Briefen, ' und wenn man mie 
dem Hr. D. ſagen wollte, daß Lucas als Vermitt⸗ 
ler zwifchen den Paulinifchen und juͤdiſch⸗ apoftoli« 
ſchen Epriften, ber. Paulinifchen Schriften nicht 
gebenfe im ihre Gegner nicht vor den Kopf zu 
ftoßen; fo ließe fich eben dieſer Grund auch anfuͤh⸗ 
ven, warum er nichts von ben Barhalifchen Brida 
fen fpriche, zumal da er in der Gefchichte ber Apo⸗ 
fiel und Chriſten in Palaͤſtina fehr kurz if. Die 
Verdrehung der Sehre ‚von der Hechrfertigung, wie 
Paulus fig vortrug, konnte airch eine Folge —* 
— de  "münde 


J 


. . 0 N ' 
a BE 
‘268 : D. Semler paraphrafis in-Fp. Tacobi. - 
u 87 
muͤndlichen Vorrrags ſeyn? und bie Ausdruͤcke 
in den Briefen und Vorträgen zwehyer Männer, 
die in der Hauptfache der Lehre und er Moral har⸗ 
'monirten, werben ſich allemal begegnen, ohne daß 
elner den’ andern geleſen hat. Pettus und Johan- 
nes ſtimmen in ‚ihren Briefen häufig’ zuſammen; 
und dennoch früge ich Bedenken, artzunehmien, daß 
einer die Schriften des andern vor Augen. hatte. 
Bey dem allen geben wir es zu, daß Pauli Briefe 
an die Gemeinen älter find, als bie fogenannten ka⸗ 
tbolifchen, durch weiche die Yudenchriften, eben 
ſo wie durch die Belehrungen Pauli.gegen Jrrleh⸗ 
F „Zwietracht und Abfall verwahret werden 
Üten. ' 
Weas Jacobi Brief & 5 anbetrift, fo 
‚At derfelbe dem Irenaͤus, Faſtinus und Clemens 
von Aerandrien, als Theil des Canons, ganz une 
> bekannt: nur im dem Buch des Hermas findee 
"man deutliche Merkmale, daß der Berfaffer deſ⸗ 
‚felben ihn gefannt, daraus viele Ausdrücke ent⸗ 
lehnt und mit der Gedenkungsart des Briefes fehr 
viele Aehnlichkeit habe, wovon der Hr. D. in einem 
eignen Paragrapheri manche einleuchtende Beweife 
entdeckt hat, Daraus ſchließet der Hr. D., daß 
—— ber Brief wahrſcheinlich den Judenchriſten in 
| Rom zuerft befannt geworden und daß bie Genoſ⸗ 
fen der Paulinifhen Parthey weder diefen Brief 
noch einen andern Farhofifchen in ihrem Canon Hate 
ben bis nach imb nad) fich die zwey Partheyen 
"mehr in. Örunbfägen und Buͤchern vereinigten: 
welches durth Clemens von ar. geilen ſeyn 
| = ſheint. 





4 


41, - 


\ 
Ä | oo | 
D. Semiler‘paraphrafis in Ep. lacobi. 369 « - 


ſcheint. Denn obgleich diefer die Briefe Jacobl 
und Petri nicht zum Beweis gebraucht, fo ſchine 
er fie doch auf feiner Reife nach -Eappadorien er» ! , . 
halter zu haben; fo hat er doch nach dem Bericht 
des Eufebius epitomas ‘über die fieben Brieft gen 
macht, und wahrfcheinlich diefe Sammlung den 
Drigenes mitgetheilt, von welchem vermuchih 
der Name epiftolae catholicae herrüfirt, mweiler :  . 
fand, daß diefe Briefe nicht einzelnen Gemeinen 
beſtimmt waren. a 
Von der Abficht, dem Pfan und ber Einrihe .- 
tung der eigentliche Paraphraſe nebſt den zue 
Erläuterung hinzugefegten Anmerfungen haben wit 
nicht nöthig etwas zu fagen, da durchaus der@has 
rakter der Sernlerifchen Paraphrafenbenbehaltenifl, 
in denen man nicht nurt fehr viele Fritifche und een  - | 
getifche , Dogmatifche und polemifche Annrerfungen 
eingemifcht findet, fondern auch Überall Stoff z . - 
Nachdenken und zur Prüfung antrift, welcher in 
dieſem Brief um fo reicher ift, je mehr Dunkelheit _ - 
des Ausdrufs und Zufammenhangs in einzelnen 
Stellen und je größer die Verſchiedenheit ber Auge | 
leger ſelbſt iſt. Wie koͤnnen wir unfre Sefer defir - 
unterhalten, als wenn wir ihnen biervon einige ı " 
Erempel miteheilen! - . bi N 
Die Ermahnung, R.1, 4. wirb auf Lehrer 
gejogen und die vos, um welche man bitten foll, 
von der Klugheit verftanden, die fich bey ben Wera 
folgungen zeigt: Wenn jemand ſich dieſelbe niche 
zutraut, fo. foll er.fich nicht an andre Lehrer, oder 
an dis Apoſtel wenden, ſondern lediglich an * | 
| in welcher 


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L B . 


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| m D, Semler paraphrafis in Ep. Iacobi, '- 


welcher allen, ben Heiden ſowohl als den Juden 
nad) feiner Guͤte Im Ueberfluß fie erthellen und die 
Wohlthaten nicht vorruͤcken oder entziehen werde. 


‚(non exprobrat aut, deflitdit continui benefjcii 
frequentiam.) In der Anmerkung wird jedoch 
ers nicht durch affluenter, reichlich, fordern 


durch integre, probiflimo conſilio erklaͤrt und da⸗ 


R 


N 
r B 
' 


D 
} 
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‚bey Roͤm. 12, 8: (aud) 3 Eor. 8, 3.) zu Hilfe ges 


nommen, Bey dem pn veudgovros iſt erinnere 


daß es jede Befchämung andeute; es ſey dur 
Vorwuͤrfe, oder Ya entzogne Hilfe. (Wir 


"dürfen bier noch hinzu egen, daß ovesdıcew unb 
arımagew geroiß einerley it und im zweyten Ras 


pitel V. 6. eine alte Verfion das grunacgre durch 
fruftraftis uͤberſetzt, welches dem. Hrn. D. Semter 
„S. 246. dunfel vorfomme;," aber nicht ſowohl aus 


einer andern Leſart euarawoare, als vielmehr 


aus dem Beſtreben, mehr zu erklaͤren als zu uͤber⸗ 


ſetzen, entſtanden zu ſeyn ſcheint. — DB. 9. ic. 


Pd 
- 
’ 
J 


f. 
S . 


"Hängen, wo der Apoſtel ſo redet, daß er die an 


- 


betrachtet der Hr. D. als Erfäuterung über B. 2, 
wo ‚yon Verfolgungen (eeaouos) geredet wor- 
. den, darunter auch die Confiſcation war; und er⸗ 

klaͤret e8: der Arme, ber feine Güter ſchon ver« 

loren hat, rühme ſich feines erbabnen See⸗ 
lenzuſtandes, feines Chrißmadels: der Net. 
che aber, der feine Güter noch befigt, ſchaͤtze 
ſich gluͤcklich ‚daß er auch allenfalls den 

Verluſt feinet Guͤter, bie ohnehin ſchnell ver⸗ 

fliegen, zu erdulden gelernt hat. Dies ſcheint 
aber nicht. recht mit dem folgenden zuſammen zu 


“ 


— 


ı. 


D.Sepiler paraphraf ig Ep.Tosch on 
üpen garnicht loben will. Mic bünft, daß man bey 
den Ausdrücken rairawcıs und inbos fuͤglich Phil, 
2,5.fg, vergleichen koͤnne, woraus der natürliche Sinn 
enftept: der duͤrftige, verachtete Chrift verſe⸗ 
be fich gevoiß. feiner zukünftigen Hoh eit unb 
Gluͤckſeligkeit; der Reiche im Gegentpeil ſeinetz 
Untergangs und Verfalles,. KR. 5, 1 Ueber " 
das legtere.ift V. 11. uͤber das erſtere aber V. 12, 
bie Erläuterung. Es iſt auch bekannt, daß xaun 
xy nicht allezeit ruͤhmen bedeutet, fonderm ' 
auch perſuaſum eĩſe .de ro aliqua, wie nauxgor 
05 dos im Brief an bie Hebräer sräitude 
fidei iſt. In eben biefem Sinn wird es auch K. 4. 
16. zu nehmen ſeyn. — Ueber das. marıg rar 
Yaray V. 17. wird bie Erklärung Michaelis, 
der Grand von Glůckſeligkeit verſteht verwor· 
fen, „weil fich ber. Piuralis nicht decht zů dieſer 
Vedeutung ſchicke. Hr, D. Semler nimmt es yon , 
Sonne, Mond und Sternen, und ſieht den Aus 
druck als Befchreibung vom Himmelsſchoͤpfer any 
ohne jedoch begreiflich zu machen, ‚warum Jaco. 
bus grade dieſe Bedeutung wähle. Der Pluralig 
it allerdings ungewöhnlich, aber «8 Hieße ſich doch 
ud) in der tropifchen Bedeutung ein Grund anges 
ben, warum er gebraucht wird, Wenn man uses 
tet Our Die Lehrer der Religion verſteht, fü 

‚ Paltes fehr gut: alles kommt von Gott, wol⸗ 
cher der Däter aller diefer Lehrer iſt, dies 
euch in ihrer $ehre, einen gemeinfrhaftlichen Ur 
forung haben, von Bott, in welchem keine 
Veränderung und Fein Irrthum iſt: feing 

Dorderl. Bibl. 2.8. 4. St. SWVer⸗ 


s 


27 D.Semler parsphrafis in Ep. Tacobl.. _ 
‚ Weränderung, daß er dem einen Schrer biefe, Bee | 
andern anbre $ehrfäge befanne mache: und Fein 
Ierrthum oder Dunkelheit, daß ein von ihm begab» 
ger Lehrer die Wahrheit verftellen könnte, —. 33. 
19. wird oeyn von der Erbitterung gegen andre 
Religionspartheyen verftanden, als Synonym von 
‚ Cndas Ap. Geſch. ar, und Roͤm. 10, 2. (oder auch 
von wen V. 20. wovon ber Gegenfag Teuuras 
Mt) und der Beweggrund zur vorhergehenden Er⸗ 
mahnung umfchrieben: Je geneigter jemand zur Bie- 
terkeit gegen ändre Religionsverwandte iſt, deſts ent⸗ 
fernter iſt er von der chriſtlichen Vollkommenheit. 
„Benno verſteht der Hr. D. das griechiſche? & nacr- 
seyaleray diencounm Ges. Sollte es nicht be- 
| quemer feyn: ein ſolcher Heligionseifer vers 
cſchaft uns Beine Berechtigkeit vor Bote, wie 
jeene glauben möchten? vergl. Roͤm. 10, 2.3. — 
. 88. 26, nimmt er das aruray rm napdıay zur 
als Synonym von roAunrys, augedns 2Petr. 2, 
30. von folhen Menfchen, welche ſelbſt Regenten 
“ and’ Obrigfeiten läftern, wie die Juden den Eim« 
ſturz des roͤmiſchen Reiches fuchen u. ſ. w. wo⸗ 
Surch der Ausdruck ſehr eingeſchraͤnkt wird. Die 
 Paraflefe iſt ohne dieſe Einſchaͤnkung ſchon ſehr 
Wer feiner Zunge den Zügel läßt; and 
Einen Derfiand (noredien Im hebräifchen Stun) 
vdon der Wahrheit ablenkt und auf Irthuͤmer 
fich hinneigt: iſt kein ächter Gottesverehrer. — 
8.2, 1. wird bey der ſchweren Conſtrurtion, 
die durch das Wort dogs entſteht, es für das 
Gbeſte gehalten, die Redensart ſo zu ergängen, — 


4 x 








S 


D. Sender Yarsphrafis in Epı.leoodi.: 273 
dene bie Worte wurm- vu ua. wiederhalt wer⸗ 
den. — Dagegen find B.4. de Wortereyunde. 

fie umäche erftärt-und der gotizo Vers überfigts - 
Auf diefe Art errege ihr Trennungen ie. 
den Chriſten und werdet tunbillige und Mns 
Berechte Richeen Zu dem. dienp. ev daursip ° ” 
vergleicht der Hr. D. ſehr glücklich eine Stelle des 
Cod. Camabr. der Ap. Geſch. 4, 32. febt: vx m 
—RR vw wurs, wo im Fa ge * on 
ſteht en me icwwerwuos vis, unbgeine Gloſſe des hHFH⸗8 
frbins, ber —8* Dutch sepiegnßn, adısader - 
erklaͤt. — Mur wuͤnſchten wir für Die Auslaſ⸗ 
fung des & und my wichtigere. Zeugen, als die 
angeführten! — Den Ausſpruch B. 10. baß,nwer - 
das ganze Geſetz hält, aber du-vı anftoße, ſich 
am Ganzen verſchulde, haben viele anftößig ger 
ſunden: und felbf der Hr; D. verſucht zweyerley 
Wege, den Anfloß zu Geben; ‚entweder merk üy. 
vi hebraiſchartig erklaͤrt wird, fi inpegerit m. 
hans voam (legem, von den Menfchenliebe) er-; 
primam! ober daß das wrasen emphatiſch ge⸗ 
nemmen wüyber /eisrs ai Vdlass- vnum pfasces 
pum ſemneyr negliget et violet. Allein der erflere 
Weg harmonitt nicht mit dem Beweis und der Er⸗ 
Iinterung Wo rı, umd Die Emphafe bey der leptern -- 
 Erfläruug kummt uns auch niche einleuchtend vour. 
WEeen der eilfte. Vers beguͤnſtigt die leichtere Aus. 
lequng: Mer alle Vorſchriften des Geſetzbuchs 
heobachtet, aber Eine davon uͤbertritt, Der wid 
hen als ſchuldig angeſehen; er verfünbige ſich 
am Befeg überhaupr; und. iſt muendurm sung. = 
0 S 2 e 





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j 


Pr} 


. — 


1 ‘ 


y — 


n 27 : Di:Somler Baraphtafis inEp, Iacodi... 
Ä le verſchieden die Rebensars rw X von } wei- 


che in der legten Hälfte des zweyten Kapitels vor⸗ 
kommt, von ben verſchiednen Partheyen, ‚und 
Au erklaͤrt werde, iſt bekannt: die richrige 





Au Nung finder auch an dem Hr. D. Semler eis 


nen Vertheidiger, welcher unter zises die chriſt- 


zumal da auch Oecumenius dieſe Worte auslaͤßt. 


liche Religion (theoria aliqua religionis Chriſt.) 
verſteht, und das u exesv von chriftlichen Hand» 
lungen erflärt. Auf diefe Arc laͤßt fih Paulus 
und Jacobus am leichteſten vereinigen: benn bey⸗ 


de fordern es von den Chriſten, daß fie mit Der 
Religionserkenntniß aud) Die Ausübung der‘ Tu⸗ 


gend, und den Fleiß in guten Werfen verbinden 
follen Wenn man doch nur früher eregefirt als 
polemiſirt harte! — W.ı7. erflärt er das vercpos 


"209" duurg: mortua eft ip/a tota i.e. quanta 


quanta efß; nullius vfus et pretii; deeft tali #4- 


- «u vis vitalis quali. — V. 18. hat ſchon wegen 


Ber großen Verſchiedenheit der Sefare große Schwie⸗ 
rigfeiren, worüber man billig einen fo geübten Kri⸗ 


tiker des N. T. Haren muß: Im gewoͤhnlichen 


Tert finden wir: derfer pas vv mısw os du Tor 
abyav ca: aber.es wird erinnere, daß ſchon im 


den älteften Zeiten bie griechifchen und fateinifchen 


Handſchriften unterfchieden geweſen find: indem 
der Cod. Alex. nebſt ſechs andern und den ſyri⸗ 
ſchen u.a. Verſionen ſtatt x ray eey. os leſen 
weis Toy agyar. Nach ber. bekannten Hypotheſe 
des Hrn. D..erflärt er aber bendes, das ex rar 
zey. und das xweıs T. e. für einen fpätern Zufag, 


Was 


⸗ 1 j 


- 7° 





v 


—“ 


:D. Seiner paraphrafis i in ‘Ep Bb. 275 


Was Hr. Michaelis in einer latemiſchen Berfion 
gefunden hat: tu opera habes, ego fidem haheo, 
hält Hr. ©. lediglich für Schreibfehler, woran 
kaum zu zweifeln ift, und bemerkt, daß aus einem 
aͤhnlichen Fehler in den letztern Borten dieſes Ver⸗ 


ſes in einigen Handſchriften die Sefeart entftanden 9 


fen: derfw ao Ta seya me en rns mise... Die 


Einn der Worte wird fo beſtimmt: Es kann ei- 
ner von jenen beſſern Chriften, welche Erkenntniß 


und That verbinden, den andern, der nur in Wor⸗ 


ten ein Chriſt iſt, ſagen: du ſagſt, du habſt die 


C hriſtliche Religion. Ich beweiſe aber dieſelbe auch 


durch mein Betragen. Zeige mir, wenn du kannſt, 


dein Chriſtenthum, aus den Handlungen, die du 
als Chriſt ausuͤbſt: denn ich will * 
gerne gelten laſſen: ich will ihn ſelbſt durch meine 
Handlungen liefern. (Hier wäre alſo doch Vie 
fat er rov teyav os ausgedrückt, bie der Hr. 
D. als Einſchiebſel der Abfchreiber verworfen hat. 
Wir fehen bis jegt ned) nicht, wie feſt der Fritie 
(he Srundſatz fen, baß alle dergleichen Barietä- 
ten, Die nicht aus einander entitander fern koͤn⸗ 
nen, fremde Zufäge find: und wie ein fölcher Zu⸗ 
foß fo frühzeitig ſich durch die Handſchriften 
und Weberfeßungen verbreiten koͤmen. Zu ben 


Zeiten des Decuntenius war er doch ſchon in 


® 


en "Beweis 


den Hanbfchriften, und es ſcheint mehr-eine Folge - 


des Zufalls zu fon, daß dieſer die Worte uͤber⸗ | 


geht. — Und wenn ja ein Zufatz In der Pora⸗ 
phraſe ausgedruͤckt werden mußte, fo mirde dag 
Xugis Tarseyfor &8 noch eher verdient haben. — 

3 In 


‚26 D,Semler.parsphralic in Ep Icefi 
Sn wm folgenden Erflärungen. über Aa⸗Ou er. a. 
fihließet ſich der Hr. D. an die gewöhnlichen am. 
KR 3, 2. Wird dem Grotiug widerſprochen, 
welcher unter dem amp Die Kirche. verfiauben 
wiſſen wollte, und dem ſchon Benſon widerfege 
hat; das sum wird richtig fo erflärt, daß der 
Sinn iſt: wer Herr über feine Zunge bleibr, 
"© der muß es fehon weit gebracht haben und wird 
uͤberhaupt fib in allen Stüden beherr⸗ 
-, ſcchen und einfchränfen koͤnnen. V. 5. wird Der 
Ä Einn ſehr erleichtert, wenn man nah YA 
‚. ein Colon ober Comma kt. Eben fo verbält 
ſich mit der Zunge. Sie iftein Feines Glied: 
‚und kann fich doch großer Wirkungen rüb- 
men. In der Paraphrafe wirb das yeyrdaeungrı 
ausgedroͤckt; magmifice quafi fe extallere porelt; 
. magna enim et exitia et beneficia linguae deben. 
tur, In den Anmerkungen aber vergleiche der 
Hr. D. die Formeln ursgoyua Amdıw 3 Derr. 2, 
38 ud, 16. — V. 6, begänftige er die Mer⸗ 
ſteiniſche Erklärung von waruos dns al Die 
. " Teichtefte: werke dımıay, vos male geſtas Ornat 
: et defendit: und nimmt aIısaroy für graſſotur, 
| fuperst, omnia membra, Die Junge bemaͤch⸗ 
uigt ſich bes ganzen Körpers, ſteckte ihm. an, 
 (szıAaaa, oder zen wie Matth. 1%, 11.8, 19. 
welches fehr gluͤcklich zur Erläurerung bes Aus. 
| drucks angewendet wirb, fo wie 2 Pete: 2, 10. 20. 
— ‚gar Sacherklaͤrung diene). entflanunt das gane 
30 Leben (Taoyer yersesaus, moderatum ot iu- 
Num ordinem bumanac paturae) zu unteren 
| Boun- 








j D. San gupbraf in Ep Dec, a 


Bohäften, weiche burch herſchiebne bamalige 
rer beguͤnſtige worden, ıdetr. 4, 3. 4. * wird 
ſelbſt in die Flammen der, Hoͤlle gerathen, 
vergl. 2 Petr. 2, 17. Jud. 13. — Gebr richtig 
wird V. 14. von den jänfifchen jüdifchgefinnten 
Lehrern verſtanden, unb bas jun das ber Cod, Cor- 
bej. lat. nicht hat, ausgelaffen. -Der Sinn wäre_- 
alsdann: Wenn ihr zaͤnkiſch ſeyd, ſo prable 
ihr noch damit und wagt eg, der wahren R e⸗ 
ligion Jerthuͤmer anzudichten. Oder, wenn das 
un aͤcht wäre, fo müßte es fragweiſe genommen 
feyn; num adhue gloriari et fallo prae vobis fer- 
re audetis, vos veram dectrinam odere? Ab 
fein uns duͤnkt Hier eine Frage zu fremd-zu ſeyn, 
und afle Bebenklichkeit wegzufallen, wenn man 
REFRTAUXK und hevdade als hendĩadys verbindet: 
—— nartanauy De zur ©. uAnIerccc, 

6 maßet euch nicht den falfchen Aubm an, 
daß ihr im Defiz der wahren Religion fepd, 
. Das flimmt mit dem folgenden am beflen.überein. . - 
Eine ehr feine Bemerkung ift es übrigens, daß 
das Wort alay. mi, deſſen ſich hier die alte latei⸗ 
niſche Werfion bedient „ ‚nicht verderbt fn, weil 
in dem Gloflar. Philaxeni es auch vorfomme: 
alapator, nauxgras. 

4, 3. nimmt ber Sr. D. bie von Brafmus - 


und Deza wider alle fritifche Gründe verworfene .. | 


tefart Doveuere flott DIoarr in den Text auf, 
wo fie auch fehr bequem if. Dam es. mag nice 
an ſolchen gefehlt haben, die ſich auch bes Morde 
ſchadis machten Der es gilt vom animo occi 
‚84 ‚ dendi, . 


8, D. Semier paraphralis in Ep. lacobl 
dendi, den die Juden bey vielerley Gelegenheiten 
wider die Roͤmer als ihre Oberherren zeigten, und 
von welchem auch elnige chriſtliche Partheyen von 
juͤdiſcher Denkungsart nicht rein geweſen ˖ zu ſeyn 
ſcheinen. — Die. Meytung;; daß V.5. 6. eine 
rine Stelle des X. T. von Jarobo angeführt wer⸗ 
de, hat die Ausleger fehr in Verlegenheit gefegt, 
weit ſich Diefe Stelle nirgends im A. ; finder: 
Hheier führe denn der Hr. D, zuerft alle Meynungen 
der Gelehrten an, bie die Worte wirfiih im U. 
oder auch wieN. T. (wie Zachariaͤ) zu finden glaub» 
> ten, bey denen man ſich freylich nicht beruhigen 
+ Tann und den Zwang, Wen fie ſich antun, bald 
bemerkt. - Hernad) trägt er feine eigiie Meymung 
vor; es ſey die Stelle aus einem apoerppbifchen 
Buche entlehnt. Bedenklich koͤnne dies nicht ſeyn, 
weil auch Paulus und Judas ſolche Anfuͤhrungen 
„baben: und wahrſcheinlich ſey es, weil ſich aͤhnli⸗ 
he Ausdruͤcke und Sentenzen in den noch vorhand⸗ 
nen apocryphiſchen Büchern finden. Z. E. indem 
teſtam. XII. Patr: im teſt. Simeon.n.2. ſtehe: 6 ®9o- 
vovr wüßreues moong Öaveres Ta avdew7r&; es wer- 
de auch ineben Diefem Buch desmreugsros OForz 
‚gedacht, der Im Menfchen wohne u. ſ. w. Daher 
- < füglich zu überfegen: Sage nicht die Schrift 
vom Neid (oreos ®Iovov wäre mit Acyer zu ver⸗ 
Binden)s dieſer Geiſt, (des Neids) der in euch 
- wohne, ift in befländiger Unrube (enaro- 
des, impetu perpetuo fertur.) Allein man er⸗ 
wartet Doch nach jener Formel, VYea On Acıyen 
1 nicht bles Alluſion, ſondern eigentliche Anfuͤhrung. 
| De " n un 


Y 
1 











+ nt - ' . vy 
— ' 


D. Seniler paraphirafis in Ep. Iscobl. , ‚279 


Denn wenn man ſich mit einer Anſpielung auf eine 


Stelle A. T. befriedigen koͤnnte, ſo glaubte ich die 


rechte im acht und ſechzigſten Pſalm V. 16. gefuns 


den zu haben, wo es heißt: mas beneider ir, 
ihr Berge, ben Berg Zion? den Gott (zveuna) 


zu bewohnen (zuroxen » auro) Luft bat 
(20910, wie Symm. feßt) und wo V. 18. 
auch der Wohlthaten gedacht wird, bie er vertheilt 


(didvı xceen.) — Wir wollen aber darüber ſelbſt 
einen jeden denfen und nachdenken laſſen, wie E 
will. Uns iſt es immer als das wahrſcheinlichſte 


vorgefommen , daß Jacobus, wie auch andre 
Schriftſteller zu ehun pflegen, das Citatum fe mas 
de, daß er es zuerft dem Sinn nad) anführe, in 


. den Worten reos BIovor — xixeıw, hernach den 


Worten nach, nach der wiederhölten Zormeh dro 
Aeys. Glaubt ihr, die Schrift verfichre 


vergebens, daß der (Beift, der in uns wohnt, . 
dem Leid widerftebe und. vielmehr guͤtig 


und wohlwollend ſey? denn fa beißt es: 
Gott (Fo zvsuue) voiderfteht (emiroden, auer- 
fıtur) dem Stolsen (meos. PSovoy) die Des 
müchigen aber erbalten feine Liebe: — V. 


und unter dem vouos die chriſtliche Religion vers 
ftanden. Mit Recht wird über die ganze Stelle, 


Roͤm. 14, 4 fg. verglichen. — Der folgende Ab⸗ 


ſchnitt, K.4, 13° 5, 6. iſt nach der Meynung des 


Hm, D. am diejenigen gerichtet ‚ welche die irrdi⸗ 
ſchen Gefchäfte der Erlernung der Religion worze- 
. | S | \ 


4 gen 


⸗ 


‚17. wird wieder auf die Lehrer eingeſchraͤnkt, die 
ſich der Cenfüren gegen einander enthalten follten, . 


“ 


J NE J 
‚#80 D. Semler paraphraße in Ep. Iaiobt. : 


u ‚gen und lieber auswaͤrtigen Hendel nachgiengen, 


als ihrer Religionsparthey treu blieben. Dazu 
ſchickt ſich die Vorſtellung, K.4, 17. und 5, 1. fg. 
vortreflich. I — 41 

K. 5. 3. kommt eine kritiſche Anmerkung vor, 


‚An welcher das ws Auę, das in der Paraphraſe 


gleichwohl ausgedruͤckt und mit Hasyaray verbun« 


dan it, für einen fremden Zuſatz gehälten wird. 
Das os ſteht freylich in ber Sprifchen Lleberfegung 
wicht, in welcher zue mit sInsaug. zuſammen- 

Sr. D. muß ſelbſt eingefiehen, 
daß Das ze in allen Handſchriften und Lieberfee 


haͤngt. Aber der 
Bungen angetroffen wirb, und Daher ein weites An⸗ 


Haben hat, Die einzige Schwierigkeit dabey liege 


«Berdings in der Verfchiedenheit der Bilder: der 


4 


Seuer: allein fie wird, wo nicht wegfallen, 


doch febe vermindert werden, wenn man mie 
7, den Alerandrinern das vua edneavgiaare jufanıe 


men ſetzt. Denn alsdann wäre der Sinn eine 
Drohung: Ihr habt euch gleichfam Seuer 
teſammlet auf die letzte Seit, ohngefaͤhe fo, 


‚ wie die legten Worte K. 3, 6. erflärt werden, — 


V. 7. verwirft er bas Wort verce als unaͤcht, mit 


‚dem God. Steph. 13. und einigen lateinifchen Ver- 


' N 


— 


\ 


fionen und will lieber. das Wort napzev ergangen, 
Das auch die fpätere Syriſche Berfion am. Ranbe, 
bie ärbiopifche Verſion und Antiochus hamil. 110. 
ſetzt. Es iſt gewiß auch beſſer und verov Die Gloſ⸗ 
fe eines Abſchreibers, dem die Formel aus bein 
A. 3. einfiet. — Das Verbot des Cidſchwurs, 
’ das 


Par 





oſt feige oder verzehrt euern Kösper wie 





" D.Seraler ‚parsphrafie in Ep. Ieecbi. agı 


das einige ſo gemißbraucht Haben, V. ı2. iſt der 
Hr. D. geneigt, nur von den Betheurungen unb 
Verfhmärungen zu. verſſehen, da ſich mehrere 
zur Rache oder zur Empoͤrung verbanden, oder 
von den Judenchriſten, bie, eben fo ſeichtſinnig 
als die Juden ſelbſt, den Eid mißbrauchten und 

daher leicht von den Roͤmern auch für Tuben ges 


halten verden konnten. Daher verſteht er auch 


bey dem ſolgenden Satz, bey welchen billig die gen 
wößnliche Sefart vo zereıw vertheidigt wird, ‚ut 
ter agree Die menschlichen Gerichte, vergl. 
ıkor. 6,1, nice, wie gewöhnlich, die goͤttlichen 
Etraſen. Dies aus dem Parallelausdruck 
hmm Girach 29, 19. fehe-wahrfäheinfich gemacht, 
Inzwiſchen ziehen wir wegen Aehnlichkeit des Aus⸗ 
druchs in dieſem Vers mit beim obigen V. 9. ivca 
mu diameInre die gewöhnliche Grflärung no. 
vor, zunıal Da wegen ber bloßen Eidſchwuͤre ſchwer⸗ 

lich einer dem andern Yerichrlich belangen und übers Ä 
haupt jede Untreue in Verſprechungen biefe Folge - 
haben konnte. — SB, 16. wird dyapyauaı entrage 


der für einen fpätern Zuſatz gebelten, meil es im. u 


Sprer fehle (ganz zuverlaͤßig wuͤrde ic) Dies nicht - 


behaupten: benn im Sprilchen finde ih: das Ger 


bet hat große Kraft, wenn der Berechte es 
"verrichtet, aregyea) uind bie lateinifchen Werſio⸗ 
um entweder Frequenz oden aflidua überfegen, wela 
che deyde orte fchiwerlich Das svseysys. ausdrib 
dm konnen oder, welches mahrfcheinticher if}, 
für einen Pleonaſinus. An infpirinte Gebete fann . . 

ſteylich ein guter Ausleger bier nicht Denken, auch 
“ — gen 


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4 - — 


71-882 j De Villoifon Ancodota graeta J 
wegen des Sprachgebrauche und Ziſemmenhengs 
icht 


nicht. 

Am Schluß iſt noch eine ſehr lehrreiche Colla- 
‚Go latinae translationis beygefügt aus dem War 
tiianay und Sabatier, in welchem ber Cod. 
Cardbei. fehr abweichende und wichtige Sefarten hat. 
"Außerdem hat der Hr. D. nody eine Halliſche 

Handſchrift mit verglichen und dabey Gelegenheit 
gehabt, manche kritiſche Bemerkung über did Ber 

ſchaffenheit der alten Iateinifihen Berfionen mir ein» 

zuftreuen, von denen wir aber Feinen Auszug ges | 

ben Eönnen: fo wenig als von den eingemifchten 
dogmatiſchen Urtheilen und Winfen, wozu biefer | 
" Brief fo reiche Geraniaffung giebt und die dama⸗ 

ligen Lage des Hm. D . ©. manches beygerras 

gen bat. 

. — 
II. 


Anecdota graeca e regia Pariũ enfi 
"et e Veneta S. Marci Bibliothecis deprom- 
ta edidit Joh, Bapt.Ca/p. d Anjfe de Dil. 
-Ioifon.  Venetiis MDECLXXXI. Typ. et 
ẽt {umt. fratr, Coleti. 4, T. l. 442. 
I T. II. 320 S. | 
Hin, was Erwartung erregen kann, hatte! Bier 
u fes Buch für ſich; den Namen des Heraußs 
gebers; dielauten betäubenden Anfündigungen und 


den 1'chen fo lauten Schall von  Sebfprüchen der 
Jour⸗ 


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h) 


ournafiften; amd ben Namen und diuhm der Bi⸗ 
bliotheken, in denen ſich die koſtbarſten Sihäge. 


der griechiſchen Gelehrſamkeit, meiſt als unbetaſtba⸗ 
re und unbrauchbare Heiligthuͤmer/ beſinden, und aus 
denen nur ſelten ein Geweihter eine Reliquie hervorzie⸗ 


hen, oder, wenn ich ein andres Gleichniß gebrauchen 
darf, ein Gelehrter und Literator etwas Fatter 
fuͤr ſein Steckenpferd herausnehmen darf. Allein 


meine Erwartungen, ſo groß und gerecht, ich 


moͤchte gerne ſagen, ſo eingeſchraͤnkt und zweifel⸗ 
haft fie waren, find lange nicht befriedigt. Wer 
wenigſtens in dieſem Buche viel reichtiges ſucht; 
wer, befonbers als Theolog Beytraͤge zur Gefchich« 
te ver Religion, ober der Kirche, obi des Sy . 


fiems darinnen zu finden hoffe, ſucht und hofft ſo 


vergebens als bie übrigen; welche erhebliche "Beye : 
träge zur alten. griechifchen Literatur erwarteten. 
Reine Fragmente von alten reinen Griechen; Feine 
von wichtigen Kirchenvätern; Peinevom Staub. 
und Würmern gerettete Denkmale des Alterthums, 
bie wegen ihres Innhalts und- ihrer dauernden 
Brauchbarfeit würdig wären, gerettet zu werden; 


feine Suppfeinente zu den Eoncilienaften oder. zur 


Anthologie; Feine neue Quellen zur Gefchichte der 


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nr de et 283: 
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Welt oder der Kirche oder der miffenfchaftlichen‘: 


Gelehrſamkeit; Peine Schriften dogmatiſchen Inn⸗ 


halts fuͤr Philoſophie oder fuͤrs Chriſtenthum; ſon⸗ 


dern groͤßtentheils Schriften, deſſen Werth nur 
darinnen befteht, daß fie alt find, in/beruͤhmten 


Bibliorhefen lagen, und zum erſtenmal ang Licht 
keten, und die, Die Erſte ausgenommen, als 
Uebun⸗ 


⸗ .. 
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294 De Villoion Anekdote graeca 
- Webungen der ſpaͤcern Redekunſt oder als gromm · 
matiſche Subtilitaͤten kaum das Gluͤck verdienten, 


auf die ungriechiſche Rachtelt zu kommen; dies 


ſind die Geſchenke, welche das Publikum hier aus 
den Haͤnden eines franzoͤſtſchen Gelehzrten er 
.. ‚Dt, der bald genug fein Vaterland und den Cha⸗ 
rakter vieler friner Landeleum, von jeder Arbeit, 
bie einige Anftrengung und Muͤhel fodert, mir En⸗ 
ehufiasmus, mir Gefühl.fiiner Warde und fernes 
Vorzugs zu fprechen, verkärh, fo ruͤhmlich er ſich 
auch ſonſt durch eine in Frankreich ungersöfmtiche 
$iebe und Kenntniß der geiechifchen Sprache und. 


>. Siteratue, durch Gefaͤlligkeit und durch die edle 


Abſicht, Wrfoftsaren Biblivtheken nüßticher zu 
machen, empor hebt. Das meifte, was. ‚Herr 

be vVilloiſon hier geſammlet hat, liegt fo weit 
"außer dem Gebiet der theologiſchen und patriſti⸗ 
ſchen Gelehyſamteit, für weiche ſonſt Muratori, 

MWMontfancon, Mingarelli, Wolf/ Mars 
the: und andere ihre Anecdota.fammietek, -daf 
wir fitglich das Buch.ganz übergehen fönnten, In⸗ 


gzwiſchen wird doch auch zuweilen bey der groſen 


Gelehrfamkeit des Hrn. Herausgebers und der 
Mannigfeitigfeit ſeiner Sammlungen und. Arte 


. — merkungeh ein Schritt ins theologifche Gebiet ge⸗ 
wagt und dies ift allemal eine Erſcheiumag, weis 


che durch ihre Seltenheit Aufmerkſamkelt erregt, 
und Beyfall verdient. Ben folchen miffen wir. 
u | länger‘ verweilen, Non ln 
2,27 Hr erften Theil findm wir. bios bie lanro 
bet Reifen Eubepe (Bar. KL). aus a 
.. — ſchrift 








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=. T. J. et 1. a 385- 


ſchriſt der Parifer Blbliothek abgedrucht, Deren 
Innhalt ſchon aus Fabr. bibl. Gr. T. VIl. L.5. c. 5. 


p- 588. bekannt iſt. Man ſieht aus dem vollſtaͤn. 


digen Abdruck des Werkes, daß es blos ein come 


pilirtes mythologiſches und antiquariſches $ericon-. 


iſt? und wer wird es einer Kaiſerinn verdenken, 
daß fie compilirt, da dies im imfern fchreibfeligen. 
Zeitenbey fo vielem voluminoͤſen und polyhiſtoriſchen 


Schriftſteilern tin allen Klaſſen die beſte Methode 
ſich Ruhm und. Verdienſt zu machen iſt? — Sb 


fie ihre Nachrichten aus Quellen nahm, wie bey 
manchen Artifeln der Herausgeber zu vermuthen 
ſcheint, oder ob ſie aus den zahfreichen nthologi⸗ 
ſchen und ‚Hiftorifchen Lexicographen der Griechen‘ 
ein neues $ericon ſammlete, iſt ziemlich ungewiß: 
doch iſt das letztere wahrſcheinlicher. Diogenes,’ 


Philoſtratus, Palaͤphatus, ſelbſt Suidas 
ſcheinen ihre Vorarbeiter zu ſeyn: "und aus dieſen 


ließe ſich auch oft der Text der Jonia, fo wie and’ 
diefem der Text jener Autoren glücklich verbeffern, 
weil die aͤltern mit den neuern wörtlich zufammen 
treffen. Dech dies wollte V. nicht chun, ſondern 


den Text getreu ohne Ueberſetzung nad) der Hand⸗ 
| — und das weitere ben müßigern 


oder fleißigern Gelehrten übertaffen. Fuͤr uns, die 


Wir nicht Viel nenes aus beim ganzen Buch der ge⸗ 


kroͤnten Schriftſtellerinn hernten, und für unſte 
leſer, die Theologen find, waͤre ein Verſuch zu 


einer Vergleichimg der Jonia mit ihren Quellen 


überflüßig. — Der zweyte Band, in welhen _ 
mer Mennigfakigkeit, doch wie in einem — | 


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iſt, fahrt die Auffcheife: diatriba de-quibusdam 


Codicibus Vengtae S. Marci Bibliothecae, ex 


quibus varia öpufcula nune primum eruta ia. lu- 
. em .prodeuntz; et de quibusdam praecipuis Pa- 


— 


laeographiae graecae et latinae capitibus. Hier- 


innen beſchreibt er zuerſt des Macarii Chryſoce- 
phali dodavis, eine griechiſche Chreſtomathie, die 


ein der Marcusbibliothek zu Venedig unser. den 


Handſchriſten N. 453. angetroffen bat. - Die 


. ‚Sammler, von weldyem auch noch verfchiebne Ca. 


 tenae über biblifche Bücher übrig.find, und Der, 


. wie ſchon Fabricius richtig annimmt, in der Mit⸗ 


te des Sec. XIV, lebte, trug dieſes bisher . ganz 


unbefannte Buch aus alten Schriftftellern. zuſam⸗ 
men und rettete barinnen- manche. Stüde, meiſt 


- Sehtenzen, von ihrem Untergang. Die Auszüge 


— — 


- 


, \ 


find aus Synefius, Dio Chryloflomus, Plutar- 
chus, Ariftides, Herodianus, Aelchines, Lu. 
eianus, Demofthenes, Libanius Sophifta (wor- 
aus die ungedruckten vollftändig vom Herausgeber 


abgeſchrieben und hier eingeruͤckt worden) Chari- 


cius, ‚(von beffen Ercerpten Macarius den Brief 


des Photius an Georg. Metrop. Nicomediae vor- 
aus ſchickt, welcher wörtlich mit deſſen Urtheil über. 


Den Choricius in Phot, bibl. p. 337. einſtimmt: 


und von deſſen Reden bisher nur wenige gedruckt 


ſind: daher Villoiſon nicht nur die Sentenzen aus 
benfelben,_fondern auch zwey unedirte Reden von 


gr aus der Parifer Bibliothek abdrucken laͤßt, 


18 fa. Die eine iſt eine Leichennede auf Mas 
ria, die Mutter des B. von Gaza, Marcianus 


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[Ben Gelegenheit der Anfuͤhrung. einer Rebe des 
Chorieius auf den Procopiäs Gazaeus, feinen $ch» 


rer, ruͤckt der Editor aus Cod. Num. 458. der. 


| S. Marcusbiblidthek eine Rede des letztern auf 


den Kälfer Anaſtaſius ein ©. 38:45, welche wer 


gen der. Geſchichte diefeß mittelmäßigen und fdirch- 
hen Kaiſers merkwuͤrdig, : obgleich als Lobrede 


nicht "genug zuverlaͤßig zur Beſtimmung ſeines 
Eharakters ift:] · Die andre ©. 5a: iſt für einen. 


Mörder eines Tyrannen, der eine Belohmung fete 
derte, nachbem er ben. Sohn des Zyrcinnen ermor⸗ 


det und badurch dleſen veranlaſſet hatte, ſich ſelbhſt 
| | Ihe 


| umzubringen.) Herodotos, Nenophon 


Stobaeus, El. loſephus (Hier Femme auch disß 


bekannte Zeugniß des judiſchen Geſchichtſchreibefs 
von Chriſto vor, welches V. fuͤr aͤcht, aber fhr 
interpolire hält. Denn er ſieht die Worte, eye 


avden aurey Astye yon, das Zeugniß srosxer 1 


So: 99, Die Erzählung von edanı bis eseyzorsr 
als Zufäge von einer chriſtlichen Hand an; ""bäg 
übrige aber kann Joſephus ohne Bedenken des 
ſchrieben haben, zumal wenn man, wie et, oͤhne 


Autoritaͤt, vorſchlaͤgt, ſtatt For And denzopierer - 


leſen will, vos aurs — ED und wehrt: mian 
bedenkt, daß aus der Meldung des Umftandch, 


TE PTL-EIL-’ a ‚{®r 
und · des B. von Eleutheroͤpolis, Anaſtaftus. = - 


— 


— 


Jeſus fen auf Anzeige der Erſten Männer ver Re F 
e— 7 


tion getödtet worden, eine ziemlich feindſelige 

ſinnung hervorleuchtet. Wir werden zur audeln 
Zeit mehrers hiervon reden:) Eufebius, Theodo.: 
retus, (aus deſſen K. H. amd eregesifchen Schrif⸗ 


Doederl.3ibl.2.8.4.5. . Ttemy 
DE IF. . 


. , 1 \ 
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a. 


— 


⸗ 


08 - ‚De Villoiſos Aneepota graece  - 
“ . „sei). Nioapharus Chumnus Canieliur (Set. XL) | 
| Germagus Patr. Eoyft. (Ungemiß aus, welchem? 

‚da mehrere diefen Namen führten, ‘Die Auszüge 
„find aus Reben gemacht.) Gregarius Batr. Conſt. 
(fenft Georg. Cyprius Sec. XII. aus Briefen und 
Reden.). Hierauf folgen Auszüge aus Gedichten, 
aus Mar (Conflantin. Manafl. aus. deſſen bis- 
; per ganz —— — de Ariſlandri et.Cal- 
LöBLiheae amoribus) Gi £ rins Theol. (Nazienz.): 
Geörg, Pathymeres; Pindarus, Homerus, Theo- 
‚ctitus,,. Lucianus, Heſiodus, Ariftophanes, 
(Theodorus Brodromus) Phocylides: — . Auf 
dieſe - Befchrelbung der „Adern folgen Städe, 
meiſt grammatiſchen Innhalts; eines Ungenannten 
opuſculum de Atticiſmis; Herodiani zus «gar 
rnc Mtos (das nur angezeigt iſt), und Ebendeſ⸗ 
ſelben 7. weg exnkaror ©. 87-97. aus Cod. 
Marcianae Bibl, 4512. Unter mehren grammati⸗ 
ſchen Traktaten fand er auch in Cod. 652. Por- 
phyrũ 1. de profödia, oder vielmehr deſſen Com, 
ementar über das Cap. de profodia in ber Gram⸗ 
‚matif des Dionyl. Thrax, den er zum erſtenmal 
drucken läßt. Verſchiedne Öbfervationen über Die 
alte Art zu fchreiben, über die Ausfprache- des n 
. (bey welcher er ©. 127. not. die Meinung äußert, 
daß fie ein Mittellaut zwifchen o und i geweſen fen, 
Der fih nad) Verſchiedenheit der Worte, (viele 
leicht auch der Provinzen) bald dem erſten, bald 
dem letztern Selbftlauter mehr genähert habe, im⸗ 
mer noch wahrfcheinlicher,, als der Schäpfenlaut 
des m) über das Alterthum Der arabiſchen — 





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und —* glechſchen Buchſtabenzůge, z. E. des 
3* des Gebrauchs ‚der. Aceente, der Abtheilungen 
Der Worte, ber Curſtwſchrift. welches man bisher 


— == ag, 


immer. bestoeifelte, „liegen außer unferun Urtheil 


und Endzweck. Daher gedenken wir auch nichts 


von ben Auszuͤgen zus den Scholien uͤber den Dio- 
nyſ. Thrax, von dem neuen Homer, den Hr. 
liefern will. 4. a. — Unter bie wichtigſten Stu⸗ 


cke rechnen wir, des. lamblichi I. III. de mathemo- 


ica'communi diſciplina, ©, 188.225. aus Cod. 
243. der Marceusbibliothek, nebſt Linigen Differtas 


tionen bes Plotinus| voll von Pfarenifcher Weise 
heit. — ©, 245. fehen wir eine angenehme An- 
fündigung , daß die Gebruͤdere Coleti, denen id 
bie von uns angezeigte Ausgabe bes Lucifer Ca 


lar. zu danken Haben, * fich mit einer neuen Hude - 


gabe vom Panario des Epiphanii befthäftigen, wos 
zu fie auch Beytraͤge aus ber Marctisbibliorhef ern 


Kalten haben. — Zum Gebrauch des Gloſſariuni | 


des Hefnchius iſt die Entbeckung merkwuͤrdig, daß 
Mufurus, der erſte Editor deſſelben, zwar eine 


venetianiſche Handſchrift zum Grund gelegt, ubed 
fie nicht ganz genau abdrucken laſſen, ſondern dief® 


Artikel; nur ans Conjeetiw,. nicht allemal genau, 


nd eichtig verbeſſert habe: und daß die Leſarten, 


welche Dorvifle aus dieſer Handſchrift felbit dem 
Alberti mitgecheilt hat, nicht allezeit zuverläßig, 


angegeben find, — Wir glauben,. nichts intereſ⸗ 
ſentes aus diefen Sammlungen übergangen zu ha- 
ben. Iſts zu wenig:. ſo rechnen unſre leſer bare, · 
auf, vor ber. Oewinn aus benflben u je iR. | 
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| 90 0. DiBalguy 
Bielleicht Fönnen wir ih 'midermaf wieder don 
| dem Hm. Gerausgeber reden; wenn er den ſo laut 
auskuͤndigten Fund, einer. unbekannten — "und 
wvoohl ungen — griechifchen Leberfegung des 

. AT. ins Publikum formen laͤßt. Warum find 
"doch die Männer, die bey großen Biblist heken 
ſitzen, ſo gemaͤchlich? und diejenigen, ‘die ſich den 
Zutritt zu Ihnen, oft muͤhſam genug, verſchaffen 
muͤſſen, nicht gebildet genug in ihrem Geſchmackẽ — 

Doc wir legen die Hand auf den Mund, indem 
ms das Sprichwort einfällt: De guſtibus non 
eft difputandım! O7... m. 





» , IV. - . u 5 
Divine. Benevolence ajlerted and 
vindicated ffom the Obiections of anciene 
and modern Sceptics by Thomas 
. „BalguyD.D.London, 8. 1781. 


hageachtet des überwiegenden Guten in bee 
NAWelt und der wirklichen Gtückfeligfeit, Die 
| wir im Ganzen fehen, für imſre Perfon garen, . 
eo and dem Schluß nügen, daß ber Schöpfer und 
Erhalter der Welt gürig fen, fehlt es doc) niche 
au vielen, zum Theil feheinbaren Einwendimgeh, 
womit die Guͤte des Weltfchöpfers zweifelhaft ge⸗ 
macht und dieſer Grund unfres’Danfes, :unferg : 
‚Bertraueng und unfrer Liebe zu ihm erſchut- 
"ss wiebt und noch neuerlich bar Hume in ſei- 





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en’ n.divine Benerolenee, \ a0 


ne Dialogen (verl,- anfre Bibl. 1. 3. ©. 526.) 
die alten Bedenklichfeiten wiederholt und verſtaͤrkt, 


welche vielleicht. zunaͤchſt dieſe Schrift des D. 
Balguy, bie mehr philoſophiſch als. declamato⸗ 


tiſch iſt, veranlaßt hat. Diejenigen, welche ſich 
blos auf das Gute berufen, das in der Welt an⸗ 
getroffen wird, koͤnnen ihren Beweis ‚für Gottes 


und feiner Eigenſchaſten nur unvollſtaͤndig abgelei⸗ 
tet werden kaun. „So wenig ich aus abgeriſſenen. 


einzelnen Handlungen ben —* eines Man 


nes vollſtandig zu beſtimmen im Stonve bin, fo 
wenig, auch aus einzelnen einfeitigen- Erfahrungen 
Gottes Befinnungen; Auch das Uebel: muß das 
ber. bey dem Beweis ber Güte Gottes nicht mit 
Stillſchweigen übergangen werben. — Mehrere“ 
endre führen denſelben aus dem —— des 
Buten in: der Welt: allein auch hier äußern ſich 
mehrere Schwierigkeiten. : Kann ber > — je 
des Vergnügen oder, jeden Schmerz des andern 


* fügen ? ihre Summe beftimmen, und fie Dann ges 
gen einander abwägen? und wir erfl die Summe 


von beyden im Ganzen anf‘ bie Waagſchale legen, 


Lass 


’ 


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Güte nicht vollenden, weil fie nür Eine Seite der | 
Welt zeigen ,- aus welcher bie Erfenntniß Gottes | 


R 


da nur ehr ſo geringer Theil von Guten oder Uebet 


don uns benerkt und unbeſchout werden famı?-.- 
Der dieſen umaͤugbaren Unvollkommenheiten der 


genößnlichen Beweiſe für Gottes Guͤte waͤhlt der 


Veinen ſichrern, und raͤth, zuerſt Die verſchled⸗ 
nen Lrfachen. von Vergnügen ober Schmerz zn beu 


tecken und zu nüteiſuchen wie ferne dieſe entge · 


. 300 men 
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vengeſehlen Bits her 
„ober weichesihr legten End;weck ey ? Finder man, 
daß die Geſetze und Einrichtungen der einzelnen 
“Theile in ber Welt zufege die Abficht Haben, Bu- 

"ses hervor zu bringen ; ſo muß dies zugleich 
Die Abſicht des Ganzen ſeyn. Aber nun läßt fich 


+ bald zeigen, daß nichts Eures iſt, woraus ein Ue⸗ 


bel,; im Vegentheil aber aus dem Lebel: alles 


> zeit Gutes entſtehen fell: und bies-rechrfärtigt 


Gottes Guͤte am:fichtbarften. Zu biefem Ende 
Kucht nun der V. alle Quellen bes Uebels äuf und 
indet in’ ihnen eben fo viele Quellen von Gutem, 
das durchs Lebel bewirkt wird und ohne Uebel 
niche ba fenn koͤnnte. Unſre Sinnen würden uns 


witweber Peine Vergnuͤgungen verfchaffen, ober fie 


muͤſſen auch empfaͤnglich für Schmerz ſeyn: aber, 
was noch mehr iſt, fie machen uns fähig, ange« 
nehme Cmpfirdungen zu fuchen und toldrige zu ent» 
fernen. Dleiche Bewanbnis hat es mir unſrer 
Bewegkraft, die nicht blos zur Erhaltung, ſondern 
auch zum Vergnügen dient, und dadurch beivel- 
fet, daß Vergnuͤgen die Abfiche des Schöpfers fen. 
Man kann es auch nicht überfehen, daß der Schoͤ 
pfer nirgends nur fr unſre Beduͤrfniſſe geſorgt 
Tauſend Dinge, die wir an ſich ’eritbehren 
Simten , ltegen vor uns da, zum Genuß, um uns 
das Seben angenehm ju machen. - Kann man hier 
| guͤtige Abfichten bes Schoͤpfers verfennen ? Unfre 
Seele ift zwar in ihren Begierden und. Leidenſchaf⸗ 
ten oft eine zufällige Veranlaſſung von Uebel, aber, 

| man betrachtet ‚ in un in: einer ee 


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Ä = en dire Benerolenen. 2 


Alſtcht uns gögehtn. Der Geſchlecheotricb vera 
wahrt uns gegen Die Wernachlaͤßigung ber Mittel, 
das Geſchiecht zu erhalten und ſiegt über Die Furcht 
ber Koften ımd Unruhe ber‘ Erzishung: aͤußerli⸗ 
her Schmerz ift warnend; Schwäche fordere zum 
"Gebrauch dienlicher Gegenmittel auf; 
der Selbſtliebe und des Wohlwollens, weiße bey⸗ 


de die ſruchtbare Mutter vieler unangenehmen Ente 


»finbungen find, fann. die Natur niche entbehren 


n.f m. — Von biefen Bemerfungen, die zum 


Theil Hutcheſon und Hume fehen machten , sche | 
er auf das wechſelſeitige Verhaͤltniß (dependence) 
ber Menſchen und Ihiere über, in weichem einige - 
fo viel Anftoß an ber Ucbergeugung von der Guͤte 


der Borfehmg fanden: und redet von dem Nuten, 
den bie Thiere von. Menfchen und die Menſchen 
von den Thieren haben. : Man fagt, einige Thiere 


find ohne Mugen, anbre find fogar fhädlich: ale 


kin biefer unnüge Theil der chieriſchen 


Sch _ | 
pfumg beweiſet nur, . daß jenes Merhätmiß nicht 


algemeinift: und auch bie uns. unnügen Thiere find - 
boch alle eriipfänglich für geroiffe Arten. von ange 
nehmen. Empfindungen, wozu fie ber gütige Schde 
pier.befiimmte. Sie zerſtoͤren: allein Unſterblich⸗ 
keit auf der Erde war ja die Abficht bes Schöpfers 
nicht, wu die’ Todesart — ob Krankheit ober 


CThier zerſtoͤrt — ift ein unerheblicher Umſtand. | 


Sie felden von Menfchen Piage und Tob: Wahr, 
aber eben dieſt Thiere, die Durch ihren Untergang 
den Menſchen naͤtzlich werden, genießen Doch von 
enſche⸗ mir Vuter alt xy fie werben 

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fü ernährt nöb gepflegt ehe. ſie eilheei er 


den; und die Kultur des Feldes durch die Men⸗ 
ſchen wird immer Woblthat fürs: Vieh. Die 
Menſchen mißbraucherripte Gewalt uͤber das Vieh: 


Lider! aber mo iſt eine Macht, die der Menſch 
nicht mißbraucht? — So wie. in.ben einzelpen 
Meſetzen, welchen est bie einzelnen: Thellen bes: 


“ Koiverfinms unterwarf, wohlthaͤtige Abfichten-uns- | 


verkrunbar find; fo find fie aud) ber ben allgemei⸗ 


‚.ı ner Geſetzen⸗ wornach Gott die Welt regiert, deut⸗ 


Uch und ſichtbar⸗ webey mehrere. gute Bemerkun⸗ 


gen über die. Vortheile, . die wir aus der Einför«. 


migfkeit, mic welcher die Welt regiert mird, ſchoͤ⸗ 
ꝓfen koͤmen, über die Wohlthaͤtigkeit in der. Eins 
vichtung „daß wir nad) gewiſſen Principien Hans 
deln u. a. vorkommen, — 
rht der V. endlich zu zeigen ‚r. daß Gluͤckſe⸗ 

ügkeit das Uebel wirklich überwieger-aus der Em⸗ 
indung eines jeden Menſchen, der Leben als 
Wohlehat fhäßt; mehr ruhige als traurige Tage, 
mehr Freude ala Schmerz genießet,, "unter. fei« 
wm Nebenmenſchen mehr Gefunde. als. Kranfe, 
"mehr DBemittefte als. Dürftige, mehr Geſchaͤtzte 
als Berfotgee, inehrere, Die in der Hoffnung Mube, 
als ſolche, die in Furcht Quaal finden, antrifft. 


Euin⸗ richtige Bemerkung iſt es, daß men Wohl⸗ 


ſtand und Uebel nicht allezeit nach feiner. eigen Em⸗ 


pfindung Veurcheilen muͤſſe: Tauſende, die wir 
fkuͤr. ſehr ungluͤcklich:halten, ſind es nicht, und 
ſchtzen ſich gluͤcklich ben. ihrer Lage, die uns un⸗ 
, medgich ſeyn würde: Endlich, wenn man ſich 


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Im letzten Kapitel 


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anf öle Deſchichte beruft deren Saupigepenfenb 


gu ollen Zeiten’ das Ungick unter ben Menſchen 


geweſen iſt, fo bewelſet grade dieſer Innhalt ver - 
Geſchichtbuͤcher, daß das Gute uͤberwiegend ſey? 
denn das Alltaͤgliche, das Gewoͤhnliche zieht der 
Giſtortker nicht vor fein Gebiet: nur das Seltne 

umd Außerordentliche, Muß des Guten in der 
Welt meht recht viel ſeyn ‚ weit Die Geſchichte ſo 
wenig Gutes anmerkungswerth findet ?: und kann 
nicht auch der Seſchicheſchreiber feine Schilderun⸗· 


gen von Elend uͤbertreiben? — Die Wett fol kein = Rz 


 Samiterthat umd kein Paradies genennt werden: 

ſondern man muß, um Gottes Güte zu rechtferti⸗ 
gen, eines neben das audere ſetzen: Schmerz ne⸗ 
‚ven Vergnuͤgen: und jede Wergleichung der ver⸗ 
ſchiedeien Maſſen daven wird ung überzeugen, daB 
Gott nicht mißguͤnſtig, nicht neidiſch auf das Gluͤck 
ſeiner Gefchöpfe iſt. OU wenn werben doc) unſre 


Klagprediger ihren weinerlishen Ton etmas perabe. "> % 


ſtimmen and in ihren Klagen über bas eh der‘ 
Belt fid} mäßigen Ie lernen! 








6. Lofe opufeuka theologici, exe 
getici atque homiletici argumenti, . . 
Tom. I. Goetting..1781.15®, 


Di Semmiung- beftrht aus neun Piegran⸗ rl 


men; dirsmal meiſt Eʒeiſche⸗ — 
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a Les oma TIL 
Bas efte faper donilinguärum indolefhefarint 
Erb ‚gegen die Erneflifchen —— — — 
Eu ‚WBunbernabe gerichtet, J— und ſoll g 
— 8 daß Die Gabe, mie erde ah ee 
den, nicht zunächft zus Beſtaͤtigung der Mer 
Ä WMien, wie die andern Wundergaben, ſondern 
vielmehr zum Unterricht in: derſelben bey denen, 
welche bie Mutterſprache der Apoſtel nicht verkun. 
ben, bishen follen, und baher fortdauernde, habi⸗ 
. Melle Babe geweſen / ſey. Erneſti's Gruͤnde (in 
vyuſe. theol: p. 457 fgg.) find unſerm Beduͤnken 
nach wirklich ſtaͤrker, und nicht nur auf richtige 
Auslegung der Schriſtſtellen, welche von dieſer 
WWundergabe handeln, beſonders 1 Cor. 14, 2. 3. 4. 
gebaut,, ſondern auch durch bie Geſchichte unter⸗ 
. Küßt, daß bie Apoſtel, fo viel wir wiſſen/ wo fie . 
. das Evangelium prebigsen, es in ihrer Mutter 
:  fpracye oder in der griechifchen, bie ihnen nicht erft 
innſpirirt twerden.burfte, tham Fonnten, : War un⸗ 
7. ee dieſen Umftänden ein fo unerhörtes Wunder, 
, als, nach den gemeinen Vorſtellungen bie pnfpie 
J ration einer ganzen, unbekunnten Sprache iſt, noͤ⸗ 
thig? — Der ſelige Erneſti hat ſchon bezeugt, 
daß er die unerſchuͤtterte Staͤrke feiner Gründe fuͤh⸗ 
le und in der Vorrede zu ben opufc. theol. ſowohl 
als in der Meueften theol. Blbl. 3.8. S. 553. auf 
- einige Einwendungen geantwortet, wogegen fich 
Hr. Leß mit weit größerer Empfinblichfeit, als 
Erneſti, der angegriffene Theil, äußerte, in eis 
nem Anhang vertheidigte. Faſt alles kommt auf 
. Wie Erage an, Pa, ber Gal. 1, T% "Ru 








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| —8 
oh, 


Lsope TR m 


"saß er in Arabien das — 

Be, eine Kenntniß der arabiſchen Sprache 

mußte? Evneſti fagte; Nein! denn Erfitih die 
potättinifche und arabifche Sprache find mır Dies 
ecte Einer Spracher und jeue verftund Paulus; 
allein hierauf laͤßt fid) wohl antworten , daß beyde 
Dialette weit Yon einander ‚abweichen: und bie 
Kenntniß der forifchen Sprache noch lange niche 


hinrelchend iſt, die arabifche zu verſtehen. Was 


Hr. Leß rareuf antwortet, daß das Syriſche da» 


mals niche einmal in Palaͤſtina geredet woͤrden, 
iſt eine ganz leere Behauptung. Hemach glaub⸗ 


te Erneſti, in Arabien habe man auch griechiſch, 


die Mutterfpräche Pauli, verſtanden, wie es denn ' 
auch griechifche Biſchaͤſſe zu Boyra u. a. geneben . .. . 


babe, "Auch Darauf äntworter Ser. Seh, das Ara 
bien, in welchem ſich Paulus aufgehalten, fer die 
Hatbinfel zwiſchen dem arabifchen und perfifchen 


Meerbufen ; Done gehöre eigentlich zu Syrien 


oder Paläftina, die griechifche Sprachfenne " 


niß der Biſch e zu Boys, z⸗ E. des Titue i 


beweiſe nichts für die Allgemeinheit der Kenntniß 
des Griechiſchen in Arabien. Iſte Denn ſo ent» 
fehieden, daß man dad Arabien, wo Paulus für 
jonsmicte, fo tief umten zu fuehen hat? Waren nicht 


Araber Nachbarn von Paldfiine ? Heißt nicht 


Aretas Koͤnig von Arabim? und Hi nicht bekannt 


genug ,\ daß er im Arabia petraca herrſchte, und. 
fein Gebiet Damals bis nach Domofsus erweitern 


te? und wenn Tictas von / Bozra in grischifeher 


Eyrache Ahheninndenm und — —28 u 


; 


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Fr} « 


are opel Ei 
Ä gehören fie für Auslaͤnder sberfär Eitheinniſehet 


und wie, wenn Paulus ſich zu den: Juͤden in Ara⸗ 


bien verfügte: mußte er, um in Der Synagoge zus. 


reben, wo er in allen Städten zuerft auftrat, Ara« 


| Bifch veritehen ? ? — und geſetzt auch, es fen Die Keunte 


niß der arabiſchen Sprache ihm zum Vortrag des 


Evangelii unumgaͤnglich noͤthig —** : fo moͤchte 
ich mir den Beweis nicht aufbürden, daß Paylus, 


beffen Gelehrſamkeit fo groß war, vol feiner Bes 


kehrung durchaus In biefer Sprache unmiffend ges 


weſen fen, und nur Durch eine ganz außerorbentlis 
che Infuſion in Stand gefeßet worden, in. dera 


felben einen Vortrag zu hun). — ° Die — 


Abhandlung unterſucht · und bejaht die Frage: Ob 
Ehegatten, Aeltern, Kinder und. Fteunde einan⸗ 
Ber im Himmel wieder Fonnen werben ? ? Ue 


‚das Gewicht diefer Frage, welche wohl nicht alle 
bejabhen möchten, erklaͤrt ſich ver Hr. D. ſtaͤrker, 


als Vorſicht und Beſcheidenheit es fordern moͤchte. 


„Der müßte ein Stock und Klotz ſeyn, der ben 
„BGedanken ertragen koͤnnte, daß diejenigen, die 


gleichſam ein Theil unſrer Seele gewefen find, 
„nad dem Tod des Leibes nicht mehr unfer feyn 
„folleen.® (Der Gedande würbe doch erträglich 


ſeyn, wenn ein Mann von etwas Fälterm Bebläre 


vhngefaͤhr fo urtheilte: Auf biefer Welt gab mir 


Goet Freunde, er wird ſie mir in einer andern 
Welt auch geben, obs auch nicht die näralichen 
. xwären. Sie, die ich hier auf Erden fo’ enge‘, ‚ß 


rein fiebee, werden auch ohne mich gluͤcklich und 
‚Rlig er koͤnnen: wie ich a i e. Wie ich mei 
Lben, 


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ſchen, getrennt von meinen Jugendfreümden, ger 
trennt von meinen academiſchen Freunden, der 


noch ruhig und nicht freundelos zubritigo weh ich 
weiß, daß jene: freundſchaftlichen Verbindungen 


temporarifch find, ſan muſſen fo gerieße'ich auch 
Fünftige Seligkeit vein und ungeſtoͤrt; ohne⸗ 

die Emtfernung von den Freunben-mäßren® min 
irrdifchen Zuſtundes ihren Genuß hindert. Mei 
ne Frau fann id) doch nicht mehr als Frau lieben, 
mein Kind nicht mehr als Kinds. weit‘ die Berk 
haͤltniſſe aufhören u. ſ.w. Sollte’ denn der Menſch 


ben biefem Urtheil Rlotz und Stock feyn?) — *8 


Doch wir wollen die Gründe hören fuͤd dieſe Anen 
kennung der chemaligen irrdifchen Freunde. Fit 


mol: der Menſch bieibr-fich-feimes chemaligen Zub. 


flandeg , "feiner: Verbindungen;, feiner freunde 
fhaftlichen, ehelichen, häustichen Freuden, folg⸗ 
lich auch feiner: Ehegatten, Kindern. ſ w bewußt 
(Wahr: aber Bewuſtſeyn und Anbenken laßt 


ſich von Umgang und Anerkennen, das bier 
ohnehin nur durch koͤrperliche Eindruͤcke gefchieht, 


unterſcheißen.) — Zweytens: das kuͤnftige Leben 


iſt Vergeltung des jetzigen. Dort erhalten Ael⸗ 


teen, Kinder, Gatten, Fremde, den lohn fuͤt 


ihre Treue, bie fie einander beiniefir: und dies 
fäße fich nicht ohne Anerinnerung (aber ohne 


Anerkennung) denken. “Drittens: Pauli Stel, . 
Ebr. 12, 23. (Sie fagt ja.nicht, daß Abraham . 
in die Geſellſchaft ber Sara, Dasid in Jonathans 


Gefellihyaft.u.f. w.: gefommen iſt. Dort wo das 


Sad der volllommenſten Tugend HR, If eu de . 
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"Sub dee ——— — in Diele 
wendungen miber biefe, an ſich ſehr troſtvolle Heff⸗ 
‚nungen laſſen ſich ſchwetlich ſo kurz abſertigen, ale 
"ber Dr. 8 RB. gethan hat. Daß wie einander. vhne 
: Dielen Koener, diele £incomente , Bildung und 
Außerliche finnliche Werkzeuge nicht n erkennen 
aͤhſg ſiñd, iſt ſehr wahrſcheimich · ‚and. wenn dar⸗ 
auf geantwortet wird, daß die Anerkennung der 
Sreunde auch 5 E. durch Geſaruͤche, vel publica 
Auadanr congelebratione, erfolgen Pönne: fo kann 
3 mir keine Geſpraͤche — den Mechaniſmus mei⸗ 
nes jetzigon Koͤrpers denken:- und das andre ift mm 
Muthmaßung. Man fagt-ferner: der Affect) der 
Aeltern mit Kindern, Gatten mit Batren verbinden, 
iſt nur fuͤrs irrdiſche geben: nach demſelben, wo 
„fein Zweck wegfaͤllt, muß er gleichfalls aufboͤren. 
¶ Die Antwort iſt aber die Siebe kann dauern: ( Sie 
auert auchr allein iſt hiezu Umgang noͤthig? 
uͤſſen Die. edelſten und beſten Geſpielen meiner 


> Kindheit auch immmännlichen Alter meine Gefährten 


fon?) — Gräßten wollte ich dieſe Soffmung wicht, 


u die bem Kummer des Herzens bey ben traurigſten 


Teennungen nach Schranken feßtz aber für zuver⸗ 
Absig wage ich fie auch nicht gu. halten, nech viel⸗ 
weniger davon zu vredigen. Der Himmel Bat- für 
feine Bewohner an. fih Freude und Freunde: ges 
ung, wenn auch die irdiſchen nicht Die erſten dar⸗ 


unter ſind: und meine Freunde, bie mir die Welt 


- sah, find glücklich und geliebt, wenn ſie auch int 
den. unermeßlichen. Begenben-des Himmels mir; 
as ef. . Jeb iaenden beovnen 7 

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Das was mic biefe Hoffawig nod) am wahrſchein⸗ 
Uüächſten macht, iſt cheils die Fünftige Vergeltung, 


die ohnfehlbar darinnen mit beſteht, dag mir bis . 
Oute fehen ; das wir geftifter haben, unbvende - _ 


wen, Die es genoſſen, den Dauk dafür-srhaltenz 
weiches: beydes ſich nicht oahne Anerkennung denken . 
laͤßt: theils die Erwartung, daß, was tms. hie 
in Den Schickſalen der Unfrigen 3. E. bey ihren fruͤ⸗ 


hem. Tode, bunfel:unb unkegreiflich war, dam | 


uns werde aufgeklärt werben: und dies vielleicht 
am ſchicklichſten durch Erfahrung und Mitgenuß 
Ihres Gluͤckes nach dem Tode. — 3) de-Snblimi. 
tate ſermonum Chrifli; Joh. 13-16. Wem Hy 
haben heißt, ‚was große und: eile Gefinnungen 
anzeige und erregt: fo wird niemand Bedenken 
tragen; die Abfchledsrehe Jeſu erhaben zu nennen. 
(Aber Hoheit in Worten kann man bey aller Soheit 


der Sachen in dieſen Reden nicht finden.) 4) de Ge 


lilaeg opportuno Servatoris miraculorum thea- 
tro. Der Derfaffer beweiſet, daß Galilaͤd Bet. 
fo ſchlechtes, unfruchtbares, umbevoͤlkertes Land 
war; daß es. Hanbdlung trigb, daß man daher dieſe 
Gegenden nicht fuͤr roh, finſter und unaufgeklaͤrt hal⸗ 
ten muͤſſe, und daß die Beſchuldigung Voltairens 
und anhrer, Jeſus habe in einem Lande der Bar⸗ 
baren zuesft feine Thaten verrichtet, umhiſtoriſch 
fen, 5) leſus Zwrug. Es wird gezeigt, wie 
Jeſus durch feine Lehre und Vorſchriften der Welt⸗ 


beglücher geworden und die Verdienfte Yehuum 


das Menſchengeſchlecht durchaus nicht auf Die 
Golgen feines Todes einzuſchraͤnken ſind. * 
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gen Jerende, ‚gegen Feinde, "Fürs Vaterland, 


Ffur Freunde hat niemand ſo gepredigk. 6) De 


Blioi hominis. Jeſus ſoll bieſen Mamen wegen 


feiner Niedrigkeit führen und os 72°-foviel' als 
wiliffimus.höminum, der AHlerntedritifte,, be⸗ 


” denten. Wenn geſragt wird, ob ich diefe Idee 


> m alle Seellen, wo jene Behennung vorkomut, 


rinſchieben kann, fo machen mir Mare. 2527. Cund 
iJoh. 5, 27. die größte Bedenklichkeit. "Wis ha⸗ 
en ſchon jüngft bay einer andern Belegenfeit: in 


Anſron Vibllorpef geſagt, daß D. Moſcho; mir 


vieler Wahrſcheinlichkeit, den edelften unter den. 


Menſchen, primum homiaum, Darunter verſteht!) 


ig). de rd Aaya,; 1 Eor.ı,.ı7. Es wlrð bar. 
. unter bie foppiftifche Betedſamkeit verſtanden, die 


Ahre Kunſt in Worten und Schwulft ſuchte, die 
. wein sd, 1 Cor. 2,4. ſuada fapientiae; 
welche wit dem Adel des Evangelii nicht eetht be⸗ 
ſtehen kann. 8) Ueber Bal. 5, 20. bie Ellipfe 
bey övas wird. durch edysc oder yaras eeganzt, und 
 pesirns von Jeſu verftanden: - Diefer Mittler 


iſt niche Mittler Einer Nation, fondertt 


des ganzen Menſchengeſchlechts denn 
Gott iſt Einer, di." Ein Oberherr. uͤber alle, 
nicht blos über Juͤden, vergl. Kim. 3, 29,30. 
;20, 12,13. 9) de perpetuitäte donorum Sp. S. 
miraculoſorum. Es hat zu afleri Zeiten teure ge« - 


"gehen, dle die Fortbauer der. Wundergoben in der 
chhriſtlichen Kirche, mis allerley Gründen und Abs 


‚ fichten vereheidigeen oder beſtritten. Die Parthey 
- ber. legteen nimmt Hr. Leß auch- gegen: Lavatern, 


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Leis Spule. TAL 303 
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und mache hier einen Eatronrf juerfh aus ber Ges 


" fhichre der chriftlichen Kirche zu zeigen, daß ſeit 
dem dritten chriſtiichen Jaͤhrhundert · keine erweis⸗ 
liche Wunder mehr geſchehen ſind, und die an⸗ 
geblichen entweder laͤcherlich oder Betrug oder hi⸗ 


—* unerweislich oder Feine wahren Wunder 
Hernach rebet er auch von den Verheißun⸗ 
In des N. T., welche für alle Gläubigen follen 


bie Wunderkraft hoffen laſſen. Dahin gehoͤren 


Matth. 17, i9 20. welché Stelle fichrbhr niif' von 
den Apoſteln handelt: (Ölaube wie ein Genf 
korn fol nicht, wie man gemeiniglich-fägt ; in 


Eleiner Glaube, fonbern ein ſtarker, wirkſamer, 
potens et eflicax, ſeyn. Allein dann ſchickt ſich 
das antecedetis nicht zum tonſequente Denn 
was hieße es: Wenn ihr einen wirkſamen Glaͤuben 


habt, fo werdet ihr Wünder thun. Die Wirk⸗ 
ſamkeit ſoll ja ſich in den Wundern aͤußern: Aber 


Die gewoͤhnliche Erklaͤrung iſt vaſſend genug, wenn 
men bedenkt, daß die Apoſtel auch bei ihrer da⸗ 
mals noch unbolfoinmieneit Kenntniß_und-unents . 


wickelten Gefttinutigen bes Chriſtenthums ſchon Die 
Wunderkraft erhieſten und übten.) Marẽ. i6, i6- 
i8, ſchraͤnkt der Hr. D. ivieder auf die Apoſtei ein; 
weil die Verheißung mit dein Auftrag, das Evan 


gelium überall zu predigen, zuſammenhaͤngt. (Dei 


Vertheidiger Ger Wundergaben wird antworten, 
daß er ſeinen Beweis auf das Wort rois Aısevae: 
Bir: gründe, welche von ben Apofteln deut 


lich unterſchieden werden, V. 16.) Endlich beruft | 
man fich auf Joh. 14, 12:14: allein dagegen wird 
Dokerl, Bibl. 2. 9.4. St U - eim- 


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Eräfte in der Kirche Chriſti Getäigen, vetäng: 
N sexist. — 


304 Neues Anſpachiſches Geſangbuch. 
welches die Wunderkraft bedeute, "wie 1. Cor. 
19,9% 13,1. — Anhangsweiſe find noch zwey 


auuf feine Schweſter Gorgenia gedenkt, beurtheilt, 
und, wie wenig ſolche Hiſtorien, die kaum der 


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erinnert, , daß zısıs. hier ein techniſches Wort fen, 





Wunder, deren Gregor von Nazianz in ber Rede 





Prüfung werth find, die Fortdauer ber Wunder⸗ 








VI. 


Pen Anſpachiſches Geſan buch, 
auf Le — Befehl üngeng, 





geben. Anſpach, 1781. 1 Alph. 
10O. Bogen. 


Kr ifs, was ein neuerer Schriftfteller, def 


fen Ausdrüce meift fehr ſtark und bilder. 
eich find, von den Gefangbüdhern un ihrer Ver⸗ 


beſſerung ſagt: Keinem vernünftigen Menſchen 
wirds einfallen, dagegen zu ſeyn, daß Ochſen⸗ und 
Taubenkothhaͤndler aus dem Tempel vertrieben und 


das Heiligthum geſaͤubert werde: und es iſt uns taͤg⸗ 


u lich mehr die Stoͤrrigkeit und der Steiffinn unbegreif« 


lich und unerträglich ,momie fich fogenannte Priefter, 


und nach ihren Borfpieglungen auch Obrigkeiten der 


Einführung neuer und verbefferter- Sefangbücher 
and $iturgien entgegen feßen. Inzwiſchen wer ein⸗ 
mal in feinem. Sumpf lange are iR und * 

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Reucs Anſpachiſches Geſangbuch. 308 
zuakt hat, laͤgt ſich niche gerne in einen andern 
verſetzen, haͤlt jede Reinigung fuͤr gefaͤhrlich, und 


iſt des Geſtanks und der faulen Ingredienzen, die 


ſich in dem Wuſt unſerer aͤltern Geſangbuͤcher 


ſehr zahlreich finden, ſchon fo gewohnt, daß es ihn 
befremdet, wie doch andre. an bem dummen Zeug, 


fo oft in den Liedern vorfommt, noch Efel fine - 
ben können Daher giebts doch noch immer 


Seute, die ben Ochfen- und Taubenkoth, den 


fogenannte geiftliche Poeten — auf Zion ver ' . 
irren haben, im Heiligthum nicht blos Dub , 
den — denn was muß nicht in ber Welt und. 
in der Kirche auch von den redlichften und thaͤtig⸗ 
fen Raͤnnern geduldet werben? — fondern.aud) 
als Heiligthuͤmer in Schuß nehmen, Soflte man . 


es glauben, Daß, da in ten vorigen Zeiten bie 


Sprache noch fo ungebilder, die Aufklärung und‘ 
der Geſchmack nur unter ben vornehmern zu fuchen, - 
bey der Abfaſſung der Sieber der jedesmalige Ge⸗ 


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ſchmack in der Theologie, manchmal ein myſtiſcher, 


manchmal ein Eindifcher, ber Geift des Liedes, und 


bey jeder neuen Auflage, bie das Geſangbuch er⸗ 
Ibte, bas Hauptgefeg war, wie ein guter Hause. 
bater Altes und Neues aus ben Schägen des chrift- 


lichen Selicons heraus zu langen; und daher bald 
Luthern und Hans Sachs, bald Spenern 
und Gerhard fingen zu laſſen; bald den Ernſt 
und die Stärfe der Altern Lieber, bald bie vera 


lebten Spielereyen der fpätern, bald Die Orthodoxie 
in Reime gepreßt, bald die Myſtik in geiftlichen 


Shäferliedern aufgelößt, F lieben Chriſtenſchaar 
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‚zum Glauß und zur Abwechslung vorzulegen s, foll- 
re man glauben, daß da dies alles ehehin ohne 


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es Anſpachiſches Geſangbuch. 


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Zank und Zwietracht, ohne Widerfprud) und Auf- 
: fehen geſchah, jeßt, wo unfre Spradye und das 
Ohr deg gemeinen Mannes die Archaifmen und den 


Unfinn vieler Ausdrücke, verunftaltete Keime, und 


"Sprachfchler nicht mehr recht perträgt; und wo 


“Hoffentlich die Grundſaͤtze allgemein anerfannt find, 


- 


daß Liturgiſche Schriften zur Erbauurig , das 


"beißt, zur Aufklärung und Laͤuterung der Reli. 
“ giönsbegriffe und zur Hervorbringung wärdiger 
Religionsempfindungen, dienen müffen, daß Män- 
‘ner, bie den Wuſt der Gefangbächer nod) reini⸗ 

"gen und mehr Würde, mehr Gefhmadf, mehr 
, Wahrheit und mehr Verftändlichfeie in diefelben 
- bringen wollen, Widerfpruch fürchten — und 


ſich dagegen verwahren müffen? Doch, wohl den 
ande, mo man mehr. dem Meuen als dem Alten 
widerfpriht, wo es ſchon fo weit gefommen. ift, 


daß bie Reinigung geſchah, und wo.der Wider: 


ſpruch und der Tadel fo zu fpät kommt, mie es 
Battlob! in allen Gegenden, im denen bisher die 
Obrigkeit durch wenige und weiſe Märmer biefe 


Verbeſſerungen des oͤffentlichen Gottesdienſtes 


"vornehmen laſſen, geſchehen iſt. — Vielleicht iſt 
dieſer Widerſpruch, gegen welchen ſich die Ver⸗ 
faſſer des obigen Geſangbuches, das im Fraͤnki⸗ 

ſchen KRraig das erfie wahrhaftig und durchs 

aus gebeſſerte iſt, in der Vorrede verwahren, 


hier am wenigſten zu beſorgen. Denn wir kennen 


— keines, das feiner Abfiche fo allgemein entſpraͤche, 


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glücklich vereinigen, — von Einem einfichtsvol« 
fen Theologen, Junkheim, und von einem un⸗ 
ſerer beſten populairen Dichter — Uz — ganz 


gemeinſchaſtlich abgefaßt. — Daher iſt die Wahl 


Neues Anfahie Shenbuch ES ” 


cds diefes. . Aber es if auch nur von. zwey 
Maͤnnern, die ſich im Geſchmack und im Urtheil 
uͤber die beſte Einrichtung eines ſolchen Buches 


der Sieber fo ſtrenge als die Wahl des Ausdrucks: 


daher dogmarifihe und grammatifche Syrrthümer. 
und Unlauterfeiten abgefandert : daher nur etwan 


diejenigen wenigen Lieder ungeaͤndert beybehalten, | 


Die, nach der Lieurgie des Landes vor der Hand 


von dem oͤffentlͤchen Gottesdienſt und Gebrauch 


nicht ausgeſchloſſen werden duͤrfen, z. E. Wir 


glauben all an einen Gott; Herr Gott dich 
loben wir; Mitten wir im Leben find und 
andre wenige; daher allen uͤbrigen, alten und 


neuen, ſelbſt die Gellertiſchen nicht ausgenommen, 
um fie zu Kirchenliedern zu ſtimmen, zuweilen 


mehr Reinigkeit des Ausdrucks, mehr Wuͤrde und 
Faßlichkeit, mehr Staͤrke und Kraft durch. vorgee 
nemmene Veränderungen verfchaft worden: ſo daß 


gewiß ber feinfhe Sprachkenner noch ſeltner Anſtoß 
finden wird, als derjenige, welcher die Ausdruͤcke 


mach ihren religioͤſen Innhalt beurtheilt, und ſoll 
Deun in einem Volksbuch noch um des Alterthums 
rwillen die Sprachbarbarey gefchont werben? Soll 
richt, wenn man num Religion beförtgen wilf, das, 
lie Gewand, . in welchem: grade die Wahrpeic 


Cricht jedem gefällen will, _nicht mit einem neuen: 
erlinbigern verteuſcht werden, in welchem die 
VU3 —urſpruͤng. 


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worden, und'barunter viele dem vorigen Anfpachi- 


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"308" Neues Anſpochiſches Geſanghuch. 


urſpruͤnglichen Verfaſſer ihre Arbeiten ſelbſt jetzt 
gefaͤllig zu machen ſuchen wuͤrden, wenn ſie noch 
lebten, und fo auſgeklaͤrt über die Religion und 
den Innhalt geiftticher Seder wie Junkheim 
bächten, oder Sprachfünde und Dichtergefühl wie 
Uspästn? | | , 
Beeny einem folchen Buche ift Plan und Orb- 
nung ziemlich willführlicht und: in diefem Anfpas 
chiſchen Geſangbuch von dem neuen Zollikoferiſchen, 


- nicht abweichend. Dadurch find viele Mängel 
hbes vorigen Gefangbuches, befonders In Feſtlie⸗ 


dern, erfeßts und bey einem Reichthum von 512 


Viedern wird man fich niche beſchweren Dürfen, daß 
es an Abwechslung fehle. Wer einmal vom Teu⸗ 


fel predigen will, wird freylich keine Rubrik von 


Heben vom Teufel, wie won Engein (welche hier 


ſtehen, weil im Lande ſonſt, und vielleiche noch, 


ein eignes Engelfeſt iſt) finden: fo wie wir auch 


Boͤllenlieder vermiſſen: aber für bie erſtern wird 
ſich wohl Kart fehaffen faffen: und wo wird ‘ein 
Mann von Bernunft'noch den Unfinn wiederholen, 
der ini ben Siedern: Warum willt du eweig 


ſterben, oder Rommt ber ihr Menſchenkin⸗ | 


der, und ähnlichen Mißgeburten roher und phan⸗ 


taſtiſcher Bängelfänger lange genug zur Proftttus 


tion der Religion vor Augen lg? — Ganzneue, 
„vorhin ungedruckte Sieber Habe ich nicht gefunden: 
aber deſto mehrere, welche gänzlich ıumgebifber 





ſchen Gefangbuch eigen waren. Gellert, Sturm 
Us fehlt, Neander, Cramer (folmer) Alop 


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Neues Anſpachiſches Geſangbuch. 200 
ſtock (auch ſeltner, weil, wie ich vermuthe, feine 
Hymnennicht populair find) WMünter und andere 


ſind die Quellen der ganz neu aufgenommenen. Die 


Aenderungen der Sieber find hier. nicht von andern . 
entlehne, fondern eigen, und, fo viel ich urtheilen“ 
kann, meiſt kraͤftiger, leichter und reiner,” als 
fonft verfucht worden iſt. (Doch wuͤnſchten wir, 
daß die Verfaffer beſonders dag Berlinifche Gen | 
fangbuch, beffen Aenderungen. der Alten Sieber fo 
leicht und glücklich find, Hätten nügen koͤnnen. Esift 


in ſolchen Fällen doc) auch auf Einfoͤrmigkeit zufe 


ben ) Wir ſetzen hiervon nur etliche Proben hiehen aus 

bekannten Liedern: Sogleich ©. 3. ſteht das dere 

habne Crameriſche Lied: Der Herr iſt Gott und 

keiner mebr. Sn demſelben hat Cramer, V. a. 
in der Beſchreibung von Gottes Ewigkeit: 

Groß iſt er, —F und auf einmal w- 

Nie größer oder A Ä 

Mer Forfchet feiner Fahre Zahl? 

Nur er war ſtets, fonft keiner. 


Dafür ſetzt das Böttingifche Seengkui; ; und 
nach demſelben das Berlinifher 

Er ift und bleibet, wie er if. 

er firebet nicht vergebens. 

Ihn auszufprechen? Mer erwißt 

Die Dauer ſeines Lebens? | nn 


. Das Anfpachifche: 


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größer oder klei 
Mid feines Welens £ tchleite | 
in er war Pe fon feiner: - let, 
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308 Neues Anlage Befangbich, ” 


So rer V. 4 weit J das, —* 
ſangbu I: | 
- Er bleibet ewig, wie er war 
Verbotgen, und nur offenbar 
In ſeiner Werfe Wundern. 


Matt des Cramerifchen: und auch offenbar, — 5. 
ſtatt des zu poetiſchen Er: Ausdrucks: Säle 
Beine — um euch ber, 


danken ſelbſt erfenneter, 
) che fie e entftehen, 


Das —* populairer, und minder 


poetiſch; 


Die Finfternig iſt vor ihm Lichts 
. Gedanken felbft entfliehen ihm nicht ' 
. Zur ihrer erften Bildung, . 


m Berliniſchen finde ic) Hier: 

umfonft huͤllt ihr in Finſterniß 
Was ihr beginnt; er fiehte gewiß, 
Er fieht es ſchon son ferne, 


: Das Sieb; Allein Bott in be äh fr 
Khr, iſt bier fo umgeänbert: _ Ä 


1. Allein Gott in der Höh ſey Ehr 
Und Dank für feine Gnade. . 
Uns druͤcket num fein Zorn nicht mehr, 
Geheilt iſt unſer Schade. 
Gott, der uns ſeinen Soeben gab; 
Schaut auf die Erbe nun herab 
Mir Lieb und Wohlgefallen, 


4. Die, o Sort Water, preißen air 
Denn dir. bet aheet Ehen... er er 
Die 


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Meue⸗ Auf sh. zů 


Die Himmel auch gehorchen dir. 
Gammıt. allem ihrem Heere INN. 
- Kerr, alles, was du ſprichſt, beſchicht, a 
So wie dein Auge Auf und flieht. DE 
Wohl und, daß du regierefl, u 


3 D Chriſte, Gottes einger Com, 
- Für und ein Menſch geberen: 
Kamſt du nicht von ded Himmels ren, 
So waren wir verlaren. oo. 
Sen uns mir deinem Heilenah! _ J 
Ah! für uns alle fiarbft du ja! “u 
Erharm durch unfer aller. 


D beilger Geiſt, du theures Pfand⸗ 
Du Troͤſter der Erloͤſten! 
Erleucht mit Weisheit den Verſtand 
Und komm, das Herz zu tröften. 
Sey, wo wie wandeln, unſer Licht! 
Verlaß uns auch im Tode nicht! 
Wir trauen deiner Treue 


Es ſey uns erlaubt, — doch ohne unfere Pr | 
tif zu befchäftigen, eben Dies Sieb aus dem Berlini⸗ 
ſchenSeſ ungbuch zur Bergleichung hierher zufegen, _ 


1, Allein Gott in der Hoh fey Ehr Fu 

an Dank fey feiner Snade - ot 
Er forget, daß und sinmermehe 

Gefahr und Unfall ſchade. 

Uns wohlzuthun ift er bereit, 

Gein Rath ift unire Seeligkeit. 

Erhebet ihn mit Sreuden! " 


2. 3a, Vater! wir erhehen dich 

Mit frendigem Gemuͤthe. 

Du ra ad. 
5 us. Unend- 


N 


313 "Nie anahöe Sri 


Ä Unendlich groß iſt deine, Macht 8 
Und ſtets geſchieht, was du bedacht? 
| Wohl uns, daß du regiereſt! 
3 . D Jeſu Chriſt, des Hoͤchſten Sohn! 
J Dich, feinen Eingebornen, | 
| . Dich fandte Gott vom Himmelsthron 
Zur Rettung der Verlohrnen. 
Du Mittler zwiſchen uns und Gott, 
I Hilf uns im Leben und im Zods 
Ervdbarm dich unfer- aller. RE 
74 D beilger Geift! du Seit von Gott, 
v Erleuchte, beßre, troͤſte, 
u Die Jefus Chriſt durch feinen Tod 
„Zum Dienft des Herrn erlöfte.. 
Auf deinen Beyftand hoffen’ wir; 
Verlaß uns nicht, fo find wir hier 
ı Un auch einſt ewig ſelig. 


Bir haben es ſonſt ums zur Regel gemacht, 

die Güte eines Geſangbuchs und die Weisheit in 

. bey Wahl der Lieder aus den ſogenannten Jeſus⸗ 
amd aus ben Abendmaalsliedern am erften zu 
beurtheilen: und wir haben Dazu Urfache gehabt; 

“ denn hierimen (und etwan auch in Bußliedern) 
Bat die falfche Myſtik, die andächtelnde Tänbeley 

v and finnliche Schwärmierey, immer bie gefährlichfte 
Feindinn und die gewoͤhnlichſte Gefaͤhrtinn beym 
‚ Goteesdienft, ihren wahren Eis gehabt, : Mit 

- Vergnügen finden wir, daß in den erftern, welche 

- bier weit fchicklicher unter die Rubrik; chriftliche 
Befinnungen gegen Jeſum, geſammlet find, 
die reine Mufe der verbeffernben Sänger entweder 
bie ie myſtiſchen Sieber verfioßen ober gemitdn hat: 

on ren Geſu 








NMeues Antpachifches Geſangbuch. 33 
Neſu, komm doch ſelbſt zu mir, haͤtte feine _ 
Schonung verdient): in den Abendmaalsliedern 
herrſcht dankbares Gedaͤchtniß des Todes Jeſu, 
wie es beym Abendmaal ſeyn fell: nur einige Aus⸗ 
droͤcke, welche zwar kirchlich, aber unbequem 

find, fo gelinde fie auch lauten, duͤrften nad) ge» 


beffert feyn. — Es ift ung genug, jeden, dr. 


guten Geſchmack in ber Religion und den Büchern, 
welche Religion fördern, fucht, diefes Geſangbuch 
zum Gebrauch befänne zu machen: unb unfern 
Gegenden zu einer fotchen Erſcheinung Oluͤck zu 
wuͤnſchen! — Man fpricht ſonſt zuweilen von der 
anſteckenden Reformationsfucht: aber es muͤſſen 
nicht alle Gegenden von diefer Keinigungsfeuche 
angeſteckt werden Fönnen. Welche? wollen wir 
pe fagen:s und warum? wollen wir nicht unter⸗ 
won | | | 


+, 





- Andere eheotogifhe Schriften. 


Pre, Die Einladung zur Feyer des 
letztern Michaelis feſtes handelt de compa. 
rotione Chriſti cum angelis in Epiſtola ad He- 
braeos Cap. I. und trägt Namen und Charakler 
- von Hin. D. Tirtmann. -Nad) einigen ‚allge 

— meinen Anmerkungen über die Abficht und den 
Plan des Briefes an die Hebräer, d. i. folcher 
Chriften, die ſich von der Anhaͤnglichkeit an das 

' - ‚mofeifehe. Gefeg nicht fosmachen fonnten, unter: 
ſucht er zuerft, warum Paulus Chriſtum mit den 

_ Engeln vergleiche ?: - Die Urfache ift nicht allein 
- ‚die Gervoßnpeit der Juden, den Meßias mic grofe | 
fen Männern in Parallele zu feßen, fondern aud), 

und en in der Meinung ber Juden und 
Judenchriſten, daß das moſaiſche Gefeg durch bie 
Engel bekannt gemacht worden, und hierdurch ei- 

nen ganz hohen Werth erhalten habe: da im Ge- 
gentheil bie chriftliche Lehre ohne folche Feyerlich⸗ 
keit durch den Menfchen Syefus, -publicire ſey. 

. Mad) diefer Hypotheſe der Juden ſchließet nun 
Paulus, daß, wenn es auf den modem tradendi 
“(oder vielmehr auf das’ inftrumentum) anfomme, 
bie ‚neue Religion weit vorzüglicher ſey, weil ihr 
Urheber weit uͤber die Engel empor rage. Die 
Beweiſe Pauli werben nun aus einander geſetzt, 

und erklaͤrt: der erſte aus Pſee, 7. welche Stelle 

u N richtig 


f 


= 


Alndere theblogiſche Schriften. u; 


rihtig von der feyerlichen Erklaͤrung Gottes, 
daß diefer fein Sohn fepn, veritanden wird, und 
ausPſ. 97, 7. Beyde Stellen follen beweiſen, 
Jeſus ſey Gore, den die Engel anbeten: der an⸗ 


dre Beweis Pauli iſt aus der allgemeinen Her 


ſchaft Jeſu hergenommen, da im Gegentheil bie 
Engel une Diener feyn. Das legtere findet der 
Hr. D. auch ausdruͤcklich in Pf. 104, 4. den er 
mit den alten. Auslegern paſſend gu der Schluß⸗ 
art des Apoſtels erklaͤrt: er: braucht feine Gu⸗ 
gel, wie. die Winde d. i. wie er fid ben feiner 


Regierung bee Winde und, Blige als feiner Werk⸗ 
jeüge-bebient , fo bedient er fich auch der Engel: 


beyde find ihm zu Beſehl. Das erftere in den 
Stellen aus Pf. 45, 7 fgg., welche er mie Ms 


tus verſteht, unb Pf. 102, 26. wo die. Sefart dA - 


Gas als die ſchwerere vorgezogen md erir hert 
wird, daß Srurren auch heiße mutabis, und He⸗ 


 frbius‘ es durch Ferdew erkläre. Den Tegten 
Vers, der bie wunderkichen. Worftellungen von ., . 
den himmliſchen Scjuggeiftern und Wächtern. 


über. die Froinmen erzeugt hat, . faßt der Hr. 


> 


D. in dem rechten Geſichtspunkt, wenn er. ber 


hauptet, Paulus bezeuge nur damie, daß ih 
Bott ehehin "der Engel (im A. T) bedient da» ° 
de, feine. Wereihrer. ans Gefahren zu ertetten: 


demn garyesas wird von jeder. Errettung gebraucht 


Und xAygovoisesv heißt überhaupt, "conlequi. Die - 
der-zu überfegen- ft: Sind nicht alle Engel (we - 
ihrer im A, T. Meldung geſchieht) Boten Gottes 
zum Heil feiner. Verchrer? — Es iſt doch 
ſchwer in folcher. Kuͤrze fa lehrreich zu fon. = 
0. N 2. Er⸗ 


⸗ 


— 
V. 


2 —3 
* 


u Ardere theologiſche Schriften. 

2. Erllangen. Hier hat im Nevember v. J. der 
Hr. Prof. J. W. Rau ſeine Inauguraldiſputa⸗ 
tion: de dignitate religionis Chriſtianae ex eis 
"cum Mofaicis legibus comiparatione ad. 3Cor. 3, 
6-8. Sect: I. vertheidigt. . Außer Zweifel hat Pau 
‚Ins in den beyden Briefen, befonbers in zweyten 
an die Eorinthier , eine polemifche Abficht auf ſei⸗ 
‚ne Gegner aus dem Judenthum, weiche die Wür- 
de, und alfo auch Die Fortdauer ber juͤdiſchen Res 
figion firenge und eifrig behaupteten ‚mb Pauli, 


"als eines Heidenlehrers, Anfehen zu fihmächen 
fuchten. Dies rettet er, ba er von feinem Beruf 


gum Sehrameredet und Veranlaſſung nimmt, in 
dem angezeigten Abfchnite die große Vorzüglich“ 


keit der hriftlichen Religion aus ber Parallele mit 
. ber mefaifchen zu beweiſen. Er nennt außer Zwei⸗ 
- fel die legtere yezupn, nach dem hefannten Ge⸗ 


brauch .diefes Wortes im N. T. Joh. 5, 37. u. a. 
‚und aus ber bekannten und natürlichen Urſachen, 
weil dieſe Religion ſchriftlich iſt bekannt ges 


macht worden. Hiervon gebraucht er als Ge⸗ 


genſatz Aveuum,, worunter bie neuern Ausleger 


wiemlich einſtimmig wegen des. Antirheton die 
chriſtliche Religion verſtanden haben. Wider 


diefe Meynung ift die Unterfichung ‚des Hrn. 


D. R. vornamlid gerichtet, ‚ indem ‚er zu be⸗ 
weiſen ſucht, daß fich feine Stelle des N. T. 
mit Sicherheit für diefe Bedeutung des Wore 
tes Aryeupn anführen laffe. ‘Denn Joh 3, 5. 


fey av. Gottes Beift, weil es dem ewe£ ent: 
gegenſteht und ſonſt mie. der Formel .yarı9. 
en Te Pen derweqhſelt wird. (Hr. Teller 

kann 








\ 


. x... hy ’ 7 


„ 


Aamdere enge Eisen. an . 
kann 6 aber“ auf die Parallele ı Peir. 1, 233. 


berufen.) Rom. 7 6. wo Hr, Teller abermals 


unter xuw. ven. die ‚Ehrifliche Lebre | ver⸗ 


ſteht, erklaͤrt Hr. DR R. lieber de animo hu- 


mano, veluti renouato, ‚wie Roͤm.6, 4 (Dies. 
möchte der. Gegenſatz TaAmorns Yonumotos . 


nicht recht‘ leiden. -Denn dies kann doch nicht 


animus humanus, nondum renouatus, oder. 


- der alte Menſch fern.) In eben: biefem 


Brief 8.8, 2. iſt zwar voros r. Ar. bie chriſt⸗ 
liche Lehre, aber wicht ziveuun an ſich: welches 


ganz richtig iſt. Gal. 6, 8. kann es eben ſo⸗ 


wohl der h. Geiſt ſeyn, nach deſſen Anerieben 
die Gläubigen Handeln. 1 Tim. 3, 16; findet bie 


/ 


Bedeutung: Chriftliche Lehre gar nicht flart. 


Die feheinbarfte Stelle für dieſelbe iſt ch. 6, - 

63. - allein ber Hr: D. gende ‚ daß die eine - . 
orte, die. id) rede, 

find Beift und Leben, jene Bedeutung nicht 2 


Erfidrung. Jeſuz Die 


zu laſſen, und erflärt Tyeyum von ber Kraft 


Gottes in Jeſu Chrifto: der in mir woh⸗ 


nende goͤttliche Geiſt macht gluͤcklich, nicht 


mein Leib; und hernach: meine Lehren find - 
mir dur ch göttliche Rraft inſpirirt. (Hier 


koͤnnen wir nicht beytreten. Wir ſehen die 
Außerung Jeſu rw önuara u. ſ. w. als die au- 
thentiſche Erklaͤrung an, mas der rveup Gan- - 


morsy ober Zvsuna x. Can fey: und badurd). ift 
die Stelle deutlich genug.) en dem aflen aber 


folge noch niche, ‚daß zveuuu auch bey Paulo, 
2 Cor. 3, 3,6, die chriſtliche Lehre ſeyn müffe: \ 
und es Fan bie. Remung be⸗ am D RR 


wohl 


'S8 ° Undire cheologiſche Shhriften. 
wohl Mate finden ; daß Kvavyioc der (piritus di. 
vinus fey, welcher als ‘der Urheber aller guten 


! 


Gefimungen und aller Wahrheit beym Chri⸗ 


ſtenthum im N. T. befchrieben wird: und def. 
fen Wirkungen wohlthaͤtig, belcbend, begiiz 


chend, wie die Wirkungen ber moſaiſchen Reli⸗ 


gion niederfchlagendb und traurig find; (Man 
‚müßte es alsbanı doch einräumen,“ baß das 
ort in Metonnmie ftehe und. caufa pro ef- 
fectu gefeht werde) — Den übrigen Theil die⸗ 
les Abſchnittes wird der Hr D. zu einer an. 

‚dern Zeit erläutern, wie er verfpricht und wie 
“wir hoffen. Zu diefer Promotion. hat D. Ro⸗ 
ſenmuͤller ein Programma gefchrieben,. in wel⸗ 

‚em er-quorundam patrum fententias de fpi- | 


‚situ et litera 3 Cor. II, 6. geſammlet hat. Ori- 


genes baute auf dieſe Stelle feinen: Brundfag 


‚vom eigentlichen (liteta) und inyſtiſchen (fpiritu) 


- Gin. Auguftinus fehrieb ein eignes Bud), de 
ſpiritu et litera (wiewohl der Titel unbequem, 
nielleicht falſch ft) und erflärt Ye. vom Geſetz 
Fyv. vom heil. Geift: Tertullian (L. V.& 16 ad 


Marc.) nimmt wr. dom Evangelis: Chryſoſto- 


Iungen von Auslegungen der Kirdienväter-über 


mus ad-h. 1. von der Taufe: — Soldie Sam. 


ſchwere Stellen bürgen nicht ſtark für die tra- 


“ dio exegetica, 


„ Ende des Il. Bandes vierten Stucks. J 


D. 30h. Coritapp Docherlin 
E auserleſene⸗ 


Theologiſche 


N 


darinnen 
on den wichtigſten theologiſchen 
‘ins und. auslaͤndiſchen 
Sagen. und Sörirten. 
u Machricht gegeben wlrd. 





Zweyter Band funftes Stuͤck. 
— — — 





Leipzig, 
Verets Joh · Oottl. Oman, Breictopf, vain ä 


Innhalt— 


u I. ss. App. feptem epiftolae catholicae — et 


Actus Apoſtolorum. ed. C. F. Matthasi. 


I. IL. Chr. Biel novus theſaurus philologicus, 
F. Lexicon in-LXX.:T.U. ul ed, Mutzen- 
becher. ’ 


III. FL Iofephi Opera. T. J ed. Pr Öberthir. 
IV. Chr Sr. Rösler Bibliothek der Kjrchenvaͤ⸗ 


ter, Zweyte Periede. Erſter und zwegte 
Band. 


V. Ueber 23 und Geier Ton 
C. A. E. Decker, 
vi. Andre thenlogifche Schriften, 











Auserleſene 
Tbeol ogiſche Bibliothek. 





Be 
SS. Apoftolorum feptem Epiſtolue 
catholcae. Ad Codd. MSS. Mofgg. pri- 
mum a fe examinatos ‚recenfuit,. variasg 
ledtiones, . animadverfiones criticas et in-. 
edita ſcholia graeca adiecit, verfionem.la- 
tinam vulgatam codici diligentifime feri-- ' 


conformiavit et edidit- Chr. Frid. Matthasi,  ' 


 pcoE Mofguenfi. Rigae 1782. 8. 20 plagg.. ': 

S Lucae Aus — graece et 

laüne. Ad Codd. Moſqq. — recenſuit et — 
edidit C. F. Matthaei ib,'eod.' 1'%lpf, 


je vlele Bibliotheken mögen wohl ihren 
Aufſehern ſtebenʒig Handſchriften, die 

zur Kritik des N. T. brauchbar und 

noch nicht genuͤtzt ſind, anbleten? und wie viele 

— €a Aufı · 


= 


L un . - Bu 7 


993. ‚pp: VII. cacholl. — * 


⸗ 


Aufſeher folder cherfammfungen mögen wohl 
inr ſich den Beruf , ihre Schaͤtze zu nuͤtzen und her⸗ 


vorzuziehen, in dem Maag und mit der Wirkung, 
wie Herr Matthaͤi fuͤhlen? Man muß ben Fleiß 
und den Eifer eines Mannes ſchaͤtzen, der aus ei⸗ 
ner erſtorbenen Gegend zu einer Zeit, da andre 
Gegenden oͤde liegen bleiben, dem kritiſchen Forſcher 
M.T. neue Nahrung in großer Menge zufuͤhrt, 
und wenn auch feine Hanofhriften nicht alle wich“ 
eig, ihre Leſart nicht immer.erheblich, felbft fein 
kritiſches Urtheil nicht immer gerchärft, bewährt, 
mit andern richtigen Grundfäzen der Kritif ein. 
ſtimmia, und befriedigend feyn ſollte: fo iſt Hoch 
das Gefchenf,, aus ſo vielen Handſchriften Barkarıa 
gen mit einer Genauigkeit, die ganz muſtermaͤßig 
iſt, geliefert zu huͤben, erheblid) und des; Danfes 
werth. Doch da er nicht. nur Collationen änge« 


; Fette," fondern auch eine eigene Recenfion des N. T. 


zu ediren anaefahgen, und aus feinen Codicibus 
aid) Scholien zum erftenmal edirt hat, fe müffen 


wir in unſrer Anzeige ſeiner Ausgabe und zur Er⸗ 
leichterung einer-richtigen Schaͤzung und Beſtim⸗ 


mung ihres. Werths auf dreyerley Unterſuchungen 
uns einlaſſen; erſtlich auf die Beſchaffenheit und den 


Werth ſeiner gebrauchten Handſchriften; ;.jwepteng 


auf Die van Ihm vorgezpgenen, Leſarten und bie 


‘Gründe, wornach, er bey der Auswahl derfelben 


urtheilte; und drittens auf. den Werth ber aftem 
griechifchen Säelien, bie er im Anfang otpructen 
tale | - 


. “ ’ — 
2 “ ’ 7 v AR 
‘ 





— 


Noch koͤnnen wir nicht von allen ſeinen Hand⸗ 
ſthriften reden, ſondern nur von denen, welche er 
in ven zwey oben angezeigten Bänden feines N. T. 
gebraucht har, deren an der Zahl funfsehen find. 
Er Hat ſie alle mit Buchſtaben hezeichnet, (ohne 
Ordnung und Ruͤckſicht auf After oder Wichtige 
keit,) ihr Alter anzugeben .gefucht (zuweilen ohne 
Gründe) und von den erheblichften unter ihnen 
aud) Proben’ in Kupfer ftechen laffen und benge: 
füge. Wir wollen von ihnen nad) der Reihe ren 
den, aber nicht nach der Ordnung der Buchftaben, 
womit / fie benenne find, die ohnehin willkuͤhrlich 
ft; auch nicht nach Der Ordnung des. Alters, denn 


diefes kann man ohnehin nicht Jicher -beftimmen; - | 


es kommt auch nicht viel darauf an und wir. ur⸗ 
theilen über das Alter mancher dieſer Codicum zus 
meilen anders ala Hr. Matchäi; noch viel weniger - 
nach der Güte der Hardfchriften;- denn das Urtheil 
über dieſe forderte ſchon einen langwierigen Ge-⸗ 
brauch und eine weitlaͤuftigere Unterſuchung ihrer 
Leſarten, und es wuͤrde auch, nicht allgemeinen 
Benfall erhalten, da wir die Charaktere eines gu⸗ 
ten neuteftamehtlichen Tgder noch in etwas anders 
ſuchen, als in bei Fleiß und der Genauigkeit ele 
nes Kopiften, in ber geringen Anzahl von Schreib» 
fehlern, in den Korrekturen, die ein Coder hat 
ober wohl gar in der Uebereinſtimmung deffelben 
mit dem textus receptus „. wornach, wie es ſcheint, 
Hr. Matthaͤi die Saubfäriften 9.2, zu ſchaͤzen 
niche ganz ungeneige iſt. Wir muͤſſen fie vielmehr 
NT EZ nach 


IN — RF 


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⸗ 


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t 
N 


\ , * 
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224 . Epp. VI eatholl. , 


nach ihrem Inhalt claſſificiren, und nach denſel 


ben koͤnnen wir vier Clgffen machen, \ 
. IIn die erſte feßen wir die zwey Handfthriften, 


/ welche das ganze N. T. enrhalten und hier mic den 


Buchftaben K und L bezeichnet find... Die erftere 
aus dem 'tıten, Die zweite aug dem ıaten Jahr: 
hundert: jene‘ ſchoͤn und accurat, dleſe Mein und 


deutlich Sana ‚Bon der erftern wNHr. M. 


erſt ausführlicher beym Evatigelio Matthäi reden, 
Dürfen wir mit unferer Schaͤzung vötgreifen,, fo 


iſt Cover K unter den Moffauifchen,dem Rang 


nach der dritte. Je geriauer der Kopiſt war, de⸗ 
ſto denkwuͤrdiger find ſeine elgnen oder ſeltnern Leſ⸗ 
orten, welche er liefert. Wir wollen hur eintge 
davon anzeigen. Ap. Geſch. 13, 29. wird esvay 
ausgelaſſen; V. 41. wird geleſen xay — ä— 
x Sauuacere; Ebendaſelbſt ſtatt eovo R mMit 
Huslafung des_seyor, bios d gefeit. . K. 2625. 
To suayyeruov ſtatt vv Bacılaer. V. ↄ6. dio 


‚ #e (das woy fehlt ſonſt) wagrügong. Im übri: 


gen gefelle er ſich öfters zum Coder M deg Hrn, 
. Die zweyte Handſchrift L ift die befünderfte 
Erſcheinung unter allen’ a then Codicibus; 
denn fie Bar bie zahlreichſten Eigenheiten, befon- 
ders in der Apoſtelgeſchichte. So fehr ſie hier⸗ 
durch die Aufmerkſumkeit vege gemacht, ſo wenig 
finder. ſie in den Augeh des Hrn. Prof. Beyfall, 
weil, wie"er füge, manche Varietaͤten ſehr will. 
kuͤhrlich, andre aus den Lectionariis, andre ſefar- 
ten nach 'ebrent eghptiſchen Exemplar latiniſtrend, 


noch andre endlich graͤciſirend d:1. der reinern grie⸗ 


Br chiſchen 


— 
—8 


W . . F ” 4A 
et Altt. App..ed, Maithaei. 325 
chiſchen Sprache gemaͤß eingerichtet find, Doch: _ 


fiehe er voraus, daß andre günftiger won biefem - 
Eoder urtheilen werben, als er, (darunter find 
wir auch.) Die Uebereinftimmung der $efarten 

befielben in ber Ap. Gefch. mit dem Cober A. E. 


und 40 Weiſt. auch oft mit Ced. 7. 25. 27. 29. 30. 


erwecken fuͤr ihn eine guͤnſtige Meinung und die ſo 
ganz ungewoͤhnlich häufige Entfernung von ben 
übrigen Handſchriften in Meſkau und dem ges 
wöhnlichen Tert beweiſet hinreichend, daB fein Ori⸗ 
ginal ſich von der Recenſion der fpätern Jahrhun⸗ 
derte mit Vortheil entfernt bat. Wir zweifeln 
auch durchans nicht, daß der Beliker des Coder 
A ben Hen. Matthaͤi — der tr fo hoch hinauf⸗ 
fest — eben biefen Coder L oder fein Original in 
Händen: gehabt, verglichen und feine Handſchrift 
zumeilen ‚daraus gebeffert habe Die Beweiſe 
find ganz offenbar. Ap. Geſch. 20, 1. hat allein. 
ber God. L., urrosserrz ever für reoonseAssapevos 
8.17, 12. Alein anexovra für amwexora, K. 
13,26. Töv Aoyoy Fov. zvesou. für rıv Te des oder: 
alle dieſe Leſarten finde ich, nach der Anzeige bes 
Hrn. Matehäl, auch am Rande des Cober A bes 
merft. Muß nicht fetbft ber Beſitzer defielben fie 
und diefen: Epber für wichtig gehalten haben? Er 
wird es. immer mehr in unfern Augen, je mehr 
wir ihn prüfen; ob wir gleich ihn fo wenig’ als je⸗ 
den andern zur fihern md allgemeinen Norm ma» 
chen werben. a en | 
Zur zweyten Klaſſe rechnen mir bie Hand» 
fhriften „weiche die einzelnen Buͤcher N. T. 
FE. bie 


m 


= 


a 


, 
\ ” 


26 u Ein. vo, entholl. 


bie Gier gedruckt find, enthalten: Darunter begyeift 
C. D. F.M. die Apoftelgefchichte und bie tem 
chen, Fathefifchen und Paufinihen; Briefe M. T. 
Der Coder'C ift ſchon auf Papier gefihrieben, aus 
dem ısten Jahrhundert, von einem. nachläßigen 
Kopiften, ‘aber, wie ber Hr." Prof. glaubt, aus 
einem guten Hriginal, 4 Die Recenfion des Eu⸗ 
“ thalius, Damafcenus u a. liegt daben wahr⸗ 
Reini zum Grunde, : Einige Singulariräten 
find: 4, €. Jac. 2, 24. morns ſtatt Aorov. 2 Pet.2, 18. 
orrœs für avras, 1 Joh. 3, 17. ron oAev Bor). — 
Eoder D. aus dem ııten Jahrhundert, ber auch 


‚ alte Schofien hat, welche über. die katholiſchen 


- Briefe ganz und über die Ap. Geſch. auszugsweiſe 
dieſer Ausgabe angehänge ſind, hat ſchon um deß⸗ 
willen unſre Aufmerkſamkeit, ich will nicht Bam 
unfer Vertrauen auf ſich gezogen, meil Herr M 
von ihm ſagt, daß er zwar mit viel Fleiß abge» 
fehrieben. fen, aber viele,. oft unwahrſcheinlichs 
. Kleuerungen (d.h. Abweichungen, van der. her⸗ 
. gebrachten Recenfion und den uͤbrigen Handſchrif. 
ken in Moſkau habe. (Er gefiel uns noch mehr, 
weil er mit dem Cober L, von dem wir oben re⸗ 


deten, und mit andern ziemlich gewichtigen Exem⸗ 


N 


# 


plaren, bey denen alte Originale zum Grunbe-fier 
gen, fehr häufig zuſammentrifft. — Coder F 
aus Soe, XIII. ſoll in der Ap. Oeſch. und katholi⸗ 
ſchen Briefen den koſtbarſten Handſchriften an 


die Seite geſetzt werben koͤnnen, (cuilibet prue- 


flantiffess aoquiparandus eftz- vix enim bis ex 
, Lectionarlis coloreın duxit, fügt Hr. M.) uur in 
er de 





b 2 


t Al, App. ed Mathac” Wh 
ben Dauliniſchen Welefen iſt er nachläßfger. (Set. 


ne Bartantan derrathen das mittlere Zeitalter; 


denn felcen hat er Sefarten ber Alteften KRecenfionen; 


Boch hin und wieder etwas eignes 3. E. ı Pet.3,5. 
anzerms flat &rwrins. i Joh. 5, 16. vos ie 
senrney:  Corteltiken, 2 Per. 3,3. hat eine befr 
ferude Hand vusadei'ätrs yuscofes, I Joh. 2, 2. uo- 
vor. quo udvom gemacht; duch verſchiedne Leſarten 
om Rande z. E. Pet.i, i1. enrqs-) — Eodet 


M. den der Editor ins zıre Jahrhundert ſezt, iſt 


vom Abſchreiber· mil! viel Fleiß auch genen andre 


Handfſchriften verglichen umd ihre Wärkeräten ent⸗ 


weder in den Text eingetragen ober am Rande ver⸗ 
zeichnet worden. Dieß keztere zieht den Kopiſten 
einigen: Tadel von Hrn. M. zu. (Wir moͤchten 
tieber :feine Treue lsben: es ſind auch die Zuſaͤze 
nicht ſo Häufig, Einer der wichtlgften möchte ſeyn 


2 Joh. 7. ei ris EC opoAoyes Incav Xg. sv euexi, 


den auch Cod. 7. und-r7. Werft. har. Auch dies 
fer Codex war in ben Händen des Verfaſſers und 


— des. Cod. A Moſq. wie es ſcheint. — - 
Zu Blefen Glaſſe wollen wir auch den Cüber A ſelbſt 
rechnen, ber im etſten Theil mır Seffionen aus der 


Apoftelgefchichte , im zwehten Die gefammten Bries 
fe N; T. im dritten ein Menologium enthaͤlt. Wir 
haben es fchon gefägt, daß Hr. M. mir feinem Lob 
dieſer Handſchrift fo Hoch als in der Beſtimmung 


ihres Werths ſteigt. Wenige andre follen ihm 
an Guͤto gleich Formen und feine Leſart wagte ee . " 


ohne Beyſtimmung dieſes Zeugen zu reftituiren. 
Man muß begierig ſeyn, zu wiſſen nach welchen 
ze 3 Grun⸗ 


ft 


— 


BEN 


— 


u. ER | 
SGSednden gerabe Diefe: Handſchtiſt einen ſo bohen 

Hang erpäle? Ihr Alter iſt / es aicht; denn fie iſt, 

wie Hr. M. glaubt, aus dem ıpien eben sten 
Sahrhumbere. Ihre. Uehereinſtinnmung mie.den 
aͤlteſten Keceufionen auch nicht; denn auf, Diefe 
ſcheint Herr M. nicht viel zu. reinen: ſondern ih⸗ 


re Quelie, weil fie ex optimo exemplo : ( Scha- 
Be! daß wir nur die Charaktere nicht wiſſen, wor⸗ 


nach. diefe Güte beftimme werden fol) —* iſt, 
nund bie Sorgfalt ihres Beſizers, welcher damit 


mehrere Erenplare. coflationief, ‚die Varianten am 


J Rande ſehr fleißig bemerkt, und beſonders auch in 


der Ap. Geſch. angezeigt hat, wie man in.der Kir⸗ 
‚he den Originaltext geändert: habe, um bie Abs 
ſchnitte zu -Firchlichen Vorlefungen bequem einzu⸗ 
richten. (;Dieß legtere ift in der That aͤußerſt wich. 
N ig, mel man daraus viele Zufäge kennen leynt, 
die ſich we. in die Lectionaria und durch. Moͤn⸗ 
ſchenhand duch in die Codices eingefchlichen haben, 
wovon unten wichtige Beyfpiele follen angeführt 
- werben, Uebrigens, da der Hr. M. erfl.in ber 
Morrede. zur Offenb. Foh.-diefen Coder auoficheli⸗ 
cher beſchreiben will, muͤſſen wir Geduld Haben, 
um zu ſehen, oh er werth war, das erſte und ent⸗ 
ſcheidende Votum bey riner kritiſchen Ausgabe 
MN. J. zu fuͤhren. Mach meiner Meinung — 

ad ich. hoffe, daß mehrere behutſame Kritiker fo 


denken —.iſt die Vorliebe zu; einzelnen. Hand⸗ 


Khriften allezet ein Fauſirick fuͤr die Unpartheylich⸗ 


kreit jn per Kritik, befonbegs beym N. X: und in 


dieſem Foll um fo mehe-d Buß ee 
3 haben, 


N 





"er Ad App- ed Mae, “39 


heben, ‚bag Alter und bie Wichtigkeit des Cop. A' 
emwas — berabzufegen:_jgres, weil der Schluß 


auf das Alter aus ben Schriftzügen ohnehin ber 


trüglicdh if}, „und, wie wir ſchon anmerften, der 
Abſchteiber Die oben angeführten fpätern Codiced 
LM. aud) den Coder E, deffen wir hernach ge« 
enter wollen, waßrfheinlich wor Augen gehabt 
fat: wre noch ermeißtich, daß einige Scholien 
deffefben. von ' "Euch mius gabe | fen, wiq 
Fi eibft anfängt (©. 30. der Borr.) vers 
auf aber wegen vorausgeſe ztem Alter des Co- 
der niche ‚glauben wollte; fo würde ohnehin die 


Neuheit | des Coder entſchieden ſeynz dieſe aber, die 


Vihtigfeie der Handſchrift leidet einigen Abfall, 
bald dedacht wird, „daß feine $efarten mit ben 
Erempfaren Des Curhalius, Damaſcenus und Des 
cumentus,.,d, i. mit der roͤmiſch « orientalifihen, 
er conftanfinopofitanifehen —7 — ion Fr den — 
hin Sreechneten Handfchriften 

Niren.., Daß darunter viele ge 
bar; aber die Kirche zu C flantinopef tee 
6 Urtert des N. T als’ ein Depofjtuin, 
Unter, bie, guten und ſeltnen ke diefes Coder 
ichnen, wir nee 3,17. eußiosugrros welches Worg 
wir in jener 

ds,adıgaeızos: allein die Zeugen find zu fpars 
fin.) — Der Cover G, ber älfefte, ber einzige 
mit Unstalbucyftaben gefjriebene (doch iſt er mie 
einer Katena von kleinern Buhſtaben verbraͤmt) 









urhält bloß die Briefe N. T. und foll aus dem. 


telle weit lieber annehmen moͤchten. 


ten Jahrhundert jeypn. Eine weitläuftigere Ber 
rhunder: Fin. ' —* 


‘ - 


36°" Epifie VI. earholl‘ °” 


ſobrribung ſoll erſt ben der Offenb. Joh. vorfom- 
men,. (Huch ohne dieſe muͤſſen wir ſchon geſtehen, 
daß fein Tert nicht zu der altern Claſſe von Hand» | 


fehriften. gehört.) — Hieher zählen’ wir endlich 
noch den Eoder H, in welchem wir zwar eigentlich 
nur Scholien über die Ap. Geſch. ud Briefe N. T. 
aber doch aud) bin und wieder Stuͤcke des Textes 


finden, und wo in der Ap. Geſch. von Kt. 9,12. an 
Der griechifche Tert zwar von einer fpätern Hand, 


boch ex codice praeftantitlimo ( unter ben Neu⸗ 


gen) am Rande bengefihrteben fit, _ 


BEinzelne Stüce der Ap. Geſch. und Briefe 
enthält ein: fogenannter ‚Praxapoftolus im Cod. B 
fus dem roten oder zıten Jahrhundert, der nach 
der Vermuthung des: Hrn. Matthai It Egnpten ges 
ſchrieben, und, wie er S. 163, der Adl, Ap. fagt, 
älter als der Coder Alerandrinus If. (So 
fehr hat doch noch niemand dieß ehrwuͤrdige Alter 
| dm angetaſtet, und ihm den Schmud der grauen 
. Haare, die es fo fichtbar trägt, auszurauffen ge: 
ſucht. Doch ift der. Cod. B. in Moffau‘, der mit 
dem Cod. Alex. ugs’ Alter ringen fol, mit klei— 
nern Buchſtaben geſchrieben, und har nur das 
Verdienſt, daß der Abſchrelber ein gutes Geſicht 
ünd eine treue Hand zum Kopiren hätte, Die ge⸗ 
ringe Anzahl feiner eignen Leſarten und "feine Har- 
maonie mit, Cod.25. und 39. Werft. beftimmen fein 
Alter ,. feine Claſſe und feinen Werth.) Er trift 
Auch viel zufammen wit, Cod. E. Mofa: einem an, 
dern Praxapoſtolus/ aus dem 12ten — 
über deſſen Guͤte nichts entſchieden wird. ao 
. ſchen 


27 








a. 


" etAd App. ed,Matshaei, .: z98 


khen Cod. M. Moſq. und E. ift merkliche Aehnlich⸗ 
keit und auch hier moͤchten wir Yermuthen, E ſey 
vom Befiger bes Tod. A collationirt worden, We 
niafteng .ift die Leſart 1 Pet. 1, 12, Uropavn ſtatt 
vraren, weiche ivie nur in God. E finden, am 
Rande des Cod. A. beneift. Man trife auch Cor. 
rekturen bey ihm an. z. E. 1 Pet,4,1. Ferauray 
wm anarrıes, wie, auch Cod. O und L haben. 
1 Pet.5,5. verwechſelt er das Wort eyrarzurz. de 
mir —XRXE auch ex correctione) — Ein 
Eon. tz von gewoͤhnlichen Gehalt, welcher 1116 ges 
ſchrieben iſt, hat nur einige Lektionen aus dein ka— 
tholiſchen Briefen. 
Endlich nügte Hr, M. noch vier neuere Zi: 
thologia ; drey aus Sec, XIV. und XV. die er ẽ. 
x. und \unenme, in beyden Theilen: Das vierte 
mit bezeichnet, das erfte 1602. nachläßig aber 
doh aus einer Haridfchrift abgefchrieben worden,“ - 
tur über Die Apoſtelgeſchichte. “Sie find ihm me  _ 
gen der vielen Menerungen verdächtig: (aber diefe 
Neuerungen werden öfters durch alte Handſchrif⸗ 
ten beſtaͤtigt.) N 
Aus diefem gefammten Borrarh bat nun der 
HM. für gut gefunden, eine eigne Kecenfion 
26 Tertes N. T. zufammen zu tragen, bey wel⸗ 
ber er die richtige Sefart' lediglich nach feinen 
Handſchriften und hauptſaͤchlich nach feinem Eder 
& zu beſtimmen füche. (Dieß koͤnnen wir fo mer _ 
rig billigen, als. andre Kritifen, Die dem Cod. 
Alerand. die erſte entſcheidende Stimme erfauben. 
Aber noch weit weniger halter wir es fuͤr gefunde 
Zu a 4 und 


. J 
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. - 
\ 
’ Pr) 1 J / 
» - 


. a u Fe | | 
30° Ep. VI heholl. " 
und fichre Kritik, wenn die alten. Ueberfegungen 
und alle Schriften der Kirchenväter fo. fehr von 
dem Recht, auch eine Stimme in der Wahl ber 


Leſarten oder wenigftens beym Urtheil über die Guͤ⸗ 


te der Hanbfchriften zu haben, — man, weiß 
ſchon, unter welchen Vorſichtsregeln fie zu gebranı 
hen find — ausgefchloffen werden. _ Unter den 
Verſionen gefteht Hr. M. nur der $ateinifchen ei⸗ 
nige Autorität zu (waͤre dieß nichr, fo hätte er 
auch den Tert ber fateinifchen Verfion aus einem 
‘ Codex Demidovianus des Sec. XII. nicht dürfen 
abdrucken laffen ): die übrigen haben wegen tb; 
zer unbetannten Befchichte in feinen Augen 
einen geringern Werth; und die Kirchenväter gel= 
. cn nur fodann, wann fie mit (mehren) Hands 
ſchriften einftimmen: als ob nicht jene und dieſe 
ältere und reinere Handſchriften vor fich gehabt Häc- 
ter, Dech dieß ift bekannt. (ber ob man Eos 
dices Einer Bibliothek für hinreichend halten fann, 


- "da, wo mehr Subfidien” zur Berichtigung Bes 


Tertes vorhanden find, wo es möglid) it, daß 
Ein Eoder zwar von mehrern in eben diefer Samm- 
fung überftimmt wird, aber doch andre, Zeugen 
noch für ſich bat: baran ift billig zu zweifeln. 
Wenn wir 3, E. aus den Codicibus Regiis in Pa- 
vis, ober aus denen im Vatican, oder den-Coif- 
. Jinianis eine.Recenfion nad) jenen; Kegeln machen 
wollten, fo würden wir weber Dank noch Befall. 
erhalten. ya wenn die Eodices da Ihr Vaterland 
hätten, wo men fie jezt antrift: fo wäre ed wich» 

tig, bie Franzoͤſiſchen, oder. Italiaͤniſchen, oder 
— —— WMoß⸗ 
N 





u er Aat app· A Make en. 


Moſkauiſchen Redenfionen des N. x daraus zu 
entdecken: nun aber nich, weil fie aus allerlen - 
Himmelsgegenden in bie berühmten Bibliotheken 


zufammengefloffen find.) — Zuweilen, bünfe 


uns, habe Hr. M. gegen feine Grunbfäße und 
Zeugen die gewöhnliche Leſart benbehalten. An 
manchen Stellen hat es uns auch verwirrt, daß 
er feine Collation nach dem N. T. des Gregorius 
angeſtellt hat: daher manches für Verbeſſerung 
ausgegeben wird, was es nad) dem gewöhnlichen’ 
Tert nicht iſt. Z. E. Jac.2, 221. — Indeſſen muͤſ⸗ 


fen wir eiräge Proben von feiner Kritik geben, die 


von Wichtigkeit find. 


Jac. 2,13. sicht er ſtatt xay RTERUN TEN 


vor georaxuuyd re, mit Auslaffung des xay- 


Es iſt nur in dreyen von feinen Handfchriften d, 


m. und a. — fonft in feiner, und er meint, die 


Ausleger hätten das zuraruuys als bas unge: | 


wöhnlicher in wereniuxgoeray verändert. Wir 
dichten, es fen meit eher anzunehmen, daß bie 


obige Leſart nur ein Sehler“ des Abfchreibers fen, 


der aiy in a verändert hat, wie öfter, auch im Cod. 
Aler. u. a. geſchehen fi. RR. 5,12 iſt auf ! das 
| Anfehen ven 14 Moffauifchen Codd. es: —R 
ew in ben Text aufgenommen. Dieſe Ueberein⸗ 
fiimmung ift auffallend. 2 Pet. 2, 14. zieht Hr. M 
| gleichwohl wAcovefissıs vor, ohngeachtet fünf fie 


ner beften Handfihriften, auch felbft fein Cod. a 


‚a prima manu für mAsovefsos fpricht. — 

| 1308.56. ſezt ee nach’ aınaros noch’ ey. 

—XRXXæ im den Lext, . wie fein Cod. A. und FÜ 
auch 


oe 0 — 


l 


Dre spe: vn. hol 


uch. wid K. welche bo, doch —* de aus- 
laſſen. Der Zuſammenhang ſpricht für dieſen Zu⸗ 
ſatz, den wir wegen der Uebereinſtimmung andrer 
alten Zeugen billigen. Aber V.7. iſt die Stelle 
von den drey Zeugen im Himmel ganz ausgelaſ⸗ 
fen. Alle feine Handſchriften im. Tert und in 
den Scholien haben davon feine Spur, euch ber 
_ Eoder A nicht, deffen Beier fo fleißig und fe. or⸗ 
u; dop war. ta er hat auch Bie Meanuferipte der 
hriften der Kirchenvaͤter durchgeſehen, beſon⸗ 
ders den Nicetas uͤber den Gregor. v. Mazianz: 
oͤllein auch dieſer ſchweigt. Noch wichtigeriſe die 
Bemerkung, daß ſelbſt Jof Bryennius, Den 
Griesbach als einen Zeugen anfuͤhrt, —* ſo 
zuverlaͤßig gilt, weil man die Dede ‚In welcher 
Die Stelle vorfommen fell, in feiner Mofhautgchen 
Handſchrift findet. Auch Epthymius Zigabenus, 


in deſſen zu Bukareſt 1710. f. gebrufter Panoplia 


die Stelle. angetroffen wird, Fann nicht gelten: 
demn.in den vier Mof kauſchen Manuſcrinten die⸗ 
fer Panoplie fehlet der V. 7. und es hat wahrſchein⸗ 
fd) ber. Editor aus gebruften Editionen bes N. T. 
wie öfters geſchah, Die vermeinte Luͤcke ausuefzlie. 
Selbſt die zu Oſtrog gedruckte rußiſche Verſion 
laͤſt, grade wie die iucheriſche, die verdaͤchttgen 
Worte aus und die Moſ kauiſche Ausgabe derſel⸗ 
ben ſetzt fie am Raude. Ueber dieſe Stelle iſt 


2., auch noch in ber Vorrede 256, ein Sragnient ei⸗ 


nes Briefes von dem Herausgeber der Werke 
Bryennii, Cugenius, ®. in Eherfon, eingerucke, 
darinnen er bezeugt, er vi wirklich in dens Dand⸗ 
. | ſchriften 








| | 
\ 
1 . 


et Actt. App. ed. Matthaei. 395 
fhriften bes Bryennius die Stelle gefunden; und 


ſonſtauch ‚mit den bürftigen Gründen, welche man  ° . 


etwan noch. vor 30 Jahren zur Noth gebrauchen 
konnte, die Aechtheit derſelben vertheidigt. Die. 

einzige grammatiſche Bemerkung iſt, wie wir ver⸗ 
muthen, neu, daß ſich das Maſculinum Tess 
nicht zu den folgenden droy Neutris ſchickt: aber 
man fühle es, daß die Schwierigkeit nicht erheb⸗ 
lich if, Ze 


In der Apoftelgekchichte komman mehrete —— 


Veränderungen vor, weil fie haufig aus den bectio⸗ 
narien interpolirt iſt. — K. 3, 20. war Hr M. 
ungewiß, ob er weoxsuneuyuevov ober itzrpcuexes- 
biouevor vorziehen füllte, ohngeachtet das letztere 
in neun mofkauiſchen Codicibus ſteht. Er meint, 
es ſey propter elegantiam verdaͤchtig. Diefe Bes 
denklichkeit haͤtten wir beym Luca nicht. K.5, 36. 
folgt er der Leſart des Cod. M. und A. welche zreos- 
eAdn feßen; der leßtere ex correct. Da ans . 
| fangs KeooerAnIN batte und‘ neoceneAAnIn am, 
Rand anmerkte. Sechs andre Codd. Moſq. les 
finzegsenanIn. Was gab hier den Ausſchlag? — 
Mit Reche ift K.8, 37. ausgelaſſen, weil nur brey 
(doch erhebliche M. L. D.) Codices ihn llefern. 
8.9731, ſcheint er ſehr geneigt zu ſeyn, die lezten 
Worte: Ray rg ragaeX: ulfw. als fremdes Eins 
[hiehfel aus den Lectionarien wegzuſtreichen. Für - 
einen” ſolchen Zuſatz rftäret.er auch K. 10,21. Die 
orle rous mvdans, TUE MEd. ATOT. RN. MER - 
Kuroy, welche in ſechs Codd. (boch nicht im Eod. 
A.) fehlen. —. Bey K.14,36. 19, kann man aus 
Doͤderl. Bibl. 2.23. 3.St. 9 ſehr 


Yo, 


.r I r- u _ 

| 336 | / Epp- va. satholl. | 

fehr deurlichen Beyſpielen fernen , wie vielerien 
Interpolationen in bie ap. Geh. aus. ben Lectio⸗ 


narien gekommen ſind. 
Die richtige Leſart R 1S, 18. ſcheint. noch nicht 


befriedigend genug beſtimmt zu ſeyn: daher Fchlief- 


ſet Hr. M. den ganzen Vers in Parentheſe und 
- glaubt nach einer wiederhoßften Unterſuchung, Daß 
er ganz und gar unter die Zufäge gehöre, welche 
man, wie mit vielen Benfpielen einleuchtenb dar⸗ 
gethan ift, am Schluß den Lectionen häufig hin⸗ 
zuſetzte, vt iuſtum exitum haberet ledtio, 5. €. 
R.14,.18,27. und felbft in Diefem Kapitel V. 34. 
Dabey difpurire er wider Griesbadis Verbeſſe⸗ 
rung, welcher vom ganzen Vers nur die Worte 
vos ar ausovos beybehielt. Er meint, die 
Worte hätten. alsdann feinen oder in Verbindung 
mit bem vorhergehenben einen unrichtigen Ver⸗ 
ſtand, es muͤſte alsdann auch co zamses ,. nicht 
6 70V heißen und man made ben Jakebus zu 
einem Interpolater des Propheten, (Dieß alles 

wird megfaflen, wenn .man nur überfeßen will: 
. das ſagt der Zerr, der nun das ausführt 
(Toy), voas inden ebemaligen Zeiten ſchon 
“(aus ben. Schriften der. Propheten) befannt 
‚war. ” Wäre alles -Sinterpolatiön, ſo müfte fie 
In alle Handſchriften fich.eingefchlichen Haben , mie 
wiitr nicht glauben Finnen) — 8.16,7. verwirft 
Hr. M. den Beyſatz zyesues rou Incov, den MIN 
und Werftein u. a. begünftigen, weil nur fein Eod. 
‚ L.ifn hat. — (Ein fichebarer Beweiß wie man⸗ 
Sbhoft die Krisif a, bie 6 wenige u zu 
.. Ges 


t 
\ 
\ 


et Ach. App. ed, Matthaei. - 337 


Narbe zieht. Das Zeugnß der aͤlteſten Hand⸗ 
ſchriften und Hieronymi! Was für Gewicht · hat 


es!) K. 17, 25. ſteht zero aayra im Tept, weil. 


alle Moſk. Codd. es haben... Als die ſchwerere 


Leſart ziehen wir fie vor. Er billigt auch WB. 26. 


nur TEgOnTerayueveus‘, Auidquid contra diſpu. 


tent viri graece docti (Erneſti in opuſc. philol. 
p. 344): denn erſtlich hätten alle feine Hanbdfchrifs 
ten zeoorerayp. nur Den: Cod. L ausgenommen, 
wo man rerayg. findet: auch Pfeudoogcumenius 


(ein ſehr fpäter Zeuge): hernach ſey in ben Hands 


fhriften es leichter ,. ges mit‘ rgo , als reo mit 


605 zu verwechſeln: (:ben der Abbreviatur ifi die 


Gefahr gleich groß:) endlich müffe es auch als die 
ſchwerere Leſart vorgezogen werben, und. bedeute 
weosayparı $so0 reougoeveus.: CErneſti hat 
nur Erempel für diefe Bebeutung verlangt.) — 
Ben R.20,28. durfte fich der Hr. Pr nicht‘ lange 


bedenfen, wie er den Tert liefern follte. "Alle feis 


ne Handſchriften haben Tov xugsu za Jeov und 
nach. diefer Autorität, "welche durch ‚einge Scho⸗ 


liaſten verſtaͤrkt wird, ſetzt er beydes in feinen | 
Text. — Kap.33, 9 iſt zwar bie gewöhnliche Leſ 


art begbehalten, weil er fie in allen feinen Codd. 


fand: Boch gefteht er, daß bie Spelle auch ohne 


die Worte un Ieouarxgwney., welche einigen: ver. 


J 


daͤchtig find, einen guten Sinn habe. V. 20. hält 


- er uerAovran für ‚Die beſſere Leſart, doch ohne fie 
in den Text zu ſezen. — Dieß werden hoffentlich 


Veweiſe venng ſeyn, 2 wie ie. vorfichtig und einfejtig 


\ 


* 


\ j BE 0a J < 
38 ° .. Epp. VII. catholl. 

Ver Ar. Dr: bep der Menberung bes Textes ju 
Werke gebt. 0 


Noch muſſen wir der Prologen und Schotien 


gekebenken; welche er aus. einigen feiner Codd. ab= 


ungedruckt gehalten ; „aber fie ftehen fchon in des 
. Zacagni colledianeis monum. veterum , Rom. 

.. 1698. 4. und aus biefen kann er auch die Luͤcke er- 
gänzen, bie.er gleich beym Anfange bes Prologs 


= 


rt, 


drucden laſſen. Die Prologen über die katholi⸗ 
vom Euthalius. (Der Hr. Matthaͤi hat fie für 


über die Ap. Geſch. in feinem Cod. Lfand. Denn 
beym Zacagni fteht er S. 403. ganz unter dem 


Nahmen des Euthalius, wo auch Die u denıs zen 
 Yaercıwn, über beyde Bücher.angetroffen wird.) — 


Die Scholien felbft hat er theils unter. dem Terf 


- Khon abdrucken laſſen, eheils am Ende der Brie⸗ 


fe und der Apoftelgefchichte. Sie find zum Theil 


anonymiſch und dann treffen fie mit ben Auslegun⸗ 


:gen des: Chryſoſtomus und Decumenius bäufig 
überein, oder es find die Verfaffer. gennut; z. €. 
Anaftafius Antiochenus, Arhanafius bey den Brie- 


‚fen. In der Apoſtelgeſchichte hat der Hr. Pr. 


die Scholiaſten und Catenen nur im Auszug ab⸗ 


drucken und das bekannte ober das allegoriſche 


weggelaſſen. Hier kommen gute Rahmen vor: 
Apollinarius, Euſebius, Syrendus, Cyrillus Hie⸗ 


roſ. und Aler. Severus, Ammonius, Severia⸗ 


nus, Gregor. Naz. Anaſtaſius, Alexius Mona⸗ 


chus, Baflius u. ar Doch dienen dieſe Scho— 


| lien 


ON 


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m 


Bu . 1 


ſchen Briefe und uͤber die Apoſtelgeſchichte ſind 














% j ji 
/ 


et. Aa. App, ed, Maihaei, 339 


fen’ faſt mehr zur Kritik als zur Pfislgifihen 


| Aufklärung. 


‚Dem Driechiſchen Text gegen uͤber ließ Hr. 
m; noch Die lateiniſche Ueberſezung aus einem Co⸗ 


der der Vulgate, den der Hr. v. Demidow beſizt, 


und der, wie er vermuthet, ins zwoͤlſte Fahrhun⸗ 


dert gehört, (er har ſchon die gewaͤhnliche Abthei⸗ 


lung der Kapitel,) abdruden. Er hat allerdings: 


viele Eigenheiten, laͤſt verfchtedne Gloſſen ber ger 


wöhnlichen ‚Ausgaben der loteinifchen Verſion aus, 


nähere ſich in mand)en: $efarten dem griechifchen: 


Original und ift ein neuer Beweis, daß man bie .. 


Bulgata — ehe fie noch mehr nach aiten Hand. 


fhriften berichtigt iſt — nicht ficher genug zur 


Kritik des N. T. gebrauchen koͤnne: indeſſen 
wuͤnſcheen wir doch, daß ein kuͤrzerer Weg, die 


Varianten dieſes — Boch nicht ſehr alten — Con 


ber mitzutheilen, wäre erroählt worden: Denn das 


Buch mi wird dadurch zu weirkiufeg: und zu theuer. — 





U. 


X 


1.Chr. Biel — novustbefaurusphi- 


lologieus, ſ. Lexicon in LXX. — ex b. Aut. 


MSto edidit E. H. Mutzenbecher; Pars FI et 


III: Hagae Comit; fumt. A. Bouvink. Y780. 


We wir von, ben Tugenden und Mängeln die 


ſes wichtigen Werkes, vom Werth. und. 
Gebrauch deſſelben, von ber Einſchraͤnkung des er⸗ 
ar Pas 


t 
3 N 


B 


ge". Biel Lexiconin EKX.. | 


ſtern und der Vorſicht beym leztern einft im erſten | 
Theil unſrer Bibliochef geurtheilt haben: das Ednn. 
— ten wir, wenn es nöthig wäre, auch aus biefen 
beyden letztern Theilen, welche wir länger gebraudy | 
ten, beftätigen. Der Fleiß und der Scharffinn, 
die Genauigfeit und Sorgfalt fein Wort. vorbey: 
äulaffen ; das man in den alten griechifchen Ver⸗ | 
fionen findet, aus ben. Gloſſarien die Erläuterun. 
= gen darüber zu geben, die falfchen Sefarten der 
Ueberſetzungen zu entdecken und zu beffern, und 
überhaupt‘ ‚das Verdienſt, ein unentbehrliches 
. Merk für den Yusleger A. und N. T. zuerfl un 
ternommen und ganz ausgearbeitet zu haben, zu 
einer Zrit, wo man dieß Stubium nicht als Nah⸗ 
rungszweig anfehen konnte. — Dieß alles.muß 
dem ſel. Biel von jedem billigen Richter zugeſtan⸗ | 
den werden. Die Fehler find Fehler feiner Zeit, 
nicht Fehler des Autors, und Folgen des zu fichern 
Vertrauens, dag .er aufs damalige hebr. Lexicon, 
_ auf Tromms Concordanz, und auf Montfaucons 
‚Eurzes $ericon bey den Hexaplis ſezte. So ar- 
beitſam aud) unfre Zeitgenaffen ſeyn mögen, fo viel 
. leichter e8 auch jezt feyn würde, das Werf, wie 
es da ſteht, musgubeffern, ſo wenig möchte ich doch 
die Hoffnung unterhalten, baß wir'bald ein beffe- 
‚res Werf diefer Are, oder einen revidirten Biel 
befonmen. ‚Das geben und der Fleiß Eines Manr 
nes ift einer fo weitläuftigen und muͤhſamen Arbeit, 
welche die gröfte Hebung der Genauigkeit und Ge⸗ 
duld iſt, faum gewachſen, und; wenn fich mehre⸗ 
re Dazu. vereinigen wollten," fo würbe es ſchwer 
| ‚ | en | ſeyn, 
J. u 


1 


& 
“ , . / " . [ » N [N l 
- N. 


ln Tilo. en 


ſeyn, die Arbeit unter ſie ſo zu racheilen, daß fie | j 


wirftiche Erleichterung fänden. oder Colliſionen ver: 


mieden würben, die das Ganze wo nicht verder · 


ben, doch erſchweren moͤchten. Vielleicht ſetzt 
aber der ganze Wunſch nad) einem guten Lexicon 
uͤber vie LXX. ſchon eine gute Ausgabe der LXX. 
voraus, die mir noch nicht haben und dem An⸗ 
ſchein nach noch nicht: hoffen bürfen: . Bis bahin. 
wird es das rathſamſte feyn, nur einzelne Stellen 
und Arrikel zu verbefjern, die fehlenden Worte —RV 
ergänzen, z. E. Comes aus Aq. i Moſ. 45,5. pr - 
voco aus Aq. Ezech. 27, 34. erewgoris Anon. 
06,11; 8. OHO'YraO Ey Pf. 118, 24. meYIesvos “ob. 
29,34. — Gendsrns (odervielmehr wodırns) 2 Kön. 
13, 4, die überflüffigen ausjuftreichen (3. €. xa- 
sazeAurooeg über Joſ. 9, 5. vergl. Eilcher 
Proluf.:de verl. gr. p. 122. narulderveraouay 
Eäzxech: 34,27. wo —— — muß geleſen 
werden) und nach dem von uns einſt ertheilten 
Dan gute umd brauchbare Materialien zu einem 
richtigern Wörterbuch zu. fammeln. 
Wir müffen doc) aus ber großen Menge von | 
| Verbefferuingen ‚ bie uns vorfommt, einige weni«‘ \ 
ge in fürzern Artikeln auswählen. — Zuros Ze- 
lus, fervor. (Wir fegten lieber adfechis vehe- 
mentior) MNöH-AN etiam: Symm. Job. 36; 33. 
(Symmachns fiheint Nopy von map abzuleiten, 
und dieß ift Das Work, nicht pe, welches er burch 
Curos uͤbetſetzt. uheros mn frudlifera 1 Mof. 
49,22. (Unrichtig: denn das no druͤcken die LXX. 
durch mönene aus. Ihr rue au iſt Ver⸗ 
M4 ſion 


t 
' f V. 
N 


org ° 2..°2: u 
33 Lexicön in LAÆX. 


fion vom Hebr. py Yo welche fie punktiren 1m Nas 
von Tip invidere. Daher paßt auch das übrige, 
das 'Biel aus den Gloſſarien anführt, nicht hie⸗ 
ber.) mim, 90, taeda. Nah. 2, 3... Wie 
| Manlefel:und Fackel. neben einander. ſtehen, be⸗ 
on greift mam nicht leicht: allein die LXX. Lafer D 
vergl. + Rön.1,33.).—. miwray exultetio Hab.z, 
13. 14.Auch Hier iſt nicht einzufehen,, wie man 
das griechifche nvsce. niit Dem: hebr. vereinigen folle, 
u ur In deri Hexcplen kommt hier svioe nicht wor und 
wahrſcheinlich iſts verderbte Sefart, die aus. XAMSA- 
voss. cutſtanden iſt. — iruxies guies. N nigre- 
do Sprw. 7,9. (TEN läßt fich nicht Durch nigredo 
überfegen. Der Grund von ber. Verfion ker LXX, 
iſt die? Ableitung biefes Worts von Jwrdermire, 
quieſcẽre.)— irruuæ Ef31,8. on.liquefadtio, 
‚ Gbeffeeusennitar, numerug exiguus., Diefe Bes 
dbdeutung dient aux Erläuterung von Roͤm. 1, 12.) — 
array ‚pmmaxo 'coronans, ‚&f.23,8:. ° Schön 
‚ Stel muthmaſſet bier, daß die LXX. vwxn ge. 
leſen haben: (eher TV usa, woraus Die dop⸗ 
opelte Verſton entſtund: um socav 857, 4 ou 
. dauer m SaaAAm vireo (auch niteo). ma vete- 
...ga.me .Job.8, 11, (ein Druckfehler im Hebraͤi. 
fhen: das Wort ift rum virere.) — Norzsason 
VPBurgeo, :(info.). Jer.iq, 16. rwa mugia 
2Sams, 12. (die LXX. len. yan): Sm a han 
' volg 1Sam.17, 39. (wahrſcheinlich nach‘ ber ef 
Ts MEENDN, denn minor überfegen fie auch anderswo 
durch nezzos. — Mac moſſa, libum. &dodd Aq. 

u Ä Hab. 2, uu. (Wir —* Aq. habe vertirt 
N or | u Ir RG 


I . 


- 





Tulln 343 


zo nn. woraus age Seblerbaft ent⸗ 
ſtanden iſt. Wen den Oriechen iſt imes —XR 
einodapns. und auch. Hierouymus Brauche zur Er⸗ 
laͤuterung deg,0%0>. dag, Wort. —— — 
Mosipos flabjlis- 1yı7 grpitor: forlan. Moſ 
49,20. Im Hahn, iſt 357 des die Griechen J 
ogseo (733) zupruhrup: Uberfegen, Es geboͤrt „alfa 
novate zu JV· —— Die. of —— 
Mov⸗/acuv aba.) re. MKaHayNoyaus N 
monibuß. 223} carlatus, ſum. ‚Job, u, —* 
ſen Artikel wirde egitzeiggen i, h Denn er beruht 
auf einer — ar a He ftatt 35 DEE 
Das pad Aayps anum heri, Ihigfe fich gang 
genau zu 2at.und die — der Eiholiaft —* E 
günftigesr) ber-eg. dur Iomaweray. klärt.) .... . 
Das vielbeutige vopps. bat als Bebgptungen 
bey fih: lax, mandatum, praeccptuin ; „temp 
santigum ,.16gi0, pracfecturs nehmlich in Kg 
pten) dolrinz, vehigio,.decretum.,. ſind ebenfalls 
bebräifche, Bedoutungen des Wortg, bie, nie 
übergangen werden bürfen, Bey einzeläen Bey 
fielen ließe ſich noch manches erinnern: 
cafligatio (lieber inſitutiq di/caplina) Spiwn/ 8 
1251090 ‚(vames- Aagypti). —r Pf-58, u. (wg 
Auco bie richtigere Jefart iff). ,. nd Sprw. 24, Ja 
(das en vopou muß verbeffert werden i IN zu Soup- 
vec xugenu): OU Jer. 23, 27. ale iſt vsptaros 
ſtatt voyeu. zu leſen, vergl, ‚Pi.129, 4. Eſ. aa, 
5.) — ——XR ‚confileor ,, fpondeo. (celehro, 
laude profequor., gehärt auch hieher, wie beym 


iamden ray zer Bedeutung confeſſio,. oo. 
95 tum, | 


— 


— 


344 Biel ekiton in LXX. 
ı ’ i - '.. 

turh 5. tioch luc, glorial 8. E 3’ H;8 dere 
 eniokoyıcy xvoip <elebräit Domina, · Hieraus 
möchte Ew.3,1: axıepeus Tnd onoAoyın-f6 viel 
fein, als wex. r. dofns, Tacerdös;-quem coli. 
mus:) =" Ovesdıca iſt nad) dem Hebräifchen 
has, am‘ -Sön äfferdiigs-exprobro, probro af- 
fisio! aber auch döprimo,' in ‚deferidrein condi. 
tiohein deiicio , welches wegen Jucen ti zu‘ mer⸗ 
fir if. ⸗ VDveoece nomen ‚'celedritas: “ yyrı 
3Mof. 33,54." (mein nicht wos öpre zu leſen iR): 
Sat’ verbum 3 Ehen: 1/9. (Das tichtigere Wort 


⸗ 


! 


— - IT, et M. 345 
die nur meinnige vielleicht ſo kennen und ſchuten ale 
rir, da wir fein: Berk. ‚sagt gebrauchen und 
nuͤtzen. BEN UT WET ARE 

Man wirb auch hier vide: ‚Berfpiele der ‚ge 
ſunden und fdarffinnigen: Rricit: bes tet: Mannen - 
finden, womit:er dis:falfchen Leſarten in den LXA. 
und andern Griechen entdechte. Z. E vom. fiaft - 
evr Job. 32, 19. Xispesc (ach dem Hebruiſchen 
mon) ſtart Kadsoos Hefizy2g: Auos Stetten 
of. 10,13. anarıcı ſiatt vanııe Seb. 4,6, vorne 
—R Sen.a5, 37. für.nemwÄome; : zednoh 
Eprwi3,u5: Fir mörmeor, ale Sprw. 3, 2 
Rate geek Fi ‚Rur ſeitenrkonnen wir in feine 

erbefferutigen. nicht: willigen, BE. Zeph. 11 
in wir nerhtudeovohves (DNDD } ir ai 
—V Dafaͤr ſchlaͤgt Biel vor: au 
raPodouvicce' und macht einen eigenen. Artikel cds 
Te PDogew. törpeni,. ſomno obruor;. : Um es mis... 
dem Hebraͤiſchen zu vereinigen, ‚bärherfe: er, DIE 
non bedeute concrefesre und voruigefübnien Mafı _ 
fer aMof. 75,8: gebraucht wetbe/ daher es Ieid® 
auch: vom: Schlafe):.wo der / Menſch wie ſtarr und: 
gefroren iſt, geſagt werben fanne. Das letzters 
ft Etymologie; ‚bie ohnehin nicht viel beweiſet, 
und xaradonz vom Schlaf gebrauchen Die LXXo 
niemals. Wir getraueten unsiseradenvounras 
gut zu vertheidigen· Dem :die Oriechen nehmen 
es von Betruͤgern, bie Tiftige Ränfe auffinnen 
und biefe Bedeutung ſchickt ſich ſebr gut zu Nop 
das wie das. griächifche:#ugoos Hiobn io, . eigent⸗ 


⁊ 


— 


x 


4. 


J 


ö— 


lich vn “nen bus Kaͤſes, welgenich aber 


von 


— 
— 


⸗ 


e 
q 


246 - ie Lion in LRK — 


om ſehſimmen Raͤnken ——— wie das 
verwandbeie vemo⸗ Bench wie. 
Noch einige Bemerkungen zur Kustegung, bes 
MT vub dem Alten muͤſſen wir, da ſie ſchoͤn und 
Rey: söenägftens für: Biels Sebensjeit ſind, anfüh- 
ri. \es. iſt ſchude, daß fie nicht zahlreicher find, 
—A erinnert er an die Worte Hebr. 
—AA—— — 
m — die, er. überfeßs: qui caxrimuc, 
ſpeirpropoſitat Compotes famus. Die Beflit, 
ginmg für biefen Sinn, die man auch aus den Pa- 
-  süffelfteflen. Ebr. 4, 3. u. a. nehmen: fan, nimmt 
er.ans. Ef. 55,5. wo YV burch Keeraudeuyen über 
ſetzt iſt —.. Die Redensarten des dinsssarungs, 
sr Ander, ne fi fe ſind alle unter 
eben —: einem der beften Artikel des ganzen Bu- 
ches —erlaͤutert. Das ruzeniuda; Phil. 4, 12. 
ertlaͤrt ee richtig, inopem eſſe aus 3 Moſ. 25, 39. 
be warum iſtdieſe Bedeutung nicht auf viele 
cabre Selm ven MT. angewendet? — Doch 
Slaͤuterung des NT. feheine immer. nur die Me- 


== Bonabficht des .geledrten Mannes geweſen zu fan, 


Bun mie. biefer Arbeit neu sunter: ung auferſteht. 
niche weit ebler, wach feinem Tod unter ben 
| Arsen wieder aufleben‘, als das Schikſal vieler 
arfrer Schriſcſteller, welche für. die Preſſe und 
.. Bass gierige Mublikum :arbeiten erfahren oder be⸗ 
fſorgen muͤſſen, daß man fi), feine Berdienſte 
und:ſeine Schtiſten uͤberlebt? — 
3: fm der Worrebe zum dritten Band: verfprithe 
Dr Muh Mawenbecher na ‚einen 1%, de 


⸗ 


= 





In v 
J 


—— ———— Br | 
der Supplemente. und Vebeſeuagen enthalten | 


ſoll, wozu er; fi von den Gelehrten Beytraͤge er⸗ 


bittet. Sie werden fehr zahlreih und ſehr noͤhhi—g 


bey diefem Werke fenn: unb’obgleichider Hr. Hera 
ausgeber bey feiner Gelehtſamkeit fremder Bey⸗ 
hülfe nicht bedarf, fo. wird es ihm Hoch willkoimen 


ſeyn, fich feine Arbeit erleicheere zu fehen. : Wenn - 
ein Gebäube fertig iſt, fo ift Sushi und bRe Ä 


vidiren a ein Berdienf, — 





7 Sn 
1. Flavii Iofe Phi Hebraei Oper | 


omnin, graoce et latine, excufa- ad Editionem, | 


Lugduno „Bataviam Havercam pi cum Oxonienfi. 
Icannis Hudſoni collatam. Curavig Zyanc. Ober- 
$hür SS: Th. et V.I.D. et SS. Dogmatum | in! 
| Vaiverf. Wirceb. Brof. P.O. Tomus I, Lipſ. ap. 
" Swikert. gr. 8. 3 Alph · 8 Dog. 


eG Nie Brauchbarkrit ober vielmehr. bie Unent⸗ | 


behrlichkeit der Werfe des Joſephus fuͤr den 
gelehrten Theologen, für den Schrift⸗ und Ge⸗ 
ſcichtfotſcher und die Koſtbarkeit und Seltenheit 
der guten Ausgaben deſſelben, welche Hudſon und 


nach ihm Haveroamp beſorgt haben, ſind binzels\ 


hend, Has Werdienft bes: Hrn. Prof.: Oberthürs: 
zu beftimmen, der, wie friner Beförgung: die 
Würzbungiphen —— der — 

| gr e⸗ 


4 


s 


7» Va "1 27 >70, 
den: in deem letztern aber gedenkt eb alle Huͤlfs⸗ 


* 


mittel zu ſammlen, um ben Joſephus recht zu ver⸗ 
ſtehen und richtig zu ˖ beurtheilen, wozu er ſchon 
kinige Beytraͤge erhalten bat und noch mehrere zu 
erhalten hofft: do alles nicht mit der koſtbaren 


Weitlaͤuſtigkeit, bie Beym Havercamp den Kaͤu⸗ 
fern fo fäftig wird, "fordern. mie dem Gefeß der 


Sparſamkeit, Das den Ren der Buͤcher und Ab⸗ 


handlungen ohne Schale und offen zum Genuß 
vorlegt. (In dieſem leztern erwarten wir billig 


auch die Litterarnotizen, welche alle gute Editoren 


ihren Ausgaben vorfegten! ‘ denn ba Berufen auf 


bes Fabr. bibl. graeca iſt nicht hinreichend: und Der 


Wunſtch, daß jemand fie neu ediren und’ ſuppliren 
möchte, kann ſchwerlich eher gluͤckſich erfülle wer⸗ 


den, als bie die Editoren einzelner Schriftſteller, 


die weit leichter vollſtaͤndige Nachrichten von innen 
fammien koͤnnen, noch beffer vorgearbeitet ha⸗ 
ben... — Ein Theil. der Anmerfimgen wuͤede auch 


veit ‚bequemer in dein Index vocum flatt finden, 


der als ein Clavis Flaviana fönnte eingerichtet were‘ 
den: und die wichtigern kritiſchen Anmerhangen, 


die nicht ſehr zahlreich ſeyn koͤnnen/ wuͤrden ohne 
u Radieheit und Unbequemlichkeit der · Leſer ſchon un« 


J 


ter dem Text Platz gefunden haben. — Aber. iſt 
denn Hudſons und Havercamps Recenſton fon 


ſo vortreflich und fehlerloß, daß es ein neuer Edi-⸗ 


ter. ein Oberthuͤr, deſſen Kenreniffe und Thaͤ⸗ 
tigkeit wir ausnehmend fhyägen — nicht wagen 
dürfte,‘ eine eigne, neue, und gebeflerte Recen- 
cenfion zu machen? Da beräfmte gangbare * 








18 


XXII. ed. Oberiuüut. 351 


! a. 

me eines alten, Editors follfe doch einem ſpaͤtern 

‚berühmten Herausgeber nicht furchtſam oder niche 
‚abhängig machen. — Diefer Theil faffet die zehn 

erſten Bücher der jüdifchen Alterthuͤmer in fi, — 7 


\ 


“* 


nn U ——————————— e- 





Chritton Friederih Röpler BL 
bliothet der Kivchennäter, im Leberfee . 
tzung und Anszuͤgen aus ihren fuͤrnehmſten 
beſonders dogmatiſchen Schriften. — Fuͤnf⸗ 
ter und ſechſter Theil, oder. zwote Periode bis auf 
die Kichenverfammlung, zu Chalcedon, Erſter 
und zweyter Theil. deipgig 1780.81, 8. wu 
Span muß ſih freien, daß dieſe nügtiag ind 
M mübfame Arbeit Über bie erſten Oränzen, 
bie ſich Der Hr. R. ſehte, ausgebehnt und fortge, 
fegt worden. Denn bbökich die Wäker ji Rica 
Einen großen" Theil des theologiſch » orthodeen 
lehrbegriffs feftießten Ind in thren Nachfolgetn bie. 
gehorſamen Kinder der heiligen Kirche fanden. die 
von biefen Beſtimmungen nicht magten abzurndels . 
hen: fo war doch nicht auf Einmal alles beftimmez 
ber Streit über die Formeln, der Gebrauch) man. 
‚her alter, Redensarten dauerte fort? neue Untere 
fuhungen über andre Arcifel befonbers de Chrifte, “ 
erregten neue Difpüte und gebaren neue armeing —: 
Doͤderl. Di 2.35.56 3. me: 
N oo 
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2 I; 
2 , “ 1 n 
\ 


* 
t ! os 
+ ’ ⸗ ⸗ 


W . 1 , 

352 Roͤßler Bibl. der Kircheno. 
mr ſelt der Chalcedonifchen Synode, welche für 
"den Artifel de Chrifto das wurde, was Nicaͤa für 

diie Trinitaͤtslehre ift, lebt fange Zeit der. Geift der 

Einfoͤrmigkeit ober der gebuldigen. Anfchmiegung 
an kirchliche Autorität und daher iſt die nachfolgen- 
> ..%6 Periode ärmer an Beytraͤgen zur Ausbildung 
des Syitems und bie Zeit zwifchen den Verſamm⸗ 
lungen zu Nicea und zu Chalcedon wohl die wid) 
tigſe: denn in Ihe wurde Das orthodore Spften — 
doch nicht ohne Schmerzen geboren. —¶ 
i3Zwar iſt dieſe Periode, wie alle kriegeriſche 
Zeiten, feuchtbaran: Schriftſtellern, aber bie we⸗ 
nigſten find wichtig; wenige. Selbſtdenker, ober 
eigentliche Dogmatifer — ber groͤſte Theil ſchreyt 
» ‘Mm Somilien oder kuͤnſtelt in allegorifcher Exegeſe⸗ 
>, ber fhwärme in moͤnchiſcher Heiligkeit und Stolz: 
7 .. doch find auch. dieſe wenige wichtig genug, um be 
kannter zu werben. — Von ihnen nennt und führt 
der Hr. R. im erften Theil ben Theodoret, fo ferne 
erin feiner Kirchenhiſtorie P. I. die Gefchichte des 
Ariqniſmus erzaͤhlt, den Athanaſius, Eufebius 
Yin flirten "Dogmatifchen Schriften, und Cyrillus 
‘bon Jeruſalem auf: im zweyten Theil erfcheine 
Epiphanius, Titus von Boſtra und Didymus 
von Aleranbrien. _ tn | 

Aus Theodoret iſt befonders das Schreiben | 

Alexanders B. von Alex. überfegt, an deffen Aecht⸗ 

heit neuerlich) auch) Hr. D. Semler gezweifelt hat. 

Es bleibe hier ununterfuche und unentſchleden, ob 

das Schreiben aͤcht ſey, und der Hr. R. glaubt es 

"zu feiner Abficht ficher gebrauchen zu koͤnnen, ie 

mr ' 5. |. 


« 


» “ 3’ 
\. 


— 


- ur set and Ste Den m 


es ohne Zweifel Die aͤchten Begriffe ber Arianer 

und Rechtglaͤubigen vorlegt. — Athanaſi us, der 
Haupiverfechter der rechtglaͤubigen Trimitäcstepte, 6 
muß hier billig Platz finden, In feinen Schrie 
ten werden nicht ſowohl untergeſchobene Buͤcher. 
als interpolirte Stellen za finden ſeyn. Seine. 0 
Yustegung des Symb.Nicaeni, und feine Streit· Ä 
fhriften wider die Arianer fihd die Quinteffenz fel. 

ner Sehre.. In den Briefen an Serapion ift vie  - 

les verdaͤchtig. Diejenigen, welche behaupteren, : - . 
daß der Brief Arhanafii an Epiktet Biſchof zu 

Corinth die Apollinariften widerlege, finden bier 

&. 179. vielen und gegründeten Widerſpruch. Apole - 

linaris wird nirgends genennt; feine Lehren waren 

hochſtens damals nur in Syrien; aber noch nicht 

in Corinth befannt’ und "der Hauptirrihum des 
Apollinaris von der Menſchenſeele Chriſti, wird hier 
nicht berührt. — Die beyde wider den Apollinaris 
gerichteten Bücher in den Werfen. bes Athan. fi nd - 
biefleicht eben fo undicht als der erſtgedachte Brief. - 5 

Unter ben bogmatifihen Schriften des Efhus  — -- - 
enthalten Die funfzehn Bücher der Praepar. Ev.de_ “.  « 
ne Einleitung zum Beweis fir die Wahrheit dee 
chriſtlichen Religion gegen da as Deivehefuum wel⸗ 
her wegen der hiſtoriſchen Nachrichten von dee n 
heidniſchen Theologie wichtiger als wegen der Be⸗ 

weiſe iſt. Die Demonſtratio Ev. iſt der Beweis 

Abſt, mehr gegen Juden: aber nicht vollſßaͤndig. 

Veit wichtiger koͤnnten feine drey Bücher de theo- 

leg. Eecl. gegen Marcell feinen alfein auch aus 

| " nicht wit zu lernen‘, , weil fe polemiſch 
‚32 und 








% 
24 


- S [3 . 
® \ \ \ Y a , & 


15 4 NRoͤßler Bibl. der Kirchenv. 


und fo ſonderbar polemiſch ſind, daß Beklagte unt 


‚Gegner beyde im Verdacht der Ketzerey ſtehen 


Man weiß noch nicht beſiimmt, worinnen Mar 


rell's Irrthum beftanden haben fol: und Daher ver 
dient die Bemerfung ©,305. nähere Prüfung, daf 


Marcell ſoll gelehrt Haben: man folle ſich den Sohi 


rund feine Zeugung als Wort, das von Gott aus 


‚gehe, nicht aber das Wort als ben Sohn, der 


s 
— 


„von Gott gezeugt werde, denken. Ganz offenba 
‚aber iſts S. 319. auseinander geſetzt, daß Eufe 
in heterodox gelehret habe; denn er nennt ben h 

eiſt deutlich ein Geſchoͤpf des Sohns, fuͤhrt eir 
Subordinationsſyſtem ein und ſpricht dem h. Geifl 
‚den Namen von Gott ab: (aber wenn er Secs unt 
»rörrne ſynonymiſch nimmt: kann er da nicht fa 
gen: TO BAGRHANFen Myeunes Hure eos ouri 
—R — Die Reden Cyrill's von Jeruſalem, — 
‚ein Eommentar über-das Symbolum — enthal 


gem bie damahlige chriftliche (doch ſchon mie ches 


larl) — 


. ‚nes, bee fo leichtglaͤubig und ketzerſuͤchtig, al 
echtglaͤubig und krlegeriſch war, der, wenn 
erzähle, ſich hundertmahl widerſpricht, und wen 


iogiſchen vermiſchten) Lehren fuͤr jeden Bekenne 
des Glaubens: (aber wie wenig iſt alles popu 


Die Schriften des Epiphanlus, eines Mar 





sr raiſonnirt oder widerlegt, fich die unglaublid 
‚fen Schwachheiten der Vernunft und des Herz 
„erlaubt ,. find zur Gefchichte der Dogmen, — & 
‚Prüfung unb- Vorſicht gebraucht. — eine rei 
Sndacube⸗ nur ſchate— daß ſie no nie 








x 


Buft verberbter Sefarten und ffentber Sugrebiene 


zen genug gereinigt iſt. Es gehören-zu-biefer Ab ð/· 


fiht vornehmlich fein Anforat — ein Anker, der’ . 


Den Glauben gegen die Stürme ber Irrthuͤmer 


feithalten fol: umd fein Panarinm, das, einzige, 


ausführliche und allgemeine polanifche Syſtem des 
höhern driftlichen Alterthums. Im erflern träge. 
er bas damalige Syſtem vor und unterſtuͤtzt es, 


mit der fichtbaren Bemuͤhung, Gründe zu zählen, * - 
aber nicht abzumägen, ſo daß man die damahlige 


Tradition von Beweißſtellen fehr gut aus ihnen 
lernen kann: im legtern handelt er von den Ketze⸗ 
teyen — achzig an der Zahl, — { Gortleb! mie 
Inbegriff der heidniſchen imd jüdifchen Par 


eheden — und beym chriſtlichen, mehr Nahmen 


von Perfonen, als von. Partheyen!) Hier hat 


mit fehr großem Fleiß der Hr. Prof. die Erzäblune 
gen des an ſich unzuverläßigen Epiphanius mie 


den übrigen Nachrichten von alten Ketzern, beym 
Irenaͤus, Zertullion, Eufebius, auch bey den 
Ipätern' Härefiologen, Philaſter, Theodoret und 
Auguftin verglichen und hierdurch Die Ueberfiche 


der älteften Keßergefchichte und verworfenen Mei- 
Rungen ungemein erleichtert. ( Hier und ba fome 
men ung in Der Ueberſetzung einige Webereilungen 


dor, welche leicht verwirren Pönnten. 3. €. S. 96. 


wo von dem hebr. Evangelio Matthaͤi, Das. bie 


—* gebrauchten, geſagt iſt, 8 ich not 
»doch wollen einige wiſſen, daß auch Johannis 
Ev, in das «Briechtfche Wwerſen 


N, 


„nicht 


I 


| / von den 
Juden zu Tiberios aufbehalten werde — und . 
u 33. | 


« 


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0 strund ster Shell. 555. 


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Be Roßler DIL der Lirchen. I 


„nicht, nurſven dieſen, ſondern auch von der Ge⸗ 
„ſchichte der Apoſtel habe ich mir dergleichen fagen 
laſſen. — Hier wäre alfo eine ganz. neue 
Nachricht von einem hebt. Original deg Johannes 

und der Up. Gefchichte: aber das Zeugniß bes 
Epiph. fagt deutlich von beyden Büchern, baß fie 
aus dem Briechifchen ins Hebraͤiſche uͤber⸗ 


fest ſeyn ſollten. Doc) immer ein merfwürbiges 


Zeugniß. ft vielleicht. hebraͤiſch ſo viel als’ ſy⸗ 
vifch: fo müfte man das hehe Alter der ganzen, 
forifchen Verſion M. T. in Zweifel ziehen. — 
So ifts gewiß‘ ©.98. fehr -unverftändlid),, ‚wenn. 
von eben diefen Ebioniten gefagt it: fie machen 
die Geheimniſſe der chriſtlichen Kirche 
gleichfalls von. einem "Jahr zum andern, 
nad), durch das ungefänerte Brod, wozu 
ſie für den andern Theil nur Waſſer neh⸗ 
‚men. Epiphanius will ohne Zweifel fogen: das 
NPachtmahl halten fie, sben ſo wie die übrigen 
Chriſten, Jahr aus Jahr ein mit ungefäuertem | 
Drod, aben zur andern fpecies nehmen fie nur 
Waſſer, d.h. fie geben ſtatt des Weins Wafı 
fer.) — Um die Keßerrolle der alten Zeit vom, 
Anfang bis zu Ende unverfürze und unnerflümmelt 
zu liefern, hat der Hr. Prof, R. noch die Sup 
| © kemense Auguftins mit bey diefer Gelegenheit ein« 
gefchaltet, welches wir ſehr billigen. Denn nun 
kann man: die ganze Haͤreſiologie in der Kürze 
überfchauen ‚ und man wird allerhand Betrachtun 
gen über die Genealogien und Verwandſchaften 
= Voitheen und Selten über ihre. er 
Be a anſtel⸗ 


— 





J 0. u 
. site und oter Dyel. N 37. en 
anſtellen Finnen: man: wird finden; Daß dort man⸗ 


ches. Ketzerey heißt, was jetzt Wahrheit iſt; 
daß manche Säge umd Beſtimmungen bort-geger 


ben und genehmigt werden, die man in unfern ' 


Zeiten für Heteroborie und Neiierungen. ausgeben... 
würde; daß endlich jedes Zeitalter feine Eigenhei⸗ 
ten in Bekenntniß ober Verwerfung mancher Lehr⸗ 

‚ punkte hat und Polemif felten das Mittel war, 
Ketzerehen zu unterdruͤcken. | 

Da man die Bücher des Titus von Boſtra/ 

wider die Manichaͤer in aͤltern und neuern Zeiten 
für vorzuͤglich angeſehen hat, fo iſt auch aus dieſen 
ein kurzer Auszug S. 3575 383. gemacht. Ad: 
Zeitſchrift haben fie ohnfehlbar ihren Werth: aber, 
befriedigend zur Widerlegung bes feinern Mani»... | 
chaͤiſchen Syſtems moͤchten fie nicht fenn. — End⸗ 
lich find noch die wichtigern dogmatiſchen Stellen 
aus dem Buch des Didymus Alex. vom h. Geiſt 
angezeigt, das nur nach der Ueberſetzung des Hie 
tonnmus vorhanden, aber, weil die Wermuthung 
entſteht, daß der Veberfeßer fein Original fehr frey 
behandelt und fpätere Vorſtellungen in die Ver⸗ 
ſion eingeſchoben habe, nicht ganz ſicher zur Ge⸗ 
ſchichte dieſes Dogma zu gebrauchen iſt: zum dog⸗ 
matifchen Gebrauch läßt es ſich ohnehin nicht nuͤ⸗ 
sen, da die Exegeſe und Logik des Verfaſſers, 
Gottlob! nicht mehr Mode iſt. — Als Anhang 
finden wir noch eine Abhandlung: uͤber die Phil 
ſophie. der. aͤlteſten chriſtlichen Kirche, (oder Kivr 
chenvaͤter,) Barinnen .berviefen wird, . (mas ohne 
bin fichrbar iſt, ) daß fe ee waren und 


— 


5 u Roͤhler egiht. det Ste. 


- 


R 


von der Philoſophie Gebtauch machten ; E ſie 
aber nicht grade zu Einer Parthey oder Schule ſich 
wendeten, ſelbſt zum Plato nicht, dem fie doch am 


Er haͤufigſten folgten und am meiften ſchaͤtzten. Die 
.Sache iſt klar, aber zu kurz abgebrochen: und 


wo iſt je ein wahrer Doliofepp arg bei. Spitem 


. . ſeiner sis treu geblieben — 5— 





⸗ 


4 
/ 
\ V.. 


er Zoleranı und Sewifend 
freyheit, und die Mittel, beide in ihre 
; . gehörige Grenzen zu meifen, den, Beduͤrfniß 
fen unfrer: Zeiten gemäß, von Carl Anton Ernft 


Becher. Der 1781. bey Chriſt. Friedr. 
Himburg. 


Lesen, fo vieler mit und ohne Bitrerfeit < ger 


führter Streitigkeiten, Ertäuterungen und 
Gegenerläuterungen , Beweile-und Widerſpruͤche 


| iſt die Sache der Toleranz immer noch nicht genug 
entwickelt und aufgeklaͤrt, und bie. vorliegende 
Ettreitfrage weder entſchieden, ‚noch zur Eutſchei— 


dung hinlaͤnglich gereifet. Beyde Partheyen find 


ſichtharlich ſowol in den Grundſaͤtzen ſelbſt, als 
auch deren Anwendung zu weit auseinander; bie 
eine fordere viel, die andre will wenig zugeftehen, 
km ziehe Die regen weiläufiig. and nn Bauen De 








, ‚ ' 
’ \ ° I 
D , . fl 


— Weher übe Siiamn⸗ 3 
Umaunungen, ‚ bie ke im Wege neh, nieder, 


dieſe bindet ſie ſorgfaͤltig wieder zuſammen und 
ſtedt fie fo enge, daß nur für fie allein Raum dar⸗ 


innen iſt. Verſchiedenheit der Denfungsart, das. ° - 


getheilte Intereſſe, entweder feine Abweichungen 
zu rechtfertigen oder ‚feine Intoleranz zu vertheidi« 
gen, Leidenſchaſten, bie in dem Eifer für Wahr«, 
heit und Gottſeligkeit ſo meiſterlich und ſcheinbar 
Entſchuldigung ſuchen und finden, alles wirkt bier 
zuſammen, Bas Ziel zu verruͤcken und das Licht“ 
der Wahrheit zu verdunkeln. Und doch, mer 
wollte nicht in der Kirche Ruhe und Friede, Eir / 
nigfeit Im Geiſt und gegenfeltiges Wohlwollen, die 
dem Geiſt bes Evangeliums fo gemäß find, auge ' 
gebreitet, wer nicht das unfefige Streiten und 
Verdammen, den Sektenhaß und ben Sefteneifer, . 
der fihon won. jeher fa viel Unheil angerichtet hat, . ! 
und dem es noch itzt mehr an Kraft zur Ausfühe 
rung. als dn gutem Willen mangelt, aus ihr ver« 
bannet wuͤnſchen? Wie anders aber iſt dieß zu er⸗ 
warten, als von gegenſeitigen Aufkfaͤrungen uͤber⸗ 
haupt und beſonders von dem Grund, den dieſe 
und jene Lehren in der Schrift haben, und von 
dere Wichtigkeit ; bie ihnen zur Beſſerung und Ber _ _ 
ruhigung Darf bengemieffen werben? Sen es im⸗ 
mer ſchwer, Die richtigen Grenzen zu treffen, daf 
weder die Einigkeit der Lehre aufgeopfert,. noch 
auch der Forſchungsgeiſt unterdruͤckt und alles 
Fortſchreiten in ber Erkenneniß gehindert werde, 
unmöglich wird es darum doch nicht ſern. Und 
k mehrere w im Geift der ee und der - 
35 j se 


| 60 ” a Ye über & Sinn. | 
"Siebe, ohne beißige Zankhucht und techthaberiſchee 


Eigenduͤnkel, zur Unterſuchung vereinigen, um 


| „ befto mehr Faun man ‚hoffen, daß das Licht: der 
Wahrheit die Nebel endlich zerſtreuen werbe, Die 


ihren, Glanz. noch unfern Yugen verhüllen. Gel 
he beſcheidene und unbefangene Unterfuchungen . 
verſpricht uns auch Herr Becher in vorliegendem 
Buche, und fo haben wir fie auch gefunden, Sie 
verdiene fomol Dank, als aufrichtige Prüfung 


von allen, Denen bie Sach⸗ ber Toleranz ſo wich- 


tig ift, als es ihr Werth und-ihr Einfluß auf Das 
Beſte der Menfchheit erfordert. Unfere Leſer wer⸗ 
den eg uns wenigſtens ‚gewiß verbanfen,. wenn 
wir fie mit dem Werth. diefes Buchs näher bes, 
"Senne. machen, und ihnen dadurch, Gelegenheit ge- 
ben, die Einfichten des V. in ber chriſtiichen Res 


ligion, feine. Wahrheitsliebe und. Freymüchigfeie 


mit uns hochzufchägen, Die Einleitung ftellt eis - 


| gen Eurzen Entrourf der Vorzüge unfrer Tage vor 


ben vergangenen Zeiten in Anſehung der Duldung 
dar, bemerft aber quch zugleich fehr-richtig, daß 


u im Oanzen bier und da noch genug Intoleranz 


berrfche, Daß viele ganz von ihr niches wiffen wol⸗ 
len, ober doch wenigftens wider fie fehr eingenom⸗ 
"men find, daß des Kopffchürtelng ‚und hämifchen - 
_ Aufpaffens, bes Verunglimpfens und Verdam⸗ 
eng fein Ende wird, wenn etwa jemand bie 
Gründe. der fogenannten Neuerer wichtig finder, 
oder in den Verdacht kommt, als ob er vom herr. 
ſchenden Lehrbegrif abweiche. Der ganze Streie 
zwiſchen den Lelerenten und Jotolerenten haͤngt, 

x . wie 


m " ‘ ⸗ 











Veche ber Toben, 461 


wie er glaubt, "(ame aber hicht ſcheinet) groͤſten⸗ 
theils von der Verwirrung der verſchiedenen Arter 
der Toleranz ab, daß öfters zu einer etwas gerech⸗ 
net oder von ihr Anegeſchloſſen wird, was eigentlich 
nicht zu ihe dehoͤrt, oder worinnen ihr Weſentli- 
es fürnehmlich beſteht. Er hofft alfo-durdy- Abe. 


fonderung: und Beſtimmung der hieher gehoͤrigen nn 


Punkte feinen Zweck am ficherften zu erreichen, 
Erſtes Hauptſt. Vom Verhaͤltniß der- Toleranz: 
zur Gewiſſensfreyheit. Dem erſten Anblick nach, 
auch nach den Geſinnungen vieler ſcheinen beyde 
ſehr non einander verſchieden zu ſeyn. Gewiſſens⸗ 
freyheit geſteht man jedem zu, die Toleranz aber 
ſoll in engere Grenzen eingeſchloſſen ſeyn. Dage» 
gen behauptet er, daß beyde in eind ‚zufarhmenflöfe. . 
fen, und jene ohne dieſe nicht ſtatt ſinden koͤnne. 
Die Gewiſſensfreyheit befteht. eigentlich in dem 
‚ungefränften Vorrecht, in Sachen der Religion. 
nichts zu glauben und anzunehmen, . von 'beffen 


Wahrheit: und Gewißheit man nicht nach feinem - 


beften Wiſſen und Gewiffen überzeugt iſt. Kein 
Menfc kann den andern verpflichten, das für 
wahr zu halten, wovon es ihm noch an hinlaͤngll⸗ 
cher und ſicherer Ueberzeugung mangelt. Alles 


was Menſchen in der Abſicht chun koͤnnen, komumt 


einig und allein auf-bie Staͤrke der Gruͤnde und 
Gegengründe. an, die fie den Einfi chten und Ueber⸗ 
zeugungen anderer ‚entgagenfeßen , und ſie dadurch 
Zur Aenderung vermögen. Fallen fie ihnen bey, 
fo widerfähre hnen daran kein Unrecht; geben fie - 
(onen aber er nicht nal) weil es ihnen entweder noch 
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62 Becher über SE 


an einteuchtender Kraft für fie fehlt, oder fie bie 
iheigen für beſſer und gegründeter haften, ſo kann 
es ihnen auch nicht verraehret werden. Jedem 
nun diefe Rechte der‘ Gewiſſensfreyheit ungeſtoͤrt 
und ungehindert "genießen laſſen, ohne ihn durch 
‚äußere Zwangsmittel, oder zu befuͤrchtenden Nach⸗ 
theil und Schaden zu bewegen, ihnen 'zurentfagen, 
‚mathe eigentfich die Toleranz aus. Beide ſtehen 
in dem genaueften Zufammenhang und verhaften 
ſich als Urſache und Wirkung gegen einander. Se 
weit wird jedermann dem V. willig benftimmen. 
Nun aber wird’ dies von S. 23. an weiter ange⸗ 
wendet, und hier wird manchen zu viel aus biefen 


Srundfãtzen gefolgert ſcheinen. Man giebt, fährt 


er dafelbft fort, zwar bey jeder Gelegenheit vor, 
Als 0b man es jedem frey ftelle,. für fich zu glau⸗ 
. ben, mas er für das befte haͤlt, nur folle er nicht 
‚verlangen, daß man ſich oͤffentlich nach ihm richte, 


| nur ſich nicht anmaffen, feinen Grundſaͤtzen gemaͤß 


zu lehren und zu ſchreiben. Beſonders will man 
dieß den Lehrern ber Religion nicht. vergoͤnnen. 
Für fich dürften fie wol dieſe und jene Privarmei- 
nungen annehmen und ihren Einfichten und Leber: 
zeugungen folgen, nur aber davon Feinen öffentli« 
hen Gebraud) machen. Als ſolche müften fie fich 
nach dem einmal eingefuͤhrten und feſtgeſetzten 
kirchlichen Lehrbegrif genau richten, ohne von ihm 
im mindeſten (nur in Hauptſachen, iſt die For⸗ 
derung des billigern Theils abziweichen, mo fie 
- anders des Borzugs wollten eheilhaftig ſeyn und 
i Beiben, re ber kirchlichen Parthey abzugeben, 
zu 


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eher ber Toleranz. 363 


zu der fe e ſich einmahl hieiten. "ie nun haͤlt 
er mit dem ungeſtoͤrten Genuß der Rechte der Ge⸗ 
wiſſenofreyheit ganz unraͤumlich. — Dieſe ſchließt 
offenbar bie Freyheit in ſich, ſich i in feinem geſam⸗ 
ten aͤußerlichen Verhalten nach. feinen religiöfen 
Einfichten und Meberzeugungen. zu richten, und ben 
‚Gebrauch ‚von ihnen zu machen, ber einem jeben . 
der beſte, nüglichfte und zweckmaͤßigſte zu en 
ſcheint. Ihn nicht durch Macht der Gründe, ſon⸗ 
bern burch ‚gewaltfame Mittel. daran zu .bemmeh 
ſuchen, würde den Namen der Intoleranz mit . 


Höchftem echt verdienen. (Allerdings, werben‘ - 


die Gegner ſagen, ift es erlaubt, feinen Einſich- 
ten zu ‚folgen, auch öffentlichen Gebrauch). dayon 

zu machen, daß man fie gehmlich in Schriften de 
fentlich zur Prüfung und Belehrung darlege, Auch 
verabſcheuen wir es, Andersdenkenden Gewalt, 


und nicht Gruͤnde entgegen zu ſeen. Nur das u | 


koͤnnen wir nicht billig, finden , daß ein $ehrer, d 
nicht in Nebenſachen ,oder in yerſchiedner Lehrart, 
ſondern in Hauptwahrheiten von dem eingeführten 
Lehrbegrif abgeht, feiner ‚Gemeine wider ihren 
Willen feine Einfigten aufdringe, Die Gemeine 
hat doch unftreitig gleiches Recht, ihren Ueberzeu· 
gungen zu folgen, ſo lange fie nice von ders Ger 
gencheil überzeugt ift, Run haͤlt fie den singeführ« 
ten Sehrbegrif für wahr, und. will ihn getreulic) 
Fortgepflangt wiſſen, läßt ſich. auch ſolches von ih 
“rem Lehrer verſprechen, wie koͤnnte ſie denn, ehe 

fie eines andern belehret iſt, davon abgehen? Wie 
wenn nun ein sehen. auf irre ie Meis 


num‘ 


1 2 


— * 


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36 eher übe <umäny Bu 


nungen veeffiele und’fi ch nicht aberzeueh ließe, ſoll. 


te man es ihm auch deswegen geſtatten, weil es 


ein Recht der’ Beriffensfrenhelt: iſt, nad) feinen 


VUeberzeugungen zu beiden? Ja wenn ein Lehrer 
lauter fo erleuchtete Zuhörer hätte, bie feine Leh⸗ 


zen nach Schrift und Vernunft prüfen, und ihre 
Nichtigkeit ober Falſchheit beurtheilen könnten, 'fo 


J moͤchte er ungeſtört ſeine Meinungen vortragen, 


wuͤrden, wenn fie aud). nicht erbauet wuͤrden, 
och wenigſtens dadurch nicht irre gemacht und 


von ber Wahrheit abgeführet werben. Was aber 
kkoͤnnte nicht der gemieinen, unerfahrnen- und unge⸗ 


J — 


Abten Menge aufgeſchwatzet werden, wenn mian 
bie Gewiſſensfreyheit fo. weit auddehnen woͤllte?) 
S. 24. Wie man bieſe Freyheit jeder diſſentirenden 
Parchey und. ihren eingelnerl Mitgliedern zugeſte⸗ 
hen muͤſſe, ‚fo muͤfſe ſie auch jedem Lehrer zufom« 
men, ſonſt wuͤrden fie entweder" verſtellte Seuche 
ler, Ober wohl gar vermummte Boͤſewichter abge: 


" ben, der allem eignen Forſchen und Denken in 


, 


x 


Religionsſachen entſagen, und unvernuͤnftige Nach. 
beter abgeben muͤſſen. (Diefer Fall ſcheint doch 
mit dem gegenwaͤrtigen nicht gleichartig zu ſeyn. 
Dort iſt von einer Parthey die Rede, die ſchon ei⸗ 
nen Lehtbegrif einſtiinmig mit ihren Gliedern hat, 


hier iſt der Fall, daß‘ die Gemeine einen andern 


bar, als ihr gehrer. Auch wirb dem Lehrer das 


Recht, fuͤr ſich ſeinen Ueberzeugungen zu folgen, 
niche ſtreitig gemacht. Noch weniger foll-er fich 
des eignen Forſchens und Nachdenkens entſchlagen, 


nur 


“ oder fine Ueberzeugungen vrheinlchen, ſoudern 








. ” 
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im Grunde die Kirche ausmacht, mag er fie im« 
mer in ährer ganzen Klarheit darftellen, um da- 


Becher über Tolerang. se 


nur ſebbige niche ſogleich der unberichteten Menge 
vortragen. Dem erleuchtetern Theile, der doch 


durch ihren Beytritt zu erlangen, und fie fuͤr die 


Wahtheit zu gewinnen ſuchen.) 5.25: Daß fol. 
che dadurch aufhoͤrten,“ Mitglieder ihrer. Kirche 


zu ſeyn und zu bleibe, wird mehr vorausgeſetzt, 
ols bewieſen. Sie iſt keinesweges berechtigt, uch. 


ihnen etwas Unmoͤgliches fordern7 ſie muͤſte 
denn auf das Unſchaͤtzbarſte aller Vorrechte Inge 
Verzicht ehun, daß ihre Lehren einen Gegenftanb. 


der Unterfuchung ausmathret ‚und auf wahrer 


Ueberzeugung beruhten, ſondernbloß· auf "gie 
Gluͤck und mit blindem Beyfall mauſten ängenont- 
men werden. Selbſt die römifche: Kirche konnte 


rd 


durch den unnatürlichften Zwang det Verſchieden ⸗· 


heie der Meinungen nicht vorbeugen. (Hiebey 


kommt es wohl auf die Beſchaffenheit folcher Ab⸗ 


weichungen an, ob fie ben Hauprtwahrheiten des 


Chriſtenthums entgegeh find oder nicht, db dabey 


der Endzweck der Kirche, die gemeinfhaftliche Er- 


bauung erreicht‘ werben fann, ober richt: Es kann 
doch niemand mit Nußeit eineh Lehrer abgeben, 
wenn es ihm an dem Zutrauen feiner Gemeine 
fehlt.) ©. 27. Auf die Benermung ber einzigen 


wahreh und allein ſeligmachenden Kirche fommt - 
es dabey nicht an. Jede Parthey haͤlt fo von fih. 


Freylich kann es nur eine einzige wahte, allein ſe— 


ligmachende "Religion "geben, wie e8 mır einen‘ ' _. 
Sort, und alſo auch nur eine Arc und Weife giebt, 


nach 


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366. Bedheeiber Tolerang. 
nach feinem Wohlgefallen zu ftreben, und ſich del 
‚fen verfichert zu halten. Aber. alle Religionspare 
thehen koͤnnen an ihr, vbgleich Auf verſchiedne Ark 
- Antheil haben, eine mehr, bie andre weniger, eis 
‚ne reiner, die andre mit mehr menfchlichen Zuſaͤ⸗ 
gen, Eindildungen und Erfindungen. vermiſcht. 
Es Finnen, fünf, ſechs und mehr wahre chrifttiche 
KKirchen ſeyn nachdem man ihren Begrif bes 
timmt einfchränke oder ausdehnt (Wie wahr! 
Oder darf irgend eine, auch bey aller. ihrer Vor⸗ 
aͤglichkeit, behaupten, daß. fie die hoͤchſte Moll: 
Fommenhelt fchon erreicht habe?) S.29. Hören 
„ober Sehrer nicht auf, ungeachtet der Verſchieden⸗ 
hetlt der Meinungen, -" Mitglieder ihrer Kirche zu 
ſeyn, io koͤmien fie eben fo wenig, dadurch unwuͤr⸗ 
. ‚dig erben, Lehrer der Kirch Eh ſeyn und zu blei⸗ 
ı“ben, zu der fie fid) halten, - Es kann ihnen fogar 
nicht verwehret werben, nach Ihren Einfichten und 
Ueberzeugungen zu lehren und fie öffentlich bekannt 
‚zu machen. .. Der Lehrer iſt Doch verbumben, feine 
. ‚Zuhörer nach feinem beften Wiſſen und Gewiſſen 
‚zu untermeifen De er nun unfehlbar feine Ein⸗ 
‚fichten Dazu für beffer und zweckmaͤſſiger haͤlt, fo 
iſt es für ihn eine Gewiffensfache , fie zum gemei- 
nen Beften bekannt zu machen. . Und’find nur 
Diejenigen, bei) denen er bas Lehramt verwaltet, 
oder die es ihm anvertrauet haben, damit zufrie- 
den, fo kann es ohne Bedenken gefchehen. (Es 
ommt alfo doch auf die Perfonen ah, bey denen 
0... ‚er das Lehramt verwaltet, ober bie es ihm aufge⸗ 
en tragen haben, Verſteht man barunter die Gemei⸗ 
et W en ne 


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Beher be ka 2367 
ne im Gängen, wie will man von: ihr; * fie im . 
Nachdenken, in der Beurtheilung richtiger Aus.· 
legung fo- ungeübe iſt Prüfung erwarten, oder 
es auf ihr Urtheil, dag oft von den geringfügigften 
Umftänden gefeitet wird, anfommen läffen? Meint, 
man-aber Damit, wie der U. fefbfi nachher F u 
bloß bie Einfichsigften und Vernuͤnftigſten, | 
wird. es alfo doch immer das ficherfte ſeyn, fie raR 
öffeneliche Schriften. zur Ueberzeunumg und Ein 
ſtimmung zu bringen. ‚Wie nun aber, wenn bie 
Borgefeßten des Lehrers, die ihm fein. Amt auver⸗ 
trauet haben, ſich nicht uberzengen koͤmen, wenn 
ſie bey ihren vorigen Meinungen verharren, und 
ſelbige für beſſer und nuͤtzlicher halten? Hat da 
nicht der Lehrer nach feinem Gewiſſen genug: ges | 
than, daß er. ihre Aufmerkſamkeit angeregt, und " 
die ihm vorhanden ſcheinenden Mittel aufgedeckt 
bat? Muß und darf er ist noch den Streit ton 
der Kanzel vor die Gemeine bringen, und gleich" 
ſam die Aütoritaͤt der Unerfährnen der Autoritaͤt 
der Erleuchtetern entgegen fegen? Wäre er ſchlech⸗ 
terdings ein Heuchler zu ſchelten, wenn Wr, nach⸗ 
dem feine Verſuche der Kirche zu mehrerer Volle 
kommenheit in ber Erkenntniß zu verhelfen, mißs 
lungen find, nım zwar feine abweichende Einſich⸗ 
ten weber verläugnete, noch auch fein Betragen 
für ſich darnach zu richten unterfieße, Doch aber 
öffentlich ‚ben. eingeführten Lehrbegrif beybehielte? 
Oder müfle er entweder. fortfahren, andere zur Ue- 
mung .mit ihm zu bewegen, ober Kirche 
mb Seheftuhl verlaffen? Der Hr. B. empfiehlt 
Doderl. Bibl. 28,5 St. Aa doch 


* 


4 


- 


268... Weder Wer Eoleanz 


doch ſelbſt dir aͤußerſte Sorgfale, und will, daß 
man mız mt langgepruͤften Einſichten hervortreten, 
ſie weder mit Gewalt, noch ohne Vorbereitung 
aufdraͤngen, auch überhaupt: nicht alles vor die 
große Menge bringen muͤſſe. S. 38. In umfere 


Kirche iſt der Hauptgrundſatz, daß fie alles menſch⸗ 


Uche Anſehen in Glaubensſachen derwirft, und ſich 
außer der Wernunft einig und allein an die heilige 


„Schrift halten will, den fie ſelbſt in ihren ſymbol⸗ 


fiyen Büchern aufgeftellt hat, und deffen free 


. Anwendung und Gebrauch ihr durch fenerliche 


Reichsvertraͤge und Friedenoſchluͤſſe iſt verheißen 


und zugefichert worden. Dieſen Grundfag muͤſte 


die Kirtche verlaͤugnen, wenn fie ein für allemal 
unabweichlich feitfeßen wollte, wie dieſe ober jene 


ESchriftlehre nur muͤſſe gedacht, erkläre und vor. 


getragen werden. Sie kann ⸗wohl ihre Mitglieder 
anleiten und ihnen erklären, wie fie ihre angeſehen⸗ 


ſte Lehrer vom Anfang an und nachher angenom⸗ 


men und verftanden haben. Aber von ihren Nach⸗ 
folgern im Lehramt kann fie ohne Gewiſſenszwang 
nicht fordern, daß ſie ſie gerade unter eben den 
Beſtimmungen annehmen und verſtehen muͤſſen. 
Dieß muß ſchlechterdings von der eignen Wahl und 
Einſicht eines jeden abhangen. Vereinigt er ſich 
mit ihnen, und macht ſich wohl gar nach vorherge⸗ 





gangener Ueberlegung dazu anheiſchig und verbind⸗ 
lich, fo widerfaͤhrt ihm alsdenn fein Unrecht. 


- Wird er mit der Zeit anderes Sinnes, fo muß es 
ihm eben fo wohl frey ſtehen, ımd er fo gut, wit 


jener, oder ſo lange deſſen Uebergeugung dauert, 


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einen -Sehrer, in. ihr abgeben - konnen. 60 Zramer, 
dünftung, muͤſte die, Genehmigung feiner Kirche 


‚mit dabey fern.) ' Benin viele oder die meiſten 


Schrer, die mit benen, bie in ihe bie. geießgebew 


de Macht in Händen haben, eigeutlich die. Kirche 


ausmachen ‚ mit einander eins werben, dieſe oder 


jene Vorſtellungen fahren: zu. laſſen/ ſo tanmm ihnen 


dieß von andern nicht gewehrt werben, wenn es 


nur die, die eigentlich die Auffiche:barüber haben 


geſtatten, oder es ftilfehmweigend genehmigen, und 


bintängliche Gründe dazu vorhanden find. Sonſt 
wuͤrde die Kirche ihre geſchickteſten Lehrer verlieh. 


ten, und biefe neue Partheyen zu fiften vermüßt- 


get werden. (So muß jebe Verbefferung anfan _ 
gen und fortſchreiten. Ueber ber Binigkeit der 


Lehre ſoll die Wahrheit nicht verlohren gehen, 


denn was waͤre ſonſt das Eigenthum der Kirche 
worauf ſich ihre Lehrer bruͤſten, und deren Beybe⸗⸗ 
haltung fie mit fo viel Eifer vertheidigen, ale.cn 
berjährter, vom. Großvater auf die Enkel fortges 


— 


erbter einfoͤrmiger Irrthum? Damit aber niche — 


eine Fluth unreifer Meinungen nach der andern die 


Kirchen uͤberſchwemme, und alle Uebereinſtim⸗· 


mung und gemeinſame Erbauung za Grund gehe, 
fo fen es das Gefchäfte erleuchteter und rechtſchaßf⸗ 
ſener Lehrer, erſt gemeinſchaftlich zu prüfen und 
das Wahre voni Irrigen zu ſcheiden. Wird es 


dann von mehrern gebilligt, als wahr und heilſam 
und ſchriftgemaͤß befunden, dann erſt mag es mit 
der noͤthigen Vorſicht und ohne polemiſches Ges 


uiſd —* —* werden. : Dieß iſt jeßt 
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Boa. 


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"zum fo diel nochiger, da die entſtandenen Streicig 


= Seiten. meift’febe.(pefulatitee Wahrheiten, wo jede 


Parthey Schriftgruͤnde vor fich haben will, ja: wo 


ft‘ bie Sehrift fefbft nicht deutlich entfcheider . be- 


treffen.) S. 45. zeigt er ſehr einleuchtend, daß 


die von dem Gegeneheil angefuͤhrten Fälle, daß 


man ja auch /einen lutheriſchen Geiftlichen Feiner 


1D rathoiiſchen oder indiſchen Gemeine vorſetzen duͤr⸗ 


‘fe, nicht hiehrr paſſen, weil hler eine Verſchieden⸗ 


8 


heit in Hauptlehren obwaltet,,. fd aber bey gegen 


“ wärtigen. Sitreitigfelten ber Fall nicht if. Wie 


E aber, wenn doch daruͤber das Eigenthum ber Kir 


he, wodurch fie ſich von andern unterſcheidet, ver⸗ 
aͤndert und denen vorenehalten wird; Die zu deſſen 
Annehmung und Befenntniß.mit einander überein 


gekommen find? Hierauf antivortet er-, daß es ja 


doch nicht unrecht ſeyn koͤnne, feine Einfichten mic 
beſſern gu vertauſchen. Und wenn es die, fo es 
angeht, gufrieden find, wer Fan es ihnen meh 
ven, ‚oder ihnen ihren Zehrer rauben? Dean Män. 


gel bleiben ja doch in jeder Kirche möglich — und 
ver foll fie entdecken, wenn es nicht ihre Lehret, 
die zur Ausbreitung, der Wahrheit berufen find, 
hun? Diejenigen bie züerft den gemöhnlichen Sehr- 
vegrif feſtſetzten, waren doch auch Menſchen, die 


irren fonnten und ſich anch keine Untruͤglichkeit ans 


maßten. Das zweyte Hauptſt. Bon der Ein. 


theilung der Toleranz nach ihren. verſchiedenen 


 MBeranteffangen und Gegenſtaͤnden, enthaͤlt eine 
gruͤndliche Unterſuchung über ben Urſprung der 
VWVerſchiedenheit der. religiöfen Meinungen. , Er 


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M eitth In Pont nt Hi Kran in | 


bie bürgerliche, welche entweder. allgemein oder 
bloß chriftlich ift , in Die kirchliche und bie. adiophos 
eiftifche: (ſo bloß. die Adiaphogg gugeht,) ein. 
Don diefen Arsen der Toleranz wird yım-im drit. 
ten Haupeſtuͤck in pie: Abhſchnitten befonbers gehan⸗ 
delt. Die bürgerliche Toleranz bat es mit buͤr⸗ 
gerlichen Rechten und Worzägen zu thun, zu der . 
nen noch öft bie.äußern. gartesdienftlichen hinzufon, 
men. Die gemeinfte Aug bavon ft; wennalle 
Keligionsparthegen an ben allgemeinen geſellſchaft. 
lichen. Rechten Antheil haben, Schutz, Ruhe und 
Sicherheit genießen ynb. von niemand in Ausg 
bung der Religion gehinbert werben. - Haben fie 
zugleich an Ehrenaͤmtern und andern Vorzuͤgen, 
Antheil, fo ift es eine hoͤhere, unb die höchfke, werg 
fih in einen Staate alte gleich find, Wenn —A 
einem Staate alle Religionspartheyen unter einan 
dev Wahrheit. und Seiigkeit in gewiſſem Maaße 
jugefteben,, fo macht bieß die allgemeine Toferang _ - 
aus. ¶Aber Day iſt ja eben ber Darsifularismus, 
den man fich ſo ungern Tauben laͤßt. ‚Extra eccle,. 
fiam nulla falus , banfen die meiſten, penn fie eß 
auch den Catholiken niche oͤffentlich ee 
Süßre denn ober bies.nicht zum Indifferentismus 
Nein, fagt er S. 99. hen es bar nick 6 bie Mei⸗ 
nung, Daß fie einander alle einerley Eirad von 
Gate und, Wahrheit zugeſtehon ober als Mit 
glieber ihrer rien Parehen. anfı mäften, ” 
Jede Darf düre Vorzuͤge erkennen, Shägen und 
auczubreiten Bat ur bat 173 gr, ms * 


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re Veta über Tat: Dr 


De len fie: gaibe, daß fie ‚ihnen nicht PT aAgen 


wären, als ihr, nicht ganz als falfch und irrig 
verdammen. Wo Wahrheit iſt, da bleiben auch 
die Folgen derſelben nicht aus, wenn fie gleich nicht 
ſo ausgebreitet und groß find, als fie außerdem 
ſeyn würden. " Dieß wird chrißliche Toleranz, 
wemn ſich chriftliche Kirchenpartheyen eine Wahr- 
heit imd Seligkeit in hoͤherm Grabe, fo wie fie 
nur durch das Chriſtenrhum moͤalich iſt, der un- 
ter "ihnen herrſchenden Verſchiedenheit ohngeadhtet, 

egenfeitig. zufchreiben. Auch hiebey wird ber 


orzug einer hrifttichen Kirchenparthey vor ber | 


ändern hicht gelengnef. ° Eine ober mehrere koͤnnen 
mehr chriftfiche Wahrheit und Seligkeit als bie 


Abrigen genießen — aber auch ein geringerer und 


ünvollkommnerer Antheil an ihr iſt doch beſſer als 
gar keiner und darf mit der gänztichen Ausſchlieſ⸗ 
" fing von / ihm rücht vermenget werden. Bey ber 
kirchüchen Tolerariz kommt eg (S. 114.) nicht zu⸗ 
hächft auf buͤrgerliche und äußerlich "gorteshienftfi« 
abe Rechtẽ und Vorzüge, auch nicht wie bey der 
-allgerheineh: und chriſtlichen Toleranz, bloß auf 
Wahrheit: und’ Seligkeit, aber felbft auf chriftfiche, 
Wohrhelt und Seligkeit an. Sonſt haͤtten dieje- 
nigen Recht, die behäupren, daß man einen jeben, 
der nur Wahrpäit überhaupt, oder doch wenigſtens 
chriſtliche Wahrheit zur Seligkeit lehrte, für ein 
Mitglied ſeiner kirchlichen Geſellſchaft halten mü- 
e. Kirchliche Wahrheit und Seligkeit, das iſt 
ſolche und In dem Graͤde, wie fie ir jeder kirch⸗ 
lchen Varthey überheipe, ug} undb gewöhnlich 
iſt, 


8 





| gehe de —X m 
if, madhe dep: ber firdichen Aoferanyıdas Ben 
fentlihe.aus. - Mer fie, in der Maaſſe Hat, als, 
es ihr eigentlich zukommt, Der muß für ihr Mit⸗ 
glied gehalten, und aller. davon abhangenden Rech⸗ 
te und Vorzuͤge theilhaftig werden. (Wer el 
aber hier entfcheiben, die Kirche: cher: jedes Mite 
glied derfelben fetbft?) Verſchiedenheit der Mein 
nungen kann babey wohl ſtatt haben ‚‚merm fie nicht | 
Wahrheiten betrift, die mit ihren Hauptlehren in. 
nottzwendiger Verbiadung ſtehen, ober wenn ſie 
nicht auf die kirchliche Soligkeit vom nothwendigen 
Einfluß ſind, oder dieſe auch ohne ſelbige eben. fa 
wohl oder noch mehr Fönnte erreicht: werden. Auf 
dieſes legte legf der Hr. V. ein befonkeres Gewicht, 
weil doch der Werth jeder Wahrheit, von bermäcl 
gen auf die Ruhe und das Gluͤck der Meuſchen a» - ·· 
hängt, und ſchließt foldje davon aus, bey denen 
es cheils noch wichtigen Zweifeln unterwerſen if;  - 
cheils nicht bis zum Anſchauen gewiß gemacht wer⸗ 
den fa, ober die es mr für einige, wicht. für 


ale pub, —— — u 





——— — Ye," 
auch ſelbn dag bleßa — ‚anf; bin: € 
a —— Ag en 


N, 


0 Beben 20 
wenn es isch nicht iegemathe ik; bee dem’ 


- 
⸗ 


men werden. Ueberlaͤßt man nun dieß einem je⸗ 
. ben, beſonders aber Denen, die vorzuͤglich bau | 
aufgelegt find, erkennen ſie fic für Mitglieder ei⸗ 


"aber in:allen-verfehiedenen Nebenſtuͤcken mit einan- 


x 
’ I 


wahren Sinn derfelben gemäß iſt, und im eigent«: 
lichen oder uneigentlichen Verſtand muͤſſe genom⸗ 





ner Geſellſchaft, die wohi in der Hauptſache, nicht 





der uͤbereinſtimmen, fo übt man kirchliche Toleranz 
aus. Daxs aber an der Kenntniß allein nicht 


genug iſt, und. öfters viele Bedenklichkeiten ben 


der Ausubung vorwalten, ſo muß ven allen dieſen 


. Arien der Toferanz Die Moͤglichkeit, Nothwendig⸗ 
keit und Nußtzbarkeit erwieſen werden. Dies ge⸗ 


ſſchiehet in dem vierten Hauptſtuͤck in vier Abfchnite 


⸗ 


"ten Der erſte Abſchnitt erweiſet es von der buͤr⸗ 
gekelichen Toleranz. Möglich iſt ſie, denn fie fin⸗ 





Du ja in vielen Ländern ſtatt, nothwendig iſt fie 
zum Zwoe der buͤrgerlichen Geſellſchaft, da fie ber 
von Möeglieder in Siebe und’ Eintracht vereint, und 
alle Bedruͤckungen uhb Eingriffe ‚ alle Beranlafe 
ſungen zum · Streit und zur Eiferſucht aufhebt. 


Ihr Mugen iſt damit zugleich erwieſen, auch bes 


wens allgemein anerkannt, wie die Beyſpiele groß 
ſer Reiche md ıdie neueſten Verordnungen unfers 
abnen Joſephs deutlich an den Ta legen. Der 


jweite Abſchnitt beweiſet es Yon der allgemeinen 


Toleranz. :; Alle Partheyen erkennen doch, daß ein 


Sott ſey, der Die Menſchen und die Welt gemacht 


bat, wer Fire Wohl ſergt, der auf ihr Thun 
and. laſſen Acht· hat, der day" Gute baohnt anb 
Kin — das 


NVecher über Solranz - "ag | 

aa Bofe beſtraft, und auf dies Sehen einen Zug 
Rand der Vergeltung folgen laͤßt. Michin it über 
al Wahrheit und’ Wahrheit zur Seligleit, ob⸗ 
gleich mit Irrthuͤmern gemifcit,- und folglich auch 
weniger wirffam.. Doch wird · babuxch (fmes 
auch in mindern Graben) Beitusuin und Liebe zu 
Gott erzeugte: Wenn nun Verſicheraing der gött: 
lichen Gnade; Beſſerung des; Sehens, -Hofnung 
einer felgen Unſterblichkeit die Erförbemiffe zur 
menſchlichen Seligkeit ſind, ſa muß man zugeſfe 
ben, daß es Beiner Purthey Gans an dieſen Kante 
niſſen fehlt — wenn fie gleich ungleich geringer 


als im: Chriſteuchum ſind. Gebr einleuchtend 9— 


wird von S. 195. an gezeigt, wie dies mir Der Di 
bil. uͤbereinkommo, und daß die Stellen, die * | 
— ſcheiven bloß von a ber — 


4 Eier übergeben, weun nur dr ui 
— gerettet find, ner fin. “on Dee 





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| ne. veber Aber —R 


web. “ fine wer wo N fange die 
Welt ſreht. 
5Da es eine der serbeblichfien. Bebenftichfeiten 
wider ‚die. Möglichfeis der ſo nothwendigen ‚und 
vordheilhaften Toleranz uͤberhaupt, und Der palicie 
ſchen mar kirchlichen infonberbrktäift,,:daß man wer« 
gibt, als oh ſie ſich mit den politiſchen und kirchli⸗ 
hm Einrichtungen, und Verfafſungen der Laͤnder 
Aumd Kirchenpartheyhen nicht vertrage, und von ihr 
eben. bie: Zerruͤttungen zu hefuͤrchten ſehn die 
man gewoͤhnlich der Intoleranz Schuld aibe, fo 
ſcht er dieſen Anſtoß im sten Hauptſtuͤck Von 
der Uebereinſtimmung der mancherley Arten der 
Toleranz: mit den Geſetzen des Stoats und der 


Kurche? u hehen Der erſte Abſchnitt bewelſet 


deren Ueber einſtimmung mit den Reichsgeſetz⸗n. 
Unter dieſen verſteht er ganz richtig auffer den 
Aland; -Reichsabfchieben md gewoͤhalichen 
er beſonders deu Praffänifchen Ver⸗ 

‚ nebfl.dem darauf erfolgten Retigionsftichen, 

—* ft phaͤliſche Friedenainſtrument und bie Lal- 
ſerliche Wahlkapitulatien. Ja gefehr auch, daß 
28 Wohl. des Staats und. der. Kirche eine Wer, 
Önherung darinnen nothwendig mashte » ſo koͤnn⸗ 
dem Die Etoͤnde des Reiche. umter Concurrirung Der. 

| — utereſſirken· Mächte auch das thun, falle 
nr Sieſen neuern Bufägen.chen Pas Anſthen uud 


eh ie —* —* von diden herinnen vor 
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Veche aher Doleranx  5e - 
komenden Faͤllen, die Anwendung auf anvbere, 
die man nicht vorherſehen konnte, "ju machen iſt. . 
Daß aber die Toleranz weder mie dein Religion | 
frieden.nöch dem Heftphälifepen Sinftrüinent fireie. 
te, fenbern baven vielmehr-geforbert,, auch nach 
der allgemeinen. Reichspraris afle chriſtliche Reli- 
gionspartheneh darunfer mit eingeflhlofferr werben j 
iſt ſchr leiche zu erweiſert. ©. 421. Foimmt er auf 
die wichtige Unterſuchung, ob nicht Das. allerhoͤch⸗ 
fie Oberhaupt des Reiche, und die in deſſen Nahe. 
men ‚bandeinde allerhoͤchſte Reichsgerichte "aus 
oberſtreichsrichterlicher Gewalt in dergleichen Re⸗ 
ligions ſachen :mitzureden haben, "und verneint es 
mit. eben fo viel Freymuͤthigkeit als Gruͤndlichkeit. 
Er nimmt feine Beweiſe aus der Analogie der im 
fünften Artikel $. 16.4, feftgefegten Rechte und aus 
der gänzlich aufgehoben geiſtlichen Yurisbiftion‘ 
über Proteftanten. Den der berühmten Claufel 
Art;7. 6. 2. erinnert er, Daß es auf bie Proteflane 
ten ſelbſt ankomme, wen fie für ein Mitglied ihrer 
Eonfeffion. anerfennen wollten; das: nemtiche ſtũn⸗ 
de ihnen auch ſelbſt in Anfehung der Damals durch 
- 6.17. verworfenen Sekten frey, falls nun die chen 
maligen Urfachen nicht mehr vorhanden waͤren, 
oder fie es als das beite Mittel zur endlichen Vern 
einigung enfehen möchten. - Seibſt in Anſehung 
der Lehren behauptet er S.444. darf bie prote. 
ſtantiſche Kirche Aenderungen vornehmen, nach 
dem Sinne des Weſtphaͤliſchen Friedens, in tim 
die endliche Vereinigung der Religionen , die öhne 
Arnderamg nicht erfolgen kann, empfohlen wird, 
En und 


— 


“ 


. ober ſtimmen fie: bamit überein, und auch Die er⸗ 


ehe Bunnnte 


—— in der kaiſerlichen —*E— 
Art. 3. F. 8. zugeſtandnen Rechte, neue ſymboli⸗ 


ſche Bücher zu machen und unter ſich einzuführen. 


Wir können nicht alles auszeichnen, was der Gere 
Voerfaſſer noch in der Folge hierüber und über 
Arte 5. Wichtiges aufuͤhrt, finden es aber gegen⸗ 


waͤrtigen Zeiten ſehr angemeſſen, da ſich manche 


. in blinden Eifer anmaſſen, die Abweichungen · an⸗ 
drer durch Reichsgefege und. Reichshofrathspro⸗ 
‚geffe entſcheiden zu wollen, ober wohl gar Beſorg⸗ 
niſſe gegen ben Weſtphaͤliſchen Frieden daraus here 


zuleiten. Die beſondern Landesgeſetze ſind an 
vielen Orten wider bie Toleranz, und da kann als⸗ 


"denn der Landesherr ohne Einwilligung der Land⸗ 
. ., ſtaͤnde nicht für ſich nach eignem Gutduͤnken erlaus 


ben und buͤrgerliche Toleranz geſtatten. Oefters 


ſtern koͤnnen durch gegenſeitige Bewilligung abge⸗ 
ſchaft werben. Die gewöhnliche Berficherung-der 
meiften Proteftansifchen Zürften ben ihrem Antritt, 


J Serie zu halten· Nechdem er beſtimmt hat, 


alles in Anſehung ber Religion Im pbrigen Zuſtand 


, zurfaffen, iſt nicht darwider, fondern mehr eine 


Folge der Politik, dem Anbringen Paͤbſtiſchgeſinn⸗ 


2er damit auszuweichen. - ater Abfchn. der 


Uebereinſtimmung der Toleranz mit den Kirchen⸗ 


‚ gefegen. Der Hr. Verſaſſer iſt, wie leicht gu er⸗ 


achten, nicht mit ihnen zufrieden fd wie fie ge⸗ 
woͤhnlich ausgeübt werben, und haͤlt fie für unge 


77 gechte Anmaffungen, wodurch fie ihrem Grundſatz 


entgegen handle, ſich allein an Vernunft und 


was 


f 6B . 
Wocha ider Sei, J 38 
was Kircheugeſetze ſind, former S. 88. auf 


das Recht der Kirchen dergleichen zu geben Man 


ficht ſie, ſagt er, gewoͤhnlich, als einr Geſeliſchaft 


an, die dası Recht habe,ſibſt die Bedingnifſe 


vorzuſchreiben, unter: denen jemand: fuͤr ein Min | 


Jin von ihr zu halten ſeh. Das karin aber nit 


Stan ſiaden, wo fir Beinen höherer über forte 


nen." Bam aber. hat;tie chriftfiche Gefellfchafteh 
zen folhen Obern an Chriſto, fie darf alſo, — 


wie fie keines fichtbaren Oberhauptes bedarf, auch 


ju der von ihm erhalten Anweifung keine eigen 


mächtige Zuſfaͤtze machen, da jene ſchon zur Errei⸗ 
chung Ihres Zwecks hinlaͤnglich find, (Es ſttehe 
dech aber der Kirche zu, ihten Lehrern und. Glie⸗ 


dern befanme zu machen, was für rehrwahrheiten u 
fir in der heiligen Schrift beſtimmt glaube, wie ſie 


ſelbige verftehe und welche Auslegung ſie fuͤr wahr 
halte... Dabey aber muß es noch immer frey ſto⸗ 


ben, nach der Schrift zu prüfen‘, ob auch dieſe 
Einflimmung vorhanden, ob nichts verftellt;; nichts a 
verſtuͤnmelt, nichts hinzugethan ſey. Sollten 
ſich da eigenmaͤchtige Zufäge finden, bie aus dem 


Sinne der Schrift nach richtiger Auslegung uner⸗ 
weislich ſind, ſollten ſich Irrthuͤmer, denn Fehler 


— 
> 
. 


it von der Menfchheit unzertrenniich, mit .einges. . 


fhlichen haben, ſo kann die Autoritäe der Kircht 
freplich niemand dazu berpflichten. Aber der an⸗ 


derwutige Mugen der Lehrvorſchriften bleibt dabey 


ungefränft.) Darinnen ſcheint ber : NWerfaffer 
wohl zu weit zu gehn, wenn er aufſer der heiligen 


Schrift gar feine + Bpeue, und. Verpflichtung; | 
N a“. 


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oe u eher übe Sala. 


einem lkiechlichen ahrbegtif zugehen An, weil 
mianñ ſelbigen gemeiniglich einen zu groſſen Werth 
F Siege ;. bie Auslegung der Schrift Dadurch. hinde⸗ 
20, und dey Verbeſſerung ber. etwa nach vorhand⸗ 
aen Mängel den Weg werfperre: (Es it niche zu 
aͤugnen, daß ähnliche Mißbraͤuche haͤufig daraus 
antſtanden ſind, daß man hin und wieder ben 
GWerth ſymboliſcher Bücher viel zu hoch anfchläge, 
2 aber es muß das, nicht nergwendig geſchehen 
Eelbſt wenn bloß die Bibel zur Lehrvorſchrift an⸗ 
genommin wäre, fo muͤſte man ſich ja widerſegen, 
venn ein grober Irrthum, der ihr entgegenflünde, 
7 inzureißen drohte: . Dan muͤſte alfe die Schrift 
erklaͤren, und da iſt des Unterſchied geringe, gb es 
xſt itzt geſchieht, oder ſchon einmal geſchehen iſt. 
. Möchten alſo immer Lehrvorſchriften zur ——— 
der Lehrer und zum Unterricht bes Volks ba feyn, 
wenn. fie nur ‚feine andere Wahrheiten enthalten, 
als welche Elar in der heiligen Schrift ftehen, und 
zu dem gemeingchaftlichen Blauben aut. Se 
aigkeit, gehoͤren, wenn nur nichts beygemiſcht iſt, 
avas nicht mit hinlaͤnglicher Gewißheit aus ber 
Bibel entſchieden werden kann. Was ©.y19. 
wider das Vorgeben, als ob man dadurch der 
Sthriftforſchung feine Grenzen fege,. ©.5a2. uͤber 
ven angeblichen Unterſchied zwiſchen dem Dogma- 
tiker und Exegeten, und ©. 524. über Die nach ei⸗ 
niger Meinung blos ben Academiſchen Gottesge- 
lehrten zu verſtattende Freyheit erinnere wird, iſt 
—8ewiß ſehr richtig, und verdienet fo wie dieſer 
ganze Abſchnitt Die bedachtſamſte Ueberlegung. 
ESESecchſtes 








>, 


Gehſtes Haupeſtuck. Von der Notkröendigfelt 


Toleranz und Gewiſſenrfreyheit in gewiſſe Graͤnzen · 


einzuſchraͤnken. Dieſe Graͤnzen Haͤngen bon: den: - 


a 
.-.. 8 


derſchledenen Erkenntnißquellen und dem Gebraͤuch· 
ed, den fie davon machen, Wahrheit und Setig 


keit daraus herzuleiden· ¶ Je edler und gegründete: · 
diefe find, und je ſorgfaͤltiger und getreuer ſie fe  - 


blge anwenden, deſto mehr verdienen ſie Achtimg 


undtieba Der Verfaſſer geht hierauf ·die mehr vbet 


weniger guölfjen ©ekewatschßipuehlent Tann) Yboraun 


Heverfihicenren Partheyen ihre SReligton: herleicen. 
Siebentes Haupiſtuͤck. Bon den SM 


ss 









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An To 
van; und .Bieroiffensfennheic hi übte gehätige Uremy 


tl 


yon einguſchrantem Dex Werfüffir unteefhelser 


ſalſche und wahro: ‚Unter jene rechnet er zuarft: die " | 


Srffrhung eimes Püchttchen Negrbegeifs, weiP Tg 


Maasgabe Ber Geſchachts chen baburch am melften . 


tung. richtig “giteldefen: und: georbneten Webrautle 
de nf, un eine genaue RUE IN Re 


kiguız des vornehmſten Haubezrunſmes unſred 
Kirche ſich Die ehr wile hetlige Ju.hanui⸗ 
hit der das Studium der Ki 

Doͤderl. Bibl. rn B. St, 3b . 


* 


nn. 


Girdgengefihichte Fehr - 
nügs 


a Beherdde, Toleram 


_nägthh. in Merbigpsing ‘gebracht wirde ·¶ Achtes 
Haupftſthck. Won des: Urſprung und ben Quellen 
daer⸗Intoleranz. Sie iſt eigentlich auf die Ausſchlieſ⸗ 


ſung deffen,, „was wider. Gott.und die Religion iſt, 


gerichtet und archert gch, fa halb. fich Verſchieden⸗ 
heicx in der Religion findet, und: um fa heftiger, je 


wichtiger ſelbige iſt. oder ſcheint, So entſtund fie 


wlſchen dem Judenthum amd Heidenchum, fo. 


gieng fie-in big. Chriſtenthum uͤher, und fo pflanz⸗ 
ta fie ſich Bis: zur; Reforguation und von de auf unß⸗ 


re. Zelten fort. Daß die Unruhen der Kieche und 


die zu ihret Beylegung abgefaßte: Concordienfor⸗ 


wiel das ihrige, dogu beytrugen wergißt der Hr. 


P. nicht zu bemerken. Den Beſchluß macht ein 
heppelter Antzang, ber :erfla, von ber Hoſnung 


 Befferen Zeiten fuͤr und durch / das Chriftenthun, 


die: wir mehr wuͤnſchen, als mit dem WVerfaſſer fo 
nahe hoffen dern ‚anderes einige thenlogiſche Con⸗ 
ſekcaria zu ‚mehrerer Berichtigung.der bibliſchen 
Theologie, enchäts das Berfaffens Meinungen vom 


Sacan (uncer dem er das perſaniſceirte Voͤſe ver⸗ 


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ftebs,3 und. dam ſteten Wachsrhem. ber Menſchen 
an Woſſtommſonheit unh ber enblührn. Aufhebung 


" Benbllonfiafen, — Mir boffenvao Dez Zeeikmi« 


gelen zu Gaben. uubie Freynde der Solerqug und 


Sptolerang doreuf ouſcneek ſuum gu iothen <ıl s;. | 





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14 


Andere — Särifen: ass 





aber — * — Dis , 
und Schriſten. 


1. Yanio Hiftoria dogmakis. de regud, Mef- 

fiae,: Chrifti et Apoftolgmam aetate, ad 
illuftranda N.T. loca avommdate espofita. 
Differtatio prior, — 4 —R ‚Aug, Theoph, 
Keil, 278. EB. Die, Ideen ;vom Reiche 
Chriſti ſind freylich nicht zu ‚allen Zehen einerleg - 
geweſen ſendern bald ſinnlicher, bald qeiſtiger, 


im Anfang.dunfler, in der: Folse jener ceinch 


und aufgeklaͤrter geworden. Dieſe, Vefchſoden⸗ 
beit ‚der Vorſtellungen, ihre Abmgchehunggn unz 
ihren ſtufenweiſen Fortgang hat.der Hr- m 5 a 
dieſen wohlgeſchriebe nen Abhantfyngen, mit, vielen 
Fleiß und Sorgfalt zu unterfuchen angefangen rynh 
in. dieſer Abhandlung in, zwey Abſchuitten theiſs von . 
den juͤdiſchen Vorſtellungen, von Dam meßiopiſcheü 
Reiche, wie fie kurz vor Jeſu Zeiten waren, theiltz 
ven den Ideen, welche.man zu. Jeſa Zeiten daben 
ſowohl aus ſeinen eigenen Reben: ieruen * * al 
auch fonft.antrift, -gebanbeig- Die jadiſchen Mei 
nungen hierüber laſſen ſich, zeigen, meh: betupft, 
—— aus dem A· Ttzoch aus den fpätern und 
zweifelhaften ae ifchen, Gcheiften „mit. Grroiße 
* erkerwen;, fanberd: ledigiich ana, den Schriften 
* und — erh “Bier —* 


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** — Der 
706 Mae, choioghche eftih. 
aus einigen chaldaͤiſchen Paraphrafen und apocero 
pdiſchen Büchern.) Hier Hierer ſich zuerſt Zadıa- 
eiaͤ Geſang Luc. 2,68.79. dar, wo die Ideen von 
einem Koͤnig, der die Juden befreyet und: unter 
feiner ruhigen Regierung gluͤcklich macht, durchaus 
„rherrſcht. Selbft ver Ausbrud 3,77. LT) 
.  «Dere npagsTıany beſtimmt Feine geiftliche Wohl 
thären, ſondern das Ende ihrer Strafen und ihres 
Elendes, (role es in den Schriften der Propheten 
häufig vorkommt, z. E. Ef. 40,1, folgg.) "Much 
ı $ue,2, 30:32, ſcheint Simson den Meßias als Be 
—* der Inden zu kennen, der auch den Heiden 
bekannt werben ſolle. Aus Joſepho kann man 
niches weiter entdecken, als die Meinung, daß zu 
den Zeiten des Meßias die Frommen tom Tode 
aufeerſtehen werden. ( Hat vielleicht dieſe Ermarı 
tue Anlaß gegeben, daß in Matthaͤi Evangelium 
bie Erzaͤblung K. 27, 52.53. gekommen iſt 23. — 
Die übrigen Formeln und Ausdruͤcke die von Dies 
a fer Sache im MT. gebraucht worben, Find zu ale 
"gemein, als Daß fie zu einer genaitern Beſtim. 
mung ber damaligen Begriffe dienen: koͤunten. Mit 
weit: mehr Bernißheit. und Deutlichkelt iaßt · ſich ſa⸗ 
gen, was Fefus dadon gelehrt har. Zwar giebt 
— —— 
ſondern belehtt aur feine Zuhoͤrer, dnf-das'meßiau 
niſche Reich nun vorhanden ſey mid was fuͤr Men⸗ 
fen Theil daten - handen, Mahk: 5, 2.-folgg; 
Bra U, B,r1.1, indeſſeæ mifche ev 
dod manches von jüdifhen Werkeltungen: mit ein, 
JE. daß dia Todren alsdaun auferſtehen :dafi ein 
il 2 = - m | neues 


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1 ,8.9. vergl. 3 (menm.aber Ca Felicitas wäre?) 
Daraus folgert der B. (6. 10. ſq.) daß Badixcvvs 
Hes nie die chriſtliche Kirche oder Das Gnadenreich 
ſey, ſondern, wie en fagt, regnum quod poſt 
mortuornm demum in vitam reditum inſigni ali- 
:qua maieflate inaugurahitur, qnoque ii, „qui 
eius doftrinam his in terris ſunt amplexi — 
. beatillara felicitäte fruentur, wie auch Hr, D. 


_ Koppe diefen Begriff einft. angenommen. und ben ' 
guͤnſtigt hat. Doch iſt er genoͤthigt anzunehmen, 
(. 12.) daß Barney ver ugarev auch, von al- 


28 


lem dem geſagt werde, was von Chriſti Zeit am: _ 


bis auf die feyerliche Offenbarung feines Reiches 


geſchieht, yon der Verkuͤndigung des Ev. und von: _ e- 


‚der Einrichtung der Welt und Menfchen für jenen. 
kuͤnftigen Zuftand. Z.E. Matth. 13, 24:52: Mare. 


12,34, Suc. 18, . 29. vergl. Marc. i10, 29. ( Man 


fieht hier ſehr deutlich, wie es der Hr, M. gefuͤhlt 
hat, daß es nicht möglich ſey, die Koppiſche Idee 


in alle Stellen N. T. wo nom Reiche Gottes gere⸗ 


det wird, aufzunehmen und wie ſehr er ſich doch der 
gemeinen Erklärung Diefer Redensart nähern muß, 
wenn er nicht vielen Ausfprüchen Jeſu Gewalt an 
hun mil.) Diefe feyerliche Offenbarung: feiner 
Soheit und Majeſtaͤt in feinem Reiche verfpriche 
Jeſus feinen Juͤngern zwar als nahe, doch follte. 
fie erft nach feinem $eiden erfolgen , $uc.17,24.3% 
In den befännten Stellen Masth,24. Märs:gı.. 
luc. 21. verbindet er Jeruſalems Zerftörung (bie 
twrehesay v3 aavas, dbie Matth. 24, 29. 30. 
Bboz— poetiſch 


2 


= 


Andere tfenlogihe Ghriften . ser, 
-weuek Sehen Darinnen ſtatt finden würde, Marl. 


— 


L) 


ges Andere thetlooiſche Scheiften ⸗ 


poecifih beſchrieben wird) und’ Deii"Ausbruch ſei— 


"nes Reiches als unmittelbar auf einander folgende 
Geſchithten: und. Matth. 16,28. ſagt er, daß noch 


ſeine damahligen Zuhörer eg erleben wuͤrden. — 


Auf die ‚fehr natürliche und ſtarke Einmendung, 
Daß man aus jenen Zeiten doch nichts von einer 


feeyerlichen Erſcheinung des Meßlas, von Todten⸗ 
erweckung u. ſ.f wiſſe, wird mie Koppe geantwor⸗ 


tet, daß Jeſus dieſen Zeitpunkt ber Erfcheinung 


femes Reiches nicht. reche gewuſt habe. - Marc. 


23, 32. (Wir wollen nicht zu denen gehören, wel. 


chen diefe Unwifſſenheit Jeſu anſtoͤßig If}: aber die 


Belehrung über eine Sache, won der man felbft 
‚Peine zuverläßige Gewißheit Hat, kann boch ge 
rechtern Anſtoß machen, Auch ein goͤttlicher Pro- 
phet wird nie verfündigen, was er nicht, weiß ; 
er wird unbekannte Umftände mit Stillſchweigen 
übergeben ober er wird ſich Boch fo vorſichtig, fo 
behutſam ausdrücen, daß er nie in Gefahr ge⸗ 
räth, etwas unmahres zu ſagen. Wuſte Jeſus 
nicht, mie bald oder wie ſpaͤt die Offenbarung ſei⸗ 


. nes Reiches erfolgen werde: fo durfte er doch oh⸗ 
- ne fein Anfehen auf die Spiße zu ftellen, nicht ſa⸗ 
gen, daß nod) einige Zeitgenoffen es erleben, daß 
. fogleich auf die Zerftörung Jeruſalems bie Herr⸗ 


lichkeit feines. Reiches ſichtbar werben follte: nicht 
fagen, daß es fchon da fey, wie $uc.ı7,21.) — 


Gewiß aber ift es, ($.20. folgg.) daß die Zeitge⸗ 


noffen Jeſu, und felbft feine Apoftel vor feiner 
Himmelfarth, die Errichtung einer weltlichen Mo- 
narchie durch den Meßias erwarteten und diefelbe 
| | | als 
oo. 


) a — 


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uls nehe —8 "Denn mie Bien Hoftuu⸗ = 
gen gierigen ſie nach Jeruſalem $ucs9,11 und ſelbſt 


nach: Jeſu Auferſtehung trift man ſis noch bey ih· 


nen an $uc.24,13.: Ap. GOeſch.1, 6. bis fie in det 
Gofge :richtigere Begriffe erhielten worlbder dei - 
Hr: M. in der zweyten Differtation die noͤthigen 
Unterfüchungen anzuſtellen verfpriche. Sie wer 
den um fe mehr uns willkommen :mıb nüglich fon, 
Je mehr Bebächtfamkeit., Bebanntſchaft mit bet 
rechten Art bibliſche Begriffe aufzufuchen und zu 
beweifen, und Beſcheidenheit aus ber gegenteärtls 

gen Unterfucgung hervorleuchtet. Zn | 


2, Tübingen: Obfervatiönes shilölogieo-. [ev Pu 
Scae ad waticinia Iefaiae, Praef. Chr. Frida. ' 
Schaurrer -— Aut. Heim. Eb. Gottl. Paulus, 
Tubi 1781.24 B. Die Kürze dieſer Anmerfun 
gen beroeifer es, Daß: fe die Arbeit eines Schülers 
vom Hrn. Schnurrer find, und ifre Suͤte, bie 
Spuren des Machdenfens, des Fleißes mb be 
Einfihe in die Morgenlaͤndiſchm Sprachen, de 
wir darinnen finden, find ein Beweiß, daß er ſich 
dieſes Schülers nicht zu ſchaͤmen hat. Rach e ni⸗ 
gen guten Bemerkungen über den Charakter der 
griechifchen und chaldaͤiſchen Uebreſezungen bes 
Eſaias, bie zum feififchen Gebrauch berfelben um 
entbehrlich find, ſucht er einzelne Stellen: zu berlch - 
tigen und gu erlaͤutern. Die Berichtigungen be⸗ 
ſtchen meiſt nur in veraͤnderter Trennung ber Wor⸗ 


te, "ober der Buchſtaben, oder In veraͤnderter 


Punfeation: ‚Die Erläuterungen in neu angenom⸗ 
Bb 7: mehen 


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. Sen: in benden leuchtet Scharfſinn und Beſchei⸗ 


"Piel Gutos yon ihm erworten laͤßt. — K. 5,26. 


ſchlaͤgt er vor, prvan 2 gu leſen, nach dem 
Daxralleliſmus. K. 7.5. zieht er das Wort nn 
als Zeitwort: cagitavit moditatus oſt, zum letz⸗ 


tern Hemiſtichio: meditatus Ephraim, u.f. ww. fehe 
.., Jeiche und bequem. Auf. gleiche Art verfücht er 
828,4. bie Worte fo abzutheilen pun nwa nn 


Ama nr owı ad erspufculum deliciarum ponet 

noßem ıerroris, wodurch die Schwierigkeit, wor⸗ 
auf das: fuffixum in pur gehen folle,- wegfälr, 
und Die Begenfäge fehr postifth und deutlich / wer» 
ben, K. zo, 6. 100 ale neue Ausleger ſtatt a 


_haw'on lefen. nawon ann wähle: er lieber 
v, , terror illorum, que incutere ſo- 


debanit, seat. Nur hat es alsbann nicht recht die 


Sorm eines Nahmens, welche die übrigen Ausle⸗ 


ger beybehalten. Schr glüdlich wird K. 32, 5. 


 MTOR plandigs. und 8:43,42 pres divitis 
. Mh. cariorx as, ‚punktirt... Aber. K. 40, 28. kammt 


milr die Veraͤnnerung des Yan in pri ſehr geywun⸗ 


m. 


wen unh unnoͤthig vor. In der Antwerper Poly 


glette ſteht ohne Zweiſel Tom durch einen Druck 


Febley cued Die gewoͤhnliche Leſart giebt doch auch 
des guten: Sinn: prudentia eius invęſtigari. ſ. eo. 
gnoſei neguit, Denn daß »prı auch die paflive 
Bedeutung hat ‘wird ber Perfaſſer nicht laugnen. 
> Weigt. 30b.5,9. — K. 48. 13. wird wegen des 


dunkeln un für Dr. eine neue Bedentung prac · 
E Ba ut ne valere, 
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Ber rd Se zug 5 DE 
ale, ‚aus dem Weobifcpen gefuche und —* 
Iehoxa dilexit eum,. vt — biseret jpf, be 


prout lehavae placot, Chaldasor, Hierinnen: 


wird er nicht viel Bepfall finden; denn man ſieht, 


wie gezwungen es iſt; Dagegen aber K. 51,6. vers 
tirt err792 aus dem Sprifchen, /pargentur, dis, 


turbentur. - In dem Wort asegendn bey de 


LXX. liegt wohl ein Fehler, aber ob dafür, wie 


der Nerfaffer- will; esguSa, in der unerweißlichen | 


Bebeutung.humi delabentur , zu fefen.fep,-zweifle, 
ch; eher asegedn.. —— WVeittäuftigere mer bune 


gen übergepen wie und wünfchen, daß def War 


faſſer unermuͤdet das Studium des A. T. fortfegen 


möge, barinnen er, nach diefer Probe, mic viel 
Bea ind Den ib geübt dat. en 


¶ Stecbutg.. dOhlereatioue⸗ Ad — 


Paulinum 1Cor.2, 14. eiusque ufum IR gie 
cum — Prael.. Phil, Iar. Müller SS. Th. . — 
R. Jok. Læonn. Rofer. Ba N 


Man bat feit langer Zeit diefe Stelle Yaull, 


der ngtuͤrliche Menſch vernimmt nichte 
vom Geiſte Gottes u.f.ı. als einen Hauptbe⸗ 


weiß fir Das gänzlice. Unvermögen des natüclle 


hen Menfchen, Sachen der Religion zu erkennen 


und; zu beuctheilen, angefehen und.es iſt auch hie 
bee Fall, wo die Dogmatik den Emm dietirre, 

und die Epegeſe als. ihre Sklarin nachgehleppt 
ei der Sal, tra Erf, bie. 


. Selen 


- Zur 


- - 


/ 


\ 


| » Abbero Reel Schriſten 
Etellar⸗ matichem, beffen non Blue ultra in der 


Dogmatlt und Beſtimmung der Beweißſtellen die 
ormula Concordiae iſt, wenigſtens die aͤngſtliche 
ſorgniß erweckt/ daß ein antiſymboliſcher Sag 


- üufgeftefl ober ein fombolifcher unter den Ruinen 


eilner Stelle begraben werden möchte Solchen 
Wiigſtlichen Seelen, — die zuweilen auch untoif- 


a genirg ſind, jede abweichende Erklaͤrung für 


heu, und boshaft genug, jede Neuerung füt- vera 


baͤchtig aus zugeben, wollen wir dieſe gelehrtke und 


ſorgfaͤltige Abhandlung: des Hrn. D. empfehlen, 


barinnen er nicht ſo wohl den wahren Sinn diefer 
Stelle auffucht und beweiſet, ſondern vielmehr von 


u ihrem dogrhätifchen Gẽbrauch redet ‚und darthut, 


daß man weder ir den aͤltern Zeiten, noch in der 


| Form. Concordiae & zum Beweiß des gaͤnzlichen 


Unverimoͤgens zur rkeuntniß in, geiſtlichen Din- 


gen, wie ſichs einige vorſtellen, gebraucht habe, 


Weder Origenes, noch Tertullian, noch ron Au⸗ 


guſtinus verſtehen unter dem ‚ndenzo ua 


den natürlichen Menfchen, ſondern fepen ihn als 


"den an, ber: tenuern eognitionerh bat. ‚im: Ge⸗ 
| Serfek gegen reAcsev „“ der’ ſchon weiter gekommen 


Erſt in den dunkeln Zeiten’ fing man’ an‘, den 


| . 6 animalem als den zu erflären, der wie 
a Zuſtand, ohne Offenbarung: lebt: 
und 


eſe Erklaͤrung hat auch Luther und feine Ani 
a ankenommien, und in der ſtreicigen Mate⸗ 
e vom freyen Willeh’bes Menſchen ſich auf Päuft 
Bere acſie⸗ In wachem Sinne?’ Dig 
iſt 


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BR tn Ba a 

J Andere theologiſche Schriften. X 

it es vornehmlich, iwas In biefer Abhandlung ut: 
terfucht wird, die als ein Mufter angefehen werk : 
den kann, wie man’ die währe Lehre der Hmbafl« 


fhen Bücher aufſuchen, entdecken und bemeifeh 


muß, imd aus welcher viele manches in denſelben 
werben finden fernen, was fie nicht darinnen geh 
fucht, was fie viellelcht bey einigen neuern Theo» 
Iogen, wo nicht für Irrlehre, doch für Neuerung 
erkannt haben. Unſre Befenner haben im Art. 
ber A. C. die Mſicht gegen die Pelaglaner zu Ich# 
ren, daß der ſinnliche Menfh, den Sinne un 
Leidenſchaften ftumpf und träge machen, niemals 
zu einer wahren Siebe, Furcht und Wererauen zu 
Gott, oder, wie ſie es auch nennen, jur iuflitia 


ſhiritualis, "gelangen koͤnne: wenn nicht durchs 
Wort der heilige Geiſt erlangt werde, d. h. wenn 
nicht die göttliche Jehre des Evangeliums dem Men⸗ 
ſchen defanne und er durch Diefelbe gerührt wird. 
Da fie zum Beweiß dieſer Lehre den Ausſpruch 
Hauli x Cor. 2 14. gebrauchen, fo ſieht man leicht, 


daß ſie ihn von der Faͤhigkeit des menſchlichen 
Verſtandes den Willen zu regleren und zu chriſithß. 
chen Geſinnungen zu bewegen, erftären, aber nicht 
von der Faͤhigkeit, den Sinn ber h. Schrift ein⸗ 
zuſchen, um fo viel mehr, da fie eg durchaus eim 
fhärfen , der heilige Geift wirke durchs Wert; 
d. h. durch den Verſtand der Werte, ber alfo wohl 


ſchwerlich eine Wirkung ‚des heiligen Geiſtes ſeyn 


wird, wenn man nicht, gegerl vle deutlichen Ere 
rungen ie (pnhofifihen Dünen; ale tun pad: 
| Zn U ge 


[3 f} D 
4 \ 


a: Ser einhe Sri 


 agogicos: für and: haften und: auffeben, md 
| durch den unficheen. Weg der Empfindungen die 
en Wahrheit einer folchen unmittelbaren Erleuchtung 


hemeifen milf-, vote die Schwärmer ‚hun. NBIR 


man fagen., -baf die geiftliche Erfahrung doch ges 


wiß die Entdeckung des Scharfſinnes in den zur 


Heilsordnung gehoͤrigen Stellen erleichtere, fo iſts 


J ſo giebt dieſe hoͤchſtens nur ufı 


gewiß verfehrt aber gefährlich, den Sinn der hie 


hlifchen Worte nach der Erfahrung zu beftimmen; 
miuiſterialem 
bey der Auslegung der Bibel. an wenn wir 
genau reden wollen, fo iſt die geifttiche Erfahrung 





- Die Bemerkung und das Bewußtſeyn der Veraͤn⸗ 
derungen und des Zuſtandes eines Chriſten: aber 


erfolgen dieſe Weraͤnderungen, ehe man die heili⸗ 


ge Schrift verſteht oder nachher ? Sie fließen aus 
den ſchon erkannten. Wahrheiten der Religion 
(und ſind alfo hoͤchſtens Anwendung jener Wahr 


dheit auf fich ſelbſt; niche Mittel fie zu verſtehen 
“und zw finden, fondern Beftätigung des gefunden 
en). und. müffen auch durchaus, wenn fie niche 
>,” geäglich- fen wollen, nach der heiligen Schrift: 
> 9mb- ihren. Ausſpruͤchen geprüft werden. Di 


Mittziſtraſſe liegt zwiſchen Pelagianern (oder 


88lmahr, ben kein, deren fie beichulbige wor⸗ 
- Ba’) mb zwiſchen Euthuſiaſten: und diefe Bahn 
. auch die Verfaſſer der Form, Conc. betre- 





—— obgieich mehrere Ausdruͤcke von 
web, | die Das Gegentheil zur be⸗ 
ſchejpen. Wenn es .E. in ber F.C, 

= » 630. 








Yy 


Andere theologifche Schriften... j 598 _ 

9.686. heilt: kominis non renati tellectum in 

rebus fPiritualibus et divinis;, ex’ pröpriis matura⸗ 

us viribus ptorſus nihil intelligere, credere « etc’ 

fo ſoll damit nur behaupter werden, vaß die menfche 

lichen Erkenntniſſe nie ſo ſtark werden als zur 

Dämpfung der Gewalt der Ein; wie das Evan⸗ 

gelium ſie fordere, noͤthig iſt. "Auf gleiche Art 

wird der ſchriftmaͤßigere und veruͤnchhee Sinn 

andrer ähnlicher Redensarten in der Fl C. über-Diea 

fe Materie beſtimmt, der, ſollte auch nicht immer 
evident ſeyn, daß die Verfaſſer der F. G ihre Worte 

te ſo genommen haben, doch es leichter macht, ih⸗ 

re Saͤtze zu vertheidigen, und viel Anflößiges in - 

diefer Bekenntnißſchrift mitdert. Wahrhaftig 

ein Verdienſt, wenn man unfre Vekenner num das 


ſagen laͤßt, was ſie Na Anfent Seen oͤhnfehlbar 


wuͤrden geſagt haben 


a. Lipzig⸗ Eollakonie Broserblorum = 
lomonis cum Bibllis Polyglottis Londinenfibas: 
et Hexaplis’Origeniänis. ſpecimen. Auct. . F. 


Schlonſuer 1783: 38. — Warianten zum Bde 


braͤtſchen Teyt aus ben Verſionen zu’fatitnten, for⸗ 
dert eine ganz eigne Vorſicht unb —ã— 
und wird durch die Fehler Der: Abſchriften öfters 
auch durch Die Freyheit; mit welcher beſondets die 
Griechen in. manchen Büchern A; S. Aberſegen, 
ſehr erfchwert. : Die Menge von Urbereilinigen 
und falſchen Uetheilen, wor Zehkricten und Irr 
Home, die man gin- and wie a dei Sa 


8 


a} 


’ - + 
b 


RR ade PA Con; 


“um Veeſichen auch gelehrir Naͤnner anteift, 


weiches ſich in: dieſes Feld gewagt haben, muß eine 


ſpricht und leiflen wird — warnend geweſen find, 


am auf dieſer Bahn. allen Uebereilungen aus zuwei⸗ 


‚= + falche Wonfichtigfeit noch mehr empfehlen, und es 

u: ſichtbar, daß ihre Beyſpielr für Hrn. MM 
Schleußner · — einen Gelehrten, ‚beffen Fleiß und 
GBenärigfeit in Eregeſe und Kritik ſehr viel ver⸗ 





chen. Ben der Wahl, in dieſem Theil der ſchwe⸗ 


bey welchem zroar Die Vergleichung, die Beflerung, 


und ‚der. Gebrauch, der. mergenlänbifihen Leberfen, 


ungen febr ‚erleichtert wird, weil der Chaldder in 
tiefem Buch fein Paraphraſt iſt und die meiſt vadrc= 
liche Uebereinſtimmung der ſyriſchen und chaldaͤi⸗ 


ſchen Werſion hoaͤufig Gelegenheit ‚giebt, eine aus 
‚ der ändern zu emendiren: bey ‚mekhem ‚aber: ber, 
Gebrauch der griechifchen Verſion durch ie Men« 


ge von Interpolatipnen, die wir nirgends fo Hd 


. fig als. in den Speüchen Salomotis antreffen, von 


Berfegungen und ganz unerflärbaren Auslegungen 
des hebraͤiſchen Tertes aufs aͤußerſte erfchwert wirb. 
Yhor hie Ausfuͤhrung darf ihm dieſe Wahl niche 
aareven.laffen,‘; Er Hat aber nicht. .bioß Variacten 


wſemmlet ·ſondern auch hier un ba eg Er 
. Mürungen. einiger Grellen verſucht, die man wie 
Billiging antgehmen wird: und.‚binfh alles mar für 
viel. Veſcheidenheit / und Krititk bad won wänfhen 
muß,/ er machte dieſe Arbeit, leur über bie, 
vier erſten Sani ber Srrüce ale un 


a un “ 


en Kritik des A. T. iſt er auf ein Buch gefallen, 


Arndere teleaiſcha ihre: ap 
eufs ganze: varbreiten und · vollenden ·¶ Mir einiges 
nzufügrene: fb iſt K. 1, 1%,: nicht nat gemuthwaßt 
yeb-oielleipht orız, wegen ‚der · NaralleleNa fin - 
o77 zu Iefen fen ;. fonbern auch. man am heften mig 
dem Syrer doloſo srflärt werde, aus:hein Arab 
wl.dgcppit amd; noch beffer als · phnoli⸗ ven 
miete, daqueus-angefihen, werden koͤnne —* 


ing — 
he Ih ot Ir rain tie. 
9 D-24 1m er Kine Bprjegung ag 





Ra — 
Sun Tin nn. . 

BNOM m mo) 

* Er 


t- e 
weil es unnaturlich wäre, zu-fagen Dich. biete male 
ne Hand Har, und fiemand hört mich, (Allein dies 
fer Sihn sirb,nur-durch, die Anhänglichkeit an 
Etpmologte dem Ohr beſchwerlih. Wie aber, 
wern das Ausſtrecken ber Hand der Wink ift, wo⸗ 
mit die Kedner einft bie Umftehehden zur Aufmerk⸗ 
famkeit einluden und erindierter® Sind alsdann 
die Ideen auch noch. unerträglich neben einan⸗ 
0er?) — Beſſer kommt ums die Bemerfung vor, 
deß mir 93.33, niche quies, fondern.error, flul- 
titia, flagitium ſey, wie 2 Ehron.29,11. und wie _ 
der Epaldäer und Syrer bier es auch verfiehen. — 


„2,3. 


\ 


R.5,3. iſt ein guter Gedanke, ON In on zu ver⸗ 

ändern: doch iſt Diefe Aenderung nad) der Paralle⸗ 

de, in welcher für un kein Wert ſteht, ußmärhig 

> and ſoiſch m .R. 4,15 iſts ſchwer, das Griehl- 

> fe db div memp Senteredevaner dem Hebrii- 

Ken WMoo anzudaſſen. Der Herr M. fucht bie 

 Urfache dieſer Berfion in Arabifchen vacauım 

‚elle alabore, Sollte es niehe’eher eine Gloffe 

. ober Parapfrafe der Formel un 12 WB. 14 

= fan? — Noch viel folcher Beyeräge und folcher 

Kritiker ſo hoffen wir beffere Ausgaben der 

Verſionen und mehren und ficheren Gebrauch 
berfelben zum alten Teſtament ⸗· 


Ce De Ind nf ride | 





D. Joh. CEhriſoph Doederiein 


auserleſene 


air 


— IE »n 
von in den teichtigften, cheoloziſchen 
in: und.ausländifchen - \ 
Buͤchern und SäHriften 
Nachticht gesehen wird, - . 





Zweyter Band fechftes Stuͤck. 

at a ee 

Reipzig, . 
verlegts Joh. Gottl. Imman. Breitfopf, 1782 


* 


In N h al t. 
I. J. D. Michaelis beutfche Uberigung des alten 


Teſtamentes.  Eilfter Theile 


Bi Veterum pattuni' ealirungee ſcri- 
ptorum Analecta nova. 


u Prüfung. roichtiger Schren thebioiſchen und 
philoſophiſchen Innhalts von E. J. Walter. 


W. (lennyns) Diſquiſitions on feveral fubiedts. ° 


v. D. Seiler kleines bibliſches Erbaumgsbuch. 
Bibliſches gefebud) für Kinder von Sedderfen- 


— - VL Predigten von ©. Hermann Ricer, 


VIE Andre herfgifge Sorten, 













m Auseriefene 


Theotogifhe Biblidef 








"er „ck . \ 
Johann David Michaelis deutſche 
Ueberſetzung des alten-Zeftamentes — 
der eilfte Theil, welcher die zwoͤlf kicin 
Propheten ei Göttingen 1788; 4, 
ne Alph· ig B. J 
eher biefen Theil des alten Teffaniehteg, ber 
wegen der Monnigfaftigfeit der Charaktere 
in der Schreibart feiner Verfäffer,,. wegen 
der Kuͤbnhelt der Bilder, wegen der Feinhelt und 
Menge lokaler Anſpiehungen und vieleicht. lich, 
weil der, Tept:am meiften gelitten hat, uns 
andern, Auslegern. ſchon manche, dergebliche. Shin. 
de des, Forſchens und des Diachdenkeng ‚peh ° 
bat, it uns die Arbeit eines Michaelie Iängit - 
emeünfehe geweſen, und um, da fie erſcheint ud 
mit (pe die Heberfegung vd. % fih ihrer Vote 
—*8 


DIL 


er 











404 Michaelis deufſehe Ueberſetzung 

je Ve GG 3 Er gr 
endung nähert, willkommen, nicht als Üsbergfe: 
tzung, denn unter. diefem Namen häben wir Die 
" gange Arbeit hie aufftellen und empfehlen koͤnnen, 
wert fie. wirklich mehr Nachlaͤßigkeit im Ausdruck 
ſich erlaubt, als man von einem ſolchen Schrift⸗ 

ſteller Hoffen durfte, und in poetifchen Stellen ganz 
nichts vom Schwung der Hriginale beyzubehalten 
ſucht, fondern als Konmentar über Worte und 
Sachen, als Erläuterung über den, aͤchten Sinn 
der bibliſchen Verfaſſer, -undi di Säninifing vie 
ler gefunden. und reifen Urtheile über Gebräuche, 
Perſonen und Thatſachen, die dem Unwiſſenden 


‚öfters fo anſtoͤßig oder dunkel vorkommen. Aus 


- dem Reichthum von diefem dürfen wir einiges auss 
jefen, Sefonders -beym Hoſeas, ber an blätfeln Stel- 
ten alle andere Bücher des A. 3. nach unfrer. Em⸗ 
pfondimg · übertrifft, weil‘ er abgebrochene Saͤtze 
liebt, feine oft Fühnen und frerzden Bilder nicht 
ausmahlt, raſche Hebergange macht, und ofe zu 
viel kuͤnſtliche Anlage verraͤhhß. 


Die erſte Schwierigkeit, hey Der? Werhepra- 


u thung des Propheten Hofeas mit einer Hure, wel⸗ 


‚her auszuweichen einige die ganze Hiſtorie in Bi⸗ 


- “fion oder Tranın verwandelt haben; fieht He. M. 


für ganz gerinde an, : Eine Perfin, die eine Sure 
war, zu heprathien, iſtam ſich nicht ſandlich· nur 
der Befehl dazu iſt unangenehm: (noch unange⸗ 
nehmer ben unſetm Begriffe von einer morgenlãn⸗ 
diſchen Hure — und die Hauptſchwierigkeit bleibe, 
die andre fanden, ob es für einen Propheten ans 
\ ſtaͤndig 


—8 








De aken Datamentete Euſter Thel 45 


Rändig: fen, eine. folche Perſen zu ehelichen?. eb. 
zu erwarten fen ,.baß. Gott einem Propheten, bloß. 
in ſymboliſcher Abſicht, das erlauben werbe,. was 
er dena Prieſter im A. I. unterſagt hatte? Doch 
vielleicht ſchloß Hofeas dieſe Verbindung. ans Rei. 
gung, deren Staͤrke ihm gottlicher Befehl war, 
und legitimirt ſich in der Folge mit der Parallele 
zwiſchen Gott und den untreuen Iſcatliten.) Die/ 
Kinder, die er zeugte, ſtellen vier Perioden der 
Iſraeliten vor: den hluͤhenden Zuſtand unter⸗Je⸗ 
robeqm II, göttliche Strafen durch bürgerliche und, 
afweife Kriege; Erilium, B. 8.6. Reftitution, . 
.ırfgg. Von der letztern werden die Worte; 
2. 10 rflärt: bie.vermorfenen Iſraeliten ſollten 
ſich im Exilio vermehren, und nachher. wieder Got⸗ 
tes Kinder werden, d. i. unter ſeinem Eau, und: 
Gnabenerweifungen ſtehen. on 


Im dritten Kapitel finder ber Here R. Nah⸗ | 
rung für feine Hoffnung ber Eünftigen Belehrung, 
und Reſtitution der Ifraeliten. Das Bild ‚oder, 
wie fombolifche Handlung des Propheten, glaubt. 
er, müffe auf etwas anders: gehen, als auf die 
K. 1. u. 2. beſchriebene Zukunft; David, oder ei⸗ 
nen Fuͤrlten as Davids Familie Härten fie nie ge · 
habt; kein großer: Mann aus dieſer Familie habe 
je von dieſer Periode an bis auf Jeſum gelebt, und 
Jeſum hätten fie nicht, wie hier verkuͤndigt wer⸗ 
de, geſucht, ſondern verworfen. — Bleibt nun, 
nicht Goffuuyg.her ‚vielmehr —e der | 
ünflen Ei Ar Beogung eg? 


/ 


435° "Michaelis deutſche Webtefesung 
(Wir wollen ‚das‘ erfte alles zugeſtehen: aflein es 
ſey ums doch erlaubt, "ohke uns eine Entſcheidung 
alzumaßen, zu fragen, ob' denn geſagt werden 
koͤnne, daß die Iſraeliten Jeſum nicht geſucht und 
angenommen? Die fruͤheſte Kirche wurde doch 
ans Iſraeliten geſammlet. „Aber dad Korps ber 
Nation, welches hier genennt iſt.“ Ich Finde 
doch ſo ſicher nicht die ganze Nation genennt. 
Wie K. 1. 3, von einer Ruͤckkehr der: Iſraeliten 
aus dem Exilium 'getieder ſeyn kann, ohngeachtet 
vethãltnißmaͤßig immer nur der geringere Theil zu⸗ 
ruͤckkam: ſo kann hier die Weiſſagung für erfuͤllt 
gelten, "wenn ſich auch nur ein Theil der Iſraeliten 
zum Meßias bekehtte. —VUeberhaupt ſcheinen 
die Propheten bie Reſtikutivn und Die Ankunft des 
Meßiäs fich als nahe verbundne Dinge vorzuſtel⸗ 
len, und davon, daß ihre Ratlon den verfprochnen 
großen Koͤnig verwerfen wuͤrde, ſehr wenig zu 


ahnden. — Söllte der Propher in dieſem Kapitel 


von einen zweyten Exilio reden, ohne die Urſache 


"Batch auch mr enfent zu brüten)" - 


TREE 2. lantet ſreylich ganz anzufanmmen- 
hangend: Ihr ſeyd ein Fallſteick u Mizpa 
und ein Ausgebteiteres Necz auf Sem Tha⸗ 
bor geweſen. Auch ſuchen Ne: Tiefen 
 . (peası), abgoͤttiſche Bpferi(aruwF) zu 
ſchlachten. Ich aber ftraf fieialle: " Die 
Bilder fleben nicht in Harinonie , "Die mir deutli 
Her zu feyn Rheine, wenn idy>kerfken duͤrfre 
Fur gleiche einer Schlinge u Wipt und 
Er eeinem 








des alten vaamue Eid 407 


einem auf Thabor regebreiteten Netʒe. 


(Mizpa ‚und Thaber, Anhoͤtzen, die zum Vogel. 


fang am bequemften find: Ihr fend vol Hinter: 
lift, und bereitet den Juden große Gefahr der Ab⸗ 
götterey.) : Wenns ausgebreitet iſt (ich leſe 
Now, welche⸗ vom Meg; bequem gilt und mit 


gebenden (Dww von ww dilcurrere‘). binein; 3 
die juben werben bingeriffen, eben fo abgoͤttiſch 
zu ſeyn: aber ich will fie sufanımenfiricken. 
Mie der Vogler dle gefangnen Vögel jufammenz | 
bindet, fo will Gore Vogler und. Vögel mit einan⸗ 
ber in Die Gefangenfchaft kommen laſſen. RB; 
0» mare dann Strick, vinculum, wie Spr. 
Sal. 12 Verghe unten K. 7,1% - iu ct, 


Bey æ. 6, 1. 2. wo 0 jeder ſieht, daß die ge⸗ 
woͤhnliche Abtheilung im: Rapitel den Zufanmens, 
bang unterbricht, wellee wir nur eine; Kleinigkeit, 
erinnern. Wir finden überfegt: er wird uns 
nach .swep Taten lebendig machen, daß. 
wir am: dritgen Tage wor: ibm. leben:., viels ; 
leicht zu -birchftählich, ‚fage Hr. M. in ber, Aumer- „ 
fung, da es:heißen feflte: er wird uns nach. jtoen 
Tagen geſund machen, daß wir am dritten Tage 
völlig wieder hergeftellt find.. : Was. aber. Diefe , 
Genefung nad): zweh Tagen und am dritten Tage: 
bebeuten fofle, weiß ich nicht. es gehört zu den: 
Dingen, die aus Mangel der. Geſchichtskunde dun⸗ 
kel bleiben muͤſſen. Buchſtaͤblich HE num wohl je⸗ 
ne ueberſebuns nicht, font mißte fie opngefäßr ſo 


lauten: 


"48 Mila deutſhe udenelung 
Nah groer Tagen belebt er uns: am dritten Tage 
hilft er uns wieder. auf, baß wir vor ihm leben, 


Bei, daß wir ihm dienen, nicht mehr ben &dgen. 


Allein foil die Geſchichte nothwendig bier fen, um 
die Redeusart nach zwey Tagen, am dritten 
Tage, zu erflären? Buchſtaͤblich ſie zu verſtehen, 
iſt doch unnöthig: und ſobald wir fie mır als An⸗ 
gaben einer kurzen Zeit betrachten, wie in allen 
Sprachen die Formeln poft biduum, trideum etc. . 
gebraucht werben, ſobald iſt Feine Schwierigkrit 
mehr. Unſre Gefahr, fagen bie bußſertigen Iſrae⸗ 
liten, ‘geht bald vorüber, und die Felge unfrer 
- Noch und der Befreyimg aus berfelben wird. un 
ſre Befferung ſeyn. Es würde nicht gut: um bie 
Auslegung ftehen, wenn ⸗man jebe:beflinmte Zeit- 
angabe mathematifch firenge nehmen wollte. — 
Sollte es nicht vorcheifhaft feyn , das meısı aus 


+ 8.3. noch mit V. 2. zu. verbinden? Wir wol⸗ 


len vor ihm leben und ihn verthren. 


| Untæ mehrern Aendetungen bes. Tertes bar- 
| Inner wie jedem feln Gefuͤhl taffen,; it eine K.6, 7. 
gewagte, ſehr empfehlend: una ſtatt up, Sie 
findiryeulos, wie die Edomiter; denn dieſe 
und wirklich wegen-ihrer Untreue gegen bie Iſrae⸗ 
liten beb den Propheten fehr berüchtig. Aber 
Adam bliebe alsdanm nicht das Bunbeshaupt Der 
Menſthen, wozu ihn die Foͤderaltheologen geweiht 


haben, und worans ſich ſo artige Solgenungen zu Ma» 
chen laſſen. on 


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des alten Teſtaments. Eilfter Theil. 409. 
. Mit Ucbergehung andrer Stellen muͤſſen wir. 
uns bey dem crux imerpretum R. 7; 4— 7. ve 
weiten, worübet wir drey Ueberfeßungen finden, 
die erfte vermuthlich nach einer fruͤhern elgnen Res’ 
cenfion bes V., bie andre. genau nach dem hebr. 
maferetifchen Tert, und die Dritte nach der neuern ; 
Konjekturalles art des. Herrn M. Jene iſt: Sie: 
alle find Ehebtecher: wenn der Backofen 
geheitzt iſt, und der Becker die Arbeit geen⸗ 
digt bat, weckt er den, der vom Rnaͤten des: 
Teiges bis zum Saͤuern geſchlafen bat.: 
Senteift der Tag unſers Roͤnges! Die Fuͤr⸗ 
ſten fangen an, vom Wein warm zu wer⸗ 
den: er giebt den Spoͤttern die Hand, fein: 
nnerftes iſt wie ein Backofen, und ihr 
Sets unter denen,. die mit Nachſtellung⸗ 
md Jinterlift umgehen: die ganze Nacht 
ſchlaͤft ihr Decker, an Morgen heizt er den. . 
Ofen mit leichtem Feuer, fie: alle werden: 
heiß, wie ein Backofen: ihre Richter brin⸗ 
gen ſte um, alle ihre Roͤnige fallen, denn 
umter ihnen ift Peiner, der mich aurief. Hier 
iſt freylich dicke Finſterniß und Mebel bald für ben, 
der dieſe Ueberſetzung deu hebr. anpaſſen will,’ , 
balh noch mehr für den, der darinnen Sinn, Ab⸗n 
ficht und Zuſammenhang ſucht. Die andre lautet⸗ 
nicht deutlicher: Sie alle ſind Ehebrecher, 
wie ein Backoſen, der von Becker geheizt 
iſt: der Aufrecker ruhe: vom: Rnaͤten des, 
Trigs bissum Saͤuern. Heute iſt der Tagı 
nuuſere Roͤnigs; heilte machen wir ‚einen neuen 
les König! 


dr ERROR: doutſche inbienfogung. 
| iſrueiitiſchan Magnaten (omw)befiheieben: werden: 
Ehebruch, Seff: wid: Empoͤruagsſucht ober was 
der Sareinee ftudiuen rerum nouarum nennt: ge⸗ 
rode drey, die · von Hoſeas und ben gleichzeitigen: 
Peopheren uni Hiftorifern als Gerrichend beſchrie⸗ 
—— Vom <rföern. verfiehe ich V.4. Sie 
altt ſind Ehebrecher, giuͤhend, wie eis; 
Backofen, den ber. Becker heizte. — adent 
' vetitis amoribas, wäre das ſanple Bild. Hier⸗ 
von gleich der Hebergang auf ein Bermaudtes: 
Der VOächrer.Enäten ben Teig,. der. ſchon 
durchſaͤuert gt; nicht. Wir verbinden. raw 
win ceflät; omität dapfere:. ımb verfiehen um⸗ 
ter upon msaxh ben Teig, ber ſchon voͤllig durch⸗ 
ſaͤnert ift, ib an gefnäter werben;foll. Dureh⸗ 
ſaͤnerung, “ir Bild: von herrſchendem ansgebrei«: 
ketem Lafter, "umgl.-1.Kor.s,.6. Rnuͤten, — 
igere caleate, xin Bilb von: Unterdruͤckung; ‚der 
Wachrer ein Symbol des Koͤniges und ber Ken 
gierung: und nun. der vermuchliche Sinn: alles 
eritbrennt In · Wolluͤſten: alles iſt -angenriffen,. die 
. ganze Maſſe bucchfiwert; aber : niemasd ulmums: 
ſich darum ah, brauche Gewalt, ſchraͤnkt die wilde: 
Hertſchaft des Safters. ein. Auf:neues Laſter iſt 
DB: 5. gebeütet: Bin Roͤnigsfeſt! Die Fuͤn⸗ 
ſten glüben: von Weinhige, und er siehe, 
. Schmeidhlern-feine hand. Die 
find an den Häufige Hoffeften der Voͤllerey * 
ben, und der: Röulg Hält es mir ihnen, ob ſie gleich 
Schneller und Boͤſewichter ſind. Den lehzten 
ag ihres Cirarxten sieht 6, air. Dem fe: 


vergra⸗ 





des alten Telandents. Elftär Theil. > 413 
vedgemben ihre Befinnungen hinterliſtig, 
wie einen Backofen. (Statt.xs1p moͤchte ic) 
‚rap: abſcondunt, vorſchlagen, ‚wenigftene find 
Sand SD öfter, auch in Sandfdytiften verwech⸗ 
75 die Vergleichung ſelbſt iſt dem Kenner bes 
Rorgenlandes nicht anſtoͤßig, der weiß, daß die 
Backofen im Oriente unter ber Erde und alfo ver⸗ 
det find.) ° Die ganze Nacht hindurch 
ruht ihre Leidenfdafe apa): Die 
‚Ausbtäche ihrer Wuch ſchraͤnken fühj-eime Zelsläng 
ein: am Morgen brenne fielen auf ne gepp⸗ 
:gen: und wem aſt Die Formel; bterinender.äorn, ' 
:wmibelanne?) wie eine lichte Flamme. Die 
Bos hzeit bricht am Tage ini heile Thaten aus, nicht 
:geabe in Aufruhr, fordern. in. Tyranney, Mord⸗ 
ſucht, Ungerechtigkeit m. fm. B. 7. Alle ſind 
erhitzt, wie ein Dackofen und verzehten ih⸗ 


ve Verſteher. Wie die Flamme alles aufreibt 


(Od, fo verzehren fie, der König: und feine Ma⸗ 
guiaten,; in ber Hitze der Leidenſchaft bie-Beamten, 
die Diener der Juſtiz, fonft die Säulen des Stanig, . 
werben ein Raub ihrer erhigten Bosheit: alle ibs 
‚re Rönitge ſtuͤrzen bin, wie ein von Slesımen 
ergriffnes Haus einſtuͤrzt: und niemand fchregt 
dedivegen zu mir. Auch dieß gehoͤrt zum Bild. 
Da Man ſonſt bey entftandnem Feuer baͤrm macht 
nd um Huͤtfe rufe, fo iſt alles. dep: biefer Gefahr 

‚in oc zeip. inaendio forslos, nn, 


2 Beh und fen —8* 
fen: ee Ron Su 
| cbure 


‚416 2. Miͤcbgellts deutſhe Uebe tſebumg 
ft (:m?). bey Bott und das Volk (dy) der 
nheiligen iſt tren. Wenn yıan bie Klage V. 3. 
lieſet, fo wird man dieß Lob von Yuda gewiß an- 
ſtoͤßig finden, umd eher einigen Tadel erwarten, 
"der herauskommt, wenn man überfeget: Juda 
steht mit Bort herum und will noch Sreund 
von feiner (Bottbeit feyn. Es iſt niche-fo of⸗ 
fenbat abgoͤttiſch daß es Jehoven ganz hintan⸗ 
Fetzt. — V. 4.1 gut erimert, daß, was von 
Jakob geſagt it, nicht Tadel ſeyn koͤnne, fondern 
Vorſtellung, toas. fir ein gluͤcklicher Mann Jakob 
war, aber man erwartet auch wohl in der Anmer- 
"ung die Anzeige, wozu dieß gefagt ift? Der un« 
gelehrte Sefer ſteht fonft in Gefahr, den Propheten 
"für einen Schwaͤtzer zu halten, bet ohne Geiſt Wor- 
"te ausſchuͤttet, oder für einen Theofophen, ber im 
ö Sorenbsang, Raͤthſel und Geheimniffe zur belie 
bigen Enchuͤllung vorlegt. Irren wir, ‚oder iſt 
(wirklich alles, was von — geruͤhmt wird, Wink 


für die Sr froehiten, gleich große Vorzüge und gluͤck⸗ 


iche Siege zu erwatten? Irren wir, ober iſt das 
Wort Jakob Same nicht des Stammpaters, 
ſondern ber Nation, von welcher alles gefagt wird, 
was einft hr Stammvater chat? wie B. Mof. 


149, — Ve 13. können wir nicht übergehen. Er 


‚heiße Hlerg {Jft denn Gitead lauter berrügli; 
cher Gottesdienſt! 

ſie. du Gilead o 
. we Altäre finder man überall, wie die Stein⸗ 
haufen auf den- Ackerfurchen. — Auch hier 
wird man Se! im Bufanmenkunge Raben: s aber 


Pr 4 
a 


Ja lanter Eitelkeit find 





ß fie Rinder, und ih⸗ 


fie 


:deB alten, Zchamenn Cie acha Ps | 


is nice naturticher, die Worte als Drohungen 
anzuſehen? Die Mutter Gileads iſt Wahn, 


Irrthum, Abgoͤtterey: drum wer den ſie verge⸗ 
ben, zu Grunde gerichtet werden. In Gilgal 
opfert man Rinder, verbotene Goͤtzenopfer: 
vum ſollen ihre Altaͤre wie Sandhuͤgel (a 
mit Aluſion auf 9392) an den Feldern, der Er⸗ 

de gleihgemacht, gefchleift werden. — Weber die 
Abfiht des V. 13. 14, fehlt Anmerkung und Auf 


un —— 


Im ganz dunfeln beehzchnten Kapitel Bleibe \ 


8.2 Hr. M. beym gewöhnlichen: wer Mens 
ſchen opfere, darf die Rölber Eüffen: allein 
die Schwierigkeit, daß der Kälberdienfl ſchwerlich 


Menſchenopfer forderte, bleibr und macht dieſe Er · 


klärung ganz umahrfcheinfich , big etwan erwieſen 
twäre, die Iſraeliten hätten wirklich fich jener Uns . 
menſchlichkeit ſchuldig gemacht, wogegen das Stilfe 
ſchweigen der Propperen ſchon Beweis genug iſt. 
Sollte vielleicht mit etwas veränderten ‚Punkken 5 


 püberfeßen ſeyn: Von ihnen (den Bildern) far 
gen fie: die. Stiere begebten (ywrnon pw) " 


Menſchenopfer, ps Yrızt wären Opfer, wel⸗ 
che von Menſchen dargebracht werden, und dann 
wäre die Irdnie ſehr birter: ber Stier laͤßt fich 
von Menfiher Opfer bringen. 


Einige Anmerfungen aus den übrigen Bropfe | ‚ 


tm verfparen wir auf die e Zulünft. 





Doͤderl. — 6. St. Dd, u I, Ve- | \ u 


. 7 
® 


6 . Mirhaeib deutſche Ueberfebung. 


N 


. ze Altäre finder man überall, wie die Sun 


⸗ 


fh (m?) bey Bott und das Volk (dy) de 
 ‚sailigen: iſt treu. Wenn man die Klage %; 
lieſet, fo wird man bieß $ob von Juda gewiß a 
ftößig finden, und eher. einigen Tadel ermarm, 
"der herausfomht, wenn man überfeget: Jud 
‚Steht mit Gott herum und will noch Sram 
von ſeiner Gottheit ſeyn. Es iſt nihehr 
‚Sender abgoͤttiſch daß es Jehoven ganz fire 

— V. 4 gut erimert, daß, mer 
 Satob gefägt it, nicht Tabel fern koͤnne, ferim 
Vorſtellung, was fuͤr ein gluͤcklicher Mann Jıtt 
var, aber man erwartet auch wohl in der Anm 
:Fung die Anzeige, wozu dieß geſagt iſt? Der 
gelehrte Leſer ſteht ſonſt in Gefahr, den Prophn 
fuͤr einen Schwaͤtzer zu halten, bet ohne Geiſt Ve 
- te ausſchuͤttet, oder für einen Theofophen, det 
‘ Veendrang, Räthfel und Geheinhniffe zur bie 
bigen Enchuͤllung vorlegt. FJeren wir, oe: 





wirklich alles, was von Jakob geruͤhmt wird, Br 


faͤt die Ifraeliten, glei große Vorzüge und gi 
fiche Siege zu erwatten? Irren wir, ober if de 
Wort Jakob Fame nicht des Stammeate 


ſondern ber Natlon, von welcher alles gefagt nt 


“was einft ihr Stammvater chat? wie 1 B. Ri 
49. — Bi 12. können wir niche übergehen. E 
heiße hier ft denn Sitead lauter betruͤg 
cher Gottesdienſt? Ja lanter Eitelkeit fir 
: fie. du Gilead opfern fie Rinder, und 


haufen auf den Ackerfurchen. — Auch Mi 
wird man Luͤcke im Sufanmenpange finden: a 


pr 





| . Tcriptoruin Antaledta Kor 49 


Den Anfang machen Drigenis Scholia über 
verſchiedene Bücher des A. u. N. Te. S. 1 bis 
100 — immer ehrwürdig wegen Ihres Verfaſ⸗ 
fers, von welchem man alles gerne lieſet, und gut 
nügen fan, Sie ſcheinen ‚aus Katenen abge⸗ 


ſchtieben zu ſeyn, und haben daher den Fehler, 
daß wir für ihre Aechtheit Peine Bürgfchaft has. 


ben, weil in den Katenen die Namen "der Ver⸗ 


faffer ofe verwechſelt oder enrfteite find, " Die. . 


meiften davon, welche über den :Pentateuchus, 
Jofua, Judices und Reges find, haben. wir ſchon 
gedrückt in der Catena Nicephori in’ Odtateu- 
chum angetroffen, von zuweilen nicht nur beffere 
‚ $esarten, fondern auch die richtigeren Verfaſſer 
zu finden find, — Sogleich das erſte Scholion 
P. 3. wird in gedachter Catena dem Theodoret zuge- 
ſchrieben. Unter eben dieſem Namen ſteht das 
Schol. über Levit. 13, 45. Deut. 23, % 7. 14 . 
Joſ. 6, 15. 16. Judic. ar, 20. 21. — Andre, 


bie hier unter Origenis Namen ſtehen, eignet je⸗· 
ne Katene dein Cyrillus zu, z. ©, Levit. 23, 40. u 


Num. ı2, Deut. 14, 19. (welches Schulion eis 
gentlich gu Levit. N. gehört) ao, 5.8.10. 22, 6. 
23, 12 - 34 Andre dem Apoffonarius Deut. 3, 
27.08. dem Diodorus 1 Kg. 3, 5 und ſehr viele 
dem Procopius 2 ©, Gen. 19, 25. Lev. 27, 15 
16, — Ueber den Hiod mag gleiche Verwitrung 
ſeyn. Dem faſt bie-meiften Scholien ſtehen in 
den Katenen über Hiob unter Olympiodors Nas 
men K. 2, 2. 9. 11. 12. 33. K. 3, 1, Vieles 

: Dh 5 77 


rd 





7. 
7 


Nr 
j 
\ 


> 


aa Veterumn patrum — — — 
gehort, dem Chryſoſtomus K. 2, 10. u1. 22, 4. 


32, 22. — „An der Aechtheit der Scholien uͤber 


Matthaͤum muͤſſen pie ſchon um des Schluſſes 


willen zweiſeln, „wo uber Matth. 28, alt. p. 83. 


von der Trinitaͤt geſagt wird: es ec, s GUva- 
MPN Tv Tora, «Mh: BO, Mike Tess de -umo- 


raq cæs —2* av — Kat worarnAa x- 


‚Tas Ouou exerweey ö, Zarre: - — MER OMcBOuS 


ayernn — Bvumosaros-n ya. Und 


N unter Örigenis. Namen? — 


Es folgen zweh Fragmente v von dem Dio⸗ 
—* von Alexandrien. S. 120-118, dag eine 


ein Stuͤck feines Commentarii über den Prediger 


Salomo, deſſen ſchon Eufeb. H. C. 7, c. 36. ge 
deukt. Er geht nur über die drey erſten Kapitel, 
ynd bat nicht viel merkwuͤrdiges, wiewohl wir 


Doch noch mehr. Beweiſe für. Die Aechtheit biefes 
‚ Stüdes wuͤnſchten, als das Zeugniß einer einzi⸗ 


gen Handſchrift. Indeſſen ‚dat. fein griechifcher 
Text manche beſſere Leſart, als in den gebruckten 
Ausgaben ſteht, 3. E. K. 2, 24. Bu uw wya- 

av aydeamou,. 6 un Qosyeroy u. Das atı- 

dre ift eine Auslegung über-Suc:92, 42-48, Man 
weiß nicht, doß Dionvſius einen Commentar · uͤber 
ben Licas geſchrieben: aber außet dieſer, Schwie⸗ 
rigkeit, das Fragment für, authentiſch zu halten, 
finden mir. noch eine ‚andre dogmatiſche. Wenn 


1 ©. 116 heißt: alia eſt aiıima, quae deponi- 


tur et rurſus ſumitur Ioh. 10, 18. alia divipitas, 
‚quao ponit et ſumit: ſo iſt diß die fruͤhere Art 
zu 


n * 








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ME { * MN v 
‚ra ‚ F u 


» " t j ü ” 0m 
eriptorum Analecta nova. "a 


zu reben bey den Kirchewaͤtern nicht. Merkwur⸗ 


dig. iſts indeſſen, daß dieſer Autor in der Erjäß- 


fung Lutaͤ nichts vom blutigen Schweiß findet, 
fondern die. Worte were geoußer ulaooros als 


Bild von der Heftigkeit und Menge des Schwei⸗ 
fes. erklaͤret. — Ein drittes Fragment unter 


denr Namen eben: diefes Verfaffers beſtehe ma 


in etlichen Zeilen, und: war wichtig. genäg; auß 


des Euthymii Zigabeni Panoptia Mſct. abge⸗ 


druckt zu werden. Wir koͤnnen es ganz herſetzen, 
weil er bie alte Terminologie aufklaͤrt: planta, 


quae e sadiee.furgit, differt quidem (eregpy esw) " 


ab eo, unde propullulat, eft tamen illi owo- . 


Qußs- Fluvius e fonte profluens differt( dregor 


es) a.fonte - unune autem confitemur utrum- 


que efle fecundum nafuram ‘a, önosoıe, Ton- 


temque quafi .patrem mente concipi &c. (Es 


verbiene hier die Apologie des Dionyſ. von Aler, 
durch Athanaſius verglichen zu werden, mo « 18. 


dieß Fragment angefuͤhrt iſt. — : Ein Frag. 


mmt Gregor, Thawmstsrgi über Matth. 6, 22. 
23. iſt unbedeutend. Erheblicher wäre Eu/ehis 
Pamphili Commentstia de vita Silveſtri papae 
et de Conflantino M. oder eigentlich Epiltola He- 
Jenae ad Coniflanfinum, et Conftantini M. ad 
Helenam, wenn fie nur den Stempel der Acht 
heit. hätten. :: Zum: Ungläd aber hat fihon das 
Decr.-Gelafii die Ada Silveflri, darinnen jener 


 Briefinechfel vorkommt, ‚vermorfen, Es ift doch 


artig, wie Helena ihren Sohn zur jüdifchen Reli⸗ 


sion bringen will; und. der gute‘ Kaifer es auf | 


Dd3' eine 


Pr 


. 8‘ , 


7 






u. Veterum patruun eechehafticorumgue 


! eine Difpiitarlon-zwifchen. Juden und Cpriften an⸗ 
trägt. „ Das Vita Onuphrii vom Pophuutius- be- 
‚fhrieben, - -©, 199-137 iſt füc die Legenden und 
Heiligengeſchichte. Neßarüi Asp. CP. enarratio 
quare "fabbato / primo jejuniorum celebremus. 
memeriam Theodori ift eine Homilie auf Den Anz ' 
- fang der‘ Faſten, vom gewöhnlichen Schlag ©. ! 
128.135. Von eben der Art-©. 136+150. - Jo. 
Chrafoffomi de eleemofyna etin divitem ac La- 
- zarum, unb eine andre ©. 141-144, über bie 
Beſuchung des Abendmals: und Severiasi Ga- 
‚ balit: in Dei apparitionem, ©, 145+149. bie 
aus Matthasi Læaction. Mofqu. abgedruckt iſt. 
Mehr dogmatiſch ift, wie teicht zu erachten, Cy- 
yilli Alex. ep. ad Eufebium prefb. derinnn er 
fich befchwert, daß man einen falfchen Brief bes 
Joh. von Antiochien an ihn herum frage und 

ſeyerlich bezeugt, er babe nicht eher diefen Bi⸗ 





ſſchef in die Kirchengemeinfchaft wieder aufgnom- 


men, als-bis derſelbe den Nefterius fihriftfich ana⸗ 
thewatiſirte; dagegen welle:er mit allen abgeſetz 
- ven Bilchöffen Hellabius, u. a. nie etwad zu ſchaf⸗ 
fen Haben. - Ein anderer Brief eben dieſes Wer 
faifers, ©. 152. an Johann, Antioch. fiehe ſchon in 

- Garnerii opuk. pofthumis. Den Schluß mache 
“ Maxim monachi, enimadverfio adverfus ens, 
“ qui dicunt animas ante vel paft corpora exiftere, 
©. 153.158. Er hält den Mittehveg, die Seo 
‚Ion enfflehen mit dem Körper, Das kann man 
jeden glauben laſſen. — Als Anhang, ober 
vielmehr als onen * dieſer wlech zur 


Da NO | 


ſeriptorum Analecta move 4238 
—9 

bes Co/mar topographia Chriſtiana aus Mont- 
faucon collectio patrum ohne Aenderung oder 
Beſſerung wieder abgedruckt. Daß doch die ei⸗ 
lenden Verleger die. Herausgeber ſo tyranniſiren. 
Wieviel haͤtte ſich noch uͤber dieß Werk unterſu⸗ 
chen aufklaͤren! Wie viel Kritik in ben Leſärten, 

und über die Geſchichten anbringen laſſen! Aber 
der Verlege — — 





I 
I. 0.0 0JM. W 
Prüfung wichtiger Lehren theolo⸗ 
giſchen und philofophifchen Inhalts von 
M, Ernſt Kobann Conrad Walkır, 
Prediger zu Neukloſter und Babelin in der 


Herrſchaft Wismar. Berlin 178. Bey ' 
Gottl. Aug. Lange. — 


ichtig find die Wahrheiten allerdings, die 


Herr V. hier aufs neue zu beleuchten un? - | 


ternimmt, berühme :Bie Denker, deren Behaur 
Pfungen er befämpfee, ber Forſcher aber foll auch 
feine Gefahren fürchten, und ‚Feine Aucoritaͤt 
ſcheuen, wo fich ihm Zweifel aufbringen, oder 
wo er Klarheit und bas Gewicht überzjeugender 
Gründe vermißt. -Sen es auch, daß nur er da 
Zweiſel und Dunkelheiten findet, wo andern alles 
gewiß und lichtvoll iſt, daß nur Ihm Die Gründe 
Dd4 kein 


—F 


- 


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N 


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J 


eilnen auf: bie andre, 


‚a4. Bpehfung hr: ee ha philoſ 


kein Genuͤge leiſſen, bey denen’ ſich anbie voͤllig | 


. berubigen, er ‘hat barum nicht umfonft gearbei⸗ 
tet, die Wahrheit gewinnet allemal, je mehr ihre 
Gruͤnde gepruͤfet, und das Unaͤchte von dem Aech⸗ 
ten geſondert wird. 
Herrn V. immer bleiben, wo man ihm auch nicht 


immer beyfallen, noch den Sieg uͤber feinen Geg⸗ 


ner zugeſtehen kann. Der erſte Aufſatz unter⸗ 


ſucht die Frage: Was hat die menſchliche Natur 


für ein. Berhältni zur natürlichen Religion? Der 


Ehrift und der Naturaliſt behaupten eine genaue , 


Verbindung ber menſchlichen Natur mie der na⸗ 
türlichen Religion, und beyde fchließen won der 
- Det Deift behauptet die 
Vollkommenheit der menſchlichen Natur, und 
ſchließt daraus auf die Vollkommenheit der na⸗ 
"türlichen Religion; der Chriſt laͤugnet felbige, und 
folgert Daraus, daß auch die natärliche Religion 
zur Heiligung, und Beruhigung der Menfchen 
nicht mehr binlänglich ſey. Toͤllner behauptete in 
dem zweyten Bande feiner Aufſaͤtze, daß man 
niche von der Vollkommenheit der Natur, die 


| au die Vollkommenheit der natürlichen‘ Reli 


. tod) auch von deren Unvollkommenheit 


= auf die Unvollkommenheit ber natürlichen Res 


—1 und umgewandt ſchließen koͤnne. Hr. 
W. iſt für das Gegentheil, und ſucht den Be⸗ 


weis ‚zu führen, daß der Chrift allerbings bes 


rechtigt ſey, von ber Unvoflfommenfeit der Natur 
auf die der natürlichen Religion zu ſchlieſ⸗ 
fen. In denn uber die e menſchuche Natur unvoll⸗ 

| | kom⸗ 


Dieß Verdienſt wird dem 





Inhalts, v. € J. Waltxt. 
kemmen? Der Hr. V. bejahet es, aus ai 
den. Gründen. Die. Vollkommenheit der menfche . 
lichen Natur beſteht in ihrer Hinlänglichkeit (Ue 
bereinſtimmung fagen andre) zu den Zwecken, zu 
denen fie Sort Beftimme hat. Dieſe muͤſſen * 
theils aus den moraliſchen Vollkommenheiten 
Gastes, theils aus der Befchaffenheit und der Ans 


lage der Objekte ſelbſt beftimms. werd, DBenbe 


laſſen ſich Deswegen nicht trennen, ‚weil Gott auch 
Zwecke haben kann, bie er nicht erreicht. ¶ieſer 

Sog ift wahr,. menu er} blos auf ſolche Zwecke 

eingefchränft wirb, zu. deren Erreichung freye, mod 
raliſche uud. vernünftige. Ghefchöpfe ,. deren Sreye . 
beit er nach ber. Weisheit und Güte nicht: auffe 
ben —— noͤthig iſt — aber falſch, wenn man 


demit behaupten wollte, als ob Gott von ſeinete 


Seite etwas. unterließe, was bag: vonnsß 
then iſt, oder als ob Ihm unbekannt waͤre, wie 
viet davon erreicht werden wird. - Auch bey dem 
de ift ‚der Endzweck und Wille Gottes 
Ordnung, und damit. verbimdene. 
Slaͤckſeligkeit, und da fein Wille ernftlich it, fo 
verfüge ex ihm aich fein: Mittel, wodurch er. II I 
reicht werben koͤnnte, ungeachtet er. vorherſieht, 
daß durch Den Mißbrauch, den das freye Gm 
ſchaͤpf davon macht, das abgezweckte Gute nahe 
erfolgt. „ Würde ihm Gott im Gegentheil Mittel J 
dazu vorenthalten, ſo wuͤrde man zweifeln muͤſſen, 
ob es fein ernſllicher Wille geweſen ſey. Mir. 
ſcheint demnach ber Schluß gar nicht tadelhaft, 
daß es der Beisfei on Urfebers auch gemes | 
* 17 


u av6 ¶ Pelifung wicheig. Echt. theol. u philoſ. 


\. 


N 
- 


— 


+- 


— 


fen, uns zu den intendirten Zwecken binlaͤngliche 


Kräfte zu ſchenken. Und wer weiß, “ob wir 


uns nur:nicht oft bey den göttlichen Zwecken ir. 
wen, und diefe ober jene Abfiche für unerreicht 


Bolten, bie Gott in dem beflimmten Kalle 


wicht. einmal.hatte? Wer weiß, ob ber göttliche 


 Suee® mie iesr. noch niche- erreicht wird, aber 
inſt, ſo wie alle göttliche Abfichten, erreicht wer⸗ 


ben wird.) Bey ber menſchlichen Natur :fann 


.. Gottes Zweck fein anbrer fern, als ihre mögliche 
Vervolllommung und die damit verknuͤpfte Gluͤck⸗ 


feligfeit, dann aber müßten auch die obern Kraͤf⸗ 
ce ſtets herrſchen, keine unordentlichen Leidenſchaf⸗ 


een, kein Neib ba fen, Peine Krankheiten ben 
‚Körper zerruͤtten. Da nun aber das nicht iſt, fo 
ft die Natur. unvollkommen. Wie viel bleibt 
hier dem Deiſten einzuwenden übrig Hier iſt, 
vird. er ſagen, Böhere moraliſche Bollfommen- 
Mei mit der phyſiſchen verwechſelt. Jene fodert 


Wie Uebereinſtimmung der ſceyen Handlungen 


mit ihrem hoͤchſten Zwecke, dieſe blos die Ueber⸗ 


einſtimmung ber natürlichen Kräfte und Beſchaf⸗ 


\ fenheiten. Jene finder man bey dem Menſchen 


nicht, dieſe kann man ihm nicht abſprechen. Jene 


ſollte ſich der Menſch durch eigne Thaͤigkeit, durch 


richtigen Gebrauch/ der Vernunft und Religion; 
darch Nachdenken und Hebung erwerben; diefe 


mußte er ihm geben, wenn erifein Werk nicht 
mangelhaft and ungoßffommen laſſen wollte. Ver⸗ 
ſtand und Wille ſtimmen zu‘ dein Zwecke das 
Wahye zu erfennen, u das Oute zu “oil — 
bie 


\ 2 








— 
⸗ 


Sofa, .€. 9: Wilke. 


| die Einnestraft fteile der Seele — | 


außer ihe vor, die Organe bes Körpers flimmen 
dahin, ihre Funktionen zu verrichten, mithin fann 


. der Natur die phnfifche Vollfommenheit nicht abs 


geſprochen werden. Daß aber ver Verſtand ſich 
oft taͤuſchen läßt, daß die Triebetäuf unrechte 
Gegenftände fallen, ‚und. die Wahl :oft-unrichtig . 


ausſchlaͤgt, das koͤmmt nicht von ihrer urfprünge 


— — — — — — ——— — 


lichen Unvollfommenpeit ber,. fonbern von. Dem 
Mißbrauch der falſchen Seitung, und der uneich 
tigen. Anwenbung, die der Menfch freywillig von 
diefen Kräften macht. And. wie viel Grade bei 

möralifchen Vollkommenheit gibt es nicht? - Mäfe 


fen fie alle Hier: erreiche werden, und wird nähe 


eben das, was hier unerfuͤllt Biete; | in ber Ewi 


tet erhalten werden 7) 


Don ver natürlichen Religion fügt er S. = 
man koͤnne ihr objeftioifh, genommen. (und davon 


ift auch nur Die Rede) eine Vollkommenheit u | 


ſcheeiben, aber. ihre Voatommenheit möäfle gang -_- 
anders beſtimmet werde, wenn ſie: uuf Die 3 > 
birfniffe der I. Unorbnung gerafhenen menfchlis 
den Natur, .als wenn ſie auf den- Stand ihrer 
Vollfommenpeit referite werde. Im legten Falle 
I fie alsdenn vollkommen, “wenn fie hinlaͤnglich 
ft, die Perficinmg und. Gluͤckſeligkelt wirklich zu. 
hen ‚ und. den-Menfchen zur beftdndigen 
Ausübung. feiner. Pfichten anzubalten, fo weit es 
de wefenstichen Schranken zulaflen. Im erfien - 

ine aber: Re es nur e aledemn, wenn “he u 
| äng« | 


009" Pelfurtg ſdicbtig. Safe test. u. philoſ. 
laͤnglich ft, die fehon vorhandne Unordnung un. 


— 


ſtrer moraliſchen Natur zu heben, ihre verdorbne 


Richtungen zu ſchwaͤchen, den Menſchen bey ſei⸗ 
nen unzaͤhligen Abweichungen zu beruhigen, und 
von feiner. zufünftigen Gluͤckſeligkeit gewiß zu 


B ‚machen. Dieß ſindet er nun nicht bey. ihr, und 


darum iſt fie unvollfommen, (Wird aber hier⸗ 
auf nicht der Deiſt antworten: daß es irrig ſey, 
wenn man mit dem Verf. ſage, ‚die Vernunft leh⸗ 
ve ums ben Umfang des Verderbens nicht, ba ihn 


 doch-die Erfahrung bezeugt; irrig, daß fie. Die 


‘Unordnung. bee Natur nicht zu beben -vermöge, 
da ihre Gramdfüge, tief eingeptägt und getreulich 


brfolge, allerdings wahre. Frommigkeit winken 


koͤnne; irtig, daß ſie ung bey unfern Vergehun⸗ 
gen. gar nicht beruhige, da fie. doch bie göttliche 


x 


. Siebe und Erbarmung gegen umfehrende Sünder 


mit alter Stärke behauptet, und mit Beyſeit- 


ſetzung deſſen, was Menſchen in folchen. Fällen 


cthun, ader-thum.müffen, auf Neue Begnadigung 


x 


ſprochen werden muͤſſe, Genug; waun die gesfe 


erwarten laͤßt, da fie endlich unſern zukuͤnftigen 
Zuſtand dem-überlaffen lehrt, der in ſich Die hoch 
fie Weisheit und Güte vereiniget. Heißt das 
im: Geunde nicht ſo viel, Gott ‚wolle zwar bie 
Seligkeit aller, aber. doch Habe er. Millionen uns 


vollfommene, unzulaͤngliche Mittel dazu werlie- 


sen? Es daͤrfts ſchwer ſeyn, hierauf zu antwor⸗ 
ten, wir. ſehen auch nicht ab, warum der natuͤr⸗ 
üichen Haiigien dem. einzigen Mittel, das Goer 
fo vielen gegeben. hat, alle. Wolllommenheit abge- 
fen- 





Sopaie, 0.84. Watte. Eos 


fenbarte alles - bieß leichter und ficherer bewirket, 
wenn fie durch Zuſetzung neuer fruchtbaver Wahr⸗ 
keiten vollkommner ift, als es die.natürliche ihrer - 
Quelle nach ſeyn kann.) Wir übergehen die übri» 
gen Einwendungen wider Töllnern, : weil fie uns 
nicht erheblich duͤnken, indem immer die höhere 
Vollkommenheit der chriſtlichen Religion: zur Her⸗ 
abwuͤrdigung der natuͤrlichen angewendet wird. 
Wenn man daraus, weil die natürliche Religion 
nicht alle ihre Bekenner weiſe und fromm gemacht 
kat, auf ihre Unzulaͤnglichkeit ſchließen darf, ſo 
hat die chriſtliche gewiß den nemlichen Vorwurf 
 zubeforgen. Die Art; wie dieß von dem Hrn. 
Verf. beantwortet worden, mußte denn auch auf 
die U, Abhandlung: Was hat die geoffenbarte 
Religion für ein Verhaͤltniß zu: der Seligkeit des, 
ver, die zu ihrer. Erfennmiß nicht gelangen ton. 
nen? Einfluß haben. Gott, ſagt er, bat ſich 
vorbehalten, mit allen. denen nach ſeiner mittlern 
Erkenntniß zu. banbehr, welche das wohlthaͤti 
lit der Offenbarung nicht erhalten haben. *3 
beurtheilt fie’ nach dem Verhalten, —* fiein /- 
dem Fall würden: bewiefen heben, menn fie ein ge⸗ 
wies Mans von Erfenntmiß dieſer Lehren wirf. 
lich erlangt hätten. : (Man fieht, der Herr V. 
iR zu einficheig, und wohlwollend, als daß «er 
mit fteifem Eigenſinne, ben<manche einen from⸗ 
men Eifer nerinen, ein Verdammungsurtheil uͤber 
die Heiden ausſprechen ſollte, ex will fie. retten, 
und nimmt daher feine Zuflucht zur. mittlern Sei⸗ 
enz Gottes. Wan nur bieje Oypotheſe Fr 


433 Pehfung wichtiger Lehr. theol. U. hhilof. 


— 


ſicher genug wuͤre. Lohn und Sirafe muß ſich 


voch allemal nach dem wuͤrklichen Zuſtande eines 


— 


jeden richten, und ſcheint ſich auf das, was unter 
andern Umſtaͤnden erfolgt. wäre, ſo untruͤglich 
auch Gott das weiß, nicht anwenden: zu laſſen. 
Aus Matth. ar, 21. 22, folge auch nichts wei⸗ 
ter,. als die geringere Strafbarkeit Unmwiffender 


vor ſolchen, die die Wahrheit muthwillig verwer⸗ 


fen, noch weniger aus V. 23. 24.) Da unſer 
Verhalten von unſern Verbindungen abhaͤngt, 
und dieſe von dem' hoͤchſten Regenten der Welt 


ſelbſt ‚bey einem großen Haufen, ſo angeordnet 


ſinden, daß er nicht zur Erkenntniß der geoffen⸗ 
barten Religion gelangen, und die Bedingungen 


wirklich erfüllen kann, unter denen er uns Die Se⸗ 
ligkeit ſchenken will, ſo müffen wie von feiner un⸗ 


parrtheyiſchen Guͤte und ernſtlichem erlangen 


nach der Wohlfahrt aller Menſchen erwarten, 


daß er dieſen großen: Haufen nicht nad) feinem 
wirklichen von ſchlechten nicht verſchuldeten Situa⸗ 
tionen abhangenden, ſondern nach einem hypothe⸗ 


tiſchen Verhalten in der Ewigkeit behandeln wer⸗ 


be. (Kann denn aber Gott einen Menfchen, der 


lgt ein Boͤſewicht iſt, es aber In einer andern Jas 
ge richt geroefen ſeyn toürbe, nun um deswillen 


als einen Frommen behandeln, indeß doch feine: 
Seele verderbt und ber Gluͤckſeligkeit unfähig IE? 


Wied hiebey nicht garzu wenig auf bie natuͤrlichen 
Folgen ber Tugend gefehen, die nicht fenn Fännen,: 
00 Bie Tugend, ihre Quelle, nicht MT Da’ 

duͤnkt es uns voch ſicherer, bey ber Behauptung 


ns, u 
ur. 1 
N 

».- . - - B 











I, 


.Zapalis, v. €. J. Balter "u - 


zu bielben, Sort laffe es niemand giangtich an Wis 


teln zur Befferung fehlen, und werde Sohn und 


Strafe dem Grab der Kenntniß ber Menfchen, 
und mit der genaueften Ruͤckſicht auf ihre indivis, 
duelle Sage, und auf bas jedesmalige Maas- der 
Verſchuldung anzupaffen wiffen: Go kaͤme ja 


ober (8: 62)- folchen, die der unverfchufbere Mans - 


gel der Erkenntniß der wahren Relkgion von -pee: -” 


Froöͤmmigkeit abhaͤlt, und die einen weiſen Ger 
brauch davon gemacht haben wuͤrden, daß Ver⸗· 


dienſt Chriſti gar nicht zu Nutzen, wenn ihr zu⸗ 
kuͤnftiger Zuſtand blos nach ihrem wirklichen Ver⸗ 
halten abgemeſſen würbe, : ( Wenn fie ſonſt Mike 
tel der Befferung hatten, und folche vernachläßig« 


v 


ten, fo geſchieht ihnen hieran eben fo wenig Un. 
recht, als laſterhaften Chriften;. denen es auch 
nicht zu gute kommt.) Wenn die Schrift ſagt: 


Gott werde jedem nach ſeinen Werken geben, ſo 
iſt bios, von den Graden der Tugend und deren 


 Moportinivten Belohnung bie Rede. Dieß wird | 
auch eit‘ Vorzug. derer bleiben, die die geoffen · 
—— hier ſchon gekannt und ausgeuͤbe 


(So wäre denn alſo doch die Seligkeit 


jener geringer, dieſer größer, Das wollte Toͤll⸗ 


her auch, und doch iſt man unzufrieben mit ihm.) 


Ale Heiden ohne Unterſchied find nach den Leh⸗ 


ren der Offenbarung, ein. Begenftanb der durch 


Ehriftum geſchehenen Erlöfung, : bie ihnen unter 
ber Bedingung des Glaubens und. einer aufrich⸗ 


ige Sinnesanderung zu flarten kommen . foll; 
* aber das, und fie erlangton doch die Kennt⸗ 


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’ 3 — | " ) u 
493. Prüfung wichtiger Behr, theol. u. philoſ. 
ir Cheiſtd nicht, fo müßte Gott ſie entweder 
in ſolche Umſtaͤnde verſetzen, daß fie zu dieſer Er⸗ 
kenntniß gelangten, ober er müßte nach der mitt 
. "lern Erfenntnig mit ihnen handeln. Denn fonft 
müßte man fagen, er habe ihnen zwar 'ein Mit⸗ 
‚gel züe Seligkeit gegeben, «aber ein ſolches, wo⸗ 
von ſie. keinen Gebrauch Härten machen koͤnnen. 
(Koͤnnten denn aber die. Fruͤchte der Srloͤſung, 
ſolchen, Die nichts von ihr: wiſſen fonnten, gar 
: nicht ohne ausdrücklichen Glauben zu ftatten kom⸗ 
men? Die Bibel erklaͤrt fich uͤber diefen Fall 
nicht, aber was fie ſagt, das ſagt fie fol- 
+ chem, die den: Ruf des Epangelii erhaften ‚haben, 
Ward gleich der Rathſchluß zur Begnadigung 
dere Suͤnder in Ruͤckſicht auf: Chriſtum gefaßt, 
fo konnten doch auch ſolche begnadiget werden; un⸗ 
geachtet fte den eigentlichen. Grund nicht wuſten, 
ſondern fi) blos auf die freye Erbarmung Gottes 
verließen.) Clarks Antwort, daß Gert nicht alle 
Menſchen an Gluͤckſellgkeit gleich machen müfe, 
befriedigt in nicht. Wenn Sort, fähre er fort, 
die Gluͤckſeligkeit der Menfchen will, fo muß er 
ihnen dazu hinlaͤngliche Mittel geben. Reicht 
bie natürliche Religion nicht hin, ſo muß en ihnen 
die geoffenbarte geben, oder nach der fcientia media 
verfahren. - (a, wenn die natürliche Religion 
cchlechterdings nicht zur Seligkeit fuͤhret. "So 
ſie das thut, und das Chriſtenthum blos ein hoͤ⸗ 
heres Maas derſelben ſchenket, fo ſtreitet eine 
folche Ungleichheit weder mit der Güte Gottes, 
noch feine abrigen Haushaltung, fo viel wir auf 
2 R _ _ . 


» 


. | 

Inhalts, 0.3 €. alter. a5 
bee Welt daven wahrnehmen.) Toͤllnern ftimme 
er (S.85.) nicht bey, daß Gore die Menichen ſchon 
durch die natürliche Religion zur Seligkeit führe,, 
wie er «nich nicht konnte, da er fie für unzulängs 
lich) haͤlt, Siebe und_Gehorfem gegen Gore hervor⸗ 
zubringen. Die Einwuͤrfe uͤberlaſſen wir dem 
eignem Nachdenken „wobey ſich zeigen duͤrfte, 
daß die Zweifel des Hrn. V. noch wohl zu heben 
find, und daß, wo noch Schwierigkeiten bleiben, 
ſich felbige auf beyden Seiten foziemlich Die Wage 
beiten, LIL Iſt der Zwei? der. zufünftigen Strafen 
die Befferung ? Diefe Frage ift feirdem wieder bes 
rühme worden, als fie Hr. Eberhard mit fo vl 
Geift und Scharffinn in Unterfuchung genommen 
hat, — aber nad) allem dem, was zu ihrer Be⸗ 
antıworfung Richtiges und Gebachtes vorgebracht 
worden iſt, ſtraͤubt man ſich noch immer, und 
‚halt aus Gruͤnden von verſchiedenem Gewicht an 
dem gewöhnlichen haͤrterm Strafſyſtem veſt. Un⸗ 
ſer Herr Verf. legt eine andere Meynung zur 
Pruͤfung vor. Man kann annehmen, daß die 
Seelen der Verdammten durch den anhaltenden 
Kummer uͤber den Verluſt ihrer Gluͤckſeligkeit, 
und durch die lange Reihe von unangenehmen 
Empfindungen, die weit in die Ewigkeit hinein 
geht, nach) und nad). in eine ſolche Unthaͤtigkeit 
hinabfinfen, daß fie gar nicht mehr zur Verglei⸗ 
chung des gegenwaͤrtigen Zuſtandes mit ihrem 
vorhergehenden Verhalten, und mithin zur Em⸗ 
pfindung der Strafe faͤhig bleiben, und daß ihr 


Koͤrper zugleich wegen der genauen Verbindung 


Doͤderl. Bib. *B.6. St. Ee— ‚mit = 


\ 


. 
[4 ⸗ 


434 Pruͤfung wichtiger Lehr. theol. u. philoſ. 
mit der Seele von dieſem Kunnnert nach und nach 
ſo ſehr viel mitleidet, daß er der Zerſtoͤrung nicht 
Sänger widerſtehen kann. Sind nun beyde in 

einen ſolchen Zuſtand gerathen, ſo kann entweder 

‘ - eine völlige Vernichtung ber denkenden Kraft und 
‚dem: Urftoffe des Körpers erfolgen, ober der 
Schöpfer läßt! beyde Theile zu einem ewigen War- 
nungsdenkmal in demjenigen traurigen Zuſtand, 
der als eine natuͤrliche Folge der Suͤnde anzuſe⸗ 
iſt, ohne den Verdammten wieder in einen 
gluͤckſeligen Zuſtand nach uͤberſtandnem Leiden zu 
verſetzen. Milder iſt dieſe Meinung allerdings, 
als die, welche unaufhoͤrliche Strafe bey ſtets 
gleichen Zuflande der Verdammten annimmt, 
: Der Ar. V. giaubt auch, daß ſich es aus Schrift, 
Vernunft und Analogie am beften rechtfertigen 
laſſen, und fucht es in der Folge zu erhaͤrten. Wo 


/ 


» Die Schrift davon redef, gebraucht fie Die Werte: 


oRedgos, arm, —0— 
"eyar, OIoga, Imvaros, —** lau⸗ 
ter Ausdruͤcke, die ſich nicht mit ſolchen Quaulen 
vertragen, welche ohne Verluſt der Kraͤfte des 
-Beftraften ewig dauren. Der Hr. V. macht es 
ſich dabey zur Kegel, allemal den fimpelften und 
hatürlichften Sinn anzunehmen, weil von Gott gu 


, "erwarten ſtuͤnde, daß er die angedroßten Strafen 
Diefe Re⸗ 


auch deutlich werde beſtimmt haben. 
® gef Börner wir nicht durchaus - gelten laſſen, denn 
bie Schrift: redet: oft in ſinnlichen und metapho- 
riſchen Ausdrücen, wo erſt die unter dem Bilde 
verborgene Ste durch Berpälfe andrer ‚Mittel 

J ent⸗ 


fi \ 


Inhalts v. J. E. Walter. - 495 
atberft werben aiuß. Soll fie. gelten, ſo muͤß⸗ 
ten auch die Vorſtellungen -von' dem Schooß 


Abrahams, einem Gaftmal, einer Krone im ei⸗ 


gentlichſten Sinne. genommen werben. Daß bie 
Hebräer Dum und. mn für. Ghi und Unglück 
gebrauchen, und bie neuteflamentlichen Schrift⸗ 
ſteller dieß nachahmen, iſt ohnehin bekannt, 
Durch dieſe Bemerkung derlieren viele Schluͤſſe 
des V. ihr Gewicht. Muß denn arwAcın Patr- 
3, 7. (Phil. 3, 19. wollten wir garnicht. hieher 
rehnen) und aworzcas Matth. 10, 28. ‚geradg 
diefe gänzliche , Deſtruction ausdrüden? .. Iſt 


richt bier fehon zum voraus angenommen, was 


erft ermiefen werben foll?. In der letzteren Stelle 


liegt ja nichts weiter, .. als daß ſich die Macht Got⸗ u 


tes zu ftrofen, niche nur auf das natürliche Leben 
allein, auf Den Leib, fondern auf die Seele .or, 
ſtreckt. Und went: ein Gegner hartnäckig fen 
wolite, fo ſtuͤnde ihm auch nod) die Spitzſindig 


feit zu Gebote, daß es ja nur heiße, Wort Eönne, - 


nicye aber, er ivierde es thun. Wenn er uͤber 


Gal. 6, 8. fagt ; daß DIogu dem Gan.aon. ent 


gegen ftehen, und fo wie dieſes mir auf bie Seele 
gehen, auch jenes darauf muͤſſe gezogen merben, 
fo fältt Der ganze Schluß, wenn Con durch Gluͤck⸗ 
ſeligkeit überfegt wird. Eben fo kaun Javyaron 
Sac. 1, 14. und andern Stellen eben jo wohl ala 


les Ungluͤck, das. aus der Suͤnde folgt, und unter 
denen die Schrift den leiblichen Tod Hauprfächlich 


mit begreift,.. als diefe Zerftörung ber Seelenfräfte 
azeigen. Gal. 6, wir Iovaros zwar auch -bent 
... Eea 


Com 


| 

336 Prüfung toichtiger Lehr. theol. u. philoſ. 

es. 
Eon eier. aber im 16. V. auch) Ber dnczioruvn ent- 
gegengeſetzt. Das naͤmliche gie auch / von are 
SDrnoxcy Roͤm. 8, 13. Mithin iſt es ſo ſicher 
lange noch nicht, daß es Lehre der Bibel ſey, daß 
ſich die Seelen der Menſchen durch die Sünde, 
eben fo wohl, als der $eib, die Sterblichfeit zuges 
zogen haben.) Diefi hänge auch, wie er fagt, 
(5. 115.) mit dan Lehren ber Vernunft wohl zus 
ſammen, denn’durch ftere unangenehme Empfin- 
dungen müffen die Kräfte endlic) abnehmen, und 
zu einer gänzlichen Unbefinnlichfeit und Unthaͤtig⸗ 
kelt herabſinken. (Diefe Erfahrung iſt nicht all⸗ 


gemein. Ben vielen bemerken wir auch bey den 


heftigften Schmerzen feine folhe Abnahme, und 
00 es zu gefchehen feheine, nimmt nicht eben bfe 
Reoft ſelbſt ab, ſondern wird nım in ihrer Auße⸗ 
rung gehindert. Dieß beſtaͤtigt die Erfahrung 
ben den Krankenbetten. Ferner iſt der Unter: 
ſchied zwiſchen dem gegenwärtigen irbifdyen und je- 


nem geiftigen Leibe zu groß, als daß wir von ben 


groͤbern Werkzeugen dieſes auf die feinern jenes, 
uns einen analogiſehen Schluß erkauben, und daß, 
was hier zuweilen geſchieht, auch dort geſchehen 
müßte, behaupten. wollten) Daß die Frommen 
von der ſich zugezognen Sterblichkeit "der Seele 
keine unbequeme Sprache) befrenes werben, und 


daß fie diefe Wiederherſtellnng ihrer Unfterblich- 


Belt-der freyen Gnade Gottes, und der rechten An⸗ 
wendung dev Erloͤſung zu verdanken haben, beweiſen 
Affe Stellen; wo den Frommen allein ein ewiges 
Aeben verheißen wird, Nun werben die Stellen 

Fu - Alle 





⸗ 


J 


finden glaubt, 2 Timoth. ı, 10. kommt gan und 


—XRXCX vor. Da ſoll nun, weil vorher von 


davaro die Rebe war, diefes auf ben Körper, 


jenes auf die Seele gehen, und mithin folgen, 


daß fie vorher dem Tode unterworfen geroefen, 
Wie aber, wenn dan bier Auferweckung, und | 


99, Unfterblichkeit bebeute. Der Schluß aus, 


Rom, 2, 7. fällt weg, fo bald man ayIaenımn | 


als ein Beywort von dog und rin anfieht, 
30.6, 58. kann Cnoeros nicht den Begriff. der 


. twigen Dauer der ganzen Natur in fi) faffen, 


weil ja fonft die Srommen gar nicht fterben müß-, 
ten. 1Joh. 2, 17. wird ben Frommen freylich das. 
pevey zuerkannt — aber datum ben Gottlofen 


niht abgefprochen., Der Hr. V. folgert nun, aus 
diefen Steffen, Daß bie Schrift ſolche deftruiren« 


de Strafen begünftige — aber feine pofitive, .- 


ſondern natürliche, indem fie Jac. 1, 14. ben tro⸗ 


piſchen Ausdruck des Gebährens (fo fehr hänge - 


man fi) an Worte) gebrautht und ber Tod, Roͤm. 
6, 23. der. Gold der Sünde genennt wird. ‚Won 
der Beſchaffenheit der zufünftigen Strafen gebt, 
er nun ©. 123 zu deren Daucr fiber, und betrach⸗ 
tet vorläufig die Stellen Judaͤ v. 7, und Jeſ. 66, 
34. po von einem ewigen Feuer die Rede ift, 


Zäpalts, v. E. J. Walter. 437 
angefühet, in denen er die Beſtaͤtigung davon zu 


— 
. 


. Ungeachtet fie fehon lange vom Feuer und der _ 


Verwefung aufgezehre waren. Dieß wendet er. 


denn auf die Stellen Marc, 9. Matth. 25. 2 Theſſ. 

1,9. Ebr. 6, 2. Offenb. 14, 11. an, daß auch 

darinnen von keiner ewigen Fortdauer ber geſtraf⸗ 
ewig 


e 3 sven 


5 


N ae 


438 prüfung wichelger Behr theol. u. philoſ 


tin Subjecte die Rede fen, fordern bloß dieß an⸗ 
gedeutet werde, daß bey den Gottloſen niemals 
eine Verfegung in einen glücflichern Zuftand zu 


hoffen ſey. Auch Match. 25. und Offenb. 20,10. 10, . 


verlieren das Ihnen zugefchriebene Gewicht, 
fie mie diefen obigen Stellen vergfidyen herben, 
Er ſeht hinzu, daß uns dieſe Art- von Strafen 
um ſo weniger befremben dürfte, da fie mit dem 
Laufe der Natur übereinftimmen, und Abnahme 
ber Kräfte eine fo gewöhnliche goige des Laſters 
(aber nur einiger) iſt. Wie vielmehr müßten die 
fortgefegten Empfindungen der Uebel, bie gänzlich 
ermangelnde Hofnung eines beffern Buftanbes die 
Seele niederfihlagen, ihre Kräfte ſchwaͤchen, und 
den ſucceſſiven Untergang der Natur verurfachen. 
WVon S. 136 an ſucht nun der Hr. V. die Gruͤn⸗ 
de zur beantworten,‘ welche: die (Freunde des mil« 
den Strafinftens, befonders Piftorius und Eber⸗ 
hard entgegengefegt haben. Es fehle Hier niche 
an.guten Bemerfungen und trerfenden Gegenſaͤz⸗ 
zen, Dochy werben fich jene noch nicht - für befiege 
> halten. Einiges davon wollen wir für unfre $es 
fer’augzeichnen. Wenn Eberhard fagt, die Her 
vörbringumg des höchften Beſten müffe der einzi⸗ 


ge Gegenſtand der vereinigten Weisheit und Gu⸗ 


te Gottes ſeyn, fo wendet unfer Verf. ein, men 
“dürfe das Wohl des geftraften Geſchoͤpfesnicht 
mit Hineimveben, dent das höchfte Beſte Einnte, 
wie ja aus der Einrichtung der Welt erhelle, be⸗ 
ſtehen, wenn gleich in den Theilen Maͤngel und 

Unvollkommenheiten ſind. Are: warum follte 
| | man 


> Zuhake,v.€. J. Walter. 49," 


man dag nicht, dürfen? ‚Stimmt etwa ber Plan, 
nach dem die Theile immer unvollfommener wer⸗ 
der, beſſer zu der göttlichen Guͤte? Wenn, denn 
aber dieß das Höhere Beſte iſt, daß außer ber 
Warnung für anbere auch zugleid) das Wohl des 


Geftraften mit in Anfchlag fommt, wenn fih 


bende Zwecke zugleic, erreichen laſſen, ſollte dieß 
riche von der höchften Guͤte gewaͤhlt werben ? 
Wer. fann den Strafen alle beſſernde Kraft ab- 


leugnen, wer erweilen, daß nad) diefem Leben alle 


Beſſerung unmoͤglich iſt? Meder Erfahrungen. 
ned). Schlüffe vermögen das.) Nimmt man an, 
(S. 143.) daß Strafen ein Out ſey, weil fie auf 
Befferung abzielen, fo vermengt man Strafen ' 
und Züchtigungen.. (Der Philoſoph dürfte ants. 
worten: Wie wenn ber Unterfchied blog von Mens. - 
ſchen erdacht wäre, wenn es im dem Reiche Got⸗ 
tes keine andere Strafen gaͤbe, als die, im Zu⸗ 
ſammenhange mit der Zukunft, Zuͤchtigungen waͤ⸗ 
ren 2) Aus dem unendlichen Unterſchied zroifchen 
uns.und dem Schöpfer, ift es, unermweißlich, daß 
er alfe feine Strofen in jener Welt zu Zuͤchtigun⸗ 
gen machen koͤnne, weil man von demſelben nicht 
“auf ein gewiſſes beſtimmtes Verhalten des Schoͤ- 
efers ſchließen kann. (Sollte denn aber die hoͤch⸗ 
ſte Weisheit nicht alle Mittel kennen, einen verblen⸗ 


deten, verwoͤhnten Geiſt zu recht zu bringen? dieiß 


nicht untruͤglich einſehey, was alle menſchliche 
Weisheit nicht vermag? Wenn Zuͤchtigungen 
ein doppeltes Gut zu wege bringen, wo Strafen. ' 
nur eig einiges bewirfen nicht jene dieſen vorzie⸗ 

Ee ben?) 


S 


"440 Pruͤfung wichtiger Behr. theol. u. philat. 
ben?) Vielleicht faffen ſich aber Strafen nicht 
in Zuͤchtigungen verwandeln? (So will es ber 


Hr. V. Aber was ſollte denn hindern? Wenn 
Strafen keinen Abſcheu vor der Sünde wirken 


- Können, fo find fie auch zur Verwahrung und 


. Abhaltung andrer unfräftig, wenn aber, fo 
. werden fie diefe Kraft an dem geftraften Sub⸗ 
ject zuerft äußern. Viele werden zwar, wie wir 
fehen, durch Strafen nicht gebeſſert, aber viele 
werben es auch. Hier ſteht Erfahrung gegen Er- 
fahrung. Was die geringere Strafe nicht ver- 
mochte, richtet vielleicht die größere aus; was 
hier, wegen der Zerſtreuungen bes irdifchen des 
bens und der Heftigkeit der Triebe noch. verfehlt 
wurde, wird etwa dort, 100 diefe Reize wegfallen, 
erreicht, mas hier nicht gefchehen fonnte, kann 
dort in Erfüllung fommen. . Wer wagt es aus 
zuweilen mißlungnen Verſuchen den Schluß 
zu machen, daß fie nie gelingen, auch der unend- 
lichen Weisheit richt gelingen werden?) . Wir 
kennen die Verbindung der Welt nicht genug, um 

zu behaupten, daß fie es’ nothwendig mache? 
(Nothwendig? Dahin reicht unfere Erfennmiß 
freylich nicht, aber Doc) zu großer Wahrfthein: 
lichkeit.) Da die zukünftigen Strafen eine Rei⸗ 

he natürlicher Uebel find, die fo nothwendig mit 

ber Sünde verfnüpfe find, fo müßte man bewei⸗ 
fen fönnen, daß Gottes Weisheit diefe gänzliche 
Aufhebung zuließe, um das geftrafte Subjeft mit 
ben Srommen in einen Zuftand ber ewigen Ver⸗ 
vollfommung und Gluͤckſeligkeit zu fegen, wege: 


Ä ‚gen 


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6 ⸗ N 
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eNS Fi ’ \ 
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Inhalts, v.E. J. Walter. - gar 
gen bie ganze Reihe ber vorher empfundnen Uehel 
immer unendlich klein bliebe und auf einmal ganz 
unnoͤthig und vergeblich) gemacht würde, (Wie 
doch der Verſtand fi) manchmal täufchen mag. 
Die Allmacht hebt‘ ja die Folgen nicht auf, bis. 


ihre Urfache, die Sünde weggeſchaft iſt. Aber. 


warum follte es dein Die Weisheit niche zulaſſen? 
Do ein Endzweck fehon erreicht ift, hat fie ja 
nicht nöthig, noch immer die Mittel zu demſel⸗ 
ben zu vervielfäftigen. Nun iſt ihr Endzweck 
die Warnung anderer, fo ift er ja erreicht, wenn 
die Strafe fo Tange dauert, als etwas da ift, das 


ſtrafwuͤrdig iſ.. Denn die Strafen auch dann 


noch fortdauren zu laffen, wenn das leidende Sub⸗ 
ft bereits won der Siebe zur Sünde zurüc ges 
fommen ift, wäre unndchige Härte, bie mehr Haß 
gegen ben Unverföhnlichftrafenden, als gegen das 


Unrecht erwecken würde, Zudem müflen jada, 


wo Beiferung vorhanden iſt, ganz andere natürs ' 


liche Folgen entftehen, als mo ſich noch Feine Aen- | 


derung erweiſet. Mag auch die Reihe der vorie - 
gen Uebel gegen das nachherige Glück des Gebefe - 

ferten immer unendlich Flein bleiben, unnöchig war 

ren fieniche, denn fie gehörten mit zu Dem zurei⸗ 
henden Grunde der Beſſerung und nachfolgenden 
Gfickfeligfeie des Öeftraften.) Wenn ſich Eber« 
hard auf das böftändige Wahschum der Voll⸗ 
fommenheit der Welt und die. Erfenntniß der 
höchften göftlichen Vollkommenheit beruft, fo erin« 


nett er S. 147. der. Grad der totalen Vollfom-. 


menheit koͤnne ungeändert bleiben, wenn ſich auch 


N 


23 
‘ 2 


aa Pruͤfung wichtiger kehr. theol. u. philoſ. 
gleich Die portielln unaufhoͤrlich ändern; und · im· 


mer nur anders modificirt werden. ( Jq wenn 
ein gewiſſer beſtimmter Grad, als das non plus. 
ulera der Vollfommenpeie angenommen wird, .fo 
Finnen die Menge und bie hähern Grabe bey an⸗ 


dern ber Erſatz derer feyn, Die bey andern man- 


geln. Wenn ich mir aber in der Melt ein ſtetes 
Wachsthum an Bollfommenpeit vorftelle, fo 
muß Das Ganze eben fo verlieren, als bie partiele. 
fen Theile immerhin abnehmen, Es ſcheint zwar 
im Alter ein Stiäftend, auch wohl gar ein Ab⸗ 


nehmen der Vollkommenheit einzutreten, aber 


dieß kann auch bloß ſcheinbar und tranſitoriſch 
ſeyn, ſo daß die Seele, der Feſſeln, die ſie nie⸗ 
derdruͤckten, entladen, umſ mit ſo. viel ſchnellerm 


Fluge der ihr beſtimmten Vollkommenheit entge⸗ 


gen eilt.) St. Eberhard behauptet, ber Zived 
- der Sieafe müffe alemal ein Gut in Anfehung, 


des Geftraften ſeyn. Das will unfer V. nur in 
fo fern gelten laffen, als ſich felbige zum voraus 


vorſtellen laͤßt und ein Motiv wider das after 


abgibt, Denn. nachdem fie eingetreten wäre, 
richte fie oft eine fo große Unorbnung an, daß bie 
Entwickelung feiner Seelenfräfte viele Jahre ge⸗ 
hemmt, und feine Geſundheit zerruͤttet werben, 
f6 daß der Elende nicht einmal zum Nachbdenfen 
und-zur Befferung fähig ift, (Das ift doch wohl 
ein ſeltner Fall, der wider E. nichts: beweifee.) 
Die Erinnerungen ©. 155. 156. gegen E. find 
ganz gegruͤndet, weniger aber, wenn er ©. 158, 


| ſchürßee Wei, viele | in der: Nele durch Strafen 


1 


oo So nicht 








Inhalts, v. J. E. Walter. "0 


nicht gebeſſert werben ‚fo muͤßten entweder alle unfre 
Strafen unzweckmaͤßig ſeyn, wovon aber ber Bes 


weis (ber fich "doch in den meiften Fällen leiche 
geben ließe) fehle, aber Gott müßte die beſſern 


Zühtigungsarten: in dieſem Leben nicht befarne 


gemacht haben. - (Muß es -benn aber, wenn je⸗ 


mand ungebeffert bleibt, gerade von der Unſchick⸗ 
lichkeit des gebrauchen Mittels abhängen, kann 
es nicht eben fo gut eine Folge der Zerfireuung 
fepn, oder weil der Geftrafte den Zufammenheng 
der Handhung und ihrer Folgen nicht. Plar genug 
einſieht, oder andere Umſtaͤnde, die jenſeits des 
Grabes wegfallen, die volle Wirkung verhin⸗ 


| dern?) Strafen mögen ©. 159 eingerichtet ſeyn, 
wie fie wollen, ſo koͤnnen fie nichts-weiter, als ben . 


Geſtraften zum Nachdenken bringen, ihn von 


neuen Suͤnden abhalten und behutſamer machen, 
aber um die Gefinnungen des Geftraften ſelbſt 
ubeffeen, ihm ein wahres MWohlgefallen an Tus 


! gend, Ordnung und Siebe zu. Gott und den Mens 
(hen beyzubringen, dazu muͤſſen bey verdorbnen 


Geiſtern ganz anbere Mittel angewandt werben. 


(Sie ſollen alfo nichts vermögen, weil fie nicht 


alles yermögen. Iſt das Abhalten vor neuen 


Binden denn nicht ſchon Befferung, und muß 
mt dere Einficht, daß dieſe Handlung unrecht und 


N 


böfe fin, nicht die andere verbunden feyn, daß dies -. 


entgegen gefegte Handlung gut und rechtmaͤßeq 
fm, und Daraus Siebe zur Ordnung entfliehen?) 
Wir übergehen, was in der Folge gegen Hartlen, 
humellen mie guten. Grunde vorgebracht wi, 
. “ :0@ 


d 


‘ 


N 


ehr. theol. u. philoſ. 


‘ 
rs 


444 Prüfung wichtiger 


pa man ſchon aus dem Angeführten erfennen 


kann, weichen ‘Gründen er das meilte Gewicht 


benylegt, und daß noch vieles zum Vortheil ber 


beſtrittnen Meynung abrig- bleibe. IV. Dat 


der Menfch. eine determinirte oder. undeterminirfe 
Freyheit? - Der Hr. V. iſt auf ber Seite der 


letztern, und gefteht wohl hinlängliche, aber feine 


entfcheidende Gründe der freyen Handlungen zu. 
"Uns ſcheint, als ob in’ biefem- Steeite gewoͤhnlich 
das Vermoͤgen frey zu handeln, mit der Aus: 


‚Übung beffelben in einzelnen Faͤllen pflege ver- 
menge zu werden. Auch ber V. beforgt ja S. 
322.), es dürfte bey Annehmung entſcheidender 
Gruͤnde ein weſentlicher Charafrer der Freyheit, 


das Vermoͤgen zum Gegencheil wegfallen. Wenn 


ich am Rande eines Abgrunds ſtehe, fo koͤnnte ich 


freylich, wenn ich thoͤricht handeln wollte, fort- 
gehen und in denſelben ſtuͤrzen, aber die drohende 
Gefahr, nnd, die Liebe zum Leben wird jedem Ver⸗ 
nuͤnftigen determiniren, ſtill zu ſtehen, und umzu⸗ 
wenden. Dann ſcheinen auch die Indetermini⸗ 
ſten zu glauben, die Determiniſten ſaͤhen die Mo- 


‘ 


tiven an, als ob fie biindlinge, ehne Beyſtim⸗ 
- mung der Seele, ‘wie durch innern Zwang, bie 
Handlung bervorbrächten. Sie behaupten aber 


eigentlich, daß menu die Seele etwas hun: foll, 


- „überwiegende Motive dazu vorhanden feyn, und 
von der Seele in ihrer Stärke erfannt und an⸗ 


geſchauet werden müffen. Wo beybes iſt, da er- 
folgt allemal die nämliche Handlung, und das nen. 
nen. fie bie bedingte moraliſche Nochwendigkeit, 
PP: ’ —Wos⸗ 


ja ’ x j \ 
- 2: ‘ 
l: . \ . « . 











bindung feyn, bie man zwifchen dem Stoße eines 


“ - 


Inholts, v. J. E. Walter. gr, 


wodurch aber dag Zufällige feinestoeges, wieder - 
V. will in das Nothwendige (das abfolute naͤm-· 


lich) verwandelt wirt. So müßte aber ja-dig 


Seele ben den einmal vorhandenen. Motiven ang ' 


nur immer auf eine einzige Art handeln? Ya 


wenn fie anfchauend erfennt werden, wenn, nicht 


etwa finnfiche Antriebe ihre Kraft ſchwaͤchen, "und 
die Kufmerffamfeit der Seele abfeiten., . (iu der 
nämlichen Sage bes Gemürhs würde ein Jofepf 


immer auf gleiche Art handeln.) So würde aber 


zroifchen Motiven und Handlungen gerade die Ver⸗ 


Körpers, und der darauf folgenden Bewegung 
antrifft, unfre freye Handlungen würden fo noth⸗ 
wendig als die Würfungen der Körper, und eben 
fo ſchnell erfolgen müffen. (Nichtsweniger. 
Ben den Körpern find die Urfachen unmoralifch, 
taffen ſich weder flärfen oder ſchwaͤchen, noch 
durch moralische Mittel hinwegtreiben, hier unter« 


ſucht und vergleicht die Seele, wiegt Schaden - 


umd Vortheil gegen einander ab; und neige ſich 
dahin, wo fie Uppergewicht der Güte anttiſt, 
oder anzutreffen glaubt. In dem Augenblicke 


aber, da fie wählte, waren die Gruͤnde enrfchet- 


dend wichtiger, gemwiffer, anfchauender als andere 


entgegengefeßte Motive.) Aber die Seele fmn 


ja während der Berathſchlagung bald diefen baid 


jenen Endfchluß faſſen und fahren laſſen. Sie 


empfindet Neue, und dieß beweiſet die bfoß zu. 
fällige. Berbindung. (Sreylih. Aber es ift niche- 
von der er Zeit die Rede, die vor r de Wahl Hergee 

het, 


— 
s 


. 
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446 Prüfung wichtiger Lehr. theol. u. philoſ. 

het, ſondern von dem Augenblide der Wahl. 
Die Reue entfteht eben daher, daB wir dem er | 
ſten beften Antrieb gefolgt, und den Gegenftand 
“ nicht von allen Seiten beſchuuet haben.) Man 
kann aber auch gar wohl den Motiven (einzefn ge 
"nommen, ehe die Seele fich felbige vergegenwaͤr⸗ 
tiget hat,) nur eine bloße Hinlaͤnglichkeit zu ges 
wiſſen Entſchluͤſſen und. Handlungen zuſchreiben, 
ſd daß die Seele jene noch immer ändern, und 
dieſe nach ihrem Gefallen unterlaſſen kann. So 
waren in der Seele Joſephs der Reiz der Wolluſt 
und das Andenken an Gott und ſeine Pflicht 
zwey entgegenſetzte Motive, die einander entge⸗ 
gen ſtrebten, jedes an ſich hinlaͤnglich eine. gewiſſe 
Handlung, Unkenſchheit oder Enthaltfamfeit, 
bervorzubringen. In den Augenblid der Wahl 
- aber war das Andenfen an Gott und Tugend ent» 
feheidend, das Heißt, er ſtellte ſich ſelbige ſo an. 
ſchauend, fo lebhaft vor, daß feine Seele das 
darinnen angefihaute Gute zu erlangen firebte, 
und die Reize der Wo luft verſchmaͤhte.) V. Iſt mie 
der determinirten Freyheit Reigion compoſſibel? 
Dieß wird gelaͤugnet, weil Imputabilitaͤt und 
Reue dabey wegfalle. Wie aber dieß doch ſtate 
haben koͤnne, laͤßt ſich aus dem, was andre ge⸗ 
ſagt, und auch wir bep dem vor rigen Auffag- erinnert 
haben, leicht erſehen. VI. Iſt das moraliſche 
Gute und Boͤſe nur eine Modificativn und Er⸗ 
ſcheinung des natürlichen. Guten.-und Uebels? 
 Sareleyjharte dieſen ſcharfſinnigen Gedanken vor⸗ 
vun, und Piſteriue in ſeinen vortreflichen Zus 
fügen 


P) + 


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4 


Anhalts, v. J. E. Walter. "447. 


fügen weiter entwickelt, und mit nieht Gruͤnden 
unterflüßt. Unfer Hr. V. geftebt S. 312 e8 


! 


felbft zu, daß diefe Meyhnung fehr viel Grund zu 


haben ſcheine, wenn man die ſittlichen Handlun⸗ 
gen von Seiten ihrer Folgen anſieht, indem da⸗ 
Durch unfere Perſictrung entweder befördert ober 
verhindert wird. Nur glaubt er, fönne Mugen 
und Schädlichfeit nicht Das einzige reelle feyti, das 
Sort dabey wahrnehme, man muͤſſe noch uͤber⸗ 
Dies Die Anwendung ‚der Denffraft, die Gutes 
und Boͤſes abwiegt, die vorangehenden Begier⸗ 
den und die wirkliche Entſchließung auch Anwen⸗ 
dung Förperlicher Kräfte als etwas reelles anneh- 
men. (Uns dünft, bier fen die Meynung Hart⸗ 
lens. nicht richtig und vollſtaͤndig gefaßt. Sr 
wird gewiß nicht läugnen, daß die Kräfte, bie 
unfre Handlungen heivorbringen, etwas teelles - 

find,. und von Gott auch fo angefehen werden.) . - 


*⁊ 


| — W Zur -W, Difqui- N 


Po 


448 J kengyns aiſquilitione J | 
 Difquifitions on feveral: Subiects. 
(London) 1782. 8. Dodsley. 


t 


Wer und Paradoxie, und eine wunber⸗ 
bare Miſchung von richtigen und ſonderba⸗ 
ren Meynungen, denen ein Schimmer von Phi- 
lofophie noch etwas mehr Anftrich giebe, iſt das 
Eigenthum auch diefer Unterfuchungen, weiche 
"aus ber Feder eben des gelehrten und beſtrittenen 
Jennyns gefloffen! find, der unfer uns durch 
feine überfegte Schrift: innre Klarheit der chriſt⸗ 


 Sichen Religion, bekannt geworben. Man Tiefer 


ihn gerne, wenn er philofophifche Betrachtungen 
über die Welt und die Dinge in dee Welt ans 

ſtellt: man dürfte aber-wünfchen, daß er, als 
Laye, der einft die chriftliche Religion nur als Ma- 

furaliit, alfo wohl ſicher unvollftändig und unver 
ſtanden kannte, ſich in Unterfuchungen ‚über ihre 
nicht gluͤcklich gefafiten Sage, gar nicht einließe, 
um nicht für fic) Bloͤſen zu geben, oder durch ge- 
wiffe mißftellte Behauptungen das Chriftenehum 
felbft mit in Verdacht zu fegen. Die Abfiche des 
guten Mannes mag die ehrlichfte feyn: aber gute 
Abficht Eläre nicht allemal unfre Einfichten auf, 
und bewahrt nieht für Verirrungen. Es find 
acht Unterfuchungen, welche hier angefteflt find, 
wovon aber einige als nicht theologiſch und duher 
9* fh 


— 


4 











x. 


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— 1 J 
Für. unſre ‚Anzeige fremd, uͤbergangen werden Fön, 


nen. Die erſte Betzachtung Hat die Kette allet 


Dinge auf unferm..Erbfreife zum Gegenſtande. 


' ' , | „ j 
0, 9mofeversl ſubiectt. 440 


Die ‚Sache if fort bekannt;, und befdjäfftige er ' 


fich vornehmlich die Glieder aufzufüchen, die e— 
bergang.von einer Klaſſe der Weſen zum aͤndern 
machen. " \ynp vegetäbitifchen Reiche findet er ats 
das letzte Glied in der. Pflanze Alimoſa, oder wie 
er fie nennt, the fanfıtive planre, an welche fi 


der Muſchelfiſch (Thelfifch), dem er den niedrige : ’ 
ften Grad des animaliſchen Jebens zugefteht, una . 


fchließen ſoll. (Es ift bekannt, daR andre. Jhls 
fhen diefe beyden Naturreiche als Mittelgeſchoͤpf 
mit, hoher Wahrſcheinlichkeit dern, Polypus ſez⸗ 


gen!). Bor Thierreich his zum vernuͤnftigen 


Menfchen findet, er, Geym Nebergang als die näche 


ften den Kind, den Monfoz und dem Chimpan-· 


zE (dieß Wort kann ich nicht überfegen), die den 
niedrigften Grad von Bernunft haben. Und von 
ihnen, welch eine Stufenfolge dom Hoktehtötren. 
bis zum Newton —, . Für Diejenigen, die ih 
der Betrachtung des Univerfums Stoff zur Une 
terhaltung, und jur Bewunderung dee‘ Macht 


und Weisheit dey großen Urhebers der Welt aus. 


der Mannichfaltigfeie feiner Werke. finden, "If 
eine ſolche Unterfuchung ſehr lehrreich· &o wird 
man auch die zweyte ben unfer Verfaſſer fir 


ben. Weber die Oraufamfeit gegen die "Ihierd, - 


Viel wahres und fchönes über eine Sache, tüek 


ce mie der Mopaliekt und Sıldarg unfreg Cha 


Doͤderl. Bibl.. B. 6. St. Ff 


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rakters näher zufammenhängt, als manche Er | 


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its “ Jennyos Difguifitiöns 

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forcejaͤger und. Anatomiker, Reuter und’ Hunde— 
erzieher glauben wollen. Nur moͤchten mir nicht 


"mis dem Hrn. J. in diefer Barbaren des Betra⸗ 


\ gen, gegen die ehlerifche Schöpfung , "eine fo ganz 


Sichere Beſtaͤtigung der biblifchen Lehre vor der 


°  Erbfünde, einem originellen Verderben unfſrer Na⸗ 


sur, und dem Fall und der Ausärtung unſers Zur 


ſandes finden. Der Schluß, daß, da der 


Menſch zu dieſer Grauſamkeit weder durch Erem- 


pel angewieſen, noch durch Verſuchungen verlei⸗ 


„noch durch eine Art vor Jnñtereſſe gereit 


wird, fie bon feiner angebohrnen (native) Be⸗ 
25 fehaffenheit abzuleiten fen, iſt weder paffend, noch, 
hda er zu viel bemeifen würde, gruͤndlich. Es it 


wenigſtens ſinnliches Vergnuͤgen, deſſen Vefrie 


.bigung er dabey ſucht; und er hat Intereſſe ge 


‚nug.dabeg, wenn er ſich die. wilde Luſt mad, 
Schmerz und im unnatuͤrlichen Zuſtand der Thle⸗ 
xe auch unnätürliche Geberden und Stellungen zu 
ſehen. Bon der Graufamkeit,. die Menſch gegen 
Menfchen ‚ausübt, würden wir zwar auf eine 
ſchreckliche Abartung der Triebe imd Empfindun⸗ 


gen in einem einzelnen. Menfchen, ‚aber nicht ſicher | 


h) 


- auf ein Verderben der Menfchennatur ſchließen: 


wie vielmeniger aus der Härte gegen einen Teil 
‚ber Schöpfung, der uns doch fo nahe nicht angeht, ' 


als der Menſch, und über welchem ung Gott zu 


rannen geſchieht, gemachte hat? —. 
. Eine hößere Dofis von Paradopte if in Die 
dritte Abhandlung gekommen, darinnen befau 

ep 


⸗ 


Herten, von ‚Betten ber Uebergang fo ganz leicht 
u. gm 9 





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⸗ 


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on ſevetatiſchiela. ft: 


vba Bi al ————— 


ſtimm (ep, koͤnne, als zu einem, erfer,..in wel⸗ 


die in; einer auderır Welt;.von uns bagangenct 


⸗2490 





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(bon. andre. Weltweiſe bebaupresen, M.iltgei-'- “ 


nur ewas ibgalifches, in Gott Feine. Zeit, uind, 


— 


tie unfge V. ſchlieſet,, au). one Schöpfung der 


Welt feines, baher die Frage, wie Gott fo, viele 
Millionen von Jahren vor der Welt Fonnte vor⸗ 


beyſteeichen affen., mit ‘der Antwort .abgeniiefitt - 


wird, daß zupor FeinerZeit ‚mar.. — ..Aher-gausz = 


Hlenftrofen, den wir in biefer Abhandlung wi⸗ 
der uſre Erwartung finden.“ „Alle Strafen, 


fügt er, müffen dem, Zuſtande entfprechen,. in wel⸗ 


chem fie erduldee werden; im einem ewigen Zu— 


Rande moͤſſen fie ewig, in einem · temporellen ni 


fen fie temporell ſeyn. Es iſt eben fo unmoͤglich, 


deß ein Wefen auf einige Zeit geſtraſt werden F 
kann, wenn feine. Asie M alg es it, daß es ſoll 
. \ 1 mg 


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ers u Tea Din 


ewig oder Geftändig (ererhafing] ü in eine Zaſtand 
geſtraft werden ‚der nicht beſtaͤndig ſortdauert. 
Sobald die Seele ſich in einem abgeſonderten Zu⸗ 
‚ tande befindet, hört ihr Werhäktif gegen Die Zeit 
a ; und was fich fonft noch Alt der: Zeit zutraͤge, 
darinnen erkennt fie kein Frũher oder Bpätet, tobil fie 
de dor Ideen mehr hatı Es iſt nicht 
, in die Pruͤfumg bieſer Ideen ung einzulaſ⸗ 
= en denen wir am Ende die Seele nach bem 
obe ii einem ganz einfoͤrmigen, beobachtungslo⸗ 
fr‘ Zuſtande verlaſſen muͤßten. Wir fuͤrchten 
auch , daß die‘ geſammten Ween von Zeit. und 
Ewigkeit nicht aufgeklaͤrt genug bey unſerm V. 
"find; aber es mag ber Metarbyßter fh mit ihm 
einlaſſen, wenn ers fuͤr nörhig findet. - Uns iſt, 
en Gwigkeit der Zuftand, in welchem der 
enſch nach, dem Tode 'verfege wird? Zeitrech⸗ 
nung wird dort bey der nothwendigen Abwechs⸗ 


lung det Ideen und Gegenſtaͤnde für ben Menſchen 


ſo gut ſtatt finden, als hier: nur wird er einen an⸗ 
dern Maaßſtab haben. — In der fuͤnften Ab⸗ 
handlung redet er von der Mnologie wiſchen mate⸗ 
riellen und intellektuellen Dingen! Riche vollſtaͤn⸗ 
"Big. Dort verhuͤtet beſtaͤnbige Abidechslumg ber 
uft uf. w. Faͤulung: und. hier: Sarinigeeiten, 
Unwiſſonheit und Traͤgheit wf r 


Am merkwuͤrdigſten it bie ſechſte uUnierfa 
unter dem Titel: Vernuͤnftiges Chriften« 
thum. Er iſt hier ſeht übel, auf die Gelehrten gu 
ſprechen , vie ben n ſchweren Verſuch, Offenbarung 
und 





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‚on. foveal-tüblee.: 43 


und Vernunft zu vereinigen, gewagt heben. Eie, 
nüffen, wie er meint, Chriſtenthum in Deiemus 
verwandeln, oder von dem ganzen Syſtem defile 
ben nichts als Moral behalten, welche in jeder - 
Religion. In der Welt angefroffen wird, und das 
haralertftifche der chriftlichen Schre-aufgeben oder 
wegwerfen. - Nach feinen Aeußerungen befteht Die 
Subſtanz derſelben aus- ‚folgenden : Wahrheiten: 
daß die Menfchen ſchon in einem. gefallenen Zu⸗ 
Rand auf die Welt kommen; daß fie auf eine Zeit⸗ 
lang hieher gefege find, um ihre Gluͤckſeligkeit zu 
vollenden, d. i. durch Tugend, fich von ihrer. (in. 
einer andern Welt zugazegenen) Schuld und Ver⸗ 
dorbenheit zu reinigen, . und einft ihren erſten 
gluͤckſellgen Zuſtand wieder zu erlangen; baß fie 
ohne Gottes Gnade und Beyſtand hiezu untuͤchtig 





find, und daß fie endlich nur durch Jeſu Verdienſt u. 


und Verſohnungstod Vergebung hoffen koͤnnen. 
Alein dieſe Säge ſind, wie er fagt, allen Grund⸗ 
füßen der menfchlichen Vernuuft fo zuwider, daß 
fe, ſobald fie vor dem Richterſtuhl berfelben ges 
bracht werden, unvermeidlich von: ihr verworfen 
werden muͤſſen. IJeder Verſuch, Vernunft und 
Ofenbarung zu vereinigen, ſcheint ihm, wenn 
wir das goͤttliche Anfehen ber. Ießtern läugnen, - 
fruchtlos, und, wenn wir es annehmen,-gefäßte 
ih. Die Vernunftmaͤßigkeit einer Offenbarun 
beweiſen wollen, hieß⸗ nichts anders, als die Of⸗ 
May ſelbſt zerftößuen; da ber Begriff von ei⸗ 


Mt ng es fehon mit fich beinge, daß uns 
Dinge eurbicht werden, wei die Wernunfe nicht 


f3 00 mtb 


2: * | " Teniyui Yilei tion 


entdecken fan, Selbſt im N. T. biehe vie Hilft 


liche-Reltgion ein- Geheimniß, d. i. Entdeckungen, | 
welche wir ohne uͤbernatuͤrlichen Unterricht‘ nie 
wuͤrden gemacht Haben: dieß ſey aber’ wicht bie 
Moral, denn dieſe waͤre fo wenig als Ariſtotelis 
Ethik ober die Officia Ciceronis ein Geheimniß: 
ſondern · die übrigen Lehrſaͤtze, die Ber Raturalift 
mit Gelächter verwirft, weil fie mit ven Schläffen 
feiner‘ Verminft nicht uͤbereinſtimmen. (Lauter 
Folgen einer falfchen und unbibliſchen Deutung 


des Wortes pusngnoy,- und der Vernachlaͤßigung 
des fü wichtigen Unterſchiedes zwiſchen dem, was 


der Vernunft erfindbar nnd aus Ihe zu ‚berveifen, | 


und dem‘, was ide gemäß, d. i. Ihren: richtigen 


Grundſaͤtzen nicht eritgegen und widerſprechend if, 
ober fie aufhebt. Wir würden nicht einmal jeden 


Verfſuch, Wahrheiten :der-Offenbarung auch aus 


der Vernunft zu erweiſen, nachtheilig fuͤr die er⸗ 


fiere ſinden: ſie bleibt allemal, was ſie iſt, goͤtt⸗ 


jiche Steuchtung, Wohichat für den Menſchen, 


wvrenn ſſo ber’ Vernunferauch nur zuvorkommt und 


ihr Anleitung giebt, den Weg der Wahrheit leich⸗ 
ter?undfeuͤher zu finden näher noch vielweniger 
nachtheilig oder gerſtoͤhtend fuͤrs Ehriſtenthum die 


Bemũhung/ gun zeiden! daß ſich beyde Anteiſun⸗ 
ten Gottos durch Make oder Revelation, nicht 
dufheben; Den Unterſchied bey der Wehrheit 


weichen: entdecken ulſd begreifen, zwiſchen bes 
J weifen und billtgen iſt nicht ſchwer⸗rein 


imd datans Folgt‘: duf die Vernunft doch 60 dr 


J Sferbei ne LT, Ita, fur Fön, Pen Ketuh 


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das erftepe nicht immer gelingen wilſ. Möchte 


doch Die-Wpetheibiger des Chriftenthiumg zuerft bel _- 


ke Ideen und unzweydeutige Ausdruͤcke haben! —) 
Die ſlebende Unterfuchung : Ueber „Regierung 
und bürgerliche Freyheit — voll von ſchoͤnen und 


u J ſeve biects N 


24 


freyen Behauptungen — liegt außer unſrer Sphaͤ 


re. — Ueber Beſtimmung ber öffentlichen Reh; 
gion (on religions Eflablilhements) find ung mans 


che fehr richtige Gedanken in der achten Unterfue 


hung aufgeftoßen.:. Die Vertheidiger der Reli⸗ 


gionsfreyheit werfen’ häufig Die Frage auf: Wog  ., _ 


geht Religion eines Menfchen die Regierung oder . 


den Staät an? An ſich nichts, gefteht Jennyns; 


allein unfre Religiousmeinungen und das bürgerflo . 

che. Intereſſe find fo verflochten, daß, wie er rich 
- fig erinnert, es nicht möglich Hit, beybe zu tens \ 

nen. Nie würde der Staat Recht ober Neiging 

haben, fi in Religionsftreitigfeiten zu miſchen, 


wenn fie bloß auf fpeculativifche Lehren ihre Be⸗ 
jiefung hätten: allein dieſe Schren, die vog weni⸗ 
gen geglaubt und von noch mwenigern verſtanden 


werben, find weiter nichts als Eigriale der Pate 


thenen, welche um Uebermacht, nicht um Wahr⸗ 
beit, fämpfen. Go lange Meinungen bloß Meis 


nungen bleiben, fo haben die Menfchen bloß Gore 


dafür Nechenfchaft,.zu geben : aber ſobald fie in 


Thaten ausbrechen, fo. treten fie in die Gränzen 
der bürgerlichen Gerichtsbarkeit, und, der Staat  . . 


ober die Regierung muß ſich, zu feiner. Selbfter» 
haltung, darum befiimmern. . Allein er, muß auch 


feine Friedenshand ausfteecten, ſolche Gtreitigfeie 
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"6. Ienoyas Difquifitioos , 


a ei Ge DE . 
fen beyzulegen, Dieß, "glaubt er, kunn durch 


uichts beffer gefihehen‘, als wenn er eine Parchen, 
welche er am meiften billige, unter ſeinen Schug - 
. nimmt, ihre Lehrer unterſtuͤtzt, und ihren öffench« 


chen Gottesdienſt Ihrer Lehre gemäß eintichter, 
(Dieß iſts, was ber ®. Eftablilhement hennt): 
nur muß eben dieſe Beſtimmung mit einer unein⸗ 

eſchraͤnkten Toleranz gegen’ alle andre begleitet 
fo, nicht bloß nad) den. Regeln ber Gerecheig- 


keit, ſondern auch aus Politify denn eben biefe 


Duldung iſt das Mittel, allen Zwiſt am Ende auf- 
zuheben, da die meiften Meinungen‘, fobalb ber 
Widerſpruch aufhört, ſelbſt, allmaͤhlig wieder anf- 


gegeben werden, Sind ſolche öffenfliche Refigions« 


beftimmungen noͤthig, fo müffen ſſich die Freunde 
derſelben auch durch Unterfehriften (bey ben ſymbo⸗ 


liſchen Schriften) kenntlich machen u. ſ. w. In⸗ 


deſſen geſteht er zu, daß jede ſolche Beſtimmung 
einer Religion vielerley Unvollkommenheiten un= 
terworfen, und weder von Irrthum noch don Ver⸗ 
derbniſſen frey iſt: daß aber eben dieſe unvermeid⸗ 


lichen Maͤngel iiemanden verpflichten, die Reli⸗ 
- gion des Staats zu verlaffen, ober in ihr eine Woll« 


kommenheit zu. ſuchen, deren fie nicht fähig iſt. 
Diep fd ‘die vornehmſten Nefuftate biefer Unter⸗ 
fuchung, in denen wenigſtens viel Schein ber Wahre 
‚ beit und ein hohes Maaß von tchparthepifcher Bil« 
ligkeit angetroffen wird: wiewohl wir. doch zwei⸗ 
fein, ob es tin Staate noͤthig (nicht, zuläßig und 


.  ratbfam,. berm hieß wollen wir gerne zugeben) ſey, 


eine Religlon oͤffentlich feftzufegeh, und vor andern 


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ie a Boreral: fubielte. 0. 2 5% 
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zu Auterifiren, Es mochte Bienen; Serie © 


Frieden zu erhälten, aber ſchwerlich Kiechenfeiebent. 
zu befördern, weil jede Begünfkigurig der Einen 
Parthey bey der andern Jalouſie erregen muß. —— 

u ie —J BE EEE — 





| nie V., ur 
Dad. Pleine bibliſche Erbauungs« 
buch, oder die biblifchen Hiſtorien mib 
erklaͤrenden kurzen Andachten th Gebeten, 
Werfaßt und herausgegeben von D. J. F. 
Seiler.“Etlangen 1782.8. ’ 


Sibtifhes Leſebuch für Kinder von 
reiferm ter, Darinnen die Pfalmen, - 


die Sprüche und der Prediger. Salomo, dag 


Buch Jeſus Sirach und einzelne lehrreiche Stel, 
len des A. T zu ihrer Erbauung angewendet find 
von Jak. Sried. Sedderfen. "Seipzig bey. . 

Breitkopf, 18.8 oo... 

enbe Bücher,‘ beyde von Männern verfaßt, - 

"denen die größe Sache der Erziehung zur 
Religion ſehr am Herzen legt, und die als Er⸗ 
bauungsſchriftſteller für gemeine Chriſten fid) fehon 
fegitinsirt haben, gehören eigentlidy als Ein Werk 
jufammen, Das Seileriſche nimmt den geöß 
fern Teil alten und neuen Teſtaments, trägt did 
denkwuͤrdigften Bar balb in ücberitn 


IN 


— 
⸗ 


AR Sellers kleines bibl Ebaumoebich⸗ 


l ‘ 
4 \ 


halt Im Asszus vor, undhaͤngt der Eizahlang balb 
moraliſche Anmerkungen in Sentenzen, Sclöftges 
ſPraͤchen ‚und Folgerungen, bald in Gebaten au. 
"Das Seöberfenifche, muͤtzt. groͤßtentheils die Buͤ⸗ 
“her, darinnen ohne Huͤlle und offen Religion und 
Moral vorgetragen iſt, vimon die Sentenzen die 


in ber Bibel felbft für Kinder und Juͤnglinge ſte⸗ 


“ ben, und geht ben fi chreru und offnern Weg, Mo⸗ 


ral und Weisheit aus ber, Bibel abzuleiten, wenn 
die Mechode, aus Hiblifchen Geſchlchten fie zu leh⸗ 


teu, immer miamherien Gefahren hat. Man ſieht 
es aus den vielen Büchern dieſer Art, Daß es 
ſchwer zu vermeiden fe, daß nicht frembe Moral 
in bie Geſchichten ‚eingerragen, „ber Unterjchied 
iwiſchen aitteſtamentlicher und chriſtlicher Reli⸗ 
‚sion aufgehoben oder verlannt, die Pröcifion / bie 


in moralifchen und religisfen Anwelſungen fo.ndthig 


uiſt, befonders für Kinder ,, vernachlaͤßiget, und 
ofters, bey einzelnen Umftänden des Tertes , für 
gr erbauliche Betrachtungen und Anmec⸗ 

ngen vorkommen, die weder leicht und natürlich, 
‚noch in der Erzählung gegruͤndet und pafjend, und 
nur allzuoft durch allegoriſche Wendungen. und 
Drehungen aus dem fimpeln hiſtoriſchen Text Her: 


- qusgepreßt find. Wir ſagen dieß nicht, als ob 
vir die bibliſchen Hiſtorien nicht fuͤr ein beguemes - 


Vehikel hielten, Religionswahrheiten befannter 
und angenehmer im Vortrage zu machen >. noch 
viel weniger Aber, als ob jene. Fehler i in dieſem Er⸗ 
bauungtzbuche herrſchten: denn wir ſind verſichert, 
deß fd dis gereigen Gedanken, Ausrofungen 


- 








N nn " , " 


u. Beobefens dibl Sshnd Für Minen: arg 
und Betrachtungen, mwlche vieiß ſehe matürlide. in - 


ber Gefühichte;.babey ſie vorkommen, Uegen,trurch 
ihre den Beyfall ˖ der gemeinen: fefer, 
auchtößfee aunfersrtpeiß,sermnertüen werden: fonbern 


nur; mn: Mehnern Denen und Männern, 
bie ——S — — ⏑— den Voeſchlaßs 
zur Ueberſegung gu empfehlen, vb es nicht beflen . 


wäre, wenn man beym; Gebrauch der bibliſchen 
Hiſtorien zur Erbauung diicht ſelbſt veflaftirte our 
dabey nur nebenher einewgertfeligen,. da i. aus dem 
übrigen Innhhalt der Beil. Mchrift eatlehnten Ge« 
danken apbrüchte:; ſondern vieimehr: such Feogen 


Über Bid Geſchichte und dieMorolitaͤt der Hands I 


lungy: ine Würde und ihre Folgen die Empfin ⸗ 


dungem der Unſchuld und der Religion. gu erwecken, 
bie Keime des moraliſchen Gefahls zu ehe 


imd den Trieb zur Wacheit im eben zu Frärfen 


fochte. Eine ſolche Uebimg det Beurcheilungs - 


kraft muͤßte die Geſchichte werden, wenn ägee Cine. 
drucke "anf Minder fürs ‚ganzer Kiben; wenigſtens 
für ihr Alter, iebhaft und nutzbar ſeyn ſollten: und 


dann wurde es doch micht voͤthig ſeyn, monche 


Handlungen der. bibliſchern Perfonen, deren: Chor 


rakter:ſouſt viel Gutes hat, €: Inkobs Erſthlei · 
"bung bes Seegens vor Eſan: oder deſſen Bey / 


gen gegen Laban, ſchenend der furchtſama zu ver⸗ 
ſchweigen, da Jehier fp leberrich als gute a 
tungen find: — Man kann es. im übrigen ermars 


ten, baß die faßliche: und: herzfiche Scrache, big — 


in den · übrigen Schriften da Sen. D. S. ſo ſehr 
mitt, ve Beraten vd, wie ſaſt mie 


ſelten J 


⸗ Sau — eisen, 
‚Peei ‚zuviel Auf bie erfiäinblichfeie dir fogenanne 


en Blbeiſpwache gere gerechnet iſt: daß zwiſchen den 


ſruchtbarern und unfruchtbarern Befchichten A. T. 
eine vorſichtige Wahl getrofſen, dle gang jäbifchen 


aber ıtwoddnen Shifterhen Anereder abgpfürge ober 


_ ganz: übergangem, web. bie: Refleriowen und Gebete 
Dem Teyt angepaßt find, r : Bloß dieß möchten 
wrir vermiffen,. daß ih den Betrarheimgen beym 
A. T. ver Geift der ſwiſchen duͤrftigen Religion 
nicht alle zeit verlaſſen, bey den ſpaͤtern Hiſtorien, 

und noch mehr in der ſo wuͤrdigen Geſchichte Jeſu 
Die Anwendung zu: ſehr abgekuͤrzt, und oft nuk-in 


kirzen Gebeten vorgetragen, und doch Gia und 


wieder einiges-eingefloffen iſt, das nicht richtig und 
vielleiche anſtoͤßig iſt. ¶Ich kann wenigſtens den 
gewohalichen Gedanken nicht fortpflanzen, S. w6. 


wvoaß die Kleider ein betruͤbtes Andenken des Falles 


ſind, und daß es um deswillen thoͤrigt ſey, darin⸗ 
nen einen beſondern Vorzug und bie wahre ae 

zu ſuchen. Der Tertz: Bote machte ihnen Kleider 
feltet.boch näher auf bie Anmerkung, ‚was für 
Wohlehat es fen, den Leib mit Kleidern bedecken, 
und viel Ungemach vomnKoͤrper dadurch abwenden 
zu koͤmen: Auch die Arbeit ſallte nicht. 516. ale 
" Bolge des Falles und der Vertreibung ang. dem 
Parabieſe angegebewifenn. Aber noch) mehr waͤnſch⸗ 
m wie Die Anmerlang zo Joh. ar, 18.19. geaͤn⸗ 
dert. Behuͤte mich, o Gott, fuͤr einen boͤſen 
ſchnellen Ted, Gieb mir nur ein wenig Zeit, 
meine Seele in die noͤthige Verfeſſang zu ſetzen 
u u. legten Stunde Bee een DaF * 
| oflte 


LEN 


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Bbeus S Eh fie 468 


Sollte wiche hierdurch er. ¶¶ gefigtliche Ordanke 
genůhrt werden Fönieh, daß die Vorbereitung * 

die ——8 ‚wenig Zeit vor dem Ich 

koͤnnr. Ich, binüberzunge, daß der Hr. VB. sem 


die schriftliche. Tugend / ſo wereh iſt, 55* 


anlaſſen wollte: aber‘ ein ſolches Geber: kamudoh 


leicht A —A und uͤbel | Behrehe Berden. 


foffeen nicht üben aͤuptſtatt bet, ch | 

Vequeme frommẽ Enefhkteßt He He ai . 
ie Bucher, aug denen He Fedderſt 9 1— 

sehn —8æ , hat es ftjon auf dem Titel | 

a es\ find (die Pro ktei, Hiob und t das 
Hohelied ausgenommen) die dom Hr. ‚Sailer‘ Gola 





vey —— bibliſchen Buͤcher, it — 
in wel 


‘ce feine übelgen Erbanfimgsft 5 — 


Kinder mit fo’ ſichtbatem Nutzen et 


Bald umfchreibt, bald uͤbetſetzt er; bald wenden - 
er den Text ſogleich im Anreden an Kinder an, 
bald tagt er fie über benfelben refleftiren,: bald ver⸗ 
bindet er mit bemfelben Betrachtimgen, Gebete, 
Erinnerungen für die Jugend, die flärferer Spela - | 
fe fähig iſt. Bold fegt.e- Stellen von. verwandter ' 
Materie zufammen, wie in den Sprüchen Salte ⸗⸗ 
mons, und durchaus in Sirachs Buch, bald lie⸗ 

fert er Auszüge, wie z. E. aus Salomons Predi⸗ 

ger, und ſorgt gleich bedachtſam fuͤr Fruchtbarkeit 

und Kuͤrze. Bloß in der Anwendung einigen 
Pſalmen möchte zumeilen das Geſetz, viele Pfal⸗ 

men zu nuͤtzen, ben Geſetz, fie bequem und leichte 

zu nügen, vorgezogen worden fern. In ber 


eng ver bebraiſch oeſchriebnen Buͤcher — 


brauspte 


060 Salers Mine dul Eibauma⸗dah 


Mean sü.viel Auf bie Werſilablichteie bir fegeem⸗ | 
—— gerechnet iſt: daß zwiſchen den 
unfruchtbarern Gefchächten AT. 





eine verfichtige —2* getroffen, die gaut jubiſchen 
uber trocknen Hiftorien eneweder abgefürge ode 
ganz uͤbergangen, urb.bit:Reflerionwen tımlr Sehee 
dem Teyt angepaßt find, r. Bloß hieß moͤchtm 
wier vermiſſen, daß it, dan. Betrachtimgen beym 
U. T. der Geift bey pübifcden duͤrftigen Retigimn 
nicht allezeit verlaſſen, bey den ſpaͤtern Hiſtorien, 
und noch mehr in der ſo wuͤrdigen Geſchichte Jeſu 


Die Anwendung zu: ſehr abgekuͤrzt, und en 


kuͤrzen Gebeten vorgetragen, und doch Bin und 


wieder einiges eingefloſſen iſt, das nicht richtig und 
vielleicht anſtoͤßig iſt. Ich kann wenigſtens den 
Herosfmtichen Gebanken niche fortpflanzen, ©. u. 
daß die Kleider ein betruͤbtes Andenken des Sale 
find, und daß es um deswillen thörige ſey, darin⸗ 

nen einen beſondern Worgug und: die wahre Ehre 
gu ſuchen. Der'Zerts: Bote machte ihnen Kläder, 
* doch näher if bie Anmerkung, was für 
Wohlchat es fen, den Leib mie Kleidern bedecken, 


und viel Ungemach vomnKoͤrper dadurch abwenden 


gu konnen ¶Auch die Anbeie ſrure alht.S.16. ale 


Felge des Falles und Der Vertreibung aus dem 


Parabieſe angegebmnifem. Aber noch mehr waͤnſch⸗ 
em wie die Aumerlg zu Joh. ar, 18.29. geän 
dert. : Wehüte: mich, o Bott, für einem böfen 


llen Tob. Gieb mie: nur ein wenig Zeit, 
Kine Eile in Bofafbne ve Kae | 


- u um der lehten Stunde gareſt entgegen a 





Beben Le fire ‚08 


Sorte‘ inicheslerbtnd Ar. 6 gefcheliche Odanke 
zenuͤhnrt werden koͤnnen, daß ·die Vorbereitnug auf 
vie Ewigßeisde: wenig Zeit vor dem Ted 
oͤnne· ¶ Ich bininbetzunge, Def der Hr. B., — 
vie chräfltiche. Tagent ſo werth iſt, ßen micht van⸗ 
inlaffen wollte: aber‘ ein ſolches Gebet ——— 
eicht A ag und übel jedreht merden.: 
mid et Obere . 
5 nn Enrfehkteßirigen ftehen ? 
"Die Bücher, aug dnen > Sedoerfi 
— Arm, 98 al 








ja 

Rinder‘ ie hir fü an en ner 
Bald umſchreibt, bald uͤbetſetzt er, bald Bee 
er ben Text fogleih im Anreben an Kinder an, 
Halb laͤßt er fie über denfelben reflektiren, bald Bund A 
Jinbet ee mit bemfelben Betrachtungen, Gebete, 
Erinnerungen für die Jugend, die ftärferer Spei. 
fe fähig ift- .-Vald-fepe.er Stellen von verwandter  ' 
Materie zufammen, wie in den Sprüchen Salo-⸗ 
mons, und durchaus in Sirachs Buch, bald lien 
fert er Auszüge, wie z. E. aus Salomons Predks 
ger, und forget gleich bedachtſam für Fruchtbarkeit 
und Kürze, Bloß in der Anwendung ‚einigen 
Pſalmen möchte zuweilen das Geſetz, viele Pfals 
men u mögen, nn Di . 
zu nügen, vorgezogen worden 
Mebekfegung der pebräifch geſchecbnen — V 

rauchte 


8 


10. “ 
. ' ! 
% 


“a WRichers Predigten. 


Tenig Freße-—= voder innre Soͤte der 


Abbantiag 
in einer Predigt herrſchen, bey welcher wichtige, 


dogmatiſche oder moralifche Wahrheiten genau, 
eintwuchtenh. ud: neu «vorgetragen. ſind: «8 muß 
icht ‚bloß der. Zühsrer darinnen RWelehrang und 
rguiigen; nober der Pfarrer ein neues Futter 


- feiner Umeigenheit: und Begtienlichfeit, ſondern 


u 


die Religion Nahrung umd die zu ihr gehörigen 
Wiſſenſchaften wirkliche Behtraͤge finden: 
Um diefes Innhalts — nicht un der Sprache 
wien, weiche uns nicht einfoͤrmig genug, unb-balt 
zu kuͤnftlich und.pretide, bald zu philofephifch zu 
ſeyn feheint ‚. und die zu ſichtbar den Erwartungen 
und dem Geſchmack eines gelehrtern Aubiteriums 
zu niet nächglebt. — Um dieſes Innhalts willen, 


de fo gut gewaͤhlt und meiſt ehen fo gut ausge 


‚Führt iſt, De wir die pbengenennten Prepig- 
da nicht mit Stiſchweigen. Die Materien find 


meiſt von der Yet, daß man nicht oft von. ihnen 
auf der Kanzel hört, Die Ausführung gleiche 


vͤfters einer. guten moralifchen Abhandlung, und 


vertritt zuweilen die Stelle eines Commentars 


ber einzelne Paragraphen der Leſſiſchen Mora, 


der vielleicht noch brauchbarer ift, als die, vom 


Hrn. D. Leß darüber edirten Predigten: und bie 


Genauigkeit in. Beftimmung und Empfehlung des 


chriſtlichen Verhaltens bey ‚einzelnen Fällen giebt | 


ihnen auch außer der Kanzel.einen ſichern und fe⸗ 


ron Werth. Ohne jede einzelne won ben 3woͤlf 


hier gelieferten Predigten durchzugehen, ſeten wir 


nur ihren Junhal ben ) Von dem Wohlcha⸗ 


tigen 





4 


chend Predigten. 46.. 


tigen in unfrer Unbefannefchaft mic den uns hevor 
ſtehenden Schickſalen, über. Ap. Geſchen, 6. 7. am 


Neujahrstage. Er zeigt, daß ſie für unſre Tu⸗ 
gend ſowohl als fuͤr unſre Ruhe wohlthaͤtig ſey. 


Fuͤr jene, weil fie, ben Menſchen von manchen 


daß bie won Vett getroffne Auswahl und Anorde 


nung unſrer Schickſalo zu unſrer Beſſerung mit⸗ 
wirken Bann (etwas dunkel: er meint, Truͤbſale 


würden uns nitht fo beffern, wenn wir Ihren Aus⸗ 


gang vorher. wüßten); weil fie uns ein Sporn 
zum Geber wid , endlich weil fie manche eigne 
Tugenden, Demuth, Ergebung an Gott uf. 
fördert und erleichtert: für dieſe: denn Vorherſe⸗ 


bung der Zufunft würbe manche frohen Erhpfine 


dungen ſchwaͤchen, manche verhindern; er 
unſre ſchmerzlichen Einpfindungen vermehren und 
erhoͤhen. (Kine Anwedung auf dieſen Tag ſchien 
vielleicht dem V. zu teimporell oder jokal, denn fie 


ift doch ſchwerlich beym mündlichen Wortrag weg : 


geblieben, wie fie hier im Drucke fehlt.) 2) Won 
dem Wohlthaͤtigen in ber allgemeinen Vergaͤng⸗ 
ichfeit irrbiſcher Dinge, bey Gelegenheit bes Ter⸗ 
tes (nicht. über den Tept) 1 Theffes, 18. 3) Weber 


das Verhälmifi.der Religion zu ben finnlichen Ver⸗ . 


gndgungen bes Menſchen über ı Kor. 10, 30, Er 
beſtimmt es Ba on Punften: die Refigten uns 
terfagt weisse nichts, als bie vinpsenüinfeige Theib 
nehmung an ihnen, ober, wie es ausgeführt wich, 


fie khtönke biefelben niſcht weiter ein, als verniinfe 
Döderl, Bibl.n, 5.65 ST a (17 Eu 


— 


⸗ 


\ 
N 


168. Michäeg Predigten. | 
derung und Empfehlung biefer Tugend. ‚&-ein- 
siert kurz, daß fie ſich über alles erſtrecken müfle, 


u “was die Kräfte des vernünftigen Geiſtes ſchwaͤchen, 


hingegen finnlichen ‚Trieben eine Nahrung geben 
kann: und zeige hernach befonbers, wie fie ſich in 
Enthaltung von untadelhaften Genuß ber Erqui⸗ 


ckungen, von einen weichlichen Jebensart, von Ver⸗ 


ſelbſt, unabhängig, und im vwirflichen Genuß der 


- der Religion Jeſu gemäß, und der Abfiche derfel- 


gnuͤgungen äußere. Im zweyten Theil empfiehlt 
er ſie, weil fie den Menfchen zum Herrn über fich 


Dinge weit froher macht. — Freylich meift mo⸗ 
ralifchye Predigten, bie aber geroiß mehr dem Geift 





ben‘ förderlich find, ‘als bie gelehrten Bomiletifchen 


Exegeſen, die hohen Spekulationen über eine foge- 


\ . 


2 
+ 


m 


Hannte Heilssrönung, und bie mühfan geſponne⸗ 

rien, Jahrgänge über Glaubenslehren, bie nicht 
kur im Ausdruck trocken find, denn das’ fönnen 
auch moralifche Predigten ſeyn; ſondern auch für 
tugendliebende Seelen ohne Saft ſind. — Ein 
Wunſch bleibt uns dech bey dieſen Predigten uͤbrig: 
daß die Sprache und der Ausdruck ſich mehr gumı 
faßlichen herablaſſen moͤchte. Ich weiß, daß ein 
Univerſttaͤtsprediger ſich weniger darnach zu bei 


ſern⸗hat: allein ich glaube auch bemerkt zu haben, 


daß edle populaͤre Sprache ſelbſt dem gelehrten und 
gebildetern Haufen willkommen iſt, und wenn wir 
doch nicht lauter Leute von Geſchmack, lauter Ken⸗ 
net von Beredſamkeit vor uns haben: folie es 
nſche dann rathſam ſehn, eine Sprache zu echen, 
re = bie 


\ . 


Andere epeoogifähe Sehriften. 409: 
die allen Zußörern verſtaͤndlich dem ungebildeten 


nothivendig und dem ‚feinern ap wenigſtens nicht 
ie nn — A . 


a 
\ 





. VI. 
Andere weelo ſhe Soriſten 


. [pr IV. Regum Syro- Heptaplaris fpeci- 
inen, E manufcripto Parifienfi Syria- 

ce edidit, textum: verfionis Alexandrinae Hexä- 

_ plarem refliteit notisque illuſtrauit lo Godofr. ' 

Haſſe. Tenae impenfi sc. H. Cunonis haere- 

dum, 1782. gr.8. 3B. | J J 


Waͤhrend als die Wuͤnſche be 5 Siehßaber ber 
bibliſchen Kritik und der orientaliſchen Philologie 
faſt allgemein find, daß die ſyriſche Ueberſetzung 
des A. T. die zum Theil in der ambroſianiſchen, 
zum Theil in der pariſer Bibliothek übrig tft, aus 
de Finſterniß ans Sicht kommen maͤchte; während 
ats dieſe frommen herzlichen Wünfche nur unter 
den $tebgabern, die nur wuͤnſchen und etwan nur 
für die Preſſe thaͤtig werden koͤnnen, von Brief zu 
Brief gefeufje werden, aber feinen Großen auf dem 
Thron. finden, der etwas dazu aufopfert, oder Fels 
mn ne Talıga, der of Hoffnung dh 


©g 3 met 


* 


N 


ara Andere eos Shit 


ner fangfamıen Erndte füet; nehmen wir mit Freu⸗ 

den Fragmente ſtatt des Ganzen, oder einen Strahl 
aus der Finſterniß, als Boten der Hoffnung zur 
Erfcheinung des Ganzen an. In dieſer Abſicht 





wenigſtens hat Hr. M. Haffe biefes Excerpt aus 


"ber ſyriſch⸗ heptaplariſchen Verſton zu. Paris ans 
Licht geſtellt, als Probe des Buches: und: als An. 
frage ans Publifum, ob es das Ganze haben wol. 
&. Das neunte Kapitel bes vierfen (oder nach un- 
frer bebräifchen. Rechnung, des zweyten) “Buches: 
- ker Könige wurbe % aug ber Abfchrift. des pari⸗ 
. fer Codex, welche Hr. Pr. Eichhorn erhleit, gewählt, 
und damit eine anbee Abſchriſt, welche Hr. Bruns 
erhalten haste, noch verglichen. Mis beyden Ab» 
ſchriſten, Die ſelten differiren, ließ der Hr. M. den 
‚> ferien Zert genau abdrucken, unter demſelben 
ben darnach berichfigten beraplarifchen Text ber 
LXX. fegen, und damit die Anzeige der Ranpglof- 
„fen, welche die Fragimente ber. alten Ueberſetzer ent- 
Balten, verbinden, Die-leftern hat zwar ſchon Hr. 
"Brung im Repertorium 9. Th. abdrucken Laffen ; 
allein: fie find bier am vechten Orte wisberhoff, und 
manche Konjefturgfbefferungen: deſſalben glücklich 
verbeſſert. Z. E. wenn m Du. je in Te 


veraͤndern will‘, ſo vertheibige Hr. $ Has erfiere 


u ‚als Hebenfegumgvon mIavmapevas; (nidenm-mwn, 
pfondern auch xm kam Aqı fo vertirt Gaben): da 


mau im Ghal. ordentlich in Diafen Sinne. wor» 
baut “a im geh # enigßrus Pu 87 


\ 2 


v 
N . ! 


Speichen Salayp. und im Daniel aus biefer Be⸗ 
derstung zu erflären.) — Die übrigen Punkte, 
worüber Hr. Hut Hrn. Pr. Bruns nicht einer. 


ley Meinung bat, z. E. was das N bebeute ; «06 


Asxsavos oder ci Acızos? werben ſich erſt entſchei- 
den laſſen, wenn das ganze erſcheinen wird. — 
Ob bald? — Wätehier unſre Hoffnung, und die 
(den gleich, fo Fönnten wir froh fagen: Sa. Nun 
iſts ein Viellelcht, ein Hoffentlich, das wir zur Ant⸗ 
wort geben koͤnnen. 


. Zu 
> 


»2. Etrasburg.. De -Ediflo Antonin; Pii po 


Chrifianis‘ad Commune Afiae,. Cominentatio 
hiftorico -rheologica, quam — praelide Jo. Phil, 


Beyrkert, S. S. Theol. D. P. P. O. — d.VL 
Sept. MDCCLXXXI. ſolemni eruditor. exam. 


fift. Iſaacus Haffner. (71. pagg.) æ4. 


Gegenſtaͤnde von dieſer Art, wobey mannich⸗ 


faltige Schwierigkeiten vorkommen, ſind an und 
für ſich ſchon nicht leicht aus einander zu ſetzen, 
wenn man auch die hiſtoriſche Kritik noch ſo gut 


‚in feiner Gewalt hat, und durch Feine vorgefaßte 


Meinung von der richtigen Anwendung derſelben 


abgehalten wird. Miſchet ſich aber nur ein ver 5 m 
meintes Intereſſe der Religion in die Unterſuchung, 


70 Merk thevſegiſche Schriften. . a 


Ulnterftükung der gelehe ten Deutfehen unfern Waän .· 


"a 
x 


. 


ſo kann auch ein Scharflühtiger- des rechten Wegs | 


DS 


2. , * Gg84 Su 


man 


473 Andere theologiſche Schriften: N 
man. oft für unmoͤglich Kalten faite, wenn mar 
nicht Beweiſe ihrer Wirklichkeit hätte, - So, wie 
„. E. Kenner der griechifchen Sorache die Reinig« 
kelt des Stüs im N. Teſtamente behaupteten, wel 
he doch gewiß nicht groͤßer iſt, als die Reinigkeit 
der Vulgata im Lateiniſchen; fo wie es gelehrte Aus⸗ 
leger gab, welche Weiſſagungen annahmen, die weit 
mehr wider ſich hatten, als wenn man dem Chor 
zu Ende des zweyten Akts in der Medea des Sene⸗ 
ca Die Eutdefung von Amerika prophezeiben Hehe: 
eben fo fanden ſich auch von je her hiſtoriſche Un- 
terſucher, welche in Dingen, ſo die Gefchichte des 
Chriſtenthums betrafen, das für Wohrheiten hiel» 
en und aus allen Kräften vertheibigten, was fie 
elbſt, in jeder andern Materie, würden verwot⸗ 
‚fen und: widerlegt haben. Ein Beyſpiel hievon 
iſt das angebliche Edikt K. Antonins, weiches ein 
Tillement, Cave, Mosheim, Valois, Pagi, Gra⸗ 
be, Eiericus und mehrere andere als aͤcht gelten 
lafpn und dafuͤr ſtreiten, und welches Here Yro⸗ 
feſſor Hegelmair gu Tübingen vor kutzem mit ver⸗ 
einigten und verſtaͤrkten Gründen feiner Vorgaͤn⸗ 
ger audführlich vertheidiget hat. Ca fehlte zwar 


2 auch nicht an folchen: Gelehrten, welche bemerften, 


daß es damit nicht richtig ſtuͤndez ala Scaliger, 
Dodwell, Moyle, Baumgarten, Semled u fi w. 
Aber nicht einer darunter, nur Mohle ausgenom⸗ 

wen, hat ſich in eine genaue Unterſuchung einge⸗ 


| Jaſſen. Es iſt alſo gegemoärrige Arbeit des Herrn 


N Bexycert als ein ſchatbarer Waptrag gur hr 
7 J ri 


Pf) 
* 


Anden cheeloolche Och am. 


richeigung. ber Kirchengeſchichee um ſo mehr mit 
Dank und Beyfall aufzunehmen, da fie, mit geofe - 
fer Genauigkeit und vielem Scharfſinn, bie ganze 
Sache in en flches € —— ſehe, ben weichen wohl 
nicht leicht jemand verf ennen fan, was er 
oder ungrgränbet iſt. 


Zuboͤrderſt —— —* 
Hift. Ecclek W; 15: mil. Bemerkung der Varian⸗ 
ten, die fich ini der Kopie, welche der zweyten Apo⸗ 


logie Juſtins des Miörtgeers beygefuͤgt iſt, und in 


dem Chronico Pafchali finden. Hier iſt weht 
©. 5. mei» stur Yeyaverım el 


ein Vruckfehler fit ymoyeben. . Der Herr Verſ. 
überfege es auch ſelbſi ©. 7. de:terrae motib. qui 


vel arite fuernot vel etiamnum fiunt. 

chen iſt auch worwiauser f. KEN SCH. Eben bar 
für ift auch S. 6: das x % yvöäie deiire zu 
halten, Bas feinen Verſtand giebt, aber doch durch 


deos ignorare ‚videmini uͤberſezt wird. Beym 
Juſtin, (wenigſtens in der wittenberger Ausgabe 


1686) lieſet mar rös Iass. Es find auch neh, 


etliche Leſearten in dieſer Ausgabe; de Hier niche 
bemerkt werden.) Das wueaflarysn Too untere. 


go mg0s Te’ Exesvon wird durch. x tra infortunme . 


illia imputare gegeben. : : Die Gache ift richtig. \ 


Es paßt auch diefer Sian in dem. Zuſammenhange 


aufs beſte. Wiewohl doch andy das — 


in der gewoͤhnlichen Bebentun.g, vergleichen, in 
bo weit Rot vu, weit "us Fe der: vn 


/ 


* 


am Anherte throldgiſche Echriften. 

Men üb“ Heiden verglichen/ und jenen geſetßter 
Muth und Zuberfitht „:diefen aber Sinnlofigkeit 
and Betaͤubung zugeſchrieben wird. Man. müßte 
iober ſodaun vor zaeaßarÄovrzr' die Megation 
ſetzen. Wem dieſes Verbum fo wiek als transfer. 
‚re bier hieße, fo follte-wohl. eis für: zrgos ftehen, 
Allein bey-einem barbarifchen Aufſatz, wofür am 
Ende dieſes Edikt erftärt. wird iſt das Kritiſiren 
vwergebens.) Hierauf folgen Nachtichten von ber 
Ausgabe bes Edikts, eine Prüfung der Hypotheſe, 
aß ſolches rind Wirkung ver Schusfchrife Juſtins 


Kos Gwobei Das. Reſultat verneiriend ausfaͤllt,) ei · 


we Unterſuchung, ob-Anteninus Pius ober M. Au- 


zellus ſoſches ertheile Habe. (Hier läßt Herr B 


RS. 23 fi ‘ben Schluß nicht: gelten, daß man bem | 


Euſebius afte’Blaubwärbigfeit abfpeeihen müfle, 
wenn man annehmen will, er Babe die naͤmliche 
Sache einnial dem Antöninus Pie, ımd ein anber- 


«mal dem Markus Aurelius zugeſchrieben. Hier 


innen hat er volffonimen Recht. So groß das 


Verſehen iſt, fo leicht Sat :es: ſich Doc). denken. 
Hhuitfeld z. E. widerſpricht ſich in einem und eben 
demſelben Werke; und’ dach iſt er Fein verwerfli⸗ 
eher, ſondern vielmehr einer der: beſten Geſchicht⸗ 
: fhreiber von Daͤnemark.) S. 25. iſt es zu viel, 
‚wenn es heißt‘, daß Marend ausdruͤcklich feinen 
Bater Pius nenne. Die Stelle L.1:$.16; giebt 
es zwar ſehr deutlich an, aber man muß es Dach, wie 

Caſaubon · und Gataker aus den angefuͤhrten Be⸗ 
immungen ſchließen: und H. 2.iſt wohl ſacher / An⸗ 

me. nt ! 


nius 


4 





\ ' ” e 
2 er . ⸗ * 


* 


nius Verus gemeint. S. 28; kommt eine gute 
Bemerfung vor, deß nämlich viele als Chriften 
angegeben wurden, ohne es zu ſeyn, und daß folgs 
lich bey weitem niche alle, die es läugneten, als ° 


ſchwache und abträrmige Chriſten anzufehen ſind. 
Bey-ber Wurh des Anklagens, die damals’herrfie 


te, ift Diefes fehe wahrſcheinlich. Man erinnere - 
ſich nur an das, was zu Ende des vorigen Jahre 
hunderts in Meuengland bey. den Herenhänbeln 
vorgieng. ©. 38. f. erklärt fih Herr DB ben 
den Worten aus M. Antorins L. XL. $.3. nur 
Yırv mageirugv für die Bedeutung, die ſchon 
vor einigen Jahren ein frangöfifcher Gelehrter ba: 
haupten wollte, Sie füllen naͤmlich nicht heiffen: . 
obflinatione mera, wie man insgemein annimmi, - 
fondern fo viel als more velitum oder militum le. 
vis armaturae. Das find mim wohl bie dıÄd 


der Griechen. Es ſchickt fi) auch vortreflich in 
den Zufammendang: Mur Förmte man zweifeln, 


ob ıbırn magdtafıs und magnrafıs ram DıÄrdd 


Andere theoiogiſche Schriften· a: 


einerley iſt.) Der Herr Verfaſſer zeigt, daß maan 


ſich aus dem Lahyrinthe nicht herauswirren kanu, 


man mag von beyden Kaiſern, welchen man will, 
für den Urheber des den Chriſten (6 guͤnſtigen Ge⸗ 
feßes annehmen. Er gebraucht dabey das Argu- 
mentüm: infitiale ‘auf die Art, wie es gebraucht 
werben muß, wenn es etwas Betdeifen ſoll; indem 
er bemerft, daß die hriftlichen Apologeten, denen 
es fo ſehr bärum zu thun war, ihre Religion wicht 
J ö 5 u. . nur- — 


⸗ 


⁊ r - \ 


/ 


abb Nabare chevlogiſche Shäften, 
nur ale unſchuldig, fonbern auch als vereinbar mie 
den Geſetzen, und alſp der Toleranz würdig, dar⸗ 
zuſtellen, ſich nochwendig auf eine ſo beſtimmte 
‚amab fuͤr ſie ſo vortbeifhafte. Verordnung hätten be⸗ 
fon muͤſſen wenn ſie vorhanden geweſen waͤre, 
da fie. ſich mit weit unentſcheidendern und für fie 
unguͤnſtigen Verordnungen der Kaiſer zu helfen 
ſuchten. Was die Gegner darwider einvenden, 
= Mi in der That ganz widerſuinig. I 


Am Ende beleuchtet er das ei umſtaͤnd⸗ 
ii, und zeigt, daß ſchon die Aufſchrift unauflög- 
Uchen Zweifeln unterworfen, daß die Form beffel- 
ben es weit cher dem frommen Betruge eines un⸗ 
geſchickten Schwaͤtzers, als dem Befehle eines Kai⸗ 
ſers aͤhnlich mache; (ein Umftand, der faft allein 
-  Shon: entfcheidend wäre, wenn, es an allen andern 

Argumenten fehlre:) daß der Innhalt unrichtig 


waͤre, da den „Heiden vorgeworfen werde, als 0b 


‚fie; ‚den Erdbeben und andern Sanbplagen, die Gät- 
ter amb den Dienſt derfelben vergaͤßen, ba fie doch 
vielmehr ihren Eifer verdoppeiten, und ganz neue 
Ceremonien ausdachten; forner, daß zu den Zeiten 
‚Der Antonine das Chriſtenthum noch. nicht. als bie 
Urfache von Ungluͤcksfaͤllen angegeben wurde, unb 
daß diefe Befchulkigung erſt zu Ende des zweyten 
‚oder. im Anfange.des. dritten. Jahrhunderts auf⸗ 

- Sams‘ daß es.phgeräumt.fen, Den Heiden vorzuwer⸗ 
m vs fe den urllerhuchen Gott, —— 

| Cie 


Ä 
Bu Zu 


Andere theologiſche Schriften:  arı 


Chrifteh vetehrten, nicht dunneten, (möbep . 


| Se 
D. Segelmair in zweyen Punkten, nämlich in Abe 


fiht auf die Erfennmiß Gottes, als Schöpfers der 


Welt, md alſo eines hoͤhern Weſens, als der übel · 
ge Haufe der Goͤtter, welche Erkenntniß die Ru 
mer ſchen laͤngſt follten gehabt haben; ferner, in | 


Abſicht auf die Leichtigkeit, womit der menſchlich⸗ 


Verſtand die Einheit Gottes erkennen Farm, mis . 


Grunde widerſprochen wird.) Es kommt hiebey 
auch dieſes in Betrachtung, daß man in der gan⸗ 


zen Kirchengeſchichte Feine Spur von einer Beſol⸗ 


gung dieſes kaiſerlichen Befehls finder. - Die 


Statthalter verführen vielmehr gegen die Ehrifken ne 


fd Hraufam, wie Zuvor; und zwar in den: naͤmll⸗ 
chen Ländern / weiche dieſes Edikt unmittelbar : ans 


geng. Es ließe ſech auch nicht wohl begreifet, 
worum ein Kaifer, der für die Chriſten fo gut geb - 


finnet waͤrr, als der Urheber einer ſolchen Verord⸗ 


mung fen mußte, nur in Aſien, und nicht auch . 
andern Thellen bes roͤmiſchen Reichs, ihnen Dan 
he und Sicherheit verfihaffen wollte. (Da muͤß⸗ 


te man nun frehlich annehmen, daß die für andere 
Provinzen ergangene Befehle nicht bis auf unſere 
Zeiten gekommen find; welches aber , in anderer 


Kür, wieder unenbliche Schwierigkeiten has 


würde) 


. Er z a 
Mosheim/nebſt andern, glaubt/ es waͤre 


ngeachtetdieſet Werardaung Anconins,ſonlche 


24 ». 
r 


den 


78. Andere theologiſche Schriften 
den. € vollfommene Gicherheit ‚gewäßrse; 
dech dabey auch der ehemalige: Befehl, welchen 
Trajan dem Statthalter Plinius gegeben, in 
feine: —E geblieben. Dieſem zufolge ſoll⸗ 
sen Diejenigen ; die des Chriſtenthums uͤberwieſen 
wirden, und fidt Dazu befenneten, hingerichtet 
werden. Antonin aber will, daß ein Chrifl, 
wenn er auch als ein.folcher befunden wuͤrde, von 
dem Richter. fosgefprachen. und dagegen der An- 
Eläger beftvaft werden follte. So miberfprechend 
Wiefe Dinge find, fo follen doch deyde Verordnun⸗ 
“gets zugleich ihre. Verbindlichfeit ‚behalten ‚haben, 
aub ein Richter Habe alſo, nach Belieben, Ben 
und feinen Anfläger,, eineh wie ben an 
dern, geſetzmaͤßig koͤnnen umbringen laffen; weil 
Autemin.fo nachläßig- gewefen, die aͤltexn Gaſetze, 
denen das feinige entgegen war, nicht ausdruͤcklich 
- aufzuheben. (Huf ſolche Art Härte es In dem roͤ⸗ 
miſchen Reiche damals noch um etwas verwirrter 
ausgeſehen, als vor einiger Zeit noch in Rußland, 
da auch ein Chaes von widerſprechenden Ukaſten 
vorhanden war, auf die man ſich bey Bericht ohne 
Unterſchied auf die Altern ſowohl als auf.die neuern 
berufen, und da der Richter auch nach Gutbefinten 
feine Enefcheidung aus Dielen und aus jenen’ her⸗ 
‚ nehmen durfte. Doch geſchahe ſolchs «nur In Ci⸗ 
pilſachen.) Mit Recht verwirft Herr B. dieſe Hy⸗ 
— bie den Grundſaͤben ber Jurispruden, und 
ve vſiben Vonunſt encgegen iſt, und Kal —* 














- “.. 
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Andere cheblogiſche Cor ng 


aubbin mit ſeiner Verordnung zum Geßy deis oder 
zum Verſpotier ver Chriſten macht. Er figtaud 

die wichtige Erinnerung Binz, daß viele Statthal⸗ 

ter, wie Tertuflien und die Maͤrthrerakten bezeie 
gen, gerne die Chriften würden verfchörtet haben, 
wenn es ihnen von Antonin wäre erlaube oder viel⸗ 
mehr befohlen worden, fie loszuſprechen. Allein 
bie Hände blieben ihnen durd) die Altern Befehle. 
vorhergehender Kaifer gebunden, ardndrhürnniß- 
te hier das frühere Geſetz dem ’fpätern vorgejogen 
worden fenn, welches. doch hoͤchſt widerſinnig ift. 


Wenn ‚man, wie ee; aus ſe uͤberwiegenden 
Gruͤnden nothwendig M die angebliche Urkunde 
für ein untergeſchobenẽs Gemaͤchte erkennet, fo fal⸗ 
len alle Verwirrungen und Widerſpbuͤche zwiſchen 
dem Innhulte berfelben und der Geſchichte der da⸗ 
maligen eiten weg. Es fdolgt nicht, wenn ein 
Kaiſer oberhaupt ruhmwuͤrdig regierte, daß er 
auch gegen feine chriſtüchen Unterthanen billig ſeyn 
mußte, Es iſt nur eine Behanytung der Apolo⸗ 
geten aus dem dritten und vierten Jahrhundert, 
daß feine andern:KRaifer die. Kirche verfolgten, als’ 
file, die aud) von ihren heidniſchen Unterthanen 
verabſcheuet wurden. Diefe Behauptung Fonnte 
ſehe natürlich. Anlaß geben, Briefe und Evifte 
zum Vortheil der Chriften ſolchen Kaifern, bie 
fonft geliebt und ver würden, angidichten. | 


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5. Ende gegen bie, [6 anberer Deinng fan mid 


"ven, auf eine Art, bie jedem wahren 
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darinnen ber, [2 

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in⸗ und auslaͤnbiſchen 

Sugern umnd Schriften 
at Ve dncroan mi; Bra 








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CLeipzig, 
derlegts I Garıl, Imman. Breickopf, 170 


\ 


a78_ Andere Htologffche Schriften 


om Eee vollkemmene Gicherheit gewährte, 
dech auch der ehemalige Befehl, welchen 


Trajan dem Statthalter Plinius gegeben, in 
feine: Guͤltigkeit geblieben. Diefem zufotge fol. 


eeu diejenigen ; ‚bie des Chriſtenthums uͤberwieſen 


würden; und ſich dazu befenneten, hingerichtet 
werden. . Antonin aber will, daß ein. Chr, 
wenn er auch als ein. folcher befinden wuͤrde, vm 
dem Richter fosgefprachen. und dagegen der An: 


klaͤger beſtraft werden ſollte. So wiberfprechend 


dieſe Dinge find, fo ſollen doch dende Verordnum 
gen zugleich ihre Verbindlichkeit behalten haben, 
and. ein Richter Habe alſo, nach Belieben, im 


Chriſten und feinen Anfläger , :eineh wie ben ar 


dern, gefegmäßig koͤnnen umbringen laffen; weil 
Autenin.fo nachlaͤßig gaweſen, ‚die aͤllexn Gpfeke 


denen das feinige entgegen war, nicht ausdruͤcklich 


. aufzuheben. (Huf ſolche Art Härte es in dem ri 


miſchen Reiche damals nad) um etwas werwirrte 
amsgefehen, als bar. einiger Zeit noch im Rußland, 


be aud) ein Chaes von widerfprechenden Ulaſten 


vorhanden wär, ‚auf die man ſich bey Gericht ohne 


Unterſchied auf Die ältern ſowohl als auf.die neuern 
berufen, und da der Richter auch nach Guchefinden 
feine Entfcheidung ous diefen und. aus jenen fer 


nehmen durfte. Doch gefchahe folhs nur in Ci» 


pilfachen,) Mit Recht verwirft Herr B. diefe He 
wothefe,. bie dan Bruubfägen ber Jurispruden, und 


der gefunden: Vennunft. entgegen iſt, und der den 
H 2 J | , Antonin 


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Theotagifde Sihtioper. 1; 


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Vetus Teltamentum c cum n Varin \ 


Ie&ionibus. Edidit Benjaminus Konnikört‘ 
8. T. P. aedis Chriſti Camonicus et Bibliotheca, 
cius Redeljvianus. Oxonii ex re. 

Clarendoniano. Fol. T. L 


- 1776. T. I. 1789, | 
Differtatio Generalis in Verus hr . 





ſtamentum hebraicum sum. Varg invie. 


ex codicibusManuferiptis etimptallis. 2, 24 
Bufanumen rn —* na 


hngen ungebai’ * henen 





Ne haben ro sebtich-bifeyenn fie im N.T. 


ß — wir —** nicht gebraucht wird, um 


räifche ‚gehalten werden“ - 
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arten Teflatientam hebrsicurn ed, Kemikott. 


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MT A. Cramer neue Ueberſehung des Brie⸗ 
fe Pautl.an die, Epheſer. | 


oo. m. Andre Geologie Schritten, 


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Be Bau 
Vetus Teftamentum cum m Variis \ 
lectionibus. Edidit Benjaminus Kennibott 
8. T.P.-aedis Chrilti Canonicus et Bibliotheca, 
crius Badclivianus. Oxonii ex Tyrographea 
Clarendoniano. Fol. T.L. 
1776. /E, I. 1780, 


Difertatio Generalis in Vetus Te: 
ſtamentum hebraicum cum. Var. Ic, 
ex  codicibus Manufpriptis etimptaflis. ib.eodi .., © 


Zuſammen achtzehn und-ein halb Apfabet 
) > ad; einer baren ungebüibign Eoata, 
—RS diefes 











Wien en ie hat, is 


— 


tr. 
3 
“5 


u 484 . , Vet. To, — * ed. Kenuikott. 


age aicht manches von dieſerber ncheigten Bibel- 


. ausgabe fagen koͤnnten, mas neu und willkommen ift. 


Eine Rechtfertigung der Unternehmung Kenni- 
koees, dem einige als dem MIN des A. T. Trophäen 
beiten, und anbere, ala dem Heroftrat beym Hei. 
ligthum des Urtertes , ewige Schande, Infamie 
und Ver antwortung am juͤngſten Gericht drohten, 


iſt fuͤr jezt fuͤr —— wo bibliſche Kritik 
beym 


A. T. den engellaͤndiſchen Kenntniſſen vor⸗ 


geſchritten iſt, gang nicht noͤthig. Man iſt Gott⸗ 


lobt noch vor der Kennikottiſchen Bibelausgabe bey 
uns ſchon ſo weit gekommen, daß man die juͤdiſche 
Grille von einer unverfaͤlſchten Richtigkeit des ge. 


druckten hebr. Tertes aufgegeben, ben maſoretiſchen | 


den bie Buptorfe und ihre wenige 


BR.) 
noch lebenden Schüler, für Religion hielten , ver⸗ 


laͤſſen und ſowohl aus der Geſchichte als aus der 
Kein Defthaffenheit des fogenannten- heiligen 

5 ſich von der —ã— einer kritiſchen 
Ausgabe ded A. T. zu beſorgen, überzeugt hat. 


Wir wollen hier dem Kennikoet das 6 Berbienf juge: 
ftehn, daß er durch feine beyden Diſſertt. de ſtata 
Ne "hebt. bie Gründe für vieſe Nothwendigkeit 

a 


mmen geordnet, lichtvoller dargeſtellt, und 


„mehr in Umlauf gebracht hat: allein wir: glauben 
doch, daß wir ſeithem vlel welter iu ber Geſchichte 


des hebr. Textes gekommen ſi nd, und manches weit 


gehauen beſtimmen koͤnen, —— ſelbſt 


in der feiner Bibsianszahe angehängten Difl. ge- 
nerult gefeheher iſt. Deun, be er hier, micht in 


groſter Ordaung von dieſet ante me. 
Er W — e 


“ 


Ver: Teft.. hebr, ed, Kennikost. 485 


fat er fünf Perioden veſt. ($. 14 ) Die erſte von 

Malachia biß auf Chriſtum. (Gofiten Bier die. 
Schickſale der einzelnen Bücher, ehe der’ Kanon 
vollendet wurde, nicht auch kritiſch wichtig ſeyn? 
Waren bey den Büchern Moſis, bey den Genea⸗ 
logien, Pſalmen, Prophetenbüchern feine Verdi '- 
derungen'möglich ? und iſt dieß nicht wahrfcheiti- 


lich [hen die. erfte Periode, da ſich die Lesarten 


verlohren, vorfezliche Aenderungen gewagt wurden 
und vielerlen Varianten entftunden? — Die Bas 


rietaͤten zwiſchen dem famaritanifchen und hebr. 


Tert; einige Differenzen zwiſchen verſchiedenen 
Ausgaben der Pfalmien; und vielleicht auch man- 
he Verderbniffe in Namen und Zahlen, find früher - 


als Malachias und Efra. — Und muß nicht eine 


fo groffe Revolution, wie bie Erilien.in Apyrien 
und Babylon waren , muß niche die waͤhrſcheinli⸗ 
de Umtaufchung der Altern Buchitabenzüge mir 
neuen Charakteren auch auf bie Abfchriften der 

Nationolbiicher einigen Entfchluß gehabt haben?) - 
In diefe Periode fälle Die Verfertigung der griecht⸗ 

(hen Verſien des Pentateuchus unter Ptolemaͤus, 


und der übrigen Bücher in ben folgenben Zeiten, - 


deren Abweichungen vom hebr. heutigen Tert in vie - 
Im Stellen, Z. E. Pſ. 6,10, 1B. Moſ. 2, 24 
uam. beweifen, daß ſich feie ihrer Abfaffung 
viele Aenderungen eingefchlichen haben. 1leber . 
einjelne Benfpieleliber die fo zuverläßig bejahte Fra⸗ 
ge, ob eine Sedart der LXX, wenn fie im N. T. 
angeführet und zum Beweiß gebraucht wird, um. 


deswillen für die a ‚gehalten werden 
° I’ u . ) 3 


muͤſſe, 
| | 


t 


485 Vet. Tel. hebr. ed, Kennikott. ' 


muͤſſe, le Hp. 40, 1: u. a. m. wollen wir um der 
Kuͤrze willen feinen Zweifel erregen: aber bie jüs 
diſche Einbildung, daß das Kari und Kethib Va⸗ | 
rianten waren, welche Eſra und die übrigen Mits 
‚glieder, der Synagoga magna bereits gefammiet 
und in ihrem Exemplar aufgezeichnet, biefe rabbi⸗ 
iſche Einbildung noch von einem Kritiker des A. 
T. der ſo viel Handſchriften geſehen und verglichen 
hat, und wiſſen muß, daß fie auch im Keri und 
Kethib differiren, wiederholt zu ſehen (9. 20 der 
Diff. gen), iſt uns ganz unertraͤglich. Eben fo 
wenig verräth es den Kenner, wenn Kenn. ($. 2.) 
die Juͤden vorfezlicher Verfälfchungen ihrer Bibel 
vor Chriſti Geburt anflagt, und feiner Beſchul— 
digung aus Ef. 19,18. (OA Sy aus Dann >) 
und Iudic. i8,30. (Mw3% aus Twn) beſtaätigen will. 
Bey der erften Stelle gründet fich alles’ auf den 
Wahn, daß die Stade‘ Heliopolis genennet fen, 
bie ein Jude von ‚rabbinifchen Geſchmack und Eifer 
Serftörungsftabt genennet hätte: welches ganz weg⸗ 
fällt, nachdem Iken bewieß, daß oyna m Leonto⸗ 
polis ſey, — und wie haͤtte ſich die aͤchte Les art 
dDonn doch in ſechzehn jüdifchen Handſchriften ers 
halten? In der andern Stelle beweiſet die Su— 
ſpenſion des Nun, daß ſelbſt nach dem Urtheil der 
üben es nicht in ben Tert gehöre, und dieſe an 
der Aenderung unſchuldig ſeyn. Andere ſehr fruͤhe 
eingeſchlichene verderbte Lesarten, Verſetzungen, 
Abkuͤrzungen wollen wir gerne zugeben, obgleich 
'einiges, was Kennikott $. 23. und 24. hieher rech⸗ 
net, nic zuverlaͤßig genug iſt. Daß in den al⸗ 
bobetſ- 


4 
x 


„4? 


Ver: Telt: hebried Remikot. u 
phabetiſcheri Gebichten Klagl. 2. 3. 4. bie mit 


anfangenden Verſe auf die andern, welche mit d 


anfangen, folgen, iſt allerdings auffallend: dag 
einige Handſchriften die Ordnung wleder herſtellen 


befremdet ung nicht; denn es hat hey den Juden fe 


gut als bey den Chriſten Abfchreiber gegeben, dieihe - - | 


Original verbeffern wollten; aber-dafi dieſe Verſetz. 
ſo einfoͤrmig, dreymal bloß. durch Fehler der Ab» 
füreiber , bie dach ihr a bc gewiß kannten, wies 
derholt wäre, feheine mir unglaublich, - Muß ſich 
denn der Dichter ganz an ſein Alphabet binden ? — 
Die Differenzen des ausführfichern Samaritani, 
fhen, und Pürgern hebr. Tertes, ($. 24) bleiben 
allezet merfwürbdig: allein wer entſcheidet, ob 


die Samaritaner interpolirten, oder ob die Juͤden 
abkuͤrſten? ¶Aus den Apokryphiſchen Büchern läßt - 


fih wohl nicht fehr viel Beytrag zur Kenntniß der 
Beſchaffenheit bes hebr. Tertes vor Ehrifti Geburt 


hoffen: fie find zu arm, und bebürfen felbft nochden 


Arzt: noch weniger aber (fo viel auch Kennikott hH. 
25. darauf rechner) aus ben Targtmim » fo lange 
der Beweis fehlt, daß ſie noch vor, ober bald nach 
Chrifti Geber abgefaßt find, fo lange der Parar 


phraft in ihnen ſpricht, und ſo lange wir keinen be⸗ . 


rihtigten Tert von ihnen haben. Indeſſen find 


die Abkürgungen einzelner Buchſtaben am Schluß 


des Wortes. ($. 26), die (noch niche ermiefen und 
in feiner bisher angetröffenen Handſchrift beohach ⸗ 
tete) Gewohnheit Zahlen burch Buchftaben auszu- 


druͤcken, bie Scriptio continua in jenen Zeiten _ 


immer eime Duelle won Varianten geworden, 


\ 


P) , 254 “ , Mir -. 


Pa | - * 


⸗ 


F 
| 


a8 „Ve Ten bebt. . Konnikor 


mit Chriſto deſſen Ankunft boch in ber blblaſchen 


| Keine nicht Epoche macht, fänat Kennikott die 


zweyte Periode an, die er.($..29-36) bis aufs 
Jahr soo, bis. auf die Werfertigung. des Tal- 
muds fortführt. Die Beweiſe find ſchon bekannt, 
doß: Toalmudiſten und. Maſoreten nicat immer zu⸗ 
ſammentreffen; daß auch jene verſchiedne Lesarten 


‚a der Bibel fanden, und nad) der Menge ber 


Handſchriſten, welche eine Lesart beftätigten, 


biefelbe vorzogen; daß endlich. aus den talmu⸗ 
diſchen Schriften verſchiedene wichtige Lesarten 


koͤnnen geſammlet werden. Gil, der für Kennt: 


| u Bot Varianten: dus dem Talmub ſuchte, fahd deren 


— 


Bey tauſend.. In dieſe Periode faͤllt die Abfaſſung 
Der drey griechiſchen Werflonen des Ag. Symm. 
Theodotion, der Targumim, der Syriſchen Verſi⸗ 
un; ber Anfang der Maforay das Tiffun und Itthur 
Sopherin, deffen im Talmud ſchon gedacht wird; 


J sieh den Urfprung der Punkte, und wenigftens 


Die Vellfegung . eines mehr einförmigen Tertes: 
und ieruͤber follten eigentlich Entwieelungen von 
bern Fleiß eines Mannes erwartet ind geliefert wer⸗ 
Yen, der die altieftamentliche Kritik nach ihren ver. 


ſchiedenen Epochen hiſtoriſch bearbeiten will. 


Die dritte Periode von 1000, darinnen der he⸗ 


braͤiſche jegige Tert meift feine jegige Form erhält, 
betrachtet Kennikott 6. 37-49nur, fo ferne aus ihr 


Barianten vorhanden find, ober Varianten geſucht 


werben Pännen. In dieſe ſezt er den Urſorung des 
Kerl und Ketibh, und beweiſet, was beyung niemals 
mehr geläugnet wird, daß dae Keri nicht Feier 


.r \ . 











\ =. 
D Bu . . 
. ri . . D 
4 4 = 


vVei Pel.iehe: ed. Kennikett. cag 
Konpkeir, ſondern wicküiche aue' Yücherk abgeiei- 


tere Variante, und oft beſſere Sesatt des Textes 
als das Ketibh fen. Sehr entſcheidend His gegen 


die Vertheibiger des gedruckten Tertes, dab ı Sanı. 


17, 34. bie Lesart m, io jezt nw als Keri in ieh 


⸗ 


4 


X 


neuern Ausgaben ſteht, nirgends als jn der Chai. 
miſchen Ausgabe und ihren Toͤchtern angetroffen. 


wird; (Eben daher wäre es nicht unnöfhig geme- 


fen, wenn Kennikott durchaus die. Sitte einiger 


feiner einſichts vollern Eoflatoren beobachtet und aus 


allen Handſchriften, die ein Keri am Rande has 


ben, daſſelbe mit angezeigt hätte. : Wie darf die . 


werben? — Aber wenn Keri in diefer Periode 
anfieng, jo hat es doch in derſelben noch nicht feine 
jesige Geftale und Umfang erhalten. Es war 
der erſte Verſuch Warlanten anzugeben, der, ba 


aͤlteſte Kritik fo ſehr über Die neuere, vernachläflige * 


[4 


die Juden in der Folge genauer, refigiöfer, ober 
abergläubifcher wurden, bey dem Gebrauch an. 


derer Sandfcheiften, Vermehrungen erhielt.) — 
Die Verſchiedenheiten zwiſchen Morgenlänbifthen 
and Abendländifchen Handſchriften, (welche ohne⸗ 
hin meiſt nur. Punkte betreffen) fallen in eben dieß 
Zeitälter: allein fie find zu unerheblich, als bafı 


ſich die Kritik, wenn ſie nicht rabbinifche Mikrologe 


werden will, dabey auf halten ſollte. Wichtiger 


waͤren einige rabbiniſche Schriften aus dieſem Zeit⸗ 


alter, wohin §. 42. bie Rabboth in Pentat. et Me- 
silloch, das Buch Pirke Eliezer, und das Buch 


Cofri gerechnet wird. (Des irre gedenft aus 


druͤcklich einer Wariante, welche in feinem vom &: 
| 95 gebraud)s 


8 


N 
/ 


> 


) nz 


oo. „Net. Teh, uebr. a. Kennikoke, 


gebrauchten Codex. bemerft wenden, giagl. Jer. 


3 18. 138 ſtatt des gewöhnlichen 172) Auch 
Saadias Gaon (Sec. X.) hat im Buch Sepher 


Hacẽmunoth mehrere eigne Lesarten bes hebr. 


Teytes und R.Hai (Sec. XI.) kennt ſchon den Un- 
terſchied zwiſchen approbirten, (pn) und nicht 


approbirten Eremplaren. Hier wird zugleich von 


ber lateiniſchen Werfion (die hoch nicht zur hifl. 
‚textus judaic. gehören kann) und vonber arabifchen 
Ueberſetzung geredet, unb .von.ber legten ſucht K. 
2 gu bemeifen, daß fie nicht, wie man gemeiniglic) 

. "glaubt, eine mittelbare, fonbern eine unmittelbar 

us dem hebräifchen gemachte fey. (Die Entdeckung 
-wäre wichtig, aber die Beweiſe find ſchwach; 2. 


€. daß Kg. 22, 9. im Ar. ber Pluralis ſtehe, 


wyrw, ber in'7 hebr. Handſchriften angerroffen 


wird, da dach. im Gr. und Syr. die einfache Zahl 


‚angetroffen werde; daß allein bie Ar. Werfion- 
aMoſ. 29, 3. die Samarit. Lesart doy ſtatt on 


ausdruͤcke (wohl Verbeſſerungen bes Uebetſetzers;) 


daß 4 Moſ 22, 22. der Araber alleine den Merk: 


wuͤrdigen, durch Petrum 2 Br. 2, 14. beſtaͤtigten 
Zuſaz habe, daß Bileam aus Geiz hingegangen. 


(Aber wie? wenn dieß Gloſſe eines chriſtlichen 


| "Ueberfeßers oder eines rabbinifchen Para raften 
wäre? — Gerade wie auch Mid). 5, 1. Zach. 13, 
7. nach denen Anfährungen im N. T. geformt zu 


- feyn fcheinen? — Die Digreffion vom 'Fritifchen 


"Nugen der vier wichtigfien Werfisnen, der LXX. 
> (Derbienten bie übrigen Beine Anzeige?) ber Dr 
riſchen, der Due , und der Atabiſchen (die doch 


nicht 


— 


— 





\ 


ve Teũ. hebr. ed. Könnikött, J —X 


nicht durchaus einen Urheber, nicht eine Quelle u 


und alfo auch nicht einerley Anfehen har), ſteht hier 


45.48. ganz am unrechten Orte. Aber in dieſe 


eriode am Schluß moͤchten die aͤlteſten Codices, 


die K. gebrauchte, und bie Driginafe von den Altern | £ 


noch vorhandenen Fopirten Handfchriften zu ſetzen 
ſeyn. Jene find ein Codex Bodlej. und eine 
Wieneriſche Handfchrift,, wovon wir "aber hernad) 


reden müffen. (Die Ausbildung der Maſora, 


vielleicht auch die Punktation deshebr. Tertes füllte  - 


wohl in diefe Periode: aber Unterfuchungen hier⸗ 
über burfte man von Kenn. nicht erwarten: mb. 
doch) wie nahe find fi ie mit der Kiel A. T. ver⸗ 5. 


wandt!) 


Der Zeitraum vom Jahr 1000 sie 1450 Gar in J 


‚feinem Anfang wohl nichts, daß Epoche machte, 


wenn man nicht die Wänderungeri vieler jüdifchen “ 


Famifin aus dem Hrient nach Spanien, und bfe 


daraus entſtandene gröffere Befanntfchaft der her 


fräifchen Sprache und Gelehrſamkeit im Occident 
hieher vechnen will: aber has Ende hat guten 
Grund, weil um dieſe Zeit die Erfindung ber Buch» 
dcucerkunſt auch auf die hebraͤiſchen Bibeln Eins 
fluß hatte. Aus ihr führer Kenn, 6.51.58, Zeugs 


7 F 


niſſe aus den Schriften von Aben Eſra, Jarchi, 


Naimonides und Kimchi an, daß ſich in ihren 
Handſchriften Abweichungen vom gemöhnlichenTere 
gefunden Haben und nod) finden, und daß ſie fein 


Bedenken getragen, Fehler in demſelben anzuer. 


Lem, und oft felbft duch Muthmaſſung zu 
fen, — Serie) lauter bekamte Zeugniſſe; 


— nicht | 


x 
4 . 





AN 


a Vet Tel. hehe. ed. Koanikott, 


Ä nice: neue, . bie. eine Frucht von eignet lekine 
‚wären. : Indeſſen iſt aus dieſer Periode der er⸗ 
weißliche Umſtand merkwůrdig — und traurig, — 


— . 


daß aus gewiffen Handſchriften von Anfehen, 4 

E. aus dem Codex Hillelianus die übrigen > 
‚dices verändert und corrigirt worben. (Hier ſollte 
ein kritiſcher Editor des A, T., doch wenigſtens 
die eignen Lesarten eines folchen Hriginal- Codex 


‚ fammfen und darſtellen, um feinen $efern. die. Eut⸗ 


deckung, zu welcher Klaſſe einzelne Handſchriften 


‚gehören, ob zum Cod. Hillel. ober Babylanitns 2 
Ak ſ. w. zu erleichten.) — Das Buch des R. 
Meir Hallevi, Maſora Sepes legis beweift den ſchon 
Sec. XII. hereſchenden Hang, die Maſora fuͤr die 


Achte Patroninn bes hebr. Textes zu halten, — und 


hieraus kann man ſchließen, wie die meiſten vor- 


:handenen Handſchriften, welche alle in dieſe Perio⸗ 
Ber.) fallen ‚ (einige noch neuere ausgenommen) aus⸗ 


u 


ſehen und brauchbar feyn mögen, wie wenigftens 
ihre fo gerühmte Uebereinftimmung müfe ange- 
ſehen werden. 

Mir dem Jahr 1450 ober eigenelich 1477. fängt 


u ſich die legte Periode, die Periode ber gedruckten 


felbft die Mutter unſrer gewoͤhnli 
die vom J. 1526. durch R. Jakob Ben Chaim bey 
Bomberg beſorgte, hat einige ſehr auffallende Druck⸗ 


Ausgaben an deren aͤlteſte Editoren laut und mie 
Ruͤge uͤber die ‚Fehler der Abfchriften Magen. Die 


folgenden fhägten die Güte ihrer Handfehriften 


nach der Uebereinſtimmung mit d en ‚und 
n Ausgaben, 


fehler, Die nachher verbeſen werden muß y F 


3— 











J 
x NW 


Ver Tell hebr. ad Keniikot, am 


€. 1 Chron, 9,.35; wa fürnun. Auch der Ner · 

ziſchen Bibel wird Hier $. 6b. gedacht, deren Pos 

ten allerdings zuweilen über die Verſchiedenheit der 

esart, und. die Schwierigkeit in der Auswahl ders 

ſelben klagen. Allein werden jübifihen Geſchmack | 

fennet, nimmt bie Klagen nicht fe Hoch auf. -— . 

Bam Norzi, um nur ein Exempel anzuführen, 

zu Spr. Sal. 7, 25; die Anmerfung macht; Er 

rarit cor meum, hortor confudit me, quum: vide: 

rem multituchnem variatiomum, quae ceciderunt 

in libros, Omues nos tanquam ‚oves erramus; - 

quilibet ad viem ſuam refpioit, neque eſt, qui: . 

docet cognitionem et iudicat fecandum 'nor« 

mam ete. fo iſt dieß bloß rabbiniiche Spieleren, 

welche die vornehmſten bibliſchen Stellen, ‚wo dad 

Dort run. vorfommt, bey diefem Vers, in wel⸗ 

hem auch das Wort ann doch ohne Variante (die 

fe iftnue Go ſtatt Se) angetroffen wird, genam - 

Bingen machte, : + En 

Ohngeachtet K. bißher ſchon von ber forifchen, 

lateiniſchen und arabiſchen Verſion geſprochen hatte, 

weiche, wo nicht gewiß, Doch hoͤchſt wahrſcheinlich, 

eiftlichen Uefprungs find, fo fainmiee er doch ben . - 

ſonders in. einem eigenen Abſchnitt ($ 63-132) - 

Zeugniſſe der Cheiften. für Die Verdorbenheit eine 

zeiner Stellen in ber heutigen hebr. Bibel, bey 

denen ſich wohl allerhand erinnern laͤßt. Sogar. . ' 
WERT, muß ihm ein Beweis fern, weil er aim 

dem Grundſatz ausgeht, daß jeberzeit bie, vom. 

Chriſto vder den Apoſteln angenommene Sesurt'bie' . 

einzige richtige ſey. Math dieſem Vorurtheil glaube: 
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4 Ver "Toh br, ed; Kuitikott,. =. 


a, daß 1 B. Mel. 2,24. wagen Math. i9, die 
einzuſchieben ſey; daß wegen Joh. 19, 36. 37. nicht 
‚ ar Zac). 12, 10. von ſtatt Yon gelefen werden 
muͤſſe, (morüber.er $. 95 noch gegen Dathe ſtrei⸗ 
. tet, der Yon vertheidigte und im J. 1779. freglich 
voch nicht wiſſen konnte, daß vos in 40 Hand⸗ 
ſchriften ſtehe. Aber wenn Keunikott Dathen auf 
die Grammatik verweiſt, und die Ellipſes gr. von, 
Bos nachzuſehen empfiehlt, damit er lernen möge, 
bag auros zumellen wor bem Artikel os ausgelaffen 
‚werde : Tdann müffen wir Mitleiden mit dem Man⸗ 
ne haben, der hebräifhe, griechiſche und lateini⸗ 
fe Grammatik fo oft beleidigt!), ſondern auch. 
Im'34, 21., woraus die Worte osouv.g wuyre- 
| Te rou, nicht aus. Exod. 12, 46. entlehne 
ſaeyn „ ſtatt »wn in ber mebrern Zahl arw Die 
mahte. Lesart fen, weiche zwar in keiner Hanbfchrife, 
aber. doch in einigen handſchriftlichen Targunim 
ausgedruckt ſteht. (Die Bemerkung iſt gut, daß 
eh. auf die Stelle im Pf 34. alludire: allein bie 
Aenderung in OwwwN wird gar nicht nöthig, wenn 
man weiß, daß univerfaliter dicta nicht follten im 
RT auf.den Meßias angewendet werben.) Weil 
ken der Anfüßrung der, Stelle. Jer. zi, 31. ſq. im 
Srief an die Hebr. 8, 8-12. vieles. auf. das Vav 
war rmo ankommt, das ohne dieß praefixum als 
ein pryueteritum, mit Demfelben:als ein futunem, 
haolglich als Verheißung erklaͤrt werden muͤßte, 
Ere K. glaubt und einige Juden meinen) fo_ver- 
-  Afelbigt nicht nur K. Die Aechtheit bes;praefixi aus 
2 Handſchriften, ſondern er abexmgt ſich uch, 
22 befon« 


Ver. Tell, hobr. el,Kemaiköt. 495 ' 


beforibefs aus diefer Stelle‘, daß die Juben vor⸗ 
ſehlich auch nach Chriſti Zeiten den hebr. Tert ver⸗ 
fälfcht haben, eine Anklage, die, da fie auf That 
fachen berußt, einen ſtarken Beweiß'forbett. (Die - 


geführte Stelle range wohl nichts barzu ; denn 


das rwy ſteht ja In jüdifchen Handſchriften und‘ 
der ganze Zuſammenhang lehrt, auch ohne bag 
Dap converfivum, Haß nr» auf Fünftige Zeiten 
sche) Ein anderer. Beweis ſoll in Amos 9, 12, 
legen, wo die Juͤden as (vergl. Ap. Geſch. 15, 
17, und die LXX.) in oyıe follen verändert heben. 
(Ob es uns gleich merkwürdig iſt, daß in feiner 


. Handfehrife bey K. das fulcrum in zarın fehlt, ſo⸗ 


iſt doch die hebr. Lesart nach den ganzen Zuſam⸗ 


menhang die ächte.) — Die Ueberſetzung bes Wor⸗ 
tes oh» Eſ. 7, 14. durch veasis beym Aqu. kann 
doch ohnmoͤglich von einem denkenden Kritiker als 

Beweis der Verfaͤlſchung des Tertes angegeben 
werben: denn bie Lesart bleibt, und nur bie Aus⸗ 


legung jſt nicht für die Dogmarff Suftin des Mare 


tyrers und der andern Eregeten, die auf Maffian 


niſchen Weiffagungen Sjagd machen. Eben vor | 


diefem Gewichte ift die Beſchuldigung, daß Ef. 
33, 9: ma und ap vorfeßlich verfegt worden; 
(dieß haben Die neuen Ausleger nicht fuͤr noͤthig gen 
finden: und die Verſetzung wäre ſchon vor Ehriftä 
Geburt gefihehen; dem‘ fie iftifchen in den LXXL 


md daß v.-B, ſtatt des aͤchten no »35, Das did 


LXX udn eıs Yesviorov Überfegen, vielleicht durch 
Symmachus und Theodotion, Die n2h leſen, ver⸗ 
en Devon ee 


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6 Vaet, Tell. hobr. ai Hasmikon. | 
 Hrigenis Zeiten, der" noch Teich. in feinen Fere 
oll gefunden haben, allgemeiner geivarben. . (Dat 
denn 'erweißlich Origenes allemal nach dem 
bebr. Tert citirt? und koͤnnte nicht auch zufälliger 
Weiſe die erſte Lesart verloren gegangen ſeyn ) — 
Und mit weichen Rechte kann man die ſo bequeme 
Esart Pf. 68, 19. Hmpb für. verfaͤlſcht Halten? 
Waͤre fie es, fo müßte die Schuld an ben LXX 
vor Chriſti Geburt liegen, nicht an den. Tuben 
nad).ausgebreitetem Chriftenehum. Undbfollte fie 
es ſeyn, fo’ müßte doch ein begreiflicher Grund zu 
einem folchen Verſuch angegeben werben. — Mit 
einiger: Wahrſchenlichkelt ließe ſich vermuthen, 
Bag eine auf ihre Worzüge ſtolze Nation, vielleicht 
den Tadel. Mafis 5 B. Mof. 32, 6. wegſtreichen 
moͤchte, wo nach K. Urtheil urſpruͤnglich ſoll ge- 
ſtanden habendo 32 7 na nr, cortupti ſunt, 
/non ſunt ejus, filii macolae. (Dieſe Lesart ii 
: woht die richtige: aber hat fie nicht auch Onkelos 
ein Jüde?) — Wenn Habac. 2,4. nad) Dean LXX. 
Hebr. 10, 38. eitirt iſt, ſo weichen dieſe freylich 
ſehr vom hebr. Text ab: allein ihren Text für aͤcht 
onjzuuehmen,wagen wir nicht, noch meniger ihn 
durch hebr. Handſchriften zu beſtaͤtigen. En, ruft 
hier Kenn. mis, teftamentum-nonum, confirma- 
#ın:M5G ‚hebraigis, idquo quinquies intra. fpa- 
 , siürh.destm) werbörum! Ganz herrlich und wie? 


vicht Aonyplatis, mb biefe Letart ſiund ein in 


einer nun edrrigirten Handſcheift· ¶ waͤre Keunkoit 
Menntr des motgenlaͤndiſcher Sprachen, fo wäre 


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| ‚Vet. Tefl. hebr. ed. Kennikött- 49 | 


r das umosernreg der Griechen. mit dem nboy 


wohl vereinigen £örtrien): Zweytens ſteht im Gries 
chiſchen ex wıseos, ohne fuffixo -- und ein Codex 
liefet Swona: (aber die Grammatik muß Kenne 
kotten erinnern, daB Havana nichts iſt, es müßte 
nvana beißen): Drittens heißt es dort Ro 1, Zu 


und fiven Codices haben man. — Biertens flatt 


"ob) frift man in einer] Handfchrift "wos a prima 
manu an. Fuͤnftens heißt eg nach ben Worten 


Na na mit der Megation m in 28 Handſchrif⸗ 
ten. — (Immer zu wenig Handſchriften, oder 


ju feichte Srempel einer Korruption.) — In dieß . 


frühere Zeitalter gehört die fogenannte Verſio Itala, 
die zwar aus dem griechifchyen gemacht, aber doch 


auch zur Kritik ſehr wichtig iſt, weil fie bie Achten - 


alten griechifchen Lesarten öfters wiederherſtellt und 


ſolche enthaͤlt, die dem hebrdifchen Text näher kom⸗ 


men, (Ob die Itala fo alt, und fo rein ift?. bes 


darf noch größern Beweis.) In eben dieſem Zeile - 


alter erhuben fchon einige (unbebräifche) Ehriften 


Klagen über die Verfaͤlſchung des A. T. durch die 


Juden, wie Juſtin u. a. (aber die Belege fehlen): 
Tertullian citirt nach der Itala (vielleicht nad) einet 
eigenen Ueberſetzung der LXX, welche aber nach 
ſeinen Zeiten in einigen Stellen auch von den Ju⸗ 
den verfaͤlſcht ſeyn ſoll. (Wie doch dieß moͤglich 
war!) Von Origenes und feiner Brauchbarkeit 
fuͤr die altteſtamentliche Ktitik, dürfte mehr gefagt 
oder unterſucht ſeyn, da es Doch bald durch aus⸗ 
druͤckliche, Zeugniffe bald durch die von ihm ges 


brauchten kritiſchen Zeichen, womit er die Diffe⸗ J 
Doͤderl. Bibl.2. B.7,. St. Jim 


⸗ 21 


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488 2 Vet, Tel: hebr; ed. Kennikatt.. 


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"teren, Des Gebr. und griechiſchen Textes angab, 


bald durch einige Fragmente ſeinds Kr bera- 


plariſchen Textes zu beweiſen iſt, daß er einen — 
"feeplic) meiſt mit den heutigen Recenſionen ein⸗ 
ſtijnmigen — Originaltext hatte, deſto merkwuͤrdi⸗ 
ger waͤren ſeine Abweichungen, an denen es nicht 
fehlen würde, Seine Differenzen von den heuti⸗ 
‚gen Ausgaben der LXX werden minder wichtig. 
Aus den übrigen Rirchenvätern, Eufebius von Caͤ⸗ 
ſarea, und dem von Emeffa, Jakob von Edeſſa, 
und Ephrem (deffen Schriften zur a. t. Kritif gar 
nicht unerheblich find) wird blos der Chronologie 
gedacht, die fih bey. ihnen meift nach den LXX 
formet, und reobey die Anfchuldigung immer ven 
K. wiederholt wird, ‚daß die Juͤden (fogar §. 80. 
wird Symmachus — ein S Samaritaner, — wie be⸗ 
kam er die Juͤden auf feine. Parthey? — als 
wmutt maßlicher Urheber angegeben) die Chronologie 
netfalfcht,. und die Jahre der Patriarchen vor der 
Suͤndfluth um 600 Jahre verfürzehätten, um den 
ELbhriſten den Beweis, daß der Meſſias ſchon ge- 
"Pommen fen, zu entreiffen. (Als ob die Juͤden 
 hiche ‚auf andere Weife ausweichen Ffonnten. — 
Und woher die Samaritanifche Chronologie?) — 
ach Origenes ift Hieronymus aus ben Alten wohl 
—66* der wichtigſte Mann fuͤr die Geſchichte des 
hebr. Textes. — Als Anklaͤger der Juden wegen vor⸗ 
ſetzlicher Verf aͤlſchung tritt er wohl nicht fo zuverſicht⸗ 
lich auf, wiees unferm Anfläger ſcheint: dern es ift 
entweder nur von Verdrehung, ſubdola interpre- 


| tatione, malitiofa interpretatione der imepianifchen 


"Stellen 


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, Vet. Tell; hebr’ ed.Kannikott 499 


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Stellen u. ſ. w. die Rede: oder ar fpricht nur murhe, , 
maflich und weiß felbft nicht, ob er bie Hebrder - 
oder die LXX in Verdacht nehmen foll; und er 
vertheidige felbft (5. 84, 11.) die, Juͤden gegen die⸗ 
fen Verdacht, zum Verdruß Kennyifotto, detid 
gar nicht dulden will, daß eine im N. Iy-angea 
führte Stelle des A. T., nicht nach bem Urtert 
angeführt feyn ſollte, und ſich ſo garchereden kann, 
ale Titaten Roͤm. 3: 13-18: fegn ans Pf 14 ge⸗ 
nommen,. aber nım verloren gegangen, Seinen 
Beweis ſchaͤmen wir ung faft. herzuſetzen. Er iſt 
aus dem vaticaniſchen Exemplar der LXX genomæ— 
men, (das ganz offenbar. aus dem N. T. interpoa - 
lirt iſt) — und aus einer Hebräifchlateinifchen 
Handfehrift N. 649. , welche das Pauliniſche Citae - 
tum voßjtändig bier einfchicht!. O heilige Kria 
tie! — Aber defto mehr follte Hieronymus. ad 
Ueberſeter aus dem Hebräifchen, als Verbeferdt 
dee LXX, wo er ‘fie mit dem Urtert vergleicht, ° 
betrachtet und genüßt, und unterfucht oder ange⸗ 

geben werden ,. wie und wo fein Teyt vom jetzigen 
abweicht. Einige Beyſpiele hat wohl K. geſamm⸗ 

let (84, 13.) aus Stellen des Kirchenvaters, og 
er ausdruͤcklich die Lesart feines Codex anzeigt, z. 
E. Moſ. 14, 5. wo er ber Sesart DIS ausdrücklich 
piderfpricht und ſagt: in pfaclenti pef Heth feria 
ptum eft, allein nicht alle ſind ficher gu gebraͤu⸗ 
chen, weil es eben ſo möglich ift, daß aud) Hiergs 
yymi Text durch die Abſchreiber ‚gelitgen hat- : Zu , 
B. Df 78, 09. hatke er gewiß bie heutige degäuch _ 
ans, niche yanz, denn er überfeßt, quali terra, 


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od Ver. Teſt. kebr. ed. Kenuikott. 


id beruft‘ fich auf bes Symmachus Ds νν. 


Auch Pf. 102, (101.) 7. iſt Bos (dod) ſchwerlich bie 


Levart des Hieronymi, ſondern Fehler der Abfchrei- 


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ber, Serien das Wort Bos geläuffiger als Cos 
war, Die übrige Brauchbarkeit ber eignen Ver⸗ 
fion Hieronymi verbreitet ſich weiter. Doch 
darüber ließ fi) eine eigne Abhandlung fehrei- 
ben, -— Dem Auguſtinus — als ansfeyo — 
kommt gar Beine Stimme in diefer Materie zu. — 
Der Zeitraum zwiſchen 506 biß 1000 — ein fehr 
anfruchtbarer für bibliſche Kritif des Ürtertes aus 
chriſtlichen Schriftftellen, — wird von- Kinn. 
wieder 'mit einigen Namen von Chronographen, 
welche Die LXX zum Grund legten, und mie eini- 


sen NRachrichten von den Sprifchberapfarifchen 


Stuͤcken des, X. T. die fi) zuweilen dem hebr. 


ehr als. dem heutigen griechifcehen Tert naͤhern, 


Ausgefüller, und von dort an bis auf gie Zeit 


Reben bloß Namen und Zeugniffe von Chriſten, 
die In den hebr. Handſchriften Berfchiebendeie und 


"Bey den Ausgaben feinen Beruffanden, fid) an jebes 


«< 


Pünfechen und Buchftaben, wie an ein unverfegli- 


ſchanzen wenigſtens den erften größen Verſuch ei- 
Ker kritifſchen Ausgabe, gegeh Die Beftürmungen 
ber Burtorfiſchen Schule und den Mann,‘ Ser ihn 
wagt, wider bie fändfeligen Anfälle ber Unwiſſen⸗ 


den, und wider bie Verdammungen einer guten 


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. sung wird. 


Anſtalt unter dem Schein der Neuheit, weiche oft 
die eintzige Urfach von Widerſpruch und Verketze⸗ 


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ches Heiligthum zu halten. Ihie Namen ver⸗ 





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Viet. Tel: hebr. ed. Kennikot. 50% 
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Gerattet wäre atfo- bie Rechtmaͤffi igkeit von Keng 
nikotts Unternehmung, zum Theil auch gewuͤnſcht, 
und ſein guter Wille der erſte zu ſeyn, der einem 
fo weit ausſehenden Geſchaͤfte die Hand bietet, und 
die Bahn bricht, muß ihm den. Ruhm und die - 
Werebfhägung aller Kenner verfchaffen. ‘- Die 
Wüniche, daß er außer dem guten Willen der Thaͤ⸗ 
tigkeit ‚ feiner Unternehmung Freunde und Sorte ° 
gang zu verfchaffen, und den Muth faft brevfig 
Jahre über einen Werke auszudayren — ein 
wahrhaftig feltener Muth, wenn man bedenkt; | 
daß er bey eigner Collation die hebraͤiſchen Sorte Ä 


im eigentlichen Verffande buchftabirte — zu füir u 


nem Werke auch genug Kenntniß der Kritik mit⸗ 
gebracht haͤtte, um einen Plan zu entwerfen, der 
eine ſo wichtige und ausgebreitete Abſicht leicht und 
vollſtaͤndig befoͤrderte, dieſe Wuͤnſche kommen nun, 
nachdem er ausgearbeitet hat und der Koloß ſchon 
daſteht, fo fehr. zu fpät, als alle Verbeſſerungen 


und Bewelſe, Baß.er Die erſte Form einer kritiſchen | . 


Ausgabe ſchon anders bilden, and ſich andre Ge⸗ 


ſetze, als er befolgte, vorſchreiben ſollen. Daher nf 


fagen wir nichts davon, daß er erftlich für Varj⸗ 
anten hielt, was nicht Teiche jemand dafür halten 
wirb; da er Z. E. jeden fehlende ober. als fulcrum 
eingeichobene Var und Jod als: perfchiebne Sesart. 
Betrachtet. — Doch dieß thun ja noch gröffete" 
Kritiker, bie um einer Ronjefturalveränderung in 
den Punkten zu unterſtuͤzen, flugs ihren Kennikott 

nachfhlagen, und wenn ein Ran fehlt, das ihrer 
Punfrarn im Fr — fü H guf die Berlin “ 

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und beruft ſich auf bes Symmachus ws va 
| Auch Pf. 162, (101). T« ift Bos{o43) ſchwerlich 


ber, benen das Wort Bos gelaͤuftiger abs 
war. Die uͤbrige Brauchbarkeit ber eignen Vi 
fion Hieronymi verbreitet ſich weiter. de 
darüber ließ ſich eine eigne Abhandlung fü 
hen. — Dem Auguſtinus — als cvefgns " 
kommt Har Peine Stimme in diefer Materiej 
Der Zeitraum zwiſchen 506 biß 1000 — iM b 
anfruchtbarer für bibliſche Kritik des Urterteso 
chriſtlichen Schriftſtellen, — wird von K 
wieder mit einigen. Namen von Chronogroehh 
delche die LXX zum Grund legten, und mi! 
gen Nachrichten von den Sprifchheraplari 
Stuͤcken des A. T. die ſich zuweilen dem I 
mehr als dem heutigen griechiſchen Text mi! 
aͤusgefuͤllet, und von dort an bis auf jeßig 2 
ſtehen bloß Namen und Zeugnifſe von Chr 






















"Ber den Ausgaben feinen Beruf fanden, ſich an ſ 
Panktchen und Buchſtaben, wie an ein unverlt 


ſchanxen wenigſtens ‚den erften großen Varfıd' 
her kritifchen Ausgabe, gegen. die Beftürmı) 
‚ der Burtorfiſchen Schule und den Mann, #' 
wagt, wider die fändfeligen Anfälle ber Unit 


Anſtalt unter dem Schein ber Meupeit, me" 
Die einbige Urſach von Widerſpruch und Verſch 
| Gerkth 


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Ne, Tell ehr. ‚öl. Keniikor: B yo3 


mache, da mage noͤthig fern; anzuzeigen, ob A. 
hus ‚oder.albus, Vatter ober Vater geſchrieben ey: 
hier il es unnoͤthig, und. fo gar: ſchaͤdlich; weil 
nan. in Gefahr geräth,r unter Den Schwarm von 
plenepber defective feriptis die wenigen wahren 
Varianten zu überfehen. — Auch manche ganz 
fihtbare Schreibfehler, die. fögleich beym erſten 
Anblick durch ihre ungeberdige Stellung ſich cha⸗ 


rakteriſiren, verdienten Die Ehre nicht, unter: den 


Varianten aufgeſtellt zu werden. Erneftis Stunds : 


ſatz, auf den fich Kenn. beruft, in libris excutien- 


dis nihil, ‚quamvis tenue, quamvis. vitiofum, 
negligendum eft, iſt wohl nicht fo gemeint, voß 
alle und jede Ei iftfehler einer Handſchrift ange⸗ 
zeigt ſeyn ſollten, am allermenigſten bey eiumi 
Vuche, deſſen Abſchriften ſo zahlreich find‘, ſon« 
dern er will nur diejenigen angezeigt wii en, die 
man zwar als Schreibfehler erfennt, die aber doech 
zuweilen den Weg zur Eutdeckung einer beffern 
und Achten Lesart in verberbten und ſchwierigen 
Stellen bahnen. So haben es bie Kritiker. bey 
den Profan⸗ Schriftſtellern gemacht und in dieſer 
Schule muͤſſen auch die bibliſchen Kritiker gebildet 
ſeyn, wenn fie Beyfall haben wollen. Aber wẽl⸗ 


gem Variantenſammler iſt denn eingefallen, an-⸗· 


zumerken, wenn in feinen Codex etwan abſab · 
feindet ſtatt abſeindet ſtund, oder. wenn ein ein 
ſamer verlohrner Buchitab, . den der Abfchreiber - 
talld) machte, unausgelöfcht fichen blieb? — Der 
ganze Nugen,der etwan hieraus entſtehen möchte, 
wäre, die: ‚Erleichterung, bes. Urtheils über die 

j Sig | Nach. 


r “. . 
on > Sl \ . ’ 


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ss E i Ver. Toll: bebr., ed, Kennikott. ” 


Nachlaͤßigkeit oder Genauigkeit, womit bie Hand⸗ 


ſchrift kopiret worden: allein dieß Urtheil, wenns 


auch nöthig wäre, laßt ſich ſchon aus einigen 


Stcellen abſtrahiren oder der Variantenſammler 


mag es als Reſultat feiner Bemerkungen des Co- 


dex anzeigen. — Wer wirb as z. E. Variante 
nennen, wenn 1B. Moſ. 3, 11. der Cod. 109. — 
wie es ſcheint, eine raͤthſelhafte Handſchrift, vor 
naHnn ein bloßes ri ſetzt, da es (wenn nicht gar 


der Buchſtab am Ende der Zeile ſteht) ſehr ſicht⸗ 


bar iſt, daß ſich der Kopiſt verſchrieben, feinen 
Fehler aber bald entdeckt habe ‚ und den falſch ge 
fihriebenen Buchftaben- einfam Stehen laſſen? So 


iſts Jerem. 9, 11. ann an-in Cod. 107., die bey» 


ben erſten Buchftaben find ficher bald entdeckter 


= Ierthum des Schreibers — vielleicht, weil Kenn. 


nicht anzeige, ob die Worte burchfirichen find oder 


: wicht, fogleich ach korrigirter IArrthum. So 


iſt v. 18. ebendaſelbſt bp b> in Cod.zıt, das erſte 53 
nicht Variante, ſondern Schriſtfehler. Wenn 


dieſe der Anzeige wuͤrdig ſeyn ſollen, fü muß bie 


Stelle ſchon im Verdacht der Verfaͤlſchung oder 
der verlornen Lesart ſtehn, oder es muß der Fehler 
wenigſtens einen Sinn geben. In allen Fällen 


aber muß alsdann der Variantenfammler zu be 


urtheilen im Stande fern, 06 Die Wariante, bie 


ihm als Schreibfehler vorkommt/ anmerkenswerth 


y, und vielleicht dem leſer auf die Spur eines beffern 
Sinnes helfe. Aber frehlich iſt dieß Urtheil nicht 


die Sache jedes Anfängers; und es’ gehoͤre noch 
ein anders Auge darzu, als das, weihes bie Ref 
. OL 0 und 


vv. 


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vei ren —E ed Komme Br 


um Delech, die He und Chech giackuch unter. 


ſcheiden kann. Endlich duͤrfte es auch nicht zu don Das 
rianten gerechnet werden, wenn In den Handſchriß 
ten. am Ende einer Zeile ein oder mehrere Birk, 
Raben, meift die Anfangsbuchftaden des folgenden 
Worts mpunktirt gefchrieben worden, worüber bey 
Eſ.wW, 7. eine Anmerkung ſteht. (Wir haben in den 
wenigen Codd: die wir geſehen, die Bemerkung ges 
macht, daß die Abſchreiber ſich forgfältig gehuͤtet, 
allen Mißdeutungen folcher Anfangsbuchftaben bes 
folgenden Wortes vorzubeugen. Denu fiehaben, wo 


‚ jubefürchten was, Daß man dieſe Buchflaben für ein 


rignes Wort halten möchte, oͤfters auch die Cha⸗ 
raffere nur unvollftänbig gefchrieben: 3. E. nie 
w, wenn Das folgende Wort 5. €: nl war, 
fern mit Hinmwegtaffung ber einen Seite des Nr 


Unter die Fehler des Plans gehoͤret, wie wit | 
glauben, Zweytens, daß faft durchaus nur det 
erſte Teyt einer Handſchrift, und nur der Teyt ver⸗ 
glichen werden ſollte, und alle Verbeſſerungem 
worunter gewiß auch viele vom erſten Kopiſten ſelbſt 
herruͤhren, und manche auch a fecunda ve tertia 
manu wichtig find, ganz übergangen: worden. ' 
Warum Ift doch Kennikott hier nicht fo genau und 
religioͤs beym A. T. geweſen, als die Warianten⸗ 
fanunfer beym Neuen ? Muß denn die feriptio prima '- 
allemal die beſte aflemal aus einen Eremplar 
abgeleitet fenn? ? Und warum mar er doch fo rigen⸗ 
fig, Daß, da einige feiner Collatoren beßre Ein- 


Ä har von. die Me Rote und Nusbarkele 


von. 


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| [3 Ver Teft habe: ed. Kenrikon. N 
son einer genauen’ Anzeige der bnchlieichenen, | 


eiugeſchohenen, verbefierten Worte, und ber Rand⸗ 
verbeſſerungen erkannten, und. bey ihren Verglei⸗ 
chungen für Kenhikott treulich und reblich, dieß alles 
anzeigten, daß er dennoch alle dieſe Anzeigen weg⸗ 
ließ? —Die Antwort, womit er. dieſen Fehler 
beſchoͤnigk und dieſen Vorwurf abweiſen will, ($. 
366, 5. der Diff.) iſt wohl ſehr unbefriedigend, 
wenn er fagt? fas erat, ut notaretur millies, fen- 
tentiam, vocetn vel literam primo.omiflam, poltea 
Mai infertam.a menu prima vel fecunda vel 
rtia, > fas ‚erat, ‘ut aliae notae marginales 
in soillis mjlie locis per hoc Opus notarentur: 
u non fine-maxima collatoris confufiong- et er- 
rors ſaepius ineludebili. _Sed quod licet, id 
‚aon, ſeniper libet, et non libuit vel laboribus la. 
-bores addere isfructuofos, vel intra annos decem 
gpus- annoruan centunt comprehendere, cobari. 
Eine ſehr. großmürhige Ausfluche, non libuit — 
- nd wenn. fie nur nicht fo feiche wäre! — Go ger 
fhmind man annotiren fannte, wo ein \ oder > fehlt, 
pper, ein Buchſtabe ausgekratzt iſt, ſo geſchwind 
ließe ſichs mit wenigen Buchſtaben oder Zeichen 
- ausdrücken, wo ein Wort oder ein Buchftahe durch⸗ 
ſtrichen oder hineingeſetzt, oder Den heutigen Text 


ceonform gemacht, ‚oder. ſonſt durch ein Verdam⸗ 


mungszeichen fuͤr fehlerhaft erklaͤrt iſt Das fordert 


nicht neuen Aufwand von Zeit, ober von, Muͤhe, 


oder von Kaum, und kann unmoͤglich Verwirru 
erregen. Die Vatiauten am Rande find in den 
Serie, vr anPern ben. häufig, ‚und 


wie 


j) 


u . | 
Ye ‚ef hehr; ed: Kenkikoit: 202 


wie mag er eine ſolche Atbeit infructaoſum Keinen, 


ba fie fo nöthig ift, um die heutige Kecenfim jeder 


Hand ſbeift zu entdecken? — Und mochmalg, 
warum 

nicht wenigſtens aus den vollſtaͤndigen und mit 
Eritifchem Geſchmack und Treue für ihn unternom. 
menen Vergleichungen, wo alle ſolche Correkturen 


einzehner Handſchriften angegeben find, dieſe Ver | 


befferungen wegließ? Nagel und Silienehal , ‚ joe: 


mit den Nuͤrnbergiſchen, Diefer mie ben Könige» .'- 
bergifchen Handfehriften waren fo treu: aber Ken -⸗· 


nikott, fein Kritiker wie fie, vermarfs! — 


Man bar gewänfcht, daß Kennikott auch die 2 


Punkte, d. i. die Vokalen und wenigſtens die 
Diſtinktionen in den Berfen zugleich ‚vergleichen 
laſen; und man. hatte Recht, es zu waͤnſchen. 


Der Grammatiker würde manche Schwierigkeit, \ 
bie er jeßr finder, nicht. mehr antreffen; der, wels 


her verfchiebene, für den Sinn wichtige $esarten 


aufſucht, fie noch häufiger in den Punkten finden 


als in den. Eonfonanten, da bie erheblichften-und 
meiften Abweichungen der alten Verſionen bloß auf 
Verſchiedenheit der Punfte berufen; der, welcher 
fi) num auf Kennikotts Varianten beruft, weil 


er ein Wort finder, bey dem er eine eigne Punkta⸗ 


tion anbringen kann, würde finden, daß feine fEren- 
be vergeblich iſt, und ‚vielleicht waͤre fein Weg 
- fihrer, Alter und Güte eiher Handſchriſt zu beſtim⸗ 


wren oder die Geſchichte die 'hebr; Vocalen Adfjile 


len als eine Lelatien ber Punkte; und der, 


| welcher, 


R 


wur’ fein fie libuit, fo tyranniſch, daher - 


J 


2X 


— 


[| 
, 


FR us . WB . 
* ws Wars Taf hebrı &d, Kuno. 


weichen, verfüßer durch bieſe Sammlung , öfters 
an dine Variante denken möchte, die Kenn. ange 

zeigt hat, würde nun entdecken, daß has Wort 
 Eebiehler ik, meilıeg, unpunftire . geblieben. 
Allein, dieſer Vorkheile ohngeachtet, nahm Kenn. 
bie Möcalen nicht in, feinen. Man auf: malui, fage 
er, fludio doctorum ad res. außloritatis lange 


+ majoris (die Baus? bie Jods ?)ıexcitare. Warum 


fagt er nicht lieber, er wolle des Nachwelt noch 
ein Nachlefe: übrig laſſen? — 


So ſehr hierinnen — gewiß zweckwidrig — 


| unſer V. feinen Plan einfchränkte, fo weit t hat er 


ihn — und dieß iſt neuer Fehler — ausgedehnt, 
da erin demſelben alles, was Handſchrift des A. T. 
heißt, umfaßte, ohne Ruͤckſicht auf Alter oder 
P Neuheit. Zwar verwirft man, ſonſt einen Codex 
| nmicht, wenn er neu iſt; er fan aus einem alten fo. 
pirt ſeyn: allein ein jüdifcher Codex — vielleicht 


- eine Synagogen Rolle, deren Alter nicht über zwey | 


. big dreyhundert Jahre hinauf fteigt, jſt ficher Feine 
- "Bundgrube für die Keitifer! Er hat den Stempel 
‚der Mafora oder ber Rabbinen, und folge dem 


Troß, den man nie aufführen muß‘, wenn man 
nicht mit der Menge Parade machen, will. 


: Doch wir wollen nicht zu ſpaͤt fagen, was hätte 
geleiſter oder gebeſſert werden ſellen: wir wollen lie⸗ 
ber ſagen, wie er ſeinen Pan ausgeführt bat. 
Hier erwartet man wohl nicht eins chronolegifche 
Geſchichte Des Werfen, wie ſichs nach umb.nad) 


geformt, duch Unfug an Gelb: und Em | 


vſehluns 








Ver Tel. hebr. a. Kennikoft | 129 | 


ffehlung erhoben, dutch den Beyſtand der On. 


tehrten empfohlen, und- durch :die Reife des Hrn, - 


Bruns, der viele Staͤdte und Cobices beſah, 
erweitett hat; dieß alles nutzt zum Werth und zur 
Brauchbarfeit des Buches nichts. Eben fü we⸗ 


ig erwartet man, daß wir das ganze Werck nach = 


allen feinen Sliedern , alten und- Aufpng vom 
Kopfzeng biß zur Ferſe befehreiben, bie Pranume 
ranten zaͤhlen und gloſſiren, die, wie Diplome 
und Sanitaͤtsteſtimonia am Anfang aufgehegten 
deugniſſe und Empfehlungen don andern Gelehr⸗ 
ten in Auszug bringen, und darin in einer garen 
Tabelle von Buch zu Buch ünzeigen, wie viel 


Perbfcheife hey jedem Theil des. A. Tganz ober 


Sin einzelnen Stellen nachgefehen find. Denn wir 


wollen bey unfrer Anzeige bes Werkes nicht bie " | 


unfre Singer gebrauchen, wie die Recenſenten, 
die gerne friſchweg ihre Bogen füllen, noch No⸗ 


figen, ar denen Faum einem Gelehrten etwas ges - 


legen ift, der das Innete eines Buches kennen will, 


mit leichter Manier ertheilen. - Pur die Sinme 


— 


nr 


> 


des ganzen Prieifchen Apparatus müffen Yoir nennen, 


Es find. ſechshundert und vier und heunzig 


Stuͤcke! Eine ungeheure Anzahl, wie es ſcheint! 


eine Herkuliſche Arbeit, 694 Codices gu verglei⸗ 
bin! — Weit mehr als beym Neuen Teitamente 
geſchehen iſt oder je geſchehen wird! — So faht 
man, ſelbſt von Kennikotts Seite, alfein mehr 
zum Pimp ols nach Wahrheit. Denn es find; 
fo wie wir rechnen, nur acht und dreyßig ganz 
veglihene bebraiſche Bibeln: die übrigen Mu— 

. mern 


. 
t, D va .. 
‘ ’ 


Vet Tel, hebr. Kennikatt 


Y mern Saekhorn nur entweder Hondſchriften dl | 
che einzelne Theile des A. T. bald mighrere, bald 
* einzelne Bücher, vornehmlich Pfolmen, Eſther, 
Hoheslied, aud) Haphthoren, enthalten; oder. 


Hanpfehriften, die nur in e nzelnen — oft wenigen — 


" Stellen nachgefehen worden; oder fogar auch nur 
+ Zpagmente von wenigen Blättern, wie. N. 179, 
667. 669. 684. 685.3 oder auch andre "Bücher, 


die nur in einzelnen Stellen brauchbar waren., wie 


"der Talmud, verſchiedne Machſor (wie N. 665. 


das Seipzigifche, N.-673 -681 einige Bodlejanifche) 


was. alte rabbinifche Schriften. — Ob ſich bey 


fo viel Gehülfen, ‚ben fo großer Unterftüsung arı 


‚Geld (es wurden jaͤhrlich bey 1000 Pfund Sterfing 


zehn Jahre lang fubferibire) während 29 Jahren 


wicht noch. mehr leiſten laſſen; ob Kenn. eigne Thaͤ⸗ 


8 


tigkeit ſo · aus zeichnend groß war, der ſelbſt ſchwer⸗ 


Lich hundert (groß und kleine) Handſchriften verglich, 


+ (Bruns verglich beynahe vierhundert); wäre mehr 


neigierige als nügliche Sage. Wir müffen uns 
nur auf fein Berdienft ben der Ausgabe des Werkes 


einſchraͤnken. Was har er von feinem Derfprechen 


geleitet ? Was gethan? Viererley. Er hat den 


hebraͤiſchen Tert nach. der Hoogtiſchen Ausgabe 


abdrucken lafen, die Handſchriften und Aus- 
gaben, die.er Fritifch- gebrauchte, befchrieben, Die 


Varianten fo gut ex fie hatte, "(denn erheblicher 


konnte er fie nicht machen, als er ſie fand) ge⸗ 


ſammler, und uͤber ‚einige vorzuͤgliche Lesarten 


fein Urcheil in der Olfen 4 gm Schluß bey⸗ 
—. =; 


— st 








2. 


5 l 
— 


| Ver. Tel; nhebt ed. Rennikott. | ar 
Dir Abdruck des bebr. Tertes iſt zwar genau J | 


— ohne Punkte — aber nicht nach dem Geſetz 
der Sparſamkeit eingerichtet. Da er im Penta⸗ 
tech zugleic) die Verſchiedenheit der Samaritani. 
ſchen Recenſion merklich machen wolte, ſo hat er 
in dieſem Buch fuͤr einerley Text zwey Colummen 


gemacht, und die eine der juͤdiſchen, die andere 


der Sam. Recenſion gewidmet, fo daß er auf der 


legten bloß die Worte Hinfegt, die von dem juͤdiſchen 


abweichen, da aber wo beyde zufammen treffen, - 


bloß Striche macht. (Fürs Auge ift dieß nicht 


fhön: und in einem Werck von fo viel Aufwand 


hätte fihs wohl verlohnt, neue Samaritanifche . 
Buchſtaben zu gebrauchen; oderfollte ja Aufwand 


geſchont werden, fo bäfte zu großer Erfparung 
des Raumes die Samar. Lesart unter-den Vari— 
anfen angezeigf werden Eönnen, — Doch dieß iſt 
Kieinigfeit.) Als größeres Verdienſt rechner fichs 
Kenn. an, daß er die Poetiſchen Stuͤcke auch 


sıyne@s abbruden laſſen: allein wir koͤnnen hier 


das Job, Bas er dakuͤber erwartet, nicht verſchwen 
den. Denn bie Grundſaͤtze, die er annahm, blie⸗ 


ben ſich nicht getreu, und öfters haf er miltües | 


lich als Ausleger da Abtheilungen gemacht, 
fie weder der Kritifer.noc) der gute Ausleger * 


chen würde, Nachdem Lowth ven Eſaias in ges 


bundener Rede ſeine Weiſſagungen und Schriften 
abfaſſen ließ, ohne die Graͤnzſcheide zwiſchen poeti⸗ 


ſcher Proſe und Poeſie gezogen zu haben; ſo trußz 


Kenn, Fein Bedenken, den Eſaias eben fo in He⸗ 


._ 


wiſtichien abgerpeil Druden zu ofen, wie Die Pfale 


‚mens 


. „-.. 
wur . . ’ Ir ' — 


su Vet Ten hebr,. ed Kesaikon, | 
men: (und gerade dieſer Sıyneus eingerichtete | 
Druck widerlegt in vielen Scellen die Hypotheſe 
Lowths, wenn anders der Parallelismus der Säge 
der Eparatter der hebr. Poefie it): — Aber was 
haben denn die übrigen Propheten verfehulder, daß 

Ihre Reden — die Doch ſich fehr oft als Poefie 
— &arafterificen, nicht ebenfalls in Stichen abge- 
ctheilt find? Was aiſo Eſ. 16. Poeſie iſt, das muß 
man beym Jerem. K. 46. als Proſe leſen? und 
Hoſeas und. Amos und Nahum, ‚in deren Weiſſa⸗ 
gungen hoher Dichterſchwung und Parallele in den 
Gapennicht verfannt werden kann, find Profaiften ? 
> GBalomons Sprüde find. als Poefie anzufeben, 
und was im Prediger Sat. K. 5.6.7.0. fg. von | 

Sentenzen nach allen ſtrengen Gefegen des Pa- 
tallelismus Poeſie iſt, iſt doch wie Profe ge 
druckt? —Die Abtheilung der Hemiſtichien iſt 
wohl ganz das Geſchaͤfte dee Herausgebers will⸗ 
kuͤhrlich ohne Autoritaͤt, und in der That oft jeh- 
lerhaft. Wer eine eigne Recenſion des, hebr. 
Tertes machen will, kann ſich zwar. in Der. Poeſi e 
und in den uͤbrigen Abrheilungen der Verſe mandıe 
Abweichung vom maforerifchen Texte erlauben, 
farin Worte trennen oder verbinden, wie es fein 
Ausleg ergewiſſen erlaubt und ſeiner Einfiht gemäß 
if: allein da Kennik. dieſe Abſicht Gortlob ! nicht 
hatte, ſo gliſcht er bey jenen Verſuchen über feine 
. Bahn; und nicht ſelten auf Irrwege aus. — B.d. 
F „Wiener ir in Oebora Vehange feße Keritotes 


IN 





\“, 


=} BO mw IV IN. 
Bması n m mm. 
als ob 9 ommnd zufammen gehöre? Wars 
möglich es zu überfeben, bag als dann Myn im ſtatu 


conftr. nad) der Grammatik fließen müffe? — 
Bir finden Pf. 31, 14. die Abtheilung: 


—X —8 NOW 3) 
0. m — —X —X 
ee 1) — nnpb Yoy.. 


Gehört‘ Bier nicht vᷣp zum zweyten Glied zum 
Wort didorna, da das vun nnob im britten 
Glied Die Paralfele von So» iſt? Wer verträgt ober 
verſteht Pfalm 36,2. — einem Pſalm, wo lau⸗ 
ter Diſticha find, das Tricolon: 


sunh »wo Di 
mb PN ab anna 
„ mas 1b Don 
muß niche ganz ſichtbar es. — wenn auch der 
Ter unverändere bliebe. — beißen: u. 
ah apa sub sun om, 
Na 139 Dinon n8 pie 5 
Pf. 42,0. iſt abserheilt u. 
aan mon mim mn >>) = - | . re ! 


DR 202 7 en. wos mine i E 
Doͤderl. Bibl. 84. St. IE Nach 


“Vet, Teſt Lebt. ed, Kennikott. 3 


- 


% 


a} 


5“ ‚Vet. Tell. hebr. ed. Kennikoft.\ 


Nach allen Regeln des Parallellsmus gehoͤrt 
"153 in die letztere Helfte des Verſes: am Tage 
breitet Gott feine Güte aus: und Nachts wird 
. Ihm von mir Gefang geweiht, — Ganz willkuͤhr⸗ 
Sich finde ih Pſ. 45.1.1. 

os man Yo Tb 
mama pn na mmas 


Warum follte > noch zum v. 13. gerechnet. wer⸗ 
den, da es fo genau zu mna2> paßt? — Eben 
fo wenig würden die meiften Ausleger ein Tetra- 
colon — immer etwas feltnes, vielleicht etwas 
ünerörtes in den Pfalmen — Pf. 49,15, bilfigen: 


yo — 
| 7m Dyv nm | 
ey on. 
: Sam ınw * 


Dieſe Abtheilung verwiret. nothwendig den 

Sinn der ohnehin äufferft dunkeln Stelle, wiſcht 

. „alle Spurbes Parallelismuswegund trennte Worte, 
die nahe zufammen gehören, wie Y1yh und 2, 
ne und nab. — Eben. fo unſtathaft reiffet 
K. Pf. 68, das ann am Schluß des eilften Ver⸗ 
fes weg und ziehet es zu v. 12. m am ;Dmmın 
"on; aber wo iſt je im A. T. die Formel oının 
N? Der Berfuch die Verſeabtheilungen zu äns 
dernift immer mißlich: ofeift er fchon Auslegung, 

und diefe darf nicht immer der Kritik vorgreifen. 
Mehrere Beyſpiele überfihlagen wir z. E. Ef. 25 
5.6,26,1 12, wo er ev zu v. 13. zieht; Ef. 28, F Ha 
En a | eine 








Vet. Tell. hebr. ed. Kennikott. 5 


Sein sweptes Hauptgefchäfte iſt die Beſchrei⸗ 
bung der von ihm und feinen Behülfen genägten 
Codicum, Handſchriften und gedrucdten Ausgas 
ben. ($; 164. der Difl. gen: p. 70-109.) Wer in. 
viefen Beſchreibungen etwa -Obfervationen über Als 
ter, Charakter und Güte, oder auch. nun literarifche 
Bemerckungen und Anzeigen oder Abdruͤcke der 
Unterfchriften, welche fi) in piefen Handfehriften fin« 
ben; oder gar ein Urtheil über ihr Alter und ihre 
Les arten, ihre Verwandſchaft unter einander erwartet, 
fordert zu viel. Denn Kennikotts Beſcheidenheit 
und Liebe zur Kürze wollte mehr anzeigen, als 
urtbeilen. und ſich nichts .anmaffen, wozu feine 
Kräfte nicht Hinreichen. Genug, daß er nun anzeigt, 
was ſeine Zahlen von 1biß 694. bedeuten ; (wir billi⸗ 
gen es bey dieſer Menge ſeiner Huͤlfsmittel ſehr, daß er 
Zahlen nahm, um feine Codices zu bezeichnen: und 
daß er fortzaͤhlte, wenn auch gleich viele Theile 
feines Apparatus nur bey einzelnen Büchern brauch« 
bar find. Es iſt befannt, was für Unbequemlich⸗ 
feit beym N. T. daraus entftehel, ' daß ein. 
Buchftabn oder eine Nummer beym Werft.. oft. _ 
dreherley Cadices anzeigt, je nachdem fie in 
den Evangeliften ‚oder in den Paulin. Briefen, 


oder in der Offenb. Joh. vorkommt: und. wenn. : ' 


fich leicht bey fa viel Zahlen Druckfehler einfchleichen, 
jo koͤnnte die bey jeden andern Zeichen für die Hand⸗ 
(hriften auch geſchehen. Sie alle nahmentlich, z. 
E. Bodleianus, Lipfienfis, Vatic. u. ſ. m, anzufuͤh⸗ 
ten, wuͤrde zu weitlaͤuftig geweſen und, da von 
Don pr Kka einer: 


vn 


6 Vet, Teft, hebr. ed, Kennikott. ' 
“einer Bibliothek oft viele Codd. gebraucht find, 
3 . E. 102, römifche, 89 Pariſiſche, 2r Hambur⸗ 
>" gifche, fo muͤßten doch dieſe durch Zahlen unter⸗ 
ſchieden feyn, und die Gefahr der Irrung wird 
nicht vermindert.) Auch dieß billigen wir fehr, 
daß er ben dem ganz verglichenen Codd.: durchaus, 
"md öftersauch beyden andern die Luͤcken angezeigt, 
wo und wie weit fie defefe find, . Denn num läuft 
man nicht Gefahr, (mie der Fall zuweilen im N. 
T. vorkommt), einen.Codex faͤlſchlich als Zeugen 
für die gewöhnliche $esartanzufehen, weil aus ihm 
Feine Variante angemerkt iſt. Kann fich aber die 
Erivartung bes Publifums befriedigen, wenn ein 
Mann, der 250 Hanbfchriften fahe und die erfte 
kritiſche Ausgabe des A. T. liefern will; der fo viel 
Gelegenheit haben mußte, In der bebräifchen Pa- 
lüographiefich zu üben umd Entdechungen zu machen ; 
weit er alle Collationen- der einzelnen Codicum vor 
ſich hatte, und jede mie einem: Blick uͤberſchauen 
fonnte, es unendlich Teiche feyn mußte, einige eigne 
Charaktere von jedem Codex anzugeben‘, wenn 
ein folher Mann in beliebter Kürge von feinen 
Huͤlfsmitteln weiter nichts anzeigt, als, was — 
fuͤr welche er gebraucht: habe, wo fie anzutreffen 
ſind, was für. Signatur fie in den Bibliotheken 
haben, und wie ſie ſonſt ausſehen? ob ſie punktirt 
oder unpunktirt, Spaniſch oder Deutſch geſchrie⸗ 
ben, mit oder ohne Maſora, mit oder ohne Chal⸗ 

daͤiſche, u. as Verſionen ehy. 
Dieſe Methode mag freilich ſehr gemaͤchlich ger 
weſen ſeyn, jeder weitern Anſtrengung zu muͤhſamen 
— Unter⸗ 





> . \ " \ ' * 


Vet. Teſt hebr. ed. Konnikott. gr. 


Unterfurhungen aus zuweichen und den Mangel an 
Grundſaͤtzen oder die Schwäche oder Anfaͤngerey in 


der Kritik unter dem Schein einer billigen Be⸗ 


ſcheidenheit zu verbergen: aber ſie iſt fuͤr die Leſer 
keine Befriedigung, kein Gewinn fuͤr das Werck 
und wirkliche Hinderniß fuͤr die Kritik: denn was 
Kenn. ſpielend entdecken und ſagen konnte, das 


muͤßen nun bie Kritiker erſt muͤhſam durch langen 


Gebrauch des Werkes, Vergleichung der Lesarten, 
Aufmerkſamkeit auf Varianten in einzelnen Hand⸗ 
ſchriften herauszubringen ſuchen. Beſonders liegt 
dieles an der Anzeige und der Beſtimmung bes 
Alters der Handſchriften: allein, wo nicht etwan 
im Codex ſelbſt eine Jahrzahl ſteht, fo iſt mehr 
mie Wahrſagerey, als mit Gründen, In ſehr 
ſchwankenden Ausdrüden das Alter angegeben.- 
Die Formeln fortafle Sec. XII. feriptus, meo iu- 
dicio-ad fec. XIV. referendus, fagen im Grunde. 


gar nichts: und erſt das Urtheil über Die Güte ber. 


Codicum! Da heift es zwar oft, ınclioris notae 
codex, notae optimae, inter optimos habendus:. 
allein .was find foldye Schägungen, ohne veſtge⸗ 
fegte Charaftere, wornach der Werth und die Güte 
einer Handſchrift zu beurcheilen fey? Doc wir. 
wollen, — fo lange uns nicht beſſere Materialien 
zueiner bebr. Palaͤographie geliefert werden, — 
die Kennikott und Bruns am erften ſammlen 


koͤnnten — nicht mehr fordern, allein zur Kritik 
koͤnnte es gefordert werden, daß bey jedem Codex 


angegeben waͤre/ ob er durch die Hand eines Correk⸗ 


⸗ 


tors gegangen; ob, wenn er eine Verſion an der 
ri u Seite 


| 18 Vet. Teft. hebr: ed. Kenuikatt. 


ESeite Bat, nicht vielleicht Ber Codex nachher Ver: 
fion, 'ober die Verſion nad) dem Codex geändert 
worden u. ſ. w. — Non libuit, wirb Kennifort 
fagen: und dann die Hand auf dem Mund! — 
Selbſt in der ganz brauchbaren Tabelle, nad) wels 
ither..man das Alter jeder Handfchrife mit einem 
Blick überfehen kann, follte mehr Strenge und 
Ordnung herſchen, diejenigen, deren Alter gewiß, 
wenigſtens in Den Unterſchriften angezeigt iſt, von 
den übrigen abgefondert und nun ihr Verzeichniß 
chronotogiſch eingerichtete fen! — Die: ältefte 
Handſchrift, die ihr Alter angiebt, iſt von Jahr 
mos: Die meiſten ſetzen ihr Geburtsjahr ing drey⸗ 
zehende Seculum: ins eilfte Jahrhundert ruͤckt, 
Kemitort nach Muthmaſſungen nur drey hebr. 
Codd. (N. 39. 327. 336.) und eine Samar. Hand 
* ift hinauf, und fruͤher als dieß Seeulum ſcheint 
ihm nur fein Codex 1. und 5go (ein Wieneriſcher) 
nebft zwey Samar. Pentateuchen geſchrieben zu 
ſeyn! — Ufo Feine Handfchrift von A. T. bie 
bie ehrwuͤrdigen Jahre des Alerandrinifehen oder 
Vaticaniſchen Codex beym N. T. erreichte! — 





So wenig dieſer Catalogus Codicum dem Inn⸗ 
hak nad) gelehrr ift, fo wenig iſt er es auch dem 
Entwurf nah, Bey einer fo großen Menge 
von Materialien zur. Kritif hat Kennikott fie bloß 
hingeſtellt, fo wie fie ihm nach und nach zugeführt | 
worden, ohne auf eine Claſſification zu’ denken. 
Bir wiſſen zwar, wieifäwer: dieß Geſchaͤfte if: 
ron im N T. md. toi noch niche ſo wei, doß die 


Codices 


— 


Vet. Tel. kebr. . ed. ‚Ken nikon’ | JH 


Codites. in ihre: Fächer nad) Verſchiebenheit der 
Recenſionen vertheilt find; und beym A. T, we. 
der Appararus größer, bie. Recenfionen aber faft 
unmerflich and- nur in Kleinigkeiten verfchieben 
find, iſt an eine genealogifche oder geographiſche 
Klaſſifikation noch nicht zu denken. Auch das Alter 
koͤnnte hier, weil. das Urtheil hierüber ſo ungemiß 
iſt, den Rang ber Handſchriften nicht beſtimmen. 
Indeſſen ſollte zur Einleitung des Gebrauchs jedes 
Codex nur einigermaſſen etwas geſchehen, fo ſollte 
doch die Klaffifitation nad) drey Abtheilungen ge⸗ 
macht feyn: 1) Handſchriften, 2) Ausgaben, : 3). 
andere jübifche Schriften, . In der erften Abthei⸗ 
lung Eönnten, wenn man ben leichten und fimpeln- 
- Meg; wählte, zwey Kfaffen gemacht werben, ‚ganz 
verglichene, theils hebraͤiſche, theils Samaritani⸗ 
ſche, und nur in einzelnen Stellen nachgeſehene Co- 
dices; oder mehrere Klaſſen, wenn man auf den 
Innhalt ſehen wollte: a) hebraͤiſche, theils Syn⸗ 
agogal theils gemeine Buͤcher; b) hebraͤiſche 
Samaritaniſche, 0) hebr. Chaldaͤiſche, d) hebr. 
Maſoretiſche, e) hebr. mit andern morgenlaͤndiſchen 
Verſionen f) hebr. griechiſche, g) hebr. lateiniſche. 
Jetzt iſt freylich, nachdem jedes Buch ſchon ſeine 
eigne Nummer hat, ſelbſt bey einem Nachdruck 
oder Auszug aus Kennikotts Sammlung, eine 
ſolche Klaſſification nicht mehr thunlich, „ohne den 
Umſturtz des ganzen und ohne bie Gefahr unzaͤhli⸗ 
cher Druckfehler und Irrungen: allein beym An⸗ 
fang des. Werkes war Dad) eine. ſolche Eintheilung 
wii und winſchencwehe — Nun iſt & 
e⸗ 


— 


as ‚Ver. Teft: hebr. ed; Rennikott. u 


Gebruuch erſchwert, weil man erft ber jeder Hanb- 
ſehriſt nachfehen muß; ob fie ganz oder zum Theil 
verglichen, punfeirt oder unpunktirt, mie oder 
ohne Verſion gefchrieben iſte und ſelbſt in der don 
Kennik. gewaͤhlten Eintheilung herrſcht weber veſter 
Plan noch Ordnung. Er macht ſechs Klaſſen. 
"Die: reg erſtern enthalten lauter Handfchriften, ' 
vertheilt nach ihrem Vaterland. Die erfie Klaſſe 
— von 1 bi 88 — ſind Orfordifche: - in Der 
zweyten N. 89. biß 144. Oodices in andem Staͤd⸗ 
ten des Großbrittaniſchen Meiches, in Irrland und 
"Amerifal (Amerika! doch nur einer! zu Meus 
york!): in der dritten ausländifche, in — 28* 
ſcher Ordnung, nach den lateiniſchen Namen ihres 
jetzigen Aufenthalts von Argentoratum biß Vien- 
na, faſt wie in der Michaeliſchen Einleitung Ins 
MT, von N. 145: biß 234. Bißhieher ft noch 
Ordnung. Die drey letzten Klaffen beobachten fie 
weniger. Die vierte ſoll gedruckte Ausgaben be⸗ 
ſchreiben von. N. 255. biß N. 300. — aber 290., 
dann 293⸗299. find wieder Handſchriften. — Die 
. Meberfchrift der fünften Klaſſe iſt: codices MSS. 
apud exteros a cl. Brunfio in locisfeledtis oollati, 
Darımter Cod. 301370. Parifer find, Die übrigen 
aber biß 649. nach der Brunfifchen Reiſeroute auf 
. - einander folgen: (Die naͤchſte Unbequemlichkeit 
hieraus iſt diefe, daß man immer an zweyen Or« 
ten, in der dritten und in der fünften Klaſſe nach⸗ 
ſchlagen und in der letzten ſich bie Meifecharten des 
Hrn. Bruns entwerfen muß, wenn man 
will, od ein Codex z. E. in Deutſchland noch uns 
ver⸗ 


"Ver Tell. Webr.ed, Keiimikött. Na 
verglichen- fe? — Es iſt unbedeutend — "doch 
verwirrend, daß ünter diefen Handfchriften auch 
gedruckte Ausgaben begriffen find, eine Bibel zů 
Mantua fa, , eine andere. ebendafelbft von 1492: 
und noch eine von 1505.) — Syn die feßte Klaſſe iſt 
alles übrige, Warianten aus Rabbinen, Talntud, 
dem Machſor, aus Fragmenten, ſpaͤter behannt 
geroordenen Handfchriften und Ansgaben, unter⸗ 
einanber.von N. 650. biß 694. zufammengeworfen, 

— Bir loben den Fleiß des Sammlers: dem 
ohne dieſe zugefuͤhrte Materialien würde nie eim 
Baumeifter arbeiten koͤmen. . Aber nun jedem 
Stuͤck vondiefem Hanfenfein Fach anzumweifen, — 

. aus demfelben. das umwichtigevom wichtigen, Bag, 

was zum Grunde taugt, von dern, was zum Ih 
ckenfuͤllen daliegt, abzuſondern, und Diefen ganzen 
großen Apparatus fritifch zu ordnen: das iſt noch 
ein großes Tagemerf, wozu’ fich vielleicht erſt Int 
neunzehenden Jahrhundert ein gedufbiger Tag 
löhner findet. Indeſſen wirb es uns erlaubt fenn, | 
wenn wir einige Monate biefe Bibel werden gm 
braucht haben, von einigen der erfjeblichen Ci» 
eum in nächftfolgendem Stuͤck unfrer Bibl. nähere · 
Nachricht zu ertbeilen, Kennifotts Urtheil Darüber ' 
zu prüfen, und die Aufmerkſamkeit auf fie zu 
erregen. - ' 0 


Das größte Verdienſt bleibe am-ganzen Werk 
bdie Doariantenfammlung felbft, bey. welcher 
mæeiſt die von ber Syoogtifchen Ausgabe der Bibel 
(cbey einigen Collationen die Simoniſche) zum Grund 
| ' : RES: gelegt 
- u | 





gp Vet rTeſt hebt. d. Kemmikog: —— 
‚gelegt worden. Ob ſie teen und vollſtaͤndig fen? 


muuß die fünftige Einfiche in die gebrauchten Haud- 


Schriften beftärigen oder zweifelhaft.machen. Aber ift 
das Reſultat auch fo erheblich, daß wirckliche Bey⸗ 
rraͤge zur Verbefierung des hebr. Teptes baburch ges 
liefert, bie Entdeckung richtiger Lesarten und eines 
Leichkern oder beſſern Sinnes erlakkhiere, vice 
Schwierigkeiten der Ausleg. A. T. gehoben und Die 
reine Quelle des Urtextes nun beffer.geöffnet worden ? 
Wirklich nicht fo weit, daß wir, wie Schwär- 
merey und Aberglaube fürchte, eine neue Bibel, 
neue Wahrheiten, befämen oder nur eine Wahr⸗ 
heit des A. T. verlohren hätten: dazu find bie 


. Bandfihriften zu jung-und die juͤdiſchen Abfchrei 


ber zu wachſam: aber aud) nicht fo weit, daß nun 
alle Kritik über das A. T, erfehöpft und genug zur 
Herſtellung der ächten Lesart in den KRonfonauten 
(die Punkte erfordern eigne Kritik) geſchehen märe. 
Gemg, daß einmal nichts entfcheibender . bie 
jüdifihe Grille von den Nugen der Maſora zur 
Umzaͤumung des Bibeltertes gegen Verfälfchung 
ober Fehler. und von ber Unverteglichfeie unfers 
heutigen Textes widerlegt, als dieſe Wergleichung. 


- Denn feine Handſchrift unter ſechshunderten ftimmt 


buchſtaͤblich mit der andern zufammen. ‚Welche 
iſt num unter dieſen fechshunderten der ächteirtert, 
wenn ne! xseoyss, ne Jota quidem nad) den mis 
Frofogifchen Bemühungen ber berühmten Mafores 
ten wegfallen kann. Dieß wäre ein Problem für 
Piderit! — Hernach hat ſich doch gezeigt, daß 


wirklich viele Sesarten, ker alten Meberfegungen, 


« . 


‚Vet Pet, hebt. ed Keinniheg. ‚293 


‚bie. ‚gegen alle unſre Honhſchriſten gerechnet 

find, durch einzelne Codices beſtaͤtiget werden. 
Hebraͤiſche Lesarten —— ‚nit der Samaritani | 
ſchen, mit den-Sriechifchen, mit ben Chalbäifchen 
und Sprifchen überein, Cauf Die-übrigen Verſionen 
fann ich nicht ſehr rechnen, weil fie mittelbar ſind, 
bie Hieronymianiſche, Sateinifche und die Arabifche 


in einigen biblischen Buͤchern ausgenommem,) 


zwar. meiſt nur in Kleinigkeiten, ba ein Bao im 
Anfang fehle oder hinzugeſetzt iſt, u. d. g.; und 
nicht einmal fo, daß biefes Zuſammentreffen 
die Guͤte und die Richtigkeit einer Lesart beweiſet; 
doch auch zuweilen in erheblichen Stellen, ſo daß 
der Sinn wirklich veraͤndert, Schwierigkeit in der 
Grammatik, im Syntar, in der Auslegung aufge 
heben, ‚und die Bibel mit ſich felbft mehrverei- 
niget wird. Hiervon müfjen Die Beweiſe zwar 
erft nach und nad) geſammlet werden ; aber einige, 
wichtigere und auffallende, wagen wir bier an⸗ 

zugeben. | 


1B. Mof. 2, 2. mo ber maſoretiſche Tert fo 


unſchicklich Bawn Dora hat, wofür im Samarit, 


swwrı ſteht, fehn wir, daß zwey Handſchriften 
(N. 325. und 474) die Zahl ganz auslaffen. (Mach 
einigen Regeln einiger neuteftamentlichen Kritifer 
3. E. Semlers, die wir doch nicht gegründet ger 
nug finden, Fönnte man alfo beyde Worte vıawn 
und vawrı für Einſchiebſel halten): Ein Codex hat 
bey dem Buchſtaben v eine Raſur. (Und hier⸗ 
aus gaben einige vermuthen wolln, daß er ur⸗ 

ſpruͤng⸗ 


‚E24 Vet. Tel. habe ‚ed Keriikori. 


predigt die Samarit $esdre gehabr Habe: allein 
Das'n nad) w, das nicht radirt iſt, iſt genug Be⸗ 
weis, daß er urſprunglich ſich mit dem heutigen 
Lert conformire. — V. 12. ſetzt der Samarit. 
nach 31 noch nn, Ein hebr. Cod. N. 9. ſtimmt ihm 
bey. — 1B. Moſ. 3,7. iſt nach dem gedruckten 
Ausgaben von Adam und Eva geſagt, Yon 
raw by: im Samar. iſt der Pluralis op, Eben 

dieſen behalten noch jege fünf Codd. nemfich 69. 
587. 144. 586. 646., bie Norzifche Ausgabe (N. 
800) und das Talınud Babylon. im Tert, eine 
am Rand bey; in vieren fund fie von. der erften 
Hand, und in einer (Cod. 248.) ſteht fie ex cor- 
rectura. Wie man doch nach und nach die Codi- 
ces nad) einer Norm formee!) State non haben 
vier Samarit. und vielleicht einehebr. — Modry: 
konnten fie das Wort nach diefer Orthographie 
von non ableiten? oder une jeßige Punftation 


baben? — 


1B. Mof. 4,7. in ber Anrede Goftes an Rein 
iſt Die Differenz zroifchen Samarit. und Hebr. an 
ſich ſchon groß, und doch feine von beyden Lesar⸗ 
sen ganz leicht ober verftändlich: aber ich weiß 
nicht, ob num die Handfchriften, die wieder variiren 
“ einen bequemen Tere liefern. Den bebr. Tert 
kann jeder in feiner Ausgabe nachſehen: der ges 


druckte Samarit. ſetzt: om nnw Sonion br 
pas inpb yon yan nur nnob nd’. fi w. bet 


letztere noch Dunkler als der erfte, aber ſicher durch 
' ve Eriieren berborben: denn fünf Samar. Codd. 
. . tafien 





Ver. Teltzhebr. -Reunkon- : — = 


laſſen die Wirderholung ‚ber. beybei Werte SNon . 
rad reg, amd vier Darunter (Cod. 64. 65,363, 
und 127.) fehieben nach >, wie im hebr. on 
ober 2Um ein. „ Im hebr. if Feine andere Vari⸗ 
ante als bloß verfchiebene Orthographie des Wor⸗ 
tes awoın.ımb Ourch einen Schreibfehler) bie Aus⸗ 
loffung des on in Cod. 69..— einCodex, ber ungen. " 
woͤhnlich oft vorkommt, und im 12. of ni, 
meiften Eigenheitenhats -- -- - 


Syn ven Gehealogien. 1 B. Met. 5. Bleiben bie 
Codd. jeder Saupeeecenfion des Pentateuchus bey’ 
ihrer Klaſſe. Denn die Yuslaffungen ober ſichtbare 
Schreibfehler alteriren hier nichts. Aber merke , 
würdig ift es, dafs Feine Handfchrift ‚hier die Sup 
len durch Buchſtaben ausdruͤckt. — 


Jakobs Seegen 1 B. Moſ. 40. iſt ‚zu unſrer 
Verwunderung nicht ſehr reich an Varianten: doch 


man trift uͤberhaupt da die wenigſten an, wo man 


die meiſten begierig und mit Hoffnung ſucht. Das 
nur 9: 10, fchreiben 26. Codd. ofne “od, wie 
der Samarit, Drey. Handfhriften. haben ws 
und. hieraus wird bie Lesart der alten Ueberſetzer 
vᷣ fehr kenntlich. Ebendaſelbſt hat ber Samar. 
Pentateuchus in den Ausgaben, wie laͤngſt bekannt 
iſt, Dwvu nn 991 ſtatt PP. Indeſſen ſind 
zweyerley Varianten doch anzumerken: eine. in 


hebr. Codd. 39 ſtatt Yo, wie in mehrern. Hand⸗ 


ſchriften urſpruͤnglich Rund; (eine N. 247. hat fin | 
gar Yon alg-Keri, obgleich nun auch im Tert Dieke, 
lcert nn: und die andere in neun — 

n 


ZB Vor Telki hir Kennikert 


ſchen Todicibus Leine uͤberwbiegende Zahl von Zeu⸗ 
gen in dieſer Recenſion!) nn» ſtätt ru, wos 
hin fich eine hebräifche neigt (Codex 99.), Welche 
a prima manu ri» las. Sollte nicht-dieß letztere 
die $esart der LXX gewefen ſeyn, wenn fie’ verti⸗ 
ven: x97 ovros meoodenis 2Ivav Ihn werden 
vie Henden aufnehmen? — Daß die Samarit. 


zuweilen den maforetiffhen Tert, und hebraͤiſche 


Handfhriften ben Samarit. ausbrüden, beweiſen 
auch ihre mehrere Collatignen. :Yaları v. 12. hat 
mis; der hebr. Recenfion Codex 61, (ein Samarit. 
ſohr alter) ſtatt ">31; aber fogleich © 13. ſteht 
>, wie im Samarif. vor yx für 72, in Cod. 1. 
(dem älteften nad) Kenniforte Urtheil), 69. (einer 
fedr ergiebign Wariantenguelle, — .ein Codex 
- Hebraeo latinus 80, 125. (erft im Jahr 1481. ges 
ſchtieben), 84. a prima manu (ein Codex, Der 
ſich überhaupt der famaritanifchen Recenfion naͤ⸗ 
Bert}: 129.’ ex croredtione, und vielleicht auch zus 
erft Cod. 109, (ein fehr eigner) und 294. — 915. 
zeigen uns fünf Samarit. Codd. eine eigne Pun: 
ktation fuͤr dod, denn fie haben oh. "Eben fo 
viele fegen wie im hebr. v. a1. How flart Aare, wel⸗ 
ches für die hebr. Punktation fehr guͤnſtig ft. — 
Ein Codex — N.r. — nähert ſich wieder v. 22. 
dem Samarit, in dem Wort mAsx, wofuͤr hebr. 
a8, Samaritanifch »Nyx ſteht. — Merkwuͤr⸗ 
big iſt es, daß v. 24. für on im Singulari acht 
Gamarit. und zwer hebraͤiſche (Cod. 111. und 152.) 
‚und a prima inanu Cod. 155. yy0 im plurali ſeſen. 
Wieber zwey hebr. Codd. (N. 82. unb:150,) 
BE \ - behalten 


by 


| 


behalten v. 25. die Samarit: Sesart ben, tie weit 
vorzuͤglicher ift rw Gm: und 1 B. Moſ. so, 10. 
tritt Cod. 84. und 109. wieder auf die famaritäni« 
fche Seite, in der Verfegung der Worte 32 1% 
aber. v. 14. find acht Samarit. Codd, für die beffere 
bebr. Sesart'2wri gegen bie gedruckte Sam. ayunız 
ipre Uebereinſtimmung fiir D12>0 v. 18. iſt Ben 
weis genug, daß &Yı»b in dem gedructen u 
bloß Druckfte hler iſt. 


2B. Mof. 1, 20. iſt Cod. go, ein behenderer Zu 
faß, zum Beweis, daß auch die hebr. Abfchriften 
nicht von Gloſſen rein (nd. Am Schluß des 


Verſes find die Worte bir rin bengefügts 


doch wäre es möglich, daß des Abfchreibers Auge 
fich in den folgenden Vers verirrt hätte, — Das’ 
ungrammatifche v. 9. RN in der Samarit. iſt 


wieder meift Drucfebler: denn fo fehr auch die 


Handfchriften in den matribus lectionis hier differi⸗ 
ren, fo ftimmen boch für das m am Anfang dee 
Wortes. Wieder eigen hat Cod. 109. im hebr. 

Yp2n a prima many. — V. ar. feßt die Sam, 
Kecenfi ion ned) das Wort nun) hinzu: aber ge⸗ 
rade dieß, obwohl vor Tun, hat ein Codex, 
N. 603. — 3.23 ift im hebr. NN im Samar. 
won, Druckfehler: allein eine Handfchrift (Cod: 
64.) if dem hebräifchen eonform: und eine andre 
(Cod. 65.) wird. durch die Jesart urn merkwuͤr⸗ 
dig, — 8. 4, 6. feßt der Samarit. nad) mar 
noch Perw gerade fo Cod. 75. und 109, auf deren 


| ichtigkeir ſich nun leicht ein Schluß maden 


läßt. 


ı. 


Ver Tell. hebr. ed. Reanbotte 37 


Pd 


28 "Ye. Tel: hiebr. ed. Kennikartf 


laͤßt. — Doch wir wollen ſolche Beyſpiele nicht 
noch mehr haͤufen, aus denen erſichtlich wird, wie 
viele Spuren der Samaritaniſ. Lesart ſich noch in 
den hebraͤiſchen Abſchriftan erhalten haben, und 


- „wpiefchweres war, nach und nad) ben tyranniſchen 
> Maforetifchen Geſetzen den Tert anzupaſſen. — 


2B. Moſ. 17, 2. ift wieder, wie es ſcheint, ein 
Blofje, allein in einem richtigen Codex, N. 69, 
nad) dem Worten: und das Volk zanfre mit 
Meofe, in den Worten; TNw3 0 nd, einge 
ſchoben. Start yon finden wir in mehrern Abſchrif⸗ 
fen an wie im Samgritanifchen .. fo wie v. 5 
opn in Cod. 69. und ge. für np ſteht. 9.9 
muß ſehr fonderbar in Codex 109 lauten: und 
Meſe fagte zu Jehopa (m ſtatt sun): mähle 
einige Leute aus und flreite fire. Iſrael mie Ama 


bee (PVM Bndwıa): Morgen faffe ich Poſto auf 


dem Bipfel des Berges Pisga (nyaaı mapan — 


der Cod. 125. bat für myarrı das Wort upon), 


mit dem Stab Gottes in meiner Hand. — Iſt 
eine folche Varietaͤt bloß Fehler des Abfchreibers? 
oder Weißheit des Correktors? oder Copie eines 


Originals? — DB. 16, ift fo dunkel, daß mit 


qus einer Variante Licht fuchten: allein. es ſchim⸗ 


werte wenig hervor. Bekannt ift dag füryy 72 
m 09 im Samaritaniſchen fieht .noa Sy 72: 
benydes unklaͤrbar. Kennikott merfe bier 
bloß an: :m.02 hv 3x 665. (eine Variante 


aus der Leipzigiſchen Handſchrift des Machfor. — 


Zwor erheblich, weil ſchon Clericus in: diefer Stelle 


aus Konjektur ©> ſtatt 2 wähle — allein als. Zeug: 





a 
4 


en N no 


J Ve. Tell hebr. a kenrikat⸗ 509 = 


niß eines noch dazu nicht eigentlich, bibliſchen, 
Codex nicht wichtig genug. ) ‚Erheblicher iſt, dag. 


neungehn Abfehreiber bald im.Zert bald am Ran -· 


de 102 lefen, wie Die LXX vor, fi) hatten, die 
mo2 punktirten, ob fie e gleich by nicht ausdrüden, 
— "RR, 19, 18. wird im hebr. gefagt und der ganze 
Berg (Ann 5>) zitterte fehe (Ar): nie haben 
deswegen immer, die Bedenklichkeit gehabt, daß das 


Wort I nie von lebloſen Dingen gebraucht wird 
| und lieber eg vom Bolf verftanden : die ganze Nation . - 

bebte: daher war es ung erfreulich zu lefen, daß, 
noch jet. zwey Handſchriften (Cod. 191: 1..528.),, 


dry a prima manu ‚ und, vielleiche nod) drey an⸗ 
dre Dan für. a9 ſeſen — 8,20, 5. ſcheinet in 


mehrern Codicibus urſpruͤnglich geſtanden zu ſeyn; 


ich ahnde die Mifferhat der Väter an ben Rindern, “ 
wma han wie Exod. 34, 7. wenigſtens ift-diefe 


Sesart noch in Cod, 469. wahrfcheinlich. vom Ana - | 


fang in Cod. 344. in Cod. 181, (dem. von Vogel 
beſchriebenen Helmftäptifchen) auch) zum Theil, An 


Cod. 109. — Im zehenden Gebot 2Mof. 19,17. . 


hat der Samaritaner noch den Zuſatz: du folle 
nicht _ begehren die Frau deines Nächften, fein 


⸗ 


Feld (rw), feinen Sklaven. Verdient es nicht 


Attention, daß eben diefer Zufag auch noch jeße 
in drep hebr. Handfchriften im-Tert (N. 136, 593. 6811. 
ſein Machſor ] vielleicht auch 150. und in einer, 


N. 435.) om. Rande ſteht? Sollte es nur aus 5 Moſ. 


18. hieher uͤbergetragen ſeyn? — K. 23, 8. wird 


das —— der rRichter verboten und 


der Grund hinzugeſetzt, weil das Beten w 


Döderl.2 t 2.D 1.8 innpD 


⸗ 





i “ s 
/ u ‘nr .. 


- 


N J 
55 vr. TEN. FEN &. Kennikott. 


MERBEK Zwiſchen beyde Worte ſetzt die Samar. 
Kectnfon »» und mit ihr neun hebr. Codd. 


- reinem iſt 399 ausgefrage), —' Drey davon 


+ 


(109. 139.153.) verändern noch dazu das Wort 


ennpe in. Bm. Auch dieß iſt erheblich. — 


Im Geſang Bileams Moſ. 23. find ums einige 
wichtige Varianten in den Samaritaniſchen Hand. 
ſchriften aufgeſtoßen, - wo- nach) dem gedruckten 


Terxt die beyden alten Recenfionen des Pentareu- 
chus vonform ſcheinen: in den ungedruckten es aber 
nicht ſiid. Schon v. 8. ſteht in 7 Codd: mayı 


ſtatt os, DB. 10. leſen neun (alſo die meiften) 


ex ebrr. und eine (Cod, 127.) Yoy 2, wo aber 
m wahrſcheinlich darzwiſchen ausgefragt ft. 
Gleich nachher für 1200 fiefern vier Codd. die 
ohnfehlbar richtigere Lesart, 100 m. (Ein Fall, wo 
Handfchriften die Ronjekturen beftärigen, der im- 
merfelten vorfommt. Venema ſchlug nus Konjektu⸗ 
ralkritik ſchon bie Sesart Aso = vor N Im hebr. 
iſt bier keine erhebliche Vari iante. 


Wir muͤſſen boch auch in die uͤbrigen Buͤcher 


lichen, Die große Luͤcke im 21. Kap. des Joſua 
nach dem 35. Vers iſt lange ſchon bemerkt worden: 
aber ich erinnere mich noch der Zeit, ba man fie 


— — —— —— — — 


MSs. 99» für Sov nm wo, außer ihnen cine 


ber alle wunderlichen Rettungsmitteln yafuhen 
als zugeben wollte, es fey aus der alten Eharte 


des Joſua einige Zeilen ausgefallen. Und im 


Gruͤnde w war der ganze Grund Dies Aberglaubens zu 


großes 


9 


— 


ver Ten, hebr, ed. Kennikog. 538 - 


großes Zutrauen zu der wweyten Bomberg. Bibel, 
welche bezeugs, daß Die zwey fehlenden Werfe in . 


feinen alten und genauen Handfchrift (in aullo u- 


tiquigrum et emendatiffimorun,, : Mie doch bie 
Editoren damuls überall einerley Ton hatten!) 
auch in der Mafora nicht angetroffen werde. — 
Tun da gute und fehlechte, junge und alte Zeugen, 
Editoren und Abfchreiber abgehört worden, zeigt, 
fihs, daß die metften Handſchriften die fehlenden - 


Verſe ganz oder zum Theil haben, obwohl bie . 


Veränderungen und Differenzen der MSS. unt 
Ausgaben fehr fonderbar find. K ennikott verglich, 
über diefe Stelle 280. Cadd. unter denen 59. (drep 
Editionen mit eingelchloffen) bie Verſe ganz wege 
laſſen: In zwoͤlfen ſtehen ſie am Rande; in 137. (wor⸗ 
unter 23. Ausgaben) im Text. — Sur ‚der Ans 
fang des 0.35. iſt verfihleden, Meunzig Codd. 
haben: x rm Jar mom. Vierzehn: mus . 
2 MN me DOpR mD, AN, TON). Sedhaehn: 
San3 7X2 MN nn Awonn“wie ı Chron. 6, 
63. 64. (doch viere haben Sara nur am Kane, 
— Barum macht Kennikott hier Ausnahme von, 
feiner Regel?) Endlich neun und zwanzig: un 
Sana wa hn minT vopn "Ww nn Yan. " 
Hieraus wäre nun entfchieden, daß · diefe zwey 
Verſe aͤcht find, und unſern Bibeln reſtituirt wer⸗ 
den muͤſſen. Im Buch der Richter K. 2, 9.cheiße. 
ber Begräbnißert des Joſua darn, im Joſua ſelbſt 
K. 24, 30. rrd. Beydes kann nicht richtig ſeyn. 
Allein drey Handſchriften, vielleicht ſieben, liefern 
hier einſſimmig mit dem Tert des Buchs Joſua 

| tla J a 


. 


\ 


. 
— 


J 


| sn u Ver. Teft bebr. ed. ‚Kenkikott, | 
mo. Doch iſt der Fehler ſchon alt, da ihn ſchon 


die LXX haben. 

1&am. 13, 8. iſt es fuͤhlbar, daß ben don 
ten Rovx nun etwas, ausgelaffen ift; 
Luͤcke wird verſchiedentlich i in den Codd. eine 


I (Cod. 30. 96. und die gedruckten Ausgaben 


257. 260. 264.) fegen zwiſchen bende Worte vun, 


wie bie LXX. ds eime causnA; viere (Cod. 70. 


'288. 601. 692.) aber ftatt von das Wort mw, 


B welches fehr leicht wegen des gleid) folgenden rww 
wegfallen könnte, , ' 


Doch wir wollen uns niche bloß auf ben erſten 
Theil einfchränfen. Auch im zwenten, kommen 
Lesarten vor, die mir weder unter die Schreib: 


fehler noch unter bie vorſetzlichen Verfaͤlſchungen 


zaͤhlen koͤnnen. 
Eſ.5, 13. ſprechen 71. Codd. für das Wort 2 


u ſtatt Da, und bey nah finden wir nicht nur bie 
Wariante naryw (Cod: 232.) fondern auch rh3V 


(Cold. 17.) und n»wb (Cod. 129.). Die $esarten 
‘find zwar falſch: indeſſen immer Beweis, daß 
ſich Abweichungen zeigen, die nicht bloß in ma- 
tribus lectionis beflehen. 

Wegen der großen Chronologifchen Schwierige 
keiten ift Ef. 7, 8. berichtigt. Hier iſt doch einmil 


ein Differenz in Zahlen, fonft eine ſeltene Erſchei⸗ 


nung. Cod. 96. hat nemlich Dmw» für ivww, 


und zwey andere faffen Bas warn aus, — Ob 
wohl viel hiermit gewonnen wird? und- woher biefe 
WVariante fliege: mag anderswo unterſucht wer. 


on den. — Das v. ib. a für 25% in einer 


Hand⸗ 


XR 


N [4 
% ” “ ’ 
B * Fr un 


N 
— 


ven. ren hebr ed. Keniikrt 53: 
Handſchrift N. 553. und primo in Codı Pr su, 


geffanden habe, wollen wir buch anmerken: .e8 


kann einige. Schwierigeiten heben. — 


Eine Probe,‘ daß auch die Abtheilungen in 


Verſe nicht immer ſich gleich find, treffen wir Ef. 


8,23. an. Mit dieſem Vers fängt Cod. 657, (die. 
Londner Polyglotte) und mit dem Worte n>>- 


in der Mitte des Werfes Cod. 270. 655, 256. (die 
beyden letztern find die Antwerpifche und Parifer 


! 


", 


und 270, die Compfutenfifhe Polnglotte — ale 
lauter gedruckte Ausgaben! das neunte Kapitef 


an. — KR. 18, 18, gehört unter‘ die Stellen ; we 
Kennikott feine öfteren Anflagen gegen bie Yüben, 
den Text verfälfcht zu haben, wiederholt, Er 


 begänftige on ms nach 16 Codd,, welches er, 


tie vor 29, fahren, uͤberſetzt: Sonmenftabt,, 


Heliopolis, wofür auch ein Codex, N. 490. (ein 


römifcher) ſtimmt, der am Rande wow rn feßt, _ 


Cieß alles werden unfre Ausleger des Eſaias 


nicht wichtig finden, nachdem es fo gut als ent» 
ſchieden iſt, daß Leontopolis hier gemeint ſey, wel⸗ 
des oa my iſt). — Statt orınn Ef. 24, 18. 

ſteht in Cod. , — dem älteflen nach K. Urs 
heil — uvown; bieß führen wir zum Beweis, 


an, daß es auch erlärertde Gfoffen in dem Codi- 


cibus giebt. Mehr wichtig iſt K. 25, 2. Dr (Cod, 
1.96.) für oyır, Denn Das erftere ift weit paffender. 
In den uͤbrigen dunklen Verſen dieſes Kapitels iſt 
wenig Troſt für dem Kritiker, der beſſere Lesarten 


uffpuͤrt. Ein Codex (wieder 490.) ſetzt v. 7. für 


a das Wort nor, — Vielleicht ein int zu 
| -..93 einem 


— 


F N 


x. 


4 -" N 
L 


34 | Vet. 7 eft. hebr. .ed. Kennikön. 


| einem bequemern Einn! Ein anderer (Col. 1.) 
ſchiebt zwifchen 9» und 05 das Wert: 30 ein. 


Wieder ein Wink! — V. 11. ziehe ich dem dun- 


‚Selm Ian das n>ın vor, aus Cod. 108. Wie 


natürfic) ift Dann der Sinn: er druͤckt mit weit 
ausgeftrecfter Hand den Stolz Moabs nieder! — 

K. 27, 3. fprechen 24 Codices für die Lesart pon 
ftatt pop. Aber v. 4. wo mon fo verfchiedne 


"Yunftation leidet, und nach bemfelben einen fo 
verſchiednen Sinn giebt, iſt — ein Codex der 


mo, und nur einer, ber moırt lieſet. — B, 5, 


b wuͤnſchte ich für ım art des moforetifchen e meh. 


rere Zeugen: aber es iſt nur Cad. 651. — fein 
biblifcher, fondern die Ausgabe der Rabboth, oder 


. Ausfegungen über den Pentateuch, und die Me 


giilloth — und wahrſcheinlich fo gut Druckfehler, 


als Ef. 14,4 Da für 7700 in der fheffalont» 


ſchen Ausgabe des Eſaias: denn Feine Handſchrift 


weiſet jene Lesart auf. — Eſ. 30, 30. aͤndern fuͤnf 


| Handſchriften no7 in Dar und 65. das dunkle yde, 


das wir fonft nur für Druckfehler hielten, ins, 
welches der Parallele ganz gemaͤß iſt. 


Im Jeremias haͤufen ſich die Varianten ſtaͤrcker 
ats in andern Buͤchern; ich. weiß nicht, ob bie 


Urfache in Anomalien feiner Sprache liegt, welche 


die Abfchreiber verbeffern wollten, ober in wirkli⸗ 


chen Schreibfehlern , welche fi ch in die fpäten Ab» 


or or in Cod, 89. 2 »on.Dnn, welchen Cod. 


: fehrifeen eingefchlichen haben, Ein befonderer nicht 


unſchicklicher Zuſatz iſt K. 11, 14. nad) den Wort 


149. 





Vet. Telt, hebr. ed: Kennikgg. 8. 
149. doch ‚mit Wegfaffung des 3a wiederhohlt. 
‚Am zahlreichſten — pielleicht im ganzen he 
— find bie Abweichungen. K. 17, 1:3. woraus 
wir nur anführen, ‚ompnam ihre Aitaͤre, flat ., 
eure, in hundert und eilf Cod. py 5> ftatt 4» 
vr in eilf Codd. (die. wahrſcheinlich corrigirten 
ungerechnet); 3 figtt 92 in 70., und v. 2.02 
ftatt 52 in mehr als 200., "und faft in 650: 2)22 
ſtatt Poaraı — alles Kleinigkeiten: indeſſen bo 
ein Beweis, daß, wenn man der Menge der 
ſchriften folgen will, unfre Ausgaben ſich nicht 
immer an diefelbe anfchliegen. Line wichtigere | 
wäre v. 2, Ny für ar, allein es ſteht daben, , 
fotte 199. und wir trauen ihr baher nicht. V.6. 
on oder tyyMheißt in vier Handſchriften 
(4. 112. 136. 109.) &, fuürchterliche ‚Be: 
genden, für Bmion Ser. 22, 9.lefenneunCodd.,, 
einer nod) darzu ex corrediione, DMEN —8 IJ 
wohl eigen. Eben fo finde ih K. 28, 8. in 27. 
Codieibus 29% weit ſchiklicher als sn", 8. 77,1 
haben die Kritiker längft erinnert ,. daß Zedekia 
fuͤr Jojakim geleſen werden muͤſſe. Run haben 
wir doch eine Handſchrift (N. 224. die Koͤnigsber⸗ 
giſche) die dieſe Lesart im Tert bat, Cod. 390. 
(in Wien, einer der aͤlteſten und ‚eoftbarfien) hat 
ſie am Rande: und noch eine, N sa — fe 
ante correctionem — u 


. 


Erd. 5,7. PR lehte — in pr Codd. in 
zweyen iftes ausgeloͤſcht. Hierdurch wird dee Sim _. 
Fir tigt un J r side ſetzen 8. mn 

14 


Ann 


u = - 
— 4 » . x 
N . R , w N 


— 


/ Ver Ten. hebr. ed. Rennikott, 


Sm, rn; Ungtüch auf, uagiuckt "nd ode 

kann eg hier verfeiinen, daß auch dieß den Sinn 

erleichtert? Ehen fo lefet der Chaldaͤer. KR. ız, 

19. finde ich nicht nur in fuͤnf Handſchriften 055 

5 für 0%; ſondern auch m fechfen win 27 für Ins, 

— Ich wundere, daß keine Irın lieſet. K. a1, 19. 

haben die alten Ueberſetzer gelefen nn. Cod. 

89. ſtimmt ihnen bey: aber mehrere doh für umb. 

— K. 24, 19, wird unfre Konjektur, nach der 

ie np in pam änderten und die Paralfele 

und dem Sinn angemeſſen ift, durch drey Cod. 

CN. 33..153. 224.) beftätige — ein Fall, der bey 

der Konjekturalkritik ſelten vorkommt! — Ezech. 

7,11. finde Ich vier Handſchriften fut on. 

— ch möchte "ma im Nationenverzeichniß 
„Dom Ezechiel nicht gerne vermiſſen. 


Hoſß5, 0. gewinnt die Auslegung der Worte 
u Bee yorp am viel Durch eine fimple Variante 
— des Cod. 145, (eines: Strasburgiſchen, fehr alten) 
"soW' pm — Reiner unter ibnen nimmt 
- Zucht an! K. 7,6. wollen wir nicht auf die Lesart 
in 137 Codigibus Dion für omon rechnen, weil 
IL unkte nicht. verglichen. find : doch verdient es 
Amel, daß Cod. 93. tamon wie die LXX liefer. 
V. i4fprechen vier Codd. ‚(r8a. 5. "5. 150. ) für 
das beffere U 3 > 


———— Von den Pſalmen und den übrigen Yagiogra- 
ae phis duͤrfen wir nicht viel ‚anführen, um nicht zu 
wveitlaͤuftig zu Tepn. Erſtlich Jagen tote wohl niches 

neure wenn wie aus Kennit, benierken, daß die 





. 4 


.. un. 


„Ve Teft, hebr; ed: Kehnikotl. En 


Abchenurgen ver D atmen in. den ——— 


ſehr verfchieben find. Z. €. fünf Codd. (17. 37 
216. 409. 505) hängen ‘den zweyten Pfälm an den 
erften. (Einige, welche aher Kennikott nicht art. 


merkte, farigen erfi bey Pf. 2. an zu'zählen). Da 
neunte und zehende, der nach dem LXX'ceiner iſt. 


ſind auch hier Cod. 142. und 222. verbunden, 
(Cod. 142. iſt eine eigne Eeſcheinung in. den 


| Pfalmen.) - — Der 115, ‚Palm ſteht in 19. Codd. 


als einer mit Pf. 114. der 116° Pſ. den die Editio 


V. et VI. beym Origenes dem vorigen anfchlieft, , 
wird in Cod. 220. und 356. mit bemfelben' ver» · 


bunden. Aber mit den eifften Vers fängt Col. 
. 332. und mit dem zwölften 7 Handſchriften (142 
iſt darunter) einen neuen Pſalm an. Eben fo Pf. 


arg. dem 21. Codd. mit dem vorhergehenden 
zuſammenhaͤngen, aber zehen fangen. by mg‘ 
ſechs bey 25. und fünfmity.a6. einen neuen 1 Diaim | 


an, x 3 e J 8 


Verſetzungen ganzer Zalen FR nd im Pſalmbuch 


ſehr häufig, wovon. ber Grund wohl in ber alten - 5 


Art Siyneos zu (reiben liegt. — Bon merkwuͤr⸗ 


digen $esarten dürfen wirnur einige anzeigen. Die: 


ängftlichen Kritiker werden ſogleich nach Pf. 22, 17. 
fragen, ob ſich fuͤr XR einige Autoritaͤt finde. 
Ihnen Km Troſt fönnen wir nicht ſehr vieles für 
ND anführen: '- &sift Cod. 39. (inter antiquifli- 
mos celebrandüs, "der ums Jahr uoo gefchrieben 
zu ſeyn fheint) 267. ein Srobenignifcher gebrinchter 
Pfalter) 27% (die Spanifäe Zothglotte. ru in 


\ 


« 


⸗ 


4 
* —8X 


ss ’ Vet, Tel. hebr. „ed. Kemikogt. u 


fine (Die. Bombergifche Bibel vom Jahr 1526., 
bie Mutter den meiften heutigen Ausgaben,) 288. 
-  £die halliſche Michaelifhe Bibel in den Noten,) 

662. (4, 96.).d, h. Wolf in bibl. hebr. T. IV. 
96. forte 207. (eine Pariſer Handſchrift (aber fie 
hat ja die Pfalmen nicht!) nunc 242. (eine römifdye 

' som Jahr 1216). ‚Dagegen ift für 112 283. A. 
Warianten am Schluß der Mlüufterifchen Bibel 
vom Jahr 1536.) 291. marg. (ein Wittenbergiſcher 

Pſalter vom Jahr 1566.) 539, marg. (eine Hand⸗ 
1, fehrift zu Modena) 542. (eine andere eben daſelbſt 

vom Jahr 1470. Neu!) 649. (eine feiner Hand⸗ 

cchrift, fiher von einem Chriſten gefchrieben ) — 
Alles zweifelhaft, wenn hier nicht Die ältern Ue⸗ 
feger das Uebergewichte geben! 


+ Pf, 31, 23, fiel mir die Lesart NNad flatt nS>> 
zauf. Sie hat die Einpfehlung von acht Hand⸗ 
ſchriften. Eben · ſo Pſ. 45, 10. PrIP> für 2 
in dreyzehn Codd., denn nach dieſer Lesart waͤre 
das Wort nicht von Apr ſondern mp trabs, her⸗ 
nach per Synecdochen Haus, wie 1Moſ. 19, 8. 
abzuleiten, weldyes den Sinn fehr erleichtert. — 
Pf 68, 31. wo dag mo> Hxra noch erkläre ift, 
finde {ch im Cod. 133. 492 922. ——, Sollten nicht 
bie LXX fo. geleſen haben, .umd. folltg nicht ber 
Ausdruck aus.Hiob.22, 24.25; und dem Arabiſchen 


_ 


ER 


,. gm erflären ſeyn? —, Pf. 138. 20. find drey Va⸗ 


-  „rianten ,. bie. Aufmerkſamkeit verdienen. Zu An 
fang des Verſes: Noꝛ Cod. 73. 74 97. flatt Yun. 
hbrleſe Bey Codices. find. hebraͤiſch lateiniſche 

2,0. Pfalter!) 


\. 


Bw 
g- nt | N .. . A 
Vet. Teft: hebr. ed. Kennikott. 35‘ 


Matter); zu Trost angemerkt: Tram 39. 
“Tioim aus 28 Handfchriften Tor aus fünf 
Codd. (142. und: 156; find Darunter)‘: endlich für 
“799 wird PD in Cod. 1. 37, 73. 1507 und & pri. 
ama manu 4, 130, 243. gefehrieben. u 
Sehr weniges ift uns in dem Sprüchen Safo- ' 
menis vorgefümmen,. das den Einn wirflih - 
änderte ober verbefferte.. K. 4,3. ſcheint 32% für 
20% dem Parallelismus.gemäßer. Nach Kennik..” 
ſteht es in 12 Handſchriften. K. 7, 22. hat ein , 
Cod. 207. bezeichnet, vo»>1 für 0293), zwar ſchwer⸗ 
lich die richtige Lesart, aber doch‘ die, welche die 
LXX. vor fid) gehabt zu feyn ſcheinen. K. 25, 8. 
ift der Sinn faſt fhöner, wenn man mit zwey 
Codd. 17. und 95. Dana von ob2 zum Stille- 
fchweigen bringen, lieſet. — Bon Hiob wollen 
wir jeßt nicht reden: wir werden einiges beym. 
naͤchſten Stuͤtk unſrer Bibliothek ib ihm erinnern, 
wenn wir die neuern Arbeiten über. den Hiob an⸗ 
zuzeigen fortfahren. — — | nn 
Beym Daniel und.dem übrigen Chaldaͤiſchen 
Stüden bes A. T. machte fih Kennifort noch das 
Verdienſt, eine bebräifche Verfion aus einer rd» 
miſchen Handfchrift unter dem Teyt (der überhaupt . 
in den Codd. nicht fahr abweicht,) abdrucken zu 
laſſen. Wir. Eönnen fie niche für ſeht alt halten, 
oder aus ihr wichtige Barianten finden 
Noch ift übrig, daß wir. auch von den Urtheilen 
Kennikotts uͤber einzelne Stellem, ‘die es beweiſen 
muͤſſen, wie gebildet ſein Erieifcher Geſchmack und 
a | ge 


P 


so Cramen emarum 


‚sole geſchaͤrft ſein kritiſcher Sinn ſey, einiges aus. 
zeichnen, von den erbeblichenften Handſchriften 


—* Meinung und Obfervationen mictheilen, und 


dann aus dem ganzen noch einige Materialien zur 


J ailtteſtamentlichen Kritik ſammlen. Werden unſre 
eſer es ung verzeihen, wenn wir noch einige Bo⸗ 


gen damit füllen? — Wir hoffen: denn ſind es 
ſolche, die die Kennikottiſche Sammlung nach⸗ 
ſchlagen koͤnnen, fü werben wir ihnen manches im 


Gebrauch derfelben erleichtern: find es andre, fo 
. wird ihnen eine weitläuftige Recenſi on davon nicht 


. ganz unangenehm ſeyn. | 
* ne re . _ 
ILII. 


| . Zobann Andreas Cramers neue 


[er 


, Me eng des Briefes Pauli an 
- Die Ephefer vebſt einer Auslegung beffelben. _ 
Hamburg und Kiel, bey C. €. Boba 
1782. 4 1 App, 2 B. 


Part ſchien der zum Vortheil unferer Zeiten 


herrſchender Geſchmack an philofogifchen 
und Eritifchen Auslegungensfchriften und Commen⸗ 
tarien bie ältere Dogmatifche Mechode zu verbrän- 
gen und ganz unmerth gemacht zu haben. Und 
.weber Bibel noch Wahrheit fchien, bey dieſer Ver⸗ 
— E der Desmetiſchen Behandnn ber 
bibliſchen 


”-» ._ r 


BE Zn fl W 
des Br. an Die Epheſer. J Bü * 


bibliſchen Bücher, welche in dem erſten rin 
Zeitalter und in den beyden vorteßten —— 
gewoͤhnlich war, zu verlieren, wenn mah ſtatteines 
vernuͤnftigen und zweckmaͤſſigen Aus zugs der reinen 
bibliſchen Säge fand, wie ber wahre offne Bibel 
finn fech in einem ſchlammigten Ueberguß von PN 
matifchen Raiſonnement und polemifchen. Wide ee 
gungen verbarg und verlor. Indeſſen iſt doch, 
nach unfrer Einſicht, die gänzliche Verlaſſung der 
dogmarifchen Eregefe noch größerer Werluft als 
aller Gewinn, . ben die eigentlichen eregetifchen 
gelehreen Arbeiten erwarten laſſen. Nicht nur 
der gemeine Leſer kam von den Ausfegungsfchriften 
ab, ward an Verfionen gebunden, und lernte den“ 
Sinn der Stellen vielleicht rihtiger, aber weniger 


den Werth und Gebrauch der biblifchen Wahre 
beiten: "fondern aud) die Prediger, welche zum . 


Vorrheil ihres Amtes und der Führung deffelben 
die Bibel lefen, wohl lernen wollten, uͤber das N. 
T. zupredigen und die Belehrungen deſſelben nug« 
bar anzumenden, fehen fich öfters in große Ver⸗ 
legenheit gefegt, wenn fie etwan außer ihren evan⸗ 
gelifchen oder epiftolifchen Terten, und ohne die 
Nothhuͤlfe aus gewöhnlichen Vorrathskammern, 
welche beſonders Starck angefuͤllet hat, einen 
bibliſchen Spruch homiletiſch behandeln follten. 
Aus ihren übrigen Commentarien im neuen Ge— 
ſchmack lernten fie wohl Hebraiſmen beſtimmen 
und perſtehn, Varianten ſchaͤtzen und beurtheilen, 
Beweisſtellen finden oder verwerfen: aber fie lern⸗ 
ten nicht zum. ee Gebrauch fürs Dres 
| digtamt. 


. 


54 Cramers Eklaͤuung 


J digtamt. Sie ſammleten Doreriafien, aber ohne 


Auslegung/ die aber fo wenig als gelehrte Dog⸗ 


matik quf der Kanzel und bey der Catecheſe para- 


hiren fol. Wahrhaftig, wir. mußten. bey der 
Foreruͤckung in allen Arten von Hülfsmitten fürs 
Prebigtamt oft uns wundern, daß unſre fleiffigen 
Schriftfteller in diefer Arc ‚von Subfidien für den 
Prediger eine große und lange Luͤcke gelaffen haben. 
Aber freylich die gelehrten Ausleger forgen meift 
wur für: Gelehrfamkeit und, Erfindung bes wahren 
Simes, und fennen, oft die Bedürfniffe des 
Predigers nicht; und die wahre dogmatiſchen Exe⸗ 
geſen werden leicht Gewaͤſche, wenn nicht richtige 


grammatiſche Auslegung, wozu nicht jeder den 


Ref hat, verausgeßt. 


oo | 
Solche Betrachtungen mußte nothwendig dieſer 


| Eommentar über den Brief an Die Ephefer in ung | 
| veranlaſſen deſſen eigenthuͤmliches Verdienſt es 


iſt, ein Muſter von der wahren dogmatiſchen 


2 


Behandlungs art der Bücher N. T., ohne Hintan⸗ | 
ſetzung der. geammarifchen, geliefert zu haben, bey 
welcher ‚genaue Erklärungen der Worte den Leſer 


j Jir den eingeflreuten. dogmatiſchen Urtheilen und 


‚moralifehen pdpr-afcerifchen Digreflionen vorbereis 


‚sen; und bey welcher man nicht. nur den Sinn der 


Blbel richtig entdecken und fafl en). fondern auch 
fürs. geben gebrauchen und ‚mit Empfindung an⸗ 
wenden lernt, bey welcher endlich die Beredfamfeit 


des Hrn. Procanzlers ſchon dafür geforge hat, daß. 


8, bey den anvermeldlichen Trockenheit gramma⸗ 


tiſcher 





N 
F ' ' 


des Ve. an di Erb. Bis 


aſcher Hnterffihuitgeii njchet an Unterhalt 
Annehmilichkeit des Workäge fehle: Dich wir 
muͤſſen, näch’utiferm Plan dieſe Kusfegungsfehrift 
auf ihrer" gelchrken Seite kennen lernen und dabey 
fomof von der Einleitung, als von der Ueber⸗ 
ſetzung ſelbſt ind bem’ Commentar daruͤber 
reden. 

Die vorläufige Binfefäm g hat sum Hauprger 
genftand- Bie polemifcye: Unterſuchung, ob’ det 
Brief an’der Ephefer wirffic an diefe —— 
oder ob er, wid Marcion annahm, an die Chtiſten 
zu Laodicea geſchtieben, oder ob er vielleicht “ein 
encycliſche Schreiben fen, das an mehrere Gemeinen, 
beſonders (wie neuerlich dr. Roppe annahm) an 
ſolche, welche Paulus niche perſoͤnlich Fannte, 
abgelaſſen werben. ¶Was in dieſem Jahrhundert 
kritiſch⸗ heißen mwoftte, hat eine von dem letztern 
Hypotheſen angenommen: allein dem ohngeachtet 
magt es Hr. Eramer gerade zu bie ältere Meinung 
wieder anzunehmen und nachdrücklich zu verthkidi⸗ 
gen. Es fommt „ wie er richtig einfieht, niche 
auf die intern Gründe an, daß man im ganzen - 
Brief feinen Umftand angeführt finde, der uns . 
nöthigte, ‘an die Ephefifche Gemeine zu. denken? 
denn dieß war ja nicht nöchig: genug wenn fein 
Ausdruck vorkommt, melcher nicht an bie Gemei⸗ 
ne in Ephefus gefchrieben feyn koͤnnte: Tondern es 
müffer hier äuffere Zeugniſſe entſcheiden:: und hier 
beruht der ganze Streit auf’ dem Zeugniß Tertufe 
lians ven Marcion, und auf einer (unerheblichen) 
Stelle beym Bafıius L. 2. adv, Eunom. — er 
Ä | t. 


—8 


—XR 


—⸗ 


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⸗ * 


— . — ⸗ 
“ - 
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Etamers Erkluͤung 


Sr. Korde bepkeinge. Wer Die fee: erelefise 


“ veritate «apiftolam ıplam..ad Ephefjos habemus 


| emillam ,' non ad. Laodicenos, fed Marcian ei 
- titalum. aliquando interpolare geftit gpafi et in 
iſlo diligentiſſimus exXplorator miseinem Gemuͤthe, 


daß noch nicht Parthey genommen hat, Tielet und 


auslegt, wird doch ſchwerlich etwas anders dar⸗ 


innen finden als die fimpfe.-Uusfegung bes Hrn. 


Ro. daß nad) der. wahren. und. richtigen Tradition 


der. Kirche dee Brief an. die Ephefer ‚nicht aber 
an die Laod. ahgelaſſen ſey, daß aber. Marcion bie 


Rebeberſchrift zu verfälfchen getrachtet habe, als ob er 


ſogar biß auf diefen hiſtoriſchen Umſtand alles aufs 


genaueſte entdeckt haͤtte. Und dann wird wohl durch 
dieſes fo allgemeine und unlaͤugbare Zeugniß der 


uͤlteſten Kirche die vermeinte Entdeckung des Mar⸗ 


glon, von welcher der. Urſprung ganz begreiflich 


If, weit uͤberwogen. Wegen ber Stelle des Baſi⸗ 
lius, nach welcher im. Brief müfte geſtanden fen: 


rois 801 (dv. eDeaw ausgelaffen) 4 .Rısoıs bezieht 


ſich H. C. auf Michaelis Einleit. Zum Beweis, wie 


paſſend uͤbrigens alles auf den Zuſtand der Epheſer 
ſey, zieht er eine Parallele zwiſchen der Rede Pauli 


an die Aelteſten zu Epheſus Ap. Geſch. 20, und 


sinigen Ausdruͤcken in dieſem Briefe ſelbſt, welche 


2" Mehnlichkeit doch auch zufällig ſeyn konnte. Wir, 


ſollten wir auch nicht unter Die erſten Kritiker ge 


rechnet werden, koͤnnen nicht bergen, daß uns das 


gezwungene in den neuern Hypotheſen von einem 


Circularſchreiben, das. Paulus offen an unbekanute 


2 


Gemeinen ſoll mitgegeben haben, ſehr auffaͤllt, 
u nu _ J und 


47 j . f 


vor... on 
os des Ei. an, die Eis. \ 545. 
unb daß uns bie afte einſtimmige S ge der Ren 


»-, 


chen viel zu ehrwuͤrdig iſt, als daß wir fie opne - 
ficheen Gegengrund aufgeben moͤchten. Doch mag 


Tertullian ſchon recht haben, wenn er am ange⸗ 


führten Ort ſich überdie ganze Differenz ausdruͤckt 


wibil de titulo imtereũi. 


* 


| Ben ber Meberfenung iſt nicht bloß das allge 


mei Geſetz, den Sinn deutlich barzuftellen, be⸗ 
folgt., ſondern auch eine eigne Sorgfalt Darauf ge» 
wendet worben, daß auch in.derfelben das Cha» 
rafteriftifche: der MBaufinifchen: Schreibart ausge⸗ 


— 
J 


druͤckt und fuͤhlbar gemacht werde. Freylich ein 


Geſetz, an welches unfer Ueberſetzerhaufe ſich nicht 


bindet: denn es iſt immer leichter und blendender, 


flieſſend zu uͤberſehen und man lieſt auch lieber Ver ⸗ | 


fionen, in denen das Nachdenken gefthont und 


alles fo huͤbſch sben weg. gefagt ift, daß man niche | 


über drey Zeiten weit feine Gedanken zufommien 
faffen darf. Allein alle andern guten Ueberſetzer 
andrer Scheiftfteller haben bierinnen mehr Stren⸗ 
ge, ich moͤchts fagen, mehr Treuegegen ihr Drigia 


nal bewielen und das Unterſcheidende in der Schribe: 


art," Gedankenreihe und Periobenbau, das jeden 


originellen Autor charakteriſirt, auch in der ieber · 


ſetzung fühlbar zu machen gefucht, fo weit ea die 


Natur der Sprache geflatret. Einem, Manne, 


ber die deutfche Sprache fo fehr in feiner Gewalt 
Hat, und feine Arbeit nieht übereilte, mußte es 


nicht ſchwerzwerden, auch in diefem Stuͤck feiner 


Ueberſetzung größere "Bolffontmenpeit zu. geben: 
Doderl.Bil.2.2.7.5 Mm nah 


In 


Jn.. 0 
. 
x 


.- ] 1 \ ‘ . , e 
1 
f ö ! . ! 


"546 u Cramene Eraͤring | 


niach welcher Paulus freylich nicht. als ein zierlicher 
Briefſteller erſcheint. Denn die Perioden find 
.. lang,’ fehr gefettet, oft verwidelt, und bierdurch 
etwas unverftändlich gemacht: aber 08 ift ſchwerer 
als man glaubt, nach einer fichern. Regel zube⸗ 


ftimmen, women, ben Charafter des Driginals 
ber Deutlichkeit, oder diefe jenem aufopfern ſoll. 
Da bier eine. Auslegung beygefüge iſt, fo wäre 
die Klage über Dunkelheit ungerechter als ſie waͤre, 


wenn es bloße Verſion waͤre. Z. E. wenn es 


K. 4, 1. heißt: Eben der ift es, . ber einige zu 
Apofteln, einige zu Propheten, einige. zu Evan 
geliften, einige. zu Hirten. und. Lehrern verordnet 
bat, das Wohl der Verehrer Gottes zu beförbern, 
und burdy das Amt, welches fie verwalten, das 
Beſte des Leibes zu beſorgen, biß wir alle in einem 
Glauben und in einer Erkenntniß Jeſu Chriſti zu 


| vollkommenen Männern erwachfen-, “alle: die volle 
. Stärke, welche feine Bekenner Haben füllten, er- 


reichen, und uns alfo nicht mehr, gleich ſchwaͤchen 
Kindein; von jedem Winde der Lehre durdy die Be⸗ 
teügerey argliftiger auf die Kunft der Berführung 


.: ‚ausgelerntee Menfchen, wie von Mieereswogen 
bin und her werfen und treiben laffen,  fondern 


Dielmehr mit einem fiebreichen Herzen der Wahr⸗ 
beit. anhangen und in aflen Stuͤcken durch ihn, 


„der das Haupt iſt, durch Ehriftum zuzunehmen 


ſuchen, von dem der ganze Leib, Durch die einem jeden 


Gliede nach der dem Maaſſe feiner Beduͤrfniſſe 


von ihm mächtig dargereichte Hülfe zuſammenge⸗ 
füse und in „feinen. Bliedmaſſen veſt verbunden, 
in 





\ . 21 * x 
2: N j E -, “\ 


% n “ De 5 | | 
des Br. an die Epheſer. 3” 


in ſich ſelbſt durch feine Liebe ſtets mehr waͤchſt 
und zunimmt. N, 

Im Kommentar ſpricht immer der berebte Rene. 
ner der Sprache Neuen Teſtamentes mit der felcen: 
nen Eigenfihaft, “dem Sinn der "uneigentlichen 
Ausdrücke eigenelich anzugeben, die Verfchlinäun | 
gen des Paufinifhen Stils zu entwickeln, und die 
Wahrheiten feines Vortrags faßlich, meift auch 
überzeugend vörzuftellen, bin und wiedermit eins“ ' 
gen neuen Erklärungen, wovon wir einiges fagen 
müffen. — K. i, ult. wird MAngwuaröu For mom. 5 
Ta ev radı mAngsypeve erflärt: die Gemeine 
deſſen, der alles in allen, d. h. der alle ohne Un. 
terſchied und Ausnahme erfuͤllt oder mit ſeinen 
Wohlthaten bereichert, der alle ohne Unterſchied 
beglücht. Der uneigentliche Ausdrud foll vom 
Tempel zu Jeruſalem hergenommen fenn, der bey 
ber Einweihung mit Rauch erfuͤllet wurde. Sollte 
biefe Metapher nicht zu entferne feyn? und der 
Ausdrud, ber fehr richtig von Gore verftanden 
wird, nicht aus Jer. 23, 33. leichter verfländenmwers ' \ 
den ? Das weite Reid) deffen, der fich über : 
alle Menſchen an allen Begenden verbreitet. 

Done Parthey zu nehmen und über den Tihs 
fluß des Satans anf die Sünden der Menfchen, 
bejahend oder verneinend, zu beſtimmen, erinnere 
der Hr, Proc. bloß bey K. 2,1, 3. daß bie dogma⸗ 
tiſchen Gründe, durch welche bie Lehre von Witz 
Tungen des Satans auf die Menfcheri beſtritten 
wird, nicht eben eine überwiegende Staͤrke Haben, 

| Muma da 


N 


N 
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\. 


_ . . " ⸗ 


0. Etamre Eitärung- 
Werke der Finſterniß ‚sie von. ihnen began- 


gen werden, ſo ſchaͤndüch daß man ſich ſchoͤ⸗ 


men möchte nur Davon zu reden. Aber 


"Doch Eönnen Diejenigen, die beftraftzu wer; 
‚den verdienen (rw da.mayr eAeyxopera ſtatt 
4-ZENTES EAEYXOUEV, nur von Denen .erleudy 


tet werden, die ſelbſt erleuchter find, (oͤn⸗ 


ou Davos Paveearay): wer felbfi erleuchtet 
ift, muß and) ein Licht für andre werden, 
d. Be feing Erkenntniß zur Belehrung andrer ans 
wenden. (Wir haben toenig Vedenkblichkeit dage⸗ 
ge nur ‚wünfchten wir einen fichern. Beweis, 
aß Devepounevor erleuchtete ſind. Paulus 
nennt wohl die Ehriſten —X aber 
unfers Wiſſens, nie Qoregouugyoug. Sollte nicht 
die fihtbare Achnlichkeit dieſer Stelle v. 9. fgg- 


den Sinnerleichtern? die Ermahnung des Apoſtels 


di auf die moraliſche Beſtrafung der heydniſchen 
Laſter. Dieſe findet er von gedoppelter Art: ei— 


nige geheime find fo ſchaͤndlich, daß man, ohne 


1 


Verletzung der Ehrbarkeit kaum davon reden kann: 
dieſe ſchelnen außer der Sphaͤre der Beſtrafung zu 
ſeyn: oder. fie werben fo geheim begangen, daß 
es unſchicklich (indecorum) ift, fie den Hepden 
vorzuwerſen. Wer Vergehungen beſtrafen will, 
muß Gewißheit von wirklicher Begehung derfelben 
haben. Andre find nicht geheim; Pavego Ess ro 
veyk Tas gueros und dieſe find ein Gegenftand 


des Elenchus. Von dieſen ſagt er: Diejenigen Hanb⸗ 


“Jungen alle die beftraft. werden follen, (weit ra 


ARCYgenErag Urro ro —J lind J Ich An 


..% 





—X 


u. an bie PRONE} st: 


fie u; nicht weiter zu mnnen. Denn wo Licht 
d. i. Erkenntniß des —— iſt, da iſt alles. 
offenbar, . (may To: Pavegoupaevav Dass 2) ri 
V. 14, tritt Hr. Er. denen bey, melche bey nuyes 
nicht, wie gewoͤhnlich yeadn> foudern aus dem 
vorhergehenden ro Das oder 0 Dasvegayprsvos: oRi 
ganzen: Darum muß jeder von euch fagen: 
Wache auf, der du ſchlaͤfſt. — Dürfen wir 

nicht annehmen. daß Asyes der Gegenſatz von 
auygov es Freu Asyeny ſey, und Daher durch de⸗ 


oder efesı Asyeıy erklärt } erden müße, und bag - 


alſo das folgende. eine Foenel des > Eienäud ent⸗ 
halte?) ; 


K. 6, 12. entſeht die wichtige Frage, weihes 
die Feinde ſeyn, die Paulus fo furchtbar abhildet, 
worüber ſich die Freunde und Gegner des Adaͤmo⸗ 
niſmus, beſonders in unſern Zeiten, fo ſehr ent⸗ 
weyen. Ohngeachtet der Hr, Proc. nicht zu denen 
gehört, welche den Satan ing Reich der Geſpen⸗ 
her oder. der Rolksmeinungen oder der orientaliſchen 
Philoſophie wegdraͤngen wollen, ſo hater Doch mis 
der ſträngſten Unpartheylichkeit alle Bedenklichkei⸗ 
ten angegeben, welche ſich häufen, weun man die 
Stelle vom Satan erklaͤren will. . Ererinmert. ſehr 
genau, daß zwar einige hier vorkommende Aus- | 
‚ drüde, —E GEX@Vs TVEUMEE Foynieov auch 
zuweilen von böfen Engeln gebraucht werden, aber 
nicht nothwendig dieſe Bedeutung haben, auch 


von Menfehen verftanden werben Fännen, und, 


da di ‚andern. Worte, wexay, eEabıny, moon 
Nm4 ngTOn 


N 
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x . ‘ 
N , * 
\ [2 


ss 3 Eranuens EC, ds Br. an deEdhein 


—RX ganz Fallein und eingeſchraͤnkt Machtige, | 
.. gewaltige Megenten unter deu Menfchen bedeufen, 
nach:alfen Regeln der: Wahrfcheintichfeit auch von 
Menfchen erklaͤrt werden muͤſſen. Selbſt, was 
die Auslegung der Stelten.vom Teufel am meiften 
zu beguͤnſtigen fcheint, die Formel wreuparına 
Inc Movneies ober rveuutos rornoc iſt nicht ente 
ſcheidend, da wveuuaroe auch Sehrer find (vergl. | 

2 Tim. 4,5.) und vieleicht (doch etwas gesungen) 
bey⸗ NVsvberıno am beſten reyparo ergänzt wird: 
‚ganze Geiftige, de h. mächtige Schaaren 
>; arm bashaften Menſchen. Mit groͤſtem Rechte 
En wird Daher die ganze Vorftellung bes Apoftels als 
| Ermahnung zur Beftändigkeit im Chriſtenthum 
— gegen Die "Anfälte von juͤdiſchen und heydniſchen 
Obrigkeiten verſtanden, und hiernach die ganze 

— Alegorie Eu amd faßlich erklaͤrt. — — 

gum⸗ Vaſten ver Religion dürfte man Er der 
ae viele ſolche Auslegungsſchtiften wuͤnſchen, 
darinnen mehr Bibelſtudium angetroffen wird, 
als in vielen Commentarien, obgleich die Beweiſe 
- für.die gewählten Yuslegungen nicht immer ange⸗ 
gezeigt, fonbern vorausgeſetzt über dem eignen” 

Nachdenken der faͤhigern Leſer überlaffen find, — 


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dere einge Säriften. | 


SR ben altera Zeiten mag ſder fromme De j 
trug oder. vielleicht auch Die Bosheit eines 
Gegners es. ohne Widerfpruch oͤder Gegenklage 


gewagt haben, einem Verfaſſer vor oder nach 


feinem’ Tode Schriften zu unterfchieben: in den 
neuerh- Zeiten mag der Fall ſelcner fern: aber denn 
iſt er defto merkwuͤrdiger und Die Proteſtation deſto 
feyerlicher. In dieſem Fall der Noth befinde ich 


mich jetzt, da meine vor meinem Abzug von Altorf. 


zu Nuͤrnberg gehaltene Predigt in Nürnberg: 
ben Grattenauer unter meinem Namen heraus⸗ 
gefommen iſt. Zwar nur eine Predigt, aber da 
ich feine ſchlechte Predigt halten, und, wenn ic) fie " 
hatten müßte, - drucken laflen will, ſo iſt mir 
auch dieſer uͤbereilte unrevidirte Druck einer bloß 
nachgefthriebenen und durch und. durch gloſ⸗ 


ſirten Prediger Grund genug‘, fie öffentlich für et⸗ 


was ganz untergeſchobenes und undehres zu erflären, 


wiewohl es kaum nörhig ſeyn wird, Da jeber, der 


dieſe Bogen lieſet, und unſre Art des Ausdrucks 
kemet, in jeder Perlbde ſehen muß, wie wenig 
em ſo tavtalogiſches Gewaͤſche ſich mit unſern 
Styl, ich, will nicht einmal ſagen, mit unſern 
homiletiſchen Grundſaͤtzen verträgt; von dem Uns» 


Im, ber in wand Perioden iſt, gar nichts zu. 
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m; fage. 


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‘ [4 


1556. Andere theologiſche Schtiften: 


fagen. Vor dergleichen Produkten unfern Nah⸗ 
‚men zufeben, ift in unſern Augen wahre Enteh- 
rung, gegen welche wir uns fü feyerlich als gegen 
jedes Pasquill verwahren müffen. Wir Hoffen 


Druck unferer aͤchten Predigt, welche unter dem 
‚ Zitelz - Awey Predigten 'bey ſeinem Abzug 
von Altdorf, zu Altdorf und Vuͤrnberg 
gehalten von 3. C. Doͤderlein. Nuͤrnbetg. 


7782. erſchienen und bey Six gedruckt fand, — 


Ueber dieſe mag ſich nun Lob oder Tadel verbrei⸗ 
ten, ſo wird es ung treffen! — Wer die erſtern 


loben wollte, müßfe-unfern Namen loben: und 


wer ſie angrief ‚ unſern Schatten beftügmen! — 


Weil wir doch einmal von unfern Schriften ge⸗ 
redet haben, ſo machen wir noch die Anzeige, daß 
wir, nachdem endlich auch von dem. Schaum des 
Hr. Goͤze in Hamburg etwas an under Gewand 
ift gefprigt worden, in der Vorrede zur dritten 
: Auflage der Sragmente und Antifragmente, 
welche eben erfchienen if}, denfelben abgeflreift ha⸗ 


ben; daß die zweyte Auflage unfrer größern Do— 


gmatik nun vollendet ift; und daß wir sum. Bes 
brand) unſerer Dorlefingen, aus dem 
sgrößern Werke einen Auszug unter Dem Titel: 
ſimma inftiutionis theolpgi Chriftiani, auf 


gwoͤlftehalb Bogen drucken laſſen, moburdy. wie 


wir hoffen, unfre Arbeit ‚zu ‚afabemifchen Vorle⸗ 
fungen beauerner gemacht und die Ueberſi cht des 
any Rem fe Blehhene iſt. 


22.Helm⸗ 


% 


a. — 


unſre Ehre genug durch den nachher veranſtalteten 





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Andere wenlebethe Cine: Ka | 


2. Helmſtaͤdt: Anphilochli, Ep. Kom in’: 


Sabbatym.: —8 oratio Graece et latine. Re- 


ligiopi. pafchali praewmille —- a Henr. Ph. Conr. \ J 


Henke. 35. pl. 4 Amphilodius, tin Zeitge⸗ 
noffe und rend" der beruͤhmtern Bilchöffe, Ba= 
filins und Gregor. v. Nazianz, beyden.an rauher 


Denckungsart, an Ketzereifer, und an Reigung, | 


griechiſche Wohlredenheit auch in die Kirche ein 
zufuͤhren, iſt lange nicht ſo bekannt, als jene beyde. 


Nur nach der Zeit des Conciliums zu Conftend« J 


nopel im Jahr 371, wird ex mehr. bekannt als 
Gegner der. Arianer. Auch feine Schriften ‚find. 
nicht fehe zahlreich, - zum: Theil auch noch. nicht. 
alle entſchieden aͤcht. Das vita Bafılii- iſt ſicher 


nicht von ihm: scher‘ will. ihm 17 D. Senfe 


Die bekannten Jambos ad Seleucum- zueignen; ind 
obgleich aus ſeinen Homilien einige (Die;dritte und . 
achte gewiß) unterfchoben find, ſo find -fieies doch 


nicht alle und die ſiebente in fabbatum ſanctum oder 
dem Sonnabend vor Oſtern iſt ihm nie abgefntschen : 


RD 


worden, Dieſe iſt eg, welche Hr. D. Henfe Hier 
wieder aus Den Opp. Amphilochii ed. Conbehf. 
abdrucken laͤßt und ſeine eigne Verſion, ſtatt der 
ſchlechten von Petr. Pontinus heyfuͤgt. Einige 


hinzugeſetzte Anmerkungen find- Erisifch, gnhre be⸗ 


ſtaͤtigen die Verſion: und beyde find Beweiſe pon 
ben richtigen Kenntniſſen des Hrn, D. wiewohl 
er fie anderswo zu zeigen, weit beſſere Gelegenheit 
hatte, als bey einer Homilie, Die außer einer 


‚ fiefenden Declamation,. Antifgefen und orig | 


praͤnge nichts‘ Woheles ho. 
9, Io, 


x. 


⸗ 


N 
J 


| 556 ‚Andere theologſche Schriſten. 


9. Io. Ang. Noefjelt —. Prolufo in Ecang. 


Tohannis Cap. XV. Halae. 1782. iſt eine Fort: 
5 feßung: der Erklaͤrung der legten Reden Jeſu, wel⸗ 
5 -dhe der Hr. D. ſchon ſonſt in den Feſtprogrammen 


angefangen hat und die durch Präcifion der Ges 


- "banken und. des Styls fid, jedem Freund Der bi- 
- blifchen Auslegung empfehlen. — Nur eirie ge: 


‚gen alle‘ Empfindung der Neligion und Tugend 
eingenommene oder verhärtete Seele fann die Wuͤr⸗ 
de und Seelengröße, bie in diefem legten Gebete 


Jeſu fpricht, mißfennen: aber nicht alle Ausdruͤ⸗ 
.. de, die leicht und verftändfich zu feyn ſcheinen, 
. find e8 auch jedem $efer, ‚oder dürfen'oßne Erlaͤu⸗ 


‚terung gelaffen werden. Diefe wird man denn 


auch hier nach Nothdurft finden. Die Verberrz 
Hung Bottes v2. iſt nichts anders als die 


. Ausbreitung des Evang. unb die dadurch befoͤr⸗ 


derte Begluͤckung der Menfchen. Vergl. v. 4. 
Die eFaoın maons aoenos das Recht Jeſu ‚Se 
aigkeit zu ertheilen oder zu verfagen, wie es der 
Menſch verdient: wie Joh. 3, 35. vergl. 38. — 


— Auch 9.4. hat feine Schwierigkeit, wenn man 


überfegt: ut te agnofcant effe unum verum 
'Deum, st quem ‚mififli Jefam eſſe Chtiftum, 


x gerade tie Joh. 14,1. Bey v. 5. geſteht er frey. 
muͤchig, daß die Worte dofav nv iger ran xe- 


z reßonns xos aou nach feiner Ueberzeugung erklaͤrt 


“, 


— dr feinen Sürgern eben die doger errbellt, Di 


werden müffen, honorem, quem mihi Zeffinafi. 
Dieſes ſucht er theils aus der Parallele v. 22. 
und v. 24. zu beſtaͤtigen, wo Chriſtus fast, © 


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Andere theologtſche 


Schriften. 557 N 

ihm ſein Water ertheilt habe: aber war. dieſe Er⸗ 

theilung etwas anders äls deſtinatio, promiſſo ? 

vergl. 1 Joh. 5, 11. Daher man ſchließen Fam, - 

es fen. die.dofe Chriſti, die er hatte, die, wel⸗ | 

che ihm. von Gott beftimmt und verheißen war; 

theils aus der Natur diefer'dofe. Denn, wenn : 

diefelbe wie aus v. 2. erhellet in Der Ausbreitung - 

der chriſtlichen Lehre beſteht, mie laßt fich denken, . 

daß Jeſus, ehe die Welt eriftirce, ſchon im Genuß 

dieſer Ehre geweſen fen? — — Wir find nich 

dafür Buͤrge, das nicht ein muͤrriſches Geſicht⸗· 

wegen bier Erklärung fich hie und Dort unfreund« 

li) an den Hrn. D. wenden wird: man wird fas 

gen, das ift ſocinianiſch — aber wird man auch 

‚ feine Gründe widerlegn? — Die Worte v. 10. | 

werden ganz verftändfich:. qui tui difcipuli, ſunt, 

ſant etiam wei et meo honori confulunt. 

Daß ayınfenv. 19. das den Auslegern, welche 

daben bioß an die Heiligmachung (Sandtificatio) ° " 

aus ihrem Syſtem dachten, dunkel werden mußte, 

wird aus dem hebr. Gebrauch erläutert, mo es 

von der Einweihung und Beſtimmung der Prie. 

fir und Propheten gefagt wird, wie 2 B. Moſ. 

29,1, 39,44. er, 1,5. u. ſ. m. und ber ganze 

Vers überfegt: atqui ego ipfe vel.corum caufa 

tanquam legatus Dei veni (eysalo zuxuror fo: 

auch Joh. 10, 36.) in has terras, ut et ipfi tan- 

quam .dodtores et: legati Dei inaugurarentun : 

. per veram dodtrinam. — Det Werth -folcher 

Obſervationen Darf niche erft von uns beftimme - 

werden. — W 
Son , 4 Er. 


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| 558. "Anden hzerldeilhe Scheifien” 


4 Erklaͤrung des Sinnſpruchs ef 

- in: den zwey erften Derfen des zehnten 

. : Capitels Johannis. Hamburg, 1782, 2B. 
Die Worte Jeſu, worüber hier i neue , Erfläs 
rungen verfucht werden, "bedürfen, wie fo viele 
andere, welche deutlich fiheinen, weil fie fo oft 
angeführt werben, noch immer mehr 'ticht und 
wir nehmen jeden Verſuch, es zu verſchaffen, 
gerne an, zumal wenn fie ung ein Mann, der 
eben fo befcheiben als frey von Vorurtheilen iſt, 
und von dem richtigen Grundfag ausgeht, daß 


„ die Neben Jeſu meift ihre lokalen und tempo⸗ 


rollen Beziehungen haben, ein Mann wie diefer 
unbekannte Verfaſſer, liefert. Man ſiehet bald, 
daß die Rede Jeſu allegoriſch a, daß Hirte, 
Schafe, Schafſtall, Thüre tropiſch ge⸗ 
braucht werde, und, ſo allgemein es erkannt oder 
ſo leicht es entdeckt iſt, daß Hirte Bild des Ober⸗ 
herrn in der Kirche, Schafe Bild ſeiner Ver⸗ 
ehrer ſeyn, ſo zweydeutig oder unbeſtimmt ſind 
die uͤbrigen Bilder. Ihre Beſtimmung leitet der 
V. aus dem Zuſammenhange ber, da Jeſus 
Joh. 9.27+29. behauptete, daß er feine Jünger 
nicht von Mofe, und alfo von Gott abbrächee oder 
- ein Zerftöreender Kirche fen. : Er vergliche alſo 
- Die Kirche Mofis oder bie jübifche Rirdye mie 
einem Stalle voll Schafe, in welchen einige bins 
einftiegen, ben Stall erbrechen und untuͤchtig 


. machen, die Schafe oder Mitglieder der Kirche 


derausholen und würgen; ‚son ins Verderben 
‚Haren; 3 


\ 


Andere cheolooiſche Shit ‚359 - 


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ſtüͤrzen; andre hineingehen und ihr Befugniß nn 


die Schafe zu leiten, dadurch offenbar bezeigen, 
Da Paulus Gal. 3, 23, fagt, Die Juͤden feyn vers 
ſchloſſen geweſen biß auf die Zeit Chriſti, ſo 
gebraucht der V. dieß Bild zur Erlaͤuterung des 
obigen: in der Kirche Moſis waren die Glieder 
gleichſam verſpert geweſen, ohne der freyen Lufe 
und Weide zu genießen: Jeſus ſey die Thuͤr, 
er öffne ihnen den Weg zu groͤßdrer Freyheit und . 
befreye die Süden von dem Mofaifchen Kirchen 
zwang: da hingegen affe andere, welche vor ihm 
die Herrfchaft in der Kirche erlangt, als’ folche 
befehrieben wuͤrden (sc v. 8. wird erklärt, 
fie werden befchrieben, wie offenbar Ebr. 1,14. \ 
7, 2% 21. es vorfomme), welche die Nation "von 
. Gott abgebracht, oder .tropifch, Diebe und‘. 
Mötber gewefen, und denen Daher Die Rechtſchaf⸗ 
fenen fich nie unterworfen haben. _Nimmt man . 
dazu, daß dieſe Rede Jeſu am Kirchenfeft gehalten: 
werben, wo man das Andenken an die ehemaligen - 
Toranneyen (mehr der Heyden als der Süden) er« 
neuerte, fo läße fich noch leichter begreifen, wie 
Jeſus auf diefe Vorftellungen Fam. : Der zweyte 
Theil der Rede Jeſu von V. 9. hat nad) des Hrn. 
V. Meinung diefen Sinn: meine $ehre Hi nie 
bloß das Mittel die Juͤden von dem Mofeifchen , 
Kirchenzwang zu. befreyen, ſondern ihnen auh .; 
bey aller Veränderung bes jübifchen Staates Si- . 
cherheit und Wohlftand- zu verſchaffen. (Das 
—— ſcheint uns etwas gezwungen erklaͤrt zu 

ſeyn, 


56a. Andere Bensifhe Cibeften 


ſeyn, wenn es von, ber Benbehaltung eines Tells 
der mofaif. Rel. Verfaſſung verſtanden wird, wis, 
moͤchten im\einer Rede, die fo reich am Hebraif 
men ift, efsexeday nnd esoegx. als Bild von 
Stcherheit gebrauchen, und dieß. um fo.mehr. 
weil. esweexeda; ‘voran ftedt.) . Am Sau 
wird fehr gut noch der Anſtoß weggeraͤum, 
welchen einige daran nehmen, daß Jeſus ic 
bald die Thür des Schafſtalls, bald den Kir 
‚gen nennt und'eben fo. richtig bemerkt, daß me 


gen v. 16. die obigen Worte nur von befehrtn 
Zuͤden verftanden werden muͤſſen. — Durdg: 


hende finden wir einen denfenden, aufmerffanen 
und vorſichtigen Bibelforſcher in diefen Blärtem, 
deſſen Verfuche immer ve find gelefen und ge 


un be werben. _ — 


"Ende des II. Bandes ſiebenten Stuͤcke 








D. Joh. Chriſtoph Doederlein 


augerlefene 


Theologiſche 


Bihliotper, 


darinnen 
von den wichtigſten theologiſchen 
in- und auslaͤndiſchen 
Buͤchern und Söriften, 
Nachricht gegeben wird, 





Zweyter Band achtes Stuͤck. 





Lei 93 i g, 
verlegts Ib Gottl. Imman. Bruntepf. m 1783. 


1. Fortſetzung ber Recenſion von Michaelis Ueber 
fegung des A. T. Eilfter Theil, 


‚ M. Henr. Conft. Cras difpuratio, qua demon- 
firatur, nullum in ethica Chr. praeceptum 
efle, quo - cives in commodis ſuis ſequendis 
et principes in republ. adminiſtranda impe- 

diantur. | 


JIL. Verſuch einer hriftlich Evangeliſchen Liturgie 
' von D. &ier. | 
Weber die Unverbefierlichkeit der Religion, bes 
Gottesdienſtes und der Liturgie von D. 


W. Crichthon. | 
IV. Apologie Melanchthons von G. Th. Strobel, 

\ ⸗ 
V. Andre theologiſche Schriften. | 


Zu 








-Auserfefene 


Theologifhe Bibiothek. 
1 


‚Fortfeßung der Anzeige von x 


J. 2. Micarlig Ueberfegung der Buͤcher 
Eilfter Theil, welcher die zwölf 
. ” fleinen Propheten enthält. 


Soze Dee sed dr A u cm j 


neuen Geſichtspunkt vor: er betrachtet die 
beyden erften Kapitel als Weiffagungen der großen 
Noth zu den Zeiten der Maccabäer, ı Macc. 9 
23.27. da man fie fonft als Reden Joels an 
feine Zeitgenoffen,, als Seoiperungen eines dama⸗ 
ligen Elendes anfteht. Noͤthig moͤchte jene Er⸗ 


* 


tlͤrung wicht fegn: denn daß die Propheten nicht 


lauter Weiffagungen , und felten auf eine entfernte 

Zukunft enthalten, geiteht jedes zu, und ſowohl 

ihr Amt als die Natur Fa bringt es n 
na m 


’ 


find. Zu R.1,5 iſt die neue und ſchoͤne A 


564 Fortſetzung von Michaelis ˖ 
mit ſich: und daß uns aus der juͤdiſchen Geſchichte 


viele Belege zur Erlaͤuterung der prophetiſchen 
Reden fehlen, beklagt jedes. Wenn man an—⸗ 
nimmt, daß der Redner. ober Der Peet grofies 
Hebel mit ftarfen Farben ſchildere, wie Joel es 
gewiß thut: fo mag bie gewöhnliche Erflärung 
wohl immer ihren Pag behaupten. Das tritte 
Kapitel iſt ihm MWeiffagung vom meßianifchen 
Seitälter: doc von V. 4 an bis zu Ende des 
Buches entweder ſchon zu den Zeiten ber Macca- 
bäer erfüllt, oder deffen Erfüllung gehört noch in 
die fernedunffe Zukunft: (oder esfollte nie eigent- 
lich erfüllt roerden, fondern ift Befchreibung der 
goldnen Zeit nach jüdifchen Nationalgeſchmack. 


Denn fo viel hoffe ich wenigſtens, zur Ehre der 


Religion und der Aufflärung. welche fie der Welt, 
und auch den Juͤden geben muß, daß die chriſt⸗ 
lichen Maͤchte, welche die Juͤden zu Sklaven — 
dem Namen oder ber Sache nach, das ift Eins— 
gemacht haben, nie wieder in die.Sklaverey det 
Süden kommen werden, und daß man, falls auch 
ein eignes juͤdiſch⸗ meßianifches Etabliffement in 
Palaͤſtina errichtet würde, doch die Herrlichkeit 
deffelben nicht. nad) leiblichen und irrdi chen Vor⸗ 
theilen beurtheilen werde.) | 
Amos — Fein. niedriger Viehhirt, fond 
ein Eigenthuͤmer großer Heerden — hat mehrer 
ſchwere Stellen, die zum Theil gluͤcklich eroͤrte 











merkung daß Jin nicht Aven, ſondern Un ode 
Uhn auszuſprechen fen Un-iftein noch peut; 
Tag 





N ’ 


Üeberfegung. des A. T. 565 


Tage - wegen ſeiner Schoͤnheit beruͤhmtes Thal, 
ohngefehr vier. Stunden von Damaſkus nach der 
Wuͤſte zu;, auf der andern Eeite iſt das auch 
bier genennte Eden, Ueber 8. 4, 2. 3. finden 


wir zwar bie Veberfegung: es Fommen Tage 


über euch, da man euch in Rörben weg; 
tragen und euer Ende in ſchwarzen Töpfen 
feyn wird: ftüchweife follt ihr heraus ger 
nommen und nach Armenien geworfen 
werden: Allein wir treffen auch in der Anmer- 
fung dag Bekenntniß an, weldyes man von einem 
minder geübten Ausleger felten abgelegt findet, 
daß der Hr. R. felbft nicht Hoffe, den Sinn ge⸗ 
roffen zu haben, Der Hauptfache nach mag ber 
Einn zwar bald gefaßt werben: die Kühe werden 
gefchlachret und gekocht; und die vornehmen Das 
men von Samarien, die mit Kühen Baſans 


verglichen werden, follen ins Erilium fommen: . 


allein die Worte im Original behalten noch Dun- 
felheit und Armenien wirb nicht unter ben Ge- 
genden genennt, wo die Iſraeliten bin translocirt 
worden. ESollte vielleicht die Stelle einiges 
tiche mehr gewinnen, wenn man manxn nicht 
bon ur fonbern von yx> berleitet, wie Jerem. 
4, 7. vergl, Schroeder origg. hebr. p. 282. und 
ya, weldyes doch fehmwerlich Armenien bes 
deuten fan, als ein Subflantiuum anfieht, von 
Do putrefcere, daher 710% losus putredinis. 
Die hienge vielleicht mit dem gebrauchten Bild 
zuſammen.) 8. 7, 4 wird von einem Geſichte 
des Propheten geredet , wie Gott dem Feuer ge⸗ 

Nnz, boten 


— 


. 


366 Fortfegung von Michaelis 


boten habe, welches das große Meer und bas 
Theil (por, fehr etymologifch) verzehrte. Hier 
findet. der Hr. R. große Schwierigkeiten, weil 
das Meer fein anders ats das mittelländifche feyn 


koͤnnk und ſich doch nicht leicht fagen lieſſe, wie 


daſſelbe vom Feuer verzehrt werden ſolle. Er 
weiß nichts anders daraus zu machen, als daß 
feuerfpeiende Berge im Archipelagus entſtanden 
ſeyn, welches dort nichts unerhörtes ift. „(Die 
“größere Schwierigkeit ift, was denn dieß Ent: 
ftehen neuer Inſeln im mittelländifchen Meer den 
Iſraeliten zu Amos Zeit für Untergang drohte, 
wie man nad V. 5, annehmen müfte. — Der 
Natur, der Geſchichte der Damaligen "Zeiten und 
dem poetifchen Styl wäre es wohl angemeffener 
. unter dem großen Meer (mar dym) dieXVofken 

zu verftehn, welche von der Hige verzehrt würden: 
Dann wäre pırı das Feld, das bey diefer allge: 
suginen Dürre ausgefaugt wurde. So verbindet 
„auch Joel x. und 2, Heuſchreckenplage und Duͤrre.) 


* Das Buch Fond, deffen Innhalt fo roman 
tifeh, und beffen Abfiche fo zweifelhaft iſt, bat, 
wie ich glaube, durch die Erläuterungen, Die es 
bier erhält, fehr viel gewonnen, es iſt wenig« 
ftens Innhalt und Abficht in einem ſolchen Gefichts» 
Punkt dargeftellt, daß beydes nicht mehr ein ges 
sechter Anftoß für den Forſcher und für den Spoͤt⸗ 
ser Anlaß zum Gefächter werde, Das ganze Buch 
iſt Fabel, oder wenn dieß anftöffig ift, Apolog, 
ein moralifcher Roman, ber den Haß der üben 

WW gegen 








Ueberfeßung des A. T. 467 


gegen andre Voͤlker beſtrafen und in feiner wahren 
Geſtalt als. unbillig und chörige darftellen ſoll. 
Die Unmahrfcheinlichkeiten, daß ein göttlicher 
Prophet gegen einen Auftrag Gottes fo viel Wider 
willen hegen, aus Palaftina, um nicht nad Mies 
nive gehen zu müffen, nach Spanien fihiffen, 
gerade im Sturm fo ruhig fehlafen, von einem 
Ungeheuer, Carcharias, verfhlungen, und im Baus 
‚Se deſſelben drey Tage leben foll; die Predige in 
Ninive, bey der nichts von den Sünden der Stade 
gedacht wird, die genaue Beſtimmung der Zeit 
des Untergangs in 40 Jagen; bie allgemeine 
Bußfertigkeit der Niniviten, die ſogar bi zum 
Thron hinauf feige (und doc) ummöglich in Ente 
fagung der Abgoͤtterey beftehen-Fonnte ,) und das 
ganze Berragen des Jonaͤ nach feiner Predigt find 
lauter Dinge, die in einer Fabel fich beyſammen 
vertragen, aber ale Gefchichte, mar fey auch noch 
ſo freygebig mit den Wundern, die doch auch hier 
feine vernünftige Abficht hatten, ganz unerträgs 
lich find: Die Aehnlichkeit der Hiftorie des Je⸗ 
nas mit einer ähnlichen Fabel vom Herfules, der 
eigentlichen Gottheit der Phönicier, erhöht Die - 
Wahrſcheinlichkeit, daß alles Mythologie oder 
Roman iſt. Freylich verliert der Charakter des 
„Jonas: aber er wird uns auch nie zur Nachah⸗ 
mung empfohlen ;_ und ein erbichtetet Jonas Fan fo 
gut ein Borbild von Jeſu feyn oder vielmehr mit 
Jeſu vorglichen werben, als wir täglich Romanen 
oder Fabeln· Charaktere zu Bergleichungen mit wirk⸗ 
lichen Perfonen gebrauchen. Wir fagen täglich, 

u Nn4 barm⸗ 


' | . * 
568 Fortſetzung von Michaelis 


barmherzig wie der Samariter, arm wie $aza- 
rus, unbarmherzig wie der reiche Mann, ob wir 
gleich alle überzeugt find, daß Yo Lazarus und 
‚fein Gegenfüßler der reiche Mann, der Samariter, 
erdichtete. Perfonen im Xpolog fin. — Ueber 
die Anlegung dieſes Apologs zur Beftätisung ber 
Wahrheit, daß Gort auch der Heiden Gott fey, 
dürfen wir gar nichts fagen, der Schluß des Bu: 
ches, der ſo rührend ift, legt dieſe Moral .offen 
genung dar. Wenn man hiermit die Bemerkun⸗ 
gen, roodurch Leß in feinen vermifchten Schrif 


ten die Hiftorie Jonaͤ zu retten ſucht, und die 


Hnpothefe, daß der Fifch ein Schif, mir dem Na: 
Men: großer Fiſch, gewefen fen, foorinnen Jo⸗ 
nas drey Tage Herberge fand, vergleiche, fo wird die 
Michaelifche Darftellung weit einleuchtender feyn. 


Die Weiſſagung Michas 4.und 5. find als eine 
Geſchichte der Juͤden nach dem habylonifchen Exi⸗ 


lium erflärt, und benden erften Berfen, meldye aus 


Jeſaia K. 2. entlehnt find, die von ung ſchen anger 
zeigte Anmerkung des Hr. R. (ſ. unfre Bibl. 1. Th. 
S. 584.) wiederholt, mit der Beſtimmung, daß 
wahrfcheinlich die Worte von dem Frieden der 
Juͤden unter der Perfianifchen Herrfchaft Die Rede 


fey. V. ı2. und 12. gehöre in Die Zeitender Mac- 
cabäer; v.14 fchilderedie Belagerung Jeruſalems 


von dem Herodes vergl. Tofeph, A. I. XIV. 9,14. 
16. 18: (Man wird bier in den Anmerfungen 
3weyerlen Verfionen angegeben finden: ein Fall, 
der öfter vorkommt und leicht. verwirrt, zumal 

da 











Ueberfeßung des A. T. 69 


da ſie beyde als Text daſtehen, woruͤber der Hr. 
V. commentirt. Die eine iſt: gehe nun auf 
Feldzuͤge aus, du kriegeriſche Stadt: man 
- beiagert uns: mit dem Stock ſchlaͤgt man 
den Richter Iſrael auf die Backen, Die 
andere: nun aber gebe auf Räubereyen aus, 
dur zur Aauberbande werdende Stadt! 
u. ſ. w.) 8.5, 1. ift nun nach der Ordnung der 
Begebenheiten Weiffagung vom Meßias, 


Nahums Reden haben, nach der gegründeten 
Meynung des Hr. N. einerley Zerftörung von ' 
Ninive zum Oegenftand, die erfte unter Sarda⸗ 
napal: und die Erklaͤrung iſt ein groffer Beweis, 
wie das Sicht der Welrbegebenheiten durch feine 
zurücgemworfenen Strahlen die Finfterniß ber 
MWeiffagungen aufhelle. Doc) bleibe ben einzelenen 
Stellen nod) Dunkelheit übrig, in melche dag 
Mondenlicht der Kritif einen Echein bringen muß, 
3.€. 8.2,7.8. heiſt es Bier: Die Flußſeite 
ift eröfner, und der Palaft mit wallenden 
Fluten uͤberſchwemmet. (2x:M wird noch zu 
v. 7. gezogen, und anders, ich Fan nicht finden 
wie? punftire.) Sie (Minive) wandert und 
wird weggefuͤhrt: ihre Maͤgde (die übrigen 
©:ädte) feufzen wie die Tauben u.f.w, - 


Mor Habakuk — dem feyerlichen Propheten 
im hohen Dichterſchwung — finden wir gleich 
beym Eingang der Michaeliſchen Erflärungen die - 
Proteſtation, daß ſonderlich im dritten Kapitel 
viele Dunkehet übrig ‚bleibe, — Durch eine 

nz . boppelte 


\ 


370 Fortſetzung von Michaelis. 


boppelte Henderung ber Sesart wirb von K. 1, m 
folgende bequeme Ueberfegung gegeben: Du 
Jehova, mein Bott, du, der feines gleichen 
nicht bat, bift doch von_Alters ber und 
firbfi nie (non nd), Zu Strafen haft du, 
Jehova, dieß Volk beftimmt und zur zZuͤch⸗ 
tigung als ein Schwerd gewest. Wenn 
man frage, ob die leztre Aenderung nöthig ift, fo 
_wird Die Parallele die gewöhnliche $esart von Tw - 
und no ziemlich beftätigen. Du baf fie 
vet, wie einen Selfen, unüberwindlich ge: 
macht, weil fie Werfzeuge zu ftrafen feyn follen, 
— Der Glaube, der K. 2, 4. empfohlen wird, 
foll der Glaube an die Erfüllung der Weiſſagungen 
Jeſaiaͤ und (bie noch nicht eriftirenden) SXeremiä 
ſeyn. Durch diefe Meinung wird die ganze Stelle 
u raͤchſelhaft. In Habakuks Ode, die den Aus: 
legern immer eine Uebung der Kunſt war, find 
einige Stellen fehr gut geändert. V. 2. lieſet er 
o»v Spa, dein Werk baue wieder aufwenn 
die "Jahre heran kommen. Dieb paßt ganz 
£reflich zu 8.2, 2°4., wo geduldiges Harren auf 
die Hülfe empfohlen wird, — V. 9. wird über« 
fegt: Entbloͤßt, gerichtet ift dein Bogen, 

. Deine Pfeile trinken Blur, wie du zugefagt 
haſt. Ströme fpalteteft du, daß Land 
hervorkam. Die ee ift fehr groß, und Ha 
bakuks würdig: aber dem Original wiffen woir fie 
nicht anzupaffen. rdas mittlere Cofon mıy2% 
Yon MO, auch.mit der gröften Ueberſetzers und 
Kritikers Freyheit, zu überfegen: _ deine Pfeile 
— (mn) 


\ 





Ueberſetung des A. T. J 571 


(ro) trinken (mwav, find ſatt). Die Ders 
heißung! oder nach deiner Verheißung trinken 
die Pfeile Blut, würde faum jemand ohne Zwang 
wagen: und daß lejtere YAN span mama würbe 
in jedem Fall grammatifch gut heißen; Die Erde 
firudelte Fluͤſſe aus. — Wir zweifeln niche, 
daß Dathe in feiner Erklärung dieſer ſchweren 
Stelle weit mehr befriedigen wird. — Dagegen 
‚io, 13. durch eine glüdliche Vermuthung in 
den Anmerkungen die Uenderung ax in ix 


vorgefihlagen: Du entblöfleft die Brumdvefte - 


bißan den Fels, auf welchen der Grund gelege 
ift. Sie ift fo natürlich und die gewöhnliche Sesart 
fo wunderlich, daß wir ihr allen Beyfall verfpres 
den. — V. 14. behält der Hr. R.die Ueberſetzung 
Luthers bey — weil er gar nichts anders finden 
fan. — V. 16, ift die Ueberſetzung gariz neu und 
eigens Ich höre ee, mein Lei ersittert, 
beym Donnerfchlag beben meine Lippen, 
meine Rnochen werden mürbe, die Süffe 


zittern unter mir: da ich doch am Tag der .. 


Angſt Aube haben werde, wenn das'Dolk 
zu Selde gebt, das Yegen uns wohlchätie 
feyn wird. Wir würden faum glauben, bar 
bey diefer Verſion der maforerifche Text zum Grund 
fiege, wein es von Hrn. V. nicht ausdrücklich vera 
fihert würde. Denn: wir dachten, es werben» ſtatt 
By7, und Yan ſtatt VN gelefen. Ohne bie 
erftere Aenderung wäre die Michaelifche Ueber: 
fegung kaum zu rechtfertigen: und die letztere Hätte 
wenigftens doch einen Zeugen, die LXX, wiewohl 

| | pol 


672 Fortfekung von Michaelis 


wir vermurhen, daß der Hr. M. das Wort von 
"2 ableitet. Und doc) iff der Eina fo adäquar, 
daß er fich mit den andern Auslegungen immer auf 
die Wage wird legen laffen. 

Ohne aus, Zephanias oder Haggai einiges 
auszuzeichnen, gehen wir zu Zacharias, der an 
Viſionen — immer der ſchwerſten Art ber Dffen- 
Barung — fo reich if. Sogleich bey. K. 1,8:10, 
geftehe unfer Verf. daß er überfegt, wie gewoͤhn⸗ 
Sich, aber die Ueberſetzung felbit für.irrig halte. 
Seine wahre Meinung fen fo abweichend von den 
übrigen, daß er fie nicht — auch als Vermuthung 
nicht — zu fagen wage. Das heift wohl, den Appetit 
reißen: und felbft der Entfchuldigungsgrund, weil 
- feine -Meinungfnoch nicht zu verläffig fen, reiße 
mehr, Denn es fommen noch mehrere kritiſche 
und hifterifche. Konjekturen vor, -und es ift ung 
Fein Ausleger befannt, der hier über Schwierig« 
feiten in den Worten geklagt hat. Wir finden 
fie in der Deutung des Bildes, und aud) hierinnen 


niche fo ausnehmend, wie im Solgenden, — 


Fuͤr bie orthobore Dogmatif koͤnnen wir eine 
‚nene Beweisftelle in der Lehre Yon der Gottheit 
des Sohnes, die ung hier genennt wird, niche 
unberührt vorben laflen: Wir machen vielleiche 
manchen mehr Freude damit, als mit etlichen 
Bogen andrer Obfervationen. Sie ift K. 2, 12.13. 
So fpricht Jehova Zebaorh; nach vorher 
gegangener Ehre (vieleicht die dofx Kassa vor 


der Welt?) bat er mich su den Dölkern ge⸗ 


ſandt — — ihr ſollt gewahr werden, daß 
Jehova 


⸗ 


© Ueherfeiung des A. T. 573 


Jehova mic) geſandt har. ch fehe nicht, 
fagt die Anmerkung hierüber, wie diefe Stelle, - 
anders als vom unerichafnen Engel d. i. der 

zweyten Perfon der Gottheit verftanden werden 
fönne. Gewinnen wird diefer Beweis ſchwerlich 
einen Unitarier, und, wo man evidente Beweife 
wählt, auch fehmwerlich in die Dogmatiſchen Sy⸗ 
ftemie aufgenommen werden: Denn man wird . 
immer fagen Finnen: man muß nur bey den 
Morten umaw 133 nn das fo oft ausgelaffene 
“ON ergänzen: und dann träge ber Prophet, ber 
ſich für einen Gefandten Gottes ausgiebt und Die 
Jiebe Gottes gegen Iſrael rühmer, die Sentenz 
Gottes in den erften Worten des dreyzehenden 
Verſes vor, und ſchließet mit der gemöhntichen 
Klaufel: dann werdet ihr erfahren, daß Gore 
mich, den Propheten, geſandt hat. — Die übrigen 
Geſichte K. 3,9. 10, 4,1. fgg. find noch zu dunkel. 
Ueber K. 3, 5= 11. wird die Meinung angenommen, 
daß das Geficht eine Damals im Sande herrfchende 
Sünde, unrechtes Maas und Scheffel, anzeige, 
Eine Hypotheſe, die viel Aufmerkſamkeit verdiene - 
und erhalten wird, — Das neunte Kapitel hat 
zur Ueberſchrift: Weiſſagung vom Zinbruch 
Alexanders des Großen in Syrien: von 
dem Schug, den Gott in diefem Kriege 
Jeruſalem wiederfahren läft; von einem 
friedfertigen und erwuͤnſchten Rönige Zione, 
dem Meßias; von den Siegen der Macca⸗ 
bier, Sogleich im erfien Vers wird in | 
punktirt, und als ein Hauptſatz überfeßt: * 


574 Sortfegung bon Michaelis * 
ibm (dem ungenannten Sieger) geſchenkt. Hier 


ſuchen wir noch immer auch in der letztern Helfte 


bes Verſes einen bequemern Sinn: denn dag ges 
wöhnliche: Denn Jehovas bat ein Auffeben 
auf die Menſchen u. f. ro: möchte in den Wor⸗ 
ten des Originals Dre PP» mmb faum liegen. 
Bey v. 11. wird-die $ieblingsmeinung des Hr. R. 
von einer Fünftigen politifchen Größe des jüdifchen 
Staats nach der Judenbekehrung wieder hervor⸗ 
gefucht, weil leiblidy (wörtlich) die meBianifche 
Herrſchaft noch bisher nicht fo weit, als hier be⸗ 
fchrieben wird, ausgedehnt worden, und, wie 
bie Worte geiftlich zu erflären, nicht zu ent 
decken if. (DerMittelmeg würde feyn, eine 
metaphorifche oder bildliche Erklaͤrung: es ger 
hoͤrt zur Beſchreibung von Regentengroͤße im juͤdi⸗ 
ſchen Begrif; und wie nunauf eininal Ruͤckſchritt 
von einer ſo entſernten Begebenheit auf die Zeiten der 
Maccabaͤer v. 11.2) Vom eilften Kapitel an wird 
alles dunkel, und auch hier wankt der Hr. V. zwiſchen 
der Erklaͤrung der Weiſſagung aus der Maccabaͤi⸗ 
ſchen Gefchichte und zwifchen der Vermuthung daß 
ihre Erfüllung noch bevorſtehe. (Wixd vom vierten 
Vers an eine neue Rebe angenommen, fo fcheint 
eine dritte Erflärung noch die bequemfte zu feyn; 
die Meinung, daß die Zeiten bes Meflias und 
bie legte Zerftörung Jeruſalems befchrieben werden, 
wie. auch Dathe annahm und die Ausdrücke fo 
deutlich fordern. Die drey Hirten wären alsdann 
nicht drey einzelne Perfonen, ſondern dreyerley 
Regenten ber Nation, die in einem Monat zu 
> &rumde giengen,da dis ganze Sand feirie chemgn 


> 


! 


Veberfebung des A. T. | \ 513 


Verfaffung verlor. Die beyden Staͤbe, Noam 
und Chobelim, Gnade und Duͤndniß druͤckten 
die Abſichten des Meßias aus, Gnade zu vers 
fünbdigen und bie Verbindungen -in Iſrael fortzu⸗ 
fegen. Jener wird zerbrochen, zum Symbol, 
daß die bisherigen Veranſtaltungen Gortes für 
die Erhaltung des Staats ein Ende hätten, (v. 10.) 
wodurch fich Diefer Hirte, der MeBias, genugfamt 
als einen Gefandten Gottes legitimirt: dieſer wird 
gebrochen, zum Symbol, daß die Verbindung 
zwifchen Juda und Iſrael aufhoͤre. Was dieß heiſſe, 
iſt alerdings dunkel, aber foll es etwan erſt noch 
erfuͤlt und einſt nach der Reſtitution der Juͤden die 
beyden großen Reiche wieder abgeſondert werden? 
— Mir wollen hier nicht erinnern, daß die UXX. 
dynn geleſen haben, welches einen andern Sinn 
giedt, als rn: auch das letztere lieſſe ſich ver» 
theidigen. Bruͤderſchaft iſt Vereinigung, buͤrger⸗ 
liche oder religioͤſe. Die erſtere wurde zwiſchen 
Iſtael und Juda aufgehoben, durch ein neues 
Erilium; die letztere durch die Zerſtoͤrung des 
Tempels: und der Sinn waͤre doch nicht weit her⸗ 
geholt Juͤden und Iſraeliten, die ſich nach dem 
babylonifchen Exilium wieder vereiniget hatten, 
werden in dieſer giuͤckſeligen Eintracht nicht weiter 
leben! Noch beſſer aber als dieſe Vermuthung 
ſcheint es uns zu ſeyn, wenn wir wirklich ein 
neues Schiſma der Juͤden, hier aber prophetiſch 
d. h dunkel beſchrieben faͤnden. Tuba und Ifrael 
Bene fie wieder, Juda iſt Pe sr aͤchten 
erehrer Gottes, wie Zion; Iſrael Name der 
v \ ' F ⸗ Abtruͤn⸗ 
| » 





376 Fortfeg. von Michaelis Ueberfeb. des A. T 


Abtruͤnnigen. Entſtunden nicht aus der jübifchen 
Nation zwey neue Haufen: aͤchte Gottesverehrer, 
Chriſten, und Abtruͤnnige, die alten Juͤden?) — 
-Mit mehr Zuverlaͤßigkeit, als wir Fonft funden, 
wird beym Anfang des K. ı2. verfichert : die hier 
angehenden Weiffagungen müffen in eine uns 
noch bevorftehende Zukunft gehören. (Diefe müfte 
wohl auch zugleich nad) 9.12.13. 14. eine Reſti⸗ 
£ution der verlornen jübifchen Genealogien mit» 
bringen: und wie unwahrſcheinlich, ich will nicht 
ſagen, wie ohne ein ganz ausnehmendes Wunder« 
were unmöglich) ift dieß!) — Bey den folgenden 
Kapiteln würde ficher der Scharffinn eines fo 
‚geübten Auslegers und eines Kenners der Sprache, 
Sitten und Denfart der Juͤden minder Anſtoß ge⸗ 
funden haben, wenn er ſeine eigne Grundſaͤtze uͤber 
den Gebrauch der Fabel in prophetiſchen Schilde 
rungen, worüber er bey $oroch fo fein. urtheilte, 
angewendet haͤtte. So lange uns nicht gezeigt 
werben fan, wozu fo weite Hinſicht auf.die ferne 
‚Zufunft ben: Zeitgenoſſen der Propheten nügen 
Fönnen, und roozu fie jezt nuͤtzen foll; fo lange.die 
‚Beobachtung des ganzen Ganges der Weiffagungen 
ift, daß Begebenheiten, die erft nach Jahrhunderten, 
oder gar nach Jahrtauſenden erfolgen follen,eine Deuts 
lich und ausführlich, mit Entwicklung einzefner Um⸗ 
ftände, befchrieben, fondern nur Winfe darauf gege: 
ben werden; fo lange ſind wir gegen Die Hypotheſe, 
daß die Propheten A. T. fü weit hinausſehen, fehr 
‚mißtrauifch, — Aus den übrigen Propheten, bie 
biſtoriſch und meiſt hell ſind, wollen wir nichts aus 
zeichnen! II. 











1. 


Henrici Comfantini Cras I. V. D: 
et Prof. in illuftri Athenaeo Amftelodam. 
difputatio, qua demanfiratur, sulluminethica Chri- 
fiana praeceptum elle, quo et ‚Anguli ciues in röm- 
modis fuis  jequendis et principes in republica 
ficundum politices regulas adminiftranda impe- 
diantur, quae praemium ex iaſtitut 
Stolpiani lege reportavit, 5 


Accedunt de eodem argumenta di iferta- 
Hiones irer.. — 


Lugdeni Batarorum apud Sam..et Ioh. Liecht« Ä 
0... zmans. 1783. 4. maj. ı Alph. 17.8. 


icht bloß Einwürfe der Gegner bes Chriften“ 
| thums, die aus uͤbelverſtandenen Vot⸗ 
fhriften der Religion ober aus der Vermiſchung 
der Grundfäge und Regeln einzelner Religions 
" Parthepen mit den Befegen der Religion ſelhſt, 
Politik und Religion unvertragfam fanden, fondern 
auch wirkliche Erfahrungen , daß Menſchen, un 
ihren Pflichten, wie ſie glaubten, als Chriſten 
Genuͤge zu thun, bald die haͤußliche, bald bie 
buͤrgerliche Wohlfarth daruͤber aufs Spiel ſetzten 
und zerruͤtteten, waren opnfehlbar bie Beranlaffung 
zu der Preißftage, worüber bier vier Antworten 
im Druck erſcheinen: ob fich die. chriftliche Moral 
denn ſo ganz mit Der Klugheit im Privatleben und 
in der Regierung vereinigen laſſe, daB niche, um 
Voderl. DibLaD, 5, De. den 





578 Stolpifhe Preißſchriften 


Daun · ſtrengern Vorſchriften der erſtern getren zu 
bleiben, die letztere aufgegeben, oder um dieſe aus⸗ 
zuuͤben, von jenen eine Ausnahme gemacht werden 
muͤſſe. Ihr Sinn und ihre Abſicht wird hier in 
der Vorrede noch näyer. beſtimmt, daß aus der 
Geſchichte der Welt, der Staaten und einzelner 
Menfihen . Sälle aufgefuche und gegeben würben, 
bey denen ein rechtfchaffener Mann oder Regent 
in Verlegenheit war, weil es fehlen, daß eine 
andre Entſchli jeſſung nach Religion und Gewiſſen, 
eine andere nach der Klugheit und den Umſtaͤnden, 
gefaßt werden muͤſte; und daß hernach von ſolchen 
einzelnen Faͤllen gezeigt würde, wie harmoniſch 
dabey Vorſchriften der Klugheit mit den Vor—⸗ 
ſchriften der Religion ſeyn, und wie diejenigen, 
die an der Vereinigung beyder verzweifelten , bie 
‚Klugheit zu leben mit einer. eigennägigen und in 
den Folgen ſchaͤdlichen Verſchlagenheit vermiſchten 
- (oder vielleicht auch willkuͤhrliche Religionsgeſetze 
annahmen, oder richtige ſalſch anwendeten.) 
Dieß waͤre freylich immer der beſte Weg, uͤber 
ein ſolches Problem zu entſcheiden, die Aufloͤſung 
dieſes Raͤthſels nutzbar zu machen, und bie Geg— 
ner, welche uͤber die chriſtliche Sittenlehre weiter 
nichts ſagen koͤnnen, als daß ſie bey allem Adel und 
einleuchtender Heiligkeit in der Welt nicht durchaus 
anwendbar ſey, zu beſchaͤmen. Denn wirkliche 
Geſchichte bleibt immer lehrreicher als erdichtete: 
und eine Caſuiſtik qus der Romanenwelt kan nie 


ſo entſcheidend ſeyn, als die aus der Geſchichte, 


wo man die Umſt ande nicht fr wie man fi pe zur 
. It: 


Dr — € « r 52 
Zu Zr .7 — vo 86FF I om 


vom Jahr 1781, 579 
Entſcheidung braucht, zuſammenſtellen kan, ſon⸗ 
dern ſchon beyſammen antrift und, wie ſie ſind, 
beurtheilen muß. Indeſſen blieben auch bey dieſem 
hiſtoriſchen Wegy die Frage zu beantworten, die 
Schwierigkeiten zahlreich und erheblich. Naͤhme 
man die Beyſpiele aus ber aͤltern Geſchichte, ſo 
iſt es ſchwer, und oft unmoͤglich ſich in die Situa⸗ 
tionen des Handelnden zu verſetzen, und alle Um⸗ 
ſtaͤnde aufzuſuchen oder wahrzunehmen ‚ die bie 
Klugheit bey ihren Enefchlieffungen nügte und wor⸗ 
nad) fie handelte; fo iſt es ſchwer, das wahre | 
Intereſſe zuverläßig zu beflimmen,, baßder Han , | 
deinde entweder bes Gewiſſens wegen hintanfeßte, Ä 
ober mie Verletzung des Gewiſſens ſuchte; fo iſt 

vielleicht der Fall oft. zu. erwarten, daß die Grund« 
ſaͤtze der heutigen Politik — der häußlichen, die 
fo vielerley Veränderungen und Geftalten durch 
Clima, Gewohnheit, Verſchiedenheit der Be⸗ 
duͤrfniſſe u. a.m. gewinnt — und ber bürgerlichen, 
Ä welche wieder durch Staatsverfaffung, Regierungs- 
Form „Verhaͤltniß gegen Nachbarn und Staats⸗· 
beduͤrfniß verfchieden modificiree wird, — von 
den Grundſaͤtzen ber aͤltern merklich abweihen _' - 
und folglich die Urtheile über. Das, was Lebensklug⸗ 
‚ beit forderce, widerſprechend ausfallen, Würden 
aber Die Benfpicle aus den neueren Zeiten entlehnt/ 
fo möchte fie wieder vielleicht zu arm, oder füßüe 
inen Privatmann die Kunſt zu Schwer feyn, alle 
ie Lagen genau zu beobachten, „welche auf ben 
th und die Klugheit Einfluß harten. Ueber⸗ 
aupt aber waͤre e dieſe hiſtoriſche Beantwortung | 
Oo 2 der 


* 





80. Stolpifehe Preißſchriften 


der ganzen Frage mehr hinreichend, zur Verthei⸗ 
digung und Rettung der Ehre der Religion, wenn 


ijdghre Gegner ſich auf wirkliche Colliſions-Faͤlle bes 


rufen, wo Religion und Gewiſſen der Klugheit 
nachſtehen muſten; als nuͤtzlich und praktiſch, um 
daraus zu lernen, wie man ſich in ſolchen Faͤllen 
zu verhalten habe. Sollte ſie theoretiſch abgehan⸗ 
delt werden, ſo koͤnnte man entweder ein aͤchtes 
Syſtem der Politik d.i. der Kunft, im haͤußlichen 
und Staatsangelegenheiten das befte Sjutereffe zu 


erkennen und zu befoͤrdern, entwerfen und mit 


den daraus abgeleiteten Regeln die Worfcheiften 
des Chriſtenthums zu vergleichen; oder man koͤnnte 
zuerft ein Syſtem Der lautern chriſtlichen Moral 
entwerfen und dann zeigen wie wenig eignes oder 
"öffentliches Intereſſe je bey der freuen und weiſen 
DBefolgung der chriſtlichen Anweiſungen in Ge⸗ 
fahr gerathe; wie dig, Aufopferungen, die das 


Chriſtenthum fordert und die Einfehränfungen, die 
es ung fegt,gerabezu zur Gluͤckſeligkeit mitwirken und 


unentbehrlich find; wie Die Gränzen der Pflichten, 
wie fie die Religion ordnet, keine andern ſeyn, 
als diejenigen, wolche eine erleuchtete Weisheit 
veſtſetzt; wie eine Religion, deren Anordnungen 
ſich alte in dem Punft von allgemeiner Ötüffeligfeit 


Ber Menfchen vereinigen, ihreeinzelnen Borfeheiften | 


ohnfehlbar nur da. angewendet wilfen wolle, 


die Klugheit wahre und -wefentliche —*8 


entdeckt und hofft, aber nicht da, wo menſchliche 
Einſicht wirklichen und unvermeidlichen Schaden 
fürs Banye. febt; 2 und wie bie ‚permeinte Politit᷑, 
die 





vom Jahr ꝛ7389.3. 38r 
die im Privatleben ſich mit Argliſt, Unreblichkeie 


und Falſchheit verſchwiſtert, ober in oͤffentlichen Ge⸗ 


— 


ſchaͤften und im Staate kein andres Syſtem als 


Abſicht auf Deſpotengroͤße, Ruin und Taͤuſchung 
der Nachbarn, Gluͤck einiger Buͤrger mit Unter⸗ 


gang der andern hat, nie Anſpruch auf den Na- 


men einer wahren Ktugheit machen fan, weil fie 
in ihren Folgen fogar zerftörend wird. Wir wer⸗ 
ben finden , daß nach beyden Methoden bie vor 
gelegte Frage beantwortet wurde: mur baf die 
meiften Verfaſſer zu viel allgemeine Säge und 


nicht hieher gehörige Erklärungen oder Beweiſe 
vom Einfluß der chriſtlichen Sittenlehre auf das . 
Wohl der Staaten mit einmifchten , und. fih auf ° 


alle diejenigen Einwuͤrfe einfiefen, nach denen man 
Chriſtenthum und Gfückfeligfeit der Stoaten für 
unverträglidy ausgeben wollte. 

Die erfte Abhandlung, welche auch den Preiß 
in ber Stolpifchen Stiftung davon trug, abgefaßt 
von D. Eras, zerfälle in Orey Abfchnitte. Der 
erfte zeige kurz, und außer dem Wege zur Dei 


antwortung ber Frage, wie geſchickt die Vorfehriften 


der chriftlihen Sittenlehre :feyn, Privat und 


Staatswohlitand zu befördern; wie enge fie das 


Band zwifchen Regenten und Unterthanen Erüpfe, 


und wie auch der Negent, bey der Ausübung der 


gemeinen chriftlichen Tugend, ein guter duͤtzlicher 


und patriotifher Kegent feyn werde, obgleich 

Chriſtenthum den Regenten nie eigne Regeln giebt. 

Bey biefer ofnen Klarheit ber Sachen muß man 

fih bilis uͤber die N der chriftlichen Br 
| 0 3 oo 


2 


32. Ctolpife Preißſchriften 


ner verwundern ‚ nach denen Chriſtenthum und 


Politik unvereinbar feyn follten! und es iſt zuerft 


nöchig, die Quellen: diefer Verleumdungen auf 


zuſuchen um fie verftopfen zu koͤnnen. Dieß ver. 


ſucht der B. im zweyten Abſchnitt, und er muß 


es leider! zugeftehen, daß die Moral die Kirchen« 


värer der erſte Anlaß dazu war. Ihre moͤnchiſche 
Strenge, Einſiedeiey, Coͤlibat, Herabwuͤrdiqung 


des Eheſtandes und Empfehlung (nicht Ausuͤbung) 


einer ſtoiſchen Gleichguͤltigkeit, war allerdings 


Zerſtoͤrung der menſchlichen Geſellſchaft: und wenn 


dieß Chriſtenthum waͤre, ſo waͤre freylich buͤrger⸗ 
liche Ordnung und Gefelligkeit mie der Religion 


immer im Streit: allein Gottleb! daß man nan 


ferne, Schwärmeren von Tugend, und Ueber 
fpannung in Forderungen an die Menfchheit von 


achten Gefegen des Evangelii abzufondern, und 


x 


die Kirchenväter in der Moral noch weniger zu 
‚achten, als in der Glaubenslehre. (Wir finden 
auch nicht, daß dieſe Grundfäge einiger auſteren 


Moraliften, außer einigen Gelehrten, viel Ber 


fall gefunden, den Feinden der Religion damals 
bedenklich gefchienen, und den Sfaaten gefährlich 


geworden. Da die Moͤnche den Hof kennen lernten, 
wurben fie durch etwas ganz anders, als dur) 
ihre Strenge in der Moral gefährlich und 


ſchaͤdlich) Allein mit mehr Schein nehmen 


die Gegner des Chriſtenthum ihre Beſchuldigungen 
fetbft aus bem R. T. ber: und, um biefe abzu— 
weifen ‚ verfucht der Verfoffer zuerſt einige Aus 


legungsregeln über moraliſche Steflen veſtznſetzen. 
Es find fünf, die gewiß richtig in der Ehen, 


—X 


— 


vom Zehr ig. 6583 


aber deſto ſchwieriger in der Anwendung ſind. 
Die erſte: viele Befehle find tropiſch und aliegoriſch, 
tie Matth. 16, 6-12, 5,29.30. 18, 8. 9. 19, 12. 
(mo doch nicht Befehl iſt. ob. 10, 11. Suc. 14. 
(cogite intrare) u. a. (Allein an welchen Merk⸗ 
malen kan man das Daſeyn der Metapher oder 
Allegorie erkennen? In welchem Fall muß man 
den buchſtaͤblichen Sinn verlaſſen? und aus wel⸗ 


chen Gruͤnden laͤſt ſich in ſolchen Anweiſungen und 


Befehlen der Gebrauch eines uneigentlichen Aus« 
drucks rechrfertigen? Iſt die in allen Fällen fo 
leihe?) — Die zwente Negel: Vieles wird im 
Evangelio allgemein und ohne Einfchränfung unter. 
fage: aber es follen damit nur die Mißbraͤuche 
und Fehler, welche bey den verbotenen Handlungen 
vorfommen, geradelt, oder aud) nur die mindere 
Wichtigkeit folcher Dinge vorgeftelle werben. 
Nach dieſem Grundſatz muͤſſen nach ſeiner Mei⸗ 
nung die Ermahnungen beurtheilt werden, ſich 
ſelbſt, und Eltern, Kinder u. ſ. f. zu verlaͤugnen, 
(dieß iſt aus Macth. ‚Io, 37. vergl. $ue. 14, 26. 
ganz Flar,) himmliſch gefinnt zu feyn, die Welt nicht 
zu lieben, den Reichthuͤmern zu entſagen. Denn 
alle diefe Vorfchriften follen nut Mäfigung im , 
Streben nad) disfen Dingen, nur Bereitroilligfele 
fie zu entbehren,, ‚oder aufzugeben, nur die Ge 
ſinnung, fie.minder als Tugend zu ſchuͤtzen, em⸗ 
pfehlen. (Einige folhe Vorſchriften find nicht 
einmal allgemein, wie Luc. 14,26. Matt. 19, 29.), 
Nach diefer Regel fälle auch der Vorwurf weg, 
als‘ oo »PBibiepn ie und iTenfoften Col: 2, 8 


I Tim. . 


x 


t 


/ - 


"56 Ciolpiehe Ppreitſcheiten 


Tim.s6, 20, Tit. 3,9 und Annehmung von Chem 
bezeugungen Luc. 14, 8-11. .Matth. 23, 5-12: 


den Chriften unterfagt wurden, ba doch nur Miß⸗ 
braud) davon verboten wird. Die dritte Regel: 
Einiges wird allgemein gefagt, mas nur unter ges 


wiffen Einfchränfungen verftanden werden muß, 


wie ı or. 5, 10. So verſteht der V. das Verbot 
der Ehefiheldungen,. das dem Montesquieu 
(gegen weldyen bier mehrere Bemerfungen vor« 
tommen) fo anftöfig geweſen ift, und meine, Jeſus 
nenne Eine Urfache, obr.e andre gleichwichtige aus⸗ 


zuſchlieſſen, wiewol es ſcheint, bag Pilatis 
Meinung, Jeſus rede gar nicht von oͤffentlichen 
und eigentlichen Eheſcheidungen, ſondern ven 

Privatentlaſſungen der Weiber, ihm noch vor⸗ 


züglicher fcheine. : Wiertens, manche Gefeße und 
Ordnungen find nur perfonell und temporeli (au 


lokal), wie Matth. 10, 5.6. Die Erklaͤrung 


Dauli tiber den Coͤlibat ı Cor. 7, 1,10. vergl. 26. 
29. Die Gemeinfchaft der Güter (wovon bie 
Begriffe noch fo unbiblifch find); die Wermeidung 
gerichtlicher Proceffe ı Cor. 6. Endlich: einige 


Ermahnungen find. euch hyperboliſch· Dem Ta- 
del folcher Formeln begegnet er mit einer Stelle 


‚aus Seneca de Benef. 7. 22. quaedam praecipi- 
mus ultra modum, ut ad verumet fuum redeant. 
Dahin wird nicht bloß das Urtheil Jeſu über den 
Reichthum Matth. 19, 23.26. ſondern auch bas 


Verbot der Eidfhwüre gerechnet (das wohl zur 
zweyten Regel gehören möchte), Die Frage über 


VWVerſtellung und Simulatien wirt, mit Deuiehuns 
_ 2 au 


- 


— 








"vom gahr 7Br. "gg 


uf Orotius de I. B.et B.L. n. cs’ und einige 


andere Lehrer des Naturrechts übergangen: (ſie iſt 
doch noch nicht beruhigend beantwortet). Ueber 
bie Zuläffigfeit bes Zinsnebmens, wowider $uc. 

6, 34. zu ſtreiten fcheine, Pan auch feine Frage 


mehr ſeyn, wenn die Rede Jeſu hyperboliſch ft. -_ . 


Endlich fomme er. auf Proceffe und Kriege, deren 
Unzulaͤſſigkeit die Spötter des Chriſtenthums 
dem Evangelio ſehr dreiſte auf buͤrden: und nimmt 
wieber in den Befehlen Matth. 5,39. 8,1. Hy⸗ 
perbef und Zeitgeſetz an. Ben Joh. 8, 7. if nur 
einzelner Fall, ber nie Regel. giebt, {noch dazu 
wegen bes Fritifchen Verdachts gegen dieſe Stelle 


ein fehr ‚zweifelhafter Fall) und Roͤm. 2,1. inuß 
ſehr verdreht werden, mern man ein Urtheit 


wider bürgerliche Gerichte darinnen finden will, 
fewie der Ausſpruch March, 26, 52. wenn man 
das Schwerd dem. Krieger zu entziehen gebenft. 
(Wir. Gaben, nichts gegen hyperboliſche Anordnun⸗ 


gen: allein häufig fönnen fie nicht vorkommen, 


ehne Mißdeutung, und alfo auch offenbaren DUB 
brauch zu veranlaffen: und es ſtuͤnde bahin, ob 
das, was unfer Apologet dahen rechnet, nicht füg« 


licher fefale und temporelle Anmweifungen heißen . 


koͤnnten, bie in der damaligen Sage ber erffen 


Ehriften, im der Regierungsform der jübifchen 


Republik und Der üben in bem römifchen Gebiete, 
und in bem großen Verfall der Moralität ihren 
guten Grund haben, manches möchte auch nur 
polemifch gefagt feyn, um bie Pparifäihe Moral 


in ihter Bloͤße darzuftellen) — m dritten . 
W re Theil 


no 


/28 


J 


? . & 


536 Stolpiſche Preißſchriften 


Theil werden endlich noch einige Einwenbdimgen 


beruͤhrt, welche man aus richtig angenommenen 
Morfchriften des Ehriſtenthums gegen die Lehre 
Jeſu und ihre Unſchaͤdlichkeit für die bürgertiche 


Geſellſchaft gemacht hat. Hiebey wird zuerft des 


\ 


& 


Engellaͤndiſchen Schwärnter Madan's, befen 
Buch Thelyphthora, wireinft ſchon anzeigen, und 


andrer Freunde der Polygamie gedacht und'gegen 
fie erinnert, daß nicht nur die Annehmlichfeiten bes 
epelichen Lebens weit geringer bey der Polngamie 

8 in ber Monogamie find, fondern daß aud 
felbft die Hoffnung, arößere Wolfsmenge zu 


erhalten, der Polygamie nicht günftig ſey. Wäre 
dieſe Hoffnung auch gegründet, wie fle es doch 


ſelbſt nach Montesquieu nicht iſt, ſo iſt bloße 
Volksmenge weder die hoͤchſte Gluͤckſeeligkeit eines 
Landes, noch ber erſte Wunſch und Die uneinge⸗ 


ſchraͤnkte Abſicht "eines Regenten, der es weiß, 
, Daß nicht viele, fondern gut gebildete Bewohner 


bes Landes den allgemeinen Wohlftand ausmachen. 


Aber eben diefe Bildung der Bürger leidet bey 


. ber Polygamie: bey welcher wegen der gleichen 
Anzahl der Perſonen beyderley Geſchlechts Ver⸗ 


wirrung unvermeidlich iſt. Noch weit haͤufiger 


hat man den Befehl, ſanftmuͤthig, nachgebend, 


bemuͤchig zu ſeyn, für nachtheilig ausgegeben, als 


"ob er ſchwache, dulbfame, feige Menfchen bilde, 


Schon Machiavell leitet hiervon die Schwäde 


und den Mangel an Tapferkeit her, (den man 
wohl feinen weichlichen Landesleuten, aber nicht 
den übrigen chriſtlichen Nationen vorwerfen fan): 


Bayle 





— 5 + 1 
1 


vom Jahr sr! © 387 
Bapfe fürchtet daher, daß fichlein ganz chrifſtlicher 
Staat nicht dauerhaft erhalten würde: Diberoe 
und, nochmehr, Rouſſeau (du contr. Soa'4, 8) 
fagen das nemliche, daß die Vollkommenheit einer 
chriſtlichen Verfaſſung der. Grund von ihrer Zers 
ftörung ſeyn müfte, ohne zu bedenken, daß eine 
zerftörende Vollkommenheit aufhört Vollkommen⸗ 
beit zu ſeyn oder als folche dem Ehriften empfohlen 
zu werden. (Die befte Widerlegung dieſer An- 
flagen giebt ohne Zweifel die Gefhichte) — 
Die zweyte Abhandlung in hofländifcher 
Sprache ©. 89:191. hat einen Kaufmann im 
Rotterdam Pieter Verfiop, zum Verfaſſer, und 
it in vier Kapitel getheilt. Er geht von den 
Grundfägen einer gefunden Politik aus‘, die er in 
den beyden erſten Kapiteln entwirft; und vergleicht 
hiermit Die Vorſchriften des Chriſtenthums, fomel 
die, welche mit jenen Maximen zuſammentreffen 
(K. 3.), als auch diejenigen, welche ihnen entgegen 
zu ſeyn ſcheinen, (8. 4. mit Beleſenheit, Scharfſinn 
und Ausführlichfeit. Um die Regeln der geſunden 
Staatskunſt zu .entdecfen, entwirft er nicht eine 
Platoniſche Republik, fondern diefreye und weife 


Regierungsform in feinem Vaterlande ſoll 


ihm bie befte Anmeifung darzugeben. (Der Repu⸗ 
blikaner mag doch zumeilen eine andere Politik 
Haben, als fie in Monarchiſchen Staaten ange ' 
rommen werden muß; wenigſtens die Arten der 
Anwendung allgemeiner politifcher Kegeln, richten 
ſich wie es ſcheint, nach der Verfchiebenheit der 
Regierungsform.) — Seine erfte Negel für den 

| Regenten 


» 


d 


\ 


Wiſſenſchaften befördert, . Sanbbau, . Guben 


En 7 
8 Stolpifihe Prefkfehrifien. 
Kegenten iſt: Ordnung, Ruhe-und Sicherheit 


® befördern ,: wozu gehört: Handhabung der 


Religion und Beförderung der Tugend, Ber 
leihung der Gewiſſensfreyheit; ungefränfte Be⸗ 
wahrung der natürlichen Freyheit und Rechte des 
Volkes; Sorge für bie vollkommenſte Autorität 
der höchften Macht; weife Gefege; Strafen nad) 
den. Vorfchriften der Weisheit, Billigkeit uud 


Gfrechtigkeit; unparthepifche Mechtsfprüche ben 
den Streitigkeiten der Untertanen; Enthaltung 
von ungebührlichen Auflagen; Beförderung der 


Eintracht unter den Gliedern der Regierung; 
firenge Gerechrigfeit - gegen andere Nationen; 
(bier wird. die Frage; ob man feine wahren Ab» 
fihten den Nachbarn verbeugen und fie wohl gar 
in der Meinung des Gegentheils beflärfen kann? 
mit a! beantwortet: es fen ja Pfliche, feinem 


- Scheinfreund, der unfere Offenherzigkeit miß⸗ 


brauchen fan, feine Geheimniffe zu verhehlen.) 


- Unterhaltung des Friedens, fo lang es moͤglich ifl, 


aber zugleich, wenn diefer durch andere unterbsochen 
wird, Gebraud) der ganzen Macht des Landes 
zur Vertheidigung (alfo bloß Defenfioftieg, im 


Pleinerer Staaten und der heutigen Nepublifen 
gemäß fenn: aber größerewerden wohl noch andere 
Urfachen bes’ Kriegs, auch ohne Ungerechtigkeit, 
finden.) Die zweyte Hauptregel für den Re⸗ 


genten beſtimmt ber V. in der Beförderung ber 


Gluͤckſeligkeit des Volkes, indem er- Künfte und 


chif⸗ 





"Zall des Ueberfalles: dieß mag wohl ber Volnt 


| 


vom Jahr 78. 58 


Schiffarth und Handel belebt; die Ehen befoͤrdert; 


der Armuth und dem Muͤſſiggang ſteuert, und 
die Volksvergnuͤgungen, wenigſtens unſchaͤdlich, 
und, wo moͤglich, nuͤtzlich macht. Die Sorge 
bes “Bürgers im Oegentheil muß nach Kap. 2. 


Darauf gerichtet feyn, daß der’ Eouverain die 


nöchige Macht in Handen habe, um ihn in feinen 
Rechten zu fehüßen; daß er als ‘Bürger’ bie heil« 
fomen Abfichten feiner Obern aflezeit unterftüge ; 
feinen Mitbuͤrgern (Kindern, Freunden, Armen, 


Bedruͤckten, jedem in feinet Maaße) nüglich werde; 


ihre Achtung und Siebe dagegen erhalte, . feine 
Gluͤcksumſtaͤnde verbeſſere. Wie Fan dieß alles 
ohne Tugend, oder fo ficher als durch fie gefchehen ? 
— Mit diefem Entwurf einer vernünftigen Politik 
wird nun im Öritten Kapitel Die chriftliche Sitten» 
lehre verglichen -und gezeigt, wie fehr fie dieß alles 
begünftige und fomohl Regenten als Bürger dazu 
anmweife. Sie hebt niche. nur nie das Naturrecht 


auf, das jene Morfchriften ertheile,. ſondern 


veredelt es auch: Es war. nicht ſchwer, dieß ſowol 
aus einzelnen befondern Gefegen der chriftlichen 


Keligion, als ans den allgemeinen. Vorfchriften 
‚derfelben: Alles,. was ihr wollt ꝛc. was rede, 


was ſchoͤn, lieblich iſt zc. zu zeigen, Es gehört 
aber auch nicht / ſo eigentlich hieher, wie der Innhalt 
bes K. 4. zeigt, wo hewieſen werden foll, daß bie 
chriſtliche Sittenlehre, nichts lehre, was gegen die 
geſunde Staatskunde oder gegen Die Angelegenheiten 


(belangen) des Bürgers ſtreitet. Die Namen, 
und Befchuldigungen von Tindal, Bolingbroke, 
— der 


it 
. 


— — — 


so Steonlpiſche Preißſchriften 
der Grafen von Schaftesbury und Hume 
kommen dier vornemlich vor und mehr die Samm⸗ 
hıng ihrer Anklagen als die Antworten darauf, 
Die zwar befriedigend, aber nicht geſchaͤrft genug, 
x. nd, meift Wiederholungen des ſchon von andern 
- dagegen Öefagten find, bringt dem Verfaffer Ver⸗ 
bienft. Es find meift Anrirhefen gegen die Ber: 
laͤumdungen ber Deiften vorausgefeßt, und dann 
darüber commentirt. Erſte Antithefe:‘ Die 
Lehre von einem finftigen Leben ift unferm zeitlichen 
Gluck nicht nachtheilig: gegen Schaftesbury. 
— (Weder der Einwurf iſt in feiner ganzen Staͤrke 
0». bargeftelle, welche er aus Deni Befehl, das Ewige 
zum Hauptaugenmerck, mit Hintanfegung bes 
Seitlichen, ‚zu machen, erhält: noch Die Antwort, 
Daß ein fünftiges Leben nur bey einem treuen Ge: 
braud) des Gegenwärtigen glüclich fen werde, 
weicht alten Bedenflichfeiten aus. In den uͤbri⸗ 
gen Preißſchriften iſt Dieß-beffergefagt.) örbepte 
Antitheſe: Die chriftlihe Sittenlehre begimftige 
Peine Unvertragſamkeit, gegen Poltaire’s Anklage 
aus Matth. 10, 34. 18,17. ı Cor. 3,5. ı Tim, 1,20. 
2%. 7, 16, Die Antworten find die gewoͤhnlichen. 
Dritte Antitheſe: Die chriſtl. Sittenlehre giebt 
keine Veranlaſſung zur Tyranney, Ungehorſam und 
Geſetzloſigkeit. Hier wird Chubb riberlegt, der 
‚wegen. Rom. 13, 1. ſgg. Drey Klagen gegen Pan« 
lum bat, daß er den Urfprung der Regierung auf 
einen falfchen Grund baue, zu allgemein. fage, 
die Obrigkeit trage das Schwerd zur Strafe, 
(crug es, frage Chubb, auch Herodes zur Strafe, 
on 0 u als 


\ 





vom Jahr IB 591 


afs er ben Jacobus tödtete?) und aud) den Ger . . 

Horfam gegen Thrannenbefehle. Auf folhe So 

pbiftereyen darf man ſchwẽrlich ernfthaft antwor⸗ 

ten. Am Schluße wird noch, mit fehr wenig _ 

orten des Eides gedacht, über deffen Rechtmaͤ⸗ 

figfeie der V. nicht recht deutlich ſpricht. (Finden . 

Die Gegner ber Religion den Eid im Staate als 

etwas unentbeßrliches, fo ehren fie die Religion 

Dadurch-genugfam, aber ihre eigene Waffen tödten. 

fie Danp!) - Vierte Antithefe: Die chriſtliche 

Sittenlehre entzieht niemanden die Behauptung 

feiner Rechte, gegen Chubb und Tindal,' wor ° ' 

von jener befonders Marth. 5; 39:48. dife. 

Matth. 18, 22. für ſich anführt und mißdeutet. 

Auch Hier war es leicht, das Chriftenrhum oder 

wjelmehr den Sinn Diefer Stellen zuretten; (aflein ' 

ob nich ſchon Werläugnung oder Einfchränfung | 

des Gebrauchs feiner Rechte, . welche unſtreitig 

dos Chriſtenthum fordert, . nachtheilig feyn? 

wäre eine anbere Frage; und dann muͤſten wohl 

genauere Beftimmungen hierüber gegeben. werden, 

ſowohl um die Natur diefer Verlaͤugnung zueigen, 

als auch zum Beweis, daß fie der menfihlichen 

Geſellſchaft und dem, der fie übe, nicht nahe , 

theilig fen.) Sünfte Anfirhefe: Die hriftliche 

Eittenlehre mißbillige weder Öelehrfamfeit noch 

. Ehen, meift gegen Tindal und Bolingbrote, 

die ſich mit ı Cor, ı, 19. unb ı Cor, 7, ſchuͤtzen 

wollen. Auch hier find die Antworten befanntz 

, und das, was Über. Verbot der Polygamie. er ber 

gehre night einmal zu behauptan, daß ſie wirklich 
Er erbeten 





92 EStolpiſche Preihſchriften 


verboten fen, und meint, es fen ſchon genug, daß 
die chriftliche Lehre: diefelbe nicht gebiete: denn 
wenn dieß ‚gefchähe, fo wäre es wider die gefunde 
Politik: als ob nicht die Erlaubniß dazu ſchon 


undpolitiſch waͤre ) und über das Verbot der Eher 


fcheidungen aus Michaelis mofaifchen Recht vor- 
kommt, Fan wieder nicht neu ober ganz befrie 
digend beißen. Sechſte Antitheſe: Die chriſtl. 
Sittenlehre hindert den Bürger an der Aufmerf. 


ſamkett auf feinen ‚zeitlichen Wohlſtand - nicht. 
- Zuerft gegen Hume, der in dem Befehl der 


Selbflverleugnung and Demuth ein zerflöhrenbes 


Verbot von Ehrbggierde, ohne welche Fein großer 


Mann je gelebt oder gehandelt har, finden will. 


Ihm ift Demuth und Verachtung feiner Vorzüge 


. Eins; aber er kennt ſicher die. Natur. der rifft. 


> 


Demurh nicht, oder entſtellt ſie: und Selbfiverläug- 


- nung iſt immer ber eigne Charakter eines Helden. 


Hernach gegen Chubb, dem die Gemeinſchaft der 


‚Würer,, welche das Coangelium fordern fol, mit 


der Sorgfalt. für irrdiſche Güter und ihren Beſitz 


‚umvereihbar ſcheint: als ob fie Befehl, nicht Zeit 
anſtalt, und, wenn man die Wahrheit fagen will, 


nicht bloß eine frenmwillige Aufopferung eines Theils 


feiner Güter zum Beften der Armen geweſen waͤre. 
Siebente Antithefe: Die chriſthiche Sittenlehre 


unterſagt nicht Vertheidigung und Liebe bes Vater⸗ 


landes; gegen Schaftesbury. Tapferkeit an 


ſich ſelbſt, erinnere er, iſt Feine Tugend; ſon⸗ 


dern ſie wird durch die Objekte beſtimmt. Sind 


| Biefe würdig; ff ug Poing von Pi 





u 


2. wm Habe 1zBr. 293 


und Aeuſſerung deffelben mit Weisheit verbunden: - 
dann rühme man, fie als Tugend. Vaterland» 
liebe ift blinder Trieb oder Ungerechtigkeit gegen 
andere Völker, wie fie es ben Römern und Juͤden 
war, menn fie etwas anders ift, als die Neigung 
unfern Mirbürgern nüglich zu werden, und An 
werrdung der allgemeinen Pflichten der Gerech⸗ 
tigkeit und des Wohlmwollens auf die Glieder der. 
Geſellſchaft, zu welcher wir als Bürger gehören. 
Wenn dieſe Tugend nicht ausbrücflid) von Chriſto 
befohlen worden, fo liegt ‘doch der "Befehl dazu in 
allgemeinen Gefegen der Billigfeie, welche das 
Evangelium enthält. ° Es war auch nicht nörbige 
damals diefe Tugenden zu Befehlen; dern fie wurden 
geübt: es war fogar weife, daß Jeſus von den 
Heldenrugenden vor Juͤdiſchen Zuhörern ſchwieg. 
Einer zur Empörung geneigten Nation Vater» - 
fandstiebe zu predigen, Förmte leicht Anlaß zum 
Aufruhr geben, Chriſti Beyſpiel predigt laut 
Heidenmuth und Siebe, ſich auch für fein Vater⸗ 
fand aufzuopfern: und die ganze Religion giebt 
' dem Chriſten die ſtaͤrkſte Ermunterung, Held 
und Patriot zu werden. — (Der Punkt, ob 
nicht ſtrengſte Aufrichtigkeit und Wahrheits⸗ 
fiebe oft nachtheilig werden muͤſſe, ob dieſe ohne 
Schaden Regententugend werden koͤme? und 
einige andre, doch minder erhebliche, ſind von 
dieſem Verfaſſer nicht beruͤhrt: deſſen Syſtem 
der Staatsverwaltung vielleicht ſchon zu plan 
toniſch iſt. ) u 


- D5derl.Bib,ad.3.6r Dr Kine 


vI x 
k 
, 


04 Ciolsie Preihſcheiſten 


- Kürze, Präcifion, Reinigkeit des. Ausdrucks 
und Abfonderung fremder außer dem Bezirk ber 
Preißfrage liegender Unterfuchungen und Betrach⸗ 
tungen erhöhen dem Werth der dritten Abhand⸗ 
fung eines Ungenanten, welche felbft mit der 
gefrönten Preißfchrift noch um dem Vorzug ſtrei⸗ 
ten. möchte. Auch hier find vier Abfchnitte, wos 
von der erfte den Sinn der vorgelegten Frage 
beſtimmt. Wir mollten dieß allen Gelehrten 
einpfehlen, welche Preißfragen beantworten : denn 
die Fragenden wiſſen fehr felten die Kunſt, ſich 
beftimme auszubrüden, ober fie hüllen ihre Auf 
gaben in ein ſo ehrwuͤrdiges Dunkel, daß es ſchwer 
iſt, nach ihrem Sinne zu antworten, aber deſto 
leichter, wenn die Preißſchriften eingelaufen ſind, 
um erſt zu ſagen, was die Meinung geweſen ſey. 
— Bor allen fragt er alfo, was bie Vorſchriften 
der chriſilichen Sittenlehre feyn? und bemerft, 

daß das Chriſtenthum nieht ſowohl einzelne Hand⸗ 
lungen beſtimme, als vielmehr bie ganze Geſiunung 
des Menſchen bilde, ihm die hoͤchſte Vollkommen⸗ 
heit als Ziel vorſchreibe, und die Klugheit, zu 
waͤhlen, was das beſte ſey, — gerade die wahre 
und aͤchte Politik — empfehle Eben fo kurz 


und genau iſt er in der Beſtimmung, was Staates 


klugheit ſey? Er findet in der Veranftaltung 
desjenigen, was gemeines Wohl d. h. des Staats 


und feiner Glieder, erhält und mehrt, d. h. inder | 
- Sorge für die Gefege, die jedem Staat, feinem | 


Bebürfniffen und feiner Verfaſſung angemeſſen, 
d. h. Plug feyn müffen. Hierdurch ift ber Weg 
.. jus 





vom Fahr un 395 


zur Beſtimmung der Frage geoͤfnet. Es ſind 
eigentlich, wie richtig bemerkt iſt, zwey Fragen: 
Sind diejenigen Vorſchriften, welche einer klugen 
Staatsverwaltung entgegen ſind, wahrhaftig 
Chriſtliche? und ſind die erweißlichen chriſtlichen 
Geſetze ihr wirklich entgegen? Die erſte Frage 
zu beantworten ift freylich nicht noͤthig. Wie 
fan man Folgen aus erdichteten Lehren der Religion . 
mit Recht auf Rechnung der Religion fehreiben? _ 
(Indeſſen ift bey. den Gegner doch der Fall oft - 
vorhanden) Stimmt man die leßtere Frage an, 
fo find wieber zwey Fälle abzufondern: Befehle 
oder verbietet die Religion etwas, das bie buͤrger⸗ 
liche Gluͤckſeligkeit hindert und ſchwaͤcht? und, 
Ban Politif zumellen etwas zu rathen fiheinen, 
bas nach) ben Gefegen bes Chriſtenthums unerlaubt 
ift? Nach diefen Beftimmungen der Frage wer⸗ 
den im zweyten Kapitel die chriftlichen Vorſchriften 
mie den bürgerlichen Geſetzen kurz verglichen. 
Diefe find immer ihrer Natur nad) auf. einzelne 
Staaten und auf äußerliche Wohlfarth einges 
ſchraͤnkt, daher auch immen veraͤnderlich: “jene 
weit ausgebehnter in ihren Umfang, ba fie ſich 
auf das ganze Glück der Menfchen und befohbers. 
auch auf Befferung des Herzens verbreiten, allen: 
Menfchen und Zeiten angemeffen. Dieſe enthalten 
meift Zwangspflichten, jene auch folche, die außer . 
den Zwang der Menfchen liegen u. ſ.w. (Di 
lieſet man gerne, um fo. mehr, da es alles fo ſchoͤn 
gefagt ift: aber es dient faum zur Aufklaͤrung dee 
Frage und. iſt zu allgemein.) — ‚Das dritte 


Li 


306.  &tolsiiche Preißſchriſten 


Kapitel unterfucht. nun näher das Verhaͤltniß ber 
hriftlichen Keligion gegen den Staat, wieder 
nach vier Punkten. Erftlih: Chriftus wollte 
- keinen ‚Staat errichten, welches ſowohl aus den 


feyerlichen Erflärungen Jeſu, ob. 18, 56. als 


auch aus dem Innhalt der chriftlichen Lehre be. 
wiefen wird, welche durchaus nicht die Geſtalt 
eines Gefeßbuchs hat; - Doc) wollte Jeſus, zwey⸗ 
tens, feine Religion nur in einem eingerichteten 
Staat einführen (moluit nifi in reipublicae fede 
collocare).. Die Gefchichte der Religion zu allen 
Zeiten lehrt, daß Chriſtenthum nur und am gluͤck⸗ 
lichſten in ‚ordentlichen Staaten gediehen, fo wie 
die Vorfchriften beffelben außer der Geſellſchaft 
ber Menfchen (allein dieſe muß nicht gerade buͤr⸗ 
gerlich ſeyn) gar nicht ſtatt finden koͤnnen. Wiſſen⸗ 
ſchaften Finnen nicht anders als in einen wohlge⸗ 
orbneten Staat empor fommen: aflein ohne 
Wiffenfchaften erhält ſich Chriſtenthum nicht. 
Wie kan die chriſtliche Religion. den Staaten 
ſchaͤdlich oder gefaͤhrlich ſeyn, ohne ſich ſelbſt zu 
ſchaden und Untergang. zu bereiten? Iſt aber 
auch, fragt ber V. drittens, die Religion für diefe 
Vortheile, die fie vom Staat erndet, dankbar 
genug? und hindert fie nicht wenigfteng bie bürger- 


liche Wohlfarth und Klugheit? Allerdings ift es 


bier merfwürbig, daß, da. die Worfchriften der 
Religion Jeſu fo mannigfaleig find, doth keine 
- darunter angetroffen wird, welche ‚für die Politik 
etwas beftimmt. - Sie läft alfo berfelben ihren 
ganſen freyen Sarg, ohne ibn einzufchränfen 

| ober 





| 
| 


“ id 


vom Jahr nd, der 


ober aufzuhalten: und fie muß.es thun, weil buͤr⸗ 
gerliche Ordnungen, wenn fie vernünftig ſehn ſollten, 
le allgemein ſeyn koͤnnen. Allein weit entfernt, 
der (Geſetzqebenden) Staatsklugheit hinderlich zu 
ſeyn, hilft ſie vielmehr dem Staat auf, durch die 
Forderung der Liebe, die ſich gegen Wohlthaͤter, 
worunter Staat und Vaterland vorzuͤglich gehört, 
thaͤtiger beweiſet; durch die Gottesfurcht , welche 


wahre Weisheit iſt, (dieß dürfte genauer ausein- 


andergeſchzt ſeyn;) durch Die Geſinnungen, die fie 
im Chriſten hervorbringt, die Geſinnung der 
Unterwuͤrfigkeit, der. Achtung für die Geſetze, der 
Duldung des Unrechts aus Ehrerbierung gegen die 
Shrigfeitu.f. fe Und wie mag man nad) ber 
Geſchichte den wohlthaͤtigen Einfluß der Meligion 
Jeſu auf die Staaten verfennen, da fichebar ift, 
daß die hriftlichen Staaten an Flor, Sicherheit, - 
Größe und innrer Stärfe den übrigen .fomeit 
überlegen find, Sehr natürlich) wirb ber neuern 
Beichuldigung Gibbons, daß das Chriſtenthum 


die Urfache vom Verfall des römifchen Reiches fey, 


bier begegnet , Durch die richtige Bemerkung, daß 
Conſtantin und feine Nachfolger: die Religion niche 
einmal recht gefannt haben ;. daß zur Erhaltung _ 
eines Staats große Männer gehören und allerley 
Nebenurfachen mitwirfen müffen, daß die Reli⸗ 
gion, wenn jene nicht auftreten und biefe nicht vor« 

handen find, unſchuldig ift, daß man eben hieraus 
fehen fönne, wie bie Religion die Unterflügung 
durch bürgerliche Kraft nicht nörhig Habe; bafl 


endlich, nach langen Vorbereitungen, der Sturz 
es | bes 


398 Stolpiſche Preibfchriften 
bes römifchen Kaiferthums durch die Theilung des 
Reiches, durch Theodoſius dem Großen am meiſten 
ſey befördert worden. Aber gebot das Chriſten⸗ 
thum dieſe Theilung? Nahm fie Theobofius aus 
Billigkeit vor, fo fordert die Religion ja feine 
Billigkeit, welche mit bem gemeinen Beſten 


fireitet. Endlich wibmet ber B. feine Aufmerl- 


famfeit im vierten Kapitel benen hriftlichen Vor⸗ 
fchriften, welche mit einer flugen Staatsver- 
waltung fireiten follen. Es find entweder allge: 


meine .oder befondere. Zu jenen gehört theils 


die Vermeidung aller Laſter, ba body ohne Laſter ein 
Staat niche gluͤcklich ſeyn koͤnne — eine Hypotheſe, 
bieder Verfaſſer der Fabel vonden Bienen geträumt 


bat, und die wohl Feiner ernftlichen Widerlegung 


bedarf — theils die Empfehlung bes himmli⸗ 
fdyen Sinnes, woraus Verachtung der irrdiſchen 
Dinge und Vernachlaͤſſigung des bürgerlichen 
zeitlichen Wohlftandes unvermeidlich folgen ſolle, 
als ob es nicht klar waͤre, daß der Sinn der 
Forderungen Matth. 6, 33. Col. 3, 2. blos dahin 
gehe, Chriſten follten, wenn fie durch bie Eorge 
und Gefchäftigfeit für dieß Leben an ber Beſor⸗ 
gung ihres ewigen Wohls gehindert würden, jene 
. als das umedlere aufgeben: allein Thätigfeit für 
Die fünftige Welt fan ohne Tugend, und Tugend 
kan ohne Ihärigkeit fürs gemeine Beſte nicht 
gedachte werden. Zu biefem gehört (wohl am 
erſten) der Befehl, ganz aufrichtig und unverſtellt 
zu veben und zu handeln, welches um fo mehr 


anſtoͤſig iſt und Hier i in Betrachtung kommt, 


| 


N 
vom Jahr 17er, 599 


nöhnficher es ift, Politik und Verſtellung wo nicht 
ganz fir einerley, doch für fo getreue Schmeftern _ 
ju halten, daß die erftere ohne die fegtere nicht ſtatt 
finde. Allein wenn auch Polltif niche ohne Ver⸗ 
ftellung (Simulation und Diffimulation) fi 
denken lieffe, fo ift nicht jede Verftellung Betrug . 
oder Mangel an Aufrichtigkeit, wenn bie fiebe 
dabey nicht leider, fondern vielleicht fie fordert und 
fid) dadurch beweiſet. Wenn Solon fid) rafend, 
wenn Socrates gegen feine Schüler ſich unwiſſend 
ſtellt, jener um des gemeinen Wohls willen, dieſer 
um ihre Aufmerkſamkeit zu reitzen und ihren Ver⸗ 
ſtand zu ſchaͤrfen: ſo wird ſie niemand Betruͤger 
nemen: Allein Luͤgen koͤnnen nie den großen Nas 
men von Politik führen, denn fie vermindern die, 
Glaubwürbigfeit deſſen, ber fie wagt, machen 
ihn zur vertraulichen Freundſchaft untüchtig, noͤthi⸗ 
gen ihn, immer andere zu beobachten, machen 
bin jeder Rede furchtſam und mißtrauifch, und. 
überhaupt unfähig, leicht und glücklich Das gemeine 
Veſte zu beforgen, weil feine Aufmerkſamkeit ſich 
immer auf die Sorgfalt, nicht entdeckt zu werden, 
heften muß. (Dieß wird kaum beruhigend ſeyn. 
Man wird ſagen, daß ein feiner Verſtand dieſem 
allen ausweicht, daß Mißtrauen auch gegen den 
chriſtlichen Mann ſtatt finder, daß Aufrichtigkeit 
oft Verraͤtherey werben koͤnne und daß man bey 
Öffentlichen Verhandlungen bie Verftellung (don 
ſo gemößnfich finde, daß durch fie der fides pu- 
blica nicht gehindert werde. Vielleicht kaͤme bie 
obige Bemerkungen bequemer: Chriſtenthum rede 
Pp4 blog 


6. Stolpifche Breißfchriften 
Wie aber? Wenn Patriarch Rouſſeau den gurut 
fchädtich firfdet und als die Quelle Ber Armuth 
anfieht ? (und bat Johannes vom $urus geredet ?—) 
„ Aber das beftändige Gebet 1 Theff. 5,17. hindert 
bie Xrbeirfamfeit,“ als ob adharasmros nicht bloß 
die Dauer des Geberes, wenn es niche gleich 
erhöre wird, empfehlen wollte Vom Schwören 
und Kriegführen wird —5 auf die gewoͤhnliche 
Art geredet. — Die Unterſuchung und den Be 
weis, daß bie Kegeln ber Staatsflugheit nie 
etwas fordern Fönnen, das nach dem Chriſtenthum 
unerlaubte ift, hat diefer Verfaffer mie Recht 
übergeben zu fönnen geglaubt. 


In der vierten Abhandlung über die Preiß- 
frage, deren Berfaifer Joſeph Pap de Sagaras, 
Profeffor zu Vaſarhely oder Neumark in Sieben- 
bürgen iſt, ift dieß das Worgüglichfte, daß er im 
erften Theil, nach dem Sinn der Frage, zeigt, 
es liefe ſich fein Fall tm gemeinen eben ausfindig 
machen, wo es beffer und zuträglicher waͤre, bie 
. Pflichten der Gerechtigkeie und ber Liebe hintan⸗ 
zufegen und aufjugeben, als ſtandhaft und unger 
kraͤnkt auszuüben. Die Einfchränfung der Vers 
gnügungen, welche das Evangelium forbert, ift 


nicht nur fehr heilfam, da die Gefahr der Verei- 


telung und des Verluſts ber Unſchuld ſehr groß 
WE, ſondern auch um fo viel leichter, je mehr der 
Menſch durch reinere Freuden des Gewiſſens für 
die Entbehrung der übrigen Bergnügungen ſchadlos 

gehalten wird. Die Auſopferung des Lebens um 
Gottes, 


— — — — — 


— 


vom Jahr 78. 6Gog 


Sottes, der Religion und der Tugend willen, iſt 
jwar eine harte Forderung: allein wieder nicht 
gefährlich für unfre Gluͤckſeligkeit, nicht übertrieben, 
da, außer andern Gründen, das $eben ja auch in 
andern Fällen, ohne Hoffnung eines großen Ge⸗ 
winnes, aufgeopfert werden muß. Die Ausübung | 
der firengften Gerechtigkeit fan zwar unferm Pris 
votintereffe zumellen nachtheilig werben: allein’ iſts 
ächter Gewinn, wenn wir etwas durch Zerflörung 
ber natürlichen Rechte, durch Verluſt eines guten 
Gewiffens erfaufen, und wenn, wie unvermeidlich 
ift, die gefränfte Gerechtigkeit ſich wieder raͤcht? 
Einzelne Fälle von dieſer Art find verfchiedne berührt, 
Dahin gehört die gerichtliche Verheimlichung ber 
Verbrechen, die mit der Ehrlichkeit fraglich niche 
befteben Fan, und doch, um ber Strafe zu ent 
geben, rechtmaͤſſig zu ſeyn feheine: aber fie ift es _ 
nicht, weil Das Gewiſſen den Verbrecher zu keinet 
Ruhe gelangen läßt. Dapin gehört die Frage: 
Ob Noth fein Gebot habe.d. i. ob manin der äußers - 
fen Noth nicht mehr an.die Geſetze der Gerechtigkeit 
gebunden fen? Der Sr. V. zweifelt an’ der Niche 
tigfeie diefer Maxime, weil fonft die Kette unfrer 
Pflichten abgeriffen und in ber möralifchen Welt 
eine Luͤcke angenommen werden müfte, wenn es 
irgend einen Zuſtand gebe, wo Fein Gefeg gie: 
(Einen folchen Zuftand giebt es freyfich nicht: altein 
die Meiming der Maxime ift dieſe: es gebe zuweilen 
eine Verbindung der Umſtaͤnde, unter welchen 
basjenige unvermeidlich und aus Pflicht geſchehen 
muͤſe, was bey veränderten Umftänden unerlaubl 
wäre 


; 


—9— Stolpiſche Preißſchriften 


waͤre: die Beobachtung von einer gewiſſen Art 
der geſellſchaftlichen Pflichten muͤſſe zuweilen, weil 
Pflichten andrer Art beſonders der Selbſtliebe, 
vordringen, unterlaſſen werden.) Mad) jener Bes 


hauptung wagt er esnicht Han) zu enrfchulbigen, 


wenn ınan ben entſtandner Hungersnoth Menfchen 
toͤdtet, um fich zu ernähren: denn man fönne und 
dürfe ja niemals fein Leben durch eine von Gott 


verbotene Handlung erhalten, und auch zur Zeit 


der Noth würde einrechtfchaffner Mann lieber jedes 
Ungemad) tragen, als einen andern unrechtmäs 


‚figer Weife ambringen, befunders da er wife, 


Daß alles‘ ihm nach göttlicher Providenz begegne. 


(Allein dieß foll erft ausgentacht werben, ob ein 
folcher Todſchlag unrechtmäfig und von Gott ver⸗ 


boten fey? Iſt ers, fo wird ihn freylich niemand 








wagen dürfen. Man würde fagen fönnen: Wie 


Gott ber. Obrigkeit das: Schwerd Mifferhater hin 


zurichten gab, bios um der Sicherheit und Erhal⸗ 
ung bes Lebens andrer Menfchen willen: fo Fan 
es auch rechemäfig ſeyn, um mehrere zu erhalten, 
einen zu töbten: und gegen wen wuͤrde in biefem 
Fall Ungerechtigkeit begangen ?: Begen den Ge. 
töbteten nicht, denn er wuͤrde doch in ber Noth aus 
Hunger ſein Leben verloren haben, und er wuͤrde 
es fiir feinen Beruf halten, fein Leben für feine 
Brüder aufzuopfern :_ Gegen die Gefellſchaft auch 


nicht, benn fie- verliert Ein Glied, in ber Hoffnung, 
mehrere zu retten. - Und felbft bie Ueberzeugung, 


daß diefe Noch von Gottes Providenz fomme, 


wuͤrde ben rechtſchaffenen nicht. hindern koͤnnen, 


2 einer 


\ 


vom, gahr A 605 
einen Menfihen zum Schachtoyfſer für die Noth 


zu machen; 'weil man denfen fönnte, eben die 


Providenz, welche eine Noth verhänget, Zeige in. 
derfelben Das einzige Mittel der Erfaltung, durch 
den gervaltfamen Tod eines Gefellfchafters. Wenn . 
es in einem Schifbruch ganz. zu entfchuldigen iſt, 
einer? Entronnenen fein Bret zu entreiſſen, um: 
ſich felbſt vom Untergang zu retten: ſo wird jenes. 
nod) eher zu entfchuldigen fenn. - . Gleiches: Netheid 
falle er von benen, welche aus Noth ftehfen, wiewohl 
ec diefe eher entſchuldigen möchte, weil Verfagung: 
des Benftandes in ber. Noth nicht bloß Härte, 
fordern auch Ungerechtigkeit if, Indeſſen iſts 
wohl. ganz ſicher, daß in Fällen, wo wir ung durch 
wirfliches Verbrechen z. E. durch ein falſches 
Zengniß wider einen Unſchuldigen, Ehebruch und 
dergleichen retten koͤnnten, bie Noth weder Recht 
noch Entſchuldigung giebt. Noch haͤufiger, als 


dieſe Faͤlle kommen andte Umſtaͤnde vor, wo es 


nuͤtzlich ſcheint, die Beobachtung der Gerechtigkeit 
einzuſchraͤnken. So fragt man, ob es nicht recht 
ſey, einen Betrüger wieder zu betruͤgen? Unſer. 


Moraliſt mißbilligt es, weil es den andern deſto 


mehr jur Trenloſigkeit reißt, und weil wir leicht 
Ton andern zu unſern Schaden übertroffen werben 
koͤnnen. (Freylich währt ehrlich am fängften: 
allein wenn ih weiß, daß der andre meine Ehr⸗ 


lichkelt zu meinem Schaden mißbraucht? wenn er 


die Geſtalt des ehrlichen Mannes annimmt, um 
mic) zu berücden: fol Liſt über Liſt Hier nicht er⸗ 
laubt fm? nicht erlaubt ſeyn, den andern Fi ve 


— 


' 


) 


- 





605 Stolpiſche Preißfchriften 
Grube zu ftürzen, die et mir bereitet hat? Wem 
thue ich hier Unrecht?) So fragt man: ob man 
nicht, ohne Bedenken, fich in einer geſunknen 
Etaatsverfaffung, wo alles feil ift, auch durch 
vngerechte Mittel in die Aemter ſchwingen dürfe, 
wenn es nur in der Abficht gefchieht , befto mehr 
dem Staate nügen und aufsubelfen? Auch dieß 
verneint der Verfaſſer nad) feinen fehr firengen 
Grundfägen. Wenn man, fagt er, dem. Staat 
nügen und zu Ehrenaͤmtern gelangen will, fo muß es 
ducch die Mittel gefchehen, welche uns bie goͤtt⸗ 
liche Vorſehung zeigt: und ein honetter Mann 
wuͤnſcht immer, daß die Menfchen eher fragen, 
warum er ein öffentliches Amt nicht erhalten, als 
wärum:eresbefommen. (Der eftere Grund ließ 
die Frage übrig, ob man nicht fagen koͤnne, daß 
die Providenz, bie feine Wunder mehr chur, bem 
ehrlichen Mann jene Miteel, bie nur etwan da, 
durch ungerecht werben, - dag fie dem Unmürbdigen 
helfen, zeige, wenn fein anders da iſt, Die gewoͤhn⸗ 
ltchern nicht einfchlagen fönnen, die Klugheit eines 
ergreifen lehrer‘, das man fonft nicht gern wählt, 
md das Gewiſſen ihn von feinem innern Beruf 
überzeugt: Der andere Grund iſt ſchwerlich eine 
allgemeine richtige Maxime eines honett-homme, 
fondern nur etwan Troft für den verfchmähten, im 
Dunkeln wünfchenden Patrioten.)., — Ach bie 
andern Erfahrungen, baß eine durch niedrige 
Mittel erworbene Herrfchaft meift auch durch eben 


ſolche erhaften werde oder meiſt nachtheilig und 


ſchaͤdlich geworden, ſind nicht allgemein. — So 
| frage 


) 
. vom Jahr ızor. 607 


fragt man: Ob ein Hofbebienter nicht oft in Ge⸗ 
fahr feines Fürftens Gunft und fein Amt zu vers. 
lieren, gerathe, wenn er durchaus redlich fenn will? 
und obs nicht zumeilen noͤthig fen. dem Fürften in 
Fleinen Unbilligkeitennachzugeben, um in wichtigern 
Sällen beflo mehr zu gewinnen? — Mit Recht . 
fagt er hier: Mein. Denn ein Fuͤrſt, der unbillig 
genug ſeyn Fan, ‚treue Diener zu mißbrauchen oder 
ihre Freymuͤthigkeit übel auszulegen, wd fie Grund 
bat ‚. ift rechtſchaffener Bedienen nicht wech, 


Eben. ſo wenig läßt ſich ein Fal angeben, ma 


es noͤthig ‚wäre, die Pflichten der chriftlichen 
Menfchenliebe. um des gemeinen Beſtens willen, 


oder wegen eines Privatintereffe zu verlegen?‘ 


Wenn Butherzigkeitoder Güte je nachtcheilig gewor⸗ 
den, fo liegt die Schuld an der Unvorfichtigfeit des 
Menfchen, am Mangel an Klugheit. und Ueberle⸗ 
gung,nicht in der Siebe felbft, die ohne Klugheit feine 
iſt. Willman fagen: die Siebe, Diedoch immer das 
befte hoft, ift zu wenig mißtrauifch gegen andre 


und wird daher leicht-in den Schlingen ber Bosheit 


beſtrickt; fo antwortet ber Verſaſſer: Wenn 
zwiſchen zwey Uebeln Eines gewählt werden muß: 
fo entfieht gewiß aus. Argwohn mehr Unbeil, als 
aus einem zu guten. Vertrauen; fo entbehre der 


Mißtrauiſche gewiß mehr Freuden bes $ebens und 


ber Sreundfchaft alsber offne, rechtſchaffne Mann 
von guten Herzen: fo wird der lejtere doch immer . 
mehrſgeſchaͤtzt, vielleicht auch felhft von Boßhafen 
mehr gefchont als ber Falſche; fo wird der, weicher 

9 


63 Stolpifche Pteißſcheiften 
die Gutherzigkeit mißbraucht, fi ch immer Ber 
derben und Strafe bereiten. Daher ift Felndes⸗ 
Biebe, Vergeſſenheit zugefügter Beleidigung u. dgl. 
nie ſchaͤdlich: es bringe Wortheil und Achtung, 
and entwaffnee den Feind. "Will man Beyſpiele 
anführen, wo bie Menfchen über der Ausübung 
der Menfchentiebe ſich ſelbſt Hintangefegt ober ver» 

geffen haben: fo ift-dieß nicht aus Stolz oder aus 
offeftirter Großmuth oder in der. Meinung von 
Berdienftlichfeit gefchehen: (und wer mag fügen, 
daß Erempel allemal die Zuläffigfeit einer Hand⸗ 
hing beroeifen ?) Will man endlich eimvenden, daß 
das Chriſtenthum doch zuweilen auch den Tod fürs 
Waterland fordere: fo gilt‘ dieß nicht gegen die 
Religion der Chriften: denn Fein Held ‚ fein Pas 
riot hat ihn je geſcheut. 


Der ʒweyte Theil beweiſet nun, daß die Ge 
ſetze den chriſtlichen Moral den Regeln ber gefunden 
Politik oder der Staatsgluͤckſeligkeit nicht wider⸗ 
- fprehen. Man fan dieß ſchon aus dem vorigen 
ſchließen, weil Gerechtigkeit und Menſchenliebe 
immer die Stuͤtzen des oͤffentlichen Wohls ſind. 
Man kan es auch aus dem Erfolg ſehen, weil 
Chriſtenthum alle Staaten, wo es herrſchte, erhub. 
Man kan es endlich durch einzelne Bemerkungen bes 
ſtaͤtigen. Beobachtung der Geſetze, woran die oͤffent⸗ 
liche Gluͤckſeligkeit haͤngt, wird dem Regenten durchs 
Chriſtenthum ſo gut als dem Unterthanen befoßlen 

‚(Ueber Tprannen will. der V. nicht urtheilen: er 
meint aber, fie muͤſten es fuͤr das tachſammſte halten, 
— die 


vom Jahr 17er. bog 
die mit Unrecht erworbene Herrfchaft twieber abzu⸗ 


treten und Buße zu thun. Die möchte das Chris 
ſtenthum nie fordem, und feldjt die Sorge fürs 


gemeine Beſte nicht immer erlauben, da in einem | 


foichen Staat, wo ſich der Tyrann ſchwingen fan, 
jede Veränderung der Regierung Verwirrung nach 
fidy ziehen muß.) Ob man nicht, Aufruhre zu 
daͤmpfen, Rebellen zu ftillen oder wegzuräumen u; 
d. gl. auch manchmal ſich eine Ungerechtigkeit ober 
Treuloſigkeit geftatten dürfe? har man gefragt, 
Die, fo esbejahen, bebenfen nicht, daß das Mit« 
tel nicht nur ſchlimmer als die Urfache iſt, ſondern 
auch noch gefährlichere und widrige Wirfungen 
haben muß. Treuloſigkeit, bey. den fogenannten 
Staatoſtreichen (coups d’ Etat) auch in den Zufas 
gen an Keger und bey Pfaffenftreichen. (coups d? 
Eglife will fie der V. ſinnreich nennen) laͤßt fich 
nie ohne Gefahr, felten ohne fichtbaren Schaden 
wagen. Und nie fan ein Fall fommen, wo die 
Liebe eines Negenten zu den Unterthanen, wenn fie 
vorſichtig und Flug ift, (häblid) werden fan, Wie 
muͤſſen übergehen, was der V. zuletzt noch von.den 
Kriegen, ihrer Zuläfigfeit, ihren vechemäfigen Urs 
ſachen, (womit die Politik der Eroberer ſchwerlich 
zufrieden ſeyn wird) der Art fie zu führen (ohne 
Kriegstift, ohne Spionen) und überhaupt von der 
Gerechtigfeit und Siebe gegen andre Nationen er⸗ 
örtert. Denn wir haben ung tiefer in diefe Ab⸗ 
handlungen, als wir anfangs dachten, eingelaffen. 
Sie find aud) nicht nad) eines jeden Geſchmack, zu⸗ 
mal zu unfern Zeiten, wo man in der Moral am 


Doͤderl. Bibl. 2.9.8.5. Qq liebe 


Er Ctolpifhe Preißſchriften vom Jahr vzer; 


: Lebften artige Schilderungen, empfindfame Hiſto 
rien, romanhafte Charaftere und dergleichen Tan 
deleyen hat, als feftes Urtheil und Grundfäge ſucht, 
die zu fichern und anwendbaren Kegeln des chriſt⸗ 
lichen Betragens gebraucht werden Fönnen. Hiezu 
wird man viel Materialien in diefen Unterſuchun⸗ 
gen finden, und hierdurch wird ihr Gebrauch wich⸗ 
. tiger, als er.nach) ihrer erſten Abfiche ſeyn follte, 
Denn zur Beſchaͤmung ber Deiften bedarf er ſol⸗ 
cher Apologieen nicht viel, Die Wisigen dauern fo 
ernfthaftte Betrachtungen nicht aus: und die Ver⸗ 
nuͤnftigen find fehon fo billig, daß fie den Adel der 
chriſtlichen Sittenlehre fehägen und wenigſtens 
uͤberzeugt ſeyn muͤſſen, daß die Sittenlehre der 
Vernunft gewiß eben fo nachtheilig fuͤr die Men- 
ſchen ſeyn muͤſſe, als ſie von der Religion vorgeben. 
Denn ihre Säge und ihre Graͤnzen ſind immer Eins. 





u | | 











MM. 00. 
Verſuch einer hriftlih-evangefifhen 
Liturgie von D. G.F. Seiler, Erian— 

gen, 1782. 8. 80 8. re 
Sonn⸗und Sefltagsgebete zum Brivafe . 
und oͤffentlichen Gottesdienſt, Ebend. 226 . 
Lieber Die Unverbeſſerlichkeit der Reliz 
gion ‚: des Gortesdienftes und der Liturgie fine - 
Epriftenv. D. Wilh. Crichton Königl. Hofpres 
biger in Königsberg. Der Anhang enthält einen - 
liturgiſchen Verſuch. Bat, 1, 10, Halleı782, 
0 gr. 8.129 S. nn 
en würdigen Männern, welche auf. das Licht 
unfter Zeiten, auf die Bemuͤhungen, Chris 
ſtusreligion in ihrer Lauterfeit und Würde darzu⸗ 
ftellen.und auf die größere Aufklärung, welche ſich 
, über Lehrer und Layen zu. verbreiten fuche, ſtolz 
. werben möchten, toüfte ich zu ihrer. Demuͤthigung | 
nichts beſſer zu rathen, als das Leſen unfrer -Heure 
gifchen öffentlichen Schriften. So große Vor 
ſchritte bereits gefchehen find, fo fehr die Bildung 
der Jugend durch beſſere Katechiſmen, die Bil 
dung der Lehrer Durd) bie Abfonderung der Spefe - - 
lation von den wirflich wichtigen Lehren des Chrie | 
ſtenthums, bie Bildung des gemeinen Haufeng 
durch Erbauungsfihriften, Predigten und beffere _- 
Gefangbücher in vielen Gegenden beförbert-äftz fo 
welt ſieht ſich jeder zurücke gefege, ber bie jegige 
u Qqo her⸗ 


u) 
.@ 


[ 


613 Berfuch einer Piturgie ıc. 


hergebrachte Einrichtung ber äufferlichen Religions” 

handlungen mit beim Geifte des aͤchten vernuͤnfti⸗ 
gen Chriſtenthums anfiehe und beurtheilt. Die 
Formeln der Anreden, der Ermahnungen und der 
Gebete ſowohl als die übrigen Gebräuche, deren 
Abſicht durchaus feyn ſollte, nicht bloß den Anwe⸗ 
fenden bie Wichtigkeit der äufferlichen Handlung 
der Religion zu empfehlen, fondern auch noch viel- 
mehr, ihre Seelen mit den Gedanfen und Empfin- 
Bungen zu erfüllen, die auf richtiger Erkenntniß 
wahrer und wefentlicher Wohlthaten des Chriften« 
thums beruhen, entfernen ſich großentheils dem 
Innhalte und der Sprache. nach fo weit von dieſem 
einzigen würdigen und ebien Endzweck, daß es 
kaum begreiflidy wäre, wie mit einer ganz unbe« 
kuͤmmerten Sorgloſigkeit der Eonfiftorien und ein« 
zelner Männer, die über die Religion wachen folls 
sen, diefe Formeln unangetaftet und ungebeffere 
Bleiben Fonnten, wenn man nicht aus einer trauri- 
gen Erfahrung wüfte, daß ben meiften Wachſam⸗ 
keit für die Religion und fteife Aufrechrhaltung der 
alten Meinungen, Gebräuche und Formen einer. 
ley ift, und daß bey ihnen jedes alte Herfommen 
und die Grundverfaſſung eirier Religisnsparthey 
fo enge zufammen zu hängen fcheint, daß jeder An⸗ 
griff auf jenes zugfeich Umſturz von diefer ihnen zu 
Broben fchien, Dieſer Steiffinn und die Meinung, 
daß fich Feine Privarperfon unterftehen dürfe, über 
die unter dem Namen des Öberheren einft promul⸗ 
girte oder auforifirte Liturgie, ich will nicht fagen; 

. fih hinwegzuſetzen {denn dieß wäre ſchwerlich zu 





von Seiler ꝛc. 613 


geſtatten, ohne große Einſchraͤnkung) ſondern nur 
zu kritiſiren d. h. ſeine Wuͤnſche und Vorſchlaͤge 
zu beſſern Formeln laut werden zu laſſen, oder end⸗ 
lich Die Erfahrung, daß die beſten und einleuchten⸗ 
deſten Verſuche der Patrioten, die Liturgie umzu⸗ 
ſchmelzen, nicht ſelten ohne Unterſtuͤtzung bleiben 
und von dem Poͤbel der ſogenannten Geiſtlichen und 
der Layen durch tauſend Hinderniſſe vereitelt wer⸗ 
den wuͤrden, haben gewiß viele redliche Maͤnner, 
nicht bloß Neuerungsſuͤchtige, abgeſchreckt, ihre 
Haͤnde zu einer Verbeſſerung hierinn zu bieten. 
Zollikofer machte zwar mit ſeinen Anreden und Ge⸗ 
beten einen Verſuch: aber man wuͤrde nie, ſo zweck⸗ 
maͤſig und edel ſeine Arbeit iſt, ſie autoriſiren, weil 
er kein Theolog von unſrer Parthey iſt — als ob 
er nicht auch chriſtliche Religion befoͤrderte! und 
die Siturgie nothwendig die Merfzeichen einer be» 
fondern Kirchengemeinfchaft, die Partheylehren 
merklich machen müfte! Baſedows Verfuche konn⸗ 
' ten niche gefallen! — Nun treten faft zu gleicher 
Zeit zwey Gelehrte auf, welche neue Verfuche wa⸗ 
gen: Geiler und Crichton. Der legtere hat zwar 
in feiner angezeigten Schrift eine ausgebehntere 
Abſicht: er zeigt ganz fimpel, daß in Dogmen und 
Formeln immer gebeffert werden müfte, aber. er be« 
ſchaͤftigt fih doch am ausführlichften nur mit dem 
Beweiß von ber Nothwendigkeit der Zuläffigfeit 
und den Eigenfchaften einer Beſſerung in der Litur⸗ 
gie: und ſchließt fein Buch mit einem Geber beym 
oͤffentlichen Gottesdienſt und mit einerFormel für bie 
Taufhandlung, Communion und Einſeegnung der 
Q03 Ehe⸗ 





614 > ÖBetfich einer Liturgie x. 


Eheleute. Der erftere beweiſet in der Vorrede, 
daß eine neue Liturgie für unfre Kirche erlaubt, nd» 
thig und nüglic) fey, wenn fie nach den von ihm 
angegebenen Regeln abgefaßt wird.“ Mach diefen 
Kegeln entwirft er feine Agende, die aus zwey 
- Zheilen, aus Anreden und Gebeten bey ben äuffer« 
lichen Religionshandlungen, und aus Gebeten an 
Sonn⸗ und Fefttagen befteht, welche legtern mit 
‚feinem bekannten Geift. gefchrieben, zum Theil auch 
von Zollifofer und andern entlehnt find. Die Fra⸗ 
ge, obs erlaubt fey, die Liturgie zu ändern, fan 
wohl am beften aus ber Kirchengefchichte beantwor⸗ 
tet werden, welche e8 beweifer, daß im den erften 
Jahrhunderten man an Feine Liturgien gebacht hat. 
Ihr Urſprung gebört in die Zeit der Unwiſſenheit, 

da viele Kirchenbiener unfähig waren, eigne Gebete 
aufzufegen, und dann in Die Zeit des Kirchendefpos 
tifarus, wo man römifchen Glauben mit römifchen 
Gebräuchen und Formularen dem Abendlande auf- 
drängte, (Crichton handelt weitläuftiger von biefer 
Hifkorie ber Liturgie, als Seiler.) — Nach der Res 
formation fteng Luther mit dem fimpfern Gottes. 
dienſt auch- andre Liturgieen einzuführen an. Nebſt 
ibm find Urban Regius, Bugenhagen, Chemni; 
die Urheber Der meiften Agenben. ( Einer ber vor: 
nehmſten ift ohnfehlbar.- Oſtander, von weichem 
die Marggräfliche Brandenburgifche. und Nuͤrn⸗ 
bergifche, „die Mutter von vielen andern, großen 
theils abgefaßt ift.), — Aber eben diefe Männer 
thaten, was zu ihrer Zeit gefcheben konnte: (Sie 
behielten, noch vieles, wie. in Gebräuchen, fo in 
ZZ \ For⸗ 





von Seiler ꝛc. 85 


Formeln aus ber lateinifchen Sicurgie, deren das 
Volk gewohnt war, ben, weil fie nicht alles auf ein⸗ 
mal umſtuͤrzen wollten, und fagten das nur deutſch, 
was ſonſt lateiniſch geſagt und Ueberreſt der aͤltern 
ſimplern Liturgie war.) Aber ſchrieben ſie ihre For⸗ 
mulare, daß ſie auf immer in der Kirche beybehal⸗ 
ten werden follten ? und iſt es nicht unſre, wie ihre, 
Pflicht, das zu thun und zu veranſtalten, was 
für unſre Zeite das befte ift? — 

Ob fie nöthig ſey? — Frage die Liturgieen 
ſelbſt. — Die Taufförmel ſetzt das ungetäufte Kind 
noch in bie Gewalt. des Satans, - treibt den Teufel 
aus dem Kinde (mir Pennen Pfarrer, die dieß: 
Fahre aus! mit einem Zetergefchren und Werdre 
Hung ber Augen zu fagen wiſſen, als ob der Teufel 
aus ihnen ausfahren müfte! — und wahrlich! er 
mag eher in ihnen als im Kinde fern! —) und. 
wird dadurch ein Sfandal für gutgeſiunte Predi⸗ 
ger, eine Nahrung des dümmften Aberglaubens 
und ein Aergerniß für zaͤrtliche und fromme Eltern, 
die ihre Kinder ſchon im Mutterleibe Gort empfoh⸗ 
len und Chriſto gewidmet haben. — Wir wollen 
der typiſchen Spielerey von dem Durchgang der 
Iſraeliten durchs rothe Meer und der Erſaͤufung 
des Pharao in demſelben, welche die Erſaͤufung des 
Teufels, oder der Erbfuͤnde, abbilden fol, ber Un- 
ſchicklichkeit des Glaubensbekenntniſſes im Namen 
des Kindes ıc, nicht gedenken. (Nicht beſſer iſt bie 
Abendmalsformel, in welche Luther ſeine Theorie 
ganz zweckwidrig eingemiſcht hat; die Copulations- 
formel, in n melde dem ruhigen Kapitaliften von 


X | Eſſen 


6 Verfuch einer Eiturgle ec 


Ehen bes Brodes im Schweiß feines Angefichts, 
dem armen bürftigen Taglöhner, der feine Furche 
befigt, die Droßung, daß fein Acer ihm Dornen 
and Difteln tragen foll, und ber fehzigjährigen 
Matrone, wie dem jungen Mädchen, vom Schmerz 
ber Schwangerfchaft und Geburt vorgefagt; gegen 
ben Eheteufel, Cin einigen Gebeten, die ich) kenne, 

heiſt ee: der böllifche Asmodi) gebetet und | 
was die Hauptfache ift, die Ehe im Nomen der 

Kirche, welche felbft in die Ehen nicht viel zu far 
‚gen haben möchte, beftätige wird ; bie Ordinations⸗ 
formel, weiche jedem Prediger, ftatt ihn von ben 


ten, die Bifchoffspflichten einfchärft und ihm mie 
Dem Recht zu taufen, zu prebigen, Abendmal zu 
balten, Beiche zu figen und den Beichtgrofchen zu 
‚nehmen, aud) bas ganz. unerweißliche Recht Sün- 
den zu vergeben und zu behalten überträgt; die oͤf⸗ 
fentlichen, Sonn» und Selttagsgebete — bed) es 
iſt file mich zu traurig, von, kirchlich autorifirten 
Albernheiten zu reden! Ein jeder fieht fi —) Zu 
dieſem Mangel des Innhalts kommt noch ber.andre 
in Wahl und Stellung der Worte, welche nicht 
wuͤrdig, unſrer jetzigen Bildung der Sprache nicht 
angemeſſen und unrichtig, dem Mann von-Ges 
ſchmack anſtoͤſſig, und dem Zweifler oder Unglaͤu⸗ 
bigen Materialien zum Gefpötte find. Wenn nun 
„unfte Siturgien ſolche Mängel haben; wenn fie 
„durch. fehlerhafte Vorſtellungen den Verftand ver⸗ 
wirren, durch niedrige Bilder und Taͤndeleyen aus 
‚der Religion ein Spiel der Einbildungsfraft Fi 
.. nt N en, 


+ 

















| 
| 
| 





„  von@edere 10 6 


den, unb.barüber das Herz ohne wirkliche Erwe- 


ungen und vernünftige religiöfe. Empfindung lafr 


fen; wenn durch die Einleidung in niedrigen Aus“ 
drüden und das Eingemifche von fremden oder felt= 


fam ausgedrückten Gedanfen die Sache felbfl. ver⸗ 
eilt und die mächtige Wirkung der Wahrheit aufg 
Herz gehindert wird: dann ifts gewiß nothwendig 
und nüglich, an etwas befferes zu denfen und dann 


—— 
‚ 


fuͤhrt entweder die Sorglofigkeit, womit das alte . 


beybehalten wird, ober gar der Eifer, womit. man 


fid) der Einführung des beffern entgegen feßt, weil 
Das Alte doch aud) gut war und jede Meuerung ges 
faͤhrlich ift, eine fchrwerere Verantwortung bey fich, 


als die ruhigen oder fleifen Köpfe, die für die Kir 


Ge Wade halten follen, immer glauben mögen. 


„Wer da weiß, gutes "zu thun und thuts nicht, 


dem ifts Sündel “, . 
Die Regeln, wornach Siturgieen, eingerichtet 


werden müflen, fließen aus, bem Endzwed ‚der 
äufferlichen Handlungen der Religign, die bloß 


fade Eeremonien find, wenn nicht: zugleich für 
das Herz mitgearbeitet wird, Da dieſe Abſicht 
ſo offen und fo fimpel iſt, fo iftg leicht be= 
greiflich, daß Here Seiler und Herr Crichton 
(&. 101. fgg.) über die Eigenfchaften liturgifcher 
Formeln in der Theorie meift ' zufammentreffen. 
Die erfte wäre alfo deutlicher und beftimmter Uns 
terricht über die Abfiche der Handlung, der Taufe, 
des Abendmals rc. und (ben den Sacramenten, wo 
die Handlung ſymboliſch iſt) eine Anzeige und Ein« 
ſchaͤrfung derjenigen chriftlichen Wahrheit, melche 
FE >75 Se durch 


BE Berfuch einer Liturgie ac 

Durch die Handlung ine Andenken gebracht werder 
. Toll. Die zweyte eine Erinnerung an die chriftlix 
chen Pflichten und an bie göttlichen Verheiſungen; 
beydesfo, daß das Herz mit Andacht und Innbrunſt 
erfüllt und in Affeke gefegt wird; ferner müffen die 
Gebete (beym öffentlichen Gottesdienſt) auch Stel« 
Ten zum Troſt der Nothleidenden enthalten; endlich 
der Ausdruck ſtark, feyerlich, eigentlich; nicht alt 
teflamenctic, und die Gebete nicht allzuweitlaͤuftig, 
fondern durch Handlung unterbrochen feyn. Erich 
ton fordert noch, daß die Liturgien ireniſch feyn 
“ober nichts von ben Unterſcheidungslehren einzelner 
chriſtlichen Partheyen enthalten follen. (Wenn nur 
nicht grade wegen liturgifcher Handlungen Der mein 
fte Streit zwiſchen den hriftlichen Partheyen wäre: 
oder man fich darüber ſchon ganz vereinigt Kätte, 
Daß es auf die Meinungen in’ dieſem Punfte ben 


der Religion gar nicht ankomme. Grabe Diefe 


Eigenſchaft würde jest der Einführung neuer Li⸗ 


turgieen am meiften im Wede ftehen.) — Wir 


müffen es dahingeſtellt feyn laffen, ob es rathſam 
fey, die bereits vorhanbnen Formeln nur etwas 


umznändern, und unfern Zeitgenoffen mehr anzu 


“ paffen, ober ob man lieber ganz neue verfertigen 
muͤſſe. Jenes mildert freylic) den Anftoß, den 
Die Anhänger des Alterthums an ganz 'neuen For⸗ 


meln finden; alfein e8 lege auch den Grund zu einer ı 


defto fihnellern- Weraltung, zumal’ werm man ben 
Zufchnitt der ehemaligen Anreden beybehaͤlt. Bey 
dem leßtern fan man immer freyer auf bem Ge⸗ 
ſchmack. und auf die jegige Aufklärung Ruͤckſicht 

| | neh⸗ 


von Seiler «i - 15 


nehmen, bie alten Fehler weit allgemeiner verbeß 
fern, Die Mängel fichrer erfegen und gegruͤndetere 
Hoffnung haben, daß ſich eine folche Liturgie länger . 
in Anſehen erhalten werde. — Auch. wäre eg noch 
der Unterfuchung werth, wie meit der Affefe erregt 
werden dürfe. du ruͤhrend dürfen Liturgiſche 
Gebete wohl nicht ſeyn: allein noch weniger zu 
matt: da es die Natur der Sache mit ſich bringr, 
daß bie erfte färfere Empfindungen ben ven Wie: 
derbohlungen der Anreden, Gebete ıc. gemäfige 
roird. ber billig muß die Sage des Gemürhes 
der Anwelenden, z. E. der Eltern bey der Taufe; - 
der Communifanten beym Abendmal, der anges 
henden Eheleute, der Kinder bey der Konfirmation, 
des neuen’ Predigers bey der Ordination, genüßt . 
werben, den zweckmaͤſigen Affekt, zu dem es ohnes - 
bin geftimme ift, zu unterhalten, und durdy die ° 
Vorftellungen der Religion zu verftärfen, zu lenken 
und zu veredeln. — | 
Nach. jenen Geſetzen hat Hr. D. Seiler feine K⸗ 
turgie eingerichtet und meift zwey Formeln, Eine 
neue,unb Eine, Die der alten fich nähert, geliefert. — 
Es wäre zu weitläuftig, fie Schritte vor Schritt, 
nach Innhalt und Ausdruck durchzugehen und an« 
suführen, was nach unferer Idee von einer Litur⸗ 
gie hinzugefege oder abgefeilt werden müfte. Im 
ganzen können- wir nicht bergen, daß wir die Spra« 
che zwar ſehr einfach, aber nicht ftarf, nicht feyer⸗ 
lich und würdig genug finden, alfo auch nicht ges 
ſchickt, das Gemuͤth in Bewegung zu feßen, So⸗ 
gleich der Anfang bey der Zauſſornul ſchein zu 
* | eine 


= 


620 WVerſuch einer Liturgie x: 


fimpel: wir ſind verſammlet in Namen Sorte, 
dieß fiebe Kind der chriftlichen Gemeine einzuver- 
leiben, und auch an demfelben den Befehl Ehrifti 


zu vollziehen, welchen er, ehe er gen Himmel fuhr, 


feinen Apofteln gegeben hat: Geher hin — heil. 


Geiftes. So erhebet denn eure Herzen zu Gott, | 


der der rechte Vater ift über alles, was da Kinder 
heifet im Himmel und auf Erden; indem dieß ja 
eine Sache von großer Wichtigkeit ift. Denn es 
iſt doch alfo, wie unfer Here Jeſus gefage hat: 


Was vom Fleiſche geboren ift, das ift Fleiſch uf. . 


w. — Der Eroreifmus, diefer Graͤuel bes Aber- 
glaubens, bleibt weg: Das Spmbolum wird here 
gelefen; aber nicht vom unmündigen Täufling das 
Glaubensbefenntniß, fondern Die Taufpathen (mar- 
um nicht aud) die Eltern, wenigftens der Vater, 
der allezeit bey der Taufe feines Kindes gegenwaͤr⸗ 
‚ tig ſeyn follte) gefragt: ob er verlange, daß das 
Kind auf diefen Glauben getauft werde? ob er es 
auch auf diefen Glauben wolle untermweifen laffen? 
ob er alfo im Namen des Kindes allen fatanifchen 
Werken, Sünden und böfen füften entſaget ? (Kan 
er Die?) — Noch) behält ber Hr. D. nach feiner 
Siturgie das Zeichen bes Kreutzes bey ber Taufe 
piermal bey. Iſt dieß nicht zu of? — Noch muͤſ⸗ 
fen bey. der Taufe unebelicher Kinder einige Ge⸗ 
bete voegbleiben. (Die ift zwar erträglicher, als 


wenn man nach geſchehener Taufe ſolcher Kinder, 


wobey die arme Mutter wegen {Frechheit derb aus⸗ 


gefilze und ihe Verbrechen, daß fie ein Kind geb 


von bat, ihr grauſam vorgeworfen werden, ni 


ne. 





Gebet fhliefee: Wir. danken bir, Gott! daß du 
Beine Kirche noch) täglich mehreft; indeffen Pönnen 
wir bey Religionshandlungen, wo ber. Menfch als 
Menfch erſcheint und die Unrerfchiede aufhören, es 
nicht billigen, wwenn- auf: irgend’ eine Arc der buͤr⸗ 
gerliche eingebildete Vorzug des ehelichen Kindes 
vor dem außerehelichen bezenge oder begünftigt 
wird. Alles, was hier Unterſchied machen muͤſte, 
wäre bie Anrede an die Mütter oder der Taufpas 
then, wiewohl auch dieß Unbequemlichkeiten hat. ⸗ 
Endlich wuͤnſchten wir, daß dieſe feyerliche Reli. 
gionshandlung fo fruchtbar für die innre Religiig 
als es immer moͤglich iſt, gemacht würde, Dank 
würden mir ins Formular auch Dankſagungen tee 
gen der Geburt der Kinder, Ermunterungen an 
die Anweſenden, ihrer eignen Taufe ſich zu erirte 
nern; Entſchließungen, dieß Kind, das nun in 
die chriſtliche Kirche feyerlich aufgenommen wird, 
auch chriſtlich zu erziehen, und durch Beyſpiel und 
weiſe Leitung zu einem nuͤtzlichen und tugendhaften 
Menſchen zu bilden, Warnungen, das nun ange⸗ 
fangene Werk nicht zu zerſtoͤren; Troſt, aus den 
Verheiſungen der Vorſorge und des Beyſtandes 
Gottes zur Erziehung, aufnehmen: und dann hof⸗ 
fen, daß es wahre Hebung der Religion obwohl 
nicht für das Kind, aber defto mehr und Fräftiger 
für Eltern, Anverwandte und Ermachfene ſeyn würs 
de. — Man würde zwar alddann: nicht fo kurz 
wegfommen: allein warum follen wir eine Handa 
fung, die unmöglich durch fich ſelbſt, ohne Wort 
Gottes und Vortrag deſſelben, würfen fan, mi | 
. 9— a 6, 


Ga Rerfuch einer Liturgie ꝛe. 


als Handlimg verrichten? nur dem Geficht, dem 


Foͤrper uͤberlaſſen, ohne ſolche Betrachtungen, bie 
fuͤrs Herz gehören und in der groͤſten Allgemein. 
beit gutes wirken? — Die Ericgtonifche Formel 
ziehe fich, ſichtbar zu ſehr in die Enge und Hat, fo 
gut gewaͤhlt auch ihr, Junhalt iſt — der Erbfünde, 
ber Vergebung der Sünden und Erloͤſung aus des 

Teufels Reich) durch, die Taufe, iſt freylich darinnen 
nicht gedacht, weil er.auch ireniſche Abſicht hat und 
fordert, und wahrſcheinlich glaubt, daß dieß mehr 
Kirchenglaube, oft auch mehr Veranlaſſung zum 


" Überglauben ift, als Wahrheit — zu viel Geſchmei· 


digkeit, auch, wie mich duͤnkt, vom Anfang zu 
wenig Periodenbau. Unſre Kinder gehören Gott 
an. Er ſchenkt fie uns, fo wie er ſie uns auch 
nimmt, wenn und wie es ihm gefaͤllt. Sie ſi ſind 
& ganz unterthan, wie wir es auch find u. ſ.f. 
olche Declamationen, bie in Predigten fehe gut 
Find, feheinen fich nicht recht zu Formularen, welche 
nur vorgelefen werden, zu ſchicken. — 
. Ein Formular, wie es bey ber Noth. oder Jaͤh⸗ 
taufe gehalten werben folle, das z. E. ©. 25. liefert, 
ft faſt etwasüberflüffiges, wen es Feine Rothwen⸗ 
digkeit einer Jaͤhtauſe giebt, Die fich wohl ſchwer⸗ 
lich durd) triftige Gründe erweifen fäft. Chriſten⸗ 


kinder, auch wenn fie oßne Taufe fterben, verlie 


ren nichts: und felbft vernünftige Eltern Fönnen 
fih, wenn fe ben Beift des Chriffenthums fennen, 
leicht dabey beruhigen, ohne daß es nörhig wäre, 
bie heilige Werk mit Zile, das beiſt wohl, ohne 
| ei ‚Andacht zu verrichten, —6 
ehr 








bon Seller ©. 693 
Sehe paffend ift die Formel bey ber. Konfemas 
tion ber Kinder, einer Handlung, die unter den 
äußerlichen menfchlichen Anftalten und Gebraͤuchen 
in der Kirche uns immer als die vernuͤnftigſte un 
ruͤhrendſte, fo wohl für. Kinder als Erwachſene, 
vorkommt. Denn was jůngſt von einem ſogenanu⸗ 
ten Menſchenfreund, in ber Piece: Desntmors 
tung der Stage: Iſt die in der Lurherifchen 
Ricche übliche Gewohnheit die Rinder. zu 
confirmiren oder einzuſeegnen, vernuͤnfti 
und nuͤtzlich, beyzubehalten oder e— 


fen? "Dagegen —— und armſeeligen 


Witz als mit Grunde ge worden, verraͤth we⸗ 
der einen Kenner des He — 8 noch einen Menfchen« 


freund, der ven Menſchen bie Tugend werth machen 


will. Man muͤſte denn alle religioͤſen Ruͤhrungen, 
alles offne Religionsbekenntniß, alle guten Eindrüs 
ee, welche eine feyerliche Zuſage, der Religion treu 
zu bleiben, fehaft, für Schwaͤrmerey erklären! — 
In den Formularen beym Abendmal und bey 
| Einfeegnung ber Eheleute erfennen wir, befonders 


in den Neuen, den Geift des Evangelii und ben - 


richtigen Endzweck ‚diefer Handlungen und meh 
Ruͤhrung, als in dem Formular des Hrn. Crich⸗ 
tons. “Der leßtere bat beym Abendmal noch die 
eigen, daß er auch das Symbolum herlefen und 
befennen läft: fo wie Hr. ©. ftatt des Gefangs, 
Ehrifte, du Lamm Gottes, eine verftänblichere For⸗ 


mel einfuͤhrt. Allein wir muͤſſen uns einſchraͤnken 


und noch manche fromme Wuͤnſche und patriotiſche 


Anmerkungen uͤber Aturgie und oͤffentlichen Gottes 


dienſt / 


* 


624 Apologie Melanchtbons 
J dienſt die wir auf dem Herzen haben, unterdruͤcken. 
Viele haben wir mit Hr. D. Seiler gemein, deſſen 
Anſehen in unſrer Kirche hoffentlich viele einladen 
wird bey!der Refoͤrmation des äußern Gottes⸗ 
denſtes ihre Haͤnde huͤlfreich darzubieten. Auffe 
her! Vorſteher! Wächter in Zion! Nach euch brei⸗ 
tet die Religion ihre Haͤnde aus, von euch kan, 
von euch muß fie verbeſſert und befördert werben! 
Und wo fol es leichter, ſchneller, wirkſamer geſche⸗ 
Ben; als beym oͤffentlichen Gottesdienſt? — 





— 


| Adologie Melancchons wider eini⸗ 
ge neuere Vorwuͤrfe des Herrn Haupt⸗ 
paſtor Goͤzen zu Hamburg, von Georg Theodor 
Srtrobel, Nürnberg, 1783. 159 ©. 8. 


Fes iſt wenigftens eines Kaifers würdig, wenn 
man erzählt, daß, da bey der Eroberung Wit 
tenbergs die erbitterten Spanier, von blinder Reli⸗ 
gionswuth ergriffen, Luthers Leichnam mißhandeln 
wollten, Karl der fuͤnfte geſagt habe: Ich fuͤhre 
keinen Krieg mit den Todten! Bey jedem billigen 
Menſchen ruht der Privathaß ſo bald fein Gegner 
todt iſt, und, ſo frey auch nach dem Tode die Urtheile 
fiber Verdienſte oder Mängel gefaͤllt werden, ſo 


vernuͤnftig iſt es doch, dem, der fich nicht mehr ente | 


ſchuldigen, nicht wehren fan, unangetaftet und une 
gefränfe zu laſſen. Nur eines Goͤʒe war es win 
8 





Son Strobel: | & 


big, den Melanchthon, deſſen Namen ſchwerlich 
einer unfrer Zeitgenoffen ohne Ehrfurche nennen 
wird, nun erft wieder mit eben den gehäffigen Ana 
ſchuldigungen zu befledden, die außer ben bittern 
und zänfifchen Verehrern Luthers, Weſtphal, Fla⸗ 
cius, Wigand und andern ſeit zweyhundert Jah⸗ 
ren Gottlob! niemand gegen ihn vorgebracht oder 
auch nur wieberhohle hat. Furchtſamkeit, Schwaͤ⸗ 
che, Unredlichkeit, fo gar Werrätheren der evangen 
lifchen Kirche wird ihm — ihm, ohne deffen Bey 
ftand nie Sucher eine fo große Rolle gefpielt haͤtte; 
ihm, durch deffen Feder die Fürften weit eher ihre 
$ehre wollten vertheibigen lafjen als Durch Luthers; 
ihm, deſſen Schriften afle den forfchenden, prüfen« 


den, ftets beffernden Welchrren entdecken, ber nie- 


Stilleſtand macht, und ruhig feinen Weg fortwan⸗ 
delt ohne Zaͤnkereyen zu erregen, ohne Parthey zu 


machen, und dash ohne Die Wahrheit aufzugeben — " 
mit Heftigkeit vorgeworfen. Dieſe Vorwürfe, die 


uns laͤngſt kraͤnkten, überzeugten uns von ber Wahr⸗ 
beit Salomons: ein lebendiger Hund ift beffer als 
ein todter Loͤwe! jener fan doch bellen und anfallen; 
aber Diefer muß nur dulten! doch nicht immer dul⸗ 
ten! Eben bie Vorſicht, Die zu.allen Zeiten der 


bedruͤckten Unfchuld zu Hülfe kommt, und dem Laͤe 


fterer, wo niche zum Stillſchweigen bringe, (denn 
ſchweigen koͤnnen am wenigſten tie Sprecher, die 
zu viel reden) doch befchämt: eben bie Worſicht, 
welche Luthers Afche und Ruhm, durch fo viele ges 
waltehätige Eiferer unentweiht, perenniren läft, er⸗ 
weft auch Männer, die fich Des Todten gegen bie 

Doͤderl. Bibl. 2. B. 5. Ne See 


⸗ 


6 Xpolsgie Melanchthons 


febendigen annehmen und die Ehre eines großen 
Werkzeuges in ber Hand ber Vorſehung zur Auf 
klaͤrung der. Welt, mo fie Unmiffenheie niche ken⸗ 
nen und blinder Eifer verffeinern-will, aus Dank⸗ 
barkeit retten. Wir daͤchten freylich, für Viele 
ſollte eine Apologie bes unfterblichen Mannes nice 
noͤthig ſeyn; denn, wenn fie die Geſchichte ſtudirt 
haben, fa müffen fie ben Mann verehren, der bey 
alten wichtigen Auftritten in der Neformationsge: 
fhichte, neben Luthern, immer in der Würde er 
fcheint, die ihn Schuͤlern und Kollegen, Fürften 
und Gegnern ehrwuͤrdig machte; der nad) Luthers 
Tod, ohne zu glauben, Daß alles vollendet fen, das 
Syſtem der gebefferten Religion noch mehr reinig⸗ 
te, der wenigſtens bey denen, welchen die ſymboli⸗ 
Ten Bücher wichtig find, als Verfaſſer derſelben 
Achtung und, hatte er auch Fehler, Schonung ver 


dienen würde. Inzwiſchen iſts doch um ber uͤbri⸗ 
gen willen noͤthig, die zum Ungluͤck das: auda- 
cter calumniare, feihper aliquid haeret, verſtehen 


und guͤltig machen, und wer hat wohl alsdann 
eher den Beruf Melanchthons Apologet zu werben, 
als Hr. Strobel, der ſchon fo lange ein fo. naher 
und aufmerkfamer Beobachter des Charakters, des 
Ganges und der Geſchichte Des großen Mannes ift, 


ihn aus dem Studium feiner Schriften. und feines | 


Geiſtes liebgewann und aus ber, aus Quellen ftu- 
Dirten, Geſchichte der Reformation weiß, wie groß 
die Vortheile find, die er nicht bloß durch Gelehr⸗ 
ſamkeit und Thärigfeit, fondern noch vielmehr durch 
bie fanfte Stimmung, bedachtſame Klugheit, ber: 

E vuͤnf⸗ 





von Strobel: 537 
nänftige Maͤßigung und befcheibne Beugſainkeit 
feines Geiſtes neben dem heftigern und raubern Lu⸗ 
ther der Kirche und Religion weſentlich und dauer 
haft geleifter hat. So viel. Heldenmuth auch dazu 
gehört, mit einem Gegner, wie Goͤze, es aufzu⸗ 
nehmen, deſſen polemiſche Rüftung ihm fo ganz 
eigen, wie feine Logik und fein Syſtem ift: fo muß 
doc) die Ehrfurcht. für diefen Lehrer Deutfchlande 
ihm fo viel Muth geben, dem ganzen Hagel von- 
Schmähungen auszudauern, bie Goͤze dann deſto 
reicher erzeugt, wann er ſich leer an Gegengründen 
findet; und fo wird die Dankbarkeit; die gewiß. 
jeber chriſtliche Lehrer, wenn er mehr Evangelifch- 
Proteſtantiſch als Lutheriſch denkt, den Verdienften 


Melanchehons weiht, die Bemüßungen, Kränfune ' 


gen von einem würdigen Mann befcheiden abzu⸗ 

wenden, edel und würdig und gewiß auch fiegreich 

| finden. = 

Man iſt es ſchon gewohnt Melanchthon furcht⸗ 
ſam zu nennen, weil er nicht Luthers Heftigkeit 

und Much hatte: allein ſoll man das nicht lieber 
mit dem Namen Bedachtſamkeit und Worfiche lo⸗ 

ben, was man als Furchtſamkeit tadelt? Furcht⸗ 
ſamkeit wird Fehler, wenn ſie Feigheit wird: ſie 
wird Tugend, wenn ſie ſich von Tollkuͤhnheit und 
Vermeſſenheit entfernt, ( Ich moͤchte fagen: Luther 
nahm alles auf ſich und fand oder achtete, weil er 
Muth hatte, nirgends Gefahr: Melanchthon zog 
auch die damaligen Verbindungen und politiſchen 
Verhaͤltniſſe zu Rathe: und wollte ſelbſt keinen 
Schritt thun, der nic | für ihn, fondern für di. 
2 2 As 


5° Apolopie Melanchthous 


damals in fo bedenflicher Sage ſchwebende Kirche 
menfchlichen Anfehen nach gefährlich werden Fon 
- de) Und porauf geünden fic) jene Anflagen ?- Auf 
> Anzeigen Ofianders, auf Urtheile Philipps von 
Heſſen, zweyer Männer, deren higiges und heftiges 
Temperament ſich mit einem bebachtfamen Schritt 
nicht vertragen wollte: und. Luͤther felbft mißbil. 
lige feine Vorfiht auf dem Reichstag zu Aug. 
ſpurg. — Auf dem Eonvente zu Schmalfalben von 
J. 1537. erfcheine freylich Melanchthon neben Lu⸗ 
thern nicht muthig genug, weil dieſer allen Theolo⸗ 
gen Pabſtshaß wuͤnſcht und jener den Pabſt um 
des Friedens willen zulaſſen und ihm die Superio⸗ 

ritaͤt über Die Bifchöffe, die er fonft hat, jure hu- 
mano zugeftehen wollte: als ob Nachgiebigfeit in 
uunſchaͤdlichen Dingen Furchtſamkeit biefe und als 
ob es edle Freymuͤthigkeit wäre, einen Regenten 
von dem Range, den er lange, jure humano, be 
hauptete, mie Gewalt herabzuftürzen. Nicht nur 
wird dieß alles, was Melanchthons Abfichten bey 
feinem mäßigen und fanftern Betragen betrift, aus 
‚beffen ‘Briefen und aus Camerars Biographie ber 
ſtaͤtigt: fondern auch aus der Geſchichte des Reiche» 
tags zu Augfpurg 1530 und des folgenden zu Res 
genfpurg 1541, gezeigt, daß Melanchthon fo ſtand⸗ 
haft als Luther zu Worms geweſen ift, und nie aus 


Furcht fir einer Gefahr feiner Perfon oder feiner 


Freyheit Die Rechte der Wahrheit hintangefegt ober 
‚aufgeopfert habe. — Deſto augenfcheinlicher aber 
foll feine Verzagtheit und Verraͤtherey der Wahr: 
heit fi) bey Gelegenheit des Interims gezeigt bin 
u N deſ⸗ 








voen Strobel. 668 
deſſen Joch er ſo willig auf feine Schultern nahm 
und der Kirche mit aller Macht aufbürden wollte, 
So ſpricht Flacius, der Gewaͤhrsmann des Hrn. 
Göze, welches uns nicht befremdet, da beyde in Den- 
kungsart und roher polemiſcher Sprache einander 
gleich find. (Hr. Goͤze verſteht dieſen Ausdruck nicht, 
wie er ſagt: fein und roh, beſcheiden und wild ſtehen 
ſonſt einander entgegen.) Allein es iſt Unwahrheit 
— ſo ſagt Hr. Strobel — daß Melanchthon das 
Interim ohne Einſchraͤnkung angenommen‘, ba er 
in feinem Bedenken darüber deutlich fagt, baß das: 
Interim in vielen Artikeln. der. echten Lehre · zuwi⸗ 
der fen, und da er fogar durch feine Bedenklichkei⸗ 
ten es anzunehmen, fein Leben und Freyheit in Ge⸗ 
fahr fegte. Und was verlor denn die Kirche durch 
die Annehmung des Interim, daß die Dultung 
und-Begünftigung (nicht Beförderung) der Annah⸗ 
me beffelben Verrächeren heißen koͤnnte. Ihre 
Wahrheit? allein fie blieb, wie zuvor. Ihre Frey⸗ 
heit ? als ob es nicht für Die Glieder der Kirche, 
(wiewohl nicht für bie politifchen Verhaͤltniſſe) ei⸗ 
nerley waͤre, ſich durch einen Kaiſer Kirchenceres 
monien, die an ſich nicht unchriftfich find, befehlen 
zu laſſen, oder die Diſciplin aus den Haͤnden eines 
andern poliliſchen oder kiechlichen Kollegii anzuneh⸗ 


men; als ob es nicht Die Klugheit forderte, Inden 


damaligen Umftänden, (bie S. 34. fehr richtig gea 
zeichnet werden) auf einige Zeit nachzugebeh, und 
wer mag wohl eher Vaterlandsverraͤther heißen ? 
der, welcher eirie Zeitlang Druck duldet, bis wie Zeie. 
ber Freyheit kommt? ober der, welcher bas Joch 
u Kr 3 ab⸗ 


| 
630 Apologie Melanchigons 
ebfchüttelt, aber darüber Gährungen, bie allemal 
Zerſtoͤrung nad) fich ziehen, veranlaßt? — Endlich 
was wird Der Yınoss Lutheranus, ber Deswegen 
den Melanchthon zum Verräter macht, zu Luthers 
Erklärung fagen, ©. 36. welche wo nur die Lehre 
rein bleibe, Ereug, Chorrock, Umgänge, Proceffion 
u.a. frey laͤſt? — Warm ber ehrliche Philippfagr: 
magna caufa et, curfervitutem toleremus, ne fiat 
in Ecclefiis folitudo, qualis iam in multis lecis 
eft ad Rhenum et in Suevia, fo fpricht er als Ver⸗ 
raͤther? Alſo lieber die Kirche Preiß gegeben, die 
Gemeine verlaffen, als unfchädliche — und gemißbil⸗ 
ligte Geremonien aus Zwang annehmen? Alia one- 
ra multo duriora, quam linea veflis eft, fagtwie- 
der Philipp. Melanchthons Brief an Carlwiz ift 
eine alte Befehulbigung gegen bie Rechtſchaffenheit 
‚des. offnen Mannes, die Hr. Goͤze wieberhohlt und 
der Apologee — wohl ummiberlegfich entfräfter. 
Wir übergehen die hier eingemifchten hiſtoriſchen 
Nachrichten von Carlwiz felbft,. der als Humanift 
Eamerars und Melanchtbons Freund, aber Luthern 
als Staatsmann und als Hofbedienter der dama⸗ 
ligen Herzoge in Sachfen verhaßt, wenigſtens ver- 
daͤchtig war: und zeichnen nur bloß das hieher ge» 
börige aus, das auf zwey Punkten beruht, auf der 
Schilderung, bie der berüchtigee Brief von Luthers 
Charakter macht, und auf die Gefinnungen, die Mes 
lanchthon wegen verſchiedner Neligionspunfte Auf 
fere. Jene wuͤrde ungerecht heißen koͤnnen, wenn 
fie von der Wahrheit nicht unterflägt wuͤrde und 
dem RMelanchthon nachtheilig ſeyn, wenn er en 
on Ä | dur 











von Strebel. [7 


durch Thaten ſch als dankbarer Freund Luthers er⸗ 
wieſen hätte: aber man muß Schwächen zu Tu⸗ 
genden, undEigenfinn zu Hersifmus marken, man 
muß Luthern vergöttern, wenn man läugnen will, 
daß feine DAwenıe — die wir nicht gern durch 
Streitſucht, fondern fieber, wie Melanchthor es 
felbft erklaͤrt, Heftigkeit und Rechthaberey, über 
fegen möchten — ſehr groß war: und weder. Dies 
lanchthons friebfertiges Temperament , noch feing 
Klugheit konnte mit: fb viel heftigen Ausfällen Lu 
thers wider feine Gegner, felbft Fürften und Könige 
nicht arrsgenonimen, fo zufrieden ſeyn, daß er niche 
gegen feine Vertraute, noch bey Luthers Lebzeiten 
öfters feine Klagen hierüber ausfchüttenfollte. Diele 
Sefinnungen aber werben niemanben verrätherifch 
ober auch nur ſchwach fcheinen, wenn.man aus dem 
lateiniſchen unverſtuͤmmelten Brief (denn Goͤze kenne 
die Kunſt, feiner Gegner Schriften fo lange zu Dres 
hen, zu gerfiümmeln und zu .ertrahiren, daß ber 
wahre unverfängliche. Sinn dabey verloren gehr!) 
letnen will, daß es bloß Nebenpunkte, Ceremonien 
und einige wenige Gebraͤuche waren, darinn er nachs 
geben wollte, aber frey genug bezeugt, wie ſtand⸗ 
haft er die Lehre vertheidigen wͤrde. 

Was /⸗man an jedem andern Geiehrten als Be⸗ 
weiß des Fleißes, des eignen Nachdenkens, bes Fort 
ſchrittes in. Studiren und Kenntniß, der Verlaͤug⸗ 
nung aller Boriiebe zu feinen eignen Meinungen und 
des Befühls, daß er babe irren Einen, anfehen und 
ſchaͤtzen würde; was man an Luthern billigre; Aen⸗ 
derung, und. Verbeſerung feiner Sciften: rd 

4 .. ww 


Gs Arologie Melanchthons 

wird bey Melanchthon Veraͤnderlichkeit genennt, 
als Unbeſtaͤndigkeit getadelt, und als Verfaͤlſchung 
ber reinen Lehre gebrandmarkt. Nirgends kan man 
Die Uwwerſchaͤmtheit weiter treiben. Wenn Luthers 


ſpaͤtere Gedanken Aufklaͤrung der Wahrheit heißen; 
ſo heißen ſie bey Melanchthon Untreue! und wenn 


es bey jenen offenbar nachtheilig geworden iſt, daß 
er nach dem Jahren 1528-30. in keinem Stuͤcke 


- feinem Syſtem neue Beitimmung, mehr Puͤnktlich⸗ 
keit, mehr Sicht, und Klarheit und größere Ausdeh⸗ 
nung geben, ober auch bavon etwas abfondern woll⸗ 


se: fo foll die Ehrlichkeie und der Fleiß feines Ge 


noffen, der das Sehrgebäube ber Proteftansen immer 
befiert, ſo viel Gelegenheit, fo viel Nothwendigkeit 
Dazu in den Sontreverfen fand, und.als akademiſcher 
Lehrer ſich fein Bedenken machen durfte, ftatt der 
erften Hefte feiner Kollegien andre zu machen (ganz 

“ anders als bie Gottesmaͤnner umfeer Zeiten auf dee 
Kanzel, die ihr Gewiſſen und Ehre aufzuopfern 
fürchten, wenn fie niche auch als Iubilaei jebes 


ESonntagsevangelium fo erftären, wie fie in ifrem 
erften Jahrgang erklärt haben), fo foll ſage ich bier 
fee Fleiß feines Genoffen, ben man eben hierimnen 


als einen treuen Knecht finder, weil er fein Pfund 
nicht immer wieber unverfehrt hervorbringt, noch 
nachrheifiger gemefen fenn ? — und welches find bie 
Meränderungen in der reinen Sehre, Die Melanch⸗ 
thon wagte? (Es finb doch meift nur Urtheile über 
bie Wichtigkeit mancher Schrpunfte, ober über bie 
Lehren ber Gegner, da er jene nicht ſo erheblich und 
dieſe niche fo gefährlich fand, wie zuver: 7 fo 

. _ " RAende⸗ 


* 








Aenderungen ber Methede, Ber Auchruͤcke, ber har⸗ 
sen Formeln, der Beweiſe: und welche aͤchte 
Wahrheit iſt durch ihn verloren gegangen?) 
Am weiſten und ſcheinharſten wird die Klage 

vorgebracht, daß (der furchtſame ?) Melanchthon 
fo dreiſt war, die Augſpurgiſche Confeſſion zu an⸗ 
been und feine kuͤhnen Hände an dieß Heiligcham 
ber evangeliſchen Kirche gelegt, um feine erſte ehr⸗ 
wuͤrdige und unverletzliche Geſtalt zu entſtelien uh 
mit einem Kirchenbuch, auf deſſen Innhalt und 
Anſehen ſich die ganze Kirche gruͤnden ſoll, wie mit 

einer Privatſchrift eigenmaͤcheig zu verfahren. Wie 
doch wieder an Einem das. Verbrechen ift, wasan 
dem andern ungetabelt bjeibt! Luther ebirte ‚1538. 

die Schmalfaldifchen Artickel, auch ein ſymbolifches 
Bud, mit vielen Veränderungen, eigenmaͤchtig; 
aber niemand nenntes firaflich: benn er war Luther, 
den leider! fo viele feiner Verehrer mehr eineäumen, 
als man in der römifchen Kirche dem Pabft ein. 


raͤumt: Melanchthon edirt bie A. C. mit Beränben Bu 


rungen: und. weil ers hut, iſts Verbrechen! Ca 
iſt leicht, ihn zu rechefertigen:. Einmal. betrachtete 


fie Mefanchthon als fein- Buch, weil er die Feder - 


dabey führte und ber Inzerpres ber Lehrmeinungen 
feiner Parthey war. Man Fan unmöglich beiveifen, 
bag man damals die X. €, als :eine unverleglihe - 
Urkunde des Bamaligen unb Fünftigen Glaubens 
der protefticenden Stände betrachtet habe: (ſelbſt 
die Schlußworte der Eonfeffien, barinnen ſich die 
Bekenner erbieten, auf Verlangen und wo es naͤchig 
fernen Bericht, latiorem informationem zu kun: 
en RES uw 


4 Apoloͤgie Melanchthons 
und bet Befehl der Staͤnde auf dem Convent zu 
Schmalkalden 1937. daß bie Confeſſion noch einmal 
mie Fleiß / duechgeſehen und; wenn etwas darinnen 
er, Schrift nicht gemäß wäre; geändert werden 
follte, widerlegt jene Meimmg. Wir haben davon 
fihewire Erften Band unfrer Bibl. S. 907. gefagt.) 
bene: Verf. zeigt noch zum Ueberfluß, ſowohl 
die wochwendigen Urſachen dieſet frühen Peraͤnde. 
rangen, die er in ber Confutation ber A. C. finder, 
als auch aus’ der Geſchichte, daß weder Fuͤrſten noch 
Throdsgen uus den Proteftanten! bey Luthers Lebzei⸗ 
seit und vor. dem Fahr 1560: Melanchthon barliber 
angegriffen. (Und Luther ſchwieg zu biefer Verraͤthe⸗ 
rey ? war jetzt der furchtſame Sucher ?-und Fonnte eis 
nem ſolchen Verbrechen ruhig zufehen? Entweder 
iſtauther was Melbauchthon ſeyn ſolle oder er bil⸗ 
Utgte dieſe Aenderungen und hielt ſie wenigſtens für 
mfchästih. - Und fo: urtheilten Brenz, Chenmiz, 
Selnerser, Chytraͤus, deron hier angeführte Zeug⸗ 


niſſe fo viel erheblicher find, weil fie-fo nahen An 


theil an ber Form. Concord. hatten, weiche blegee 
andorte A, C. verwarf) 
Sogur vom zehnten Aniof der. G laͤſt es ſich 


derihe⸗ daß der Verdacht gegen Melanchehons Or⸗ 


thodorie wenigſtens nur in den ſpaͤtern Zeiten darin⸗ 
Reh! grſucht worden, amd: daß Melanchthon bay der 
Mraͤnderung, die er vornahm, mehr die Abſicht ge⸗ 
Bude habe es benntlich zu machen, daß die Proteſtan⸗ 
tiſche ehre nicht mit dem roͤmiſchen Lehrbegriff einer⸗ 
Hy 5 (wenlgſtens hielten die roͤmiſchen Theologen 
Ken es ersten Vekenntniſſe für einſtimmn 











von Strobel. “3. 


mit ihrer Meinung vom Abendmal) als fi den 
Sminglianern gu nähern. ‘Die ſtrengſten Anticalvi⸗ 
niften 3. E. Weſtphal wiederhohlen in der Lehro vom 
Abendmal die Worte der geänderten A. C. als ortho⸗ 


dore Lehre: und erft in den fpäfern Zeiten, we fich 
politiſche Partheyen über Religionsmaterien zank⸗ 


ten und Melanchthons Schule neuen Formeln win 
derſprach, ſah und fuͤrchtete man da Gift, wo die 
friedfertigen Zeiten die lautere Mitch des Evange⸗ 
fi fanden! . . — 
So dentlich dieß alles aus ber Geſchichte gezeigt 
und von Hr. Str. mit Belegen documentirt iſt: ſo 
ſcheint doch ein von Cyprian (Hiſt. der A.C. S. 162.) 
aus dem Weimariſchen Archiv bekannt gemachtes - 
Protocoll, Vie Meinung zu beſtaͤtigen, daß ſchon im 
3.1537. Melanchthon wegen ber angemaßten Ver⸗ 


auͤnderung der A. C. zu Rede geſetzt und fein Verfah⸗ 


ren gemißbilligt worden. Denn nach dieſem (ſoge⸗ 


nannten) Protocoll ſollte nebſt verſchiehnen andern 
Yunkten Luthern und Bugenhagen vom Canzler 
Bruͤt in Beyſeyn des Churfuͤrſten, auch dieß vor⸗ 
gehalten werden, daß ſich Magier Philipp ange⸗ 


maßt, die Eonfeffion ohne Vorwiſſen bes Churfuͤr⸗ 


Ren und der verwandten Stände zu ändern. Allein 
eine vorfichtige und unpartheyiſche Kritik möchte an 
der Glaubwuͤrdigkeit dieſes Protocolls allerhand zus 
tadeln finden. ( Ich möchte es’ nicht einmal Pirates 
coll nennen, ſondern Projekt zu einigen beſondern 


VUnterredungen mit Luther, wie die Worte: der Hans 


del ſollte D: Martino —- alfo anzuzeigen ſeyn, dout⸗ 
lich bewaͤhren.) — Das ganze Blatt, _.;. 
| te 





6.  Apoligie Melanchthons 


Fuͤrhaltung gefchrieben ſeyn ſoll, iſt aun nicht mehe 
da: und, wenn man lieſet, daß Cyprian damals 
ſchon fuͤrchtete, es moͤchte dieß Original etwan durch 
einen Unfall ober durch bie Laͤnge der Zeit abhanden 
bemmen, fe muß ſchon dieſe Beſorgniß einige Zwei⸗ 
fel erregen, ob es denn mit dieſem Original ſo gar rich⸗ 
tig ſey7 zumal ba die fruͤhern Schriftſteller ſelbſt in 
ber Beſtimmung bes. Jahres nicht einig find: und 
was. waren denn im J. 1537. für veraͤnderte Ausga⸗ 
ben vorhanden, woran ſich das Wolf foll geärgert | 
Buben? Melanchthon, der ſonſt fo offenberzig gegen 
feine Freunde fehreibe und feiner Difpüten immer ges 
bdenkt, fagt fein Wort von einem Verweiß, ber ihm 
wegen: ber Aenberung. ber A.C. ertheilt worden, wies 
derhohlt nachher eine neue Ausgabe, mit noch größern 
MWeränberungen, unb wird, bey feiner fo fichtbaren 
Machgiebigkeit grade gegen ben Churfürften vom 
Sachſen fo breifte und vermegen ? Wie ummahr« 
ſcchheinlich! (und wie unmwahrfcheinlich, daß man et⸗ 
wan zehn Wochen nad) dem Convent zu. Schmal⸗ 
kalden uͤber die Aenderungen aufmerffam gewor⸗ 
den ſey, da auf dem Condent ſelbſt die Confeſſion 
wieber durchgeſehen, und approbirt worden? — 
Glelthwohl moͤchte es, da bie übrigen auf dieſem 
Pro.Memoria angezeigten Punkte, worüber mit Lu⸗ 
thern ſollte conferirt werden, boch die Aechtheit dies 
ſes Originals zu heftärigen ſchelnen, möglich ſeyn, 
daß auch über bie Aenderung ber A. C. mit Luthero, 
vielleicht ſelbſt auf: Lathers Veranlaſſung ſollte ger 
ſorochen werden: allein erweißlich iſt es Bisher nicht, 
Me der Ebutfurſt wietucdie Punkte alle Luthern 
vor⸗ 





von Strobel. 89 
vorbalten Heß. Sie waren aufiber Scheda unter 
den proponendis notirt, aber die Conferenz fam _ 
vieleiche gar nicht zu Stand: ober man fand’ von 
Seite des Hofes bey genauer Ermegung, daß Den 
quäftionirte Punkt nicht erheblich genug Yey, und 


‚ ließ ihn weg. So erfläre ich mirs, warum Melanche' 


x 


zum Mufter gewaͤhlt zu haben? — 


thon nie eines Verweiſes wegen feiner Veraͤnderun⸗ 
gen gedenkt und in der Folge ohne Bedenken nech 
größere Aenderungen verfuche hat.) Wie dem auch 
fen: fo wird es ein ſchweres Penfum feyn, wenn Hr; 
Göze aus der Befchichte den Hr. Strobel eines, 
beffern belehren will; fo ift bie ganze Schrift eines 
Mannes würdig, der einen großen Mann verehrt, 
aber nicht vergättert und vorfichtig genug ift, fein 
ob zu ertheilen, das er. nicht durch Thaten beſtaͤti⸗ 
gen Fan, und keine Apologie zu fehreiben ohne Be⸗ 
weiß zu liefern... Fehlte aud) diefer — wiewohl e 
nie fehle — fo ifts doch edler und theologifcher, ent⸗ 
ſchuldigen als befchuldigen, beffer die Todten gegen - 
Anflagen retten, als ihre Verdienſte mie Füßen 
treten! Allein wer einmal auf die Ketzerjagd abge⸗ 
richtet iſt, riecht nicht bloß die Lebenden, ſondern bag 
auch die Witterung von den Todten und ſcharrt dia 
Gräber auf! Kan man aber etwas anders von ei⸗ 
nem Manne erwarten, ber fichs zur. Ehre rechnet, 
Weltphal, Nicolai und andre beruͤhmte Zaͤnker 
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| V. 

Andere theologiſche Schriften. 
Lewzis. Joh. Chr. Gottl. Erneſti kuͤn 
digt ung in einem Programma de gloflis ſa 
eris Helychii an, daß er eine vollftändige 
Sammlung der biblifchen Gloſſen aus dem Heſy⸗ 
chius liefern will, wovon biefes Progamma füglich 
als eine Einleitung in fein ganzes Werk angeſe⸗ 
werden Fan. Er unterſucht zuerft, von wen 
Die Gloſſen über Bibelftellen, die man in dem Wer⸗ 
Be des Heſychius antrift, herruͤhren moͤchten, und 
er muſte dieß thun, ba Bentley und Alberti behaupte⸗ 
een, fie ſeyn nicht von der Hand des Heſychius, ſon⸗ 
dern fremde Einſchiebſel aus den ſpaͤtern Zeiten. Al⸗ 
berti gruͤndet ſich vornehmlich darauf, daß Heſychius 
. Wa der Vorrede, wo er die Quellen feines Buches 
nennt, nur Profanautoren anfuͤhrt, der bibliſchen 

Gchywiftfteller aber nicht gedenkt: allein es wird 
darauf bemerft, daß ja unter bem allgemeinen Na⸗ 
‚men Gefchichtfchreiber und Redner, auch biblifche 
Schriftſteller begriffen feyn fonnten; daß er viel. 
leicht, weil fein Buch einem fehr orthoren Bifthoff zu 
Hlepandrien, Eulogius, zufchrieb, Bedenken getra- 
gen, gleich anfangs ihm Durch die Mifchung bibfifher 
GSloſſen mit andern Profanen anftößig zu werben; 

und Daß (welches wohl das wichtigſte ift) fo lange 
bas Alter des Gloffarienverfaffers fo unbeftimmt 
Bleibe, fich nicht fagen ließe, ob Die Gloſſen, Die er z. E. 
aus Cyrillus, Epiphanius u.a. auszog, von ihm ſelbſt 
in ſein Werk aufgenommen, oder von andern. einge 


Moben find, Bentley gründete fich vornepmlic) uf 


Pr 
-% 


Arndere Melle Crime 633 


die Unorbuung in ben bibliſchen Gloſſen des Heſy⸗ 
chius, da ſie gar nicht am rechten Orte ſtehen und, wie 
es die Buchſtabenordnung forderte, auf einander fol⸗ 
gen. Dieß wuͤrde mehr Verdacht eines ſtaͤrkern Zu⸗ 
ſatzes erregen, wenn dieſer Fall nicht doch immer ſelt⸗ 
ner waͤre, ober nicht auch bey den gloſſis non facris 
unzaͤhlichemal vorkaͤme. Bey einem muhſam und 
langſam zuſammengetragenen Buch duͤrfte man eine 
ſo ſtrenge Genauigkeit in der Buchſtabenfolge wohl 
nieerwarten: Selbſt unſre Lexica beobachten ſie nicht 
ſo ſtrenge. Hierauf fomınt er auf die Beſchaffenheit 
ber bibliſchen Gloſſen mit Beziehung auf feines On 
clesDiffertation:de vero ufu et indole gloſſarioram 
graecorum, und wiederhohlt die bekannten Canones, 
daß die Gloſſen ſich immer auf einzelne beſtimmte 
Stellen und ihre Erklaͤrung beziehen; öfters nich 
bloß auf Ein Wort fonderfähufbie ganze Redensartz 
zuweilen auf Ein Wort, das aber in verſchiedenen 
: Stellen in unterfchiedner Bedeutung vorfomme u. 
f. w. einige druͤcken auch nureine Barianteim Biber 
tert aus. Z. E. eBerovro, eßeAovr0. Die Quellen 

diefer Gloſſen find entweder Parallelſtellen (oder viele .. 
mehr die Parallelen) meift in poetifchen Büchern 4; 
T. und Synonyme, Hieraus verfucht Hr. E. ocu- 

era, avooßorNa (aus Pf. 18, 2. der LXX.) wen er⸗ 
Plären und avaß.inavay'yaANsı'zu verbefleen, nee 
ches Wort in der legtern Hälfte des Verſes ſtehe. 

(var Aeı ließe fich gleichwohl vertheibigen, als 
Synonymon von egeuyercu, mit Beziehung auf das 
Hebr. 3% welches von einer Quelle gebraucht wird, 
biereichtich Waſſer fprudelt, wovon auch die: grigchs⸗ 
ſchen Bar J E. Callisnachus wvaßßrNen 


- ſagen): 





\ 


640 Andere theologiſche Schriften 


ſagen): oder es ſind die alten griechiſchen Ueberſeher, 
Aquila, Symmachus, Theodotion, oder endlich Com⸗ 


mientatoren über Die h. Schrift: aus denen ſehr haͤu⸗ 
fig die etymoſogiſchen Gloſſen über nomina propria 
“ (garnicht eröftliche, oder brauchbare) aus Philos 


ſephus, Bafilius, und meift einftimmig mit den unter 
Hieronymi Namen vorfommienben explicationibus 


nominum hebraeorum, genommen finb, welche ber 


- Hr. Pr. fürden feinern Heſychius nicht recht anſtaͤn⸗ 


dig ſindet. Beſſer find die grammatifdyen Stoffen 
meift aus Chryſoſtomus, Theodoret, Decumenius, 
Theophylakt. (Aber wenndieß die Quellen find, wie 
fpäre müfte Heſychius gelebt Haben!) — Der Ge 
brauch biefer Gloſſen iſt zwar fehr ausgebreitee und 


nuͤtzlich, allein er hat doch auch feinenöthigen Gran. 


zen. Denn entfcheidend für die aͤchte Bedeutung 


der Worteiftdas Zeugr® eines Gloſſariums nicht; 


zumellen hat man auch), fonderlich Werftein, darinn 
gefehlt, daß man ſich auf fie berief, wo das im Gloffa- 


rium angefuͤhrte Wort nicht ſich auf eine Bibelftelle 


bezog; und endlich mürbe auch felbft ihre kritiſche 
Brauchbarkeit Vorſicht erfordern, weil die Bibel⸗ 
ſtellen zumeilen nur aus dem Gebächtniß, nicht aus 


Sandfchriften angeführt find. (Es würde darauf 
ankommen, eb diefer Fall beym Hefychlus vorfommt, 
. ber in der Vorrede bezeugt, daß er die eignen Schrif⸗ 


con, arrıyeade, gebraucht habe.)— Dieganze Ab: 
Genblung iſt Beweiß genug, wie glücklich der Herr 
Ernefti mit den Gloſſarien umzugehen wiſſe, und wie 
viel man ſich von feinem Vorhaben verſprechen koͤnne, 


= Yames hoffentlich niche an Beförberern fehlen wird. 


Ende des II. Bandes achten Stücke, 











D. 30. eheſeph Dee 


auserleſene 


Theologiſche 


Bibnothet, 


darinnen 


von den wichtigſten theologiſchen 


An: und ausländifhen * 


2ügern und Shöriften . 
‚ Nachricht gegeben wird, ; 





Zweyter Band neuntes Stuͤck. 
Leipzig, 
verlegts Joh · Gottl. Imman. Vreickopf, 1783. 


Ä 3 unhalt. 
dertens der Anzeige vom Kennikotſchen Bi 


(werk nebft: Differt. generali Benj. Ken- 
BR recul. cura P. I, ‚Bruns, 


| n I) Fragmentum Copticum ex Adlis S. Coluthi, 
ed, « Borgia. 


IM) moſche Erklaͤrung der Sonntags: Evange⸗ 
lien. Zweiter Band. £ ’ 


IV) Einige Nebenarbeiten zur Krieit und Thes⸗ 
logie von J. A. Cramer. | 


| v) D. G. Niemeyer Prediger⸗ Biblio 
Erſter und zweiter Theil. | 


vv Andre epeofogifche Schriften, 











Auserlefene - 


Zheotogitge Dibllothet. 
ı 


Fortſetzung der Anzeigeund Baur ° 


theilung - des Kennikotſchen Bibelwerres. 

Verbunden mit Diſſ. gen. — Kennicot. Recudi 
curavit — P. I. Bruns, Brunfvigae 
1783 . 8. maj. 


Mir Variantenſammlung das einzige Ber 


\ 


fehäfte des Kritikers, fo-bliebe Kennikoten 


ber herrliche Name, der Millius des Alten Teftar 
mentes zu heiffen, unbeſtritten. Allein Mitlius 
trug nicht bloß Materialien zufammen, er wählte, 
ordnete, urtheilte über Leſarten und Handfchriften: ” 
Kennikot hingegen fammiet, ohne den Verſuch, 
ich will nicht einmal fagen, ohne die. Kunſt, riady 
Doͤderl. Bibl. 2. B. . St. Ss ‚Grunde 


—e 


[ j - 


5 Sortfegungder Anzeige 


WBrundfägen ober Hnpothefen — die man in der 


Kindheit der hebraͤiſchen Kritik jedem verzeihen 
wuͤrde — ſeine gefundnen Leſarten zu vergleichen 


: ober das Gewicht feiner Handſchriften abzumägen; 
Doch vielleicht gehört dDiefe Beſcheidenheit und 


Mäßigung zum geoffen Verdienft des Werkes: 


- Dann wir fürchten, nad) einzelnen Proben zu ur 


theilen, daß es ihnen nicht geglückt ſeyn wuͤrde, 


wenn er es gewagt hätte, zu beflimmen, meld 


— 


Leſart ſeiner Handſchriften dem heutigen Tert vor⸗ 
zuziehen ſeyn moͤchte, oder wo irgend eine Variante 
Aufmerkſamkeit und Beyfall eines vorſichtigen 
Krittkers, verdiente. Die Meinung von einer 
durch die Juden abſichtlich gewagten Verfaͤlſchung 
der Bibel, die Hypotheſe, daß zwey Recenſionen 
Eines Textes, wie Pf. 18. und 1 Sam. 23. ober 
zweyerley Auszüge aus ältern Schriften, wie if 
B. der —* und der Chroniken, oder ſonſt ver⸗ 
wandte Stellen Einerley Leſarten Haben und durch⸗ 


gaͤngig miteinander einſtimmen muͤſſen; ſelbſt 


die Beurtheilung derer Leſarten nach einer ſe 
einſeitigen und neuen hebraͤiſcoen Grammatik z. E. 
daß nur das maſculinum 7 das foemini- 
num ſey, u.a.muß auf die Wahl det $efarten 
einen fehr groſſen Einfluß haben: und, fo fange 


bie Veberfegungen nicht noch — in der hebraͤl⸗ 


ſchen Bibelkritik — einen Höhen Rang behaus 


pten, nicht als beſſerer Entſcheidungsgrund bey 
der Wahl der vorzuͤglichſten Leſarten gelten und 


angenommen werden; ſo lange wird ohnehin der 


urtheillende Kritiker eine ſehr unſichere Bahn 


haben. 





von V. T. hebr. Kennicot. 64 


haben. Indeſſen ſtatt mehrere benfreürbige Greln 

len auszuzeichnen, wo einzelne Leſarten der Hand⸗ 
ſchriften wichtig werden, den Sinn erleichtern, 
oder wenigſtens veraͤndern, die alten Ueberſetzun⸗ 
gen beſtaͤtigen oder durch ſie beſtaͤtigt werden — 
wozu ber Vorrath in-der That nicht ganz klein 
it — hat Kennikot nur alsdann eigne und denk⸗ 
würbige einzelne Leſarten angeführt, wenn fie für 
den Codex, in welchem fie ftehen,- charakteriſtiſch 
find, oder noch häufiger, wenn er fie zur Empfeh« 
fung irgend eines Codex, für den er Achtung und - 
Vorliebe bat, Mugen zu Fönnen glaubte; und 
in der Diflertation felbft weder durch Regeln noch ' 
durch Beyſpiele bewielen, wie und wo er von ſei⸗ 
nen entdeckten Varianten Gebrauch für die Bis 
bei machen wollte. Dagegen finden wir über eis 
nige Stellen A. T. einige Recepte aus der Eritie 
ſchen Konjefturalapothefe, weiche ordentlich nur 
in Difperationsfällen geöfnet wird, nur daß Der 
angehende: Arzt mehr ſolche Fälle hat, als der 
geübte. Ein ſchlimmes Vorurtheil muß es in je⸗ 
dem Fall fenn, wenn ein forgfältiger und alle Ge⸗ 
genden hurchftreichender Arzt des A. T. bey den 
meiften, und ſchwerſten Stellen, in’vielen hundere 
Handſchriften, in Oft und Welt, Afia und Amen _ 

rika, bey Juden und Chriſten die Hülfe nicht fine 
det, die man fucht und fie bey feinem eignen Witz 
ober Phantaſie ſuchen muß: allein dieß haben an⸗ 
dre (chem vorhergeſehen, daß jener ganze Appara- 
tus lange nicht zureichend ſeyn wird und kann, den 
Originalet derzuſtelene un— Und ſelbſt dieſe Kon 
jela 


— — 


Bu Fourtſetzung der Anzeige 
jekturalcritik ſcheint dem Kritiker nicht gu gain⸗ 
gen. "Se ändert er 4 Moſ. 21, 14. Das Frag⸗ 
ment des alten hebraͤiſchen Bardengeſangs, durch 
andre Abrheilung der Worte und Buchſtaben: 
Abo aa NN mm 
aan yora Anm 

Bott reifere (397 in diefer Bedeutung wuͤſte 
6 nicht zu>beftätigen) mit ihm (Iſrael) nad 
Suph die legte Station der Iſraeliten nad) if 
ter Reife durch die Wüfte): und Lam an dit 
“ Bäche Arnons — So laͤſt er 4 Moſ. 22, 22, 
nad) ben Worten an or eine kleine Lücke, weil 
er glaubt, daß hier ein Wort fehle: und warum? 
weil bie:arabifche Verſion hier uͤberſetzt; denn e 
(Bileam) gieng aus Geiz hin. Hic fenfus com- 
wmendatur, fagt er, aS. Petro 2Ep. 2; 15. Atque 
haec lectio'momentofa, novo fuffalta teflamen- 
to, ninc. eo magis probabitur , quod Arabicæ 
verſioni nova iam acceflit. autoritas, ex cadici- 
‚ bus hebr..MStis. Ein ſolch Urtheil in der Kritik 
iſt ganz dürftig? bie Arabifihe Verſſon — fihtt 
die legte, wie beym Zeugen ⸗ Verhoͤr über den 
hebr. Text befragt werden muß — iftgaing file 
bar nach Petrus ‚geformt ımb interpolirt: und es 
„ iſt ganz raͤthſelhaft, wenn ſich Ken. auf die Ve 
ſtimmung von hebr. Handſchriften zu berufen wagt, 
Kein'Codex Hat das Wort „ara fondern alles, 
was von Barlanten da iſt, ift dieß, daß Ein Co 
dex N. 325. nach dem wit ein rı fegt: und hier⸗ 
Aus folkte ein Gelehrter, der fo viel Handſchriſten 
veſchen umd geprüft hat, dog) nicht eine Spur ı 
nes 





* 
— - “ * 


nes ausgelaſpnen Wortes machen. Von gleicher 
Arc find bie übrigen Vermuthungen, bie wir, als 
fremd und zweckwidrig übergeben. 

Weit mehr als. Keitif über einzelne Sefhrten, _ 
ihre. Wichtigkeit, Beftimmungsgrünbe und Gea 
brauch, mufte. man bey den Kennikotſchen Bes 
fehreibungen fichres, ſtandhaftes und beftimmelg 
Urtheil über die vornehmſten, wenigſtens über die 
von ihm felbft verglichenen Handſchriften, ihre 
Guͤte, Vorzuͤglichkeit, Einrichtung, Fritifche Beſ⸗ 
ferung und Alter erwarten: allein wie groß hier 
die Sücke, und. rote unerfüllt diefe Erwartung, fen, 
Baben wir fihen oben geſagt. Illes davon ift un» 


gewiß, und. zum Theil, wenn wir fragen, wars 


nach Kennifos Alter und Güte feiner Handſchrif⸗ 
ten ſchaͤtze, wankend oder vielleicht auch irrig. 
Wie es ſcheint, ſo hat Kennikot hohe Meinung 
von einem Codex, wenn er viele Abweichungen 
vom maſoretiſchen Teyt hat (dieß koͤunte auch bey 


einem nachlaͤßig geſchriebenen ſtatt finden, und ex 


zaͤhlt zu den Abweichungen auch die eingeſchalte⸗ 
ten oder fehlenden matres lectionis); wenn er vie⸗ 
Je watres lectionis hat (dieß iſt der Charakter bes 
Synagogenrollen und andrer, ohne Punkte, auch 
nach dem eingeführten Gebrauch der hebr. Punk⸗ 
tation, gefchriebenen Codicum); wenn er oft cor⸗ 
rigirt iſt (dieß kann zumellen auch bey einer fehler⸗ 
haften gefihehen fen: und bie. lectio 4 prima 
menu einer gorrigirten Handſchrift wird niche ſel⸗ 
sen auch in neuern Codd. angetrofien :). Die an⸗ 

dern Charaktere des Ans aus Buchſtaben zei⸗ 


* 


2 


vwav F. hebr. Leimicot. | . MM | 


6,3 J sn 


° D 
R 


646 Fortfegung der Anzeige 


Pe 


gen, Materie des Codex, fpärer hinzugeſehten 
Yunftation u. dgl. urgirt Rennifot nicht: er un 
theite eher nach Gefüht, aber auch hierinnen wir 
wicht jeder für ſich Sicherheit, finden, Wir da 
Ben uns drey Regeln gemacht, wornach mir ine 
Handſchrift für wichtig oder unerbebtich hiekten: 
alle unter der Worausfegung,, daß der Codex, f 
mehr er durchaus dem heutigen maforetifchen Text 
ſich naͤhert, fehlechter und neuer ſey. Zuerſt 
zßen wir Güte und Werrh‘ der Handſchrift 
noch ber Uebereinftimmung mit erweißlich richt⸗ 
gern Leſarten, die nun in dem Tert der hebr, Aus⸗ 
gaben und erweißlich ſpaͤtern Codd. nicht angetroſ⸗ 
fen werden. Man mag fie entweder ale Reſte Dr 
alten $efart einer reinern Handſchrift anfehen, bie 
dem maforetifchen Auge des Correktors entgengen 
find, ober als kritiſche Verbeſſerungen von Juden 
(Speiften laſſen in dem mittlern Zeitalter bergieb 
chen nicht häufig. von fich befürchten), fo fd ſe 
{en jenem Falle ohnehin ſchaͤtzbar, weil fig det ‚tr 
quifition der Habbinen und Maforerhen entgangen 
find und in diefem Falle wenigftens Beweiſe, d 
bie altern Jüden nicht fo religiös oder aberglön 
, bifch mic dem Bibeltert umgiengen, als die Sage 
will, die von der Cura Synagogae et Beclefise 
circa canonem V. et N. T. fo viel ſchoͤne Dinge 
weiß, an welche man ohnehin nicht gedacht Da 
Im Pentateuchus überzeugt uns die Uebereluſtim⸗ 
mung ‚hebr.sCodd. mit der Samaritaniſche— Ru 





„ eenfon in einigen erheblichen Sefarten, daß ſiep 


wicht ſelbſt alt, doch aus einer alten — 


x 





» 
/ 


sonV. T. hebr, Konnicok, | 67 
ſchrift genommen ſi ſt nd: und endlich giebt ung das, | 


Zufammentreffen hebr. Codd. mit den Leſarten 
der alten Verfiongn einen neuen ſehr ſichern Cha⸗ 


xafter fir ihr Alter oder für ihre Güte, in dem 


Salt wenigftens, wenn 66 bloß bebräifche Hand⸗ 


fehriften ohne beygefügte Verſi ionen find. Sm. 
Tall, wo der hebraͤiſ Text eine Verfion an der : 


Seite hat, entfteht immer der Verdacht, daß en 
nach der Ueberfegung zuweilen geformt ftp: ‚doch 
möchten wir auch hier einen’ Yinterfchieb machen, 
Bey den Codd. hebraeo-chaldaeishaben wir eher 


ſelbſt die Bemerkung gemacht, daß bie Verſi on 


ſich ſtrenge an den voranſtehenden Originaltext 
haͤle, und da, wo dieſer von den heutigen Aus⸗ 
gaben durch andre Leſarten oder Auslaſſungen ab⸗ 
weicht, meiſt eben dieſe Leſarten ausdruͤckt, oder 
eben. dieſe Worte auslaͤſt. Hierdurch möchte es 
ſchwer werben, fü langg wir Feine kritiſche Ausga⸗ 


. 


gabe der Targumim haben, fie zu kritiſchen Ge 


brauch zu nugen: hieraus folge aber auch, baß 
wer bebräifche, chaldälfche Codices vergleicht, ber 

bibliſchen Kritik einen wichtigen Dienft feifte, 
wenn er auch auf das chaldaͤiſche hinblickt. Denn 
wo dieſe einer Leſart des Codex beytritt, iſt fie al⸗ 
lemal neuer wichtiger Zeuge für dieſe Leſart. Codi- 
ces hebraeo - graecos giebt es nicht: wenigſtens 
erinnern wir ‚uns nicht‘, daß Kennikot eine Hand» 


ſchrift anfüͤhrt, die den grierhifchen Tert neben 


dem hebräifchen hätte. .Codices hebraco - latini 

find ziemlich ung und bey einigen unter ihnen 

iſt bie Aenderung es Er oe nach dem ten 
ni 


648 FJortſetzung der Angeige | 


"nifchen ſehr offenbar und erweißtich, wovon wir 
hernach Beyſpiele anführen werden, Wie vers 
muthen, Daß die Verfiones interlincares oder bie 
andern lateinifchen , welche Kennikot antraf, im⸗ 
- mer die Vulgata ſind: zuweilen ift es duplex ver- 
. io latina wie Cod. 28 und, 77. im Cod. 73 und 
‚97. iſt fie gar triplex, es laͤſt ſich aber doch auch 
ohne Kennifors Anzeige fchlieffen, was es für la⸗ 
- teinifche Ueberfegungen find. Bey Cod.. 73: er 
- innert Kenn, felbft, daß ber doppelte Tatelnifche 
Tert in Columnen (der deitteift interlinearis) das 
Pfalterium gallicanum und romanum , zwey be⸗ 
fannte Recenflonen der Pfolmenüberfegung ent- 
bafte, und es iſt uns Daher wahrfcheinlich,, daß 
bie dritte Verſion das Pfalterium Hieronymt b.i. 
‚ Die Ueberfegung, die Hieronymus.aug dem he 
\ beäifchen ‚machte, fey, fo möchte auch Cod. 28 
und 77. der Verfion,der Vulgata, die griechifches, 
und die Verſion bes Hieronymus , die hebraͤiſches 
Urſprungs iſt, liefern. Ob auch die Codices 
hebraco - fyriaci und hebr. arabici nach ihren am 
Rande ſtehenden oder eingefihaktenen - Werfionen 
geformt find, Fönnen wir, um ſo weniger fagen, 
doch wir auffer der Sprache von der Befihaffen« 
beit diefer Ueberſetzungen nichts wiſſen, , und nicht 
| dergleichen koͤnnen. 

Beym Urtheil über dem Codex. deffen. Anſe⸗ 
ben und kritiſche Wichtigkeit, müfte billig. auch 
auf den Umftand gefeben werden, ob und mie 


weit er corrigiet iſt oder nicht, Zwar wird fetten 


“ \ Eine Handſchrift argenoffen J welche nicht ri 





von V. T. hebr. Kennicoe 649 


die Hand eines Revifor's gewonnen — oder ges 
Kitten hat. Inbeffen iſt doch der Unterfchiebers 

hebtich, eb wirkliche Schreibfehter verbeffert, oder. . 
der vorige Tert nach dem jeßigen ‚geändert; oder 
vietleicht auch die Sefart einer Handſchriſt, die zu⸗ 
erft dem heutigen maforetifchen Text gleihförmig 
war, in eine andre umgebildet worden. Die legte 
Arc der Correbturen, wo einer von unfern Ausgaben 
abweichende Leſart ex corredtione entſtund, iſt, 
ſelten nicht, als man vermuthen ſollte, und der 
zweyte Fall wird dann am merkwuͤ rdigſten) wenn 
die lectio prima des Codex durch andre Hand⸗ 
fchriften Beſtaͤtigung erhält. Aber wie ſehr iſt 
das Urtheil über ſolche Handſchriften, die dem jür 
diſchen Kritikern unter das Meſſer gerathen ſind, 

dadurch erſchwert, daß Kennikot ſo viele in dem 
Kandfeheiften angetroffene Correctiones unangee 

merket ließ? 

Auf gleiche Weiſe würde es fir die Kritik über 
Eodione und Sefarten ganz vortbeilhaft gemwefen 
feyn und noch ſeyn, wenn die Randleſarten, Keri 
genamt, durchaus verglichen worden wären. Dieß 
Keri iſt in. den Handfchriften weit häufiger als 
in den Ausgaben, oft fehr fingulair, zuweilen auch 
nur-unfern Ausgaben eigen: und nicht felten laͤſt 
ſich die Bemerkung machen, die man auch in eini⸗ 
gen Codd. des N; T. machen kann, daß zweyer⸗ 
ken Sefarten in einige ——— zugleich aufged 


nommen find. Z. E. Pf. 105, 6. leſen einige für - _ 


Abraham, Iſrael, bald im Tert, bald, wie N. 30. 
am Rande: Im N. 1. und 128. ſteht das 
6:5 Wort 


N 


— 


650 Faortſetzung ber Anzeige 

Wort ſuper raſura, und hieraus wird 
wahrſcheinlich, daß ſie hier corrigirt ſind, aber 
Cod. 157 — ber beruͤhmter Caſſelanus — ſetzt 
oman Inyem, (Sind wohlbeyde Worte punk 
fire ?) Ef. 4, 1. ßen N. 96: 245: 29.1227 für 
Inxb: N. 30. vereinigt beybes. Am Hänfigften 


ſcheint dieß in der Soncinifchen Bibelausgabe 


vom J. 1486. die hier mit 257. bezeichnet ift, ge 
fchehen zu fenn, &z & r Sam. 4, 13. N P, un 
KR. 5,6. onen orbyon: meift in dem Fall, 
wo der unfritifche Editor zwifchen zwey Varianten 
bie geltende nicht zu wählen wuſte oder nicht aufs 
zunehmen wagte. | | 

Ein ſehr groffes Verdienſt würde es noch gewe⸗ 


- fen fenn, wenn fich der Sammler bemüßt haͤtte, 
die Verwandſchaft der Dandfchriften zu entdeden 


und anzugeben. Es märe faft. einem. Wunden 


werke gleich, wenn unter fünfbundere Codicibus 


nicht zwey angetroffen würden, "die wie Mutter 
und Tochter, Original und: Kopie, aber wie Ge⸗ 
ſchwiſterte als Kopien aus Einen Qriginal⸗ 
Codex verwandt wären, da bad) fo viele Einerley 


weiß man, wie wichtig diefe Genealogieber Hand⸗ 


. Alter und Ein Vaterland haben. Im N. T. 


fhriften und ihre Beftimmung iſt; im Alten Teſt. 


würde fie zwar niche fo erheblich ſeyn, weil hier 
immer nur bie fpätere Recenſion bes Tertes ge= 
funben wird; inbeffen kann ich es bach auch wicht 


für uͤberfluͤßig halten, zu unterfuchen, eb nicht 


vielleicht mehrere Codices, die man num als ver« | 


ih 


v J 


| ſchiedene Zeugen abhoͤrt und aufſtellt, eigent⸗ 


| 


| 


von V.T.hebr. Kennicot 5 651 
lich nur Eine Stimme haben; ob ſich niche aus⸗ 


finbig machen laſſe, daß irgend ein nod) vor 


handner Codex bey der Revifidn eines andern zum 
Srunbe liegt; ob nicht felbft gedruckte Ausgaben 
des A. T. von den Reviſoren, Correftoren und - 
dergleichen fritifchen KRleinmännern zur vermein« 
ten Verbefferung ber Handfchriften gemißbrauche 
worden, und ob die Hanbfchriften, deren fich die 
Editoren bedienten, nody vorhariden find? Daß es 
“eine folche Verwandtſchaft giebt, iſt ſichtbar. 
Man kann ſie in einigen Codd. hebraeo - latinis 
unmöglid) mißfennen, z. E. N. 73. 74. 97; man 
Tann fie entdecken, wenn eigne ober ſeltne 
‚Sefarten Eines Codex in einem andern ausgedrucke 
finds und wenn man findee — wir haben es 
mehrmalen in diefem Werk gefunden — daß die - 
lectio fingularis eines Codex in einem andern als 
Keri ſteht. Wem mufte es leichter werden, Be⸗ 
merfungen diefer Art. fpielend zu ſammlen, als 
Kennikoten, dem alle Varianten und alle Zahlen 
mehr als Einmal durch die Hand giengen? Allein 
auch hier iſt dem Fünftigen Kririfer die ganze 
müßfamıe Unterſuchung überlaffen und erſchwert. 
Sogar bey den Editionen, deren Genealogie doch 
leichter zu entwickeln iſt, fehlen bie nochwendigen _ 
Merkmale unb Anzeigen ihrer Verwandtſchaft, 


und man ſieht nun Mutter und Tochter mit allen 


ihren Haupt » und Nebenſproſſen als verſchiedne 
Beugen aufgeftelle, ob fie gleich nur als Ein Zeus 
ge gelten können. Es wäre unbillig zu fordern, 
deß man in der Kindheit der, Altteſtamentu hen 

fie 


* 


⸗ 


632 Sortfegung-der Ange: 


Kritik alles ſchon vollkommen habe: aber warum 
erſchwert man doch ihren Fortſchritt dadurch, daß 
alle Materialien, die beym Abladen ſogleich ihren 
eignen Platz bekommen konnten und ſollten, 
auf Einem Haufen. untereinander . geworfen 
werden? Einiges von. unfern bißherigen Wuͤn⸗ 
Shen hat Hr. Bruns geleiftee in dem von. 
ihm veranftalteten Nachdruck ber Kennifotfchen, 
Dif. generalis, weiche wir eben, da. wir unfre Res 
cenſion zum Drucke abfenden wollten, erhalten. 
Denn er hat nicht nur hier und da Die Kennikot⸗ 
fchen Hypotheſen und. Kritiken berichtige, ſon⸗ 
"gern auch ein boppeftes Verdienſt fih um den 
Nachdruck erworben, einmal daß er über bie Co-. 
dices felbft zuweilen urteilt und bie Unterſchriften 
berfelben aus. dem Original abdrucken käft, wo. 
. ‘er fie fand: hernach daß er auch hin und wieder 
von der Verwandtſchaft und kritiſchen Werth der 
Codd. — meiſt nach ihrem Vaterlimde, Spa- 
nien, Italien, Deutſchland einzelne Obſervatio⸗ 
nen einfchaltet, welche wenigſtens geprüft werden 
müffe, ehe bie Kritik des A. T. gegründet heiten 
kann. 
Wir wollen, mie der moͤglichſten Einſchraͤn⸗ 
kung, unſre Anzeige dieſes wichtigen Werkes noch 
mit einigen Bemerkungen uͤber die vornehinſten 
and erheblichſten Codices beſchlieſſen. Und wir 
koͤnnen ung bier. fehn kurz faſſen: dann wenn wie 
bie Ausgaben der Bibel und Ihrer Teile, Die Frag 


mente von wenigen Blaͤttern, deren jedes feine eigne 


u Numer hat (wie Cod. 27, 379.667,669. 684. 685.) 
“ on "die 





. N 2 p 


nV. T. hebr, Kennicot. 653 Ä 
Ye andern Subfidien aus dem Talmud, Machſor 


u. f. f. die ganz neu und nach. Erfindung der 


Buchdruckerey, vielleiche wohl erſt im vorigen 
Seculo, geſchriebenen Codd. dieder Vergleichung 
nicht werth waren, wie N. 10. 78.158. 283. (ein, 


nach der. Entdeckung des Hrn. Bruns aus der 
Ausgabe vom J. 1488. kopirter Codex) und viele 
“andere, von benen wir nichts eignes bißher ent⸗ 


deckten, und fagen fönnen,, weglaffen: fo wird _ 


die Anzahl der übrigen fehr klein bleiben. 
Den Heereszug, deſſen erftes Corps aus Ops 


forbifchen Handſchriften beſteht, führe Cod.Laud 
A. 173 und 162. an, unter dem Namen Codex n 


zu deſſen Lob Kennikot ſehr vieles fagt. , Schon 
im Pentateuchns, ob er gleich erft mit Genel, 27, 
3. anfängt, zaͤhlt Ken. ü über 2000 Varianten und 
berechnet, Daß er hier 109 mal mit den LXX. 
(nach welcher Ausgabe?) 98 mal mit dem Syrer, 


| 83 mit dem Araber (mit welchem?) 88 mit ber 


Vulgata und 42 mal mit dem Chaldaͤer (in welcher 
Recenſton? mit welhem Targum?) und in. 700 
Stellen mit der (gebrudten) Samaritaniſchen 


Recenſion gegen den hebr. Tert einftimme, . Hier⸗ 


aus und weil alle Mafora fehle, fest ihn Hr. Ken, 
noch ins zehnte Jahrhundert, oder er jagt, Damit 
wir uns feiner eignen Worte bedienen: mes eft 


opinio aetatem eius adannos gooreveraaflurgere, 


(Wir wollen Alter und Werthdiefer geprießnen und 


merfroürdigen Handfchrift nicht tief herunter feßen, 


allein ſo wichtig iſt fie doch ſchwerlich als man nad) 


diefen Venchauge a rin Die Abwefen« 


beie 


®@ 


N 


oo 


| 54 Sortfehang der Anzeige 


heit ber Mafora — ohnehin ein truͤgliches Argument 
— darfnicht ftarf urgiet werben, denn Die über dem 
Tert gezogenen Sinien find obnfehlbar für Die Ma⸗ 
ſora beftimmt gewefen, und. es ift fhwerlich Als 
ter, fondern eine andre Urfache, warum diefeniche 
bengefügt worden, Die Menge von Barianten 
zieht fich in ein fehr unerhebliches Häufchen zuſam⸗ 
men, wenn matres ledtionis nicht unter dem Trupp 
aufgeführt werden, und bie Uebereinſtimmung mit 
- der Samarit. Leſart tft nicht gröfler als bey an« 
dern hebt, guten Codicibus. Mit Mühe muf 
man bedeutende Varianten auffuhen — und 
wenn man fie erft, nachdem fie gefunden find, bie 
Mufterung paßiren läft, und Sjnvaliden, Krüps 
pel und andre die unter dem Maa find, als Aus« 
- wöärflinge abſondert: fo ſchmilzt die Armee von 
8000 Varianten — fo viele möchte nach Ken⸗ 
niforfcher Manier ber Codex liefern — gewiß 
auf funfzig zufammen. Der Eritifche Würgen- 
gel darf nicht ganz unbarmherzig feyn, um in Eis 
ner Nacht taufende zu burchbehren. — Wir wol⸗ 
fen nur einige, für Die fid) etwas fagen laft, anges 
ben. „1 ey 49, 13. ift 1» für 5» wie im Sama- 
titanifchen. V. ı0. "bw ohne Jod. V. 26, m 
für vn (aber die Punftation — iſt fie ir2.0ber 
“sn, Im 2 Mof. 1, 14. find die Worte 
bar oaaba) mon2 ausgefchnitten, woben der 
‚Hr. 8. Vorſatz vermuthet, weil biefe Worte 
invila fervitutis Aegyptiacae mala minutim ex- 
primunt. Gonderbar! (Stund vielleicht auf der 
: andern Seite etwas, das eher das kritiſche Meſſer 


| aufs 


von V. T. hebr. Keanicot. 655 


aufforderte 9 Die gute fefart Sof. 5, 1. as 48. 
bat Cod, 1. mie viefen andern: aber ı Sam. 2,. ' 


9. finden wir. ihn allein als: Zeugen für Noayr, 
welches ung-richtiger-dünft, als Rvar. ER 38, 11. 
hat ſchon Michaelis aus ihm Die merkwuͤrdige Sep 
art des Syrers und Hieronymi Tafı ſtatt des ger 
woͤhnlichen 7m ansgezeidine. Eigen und bes 
quem ftehe Pf. 73, 7. Mxv fir mar. Zuweilen 
finden wir auch) Korrekturen. So ſtund Pſ. 80, 3. 
zuerſt 0%, woraus nun 0% conform mit dem 
heutigen hebt. Tert gemacht iſt. Hr. Bruns, 
vhne ein Urtheil zu fallen, ſucht bloß zu beweiſen, 
daß diefer Codex nicht fpanifch d. h. nach feiner 
Meinung von ber beflen & 
und alfo fehlechter ſey. Wir räumen ihm ein, 
daß er das Vaterland diefer Hardfcjtift richkig 
beſtimme;: über bon der Richtigkeit feiner Hypo⸗ 
thefe Bat er uns noch nicht uͤberzeugt. 0 
Codex 2 hat eine italieniſche und hebräifche 


nach welcher er zu Sora, von Samuel ben R.lac; 
Sarugial: im J. 1304 gefchrieben ſeyn foll, wiewol 


in Correktor ber hebräifchen Anzeige ihn um zwey 
Stahrhunderte früher hinauf feßt, der es nicht bes 


orte, fondern italieniſch 


— 


denkt, daß Jarchi, deſſen Commentar der Codex 


mit enthält, erſt im ı3 Sec. ſtarb. Viele Kors 
rekturen diefer Hanbfchrift vermindern ihre kriti⸗ 


[he Brauchbarfeit: doc) ift fie nicht durchaus 
dem jegigen Text conform. Einige Leſarten der⸗ 


ſelben ſehen wie Gloſſen aus. Z. E. Hoſ. 3,2. . 
pw ſtatt 703, Hof. 8, 5. aber Pwefuͤr Pw. — 


Bon Cod. 3./ lobt Kennikot die Schönheit den 


— * 
! . 


N 
⸗ 


4 J 


5 Fortſetzung der Anzeige 


Buchſtaben: ſeine Alter iſt, ni ſallor wie K. 
ſagt, aus der Mitte des 14 Sec. Er iſt nicht 
haͤufig und ſelten erheblich, abweichend. Dech 
laſſen ſich auch Varianten daraus borgen. ı Sam, 
2, 23. hat er vp a prima. manu ſtatt 305 mie 
Theodotion. Spr. Sal. 29, 12. finde ich 327 in 
nDw rorrigirt. Hof. 8,5. pw a prima manu 
“wie Cod. 2, Hof. 9, 3. Ändert. er allein rim in 
nm. Der Sinn wird bequem, aber wer fagt: 
obs wirkliche Leſart einer Handfthrift oder Schreib⸗ 
fehter.oder Gloſſe it? — Unter die äftern zähle 
Kennifocden Cod. 4. mit einem Alter von beyna⸗ 
be 600 jahren. Die Merkmale feines Alters 
find nicht angegeben: denn daß er zum Theil un: 
puͤnktirt geblieben, erweiſet nicht viel: und daß 
ber Tert in vielen Stellen verbleicht ift, kann auch 
. andre Urfachen haben, Mit dem Samaritani⸗ 
fehen teift er ‚felten zufammen: in andern Bir 
chern leiſtet er die gewöhnliche, d. i. ſchlechte Huͤl⸗ 
fe. Pf. 79. 7. ſetzt der Abſchreiber nach dem Wor⸗ 
te apa hinzu Ambanı wie Cod. 245. wel⸗ 
ches die Parallele ſehr begünftigt: allein es iſt 
Interpolation aus Jerem. 10, 25. Hof. 6, ı1. leſe 
ich m? ſtatt 9%, wie fehon einige alte griechiſche 
.Ueberſetzungen, z. 3. die quinta, hatten, — Co» 
dex 5. hat viel Abbreviaturen: fol bey 450 J. 
alt feyn — und doch Feine Variante von Anfee 
hen? — Codex 6. eine Triglotte, hebr. halb, 
und arabiſch, möchte, ba fie zu mom gefchrieben 
und alſo morgenlaͤndiſch iſt, immer wichtig ſchei⸗ 
nen: allein bie ‚Hoffnung verſchwindet: bon Mr 
a 
| \ 


m: 
2 
, 





von v. T. hebr. Kennicht. | 657 
Zahi 6. kommt nicht oft vor: die Hendſchrif iſt 


erſt im J. €. 1447. geſchrieben; und erſt, wenn 


kanftige Kritiker werden angezeigt haben, was 


fuͤr eine chald. und arabiſche Verſion hier ange⸗ 


troffen werde, möchte ſichs beffimmen laffen, ob. 


die Mähe des DOriginaltertes auf die Verfionen ., 


oder dieſe auf jenen Einfluß gehabt haben, — 
Eine Rolle des Pentareuchus Cod, 7. trift mie 
dem mafor. Tere fo fehr zufammen, daß Ken. fie 
nicht würbig zur Bergleihung achtete (und doc) 
ihr ein Alter von faft ‘400 Jahren beplegee ?) 
Zwey andreCod. 8. ums J. 1450 gefchrieben und 
Cod: 10. der ganz neu zu ſeyn ſcheint, Fönnen nicht 
auf die Wage gelegt werden. 


N 


Unter den fehr merkwürdigen Handſchriften, : 


ſeys wegen der Menge oder wegen der Mannige - 


faltigfeit der $efarten — ‚verdient Cod. 9. oder 
Marfh. 635. eine vorzügliche Stelle , wenn auch 
Kennikot, der ihm soo J alt ſchaͤtzt, ſich irren 
ſollte. Im erſten Buch Moſis hat er unglaublich 
viele Eigenheiten K. 2, zi. ſetzt er nach >10 noch 


nn wie der Samar. V. 20, laßer a Prima manu 


any on: Viele Auslaffungen feheinen abfichelich zu 
ſeyn: K. 3,7 V. 18. 90. K. 4, 1. ws, 


20, 11. P. 2 Moſ. 12,33. yanıı 9, 2 Moſ. 16, | 


14. wa Inu. a. m. Unmoͤglich fann ich bier. - 


lauter Nachlaͤßigkeiten finden; da zumal noch zwey 


andre fingulaire Handfhriften.Cod. 69. und 109, 


oft neben diefer ftehen: und-unbegreiflich ifts mir, 
wie er vom Korrektor fo geſchont werben konnte. — 
Nach Hr. Bruns wäre er ſehr herabzuſetzen? 

Doderl. Bibl. 2. B. 9. St " u negli- 


o / ’ 

negligentiſſime exaratus mendis et rafuris fcatet, 
fagter. Codex ı1. iftdie Geneſis auf Papier mit ei. 
"ner interlinearifchen Sateinifchen Verſion, noch 
nicht 300. J. die — und ohne Auszeichnung. 
(nad) Bruns ganz neu — und ber. Vergleichung 
"unwerth). Bon eben diefem Gehalt ift Cod. 13. 
19. 21. 22. und bie meiſten auf Papier gefchrie 


bene, bie alle nad) dem J. 1450 kopirt find, und 


‚ entweder Schreibfehler oder kritiſche Spreu lie 
fern. Cod. 17. macht in Diefem Zehend eine Aus⸗ 
. nahme; Seine Varianten find zahlreich) und fein 
Alter bey zoo Jahre, Er lieſet 3. Moſ. 10, 12. 
Anm flat wo und Ef. 27, 1. Pan ſtatt des 
- fhweren por 
„In der Reihe von: 20.» 29. wüften wir feinen 
vorzüglichen zu nennen: nur daß Cod, 28. ein 
hebräifch » Tateinifcher, in welchem auch das Va⸗ 
ter under ſteht, unſre Aufmerkſamkeit auf fich ger 
zogen. Allein wir fanden Feine Aenderung nach 
der Wulgata, ohngeachtet einige Sefarten antima⸗ 
ſoretiſch find. Ezech. 16, 57. ftund in ihm primo 
En mie auch Cod. 158. hat, da im jegigen Text 
DIN (mie in der Vulgata), in der überwiegenden 
. Zahl der Handfchriften aber are gefefen wird. 
K. 20, m heift es bey ihn: wurnb na für 
‚ ‚wand mwo3, aber wieber nicht nad der Vulgata, 
denn dieſe überfegt: in decimamenfis. Yus Cod, 
29. merke ich bloß Eine Wariante an, die Doch den 
Gloſſator werrärh. Ezech. 16, 38. ſteht nad) >27 
das Wort Po, ein Beyſatz, welchen K. noch in 
Cod. 249. antraf. u 
: . & | u. | Die 


. Der 


von V. T. kebr. Xennĩcot. | 639 


Die Menge ſonderbarer Varianten und Kand- 


leſarten ſpricht für die Richtigkeit des Kennikot- 
(chen Urtheils über Cod. 30. der ihn Codicem | 


valde praeftabilem nennt, und vielleicht auch über 
deſſen Alter, das er in. den Anfang des 12 Ser. 
binauffegt. Er ift deutſches Charakters und weil 


die Codd. germanici geringer und nachläßiger ge⸗ 
ſchrieben feyn follen, fo wird vielleicht das ben ihm 


Fehler heiffen, mas ein andrer Kritifer für Va⸗ 
rianten und alte gute Leſart hält. Ich möchte 
Doch nicht alle feine Leſarten verwerfen. Ef. 13,3, 
finde id) die R. U, vona 22 weit bequemer, 
als die maforetifche, vond, und Ef. 43, 19. om 
paffender als das Jegige 7. Pſ. 92, 16. ruͤckt 
diefe Handſchrift wie Cod. 97- und 145. noch das 
Wort ws ein.. Spr. Sal. ar, 6. brüct er die 
vonden Alten befolgte $efart No vwpNo aus, wel 
che ung ſehr vorzüglich zu ſeyn ſcheint. Auch die 
Randleſarten haben manches eigne. Z. E. bey 
Ef. 19, 15. iſt mb zu Tun gefegt; und K. 22, 4. 
für du am Rande Pin, welches poetiſcher klingt. 
Cod. 3i. ſchiene ung ganz nicht anmerfungsmerth, 
allein Hr. Bruns fage: character eius valde fim- 
plex et antiquus, faſt wie der Meichlinifche, und 


ſetzt ihn unser die beften uud älteften (ins 12 Ser.) - 
aus denen der beſte Tert der Hagiographerum ale 


geleitet werden koͤnnte. Seine Abweichungen 

vom maforetifchen Tert find äufferft feleen — unb 

fo Hätten wir. alfo jege noch am gedruckten Tert die 

befte Kecenfion! Ein trauriges Refultar für bie 

Vibliſchen Auoler Br es au erweilen waͤ⸗ 
t 


re! / 


\ 


r 
/ 


Vo 

660: Kortfekung der Anzeige - - 
re! — Cod. 53. der ven Hisb enthälf, har zwey 
arabiſche Verfionen zur Seite, deren Notizen in- 
tereffanter ſeyn möchten als —— ſelbſt. 
Nach Hr. Bruns waͤre es die Ueberſetzung des 
Saadia Gaon (von Hiob?) — In Cod. 35. ver: 
rathen die und das oo ben abergläubifchen 
Rabbinen und bey dieſem Aberglauben kommt 

ſchwerlich Kritik fort. Bruns nennt ihn noch da⸗ 

zu recentifimum et maxime indignum, qui 
conferretur. Und hiemit fällt au) das Ver 
trauen zu manchen, fonft nicht fchlechten $efarten, 
g E. Pf. 35, 7. MN wie die LXX. Pf. 46, i1. 
wNu. am. — Die Codd, 36 - 39. ſcheinen faſt 
zu Einer Familie, (ic) möchte fie die latiniſirende 
nennen) zu gehören. Wenigſtens ftehen fie oft 
“ nebeneinander und nähern fich zuweilen der Vul⸗ 
gata. Der erftere enthaͤlt wirklich eine alte rich⸗ 


2 tige Leſart Pf 22, 2. HyWwy ſtatt Wwywyw, -aber 


Bruns macht ihn jünger als Kennifot, ber ihn an 
den Anfang bes 14 Sec. fegt. Won Cod. 37. — 
„einem vierhundertjährigen, merkt fhen Ken. an, 
daß er den zwehten Pfalm mit dem erften verbin- 
bet, wie Cod. 17. und einige andre und "wie fchon 
die alten 3. E. Drigenes es fanden, Den erften 
Vers des drey und drenßigften Pſalms ziehe Diefer 
Codex noch zum 32 Pf. Hin und wieder find gu⸗ 
se Varianten, wie Pf. 42, 9. m» wie Symma⸗ 
chus laß; Pf. 70, 4. mrwr wie in Cod. 147. wo 
im Hebr, 1ayım, in einigen andern Hanbfchriften 
Yon und in Cod, 35. was fteht; auch Gloſſen, 
4. B. Pf. 18, 33, wird. mondos nach Dan, Pſ. bb, 
. 13. 


. 
- u B 
" / 
- 


von V. T. hebr. Konnicot. S66r 


13. brbaya nach mnıyS, 96, 8. man nach 02 -. 


wie in God. 93. eirtgefchoben. UeberCod. 39. oder 
EN. 627. find die Stimmen \fehr getheilt. Si⸗ 


mon nennt ihn nullius pretii; Houbigant recen« · 


N 


tiſſimum, Bruns neu, Kennikot inter antiquiſſi. 


mos jure-optimo celebrandum et feriptum circa 
An. 1100° Wenn Harınonie mie unfermi heutie 
gen Tert eine Handfchrift als alt charafterifirt, fo 
ifts gewiß die gegenwaͤrtige nicht: denn die Abe 


weichungen von der gedruckten Recenfton find dufs - 


ferft zahtreich und erheblich. Er ift einer von de⸗ 
nen, bie Pf. 22; 17. mnD und‘ Pf. 28, 8. ana 


mit ben alten Weberfegungen lefen: Er ſupplirt 


mit Cod. 541. und 635. die feheinbare Luͤcke in ben 
alphabetifchen fünf und zwanzigſten Pſalm, indem 


er, um einen. Berg. mit Vav anzufangen "ner ” 


fest (allein es fehlt dann bas andre. Hemiſtichium, 
das man nach der Parallele erwarten müfte, und 
man vermißt ja auch hier. den Vers, der mit. 
Kuph anfängt.) Pf 47, 7. ändert Cod. 38. und 
39. Pow in ma>:u,a. m. Hr. Bruns merkt 
noch an, daß Cod. 39. und 206, ſehr nahe ver⸗ 
wande ſcheinen. 

An eben dieſe Familie moͤchten ſich Cod. 40. und 
43. anſchlieſſen, ‚der letztere hat viele Aehnlichkeit 


mit Cod. 37. und der erftere -gefelle fi) gerne zu 


Cod. 35. (mie Pf. 104, 15. 7x7) ober 38. und 39, 


— Sin Cod, 41. (vom J. 1475), 42: 44. 45. 
(weiche ſaͤmtlich arabifche Verſionen an ber Seite 
haben,) fonnten wir, auffer der Verwandtſchaft 


ſwiſchen beyden. ee nichts unterfeheidendes 


3 „ . ent 


- ⸗ 


662 Fortfegung. der Anzeige 
entdecken. Auch die folgenden biß Cod, 56, li: 
feen nady unfern bißherigen Prüfungen Faum cı- 
nah beftehenden Beytrag zur Kritik, Cod. 5. un 
59. arabiſche — hebraͤiſche Stuͤcke, die den Pred 
ger Salomo enthalten, ließen uns fein Golfer: 
gen nach der Sichtung uͤbrig. 

‚Ueber die Samaritaniſchen Harbfhritc 
N. 61,— 66. wollen wir unten einiges fagen. (3: 
67. ſolite als zu nen v. J. 1476. übergangen fer. 

aber Cod. 69. ein hebraeo,- latinus aus br & 

ftern Selfte des 15 Sec. ift wieder eine ungen: 
liche Erſcheinung unter den Handbſchriften: — 

Luftblaſe oder Perle? iſt außer unſrer Unte': 
‚hung. Bald kommen fo fichtbare Schreibt: 

vor, daß man die Handfchrift für ein Edukt! 

eitium eines Moͤnchs, der hebraͤiſch fernen nei: 
halten möchte; und bald wieder fo. viele Ham 
der Sefarten.mit den alten Verſionen und den ©; 
maritaner, . baß dieß Eremplar wieder nitt: 
werden möchte. Unſre Leſer mögen felbit uni“ 

Ten, ob fie folgende Stellen für Schreibfehler !: 

ten wollen. 1 Mof..2,17. np om ↄx 

. a, B.20.9- an, K. 1,29. 9% RR 

wen 63, V. Jo. 39. yanı, K. 20 
"ab mmos nnınn, K. 23, 17. 30 by wieim © 

und Ymarı an 0999. Solche Benfpiele fi 
ten wir Dugendrveife anführen, und. eg iſt dei” 
ihnen ſichtbar, "daß bie Aenderungen nicht de: 
teiniſchen Verfion zu gefallen gemacht find. 
Die Codd. 72. 73. 74. find wieder hebraco · 
tini, wieder fehr eigen, nach Ken. Schägung s’ 

" . ' ger 


| 





* 





ton V. hebr, Kennicot, 6 


gen Bas Ende des 14 Ser. gefchrieben und dach 
dießmal nicht ganz frey von dem Verdacht, daß 


die lateiniſche Verſion Einfluß aufdas hebraͤiſche 


hatte. Die erſtere darunter, welche die Prophe- 
ten enthält, iſt ſchon von Hr. Michaelis mit Dank⸗ 
barkeit gerühmt worden ,. weil fie defjen Konjektu⸗ 
ren, Sof. 14, 6. 3352 und Amos 8, 2. 'yrpi bes 
ſtaͤtigt. Es ließen ſich noch andre Stellen anfuͤh⸗ 
ren, z. E. Eſ. 58, 10. “"ponb ſtatt Two, In 
den beyden letztern iſt die genaueſte Verwandt 
ſchaft, ſo wie die enge Harmonie zwiſchen Cod, 
74. und 97. welcher audy ein hebr. lat, I Cam⸗ 
bridge iſt, unverkennbar. 8 E. Pe 44,5. ex 
C. 73. ſtatt nun das Wort DIpn; Cd, 7 
und 97. verbinden bende Worte. Durch Schreib: 
fehler ift in Cod. 74.tund 97. Pf. iog, au nur 
mim ansgefaffen. In Cod. 73. 74. 97. lefe ich: 
Pf. 116, 9. Nov ma wie bie LXX. Pf. 106, 7. 
Span, D: 10. x für. am, Pf. 65, 13, · für 
arm uff Kann dieß wohlohngefähres Jun 
ſammentreffen ſeyn? — Unter den wenigen Leſ⸗ 
areen aus God, 75, merken wir nur Eine an 
2 Moſ. 4,6 folge auf Nixv das Wort Pn wie 


im Samaritaniſchen. — Cod. 76. minder brauch⸗ 


bar wegen vieler Abbrebiaturen und Nachlaͤßig⸗ 
keiten. — Eine hebräifch » lateiniſche Handſchrift 


der Bücher Joſua, Richter, hohes. Lied und Pren, | 
diger Satomo ſchent nicht fo erheblich als die, . 


uͤbrigen dieſer Art. Aber was find dieß für zwen 
lateiniſche Verſionen? — N. 78. und 79. mehren 


den Troß. 
2 4 Ein 


1 


\ 


664 . Fortfeßung der Anzeige r 

Ein zablreiches Contingent von Varianten ſtellt 
Cod. 80. ber den Pentateuchus, die Haphtharen 
und einen groffen Theil der Hagiographorum enthält: 
wie leicht zu erachten auch Sahne und Auswürfe 
"finge, doch mit unter auch ganz pübfche und 
brauchbare, die ſich nicht ſchaͤmen dürfen, vor 
dem Kritiker zu erfeheinen, Kennikot rühmt 
ſchon, daß er 4 Mof. 22, 5. 7790» nach dem Sa⸗ 
mar. Syr. und Vulgata fiefee undı Mof. 31, 53. die 
Dunkeln Worte oma win wie die LXX, und 
und Cod, , 227. ausläft: : le die Samar. Recen- 


freffe‘ 2 X —88* an, las, wein. porn: von 
. vor finfter feyn, „.ahgeleitet ober mit.eben. dies 
fem, Codex zum geleſen wuͤrde, ben Sinn 
merklich änderte, Pred,. Sal. 10,10. fehlt in bier 
fer Handſchrift und noch zwey andern (Cod, 17. 
und 95.)’bas Wort 5b, das fchon wegen feiner un. 
gewöhnlichen Stellung Verdacht gegen ſich hat. 
Ihm möchten wir Cod. 84. an die ‚Seite fegen, 
‚ ben Kenniköt felbft beſitzt und ing 5. 2196, hinauf 
hebt. Abermals Eiperſeits voller Schreibſehler, 
reich an Auslafſungen, die jumellen der Sinn e⸗ 
leichtern, (ſo fehlt Sam⸗ 6, ig. an non Owen, 


gewiß aus Uebereilüng): „und andrerſeits doch 


nicht ganz unbrauchbar. Er bat 2 Mof. ai, 6. 

a, 5. Moſ. 27, 26. 07 > vergl, Gal. 
, 10: — 

Mit Cod 80. fangen die Hondſchriſten zu Com 
Hiöge an, Bruns nennt ip: erucem crificorum 

. Ka |) 


x . . 
ts .... — 


- 


” 
en X 
X 


von vT. hebr, Kennicot, | 665 


und weiß ſich nicht reche in ihm zu Enden: denn. 

er trift in ihm den Spaniſchen Charakter an, fuͤr 
den er das Vorurtheil einer ſorgfaͤltig und genau 
geſchriebenen Handſchrift hat, und doch wim⸗ 
male er, wie er ſagt, von ben groͤbſten Fehlern? 
Zudem iſt die Unterſchrift ganz raͤthſelhaft: die, 


Jahrzahl, da der Cod. geſchrieben iſt, ſoll in dem 


Wort RA ab O.c. liegen. — Die Erndte fuͤr 


Kennikot iſt reich — aber viel Stroh, wenig blei.. 


bender Seegen! Eine beſondre Gloſſe fand; ich 
Eſ. 13, 9. Mo Towr; dag letztere Wort iſt ohne 
Zweifel Erläuterung, Cod. 93. wird vom Wals 
ton antiquiflimus genennt, von Kennifot hochge⸗ 
ſchaͤtzt, und von Bruns aus. erheblichen Gründen, 
für einen chriftlichen ausgegeben. Schon die Fol⸗ 
ge der ‘Bücher bemeifet es, denn Daniel ſteht nad}: 
Ezechiel, Ruch nach dem B. der Richter, ımb in 


der Unterſchrift wid Jeſus und Maria genennt« 


Dieß ſcheint auch Einfluß auf die Leſarten zu hae - 


ben, denn er. hält fich zuweilen an: Die Vulgata,, . 
wie Sof 15, 17. 2090 jup 295, und nimmt gen - 


woͤhnlich das Keri in den Tept auf, — Cd, 94. 
iſt Doppelt genügt: als Text, ber aber durche 
kritiſche Meſſer der Maforeten oft gelitten, hat, . 
und alfo Variantenfammlung. , Denn Ken. macht 


ben ihm die Anmerkung, daß ihm einige Varr.ledh; 


vorgefege find. . (Sind fie wohl fo alt als ‚die 
Handſchrift? . Erheblich find fie nicht. - Auge 
nehmend viel eignes, hauptſaͤchlich in den Spruͤ⸗ 
chen Salomons enthält Cod. 95, — charactere 


‚ Hifpanico! — Nur einige Stellen. K. 21,5, 772 


Tt ante - 


\ 


—e. 
ed _ 


666 "Sure der Anzeige 
ante corr, fuͤr nn: V. 26, heiſt hier das feßtere 


Hemiſtichtum uni) Prem; K. 27, 10. 0, 
K. 28, 19. maNan-numn für nyawon ng, Ebend. 


dDyvwom für op, V. 22. Ton a pr. m. K. 29,11. 


Ytarrına ausgefaffen und bloß gefegt MmAain Dam 


Cnicht mnaw). 1 Mof 42, 32. iſt ya 


u N “ 


nach yana eingeſchoben warn: — Durch Men⸗ 
ge und Singularitaͤt der Varianten iſt Cod. ꝗ6. 
Si die Propheten — wieder erheblich. Es iſt 


Nieinigkeit, allein es diene doch | zum Charakter 


Bes Codex, daß Amos 4, 10. DS3bNS 'ohrle Bao 


| fteht, und ‚daß dieß Vav fogar Ausgehragt iſt, 
Das im Text fd beſchwerlich ſteht, und von den 


meiften alten Uederfegemgen nicht anerkannt wird. 
Mich. 6, 9 fiheine Two nV, das Bier und in 
noch einigen andern‘ Exemplaren vorfommt, den 
Sinn zu erfeichtern, worüber bie Austeger nach⸗ 
denken moͤgen. Im Eſaias hat ſchon Lowth eini⸗ 
ge Abweichungen angemerkt, welche, wie Bruns 


45.131.) bemerkt, aus Vermiſchung und Parafs 
 Telftefen entſtanden ſeyn Fönnen: ‘allein daß Ef. 7, 


8} die eigne Sefart Won mww aus eben dieſer 
Quelle flieffe, wie Hr. Bruns vermuthet, ſcheint 
mir minder ſicher. Eine Handſchrift, welcher 
man - vorfeßfiche Aenderungen anſieht, erregt 
in ſolchen Steffen.inimer eher den Verdacht einer 
vorfeglichen Aenderung, als der Nachlaͤßigkeit. 


Von dem Cod. 97. einem Pſalter mit drey lakei⸗ 
niſchen Verſionen (nach Bruns beſchreibt ihn War⸗ 


ton als einen Pſalter with a Normanno⸗- gallic 
Inteflinear yorſion of ge Aneiguity) iſt ſchon 
oben 


2 


u 


. \ 


von V. T. hebr. Kennicot 667 


ober bey Cod. 74. gefprochen worden. —. Als an 


gebliches ehemaliges Eigenthum ber Synagoge zur ° 


Jeruſalem nennen wir. noch Cod, gg. der im 
J. 1385. gefchrieben und in’ der koͤniglichen Biblio⸗ 
thek defindlich iſt. Aber von einem jüdifchen Sy⸗ 


nagogalbuch — und von einem Codex characte- 


re Hiſpanico hätten wir, mehrere Aceurateſſe und 


Berichtigung erwartet, als wir beſonders in den 


poetiſchen Buͤchern antreffen; Vielleicht mag man 
doch einiges Variante nennen. :3. B. wenn 


S 







am. 3, 37. ruͤtkt er-vor Yanrırbie Worte ein’ 


Ar pown, welche die Stelle zwar beutlicher ma⸗ 
chen, alein eben deßwegen verdächtig werden. —. 
Aus Cod. 100. ‚nehmen wir bloß bie Bemerkung 


vor Ken, daß er in der befannten Stelle Joſ. 21. 
vollfommen der Leſart der LXX. folge. 


Hiemit hätten wir tiber eine Centtirie der Hand⸗ 


fhriften einiges gefagt, das über ben Werth fos 
wol-der eingelnen Stuͤcke als auch) des ganzen das 


Urtheil erleichtern kann. Auf diefe Art fortzufahe : 


ren, wäre -underantwortlicher Mißbrauch- unfrer' 


4,19. M und V. ar res ohne fteht _ 


nn 
> 


Zeit; unfres Kecenfentenamtes und unfrer Leſer. 


Daher wir nur nod) von einigen wenigen reden, 
die uns — oder andern — wichtiger zu ſeyn 
feinen. - Hier müffen wir vor allen den Eod. 109. 


ober Harl. 5709. nennen, welchem Ken. zwar 


nicht aushebt, aber bey genauerer Prüfung kaum 
mit dem ’allgemeinen Urtheil plurimas habet va- 


Tiationes’entfaffen haben würde. Denn er hatfo 


viel ſonderbare und eigne karten, daß er nebfk 


— 


Cod. 


668. Forkfegung der Anzeige, 


Cod. 69. und 8o. denen er oft ſchr nahe kemmt, 
ein wahres Phaͤnomen iſt. Wir glauben beweiſen 
zu koͤnnen, daß unter allen hebraͤiſchen Handſchrif⸗ 


sen feine fo ſamaritaniſch iſt, Feine fo viele Zufäge 


bat, als dieſe. Ganz .eigen 5. E, find ı Mof. ıg, 


14. 2 non nach . V. 15. marp2 nad) mv, 


* 
[4 


V. 19. YAN2nad) vow> eingefchusen. "Der Zus 


fn& des Samar. 2. Mof 4, 6. po nach mem 
Beift Hier Yprrm u a m Die Handfchriften 
N. ııt, 112, 133. (welche fatinifirend zu ſeyn ſcheint 
ımd oft mit Cod. 74. und 97. barmonirt) 142. 


. (welcher den mit Nun anfangenden Vers Pf. 115. 


wie Die LXX, ergänzt) nennen wir nur noch umter 
ben Großbrittaniſchen: denn wir kürfen Doch die 
ausländifßgen nicht ganz übergeben. - 

, Die wichtigen Strasburgifchen find ſchon aus 
Oberlin's milcell, ‚liter, bekannt, deren $efarten, 


beſonders des Cod, 14%, wir wichtiger als Dberlin 


finden, weil unfer Probftein fuͤr die Güte der $efe 


arten nicht der Maforetifche Tert Hl. — Der 
Berlinifche Cod, ı50. den Opitz und Jablonsky 
ſchon kannten und gebrauchten, trift fehr oft mit 


Cod. 96. (f. Ef. 2, 6. 7. 10.) und, wie Bruns er 


innert, mit N. 309. 3ufammen. Unter allen biß- 


x. Ser von Ken. (und de Roßi/ entbedften Hand⸗ 


fchriften, die ihr Alter angeben, iſt Cod. 154, ober 
Carlsruh. ı, die aͤlteſte; dann nad) ihrer Unter» 
fchrife iſt ſie von J. d. W. 4866 oder nad) Chr. 
Geb. 1106. Sie enthaͤlt die Propheten und Hr. 


Bruns glaubt aus ihr die befte Beyhuͤlfe zur Wie: 


derheritellung des hebr. aͤchten Tertes (oder ze 
*3 ** —— 


% 4 


1 


Zr - 
» 


vvon V. T. hebr. Kennicht. 669 


Beſtaͤtigumg der maſoretiſchen Recenſton) erwarten 
zu, duͤrfen. Es gibt doch Differenzen zwifchen ihr . - 
und dem heutigen Terte Z. E. Sof. 8, a1. Vx 


für vor ex cort, Jerem. 16, 15.00 für ꝰ“, K. 
17, 1. DomnNa9 DB. 0, wahrfcheinfich ante corr. 
y» 52, K. 35, 17. 7927 pr omı5y wie in Cod, 1. 


und 252. 8. 48,36. ED U>B. 37. Domınn ba und 


ähnliche. - Allein wichtige Varianten aus diefem 
ehrwuͤrdigen Denfmal zu entdecfen, - waren 
wir nihe im Stande, und wir Finnen ung 


weder aus biefem Codey noch fonft aus Gründen - 


und Obfervationen überzeugen, daß ’der Fritifche 
Rang einer - Handfchrift ihr nad) dem befannten 
Alter anzuweiſen feyn möchte, Weit günftiger 
möchten wir für Cod, 155. oder Reuchlini oder 
Carolsruh 2 urtheilen,, welcher auch- aus dem 
12 Sec. ift, wenn ber Unterfchrift getraut were 
den darf und welchen wir oft mit dem Samar. 
mie N, 60. go und 109, auf Einer Bahn fahen. 


— Auch wegen feines Alterthums ruͤhmt Bruns . 
Cod, 162, ober Florent. 2, als vorzüglich brauche ' 


bar, ben Tert in den Propheten (Yofue B. d. 
Richter und Sam.) zu beftimmen. Denn er foll 
in den Anfang des ı2, Jahrh. gehören. Drob 
mögen ſich wieder" die Freunde der unveränder, 
lichen Richtigkeit des heutigen Textes freuen; 
denn fie haben nun: diefen ehrmürdigen Gewaͤhrs⸗ 
‚mann, ber faum.in einem ob oder Vav abtrüns 
nig wird, aufihrer Seite. Und gleichwel, wenn 
Kennikot fagt, daß die meiften Buchftaben durchs 


Alter beröleieht und von einer fpätern Hand auf · 


gefriſcht 


v .. 
* r \ 


N 


1. Fortſetzung der Anzeige | 


gefriſcht find; daß weit mehrere Varietäten waͤ⸗ 
ten, wenn nidjt.eine neuere Hand manches geän: 
dert hätte: ſo mag ich Diefen Zeugen fo laut und 

‘ entfcheidend nicht fprechen Taffen, ehe er genau 
verglichen und altes und neues von einander abge⸗ 
fündert iR. Ueberhaupt darf man den Italieni⸗ 
fchen Beyträgen zu Ken, Werf nicht trauen: und 
Bruns felbit geſteht, in Italia collatores negorium 
fuum male egerunt. Wie traurig! — Cod. 
325. oder Rom. ı, bibl, Vatic, Vrbin, 2, muͤſte 
der ältefte vorhandne feyn, wenn die Unterfchrift 
gültig wäre. "Denn Diele nennt deutlich das Jahr 
4739. d. i. nach Chr. G. 979. allein Die Augen. des 
Hr. Bruns finden ihn nicht älter ais dus dem An⸗ 
fang des ı2 Sec, — Aus Cod. 240. oder Rom, 
16. hat Ken. die hebr. Ueberſetzung der chaldäi« 
ſchen Stüde in Daniel und Efra abdrucken laffen, 
‚bie ganz neu zu ſeyn ſcheinen. Cod. 313, oder 
Pariſ. 19. ift hebrago - latinus und nach der ge 
nauern Anzeige einiger Stellen durch He. Bruns 
das lateinifche der Vulgata mit einigen wenigen 
Abmeichungen, die doch zumeilen nach dem he⸗ 
braͤiſchen geformt zu ſeyn ſcheinen. 3. E. Jerem. 
33, 15. ruͤckt der hebr. ein: Mwr To 1 
welches hier uͤberſetzt iſt: et regnabit rex -et fa- 
piens erit, aber in der Vulgata. fehle. — Cod, 
590. ift der wichtige Wienerifche, älter als N. 154. 
und nicht jünger als Sec, X, Bißher nur in einie 
gen Stellen verglichen ! In ber Unterſchrift 
Siege in dem Wort Io die Anzeige feines Alters 

d. i. 331, welches, nach, Hr. Bruns — 

n WB m 


N 








+ 


"von v. T, Hebr Keninicot, 6 | 
nach der aera contradkuom das J. f019. ſeyn ſoll. 


Wir duͤrfen von allen dieſen, nur in einzelnen 


Stellen eingeſehenen Handſchriften nichts weiter, | 


und koͤnnen auch noch jegt nichts ficheres von ihrem 


Werth ſagen, biß ſie vollſtaͤndiger verglichen find, j 
Nur noch) einige wenige. Aumerkungen ſollen 


unfre Anzeige befchlieffen. Erſtlich: die Sama⸗ 


ritanifche Recenfion des Pentateuchus kann durch . 
die hier verglichenen Codices — achzehen an der 


Zahl, worunter eilf tollationirte und zwey (197% 
und 334), deren Alter vielleicht noch uͤber die Jah⸗ 
re aller hebräifchen Handſchriften hinaufſteigt, 


vielfältig verbeffere, und. nicht nur von vielen. 


Drudfehlern gereinigt, fonbern auch in manchen 
Stellen dem hebr. Text conformer gemacht werden, 
Zweytens: Die gedruckten Ausgaben ber Bibel, 
über welche Kennifot fehr weniges weder (iterarifch 
noch Eritifch fagt, aber Bruns einige wichtige Be— 
merfungen .mittheilt, fcheinen ben Nutzen nicht zu 


leiften, den man von ihnen erwartet. . Die Son: ° 
cinifche vom J. 1488. ift (nad) Bruns) aus einem 


deutſchen fehlerhaften Exemplar abgedruckt, und 
hat ſo viele Druckfehler, daß ſie ganz unbrauchbar 
wird. Der Complutenſiſche Text iſt nicht, wie 


man glaubt, aus der Ausgabe zu Breſcia v. J. 
1494. abgedruckt, ſtimmt meiſt mit der Bomberg. 


Edition, die K. Jak. B. Chaiim beſorgte, uͤber⸗ 
ein, und richtet ſich nicht nach ber Vulgate, auffer 
vielleicht Pf. 22, 17. in BD. Die Handſchriften, 


welche bey dieſer erſtgenannten Ausgabe genuͤtzt 


werden, ſind noch niche entheckt, und dieß ift ii 
| J le t 


672 Sortfeßung der Anzeige 

,- j 

leicht dem HT. de Roßi vorbehaͤlten. — So wie 
Kennikot, der es fuͤhlen muſte, was fuͤr erhebliche 
Subſidien zur Kritik die Ueberſetzungen liefern, 
mit dem Wunſch, daß fie berichtigter als bißher 
edirt würden, am Schluß feiner Diſſert. noch ein 
Verzeichniß einiger Handfchriften vor ben alten 
Verſionen befüge: ſo hat Hr. Bruns fich bemuͤht, 
noch einige von Ken. ignorirte oder übergangene 
Subſi dien zur Kritik anzuzeigen. — Beyden wird 
immer bey dieſer Arbeit viel Ruhm bleiben: Ken⸗ 


nikoten der Ruhm der groſſen Unternehmung und 
einer unermuͤdeten Thaͤtigkeit dabey, ſo weit ſeine 
Kraͤften reichen; und für Bruns der Ruhm, daß 


er Gehülfe Kennifors war, der fammlen Half, und 
aus den vielen Codices, ‘bie er befahe, feine En 
tingent zu-den Varr. ledt. ftellte. (Wir fehen, da 
Kr. Br. unfern, ſchon oben ©. 509. gebranchten 


Ausdruck, daß er viele Handſchriften beſehen ha⸗ 


be, mit einer groͤſſern Empfindlichkeit, als ſie 
bey einem ruhigen Gewiſſen ſtatt finden moͤchte, 
aufnimmt, und mit Ausdruͤcken (falfifimum et 
iniquiſſimum) tadelt, die wie für beleidigender auf: 
nehmen würden, wenn: wir. nicht wüften, daß 
mames mit feiner‘ Latinitaͤt ohnehin nicht ſehr ges 


nau nehmen darf. Das verfteht fich wohl von 


felbft, daß wir nicht-damit fagen wollten, er ha- 
be ſich nur die Sandfchriften Jeigen laffen, umdbier 


felben angeſehen: denn daß er auch kritiſche Col. _ 


fationen anftellte, wiffen wir und haben es auch ge- 
fagt,ob gleid) jedermann erfennen wird, Daß ein groſ⸗ 


fer Unserfchied zwifchen Collation eines Coder und - 


Nach | 


von V. T. ber. Rönnieor. 673 


\ _ 
Machfchlagung einiger Stellen in demſelben ſey. 
Daß, wo er Amts halber nachſah, feine Unter- 
fuchungen ımd Berichte auch ‚treu und genam 
find , müffen erft andre entfcheiden , weiche etwan 
eben biefe Cobices Yergleicdien fönnen:./ dafer 

beym Ansdrud befeben ; vielleicht. bie dee von 
Eile und Fiüchtigfeit hinzudenkt, die wir wiche - 
ausgedrücdt haben, macht unfern. Ausdrud niche 
zu einem unbilligen; und am Ende. wiürte ſichs 
doch vielleicht aus feinem Betragen gegen Kenni« 
kot ergeben, daß er nicht fo fehr für Kennifors ' 
Werk arbeitete, als es bey dem Bertrauen, das 
diefer ihm fchenfte, bey dem Verhaͤltniß, in wel⸗ 
chem er gegen dieſen fund, bey dem Vorrath von 
Zeit, den er hatte, und bey einer auf, feinem Be⸗ 
ruf firtrten Thaͤtigkeit, ich will nichtnoch hinzu⸗ 
fegen, ben beflern Vorbereitungen zu einem folchen 
Geſchaͤfte zu erwarten war. — Die Sache iſt 
gar nicht erheblich; aber wir find es fihon ges 
wohnt, daß uns piele $eute unbillig finden, p 
bald wir ihre Arbeiten, weit entternt, fie beraba 
zumürbigen, auf.den eingefchränftern Werth fegen, 
den fie nad) unferm Urtheil haben. Mags doch 
feyn; wir müffen es ja auch gefchehen laſſen, daß 
Hr. Bruns ‚: der fo viel Handſchriften ſah, ung, 
Die wir frepfich nur wenige fehen Fonnten, unter 
Die idoneos rerum arbitros nicht fegr, und unfer 
Bißgen Kritif und Eregefefehr mangelhaft finder, 
weil wir nicht in Engelland, Sranfreich und Ita-· 
tien Die Bibliotheken Durchftreift haben. — 


Döderl,Bibl.,2.9.51 "Mu Was 


6740 Foreſetzung der Anzeige 
Was waͤre num das Refultat aus dem ganzem 
Werke? und die Nugbarkeit befielben ? Unmög- 
tich dieß» daß wir bioß hieraus den Urtext bes 
A. T. herftelen koͤnnten; Dazu find alle Cobices 
vieileicht auch alte Verfionen zu jung: Auch 
bdieß nicht, daß nun in diefem Theil die biblifchen 
Kritik ſchon alles vollendet wäre; denn man wird 
aus unſern obigen Aeufferungen fehen, wie viel 
noch zu thun iſt, biß man die Handſchriften 
recht gebrauchen Fann:, Noch vielweniger aber, 
daß der jegige gedruckte Tert der befte.ift. Wis 
re er auch aus fpanifchen Handſchriften, die Hr 
« Bruns für Die beffen hält, zu berichrigen: fo 
wiſſen wir boch nicht, weder auf weichen Grüm 
den das Urtheil über die Güte berfelben beruht, 
denn ihr Alter kann es nicht ſeyn, alte Handſchrif⸗ 
ten ſind nicht durchaus die beſten; ſchoͤne, deutliche 
Schriftzuͤge auch nicht; ſchwerlich auch Ueb / reim 
ſtimmung mit dem heutigen Text; denn da ſtuͤn· 
den wir wieder an der Schwelle des Burtorfiſchen 
Heiligthums; fonftige Correktheit der Kopie aud) 
niche: denn diefe bewieſe nichts für Die Güte Des 
Originals: noch woher wir den Beweiß nehmen 
ſollten, daß die fpanifchen Juden die befte und 
-  eorrektefte Norm angenommen, daß ihr Tert, für 
welchen die Zeugniffe aufs hoͤchſte 800 Jahre alt 
find, dem Original am gemaͤßeſten geweſen und 
baß dieandern Familien vom ſchlechtern Gehalt, 
oder ihre Sefarten um deßwillen vom mindern An⸗ 
fehen „wären, weil ‚einige, vielleicht die meiften 
Abfchriften mehrere ſichtbare Schreibfehler und 





v' ’ ' 


von V. T. hebr. Kennicot. 675 


Nachläßigfeiten Gaben. -Rönnte man niche auch 
ſagen, daß Spanien die Mutter des rabbiniſchen 
Aberglaybens und ber juͤdiſchen Bigoterie, das 
Vaterland den übertriebenen Meinungen von ber 
unverleglichen Heitigfeit des hergebrachten Textes, 


und vielleicht auch der maforetifchen Mikrologie 


war, die nach und nach erſt mit den Schriften ſpa⸗ 
niſcher Juͤden wegen des Anſehens, in welchem ſie 
in den mittlern Zeiten ſtunden, in andre Provin⸗ 
zen uͤergieng? Wenn wir Kritik des A. T. nach 
der Neuteſtamentlichen formen, ſo kann Vorliebe 
zu Einer Klaſſe von Codicibus mit der Unparthey« 
lichkeit und der Vorſicht eines Kritikers nicht be⸗ 
ſtehen, wie wir juͤngſt auch bey dem N. T. des 


Hr Matthaͤi bemerkt haben. Genug wenn es 


\ 


durch dieß Werk entfchieden ift, daß der Varian- 


tenhandel-niche durchaus Handel mit Spreu und 
Kohlen, oder mit Smpothefen, die.auf Blasphe⸗ 
mie und auf Entweihung der Bibel und Religion 
führen, genennt werden fann; daß hie und ba eis 
ne $efart verborgen ſteckt, Die der Ausleger ſucht 
und als Reſt ver alten Recenſion betrachten kann; 
daß Unterfuchung, Prüfung und Wahl der Mas 
terialien, welche bier ausgelegt find, dazu dienen 
kann, daß wir in der biblifchen Kritif doch einige 
Schritte vorwärts fommen. Alle gute Eache 


geht langſam und fehnell dürfen wir einem ſolchen 


Nugen: von der groffen | ‚Arbeit Kennikots nicht 
erwarten! — 


IT 1LV. 


676  Eragm. Adtor. S. ColuthrCopt. 


> 


A 





r 


| 


"Fragmentum Copticum ex Alis 


S.Coluchi Martyris Seculi V. Quod 


niuno primum in lucem pkofert ex Mufeo lue 


Steph. Borgia. Romae typis congreg. de pro- 


paganda fide, 1781. 8. maj. 188. 
5eeeiagsgßg. 
De Heilige oder Martyrer Toluthus ode 

Acoluthus, deſſen die Menaͤen bey 19. 
May gedenken, ſoll von Geburt ein Egyptier ger 
svefen und unter dem Diecletian zum Feuer verur- 
eheile worden feyn. Was dies Fragment von 
ihm ſagt, gehoͤrt für Diejenigen, Die an Legenden und 
Wundern der Heiligen und Martyrer Geſchmad 
und Gelegenheit ihren Glauben zu üben, finden, 

“und möchte ſich ſchwerlich als einen Beytrag zu 


Ben Adlis Anceris martyrum legitimiren, Dem 


es find Erzählungen etlicher Wunder, ganz vom 
gewoͤhnlichen Schlage, ganz im gewöhnlichen Ton 


. ber möndifchen Martyreranefhoten abgefaft; 


und ber behutſame Geſchichtſchreiber würde immer 
noch mehr wiſſen wollen, als hier die Vorrede fagt, 
um fi) des Berdachts einer Erdichtung zu erwehren. 
Denn daß das Fragment im Sahidifchen obe 
Oberegyptiſchen Dialekt gefchrieben , daß .es im 


J. 1778. nahe bey Iheben in Oberegypten unter 


. den Ruinen eines alten Klofters gefunden worden 


feyn ſoll, (denn, wie wir hören, fo iſt Immer ein 
a er⸗ 





‚  Fragm, Adtor. S,Colathi’Copt: 677 


Verdacht ba, daß diefe Fragmente aus einer Klo». 

ſterbibliothek nach Rom geſchickt find) ift fange 
noch nicht hinreichend ‚die‘ Hiftorifche Guͤltigkeit 
und Brauchbarkeit des Werfgens zu berweifen: und 
die Unterſuchung, ob es ceäv, oder wenigſtens alt 
genug iſt, um in hiſtoriſchen, ober auch bogmatis 
ſchen Dingen genügt zu werben, hängt weber von. -- 
der Sprache noch vom Barerland des Buches 

ab. Daoch man hatfelten von Seiten ber Römer‘ 
nöchig gefunden, die Acta der Heiligen ber Kritik 
zu übergeben, fondern Tieber im roͤmiſchen Geifte‘ 
aus folchen Mönchsauffaaten Blümchen zur Ehre 

und Schmuck Der dortigen⸗Orthodoxie und Hoheit 

der Kirche auszureifen. Dieß iſt auch von dem 

Editor Diefes Fragmentes — nicht Borgia, denn: 
dieſer Mäcen gab das Fragment nur zum Beſten 
der Wahrheit zum Druck her — fondern dem 
Gelehrten Yuguftiner Eremiten Auguftin Anton, 


Georgius, deffen wir fhongebachten, mit groß 


fer Sorgfalt gefchehen: er überfegre die Blaͤtter 
aus dem Koptifchen, ins Sareinifche, ergänzte, "was 
er konnte, und fügt noch eirige bogmatifche jun 
antiquariihe Anmerfurgen bey, ben denen das 
rönsäfche Intereſſe und bie Abſicht ad confutandas, 
haerefes zu fichrbar hervorleuchtet, und aus de⸗ 

nen grabe ein bedachtſamer Geſchichtſchreiber ſich 
in bem Verdacht gegen das Alterthum biefer Le⸗ 
gende beftärftjieht.. 3. €. da ©. 85, eine Egyp⸗ 
tifche Frau ſchwoͤrt per fandium Coluthum et per 
oblationem chriftianorum et per crutiatus,, 
quos Chrillus paſſus ein cruce, ſo erfennt De 
. - Wu W . 


J N ‘ 


Hm . Fragm; Adtor. $. Calıthi Copt. " 
© ſelbſt,! wie ungewoͤhnlich dieſe Formel zu ſchwoͤ⸗ 


ken, wie unerhoͤrt fie in den aͤlteſten reinern ‚Zeiten 
bes Chriſtenthums ſey: aber ſtatt hierin Grund 
zu einen Zweiſel uͤber das Alterthum dieſer Acto- 
zum zu finden, wiederhohlt er die befannten Di⸗ 
fputationen : adv erfus haereticos, daß das Abend: 
mahl au) von den Egyptiern oblatio genennt wor: 
ben und alfo ein Opfer fey: allein. man darf es 
"wohl in Rom nicht fagen, was auf dergleichen 
- Gründe von Seiten der Proteflanten ‘geantwortet 
iſt und was befonders ber Verfaſſer bes Antnmu- 
" yatorius erinnert hat: oder iſt es. vielleicht über: 
haupt auf diefen die Denfungsart der dortigen 
Theolsgen, was jüngft- Zaccaria in ber Bibl. 
zituali T.1. ©: 29. von Exhefti ſagt: Sinamus 
Lutherianum. nunc cheologiflam cum Haie defi- 
por? 

Eben fo tapfer wird gegen Dallaͤus aus dieſer 
Legende zu erweiſen geſucht, daß die Anrufung der 
Heiligen ſchon vor dem vierten Jahrhundert ſtatt 
gefunden, weil in dieſem Fragment einer Anru⸗ 
fung Gottes und des h. Coluthus gedacht wird: 
Auch Hier wird der. Gegner zuerfi einen Beweiß, 
daß biefe Adta alt und äche find, ſuchen und viel- 
leicht ſelbſt wegen dieſes einzigen alten Exempels von 

Anrufung eines Heiligen an der Authentie zu zwei⸗ 
fein berechtigt ſeyn. Auch wider Murdtori diſſ. 
NI. de agapis ſublatis ziehe Georgi zu Felde und 
vertheidigt es, daß auch in den natalibus marty- 
rum nid bloß Saftmale, auch nicht bloß vom 
Pobel angeſtellt, ſendern auch das Albendmol 


on Gin 


IN. 





 .Fregm, Adtor.-S. CaluthiCopt, *": 679 
‘ Cincruentum fäcrificium ffings ja muffifcher, affb .. 
fchöner) gehalten worben, - Mit ſolchen —* 
chungen lieſſen ſich leicht einige Boͤgen fuͤllen: aber 
wir ſehen nicht, wer dabey gewinnt: die Hetero⸗ 
doxen werden dadurch nicht belehrt, denn fie ſor⸗ 
dern, wenn ſie auch der Tradition noch ſo viel ein⸗ 
raͤumen wollten, vor allen ſtrenge Beweiſe fuͤr die 
Aechtheit ſolcherx Schriften und die eben fo ſchwe⸗ 
ren Beweiſe, daß die alte und neue Kirchenſpra⸗ 
«he auch einerley Sinn habe; uud bie. glänbigen 
Glieber der römifchen Kirche brauchen, nachdem 
diefe Säge einınal &irhlich find, ſolche Beſtaͤti⸗ 
gungen nicht. 

Wie weit gluͤcklicher waͤre die Wat geweſen, 
wenn ſtatt dieſes Fragmentes einer Legende, die im⸗ 
mer zwiſchen den Kloſtermauern, zwiſchen denen 
fie entſtanden iſt, hätte begraben bleiben duͤrfen, 
beroorguziehen, etwan Das, ebenbafelbft gefundue 
Fragment eines copeifch » griechiſchen Evangelii 
Johannis ans Licht geftelle hättet Herr Borgia 
“ mache duch auch hiezu Hoffnung, und dieß iſt ung 
das angenehmfteim ganzen Buch gewefen. Wenn 
der gute Wein nur nachfommt, fo läft man ſichs 
gefallen, wein auch zuvor ein ſchlechterer aufges 
tiſcht worden, . 


Kug IM, 


680 Moſche Erkl. der Sonnt. Evang. Eiw. Th. 


. « IL, . -. n 
D. Gabriel Ehr: Benjamin 
Niofche, Erklärung aller Sonn - und Feſt⸗ 
tags Evangelien, Zwepter heil: Frankfurt 
‚und Seipzig.bey J. ©. Fleiſcher. 1782. 8. 


re X.) . 
U⸗ Die Menge von guten Sachen, von wich⸗ 
7 digen exegetiſchen Anmerkungen, von hiſtori⸗ 
ſchen Erläuterungen, von angezeigten Materialien 
zum Kanzleyvortrag: aus den Sonntags Evange⸗ 
lien — vom Sonntag: Eſtomihi an biß auf den 
dritten Pfingfifeyertag — welche biefen Band 
fuͤllen, mag man. die Nachlaͤßigkelt im deutſchen 
Styl des Verfaſſers, die langweilige Sinfoͤrmig⸗ 
keit ſeines Tons, die Woitſchweifigleit feines Vor: 
trags und die Erfehrung, daß man oft da’ durch 
Declamation getaͤuſcht wird, woman. Beweiſe 
und Gidanken ſuchte, uͤberſehen: aber es wird 
freylich das letztere auffallender, wenn jemand et⸗ 
wan das Leßiſche Buch aͤhnlichen Inhalts neben ſich 
liegen hat und nach dem Muſter deſſelben nur 
praktiſche Erklaͤrung erwartet, wie ſie der Predi⸗ 
ger, ber unter der deren feiner Evangeliſchen 
Pericopen nach Rath und Vorſpann ſeufzt, noͤthig 
bat. Den ſchlichten Wortſinn zu. wiſſen, wird 
ihm zwar allemal noͤthig ſeyn: aber fuͤr ihn iſts 
wichtiger, die Sonntags Evangelia mit dem Licht 
der Pſychologie, wo Geſchichten find, ‚and An 

> 8 


D 


.2X 





⸗ 


Moſche Sri. der Sonnt. Evang ZwTh. og 


Dogmarif oben Moral zu ‚bebeuchten und ihn auf 
diejenigen Umflände anfmerffam zu machen, bie 
er nügen kann, um der: Gemeine etwas gutes, 
heilſames und niche eben ſchon oft geſagtes daraus 
vorzutragen und ans Gerz mu fegensi - Und eg iſt 
wirklich bißher noch nicht alten. fo erſchoͤpſt, ala 


miletifchen Wegweifern ,. Magazinen und. Vera 
rathskammern, in denen alter und neuen felbitfa 
brieirter: und geborgter Stoff übereinander liegt, 
denken ſollte. Inzwiſchen, wenn Leß reichhal⸗ 
tiger hierinnen iſt, ſo iſt Moſche mit der Eregefe 


liberaier, führe doch, mie es natürlich if, feine . . 


Leſer, auch zumeilen auf Betrachtungen, wozu je⸗ 
ner feine Winke gab, fo deutlich ſie auch im Terp 
liegen :. und wir Dürfen Daher ohne "Bedenken ven 
Rathz wiederholen, Daß angehende Prediger, die 
folche Hülfe noͤthig haben, beyde Arbeiten neben« 


einander gebrauchen. Wir müffen doch einige Bea - 


merfungen bes Hr, D. über einige Evangelieh aus“ 
wählen. Wegen vieler Schwierigkeiten ift die 


Geſchichte der Verſuchung Chriſti (Domin. Invo- 


cavit) gewiß merkwürdig, zumal in unfern Zei⸗ 
ten, wo man bie Wirfungen bes Satans auf dem 
Erdboden immer weniger anerfennen will. Eine 
Viſion bey der ganzen Begebenheit anzunehmen 
iſt, da im Text keine Spur davon ſteht, und die 


Evangeliſten durchaus Geſchichte erzaͤhlen, ganz 


—8' 


man es nad) fo vielen Poſtillen, Encwuͤrfen, dpa . 


bedenklich: und daher fcheint nichts übrig zu blei⸗ 


ben, als eine äuffere Verſuchung, da der Teufel . 


In. ſichtbarer Seth, “« me eine menſchliche 
oo ge 


’ 


ud 
+ 


! 


‚085 Moſchẽ Erkl. der Son. Ebang. Zw. Th. 


wweſen ſeyn) erfehlenen und burch Zureden Jeſum 
za den. ſuͤndſichſten Handlungen,. bie- von den 
Evangeliften gemeldet werden,. zu bewegen ver. 
ſucht Hatte. Dieß nimmt auch Hr. D. Mofche 
an, aber, wie leicht zu srrathen, ohne bie armſe⸗ 
figen und rohen Ideen, von Hin » unb Heeführen 
Durch die Süfie u. a. Auch geftehr er zu, daß Je⸗ 


fus den Teufel nicht gefanne habe. Die Abfiche 


und die Art der Werfuchung, wenn man fih an 
die Hifterifche Erzählmgen haͤlt, bleibe bey ben 
Auslegern meijt einerley, nur daß fi der Hr. D. 

von ihnen darinnen entfernt, daß er glaubt, der 
hohe Berg, auf welchen Jeſus zuletzt gefuͤhrt 
worden, ſey nicht, wie man meiſt annimmt, der 


Berg Quaerantania, ober auch Nebo, ſondern ber 


Oelberg geweſen, nicht nur weil er eine ſehr weice 
Ausficht über ganz Paldftina und nach weiter öffe 


ne, fondern auch weil die drey erwaͤhnten Verſu⸗ 


chungen, nach einer nicht undeutlichen Anzeige der 
Evangeliſten, an Einem Tage nehmlich an vier 


 igften, geſchehen feyn, und, da bie Eine Scene 


5 


din Jeruſalem war, man billig einen Berg in der 
‚Nähe von SYerufalem fuchen muͤſſe. (Die Isgte 
Hypotheſe wird von den Eoangeliften nicht ſehr 
deutlich begünftige: und felbft ber Weg von ber 


Wuͤſte nach Syerufafem und von da ber Spazier⸗ 
. gang. auf:den Gipfel des Delbergs möchte für Ei⸗ 


: finden wie bie Schwierigkeiten bey einer ſichtbaren 


‚nen Tag zu weit und zu ermüdenb feyn: und in 
welcher Abſicht ſollten 


o vielerley Beſtuͤrmungen 
In einem Tage geſchehen? — Ueberhaupt aber 
Ere 


⸗ 
” v 8 
x . u? 


— 


— 


woſche Seit der Sonnt. Evang, zw Th. 00 


Erſcheinung des Verſuchers zu groß, alg daß wie 


fie lehren oder vertheidigen moͤchten. Es waͤre 


ſchon ſonderbar, daß der Verſucher wuſte, Jeſus 


fen Sohn Gottes: denn woher ſoll ers wiſſen? 
Aus der Geſchichte der. Taufe Jeſu? Allein dieß 
feyerliche himmliſche Zeugniß hoͤrte nur Jeſus und 
Johannes, und wenige andre; und ſollen wir an⸗ 


nehmen, daß der Teufel, — ſichtbar oder unficht⸗ 


bar dieſer Feyerlichkeit beywohnte? oder aus den 
Geheimniſſen des Himmels ? allein dieß Ift noch 


ſchwerer, da er aie in den Himmel kommt? oder 


aus: einer göttlichen Offenbarung, die: ihm viel⸗ 


leicht bey dem Auftrag Jeſam zu. verfüchen, bie” 
hohe Würde deſſelben befanne machte? Hiezu 


wird men noch weniger feine. Zuflucht nehmen, 
Wie u Gegreiflich endlich, daß Der Zeufel: wuſte, 


wer Jeſus war, und Jeſi 8, bey allen Ancheit am . 


der göttlichen Natur, nicht, wer fein. Werfucher- - 
war? dann die‘ Bekanntſchaft des. Teufels mit 
der Bibel und mit der Geographie, die ihm nach 
ber Gofchichre zukommen muß, und wenn wir. 
fragen, weher er fie nahm, wieder unerklaͤrbar iſt 


. endlich ſelbſt die Are, wie Jeſus mit dem Teufel 
diſputirt, alles ſcheiut raͤthſelhaſt, wenn die Ver⸗ 
ſuchung ſichtbar war. Dagegen iſt alles leichten | 


\ au erflären, 'wenn es wirkliche, nicht etwan in. 
einer Phantafie gefchehene, innere Regungen zu 
verfehieduen Arten von Suͤnden waren, bie Jeſus 


in fich ſelbſt pürte.. Er Fam mic dem Bewuſt⸗ 


fehn-von der Taufe weg, daß er Gottes Sohn 
ſey, mis dieſem Gefuͤhl feiner Würde und Bes 


% | . 
k 


fin 


— 


684 Moſche Erkl der Sonnt. Evang. So. Ch, 


fimmung ſchien fich die Erfahrung‘, zu hungern 
and Mangel zu fetden, nicht zu vertragen: und 
in diefer Erfahrung würde: ſchwerlich der Gedan⸗ 
fe; du biſt Gottes Sohn und fanft aus Steinen 
Brod machen, das dich ſaͤttigt, einer menſchli⸗ 
Gen Seele fremd oder unmatütrlich heiſſen koͤnnen: 
Empfindung von Wunderkraft, die Jeſus hatte 
krrmens: Mveupmsros -eyıoy) erzeugte leicht ‚Die 
Porſtellung, diefe Kraft zur Selbflerhattung an⸗ 
zuwenden: ‚aber ver Tchlägt fie. nieder, durch die 
Anerinnerung an bie Maheheit, daß Oott, wenn 
gr Menfihen‘echalten wolle, es auch ohne Brod 
"hun kaͤnne; Mir eben dieſem Bewuſtſeyn feiner 

- Würde war Jeſus auf einem Fluͤgelgebaͤude des 
Tempels, ſchwerlich alleine und ohne Zufchauer, 
doch noch vor Antritt feines. Amtes: Auch Hier 
konnte die Regung ſich hinabzuftürzen,. um ein 
Auffehen zu machen und fein Amt mit einer ge- 
magten verwegnen That anzutreten, nicht ſo auf» 
ſerordentlich und der Entſchluß dazu durch fein ei⸗ 
gen Herz und Bag Vertrauen auf Gottes Bey⸗ 
Fand und Zuſege underſtuͤtzt ſeyn: aber er unter 
drückt auch dieſe Regung, indem er ihr einen an; 
bern Befehl Gottes entgegen fegt, ber ein fd drei⸗ 
ſtes Unternehmen zur Suͤnde machte. Selbſt bey 
der letzten Verſuchung laͤſt es ſich denken, daß bey 
der Ueberſicht des ſchoͤnen bluͤhenden Palaͤſtina von 
einem Berg in Jeſu ſehr natuͤrlich der Gedanke 
entſtund, wie leicht es ihm ſeyn wuͤrde, ſich zum 
Herrn von dieſem Reiche zu machen, wenn er ſich 
von dem Auftrag, den ihm Gott gab, losreiſen, 


und, 


— 





Meſche Erkl. der Sonnt. Ebang. 3. Ch 685 
und, wider feine Beſtimmung, einen irrdiſchen 
Meßias agiren wollte: ein Gebanke; ben er 
durchs Gefühl feiner Dependenz von Gott uns 
terdruͤckte: und fich Bierdurch folche Veſtigkeit im 
Guten erwarb, daß dergleichen Regungen nie wie⸗ 
der kamen. Wir wollen es andern zum weitern 
Naͤchdenken überlaffen,. ob nicht dieſer innre Streit 
und Widerſtand gegen mancherley Regungen, 
Sünde zu begeben, ſich auch mit der Bibelſpra⸗ 
che befonders in der Geſchichte ber Werfuchung bee 
erſten Menſchen vertrage; ob niche der Teufel, 
bloß weil ibm alleg, was ber: Beſtimmung und 
Abſicht Jeſu entgegen ift, zugefchrieben wird, hier 
genenne werde, um fo mehr, da die Jehreder Apo⸗ 
ſtel in Jeſu Die aunersey nicht finder, die bey den 
‚übrigen Menfchen als Die Duelle der Regungen 
zur Sünde befchrieben wird; ob ber Beyfag bey 
$uca, der Verſucher miech von ihm eine Zeirlang, 
es nicht merflich mache, daß bie fpätern Verſu⸗ 
chungen Jeſu bey feinem. Leiden, die doch nicht 
unmistelbar vom Teufel. Famen, und bie frühern 
einander auch in der Art ähnlich find d. h. darin« 
nen, daß beydesmal die a Sage Jeſu Vor⸗ 
ſtellungen in der Seele Jeſu erregte , welche auf 
Sünde hinlenkten; und ob nicht endlich die. Er⸗ 
zaͤhlung: die Engel Härten Jeſu gedient, welche 
man Doc) kaum eigentlich verftehen kann, fondern 
nach Maßgabe andrer Stellen des N.T. beſonders 
Ebr. 1, 14. vom Schuß, ben Jeſus von nım an 
.genoß und deſſen er ſich verfichert Hiele, wahrfchein. 
lich erklaͤren muß, es wahrfcheinlich mache, > 
nn alles 


- \ 


⸗ 


886 Moſche Etll der Sonat. Evang. Bio. Th. 
‚alles oßne wirkliche Theilnehmung des Teufels, 


bloß in ber. Seele Jeſu vorgegangen IK?) — 


Statt der weitläuftigern Vertheidigung der Teu⸗ 
felsbefigungen über bas Ev. am Sonntag Deuli, 
welche am Ende doch nicht erbaulich heiſſen form, 
und hier bey einem Evangefio, in welchem Jeſus 
po san offenbar felbft nad) dem Geftändniß des 
Hr. D. M. bey V. 24: nach juͤdiſchen Begriffen 
weder, nicht ſo entſcheldend angebracht werden kann, 
haͤtten wie ſchon eine Anfeitung gefuche, was für 
Macerien bey diefem Evangelio abgehandelt wer⸗ 
den fönnen, wenn man nicht affe (jahre an dieſem 
Sonntag den Teufel feinen Zuhörern zur Scheu 


und Schrecken aufftellen will, Der Prediger wird 


auch ſchwerlich fich mit dem, was fo kurz über 
V. 24 = 26. gefagt ift, beruhigen oder befriedigen 


koͤnnen. — Ueber das für ſo unfruchtbar gehal⸗ 


* tene Ev. am Sonntag Sätare find dagegen fehr tref⸗ 
fende Winke zu einem vorteilhaften Gebrauch die⸗ 
fer. Geſchichte für die Kanzel gegeben: und man wirb 


beſonders bie Bemerfungen über die Art, wo Gort 


jetzt noch fo viele Menfchen in der Wett erhält, und 
die Nahrungsmittel vermehrt, fehr angenehm und 
anterhaltend finden. Welch ein Anlaß, Gott aus 
der Natur zu. prebigen! — Wir freuten ans ſehr, 


daß beym Ev. am 3. Oſterfeyertag (oder vielmehr 


Quaſimodogeniti) einfo würbiger und angefehener 
Lehrer der Religion es auch behauptet, was dem 


Stolz fo vieler andrer. DBefiger des Beichtſtuhls 


gar niche eingehen will, daß ſich jegt fein Reli⸗ 


gionsieprer die Macht ohn⸗ Bedingung und mit 


| 
| 


Ben 


Moſche Ceki. der Sonnt. Evang. Zw. Ch. 687 


Gottes Apſehen Sinde zu vergeben und zu be⸗ 
halten, anmaſſen kann und darf, wiewol die Ver⸗ 


kuͤndigung der Vergebung der Sünden ımter dee 


Bedingung ber Buſſe mit zum Amte der Lehrer 
unftreitig gehört. Indeſſen möchte ich ſelbſt den 
Apofteln diefes Recht nicht zu vindiciven wagen: 
fie Haben es nie ausgeübt, und ba fie fo wenig als 
wir, den Menfchen.ins Herz ſehen Fönnen, nie 
auszuüben bie Kraft gehabt. Es gab ſchwerlich 
eine Wundetgabe, wodurch die Apoftel zu untrüge 
Alichen Herzensfünbigern gemacht wurden, und‘ die 


Gabe, bie Geiſter zu unterfiheiden, ı Cor. 12, 10, - J 
iſt, wie der Zuſammenhang die Stelle lehrt, die 


Fähigkeit, über die Religionslehrer (Rxyruucre) 
ein Urtheil zu fällen. — Vermuthlich werden 


die noch übrigen Evangelien ivon Teinitatis an, | 


das ganze brauchbare Werk befihlieffen: Denn 
weitläuftiger duͤrfte es wohl niche werden um ber 
Sefer willen. N \ - 


⸗ 
+ 


— 
1J 


> 


ws 7.2 Cramer Nebenarb. zur theol. Ri 


| WW. . 


Einige Nebenarbeiten sı 
theologiſchen Literatur und Kl 


gion gehoͤrig, von “Joh. Andreas Cran: 


Erſter Theil. Deſſau und teipjig, 
. un “ 1732. . 


| A TUI und weitfäuftigere Auffüge übe ein 


| Bibelftellen, oder andre Materien, nid 
wichtig und ftreitig find, zu ſammlen; iſt die 
ſicht des Hr. Verfaffers und das DVorurtfi‘ 
ißre Güte, das aus dem Mamen deſſelben a 


ſieht, wird vollkommen durch den Innhalt ki: 


sig. Wir finden fünf Auffäge. J. Ueber 16 
=, 29. wo alle Yusleger über Dunkelheit fu; 


weder Moßheim noch ein anbrer neuer Comm: 
den Hr. V. befriedigt, und daher ein neuer T' 


zur Beftimmung eines keichtern Sinnes vn!“ 
gefucht wird. Ohne eine Weränderurig det 


. arf vorzunehmen y (Griesbach ; welcher mW 
 önoseos ausläft, folgt doch aud) den gemährld" 
Ausgaben: von Erafmus, Stephanus und en)" 


Bezaiſchen), ſchlaͤgt er bloß eine andre Ine 


punktion vor: nicht die, nach welcher ro Aorza © 


zum folgenden gezogen wirb, fonhern, bei! 
Worte vuvesaruevos To Auırov essin Para! 
fe gefegt werden. Man müfte daher oͤberſehen 


denn das fage ich, Daß die Zeit (von lan! 


Dauer "6 UVESAAÄKEVOS ; contradtus, hreviat!: 


nn * 








\ \ 

J. A. Cramer Nebenarb. zur thevl. Liter, 689 
wird fie übrigens nich: ſeyn) nahe iſt, wo 
die Verehlichten und Unvereblichten gleis 
ee Derfolgungen treffen werden u.f m, 
Man müfte dann bey xusgos dad Wort eeyerxs 
ergänzen und es; fürs futurum nehmen, (Vielleicht 
. wäre aud) dieß nicht noͤthig, wenn man feßre, 
Kauseos (ouvesaAuevos 70 Aoımov) es. Die 
Aehnlichkeit diefer Redensart mir der Weiffagun 

Stefu, daß um der. Glaubigen willen die Zeit der 
Trübfale des jüdifchen Krieges werde verfürgt wer 
den, und ber Ausdrud des Apoftels V. 28, dio 
Tw E8VESÄTaV. avayıny vertragen fi) gut mit 
dieſer Ciflärung, nach welcher Paulus zu erken⸗ 
nen gäbe, daß er das Henrarheu nicht aut immer, 
ſondern nur auf. furze Zeit, abrarhe und fein Karh 
alio defto. leichter zu befolgen, wäre. Und feibif 
V. 30. ftimnite bamit übereif‘, wo es als Grund, 
zu den vorhergehenden Vorſtellungen angehängt. 
wäre! Tagan yeı To oXtya Tou Koapou, die polls 
tiſche Berfaffung der juͤdiſchen Weit geht zu. Grun⸗ 
de, . (Uns bliebe die gedoppelte Bedenklichkeit, 
theiſẽ daß nicht wohl abzuſehen, wie wegen des 
juͤdiſchen Krieges in Paläftına den Chriften in, 
Griechenland, auf welche diefe ganze Stelle gebt, 
das Heyrathen beſchwerlich und Die Ehe erübfelig 

werden konnte, theils daß dem: wa die'ganz felt« 

ne, wo nicht unerweisliche Bedeutung, von oͤre, 
beygelegt würde; nicht zu gebenfen, daß es fein 
begreiflicher Grund ‚zur. Unterflüßung des. von ' 
Paulo ertheilten Rathes, ehelos zu bleiben, waͤre, 
wenn er fagte: es kommt bald die kurz dauernde 
Doͤderl. Bibl. 2. B.9. St. Er . Zeit, 


R 


—8X 


690 7, 4. Cramer Nebenarb, zur theol. Liter. 


Zeit, da Verehlichte und Unverhehrathet gleiches 
Schickſal haben werden. Denn eben. weil der 
Verehlichte mehr Gefahr und Sorge bat, der 
Eheloſe weniger, ſo empfiehlt er die Enthaltung 
vom Eheftand. Ans kommt es immer am natürs 
lichſten vor, den Ausdrud ors zase. uvas. aus 
- bem hebr. p1x iv teınpus anguftum. zu erfäus 
tern: Es ift eine enge Seit, eine aͤngſtliche, 
furchtbare, oder wenn man die gervöhnliche Bes 
Deutung von cuvss beybehalken will, eine im 
kurzen einbrechende Periode; und ro —XRX 
mit dem Folgenden zu verbinden: Es bleibt 
nichts übrig,nichts rathsſamer, aber daß u. ſ. w. 
I) Ueber Eol. 1, 19. und 2, 9. Freylich Feine 
Beftätigung ber Gottheit Ehriſti aus der nach 
dem Mänali übel verftandne Formel, daß die 
Sülleder Bortheßßgn Chrifto wohne: denn ein fo 
vorfichtiger Ausleger ſucht erft den Beweiß, daß 
Aa. Fou ©. ber. Inbegriff der goͤttlichen Voli⸗ 
kommenheiten ſey — einen Bewe iß, den kein 
Menſch noch gellefert hat. Indeſſen traͤgt er 
doc) eine neue Erklaͤrung vor: es gefiel Wott in 
allen denen zu wohnen, die feine Verehrer 
find, die Kirche zu feiner Wohnung, zu feinem 
. Tempel, ju machen. Den Bepyſatz ev aurw will 
er nicht überfegen: iu Chriſto, weiles Bart wä« 
re, Chriſtum zur Wohnung der Kirche zu machen, - 
ſondern um feinetwillen, propter Chriflum, 
Eben ſo K. 2, 9. um feinervoillen wohnet 
Gott in allen denen, die zur Bemeine Bote 
tes oder zu ſeinen Verehrern gehoͤren/ als 
in 








N * 


3J. A. Eramer Nebenarb. zur theol. it. 5 


in feinem Reibe, Auf diefe Art wäre van 
reines der Accuſatid, und beyder letztern Star 
Te eos ausgelaffen, woraus Dunfelheit und Haͤr⸗ 
te entſtuͤnde: und ich würbe es auch nicht zu ver⸗ 
theidigen wagen, wenn jemand die Kirche, den 
Leib Gottes nermen wollte. Die Echwierigfeiten 
werden font wegfallen, iverh man, wie ſchon an⸗ 
dre gefhan Haben, das FAgemux decv niche von 
ber Kirche, fordern vom univerfum erflärt, alleg, 
was in dein ganzen weiten Gottesreich fidh befindet, “ 
„silden und Helden, meldye zufanmen- vereint, 
in Chriſto, im Chriftusreiche wohnen, Aufenthalt 
und Aufnahme finden, und tn Einen Koͤrper unter 
Chriſto dem gemeinfchaftlithen Haupre vereinigt 
ſind. IT) Ueber ı Tim. 3, 6. Aus äcıren kri⸗ 
tifdyen Gruͤnden wird die $efart ds, Die fo alt iſt 
und zugleich fo wenig ahſichtlich geändert ſeyun 
kann, verfheidiget: und das relatıvum auf das 
entferntere NReov Eavros gezogen. Die darzwifchen 
ftebenden Worte betraditet der Hr. Er, eis Parens 
tbefe, dergleicdyen dem Apoſtel fehr gewoͤhnlich find) 
wiea Kor. nn, 2.3, Ebr. 5, 7.9. und auch font, 
Hierdurch fält die Furcht einen wichtigen und. 
deutlichen Beweis für die Gottheit Chriſti zu ver⸗ 
lieren, — eine Furcht, von welcher ſich ein Aus⸗ 
leger Tosmadhen muß, wenn ee unpartheyiſch ſeyn 
will — ganz hinweg; denn Chriſtus heiſt hier 
geos Cor, welches mie Joh. 1, 2. 3. 14. ganzem 
ſtimmt. — — Diefe fo natürliche Erflärmg wird 
immer mit den andern um den Vorzug fireiten, 
ob wir gleich drerwuthen, daß fie auch Anſtoß in 
J a0 den 


Ss , 2 
‘ ⸗ 


698 7.2. Cramer Nebenarb. zur thedl. Liter 


den wird, IV) Ueber Melanchthons Veraͤnde⸗ 
rung des zehnten Artikels ber Augfp: Confeßion. 
Es ift befannt, was für Vorwürfe der rechtſchaff⸗ 
ne Mann: wegen Diefer Aenderung in den ältern 
(leider! auch noch in den neuften) Zeiten erdulten 
‚müffen: aber. obgleich nun die Enrfiheidung der 
drage: ob Mel. einer abfichtlicy verlüchten 
erfälfchung der A. C. befehuldige werden Fönne? 
don Feiner groffen Wichtigfeie iſt, fo fordert es 
es doch,' wie. Hr. Proc. fügt, die Wahrheit, Ad 
tung und Billigkeit, die man dieſem groffen Lehrer 
Germaniens ſchuldig ift, daß man ihn von den 
Vorwuͤrfen rette, die er nicht verdient. Nach der 
Ueberzeugung des Hr. Cr. iſt er nicht nur vonaller 
vorſetzlichen Verfaͤlſchung freyzuſprechen, ſondern 
er hat auch in der von ihm vorgenommnen Veraͤn⸗ 
derung keine andre als die Lehre unſrer Kirche vor— 
getragen. Wollte er die Lehre verändern und 
verfaͤlſchen, fo mufte.er es im deutfchen Eremplar 
eben ſowol als im lateinifchen thun, jumal da man 
das deutſche noch eher für das Original anfehen 
konnte: aber es jſt nicht gefihehen. Die Redens⸗ 
art: exhiberi, ſagt nichts anders als die fruͤhern 
Worte adeſſe et diſtribui, und war ſchon in der 
Apologie der A. C. von Mel. felbft und fogar von 
Sucher in der Concordienformel mit den oberlänbi» 
fehen und fehweizerifchen Theologen vom J. 1536. 
gebraucht, auch nachgehends wiederhohle: und nun 
foller ausNachgiebigfeit gegen Die Schweiger dieß 
Wort gefege haben? Das Wortadefle auszufarfen, 
konnte ihn ſchon Siebe zur Kürze, vielleicht aber 
— == WMW auch 


⸗ 





x 


JA. Cramer Nebenarb. zur theol. Liter. 693 


auch furchtſame Bedachtſamkeit bewegen, weil er 
den M tißdenfyngen unferg Lehrbegrifs, als ob auch, 
wie die Roͤmiſchgeſinnten annehmen, auffer der 
Handlung und dem Genuß Ehrifti Seib und Blut 
vorhanden fen, vorbeugen wollen. — Wir freuen 
ung, daß. ein fo wuͤrdiger und unpartheyiſcher Ges 


lehrter dem Mel, die Gerechtigkeit wiederfahren 


läft, die man an Hr. Paftor Strobelund uns Pate 


theyiſch finden‘ will, Aber wer wird noch Me 


lanchthon jetzt wegen dieſer Veraͤnderung verlaͤum⸗ 


den, wenn es nicht — dürfte ic) den Namen deg 
wuͤtenden Ungeheuers. nice mehr nennen! — 
wennes nicht Goͤtze — nur Ödge mit ber eiſernen 


Stirn — iſt? — V) Ob die Erzählung Mo⸗ 
ſis von der Schoͤpfung des Menſchen, von ihrem 
urſpruͤnglichen Zuftande und von ihrem Fall für 
ein Sehrgedicht ober für | wirkliche Geſchichte zu hal⸗ 
ten fen? Der Anfang einer Prüfung der Vorſtel⸗ 
lungen vom Paradies und Sündenfall, welche Hr, 
Jeruſalem mit fo viel hinreiffender und einnehmen» 
der Stärfe und Deutlichkeit allgemeiner gemacht 


bat und wovon. wir im erften Teil unfrer Bibl. 
©, 362, einen treuen Auszug lieferten. Es iſt u 


fehr Ichrreich, zwey fo würdige Männer gegen cin 
ander mit fo viel Würde fprechen zu hören: — 


und wir ſind nicht ſo vermeſſen, daß wir zwiſchen 


ihnen richten ſollten. Wir wollen nur kreu berich⸗ 
ten. Die hohen Ideen oom Ebenbilde Gottes, als 


einem Innbegriff aller moraliſchen Vollkommen 


heit, der reinſten Erkenntniß von Gott und der 


vollommenſten Unſchuld des Gemuͤths, welche, 


2 Br Hr. 


ar 


\ 
\ 


— 


698 J. A Cramer Nebenab. zur theel din 


Nle.) Daß aber Evaſo leicht den Reizen ſimite 


ven noch, gegenwärtigen Befehl vergeſſen, hit 


FE 


gen hierüber, wir, ſie auch in der Apolegie de I 
C verfomme, ; silligen und, unterftügen, Ih 


ſtimmung noͤthig und zureichend- war. Esmte 


Her—rſchaft der Vernunft? wie damit diefe It 
tigkeit, dieſe Willigkeit, den ſinnlichen Eindric 
u folgen, da, je ſtaͤrker und aufgeklaͤrter die P 


und feſter ſeyn muß? und was ‘wirde ſich de 
ſagen laſſen, wenn, wie wir vermehen mil 


den follee? Wo ber erfte finnlihe Meiz ! 


gr. Jeruſalem zu beſtreiten ſo viel Recht mi 
vlel Veranlaſſung fand, muß. Hr- Er. (eb! 


übertrieben. halten und die gemäßigten Vorſtelu 


erften Eltern wuften ſo viel als zu ih d 


nen auch erleuchtete $iebe, denn fie föllten nic 
eiſt Gehorfam am Baum lernen, ſondem übe 
Coielleicht iſt Hier lernen und’ Üben. nur dar 
ten nach unterſchieden; denn jede Uebung ilt©t: 


Begierden unterliegt, daß fie und Adam m ib 


Hr.. Cr, nicht für einen Beweiß der Schmäht 
zer Vernunft anzunehmen, aber wwenigftens ii 
als einen Grund. gegen bie angebliche aufgefti' 
Herrfchaft der Vernunft über Die ſinnlichen % 
gierden gelten zu faffen: doch iſts unfeugbar, ii 
bier die Vernunft, fo. ftarf ſie auch vorher v: 
den fintifichen Begierden unterlag. (Aber wien 
fi nun dieſer Sieg der. Sinne mit der gef‘ 


! 














nunfe iſt, der Kampf gegeq jene anhalten 


diefe finnliche Begierde grade die einzi, die © 
war, welche durch die Herrſchaft unter ð " 


⸗ 


_ 


⸗ 


_ | 
I. A. Cramer Nebenarb. zur tzeol. Liter. 695 
Seele aus dem Gebiet der Vernunft herauslockc, 


da kann unmoͤglich groſſe Kraft der Vernunft 


ſeyn.) — Bey der Geſchichte des Falles werden 


vielerley Mebenideen, welche F’- aͤltern Ausleger 


eingeſchoben und wodurch die gdu,: Sache ein Ge⸗ 


genſtand des Spottes geworden, den Hr. Jer. 
wegzuraͤumen ſucht, ganz abgeſondert und die durch 


Phantaſie ausgefuͤllte Erzählung Moſis, welche 


durch jene Ausſtopfungen monſtroͤs wurde, zu ih⸗ 
rer Simplicitaͤt zuruͤckgefuͤhrt. Wir freuen uns 


es hier zugeſtanden zu ſehen, daß die Meinung 
des Auguſtinianiſchen Syſtems von Fortpflanzung 


der hohen Geiſtesvollkommenheiten im Standg 


ber Unſchuld auf Die Nachkommen Adams, wenn _ 
dieſer nicht gefünbige-häfte, und andre ſolche hrs //˖ 


gebrachte Hypotheſen ungegrünbet feyn: und wenn 
Hr; Er. die Folge, daß nach jener einzigen Ver⸗ 


blendung die vorhin vollkommne Natur fih.auf 


einmal umgefehre habe — eins Folge, die dem 


ſcharfſi nnigen Forſcher ſo unerklaͤrbar ſchien — noch 


ja vertheidigt, ſo iſts doc) in keinem andern Sin⸗ 


ne, als daß nachher unſre Stammeltern nicht mehr 


die Richtigkeit und Reinigkeit der Geſinnung hat⸗ 
ten, womit fi fie erſchaffen waren. (Allein dieß iſt etz 


was ganz anders, als Das Verderben der YTas | 


tur, ganz efwas anders als die Entfräftun zur 
Erfüllung ihrer Beſtimmung, wozu fie vorher. 


geſchickt waren, die doch hier angenommen wird, - 


und wobey das greffe Raͤthſel bleibe: kann Eine | . 


üble Anwendung Einer, nad) dazu vorher flarfen 
Kroft eine vide Zerrättung und Entfeäftung jr 
| ſi 


Era 


— 


67. A. Comer Neheneb jur theol. Be 


gr. geruſplem zu beſtreiten ſo viet Recht und ſo 
viel Verankaſſung fand, muß Hr- Er. ſelbſt für 
übertrieben halten und die gemäßigten Vorſtellun⸗ 
gen hierüber, wir ſſe auch in der Apolsgie der A. 
€. vorfomne. vdilligen und, unterſtuͤtzen. Unſte 
erften. Eltern nouften ſo viel als zu ihrer De 
ftimmung nöchig und zureichend war, Es war in 

nen auch erleuchtere Liebe, denn fie föllten nicht 
erſt Gehorſam am Baum lernen, fondern üben: 
(vielleicht ift Hier lernen und uͤhen nur den Wor- 
ten nach unterfchiedenz denn jede Hebung ift Schw 
“ e) Daß aber Evafe leicht den Reizen finnlicher 
Begierden unterliegt, daß fie und Adam den ih 


ren noch, gegentoärtigen Befehl vergeſſen, fheint 


Hr. Er, nicht für einen Beweiß der Schwäche ih⸗ 
zer Vernunft anzunehmen, aber wenigfteng nicht 
als einen Grund gegen die angebliche aufgeftärte 
Herrfchaft der Vernunft über die finnlichen Bes 
gierden gelten zu faffen: doch iſts unfeugbar, daß 
bier die Vernunft, ſo ſtark ſie auch vöcher war, 
den fintifichen Begierden unterlag. (Aber wiereimt 
fih nun diefer Sieg ber Sinne mit der groffeu 
Herrſchaft der Vernunft? wie.bamif dieſe Leich⸗ 
tigkeit, dieſe Willigkeit, den ſinnlichen Eindruͤcken 
gu folgen, da, je ſtaͤrker und aufgeffärter die Ver⸗ 
nunft iſt, der Kampf geg ‚jene anhaltender 
unb fefter ſeyn muß? und was wuͤrde ſich dann 
ſagen laſſen, wenn, wie wir vermithen muͤſſen, 
dieſe finnliche Begierhe grade die einzile« die erſte 


Dr zu} 


den folke? Wo der ‚ee ige Heiz Yon en 
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⸗ 





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| 


I.% Cramer Nebenarb. zur HHeol. Liter. 695 


Seele aus dem Gebiet der Vernunft herauslockt, 


da kann unmoͤglich groſſe Kraft der Vernunft 


ſeyn.) — Bey der Geſchichte des Falles werden 


vielerley Mebenideen, welche fae aͤltern Ausleger 


eingeſchoben und wodurch Die gu, Sache ein Ge⸗ 


genſtand des Spottes geworden, den Hr. Jer. 
wegzuraͤumen ſucht, ganz abgeſondert und die durch 


Phantaſie ausgefüllte Erzaͤhlung Moſis, welche 


durch jene Ausſtopfungen monſtroͤs wurde, zu ih⸗ 
rer Simpficitäe zurückgeführt Wir freuen ung 


es hier zugeftanden zu jehen, daß die Meinung . . 
des Auguftinlanifehen Syſtems von Fortpflanzung. | 


der hohen Geiftesvollfommenheiten im Standg 
der Unſchuld auf die Nachfommen Adams, wenn 


diefer nicht gefünbige-häfte, und andre folche hers 


gebrachte Hypotheſen ungegruͤndet ſeyn: und wenn 
Hr: Er. die Folge, daß nach jener einzigen Ver. 


blendung die vorhin vollkommne Natur ſich. auf. 


einmal umgekehrt habe — eine Folge, die dem 
ſcharfſi nnigen Forſcher ſo unerklaͤrbar ſchien — noch 
ja vertheidigt, ſo iſts doch in feinem andern Sin⸗ 


—8 


ne, als daß nachher unſre Stammeltern nicht mehr 


die Richtigkeit und Reinigkeit der Gefinnung hat⸗ 
ten, womit fi ſie erſchaffen waren. (Allein dieß iſt et⸗ 
wos ganz anders, als das Verderben der Na⸗ 
eur, ganz efwas anders als bie Entfräftunß zur 
Erfüllung ihrer Beſtimmung, wozu fie vorher. 


geſchickt waren, die doch bier angenommen wird, - 


und woben das groſſe Raͤthſel bleibe: Fann Eine 


üble Anwendung Einer, noch dazu vorher ſtarken 
Kraft eine Plie Zerrüttung und Entkraͤſtung 3 
* ſi 


F4 


A". 


4 
7 


696 T. A. Cramer Nebenar aut et Lier. 


ſich ziehen, daß der. Menſch zu hem Guten, Das 
“vorher in feiner Macht ftund, run völlig unfähig 
"wird? — Stunde eg vorher in der Macht der 
Menſchen ‚ihie Beſtimmung zu erfüllen, weil, 
wie es hier S. no. heift, Gott ihnen alles geof⸗ 
"fegbaret hafte, was dazu nörhig war: fo, muſte 
‘entweder diefe Kraft bleiben oder Gott, ber ben 
Menſchen nach ſeiner Verirrung um Eines ein⸗ 


zigen Ungehorſams willen das noͤthige nicht mehr 


‘offenbart, fäme in den Verdacht der Grauſam⸗ 
keit. "Adam war freylich nach dem Fall nicht, 
wer er vorher war: fein Verhaͤltniß gegen Gott 
war geändert: allein dieß leugnet niemand; fon- 
Bern dieß iſt Die Frage: ob feine Matuf, bie ihm 
anerſchaffnen Kräften geändert, total vererbt und 
in ihrer Anlage und Richtung gang derdrehr wer- 
den? ob dieß alles nad) den Geſetzen ber Pſycho⸗ 
logie und Anthropologie gefchehen können? Hier: 
auf ift nicht geantwortet.) Eben fo wenig möchte 
es befriedigend zur Beantwortung ſeyn, ivenn Hr. 
Jeruſalem es für unmoͤglich hält, daß alle Folgen 
der Sünde Adams, feine Verblendung, ber Fluch 
wider ibn, fich auf feine ganze Nachkommenſchaft 
verbreite, und wenn fich dagegen Hr. Cr. ‘auf den 
Ä Augenfchein, die Erfahrung und den klaren Un 
terriche der Offenbarung beruft, daß der Menſch 
nicht allein mit dem Mangel der den erften Men 
ben von Gott mitgerheilten (angebornen oder erfl 
"nachher eingepflangten?) Erkenntniß, ſondern auch 
mit einem dazu ohne Unterricht unfaͤhigen und 

beym Unterricht traͤgen und oft unwilligen Ver⸗ 
ſtande, 


J. A. Cramer Nebenarb— zur theol. Liter 697 


ſtande, mit einer bald ausbrechenden Neigung 
zum Boͤſen geboren wird. Seyn auch, wird 
man darauf anfivorten,, diefe Erfahtungen, daß 
‘auch der fähigfte Verſtand ohne Unterricht (der 
doch niche erft Fähigkeit zur Erkenntniß giebt, ſon⸗ 
dern dieworhandne nur ſchneller entwickelt) zu kei⸗ 
ner Erfenntniß gelangt, fiher und unbeftritten, 
fo ſagt doc) weder Schrift noch Erfahrung, daß 
dieſe Unwiſſenheit und Traͤgheit auſſer dem Stan⸗ 
de des Falles nicht ſtatt gefunden haͤtte; daß die 
jetzige Schwaͤche der Menſchen, von ihrer Geburt 
an, ihren Grund in der Verirrung Adams habe 
und eine Folge feiner erften Sünde ſey; und ſo 
fan man immer die Moͤglichkeit des Faktums 
noch) in’ Zweifel ziehen, da die Geſchichte zwar fagt.: 
So ift der Menfch, ‘aber nicht fager ‚ baß. er m 
durch Adams Fall geworden. — . 

Beym Urtheil über die Vergebung ſelbſt und 


ihre unmittelbaren Folgen in der Seele Adams 
harte Hr. Jeruſalem jene nicht: fo abfeheulich ge 


funden, als diejenigen, die darinnen den ſtraͤflich⸗ 

ſten Hochmuth und die abſcheulichſte Empoͤrung 
anzutreffen glauben; und in dieſen ſchon hin und 
wieder Spuren von beffern Empfindungen ver Buſ⸗ 
Te gezeigt, auf welche man den Fluch, der fie. treffen 


fol, nicht erwarten follte. Hochmuth und unor⸗ 


dentliches Verlangen nach mehr Vorzuͤgen, ſagt 
Hr. Er. mar doch da, und die iſt ohne Zweifel 
ſtraͤflich. (Was charafterifire die Unordnung in dies 
5 Begierde? entweder der Gegenitand, ‚oflein der. 
Gorrpeit ſich zu nähern, groͤſſere Einſi chten und 
| "Er richti⸗ 


⸗ 





% 


698 J. A. Cramer Nebenarb. zur theol. Liter. 


gere Kenntniſſe zu beſi iten, iſt doch Trieb der un. 
ſchuldigen Natur, der vom Schoͤpfer ſelbſt tief ein. 
geprägten Selbftliebe, bie. fich zur Vollkommen⸗ 
beit hebt, wie kanns Unordnung ſeyn, eg zu wuͤn⸗ 
(hen? „Gott hatte ja gleich mit ihrer Schöpfung 
der Eva alles geoffenbart, was ihr zur. Erfennt- 
niß ihrer (jegigen) Beſtimmung noͤthig war., 


Allerdings: aber gewiß nicht ſo weit. daß ſie eine 


Erweiterung, eine Bereicherung ihrer Kraͤfte und 
Einſichten nicht wuͤnſchen, nicht aus ſich ſelbſt be⸗ 
wuͤrken durfte! oder es war die Unordnung in 


bar auch dieſe Wahl iſt, doch der Gedanke an 

Hochmuth weg: und geſetzt er bliebe: fo iſt nicht 
die Rebe von ber Strafbarfeit ihrer Vergehung 
„überhaupt, fondern von dem Brad derſelben, ob 
"Das Berbrechen fo abſcheulich war, als es von 
den Dogmatifern gefchildere wird.) Die beffern 
Empfindungen der Buffe nach dem Fall meint Hr. 
Er, gar nice finden zu Finnen. Die Schaam 
war nicht Schaam der Sünde, fonbern ber Bloͤſ⸗ 
ft; Gemuͤthsunruhe noch ein Beweiß, daß fie 
bie Unrechtmaͤßigkeit ihrer -Verfündigung erkannt 
‚hätten; ihre Furcht vor Gott eine Folge der Em- 
pfindung, daß fie Gott beleidigt; und was Jeru⸗ 
fälem Klage über die Verführung nennt, iſt Bloß 
Entſchuldigung und indem Munde bes Mannes 


.fogar Vorwurf gegen Gott: aber nirgends Bes 


kenntniß eigner Verſchuldung, nirgends. Flehen 
um Erdarınung und Gnade, nirgends Bezeugung 


einſuücher Voſahe nicht mehr zu fündigen. “a 


der Wahl des Mittels: allein dann fällt, foftrafe 


09 N 
7.4. Cramer Nebenarb. zur theol. Liter: 690 | 


laͤſt ſich eine-größre Verſchiedenheit im Urtheil 
über den Werth gewiſſer Handlungen denken, als: 
Das Urrheil biefer zwey Gegner in dieſer Sache ift. 
Ohne dem Leſer vorzugreifen [heine uns die Ge 
muͤthsunruhe und Surchtfamfeit Adams Beweiß 
genug zu ſeyn, daß fein Gemuͤth nicht ganz ver⸗ 
dorben oder verhaͤrtet war. Es ſind noch immer 
Empfindungen der Ehrfurcht gegen Gott und ſein 
Geſetz, und ſelbſt in der Entſchuldigung liege Be⸗ 
kenntniß eigner, obwol verminderter Verſchuldung. 
Muß aber, moͤchte ich fragen, die Buße Adams 
in der Schoͤpfungsgeſchichte nach den drey weſent⸗ 
lichen Theilen der Buße, die der Katechiſmus an⸗ 
giebt, beſchrieben werden? Ixr einer. noch nicht 
verhärtetgn -Seele, und verhaͤrtet war gewiß 
Adams Seele nicht, iſt Empfindung des Unrecht 
und der. Berdammungen des Gewiſſens, geheimer 
Wunſch nach Gnade und fliller Weſatz, nicht 
wieder zu fündigen, Es ift weniaftens überge- . 
bende Buße, Die nur um deßwillen feinen groffen - 
Werth hat, weil es nicht dauerhafte und alfo ze 
nicht wirffame Empfindung ift. 

Die Strafeder Schlange — ein fo anſtoͤßiger 
Umſtand, man mag ſi Adie Schlange cder den _ 
Satan treffen faffen — Fann, nach) Der durch 
ſchimmernden Hypotheſe des Hr. Er. doch auf den 
Daͤmon paſſen, wenn man annimmt, daß Schlan⸗ 
ge Bild des Daͤmons iſt, und was der 
Schriftſteller in eigentlichen und der Eva ven _ 
ſtaͤndlichen Ausdruͤcken geſagt habe. Die Strafe 
ber Fon traf nur fe: und bie Drohung dom 

. Adam. 


} 


DZ 


700 J. A. Cramer Rebenarb. zur theol. Liter. 


Abam konnte ohne einige Veraͤnderung der Natur 
des Erdbodens erfüllt werden:. es war ihm. nur 
Verſetzung in eine rauhe unkultivirte Gegend an⸗ 
gedroht. — Aber. die Drohung des Todes? 
Wuͤrde der Menſch, im Fall des ausdauernden 
 Gehorfams, nie geitorben ? nicht durch innre Zer⸗ 

rüttung, nicht Durch Äuffere Gewalt — ger 
weſen fern? Das Geſetz, antwortet Hr. Cr, muß 
entfeheiden: und es, entfcheidee negativ. (Bott 
würde fein Wort allemal, durch was für Miceel? 
bleibt ihm überlaffen, wahr gemadjt haben: doch 
Konnte er bem Manfchen, falls er auch einer Ver⸗ 
änderung feines Körpers unvermeidlich entgegen 
gieng, den Tod wegen der Folgen, bie er nach fid) 
zieht, als eine Strafe anfündigen 
Wenn endlich die ugendgefchichte bes Men⸗ 
ſchengeſchlechtes ftatt der Spuren ‚einer totalen 

Zerruͤttung in Adams Familie mehrere Merkmale 

von Gottesverehrung zeige: ſo iſt dieß nach Hr, 
Cr. kein Beweiß gegen das Verderben der Natur 
durch den Fall. Ihre Geſinnungen waren bloß 
Wirkung der Gnade Gottes, welcher ſie ſich nicht 
widerſetzten; Erneuerung der verlohrnen Aehnlich⸗ 
keiten mit Gott durch Gottes Kraft und Gnade. 
(Wir haͤtten bey einer ſolchen Unterſuchung doch 
etwas anders gewuͤnſcht, als dieſe ſcholaſtiſche Ab- 
fertigung. Nach dem Fall hatten die Menſchen 
feine andre Gnade als vor dem Fall; fie erhiel⸗ 
ten.alle Kenntniffe, Die fie noͤthig hatten, beydes- 
mal von Gott: und ift denn nicht dieß Nicht - Wi 
herfegen gegen die Gnadenwirkungen’ein Beweiß 
TEN IT Tr TU gegen 


J 








* 
7 


J. 4 Cramer Nebenarb. zur theol. Liter. zor, 
gegen die totale Zerrürtinig der moreliſchen Kraͤfte 
und Fähigkeiten in Adams Seeled) — Wie dieß 
Verderben und deffen Folgen fich fortpflange, bleibe 
alfemaf unbegreiflih: nur daß Hr, Er. es nicht 
wagt, die Wirklichkeit der Sache um deßwillen 
zu laͤugnen. 

Weoenn wir auch die ‚mit fo viel Beſcheidenheli 
und ruhiger Faſſung vorgetragenen Antworten auf 
Jeruſalems Gründe. nicht immer ſcharf und fi e 
gend fanden: fo find fie doch gewiß ber Prüfung . - 
aller Freunde der Wahrheit werth, und fo fünnen - 
soir doch ber Bemuͤhung des würdigen Hr. V. 
Durch eine mildere Erklärung der Gefchichte vom 
Hall, mit Abfonderung willkuͤhrlicher Einmiſchun⸗ 
gen und überfpannfer VBorftellungen die Schwie⸗ 
rigfeiten ‘des hiſtoriſchen Sinnes wegzurdumen; 
und zu zeigen, daß man gar nicht genöchige werde, 
die Nachrichten Mofi 8 für eim Lehrgedicht zu hal⸗ 
ten, ben Benfall einer groſſen Monge von Seferzt 
verfprechen und ung berfichert halten, daß durch 
ſoſche redliche und won beyden Seiten mir ſo viel 
Scharfſinn und Unpartheylichkeir argeſtellte Unter; 
fuchungen die Wahrheit geroinnen werde. Wenn 
Burch ſolche Streitigfeiten zwiſchen ſolchen Maͤn⸗ 
nern nichts entſchieden wuͤrde: wie traurig muͤſte 
es um die Entdeckung der Wohrhei auſſe 


ben ? — 


⸗ 


aw 3 
. v 
“Prediger Bibliothek, oder be 
ſchreibendes Werzeichniß der brauchbarſten 
Schriften für Prediger und Fünftige Geifkliche, 
von David Gottlieb Niemeyer. Erfter Theil, 


Halle bey Kümmel 1782. 362 S. 8: Zwey⸗ 
ter Theil 1783. 382 &. 


| er Unterſchied zwifchen Theologen und Pre 
diger muß auf die Bibliorhef, die ſich bey⸗ 
de zweckmaͤßig für ihr Amt ſammlen wollen, grofe 
ſeen Einfluß haben: nicht als ob den Prebiger auf 
fer den Fluͤgelmaͤnnern, nach) denen er feine Erer: 
eitia macht, nichts von gelehreen Büchern haben 
- Dürfte, die zu feiner Nebenwiſſenſchaft — ſehs 
Parriftif; oder Kritik, oder Naturgeſchichte ober 
Deconomie ober auch Arzneyfunde, gehören: denn 
wir fehen es fehr gerne, wenn er bie Einſamkeit 
des Landlebens fich durch gefrüre und Umgang mit 
den Wiflenfchaften erleichtert, und in der Stade 
ſich durch Bekanntſchaft mit andern Dingen um« 
gänglich mache: fondern, weil der, welcher fi) 
zur Nothdurft mie einer Pfarrbibliorhef verfehen 
und wenigftens in Büsbern bey und neben fich ha« 
‚ ben will, was er nicht im Kopf hat, einen ganz 
andern Apparatus bedarf, als der Theolog noͤthig 
hate Mag in der Bücherfammfung bes leßtern 
das ganze Pancheon der Kirchenväter uimd Con⸗ 
cilienſammlungen, Kirchenſyſteme aus allen —* 
5 \ " . » t eyen 


— 


8 


D. G. Niemeyers Pred. Bibl. 11.2. The’703 


theyen und Sprachen, und Commentatoren mie 
rabbiniſchen und arabiſchen, kritiſchen und unkriti⸗ 
ſchen Noten paradiren: unter den Buͤchern des 
erſtern ſuchte ich immer lieber Toblers Predigten 
als die Homilien von Chryſoſtomus, lieber Diete⸗ 
richs Lehrbuch als des Klemens von Alepandrien 
Werke; lieber einen Commentar von Melanchthon 
über die Sprüche Salomons als den von Echuf« 
tens und, wenn zwifthen zwey Uebeln Eines er« 
wähle werden darf, lieber die Synopfis von Staff. 
als Die Criticos anglicanos, Für Prediger alfo 
— für diejenigen nehmlich, welche nicht bloß bie 
an ihe Sandidateneramen und, für daffelbe ftubis . 
ren, und nach dem gluͤcklichen Schritt ins Pre⸗ 
digtamt noch etwas mehr Faufen wollen, als ihre 
jährliche Poftille uͤber die Evangelien und die Era 
flärungen der jährlichen Buß « oder Paßionsterte, 
für dieſe ift gegenwärtiges Buch beftimme, une 
ihnen mit Gruͤnden anzuzeigen, was fie.zunt . 
Wachschum ihrer Kenneniffe, zum Gebrauch fürs 
Amt, und zum Nutzen für ihren Geift für Schrife - 
ten aus dem ganzen Umfang ‚der theofogifhen _ 
Gelehrſamkeit nad) der. jegigen Sage berfelben, fich 
fammien — oder mwenigftens gebrauchen fönnen, 
um eine auserlefene Bibliothek, nicht von tobten 
Raritäten, fondern von brauchbaren Schriften, 
beyfammen zu haben. Wir haben in der Thal 
noch "Fein Bud) von diefer Art; und es würde das 
ber die Neuheit des Inhalts daffelbe.cinpfehlen, 
wenn es auch nicht durch innre Güte, durch Ord⸗ 
nung und Methode und durch raubartsi I ’ 
| Ä zu eine - 


} 


\ 


/ 
ı 


2 


„04 D. 6. Niemepers Pred. Blbi. iu; 2° 


feine Beltimmung die Empfehlung hätte, die wir 
im verfpreehen koͤnnen. 

In der Ordnung und Auswahl der Bücher liegt 
dic Vorrefliche Noͤſſeltiſche Anweiſung zur 
Kenntniß ber beften allgemeinen Bücher in allen 
Theilen der Theologie zum Grunde: doch —F ſo 
ſtrenge, daß nicht manche Buͤcher, die Hr. D 
Noͤſſelt anfuͤhrte, weggelaſſen, manche, die er bee 
daͤchtlich wegließ, weil fie entweder nur Predigern 
nuͤtzlich find, eder fpecielle Materien abhandeln, 
ee fi nd. Aber ba in ben Noͤſſeltiſchen 

erfe, feiner Abficht nach, bloß Anzeigen von 
Büchern vorfommen,, fo find bier auch Beſchrei⸗ 
"Hungen und Notizen von den Berfaffern, dem In⸗ 
halt und der Brauchbarfeit der angezeigten Schrife 
ten; Urtheile und Schaͤtzungen, die der Wahrheit 


ficht des Buches groſſentheils angemeffen’ find, 
Einfoͤrmige Urtheile uͤber alle dergleichen Schrif⸗ 
ten laſſen ſich kaum erwarteri.und es duͤrfte weder 
jemanden befremden noch Bern Werth des Buches 
Eintrag hun, : wenn wir zuweilen Manche hier 
aüfgeftellte Bücher nicht für fo wichtia halten, als 
Hr. Niemeyer, vielleicht weil wir dem Namen der 
Verfaſſer minder zutrauen, oder einen andern Ges 
ſichts, Punft haben. 
n der erſten Rlaffe uennt ber HR. Real⸗ 
Woͤtterbuͤcher und literariſche Huͤlfsmittel. Die 
neue Encyklopaͤdie verdient hier, den erſten Piaf: 
äber Denis Einleittig i in bie Bücherfunde, beſon⸗ 
hers im zweyten Theil, ift fehr entbehrlich, par 


—* 


| getreu, eine Folge eigner Kenntniß, und der Mb 








theyiſch 


4 


D. G. Lriemeyers Pred. Bibl.rxu. a. Th. 703 u 


theyiſch und unvollftändig — Unter. den Yours 


nalen verdiente die Fleine theofogifche Bibliothek 
Faum angeführt zu werden, wenigſtens if fie noch, 
unter den theologifchen Bibliochefen, die einft von 


Hr. D, Hirt und Hr. D. Froriep ausgegeben, | 


und hier nicht (die Hirtifche neue er. und ereget, 
Bibl. ©. 35. ift mehr theologiſch) genennt find. 


Die Bücher, welche bey der Auslegung bee : 


h. Schrift zu gebrauchen find, ſtehen im zwey⸗ 
ten Sach. — Ben den Einleitungen ins A. T. 
würden wir bas feichte und mit jübifchen Grillen 
überhäufte Buch Tarpzov. introd, in einer aus« 
eriefenen Bibl. für Prediger gern vermiffen: denn 
wir wiffen nicht, was man für unfere Zeiten wich⸗ 
tiges daraus lernen Fönnter Eichhorn und fürs 
R. T. Michaelis, fo lange nichts beffers und 
burchgedachters über das N. T. da iſt, vertreten 
die Stelle aller andern — Unter ben Eregeten 
ift faum einer von den neuern übergangen: m-⸗ 


deſſen verdienten bach vielleicht Luthers, Melanch⸗ 
thons, Zwingels, Calvins und einiger älteree - 


Theologen Commentarien in einer Predigerbiblio⸗ 
thek um deßwillen vorzuͤglich Platz ‚wei fie zu⸗ 


N 


gleich Anleitung zur prafeifchen Behandlung des, 


Zertes geben, wozu bie neuern weniger geliefert 
haben. — Unſern erften jugendlichen Verſuch ift 
©. 257. zu viel Ehre wiederfahren, wenn er zwi⸗ 
fchen bie Opufcula eines Frommanns und Noͤſ⸗ 
felts gefegt wird: fo wie die eregetifchen Wer 
ſuche von, C. ©. Lange füglicher unter ben Woͤr⸗ 
terbüchern angezeigt wären. | 


Doͤderl. Bibl, 2.2, y. St. 9 Schrele 


RZ 


706 D. ©. Niemeyers Prod. Bibl.ıu.2. Th. 


Schriften über die natürkiche Religion (auch bie 
Sittenlehre der Vernunft) und uͤber die Wahrheit 
des Ehriftenehums werben in das dritte. Sach 
gefeßt ; wobey, fo ſchwer es auch ben der Menge und 
Mannigfaltigkeit der hieher gehörigen Bücher ift, 
eine ſehr gute Auswaͤhl gerröffen wird. Hier haben 
auch die Bücher zur Padegonit einen ſeht ſchickll⸗ 

chen Platz gefunden. — Nur zwey Bemerkungen 
wollen wir machen. Clarke's ©, 297. deutſch 
angeführte Schrift vom Dafenn und Eigenfchafs 
ten Gottes follte neben der Franzoͤſiſchen Ueberfes 


.- Kung bie ©. 272. angeführt war, ‚genennt ſeyn: 


und bey der Schriften über die Unſterblichkeit der 
Seele hätten ohnfehlbär Sulzers Abhandlungen 
genennt zu werben verdient. 
Der Glaubens : und Sittenlehre beſtimmt ber 
Hr. N. das vierte Jah, womit der zweyte 
- Band änfänge. Mit groffern Rechte find dem Sy 
. ftemen wenige Blätter, deſto mehr Fleiß aber ber 
Anzeige der allgemeinern Schriften über Die popus 
laͤre Theologie ‘oder den gemeinen Religionsunter⸗ 


richt ſowohl in Büchern für Erwachſene, als in 


Katechiſmen für die Jugend, an denen wir fogrof« 
ſen Üeberflug — und doch vielleicht noch Mans 
ef! haben, gewidmet. Dogmatif und Polemik 
fe das fünfte Fach, In welchem viele Sorgfalt 
und Genauigkeit in der Beftimmung bes Merthes 
der Bücher undinder Anzeige ber fpeciellen Schrif- 
ken über einzelne Materien herrſcht. Aber gehör- 
te nicht der fehr intereffante Anhang von Schriften, 
-  barinnen praftifche Irthuͤmer widerlegt werben, 
u | en eigent- 


— 


D. G. Niemeyers Pred Bibl.nu. 2. Ch. 707. 


eigentlich zum ſechſten Fach, das ſich mit der Sie. | 


tenlehre und caſuiſtiſchen und Aſcetiſchen Schrife 
ten beichäftigt, und fo ferne Moraliſche Spfteme 
geſucht werden, leider! fehr arm iſt, niht.a 
Schuld des Hr, R. fondern unfrer. Theologen, 
welche die Moral Jehr wenig und fehr felten zweck⸗ 
mäßig bearbeiteten? Denn was Rambach und . 
Moßheim und Baumgarten leiſteten, kann der 
Prediger kaum brauchen‘, fo wenig ber Theolog 
. es, als Morallehrer,nügenfann. _ Das afsetifche - 
Fach ift deſte reicher, wiewwol unter Denifelben auch 

Myſtiſche Mcher aufgenommen find, beren Ge⸗ 

brauch und Empfehlung viele Vorficht von Sei⸗ 

ten bes Prebigers erfordert, — Mit den Schrife 

fen zur Kirchen.» und Religionsgeſchichte wird Bier 
ſer Band befchloffen, welchem noch ein Dritter fole ! 
gen. wird, ber die Symbolik, die homilerifchen und 
Paftoralfihriften in fich faſſen und bey diefer Eins 
richtung ym ſo mehr mit. Beyfall und Verlangen 

aufgenommen werden wird, je, mehr Zuverlaͤßig⸗ 
keit in Anzeigen und Urtheilen der V. durchaus 
gezeigt hat, je mehr dem Prediger daran gelegen - 
iſt, im Diefen Wiffenfchaften und Kenntniſſen ei 
nen Freund und Rathgeber zu haben, welcher ihm J 
die beſten Buͤcher nennt und empfiehlt, und je 
kuͤrzer die Anzeige der praktiſchen Schriften in 
dem dvortreflichen Noͤſſeltiſchen Werk, fine De | 
fimmung nad, werden muſte. . 


* " N 


pa . VI. 


dX 


V 


08°, Onbre theoleglſche Schriften. 





ve 
Andre theologiſhe Shriften. 


; 3 Evangelü Mattlizei integritate inter. 

polandonon corrupta, Caput. L. Praef. 
D. Henr. Phil. Conr. Henke — difp. Audor 
Joh. Otto Fhie[f, Famburgenli, Helmiiad 
4 B. 4. 8 


Die ganze Abbandimms, an welcher der Her 
ſpondent, Hr. Thieß, der fich auch fonft fhon 
ruͤhmlich und ehätig gezeigt bat, mehr, als bey 
Difputatienen gewöhnlich iſt, Antheil hat, iſt ge 
gen den anenymifchen Verfaſſer einer Abhand« 
kung im Repertor. für bibf. und morgenl. LUtera⸗ 
ratur IX. Th. ©. 99. gerichtet, welcher mehr 
mit Zuverlaͤßigkeit als mit Gründen und einer 
furchtſamen Beſcheidenheit im Matthaͤus viele 
Interpolationen gefunden zu haben, vorgiebt. 
Es war noͤthig, die Waare eines ſolchen Ver 


. fäufers zu prüfen — und vielleicht auch nicht 


: undienlich,. feine Dreiftigkeie, mit welchen er 
ſeine Rieterbeweiſe fuͤr baare Wa heit, Muth⸗ 
maſſungen für Gruͤnde, Moͤglichkelten für fact 
verkauft, zu beſchaͤmen: aber deſto ruͤhmlicher, 
daß es mit Veſcheidenheit und mit dem Ueber⸗ 
gewicht 





f «e 


Andre cheologiſche Schriften. | 106 


gewicht von Wahrheit und Gelehrſamkeit geſchieht. 
— Der erſte Grund, auf welchem ſich, der. 
Vertheidiger ‚ber SYnterpofarinen im Matth. 
beruft, ift bloß vonder Menge der Gloſſen und 
Interpolationen bergenommen, welche fich une. 
läugbar / und augenfcheinlih in vielen alten 
Sahriftftellern befinden, . Man kann dies gerne 
zugeſtehen, aber man muß doch auch einräus 
men, daß man Merfmale babe, dieſe fremden: 
Einfchiebfel zu entbecken, und beweifen müffe, 
Daß ein Verfaſſer entweder gewiffe Worte und’ 
Perioden nicht habe fihreiben koͤnnen, ober wer 
nigftens nicht wollen; daß und in welcher Ab⸗ 
ſicht Betruͤgershand das Original entftellt Habe 
u. a. m. Solche Einfchiebfet, die man viel 
feiht in Büchern, melche: feftner gelefen wor⸗ 
den, leichter wagen: fonnte, find in Schriften, 
"bie häufiger gebraucht, gelefen und abgeſchrie⸗ 
ben worden, immer feltner und fihmerer: und 
fchon Hieraus möchte der Verbacht, als ob Mate 
thaͤus interpolirt waͤre, wenig begünftige were - 
ben. Zum Ueberfluß geht ber V. noch: die 
Exempel von —— buch, welche de 
V. der Abhandlung anfuͤhrt z. E. beym Igna- 
this, Joſephus, Longin u. a, mit denen es doch 
zum Shell. aud) noch eine zweifelhafte Bewand- 
niß hat, und bie am Ende ded, nichts weiter bes 
mweifen, als was jedermann zugefteht, daß in 
Die Altern. Schriftfteler zuweilen fremde Zufäße - 
gekommen ſi find. — Aber es follen auch fonft im _ 

| 3 MT 


9 


713 Andre theologiſche Schriften. 
frember Zufäge aus andern Evangelin. So 
. weit geht für dießmal die Prüfung und Wider: 
legung jener Abhandlung, die durch Bedadıt. 
famfeit und Gründlichfeit des Wortrages, durch 
Beſcheidenheit im Widerſpruch und Reinigkeit 
der Sprache jeden Leſer in ihr Intereſſe ziehe, 
Wir hoffen, daß wir den zweyten Theik, welcher 
die einzelnen Beyſpiele von Interpolationen pruͤ⸗ 
fen wird, bald anzeigen koͤnnen. 


2) Strasburg. Ob/ervationes criticas ad 
oraculum Eſaianum Cop. EH, B-MLIIIHII 
FR. ex antiquis maxime verfionibus. Por- 
tionem primam — Praof, Phil. Fac. Mil 
ir —. def, Ich, Heur. Bierle. Ärgentorati, 
4B. 4 


Durchaus findet man’ in biefen Höfervatis- 
nen Spuren der “Belefenheit, des Machdenfens 


‘sind bes richtigen und vorfichtigen Gebrauches 


der alten Ueberfegungen zur Entdeckung und 
DBeftätigung der Sefarten eber auch bes Sinnes 


beym Propheten: altein eine’ zu groffe Yengfi- 


lichkeit, jedem Wort abfichtliche Bedeutungen 
beyzulegen, welche fich mit der feurigen Poeten⸗ 
ſprache nicht vertragen moͤchte, wird einzelnen 
Erklaͤrungen nicht viel Beyfall verſchaffen — 
3.83. die Worte 122, Xux, DIV ſollen eine 
breufache Vergleichung ber Groͤſſe des Meßias 
mit andern Perforen entalten, wehin Fr 

r. 


— 








⸗ * 


Andre thevlogiſche Schriften. ' 3 


Ebr. 1,2 gezogen wird, ba bie Formel’ Inne 
xwrngov, Ravroy das jus pfimogeniturae, wie _ 
es bey den Patriarchen war, und Fönigfiche, “pries 

fterliche und prophetifche Würde i in fich faßte, anzei- 
gen foll; die Worte di cu Tous wiavas ewomee, 
(fehr gegen den ermeißlichen Gebraud) des Wor⸗ 
ces iscay) erklaͤrt werden: a quo antiquioris.reli- 
gionis antiflites pendere, juflit ober, cui antiqui 
orbis dodtores (diefe führen doch nie den Namen - 
auwyes, auch Eph. 3, 9. 11. und Ebr. 11,3. nicht) 

fubordinavitz und endlich erft der Vorzug des 
Meßias vor Mofe erfi V. 3. angegeben wer« 


den fol. — . Ueber das bunfle Wort np J 


beſtaͤtigt er unſre Ueberſetzung, addictus ſibi red. 
dot nationes mit neuen Gruͤnden aus dem Arabi⸗ 
ſchen, glaubt aber auch, daß man es vielleicht 
von arm ableiten, und dann überfegen koͤnne: 
ficuli illi infurrexerunt (Wonw, wie das Iatu- 
pagen auch im N. T, fo viel als indignari, ferri 
in aliquem .hedeutet) adverfus eum; ita cohtra _ 
gentes confluent ad eum. Zufegt wird eine ganz 
anbre Abrheilung vorgefihlagen: | 


om an 9 


em op). Yop D1a% 
amd bp? GL) Da 


\ 


Dies behate wirklich einen neuen Weg zum Ver · 


ſand dieſer ſchwierigen Stelle: nur den moͤchten 
2 ss... wir 


% 
<- 


ma" Andee thedlöiſche Schriften. 


 wirnicht annehmen, wekber dem Hr. V. gefällt, . 
daß 2 Ix0>> zu lberfegen wären; contorquebunt 
fpicula, ‚Denn Dies wird niemand natuͤrlich und 
feiche finden. Die Bortfegung haben wir zu er- 
warten und fie wirb wenigftens bag Verdienſt 
haben, welches ihr Verfaſſer ſich hier ſchon er 
worben bat, mp viele neu? gutgemeinte Vorſchlaͤ⸗ 
ge, Prüfungen andrer Auslegungen, Deufungen 

- der ‘alten Werfionen vorkommen, und noc) ein 
vgröfferer, menn,, ‚mit Abfchneidung vieler Di, 
greßionen, die eignen guten Erklärungen des 
Hr. D. beflimmt. und deutlich vorgetragen 

werdin. tn 


2. Wittenberg. Bey Gelegenheit ber Pros 
motion des dafigen Hr. Prof. Reinhard Hat 
der Hr. D. Tittmann wieder zwey gelehrte 
Syogrammen geſchrieben. Das erfte handelt 
de diferimine theologiae et religianis in vier 
Bögen und ſucht dieſen Unterfchigd, aus deffen 
Vernachlaͤßigung fo viele Streitigkeiten und Miß⸗ 
Deutungen entftanden find, bis ihn Courayer, und 
in den neuern Zeiten Semler und Ernefti fehrten, 
genauer zu beſtimmen. Die Theglogie oder ſyſte⸗ 
matiſche und gelehrte Kenntniß der Religion hat 
ihren Urfprung, ihre Geſtalt, ihre Bildung durch⸗ 
aus von Menſchen, und iſt alſo menſchliche Erſin⸗ 
dung und Wiſſenſchaft, wie Mathematif, Aſtro⸗ 
nomiie u. dgl. die Religion iſt goͤttlich, ihrem In⸗ 
halt und ihren Urſprung nach. Auch der un 





— 


Adre theologiſche Schriften. 715 


fang von beyden iſt ſehr unterſchieden. Jene ver⸗ — 


breitet ſich uͤber alles, was mit der Religion auch 
nur in Verbindung ſtehe, Auslegung, Kritik, 
Geſchichte, bearheitet die ſchon vorhandnen Mates 
rialien, ſammlet neuen Stoff aus der Unterſu⸗ 
chung uͤber die verſchiednen Meinungen, aus der 


Natur der Dinge, aus der Uebereinſtimmung der 
Kirche, raiſonnirt, braucht beſtimmte Formeln, 


und ſucht Erlaͤuterungen fuͤr die Religionswahr⸗ 
heiten: dieſe aber haͤlt ſich bloß an die h. Schrift 
und ihre deutlichen Ausſpruͤche. Drittens iſt auch 
die Erkenntnißquelle verſchieden. Der Theolog 
ſitzt zwar auch an der Quelle der Bibel, aber weil 
feine Kenntniß zugleich hiſtoriſch ſeyn muß, fo muß 


er auch Coneilien, Symbolen, alte und neue Kira 
chenlehrer Fennen, Wer aber Religion ftudirt, 
bedarf dieſe Gewaͤhrsmaͤnner und die trüben Cas 
naͤle yon fögenannten dogmatiſchen Commentarien 


ad modunı Starkii nicht? er darf nur Bibel le⸗ 


fen, um einen Vorrath von Kenntniffen und Gen 


finnungen daraus zu erhalten: und dann wird er 


bey ſeiner biblifchen Religionskenntniß ben Doppele 


ten Vortheil Haben, daß er. theils der Gefahr, 
Dogmari® für Religion zu. ptebigen, entgeht, 
theils ſelbſt die Jerthuͤmer, welche in der The 





gie unvermeidlich find, weil fie menfchliche AUT | 


fenfchaft iſt, leichter vermeider. — Inlibris do- 
gmaticis - etiamnum vel maxime erratüry ‚hi 
(libri facri) foli habent hoc juris, ut errent nun, 
quam! O! möchte dieß allgemeiner Theologen» 

Ä : glaube 


— 


27 Andre Bes Schein, 


glaube werben! (Die dürfen wirnicht befürchten, 
als ob bies Bibelleſen Hier, mit Abfonderun 
andrer Kenrttniffe,. empfohlen würde Es If 
Bibelftudium, was den Religionslehrer wor al⸗ 
len andern nöthig iſt, Lektüre, die aber die Kennt 
niffe von Sprachen u. a. Hülfsmitteln der Ausl⸗ 
“gung vorausfegt,) Endlich unterſcheidet ſich Rp 
und Theol. noch in der Methode, wie beyde gelehrt 
und gelernt werden. Der Theolog fammlet Bu 
griffe aus Der Bibel, macht Definitionen, . hebt 
‚Ziveifel, widerlegt feharf und genau, nuͤtzt und ber 
ſtimmt Kunftworte u ſ. f. — Der Religiensieh 
rer bedarf feine Cicatign des Grundtertes, Fein 
fpigfündigen Fragen, feine Prüfung der Contro⸗ 
vertän, wovon der glücklichere Pöbel nichts ver 
ſteht, fondern die finpfe Wahrheit bes Evangelii 
und die Sprache, denen fich Jeſus in feinen Ne 
den bediente. — Wenn aud) dieß alles befannt 
und leicht faßlich iſt, fo muß es doc) oft gefagt 
werden und fo find doch die Folgerungen ‚ die der 
Hr. D. hieraus herleitet, weder in der Theorie 
noch in ber Prari von jedem, der jenen Unter 
ſchied zugefteht und annimmt, noch beherzigt 
worden; Die erfte ift, daß die Theologie gar 
W underänberlich fey, fondern immer einer Refor⸗ 
ation bedürfe, Die andres daß es zwar fehr 
loͤblich ſey, wenn man in den neuften Zeiten bie 
Theologie recht populär macht, aber daß die 
Vernachlaͤßigung, flüchtigere Bearbeitung oder 
u gängige Verſchmaͤhung der gelehrtern Tweelen 


LS 


Andre tpeolsgifche Scheiften. 76” \ 


auf Feine Art gebilliget werden koͤnne. Kür bie | 
Zärtlichfeit der jegigen. Genies, die alle Anſtren⸗ 
gung fiheuen, fürdie Gemaͤchlichkeit der Theologen, 

Die in das groffe Feld der Geſchichte, der Kritik 

and der Religionsmeinungen nicht einzubringen 

$uft Haben, und filr die flüchtige Methode zu ſtu⸗ 
Biren und bald auf Univerfitäcen erpedirt zu feyn, 

iſt die ſogenannte populäre Dogmatif freylich eis 

ne allerliebfte Erfindung; der Kopf bleibt dabey fa 
ruhig und gefchont; fie ift, weil die Wahrheit 

des Evangelii fo einfach ift, zugleich fo Zeir fpa- . 
rend, -und ben niebern Seelen, deren erftes und 
letztes Ziel nur Dorfkanzel ift, foangemeffen, daß 

wir uns gar nicht wundern, wenn ſie wie Zuderbry 
verfchlungen wird. Freylich brauche der Pfarrer 
nicht fo viel zu voiffen, als der Profeffor, der fonft 
Theolog heift; er foll auch nicht fo fprechen, wie 
Diefer: aber er will Doch einmal untee die Klaffe : 
der Gelehrten gehören: und dann follce erfichs zue - 
Schande rechnen, eine fogenannte Theologie hören 
zu wollen, die er etwan fchon in der Dorffchule” 
unter der Zahl der Bauerjungen bat hören 
fönnen. — Nifi velimus — wir müffen ung 
berfräftigen Worte des Hr. D. bedienen 

— omnem fubtilitatem et doctrinam e3di- 
fciplinis penitus profcribere atque eruditee =. 
theologiae feveritatem et dignitatem in, xar= 
nxrncews tenuitatern mutare, quod in huius 
noflrae aetatis ignavia et levitate nullo modo 
eft comimittendum. - Hoffentlich wird Dies die | 


Gefin« | 


. . 
m Ma — — 


| “ 118 Andre thevlegiſche Scheiſten 
Geſinnuntz und bie Bermitung aller wahren Tess 
Ä logen ſeyn! 


Ber. Raum veſtattet nicht, daß wir 
auch das zweyte Programma, welches de gloſſi⸗ 
N. T. aeflimandis et iudicandis handele, und 


pen Gelehrten ſehr angenehm feyn wird, noch hin⸗ 


zufügen konnen. Wir verfparen daher die ges 
nauere An v— deſſelben auf das naͤchſte Sit 
unſrer Bi liochet 


Cote des Il. ‚Sande neunten Stich. | 


* 





un! ze 


© Soße hi Docerlein 
5 außerlefene on 


 Tpeokogifche 


Bil other, | 


bdarinnen „= 
von den wichtigſten theblogiſchen 
in» und auslaͤndiſchen 
Bügern und Söriften 
Nutten mit u . i 





Zweyter Band zehntes Stuck. 
” 8 einzig, 
veiege Ir Gottl. Imman . Breitkopf nin 


x . 
., y 


"Zunpalt. 


‚D Eirtenigre Jeſu des Sohn⸗ Gira , übe 
fegt von Linde. 


. M Ueber bie Lehre von der menſchlichen Freyhei 
von Ehlers. 


IN) Verſuch einer Kaleitung dur Sictenlehre für 
jebermann. 


‚W) De formula reformafionis ecclefiafticae ı 
Carolo V. oblata, ed. Braudurger. 


V) Noua bibliotheca hebraica H. F. Köcher. 
vn Andre theofogifche Schriften, 


! 











änserlefene J 


xbeoignwe Bibliothet. 





Sittenlehre Jeſu des So 
Sirach. Neu überfegt mit erläuternden 
und kritiſchen Anmerkungen von J. W. Linde; 


Herausgegeben und mit einer Abhandlung begleitet -. ° j 


von Aug. Herm. Niemeyer, Prof.‘ — wu 
Leipzig bey Ric, 1782: 6 Bog. 


Nie Methode, Eittenfere in Derfforichen a 


vorzutragen; über welche Hr. Prof. Nie. 
meyer im Anhang. zudiefer Ueberfeging feine fcharfe . 
finnigen Berrachtungen vorträgt, ift wenigftens die 
früßefte, die wir fennen; denn wir trefien fie in 
den älteften noch vorhandnen moraliſchen Schtife 
den der Juden im Salomo und im Jeſus Sirach 
en: allein wenn von der Wichtigkeit einer Webers '. 
ſetzung diefer Bücher die Rebe ift,. fo muß vor ala. 
len die Frage entfchieden werden, ob biefe Metho⸗ 


de euch noch für unfte Zeiten anwendbar amd von \ \ 
Da, DibhaD. 10,6%, 34 cheil · 


arg 
S v 


722, Jeſus Sirach, neu uͤberſetzt von Einde.. 
theilhaft ſey? Man kam fie, ‚aller Unbequemlich⸗ 
keit beym Gebrauch der Sittenfprüd)e ungeachtet, 
. Doch nicht anders als bejahen.” "Sie mögen frey⸗ 
lich nicht Überafl die Prüfung der Schulphiloſo⸗ 
phie, welche Präcifion, Beſtimmtheit und Orb. 
‚nung fordert, ausdauren: allein als Philofophie 
fürs Leben, als Nefultate von. Bemerfängen und 


- + Erfahrungen weiſer Beobachter der Menfchen und 


- der Sitten; ale Säge, bie fi) ganz leicht und 
nach den gewähnlichen Beobachtungen dem Men 
ſchen als wahr legitimiren, haben fie nicht blos in | 
der Kindheit der Welt bey Juden und andern Na⸗ 
tionen, ſondern noch jetzt bey der ‚Erziehung der 

. Menfchen zur Religion und zur $ebensflugheit ihre 
:. großen Vortheile. Durch die Kürze werden fie 
dem Gedaͤchtniſſe behaltbar, wirken. fehnell als 


Wiacheſprache wenn Kaifonnement behutfamer, 


aber auch langſamer wirkt, ruͤhren durch ihren 
Nachdruck, werden dem gemeinen Menfchenver 
ftand faßlich und gewinnen felbft durch, Einklei. 
dung, bald indem fie an fürnliche Erfahrungen des 

- gemeinen Lebens moralifche Wahrheiten anhängen, 
bald indem fie durch das Raͤthſelhafte und Geheim⸗ 
nißpolle die Aufmerffamkeit reizen. Dieß find bie 
Tugenden diefer Methode, welche durch die. Unbe⸗ 
quemlichkeit, die von der Dunkelheit einzelner Saͤ⸗ 


ge, von ber Unbeſtimmtheit der Regeln, von ben 


Einmifchungen von manchen Teiviaffentenzen, Vom 
Mangel an Zufammenbang und von der Unvoll 


ſtaͤndigkeit der Sittenlehre, wenn fie blos hieraus 


gelernt werben (oll, zu fürchten iſt, kaum überwes 
TE gen 


⸗4 








Sl Shtachem neü bie von Ende 793 u 


gen weiden. Denn nur wenige fi fi nd dunkel Sue 


befttimte koͤnnen durch muͤndtiche Erläuterungen 
gegen allen Mißverſtand geſichert werden (und 
welche moraliſche Maxime fann im’ ihrer ganzen 


Allgemeinheit gelten?) Teivlalfentengen ſind nicht 
eben umuͤtz; Zuſammenhang von moraliſchen An-· 
weifungen gerade beym Volksunterricht, wo die 
Koͤpfe nicht ſyſtematiſch denken, überflüßig und 
Unvollſtaͤndigkeit nur ſodann fehlerhaft, werm man 
"Daraus die ganze Moral fernen wollte, Dieſe Da - 
trachtungen/ welche Hr: Riemeyer ausfuͤhrlicher 
eroͤrtert hat, legitimiren die Gewohnheit, ag noch 
jetzt Salomo und Sirach zum chriſtlichen Wolfe: . 


gebrauch zu widmen und zu empfehlen wiewohi 
Fehon der wirkliche Nutzen, den ihre Lektuͤre ſicht⸗ 


barlich ſtifftet, fie dazu legitimirt; dieſe rechtferti⸗ 


gen zugleich den Verfuch auch Sirachs Anweiſun⸗ 


* in einer neuen Ueberſetzung genfeinnüßiger zu .. 


machen. Denn wie wir fie voh eh haln, der 


ſich hier meift an die Tateinifche Verſion hiefe, iſt fie  . 


in vielen Stellen unrichtig, zweydeutig und fehler 
Haft. Allein eine Berfion diefes Buches iſt wirk⸗ 


Iich- kein fo leichtes Unternehmen, mie die Uebe . 
fegungsfabrifanten, die auf einem Sitz ganze Bo- 


gen für die Preſſen fehreiben und liefern konnen, 
ſich einbilden moͤchten. Ueberhaupt wird es, da 
wir beym Sirach Ueberſetzung einer Ueberſetzung 
geben muͤſſen, gar nicht moͤglich ſeyn, den Sinn 
des Originals uͤberall zu treffen; denn der liebe 


Enkel hat feines Großvaters Senteuzen vielleicht 


ſelbſt nicht allemal verſtanden oder wenigſtens in 


332 — ber 





. 


_ » or 


7 Se, Sieach/ um uͤberſetzt van Linde, 


20 der geicchifehen Sprache die Ausdruͤcke oft fo übel 
| - gewählt, daß wir kaum mehr auf ben Ausdruck und 
alſo auch nicht auf den Sinn des Originals rathen 
-£önnen, Zudem if. der jetzige Text noch fo we⸗ 
nig kritiſch berichtigt, don Einfchiehfeln, Gloſſen, 
. Interpretationen und Verſetzungen gereinigt, und 
Me Hälfsmistel, die wehre Ordnung der Sen- 
- tenzen amd die-ächte Leſart der Worte zu entbedfer., 
zuſammengeſtellt und genügt, daß his jegt einem 
. Meberfeger fchon bie Kritif oft in Verlegenheit und 
Ungewißheit ſetzen muß Endlih wimmelt das 
Buch ſo fehr von Kebraifmen, daß dit allerge- 
| naueſte Kemtniß. der dictionis hebraeo- graecae 
> > Dazu gehört, nur einen wahrſcheinlichen Sinn zu 
7. finden -' Die übrigen Schwierigfeiten, Seiten 
zen .in einer angemeffenen Kürze und in einer koͤr⸗ 
nigen Sprache auszudruͤcken, wollen-wir gar nicht 
beruͤhren. Bey dieſen Hinderniſſen wird der Hr. 
Uinde, gpeffen Fleiß wir die angezeigte Ueberſetzung 
zu verbanfen haben, da defto mehr $ob verdienen, 
0 er fie.überndand, und da, mo er etwan die aͤch⸗ 
“te Sefart ober den richtigen Sinn verfehlte, ober zu 
ſchwach und. zu matt ausdruͤckte, deſto leichter 
Entſchuldigung finden. Wir ſelbſt wollen ſowohl 
"yon feiner Kritif, als auch von feiner Art zu uͤber⸗ 
ſetzen nun einige Proben geben; denn bie beygefüg- 
=..." sen erläuternden Anmerfungen, darinnen bald der 
_ ıverborgnere Innhalt des Sittenſpruchs entwickelt, 
- bald defjen Einfchränfung hinzugeſetzt, bald auch 
_ ein freyes Urtheil über das fehlerhafte darinnen, 
* .. gamalıwo der Iſraelite mehr als der Menſch pr 
ur 0 gefällt 


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. ED VE e— ı tn b | 
Jeſus Sirach, neu uͤberfetzi von Ende 7eg- - 
gefaͤllt wird, haben. ihren fichern und untadelhaf- 
ten Werth, und jene Proben geben uns vielelhe - 
Gelegenheit, zuweilen eine beffere Weberfegung vor« - , t 

Fr Si EEE 
"AR 3, 2, lautet weit richtiger hier: Bottyab 
dem Vater Serrfchaft(dofxee) über feine” " .. 
Rinder undder Mutter Wacht (neiow)Ubee  — 
ihre Söhrie. V. 6 fehlt ein Hemiftich, das die 
Parallele fordert:imd einige Ausgaben Hinzufeßen. 
3. E. die Höfchelifihe, & Doßanwer ro wa : ' 
Fıunres mare. V. 16. ſinde ich uͤberſetzt; Dein . 
Miteiden (2nuoouvn. gewoͤhnlichet: Gutthaͤ⸗ a 
tigkeit,) mit deinem Vater ſoll nicht vergeſ· 
in werden: und ſtatt der Strafe fuͤr deieien 
Suͤnden wirft du Belohnung finden. Wir 
fönnen dieß, wenn nicht etwan das ZAenuodun 
aus dem erſtern Hemiſtich hieher gezogen und mie: - : 
der dunfen RA meosavemodeangnceras auwer-. : °- 
bunden wird, in dem hebräffthen ober griechifcher F 
Worten nicht finden. V. 28. iſt zwat ganz rich 
fig bemerkt, daß’ o «ugios eine’ Stoffe iſt und derr 
Vers heiſſen muͤſſe: 6 urraohdous xagıras M- 
— na EV Kong ETW 
æurou renoe smeryuo: allein bie Ueberſetzung 
ſcheint mir nicht fehr richtig: Er, der Mohl⸗ 
thun verglic, denkt in der Zukunft an dich, 
"und in der Noth wirſt du Unterſtuͤtzung find‘ 
den. * Hiernach wären bie erften Worte uvram, . 
Xeserroos eine Periphrafe von Gott: und (end .- - - 
—— Zeugen) evenceis zu leſen. Mich vuͤnke 
hebriſchen ſtund and Sap nobound mat ©. 
re Hrsg 


* 


\ 
4 


— 


nd 
F 


as. Jeſus Girach, nen uͤberſet don Linde. 


en Ehmte-die Worte mie den andern Ueberſetzern füg« 
Sicher von einem menfhlichen Wohlrhäter verfie- 


ben; Wer gutes erweifet, deffen wird zuletzt 


gedacht, (oben hieß es oun dmmAndnoeres, und 


Andenken ift Belohnung:) wenn er ſtuͤrzt, fo 
findet er eine Stüge, im Unfall Rettung. 
K. 4, 6. ſcheint mir rung rns.\yuxgns kaum 

Krbitterung zu. ſeyn, die Fluch erpreßt: denn 


einen ſolchen Fluch wird Gott nie.erhören,. fonbern 
"wm 0,. Wehmuth, Traurigkeit, wie Hiob, 


ale ob eine Luͤcke mare: Thue aus Gefaͤlligkeit 
nichts zu deinen Schaden und ſcheue nie⸗ 


mand dir zum Ungluͤck. In der Stunde 
der Rettung laß die Zunge frey ſeyn. Es 
‚fehle ein Hemiſtich, das die Vuig. der-Syrer und 


auch einige griechiſche Ausgahen z. E, Hoͤſchel 
nach den angeführten Worten ergänzen: xas un 


zonbas Tav aopıcv aov (ss ud.) Wir zwei- 
fein auch, ob der Sinn überall gut getroffen iſt. 


Wielleicht hieße es beſſer: Sey nicht fo ebrers. 


hietig (Adufaren zeoowzen,.reuereri) daß dit 
Darüber inLebensgetahr kommeſt (xera rns 
Juxas ‚sev, contra · vitam tuam. und f6 ‚nehmen 
wir es ud) V. 20. Opando.de vita tua agitur, 
ne erubelcas — Ehrfurcht ift unzeitig, wenn. wir 


darüber das Seben verlieren). ynd ſcheue nie« 


mand dir zum Ungluͤck. Wemn es auf Ret⸗ 


tung aubommt, ſo ſchweige nicht und ſey 


mit deiner Weisheit nicht zuruͤckbaltend. — 


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Jeſus Sitah hen überfet don Ende. > 727. 


ner Zunge nicht ſchnell: nicht langſam Be on‘ 
laͤßig in deinen Sandlungen. Die Worte: 
vodsos und m&gduevos werden. ſo gewöhnlich in“ 
ſchlimmer Bedeutung genommen, daß id} nicht 
wagte, fit bier im guten Sinn zu nehmen; fen 
langſam und beöachtfam, zumal da diefer Sinn 
eher das aA als das xau fordern würde. 
Sehr richtig wird. der Schluß K. 5, ıs. mit - 
dem V. 1. K. 6. verbunden und die fehlerhafte As 
theilung , die den Sinn ftört, verbeffere: Achte‘ - 
nichts geringe, es fey klein oder groß, und - 
werde nicht aus einem Sreund ein_Seind: 
denn Scham ımd Schande trägt der voll? 
liche Srevler, der Doppelsüngler, davon — — 
Er meynt, der Sinn der erſten Sentenz ſey die⸗ J 
fer: man muͤſſe bey der Freundſchaft auch kleine 
Fehler nicht verrachen, welches fich in die Beſchrei⸗ 
bung bes dryAuseou wohl ſchickt: eben daher moch · 
te auch das Folgende dvrs Brrou en Ywou Budgose e 
fo zu verftehen ſeyn; und unter der Geſtalt des 
Sreundes werde nie‘ Feind. — K. 6, 2. klingt 
dns Gleichniß, ba un —** os raupos iur : 
%n aov, daß du nicht beraubet werdeſt, wie ein 
Ochs, allerdings fehr unſchicklich. Nach der 
Meynung des Hrn. Linde iſt raboer bas Ceblrge , 
Taurus, das ·im Soninier von den Heerden ab 7. , 
geweidet wird. Allein warum ſollte ein fo aus⸗ 
handiſches Bil geiwägtt werden, da es fo viel eins 
heimifche Berge gab? Nach ımfrer Vermuthung 
müßte entweder &yeos geleſen werden das ſich zum 
Pa ir wohl ſchicktn oder wie mies waßt« 
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ſcheinlicher iſt her: eberfeher fand Hor Sn» ja 
wos, daß dein. Blüd dir nicht nern 


werde, das beißt, wie V. 3. es erflärte, daß du 
nicht deine. Blätter verzehreſt, deine Fruͤchte ver. 


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llereſt und wie ein bürrer Stamm übrig bfeibeff, 


"sberz- ohne Merapher,. bich ganz zu Grunde rich 
teſt: aber, dieſe erſte Leſart veränderte er in w>_ 
os Tougos und trug, ſo gut er Fonnge, einen Sinn 
hinein. Wir finden diefen Fall noch öfters. Dann 
wäre aud) wohl V. 3. naraßeryeron nicht zu än 


N Bern. nötbig. — 


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37 


Unnmoͤglich kann K. 7, T2, unde DiAa Te opaıcy 


“woran die richtige Leſart ſeyn, ob fie gleich auch in 
+ ber Vulg. und im Snrer fieht. Grotius liefet 
aanmrox. Nr. Linde meynt, vvopev ſey bequemer, 


‚wenn ſichs nur einigerinaßen-beweifen ließ. Ich 
‚wäre geneigten uarasov zit leſen, Das tmenigftens 


die Parallele Veubs für fich hat. — V. 18. ift 
4* das Wort ade Dapor in der gemöhnlichen Bedeu⸗ 


tung ſehr anſtoͤßig und dem Parallelausdruck, Gold 
aus Ophir, gas nicht angemeffen.. - Daher haben 
andre die Leſart da Daeey um fo mehr: vorgezogen, 
weil fie außer den Zeugniſſen von H indfchriften 


auch den Comtext für ſich hat: Gagen alles Vor⸗ 
. 3ugliche , ‚.gder. gegen alles Intereſſer Vertau⸗ 


ſche deinon Freund nicht, nice Bruderlie⸗ 
be fuͤr Ophiritiſches (Hold, Hrolinde ımeynt, 


. wdiPogey ſer ein - Idiotiſmeis Dam; Ueberſetzers 
und bebeute ein amverglerhlich Gut; vergl. K. 


uch md 40,5. Allein in beyden Geellen iſt Doch 
Salact. oder. Die Beentung groeifelpaft und mir. 
MET 7 ee Eee." 2 


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efus Sirach/ neu überfeht von Linde. Tag 


möchten daher derne —* für beſſer halteũ. 


Der Syrer hat dafuͤr ein ſehr gutes Wort: Mam⸗ 
mon. — V. 24. uͤberſetzt der Verf. Haft dus 
Todter fo ſorge fuͤr ihren Boͤrper und laß 
nie unbedachtſame Srende uͤber fie blicken, 
faſt paraphraſtiſch. Luther ſcheint doch kraͤftiger 
gefagf zu haben: bewahre ihren Leib und verwoͤhne 


fie nicht: Mn irueev To Feosamon bebeutet die 


Aengſtlichkeic, womit ein Water feine Töchter art 
ſehen und bewachen muß, wie Heiterkeit des. Ge⸗ 
ſichts Bild don Sorglofigfeit ift. Bewache fie, 
ſagt der Moraliſt, und betrachte ſie nie ohne 
Aengſtlichkeit und Unruhe. Ben V. 26. ver⸗ 
miſſen wird die letztere Helfte des. Verſes, welche 
Die Vulg. ber: Sprer und verſchiedene griechiſche 


A 


Ausgaben haben: wurouuery dr un endös En Toy. . - 
Auch Luther drückt fie, opwohl nicht genau, aus: 


Bertraue der Zeindfeligen nicht. Doch noch ner; 


Fon, 


niger wäre bie Ueberfegung des. Verf. in ben Feitiz 


ſchen Anmerfungen ‚richtig: und ergieb dich 
nicht ihrer Feindin. Denn purouuern iſt die 
Frau, welche der Mann, der mehrere Weiber. hat⸗ 
te, in der Siebe andern nachfeßte. ‚Eine -foldye in. 


Ungnabe gefaline Frau fol br Mann nie wieben 7” 


annehmen, fi Spr. Sal. 30,23. . . 

K. 9, 2. bleibt wahrſcheinlich um das vw * 
Kir. gu: bie urfprüngliche Eſart, und wenn auch 
einige Handſchriften sv iguv aoufefen möchten, 
iſt es pbl Vermiſchung mit ber letzten Heiffte des, 


WVerſes. Allein eben dieß letztere Hemiſtichium, 


in yosa, og p ia⸗ Tm bon ou wagte ich niche 
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730 Zeus Girach, neu uͤberſetzt von Linde, 
zij vertiren, wie der Verf. daß fie ſich deiner 
Macht nicht widerſetze. Weit nutuͤrlicher: 
Ueberlaß dich nicht der Frau, daß fie ſich 
deiner Macht bemaͤchtige, uͤber dich Herr wer⸗ 
‚be, wie ſchon Luther erkennt. — V. 5. vermiſſe 
ich den Beweiß, daß dmırıpın rogYevov Reize 
find: der Syrer :fiheint es, dem Gebrauch, auch 
beiym Sirach K. 8, 6. gemäßer, von ber Geidſtra⸗ 
7. fefür den Raub der Jungfrauſchaſt verfianden zu 

haben. , .. ! en 
Sehr fichtbar hat. K. 10, 7. fgg. durch Verſe⸗ 
‚Hung, Interpolation ober vielleicht auch durch Ver⸗ 
fetzlung des Sinnes im Original gelitten. Was 
unſer Verf. für aͤcht im Tert haͤlt, kann man aus 
ſeiner Ueberſetzung ſehen: Was erhebt ſich 
doch die Erde und der Staub? Noch bey 
feinem, Leben wird ſein Innerſtes wegge⸗ 
worfen, (oft wirb.der menſchliche Körper ben 
. Sebzeiten verftänmmelt): Die Krankheit währt 
lange; der Arzt verzieht die Miene (exo- 
‚ ru?) Heute König, morgen tob. Es hat 
hier zwar Feine Bedenklichkeit, das Wort Edönhar 
.  “amperfonalicer zu nehmen; allein die Hauptſchwie. 
tigkeit finde ich. im Zufammenhang der Säge un- 
ter einander, und in ben Bedeutungen der Wor⸗ 
1. Was foll dech die Formel, fein: Innerſtes 
wird-weggeworfen, bedeuten? Und: Täßs ſich 
ohne den äußerfien Zwang, Te. Erroddsan aurrou 
auf ya und omrodos zuruͤckeziehen? Wir fönnen 
freylich auch nichts anders als Vermuthungen ges 
ben: inbeffen uͤberlaſſen wir fie zur Prüfung, Zu 


⸗ 


Gi. erſt 


43 . 
. € , 2. 
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geſun Sof; neu überfept von. Une Ta 


erſt ſcheint es uns rathſam, um ein beheliches Sub 
jekt zu befommen, ‚auf welches ſich die Praedicata- - 
beziehen , die zwey Zufäge in .einigen griethlichen . 


Abfchriften, und der lateinifchen Verfion, die kaum - 


das Gipräge von Gloſſen haben, in den Tert aufe 
zunehmen.- Wäre die $efart oder bie Ueberſetzung 
aͤcht und unzweifelhaft, ſo wuͤtden wir. aͤberſetzen: 
Mas hebt ſich Erd und. Staub? 
Nichts iſt shörichter als der Habluͤchtige. 
Er macht fein Beben ſtlaviſch; 
Zehrt Lebenslang fein Innres ab. Ä 
Langdaurende Geſchwuͤre ſchneidet ber Air. 
Heute Rönig!: Morgen todt! 


Wir muͤſſen dann seonbe für zeenbev und Kor | 
wie ber fat, und Gr. -flatt exomres Iefen: allein Eu 


wir geſtehen fren, daß ung das erftere Wort, wo⸗ 
für andre Sees mögen-gelefen haben, ſehr zwei ⸗ 


felhaft iſt, und daß wir noch weniger ſehen, "wog | 


bas pangev dieemanuos neirres lur gos bafteht. 


Vlelleicht hat der Enkel die Worte Jeſus Sirachs 
falſch gelefen und verflaiden: vielleicht lautete bee 


erfiere Sag im Drigmal Yon aa ſo 


lang er lebt, ift fein Innres niedergeſchia⸗ J 


en: und berfeßtere : Max aaa son 4 — erwogen 


ummer, ohne Vlachlaß;— immer has — 


Schickſal des Geizigen — aber er laß non > 
und brachte diefen,. wie es feheint, abſichtsloſen Ben 


land. heraus. — V. 13, mwiderfpricht: Hr. finde: 


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dem Grotius, der mutebrfaseris Batieyanyoes über: 


Fr mirgnda immittit mals, und: Al das grie⸗ 


⁊ \ chi ſcha n 
Be . on \ 
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og . .. 
op gef Sirach, nen ei übern Ende, 


chiſche für fehlerhaft. Ins fommtes nicht fo vor, 
2 amd der Sinn ſowohl als die Aechtheit des Aus⸗ 
-druds erhellet aus 5 Moſ. 28, 59. wo die LXXx 
das Proo rusi dehori überfeßen? ruendoface ras 
_ MAnyas oov. Das doædruͤckt alles außerordent⸗ 

liche im Gluͤck oder Ungluͤck aus. 
K. 1, 27. bleibt der Sinn dunkel, weil die St 

ge nicht paraflel lauten: 


- 27. Eine böfe Stunde macht die Wonne vergeffen ; 
Im Tode werden des Menſthen Handlungen auf⸗ 
gedeckt. 
28. Vor dem Tode preiſe nlemand gluͤcklich; 
Durch ſeine Kinder wird ein Mann erkannt. 


| Doher ſcheint V. 27. dem Hr. verbaͤchtig, und 
als Stoffe zu ®. 25. und: :96, ‘(weicher eher einer 
| Stoffe aͤhnlich fieht) zu gehören. Wir hofften, daß 
‚bey einer geringen Verſetzung der Sricen viele 

| Bevenflichfei wegfallen werde... 


, len, Einer Stunde raubt Erinnerung der ge⸗ 
noſſenen Freude; 
Vor dem Tod preiſe niemand gluͤcklich. 
Der Erfolgentdeckt die Handlungen des Menſchen; 
‚And ze die Nagpkommenſchaft ſernt den Manu 
kennen. 


4. 12 g. kamm zwar der Sinn niche verkonnt 
werben, ben alle Ausleger · in den Worten fiiden: 
nicht im Giuͤck laͤßri ſich der Freund erken⸗ 
nen: allein vis aͤchte Leſart unter fo vielen Barieti- 
ten der — Fi doch noch wire 


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- Abe Shoß,n nen: PEN Bio B3 
au from. Die gerößnliche iſt Indnßageran weh 


he Hr. Linde für-einen Schreibfehler, wie die 


übrigen,. nßtniegrus tmmwügreras (ud) 
erßAndnorrin). für Bloffen haͤlt. Er meynt, - 
follge InemIupsrag-heiflen, wie Pf. 51, 4. allein - 
gerade jene fehtpere Leſart fheint.Die-ächtere zu ſeyn, 
und wir behielten, fie bey, weil aud) fonft bie LAX 
DaB Rp bu an uͤberſetzen. F 
R,16, 36. geſteht der Verf. daß er die Wen 


ter, Goit trennte (desmı) bey ihre. Schu. 
pꝓfuꝝn ææo KOANTERS 7Tcov ey. ARTE), ihrer 


heile, nicht ganz verſtehe und fragt, obwohl wide 
andas Chaos gedacht ſeyn möchte? Wir ‚möchten 
dieß nicht bejahen; denn dneseden iſt im hebt. 
haar und, worauf nun der Dichter wieß, iſt aus 

1B. Mof. 1. wo dieß Wort fo aft ſteht, klar — 
Dagegen ift ung das Wort emesraray V, 26. an - 
ſtoͤßig: Die goͤttlichen Worteöizften nicht?‘ ohne 
Zweifel iſt ezeyeaay zu leſen. or. 
. Die Worte K. 19, 5. bedürfen einer großen Ber u 
beſſerung und werden ohne biefelbe allezeit dunkel 

bleiben, Hr. Luͤberſeßt: wer Sreude ins Her⸗ 
zen empfindet, wird verurtheilt werden: 
wer aber Schwatzhaftigkeit haſſet, begeht 


weniger Suͤnde. Dieß iſt ſteylich unverſtaͤnd. 


lich und unbeftimmt: allein ein weit beſſerer Sint 
kommt heraus, wert man nad). Maligabe ber - 
Handſchriften und Ueberfegungen eine Verſetzung 
ber. Worte —R und ar annimmt und /ieſet; 
Ö UPeawoneVes Kan, NT yvonseroy; way 
Wer Aaden, murxor ur Kugde, Das pr 

TwV. 


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34 Feſus. Cheat, nei überfeit von Linde 


an Aacrscen halte ich wieder für falſche Ueberfe 


$ung,- wo im Original Ya7 Ayw, o deureeav Acs- 


. Aucsv ſtund und-maW mit verwechſelt wurde. 


Der Sinn waͤre: Der Sreude an. Bosheit (an 


boshaften Nachreden) hat; gerkkh in Ungluͤck: 
Wer Sagen nach redet, iſt 


einfoaͤltig. 
K.20, 20. 21. hat Hr. 8. beydesmal die ger 

woͤhnliche $efart verlaffen, und im erſtern Vers mit 

Ver Vulg. Das 8 vor xaravuynoerar ausgelaffen, 


tm anbern aber dmeimlens Freosozou ſtatt ano 


#Deoves seoc. geleſen. Daraus entſteht nim bie 
Weberfegung: mancher wird durch Armurb 


von der Sünde abgehalten, aber Wohlha⸗ 


- 
- 


on pi 


. .benbeit reizt ihn. dazu: mäncher läßt fein 


Leben um der Schande willen und verliere 


es aus thoͤrichter Menſchenfurcht. Auch die 


kritiſchen Gruͤnde abgerechnet, zweifle ich, ob xu- 
rævuocetdoꝶ jeheiſt, zur Sünde gereist wer⸗ 
den. Der letztere Vers, wo der Syrer nennVeas. 
weocwzou lieſet, ſcheint mir ceher den Sinn zu ha⸗ 


‚ben: Der eine verliert fein Leben aus 
Schaam, und ˖ der andre aus Stolz: und 
in ähnlicher Parallele auch V. 20. Dereine wird 


durch Mangel von der Sünde abgehalten; 


der andre begeht im Wohlſtand nichts/ das 


ihn gereuen kann. ° 
Eiroag Dunkel lauter K. 21, 7. Der Lautre⸗ 
Dende (Trozende) wird von weitem gehört, 


der Derftändige ſieht aber feinen Sal. Gro- 


tius ſcheint doch den Sin beffer gefehen zu haben: 


veroc 


1) 


Wet berühmt, (Yrwsss) iſt der Beredte (d- 


—* 











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Zeſus Sitach ne uͤbetſeht von Linde 735 
vros· iv Yansay): Der Verſtaͤndige weiß 


Doch; wenn jener fehle. Einſicht und VWer⸗ 
Fand iſt mehrals. Beredſamkeit: denn jene be⸗ 
merkt die Fehler an dieſer. Dagegen bat die At 
nahme der Leſart es Xu V. 8. Biel Empfeh⸗ 
lung., Luther hat ſchon ihre Richtigkrie gefühlt, 
Ungemein gut und merkwuͤtdig waͤre die. Sentenz 
B.37. Wenn der Gottloſe dem Teufel flucht, 
ſo flucht er ſich ſelbſt, gegen die alte Daͤmo⸗ 


nologie, die alle Suͤnde dem Teufel aufehrich | 
Doch gäbe auch Surßers: Berfion e einen ſchoͤnen und 


paſſenden Sinn. 


K. 24, Srtobt. die Weisheit ihre Vorzüge un. 
fagt: . Yugov.sgreweu ExnunAcires:uevn, 'woy 8v Page 


—X > WERE BONN nach tes Verf. Ueberſe⸗ 


Kung: Ich: allein begränze den Creyß des 
Himmels und wandte im tiefen Meer md 
feinen Wellen. KuxAcvv ‚möchte wohl hier. das 
hebr. 230 und mitreermusren pnrallel fenn: Ich 
durchziehe den ganzen Bezirk des Himmels 


und wandle über den Ocean, wörunter wahr 


ſcheinlich der Dichter. die Wolken verftehe, die bep 


.. den Hebraͤern fo oft DIN, aud) maI rn. ge 
sumnt werben, ſonderlich Sp. Sal. 8, 27. fa. ®: 
a3. verbeflest der Verf. wie ſchon beym Höfchel 


verſchiedene Handſchriften haben, ganz richtig  -. 
eryıaraıs in.e9 eyyaddı, und WB. 25. erinnerter, 
daß der griechifche Ueberſetzer falſch > ſtatt 


N gelefen habe. Ein ſichtbar Beyſpiel, wie 
noͤchig es fen, daß ein Ausleget diefes Buches die, 


Monte bes hebr. Ariginale zu emathen face: rn 
Kes, 


— 


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236 geſu Erag nen ber von: 1 Binde, 


K. 25, 18. entſtehzt aus dem Wert auuems 


| . ‚große Dunkelßeit: Der Mann einer böfen Sren Scan 


feufst, wenn er fie höre, fchwer auf. Wer. 
Diente hier nicht die Leſart andter Handſchriften von 
gezogen zu werben, DIE axscıas imuitus für ars- 


Ex feßen und bie Beyſtimmung bes Gurers ha⸗ 


ben: Er ſeußſzt zu einer deit, wo er ſich Freu⸗ 
de zu machen woͤnſcht. 

8.26, 5. entſteht wirklich Verwirrung, wenn 
man mit einigen Auslegern zeecazu mit 
verbindet: es iſt auch nicht nöthig, "denn Terwg- 
Toy Aescamev ift res quarta: allein darinnen fcheine 
ans der Berf.. nicht richtig geuug gehandelt zu has 


ben, daß er - überfegt, und wegen des vierten 


berg idy: der Paralleliſmus fordert: Das vierre 


Ä fürchte ih. So hahen bie Alten überfebt; ‚nicht 


. 048 ob fie eo Bad gelefen härten, dieß fieht einer 


Ecrklaͤrung zu febt Abulich, fondern weil fie viel. 


leicht ‚edeidoy fanden: —— . Gegen das Ende bie - 


ges Kapitels flehen - in. pen Handſchriften emnige 


- ! 


Sengenzen, beren. Aechtheit diele Wahrfcheinlich- 


keit bat: allein der Verf. ſcheint ſich zu nohe und 
NNrenge an die roͤmiſche Ausgabe gehalten zu haben. 


K. 29, 26. 27. verliert fid) fat ber Sinn, da 
ber. Verf. mgoxos durch Gaſt überlege: Gaſt, 


mach dich aus dem Haufe, bereite Dir einen 
Liſch, und. wenn du Vorrath haft, fo fpeis 


fe mich. Entferne dich, Jüngling, vor 


dem Vornehmern, mein Freund iſt bey wir 


eingekehrt: ich brauche das Haus. Wo ich 
nicht irre, J redet die Senurz von den Unbe⸗ 
Auem⸗ 


( ’ 


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FVP De BE Zu j 

Zeſus Sirach, neu überfegt don Linde. 737 
quemlichkeiten , denen die mocgomen, ausgeſeſ⸗ 
ſene, Sauegenoffen, nicht Säfte, ausgeſezt 
find, vergl. B. 24. Davon die eine ft, daß fie 

der Beſitzer des Hauſes bey alten Gelegenheiten . 
misbraucht: Geb, fagt er das einemal,. förge 
für den Tiſch, und gieb mir ber, was du 
haft: die andre, daß ſie der Gefahr, wieder ver- 
trieben zu werden, ausgefeßt find: Siehe aus, - 
ſagt er das andremal, mache einem Vorneh⸗ 
mern Platz: mein Bruder kommt; ich brau⸗ 
che das Haus. * 

Für den Kritiker iſt 8 31, 2. eine here 
Stelle, da ber gewöhnliche Text verworren und 
die Verſionen fo abweichend find. Der Verf. ziehe 
bas germöhnliche, megiuvod a ygbvics —XXX 
(Grabe vermuthet ohne Noth dnwInsei): yusa- 
ypov neu pgwsnp Bosgu Envmber (nicht wie an- 
dre äxvnnbeu) urvov (andre vrvos) durchaus vor - 
und vertirt: Wachende Sorge: fodert den 
Schlaf: ab, und wect vom Schlaf; wie. 
eine Wwere Krankheit. Im erſtern Sum ent⸗ 

ſteht eine ſehr auffallende Tautologie, und im letz⸗ 

‚tern wird die Wergleichungspartikel ſehr willkuͤhr⸗ 
lich eingeſchoben. Uns fommt dag uegsivo: a ygu- 
orvıcos ſchon verbächtig vor; denn ſowohl der Satei- 
ner, der cogifatus praefcientiae, als ber Syrer, 
der cufa alimenti überfeßt, muͤſſen, anbers gele⸗ 
‘fen haben. Argwsyucx, hebraiſch on wird ‘von 
jeder Krankheit, auc) des Geiftes, gebraucht, und. 
daher möchte nicht nöthig feyn, das wie in den 
Text einzuſchiehen. Sorgen und Kummer rau⸗ 

Doͤderl. Bibl. 2.8. 1o. St. Aaa ben 


/ 


yes, fonft fympofiarcha. - 


138 Jeſus Sirach, neu uͤberſett von Linde. 


ben den Schlaf ‚ bleibt immer ber Hauptgedanke. 


Auch V. 3. 4. ſcheint unsder Sinn nicht recht ge» 


teoffen zu ſeyn, wenn überfegr ift: Der Beiche 


‘arbeitet, fo daß er Schaͤtze ſammlet und. 
genießet, wenn er zur Ruhe kommt, feine 
EIreuden. Der Arme arbeiter und derſchlim⸗ 


mert feine Umſtaͤnde, iſt huͤlfsbeduͤrftig, 
wenn er zur Ruhe kommt. Man wird dieß 


. allemal dunkel finden. Der Hauptgedanke ˖ liegt, 
wie uns bünft, in der. Verbindung der Ideen von 


Sorge (ixemicas) und Rühe nad) der Sorge 
(avamsvaıs); jene iſt Reichenand Armen gemein, 


. bey diefer aber der Erfolg fehr verfihieden. Der 


Reiche forget bey allen feinem Dermögen; 


wenn er aufbört, fo genießet er die volle 


Freude des Lebens, an deren Genuß ihn feine 


Sorge gehindert hat; der Arme ſorgt bey feis 
ner Dürftigkeit, wenn er aufhoͤret, fo wird 


er noch dinftiger, Jener gewinnt durch 
bie Mäßigung feiner Sorgen, biefer verliert. — 
K. 32, 1. 2. werden die Schtvierigfeiten, die der 


3 Verf. im Worte mananr x%geiev findet, wegfallen, 


wenn man erwägt, daß hier von einem juex;rer- 


7 yAwes oder ınagifter conuiuii die Rede ſey, der 


nach der befannten . jübifchen Gewohnheit, bey 


Gaſtmalen angeftelle war, Hier heiſt er FyBspe- 


x .n 


Man wird 8. 36, ı1. wo im. ganzen Kapitel 


der 
alle Staͤmme Jakobs. Ich glaube fie in den 


paralleliſmus ınembrorum: herrfcht, die letzte 
(he vermiffen; denn hier fleht nur: Sammle 


Wor⸗ 











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‘ 


Jeſus Sirach, neu überfegt von Linde, 739 | 
orten zu finden, die fo ganz umſchicklich bey K. . 


33,16. flehen zu xurenAngovounge auroun x9= 
os am digen. Wenigftens ift es ſehr fichtbar, 
Daß” diefe beyden Stellen, die in der römifchen 
Handichrift von einander geriffen find, genau zu⸗ 
fammen gehören. Gerade ſo verbindet. auch der 
Sprer, bek xAneovouncschgelefen zu haben ſcheint. 
Die richtigere Leſart, die allen Anftoß hebt, hat 
Hoͤſchel in feinem Cod. Aug: und in den Noten 
zu ber römifchen Evition gefunden xauranAngovo- 
no. . . W tn 


R. 37, 5. meynt Hr. L. daß die negation-vor 
Amberoy weggefullen ſey, ergänzt fie und ſetzt: 


gegen den Seind wird er nicht den Schild 
ergreifen. Wir wiffen nicht, ob diefe "Aende- 
rung noͤthig ſey. Geſetzt auch, daß die Worte 


eine Befchreibung von Untreue enthalten, fo Einn- 


te der Sinn aud) diefer feyn: Aber: gegen den 
Feind nimmt er ihm den Schild weg. Wahr: 


ſcheinlich aber ift in V. 4. 5. eine Charafterifirung ° 


treuer Freunde, die Mitleiden und Beyſtand mit 


einander verbinden. Im ganz unbeilbaren®,ı7. _" 


möchte die Erflärung zwar neu, aber nicht befries 
digend ſeyn: Vier Dinge pflegen die Ent⸗ 


ſchluͤſſe des Herzens zu ändern. Vortbeile' 


und Schaden, Leben und Cod: mehr als 
alles aber vermag das Zureden. Wir Eine 
nen über diefe Stelle gar nichts fagen. — V. 19. 


bat ganz das Bepräge einer Gloſſe, daher er nicht - - 


folte beybehalten feyn. 


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Aaa. 2 K. 38, 


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wiuir keine kritiſche Ausgabe der apocryphiſchen Buͤ⸗ 


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‚743 Jeſus GSirach, neu überfegt von Linde. 


K. 38, 29. wird vom Töpfer gefagt: Zvauı$- 
POS TOO 1 Eeymois auTou, zugesäble tft ihm 
feine Arbeit, wie Grotius, allein der Einn iſt 
boch dußerft gezwungen. und wohl auch der Sache 
nicht angemeffen. Weit natürlicher würbe &v @u9- 
peois gelefen, oder dva gudicus, welches fich recht 
gut hleher ſchickt und verſtaͤndlich iſt. Im folgen⸗ 
den Vers iſt es eben fo dunfel: Er muß den 


Koͤrper (ioxuv wie Grotius) vor den Süßen 


(#00 woday) beugen: ichmöchte irxguy aurou auf 


UrrögeeAouvrög, eminebunt, behält ber Verf. bey, 
doch zweifelt er an den. Beweifen für biefe Bedeu⸗ 


tung: vzeenaAcviroy, wie Camerat hat, wäre 


doch deutlicher. | | 
K. 43, 4. findeich: Sie (die Sonne) ent 


zuͤndet feurige Wolken, und blender mit 


lepichtenden Strahlen. die Augen: arpmidas 
zuUlodes Ex Dvoav nor EnEV IKTIVGS Okasu- 
eds 6 AIarmous. Wäre es nicht dem griechifchen 
gemäßer: Sie dampft feurige Dünfte aus, 
‚poetifch, ſtatt, fie iſt Die Quelle des, Feuers und 
&chts? — Doc. wir dürfen nicht weiter gehen, 


- weder um zu beweiſen, daß wir Diefe Ueberfegung 


mit derjenigen Aufmerffamfeit geprüft haben, wel- 
che fie verdient; nod) zu zeigen, daß der ruͤhmliche 


" aendov ziehen: Den zaͤhen Leimen macht er 
beugſam mit den Fuͤßen. — Das dunkle 





Fleiß des Verf. noch manche Stellen übrig gelaſ⸗ 


‚ fen, die mehr berichtige, genauer überfegt und bef- 


fer erläutert zu wetden, nöthig haben. So lange 


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ehlers von de Frnhen u’ 


"er gaben, bie wegen ber bieffachen Abwelchun⸗ 
gen der Handſchriften und Verſi ionen von einan⸗ 
der und wegen der unglaublich vielen, Interpola-· ie 


tionen feine leichte Arbeit ift, fo fange werden wib 


immer in Gefahr ſtehen, ihren Sinn zu verfelen . 


oder zu entſtellen. 





Ueber erdieLehre von der menſch· 


lichen Frepyheit und über die Mittel zu 
einer Hohen Stufe mioralifcher Freyheit zu gelangen, 


. von Martin Ehlers, Prof. der Philoſophie 
zu Kiel. Deſſau in der Buchhandlung 
ber Gelehrten. 1782. 


II Sefer find es ſchon gewohnt, ung zuweilen 
in dag Sen der Philoſophie ausfchmweifen zu 

ſehen, wo wir glauben, daß ihre Anwendung auf 
theologifche Wahrheiten fruchtbar und nörhig fen, 


oder aud) wo fie fehon von andern richtig oder uns 


richtig gemacht worden if. Die fen unfre ganze - 


Entſchuldigung, wo wir deren beduͤrfen, daß wir 


jetzt ein Buch anzeigen, das hauptſaͤchlich für den 
Philoſophen geſchrieben ift, aber auch in vielem 


Betracht dem Theologen wichtig feyn muß, wo er 


anders nicht aus Stolz ober  Rurzfichtigfeit der Dhbs 
. loſophie entbehren zu koͤnnen, fie auch wohl, wie 


denn bie Kunſt von dem, der: fie nicht verſteht, am 


erſten gchaſſet wird, verachten zu dürfen , irriger 
Aaa 3 ꝛeiſe 


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.- dig Bermögen, aud) ohne alle Beweggründe, ja 


man. Ehfers von der Freyheit. 


Wen ſchemmde che mer wie fr 


jeden iſt es zwar nöthig, fo tiefe Unterfuchungen an. 
äuftellen, und zu bem metaphyſiſchen Begrif der 
Freyheit —* Man kann ſich gewoͤhnlich 
gar wohl damit begnuͤgen, daß da moralifche Frey: 
beit fen, wo Vermögen ift, fi) nach vernünftigen 
VWorſtellungen zu beftimmen, welches niemand ab⸗ 
‚leugnen wird. Unterdeſſen find bie Forſcher ſowohl 

in ben ältern ale auch hauptſaͤchlich in den neuern 
Zeiten weiter gegangen, und. haben auch darüber 
ſpeculirt, ob fich die denkende Subſtanz durch ihre 
Selbſtthaͤtigkeit urſpruͤnglich ſelbſt zu handeln be⸗ 
ſtimme, oder ob ſie darinnen von ihren Grundbe⸗ 
ſtimmungen und dem Einfluß aͤußerlicher Umſtaͤn⸗ 

de ſo gaͤnzlich abhaͤnge, daß ihr mehrere Arten 

zu handeln nicht uͤbrig bleiben, und alſo nach die⸗ 
ſen Beſtimmungen alles nothwendig geſchehe. 
Beyde Meynungen haben ihre Anhaͤnger gefunden, 

die ſie mit Scharfſinn und Gruͤndlichkeit, auch mit 
unter mit Sophiſtereyen und Unbilligkeiten verthei⸗ 
digten. Diejenigen Weltweiſen, welche die Frey⸗ 

heit behaupten, trennen ſich wieder yon einander. 

“, Einige (die Indeterminiften) geben ben Menſchen 








ſelbſt wider die ftärfften, (libertatem perfedtiaequi- 
Jibrii nennen fie die wunderliche erfahrungsloſe Gril⸗ 


le) etwos zu wollen, andere geftehen es zu, daß 


alle Entſchluͤſſe in Vorſtellungen gegründet find, 
aber fie halten die Ideen fuͤr feine entfcheidenbe 


- ober determinirende, ſondern blos für. anreigende 


und erweckende Gründe. Andere (die Determi⸗ 
a uniſten) 


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Ehlers vonder Fenhen 2 Ps 


niſten) erklaͤren ſich für eine Nothwenbigkeit, die ur 


alte Zufälligbeit ausſchließt, und Die nemliche iſt, 
man mag fie die phnfifche oder moralifche nennen. 
Der-Gegenftand des Streits-ift auch keinesweges 
eine bloße unfruchebare Spigfindigfeit, denn der 
Menſch muß doch, wiflen, ob er anders handelt‘ 


Fönne, als er wirklich handelt, ob feine Rechtſchaf⸗ J 


fenheit Verdienſt oder bloßes Gluͤck ſey, ob er, wenn: 
er ſuͤndigt, blos bedauert, oder auch getadelt und 


geſtraft zu werden verdient. Auch dem Theologen, . 


der von Zurechnung und Sünde, von Steafe und 
Belohnung, von Gottes Vorherwiſſen und Bey . 
fand, von feinen Befehlen und Drohungen zu te. 
den hat, muß daran liegen, daß diefe metaphyfü - 
ſche Freyheit richtig beftimme werde. Hr. &. von 
dem wir bald fehen werden, zu weldyer Parthey er 
gehört,‘ verdient um fo mehr. hierüber angehört zu 
werden, alser S. 9. viele Jahre darüber geforſcht 


zu haben vorgiebt, auch feiner Frepheitslehre ſelbſt . 


Die größte Richtigkeit zutraut. Freyheit, ſagt er 
S. 30. iſt dem Menſchen nicht allein eigen, ſon⸗ 
dern wird gebraucht, wo keine Einſchraͤnkungen 
und Hinderungen flatt finden. - Sie iſt alfa, wenn - 
man den verneinenben Begrif in einen pofitiven ver- 
wanbelt, das Vermögen jeder Sache ihren Kräfe 
ten gemäß. zu wirken. Jedes Geſchoͤpf hat fie nad) 
dem Umfang feiner Kräfte und feiner Wirkſam- 
keit. Die Freyheit des Baums befteht in dem un⸗ 
gehinberten Geſchaͤft des Wachsthums, bes Thiers, 
wenn es den durch feine Organifation und finnlie 
chen Betenee veranloßten Trieben und Bewe⸗ 

Aaa 4 gungen 


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0 Ele vonder genhetnee 

gungen ungehindert folgen kann. Man ſieht, daß 
bier bloß von der Freyheit, die dem Zwang von 
außen entgegen ſteht, die Rede ſeyn kann, denn 


ba das Xhler durch beſtimnite Inſtinkte, die den 
mern Zwang ausmachen, geleitet wird, fo kann 


ihm wohl die Freyheit, die man bey dieſer Frage 

entlich meynt, nicht zukommen. Allem Miß⸗ 
verſtand vorzubeugen, hielten wir es alſo doch für 
beſſer, blos jene edelſte Art der menſchlichen Thaͤ⸗ 
tigkeit Freyheit zu nennen.) ©. 39. Was fie nun 
in der ganzen Natur iſt, das iſt ſie bey dem Men- 


ſchen auch, nur daß ſie mehr Umfang und Adel. 


hat. Das Thier iſt freu,‘ wenn eg dem Reiz ber 
Oeganiſation, finnlihen Einwirkungen und den 


Imaginatisnsvorſtellungen folgen Farın. Auch bes 
Maenſchen Selbfimarht zu Handlungen wird burch 
die Orgayifation feines Körpers, burch finnlich an« 


genehme) oder widrige Eindruͤcke, durch die Bil⸗ 
der der nachbildenden Einbildungsfraft in. Bewe⸗ 


gung gefegt, und was er Diefem zufolge thut, ges 


‚hört in.das Gebiet dee Freyheit. Die höhere Stu⸗ 
fe und die edeffte Art der Freyheitaͤußerung ift, Daß 
ee nach erhaltenen Eindruͤcken der Sinnlichkeit und 
Imagination alles mit dem Verftanb- prüft, und 
wicht eher zu irgend einer Handlung fihreitet,- als 
bis der Wille durch Deutliche Werftandideen im 
Wählen und Verwerfen gelenkt if. (Ob er fich 
dabey blos feidend verhaͤlt, ‚oder auch mit thaͤtig 


ft, füllte genauer beſimmt ſeyn.) Ueberhaupt 


alſo koͤnnen wir von ber imenfchlichen Freyheit far 


gen, fie ſey das Vermögen des Manſchen den 


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Ehlers von der Frepheit. 245 


Kräften feiner geiſtigen und koͤrperlichen Natur ge 
mäß zu wirfen. Daraus entfliehen nim S. 44: 
verfehiebne. Claſſen der Selbftwirffamfei. Man 
kann bie natürliche, die bürgerliche Freyheit unter» 
ſcheiden, nur an die Thätigfeit des Verſtandes ges 
denken, und fie im abſolufen und relativen Sinn 
nehmen, oder auch dabey blos auf en Umfang der 
Kräfte der menſchlichen Seele, dann auf bie mo⸗ 
raliſche Zuläßigfeit und die befondre politiſche Recht⸗ 
maͤßigkeit ſehen. Man kann auch S. 50. auf die 
Willenskraft allein (ohne Verbindung mit Ver⸗ 
ſtandsideen) ſehen — und dann iſt ihre Freyheit 
das Vermögen zu handeln oder nicht zu "handeln, 
-fo oder anders zu handeln. Der Wille iſt alſo 
nach feiner Freyheit gleichfam zu allen dem- Men« 
fchen möglichen Thaͤtigkeitsaͤußerungen (In fo fer⸗ 
nenur, nemlich ehe er noch durch Ideen erleuchtet 
und gelenfet wird, kann man eine libertatem in: 


differentiae annehmen) gleich gefaßt — aber wir 
muͤſſen fie ſtets mit Erkenntniß verbunden nehmen, . . ' 


‚wenn fie moralifche Freyheit feyn fol. Diefe ift 


alſo S. 56. das Vermögen des’ Menfchen, jedes» 


maf nach feinem gegenwärtigen Ideenzuſtand das 
Beſte zu thun, oder noch beutfächer , das Vermoͤ⸗ 
gen der Seele, ſo weit als das Maas ihrer Er⸗ 
kenntniß es zuläßt, und als in’ jedem Zeitpunkt der 
Thaͤtigkeit fi ihm Bewegungsgründe darbieten, 
das Beſte zu waͤhlen und zu thun. Dieſe Defini⸗ 
tlon, Die ung für die gemeine pſychologiſche Frey ⸗ 
beit, nicht aber für: bie höhere metaphufifche, ſehe 
waquet ſcheint, wird nm in der Folge weiter ges. 
- Ana _ recht. 


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746 Ehlers von der Freyheit. 
rethtfertigt. Wahl S. 60. iſt allemal da, auch 

wo nur ein Gut, ein Uebel vorhanden iſt, denn es 
‚wird. unter Nehmen und Nichtnehmen, Meiben 
und Nichtmeiden gewaͤhlt. Thärigkeit iſt auch 
allemal da, fie kann übrigens ein Thun, Unterlaſ⸗ 

- fen, Auffchieben betreffen. Weiter aber kann es 
unmoͤglich geben, als S. 63. meine Erfenntniß, 
und zwar in dem Augenblicke gehe, ba die ſich 

. barauf besiehende Handlung erfolge. - (Eine Ber 
merkung, die zwar nicht unbefanne ift, aber bey 
: Beurteilung andrer oft genug vergeffen wird.) 
Den der Erkenntniß hat man fomohl auf felbige 
überhaupt, als auch auf Die jebesmalige Sage des 
Menfchen zu sehen... Die Erfenntmiß hängt erſtlich 
Yon der Kraft des jedem angebohrnen Verſtandes 

in Abſicht auf Stärfe, Richtung und Umfang ab, 
"dann aber aud) von der Erziehungsart und ben 
‚ Umftänden, in denen man ifl, und dem Grab ber 

. Angewöhnung und Fertigfeit,. den man erlangt hat, 
alles immer vonallen Seiten anzufehen. Die ges. 
genwaͤrtige Lage trägt nicht minder zur Vorfiel⸗ 
lung ‚des Beſten bey. Sieber gehört S. 68. 1) 
der Reiz oder Die Widrigfeit, womit die in unfre 
GSinne fallende Dinge in dem Augenblich ,. da 
man zu handeln anfängt, auf bie Seele wirfen und 
dem Verftand erfchemen. Iſt der Reiz ſtark, fälle 
CR das nun Unglück ober Schuld, wenn mir fol« 
"he. abrathende Ideen nicht: beufallen ?) mir feine 
nachtheilige Seite ein,. fein Grundſatz, der mich 
Taͤuſchung befürchten laͤßt, Peine ‘dee, Die Ber 
ſorglichkeit erweckt, ſo iſt es ja natürlich, Da 
- 10; ’ ab J En 


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Ehies: von dei Senpet Bert, | 


handle. Woraglch gehört 3) dazu das jedesma 
fige Spiel der, Einbildungskraft, das entweder 
durch die innere Befchaffenheit und Bewegung dies 
fer Kraft, oder durch bie vermittelſt der Sinne zum 

geführte Bilder veranlaft wird. Ferner hänge die 
Vorſtellung des Beſten 3) von den Bewegungen 
ber teidenfchaften ab, die fi) der Seele bemächti- 
. gen und.bey einfeitigem, ſtuͤrmiſchen Ideenlauf 


ſchnell zum Ziel reißen. Endlich kommt 8 4) ; 


auf bie mehrere oder minbere Neigung der Sede 
an; fi) die erlangten allgemeinen Grunbfäße und .' 
Kenntniſſe gegenwärtig zu machen, oder auch die _ 
verborgen liegende Kräfte der Dinge aufzufuchen. 


— Aber der Menfch hanbelt nicht immer nach ſei⸗ , \ 


ner Erkenntniß. Wem ift Ovids video meliora 


proboque etc. unbekannt? — Der Hr. Verf. er | 


klaͤrt dieß, und zwar mit gutem Grunde, für falfch. 
Denn erfiens fpricht der Zuſchauer, und nicht der 
Handelnde ſo — oder wenn es der Handelnde ſagt, 
ſo thut er es in den ruhigen Stundendes Nachden - 
kens, nicht aber in dem Moment der Abirrung. 

mals war ihm gewiß bie richtige Erkenntniß 


feiner Seele gar nicht, oder zu dunkel gegenwärtig, - 


als daß fie den Heflen Ideen, worinn die feheinbar 
gute Seite ihm vorleuchtete, iin Wirkſamkeit hät 
te benehmen Finnen. ©. 87. Man wendet ferney 
ein, man ſey nicht genöthigt, nach dem jedesmali« 
gen Ideenzuſtande zu handeln, man ſollte die Thaͤ 
tigfeit aufſchieben, und-erft die_beffere Erkenntniß 
“zu Rath ziehen. — Diefen Einwurf beantwor⸗ 
tet de E. Pie vo ichtig, Soll man anders in 
ind 


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48 Chlere von der Freyheit. 

blind zu.fahren, fo muß man nad) Erkenntniß han⸗ 
deln — und natürlich nur nach der, die da iſt. 
Nun giebt es foren der Sinnlichfeit, der Phan⸗ 
taſie und des Verftands. In dem Umfang Diefer 
drey Erfenntnißarten wirft die Freyheit, und in» 
dem man der Erfenntniß der Sinne oder der Ima⸗ 
gination folgt, iſt man eben ſowohl (nur in min; 
Derm Grabe) frey, als wenn man ſich durch Ueber. 


fegungen des Verftandg lenken laͤßt. Selbft bey 


. "der redlichften Erforfchung einer Sache kann man 
. in dem Urcheil über ihren wahren Werth irren. 

‚ Auch bringt es häufig die Natur der Sache mit 
fih), bey -finnfichen und Imaginationsvorſtellun⸗ 
gen zu handeln, und nicht erft forgfältig über ihren 
Werth nachzudenfen. Man darf es nur unter; 
‚ Isffen baben, (daß alfo dieß von dem Menfchen 
„ nicht vorher gefheben, das machte das eigentliche 
Moment feiner Schuld und Strafbarkeit aus?) 
ſich die ehehin gemachten heilſamen Vorſchriften ſo 

“tief und lebendig einzupraͤgen, daß fie zur Zeit der 
Gefahr uns ſo gleich beyfallen und in der erfor⸗ 
derlichen Rlarheit und Staͤrke gegenwaͤrtig 
find, ſo wird uns, da-wir feine Ideen ſelbſt ſchaf⸗ 


fen koͤnnen, feine dee von der Nothwendigkeit der 


Aufmerffamfeit auffteigen, oder hell genug: wer⸗ 
"ben , um unfre Thaͤtigkeit zu. beftimmen, und uns 


bon der rafchen Ausführung unfrer Vorſaͤtze zurüd . 

"Zu alten. Damit es nun aber nicht fcheinen moͤ⸗ 
96 als ob der Verf, alles aufs Gluͤck ankommen 
laſſe, ob uns die noͤthigen Verſtandesideen beyfaf- 


| len⸗ ober nicht, ſo giebt er ©: 12, acht Vorſchrif⸗ 
, ten, 


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Eien von der Gere, | 19 i 


im, zu Diefer edelſten Freyheit zit gelangen. (Sie ı, 
ind vortreflich, und verdienen von jedem, dem Frey⸗ 

| beit und Tugend am Herzen liegt, bedacht und ger 
übe zu werben. Was das Chriſtenthum noch übers ' 
dieß bepfrägt, Die Seele zu ftärfen und zum rich 
tigen Gebrauch aller ihrer Kräfte zu bewegen, hat 
der Hr. Verf. nicht beruͤhrt, weil ev in ben Ören 
zen der Philofophie bleiben mußte. Wer fieniche . 
besbachtet, der ift-felbf? daran Schuld, daß feiner . 
Seele in der Stunde der Verfuchung feine abra⸗ 
thende Weisheitsgrümde bepfallen, die den. ſtimulis 
zum Gegengewicht dienen koͤnnen.) Wir überges. 
ben fie, fo wie auch Die genaue Wuͤrdigung der Ver: 
gnuͤgungen bes Berftands,der Einbildungsfraftund 
Sinnlichkeit, fo gern wir auch einiges zur Warnung 
der Empfindler auszeichneten, umnochvondemXeft 
des Buchs, der die Verbindung der Freyheitslehre 
mit andern Wahrbeiten. betrift, einiges zu bemer» 
fen. Hebt nicht etma der Satz des zureichenden 
Grundes die Frenheit auf? Iſt die erfte Frage, 
die hier aufgeworfen und verneinet wird. Er bee 
hauptet ganz recht, daß jeder zureichende Grund 
zugleich ein beftimmender Grund ſeyn müffe. Man 
fags, wenn unter einerlep Umſtaͤnden der Menfch 
nicht mehrerer Hanblungsarten fähig iſt, fo herrſcht 
Nothwenbigkeit und ein blindes Schickſal in unfern- 
Handlungen und fo findet auch weder Schuld: noch 
Zurechnung Statt. Der Verf. erinnert ©. igs. _ 
Dagegen, daß man ja fein: blinbes Schickſal anı 
nehmen fünne, wo Ideen die Triebfedern find; wo 
Ertenuniß ber. Bahtommeneit; wirkt. (denn Zr 

Mer aber 


‚950. Ehlers von der Frepyheiit. 

- aber alle dieſe Ideen ohne Zuthun, ohne vorherige 
Wirkſamkeit ber Seele entflünden, wenn fie Feine 
berbenzurufen verfiöchte, fondern warten müßte, 
ob fie ihr glücklicher Weiſe benfielen, fo wäre fie im⸗ 
mer darin ein Ball des Gluͤckes.) Ferner wenn 
men behauptet, daß unter einerley Umftänden nur 
eineriey Handlung Statt finden. könne, fo rechnet 
man zu diefen Umftänben ganz vorzüglich die Ideen⸗ 
lage. Mithin ift bie Lehre vom zureichenden Grund 
ber moralifchen Freyheit keineswegs zuwider. Won 
©..207. an kommt er auf die Lehre von der Zirech⸗ 
mung, bie von je her den Determiniften die meifte 
Mühe gemacht bat — auch, was man. bagegen 


. vorbringen mag, da nicht ftaft finden farm, wo es 


unmoͤglich ft, eine Sandlung zu vermeiden. Hr. 
E. ſpricht auch Hier buͤndiger und richtiger, als an⸗ 
dere nad) dieſem Syſtem zu tchun pflegen. Die 
Schuld, fagter S. 210. muß bey dem Menfthen, 


J wenn er etwas boͤſes thut, darinn beſtehen, daß er 


im Zeitpunkt der Handlung in einer mangelhaften 
Erfenntnißläge war, daß fein Geiſt entweder uͤber⸗ 
haupt zu wenig thätig ift, und Ideen von man« 
cherley Art durch Nachdenken oder Zurücerinnes 
rung bervorzubringen, oder daß es an Bildungsan« 
laͤſſen und allgemeinen $eitungsideen, und an fort: 
währenden Uebungen im Nachdenken über jede 

Eigenſchaft und jede erfennbare Wirkung einer je⸗ 
den Sache gefehlt hat, und daß ber Menfch, wenn 


8 äußerliche Gelegenheiten ben Sinnen oder der Ein⸗ 


bildungskraft einen Reiz zuböfen Handlungen dar⸗ 
.. bieten, ober wenn koͤrperliche Triebe zu heftig wer⸗ 
No | rn . den, 





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- in » ” \ 


Ehlers von der Freyheit. min... 


ben, oder-ein unregelmäßigen: $auf. nehmen, der 
vorher angefüheten Urſachen wegen alſo nicht mit 
erforderlicher Geſchicklichkeit und Fertigkeit alles 


von allen Seiten in jedem Zeitpunkt der Hande 


— — 


lung unterfucht. Man muß alſo jedem Menſchen, 


ber die Urſache boͤſer Wirkungen iſt, ſolche zu 
rechnen, und das um ſo mehr, da der Menſch in 
feinen Thaͤtigkeiten ſich nicht blos leidend ziehen 
laͤßt, ſondern ſelbſt Idexn bildet und ſeine Thaͤ⸗ 


tigkeit beſtimmt. — Hier lenkt denn alſo der 
Hr Verf. ſelbſt ein, und führt eine ganz andere 
Sporache, als ſonſt die Anhänger dieſes Syſtems 


zu führen pflegen. „Denn manche ſcheinen in der 
That fo weit zu gehen, dem Menfchen alle eigne 


Wirkſamkeit auf feine -deen .abzufprechen, und 


ihn zu der Uhr zu machen, die, blos von verborge 
nern Gewichten -getrieben, ſich dabey einbildet, 
durch eigne Kraft den’ Zeiger in Bewegung zu ſe⸗ 


Sen. Es iſt ſehr richtig, daß ſich der Menſch 
nicht wider feine ſtaͤrkſten Bewegungsgründe ente - 


ſchlieſſen fann, daß allemal Gruͤnde der Erfennt- 


niß oder der Empfindung vorhanden feyn muͤſſen, 


und daß er allemal nach feiner Ideenlage handele 
und handeln muß. Allein die Kraft der Aufmerk⸗ 
famfeit, das Vermoͤgen feinen Entſchluß aufzus 


ſchieben, und nicht nach dem erften finnlichen Eine _ 


druck zu Bandeln, getrauen wir ung nicht, ihm ab» 


_ zufprechen — und darinn wellten wir mit Locke die 


Hauptfache der Freyheit fuchen. Auch das, wen⸗ 
bet man zwar.ein, hat wieder feinen Orund: Fre . 
lich — und diefer iſt — in der Aufklärung, bie, -. 


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752: Ehylere von der Genpei N 
der Menfch durch” Inſtruktion und Nachdenken 


von ſeinem wahren Vortheil empfaͤngt, in den 
Wwoarnenden Beyſpielen derer, die ſich durch Sinn⸗ 


lichkeit ungluͤcklich gemacht haben, in der Kennt⸗ | 


niß weifer Gefeße, in ben Forderungen der Ver⸗ 


" nunft und Religion, in eignen Erfahrungen von 


ber Schäblichfeit der Uebereilung .u. f. w. Ente 
‚Reben nun durch Sinnlichkeit oder Phantaſi te Ein— 
druͤcke, die zu etwas Unerlaubten reizen, ſo er⸗ 
heben ſich zugleich j jene Verſtandsideen (mehr oder 


wvweniger, je nachdem man vorher: feine Neigun⸗ 
"gen gebilbet und feinen Verſtand aufgeklärt bat,) 


reisen die Yufmerffamfeit, und machen es, in 


J dem ſie der Verſtand unverruͤckt anſchaut, moͤg⸗ 
| ld zu widerſtehen. Je mehr man ſich geuͤbt 


“het, deutliche Begriffe anzuſchauen, deſto leich- 
ter wird der Sieg über die Ideen: der Sinne und 
der Einbildimgsfraft — deſto ‚höher: und feſter 
wird die Freyheit. 


u. 





re EL. a *8 on 
a, A, And.) N 
Verſuch ner Anleitung zur Sie - 
tenlehre für alle Menfchen; ohne Unten 
ſchied der Religionen, nebſt einem Anhang ; -, 
von den. Tobesftrafen.. Berlin 1783, | 
Erfter, zweyter, dritter Theil, - 
Vie weiter, als der vorhingenannte Verfaſſer, 
ſcheint ſich der gegenwaͤrtige von der Wahre u " 
beit zu entfernen, fo reich er auch an guten und. . 
wahren Bemerkungen ift, und ſo blühend und ges 
fällig er ſeinen Vortrag zu fihmücken weiß. Der 
ganze erfte Theil ift bios Einteitung, und enthält 
. ben Grund, auf den er fein moralifches Gebäude 
nachher aufführt. Er iſt lange fo feſt nicht, als - 
- der Verf, waͤhnt — jeden Stein fönnen wir nun 
. freylich nicht befchauen, und jede morfche, verwits 
terte, ſchadhafte Stelle daran vorzeigen, aber eins -.  . 
ge ſichtbarere Maͤngel werben ſich doch leicht zur 
Rechtſertigung unſers Urtheils auffinden laſfen. 
Im erſten Abſchnitt ſetzt er den Grundſatz feſt 
daß ein Gott ſey, ber die Welt hervorgebracht has 
be, und daß er ©, 12. der Brunnen aller Ge 
te, der Inbegrif aller Vortreflichkeit fen. — — Der 
. zwente handele von. den Gefchöpfen auf ber Erde. 
überhaupt. Hier faßt er alle Kröfte der Geſchoͤ 
pfe unter dem Ausdruck der Lebenskraft zufammen, - 
Doͤderl. Bibl. 2:5: 10.St. Bbb um 


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weis ne bezeugen finden werden!) Dem bie 


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755 Venrſſuch einer Anleitung Ä 
um Daraus das Paraboron zu erzwingen, daß der 
Menſch blos dem Maaß und dem Grade nach 
alle Geſchoͤpfe übersreffei Daß der Stein und das 
Metall und der Baum waͤchſt, hat es denn die ge⸗ 
ringſte Aehnlichkei⸗ mit dem Bewußeſeyn der Be⸗ 
wegungsfraft, dem Verſtand, wie wir es bey Thieren 
und Menſchen finden? Jene vitanı vegetatiuam, 
wovon ſchon unfere Alten ſprachen, aber ihr noch 
andere vitas ganz vernünftig bengefellten, bat ja 
Menſch und Thier ſo gut als Baum und Stein, 
aber wo ift eine Spur von Empfindung, auch bey 
den fögenannten empfindlichen Kräutern?) S. 22. 
ſucht er es durch das Geſetz ber Staͤtlgkeit zu be⸗ 
ſtaͤtigen. (Dieſes kann ja aber Doch Feine Sachen 


verbinden, die weſentlich unterſchieden ſind, wie 


es bey den empfindenden und empfindungsloſen Ge⸗ 
ſchoͤpfen iſt. Oder will man etwa die Geſchoͤpfe 
nach dieſem Gefege auch Dis zum Schöpfer M un⸗ 
unterbrochner Reihe auffteigen laſſen?) Wer dtit⸗ 
te Abſchnitt handele von dem Menſchen inſonder⸗ 
beit. Alles ruͤhrt da von feiner beſſern Organi⸗ 
ſation her. .. Ein jedes erſchaffenes Weſen, ©. 27. 
“der erhabenfte und chätigfte Seraph ſowohl, als 
der dem Scheine nad) empfindungsloſe Baum iſt 
eine Fünftliche Maſchine. (Gut — 'und der Ber 
weis? Diefer macht dem Verf: wicht viel. Mühe. 
Man müßte, fagt er, ſonſt auch ſolche Geiſter in 
den Thieren, mid in den Bäumen ännehmen. Und 
” wer hat noch je einen Geift geſehen? — O Ne 
Skeptiker und Thoren, bie diefen tieffinnigen Bes 


Erfehüt- 





+ 
\ A ’ 


zur Siefenlehre fur jedernninn. 785; 
Erſchücterangen in. ben grübem Nerven, blaiben, 


entſtehen dunkle, wenn fie auch die feinern -berope, 


gen, deutliche Vorſtellungen, Eſcheint, daß bey .n 
jeder Vorſtellung die feinern mit in Ipätigfeit ger  : 
feßt werden muͤſſen) bie mit, hunfelm, ober deutli⸗ 
chem Bewußtſeyn verbunden ſind. Dieb: ichs 


* 


behauptet, aber nicht erklaͤrt, nicht mit Gruͤnhen 


beſtaͤtiget, noch auf die gegenſeitigen geantworaeer 
©. 37. Ale Borfiellunggn, ſind dem wahr den; 


« 


fie Bat, Urtheile encſtehen aus gleichzeitigen Sonn, 
ſtellungen, mithin fd auch dieſe wahr Zanh.fe, 


giebt es ſchſechterdings feinen abfoluten, yrhung: 
(Hier liege das Seltſame blos Im. Ausdrufhn. Es 


iſt nichts weiter gemeynt; glsdaß jedem fee line 


% 


theil, indem er es fälle, wahr feheing, bası.appes 
ſchadet, Daß er_ es, nachher ſethſt nad) erlangten, 


mehrerer Kenntniß unrichtig ‚finden. Eggs. Ges, 
rade fo iſt es. mic) mit Satz, ©. 414. bafj die: 
menfihlicge Vernunft nicht irren, Böune ,: inloſern 
fie nemlic) allemal nach der vorhandenen: Manffe- 
der Kemntniſſe urtheilet. Nachher, ‚wenn: ſich die 
Einſichten ver beffert haben, kann man immer ante. 
decken, daß. man ‚vorhin ‚geirre habe, . Uah was 


{ft mie dieſer Subtilität gewonnen?) ©,;49,. Alle ° | 
Empfindungen, Vorſtellungen, Gedanken und 
Urtheile find dem ſtrengſten und unvermeiplihftez, - 


Geſetze der Nothwendigkeit unterworfen... Ich 
habe eher feihe deutliche Varſtellung und kann fie 
nicht eher haben, als bis, ſie den Bewegungs» und 
Veraͤnderungsgeſetzen nach, an welchen ich: wicht 


das geringſte zu aͤndern vermag, bey min, eintrigt. 
| Bbb 2 In 


* 


1 


7156 - VWerſuch einer Anteitung . 
In dem allen habe ich feine Willkahr, feine Frey: 
beig, feine Eigenmaͤchtigkeit. Es kommt alles 


tells auf meine Empfindungsfäßigkeit und deren 


Grad, theils auf, die Lage an, in der ich mich be- 
finde. Ich kann mieälfe nicht die geringfte Schuld 


| beymefien,, daß ic) auch nut einen Bedanten 


N ⸗ 


J Zufaͤlliges, nichts 


Miger habe, als ich Habe, ober daß meine Wor- 
fhung gerade Diefe’oder feine anbreift, auch nicht 
das mindefte eigne Verdienſt darüber, daß ich ir⸗ 
gend worinn Befler fehe, “ als ein Andrer. Alle 


. weine Entſchieſſungen und Handlungen erfolgen 


nach — Geſetzen. Hier iſt nichts 
gelaſſen iſt, das auf mehrere "Art möglich wäre, 


ppondern eine jede Empfindung und Vorſiellung, bie 


ih Habe, eine jede Entſchlieſſung, die ich faſſe, eine 


yede Handlung, bie ich thue; iſt ſchlechterdings noth⸗ 
oe und unausbleiblich. — Man ſieht leicht, 


wohin dieß Syſtem, in dieſer Ausdehnung und fo 
unbeſtimmt vorgetragen, nothwendig führt. Der 
Verf. nimmt dochwohl keine abfolute, ſondern eine 


bebdingte Nothwendigkeit an. Und wenn nım alle 


Bedingungen, unter weiche bie Ideenlage haupt: 


.... fachtidh mit gehötet,; da’ ſind, fo wrfofge andy bie 


Wirkung gewiß und unausbleiblic.: ¶Wenn aber 
konnen wir entſchelden, daß alle dieſe Bebingun- 
gen da find, daß Bein Moment: Verfelben fehle? 
Niemals vor der Hatiblung , fordern erfl, wenn 


ſie geſchehen ift. Ift ſie gefchehen,:fo koͤnnen wir 


freylich ſchlieſſen, fiehabe einen zureichenden Grund 


ehabt. Sege nun aber dieſer Grund gang in —8— | 


/ 


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eo fi o 
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zillkuͤhrliches, nichts das fry 


- ‘ 
N. 


a: 2: Cteöiehee für’ jean. ‚2 u 


Dingen ‚ ‚ohne: daß die Seele das geeingfte-bäp 
beytrüg, oben betragen konnte? Hänge die Wer⸗ 
bindung, bie Lebhaftigkeit meiner Ideen Heinz von 
den Außern Umftänden. des Unterrichts, ber Geſell, 


ſchaft u. f. w. ab, ohne daß ich durch eigne Bear ⸗ 


beitung derſelben fie mie tiefer eingebrürft;:-burch 


eigne Aufmerkſamkeit aufgeffäre- und fie mir föge.  . 


genmwärtig gemacht habe, daß ſie leicht wieber ben 
fallen und gerade da beyfallen, wo ich ihrer mw . 
Bewahrung meiner Unſchuld, zur Warnung vöh. 
dem Reiz finnlicher Eindruͤcke vennörhen babe? 
Wozu fehrieh denn der Verf. eine Moral, wenn 


er nicht hoffte, daß feine Vorſtellungen ein. Jugre . | u 


bien; ber Ideenlage feiner $efer, und auf biefe Wei⸗ 
fe ein Mitgeund ihres Verhaltens 'werben falten? 
Können fie Yas aber werden, wenn die Auſmerk⸗ 
‚famfeit fich nicht darauf Heftet, umb fie dem ‚Bes 
daͤchtniß zu getreuer Aufbewohrung einverfeiße 7 
‚Nehmen wir den Fall einer ſehr reizenden Verſu⸗ 
dung zur Unkeuſchheit: mit einerley aͤußerlichen Uns. 
ftänden an. - Die Stärke des. äußern Eindrucks 
ift hier bey zwey Derfonen gang einerley. Der eine 
aber. hat große und richtige Begriffe van der Wuͤr⸗ 
de und Beftirumung des Menfıhen, von den Ge⸗ 
fahren der Unkeuſchheit und den. Geſeten Gottes, ° 
und biefe has er ſich Durch, Nachdenken, Unterricht 
und Fleiß erworben. Der andere hatte bie nem⸗ 
liche Getegenheit, aber er Bachte weniger nach, war 
leichtſinnig, hieng ſchon verführerifchen Gedanken 


nach und prägte fie feiner. Phantaſie ein, und ſo iſt 
es fi SUR, daß Fi I ee ‚Begriffe 


bn 2 


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⸗ 


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138, Fan epische ablinns· N 


feier Meenmoſſe fehlen. Komme an jege bie 
WVWerſuchung hinzu‘; ſo wird ber. feßtere unterliegen, 
indeß ſie der eritere,tüberwinder. Es kann frenlich 
Faͤlle geben, wo -dußere finnliche Reize das Nach⸗ 
‚ denken ganz unterdrücken, abet inden.meiften findet 
. 88. bie. wenigſtens fein Gefühl überzeugt,) ſtatt, 
Haß wir felbft:unfre Aufmerkſamkeit vom den abra⸗ 
thenden Mruoͤnden abwenden, und uns dem Eindruck 
Br Zukathenden ganz uͤberlaſſen, und daͤdurch ihr 
 Mebergewicht hervorbringen. Dieſe Art der Noth⸗ 
wendbigkeit, die der V. annimmt, und in der Aus⸗ 
dehnung, die er. ihr giebt, wird alſo wohl niemals 
in Glaubensartikel in der Welt werden, und der 
„Menſchenfreund muß wünfchen, daß fie es nie wer- 
De,.:da der. Schwachen und Seichtfinnigen fo viel 
Fe: Won ©. 76. an befchäftiget er ſich mif ben 
Einwuͤrfen, ‘die man bagegen zu machen pflegt, 
md fische fie mit wielem Fleiß und Scharffiin zu 
‚enftäfsen. Der.erfte ift Das Gefühl ber Freyheit. 
Err leugnet, daß man bey der Vorſtellung eines 
cAberwiegenden Guten doch noch unentſchloſſen blei⸗ 
wWen koͤnne. ( Ja, wenn es fo uͤberwiegend iſt, 
- daß alte Gegengruͤnde ganz davon übertroffen wer⸗ 
‚ Den." Aber gefeßt, daß es zwar überwiegt, abet 
mub:tm'nenige Grade, daß wichtige Gegenflän- 
‘ ie vorhanden find, daß es mehr barauf anfommt, 
7 ah welche Eeite:die Seele ihre Aufmerffamfeit 
lenkt; fo wird das Uebergewicht erſt vorhanden feyn, 
:wemm die Seele die Gegengruͤnde verabſchiedet, und 
ſich ohne weiteres Bedenken dem Eindruck der einen 
Bi seit) Von ber Reue wırb ©. a 
ehr 


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Ban EG — 
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ſeht wohl bemerke, daß fie allemal erſt nach voll, 


brachter That entſtehe, und von den beffern Eine 


zuri Sittenlehre fuͤt jedermann. 759. | 


fichten abhange, die wir unter der Zeit nach volle . 
brachter Handlung erhaften haben, daß fie fih auf . 


die Selbſtliebe gründe, und zu einem beffern Ver: 
Baften in der Zukunft unentbehrlich fey. — Uns 


' ’ 1 ' 


duͤnkt aber doch, ſie entſtehe hauptfächlich dann, vo. 


wenn wir nachher einfehen,. Daß die beſſern Ein- 


ſichten, bie'wir nun haben,. ung auch bereits vor‘ 

- der handlung fhon gegenwärtig waren, oder - 
doch häften erlangt werden koͤnnen/ wehn wir 
porfichtiger geprüft hätten... Auch da kann man 


ſich zuweilen irren, indem man ben gegenwärtigen 
Zuſtand, we bie gefättigte Begierde fehmeigt, mis - 
jenem erſtern, wo fie zum Genuß reizte, verwech⸗ 
ſelt, aber die Hauptſache bleibt deswegen doch rich⸗ 
tig, weil es uns nicht reut, oder wir uns nicht ta⸗ 


J 


u 2 
T 


deln, wo wie die vorigen Grunde immer noch 


gut finden, ober eine unisberwindliche Unmife 
fenheit im Spiel war. Das angegebene Benfpiel 
S. 107. beweiſet es. Wenn das Halıs, vom Blitz 


entzündet, abbrennt, ſo war ich ja Daben ganz ui. 


‚thätig und leidend, wenn es aber durch meine Fahr⸗ 


kaͤßigkeit geſchah, fo war fie ja für mich vor der . 
- ‚Handlung eben fo gut vermeiblich, als fie es nad“. : \ , 
her iſt. — Auch dem,. was det Baf, ©. 113. © 
von Tugend und Safter fagt, koͤnnen wir nicht gang . 


benftinnmen. Tugend und Laſter behaupter er, ſeyn 


feine oppofita, zwifchen welchen keine Verbindung 
möglich fen. (Was fol das heißen? Iſt denn _. 
Maͤßigkeit und Uanißnt, Redlichkeit uud 


⸗ 


4° Balfche 


1 


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760Verſuch einer Anletms - 
KFalghheit niche entgegen gefegt ? Hebt das allen 
. Unterfchied auf, weil uns die Grenzen bey ein⸗ 
* zelnen Thaten zumeilen zuſammen zu fließen ſchei⸗ 
nen?) Tugend und Laſter ſinden wir ben einem 
und eben demſelben Menſchen. (Ja. So au 
Erkenntniß und Unwiſſenheit, und deswegen find 
berde doch unterſchieden.) Man tilge alle Bes 
griffe von Saftern aus, fe fterben die Begriffe 
. von Tugenden au hin, - (Wie fettfam! Wurde 
fh denn die Welt Ne dabey befinden, wenn 
fie nie einen Begrif & €. von der Onanie ober 
Sodomiteren erlangt hacce 7) Die Urtheile der 
Menſchen find darüber fo getheilt. (Mur in ein⸗ 
zelnen fällen; in der Dauptfache ſtimmen fie über« 
ein) Wir verftehen nicht, was. es beiffen fol, 
es giebt kein allgemeines Laſter. Daß alle 
Menfchen ſich fetbft lieben müffen, das macht es 
vicht aus, da fie Die Vollbringung fo vieler gemein ⸗ 
fchädlichen . Handlungen nicht hindert. .S. . 193. 
Jeder heurtheilt ben andern aug feinem Stand. 
ort und nenne das lafterhaft, was er in gleichem 
Fall nicht thun wuͤrde, wo er mit fich feine Ueber⸗ 
- - einftimmung findet, (Das findet blos ben Hend 
ungewftart, deren Moralitaͤt noch nicht genug be« 
ſtimmt ift, In andern Fällen nett der Säufer, 
"der Geizige ſelbſt, die Betrunkenheit, den | 
ein.tafter.) Tugendboft und lafterhaft bezeichnet 
- Klon den höhern oder niederen Grab ber Vollkom · 
mienheit. (Gary richtig, Aber wog der Höhere 
wandgelt, da ift das Oegentheil davon, Unvollfom 
nwrenheit vorhanden.) Und nun kommt ber un 
a Zu : ou - a 


» ? 








a En Zn Ze 


jur Sitenlehre fuͤr jedermann. 61 


og ©. 138. Haß jeder Menſch uͤberall ſo moraliſch 


gut handele/ als er es nach Maasgabe feiner Kräfe 


kurz für feine Perfon nur aufbringen kann. (St 
handelt der Betrunkene auch fo gut, als er es im 


Naufch vermag. Iſt es aber deswegen das beile 


überhaupt? Iſt er ohne Schuld?) Will man 


us 


©. 144. unter Zurechnung nicht mehr verfießen, 


* ‚der Menſch ift die wirkende Urfache einer That, 


&. Hat Deswegen deren Fruͤchte zu genießen, ü BE 


. te, ‚Einfihten, beſondern Stimmung und Sage, | 


—* dieſen Begrif zu, nicht aber, wenn es (6 ' 


viel heiſſen fol, daß es ihm beyzumeffen ſey, daß 
er fo und nicht anders iſt, daß es dabey auf ihm 


angefommen fen, ob.er fie habe fum'ober faffen ..” 
wollen. Die That mußte erfolgen, weil alle ze . ; _ 
reichende Urfachen ba waren. Ihn darüber zu: 


firafen, waͤre eben fo wiberfprechend, als wenn ich 


einen Baum ftrafen wollte, weil er auf den Ni 


Hieb gefallen iſt. Eine jede Strafe, bie 
Beziehimg blos auf bie gefchehene That har, iſt 


unvernünftig, denn fie mußte nach dem ©efeb der. - - 


Mothwendigkeit erfolgen. Die Strafe macht fein 
ve wo ungefchehen, (Aber fie vcghindert ande⸗ 


Bey dem Thaͤter und feinen Zeitgenoffen. Und 


| wenn er auch nach der That ſchon ſich befonnen hat, 


und beſſer geworben iſt, fo iſt die. Strafe ein Ab. 


haltungsgrund mehr fuͤr die Jukunft.) Zur War -· 


nung andrer ſtrafen heiße nichts anders, als ihn 
um der kuͤnftigen Verhrechen anderer willen ſtra⸗ 


fen, und iſt graufam. (Ya, wenn. dieß ee eine . 
wi 


ge Grund wire, und Ken Di 


762  .':-Derfüch einer Anleitung 
willkührlich vermehrte. Daß die Beflerung bes 
Uebelthaͤters dabey zuerft bebadıt werden follte, 
darinnen finb’ wir. mit dem. Verf. eins. Todes 
ſtrafen duͤrfen indeß, wie außer mehrer Gruͤn 
den auch die Erfahrung beſtaͤtigt hat, nicht gaͤnz⸗ 

dich) verwieſen werden, wenn gleich zuweilen an⸗ 
dere paßlicher ſeyn duͤrften.) Die Parodie ©, 
161. und 163. laͤßt ſich dem Verf. mic weit groͤſ⸗ 
ſerm Recht zuruͤckgeben, da ſie blos die Verthei⸗ 
diger der Indifferenz trift. Wir koͤnnen dem Kr. 
Verf. nicht in den weitern: Betrachtungen über die 
allgemeinen Kegeln der Vernunft, und bem Ted 
und bie Fortdauer nach demfelben (die er behan- 
ptet) folgen, ob mir gleich aud) hier vieles‘ Gute 
und Wichtige mit manchen Gemagten und Uner- 
seeisiichen gepaart gefunden haben. Mit bem 
gzweyten Theil nimmt nun bie Moral fesbft ihren 
Anfang, bie manchen wieder verföhnen wird, ber 
Durch die zu weit getriebenen und zu breift behau⸗ 
pteten Spefulationen des erften Theils mit dem 
Verf. unzufrieden wurde, - Er entfchulbigt fich 
auch in der Vorrede wegen feiner Sprache, wo 
faſt alle Reggpa gerade zu in. ausbrücflichen For« 
derungen an ben $efer etwas zu: erfennen, zu bes 


7 penken und zu. thun vörgefragen werben, und bit 
et, ſolches nicht als einen Widerruf feines Sy 


ſtems anzufehen. Cr habe bieſe Forderungen nie⸗ 
hergeichrieben, damit fie durch den allgemeinen 


Sttom der Dinge andern’ zugefuͤhret, und Diefe 
"; Dadurch in ihren Entſchlieſſungen und Handlun⸗ 


“gen, ohne daß fie es Andern koͤnnten, determinict 
' . wuͤr⸗ 


‘ 1 ‚ , 








zur Sittenlehre für jedermann. 765 


waͤrden. Dieſe Ausflucht duͤrfte aher nicht uͤber⸗ 


all hinlaͤnglich ſeyn. So wernes ©. 172. heißt: 
huͤte dich, ſo liob dir deine geſamte Wohlfahrt — 


daß kein ſinnliches Vergnuͤgen ſich dich unterwuͤr⸗ 


fig mache, und du deſſen Sklave werdeſt, wuͤrde 
ſich nicht darauf: aus dem Soſtem des Verf. fol⸗ 
gendes amtworten laſſen. Ich ſoll mich hüten, 
dieß zu chun? Aber Das hängt ja nicht von mir 
ab, da ic) blos von dem Eindruck äußerer Dinge’ 
abhange. Wenn fid) nun dieß finnliche Vergnuͤ⸗ 
gen mir fo oft darbietef, wenn es fo lebhaft auf 
mich wirft, wenn fich Feine Gegengruͤnde barbier 
ten, ober wenn fie nicht lebhaft genug werden, fo 
kann ich es ja niche ändern,. ich muß gehorchen, 


‚muß mid) ihm 'überlaffen, welche Folgen auch Wu Au 


daraus entftehen mögen, Und wer ſo fpräche, wuͤr⸗ 

de vom Verf, nicht koͤnnen getadelt werden, wenn 
‚er ihm feine Regeln. zurüdgäbe, — Don den - 
‚richtiger Gefinnungen gegen Gott, bie einen ſo 
wichtigen und ſchaͤtzbaren Theil der phitofophifhen 
Moral ausmachen, hat der Verf. nichts, weil er . 
glaubt, wir fönnten uns von feinem Wefen über - 
uns deutliche Borfiellungen machen. (Und doch 
hatte er im erſten Theil gefagt, daß wir fo viel von 
‚Bott erfermten, als ums nöchfg wäre, Er iſt un⸗ 
„fer Schöpfer , Verſorger, Wohlthaͤter, gütig:und 
"per Inbegrif aller Vortreflichkeie.nah S. 12... 
Fordert das. nicht, gewiſſe Gefinnungen, die wi 


‚unmöglich vernachlaͤßigen duͤrſen, und deren die⸗ 


:Moral gedenken muß?) Diefer Theil handelt alſo 
blos bie Pflicheen gegen uns ſelbſt ob, in Anſchun 
unſe⸗ 


on 


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B 
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‚284. - Verſuch einer Anleitung en 


unſerer Kräfte, und unfree Teiche, forscht des 
EGrundtriebs, der Selbftfiebe, als der davon abe 
. geleiteten, nemlich deg Verlangens nach Sehen und 
Geſundheit, Zufriedenheit, Vergnügen, Erkennt. 
niß, Ehre, Freyheit, Mache ımd Anfehen, und 
endlich, der Geſelligkeit. Mit diefem bahnt er fich 

‚den Uebergang zu. dem dritten Theil, der nach 
einer Einleitung von der menſchlichen Geſellſchaft 
überhaupt, imd den angebobrnen Rechten ber 
Menichheit , Die volffommne ober. Zwangspflich⸗ 
sen, nemlich Aufrichtigkeit, Treue und Friedfer⸗ 
rigkeit darſtellt. Es ifk.nicht zu leugnen, daß 
vieles weit richtiger, als man es gewöhnlich ließt, 
vorgetragen, von neuen Seiten gezeigt, und mit 
neuen Gruͤnden (wie z. B. die Pflichten gegen die 
Ehre ber Armen): defeſtigt iſt, aber man trift 
Auch wieder hin und wieder ungeprüfte und unere 
Wweisliche Behauptungen, gewagte Säge, irrige 
Vorſtellungen und eines großen Mißbrauchs fü 
brlge Regeln (z. B. von der ehelichen Treue S. 
214.) ar, fü daß es einen geprüften Denfer for« 
7 Kert, der das ächte Gold von dem geringhaltigern 
1°. Metaf und derir beygemifchten Schlafen zu ſchei⸗ 
den verfieht, Gehe. gegründet: ift ber ſpottende 
Tadel, den er über Die Lehrer des Naturrechts aus⸗ 

gießt, daß fie manche Rechte der. Menſchheit aus, 
Ubtopien herholen, eine Freyheit chimäriren, bie 
>. %a der Geſeliſchaft von gar feinem Gebrauche ift, 
=. und fa viele Rechte angeben, die nicht die gering⸗ 
ſte Anwendung mehr zulaffen. : Mehr wißzig, als 
gründlich iſt Hingegen Die Vertheidigung dab Zi 


3 


oo: [ v \ | 
„=. zur Sittentehre für jebermäng. "7 


She von des Nothwendigkelt nlemand faul mar 
chen röerde well in felbige zugleich alle untole 


derſtehliche Urſachen mit eingefchloffen lägen, die. 


ben Menſchen ununterbeochen forthanheind machen 
müßten Ein ſolcher Stillſtand ift freylich nicht 


zu beſorgen, aber wohl, daß ſie ſich dem Strome, 


beflen. Gewalt doch unwiderſtehlich iſt, willig uͤber· 
laſſen, und der Vorſi ht, des Widerſtands und der 


Vorſchriften des. erfahrnen Skeuermanns vergeſ⸗ 
en moͤchten. Ueber Die Vorwuͤrſe, die der Verf, 


den Theologen mit fo viel Setbfigefäligkeie macht, 


wollen wir gar nicht urtheilen. 


ken und fprechen — und wir wollen nichts fügen, 


was pr. auch. nut entfernt als eine Folge bes Odium * 
theolögicum, der ihm fo furchtbar ift, oder des 


Gemwerbeharafters, deſſen er feibft sinen Er 
Bing eranigt, auelogen Fönnte un 


mußte Jana) 
der gegenwaͤrtigen Lage ſeiner Einſichten fü den. 


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766 De Formula reform. cccleſ. 
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De formula reformationis: eccie- 
Neaoſticae ab Imperatore Carolo-V. in Co- 
mitiis Auguftanis A. 1548. flatibus ecelehaflicis 
oblata, et A. 155g. variis fapplementis aucta ad- 
huc hodie in materia difciplinae ecclefiafticae in 
Germania pro norma inferuiente.. Comments- 
tio juris ecclefiaflici. -. Autore Audr. Brau- 
— burger. Moguntiae 1762. 21 B. 8. 
Ju einer Zeit, wo in ſo vielen roͤmiſchkatholi. 
ſchen Staaten eine Reforme mit eben fo viel 
Weißsheit als Vortheil vorgenommen wird; mo 
de Religion und Kirchenzucht, nachdem fie lan⸗ 
ge durch Dummheit, ‚Aberglaube, Eigennutz und 
- Priefterbetrug aufgehalten war, die alten Daͤm⸗ 
‚ me durchbricht, und ſich an ihren Widerſachern, 
Mönchen, Drdensgeiftlichen, Klofterbrüdern und 
- ihrem Anhang, der ihre Rechte lange verfannt, 
ihrer Autorität. lange genug gefpottet hat, zu. raͤ⸗ 
| den anfängt; mp die Klage über die Vernachlaͤ— 
ßigung der Difeiplin laut an die Thronen gelangt, 
wo ber feharffihtige Blick der erſten Fürften 
- Deutfchlands die Quellen des Üebels entdecke, die 
man im. Vatikan nicht fehen und nicht verfiopfen 
wollte, und wo bie Thätigfeit diefer Fuͤrſten batd 
verhaßt gemacht, bald beftritten, bald als gewalt⸗ 
, thaͤtiger Eingriff in die Rechte der Kirche, getadelt, 
bald wenigjtens mit bedenflicher Aufmerkſamkeit 
‘ " , anges 


— 








| Car. v. ed, Brauburgey. © 76n " 


augeſchen wirds Zu einer fülchen Zeit. erfcheing de | 
eben angezeigte Schrift gewiß ſehr zweckmaͤßig⸗ 
Sie zeigt, was, einſt ſchon Fuͤrſten thun wollten, 

was ſie enpfehlen, veranſtaltet nid auttvorfen, um. 
der durch Schuld des Klerus finfenden- Kirche auf . 
zuhelfen; was fir. Berbefferungen und Reformen, 
fihen ‚vor beynahe dritthalbhundert Jahren ge⸗ 
wuͤnſcht. für noͤthig erachtet, eingeſchaͤrft wor · 
den; und wie die daruͤber entworfenen und gublie 
eirten. Geſetze fo. rechtskräftig fie auch waren, doch 
faſt ohne Erfolg geblieben, bie damaligen Min, 
gel ſich erhalten,. die Mißbräuche geduldet, die " 
beften Anſtalten vereitelt worden, uind. wie der 
Klerus noch immer nicht in dir Schranken zuruͤc⸗ 
kam, die ihm damals kaiſerliche Ordnungen 
umð biſchoͤfliche Conſtitutionen anzuweiſen bemuͤ ht 
waren⸗· 

Es iſt befannt, wie ſche Gait ber‘ fünfte ſichs 
angelegen ſeyn ließ, Eintracht in der Religion zu. 
ſtiften und wie I Sorgfalt und &ift er befonbers 
‚auf dem Reichstag zu. Augfpurg 1548 anwendet, 
die Proteftanten mic der römifchgefinnten Parthey 
auszugleichen.” Es: ift eben fo bekannt, twie.die 
Hinderniſſe dieſer Endigung theils in Diſſerenzen | 
über Sehifäße und Gebräuche, theils in gerechteit- . 
Klagen über die Difeiplin, befonders beym roͤmi⸗ 
ſchen Klerus beſtunden. Jenen fuchte man durch 
das ſogenannte Interim zu begegnen, beflen. Abe“ 
ſicht und Einrichtung in unfrer. Kirche fo viele, Be⸗ 
wegungen verurſachte; dieſem aber abzubeifen, wur⸗ 

ve bie obige 8 formula. vefarmmatjonjs für, ven. 
roͤmi⸗ 


ne 
i 


⸗ ©. 


768 De Formula reform. ceclel | 
edmiſchen Klerus aufgefeßt. Es mar nichös-neuet, 


. baß,unter Paiferlicher Autorität auch Pirehliche Die | 
feipligarfachen abgehandelt wurden; nichts neues, 


daß Kaiſer das taube Vatikan an eine Reforma- 


nion erinnerten usb dazu die Hand boten; . denn 


außer den Beyſolelen aus den aͤltern Zeiten führt 
Hr. Brauburger in diefer Abhandlung Signtund 
‚umb Maximilian an, die besiegen, Anftalten nad» 


‚ten; nichts neues, daß ſeitdem Sucher — 


hatte, die Bloͤſen der Kleriſen aufzudecken, in 


Daihand Wünfche, Werfuche, Aufferderungen 


an Rom, dem Unweſen zu fleuern, auf den Reichs⸗ 
tagen zu Nürnberg 1521. u. fg. (nicht zu Auge 
‚fpurg wie hier $. 14. fleht: auch weiches bier über« 
gangen ift, zu Regenfpurg 1534, wo Ordinatio 
ad remouendos ubufus et ordinatio ad vitam cle- 


\ ri reformandaın zum Vorſchein fam, f Strobl 


Mifcell. x St. ©, 108 fg.) zu Augſpurg 1856. 
Cauch zu-Regenfpurg 1541. wo män ſchon den 


den Vorläufer des Interims ausbrütete) Jeht laut 


geworden; nichts neues, daß man zum Schein 
“auch in Rom eine Conſultationem praelatorum 
oder Confilium de emendanda Ecklefia - ohne 
Exnſt und Wirkung edirte und zuletzt nach langem 
Wierftand die wichtige Sache dinem langfamen 


Concilio vorlegee; daß endlich, nachdem Nahe 
fäge fruchtlos gewuͤnſcht und Die Patres zu Trident 


Ba ſich ſelbſt geſchont hatten, mit mehr Ernſt die oben⸗ 


gedachte Formel, an welcher ſichertich Julius 
Pflug großen Antheil hatte, dazu dienen ſollte, den 
Klagen und Ausfünsifungen eigen ir fee 





1. 
u 


Ca v. ed. Prauburger, 0 78 


&ie erfhien auch m gleicher Zeie mit dem Suter > | 

eim gedruckt, iu Mainz 1548. und wurde: durch) a 

viele Bifchäfje nach dem Willen des Raifıs, T 

ihren Discefen befanne —. dog) nicht gültig — u 

gemacht. '. Det. Verf. dieſer Abhandlung führe ., 

bier. fehr gute und vollſtaͤndige Beweiſe, wie fe -. 

auf Didcefanverfammlungen und. —* yno⸗ 

ben der Biſchoͤffe in Coͤln, Paderborn, Mainz, '. 

Mürzburg, Augfpurg, Luͤttich, Trier, Strass .- , 

burg, Speier, Salzburg, Camburg empfohien 

und beſtaͤtigt, und zuletzt auf dem Reichstag zu 

Augſpurg im J. 1559. wiederholt und mit eini⸗ 

gen Erweiterungen zum. Druck nochmals. befüre 

bert worden. Aus dieſer Yusgabe hat er Die gan -- 

ze Formel hier wieder — doch -mit mancherley oo. 

Druckfehlern — abdruͤcken laſſen, und zuletzt ge- 

zeigt, daß die neuen Aenderungen vom J. 15559. 

und uͤberhaupt die ganze Formel den Sanctis Ca. 

nonibus der-ältern Kirche ganz gemäß find, Da⸗ 

ber hat er für jebes Geſetz die Stellen aus den 

Decretis Synodorum et Canonibus; meift der 

mittleren Zeit gefammlet, wo aͤhnliche Versrdnin 

gen gemacht worden. Zuletzt folgert:er.aus bem 

allen, daß diefe Formel als ein allgemeines Reichs⸗ 

gefe& muͤſſe angefehen werben, ob es gleich bisher 

nicht öffentliche Autoritaͤt gehabt habe; daß die 

Biſchoͤffe für ihre Aufrecht haltung und Befolgung 

ſorgen ſollen, und daß ſie als eine Norm der Re⸗ 

formation noch jetzt gelte. Wir üͤberlaſſen dieß 

den katholiſchen Fuͤrſten und Biſchoͤffen zur Be 

bergigung: wir fetbft haben ben der Seftüre diefer 
Soͤderl. >ibl.a. B. 10, St. Ger müß«: . 


! 


770 De Formnule ‚reform. encef, 
mä6fam bearbeiteten Schrift uns ber Frage nicht 
erwehren koͤnnen: wie kommts doch, daß fo viele 
heilſame Kirchengeſete i immer verachtet geblieben? 
‚ Wie kommts, daß'eine formula reformationis, 
‚bie auf zwey Reichstägen verfaßt und beftätige 
worden , nach mehr als zweyhundert Jahren noch 


F alle bamaligen pia deſideria übrig ließ? Wie 
konimts, daß ber Klerus, der unter dem Namen - 


der Kirche diefe Verordnungen. machte, fich nie 
diefe Feſſeln anlegte, |nie zum Gehorfam gegen bie 
Kirche gebändige werden Fonnte? — Iſt e8. nicht 
beffer thätig als mie Formeln zu reformiren? Die: 
fe werden ad acta gelegt — vergeflen, und elubirt: 
‚thärige Reforme beugt ven fteifen Naken, realis 
fire alte Wünfche, wird nur von denen befeufst, 
bie feine ' Diſeiplin der Kirche erkennen wollen, 
und vom jeden Patrioten befoͤrdert. Kirche und 
Fuͤrſten Haben fange genug den Verfall der Kle⸗ 
riſey und die Folgen deſſelben geduldet und dabey 
gelirten: wer ſich ſelbſt nicht, ob er. gleich viel que 
Recepte bat, innerlich curiren will, mag ſichs 
gefallen faffen,, wenn’ die äußere Kur von an⸗ 
. den ernfthaft und: ſchmerzlich wird. Gott “pon 
Se 


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1 


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Herm. mid. Ki cher noua — 05 
theca hebraica ſecundum ordinem biblio- 
thecae hebraicae b. Ioh, Chriftoph, Wolfit diſpo. 
ſta, analecta literaris huius operis filtens. . 
Pars I. lenae, 1783.17. B. 4 


re die hebr aiſche und rabbinifche:Siterge - 
nicht fo tief gefunfen, fo fehr verachter, und, | 

fo fruchtbar auch der Boden iſt, nicht durch Tirel- 
Främeren fo ſteril geworden, fo dürfte der Wunii | 
wohl fiat finden, daß die mitfo unglaublicher und - . 
undanfbarer Muͤhe compilirte bibliocheca hebr.-" 
Wolfs in einen Auszug gebracht, durch Die neuern, 
ihm unbefannten Beytraͤge und Berichtigungen U 
ergaͤnzt und.verbeffertt, und dadurch die Veroch ‘. 1 . 
tung einer Nation vermindert würbe, die doch im⸗ | 
mer auch) ihre zahlreichen und wichtigen Schrift.‘ 
ſteller aufweifen fann, Märmer zeugte, auf welche 
jeder chriftliche Staat ftolz fenn dürfte, zur Zeit 
der Barbaren in ven Wiffenfchaften faft mehr ap 
geflärte Köpfe harte, als die Kiöfter, und durch 
vielerley Urſachen zur Aufflärung mander Wiß \. 
fenfchaften und Erhaltung mancher Kenntniſſe mite- 
mwirfte.- Allein Verachtung ganzer Nationen. mache 
ſehr Leicht ungerecht gegen die Vorzuͤge und Ver⸗ 
dienſte einzelner Glieder derfelben, und es ift dieß 
nicht der erſte Fall, wo man ‚Kenntniffe und erh 
eines. Mannes. berunterjeßt und mit Verachtung 

| ce a an⸗ 


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‚772 Köcheri.nous bibliotheca hebraica ete; 
anſieht, blos well er nach Knoblauch riecht. Soͤll 
ten uns niche bie Wiffenfchaften und Denkmale 
ber üben ſchon um deBröillen fehr ehrwürbig ſeyn, 
‚weil fie von Menfchen kommen, bie, abgeriſſen 
von andern, unter dem Druck, Troz aller. Ver: 
achtung, ‚durch ſich felbft emporfireben, frembe 
Huͤlfen, fremde Bildung wenig oder gar nicht 
nuͤtzen, und ſich alſo faſt durch ſich ſelbſt bilden ?— 
Doch keine Apologie fuͤr juͤdiſche Schriftſteller, ſon⸗ 


dern nur ben Wunſch, daß ihre Literatur nicht als 


zu unerheblich angeſehen wuͤrde; daß eine Epito⸗ 


me aus dem voluminoͤſen Werke, welche die Flei- 


men Schriftftellge — jede Nation, jede Partheh 


.. 


hat ihren Troß, ihre Mobdeferibenten, ihr Diliec 
- tantenfutter; warum nicht auch. die Juͤden? — 
‘von den wichtigern abfonderte und in ben Rath 
ber großen Rabbinen nicht kommen ließe, verfer- 


tigt und das Andenken der gelehrten Juden fo gut 


als der Araber, Griechen und Barbaren erhalten 
würde. Ein folches Werk hofften wir bier: ‚allein 
‚wir fanden, daß es nur. Suppfemente oder eigent« 
fie Analedta find, darinnen aus neuern Jour⸗ 
nalen gefammiet worben, was andre Gelehrte zu 
Wolfs Berichtigung, Ergänzung und Bereiche⸗ 


| 2 


rung ſowohl .in Nachrichten von dem Leben, als 
von den Schriften der. juͤdiſchen Schriftſtellet bey⸗ 


getragen haben. Viele Zuſaͤtze enthalten auch Ur⸗ 


theile chriſtlicher Gelehrten über juͤdiſche Scriben⸗ 


gen, wie z. E. über Aben Eſra, Elias Levita, oder 
‚andre literariſche Nachrichten z. E. von Victor von 
Carbens Judenbuͤchlein u. a; - Gammenge 
> u | wi , eiß, 








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Pan. 


© Köcher’ not biliogeca} hebrajen ete. 237 


fleiß, . woran bie Siteratoren es niche feier und var⸗ 

fen fehlen laſſen, bleibt; wie wir finden, das voßg. 
zuͤglichſte Sob dieſer Beytraͤge, das freylich nich 
groͤßer ſeyn koͤnnte, wenn ber Verfaſſer noch meh © 
rere Hülfsmittel, feinen. Zufägen noch mehr Wolle’ " 
ftändigfeiti zu geben: beſonders große. Bibliothe · 

ken, oder wenigſtens Verzeichniſſe von großen Bi: - . 
bliotheken, welche jüdifche und bebräifche Schrif⸗ 
ten erithalten z. E. in Florenz, Turn u. dergl. Be 
te nüßen koͤnnen. — Der zweyte Theil wird ohne” 
bin feinem Inhait nach fohon meht wichtiges ende \ 
haluen Eisen j ‚als der er ae | 


» ' N , a L 2080 „‚ 





Andre theologiſche Schriften. | 
Rem Homitta v” 5 Casfari ii Ep. Arela- 


tenſis, quas nundè primum in, lucem pro- 
fert Ioh. Chriſtoph Amadutius ex‘ 'Cod. membra- 


uacdo’ Sec. IX. bibliothecae FF. pracdicatorum | eu u 

S. Marci Florentiae: Romae 178. ap. Alt. Ful-“ — 

gonium. 8. pagg. 30. — 1— 
Homillen, wie ſie ein lareiniſcher Biſchoff am J 


Ende des fünften. Seculi zu halten pflegte, im... - 
"denen wir nichts außerorbentliches finben und wer 
che wir blos anzeigen ‚: weil-fie vorher ungedruckt. 
‚waren, : Die brey erſtern handeln de jeinnio qua- Ä 
Arngelimali, bie, vierte: de amatoribns mundi, die 

| es Zr ‚fünfte | 


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774. Andre theologiſche Schriften. 

‚ fünfte. de aretorihus mifericordsee. Ba bie 
Handſchrift zuweilen fehlerhaft war, ſo hat Hr. 
Amaduzʒi bie Lefarten, meiſt gluͤctich verbeſſert, 


und die Luͤken fo ziemlich gut ergaͤnzt. Alles iſt 
‚ für Liebbaber der ſtrengern Morat wohl erbauli⸗ 


"her, als für Freunde der mildern errflichen Er 


teniehre. 


2) Erlangen. Dilfertarie inauguralis cheolo 
gica de Plalmis prophetias Meflianas continen 
tibus — "Gil. Prid. Hufnagel. 33 B.4 


Nicht blos die noch ſortw aͤhrenden — * — 
heiten chriſtlicher Ausleger A; T. im Urtheit über 
bie meßianiſchen Weiſſagungen, ſondern die vie 
len unbeftimmten Grundfäge, die fie annehmen, 
“und durch welche ihre Sehkraft verborben wird, 
bald nichts, bald lauter Mefiasbite im A. T. zu 
fehen,-müffen.einen Gelehrten, der ſein eignes ge: 
ſundes Auge hat, und.fchärft und brauchen will, 
eine. Nufforderung zum eignen Nachdenken fen, 
"um ſich ſelbſt den Weg zu einer unverdörbenen ımb 
frenen Auisfcht zu bahnen: und wir freuten unc 
daher, ale wir ſahen, daß Hr. : Hufnagel, deſſen 
ſcharfer Auslegerblick fremdes Licht abfchneider, 


uns ſeine Aeußerungen und Grundſaͤtze in dieſer 


Diſputation bekannt made. Im erſten Theil 
entſcheidet er Über die Frage: ob es dann auch 
Meßianiſche Pſalmen gebe? Und beiaßt fie beſon⸗ 


ders auch: aus pſychologiſchen Gruͤnd Wenn, 


wie nicht zu leugnen, unter den J aeen Hoffe 
wong, ESrwattung, Sehnſicht m einem- Da 
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—Andre theologiſche Scheiften, : 775 


tionalbegfütfer vorhanden war; . went. in’ ihr das 
Gemüth der Patrioten noch immer unter lm - 
Bedruckungen eine Stuͤtze fand; wie unbegreiflich 
waͤre es, wenn dann ber Dichter, deſſen Phan . 
taſie fo gerne ins Gebiet der Zukunft ausſchweift, 
ſich Ausfihten fchafft, und die Geheimniffe der 
fpätern Zeit vergegenwärtigt; wenn der Seher, 
der jeden Gegenſtand der Unwelt und der Mach« 
welt zum Objekt feines Gefangs macht, und, wenn 


er Patriot zugteic) ift, in feiner Begeifterung vor. : - 


nehmlich die goldene Zeit, bie er hoffe, ſchildert, 
nie dieſe Hoffnung, die ihm feine Religion mit - 
ſo viel Zuverläßigfeie gab, nie dieß Glück mit 
feinem Urheber befchrieben hätte, Zubem .ent» 
ſcheibet das N; T. Sc: 24, 44. wo nothwendig 
von eigentlichen Weiffagungen‘, nicht. von Ac⸗ 
commiobationen; die Rede ift.. Allein woran wer⸗ 
den fie mie Zuverläßigfeit erfannt? Dieß bleibt 
immer der Knoten, an deffen Auflöfung bie Kunft 
der Iheofogen anders als. die Kunft der Eregeten: 


arbeiter s — jene minder gluͤcklich; denn es-ifinie 


mals ſehr vortheilhaft für. die Religion geweſen, 

wenn die Theologen Exegeten gervorden find, aber -- 
defts beſſer, wenn die Eregeten. Theologen wur: 
den. Um alle Fehler zu neben, bemerkt der - 
Hr. D. H. daß die meßianifchen Pfalmen bios 

durch · die Anzeige ſolcher Eigenſchaften, die dem 
Meßias allein zukommen, ſich charakteriſiren, al⸗ 
‚fein daß man hiebey billig zuerſt die ganze Oeco⸗ 
nomie eines Pſalms, hernach auch, wo moͤglich, 
die Veranlaſſung und Goſchichte deſſelben, welche 
u . Kee4 0° - dem 


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| Pr Andre to Sören: F 


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dem Seife des Sängers die Stimmung gab, une 
terfichen, drittens. bedenfen müffe, daß man in 


den Palmen einen Dichter liefer, deſſen Ausdruͤ⸗ 


cka gewöhnlich größer als Die Sachen find und das 
ber oft auch von dem Dichter felbft- gelten Formen, 


deſſen Empfindungen und. Schickſale poetiſch zu 


ſchildern; und endlich, daß die Anführungen im 


M. T. zur Entſcheidung nur felten Drauchbar find, 


wo man nicht entdeckt, daß. die Apoftel foldye als 


J eigentlichen Beweis gebraucht haben. Außer der 


Regel, poetiſch zu erklaͤren, wird noch die Vor⸗ 


ſicht empfohlen, auch die Zeit und die Kenntniffe 


des ‚Seitalters ; „da der Pfalm verfaßt ‚wurde, zu 


. » ermägen. Kenntniß des Meßias j im A. T. muß 
von. der Kenntniß des Meßias im M. T. immer 


wie Morgenroͤthe von der Sonne unterſchieden 


bieiben und man darf daher Feine ‚Shataftere bes 
ur Meßias in den Palmen ſuchen, welche in den 


Seiten des N. T. allein-befannt waren. (Wels 
ches ſind ſolche? Seine.Seiden? Sein Tod? Sein 


geifttiches Neih? Seine Verſoͤhnung und Ge⸗ 


naugthuung? Man hat dieſe alle in den Pſalmen 


geſucht, gefunden und entdecken zu moͤſſen geglaubt: 


und mochte es nicht, da wir die Kenntniſſe ‚der 


Ifraeliten zu Davids: und. der Propheseg Zeiten 


bios ang den. Pſalmen und übeigen. Schriften ent 
decken koͤnnen, entweder Cirkel oder donditio ab 
inpofhbili. ‚zur Beſtimmung meßianifſcher Pſal⸗ 


mien ſeyn, nulli characteres Meſſiae ab interpre. 


te. Pfalmorum admittendi fynt, — quos ignora- 


..  bant penis llinpaen hommes 2 Anfierden em⸗ 


. en pPfpfiehlt 





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5 -. - 
7 
1 


Andre eheologifche Schriften. Tr. . 


gieflide Sr D. auch die Vorſicht. die Schil⸗ 
deräusen ja nicht zur. firenge, ſondern. als Bil. 
der zu nehmen, und ſich nicht irre machen zu lafe 


fen ‚ wenn man nicht. alles wörtlid) am Meßias 
erfülle ſieht, wie einige, Die, gatız unbefannt. wie 


dem Geift-der Weilfagung, den Mlefias im hun - 


dest und zehnten Pfalm (aud) zweyten) nicht Das, . ' 


Dere finden wollen, weil von Kriegen. und $eichen. 


geredet ift, welches ſich für eine fo fanftmürbige . 


Regierung nicht ſchicke. Hiernach geſteht der Hr. 


Verf. ſyey, daß er nicht viele Weiſſagungen vom 
Mleßias in dem -Pfalmen finde — und es. fehlt 


nun wohl nichts, als daß er feine großen und ſchoͤ⸗ 


nen Kenntniſſe auch anwende, bey Der. Erklaͤrung 

der Pfalmen zu beweiſen, daß er dieſen richtigen. 
Grundſaͤtzen getreu. geblieben. Wir find verſi⸗ 
chert,, daß er badurp),: wie durch alle. ſeine; Bes, 


mühungen, . . von denen die Kirche. ſo viel zu ar⸗ 

warten hat, den, Dpnf aller Forſcher der Wahre 

heit, verdienen wird. "Mögen denn andre, bie imehe, 

Seher find, es befeufzen, daß wir da wenig Licht 

ſehen, wo bie Vorſehumg erſt Vorbereitung. am 
Tag machte, = 


5). Bu dieſer fegerlichen Promotion lud Hr. De | 


Geiler dur ch ein auf Dxep Bogen ‚gedruchtes Pror 


gramm ein, worinnen er de diuinis notionibus 


cogitgtionibusque ‘ab humanis in interpretandis 
waticksiis caute difcernandis handelt und, wie 
fh ohnehin erwarten läßt, einige ſehr, intereffante 
Bemerkungen über die Abfihten und den Plan 
. ee “ den Weiſſagungen made: In den, 


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Fe ces. übrie 


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= Andre hhelebiſthe Ci. 
hi menſ chlichen Schriften; } fage e, kann und 


‚muß ein Ausleger fi) damit begnügen, daß er 
die Gedanfen und Borftellungen findet,‘ welche 


dar Redende mit den “Worten verbunden hat: al⸗ 


lein ber den Weiffaguhgen kann man fich hiebey 


richt beruhigen ober glauben, alsdann den Einn 
erfchöpfe zu haben. Denn die Propheten , -die 
ihre Reden niche ſelbſt erfanden, verſtunden die, 


ſelben auch nicht vollftändig und waren nicht fü 
. big, nad) ber damaligen finnfichen Denfungsare 


den geiftigern Sinn ihrer Worte zu entdecken. 
Nicht anders ftelle Petrus ı Br. 1, I1. die Sa⸗ 


. che vor. Vielmehr fommt es darauf an, daß 


man ſehe, was Gott, welcher durch ſolche Weiſ⸗ 


fagungen auch den kuͤnftigen Zeitaltern nutzen woll⸗ 


te, fuͤr Begriffe und. Vorſtellungen Dadurch nicht 
bfos bey den nächften Zuhoͤrern, ſondern auch bey 
den entferntern Leſern erwecken wollen. Er) dem 
alte Geheimniſſe der Zukunft bekannt ſind, waͤhl⸗ 
te weislich ſolche Worte und Vorſtelungen, wel⸗ 


che bey der Verſchiedenheit der Zeit, Denkungs⸗ 
art und Aufklaͤrung der Leſer auch einen verſchied⸗ 


nen Sinn haften. - Sim fruͤhern iſt immer Wink 


auf fpätere Kenntniſſe, Immer Keim Tichtigerer, 


vollſtaͤndigerer und reinerer- Begriffe, immer ber 
Fond, woraus die fpätern Zeitalter ihre Haupt⸗ 


ideen vom Meßias entlehrtten, immer Hüße ‚aus 

‚ welcher bie Nachkommen durch Vergleichung ber 

. jedesmafigen Umftände, durch‘ Erwegung ihrer 
Beduͤrfniſſe und durch Betrachtung der Sage: ber 
Welt Die wahren Anfahren und Plane Gurten mic 


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J Adbre chdologiſche ESchriften. 9 


dem Meßlas nach und nach eutroideften.: Aus 


dieſem ſehr wahren und der Stufenfolge aller 
menſchlichen Kenntniſſe angemeſſenen Grundfap . 
leitet der Hr⸗ Ds verſchiedene Folgen her, nach 
denen er die Auslegung der Weiſſagungen einge 
richtet wiffen will, Erſtlich: der wahre Sim - , 
einer Weiſſagung, ‘oder der ganze Umfang alter 
Borftellungen, welche nad) Gottes Intention dar⸗ 
innen verborgen liegen, kann am beften .aus dem 


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- Erfolg entdeckt werden. Nichts kann mahrer fenn,. ,« ° 


als dieß: confilium Sp. S. nonnili adınonitu di- 
vino intelligi a. nobis poteft. - Zweytens, dieje⸗ 
nigen irren fehr, welche zur Erflärung der Mef 
ſianiſchen Weiffagungen die Beftinimungen Jeſu 
und feiner Apoftel nicht wollen gelten laffen, viel⸗ 
mehr iſt es, Deittens, eine weit richtigere Negel, : 
daß man jede Stelle A. T. welche im N. T. vom: | 
Meßias erflärt wirb, fo lange von ihm ver ⸗ 
ſtehe, bis aus dem Zufammenhang. und andern . 
Ausdrüden erhellt, daß fie von jemand anders . ' 
"Bundfe: denn in diefem Fall ift es: Accommodation. 
- Enblid) oann man hieraus auch folgern , daß ale. 
Weiſſagungen puͤnktlich erfüllt find, freylich nicht 
woͤrtlich genau, nicht fo, wie die Propheten ſelbſt, 
“ihre -Zeitgenoffen und ihre Machfommen, denen 
Gottes Gedanken unbekannt waren, ‚fie verſtun-· 
ben, ſondern in bem Sinne, welchen fie nad) Cote 
.. 208 verbörgnen Abfichten Hatten. Daher fey es. - 
auch falſch, wenn einige lehrten, die. Propheten 
“ müßten nicht anders ausgelegt werben, als menſch⸗ 


te Exheften: Dean DMinfhen fen wicht fe In. 
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| 180 Andre cheolediſche Schriften. 


die Zukunſt wie Gott, und hätten nicht fo weit- 
augfehende Abfichten, als. Gott, der Die Prophe⸗ 


- ten: inſpirirte. — Wider die. Hauptverſtellung 


bier gelehrten Abhandlung von ber alles entwi⸗ 
Eelnden Zeitfolge der Beranftaltungen und Offen⸗ 
Barunigen. Gottes wird nicht leicht jemand etwas 
gegründeres fagen fönnen: allein einzelne Grund» 


füge einiger neueren Schriftforfcher fcheinen mir⸗ 
entweder nicht nach ihrer wahren und eingeſchraͤnk⸗ 
"ten Meynung gefaßt, oder wenigſtens bey alter. 


Richtigkeit der obigen Vorftellung niche entkraͤf⸗ 
tet gu ſeyn. Wenn verfchiedne unfrer neueften und 
beften Theologen die Stellen des N. T. nicht wol⸗ 


len zur Beflimmung der meßianiſchen Weiſſagun⸗ 
‚gen gelten laffen, ſo iſt wohl ihre Meynung nicht, 
gu leugnen, daß-die Belehrung Jeſu und der Er 


ſolg ein fehr wichtiges und unentbehrliches Huͤlfs⸗ 
mittel ſey, ‚bie wahre Wedeutäng ber altteſtament · 
lichen Vorſtellungen zu entdecken: ſondern fie leug- 
zen nur, daß man erft durch dieſe Belehrungen 


lernen muͤſſe, welches Meßeaniſche Weiſſagun⸗ 


gen ſeyn? Wäre nicht die Abſicht aller Prophe⸗ 
zeihungen, wo nicht ganz, doch wenigſtens großen⸗ 
theils vereitelt, wenn man erſt bey dem Erfolg 


haͤtte lernen müffen, daß fie von dem Meßias han⸗ 


Rein. Sie follten Erwartungen erregen, fie _foll- 


ten, wenn ber Meßias täme , den Menſchen es 
leichter machen, ihn mie Zuverläßigkeit ale den 
BE verheiſſenen Begluͤcker zu entdecken: aber dieß al⸗ 


les war nicht möglich, wenn'eben dieſer Meßias 


J erſt den Menſchen bite entdecken müffen, daß da 


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Lnethaituſte Seiten. — Er | 
ober dort. im A €: von ihm gerebet. fee Ye 


"dem ſcheint es mir,’ als 66 die ‚meiften neh Aug: 


—. 


leger der Propheten und Theologen, wenn fie von . 


den Weiſſagungen · A. T. handeln, vorjüglich es 


zu ihrer Abſicht gemacht haben, hiſtoriſch zu ent“. 
decken, was die Propheten und ihre Zeitgenoffen 
ſich für Vorftellungen von dem Meßias machten? 


Ob fie einen andern Sinn, als den finnlichen, ge 
ahndet? und wie fie ſich ihre Ideen aus den. Arte 
Fündigungen und Befchreibungen bes Meßias nad) 


und nad) gebildet und entwickelt haben. Dabey ger. 


ſtehen fie es gerne zu, daß ein chriftficher Ausle 


ger die Propheten anders und beffer .erfläre. und 


verftehe, als ein andrer, der vor-der Exfil üllung lebe | 
tes und daß jene rathſelhaften Voranzeichen der 
Begebenheiten Jeſu und feines Reiches jetzt nach 


deutlichern Erklaͤrungen Gottes daruͤber uns ver⸗ 
ſtaͤndlicher, obwohl ſehr entbehrlich, find. — 


4) Wittenberg. Unſerm Berfprechen nach (© (© I. 


v 


’ 


718) reden wir nach) von dem Programm des Hr. . 


D. Titsmanns de glofüis N. T. aeltimandis .et 


tudicandis, für den Kritiker ein ſehr willfommmes - 
Geſchenk. Es darf weder bewiefen werden, daß 


in N. T. Gloſſen, das heiſt, einzelne Worte oder 
ganze Saͤtze ſtehen, die in verſchiedener Abſicht in 
den Teyt von Auslegern oder Abſchreibern einge⸗ 


ſchoben worden, denn die Sache liegt am Tage: 
noch darf dieß jemand befremden, denn es iſt das 


Schickſal der Bücher and) von den beſten Schrift. 
ſtellern/ ımd Befonbers derer, die fleißig gelefen ımb 
neaigt wurden . Allein die Kunſt, Geſſn zu 


ent · 


IN a ⸗ J 
WaArndec theologiſche Sihriften. 
ſchichte Hat Hr. Matthaͤi in Moſtau in feiner Aus 
.. gabe derſelben, viele fehr merkwuͤrdige Exempel von 
ſoichen Gloffeh, die ans den. Lektionarien entſtan⸗ 
den find, entdeckt und beurtheill.)—. Die Haupt: 
Jache bleibt nun allemal: die Unterſuchung, wie 
‚man Stoffen entbecfen kann, und hiezu giebe nun 
“ ser Hr. D. noch einige Regeln, De erſte, daß 
alles, was nicht in den älteften Verſionen, Kir 
chenvaͤtern und guten Handfchriften angetroffen 
wird, für Gloſſe zu Halten, iſt zwar ſehr ficher, 
«abet noch zu allgemein, und dient mehr zur Be⸗ 
urtheilung wmeitläuffigerer Interpolationen, als 
kuͤrzerer Zuſaͤtze, daher die zweyte raͤth, noch eini⸗ 
ge andre Umſtaͤnde des Textes in Erwegung zu 

giehen; nemlich den Innhalt (rem) wenn ſich 
(bie Varietaͤt der Leſarten vorausgeſetzt) eine Ur⸗ 
ſache angeben läßt, warum manche Worte hinein 


I ‚gefegt werden. Z. E. Matth. 5, 22. iſt, wie der 


Ir. D. glaubt, das eaun ber Zufng eines Ausle⸗ 
gers, dem bas Ürtheif über den. Zorn, das er hier 
daß, auffallend und hart ſchien. (Uns ift immer 
wahrſcheinlicher, daB nad) einer firengen Moral 
Das esun weggeftrichen worden.) So möchte Aßea- 
au Up. Geſch. 7, 6. auch eine. Stoffe (ey; ber: 
nach den Eontert; drittens Die grammatifche Form, 
nach welcher die. grammatiſch leichtere. Leſart einer 
Gloſſe, die ſchwerere dem Originalteyxt aͤhnlich ſieht, 

wie Luc. 9, 3. XEer, wofür andre engere feßen; 


endlich den Sprachgebrauch, indern ein fichrer op 


rakter einen, Gloſſe iſt, wenn flatt des Dunflern 
Wortes in den Handſchriften ein deutlicheres fleht, 
C(CBVBey 


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— 


* 


nung bes Hrn. D. Semlers eine Unterſuchung 
und Prüfung, verdient, die er faſt als Grundfaß 
der Auslegnng N. T. annimmt, daß die Wor⸗ 


| | Andre theologiſche Schriften, u 785 
(Ben biefer geleßeten Unterfuchung hätte die Meye ı. ; 


te, die in den Handſchriften eine verſchiedne Stel«.' a 


lung, gegen bie übrigen aͤchten Worte des Tertes 
baben, faft durchaus für Gloſſen zu.erflären find, 
Der Charakter ift unverkennbar, auch bey: ben - 


Stoffen in den Profanferibenten ſehr fichtlich mb 


gewöhnlich: aber ob die Anwendung bavan alla 
- gemein gilt, wäre noch zu unterfuchen. Die Gflofe 
fen der erften Art, oder. vielmehr Varianten, wel⸗ 
che aus Gloſſen entftanden find, Fönnen unter an« 


dern aud) aus ben ältern Gloffarien entbecft wer  ' 
den: und es muß auch indiefer Rückficht dem Aus. 


leger des N. T. angenehm feyn, daß ihm zu einer 
vollſtaͤndigen Sammlung . der biblifchen Gloſſen 


aus dem Heſychius, defjen Gloflarium einen ente, 


ſchiednen Werth bat, Hoffnung gemacht wird. 
Denn was wir von diefer Art haben, ift noch zu 
wenig, das Albertifche Gloflarium Hefychii nur 
für wenige Bibliotheken, und der Name des Ge- 
lehrten, derdiefe Arbeit berfpricht, ſchon hinreichend, . 
unfte Erwartung rege zu machen, und ihrer Erfüls 
fung mit viel Zuverficht entgegen ſehen zu Eönnen. .. 
5) Altdorf. Daſelbſt fehrieb der neue: theolo⸗ 
giſche Profeſſor Junge⸗ſein Einladungsprogramm 
de poenarum diuinarum vi emendatriee. Er 
geht darinnen von dem allgemein Zugeftandnen 
Grundfag aus,. daß Gott unmöglich ‚blos aus 
Boͤderl. Bibl.2. B. 10. St. Dos bin 


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786. Andre thenlogifche Schriften. 
buͤnder Rachbegierde ſtrafen Pänne, ſondern afle. 
mal nothwendig einen weiſen, feiner wuͤrdigen 
Endzweck dabey haben muͤſſe, da jede weckloſe, 
und -dem Verbrechen unangemeſſene Strafe fei- 
ner hoͤchſtvollkommnen Natur widerſtreite. Er 
geht ſodann die verſchiednen Endzwecke durch, die 
man dabey angenommen hat, und begleitet fie 
mit Anmerkungen. So fagt man, Gore firafe, 
‚am feine Heiligfeit und feinen Abfcheu vor allem 
Boͤſen zu offenbaren. Wohl, fest der Verf. hin⸗ 
zu, aber man: hüte ſich nur vor der Vorſtellung, 
als 0b Gore dabey rußmfikhtig fey, und es bes 
. wegen fo übel aufnehme, wern ihm biefe Ehre 
verweigert wird. Er will diefe Verehrung, nicht 
als. ob ihm, menfehlichen Begriffen nach, ein Vor: 
‚heil dadurch zuwachſe, ober. mit deren Entziehung 
.. „ein Schade gefchähe, fondern weil es der Wahr: 
heit gemäß, und den Menfchen ſo heilſam ift. Er 
handelt nicht nach, einzenen Eigenfhaften, heute 
nach Siebe, morgen nach Gerechtigkeit, ſondern 
nach allen zugleich. Wo er alſo ſtraft, um feine 
Heiligkeit, zu erweiſen, da geſchieht es zugleich 
‚auch, um feine hächfte Guͤte damit zu erproben. — 
Er firaft, um das Anſehen feiner Gefege,. und 
feine Macht über alles Gefchaffere zu bemeifen. — 
Aber aud) dabey darf er das Beſte feiner Unter⸗ 


2 fjanen nicht aus den Augen-verlieren, denn nur 


die Gefeße find gut, die das allgemeine Beſte zum 
Biel. haben, nur der Regent macht Yon feiner Ges 
walt einen rechtmäßigen Gebrauch, der Dufe um 


* 


Andre tote Schriſten. J 


Sit durch deren Anwendung beforbert. — — Ee 
ſtraft, um den Beleidigten Genugthuung zu ver⸗ 


ſchaffen, 2 Theſſ. 1,6. Roͤm. 12, 19. ui, _ : 


Bey diefer Behauptung ift große Vorſicht noͤthig, 
um Die natürliche" Rachgierde des Menſchen, die 
weder. Ziel noch Schranken kennt, nicht zu ver⸗ 
ſtaͤrken. Jede Genugchuung ſchraͤnkt ſich blos auf 
die Erſetzung des zugefuͤgten Schadens und auf 
kuͤnftige Verhütung neuer ſchaͤdlicher Eingriffe 
ein, und kann fich unmöglich. nach den fo oft über« 


triebenen Forderungen bes Beleidigten bequemen. _ 


So teiftet Gott ſchon dadurch den Beleidigten 
Genugthuung, wenn er ihnen das erlittene Uebel 
hier oder dort, wilder erjegt, und die Kuͤhnheit 
der Beleidiger einfchränft, ohne daß eben der 
leidiger ſo geſtraft werden muß, wie es der 


aus Rachbegierde wuͤuſchet ober hei echt, B 


weiß Gott auch alle Uebel, fie moͤgen von 
—* Dingen oder von dem Willen vernuͤnfti⸗ 


ger Geſchoͤpfe ihren Urſprung haben, zum Bu 


ften der Menfchen, ihrer Beflerung, und Gluͤckſe · 


ligkeit zu lenken, auch iſt niemand ſo unſtraͤflich, 


daß er eine ſolche Erſetzung Hoffen ober verlan 
gen dürfte. Wie ſollte alſo Gore uͤberall und in 


allen Faͤllen den Gekraͤnkten dieſe Genugthuung 
ſchuldig ſeyn, damit ja ihre Rachbegierde nicht 


ungeſaͤttigt, und Feine Beleidigung ihrer teuren. ' 
Perfonen ungerochen bleibe? (Eine fehr richtige 


Bemerkung.) Bey der göttlichen Abſicht, (die 
aber yon vielen 12m n Nadrbei anderer ‚allzu ſehr 
\ Ddd 2... begün«, 


a 


N 


. D 
X W 


788... Andre theblogiſche Schriften. 
beguͤnſtigt wird) die Verbrecher durch Strafen 


abzufchrecten,, ‚Hält fich der Verf. nicht auf, fon» 
dern geht ſogleich zu der fünften, nemlich der Beſ⸗ 
‚feung der Geftraften über.  Diefen Zweck Hals 


. ten nım bie meiften für wuͤnſchenswerth, auch, wohl 


für. einen Nebenzweck, aber fuͤr einen Haupt 


zweck wollen fie es nicht erfennen, feine Kraft 


— 


ſetzliche Drohungen erſchreckt, jene durch evan⸗ 


zjur Beſſerung wollen fie den Strafen nicht beyge⸗ 


legt wiſſen. Ob nun dieß wahr ſey, ob die Stra⸗ 


‚fen blos eine vim coercitiuam und feine emenda- 
tricem haben, darinnen beftehf eigentlich bie Un 
- terfuchung, die bier angeftellt wird. Alle Beh 


ferung muß mit Erkenntniß der Sünde anfan- 


gen, zur. Betruͤbniß darüber fortfchreiten und ſich 


mie Verabſcheuung berfelden und der Rückkehr 
zue Tugend enden. Diefe Erfennmiß entftehe 
meiftens aus der: Betrachtung der göttlichen Vor⸗ 
fehriften, ihrer Güte, ihres Umfangs, und ber 
aufmerffamen Prüfung unfrer Gefinnungen und 


Theren. Kommt die Meberzeugung von der Men 


ge unfter Fehltritte, dem Elend der Sünde, der 


| Gerechtigkeit des Gefeßgebers und der von ihm zu 


beforgenden gerechten Ahndung und das Anden 
fen an die mannigfaltigen Beweiſe ſeiner Siebe 
hinzu, fo muß dieß Befhämung, Kummer und 


Traurigkeit hervorbringen, die in einen wirklichen 


Abſcheun des Böfen übergeht. Nicht inimer aber 


geht es bey der Werfihiebenheit der Menſchen in 


der nemlichen Ordnung. Dieſe werben durch ger 


geld 


x‘ 





— ER 


_ Andre clbulſhe Schriften. 


euſch⸗ Verheiſſungen gewonnen. Bey 3 7 


aber iſt die Liebe zum Laſter ſo eingewurzelt, daß 


dieſe Vorſtellungen ſaͤmmtlich fruchtlos ſind, daß 


die ernſtlichſten Drohungen nichts ausrichten, die 
berrlichften ‚Berheiffungen fie nicht bewegen, daß 


ſelbſt fremde Erfahrungen durch allerhand Vor⸗ 


ſpiegelungen ohne Kraft bleiben, nichts alſo auf⸗ 
ſer der eignen Erfahrung ſelbſtgefuͤhlter Strafen 


zu ihrer Rettung mehr uͤbrig iſt. Wenn aber 


Strafen ihrer Natur nach Schmerz erregen, ſo 


kann man es ihnen nicht abſprechen, daß Erkennt· 


niß, Reue und Abſcheu vor dem Boͤſen durch ſie 


bewirkt werden koͤnne, wenn ſie andre abſchrecken, 


fo muͤſſen fie. (fo fie anders empfindlich genug 
fi ind ) auch: den Geſtraften abſchrecken koͤnnen, ſo 
wie dieß auch bey vielen Geſtraften ſichtbar ge⸗ 
nug iſt. Koͤnnen ſie aber dieß leiſten, ſo wird 
Gott, der alle Endzwecke verbindet, dieſen, der 
ſo wichtig und wuͤnſchenswerth iſt, gewiß nicht 
uͤberſehen, zumal da er ſich mit den uͤbrigen ſo 
ganz ungezwungen verbinden läßt, keinem derſel⸗ 
ben zuwider iſt, jeden vielmehr veredelt und er⸗ 
hößer. Wir fehen nie, was ſich mit Grund 
Dagegen einwenden läßt, doch wollen wir noch 
in der Kürze beyfügen, role der Verf. die dage⸗ 
gen gemachten Zweifel loͤſet. Strafen, fagt man, 
Pönnen nur von aͤußern Handlungen en 
nicht aber bas Herz mit Siebe zur Tugend anfuͤl⸗ 
len. — Buͤrgerliche Strafen freylich nicht, aber 
Bier ruf Gott ' ber - Fa ſieht, ber re 
v3 
; 


! 


/ 


ea" ndebefegfihe Scheimm. 


ben innerlichen böfen Geſinnungen zu fheın | 
dem man nicht entfliehen, -beffen Strafen r. 
ſich nicht entziehen kann. Alles vermögen die €: 


fen allein frenlich nicht, aber vorbereiten :! 
fen fie das. Gemuͤth, daß jene höhere Grur‘! 


Eindruck machen koͤnnen. Erſt muß die & 
Handlung unterbleiben, ehe nach amd nad | 
innere Begierde durch-unangenehme Empfrt: 


. gen geſchwaͤcht und ausgerottet wird, — 7 
le werden durch Strafen niche verbeſſerl. — d 


wegen aber haben fie dennoch bie Kraft, p 
N. und viele werben auch dadurch! 


.. fee Wenn Strafen die Kraft dazu ut: 


lich Haben, und diefe nur durch befondre 3" 
umſtaͤnde gehindert wird, ſollte Gott dit! 


bderniſſe nicht zu Heben wiſſen? — © ni 
... aber Gott oft feine Endzwecke nicht areihe‘ 
Das. folge ‚nicht... Nach feinem nadfıl‘ 


Willen fege ſich Gott nichts por ,. wor a 


herſieht, daß es unter dieſen Umſtaͤnden un! 
großern Nachtheil nicht zu erhalten fen. — | 
. ‚Strafen beingen nur Fnechtiſchen Gehocſt 


suege, — . Richtig. Keines andern iſt de 


‚ Gürtete..Sümber im Anfang nice fig: 


adlere muß erſt nachfofgen. — Wieherpoltt © 


+ „fen verhaͤrten und machen miebegträdhtig. — | 
...’In bem Sall, wenn fie unweiſe gewäglt find. 
„ber, Geſtrafte Geine heilſame Liebenolle A 


in ihnen entdecken kann. — _ Man ven! 


Zuͤchtigungen und Strafen, — Die P 
Fa a , W Eu Mi 


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* 


Aundre theologiſche Schriften. 791 
chied findet nur unter Menſchen ſtatt. Gott ſucht 
ey ſeinen Strafen alles zu erhalten, was nur 
amit erreicht, werden kann. - Züchtigung und 


Strafe iſt aber blog dem‘ rad nach unterfihie 


en, und won bee leßtern bie Abficht der Beſſe⸗ 
ung ausfchlieffen, iſt petitio prineipii,. Ob aber 
ingewurzelte Bosheit ganz unheilbar und: unver - 
yeßerlich ſey, das koͤnnen Menfchen nicht entfchei- 
ven, „das iſt Gott allein unträglich bemußt. — 
Don Ebendemfelben haben wir auch eine In-· 
nugquraldiſputation um die theologiſche Doktorwuͤr · 
ve, in der die Meynung eines neuern Schriftt 
tellerg von den Hoͤllenſtrafen geprüfee wird, etw 
yalten, , Es ift ſolcher Hr. M, Ernft Sohann 
Tonrad Walter, Prediger zu Meuflofter und Baͤ⸗ 
belin in der Herrſchaft Misniar, ber fie nach dent 
Englönder- Bourn fihon ‚ohne feinen Namen in 


ber neuen Vorftellung von den Strafen der Vers . . | 


dammten in der Ewigfeit nach Gründen ber 
Schrift ,. Roſtock und feipzig 1772 vorgetragen, 
und in feiner Prüfung wichtiger Lehren theologi⸗ 
[hen und phllofophifchen „Inhalts; Berlin 1783. 
wiederholt hat, wovon wir bereita oben S, 423. 
fgg. einen Auszug geliefert Gaben. Seine Mey ' 
nung-flehe in der Mitte zroifchen einer plöglichen 
Bernichtung und. zwifchen ewigen Martern, wo⸗ 
von ihm die erfte (Socinianiſche) Behauptung 
zu gelind, die andre aber zu hart norfommt, Er 
nimmt an, bie Seelen der Verdammten würden . 
durch den anhaltenden Kummer und Traurigkeit 
Ddd 4 über 


\ \ 1 


* 


193  Ondte eeoigffh Schriften, 


über den ewigen Verluſt ihrer Glaͤckſeligteit nad 
und nad) ihre Thaͤtigkeit fo verlieren, baf fe nic 
mehyv zu klaren Vorftellungen, zur Vergieichun, 
ihres gegenwärtigen Zuftands mit ben vergirc- 
nen und zur Empfindung irgend einer Strafe ſ 
big blieben. Zugleich werde ihr Körper weg 
Des genauen Bandes mit ber Seele von bem tı. 
. Rändigen Gram allmäplig mit aufgerieben urt 
aufs neue von der Verweſung gerflöre werden, \\: 


" dem Zuftand, der freylich erft nach fehr lange 


-  . berie Urftoffe Bes Körpers gänzlich vernichten. &ı 





Zeit eintritt, koͤnnte fie nun Gott zu einem anigı 
Denfmal der Schande übrig laſſen, ober ad 
die unthätig gewordne Seele und bie übrig gie 


feßt zuerſt den Grundſatz felt, er wolle die Schr. 
ſtellen in dem einfachften und natürlichften Srr 
schmen Dagegen erimert Hr. J. sehr wi. 
daß Diefe Megel weder allgemein noch ficher ir 
da fidy die Bibel fo. oft finnlicher Bilder und fi 
ner Metaphern bebiene, und ber Sorachgebroue 
nichs ſelten ſthwankend und ungewiß ſey, auch er 
fich durch mancherley Umſtaͤnde der Zeit und Er 
ten, der Sekte, des genteinen Lebens und der Tr 
gierungsform verfehieden beftimmt werde. — Te 
wollte da an der naͤchſten Idee, die der Ski. 
des Worts erregt, kleben bleiben, oder alles ir 
natürlichen Verftand nehmen. Hr. W. berii 
u fidh auf die Ausdruͤcke der Schrift, Die von de 
. Strafen der Berbammten gebraucht werden, ur‘ 
j Berftörung bedeuten. — - Zumeilen, aber nic: 
imme 


\ 





’ x vv. \ f 
74 a 
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| | Ardee tfeokgifhe Schriften \ 793 | 


immer oͤfters zeigen fie auch bios Strafe, Uns 


glück und Elend ohne die beygemifchte idee der 


Zerftdrung an. - Auch redet die Schrift von einer 
xoraces, Bersavöis,foficy mitdiefer Angenommenen 
Deſtruktion nicht verträgt, Er. führt ferner. 
die Stellen für feine Meynung an, wo den From- 
men das ewige Sehen verheiffen ift, 2 Tim. 1.120. 
Kim. 2.6. — Hier bedeutet aber $eben nach 
dem Sprachgebraud) der Hebräer blos Glückfelig« 

kei. — So preßt er auch die Gleichniſſe March. 


13. 30. und Matth. 3. viel zu aͤngſtlich — Um 


ben, Stellen, wo bie: Ausdrüde zıs rov armvos, 
euavıos, der Wurm, ber nicht ftirbe, Das Feuer, 
das nicht verlöfcht, vorkommen, auszuweichen, be⸗ 
ruft er fi auf Judaͤ v. 7. und Ef. 66. 24: wo - 
Strafen, die laͤngſt aufgehört haben, als fort⸗ 
Daurend vorgeftellt werben: — Hr. J. giebt die 
Vieldeutigkeit diefer Ausdrücke und den Mangel 
einer vollkommnen Präcifion zu, erinnert aber, . 
daß jene Worte zumeilen aud) ben Begrif einer 
erolgen Dauer mit einfehlieffen, und folglich. bag 
Subjekt den Umfang diefer Prädicate beftimmen .. 
muͤſſe. So viel ift wenigftens gewiß, daß bie. 
Schrift nirgends vonhem Ende der Strafen deut 
liche Meldung thut, vielmehr folche Worte ge⸗ 


braucht, die deren Fortdauer weit natürlicher bes - 


zeichnen. Was denn alfo auch Gore in Aenfehung 
derfelben befchtoffen haben, oder was uns bie Ber, 
nunft. mit mehr oder minder Wahrfeheinfichfeit 
für Hoffnungen babia mag, für ben Lehrer 
Re | dd 35 | 


[4 
. \ 


) 


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CA 


794 ° Andre theologiſche Schriften. 
per Religion wird es immer Verwegenheit biei 
ben, er mag ſich erfügnen, Gott gleichſam das 
Begnadigungsrecht abzufprechen, ober auch eine 
- $ehre, welche Bott aus weiſen Abfichten verbarg, 
enehüllen, unb als Lehre ber Bibel ondern auf 
dringen zu wollen, — Seine Hauptftüße berei 
tee fich Hr. Walter aus der Analogie, Man fr: 
det in der Melt ſchon Laſterhafte, bie fi, wer: 
ſie ſich durch ihre Laſter ungluͤcklich gemacht, un 
die Hoffnung zur Wiederherſtellung ihrer ii 
fihen Ban verloren haben, dem Gram und 
der Traurigfeit fo fehr überlofen, daß fe ww | 
merkliche Abnahme ihrer-Seelen und feibafii: 
te fühlen, und dadurch ihren Tod befördern. Eel 
ten alfo nicht die Ungluͤcklichen in jener Welt ter 
ihren fortdaurenben unordentfichen Trieben, un 
ben der Vorſtellung des ewigen Verluftes ihre 
Gluͤckſeligkeit in Gram und Traurigfeit verſin 
‘ fen und dadurch den Untergang ihrer Matur be 
‚fördern müffen? — Ben analogiſchen Schlür 
‚fon aber ift große Vorſicht noͤthig, damit wir mid 
‚son dem, was wir blos in einigen Fällen, fo 
einigen Subjeften wahrgenommen haben , au 
- das Allgemeine hin, von dem, was wir in dem. 
‚gegenwärtigen Zuſtand beobachtet haben , au‘ 
“einen Fünftigen Zuſtand argumentiren. Er 
‚scheint jene fucceffive Abnahme ber Förperlichen 
und geiftigen Kräfte bie zum - Mangel des ganz 


lichen Bewußtſeyns ſowohl der Natur ber Eeele, 


ala guch den goͤttbchen Abſichten zu widerſttei 


ten 


zu u le L: [ 
: ; 2 tr a ur 
Andre theslogiſche Schriften. 7855 
in. Denken wid Empſinden iſt eine urfprüngd - 
iche;;wefeneliehe Mräft der Seeſe, die ihr durch 
neriffen werben: kaun "den das waͤre Wer: 1 
ichtung , die. nue von der Allmacht gewirkt were - 
en kann. Wollte Man auch, wie Hr. W. an 
indern Orten ſagt, annehmen,“ daß die Seelen. 
raft nach und nach ſo fange abnehme, bis ſite 
hren vorigen: Zuſtand mit dem gegenwaͤrtigen 
icht mehr vergleichen, nach ſich ihrer vorigen bis. 
en Thaten erinnern und die Strafen einpßnden 
oͤnne, fo lauſt es immer wieder zuletzt auf eine 
Kernichtung des Bewußtſeyns hinaus, das ſich 


‚on einer Seele, die einmaf ausgebilbet und deurttt 


icher Ideen faͤhig iſt, nicht annehmen, auch aus 
er Wirfung des Kummers, der doch immer Gee 
anken und Bewußtſeyn mit einſchließt, nicht dbe. 
weifen läßt, Die Analogie reicht auch zum Be⸗ 
oeis nicht hin, da fie theils nicht allgemein iſt, 
heils auch Schluͤſſe von dem gegenwaͤrtigen Zu⸗ 
tand.auf den zukuͤnſtigen ſehr unſicher ſind. Es 
yirb zwar oft der Körper durch Unzucht und... 
Schmelgeren geſchwaͤcht, und bie Seele nimmt : 
erinöge der genauen Verbindung mit demfelben 
aran Antheil, aber nicht fo wohl leidet die ur⸗ 
oruͤngliche Kraft,” als deren. Anwendung, als . ' 
eroifle durch Uebung erworbene (falcultates de 
iuatiuae). Faͤhigkeiten. We auch -eine folche 
Zchwaͤchung dee Eeelenfräfte erfolger, gebt alles 
nal eine Berborbenheif der. Werkzeuge der See⸗ 
| Bu W le, 8*1 
/ | 


\ sv 


‚796° Aodee cheyloohſche Sthifen: 
le, nemlich der Nerven, vorher, wie es audi 


hohem Alter, und. wo. das Gehirn leidet, ju 3 


fihehen pflegt. Bey manchen Im Gegentfeil 
weder Leidenſchaft, noch Safer, noch Gram er 
ſolche Wirkung. Wer darf da mit Geil; 
beftimmen, was erfolgen wird, wer von die: 
Körper und deffen zerſtoͤrbaren Nervengewebe & 
 - jenen zukünftigen Körper ſchlieſſen? Seine: 
‚ Sur nad) kann der. Kummer dieſe Wirkung nic 
haben, - und feine andern als natürliche En 
werben bey dieſer Hypotheſe angenommen. — I 
die Grabe ber Strafen laffen fich dabey nicht r 
befiimmen. Hr. W. fucht ſich zwar fo m“ 
zuwickeln, daß er bey dem verhärteten Ei 
der weniger fuͤhlt, einen längern Zeitraum pu 
ner Deftwuftion, bey dem empfindlichen j: 
gen einen Fürzern annimmt. Allein ein get: 
rer Kummer fann doch auch, wenn er Ki: 
Dauert, unmöglich den nemlichen Erfolg het 
den ein höherer Grab hat, vielmehr werden i 
tere Schmerzen durch Die Macht. der Gewehr 
mit ganz geringer Beſchwerlichkeit ertragen. U: 
dieß flünde es dabey in der, Willfühe des C- 
‚vers, ob ee mehr oder minder Strafe fühlen ® 
te, da fonft Die Gerechtigfeit die Strafen K 
" fet, wenn gepingere fruchtlos bleiben, un‘ 


groͤßere Boͤſewicht wäre befer daran, als dr: 


ringere. Mit den Zwecken Gottes ſtimmt d 
Hypotheſe auch nicht überein. Seine Heil 
fordert nur, daß nichts Boͤſes ungeſtraft di 
N j 


> 


er 


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tauefte: Proportion zwifchen Strafe und Ver⸗ 
jrechen, Nach diefer Meynung aber werden am 


Enbe'afle, fruͤher oder ſpaͤter, durch den Kum- 


Ardber ihenlegiſche Schriften. 797 
mb bie Guͤte und Gerechtigkeit verlangt bie ge⸗ u 


” 
0) 


ner aufgerieben.: - Zur Abſchteckung ander, 06. 


vir gleich nicht wiflen, ob bie Bewohner des 


Himmels noch folcher Schredbilder zur DBefeftis 
zung im Guten nothighaben, bedarf es feiner 


dlchen zerftörenden Strafen, ſondern nur folcher, 


velche dem Verbrechen angemeffen find, gewiß 
wfolgen, und nicht vermieden werden koͤnnen. 


Noch mehr fireiten ſie wider die Güte Gottes, - 


velche die Beſſerung bey der Beftrafung unmoͤg · 
ich aus den Augen -Iaffen kann. — Es ließen 


ich wohl aus der Güte Gottes, aus pfucholsgie - 


ihren Betrachtungen über die Wirkungen der 
Traurigkeit und den Fortfchritt der Vollkommen _ 
yeit in der Welt noch mehr Gründe gegen dieſe 


roftiofe Meinung, daß endlich alle Berdamm 


'e nad) Aeonenlangen Quaalen des. nagendften 
Rummers in gänzlicher Unthaͤtigkeit verfinfen - 


⸗ 


ollen, hernehmen, die ber Verfaſſer vielleihht 


yer Kürze wegen hier übergangen hat, aber. an 
‚inem andern Ort ausführen wird. Er beſchließt 
eine Unterfuchung hr behurfam mit der Aeuße⸗ 
ung, man müffe dabey bleiben, daß die Schrife 
noige Strafen drohe, nur aber den großen Um 
'erfchied derfelben nicht verfennen, noch eine gaͤnz⸗ 
iche Unveraͤnderlichkeit in dem Zuſtand aller und 
jeder Veſtraften bebaupten. — Es kann und 

| muß 


s 
m - - 


’ 4, 


708 Andre thevletſche Cie 


muß uns duch genügen, zu wiffen, daß di 
‚Strafe dauren wird, fo fange die Suͤnde fer 
bauer. Ob fie aber ewig’ dauren, oder ı. 
Verblendung und Thorheit einmal aufhören mi: 


. wer” kann dieß oder jenes’ .mit- Gewißheit 


Cd 


’ 
d 


haupten? Hoffen aber, wuͤnſchen wird er de 
dürfen, dee Wenſchenfreund und feine Hof: 
gen und Wünfche dem uͤberlaſſen, der nieme: 
Unrecht thun kaun. — Der Scharfſinn ur 

bie Beſcheibenheit des Hrn. Werfaffers hat 
auch in dieſen beyben Abhandlungen fo If 
bar bewieſen, daß wir die großen und gm: 
ven Erwartungen, mit denen wir ihn iso 
vorige Sehrftelle einxuͤcken ſahen, gewiß mit «: 
täufcht finden werben und hoffen Eönnen, a” 
de das Gute, das wir einft in jenen Gegenden! 
Freuden ſtiffteten, gluͤcklich vermehren und: 
hoͤhen. 2 


Ende des IL. Bandes zehnten Stuͤck⸗ 


⸗ 


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N 3 Chriſtoph Doederlin 


auserleſene 


Theologiſche 


vuͤltdhet, 


darinnen 
von den wichtigſten theologiſchen 
- in: und auslänsifchen Bu 
Buͤchern und Säriften 
i Nachricht gegeben wird, 





Zweyter Band eilftes She J 
m pi I 


Le i pzig, 
vet det: Gottl. Imman. Drehtopf, 1784: 





790 Andet Mone Säfte 


den janerlichen boͤſen Geſinnungen zu ſteuren weiß, 
dem man nicht entfliehen, -beffen Strafen man 
fich nicht entzießen kann. Alles vermögen die Stra« 
- fen allein frenlich nicht, ‚aber. vorbereiten muͤſ⸗ 
: fen fie das Gemuͤth, daß jene höhere Grundſoͤtze 
Eindruck machen koͤnnen. Erſt muß die (äußere 
Handlung untgrbfeiben, ehe nach und nach die 
innere Begierde durch unangenehme Empfindun⸗ 
gen geſchwaͤcht und ausgerottet wird, — Vie⸗ 
‚de werden Durch Strafen nicht verbeſſert. — Des: 
wegen aber haben fie dennoch die Kraft, au bef 
fern. — und visle werden auch Dadurch gebef: 
ſert. Wenn Strafen die Kraft dazu urſpruͤng⸗ 
lich haben, und diefe nur durch befondre Meben 
umftände gehindert wird, ſollte Gott dieſe Hin. 


derniſſe nicht zu Geben wiſſen? — So wuͤrde 


aber Gott oft feine Endzwecke nicht erreichen? — 
Das folge nicht. Nach feinem nachfolgenden 
Willen ſetzt fi ſich Gott niches vor, wovon er vore 
herſieht, Daß es unter dieſen Umſtaͤnden und ohne 
geoßern Nachtheil nicht zu erhalten fg. —ı Die 
. ‚Stegen bringen nuß Fnechtiſchen Gehorſam zu: 
wege· — Richtig. Keines anbern iſt der F 
choaͤrteto Sünder im Anfang nicht faͤhig. 
‚eblere muß geft nachfolgen. — Wiederholte —* 


en verhärten und machen nieberträchtig. — Nur 


in bem Sal, wer fie unweiſe gewaͤhlt ſind, und 

. de Geſtrafte . Ceine heilſame liebevolle Abfichten 

. „in ihnen entdecken kann. — . Man verwechfelt 
— 2* und d Sof, —— Diefer — 
| ie 











Andre theologiſche Schriften. 791 
ſchied findet nur unter Menfchen ſtatt. Gott ſucht 
bey- feinen Strafen alles zu erhalten, was nur 
Damit erreiche, werben kann. -Züchtigung und 
Strafe iſt aber blog dem Grad nach unterſchie. 
‚den, und von ber letztern bie Abſicht der Beſſe⸗ 
rung ausſchlieſſen, iſt petitio principii. Ob aber 
eingewurzelte Bosheit ganz unheilbar und: unver- 
beßerlich ſey, das koͤnnen Menſchen nicht entſchei⸗ 
Den, das iſt Gott allein. untruͤglich bewußt. 
Don Ebendemſelben haben wir auch eine In-· 
auguraldifputation um die cheologifche Doftorwür- · 
de, in der die Meynung eines neuern Schrifa . 
ſtellers von den Höllenftrafen gepruͤfet wird, er 
halten, Es iſt ſolcher Hr. M. Ernft Sohaın 
Konrad Walter, Prediger zu Neukloſter und Baͤ⸗ 
belin in der Herrſchaft Wismar, der fie nach dem 
Englönder- Bourn fihon „ohne feinen Namen in 
der neuen Vorftellung von den Strafen der Ver- 


dammten in ber Ewigfeit nach Gründen der 


Schrift, Roſtock und Leipzig 1772 Yorgetragen, 
“und in feiner Prüfung wichtiger Lehren theplogi« 
Shen und philofophifchen Inhalts; Berlin 1782, 
wiederholt hat, wovon wir. bereits oben S. 423, 
fgg. einen. Auszug geliefert haben. Seine Mey ' 
nung-flehe in der Mitte zroifchen einer plößlichen 
Vernichtung und. zwifchen ewigen Martern, wo⸗ 
von. ihm die erſte (Sorinianifche). Behauptung 
‚zu gelind, die andre aber zu hart norfommt, Er 
nimmt an, die Seelen der Verdammten würden . 

‚ durch deu anhaltenden Kummer und Traurigfeit 
en: >.) 57 Ge 1: u 


| 193 Andre tag Scifen, 


über ben ewigen Verluſt ihrer Gluͤckſeligkeit nach 
und nad) ihre Thaͤtigkeit fo verlieren, daß fie nicht 
"mehr zu Maren Vorftellungen, zur Vergleichung 
ihres gegenwaͤrtigen Zuſtands mit dem vergang⸗ 
nen und zur Empfindung irgend einer Strafe faͤ⸗ 
big blieben. Zugleich werde ihr Körper megen 
Des genauen Bandes mit ber Seele von bem be⸗ 
. Rändigen Gram allmäplig mit aufgerieben und 
aufs neue von der Verweſung zerflört werben, In 
"> Dem Zuftand, der freylich erft nach ſehr langer 
Zeit eintritt, Pönnte fie nun Gott zu einem ewigen 
Denfmal der Schande übrig laffen, ober auch 
bie unthätig gewordrie Seele und die übrig geblie= 
. bene Urftoffe bes Körpers gaͤnzlich vernichten. Er 
ſetzt zuerſt den Grundfag feſt, er wolle die Schrift. 
ftellen in dem einfachtten und natuͤrlichſten Sim 
nehmen Dagegen erinnert Hr. J. fehr mohl, 
daß diefe Regel weder allgemein noch ſicher fen, 
-" ba fich die Bibel fo. oft finnlicher Bilder und: kuͤh⸗ 
ner Metaphern bediene, und der Sprachgebrauch 
nichs ſelten ſchwankend und ungewiß fen, auch an 
fich durch mancherley Umftände der Zeit und Sit 
ten, der Sekte, des gemeinen $ebens und der Mes 
gierungsform verfchieden beſtimmt werde. — Wer 
. wollte da an der nächflen “dee, die der Schal 
des Worts- erregt, kleben bleiben, oder alles im 


. natürlichen DVerftand nehmen. Hr. W. beruft 


= fh auf die Ausdrüce der Schrift, Die von den 


. | .. Strafen ber Verdammten gebraucht werden ‚ unb 


Berftörung bedeuten. —  Zumeilen, aber nicht 
‚immer. 





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Arlrdre eohgifehe Schriſten. 703 


immer, öfters zeigen fie auch blos Strafe, Uns 


gluͤck und Elend ohne die beygemiſchte Idee der 


Zerftörung ari. - Huch redet die Schrift von einer 
xcracer, Becwveis, fo ſich mitdiefer Angenommenen 


Defteuftion nicht verträgt. —— Er. führt ferner - 
die Stellen für feine Meynung an, wo den From⸗ 
men das eidige $eben verheiffen ift, 2 Tim. 1. 10. 


Kim. 2.6. — Hier bedeutet aber Leben nach 


. w 


Dem Sprachgebrauch der Hebräer bios Glücfelige 


keit. — So preßt er auch die Gleichniſſe Matth. 


13. 30. und Matth. 3, viel zu aͤngſtlich — Um 


den, Stellen, wo bie Ausdrüde zw Toy OLvon, 
asyıos, der Warm, der nicht ftirbt, das Feuer, 


Das nicht verloͤſcht, vorkommen, auszumeichen, ber 
ruft er fi) auf Judaͤ v. 7. und Ef. 66. 24! wo -. 


Strafen, die laͤngſt aufgehört haben, als fort- 


Daurend vorgeftellt werben: — Hr. 2. giebe die. . 
Vieldeutigkeit diefer Ausdruͤkke und ben Mangel . 


einer vollkommnen Präcifion zu, erinnert aber, | 


daß-jene Worte zumeilen auch den Begrif einer 


eroigen Dauer mit einfehlieffen, und folglich. bag 
Subjeft den Umfang diefer Prädicate beftimmen 
muͤſſe. So viel ift wenigftens gewiß, daß bie 


Schrift nirgends voriipem Ende der Strafen deut», 
liche Meldung thut, vielmehr ſolche Worte ges 
braucht, bie deren Fortdauer weit natürlicher Des - 


zeichnen. "Was denn alfo auch Gore in Anfehung 
derſelben befchtoffen Haben, oder was uns bie Ver⸗ 


- munft. mie mehe oder mihder Wahrfheinfichkeit 
für Hoffnungen barbieten mag, für ben £chree 
Zur Uno dd 5 nun der Ä u 


⸗ 


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I 


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4 


794 Andre theologiſche Schriften. 
her Religion tvied es immer Verwegenheit biei- 
2 ben, er mag fih erfühnen, Gott gleichſam Das 
Begnadigungsrecht abzufprechen, ober auch eine 
, $ehre, welche Gott aus weifen Abfichsen verberg, 
enthüllen, unb als Lehre ber Bibel andern auf 
dringen zu wollen, — Seine Hauprftüße berei⸗ 
tet fich Hr. Walter aus der Analogie, Man fin 
det in der Melt ſchon Laſterhafte, die fi, ‚wenn 
- fie ſich durch ihre Laſter ungluͤcklich gemacht, und 
ie Hoffnung zur Wiederherſtellung ihrer irdi⸗ 
F ne verloren haben, dem Bram und 
der Traurigkeit fo fehr überlofen, daß fie eine 
merkliche Abnahme ihrer -Seelen und $eibegfräf- 
te fühlen, und dadurch ihren Tod befördern. Sell: 
en alfo nicht bie Ungluͤcklichen in jener Welt bey 
ihren fortbaurenden unordenrfichen Trieben, unb 
ben der Borftellung des ewigen Verluſtes ihrer 
Gluͤckſeligkeit in Gram und Traurigfeit. verfin- 
ken und dadurch den Untergang ihrer Matur bes 
fördern müffen? — Bey analogifchen Schlüf 
"fen aber ift große Vorſicht näthig, Damit wir nicht 
-, von dem, was mir blos in einigen Faͤllen, bey 
‚einigen Subjeften wahrgenommen haben, auf. 
- das Allgemeine hin, von dem, was wir in dem 
‚gegenwärtigen Zuſtand beobachtet haben, auf 
“einen Fünftigen Zuſtand argumentiren. Go 
ſccheint jene fucceffige Abnahme ber Eörperlichen 
"und geiftigen Kräfte bie zum Mangel bes gaͤuz⸗ 
— Nlichen Bewußtſeyns ſowohl der Natur per Seele, 
ala auch den görlichen Abſichten zu miberfirei« 
| Bu . u u J— “NN cn 


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19 \ . _ 


Andre theoldoiſche Schriften 799 
tan. Denken wid Empſinden iſt eine urſpruͤng⸗ 
liche weſentliche Kraft der Seele, die ihr durch 
natuͤrliche Kraͤfte, die nur allmaͤhlig wirken, nicht 
entriſſen werden kaun — Den das wäre Mer: 
nichtung, die nur von der Allmacht gewirkt wer⸗ 
ben kann. Wollte man autch, "wie Hr. Wi an 
andern Orten ſagt, annehmen, ba bie Seelen» 
kraͤft nad; und nach fo fange .abnehme, bis fie 
ifren vorigen Zuſtand mit dem gegenmoärtigen - 
nicht nieht vergleichen, nach fich ihrer vorigen boͤ⸗ 

: fen Thaten erinnern und die Strafen einpfinden 

koͤnne, ſo lauft es immer wieber zuleßt auf end‘ 

Vernicheung des Bewußtſeyns hinaus, das fl 
bey einer- Seele, die einmal ausgebifdet und deu ‘ 
licher Ideen fähig it, nicht annehmen, auch au - 
der Wirfung des Kummers, der doch immer Gi 

danken uud Bewußtſeyn mit einſchließt, nicht bes . 
“greifen läßt, Die Analogie reicht auch zum Be⸗ 
weis nicht bin, da fie theils nicht allgemein if) 
theils auch Schlüffe von dem. gegenwärtigen Zu · 
ftand.auf den zukuͤnſtigen ſehr unficher find. Es 
wird zwar oft ber Körper durch Unzudhe und... 
Schwelgerey gefhwächt, und die Seele nimmt . 
verinöge der genauen Verbindung mit demfelben 
daran Antheil, aber nicht fo wohl leidet die ure : 
fprüngliche Kraft, als deren. Anwendung, als . 
gewiſſe durch Uebung erworbene (falcultates de. 

. Yiuatiuae.) Fähigkeiten. Wo auch eine folche 
ESchwaͤchung der Seelenkraͤfte erfolget, geht alles 
mal eine Verdocbenheit der. Werfzeuge der See: 

a  '7 


x IR " 


4 ⸗ 


7106. Audre vheologiihe Gifaifen: 
le, nemlich der- Nerven, vorher, wie es auch im 
boten ar. ne —— leidet, zu ge⸗ 

ehen pflegt. Dep ma im Gegentheil hat 
weder Leidenſchaft, noch Laſter, noch an I 
folhe Wirkung. Wer darf da mit Gewißheit 


beftimmen, was erfolgen wird, wer von dieſem 
Körper und deffen zerſtoͤrbaren Mervengewebe auf 


| 


jenen zufünftigen Körper ſchlieſſen? Seiner Na⸗ 


tur nad) kann ber. Kummer diefe Wirkung. sicht 
* Haben, und feine andern als natürliche Strafen 
merben bey Diefer Hypotheſe angenommen. — Aud) 
die Grade der Strafen laffen fich dabey nicht wohl 
beftimmen. Hr. W. fucht ſich zwar fo heraus 
zuwickeln, daß er bey dem verhärteten Suͤndet, 
der weniger fühlt,. einen längern Zeiteaum zu ſei⸗ 
ner Deftruftion, bey dem empfinblicyern hinge⸗ 
gen einen fürzern annimmt. Allein ein geringe 
rer Kummer Fann dech auch, wenn er fänger 
dauert, unmöglich den nemlichen Erfolg Baben, 
den ein höherer Grab hat, vielmehr werden leich⸗ 
tere, Schmerzen durch die Macht der Gewohnpeit 
mit ganz geringer Beſchwerlichkeit ertragen. Ueber- 
dieß ftünde es dabey in der Willführ des Suͤn⸗ 


ders, ob er mehr oder minder Strafe fühlen woll⸗ 


te, da fonft die Gerechtigfeit bie Strafen fchär- 
: fet, wenn gepingere fruchtlos bleiben, und ber 


groͤßere Boͤſewicht wäre beßer daran, als ber ge- 
ringere. - Mit den Zwecken Gottes ftimme biefe 


Hypotheſe auch nicht überein. Seine Heiligkeit 
“fordere nur, daß nichts Boͤſes ungeftrafe bleibe, 
ur \ ) und 


> 


ı, 





u Anke waboſ⸗ Can, RL. 
naueſte Proportion zwiſchen Strafe und Ser» 
brechen. Nady diefer Mernung aber werben am 


Ende alle, früßer ober ‚fpäter, durch den Rum ' 
mier aufgerieben.: : Zr Abſchteckung audrer, ob. - 
wir gleich niche wiſſen, ob die Bewohner des 


Himmels noch ſolcher Schreckbilder zur Befeſti⸗ 
gung im Guten nothig:haben, bedarf es keiner 


ſolchen zerftärenden Strafen, ſondern nur folcher, . 


welche dem Verbrechen‘ angeneffen find, —— 
erfolgen, und nicht vermieden werden koͤnnen. 


Noch mehr ſtreiten ſie wider die Guͤte Gottes; - 


welche die Beſſerung ben ber Beſtrafung unmoͤg⸗ 
lich aus ben Augen -laffen kann. — Es ließen | 


ſich wohl aus der Güte Gottes, aus pfucholsgie ., 


ſchen Betrachtungen über die Wirkungen der 
Traurigkeit und den Fortfchritt der Volltommen« _ 
beit in der Welt noch mehr Gründe gegen biefe 


£roftiofe Meinung, daß endlich alle Verdamm 


te nad) Aeonenlangen Quaalen des. nagendften 
Rummers in gänglichee Unthaͤtigkeit verfinfen 
follen, hernehmen, die der Verſaſſer vielleicht . 
ber Kürze wegen hier übergangen hat, aber. an 
einem andern Ort ausführen wird. Er beſchließt 
feine Unterfuchung ehr behutfam mit der Aeuße⸗ 
gung, man müffe dabey bleiben, daß die Schrife 
ewige Strafen drobe, nur aber den großen Un 
terſchied derſelben nicht verfennen, noch eine gaͤnz⸗ 
liche Unveraͤnderlichkeit in dem Zuſtand aller und 

jeder Veſtraften bebaupten. — Es kann er 

| mu 


und Die Bar und Gerechtigkeit Verfauge bie we. 


x 
— * 


— 
L 


—X 


NG 


708 bee Wiinlodifche Schrften 
meins duch demigen, zu · wiſfen, daß bie 
"Strafe dauren wird, fo lange. die Suͤnde fort: 


dauer. Ob fie aber ewig’ -dbauren, ober alle 
Verblendung unb Thorheit einmal aufhören wird, 


7 


wer" kann dieß oder jenes’ mit Gewißheit ber 


haupten? Hoffen aber, wuͤnſchen wird er doch 


dürfen, bee Renſchenfreund ud feine Hoffunn. 


gen und Wuͤnſche dem überlaffen, ber niemand 


Unrecht thun kam. — Der. Scharffinn und 
bie Beſcheibenheit bes Hrn. Verfaſſers bat fich 
auch in dieſen beyben Abbanblungen fo ſiche⸗ 
bar. bersiefen, daß wir die großen und gerech⸗ 
ten Erwartungen, mit denen wir ihn in unſre 


bvorige Seßeftelle eingücten fahen, gewiß niche ge 


taͤuſcht finden werben und hoffen koͤnnen, er wer⸗ 
de das Gute, das wir einft in jenen Gegenden mit 


Greuden ſtiffteten, gluͤcklich vermehren. und er⸗ 


hoͤhen. 
Ende des II. Bandes zehnten Stuͤcks. 





D. a Eheiuph een 


auserleſene 


Theologiſche 


Biötiher, 


. hatgrinnen 
von den wichtigſten theologiſchen 
in- und auslaͤndiſchen 
Buͤchern und Sgriften 
Nachricht gegeben wird, 








Zweyter Band eilftes Stͤck. 


— 
Le i pzig, 
Yes St Gotil. Imman. Brehtopf, 1784 


’ 
/ 
D y 


‚ges: Neues Tekamenf. don "ba. 


fe im einem Behoͤleniß beyſammen Karl 
wet es ein anferorbentliches Gewaͤcht, das v 
wuffen ſichtbar war uud die Meugier des Ric: 
der⸗/hineinſtach, reizte. — Für.bieBörperlii 
hung Jeſu haben wir weder dig Ur 


werfimdigungen. Jeſu, noch genuggſeme A; 


zengen; noch ſenſt Eruͤnde. Marth. u 40 
offenbar ein Ehnſchlebſel ſpaͤterer Zeiten: der. 





. (able beym Markus : -Masrh, uch; ac id! 


Ausdruc, er werde den Beitten Zagdeufri‘ 
auferſtehen / etklaͤrt d er werde ſich wiede oe: 
Lebenden zeigen, nicht mehr ſichtbar, ferien © 
@filten' wirken. "Weil —— — den * 
Mare.q, 10. “nicht werfen 


Auferſtrhen 
Bat: er ſchwerlich einen — Ba 


ſandern om gehört unter die allegoriſchen. 
Augenʒungen für. dieſe —— pa 
beiden Marieni. Und nuch tiefe haben bie X: 
vbehruig (ben. Acus) nicht ſelbſt geſehn, I“! 
sun im Zuftankd' des Schrecens eine Engel: 
us gehoͤrt. Ueher Dia Sache mie ben. Bi 
Sheins eine gericheliche Unter ſuchung erfedgt nl“ 
(öft. manche Jünger warſten nach AMatih. 23, 
niht, was ſie aus der Bache: muachen fit 
Matkhaͤus er jaͤhlt die Sache gang ambers ab 
es und es fanuen ichbr merben daher auf 
Arte. Verehrer Hefe; Ideen, Dim Glauben. auf. ft 


mar Erzählungen — Dos pe 


6; warauf wiſer Gla 


| —— fat (che, und;baf wir ud 
Den ben "Rift; di⸗ h Heupaſache . Um di 


Ar 2222— 
⸗ J 


⸗ 


Das neue Ce efkamene,suber:bie 
— Bel en —5— ac 


eu — eine ungen; "oder in 
wenigen Geellen gebefferte: Ausgäbe dei 
neueſten Offenbarnngen Gottes, eldie einft ſo 
Viete Aufmerkſamkeit erregten ünd verdienten, ſo 
vinletefer und Eenforen fanden, wirktich viel gutes 
ſſiffteten und, ob fle gleich unter die libros-Pro< _ 
hibiros gewohferi-twisehen, doch für die Religion 
ihre beſſere Kenlnnißß md Werthſchaͤzung groffen. - 
nd auegeberiteten Tigen hotten ſo Kilkdeni mie 
Doͤderl. Bibl. 2. B. u. St. Eee mit 





soo Neues Teſtameni. von Bahrdt. 


mit Anzeige und Urtheil davon zu ſpaͤt kemmen. 
Allein da ein Geleheter; wie Bahrdt, nach ſteter 
Aufftärung frebt, die: Höfen, weiche bas Sie 
der Wahrheit verbergen, immer mehr aufdecken 
will, und Die Hoffnung giebt, baß mit jedem Ta. 
ge feine Einſicht reift; va wir in der Vorrede 
fefen, daß der Verf. alle feine Arbeiten, die er vor 
dem Jahr 1780. (dem vierzigften Jahr feines Als 
ters) bekannt gormacht, ſelbſt fein CKaubensbefennt 
niffnicht ausgenommen,jczf. ſelhſt derwirft md 
eine' beſſete an die Stelle‘ einer jeden zu fegenTich 
faͤhig fuͤhlt; da er wuͤnſcht, daß ſeine Leſer in Be⸗ 
richtigung und Erweiterum der ebelſten aller Kennt⸗ 
niſſe mit ihm gleichen —** gehalten haben 
möchten; und „On enblich bin npuns che zur Auf 
hellung ber durch Aberglauben und Zeſedenn 
au. allen Zeiten zuruͤckgehaltenen Wahrheit f 
ausgefpenbet werden: fo bürfen wir gewiß-einiges 
don dieſem Buche und Über daſſelbe ſagen. Bir 
koͤnnen es entweder als Leberfegung betrachten, und 
in diefer Ruͤckſicht behält: es in allen Stellen, wo 
das Lieblingsfyftem des Ueberſetzers nicht ins Chen 
unge kommt, eben fo wie die: eſten Ausgaben 
den verhienten Dluhm der Werſtoͤndlichkeit hd 
Wirde des: Ausdrucks, und fo ſferne Künftefepen 
. - weniger ſind, wach Vorzuͤge · vor jenen... Aber es 
ſteht an Trans und Menauigkeit der Verſion Ver 
gweyten merklich nach s ober: wir koͤnnen es als eine 
Veranlaſſung beteaxhten ,. wmelderhar-Werf.: muze, 
ſain ‚Religiprtefüftens ber. chraſtlichen Sehre vonzu⸗ 
. tagen: und Dans. wenn wie den Bang verfelgen, 
ee sd een Jon Den 


4 








2... Dritte Nussabe 2... bog 


den ie: nimmt, um aͤchte cheiftliche Lehre Im N. T. 
zu entdecken, — den Gang, den er mit fehr ver 
ãchtlichen Seitenblicken auf andre Syfteme forts 
wandelt; — dam : mischte:die. Schrift: einerfeitg 


ſehr intereffant ſeyn, -anbererfeirs abet. in--wielen . 


groffe Mermunberung erwecken, - wie es möglich 
äft,; fo vieles im M. Teftaimente zu finden, das 


bißher Fein Auge weder von Prieſtern, noch von 
SBernimftlern.,vorl aberglaͤuhiſchen gher von/for⸗ 


ſchenden Ehriften-Barinnen,entderien konnte. : Auf 

dieſer leztern Seite muͤſfen wir es vernehinläch: bes 
kannt machen; denn unſre tefer .merben . dochbe⸗ 
giexig ſeyn, zu miffen, wie groß der Fortſchritt in 
vet Aufklärung eines thärigen: und ſcharfſinnigen 


Mannes feit zwey Jahren geweſen, ‘und welches 


Bas: Helle Sicht fen, deſſen Strahlen, nach feinent 
Band, feine Leſer erleuchten ſollen. 


"Bir wolen: feinem Ooftem ‚feinen Damen. 
geben, ſondern e8 nur barftelten und gerren ‚meift 


alt feinen eigenen Worten änzeigen, was er in 


den wirhtigiten Materien von Jeſu Gefehichee, 


Abfidr und Lehre vortraͤgt. 
Zuerſt alſo von Jeſu Geſchichte. Ueber 


haupt, iſt, nach ſeiner Meynung, an der Hiſtorie 


von Jeſu dem Chriſten gar nichts gelegen; fra 
bern vielmehr an feiner Lehre: ‚ie Erzaͤhlungin 


davon im N. T. find auch von der Beſchaffenheit, 


daß man ſich nicht genug durauf verlaſſen kann: 
denn bie Schriftſteller erzählen, wie ſie, von ars 
dern aberglaͤubiſchen Lenten gehört: haben „. und 
waren noch mihe Bi die fee Sorierät 

| ee 2 initiirt 


- 
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-_ 
n 


se» Neues Teſtament von Bahrdt. 


initiirt, daher ſymboliſche Worſtellungen von there 
als Hiſtorie angeſehen und angenommen worden 
Beſonders aber, was einzelne Sturke der Geſchichte 
Jeſu berriffe: fo wurde es damals erzähle, Ma⸗ 
ria ſey ſchwanger aus. heiligem Geiſte d. i. durch 
bie goͤttliche Vorſehung. — Er lehrte hernach 
und zeichnete ſich durch viele Thaten aus, welche 
der damalige Poͤbel fuͤr Wunder hielt, und welche 
die Evangeliſten auch-für Wunder ausgaben, "weil 
fie damuls daſur angenommen wurden. Im 
Grunde ſind es: aber. lauter natuͤrliche Heilungen, 
welche Jeſus meiſt durch aͤuſſerliche Mittel bes 
wirkte. Es wird zwar dieß nicht erzaͤhlt, allein 
man muß es affegeit als eine allgemeine Regel bey 
der Erzaͤhlung der wunderbaren Begebenheiten 


annehmen, daß die Zuſchauer, welche fürs Wun⸗ 


„Berbare einmal geſtimmt waren, und eine unfichtbare 
Kraft vorausſetzten, nur den Erfolg anſahen, aber 
auf die Mittel ſelbſt, die Jeſus anwendet, ſehr 


unachtſam geweſen find, und baß ſelbſt die Ge 


ſchichtſchreiber in der eignen Vorausſetzung des 


VUebernatuͤrlichen die natürlichen Umſtaͤnde über | 


gangen, und ihren Erzähfungen auf diefe Art ſelbſt 
die. Farbe des Wunderbaren gegeben haben (Mor. 


403.) Daher fam es, daß man im Waterlande 


Jeſu ihm niche glaubte, (Mateh.14, 57.) Denn 
bie Leute hatten ihn vielldicht in ben juͤngern Jah⸗ 


ren fchon Yeine Heilmittel brauchen fehen. und 


wuſten alſo, duß es Anmendung natürlicher Kräfte 
, war, . Sie fpotteten daher :über den Ruf, bet 


> answdris von ſhen erſcholl. „MDas mag ber rechte 


4 


2 Wunder⸗ 








4 —— 7 
I “ — 


u . Ir — I 
. . rn SE it m 6, s. 5 303 BR i 


Aunderthäfer fern. Woher follte er es:auth har 
ben?“ Met.92.); Hätte. Jeſus auch nicht bey 
feinen Heitungen Hand angelegt und aͤuſerliche 
Mitttel applicirt, Furz nicht bloß gefprochen, - 
Fonbern: auch. gekhan, ſo war es nicht möglich, 
Daß man das ein firafbares; Wirken am Gabe 

» ‚bath nennen konnte, wie Luc. 13, 16. (auch ber 
Aberglaube, her doch Damals durchaus foll ge. 

herrſcht haben, follte nicht Heilung langwierige 

Krankheieen, welche in der Woche auch vprgeuong. 








men werhen;fomnten,, fie ein Reafbares Gefhäfe ' - | | 


om Sabbath erklären fönnen?).Zumeilm wirkte 
‚auch bloß der Glaube, ober "ins Vertrauen Ger 





auſimgen, da hekannt iſt, daß der Glaube an deu 9 


Arzt einen: vhyſikaliſchen Einfluß auf den’ Körper 
hat. (Mare, 6,295). . Chen dieſe voz Jeſu ge 
vᷣrauchten Heilmittel -musben auch den Apofteln 
anderfeant:. allein Diefe. betrachteten ‚wiefelbe nur 
eis Symbolen eirier unfichtbaren Wunderkraft und 
mgelvguchten ſia dahari nicht ordent lich: Aus dieſer 
Abefache,,; well ſien hey dieſen Mangel des Zu⸗ 
eauana za dieſen Heiſmitteln, vielleicht zu ſchuͤch 
een waren. und den Raſenben (Matth. 17, 17.) 
auf eine verfehnce Art behandelten, hatten fie quch 
Sein Bike Egentlich has man daher auch 
Ar Wundern im N, T. zu. ſuchen, ſondern ale 
Negebenheiten muſſen fo erklaͤrt werden, daſtſie⸗ 
ruͤruch erfalgten und das Außerardentliche dated 
mvſchwinbat. Dieß iſt die große Bildung und 
Aehung ber SBerminft, woven wie:einige Reſul⸗ 





IRRE. r h ss FE KERLE Br I,‘ az ı.d . 
4 1 Eee3 Das 
⸗ \ — = . \ 
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4 


U Neues Teſtament ven Bahrde. 


Das erſte Wunder: zu Sana, Joh. 2. bar 
gr nichts außerordentliches. Mar muß voraus 


Jetzen, Jeſus hatte feiner Mutter ſchon vorher ver⸗ 


draut, daß er fommen, aber ben Haußherm in 
Seine Berlegenheic fegen, fondern einen hinlaͤngli⸗ 


‚hen: Wiinvorroth bereit: haften werde. Seine 


Mutter toar zu, feüßgeitig aͤngſtlich. Endlich ber 
Faht er feche große Krüge mie Waſſer zu füllen 
nd hinzuftellen. Nach einigen Augenblicken ließ 
er die Krüge: dem Haußmeiſter bringen und der 

Sans zu feinem Erſtaunen einen ſchmackhaften 
ee Wobey zu bemerken, daß die Alten 
audy. Gecränfe,:die z. E. aus. Waffer und a 
Zuguß don ſpirituoſen Dingen.befinuden, Ben 
Yerennt-haben; : (Etwas ſolches prakticirte ale 
Sielteicht Jeſus imoermerkt in bie.greffen Waſſer⸗ 


kruͤge, — das nach wenigen Augerblicken dem 


Maffer,, einen pitauten em wicthes · 
te? w de. ne?) r 
Die. wanderbaren Spelfungin, von. Imerern 


 Zaufenden giengen ebenfälls ſehr natuͤrtich zu, wenn 


man ſich nur in diewahre Lage der Begebenheit sen. 
ſeten will. Die Juͤnger glaubten, es wären ſehr viele 
da⸗ Die: niches bey ſich haͤtten; · allein fie vermutho⸗ 
den es bloß, und die Mahlzeit wurde * * 


vondem Vorrath andrer Anweſenden, als 
venn geringen Vorrath Jefu gehalcvn. —* 


kain vem Bol vieß alles fo außerorhontlich vor?) 
Daß FJeſus anf: Bern! Meere wanheise war 


— vielleicht ain fahweinınsenber Mallen, quf wil. 


| Km 0, da das Schiff. em pa ir 


E92 








- ] ! ⸗ 
J 
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et. 3 


| ud dr dem m Si zagiengr uiitz wenn man ai 
ati; :9,"00. Ihieſſen wollte, "Daß er ſich als 
bei Er der Natur durch den Befehl ans ums 
ruhige Meir gegeigcihabe, fo if niemand‘ ſo viel 
mißverſtanden werden, als er. Vielleicht war. 
war fein Befehl ein bloßes, Stift “das ben Tue 
mult auf denn Schiff angieng, und von ben anl 
weſenden Jangern auf das Meer gedeutet wurde! 
(Not. 3.). Bey der Aufweckung lazari (denn 
bey Jairi Töchter und dem Füngfitg zu Nat 
war nur Ohnmacht) fälle ebenfalls Alles Wonder⸗ 
bare weg. Jefus hatte ohnfehlbar in Bethanien feie 
ne Vertrauten, die dm von —— hin⸗ 

cerboachten: von diefen erfahr vr, def’ atus 
ſeho teank war. / Sein Schiaf (unter welchen Is 
is den Tod derſtund, nach · Johannis auberucti 
cher Anzeige v. 17.) wat vielleicht eine · lange Dhn⸗· 


wait denn man hat Beyſpieie, daß Ohnmoch⸗ 


ten mehrere Tage gebauset; und ‚geglaußte Todto 
Karäber lebendig begraben worden find, : Es wa⸗ 

ren virlleicht nur zheh volle Tagen zwiſchen Denen 
Fred and vierten verflogen, unde dieß hießen, ‚inenm 
maniten Abend dee: stfken mtb ben Morgeri bed 
werten dazu naͤhme/ wie Tage, -(Und eine Ohn⸗ 
— nur von 60 Stunden ließe fich bewel· 

en —22 . 

Ucherhaupt aber baeſte dieſe Sucht Pr 
Bunbirbareiin den’ Thaten Jeſu zu zerfideen, füe 
gar nichts Bedenkliches gehalten Toerben.. - Denn 
Suntre haben nlerhafe-eind Berorißkraft und’eb 

WM Wunglerbı; var put wen, wer 


res 


es Nenues etzenent as Bahrde. 


wa Wundern erig iſt. Der Elaube ana - 
der iſt gerade der ſchlechteſte; Aufklärung und Be 


fegung des: Herzens werben erfordert. . Jeſgs felbfl 


= gBlärt,- Job. 5, 41.42. doß er nicht.fache (durch 


under) Aufſehen zu machen: aber — er fenm 
die Juden, und wiffe, doß Uebe Bottes nicht in 
ihnen ſey, de h. er. wuͤrde ſich mit Wunderhei 


jungen und ſolchen Dingen, die ihr Aberglasıbenen 


groͤßerte, nicht abgegeben haben + denn er ſuche nicht 


nad) Art der Betrüger Aufſehen gu: machen; Aber 


ec Habe dem Strom weichen müffen, weil er die 


Juͤden fannre, und wufte, Daß firbe zu Goct und 
äue Woheheit welche fenft jeben Menfchen dag 


den Gebrauch feiner Wernuaft-Tihen genug.igiet; 


wiehe: inı ihnen ſey. (NEE 2473 Chen fa Bearlih 


—— gegen den Ollauben ang Ueherdatͤrlicht 
N. 10, ‚20. wo Jeſus ſich gegen ſeine Juͤner,er⸗ 


klaͤrteſie follten fich gender üben iIhnegenkückten Hrane 


enheilumen, and über das Auſtaunen des uͤberal 
SPunder traͤnmenden: Nobeija freuen... Ders es fen 


qhgogühoht. umhehpurephe Ele von einem zohen. und 


unwiſſenden Batfe- fir einen Wonderthaͤter gehal⸗ 
daR zu perben:: wWelmehn fellge ‚Din hre Frevde 
jez daß fie Bott würdigen anſeinen Berker Aw 
(heil, neben »—.n. Gleiche: Winke, ungilch- 
rer und Zufchauter vom Aberglauben- (Abergfgube 
her wahl Angaͤtglichkeit an Wunder): zurhck zu- 
gufen,loſt RL ng, duc. Dt, geben,;dan. er zu einer 
.geitz wo ſeine großen Thaten bemupdtrt: wurden 
ſoge: nerket. push. Bas, maß iht bonce geſohen und 
BEER 4 


RD 











° PP) . 


Fi. Rare 20 
. uber‘ in die Meſetliſchaft ſchwacher Besfhen ger 

rahe, di h. Eure Phantaſie iſt: voll none Wunder⸗ 
kenn. Ans :ihesimftäaung: es wird euch ſchwer 
eben/ dieß ainſt mit dem Ausgang. meiner Ge⸗ 
ſchichte zu: reimen. ( Andre würden. grabe.-biesente 
gegengefegten· MWinke finden iuf die Wunder auf⸗ 
merkſum zu ſeyei Se fuͤr die Bröfe 
fe: Bein heezunẽ hmeen amd dag Aubenfen an 
fir, in ſich ‚bie era m von ſeiner. Hoheit⸗ zu 
erhalten, wehn.tier Anblich; ſeiner Leiden und ſel· 














neo niedrigen: Bahesqrträrgern. wide) nr *5 


** a TE BE THE 


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Sn 


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. och eigen ſicth di⸗ Ernekungen: nern 


—* des: ſSads, der Auferſtehung und Himmel⸗ 
fahrt Jeſu En ntzog ſich hem oͤffentlichen Le⸗ 
beit; dieß heißt. fein. Tod: er ſezte ſeine etwas und _ 
tarbrochenen Wirkutigen in der: Säfte wieder fork; 
dieß heiſt feine Aufafiehung.: Es iſt ſehr zweil 
felnfe, oh Jeſfus tg Keeuze wicklich geſtorben 
ſeynn Zwor Sagen; ek⸗idie/ Apoſtel, allein ihre 
Sprache if: ſyacholiſthe⸗¶ ſie beſchreiben· bloß: das 
Ente dog · vffenclichen Lebeuß Joſu. Zwar ſagt es 
bee Officier,. her. Rachricht: eingezogen und. erfaht⸗ 
ram hate ihaß· Jeſus ſchon wirklich verfchleben 
ſem lee ein Kluterſchied zwiſchen 

u Antefichungnmd:sblofer Maächfragel war 
ſcheint· Johannen Gang: Befandtrs fFeyerlich KR .10, 
surolg.; davon zu ſprochen: allen der ganze Uns 
And: Klee Wapfer ans der · durchſtoche⸗ 


| nr 
| ai ouſchtichen Ript —— 


in Eee— 









* 


Pd 


den. Neues Tefinmeit.von Bahrdt. 

fer in. einem: Behaͤltniß bablammen. Vielleicht 
wat es ain · anferorbentliches. —* Das: von 
auffen fichtbar war uub.die Meugies bes Menſchen 
der hiueinſtach, reizte. — Fuͤr bie koͤrnerlich⸗ 


Arerſtehung Jeſu Gaben geiz weber eigne Vorher⸗ 


werfimdigungen Jeſu, noch genugſame Magen 
zeugen; :nod) ‚fen Brände, Marth. 12, 40. iſt 
offenbar ein. Einfchiehget ſpaͤterer Zeiten: denn es 


ſehlt beym Markus: Matth. 16) ar. wird dee 


Arobruch er. werde Jen dritten Tng:dasaufrwiedes 
auferſtehen / erklaͤrt er. werde Kg wieder ale ben 
Lebenden zeigen, nicht mehr ſichtbar, ſondern im 


lien‘ wirken. Beil’ die uͤnger den Ausdruck 


erſtihen Marc., 16. nkhe werfambden, fa 


| Pen er finverlich einch beſtimmten Begriff‘ we 


au 
klaͤrte Vereheee Ye‘ irn: Center af —8* 
koͤrperliche 


ſandern eu gehört ımter.bieialkegoiifchen, r. Die 
Augenzrugen für biefe Auferſtrhung ſind bloß die 
beiden. Marlei,; LUnd-andekiirfe haben die Aufer⸗ 
Hehsuig (den Aus) .micht ſelbſt geſfehn, ſondern 
sur im Suftorhe des Schreckens eine Engelsſtim⸗ 
zus gehoͤrt. Achern dia Sache mie ben: Waͤchterx 
ſheiat eine gerichtliche Anterſuchung erſolgt zu ſeynz 
aibſt manche Janger waſten nach· Matth. 28, 21 
nicht, was: ſie aus: der Sache muchen ſollten. 








Morchaͤns er jͤhlt die Sache gau andert dis er · 





hannes 1 und.es fänwen unb 





— . 





Dan⸗ as ‚808 nn 
—— utiteridokfän; ‚für den ; de * | 
Gott, den Bergetter glaube: = Noch di 
niger aber fahr Jeſus koͤrpeelich gen kam 
VBeyn Markus vt die. ganze Sirile K. 16,:9-acl 
verdaͤchtig Marehaͤus und‘ Johannes haben aichts 
von der Hlüumelfarrh: ſie wär alſo gewiß fein 
. Bhaubensarncdit:::: erden: Gegenben, re 
Jebte,,: muß diefe:Ergäpfanig gangbae geweſen fen, 
da hingegen Matlhaͤns nichts vorm Einſernon um '; 
Aufhebon zum Hinemel gehöre haben muß.un Abet 





aufgekloͤrte Chrten laffen ſich durch ſoiche Bine 
nicht iron, weil ſie · ihren Glauben mkht auf Dunm. 
geſchichte ſondern auf bare innere Weeth der 
—2* Jeſu gruͤnden. (Not. 440)Die garıge 
WDeſchichte iſt ſunpel dieſet Jeſas will dürch die 





fh Be 
Sie und voelert ſich In eine dicke Mebeiweug 
welche eben: auftdn Borge lag Ein paar Bew 
Staus Jeſu, bie⸗ aus der Nebelwolke hervortraten 
undrden Verg hinnuß zuruͤcke giengen · und ſich wie. 
—7 verloren, (Apoſt. Geſch. 10. .) mrlüni⸗ 
Yer-fnd —⏑ — — — —— — nahrmafrkip: 
ke auf ine Inder Exil, vielleicht ine: 
uns ‚Heinen Mirbe des Muxcerloge ( Mot. 708.) ya 
Jerufalem iuiter wanigen: Wetten ten fort, erſchien 
auch nackber: be be Ba mn hei Ä 
Ihnimifütteibar, 1 ¶Necr oxe) nbıhöre, wie 
woiffenmacheienerh nech wo zu ber ide guileben 
fs ——— ® Ion fat nbinne * 


at Be 





\ . 


=. 


Gin Neues Befkausene don Bahrdt, 


"Wiepeslic Dudem oje Saſt, xnt wickt — 


a Der Wahrheit feines Eovangelil. — . 
. &o denfen aufgeklaͤrte Chriſten über eye 
fehiche;; Christen ; die ipre Bergunff baben,- and 


‚ “ine Religion für ihre Vernumtt achen — ; Was 


wid. werden bey dieſer Behandlung der Erzaͤblun⸗ 


gen im M.. T.viecle vernuͤnftige Chriſten fra⸗ 


gen / wes wird nun aus.ber ganzen 


— 
Perf ihtem Spweneffe ‚füribie. Religion, fon 


d 


GSeſchichtſchrei 
wvehanheu Ex willkuͤhrlich ousgelegt, forgewal 


dark auch-Iprer gemgen Blaubwirhigfeit 2 Hot mer 
je Beyſpirie/ haß irgend ein ber pi 






sera immer * baß die * mwunderbare ig 
non Jefſir ſur jezt eine enthehrliche hieße; 


GSlaube baut ben Beweiß · aus den Wunder 
Meiſſagungen der Yufesftehang und ber Herrüch⸗ 


: Seht Jeſu entbehran; . moͤchte ea ehlich immer ge 






Ache Queint hettaditet: mb‘ beurtheilt wuͤrden: 


— ae ao 'antzugeben;, Ns jebe (Erzählung 
meusaften, ana gerabeihlelkmftänbe, welche 
—— —* 





Ener nnatuͤrlichen machen, über 





| 


——— — Seſchichtſchreiber als bloß menſtb · 


Acichte 
nächte,eg Immer geſchehen/ daß man ſagte, unſet 
merken, 





Biengen —— de bafat Becroͤga, 
 meildpe —⏑ ——————————— 


J nei a 1 Fig Ds. Pfr 


Anwen. 


‘ 


’ 
. 


N 
\ x . . 
- 7 ' ’ 
BE 
nn 


—— zu ibn, mise Grad der Alk 


klaͤrung, wovdn auch bey / den vollkommenſten ¶ hriee | 


ſten ſich bißher noch keins Spurgefunden hat, Mad 
wird hiebey allerbings zu wiſſen begierig werden, voros 


fer. berun Der Berſeuie teeflichen Aneftote, von dena 


Wein, dei Jeſus in der. Stille in Bereitſchafe 
gehalten, vom ſchwimmenden Butken, auf weichen 


er Über das Merr ging, von den Hertmitteln, die ex 


— und Univerſalmedicin bet ſich fuͤhete/ vori 


dem Mebel, In welchem ‘er ſich auf dem Oeiberg 
verlohr, von der Mutterloge u dr oh, bekommen 
habe Ein Schriſeſteller, der auf allem Geiten vom _ 


Aberglauben und Prieſterbetrug ind Ehre der Ver 


tunnfe · ſpricht; miß hundelt doch · warlich / feink Leſer⸗ 


soerm er ohne irgens eine" Quelle zu haben, die 


ſimpeln Erzaͤhtungen alter. Seſchichtſchreiber mil 


ſolchen ſelbſt erfundenen Anekdoͤtchen ind Einbun 
dungen ausſlickt Vetrugeiſt Betrug, ob der Prich 


ſter feine Erzählungen und Lehren unter‘ ben Namen 
Don Offenbarung der Welt auſbuͤrder, odet ob der 


Geſchichtausleger in Noten aͤber die Geſchicht 


aus ſeiner eignes Phantaſie Umſtaͤnde hinzuſetzt 
wozu der Schriftſteller feihe Winfe und feine Vers 


anluffung giebt Mir wäre es Auch. ganz unbe 


greifikh, wie dieſe Evangeliſten aus, deren Schu 


ten wir jetzt, ſeibſt nach der Meinung des Veh 


die:Wernunftretigkon Jeſu fernen koͤnnen, die Schr 
ren ven bereiten in ihten Schriften vorttagen, aber 
doch ſelbſt noch / nicht kennen; wie fie, wenn fie 


Geſchichte erzaͤhlen, als aberglaͤubiſche Maͤmiet 


ven tan BRarbenı ſoeechen aber wenn fie Aus} 
vn du 


‘ 
/ 


E Nana Tefnament vi Bahrde. 


win der Hrieſter und: votgeblichen Sffenbiakutrgek 
mebft Der. daraus entſtehenden Immoralitaͤt zu. er; 
fen ‚:.wor: die‘ Abficht Jeſu, "ber eine „Religion 
der reinen Wernunft Riftere.und dieß einzige wahre 
Eiche, die Belehrung der Vernunft unter- ben Men- 
ſcheit yerbesitete:: Der Ruf, ten er dazu erhieic 
war. bloß Ruf dee; Natur "and Borfehung, 
Peine. onfferscbentliche Sendung, kein unmirtel- 


\ barer.Unterricht, keine ſpecielle Dffehbrarung Got 
tes, die ihn zum Theil. wurder ſeine Sendung 
beſtund bloß dariumen, daß ihm Gott won Jugend 


uf Reigung, ein Vernunftlehrer zu werben, ein⸗ 


cefloßt, Kraft und Talente dazu ercheite, ur: bie 
- Umkände fo’gelaitet hutte, daß -Yefus den But 


der: Vorfehung nicht verkennen fonwe. (Mor: 361: 
368:) Dieß heift der heilige Baift;;- ſonſt aud} 
Kar: Finger Bottes, worumter jede Veranſtal⸗ 


ung. ber: Provideng,n die zur» Ausfu hrung freyer 


Hondlungen mitgehort, y verſtanher wird, Meint 
Jeſus alſo von feiner Sendung, von einer Beleh⸗ 
nung, die er Honor erhalten habe, redet oder 
65.6, 46. ſagt: er habe den Ware: goſehen, ſo 


Neht dleßder Erkenntniß Gottes durch fremden 
Unterricht entgegen, und muß in: imfrer Sprachs 


— ausgedruͤckt merden:: er habe Sott und feine 
Zwecke, durch eigne Erfahrung und Nach⸗ 


denken kennen lenen. Wenn den Apoſteln der 


bäilige: Geiſt verheißen werde, ſo iſt dieß bie 


wißgere Aufklärung,“ da ihnen Im” karzen und 
ſchneil roifere Einſichteni, wie wenn ie ihnen 
engenber wire tommen, acer 


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7 Deitte Auegabe 55 


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bie Kugeni-geöfnet werden würden, (Not. 332) 
‚ober der Geift der Weisheie, des Muths und der _ 


Entſchloſſenheit, ben Gott nur dem; der feine 
Vernunft Braucht und die Vorurtheile des Aber⸗ 
glaubens abgelegt hat, miccheilet, der fie dann, 


wenn fie über den Ausgang der Geſchichte Jeſu 


genug naͤchgedacht und ihre Begriffe won ihm be⸗ 


richtigt haͤtten, auf einmal beleben wuͤrde. (Not: 
433.) —, Weil aber Jeſus ben dieſer ſeiner Abs 


fiche die Menſchen hoch fehr verblendet und init‘ 


Vorüurtheilen eingenommen fand; und feinen Endr 
zweck bey der Stiftung feiner Brüderfchaft nicht 
grade heraus fügen durfte/ fo machte er in feinend 
Orden drey Alaffen von Brüdern, öder drey 


Grade der Geſellſchaft . Im unterften Grade, 


zü welchem alle zugelaſſen wurden, war es hin⸗ 
Länglich ein tugendhafter Menſch zu ſeyn, (N: 116.) 
ind was für Siefe Brüder gelehrt würde; ſagt Paus 


— 


his Ebr. 6, 1: Sim zweyten Grade dürfte aid 
. äin dein geheimeren Plan des Herrn. und Meifters ' , 


Theil nehmen, lernte Die kung rs BasÄdes; 


bie Abficht der Gefellfchäft, (Mathe 13; 3: Not: ı 
86:) obwohl nur noch. fymbolifch ,' hatte beſoni⸗ 
ders. die) Pflicht felbft zuſorſchen und nächzu⸗ 


denken, uͤbernahm waͤhrſcheinlich auch zugleich die 
Verpflihrung, für die Ausbreirüng der Geſell⸗ 
ſchaft zu forgen und thaͤtig zu ſeyn, und befant 


ugleich Anweiſung und Erlaubniß zu Kranken: . 
‚Die Brüder dieſes Grades heißen - 


e 
- 


— 


Iyızonevoi, die Ausgeſonderten: Fuͤr fie war 


AZim. 16. ein Denkſprüch in der ſymboliſchen 


BSDS Dößerl; Bibl 2. B. in. St. Fff Spra; . 


1. 


6 Neues Teſtament von Bahrdt. 


Sorache der Bruͤderſchaft, welcher ihnen zur 
Uebung ihres Foeſchungsgeiſtes vorgelegt woͤrden. 
Für fie waren die Liebesmale, d. h. das Abend» 
‚mal von Jeſu befonders verordnet; denn die Bruͤ⸗ 
der des erſten Grades waren noch nicht reif genug 
‚dazu, und die des dritten waren zureif, als daß 
fie noch eine Verſinnlichung der Religion noͤthig 
‚gehabt hätten. An ſolche ſind auch meift‘ die 
Briefe N. gefchrieben, in denen nur Hin und 
wieder Wirf zur höhern Aufklärung für ben drit⸗ 
ten Grad ift. (Mot. 1007.) ‘Brüder des Dritten 
Grades endlih waren die Vollkommenen, 
Tre, auch exAenroı und ayyeAo, (Mot. 964.) 
‚denen alles, was im .erften und: zweyten Grade 
Symbglit und Illuſion war, verfhwand, 
- welche Gott in feinem eignen Lichte faben und 
durch, die reine Vernunft erleuchtes wurden. (Mot. 
757.) Ben diefen blieb es befonders, was es mit 
dem Tode und dem Anfang bes neuen Lebens Jeſu 
„für eine eigentliche Bewandniß hatte. (Not. 1007.) 


Diefe hatten den Schlüffel zur fymbolifchen Spra 


che der zweyten Kloffe, und den moralifchen Sinn 
der Bilder , (Met, soor) kannten die Heilmittel 
(Mor, 683.) und hatten das-volle Licht. (M. 322.) 
Allein der Menfchen, welche in biefen Grad auf⸗ 
‚genommen zu werden fähig waren, gabs in den 
‚damaligen Zeiten zu. wenig, als daß etwas Grof: 
fes durchgefegt werben“ Fönnen, und vielleicht 
(Not. 652.) find diefe Brüder in,der Folge, vohnge⸗ 
faͤhr im dritten Jahrhundert (Not. 1088.) gar 
ausgeſtorben, oder doch in Abſicht auf die Zahl 


Dritte Ausgabe: - 817 


fo gering und ohnmaͤchtig geworden, dag fie für 
den Zweck Yefu nicht wirken Fonnten,- (als vb eg 


beym Sieg ber Vernunft auf Zahl und Menge 


der Sprecher ankaͤme) Die ganze Geſellſchafe 


hatte das Wort Jeſus zum Symbol oder zum 


Zeichenwort, daher auch bey den Heilungen durch 


die Apoſtel ſein Name genennt wurde. 

Das Leiden und der Tod Jeſu iſt in dieſen 
Plan mit eingeflochten. Zwar kann derſelbe niche 
weſentlich zum Werk Gottes gehoͤrt haben, denn, 


noch ehe Jeſus ſtarb, war das Hauptwerk Gottes 
zur Erloͤſung der Menſchen vollendet, Joh. 17, 4. 
Allein er war doch das einzige Mittel, feinelebs. 
re verftändlich und überzeugend zu rhacheng 
(werden denn einleuchtende Vernunftlehren durch 


den Tod des Lehrers je überzeugender? möchte 
‚man fragen) und die. diefer Ueberzeugung entgegen⸗ 
ſtehenden Vorurtheile von einem irrdiſchen Meßias 


auszurotten. (Und dieſe konnten nur durch. einen. 


vermeintlichen Tod, durch eine Entziehung vom 
oͤffentlichen Leben ausgerottet werden? nicht durch 
Pernunftgrände? nicht durch Entfernung ‚aus 


Palaͤſtina, wo dieß Vorurtheil am berrfchende 


ſten war? nicht durch Unterlaſſung und Unterſa⸗ 


gung aller Anftalten zu einem weltlichen Regiment. 


und einer irrbifchen Größe ? nicht durch viele andre 
denkbare, weit leichtere, und der reinen Vernunft 


angemeffenere Mittel ?—) Diefem-Pfan gemaͤß, 


erfah fich Jeſus eine Zeit, wo er durch ein nach 
dem Urtheil feiner Feinde Füiminelles Verhrechen 


ſich ipnen ron in die es liefern und für bie ' 


ſichtbare on 


N \ 


g13 Neues Teftament von Bahrdt. 


ſichtbare Welt ſterben, d. h. ſich dem oͤffentli— 
chen Leben entziehen und nachher im Stillen fort: 
wirken wollte. Diefer Zeit iſt Math. zı, 1. folg. \ 
gedacht, wo ber fonft fo übel gebeutere Einzug 
Jeſu in Jeruſalem erwaͤhnt wird. Wenn fonft 
noch andrer Urſachen und Wirkungen des Todes 
Jeſu gedacht wird, ſo geſchieht es, weil er in die 
Reihe derjenigen Dinge mit gehoͤrt, von denen die 
menſchliche Gluͤkſeeligkeit abgeleitet wird. Dieſe 


Heide ift . | 

| 1.) Jeſus | 
2.) Seine Predigten, Gefchäfte, Leiden, Tod, 
3.) Evangelium W | 
4.) Glaube 


5.) Tugend und Froͤmmigkeit 
5) Werth und Gluͤckſeeligkeit. 
Bon einer folcher Reihe unmittelbarer Urſachen 
und Wirkungen wird in allen Sprachen der Welt 
ein Olied fürs andre gefegt und jebes die Urſache 
des folgenden und die Wirfung des vorhergehen- 
den z. E. 4. die Wirfung von 3, von 2, ven ı, 
‘und 1. 2. 3, 4. 5.ıdie Urfachen von 6. genennt, 
Blüchfeeligkeit und Werth des Menfchen erfolgt 
allein.aus der Cugend; biefe allein aus der Bes 
- folgung der Lehre Jeſu oder der Vernunft, 
denn Glauben. Diefen erzeugt das Evange⸗ 
lium, welches Jeſus durch feine öffentliche Vor: 
träge befannt machte und worüber er leiden und 
fterben mufte. Siehe .bier den großen ehrwuͤrdi⸗ 
gen Plan Jeſu! Andre Abfichten feines Todes zu 
u . . erdenken 


ve | 
* 





re 


⸗ 


Prieſterbetrug! — 


Es ſey ferne von uns dieß ganze Syſtem hier 


pruͤſen oder widerlegen zu wollen: nur einige Be⸗ 
denklichkeiten dagegen, nur einige Beweiße, daß 


Dritte Auchabe | sig 
‚erdenfen, ig unwuͤrdig unsernänftig, Aberglaube, 


es noch nicht Zuſammenhang genug habe, werden 


hier Plaz finden. Wir uͤberlaſſen der ſaͤmtlichen 
ehrwuͤrdigen Brauͤderſchaft bes loͤblichen Freymau⸗ 


rerordens die Freude, ſogar im N. T. Beytraͤge 


zur ihrer Geſchichte, die erſte Grundlage ihres 
Mans und ihrer Einrichtung zu finden, und von 


einem fo wirbigen Worgänger, wie Jeſus ift; 


das Modell zu ihrem Orden entlehnt zu haben: 


denn nachdem wir hier von den Graben der Brüs 
der, von Logen, von einer Murterloge, von eis 


nem Örbengeichen, won Proben der Brüder lefen: 
fa fehle nichts, als bag wir noch den Triangel, bie 


Mauerfelle unb das Schurzfell finden und wer 
weiß, ob nicht im kurzen ein aufgeflärter Mauren 


auch in Biefen Stüden nod) ‚Symbole des Stife 


ters bes ehrwuͤrdigen Ordens und Vernunftreli- 
gion — der rexrav war. — antrift., Ein Unge⸗ 


weibter wird daran nicht viel Troft finden. Nur 


dreyerley Sagen moͤchten bey dieſem Syſteme noͤ⸗ 
thig ſeyn. Die erſte, über die Beſchaffenheit 

der Religion vor Jeſu Ankunft. War denn, wrlk-⸗· 
lich die Juͤdiſche Religion. durch Priefterberrug - 


unb Abergfauben fo. ganz entſtellt? Noch gale 


Mofes, in beffen pofitiver Reigion doch aud die 


moralifchen Brundfäge ber Vernunft mitftunden, 
an ‚dem . eignen‘. Ba des Der, .bey 


Kom. 


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. Sao Neues Teſtament von Bahrdt. 


Roͤm. 2, 12. noch galten die Ausſpruͤche der Pro⸗ 
pheten, deren Moral die Moral Jeſu war, wie 
wir Net. 246. leſen. War alſo nicht ſchon im 
A. T. der Grund zu der moralifchen Religion, 
welche Jeſus lehrte, gelegt? und welches waren 
denn bie Priefter, deren Betruͤgereyen Die Ver⸗ 
nunft un ihre Nechte brachten? Wir wiſſen, wie 
“ ‚groß der Aberglaube unter Syuben, wie tyrannifc) 
Die Herrſchſucht der Hohenpriefter und ber Pharis 
füer (die doch gersiß nicht eben Priefter waren) da» 
mals gerefen ift: allein, wenn denn fehon Moſes 
und die Propheten bie Lehren der vermünftigen 
Gotteskenntniß, ber mwefentlichen Religlon vorge: 
tragen; (Not. 394.) wenn unter ben Samaritern 
ſchon der rechte Begrif vom Meßias, daß er ein 
Weiſer ſeyn werbe, der die Welt durch Belehrun⸗ 
gen ber Vernunft aufklaͤrt, anzutreffen iſt; M. 233.) 
wenn die griechiſchen Juben (deren Parchey die 
ſtaͤrkſte und ausgebreiteſte war) ſchon aufgeklaͤrte 
Feute waren, welche den Aberglauben der Palaͤſti⸗ 
niſchen laͤngſt abgelegt harten; Werehrer-der na⸗ 
sürlichen Religion, welche bie vorgeblichen Offen- 
barungen ber Prieiter (der bamaligen?) ſich nicht 
dere machen ließen: (Not. 292.) Fdie alerandrini« 
fihen Juden waren dieß gewiß niche!] fo. kann ich 
mir wenigfteng bie Bernichtung bes Aberglaubens, 
die Entfeßlung von Priefterbetrug und die Reſtitu⸗ 
.. tigen der Vernunft und- ihrer Religion niche als 

= Folge bloß won der Erfcheinung Jeſu denfen, und 
ſo wuͤſte ich gar nicht, warum. Jeſus nicht lieber 
ſchon unser ben ſchon aufgeflärten Griechen bas 
u = 0, gröffere 


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N. 


gröffere und 'reinere- Sicht verbreitet: hätte, wo « 


auch niche Urfache fand, fo viele Vorurtheilez äö | 
ſchonen. — Zweytens: wie kam Jeſus und 
feine Apoſtel zu dieſer hohen Aufklaͤrung der Ver- 


nunft? Durch ſeine Lage, heiſt es, durch eignes 
Palaͤſtina herrſchenden Aberglauben der Ausbil-⸗ 


dung des Geiſtes an ſich gar nicht guͤnſtig, und 
wie kann dann Jeſus, der ſich des Umgangs mit u 
Gott, der Entdeckung und Offenbarung. feiner 


$ehre von Gott ganz eigen ruͤhmt, barunter bloß 


bie Dffenbarung in der Natur und durch die Bern 
nunft verftehen? Wie kann man fagen, daß er 


Die Welt erleuchte , wenn es die Vernunft thut? 
Es muſte entweder dadurch geſchehen ſeyn, daß 
er den Menſchen erſt Vernunft gab, ober dadurch, 
daß er ihnen Anweiſung ertheilte, ihre Vernuuft 
recht zu gebrauchen, und durch eignes Nachdenken 
die Religion zu lernen, oder dadurch, daß er bie 
Wahrheiten der Wernunft ihnen zuerſt entdeckte 


. Dritte Ausgabe. 9 at 


NMachdenken. Allein die erftere.war ia bey.pem in 


und überzeugend lehrte. Welchen Fall mian au . 


annehmen will, fo wirb man finden, daß er Schwie⸗ 


xigfeit habe, . und daß bie eignen Belehrungen 


Jeſu von feiner Sendung, befonders beym Johan - 


nes, wenn fie. eregerifch betrachtet werben, gang 
* anders ſagen wollen. Bey den Apoſteln 

und erſten Lehrern des Chriſtenthums, oder den 
Brüdern. bes zweyten und dritten Grades findeg 
wir die Vernunft aufgeflärter: allein augunehmen, 


daß er diefe Einfichten gleihfam angeweht 


doch ſonſt Re Gang der Vernunft, 


x 


v 


4 ‚zumal | 


| | 
.# Neues Teflament von Bahrdt. nd 


zunial der ehehin mit Aberglauben umlagerten 
Vernunft, nicht: und, wenn felbft die Apoſtel 
AR Petrus, die fombotifche Sprache des zweyten 

rades zu der Zeit als er feinen Beief fchrieb, 
| noch richt recht verſtanden haben, wenn dieſe nicht 
Bruͤder des dritten Grades geweſen ſi find, wie 
reimt ſich dieß mit ihrer Aufklaͤrung? Die Anek: 
dote, Das Paulus fogleich zum Bruber des drit⸗ 
ten Orades durch unmittelbaren Unterricht Jeſu, 
noch in der — —— und Pouum 


. 221 


ind ein — grade dieſe of che feines Tedes, 
die Hr. D. B. als die einzige und vornehmſte an- 
iin ausdruͤcklich nennen und immer andre 
ſichten davon anführen? Was man fonft gegen 
die gar. nicht neuen Vorſtellungen von der Erloͤ⸗ 
ſimg, welche bloß moraliſch und Folge der Tugend⸗ 
debre Jeſu ſeyn fol, "it bekannt und: wird aud 
„ wohl ſchwerlich widerfege werben: wir wollen ung 


ur rer barauf nicht einfaffen, 


Die —F u kann, nach ben Grundfägen, 


bie der Sr: D 8. geaͤuſfert hat, weder envas 


bfitines, noch). etwas gehtimnißoofles enthalten, 
und’eg if daher ſchon begreiflich,,: wie ſich der ©. 
‚über Die Bellen, darinnen man fonft Beweiſe 
für Infpiration, Teinität, Genugthuung, Ver 
föhnung durch den Tod Jeſu u. ſ. 1: gefucht hat, 
erffäre; es iſt auch darinnen nicht viel neues, ſon⸗ 
dern, heſonders über die Verföhnurigstehre die 
Aufeng: aus der Arologie der rVanunſ⸗ — 
ohlt: 








u 


oo Dune Ausgabe, a 


hohlt: ‚nur. mit dee Auferſtehungelehre ſcheint den: 
Berf. dießmal eine ganz neue Revolution zu. ver⸗ 
ſuchen, und die Hanptitelle 1,Kor. 15. nebſt eini⸗ 
gen andern unfer ‚einen; ‚song eignen Öefichtspunke 
zu bringen. Sr unfern ehrbüchern,, ‘ ſagt er, 
wird eine Wiederauflebung unfers jeßigen Körper, 
gelehrt, von welcher fich. in. den Reden Jeſu kei- 
meOpur findet, denn auch felbft.gegen Die Sabddu⸗ 
cher beweißet und vertheidigt er nichts weiter,.alg; 
das Fortleben des moralöfcher Menſchen. Zuberk- 
iſt aus vielen Steflen bes R. T. erfichtlich, haß, 
kein veſter Begrif von der Auferftehung der Tode 
ten unter ber Nation vorhanden war, den Kefue, | 
hätte vprausfegen koͤnnen. Die ganze Materie, . 
vom Zuftanb nach dem Zode ſcheint von Jeſu nichty 
unter die Materien des Bolfsunterrichts gerechnet, 
worden.zu fenn. Und ſelbſt feine eigne Auferftehung, 
war fo eingerichtet, daß ihre Art und Weile nur 
den Bruͤdern des dritten Grades befannt war ; dann: 
erließ fie (den actus der Auferftehung) bloß begense 
gen, aber niemand fehen, Auch har Jeſus nie die, 
Auferftehung zu einem Beweggründe ber Beharr- 
lichkeit im Glauben gemacht, fondern vielmehrauf 
fein eignes Wiederkonmen vertröftet, — Es iſt. 
Daher unerwartet, daß hier (1 Cor. 15.) anf ein⸗ 
mal eine Auferſtehung bes feibes. vorgetragen 
wird, welcher vorher noch nie gedacht worden war, 
Dieß. Raͤthſel kann vielleicht fo ;gelöfee werben. 
Man fege voraus, daß ‚die eigentliche Bewand⸗ 
riß mit Jeſu Tob und Auferfiehung zu. den, Ge⸗ 
Km der Ba 1a gehoͤrte, womit mug 


die 


- Y 


224 Neues Teſtment von Bahrdt. | 


We Brüder des dritten Grades vertraut waren. 
Daraus muften, ſeitdem bie Nachricht, der ges 
ſtorbene Meßias lebe, unter den Chriften gangber 
geworden, mancherley Boritelungsarten entftehen.. 
Die meiften dachten fic) eine förperliche Sache, 
und da man jene ſymboliſchen Ausdruͤcke noch im⸗ 
merfort brauchte (ſo ſehr ſie auch mißgedeutet 
. sworben,) fo entſtunden die förnerlichen Ideen von 
Auferſtehung. Allein, wie Jeſu Tod und’ Sehen - 
- nichts anders ift, als Entziehung feiner ſichtbaren 
md öffentlichen Wirkſamkeit und Fortwirken im 
Stillen, als metaphoriſcher Tod, metapherifhes 
‚ $ebens fo if auch der Ausdruck, wenn er von 

. Gläubigen vorkommt, tropiſch zu verftehen: ſter⸗ 
ben, den groben Irrthuͤmern und Laſtern abfagen, 
er auch (Not. 942.) unter ben Chriften vermißt 
warden; eben, zu nie genoßenen Seeligkeiten ge« 
‚langen, ‚oder auch wieder bervortreten und zum 
Borfchein kommen. Dieſen Auffchtuß ſol Panlus 
ſelbſt 1 Cor. 15, 56. nach Not. 791. geben, 
amd feine denkenden Leſer ſelbſt erinnern, daß alles 
moraliſch zu deuten ſey. Die Sünde fen es, 
‚Die den Menſchen elend mache, und ihn noͤthige erſt 
zuſterben, ehe er geiftlicherweife auferftehen und 
beſeeliget werden koͤnne: und, was Suͤnde am 
meiſten genaͤhrt babe, ſey das Geſetz, oder die 
poſitive Religion, im Gegenſatz der Vernunftreli⸗ 
gion, weiche. Aberglauben und Priefterbetrug ver» 
draͤngen und bie Menfchen in Freyheit feßen müffen. 
Wir ſind bey ſolchen Erklaͤrungen noch zu weit von 
‚In wi Drüberpbof erfen,als * 
wir 








. Dritte Ausgabe . 82 
wir dieſen ſymnboliſchan Sinn fo leicht und hall fan⸗ 
den, allein wir muͤſſen zugleich über. die Bedenk⸗ 
lichkeit uns wuudern, weiche S. 648. gegen die 
Wiederbelebung des Leibes noch immer wiederhohlt 
wird, daß dieſelbe phyſikaliſch unmoͤglich iſt, weil 
dieſer Koͤrper in wenigen Jahren durch Aufloͤſ⸗ 
fung feiner Theile ſchon wieder in Pflanzen und Ge⸗ 
wächfe, und vermittelft des: Genuſſes berfelben in 
Theile andrer Thiere und Menſchenköͤrper verwan⸗ 
delt wird. Denn die rohen Ideen von einer Re⸗ 
ſtitution des gröben und ganzen itzigen Körpers 
kann man gerne aufgeben, ohne eine Wiederbeies 
bung im ganzen zu laͤugnen. Aber darinnen wol⸗ 
len wir dem Hr. D. B. benpflichten, daß, wenn 
auich die. £örperliche Auferſtehung geläugnet würde, 
die Lehre von ber Unſterblichkeit der Seele und, 
vom Fortleben nichts verliere. 


Noch find einige Stellen übeg, deren. Ertia- u | 


rung wir nicht übergehen wollen. oh. u, 1. folg. 
Gott war ‚die Weisheit und die- Weisheit mar 
bey Sort, und Gott war die Weisheit. - Allein: 
es iſt in der Anmerkung geäuffert ,: daß, weil bie. 
erften. achtzehn Verfe des Evangelii Johannis, im 
Don und Ausdruck von den folgenden ſehr unterſchie⸗ 
den ſeyn, und man ſchon in den aͤlteſten Zeiten 
Spuren findet, Daß dieſes Stuͤck zu kabbaliſtiſchen 
und magifchen Dingen gebraucht‘ worden, wie: 
dem in Fauſts Hoͤllenzwange (das wird Doch nicht 
in bie äfteften. Zeiten gehören) fie die Hauptisorte. 
find, daß man daher die ganze Stelle für un⸗ 
Ba Bu eines 1 Reuplacuteꝛe halten und 53 
muthen 


\ ) 


826 Neues Teftament von Bahrdt. 


muthey koͤnnte, fie ſey von denen, welche ſich biefer 
Worte als eines Geifterzwangs bedienten, in ihre 
Bibeln eingetragen worden, Zumal, da man im 
GSeſchmack dar neuplatonifehen Philoſophie die 
Perfonificationen liebte. Die Hauptvorſtellung 
fen indeſſen, in. Gott ſeyn von Ewigkeit drey 
Dinge, Myes, gan, ‚Das für die Menſchen. 
- Sn biefen dreyen beſtehe das Weſen Gottes. Alle 
drey find eins, ber Aoyes Gott, der Aoyos das 
Bus, bie kom das Ooc, alle drey heißen zu⸗ 
fanımen Der von Gott ausgehende Geiſt, und ma⸗ 
chon ein Ganzes, bas.mittheilbare Weſen Gottes, 
bavon ber Mittelpunfe der Asyos ift, weicher 
Menſch wurde und ſich mit dem Bus fichtbar ge⸗ 
macht hat. .: Wenn man diefe Sprache der Pers 
ſeniſication in bie Sprache der Abſtraktion ver⸗ 
wandelt, fo heiſt es: drey Dinge find in Gott, 
Vernunft, (Bus) Weisheit, —— Seelig⸗ 
Fit. (Con) Dieſe drey Dinge hat Gore dem 
Menfchen mitgetheilt. Sie find der Geift, der 
von ihm ausgeht. Was. zuerft von ihm gebt, iſt 
die Weisheit, ober alle Kenntniffe, auf welchen 
die. Seeligkeit beruht; aber der Menfch braucht 
sleihfam ein Licht, um biefe Weisheit zu fafen. 
Dieß Licht iſt die Vernunft, die ihn lehrt, was 

Suͤckſeeligkeit iſt. und in welchem Verhaͤltniß 
Weisheit zur Gluͤckſeeligkeit ſteht. So bald er 
dieß begreift, gewinnt er die Weisheit lieb, ſucht 
und. findet fie: . Und fo wird die Gluͤckſeeligkeit das 


icht, melches ihm die Wege zur Weisheit heil 


mad Beil aber die Menſchen alte augebiee 
2 — ‚hate, « 


J 


SSR: 


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- an 


Dritte Ausgabe. "8: . 


Hatten, das Sicht zu Brauchen, fo fandte Gott das ' 


. Gas, bie Vernunft, gleihfam won neuen aus, 


und ließ den Logus, die Weisheit zum Vorſchein 


bringen; er fandse Jeſum, ließ durch ihn die Ver⸗ 
nunft aufregen, Welsheit ausbreiten, und durch 
die Weisheit befeeligen. — Wer's faffen Fann, 


faſſe es! fagt der Verf, — Wir aud). 


Die Gefchichte Apoſt. Geſch. 2, 1. ſolg. ſtellt 
fich der Verf, alfo vor: die verfammelten Jünger 
bätten ſich berathſchlagt, ob fie fortfahren follten, 
bie $ehre Jeſu auch unter den Heiden auszubrei⸗ 


— 


ten, oder warten, biß er ſelbſt kaͤme: indeß ſey ein 
Gevitter gekommen mit einem heftigen Sturm, 


wodurch die ganze Einbildungsfraft der Ver⸗ 
fammleten rege gemacht worden; piöglich ſetzte eit 


Blitz das ganze Zimmer.in Flammen, von dem 


N 


man ‚nachher erzählte, es babe auggefehen, als - 


ob Bie Zungen der Verfammelten wie Flaͤmmchen 


geftänden hätten : dieß verurfachte ein allgemeines - 


Schrecken, und diejenigen, welche für die allge 
meine Berfündigung der Lehre Jeſu waren, wur⸗ 
den auf einmal fo begeiftert, das fie, jeder in fei« 
ner Murterfprache zu beten u. f. f. anfieng, da 


viele Profelsten, die jüdifchen Grundfäße ange« 


nommen haben, vorher ſich nicht getraut haften, 
die Lehre Jeſu anders, als in der heiligen. Sprache 
zu verfündigen, (Woher möchte es erweißlich 
ſeyn, daß man folche Orundfäge hatte?) _ 

Phil. 2, 5. 6. ift überfegt; welcher, ob er 


wohl bas ſichtbare Bild der Gottheit, war (Loapn,. 


das Aufferliche, feine Wander härter ihm unter 
| ' anen⸗ 


. 
x 


‘ 
» 


, 
9 





% + 


88 Neues Teſtament von Babrdt. 


einem dummen Volke leicht den Namen und die 
Gottheit zuwege/ bringen koͤnnen; und feine Lehre 
war Gottesweisheit, wie feine Tugend Abdruck 
der moraliſchen Vollkommenheit des Allvaters,) 
dennoch ſich nie Gott gleich zu ſeyn anmaßte. Zu 
ber Gormel eux, dpmarynov ννοανο loæ sivay 
a Jen, wird Die Redensart des Cicero in Ver- 
rem or. 5.omnia bona praedam fuam duxit, er 
pluͤndert alles, und ad Att. L. 5. c. 13. templa et 
tecta non; patriam led praedam putat , verglichen, 
und daraus gefolgert, daß nad) Pauli woͤrtlichem 
Zeugniß Chriſtus ſich die Aehnlichkeit mit Gott nie 
angemaßt habe. (Aber würde ſich nicht Paulus dam 
grabe wiederfprechen, wenn er ihm poadım Seo, 
als Aehnlichkeit mie Gott, jueignet.) 


2 Joh. 5, 7: 8 fiheinen ihm beyde Verſe 
untergefehoben zu feyn; fie ſehen zu fehr einem Spiel 
des Wiges ähnlich, der in der Zahl‘ Drey etwas 
myſterioͤſes fuchte. Ein SBruder des zweyten Gra⸗ 
‚ bes wollte auf die drey Symbole, Waſſer, Blut, 
Geiſt, (nach der alten Taufformel, Water, Sopn 
and Geiſt) aufmerffam machen, und fchrieb den . 
“ achten Vers am Rand. In ben’fpätern Zeiten, 
wo die Kenntniffe des britten Grades rnit ben Brüs 
dern deffelben anftengerr auszuſterben, (ohngefaͤhr 
im dritten Jahrhundert) ſchien es einem Unwiſſen⸗ 


"den, der ſich etwan ſchon in Gruͤbeleyen uͤber drey 


in Gott vertieft hatte, merkwuͤrdig, daß er ſich 
zu den drey Zeugen noch drey andre denken konn⸗ 
te: under find de ben ſi ichenden Bars ein⸗⸗⸗ 
Die 


‘ — - ! f \ . ' $ 





N “ * ı ı 


Dritte Ausgabe 5 m. 


"pie Ofrenbarun Johannis ‚halt der Verf. 


eben fo gut für einen Theil des. alten ſchriftlichen 
Archivs des hriftlichen Glaubens, als jedes andre. 


Bud) des N. T. und ift überzeugt, daß es von 
„ber Zerftörung des Judenthums durch die Roͤ⸗ 
mer handle, und von einem Bruder des zweyten 


Grodes dieſes Kolorit ber Weiſſagungen X, x | 


erhalten haben. — 
Wir wuͤrden noch vlel mehr ſagen miüffen, 


wenn wir alles eigne and neue auszeichnen wolle 
ten: indeß ift der Geift des Buches gewiß: aus: 


biefem Auszuge der Hauptgedanfen fchom fichtbar 
genug. Da einem jedem feine Unterfuchung und 
fein Glaube frey bleibt und bleiben muß, fo haben 
wir uns aud) forgfältig gehütet, jeden Schein von 
Unzufriedenheit mit. dieſen Aeuſſerungen, „ober 
von gehäffigen Darftellungen diefes Syſtems, zu 
vermeiden. Haͤtte doch nur auch der Verf. nicht 
an einem fo unſchicklichen Orte, wie eine Ueberſe⸗ 
Kung des N. T. ift, fo viele Bitterfeit gegen mans 


che $ehrfäge blicken laſſen, und fo häufige und fE 


hefftige Ausfälle auf bie Prieſter gethan. — 
Solche Noten, wirM. 44. 279. 298. 330. 340. u. a. 
welche für den Cercle ber Spötter geſchrieben find, 


und hur eine gewiſſe Klaſſe von Sefern ankoͤrnen 


mögen, vertragen fich garnicht mit den oft wies 
derhohlten Xeufferungen, daß Liebe — und chriſt⸗ 


- fiche Liebe iſt auch beſcheiden — die Haupfurs - 


ſache in der Religion fen. Die Vernunft bes 
haupte ihre Rechte, wie fie will, wie ſtark fie will: 
aber es iſt auch Vernunft und Recht der Vernunft, 

nie 


N 


PS 


-, 236 Townſon uͤber die vier Evangelien. 

ie lieblos und unbillig zu urtheilen. Diefe mad 
freylich audy oft mic Geringſchaͤtzung im bedenkli⸗ 

chen Ton fprehen: D ihr Priefter! — aber was 
hilfts, wenn die andre Parthey in eben diefem Ten 
ſpricht: D ihr Vernünftler! — Giebts zwiſchen 

- diefen zwey Kläffen, wovon die erſte den Aber⸗ 
glauben befördert, und die letztere den hiſtoriſchen 
Glauben zu jerftören trachtet, feine Mittelklaſſe? — 

- Das Häufchen, derer, die vernünftig: glauben. 








M. 


Thomas Toronfons Abhand: 
tungen Aber die vier Evangelien. 
Erſter Thell. Mit vielen Zufägen und einer 
Vorrede über Marcions Evangeliuni von D. Jo⸗ 
hann Salomo Semler. Leipzig 178. 
1. Alph. 4. DB: nebſt 4. B. Vorrede. 


Ne ſo vielen Unterſuchungen uͤber die Buͤcher 
N. T. ihre Glaubwuͤrdigkeit, Alter‘ und 
Abſicht, welche man bey den beruͤhmteſten 
Schriftſtelſern, beſonders Calmet, Dupin, 
Lardner, und Michaelis finden kann, und 
nach der Gefaͤlligkzit, womit die Meinungen, 
beſonders der beyden leztern in weiten Umlauf ge⸗ 
bracht worden, ſollte man in dieſen Materien nicht 
eben viel neues erwarten. ‚Und wirklich Bat auch | 
CTownſon ſich fo ſehr inden gewöhnlichen Graͤnzen 
— — | der 








. ’ J 
“ 
4 - 


Geſter Dheil mit Semlers Vorrede. ee. 


der Unterfüchungen fi hleruber gehalten und, winfe 
ge muͤhſam aufgefuchte innre Gründe zur Unterftüs, 
‚gung ber beygebrachten Opinionen und Traditionen 


ausgenommen, fo wenig erhebliches Hervargebracht, u 


daß role ihn fuͤglich auf deutſchem Grund und 
"Boden entbehren: möchten. Allein er wird nun 
in feiner Verpflanzung wichtig, weil Hr. D. Sem⸗ 


. 
1 


ler, der überall mit eignem Geiſt forſcht, davon 


Veranlaſſung nehm, bald manche Auswuͤchſe von 


dogmatiſchen oder hiſtoriſchen Hypotheſen des Brit · 


ten und ſeiner Anteceſſoren mit ſtrenger Hand abzu⸗ 
binden, bald feine eignen „nPuen Vorſtellungen 
‚über die: Beflimmung und übrige Geſchichte ver 
Evangelien einzupfropfen, die, wie mir hoffen, nach 
‚und nach auch auf deutſchen Grund und Boden ge» 
beihen werben, obgleich nicht jebes Geld zubereicet 


ſeyn mag, diefem Gewaͤchs Nahrung zuzu uͤhren. u 


In ums ift zwar bey der Durchleſung dieſes Bun 


EG 


. bes öfter als einmal der Wunſch entſtanden, daß 


uns Hr. Semler lieber. mit gänzlicher Bepfeite 
ſetzung bes Dritten, ober wenigſtens anhangsweiſe 
in einer eignen-gufanimenhängenden Abhandlung 
das Kefultat feiner fcharffinmigen und freyen Untere 
ſuchungen mit. ihren Gründen. befanne gemacht 
bärte. Denn er und feine $efer würden dabey ge⸗ 


wonnen haben: er, weil er feine Ideen beffer.büste 


zuſammendraͤngen und dadurch verftänbficher und 
einleuchtender machen koͤnnen; und ſeine Leſer, mel« 


che nad) der von ihm gewaͤhlten Methode, Town⸗ 


ſons Abhandlungen faſt, von Periobe zu Periode 
mit widerlegenden Zufägen zu begleiten, dadurch 
Doͤderl. Bibl. 2. B. n. Sct. Ggg viele 


“ 


” 


/ 


L 


—2 


If 


I. 
[4 


N 


3171 Towſon s über Die vier Cvangelien. 


viele undermeidliche Wiederhohlumgen im Wider⸗ 
ſpruch gegen Toronfon, ermuͤdet werben, und erſt 


“mir. viel Mühe aus mehrern Steffen feine Meinun 
‚gen ausfuchen und zufammenftellen müffen, um 
fie ganz deutlich und wahrſcheinlich zu finden. 
Indeſſen find "gute Früchte. willkommen, man 
mag fie vom Originalſtamm, ober.von "einem ein. 
geimpften Aft pfluͤcken. Es wird am vortheilhaf⸗ 
teften feyn, wenn wir zuerſt bloß von Toronfons 


Abhandlungen bie Hauptfäge anzeigen: wäre es 


auch nur zum Beweiß, daß unfre deutſchen Kritiker 
nicht mehr zu den Fuͤſſen der Dritten zu figen Ur. 


ſaache haben : unb hernach die Semleriſchen Vor⸗ 
ſtellungen in ber Kürze darftellen, und gur Prüs 


fung jeden, der dazu fich geſchickt fühle, uͤberlaſſen. 
Einige allgemeine Betrachtungen über bie 


Verfaſſer der Evangelien, wozu bie Beweiſe ents 


“weder zu fiher vorausgefege find, ober im folgen. 
Den verfucht werben, machen den Innhalt der 
erften Abhandlung aus. Er legt dabey Joh. 20, 
31. 33, zum Örunde, aus welcher er folgert, daß 


die Evangeliften niche alles aufgezeichnet 
. was fie wuften, und, daß fchon damals andre 


Evangelia vorhanden und Johanni befannt ge> 


weſen. Denn burd) die feyerfiche Erflärung Jo⸗ 


hannis, daß Jeſus noch mehr. Wunder gethan, 
welche in dieſem ſeinem Buche nicht aufgezeichnet 
worden, wolle er bloß allen Verdacht aus dem 
Wege raͤumen, welcher gegen bie evangeliſche Ge⸗ 
ſchichte aus den Differenzen der mehrern Evange⸗ 


üien haͤtte enefishen koͤnnen. Dabey nimmt er an, 


- 
[4 u Fu J 
' 3 
.e 


. 
. 


‚ Ce Se mi Scenes Winche = 


was er in dan folgenden Abhandlungen zu bewel⸗ 
ſen ſucht, daß die Evangelia in eben der Ordnung, 
in welcher fie jetzt ſtehen (aber nicht immer fhune . 
ben; denn in alten: Kirchenbüchern folgte Johan⸗ 
nes auf den Matthäus) aufgeſetzt worden; daß 
Johannes bie- drey erſten Evangelien beſtaͤttigt, 
Matthäus frühe in Palaͤſtina für Ehriften aus dem 
Judentum, Markus und Lukas aber für gen 
mifchte Gemeinen’auffer Paläftina, gefdjieben ha⸗ 
be jener unter Petri, dieſer unter Pauli Aufſicht. 
(Alles ohae genauen hiſtoriſchen Beweiß · wie Hr. 


Semler ſagt, der bie Nachricht des Eufebius hier. 


von eine arme Erzaͤhlung nennt.) Bep dieſen 
verſchiednen Lokale oder Perfonafe, wofuͤr die Evan. 
gelien beſtimmt waren, muſten ſie auch nach ver⸗ 
ſchiednen Zwecken eingerichtet werden. Da bey en. 
Chriften aus dem. Judenthum. noch einige vorige" - 
Vorſtellungen vom Werth des Mofaifchen Gefeges 
und des Aeufferlichen in der Religion, von Selbfte 
‚gerechtigfeit, von einem ierbifchen, Meßias u. a. 
auch nach ihrer Aufnahme in die chriſtliche Kirche 
zuruͤck blieben, fo ſucht fie ihnen Matthaͤus zu ent⸗ 
reifen... ihre finnlichen been vom Meßias zu ver⸗ 
‚geiftigen, fie von der Einrichtung eines neuen Bun⸗ 
des, unb von dem Antheil ber Heiden an demſel⸗ 
‚ben zu überzeugen, ‚und wider die Berfolgungen 
ährer eifrigen Nation Iren Muth au. ſtaͤrken. 
Markus, der durch jenes Evangelium Kon befs 
fere Grundfäge verbreitet und gegründet fand, haͤlt 
fi) daher nicht fo meitläuftig-bep | den Parabelnund 
| Worſchriſten Jeſu auf, ſondern gab nur deutliche 
Pan a. Peine 


> 


. 834 Teronfan’s über die vier Eoangelien. ö 
Nachricht von. Thatfachen, doch auch Hier oft mic 


Hintanfegung beträchtlicher Umftänbe. So, dag 
fein. Soangelium ben Geift eines Originals har, 


und von einem Manne 'ift, der nicht erft vom 


Matthaͤo ferne, fondern mit eigner Renntnif 
feines Gegenftandes führieb. (Aber das häufige 
- Bufammentreffen im Ausdruck und Ordnung der 
Erzählungen mit Matthaͤo bleibt dann ſehr unbe 
greiflich.) Man möchte muthmaſſen, daß Petrus 
. Das. Evangelium Marci diftire habe: denn man 
ſieht überall die Demuth des: Apoftels, der feine 
Fehler erzählt, und feine Vorzüge verſchweigt; es 
ift faum eine Nebe oder Handlung Jeſu erjaͤhlt, 
wobey Petrus nicht zugegen war; bey .ber Ver⸗ 
klaͤrung Jeſu gebenfe dieß Evangelium nichts von 
der Unterredung, weil vielleicht während ber. 


ſeelben Petrus überwältigt von der himmli⸗ 


fchen Herrlichkeit ſchlief; (fonderbar!) Daß 
Herodes Koͤnig, nicht Tetra), der See Genaja- 
reth immer das galiläifche Meer gename wird, 

fcheint perriniiche Sandfprache geweſen zu fepn, und 
ſchon Chryfoftomus fühlte im Evangelio des Mar- 
kus den gedrängten Styl Petri, wie im Luka den 

weitlaͤuftigen Styl des Paulus: (wie truͤglich! Iſt 
nicht Marci Ausdruck, entweder woͤrtlich im Mate 
thaͤus, oder woͤrtlich im Lukas?) — Lukas ſoll für 


Chriſten aus dem Heidenthum geſchrieben haben, 


und daher ſorgfaͤltig ſeyn, ihnen ſolche Theile des 
Lebens und der Lehre Jeſu vorzulegen, darinnen 
Beyſpiele und Zeugniße von Gottes Güte auch 
fuͤr die Nichejuden enthalten waren. Aus biefem 
nn MBefiche 


X 








N 


denn ber jüngere Sohn bilbete die Heiden ab. In 
dieſer Ruͤckſicht fol $ufas auch die Genealogie 
Chriſti bis auf Adam. binaufführen, um: anzu 


zeigen, daß Jefus der VDeibesfaame und’alo 


auch gemeinfchaftlicher Erlöfer aller Nachkommen 
der Eva fen: (als ob die Heiden vom Weibes⸗ 


fasmen etwas gewuſt und verſtanden bärten; und”, - 


der Name Menſch nicht fhon an ihm einen Ret⸗ 


ter der Meufchen härte erwarten laſfen. Und wie . 
mag man bey $ufas die Abficht verfenmen ‚bie er " 
felbft angiebt, und es uͤberfehen, daß die Beitin: 


mung feiner Erzählungen. zunachft bloß auf dem: 
Theophilus fich einſchraͤnckte ) Johannes erzählt 


vornehmlich Auftritte und Schickſale Jeſu in Jeru⸗ - 


ſalem, und da er meiſt eignes bat, fo kann man: 
fein Buch als Supplement zu den übrigen Evan⸗ 
gelien anfehen. Er hat zugleich bie Abſicht, den 


Glauben gegen verſchiedne entſtandne Jrrtchuͤmer 


zu bewahren. — 


Die Uebereinflimmung jebes Evangefü me 
dieſer Abſicht jedes. Evangeliften foll ein groſſer 


Beweiß für die Ascheheit ber Evangelien felbft feyn; 
Wobey der Eirfel unvermeidlich iſt; denn mar 
leitet zuerft Die Abfiche aus dem Innhalt her, und 
vergleicht dann den Innhalt wieder mit der Ab⸗ 
ſicht:) auſſerdem aber kann man auch aus dem 
(pänfifchen) Charakter der Evangeliſten und ihrer 
Eigenfchaften zur Abfaffung verſchiedner Evange- 
Yen, bie Zomafon, glaubt, ihre Glaubwuͤrdigkeit 


Eeſter Dheil mit Senlens Verrde 813 N 


Geſi chtspunkt aberredet ſich Townfon, , daß die 
Geſchichte vom verlohrnen Sohn eingemifche ſey, 


. V. 


Da Try 


⸗ 


. 826 Lobrſun über die vier. ang. 


beſtͤctigen. Markus ſey zwar durch Petri. Alm 
rerricht ſchon ſelbſt gefchickt gewefen, ein Evange⸗ 


lium abzufaſſen, aber er wollte ſich doch lieber auf 


ı 


» 


Petri Zeughiß und größtentheils auf die Geſchichte 
Matthai einfchränfen und jeden eignen Gedan⸗ 
" Sen 'md Entwurf der Ehre Bortes auf: 
opfern. Wer werfiche diefe Sprache?) Im Lukas 
Charakter finder der Verf. zwar die Standhaftig⸗ 
feit Pauli, aber auch zugleich mehr Zärrtichfeit 
in den Urtheilen uͤber die Fehltritte der Apoſtel, 
‚ (dieß war wenigſtens Pauli Charakter nicht) und 
ben häufigen Gebrauch des Namens Herr flatt 
Jeſus. Am Schluß diefer Abhandlung aͤuſſert 
ber Verf. noch den Gedanfen, daß die göttliche 
Fingebung über viele Hiſtorien im fruͤhen Leben 
Jeſu den Evangeliften ein genques Stiliſchwei⸗ 
gen in der Abſicht aufgelegt habe, weil der etſte 
Endzwed . bes. Lebens Jeſu fein Leiden und, feine 
Berföhnung war, daher werde die Gefchichte fei- 
nes Todes von.aften Eoangeliften befchrieben, das 
übrige aber nur von einigen beruͤhrt. (Wenn bieß 
als Inſtanz gegen die Socinianer gelten foll, fo 


‘ wird es bald abseftumpfe ſeyn. Das oͤffentliche 


Leben Jeſu. war wichtig, das andre kann weniger 
intere ſiren 

Was bisher von, ber Folge und Beſtimmung 
ber Evangelien und von der Abſicht ihrer Urheber ge⸗ 
ſagt worden, ſoll die zweyte Abhandlung durch 
biſtoriſche Beweiße beſtaͤttigen. (Aber wir koͤn⸗ 


nien Feine neue ſchaffen, und die bisherigen find 
ander e” entelib, wie bon Itenaus, oder in 





A‘ 


Ce Seel wit Senteis Bone F) | 
fpät, wie vom. Cosmas von Alexandrien, (ums 


J. C. 535.) der Matthaͤi Srangeim ſchon in die 
Veriode der erſten Verfolgung der 


lium fol diktirt haben) und der Beſtimmung ſei⸗ 


briften, data 
innen Stephanus vorfam, binauffegt. Ben 
"wer; Zeugniffe der Alten für einen hebräifchen und 
einen griechifchen Urtert, foll man zwey Originale. 
in. beeden Sprachen annehmen. Was bie Alten - 
vom Markus, feinem Verhältniß gegen Petrus, . ' 
(Der ihm, role doch-fein Alter ſagt, das Evange⸗ 


nes Buches, füs ‚Chriften aus Juden und Hei⸗ u 


den in Italien wiſſen, iſt bloß aus Irenaͤus und 
Siemens von Alexandrien. Daß Lukas nach 


Markus folge, HE: die Sage beym Jrendus und. . 


. Zertullian, welcher letztere auch ber Aufficht Paul! 
bey dieſem Evangelis gebenfe; (Allein Tertullione 

- Grund ft niche hiſtoriſch, ſondern dogmatiſch m 
und Clemens von Alex. ap. Eufeb. VL. 14, fege den 


- Markus nad) Lukas.) — Für eben dieſe Ord⸗ 


nuag der Evangeliften-fucht Townſon in der drite 


sen Abhandlung innre Beweiſe, da er unter bet 


(unerelßlichen) Borausfegung, daß Johannes 


‚die drey frühern Evangelien gelefen habe, einerley 


Erzählungen mehrerer Evangeliſten vergleicht, ihre 
Gleichheit und Ungleichheit bemerkt, wie man _ 
fie in jeber Synopſi Evangelicorum überfepen 


Fan, und diefe Bemerkungen nuͤtzt es zu erran 
then, daß ber fpätere Eyangelift aus guten Urfüs . - 


chen mandjes: aus den ſruͤhern entweder "genauer 
beſtimmt, oder weggelaſſen habe. Da, wo zei 
ſchen dan Eoargeiſſter ne iſt, kann bie . 


Zu EL 17 7 ee 177 


+ 


a 


1) 
I 


7 


33% Dewnſou ther die vier range, 


u⸗ , wie er ſagt, nicht zufällig 

u. Zwey Ue erfeßer werben felten auch nur 
zwey Perioden durchaus gleich überfegen, umd 
doch iſt die Harmonie fihtbar Im Ausdrucke und 


und Ordnung ber Erzählungen. ' Der Grund bas 


von ift nicht der unmittelbare Einfluß bes heiligen 


Geiſtes, dann bie Umſtaͤnde, bie fie berichten woll⸗ 


ten, waren ihrer Wahl uͤberlaſſen: auch nice 
etwan ein. gemeinfchaftlich: von ihnen - copirtes 
Original, deſſen Eriftenz unerweißlich feyn foll: 
(warum unerweißlich?- Es gab doch damals ſchon 
vlelerley Biographien von Jeſu. Doch hievon 
unten.) alſo wahrſcheinlich beym Markus nd 
Sufas der. Gebrauch Ihrer Vorgaͤnger. Die 
Schoͤpfung dei. Evangelien kommt Townſon auf 
ſolgende Art wahrſcheinlich vor: Da es noͤthig 
war, daß es hiſtoriſche Erzaͤhlungen aus Ki 
Leben gab, und doch niche rathſam fehlen, weber 

baß dieſe Nachrichten zerfireus gelaffen wuͤrden, 
noch daß viele exiſtirten: (warum daslegtereniche? 
Sie dienten ja zur Ausbreitung des Chriſten⸗ 


thums) fo beſchloſſen die Apoſtel, daB einer ns 


ihren Mitteln ein ſolches Werk befaune mad) 
te,. woraus. bie Giaubigen nicht nur die wah⸗ 
ven Facta fernen, fordern such die Glaubwuͤr⸗ 
bigkeit andren Erzählungen unterſuchen, und bes 
weifen falten, und wovon das Original in der 
Eentralticche zu Jerufälem blieb. Dieß that 


J Matthäus, ber feine eigne Erfahrungen nieder 


ſchrieb, und daher nicht Urſache Harte zu compife 


= en oe andre Alte u are uchen.) Diefen 


emuͤſſen 








- ® 


R 


Erſter Dheil mit Semlers Worrede. 839. 
naüffen Markus und Lukas geleſen haben, da ſie 


mie ihm ſo auffallend uͤbereinſtimmen. (Bon Mar 


kus iſis auch wohl nicht rocht zu bezweifeln, da Aus⸗ J 
deuck, Ordnung der Erzaͤhlungen Verſchweigung 


von einerley Umſtaͤnden in einerley Begebenheit 


z. ne Matth. 26, 1.14, vergl. Mare. 14. 1. fol, 
vergl. Joh. 12, 1:8. u. a. m. zu auffallend iſt.) 
Jonas,/ ein Engellaͤnder, findet daher nicht den 
Beyfall von unſerm Verf. wenn er laͤugnet, daß 
Markus der Epitomator Matthaei ſey. (Hiervon | 
‚unten, wo wir von der ähnlichen Meinung des 
Kr. Prof. Koppe einiges fagen werben.) Um - 


bieß noch mehr zu beftdetigen, und bie Beſtim⸗ 


mung des frühern oder fpätern Epangelil ſich zu 


erleichtern, werben drey Grundfäge angenommen: 
das Evangelium Äft das fpätere,; weiches erſtlich 
die Ausdruͤcke eines andern erläutert und verftänd« 
licher mache, zweytens eine $ehre zum Zuſtand 
einer ausgebreitetern Kirche anpaßt y und: drittens 
für ‚Helden gehört. 


Nah diefen Brunbfägen Handelt Townſon J 


*8 


yon der Zeitfolge einzelner Evangelien, und made : 


mit dem’ Matthäus in der vierten Abhandlung 
ben Anfang. Er wird ſowol über den Markus 


binaufgefegt,, weil biefer Ausdruͤcke zur Erläuten ⸗ 
sung für Ausländer hinzuſetzt, die beym Marc, 
fehlen: 3. €. 8.7, 1.5. vergl. Darth. 13,12, 


auch Maef. 11,13. vergl. Matth. ar. 19, u. a. m. 


(wobey nur bie lectio vulgaris in beyden Evang 
tien zu ficher,, als bie aucheneifche zum Grund ge« 


legt ift:) ale auch über ſukas, weil dieſer vo 
vass ss ſchidne 


go Soronfon üble die vier Evangellen. 
ſchiebne Erweiterungen in feinen Erzäplımgen Bat, 
3. E. 8. 3, 4, vergl. Matth. 3, 3. auch deut⸗ 
lichere Formeln, wie Reich Bottes für Him⸗ 
melreich, andre Formeln zu cititen u. a. Auch 
Sc; 10. foll mit Bezug auf Matth. 10. geſchrie⸗ 
ben ſeyn, weil Lucas der Anmelfimgen für die 
- Apoftel kurz, aber der Belehrungen für bie fieben« 
'Hg- Jünger deſto ausführlicher gebenfen fol. (Alle 
tiefe Verſchiedenheiten Finnen bloß vom. verſchied⸗ 
nen Socale der, Schriftſteller herruͤhren, aber daß 
einer den andern wor Augen gehabt, genuͤtzt, ges 
beffert Habe, bemweifen fie nicht.) Eben fo wenig. 
shöchte es ganz ficher feyn, wenn ber Verf. aus 
vielen kleinen Umſtaͤnden in der. Art des Matth. 
ſich auszudruͤcken, das Reſultat abſtrahirt, daß 
Matth. ſehr frühe geſchrieben. Daß bey ihm Je⸗ 
ruſalem noch; bie heilige Stadt, ber. daſige Tem⸗ 
pel der Tempel Gottes, das Evangelium immer 
ro euasyyarıor :rnc: Bacıdeises heiſt; daß er vom 
Herodes glimpflicher , als die andern Biographen 
Feſu ſpricht, (weil Diefer noch als. M, fchrieb, ge⸗ 


bebt haben ſoll;) daß Herodes der Stoffe ſchlechthin 
der, König, Herodes geneunt wird, (teil. Damals 


. Kein andrer Herodes noch König war, alſo che He⸗ 
sobes Antipas zu dieſer Würbe gelangte im J. 37.) 


bdaß Pilatus immer unter. dem Namen Sandpfleger 


gedacht wich: (weil er, da. das Buch gefehrieben 


. vwurde, noch in. Sudan fich aufbiele) daß die Wun⸗ 


Der ſo kurz beichrieben find, und ber Himmelfarth 


> "efu gar nicht gedacht wird: (weil diefe Begeben⸗ 


= Bolten noch gangneu.unb friſch im. Audenken ur 
2: a | die 


® — 





Erſter heit mit Semlers Vorrede. ur | | 


dieß alles fiche der V. als Stägen feiner Meinung: 
für die fehr frübe Abfaffung des. Ev. March, anz 
allen wir zweifeln, ob diefe ganze Rüftung die 
minbefte Veſtigkeit habe, und feiner Hypotheſe ver= 
ſchaffe. Das legte ift gar fonderbar, daf .bie: . 
SHimmelfahre Jeſu als bekannte und neue uͤbergan⸗ 
gen ſeyn fell: als ob bie Geſchichte der Paſſion 
und Auſerſtehung, wovon bie Erzaͤhlung ausfuͤhr. 
lich genug iſt, ſich viel. früher zugetragen .häste,: - 
ober wichtiger wäre, als die Himmelfahtt. — 
Jedoch wir wollen von Toronfons- Sägen, bier 
Semer durchaus geprüft und meilt vermorfen, 
at, die durch Wiederhohlungennicht wahrermer« 
Din, und nicht einmal ordentlich geftelle find, nicht: 
weiter fagen,: ſondern die weit wichtigern. vn 
neuern Entdeckungen und Verſuche des Hr. D 

Semlers, die das Bud) für-unfer Publikum ef 
intereffant machen werben und müffen, noch zu= :' . 
ſammenſtellen und ausziehen. - Sie find theils 
in den Zufägen, theils in der. Vorrede anzutreffen: 
und vielleicht erweiſen wir vielen unfrer Leſer einen 
Dienft , warn wir fie aus dieſer daomwogn ſamm⸗ 
ken und mit einem Blick überfchauen laflen, was 
fie bier neues, überdachtes und gewagtes, von " 
Behauptungen und Muthmaſſungen finden. fine 
nen, und wie die Bahn befchaffen fey, welche nun ° 
Semlers Geift äffnen und ebnen konnte. Die 
wichtigften Behauptungen betreffen unftreitig, . 
bie Bekanntwerdung und bie Beltimmung der 

Evangelien. Hoffentlich iſt es zwar feine neua 
oder feine und auföfige schwe mehr, daß die neus 
teflamente 


p 


842 Townſon über die vier Evangelien. 


teſtamentlichen Schriften eigentlich und zunächft 

bon ihren Merfaffern, den damaligen Zeitgenof- 
“ fen, nicht der ganzen chriſtlichen Kirche bis ander 
- Welt Ende, und auch damals nicht einmal aflen 
Chriſten, fondern für ein eignes Locale d. h. für 
einzelne Gemeinen, Gegenden und Zeichedürfniffe 


beſtimm̃t waren. Sollten fie'einen ganz aflgemeis- 
nen Endzweck Haben, fo wäre die Einmifchung fo. 
vieler Dinge, bie für andre Gegenden, Gemei⸗ 
nen und Zeiten unbrauchbar und unverftänblich. 


ſind, ganz unnuͤtz und zweckwidrig: und es iftein- 


leuchtend genug, daß wenigftens in ben apoſtoli⸗ 


ſchen Briefen immer Hinſicht auf die Sage, Mei 
nungen und Streitigkeiten‘ ber. einzelnen Gemei⸗ 


nen z. E. in Rom, Corinth u. a m. genoms 
men wird, Selbſt bey ben Evangelien fpriche 


‚ die Tradition für diefe Localbeſtimmung. Allein 


dieß ſcheint Herrn Semler eigen zu feyn, daß er: 


Gier in mehrern Stellen, befonders aber auch in 


Ver Vorrede lehrt, die fämelichen Evangelien waͤ⸗ 


ven niche für Ehriften, weder von ber 'jübifchen 
noch von ber heibnifchen Parthey, fondern für 
. üben oder für chriſtliche Lehrer zum Gebrauch 
unter ben Juͤden beſtimmt gemefen, um dadurch 
den falſchen Vorſtellungen der Juden vom Meßias 
wutgegen zu arbeiten und-ihnen die Ueberzeugung, 

daß Jeſus der Mefias ſey, zu erleichtern. Micht 
nur der Name dieſer Bücher, ba fie Evangelien 


genennt werben, ſtimmt hiemit überein, denn 


 Bvayyeredag heift die erwünfchte Nachricht, 


bdaß der Meßiag gekommen fep, bekannt mas 


N 


> 


Non ‚ 
.. Ze 


£ 











En 3 oo En EEE EEE RR 


Erſter Tpeil mit Semlers Vorrede. 0 
chen; und dieß war nur für üben; da ber Uns J 


jude nicht von einem Meßias wuſte; ſondern auch 
der wirkliche. Innhalt, die-Anführung ſolcher 


Theile der Sebensgefchichte Jeſu, welche nur für . 
üben intereffant und einlabend feyn fonnten, und - 


die Sorgfalt, viele Stellen des X. T. Diefer Ges 
fchichte einzuweben beſtaͤttigen, wie es ſcheint, 
dieſe Ibee. Den Heiden muſte ds gleichguͤltig 


—9—— 


ſeyn, ob Jeſus aus Davids Geſchlechte abſtamm⸗. 


te oder nicht; ob ex zu Bethlehem geboren, ob dieſe 
‚oder jene geglaußte Weiffagung .an ihm erfüllt 
worden, ober gewiſſe Ausdrücke des A, T. auf 


h 


Fi anwendbar ſeyn, ober nicht u. daf. : Nicht o 


r die Juͤden, welche von ihrem Meßias diefe 


j Hr erwarteten, und andie Methode alles - 


mit, Worten des A. T. vorzutragen und Stellen 
daraus, ſo gut ſichs thun ließ, anzuführen ger 
‚wohnt waren, Auch Johannes bezeugt deurlich 


Diefe Abſicht: denn für bie. Chriften, ‚welche bereis . 


glaubten, daß Jeſus der Chriſt fen, war eine ſol⸗ 


che Belehrung nidye weiter noͤthig. Darinnen 2 


mag ſich auch Pauli Evangelium (ro suayyerov 
‚46 angoßusias) von den Evangelien ber übrigen 
Apoftel (euayyerıov vns rearöuns) unterfchele 


den, daß in den letztern mehr Hiftorie Jeſu zur 


Verwahrung gegen fanatiſche Meinungen und 


grobe Ideen vom Meßias, im erſtern aber mehr 
Lehre Jefu enthalten geweſen. (Sierinnen wird ds _ 


‚föhnoer ſeyn, den Hr· D. S. zu widerlegen: beym 


Matthaͤns, und alſo auch bey Marcus, iſt die 


| Rüfe cht auf Belehrung der Züben intertenc⸗ | 


N 


834 -Tomnfen über die vier Evangelin: 
smb bey Sohnes deutlich angegebeh, wiewol im 
‚degtern, wie mich duͤnkt, zugleich auf eine eigne 
jüdische Parthey die Anhänger Johannes bes 
Taͤufers, bie fehr zahlreich muͤſſen geweſen feyn 
"und ſich noch bis jeßt in Orient unter dem Plamen 
Sabier erhalten haben, das Hauptaugenmerk ge« 
‚richtet wird. Wenigſtens liegen für diefe Abſicht 
viele Winke in den Parallelen zwifchen Jeſu und 
Johanne dem Täufer, und vielleitht auch_feibit 
im Eingang bes Evangeliums. Lucas hatte viel 
leicht nie ein Publikum, für welches er fchrieb, 
und beftimmte feine Nachrichten als Privatbuch, 
für einen Chriften, den Theophilus, nicht, fo« 
wohl, um ihn ven der Meßiaswürde Jeſu zu 
überzeugen, als vielmehr (mie S. 248. richtig 
bemerkt ift,) um vielen falfchen Erzählungen, mei. 
che dem Theophilus zu Ohren gefommen, und 
manchen Vorſpieglungen ſchwaͤrmeriſcher Zeitge⸗ 
noſſen zu widerſprechen. —) Dieſe Juͤden, für 
weiche jene Nachrichten von Jeſu aufgezeichnet 
, worden, ſucht der Hr. D. nicht in Paläftina, 
und kann es baher auch nicht für hiſtoriſch wahr hals 
‚sen, daß das erfte Evangelium für Die Chriften oder 
Juͤden in Jeruſalem gefchrieben fen. Da Die Apo⸗ 
ſtel ohnehin lange in Jeruſalem blieben,. und die 
Geſchichte vom Jeſu Leben und Sehranite ohnehin 
‚ In Judaͤa befannt war, fo bedurfte es auch Feiner 
Aefonden Erzählung: nur ausmärtige Zeilgenof 
fen ſollten Hierdurch aufmerffam gemacht werben, 
ihren erwarteten Meßias in ber Perfon Jeſu zu ſu⸗ 
chen: und. chriſtliſche Scheer. (often nach bien. Er. 
zaͤhlungen 


U I» 


enna Seil mit Seniers % Correde w 
3ößfurfgen wiſſen, was ſie als Miſſcnarien unter 


Die zerſtreuten Juͤden von Jeſu Lbensgeſchichte 


ſagen ſollten, In dieſer Abſicht mögen, nach ber. 
Bermuthung ‚bes Hr. D. von der Zeit an, da 
Barnabas fir non Paulus trennte, und wo 
Diöcefen, die paulinifche und bie von Palaͤſtina 


„abhängige, entftunben, ſchriftliche Auffäge abgefaßt | 


worden fenn, bie von. Paläftina aus, weiter zum 


moͤglichſt gfeichförmigen und unanflößigen Ge⸗ 
brauch der angehenden $ehrer bes. Chriſtenthums N 


nach Syrien, Enpern, Arabien verſchickt worden. 
Nimmt man on, daß ein ſolcher Auffag ſyriſch 
oder hebräifc) geſchrieben worden, wovon fich ſehr 


bald auch griechiſche Kopien ausbreiteten, und, 


daß er in verſchiednen Gegenden unter verſchied⸗ 
nen Namen bekannt wurde, fo laffen fich-viele an⸗ 


ſcheinende Wiberfprüche ober Dunfelheiten in ben - 


alten Sagen vereinigen und aufflärens ſo iſt be⸗ 
greiflich, wie einige ein Evangelium nad Edonsovs, 
andre ein Evangelium, Tor dwdere, andre ein 
Evangelium Matthaͤi nennen, daß fie von einem 
Evangelio hebraico Matthaei reden u. ſ. f. 


Solche Auffäge tharen weder ganz verſchieden 


noch ganz einfoͤrmig, und wurden immer durch 
neue Zuſaͤtze bereichert: und es koͤnnten daher auch) 
in unſern Evangelien manche Einſchiebſel und Ver⸗ 
aͤnderungen von einzelnen Beſitzern und Lehrern 


eingeruͤckt ſeyn, die in den Originalen nicht ſtun⸗ 


den, und vielleicht erſt hinzukamen, um der Juͤ⸗ 


ben willen.) Denn was man von der cura eccle· 
Ä herum virca ven in ruhnen pflegt, iſt | 
Etil 


. 
u \ -t 


‘ \ 1 


.- no. 1 
MM — um 


305: Sonanfon-über hie vier Evangelien. 


nicht bloß unermeißlich , ſondern auch grade zu in | 
den ältern Zeiten falſch. Diefe Kufläge erhielten 


ſtchh auch zum Theil lange, ehe. man erſt in dem 


zweyten Jahrhundert Daran dachte, nur unfrevier 
Evangelien für den Canon zu heiligen, Wenig. 
‚fteng ifts befannt, daß: Serapion zu Antiochien 


den Ehriften in Eilicien ihr biß dahin eingeführtes 


‚Evangelium Petri ließ. Mur Irenaͤus und Ter⸗ 
tullian reben von bier beflimmten Evangelien: aber 
.geabe biefe. beyden Schriftfteller gehören noch zu 
den judaiſirenden und ungeiſtlichen briften: und 
es folge noch nicht daraus, Yoas man ſonſt fo ficher 


‚ „behaupten wollte, daß dieſe vier Bücher ſchon da⸗ 


4 3 


mals It allen chriſtlichen Gemeinden angenommen 
und eingefuͤhrt geweſen oder, daß fie zum beſtaͤn⸗ 
digen Gebrauch fuͤr die chriſtliche Kirche abgefaßt 
worden. Vielmehr iſts nicht unwahrſcheinlich, 
daß dieſe urſpruͤnglich einzeln in verſchiednen Ges 
. meinen in Anſehen gefommenen Nachrichten erft 
— ‚ da man kirchliche Einheit zu erheben au⸗ 
:fieng, gemelner geworden: und, daß ein groffer 
Theil ihrer Beftimmung bey aufgeflärtern. pauli⸗ 
niſchen Chriſten, denen es mehr um zvsupm, als 
um esee Chriſti zu chun mar, noch viel mehr 
als jegtiwegfaße. Mach diefen Grundfägen bes 


ur erachtet der Hr. D. bie einzelnen Evangelien als 


. Schriften, welche zu der paläftinifhen und für 
Süden gebrauchten Lehrart gehörten, aber ſich von 


der paulinifchen, ‚bey melcher mehr Lehre Jeſu 


als Geſchichte par, entfernten: und ninunt das 


Ä bey Veauoſſus u Varin sim Tertullians 
Fu Beſchul⸗ 





... 
. .\® 


Erſter Theil mit Semlers Vorrede. uf 
Beſchuldigungen und Anklagen zu vertheidigen. 
Es iſt freylich ſchwer, nur zuentdecken, was Mar· 
cion ſoll in Anſehung der Evangelien, ihrer Ges 
fchichte und ihres Anfehens geglaubt und gelehrt - 
haben, ba fein Gegner fic) in fo Dunfle Deflamas-  - 
tionen huͤllt.  Defto leichter aber mag. es feyn, 
die Sopbiftereyen, Blöfen und unhiſtoriſchen Sa« 
gen Tertulliäng zu entdecken und zu rügen: indefe 
fen meint Hr. D. ©. doch aus dem Libr. IV. adv, " 
Marcion. entdeckt zu haben, theils, daß Marcion 
zu ſeiner Zeit die vler Evangelien entweder noch 
gar nicht vollſtaͤndig gekannt, ober (von ucã 
Evangelio iſts klar) ‚fie fuͤr juͤdiſch gehalten und 
mehrere Erzählungen darinnen als Interpolatio⸗ 
nen, welche zu Gunſten der Juden eingeſchoben 
waren, angeſehen und verworfen habe; theils, daß 
er ein anders Evangelium: von reinerm Innhait 
gehabt, und bey feiner" Parthey geltend zu mas. 4⸗· 
chen gerouft habe, welches mehr pauliniſch, den 5 
. Sinn und moralifihen Geifl des Epriftenehums . 
gemöäßer geweſen. Hieraus wird denn gefofgert, 
daß unfer Canon weit jünger fey, als Marcien, 
daß vieles, was zum Innhalt der Evangelien ge 
hörte, nicht zur Religion gehöre, und daß erſt 
durch eine Verbruͤderung einzelner Gemeinen die 
vier Evangelien zu einem allgemeinen Gebtrauch 
für die Kirchen ſeyn geweihet worden u. w. 

Alle dieſe Behauptungen des Hr. D. über die 
Geſchichte, Abficht und. älteres Anfehen der Evan-. 
gelien, fo weit fie hiftorifch find, werden ſchwer⸗ 
lich einen gegründeten Widerfpruch finden koͤnnen: | 
Doͤderl. Bibl. 2. Du, Gt. Hhh ſie 7 


t 
+ 


— 


348 . Towmſon über die vier Evangelien. 
fi e find zu fehr aus dem Kenntniß des früheften 
Chriſtenthums gefchöpft, als daß fie widerlegt 
werden koͤnnten. Mur gegen zweyerley Aeuſſerun⸗ 
gen möchten einige Zweifel ſtatt finden. Erſtliche 
wenn der Hi. D. glaubt, Daß Fein Evangelium 
- feine Beſtimmung für paläftinifhe Juden habe, 
weil man da: bie Geſchichte Jeſu ſchon wuſte, fo 
wuͤrde man doch auch ſchon um deßwillen eine 
Biographie von Jeſu für. wichtig, wo nicht gar 
-für Beduͤrfniß halten koͤnnen, weil doch ein grofe 
fer Theil der Begebenheiten Jeſu ſich in Galilaͤa 
äugetragen und Jeruſalem mehr der Schauplag 
ber Lehre, als der Thaten Jeſu geweſen ift: und 
. felft die muͤndliche Belehrung der Apoſtel, die 
ſich eine Zeitlang in Jeruſalem aufhielten, wuͤrde 
einigen ſchriftlichen Aufſatz nicht uͤberfluͤſſig machen, 
da fie in ihren öffentlichen Vortraͤgen fe ſehr einge: 
ſchraͤnkt geweſen find. Und follte denn die Sage 
- der Alten von dem Evangelio Matthäi ganz feine 
Aufmerkſamkeit verdienen? Papias ſey immer 
-der Vater diefer alten Sage: fo nehmen wir ſie 
wohl mie Mißtrauen an: aber wir verwerfen fie 
nicht fogleich. Ueberhaupt aber ſcheint Die ges 
rechte Unzufriedenheit mit dem Geſchwaͤtze und 
der ſophiſtiſchen Polemik d Irenaͤus, Tertullia⸗ 
nus, u. a. bey dem Hr. D. zu viel Einfluß auf 
das Urrheil über diefe Schriftfteller.i in ihren hiſto⸗ 
riſchen Angaben gehabt zu haben; - denn er legt 
ihren Zeugniffen durchaus weder Werth noch Claus 
. ben bey..— Zweytens: was den Marcion feine 
‚Meinungen und fine "Depanblungsart der Evan 
gelien 








.» 


Erſter, Shell mit Semlers Vorrede. gs. 


gelien anrrift, , fo geſtehen mir mit beyden Händen 


‚ daß Tertullian, nad), Art der Polemifer, die 


ehrlichen reinchrifttichen Säge deffelben entſtellt und 
verdreht habe: (ob. Marcions Ausdruͤcke und Fors 
meln hiezu Anlaß gegeben? wollen wir hier niche 


entfcheiden: bie Sache, bie er behauptete, war - 
gewiß fo wahr und apoſtoliſch, als die Säge 


vielerianbern vernünftigen Sehrer, die man unter- - 


den Namen von Gnoflifern, Dofeten u. ſ. fe in 
ben Kegerverzeichniffen antrifft) indeffen fommen; 
wie mich duͤnkt, ſelbſt in bem angeführten Buch 
Tertulliani mehrere Spuren ver, warum Mars 
cion bie Evangelien für jüdifch gehalten: nicht 


Scheint. es, wegen der Wahl bee Gefchichte z. : 


der Benealogie Jeſu; oder wegen ihrer Veſtim⸗ . 


mung für Süden: fondern weil viele Erzählungen 
barinnen vorfommen, aus weldyen man fchließen 
fönne, daß biefes bas jübifche Geſetz noch ver⸗ 
theidigt und benbehalsen wiſſen wolle, Aus fols 
chen Stellen trug er wahrſcheinlich feine Antithefes 
FH folche wollte er, „der.nichts.von bee 


ortdauer der, mofaifchen Ordnungen, als ein guter 


paulinifcher Chriſt Hören wollte, meggeftrichen 
wiſſen. In jedem Falle aber bliebe dieſe Geſchich⸗ 
te wichtig genug, weil ſie ein Beweiß iſt, daß 
man in mehrern Partheyen bey der Annahme der 
apoſtoliſchen Schriften nicht ſowohl auf den Urhe⸗ 
ber geſehen, ſondern vielmehr ben Innhalt zum 
Maßſtab des Urtheils über ihren Werth und Cas 
nonicirde "gemacht habe Hier iſt noch genug 
Stoff u Unterſuchungen übrig, und wir hoffen, 

Hyh⸗ daß 


X -, 
—0 


* 
u e 


* 


_ se Seiler Programma- 


daß Hr. D. Semler, deſſen Unterfichungegeif 

nie ſtille ſteht, and) in ˖ dieſen Materien uns ganz 

neues Licht zeigen werde, welches man freylich 

in den gewoͤhnlichen Einleitungen i ins V. T. nicht 

fuchen darf. 

Wegen der Aehnlichkele des Innholts verbin⸗ 
den wir mit dieſer Schrift noch die Anzeige ein, 
ger andern, welche die Evangelien betreffen. 
Schon da unfre Recenſion gefchloffen war, kommt 
ung noch das jüngfte Weihnachts Drogramm 
‚In die Hände, das feinen Verf. Hr. D. Semler 
niche verläugnet, unter dem Titel: Duplex Evan- 
gelium. Illuſtratur Gal, 2; y. Hal, 2. B. dar 
innen die obigen Aeuſſerungen wieberhohle werden. 
Esift der Weisheit und dem Plan Gottes ganz ge 
mäß, daß die Einfichten der Merifchen verfchieben 
‚find, und die.fogenannte unitas eccleſiae, die man 
eben fo faͤlſchlich geruͤhmt, afs wider Gottes Sof 
md den Geift der Religion erzwungen bat, 


S 


und foll auch in der Zukunft nicht flate finden, fo. 


wie fie nie (im vollen Werftand) in der Chriften. 
heit eriftirte. Schon in den früheften apoftolifchen 
Zeiten finbet man verſchiedne Denkungsarten unter 


den Chriften, verfchiedne Lehrarten unfer den Leh⸗ 


rern; juͤdiſchgeſinnte und aufgeklaͤrtere; für jene 
ein Evangelium der Beſchneidung, fuͤr dieſe ein 
Evangelium der Vorhaut, wie Paulus Gal. 2, 7. 
ſagt; jenes Petro, dieſes Paulo anvertraut. 


7 Hieraus wird mit Recht gefolgert, wie underante 


worktlich und fchriftividrig es ſey, wenn man Hetrum 
zum Haupt der sorgen cheiſuichen Kirche zu machen 
, | Wwagte, 





| 


“. ‘ - * 


Adler Evangeläun ad dual 2,7 Pr 


Wagte, da er doch nur für Juͤden beftimmt watz 
und ber groͤſſere Theil der Chriſtenheit aus den 
Heiden, alſo aus Pauli Dioͤces geſammelt wor⸗ 
den. Aber auſſerdem nimmt der Hr. D. auch an, 
daß beyder Evangelium d. h. die chriſtliche 27 
welche fie vortrugen, dem Innhalte nach auch ver⸗ 
ſchleden geweſen ſey; Petrus habe nebſt den uͤbri⸗ 
gen Apoſteln ſich vornehmlich. an bie jül 
Ideen feiner Zuhoͤrer vom Meßias gehalten, die 
felbe aufgeklaͤrt, berichtiget, widerlegt, und feinen | 
Miftionarien zu gfeichen Zweck DWeranlaffungen - 
durch gewiſſe fchriftlüche Auffäge uͤber Jeſu Leben 
und Reden ‚gegeben, woraus. nach der Serftös 
rung Jeruſneme der Stoff zu den heutigen 
Evangeliis genommen worden: Paulus aber habe, 
da er fuͤr Heiden ehrte, non ſolchen Worſtellungen 
ſich enthalten, imd gradezu bie. geiſtigere Religion; 
ohne ſinnliche  jübifche Sybeme,-rverisun - duvaspun 
„vorgetragen. . Die aus biefen verſchiedenen Schuͤ⸗ 
fern entflandnen: chriftlichen Geſellſchaften blieben | 
lange verfihieben, und man. trift Daher in einzelnen. 
Städten, mie in Eorinth fehon beyde Klaſſen von 
Chriſten au, (ſo wie im folgenden Jahrhundert, 
wo man auf Kirchenvereinigung fo hohen Werth 
feste; aus Diefer Verfchledenheit neue Partheyen 
entſtunden, : unter denen: die jübifchfinnliche das 
Vebergemicht und den Beſitzſtand der Srthodorie 
erhielt.) — So wahr dieß alles ift, ſo ſehr , 
möüffen wie wünfchen, daß in einer eignen Unter-— 
ſuchung vollſtaͤndig und genau beſtimmt werben 
Blante, torinnen beyde — Ve 
en, 


So .ı \ 


a... : ' Progr. Getting: 
Im, und was jedes eigen hatte. Wenn auch 
al. 3, 7, weiter nichts geſchloſſen werben Fönnte; 
«is daß Pauli Beſtimmung auf Helden, Petri 
auf Juͤden gehe, daß alfo beyde Apoſtel an Amt, 
Wuͤrde und Anſehen einander gleich waͤren, und 
nur einen verſchiednen Bezirk, ein eignes Lokale 
lee ihre Amtsfuͤhrung haͤttͤn: fo iſt doch die Sa⸗ 
che an ſich ungezweifelt. Selbſt Paulus hat an⸗ 
Ders unter Juͤden, anders unter Heiden gelehrt. 
allein wir fürchten, daf., ‚einige wenige Punkte 
ausgenommen, es faſt unmöglich ſeyn möchte, 
Die federn Apoſtel eigne Lehren anzugeben: von 
Detro haben wir zu wenig Nachrichten; und Pau⸗ 
us, der fich in Ferien Briefen gewoͤhnlich mit 
Juͤden beſchaͤftigt, legt doch auch ihre Ideen zutn 
Grunde. Indeſſen wollen wir Chriſten nicht 
verzweifeln, daß ein Mann von Hr. D. Semlers 
rmchbringenbenrScharffinn auch bierinnen uns 
der Wahrheit näher beingen koͤnne, oder wenig: 
fine groſſe Veranlaſſungen hiezu geben werde. 
Die zweyte Schrift, die wir hier nicht uͤber- 
geben koͤnnen, iſt ein Goͤttingiſches Programmu, 
darinnen Hr, D. Köppe: im v. J. zur Weyh⸗ 
nachts⸗Feyer einlud Marent non Epitemator 
- Masthasi, 3. B. 4.0. Es iſt ſeit Auguſtin faſt 
Die: durchgängige Meinung der Kritiker, : daß 
Markus in feinem Evangelio aus dem Matthäus 
‚einen zweckmaͤßigen und freyen Auszug abgrfaße 
"babe, mit. Vorbeygehung einiger Uinſtaͤnde, mit 
Hinzuſetzung andrer: . Diefer Säge; von welcher 
Die älteften Zeiten nichts wuſten und u. 
ae: 0 au 


Marcus non Epitomator Matthaei. 953 


durch in den neuften Zeiten von Kardner, Jonas, 


Cdeffen wir oben gedachten) und Prieftley Wider 
fprudyfond, feßt der Hr. D. K. hier manche-wich« 


tige Gründe entgegen, Zuerſt die einftimmige 


Sage ber Alten von Papias, Irengeus, Tertul- 


lianus, Origenes bis auf Auguftinus, ber zuerft 


Den Marfus pedisfequunm et breviatorem Matth, 
nennt, weiß von dieſer Dependenz des Markus: 
vom Marth.nichts, ſondern beweifet vielmehr aus 
dem Antheil, dert Petrus an dieſem Evangelio hatte, 
Bas Anfehen des Marfus. (Diefe ganze Sage 


möchre doch nur auf: ber Ausfage des Papias und 


einigen übelverftandnen Stellen des N. T. beru⸗ 
Ben und daher gegen den Angenfchein nicht genuge 
werden koͤnnen) Hernach inne Gründe: wie 
ſchickte es fih, daß ein vir apoftolicus zum Ges 
brauch und Unterricht der neugeſtifteten chriſtlichen 
Kirdye und zur Beftärtigung bes Glaubens ihrer. 
neuen Glieder‘ eine verſtuͤmmelte abgekuͤrzte Er⸗ 
zaͤhlung, noch darzu eines Apoſtels lieferte, da 


Den Gemeinen daran gelegen war, über die Ges _ 
ſchichte Jeſu fo weitläuftig als möglich belehrt zu 
fenn? (Vielleicht wars doch fchicklich und Dienlich, - - 
Johannes begehrt auch nicht alles fo volkftändig, 


als er konnte, zu erzählen: und Markus,‘ der in 


einem andern Bezirk ſchrieb, wo weder das An- 
fehen noch das Bud) Matthaͤi befannewar, konnte 


groffe Urfache haben, lieber unter feinem Namen, 


als unter fremden, bie Gefchichte Jeſu zu beſchrei⸗ 


ben.) Wichtigere Zweifel geben bie Differenzen. 
zwiſchen Matthaͤus und Markus, Markus laͤßt 
2 Hbb wie 


{ er 25 


\ 


57 | Progr. Goettipg.. 


- viele Erzaͤhlungen weg, welche in Matt ‚weitläuf: . 


tig Reden: Die Genealogie und Gefchichte der Ge 
burt, bie Wunder Matth, 8, 5= 13.9, 27-34. Die 
„Nachrichten von den abgeorbneten Johannis des 
Täufers Matt. 11, 12. 19. Don Judaͤ Tod 
K. 27, 310. Von der Wache beym Grab. 
R. 28, 11215. und mas bag meiſte ift, ſehr viele 
Reden und Parabeln Jeſu. Wie Eonnte er dieß, 
‚ohne Nacheheil der Religion ; weglaffen? Selbſt 
in Begebenheiten, welche er mit Match. gemein 
ſchaͤftlich erzähle, finden wir viele und oft grade 


‚ die erheblichften Umftände ausgelaffen. 3. €. bey 


. 


der Taufe, bey dee Verſuchung Jeſu, bey feinen 
Unterredungen mit Juda, bey dem Verhoͤr vor 
dem Hohen Rath u. ſ. fe Lit ſich hievon ein 


Grund angeben? (Wohl fein andrer, als dieſer, 


daß er Epitomator jey, und mehr Geſchichte als 
Lehre Jeſu aufzeichnen wollte. Sp lange die Ab- 
ficht feines Buches nicht beſtimmt if, wuͤrden ſich 
ſchwerlich Regeln beſtimmen laſſen, nad) welchen 
er ſeinen Auszug einrichten muͤſſen.) Sogar 
Begebenheiten, welche Petrum angehen und deren 
Kenntniß fuͤr die Kirche in Rom ſehr wichtig ſeyn 
muſten, hat Markus aus Matthaͤo nicht aufge 


. nommen. , 8. E. Matth. 34 28⸗ 31. . 16, 17 «20. 


17, 24-27. 0. a. da er doch) manches eigne zum Job 
Petri anführe, Mare. 16,7. (Wir wollen weder 
BVeſcheldenheit Petri noch Schonung für Petrum 
hierinnen finden: wie aber, wenn überhaupt 
‚jemand an allem Ancheil Petri an diefem Evangelio 
und, an ber ganze Gage, bag es in Kom ung 


8 x . ' . 
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Marcus non Erpitomator Matthaei 3 


Rom beftimint geioefen, zmeffelte? und man an 


aroeifeln.) Im Gegentheil iſt Markus oft weit⸗ 


laͤuftiger als Matthäus, KR. T, 29⸗ 34 vergl. ‘ 


Matth. 8, 14..16..R. 5,4 +7. vergl. Matth. 8, - 


28 34. K. 9, 14.» 26, vergl. Matth. 17, 1013. 
erzählt bie Begebenheiten in einer andern Ordnung, | 


führt ſogar tzie Umſtaͤnde an, die mit Matthaͤo 
sicht, übereinftimimen, z. €. K. 2, 13. 22. vergl. 
Matth. 9.9 K. 5, 1. vergl. Matth. 8, 28. 


10, 35. 46. vergl. Matth. 20, 20.29. u. a. m. 
ſonderlich 8. 16, 1..8. und Matth. 28, 1, folge. 


Woher bieſe Differenzen und: Widerſpruͤche. bey 


einem Epitometor? Endlich hat auch Markus, 


„roohl.ganze Aöfchnitte,. ale auch einzelne ber 


flimmtere Nachrichten , die im Matthäus fehlen, 
zum Beweiß, daß er auch) hie. Erzählungen des. 


| Matthäus bereichern wollen. Da, biefer Diffes. 


renzen und Zufäßen- ohngeachtet, gleichwohl die:  - 
Uebereinſtimming beyder Evangelien auffallend” 


und unverkennbar iſt ‚fe hat es Hr. D. K. fuͤr 


hoͤchſt wahrſcheinlich daß, wo, beyde jufammens, 


treffen ,. ſie aus einer gemeinfchaftlichen Quelle ge⸗ 
ſchoͤpft, wo fie aber differiren, ſich an anbere muͤnd⸗ 


liche oder ſchriftliche Erzaͤhlungen gehalten haben. 
Jene gemeinſchaftliche Quelle findet der Hr. Di. 


in einzelnen Erzählungen von Jeſu Jeben, derglei⸗ 
chen fchon frühe viele müffen da gewefen fern: In 


dieſen Erzaͤhlungen aber nüßfe vornehmlich Mare 


kus den Unterricht des Petrus, da er auf Ver⸗ 
langen ber römifihen Gemeinde einer. Biographie 
ar ſammlete (Beym Marchäus, wird es nur 
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* 


Far: ie . „Progr. Ienenfe 
. em Mitglied des hohen Raths erfahren Baben. 


2. 16.20, erzählt er als tellis auromrns. Sufas 

Scheint, wie an vielen andem Stellen, den Mat» 
thäus vor Augen gehabt, aber einige Umſtaͤnde aus 
der Erzählung der Johanna (K. 24, 10. coll. 8,3.) 


beyzufügen, welche zwar euch. beym Grabe zuge» 


gen war, aber fich. frühen machte von den übrigen 
- getrennt haben, als Jeſus ihnen erſchien. Diefe 
war €8, welche den nach Emqus gehenden Freun⸗ 


den Jeſu die Nachricht von; feiner. Auferſtehung 


brachte: denn fie redete nur von einer omranız 
ayyerm Sul. 24, 22. ‚aber ‚nicht ven einer Er⸗ 
ſcheinung Jeſu. Aug ihren: Bunde erzäpft er 
aAlſo die Gefchichte und, weil ihm vieleicht Johan⸗ 

na bie Nomen ihrer Geſellſchafterinnen nicht ange: 


+ galt hotte, ſo nimmt er fie von Matthaͤo und 
ſuht ſie in v. 10. da er fie nr, melden follte, und 


geſetzt haben wuͤrde, wenn er gewuſt hätte; was 
Johannes erzäflt, daß Marla Magdalena fich 
damals nicht mehr ben der Geſellſchaft befunden 
Babe, Das übrige nimmt £ulas aus bem Der 
richt eines von den beyden nach Emaus reifenben 
Dingen, 5 Markus enblidy folge Hier, wie auch 


: fonft, neben hem Matthäus, auch dem Sufas, 


und-fegt nur weniges v. 9: hinzu, bas er vielleicht 
im Haufe. feiner -Mutter, Apoſi. Geſch. 2, 12. 
- fahren hatte — Wie viel Difpäte wuͤrden 
wegfallen ‚- wenn man lieber den Evangeliſten bie 
höchfte hißvriſche Ehrlichkeit, Treue und Glaub- 
wuͤrdigkeit, als die Inſpiration zu vindichren "ges 
vs bitte. Wir Dissen han gewiß viel Har⸗ 
| monien 


24 


\ [26 
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‚> 


de’ fontibus Ev. in a hi. refurr. Chr. a5, " 


morien nicht, aber auch viele ſehr ſcheinbare Ein⸗ 
—— gegen die Bibel nicht, bey welchen der 


Gegner ſeinen Sieg in der Aengſtlichkeit der Hate | 


monijten ſchon vorherſi cht. 


1 





DL. 


Chriſtuches Sittenbuch für den 


Bürger und Landmann von Iakob- 


Sriederich Sedderfen.: Hamburg und . 


Kiel, 1783. 3: 352 ©. - , 


Ri bürgerliches Gluͤck ·and Hriftliche Tugend im 2 
einer engen Verbindung, dieſe die Quelle . 

von jenem’, und jenes ein Theil des Seegens von 
Diefer: fohat da, mo man Berdienfte der Men« 
ſchen abwägt, der Lehrer der Religion, der für. 
ben gemeinen und groffen Haufen fehreibt , hohe 
Ausſpruͤche auf Werth und Würde: und fie were 
den noch erhöht durch die Schwierigfeiten, welche, “ 


er als Moralift und Volkslehrer zu überroinden 
bat. . Zuerft ben Volkston zu treffen, iſt ſchon 


weit ſchwerer fuͤr den Gelehrten, als mancher J 


glaubt, der wohl ein zahlreiches Publikum bedarf, 


aber nicht in den Voiksgeſellſchaften, in den Hand» 
-werfsftuben und Bauernhütten die Volksſprache 
und die. Begriffe des Bürgers fudirt Hat: und 
dann die Sachen, die fürs Volk gehören, iu 


wäßlen, , hat wieder ſeine Schwiergkelien ‚zumal 


in 


860 _Gedderfen chriſtliches Citfenbuch: -, 


Im der Moral,' da beym Volk die aflgemeinern 
Unarten, der Stolz, die Weichligkelt, die finn« 
liche Wolluſt ihre ganz: eigne Modiftcation ha- 
ben, und da der Aberglaube, die Unmiffenheit, das 
eigne Intereſſe, und die Rohigkeit eben fo leicht 
Fehler, Lafter und ‚Ausflüchte bey demſelben er⸗ 
zeugt, welchen entgegen gearbeitet werben muß, 
als bey der feinern Welt, "Wer diefe mic ihren 
Ungeheuern kennet, Fennt vielleicht die bürgerli« 
hen und ländlichen Untugenden nicht, fo wie gluͤckli⸗ 
“ cherweife der Sandmann mit den Verführungen, 
Raͤnken und Ausfchweifungen ber hoͤhern Men— 
ſchenklaſſen unbekannt ift. Es müffen daher die 
Beſchreibungen ber-Tugend und des $afters, wie 
ſich beyde im gemeinen Leben dharafterifiren, aus 
dem Umgang hergehohlt, und ſtatt der erhahnen 
“und fharffichtigen “Berrachtimgen,; welche bie 
Philoſophie darbietet, um Vorſchriften zu bewei⸗ 
fen und einzuſchaͤrfen, lieber finnliche, in den 
töglihen Erfahrungen vorliegende Gründe fürs 
Gute und gegen böfe Gefinnungen gebraucht wer- 
den. Ein biblifcher Spruch wirft bier hundert⸗ 
. mal meßr, als die befte Demonftration und eine 
wohlgewählte Geſchichte aus der Bibel, ober auch 
aus den eignen Erfahrungen des Gittenlehrers, 
mache kiefern Eindruck, als die ausgeſuchteſten 
. md beredteften Beweiße, welche die firengfte 
Prüfung der Vernunft aushalten Selbſt die 
Vorſicht, womit ein populairer Moralift beurthei⸗ 
fen muß, was er duos vv or.Angoxesgdsev , wie fie 
doch bep vielen iſt, eine Zeitlang beybehalten . 
| | | a na 


_— — — 


Faderlen haſtiiher Sutenbuch eg 


nachgeben kann und muß, macht bey denen, weis 
che. eine reine chriffliche und vollkommene Moraf 
Pennen, manche Schwierigkeit: weil zu viel Eine . 
ſchraͤnkung abſchroͤckt, und zu viel Liberalitaͤt Teiche 
gemißbraucht wird. Deſto gröffer iſt das Ver- 

dienſt dieſes Buches, wodurch der Hr. — 
abermals eine groſſe Luͤcke in dem Volksunterricht 
ausfüllt. Es ift chriſtliches Sittenbuch für Leute 
. aus den unfern Ständen, bie ungeuͤbt in Denfen 
and folgfam gegen ihre Sehrer, Feinheit der Ware 
ffelungen, fuftematifche Ordnung, kunſtliche Ber - 
weiße und zierliche Ausdrücke nicht faffen und niche 


t 


‘erwarten: die nur wiffen müffen, ‚was fie thun 


ſollen und es dann leichter um Gottes willen thun. 
Wie ſehr ſolche populaire Vorſtellungen unſerm 


Verf. gelingen, dürfen wir nicht erft erinnern, da _ 


er fi) fonft fchon als Kenner der Menfchen und ber 
‚gemeinfaßlihen Sprache, als Meifter in ber 
Kunft fimpel und treuherzig zu ſprechen und als 
einen warmen Verehrer der chriftlichen Religion 
in andern Schriften gezeigt hat. Kurze Darftels 
tung der Pflicht, Ermahnungen, Borftellungen 
. bes Bortheils und des Werthes einzefner Tugend⸗ 


übungen, ſowohl als des Schabeng, den böfe \ 


Handlungen bringen bald in Sentenzen, bald in . 
DBenfpielen, gute Entfchließungen, Gebete wech. 
fein’ miteinarider ab, und geben dem Buch auch 
. bie Geſtalt eines Srbauungsbuches, bas in jeber 
Familie als Anhang zum Katechismus, ale eine 
wahre Heußeefe gebraucht werben follfe, - 


0 
Teil 
N As 





‚sn hZeddeiſen chriſtliches Sittenbuch. 

Er faͤngt mit ber Beſchreibung ber bändlis 
then Froͤmmigkeit an, wozu beſonders Wer 
trauen auf Gott, nebft beflen Folgen, Genügfant« 
keit, Vermeidung ängftlicher Mahrungsforgen und 
Geduld gerechnet wird. Als Mittel dazu werben 
die Hausandacht, d. h. gemeinfchaftliches Geber, 
Geſang'und Leſen ber heiligen Schrift oder anbrer 
Bücher, (wovon die beften vielleicht in einer An- 
mierkung hätten koͤnnen genennt und empfohlen wer⸗ 

‚den duͤrfen,) die Andachtbey ber Arbeit und der 
öffentliche Gottesdienſt angeprieſen. Die hypo⸗ 
theſiſche geſellſchaftlichen Pflichten die Pflichten | 
chriftlicher Ehegatten, Eltern, (Daben die 
bie ganze hriftliche Pädagogik) Kinder CHier alle 
Vorſchriften für die Jugend) Herrſchaften, 
Dienſtboten und Unterthanen werden zuerſt 
eingeſchaͤrft: dann die uͤbrigen: Arbeitſamkeit 
nebſt ihren Gegentheil, der Faulheit: (es wuͤrde 
doch auch fuͤr manche noͤthig ſeyn, gegen das 
Uebermaaß In Arbeiten zu warnen) — KReuſch⸗ 
beit nebſt denen traurigen Folgen der Unfeufchheit. 
| Miäpigfeie in Effen, Trinken und Vergnuͤgun⸗ 
gen. ie chriſtlich und empfehlend ift die Erklaͤ⸗ 

“rung des Verf. S. 187. Ich balte-es für einen 

ſchrecklichen unzeitigen Eifer, wenn Prediger bey 
jedem Vergnügen, das ſich Leute in ihrer Gemeine 
machen, Strafpredigten halten. (Einigebeflimm- 
tere Anmweifungen über die Spiele, über Tanz und 
andre laͤndliche Vergnuͤgungen, und ihre Graͤn⸗ 
zen wuͤrden eben um deßwillen noͤthig ſeyn, weil 
der gemeine Chriſt nicht allemal Prediger de 

. & u J m 


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! . 








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gVedderfen chriſtutches Sitrenbuch. 865 


ihm daruͤber chriſtlichen und weiſen Unterricht ers 
tbeilen) — . Spatfamkeit und Verſchwendung: 
— Chriftliche erbare Reden; - Ein ſehr lehr⸗ 
reiche. Aluterweifing und Warnung gegen Ges 
ſpoͤtte mit Bibel und Religion, küberliche Reden 


und Zoten, Erzählungen ber Jugendſtreiche, Er⸗ 
zaͤhlungen ber Bosheiten und Laſter andrer mit bei 


Miene des Beyfalls, Verlaͤumdungen und uͤble 
Reden, ſonderlich von. Landesherrn, Beamten; 
Pfarrern, Schulmeiſtern, aberglaͤubiſche Geſpraͤ 
che von Heren und Geſpenſtern, ewigem Auden, 
Bergmaͤnnchen, wilden Jäger und aridern Teufe⸗ 
Ionen und Möhrchen: auch Mißbraud) bed Nas 
mens Gottes und Jeſu, Fluͤchen u. a. m. Wie 
viel tieſe Blicke in die Thorheiten des Poͤbels! 
und wie viel edle weiſe Ermahnungen dagegen! — 


⸗ 


Treu und Blauben oder bürgerliche Chruchkeite 


im Gegenfag gegen alle Arc von Berrügereyen und . 


Ungerechtigeiten: gegen Erſchleichung der Teftas 


mentserbfchaften, gegen Schleichhändel und Zolls 
befraubationen, Beſtehlung ber herrſchaftlichen 
Büter, Banquerötte u. a. Alles auf bet I; 

lichen und gefährlichen Seite gezeigt! — Chrifti 
liche Dietftfertigfeit gegen Nachbatti und Mita 
bürger: (Das Gegentheil Seindfeelig keit Eönnre 
auch erwogen und gefehildert werden!) Friedfer⸗ 
tigkefe im Umgang ; und-Hausfriede. — Hus⸗ 


liche ingesogenbeit; Vörfehriften in haͤus⸗ 


tichen Sreuden und Leiden. — Einige bes 


änds. 


— 


ſondte Erinnerungen fuͤr Handwerker und 


fanbfeute empfehlen Vorſichtigkeit und Ordnung 


VDoͤderl. Bibl. 2. B. 1, Sr Zi in 


\ B 


) 


. 
a. . a 
- ——— — — Dot 


864 Fedderſen hriftliches Sittenbuch. 
in den Gefchäfter, und warnen gegen einige ge: 
woͤhnliche Fehler. — Seren für Soldaten und 
fie Seefahrende und eine Warnung gegen 
Weineid machen den Beſchluß dieſes richtigen 
Buches, bas'aller Unterftügung, Die es bereits 
erhalten, wuͤrdig iſt, und gewiß vieler Eingang 
. und Nugen finden wird. Der Entwurf, den wir 
vorlegten,, giebt ſchon zu erkennen, daß es Fein 
Syſtem der Moral ift und nur die Auffertichen Tus 
genden befehreibt; das Chriſtenthum verliert dabey 
nichts, denn fie wird immer auf gute Gefitinung 
gebaut, und durch Erleuchtung und Wildung des 
Herzens befördere, In eiher Moral im Sinn 
‚des Syſtems müfte man auch noch Anmelfung 
über die Befchaffenheie und Eharaftere der Bes 
kehrung, über die Mittel dazu, über den rechten 
Gebrauch des heiligen Abendmals umd Gebetes, 
über die Seldftliebe, Sorge für die Erhaltung 
des Sebens u. a, m. erwärte: Warnungen ges 
gen einige Sünden, z. B. auf Selbſtmord, 
gegen ben fo mannigfältigen Abergläuben, gegen 
den Stolz u. dgl. und Antworten gegen viele ge⸗ 
woͤhnliche Entſchuldigungen und Ausfluͤchte bes 
Poͤbels, bey einzelnen Unarten, würden ohnfehl⸗ 
bar auch den Platz, ben fie hier verdienten, ge 
funden haben, wenn nicht bey einem folchen Buch 
: die Kürze eine vorzügliche Tugend wäre, Die es 

verhindert, alles zu erfchöpfen! — 


’ 


N 


IV. 











865 


IV. 
Srdnungen, Gebete und Handlun⸗ 


lungen bey dem oͤffentlichen Gottesdienſte 
Der Evangeliſchlutheriſchen Gemeinen in Kuw 


Pfalz, auf Verordnung des Kurpfälzifchen 
-Eonfiftorfums Berausgegeben. Heidel⸗ 
berg 778% 4. 326 S. 


Pie allenthalben Die Patrioten wünfchen und " 


— 


fuͤr noͤthig erachten, was aber nur wenige 


wagen koͤnnen und duͤrfen, weil die Liturgie ſo 
irreformabel als der Lehrbegrif zu ſeyn ſcheint; 
was man. immer nur furchtſam wagen barf, ‚weil 


es immer noch Maſchinen von Predigern giebt, die 


lieber ihre auswendig gelerngen Formeln herabroflen 


und dem Päbel, deſſen Gedankenloſigkeit der ihri⸗ 
gen gleich iſt, mie fich fortſchleudern, als mit Ver 


nunfe unb Würde die heiligen Handlungen vorneh⸗ 
men; das finden wir ‚hier gewagt, und gluͤcklich 


gewagt: unb wir möchten bem Sande, dem Ron © 


fifterium laut Gluͤck wuͤnſchen, das eine Verbeſſe⸗ 


‚ng, der Kirchenordnung und Liturgie nicht bloß 


projektirt, ſondern auch wirklich eingeführt und in 

Umlauf. gebracht bat. Wir läugnen nicht, daß frey⸗ 

lich, das reinere Chriſtenthum und eine Kirche, die 

lauter abgeflärte und fromme Prediger hätte, aller 

Uturgie entbehren koͤnnte: allein, wenn kommt 

denn ei Periode, da Er die. öffentliche Vor⸗ 
ii 2 


traͤge . 


- . : 
066° Kurpfälsliche" Kirchenordnung. 
gräge, Gebete, und gefammte Einsichtung bes 

‚ Aufferlichen Gottesdienftes, ganz jeden Prediger 
überfaffen darf und kann, ohne fürchten zu muͤſ⸗ 
fen, daß Gemaͤchlichkeit, Neigung zum Sonder: 

. baren, Myſlik, Eigenfinn, Aemulation und an⸗ 
dre moralifche ober theofogifche Unarten, in ben 

Gemeinen Berivirrung, Unordnungen und Gaͤh⸗ 
* gungen hervorbringen? So viel Gluͤckliches wir 

ans auch für die Zufunft noch verfprechen, fo hof⸗ 

- fen wir boch einen felchen hohen Grab der Aufklaͤ⸗ 
rung unfer dem fogenannten Klerus erft im taufends 
jährigen Reich, wo ein jeder, was er gutes träumt, 
hinverſchiebt; und fo nothwendig möchte: noch jetzt 
und noch lange eine Beduͤrfniß bleiben, durch gute 
Liturgien ber Schwäche einiger aufzuhelfen, und der 
Dreiſtigkeit ober Neuerungsfucht anderer Orängen 
zu feßen, Wir haben fihon zu anbrer Zeit von 
den Eigenfchaften einer folchen öffentlichen Schrift 
geredet, und wir freuen uns, daß wir Biefeiben 
noch in hoͤhern Grade, als in andern neuern litut« 
giſchen Verſuchen anfreffens wenigſtens mehr 
Würde und Ruͤhrung im Ausdrucke, und mehr 
zweckmaͤßiges in den Anreden: denn dieß uͤberſe⸗ 
hen wir gerne, daß zuweilen, wo einige alte Ge⸗ 
bete, Formeln oder Einrichtungen bleiben muſten, 
einiges vorkommt, das mehr aus Herablaſſung, 
als aus eigner freyer Wahl beybehalten wurde. 
"na erften Abfchmitte. finden ipir Die gewoͤhnliche 
4  Belchreibung von der Einrichtung der gottesbienfl- 

-  fichen Gefchäfte an Som » und Fefttagen. Die 

Ervangelien“ und Epiſteln, ein Stein groſſes 
ee Anfleffes 











4 


Dr 


\ \ 


” Sunfäße gihchewedeun· | 867 


Anſtoſſes —J nicht toeggeichaft, welches wir 
gerne biſligen, denn wir moͤchten / von vielen Pre 
Digern, welche eine gaͤnzliche Freylaſſung der. Te 

. Haben wollen , fagen: ihr wiſſet nicht,. was ie , 

Kittet;) aber‘? zum Zroft der Prediger diefe Seflela 

ihnen auch nicht enge angelegt. "Es if den Pra 

- Digern nicht unterfagt an ſtatt ber Evangelien und 
Epiſteln, zuweilen auch über andre biblifche Terte 
gu predigen. (Daß fonft ben den ſonntaͤglichen Ver⸗ 

Jemmlungen noch andre Abfchnitte aus der Bibel, 
fonderlich dem N. T. verleſen werden, findenwier 
nicht: aber. gut ware es doch! benn wie vielewerbek . _ 
Hierdurch erſt mit der Bibel genauer bekannt. Es iſt 
auf) altapoftolifche Sitte: und bie Zeit des Gottes⸗ 
Dienſtes wuͤrde Dadurch: nicht zu fehr verlängerf mern 
Gen, wenn nur der Prebiger. fürzer reben wollte.) 
— Die Gebete für Die Sonntage und Sefttagehaben 
alle das Gepräge der eblen Simpficität, unb find 
wahre Mufter, an Junhalt, Länge und Ausdruck. 
Es iſt auch ruͤhmlich für. Abwechslung geſorgt; 
— Wir fegten gerne zur Probe die Gebete am 
Feſte der Geburt Chriſti, oder am Charfreytage, 
wo fonft bie Phantafie fich wie in einem Labyrinth 


verirrte und des Aechzens und Wehklagens kein 


Ende war, auch in ben Formeln einiger’ Gegen 
den, auch ber fogenannten aufgeflärten, noch iſt; 
. allein unfer Raum erlaubt es nicht. II. Vom 
Gottesdienſt am Bußtagen, Auch hier. Fein Cento 
von prophetifchen Formeln, . fondern ernſthaftes 
Bekenntniß der Sünden, (nur zu wenig Darſtel. 
Alung der Folge der Sünde, und zu wenig from» _ 
. | Si me 


968 Kurrfaͤlziſche Kichenordung. | 
me Entſthließungen, welche wir in Gern 
“ wefenelicher erwarten, als die Redensarten, DaB 
Gore uns Eifer einfloͤßen, uns ſtaͤrken, bevefti- 
gen u. f. w. wolle. III. Nom Gereesbienft in 
der Woche, Faſt nie am Sonntage, IV. Bon 
dam katechetiſchen Unterrichte, V. Won ber Taufe ' 
Hier liefet man nichts von der Gewalt bes Teufels, 
din deffen Reiche ſo viel alte und neue auch .verbefe 
ferte Liturgien ben unfchuldigen Säugling geboßren 
werden laffen, und daraus fie ihn durch Eroreifmen, 
‚ angebrachte Kremsfeegnumgen, ‚ober durch Gebete 
| befreyen wellen; nichts. von der Sündflut, bem 

Mharao und rothen Meer, fondern bie ſimple Ans 
führung der Einfegungsiworte, nebft der Beleh⸗ 
gung von der Abfiche: diefer Handlung, welche 
bier (tropiſch) Die Stiftung eines neuen Bunbes 
heift. Wie pafiend und fimpel das Gebet: All⸗ 
mächtiger Gott, liebreicher, himmliſcher Water , 

‚ ber du nad deinet unendlichen Güte verheißen 
Haß, daß bu unfer und unfeer Kinder Gott ſeyn 
wolleſt; wir bieten Dich demuͤthig, erfülle dieſe 
-  gnäbige Verheißung an. bem bier gegenwaͤrtigem 
Kinde, deſſen Eltern zu der Gemeine beiner Ders 
ehrer und der Verehrer beines Sohnes Jeſu gehds 
een, Dir heiligen wir baffelbe ganz und 3 
u. ſ. — Ein Anhang: ——— 
dentaufe: wobey ben Predigern die Weiſung 
geben wird, ſich wohl vorzuſehen, daß fie von 
angeblichen Profeinten nicht Hintergangen werden, 
ſich niche eher mit ihnen einzulaffen, als bis fie 
‚ 0m ihrer Auffuems unter ihrer Nation, wo 
/ moͤglichſt 


| Kurpfaͤlziſche Kirchenordnung 8 
äh Erkundigung eingezogen, und fie, wenn 


ſio etwan um grober Verbrechen willen ihre Parse 
chey verlaffen wollten, mit. eenfllicher Deltrafung 


threr Verwegen heit zuruͤck zuſchicken. Waͤre aber 


auch bey dem Proſelyten ein ernſtlicher und redli⸗ 
cher Vorſatz da, fo wird (nad ber hier angege⸗ 
Denen Bemerkung) Doch feine Annahme bedenklich, 
wenn er nicht Vermoͤgen befißt ,: ober fich nicht eve 
:äßren fan. - Ein Jude, der ſich zum Chriften⸗ 
hun wendet, hat fogleich. allen Beyſtand ber 






gidiefer Erfahrung bie groffen Wertheidiger 
jadiſchen Nation und der Erhöhung ihrer. —* 


—— ſagen? — Es ſoll auch dieſe Haalch- 
ohne weitlaͤuftige Ceremonien und mit 


moͤglichſter Verhütung eines allsugroffen 
Zulaufes bloß neugieriger Leute, vollzogen 


‚werben, (Aber, wern nur bie Profelptenmacher - ' 


nicht meift eine fe groſſe Dofis vom geiftfichen 
Stolz hätten! dann wuͤrden fie das gute Werk in 
der Stile verrichten, ımb nicht Circularia an alle 


‚benachbarte Gemeinen ergehen faffen, um diefen 
‚Teiumppaftus, bey weichem. das aus der irre 
‚zurädgeführte Schaaf weit weniger ‚Auffeben 


macht, als der Paſtor, mic anzuſchauen! 


die Phorifier!) — VI. Won der Konfirmation, 


(Auch) Hier würben. wir Sebete der Konfirmanten, 

in weichen Dank und fromme Entfchließungen ber 
herrſchende Innhalt feyn muͤſten, und Fuͤrbitte 
für die Konſtrmanden umsehen haben.) — 
‚VII, Wom Abendmahl. Air Wider gay. im Ge 


Zr 4 be. 


Seinigen auf impnerperloreh. (Was- mögen * | 


Font 


» 


370 Kurpfälziſche Kirchenorhuums. 


ber Religion. Beſonders bie Anrede an Comm 


gufanten über bie Abſicht und den Werth ber 
Handlung!“ VIII. Won Einfeegkung ber Ehen, 
Nichts vom Fluch uber Eva und Adam, — wo⸗ 
von fo unfehicflic den angehenden Eheleuten vor 
‚gelefen wird; auch Fein Evangelium von ber Hody 
eit zu Kana; fonbern graber. Unterriche über den | 
Wverth und. Zmeck der Ehe, und grade Ermah⸗ 
‚nungen.zur Befoͤrderung biefes Zwecks. Alles 
werih, allgemein eingeführt zu werben, "IX. Es 
«bete bey Leichen. X. Bey fegung des Grund⸗ 
‚being einer neuen Kirche und - XI: Einweihung ei⸗ 
ner neuen Kirche. „XI. Won ber Ordination dee 
‚Drebiger. Die lateiniſche Formel bleibe weg! - 
Auch biribe weg die Biſchoffsregel und die folmme 
‚Ertheilung der nur von Prieſtern ufurpirten Rech⸗ 
ste,der Abfolution und des Barnes, umb dafür 
ſteht eine Beſchreibung der Pflichten eines chrift- 
‚hen Predigers, unterflüge mit rührenden Mo⸗ 
tiven. (Allein warum. wird ber angehende Pres 
diger noch mit Kuch angerebet? Man wähle doch 
lieber entweder die bruͤderliche Sprache: Du; oder 
man ehre den Mann in der Sprache des gemeinen 
zebens durch Sie. Es hat gar nichts zu bedeuten. 
wenn auch die Glieber der hohen Kleriſey, fie 
‚mögen Biſchoͤffe, General⸗ oder Specialſuperin⸗ 
‚endenten, Aebte, Praͤldten ober Paſtiores primarii 
heiſen, ben dieſer Handlung dem angehenden Pre- 
cdiger als Bruder begegnen, und, wenn es auch 
die verſammlete Gemeine nicht, here, wie eine 
Hochwoͤrdige Magnificeng mit einem Defioen 


pricht, 


* 





⸗ 


— 


wWurdftlziſche Kirchenorbnung. eoy⸗ 
Pride. — : Sm: Anhang Kehen noch Formeln | 


— 


und Gebete fuͤr die Kranfeneommunion und einige | 


anbere Rranfengebete. . 


- Wer aud) ber:würbdige Mann ſeyn mag, Aus \ n 
befien Geiſt und Feder dieſes Buch gefloffen if? .- 


fo verdient er im hohen Grab den Namen einig 
riftlichen Patrioten : benn für.die Beſſerung bes 
öffentlichen Gottesdienſtes, für die allgemeine Auf⸗ 
klaͤrung und für- die Würde der Religionshanh⸗ 
Sungen fo arbeiten, daß ihr Zwech erkannt und ges 
fühle wird, iſt hohes Verdienſt. Heil dem Sande, 
Reifen Konfifterkum den / alten. Schaden beherzigt 
und beſſert! O! daß dem Kurpfaͤlziſchen bald auch 


amdre nachahmen mic — Wie Mi wärbe 


bie Religion gewinnen I 





Andre cheolbgiſhe Sdriften 


+]: caufla corruptae per philofophos chi 
nos Seculi IH, religionis, Progt, — .& 
Rofenmiller, Giefae, 17834 | 


Bey den ruͤhmlichen Bemühungen vier wire | 


digen Männer, die Religion Jeſu in ihre ehema⸗ 


Hige Eimplicität, barinnen fie wohl ihre Wuͤrde 
am erſten und hellſten zeigt, herzuſtellen, und 7 „ 
vielerley fremde Einmiſchungen abzuſondern, muß 


as eine ſehr natürliche, aber eben ſo intereſſante 
en J Jii 5. Frage 


x 


‚en | Andre theslesifche Ccheiften | 
‚ "Brage Bleiben, woher es doch fam, daß biefe eble 
Einfalt fo frühe verlaffen und entflellt werden? 


Und diefe Frage ift es, die der Br. D. Bier mis 
den ihm gewöhnlichen Bebachtſamkeit und Ein 
fit zu beantworten ſucht. Schon im zweyten 


Jahr hundert thaten viele Kircheniehrer, was Die 


jetzigen, die über jene mit-Iautem Tadel und Ge 


Jaͤchter fosbrechen, auch thun: fie Iohten ihre 


dhp loſophie bie Patonifche, fenden SYefnm und 


Piato auf-einem Pfad, und ſuchten zu Bemweilen, 
daß Chriſtenthum ſchon vor Cheiſto ba geweſen, 
Selbſt Tertullian, der bie Phlloſophen, wo er 


, gegen die Gnoſtiker diſputirt, pstrierchas haeretir 


sorum nennt, philoſophirt ſeibſt ſehr ſophiſtiſch: 
und man muß die Schriften dieſer alten Vaͤter 


nicht geleſen haben, wenn man nicht finden will, 


baß die Einmiſchung Ihres philoſophiſchen Sy. 


ſtems, ihrer Ideen und ihrer Sprache eine ganz 


— 


neue Religion gefchaffen hat. “Benfpiele Hievon, 
geben bie Lehren von den Dämonen, vam.Aoyos 
». a. Am meiften-hat ber Clemens von Alexan⸗ 


drien der Religion bie philoſophiſche Form zu ger 


ben gefuhht. Denn: bie yrasıs,' die er in. feineh 
Libr: Stromatum lehrt, iſt, wie fie der Hr. D. 
erfläre, nichts anders als Demoriftrarion ber Re 
ligionswahrheiten, theils aus der Wernunft, 
heile aus dem geheimen Sinn der, Hiftorien.. De 
man hierinnen bie. chriftliche Vollkommenheit ſuchte, 
ſo fand ſie ſehr viele Freunde, und die Meinung, 
daß hie Gnoſis den Menſchen mit allem bekannt 


I mache, erzeugt donn Speculationen, Myſtit Ahr 


2. ] 
oo 








Aaundre theologiſche Schriften. 873 
Uebel in der Kirche. — Die Urſachen, warum 
die Kirchenvaͤter ihre griechiſche Weisheit ins 
Chriſtenthum miſchten, liegt hauptſaͤchlich in der 
durchgaͤngigen menſchlichen Sitte, früh eingeſogne 
Meinungen beyzubehalten. Wie die Jubenchri⸗ 
ſten mehrere Vorurtheile noch deym Chriſtenthum 
berbehielten, ſo thaten es auch dieſe Gelehrte, 
und vertheldigten fich ſogar, ba es ihnen an Be⸗ 
weiſen dafür aus ber Schrift fehlte, durch die 
Lrabietön und die Kirche: Eine andre Quelle 


Diefes Verderbens war die Brille don einem bis u 


pelcen Sinn der heiligen Schrift, beit allegorls 
ſchen und dem eigentlichen, wovon Der erſte hur 
son dei Vollkommnern gefucht und gefunden 
werde. Was hieraus für Thorheiten entſtanden, 
iſt bekannt. Dieß ift der vorzuͤglichſte Innhale 
dieſer früchtbaren Abfandiung, welche bei) mehrerer 
Weitlaͤuftigkeit ſich auch über die Unterſuchung 
wuͤrde verbreitet haben, wie weit bieſe Philofoppie 
mit dem Chriſtenthum wirklich harmonirt habe, 
ob Ben Bibelſinn der Gnoſtiker wirklich Freunäl; 


bey der andern abet nür-aue£ gemwöfen, und 06 u 


nicht auch eben diefe Einmiſchung für, die Nele 
gion droffe — geſchaft habe. In dieſer 
Kuͤrze find nur Thatſachen geſammiet, weiche 
eine weitere Prüfung über dieſe Materie veranlafs 
fen J 
8, Erlangen: Hier finde die von uns ſchon 
angejeigten Annali ebreo-typografiei di Sabion- 
neta des Hr. De Roſſi in Parma in einer lateini⸗ 
Then Ueberſetzung von M. Joh. Frid, Roos * | 
. . , | . en, - 


. 


414 Ardre theologiſche Schriften.· 
nen; unter, dem Titel! H. R. de Roſſi annales typo- 
$&raphiachhebraicae dabionetenſis 34 B. 8. ſo daß ſie 


nnm auch von den Deutſchen leichter erhalten und 


geleſen werden koͤnnen. Sie hat durch einige Zu⸗ 
füge, weiche Hr. de Rofli, dem Ueberſetzer mit: 
geheilt, vorbem Original einen Vorzug erhalten: 
Ber merkwuͤrdigſte ift wohl biefer, daB fein zu Sa⸗ 
bioneta angeblich gedruckter hebraiſch ſpaniſcher 
Eſaias und Jeremias nicht exiſtire, ſondern die⸗ 
fes von fe Long und Maſch angeführte Bu in 
Theffafonich gedruckt worden, | 
"3. Halle. Das Pfingſtprogramma v. J. welches aus 
Der Feder des Herrn D. LTößele floß, enthält Difpus 
‚tstiohem fuper Pauli Loco Rom. VIIL 26. 27. und 
darinnen eine ganz neue Erklaͤrung diefer fehrveren und 
dunkeln Stelle Schwerlich wird jeßt mehr ein Aus⸗ 
leger gefunden werden, welcher auf diefe Worte Pauli 
die unanftändige Idee won einer perfönlichen Fürfpraihe 
des heiligen Geiftes zu gründen wagte. Die dltere 
Meinung, daß wrruma die Gefinnung der Gläubigen, 
Die chriftliche Denfungsart ſey, bat ſich nach ven 
neuern Ibefferk . Erklärungen, bey denen nicht ein dos 
matiſcher Geiz die Sinne gerrättete, wieder Beyfall vers 
ft; allein, noch find, wie man zugeſteheti muß, 
mancherley Bedenklichkeiten auch bed) Diefer Erflärunges 
art übrig, welche ven Hr. D. veranlaffet haben, auf 
eine noch Paffendere zu denken, Da alles auf. die Bes 
immung anforhmt, was das Hieldeutige Wort wreugeb 
in gedachter Stille für eine Bedeutung habe, und es 
kaum zu glauben ift, daß der Bpoftel.bald diefen bals 


" tinen andern Begriff, Mmiteinenf Wort injeiier Redevers " 


Binde: ſo wird zum Grunde gelegt, daß wreuun 8: 7,5.6: 
ungezweifelt die chriftliche Aebre fen, welche Bebeus 
tung auch K. 8, 1. 2. wo vonos wveuumros porlonuimt, 

bog: ip are, u. folg. ſtatt finder: Was kei 
_ “ | ei ⸗ 


% 
⸗ 








Andre theologiſche Schriften. 625 
heiſt, rvna wohnt in den Glaubigen, wird in folgen⸗ 
deũ mit den bekaunten Kormeln zeray xpısod, uraper oe 
ausgedruckt, und kann daber auch hier fügließ, wie Col. 3, 
16.3 Tim.ı,16.00nder Yehredes@vangeliumd genommen 
werden. Eben diefe Lehre heift aus leicht begreiflichen Ur⸗ 
ſachen triua vooderıus,, und eben diefe ift es, welche der: . 
Apoſtel v. 26.27. fonuszeichnende Wirkungen mitten uns 
ter den Trübfalen zufchreibt. Der Geiſt bilftuns in den. 
draus, Das Evangelium unterſtuͤtzt uns bey uns 
ferm Reisen mit Croft: und wie? dieß erflärt pas fol⸗ 
gende: Mir wiſſen nieht, mas wir uns erbitten fol 
Ion, bald wwänfchen wir Verſchonnug mit Ungemach, 
bald wieder nach Gottes Willen Stunden der Präfung, 
bald Erleichterung, bald Gedult, bald Befrenung, vergl, - 
2.&9r. 12, 8. (aud) Phil. 1.) allein in diefer Ungewisheit 
iſts der Geiſt, der für ins bittet. Sollte, wird manfragen, " 
Geiſt hier die chriſtliche Lehre ſeyn köͤnnen 7 Die Worte er⸗ 
lanben es wenigſtens: denn wie ſonſt der Ausdruck, die 

ESuͤnden ſchreyen gen Himmel, blos anzeigt, fie ſeyn ſo 
roß, daß ſie Gott zur Rache auffordern; wie vom Blute 
eſu geſagt wird, eörede,d. h. Gott werde Dadurch. bewo⸗ 
gen, uns die Suͤnde zu vergeben; fo koͤnnte ohne alle Haͤr⸗ 
te auch bier gefagt ſeyn, daß die chriſtliche Kebre für und 
fpreche, fd fertie Gott, wenn die Bldubigen mitten unter 
den Yeivenauch auf Suͤnde verfielen, doch nach feinen ges 
gebenen Zufagen diefe Sünden vergiebt. Bott aber, der. 
erzenskuͤndiger, weiß, was das Evangelium for» 
dert (Ppnyun row areuaures, denSinn, SSnrihaltdesCvans 
geli,d.b. feine Verheiſungen) das Evangelium, welched 
(4 ") Fuͤrſprecher der Chriſten bey Bott iſt. Aller⸗ 
dings iſt in dieſer Erklaͤrung viel ——— 
allein eine doppelte Schwierigkeit findet ſich, unſrer 
Empfindung nach, doch dabey. Die erſtere ifl geringery. 
daß der chriſtlichen Lehre einteouymes beygelegt werde, 
d, daß der Beyfatz «hargros bloß daſtehe, im ven 
ronus in der Redensart anzuzeigen, propterca quod 
. swaymsı non verbis aut fonis contineantur, fed firit 


\ jmproprie intelligendi; die andre ſcheint mif gröffer, 
ae"; 


4 


— J 


: 876 Andtre theologiſche Schriften. 


daß gegen allen Gebrauch und felbft den is dieſem Lapiei 


v. 6. vorkommenden, Die Redensart Aperzile wreunieres fü 
viel heifen folle als der Sinn, der Junhalt des Ebaugelli 


Der hier vorkommende Beyjatz: ĩ epivrur zus mupdes leis 


‚det und.auıf die Beybehaltung ber gergöhnlichen Bebeis 


\ 


7 )7 


8, da mivas die ganze Erfeitntnif und Denkart dei 
briftenift. Die meiſte Dunkelheit entflehet freylich aus 
beii srrwppiens Anh irross allein wit glaubte, auch diefe ver⸗ 
chwaͤnde, wenn inandiefe unausſprechliche Seufzer nicht 
* wre, ſondern beym leidenden Menſchen ſucht. 
te Paulus vorherſagte, sachsen, duen arswie dnageı; 
wie die Redensarı arriänis; ru aBävadide fr fd Viel 
heift al& var uderiner; fo biele vsuyguree wereyianz aksie 
Ayteisuweg mr foniel als rsuyzune Uräp Filed, wre 
ucherir. Hiernach infchten wir für. deit .richtis 

gen Einn der Vorftellung des Apöftels halten: Auch 
Chriſtentbum, bey weichem uns vielerley Hei: 
ben betreffen, verfchafft ung vieletley Vortheil unð 
Unterſtatzung. Denn wir willen zwar oft hicht; 
Pa wir uns erbitten ſollen, feuifzen ſtille und ſchicken 
ſtumme kindliche Seufzer zu Gott entpor: aber duch, 
wenn wir unſer Verlangen ih unſern Trübfklen 
wicht beſtimmt ausſprechen, nicht wiſſen, um was 
wir flehen ſollen: fo hilfft uns Das Chriſtenthum 
Denn Bött, det unſre Zerzen kennt, kennt auch 
unſre Geſinnung nach ven Chriſtenthum, unſer 
Vertrauen zu ihm als Vater, unfre kindliche Ergebru⸗ 
beit, welche fuͤr ins ſpricht, d. h. uns ſein Wohl⸗ 
—* verſchafft. So wie für das Kind fein gutes 
Gerz; fir dein Behlenden oft fein uͤbriges Verdienſt 


ſpricht, d. h. eine Urſache dei Echonüing, der Erb: 


rung u, f. w. ſo ſpricht für den Glaͤubigen, auch, wenn 


er nicht betet, ſondern nur. ſtumni feufzt; fein kindlicher 


Bott ergebener Sinn. Dieſer macht ihn der Huͤlfe und 

Erhdrung fähig. Ob man ſich bey dieſer Erklaͤrung 

befriedigen kdune, moͤgen Keuner eutſcheiden. 
Ende des II. Bandes eilftes Stuͤck. 


N 








\® 


> 
’ 


Poetical' Pars on’ Old Teftam. g81 
nen Fuͤſſen weichen, bis der, dem er zuge⸗ 
hoͤrt, kommt. So eine Erklaͤrung in einer poe⸗ 
tiſchen Rebe, die die hohe Dichterſprache durch 
einen Stoß niederſtuͤrzt und . Eriechend macht, 
ſollte ein Kenner der Poefi e gar nicht vermuten: 
laffen. — tig, und’ wer. weiß -für welche 
Weihnachts » ober $eichenpredige brauchbar ift die 
Mote zu d. 18. Es iſt ſchwer anzugeben, wie 
Jakob auf einmal auf das Epiphonema fälle: 
Herr, ich warte auf dein Heil. Vielleicht kam es 
Daher, weil er den. Dan mit einer Schlange ver⸗ 
glichen Harte, wobey ihm ble.alte Schlange ; die. 
im Paradieß zunfre erſten Eltern verführte, : "eins 
fiel ,- woraus die Sehnſucht nach dem Heil Gottes 
oder Erloͤſer entſtund. — Wahrhaftig der from⸗ 
me Jakob muͤſte hier ſchon phantaſirt haben, wenn 
er dieſen Ideengang gehabt hätte! - — Das a an⸗ 
dre iſt beſſer. 


2. Mof. 15, foll v. 15, und 12. verfege ſeyn, und 
ber legtere voranftehen, weil er die. Hiftorie des 
Unterganges der Aegypter beſchließt, worauf dag 


Epiphonema v. 11. folge und v. 13. von der Ein⸗ 


führung ins Sand Canaan. (Als ob der Gegen: 
fag in dem brenzehenden Vers: 


‚Du ſtreckteſt deine Hand aus, dieErde 


verſchlang ſie 
Su führteft das gerettete Volk nach deiner 
| Guͤte hindurch. 


nit die ‚Schönheit Der Rebe aͤuſſerſt erfübe! — 
gt t3 ‚4 * 


€‘ 
22 


— 


Ueber Hr. of Mendelsſphns Jeruſalem. 





| Deutſch überfegt von Roos. u 
I). Serufotem- oder über vefiglöfe Mache ind Ju⸗ 
denthum non Mofeg Mendelsſohn. 


IT) Die Augfpurgifche:Confeffion aus der Nuͤrn⸗ 
bergifchen Handfchrife von G. W. Panzer. 


IV) Keitiſche · Geſchichte der A. €. Exfter Tpeif 
bvon Georg Gottlieb Weber. 


Beylage dazu von 5. W. Panzer. 


! 





V) Andre theologiſche Schriften 


vn Regiſtreee. 


ı 4 
1 
! 





Bu "Auserlefene 
Tveologiſce Doltother. ‘ 


I. 


Fericel Parts of the old Te PR 


* mend,' newly* tranflated from the he- 
j brew.. With notes, critical-and explana- 
tory. by William‘ Gran. M. A, 

” Cambridge, 1784 4. 


En Anhaͤnger des Harlfchen Enfems, ah 


es Breen, der Prediger zu Hardingham 
in Norfolk ift, und ſchon vor 30: Fahren einige ' 


bibliſche Gefänge überfege hat, in Echhug nimmt, 


"wird uns zwar manche gute Erklärungen, nad) 


. bem Parallelifmus in der hebraͤiſchen Poefie lie⸗ 


fern, aber, auch gegen den heutigen hebräifchen . 


Tert, nad) Hare’s Beyſpiel und Grundfäßen ſehr 
unbarmherzig ſeyn, verfegen und veipflanzen, 
"binden und gerreiffen, einfchleben und abſchneiden, 


bis der Tept zu feinem Metro paßt. Was dieß \ 


Doͤderl. DIMADER, Ket Syſtem 


&® William ‘Green 


Soſtem alſo gutes hat, das fließt. aus den Ge; 
fegen bes: Parallelifmus, ber doch nicht durchaus 


und ſtrenge herrſcht, und in.feinen Regeln viel- 


Leicht nochniche genug bekannt iſt: was man aber 
durch Splbenzähleren entbecken will, iſt roille 
kuͤhrlich, und aufeine nicht zu erweifende Hypo⸗ 
ehefe von einem metro der Hebraͤer gebraucht, 
das dem metro ber Abendländer gleich wäre. 
Hiernach treffen wir in dieſem: Buche viele, gute 
und viele Fühne, maforetische und antimaſoreti⸗ 
ſche Eregefe an, und da der Verf. ſich mit den 
fchwerften poetifchen Stücken des A. T. befchäff» 
tige, fo fann es niche fehlen, daß er nicht aud) 
manche gute und neue Erklaͤrungen vortraͤgt. 


[N 


. Es: find Ueberfegungen won. Samechs Rebe 


Mo. 4, 23. Roachs Segen ı Moſ. 9, 
85 .27.. Die legten Worte Iſaaks ı Mof. 26, 


27.30, und Jakobs ı Mof. 49. Der Gefang 
Mofis 2 Mof. 15. nebft den Fragmenten andrer 


Leder 4 Moſ. 21, 17. 18.27.31. Bileams 
Spruͤche 4 Moſ. 23. 24. Moſis letzte Reden. 
5 Moſ. 32. und 33. Debora's Siegshymne 


Richt. 5. Hanna's Danklied ı Sam. 2. Da, 


vids Elegie 2 Sam, ı, 17. ſolg. und: Abſchied 
2 Sam. 23, Salomons Hohes lied, Efaias 
Keder K. 5. 12,-1-6. 14, 3.20, 26. Jere⸗ 








mid Elegien, Jonas Gebet, Habakuks Hymne 


. 2, 5» Ende, und wer nur dieſe Stellen je 
auszulegen verſucht hat, wird finden, daß Dun- 


kelhelten genug in ihnen übrig find, die auf einen 


‚neuen Bearbeiter warten. 





>. on Lamechos 


Poetioal Bars on Old Teſtam. 5 - . 
Lamechs Kede ſoll die Abſicht haben, nach 
einem begangenen Mord feine Frauen zu verfichern, 
daß fie ſich ſeinetwegen nicht zu ängftigen hätten: 
man muͤſſe daher nach ber Partikel > das Wort 
zo8 ergänzen, (Wir in Deurfchland haben nım ei⸗ 
ae beffere Erflärung biefer Worte , da der Erſm⸗ 


Der der Waffen, ftolz auf feine Kunft, ,. fih nun. 
alle Sicherheit rühme und jedem Gegner Troz 


und Rache drehe: ich tödte dem Mann, der 


ni verwundet: den Jüngling, der. mich 
Ihläge) 

In Moahs Worten Moſ 0,25 237 
* Green nichts anders als eine ‚genaue Weifa 


agung über die beſtaͤndigen Nationaloerhäkniffe . : 


und die Schickſale des ganzen menfchlichen Ges 
ſchlechts, deren Erfüllung bis auf den heuti⸗ 
gen Tag fortdauert. Denn die Eananiter finb 
von den Juden, die Tarthaginerifer von den Roͤ— 
mern und Griechen, den Nachkommen Japhets; 
‘die Aegnptier von Perfern, Saracenen, Türfen 
und noch jet. Die Einwohner von Afrika von Eurb⸗ 
paͤern unterjocht und ſclaviſch behandelt. Ber 
Seegen für Sem, war eigentlich geiſtlich, denr 
es ift fhon vom Wohnen Gottes unter den 
. Menfchen die Rebe, welches unter den Iſraeliten 
in der Schechinad, und durch die Herrfhaft . 
Gottes über fie, und zulezt perfönfich Durch den’ 
Immanuel und Gottmenſchen geſchah, von weis . 


ehem Johannes mit Deutlichkeit Beziehung ‚auf. Be 


jene Worte des Noah fpricht, dammatev Ev ya: 
Daß Sa ſich weit er beweifet no 2 


| pr Br William ‚Green 


die heutige Geſchichte: benn ſeine Nachkommen 
bevdikerten China; Europa und. auch ſogar die 
‚neue. Welt: Doc) die Deutungen. unftes Verf. 
find ohnehin noch alrmodifch und myflicirend : wir 
wollen nur feine Ueberfegung. anmerken. Pac 
berfelben „befteht.- der’ Seegen Noahs aus drey 
Strophen, und ſollte im hebraͤiſchen und in der 
Verſion alſo lauten: | 


Berflucht fen Sam, der Vater Canaans 
Ein Knecht, der Knecht ſey er unter ſeinen Brüdern: 
Gelobet ſey Jehovab, der Gott yon Sem, 
Denm er wird wohnen in den Zelten Semd, 
. Gott wird dem Japhet ein weites Erbtheil geben 
Und hLanaan ihr Knecht ſeyn. 


Man ſiehet, daß er ſtatt 1233 ließe p>2. ON Dr 
und die beyden Hemiftichien vo) 12» j22> wm 
und vw ra pw untereinander. verfegt: bie 
erſte Veränderung ‚hält er für nothwendig, weil 
fie die Zeile füllt, und mancher (erdichteten) 
Scwierigfeie abbilfe, wenn man erklären fol, 
warum Noah bem Canaan und nicht dem Ham 
geflucht habe. Die andre Veränderung begünftigt 
wieder das metrum. — 

Sn Jakobs Seegen v. 6, pflichtet er Kenni⸗ 
kot bey, der weder Wi noch non ſondern W lieſet: 
ſie wuͤrgten Fuͤrſten. (Ob ps» wuͤrgen bes 

deute, iſt dieſem Ausleger Fein Kummer.) V. 10. 
wird Sry punktirt, pPpro durch Regentenſtab 
überfeßt, als Synomym von vaw, und übers 
lege; der egentenſtab wird nicht von ſei⸗ 

men 








An} 


nen "Söffen weichen, bis der, dem er zuge⸗ 


hoͤrt, kommt. So eine Erklaͤrung in einer poe⸗ 
eifchen Rede, die die Hohe Dichterfprache durch 
einen Stoß. niederflürge und kriechend macht, 
ſollte ein Kennen der Poefie gar nicht vermuthen: _ 
laſſen. — Artig, und’ mer. weiß. für welche: 
Weihnachts s ober $eichenprebigt brauchbar ift die 
Rote zu v. 18. Es iſt ſchwer anzugeben, wie 
Jakob auf einmal auf das Eripboneme fälle: 
Herr, ich warte auf dein Heil. Vielleicht kam es’ 
daher, weil er den. Dan mit einer Schlange ver⸗ 
glichen Hatte, wobey ihm die alte Schlange, die 
im’ Paradieß unſre erſten Eltern verfuͤhrte, "eins: 
fiel ; woraus die Sehnfucht nad) dem Heil Gottes, 
oder Erloͤſer entſtund. — Wahrhaftig der from⸗ 
me Jakob muͤſte hier ſchon phantaſirt haben, wenn 
er dieſen Ideengang aber hättet 7 — Das a an⸗ 
dre iſt beſſer. 


2. Moſ. 15, ſoll v. n. und 12. verfeßt ſeyn, und, 
ber feßtere voranftehen, weil er die. Hiftorie des 
Unterganges der Aeghpter beſchließt, worauf dag 
Epiphonema v. 11. folge und ©. 13. von der Eins 


Poetical Pars on’ Old Teftam. 881 


führung ins Sand Canaan: (Als ob ber Gegen. 


fag in dem dreyzehenden Vers: 


Du ſtreckteſt deine Hand aus, bie Erde 
| verfhlang ſie 
Sn fuͤbrteſt das gerettete Volk nach deiner 
| Guͤte hindurch. 
aae die Schönheit der Rede aͤuſſerſt erhũbel — 


Ktt3 | or 


— — 


882 ' William Green 


4 Moſ. 21, 28.. wird nah dem Paralleliſ⸗ 
ums "992 in ıyo2 verwandele: (das Feuer) vers 
zehrte Ar Moabs: und fras die Höhen 
Armons. Die Beyſtimmung bee LXX.. wird 
bier fehe wichtig. Aber, wenn Green ©. 29, 
Sn >, Weh dir! Ar Moabs! für am 
leſen will, ſo iſt weder Parallele noch metrum, 
- welches ihn unterftügt 5 nicht jene, denn Die ans 
bre Helffte des Verfes nennt Volk Camos, alfo 
die Nation, nicht eine Stade, nicht diefe; denn 
Ar Moab hatte drey lange. Syiben und Am Cmos 
sur zwey. Aus dem bunten V. 30. weiß: er 
feinen beffern Sinn hereuszubringen, als biefen: 
be Licht iſt ausgelöfcht von Hesbon 
(pawm) bis Dibon: wir haben fie verwuͤ⸗ 
ſtet (mw) von Noah bie Medba. Das 
erftere Hemiſtich hält hierdurch die Klarheit: das 
destere muͤſte gewaltſam verändert werben ; aber 

‘die Schwierigkeit mindert fi, wenn man mit 
dem Samaritaner von für wm liefee. Wir 
verwüfteten bis Nophat; der Brand geht 
bis Medba.) u | 

Sn Bileams Sang wunberh wir, daß ein 
Harianer nicht von felbft auf die Leſart Dd mn 
ſtatt 20% fälle und Dor den LXX. vorzieht, de 
jenes mit 30 wo parallel läuft. Wir übergehen 
andre Vorſchlaͤge zu befierer gefart, auch in Mo⸗ 
fis Geſang, wo fie um fo häufiger vorfommen, 
weil Hare und Grey, zwey Freunde des Verf, 
ſchon präfubire haben: nur vom Abſchiedslied 
Mefis muͤſſen wir etliche ErMärungen ef 


m 
— 





⸗ 
— 
— 
+ 


— Poetical Pas on Old Teftam. 885. B 
Gleich im erſten Bars uͤberſetzt Green: Jehova 
kam von Sinai: gieng\ibnenauf von Seir. 
Er blitzte ber vom Berge Paran und zog 


mit feinen Myriaden aus Radeſch. (va 
wie die LXX für won hat immer nad dem Prrat 


leliſmus groſſe Wahrſcheinlichleit, und eine noch J 1 


groͤſſere Achtſamkeit auf dieſelbe, nebſt einige 
orientaliſcher Sprachkenntniß wuͤrde den Verf. 
auch im Wort Madodov einen Paraltelauspruct mie 
“Pr haben finden’foffen, und vor der Konjektur 


wpn zu leſen, verwahret haben.) Feuer zu ſei⸗ 


ner Rechten war: ihnen ein Zeichen, nemiich 
‚zum Aufbruch: Warlich! er liebte fein Volt. u 
(tie diefe beyden Hemiſtichlen parallel find, wo⸗ | 
für fie Green hält, finde ich nicht.) | 


"Unter mehrern unwahrſcheinlichen Aenberun⸗ 
gen in dem Geſang der Debora, B. d. Richter 5, 
„möchte eine V. 10. 11 die ‚gröfte Enpfehluns 
verdienen — | 

| ——* —B 
—xXRX TI mm op 


Da folgte das Volk, das noch übrig wat; 
den Edlen, das Volt Jehovens folgte 


mir gegen die Gewaltigen (beffer: ‚mis den. . 


Helden.) d. h. die in den Gegenden ihren Sig 
hatten, wo zuvor ‚bie Amalefiter wohnten vergl, 
K. 12, 18) die nach, o Benjamin unter deis. 
nen Völkern. (Wir würden das nicht ſchreckliche 
99a zum folgenden ziehen, “In deinem Heer 
| zogen aus is Machir, a nee u. ſ. w. — 


V. 20. 


v 
h 


9 . William Green - 
V. 20, find ihm bie Sterne die Engel, welche 


bier gefchäftigt waren, den Syfraelicen den Sieg 


zu erleichtern, indem fie vielleicht ben Blitzen ihre 
Richtung gaben, Hagelſteine berabfchleuderten 


! 





wdol. — Die würde wahrhaftig in. unfern 


Zeiten bein Deutſcher fepreiben! — - - 


Ueber Davids legte Worte a Sa. 23, 18. 
meine ber Verf. fenn die Gelehrten meiſt einig, 
daß fie vom geiftlichen Rönigreiche, end den 
Siegen des Meßias ‚handeln, — Ueber bas 
hohe Lied ift die Idee von ſieben Eklogen nad) 
ken fieben Hochzeittagen zum Grund gelegt. 
Im ones ruͤckt er K. 2, den legten Vers, wie 
es die Natur fordert, ges nach dem erften ein. 
Endlich in Habakuks Geſang K. 3, 13. ſucht er 
‚ einen beſſern Sim, ba er ſtatt son ma» Tiefet 

DWWAME NS für My und Nix für ef 
Du verwundeteft das Haupt vom Haufe 
der Srevler. Du ſchleifteſt feinen Grund 
bis auf den Selfen. Die legtere fehr gute 
Yenderung har auch Michaelis. | 


Wir übergeben andre theits in ber Vorrede, 
teils gelegenbeitlich eingeſtreute Eritifche Bemer⸗ 
kungen, bie als Konjekturalkritik immer einen 
ungewiſſen Werch haben. — Und wir koͤnnen 
diejenigen, welche: $uft zu folchen Dingen haben, 
auf. deri eben erjchienenen beutfchen Auszug aus 
dieſem Buche verweilen, darinnen bas erhebfichfte 

zuſammengedraͤngt iſt. Er Hat den Titel: 

2 Wilhelm 


‘ 
. 


ar f | 

Poetieal Purs on Old Teftam. 8985. 
Wichelm Greens kritiſcher und exegetiſcher — 
Kommentar über einige poetiſche Stuͤcke 
Des A. T. Gieſen: bey J. €. Rrieger 8.1784. 
und ruͤhrt von dem Fleiße des Hr. M. Roos her. 
Wir muͤſſen es. billigen, daß der Ueberfeger ne 
einiges ausgehoben hat, mas dem Verf. eigen iſt: 


Denn. alles fürs, deutſche Publikum in liefern, 
wäre, ba es viel heflers hat, über Bis. | 





Jeruſalem, oder über die religiöfe 
Macht und Zudenthum, von Moſes Men⸗ 


delsfohn.. Mit allergnädigften Freiheiten. 
Berlin, bey Fr. Maurer. 1783 


Si wahren Vergnügen zeigen wir eine. 
Schrift ah, die zwar. nicht an koͤrperlicher 
Sröffe, in der fü & oft geiftlofe Menſchen unts 
Bücher brüften, aber wohl an innerm Gehalt, 
an Präcifion ver Ideen und bes Ausdrucks und 
an Wichtigkeit und Fruchtbarkeit der Sachen ‚vor 
vielen den Vorzug. und ben Beyfall bes Denfera 
verdient. Der ſcharfſinnige Meiſt Menbelsfohns bar 
ſich nicht darinnen verläugnet, und man findet 
ihn auch da noch, wo man nicht mit ihm zuftiee 
den ſeyn kann, wo ihn Siebe zu feinem Volk, 
Begierde ihnen bürgerliche Rechte zu erfämpfen, 
und ‚Eifer hm — Ir er m | 
ten 


386: M. Mendelsſohns Fechfalan; 


feitet , bie weber bie Vennunft billige, noch bie 
Erfahrung beſtaͤttigt. Seine Abfihe ift, aus 
Bernunftgrünben zu beweifen, daß der Kirche, 
auffer ber Öbliegenheit zu fehren und zu troͤſten, 
weder Diacht noch Recht zufomme, baß alfo Kits 
chenrecht und Rirchenmadht nichts weiter als 
hloſſe Anmaſſungen der Kirche ſeyn, bie fie 
weder felbft haben, noch auf jemand übertragen 


fönne, und dieß macht den ganzen erſten Abſchnitt 


aus. Dieſe Grundſaͤtze, die bereits in ber. Bor. 


eede zu Manaſſeh Ben Iſraels Rettung der Juͤ⸗ 


ben aufgeſtellt worden waren, werben bier weiter 
wertheidige und entwidelt. Da nun aber. ein Un⸗ 
genannter in einer Brochüre (das Forfchen nad) 
‚Sicht und Recht, in einem Schreiben an Herrn 
M. Mendelsfohn. Berlin 1782.) ben. Einwurf ge- 
macht hatte, daß er dadurch das Judenthum 
aufhuͤbe, ſo ſuchte er ſich in dem Zweiten Ab⸗ 
ſchnitt Dagegen zu vertheldigen, und feine Begriffe 
von der jübifchen Religion barzuftellen. Er fängt 
ben erften Abſchnitt mie der Wichtigkeit Der Un⸗ 
terſuchung, und den Bemühungen an, bie Hob⸗ 
bes. und fofe darauf verwandte Haben. Staat 


und Kirche, — die Grundfäulen aller öffentlis 
chen und Prisatglückfeeligfeit, mit. einander zu 


Yereinigen, ihre gegenfeitige Berhäftniffe zu bes 
Rimmen, ihre Grenzen richtig abzuſtecken, feinem 
"- ehe Gewalt, mehr Vorrechte beyzumeſſen, als 
ihm gebühret, und die Wohlſarth bes Staats 
perträgt, . verdient ‚allerdings das Forſchen 'des 
Dentens und ‚bes Menſchenfreunds, um fo 


* 


— mehr, 


M. Mendelsſohns Jeruſalen. sur. 
mehr, da noch immer dahin oder dorthin Eingriffe: 
geſchehen, da Zwietracht oder Einigkeit unter ih⸗ 
nen beiden der Ruhze oder der Freiheit gefährlich 
iſt, und. die Verlegenheit der Kirchenlehrer bey 
Beſtimmung der Grenzen nur allzuoft ſichtbar 
wirb. Dem Defſpotisnus iſt die Entſcheidung 
leicht, mas er befſtehlt, iſt recht, er unterſucht 
Beine Rechte, er kuͤmmert ſich um. feine Freyheit, 
er geſtattet und verbietet, wenn, ‚was und wie 
viel er will. Wer aber wollte bas Eigentum ° 
bes willkuͤhrlichen, Alles. unterdruͤckenden, alles. . 
verſchlingenden Deſpotismus fein? Hobbes 
ſcheute dieß, wie S. 7. bemerkt wird, nicht. 
Der Unruhen muͤde, ſetzte er die hoͤchſte Gluͤck 
ſeeligkeit in Ruhe und Zufriedenheit, und unter⸗ 
warf zu dem Ende alles, ſo gar unſer Urtheil uͤber 

Recht und Unrecht, der hoͤchſten Gewalt der buͤr⸗ 
gerlichen Obrigkeit. Alles Recht gruͤndet ſich 
nach feinem Syſtem auf Macht, und alle Ver⸗ 
bindlichkeit auf Furcht. Doch ſucht er die Frey⸗ 
beit zu denken durch die feine Ausflucht zu retten, 
daß Gott mächtiger als die Obrigkeit ſey, bie 
Furcht vor ihm alſo zu Pflichten verbinde, die ki. 
ner Furcht vor der Obrigkeit weichen bürften.; 
Herr Menbeisfohn bemerft daben fehr wohl, daß 
nach folchen Grundfägen die Gültigkeit der Ver 
träge auch nur fo Tange dauern Eönne, als fie von. 
Furcht und Ohnmacht unterfiügst würden, mithin 
and) diefe keine Sicherheit gewährten, und, ba 
Furcht vor der Allmacht fchon im Stande ber Na⸗ 
eur-eirie Quelle von Obliegenheiten ſeyn Fat 

oo: W einen 


“ 
[ 


s38 M. Mendelsſohns Jeruſalem. 


Einen andern Weg (S. 12.) die Gewiſſensfrey⸗ 
heit zu retten, betritt Loke, indem er den Staat 
für eine Geſellſchaft von Menſchen erklaͤrte, bie 
fih zur Beförderung ihrer gemeinfchaftfichen zeit⸗ 
lichen Wohlfarth miteinander vereinige haben. 
Herr Mendeisfohn tadelt diefe Erklärung als will. 
kuͤhrlich, ader wie uns bünft, ohne Grund, denn 
fie enthält die Merkmale, welche alle Staaten 


‚miteinander gemein haben. Sreylich der Schwie⸗ 


rigkeiten ſelbſt kann dadurch nicht abgeholfen wer⸗ 
den. - Denn, wenn ſich eine Geſellſchaft zur Bes 
förderung ihres zeitlichen Wohls miteinander ver⸗ 
binden fann, fo kann fie es. auch zur Befoͤrderung 


ihres eroigen Wohls thun, und fie hat Die Pfliche 


auf ſich, es zu thun. Will ſich aber der Staat, 
als Staat bloß mit dem Zeitlichen abgeben, wen 
foll alsdenn die Sorge für das Ewige anvertraut 
werben ? Der Kirche? So find wir wieber, mo 
wie vorher waren, . Staat:und Kirche, — Sor⸗ 
ge für das Zeitliche, und Sorge für das Ewige, 
— bürgerliche und kirchliche Autorität. „u 


bieſen Gedanken fcheint ung eine Zweydeutigkeit zu 


fiegen. Die Sorge für das Zeitliche, in fo fern 


fie vom Staat abhaͤngt, beſteht doch in meiter 


nichts, afs, daß fie die Glieder der Geſellſchaft in 


| . dem Genuß und Beſitz'des Ihrigen ſchuͤtzt, und 


Bor Veeinträhtigungen ; ungerechten Eingriffen 
and Beleidigungen anbser ſichert. in groffer 
Theil dieſer Sorge iſt jedem einzelnen Mitglied 
fetbft uͤberlaſſen, je nachdem esdurch Fleiß, In⸗ 


üuſtrie Sparſamkeit und Maßigkeie feinen Beh 











a 


Me ieiheiakten gerdſalem. am 


Rand beſotdern oder durch Nachlaͤßigkeit we 
hen in hindern unb ftöpren will... So 
‚Tang niche die Rechte eines. Drittentdarunter eben, 

befümmert fidy der Staat darum nicht. Des iſt 
Die Sache des. Privatmanns, nicht des gemeinen 
Weſens. So iſt es auch mit der Sorge fuͤr das 


Ewige. Es iſt die Angelegenheit jedes Einzelnen, | Ä 


‚Dafür zu forgen, - fo gefinnt zu ſeyn und zu hak« 
deln, daß ihm dieß Ewige nicht .enrgehe:: Dip 
num aber dazu Freyheit zu: denken, ‚Unterricht, 
gewiſſe Uebungen, bie ‚zur. Hervorbringung und 
Stärkung gutex Gefinnungen wirffam find, erfor⸗ 
dert werben, fo hat die Geſellſchafe Bug und Mache 
daruͤber Anorönungen zu treffen, die fich; auf Die 
ſem legten Endzweck beziehen. Der Staat hot 
als Staat damit nichts zu thun, als daß. er-ihuen 
diefe Freyheit erhalte, und beit: Zudringlichfeiten 
und Eingriffen. andrer, Grengen.feße, — daß 
fie fo, mie es ihnen ihe Gewiſſen befiehle, Gott 
ungeftört dienen. fönnen. Und fo wären die Gren⸗ 
zen beftimmt, in denen ſich die Mache des Staats 
haften muß, wenn fie nicht in befpotifchen Oe⸗ 
wiſſens zwang ausarten foll, und was der kirchli- 
chen Geſellſchaft, ihre eigne Wohlfarth zu beſor⸗ 
gen, "überlaffen bleiben muß. : Se wird man aber, 
fürchtet Diendaisfohn,. der gefährlichen Folge nicht 
abmehren koͤnnen, daß der Staat ber Religion. 
untergeordnet fenn muͤſſe, weil das Ewige ungleich 
wichtiger, als das Zeitfiche ſeh, fe wird.man 
dem Oberhaupt der Kirche zugeftehen möffen, daß. 
es ‚gm Vehaf des ‚Ewige über * | 
befohlen 


850 M. Mendeleſohns Ierufakeni; 

‚ "Befehlen habe? Das wollten wir nicht fürchten: 
"Der Staat hat es bloß mic der äufferlichen Sicher: 
‚heit, mit ded Abwehrumg ber beieidigten Ungerech⸗ 
tigkeit, ſowohl in bürgerlichen, als in Religions: 

fachen zu chun. Das Uebrige Hat jeder Einzelne 
fuͤr feine zeitliche und ewige Wohlfarth ſelbſt zu ber 
‚forgen, indem er. für feine Erhaltung arbeiter, und 
fe die Ruhe feines Gewiſſens Gore Biene. Katho⸗ 
len moͤchten alſo wohl Bellarmins Gränbe, und 
Menbelsfohns Gegengrünbe mehr als Proreftanten 
bedeuten. Wahr iſt es, wenn Mendelsſohnm ©. 15. 

fagt: das Ewige des Menfchen fen bloß ein um 
aufhoͤrliches Zeitliche, — aber bier von Feiner 
Wichtigkeit. Das Zeitliche, ſo wie es Hier dem 
Ewigen entgegengefegt wird, iſt irbifcher äufferer 
Wohlſtand, Bequemlichkeit, Ehre und Vermoͤ⸗ 
gen. — Das Ewige hingegen innere Ruhe der 

Seele, Ueberzeugung von dem göttlichen Wohl: 
"gefallen, und die barauf gegründere Hofnung ei⸗ 
‚nes zufünftigen gluͤcklichen Zuſtandes. Dies iſt 
nun freylich Ier-fchon da, und alfo in fo fern zeit⸗ 
Sich, aber der -Fünftig erſt erwartete Zuftand iſt 

doch nicht der gegenwaͤrtige, itzt Ift es Hofnung, 

dann Benuß. Huͤtet euch, faͤhrt er S. 17. fort, 
dieſes Leben mit der Zukunft weiter in Gegenſatz 
zu bringen, und die Menſchen auf die Gedanken 
zu füheen, Ihre wahre Wohlfarth in dieſem Leben 
ſey nicht einerley mit ihrer ewigen Gluͤckſeeligkeit 
imn der Zukunft, ein anders wäre, für ihr Zeitli⸗ 
ihes , ein anders für Ihr ewiges Wohl forgen, und 

se fey möglich, eins zu erhalten und has aan n 

sc. a ach⸗ 


/ 








2 
z 4 
-.NR 


vernachläßigen: “ Behr wahr ‚ wenn man nice 
vergißt, daß der Verf. von wahrer Wohlfarih, 


bie vom Genuß eines aͤuſſerlichen und bürgerlichen . . 


M. Menbelsfoßris. Zerufalein? ¶ soꝛ 


Wohiſtandes wohl zu unterſcheiden iſt, verſtanden 


ſeyn will. Denn, daß es nicht nut möglich (ey; 


fondern leider haufig. genug. gefchebe, daß man - 


feine zeitliche Wohlfarth befördert, und bie ewige 
darüber verliehrt,.. das weiß Herr Mendelsſohn 
fo gut, als wir. Nun wollen wir den Verfafſer 
auf ber Bahn meiter begleiten, auf. ber er fid) die 


Begriffe von Staat und Religion, von. ihren - | 
Grenzen und wechſelsweiſen Kiufluß auf einander 


ſowohl, als auf die Gluͤckſeeligkeit bes buͤrgerli⸗ 


chen Lebens deutlich zu machen. geſucht hat. — 
Zur wahren Erfüllung. unſrer Pflichten (ſagt er 


©. 18.) gehört zweyerley: Handlung und Ge⸗ 
finnung, — und: für beydes hat die Geſellſchaft 
zu ſorgen. Jenes iſt die Regierung, dieſes die 


Erziehung des geſelligen Menſchen. Beides 


geſchieht durch Gruͤnde. Die Geſinnungen erfor⸗ 
dern Wahrheitsgruͤnde, die Handlungen Bes 
pegungsgründe. Die Gründe, welche die Men⸗ 


fhen zu vernünftigen Gefinnungen und Handlun⸗ 


‚gen leiten, beruben zum Theil’ auf Verhaͤltniſſen 


der Menfchen gegen einander, sum Theil auf 


Verhältnigfen der Menſchen gegen ihren Urheber . 


und Erhalter. Jene gehören fiir den Staat, diefe 
für die Religion oder die Kirche. Mun heiße es 


‚©. 20. weiters. Deffentliche Anftalten zur Bike 


bung (zur Hervorbeingung guter Geftnnungen und 
Handlungen) des Menfchen, hie ſich auf Bnhi 
u, | niße 


⸗ 


I. 


0a - M. Mendelsfohns Jeruſalem. 

niße des Menfchen zu Gott beziehen, neme ich 
Rircye, — zum Menſchen Staat. - (Dieß - 
ſcheint uns, wo wir ben Verf. nicht mißverſtehen, 
wicht genau genug? vorgetragen zu fen. De 
Staat ift ja nicht die Anftale ſelbſt, fondern er 
macht bie Anſtalten. Staat iſt nichts anders, 
als die einzeln oder mehrern Perfonen, denen die 
Geſellſchaft Recht und Machr übergetragen bar, bie 

-  gemeinfchaftliche Wohlfarth zu beforgen, and Rir, 
che entweder bie ganze Gefellfchaft, bie fi zm 
Gortesverehrung nach ihrem Gewiſſen verbunden 
hat, oder der Theil der Geſellſchaft, dem, fie 
Handhabung ihrer gemeinſchaftlichen Keligions 
eechte aufgetragen har. Diefe Anftalten find denn 
alfo im Staat, in der Kirche, aber ſie find bei⸗ 
des niche ſelbſt.) Treffend und fchön heiße es 
S. 23. Eine Hauptbemuͤhung des Staats muß | 
es alfo feyn, die Menfihen durch Sitten und Ge 

" innungen zu regieren , fie von der Wahrheit edler 
Srundſaͤtze und Befinnungen zu uͤberzeugen, und 
ihnen dadurch ihre Pflichten zum Vergnuͤgen zu 
machen. Und das zu lehren ift Ame und Pflicht 
der Religion, Wo aber dieß feine Wirfung mehr 
‚ehut, da trefen alsbenn Zwangsgeſetze, Beſtra⸗ 
fung des Verbrechens und Belohnung des Wer 

dienſtes ein. Freylich erhält der Staat auf dieſe 
Weiſe den Endzweck der Gefellfchaft nur zur Hälfe 


te, und muß fich mit Werfen ohne Geift, mit 


..  Mebereinftimmung im Thun, ohne Uebereinſtim⸗ 
. mung in Gedanken begnügen. Hier zeigt ſich 
denn alſo nach, & 28, ein weſentlicher Unter⸗ 
0 a ſchied 


NET 


., 
t 


BR Mendelsſehne Jeruſalenn803 
ſchied zwiſchen Staat und Religion. Der Staat | 


gebietet und zwinget, die Religion befehret und übers 
rebet. Der Staat hat phnfifche Gewalt, und bedient 


ſich derſelben, wo ‚es nörhig ift, die Mächte bee 


- Religion iſt Siebe und Wohlwollen, - Mie einent . 
ort, die bürgerliche Gefellfchafe kann als mora⸗ 


liſche Perſon Zwangsrechte haben, und Bat diefe 


auch durch den gefellfchafttichen Vertrag erhalten, 
Die treligioͤſe Geſellſchaft macht keinen Anſpruch 


auf Zwangstecht, und farm durch alle Verträge 


in der Welt kein Zwangsrecht erhalten. Der 


Staat beſitzt vollkommne, die Kirche bloß uns 


vollkommne Rechte. ( Imdieſen Sägen liegt eine 


Verwirrung, die durch das Ganze herrſchend iſt, 
und von der wir uns nicht wenig wundern, wie 


fie dem Scharffinn des Verf. hat unbemerkt blei⸗ 


ben koͤnnen. Stets wird Kirche und Religion, 
der Inbegrif religiäfer Wahrheiten, mit den Pers 
fonen vermengt, deren Eigenchum die Religion 
iſt. Der Religion kann ich fein Zwangesrecht zu⸗ 


ſchreiben, aber die Bekenner derſelben koͤnnen, ſelbſt 


tn. Ruͤckſicht auf fie, Zwangsrecht gegen andre, 
die ſie darintien’ftören, beeinträchtigen, in der 
Meligionsübung und ben darzu erforderlichen Ana 


ftaften hindern wollten, Haben, Wir haben nicht . 


nöchig mit dent Verf. bis zu dem Urſprung dee: 
Smwangsrechte hinaufzuſteigen, nur einiges wollen: 
wir für unſre Leſer ausheben.) Es giebt (fage er 
Se 31.) vollkommne und unvollkommne Rechte‘ 


und Pflichten. Jene heißen Zwangsrechte und 


Zwangspflichten 3— dieſe Anſpruͤche, Bitten, Ge⸗ 
| Poͤderl. Dibl.2. B.iꝛ. St. st | wiſſens⸗ 


⸗ 
⸗ 


—8D 


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5 OR. Mendelsſohne Jeruſalem. 


wiffenspflichten: jene find aͤuſſerlich, dieſe innere 
lich, — jene Finnen erpreßt, Diefe verweigert wer« 
den. Die Güter, auf welche der Menfch ein aus⸗ 
fihließenbes Recht Hat, find 1) feine eigne Faͤhig⸗ 
keiten, 2) mas er durd) dieſelben hervorbringt, 
(Produkte feines Fleißes) 3) Güter der Natur, 
Die er mit ben Probuften feines Fleißes fo verbun⸗ 
Den bat, daß fie ohne Zerftöhrung nicht mehr da⸗ 
von können getrennt werben. Wenn denn nun aber 
der Verf. anuerkennt, daß Faͤhigkeiten ein Eigen, 
thum von uns find, worauf wir ein vollkomm⸗ 
nes Recht haben, fo muß es auch unfer Gewiſ⸗ 
. fen feyn, fo muß ich das ausfchliefende Recht ha⸗ 
ben, nach meinen Einfichten, nach meinem Ge⸗ 
wiſſen Gott zu verehren. - Meine Vorſtellungen 
von. Gott und dem Dienſt, zu.bem ich mich ver» 
bunden erachte, find mein Eigenthum, ein Eigen 
um, das ich, fo. lange ich meine Kenntniß für 
richtig halte, unmöglich veräuffern, unmöglich 
an andre ganz ober zur Hälfte, abtrerten kann. Es 
iſt mie meiner Wohlfahrt eben fo genan verbunden, 
: als es andere. äuffere Güter immer nur ſeyn koͤn⸗ 
nen, esift ein Mittel zu meiner Glückfeeligfeic, 
Bas ich auf keine Weile entbehren kann. Habe 
ich ein vollfonımnes Recht, mein natürliches 
Eigenthum zu erhalten, zu. vermehren, und mid) 
‚In deſſen Befis und Gebrauch nicht beeinträchtigen 
gu laffen, wie follte ic) denn Fein Recht haben, dies 
fes befte und wichtigfte Eigenehum meines Gele 
ſtes, diefe Örundlage meines gegenwärtigen Gluͤcks 
und aller meiner zukünftigen erfreulichſten Hofe - 
I . nungen, 





— — 





1 
i. — I N 
\ 


M.Mendelsſohns Jeruſalem. 805 
nungen, zu erhalten, fuͤr deſſen Staͤrkung und 
Vermehrung zu ſorgen, und mich gegen jeden, der _ 
gs mir rauben, der mich in’ dem, "was ich Dazu. 
für-nörig Halte, ſtoͤhren will, zu vercheidigen?. 
Oder find Felbftücte und Käufer, Geld und Hauss 
geräthe allein Güter, mit deren Entreiffung man 
mid, beleidige, find es Freiheit des Gewiſſeng, 
Ruhe der Seele nicht eben fo gut? Diefe Grunde _ 
fäge fcheinen uns felbft in dem Berfbiel u fliegen, 
Bas Hr. Mendelsfohn von einer Juͤdin aufſtellt, 
die der Mann nach Veränderung feiner Religion 
wider ihren Willen zue Ehefrau zu behalten bes 
gehrt. Soll die Frau, fagt er, gezwungen wera . 
den, in einen Hausftand zu treten, dem ihr Gea. 
wiſſen zuwider iſt, und ihre Kinder nach Grunbs 
ſaͤtze zu erziehen, die die ihrigen nicht ſind? Alſo 
iſt doch das Recht des Gewiſſens ein vollkommnes 
Recht, md giebt eine vollkommne Pflicht. So 
wie id) vollkommen verpflichtet bin, niemand zu 
ſchaden, fo bin ich auch vollkonimen berechtigt zu 
verhindern, daß niemand mir ſchade. Was nun. 
dom Einzelnen gilt, das gilt auch von mebrern, die 
ſich gu einem gewiffen Zweck vereinigt haben, und . 
dieſe Rechte kann die Geſellſchaft ſelbſt handhaben, 

oder auf andere und auf Obrigkeitliche Perfonen » 
übertragen, denen phyſiſche Gewalt gegeben ift, ' 
und die ſich deren, mo 8 noͤthig iſt, bedienen Eins 
nen. Wir treten übrigens Hr. Miendelsfohn volle, 
kommen bey; wenn.er die Giltigkeit der Verträge 
auf.die unumſchraͤnkt entfcheibende Erklärung des’ 
Wefigers gründet, mu wohten wir das Nicht, 

u | NG 11 5 SEE 17 Zu 


l 


u 35 M. Mendelsſohns Jeruſalem. — 
das der andere durch ſolche Erklaͤrung erhaͤlt, nicht 


0 
—— 


ausſchließen. Denn, wenn auch ein Dritter jene 
‚Erklärung nicht aufheben kann, fo koͤnnte fie doch 
der Defiger, wenn ihn. feine Zufage nachher ges 
reuete, felbft wieder zurüchnehgen, und ich müfte 


mir das gefallen laffen , wenn mie niche bie das 
durch erregte Erwartung ein Recht auf Die Forde⸗ 


rung der. Erfüllung des Verſprochenen gäbe, Da- 
ber verorbnen aud) die Belege gewiſſe Formalicaͤ⸗ 


- ten, nicht um erft ein noch nicht recht vorhandnes 
Recht dadurch zu fehaffen, fonbern das ſchon vor⸗ 


handne geſetzmaͤßig zu beweißen. Ben ©. 56. 
an wird nun dieß auf Staat und Kirche ange⸗ 


. wandte, Mur der Staat,. behauptet er, kann 


Gerechtfane und Rechte auf Güter und Handlun⸗ 
gen der Menſchen haben, weil: die Menfchen ein 


 amber bedürfen, hoffen und verfprechen, Dienſte 


und Gegenbienfte leiften und erwarten, und das 


J pur zu gyfellſchaftlichen Verbindungen angetries 


ben. werden, und, weil fie durch Verträge unvolt« - 
kommne Pflichten in volfommne verwandeln koͤn⸗ 
nen. Wohl! alfo hat der Staat. dieb Recht, 


weil beffen einzelne: Glieder in gewiſſen Stüden 


auf ihre Unabhängigfeit Verzicht gethan, und ihm 


. "Rechte und Uebermacht eingeräumt haben.) Miche 
aber die Kicche, 'weil Gore unfers Wohlmollens 


nicht bedarf‘, auf Feines. "unfrer Rechte zu feinem 
Gebrauch Anſpruch macht, weil beffen Rechte mit 
den.unfern nicht in Streit gerothen fönnen, (Das 


iſt nun wohl wahr, aber daraus folge weiter nichts, 


als daß, die Menfihen gegen Bott. Feines Rich⸗ 
5 BEN "ters 


i- — 








IM Mendelsſohns Jeruſalem. 80* 
ters beduͤrfen, der ihre: ‚Streithänbel entſcheide 


oder Zwangsmittel dabey anwende. "Aber die. | | 
Kirche iſt zugleich eine menſchliche Geſellſchaft, on 


Die ihre- Rechte und ihr Eigenrhum bat, die in’ 
ihren Gewifjessrechten und andern aus der geſell⸗ 
* fchaftlichen Verbindung entſtehenden, oder ir vom 
Staat zugeftandnen Rechten, von andern geſtoͤrt 


‚werben fan, und daben vollkommen befugt iſt, 
ſich nicht darinnen kraͤnken zu laſſen, die alſo ihhe 
Rechee ſelbſt —— ‚ ober dieß nad) Gut⸗ 


befinden ‚einer moraliſchen Perfon ,. ober auch der 
bie hoͤchſte Gewalt habenden Obrigfeic übertragen 
Tann. . Die Kirche, heißt es S. 61. hat fein: 

Recht auf Gut und Eigenthum, keinen Aufpruch ‘. 
auf Beyttag und Werzicht. (Sonberbar! die 


Kirche beſtehet aus Menſchen, die alleſamt Rech⸗ j | 


te auf Gut und Eigenthum haben, und es nach 
eignem Butbefinden anwenden, auch mohl deſſen 
Anwendung andern übertragen, und giftige Ver ⸗ 
träge daruͤber errichten koͤnnen) Ale Rechte der 
Kirche find. Vermahnen, Belehren, Stärfen und-: 

>&röften und die. Pflichten der Bürger gegen die 
Kirche, ‚find ein geneigtes Ohr und ein williges ' 


. Herz. (Wie doch immer Religion mb Rirche 
ander verroechfelt wird!) Mit dem fällt - 
zugleich die eben fo fonderbare Annvort auf die un- 


nörhige Frage hinweg, wer die Lehrer befolden : 

ſolle. Religien und Sold, Lehren der Tugend : | 

und: Bezahlung ſcheinen Ach (S. 63.) einander ' 
zu fliehen: (Eben fo-müften auch Pflege ber Ger. 


vehrigfei und. Veanhups— das ehrenvole Ge⸗ 


a 0 be | 


» N 


> ” j 


ı/ 


998. M. Mendersfohns Ferufalem: 


fehäfte Voͤlker Durch weiſe Regierung glaͤcklich zu 
machen und Sold einander ſtiehen. Als wenn 
der Fuͤrſt oder Richter keine koͤrperliche Beduͤrf⸗ 


niſſe Hätte, oder mie jenen Geſchaͤften zugleich 


—⸗ 


Handarbeiten verbinden koͤnnte. Mur ber Auf—⸗ 
wand an · Zeit ſoll verguͤtet werden, als ob der 
Aufwand pon Kräften nichts wäre, das Wergüs 
tung verdiente. Womit nım dieſes gefchähe, ob 
mit Geld, oder wie ehemals mit Zehnten ober 
Opferſtuͤcken, Das, duͤnkt uns, wäre bod) fehr gleich⸗ 
gültig.) Bezahlen und Sohnen ift mit der $ebens. 
art, welche biefe Befchäftigung erfordert, fo uns 
vereinbar, daß die mindefte Anhaͤnglichkeit (muß 


dieſe allemal folgen ?) diefen Stand zu erniebrigen. 


ſcheinet. (Sollte es etwas dieſem Gefchäfte ange 
meßner, oder weniger Anhaͤnglichkeit zu befürchten 


..fepn, wenn man bem $ehrer zugfeich den Pflug, oder 
die Weberfpuhle in die Hand gäbe, oder ihn Wein 


verzapfen, Tuch vertrödeln und Gemürge ausmäs 
gen bieße?) Das Recht auf unfre eigne Geſin⸗ 
nungen (S. 65.) ift unveräufferlich, kann nicht 
son Perfon zu Perfon wandern, Daher das min- 
defte Vorrecht, das ihr euren Religions und Ge⸗ 
finnungsvermandten öffentlich einraͤumet, eine ins 


‘ direkte Beſtechung, bie mindeſte Freyheit, bie 


ihr dem Diſſidenten entziehet, eine inbirefte. Be⸗ 
ſtrafung zu nennen iſt. (Won was für Vorrechten 


mag wohl hier die Rede ſehu?) ‚Wen kirchlichen 


Vorrechten, wie bie bes. Lehrers ober. Vorſtehers 


ſind? Dieſe kann ja der Diſſident gar nicht ver⸗ 


langen Oder von bürgerlichen: : Das häust 
; „vom 


.4 


M· Mendelsſehns Jerufalem. 899 : 


Staat ab, wie viel pplitifche Freyheit er nach ſei⸗ 
ner Grumdverfafung dem Diffidenten einräumen 
will oder darf. Es ift immer nicht zu vergeſſen, 
Daß eine Religionsgefellfchaft in einem Staate alte 
Hetgebrachte Vorzüge befigen und durch langen 
Befig eigenthümlich haben kann, worinn fie alfo 
zu Gunſten einer neuen Parthey nicht gerabehin 
geitbmählert werben kann. Geſchaͤhe es, ſo wuͤr⸗ 
de dieß willführfiche Bedruͤckung und eben fp gut 
eine indirekte Beitrafung zu nennen feyn. Wir 


\ 


ſollten überhaupt benfen, daß der, fo fih durch | 


äuffere Bequemlichkeiten fo leicht abmendig ma⸗ 
chen läßt, ber Wahrheit niche fonderlich erge 
ben fern muͤſſe) Was wird alfo, heißt es ©. 68: 
der Kirche für eine. Negierungsform anzuratpen 


ſeyn? — Keine! — Wer follte entſcheiden, 
wenn In Religionsſachen Streitigfeiten entſtehen? 


— Wen Gore die Fähigkeit gegeben bat, zu 
überzeugen: Weder Staat noch Kirche find in 
Neligionsfachen befugte Richter? (Der Staat 
kann freylih nicht. entfcheiden, mit phyſiſcher 
Macht entfcheiden mo es auf Gründe und Uebers 
zeugung anfommt. Auch die Rirche nicht, in 
- sofern. alle Mitglieder darunter begriffen werben, 
unter.benen es dem gröften Theil an ber erforderli⸗ 
hen Einfiche mangelt. Wenn es aber der. thun 


fol, der dazu die meifte Fähigkeit hat,. fo ſind 
Das doch wohl die Sehrer, bie fic) vorzüglich Damit | 


befchäftigen, die Lehren der Religion gründlich zu 
verſtehen, und aus der Offenbarung abzuleiten, 
Auſdelngen konnen aber a. die Lehrer niemand, 
| I... eine 

3% x . . N 


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vr 


.. 90 M Mendelsſohns Jauſem 


eine Wohrheit zu glauben, wovon fie ihn nicht 
zu überzeugen im Stand find. Aber die Wahr⸗ 
. beit nach ihter beſten Einſicht vorzutragen, zu 
pertheibigen, die Irrchuͤmer zu wiederlegen, dag 
ſind ſie doch wohl befugt. Auch bas kann die Ger 
ſellſchaft beftimmen, was fie für Wahrhelt haͤlt. 
©, 69, ‚lenkt der Verf: wieder ein, wenn er ſag 
der Staat babe von fern darauf zu fehen, N: 
feine Schren, die den oͤffentlichen Wohlftanb uns 
tergraben, ausgebreitet würden. Bir ſtimmen 
auch damit überein, wenn er Vorficht und Maͤßi⸗ 
„gung babep für nöthig halt, und will, daß man 
nur auf bie Haupfgrundfäge (nicht auf dogmatiſche 
Subtilitaͤten und allju genaue Feinheiten der Sehr. 
beftimmungen) fehen müffe Won 5, 70. an ers 
Härter fich fehr beftimmt und ‚feyerlich wider die 
Beeidigung auf Symbole, und häle fie theilg 
für unnoͤthig, heile für unbiflig, Sie ſind um 
nöthig für den-gewiffenhaften Mann und für deu 
entfchloßnen Böfewiche, und bloß für den ſchwa⸗ 
hen, unfchlüßigen und’ ſchwankenden Mienfchen 
nöthig, deren Wille geftähle, deren Gewiſſen ge 
rege werden muß. . (Wenn denn nun aber. deren 
Immer die gröfte Anzahl ift, die ſowohl in Sachen 
bes Verftands, als des Willens dem biegfamen, 
‚von jebem Luͤftchen hin und geblafenem Rohr glei⸗ 
hen, und die Gefellfchaft nicht immer Aenderun⸗ 
‚gen und Neuerungen und willführlichen Einfällen 
ausgeſetzt ſeyn· will, follte es denn fo unbillig feyn, 
‚fid) von den Sehrern ein. geroiffes. Berfprechen zur 


| Beybehaltung beflimmter Formeln, auch eidlich, 


en zu in? Der ‚Eip mag denn immer fein 
a J Meder. 








— 3 MT ——47 ‘ . 
” 1 J 


m Radeuhhus Sekten. | v0i 
Ueberzeugungsgrund ſeyn, wo ſonſt keine vorhan· J 


den ſind, noch Verbindlichkeit auflegen, we 
auſſerdem Feine iſt, (wiewohl die letztere noch zu 
bezweifeln ftünde,) Er ſoll es auch nicht; ‚er ſoll nur 


gewiſſe Dinge dem Weränderlichen wichtiger. ma« -- 


‚hen, nur dem $eichtfinn, ‚dem Eigmbünfel und 
Der: unbefugten ungegrünbeten Aenderungsfucht 
fleuren, Er erſtreckt fich auch nicht auf. alle 
Me benlehren und feinetn ——— 3 
Erläuterungen, (wiewohl dieß nicht in. allen ſym⸗ 
boliſchen Schriften beobachte zu werden pflege). 
fondern bloß auf Hauptlehren. Wer diefe ale 





nimmt, kann bann immer. in Mebenlehren oder. 
auch in der Philoſophie über Hauptlehren feine eige , 


hie Meinung haben, ohne daß er ſeigem Eid zu⸗ 


wider handelt. Wer aber auf ganz. entgegenger | 


feßte Meinungen geräth, und fic) nach langen ge⸗ 
wiffenhaften Ueberlegen nicht anders überzeugen. 


Tann, und bas, wag die Geſellſchaft annimmt, v - 


nicht mehr mit gutem Gewiſſen lehren zu Fönnen, 

glaubt, der kann ſich alsdenn ber Gemeine nicht 
inehr zum Lehrer aufdringen, wenn er gleich des⸗ 
wegen die Parthey ſelbſt zu verlaſſen, nicht ge⸗ 
noͤchigt iſt. Mit was ſich die Englaͤndiſchen Geiſt⸗ 


lichen, welche ſich zu den 39. Artikeln mit Wider⸗ 


fprud) ihrer Innern Ueberzeugung befennen, * 
ihrem Gewiſſen rechtfertigen moͤgen, getraue ich 


mir in ihre Seele nicht zu beſtimmen. Es gieb 6£- — 
in der moraliſchen Welt ſo feine Gemuͤthslagen 
und Individuationen, daß es leicht. een und. 


beſſere Arten der Ren, gie fann, ‚als, 
| deri 


⸗ 


002 MM, Mendelsſohns Jeruſalem. 

der Verf. eine angibt, die ung überhaupt bie rich- 
tigſte nicht ſcheint. ©. 84. wird nun das Reſul⸗ 
fat des Ganzen mit dem Zuſatz wiederhohlt, daß 
alſo auch ber Bann und das Verweiſungsrecht 
den, Geift der Religion ſchnurſtracks zuwider fen, 
Denn dieß heiße ben Kranfen, der Arzney bebarf, 
vor der Thür. abmweifen, und liegen fich bürgerliche 

N nicht davon trennen. (Allgemein ift Doch 
Diele Mb nicht. ‚Die Argney, deren ber Kran 
fe bedarf, wird ihm durch Aufhebung ber Auffern 
Gemeinſchaft nicht gänzlich entzogen. Er Bann 
immer noch aus Vernunft und Offenbarung Mite 
“tel zu feiner Heilung hernehmen. Der Geſlell⸗ 


ſchaft aber fann daran gelegen fen, ihn von fih 


zu entfernen. Wenn aud) nicht eigne Anſteckung 
don ihe beforgt werben dürfte, fo Fönnte fie body 
am anderer auffer ihr willen (wie das der Fall In 
den erften Zeiten des Chriſtenthums war) es für 
mgoͤthig Halten, ihre Entfernung von geriffen 
Grundfägen; ihren Abfcheu vor gewiſſen Handlun⸗ 
den an den Tag zu legen, — oder es fönnte, wenn 
fie einen hartnaͤckigten (nicht irrenden) Irrlehrer 
und Partheymacher an gewiſſen feyerlichen Hand⸗ 
ſungen Antheil nehmen ließe, als eine Gering⸗ 
ſchaͤtzung derfelben ausgelegt werden, ober nach 
Ihrem Urtheil jenem felbft ſchaͤdlich feyn, wenn 

je ihm dieſe Gemeinſchaft zugeſtuͤnde. Der 


Aveyte Abfehnite befchäftige fich hauptſaͤchlich mit. 


dem Beweiß, daß Kirchenrecht und Kirchenmacht 
rdeder durch diemmofaifche@iefege, noch durch bie Ver⸗ 
faſſung bes Jidenthums autoriſirt, foiglich and 

u v sen 08 





| 


M. Mendelsfohns Jeruſalem. "903 


das Judenthum nicht dadurch) aufgehoben werden, 
wenn fnan felbiges durch Vernunftgruͤnde beftreite, 
Wir hoffen’ es in unſern Anmerkungen aufgeklärt 


4 N 


zu haben‘, daß die Bernunftgründe des Hr. Ba 


das nicht erweiſen, was fie erweiſen follen, daß ſie 
zwar von der Religion felbft gelten, aber nicht 
von der Religionsgefellfichaft, daß zwar in 
Blaubensfschen kein andres Recht, als‘ das‘ 
zu belehren, Feine andre Macht als die. Macht 
der Ueberfüͤhrung gelte, daß aber die Reli⸗ 

gionsgefellfhaft in Dingen, die (zwar nice die 
Wohrheiten der Religion ſelbſt, aber hoch) die 
Ausübung derſelben und die dazu erforberlichen- 
Anflalten betreffen, allerdings vollkommne Nechte' 
haben, und folglich felbige andern übertragen Fön- 
ne. Won biefer Seite betrachtet, Fönnte uns alſo 
bie Unterfuchung bed Hr. Verf. gleichguͤltig ſeyn, 
aber fie ift zu merfwürdig und zu lehrreich, als 
Daß wir fie. nicht noch etwas genauer durchgehen- - 
ſallten. Ich erkenne, fagt ee ©. 30. feine andre _ 
ewige Wahrheiten, als bie ber menfchlichen Ver⸗ 
mmfe nicht mar begreiflich ſind, ſondern auch durch⸗ 
menſchliche Kraͤfte dargethan und bewaͤhrt · werden 
koͤnnen, ohne von der Religion meiner Vaͤter ab⸗ 
Ziweichen Ich halte dies vielmehr fuͤr ſeinen? 
weſentlichen Punkt der jüdifchen Religion, und ˖ 
glaube, daß diefe Lehre einen charakteriſtiſchen ˖⸗ 
Unterſchied zwiſchen ihr und der chriſtlichen Reli⸗ 
gion ausmache. Um es mit einem Wort zu ſagen, 
ich glaube, daß Judenthum wiſſe von: feiner ge⸗ 

fenberten Religion | in dem Vaſiend⸗ eben 
PR] BR EEE EEE "6. 

1 


v 


94 M. Mendelsiohns Ferufalem. 
es von den Chriften gerionnmen wird, bie Sfraeli- 
ten haben göttliche Befeugebung.‘ Geſetze, 
Befehle, Lebensregeln, Unterricht von bem Wil. 
* Ien Gottes, diefe find ihnen auf eine wunderbare 
und uͤbernatuͤrliche Weife geoffenbaret worben, 
aber keine Lehrmeinung, feine Heilowahrhei⸗ 
sen, Peine allgemeine Vernunftfäge, Dieſe offen⸗ 
bare ber Ewige uns, wie allen übrigen Menſchen, 
allezeit durch Natur und Sache, nie durch 
Dort und] Schriftzeichen. - Wir. wollen hie⸗ 
bey noch nichts erinnern, fondern der weitern Er⸗ 
klaͤrung des Verf. vorerft folgen. Er teile ©. 33. 
„Die Wahrheiten in ewige .und zeitliche ein. 
Jene, die der Zeit nicht untermorfen find, find 
entweber nothwendig, an und für fich‘ felbft unver 
aͤnderlich, oder zufällig, Die Säge ber noth⸗ 


"7 wendigen Wahrheiten find wahr, ‚weil fie fi 


"Oatt fa und nicht anders vorftelle — der zufälligen, 
weil jet Gott fo, und nicht anders für gut gefunden, 
und feiner Weisheit gemäß Betrachter hat. Zeitliche 

ſind Geſchichtswahrheiten, die ſich zu einer gewiſ⸗ 

ſexrn Zeit zugetragen haben, vielleicht niemals wieder⸗ 
kommen. Wahrheiten der erſten Klaſſe muͤſſen 
nicht auf Olauben, ſondern auf Vernunft, auf 


wbie weſentliche Verbindung der Begriffe gegruͤndet 


werben, und zu denen der zweyten Klaſſe wird 
. nach Beobachtung erfordert, Geſchichtswahrhei⸗ 
‚ ten Hingegen. nrüffen aſlen, Die Damals niche gelebt 
haben, Durch Yutaricät:und Zeugniffe befannt ges 
mache werben. Bloß in-Abfiche Diefer iſt es 
der hoͤchſten Weisheit anfländig, die Menſchen 
auf menfchliche Weife, durch Worte und Schrife 
— — ten 


M. Mendelsſohns Jeruſalem. ug 
Ten gu’ untertichten, — auch⸗ Wider. zu thlut, 
aber zu den erſten beyden verleihet er ihnen entwe⸗ 
Der den erforderlichen Grad ber Vernunft oder deu | 
Geift der Beobachtung. (Iſt es aber nice zu = 
kuͤhn, Gott gleichfam vorfchreiben zu wollen, was 
er nach feiner Weisheit thun Eönne oder müfe, 
nach den mancherlen Erfahrungen, daß feine Weis⸗ 
beit oft gang andere Bahnen geht, als unfere fo 
genannte Weisheit fie ihm  vorgezeichnet bar? - 
Micht zu dreift ,-zu fagen, bas fann, das darf - - 
Gott offenbaren, jenes andere wollen wir vonfeßfE 
ſchon finden? Und von welcher. Vernunft behada 
ptet dieß der Verfaſſer? Wort der ausgebilderen 
unfeer Zeiten, welche die Begriffe, die fie zuerſt 
aus der Offenbarung fchöpften,. nun entwideln und. 
berveifen gelernt hat. War aber dieß die Ver⸗ 
nunft jener feühern Zeiten, beren Kraft noch fo 
eingeſchraͤnkt, deren Vorſtellungen ſo unfsrmlih, 
deren Begriffe fo duͤrftig waren? Wo waren 
denn In ben Zeiten dar der Suͤndſtuth jene Weiſen, 
die burch. bloffes Anſchauen der Natur zu dem 
Begrif einer. einigen, hoͤchſten, gütigften und 
‚weifeften Gottheit aufitiegen? Wo iſt noch heut 
zu Tage die Vernunft, die dieſe ewige Wahrhei-⸗· 
ten ohne Belehrung, ohne Leitung aus fich ſeibſt 
ſchoͤpfte und erfände? Iſt .es nicht Immer Unter⸗ 
richt, fchriftlicher oder mündlichen, durch den Wahr⸗ 
heiten andern mitgetheilt, Aufmerkſamkeit erregt 
und Ueberzeugung bewirkt wird? Neuer Offenba⸗ 
rungen bedarf es dazu nicht mehr, ba itzt bie vor⸗ 
handenen, mis menſchlichen Uncerricht rd 


* 
1 


x 


pe. m. | Menbelsfoßns Joruſalem. 


vollkommen hinreicht, afle nöchige Kenntnifſe auf 
die Nachweit fortzupflanzen, Aber deswegen war 


fie damals nicht geradehin entbehrlich, da noch 


"Bel Weltronifer fie fehon gefammelt vor ſich fand, 


ober von feinen Vätern erlernen konnte. Mach 


"der Gefchichte muß es uns wenigſtens — 


vorkommen, ob die Menſchen je ohne Offenba⸗ 
rung auf die Wahrheit der. Einheit Gottes gefal⸗ 
Yen ſeyn würden, da fie fich nachher fo ganz ver- 
Kehren konnte. Was heiße jener Sag des Verf. 
Biort ſchenkt dazu den erforderlichen Grab bee 
Beruunft ? Kraft.und Application ber Kraft iſt 


. noch immer fehr verfchieden, es fann immer Kraft, 


vieles zu umfaffen und deutlich vorzuſtellen da fen, 
ohne daß fie im Stand ift, neue Wahrheiten, bie 
erſt durch Schlüffe entdeckt werben müffen, wohin 
tioch keine Bahn gebrochen, fein Fußſteig geebnet 
if, zu erfinden. Jeder konnte damals fehen, 
daß das, was ſchwer iſt, zu Boden fälle, mufte 
ee aber. barum das allgemeine Geſetz der Schwere 
erkennen? Der fell in jenem von“ ihm geforder⸗ 
ten Grad der Vernunft ſchon der Vorrath neuer 


Ideen mitbegriffen ſeyn, ſo iſt es wieder Offen⸗ 


barung. Ja geſetzt auch, daß bie Vernunft dieſe 
Wahrheiten ſelbſt erfinden konnte, fo, konnte es 
doch immer ber göttlichen Weisheit würdig feyn, 


. auf gewiffe Wahrheiten,- bie dem Menfchen für 


feine Ruhe und Tugend fehr nothwendig waren, 
früher zu leitenober ihnen das Refultat befannt zu 
sachen, und denn den Zufammenhang mit beffen 


| . | Eimen ee xignen neue zu Helge 


M. Mendelsſohns Jeruſalen. 907 
Soll ein Vater fein Kind unwiſſend laſſen, 
bis es durch Erfahrung ober Schluͤſſe, oft mit 
ſeinem groſſen Schaden, allemal mit groſſem Zeit⸗ 
aufwand, herausgebracht hat, was ihm der Va⸗ 
zer mit wenigen Worten fagen Eonnte? Und mie 
laͤßt ſich diefe Hypotheſe damit vereinigen , daß 
man in jenen eriten Zeiten in andern weit leichtern, . 
finnlichen Dingen fo unwiſſend, und in Anfehung 
Diefer fo abftraften Wahrheit fo weife war? War 
‚Die Vernunft fo weile jene Wahrheiten zu erfine 
- ben, fo konnte fie auch "die Gefege ohne Offenba⸗ 
rung erfinden. Wie aber kann, wenn Geſetze, 
Deren Befolgung auf jenen nerbwendigen Wahr⸗ 
heiten berußere, doch geoffenbart,. und dem lange - 
famern Gang der Vernunft und Erfahrung nicht 
überlaffen wurden, ‚die nensliche Gnade Gortes in 
Abſicht der nöchigen Kenntniſſe umwicheig und un⸗ 
noͤthig ſcheinen? Das follte, wie wir glauben, 
der Philoſoph nicht fo breift entſcheiden. Aber 
fo fpriche man (heift es) der görtfichen Allmacht 
und Guͤte auf einer Seite ab, was man ihr auf- 
der andern beylegt? Er war gütig genug den . 
Menfchen diejenigen Wahrheiten zu offenbaren, 
Die zu ihrer Gluͤckſeeligkeit nöchig find, aber nicht 
allmaͤchtig, oder nicht gütig genug, ihnen felbt . ‘ 
die Kräfte zu verleihen, fie ‚zu entdecken. (Die ' _ 
iſt erſt der Beweiß noͤthig, daß dieß letztere möge - 
lich, und, daß es beſſer und feiner Weisheit ange. 
meßner war.) Warum aber hat denn ber gröfte 
Theil der Menfchen keine wahre Offenbarung 
erhalten? (Ss 41) das wird Gott felbft am. ofen 
' | ee U W 


EN 
® 


008 M. Mendelsfohns Jeruſalem. 
wiſſen. Wenn Gort aber einem Theil Offenbas 

tung oder auch Gefege gab , ‚fo mufte es zu feinen 
Abſichten noͤthig feyn.) Herr Mendelsſohn will 
über auch Vie Geſchichte hierin · auf feiner Seite 
haben. -. Er behauptet ©, 48. das. Judenthum 
bat Leine folche nothwendige Wahrheiten erhalten, 


ale: ich bin Ber Ewige dein Gott, das nothwen 


dige,._felbftändige, allmaͤchtige Weſen u. ſ. m. 
Mar bürde Ar. Mendelsfohn Unrecht thun, wenn 
‚man etwa glaubte, er halte diefe Wahrheiten 
viccht für noͤthig, nicht filt Die Seele der Geſetze. 
Dies behauptet er ausdruͤcklich, nur will er, dieſe 
Schrfäge würden der Erkenntniß Bargeftelle, der 
Betrachtung vorgelegt, ohne dem Glauben Aufges 
drungen zu werden, Unter allen. Vorſchriften 
wäre keine einzige: du ſollt glauben, oder: nicht 
- glauben, fondern alle heißen: du ſollt thun ober 
sche thun. Wir wollen darüber einige Anmers 
kungen machen, und der weitern Beurtheilung Hr, 
Mendelsfohns überlaffen._ Wir geben dem Verf. 
barinn recht, daß es in den Schriften Moſis nicht 
mit eben den duͤrren Worten ſteht, wie er fie an 
führt, denn ſo wuͤrde es ihr ungebildeter Werftand 
nicht gefaßt haben. Aber womit will er beweiſen, 
daß die Wahrheiten, die hin und roieder und auch 
bor den Geſetzen angeführt werben, nicht .eben fo 
gut zum Glauben, als die Gefeke zum Thum vor⸗ 
gelegt: worden wären? Daß Die Vernunft ber 
Iſraeliten ſo ausgebildet nicht war, daß ihnen 
Aſle diefe Sehren ſchon a priori bekannt gewefen waͤ⸗ 
xen, das lehret doch wohl ihre "ganze Geſchichte 
j | — hre 


8 





m Meibeisfoßns Jeruſalem. ‚go 2 


Ihre Sprathe, ihr Betragen, Ihre Neigung zur 
Abgoͤtterey. Uns ift.auch nicht befannt, daß fie 
Moſes zu Vernunftfchlüffen aufgeforbert. hätte, 
. ich) daburch von Gott und feinen Eigenfchaften zu 
überzeugen. Er gebraucht ‚vielmehr dazu bloß 
Beſchichte, bie Schöpfung aller Dinge, bie Er⸗ 
ſcheinung Gottes bey. ben Erzvaͤtern, und bie 
Schickſale, die fi ſelbſt erfahren hatten Wenn 
Bott Mofi 2B. Moſ. 3. 14. aufträge, ihn als: den’ 
Ewigen, der ſeyn wird, den Gott ihrer Wäter, 
Abraham, Iſaaks und Jakobs befannt zu ma« 
chen, fo war dieß doch wohl eine Wahrheit, die 
Jie Ylauben ſollten, denn hier wird keine Worfchrift 
gegeben, Feines Thuns gedacht. . Das nemliche 
gilt von2B.Mof, 20. 2. 5. 6. (vergl. ıB. Meſ. 
37: 1.) 5B. M.6. 4. 2 B. M. 34. 6. 2B. M. 32. 4. 
wenn gleich Vorſchriſten hingeſetzt werden. Aber Hr. 
Mendelsſohn wendet ein, in den Stellens B. M. 4, 
39, 4, werde nicht vom Glauben, fondern vom 
Körhennen und Wiffen geredet. Ob es aber nicht 
qzu ſubtll und geſucht ift, in jenen Zeiten dieſen Un. 
wrerſchied zwiſchen Wiſſen und Glauben zu fü - 
abhen, da Blaube in der Bibel fo weitläuftig ge⸗ 
aommen wird, daß er alle Arteri ber Meberzeugung 
in ſich begreift. Die Kapitel, aus denen diefe 
Stellen genommen find,- erzählen alle die wunder⸗ 
baren Gefchichten, die vor ihren Mugen gefcheben 
waren, und da mar es freylich unndrhig fie zum . 
Blauben deffen, wovon fe Augenzeugen waren, - 
aufzufodern. Indeſſen mar auch daben. vieles, . 
Bas von ihnen geglaubt werden muſte. Schöndie 
Dont Dibl2 Bri2. St. Mum hier 


‚gro M. Mendelsſohns Jeriſalem 


hier und da eingemiſchte Belehrungen von goͤetll 
hen Eigenſchaften, als 5 B. M. 4. 24.7, 9. 10. 
10, 14.:17. waren Lehrſaͤtze, die fie glauben ſoll⸗ 
ten, noch mehr aber die Verfündigungen zukuͤnf⸗ 
tiger Strafen und Belohnungen ‚die 53. 7, 12. 
und 28. vorfommien. : Auſſerbem wurden fie auch 
“ausdrücklich zum Glauben an bie göttliche Sen- 
dung Mofis von Gott verpflichtet, wie aus 3 B. 
M. 4. ganz Mar erheller. Daß das Wort Glaube 
in ben mehreften: Stellen Vertrauen und Zuver« 
ſicht anzeige; iſt ganz begreiflich, weil jeder Slau⸗ 
be Vertrauen zu einem andern, wenigſtens zu ſeiner 
Ehrlichkeit vorausſetzt. Dennoch iſt es 1 B. Moſ. 
1546, der naͤchſte Verſtand: Abraham glaubte der 
ihm von Gott gegebenen Verheißung, und das er⸗ 
‚warb ihm bas göttliche Wohlgefällen. Und vie 
. «follen es endlich die heutigen Iſraeliten machen, 
‚wenn fie aus ihren Öefegbüchern Begriffe von Gore 
fammeln und. zufammenfegen wollen? Muͤffen fie 
nicht. jene ältern Schicffale ihres. Volks und bie 
‚wunderbaren $eitungen beffelben glauben, und durch 
dieſen Glauben ſich zu würdigen Vorſtellungen der 
Gottheit erheben ?. Wenn übrigens Herr Mendels⸗ 
ſohn diefe feine Behauptung als einen Vorzug des 
Judenthums anzuſehen feine, und fich nicht un. 
deutlich merken laßt, daß es nad) feinem Urtheil 
darinnen vor den Chriſtenthum viel voraushabe, 
ſo müffenwir nur etwas weniges zur Berichtigung 
diefes Urtheils anfügen. Er itrt ſich, wenn er 


. glaubt, daß das Chriſtenthum feine Sehren mit 


ſteten Auffocderungen zu glauben vortrage, ober 
Er I De 


/ 





— 
HR Mensetefohne gernſãlen (one 


Wein Seeligkeit aueſchliehend an dis Ahhefrriitd gei 
wiſſer Wahrheiten binde Das Chriſtenthum if 


garız.auf bie Autorität Jeſu, die durch Wunder 


beſtaͤtigt iſt, gegründet, fo wie das Judenthum 


auf der Autoritaͤt Mofis beruft, Daher: muß mie 


allem Recht Glaube an Jeſum eine -Hauprfordes  - 


sung beflelben ſeyn. Diefer Glaube iſt aber Fein 
leerer Beyfall, fendern ein wirkſaͤmes Mittel, 


nicht bloß zu aͤuſſerlichen gefeglichen Handlungenz 


fondern zu. wahrer Rechtſchaffenheit, zu gewiſſena 
baftem Gehorfam. gegen Gott, und blos in dad 


Verbindung mit biefer burchgängigen Srömmigd 


keit iſt er die Urfacheamb Das Mittel, unfker jetzigen 


und fünftigen Gluͤckſeeligkeit. Dabey bleibt es 


zebem unbenommen, feine Ueberzeugung von jes 


nen durch Jeſum vorgetragnen Lehren, auh auf - 


Gründe der Vernunft zu erbauen, ober durch fie 
zu beveftigen, und daß er bie goöttliche Sendung 
Des Stifters nicht verwerfen, noch ihm bet) Schreuy 
Die fich (wie 3; E. Rathſchluͤſſe Gottes) durch Ver⸗ 


nunft nicht erhärten laſſen, verwegenes Mißtrauen 


(denn das iſt Unglaube) entgegenſetzt, nur, daB ed 
ſeine ſchwaͤchern Mitbruͤder, die alles dieß mib 

eicher Sicherheit und gleicher Beruhigung fie 
* Seele auf Autoritaͤt ihres goͤttlichen Lehrers 


annehmen, nicht darum geringer ſchaͤze. ⸗ Ve 


der Seite haͤtts beim älfe wohl das Jubenthum 


feinen Vorzug Dort Autsrieie Moſis, bied 


görrlihe Sendung Chriſti; bört mehr aͤuſſerliche 
GBecſetze, bier mehr Forderungen innerek, erfeuchtes 


ser Frömmigkeit, dort Olauben ai. Gefebe, DIE 
. Mm | es 


mi. Mei 
or * 
4 
' 


⸗ MET ee . 


Moſes ale gittlich publicirte, Hier Glaube an 
Forderungen, die Jeſus mit goͤttlicher Aurerität 
bekannt machte, - Was: aufferdeim für das Chri- 


ſtenthum noch anzuführen iſt, das müflen wir über 
geben, . weil wir bier Feine Vergleichung unter 
beyden anguftellen vorhaben. Eben fo müffen wir 
auch bie zwar ſchoͤne, ober wenig hieher gehörige 
Darftellung ber ältern und neuern Art zu unterric) 
ten übergehen, ob wir gleich die groſſe und uüge⸗ 
gründete Vorliebe des Verf für die Aeltere nicht 
bißigen Finnen. Die Abſicht und den Gelft des 





Ceremonialgeſetzes ſeßzt er ©. 95. darein, daß vs 


die Menſchen zu Handlungen treiben, zum Nach. 
denken aber nur habe veranlafjen ſollen. Daher 
Habe jede dieſer dorgeſchriebenen Danblungen, 
jeder Gebrauch, jede Ceremonie ihre Bedeutung, 
ihren gediegnen Sinn gehabt, mit ber ſpekulati⸗ 
ven Erkenntniß der Religion und Sittenlehre in 
genauer Verbindung geſtanden, und dem Forſchet 
Veranlaſſung gegeben, über jene geheiligten Dinge 
ſelbſt nachzubenfen, ober von weiſen Maͤnnern im 
eerricht einzuholen. Wie weit fich dieſes Bedeu⸗ 
tande, (das von juͤdiſchen Schriftſtellern unendlich, 
oft bis zum Laͤcherlichen, übertrieben wird) beſon⸗ 
Ders bey den Opferanſtalten, erſtreckt Haben, was 


dadurch alles gelehrt werben follte, beſtimmt der 


Berf. nicht genauer, bemerkt es nicht; wie leicht 


der Geiſt über .bem Bild vernachläßige wurbe, noch 


daß eine Zeit kommen .mufte, wo der Werftand, 
| des Sinnlichen mübe, und ber Kindheit entwach⸗ 
"fen, folcher aͤuſſerlichen Anſtalten nicht mehr bes 
ee 0 | *. durfte, 
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m. Bendeisfgus Sen, on 


durfte, daß in den Schriften der Propheten und 
den Pſalmen ſchon jene hohe Begriffe vor: Opfe. 
dienſt nicht mehr herrſchen, ſondern mehr auf Geo 
horſam und thaͤtige Fraͤmmgkeit gebrungen wirt 
Auch Has hat uns gewundert, daß S. us. ſs viel 
Werth auf dieungefchriebenen mündlich übertiefer« 
ten Befege gelegt, behauptet wich, daß ohne biefE 
Die gefchriebenen gröftentheils underſtaͤndlich gewe⸗ 
fen ſeyn, oder es mit der Zeit Hätten tderben rrüß 
fen. ‚Staat und Religion war (S. 16.) in die⸗ 
ſer urſpruͤnglichen Verfoſſung nicht vereinigt, ſon⸗ 
dern eins, nicht verbunden, ſondern ebendaſſelbe. 
Unglaube und Irrgtanbewutden. alfe darinn, nicht 
als falſche fehre, fonbern als freventliches Verge 
ben wider bie Majeſtaͤt des Goſetzgebers, nicht 
aus Firchlicher,, fondern: aus potltifcher , buͤrgerli· 
cher Macht beſtraft. — Und ſo laͤßt ſich dee” 
Kirche allerdings Macht und Recht abſptechen, 
ohne daß man dem Judenthum dadurch umtreu 
wird. Den Beſchluß macht er mit der Behau⸗ 
xtung, daß die Iſraeliten ſich unmoͤglich vom Ges 
ſetze entledigen koͤnnten, bis, Ihnen ber Geſetzgeber 
feinen Willen daruͤber, fo laut, fo oͤffentlich, ſo 
über alle Zweifel hinweg zu erkennen gegeben habe, 
als er bad Gefeg felbft gegeben hat. So lange 
affo müßten fie auf alle bürgerliche Vereinigung. 
mit ben Ehriften Verzicht hun, falls Biefe unter 
Beiner andern Bebingung, als die Abweichung von 
ihrem Geſetz zu erhalten ſtuͤnde. (Ev wird es 
denn alfo wohl auch, alles Replicireng und Dupfis 
eiren ungeachtet, bleiben Es warde uns“ zu 
Mmm3. .. weit 


* 


or MR Mendelsſohns Jeruſalein. 
Wweit: fuͤhgen, wenn wir vng dabey noch aufhalten 
wollten, warum Jeſus das Geſetz beobachtet, und 
was für Winke er von deſſen bevorſtehender Ab⸗ 
ſchaffung gegeben habe, und wie biefes ſein Be 
teqgen mit dem uͤbereinſtimme, was feine Juͤnger 
acer chaten. Wir begrtügen uns, ba es in 
Diefen Zeiten, wo man abermals mit vielem Ge. 
raͤußth Glaubensvereinigung zu prebigen, vorzu⸗ 
ſchlagen und zu verſuchen anfaͤngt, die merkwuͤr⸗ 
digen unde in aller Abſicht wahren Aeuſſerungen des 
Philoſophen ouszeichnen. Sie wollen, ſagt er, 
als Unterhaͤndler zuſammentreten, und.- einen 
GSlaubensvergleich zu Stand zu bringen; um Wahr⸗ 
heit wie um Rechte, role um feile Kaufsmannsgus 
zu handeln, wolle: fardern, Bieter, Dingen. ab: 
drohen und..abbirten, überailen und überliften, bis 
"Die Partyeym fich einandec in die Hände ſchlagen. 
Bie, mollen bier und da von’ den Begriffen etwas 
abzwacken, bier und da die Mafchen der Worte 
fo lange erweitern, fie fo unbeflimmt und wweirfchid). 
tig machen, ‘daß ſich die Begriffe, ihrer Innern 
Verſchiedenheit ungeachtet, noch zur. Noth hinein⸗ 
zwingen laſſen. in jeder verbaͤnde alsdenn im 
Grunde, mit. denſelben Worten eine andre ihm eig« 
ne Meinung, und ihr ruͤhmtet euch, dem. Glau⸗ 
ben der Mipfchen: pereinigt,,, die Heerde unter ih⸗ 
ren einigen Syirten gebracht zu haben? Regenten 
der Erhel trauet den: Raͤthen nicht, Die euch mit 
glatten. Warten zu einem ‚fo. ſchaͤdlichen Beginnen 
perleiten. wollen. Es.ift gethon, um unfer edel⸗ 
ſtes Kleinod, um: die Frepheit zu ‚denken‘, en 
2 un i 


a | 


! Han 


— — — — — — 


. 


unser Prem wadenlchor ten — 


Ihr ihnen Gehõör. geben, Um eurer und unfer aller 
&türckfeefigfeie:. voillen , Glaubensvereinigung iſt 
nicht Toleranz, iſt der wahren Duldüng gerade 
entgegen, ::..: = 
Ehen da wir ſchlieſſen wollen, fänte ung eine - 
Gegenſchrift unter der Aufſchrift in die Haͤnde 
Weber: Herrn Moſes Mendelsſohn Jeruſa⸗ 
falten, politiſch religioͤſe Macht, Zudem 
ehum und Ebriftenthun. Berlin und Leip⸗ 
"38: 1784 : Mir fönnen uns dabey um fo — * 
faſſen, danwir ſchon oben weitlaͤuftiger geweſen, 
umd es dem Leſer frey bleibe, unſre Meinungen mit 
Den Antworten dieſes Verf. zu vergleichen. Er - 
heilt feine Schrift, wie Menbeisfohn in zwey Abe . 
ſchnitte, und handele in dem erften von veligiöfer 
Mache und. im. zweyten vom. Judenthum. Er 
gruͤndet die Macht des Fuͤrſten nicht auf einen ge⸗ 
feellſchaftlichen Vertrag, ſondern auf Die Noth/ 
auf das dringende Beduͤrfniß bes Menſchen regiers 
asıd geleiter zu werden. (Mir glauben ſelbſt ein 
ſokches Beduͤrfniß, das den Menfchen in die Ge⸗ 
ſellſchaft führte, aber das hebt ben gefellfchaftlichen . 
Vertrag nicht auf, wenn wir nicht das willführe) 
fiche Recht des Stärkern überall geltend machen | 
wollen.) Diefe. oberfte Macht erſtreckt fih nun 
uͤberall hin, alfo auch auf die Religion. indem 
- Wort religisfe Macht aber ift eine Zweydeutigkeit. 
Es kann entroeber. bie Macht der Wahrheiten‘ und 
Vorſchriften der Religion bedeuten (und biefe fann, 
auffer ihr felbft, niemand befißen) oder die hoͤchſte 
Bad im Staat in Anſehung des Aeuffeslichen bee 
 Mmm4 Religion 





[4 


L 2 


e J ° 


916 Ueber Hr. M. Mendeisfohns Jernſalem 


Religionsverwandte gegen einander haben, und der 


mancherley Anftalten zur Aufrechrhaltung, Hebung: 
nnd Beförderung deſſelben. :Diefe politifch 


religioͤſe Macht, (mie fie ber Verf. nenne) kann 


ous mehren Gruͤnbden im Staat nicht fehlen. 
3.) Die Religion. ift mein koſtbarſtes Eigenthum, 
bas ich weder kraͤnken laſſen, noch ‚ganz einbuͤſſen 


‚ Bann, wenn ich in die Befellfihaft trete. a.) Es 
. muß eine gewiffe beflimmte Form ba ſeyn, unh 
dieſe muß autorificte Veſtigkeit haben, daß fra 


nicht jeder ſogleich umſtoſſe. 3.) Es giebt Ver⸗ 
ſchiedenheit der Religionen. Eine iſt im Lande 
allgemeiner. Die. Anhaͤnger derſelben Gaben ges 


vwiſſe Rechte und Freyheiten, die an dag Bekennt⸗ 


viß der Landesreligion gebunden find. (Ob des 


"po ſeyn follte, iſt eine vergebliche Unterfuchung, 


genug esift einmal fo.) Diefe kann nam nicht 
eufpeben, und ihnen. fremde Religionsverwandte 
in allem gleich machen, So wurde ber Fremdling 
unter den Iſraeliten zwar geduldet und geſchuͤßet, 
«ber zu den bürgerlichen Vorrechten ber Iſraelicen 
nicht zugelaffen. Und darum iſt die Aufhebung 
alles bürgerlichen Unterſchieds unter verfehiebenen 
Meligionsvermandten, fo fange ein Traum, bla 
einmal alle Menſchen klug, verträglich, eintraͤch⸗ 
fig und brüderlich geworben ſeyn werden. 4.) Da 
die Menfchen über alles Zanken einander ihre Mei⸗ 
nung aufdringen wollen, und ſich darum haſſen 


und verfolgen, foift Macht im Staat nöthig, dem 


Grenzen zu fegen. Die Religion alſo, in fo fern 
x. ‚ _ + ee Ve - fie 


S. 











t 


U Or: Me Merdeleſohas Jeruſalem. gr . 


nn 


fin: did. Imere angeht, mag. immer’ auffer dem 


Gehier der menſchlichen Macht liegen, ſie bat aber 
als Augelagenbeit ver Gefelffihaft::(und das iſt, 
was Hr Mendelsſohn durchaus uͤberſehen hat) gun 
Uebimg, Anordaung und Erhaltung bes Friedens, 
duſſerliche Macht noͤthig. Der Fuͤrſt hat alſo fuͤr 
Sitargie (aber au den Grundfägen der Religion 
grenaͤßz) Verwaltung ber Güter und Beſtellung 
der Aemter zu forget, er muß Anſtalten zur äufß 
fen Uebungl treffen, Irreligion verbannen,, dis 
Befonbern Mechte jeder Panchen-Khsen,. die, Lan⸗ 
Beszeligion: bey ihren Befigungen Inffen, fremde 
Religions verwandte fehägen und vor Kraͤnkungen 
bewahtan — allen: Frieden und Sicherheit beu 


Ausbung der Religion verſchaffen. Und de: . 


Reiht hat er als Fuͤrſt. (So ſagt ber Verf. wig 
abet: walten. 06 lieber darauf gründen,. daß ihm 
bie: Religiomgeſellſchaft die Hanbhabung dieſer 
Rechte uͤbertragen hat.) Von dem ſymboliſchen 
Buchern behnuptet er, fie ſeyn nicht: Blaubensger 
feBE oder Glaubensvorſchriften, — fonden Bee 
kenniniſſe die dem Lehrer zur Norm dienen folle 
en: (Denn eine Norm muß ſehn ©. 86.) In 
dieſem Abſchnitt wäre noch manches genauer zu be⸗ 
ſtimmen. In bem zweyten Abſchnitt über da 
Indenthum haben wir zuwellen etwas zu wenig 

Schonung und nicht genugſames Eindringen ig 
Mendelsſohns Behauptungen gefimben, Er fagt, 
man koͤnne Mendelsſohns Syſtem durch bie einzie 
ge Bemerkung umſtoſſen, daß er willkuͤhrlich zum 
voraus annaͤtzme, es gäbe keine andere Offenbarung 
ER . 2 Mmm Ss a als 





Vo 


U 


gus Uebet Hr. MNm. Menheiefoäne-Ferifalenik 


als die Juͤdiſche. Dadurch zeichne ſich ſelbiges 
beſonders aus, daß es aus Naturaliſmus und: 
ſtronger Behauptung einer Offenbarung zuſam⸗ 
mengeſetzt ſey. Maturaliſtiſch finder er folgende 
drey Saͤtze: 1.) Gott offenbaret den Menſchen 
keine Wahrheiten, hat es nicht gethan, noch iſt 
as auch nathig, ſondern ‚blos Seſebe. Im der 
Claſſification der Wahrheiten iſt er mit Mendels⸗ 
ſohn eins, bemerkt aber, daß einerley Wahrheit 
in mehr Klaſſen gehören koͤnne. Gott hat die 
Melt gefchaffen, iſt einig, ewig, kann eine hiſto⸗ 
riſche und dogmatiſche Wahrheit zugleich ſeyn. 
Was dem einen ewige Wahrheit iſt, iſt dem an⸗ 
dern poſitio, hiſtoriſch. (Eine ſehr gute Bemer⸗ 
kung.) Er fragt nun weiter, ob denn jeder dieſe 
ewige Wahrheiten. fo gewiß, fa bald, fo leicht 
erfenne ? Die Geſchichte widerfpricht. . Goͤctliche 
« Offenbarung iſt noch dazu Thatfache, woruͤber 
alles Diſputiren vergeblich iſt. Wenn. Mendels⸗ 
ſohn Offenbarung nur bey Gefslhtdaheheisen 
gelten:Taffen will, fe anwortet er: Faſt alle Res 
Hoienswahrheiten find. Geſchichte, (menigftens 
mit hiſtoriſchen Wahrheiten als Grund und Felge’ 
verbunden.) Wenn Herr Mendelsſohn behau⸗ 
ptet, ben Juden ſeyn bios Geſetze geoffenbaret, 
u; erwiedert er, daß fen Feine nerztinftige Religion, 
die bloß Geſetze vorſchreibs, und dem Verſtand 
\ nichts zu denken gebe; Es ſey auch der Grund⸗ 
wahrheit ven "der Einpeit Gottes, auf. welcher 
alles im Judenthum beruhe, entgegen. Glaube 
läßt ſich frevich nie rs wenn pt alles 


D ⸗ 





Ueber Hr. M Weideltlehua Seriffai 919 | 


weſchehenr wär, was geſchehen konnte, um den 
Slauben zu befördern, wenn der Glaube en ‘den | 


inigen Gottvieſe Religion gründete ind erhielt; 


ſo war er noͤthig. -Wer- kein-Webirfnig -böhes 


ee beitung zugibt, der wird auch die Geſetzgäe · 


Bung nicht lange mehr für Offenbarung selten 
. Taffen. Und: @efege ſollte Gote gegeben- haben, 
‚sohtie die Wahrheiten, worauf fie ſich gründen? 
In der Antwort, bie Menbelsſohn &. 107: giebt, 
würden wir meder Quietismus noch Egoiſmus fa 
Gs iſt vielmehr die einzige Parthey, die der 
—8 nehmen kann, wonn er über dieſen 
Bunft keine görsliche Belehrung zugeſtehen Ik 
Memungeachtet bleibt es für jeden ein wichtiges | 
Beduͤrfniß zu wiſſen, was Cote über den Enden 
Veſchloſſen hat.) 2.) Die Offenbarung iſt nicht 
allgemein. (Hier iſt der Verf. nicht buͤndig genug 
gegen Menbetsfohn, der ja eine Allgemeinheit dee 
natuͤtlichen: Offenbarung, fo weit fie zum Entf 
Der Menſchen noͤthig ift, behaupte, nur dem Oe 


Feb Partikulavikaͤt behlegt. Auch bie Inſtanz von .- 


Ver Brodfrucht ind Chinabaum u. fr w. ift nicht 
inter bie zur Gluͤckſeeligkeit unentbehrliche Bed 


arfnuiſſe.)3.) Es fehleder Offenbarung an bi * - 
laͤnglicher Beftärigung. (Nicht doch. Mari 


Gelsfohn will nur die Wunder niche zum Be 
gung ewiger aaıheiten gelten laſſen. efee 
iſt der Gegenſatz; Wundet konnen nichts zus 
Wahrheit machen, was nicht Wahrheit iſt, «ber 
plbige beffaͤtigen koͤnnen fie fuͤr den, der fie noch 
ihr weiß. Sm dem Bon Abſtdntn im 
ie u 


9 Ueber He M. Mendelsſohns Jeruſalem 
Fudenchum iſt er sieh kuͤrzer. Er fielie bloß das 
Auffallende vor die Augen, daß Mendelsſohn 
nichts als GOeſetz will, und ihm auſſerdem weder 
Moſes, noch. die Propheten noch bie Hofnuug 

das Meßias etwas gelte, fo dem ſonſtigen Blau 
hen der Nation gar zuwider iſt. Das Gens Form 
fü fpät, was wär denn Religion ver dieſer Epoche 
und unter den Erzpätern? ae wohl Abrabans 
Haube, und Abrahams Segen, Bern die 
Eckſteine austreten, ſagt Menbeisfehn, fo hilft 
"gg. niches, wenn man. fih auch in das oberiie 
Stackwerk retten wollte. Das felgert er ans 
Rem gewöhnlichen,” (aber ſehr unbeftimmsen, und 
beynahe unrichtigem) Gerede, Daß das Chriſten 
thum auf das Judeuthum erbaut ſey. fern 
nm unter Judenthum aftifraelitifche Meligion ver 
ſtaht, ſtimmt das Chriſtenthum damit überein, im 
ſo fern man darunter das neuere Judenthum, fo 
wia es von juͤdiſchen Lehrern genommen wird, ver⸗ 
Keeht, iſt es auf deſſen Umſturz exvrichcet. (Dos 
Chriſtenthum iſt aber. übrigens auf Jeſum gegrüm 
Bet, ber fi durch feine- Wunder ale görtlichen 
Giefandten legisimirt hot, und: deſſen fehre sie 
ſeyn würde, wenn auch. weder Moſes, noch ein 
MProphet etwas, von ihm vorher verfünbige hätte.) 
Auf die Klagen des Drucks her Iſraelitiſchen Na⸗ 
ction erwiedert er, (und wie uns duͤnckt mit Grunb) 
das ihr Zuſtand doch im Ganzen erträglich ſey, 
unmbd die Chriſten in manchen Staaten eben fo ſehr 
7 ruckt wuͤrden, daß fie den Schutz der Obrige 
We geh aber sehen, und ‚über Die. nie 
ı Abgaben, 





2, 





7 - 


K . 


Usabe. Mm. Dreeipis cherifalen, a y 


RAbg · ben, ſich in beſchweren nicht Urſache Ga, 
da dieß das Einzige fey, womit ſie dem Staat 
Dienten, Uebrigens aber fey es niche die Haͤrte der 
Chriſten, ſondern ihr eignes Geſetz, das fie don 
uns trennt, und bürgerliche Vereinigung unmoͤg⸗ 
lich mache, was auch Dohm und andre Menſchen⸗ 
Freunde fagen ober unternehmen moͤchten. Wie 
Haben nün- dem $efer den —3 dieſer Gegenſchrift 


amd den Gang feiner Beſtreitung getreulich vxxx 


gelegt, und aͤberlaſſen es ihm, den Werth und 
VUnwerth der Grunde und Gkgengruͤnde, unfrer 
Erinnerungen und der Einwendungen des Unge⸗ 
nannten — abzumägen, — 


Me | 

Die unveränderte Augſpurgu 
ſche Confeſſion. Deutſch und lateimſch 
nach der in dem Archiv der Reichsſtadt De | 
‚berg- befindfichen authentiſchen Abſchrift. 
einem literariſchen Vorbericht —— —— 
von M. Geor Wolfgang: Panzer in. 

Nirnbers uͤrnberg 1783. 162 S. und 
DE 4 ©. eher & — 


Kritiſche Gefäjiäpte dor Kugfone: 
giſchen Confeffion aus archlvälifchen Nach⸗ 
“ sichten, nebft einigen diplomatifchen Zeichnungen. Er⸗ 
- She. Herausgegeben von Beörg Gottlieb Kom ‘ 
‚ be in Weimar. Frankfurt am Mayn, 1783... 
408. ©. Daft io B. Beylagen. 


—* 





224 Die Aupfpursiiche Eonfefien. 
- Befandten diefer Stadt ſogleich nach her Ueberga⸗ 
be abgeſchickte Abſchrift in dem oben Arigezeigten 
Buche abdrucken, in ber Ueberzeugung, daß man in 

Biefer Abſchrift ein genau mit dem Abergebenen Ori⸗ 
ginal uͤbereinſtimmiges Eremplar zu vermuthen 
und zu erwarten habe. Und in Wahrheit, wenn wir 
ampacthenifch ſprechen ſollen, fü hat bie Abſchrift 
alles für ſtch, was ſie zu dem Rang einer autben: 
Mfchen Kopie erheben fann. Der Umſtand, daß 

Ne Gefandren von Nürnberg die Confeffion mit 
andern Ständen untergeichnet: und daher ihren 
Prinripalen, in deren Namen bie Unterzeichnung 
geſchehen, mit dem Bericht, davon wahrſcheinlich 
‚auch eine genaue Abſchrift, fo gut fie zu Haben war, 
mitgetheilt haben; ber Umſtand der Zeit, daß 
. ſogleich nach der Vorleſung und Ueberreichung bes 
- Driginals dieſe Abſchrift nad) Nürnberg von ih⸗ 
nen geſchickt worden; der Umſtand, daß ihr Se: 
ceeretaͤt, der die Berlchte mundirte, auch dieſt Ab» 
ſchrift geſchrieben, und die groſſe faſt durchgaͤngige 
aus ber von Hr. Panger angeſtellten und bier uns 
ger dem Tert angemerkten. Collation gefumbne 
NUebereinſtimmung mif dem Dtuck der Augſpur⸗ 
gifchen Eonfeffion im Corpore dodtr: Brandenbur- 
gicc, in den Coͤleſtiniſchen Ausgaben und in ber 
oncordia, welche fämtlic aus ben Mainzifchen 
‚Vrlginaleremplar genommen feyn ſollen, beguͤnſti⸗ 
‚gen die Panzerifche Behauptung und das Anfehen 
Der Nürnbergifchen Kopie: und laſſen wenigſtens 
‚Keinen Zweifel übrig, daß nicht alfe die Abſchrif⸗ 
un. aus einerley Quelle gefloſſen feyn. Sur bie 
on io. ur nter⸗ 


vonGeorg Wolfgang Panzen. 929 
Vnterſchriften zwiſchen ber Nuͤrnbergiſchen Ab⸗ 
ſchrift und dem Druck in dem Concordienbuch u. a. 
machen eine erhebliche Bedenklichkeit, da jene die 
Confeſſien auch noch von dem damaligen Chur⸗ 
prinzen in Sachfen Johann Friedrich, von Franz, 
Herzog in füneburg und von Albrecht Grafen von 
Mansfeld unterzeichnen läßt, grade wie die erſten 
deutſchen Abdruͤcke der Augſpurgiſchen Eonfeffion, 
Die noch während. des. Reichstags erſchienen find. 
Am dieſe zu heben, nimmt Herr Panzer eine 
Doppelte Unterſchrift an, bie eine, da den 23. jun. 


Das Concept in Gegenwart aller Protefiirenden: 


Stände verlefen wurde, und bier foHen ſich auch 
Die hier genannten Perfonen, felbft der Graf von. 
Mangfeld, unterzeichnet haben: die andre, in: 

Dem munbdirten unb wirklich. übergebenen Exem⸗ 
plar, in welchen der Churprinz wegblieb, weil er 

noch nicht vegierender Fuͤrſt wars der Herzog. 
Franz von Luͤneburg, weil dieſer mit ſeiinem Bru⸗ 
der Ernſt für Eine Perſon angeſehen wurde; der 

Graf von Mansfeld, weil, man feinem Names; 
vermuthlich bloß aus Höflichfeir unter das Con 


cept der deutſchen Confeſſion ſetzen laſſen. (Es. 


waͤre noch Die Frage, ob das Concept wirffich von 
den einzelnen Fürften eigenhändig unterfehrieben: 
worden, und wir ſehen, daß Herr Panzer es auch⸗ 
nicht fo verſteht, fondern nur meint, es fen hier 
ausgemacht worden, welche Namen unter das⸗ 
Original geſezt werden ſollten. Nur die Bebenfs. 
lichkeit entſtehet gegen dieſe Hypotheſe, daß, ba. 
die Nürnbergifihen Befandten erft nach der Ueher 
Dede 1ibh2.3., St, Dun gabe 


v 


¶Wehers kritſcht Geſchichte 


gabe ihr Eremplar abfendeten, man vermuthen 


ſollte, fie würden in ihren Abſchriften, zumal’ da 
fie ſelbſt das Original untetzeichnet hatten, auch 
genau angeben, wer neben und mit ihnen unters 
fhrieben habe: Dech hievon unten.) — Zus 
gleich duffere Herr Panzer noch die Hofnung, 


daß das wahre deutſche Original noch nicht ganz 


S 


verloren, obwohl jegt unbekannt ſey. Zuletzt bes 


ſchreibt er noch, ſowohl die erften Ausgaben der 


Augfpurgifchen Confeſſi on von 1530. bie er als 
Abdrücde von einer guten Originalfopen ſchaͤtzt, 
als auch die verſchiednen Drucke der Confeſſion, 
welche nach ſpaͤter genommenen Abſchriften vom 
Mainziſchen Original vom Coͤleſtin, Chytraͤus, 
dann im Corp: doctr. Brandenb. in der Concor- 
dia, in Frankfurt 1584. in Gofdafts Nelheſo- 


“gungen u. a; m. veranſtaltet worden. 


Ganz von’anbrer Ark ſind die Reſultate, wel: 
ehe Herr Stiftsprebiger. Weber durch feine rieuen 
Unterfuchungen gefunden zu haben glaubt, da er 
durch die Angabe der Mainzichen Kanzley ges 
taͤuſcht, und durch den Widerfpruc) gegen feine 
ehemals von uns angezeigte Schrift (1 Th. unfrek 
Bibl. S. 906.) eines beffern belehrt, feine. Auf: 
merkſamkeit ganz auf die Entbeckung des wahren 
Driginaltertes der Augfpurgifchen Confeſſion gen. 
wendet hat. Eigne Gegenwart in der Mainzis 


ſchen Reichskanzley und Durchficht der Reichs 


aftenz der Zutritt zu dem Weimarifchen Archiv, 
worinnen man natürlicher Weiſe die wichtigften 


' Dokumente zur Geſchiche bes Reichstages. in. 


Augfpurg | 





. N, 
N . 


en.zu fudyen hat; die Willfähriafeit vieler ges 


lehrten ünd geprießnen Mäceneh, ihn durch archis 


vwaliſche Urkunden Andrek Stände zu unterſtuͤtzen, 
And ein auhaltender kritiſcher Fleißz laſſen aller: 


Dinge bon ihm mehr erwarten, als ſonſt geſagt 
tworden, und werden feinem Buche groſſe Wichtig⸗ 


#eit verſchaffen, wenn man auch beſorgen oder fin⸗ 
Sen muͤſte, bag feine Hybotheſen und Urtheil⸗ 
uch immer auf Thatſachen gegruͤndet, feind 


Behauptungen zuweilen mehr vermiinhet / als 


entdecke; und die kuͤhle hiſtoriſche Unterſuchung 


über Facta; durch hitzige Ausfälle auf Perfond . 
- di ihrein Nachtheit unterbrochen, worden Laͤſt 
ſich denn Peine Stöeitigfeit ohne Perjonälien fuͤhr 


Hin? und, zumal wenn Auch das beſts Reſultat 


kaum der geſammten Religion, und Chetſtenheik 


eineni Bortheil bringt, muß ſich Denä das Publi⸗ 
kam noch an den wechſelſeitigen Beſchuldigungen 
erbauen, — oder aͤrgern? und was ſollen fo diel 


Aügfpiig tyzo. und dei Begeben heiten auf dem 


u 


Schimpfworte. gegen Perföneit ;: weiche nicht an⸗ 


greifender Theil und im Todtenreiche äuffer Stand 


Ü) 


find ſich jüi verteidigen? 


: Wir firiden in diefem Erſten Theil dreß 


Abhandlungen: Züetft vom. Vorarbeiten. und 
Düekeider Augſpurgiſchen Confeffiön,; Derfeiben 
Bearbeitung und Uebergabe ar ben Kaiſer· Un: 


ter - jerie rechnet er die Sächfiichen und Schuss 


bachifchen.Vificätionsarfikel , jene v. J. 1527: dies 


fe von a508: Luchers Bekenntniß vom Abendmiaht, 
Weas hiet wohl nicht viei Einfluß hatte) die Arki 
—— 


— 


I» 


X 


N 


Bi t 
“ 


3 Mebers „etieifehe Geſchichte 


kel, woruͤber zu Marburg diſputirt und verglichen 
wurde, und die daraus entſtandnen ſogenannten 
Schwobacher Artikel, welche ſonſt auch Schmal⸗ 
kaldiſche heiſſen, und unter dem Titel: das Bez 


kenntniß M. $ auf dem — Reichstag zu Auge 





fpurg ehnzulegen, ſchon im J. 1530. ohne Luthers 


Er erfchienen.find, wie Riederer entdeckte und 


‚bepieße: Der Meinung, daß eben biefe Schwo⸗ 


bachiſchen Artifel won den Zorgifchen nicht unters 
ſchieden fen, wie man bisher geglaubt - hatte, 


widerſpricht Hr. Weber aus Gründen, bie wir 


nicht prüfen wollen. Die Gelehrten, welche bie 
Schwobachiſchen und Torgiſchen Artifel für Eins 
"halten, haben ohnehin wohl fihwerlich eine woͤrt⸗ 
liche ‚Uebereinflimmung: und. bloſſes Xbfchreiben 
ober unveraͤnderte Wiederhohlung, ber Schwobachi⸗ 


ſchen 17 Artikel auf dem Convent zu Torgau be⸗ 


hauptet. Mit dieſen bereits genehrmigten Arbeiten 
Der fächfifchen Theologen und einigen fchriftlichert 
Auffägen einzelner Lehrer unterflüßt fieng Melanch⸗ 
then die Ausarbeitung der Bekenntnißſchrift an; 
ein früherer Aufſatz wurde an Luthern geſchickt, 
doc) aber nachher wieder gebeſſert, noch einiges 

3. E. der 20. Artikel ‚Dingugefegt, in der deuifchen 
Gonfeff on immer geändert, und erft in den legten 


Zagen vor der Uebergabe bie Präfation und der . 


Epilogus dazu gethan, Alle diefe Bemerkungen 
Fönnen und müffen.bey ber Frage über den authen⸗ 
tifchen Originaltext und den Werth, den verſchied⸗ 


"ne Abfchriften und die: erſten Ausgaben der Aug⸗ 


fpursifchen Confeffon haben, vor Augen behal⸗ 
ten 
4 








‚ ‚Der 4. C. Ce Veit. 929 


tren werden‘: Mir Recht wird dem Melanch⸗ 
thon die Ehre und das Verdienſt vindicirt, der 
Hauptverfaſſer der Confeffion zu feym Es iſt 
‚fonderbar, dieß läugnen zu wollen, die übrige 


. Sefchichte der Uebergabe ber Augfpurgifchen Eon 


fefjion ift befannt. 

Der Zweyte und bey weiten der wichtigfte 
Abſchmet handelt nun von den Urſchriften und 
Archivsexemplaren der Augfpurgifchen Eonfeffion. 
Ganz gewiß ift es, daB die erften Bekenner fich 


von der Wichtigkeit ihrer übergebenen Schrife 


richt fo hohe Begriffe machten, als nachmals ele 
nige Theologen, denen die Freiheiten der ganzen 
Proteſtantiſchen Kirche zu wanfen fhienn, wenn. 
auch nur das. geringfte Joda von ber Eonfeffion 


geändert würde, ober verlohren giengee Daher 


i ihre Fahrlaͤſigkeit, dafuͤr zu ſorgen, daß ſie imd 
ihre Kirchen einen authentiſchen Abdruck von Ori⸗ 
* erhielten; daher die Gleichguͤltigkeit bey den 
erſten ſchon verfchiednen Ausgaben; daher vieleicht 
auch die Sorgloſigkeit, daß fie ſich nicht um eine 


aͤchte Kopie des Originals, oder um die genauſte 


Aufbewahrung bes Originalconceptes bekuͤmmer⸗ 
sen. Die Urſchriften find bekanntermaſſen dem 


Kaifer lateiniſch und deutſch übergeben worden, 


wovon das deutſche Original in die Reichskanzley 
fam, das lateinifche aber, wie man fagf, Carl 
für fich behiele. Won den Schiefalen des latei⸗ 
nifchen Originals Haben fich bisher, auch nach 


den neueſten Unferfuchungen des Heren Weber kei⸗ 


ne <uneläfig Racrichten endeten laſſen. Im 
Nnunz Reſche. 


4 


— 


—X 


990. Webers kritiſche Geſchichte 


Reichsarchiv iſt weber Original noch Kopie davon 
in den Reichstagsakten, und obgleich Coͤleſtin und 
Forer, auch neulich Feuerlein von der lateiniſchen 
Urſchrift in Mainz geſprochen, fo find doch beyde 
Iegtern durch den eignen (freylich ganz fonderbaren, 
gar nicht archivälifchen und dem ganzen nicht vor⸗ 
theilhafften, aber vieleicht auch nicht erweißlichen) 
Sprachgebrauch der Reichskanzley, welche alles, 
was im Archiv iſt, Original nennt, getaͤuſcht und 
ber erftere offenbar Betrüger , wie Kerr Weber 
foge.: Denn er erinnert, daß das angebliche 
Driginal Coͤleſtins, woraus er feine Ausgabe ab« 
drucken laffen, nichts, anders fen, als die Confeſ⸗ 
flon, welche Fabricius $eobiys in der Harmonia 
A. C. als das Originale edirt hat, da bende 
Drucke durchaus, bieß die Unterſchriften und eis 
rige Kleinigkeiten ausgenommen, genau barmo« 
niren. (Es möchte doch Aufmerffamkeit verdie⸗ 
nen, öb Coͤleſtin die lateiniſche Tanfeffion aus 
Mainz erbaften zu haben vorgiebt? Ich weiß 
wohl, daß er T. I. p. 141. zufammen vom lateini- 
fhen und deutſchen Exemplar redet; allein es ift bey 
ihm, wie ben andern, daß Genauigkeit des Aus- 
drucks oft ein Opfer der Kürze wird, und uns 
iſt doch auffallend , daß er beym wirklichen Latei⸗ 
nifchen: Abdruck T. TI. p. 169. weber beym Titel, 

‚ nocham Schluß’es melder, paß er ſelbſt aus dem 
Original und Protokoll in Reichsarchiv diefe Ab⸗ 
ſchrift beſorgt, wie er es doch bey der dentſchen 


> Eonfeffion fo umſtaͤndlich char.) Es iſt auch ſonſt 


mit andern Erzählungen nicht vereinbar, daß bus 
ze LE — latei⸗ 


* 


— 


HE C. Erſter Theil. zu 
Wateiniſche Original in Mainz ſeyn ſolle. Zwichem 
hauaatte es in Bruͤſſel, theilte es im J. 1560. dem 
Aindan und Hopper zur Collation mit, und ſagt 
im J. 1568. daß der Herzog von Alba es aus dem 
Archiv von ihm verlangt Habe. . Seitdem iſt 
alle Spur davon verloren. (Soflte.es nicht möge 
lich ſeyn, das Fabricius Seodius Durch Zwichen 
Lindan oder Hopper dieß Driginal in bie Hände 
bekam, und feine Ausgabe, melcher doch Fein 
Proteſtant bie Authenticitaͤt ftreitig macht, hier⸗ 
aus’ beforgte?” Denn daß der Herzog yon Alba 
‚ohne Zweifel bas Original nach Spanien ges 
ſchickt, wird ohne Beweiß gefage: und konnte 
denn Fabricius nicht ſchon mehrere Jahre vor der 
Ausgabe feiner Harmonia A. C. eine Copie ge⸗ 
nommen haben? Wiewol, wenn fi die Authen-· 
ticieäf der Melanchrhonifche Quartausgabe v. 1. 
7531 pertheidigen ließe, das Worgeben Fabrici 
hinlaͤnglich widerlegt wäre. - Dieß ift nun die 
Hauptſache, worauf fih Herr Weber eingelaffen 
bat: ob bag ibergebene Eremiplar von ber erfi ge 
nannten Ausgabe unterfchieden war oder nicht ? Um- 
dieß auszumachen, fuchte der Herr Weber die noch 
vorhandnen Archiveremplare auf, und fand, daß 
‚ das Weimariſche neu nach dem Rt. gefchriebenund 
fpätere Kopie tft; ein Anfpachifches ift gleichzeitig, 
‚nur die Präfation ſcheint fpäter als der Text, ob⸗ 
gleich von einerley Hand gefchrieben zu feyn, aber 
die Melanchehonifche Ausgabe v. J. 1531. weicht 
son ihr ab; ein Hannöprifches von Hg. Ernſt 
‘son Luͤneburg iſt corrigirt aus der Octab⸗ 
7 Mandy ausgabe . 


J 


8 





| 978 Weers kritiſche Geſchiche 


ausgab? vom J. 1531. ein Anhaltiſches zu Deſfau 
hat weder Titel noch Praͤfation noch Epilog, und 
harmonirt, ſo wie das Nuͤrnbergiſche von Herrn 
Panzer edirte, bloß die Antitheſen beym 13. und 
18. Artikel ausgenommen, die im Anhaltiſchen 
und Nuͤrnbergiſchen Exemplar fehlen, mit der 
oftgedachten Quartausgabe. Allen dieſen Archiv⸗ 
xxemplarien macht der Herr Weber die kritiſche 
Autoritaͤt und Originalitaͤt ſtreitig, weil ſie, wie 
er ſich uͤberzeugt, noch vor. der legten Repiſion 
der. Augſpurgiſchen Confeſſion copirt worden. Geis 
ne Gründe find erſtlich ihre Nichtuͤbereinſtimmung, 
(daraus möchte ich doch weiter nichts bemeifen, 
‚als daß fie nicht alle Ein Original, nicht alle glei⸗ 
ches Anfehen haben:) Zweytens die Gefchichte, 
benn vor der feßten Reviſion fey die Augſpurgi⸗ 
‚ She Eonfeffion ſchon den 32 May ben Ständen 
übergeben worden, obne Präfation und Epilog, 
und grade ſo ſey das Deffanifche Eremplar , (und 
grade dieß muß nach der Uebergabe copitt feyn, 
wenn die Unterfchriften etwas gelten;: benn es 
werden auffer den fubfceribirenden Ständen noch 
Die vier Städte Weiffenburg, Hailsbronn, Kem⸗ 
pten und Wiensheim, die erft nachher der. Confeſ⸗ 
fion beytraten, genenne:) von eben ber Art fey auch 
‚Das Anfpachifche, welches nur die ächte Präfation, 
„aber in dem Artikel de votis monaft, und de po- 
‚tell, Epiſcop. Stellen des erſten Entwurfs ganz 

beutlich ‘zeige, (Die iſt auch unverkennbar.) 
Aber es bleibt ‚doch das Nürnbergifihe Exemplar 
| mod imner an das vehi zuſetzt ri 


' a 





ar 


Par | 
ARCHE Erſter Thel. v33 
und nach der.-Tegten Reviſion erſt mundirt ſeyn 
mag: Beweiſe fürs Gegentheil finden wir wenige 
ſtens nicht: niche Hinreichende Gründe ber, Melanch⸗ 
thoniſche Ausyabe höheres Anfehen und mehr Dris 
ginalität zuzuſchreiben. Melanchthon zwar: ver« 
Dient allen Glauben bey feiner Ausgabe; (aber er ' 
felbft nennt nur exemplar honae fidei, wornach 
er fie beſorgt; würde er fo reden, wenn er das 
Originalconcept vor ſich gehabt und ben Ab⸗ 
druck davon ſchon beſorgt haͤtte? Selbſt die For⸗ 
mel recognitam editionem lieſern zu, wollen, 
möchte ich von Aenderung mancher Ausdrücke ver⸗ 
Stehen, ſo wie emendatam von WVerbefferung dee 
Drudfehler in der vorigen Ausgabe, und in je - 
Dem Falle hat Melanchthon als Editor nie die 
Vermuthung vor fi), Die Urſchrift getreu beybe⸗ 
halten zu haben.) . Ob wir ohne Melanchthons 
Ausgabe nicht wiffen würden, welchem Archiv⸗ 
eremplar wir- trauen folltenz zweifle ih. Denn 
wir lernen. es aus ber, Geſchichte, aus Briefen 
Luthers und. Melanchthons, und aus ben Alten, 
daß bey der Kevifion einige Artikel: umgeändere 
und veitläuftiger als im exflen Concept geſtelle 
goorden: und fehkieffen alfo wieder, Diejenigen Ep« 
emplare, welche in den Art, de votis monafl, de 
poteſt. Epilc, ausführlicher find , find von der ree 
vidirten Confeſſion. Daß Lindan, ber Bas latei⸗ 
nlſche Original in Händen hatte, und mil der 
Melanchthoniſchen Ausgabe v. 1531. collationirt, 
den Proteſtanten keine Vorwuͤrfe macht, ſcheint 
mir doch nicht ſichex zu beweiſen, daß er feine 
Bu Ze Ran 3 Bere 


⸗ > 


539. Wibers kritiſche Geſchichte. 
Berfchiebenheit gefunden habe: und endlich, wenn 
Herr Weber meint, daß die Antithefen im 13. und 
18. Artikel hoͤchſtglauhlich in der Urfchrift ges 
flanden, folglich die Erempfarien, welche dieſe 
Antichefen ausfäffen, mindere Authenticitat haͤt⸗ 
ten; ſo iſt ung grade dag Begentheil hoͤchſtglaub⸗ 
lich, ſeibſt wegen der päpftlichen Confytation. 
Sonſt gedenkt Biere fleifig der Antjtheſen, Fau- 
dantar principes, quod damnaut anabaptiltag 
bi: fm. nicht fo beym 18. Art, wo vielmehr bie 
tömifchen Thestogen felbft ben Pelagianiſmus und 
Manichälfmus als bie benden Abwege angegeben 
und böchftglaublich erft den Melanchthon veranlaßt 
aber, jenen Zufag beyzufuͤgen? und die Antiche⸗ 
€ bey 13 Artikel folte in der Confutation der 
Kritik entgangen ſeyn, da fie offenbar. antirömifch 
AR? Mir würden daher vielmehr ſchlieſen: weil 
In jenen Exemplaren ‘die Anthichefen fehlen, - fo 
heben fie mehr Authenticitaͤt. — Doch vielleicht 
. Faße fi) bey den Unterfuchungen über die Ansga: 
Ben F tareinifchen Confeſſion einſt hierüber mehr 
agen.) u et 


Das .deutfche Exemplar der Übergebenen 
Lonfeſfion kam unſtreitig in Die Reſchskanzley und 
über deffen Beſchaffenhelt verbreiten ſich vornehm⸗ 
lich die muͤhſamen Unterſuchungen des Herrn Wer 
bers. — Was hierüber als fichre Geſchichte er- 
kaunt werben muß, iſt ohnfehlbar, erftlich ‚daß 
fest dieß eigenhändig von den Fuͤrſten unterfihries 
Bene, Original in Mainz nicht Da atigeftoffen werbe, 
ſyo man &6 ſuchen ſollte und muſte, nehmlich * 


J 


BE A. C. Erſter Theile“ 099 


Den Aften des Rt. v. J. 1530 Diefe Akta hat. 
Herr Weber in Haͤnden gehabt, aber dabey nur 
eine, Kopie der Augſpurgiſchen Confeſſion ohne 
Unterſchriften gefunden. (Daß es aber jetzt gar 
nicht mehr in Mainz eriftire, wagte ich Daraus 


nicht zu folgern: bern Die Ordtiung Im Archiv IR 
üft niche eben muſtermaͤßig; mehrere Städte fin 


verräumt und die Sage, daß dieß Originaf mit 
einem falcicylo adtorum vom Cogcilio "Trident« _ 
no nicht mehr zurücte gekommen, {ft fpäter, noch 
Dazu unwahrfcheinliche Sage, weil doch bie an⸗ 
bern Acta frenfich remittirt worden find, und mag 
als Ausflucht für Bequemlichkeit; Unwiſſenheit 
oder Unzufriedenheit eines Ardyivarg gelten, Docu⸗ 
mentire iſt fie wenigftens nicht ; und mwerm, wid - 

Herr Weber verfichert, bie Reperterien felpft einer 
Driginalconfeffion gedenken?) Eben fo gewiß iſt 
es, daß bie bey ben Rt. Akten liegende Kopie von 
der Mainzifchen Kanzley zuweilen mag für bad 
Hriginal ausgegeben worden ſeyn, fo wie fieneuere - 

Dinge eine gedruckte Ausgabe v, 5. 1540. als das 
Driginal eopirte. Auth iſt es gewiß, und durch 
die Coflationen und Entdeckungen bes Herrn We⸗ 
bers entſcheiden, daß die Abdruͤcke der Augſpur⸗ 
giſchen Confeſſion im Corpore Erandenb. und in 
der Form, Concordiae faſt woͤrtlich mit demjeni⸗ 
gen Exemplar uͤbereinſtimmen, welches noch jetzt 
im Reichsarchiv bey den Reichstagsaktenz liegt, 
von den Herrn Stiftsprediger abgeſchrieben, und 

in den Beylagen zu diefem Werke abgebruff wore 
den, Es fehehrt- md endlich auch nalen zu 
2 J n N 


1) 


> 
N 


936 Wedhers Fritiiche Geſchichte. 
ſeyn, daß dieß Mainzifche Eremplar eine Kopie 
fen, ob es gleich zuweilen fürs. Original gehalten 
worden. Sollte alfojegt, bey Crmanglung bes Ori⸗ 
ginals,. über. Die Beichaffenheit des Driginals ge- 
urtheilt werden, To entftehen Die zwey wichrigften 
. Srogen, theils, ob biefe Kopie im Reichsarchiv 
zu Mainz yon Hriginal genommen fey? und mit 
derifelben „gleichen Innhalt und Werth Habe? 
theils ob die Ahdrücke im Corp, Brandenburgico, 
ber Concordia u. a, welche angeblich) nad) dem 
aͤchten Original gemacht find, nicht von gedachter 
Kopie fopipe worden? Die .erflere verneint Herr 

eber ,..bie.leßtere bejaht er. | 

. Zur. Entiheibung der erftern Frage deſto 
ſichrer zu gelangen, bat ſich Herr Weber bemüht, 
auch In andern Archiven ber Fuͤrſten bie Abfchrife 
aa der deutſchen Confeſſion zu erhalten und zu ver» 
- gleichen.., Und er.fand dergleichen zu Weimar, 
wo: night nur Spalatins eigenhändig geſchriebenes 
Fremyplar If (das fichtbar noch den erften Ente 
purf der Eonfeffion enehält) und unter ben Reichs⸗ 
agsaften eine andre Kopie, welche mit ben erften 
rucken und andern Archiveremplaren harmonirt. 
aber; feine Unterfchriften hat; zu Anfpach, wo das 
Kine weder Präfarign ned) Epilog, noch den 20, 
ind ar Artikel noch die fieben Artikel: von Miß⸗ 
hraͤuchen hat; (alſo der erfte Entwurf,) dag andre 
ie. dem. Maingifehen Exemplar aus Einerley. 
uelle gefloffen zu ſeyn ſcheint; noch mehr aber auch 
dogar in Situren und in den Unterfchriften mit dem 
Momhergiſconn gulammentrft; au Dannower, vo 


ya 


1 I l 


BER CT. Erſter Theil.837 
Bas Exemplar zum Theil den erſten Entwutf ont⸗ 
haͤlt, zum Theil aber die Praͤfation, Epilog und 
die fehlenden Artikel von einer andern Hand ein. 
gänzt liefert: jener Theil wurde aber nach einent 
vollftändigern Eremplar corrigirt. (Uns ift eben 
än. Abfiche auf das. Braunfchweigifhe Erempfae 
‚eine merfwürbige Stelle in dem Süneburg. Corp 
"doctrinae vorgefommen;, da in einer eignen Vor⸗ 
zebe der General Sap. zu-Zeke,: Chriſtoph 
Fiſcher b;.d.: 5 Sept« 1583. ſchreibt: daB zwar 
für-dieß corpus dodtr. die Augſpurgiſche Eonfeffion 
ſchon Anno 76, gedruckt worden: weill aber mittler⸗ 
weile aus beſondern Gnaden Gottes in dd Full - 
Kanzley das Opriginal derſelben, wie ſie Kayſer 
Carolo V. Anno 39. nberantwortet/ gefunden, wie 
benn Herzog Ernſt dem Reichstag zu Augſpurg bey⸗ 
gewohnt und ſdie Confeſſion unterſchrieben; dieß 
Original auch von Worten zu Worten mit dem Exem⸗ 
plar, das die Formel Concordiae gedruckt, concor⸗ 
wire; fo habe man für rathſam erachtet, derfele -. 
bigen Tonfeffion wahrhafte Copey für dieß Cor 
pus deuden zu laſſen. Wir zweifeln, ob dus 
Dannööerifche Eremplar' dieß nehmliche fey, von 
welchem Fischer. fchreibe. Kin Heffifches: und ein 
Anhaltifches :Eremplar Hat ſich nicht gefunden, 
und das Mürnbergifthe haben wir oben nad) Pan⸗ 
zeun befchrieben. Allen diefen Eremplaren mach 
es Here Weber ftreitig, daß ſie vom Koncepr-beg 
übergebenen Originals ober von dein für den Rate 
für gefertigten Mundo abflammen, und efe.ben 

„ 07 Tepe 


— 


dae Webers kritiſche Geſchichte 

eben daher begreiflich, teil: (tete. daran gebegert | 
worben, und bas tevibiete Eremplar ben gerins 
gern Ständen fpäter. zum Abfchreiben eommunirirt 
werben fonnte, daß Die Abſchriften der legtern noch 
berichtigter als die erfteen, von den gröffen Staͤn⸗ 
den genommen find. Die VBollftändigfeit in dem 
Sanndverifchen, Anſpachiſchen und Nuͤrnbergi⸗ 
ſchen Acchivsremplaren ſcheint ung: wenigſtens gu 
beweiſen, baf:fie nach der groffen von Melanch⸗ 
thon angeftellten Kevifion gefchrieben find,. fo mie 
bie Emenbationen in ben beyden legten verrathen, 
daß fie nad) einem. noch, einmal und niche unwahr⸗ 
ſcheinlich bey den legten Zufammenfünften vor bee 
Uebergabe revidirten Concept. geändert worden.) 
Schon wegen der Uebereinſtimmung mit dieſen 
Aechivokopien ber Augſpurgiſchen Coufeſſton, bie 
nach Herrn Webers Hypotheſe nicht ben Qriginal⸗ 
tert enthalten, glaubt er ſich berechtigt, zu behau⸗ 
pten, daß die Mainziſche Handſchrift ebenfalls 
nichts: andere als‘ eine Kopie einer umrevidirten 
Eonfefiton fey, und daher weder Gehalt habe 

uoch Glauben verdiene.  Däß-fie nicht vidimirt 
. a, (welches bey ſolchen Eremplaren aber ſchwer⸗ 
lich Verdacht giebt;) daß fie von Schreibfehlern 
wimmelt, und alfo mit ihrem Original nicht colla⸗ 
sionirt worden 3 daß fie kein⸗ Unterſchrifften Hat, 
und viele Sefarten. in-berfelben theils Leſarten des 
- arften Spalatiniſchen Entwurfs, theils auch wohl 
in andern Hanbfhriften,: wo fie zueeft Runden, 
äusgemerjt find, beftärft feinen Verdächt und iſt 


- Grund genug fie min. füre Huginal zu Baer 


oder 


nr 





| 


5‘ 
N 


4; 


Fommt es uns fehr ſchwer an, einige Zweifel wider 


Die Meinung, daß fie von einer unrevidirten Con⸗ 2 
Feffton copire worden, für unerheblich zu halten. 
Schon dieß müfte uns befremden, wenn in feinem: 


Archiv der proteftirenden Fuͤrſten eine, genaue und 
dem SHriginalconcept conforme Abſchrift aufbe» 


wehrt feyn follte und alle ſich mit unvollſtaͤndi⸗ 


ggen Kopieen begnüget hätten: noch vielmehr aber 


:der A. C. Erſter The.” gar 
oter als daſſelbe gelten zu laffen. Gleichwohl 


waͤre es uns unbegreiflich, wie eine Kopie von ei 


nem unrevidirten Exemplare ins. Reichsarchiv uns 


ter bie Reichstagsakten kaͤme. Die proteſtanti— 


ſchen Fuͤrſten publicirten vor der Uebergabe 
gewiß ihre Bekenntnißſchrift nicht ſo, daß ſie in 


Die Hände der katholiſchen Theologen, durch wel⸗ 
che nach Herrn Webers Vermuthung die Mainzla 
ſche Kopie gegangen feyn foll, vor der Uebergabe ges 


Fommen wäre, ° Mach der Vebergabe hatten bie 


katholiſchen Theologen und Stände bie wirklich 


uͤbergebene Eonfeffion und bie erftern, die Theolod 
gen, benen fie communlcire wurde, gewiß eine 
‚Kopie von bem authentifchen Original: wie ſollten 
die andre'mangefbafte erhalten, ober nugen, ber 
fuͤr ſich kopiren laffen und aufbewahren wollen? 


Die Differenzen von andern aͤchtern, beſonders den 


Melanchthonianiſchen Abdruͤcken, koͤnnen ſich den⸗ 


. od) erflären laſſen, da dieſe Doch auch nicht erweiß⸗ 


/ 


) 


Ü 
[1 
s 


fid) aus dem, Originalconcept genommen fihb, und 


fo leicht durch Melanchthons Hand fpätere Beſſe⸗ 
rungen verfucht werben Ponnten Wir müffenbier 


nachlallen Gründen Herrn Panzer beysrecen, der 


} 


DBDoͤderl. Bibl. .0,1:,60, Dos in 


/ 


. = 
N ’ 


90. Weber kruuſche Geſchihee 


— 


in der Beylage ſagt, daß die Originalleſarten 
durchaus richt ohne das Original feibft beſtimmt 
werden koͤnnen. — Und es bleibe baher immer 
möglich), und fogar, wenn das Mainzifche Erem- 
plar durch die Haube der Theologen gegangen und 
ben der Eonfutation der Augfpurgifchen Eonfeffion 
gebraucht feyn fol, wahrſcheinlich, daß es Kopie 
vom wahren authentifchen Original, obwohl feh- 
lerhafte und unvoliftänbige Kopie ifl. Vielleicht 
blieben die Unterſchriften dann vorfeglicdy weg, 
weil die Theologen boch nicht die Namen ber Fürs 
ſten noͤthig hatten, wenn fie widerlegen wollten. — 
Bon diefer fehlerhaften und unauthentiſchen 
Kopie fol num nach den Aeufferungen des 

Webers, die er mit groffem Eifer vertheidigt, bie 
Augfpurgifche Eonfeffion in bem Corpore dodtr, 
Branttenburgico und ber Coneordia ein Abdrud 
ſeyn, den Coͤleſtin noch dazu worfeglich verfälfcht 
babe. Allerdings kommt biefer Vermuthung viel 
gu flatten. Wäre es freylich gewiß, daß bas 
ächte Driginal auf der Synobe zu Trident gewefen 
und verlohren gegangen: fo wäre. es nicht möglich, 
daß in den Jahren 1566. und 1576. in weichen bie 
Mainzifche Kanzley eine örtliche Abfchrift art Die 
Ehurfürften von Brandenburg und Sachfen nad) 
Dem rechten Original zu eommunieiren vorgab, die 


 - Kopie authentifch wäre: allein zu jenem Worges 


. 


ben haben wir weber Verdacht noch Beweiß: und 
Herr Panzer. führe in der Beylage auch noch 
eine Stelle Kaiſer Marimilians IL an, darinnen 
er fagt, daß er das wahre Original von Mainz 
Son) — kommen 


8 








der A. C. Erſter Theil. 943 
kommen laſſen. Auch das Zeugniß bes Gude⸗ 
nus, ber das Original im Reichsarchiv noch in 
dieſem Seculo gefehen zu haben, verficherre, 
fehäge Herr Panzer mehr als Herr Weber, wel⸗ 
«her fogar glaubt, daß durch ihn die fächerliche 
Meinung, als ob bie Ausgabe v. J. 1540. Das 
Original fey, ber Reichskanzley aufgebürdet wor⸗ 
den. — (Wider. alle Wahrfcheinlichkeit.) Am 
meiften aber fpricht für die Meinung, baß bie. 
ſymboliſchen Editionen aus dieſer Mainzifchen Abe 
fehrift abſtammen, die ganz auffallende Aehnlich⸗ 
keit zwifchen beyben in Fehlern, Verſetzungen der 
orte und Auslaſſungen, bie er bey ben angeftelle 
ten Collationen entheckt hat. — Indeſſen äuffern 
fich doch auch mehrere Bedenklichkeiten, die wie 
und nicht wegräumen koͤnnen. Mag auch Coͤleſtin 
Der eitle, ſtolze, prahleriſche Mann gewefen ſeyn, 
wozu ihn Herr Weber erklaͤrt: ſo kann man doch 

nicht in Abrede ſey: daß Coͤleſtin es nicht war, wel⸗· 
cher von dem Original in Mainz Abſchrift nabim, 
fondern daß bloß bey Coͤleſtins Gegenwart in Mainz 
auf Befehl des Churfuͤrſten daſelbſt, ſowohl eine 
Collation des Mainziſchen Confeſſionsexemplares 
mit einem gedruckten Exemplar (nach Hr. Panzers 
Entdeckung einer Augfpurger Confeſſion vom J. 
1561. vorgenommen, als auch das Mainziſche 
Eremplar ſelbſt von Wort zu Wort (nicht von Coͤ⸗ 
leftin) abgefchrieben, und an bie beyben Churfuͤr⸗ 
ften in Branbenburg unb Sachfen von ben Chur⸗ 
faͤrſten in Mainz, (nicht durch Cöteftins Hände) 
geſchickt worden. Mur. Eöleftin nutzt jene Ela 
- va on 


93 Webers kritiſche Gefchichte 

sion und diefe Kopie zur Ausgabe ber Aufpurgla 
ſchen Sonfeffion. Hierdurch file aller Verdacht 
des Betrugs auf ben Churfürften von Mainz: und 
durfte nun wohl diefer gegen zwey groffe Fuͤrſten 
bes Reiches vorgeben, daß bas überfandte Erem- 
plar mit dem rechten Original conferirt , corri« 
girt u. f. m. geworden? — Und fann ſich Coͤle⸗ 
flin nicht auf Diefe Autorität berufen? Es ift auch 
gar nicht unwichtig, baß die fefarten im Corp. 


Br, und der Concordia dod) auch öfters von bem 


vorhandnen Mainzifchen Eremplar abweichen, und 
nicht nur mit gedruckten Ausgaben einftimmen; 


denn dieß fonmte wieder worfegliche Aenderung fen, 


"fordern auch mit andern Archiveremplaren ; €. 
dem Närnbergifchen gegen Die Editionen zufammen« 
treffen. Woher dieß komme, waͤre uns unbegreiflich, 
mern nicht in jenen Corporibus ein andres Origi⸗ 
nal zum Grunde läge, als die Mainzifche oftges 


dachte Kopey. Mach unferm Ermefien wäre bee 


ap nicht ganz unmoͤglich, daß die beyden Kopieen, 


die M ainziſche, und diejenige, welche fürs Corp. 


Brand, u. f. w. von Mainz abgeliefert worden, 
aus Einer dritten Quelle, dem wahren Original 
gefloffen ſeyn. 
Von den Unterfihriften muͤſſen wir noch ein 
Wort ſagen, welche allerdings einen neuen Zwei⸗ 
fel gegen die Behauptung Herrn Webers machen, 
und mit denen es eine ſo ſonderbare Beſchaffenheit 
bat. Nach Herrn Webers Meinung find die Un⸗ 
terfchriften, welche im jegigen Mainzifchen Exem⸗ 
plat feoten, iq dem. Corp. Brand. und der Concar- 


nd PER dia 


| 


UK EEE" a 


era bieß Coͤleſtins Erfindung, unn ſo mehr, da alle 
mdre Archiveremplare, in denen Die: Unterfchrife 


‚sen ffehen, und die älteften Nusgaben’unter den ſub⸗ 
feribirenden Fürften and) noch den Churpring Jo⸗ 


Bann Friedrich und den Herzog Franz von Süneburg 


nennen, beren Namen inder Concordia fehlen! Coͤle⸗ 
ſtin Hat fie alſo ausgelaſſen. (Wenn denn aber auch 
Coͤleſtin in der erhaltnen Kopie die Unterſchriften 


und feine andre fand? — Vorſetzlicher Auslaſ⸗ 


. fing firmen wir ihm wenigſtens nicht beſchuldigen. 
Denn er giebt es in der Dedication zum zweyten 
Theil gar nicht undeutlich zu verſtehen, daß auch 


Johann Friederich von Sachſen und Franz von 
Luͤneburg unter den Subſcribenten geweſen ſind. 


Die Stelle lautet ſo, da er vorher vom Bekennt⸗ 
niß der Religion redet: quod illuſtriſſimos quoꝰ 
que principes et veritatis divinae confeflores - 
"Joannem .et -.Joannem Fridericum,; Eledtores 
Saxonicos, Georgium Brandenburgicum, Ph: 
lippum Landgravium , Erneflum et: Franciſtum. 


Lunaeburgenfium Duces; Guolfgangum Anhalti- | 


num et Gubernatores. reipublicae Noribergenfis 
et Reutlingenfis — Auguflae in confeflu om- 
nium imperii capitum — fecifle'certum eft. — 


Iſt alfo in der Subfeription Irrthum oder Wer - 


fälfchung, fo feheint fie. eber auf Rechnung der 
Reichskanzley zu geben.) Wie fi) übrigens 
Herr Weber unverantmwortlich in Sache und Aus 
druck uͤbereilt, wenn er ©. 373. fagt: niemand 
mit gefiindem Kopf koͤnne behaupten, daß 
Närnderg und Reutlingen als Reicheftönde un 
Zu Ooo 3 | terſchie⸗ 


Et 


4 


206 Mebres kritſhe Geſchichte 
terſchrieben hätten, da fie.esnur als Reiches . 


ſtaͤdte gethan: (denn unfers Wiſſens bat noch 


Bein Politiker den Keichsitäabten die Reichsſtand⸗ 


ſchaft ftreitig gemacht, und, wer möchten denn fonft 
dte Stände fepn, die neben Chur⸗ und Fürften ges 
nennt werben ?) — fo fcheint uns auch die Mühe, wo⸗ 

mie er in andern Documenten bie Züge ber Unter- 
fihriften der Fuͤrſten aufgefucht hat, unnoͤthig, und 
ber Schluß, als ob die Unterfihriften in einer 
Kopie der Achten Eonfeffion eben fo nach) allen 
Schriftzuͤgen und Buchftaben ausfehen müften, 
‚wie in andern Döcumehten und im Original felbft; 
nicht eoidene genug, Schon Panzer bemerft es, 
daß ſich die Fürften in denn Unterfchriften niche 
durchaus gleich bleiben, ſondern variirm: und in 
den Kopieen, zumal der ältern Zeiten berrfcht ei« 
‚ne ſolche Accurateſſe ohnehin nicht. Man zeige 
wur an, wer unterfehrieb,, aber bie Orthographie 
war meifl den Kopiſten überloffen. Ob übrigens 
die Unterfchriften in der Concordia, ober in ben 
Melanchtbonifchen Ausgaben, weiche mie den Ars 
chivexemplaren faft gleichlautig find, Die Achten 
ſeyn? bleibe eine Frage, ‚die wir wicht erörtern 
koͤnnen. Die Mainzifche Kanzley kann bier, wie 


es uns wahrfcheinlich ift, einen Fehler in der Ko⸗ 


pie begangen haben; oder das unterfchriebene Ori⸗ 


ginal kann von dem Concept, das von den protes 


ſtantiſchen Theologen gemacht war, unterſchieden 
ſeyn. Wir wollen rich in einer ep ganz bunkeln 
Seche een) _ 


2*8 ES 
N 2 —X - .9 
; 0 de 
Lei eo. 
x . - x 
“ nn. . £. 





BE Eifer a mn. | 


.. 5 Det. dritte Abſchnitt beſchreibe Die — 

zgahen ber Augſpurgiſchen Confeſſion, die jm 
I. 1330. ohne Vorwiſſen der Evangeliſchen Staͤn⸗ 
de erſchienen ſind, ſechs deutſche und eine latei⸗ 
niſche, mit aller „Sorgfalt und kritiſchen Fleiß. 
Nach Herrn Weber ſind jene alle aus einer Quel⸗ 
le gefloſſen, obgleich bey der fechften in Detav mit 
dem Drudert Wittenberg , noch eine Abfchrift zur 
Correktion gebrauchte worden, weil fie allein in " 
tiefen Stellen eben die Leſarten hat, bie man in dem 
Mainzifchen Eremplar: anteift. Sateinifche bat 
man nur eine bisher entdecke, Die freylich, wie - 
wir fehen, von Druckfehlern wimmelt. — Als 
Beylagen finden wie bier die Schwobachiſchen 


Artikel aus dem Original im Archiv zu Mimz ei⸗ 


nen Eytrakt aus den Neichstagsaften im Mainzie 


ſchen Archiv von ber Uebergabe der Confeſſion ; 
endlich die Augfpurgifche Eonfeffion deutſch nach I | 


dem gefchriebenen Eremplar, welches Herr Weber 
unter den Akten im Reichsarchiv gefunden, und 
. genau kopirt hat, nebſt den Varianten aus den 


von ihm gefundnen anderweitigen Handſchriften, 


ber aͤlteſten Ausgabe v. J. 1530. und der erſten 


Quartedition von Melanchthon, woraus ſich ſeine 


Behauptungen zum Tpeitibeweilen, zum Theil be⸗ 
urtheilen laſſen. 


. Wir verſichern ung, daß biefe Unterſuchungen | 
bem Siterator wichtig find, und eben daher haben 
wir ung ausführlich bey bieſem Buche aufgehal⸗ 


— 


ten: und ſelbſt die Anzeige unſrer Zweifel gegen 


veeſchiebne Behauptu en moͤchte weder unſern 
| “ D004 u Leſern 


‘ 


a Audrẽ Tenlögiiche Schruſten 
Sufern roch auch He; Weber ſelbſt anwichttgſchei⸗ 


nen. Sind fie erheblidy , fo werben fie die zu⸗ 
verſichtliche Sprache in diefer Geſchichte etwas 
berabftimmen :: und find fie mit einem anſtaͤndigen 
Ton vorgetragen, "fo wünfchten wir, daß alle, die 
in dieſer lediglich hiſtoriſchen Sache urtheifen, 
nach unſerm Muſter mehr als bisher geſchehen 
ohne Beleidigung, mo nicht ohne Leidenſchaft 
ſtchreiben möchten. — Und dieſe Sprache hoffen 


‚bir im zweyten Theil dieſer Gefchichte zu finden,’ 





\ D 


m 


Andre theologiſche Schriften. 
Pens fiber langes Leben ale Belob?, 


* Drnungchriſtlicher Froͤmmigkeit. Jena’ 
1783. 2. B. Eben die Vorſicht/ melde chriſtli⸗ 
che Lehrer zu beobachten haben, wenn ſie von zeie⸗ 
lichen Strafen der Suͤnde reden, wird auch bey 
den weit angenehmern Theil ber Religion, bey ben 
Berheiffungen irrdiſches Gluͤckes anzuwenden ſeyn. 

enn die Gefahr iſt immer groß, daß, wenn zu 
‘Hiel davor! getedet wird, bie ohnehin zu groffe An⸗ 


Ä —— ‚gu Erdengluͤck unterhalten und bie 


Begierde danach wohl fogar begünftige, und In 
dem Maaß, in welchem dieſe zunimmt, das Ges 
muͤth von dem Wunſch nach beffern Gütern abge 


kenkt werde: ober’ daß, wem man zu zuverficht: 


Rich davon ſpricht, und bie Hoffnung dazu erregt, 


aledenn 


| 





Andre tbeologifche Schriften. "sag 
alsdann, wenn dieſe Verheiſſumgen nicht erfüßle 
werden, vielleicht das: Herz, das ſich getäufch6 
fuͤhlt an der Religion ſelbſt irre wird. Wie 
weit darf hier der. Lehrer gehen? wie weit, berech⸗ 
tige ihn das Chriſtenthum zu gehen, wenn er Die 
bem gröfjern Theil der Menſchen fo erfreuliche 
‚. WBerheiffung” eines langen Lebens ertheilet ober er⸗ 


eheilen will? Dieß ift.die Frage, bie der geſchickte | 


und rechtſchaffne Werf. dieſer Schrift forgfäldig 
eunterfucht und eroͤrtert. Sehr richtig wird ber 
merckt, daß fanges Leben oft eine natürliche Bes 
lohnung der Frömmigkeit ift, da früher Tod bie 

traurige Folge von Ausfchmweifungen in Siebe, 
Wolluſt, Seidenfchaften u. ſ. w. wird? aber es 
iſt wohl mehr die Trage, ob - langes Leben unten 
die willkuͤhrlichen Belohnungen der Frömmigkeit 
gehöre? Es find) wichtige Brände dieß zu bezwei⸗ 
feln.. Denn viel Umſtaͤnde von ber: erfien Ente 
wicklung bes Kelmes bes Menfchen im Mutterleibe 
. an-bis auf jebem Augenbli, wo das Leben ger 


neſſen wird, muͤſſen zur langen, Sebensdauer iu 


fernmen wirken: Eltern, Erziehung, Clima, des 

bensart; Wohnung, Amt, Arzt, u. d. gl. 
geben alle den Stoff zum Sebensfaben: und kaun 
man erwarken, daß die Vorſehung grade bey jedem 
Frommen dieß alles fo zuſammenſtelle, daß dieſer 
fange fortdauert? Viele Beyſpeile fruͤhzeiniger 
Leichen von Verehrern Gottes beweiſen Das Gegen⸗ 
theit, und mas man Auch von den guten unb 





heilſamen Abfichten Gottes Hieben_zur Recheferti⸗ 
gung Gottes und zum- Soft * —28 — bare 
0 | ann, 


X 
— 


o3 Andre thevlogiſche Schriſten 


pbiſchen Schulideen kamen ihnen flets darzwiſchen/ 
und hinderten ſie am richtigen Sinn. Und ſelbſt 

noch der Reformation haben Luthers, Camerars 

und andrer wuͤrdiger Maͤnner gluͤckliche Erklaͤrun⸗ 
gen, wie bekannt, nicht alles erſchoͤpfen koͤnnen oder 

uns Feſſeln anlegen wollen. Man fuͤrchtet zwar (von 

Seiten der faulen oder unbeſcheidnen Theologen, 

die freye Unterfuchung nicht zu fehägen wiffen, weil 

fie ihnen etwas unbefanntes ift) die (boͤſe!) menfch« 

Jiche Vernunft nröchte fich zu viel anmaffen: allein 

heiſt das nicht fo viel, als man dürfe in der Uns 
cerſuchung der chrifllichen Wahrheit auch etwas 
nachlaͤſſig fenn, fein Machbenfen Ichonen und feine 
Kräfte nicht ganz gebrauchen? Als wenn nicht die 

Religion defto gefchäßter unb einnehmender wäre, je 

mehr fie vernumftmäßig ift und ohne Nachbeterey ju 

ſeyn oder zu fordern, bie Denffraft bes Meuſchen 

beſchaͤftigt. Verirrungen und Mißbraud) find frey⸗ 

lich hiebey möglich, beforglich und oft ſichtbar: aber 

grade die Freiheit der Unterſuchung begegnet der Ge⸗ 

fahr wieder. Denn wenn der Eine ausſchweifen 

will, fo weiſet ihn der andre zur Ordnung durch 

Gruͤnde, nicht durch Machtfprüche, zutuͤcke — und 

‚oft its ohnehin mehr aufbrauſende Ruhmſucht, bie 
Den Neuerer macht, den Alter und Reife der Ver⸗ 

nunft weifer mache. Und mic welchem Grunde fann 

.. aan fürchten, daß zuletzt die doctrina publica felbft 
geſtuͤrzt würde? die Gefchichtelehre es, daß Angriffe 
freymuͤthige Unterfuchungen, felbft Ausgelaſſenheit 
. haben, wie in Eingelland, doch Ben-öffentlichen Lehr⸗ 

begrif noch nicht geftürzt haben ; daß ſolche Bücher, 

| nn die 





Ä „. 


J Ye Mia Echetten A 


Arfeman für ſohe erheblich und gefährlich hielt, wiede 


wergeſſen werden, indeßDie Wertheidiger der Wahh⸗ 
heit geſchaͤtzt ſud; und daß man nur bey blinden 
GSlſauben zu fuͤrchten hat. „Die Vortheile dieſer eig ⸗ 
nen Unterſuchumg ſind ſohr ſichtbarreigne Veſtigkeit 


and Much zur Verkheidigung; friedlichere Polemik.; 


und die Geſchicklichkeit von der Wahtheit mit Ueber⸗ 


zeugung und Wuͤrde zu reden. Niches kano kraͤftigerß 


aoider. die Nachbeterey geſagt werben, als in dieſer 
Ahhandlung ſteht aflein was nuͤtzt eine ſchoͤne Pro⸗ 
ibdigt vor dem Faulen, der den Kopf zwiſchen die Hin 
De nimmt und gäpnend ſagt: Annuki bene et! cr 
ri 3 Commentatio ‚oxegeticn.>Khieologica, in 
Gaput XV,..epiflolne. Pauli priotix ad Corinthioi. 


aAudore To:.Pr. P Paten Lubecenfi;.Gaettingap 
gift ſchon alles, was man yan 


3783. 23 B. 8 — 
Dieſen Bögen ſagen kann, mit einem Worte ausga⸗ 
brürkt, daß man in ihnen den Schüler. Heynens uup 

Koppens, ſowohl in Sachen, als in dar Methade sy 


‚Lennt, Eine lateinifche Ueberfegung des Kapitels. 
macht den Ters, und den Commentar die Anmerkun⸗ | 
= „gen, in denen bad): zuweilen bie: Dogmatik monde. 


Ausdruͤcke erzeugt hat, welche. dem bioffen Exegeten 


Aberfluͤſſig ober unnoͤthig ſcheinen moͤchten. Wir wal⸗ 


Jen aus dem ganzen nur einige Beyſpiele auszeichnen. 
2.37, Quiquidem (Chriflus) fi non ſuſcitatus eſt. 
Itrrita elt fides veftra atque adeo culpa veſtrorum 
‚peccatorum manet, ergo et qui mortem obietunt 
‚ehriftiani homines, infelices funt. (Sollte.ev nung 
mas ewosinicht überhaupt nur fagen, ihr fend noch 
Heiden?) — v.34, iſt Beoır. ge. ganzrichrig von. 
zegao gratiae ſ.inviſibili erklaͤrt (wir lennen feinane 
Fon rn ders, 


>» 


— 


va Sndre cheologiſche Schtiften. 

dees/) alſo die. ganze Stelle vom Ende der Kirche Je⸗ 
fu auf Erden, worauf das regnum gloriae ſ. viſibile 
anfangen ſoll, quo non Chriſtus mediator (quae 


quidem muneris eius parstunc prorfus non erit)fed 
Deus, Deus tfinunusregnabit: verbum fc. werre 


. L. L non xosSœr mosc ſed sogar fumendum effe 


arbitror. Da kommt freylich die orthodoxe Dogma⸗ 
tif ins Oedraͤnge, wenn man annehmen muß, daß der 
Mame vos mit dem Wort zerne parallel fen, und 
doch der Sohn Gottes die zweyte Perſon der Gottheit 
ſeyn ſolle. Der V. geſteht: quomodo haec, quae ſibi 
contradicere videntur,coniungenda ſint humaniin- 
genii imbellicitati 'myilerium.forfan in hac vita 
imanebit, quod'indagere fruftra innitimur. Wir 
Bächten, daß das Oeheimniß fo groß und verwirrend 
nicht iſt, wenn man nur den Gedanken faßren fäfl, daß 
der Sohn als Sohn, die zweyte Perſon der Trinitaͤt 
ſey. Sobald vec Name des Amts imbder Wuͤrde iſt, fo 
Halb iſt feine Unterwerfung unter Gore nichts bedenk⸗ 
liches mehr.) — Das Barrıgıday vree vergav 
wird ganz richtig erflärt: quid eft cur religionerh 
:chr. ampledtantur, idque eo ne, vt morte maty- 
zum sfliciantur: ſo ware vᷣxeo rov vene. fo viel als 
-Ömee Ta veness ynechoq wie Ebr. 9, 17. ex Tor 
were. fo viel als amı ra venges'yıredoy; In dem leh- 
een Abſchnift von B.3$ +55. folgt er meift den Erklaͤ⸗ 
rungen die Hr. D. Morus in feiner Inauguraldiſpu⸗ 


x taation über dieſe Stelle gegeben har. Es laͤſt ſich auch 


nichts beſſers fagen, ob er gleich die Ideen von dem 
Himmelsſtof, dem Glanz, der Pelluciditaͤt u. dgl. 
cerrtraͤumten Eigenſchaften unſrer kuͤnftigen Koͤrper 
deon ſinnlichen Phantaſten entriſſen hattt. 
——— — 


x 











Erſtes Regifter 
aͤber die in dieſem Band angezeigten 
Buͤcher und Schtiften. 


Az SS. O&obris T. IV. 17.170 
Erd S Cofathi fragmentum Coptleum ed. Ber 
7‘ 
Adpkilochi Oratio in Sabbatum fanorum ed. 
Henke 555° 
Analeila nova veterum patrum eeslefafticorumgve 
fcriptorum 48 
Anonymi Einleitung und Entrourf zum Verſuch er 
Meligionsotreinigung 
— Erklärung des Sinnſpruchs Jeſu in den zwey Fe 
fion Verfen des zehnten Gapitels 9 Sohannid 558 
— Berfuc) einer Anleitung zur —* für alle 
Menfhen 753 
— (Madans) Fhelyphthots Vol. J. I 
— Vol. IH. et III. 


-— (M. Stemler) vollſtaͤndiger praktiſcher Gorat - 


mus dom Etand der h. Ehe 
— Ueber Mofes Mendelsſohn Serufalem, pofitfe Fri 
ligidſe Macht, Judenthum und Chriffenthum 9ts 
Verluch Aber langes teen als Belohnung chriſtli⸗ 
her Froͤmmigkeit 948 
Arnoldi (A. Jn zur Eregeit u und Kritik des U. T. 103 


Din Bitladımsn phB. 


\ 


Eoftes Re 


>. 
Bahrde C. F.) Neues Teſtament 799 
Balguy CTh.) divine benevolence afferted and vindi- 
cated 290 
Becher (EU. E) von Toleranz | 358 
Beykert de Edicto Antonini Pii pro Chriftianis 471 
Biel (I. Ch.) navus thefaurus philologicu⸗ f. Lexicon 


in LXX. T. II. et II. 339 
Brauburger de formula reformationis ecclefiafticae 
- Carolo V, a0. 1348. oblata, u 766 

| €. j 


Cae/arii Homiliae V. ed. Amatut. 
Coners (©. 3) Verſuch einer chriſtlichen Anden 
Io 


ogie 
Cramer (J. gl ‚) einige Nebenarbeiten zur — 
Literatur und Religion, erſter Theil 
— Erklaͤrung des Briefes an die Epheſer „88 
„Cras (H.C.) Difputatio, qua demonftratur, nullum 
in Ethica chriftiana praeceptum efle adverfum rei- 
publicae 577 
Erichton (IB.) über. die Unverbefferfichkeit der Reli. 
gion, des Gonesdienſtes und der Liturgie 6i1 
| D. 
Dathe (1. A F Pentateuchus 241 
De Roſſi (1.B.) Aunali ebraeo - - Iypografii di Sa- 


bioneta ' | Pr 61,873 
Ehlers M. ) von der menſchlichen Freyheit 74 
Ernefi (LC. G.) de Gloſſi⸗ facris : 638 
Fedderſen ribliſches Leſebnch für Amber 456 
— Ehriftliches Sitenbug für den Bürger und Sande 
,„ mann | 859 


u a 
G 
' 
x . 
1 





Erſtes Regiſter,⸗ 


— E G. a a Er 
Zr 009 
‚Kaenfel (C:E.) Gehefiös Op. su, (peeimeh If: novae- — 
az onis 5 
eſangbuch Anſ iſches X 
Grem’ (wilb.)‘ et "Parts of che Old —E on 
deutſch überfegt von Roos. | 87 oo 


9 J 
* af Speelmen lbrigV, Regum Syro-Hapraplar,0y69; 
Henke (H. P. C.) de Ev. Matthaei integritate inter- 
. polando non corzupta P. I. 


708: 
Aufnagel (F. W. Hiob neu Überfegt mit nnierkung 


’ 


gen 8 
—. Diff. inauguralis. theologica de Pfalmis pröpbeie , 
, Mefianas contisentibus 114 

| ie. 
J. 0 
dennym’s Bötqihrios on feveral Subje&ts 448 
 Tofaphi Opera omnia' T. I. ed. Oberthür 
Junge Progt. de pocnarum divingrum vi emenda+ 





trice . 7185 
Diff; inaug. de duratione pocnarusı inferna« , 
‚dum u 79 
. J | K. 4 
Kell (C. A. Th.) hiſtoria dogmatis de regno Me 
fiae, Chr. et Apofl. aetate. Diff. prior 385°. 
Kenmitott Diff, generalis in V. T. recudf curavitP.L, - - 
Bruns 9.18 \ 
— Vetus Teftamentum, T.L et m : 483 
Koecher nova bibliotheca hebraica 771 
a u; , Er .» - ’ - R 
Leonis M. Ep. ad Flavianunf'ed. Henke PL | 


ud (G.) Opufcula argünientt theol. exeget, 294 | 
de 2 . = Kinde j 


-, 


on Erſtes Negiſter. 
An de Sittenlehre Jeſu des Sohns Sirach 721 
Cad erwald (3.2) Bie.allegoriiche Erklärung der drey 
erſten Kapitel Moſis 4. 


— Geſchichte Bileams 
Luthers ungebruste Briefe 2.u a3. . son Echüße 3 


M. 


—* aei Ep. Cathol. et Actus App. 321 
ndelfahn (Mtofes) Jeruſalem, ober über die ni 
ee Macht und Judenthum Ä 
Miderle £3. D. Ueberſetzung des alten Teſtam. Br | 


Scheil 403.563. 
Moöldenhauer (Di ©.) Hiob überfekt 5 
Morus Proge. im 2. Eor. 10, 12517. 

Moſche (8. ©.) Erklärung der Senn; und Begins 


Evangelien, erfter Theil 245 
— — zweyter Theil 689 
WäLIer Dh, %.) Obf.ad aldi. Paulinum 1Cor. 2,14. 391 
— Obl. crit. ad Eſ. LII, 13- LII. ꝛ2 
N. 


Niiemeyer (D. ©.) Prebigerbibliothek, 1.11. 2. Th. 702 
Noefeia (I. A.) Prolufio inEvang. Ioh. Cap. XVII. 556 
rogx. fuper Pauli loc. Rom. VIII, 26.27. 874 


O. 
Ordnung, Gebete und Handlungen beim Öffentlichen 
—— der Evangeliſchen lutheriſchen Gemei⸗ 
nen in Kurpfalz 865 
' P. 
— * (G. W.) die unveränderte augſpun En. 
— Belage zu Hm. Beber „Fritifhe, Berichte der Ä 
ol Confeſſion | 922 
Paulus 


rw 


Erfee Tester. . 


Pauls (H.E, 6) Obfervationes philgl. eritiene. ad van 


: ‚tieinia Iefaine . 389 
Program. Göttingenfe Marcus non Epiiomater Mat- 


‘thaei (Koppe). 852 


—- Ienenfe (Griesbach) in. fontes unde Evangeliftae fuas 
. de refurre&ione Chr. narrationes hauferint 857 
Peterjen ( . F.)Commentatio exegeticd, theologica in 


Cap. X , epiftolae Pauli prioris ad Gorinthlos 933 


Zu 

R. 
Rau ci⸗ W.) de dignitate religionds Chrififanae ex 
) eis cum Mofaicis legibus cömparatione ad 2. Cor. 


FH 

Richerz (G, H.) Predigten 
Rösler (E.F) Sibliotdet der Rirdjemoäter, in uehen 
feßung und Auszügen 351 
Rofenmüller (1: G.) Progr. fententiae quorundan pa- 
erunı de fpiritu et litere 2. Cor. 3, 6. 318 
— rogr, de caıfis cbrruptae per Philofophot chri- 
ndnbs Seculi Pi religionis - : 7 - 7, u 
Richter (C. G.) Diff. de libertste interpretandortm 
librorum divinorum et doctrinae publicae exami- 
nandae admodun veili “ 91 


u’. . 
- N 
D ’, ‘ 
ı I . 


Sehaifinbeig dl. 5) aniniadverdonls in ver. graee. 
V. T. Spec. II. 29 
Scheid (E.) Liber Genefeos ad Adem Codd. MSS. ver- 
fionumque antiqyar. 1 
‚Schleufner (I. F.) Collationis Proverbiorum Salomo- 
nis cum bibliis Polyglostis Londim et Hezaplis Ori- 
gen. Specimen - \ 398 
Schnurrer (C. F) Anisıadverfionts nd qusedamı loca 

"Iobi 
Seiler (5. 5) das Heine bibliſche Er bauungsbuch 3 
— Verſuch einer chriſtlich⸗ evangel. Liturgie 6ur 
Ppp3 Seiler 


N 


- 


. 4 ’ 


1 
Erſtes Regiſter. 


Seiler (I. F) 'Progr. de divinis notionibus cogitatio- 
nibusque ab humanis in interpretandis vaticiniis 

caute difcernendis -- j 777 
Sem:er (F. S.) Paraphrafis epift. Jacobi 263 
— Progr. Duplex Evangelium Illufir. Gal. 2, 7 80 
Strobel (©. Th.) Apologie Melanchthons 624 


T. 


Thalemann (Chr. Guil.) Verfio lat.‘ Evangeliorum 
Matth. Lucae, Iohann: et Ad. Apoſt. 107 
Titiziann- [C. Ch.) de camparatione Chrißi cum au- 
gelis Ebr_ 7. 314 
— de diferimine theologiae et religionis 714 
— de glofis N.T. aeftimandis' et judicandis’ 781 
Townſon. Thomas? Abhandlung Über die vier Evan⸗ 
fen mit Semlers Vorrede und Zuſteen, Di 

el, 


— 


= Pe 

Hi itoifon ti B, C. d’Anfle de) —* braeca Tom: 

I. Mae not td 282 
un iu W. Lo 


ältere. J.) Präfung ihtiger Beiren philoſ. 
theol. Inhalts. 
—— G· ©.) kritische Seh 


ni 


ichte ve Yugfpurg. En 
98 





. > a . 
“ . Parse Sr . % 
» . .,.’ e j u. . .. ı, . N 
en en Smeytes 








Bots Kesifee | * 
Zweytes Regiſter 


aber diefenigen Schriftfiellen , davon 
in biefem Bande Ueberfegungen und Er⸗ | 


drangen, veckommen. 
Mo, Rap. 2, „Seite 
Kay. V. ‚Seite XXXII, 25. 253 
X, 2 6. 232.243. XXXXIX, ı0. 953.525 
6.7. - 7 L, i9. 24254 
— 9.1. tl 3 2. > Dof, Bu 
— 12. 9 Lo / 527 ' 
— 14.— 244 VI 3. .: 25% | 
116. 2420. 9 XV, i1. i12. 88t 
— 18, re. 10 XVI, 15. 255 
— a49. 244 XxXIII, ı9. 25 
IL25i0. 323 XXVII, 1. 250 
— 4. 8. Er 11 XXX, 18. . 256 
um 12. 14. il... 2 B. Moſis. u j 
— 1 7249 XII, 48. 237 
III.. 132 XXI, . 28 
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815 2XI, 25. 258 
—- 16, 22. 152 35 XXI, 15. 258‘. 
— 1 — 28.2 .30. B82 
IV, 7. .._ BR 524 XXIII, —* Fr 
— 8. 249 XXIV, 4 259 
u 77 Pe 
m. ” 250 KXXVl, 3. 260 | 
vu, 20. 0.7 251 * B. Moſie a 
x, 21. Er ı 251. ° Zoſua. 
XX, 16. 2352 I 5. 30 
XXIV, 55. 25 xX 530, 


x 
a 


Zueyter Resifer: 


Kap. ®. Geite on Sen 
Richter. FR, riche Salome 
v. Ei ms. 
— 10, 11 104 
Ze | 33 1» 17. 24. 32: 397 
2.2. Camueis. IN, 4 32 
Axll,ı8. _ 884 Iv. 1g 165 
.Hiob. V1,3.7. % 
III, 5, 88 VII, 28. 166 
IV, 10. 19-22 89 X, 9. 1% 166 
V, 3 5. N 99 xl, 23, u 26 
— 17 : XI, 20. il 
VI, 6 7-8 9 Xu, 6. 162 
— 14. 21,28. J— — 19. 23 | 
Vo 334x. . 168 
IK 19-2038. HH XXI, 6, 163 
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j II n. 12, 23. 7 | 
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XV, 10.23 98 XXX, 6 390 
XVI, 5. ⁊o. 59 F 30. - 2 
XVII, 16, IE XXXH, 5. >34 
XVII, 12 . t0o Abu . ' 33 
XIX, 23. 102 XLIII, 4 230 
xXıo. 104 XLVII, 14 390 
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‚-i. 374. XX, 19... 
x 


574. — 15-28. 


Ppp 5 


Zweytes Regiſter. 


Kap. B. Seite Kap. V. Seite 
xx i9. 110 Epheſ. 

30. 150 I, 23. 847 
KEIL, 31.33; 36. III II, 1. 2 347 
55, 112 II,-ı7. 548 

Johann. -  1V,.09. 549 
L,1.4.1. 51. 112 V, 102 13. 549 
— 1.4. IST Vi, 12. 158 
— 7.8.9. 152 * Coloſſ. 
— 15. 13. 153 I, ⁊s. 690 
13.31, 13 II,.y. Ä 690 
H, 4- 13 ,.+ 2. Timo 
VI, 63. 173: 317 II, 16 . 69: 
VIEH, 24. 46,56. 4 1). 2 Timoth. 
% ı 2. 557 I, ı .“ 437 
—19 115 Hebraͤer. 

XV; 20. 21% J. 314 
XVII, 2.5. 556 — 14 685 
ao. 557 Jacobt. 
X 22 . 116 I, Lo 269 
Ap. Geſchichte. — 9. 10. 270 
„im =." 16 — 17. 27% 
— 20. 935 — 19. 26 272 
XV, 187 336 I, 1. 272 
XV], 7. 336 — 4.10. 273 
* 26 337 — 13. 333 
XX, 28 J 337 — 17. 1 274 
XXIII, 9.20. . 337 III, 2.15. 6. 276 
7. 2. Korinth — 14. | 277 
I, 17. 302 IV, 2. 277 
II, 14. 391 - 5.6. 278 
VII, 29. 688 — 17. 279 
XV, 17. 24 93 — 3 —V,6 279 

2%. Korinth, V, 3.7. 280 
II, 6-8. . 316 — 12. 16. 281. 
X,12-17. . 156 - u. Johann. 

Galat. Ve. 333 
UI, 20. 302 — 6. 334 

Drittes 











| SOrs Rectſtue. 





? 
x 


a er . .. = "en 3* 


2 J "Drittes. Kegilter. 
uͤber die merkwuͤrdigſten San. 


nn 
* 


Di 


A. 
Yes Die ‚Unterfuhungen Äber fein erben: und 
fei ine Geſchicht⸗ in den Adis Sanctorum werden {rn 

einen: —* gebracht Sr7 
Adam, von feinem urfprünglichen Zuſtand und Sine 
2: eiger Ithandiung Cramers gegen Serufalem. . 6 
“Amphilochius. Tconienfis deſſen — in Sabb, Sas 
5, &tum laͤßt Henke abdruden ° ” 555 
Antoninus Pius, : Die Unächtheit von beflen Edidto‘ * 

Chriſtianis Gemeifet Beytert... . N 
Muferftebung des Körpers laugnet Bahrdt 


— CEbriſti. Woher die Evangelj ihre — 


danon, genommen haben, wird in einem, Jenaiſche 


)rogrammi. unterſucht 856. foll nicht foͤrperich gewegen J 


eyü, fondern ‚wie Bahrdt vorgiebt, bloß in der Torte 
dauer feiner Wirffamfeit beitehen 805 
—— he Confeßion giebt Dariger.. aus de 
Nuͤrn ergiſchen Archiv heraus 922. Cine kritiſche 
ſchichte davon liefert Weber, und dehauptet, daß he 


aborud in der Concordja und randenburgifchen ° 


ore dodrinae, nicht Vom wahren Drigina] gen 
er kenn Be —— des ze —— 
—* von —2 entſchuldigt — vr Ber⸗ 


ſchietenheit der: Nuterſchriften * 54 


ann, ſoll nach Moſes wienpelfghne‘ wiimung = 
Geiſt Der Religio 


entgegen ſeyn 
| Bibelausgaben. —2 RE 2. durch KbriniEok u 
wird befchrieben 483.641. Ausgabe des N. T. von Mate I 


thäi nach moffauffchen Hand hriften \ 
Pibliothet Einen ſehr nuͤtzlichen Entwurf zu einer Sl, 
bliothek für Prediger Hat Triemeyer abgefaßt qos 
Bileim. Abderwald vertheidigt deſſen Geſchichte grgen 
Jeruſalem 24. Dathens Vorſtellung davon * 8 
Birgitta. Auszüge aus ihren Loben und Actis ie de 
Adlis SS. von Jac. Byeus 129 
u | €, 


[4 


gg 


— — — 


Orittes Regiſter. 


„m eu, 
=: . 0. 


Easfarius Arelstenfis. Defien Homilien edirt Amadu⸗ 
tine * 773 
Carolus V. hat im 3.1548 eine formulam reformationis 
verfertigen Iafien, wetche von Brauburger mit gelehr« 
ten Anmerkungen wieder heraus gegeben worden 766 
Eeremonialgefetze der Juden. Was der Geiſt geweſen 
„ſey, nach Mendelſohns Meinung wird aftgezeigt grz 
Chorieins, einige Reden von ihm giebt Villoiſon ber: 
aus None 280 
" ’ \ ‘ D. “ j j J 
Demstrius Martyr. Ein Auszug aus deſſen Leben nad 
. Ads, dte Cornel. Byeus in den Adis SS. beſchrieben, 
wird gegeben | en 122 
Demetrius Epifeopus. ein Leben in ben Ad. SS. 197. 
Urſachen der Seindfhaft zwiſchen ibm und Drigenes 


ſind unterjucht 188 
Dionyfius Arsopagia. Bon feinem Leben handeln die Alta 
"-8$, die in einen Auszug gebracht werden 175. iſt von 
" dem Dionyfius Parifienfis unterfchieden 178. Unächtheit 

feiner Schrifteh ı3:. Wenn fie abgefaßt ſeyn 183.137. 
Dionypus a Paris, Sein Leben 191. . Ob fein Leichnang 
in. S. Denys oder in Megenipurg liege, wird zwiſchen 


— 


den roͤmiſchen Schriftfichern geſtritten | 195 


Ebenbild Bottes. Die gemäßigten VBorftellungen Eras 
mers davon werden angezeigt und beurtheilt 693 
Mbeftand. Ein Tatechisinus für denfelben 223 
wid auf Symbola ift nad) LYiendelfobn unbillig 900 
Epiphkanius de hacrefihus iſt von Rösler in einem nüglis 


.. hen Auszyg gebracht . 


er 354 

(Evangelien. Eine Abhandlung über. Diefelbenfchreibt 
Tomwnfon, weldhe Semler edirt 330. Wahrſcheinlichkt 
Urſprung diefer Benennung 842. .follen. nad) Semlers 
. Meinung nur für Juden und Lehrer unter den Juden 
‚‚beflimmt geweſen feyn 842. waren iu den ältern Zeiteit 
von verſchiedenen Innhalt 846. Thalemanns lateini« 
ſche Ueberſetzung derſelben wird empfohlen 107 
Bien. Erfie Ausgabe ihrer Jonia durch Villoi⸗ 
„fon | TEN 


N 


— 


B J \ x . 








\ 


Drittes Regiſter. 
N ner Fr F. J = 
Frexbeit. Walters Unterfuchung, ob fie determinirt oder, 
indeterminirt ſey 445. — Abhandlung davon 741. 
: and eined Yingenannten Gedanken werden geprüft 753 
G. ” - Fu ’ 


Gefangbuch. Recenſion de 
- heim undllG beforgt 


oeurtheilen fol, lehrt Tittmann in einer leſenswuͤrdi⸗ 


gen Abbandlung.zer. Aus Heſpchins will Erneſti die 


. zur Bibel gehörigen Gloſſen fammien, welches Vorha⸗ 
ben-angezeigt und’ empfohlen wird - «638 


8 Anfpachifeben, das Junk⸗ . 
j 5 305 . 
Gloſſen. Wie man die Stoffen des N. T. entdecken und 


GSriechiſche Heberfezung des Y. T. Scharfenbergs - 


. Berbefieruugen derfelben 29. Biels Lexikon darüber 


nebft ‚einigen Zufäßen ud. Berbefjerungen 339 
Güte Bortes wird auf eine neue und gruͤndliche Att von 
Balguy gerechtfertigt 290 


ebraͤiſche Zandſchriften des A. T. — Die. vor⸗ 


nehmſten von Bennitor gebrauchten werden be⸗ 
⸗ 


ſchrieben 483. Bruns Behauptung, "daß bie ſpa⸗ 


niſchen die beſten ſeyn, dürfte ſich nicht beweifen 


laſſen 674 
ſſe 


Beilige Schrift. Das ihre Ausle ung frey ſeyn muͤ 
wieſen Ia 951 
Befyebins. Die Gloſſen, die zur Bibel gehören, will Er⸗ 
neſti zufammen ediven - 638 
Hilddini Areopagitica find. ächt, aber nicht glaubwuͤr⸗ 


und ohne Gefahr. es ſeyn Eönne, Wird gelehrt und bes : . 


di .179 
gimmel. Ob fi) die Seligen dafelbft wieder erkennen, 
"werden, wird von Leß beantwortet . . 42988 
Hiob. Seln Buch ift, wie Zufnagel aus bündigen &räns 


- "pen beweiſet, neu 86. Die neue Weberfeßungen befielben 
von Aufnagel und Moldenhauer werden verglichen‘. 


- und beurtheilt - : - 83. 
Hoͤllenſtrafen. Weber ihre Natur, und Zweck fchreibt 
Walter 435: Dem Junge eine gründliche Difiero 

tation_eritgegen BE -— 


. ‘ \ 3. | N | | | 
Jakobi Brief, erläutert von. Semler, iſt angeilat, * 


u 
ur 


798. , 


Deittes Reoiſter. 


Zenn derſelbe geſchrieben worden? unterfucht Sem⸗ 
267 
—* ein Pian und ſeine Abficht nach den neuen Hy⸗ 
potheſen Bahrdts find in einen beurtheilenden Auszug 
gebracht 813. Sein Tod foll das einzige Mittel feyn, ſei⸗ 
ne Lehre verftändlid und überzeugend zu machen 8ı7. 
Bedenklichkeiten dagegen 817 
onas. Nach Michaelis ſehr wahrfheinlichen Meinung 
{ft das Buch Apolog. nicht wirkliche Sefchichte 56 
Judenthum. Mendelſohns Betrachtungen über dafs 
ſelbe werden beurtheilt 904. und unterſucht, ob es vor 
dem Chriſtenthum Vorzüge babe - 904.910, 
Judenbetebrung. Sie findet nod) immer an Michaes 
lis einen eifrigen Vertheldiger, wovon "einige Gründe: 
geprüft find - 574 


8. 

Kirche. Mas fie if 892. Ahr uaterſchier vom Staat 
wird von Mendelſohn beſtimmt 889. aber einige ge⸗ 
nauere Betrachtungen darüber verſucht 390. Daß fie 
-eine Macht habe, läugnet WTendelfohn 836. —* 8 
verwechſelt dabey Religion und Kirche 

Kirchenordnung Eine neue Kurpfaͤlziſche wird mi 

N beſchrieben 


2 

Langes Leben. In einer gruͤndlichen Abhandlung dar⸗ 
über unterſucht ein Anonymus die Frage, ob es eine 
Belohnung chriftlicher Frommigkeit fey 

Zero M. Won defien berühmter Epiftola ad Flavianım bar 

Zenke einen neuen Abdruck beforge- 236 

Liturgie. Die Nothwendigkeit fie zu verbeffern * 
Seiler und Crichthon Str. Regeln dazu 

Zuthers ungedrudte Briefe edirt Schön nicht mit se 
nugfamer Genauigkeit 


M. 
Marcion. Von feinem Evangelio handelt Gemler 846 
Marcus. Abſicht feines Evangelii 935. fell nicht Epito- 
| mator des Matthäus feyn, wie Koppe zu beweiſen 
857 
Mieıtbäus. Abſicht feines Evangelii nach Townſon 833. 
Alter 339. Wird gegen die Beſchuldigungen von Sn 
terpolationen geretter 


u nn Arelandı 





4 


* *7 . 
Drittes Regiſter. 


Melanchthon wird von Strobel gegen Goͤtzens Beſchal⸗ 
digungen ‚gründlich wercheidigt 624. und auch weg 


Veränderung des ı0. Artikels der Augſp. Confeßlon von 


Eramer | | J 92 
Moral. Der Beweiß, daß chriſtliche Moral dem Staat 
und der Politik nicht ſchaͤdlich ſey, wird in verſchiede⸗ 


nen Stolpifhen Preißichriften geführt sgı,. Auszug 
u 


daraus 533. Eine Moral für den Bürger ſchreibt Se 
derſen N 85 

Natur. Vollkomminheit derſelben 426. ob man ſagen 

koͤnne, dag fie durch den Fall Adams verdorben fey _ 695 


euesTaltiment. Eine Augabe deffelben aus moſtauie 
hen Handichriften hat Matthaͤi zu veranftalten ange⸗ 


fangen, welche beurtheilt wird 321. Die umgearbeitete 


Veberfegung des N. T. von Bahrdt nach ihren Tugens - 


genden und Sonderbarkeiten befhricbeen " 799 
Gffenbarung fol nach Mendelſohns Meinung eine 


Heilswahrheiten enthalten 905. und nad Jennyns 


Behauptung nicht vernunftmäßig feyn 


453: 
Origenis Scholia in V, et N. T. inedita werden herans 


gegeben . 419 


. Polygamie findet in Engelland einen neuen Vertheidis 
ger 42. 140. Gründe dagegen , 46. 14 
Pfalmen. Meßianiſche. Davon handelt Zufnagel 772 


Reich Ebrifti. Vorftellangen der Suden davon 385 
Keligion wird von Mendelſohn mit’ Kirche verwech⸗ 
felt 893.896, ift von Theologie wohl zu unterfcheiden 74 
Charaktere diefes Uinterfchieds, wie fie Tittmann entwi⸗ 
kelt 714. Wer Richter in Religionsſachen u, _-89$ 
Keligion, chrifttiche, wird fehon im zweyten Jahrhun⸗ 
dert durch die Einmifchung der Philofophie verderbt, 
wie Rofenmäller erörtert 374 
Religion, natürliche. Worinnen ihre Vollkommenheit 
\ __ beitehe, ſucht Walter zu beſtimmen 427 
&eligionsvereinigung, Eine Beiidjaft bat zur Beförs 
‚ betung derfelben Borfchläge und Entwürfe gemacht, die 
aber fehr unſtalthaft find 201. bagegen urtheilt LYfen, 


delſohn von der Religionsvereinigung ſehr richtig 914 


+ 
* 


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— 


" " Deittes Resifen. 


* 


Sabionela Die vo ige ehr. Druderey beſchreibt 


Fr Bon beſſen Leben wird in den AA. SS. gehandeit 1. 

Sirach. Eine neue Ueberſetzung von ihm 

Sonntags⸗Evangelien. Erlaͤutert bon Moſche 145. 5 

Suͤndenfall. Ob die Erzaͤhlung davon allegoriſch zn vers 
Reben? unterfucdt LAderwald 18: Cramer 693. und 

be aan, Die ® Verfuͤhrung foll durch den Teufel nicht 

— di — dee fi 19. Vedenklichke⸗ 
ten dabey 698. Zurechnung deftelhe 

Staat bat von der chriftlichen aa nie Nachthen 531 7 


pn nterichied zwiſchen Kirche und Staat . 90.892 
Stra 


fen. Goͤttliche Abſichten derſelben eroͤrtert 35 785 


T. 
* gine Hellige, deren Leben i in den AA. SS. Säle 


Theodoret. Auszüge aus ihm in Roͤslers Bibtiorhet 
der Kirchenväter wird gerühmt 350 
Theologie. Bir ie fie fih von Religion untetſcheide, eroͤr⸗ 

tert Ti 714 
Tolerant. Eine Ye voeisläuftige Abhandlung Bechers von 
ihr wird in Auszug sera 358 


„” 


V. 
Verſuchung Chriſti. Was man ſich für Borftellungen 
davon am beſten machen — wird angegeben 681 


— 


weiſſag ngen. Des Menthliche i in ihnen maß von bems. 


Goͤttlichen darinnen wohl unterfchieden werden, wor⸗ 
uͤber Seiler ein lehrreiches Programma ſchreibt 777 
Wunder, Mendelſohn ſpricht ihnen alle Beweißkraft 


fuͤr dogmatifche Wahrheiten ab 905. fucht bey Stefit - 


ſaͤmtlich Bahrdt wegzuerklären 802. 806 
Wundergaben. Mor nnen das donum linguarum Bes 
fanden, unteriucht von neuem Keß, und vertheidige 
R gegen Ernefti, deilen Segeugründe duch erheblich 
nd 296. daß fie aufhören werden, wird gegen Lavatern 
bewiefen 303 


Ende des zweyten Bandes zwoͤlften Sich 


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