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JAHR-BUCH
der
GesellscMt tOr lothringisclie GescbicMe nnd
Altertnmslninde
Neunter Jahrgang +^#^
1897.
METZ
VERLAG VON G. SCRIBA.
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PUBlIC LiBRARY
253050A
ASTOR, LENOX AND
TILDEN FOUNDATIONS
Pt 1926 L
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JAHR-BUCH
der
Gesellschaft fiir lothringische Geschichte und
Altertums^de
-*— I-
NEUNTER JAHRGANG
1897.
'm^^
ANNUAIRE
DE LA
SOCIÉTÉ D'HISTOIRE ET D'ARCHÉOLOGIE
LORRAINE
NEUVIÈME ANNÉE
1897.
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Inhaltsûbersicht — Table des matières
Metz und Lothringen in den historischen Volksliedem der Deutschen. Ober-
lehrer Dr. Fr. Grimme, Metz 1
Notice sur Phlin (Villingen). Abbé Th. Sançon, curé d'Aulnois-sur-Seille . 28
Die Orlsnamen des Metzer Landes unji ihre geschichtliche und ethno-
graphische Bedeutung. Landgerichtsrat Adolf Schiber, Metz ... 46
Die Reliquien des hl. Stephanus im Metzer Dôme. Dr. H. V. Sauerland, Trier 87
Die Abteikirche St. Peter auf der Citadellf iA Metz, ein Bau aus merovingischer
Zeit. Baurat Emil Knitterscheid,' Metz 97
Das Metzer Schulwesen der letzten Jahrhunderte. Mittelschullehrer J. Richard,
Metz 112
Die râumliche Âusdehnung von Metz zu rômischer und Mhmittelalterlicher
Zeit. Archivdirektor Dr. G. Wolfram, Metz 124
Gallo-rômische Kultur in Lothringen und den benachbarten Gegenden.
Oberlehrer Dr. J. B. Keune, Montigny 155
Der'Anteil der deutschen Protestanten an den kirclilichen Reformbestrebungen
in Metz bis 1543. Stadtarchivar Dr. Winkelmann, Strassburg . . . 202
Ein reichsgerichtlicher Prozess ûber die behauptete Reichsunmittelbarkeit
der Stadt Saarburg in Lothringen aus der zweiten Hâifte des XVL Jahr-
hunderts. Bezirksprftsident Freiherr von Hammerstein, Metz . . . 237
Kieinere MUteUungen — Communications diverses.
Die Dufresnesche Urkundensammlung. Dr. G. Wolfram, Metz 308
Bemerkung zu dem Aufsatze »Bischof Bertram von Metz* (Jahrbuch rV,2,
S. 1 ff.). Dr. Joerres, Kôln 314
Note sur les armoiries des Evêchés souverains de Metz, Toul et Verdun et
sur celles du Vestrich. A. Benoit, Berthelmingen 315
Ffmdberichte — TrouvaiVcs archéologiques (Dr. Wolfram und Dr. Keune) 319
Bucherschau.
Besprochen sind:
H. Baumont, Etudes sur le règne de Leopold duc de Lorraine et de Bar . 343
H. Le rond, Lothringische Sammelmappe, VII. Teil. Metz 1897 344
A. Fuchs, Ortsnamen aus dem Kreise Zabern 346
H. Omont, Catalogue des collections manuscrites et imprimées relatives à
rhistoire de Metz et de la Lorraine léguées par M. Auguste Prost.
Paris 1897 348
Deutsche Reichstagsakten unter Kaiser Karl V 350
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E. Duvernoy, Longwy, — De Ix)uis XIV. à la révolution. (Annales de TEsl.
Octobre 1897) 350
L. Jean, Les Seigneurs de Château-Voué (966—1793) 321
P. Darmstadter, Die Befreiung der Leibeigenen in Savoyen, der Schweiz
und Lothringen 351
L. Stem, Relation du siège de Metz en 1552 354
E. Rhodes, Historical Atlas of modem Europe 354
G. Save, Les Fresques de PostrolT 354
J. Favier, Catalogues des livres et documents imprimés du fond lorrain de
la bibliothèque municipal de Nancy 355
Die Kelscher Vogtei (Metzer Zeitung vom 12. Mai 1898 (T.) 356
E. Hartmann, Aus der alten Reichsstadt Metz (Metzer Zeitung vom 14. und
15. Mai 1898) 356
M. Keuffer, Trierisches Archiv 356
N. Dorvaux, Les anciens pouillés du diocèse de Metz 357
J. Schwalm, Lothringischer Landfrieden vom 23. Oktober 1343 (Neues Archiv
der Gesellschaft fur altère Geschichtskunde, Band XXIII, p. 362) . . 358
Wilhelm Schmitz, Die bemalten romanischen Holzdecken im Muséum zu
Metz (Zeitschrift fUr christliche Kunst, Jahrg. X, 1897) 358
0. Redlich, Die Regesten des Kaiserreichs unter Rudolf, Adolf, Albrecht,
HeinrichVII 1273—1313 359
Jahresbericht — Compte rendu 360
Vermehrung der Sammlungen — Augmentation des collections 386
Mitgliederverzeichnis — Tableau des membres 387
■?s^«:-
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- 1
Metz nnd Lothringen in den historischen Yolksliedern der Deatschen.
Von Dr. Fr. Griniie.
Immer haben die Menschen den Trieb gehabt zu wissen, was sich
in der Welt ereignete, und stets hat es Mittel und Wege gegeben,
diesen Trieb zu befriedigen. Die mûndliche Uberlieferung war die ein-
fachste Weise, dieser Neugierde zu begegnen, doeh haften ihr, besonders
wenn sie lângere Zeit von Mund zu Munde gewandert, so grosse Mângel
an und ihre Glaubwiirdigkeit steht auf so schwachen Fiîssen, dass sie
nur wenigen voll und ganz genûgen kann. Und so ging man denn
bald dazu ûber, die Ereignisse, nachdem sie kaum geschehen waren,
schriftlich aufzuzeiehnen, um die geschichtliche Wahrheit vor willkiir-
liehen Enlstellungen zu bewahren, wie sie im Munde des Volkes ja
stândig. eintrelen. So lange aber die Mittel der Vervieifâltigung so teuer
und selten waren, wie dies noch das ganze Mittelalter hindurch der
Fall gewesen, konnten dièse Aufzeichnungen nur wenigen bekannt, nicht
aber Gemeingut aller werden. Und so trat erst mit der Herstellung
des Lumpenpapiers, vor allem aber mit der Erfindung der Buchdrucker-
kunst ein merklicher, ja ein vôUiger Umschwung auf diesem Gebiete
ein. Man behauptet nicht zu viel, wenn man sagt, dass Gutenbergs
Erfindung in erster Linie die Welt umgestaltet und besonders beige-
tragen habe zu der grossartigen Verânderung in Welt und Wissen, die
wir mit dem Namen Neuzeit bezeichnen.
In den Tagen des Mittelalters und auch noch in denen der Refor-
mation beherrschte nun die Dichtung weit mehr wie heute die Gemtiter,
und ailes, was man fiihlte und dachte, wurde im poetischen Gewande
den Zeitgenossen und spâteren Geschlechtern uberliefert. Kann es uns
da wundern, dass auch die Ereignisse der Geschichte in Reime gebracht
wurden, und dass man bestrebt war, ailes was wissenswert und be-
deutend erschien, vor dem Vergessenwerden zu bewahren? So ent-
standen denn die historischen VolksUeder, die, ursprûnglich fiir einen
kleineren Kreis gedichtet und berechnet, doch auch selbst vor der
Erfindung der Buchdruckerkunst weithin bekannt wurden und màchtig
wirkten. Waren die Verhâltnisse in friiheren Tagen auch ganz andere
und vollig verrichieden von den unserigen, war die Vervieifâltigung
1
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— 2 —
eines Liedes auch mit grossen Mûhen und Kosten verbunden, so gab
es dennoch uberall Mitlel und Wege, um das Neue und Wissenswerte
bekannt zu machen und unter die Leute zu bringen, Liliencron ^) sagt
in dieser Hinsicht mit vollem Rechte, dass das Tagestreiben der Mânner
in frûheren Zeiten einen viel ôffentlicheren Charakter gehabt habe, als
die hàusliehe Zuriickgezogenheit unseres heutigen Lebens. » Wâhrend
der in grôsseren Kreisen genossenen Mahlzeiten der Fiirsten und Herren,
in den Trinkstuben des Adels, in den Zunfthâusern der Biirger, in den
Badstuben, Schenken und Herbergen, wo sich das Volk aller Klassen
tàglieh versammelte, gab es immerwàhrende Gelegenheit zu singen, zu
lesen und zu erzàhlen. Die ôffentlichen Nachrichten verbreiteten sich
noch nicht durch Zeitungsblatter, hinter denen der einzelne still fur
sich lesend sass, sondern durch lebendigen Vortrag des Erzàhlenden
oder Lesenden, und zu den ersten Zeitungen gehôren eben unsere
Spruchgedichte, die uberall selbst verkiinden, dass ihre Dichter sie sich
als vor grôsseren Kreisen der Zuhôrer vorgetragen denken. Auf jedem
Reichstage, in jeder Versammlung der Fûrsten, der Ritter, der Stadte
dehnte sich der Kreis der Interessen schon uber ein bald mehr, bald
minder grosses Gebiet aus. Boten aller Art, des Reiches, der Fùrsten
und der Stâdte, durchritten ohne Aufhôren die deutschen Lande nach
allen Seiten; sie waren die natiirlichen und gewôhnlichen Vermittler
fur die Zeitungen und Berichte aller Art. Ausserdem aber war die
Zahl derer, die damais unstât durch die Lande hinzogen, ûberaus gross :
Geistliche, Schuler, Schreiber, Sànger, Spielleute, Gaukler, die Scharen
der Landsknechte u. s. w., die ganze grosse Bewohnerschaft der Her-
bergen. Sie aile trugen die Neuigkeiten von Ort zu Ort und ganz
gewiss am liebsten in gebundener Rede, in Lied oder Spruch. Es fehlte
demnach durchaus nicht an Mitteln, um auch den Reimgedichten eine
schnelle Verbreitung zu geben, und es war auch ihnen die Einwirkung
auf weite und zahlreiche Hôrerkreise gesichert. Als sie dann spàter
im Druck rasch vervielfâltigt werden konnten, stieg ihre Verbreitung
ohne Zweifel viel weniger dadurch, dass mehr Leute eines Exemplars
habhaft werden konnten, um es fur sich zu lesen, als vielmehr durch
die vermehrte Zahl der Vorleser, die das neue Gedicht nun allerorten
zugleich in den ôffentlichen Versammlungen der hôrbegierigen Menge
vortragen und vom Ort des Druckes alsbald auf allen Strichen der
Windrose in die Lande hinaustragen konnten, um von Herberge zu
Schenke ihre Neuigkeiten an den Mann zu bringen. «
*) y. Liliencron, Die historischen Volkslieder der Deutschen vom XIÏI. bis
XVI. Jahrhundert. 2, II.
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- 3 —
Bis in das friiheste Mittelalter zurûck lâsst sich dièse historische
Volkspoesie der Deutschen verfolgen, wenngleich leider nur ganz geringe
Reste aiif uns gekommen sind. Das àlteste hierher zu zâhlende Gedicht
ist der noch der althochdeutschen Période angehôrende sogenannte
Ludwigsleich, eine Verherrlichung des Sièges, welchen der westfran-
kische Kônig Ludwig III. im Jahre 881 bei Saucourt ûber die Nor-
mannen davontrug. Aber auch noch andere siegreiche Sehlaehten
haben Anlass zu dichterischen Schilderungen und Liedem geboten; so
wird von den Geschichlsschreibern zum Jahre 915 ein Volkslied auf
die Schlacht bei Erisburg erwàhnt. Grosse Mânner wurden im Liede
verherrlieht, so der bedeutende Erzbischof Anno von Kôln in einem
grôsseren Gediehte, das uns der glûckliehe Zufall erhalten hat ; andere,
wie ein Gesang auf den Erzbischof Hatto von Mainz aus dem Jahre 904,
auf den Herzog Boleslaw von Polen aus dem Jahre 1109, sind uns leider
verloren gegangen, sei es, dass dièse Lieder gar nicht aufgezeichnet
waren und nur im Munde des Volkes fortleblen, welches nach Jahr-
hunderten ihren Inhalt nicht mehr verstand und so das Interesse an
denselben verlor, sei es, dass in den trostlosen deutschen Wirren zu
Ausgang des Mittelalters auch die Aufzeichnungen der Vernichtung
anheimfielen. Eins der friihesten wirklichen Volkslieder, das auf uns
gekommen, betrifft die Schlacht auf dem Marchfelde zwischen Rudolf
von Habsburg und Kônig Ottokar von Bôhmen im Jahre 1278, und
bis um die Mitte des XV. Jahrhunderts fûhrt Liliencron nicht weniger
als 124 Lieder auf, welche der Vergessenheit entgangen sind. Seit
dieser Zeit nun erreicht die Zahl der historischen Volksgesânge eine
wirklich staunenswerte Hôhe, was wohl zum Teil auf die Erfmdung
der Buchdruckerkunst zuriickzufuhren ist, doch ist dies kaum der ein-
zige Grund. Es ist nicht zu verkennen, und aile Litterarhistoriker
kommen dahin iiberein, dass das XV. und XVI. Jahrhundert, eine so
traurige Ode auch auf dem Gebiete der Kunstpoesie herrschte, dennoch
reiche und lohnende Ausbeute gewàhrt durch das Uberhandnehmen des
Volksliedes. Der deutsche Geist erwachte in den Tagen, als die poli-
tische Grosse unseres Vaterlandes zu Grabe getragen wurde, in nie
geahntem Masse. Die Masse des Volkes fiihlte ihre Kraft, die feinere
Bildung wurde Gemeingut und auf allen Gebieten von Kunst und
Wissenschaft suchte das Volk sich hervorzuthun. Wie das Kirchenlied
in kurzer Zeit zur hôchsten VoUendung emporstieg, so nicht minder
der Profangesang. Das Volkslied tritt jenem ebenbtirtig zur Seite, nicht
nur das eigentliche Liebeslied, sondern auch das historische Gedicht.
Ein jeder sucht sich hier hervorzuthun und beizutragen zu dem Auf-
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- 4 -
schwunge der Nation. Nichts schien so unbedeutend, was nieht wert
gewesen wâre, im dichterischen Gewande zur Kenntnis der Zeitgenossen
gebracht zu werden, imd so finden wir neben welthistorischen Ereig-
nissen in den geschichtlichen Volksliedern der Deutschen auch Sachen
verewigt, die uns an die heutigen Mordgeschiehten erinnern, neben den
Kampfen gegen Hussiten und Tiirken auch Berichte iiber den Juden-
mord zu Denkendorf oder iiber Stortebeker und Hodeke Michel. Kein
Ereignis von irgend welcher allgemeinen oder auch nur lokalen Bedeutung
ist unbesungen geblieben. Auf fliegendem Blatt gedruckt, wurde es
auf den Messen und Wallfahrten als das Allerneueste angepriesen und
massenhafl gekauft. In kurzem waren dièse Blâttchen dem Volke so
beliebt, ja formlich zum Bediirfnis geworden, »dass Verleger und Dichter
bei jeder noch so diirftigen Reimerei, wenn sie nur irgend etvvas im
Augenblicke gerade Anziehendes enthielt, leicht ihre Rechnung fanden« ^).
Da konnten denn unsere biederen Vorfahren vernehmen, was sich in
der Welt ereignet, und die Wundermàr, welche ihnen dièse Zeitungen
verkiindet, gelangte so von Stadt zu Stadt, von Dorf zu Dorf.
Nattirlich ist ihr dichterischer Wert nicht immer sehr hoch, ja
verhâltnismâssig nur wenige Lieder dieser Art erheben sich iiber den
Boden der Mittelmàssigkeit, auch ihr Verstândnis wird durch den poe-
tischen Sinn des Lesers allein nicht vermittelt. Sie sind, wie Lilien-
cron treffend sagt^), »eben nicht etwas fiir sich selbstandig bestehendes,
wie jede andere freie, allgemeine menschhche Dichtung. Ein anderes
Lied lost sich von der Empfindung des Herzens, aus dem es hervor-
quillt, wie die reife Frucht vom Baume ab; es duftet und schmeckt
und keimt nach seiner Art fort in anderen Gemiitern. Das geschicht-
Uche Lied dagegen hângt fester und unlôsbarer mit der Begebenheit
zusammen, die den Sânger zum Singen stimmte. Innerhalb des Laufes
der Ereignisse entsteht es gewissermassen selbst wie ein Stiickchen dieser
Geschichte; es ist selbst eine Seite des lebendigen Treibens, w^elches
sich zugleich in ihm abspiegelt. Es wird nicht gedichtet, um Unkundige
iiber das Geschehene zu belehren, sondern wendet sich an solche, die
in dem eben Geschehenen mitleben und mitwirken, bald um die gemein-
same Freude ûber einen Sieg zu feiern, bald um dem Zorn oder der
Ergebung bei einer Niederlage Worte zu leihen, um den Freund zu
feiern, um den Gegner mit Hohn und Spott zu uberschiitten ; immer
aber mit der Absicht, die Gemiiter der Hôrer zu stacheln und zu
0 ib. 3, IV.
2) ib. 1, IV.
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stimmen, zu treiben und zu heben. Darum eben sind so viele dieser
Dichtungen, ja bei uns in Deutschland weitaus die meisten, mit ihrem
nâchsten Ziel und Zweck, mit ihrem thatsâehlichen Untergrund zugleich
verschwunden und vergessen*. Dazu kam die Ungunst der Zeiten.
Vor allem durch die Wirren des Reformationszeitalters und des dreissig-
jâhrigen Krieges sind selbst die meisten der auf fliegenden Blàttem
gedruekten Lieder zu Grunde gegangen; dennoeh sind so zahlreiche
derselben vor der Vernichtung versehont geblieben, dass sie einen
besonderen Zweig der Litteratiu'geschichte bilden, und die Weltgeschiehte
fiir manche Perioden in trefflicher Weise die sonstigen historischen
Uberlieferungen an ihnen priifen, beriehtigen und ergânzen kann. Frei-
herr von Lilieneron hat im Auftrage der bayrisehen Akademie der
Wissenschaften die historischen Volkslieder der Deutschen bis zum
Jahre 1552 gesammelt, und die vier stattlichen Quartbânde umfassen
nicht weniger als 623 Nummern, von denen zahh'eiche einen recht
bedeutenden Umfang haben.
Es ist nun leicht erklârlich, ja eigentHch selbstverstàndlich, dass
die ausschliesslich deutschen Teile unseres Vaterlandes in den histo-
rischen Volksliedern der Deutschen eine viel grossere Rolle spielen, als
diejenigen, in denen eine gemischte Bevolkerung lebt, wie es in den
Grenzlândern der Fall war und noch heute ist. Nur hôchst selten
wird es vorgekommen sein, dass ein Dichter ein geschichtliches Ereignis
aus ferner Gegend besang; fur gewohnlieh nahm er das ihm zunâchst
liegende, brachte es in Reime und war befrîedigt, wenn seine Dar-
stellung bei den Selbstbeteiligten Anklang und Aufnahme fand. Es
musste schon etwas wirklich weltbewegendes sein, wie die Eroberung
Konstantinopels durch die Tiirken, die Niederlagen Karls des Kiihnen
oder besondere Ereignisse aus der Reformation, wenn ein Fefnerstehender
von ihnen so ergriffen oder begeistert wurde, um sie im poetischen
Gewande zu besingen. Da nun unsere engere Heimat Lothringen ein
Grenzland und zum weitaus wichtigsten Teile im franzosischen Sprach-
gebiete gelegen war, so w^erden gewohnliche, einheimische Ereignisse
in deutscher Sprache hier kaum besungen worden sein ; ob in franzô-
sischer, kann ich zur Zeit auch nicht behaupten, ich nehme es aber
an. Das deutsche historische Volkslied hat also in Metz und Lothringen
selbst kaum irgend eine Blute erleben kônnen, wenn dennoeh aber
mehrere Gedichte vorhanden sind, die sich mit lothringischon Verhâlt-
nissen befassen, so konnen wir von vornherein, da sie nur im eigent-
lichen Deutschland verfasst sein werden, aimehmen, dass es selbst fiir die
deutschen (lauc» wichtige Ereignisse waren, welche sich hier abspielten.
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— 6 —
Intéressant ist es aber immer, selbst nur einige Bilder aus Loth-
ringens vielbewegter Vergangenheit im Spiegel des deutschen Liedes
betraehten zu konnen. Sehen wir doch aus ihm, was man im Inneren
Deutschlands ûber das alte, viel umstrittene und umworbene Grenzland
daehte, das wie kein anderes zum Schutze gegen den Erbfeind bestimmt
war, und dass man die Verdienste seiner Fiirsten, vor allem in den
Kâmpfen gegen Karl den Kûhnen und im Bauernkriege, wohl zu wijrdigen
versland. Und was Metz und seine Biscliofe betrifft, so bat besonders
Georg von Baden dem deutschen Volksliede reichlichen StofT zum Singen
gegeben, und als die wichtige Veste endlich durch schnôden Verrat in
die Hànde Frankreichs geraten, ist ihr im deutschen Liede ein Denkmal
gesetzt, welches so recht die Trauer und den Zorn des weiten Deutsch-
lands kennzeichnet.
Um nun zunàchst zu zeigen, welche Bedeutung man unserer
Heimatstadt im ganzen Reiche beimass, so sei des alten Spruches
Erwàhnung gethan, der iiberall im Deutschen Reiche bekannt war und
sich mit den wichtigsten Stâdten befasst, obwohl er ja streng genommen
nicht unter die Volkslieder zu rechnen ist. Er lautet:
Vier Stedt ym Reiche Aussburgk, Metz, Ache, Lûbeck.
Vier Dorffer ym Reich Bamberg, Sletstadt, Hagenaw, IJlm.
Vier Gepawren im reich Regenssburg, Costnitz, Saitzburg, Munster *).
Nicht minder geht die Wichtigkeit von Metz hervor aus einem
Volksliede, dessen Abfassung wohl in das Jahr 1534 zu setzen ist. Es
wurde nach allgemeiner Annahme gedichtet, um der Auflôsung des
schwâbischen Stâdtebundes entgegen zu wirken, dessen Bestehen als
eine Wohlthat, ja Notwendigkeit fiir das Deutsche Reich hingestellt
wird. Nicht minder aber legt das erwâhnte Lied leider Zeugnis dafûr
ab, dass die Herzoge von Lothringen oft mehr nach Frankreich geneigt,
wenigstens eine sehr zweideutige Rolle gespielt haben ; und daher kann
man die Besorgnisse wohl begreifen, welche das Volkslied ausspricht,
wenn es singt*):
Mainz, Bopparten, Luttich,
Weissenburg, hût dich!
Wann Weissenburg undergee,
lug Hagenaw und Landaw, wie es umb dich steeî
Wann der pfalzgraf Koln zwingt
und Lutringen Metz gewint,
o rat von Strasspurg, secht zu,
but dich, du schweizer ku!
*j ib. 4, 118, Anmerkung.
") ib. 4, 67.
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— 7 —
Hut dich, du rômisch reich,
dass der pund nit von dir weich,
wann des von Frankreichs mantel
und pfalzgravischer rock,
herzog Jorgen hosen
und des von Wirtenberg bruch: —
ist ailes gemacht aus einem tucb.
In Frankreich selbst wusste man sehr gut den Wert des reichen
Lothringen zu schâtzen, und mehr als einmal hat man in Paris den
Versuch gemacht, dièses schone Land fur sich zu gewinnen. Auch
Ludwig XII. hatte zu Beginn des XVI. Jahrhunderts sein Auge auf das-
selbe geworfen, und so singt denn das Lied von der Sehlaeht bei
Navarra aus dem Jahre 1513 in dieser Beziehung^):
Der bot sagt mir, wie der Franzos
hab sich gerust in solcher moss,
dass er meint widerstreben
dem keiser und dem ganzen rich
und ouch dem bapst, des selben gHch
der eidgnossenschaft, merk eben;
den meint er th&n ein widerstand,
ir keinen lassen bHben,
darzâ den kiini^ von Engelland
verderbcn und vertriben;
Hispanien, Meiland, Hochburgund, Luttringen
memt er an sich zû bringen,
ouch ail tiitsch nazion
muss im sin underthon.
Und Frankreich konnte uiusomehr holïen, endlich doch in den
Besitz Lothringens zu kommen, weil sein Furstenhaus verschiedentlich
es in seinen deutschfeindlichen Bestrebungen unterstutzt hatte und noch
unterstutzte. So stand im Jahre 1507 im Kriege gegen Flandern Loth-
ringen auf Seiten Frankreichs gegen das Reich, und in der Niederlage,
welche die Franzosen bei dem Stadtchen Diest erlitten, musste auch
ein Prinz von Lothringen sein vaterlandsfeindliches Unterfangen mit
dem Tode biissen. Das Liedjmeldet uns dariiber^):
Darnach da kamen si gen Diest
mit grosser ungestimer wiiest;
des ward der graf von Nassen gwar,
der schickt seins volks sechs hundert dar,
klain Ëndcrlin da ir hauptman was.
Die burger waren auch nit lass,
ir manhait hand si wol genossen,
und haben manchen man erschossen.
Herzog von Luttring der plieb tod,
der hat im selbs geschafFt die not.
n ib.
«) ib.
3, 91.
3, 19.
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— 8 —
Das Lied ist hier etwas ungenau; denn nicht der regierende
Herzog Reinhard II. fiel in der Sehlacht ; dieser starb erst 1508, wohl
aber wird es ein sehr naher Verwandter von ihm gewesen sein. Es
ist aber als sicher anzunehmen, dass der Herzog selbst ebenfalls auf
franzôsischer Seite stand. Desgleichen nahm Lothringen als Verbiindeter
Frankreichs an der Sehlacht bei Pavia im Jahre 1525 teil, in welcher
der Bruder des Herzogs Anton seinen Tod fand. Der biedere deutsche
Landsknecht, der die Ruhmesthaten seines Standes in jener Sehlacht
frohen Sinnes besingt, ruft jubelnd aus^):
Da kam der teutsch franzesisch haufen,
die schlûgen wir gar pald zû tod,
fiirwar ain ausserlesen rott
von fiirsten, herren, jung und ait!
Vermerkt, ich wils euch nennen pald:
der erst ain kûng von Engeland,
die weisse rosen ward er gênant,
von Lutring brûder, den ir kent,
Biniau, Langamantel ir locotenent
sein gschlagen ail von uns zû tod.
Ja selbst im friihesten Mittelalter hat die Treulosigkeit der Loth-
ringer Anlass gegeben zu einem Volksliede. Denn es wird uns von
den deutschen Geschichtsschreibern gemeldet, dass in den Landen ein
Lied gesungen wurde auf die lothringischen Bischôfe, welche im Jahre
1024 ihren Herzog Gozilo verliessen ^j. Leider aber ist uns dasselbe
nicht erhalten.
Das Deutsche Reich jedoch zeigte wenig Lust und Neigung, den
Edelstein Lothringen aus seiner Krone fahren zu lassen, vielmehr suchte
es mit Zâhigkeit denselben zu behaupten, was ihm ja auch trotz aller
Fahrnis bis zum Jahre 1735 gelungen ist. Die deutschen Kaiser nannten
sich mit Stolz Herren von Lothringen, und das « neue Lied vom kunig
Karolus » aus dem Jahre 1519 sagt von ihm ^) :
Er ist, merkent mich mère,
erzherzog mit begir
zû Osterreich, ain herre
zû Burgund, merket ir,
zû Lutringen iind zû Steire
zû Limburg also veste,
zû Lutzelburg darbei,
zû Geldern auf das leste;
graf zû Flandern so frei.
') ib. 3, 430.
*) ib. 1, XXVI.
«) ib. 3, 230.
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— 9 —
Und ein weiteres Loblied auf den Kaiser, welches im Jahre 1526
gedichtet ist, beginnt^):
Ich sing zû lob und eren
keiserlicher majesiat;
den fUrsten und auch herren
hat got verlauhen gnad
in teutsch und welschen landen,
und in dem rômischen reich,
am Rein und bei dem bonden,
in Lotringen des gleich.
Die Lothringer haben aber, und das wollen wir riihmend aner-
kennen, nicht immer auf Seiten des Erbfeindes gestanden, sondern oft
auch in recht truben Zeiten die Fahne des Deutsehtums hoch gehalten
und tapfer verteidigt ; und so komnien wir denn zu den Ruhmesthaten
derselben, die uns etwas langer beschàftigen werden. Da meldet uns
zunâchst das Volkslied iiber das Constanzer Concil, dass auch der
Herzog von Lothringen gleich anderen deutschen Fûrsten an den Ge-
staden des Bodensees erschienen war und sich an den Verhandlungen
beteiligte ^). In dem Kampfe des Bischofs von Basel, Johann von Vienne,
gegen das màchtig aufstrebende Bem und die schweizer Eidgenossen-
schaft iiberhaupt, der sich im Jahre 1368 besonders um das Stadtchen
Biel drehte, sehen wir auch den Herzog von Lothringen als Verbûndeten
des Bischofs im Felde erscheinen, als dessen Scharen eine erste Nieder-
lage erlitten hatten^):
Der bischof sant vil zorniclich
nach sinen herren allen,
von Lotringen der herzog,
von Blankenburg mit schalle,
von Tierstein, von Viann,
wol zwenzig landesherren,
der ich nit ail erkant,
ir orden ist geschant.
Aber selbst dièse thâtige Hiilfe konnte dem streitbaren Bischofe
nicht niitzen ; er wurde wiederum geschlagen bei Bremgarten und musste
sich samt seinen Verbûndeten schleunigst zuruckziehen, um einer noch
grôsseren Schlappe zu entgehen.
0 ib. 3, 447.
*) ib. 1, 243: von Osterrich ain botschaft wis,
Lutring, Westerich und Briss,
von Wirtenberg ain furstlich graf
kom auch zû des concilis lauf.
^) ib. 1, 66.
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— 10 —
Zu Anfang des XV. Jahrhunderts sehen wir dann den Herzog
Reinhard von Lothringen in eine Angelegenheit verwickelt, die sich
ganz im Innern Deutschlands abspielt und fiir uns um so interessanter
ist, weil sie die Stammburg unseres erlauchten Kaiserhauses, den Hohen-
zollern, betrifft. Hier war nâmlich nach langen Verwickelungen, die
sich seit dem Jahre 1401 hinzogen, zwischen den beiden Brudern
Friedrich dem Ottinger und Eitelfriedrich eine heftige Fehde entstanden,
da ersterer sein ganzes Vermôgen vergeudet hatte. Als er vom Hof-
gericht in Rottweil verurteilt worden war, setzte er sich auf dem Hohen-
zollern fest^):
Der Ottinger gehiess den sinen grossen sold,
dass si bi im ain kurze zit wôltent beliben,
die stet môchtind das nit die lengin triben,
wan er gab in aigenlichen fur,
wie der von Lutringen gar ungehiur
und der von Baden samlung heten
und in mit macht schier welten retten.
Nun mischte sich aber der Kaiser Sigismund in den Streit und
sprach die Reichsacht uber Friedrich aus*):
Dem durchliuchtigosten kung Sigmund
ward das ailes wol getan kund,
dar umb schraib er und bot bi kunglichen hulden,
bi schwârer pen und treffenlichen schulden
fursten herren rittern knechten und steten,
dass den Ottinger nieman solti retten,
wann er lang zit ain rouber war gewesen
und môchtind arm noch rich vor im genesen.
Er bout dem von Lutring und von Baden,
dass si den steten nit fiigtend schaden,
wan das welt er ie von in ban,
dass si des genzlich mûssig sollend gan.
Als infolge dessen die gehoffte und erwartete Hiilfe ausblieb, entfloh
der Graf heimlich von der Veste, um persônlich den Markgrafen von
Baden und den Herzog von Lothringen zum Eingreifen zu bewegen^):
Er reit dar nach zû dem herzogen von Lutringen
und gab im fiir, im môcht wol gelingen,
welt er und der marggraf im zû schiben,
so welt er die stet von dem berge triben.
Si kerlent sich aber liitzel dar an
und hâtent in fiir ainen touben man.
0 ib. 1, 288.
«) ib. 1, 289.
8) ib. 1, 290.
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— Il —
Die Folge davon war, dass der Hohenzollern erobert und zerstôrt
wiirde; erst im Jahre 1454 erstand er von neuem aus der Asche.
Im Jahre 1462 tritt uns Metz mit seinem unternehmenden Bischofe
Georg von Baden zuerst in den Volksliedern entgegen iiber den so-
genannten pfâlzischen Krieg und die Schlacht bei Seckenheim. Zum
allgemeinen Verstândnis dieser Verwickelungen, die ja bereits frûher
in einer eigenen Abhandlung in dem Jahrbuche der Gesellschaft fur
lothringische Geschichte^) nàher dargelegt wurden, will ich nur an-
fiihren, dass sich wàhrend der Regierungszeit des schwachen Kaisers
Friedrich III. zwei grosse politische Parteien im Reiche bildeten: die
brandenburgische, zu der auch der Kaiser hielt, mit dem streitlustigen
Kurfursten Albrecht Achilles an der Spitze, und die wittelsbaehsche,
deren Fiirsten in Bayern und der Pfalz herrschten. Dem Kurfursten
von Brandenburg kam es vor allem darauf an, das Ûbergewicht der
Wittelsbacher in Siiddeutschland zu breehen, das ihm besonders fur
seine frànkischen Lande Ansbach und Bayreuth gefâhrlich werden
konnte, und da Bayern und Pfalz sich auch mancherlei tfbergriffe er-
laubt hatten, so kam es am 15. Juli 1461, nachdem schon mehrere
Plânkeleien vorangegangen waren, zur fôrmlichen Kriegserklârung gegen
Pfalz-Bayern von Seiten des Kaisers, der Albrecht von Brandenburg,
Graf Ubich von Wiirttemberg und Markgraf Cari von Baden zu Ober-
feldherren ernannte. Selbstverstândlich unterstiitzte der Bischof Georg
von Metz in Verbindung mit dem Bischofe von Speyer seinen Brader,
wâhrend der Kurfiirst von der Pfalz treue Bundesgenossen fand an
dem vom Papste nicht anerkannten Kurfursten Diether von Mainz und
dem Landgrafen Heinrich von Hessen. Noch bevor es zu einer
Schlacht kam, dichtete ein gewisser Gilgenschein,
der dem fiirsten vil gutes gan,
dem pfalzgraf bi dem Rine,
ein Gedicht, in welchem er die Verbiindeten und Gegner der Wittels-
bacher aufzâhlt; natiirlich kommen die letzteren sehr schlecht weg.
Die uns hier interessierende Stelle lautet^):
Loica kan der fund gar vil
und wer der iintruw pflegen wil,
dem kompt sie wol ze sttire;
ich sprich, falsch loica si nit gui,
an eren ist si ture.
0 Weinmann, Bischof Georg von Baden und der Metzer Kapitelstreit.
Jahrbuch VI, 1 Cf.
*) Liliencron 1, 525.
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— 12 —
Der von Brandenburg was an dem rat
und herzog Ludwig zu im drat,
den bischof von Trier ich nit nennen;
der von Mez was an der schar,
den mogent ir aie wol kennen.
Die Gegner der Wittelsbaeher, Ulrich von Wurttemberg, Cari
von Baden, Bischof Georg von Metz und die Speyerschen, trafen sich
am 25. Juni 1462 zu Pforzheim und beschlossen, einen gemeinsamen
Angriff auf die Hauptstadt des pfâlzischen Kurfûrstentums, Heidelberg,
zu unternehmen; sie ruhmten sich, dass sie die Weinberge um das
Pfalzgrafenschloss aushauen woUten, ein Ausspruch, um dessentwillen
sie spâter gar heftigen Spott iiber sich ergehen lassen mussten. Der
Kurfiirst von der Pfalz war jedoch auf seinem Posten, und es gelang
ihm nebst seinen Verbtindeten, die Feinde bei Seckenheim vôUig zu
umzingeUi. Dièse versuchten am 30. Juni einen Durchbruch, aber
nach einem uberaus hitzigen Gefechte musste sich das ganze Heer
ergeben. Die drei Fursten wurden im Triumph nach Heidelberg gefuhrt
und dort in Haft gehalten — sie hatten ihr Ziel erreicht, sie waren
ja in Heidelberg, wie ihre Feinde hôhnten, und der Krieg war mit
einem Schlage beendet. Doch horen wir, wie unsere Volkslieder
hieriiber melden*):
Bischof Jôrg von Metze
was mit in in dem feld,
sin freud begund letzen,
er mag sin wol entgelten!
Wer er daheim verbliben
und het ein mess gelesen,
als ander pfafen driben!
Sie habens wol besonnen
die herren aile dri,
Heidelberg han sie gewonnen,
mit in manig graf und fri,
dar zu vil ritter und knecht.
Des freu dich, pfalzgraf hochgeborn
und ailes din geslecht!
Und lass dich nit betriegen
die fogel hait in hut,
dass sie dir nit empûiegen,
din weidwerk das wirt gut !
Kanstu die fogel ropfen,
so hait sie bi dem fessel,
lass sie nit von dir hopfen! —
0 ib. 1, 527.
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— 13 —
Biâchof von Metz geschriben,
Der nam môcht dir bestan,
werstu da heim verliben
und trugst ein korrock an,
das dir vil besser wer,
wan du will zu Heidelberg
die blatten lassen schern!
Das »liet der niderlag* meldet uns àhnliçh vom Bischof von Metz^):
Der jeger bat den lewen auch uf geweckt;
Der lewe bat den margrafen und sin bruder erschreckt,
er bat so grimmeclichen geschruwen,
dass sie aile in den krieg gekomen sint,
das bat sie und ir ritterscbaft sere beruwen! —
Margrafe Karle, fiirst und herr zu Baden,
den biscbof von Metz hastu in das feld geladen,
mit dem von Wirtenberg wolt er beissen;
dem lewen ir in sin land ritent,
zu zorn und grimmekeit wolt ir ine reissen!
Margrave Jôrg, herr und bischof zu Metz,
zu Heidelberg hett ir gern gehort die lez,
der meister ist uch zu rechter zit komen!
Wert ir daheim in uwerm bistum bliben,
eim geistlichen herren het das wol gezomen!
Des pfalzgraven diener kunden das wol bewern,
wie man eim bischof die blatten sol scheren,
das handwerk haben sie lang getribeni
Und het die ritterscbaft so sere nit gewert,
vor den buern wert ir nit leben bliben!
Ein drittes Volkslied iiber denselben Gegenstand scheint von einem
Gegner des pfalzischen Kurfûrsten gedichtet zu sein; wenigstens lâsst
er den gefangenen Grossen seine Anerkennung zu teil werden. Ûber
die Thâtigkeit des Bischofs von Metz in der Schlacht singt er folgende
Strophen^):
Ir schad der bracht in vil missrat,
der hauf ward da durchtringen,
doch werten sich die feind auch fast
mit ihren falschen klingen.
Der herr von Mez war im gefrez
mit seinen welschen leuten,
die bat er in die rur gesezt,
verhawen sein ir heuten.
0 ib. 1, 630—31.
»j ib. 1, 534—36.
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- 14 —
Im hat daselbst auch nichts gefelt,
in lutzel half sin weihe,
gut streich die waren sein beutgelt,
kein mezblank mocht im gdeihen;
die miinz was geng, man gab si streng,
kein borg man tet begeren,
dem bischof wards sambt seiner meng,
damit man in tet eren
Der Herr von Mez der rûmmelt fast
er wollt tun manchen schaden,
der marggraf hat auch wenig rast,
ich mein Karle von Baden;
sein stolzer mut bracht im nit gut,
er ward gesteurt mit wunden!
Ja Wurtemberg hieb uf das blut
manchem gar tiefe wunden.
Ail drei si haben gfochten ser,
ganz mannlich was ir mute,
in ist lieber gewesen er,
dann ir vil grosses gute;
sie waren keck, keinr wollt hin week,
si bliben bei ir mannen,
die walstat was ein weiter fleck,
der si nicht liess von dannen.
Drumb tragen si auch wol den preis,
man sol in guts nachsagen;
sie han getan ir besten fleiss,
wie wol si seind geschlagen.
Da nam ein end der streit behend
und wurden vil gefangen,
wann von in floh ein guter fend,
begerten si der stangen^).
*) Im Anschluss an die letztgenannten Volkslieder môchte ich hier er-
wâhnen, dass auch in neuerer Zeit der bekannte Dichter Gustav Schwab den
Stoff zu einer seiner Romanzen dem pfalzischen Kriege entlehnt hat. Es ist dies
das Gedicht: »Das Mahl zu Heidelberg«, welches beginnt:
Von Wurtemberg und Baden
Die Herren zogen aus,
Von Metz des Bischofs Gnaden
Vergass das Gotteshaus ;
Sie zogen aus, zu'kriegen,
Wohl in die Pfalz am Rhein,
Sie sahen da sie liegen
Im Sommersonnenschein.
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~ 15 —
Hatte nun Bischof Georg von Metz im pfâlzischen Kriege eine
RoUe gespielt als Bundesgenosse des Kaisers gegen Wittelsbach, so
finden wir ihn 13 Jahre spâter — 1475 — wiederum im Felde zum
Schutze des Reiches gegen fremde Anmassung im sogenannten Kôlner
Kriege. Wie ja bekannt, halle der slolze Herzog Karl der Kiihne
von Burgund, naehdem er auf der Zusammenkunfl mil dem Kaiser
Friedrich III. in Trier seine Plane in Betreff der Kônigskrone nicht
hatte verwirkliehen kônnen, versucht, sieh in die deutschen Streiligkeiten
und Hândel einzumisehen, imd mil Freuden benulzle er den Kampf des
Kolner Kurfiirslen mil seinem Domkapilel, um Deulschland arge Ver-
legenheiten zu bereilen. Halle ihm das fesle Neuss nichl so erfolg-
reichen Widersland geleislel, wer weiss, wie sich die Geschiehle unseres
Vaterlandes weilerhin abgespiell haben wurde. Der Kaiser erklârle
den Reichskrieg gegen ihn, und zahlreiche Fûrslen, unler diesen die
Bischofe von Slrassburg und Melz, eillen unler seine Fahnen. Ein
hislorisches Volkslied meldel dariiber'):
Von Ôsterreich herzog Sigmund
schickt frome leute zû stund
dem kaiser in die pletz.
Da kom bischof Jôrg von Metz
dem kaiser auf den plan,
von Slrassburg der bischof lobesan
hielt an fiirsUichen siten,
er was gehorsam oben und niden.
Wichliger aber noch war das Bundnis, welches zwischen dem
Kaiser, Frankreich, der Eidgenossenschafl und dem Herzoge Reinhard II.
von Lolhringen gegen den stolzen Burgunder zu Slande kam. Solchen
Gegnern nichl gewachsen, suchte Karl auf geschickle Weise sich aus
der Schlinge zu ziehen ; er schloss Frieden mil den drei Erslgenannlen
und uberfiel nun den alleinslehenden Herzog, den er besiegle und aus
dem Lande verlrieb, sodass dieser in Frankreich eine Zufluchlslalle
suchen mussle. Das schône Lolhringen mil seiner Hauplsladl Nanzig
verleible Karl seinen Lândern ein. Darauf eille er zum Rachezuge
gegen die Eidgenossenschafl, erlill aber wider ailes Erwarlen im
Jahre 1475 eine vollslandige Niederlage bei Granson. Da nun der
Herzog furchlen mussle, es wiirden jelzl aile von ihm unlerjochlen
Slaalen und Lànder sich erheben, so riislele er, unlerslûlzl von dem
Grafen von Savoyen, ein neues Heer. um eine grause Abrechnung zu
hallen mil den Eidgenossen. Er lagerle sich bei Murlen, um nach
^) Liliencron 2, 50.
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— 16 —
Erobeniilg dieser Veste sofort auf Bern loszugehen. Doch die Blid-
genossen verzagten nicht; sie rafften ihre Heerhaufen zusammen,
und da sie von allen Seiten Hiilfe erhielten, so gelang es ihnen auch
diesmal — im Jahre 1476 — siegreich aus dem Kampfe hervor-
zugehen. Unler den Bundesgenossen der Schweizer befand sich der
fûnfundzwanzigjàhrige Herzog Reinhard von Lothringen ^),
der wil nach grossen ern ringen,
im isi gross gwalt geschechen,
man hat im stet und burg genon;
er wolt es nit ungerochen Ion,
das hat man wol gesechen.
Er stiess mit einigen elsàssischen Rittern und 300 Pferden zum
Heere der Schweizer, und auf dem Marsche in den Murtener Bannwald
gelangt, w^urde er vor Beginn der Sehlacht als erster von 300 Edlen
zum Ritter gesehlagen. Das erste Lied »von dem strit von Murlen«
singt von ihm^):
Dem edlen herzog hochgeborn
von Lotering dem tet es zom,
des Welschen ungefûge;
er kam mit mengem edelman
zû den fromen eidgenon,
sin eren tet er genûge
E man kam durch den wald so griin,
do slûg man mengen ritter kûn,
die man tût wol erkennen:
der herzog von Lotring der was der ein;
si redten ail zusammen gemein:
wir wellen vor dran rennen!
ÂhnUch heisst es in einem zweiten Liede^):
Von Lutringen tûn ich melden
den edlen fiirsten so rich,
er ist gsin in dem felde
80 gar on allen wich.
Der herzog von Burgunne
hat es um in verschult,
darumb hat er gewunnen
der fromen eidgnossen huld.
>) ib. 2, 112.
*) ib. 2, 92 und 9.3.
») ib. 2, 97.
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- 1? -^
Und das grosse Murtenlied meldet^):
Herzog Reinhart von Lutering
wolt ab sim pferd nit sitzen,
vil rilter schlûg er so ze ring.
Man machl gar bald die spitzen,
die rilter fiir, die fftssknecht an der siten,
do fieng man an ze striten.
Als aber die Schlacht voriiber war:
Harnach do zoch man in das her,
lag dri tag da in grosser er
nach keiserlichen rechten.
von Burgund in her Karlus hus
lept herzog von Lutring im sus
mit vil der sinen knechten.
Die erste Folge der entscheidenden Niederlage bei Murten war,
dass Herzog Reinhard sich wieder in den Besitz Lothringens setzte
und aueh seine Hauptstadt Nanzig zuriiekgewann. Karl der Kûhne,
fur den jelzt ailes auf dem Spiele stand, wollte Lothringen um keinen
Preis fahren lassen, und so rustele er denn von neuem und zog vor
Nanzig. Hier aber ereilte ihn sein Geschick; der Herzog, unlerstûlzt
von einer Schar Eidgenossen, brachte ihm eine neue Niederlage bei,
und auf der Flucht fand Karl, wie bekannt, auf elende Weise seinen
Tod. Das Volkslied berichtet daruber^):
Non wend wir aber heben an
das best, das ich gelernet han
und wie es ist ergangen
zû Nansen zû,
da hatends ail ein verlangen.
Herzog von Lutringen, das edel blût
er schreib den pundgenossen gût,
ja wie er wer gelegen
vor Nansen zû
mit manchem kiinen degen.
Der pund der gab vil liite dar
der eidgenossen ein grosse schar
mit werhaftigen handen,
die fûrt er mit im
wol in das welsche lande.
') ib. 2, 101—102.
-'; ib. 2, 105—106.
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— 18 —
tTnd nach der Schlacht:
Man lett den herzogen uf ein bar,
man fûrte in gen Nansen zwar,
ze tod ward er erschlagen;
herzog Reinhart
hat in zû Nansen begraben.
Ausfûhrlicher berichtet ûber dieselbe Angelegenheit das Lied »vom
Stril von Nanse«, welches beginnt^):
Woluf ir fromen eidgnossschaft,
ail die im punde sind verhaft,
der herzog von Lotring gênant
wil uns versolden allesant:
zû Nanse lidents grosse not,
der Burgunner wil si haben tôt.
Herzog Reinhart dem ward kund getan,
frist môchtent si nit lenger han,
von hunger litents grosse not,
in Nanse hetents niendert brot,
ross, hund, katzen und mtise
wer in der stat ir spise.
Herzog Reinhart von Lotring
reit am ersten gen Bern gering,
er bat si umbe hilf zû hand:
>ich verlur sunst ail min landî<
Acht tusent man gar unverzeit
wurden von eidgnossen bald bereit.
»Herzog, iich sol hie wesen kund
gemeinlich von dem starken pund,
si gedenken ail gar wol daran,
was ir zû Murten hand getan:
iirs stritens also ritterlich
sond ir geniessen ewiglich.*
Si zugen hin in das Elsass,
die Juden straftens uf der strass;
da kamen si gen Linstat hin,
gen sant Niclaus stûnd in der sinn,
do erslûgen si wol hundert man,
der strit der vieng am samstag an ... .
0 ib. 2, 107 fif.
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- lô -
Carolus von Burgunn ward gewar,
wie der stark pund zoch dahar,
er brach sin her in sneller il
und zog gen in ein halbe mil.
Der strit vieng an als ritterlich,
kein man gesach nie desgelich
Der strit der wert wol fûnfthalb mil,
man zoch im nach in sneller il,
der graf von Liiuingen so gût,
darzû ein Franzos wolgemût;
der graf von Bitsch *) der nam ir war.
zwôlf herren bliben an der schar
Do man zalt sibenzig siben jar,
am zwôlften abend, das ist war,
do volendet sich der strit,
das dunket mengen menschen zit,
der von Carolus leid grosse not,
darumb in got liess slachen tôt.
Sit geboren ward herr Jésus Christ,
grôsser sach nie beschechen ist,
er war der vorchtsamst fûrst gênant,
den man in der welte vand.
Der stark pund imd herzog Reinhart
hand in geleit in sneller fart.
Gar billich sol man loben dich!
uf erden lebt din nit gelich
von fursten iez in diser zit,
der gestanden si zwen herter strit
und darzû ilt in sneller vart,
von Lotringen herzog Reinhart!
Kein man lebt nit uf erden hie,
der solichs hab gesehen nie,
dri grôsser strit in einem jar
mit gotes hilf ganz offenbar,
zû Granson, Murten und Nanse ;
des danken gote iemerme!
Wir kommen nunmehr zu den letzten deutschen Volksliedern, in
denen die Herzôge von Lothringen eine Roile spielen ; sie betreffen die
tapferen Thaten des Herzogs Anton im elsâssischen Bauernkriege. Im
*) Auch in dem Lied auf die Schlacht von Domeck (1499) wird ein Graf
von Bitsch erwâhnt (ib. 2, 405):
Graf Heinrich von Fiirstenberg, wol erboren,
din leben hast vor Domeck verloren,
Der Graf von Pitsch und der her von Castelwarte.
2*
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- 2Ô -
.îalire 1525 erhoben sich die Bauern in ganz Deutschland gegen ihre
Herren, irregefuhrt durch den falscli verstandenen lulherisihen BegrifT
von der evangelischen Freiheit. Uberall tobte der Aufruhr, und zahl-
reiche Kirchen, Kloster und Burgen gingen in Flammen auf, deren
Truininer uns noch heute an jene schrecklichen Tage erinnern. Vor
allem heftig wuteten die Bauern in Thiiringen, Franken und im Elsass.
Hier war der Herd der Emporung besonders in Molsheiin und Barr.
Zunàchst hatten die Lande des Bischofs von Strassburg schwer unter
den Bauern zu leiden, und schon wâlzten sich ihre zugellosen Scharen
dem Herzogtum Lothringen entgegen, als sich der kiihne Fiirst dièses
Landes, Anton, ihnen in den Weg stellte und ihnen bei Zabern eine
grosse Niederlage beibrachle. Das »schone lied, wie es in ganzem
Teutschland mit den bauren ergangen ist*^, meldet uns daruber*):
Im Elsass war vil grosser not
von bauren auch an manchem ort
mit reissen und mit ioben;
das wert in herzog auss Lotring,
ist war und nit erlogen erlogen.
Zû Lupstein bald ein schlacht gethan,
zû Zabern auch vil mancher man
sein leben bat gelassen:
bei Schletstat er des gleichen thet,
vil tbûn in darum hassen ja hassen.
In summa sagt man in gemein
von im erschlagen sind allein
wol dreissig tausend bauren,
des mancher noch uf dissen tag
tregt schmerzen und gross trauren ja trauren.
Ausfuhrlicher behandelt den Bauernkrieg im Elsass »das niiwe
lied von der burschaft in deutscher nation* : Erasmus Gerber aus Mols-
heim, oberster Ilauptmann des >hellen Haufens«, der vom Kloster Alt-
dorf auszog, eroberte in Verbindung mit dem Prâdikanten Andréas am
13. Mai 1525 die Residenz des Bischofs von Strassburg, Zabern^):
Es sint die zwen doch nit allein,
ir sind noch mer do hinden,
sei werent gross oder werent clein,
■ der herzog kund sei finden;
der frumme furst uss Lotringn
lernt sei ein nuwes liedlin singn
so gar on ailes lachen.
•) ib. :J, 442.
0 ib. 8, 497.
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— 21 —
Sich macht gar bald uss hofTart gross
der buren huf zusammen,
sei wolten sin ail bundgenoss — -
ja zu der helschen flammenî
Sei wolten berren sin allein,
ail guter machen gar gemein,
das spil hant sei verloren.
Der Lotringer sumbt sich nit lang,
er kam inen bald entgegen,
zu Zabem nams ein anefang,
er thet gar vil bewegen
ja von dem leben zu dem dot,
die buren kamen in grosse not,
das schuf ir falscher sinne.
Den buren ward der scbimpf zu hert,
ir musten vil entlaufen:
der ein starb hie, der ander dort,
man gab in streich zu kaufen;
das schuf ir evangelium,
sei woren blind und also dumm,
sei mochten nit gar entrinnen.
Ein zweiter Bauernhaufe stand wâhrend der eben erwâhnten Nieder-
lage bei Zabern etwas slidlicher am Landgraben bei Scherrweiler : bei
ihm befand sich eine Rotte aus Barr, welche von Liidwig Ziegler aus
der genannten Stadt befehligt wurde. Aiif diesen stûrzte sieh der
Herzog von Lothringen am Abend des 18. Mai, schlug ihn vôllig in die
Hucht und machte so dem Bauernkriege an der Grenze des Herzog-
tums ein Ende. Auch hieriiber berichtet uns ein deutsehes Volkslied,
in der »melodei eins deutschen hitherischen psalmen: Uss diefer not,
oder: Ach Got von himel sich darin*, und dièse Mélodie ist wohl mit
Absicht von dem streng katholischen Dichter gewâhlt w^orden, weil er
in dem Liede vom Herzog von Lothringen die Ausrottung der hithe-
rischen Ketzerei erbitlet, und es sicher einen tiefen Eindruck nicht
verfehlte, wenn dièse Bitte in der Weise einos protestantischen Chorals
gesungen wurde. Das Lied lautet^):
Ein ziegler zu Bar ein burger was,
wan Ludwig was sein name:
»wenn es gelingen uns well das, *
so wolten wir ouch zusamen!
so wellen wirs nun heben an
uber Druttenhussen muss es gan
den nochburen wend wir holfen.*
0 ib. 3, 498.
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— 22 —
Da selbst hub sich ein brechen an
von Ludwigs faulem baufen,
der Dûrk heti solcbes nit gethan!
sei thetten das gut verkaufen,
ee dann sei es hetten in der hand;
was gelt gult, was in gut fur pfand,
auch gots zierd in der kirchen.
Ëvangeli was in stets im mund,
im herzen was vergessen;
sei erdachien schnel ein guten fund,
den win mit kibeln messen.
Die sach wolt in nit wol zergan:
zu Scherwiler ward in rechter Ion,
wie allen deufels knechten.
Ir hoffart und gross ubermut
hat sei gebracht zu schanden;
hoiïart det sich nimmere gut,
als wir geschriben fanden.
Sei wolten herschen in der welt,
das bat sei bracht umb lib und gelt,
der sel wil ich geschwigen.
Lotringer, du vil frummer her,
Got due dir din leben fristen!
der bosheit bist du sicher 1er
und ganz ein frummer CJiristen;
dir nit gefiel der buren rot,
dorumb noch mancher liget dot,
von dinem volk erschlagen.
Das geb dir god den rechten Ion,
well dir sin gnad zusenden,
dass mûgst allzit gar wol beston
und din fûrsatz vollenden,
die lutheri ganz dilgen ab,
die buren bringen ann bettelstab,
die sich dorin sint geben.
Der ist worlich ein grosse zal
mit solcher seckt beladen,
die wellstu bringen auch zu fall,
dann sei dem glauben schaden;
sei sint verstopfet ganz und gar,
ails unglûck solchen widerfar,
wann sei sich nit thunt bekeren.
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— 23 —
Wie wir soeben gesehen, hatte die religiôse Bewegung im Elsass
Eingang gefunden, doch nicht minder nach Lothringen war sie vorge-
dnmgen, und es hatte eine zeitlang den Anscheiii, als ob der Pro-
testantismus auch an den Ufern der oberen Mosel festen Fuss fassen
wiirde unter dem Schutze der alten freien Reiehsstadt Metz. Als aber
der Kaiser Karl V., der âusseren Feinde ledig, ernstlich nach dem
Jahre 1540 Miene machte, die ihm so verhasste Religionsneuerung zu
unterdrûcken, als in den Niederlanden die Inquisition blutige Opfer
forderte, wurde das Voranschreiten der Reformation besonders im
westlichen Deutschland gewaltsam gehemmt. Auch in Metz war im
Jahre 1543 auf die Anordnung des Kaisers hin die religiôse Bewegung
erstickt, ohne dass es dabei, wie anderswo, zu Gewaltthâtigkeiten ge-
kommen wâre, da die Protestanten sich den kaiserlichen Vorschriften
fiigten. Indem nun ein Anhànger der lutherischen Lehre ail die Be-
driickungen, denen die Sache des Protestantismus in den vierziger
Jahren des XVI. Jahrhunderts ausgesetzt war, zusammenfasst, wobei die
Farben recht grell aufgetragen werden, hat er ein sehr weitschweifiges
Gedicht zu Stande gebracht, dem er den nicht gerade sehr kleinen
Titel vorgesetzt hat: »Ein warnung, gedicht an aile und iede ware
liebhaber des heiligen evangelions Christi und freiheit der loblichen
deudschen nation von gott verlihen, in diser gefahrlichen kriegsriistung
wol zu bedenken*. In diesem Opus beruhrt er denn auch die Vorgânge
in Metz; die uns interessierende Stelle lautet*):
Der blûtig schweiss soit eim aussgan,
der horte solchen grausam mord,
der sich zûtregt an solchem ort!
Gleicht sich der handlung schier zu Gent,
in dem der selben vil geschendt.
zû Metz solts auch so gangen sein,
wo got nit het gesehen drein.
Darumb, ihr herren, lond euch warnen,
euch selb zû retten und die armen.
Im vierten Kriege gegen Franz L, in dem Karl V. im Jahre 1544
siegreich bis in das Herz Frankreichs vordrang, hatte zuerst der Graf
Wilhelm von Ftirstenberg, dem der Kaiser den Oberbefehl iibertragen
hatte, zu Ende Mai nach erfolgreichem Sturme die alte Veste Luxem-
burg erobert und schickte sich an, die Grenze des franzôsischen Reiches
zu iiberschreiten, als Karl selbst in Metz eintraf, um die Leitung des
Zuges zu iibernehmen, der durch den Frieden von Crespy 1545 ein
glorreiches Ende finden sollte. Dieser Krieg^ hat in dem bekannten
*) ib. 4, 322.
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— 24 —
Nurnberger Dichter Hans Sachs einen Sânger gefunden ; der auf iinsere
Gegend beziigliche Anfang des Gedichtes lautet^):
Als rômisch kaiserlich majestal
sich in Frankreich gerûstet hat
beide zu fuss und auch zu ross,
mit profant, sturmzeug und gschoss,
wann am sechs und zwainzigslen tag
kam man fur Lûlzelburg, ich sag,
besetzt mit vier fendlein Franzosen,
die mit einander sich entschlossen,
weil sie nit mehr hetten profand,
dergleich kein rettung vor der hand,
da theten sie die stat aufgeben,
dass man sie liess aussziehen eben.
Da blait man sie biss in Lutringen.
Alsbald besetzt man nach den dingen
die stat mit volk und starker wer.
Darnach zog das kaiserisch heer
am sontag der trifeltigkeit
auf Maldorf in Lutring nit weil,
namen ein das stetlein und scbloss.
Leider sollten die Erfolge dièses Krieges recht bald wieder ver-
loren gehen, ja Deutschland sogar emprindliche Einbusse an seinen
eigenen Landen erleiden; denn am 10. April 1552 geriei die alte freie
Reichssiadt Metz mit Toul und Verdun durch schnoden Verrat in die
Hànde der Franzosen, ein Ereignis, welches im ganzen deutschen
Lande gewaltige Bestûrzung hervorrief. Der alte kranke Kaiser Karl V.
gab sich ja grosse Muhe, die wichtige Veste dem Deutschtum wieder
zu gewinnen, aber aile seine Anstrengungen blieben leider, wie be-
kannt, ohne Erfolg. Hâtte ein solch bedeutendes, wenn auch trauriges
Ereignis unbesungen bleiben kônnen? Heinrich Wirri, ein Schneider
aus Solothurn, der wohl als Landsknecht im kaiserlichen Heere vor
Metz gelegen hat, verfasste ein Gedicht, das letzte alte historische
deutsche Volkslied, welches sich mit Metz befasst. Es tràgt die Uber-
schrift ^) :
Ein schôn new lied von der stat Metz, wie sie ist betrogen worden von
dem kônig auss Frankreich, gemacht im ton:
So wil ich mir nit grausen Ion.
Sprach sich die keiserliche kron.
Nun will ich aber heben an
singen ein Uedlein, ob ich kan,
und wie es ist ergangen
zû Metz gar in kurzer frist,
wie es inen gat und gangen ist,
hand daran kein verlangen.
0 ib. 4, 263.
2; ib. 4, 683 ff.
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— 25 —
So man zalt tausenl fiinf hundert jar
im zwei und fûnfzigsteii) das ist war
und ist gar nit erlogen,
da ist der konig auss Frankreich
fiir Metz gezogen, das sag ich eiich,
nnd hat sie sehr betrogen.
Er hat inen zû geseit,
niemant wôlt er thftn kein leid
und sie lassen bleiben
bei irem brauch und gerechtigkeit,
hat inens trewlich zû geseit,
beger auch niemant zû vertreiben.
Die Yon Metz hand im glaubt,
des seind sie worden ir freiheit braubt,
darzû mûss ich euch sagen,
sie seind so gar ungemût,
sie stand bei m edlen keiser ftfit
in grôsten ongenaden.
0 Metz, was hast du gethan,
dass du den Franzosen hast eingelan!
du soltst es wol haben betrachtet,
der keiser wer ein solcher man,
und der dirs wijrde nit nach lan,
wann er da thet erwachen!
Metz, hettestu dich gehalten wol,
vvie ein solche stat denn billich sol,
und dich thûn tapfer wehren,
wie du denn iez bezwungen bist, .
dass dich mûst wehren zû aller frist
gegen deinem eignen herren !
Dass du de m Franzosen gfolget hast,
des hastu weder rûh noch rast,
daran sol wol gedenken
im teutschen land ein iede stat,
die ein frommen herren hat,
sich an kein anderen henken!
Gedenk daran, du teutsch nation,
wie es denen von Metz thût gon,
in kummer mussen sie streben.
Gedenk daran zu aller frist,
wann man dich schon aufforderen ist,
thû dich nit bald ergeben!
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— 26 —
Und dass sich Metz ergeben hat,
des hôrt man ail tag grosse noih
von weib und auch von kinden,
auch kan man kein haus gross noch klein
drei meil umb die stat Metz, ich mein,
thût man doch nienen fmden.
Des entgiltet mancher man
und der daran nie schuld gewann
und mûss sein sehr entgelten;
Metz, du bist schuldig dran,
darumb icb dicb nit loben kan,
ich mûss dich biilich schelten.
Hettestu dich bass bedacht,
die schlussel keinem frembden bracht,
es wer dir bass ergangen!
der keiser wer dir zû hilf bald kon,
denn er hat manchen stolzen man,
kartonen und auch schlangen.
Die er iezt gen dir brauchen mûss,
ich fôrcht, dir werd ein herte bûss;
die stat selber zurschiessen
hab ich mein tag nit vil gesehn,
thût mir an meinem herzen weh,
môcht noch ein verdriessen!
Kein man und der wûrt mehr so ait,
dass er dich find in solcher gestalt,
wie du vor bist gewesen;
thurn und mauren seind dir zerzert,
darzû dein ganzes land verhergt,
du vviirst sein kaum mehr gnesen!
Ob schon der keiser mûst ziehen ab,
so bleibestu in noth und clag,
wiewol du sein nit darfst denken;
der keiser ist ein solcher man,
er wagt eh ruck und bauch daran,
ob er von dir wurt wenken.
Metz, du soit ein spiegel sein,
teutsches land, nûn sich darein
und thûs gar wol betrachten,
und wenn es dir geschehen soll,
wie es denen von Metz iez gai,
so wurd man dein lâche n.
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— 27 —
Gott den soit du riifen an
dass er dir treulich bei wôll ston
mit seinem wort thû leren;
der kan dich inachen sigenhaft,
dass du dich des argen teufels macht
mit seiner hûlf magst erwehren.
Wir bitten in durch seinen sûn,
er wôll uns nit entgelten Ion
unser grossen siinden,
die wir da siets begangen hend;
dein gôttlich gnad du zû uns send,
wann uns der tod thût finden.
Der uns dis liedlin bat gemacht,
er bats gedichtet bei der nacht,
so in nit anfacht zû schlafen.
Wir sond von unseren sunden lan,
darmit wir tag und nacht umb gand,
gott wiirt uns sonst auch strafen! —
Die alte Stadt Metz, von deren Fall an Frankreich das letzte
Lied uns meldet, sie ist seit 26 Jahren wieder in deutschen Hânden,
und die neueren historischen Lieder der Deutschen, sie kiinden uns
nicht Schmach und Schande, nein, sie singen in hellen Tônen die
Wiedergewinnung der alten Moselveste fur das Deutschtum. Die
Schlachten unter ihren Mauern, die Eroberung der nie bezwungenen
jungfrâulichen Festung, die Gefangennahme einer ganzen feindliehen
Armée, sie sind erhabenere Gedanken fiir ein deutsches Herz, als die
zuletzt vernommenen, und die Ereignisse um Metz aus dem Jahre 1870,
sie werden im Liede der Deutschen fortleben, wenn aile die Helden
lângst ins Grab gesunken sind, welche uns unsere Heimatstadt mit
den Waffen in der Hand zuriickerobert haben. An uns und unseren
Kindern aber soll es dann liegen, dass uns dièse Perle des deutschen
Vaterlandes nie wieder entrissen wird.
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Notice sur Phlin (VilUngen)
par l'abbé Th. Sanson, curé d'Aulnois-sur-Seille.
Phlin, appelé successivement Filicionis curtis en 775, Felis en 1158,
Félix, Félin en 1243 et 1327, Felain en 1463, Flin ou Félin en 1530 et
1580, et ensuite Phlin, est un village de 145 âmes, situé sur la Seille
à 6 kilomètres de Nomeny et à 10 de Delme; son territoire, enclavé
dans le Temporel de l'Evêché de Metz, comprenait un fief, qui relevait
des Comtes de Bar, et le village qui dépendait des Evêques de Metz.
Les familles principales qui possédèrent ce fief, érigé probable-
ment au XIII siècle, sont :
La famille de Phlin ou Félin, de 1240 à 1400 ;
Les familles de Cherizey et de Liocourt, de 1400 à 1500 ;
Les familles d'Hunolstein et de Gennes, de 1500 à 1719 ;
La famille Le Duchat de Rurange, de 1719 à 1780;
La famille de Domgermain, de 1780 à 1858; et
La famille de la Salle, qui possède actuellement le château
et la terre de Phlin.
Les Seigneurs de Phlin, qui relevaient des Comtes de Bar pour
la Maison forte et des Evêques de Metz pour la vouerie du village,
possédaient les droits de haute, moyenne et basse justice, création
d'officiers, potence et signe patibulaire, rivière, étangs, four banal,
colombier, amendes, sauf appel au bailliage de Saint-Mihiel ; les habi-
tants des terre et village de Phlin, en dehors des redevances et corvées
habituelles, étaient tenus de faire le guet et la garde ordinaire en la
Maison forte.
Au spirituel, Phlin, jusqu'à la Révolution française, dépendait de
l'Evêque de Metz ; la dîme appartenait pour les deux tiers au chapitre
de la cathédrale de Metz et pour Tautre tiers à Tabbé de Saint-Sym-
phorien de Metz.
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- 20 -
L'histoire ne nous dit point h quelle époque fut construit le
Ohâteau ou Maison forte de Fhlin; il est probable que ce fut au com-
mencement du XIII° siècle, car en 1243 nous trouvons un Collard de
Félix, nommé en qualité de Seigneur du iief de Delme et en 1277 Simon
de Félix se reconnaît vassal de TEvêque de Metz pour la moitié des
moulins et des étangs de Phlin; d'ailleurs l'entrée du château actuel
et les quatre tours extérieures, qui entourent le château, nous offrent
iii
CONSTRUCTIONS
^ H ÉCURIES
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I /Donjon'-; •;
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A
Taspect des constructions de cette époque. La Maison forte, comme
l'appellent les anciens titres, est située à l'extrémité nord du village,
dans un angle formé par deux pentes de terrain fort abruptes, au
pied desquelles jaillit une source abondante, qui alimentait les fossés
du château fort ; Tenceinte était carrée, flanquée de quatre tours rondes
aux angles, reliées par une muraille haute et épaisse, et protégée par
un fossé plein d'eau, qui arrosait le pied de la muraille et des tours.
Entre les deux tours du sud se trouvait la porte d'entrée, ménagée
dans une forte tour carrée, et munie des défenses du temps, pont-levis,
herse, passerelles, mâchicoulis. Dans l'intérieur de la forte muraille
étaient les cours, bâtiments d'habitation, écuries, etc.
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- m -
I)e rancienne maison forte il ne reste aujourd'hui (}u*une partie,
néanmoins fort appréciable encore. Si les fossés, sauf celui qui précède
la porte d'entrée, ont été comblés, si le mur d'enceinte a disparu, si
des constructions nouvelles ont remplacé Tancien corps de logis, nous
retrouvons cependant encore les quatre tours des angles, dont trois
certainement appartiennent à la construction primitive. A la porte
d'entrée, dont les détails rappellent la construction ancienne, sont ados-
sées trois autres tours plus petites, qui, après avoir servi probablement
de défenses à Tancienne porte d'entrée ont été habillées à la moderne
pour domier au vieux château fort de Phlin l'aspect plus coquet qu'il
présente aujourd'hui.
Réparé sans doute bien des fois à la suite des dommages causés
par le temps et par la guerre, le château de Phlin a subi de 1850
à 1860 des réparations et des changements considérables qui en font
l'une des demeures les plus agréables et les plus curieuses du pays
de la Seille.
Maintenant, quelle est l'histoire de Phlin, qui est surtout celle de
son château fort?
En consultant les auteurs qui se sont occupés de Phlin, Lepage *),
d'Huart^), Tœpfer^); en étudiant les archives de Phlin, qui nous ont
permis de compléter ces écrivains et parfois de les corriger; en y
ajoutant certains faits, puisés dans l'histoire de l'ancienne Lorraine et
dans les savantes recherches de M. Tabbé Paulus, nous avons pu faire
revivre d'une manière assez suivie le vieux Phlin, son vieux donjon
et ses anciens Seigneurs.
Il est probable que les lieux Filicione curte et Sicramno curte,
mentionnés dans l'histoire de l'abbaye de Saint Denis par Dom Phili-
bien *) et dans le testament de Fulrade en faveur du prieuré de Salonnes ^)
dans les années 775 et 777 désignent les localités de Phlin et de
Craincourt. Ce serait donc à la date respectable de 775 que notre
Phlin entrerait dans l'histoire.
En 1158, Etienne de Bar, Evêque de Metz, donne à Royer, abbé
de Sept Fontaines au diocèse de Langres, le village de Phlin «locum
qui dicitur Felis » avec ses dépendances et la pêche de la Seille, depuis
') Lepage : Communes et Statistique de la Meurthe.
2) d'Huart : Revue d'Austrasie, année 1842.
^) Tœpfer : Urkundenbuch von Hunolstein.
*) Preuves, N® 56.
^) Grandidier, Histoire de TEglise de Strasbourg, preuve 71.
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- 31 —
le moulin de la Fosse jusqu'à Tautre moulin *) ; mais il paraît qiie les
reKgiettx de Sept Fontaines trouvèrent cette terre trop éloignée pour la
conserver, car nous voyons un nouvel abbé, Baudouin, revendre en 1261
ses maisons et biens de Chagny et de Félix à Tabbaye de Sainte-Marie
aux bois près de Pont-à-Mousson ^).
C'est sans doute au commencement du XIII* siècle que la terre
de Phlin fut érigée en fief, car nous voyons nommés en ce siècle
CoUard, Simon et Jehan de Félix.
En 1243 Regnauld de Craincourt, père de Théodoric de Crain-
court, vend à Jacques de Lorraine, Evêque de Metz, la vouerie de
Delme, movant (qui relève) de Collard de Félix ; la même année, ledit
Collard de Félix restitue à l'abbaye de Longeville une «moy tresse» ferme,
nommée Elvange et située à Plantières.
En 1277 Simon de Félix, chevalier, se reconnaît vassal de TEvêque
de Metz, Laurent, et s'engage à verser annuellement à l'Evêque la
somme de 10 florins pour la moitié des étangs et moulins de Félin,
l'autre moitié appartenant à Jehan de Félin, chevalier, qui est encore
nommé en 1280»).
Jehan de Félix mourut vers 1325, laissant un fils Gérard de Félin,
écuyer, qui prit part à la guerre que la ville de Metz soutint contre
le roi de Bohême et ses alliés, et qui le 12 septembre 1327 donna
quittance à la cité messine des sommes qu'elle lui devait tant pour sa
solde que pour les dommages causés à ses biens (signée le samedi de-
vant l'Exaltation de la Sainte Croix*).
Il paraît qu'en dehors de Gérard de Félin, Jehan de Félix avait
encore deux autres fils Jehan et Simon ; car le mercredi 27 mai 1332,
veille de l'Ascension, Jeannette, veuve de Jehan de Félix, reprend du
comte de Bar, pour elle et ses trois enfants Jehan, Simon et Gérard,
la forte maison de Félin en Saulnois avec ses dépendances et cinquante
sols de petits tournois de rente annuelle sur les issues de Pont-à-
Mousson^). Le 26 janvier 1333, Simon de Félin en Saulnois reprend
du même comte de Bar sa forte maison de Félin avec ses dépendances
et les rentes sur la ville de Pont-à-Mousson, en promettant de faire,
comme il l'a promis, trois semaines de garde au château fort de
Mousson®). Le 29 juin 1335, jour de saint Pierre et de saint Paul,
*) Lepage.
•) Lepage.
*) Bibliothèque nat. Paris, inventaire fait à Vie en 1634.
*) Archives de la ville de Metz.
») Du Foumy, X, 365.
•) Archives Départ. Metz.
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- 32 —
RoUin de Félin (que Meurisse appelle RoUons de Felinx) éouyer, (Ils de
feu Jean de Félin, dit la mule, reconnaît tenir en (lef de TEvêque de
Metz, Adhémar de Monteil, tout ce qu'il possède à Félin en hommes,
femmes, terres, bois, rentes, cens, droitures, etc., à Texception de sa
part en la maison forte qu'il déclare tenir du comte de Bar; il fait
hommage au même pour 100 sols de rente, sis sur les salines de
Moyenvic, payables à la Saint-Remy et rachetables moyennant la somme
de 100 livres ; il reconnaît de plus qu'il est obligé envers TEvêque à six
semaines de garde annuelle à Delme, où il doit demeurer lui-même
au moins une fois Tan ^). Acte signé et scellé de son scel et de celui
de son frère Colin de Félin.
La même année, le 10 septembre, Gérard, fils de Jean de Félin,
reprend du comte de Bar, après l'Evêque de Metz, 30 livrées de terres^).
Le lundi 13 juillet 1338, fête de sainte Marguerite, Gérard de
Félin reprend du comte de Bar la moitié du moulin de Félin, qu'il
possède par indivis avec les enfants de Jehan de félin, le colombier,
la grange et les autres héritages qu'il a audit heu de Félin, le tout
montant à 131 florins 61 derniers de terres, de laquelle somme il faut
diminuer 10 livrées de terre qu'il avait ci-devant reprises de feu Edouard,
comte de Bar, pour ce qu'il le retira de la prison de Henri de Féné-
trange^).
Tels sont les divers actes qui nous montrent l'existence pendant
près de deux siècles d'une famille noble de Phlin, qui possède la terre
et la maison forte de ce nom, et qui relève en partie de l'Evêque de
Metz et en partie du comte de Bar.
Gérard de Félin, le dernier rejeton mâle de sa famille, eut trois filles :
Alix de Félin, qui épousa Henry de Cherizey;
Jeanne de Félin, qui épousa Guillaume de Liocourt;
Catherine de Félin, la plus jeune, qui épousa Huet de Verny.
Alix et Jeanne de Félin se partagèrent la terre et Seigneurie de
Phlin, laissant d'autres biens à leur sœur Catherine ; par suite de leur
mariage elles transportent leur héritage paternel dans les familles de
Cherizey et de Liocourt, qui pendant deux siècles vont administrer
conjointement la maison forte et la terre de Phlin et s'en partager les
revenus. Pour mettre plus de clarté dans notre récit nous suivrons
séparément ces deux familles dans leur possession de Phlin.
0 Archives Départ. Metz, II, 128.
^) Lepage.
3) Archives Départ. Metz, I, 288.
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— 33 —
p Les Chérizey, Seigneurs de Phlin.
f^e château de Chérizey, ayant été ruiné en 1367 dans la guerre
contre Pierre de Bar, Henri de Chérizey, devenu Seigneur et proprié-
taire de Phlin pour la moitié par son mariage avec Alix de Félin, vint
s'établir à Phlin dont il fit hommage au comte de Bar le 6 mai 1401 ;
il reprit du môme 30 livres de rentes, sises sur les revenus de Pont-
à-Mousson ^).
Le 27 juin 1405 il soutint, de concert avec ses beaux-frères, un
procès contre les habitants de Gembrecourt et de Fronville, près de
Vie, qui refusaient de payer les rentes dues à leurs seigneurs voués ^).
Henry de Chérizey mourut en 1410 (il était fils d'Androuin de Ché-
rizey) et son épouse en 1418, comme on peu le voir par l'inscription
placée sur leur tombeau ; ils furent inhumés dans la chapelle du prieuré
de Phlin; leur tombeau, qui dans ces derniers temps (vers 1843) a
été transporté au château de Chérizey, représente les époux dans
l'attitude de la prière, Thomme revêtu de son armure, les pieds appuyés
sur un lion, la femme, le front couvet du voile des veuves. Henri de
Chérizey laissa six enfants:
P Jean de Chérizey, Taîné, tige des marquis de Chérizey, Sei-
gneur de Chérizey ; il devint aussi Seigneur de Taisey par son
mariage avec Perette de Taisey, veuve de Jacquemin d'Onville,
dont elle avait déjà un fils Verry d'Onville.
2® Bertrand de Ckéri^ey^ sgr de Phlin pour la moitié ;
3^ Catherine de Chérizey, épouse de Jacques, sire de Villers-le-
Prudhomnie;
i^ Isabelle de Chérizey, épouse de Jean Blâmont\
5*^ Simon de Chérizey, abbé de Saint-Arnould ;
6<^ Marguerite de Chérizey, abbesse de Saint-Pierre;
7^ Philippe de Chérizey-Nouroy, qui fut fait prisonnier à Bul-
gnéville.
Dans le partage de famille ce fut le cadet Bertrand de Chérizey qui
hérita de la moitié de Phlin, qui appartenait à sa mère; de plus il
eut une part dans les Seigneuries de Chérizey et de Thézey. Etant
mort sans enfants vers 1452, il laissa les biens qui lui venaient de son
père à son frère Jean de Chérizey, et ceux qui lui venaient de sa
mère, c'est-à-dire Phlin, etc., à ses neveux Claude de Villers le Prud-
0 Tœpfer, III, 246.
2) d'Huart.
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- 34 -
homme et Jean de Blâmont^). Il fut inhumé dans la chapelle du
prieuré de Phlin, oîi il avait fondé une messe basse tous le? samedis,
moyennant une rente perpétuelle de cinq francs messins.
Le 29 novembre 14H3 Claude de Villers le Prudhomme et Jean
f^lamonl ou de Blamont, écuyer, se partagèrent les biens que leur
avait laissé leur oncle. Voici les principales dispositions de ce contrat,
(|ui nous donnera une idée de la maison forte et de la Seigneurie de
Phlin h ce moment: «^ Nous Officiai de la flour de Metz faisons savoir
îi tous que CUaude de Villers le Prudhomme et Jehan de Blâmont re-
connaissent par la teneur des présentes qu'ils ont partagé ce qu'ils
avaient en la forte maison de F'elain, qui leur est échue de la part de
Bertrand de Charexey, assavoir: que le dit Claude ait en la maison
forte tout le maisonnement qui fut à Bertrand de Charexey, sauf la
petite tour qui est joindant à la dite maison forte et qui est derrière
la porte; en oultre que le dit Jehan ait à rencontre la haulte tour
dite Mallatour, avec la cuisine et le palle (poêle), de même de haut
en haut du coté de Guillaume de Liocourt et la petite ruelle avec la
petite tour devant dite, pour laquelle le dit Jean aura son allée pour
venir et aller au-dessus de l'allée qui est au dit Claude et sans qu'icelui
y puisse contredire. Item ont encore partagé les bourbequennes d'icelle
maison forte, en telle manière que le dit Jehan ait sa part depuis la
borne qui est entre eux et les hoirs* de Liocourt jusques à une autre
borne que les dits Jehan et Claude ont mis de commun accord. Item
ait encore le dit Jehan la tour qui est à servir et à parfaire, laquelle
gist derrière la fontaine de la dite maison forte, et le dit Claude ait
depuis leur borne commune jusqu'à l'angle qui est à Jean de Blâmont.
Item ont encore partagé les manoirs qu'ils ont en la ville de Félin, de
manière que Claude ait la moitié de la grange dite Malîacourt avec
les deux petites, joindant à Guillaume de Liocourt, et ledit Jehan ait
en sa part la cencive (cens) qui est assise sur la maison Gondalz, entre
la maison Henry le noir, et celle de Tenour de Mailly, et de plus le
dit Clande doit payer au dit Jehan la somme de trente francs, en un
seul payement. » Par suite de ce partage, Claude de Villers le Prud-
homme eut encore la terre seigneuriale d'Avrainville et Jean Blâmont
(^elle de Gembrecourt. Il est probable que les tours mentionnées dans
') Lepage et d'Huari regardent ces Blâmont comme appartenant à la grande
famille des Blâmont-Salm ; il est probable qu'ils se sont trompés, le premier Blâmont
de Phlin signait tout simplement «Jehan Blanmont» sans particule; sa famille
fournissait, croit-on, les officiers de bouche ou cuisiniers à TEvôque de Metz
(^voir Mémoires d'Archéologie Lorraine, année 1890, page 79).
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— 35 —
cet acte sont les mêmes que celles que nous voyons encore aujourd'hui
au château de Phlin et qu'elles remontent par conséquent,' sauf une
qui était encore à parfaire, à la construction primitive du château-fort.
Voyons maintenant la suite de ces familles:
a) Claude de Villers le Prudlwmme^ Seigneur de Phlin pour un
quart, donna son dénombrement et fit ses reprises du duc de Lorraine
comme héritier des comtes de Bar pour sa part de Phlin et pour
Avrainville le 8 octobre 1487. Marié à Richarde de Cunchen ou
Cunicheim, il en eut un fils François de Villers le Prudhomme, qui
épousa Barbe de Landrexécourt, et qui rendit ses foi et hommage au
duc de Lorraine pour Phlin le 10 décembre 1509. François de Villers
le Prudhomme eut trois enfants:
1^ Claude, Seigneur de Villers le Prudhomme, qui continua la
famille de ce nom;
2** François, Seigneur en partie de Thezey, du quart du château
et du seizième de la terre et seigneurie de Phlin ;
3*^ Françoise, épouse de Alexandre de Saintignon, échevin du
palais de l'Evêché de Verdun ; elle eut deux enfants François
et Jean de Saintignon, qui héritèrent de ses ^/i6 en la sei-
gneurie de Phhn.
En 1565 François de Villers le Prudhomme et ses neveux Fran-
çois et Jean de Saintignon vendirent leur part de Phlin à Henri Hellotte,
lieutenant général au bailliage de Nomeny, qui devint ainsi propriétaire
pom* un quart en la Seigneurie de Phlin.
h) Jean de Bkîntont, écuyer, seigneur de Phlin pour un quart, épousa
Agnès de Vergney (Verny) qui lui apporta en dot divers biens situés
à Cousance, pour lesquels il fit ses reprises en 1492 ^). Le 19 mai 1507
il fit foi et hommage au duc de Lorraine pour le quart de la maison
forte, du village, de la haute justice, des hommes, femmes, moulins et
rivière de Phlin ^). Il eut un fils, nommé aussi Jean de Blâmont, qui épousa
Marguerite de Crincourt; celui-ci laissa ses biens et en particulier son
quart de Phlin à sa fille Jacquette de Blâmont, qui épousa Hector de
Gennes avec qui elle vivait en 1555. Hector de Gennes laissa la part
de Phlin, qu'il tenait de sa femme à son fils Nicolas de Gennes dont
nous parlerons ci-après et qui par des achats successifs va réunir en
sa main toute la terre et Seigneurie de Phlin. Revenons maintenant
0 Trésor Charles, Bar, Nicey, 28.
«) Pont, fiefs, III, 65.
3*
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- â6 -
k Guillaume de Liocourt que nous avons vu vers 1360 se partager
avec Henri de Chérizey la maison forte et la terre de Phlin:
20 Les Liocourt, Seigneurs de Phlin.
Guillaume de Liocourt, devenu propriétaire de Phlin pour la
moitié par son mariage avec Jeanne de Félin vers 1360 était déjà
Seigneur de Liocourt, Chambrey et Brin; il laissa ses biens à ses
quatre enfants:
1® Jean de Liocom't.
2® Bertrand de Liocourt,
3° Henri de Liocourt, époux de Isabelle de Nancy, bastarde de
Lorraine ;
40 Georges de Liocourt.
Au partage de ces biens, qui se fit en 1436, ce fut Bertrand de
Liocourt (Lyoncourt) qui hérita de la moitié de Phlin et qui eut en
même temps Chambrey.
Celui-ci laissa ses biens à son fils Guillaume II de Liocourt, qui
épousa Alix des Armoises, dame en partie d'Aflléville, en 1463; dans
un acte du 29 mai 1456 il s'intitule Seigneur de Félin et de Charabray.
En dehors de ces Seigneuries, il reçut de TEvêque de Metz, Georges de
Bade, dont il était chambellan et à qui il rendit de nombreux services,
plusieurs biens en nature de fief, savoir : « La moitié de la rivière de
Milcey, depuis Marsal jusqu'au dit Milcey (Mulcey); la vouerie de
Chambrey près de Vy, avec ses appartenances; 10 livres de rente sur
les salines de Moyenvy ; la moitié de l'étang dessous Fousseul (Fossieux)
et du moulin dudit étang, et la moitié du bois près de Fousseul;
tout ce que son père Bertrand a eu en la vouerie de Xenoncourt
(Xocourt) au ban de Saint-Clément de Metz, savoir en la dite ville de
Xenoncourt, es villes de Longeville, Chavillon, Jeuville, Mouchon(Mon-
cheux), Allaincourt, et Puxeul (Puxieux) ; une partie au ban de Manon-
court, situé au ban de Delme^); cette donation et reconnaissance est
datée du 27 mai 1460. La même année 1460 il prêta sa vaisselle
d'argent, qui pesait 21 marcs 2,5 onces, à TEvêque Georges de Metz,
qui en retour érigea en franc alleu sa maison de Nomeny (21 août 1461),
lui promit de lui renvoyer sa vaisselle au château de Phlin, et le nomma
gouverneur de Nomeny le 7 novembre 1461^).
*) Cartulaire de TEvôché de Metz aux Archives Dép. à Metz.
>) Tœpfer,
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— 37 —
Guillaume II de Liocourt eut deux enfants:
Bertrand II de LiocotiH et MargtierUe de Liocourt,
Il et probable que Bertrand II de Liocourt hérita seul des biens
de son père, de Phlin en particulier, car nous le voyons reprendre
seul de TEvêque de Metz le 1®^ septembre 1468 pour les biens men-
tionnés plus haut ; à ces biens il ajouta encore la ville de Saint-Maurice
près de Badonvillers et la grande maison de Montigny (près de Luné-
ville) avec ses dépendances, pour lesquelles il fit hommage à Ferry de
Blâmont le 7 juin 1469 '). Bertrand de Liocourt étant mort sans posté-
rité, sa sœur Marguerite de Liocourt hérita de tous ses biens et les
porta dans la famille de Philippe (Irappe de Saarebourg, son époux,
fils de feu Nicolas Grappe de Saarebourg, écuyer.
Philippe Grappe^ au noin de son épouse, le 22 octobre 1477, re-
connaît tenir en fief de Ferry de Blâmont, Saint-Maurice et Montigny,
et se reconnaît vassal de TEvêque de Metz pour la moitié de Phlin
et ses autres fiefs messins le 29 octobre 1478; le 12 juillet 1476, il
avait acheté avec son épouse divers biens à Deux-Ponts au duc LouLs
de Pfalz-Veldenz ; Philippe Grappe eut deux filles dont Tune se fit
religieuse au couvent de Saint-Pierre de Mayence et dont Vautre épousa
Jost de Flersheim.
Marguerite de Liocourt étant devenue veuve en 1480, elle épousa
en secondes noces Egenolf de Kathsamhausen (ou Egenolf de la Hoche),
Seigneur de Diirkastel (ou Ghàteau-Voué). Celui-ci, au nom des enfants
de Philippe Grappe, ses pupilles, fit ses rei)rises de Georges de Bade.
Evêque de Metz, pour une maison au château de Lutzelbourg le 6 fé-
vrier 1481, et du duc de Lorraine le 10 août 1481 pour l'Eglise et
les dîmes de Walderfangen et une partie du château de Wolfstein.
Au nom de son épouse il fit ses reprises pour Phlin et ses autres fiefs
messins le 6 février 1481, le 4 octobre 1485, le 9 août 1500 et le
4 décembre 1506; il fit de même ses reprises pour ses fiefs lorrains
de Saint-Maurice et de Montigny le 29 janvier 1481 et le 1®' juin 1500.
De son mariage avec Egenolf de Rathsamhausen, qui mourut
vers 1520, Marguerite de Liocourt eut trois enfants:
1** Sebastien de Rathsamhausen, qui mourut célibataire;
2^ Eva de Rathsamhausen ou de la Roche, qui épousa Jacques
de Germiny;
3® Elisabeth de Rathsamhausen, qui épousa en 1502 Adam Vogt
d'Hunolstein.
>) Tœpfer.
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- 38 -
C'est cette dernière qui eut en partage les biens de sa mère,
savoir la moitié de la Seigneurie de Phlin, la Seigneurie de Chambrey,
Saint-Maurice et Montigny, et qui par son mariage les apporta à Adam
Vogt d'Hunolstein.
Les comtes d'Hunolstein entrèrent ainsi en possession de la
moitié de la Seigneurie de Phlin, dont les revenus tirés des villages de
Phlin, Sailly, Moncheux, Puxieux et Villers s'élevaient à la somme
annuelle de 841 francs d'après un compte du XVI siècle ; dans ce
compte n'étaient point compris le château, ni les jardins et terres qui
l'entouraient et qui servaient au logement ou à l'entretien des servi-
teurs et officiers de la Seigneurie. Devenue veuve, Elisabeth de Rath-
samhausen (Allison de la Roche) donne le 8 janvier 1520 sa procu-
ration à son beau-frère Jacques de Germiny pour régler ses affaires
de Phlin. D'Adam Vogt d'Hunolstein, elle eut cinq enfants, 2 fils et
trois filles.
Le 1®' juin 1530 les deux fils Adam et Uamman d'Hunolstein
achètent pour 3500 livres de Lorraine la part de leur sœur Eva dans
l'héritage paternel et maternel et dans la succession de leur tante Eve
de la Roche, dame de Germiny, qui n'avait pas d'enfants; pour ga-
rantie de cette somme ils mettent en gage de la dite sœur tout ce qu'ils
possèdent à Flin, Chambrey et Saint-Maurice ; de plus la dite tante promet
d'habiller honettement la dite demoiselle Eve à ses noces et de fournir
les frais d'icelles; item de fournir des pansions annuelles des sœurs
des dits frères qui sont en religion. Par acte du 6 septembre 1530
Eve de Hunolstein et son époux Jean de Barbas ratifièrent cette con-
vention ^),
Le 2 décembre 1538, Adam d'Hunolstein reprend du duc de
Lorraine Antoine ce qu'il tient en fief dans les Seigneuries de Flin et
de Château woeP). Etant mort en 1541, ce fut sa veuve Marie
Hilchin de Lorsch, qui géra ses biens pendant la minorité de leurs en-
fants Jean et Barbe d'Hunolstein. Jean, qui eut probablement en partage
tout ce que sa famille possédait à Phlin, épousa en 1556 EUsabeth de
Hagen (qui mourut en 1602). Le 6 juin 1567 il montra qu'il était
vraiment Seigneur de Phlin : plusieurs habitants de Taizey, ayant enlevé
par force et en armes son chastelain Mengin Godefroy avec son cheval
et ses meubles, lequel n'est justiciable que des officiers de Phelin,
Honoré Seigneur Jehan Vogt, Seigneur de Honnestein, de Château woué
*) La plupart de ces détails sur la famille d'Hunolstein sont tirés du car-
tulaire de cette famille par Tœpfer.
') Arch. Dep. Metz.
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— 39 —
et de Phelin, réclame ses droits de haute moyenne et basse justice au
dit Phelin contre ceux de Taizey; et ceux-ci n'ayant pas voulu se
soumettre, il leur fait donner assignation le 16 juin 1567 pour com-
paraître le 2 juillet devant le bailli de Saint-Mihiel ^). Le 9 juillet 1574,
le dit Jean, voué d'Hunolstein, donne son dénombrement, par lequel il
reconnaît tenir en fief du duc de Lorraine et de Bar la moitié du
château et maison forte de Phelin, la terre et Seigneurie du dit lieu ^).
Il laissa en mourant (1580) 3 fils Jehan Schweikart, Guillaume,
Hans Adam et 6 filles sous la tutelle de Nicolas de Schmidtberg.
Celui-ci fit en leur nom le 15 juillet 1580 foi et hommage au duc de
Lorraine pour la moitié du château et maison forte de Phlin, relevant
du Marquisat du Pont et châtellenie de Mousson, auquel château les
subjets et habitants du dit Phelin sont tenus de faire le guet et la
garde ordinaire; pour la moitié de toute la Seigneurie du dit Phelin
en tous droits de haute, moyenne et basse justice, en hommages, création
des officiers de justice et mayeur, lesquels ont le droit de connaître
de toutes actions civiles et criminelles jusqu'à Tappel au bailliage de
Saint-Mihiel ; pour la moitié de la rivière, des deux étangs, du moulin,
du four banal et du colombier; la moitié des cens, rentes en blé et
en argent; la moitié de 30 gelines et de 60 chapons, du banviii, etc. •'^).
Au partage qui se fit en 1588 entre les enfants de Jean Vogt
d'Hunolstein, ce fut le plus jeune Hans Adam qui eutVillingen (Phlin)
ainsi que la maison de Lorch.
A ce moment les Seigneurs de Phlin étaient: Hans Adam de
Hunolstein, encore enfant, pour la moitié, Henri Hellotte pour un quart
et Nicolas de Gennes pour Tautre quart. Ils jouissaient paisiblement
des revenus de leur Seigneurie quand un événement terrible vint leur
apprendre à mieux se tenir sur leurs gardes. Les bourgeois de Metz,
pour qui la vieille guerre contre la Lorraine était toujours à la mode,
faisaient alors des courses sur les terres du duc de Lorraine ; trouvant
le château fort de Phlin mal gardé, ils Tassiégèrent, s'en emparèrent
après quelques jours seulement de siège et le livrèrent au pillage en
mars 1590. Les tuteurs de Hans Adam d' Hunolstein demandèrent au
duc de Lorraine de payer les dégâts causés au château et à la terre
de Phlin (29 mars 1590); mais le comte de Salm, Jean, gouverneur de
Nancy, leur répondit que si le château de Phlin s'était gardé et dé-
fendu comme ceux des environs il n'aurait pas été pris par un ennemi
•) Du Fourny, V, 127.
2) Du Fourny, X, 466.
3) Du Fourny, X, 486.
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- 40 —
qui n'avait pas le temps ni les moyens de faire un long siège. Néan-
moins le duc de Lorraine ne laissa pas de venir au secours de ses
vassaux de Phlin; le 17 avril les troupes ducales paraissaient devant
Phlin avec un canon et une demi-munition (160 boulets); après
120 coups tirés contre les murailles, les ennemis consentirent à rendre
la place à condition qu'ils pourraient se retirer librement dans le pays
messin. Le lendemain toutefois les Messins retournèrent à Phlin, tom-
bèrent à l'improviste sur les Lorrains qui perdirent 400 hommes et
leur canon ^).
Remis de cette émotion, Hans Adam d'Hunolstein fit dresser le
21 mai 1591 un pied terrier des biens et droits qui lui appartenaient
à Phlin ; sa mère étant morte en décembre 1602 en lui laissant le château
de Sôtern qu'elle possédait, il alla s'y installer, l'habitant en même
temps que celui de Lorch sur le Rhin; mais, se trouvant trop éloigné
de la Seigneurie de Phlin pour lui donner les soins voulus, il vendit sa
moitié de Phlin à son frère Guillaume, Seigneur de Château- Voué, qui
la revendit en 1606 à Nicolas de Gennes pour 24 000 livres.
Nicolas de Germes^ déjà Seigneur de Phlin pour un quart comme
héritier de Jacquette de Blâmont, acheta encore en 1597 à Guyon de
Lucy une petite partie de Phlin, qu'il tenait de son père Louis de Lucy,
maréchal héréditaire de Champagne et pour laquelle celui-ci avait fait
ses reprises du duc de Lorraine en 1576. Il ne trouva plus alors pour
partager avec lui la terre et Seigneurie de Phlin que Henri Hellotte.
Heîiri HéUotte^ que M. d'Huart traite d'une manière fort incon-
venante par ce qu'il avait été ennobli par TEvêque de Metz, Nicolas
de Lorraine, était en 1550 lieutenant général au bailUage de Nomeny ;
désireux de s'égaler aux Seigneurs des environs, il acquit avec sa
femme Marie Ruttant différents domaines sur la Seille; c'est ainsi
qu'en 1550 nous le voyons Seigneur de Morey et de Fossieux. En 1565
il acheta à François de Villers le Prudhomme sa part (V4 du château
et \/i6 de la terre et Seigneurie) de Phlin, pour laquelle il lit ses re-
prises du duc de Lorraine en 1574. Quelque temps après (en 1595
et 1596) il acheta aux autres héritiers de Claude de Villers le Prud-
homme ce qu'ils possédaient à Phlin. En 1606 les Seigneurs de Phlin
se trouvent donc être Nicolas de Gennes pour les trois quarts et Henri
Hellotte pour un quart. Nicolas de Gennes avait pu acheter aux d'HunoI-
stein (1606) leur moitié de Phlin ainsi que la part de Guyon de Lucy
(1597), grâce à la dot que lui avait apportée son épouse Françoise de
Mouron, riche héritière du pays messin.
') Lepage — Compte du domaine ducal pour 1590.
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— 41 —
En 1610, Nicolas de Gennes acheta une masure, appelée l'hôpital,
l)our 2500 livres de Lorraine à Jean de Faulx qui l'avait reçue de
Guillaume d'Hunolstein lorsqu'il était son châtelain (intendant) à Phlin,
vers 1605. Nicolas de Gennes et Henri Hellotte n'ayant pas pu s'en-
tendre pour leur partage des familles de Phlin, la cour souveraine de
Saint-Mihiel trancha la difficulté le 16 août 1615 en désignant les
24 ménages qui revenaient à Nicolas de Gennes et les 9 qui appar-
tenaient à Henri Hellotte ^).
Les Prémontrés de Sainte-Marie n'avaient pas cessé de posséder
les biens qu'ils avaient acquis à PhHn en 1261 ; en 1620 ils firent
dresser un pied terrier de leur gagnage ou ferme de Phlin.
Le pont du moulin sur la Seille étant devenu caduc, Nicolas de
Gennes, représenté par Jean de Faulx, son châtelain, s'entendit avec
les habitants pour le reconstruire : cette convention fut rédigée par
Dominique Richard, Seigneur de Jouy et Arry, capitaine prévôt de
Pont-à-Mousson, en 1623. Les Prémontrés ayant refusé de prendre
part à cette reconstruction, il fut décidé qu'ils ne pourraient se servir
du pont qu'avec la permission du Seigneur. En 1625, Nicolas de Gennes
et Marie Rutant, veuve de Henri Hellotte, donnèrent leur dénombrement
pour Phlin.
Nicolas de Gennes mourut vers 1633, et ses deux fils Louis et
Daniel de Gennes donnèrent en 1634 leur dénombrement pour les châ-
teau et maison forte et les trois quarts en la Seigneurie de PhUn ;
cette même année, leur mère Françoise de Mouron acheta l'autre quart
de Phlin à la famille Hellotte, qui était à peu près ruinée. Ce qui fait
qu'en 1634 la terre et Seigneurie de Phlin se trouve entièrement pos-
sédée par la famille de Gennes.
L'année 1635 amena en Lorraine cette effroyable invasion des
Suédois, Français, Croates, qui pendant 30 ans, mais surtout de 1635
à 1641, ne cessèrent de ravager ce malheureux pays. Faute de té-
moins pour nous raconter en détail les horreurs commises à Phlin par
les gens de guerre, nous savons qu'ils se retiraient volontiers à Phlin
à cause des fourrages qu'ils y trouvaient pour leur cavalerie, que ce
village fut entièrement dévasté, ses habitants massacrés ou dispersés,
et que même plusieurs années après la guerre, en 1703, au lieu des
35 familles de 1615 nous n'en trouvons plus que neuf, savoir: Nicolas
Lallemand, maire et fermier du Prieuré, Clément Antoine, maître-
échevin; Nicolas Lemoine, échevin; Joseph Ruzé, sergent ; "^ François
Lallemand, forestier; Jean Lemoine, forestier-syndic; Pierre Boullon,
*) Voir les noms de ces familles aux pièces justificatives {n9 2).
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— 42 —
meunier; Nicolas et Christophe Lemoine. Pendant 50 ans de 1634
à 1684 rhistoire se tait sur Phlin, c'est le silence de la mort.
Louis de Gennes, qui eut Phlin en partage, épousa Madeleine de
Maillard, dont il eut deux filles:
1^ Louise de Gennes, qui resta célibataire.
2° Madeleine de Gennes, qui épousa Jacques Pygniot, sieur de
la Gérardière, enseigne aux Gardes de Lorraine ; élevée dans le
protestantisme, elle se fit catholique en 1680.
Ce fut Jacques Pygniot qui administra la Seigneurie et terre de
Phlin au nom de sa femme et de sa belle-sœur Louise de Gennes. En 1684,
le fermier des Prémontrés ayant voulu se servir du pont construit par
le Seigneur et les habitants de Phlin en 1623, le Seigneur s'y oppose;
sur requête présentée au bailliage par les religieux il leur accorde en
1689 le droit de se servir dudit pont, mais à condition que leur
fermier conduirait chaque année trois voitures de foin au château.
Ce pont menaçant ruine en 1695, Jacques Pygniot adresse une
requête au bailliage pour obliger les Prémontrés aux réparations du-
dit pont, mais ceux-ci, le 17 décembre 1695, adressent une contre-
requête au Roi de France, en son parlement de Metz, pour être
exempts de cette dépense.
Un peu auparavant, le Seigneur de Phlin s'était trouvé en diffi-
culté avec plusieurs habitants de Phlin qu'il dut poursuivre en justice
pour les obliger à payer les cens dus à la Seigneurie (19 juin 1690);
La même année il fut cité lui-même en justice par le chapitre de la
cathédrale de Metz qui était décimateur à Phlin pour les deux tiers;
traitant le paulier (receveur) du chapitre comme Tun de ses fermiers,
il voulait Tempêcher de transporter les pailles hors de Phlin, prétendant
qu'elles devaient être consumées sur place ; les chanoines obtinrent
que leur paulier serait libre de transporter ses revenus comme bon
lui semblerait.
Jacques Pygniot, sa femme et sa belle-sœur moururent entre
1700 et 1719 sans laisser d'héritiers directs; Phlin revint alors aux
enfants de leur frère Daniel de Gennes, savoir:
1^ Cornélie, qui épousa Walter Herman, baron de Stoct;
2^ Jacobine, mariée à Charles, baron de Bagge;
3° Amélie, mariée au baron d'Oppen.
Celles-ci, autorisées par leurs maris, vendirent le château, la
Seigneurie et la terre de Phlin, en 1719, pour 110000 livres de Lorraine,
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— 43 —
à Charles le Duehat de Rurange, qui devint par le fait Tunique Sei-
gneur de Phlin^).
Pendant le XVIII® siècle, le village de Phlin commença à se re-
peupler et à se relever paisiblement des ruines de la guerre de 30 ans.
Deux ou trois faits seulement nous attestent le passage de la
famille le Duehat de Rurange à Phlin.
En 1723, Joseph de Greische, Seigneur de Saint-Martin et de
Craincourt, ayant laissé paître 20 vaches dans une pré du sieur
Cousin, fermier général du Seigneur de Phlin, celui-ci le fit condamner
à 60 sols d'amende par bête, quoiqu'il fût défendu par Armand Sanson,
avocat au bailliage de Pont-à-Mousson.
En 1724 le sieur de Rurange ayant lui-même causé du dommage
et anticipé dans le Bois rouge, appartenant à Nicolas François de
Mahuet, Seigneur de Coivillé et de Mailly, celui-ci lui intenta un procès
qui dura deux ans au bailliage de Pont-à-Mousson, qui l'obligea à ré-
parer le dommage causé.
L'année 1732 nous montre le Seigneur de PhUn en possession
des droits de haute justice. Dans l'hiver de 1 732, Dominique Glatigny,
pâtre-boucher, demeurant à la maison forte de Craincourt, vint dérober
pendant la nuit trois porcs gras au fermier du Seigneur de Phlin. Le
fermier, suivant ses pas marqués dans la neige, le poursuivit jusqu'à
Pont-à-Mousson, ou il retrouva ses porcs, dont l'un était déjà tué ; puis
il fît instruire le procès du voleur, qui, s'étant dérobé par la fuite au
châtiment, fut pendu en effigie à la potence de PhUn.
Vente de Phlin^ — 1775 — Par acte du 23 juin 1775, les enfants et
héritiers de Charles le Duehat de Rurange, Jacques le Duehat de
Rurange de Borny, Cyr Gabriel le Duehat de Phlin, Jean François le
Duehat de Rurange, Etienne le Duehat de Hey, Elisabeth Charlotte le
Duehat, Marie Louise le Duehat, Antoinette le Duehat de Hey, Africain
Favre, écuyer, époux de Anne Marie le Duehat, vendirent la terre et
Seigneurie de Phlin pour 140600 livres tournois de France à Madame
Louise de Marion, veuve et douairière de François Charles Fleutôt de
Domgermain, chevalier de Saint-Louis, maréchal de camp, résidant à
Metz^). Par cette vente ils cèdent à Madame de Domgermain la haute,
*) Charles le Duehat, Seigneur de Rurange, Hayes, Phlin, etc., était le fils
aîné de Gédéon de Rurange et de Marie de Lallouette de Vernicourt. Les le
Duehat, famille originaire de Pont-sur-Seine en Champagne, fournirent des ma-
gistrats au parlement de Metz aux 17® et 18® siècles.
*) Les Fleutôt de Domgermain, originaires de Toul, Seigneurs de Dom-
germain (pays Touloisf fournirent plusieurs magistrats au parlement de Metz.
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— 44 —
moyenne et basse justice de Phlin, un château entouré de fossés,
600 jours environ de terres labourables, 107 arpents de prés, chene-
vières, jardins et autres héritages, 312 arpents de bois tant de fief
que de roture, marcairie, bergerie, colombiers, moulin, corvées de
charrue et de bras, les cens et rentes en grains et volailles ; le droit
de création et de destitution de maire et gens de justice, de four banal
et de banvin, de troupeau à part, de garde du château, de pêche, etc.
Cette vente ayant été confirmée par arrêt royal du 31 juillet 1775,
le 7 septembre suivant, Henry Hubert Erard, notaire royal au bailliage
de Nomeny se rendit à Phlin au devant de la principale entré.e du
château; ayant fait assembler les maire, syndic, habitants et com-
munauté du dit lieu par François Gourier, sergent de la haute justice,
il mit es mains de Madame de Domgermain la clef de la porte et
principale entrée du château, entra avec elle au château, lui fit faire
feu et fumée, passa aux jardins et lui remit en mains une motte de
terre et une branche d'arbre en signe de prise de possession du châ-
teau, de la terre et Seigneurie de Phlin.
En 1781, le sieur François, admodiateur de Madame de Domger-
main, poursuit en justice les habitants de PhHn, qui, ayant mis en
réserve la prairie des Xobières, ne voulaient pas donner le tiers
du regain au Seigneur, conformément à la coutume.
En 1785, Madame de Domgermain voulant empêcher les fermiers
des Prémontrés d'arracher dans ses champs les pierres dont ils avaient
besoin pour réparer leurs maisons, ceux-ci s'adressèrent à la justice
pour régler ce litige. Madame de Domgermain eut le bonheur de passer
au château de Phlin sans y être inquiétée les années orageuses de la
Révolution.
Son fils Louis Marie Fleutôt de Domgermain, capitaine de ca-
valerie, épousa Béatrix Pauhne de Rouyn de Rogéville, dont il n'eut
qu'un fils Louis Charles Antoine Fleutôt de Domgermain, né en 1807,
marié en 1851 à Demoiselle Certain de Germay.
Dans les années qui suivirent son mariage, Monsieur de Dom-
germain fît quelques réparations au château de Phlin, qui était presque
tombé en ruines ; mais contrarié par les grandes dépenses qu'il aurait
fallu faire pour le remettre en état convenable, le 11 mars 1858, il
vendit le château de Phlin à Monsieur de la Salle pour 550000 francs.
Celui-ci reconstruisit en partie le château et l'enrichit de meubles, de
tableaux et d'objets d'art, qui en font l'un des châteaux les plus
agréables et les plus curieux du pays de la Seille.
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46 -
Pièces justificatives — notes additionnelles.
1, Chapdle — prieuré. - Les archives de Phlin nous parlent de
la chapelle du Prieuré, où furent inhumés Henri de Chérizey, son
épouse et leur fils Bertrand de Chérizey; ce prieuré appartenait aux
Prémontrés de Sainte-Marie qui faisaient desservir la chapelle par un
prêtre du voisinage ; à ce prieuré étaient attachés une ferme, plusiem^s
maisons et le droit de pêche dans la Seille sur un certain espace (voir
Tachât de 1261); cette chapelle ayant été détruite pendant la guerre
de trente ans selon toute probabilité, Madame de Domgermain fit bâtir
en 1779 Téglise de Phlin que nous y trouvons aujourd'hui.
2, Habitants de Fhlin en 1615. — Nicolas de Gennes possède
24 ménages : François Mathis, Jehan Gougelin, Démange Gaillot, Mangin
Gougelin, Didier Gougelin, André Gaillot, laboureurs; Jehan de Faux,
châtelain ou intendant de Nicolas de Gennes ; Mangin Beltraste, Jehan
André, Louis Gérard, Maugin Munchath, Laurent Chastelain, François
Holbin, Jacques Lemoine, Mangin Gérard, Claudin Grandcolas, Jehan
Pierson, Didier Gérard, Colas Lavaulx, François Martin, Jacquemin
Cobbé, François Toussaint, Mangin Gougelin le jeune, et Jacqueline
Chastelain. Les familles attribuées à Henri Hellotte sont : Mangin Col-
biat et Michel Gaillot, laboureurs; Melchior Aubriot, Colas Courtoys,
Didier Holbin, Mathias Lebrun, Jehan Gagelon, Jaicquemotte veuve de
Claudin Courtoys, et Anne veuve de Nicolas Varnier, remariée à André
Varnier.
8, Revenus. — Les Seigneurs de Phlin, outre les revenus de leurs
terres, prés et bois, avaient les étangs, le moulin (loué en 1502 pour
78 quartes de blé et six francs en argent), le four banal, les re-
devances dues au Seigneur. Les habitants (en 1574) doivent aux Sei-
gneurs six francs par an ; 10 quartes de blé et 7 d'avoine mesure de
Nomeny ; 30 poules à la Saint-Martin, 60 chapons au terme des Rois ;
le banvin, soit 2 gros pour queue de vin vendu; la dîme des oisons;
les laboureurs une matinée entière aux trois saisons, les autres une
corvée d'un jour de bras à la fenaison et à la seille (moisson).
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— 4H —
Die Ortsnamen des Metzer Landes
und ihre gescMchtliche und ethnograpMsche BedeutungM.
Nach einem Vortrag, gehalten am 12. November 1896,
von Adolf Schiber, Metz.
So sehr die Hàufigkeit der Ortsnamen mit der Endung heim in
einigen Teilen des Elsasses dem Fremden auffâlU, ebenso sehr erregt
die Aufmerksamkeit, besonders des Deutschen, das Vorkommen vieler
Ortsnamen mit der Endung y in der Umgegend von Metz.
Gelegentlieh der Vorstudien zu meiner Arbeit >Die frânkischen
und alemannischen Siedlungen in Gallien*^) wendete ich diesen Orts-
namen natûrlich ein besonderes Augenmerk zu, indem ich von den-
selben, im Gegensatz zu den Ortsnamen auf ville, court, mont und
dergl, annahm, dass sie mit germanischer Siedlung nichts zu thun
hàtten.
Die Anhâufung dieser Klasse von Ortsnamen um Metz trat mir
iibrigens besonders klar vor die Augen, als ich die Verbreitung der
Ortsnamen mit den oben erwahnten Endungen ville, court etc. einer-
seits und jener mit der germanischen Endung ingen andererseits auf
einer Karte synoptisch darstellte — es entstand da, wo die Namen
mit y zahlreich auftraten, eine ausgesprochene Liicke, da Ortsnamen
der von mir beriicksichtigten Art sich hier fast gar nicht vorfanden.
Ich erklàrte mir dies aus der Nàhe einer so alten Kulturstâtte, wie
Metz eben eine ist.
*) Abkurzungen:
C. I. L. = Corpus inscriptionum latinarum, éd. Mommsen.
I. desgl.
B. =s Bouteiller, Dicl. topogr. de la Moselle.
L. = Lepage, » > » . Meurthe.
F. = Flecchia, Giovanni, di alcune forme de' nomi locali delF Italia
superiore, Memorie dell TAcademia di Torino, 1873.
H. = Hôlscher, Die mit dem Suffix — acum — iacum gebildeten fran-
zosischen Ortsnamen. Diss. Strassburg 1890.
P. = Mitteilung des Herrn Pfarrer Paulus.
*) Triibner, 1894. S. a. a. 0. S. 86, 96, Note.
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- 47 -
Zu einer nâheren Untersuchung dieser offenbar romanischeri
Orlsnamen veranlasste mich die Erwàgung, dass nach nieiner Erfah-
rung massenhaftes Auftreten von Ortsnamen gleicher Endung mit einem
Personennamen in ihrem ersten Teil auf einen colonisalorischen Akt
hinzuweisen pflegt, dem die so gleiehformig benannten Orte ihre Ent-
stehung oder doeh ihre Benennung verdanken.
Sollte etwa auch bei den Orten auf y sich etwas Àhnliches
nachweisen lassen? Dièse Frage drângte sich mir naturgemàss auf.
I.
Eine nàhere Betrachtung der Ortsnamen mit dieser Endung ergab
freilich, dass letztere durchaus nicht immer den gleiehen Ursprung hat,
und dass auch nicht in allen diesen Ortsnamen ein Personenname
steckt.
Zum grossen Teil allerdings ist die Endung y entstanden aus dem
Sulfix acus oder aus iacus, resp. aus acum, iacum, nicht selten aber
fmdet man als die âlteste Form, soweit man sie ermitteln kann, etum ;
in anderen Fâlien ist die Endung y wieder anders entstanden oder sie
entzieht sich der Erklàrung.
Mein Bestreben ging nun zunâchst dahin, festzustellen, in welchen
dieser Ortsnamen sich Personennamen befmden, und welches dièse
Namen sind.
In dieser Beziehung fand ich bedeutende Vorarbeiten besonders
bei d'Arbois de Jubainville ^), der fîir eine erhebUche Anzahl von Orts-
namen, zum Teil auch aus hiesiger Gegend, zum Teil aus dem ùbrigen
franzosischen Sprachgebiete, aber gleicher Form, die zu Grunde liegenden
Personennamen herausgeschàlt hatte. Auch bei anderen Schriftstellern
fanden sich Untersuchungen in dieser Richtung, so namentlich bei
Houzé und Uibeleisen ^).
Bei diesen Beiden scheint mir aber das Bestreben vorzuherrschen,
die Namen soweit môgli(îh als Naturnamen zu erklâren, das iibrigens
bei keinem der Genannten iibertrieben wird, wie es bei Mone der
Fall ist. Besonders Ersterer hat dabei eine grosse Hinneigung, die
Ortsnamen aus dem keltischen Wortschatze zu erklâren, eine Aufgabe,
die ja fiir einen Keltologen etwas besonders Anziehendes haben mag.
*) Recherches sur l'origine de la propriété foncière et des noms des lieux
habités en France. Paris 1890.
*) Houzé, Études sur la signification des noms des lieux en France, 1864.
Uibeleisen, die romanischen und frilnkischen Ortsnamen Welsch-Lothringens,
Metz 1887.
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Es scheint auch fur den ersten Blick als etwas Natiirliches, dass
die germanische Landnahme sich ini Auftrelen nmssenhafler Orlsnaine»
bekundet, die aus dem Namen der Sippe oder der neuen Grundherren
herzuleiten sind (vgl. meine frânkischen und alemannischen Siediungen,
S. 3, 11, 43), dass dagegen fiir die fruheren Zeiten Naturnamen die
Regel bilden miissen, wie das z. B. in Engadin Ihalsiichlieh der Fall ist.
Dièse Ansieht liesse sich nur widerlegen, wenn man das Vor-
walten von Personennamen in Ortsnamen in sehr grosser Zahl nach-
wiese; desshalb schon musste die Untersuchung auf aile Ortsnamen,
gleichviel welcher Endung, und auch uber die nachsle Umgebung von
Metz hinaus ausgedehnt werden. Je zahlreicher die Beispiele und je
umfassender die Untersuchung, um so weniger war anzunehmen, dass
eine tâuschende Àhnliehkeit uns die Existenz eines Personennamens
vorspiegle, was ja in einzelnen Fiillen immerhin moglich erschoint,
wie im Laufe dieser Untersuchung noch nâher zu erortern sein wird.
Ich ging dabei in der Weise vor, dass ich die allen Formen der
Ortsnamen zu ermitteln trachtete, oft genug musste man sich freilich
mit denen des spâtern Mittelalters begntigen, und dann priifte, ob uns
Personennamen ûberliefert sind, aus denen der Name ungezwungen sich
herleiten liesse. Hierbei leistete mir besonders das Corpus Inscriptio-
num latinarum von Mommson, welches eine grosse Anzahl von Ge-
schlechts- und Beinamen (Gentilicien und Cognomina) enthalt, die
besten Dienste^j.
Um dem Léser die Moglichkeit zu gewahren, meine Ableitungs-
versuche nachzupriifen, muss ich im Folgenden einiges vorausschicken,
was nicht ohne Weiteres als allgemein bekannt vorauszusetzen sein
diirfte.
In allen friiher von Kelten bewohnten Gegenden findet sich bei
Lokalnamen sehr oft die Endung acus, welche hier in der Regel eine
posscssorische Bedeutung hat, analog dem lateinischen anus; wo also
der Romer von einem fundus Arrianus spricht, nennt der Keltoromane
das Besitztum fundus Arriacus.
Bcide Formen kommen schon in der tabula ahmentaria Vellejana
nebeneinander vor (104 n. Chr.).
Zurûckzufiihren scheint dièse Form auf eine keltische Endung ec,
die eben die Bedeutung von anus hat, nebenbei aber auch ebenso
gui die Funktion eines Quantitivums und eines Diminutivums versehen
*) Ich danke die Moglichkeit seiner Benûtzung dem giitigen Entgegenkommen
des Herrn Lycealdirektors Herrmann ; leider isl der Band fiir das transalpine Gal-
lien noch im Erscheinen begriffen.
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kann. In beiden letzteren Fàllen aber wurde sie bei der L'berlraguiig
ins Lateinische in der Regel durch etum ersetzt^).
Die fclndung acus an einen Geschlechtsnamen angchângt, gab
natûrlieh iacus; also Arrius = Arriacus; nach einem cognomen, der
kein auslautendes i im Thema batte, acus schlechtweg: Buinus gab
Biirnaeus.
Acus und acum wurden nun spâter aco; der Endvokal in aco
iiel im siidlichen Frankreich meistens weg, so bildete sich die
Form Juliac aus Juliaco; im nordlichen Frankreich, im Gebiete
der langue d'oil, trat wohl zunâchst ebenso eine P>weichung des c ein,
wie im Italienischen, wo aus Liciniacum Lisignago wurde ^). Die
Sprache blieb aber dabei nicht stehen. Das aus c erwachsene g rûckte
weiter zu j (vgl. rhâtoromanisch Iacus = lej) und i vor, und a wurde
vor und mit i zu e (ai), âhnlich wie aus baca franzôsisch baie, aus pacat
franzôsisch paie geworden ist. Vgl. Holscher a. a. 0. S. 10, 11 und
13. So konnte aus Marciacum Mercey werden.
Im sudlichen Lothringen linden wir die Endung ey allgemein ; in
der Nâhe von Metz nur bei einem Namen, bei Cherisey, was man
uberdies allgemein nur Cherisy sprechen hort; sonst stels y.
An diesem Ortsnamen konstatieren wir zugleich das Walten einigor
anderer Sprachregeln.
Der alte Name ist Carisiacum ; c vor a wird im Nordfranzosischen
zu ch, cantus = chant ^), was nicht hindert, dass das a in der offenen
Silbe zu e umlautet: caput = chef, caballus = cheval.
Noch ist besonders zu erwâhnen, dass al vor einem Konsonanten
zu au wird — alba, aube^).
Andere Umlaute sollen nur besprochen werden, soweit der Einzel-
fall Anlass bietet, eine allgemeine Besprechung verdient nur noch das
Schicksal des i vor acus, das in den alten Formen in den meisten
Fallen erscheint, wie d'Arbois annimmt, weil in der Regel ein Ge-
schlechtsname auf ius dem Ortsnamen zu Grunde lag. Doch scheint
es auch oft unorganisch eingedrungen zu sein.
') Ausnahmsweise kommt acus als Quantitivum vor, meist, wenn nicht
immer, in Fallen, wo auch das Appellativum kell. llrsprungs ist, wie Benacus,
Guernacus, Betulacus, Sparnacus.
^) Ausgenommen das Friaul, wo acco die Regel ist.
^) Worte wie caporal, cantilène sind erst nacli der Zeit, da dieser Pro/.ess
vor sich ging, eingefûhrt.
*) Ausnahmen wie malfaiteur, algarade etc. sind ahnlich wie oben caporal
zu erklâren.
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Dièses i verschwand, wie aus dem Folgenden sicli ergriebt, vor
ei, ai nicht iminer spurlos. H. S. 12.
Selbstverstandlich ist, dass sein Einfluss auf ein vorhergehendes l,
welches vor ia in e ûberging, erhalten blieb, aber auch wenn ein n
oder 1 vorausging, liess es eine deutliche Spur zuriick.
Beide wurden erweicht, mouillirt, n wurde zu gn = Montiniaco
zu Montigny. Der Einfluss auf Aussprache (und Schreibweise) des vor-
hergehenden 1 zeigte sich in der mouillirten Aussprache des 1 und
(graphisch) in der Verdopplung desselben, sowie dadurch, dass der
(lem 11 vorhergehende Vokal in i iiberging oder einen Diphthongen mit
i bildete, z. B. Gelliacum = Jailly, Marcelliacum = Marcillac.
Aber auch in andern Fâllen werden die vorausgehenden Konso-
nannten von i beeinflusst; so ist es zu deuten, wenn aus Vipiacum
= Vichy, aus Crepiacum = Clichy wurde*).
Die Urkunden aus dem spateren Mittelalter bringen oft statt der
Form ei die latinisierte Endung eium, manchmal wird mechanisch
acum an das aus acum entstandene ei angehângt, z. B. Flevigneiaeum,
um der Urkunde ein altères Ansehen zu geben.
Ûbrigens ist die Form ey, ay, y nicht die einzige, in die iacum
verwandelt wurde, oft fîndet sich é, besonders an der Siidgrenze der
langue d'oil, z. B. Montigné bei Angoulême. Siehe die Fâlle bei H. S. 43.
Noch andere Formen linden sich aufgefiihrt bei Houzé und Hôlscher ;
dieselben werden uns hier nicht beschâftigen. Wohl aber ist zu erwâhnen,
dass es noch eine grosse Anzahl anderer Formen giebt, aus einem Per-
sonennamen einen Ortsnamen zu bilden; von diesen verschiedenen
Formen handelt ausfiihrlich d'Arbois de Jubainville a. a. 0. Hier soll
von denselben nur die Rede sein, so oft Ortsnamen dieser Bildung in
unseren Gesichtskreis treten. In unserer Gegend ist ihre Anwendung
verschwindend gering gegen die mit acus gebildeten Namen.
In vielen Fiillen kennen wir neben der romanischen eine germa-
nische Form solcher Ortsnamen.
Letztere geben offenbar einen Anhaltspunkt, die Ableitung der
romanischen Form zu kontrollier.en, wenn wir wissen, wie Namen
dieser Form, die ja besonders am 1 i n k e n Rheinufer sehr hâufig noch
erhalten sind^), in germanischer Mundart modifiziert wurden.
*) Vergl. rabies = rage, cambiare = changer.
'^) Marjan. Kelt. Ortsnameti der Rheinprovinz. Programm der Realschule
zu Aachen, 1880.
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Da linden wir denn, dass die Endung iacus (oder acus) zu iclia
oder acha wird, woraus spâter ich, ig oder ach wurde — so Juliacum
= Julich, Sentiacum = Senzig, Abodiaeuni = Epfach.
Ôfters falll das i ganz weg, und wir erhalten Lauracum — Lorch.
In diesen durch Wegfall des i verkiirzten Formen wird aber nicht
selten ch zu sch, Marciacum = Morsch. Vereinzelt isl Serviniacum
= Silbernachen ^). Dièse Form bildet aber wieder den Obergang zu
einer alsbald zu erorternden anderen.
Eine besondere Umwandlungsform nâmlich, die bisher, wie es
scheint, nocli wenig beachlet wurde, ist der Wegfall des i und Auf-
treten der Endung ehen oder gen, z. B. Muliacuni = Mitchen.
Beilaufig bemerkt sei, dass auch im deutschen Idiome die Vokale,
besonders a, hàufig den Umlaut in e erleiden, z. B. Malerniacum =
Metternich, was um so weniger befremden kann, als der Umlaul des
a zu e ein Vorgang ist, der sieh in der Entwicklung des Althoch-
deutschen als ein regelmâssiger Vorgang darslellt.
Nicht selten konnen wir zweifelhaft sein, welcher von zwei oder
mehreren romisehen oder keltoromanischen Personennamen der Orts-
namenform zu Grunde liegt, resp. ob ein Cognomen oder ein Ge-
schlechtsname ; fur die Frage, ob ein solcher Ortsname auf einen vor-
germanischen Personennamen zuruckzufiihren sei, hat dies wenig
Bedeutung.
Ortsnamen der hier behandelten Art kommen sowohl als Derivate
von Geschlechtsnamen, wie von Zunamen und selbst von Vornamen
vor ; bisweilen finden wir auch Formen, die auf ein Gentilicium zuriick-
verweisen, das nicht aufzufinden ist, wohl aber ein entsprechendes
Cognomen.
In dieser Beziehung sei darauf hingewiesen, dass ein Cognomen
und auch ein Praenomen zum Gentilicium leicht umgewandelt werden
konnte, wie ja die alten Geschlechtsnamen selbst nichts sind, als patro-
nymische Ableitungsformen von Personennamen.
So bedeutet die Gens Julia die Nachkommen des Julus, aus Dexter
wird Dexterius, Liber = Liberius.
Aus Florus konnte aber auch die Form Florinius werden, aus
Servus sowohl Servius wie Servinius, aus Rufus = Ruflnius u. s. w\
Finden wir also auch in den Inscriptiones z. B. nur die Form
Rupa, der ein mânnliches Cognomen Rupus entspricht, so ist die Mog-
lichkeit einer Entstehung einer patronymischen Form Rupinius, und
*) Vergl. ûbrigens unten unter Montenach!
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damit einer villa Rupiniaca, vvie mir scheinl, als durcliaus glaubhaft
erwiesen.
Nach dieser Darlegung der befolgten Grundsâtze soll die Er-
ôrterung der Ableitung einer Anzahl von Ortsnamen aus der nâheren
iind weiteren Umgebung von Metz folgen.
Die mit einem Sternchen bezeichneten Arlikel belreffen Orts-
namen, hinsichtlich deren bereits andere, namentlich d'Arbois und
Honzé, die Ableitung von einem rômischen oder keltoromanischen Per-
sonennamen behauptet oder doch als môglich angedeutet haben.
Bei den Ortsnamen ist zugleich angegeben, wie oft dièse Form
in F'rankreich vorkommt, und zwar auf Grund von Joanne, Dict. géogr.
de la France.
Die hieraus sich ergebenden Folgerungen sind spâter zu erôrtern.
II. Die Ortsnamen.
Patronymische Namen.
A.
1. *Ancy. a) Ancy s/M. Anceyum 1146 B. b) lez Soigne, Anceiacum
in einer Urkunde aus dem Archiv der Abtei St. Glossinde, datiert von 875,
iibrigens eine Fâlschung des 12. Jahrhunderts ^).
Das Suffix acum ist hier offenbar der bereits ublichen Form Ancei ange-
hângt. Dièse Urkunde in zwei Ausfertigungen beweist also zunàchst nur das
Vorkommen der Form Ancei fiir das 12. Jahrhundert. Ausserdem beweist sie auch,
wie verwischt damais bereits der Unterschied zwischen acum und etum in Aus-
sprache, Schrift und Uberlieferung war, denn von den beiden Ausfertigungen, die
von ein und derselben Hand herruhren, schreibt die eine Rovareiacum, offenbar
archaiisirende Form von Rovarei; die andere richtig Rovaridum (Roburetum).
Ganz erloschen war die richtige Uberlieferung hier doch wohl nicht, da der Ort
noch jetzt Rouvrois heisst. Aus acum aber wird niemals ois, wohl aber aus etum
manchmal y.
Derselbe Ortsname erscheint nach B. anno 1140 als Anceium. Die Annahme
einer urspriinglichen Namensform Anciacum ist also begriindet. Dieselbe erscheint
auch urkundlich. Ecclesia Anciaci (1108) fiir die Kirche von Ancy-le-Serveux
und fiir Ancy (Rhône) im 11. Jahrhundert als Anciaco -).
Die Ableitung vom Personennamen Antius ist also w^ohl begriindet, denn
dieser Name kommt oft genug vor, z. B. G. I. L. II, 4976. 438. V, 4124.
Der Name Ancy erscheint in Frankreich 3 mal.
*) Wolfram in den Mitteilungen des Instituts fiir osterreichische Geschichts-
forschung, XI. Bd., 1, Heft.
0 d'Arbois a. a. 0., S. 379.
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2. A n t i 1 1 y . Bel B. : 1297 Antiley, deutsch Enterchen (so offiziell im Jahre
1876). Die Form deutet auf Antullus, C. I. V. 6874, oder Antullius, zitiert bei
Holder, altkeltischer Sprachschatz. Auch der Name Antuleius ist zu erwâhnen,
C. I. V, 4389.
3. A 0 U r y. B. : 1445 Aury, 1631 Aurich. Der Name wird gesprochen Oury,
wie bei Août = oût. Die deutsche Form Aurich bestârkt mich in der Annahme,
dass y hier aus acum hervorging. Der zu Grunde liegende Name miisste wohl
Augur oder Augurius sein. Das Cognomen Augur existiert.
Ich finde bei Brambach, Corp. Ins. Rhen., No. 935, >capito augur ... ex Goh. II. «
C. I. V. 6833 ist M. Aug ... us vielleicht Augurius zu lesen.
Die Verwandlung von Auguriacum in Aoury entspricht ganz dem Ubergang
von Augustus zu Août.
4. Argancy. Stumpf: Reichskanzler III, 375, Arconcei, 1018. Nach
B. 1200, Archanciacum ; deutet auf den keltischen Namen Argentins. C, I. V, 6796.
Unser Name setzt aber zu seiner Erklârung eine Form Argantius voraus. Dièses
ist denn in der That die keltische Form ; Holder a. a. 0., S. 267.
5. A r ri an ce. B. : 1180 Argenza, deutsch Argensgen. Nach P. 1386
Argentzen, fiihrt offenbar auf die lateinisierte Nebenform des obigen Personen-
namens, also auf Argentins und ein hiervon abgeleitetes Argentia oder Argentias
als Ortsnamen zurûck.
6. Arry. b.: 1130Areis, 1139 Areium. Zuruckzufuhren auf Arius oder
auf das hâufiger vorkommende rômische Gentilitium Arrius. C. I. II 4 mal,
III 20 mal, V noch ôfter. Vgl. Ariaco = Herry, d'Arbois a. a. 0., S. 387.
1 Arry in Frankreich, Airago in Ober-Italien. F.
7. Aube. B.: Aubes 1324, von Albus. C. I. II, 4970. 150. V 9 mal
— davon Albae oder Albas.
8. * Aubigny. B. : Aulbingny 1426, von Albinius (Albiniacum) C. I. II, 3654.
(Vgl. hierzu Albinus, C. I. II, 195, sowie d*Arbois a. a. 0., S. 191), nach Joanne
23 mal in Frankreich.
9. A 11 g n y. b.: Aviniago (857), Auniaco (1020), Avigny (1324), Augneium
(1544). Personennamen : Avenia I. V, 3382; Avennius I. VI, 12807. Vgl. Ugny
— Meurthe et Moselle, B. 1304 Ewigney, oder 634 (deutsche Form) Unichi.
10. Avancy. b.: (1404) Avencey. Aventius — de Vit Onomasticon I,
674. Vgl. d'Arbois, S. 510.
11. Avigy. B. : Averzei 1216, Awegey 1414. Die letztere Form wurde
auf Avitus, einen bekannten Namen (eines Kaisers u. A.) bezogen werden konnen ;
kaum auf das freilich ungemein hâufige Avidius. Die altère Form Averzei spricht
aber nicht fur eine solche Ableitung.
Der Name L. Severina Avertinia I. V, 1108, lâsst aber eine Reihenfolge von
Namen Avertus — Avertius — Avertinius annchmen und von Avertius leitet sicli
Averzei normal ab.
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— 54 ->.
12. A y (bei Ennery — ein zweites nimmt B. als abgegangenen Ort bei
Metzeresch an !) B. : Ayey 1345, weist auf Aius I. V, 692, also Aiacum. Grôber
vermulet Agiacum ^), Deutsch Aich, Eich. 4 Ay in Frankreich.
13. Béchy. B.: Basseium (1063). Bassus hâufig, z. B. I. II, 265. Bassins
I. III, 1431/32. V, 929, 8252. Vgl. Bassano in Ober-Italien.
14. Bourdonnay. L. Bourdenniers (1256), deutsch Bortenach. Burdo
(Holder a. a. 0.). Burdonniacus — Bourdonné, Seine et Oise.
15. B U C h y. B. : Busseium 1063, Busseio 1157, Buseaco 1186. P. : Buxeum
XII. Saec, Buxit 1330. Letztere Form, die auf Buxetum hinweist, ist aber sehr
jung; in Frankreich gab sie Boussy. Buccins I. X. 1000, 1001. Bucciacum =
Bucy, Bussy, d'Arb. S. 202,
16. *Bury. b.: Buerey 1429. P.: Buriago960; Buro I. X, 1597; Burrus
I. X, 1791; Burrius I.X, 1403; Burius I. V, 6512. — 1 Bury und 3 Burey in Frank-
reich. d'Arbois S. 203.
17. Chagny (la Horgne). B.: Chagny 1680, wohl auch Chaigney 1429,
nicht Chesny, wie B. annimmt. Canins I. II, 1784; III, 4150; V, 978. Auch
Kanius kommt vor. d'Arb.: Caniacus 795 = Chennay, hierzu Chigné (M. et
Loire). Caniacum — Konach (Luxemburg), Holder — Gagnago (Ober-Italien) F.,
2 Chagny in Frankreich.
18 1
jg' J *Chailly a) lès-Ennery. B. : 1128 Chailley ^). b) s.-Nied. B.:1246,
Chailley. Cogn. Calus I. V, 977, 8666. Calius, Callius, d'Arb. S. 204. Vgl. Chailley
(Yonne), Chaillac, Indre. d'Arb. S. 204. 4 Chailly in Frankreich.
20. *Chambrey. L.: Chambrei 1329. Cambarius, Holder. Camba-
riacus 658, d'Arb. S. 206.
21. Ch a US s y. B.: Le pont à Chaussy 1324. P.: Calciacum VII Saec.
Caltius I. V, 2502, 8110. Deutsch: Kelsch. Dièse Form ergiebt, dass sie in ger-
manischem Munde gebildet wurde, noch ehe im Franzosischen der Umlaut von
C in Ch eintrat.
22. *Cherisey (gesprochen Cherisy). B.: Carisiacum 875. Die Urkunde
istdieselbe unechte, wie die ad 1 erwâhnte; Cariseium 1179, Chairixey 1361. Carisius
I. V, 2328. Carisius, Triumvir monetalis z. Z. Câsars, ein Vétéran T. Carisius Alba,
auf einer Stcle (Coblentz), vgl. Kirsch. Ciarisacco, Ober-Italien, F.; Cherisy, Eure
et Loire. Vgl. Carisey im Département Tonnère. Die Ableitung Houzé's von
cerasus hat hiernach wohl wenig fur sich. Ch deutet auf friiheres Ca!
23. *Chevillon. B: Chavillons 1230. P.: Cavallion, 893. Cabillo:
Holder a. a. 0. Vgl. Cabillonum Bell. Gall. VII, 42 = Chalons-s.-Saône.
') Zeitschrift fiir roman. Philologie XVHI, S. 448.
-) Nach B. Kettenchen — wohl der Name eines benachbarten abgegangenen
Ortes. Vgl. Vitry-Wallingen.
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— B5 —
24. Chieulles. B.: Xeulles 1244, Xeules, 1324; X ist in der alten
lothringer Schreibform = Ch ! Die Ableitung von Cajus =^ Cajolas erscheint mir
glaubhafter, als die von Uibeleisen vorgeschlagene von Scala. (Vgl. Marieulles).
Von Cajus ruhrt auch Cajaneum her = Goien bei Meran.
25. *Cléry. b.: Clarey 1404. Clarus, hâufiges Gogn., so I. X, 1211.
Clarius, de Vit Onomasticon II, 297. Clariacus 667 = Cléry (Loiret). 9 mal in
Frankreich.
26. Col ne y. B.: Coinsey 1324. Gonsius I. X, 2323 und mehrfach. Con-
siacum bei Matton, Dict. topogr. de PAisne. Weniger wahrscheinlich : Quintius 1. V,
5884, 7188 und noch ôfter. Aus Quintiacum wurde Quincy (Meuse). Die Form
Coin wâre dann lothringisch, der St. Quentin heisst im 15. Jahrhundert St. Cointin :
Bouteiller.
27. *Crépy. B. : Crispiacum 875 — unechte Urkunde, vergl. sub 1.
Crispius I. lU, 1031. . Vgl. d'Arbois S. 223. Crépy in Frankreich 3 mal. Crissian
(Tirol) = Crispianum.
28. Cuvry. b.: Cuberacum 745, Cuveriacus 937; Cuperia I. III, 1914.
29. *Destry. b.: Destracham 835. Destrey 1315, Destrich 1544. Dexter
I. III, 4388, u. m. V, 6596. Davon Dexterius als gentilicischer Name unbe-
denklich abzuleiten — indes kann ja auch das Cognomen Dexter ein Dexteracum
gegeben haben.
30. Erpigny. b. bat nichts. Ist die Form nicht eine von der voraus-
zusetzenden alten allzusehr corrumpierte, so wiirde der Name sehr gut zu Ar-
pineius passen. C. bell. Gall. V, 27, ein eques C. Arpineius. (Vgl. Arpinum).
31. *Failly. b.: Fadiliaca 914. Fadius I. X. 1403 und mehrfach; Fadilius
fand ich bisher nicht — doch lâsst der alte Name hier kaum Zweifel an der
Existenz des Gent. Fadilius. Grand Failly, cant. Longuyon = Fadiliaco 914. B.
32. *Flavigny. b.: Flavigneiacum 691 (auch dièse Urkunde ist un-
echt, acus an das bereits vorhandene Flavignei angehangt). Flaviniacum 952.
Flavinius I. II, 2854. 6 mal in Frankreich.
33. *Flévy. b.: Flaivey 1404. Deutsch Flaich. Flavius ein sehr
hâufiger, bekannter Name. I. V, 1211 und noch iiber 100 mal. S. auch Grober,
an dem sub No. 11 zitierten Orte. Die lautgerechte Form ist Flagy, vgl. aber
auch Flavy (Aisne), H. S. 12.
34. *Fleury. b.: Floriacum 706. Florus I. V, 4378. Florius — d'Arb.
S. 237. 23 mal in Frankreich.
35. *Frontigny. b.: Fronteniacus 889. P.: Frontanney 1128. Fron-
tinius I. II, 337, 2348.
36. Glatigny. b.: Glatigney 1192. Galatius = de Vit OnomasL III,
190. Galatia I. X, 4590. Davon Galatinius ohne Schwierigkeit. Glatigny 2 mal
in Frankreich.
37. Grigy. b.: Grixey 1404. Grisey XVI Sac. Grusius I. X, 3784«.
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38. *Jailly. R.-. Jailly 1756. Gellius I. II, 186, 4970. Gelius I. Il,
1098, ebenso Gellia. 2 mal in Frankreich.
39. Igny (Avricourt). L. Ygneis 1364. Ignius: Inscr. regni Neapol.
Mommsen 1630, 6769. Innius: ebenda 2962. Igny in Frankreich 6 mal. Ignago,
Ober-Italien. F.
40. *Jouy. B.: Gaudiacum 745. Gavidius I. V, 909. Gavidiacum =
Gaudiacum — von letzterem Jouy, wie gaudere = jouir. In Frankreich Jouy
16 mal, aile von Gavidius, nach d'Arbois S. 240; im Joanne 19 mal.
41. *Jussy. B. : Jussiaca 869, 870, Jussiacum 1049. Jussus, resp. Jussius
inuss als Personenname vorausgeselzt werden, da sich mehrfach in Frankreich
Jussy, Jussey, Jussao, Jussat als ehemaliges Jussiacum finden. H. S. 22, 33, 52,
59, 70, 76.
Man kônnte sonst an Gessius denken, I. I, 110. Vgl. Gerei = Jury. B.
Juvisy = Gevisiacum. H. 4 Jussy in Frankreich.
42. Ke m plie h. B.: Kempurich 1093. Kompachel 1276. Campilius I.
X, 8053«.
43. 1 ,. .
^^ } Ivirscn bei Liittingen und bei Sierck. Ersteres Carisiacum super
fluvium Bivertam (Bibisch), anno 791 nach Houzé. Houzé leitet den Namen
wie Cherisey von cerasus ab. (Vgl. No. 20). Dagegen spricht hier das Suffix,
das sonst etiim sein miisste. Anno 791 ist ein mechanisches Anhângen von acum
nicht wahrscheinlich, in solchen Fallen pflegt ein bereits aus etum entstandenes
ci vorauszugehen. Vgl. sub 1. Es ist ganz unwahrscheinlich, dass die Germani-
sierung des Namens erfolgte, als Cerasus noch Kerasus lautete, wie das bei Kirsche
= cerasus freilich der Fall war.
45. Le s s y. b.: Lacey 1161. Lassey 1280. Lattius I. XII, 1974. Latia
X, 51. Lassia X, 756, 1074. Auch an Laetus, Laetius kann gedachl werden.
Lazzago, Ober-Italien. F.
46. L e z e y. L. : Lezeis 1172, scheint auch auf einen dieser Namen zuruck-
zufi'ihren, trotz der germanischen Form Litzingen. Vgl. Ritzingen, S. 14, Note.
47. Le y. Laiacum im (angebl.) Diplom von 875 (kann nichl wohl Leyr
sein). Laius, Mommsen, I. Nap. 6841.
48. 1
AQ ] Lorry a) bei Metz. B. : Lauriacum 945. Lorez 1130. b) Mardigny.
Lauriacum 1179. Larey 1404. Laurus I. II, 359; III, 2552. Laura — bekannter
Name. Ebendaher Lorich bei Trier, Lorch, 3 mal im deutschen Sprachgebiet. Die
Ableitung von Laurus Lorbeer (Loretto), ist in jeder Hinsicht abzulehnen — cher
konnle man allenfalls, wenn man die Môglichkeit einer dcskriptiven Benennung
erwiigt, an keltisch laurio = serpillum, denken. Die Herleitung eines Ortsnamens
von niedrigen Pllanzen ist nicht unerhOrt: Fuulcrey (filicaretum), Ortiseit (Urti-
cetum) u. A
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50. Louvigny. B.: LoWniacum 1130, P.: Loveneio 1126. Cogn. Lu-
pinus, I. Il, 4970. Vicecom. Lupiniacensis, 10. Jahrh. = Louvigny in basses Py-
rénées (hôchst aufîallend nie ht Louvignac!), Sarthe, Calvados.
51. *Lucy. L.: Lusiacum 1137. Lucius, bekannter Name ; I. V, 333 und
10 mal, Lucy 7 mal in Frankreich.
52. Luppy. L.: Lupeyum 1137. Lupius, 1.111,6010»" ist kaum anzu-
setzen, da Luchy erwartet wiirde, wohl aber Luppo, I. III, 6010. Vgl. Luppio,
I. V, 4370, Luppianus, I. V, 6732.
53. *Magny. p.: Magnei 1160. R.: Mannet 1201, Maigne 1225.
Magnius, I. V, 2137. Magnia, 91, 6048. Auch Bd. X, wo auch Magneius. Fundus
Magniacus : d'Arbois, S. 265. Magnago in Ober-Italien von Magniacum (Flecchia).
39 mal in Frankreich.
54. *Mancy. b.: Mancey 962. P.: Manceium 875, deutsch Menschen.
Mantius I. V, 7814 und mehrfach. Mancy (Marne).
55. Mardigny. b.: Mardenei 1128. Martinius: Brambach, C. I. Rhen.
1130. Vergl. Wallis : Martigny (Martinach); Merzenich bei Kôln. 8 mal Martigny in
Frankreich. Erweichung des t ist ungewôhniich.
56. Marie ul le S. B.: Mariolas 691. Ein bekannter Name ist Marins
(1. V, 73), davon Mariolae — Mariolas, d'Arbois, S. 524. Soviel bekannt, sind in
dor Gegend keine Mare oder Siimpfe, die die Ableitung Houzé's unterstûtzen.
57. *Marsilly. b.: MerciHey 1404. Marcellius, 1. V, 6038, 6543 etc.
Vergl. Marsilly und Marcillac in Frankreich.
58. Méchy. B.: Marcey 1128. Maixey, 15 Sac, sowie
59. Mercy-le-haut. B.: Marcegium 962. Vergl. Mercy bei Audun-le-
Boman, Marciacum 636, Marceium 1157.
Martius, I. V, 8422. Marcius V, 2546 und noch oft.
Vergl. Merzig 802, Marciacum in Rh.-Pr. (Marjan); Marsac, Mercey in Frank-
reich; Morzig bei Salzburg = Marciago. Méchy ist offenbar jenes Marciacum,
in Bezug auf welches Mercy-le-haut das Obère genannt ist. — Mercy 4 mal in
Frankreich.
60. Metrich, Methrich 1319 B. und
61. Métry- Fontaine, Gemeinde Ars, weisen beide auf Matrius wie
Metternich auf Maternus.
Matrius, I. X, 5159. Besser passte wohl, fiir das ganz unter der Herrschaft
franzôsischer Lautgesetze entwickelte, Métry wenigstens, Matterius, das ich aller-
dings bisher in den I. nicht gefunden habe.
62. Méy. B.: Maiacum 973. Magius, I. V, ca. 50mal. Numerius Magius
Bell. civ. III, 24.
Magia, jetzl Maienfeld, in Graubiindon. Mey — Puy de Dôme.
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— os-
es. Montenacli hei Sierck. 1098 Monternache, 1400 Mondernachen
(Routeillers Form Mondelar passt eher auf Monnern). Ferner
64. a) Montigny bel Metz und
65. b) Monligy-la-Grange. a) 1341 Montigné. b) 1409 Mon-
tigny (R.). Vergl. Belgien, Montenacken. Montanus sehr hâufig, davon Montanius
und Montinius, d'Arbois, S. 284. 56 Montigny in Frankreich.
66. Mulcey. L.: Milcei 975. Miltiohe 1298. Multius, I. II, 3072.
67. M U S S y ré V ê q u e. B. : Mucei 1237, deutsch Mitchen. Stumpf, Reichs-
kanzler, III. 375. Muzicha 1018. Mussius I. V, 317 und ff. 8 mal. Mutius I. V,
8115 und ff. 4 mal. 3 mal in Frankreich.
68. Nouilly. b.: Noveliacum 875 (die sub 1 besprochene Urkunde).
Nouille 893. Novilla 1145. Nowilley 1280.
Ist wohl doch auf Novellius (I. V ca. 30 mal) zuriickzufiihren, trotz IJibel-
eisens Bedenken. Auch das bei Briilingen vorkommende Niverlach wiirde sich
am einfachsten aus Novelliacum erklârcn.
Neuilly, 23 mal in Frankreich, wird so erklârt, ebenso Neuillé, Neuillac ;
vergl. Nivillac im Morbihan, 1063 Nuilac. 1245 Nevehac. Die Wiese (kelt. now.),
von der es nach Houzc'* kommen soll, ist jedenfalls nie gross gewesen, da dies
das Terrain nicht zulassi.
69. Ogy. B.: Osey 1190. I. X, 2909, Otius. Aber besser noch wiirde die
Ableitung von Ogius, I. V, 2176, oder von Augius passen. Ilolder fiihrt die Form
Augiacus an ; ich habe den Namen Aug. nicht direkt gefunden, wohl aber I. IIl,
5371 Aug . . ., was so zu erganzen sein wird.
70. Olgy. B.: Alxei 1324. Olxei XV. Saec.
Namen wie Auligius, Alibius. fand ich nicht, aber Ulbius — zu Alxei
wiirde iibrigens am besten Alsius passen, I. X, 1404. Eine n i c h t patronymische
Erklârung scheint hier noch weniger sich darzubieten.
71. *Orly. B.: Orley 1365. Aurelius — bekannt genug, in der Inscr.,
Bd. V, allein 4 Colonnen des Index. 2 Orly in Frankreich. Oriago in Ober-Italien, F.
72. *Pagliy (lez Goin). B.: Pargney, XVS. P. : Parneiacum, XII S. Pa-
ter nius, 1. V, 5833. In Frankreich Pagny und Pagne y. In der Rheinprovinz Feder-
nach und Pattern, Marjan a. a. 0. Pagny 5 mal in Frankreich.
73. Paoully. b..- Powilly 1404, Paullei 15. Jahrhundert und
74. *Fouilly. b.: Powilley 1307. Paulley 15. Jahrhundert. P.: Powelley
1181. PauUius, I. U, 4546. Eine Villa Pauliaca crwâhnt Ausonius. — Polch bei
Trier V
Von unseren beiden Orten liegt keiner an einem Sumpf, der uns auf die
Ableitung'Houzés fuhren wiirde. 15 Pouilly in Frankreich.
75. *Reinilly. B.: Komeliacum 862. Homilius 1. V, 6026. 8 Remilly
in Frankreich.
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— 59 —
76. Rûttgen. B.: Ruscheye, Ruscheium 1036. Ruttiche 1097. Fran-
ziisisch Roussy-le-bourg und Roussy-le-village und
77. Rugy. B.: Ruxey 1404 (X = sch, also = Ruschey). P.: Ruscheio
1036. Ruscus I. m, 5107. Rustius V, 4109, und sonst. Man kann auch an rus-
cus = Mâusedorn, denken. Die Ableitungen sind nicht ohne Bedenken — doch
befinden wiv uns in beiden Fallen in Gebieten, wo germanische Einflûsse bestimmt
anzunehmen sind ; Riittgen liegl jelzt im deutschen Sprachgebiet *).
78. Ruppigny. B.: Rupeney 1128. Stumpf a. a. 0. Rupenacha 1018.
I. Il, 8061** Rupa, Cogn masc. Rupus, bieraus Rupinius.
An rupina ist um so weniger zu denken, als der Bann einen sebr stein-
armen, flacben Boden aufweist, auf sanfter Terrainwelle. Erachtet man wegen
des u in Ruppigny die Verdoppelung des p im Thema fur unerlâsslicb, so wâre
wobl eber an einen germaniscben Personennamen zu denken (vgl. Ruppendorf)
und unser Ortsname wurde zur Gruppe B gebôren,
79. Saulny. B: Salniacum 1186. Salnei 1157. Salonius, I. V, 2681,
3102, 326, 2088, 1362. Aucb Salinius scbeint vorzukommen und Holder bat ein
Saliniacum (Vo. acus). Salenus I. IX, 5843 (d'Arbois, S. 451).
Uibeleisen leitet den Namen von Salix ab. Es ist zuzugeben, dass Salici-
nelum = Saulny môglicb wâre. Dagegen spricbt die wenn auch spàte Form
Salniacum, die auf guter Tradition zu beruhen scbeint. Hâtte man nur obne Ver-
standnis acum an die damalige Form Salnei angebângt, so batte das Salneiacum,
nicbt Salniacum gegeben.
80. Senzig. b.: Senzicbe 1202. Sentius I. V, 1786. Sanctius: Belege
bei d'Arbois, S. 313. Sinzig bei Coblenz — Sentiacus ib., S. 315. Vergl. Sancy,
Meurtbe et Moselle, deutsch Senzicb.
81. Servigny bei St. Barbe. B.: Cervigney 1383 und
82. Servigny (Silbernacben) bei Rollingen. B.: Servinei 1266.
Servinus I. II, 3663, 3664. Servinius II, 1010. Houzé scblâgt Silvinus vor.
Vergl. Sievernicb (Rb.-Pr.) = Serviniacum — Marjan a. a. 0. 1 S. in Fr.
83. Sillegny. b.: Soleignei XII. S. Solignei 1165. P.: Solignei XI. S.
Solengni 1226. Silenus, I. X, passt zu Sillegny, aber nicbt zu den âlteren Formen,
dièse weisen vielmebr auf Sollonius, I. V, 3426, 5830, oder — besser — Sollem-
nis, I. III, 6010*®^ Vergl. Solemniacus bei Holder.
84. Silly en Saulnois. B.: Ciey 1315 und
85. Silly a. d. Nied. B.: Ciey 1315. P.: Cileiris 1005. Deutscb Sillers.
Silius, I. II, 3414, und nocb 3 mal.
Ein Cajus Silius kâmpft gegen die aufriibreriscben Trevirer anno 21 n. Cbr.
Die Zwiscbenform Cileiris macbt immerbin Bedenken. 4 Silly in Frankreicb.
*) So erklârt sicb wobl aucb die Endung Ritzingen an Stelle des scbon
in der Tab. Peut, beglaubigten Ricciacum durcb die Zwiscbenform Ritzigen?
Zum Namen : P. Riccius Celer, I. V, 7733.
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86. Tiricry. R.: î)incraha, Tinkracha, Tinkirica, Tinkerey, alte Formen
ans einem Polyptichum der Abtei Mettlach. Stumpf a. a. 0., 1018, Tinquerei.
Tincillius nach Holder ein Personenname, von dem er ein gegebenes, seiner
r>aKe nach nicht nilher hezeichneles Tinciïliacus ableitet; es braucht dies nicht
das unsere zu sein. Aus Tinciïliacus moclite vor der Krweichung des c Tincliacus —
Tincriacus geworden sein. Dazu wiirden die germanisierten Formen Dincraha,
Tincracha vollig passen. R fiir c hat hier nichts befremdendes. Vgl. Crepiacum
= (llichy.
87. Thury. R.: Finaj^io de Turei 1316. Tuius, 1. V, 2430, 4088, 4881.
— Von Taurus leitet den Namen d'Arbois ab, vgl. H. S. 57, 67, 71, 74. 5 Thury in
Frankreich.
88. ïrémery. R.: Tremerey 1404. Deutsch Tremerchen. Tremellius
bei d'Arbois, S. 628, zu Ortsnamen Tremilly, Haute-Marne.
Tremilly sollte man auch hier erwarten, vielleicht lâsst sich Trémery er-
klaren aus den hier friih anzusetzenden german. Einfliissen. Tremerchen statt
Tremelchen; vgl. sub 2 Antilly— Euterchen. Letzteres hal allerdings nicht auf
die romanische Form zuriickgewirkt, aber Tremerchen war ausweislich der Flur-
name einst vôUig germanisiert, was von Antilly nicht anzunehmen ist*). .ïeden-
falls deutet die deutsche Form »chen« bestimmt auf altes (i)acum.
89. *Vallières. R.: Valeriae 1181. Wallerias 1053 vom bekannlen
Namen Valerius oder von vallarium wie Plantières = plantarias.
Die Form Valerias — Ace. pi. eines Personennamens — ist fur Ortsnamen-
bildung nichts seltenes. Vergl. Aube. Ausgeschlossen ist die Ableitung von Vallis
nicht, aber ebenso ist mit Unrecht bezweifelt worden (Houzé), dass Valeriae oder
Valerias Vallières geben k o n n e. Vergl. Macerias = Maizières ! 6 V. in Fr.
90. Vigy. R.: Vigiacum 691. Vidiacum 715. Cajus Vibius Pausa, Consul
43 V. Clir. Vibius I. II, 4970; III, 3370; V, 6645 und allenthalben noch ganze Co-
lonnen voll Vibius im Index.
Der Umlaut b in g vor kurzem i entspricht durchaus den Entwicklungs-
gesetzen der franzosischen Sprache, wie oben gezeigt ist. Vergl. S. 5, Note 1.
91. *Vitry. r.: Vitriaco 1033. Von Victorius LUI, 5833. Ortsname
Victoriacus mehrfach in Frankreich, d'Arbois 334. Wichterich, Rh.-Pr., = Vic-
toriacum, Marjan a. a. 0. 14 Vitry in Frankreich.
Der Ort heisst amtUch WalHngen, weil Durival (Description de la Lorraine)
Vitry mit Vallange identifiziert. Die beiden Namen bezeichnen ganz verschiedene
Orte. Der Gemeindebann von Wallingen besteht heute noch aus den Unter-
abteilungen Vitry, Vallange und Revange. Der Kataster der Gemeinde enthâlt
allenthalben verstreut deutsche Flurnamen, wie Kesler, Stoque, Rossegarde, Nord-
bert. Le petit und le grand (juiselle (an der Orne) und Cheffry (Schâferei). Vitry
hatte sicher einst eine deutsche Namensfonn, die freilich noch nicht ermittelt zu
sein scheint. Vallange ist ein abgegangener Ort, wie in Vitry wohl bekannt.
92. Vry. r.: Virei 1184. Vireium 1205. Virius L X, 7806 und noch
50 mal. Die deutsrhen Lothringer nonnen den Ort noch jetzt Ferich oder Verich.
') Siehe Anhang I.
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Andere Ortsnamen scheinen mir weiiiger sicher auf Personen-
namen zuruckzurûhren. Am wahrscheinlichsten Narien (Gemeinde Ancy),
das aus Ariano entstanden sein korinte. Doch ist die Endiing anum
hier nicht ûblieh.
Soigne kônnte vom keltischen Personennamen Sollos kommen, etwa von
Sollinium oder Sollonium. P.: Soigne, 1327.
Chesny, ein Ort am Wald, scheint ganz deutlich Casnelum; doch er-
wahnt Holder einen kelt. Personennamen Casnus.
Fèves heisst (B.) 1232 Favia, aber da es 1138 Fabros, 1127 (P.) Faber
heisst. so scheint die Zuriickfiihrung auf Fabius, Fabiae ganz unsicher, ja un-
wahrscheinHch, und die Ableitung von Fabri vorzuziehen.
Schliesslich sei erwàhnt, dass vor d'Arbois schon Houzé die Orts-
namen sub 1, 7, 31, 33, 34, 43, 45, 53, 55, 66 auf rom. Personennamen,
freilieh meist auf Cogn., zuruckfiihrte, bei andern die Môglichkeit an-
deutete, aber doch die Ableitung von kelt. Appellativen meist vorzog.
d'Arbois will auch den Namen Metz auf Mettiis zuriiekfuhren und
dièses von dem Personennamen Mettius ableiten; es diirfte ihm hierin
nicht zu folgen sein. Der rômische General Mettius ist wohl ebenso
eine legendàre Personifikation des Namens Mettis, wie Arenus, Maurus
Namen sind, mittelst deren sich das friihe Mittelalter die unverstandene
Benennung porte des Arènes, pont des Morts zu erklâren suchte.
Der Name dûrfte vielmehr von Medio kommen, dass in Medio-
matricae, wie in dem allenthalben in kelt. Landen vorkommenden
Mediolanum enthalten ist und wohl Siedlung oder vielleicht Feld be-
deutet. Das mittellateinische médium planum, im Sirme von planities,
kônnte sich vielleicht aus dem Keltischen herleiten lassen.
Von den vorerwàhnten Ortsnamen sind also mit grosser Wahr-
scheinlichkeit etwa 92 auf einen rômischen oder keltischen Personen-
namen zuriickzufûhren.
Dièse Ortsnamen sind aber iiber Lolhringen sehr ungleich verteilt ;
es fallen nâmlich 75 auf einen gleich nâher zu beschreibenden Bezirk
um Metz und der Rest auf das ûbrige Lothringen, deutsches und fran-
zosisches Sprachgebiet zusammengenommen.
Der mit unseren 75 Ortsnamen besetzte Bezirk lâsst sich aber
etwa so beschreiben: Man zieht einen Kreisbogen von 20 km Ab-
stand von Metz vom rechten Moselufer nôrdlich von Metz iiber Osten
und Suden, bis man wieder an die Mosel gelangt. Der nordôstliche
Quadrant dièses Kreises greift schon ins deutsche Sprachgebiet ein;
dennoch enthâlt er viele unserer Ortsnamen. Er entspricht ungefâhr
dem alten Metzer Bezirk = le haut chemin.
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- 02 —
Der ubrige Teil des Kreisbogens uinschliessl das Seillethal nnd
die Hohen ostlich bis zur franzosischen Xied, das aile Saulnois iiiid
das Land zwischen Seille und Mosel ; reehnel man hierzu einen Streifen
am linken Moselufer, zwischen dem Fluss und dem Plateaurandj zwischen
Horimont und rupt du Mad (vergl. den alten Bezirk Val de Metz), so
hal man das Terrain, auf dem dièse 75 Ortsnamen vorkommen, einen
Bezirk, der ziemHche Ahnhchkeit mil dem pays Messin aufweistM.
Da dieser Terrainabschnilt sich auch ziemlich mit dem friiheren
ersten Archidiakonal des Bislums Metz zu decken scheint-), so haben
wir hier augenscheinlich einen pagus der alten Civitas Mediomalricorum,
und zwar den zentralsten, auf den die alte heilige Keltenfeste Divo-
durum Mediomalricorum entfiel, vor uns.
Es ist bekannt, dass die alten civitales (ialliens sich mit den
Bistiimern, die pagi mit den Arcliidiakonaten zu decken pllegen'^).
B.
Tnter den patronymisch benannlen Orlen, die offenbar mit dem
Suffix acus gebildet wurden, finden sich aber auch einige, die durchaus
nicht mit den unter A besprochenen zusammengeworfen werden
konnen; sie verdienen eine besondere Besprechung, zumal den Bedin-
guDgen ihrer Entstehung bisher noch nicht so, wie sie es verdienen,
nachgegangen worden ist.
Es sind das solche, die einen germanischen Personennamen ent-
halten.
Dièse Ortsnamen sind nicht auf eine Stufe zu stellen mit solchen
Lokalbezeichnungen, in denen ein possessivisches Adjektivum, mittelst der
Form acus von einem german. Personennamen gebildet, in Urkunden des
Mittelalters vorkommt, ohne dass dies auf die Form der aus den
Personennamen abgeleiteten Ortsnamen einen Einfluss hat.
Wenn es heisst in fine Dodonaca oder fundus Gebalciacus, und
der Ortsname ist dennoch Concourt, Geblingen geworden, so hat man
es offenbar mit einer archaistischen Leistung des Urkundenschreibers
zu thun.
Anders sind die hier gemeinten Fâlle gelagert.
0 Vergl. Wolfram, Beilage zur Allg. Zeitung, 1897, No. 118.
'^) Mitteilung des Herrn Archivdirektor Dr. Wolfram.
^) Jahn, Gesch. der Burgunder. Blumenstock, Die Entstehung des dcutschen
hnmobiliar-Eigentums. Innsbruck, 1897.
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- o:^ ~
Ls Hegen um Metz, und zwar meist im Nonloslen (haut cheiuiri^:
Charly. 1495 Chairley, offenbar Caroliacum. An (larillius isl wuhl nichl
zu denken. — Charly liegen auch in den l)^»partements Aisne, Cher, Rhône.
Ennery. B. 898 Hunneriaca villa. P. 77ô Hunnenega hne. 1()67 Cneriche.
1065 Anerey. Hier liegt der Name Hunnerich allem Anschein nach zu Grunde
(das Schwinden des H fôllt aufj, schwerlich ein keltoromanischer Porsonenname.
Jury. 1376 Gerei, B. 1179 (iirei, P. Gar, Gero — Forstemann, Personen-
namen, 472. Vergl. Gersheim, Gersweiler. — Jury, Déparlement Aisne.
Mari y. 745 MiriUacum, 952 Marleium, B. Marold, Marbod sind germa-
nische Personennamen, von denen eine Koseform Maro, Marilo wohl herzuleiton
ist. Vergl. Marlenheim, Marlenreulh, Marlach, Mehring, Marbach, Mari. In Frank-
reich bei Marly regelmâssig die allé Form Marliacuin.
Se y. 745 Sigeium. Sigo — wohl Koseform, die eine grosse Anzahl Per-
sonennamen bedeuten kann: Siegfried, Siegbert etc. Aber auch die (nicht hypo-
choristische) Form Sigo, Sikko kommt vor. Forstemann, S. 1086.
Van y. 1300 Varney — • deutet auf Vamo. Warin, Forstemann, Per-
sonennamen, S. 1264. Warinbert, Varinfried, Warinchei-i i Werner) u. a. Vergl. Warns-
dorf, Warnhofen, Warnbach. Auch Warsberg i. Lothr. 1204 = Warnesperch;
wegen V statt W vgl. Vannecourt, Warnugo 777, Warnecuria 1293 L.
Woippy. 1123 Guapeium. Wappo. Wappersdorf 3mal in Bayern.
Wappenschwil in der Schweiz = Waldoprechtes wilare.
Eine gleiche Bewandnis muss es mit Frémery (P>emerey anno 1505)
haben, das von Freimar abzuleiten ist, wie Freimersheim und Frimari-
cort, aber mittels des Suffixes acus; wohl auch mit Berlize - Berilo.
B. Burlixe 1442, Berohtia fiir Beroliacum wâre nicht ohne Vorgang.
H. S. 14. Cubriacum = Cublize.
Sehen wir hier gerraanische Personennamen mit dem selben Suflix
behaflet wie oben die keltoromanischen Namen ^j, so kann auch Borny,
960 Burneu, 1182 Burnacha sowohl von Bornacus wie von Burnacus
herrûhren, also ebensogut vom germanis(*hen Borno (vergl. siebeii
Bornheim) als vom kelt. Burnus. (Bornago in Ober-Italien, F.)
Es entsteht die Frage, ob dièse Ortsnamen aus der romisehen oder
friinkischen Zeit stammen. Dieselbe beantwortet sich trotz des germa-
nischen Personennamens schwerlich im Sinne der zweiten Alternative.
Denn nicht nur als Laeti, auch als freie Grtmdeigenthiimer scheinen
Gerraanen schon in romischer Zeit in Gallien zugelaissen worden zu
*) Es ist noch zu bemerken, dass dièse Ortsnamen nie dicht beisammen
liegen, sondern zwischen die Ortsnamen keltoromanischen Ursprungs schachbrett-
fôrmig eingestreut erscheinen.
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- 04 —
sein. Dazu konmit folgende Wahrnehmiing : Es giebt Ortsnamen diesei-
hybriden Bildung auch im deutscheii Sprachgebiete, wo sicli in der
deulschen Form die Endung acus noch jelzt erkennbar erhalten bal.
So finden wir Soetrieh, 977 Sinteriaeuni, das wohl von Sinthar,
(Forstemann, Personennamen, 1106) als Sinthariacuni abgekûtel sein muss.
Sollte dièse romanisehe Form sich in dem von Frankon weithin be-
setzten Gebiete haben bilden konnen, ohne eine germanische Xebon-
form - sodass ein Name auf ich daraus wurde, wie Mellernieh n. a.
in der Rheinprovinz ? Dieser Fall ist nicht einmal vereinzelt.
Wallerchen bei Busendorf hiess anno 1179 Valdraea, also doeh
wohl Waltheriacum ! So auch 1319 Waldrik — aber auch Waldringa
fvergl. Ricciacum = Ritzingen), das dann wieder in romanischer F'orni
als Vaudreching erscheint, wie Tremerchen 1510 als Trenierchin. Uni
die beregte Frage zu priifen, miissle die Verbreitung solcher Orts-
namen nâher ermiltelt werden. Sie fehlen in Frankreich durchaus
nicht. So heisst Oeuilly (Aisne) 1133 Williacum; Wary, ebenda, 1101
Waldriacus ; Bouffignereux im IX. Jahrh. Wulfiniaci rivus.
Schon d'Arbois, S. XVII, erwahnt eine Villa Daccugnaca -=
Dacconiaco von Dacco, Koseform fiir Dagaricus oder Dagobert oder
einen âhnlich beginnenden Personennamen; (Ihildriciagas und Teode-
berciaco; es ist aber nicht festgestellt, wie dièse Orte, wenn sie noch
existieren, jetzt heissen, ob bei ihnen der endgùltige Ortsname von acus
herruhrt, oder ob, wie bei dem Orte Doncourt, trotz jener Adjectivform,
die ûbliche Form frânkischer Herrensiedlungen durchgedrungen ist.
Klar ist jedenfalls soviel, dass dièse Namen auf y (hierzu auch Vremy
— Virmiez - wohl vom selben Personennamen wie Wirmingen — )
mit den Orten auf ville, court etc. durchaus nicht in eine Linie
gestellt werden konnen.
C Naturnamen,
Zu diesen Ortsnamen kommen als solche, die wohl schon vor
der germanischen Ansiedelung bestanden, folgende descriptiver Natur
fur die oben umschriebene nâhere Umgegend von Metz in Betracht.
Sie sind fast aile bereits erklârt:
1. Ars. 889 Villa Arcus — wohl von den Roj^en der Wasserleitung.
892 Villa Arcs.
2. Blory. 126l Bloru, schwerlich Blanc rupt, wie Uibeleisen meint; eher
Gelbfluss von blâvos, urkeltisch gleich j;elb. — Vergl. Zeitschrift fiir romanisehe
Philologie, XVIIL, S. 433.
3. Colombe y. 1336 Colombiers = Columbarium.
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g:) -^
4. Corn y. 1336 Cometum»
5. Féy. 893 Fagit = Fagetum (Béfey = Bellum fagetum).
6. M ai zéro y. I8I2 Maixeroit, und
7. Maizery. 1252 Maiseri^ beide gleich Maceretum von Maceriaej
Einfriedigung, wovon auch
8. Maizières. 1218 Masières.
9. Malroy. 1128 Mallarey von Malaretum.
10. Montoy. Montoy = Montetum,
11. Norroy. 960 Nogaredum = Nucaretum.
12. Novéant. Noviandum, keltisch: Neuburg.
13. Orny. 1178 Ornei von Ulmetum.
14. Pommerieux. Pompiariolae.
15. Pontoy. 1128 Pontois, Pontetum, das ist das Brtickchen an der
Hômerstrasse nach Duodecim.
16. Pournoy. 1331 Prenoit, XIV. Jahrh. Prunici; 1429 Prenoy =:
Prunetum.
17. Sorbey. 1178 Sorbeiacum i. e. Sorbetum.
18. Verny. I32O Wergney — von Gwern, kelt. Elle.
19. Vaux. Vallis.
20. Vigneulles. Vineolae.
Hierzu diirfte auch zu rechnen sein:
21. Queuleu. 985 Cuclido, also Cuculetum; aber von welcher der
dreifachen Bedeulung des Wortes cuculus — Vogel, Strauch oder Gewand ? Doch
wohl von Cuculus = Nachtschatten,
Von diesen Ortsnainen ist, soweit sie keltische Wurzeln enthalten,
klar, dass sie aus der vorgermanischen, iiberhaupt aus sehr aller Zeit
stammen, — andere, die von Umfassungsmauern (maceriae) herzuleiten,
mogen wohl Verwûstungen aus der Zeit der Barbareneinfâlle ihren
Namen verdanken und werden, als Lokal-Benennungen, nicht viel
jiioger sein. Die Form etum môchte ich gleichfalls in der Regel auf
die rômische Zeit zurùckfuhren.
Manche solehe Ortsnamen, wie Villare, scheinen vorhanden gewesen
und, je nachdem fruhzeitig ein Germane den Ort gewann, auch seinen
Namen aufgenommen zu haben, z. B. Retonféy = Reilonis fagetum
(vergl. Reilenbuch in Franken).
5
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- ë6 -^
Die Nanien auf aticum gehoren wohl eher deni Mittelaller an, so
auch die auf ariae; obwohi aueh solche Namen schon auf der Peu-
tingerschen Tafel erscheinen, z. B. Longaticum, Tabellaria. Wo aber
aticum ein Gefàlle bedeutet: Vasaticum = Voisage, ist ein Zweifel
ûber mittelalterliehen Ursprung wohl nicht moglich.
Von den von Uibeleisen besprochenen Ortsnamen dièses Bereiches
dûrften ausserdem noeh Belle tanche = bellum stagnum; Bérupt =
bellus rivus; Gorze = gurges(?); Hauterive = alta ripa; Plesnois r=
planetum oder platanetum oder statt prunetum; Prayel = pratellum;
Rozerieulles = rosariola; Sommy = sommetum; Monts und Vigny,
wenn es von vinetum kommt, môghcherweise schon vor der germa-
nischen Besitznahme entstanden sein. Auch die Ortsnamen Villers ohne
germ. Personennamen davor konnen hierher gezàhlt werdenM.
m.
Welches ist nun das Alter der Ortsnamen der Gruppe A? Sie
konnen in ihrer vorliegenden Form erst nach der rômischen Eroberung
entstanden sein.
Ihnen allen liegen ja rômische Geschlechtsnamen oder latinisierte
keltische Namen zu Grunde.
Die Ansicht d'Arbois', dass die so benannten Landgiiter schon vor
den Rômern im Besitze der keltischen Aristokratie waren, aber ihre Be-
nennung erst der Einfûhrung des Grundeigentums durch das rômische Recht
und der rômischen Katastrierung verdanken, hat etwas Uberzeugendes,
seine Zweifel an dem Bestehen eines Individualeigentums in Gallien an
Grund und Boden in vorromischer Zeit erscheinen begrundet; wegen
(les Nàheren sei auf die mehr citierte Arbeit d'Arbois' verwiesen.
Unsere Ortsnamen mussen aber auch fiir alter als die germanische
Besitznahme GaUiens angesehen werden.
Auch wenn die Bildung von Ortsnamen dieser Form in der nâchsten
Zeit nach dem Einbrechen der Franken aus sprachlichen Grtinden nicht
ausgeschlossen wâre, die von den frânkischen Kriegern in Besitz ge-
nommenen Lândereien erhielten Benennungen, die einen ganz andern
Typus aufweisen^).
Soweit die gaUisch-rômische Aristokratie aber im Besitz ihres
Grund und Bodens blieb, hatte sie doch gewiss keinen Anlass, ihre
Besitztiimer umzutaufen. Nicht nur wird jede Famille stolz gewesen
^) Siehe Anhang II.
*) Vgl. meine Abhandiung >Frânkische und alemannische Siedlungen in
Gallien* , bes. 5. Kapitel.
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- 6t -
sein, den Namen ihrer Vorfahren in der Benennung ihrer ererbten
Landereien fortleben zu sehen; die nationale Vorliebe fiir Rômisehes,
die sehr entschieden sich ausserte — man vergleiche nur z. B. wie gering-
schàtzig Sidonius Apollinaris sich libeF die »septipedes patroni« ausserte —
musste auch einen romanischen »Kônigsgenossen« Antrustionen, deren
es ja gab, wie aus der lex Salica in ihrer Bestimmung iiber das Wehr-
geld eines solchen erhellt, veranlassen, Landereien, die ihm der Kônig
etwa verliehen haben soUte (in der Regel werden aber doch Franken
solche erhalten haben), ihre altehrwiirdigen Namen zu belassen.
Was die Ortsnamen der Gruppe C anlangt, so ist im allgemeinen
dieselbe Annahme prâgermanischer Bildung begriindet, wie schon oben
erôrtert worden ist.
Betrachten wir nun die Gruppierung aller der besproehenen
lothringisehen Ortsnamen.
Ein Blick auf die Karte ergiebt, dass die meisten dieser Orts-
namen sich in der nâheren Umgebung von Metz befinden, im untern
Seillethal und auf den Hôhen zwischen Mosel und Nied sich geradezu
hâufen, wàhrend die Ortsnamen im Norden und Nord-Osten germanisch
sind, im iibrigen aber ringsumher wenigstens in sofern ein germanisches
Geprâge tragen, dass ihr erster Teil einen germanischen Personennamen
enthâlt, dem ein ville, court, villers und âhnliches angehângt ist^j.
Um Metz kommen Orte dieser Kategorie nur àusserst wenig vor,
im Seillethal auf ziemlich weiten Strecken gar keine.
Auch die Ortsbezeichnung Villers kommt hier, charakteristisch
genug, ohne vorstehenden Personennamen vor. Villers-Plesnois, Villers-
rOrme, Villers-Laquenexy, Villers-Bettnach ; wie auch von den vier Féy
das eine ganz ohne Zusatz, das andere als Béfey, das dritte als Bonfey
und nur eines als Retonféy erscheint^j.
Innerhalb dieser Grenzen finden wir neben Ortsnamen vorger-
manischen Geprâges nur die nachstehenden Ortsnamen vom Typus
der Herrensiedlungen der Franken im romanischen Sprachgebiete :
Flanville, Grimmont, Landremont, Libauville (abg. Ort), Loiville, Noisse-
ville (Noassivilla), Plappeville (Plaplivilla 1130), Rétonfey (Reitonis
fagetum). Secourt, Semécourt (875 Semaricort), Tignomont, Vaudreville.
Endlich Hauconcourt (1128 Harloncourt). das schon jenseits der Grenze
des einstigen deutschen Sprachgebiets zur Zeit seiner grôssten Aus-
dehnung liegt. Von germanischer Sippensiedlung ist, da Godinga villa
von Bouteiller wohl irrig als Goin bestimmt ist, nur der Name Amelange
») Vgl. Wolfram, Jahrbuch fur lothr. Gesch., Jahrgang 1893. S. 234.
*) Siehe Anhang.
5*
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— 68 —
zu erwâhnen, dem Paulus hohes Aller absprieht, und la Fristole,
abgeg. Ort, Frisloz 1444, Freislorfï 1490, B. sûdlich von Metz bei Augny(?),
der wohl auf die Abtei Freisdorf hinweist.
Dieser Umstand tritt in sein rechtes Licht, wenn wir erfahren,
dass im Sûden und Westen des Metzer Landes das Verhâltnis der
frankischen Herrensiedlungen (ville etc.) zu den mit acus gebildeten
Ortsnamen ein voUig umgekehrles ist (siehe Seite 79).
IV.
Es liegt auf der Hand, dass die heute noeh so zahlreichen Orts-
namen, gebildet mit der Endung acus oder iacus im Anschluss an einen
Personennamen, frïiher im franzosischen Sprachgebiet noch hâufiger ge-
wesen sein miissen.
Nicht nur die Ortsnamen, die bereits ein ehristliehes Geprâge
tragen, sondern mehr noch die so zahlreichen und zum Teil in den
besten Lagen sich vorfindenden Ortsnamen jenes halb germanischen,
halb romanischen Geprâges, die wir als frânkische Herrensiedlungen auf
gallischem Boden erkannt haben, miissen eine grosse Anzahl àhnlich
gebildeter altérer Ortsnamen verdrângt haben.
Wir diirfen uns wohl ohne Ubertreibung den grôssten Teil des
alten Galliens mit einem Netze solcher Ortsnamen bedeckt denken.
Hier um Metz hat sich (wie iibrigens auch anderwârts, z. B. in
der Gegend von Angoulême) eine SchoUe Landes in ihrer uralten Be-
nennung durch besondere Umstânde intakt erhalten.
Es mag bemerkt werden, dass auf dièse Anhâufung vorgermanischer
Ortsnamen in hiesiger Gegend schon mehrfach, namentlich von Doring
und Witte, hingewiesen worden ist.
Es kônnte nun die Annahme nahe liegen, dass in dieser Zuweisung
fast des ganzen anbaufahigen Landes an eine nicht sehr grosse Anzahl
von Personen — die damit doch wohl ebenso als Herren dieser Guts-
komplexe bezeichnet wurden, wie die germanischen Grûnder jener halb-
germanischen Namen aus frânkischer Zeit — die romische Eroberung
Galliens zum Ausdruck gebracht worden sei.
Allein von einer Hingabe des gallischen Bodens an die romische
Aristokratie ist uns nichts bekannt; eine Depossedierung der unter-
worfenen gallischen Volker ist auch gar nicht anzunehmen.
Caesar hatte aile Ursache, die Gallier vielmehr zu schonen, und
aus dieser schonenden Behandlung erklart sich die rasche Unterwerfung
nicht nur, sondern auch Assimilierung Galliens, die bei einem so grossen
volkreichen Lande mit kriegerischen tapferen Einwohnern so iiber-
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— 69 —
raschend erscheint, dass schon die alten Schriftsteller darUber ihr Er-
staunen aussprachen. Man vergleiche die treffenden Bemerkungen
Strabos, Lib. IV, Kap. IV, 2.
Caesar batte die Gallier rasch durch verhâltnismassige Milde zu
gewinnen gesucht, er, der mit so furehtbarem Lakonismus von den
germanischen Vôlkern der Usipeter und Tenctrer meldet, wie er dièse
430000 Kôpfe zâhlenden Stâmme vernichtet habe.
Auch Veteranenkolonien wurden spâter nur in beschrànktem Masse
errichtet — mit den kleinen Landkomplexen, die dièse Krieger zuge-
messen erbielten, haben die hier behandelten Gliter, die oft von der
Grosse eines heutigen Gemeindebannes waren, ohnehin nichts zu thun.
Spuren einer Centuriateinteilung, vde stellenweise in Ober-Italien, kommen
in Gallien kaum vor. Damit soll natiirlich das Ansâssigwerden italischer
Familien in Gallien nicht bestritten werden, aber im grossen Ganzen
scheint keine Enteignung des Besitzes stattgefunden zu haben.
Eine noch jûngere Ansiedlungsschicht in Gallien, die von Làten,
meist germanischer Abkunft, hat mit der Bildung fraglicher Ortsnamen
auch gewiss nichts zu thun. Wie dièse Kolonien benannt wurden, ist
wohl kaum festzustellen ; Ortsnamen, welche auf dièse Lâtensiedlungen
hinweisen, sind bisher noch nicht ermittelt und dijrften es auch nicht
leicht werden, denn es liegt nichts nâher als die Annahme, dass dièse
Kolonen, denn das waren die Laeti, von den Franken nicht viel anders
als die gaUischen Kolonen behandelt wurden, und gerade sie dlirften
vor allen Andern frànkischen Grundherren zugewiesen worden sein, ihre
Sitze also unter den Herrensiedlungen zu suchen sein, von denen ich
in meiner erw^âhnten Schrift, S. 43 ff., gehandelt habe.
Die romischen Namen stehen dieser Ansicht iiber das Alter der so
benannten Siedlungen nicht entgegen ; die friihe Annahme solcher seitens
der Gallier ist hinreichend erwiesen; schon im Jahre 70 nach Christus
heisst der Fiihrer einer gallischen Emporung Julius Tutor; iibrigens
sind doch sehr viele der unsern Ortsnamen der Klasse A zu Grunde
liegenden Personennamen keltischer Abstammung oder von Cognomen
hergeleitet, die sich jeder zulegen konnte.
Hettner hat in der Westdeutschen Zeitschrift, 1883, S. 7 ff., nach-
gewiesen, wie die verschiedensten Eigenschaften und Dinge zu Cognomen
verwendet und besonders in Belgica daraus in ganz eigentiimlicher
Weise genlihcische Formen gebildet wurden^).
') Vgl. auch die jiingst erschienene Abhandlung von Keune: » Die Homani-
îsierung Lothringens.« Metz 1897. S. 19 u. ff.
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— 70 —
Wir diirfen also wohl annehmen, wie dies auch d'Arbois de Jii-
bainville gethan hat, dass dièse Landgûter zumeist in den Hànden der
vorrômischen Besitzer blieben. Er nimmt aber an, dass dièse Besitzer sich
ofters rômische Geschlechtsnamen zuzulegen pflegten '). Die Verteilung
dieser Komplexe ist so, dass dieselben ja wohl friiher zahbeicher ge-
wesen sein mogen, also kleiner als die Bezirke der jetzigen Banne der
fraglichen Ortschaften, indem eine wohl nicht allzugrosse Zahl àhn-
licher Ortsnamen versehwunden sein mogen, aber doch auch so, dass
Bezirke mit zahlreichen kleineren Besitzern — vici — dazwischen
kaum in nennenswerter Anzahl versehwunden sein kônnen. Dass es
in Gallien kleinen Grundbesitz gab^), soll nalûrlich nicht bestritten werden.
Mit den sogenannten Latifundien — die, wie die fisci der mittel-
alterlichen Urkunden aus ganzen Reihen solcher Giiter, oft in ver-
schiedenen Teilen des Landes, zusammengesetzt waren, — sind dièse
»fundi« ohnehin nicht zu verwechseln.
Ist das Gesagte aber richtig, so miissen wir, da die Benennung
das Gebiet eines jeden dieser Grundkomplexe jeweils einem Einzigen
als Besitzer zuzuweisen scheint, uns bereits das vorromische Gallien,
namentlich auch unsere Gegend, als unter einer Aristokratie von Grund-
herren in einem Masse aufgeteilt denken, die fur das ûbrige Volk nur
verhâltnismâssig wenig ûbrig gelassen hat.
Dass die gallischen civitates aber in der That eine streng aristo-
kratische Verfassung hatten, geht aus Caesar de B. G. mit aller
wûnschenswerten Deutlichkeit hervor').
^) Ûber die Annahme rômischer Namen je nach Verleihung der Latinitât
oder des romischen Biirgerrechts vgl. Jung, Rômer und Romanen in den Donau-
lândern, Innsbruck 1887, S. 93, Note 1.
*) Blumenstock a. a. 0., S. 147. Dass iibrigens die >possessores«, von denen
gelegentlich im Codex Theod. und anderwârts Erwâhnung geschieht, nicht kleine
Grundbesitzer im heutigen Sinne waren, erhellt doch wohl schon aus dem, was
wir von der Landteilung der Burgunder in Sabaudia wissen. Ein Grundkomplex,
von dem ein Drittel fur eine burgundische Familie samt Gesinde ausreichte, kann
nicht weniger gewesen sein, als ein fundus von ziemlicher Ausdehnung, dessen
Bewirtschaftung in der besten Zeit schon eine ziemliche Anzahl Knechte, oder
auch Colonen beschâftigte.
') Caes. B. G. VI, 13. 16. In omni Gallia eorum hominum, qui aliquo sunt
numéro atque honore, gênera sunt duo. nam plebs paene servorum habetur loco,
quae per se nihil audet et nulli adhibetur consilio . . . Sed de his duobus generibus
alterum est Druidum, alterum equitum . . . Hi . . omnes in bello versantur atque
eorum, ut quisque est génère copiisque amplissimus, ita plurimos circum se
ambactos clientesque habent.
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— 71 —
Dièse Zustânde ânderten sich unter der rômischen Herrschaft
keineswegs.
Das romische Rechtsinslitiit des Kolonals und der Leibeigenschaft
vertrug sich ganz wohi mit den bestehenden thatsàehlichen Zustânden
und so dûrfen, ja miissen wir uns das romische wie das vorrômische
Gallien von einem ziemlich dichten Netze von Domânendistrikten be-
deckt denken, von Domànen, die in den Hânden einer eingeborenen,
zum Teil auch rômischen Aristokratie, die erstere hervorgegangen aus
einer Kriegerkaste und zum Teil wohl auch aus den Druiden, die
letztere aus Beamten, Befehlshabern etc., sich befanden.
Dieser Adel ergànzte sich dabei fortwâhrend aus den Familien
solcher Mânner, die in den Rat (senatus) der einzelnen civitates ge-
langt waren, welche die hoheren Àmter, sowohl die priesterlichen wie
die der inneren Verwaltung, unter sich verteilten.
Dièse Àmter scheinen aber friih schon in den betreffenden Familien
erblich geworden zu sein, sodass in spàterer Zeit die edlen FamiHen
auch »senatorische« hiessen. Dass dièse ihre Giiter teils durch Leib-
eigene, teils durch Kolonen bebauen liessen, ist bekannt.
So blieb das Los des Volke» im wesentlichen das gleiche bis
zum Untergang des rômischen Reichs. Wie es sich in der letzten
Zeit gestaltet hatte, geht deutUch hervor aus einer lebendigen Schil-
derung bei Salvîanus, de gubernatione Dei^).
Dass iibrigens in einigen Teilen Galliens schon vom III. Jahr-
hundert ab auf dem platten Lande freie Besitzer nicht mehr zu finden
waren, wie Digot (Hist. de Lorraine) behauptet, dafiir bringt neue Ar-
») Salv. a. a. 0. V.
21. Inter haec vastantur pauperes, viduac gemunt, orfani proculcantur, in
tantum ut multi eorum ad hostes fugiant, ne persecutionis publicae adflictione
moriantur, quaerentes scilicet apud barbares Romanam humanitatem,
quia apud Romanos barbaram inhumanitatem ferre non possunt.
38. Et quidam mirari possim, quod hoc non omnes omnino facerent tribu-
tarii pauperes et egestuosi, nisi quod una tantum causa est, qua non faciunt,
quia transferre habitatiunculas non possunt. (Es ist vorher vom Auswandern zu
don Barbaren die Rede.)
Nam cum plerique eorum agellos ac tabernacula sua deserant, ut vim
exactionis évadant, quomodo non quae compelluntur deserere vellent, sed secum,
si possibihtas pateretur aufferentV. . . Tradunt se ad tuendum protegendumque
maioribus, dediticios se divitum faciunt et quasi in ius eorum, dicionemque
transcendant
39. Omnes enim hi, qui defendi videntur, del'ensoribus suis omnem fere
substantiam suam priusquam defendantur addicunt, ac sic, ut patres habeant
defensionem, perdant filii hereditatem!
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— 72 —
gumente Meitzen in »Siedlungen und Agrarwesen der Ost- und West-
Germanens Berlin 1895, I. S. 37, 371.
So hart ist das Los des Volkes unter dieser Aristokratie, dass
jene, die unter den Barbaren wohnen, sich glûcklich preisen.
Betrachten wir die Zustânde Galliens, wie sie sich einige Gene-
rationen nach dem Untergang des rômischen Reichs und der Ausbrei-
tung der Franken iiber das ganze Land entwickelt haben, so sind wir
betroffen, wieder fast ganz die alten Zustânde zu finden.
Die Kirche und die Kriegerkaste besitzen das Land, die kleinen
Leute miissen nach und nach unter den Schutz Màchtigerer sich
fltichten, ganz wie z. Z. Caesars und Salvians, sodass schhesslich sogar
die eingewanderten frânkischen Freibauern zu der Stellung der einge-
borenen Kolonen hinuntersinken ; ihre Beschiitzer, bald ihre Herren,
dienen wieder um die Gunst und den Schutz Grôsserer, ja sogar das
alto Wort ambactus lebt fort und aus der ambactia wird schliesslich
unser >Amt« und das franzôsische » ambassadeur* geht auf dieselbe
Wurzel zuriiek.
Man kônnte bei der Betrachtung der Zustânde im Karolinger-
reiche, die mehr und mehr sogar auf die deutschen Lânder des rechten
Rheinufers sich ausdehnten, meinen, Caesar hâtte jene Zustânde schil-
dern wollen, und es ist schwer, in den Verhâltnissen der Feudalzeit
nicht zum Teil das Fortleben oder Neuaufleben uralter galhscher
Zustânde zu erblicken, wie manche Rechtshistoriker dies ja schon
ausgesprochen haben.
Hieran kniipft sich, ohne dass es einer Stellungnahme zu dieser
immerhin noch bestrittenen Frage bedarf, ein anderer Ideengang.
Das Fendalwesen ist, wie viel oder wenig in ihm an alten kel-
tischen Ûberiieferungen fortleben mochte, hervorgegangen aus den
Zustânden, die die Eroberung Galliens durch die Germanen, namentlich
durch die Franken geschaflfen hatte. Dies war nun aber ja einer der
letzten, wenn man die Normannen hinzunimmt, der vorletzte einer
durch eine unbekannte Anzahl von Jahrhunderten hindurch sich immer
wieder erneuernder Einfâlle von Vôlkern arischen Stammes von jenseits
des Rheins. Es scheint, dass sie oft genug dieselben Wege wie die
Franken genommen haben, das ist an dem unwirtlichen Ardenner
Gebirge nôrdlich und siJdUch vorbei^).
*) Von den unterworfenen Rassen, die wegen ihrer grosseren Zahl und aus
anderen Grunden den Typus der arischen Eroberer immer wieder rasch aufsogen,
insbesondere von den zwei wichtigen Rassen der Crogmagnon und der sogenannten
Turanier (Rundkôpfe) hier zu reden, wurde zu weit fiihren.
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- 73 —
Aile Belgier aber, und Belgier waren die Mediomatriker, erscheiiien
gegenïiber den eigentlichen Galliern als jlingere Ankommlinge.
Es ist daher wohi nieht zu kuhn, das Vorherrschen der Krieger-
kaste und deren grossen Landbesitz bei den Galliern und besonders auch
bei den Mediomatrikern mit der Thatsache der Eroberungen und der
Unterwerfung altérer Einwohner imter Neuangekommene in eine ursàch-
liche Beziehung zu bringen^).
leh denke mir also, dass der Kern der Kolonen und Kneehte,
welche dièse grossen Giiter bebauten, niehts anderes darstellt, als die
unterworfenen alten Bewohner des Landes, die der siegreiche Kelte
sich dienstbar machte. Dass dièse Unterworfenen eine ganz andere
Basse waren, als die arischen Siéger, hat Boget de Belloguet in seiner
Ethnogénie gauloise, Bd. II, in ausgezeichneter Beweisfiihrung dargethan,
wobei er die Litteratur der Borner und Griechen ausgiebig verwertet
hat, ebenso, dass der arisehe Typus in (iallien immer wieder von dein
Typus der alten Einwohner mehr oder minder aufgesogen wurde.
Merkwurdig genug, uni kurz besprochen zu werden, scheint mir
hierbei ein anderer Parallelismus.
Die aristokratische Verfassung Galliens hat augenscheinlich einen
erheblichen Einfluss auf ihr rasehes Unterliegen vor den romischen
Waffen gehabt.
Der Schwerpunkt der gallisehen Streitmaeht lag bei den meisten
Volkerschaften in ihrer Kavallerie, eben den équités. Dies allein ergab
schon, dass grosse Làndereien den Bittern zufallen mussten — als
Weideland fur ihre Pferde u. s. w.
Eine soleh(» Beiterei ist nun ja w^ohl eine furchtbare Heeresmacht
(siehe Magyaron, Sarazenen), aber sie versagt gegen eine entschlossene
Infanterie, wenn dièse discipliniert, gut bewafînet und gut gefuhrt ist
-- dies erhellt deutlich aus dem misslungenen AngrilT des Vereingetorix
auf Caesar. B.: Gall. VII, 67. Dieselbe Stelle lâsst aber auch den
Wert des gallisehen Fussvolkes in keinem besonders giinstigen Lichte
erscheinen; es tritt gar nicht handelnd hervor, 80000 Mann Infanterie
gehen ohne Kampf nach Alesia.
Man kann nicht sagen, dass dies nur der Uberlegenheit der ro-
mischen Kriegskunst zuzuschreiben sei. Nie waren die Legionen
Caesars vielleicht nâher daran, geschlagon zu werden, als in der
Schlacht gegen die Nervier und ihre Bundesgenossen. Und hier muss
') Auch das Vorwalten grosser Grundherrschaften. benannt nach Personen-
nanien mit dem Suffix ow in Russland bringt Meitzen in Beziehnng mil einem
vorhergehenden Rroberiingsakt. H, S. 266.
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— 74 —
doch dem feiiidlicheii Fussvolk ein miichtiger Anteil am Kampfe bei-
gemessen werden. B. G. II, 23.
Lâsst dies nicht den Schluss zu, dass die Masse des niedereu
Volkes bei den ineisten Volkerschaften Galliens von geringer Begeisterung
belebt war? Auch der Vorzichl auf eine levée en masse durfte dahin
ausgelegt werden. B. G., VU, 75.
Auch Strabo ruhint die kriegerische Tûchtigkeit der Gallier, aber
besonders die der Reiterei\), weniger die des Fussvolkes. L. II, (1. IV, 2.
Und was wâre natiirlicher, als dass bei dem geknechteten niedrigen
Volke nicht derselbe Geist herrschte, wie unter dem Adel?
Finden wir nun dièse Nacliteile der einseitig bevorzugten Reilerei
und damit eine Herabminderung der Wchrkraft nicht genau so im
frankischen Reich? Ist es nicht auiïallend, wie gering bereits dessen
militàrische Widerstandskraft im IX. und X. Jahrhundert gegenûber den
Normannen-Einfàllen hervortritt? So scheint es, dass das Ausbreiten
einer Nation von Eroberern auf Kosten einer unterworfenen Rasse mit
der Zeit zu einer Einbusse von Freiheit fur die minder begûterten An-
gehorigen des erobernden Volkes selbst fiihrt und damit schliesslich
mit einer Herabsetzung der Widerstandskraft des ganzen Volkes ver-
bunden zu sein pflegt. Die Germanen, die Gallien und so viele andere
romische Provinzen unterwarfen, waren ein freies Bauernvolk ; sie sind
es aber nicht immer geblieben und sie haben es zum Teil schwer
biissen miissen ; wie rasch erlagen doch z. B. die Sachsen in England
dem Einfall der thatkrâftigen Normannen.
V.
Ein Blick auf eine Karte zeigt uns, dass wir in der Umgebung
von Metz, was die Natur der Ortsnamen anlangt, ein Stiick alten
GaUiens vor uns sehen, eine mâssige inselartige Scholle, umflutet
von einer Menge von Ortsnamen wesentUch andern KlaYiges und, be-
sonders auflallend, anderer Endung. Dièse sind, wie eine nâhere Prû-
fuDg ergiebt, wesentlieh neuerer Bildung. Ebenso fâllt aber auch auf,
dass dièse letztgenannlen Ortsnamen unter sich wieder in zwei Gruppen
') Ihre zuverlftssigsten Elemente ans den Unfreien kftmpften wahrscheinlich
mit den Rittern zu Pferde.
Ich mochte das schliessen ans der Einrichtung der Trimarchisia, wie sie
von denGaletern bekundet wird, vvo immer ein Ritter zwischen 2 Knappen focht;
daher (tri = drei, Mark = Pferd) die Bezeichnung.
Dièse Knappen waren natûrlich wie Kampf-, so Zeltgenossen ihrer Herren,
woraus die verdorbenen Giiechen gegen die Kelten Beschuldigungen herleiieten,
die ich nicht, wie Contzen, acceptieren, sondern mil Roget verwerfen môchte.
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— 75 —
zerfallen, in eine augenscheinlich gennanische und in eine zweite, die
aus franzôsischen Ortsnamen besteht.
Betrachten wir uns zunâchst die Zusammensetzung und die Ver-
teilung der ersterwâhnien Gruppe.
Die Ortsnamen auf ingen, liber deren Sinn als patronymische
Bezeichnung ernste Zweifel wohl nicht mehr bestehen und deren Be-
deutung als die Spuren freier germanischer Volkssiedlungen, nach
Stamm-, Gau- und Sippen-Einteilung ich in meiner Arbeit »Siedlungen etc.*
ausfûhrlieh erortert habe, ziehen sich von Lommeringen iiber Ross-
lingen, Bevingen, Wallingen, Kluingen, Russingen, Mondelingen, Hagen-
dingen, Talingen, Hessingen, Niedingen, Ebingen, Wieblingen, Mor-
lingen, RoUingen in einem grossen Bogen im Norden und Nordosten
um das Gebiet von Metz herum und fallen hôehst bezeichnender Weise
ziemlich mit der bisher ermittelten Grenze des deutschen Sprachgebietes
zur Zeit seiner grôssten Ausdehnung zusammen.
Wenn letzteres an einigen Stellen nachweislich ûber dièse Linie
bisweilen nicht ganz unbetràchtlich hinaus sich erstreckt, so kann dies
ganz wohl aus dem Umstande erklàrt werden, dass die deutsche
Sprache eine geraume Zeit lang die Neigung hatte, um sich zu greifen,
nicht, wie in Lothringen schon vor mehreren Jahrhunderten, sich zuruck-
zuziehen.
Heutzutage ist dièse riickgàngige Bewegung gegenuber nicht nur
den romanischen Sprachen, sondern an fast allen Grenzen des deutschen
Sprachgebietes zu bemerken; schon làngst ein Augenmerk und eine
Sorge fur aile vaterlândisch gesinnten Deutschen.
Dièse ingen-Linie betrachte ich als die Grenze, bis zu der in
einem zu ermittelnden Zeitpunkt eine germanische Massenansiedlung
stattgefunden hat, und zwar, wie ich am mehrfach erwàhnten Orte
ausgefûhrt habe, eine solche von ripuarischen Franken, wenn dièse
auch im Siiden des heutigen Deutschlothringens dabei auf Alemannen
gestossen sein durften, die, spâter mit frânkischen Siedlern vermischt,
in den Flurnamen wie im Dialekt der Bevôlkerung ihre Spuren bis in
die Gegend von Rollingen und Silbernachen zurijckgelassen zu haben
scheinen.
Ûber meine Vermutung, dass und wie dièse Ansiedlung um die
Mitte des 5. Jahrhunderts zu Stande gekommen sein diirfte, verweise
ich auf meine erwâhnte Arbeit*).
') Siedlungen, S. 27ff.
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~ 76 —
Sehr beachtenswert scheint dabei der Umstand, dass dièse ger-
inanischen Siedhmgen, welche so weil naeh Westen iibergreifen*),
gerade die Strasse von Metz naeh Siiden — Delme, Dieuze — einer-
seits und naeh Westen — Reims — andererseits freilassen.
Dièses Freilassen der riiekwârtigen Verbindungen weist, wie ich
schon in meinen »Siedhingen« andeutete, darauf hin, dass dièse ger-
manische Ansiedlung vor dem Untergang der romischen Herrschaft in
GalUen staltfand, da nur damais die Verbindung dureh das Einschieben
germanischer Siediungen bedroht oder geslort erscheinen konnte, nicht
aber im Reiche des Chiodwig und seiner Nachfolger.
Wenn Wolfram^) darauf hinweist, dass die Linie Metz—Decem-
pagi befestigl und besetzt gewesen sein nioge, so pflichte ich dem
gerne bei; dass dieser Absehnitt dureh Natur und Kunst aber so fest
war, dass er einem gewaltsamen Angriffe der Alemannen Widersland
leisten konnte, môchte bezweifelt werden. Dagegen muss unbedingt
zugegeben werden, dass eine so bewehrte Front wohl geeignet war,
die Ansiedlungen der EindringUnge in verôdetem Lande in einèr ge-
wissen Entfernung zu halten. Dass auf einigen Abstand ôstHcli der
Linie Metz — Marsal im Laufe des V. Jahrhunderts sich Alemannen wirk-
lich niederliessen, scheint sehr wahrscheinlich.
Dass aber dièse Alemannen-Siedlungen sich als verhaltnismàssig
schmaler Streifen zwischen den festen Plâtzen Trier und Metz hin-
durch naeh Norden tief ins heutige Luxemburg hinein erstreckten,
scheint mir eine unnatiirliche Annahme ; auch scheinen die alemannisch
zu deutenden Flurnamen auf matt (ma), biihl (bille) nirgends liber die
alte Grenze Luxemburgs, welche mit jener Rosslingen — Hessingen ziem-
lich zusammenfâllt, hinauszugehen.
Die Rheinfranken diirften dièse Alemannen noch vor Chiodwig
aus dem siidlichen Lothringen verdrângt haben ; von ihrem Vordringen
ins r(')mische Gebiet riihrt aber jedenfalls die Abgrenzung der Sprache
auf der Linie Maiweiler — Wieblingen — Lommeringen — Longwy her. Die
Alemannen blieben aber auch weiter siidlich wohl nur zum Teil als
Unterworfene zuriick und die Natur der Sache fûhrt dazu, die Sied-
lungsnamen auch im siidlichen Lothringen dem siegreichen Volke zu-
zuschreiben, dessen Sippen sich dort niederliessen.
Dass es eine Volkssiedlung war, die sich hier auf dem siidlothrin-
gischen Plateau seitens der Ripuarier voUzog, beweisen meines Er-
') Noch bei Montois-la-Montagne isl oin >Mancoberg* = Mannsberg.
"» Jahrbuch fiir lothr. Gesch. V', S. 235.
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- ?7 -
achtens die Ortsnamen ^) (auf ingeii); auch konnle man auf den deut.sclion
Namen des Donon, >Frankenberg«, verweisen.
Diesen kann man recht wohl versteheii als Bezeiehnung jenes
letzten Auslàufers der Hoeh-Vogesen, der noch von frànkischen Volks-
siedlungen beriihrt wird, nicht aber im Anschluss an frânkische Herren-
siedlung, die ja ostlieh und westlich das ganze umliegende Gebiet
weithin bedeckt.
Hierzu kommt noch ein nicht zu verwerfendes Zeugnis, eine
freilich nicht leicht zu entwirrende, aber doch nicht zu unterschàtzende
Quelle, die Tradition!
Ich denke dabei an die mittelalterliche Erzâhlung vom Herzog
Hervis von Metz, deren altère Version wohl in die Zeit des X. Jahr-
hunderts zuriickreicht. Hiernach hatten die Wandres oder Hongres
das Land uberzogen und belagerten Metz. Hervis verlangt Hûlfe vom
Kônig Pipin in Montloon (Laon), als von seinem Lehensherrn. Sie
wird verweigert und nun geht Hervis zu Anseis, Konig von Kôln, und
bietet ihm die Oberherrlichkeit ûber sein Land an, wenn er ihm Hûlfe
bringt. Dies wird angenommen. Anseis schiâgt sein Lager 4 lieues
ôstlich von Metz, bei Ancerville sagt eine Handschrift, Hervis und Anseis
schlagen vereint die Feinde; Hervis fallt, Anseis bemàchtigt sich der
Stadt Metz.
Die Erzâhlung, welche nach Frost die Sitte des X. und XL Jahr-
hunderts schildert, geht natiirlich auf viel altère Ereignisse zurûck.
Wenn sie auch die verschiedenen Ereignisse, die dem Ganzen zu
Grunde liegen mogen, noch mehr durcheinander zu werfen scheint,
als das Nibelungenlied, so ist sie, wie dièses, doch nicht ein reines
Gemische miissiger Erfindungen.
So enthâlt sie z. B. die Nachricht von der umfangreichen Spo-
liation der Kirche durch Karl Martel zum Zweck kriegerischer Rûstungen.
Dies entspricht durchaus einem geschichtlich beglaubigten Vorgang.
SoUte nicht dem Barbareneinfall unserer Erzâhlung, gegen den
statt des natiirlichen Beschiitzers und Oberherrn im Westen ein deutscher
Kônig von Koln angerufen wird, ein wahrer Vorgang zu Grunde
liegen ?
Nehmen wir dies an, so haben wir so ziemlich das, was hier
aus ganz andern Thatsachen gefolgert worden ist.
*) Warum ich dièse nicht von den unterworfenen Alemannen herleiten
mochte, daruber siehe : Siedlungen, Seite 9, 20 und 37; im siidlichen Lotbringen
linden sich auch noch so echt rheinfrànkische Ortsnamen wie Burscheid und
Walscheid.
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— 78 —
Der Herr in) Wcsteii, der den Metzern nicht helfen vvill oder
kann, war der ronii.sehc* Staat, resp. sein Vertrc^ter in Soissoiis; zvvisclieii
Laon und Soissons ist ja kein grosser Unterschied ; der Konig von
Kôln ein ripuarischer Frankenk()nig — es hat seither nie wieder
Kônige in Koln gegeben. Die Barl)aren konnten dann nur Ale-
mannen sein.
Die Hunnen konimen nicht in Frage, da die Ripuarier ihnen ge-
zwungen folgten und mit ihnen bei Châlons gegen ihre saUschen
Stammesgenossen kampften. Der Einfall der Vandalen und Alanen
aus dem Anfang des V. Jahrhunderts noch weniger; damais bKeb Metz
ja noeh ungestort romisches Territorium.
Aber fur die Zeit nach der Mitte des V. Jahrhunderts ist dies
nicht mehr gewiss : die so nahe Ansiedlung der Germanen lâsst Zweifel
aufkommen. Ein Hûlfszug von Ripuariern wurde in der Gegend von
Ancerville einen Metz bedrohenden alemannischen Feind wirksam in
seiner Riickzugshnie bedroht und gezwungen haben, sich gegen den
Heranziehenden zu wenden : damit wâre dann der Ubergang von Metz
an Chlodwig mit dem ganzen Ripuarier-Reich in einfacher Weise er-
klart. Metz wâre in eine Art Schutzverhâltnis zu den Rhein-Franken
getreten, die deshalb sein Gebiet schonten und schiitzten, aber aueh
bis nahe an die Stadt besiedelten.
Frost, der durchaus geneigt ist, diesem Zuge der Tradition einen
historischen Kern beizumessen, hàtte also ganz recht gesehen, vvie bei
einem so feinen Beurteiler ohnehin zu vermuten stand ^).
VI.
Rings um Metz Uegen, soweit nicht germanische ingen uns auf-
stossen, iiber eine gewisse Entfernung hinaus eine grosse Anzahl von
Orten der Art, die ich als frânkische Herrensiedlungen bezeichnete^) -
charakterisiert durch Endungen in ville, court, villers etc.
Dièse erstrecken sich weit nach Westen und Siiden, wie die
Ubersichtskarte I zu meinem citierten Bûche ergiebt.
Um die Verhâltnisse des Metzer Landes hinsichtlich der Haufigkeit
der prâgermanischen und postgermanischen Ortsnamen mit denen des
franzosischen Sprachgebietes zu vergleichen, denken wir uns einen
Kreisring in 20 km Abstand von Metz und von 10 km Breite gezogen,
beginnend bei Bettainvillers im NW., iiber Westen und Siiden nach
^) Vergl. Prost, Etudes sur l'histoire de Metz. Les Légendes. IHfio.
S. 390 fif., a. a. 0., S. 57.
2) Frânkische und alemannische Siediungen, Kap. 5.
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- 79 —
Vittoncourt im SO., wodurch wir vom romanisclien Sprachgebiet, wie
os zur Zeit der grossten Ausdehnung des Germanischen begrenzt war,
ein Stûck abschneiden, dessen Klâche etwa dem von uns nntersuchten
Gebiete um Metz entsprechen wird.
Auf diesem Gebiete finden wir leicht ûber 70 Ortsnamen jener
hybriden Bildung, die wir fur frânkische Herrensiedlungen halten mussen,
um Metz nur ein Dutzend; dagegen von Ortsnamen, die die Spur der
Endung acus aufweisen, deren wir oben aus dem Metzer Lande eine
SO grosse Anzahl zu erôrtern hatten, finden wir hier kaum iiber
ein Dutzend.
Auch romanische Ortsnamen deseriptiver Natur scheinen mir in
jenem Kreisring nicht eben hâufig zu sein.
Das Verhâltnis ist also voUkommen umgekehrt^). Wie ist das
zu deuten?
Hier ist es von entscheidender Bedeutung, wie wir dièse Orts-
namen uns entstanden denken.
Die Thatsache der Anhâufung von prâgermanisehen Ortsnamen
um Metz geht mit aller Deutlichkeit schon aus der Karte hervor, welche
Witte seinem Bûche » Deutsche und Keltoromanen in Lothringen* beilegte.
Da er aber auch die Orte auf ville, court etc. mit germ. Personen-
namen im ersten Teil im grossen Ganzen fur Besitzungen solcher
Keltoromanen ansieht, welche eben germ. Personennamen angenommen
haben, so erscheint fur ihn die Grenze zwischen den prâgerman und
postgerman benannten Orten von ganz anderer Bedeutung.
Fur ihn ist Ailes rein romanisch besiedeltes Land, und wenn man
frâgt, warum bei Metz die prâgermanisehen Personennamen erhalten
blieben, so wird man versucht zu glauben, hier hàtte vielleicht weniger
Verheerung geherrscht, oder jene Orte seien Neuanlagen, etwa auf
Grund von Rodungen.
Ein solches Verschontbleiben gerade der nàheren Metzer Umgegend
ist aber in keiner Weise wahrscheinlich ; die reiche Umgebung von
Metz, das mehrfach bestlirmt worden sein diirfte, von den Hunnen sogar
eingenommen wurde, ist nicht glaubhaft. Anderseits war fur so iiber-
*) Auf dem Plateau westlich vom »Val de Metz« ist das Verhâltnis âhnlich
wie weiter westlich; insbesondere aber scheint das ganze Gebiet von Toul und
Verdun, wovon nur ein kleiner Teil in jenen »Kreisring« fâllt, dicht besetzt mit
Ortsnamen auf ville, court, mont etc. Da findet sich auch der alte merkwiirdige
Name eines Lehenshofes »Malberg« bei Morlaincourt und ein Wald von Hesse.
Von Verdun nun steht durch die Vita S. Maximini fest, dass es sich gegen Chlodwig
aufgelehnt batte!
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- gô -
aus zahlreiche Rodungen gewiss kein Kaum mehr, die Zeit aucli fur massoii-
hafte Nengrundung diireh Romanen wahrlich nicht giiiistig. Es ist auch
zu beachten, dass die Ortsnamen auf ville, court auf die Zeit vor dern
VIII. Jahrhundert zuruckgehen miissen. AlsKarl Martel im VIII. Jahrhuuderl
seine Krieger in grosseni Masslabc mit Kirehengut b(»lehnte, wurden
dièse »Reiterlehen« entscbieden in anderer Weise (wahrscheinlieh unter
Nachsetzung des Personennamens) benannt ; sonst wurde sich die Be-
grenzung des Verbreitungsgebietes jener âlteren Nanien nieht erkliiren
lassen. Karl Martel verlieh doch wohl nieht nur in dieser Begrenzung Guter.
Nach meiner Ansicht, die ich in meinen »Siedlungen« in mehreren
Kapiteln begrûndet habe, sind aber die ersteren Ortsnamen Siedlungen
von frànkisehen Kriegern, denen der Konig Land und Leute, sei os
Leibeigene, sei es Kolonen, ûberliess.
Dièse Ansicht ist von Grober^), Heyk^) und Wolfram gebilligt
worden.
Was aiso hier den frànkisehen Kriegern verliehen wurde, waren
Domànen von der Art der villae, wie wir sie im Metzer Lande kennen
gelernt haben, nur erhielten sie neue Benennungen.
Wo VoUfreie in grôsserer Zahl hausten, oppida, castra, vici, burgi,
derartige Orte wurden begreiflicher Weise an dièse Krieger nicht ver-
geben. Dies hâtte dem von mir a. a. 0., S. 61, besprochenen Zwecke nicht
gedient, wâre auch mit der Schonung fur Freiheit und Eigentum der
Einwohner Galliens, wie sie die Franken, besonders die Salier i'ibten,
nicht vereinbar gewesen^).
Dagegen kann es ohrie erhebliche Schmâlerung des Besitzes
fur die rômischen Grossgrundbesitzer dennoch nicht abgegangen sein.
Wie sollten auch die senatorischen Familien von den siegreichen
Saliern eine Immunitàt erlangt haben, auf die sie selbst formell frei-
willig in der Lugdunensis zu Gunsten der von ihnen aus der Sabaudia
ins Land gerufenen Burgunder verzichteten'*).
Die von den frànkisehen Kriegern besetzten Grundkomplexe, dorf-
artige Anlagen oder Gehôfte von Kolonen oder Leibeigenen bevôlkert
(villae — curtesj, hatten also wohl meistens vorher Bezeichnungen, die,
') Zeitschrift ftir roman. Philologie, XVIII, S. 44011.
'-) Litteraturblatt fiir germ. und roman. Philologie, XVII, S. 195.
^) Solche Orte bekamen erst viel spâter in der Zeit des ausgebildeten
Lehenswesens einen Seigneur und ihre Benennung nach ihm. — Damit, glaube
ich, beantwortet sich die von Grôber, Zeitschr. fiir roman. Philologie, XVIII, S. 446,
aufgeworfene Frage, warum châtel, vie und bourg niemals mit vorgesetztcm
Personennamen vorkommen. (Ausnahmen sind sehr selten: lïattonchAtel).
*) Vgl. Jahn, Geschichte der Burgunder, I, S. 407, 433 ff.
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— 81 —
alinlich wie die Orte ini Metzer Lande, auf die romanischen Grund-
herreiî Beziig hatten, niochte nun dièse Bezeichnung bereits zum Eigen-
nainen geworden sein oder nicht.
Aueh von diesen Herrensiediungen ist also ein gewisser Kreis um
Metz freigeblieben , daher das so hâufige Vorkommen der âlteren
Namensformen. Das Bild, das hieraus sich ergiebt, ist also folgendes:
Was von dem machtigen Gebiele der Mediomatriker um die Mille
des V. Jahrhiinderts noch niehl abgerissen war, das wurde in der
zweiten Hâlfte im Norden und Osten bis auf wenige Wegstunden von
Metz von germanischen Volkssiedlungen eingenonimen. Die Scheidelinie
zwischen Romanen und Germanen diirfte wohl in der ersten Zeit durch
eine Waldzone gebildet worden sein, deren Reste, wie mir scheint,
noch jetzt sich auffinden lassen, und zwar wie folgt von Siid nach Nord
durch Ost:
Staatswald von Amélécourt, Wald von Lesse und Neufcher, Bois
blanc, Gehôlze um Chémery, Staatswald von Remilly, Gehôlze bei
Rollingen und Morlingen, Wald von Kurzel, Wald von la Luë^) und
die ganze Waldzone zwischen Haiss und Charleville, Sergentwald,
Wald von Vigy, Champion und weiter hinab zur Mosel.
Zur Begriindung der Annahme, dass aile dièse Waldungen einst
zusammenhingen, kônnte ich mich auf das Terrain — meist Plateaus,
Wasser-Scheiden ohne grôssere Orte und dgl. — berufen, allein fiir
die Strecke von der Rotte an bis zur Mosel liegt ein direkter Beweis vor ;
es ist dies eine Urkunde Heinrichs II, dd. Frankfurt 12. Januar 1018^),
worin dieser seinem Schwager, Bischof Theodorich von Metz, das Recht
der Waldnutzung (das forastare) an einem Walde schenkt, dessen Ver-
lauf wie folgt beschrieben wird :
Von einem Punkte der oberen Seille an, wohl von der Einmiin-
dung des Seebachs, an diesem hinauf bis Dodeismes, von da zwischen
Tincry und Moncheux hindurch und den Bach Stampenei - es muss
der Didelbach sein — hinab bis zur Franzôsischen Nied, an dieser
bis zur Einmûndung der Rotte hinab, die Rotte hinauf, und nach Dieders-
dorf und nôrdlich nach EdeUngen (DeUnga), dann ûber einen Punkt,
der Heisterbach (?) heisst, zur Deutschen Nied (Iten) und dièse hinab
bis zum Einfluss in die Franzôsische Nied gegenuber Nortchen. Von
Nortchen nach Mitchen und nach einer villa Herede(?), nach Ruppigny
und an der Beuvotte hinab bis Argancy. -- Quandam silvam his limi-
tibus terminatam, heisst es im Text.
*) La Lue — friiher Leu, offenbar von Loo, Lohe = Wald.
^) Den Hinweis auf dieselbe danke ich Herrn Archivdirektor Dr. Wolfram.
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— 82 —
tleber die Grenze der gennanisehen d. i. frânkisehen Vulkssiedlung
hinaus wurde niin im Laufe der Zeit auch das sudliche und westliche
Gebiet mit einem massigen Abstande von frânkischen Herrensiedlungen
in Anspruch genommen^), ein Bezirk von immerhin nicht unbetrâcht-
licher Grosse aber um die Stadt herum blieb davon so zieinlieh, man
darf wohl annehmen vôllig verschont.
Die wenigen Ortsnamen vom Typus der Herrensiedlungen konnen,
ja miissen fast in der Zeit entstanden sein, da Metz, was gleieh nach
Chlodwigs Tod eintrat, Residenz eines Merowinger Fûrsten, endlieh
Hauptstadt Austrasiens wurde.
Dieser freigebliebene Bezirk verdient also in mannigfacher Richtung
nahere Beachtung.
Zunaehst scheint dièse gunstige Behandlung der civitas Metensis
zu beweisen, dass dièses Gebiet auf friedlichem Wege unter die Herr-
schaft der Franken kam. Nimmt man an, dass es als ein Bestandteil
resp. Vasallenstaat des ripuarischen Kônigreichs an Chlodwig gelangte,
so erklârt sieh dièse Begiinstigung seitens der Ripuarier wie seitens
Chlodwigs sehr leieht, sie ist ein Gegenstiick zu dem Freibleiben des
Gebiets der ripuarischen Volkssiedlungen (ingen) in Lothringen von
salisehen Herrensiedlungen (heim)^).
Dieser friedliche Ubergang von Metz an die Ripuarier und dem-
nachst an das Reich Chlodwigs lâsst uns auch verstehen, dass Spuren
rômischer Munizipalverfassung in Metz sich bis ins VI. Jahrhundert
erhalten konnten; denn vTheodemund, praesidium ci vium<, erwâhnt in
einem Briefe der Gogus an Bischof Peter von Metz^), ist doch wohl
als ein solcher Magistrat zu deuten.
Auch die Gewerbthâtigkeit scheint sich zum Teil durch die drang-
volle Zeit des V. und VI. Jahrhunderts hindurchgerettet zu haben;
insbesondere scheint die in rômischer Zeit hoch entwickelte Tuch-
*) Dass dièse Herrensiedlungen westlich und sudlich von Metz sialigefunden
haben nach densclben Grundsàtzen, wie jene weiter westlich, scheint nicht zu
bezvveifeln ; dass sie aber nicht schon vor dem formellen (ibergang des ripuarischen
Reiches an Chlodwig (um 510) begonnen haben konnen, môchte ich nicht gerade
behaupten.
Jedenfalls fanden hier vorziiglich Niederlassungen von Rheinfranken statt,
wie ich bereits in meinen Siedlungen, S. 49, im Hinblick auf die scharfe Ab-
grenzung der neustrischen und der austrasischen Gruppe dieser »Herrensiedlungen«
andeutete (a. a. 0. S. 48).
^) Vgl. meine >Siedlungen«, Seite 28—42.
•^) Wolfram, Oie alteste Kathedrale in Metz, Jahrbuch f. lothr. Gesch., 1892^
S. 246.
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-^- 8:$ ^.
fabrikation ^) iii der bedeutenden Tuchmanufaktur sich forterhalten zu
haben, die im mittelalterlichen Metz in Blute stand ^).
Dieser freigebliebene Bezirk zeigt uns ferner, wie etwa sich die
Nomenklatur im nordôstlichen Gallien ohne die frânkische Landnahme
gestaltet haben wiirde und hat uns oben schon Gelegenheit gegeben,
die sozialen Verhaltnisse des rômischen Galliens nâher zu erortern.
Endiich fâllt dieser Bezirk, wie es scheint, so ziemlich mit dem
Umfang des alten pays messin und damit mit dem des àltern pagus
Mettensis zusammen^).
Dièse Grenzen hat aber auch die franzosisclie Verwaltung ï*e^
spektiert, sie haben auf die Bildung des Arrondissement Metz Ëinflus^
gehabt, und da die Grenze dièses Arrondissement zum Teil im Friedens-
vertrag vom 10. Mai 1871 der neuen deutsch-franzosischen Grenze zu
Grunde gelegt wurde ^), so sehen wir in der heutigen Reichsgrenze die
uralte Grenze der frânkischen Landteilung unter den Franken wieder als
politische Grenze zum Vorschein kommen — ein Vorgang, der, so seltsam
er erseheint, durchaus nicht einzig in der deulschen Geschichte dasteht,
wie an anderer Stelle vielleicht noeh erôrtert werden wird.
Nicht den geringsten Wert aber haben dièse Untersuchungen
vielleicht dadurch, dass sie zeigen, wie auf diesem Wege neues Material
fur die Beurteilung der Art und Weise der Landteilung zwischen Franken
und Rômern herbeigebracht werden kann, besonders wenn âhnliche
Untersuchungen fur das ganze Gebiet des frânkischen Reichs angestellt
wurden, wozu einen Anstoss gegeben zu haben dem Verfasser zu
grosser Befriedigung gereichen wiirde*).
') Keune a. a. 0., S. 43.
*) Westphal, Gesch. d. Stadt Metz, I., S. 146.
*) Ein Umstand, auf den mich Herr Archivdirektor Wolfram hinwies. Vgl.
Beilage zur Allg. Zeitung 1897, No. 118.
*) Derselbe bezieht sich auf die Friedensprâliminarien vom 26. Februar 1871,
die im Art. 1 die West- und Siidwestgrenze des Arrondissements Metz und die
Westgrenze des Arrondissements Saarburg als massgebend erklâren.
*) Herr Professor Dr. Grôber halte die besondere Gute, bei der Correktur
besonders der beiden ersten Abschnitte mir mit seinem Rate beizustehen, wofur
ich demselben meinen wârmsten Dank ausspreche ; ebenso môchte ich bei diesem
Anlasse den Leitern der Miinchener Hof- und Staats-Bibliothek, der Strassburger
Universitâts-, der Metzer Archiv- und der Stadt-Bibliothek fiir ihr freundliches
Entgegenkommen meinen besten Dank abtragen.
6*
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1^4
ANHANG.
1. Ennery und die siib A besprochenen Ay, Flévy und Trémory bilden mit
Hauconcourt den kleinen Bezirk, der bis an die Gemeindegrenzen von Argancy
an Metz heranreicht. und fiir dessen einstige Zugehorigkeit zum deutschen Sprach-
gebiete, wie auch bezijglich noch mancher anderer Orlschaften, ich in meinen
Siedlungen, S. 103 lî., auf Grund der Flurnamen des Katasters eingetreten bin; im
Gegensatz zu Witte, der dièse Orte in seiner Schrift »Zur Geschichte des Deutscli-
tums in Lothringen* als nie gennanisiert binstellt.
Ich wollte damit nachweisen, einerseits, dass das deutsche Sprachgebiet
die Grenzlinie der massenhaften >ingen« im allgemeinen nicht weit iiberschritten
habe, wie ich das Seite 27 behauptet liatte; andererseits im Laufe dieser Unter-
suchung priifen, oh die Bestimmung der einstigen, fur das Deutsche giinstigsten
Sprachgrenze durch Witte a. a. 0. nicht eine Berichtigung erheische.
Auf dièse FeststeUungen nun bezieht es sich zweifellos, wenn Witte in der
Zeitschrift fiir Geschichte des Ober-Rheins, Jahrgang 1894, S. 329, schreibt :
»Schiber projiciert die in solchen Quellen gefundenen Materialien
in eine viel zu friihe Zeit zuruck ; damit verbindet sich in Ermangelung
besserer Beweismittel eine ganz unstatthafte Behandlung der Ortsnamen.
Durch die Kombination dieser beiden Fehler ist Schiber zu dem ent-
sprechenden Schhisse gekommen, Argancy sei im 9. Jahrhundert
deutsch gewesen.*
>S. 104« citiert der Herr Berichterstatter !
Nun, Seite 104 steht einmal das nicht; sondern nachdem noch eine Be-
dingung vorausgeschickt ist:
•Darnach wâre im 9. Jahrhundert Argancy wenigstens an der Sprach-
grenze gelegen, wenn dièse offenbar keltische Griindung nicht selbst ger-
manisiert war.«
Das ist also etwas wesentlich Anderes.
Von Materialien, die dem Kataster entnommen sind, ist hier keine Rede
die Stelle ist also offenbar nur exemplikativ fiir die falschen Schliisse, die ans
ichlerhafter Méthode sich entspreohend ergeben miissen.
Was nun dièse Fehler anlangt, so habe ich die Germanisierung unserer
Orte nur in die Zeit vor dem 15. Jahrhundert zuriickdatiert (Seite 74, Note 1). Eben
desshalb deute ich Seite 104 vorsichtig und bedingt an, dass hier moglicherweisc
ein Anhaltspunkt fiir eine nahere Datierung zu finden sei.
Ferner was die »mangels besserer Beweismittel herangezogenen« Ortsnamen
betrifft, so habe ich allerdings geglaubt, dass fiir einmal deutsch gewesene Orte
auch eine germanische Namensform existiert haben musse. Dièse suchte ich zu
erfahren und gab sic in Klammern an. Als Beweismittel geniigten mir die Flur-
namen vollauf. Soviel wegen der behaupteten Fehler der Méthode !
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— 85 —
Was nun das Résultat aniangt, das der Léser sich ohne weitere Ausftthrung
logischer Weise entsprechend unrichtig zu denken hat, so will ich nur er-
wâhnen, dass Witte in seiner Schrift »Das deutsche Sprachgebiet in Lothringen
in seinen Wandlungen,« Stuttgart 1894, genau zu dem gleichen Ergebnis gelangt,
dass die oben genannten Orte und manche andere von mir zuerst als friiher deutsch
bezeichnete Orte wirklich einst deutsch waren!
II. Die Ortsnamen villa sowohl als villare, sofem der betreffende Ortsnaine
nicht durch einen mit ihm verbundenen Personennamen, fast immer germanischen
Ursprungs, ein mittelalterliches Geprâge angenommen hat, rechne ich zu jenen,
die fur sich die Vermutung des Ursprungs in der Zeit vor der frftnkischen Land-
nahme haben.
Dièse villaria scheinen friiher wohl, âhnlich wie jetzt, durch Hinweise auf
ihre Lage bestimmt worden zu sein, aber ohne einen besonderen Namen zu fiihren.
Dies ist die Ansicht Grobers und Kommessers, der ich mich durchaus anschliesse.
Wenn dagegen Kornmesser *) die schweizerischen und schwâbischen wyl und weil
sich zu villa in demselben Verhâltnis stehend denkt, wie weiler zu villare, so ist
dies kaum zutreffend.
Die Schweizer w^i sind vielmehr in den alten l^rkunden fasl ausnahinslos
villare, insbesondere wenn die Dokumente ûber das XII. Jahrhundert zurùckdatieron.
Studer, in seinen Schweizer Ortsnamen, Zurich 1896, giebt fiir 44 Ortsnamen auf
wyl die alte Form villare. Die wenigen Fâlle, wo die ftlteste Form wil ist, da-
tieren aile aus dem XIII. oder Ende des XII. Jahrhunderts. Beziiglich der schwâ-
bischen weil durfle es ebenso sein. Die in Baden und Ober-Elsass oft vorkommenden
Ortsnamen auf weier sind ebenfalls fast ohne Ausnahme (nur Riedweier im Ober-
Elsass heisst Riedwiger) auf villare zuriickzufuhren, wie sich aus Stoffel, Dict.
top. de la Haute-Alsace und aus dem Ortsverzeichnis des Grossherzogtums Baden,
Karlsruhe 1886, ergiebt*). Wir scheinen somit in Ober-Deutschland nur mit der
Verbreitung der villaria, nicht der villae zu rechnen zu haben; die besten und
offensten Landstriche sind eben von den volkstiimlichen Gewannfluren einge-
nommen worden; dièse entsprechen den von mir als Sippensiedlungen bezeich-
neten Orten. Die Gebiete der grôsseren Villen-Anlagen sind also wohl von
Sippensiedlungen besetzt worden. die zum Teil dann wieder frânkische Heime wurden.
Was die Verbreitung der »weiler« aniangt, so hat sich mir seither ergeben,
dass dieselbe, wie ich schon in meinen »Siedlungen« vermutete"), weit intensiver
ist, als sich dies aus »Neumann« fiir da» rechte Rheinufer ergab. Ich fand deren
in Baden, incl. weier und einiger weniger weil, ca. 116 mit Personennamen und
12 ohne solche ; in Wûrttemberg 294 weiler und etwa ein Dutzend weil, in Bayern
63 weiler und 9 weil.
Hier ist der Ort, eine sehr wichtige Wahrnehmung anzumerken.
') Die franzosischen Ortsnamen germanischer Abkunft, Diss. Strassburg, 1888.
^) Die IJmwandlung villare, viler, vilr zu wihr in Baden und im Ober-Elsass,
zu wyl in der Schweiz scheint, weil ohne Analogon, sprachlich schwer zu er-
klàren — hier soUte nur auf die Thatsache dieser Aufeinanderfolge in den rrkunden
des Mittelalters hingewiesen werden.
') Siedlungen, S. 6, Note 1.
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— 86 —
Seit dem Erscheinen meiner »Siedlungen'« ist das grosse Werk von Meitzen :
»Siedlungen und Agrar-Wesen der West- und Ost-Germanen« erschienen. Hier stelU
der Verfasser auf Grund der von ihm im ganzen erwâhnten Siedlungsgebiet durch-
forschten Flurplâne fest (Bd. I, S. 434) :
»Sie (eine derartige Teilung, wie sie bei diesen Weilern vorkommt) làssl
sich nur so denken, dass ein Machthaber, der die ganze Flur besass, dieselbe
nach seinem Ermessen teilte, einem Ermessen, dem sich jeder zu fiigen hatte.«
Derselbe flndet auch, genau wie ich fiir das linke Rheinufer, fur die »Weiler-
gebiete* Schwabens »das fruchtbare Main- und Tauberthal ausgeschlossen« (S. 440):
»Alle dièse nôrdlichen Weilergebiete stehen hinter den neben ihnen liegenden
Gebieten der volkstûmlichen Gewanndôrfer erheblich zuriick.«
Also ganz wie ich es in Lothringen fiir die »ingen« im Gegensaiz zu den
>weiler< feststellte *) !
Die erfreuliche Bestâtigung dessen, was ich auf ganz anderm Wege gefunden
batte, liegt auf der Hand.
Bemerkenswert ist auch, wie Meitzen in Nord-Frankreich die Gewanne,
denen er das Eingreifen frànkischer Grundherren in die Bodenverteilung ansieht,
sudlich bis zur Loire und westlich bis Châteaudun gehen (I, S. Ô69), also genau
dasselbe Gebiet bedecken làsst, wie die von mir als Résultat der ersten der
Eroberung folgenden Landnahme betrachteten Ortsnamen auf ville, court etc.'*)
Dièses ganz unerwartete Zusammentreffen von Untersuchungen auf ver-
schiedenster Grundlage diirfte die gewonnenen Resultate erheblich vertrauens-
wiirdiger erscheinen lassen.
Eine merkwiirdige anthropologische Bestàtigung, dass die Terrains, welche
mit den grundherrlichen Weilersiedlungen bedeckt sind, von der germanischen
Einwanderung in geringerem Masse betroffen wurden als die fruchtbaren Thalflachen,
fmde ich bei Auerbach: »Le plateau lorrain*, Nancy 1893, Seite 338.
m. Zur Ortsnamen-Gruppe A. (S. 52 ff.) sind noch nachzutragen ausserhalb
des Metzer Landes :
♦Brettnach. 1179 Britinacha, Britannius, d'Arbois, S. 201.
* C h 6 m e r y. 1606 Chemeri, deutsch Chemerich. Cammarius, I. X. 2812.
* M OU S s e y. 1288 Muusseys. Mustius, I. VIII, 2949 ff. Vgl. d'Arbois, S. 287.
") Siedlungen, S. 66 ff.
») Siedlungen, S. 46 ff.
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— 87 —
Die Reliqnien des hl. Stephanns im Metzer Dôme.
Mitgeteilt von H. V. SaiieiitRlI.
In der ganzen Welt bekanht ist «das wunderthfttiire Blut des
hl. Januarius< im Dôme von Neapel, das dort, in einer Seitenkapelle
in zwei Gefâssen aufbewahrt, durch sein rasches Fliissigwerden an be-
atimmten Tagen — nâmlich am 1. Sonntage des Mai, am 19. Seplember
und am 26. Dezember — den glâubigen Einwohnem jener Stadt die
Gunst des Heiligen zusiehert, dagegen durch Zôgern im FlûssigA\'erden
dessen Ungnade andeutel und kommendes Unheil verkiindet. Aber
wohl nur sehr wenigen wird es bekannt sein, dass der Metzer Dom
bereits vor mehr aïs 1100 Jahren sich eines ganz àhnlichen Wunders
von einem in der Kirche noch viel hôher verehrten Heiligen gerûhml
hat und dass uns dieser Ruhm des Metzer Dômes schon eben damais
durch zwei Zeugnisse ersten Ranges bekundet ist, nômlich durch eine
Urkunde Karls des Grossen und durch eine Notiz des Geschicht-
schreibers und Dichters Faulus Diakonus, der zugleich eiu Freund
jenes grossen Kaisers und des damaligen Metzer Bisehofs Angilram
gewesen ist.
In der vom X. bis zum XII. Jahrhundert iiiimer mehr erweiterten
und mit neuen Zusâtzen versehenen St. Clemens- Légende, welche
dann endlich um Mitte des XII. Jahrhunderts von dem Verfasser
der Gesta Episcoporum Mettensium in die Form von zwei Buchern
umgearbeitet worden ist, wird sogar behauptet, dass die Reliquien des
hl. Stephanus schon von den Apostehi selber dem hl. Clemens, einem
Apostelschiiler und erstem Bischofe von Metz, iibersandt worden seien.^
Viel glaubhafter als dieser erst in sehr spàter Zeit entstandene Zusatz
zur Clemens-Legende ist die bereits vor Ende des VI. Jahrhunderts
von dem Bischofe und Geschichtschreiber Gregor von Tours gebrachte
Nachrieht, dass bei der ErstUrmung und Zerstorung der Stadt Metz
durch die Hunnen unter Konig Attila a m Ostersamstag (8. April) des
*) Vergl. Gesta Episcoporurn MetltMisiuin in Monum. Gernum. Scripluros. l. X,
pg. 537, cap. 17.
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— 88 —
Jahres 451 einzig und alleiii das Kirchlein (Oratorium) des hl. Stephanus
unverlelzt geblieben sei*). Leicht begreiflicher Weise hat dann dieser
schlichte und ganz glaubhafte Bericht in der Folgezeit, insbesondere in
den Bearbeitungen der Servatius-Legende ^), die wunderlichste Aus-
schmûckung und Vermebrung erfahren.
Nalùrlich ist uns dureh die von Gregor gemeldete Thatsache
keineswegs auch schon das gleichzeitige Vorhandensein von Stephanus-
reliquien in jenem Kirchlein oder in Metz ûberhaupt verbiirgt oder
auch nur angedeutet. Die erste sichere Nachricht hierûber haben wir
in der schon oben erwâhnten Urkunde Karls des Grossen vom 22. Januar
775^). Darin preist dieser den Metzer Dom als »die Kirche, in
welcher das hochheilige, lebendige Blut des hl. Stephanus
zu sehen ist« (ecclesia domni Stephani, ubi suus sacratissimus san-
guis vivus esse videtur). Gerade die hochpreisende Art dieser Er-
wâhnung scheint mir die Folgerung zu begrunden, dass die genannte
Blutreliquie damais nicht erst neuerdings nach Metz gebracht, sondern
schon lange Zeit dort vorhanden war. Auch kann diesem gegenûber
nicht die Einrede erhoben v^erden, dass dem Kaiser die Heiligttimer
der Metzer Kirche wohl nur wenig und das auch nur vom Hôrensagen
bekannt gev^esen seien. Denn die kaiserliche Famille stand gerade zu
Metz in den allernâchsten Beziehungen: Metz ist die Ahnenstadt des
Karolingischen Herrscherhauses. Somit diirfte es gar nicht unwahr-
scheinlich sein, dass die vom Kaiser hochgeriihmte Blutreliquie schon
wâhrend der Merowingerzeit nach Metz gelangt ist. Hierfiir spricht
denn auch noch das andere, ebenfalls bereits oben erwàhnte Zeugnis
des Paulus Diaconus. In seinem nur wenige Jahre nach Erlass jener
Urkunde Karls des Grossen abgefassten Werke ûber >die Thaten der
Metzer Bischôfe* fûgt er zu der Nachricht iiber die (nach ihm schon
durch ein Wunder bewirkte) Erhaltung des Stephans-Kirchleins wâh-
rend des Hunnensturmes die Bemerkung, dass » darin das kostbare
*) Rer. Franc. 1. II, cap. 6.
') Vergl. dariiber Aug. Prost, Saint Servais in Bulletin et Mémoires de la
Société Nationale des Antiquaires de France, 1889, pg. 183—294.
^) Mehrfach gedruckt; bel Meurisse, Histoire des Evesques de Metz,
pg. 184; François et Tabouillot, Histoire générale de Metz, t. III, Preuves, pg. 15;
bei Bouquet, Le Cointe u. a. — Vergl. Th. Sickel, Acta Carolingorum, nr. 36. Die
Echtheit der Urkunde ist vielfach bezweifelt und auch noch neuerdings von
Lœning in seiner Geschichte des deutschen Kirchenrechts (Strassburg 1878, Bd. II,
S. 734) ganz entschieden bestritlen worden, aber mit Unrecht. Vergl. Bôhraer-
Miihlbacher, Regesta Imperii, Karolinger, nr. 142 und 174.
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— 89 —
Blut des Heiligen unverweslich aufbewahrt war« *). Aus diesen seinen
Worten scheint mir vvenigstens hervorzugehen, dass er der Ansicht
gewesen, die Blutreliquie sei schon vor der Ankunft der Hunnen nach
Metz in das Kirchlein gelangt. Etwa ein Jahrhundert spàter wieder-
holt der beriihmte St. Gallener Monch Notker in dichterischer Sprache,
w as Paulus in prosaischer gemeldet hatte. In der letzten der vier von
ihm zu Ehren des hl. Stephanus gedichteten und dem Metzer Bischof
Robert (883—016) gewidmeten Hymnen lautet die fiinfte Strophe:
Est domus Mettis Stephani cruore
Sacra, quae tantum superesse diris
Posset Hunnorum gladiis rogisque
Sanguine tuta*).
Jedoeh war die Blutreliquie keineswegs das einzige, was man von
dem ersten ehristlichen Mârtyrer im Metzer Dôme zu besitzen damais
sieh riihmte. Denn nach der Halberstâdter Chronik hat schon Karls
des Grossen (ausserehelicher) Sohn, der Metzer Bischof D'rogo (822 — 855),
das Blut des Heiligen samt einem Arme und noch anderen kleineren
Leibesgliedern desselben sowie auch noch einen Teil von dessen Kleide
in einem Altare des Metzer Dômes geborgen^). Im nàchstfolgenden
X. Jahrhunderte hat dann Bischof Theoderich l, ein Vetter des
deutschen Kaisers Otto L, wâhrend seines fast dreijâhrigen Aufenthalts
in Italien (970 — 972 ) ausser vielen anderen Reliquien auch noch solche
vom hl. Stephanus fiir seine Kirche in Metz erworben. Von dem
Bischofe von Arezzo empfing er einen Teil vom Blute des hl. Erz-
mârtyrers in einem kostbaren, mit Gold und Edelsteinen gezierten
Glasgerâsse, von Papst Johann XIII. auch noch eine Sandale desselben
Heiligen*}. Ausser allem diesem besass man damais im Metzer Dôme
noch einen von den Kieseln, mit denen der HeiHge zu Tode gesteinigt
worden war. An dem Steine hafteten angeblich noch Reste des Blutes
und der Haare des Heiligen. Gerade von dieser Reliquie wiinschte
eben damais der Touler Nachbarbischof, der hl. Gerhard (963—994),
einen Teil zu erwerben, als er im Begriflf stand, seine ebenfalls dem
hl. Stephanus gewidmete neue Domkirche einzuweihen, und vermittelst
eines recht seltsamen Wunders gelang es ihm denn auch, seinen
') beati Stephani levitae et protomartyris situm apud Metas oraculum, in
quo ipsius erat pretiosus cruor absque corruptionis labe reconditus. Monum.
German. Script.
^) Canisius-Basnage, Praelectiones antiquae, t. U, pars. III, pg. 222.
^) Monum. German. Scr. XXIII, 86.
*) Sigeberti Gemblacensis Vita Deoderici I in Monum. Germ. Scr. IV, 475.
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— 90 —
Wimsch zu befriedigen *). Ja iioch viel weiter, bis zuni fernen Sachsen-
lande halte sich in jenen Zeiten der Ruhm der Metzer Stephanus-Re-
liquien verbreitet. Aus Halberstadt, wo Bischof Theoderich I. in seiner
Jugend Kanonikus gewesen war, saiidte der Bischof Hildeward um die
Zeit der Jahre 984—990 an dessen Nachfolger Adelbero II. Boten mit
einem Briefe, worin er um einen Teil vom lebendigen Blute des Heiligen
bat, das sich im Metzer Dôme fliissig in einem Glasgefâsse befinde und
heller wie die Sonne glânze (in ampulla sole clarius emicando pullulât).
Noch heute ist eine Abschrift dièses Briefes in einer dem XI. Jahr-
hundert angehôrenden Pergamenthandschrift erhalten, die ehedem dem
Metzer Symphorianskloster eignete und sieh heute in der Pariser Na-
tionalbibliothek befindet-). Bischof Hildeward empfing denn auch nicht
nur von dem Blute des hl. Stephanus, sondern auch noch zwei kleine
(ilieder und ein Stiicklein von dem Gewande desselben, was ailes der
Metzer Bischof dem Altare entnahm, worin sein Vorgànger Drogo die
Reliquien geborgen hatte. Die empfangenen Heiligtumer gelangten
nach Halberstadt, wurden dort in feierlicher Prozession eingeholt und,
als Hildeward am 16. Oktober 990 seinen neuen Stephansdom ein-
weihte, legte er die Metzer Blutreliquie in den Hochaltar, wo sie denn
auch nach der Versicherung des Chronisten wiederholt ihre Wunder-
kraft ei'wies^).
Ein halbes Jahrhundert spater kam nach Metz ein junger ge-
lehrter Benediktiner-Mônch, Sigebert von Gembloux, und wirkte dort
etwa 22 Jahre lang (1048 — 1070) als Vorsteher der Klosterschule von
St. Vincenz. Wohl schon in den ersten Jahren nach seiner Ankunft
schrieb er. das Leben des Bischofs Theoderich I. Darin redet er
zweimal von dem wunderbaren, flûssigen Blute des hl. Stephanus im
Metzer Dôme ; das eine Mal, bei Besprechung der Bitte Hildewards, be-
zeugt er, dass man zu seiner Zeit in Metz noch fest an das wunder-
bare Flussigsein der Rehquie glaubte^); das andere Mal preist er bei
Erwàhimng des Domneubaues durch Theoderich I. den fruheren Dom
als uralten Autbewahrungsort jener kostbaren Reliquie und citiert
dabei einen Vers aus einem alten, heute verlorenen Gedichte, das den
'j Widrici Vita s. Grerardi in Morium. Germ. Scr. IV, 498.
2) Fonds latin, nr. 5673. — Abgedruckt bei Ph. LabKe, Nova Bibliotheca
Manuscr. I, 682, und neuerdings bei Schmidt, Urkundenbuch des Hochslifts Halber-
stadt I, nr. 56.
^) Chron. Halberstad. in Mon. Germ. Scr, XXllI, 86; Annalista Saxo ebendort
VI, ,627 und 636; Sigeberti Vita Deoderici ebendort IV, 468, cap. 9.
^} prothomartyris sanguis vera Udc creditur pullulare in ecclesia urbis
Mettensis, cap. 9.
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— 91 —
Ruhm des Dômes uud seiner Heiligtûiiier enthalten hat : »Stabat adhuc
illo tempore illud antiquae reverentiae oratorium,
Sérvans thésaurùm, quod gemmas vîncit et aùrum,
scilicet sanguinis prothomartyris pîgnus pretiosmn« M.
Sigebert ist der letzte Zeuge fiir das Vorhandensein des wunder-
bar flussigen St. Stephansbiutes im Melzer Dôme. Soweit wenigstens
meine bescheidene Umschau in den Metzer Geschichtsquellen reicht,
giebt es dafur ein spâteres Zeugnis nicht mehr. Ob seit Ende des
XI. Jahrhunderts die bis dahin geglaubte wimderbare Eigenschaft des
Inhalts der Bluttlâsehlein aufgehôrt oder sich als irrig erwiesen, ob
vielleieht gar die glâsernen Gefâsse samt ihrem Inhalt durch irgend
einen Unfall verloren gegangen seien — das sind ungelôste und wohl
auch unlôsbare Fragen. Sicher ist, dass seit dem XII. Jahrhundert als
vornehmste Stephansreliquie des Metzer Dômes ein in einem goldenen
Schrein aufbewahrter grosser Armknoehen verehrt wurde, dann ferner
ein in silberner Lade geborgener Armteil und endlich ein Stein mit an-
haftenden angeblichen Blut- und Haarresten. Eben dièse werden denn
auch in dem um das Jahr 1246/47 geschriebenen grossen Ordinarius
des Dômes mehrfach erwàhnt^). Wâhrend der Schreekenszeit der
franzôsischen Révolution sind dann auch dièse Stephanusreliquien —
nach mir gewordenen miindlichen Mitteilungen — vôllig beseitigt worden.
Ob dafur in jungerer Zeit irgend woher irgend welcher Ersatz beschafft
worden sei, das entzieht sich meiner Kunde und liegt ubrigens auch
ganz ausserhalb des von mir gewâhlten Forschungsgebietes.
Es bleibt nun noch die Frage zu lôsen, wann und woher denn
jener Armknoehen in den Metzer Dom gelangt sei, welcher darin vom
XII. bis zum XVIII. Jahrhundert als vorziiglichste Reliquie verehrt wurde.
Darauf giebt der Verfasser der Gesta Episcoporum Mettensium, welcher
um Mitte des XII. Jahrhunderts schrieb und nach meinem Dafiirhalten
ein Monch der Metzer St. Clemens-Abtei war, eine anscheinend sehr
sichere Antwort. Er erzâhlt nàmlich von dem Bischofe Theoderich II.
(1005 — 1047), dass dieser dem hl. Stephan in Metz einen neuen Dom
gebaut und dafiir aus Besançon einen Arm des Heiligen erhalten habe *).
*) cap. 5.
*) Vergl. Aug. Prost, La Cathédrale de Metz, in Mémoires de la Société
d'Archéologie et d'Histoire, XVI, 1886, pg. 578—679. — Prost setzt irriger Weise
den Text in das XII. Jahrhundert.
*) Quadragesimus octavus ascendit ad episcopatum Theodericus, qui mo-
nasterium urbis principale sancto Stephano construxit, adepto ipsius brachio a
Bisontica civitate. Mon. German. Scr. X, 643, cap. 48.
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— 92 —
liides erhebeii sich get^en die Richtigkeit die^^er Angabe ganz gewichtige
Bedenken. Dieso .<ind zunâchï>t ganz allgemeiner Art. Der Verfasser
meldet hier zwei Faeta, die bereits niehr als 100 Jahre vor Abfassung
seines Werkes geschehen sein sollen. Dièses wird aber von W. Watien-
bach mit voUem Réélit als eine Arbeit gekennzeichnet, welche »voll
von Fabeln in der alteren Zeit und auch weiterhin diirftig und ungenau
ist« *). Dièses Urteil bewahrheitet sich auch sofort bei der ersten von
jenen beiden Nachrichten. Der (vorige romanische) Dom von Metz ist
namUch nicht von ïheoderieh II. gebaut worden, sondern von Theoderich I.
(964-984). Jener hat nur den letzten Ausbau dièses Werkes aus-
gefûhrt und die Einweihung desselben (ani 27. .luni 1040) gefeiert, wie
ich deinnâchst in eineni gesonderten Aufsatze ausfûhrlich nachweisen
vverde. Und niindestens ebenso hinlallig ist die zweite Behauptung
ïiber die Herkunft des Armknochens des hl. Stephanus ans Besançon.
Schon von vornherein ist es durchaus unwahrscheinlich, dass man in
Besançon eine so bedeutende Reliquie iiberliaupt anderswohin verschenkt
habe. Dann aber widersprechen dem auch geradezu die alten Cber-
lieferungen der Besançoner Kirche iiber deren St. Stephanusreliquien.
Von diesen sind mir bereits drei Handschriften, zwei des XII.*) und
eine des XI. Jahrhunderts^), bekannt. Ihr Text*) scheint aber einer
noch viel friiheren Zeit anzugelioren. Jedenfalls ist er fur die
friihmittelalterlichen Reliquienbestande der Kirche von Besançon ein
viel altères und zuverlâssigeres Zeugnis als die Gesta Episcoporum
Mettensium. Jene Uberlieferungen aber melden nur von einem Arni-
knochen (brachium) des hl. Stephanus, der bereits in spatrômischer
Zeit dahin gelangt sei, und von eineni Teile der Dalmatika und des
Blutes des hl. Stephanus, welche beide bereits von dem Erzbischof
Bernwin (811 — 829) im Hauptaltare der Domkirche geborgen seien'^);
sie fiihren das Gedachtnisfest der Wiederauffindung der Armreliquie
am 20. Juli auf die Zeit des Erzbischofs Migetius (c. 660—675) zuruck.
Auch war Theoderich II. bereits gestorben, als Papst Léo IX. am
3. Oktober 1050 in Besançon den Hauptaltar der dortigen Domkirche
einweihte und bei dieser Gelegenheit ausser anderen Reliquien auch
*) Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter, IF, 382.
^) Bibl. Reg. Bruxell. nr. 198—200. Abgedruckt in Analecta Bolland. t. Il,
fasc. IV, S. 75—80; Bibl. Nat. Paris, latin. 10844, fol. 33—43.
'') Bibl. Reg. Bruxell. nr. 207—218, fol. 74'-79.
') Grôsstenteils hat ihn schon Chifflet, Vesontio II, pg. 32, 38, 101, 133,
163, abgedruckt.
*) Chifflet II, 175.
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- Ô3 -
den Armknochen des hl. Stephanus in jenen Altar legte ^). Soinit er-
weist sich die Nachricht der Gesta liber die Einholung jener Reliquie
ans Besançon nach Metz als irrig. Woher imd wann yie nach Metz
gelangt sei, ist und bleibt auch wohl im Dunkeln.
Vielleicht aber gelingt es, der Veranlassung zu diosem Irrtum
auf die Spur zu kommen. Jene bereits oben erwâhnte Handsehrift
(1er Pariser Nationalbibliothek (latin. 10844) enthâlt nâmlieh ausser
der bereits besprochenen Besançoiier Slephanns-Legende eine ganze
Reihe von anderen Stlicken, die sàmtlich auf denselben Heiligen Bezug
haben, und zu allen diesen auf deni ersten Blalt als Vorrede oder
Widmung den unten als Beilage mitgeteilten Brief eines Besançoner
p]rzbischofs an einen Amtsgenossen. Zwar ist die Handsehrift des ersten
Blattes viel jtinger als die der iibrigen Blâtter, denn erstere gehort
dem XIV., letztere dagegen dem XII. Jahrhundert an. Auch ist gerade
das erste Blatt kein ursprunglicher Bestandteil der ersten Lage
(Quaternio), sondern dieser angeheftet. Aber bei nâherer Besichtigung
ergiebt sich, dass auch gerade das urspriingliche erste Blatt der ersten
Lage fehlt und dass gerade jenes jlingere Blatt dessen Ersatz bildet.
Und da dann auch der Text eben dièses jungeren Ersatzblattes ganz
genau als Vorrede zu den iibrigen Stûcken des Bûches passt, so tritt
klar und deutlich zu Tage, dass man im XIV. Jahrhundert das stark
schadhaft gewordene erste Blatt der Handsehrift des XII. Jahrhunderts
durch ein neues Blatt ersetzt und darauf den Text jenes urspriing-
lichen, aber schadhaften Blattes abgeschrieben hat. Wie man aber
aus dem Inhalte dieser brieflichen Vorrede ersieht, sind Absender
der Erzbischof und das Domkapitel von Besançon und Empfânger
Bischof und Domkapitel einer anderen, anscheinend nicht unmittelbar
benachbarten Diocèse, die ebenso wie Besançon den hl. Stephanus zum
Patron hatte. Dièses passt ganz genau auf Metz. Hier besass man
auch von Alters her, wenigstens soweit meine Kunde iiber die noch
erhaltenen Metzer Handschriften reicht, keine Legenden uber die
Wunderwirkungen des Dompatrons, was wiederum ganz der Aussage
der Absender iiber die Empfânger entspricht. Endlich aber stammt
auch die Handsehrift aus Metz-) und ist erst gegen Ende des vorigen
Jahrhunderts an ihren heutigen Auf bewahrungsort gelangt. In Anbetracht
dieser Umstânde darf man es, wenn auch nicht als sicher, so doch
als sehr wahrscheinlich hinstellen, dass die Widmung an einen Bischof
») Jaffé-Lôwenfeld, Regesta Pontiff. I, nr. 4238 und 4249. Chifflet II, 205.
^) Auf Bl. 1 findet sich der von einer Hand des XVII. oder XVIÏI. Jahr-
hunderts geschriebene Vermerk: CoUegii Met. Societatis Jesu.
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04 -
iind das I)onika[)itel voq Metz gelangt sei. Es fragt sich nun noch,
welcher Besanconer Bischof der Absender und welcher Metzer Bischof
der Empfânger gewesen ist. Beide haben nach dem Zeugnisse der
Handschrift spiite.stens dem XII. Jahrhundert angehort. Anderseits
kann die Widmung frûhestens erst in der zweiten Halfte des XI. Jahr-
hunderts verfassl sein. Wie nâmlieh die Vorrede besagt, sind es
samllieh Abschriften aus Besançoner Handschriften, die »vor Aller
kaum niehr leserli^h* waren, welehe der Besançoner Erzbischof seinem
Amtsbruder ohne irgend eine Kurzung oder Zulhat« iibersendel. Nun
lindet sich aber darin bei Erzâhlung der Wunderwirkungen der
Besançoner Stephanus-Reliquie gerade an letzter Stelle (fol. 42*— 43)
eine bislier ungedruckte Heilung des Dompropstes Lambert, welcher
wâhrend der Jahre 1016—1031 Bischof von Langres war. Die Art
und Weise, in welcher die Erzâhlung dièses Mannes Erwâhnung thut,
lâsst deutlich erkennen, dass er zur Zeit der Aufzeichnung dieser
wunderbaren Heilung nichl mehr unter den Lebenden war. Wenn
wir nun auch die in der Widmung enlhaltene Versicherung ùber das
hohe Aller der Vorlage nur in sehr abgeschwàchtem Sinne fur wahr
hinzunehmen berechtigt sind, so wird als mogliche frïiheste Zeit der
Widmung doch wohl erst das letzte Drittel des XI. Jahrhunderts er-
achtet werden diirfen, als mogliche si)àtesle der Schluss des XII. Jahr-
hunderts. Jedoch findet sich gerade wâhrend dieser m(")glichen Ab-
fassungszeit in der Besançoner Bischofsreihe niemand mit dem Namen
Henricus, der ja an der Spitze des Widmungsbriefes steht. Diesen
Widerspruch bat der Besançoner Bibliothekar, Herr A. Castan, mit
welchem ich schon vor Jahren wegen der Handschrift in Briefwechsel
gestanden habe, dadurch zu erklâren und zu beseitigen gesucht, dass
er annahm, im urspriinglichen Texte habe nur der Anfangsbuchstabe
des Namens H gestanden, der dann von dem Abschreiber irrlûmlich in
Henricus ausgeschrieben sei. Auf Grund dieser Annahme w^iirde dann
Henricus in Hugo umzuândern sein, und der zweite (1071 — 1080)
oder dritte (1085 1101) oder vierte (1101—1117) Besançoner Erz-
bischof dièses Namens wâre der Verfasser des Widmungsbriefes.
Jedoch halte ich es fur viel wahrscheinlicher, dass der Metzer Abschreiber
des ersten Blattes in seiner schon 200 Jahre alten und stark be-
schâdigten Vorlage den Namen des Erzbischofs Ansericus (1117 — 1134)
vorgefunden hat und dann statt dièses fur ihn ganz ungewôhnlichen
und dazu vielleicht auch ziemlich unleserlich gewordenen Namens den
zum Teil in ganz âhnlichen Buchstaben erscheinenden und vielgebrauchten
Namen Henricus eingestellt hat. Dann wiirde der Bischof Stephan
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von Bar (1120 1163) der Empfânger der Widmung gewesen sein.
Fur ihn war ja auch der hl. Stephanus nicht bloss Patron seiner
Diocèse, sondern auch noch Namenspatron, iind t>o hatte er doppelte
Veranlassung, sich liber die Auffindnng, Ubertragung und Wunder-
wirkungen der Stephanus-Reliquien zu erkundigen, wie das ja auch
der Empfânger der Widmung laut deren Aussage in Besançon gelhan
hat. Auch entspricht eine solche Erkundigung und die der Besançoner
Kirche angebotene Verbrliderung, wovon der Absender der Widmung
in deren Schlussworten redet, ganz dem kirchlichen Eifer, der uns
von Stephan geuugsam bekundet isl. Wenn also, wie ich es fur sehr
wahrscheinlich halte, Bischof Stephan es gewesen ist, der seinen
Besançoner Amtsbruder Ansericus, also im ersten Drittel seiner
42jâhrigen Pontificatszeit, um Nachrichten iiber Auffindung, Ubertragung
und Wunderwirkungen der Stephanus-Reliquien gebeten und dann auch
(liese erhalten hat, so konnte es sehr leicht geschehen, dass etwa 20 — 30
Jahre spâter der Verfasser der Gesta zu der Meinung gelangte, nicht bloss
die Berichte uber die Wunderwirkungen des Armknochens des
hl. Stephanus, sondern auch dièse Reliquie selbst sel von Besançon
bezogen und, da er wahrscheinlich irgend eine Domweihenotiz vom
Jahre 1040 zur Hand hatte, worin die Ubertragung dieser Reliquie
in den Hochaltar durch Theoderich II. gemeldet wurde, nun auch
weiter schloss, dass dieser dieselbe eben damais aus Besançon em-
pfangen habe.
BEILAGE.
Widmungsbrief des Besançoner Ersihischofs (Ansericus?) und
seines Domkapitels an den (Meùer?) Bischof (Stephanm?) und dessen
Domkapitel bei Vbersendung der Ada s. Stephani protomartyris,
(Paris, NaL'Bîbl, cod. lat. 10844, fol 1.)
Henricua*) dei gratia Crisopolitanus archipresul necnon prothomartiris
Stephani et evangeliste Johannis congregatio in domino salutem. Rogatus vestre
fraternitati transcribere, quod apud nos habebatur de venerabilis patroni nostri
prothomartiris S(tephani) miraculis tam a sacris doctoribus quam quibusdam re-
ligiosis viris editis, dignum duximus et iuste petitioni obtemperare et eadem
benivolentia banc prefatiunculam addere. In hoc siquidem equum nobis videtur
lirmissime amicitie servari officium, si a nobis nichil, quod dulcius amplectamini -),
*) sic manmcr.'y corrigas: Ansericus.
^) textus hoc loco mendosus est; loco nichil, quod dulcius amplectamini nescio
an »it legendum quo nichil dulcius amplectamini.
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— 9() —
oxpetitur, Cum noslra Cjrisopolis sibi nichil retineat carius, quam quod modo
ofîertur, Utrumqiie igitur eo, que mittilur, animo, rogamus, suscipite, eodem
vinculo dileclionis insolubililer conflatum legite, non tantum perscrulantes sagaci
industria stili elegantiam aut luculente orationis leporem quantum ipsam incor-
ruptam rei veritatem. Nam in qua rei veritas inesse creditur, si philosophicis
non politur argumentalionibus, non ob hoc a nobis scriptura minus diligitur.
Dum eniin vestre iussionis memores in armario anliquorum libros revolveremus,
obtulerunt se bec nobis vix pre velustate sui legenda, que millimus. In quibus
nos aut aliquid demere aut addere nolentes, sed ut erant inconvulsa conservantes,
nimium fidi transcribentis curam retinuimus et vestre auctoritati estimandam
codicis huius operam relinquimus. Ea vero, que super bec mandare placuerit,
vestra devotio quam libentcr adimplebit. Cum enim catholica ecclesia in totum
orbem diffusa, redempta prelioso sanguine, parili coniungatur amore, nostre tamen,
que victoriosissimi prothomartiris potiuntur triumpho, fîrmiori connectuntur vin-
culo. Et licet nos locorum dividant spatia, eiusdem tamen patroni, sub quo
militamus, imit ecclesie Victoria. Post etiam huius fraternitatis munus exobtabile ')
volentes consolidare, claustratem societatem instituimus utrique petere, ut inter
nos essemus quasi ex vobis, vos vero pari modo quasi ex nobis; quod utrlmque
ab omnibus approbatum tam inserviendo vivis quam orando pro defunotis.
Annuat illesum servari posse per evum,
Qui trinus numéro consistit et unus in ipso.
*) sic manuscr.
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- 97
Die Abteikirche St. Peter aaf der Citadelle in Metz,
ein Bau aus merovingisclier Zeit.
Von Emil Knittersoheid.
Durch (lie Gesellschaft fur lothringische Geschichte und Altertums-
kltnde wurde eine lîntersuchung der ehemaligen Ableikirche St. Peter
auf der Metzer Citadelle angeregt. Die Mittel dazu stellte der Vorstand
bereitwilligst zur Verfugung^). Leider gestatteten die Verhâltnisse
nicht, die lîntersuchung abschliessend zu erledigen; hierzu wiirde
es erforderlich sein, das Gebâude eine Zeit lang ausser Benutzung zu
setzen und umfassendere Aufgrabungen zu machen, als sie zur Zeit
zu ermôglichen waren.
Einige gesehichtliehe Bemerkungen iiber die Abtei môgen der
Beschreibung des Bauwerks vorangehen.
AUgemein wird angenominen, dass die Frauenabtei St. Pierre-aux-
Nonains, spàter aucli St. Pierre-en-Citadelle genannt, im VII. Jahrhiindert
gegriindet wurde (um 613 oder 620). Zum ersten Maie erwahnt wird das
> monasterium superius Mettis civitate infra murum ad honorem s. Pétri
construetum « in einer Urkunde Karls d. Gr. vom Oktober 781, gelegentlieh
der Bestàtigung eines Tausehes zwischen der Àbtissin Eufemia und Fulrad
von St. Denis. Zweihundert Jahre nachher befanden sich die Gebâude in
starkem Verfall. Kaum konnte man noch den Platz der Kirche erkennen,
mannshohe Dornen und Disteln standen umher, Haustiere trieben auf
der heiligen Statte ihr Wesen, und es gelang erst nach llingeren Be-
miihungen, das Grab der ersten Àbtissin Waldrada wiederzufinden, als
Bischof Adalbero IL um 990 Kirche und KIoster wieder herstellte.
Dieser zweiten baulichen Grundung war eine Reform in der Kloster-
zucht vorausgegangen, welche Adalbero I. veranlasst und wegen deren
er den Kaiser um Genehmigung und Unterstûtzung gebeten hatte. In
der Bestatigungsurkunde, welche Kaiser Otto I. 960 (3. Juni. Mon.
Germ. Dipl. No. 210) von Koln aus erliess, heisst es, dass das KIoster
von den Alten mit dem Namen >Maioris« monasterii belegt worden
*) Die Vomahme der Arbeiten wurde durch das freundliche Entgegenkommen
der Herren Generallieutenant Morsbach, Major Marcard und Hauptmann Thele-
mann ermoglicht. Der Verfasser, wie der Vorstand der Gesellschaft fiir loth-
ringische Geschichte sprechen den ^enannlen Herren auch an dieser Stelle den
verbindlichsten Dank aus.
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— 98 —
sei. Dem entspricht dio franzosische Hezeichnung Marnioulior, wahrend
sich der ebenfalls vorkommende Name Haut-Moutier aul" die Lage be-
zieht. Letztgenannte Urkunde ist auch deshalb wiehtig, wcil darin
auf ein Privileg Bezug genommen ist, welches Konig Theoderich (III.
057 — 670) der Ablei verlieheii halle').
Adalbero II. begniigte sich nichl mil der Wiedcrherstellung der Ablei
St. Peler, sondern er grûndele zu ihrer Entlaslung und ziir Aufnahme
von Novizen in der Nàhe, ebenfalls auf der spàleren Ciladelle, das Marien-
klosler, was hier erwâhnl wird, weil beide Klosler lange Zeil und noch
bis vor ein paar Jahrzehnlen ôrllich mit einander verwechselt zu werden
pfleglen.
Wichlige Nachrichlen uber die baulichen Schicksale der Ableien
im Millelalter sind nichl auf uns gekommen; der Bau der Ciladelle
enlzog beide ihrer urspriinglichen Beslimmung. Die Damen von St. Peter
bezogen ein Gebàude in der Sladt, und die bisherigen Kloslerbaulen
wurden leils niedergerissen, leils zu welllichen Zwecken eingerichlet
und umgebaul. Letzleres Schicksal halle gliicklicher Weise auch die
Ableikirche Si. Peler, und diesem Umslande ist es zu danken, dass
die âllesle Melzer Kirche, welche in ihren friiheslen Teilen zugleich
eines der erslen christlichen Baudenkmale diesseils der Alpen darslelll,
nicht dem Erdboden gleich gemachl, sondern in ihren Hauplmauern
wenigslens erhalten wurde.
Es sei hier eingeschallel, dass es zwei genauere Beschreibungen
des Bauwerks giebl, die eine von de Bouleiller, verôffenllichl im Jahr-
gange 62/63 der Mémoires de TAcadémie Impériale de Metz (Notice
sur les anciennes Abbayes de Saint-Pierre et de Sainte-Marie, S. 121 ff.),
die andere von Ledain, verôffenllichl im XV. Bande (1879) der Mémoires
de la Société d'Archéologie et d'Histoire de la Moselle (S. 235 ff.).
Eine kiirzere Darstellung giebt Kraus (Kunst und Alterlum in Lothringen,
S. 430 ff.)').
») Weitere Urkunden Ottos II. von 977, Mai 11, Mon. Germ. Dipl. No. 159 und
Ottos III. von 993, MRrz 26, a. a. 0., No. 117.
2) Im ûbrigen vergleiche die in letzterem Werke angegebenen Quellen:
Meurisse, p. 111, 313, 339. Gallia Christ., XUI, 868 f. Mabillon, Ann. Ben. éd.
Lucc, I, 277. Bénéd., I, 367, 369 f., 652; II, 11, 62, 85, 95, 297, 433, 618;
III, 80, 296, 319. Calmet, Notice de la Lorr., I, 850. Ders., Ilist., 265. Rettberg,
I, 511. Friedricb, II, 248. Ausserdem sind wegen des allgemeinen Zusammen-
hanges zu erwilhnen : Fr. X. Kraus, Geschichte der christlicben Kunst, 1896, 1. 606.
Otte, Handbuch der kirchl. Kunstarchâologie des deulschen Mitlelalters, 5. Aufl.,
II, S. 22. Merowingische und karolingiscbe Plastik von P. Clemen. Jabrb. d. Ver.
V. Altertumsfreunden im Rbeinlande, Heft LXXXXII, 1892.
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— 99 —
Die allgemeine aussere Erscheinung dos (Jebaiides, sowohl von
dem Hofe der Fortifikation als auch von der Moselniederung her, lâsst
kaum auf seine alte kirchliche Bostiinmung schliossen. Abgesehen von
der basilikalen Anlage, doutet kaum irgend ein Merkmal, kein Turm
oder Dachreiter, kein verzierter Giebel oder altes Portai auf ein Gotles-
haus hin, und man gewinnt eher den Eindruck eines miliUirischen
Magazins. Ersi bei nâherem Eingehen und von Standpunkten ans, die
fur gewôhnlich unzuganglich sind, bemerkt man einige kirchliche Fenster.
Àhnlich verhàlt es sich mit dem Innern, welches gegenwiirtig im Erd-
geschoss hauptsâchlich als Wagenraum, in den beiden eingebauten
Obergeschossen als Festungs-Brieftaubenstation dient. Ein Teil des
Gebâudes, sowie der kleine Hof im Nordwesten gehort ausserdem zur
Dienstwohnung eines Offiziers der Fortifikation.
Fig. 1 giebt den Lageplan, Fig. 2 — 4 lassen den Zustand des
Baues vor etwa 50 Jahren erkennen, wie er — allerdings ungenau —
in dem im Besitze der Fortifikation befindlichen »Atlas des Bâtiments
militaires* dargestellt ist und wie er mit geringen Ànderungen jetzt
noch besteht. An der Hand des neu aufgenommenen Grundrisscs,
Fig. 5, môge die Baugeschichte verfolgt werden.
I.
Das erste Gebâude, die atteste Kirehe, war ein Viereck a, h^ c. d
von etwa 36,i m âusserer Lange und etwa 21,2 m ausserer Breite, bei
den Innenmassen 33,5:18,? m. Der Grundriss ist nicht genau recht-
eekig, vielmehr ist eine Abweichung nach dem schiefen Viereck vor-
handen, wofiir der Grund nicht bekannt ist, die sich abcr an einigen
Stellen des Innern bei den spâteren Einbauten bemerkbar machle.
Wahrscheinlich ist die Unregelmâssigkeit auf die im ganzen Mittelalter
ubliche Ungenauigkeit beim Messen zuriickzufuhren. Wie aus der
Zeichnung zu ersehen ist, war die atteste Kirehe wesentlich grosser
als der jetzt noch ummauerte Innenraum. Das 1,2? m starke Mauer-
werk entspricht dem opus mixtum der Romer und lâsst sich als solches
an den vier Seiten des Vierecks feststellen. Es besteht aus hammer-
recht bearbeiteten Kalksteinen von ziemlich geringen, aber gleich-
màssigen Abmessungen, mit wagerecht durchlaufenden Fugen bei
8 — 15 cm Schichthohe. Dièses Mauerwerk wird in Hôhenabstânden von
70 — 100 cm von je zwei Ziegelschichten durchzogen, ganz nach spiit-
romischer Weise. Die Ziegel sind z. B. 55 cm lang und 27,5 cm breit
bei 4 cm Hohe. Andere sind 2,5 — fi,5 cm hoch. Die Fugenhohe be-
trâgt 2 --3 cm. Der Mortel isl vorziigHch, mit Ziegelbrocken gemi^^cht.
7*
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- 100 ~
Es unterliegt keinein Zwoifd, dass dièse MaiK»rn als die alleslen des
Bauwerks anziisehen sind, und es slelit iiiehts entgegen, in ihnen die
Umfassungswande der merovingisehen Kirche zu erkennen. Allerdings
lâsst sich aus der Technik allein auf das Jahrhundert kaum schliessen,
weil die romische Bauweise von den ortsanstissigen, dureh keine Uni-
wâlzung beeintraeliliglen Handwerkern wohi ungestr)rl weiler vererbt
wurde - - aber es liegl auch kein (irund vor, das Mauerwerk eineni
anderen als deni Vil. Jahrhundert zuzuweisen, in weleheni nach dem
zieniHch iibereinstimnienden Trteil der Schriftsteller die (iriindung der
Kirche erfolgte.
Steinpel auf Ziegehi wurden bei der jelzigen Untersuchung nichl
gefunden, wohI aber bei einer friiheren, welche der Abbé Ledain
1875 vorgenonnnen hat. Damais wurde von der Fortilikation ein
spater noeh zu eru ahnendes baufalliges Gebiiude abgebrochen, welches
im Norden der Kirche unniiltelbar neben ihr stand; im Lageplan
ist es durch Strichelung angedeutet. Bei dieser Gelegenheit wurde
auch die alte Umfassungsmauer der Kirche zwischen deni eben
erwahnten Gebâude und dem kleinen, zu einer Dienstwohnung
gehorigen Hofe erniedrigt, um dem letzteren mehr Licht und Luft zu-
zufiihren. Hierbei fanden sich nach Ledain (Mém. Mos., XV, 1879,
Plus. Notices, S. 171 ff.j verschiedene Ziegel mit den Stempeln Adiutex,
Adiutice, Zadenac (V), deren erstere auch in Trierer Bauten und bei
Diedenhofen in Niederjeutz gefunden worden sind. Sie bezeichnen
Ziegel, die um 400 nach romischer Art von einheimischen Fal)rikanten
hergestellt wurden. Man kann hieraus nur schliessen, dass das Mauer-
werk nicht àlter ist, wird aber mangels weiterer fïir eine friihere Ent-
stehung sprechender Beweise vorerst aïs wahrscheinlich annehmen,
dass es dem VII. Jahrhundert entstammt und zum Teil aus Abbruch-
material besteht.
Die Ziegel sind meist auf der einen Seite mit mehr oder weniger
gewellten Linienreihen versehen, um das Anhaften des M('>rtels zu
begïmstigen, wiihrend die andere Seite an sich rauh ist. Manche
haben auch eine ganz glatte Seite.
Wie gesagt, lâsst sich die besprochene Technik an den vier Um-
fassungswilnden feststellen, bald mehr, bald weniger deutlich, oft
unterbrochen von anderer Bauweise an spateren Oiïnungen, Aus-
besserungen u. s. w., aber immer mit genïigender Klarheit. An der
nordiichen Langmauer liegt das griisste Stiick offen zu Tage (c — m im
Grundriss, vergl. das Schaubild Kig. 14); hier, wo der Mauerputz fast
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ji:anzlicli abgefallen ist, wurde die hochste Ziegelschioht etwa 8 m iiber
dem FundaiTïentabsatz der Mauer gefunden, welcher der Hohe des
altesten Fussbodens enlsprieht. Am sudostlichen Giebel zeigt sich das
aile Mauerwerk fast nur im Fundament, denn der grôssere Tell dieser
Front ist in spâterer Zeit neu errichtet, naehdem man die alte ab-
gebrochen batte. Beim Wiederaufbau setzte man aus einem unbe-
kannten Grunde nicht genau auf das vorhandene Fundament, sondern
Irat mit der neuen Flucht etwas vor, wie auf dem Plane zu
ersehen ist. Im Mittelschifî {e—f) konnten aucb im P'undament keine
Spuren der alten Bauweise gefunden werden, so dass die Annahme
zulâssig erscheint, die jetzige Abschlussmauer sei hier nicht an der
Stelle einer friïheren errichtet worden, sondern es habe eine Apsis
bestanden (worauf spâter nâher einzugehen sein wird); dièse Apsis
sei beim neuen Citadellenbau abgebrochen und der gerade Abschluss
hergestellt worden, wobei man ohne weiteres auf die vorhandene
Fussbodensohle fundamentierte.
Es fragt sich, wie der von den besprochenen vier Mauern um-
schlossene Raum gestaltet gewesen ist. Dass eine Spannung von fast
19 m damais nicht ohne Stiilzen uberdeckt worden ist. leuchtet ein,
und es drangt sich bei dem Mangel an Anhaltspunkten die — vorlâiifig
nicht zu beweisende — Ansicht auf, dass der âlteste Bau eine drei-
schiffige holzgedeckte Basilika gewesen ist, wie sic in altchristlicher
und fri'ihromanischer Zeit meist gebaut wurden. Ob Pfeiler oder
Sâulen oder beide die Schiffe trennten, steht dahin und wird sich wohl
erst bei einem Abbruch des Gebaudes aus etwaigen Fundamenten fest-
stellen lassen. Der an einer Stelle (bei (j) gemachte Versuch, inner-
halb der jetzigen Pfeiler vielleicht alte Stutzen zu fmden, batte nicht
das erhoffte Ergebnis, vielmehr wuirde nur festgestellt, dass man zum
Kern des Pfeilermauerw^erks Abbruchmaterial — vielleicht von der
ersten Kirche — mit verwendet hat. Dass eir^e Holzkonstruktion ûber
der letzteren anzunehmen ist, wird auch durch die Angabe des
Chronisten wahrscheinHch gemacht, dass man nach 300 Jahren ihren
Platz kaum wiedererkennen konnte. Gewolbe wurden, auch wenn
sie teilweise eingesturzt gewesen w^iiren, dariiber wohl kaum einen
Zweifel gelassen haben.
Zugânglich war die erste Kirche durch Ôffnungen bei / und h.
Hier sind merovingische Bogen vorhanden von 3,o5 m Lichtweite, deren
Scheilel rund 0,44 m liber dem altesten Fussboden gelegen ist. In
diesen 33 cm starken Rundbogen wechselt ein Ziegel mit einem Ilau-
slein. Erslere sind 3—4 cm, Ictzterc 10 12 cm stark und zum Teil
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102 —
û
kcilformig gesl,altel; sic habeii mehrfach die nebengezeichnele eigen-
tiimliche Bearbeitung. Die Fugenstàrke betrâgt 1,5—3 cm.
Il Die Bogen liegen nicht axial zu den jetzigen Pfeilern,
wohl aber steht die Vcrbindungslinie ihrer Mittelpunkte
ungefiihr normal zu den Umfassungswîinden, was fiir einen
Wiederher.stellungsversuch der ersten Kirche zu beachlen wâre.
Die Frage, ob dièse Bf')gen die Ôiïnungen ursprunglich unmittelbar
iibcrdeckt oder ob sie nur als Entlastungsbogen gedient haben, wird
in ersterem Sinne zu beantworten sein.
Es iindet sich zwar unter dem nôrdlichen
Rundbogen eine schmâlere, von Hau-
steinwerkstiicken eingefasste, flachbogig
geschlossene , ebenfalls ausgemauerte
Ôffnung, aber einerseits liisst das Material
der Einfassung erkennen, dass sie aus
spalerer Zeit stammt, und andererseits
weist der Zwischenraum zwischen beiden
Bogen eine schlechtere Technik, ziemlich
wildes Mauerwerk auf; endlich fallen die Axen nicht zusammen.
Ausser den beiden besprochenen Eingangen bat sich eine âlteste
Thurodnung von 1,2? m Breite bei k nachweisen lassen, Avelche wahr-
scheinlich in einen Sakristeiraum fiihrte. Zweifelsohne waren noch
andere Eingange vorhanden, es wurden aber bei dieser Untersuchung
keinc mehr gefunden. Die Eingange bei l und m scheinen aus go-
li.^cher Zeit zu stammen, die Oiïnungen in der nordwestlichen Ab-
schlussmauer sind zum Teil erst in unserem Jahrhundert angelegt.
Was die Beleuchtung anbelangt, so waren vermutlich ausser
dem hochgeslellten (basilikalen) Seitenlicht schmale Fenster in den
Umfassungsmauern vorhanden. Bei m und n sind solche anscheinend
verniauert; sie sind innen 83 — 86 cm breit und haben keine sicht-
baren Hausteineinfassungen. Auf dem Schaubilde, Fig. 14, ist ein
solches Fenster zu erkennen. Bei dem Zustande des Mauerwerks ist
es ausserordentlich schwierig, bestimmlere Angaben hieruber zu machen.
Der alteste Fussboden bestand aus abgeglichenem Ziegelbeton;
er lag in Hôhe von 0. K. Fundamentabsatz
elwa 0,î»5 m unter dem gotischen Kiesbelon-
boden und rund 5,u m unter den Krag-
sleinen, Avelche die Bogen iiber den Pfeilern
X
Iragen.
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IL
Wahrscheinlich um 990 wurden die jetzt noch vorhandenen
Pfeiler- und Bogenstellungen im Innern der Kirche errichtet. Dies
kann man aus Kunstformen nicht schliessen, denn die Pfeiler und
Bogen iassen solehe gànzlich vermissen, aber die Annahme wurde zur
Geschichte stimmen. Dass die Pfeiler — vier Mittelpfeiler und wahr-
scheinlich zwei Wandpfeiler auf jeder Seite — nicht gleichzeitig mit
der Umfassung errichtet wurden, beweisen verschiedene Thatsachen.
Zunàchst sind die Pfeiler weniger tief und anders gegriindet, sodann
ist die Technik eine ganz andere. Die Pfeiler sind mit weissen Kalk-
steinquadern — ohne Ziegel — ziemlich sauber verblendet ; im Innern
bergen sie, wie bemerkt, Hausteinbruchstucke eines alten Baues, viel-
leicht der ersten Kirche. Die noch vorhandenen ôstUchen Halbpfeiler
stossen mit scharfer Fuge ohne Verband an die Aussenmauern, was
u. a. bei k im unteren Telle des Mauerwerks festgestellt wurde, wo sich
bei dieser Gelegenheit zwei bemerkenswerte Hausteine mit Bandmustern
vorfanden (Fig. 16, 17), deren eines in einen Schlangenkopf endigt.
Wir môgen in diesen und einem noch spâter zu erwâhnenden Bande
(Fig. 18) den unter antikem Einfluss stehenden, vom Christentum noch
nicht beriihrten sogen. Stil der Volkerwanderungszeit erkennen, dem
die ersle merovingische Kunst angehôrt. (Vergl. Kraus, Gesch. d.
christl. Kunst, I, 591 f., 603.)
Ferner ist fur die Zeitbestimmung zu beachten, dass die Pfeiler
einen Vorsprung nach den Seitenschiflen haben zur Aufnahme eines
Halbkreisbogens, welcher an der Aussenmauer auf einen nachtrâglich
eingesetzten Kragstein aufsetzte. Wenn Pfeiler und Aussenmauern
einer Zeit entstammten, wurde an letzteren gewiss auch der Wand-
streifen heruntergegangen sein.
Die im Grundriss etwa 2,o : 0,96 m messenden Pfeiler haben
4,60 m lichten Abstand, welcher durch Halbkreisbôgen mit etwa 10 cm
Uberhohung tiberbruckt wird. Dièse Bôgen ruhen auf Kragsteinen
von einfach rechteckiger Bearbeitung, welche 30 — 33 cm hoch sind
und nach vorn etwa 15,5 cm, seitlich nur 1,5 cm ausladen. Dièse
verschieden breiten Kragsteine, deren Unterkante an der nordlichen
Wand etwa 5,i4 m iiber dem âltesten Fussboden liegt, riihren mog-
licher Weise ebenfalls aus dem ersten Bau her. Einer hat auf der
Unterseite des Vorsprungs eine durchlaufende Nut, welche fur die
jetzige Verwendung zwecklos ist, zwei andere haben eine abgefaste
Kante. Die Pfeiler wuchsen ohne Sockel aus dem Fussboden heraus,
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welcher, soweit die§ bei der jetzigen Untersuchimg festgestellt werden
konnte, etwas iiber dem merovingischen gelegen hat.
Wie erwâhnt, waren die Pfeiler mit den Aussenwànden durch
Halbkreisbôgen verbunden; diesé stiegen bei ersteren von den Wand-
sireifen (0,78 : 0,io m im Grundriss) auf, wâhrend sie bei letzteren auf
nachtraglich eingemauerte Kragsteine aufsetzten, wie solche auch den
Ubergang von den Wandstreifen zu den Bôgen vermittelten. Dièse
Kragsteine in den Seitensehiffen hatten bei 80—82 cm Lange eine
Hôhe von 23 — 26 cm und eine vordere Ausladung von 13,5 — 15 cm.
Ihre Unterkante lag 53 cm hoher als die Oberkante der grôsseren
Kragsteine liber den Pfeilern.
Von den drei Kirchenschiffen sind gegenwârtig noch zwei zu-
sammen sichtbar, denn die sûdwestliche Pfeilerstellung ist vermauert.
Ebenso treten von den fûnf Jochen der Kirche nur noch vier gemeinsam
zur Erscheinung.
Die zweite Kirche war zweifeisohne eine holzgedeckte Basilika.
Wahrscheinlich bildeten die sichtbaren Dachstûhle zugleich die Decken
der Schiffe, oder aber es waren noch besondere Holzdecken einge-
zogen, was in den Seitensehiffen durch die erwâhnten Rundbôgen er-
leichtert wurde.
Der allgemeine Eindruck der zweiten Kirche muss, was den Haupt-
raum anbelangt, ein ausserordentlich einfacher und schmuckloser gewesen
sein. Kaum mehr als das nackte Raumbedurfnis war befriedigt, Kunst-
formen waren fast àngstUch vermieden. Ob dies durch Mangel an
Mitteln oder den niedrigen Stand der hiesigen Kunst in jener Zeit zu
erklâren ist, mag dahingestellt bleiben. Jedenfalls arbeitete man tech-
nisch sehr ungenau. So befinden sich die Kragsteine unter den Ar-
kaden nicht in einer Hohe; die nôrdlichen liegen vielmehr 13 — 22 cm
hôher als die siidlichen.
Zu romanischer Zeit hatte die Kirche eine weitere Wandlung an
der dem Chor gegenûber liegenden Nordwestseite durchzumachen. Man
verànderte das erste Joch durch Einbau einer Vorhalle, eines inneren
Narthex, welcher eine Querempore trug. Dièse Vorhalle offnete sich
in Bogen sowohl nach dem Mittelschiff, wie nach den Seitensehiffen.
Die noch bestehende Querwand r-g, deren Nordwestansicht geometrisch
in Fig. 11 (dem friiheren Zustande entsprechend), schaubildlich zum
Teil in Fig. 15 dargestellt ist, bildet den bemerkenswertesten Bestand-
teil des Erhaltenen. Aile friiheren Beschreiber, welche aber die erst
jetzt freigelegten Kunstformen nicht geseheii haben, weisen die Wand
unbedenklich der ersten Kirclio zu, und auf den erslen Anblick hat
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dièse Ansieht etwas Bestechendes. Abgosehen davon, dass derartige
innere Vorhallen in der friihmittelalterlichen Kunst vielfach vorkommen
und namentlieh in Italien in grosserer Zahl nachzuvireisen sind, ist
auch das Geprâge der Kunslformen ein sehr friihes. Im besonderen
werden sich Kapitàle, wie sie im Erdgeschoss die Pfeiler bekrônen
(vergl. Abb.), in romanischer Zeit kaum nachweisen lassen.
Aber andererseits kommt in Betraeht, dass die Technik der
Wand nicht derjenigen der Umfassungsmauern entspricht und dass
auch der Verband in den Ecken bei r und q zu einer spâteren Zeit-
stellung zwingt, wenn man anders gelten lassen will, dass die be-
sprochenen Pfeiler- und Bogenstellungen erst in frûhromanischer Zeit
errichtet worden sind. Der im Grundriss angegebene Mauerverband
làsst aus den durchgehenden Fugen erkennen, welche Teile friiher be-
standen und welche spâter hinzugefiigt wurden. Was die Technik an-
belangt, so fehlen die gleichmàssig von einander abstehenden Ziegel-
schichten; es sind zwar im oberen Teile der Wand, besonders in den
Bogen, Ziegel mit eingemauert, aber ein bestimmter Grundsatz scheint
hierbei nicht befolgt zu sein. Auch fehlt die bei den merovingischen
Bôgen erwàhnte eigentiimliche Strichelung. Die Wand ist nicht so
tief gegrûndet wie die Pfeilerstellungen ; wahrscheinhch hat man sie
unmittelbar auf den àltesten Fussboden gesetzt. In geringer Tiefe
unter dem jetzigen Fussboden, bei 3, fand sich ein Haustein mit gut
erhaltenem Bandmuster eingemauert (Fig. 18) — wieder ein Beispiel
fur den mittelalterlichen Brauch, in das Mauerwerk der Kirchen be-
merkenswerte Steine altérer Bauten einzumauern.
Ich bin nach Vorstehendem der Ansieht, dass der Einbau der
Querwand nicht in merovingischer, sondern erst in frûhromanischer
Zeit erfolgt ist unter Wiederverwendung von Baustoffen der ersten
Kirche. Dies schliesst nicht aus, dass auch vorher ein Narthex mit
Querempore bestanden hat, man muss es bei einer Nonnenkirche
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— lOH —
sogar fur wahrscheinlich halten; vielleicht abor war er verfallen oder
baulich nicht belont, vielleicht auch niir in Holz gebaut, so dass seine
Spur verloren gegangen ist.
Gehen wir zu einer Beschreibung des Narthexeinbaues ûber.
Man verengte im letzten .loche die Mittelschiffbreite von 9,73 m auf
8,48 m durch Einziehung der Wand- oder Bogenstellungen o-r und
p-q. In 5,64 m mittlerem Abstand von der Aussenmauer errichtele
man sodann die Querwand r-g, entweder gleichzeitig oder nach einem
gewissen Zeitraume. Fiir die leiztere Annahme konnte man vielleicht
geltend machen, dass die durchgehenden Fugen bel r und q zu ver-
meiden gewesen wàren, wenn die Ausfiihrung nach einheitlichem Plane
von vornherein festgeslanden hâtle. Jedenfalls war der zeitliche
Zwischenraum, wenn ein solcher bestanden hat, kein bedeutender.
Die Querwand offnete sich nach dem Mittelschiff im Erdgeschoss in
zwei Rundbôgen auf Pfeilern — einem Mittelpfeiler vom quadratischen
Grundriss 98 : 98 cm und zwei Wandpfeilern (68 : 98 cm). Die vor-
stehend dargeslellten unvollkommenen und lechnisch ungenau gear-
beiteten Kapilâle dieser Pfeiler, welche freigelegt wurden, laden nur in
der Lângsrichtung der Mauer aus.
Dass die Errichtung der Arkadenstellungen und der Einbau des
Narthex nichl ganz gleichzeitig erfolgt sind, wird durch die ausser-
gewohnliche Unregelmâssigkeit wahrscheinlich gemacht, dass der Hôhen-
unterschied zwischen den Seitenpfeilerkapitâlen der Querwand und den
Arkadenkragsteinen nôrdlich zu 18 cm, sûdlich zu 50 cm gemessen
wurde.
Die Spannweite der auf den besprochenen Pfeilern ruhenden
Bôgen betrâgt 3,08 m. Dièse selbst sind 60 cm hoch, wenig iiberhoht
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und bestehen ebenso wie die Arkaden zwischen den Schiflen aus zwei
ûbereinander gerollten Bruchsteinbogen. Ziegel kommen nicht darin vor.
Ungefàhr 2 m i'iber dem lichten Bojïenscheilel bc^gannen die vier oberen
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Bogenoffnungen, getragen von drei bisher verinauerten Sàulen, einer
stârkeren mittleren und zwei schwacheren seitlichen. Die Kapitàle
dieser Sâulen und die BasLs der mittleren wurden zum Teil freigelegt,
wie es das Sehaubild erkennen lâsst. Der Durchmesser der anschei-
nend unverjiingten Sâulen betrâgt fiir die mittlere rund 50 cm, fur die
seitlichen rund 32 cm, die Hôhe l,?? m. Die Last des in voiler Mauer-
stârke durchgehenden Bogenmauerwerks wird auf die Sâulen durch
niedrige Kâmpfersteine ubertragen, welche aber hier gewisseriïiassen
als eigentliche Sàulenkapitàle auftreten, denn im Uebrigen sind letztere
nur als wenig vortretende Ringe unvoUkommen ausgeprâgt.
Die Basis der mittleren Saule âhnelt der attischen. Die Empore
offnete sich also in vier Ôffnungen zum Mittelschiff der Kirche, welche
rund 1.80 m zwischen den Sâulen weit und rund 3,io m hoch waren.
In den Bogen, welche dièse ôffnungen iiberdecken, sind Ziegel mit
verwendet, aber nicht in kunstgerechter Regelmâssigkeit. Môglicher-
weise hat ursprûnglich ein gemeinsamer Bogen die Pfeiler r und q
verbunden, wie in der geometrischen Ansicht punktiert angedeutet ist.
Hierfûr spricht ausser dem fehlenden Verbande bei r und q eine fur
die kleinen Bogen zu schràg liegende, besonders auffallende Fuge bei v
und der Umstand, dass das Mittelschiff frûher wesentlich hôher empor-
stieg wie jetzt, was die Untersuchung des Mauerwerks unter dem Dache
ergeben hat, in welchem noch die abgeschnittenen Laibungen der
Fenster zu erkennen sind.
Die Ôffnungen der Narthexwand wurden spâter bis auf die beiden
mittleren im Obergeschoss vermauert und die ganze Kirche um ein
Joch verkleinert. Dass dies noch in romanischer Zeit geschehen ist,
dafiir spricht das Geprâge der einfachen Rundbogenthiir u im Erd-
geschoss neben dem Mittelpfeiler und der beiden gekuppelten Fenster,
welche man in die Mitteloffnungen des Obergeschosses einsetzte
(vergl. das Sehaubild Fig. 15). Dièse Fenster, 1,82 m hoch und 0,56 m
breit, konnten jetzt mit zur Beleuchtung des Mittelschiffs dienen, weil
die Wand, in der sie sich befanden, Aussenwand geworden war. Der
Grund der Verkleinerung der Kirche wird darin zu suchen sein, dass
letztere damais grôsser war als das Bediirfniss es erforderte. Auch
mochte der Narthex gegen Ende der romanischen Zeit seine Bedeutung
verloren haben. Bedurfte man aber seiner nicht mehr, so musste doch
fur den Ersatz der weggefallenen Nonnenempore gesorgt werden. Ich
halte es fur wahrscheinlich, dass man die neue Empore — gewisser-
massen nur als erhohten Kirchenteil - - im letzten nordwestlichen
Joche des Mittelschiffs anordnete und von aussen, vom Kloster her.
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(liirch die Thiir u '/AV^^an^Wch machte. Die Sehwelle dieser Thûr liegt
erheblich hoher als der âlleste FusHÎ)oden. Beide an die Narthexwand
anstossenden Arkaden waren — weriigstens in ihren unmitlelbar an-
grenzenden Teilen — ungefahr bis auf die jetzige Fussbodenhohe, rund
2,20 m iiber der iiltesten vermauert und die Vermauerung bat den-
selben braunen Piitz wie der untere Teil der Narthexwand selbst. Ubrigens
muss erwàhnt werden, dass an dem Mittelpfeiler der letzteren etwa
25 cm liber dem gotischen und ],2o m iiber dem àllesten Fiissboden
ein 14 cm vorspringender Absalz gefunden wurde, wâhrend an anderer
Stelle die Wand selbst einen 26 cm vorspringenden Absatz etwa in
Hohe der gotischen Fussbodensohle aufwies.
m.
Im XV. Jahrhundert modernisierte man die Kirche. Dem Zeit-
geschmacke entsprachen die nackton Pfeiler und Hogen nicht mehr.
Man wollte Kunstformen sehen, legte Siiulen vor die Pfeiler und Aussen-
wânde und bedeckte die Seitenschiiïe mit Kreuzgewôlben Die Siiulen
im Mittelschiff deuten darauf hin, dass man auch dièses zu wolben
beabsichtigte, icli vermag aber irgend welehe Spuren, dass es wirklich
geschehen ist. nicht nachzuweisen. Die Kreuzgewôlbe des nordlichen
Seitenschifîs sind verschwunden, diejenigen des siidlichen noch vor-
handen. Die zugehorigen Saulen, von wTlchen einige noch sichtbar
sind, andere im Sockel freigelegt wurden, haben im ganzen I5,r,3 m
Ilohe bei 2,8i m reiner Schaftlange und 30 cm Durchmcsser. Sockel-
hohe 50,5 cm, Kapitalhohe 25,5 cm. Die einfachen abgekehlten Bippen
vereinigen sich zu Schhisssteinen mit Wappen u. s. w.
Von den 0 Mittelschiffsaulen sind nur die unteren Teile der reinen
Schâfte noch sichtbar, wilhrend die oberen mit den Kapitâlen golcgentlich
der Stockwerkseinbauten zur Renaissancezeit forlgenommen worden
sind, um die unteren Teile zum Tragen von Balkenunterziigen benutzen
zu konnen. Bei s wurde der Sockel und sein Fundament bis zum
altesten Fussboden freigelegl. Ilierbei ergab sich als Sockelhohe 89 cm
und als b(\slehende Schaftlange 4.3 1 m bei 57 cm Durclunesser. Auch
bei t wurde eine Ausgrabung vorgenouunen, wobei sich ein gleicher
Saulensockel fand, wîlhrend die Saule selbst fehlt. Ans der Thatsache,
dass dieser Sockel und der gotische Fussboden bei t um etwa 70 cm
hoher liegen als t>ei .s-, durfte auf das friihere Vorhandensein einer jelzt
verschwundenen sfidosllichcn Apsis zu schliessen sein, zu welcher man
auf Slufen hinjuislieg. Das Finidainenl der jelzigen Abschlussmauer
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C'f hat man, wie bereits erwâhnt. imniittelbar auf die Sohle des
gotischen Fussbodens gesetzt und hierbei den Mangel an Tiefe durcli
eine grôssere Breite des unteren Absatzes auszugleichen gesucht :
letzterer springt 43 cm vor und ist 1 m hoch. Wahrseheinlich bestand
aueh schon vor der gotischen Zeit eine Apsis an dieser Stelle. Eine
Aufgrabung vor e am Schnitlpunkt der Giebelmauer und der Arkaden-
wand ausserhalb des Gebiiudes liess deutlich eine Verzahnung erkennen
(erster vorkragender Stein etwa l,4o m unter dem jetzigen Pflaster),
deren Mauerwerk man nach dem mit Ziegelbrocken vermischten Mortel
vor 1000 zu setzen haben wird. Die Grundmauern der Apsis sind bei
der Aufgrabung, welche sich in mâssigen Grenzen halten musste, niclit
aufgefunden worden, so dass ihr Grundriss nicht feststehl.
Die beiden Eckvierteisâulen des Mittelschiffs bei r und q haben
keine Sockel, sondern stehen auf schrâg gelegten Kragsteinen von
22 — 26 cm Hohe, deren Unterkante i. M. 3,o m unter
Arkadenkragstein Hegt. Unter dem dargestellten nord-
lichen Sâulentrâger ist das erwâhnte merovingische
Ornament (Fig. 18) eingemauert. Der Umstand, dass
die Viertelsàulen nicht bis auf den Fussboden herunter-
gefûhrt sind, scheint mir die oben dargelegte Annahme
von der im Innern der Kirche angeordneten Empore
zu bestâtigen. Wâhrend die gotisclien Sâulen in Fig. 6 — 10 darge-
stellt worden sind, weil sie zum Teil erst durch Aufgrabung freigelegt
werden mussten, erschien dies bezuglich zweier noch vorhandener
gotischer Fenster nicht notig, denn sie bieten nichts besonders Be-
merkenswertes. Das eine zweiteilige befmdet sich bei w in der sud-
lichen Umfassungswand, das andere dreiteilige in der Ostecke des Ge-
bâudes (hier ist die franzôsische Zeichnung Fig. 2 unrichtig).
In der nordlichen Aussenwand bei h ist folgende Grabschrift
eingemauert, welche sich auf den Bauherrn des gotischen Umbaus der
Kirche bezieht:
Cy gist le ssr Thierri Drowï de ^)
charîone et pvost de céans que fit co ^)
ceste esgle et morut lan de graice nre ss**
MCCCCIIII*^ et . . .3) le XXIII jô de mars pes por luy.
') Fehlen 6—8 Buchstaben.
2) Desgl. Aufzulosen construire ; nicht ausgeschlossen ist es, dass statt co
zu lesen ist vo und aufzulosen voûter.
3) Es fehlen die Einer.
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— 110 —
Ks orùbrigen einige ergiinzende Bemerkimgen.
Das Innere der Kirche war frulior bernait. Geringfïigige Spuren
fanden sich noch am Mittelpfeiler der Narthexwand. Vor 40 Jahren
hat de Bouteiller mehr gesehen ; er àussert sich dariiber a. a. 0. wie
folgt: >0n retrouve sur un des piliers de droite des traces fort
» apparentes d'une peinture ancienne, appliquée, chose remarquable, sur
»le vif de la pierre et sans interposition d'aucun enduit. Ces traces
» consistent dans des fragments de bandes d'un brun rouge, de 30™"'
>de large bordées d'un filet noir et comprenant entre elles de petites
> fleurs brunes à cinq pétales, disposées en quinconce. «
Wann und weshalb die Mittelschiffmauern erniedrigt worden sind,
konnte ich nicht festslellen. Unmittelbar unter dem Dache, iiber einem
in neuerer Zeit eingezogenen Dachfussboden, der in den alten Schnitten
fehlt, lassen sich in der nôrdlichen Wand die Spuren von 6 oder 7
durchschnittenen Fensteroffnungen nachweisen, welche nicht in einem
axialen Zusammenhang mit den unteren Arkaden gestanden haben.
Auch in der sûdlichen Wand sind einige solche Ôffnungen nach-
weisbar.
Auf der Innenseite der nôrdlichen Umfassungswand fanden sich
bei der Aufgrabung nachtràglich vorgemauerte Bànke zwischen den
Sâulensockeln, bis Oberkanle der letzleren reichend, 43 cm ausladend.
Nôrdlich schloss sich an die Kirche die Wandelhalle eines Kreuz-
gangs an, welcher den Klosterfrauen eine uberaus liebliche Aussicht
auf das Moselthal und den gegenuber liegenden St. Quentin geboten hat.
Von dieser Halle hat sich eine Pfeilerstellung erhalten, welche auf dem
Schaubilde Fig. 14 im Vordergrunde zu erkennen ist. Weil derartige
Anlagen selten sind und die hiesige voraussichtlich nicht mehr lange
an ihrem Platze bleiben wird, ist sie auch geometrisch vollstiindig zur
Darstellung gebracht worden.
Die Pfeilerstellung verdankt ihre bisherige Erhaltung dem Um-
stande, dass sie in der Umfassungswand eines alten zweigeschossigen
Gebâudes mit vermauert war, welches frûher zu Magazinzwecken
gedient hat, im Jahre 1875 aber wegen Baufâlligkeit abgebrochen
worden ist. Nach den erhaltenen Zeichnungen bot es sonst nichls
Bemerkenswertes.
Das Ergebnis der Untersuchung lasst sich dahin zusammenfassen,
dass Metz in der Abteikirche St. Peter auf der Citadelle ein Gebiiude
besitzt, welches in seinen Hauptmauern zu merovingischer Zeit —
spiitestens im VII. Jahrhundert — errichtet worden ist, wenn auch im
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- 111 —
Innern zii romanischer iind gotischer Zeit wesentliche rmbaiiten vor-
genommen wiirden. Bei dem vollstândigen Mangel an erhaltenen Bau-
werken aus vorkarolingischer Zeit muss dem Denkmal trotz seiner
Einfachheit eine grosse kunstgeschichtliche Wichtigkeit beigelegt werden.
Dièse wird sich voraussichtiich noch steigern, wenn es in Zukunft
einmal môglieh sein soUte, bei Abbruch der Einbauten eine grûndlichere
Untersuchung Vorzunehmen und gleiehzeitig durch umfassendere Auf-
grabungen die Annahmen zu stûtzen oder zu widerlegen, welehe in
Vorstehendem gemacht sind und welehe, wie es in der Natur der
Sache liegt, um so ungewisser werden, je weiter sie zuriickgreifen
miissen. Wenn auf manche Einzelheit, besonders auch anf die Ab-
messungen verschiedener Baubestandteile, eingehender eingegangen
wurde, so hat dies seinen Grund, abgesehen von der Wichtigkeit des
Bauwerks an sich, in der MogHchkeit, dass es bei seiner hervorragenden
LEige bald weiteren Umbauten unterworfen werden konnte, die eine
Untersuchung noch mehr erschweren wie bisher.
N«^-
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— 112 —
Das Metzer Schulwesen der letzten Jahrhunderte'^.
Nach einem Vortrage, gehallen am 16. April 1896 von J. Richard.
Die natiirliche Erziehungsstatte ist das Haus. Im Naturzuslande
und in den Anfângen der Civilisation mag sie auch die einzige gewesen
sein. Die gesteigerten Anspriiche der Kiiltur aber, zu deren Befriedigung
die Familie nicht mehr ausreichte, fiihrte allmâhlich zur Griindung von
Anstalten, in denen die Jugend eine intensivere, umfassendere und
raschere Ausbildung erhielt, als sie die Hauserziehung zu leisten vermag.
Dièse Anstalten nennen wir Schulen. Dadurch dass sich dièse dann
dem Wechsel der Bedurfnisse nach Art und Zeit anzubequemen suchten,
entstand nicht nur eine Vielheit, sondern auch eine Mannigfaltigkeit
von Schulen, ein Schulwesen. Nun zeigt uns die Geschichte, dass
Schulwesen und geistiges Leben der Volker auf das innigste mit einander
verkniipft sind. Mâchtig pulsiert letzteres, wenn die Schulen sich ge-
ordneter Verhâltnisse erfreuen ; geistige Erschlaffung aber tritt ein, w^nn
Erziehung und Unterricht vernachliissigt, oder in verkehrte Balinen
gelenkt werden. Es ist demnach das Schulwesen ein Spiegel, ans dem
uns ein klares und treues Bild des Entwickelungs- und Bildungsganges
grosserer Gesellschaften entgegenstrahlt ; und dieser Umstand ist es,
*) Bei der Ausarbeitung des Vortrags wurden folgende Biicher und hand-
sclirifUiche Quellen benutzt:
1. L'ancien diocèse de Metz et pouillé de ce diocèse par Henri Lepage.
Nancy 1872. in-S^.
2. Histoire générale de Metz par des religieux Bénédictins de la Congré-
gation de St-Vannes. Metz 1769. 6 vol. in-4''.
3. Pouillé scolaire ou inventaire des écoles dans les paroisses et annexes
de l'ancien diocèse de Metz par M. Maggiolo, recteur honoraire.
Nancy 1883. in-8^
4. Mémoires de Tacadéniie Stanislas. 1888.
5. Histoire du premier Collège de Metz par M. Viansson, membre de
racadémie de Metz. Nancy 1874. in-8®.
6. Almanach des Trois-Évêchés. Metz.
7. Journal et annuaire de Metz. Metz.
8. Wattenbach, Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter. Berlin
1893.
9. Metzer Stadtb. : Mémoires sur Metz, Manuscrits, 159, t. III.
10. Metzer Stadtarchiv : D. 2. Correspondance du Maire en 1808. No. 18(>6.
D. 1. Délibérations de l'administration municipale. Vol. VI.
11. Bezirksarchiv : G. 1274; 12G8; 1334; 1994 u. ff. H. 168; 1408; 3320;
3328; 3348. L. 31. T. I. 42; 43; 44.
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— 113 —
der mich veranlassl hat, dem Wunsche unseres Vorstandes entsprechend,
der Entwickelung des Schulwesens unserer Stadt meine Aufmerksamkeit
zuzuwenden.
Als erste Schule von Metz, iiber welclie sichere Kunde bis auf
uns gekommen ist, rauss die Kathedralschule bezeichnet werden. Schon
von Karl dem Grossen wissen wir, dass er speziell Metz ausgesucht
hatle, um hier den rômischen Kirchengesang durch einen ans Italien
berufenen Geistlichen lehren zu lassen, und im vveiteren Vorlauf ist
uns die verhàitnisinâssig grosse Zahl glânzender Namen, die im Dora-
kapitel genamit werden — es sei nur an Alderich, Amalar, Gauthier
erinnert —, desgleichen der hohe Ruf von Metzer Bischôfen, wie Adal-
bero, Theoderich, Bertram, eine ausreichende Biirgschaft dafûr, dass die
Schule der Bischofskirche eine vornehme Stellung unter den Bildungs-
statten ihrer Zeit eingenommen hat.
Die Hauptunterrichtsgegenstânde der Domsehule waren die des
Triviums und Quadriviums. Naehdem slch die Schûlei bei den Abc-
Lehrem (calculatores) die nôtige Lesefertigkeit erworben hatten, lernten
sie die Grammatik, die Wissenschaft, Dichter und Schriftsteller zu ver-
stehen und richtig zu sprechen und zu schreiben. Hierauf besehâftigten
sie sich mit der Dialektik, der Kunst zu argumentieren, und dann
eigneten sie sich die Regeln und schônen Formen der Rhetorik an.
Naehdem so die Stufe der Beredsamkeit erreicht war, kamen die vier hôheren
Disciplinen, welche die Schûler zur Stufe der Weisheit fiihren soUten. Es
waren dies die Arithmetik, die Géométrie, die Astronomie und die Musik.
Nahe verwandt mit den Domschulen des Mittelalters waren die
Stifts- oder Kollegialsehulen. Sie waren sozusagen Fllialen derselben
und unterschieden sich von ihnen nur dadurch, dass sie nur das Trivium
auf ihrem Lehrplane hatten. Jede Stiftskirche batte, gemâss einer Ver-
ordnung Chrodegangs, die Verpflichtung, eine Pràbende dem Unterhalte
eines Prâzeptors zu widmen. Nun gab es in Metz sechs solcher Stifts-
kirchen; es waren dies: Saint-Pierre-aux-images, Saint-Pierre-le-vieux,
Saint-Sauveur, Saint-Paul-sur-le-Cloître, Notre-Dame-la-Ronde und Saint-
Thiébaut. Genauere Kenntnis ùber die Leistungen dieser Schulen be-
sitzen wir aus fruheren Zeiten nicht. Erst Philipp von Vigneulles er-
wàhnt gelegentlich die Schule von Saint-Sauveur: Un très beau Cls,
qui ressemblait une belle jeune fille, »joue le personnaige de Ste Barbe
si prudemment, si dévotement, que plusieurs personnes pleuraient de
compassion*, un chanoine, » homme de lettres et bien scientifique le
met à l'école, puis Tenvoie à Paris, d'où il revient >en brief temps,
maître es art, et depuis l'ay veu, régent et M* d'école à Saint-Salveur.«
8
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— 114 —
Von nicht minder grosser Bedeutung als die Domschulen waren
fur das Unterrichtswesen des Mittelalters die Klosterschulen, Ijcsonders
die der Benediktiner. Nach dem Muster des Stammklosters auf dem
Monte Casino gab es Schulen in allen Klostern dièses Ordens. Die-
selben waren gewohnlich zweierlei Art: die innere Schule, die sich
innerhalb der strengen Kiausur befand und fiir die sogenannten Oblaten,
das ist fiir diejenigen Knaben bestimmt war, die von ihren Eltern ganz
und gar dem Kloster geweiht waren, und die âussere Schule. die in
einem Seitenfliigel des Klosters fiir jene angelegt war, die nur an dem
Unterricht teilnehmen wollten und die Absicht hatten, spâter in welt-
liche Stellungen ûberzutreten. Auch die Verfassung der Klosterschulen
war jener der Domschulen àhnlich. Die Unterrichtssprache war die
lateinische, die Bildungsrichtung eine religiose und die Unterrichts-
gegenstande die des Triviums und Quadriviums; es waren Gelehrten-
schulen.
In Metz gab es vier von diesen Schulen, und zwar die von
Sankt Arnulf, von Sankt Symphorian, von Sankt Vincenz und von
Sankt Clemens. Zunàchst weist St. Arnulf eine gewisse Bliite auf. Abt
Ansteus, der hier nach der Klosterreform Bischof Adalberos I. den
Krummstab fiihrte, war mit der Méthode und den Verhiiltnissen der
damais sehr beriihmten Gorzer Schule vertraut, und es gelang ihm
in kurzer Zeit, auch der Schule seines Klosters einen guten Ruf zu ver-
schafTen. Dieser ging unter seinem Nachfolger, dem Abte Johann I.,
weit ûber die Grenzen Lothringens hinaus, denn aus Sachsen und aus
Bayern stromten Schiller herbei, welche sich spiiter in den verschiedensten
Stellungen auszeichneten.
Die Schule von St. Vincenz hatte ihre Bliiteperiode in der zweiten
Halfte des XI. Jahrhunderts, als Siegebert von Gembloux Scholaster
daselbst war. Dieser ausgezeichnele Lehrer wirkte mit so grossem
Erfolge, dass sich aus allen angrenzenden Lândern zahlreiche Schiller
um seinen Lehrstuhl driingten. Er beherrschte nicht nur voUstandig
den Unterrichtsstoff, der damais in den Schulen zur Behandlung kam,
sondern hatte auch eine eingehende Kenntnis der hebràischen
Sprache. Als er nach einer langen Reihe von Jahren mit Zustimmung
seiner Oberen wieder nach (iembloux zuruckkehrte, wurde er von den
Monchen der Abtei, sowie von seinen zahlreichen Schiilern, fiir die
er eine Quelle der Weisheit war, mit Geschenken uberhiiuft.
Weniger beruhmt als die Schulen von St. Arnulf und von
St. Vincenz waren im Mittelalter die von St. Symphorian und von
St. Clemens. Dafiir aber sollten sich die Monche der beiden letzleren
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— 115 —
Abteien in einem spâferen Jahrhundert auf dem Gebiete des Unter-
richts und der Erziehung einen bedeutenden Namen machen, und zwar
die von St. Symphorian als Leiter und Lehrer des Collège de Metz
und die von St. Clemens als Erzieher und Lehrer an der Artillerie-
Vorsehule, die im Jahre 1785 eroffnet wurde.
Zu Anfang des XIII. Jahrhunderts fing der Glanz des Benediktiner-
ordens an zu erbleichen, und die Kloster dièses Ordens, die in den
friiheren Jahrhunderten und bis zu diesem Zeitpunkte wahre Kultur-
mittelpunkte waren, sahen sich vielfach zu Stâtten der Unordnung und
der Zuchtlosigkeit erniedrigt. »Bencdikts Junger*, heisst es in der
Kirehengeschichte von Rohrbacher, »die sich frûher durch ihren Eifer
in der Ausbreitung des Glaubens, durch ihren heiligen Lebenswandel
und durch ihre wissenschaftliche Bildung ausgezeichnet hatten, waren
Jahrhunderte hindurch fiir die Kirche wie fur die Welt abgestorben.
Es schien, als waren ihre Heiinstatten vom Erdboden verschwunden.«
Dieselbe bedauerliche Pflichtvergessenheit musste fiir die Schulverhâlt-
nisse im allgemeinen und fiïr die unserer Stadt im besonderen schlimme
Folgen haben, da die Benediktiner fast die einzigen Verlreter auf dem
Gebiete des hoheren Unterrichts waren. Schlimmer aber waren dièse
Folgen noch gewesen, wenn nicht der Orden und die Kirche fiir eine
Reform gesorgt, wenn nicht andere Orden ihre Thatigkeit auf das
Gebiet der Schule iibertragen, und wenn nicht neue, den Verhâltnissen
angepasste Anstalten ins Leben geireten waren.
Im Jahre 1510 sagte der Bischof von Toul: » L'ignorance est
moult honteuse est vitupérable; je besognerai par vigoureuse discipline*.
Und der Kardinal von Lothringeu sagte: »I1 faut qu'on réforme la
moinerie, qu'on en réduise le nombre, qu'on instruise bien ce qui en
restera, qu'aucun ne demeure oisif et inutile*. Die Reform ging von
Verdun aus, und der Urheber derselben war der Prior des dortigen
Klosters St. Vannes, Didier de Lacour. Unterstiitzt von seinem Bischof,
der zugleich Abt des Klosters war, versammelte Didier eine Anzahl
von Novizen und hielt sie an, die Regel des hl. Benedikt in ihrer ur-
spriinglichen Reinheit zu befolgen. Didier's frommer Lebenswandel zog
bald eine grosse Anzahl von jiingeren und alteren Monchen heran, die
wiinschten, unter seiner Leitung zu leben. Durch ein Brève vom
Papste Clemens VIII. wurde die Reform genehmigt, welche den Namen
Congrégation de St. Vannes erhielt und welche sich nach und nach
auf die meisten Ordenshauser ausdehnte.
Unter den anderen Orden, welche ihre Thatigkeit auf das Gebiet
der Schule iibertragen haben, sind vorzugsweise zu nennen die Bern-
8*
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— 116 —
hardiner und die Dominikaner. Im Augusl des Jahres 1215 erschien
der hl. Dominikus mit seinem Begleiter Bernhard in Metz und vvurde
von der Einwohnersehaft festlich empfangen. Um das .lalir 1220
wurden dann Kirche und Kloster errichtet und sodann eine Schule ge-
griindet. Dieselbe bestand bis zum Jahre 1790 und erhielt bis zu
diesem Zeitpunkte von der Stadt eine jiihrliche Unterstiitzung.
Unter den Schulen, welciie neu erstanden, ist dann als eine der
bedeutendsten das Collège de Metz zu nennen. Im Jahre 1590 iiber-
liess der Konig Heinrich IV. der Stadt Metz die Abtei St. Eloy mit
allen ihren Einkûnften zum Zwecke der Errichtung eines stâdtisclien
Collège. Gegen dièse konigliche Entscheidung erhoben die Munche
Protest, aber eine Bulle des Papstes Gregor XIV. vom 22. Juni 1591
hob die Abtei St. Eloy endgiiltig auf und bestatigte die Stadt in ihrem
Besitze. Daraufhin eroffnete dièse im Jahre 1593 das Collège. Der
Domherr A. Humbert wurde zum principal desselben ernannt, Humbert
aber scheint nieht die riehtige Personlichkeit gewesen zu sein, denn
es fehlte der neuen Anstalt an Leben, und dieser Ubelstand dauerte
fort, bis im Jahre 1622 auf Betreiben des Bischofs Henri de Bourbon,
Marquis de Verneuil, die Jesuiten mit der Leitung des Collège betraut
wurden. Dièse verstanden es sowohl durch ihr grosses Lehrgeschick,
als auch durch ihre wissenscbaftliche Durchbildung, wodun^h sie sich
vor der gesamten damaligen Geistlichkeit sehr vorteilhaft auszeichneten,
der Anstalt, die einige Jahre friiher kaum lebensfâhig war, einen her-
vorragenden Platz unter den Erziehungsanstalten unserer Stadt zu
verschaffen. Dafiir spricht zunachst die grosse Schûlerzahl, die bald
nachher zu verzeichnen war und die in ihrem immer steigenden Ver-
hâltnis mit Ursache war, dass das Collège sich einem wûederholten
Umzuge unterziehen musste. Schon im Jahre 1634 waren die Ge-
baulichkeiten von St. Eloy zu klein. Daher wurden dieselben verâussert
und im Jahre 1635 ein in der Mazellenstrasse gelegenes grosseres
Haus bezogen. Bald aber erwiesen sich auch die neuen Baume als
unzureichend, weshalb im Jahre 1637 der Père Lecazre zvvei in der
Ziegenstrasse gelegene Hauser kaufte, um das Collège dorthin zu ver-
legen. Nachdem dann fiinf Jahre spater dem Nachfolger Lecazre's, dem
Père Lelorrain, infolge einer Bittschrift an den Konig Ludwig XIII. der
neben diesen Hausern gelegene Tempel der Reformierten zugebilligt
wurde, verlegten die Jesuiten am 22. Januar 1643 das Collège in die
Ziegenstrasse, wo es bis zu seiner Auflusung im Jahre 1795 verblieb.
In Bezug auf den Unterricht tritt uns bei den Jesuiten kein
grosser Bruch mit der Vergangenheit entgegen. Mit derselben Bevor-
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— 117 -
zugung des Latein finden wir bei ihnen fast dieselbe Vernachiâssigung
der Muttersprache. Das Hauptziel des Unterrichts war genaue Kenntnis
uQd Handhabung der lateinischen Sprache. Im Dienste dièses Zieles
slanden sogar die theatralisehen Auffuhrungen, welche bei feierliehen
Gelegenheiten veranstaitet wurden. Der Unterriehtsstoff wurde in
5 Klassen, an welche sich ein- oder mehrjàhrige Kurse fîir Rhetorik,
Logik und Physik anschlossen, geiehrt. Jeder Klasse und jedem Kursus
stand ein besonderer Lehrer vor.
Im Jahre 1762 mussten die franzôsisehen Jesuiten aus den
Sehulen scheiden, und so wurde mit einem Schlage das Collège de
Metz seines Direktions- und Lehrpersonals beraubt. Schleunigst musste
an eine Reorganisation desselben gedacht werden. Dabei soUte jedoch
das geistliche Elément m(*)gliehst ferngehalten werden. Daher sprach
das Melzer Parlament der Stadt das Recht jeglicher Einmischung in
die Angelegenheit ab und beauftragte mit der Regelung derselben den
Advokaten Roederer. Dieser wandte sich an den recteur der Université
de Paris, welcher auch sofort das notige Personal besorgte. Hiervon
setzte Roederer das Parlament in Kenntnis, fiigte aber gleich die Mit-
teilung hinzu, dass die Sache sich nicht ohne geistlichen Principal
habe erledigen lassen. In seinem Berichte heisst es: » Heureuse ré-
volution! d'abord plus de moines . . . Tout religieux imbu des règles
et institutions monacales est peu propre à former le cœur et Tesprit
d'un citoyen.*
Die neu organisierte Anstalt begann ihre Thatigkeit am 1. No-
vember 1763, war aber schon nach 5 Jahren geniUigt, ihre Thore zu
schliessen, da es an Schûlern fehlte. Der Versuch mit weltlichen
Lehrern war misslungen (es gab noch keinen weltlichen Lehrerstand)
und es musste von neuem reorganisiert werden. Dièses Mal verlangte
das Parlament nicht, von dem Rechte, das es sich fiinf Jahre fruher
zugesprochen hatte, Gebrauch zu machen und liess der Stadt freie
Hand. Dièse beauftragte nun im Jahre 1768 die Benediktiner von
St. Symphorian, deren Schule sich wieder eines guten Rufes erfreute,
mit der Leitung des Collège.
Unter den Benediktinern blûhte auch die Anstalt wieder auf.
Dièses ersehen wir einerseits aus der Bedeutung und der wissenschaft-
lichen TQchtigkeit der Miinner wie Pilâtre de Rozier, Colchen, baron
d'Hannoncellos, baron Marchant und General Lallemand, welche darin
ihre Ausbildung teils vollendeten und teils ganz erhielten. Andererseits
geht dies auch aus der grossen Schiilerzahl hervor, welche bald wieder
zu verzeichnen war und welche zur Zeit der endgiiltigen Auflosung
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— 118 —
des Collège im Jahre 1795 die Hohe von mehr als 400 erreicht hatte,
wovon ungefahr 100 im Internate waren. — Die Griindung der Priester-
seminare Ste. Anne und St. Simplice sei hier nur kurz erwahnt.
Nicht ohne Einfluss auf den regen Besuch des Collège de Metz
war die Schliessung des Collège der Hugenotlen. Dièse hatten nâmlich
ausser ihren Elementarschiilen, welche mit einigen Unterbrechungen
vom Jahre 1530 bis zum Jahre 1685 bestanden haben, aiich ihr Col-
lège. Dasselbe wurde am 22. Juli 1576 mit grossem Aufwande in der
Ziegenstrasse erôffnet und arbeitete so ziemlich nach dem Plane des
spàteren JesuitenkoUegs. Es fehlte sogar nicht an den damais iiblichen
Feslvorstellungen mid theatralisehen AufRihrungen. Durch Verordnung
vom 9. November 1634 wurde jedoch das Collège geschlossen. Dièse
Verordnung veranlasste die Hugenotten, eine Bittschrift an den Konig
zu richten, in weleher es unter anderm heisst: »Les juifs peuvent en
toute liberté faire instruire leurs, enfants en leur religion et aux langues
étrangères par des pédagogues qu'ils choisissent. . . Il n'y a pas de
collège protestant, mais seulement des écoles séparées, en maisons
particulières, fort éloignées les unes des autres; ils n^ont jamais plus
de 25 à 30 écoliers, qui apprennent la langue latine et les éléments
de la langue grecque; pour ce qui est des filles, elles vont es petites
écoles pour apprendre à lire, à écrire et coudre le linge et travailler
es tapisseries.*
Unterdessen setzte die Anstalt ihre Thatigkeit fort. Ausser dem
principal wirkten an derselben die régents Paul Ferry, Henry de
Vigneulles, David de St. Aubin und Jacques Conet. Der Bischof er-
wirkte jedoch von einer Versammlung der drei Stiinde eine neue Be-
schwerde, infolge deren er selbst einen Bericht an den Konig verfasste,
den er durch den Père Rose iiberreichen liess und in dem er Punkt
fiir Punkt die Bittschrift der Hugenotten zu widerlegen suchle. Auf
diesen Bericht hin erliess der Konig am 25. Juli 1635 eine neue Ver-
ordnung, welche die Hugenotten zwang, ihr Collège zu schliessen und
ihre Sôhne in das Collège de Metz zu schicken. Ein vom Konig er-
nannter reformierter Geistlicher sollte ihnen daselbst den Religions-
imterricht erteilen. Artikel 7 des Ediktes von 1685 machte auch den
Elément arschulen ein Ende.
Ausser dem Collège de Metz besland seit dem Jahre 1755 das
auf dem Fort de la double couronne, dem heutigen Moselfort, gelegene
und von den chanoines réguliers de St. Sauveur geleitete Collège royal
de St. Louis. Im Jahre 1752 hatten der Papst und der Konig geneh-
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— 119 —
migt, dass die Abtei St. Pierremont fiir immer aufgehoben werde, und
dass die Einkiinfte derselberi den chanoines réguliers zuerkannt werden
soUten. Dafur mussten sich aber die letzteren verpflichten zwôlf junge
Edelleute, von denen der Kônig von Frankreich und Stanislaus Lescinski
je sechs zu bestimmen hatten, auf ihre Kosten zu ernâhren, zu kleiden
und in den Kijnsten und Wissenschaften zu unlerrichten. Die jungen Edel-
leute, deren Adelstitel vier Generationen ait sein musste, konnten mit dem
siebenten Jahre in die Anstalt aufgenommen werden und durften 6
bis 9 Jahre in derselben verbleiben. Ausserdem bekamen die chanoines
vom Kônige die Erlaubnis, gegen Bezahlung so viele Schûler in die
Anstalt aufzunehmen, als die Ràumlichkeiten es gestatteten. Das Col-
lège de St. Louis unterschied sich insofern von dem Collège de Metz
und dem Collège der Hugenotten, als in demselben die Schiller in Bezug
auf den Unterricht in zwei ganz verschiedene Abteilungen getrennt
waren. In der ersten Abteilung verfuhr man von der 6. Klasse bis zur
Physik ganz nach den alten Plànen; Latein war Hauptunterrichts-
gegenstand. In der zweiten Abteilung beschàftigte man sich haupt-
sachlich mit der franzosischen Sprache, der Mathematik, der Geschichte
und der Géographie. Es batte dièse Abteilung demnach Àhnlichkeit
mit dem spateren franzosischen enseignement secondaire spécial und
mit unseren heutigen Realschulen. Als die Révolution das Collège de
St. Louis im Jahre 1790 schloss, batte es ausser den 12 Freischûlern
noch ungefâhr 120 Pensionâre. Die 12 Freischiiler wurden dem Col-
lège de Metz iiberwiesen. Durch Vertrag vom Monat August 1790
sollte der principal, dom Collette jàhrlich fiir jeden derselben 400 frcs.
und dazu noch 600 frcs. fur einen neu anzustellenden Studienprâfekten
aus der Stadtkasse erhalten.
Die Schulen, mit denen wir uns bisher beschàftigt haben, waren
hôhere Schulen und waren, wenn auch der ârmeren Bevolkerung nicht
ganz verschlossen, doch vorzugsweise nur von den Sohnen der besseren
Stânde besucht. Die âltesten, fur die grosse Masse des Volkes be-
stimmten Unterrichtsanstalten waren die sogenannten Parochial- oder
Pfarrschulen. Die Stadt Metz zâhlte 15 und vom Jahre 1788 ab 16 Pfar-
reien, und man nimmt an, dass jede derselben ihre Schule gehabt hat.
Mit voUstândiger Sicherheit habe ich dies jedoch nur fiir die Pfarreien
St. Victor, St. Marcel, St. Maximin und St. Eucaire feststellen konnen.
St. Marcel batte im Jahre 1699 sogar 3 Knaben- und 2 Mâdchen-
schulen, und in einem Berichte des Pfarrers von St. Victor aus dem-
selben Jahre heisst es: »Deux maîtresses d'école donnent Tinstruction
à 200 garçons, une maîtresse laïque à 60 jeunes filles ; les autres vont
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— 120 —
chez les reliîrieusesr. Ursprunglich halten die Pfarrschulen grosse
Àhriliclikeit rnit der rioch heute iiblidien Kinderlehre: Religionslehre
uad biblische Geschichle waren die Hauplunlerrichtsgogenstânde. Spâter
riîiherlen dieselben si^h jedoch vielfach unseren heutigen Volksschulen.
Am 12. Aii^ust 1708 wahllen (1er Pfarrer und die Scholîen von St. Marcel
einen gewissen Lemoino zum Schulmeister. In dem diesbezuglichen
ftchriftstiick heisst es : > Il enseignera à lire, à écrire, l'orthographe,
chiffrer et le chant Grégorien*.
Die ersten eig(ïntlichen Volksschulen der Stadt Metz fiir Knaben
waren die Briiderschulen. Uber die Griindung derselben sagt ein Be-
richt des Archivars Lemaire: Zwischen Moulins und Rozérieulles lag
vor vielcn hundert Jahren eine Anstalt, Maison Dieu de Longeau ge-
nannt; es war eine Zufluchtsstâtte fur Aussiitzige. Nachdem sich nun
lilngere YahI hindurch koin Fall von Aussatz mehr gezeigt hatle, iiber-
liessen die Verwalter dieser Anstalt deren Einkûnfte dem Bischof von
Metz, um miltels derselben in Metz eine neue Anstalt zu grunden, in
welcher die Neubekehrten und die, welche dem Protestantismus ent-
sagen wollteri, unterrichtet wurden. Dièse Anstalt hiess: »La propa-
gation de la foi des hommes « und lag in der Nahe des Gefàngnisses.
Als dieselbe um die Mitte des vorigen Jahrhunderts ziemlich zwecklos
geworden war, beschloss der damalige Bischof St. Simon, die nun ver-
fiigbaren Mittel zur Grundung von Schulen zu verwenden und berief
daher im Jahre 1747 die Schulbrûder nach Metz. Nach einem Ma-
nuskript der sttidtischen Bibliothek nahmen die Briider in dem friiheren
Seminar St. Simplice, dem Gebiiude der heutigen Màdchenmittelschule,
Wohnung und unterrichteten anfanglich an drei verschiedenen Stellen
der Stadt. Spiiter flnden wir aber ihre Schulen in dem damaligen
Rlisabethenklost(?r gegeniiber der heutigen evangelischen Stadtkirche
vereinigt, bis sie um das Jahr 1776 nach St. Simplice und nach dem
Gebaude der propagation de la foi des hommes verlegt wurden, wo
sie bis zur Kevolution verbUeben.
Die Brûd(T unterrichteten ihre Schiller, deren Zabi sich auf
3 — 400 belief, in d(T Religion, im Lesen, im Schreiben und im Zàhlen
und bezogen ein Gehalt von ungefahr 200 frcs., welches ihnen von
dem receveur du clergé auf Anweisung des Bischofs oder des General-
vikars ausbezahlt wurde. Der Nachfolger von St. Simon, Montmorency
de Laval, ontliess die Schulbriider und berief 4 weltliche Lehrer. In
dem Verhîiltnis des Bischofs den S(;hulen gegenïiber trat jedoch keinerlei
Verânderung ein. Wie die BrïidcT, so waren auch die weltlichen Lehrer
von ihm oder seinem Sleilvertreler abhiingig.
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— 121 —
Jetzt eriibrigt uns -noch, in kurzen Worten der Erziehung und
des Unterrichts der weiblichen Jugend zu gedenken. Nach einem
Berichte des Pràfeklen vom 23. prairial des Jahres IX beschâftigten
sich damit die Schwestern von sieben religiosen Genossenschaften.
Es waren dies die Schwestern von Ste. Claire, der Congrégation de
Notre-Dame, der Doctrine chrétienne, von Marie-Madelaine, der propa-
gation de la foi, der Visitation und die Ursulinen. In den Klôstern von
Ste. Claire, Marie-Madelaine und der Visitation gab es nur Pensionate.
In den ubrigen unterhielt man neben den Pensionaten auch ôffentUche
Schulen. Als die âlteste derselben ist die von der Congrégation de
Notre-Dame in der Diedenhofenerstrasse zu nennen. Sie wurde am
1. Dezember 1623 gegriindet. In den sieben Pensionaten gab es ge-
wohnlich 200 bis 300 Schiilerinnen, worunter jedoch viele Deutsche
waren, die hier die franzosische Sprache erlernen woUten. Ûber den
Besuch der offentlichen Schulen, sowie iiber die Lehrplàne kônnen
nàhere Angaben nicht gemacht werden.
Dm nun die zerstorende Wirkung der Révolution auf dem Gebiete
der Erziehung und des Unterrichts leichter und besser beurteilen zu
kônnen, wollen wir uns den Stand der Metzer Schulen zu Beginn dieser
grossen Umwâlzung in Kiirze vergegenwârtigen. Das Collège de Metz hatte
ausser einem principal und einigen préfets d'étude 8 Lehrer und ûber
400 Sehûler, und das Collège de St. Louis verfiigte bei etwa 130 Schiilem
ûber ein ebenso starkes Lehrpersonal. In St. Clemens wurden von
einem Direktor und zwei Lehrern 30 —40 Sehûler, in St. Arnould von
zwei Lehrern 15 — 20 Sehûler und bei den Dominikanern von einem
Lehrer 5 — 6 Sehûler unterrichtet. Die christlichen Schulen wurden von
ungefâhr 400 armen Knaben besucht, und in den sieben Frauenklôstern
gab es ausser den Schûlerinnen der offentlichen Schulen ungefâhr
200 — 300 Pensionarinnen. Diesem ganzen blûhenden Schulwesen maehte
nun die Révolution fast mit einem Schlage ein Ende. Und was setzte
sie an dessen Stelle? Eine Centralschule, die sich nicht bewàhrte, und
fûnf Elementarschulen, die nur schwach besucht wurden.
Die Centralschule wurde auf Grund des Dekretes vom 7. ventôse
des Jahres III und des Gesetzes vom 3. brumaire des Jahres IV in der
zweiten Hâlfte des Jahres IV in den Râumen der Kloster der Petits
Carmes und der Trinitarier (Bibliolhek und Stadtkirche) erôffnet. Der
Tag der Eroffnung kann nicht genau bestimmt werden, aber er liegt
zwischen dem 25. prairial und dem 21. messidor, denn am ersten
Tage wurde das règlement der Schule genehmigt, und vom letzteren
ist ein Brief des Unterrichtsministers datiert, in dem er der Central-
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— 122 —
verwaltimg des Départements seine Befriedi^uiig liber die feierliche Er-
ofînung der Schiile ausspricht.
Die ersteu Lehrer der Centralschulen, sagt Viansson, waren ab-
trunnige Priestor iind verheiratete Mimche. Und in der That finden
wir auoh an der Metzer verschiedene fruhere Benediktiner, wie Collette,
Pierron und l^ricet. Andere Lehrer waren die eitoy. Chevreux, Hollandre,
Chevreuse, Hernier, Godfroy, Dupleit, Emmery, Delattre und Dutennetar.
Sie erhielten ein Gehalt von 2000 fres. und hatten ausserdem auf Grund
eines Dekretes vom 25. messidor des Jahres IV noch Anspruch auf
freie Wohnung.
Aus dem uns noch vollstândig erhaltenen règlement der Schule,
in dem auch der Stoff der einzelnen Fâcher ziemlich ausfûhrlich an-
gegeben ist. geht hervor, dass es in der Centralsehule in Bezug auf die
Unterrichtsiacher und das Alter der Schiller drei Sektionen gab. Die
1. Sektion, deren Schûler das 12. Jatir zuriickgelegt haben mussten,
umfasste 4 Kurse, und zwar einen fiir Zeichnen mit 16 Stunden, einen
fur al te Sprachen mit 12, einen fiir lebende Sprachen mit ebenfalls 12
und einen 4. fur Naturgeschichte mit 8 Stunden pro décade. Die
2. Sektion, deren Schiller mehr als 14 Jahre ait sein mussten, hatte
nur 2 Kurse, und zwar einen fiir Mathematik mit 16 Stunden und einen
fur Physik und Chemie mit 6 Stunden pro décade. Die 3. Sektion,
welcher Schiller von mindestens 16 Jahren angehorten, hatte wieder
4 Kurse, und zwar einen fur die sogenannte Grammaire générale mit
12 Stunden, einen fiir die schonen Wissenschaften mit ebenfalls 12
Stunden, einen fiir Geschichte mit 6 Stunden und einen fur Gesetzes-
kunde mit wieder 6 Stunden pro décade.
Es war den Schiilern freigestellt, an einem oder an mehreren
Kursen Teil zu nehmen. Die Aufnahme in die einzelnen Kurse erfolgte
aile drei Monate. Fiir jeden Aufnahmeschein mussten in bar 6 frcs.
5 sous entrichtet werden. Àrmeren Schiilern konnten auf Vorschlag
der Lehrer die Aufnahmegebiihren erlassen werden.
Die Centrals(*hulen bewahrten sich nicht. Franzosische padago-
gische Schriftsteller bezeichnen als llauptgriinde dièses Umstandes den
Mangel eines Internâtes und die Uberbiirdung der Lehrplâne. Man
wollte, ohne das Alte zu opfern, zu viel Neues und Niilzliches betreiben.
Das Gesetz vom 1. Mai 1802 hob die Centralschulen auf und dasjenige
von 20. desselben Monats schuf die Lycéen. Infolge dessen wurde im
Jahre 1804 das heute noch bestehende Metzer Lyceum gegriindet.
Auf (irund des oben erwiihnten Gesetzes vom 3. brumaire wurden
in den Jahren V und VI in Metz auch 5 Elementarschulen gegrundet,
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— 123 —
uncl zwar eine in jeder Sektion. Die der 1. Sektion wurde uniergebracht
in dem Kloster der Congrégation in der Diedenhofenerslrasse, die
der 2. in dem Kloster der Trinitarier, die der 3. in dem Kloster der
Glaubensverbreitung fiir Frauen in der Stationsstrasse, die der 4. in
dem Prêcheresses-Kloster in der Bischofstrasse und die der 5. in dem
Kloster der Visitation in der Mazellenstrasse. Jede dieser 5 Schulen
batte, wie das Gesetz es verlangte, 2 Klassen, eine fttr Knaben und
eine fiir Mâdchen.
Nach dem von dem Jm'y d'instruction, bestehend aus dem Notar
Quelle, dem Gerichtsassessor Daviel und dem Regierungssekretàr Guentz,
ausgearbeiteten règlement bildeten die Schiller resp. Schiilerinnen jeder
Klasse 3 Abteilungen. Die unterste Abteilung enthielt diejenigen, welche
buchslabieren lernten ; die der 2. die, welche sich im Lesen und Schreiben
iibten, und die der 3. die, welche sich ganz besonders der Kunst des
Rechnens und Schreibens hingaben. Zudem sollten die Rechte und
Pflichten des Menschen, sowie die Staatsverfassung einen wesentlichen
Teil des Unterrichts der oberen Abteilung bilden. Religionsunterricht
war auf das strengste untersagt.
Die an den Elementarschulen wirkenden Lehrpersonen bezogen
kein Gehalt. Sie waren einzig und allein auf das Schulgeld angewiesen.
Dasselbe belief sich fiir die Knaben auf 2 frcs. und fiir die Màdchen
auf 1,50 frcs. monatlich. Dièses fur die damaligen Verhàltnisse hohe
Schulgeld war mit Ursache, dass die Elementarschulen nur schwach
besucht wurden. Nach einem Berichte des Biirgermeisters Gousseaud
vom 4. Juni 1803 betrug die Zahl der Elementarschiiler 550. Zu
derselben Zeit waren in der Centralschule und in den schon vielfach
wieder vorhandenen Privatschulen ungefâhr 600 Schiiler. Es belief
sich somit die Schiilerzahl der Stadt Metz auf etwa 1150. Nach der
eigenen Schàtzung des Biirgermeisters waren aber mindestens 2500 schul-
pflichtige Kinder vorhanden; 1500 wuchsen also ohne jeglichen Unter-
richt auf.
Das Kaiserreich liess die von der Révolution gegriindeten Schulen
mit einem etw^as verânderten Lehrplane bestehen. Mit dem Untergange
des Kaiserreichs trat jedoch in dieser Beziehung eine durchgreifende
Ànderung ein. Auf Betreiben des Bischofs Bienaymé wurden in den
ersten Jahren der Restauration sâmtliche weltlichen Lehrer und Lehre-
rinnen entlassen und durch Schulbriider und Schulschwestern ersetzt.
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— 124
Die râumliche Ausdehnung von Metz zu rômischer
und frûhmittelalterlicher Zeit.
Von Dr. G. Wolfram. 1)
EINLEITUNG.
Wahrend sich die deutsche Geschichtsforschung mit Vorliebe auch
der râiimlichea Entwickelung der Stâdte zugewandt hat und vor allem
in den letzten Jahren die Untersuchungen ûber die Ausbildung der
stàdtischen Verfassung mit Recht auf die matérielle Grundlage des
Stadtbildes basiert^), sind die lolhringischen Historiker bisher achtlos an
diesem wichtigen Forschungsgebiete vorbeigegangen, und selbst die
politische Bedeutung von Metz mit seiner hochinteressanten Verfassung
hat bisher niemand gereizt, eine geschichtliehe Darstellung seiner Topo-
graphie zu geben. Dièse Scheu ist freilich erklârlich. Solange wir
kein Urkundenbuch der Stadt Metz besitzen, ist die Losung derartiger
Fragen mit den grôsslen Sehwierigkeiten verknûpft. Sie kann nur ge-
stiitzt werden auf diejenigen urkundliehen Notizen, die der Zufall dem
Forscher in die Hânde bringt ; denn es ist ausgeschlossen, umfangreiehe
Archive zu diesem einen Zwecke durchzuarbeiten. Dazu kommt noch
ein anderer misslicher Umstand: Wenn wir ein Stadtbild des XII. bis
XIV. Jahrhunderts zeichnen wollen, so muss dasjenige der Karolinger-
zeit die Grundlage sein, von der wir ausgehen miissen ; dièses aber wird
ohne Kenntnis der merowingischen und sehlresslich auch der rômischen
Stadt ein Phantasiebild bleiben.
Haben wir nun eine zuverliissige Arbeit iiber den Umfang der
rômischen Stadt?
Ganz im Gegensatze zu der Entwickelungsgeschichte des mittel-
alterlichen Metz ist liber die romische Stadtmauer ausserordentlich viel
^) Ein Stadtplan mit den verschiedenen Unifcstigungen wird dem zweiten
Telle dieser Arbeit beigegeben werden. Ich bemerke im voraus, dass ich zur
Erleichtening der Orientierung fiir die Hezeiclmung der vier Seiten der alten
Stadt die Haupthimmelsgegenden angegeben habe, obgleich dièse nicht îjenau dem
Mauerzuge entsprechen.
*) Bahnbreciiend war hierfiir die Ireflliche Arbeit von J. Fritz, Dentsclie
Sladtanlagen. Prograniin des Lyctninis zu Slrassbiirg. 1894.
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— 125 —
geschrieben worden. Fast jeder Geschichtsforscher, der sich mit der
âlteren Vergangenheit der Stadt befassle, hat zunachst dièse topo-
graphische Frage mehr oder weniger eingehend beriicksichtigt und
allmahlich siad die Resullate, auf welche sich die Forscher in seltener
Friedfertigkeit geeinigt haben, sogar biirgerliehes Geineingut geworden.
Kaum ein Gebiet aus der Metzer Geschichte ist den Bewohnern so
aligemein bekannt, wie die Ausdehnung der Stadt zu romischer Zeit.
Dièse merkwiirdige Bestimmtheit wissenschaftlieher Forschungs-
ergebnisse hat freilich, wenn man die Frage genauer untersucht, eine
etwas bedenkliehe Ursache. Mit Ausnahme von Tabouillot und Prost hat
kein Gelehrter selbstândig und systematisch dièse Unlersuchung aufge-
nommen ; einer hat sich auf den andern verlassen, und wenn ja einer einen
neuen Baustein hinzugetragen hat, so hat er sich nicht gefragt, ob
denn das Fundament, auf das er ihn legte, auch wirklich zuverlâssig war.
Doch auch Tabouillot und Prost haben sich bei ihrer Rekonstruk-
tion im wesentlichen auf zurâllig vorhandene Mauerreste beschrânkt,
wo aber solche nicht da waren, ziemlich willkiirUch ihre Linien ge-
zogen.
Nun ist freilich zuzugeben, dass gerade in Metz eine Untersuchung
der rcimischen Mauer ausserst schwierig ist. Die Stadt hat sich nach
allen Seiten hin weit iiber den alten romischen Gi'irtel ausgedehnt;
an keiner Stelle deckt jetzt freies Feld die urspriingliche Mauer, und
man kann nicht wie in anderen Stildten den Spaten einsetzen, uni dem
Zuge der alten Befestigung zu folgen. Die Mauer liegt heute uberall
unter den modernen Hiiusern oder Festungswâllen verborgen und ist
vielfach als Unterbau fur neuere Bauten benutzt worden. Sie ist
hier dick mit spâterem Mortel iiberzogen. Aber selbst da, wo dièse
jiingere Schutzschicht nicht vorhanden ist oder beseitigt werden darf,
ist es doch schwer, den Bau als einen romischen zu erkennen. Es
fehlen die schonen, gleichmiissig behauenen Blendsteine, die sonst das
beste Kriterium fiir romisches Gemâuer sind ; denn der sparsame Metzer
hat dièse sorgfâltig heruntergehauen, um sie anderweit verwenden zu
konnen. Das FûUmauerwerk aber gestattet keinen sicheren Schluss
auf die Entstehungszeit der Mauer, am allerwenigsten hier in Metz, wo
sich die romische Technik in die frânkische Période hiniibergerettet
hat, ja sogar bis in das XII. Jahrhundert nachweisbar ist^).
*) Die Anwendung von Ziegeldnrchschuss zeigt auch die merovingisclie
Kirche S. Peter ; Ziegelniortel, der sonst fiir die romische Zeit charakteristisch
ist, komint bis in das XII. Jahrhundert vor.
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— 126 —
Weiter kommt hinzu, dass die Mauer nicht iiberall vorhanden
war; wo der Abfall des Berges sleil genug gewesen ist, hat man sich
eine kûnstliche Befestigung ûberhaupt gespart *), an andern Stellen aber
hat man unter Verzicht auf ein frei aufragendes Gemauer lediglich
eine Fultermauer gebaut, die das Rutschen des Berges und der darauf-
liegenden Hâuser verhiiten und gleiehzeitig einen steileren Absturz
herstellen sollte.
Endlich wird die Nacliforschung dadurch erschwert, dass die
Stadt, die zu allen Zeiten ein Bollwerk ersten Ranges gewesen ist, ge-
rade durch ihre Eigenschaft als Festung matérielle Umwâlzungen und
Umformungen erlitten hat, wie sie kaum einen zweiten Platz heimge-
sucht haben. Sind doch zu Guises und Vieillevilles Zeiten ganze Stadt-
viertel rasiert worden, um fortifikatorischen Bauten Platz zu machen.
Den alten Mauern aber, soweit sie im Aussengiirtel geblieben sind, hat
man neue Befestigungen angelehnt und aufgetûrmt, so dass es ausge-
schlossen ist, bis zum urspriinglichen Kern vorzudringen.
Trotz alledem halte ich eine neue Untersuchung fiir erfolgreich;
nur miissen andere Hilfsmittel herangezogen werden, als wie sie bisher
verwandt worden sind.
Zunâchst wird es sich darum handeln, die Nachrichten uber Ent-
deckung romischen Mauerwerks aus allen Zeiten systematisch zusammen-
zustellen und zu vergleiehen. Sodann ist es notig, da wo man die
Mauer vermuten darf, von neuem ôrtliche Untersuchungen vorzunehmen.
Endlich aber bietet sich uns noch ein weiteres wichtiges Hiilfsmittel,
das merkwiirdigerweise bisher in keiner Art herangezogen worden
ist. Es lâsst sich nâmlich w^ahrscheinlich machen, dass die rômische
Stadtmauer unversehrt in frankische Hânde gekommen ist. Wenn
wir nun einerseits die thatsachlich vorhandenen oder nach Mitteilung
fruherer Schriftsteller vorhanden gewesenen romischen Mauerreste
sorgfâltig markieren, um fiir die Schilderung der mittelalterlichen
Stadt einen Ausgangspunkt zu gewinnen, so giebt die auf Grund ur-
kundUchen Materials gewonnene Kenntnis vom Umfange der mittel-
alterlichen Stadt die Mittel zur Hand, um die vorhandenen Lûcken
auszufuUen. Von beiden Seiten muss der StoUen in den Berg getrieben
') Ich muss hier eiwas vorgreifen und fiihre als Beweis eine Stelle aus
Sigeberis von Gembloux Gedichte: »De laude urbis Meltensis, éd. Bouteiller 1881* ,
an. Hier heisst es:
Nam clivus murum, tutantur flumina clivum,
Tutam sic extra munit vis aggeris intra;
Qua natura labat, vires manus arsque ministrat.
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— 127 —
werden. Ob richtig gearbeitet ist, darauf ist die Probe leicht zu
maehen. Ich brauche nur die materiell vorhandenen oder vorhanden
gewesenen romischen Mauerreste in das frânkische Stadtbild, soweit es
durch litterarische Denkmâler festgestellt werden kann, einzutragen.
Passen die romischen Reste an den verschiedenen Stellen in den
spâteren Mauerzug hinein, dann diirfen wir mit Sicherheit in dem letz-
teren die alte romische Mauer sehen, haben aber andererseits auch
eine Bestâtigung, dass die theoretische Festlegung der Frankenmauer
den thatsâchlichen Verhâltnissen entsprieht.
Der Gang der Arbeit wird demnach in der Weise zu nehmen
sein, dass litterarische Denkmâler nur soweit aus spâteren Jahrhun-
derten herangezogen werden, als dièse Quellen zur Bestimmung der
frûhesten mittelalterlichen Mauer beitragen kônnen. Dabei muss vor
allem festgehalten werden, dass mit dem wirtschaftlichen Aufschwung
der deutschen Stâdte vom XII. Jahrhundert an auch Metz sich auszu-
dehnen beginnt. Ich lasse dièse Zeit vorlâufig unberiicksichtigt und
werde die wichtigen Erweiterungen des Mittelalters einem zweiten Telle
vorbehalten, fiir welchen dieser erste die Voraussetzung schaffen soll.
Im Voraus bemerke ich, dass selbstverstândlich auch dieser Ver-
such nicht iiberall ein abgeschlossenes Bild ergeben wird. Bei den
Eingangs geschilderten grossen Verânderungen im stâdtischen Gelânde
wird es iiberhaupt nicht zu erm(*)glichen sein, dass wir nun Meter fiir
Meter sagen konnen: hier ist oder hier war die alte romische Mauer.
Aber eines werden wir sicher gewinnen : Da wo die Mauer nicht mehr
oder noch nicht konstatiert werden konnte, konnen wir jetzt sagen:
hier muss sie gesucht werden. Die Ausfûhrung wird zeigen, dass wir
dièse Linie in ganz anderer Lage ziehen mûssen, als wo bisher die
Mauer angenommen wurde. Wenn man aber in Zukunft bei Umbauten
oder Neubauten an diesen Stellen ein wachsames Auge hat, so wird
die Auffindung der noch vorhandenen Mauerreste bald mehr und mehr
gestatten, die vorlâufig punktierte Linie durch feste Striche zu ersetzen.
I.
Die romische Stadt.
Mit der Ausdehnung der romischen Stadt Divodurum haben sich
ernsthaft befasst die Benediktiner in ihrer Geschichte der Stadt Metz ^),
der franzosische Genieoberst Parnajon^), der das Résultat seiner Unter-
^) Histoire de Metz, par des religieux Bénédictins. 6 Bande. Metz 1764.
*) Congrès archéol. 1846, p. 212 ff.
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— 128 —
suchungen auch in einer Irefflich gezeichneten Karte niedergelegt hat ^),
August Prost in seinen ungemein sorgfâUigen und vorsichtig gefassten
Légendes de Metz^), und Kraus in den betreffenden Abschnitten von
»Kunst und Altertum in Elsass-Lothringen«. Weslphals ^) Ausfuhrungen
beruhen nicht auf selbstândiger Forschung, sondern geben lediglieh
eine Zusammenstellung altérer Ansichten; Dôring"^) endlich versucht
zwar eigene Wege zu gehen, hat aber, wie es scheint, so wenig Kennt-
nis der lokalen Verhaltnisse, dass es kaum lohnt, sieh mit seinen Er-
gebnissen auseinanderzusetzen.
Bei der auffallenden Thatsache, dass man so gut wie gar keine
romischen Mauerreste in der heutigen Stadt gefunden batte, haben die
Benediktiner und Parnajon zunâchst die Frage aufgeworfen, ob denn
Metz iiberhaupt befestigt gewesen sei. Die Benediktiner haben dièse
Frage unbedingt bejaht, Parnajon jedoch spricht sich dagegen aus.
Eine leichte Umfassungsmauer sei wohl vorhanden gewesen, von
einem zu Verteidigungszwecken erriehteten BoUwerk kônne jedoch
keine Rede sein. Ein solches danke Metz erst dem Bischof Robert,
der um- die Wende des IX. zum X. Jahrhundert die Stadt zu einer
Festung machte ^). Die Griinde fiir seine Ansicht sieht Parnajon darin,
dass man niemals Turmreste gefunden hat, vor allem aber, dass ge-
schichtlichen Ueberlieferungen zufolge Metz im III. Jahrhundert durch
den Allemannen Chrokus und im V. durch Attila ûberrumpelt und
durch einen Handstreich genommen sei. Auch in merowingischer Zeit
sei Metz nicht befestigt gewesen, denn es wâre sonst nicht abzusehen,
weshalb der Kônig Theodebert, ohne eine Verteidigung in Metz zu
wagen, nach Kôln geflohen sei, noch weniger aber weshalb Bischof
Wala einen Angriff der Normannen auf Metz durch eine Feldschlacht
pariert habe.
Es ist nicht notig, Parnajons Argumente durch theoretische Er-
wâgungen zu entkrâften; denn wir haben positive Zeugnisse dafûr,
dass das Argumentum ex silentio in diesem Falle eine haltlose Stiitze
ist. So wird in einer Urkunde Kônig Lothars die Lage des Arnulf-
^) Im Archiv der Metzer Fortilikationsbehorde. Ich danke die Einsicht-
nahme dieser Karte den Herrn Oberstlieulenant Krebs und Hauptmann Thelemann.
^) M. Prost, Études sur l'histoire de Metz. Les légendes. Metz, Paris 1865.
3) Westphal, Geschichte der Stadt Metz. Metz 1876.
*) 0. Dôring, Beitrâge zur âltesten Geschichte des Bistums Metz. Der VoU-
stândigkeit halber erwâhne ich noch Ledain, der gleichfalls den Zug der romischen
Mauer in Mém. de la soc. d'archéol. de la Mos. 1879, p. 249 ff. beschreibt.
^) Nach Gesta ep. Met.
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- 129 —
kiosters bestimmt als haud longe a moenibus Mediomalricae urbis^)
und 715 nennt der Priester Hugo die >Romana Sala« >intra murum« ^).
Noch bestimmter spricht sieh Venantius Fortunatus aus, der die Stadt
als munita nimis^) bezeichnet und an anderer Slelle von den moenia'^)
redet.
Man sieht also, zu karolingischer, ja schon in merowingischer Zeit
war sicher eine statlliche Mauer vorhanden und es fragt sich nur: ist
diesc erst unter dem Prankenscepter errichtet worden oder aus romischer
Zeit ûbernommen?
Die Wahrscheinlichkeit spricht zunâchst dafiir, dass die Franken
in den ersten Jahrzehnten ihrer Besitzergreifung eine so energische Bau-
thâtigkeit nicht ausgeiibt haben. Sie haben uberall den vorgefundenen
romischen Mauergurtel benutzt ; wir horen aber niemals, dass sie irgend
eine Stadt selbst befestigt hâtten. Andererseits haben wir positive
Zeugnisse dafiir, dass die Rômer gerade im III. und IV. Jahrhundert
in unserer Gegend ihre Stâdte umfestigt haben.
Als in der zweiten Hâlfte des III. Jahrhunderts der Limes ge-
fallen ist und die germanischen Schaaren in die Provinz Belgica ein-
brechen, da sind hier eine Reihe von festen Kastellen errichtet, resp.
offene Orte sind mit festen Mauern umzogen worden. Hettner hat
dies fiir Neumagen, Bitburg und Jûnkerath nachgewiesen und spricht
die Vermutung aus, dass Diocletian und Maximian die Befestigung von
Stàdten und grôsseren Orten, wenn nicht gerade durch Gesetz ver-
ordnet, so doch jedenfalls thunlichst gefordert haben''). Auch von
Trier wissen wir nach einem Zeugnis des IV. Jahrhunderts, dass es
mit Mauern umgeben war, und Lehner hat es wahrscheinlich gemacht,
dass es seinen steinernen Gûrtel etwa im Jahre 260 erhalten hat®).
Fur Lothringen speziell hat Wichmann gezeigt, dass Tarquinpol zu
romischer Zeit einen Mauergiirtel getragen hat'). Diesen Thatsachen
gegenûber ist es von vomherem ganz unwahrscheinlich, dass eine
bliihende Stadt wie Metz schutzlos den Barbareneinfâllen preisgegeben
*) M. Bez.-A. H., 29. Or. itiemb. Gedr. bel Meurisse 270. Muhlbacher reg.
nr. 1037.
*) M. Bez.-A. H., 137. Cop. memb. saec. X. Gedr. bei Meurisse 112.
3) Ven. Fortun. opp. (M. G. Auct. antiq.) Ad. Vilicum ep. Met. III, XIII.
*) Ib. X, IX,i.
*) Hettner, Zu den romischen Altertumern von Trier und Umgegend. Westd.
Zeitschrift X., 284 ff.
*) H. Lehner, Die rômische Stadtbefestigung von Trier. Westd. Zeitschr. XV,
211 (T.
') Decempagi — Tarquinpol. Jahrb. IV, 116 ff.
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— 130 —
blieb. Wir haben freilich aus rômischer Zeit kein ausdruckliches
schriftstellerisches Zeiignis fur dièse Annahme. Jedoch diirfen wir eine
Stelle aus Ammianus Marcellinus, der im IV. Jahrhundert schreibt, zu
Gunsten derselben wohl heranziehen : Ammian berichtet zum .labre 857,
Julian sel nach der Schlacht bei Strassburg nach Zabern zuriickgekehrt.
Von hier aus habe er sodann die Beute und die Gefangenen zur sicheren
Aufbewahrung nach Metz bringen lassen*).
Dièse Anordnung des rumischen Fiihrers ist nur verstândlich,
wenn wir annehmen, dass Metz durch seine Befestigung Sehulz ge-
wâhrte.
Auch die Siedelungen um Metz beweisen, wie ich schon ofter
betont habe, dass Metz beim Einbruch der Franken und Alleraannen
ummauert gewesen sein muss. Die frânkiseh-allemannischen Nieder-
lassungen ziehen sich in weiteni Bogen um die Stadt herum, wâhrend
in unmittelbarer Umgebung nur rein romanische Ortschaften gelegen
sind. Dièse auffallende Erscheinung ist nur so zu erklâren, dass die
Stadt sich so lange des germanischen Ansturms erwehrt bat, bis die
Eindringlinge sesshaft geworden waren. Eine so zàhe Gegenwehr ist
aber wiederum nur denkbar, wenn die Stadt verteidigungsfâhig war.
Um Sicherheit zu gewinnen, lage es jedenfalls am nâchsten, an
Ort und Stelle Untersuchungen vorzunehmen. Man sollte meinen, dass
es wie in Trier und Strassburg auch in Metz nicht allzuschwer sein
diirfte, die Mauer aufzufmden und an ihrer Bauart festzustellen, welcher
Zeit sie angehort.
Ohne sich mit theoretischen Erwâgungen abzugeben, haben das
auch Philipp v. Vigneulles, die Benediktiner, Farnajon, Prost und Kraus
gethan und haben an verschiedenen Stellen, die fiir den Gang der
Umfestigung in Betracht kommen, anscheinend rômisches Mauerwerk
festgestellt. Philipp v. Vigneulles hat solches Mauerwerk in der Rue
Saulnerie au-dessus le mur gesehen *^). Er erziihlt, dass im Jahre 1513
^) Ammianus Marc. XVII, I, 1: Martius juvenis post Argentoratcnsem
pugnam . . cunctos humari mandavit ... ad Très Tabernas revertit. Unde cum
captivis omnibus praedam Mediomatricos servandam . . . duci praecipit.
'^) Huguenin, Les chroniques de la ville de Metz, p. 688 689. Ueber den-
selben Fund der Brief eincs Zeitgenosscn im Auszuge bei Paul Ferry, Obs. sécu-
laires, I, (M. St. Bibl.) saec. I, § 156 : »Anno igitur domini 1513 in mense Julii rétro subque
sacratissimas Cordigcrorum aedcs, in vico qui dicitur Super Muros, ubi, ut aiunt,
prima moenia civitatis nomen retinere videntur, très domus contiguae vetustate
neglectae in inhabitantium dissuetudinem abibant, quas dum forte arcliitectorcs
ligneis apposilis trabibus sustentare tentarent, ut veternosos earumdem parietes
tectaque innovarenl et necessaria quae essent suis artibus repararent, fundilus
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— 131 —
drei Hâuser eingeslurzt seien ; in ihren Grundinauern habe man grosse
ohne Mortelverband aufeiriandergesehichlc^te Sleine mit Bilderti von
Mânnern und Frauen sowie Inschriflen gefunden. Dièse s(*lbe Mauer
ziehe sich von der Mosel hinter deni Stadtspeicher h(Tauf ani Mos(4-
ufer voriiber bis zu der betreffenden Slelle, dann iiber Porte Sailly
hart an St. Martin vorbei naeh der Chapelle du Pré.
Eine andere Art von Mauerwerk mit Ziegeldurehsehuss trat an
der Porte Serpenoise zu ïage, als man 1515 die Griiben vertiefte.
Philipp beschreibt diesen Fund folgendermassen : »Kn 1515 à la fin du
mois d'avril on .... trouva plusieurs grosses et épaisses murailles
merveilleusement bien faites et à la mode ancienne et toutes de pierres
quarrées et de briques comme les arches de Joy ou comme la cour
d'Orme a Metz, c'est à savoir que parmi lesdites pierr(îs y avoit belle
centure desdites briques.* —
Die Benediktiner sahen romisches Mauerwerk, das nach ihnen als
Verteidigungsgûrtel gedient haben muss, in Tour d'enf(ir und hinter
der Kirche S. Pierre ^). Auch nahmen sic an, dass die Mauer an der
Porte des chevaux (an der heuligen Hegierungsbriicke) voriibergegangen
corruerunt. In quarum fundamentis lapides quam plurimi magni et inordinati
sive incompositi ruinam quandam indicantes reperti sunt; qui pro maiore parte
in domorum latitudinem serio strati protendebantur moleque inuri subterranei
edacique vetustate mucidi putridique neglecti premebantur. Horum vero rnulli
quadrilateri scripturis quibusdam imaginibus(iue soulpti , quidam vero, quos
ferreis liminibus dudum fuisse ligatos, ut ruina patentes indicabant , arbitra-
bantur, alii etiain ignis adustionem signis etiam patenlibus leslari videban-
tur. Qui nos paucos ex nostris operarios casu ocioque spectantes in admira-
tionis labyrinthum deduxerunt ; et multorum sententia opinioneifue , priusquam
sub terra reconditi hi lapides delituerunt, multis seculis in sacris et in
deorum delubris seu potius nobiliorum virorum monumentis positi deserviebanl.
Hinc tamen parentum memoriam, famam gloriamque usque veteres posteris
relinquere satagebant: seu Juniores parentum gloriam honoremque affectantes
his lapidibus sepulchra signabant sicque scripturis et idolis parentum animas,
quas mânes seu deos privatos vocitabant, venerabantur Et quia
rerum antiquarum te indagatorem inquietum diligentissimumque videam, praedic-
torum lapidum formas figurasve, prout depingere protahereque potui, ad te in
praesentiam miltere destinavi. Vale foelix et munus — profecto indignum hu-
mane suscipias.* Ceci a esté copié — du manuscrit — mal orthographié (Hysto-
riogr.; ymage, ydolatriam) qui est — s. Jabrbucb der Gesellsch. f. lothr. Gcsch.
Vni,i (1896) = Ueber Boissard, S. 99. Ich verdanke diesen Hinweis Herrn Obcr-
lehrer Keune.
*) Die Benediktiner (Hist. de Metz I, p. 1671) nennen ein grand pan de mur
derrière Ste. Marie. Da sie aber, wie Prost nachgewiesen bat, S. Marie sciner
Lage nach mit S. Peter verwechselt haben, so ist die Mauer hinter S. Peler zu
verstehen.
9*
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— 132 -
sei; denn dort habe man die Insclirift gefunden: ex potestale atrici
publiée. Da Atricus der Pforlner heisst, so vermuten sie, dass die
Insehrift auf den Bau eines Thores Bezug bat. Leider besitzen wir
die Insehrift nicht mehr. Dass aber die Interprétation der Benediktiner
falsch ist, Jiegt auf der Hand. In atrici haben wir jedenfalls den Rest
des Wortes Mediomatrici zu sehen*).
Endlich sprechen sie gelegentlich iiber les anciens murs de la
Ville derrière Tabbaye de Sainte-Glossinde und erzahlen hierbei: on
trouva dans les fondations plusieurs gros blocs de pierre blanche tra-
vaillés et chargés de sculptures-).
Parnajon bemerkte Mauerwerk, dessen Basis romische Sculp-
turen bildeten, in der Citadelle zwischen den Tiirmen des Wassieux
und des Lenniers^) (an der Westseite der Stadt zwischen Citadellen-
und Bahnhofsthor) ; desgleichen entdeckte er in einem Hause der Kapu-
zinerstrasse die Reste eines Turmes, der gleichfalls auf romische Denk-
malerreste fundiert war^).
Prost^) ist in seinen Aeusserungen iiberaus vorsichtig. Nachdem
er angegeben hat, wie er sich den Gang der romischen Mauer vor-
stellt, fuhrt^er die Funde auf, die in friiheren Jahren gemacht sind
und auf Mauerreste schHessen lassen. Er fiigt hinzu, dass in jungerer
Zeit beim Ausgange der Goldschmied- und der Grossen Hirschstrasse
intéressante romische Reste zu Tage getreten sind, die zur Mauer
gehôrten. Kraus^) nimmt als Mauerrest an die romischen Substruk-
tionen in dem Hause des Herrn Jacob, Rue des clercs, und ein anderes
Stuck an der Ecke der Rue Nexirue. Ledain') endlich erwâhnt als
romisches Mauerwerk die Unterlage der Terrasse hinter dem Ilause
des Divisionsgenerals in der Wachtstrasse.
') Hist. de Metz I, 168.
2) Hist. de Metz I, p. 59.
^) Congrès archéol. de France. Séances générales tenues à Metz 1846,
p. 223. Pendant les travaux exécutés à Metz depuis 1822 jusqu'en 1836 pour
restaurer la partie de Tenceinte de la citadelle qui fait face à la Moselle, nous
avons trouvé dans les fondations de ces vieilles murailles des tombeaux, des
pierres sculptés et d'autres débris des édifices romains et comme le même
fait s'est présenté toutes les fois qu'on a démoli quelques portions de la vieille
enceinte on peut regarder comme une chose certaine que c'est avec les débris
des monuments Romains . . . qu'ont établies les premières fortifications de Metz.
*) L. c. p. 225.
^) Les Légendes, p. 133.
«) Kunst und Altertum, ill, p. 339.
') Ledain, Notices. Mém. de la soc. d'arcb. 1879, p. 250.
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— 133 —
Aiif Grund dieser Feslstellungen iîst man sich im allgemeinon
einig geworden, dass die Mauer folgenden Verlauf hatte: »Sie begann
nordwestlich oberhalb der Mittelbrucke und lief an dem Ludwigsstaderi,
der Felsenslrasse, dem Felix-Maréchalstadeû bis an den Arsenalstaden,
von da nordôsllich nahe dem Stadtspeicher vorbei, bog dann nach der
Saulnerie ab, folgte von hier der Mauerstrasse, zv^ischen Ziegenstrasse
und Ludwigsplatz vorbei bis zum Martinsplatz, von wo sie in gerader
Linie sûdwestlich nach der Mittelbrucke strebte. Der Abschluss nach
Siiden lag bei der Kirche Sanct Martin.*
»Man wird sofort die Bemerkung machen — setzt Professor Kraus
diesen Angaben hinzu — dass die also festgesetzte romische Um-
fassungsmauer nicht, wie das bei romischen Kolonien der Fall war,
ein Quadrat oder Oblongum bildete, sondern eine ganz unregelmâssige
Gestalt darbot. Es legt sich die Vermutung nahe, dass hier die An-
lehnung an die bereits bestehende Stadt der Mediomatriker mass-
gebend war*).«
Priifen wir jetzt selbst an Ort und Stelle nach, was schon fruher
gefunden wurde; gleichzeitig aber soll versucht werden, die Nachfor-
schungen nach weiteren Ueberbleibseln, so weit es irgend angeht, fort-
zusetzen.
Die Hauser in Rue Saulnerie, der Turm in der Kapuzinerstrasse,
die Mauer der Citadelle und in Anglemur sind heute verschwunden.
Wenn geschlossen worden ist, dass dièse Mauern nicht zu romischer
Zeit errichtet sein kônnen, weil gerade die Sculpturreste romischer
Bauten darin stacken, so diirfte dieser Einwand irrig sein. Hettner^)
hat dieselbe Entdeckung in dem Kastell von Neumagen gemacht und
erklârt sie einfach daraus, dass die Romer so wenig Pietât gegen die
Werke ihrer Vorfahren gehabt haben, dass sie ohne Skrupel alte
Grabsteine benutzten, wenn die Familie des darunter Beerdigten am
Orte ausgestorben war.
Die Tour d'enfer, welche zu den Zeiten der Benediktiner noch
romisches Mauerwerk zeigte, ist. seitdem wesentlich umgebaut worden.
Bei einer genauen Untersuchung des Innern fand sich jedoch noch ein
mâchtiger Block von Gussmauerwerk vor, der recht wohl der romischen
Zeit angehôren kann.
Die Mauerreste in der Porte Serpenoise sind gleichfalls bis auf
den letzten Rest verschwunden. Die Mauerstiicke hinter S. Peter und
») Kraus, 1. c. p. 338 und 339.
*) Hettner, Zu den romischen Altertumern von Trier und Umgegend.
Westd. Zeitschr. X, p. 291.
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— 134 —
bei S. Arnuif sind heute nicht mehr vorhanden oder wenigstens nicht
mehr sichtbar.
Die Mauern zwischen Bank- und Priesterstrasse sind zweifellos
romischer Herkunft. Wenh man aber Prosts^) genaue Aufnahmen
dièses Hâuserkomplexes vergleicht, so iiberzeugt man sich sofort, dass
hier von einer Stadlmauer gar nicht die Rede sein kann. Nach rechts
und Unks selzen rechtwinklige Mauerstiicke an, die zur Genûge dar-
thun, dass wir es hier mit einem grossen Hàuserkomplex zu thun
haben, der auch noch im Mittelalter unter dem Namen Romana Sala
als solcher erkannt wurde.
Die Mauern zwischen Ludwigsstaden einer-, der Mauer- und Fa-
sanenstrasse andererseits sind noch heute zum grossen Teil wohl er-
halten. Die regelmâssigen Hausteine aus weissem Kalkstein mit Ziegel-
durchschuss charakterisieren sie als romische Bauwerke. Wir besitzen
auch aus dem Jahre 1614 noch mehrere Abbildungen dieser rômischen
Reste ; nach dieser Wiedergabe miissen sie damais noch eine stattliche
Hôhe gehabt haben. Aber gerade dièse Bilder bestatigen, was wir noch
heute aus den Grundmauem der dort vorhandenen Hàuser schUessen
diirfen, dass nâmlich von einer Stadtmauer hier nicht die Rede sein
kann. Wir konnen aus dem ovalen Grundriss des Baues mit ziem-
licher Sicherheit schliessen, dass wu* es hier mit einem Amphitheater
zu thun haben ^). Ob sich dièses nun direkt an die Mauern anlehnte
und vielleicht wie in Trier gleichzeitig als Deckung eines Thores diente,
wird einer besonderen Untersuchung vorbehalten bleiben miissen.
Das Ergebnis der Nachpriifung ist sonach wenig ermutigend. Die
Reste am Ludwigsstaden und in der Bankstrasse kommen nicht in
Betracht, die Stiicke in Saulnerie und Kapuzinerstrasse sind nicht
mehr vorhanden, und lediglich der Block in der Tour d'enfer scheint
zu bestatigen, dass die Benediktiner recht gesehen haben. Da sich
Tabouillot und François auch sonst als tiichtige Kenner romischer
Altertiimer erweisen, so werden wir dièse ihre Angabe als richtig an-
nehmen diirfen; ebenso diirfen wir wohl ihre Mitteilung iiber die Mauer
hinter S. Peter, Ledains Notiz iiber die Mauer bei St. Arnuif, Parna-
jons Angabe iiber romische Mauerreste in der Kapuzinerstrasse, sowie
zwischen Romer- und Citadellen-Thor und den Bericht Philipp v. VigneuUes
iiber Saulnerie als Grundlage weiterer Forschungen verwerten.
Wenn w4r in derjenigon Gegend der Stadt beginnen, die schon
durch ihren Namen eincn Hinweis auf eine alte Stadtmauer giebt, in
') L'hôtel du voué. Mém. de Tacadémie, 1880, p. 123 fî.
*) S. weiter unten S. 150.
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— 135 —
der Mauersirasse, so ist zunâchst festzuslellen, dass der aile Name
diese-s Strassenzugs lautete: Sor lo mur^); dem entsprach ein paralleler
Strassenzug mit dem Namen andessous les murs. Die Forlsetzung
dieser beiden Gassen bildet in der hoheren Lage die Nagler-, in der
lieferen die Kapuzinerstrasse ; die letzeren beiden sind durch einen
doppelten Hâuserzug getrennt, dessen obère Reihe mit dem Erdgeschoss
in gleicher Hohe wie das zweite oder dritte Stockwerk der unteren
liegt. Wir kônnen also auf dieser ganzen Linie einen ungemein steilen
Absturz des Berghangs konstatieren. Wenn nun hier, wie es der Name
besagt und Philipp v. Vigneulles Berichl ausdrueklich beglaubigt, die
alte Maiier entlang zog, so kann das nur eine sogenannte Futter-
mauer geweseii sein, die neben ihrem Verteidigungszweek gleichzeitig
das Rutschen des Berges und der an demselben nahe am Abhang ge-
bauten Hàuser verhindern soUte. In der That liess sich in einer ganzen
Reihe von Hâusern in der Kapuzinerstrasse deren Rlickwand als eine
fast Fels gewordene uralte Gussmauer erkennen. Die charakteristisehen,
schon behauenen Blendsteine waren durchweg abgeschlagen. Zwischen
Saulnerie und Mauerstrasse war es dagegen unmoglich, die alte Mauer
aufzufmden. Hier ist der von Philipp erwahnte Erdrutseh gewesen
und hat aile sichtbaren Spuren des Mauerwerks mit hinweggenommen.
Der romische Turm in der Kapuzinerstrasse, den Parnajon freilegte,
zeigt, dass wir einer richtigen Spur folgen.
Vollige Sicherheit gewinnen wir aber, sobald die Trinitarierstrasse
uberschritten ist. Hinter den Hâusern der Metzgerstrasse lâuft ein in
charakleristischem romischem Mauerwerk ausgefiihrter Kanal, der aber
von so mâehtigem Gussmauerwerk liberdeckt ist, dass man annehmen
muss, er lâuft in der Mauer oder kreuzt dieselbe in sehr spitzem
Winkel. Dass wir es mit der romischen Stadtmauer zu thun haben,
zeigt sich in voUiger Gewissheit zwischen den Hâusern 5 und 7 der
Gaisbergstrasse, d. h. da, wo die Mauer dièse Strasse Uberschreitet.
Hier hat das Mauerw^erk noch eine Mâchtigkeit von mehr als 3 Metern, und,
was besonders charakteristisch ist, wir sehen noch den Eindruck der
Pfâhle, ja sogar der Bretter, mit deren Hiilfe das Gussmauerwerk her-
geslellt ist, Oestlich der Geisbergstrasse fmdet die Mauer ihre Fort-
setzung in dem Hause, welches heute Herr Konsistorialprâsident Braun
bewohnt. Hier biegt sie in scharfem Winkel nach Siiden ab und lâsst
sich nun als Futtermauer in einer Dicke von etwa 4 Metern zwischen
den Hâusern der Garten- und Birnbaumstrasse verfolgen. Die Bauten
beider Slrassen haben dies aile Mauerwerk als Grund- und Stutzmauer
*) SchreinsroUe von 1245. M. St. A.
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— 136 —
benutzt^). Der Abfall ist hier so bedeulend, dass die Gàrlen der
Birnbaiimstrasse in gleicher Hohe mit den Dachern der Gartenstrasse
liegen. Mit dom Ende der heutigen Gartenstrasse verliert sieh auf der
Ostseite jede Spur des alten Mauerwerks.
Auf der Westseite lâsst sich dagegen im Anschluss an die Mauer-
strasse noch ein gewisses Stiick alter Mauer verfolgen, ohne dass man
bestimmt sagen kann, ob dieser Teil nun wirklich rômisch ist*^).
Wir wissen nur, dass er bis etwa 1200 als Stadtmauer gedient hat.
Der Maiierzug ergiebt sieh ohne Weiteres, wenn man den Katasterplan
zur Iland nimmt und sieht, wie sich die Grundstiicke in der Wechsler-
strasse und am Ludwigsplatz, je weiter man siidlieh geht, desto mehr
vertiefen, so zwar, dass ihre Grenze nach der Ziegenstrasse eine fort-
laufende gerade Unie bildet. Man wird annehmen mûssen, dass bei
der Anlage dieser Hàuser ebenso wie derjenigen der Ziegenstrasse eine
feste Seheidelinie gegeben war, uber die man von beiden Seiten nicht
hiniiber konnte. Wenn man nun dièse Linie an Ort und Stelle unter-
sucht, so findet sieh in der That eine alte Mauer, in der sieh sogar
noch Turme feststellen lassen. Zwischen den Hâusern 14 und 12
scheint dieser Zug die Grosse Hirschstrasse uberschritten zu haben.
So lâsst sich der nordliche Teil der alten Stadt durch die vor-
handenen Mauerreste noch ziemlich sicher umgrenzen und wir diirfen
*) Dièse Futtermauer hat sich iibrigens in verschiedcnen Etagen erhoben.
Ueber der im Texte erwâhnten Mauer muss stellenweise noch eine zweite ge-
wesen sein. Im Garten des heutigen Leihhauses fmdet sich noch jetzt eine vier-
eckige turmartige Mauerstutze mit der Jahreszahl 1542.
') Ich lasse vorlâufig dièse Frage noch offen. Es ist nicht ausgeschlossen,
dass eine erste Mauer in direkter Fortsetzung der Mauerstrasse uber die Place
Chappé direkt nach der Goldkopfstrasse Uef (sie stosst auf dièse Strasse im
Hause des Herrn Baser, durch dessen Gehôft sie hindurchfuhrt). Von hier durch-
schneidet sie den Chor der Liebfrauenkirche, lâsst die Poststrasse ausserhalb liegen,
und fiihrt in gerader Richtung auf den Camoufleturm zu. Fur dièse Moglichkeit
spricht einmal, dass die Fundamente des Baserschen Hinterhauses jedenfalls
rômisch sind, desgleichen diejenigen des Hauses Noé, das dem Baserschen An-
vvesen gegenûber liegt. Auffallend ist auch, dass die alten Grenzen des seit
100 Jahren eingegangenen Pfarreisprengels S. Simplice, die im allgemeinen die
alte Vorstadt Vezigneuf (Vicus novus) umfassen, uber die Mauer, welche zwischen
Ludwigsplatz und Ziegenstrasse bis etwa 1230 hinzieht, hinausgehen und die
ostliche Seite der Ziegenstrasse mit begreifen. Man kann unmôglich annehmen,
dass die Pfarrei bei ihrer Begriindung (im 11. Jahrhundert ist sie vorhanden,
vgl. Poirier, Notice sur Tancienne paroisse de S. Simplice, Jahrb. IV, 2, p. 168 ff.)
Teile der Stadt in- und ausserhalb der Mauer umschlossen hat. Jedenfalls wird hier
noch eine griindliche Untersuchung statlfmden miissen, die aber sichere Resultate
nur bei Gelegenheit von Neubauten ergeben diirfte.
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- 137 —
annehmen, dass dièse Reste wenigstens von der Mauerstrasse an bis
zur Gartenstrasse aueh wirkiich rômischen Ursprungs sind.
Weiter nach Sûden haben auf der Ostseite der Stadt bis heute
keine Mauerreste festgestellt werden konnen. Einen Anhalt fîir die
Richtung der Mauer giebt uns aber die Nachricht der Benediktiner,
dass in der alten Stadtmauer hinter Ste. Glossinde romische Sculp-
turen gefunden wurden. Die Benutzung sculptierter Steine aus ro-
mischer Zeit macht es wahrscheinlich, dass wir es mit der rômischen
Mauer zu thun haben, und es fragt sich nur, ob der Fundort in der
Siidmauer, an welche Ste. Glossinde sich anlehnte, Uegt, oder ob die
Mauer bei der Abtei nach Osten umbog und auf dieser Seite die Steine
entdeckt wurden. Der Wortlaut der betreffenden Stelle giebt er-
wlinschte Auskunft. Es heisst: en demoHssant les anciens murs de la
ville etc. Nun ist die Siidmauer immer Festungsmauer geblieben; es
kann sich also nur um die Ostmauer handeln. Sonach lâsst sich
aus diesem Funde schliessen, dass die Ostmauer dicht hinter Ste. Glossinde
(d. h. hinter dem heutigen Bischofspalaste) auf die Siidfront der
Stadt stiess.
Auch auf der Westseite der Stadt erhalten wir zwei Richtpunkte
durch Ledains Aussage, er habe die Mauer im Hanse des Divisions-
kommandeurs gesehen, und durch die Mitteilung der Benediktiner, sie
trete hinter S. Peter und im Hollenturm zu Tage.
Um zu grôsserer Sicherheit zu gelangen, sind wir auf Schliisse
aus spaterer Zeit angewiesen, vor allem wird der Versuch zu machen
sein, den Umfang der merowingischen und karolingischen Stadt zu be-
schreiben. Da in den ersten Jahrhunderten der germanischen Eroberung,
soviel wir wissen, keine altromische Stadt erweitert J worden ist, die
romische Enceinte vielmehr in den meisten Fàllen den neuen Bewoh-
nern viel zu weit gewesen ist, so ist es von vornherein wahrscheinlich,
dass wir in den flir die merowingische Zeit festgestellten Grenzen auch
den Umfang der rômischen Stadt zu sehen haben.
Wir diirfen dies um so cher schliessen, als sich erweisen lâsst,
dass die Mauer von Metz niemals vernichtet worden ist. AUerdings
berichtet Gregor von Tours, dass die Hunnen im Jahre 451 kaum
eine Stelle der Stadt unverbrannt gelassen haben'); wir kônnen aber
nicht annehmen, dass dièses Reitervolk, das in fliegender Hast Europa
*) Greg. Tur. M. G. lib. II, cap. 6. Igitur Chuni . ., in ipsa sanctae paschae
vigilia ad Mettinsem urbem reliqua depopulando perveniunt tradentes urbem in-
cendium, populum in ore gladii trucidantes . . . Nec remansit in ea locus inustus
praeter oraturium beati Stefani.
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— 138 —
durchslûrmt, sich nun die Zeit genommen haben soll, auch die Mauern
dem Erdboden gleich zu machen.
Am 8. April trifTt Attila in Metz ein und verwiistet die Stadt;
nach Verlassen derselben werden zahlreiehe andere Stâdte Galliens
erobert und verheert, und endlich maeht der Konig vor Orléans Hait,
\\m diesen Ort, der sich ziih verteidigt, durch regelrechte Belagerung
zur Uebergabe zu zwingen ^). Er lâsst hier Sturmbôcke bauen und
schon legt er Bresche, als das Entsatzheer des Aetius und Theoderich
herankommt.
Da Orléans schon am 14. Juni befreit worden ist^), die Entfer-
nung dieser Stadt aber von Metz in der Luftlinie ea, 330 Kilom., in
Wirklichkeit also mindestens 400 Kilom. betràgt, so ist es ganz aus-
geschlossen, dass die Hunnen Zeit gehabt haben, die mâchtigen Mauern
zu vernichten. Ebenso wenig haben die Mauern uriter dem Germanen-
sturm der nachsten oO Jahre gelitten. Wie wir ans dem dichten Kranz
vorgermanischer Niederlassungen rings um Metz schliessen diirfen, ist
der Hunnensturm wie ein heftiges Gewitter vorùbergezogen, ohne das
Kulturleben der Civitas zu vernichten. Wir diirfen annehmen, dass
die Einwohner der Ortschaften geflohen, nach Beseitigung der Gefahr
aber zuriickgekehrt sind. So wird sich auch Metz schnell wieder be-
volkert haben. Schon fruher habe ich gezeigt, dass dieser Giirtel
romanischer Siedelungen, zwischen denen so gut wie kein germanischer
Sippen- oder Herrensitz aufzufmden ist, beweist, dass die Civitas Metz
mit ihrem Gebiete, wie auch die Sage berichtet, nicht von den Ger-
manen erobert sein kann, sondern durch friedlichen Vertrag in fran-
kische Hànde gekonmien ist. Wenn aber die Stadt sich als einzige
romische Grenzveste, abgeschnitten von allen Nachbarorten, so lange
zu halten vermochte, so ist das nur denkbar, wenn sie durch einen
festen Mauergiirtel verteidigungsfahig war.
Auch die Thatsache, dass Kônig Theoderich, Chlodewigs attester
') Ib. cap. 7. Attela vero Chunorum rex a Mittense urbe egrediens cum
multas Galliarum civitates oppraemerit, Aurilianis adgreditur eamque maximo
arietum impulsii nititur expugnarc.
^) Vita Aniani ep. Aurel. cap. 7. (M. G. Scriptores rerum Merowing., Tom. III.).
Auf die Frage des Aetius, wann Bischof Anianus den Fall der Stadt ervvarte,
antwortete dieser : Octavo decimo Kal. Julias oportunum te nobis venire convenit.
Was hier als Prophezeiung gegeben wird, ist natiirlich auf Grund der spâteren
Ereignisse gesagt. lleber die Zuverlâssigkeit der Vita und speziell dièses Datums
vergl. Kaufmann: Ueber die Hunnenschlacht des Jahres 451. Forsohungen VIII,
117 ff. Kaufmann giebt allerdings den 24. Juni. Nach der Ausgabe der Monu-
menta wird man dafiir den 14. Juni einsetzen miissen.
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— 139 —
Sohn, gerade Metz und nicht Trier als seine Residenz gewàhlt hat,
làsst annehmen, dass dièse Stadt ein baulich wohl erhaltenes Gemein-
wesen war, in dem die alte rômische Kulturiiberlieferung keine Unter-
brechung erfahren batte.
Seehszig Jahre spater hat Venantius Fortunatus die Stadt als
ein bliihendes Gemeinwesen gesehen und aus seinen Gedichten lassen
sich wichtige Anhaltspunkte ûber die Ausdehnung und das Aussehen
des Or tes entnehmen. Die Stadt liegt zwischen Mosel und Seille
und dehnt sich noch nicht liber die beiden Flûsse aus ^). Der Abhang,
auf dem sie sich erstreckt, ist bewaldet^). Gârten und Ackerland
scheinen auch innerhalb des Mauergûrtels nicht vereinzelt zu sein^).
Eine starke Mauer schutzt vor feindlichem Angriff^).
Wir kônnen aus diesen Angaben, so knapp sie auch sind, doch
die Thatsache entnehmen, dass die damahge Stadt noch ebenso wie
aus den Mauerresten fiir die rômische Zeit erschlossen werden konnte,
den Hûgel nicht herabgestiegen war, ja der alte Gûrtel scheint ihr
sogar, nach den Gârten und Aeckern zu urteilen, die er mit umschUesst,
zu weit zu sein. Es ist mithin keine gewagte Hypothèse, wenn wir
annehmen, dass die Mauern, welche Venantius sah, noch die rômischen
waren. Was etwa durch die Zeit schadhaft geworden war, das batte
Bischof Vilicus sorgfâltig ausbessern lassen ^).
Leider lâsst sich aus der poetischen Schilderung des Italieners
nur fiir diejenigen Telle der Stadt ihr Umfang erkennen, die auf der
steilen Hohe liegen ; nach Siidosten zu, wo sich die Erhebung in das
Gelànde verliert, kônnen wir eine Grenze aus des Venantius Worten
nicht erschliessen®).
*) M. G. Auctores anliquissimi. Ven. Fortun. opp. Ad Vilicum ep. Met. III, XIIl :
Hic ubi perspicuis Moscllam cursibus intrat
Alterius vires implet et ipse périt (se. Salia).
Hoc Mettis fundata loco speciosa veruscans
Piscibus obsessum gaudet utrumque latus.
^) Prospicis umbroso vestitos palmite colles.
^) Certatur varia fertilitate lociis
und vorher: Deliciosus ager ridet vernantibus arvis
Hinc sata culta vides, cernis ai inde rosas.
*) Urbs munita nimis, quam cingit murus et amnis, Pontificis merito stas
valitura magis. X, IX, 1. Regibus occurens ubi Mettica moenia pollent.
*) Das ergiebt sich aus dem eben citierten Verse, auf den meines Wissens
bisher in diesem Zusammenhange noch nicht hingewiesen ist.
•) Allerdings spricht Venantius von Colks, und wenn wir auf diesen Plural
Wert legen wollen, so kann neben dem grossen Hugcl im Norden der Stadt nur
diejenige natiirliche Erhebung in Betracht kommen, welche die heutige Citadelle
bedeckt. Bis dahin batte sich sonach die Stadt erstreckt.
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— 140 —
Der Scliilderung des Venantius stellt sich ein zweites Gedicht zur
Seite, das gleichfalls die Gesamtlage der Stadt kennzeichnet. Es ist
600 Jahre jiinger als die Verse des austrasischen Hofpoeten ; wir kônncn
daraus aber enlnehmen, dass sein Verfasser, der gelehrte Benediktiner-
mônch Sigebert von (ienibloux, der die Stadt durch langjâhrigen
Aufenthalt kannte, noch dasselbe Bild gesehen hat, wie es sich in
frânkischer Zeit dem Auge darbot. Er schreibt^):
Laudo minas mûri quadris exaedificati,
Non facilis solvi non expugnabilis hosti;
Nam cliviis murum, tutantur flumina clivum,
Tutam sic; extra, munit vis aggeris intra.
Qua natura labat vires manus arsque ministrat
Mensurans latum, stupeas succrescere longum
Sique citus formam spectes, quid pulchrius unquam?
Juxta naturam metata suam posituram
Fulchra plaeet visu, naturae pulchrior usu.
Colle sedens modico, gemino mutata fluento
Flumina dant murmur, dant propugnaeulo robur.
Die Worte besagen, dass die stark befestigte Stadt auf einem
Hugel zwisehen Mosel und Seille lag ; dieser Lage dankt sio ihre Festig-
keit, denn der Hiigel sehiitzt die Mauer, und die Fliisse gewâhren dem
Hi'igel Sehutz. Im VerhRltnis zu ihrer Breite zieht sie sich sehr weit
in die Lange. Die Ausdehnung naeh Siiden kennzeichnet der Diehter
in einem weiteren Verse:
Virgineos thalamos in Irino nomine trinos
(ilollocat (se. Adelbero) in mediis hujus sibi moenibus urbis.
Unter diesen Frauenklostern ist St. Peter in der heutigen Cita-
delle, Ste. Marie ebenda und Ste. Glossinde, das bei dem jetzigen
Bischofspalaste lag, gemeint. Dièse drei aiso waren noch von der
Mauer umschlossen und die Stadt erstreckte sich demnach von dem
steilen Nordhûgel bis zu der siidlichen Erhebung, die am rechten Mosel-
arm emporstieg.
Doch Sigebert ist noch pràciser in seiner Schilderung. Er fûhrt
auch die Thore auf:
Quatuor ecce plagas per quatuor aspice portas,
Scilicet Anatolen, Disin, Mesembrian, Arcton.
') Vila Deoderici I, ep. Met., M. G. SS., IV, 477 flf. Unter dem Titel Eloge
de Metz aueh von Houteiller, Paris 1881, mit freier franzosischer Uebersetzung
und Kommentar herausgegeben.
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~ 141 —
Man konnle bedauern, dass die Stadlaiistîanjfe nur naeh ihrer
Hiniraelsrichtung bestimmt und nichl mil ihrem Namon genannt werdeii.
Glucklichenveise aber selzt uns ein<» Quelle, die ans ariniihernd dersellx^n
Zeit stammt, in die Lage, w(*nigsl(»ns fiïr drei Tliore die genaue Lage
zu beslimmen.
Im Laufe des 12. Jahrhunderts ist ein C.eremoniale fiir die Kalhe-
drale verfasst worden *). Bei den Vorsc^liriften fur die verseliiedenen
Prozessionen wird nun auch der Wejc beslimrnl, den der Zug zu
nehmen hat, und dabei werden als Thore genannt: die Porta Serpen-
tina, die Porta Moselle und die Porta Salliae.
Die Porta Serpentina entsprieht genau dem heutigen R(*)merth()r;
denn die Prozession begiebt sieh naeh dem Durchsehreilen dièses Stadl-
Eingangs entweder naeh Sle. Glossinde-j oder naeh Ste. Marie ^j. Reide
Kloster liegen aber links und rechts dièses Thores.
Zur Porta Moselle fiihrt ein Weg direkt von einer Briicke, die,
wie ich spàter ausfiihren werde, nur die heutige Georgsbrueke sein
kann^); ausserdem wird die Lage des Thores dureh eine Bulle Papst
Innocenz II. vom Jahre 1139 bestimmt^). Hiernaeh war es der Sego-
lenakirche unmittelbar benaehbart.
Die Porta Salliae endlich muss am Ausgange der Goldschmied-
strasse, doch aber in gewisser Entfernung vom Seilleflusse gelegen
haben. Es geht das daraus liervor, dass die Monche von St. Arnulf,
St. Clemens und St. Symphorian ausserhalb des Thores zuriickbleiben
mussten, um von hier direkt in ihn* KltKsler zu gelang(m. Die Seille
mussten sie dann bereits iiberschritten haben; denn der Weg, den
sie zu nehmen hatfen, fûhrte links der Seille bei St. Martin vorbei®).
*) Prost. La cathédrale de Metz. Mém. de la soc. d'archéol. de la Moselle.
1885. p. 117 ff. Die heutige Handschrift des Ceremoniale entstammt dem 13. Jahr-
hundert ; Prost sucht aber zu erweisen, dass die ursprungliche Aufzeichnung dem
12. Jahrh. angehôrt. Seine Griinde dafiir sind nichi stichhaltig. Jedenfalls muss aber
die Aufzeichnung vor 1223 stattgefunden haben. In diesem Jahre haut man die
Mittelbrûcke, die der Verfasser des Ceremoniale, wie spàter gezeigt wird, noch
nicht kennt. Und in noch friihere Jahrzehnte wird es durch die Thatsache ge-
wiesen, dass die neue (gotische) Kathedrale schon 1220 im Bau ist, das Cere-
moniale aber noch die romanische Kirche voraussetzt.
*) Prost 1. c. Preuves 99.
») Prost I. c. Pr. 100.
*) Prost 1. c. Pr. 106.
*) Pflugk-Harttung. Acta pontificum 11, p. 283. Ecclesia s. Segolene ad
portam Moselle.
•) Prost 1. c. Pr. 107.
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— 142 ~
Ueber das vierte Thor giebt das Ceremoriiale keinen Aufschluss;
seine Lage bleibt spâterer Erorterung vorbehalten.
Die drei erstgenannten bestâtigen aber die Schilderung des Sige-
bert in trefflicher Weise. Jedenfalls ist der nordliche Teil der Sladt
durch die Angaben der Dichter nnd des Ceremoniales fest umgrenzt,
und fiir die Siidfront ist ein zuverlàssiger Richtpunkt gegeben.
Es handelt sich jetzt darum, die Siidstadt, vor allem nach ihrer
Ostseite, auf der sich der Hohenzug im Gelànde verliert, genauer ein-
zukreisen.
Vom Seillethor aus diirfen wir zunâchst die alte Mauer, die wir
fiir die romische Stadt gekennzeichnet haben, auch fur die mittelaller-
licbe Umfestigung in Anspruch nehmen. Erfahren wir doch aus einer
Urkunde, dass dieser Mauerzug erst 1235 abgebrochen wird^). Von
der grossen Hirschstrasse an làsst sich aber dièse Mauer nicht weiter
verfolgen. Hier bietet zunâchst die Lage der Martinskirche einen An-
halt zu genauerer Bestimmung.
S. Martin fiihrt in den àltesten Urkunden und Chroniken, die es
erwàhnen, den Namen »in curtis* oder auch »in horlis*. Die Kirehe
lag also in Gârten und solche werden wir mit grôsserer WahrscheinHch-
keit vor als innerhaib der Mauer zu suchen haben. Dièse Annahme
wird bestàtigt durch die Verordnungen, welche das Ceremoniale fiir
die Markusprozession trifft. Danach soll sich der Festzug, nachdem er
durch das Seillethor die alte Stadtbefestigung verlassen hat, von
S. Simplicius zur Kirehe S. Martin, dann nach S. Theobald und weiter
nach den zahlreichen Kapellen, die auf deni Bann von Sablon und
Montigny lagen, bewegen^). Nirgends wird gesagt, dass er zwischen
S. Simplicius und S. Theobald von neuem ein Thor durchschreitet.
Auch Abt Richer von S. Symphorian, der um 1135 lebte, bezeichnet
in seinem Gedichte De laude urbis Metensis die Kirehe als Stans mé-
dius portis Martinus floret in hortis^). Man kann dièse Ausdrucksweise
wohl nur so erklâren, dass der Plural dichterisch fiir den Singular
gebraucht wird, die Kirehe demnach dicht vor dem Thore steht, andern-
falls miisste man annehmen, dass die Kirehe zwischen dem Martins-
thore und der im 12. Jahrhundert wohl schon vorhandenen Polerna
S. Nicolai lag. Jedenfalls ging also die Mauer hinter der Martinskirche
hindurch.
') M. Bez.-A.
«) Prost, La cathédrale de Metz. Pr. 104.
') Vita S. Martini, éd. R. Decker, Trier, Gymnasialprogramm. Auszugsweise
auch in dem Jahresberichte der Gesellschaft fiir nutzliche Forschung. Trier 1882.
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— 143 —
Ueber ihren weiteren Verlauf nach Sûden giebt uns derselbe
Richer einen Anhalt durch die Bestimmung des Punktes, in welchem
die Ost- und Siidfront zusammenstiessen. Er sagt vom Glossinden-
kloster :
Stat sacra Walthrada, stat cum Giodesinda Serena
Cum niveis turbis, qua preminel angulus urbis.
Hiernach hat die genannte Abtei gerade im Mauerwinkel gelegen
und dazu passt vortrefflich, dass der dicht bei Ste. Glossinde gelegene
Camoufleturm noch auf dem Merianschen Sladtplan als Eckturm er-
scheint.
Die Lage der alten Westfront wird besiimmt durch eine Urkunde
von 1295^). Hier wird von einigen Hâusern gesagt, dass sie devant la
porte az chevak lagen. Die Porte aux chevaux, befand sich in der
Gegend der heutigen Regierungsbriicke. Wenn nun Hâuser davor gebaut
waren, so ergiebt sich aus dieser Lagebestimmung, dass das Thor nicht
den Brùckenûbergang sperrte, sondern an den Berg angedrângt war.
Bestimmtere Schiusse gestattet uns eine Urkunde von 1192, nach
welcher die Kirche S. Victor »in suburbio S. Stéphanie lag^); der Be-
grilT des Suburbiums besagt aber, dass es von der eigentlichen Stadt-
mauer nicht umschlossen war. S. Victor ist heute verschwunden.
Seine Stelle ist von einem Teile der Markthalle eingenommen ; und
zwar durfte das dem Plusse zugekehrte Ende des rechten Flûgels dièses
Gebâudes am ehesten der Lage der kleinen Kirche entsprechen. Da
der alte Bischofspalast sicher innerhalb der Mauer lag, so ist die Linie,
welche Tûr die Befestigung bleibt, ziemlich eng eingegrenzt. Sie hâtte
dann die Palaststrasse zwischen Bâren- und Marienstrasse iiberschritten.
Thatsâchlich finden wir in dieser Flucht hinter den Hâusern der Marien-
strasse eine mâchtige Futtermauer, die gleichzeitig die Grenze des Hôtel
du Nord und der in der Marienstrasse anschliessenden Grundstucke bildet.
Wiederum zeigt sich auch im Katasterplan an dieser Stelle dieselbe Er-
scheinung, wie sie zwischen Ziegenstrasse und Ludwigsplatz zu bemerken
war. Von der Ecke der Palast- und Marienstrasse an gerechnet vertiefen
sich die Grundstucke der Marienstrasse von Haus zu Haus und zeigen
») M. Bez.-A.
2) Urkunde Bischof Bertrams fiir S. Arnulf. M. Bez.-A. H. Allerdings heisst
es in einer friiheren Urkunde des Bischof s Benno von 926/7 capella S. Victoris
intra muros civitatis (Calmet I, pr. 338). Der Widerspruch kann wohl nur so
gelôst werden, dass das Stadtgebiet bis zum Fluss mit in die Mauer einbezogen
worden war, nach der friiheren Lage aber und der noch vorhandenen alten Mauer
die Benennung suburbium sich erhalten batte.
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— 144 ~
damit, dass sie sieh an eine gegebene foste Grenze anlehnten. Vn-
mittelbar vor der Mauer breitet sich sodann der miichtige Bau des
Amphitheaters aus, auf den ich spâter ausfuhrlicher zurïickkomme.
Auch die Tradition uber den Sladlteil Anglemur spricht dafiir,
dass die Mauer urspriinglich an der Hôhe entlang fûhrte. Anglemur
ist ein Bezirk, der offenbar von angle, der Winkel, seinen Namen
fiihrte; die Mauer muss hier also einen auffallenden Winkel gebildet
haben. Ueber die Ausdehnung dièses Viertels sind wir nicht vollkonimen
unterrichtet, wir wissen aber, dass ein Haus, das unterhalb des Domini-
kanerklosters lag, zu Anglemur gehorte^). Es ist mithin die Gegend
der heutigen Arnulfstrasse. Nach der anderen Seite stiess Anglemur
an die MoseP). Nun berichtet die Sage, Anglemur sei gleichzeitig mit
Vezigneuf, Neufbourg und Ayest in die Stadtmauer eingeschlossen
worden, habe aber im Gegensatz zu den drei erst genannten Quartieren
noch lange Zeit wiist gelegen ^). Wir werden spâter zeigen, dass dièse
Ueberlieferung insofern unrichtig ist, als Anglemur zweifellos fruher
wie Vezigneuf und Neufbourg zur Stadt gezogen wurde. Immerhin
dûrfte die Sage einen richtigen Kern insofern haben, als der Bezirk
urspriinglich nicht zur eigentlichen Stadt gehôrte.
Es sind eine ganze Reihe wichtiger Richtpunkte, die sich fur die
friihmittelalterliche Mauer gewinnen liessen. Haben wir aber eine Burg-
schaft dafiir, dass schon zu den Zeiten des Venantius Fortunatus der
Stadtumfang derselbe war? Bei seiner Schilderung blieb eine Liicke
offen. Wenn uns auch der Giinstling der Bnmhilde nach Norden zu
das Stadtbild mit krâftigen Strichen gezeichnet hatte, fur die Ausdehnung
des sûdlichen Theils liess sich ein Aufschluss aus seinen Versen nicht
gewinnen. Da wird es von Bedeutung sein, vom XII. Jahrhundert
zuriick zu gehen und den Beweis zu versuchen, dass die Befesti-
gungsverhàltnisse der Stadt seit der merovingischen Zeit die gleichen
geblieben sind.
Im Jahre 691 macht der Herzog Pippin eine Schenkung an die
Basilica sanctorum apostolorum, das spàtere Arnulfskloster, und be-
zeichnet die Kirche als juxta urbem Mettis constructa^). Die Abtei
*) Une maison en Anglemur desoz lez proichors. M. St.-A. Ban de tréf.
von 1278.
*) Anglez estoit sur la rivière
Dessus la porte Lavandière.
Les Chroniques de la noble ville et cité de Metz, éd. Chabert. 1855.
*) Vgl. daruber Prost, Légendes, p. 149.
*) M. G. DD. Merov. 92. Muhlbacher, reg. n© 6, p. 5.
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— 145 —
St. Arnulf lag etwais siidwârts des heutigen Bahnhofs *) : bis dahin reichle
mithin die Stadt nicht. Andererseits wird uns in einer Urkunde von
715 2) von der Schenkung eines Hauses beriehtet »in loco qui dicitur
Romana Sala infra murum*. Naeh Prosts grlïndlichen Untersuehungen
lag der Hauserkomplex, weleher Romana Sala genannt wurde, zwischen
Bank- und Priesterstrasse, erstreckte sieh aber uber die Ponceletstrasse
hinûber bis auf die heutige Esplanade^). Wir vi^erden sonach sagen
diirfen, dass die jetzige Esplanadenstrasse noch innerhalb der Mauer
lag und erhalten fur die Umfestigung eine Siidgrenze zwischen der
genannten Strasse und dem Arnulfskloster. Zu genauerer Bestimmung
verhilft eine Urkunde von 781^). Hier heisst es vom Peterskloster, es
liège » infra muro Meltis civitate*. Die Peterskirche steht noch heute:
sie ist das vom Mihtârfiskus als Brieftaubenstation benutzte basilikale
Gebâude in der Citadelle^). Mit dieser Ortsbestimmung wird die ge-
samte heutige Esplanade in den alten Mauerring eingeschlossen.
Ebenso ait wie das Peterskloster ist die Abtei Ste. Glossinde. Von
vornherein diirfen wir annehmen, dass dieselbe als Frauenkloster inner-
halb des schiitzenden Mauerrings gegrûndet wurde und eine Urkunde
von 945^) bestâtigt auch ausdriicklich dièse Annahme.
Dièse urkundlichen Nachw^eise diirften hinreichend erweisen, dass
bis in das VII. Jahrhundert, ja bis in die ersten Jahrzehnte desselben
die Stadt nach Siiden und Osten die gleiche Ausdehnung hatte, wie sie
fur die Mauer des XII. Jahrhunderts sich festlegen Hess. Da wir Grund
zu der Annahme hatten, dass Venantius noch die rômische Mauer
gesehen und ihre Lage geschildert hat, so ist jetzt die Berechtigung
geschaffen, die mittelalterlichen Reste mit den rômischen in Verbindung
zu bringen.
Zunâchst môgen die einzelnen Richtpunkte und Mauerreste der
reichsstâdtischen Zeit zusammengestellt und durch gerade Linien ver-
bunden werden. Es ergiebt sich folgendes Bild: Vom Moselthor,
dem Hôhenrande folgend, fiihrt die Umfestigung zwischen Naglergasse
*) Die Lage lâsst sich genau nach einer alten Flurkartc bestimmen, in
weleher das Kreuz noch eingetragen ist, das zur Erinnerung an den dereinstigcn
Hochaltar der Ableikirche im XVI. Jahrhundert errichtet wurde. Danach lag die
Abtei an der linken Seite des Weges, der heute dicht hinter dem Bahnhofe vom
Hauptwege ab nach der Augnystrasse fuhrt.
2) M. G. DD. Merov. 214. Miihlbacher, reg. n© 27, p. 9.
») Mém. de l'académie de Metz, 1879/80, p. 123 ff.
*) Calmet I, 290. Muhlbacher, reg. no 286.
^) S. die Arbeit Knitterscheids, Jahrb. IX, p. 97 0".
*) Calmet I, 359: infra muros urbis.
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— 146 —
einerseits, Kapuzinor-, Paradies- und Gerberstrasse andererseits nach
dem Seiilethor am Ausgange der Goldschmiedstrasse, biegt von hier
etwas nach hnks ab, um sich zwischen Ziegenstrasse und Ludwigsplatz
bis elwa No. 12 der Hirschstrasse durchzudrilngen. Weiler zieht die
Linie nach der Turmseite der Martinskirche und trifît hinter der heutigen
Glossindenkapelle auf den Camoufleturm, der die Eeke zur Siidfront
bildet. Dieselbe zieht sich durch das heutige Romerthor hinter der
Abtei S. Marie (jetzt Stali der Kriegsschule) hindurch. Die Westfront
umschliesst S. Peter, indem sie ein Stadtviertel unterhalb des Berges
bis zur Mosel hin draussen licgen lasst, geht zwischen Baren- und
Marienstrasse entlang ùber die Palaststrasse und durch die heutige
Markthalle. Auch weiter hait sie die Hôhe, sodass die Birnbaumstrasse
innerhalb, die Gartenstrasse vor der Mauer hegt. Vor der Georgsbriicke
biegt sie sodann scharf nach Osten und stosst hinter Ste. Ségolène wieder
auf das Moselthor.
Lassen sich nun in dièse Linien die romischen Reste zwanglos
einfûgen ?
Vom Moselthore ostwiirts zieht noch heute in den Hauserfunda-
menten die alte Mauer, die durch die Turmreste in der Kapuzinerstrasse
und durch Phihpp v. Vigneulles Erzahlung liber Entdeckungen in der
Gerberstrasse als romisch charakterisiert ist. Sie fallt durchaus mit
der mittelalterlichen Umfassungslinie zusammen. Die Mauerreste zwischen
Goldschmied- und Grosser Hirschstrasse Hessen sich gleichfalls als romisch
ansprechen. Der von den Benediktinern gemeldete romische Mauerrest
hinter Ste. Glossinde passt vollkommen in die mittelalterliche Linie.
Auf der Sudfront fâllt die von Parnajon in den ïûrmen des Wassieux
und des Lenniers, desgleichen die von Tabouillot in der Tour d'Enfer
constatierte romische Umfassungsmauer mit der mittelalteriichen zu-
sammen. Die Mauerblôcke hinter S. Peter bestâtigen, dass auch die
friihmittelalterliche Mauer hier auf halber Hohe entlang zog — der
Hollenturm muss demnach die Ecke gebildet haben — und Ledains
Entdeckung romischer Reste im Hause des Divisionskommandeurs fiigt
sich vollkommen zu der hinter S. Victor hindurchziehenden Mauer der
karolingischen Zeit. Zwischen Garten- und Birnbaumstrasse sind romische
und reichsstadtische Befestigung identisch. Vor der Georgsbriicke aber
fiihren noch heute grossartige romische Mauerreste auf die Stelle zu,
die im XII. Jahrhundert das Moselthor einnahm.
Damit ist der Nachweis erbracht, dass romische und friihmittel-
alterliche Mauer in ihrer Lage identisch waren und es bietet sich jetzt
eine neue Grundlage, die fiir die ortliche Erforschung der noch vor-
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— 147 —
handenen Reste sichere Anhaltspunkte giebt. Ausgefallen ist bisher
das Stuck zwischen Gartenstrasse und Kirche S. Victor, das Gebiet
also, das von der Kathedrale bedeckt ist. Wir werden annehmen
diirfen, dass hier die romische Mauer dem Gelânde folgend von
der geraden Linie auswich und den steilen Abfall auch da benutzte,
wo er als Vorberg nacli Westcn zu herausspringt. Ein Beweis fur
dièse Annahnie lilsst sieh ans dem Hericlite des Gregor v. Tours *) und
des Paulus Diaconus^) liber den Hunneneinfall hcrleiten. Die ganze
Stadt, schreiben beide, sei verbrannt, mit Ausnahme des Oratoriums
S. Stephani, d. h. des kleinen Bethauses, das am Piatze der spiiteren
Bischofskirche lag. Man wird die Riehtigkeit dieser Nachricht, an der
man nicht zu zweifeln braucht, nur verstehen konnen, wenn man an-
nimmt, dass dies Oratorium nach drei Seiten hin durch den steilen
Bergabfall gedeekt und nach der Stadt zu mit einer besonderen Mauer
umzogen war.
Kraus hatte am Schlusse seiner topographischen Beschreibung
von Metz geâussert, die Mauer biete eine unregehnâssige Gestalt dar
und vermutete deshalb, dass hier die Anlehnung an die bereits be-
stehende Stadt der Mediomatriker massgebend war. Die vorstehende
Untersuchung ergiebt dagegen, dass der Stadtplan, von kleinen, durch
die Bodenbeschaffenheit bedingten Ausweichungen abgesehen, fast voll-
stàndig rechteckig war, dem Grundtypus des romischen Stadtbildes also
durchaus entsprach.
Ebenso lâsst sich in der Strassenanlage noch heute der charakte-
ristische Grundzug romischer Stadte erkennen. Eine romische Stadt
entstand nicht gleich den modernen und mittelalterlichen im langsamen
Verlauf der Zeiten von einzelnen Hâusern zum Dorf, vom Dorf zur Stadt
anwachsend. Sie wird auf einmal geschaffen durch einen einzigen
politisch-religiôsen Akt. Nach dem Vorbilde des Lagers war sie im
wesentlichen in vier Regionen eingeteilt, die durch die beidcn sich
kreuzw^eis schneidenden Hauptwege, den Decumanus und Cardo maxi-
mus bedingt waren. Parallel dem Decumanus wie dem Cardo liefen
sodann Decumani und Cardines von geringerer Breite. Die Richtung
des Decumanus und des durch ihn bedingten Cardo wurde nach der
Sonne bestimmt, insofern bei Anlage des Strassenplanes der Friester
mit dem Visierinstrument an gegebenem Tage vom zukunftigen Kreuzungs-
*) Gregorius Tur. 1. c.
2) Paulus diaconus, Gesta epp. Mett. M. G. SS. II, 260 ff. Vgl. zu dieser
AuiTassung auch Prost, Les léjiendes, p. 322, der gleiclifalls einen richti^en Kern
des angeblichen Wunders anerkennt und dieselbe Erklîlrung dafùr abgieht.
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— 148 —
punkt der Hauptstra-ssen aus die Richtung fe<l.stellte, in weleher die
Sonne aufging. Die.se Linie war massgebend fOr die Slrassenanlage \).
Die vier Slrassen endeten in Thoren ; doch war es nichl ausgeschlossen,
dass sich die Mauern auch an anderen Stellen Offnelen und Haupl-
Uiore felilten.
Betraehten wir nun den Metzer Stadlplan, so fâllt uns sofort fiir
den siidiichen Teil der inneren Sladt, soweit derselbe von der alten
Mauer umschlossen war, eine ausserordenlliclie Regelmâssigkeit auf,
eine Regelmâssigkeit, die noch mehr hervorlrelen wûrde, wenn die
Fortselzungen von Bank- und Priesterstrasse, die sich zweifellos iiber
den heutigen Wilhelmsplatz hinzogen^), durch die Umwalzungen des
XVI. Jahrhunderts nicht verschwunden wâren.
Dièse Regelmâssigkeit lasst sofort erkennen, dass wir hier eine
planmâssige Anlage vor uns haben und nicht eine Sladt, die den wach-
senden Bedurfnissen entsprechend sich allniâhlich entwickelt hat.
Die Richtigkeit dieser Annahme zeigt uns einmal der Vergleich
der ijbrigen Stadtteiie, sodann aber auch das Stadlbild anderer deut-
scher Stàdte. Betrachtet man beispielsweise die Gebiete Outre Seiile und
Outre Moselle, so gewahrt man sofort, dass da von einer planmâssigen
Anlage nicht die Rede sein kann. Hier wie dort ist eine lange Strasse
vorhanden gewesen, an welche sich rechts und Unks die Niederlassungen
planlos, allein durch die Gelàndeverhâltnisse bestimmt, angesetzt haben.
Ebenso verhalt es sich mit den Sladtteilen, die spàter die Namen Neuf-
bourg und Ayest fûhrten. Wie es mit dem Gebiete zwischen Gold-
schmiedstrasse und der Nordgrenze der alten Stadt steht, ist schwer
zu sagen. Die Romerstrasse hat ja hier sicher eine geradlinige Fort-
setzung in Ladoucetten- und Stationsstrasse, auch die Birnbaum- und
Geisbergstrasse konnte man schliesslich als Fortsetzungen der Priester-
strasse ansehen. Die kleineren Strassenzùge haben aber ein so wenig
regelmâssiges Geprâge, dass man annehmen darf, dieser Teil der Stadt
sei nicht ursprûnglich in den rômischen Grundungsplan eingeschlossen
gewesen ^). Das ist um so wahrscheinlicher, als vor der rômischen hier
eine gallische Niederlassung existiert hat, die bei der rômischen Erobe-
rung nicht zerstôrt worden ist. Die geradlinige Fortsetzung der Rômer-
*) Vgl. dariiber Nissen, Das Templum, Berlin 1869.
*) Leider besitzen wir nicht ein en Stadtplan aus der Zeit vor Anlage der
Citadelle. Der Plan Salignacs ist fur die Strasseneinteilung der Stadt zu ungcnau,
als dass sich daraus Klarheit gewinnen liesse.
^) Die Gartenstrasse, welche Fritz, Deutsche Stadtanlagen, als charakteristisch
fiir die ruinische Anlage erwahnt, ist eine neuere Anlage des 18. Jahrhunderts.
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— 149 -
strasse wird hiernach wohl so zu erklâren sein, dass im Laufe der
Jahrhunderte, welche die rômische Herrschaft wàhrte, eine allmâhliehe
Angleichung der beiden urspriinglich selbstândigen Niederlassungen statt-
gefunden hat.
Auch der Vergleich mit anderen Stàdten zeigt deuilich, dass die
Rogelmâssigkeit des Melzer Planes durchaus keine Erscheinung ist, die
mitlelalterlichen Stadtgebilden eigentiimlich ist. Wie die Beispiele von
Rostoek, Liibeck, Bremen, Frankfurt a. M. ^) zeigen, sind dièse Orte
entstanden wie die Jahresringe eines Baumes. Gewohnlich ist die
Hauptkirche der Mittelpunkt, um den herum sich die Strassen und
Plàtze mit ihren zahllosen Winkeln und Gâsschen im Laufe der Jahr-
hunderte angesetzt haben.
Von den beiden Hauptstrassen der romischen Stadt werden wir
den Decumanus zweifellos in der Romerstrasse und deren Fortsetzungen
zu sehen haben. Aus eigener Anschauung kann ich feststellen, dass
die von Toul nach Metz laufende Strasse in ihrer Richtung auf die
heu tige Romerstrasse traf^). Wir werden mithin annehmen diirfen,
dass die friihmittelalterliche an dieser Stelle liegende Porta Serpentina
der Porta Praetoria entsprach. Ob die alte Porta decumana urspriing-
lich in der Gegend der kleinen Pariserstrasse gelegen hat, muss bei
jeglichem Mangel einer analogen Stadtanlage dahingestellt bleiben;
jedenfalls ist aber in der spâteren romischen Zeit das nôrdliche Stadt-
thor mit dem mittelalterlichen Moselthor am Ausgange der Trinitarier-
slrasse identisch gewesen.
Von den Cardines wird sich noch am ersten die heutige Gold-
schmiedstrasse als cardo maximus bezeichnen lassen. Sie miindet nach
Osten zu in eines der Hauplthore, die spâtere Porta Salliae. Nach
Westen hin ist sie im Mittelalter durch den Kirchenbezirk und das
Claustrum gesperrt gewesen. Aber auch in romischer Zeit diirfte hier
kaum ein Thor gewesen sein, da der Abfall des Gelândes viel zu steil
war. Eher kônnte man einen Ausgang vor der heutigen Palaststrasse
annehmen. Die Friedensstrasse , welche heute die Fortsetzung der
Palaststrasse bildet, ist freilich erst eine junge Anlage und fiir die altère
Zeit hat hier das Johanniterkioster den Ausgang gesperrt. Aber auch
in romischer Zeit hat dort ein màchtiges Bollwcrk vorgelegen, das
merkwïirdiger Weise bis heute noch keine Beachtung gefunden hat.
*) J. Fritz, Deutsche Stadlanlagen.
*) Die Strasse wurde beim Hau der Friedrich Karl-Kasernc freigelcgt. Sie
zieht sich hier genau unter der heutigen Wache durch.
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150 -
Aus den Grundmauern der dori liegenden Hauser schliesse ich, dass
hier ein Amphilheater seinen Platz hatte, und bei Untersuchung des
Mauerwerks ergab sich in der That, dass der fiir die spiitromische
Zeit charaklerislische Ziegeldurchschuss in diesem Bau angewendet ist.
Jedenfalls verdienlen dièse Reste eine eingehende bauiechnisehe Unter-
suchung und Aufnahme ^). Immerhin wurde aber auch ein Amphitheater
ein Thor nicht ausschliessen ; im Gegenteil : wie in Trier kônnte es gerade
als Thordeekung gedient haben. Trotzdem glaube ich, dass ebenso-
wenig wie vor der oberen Goldschmiedslrasse im Amphitheater ein Thor-
ausgang gewesen ist. Einem Thor an dieser Stelle miisste jedenfalls
ein Briickeniibergang iiber die vorbeistromende Mosel und eine Strasse,
die sich an die Briicke anschliesst, entsprechen. Von einer Strasse
ist aber keine Spur vorhanden und niemals sind auf der Strecke von
der heutigen Mittel- zur Totenbriicke irgend welche Funde gemacht, die
auf roniisehes Kulturland schliessen lassen. Wir diirfen vielmehr an-
nehmen, dass die einzige Briicke, welche den Uebergang von der Stadt
zum linken Moselufer vermitlelte, an der Stelle der heutigen Georgs-
briicke lag. Als Beweis dafûr darf eine merkwiirdige Entdeckung gelten,
die A. Prost im Jahre 1868, als der Wasserstand der Mosel ein ausser-
ordentlich niedriger vvar, draussen im Hauptarnie des Flusses zwischen
der heutigen Totenbriicke und Diedenhofener Briicke gemacht hat^).
Er fand dort die Untermauerung von Bruckenpfeilern, die in ihrer
Lângsaxe vom Ausgangc der alten rue d'Eltz (jetzt Ilollandrestrasse)
nach dem linksufrigen Zugange der heutigen Totenbriicke wiesen. Sie
divergirt mithin mit der letzteren und konnte nur fiir einen Verkehr
bestimmt sein, der aus dem Nordteile der Stadt uber die heutige Georgs-
brucke fiihrte.
*) Der âussere Langsdurchmesser des Ovals beirâgt 80 m ; die Breite 50 m.
Den Lângsdurchmesser der inneren Linie messe ich auf 40 m, die innere Breite
auf 30 m. Dièse Zahlen geben jedoch nur annâhernd die exakten Maasse; sie
sind genommen nach dem neuen Katasterplan von Metz (l : 4001)), jedoch ist zu
beriicksichtigen, dass das Oval nicht mehr in seiner ganzen Linie erhaltcn ist.
Das gesamte Oval wird jetzt durch die Friedensslrasse durchschnitten. Die Aussen-
mauern sehe ich in den Hausern St. Ludwigsstr. 9, 11, 13, 15, 3, Friedenstr. 4,
2, 1, Fasanenstr. 11, î), 7; die Innenmauern in den Hausern Ludwigstr. 9, 11, 13,
15 und 11>>^. In einer Abbildung von Chastillon aus dem Jahre 1614 ragen die
Aussenmauern, die durchweg mit Ziegeldurchschuss gcarbeitet sind, noch in statl-
lirher Hohe empor und sind schon damais als Reste eines Amphitheaters ange-
sciien wordcn. Chastillon iiberschreibt dièses l^latt: Les ruines très antiques
d'un amphiteaslre qui se voit encore a présent au borl de la Mozelle dans la
ville de Metz.
-) Bull, de la soc. d'archéol. de la Mos., 1868, p. 115.
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— If)! -
Die Briicke war «jebaut aus weissen Kalksleinen, wie sie hier in
roiniseher Zeit und bis in das 12. Jahrhundert gebràuchlich sind.
Gleichzeilig fanden sich aber auch roinis(*he Grabsteine darin eingo-
mauert und das deutet daranf hin, dass die Briicke in dorselben Zeit
entstanden ist, wie die Mauer, die, wie wir gesehen haben, dasselbe
Baumaterial aufweist. Jedenfalls halte die Stadt im IV. Jalirhundert
das grossie Intores>e daran, dass ihre Vorbindung mit den noeh vor-
handenen romischen Reichsteilen durch die eindringenden Franken und
Allemannen nicht abgeschnilten wurde. Sie hat aus diesem Grunde,
wie ich fruher ge/eigt habe, mil au^îserster Ziihigkeit die befestigle
Strasse uber Delme und Tar(iuimpol zu liallen gesuoht, aber wichtiger
noch mussle es ihr sein, dass eine fesle Briicke, die dureh einen Hamlstreieh
nicht vernichtel werden konnte, die Verbindung nach We.'^len offenhiell.
Wenn wir die mittelalterliche Topographie der Stadt ins Auge
fassen, so linden wir auch damais noch, dass der gcsamle Verkelir
nach dem Unken MoseUift»r iibcr die (jcorgsbriicke fuhrte und eine
andere Brûcke iiberhaupt nichl vorhanden war'); damit werden die
friiheren Beweismomente wesentHch in ihrer Zuverliissigkeil verstiirkt.
Der Annahme, dass auf der Westseite der Stadt zu romischer
Zeit iiberhaupt kein Thor vorhanden war, widerspriclit nun allerdings
scheinbar die Schilderung, welche uns Sigebert von Gembloux von den
Thoren des XII. Jahrhunderts erhalten hat. Er sagt:
Quatuor ecce plagas per quatuor aspice portas
Scilicet Anatolen, Disin, Mesembrian, Arcton.
Das sind also noch die vier nach den Himm(»lsrichtungen orientierten
Hauptthore und es sieht ganz danach aus, als hâtten wir es mit den
*) Das ergiebt sich unzweideutig aus dem Ceremoniale des XII. Jahrhunderts.
Bel der Lukasprozcssion heisst es (Manuscript f. 28, 29; die Stelle, auf die mich Herr
Pfarrer Paulus aufinerksam inachte, fehlt bel Prost) : Postea précédât crux et incipiat
cantor Antiphonam. Dein incipiat istas : S. Maria — Salvator mundi — Beati estis . . nec
plures cantabunt ad S. Vincentium, si in navi transituri sunt aquam, siautem ituri sunt
per pontem, cantabunt ... de S. Georgio ... de S. Polieucto et Livario, ad ultimum de
S. Yincentio usque adecclesiamipsius. Und an anderer Stelle (f.44): Ipso die fieri solet
processio ad S. Vincentium sive per pontem sive per navim. Si in navi transituri sunt
aquam, processio fiat sicut in festo S. Luciae, si aulem per pontem ituri sunt etc.
Hiernach giebt es nur eine Briicke ; denn es heisst einfarh : die Prozession
soll iiber die Briicke gehen; eine niihere Bezeiclmung erscheint dem Verfasser
ganz iiberflussig. Wo dièse Brûcke aber lag, ergiebt die Wahl der Gesiinge,
welche sich nach den Kirchen richlct, die beriihrt werden. Es ist das S. Geurg
und S. Livarius; dièse standen aber unmittelbar jcnseits der Georgsbriicke.
Auch weitere Stellen bestiitigen, dass die Georgsbriicke gemeint ist. So
die Schilderung der Prozession am prima die Rogationum (Prost, pr. 98j: Nach-
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— 152 —
Mauerôfînungen romischer Zeit zu ihiin. Thatsiichlich entsprechen auch
drei dieser Thore der romischen Stadlanlage. Wenn wir nun auch
nicht daran zweifein konnen, dass zu Sigeberts Zeiten auf der West-
seite ein Thorausgang war, so ist doch zu bedenken, dass, wie im
zweiten Teile dieser Arbeit nachgewiesen werden wird, gerade nach
Westen hin sieh sehr bald ein Suburbium ausserhalb der Mauer bis
zur Mosel gebildet batte (das Suburbium S. Stephani). Um den Ver-
kehr dahin zu ermogliehen, musste naturlich die auf der Hôhe entlang
dem die Prozession vom St. Quentin zuriickkommt, geht sie nach S. Martin, S. Mar-
cellj S. Vincenz ... S. Polieuctus, S. Livarius, S. Medardus, S. Georg. Cum autem
Domini pertransierint pontem etc. Bei S. Georg muss also die Brucke gewesen
sein. Ebenso beweisend ist, dass die Weihe des Moselwassers, die von einer
Briicke ans stattfîndet, am Feste des heihgen Georg ist. Damit ist gekennzeichnet,
dass die Georgsbriicke gemeint ist; die Prozession begiebt sich nach der Weihe
auch in die Georgskirche (Prost, pr. 103). EndUch schreibt das Ceremoniale fiir
den Tag der Marcusprozession vor: Intérim ordinabunt se monachi S. Martini in-
ferius, monachi S. Vincentii superius a sinistra parte illius vie que ducit a ponte
ad Portam Moselle (Prost, pr. 106). Hier haben wir also durch die Bezeichnung
des Weges, der von der Briicke zum Moselthore fiihrt (die heutige Metzger-
strasse), den absolut sichern Beweis, dass unter der Briicke die Georgsbriicke
gemeint ist. Eine andere Briicke gab es also ûberhaupt nicht; denn wenn die
Prozession, die nach S. Vincenz geht, nicht die Georgsbriicke benutzen will, muss
sie den Moseliibergang per navim bewerkstelligen.
Wir haben nun auch eine Urkunde, durch welche positiv bestâtigt wird,
dass die Mittelbriicke erst 1223 gebaut ist. Hier heisst es: Je Conrart par la
graice de Dieu de Metz et de Spire evesques . . . cognissant faisons . . . que nous
avons estaublis par le conseil de la clergiet et de tout le commun de Metz que
qui oncques moroit . . . dedans Farcepresterie de Metz donreit pour Deu et pour
son aime az nouvel pont que nous faisons parmey Moselle en droit l'ospitalz en
Chambres le milleur warnement de robes part qu'il averoit au jour de sa mort.
(Hist. de M., III, pr. 185). Dièse Urkunde ist von Kraus, Kunst und Altertum III,
365, mit Unrecht auf die Totenbriicke bezogen worden; denn nach der Orts-
beslimmung en droit l'ospitalz en Chambres kann gar kein Zweifel sein, dass die
Mittelbrucke gemeint ist. Auch geht aus dem Wortlaut hervor, dass es sich nicht
um Wiederherstellung einer alten Briicke handelt; denn dann wiirde dièse be-
reits einen Namen gehabt haben und mit diesem benannt werden. Bei den Pro-
zessionen des 13. Jahrhunderts, wie sie im Ceremoniale S. Arnulf geschildert
werden, wird die neue Briicke bercits benutzt. Sie heisst médius pons, und an
anderer Stelle pons mortuorum. (Das Ceremoniale ist gedruckt bei Ledain, Mém.
de la soc. d'archéol. de la Mos., 1879, p. 217 ff.) Dies Ceremoniale muss nach
1236 verfasst sein, denn an einer Stelle heisst es: locus ubi quondam fuit porta
Salie. Die Mauer dicht neben dem Thore wird in diesem Jahre verkauft.
(M. Bez.-A. G. 972). Dass die Strasse im Anschluss an die Georgsbriicke uralt
ist, beweist auch ihr âltester Name Vicus Francorum. Wir diirfen schliessen,
dass an dieser Strasse sich zuerst Franken angesiedelt haben; die Namengeber
mUssen noch Keltoromanen gewesen sein.
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— 153 —
ziehende Mauer durchbrochen werden. Ich nehme an, dass Sigebert
mit seinem Westlhore die seit dem XIII. Jahrhundert urkundiich belegte
porte des chevalx oder das Thor an der Mittelbrûcke selbst (Anglemur) meint.
Von den rômischen Strassennamen ans der inneren Stadt hat
Keune bereits auf den Vicus pacis und Viens honoris aufmerksam ge-
macht. Ich halte es nicht fiir unmôglieh, dass ausser diesen beiden
Namen auch in der Jeurue ein rômischer Narae steckt. Allerdings wird
schon im XII. Jahrhundert dieser Name als Judeorum vicus ûbersetzt.
Berûcksichtigen wir aber, dass eine der vornehmsten Paraigen der
Stadt sich » Jeurue* benennt, so muss es sehr zweifelhaft erscheinen,
ob es nach den Begriffen damaliger Zeit angângig ist, den vornehmsten
Geschlechterverband der Stadt vom »Judenviertel« seinen Namen nehmen
zu lassen. Dass in dieser Strasse jemals Juden gewohnt haben, ist
niemals nachgewiesen worden. Ich vermute deshalb, dass in dem
Bestimmungsworte der Name Jovis steckt. Wir hàtten es also mit
einem Jovis vicus zu thun^)^).
SchliessHch bestâtigt auch die Anlage der rômischen Begrâbnis-
plàtze, was wir ûber den Umfang der Stadt feststeilen konnten. Be-
kanntUch haben die Rômer ihre Toten làngs den aus der Stadt flihrenden
Strassen beerdigt. In Metz wird dies dahin zu modiftzieren sein, dass
an den steilen Abhângen die Anlage von Grabern ausgeschlossen war.
Da aber, wo die nach Osten und Westen fûhrenden Strassen in das
Flussthal gelangten, bot sich ebenso wenig Platz um Tote zu bestatten.
Wir werden also anzunehmen haben, dass erst jenseits der Mosel und
Seille die Begràbnisstâtten lagen. In der That fand man im Jahre 1890
rechts von der Diedenhofener Strasse in dem Anwesen des Herrn Fûrst
eine grosse Zahl von Steinsârgen, die zum Teil auch mit Ziegelcement-
deckeln geschlossen waren. Beigaben wurden leider nicht gefunden,
da die Sàrge schon friiher geofînet worden waren. Es ist mithin nicht
ausgeschlossen, dass sie der merovingischen Zeit angehôrten ; die Wahr-
scheinlichkeit spricht aber dafûr, dass sie rômischer Herkunft sind.
0 Sprachlich ist das durchaus moglich. Die Form Jovis entwickelt sich
auch im Worte jeudi zu Jeu. Im XII. Jahrhundert konnte dièses Wort aber nur
als »juif« verstândlich sein.
*) Vor der eigentliclien Stadt miissen sich schon sehr fruh an den grossen
Strassen weitere Sicdelungen angegliedert haben. Ich entnehme dies dem âltesten
Namen, den die Diedenhofener Strasse fiihrt: vicus Francorum. Dieser Name
kann nur von einer nichtfrânkischen Bevolkerung gegeben sein und als solche
kommt nur die romanokeltische in Betracht; es ist dies auch wieder ein Beweis
dafur, dass die alte Bevolkerung auch nach Ausbreitung der frânkischen Herrschaft
hier sesshaft geblieben war.
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154 -
Jedenfalls beslàtigt aber dieser Rest eines Grabfeldes, dass hier eine
uralte Strasse aus der Sladt flihrte und dièse wiederum ist nur deiik-
bar, wenn wir annehmen, dass hier eine Brticke ûber den Fluss leilete,
ein Uebergang also, der der heutigeu Georgsbriicke entspriclit.
Auf der Gegenseite sind jenseits der Seille in der Deutschen Strasse,
dieht vor der Euchariuskirche, zwei Skelettgrâber gefunden, welche aus
dachformig zusamniengestellten Flachziegeln hergestellt waren. Jenseits
der àusseren Seille kam auch im Jahre 1895 dicht vor dem Deutschen
Thore, auf der linken Seite der Strasse, ein roinisehes Brandgrab zum
Vorschein. Keune hat sodann auf weitere Grabfunde, die an derselben
Strasse in den Jahren 1677 und 1678 gemaeht wurden, hingewiesen.
Jedenfalls steht damit fest, dass auch auf der Ostseite em Begrâbnis-
platz war, der sich ursprunglich wohl bis zum inneren Seillearni er-
streckte. Es scheint hiernach, als ob die Deutsche Strasse der iilteste
Weg war, der aus dem Seillethore nach Osten fiihrte.
Das grosse Grabfeld im Siiden der Stadl, nach Sablon und Mon-
tigny zu, ist so bekannt, dass hier nicht weiter darauf hingewiesen
zu werden braucht.
Ob im Norden ein Grabfeld war, lasst sich bis heuie nicht erweisen.
Allerdings wurden beim Umbau der Segolenakirche Steinsàrge blosgelegt,
die, wie es scheint, gleichfalls romischer Ilerkunft waren. Ich bemerke
aber ausdrûcklich, dass fur die Existenz eines nôrdlichen Begrabnis-
platzes eine Sicherheit vorlaufig fehlt. Es wird von weileren Funden
abhàngen, ob die Segolenasârge romischer Herkunft gewesen sind.
Fassen wir noch einmal kurz die Hauptergebnisse dieser Unter-
suchung zusammen, so ergeben sich folgende Abweichungen von der
bisherigen Ansicht:
1. Die Mauer der Westseite lief nicht an der Mosel, sondern auf
der Hôhe entlang. Sie war vom Elusse so weit entfernt, dass
sich zwischen ihr und dem Wasser das suburbium St. Slephani
und der Stadtteil Anglemur entwickeln konnte.
2. Ein Abschluss der Stadt zwischen Martinskirche und Mittel-
briicke existierte nicht, vielmehr war
3. der gesamte Stadtteil, den die heutige Esplanade, die Citadelle
und die Hâuserviertel zwischen Romerallee und Gefiingnisstrasse
einnehmen, in die rômische Stadt eingeschlossen.
4. Die Sudfront der Stadt bildete eine gerade Linie vom HôUen-
turm nach dem Camoufleturm.
^=^
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— 155 —
Gallo-rômische Kultur in Lothringen und
den benachbarten Gebieten.
Yon J. B. Keune.
Mit dem Jahre 50 v. Chr. war Gallien bis zum Rheine befriedet,
»pacata«, wie der harralose Ausdruck blutigen Inhaltes lautet. Damit
waren Vôlkerstamme der romischen Herrschaft unterworfen, welche
durch Sprache und Sitten sich wesenllich von ihren Bezwingern, den
Romern, unterschieden ; mit ihnen die Mediomatriker, welche noch im
Jahre 52 an der Auflehnung der nieisten gallischen Vôlkersehaften gegen
die rômische Herrschaft beteiligt gewesen^), mit ihnen die Treverer, welche
im Jahre 53 bezwungen, jenem Aufstand aber ferngeblieben waren.
Und spâtestens 70 Jahre nachher belehren uns Steinurkunden, dass
Nachkommen jener GaUier in ihrer keltiscîhen Heimat ganz nach ro-
mischem Brauche in der Sprache der Rômer abgefasste Inschriften
aufgestellt haben. So haben — um auf zwei Inschriften mit Jahres-
angaben im Steinsaal des Metzer Muséums (No. 107 und 108) hinzu-
weisen — die Bewohner eines Dorfes keltischen Namens in der For-
bacher Gegend, vielleicht der (an einer von Metz nach Mainz fiihrenden
Romerstrasse gelegenen) Ansiedlung auf dem Herapel bei Kochern, im
Jahre 20 nach Chr. dem Kaiser Tiberius^), und im Jahre 43 — 44
n. Chr. haben die keltischen Bewohner des heutigen Marsal, die »vicani
Marosallenses*, dem Kaiser Claudius^) lateinische Ehreninschriften ge-
') S. Anhang I A, wo iiberhaupt aile Metz und die Mediomatriker betref-
fenden Zeugnisse zusammengestellt sind.
2) No. 107 (Lorrain, Hoffmann) = Brambach C. I. Rhen. No. 757; Robert II,
S. 3 ff. mit pi. VI, 1. Ans Rossbriicken, wohin er vom nahen Herapel ge-
langt sein soll, kam der Stein in eine Privatsammlung zu Saarlouis; von hier ins
Metzer Muséum. Die Inschrift ist in der Zeit zwischen dem 27. Juni 20 und dem
1. Januar 21 n. C. gesetzt. Von dem Namen der Slifter ist erhalten: /REGOVICOVIG,
was etwa zu [A]regovicovig(enses) zu ergânzen ist. — Ueber den Herapel vgl.
Kraus III, S. 201 ff., nebst den Ergebnissen der von Herrn Huber aus Saargemiind
veranstalleten Ausgrabungen (Jahrbuch VI, S. 296—304, und IX, Fundberichte) ; iiber die
rômische Strasse Metz— Mainz vgl. Kraus III, S. 390,» und dièses Jahrbuch VI, S. 304 ff.
3) No. 108 (Lorrain, Hoffmann) = Henzen No. 5214, Robert II, S. 8 ff. mit
pi. VI, 2. Fundort: Marsal. Die Inschrift wurde im Jahre 43 beschlossen und im
folgenden Jahre 44 am Geburtstage des Kaisers Augustus »dediciert« (»enthullt«,
wiirden wir sagen). Marsal lag an oder doch unweit der romischen Strasse
Metz— Strassburg (vgl. S. 165).
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— 156 —
selzt: Inschriften, deren Wortlaut auf ein Haar der Fassung gleicht,
welche in Italien und sonstwo den nàmlichen Kaisern geltenden Ehren-
inschriften gegeben ist ^). Zu dieser Zeit waren also die Bewohner
jener keltischen Ortschaften bereits in gewissem Sinne romanisiert.
Und dièse Romanisierung hat immer weitere Fortschritte gemacht, so
dass Gallia spâterhin nur ein Glied, und zwar ein wichtiges und wesent-
liches Glied der grossen >Romania* war und auch noch blieb, als die
Romer selbst ihre Herrschaft an Germanen abgetreten.
Da drângen sich nun mancherlei Fragen auf. Haben die Gallier sich
ihrer Eigenart ganz begeben und sind zu voUsUindigen Romern geworden ;
oder steekt in dem gallisehen Ronmnismus ein keltischer Kern, d. h.
haben die romanisierten Kelten manche von ihren Eigentiimlichkeilen
festgehalten? Ilabea ferner die Romer selbst vielleicht an keltische
Einrichtungen, welche sie in Gallien vorgefunden, angekniipftV Diesen
Fragen nâher zu treten, ist meine Absicht. Sie erschopfend behandeln
zu konnen, masse ich mir keineswegs an: denn das verbietet schon
der Mangel an Vorarbeiten. Meine in dieser Richtung angestellten
Untersuchungen bitte ich nur als eine solche — aber keineswegs ab-
geschlossene — Vorarbeit hinnehmen zu wollen. Ich habe mich dabei
auf unser Lothringen und die angrenzenden Gebiete beschrànkt, woher
ich — mit moglichster Vermeidung von Uebergriffen auf fremde Ge-
biete — meine Relege nehme. Was ich aber zu sagen habe, gilt im
wesentlichen auch fiir das ûbrige Gallien, in vicier Hinsicht selbst fur
die 75 Jahre frûher gewonnene und infolge der grosseren 13esiedelung
mit Italikern viel schneller romanisierte Provinz von Narbonne (Narbo)
beiderseits der Rhône ^); in mancher Hinsicht auch fur die, wenn auch
^) Die nâchstfolgende datierle Inschrift des Melzer Muséums ist der von
den Metzern an der Strasse Metz— Verdun — Reims im J. 97 n. Chr. zu Ehren des
Kaisers Nerva errichtete Meilenstein: Steinsaal No. 87 (Lorrain, Hoffmann) = Ro-
bert II, S. Il f. mit pi. VI, 3 (Fundort: S. Marcel, jenseits der Grenze). — Die
datierten Inschriften des Trierer Muséums sind spâter, nâmlich Meilensteine aus
den Jahren 100 (V), 121 und 139 n. Chr. (Hettner, Steindenkmâler No. 5—7) und
insbesondere eine Inschrift aus dem Jahre 124 n. Chr., welche die Schenkung und
Weihung eines Heiligtums an eine keltische Gottin Caiva beurkundet, Fundort in
der Eifel bei Gerolslein (Hettner a. a. 0. No. 112). Daneben besitzt aber das
Trierer Muséum in der Inschrift mit dem Namen des Adoptivsohnes des Augustus,
des L. Caesar, die alteste zeitlich bestimmbare Inschrift der Rheinlande ûberhaupt,
welche beweist, dass um die Zeit von Christi Geburt Trier bereits eine ansehn-
liche Gemeinde mit grosseren Baulichkeiten war (Hettner a. a. 0. No. 1); aber
diesc Bauinschrift entstammt (wohlgemerkt) einer romischen Neugriindung.
^) Vgl. 0. Hirschfeld, >Beitrage zur Geschichle der Narbonensischen Provinz*,
in der Westd. Zeitschr. VUI (1889), S. 119—140, besomlers S. 134 ff.
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- 15? -
teilweise von Germaiien bewohnte, so doch von keltischer Kultur durch-
trânkte und auch vielfach von Kelten besiedelte Militàrgrenze am Rhein
und jenseits ara Limes, wo aber in und bei den Garnisonorten dank
dem romanisierenden Einfluss der Truppen ailes weit mehr rômisches
Geprâge hat^).
Von den Fragen, welche jene erstaufgeworfenen Fragen in sich
sehliessen, stelle ich die bereits zu Anfang beriihrte Sprachenfrage
an die Spitze. Ist die keltische Sprache voUstândig von der lateinisehen
verdràngt worden, oder wurde sie noch spâter im Lande gesproehen
und wie lange? Ferner: Hat das Latein der romanisierten Gallier viel-
leicht eine keltische Fàrbung?
Dass die keltische Sprache nicht sogleich vom Erdboden ver-
schwand, sondern dass der Gebrauch der lateinisehen Sprache all-
mâhlich an Boden gewann, ist selbstverstândlich. Auch ist klar,
dass das Lateinische, wie rômisches Wesen iiberhaupt, schneller in den
Stâdten und in den Orten, welche an den Verkehrsstrassen lagen, Ein-
gang fand, dass das Keltische dagegen langer auf dem platten Lande
und insbesondere in abgelegenen Gebirgsgegenden sich erhielt. Ebenso
leuchtet ein, dass die keltische Sprache sich sehr wohl noch lange als
Umgangssprache halten konnte, nachdem die lateinische Sprache nicht
bloss als Staatssprache, sondern uberhaupt als Schriftsprache durch
den Gebrauch anerkannt war^). Wir haben aber auch bestimmte
Zeugnisse dafur, dass das Keltische noch mehrere hundert Jahre nach
der Eroberung des Landes gesproehen wurde ^). Unter diesen Zeug-
nissen ist fur die hier in Frage kommenden Gegenden besonders wichtig
eine Stelle des sprachenkundigen hl. Hieronymus : gelegenthch der Er-
klârung des Briefes des hl. Paulus an die kleinasiatischen Kelten, die
Galater, bezeugt Hieronymus, dass dièse ungefâhr die nâmliche Sprache
redeten, wie die Treverer^), deren Sprache er ja wâhrend seines
Aufenthaltes in der Trierer Gegend — um das Jahr 360 n. Chr. — kennen
zu lernen Gelegenheit batte.
*) Vgl. Hettner, »Zur Kultur von Germanien und Gallia Belgica«, in der
Westd. Zeitschrift II (1883), S. 1—26; z. B. S. 9. 13.
2) Vgl. Hettner, Westd. Zeitschr. II, S. 7, oben: »Auch die heutigen Wenden
schreiben ihre Sprache fasl nie, obgleich sie sich derselben im mundlichen Um-
gange ausschliesslich bedienen.*
*) S. Budinszky, >Die Ausbreitung der lateinisehen Sprache* (1881), S. 114 ff.;
vgl. auch Diez, »Grammatik der romanischen Sprachen«, P, S. 116 (5. Aufl., S. 96/97).
*) Hieron. praefat ad libr. II in epist. ad Galatas (Tom. VII, p. 357, éd. Migne):
». . . . Galatas excepto sermone Graeco, quo omnis Oriens loquitur, propriam
linguam eandem paene habere quam Treviros, nec referre, si aliqua
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— 158 —
Auch giebt es eine beschrânkte Anzahl von keltischen Insehriften ^)
in griechischer oder lateinischer Schrift^), ûberwiegend Weihinsehriften,
welche in Anlehnung an griechisch-romische Sitte zur Zeit der Ronier-
herrschaft keltischen Gottheiten gewidmet sind^). Wenn solche In-
exinde corruperint, cum et Afri Phœnicum linguam nonnuUa ex parte mutaverint
et ipsa Latinitas et regionibus quotidie mutetur et tempore.* — Ausserdem
koîTimen in Betracht eine Stelle des Juristen Ulpianus (f 228), welcher bemerkt,
dass testamentarische »ridei commissa* (d. h. Verfugungen iiber Aushândigung von
Hinterlassenschaften seitens des nominellen Erben an nicbt erbberechtigte Per-
sônlichkeiten) nicht bloss in lateinischer oder griechischer, sondern auch in puniscber,
gallikanischer oder einer anderen Sprache Gultigkeit hâtten; dann die Erzâhlung
von einer Prophezeiung, die dem Kaiser Alexander Severus (222—235) eine
»dryas«, d. i. eine Wahrsagerin, in gallischer Sprache gegeben (Script, hist.
Aug., Alexander Severus c. 60,fl); schliessHch eine Stelle des Sulpicius Severus
aus dem Anfang des V. Jahrhunderts (»vel celtice, aut, si mavis, gallice loquere*).
Dass aber das Kellische auch noch fernerhin in Gallien gesprochen ^^'urde, be-
weist die Thatsache, dass es sich bis heute in der Bretagne, der alten »Aremo-
rica« (jetzt noch »Armory«), d. i. Meereskiiste, erhalten hat.
*) Die bis dahin bekannt gewordenen »inschriftHchen Ueberreste der keltischen
Sprache« hat J. Becker in den von A. Kuhn und A. Schleicher herausgegebenen
»Beitrâgen zur vergleichenden Sprachforschung* III (1863), S. 162 — 173 (mit einer
Tafel), nebst Nachtrâgen S. 212 ff., vgl. IV (186ô), S. 159 ff., zusammengestellt und mit
einem eingehenden Kommentar ausgestattet, III, S. 173—215; 326—359; 405—443;
IV, S. 129—170. Vgl. auch Rogei B»" de Belloguet, Glossaire gaulois, 2® édition
(Paris 1872), S. 269 ff. Seither sind aber nicht wenige neue hinzugekommen ;
man flndet aile bis jetzt bekannt gewordenen Insehriften verzeichnet unter den
einzelnen Wôrtern in Holders alt-celtischem Sprachschatz, der aber (Ende 1897)
erst bis zum Namen >Livius« gclangt ist.
-) Caesar bell. Gall. VI, 14,s: »Sie (die Gallier bezw. die Druiden) halten
es fiir Siinde, die Druidenlehre schriftlich aufzuzeichnen, wâhrcnd sie im ûbrigcn,
z. B. in offentlichen und privaten Rechnungen, sich der griechischen Schrift
bedienen.c Vgl. I, 29,i (Verzeicbnisse der ausgewanderten Helvetier in grie-
chischer Schrift). Strabo IV, 1,5 von Marseille: »es machle die Gallier zu Lieb-
habern der Griechen, weshalb sie auch ihre Vertrage griechisch schreiben.*
So hat denn auch auf sâmtlichen 25 im C. I. L. XII (Index, S. 966, u. d. W. »tituli«)
wiedergegebenen keltischen Insehriften der Gallia Narbonensis die griechische
Schrift Anwendung gefunden (vgl. Hirschfeld, Westd. Zeitschr. VIII, S. 134/135).
Neben der dem bedcutenden Einfluss der griechischen Pflanzstadt Massai ia (Mar-
seille) verdankten griechischen Schrift finden sich, wie auf Miinzen, so auch auf
Insehriften unter dem Einfluss der rômischen Herrschaft und Kultur lateinische
Schriftzeichen gebraucht (J. Becker a. a. 0. III, S. 163 ff.. No 3 ff., und dazu S. 182 f.).
') Belege fur keltische Weihinsehriften bei Holder unter den Wortern:
»bratude« (= ex iussu, ex imperio), >dede« (= posuit), »avot«, >eioru« und
»ieuru« (= fecit), »cantena« u. a. Einige der bekannten keltischen Insehriften
werden Grabschriften sein, wie dies sicher ist z. B. die in Mittelitalien zu Todi
(Tuder in Umbrien) gefundene zweisprachige, laleiniscb-keltische Inschrift bei
J. Becker a. a. 0. III, S. 170 f.. No. 15, und Belloguet a. a. 0., S. 319 ff., No. XV.
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schriften in unseren Gegenden nicht gefunden oder nicht nachweisbar
sind ^), so wird dies auf Zufall beruhen. Dafiir halte aber das Latein
der romanisierten Gallier unserer Gegenden wie des sonstigen Galliens
manch keltisehe Fârbung : Das zeigen uns noch heute ihre Insehriften.
Aus der Lautlehre erwâhne ich, ausser den Selbstlautverbindungen
ai ^) und on ^), einen dem griechischen 0^, dem englischen th entsprechenden
Mitlaut. Dieser wurde, wie in den keltischen, so auch in lateinischen
Insehriften durch das griechische 0 wiedergegeben. Daneben aber
wurde hâufiger ein lateinisches TH oder ein lautlieh verwandtes S oder
aber ein besonderes Buchstabenzeichen, namlich ein horizontal durch-
strichenes D gesetzt (dessen Unterscheidungsstrich auch manchmal fehlt);
eininal auch, auf einer bel Trier gefundenen Inschrift, ist jenes als Ersatz-
laut dienende S mit einem unterscheidenden Querstrich versehen*).
*) Ob die von J. Becker a. a. 0. III, S, 212 f. unter No. 19 und von Belloguet
a. a. 0. S. 328 unter No. XX aufgefiihrte Inschrift aus Scarponne (an der rômischen
Strasse von Metz nach Toul) keltisch ist, ist sehr zweifelhaft. (Ebenda S. 169 f.,
No. 13, bezw. S. 327 No. XIX, zu Bitburg, ist eine lateinische Weihinschrift an
Mercurius mit kellischem Beinamen = Brambach No. 835.) Von unserer Gegend
zuniichst gelegcnen Fundorten keltischer Insehriften nenne ich die Bourgogne.
») Ueber ai s. J. Becker a. a. 0. III, S. 196/197; Holder I, Sp. 62/63. Be-
lege aus lateinischen Insehriften: Saccomainus, Mannesname auf einer im
Sommer 1897 im Walde Neu-Scheuern bei S. Quirin (Kanton Lôrchingen in Loth-
ringen) gefundenen Grabschrift des Metzer Muséums; G ai tu s, Mannesname auf
einer Grabschrift zu Zabern (Holder I, Sp. 685); Caiva dea in einer Weihinschrift
aus der Gegend von Gerolstein in der Eifel, im Trierer Muséum (Hettner, Stein-
denkmaler. No. 112).
*) Ueber ou s. J. Becker a. a. 0. III, S. 191 ff. Belege aus lateinischen In-
sehriften: Taliounus, Mannesname auf einem Weihdenkmal aus Metz im Stein-
saal des Muséums No. 75; davon abgeleiteter Gentiiname Taliounia auf einer
Grabschrift aus Greimerath (Kreis Saarburg in Rheinpreussen) im Trierer Muséum
(Hettner, Steindenkmâler, No. 198); [Carat]hounus und [C]araddouna auf
Metzer Insehriften im Steinsaal des Muséums No. 80 und 61, auch zu ergânzen
in No. 9, vgl. Westd. Korr.-Bl. XIH (1894), Sp. 71 f.; Sou nu s auf einem Weih-
denkmal des Metzer Muséums, gefunden 1897 bei Hultenhausen (Kr. Saarburg
i. Lothr.). — Ueber den Wechsel von ou und eu vgl. ausser J. Becker a. a. 0. III,
S. 195196, noch Westd. Korr.-Bl. VH (1888), Sp. 116 (Loucetius = Leucetius) und
XV (1896), 10, Anm. 2. — In latinisierten Namen tritt gern dafiir u ein, vgl.
Loucius — Lucius.
*) J. Becker a. a. 0. III, S. 207—210, mit Nachtrâgen IV, S. 162—166; vgl.
Holder I, Sp. 1211/1212. — Belege: 0) z. B. in der keltischen Inschrift G. I. L.
XII, S. 816, No. 5793 {KaQ^dnaviog) und in der lateinischen Inschrift G. I. L.
XII, No. 2882 (Te;>^icnius). TH z. B. in No. 9 (vgl. No. 80) des Steinsaales des
Metzer Muséums: Carathounus; dagegen No. 61: G ar ad donna mit zwei
durchstrichenen D (die Querstriche sind in demselben Namen Garaddounus
wefrgelassen in einer Inschrift aus DifTerten, Kreis Saarlouis, im Trierer Muséum,
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Von Kasusformen ist zu nennen der keltische Dativus auf -a,
der sich nicht bloss allein^), sondern auch mit der lateinischen Dativ-
form auf -ae gepaart findet^), wie auf zvvei Metzer Inschriften: Euta
Maternae und Massiae Sec[c]ula^). Auch der zu einem Nominativ auf
'OS gehôrige Dativ auf -w liegt vielleicht in einer niederelsassischen
Weihinschrift an einen keltischen Gott Medros (Dativ: Medru)vor*).
Aus ihrem heimischen Wortschatz haben natiirlich die romani-
sierten Gallier noeh mancherlei Wôrter beibehalten, wie Bezeichnungen
Westd. Korr.-Bl. XIII, Sp. 71 f.) und Carasounus, Carassounus, Caras-
sounius bel Holder I, Sp. 771. Sirona z. B. Hettner, Steindenkmâler, No. 48;
dagegen Dirona (mit durchstrichenem D) z. B. Metz, Muséum, Steinsaal No. 199
(Abguss), vgl. Hettner a. a. 0. No. 49; mehr bel Holder I, Sp. 1286. Ausserdem
noch durchstrichenes D auf den Inschriften des Metzer Muséums, Steinsaal No. 1 11,
und des Trierer Muséums (Hettner, Steindenkmâler) No. 113. — Durchstrichenes
SS : Hettner, Steindenkmâler, No. 43 (Urissulius).
*) Vgl. Hettner, Steindenkmâler, No. 191, wo auch die Beispiele des Trierer
Muséums genannt sind. Ich fiihre ausser der im Anhang I, A, ii, Nr. 28 aufge-
fiihrten Grabschrift eines mit seiner Familie an die Reichsgrenze im heutigen
Wiirttemberg ausgewanderten Metzer Burgers noch an eine im Trierer Dom ein-
gemauerte Grabschrift (Westd. Korr.-Bl. XIV, 69) und eine von einem Trierer in
Bath (England) gesetzte Weihinschrift (C. I. L. VU n. 36 : Peregrinus Secundi
fil. ci vis Trever Loucetio et Nemetona v. s. 1. m.).
2) S. Westd. Korr.-Bl. XVI (1897), 34.
') Die eine ist auf der Gartenterrasse der Kriegsschule eingemauert, die
andere steht im Steinsaal des Muséums No. 29. Ebenso in der Inschrift des
Trierer Muséums bei Hettner, Steindenkmâler, No. 191.
*) Brambach No. 1902, gefunden im Hagenauer Forst. Die nach J. Becker
a. a. 0. IV, S. 165—166 von K. Christ (vgl. Westd. Korr.-Bl. XV, 10 und 100)
wiederholte Ansicht, dass Medros der keltisierte Mithras sei, ist mit Cumont, Mo-
numents figurés relatifs aux mystères de Mithra, S. 425, No. *312 abzuweisen. Es
ist der Name eines einheimischen, keltischen Gottes, der vielleicht verwandt ist
mit dem allgemein keltischen Toutates, Tentâtes, welcher in einer stadtrômischen
Inschrift den Beinamen »Meduris< (dativ: »Medurini«) fùhrt.
Als sicheres Beispiel begniige ich mie h anzufiihren den Dativ eines Gôtter-
namens ^Alisanu-t, welche sowohl durch eine keltische als auch durch eine
lateinische Inschrift der Côte d'Or aus dem I. Jahrhundert n. Chr. belegt ist
(Holder I, Sp. 94: >Ahsanos«).
Mit diesen keltischen Endungen in lateinischen Inschriften vergleiche man
ausser den griechischen Deklinationsformen griechischer (auch lateinischer) Namen,
z. B. dem Genetiv auf -es oder -aes (C. I. L. XII und sonst), den im germanischen
Sprachgebiet am Niederrhein neben lateinischen Endungen belegten germanischen
Dativus Plurahs auf -ims in Beinamen der Muttergottinnen, z. B. »matronis AQims*
(neben »A{liabus«), woriiber vgl. Ihm, Bonn. Jahrb. 83, S. 34—35, und Klinkenberg,
Bonn. Jahrb. 89, S. 232.
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- 161 -
fur Dinge, welche in Gallien im Gebrauch blieben und von den Rornem
selbst ebenso benannt, ja teilweise in Italien selbst eingef ùhrt worden waren.
So blieb in hiesiger Gegend wie im ubrigen Gallien ausserhalb
der Narbonensischen Provinz die leuga (erhalten im franzôsischen lieue,
auch in anderen romanischen Sprachen), das gallische Wegemass im
Gebrauch und mit ihm der Name^); aber es wurde auch einfach der
Name der romischen Meilen (milia passuum) auf das gallische Wege-
mass ûbertragen ^), obschon die Leuge um die Hàlfte langer war als
die rômische Meile. Ferner erhielten sich^) Benennungen z. B. fur
Tiere und Pflanzen'*), fur Kleidungsstucke und Fuhrwerk^); insbeson-
dere aber erhielt sich viel keltisches Sprachgut in den Eigennamen.
Dièse fûhren uns aber hiniiber zu anderen Fragen. Zunâchst
die Ortsnamen. Welche Siedelungen haben die Rômer in unseren
Gegenden vorgefunden, welche haben sie neu angelegt, und wie haben
sie dièse benannt?
Um dies festzustellen, bitte ich mit mir den von den Rômern
geschaffenen Kunststrassen nachzugehen, soweit sie, von Metz aus-
gehend, mit den anUegenden Ortschaften in dem amthchen, wahr-
scheinlich auf Kaiser Caracalla (211 — 217) zuriickgehenden, unter
Diocletian um 300 uberarbeiteten Kursbuch, dem »Itinerarium Antonini
Augustin % und in der Kurskarte des IV. Jahrhunderts, der sogenannten
Peutingerschen Tafel ''), verzeichnet sind, Strassen, deren Lauf sich noch
heute nach den Resten vielfach genau bestimmen lâsst^).
') Holder U, Sp. 197—201 (= 9. Lieferung, 1897).
^) So im Itinerarium Antonini Augusti, wo aber auch einigemal beide Zâh-
lungen nebeneinander angegeben und mehrfach auch ausdriickhch leugae allein
als Wegemass genannt sind.
») Vgl. Diez, Gr. d. roman. Spr. P, S. 117 f. (», S. 98); Drâger, Histor. Syntax
der latein. Sprache P (1878), Einleitimg S. XXI/XXU.
*) Beispiele siehe bei Holder (arinca, baditis, bâtis, betula, blutthagio und
andere Pflanzennamen, welche besonders das Arzneibuch eines gallischen Zeit-
genossen des Theodosius nennt; Tiernamen: alauda, attilus, canlerius u. a.).
*) Vgl. spâter unter >Gewerbe«. — Ausserdem z. B. arcpennis, ein Feldmass;
bulga, lederner Schlauch; taxea, Speck.
•) Ausgabe von Parthey und Pinder zusammen mit dem Itinerarium Iliero-
solymitanum (Berlin 1848). Angefuhrt wird gewohnlich nach den in dieser Ausgabe
beigeschriebenen Seiten und Zeilen der Ausgabe von Wesseling (Amsterdam 1735).
') Ausgaben von Desjardins (Paris 1868 ff.) und besonders von Konrad
Miller (»Weltkarte des Castorius genannt die Peutingersche Tafel<, Ravensburg
1888, mit einleitendem Text).
«) Vgl. ausser Kraus III, S. 389-390, z. B. dièses Jahrbuch I, S. 285;
II, S. 172 ff.; m, S. 415 f.; IV,i, S. 231; IV,8, S. 135-136. 162; VII,«, S. 189—191;
Robert II, S. 26.
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— 162 —
Der romische Strassenknotenpunkt in Lothrinjîen war Divo-
durumMediomatricorum^), jetzt Metz-), wie der Name Divodurum
(d. i. Gôttliche Feste, Gotterburg) beweist, eine keltische Nieder-
lassung.
Gehen wir zunachst auf dem rechten Moselufer nach Trier! ^)
Als erster Haltepunkt wird uns hier angegeben : Caranusca, ein Ort,
welcher bel dem kleineren Elzingen (zwischen Biidingen und Kedingen)
an der Canner zu suchen ist^). Caranusca ist nach den neuesten
Forschungen ein Name, den der vor den Kelten hier ansiissige Volks-
stamm, die spaterhin im wesentlichen auf den Nordwesten Italiens und
Korsika beschrankten Ligurer dem Bach Canner gegeben haben^).
Diesen Bachnamen scheinen erst die Kelten auf die von ihnen an diesem
Gewâsser gegrundete Ansiedlung, wie ofter*^), iibertragen zu haben.
Jedenfalls haben wir hier eine vorromische Ansiedlung.
^) Der Name der Stadt ist zuerst bezeugt fiir das Jahr 69 n. Chr. bei Ta-
citus histor. I, 63 (Unverdiente Niedermetzelung von eiwa 4000 Einwohnern durch
eine romische Heeresabteilung, welche vom Niederrhein uber Trier, Metz, Toul
nach Italien zieht, um fur VitelUus gegen Galba bozw. Otho zu kâmpfen) ; das
nâchste Zeugnis ist das des Geographen Ptolemaios unter Antoninus Plus; vgl.
Holder I, Sp. 1295/1296. Das Alter der Stadt Metz wie anderer Orte ist natur-
lich von der durch Zufàlligkeiten bedingten spâten Ueberlieferung durchaus un-
abhilngig. — S. Anhang I, A.
^) Da es spâter Sitte wurde, die Vororte der einstmals keltischen Stâmme
mit dem (von den Rômern im Genitiv hinzugefiigten) Stammcsnamen zu be-
zeichnen, so ist in den heutigen Stâdtenamen meist letzterer erhalten: wie in
Metz (= Mediomatrici, Mettis), so in Reims (Durocortorum Remorum), Sens
(Agedincum Senonum), Paris (Lutetia Parisiorum) u. s. w.; ebenso Trier
(Augusta Trcverorum). Vgl. Marquardt, Romische Staatsverwaltung, I (1873),
S. 117/118, und Jung, Die romanischen Landschaften des rômischen Reiches
(1881), S. 217.
^) Die beiden Zwischenorte Caranusca und Ricciacum sind allein angegeben
in der Peutingerschen Kurskarte. Das Itinerarium Anlonini S. 371 (Wcss.) giebt
nur (ubrigens unrichtig^ die gesamte Entfernung von Trier nach Metz an, wâh-
rend dasselbc S. 240 liickenhaft ist. Die noch vielfach erkennbare, auf dem
linken Moselufer nach Trier fûhrende Strasse ist in die beiden Kursvcrzeichnisse
nicht aufgenommen, falls nicht die letztgenannte Stelle des Itinerarium Antonini
sich auf dièse Strasse bezogen haben sollte. — lleber beide Strasscn s. V. Eber-
hard in diesem Jahrbuch II, S. 171—184.
*) Vgl. Kraus RI, S. 109,110.
*) d. i. »die Sleinige«, von >cara« = Stein (vgl. Carrara). Vgl. Franz
Oamer in den >Beitragcn zur Geschichte des Niederrheins ; Jahrbuch des Diissel-
dorfer Geschichts-Vereins*, 1896, S. 130.
") Vgl. nachher i^S. 171).
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— l(i;î —
Es folgt Ricciacum. Der Name, noch fortlebend in dem heutigen
Ortsnamen Ritzingen (Kanlon Sierck, nahe der preussischen Grenze) *),
ist zweifellos keltischen Ursprungs und gehôrt zu den zahlreichen
Ortsnamen auf -acum^), welche, wenn nicht aile, so doch vorwiegend
von Personennamen abgeleitet sind und nach deren Muster auch in
rômischer Zeit noeh Ortsnamen neugebildet wurden^j.
Es folgt der Knotenpunkt Trier, die Colonia Augusta Treverorum,
welche wir wegen des Fehlens eines keltischen Namens und aus anderen
Griinden als romische Neugrundung anzusehen haben. Den Namen
»Augusta« teilte die Stadt mit anderen Stadten, welche Kaiser Augustus,
seitdem er diesen Ehrennamen fiihrte (d. h. seit dem Jahre 27 v. Chr.),
in verschiedenen Teilen des Reiches gegrûndet oder besiedelt hatte
(vgl. Augusta Vindelicum = Augsburg; Augusta Rauricum = Augst
bei Basel; Augusta Tricastinorum in der Gallia Narbonensis; Augusta
Taurinorum = Turin); Kolonie wurde Trier erst spâter*).
Das zwischen Ritzingen und Trier an der rômischen Strasse ge-
legene Tawern muss aber auch eine romische Ansiedlung sein, denn
der Name geht zuriick auf den rômischen Ortsnamen Tabernae, liber
welchen gleich zu sprechen ist.
Wandern wir nunmehr von Metz nach Strassburg ! ^) Die erste
Rast machen wir bei einem" Ort zweifellos rômischen Ursprungs,
zwolf gallische Leugen, d. i. annahernd 30 km von Metz (in der Gegend
') Kraus III, S. 872.
*) Vgl. die Zusammenstellung bei Ilolder I, Sp. 21 — 31.
®) Z. B. I u 1 i a c u m (Jùlich), wobei man aber auch an keltische Ablcitung
denken kônnte; Tiberiacum (Zieverich), Flaviacum, Antoniacus (villa),
Aureliacus fundus, Avitacum. Noch in frânkischer Zeit dienie dièse Ab-
leitungssilbe zur Bildung von Ortsnamen, wie Chiidriacus (praedium) von Chil-
derich (Holder I, Sp. 1006; vgl. II, unter »— iacus«).
*) Das âlteste Zeugnis fiir den Bestand der Stadt Trier liegt vor in der
Chorographie des Pomponius Mêla III,», 20 (>urbes opulentissimae in Trêve ris
Augusta, in Haeduis Augustodunum . . .«). Der Spanier Mêla wird gewôhnlich
um das Jahr 44 nach Chr. gesctzt, nach Oehmichen, Plinianische Studien, 1880,
S. 32 — 48, hatte er aber bereits zwischen den Jahren 25 und 7 vor Chr. ge-
schriftstellert; jedenfalls ist er der âlteste Zeuge. Denn nachst ihm folgt Tacitus,
der gelegentUch des sogen. batavischen Aufstandes im Jahre 70 n. Chr. die Stadt
als Kolonie bezeichnet (hist. IV, 62 und 72: »Colonia Treverorum*). Ueber eine
Trierer Bauinschrift aus dem Anfang unserer Zeitrechnung vgl. oben S. 156,
Anm. 1.
') Tab. Peuting. — - Das Itinerarium Antonini nennt als Zwischenstationen
S. 239 f. Wess. nur: Decem pagi und Tabernae und S. 371 f. nur: Ponte
Sarvix (so!).
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— 164 —
Von Delme). ^> heisst »Ad duodecimum* ^) mit zu ergilnzendein »la-
pidem«, d. i. »Zum zwolften Meilenstein*. Gleichnamige und àhnlich
(>Zum 5. 6. 8. 9. 10. 11. 14. 15. 17. 20. 30. 100. Meilensteinc) benannte
Haltepunkte geben die Kursbûcher in allen Teilen des romischen Weltreiches,
in Italien, Frankreich, Spanien, den Niederlanden, an der Donau, in Ma-
cédonien, in Epirus und in Asien an^). Ihre Benennungen, wie iiberhaupt
die Stationsnamen mit »Adf (z. B. >Zum Apfelbaum«, »Zum Birnbaum*,
>Zur Olive*, »Zum Haushahn«, >Zu den zwei Sonnenuhren*, >Zum
Schuh des Herkules*, »Zu den Hexen«) legen den Vergleich mit den
uns aus dem Altertum bekannten Wirtshausschildern (wie >Zum
Haushahn* oder »Zum Kameel*) nahe^j, und es scheint mir unbestreit-
bar, dass jene Namen ursprunglich ein mit der Romerstrasse oder
durch sie erstandenes Wirtshaus bezeichneten, welches sich naeh einem
thatsàchlich dort vorhandenen Merkmal, in unserem Falle nach dem
*) Herrn Archivdirektor Dr. Wolfram verdanke ich den Hinweis auf eine
Urkunde Kaiser Heinrichs II. vom 12. Januar 1018 (im Bezirksarchiv zu Metz), in
welcher der Name dieser Ortschaft noch deutlicb erkennbar vorliegt (Stumpf-
Brentano, Acta imperii inde ab Heinrico I ad Heinricum VI usque adhuc inedita,
No. 267 : »usque ad villam Dodeismes et hinc inier montem Tinqucrei [Mont
de Tincry: Jahrbuch VI, S. 111] et Montivous usque ad publicam viam, quae ducit
Badascort [Bacourt] et rivum Stampenei«). Aus >Dodeismes« (Déisme) kônnte
sich der Name »Delme< entwickelt haben.
2) Vgl. liin. Anton. Aug. et Hierosol., Index der Ausgabe von Parthey-Pinder
unter »Ad quinlum«, >Ad sextum (miliare)«, »Ad oclavum«, >Ad nonum«, >Ad
decimum», »Ad undecimum*, >Ad duodecimum* (zweimal in Oberitalien, einmal
in Unteritalien, zweimal in Macédonien, ausserdem nach der Peutingerschen Tafel
auf dem rechten Maasufer), »Ad quartodecimo*, >Ad quintodecimo<, »Ad septimum
decimum*, »Ad vice(n)simum«, »Ad tricensimum*, >Ad centesimum«. Vgl. auch
Miller, Einleit. Text, S. 104, Anm. 3. Dass solche Ortsnamcn noch hâufiger waren,
als die Ueberlieferung bezeugt, lehrt das Reisehandbuch aus dem Jahre 333 fur
Pilgerfahrten von Bordeaux nach Jérusalem (»ltinerarium Hierosolymitanum*), wo
eine ganze Rcihe solcher Namen angegeben ist, die sich in den sonstigen Kurs-
biichern nicht fmden. Auch in der Route Gades (Cadix) — Rom, welche auf vier
silbcrnen Trinkbechern fiir Badereisende aus Spanien eingegraben ist (gefunden
in der heissen Schwefelquelle zu Vicarcllo am lago di Bracciano in Mittelitalien,
jetzt in Rom), sind naturgemâss viele der fi'ir die Reisenden nicht in Betracht
kommenden Zwischenslationen weggelassen. Demnach darf es nicht auffallen,
dass der Haliepunkl »Ad decimumc (jetzt Dctzem, mittelaltcrlich: Décima) an der
Strasse Trier— Neumagen in den Kurshiichern niclit angegeben ist. Wie hier, so
sind auch bei unserem >Ad duodecimum« gallische Leugen, nicht aber romische
Meilen zu verstehen.
*) Friedlânder, Sittengeschichte Roms, IP, S. 37. Die mit >Ad« zusammen-
gesetzten Ortsnamen der Kursbiicher bat Miller a. a. 0., S. 103—105, Anm., zu-
sammengestcllt. — C. I. L. XH, No. 4377: >(h)ospitalis a gallo gallinacio* (»Gast-
wirt zum Ilaushahn* zu Narbo; er stammte aus Tarraco in Spanien).
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— 1G5 —
dabei stehenden Meilenstein, oder aber auch nach einem erfundenen
Wahrzeichen benannte. Der Name ging alsdann auf die dort sich an-
gliedernde Ortschaft iiber.
Es folgt die bedeutendere Ansiedlung »Decempagi«^) oder »Ad
decem pagos*^), d. i. »Zu den zehn Gauen«, jelzt Tarquinpol am
Linderweiher bei Dieuze^). Der Name kônnte wie die eben erwâhnten
Stationsnamen mit »Ad« erklârt iind mit Ortsnameii wie »Zu den drei
bezw. sechs Insein «, «Zu den sieben Altâren«, >Zu den sieben Brûdern*
zusammengestellt werden*). Doch wâre es auch moglich, dass hier
eine volksetymologische Umdeutung eines keltischen Ortsnamens vorliegt ^).
Ehe die romische Strasse nach Decempagi kommt, berUhrt sie
das heu tige Mars al. Ob aber auch der zu Anfang genannte > viens
Marosallensium* ®) an der Strasse oder ob er etwas abseits gelegen,
kann ich nicht entscheiden. Beides ist moglich, da auch die im Ver-
gleich zum Itinerarium Antonini Augusti eine vollstândigere Reihe von
Stationsnamen bietende Peutingersche Tafel manche an den Strassen
*) So im Kursbuch des Antoninus a. a. 0. und bei Ammianus (J. 356 n. C.) ;
ebenso bei Paulus diaconus im VIII. Jahrhundert (Thalen der Metzer Bischofe).
^ So auf der Peutingerschen Tafel.
») S. Wichmann in diesem Jahrbuch, IV (181)2), 2, S. 116-166; vgl. III (1891),
S. 412—417, und VII (1895), 2, S. 173-194.
*) Index der Ausgabe des Itin. Anton. Aug. et Hierosol. von Parthey-Pinder:
>Ad très insulas*, »Ad sex insulas*, »Ad septem aras<, >Ad septem fratres*, >Ad
duos pontes*, >Ad duo solaria*, u. a.
*) Vgl. Wichmann in diesem Jahrbuch, IV, 2, S. 134/135. Eine solche
volksetymologische Umdeutung eines keltischen Namens durch die R orner liegt
z. B. vor in >Traiectum« (»Ueberfahrlsstelle«) = Utrecht (vgl. Cramer a. a. 0.,
S. 148); desgleichen in der spateren Namensform »Argenlaria« (= Geldwechsler-
laden, Bank) stalt »Argentorate« (Strassburg). Auch die aus Bequemlichkeit ab-
gekiirzte Namensform >Novia« = >Noviomagus« kann man vergleichen (vgl. Westd.
Korr.-Bl. XIÏ,5i: Das »Novia« der Inschrift kann aber nicht das damais noch
nicht befestigte Neumagen, wohl aber Speier sein).
Da zu Tarquinpol gemachte Funde, wie gallische Mûnzen und Inschriften
mit keltischen Namen (Jahrbuch IV, 2, S. 125, No. 1. 3 und 4 = Steinsaal des
Metzer Muséums, No. 361, Hoffmann), auf einheimische Bevôlkerung hinweisen,
so halte ich Decempagi fiir eine allkeltische Ansiedlung, deren keltischer Name
in romischer Zeit umgedeutet wurde. Wie Reste von Baudenkmalern und Bau-
inschriften (Steinsaal No. 356. 357. 359) bezeugen, hat der Ort unter romischer
Herrschaft friih eine ansehnliche Bliite erreicht.
*) Die angefiihrte Inschrift des Metzer Muséums ist das einzige Zeugnis fiir
diesen Ortsnamen aus romischer Zeit. Auf merovingischen Miinzen und llrkunden
(J. 709. 729) lauten Ortsangaben: >Marsallo vico», >in vico Marsallo (Marsello)*
u. ahnl.; vgl. C. Robert, Etudes numismatiques sur une partie du nord-est de la
France (Metz 1852), S. 130—134; die Urkunden bei Pardessus, diploniata (II).
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— 166 -
gelegene, fur die Reisenden weniger in Betracht kommende Ort-
schaften nicht angiebt^) und anderseits die Romer bel ihren Strassen-
anlagen auf bereits vorgefundene Ansiedelungen keine Rûcksieht nahmen ^).
Der nàehste Haltepunkt nach Decempagi hiess »Ad pontem Sa-
ra vi« (»Zur Saarbrûcke«) oder kurz »Pons Saravi* ^) und lag da, wo
die Strasse die Saar iiberschritt, in der Gegend von Saarburg in Lolh-
ringen*). Aehnlich nach Briicken benannte Haltepimkte gab es in
grosser Zabi und zwar in den versehiedensten Gegenden des rômischen
Weltreiches ^) ; auch ihre Namen gehen zuriick auf ein mit der rômischen
Briicke und Strasse entstandenes VVirtshaus.
Dass fiir die folgende Strassenstation derselbe Ursprung anzu-
nehmen ist, beweist unwiderleglich der lateinische, im heutigen »Zabern«
(Elsass) noch fortlebende Name >Tabernae« oder *Tres Tabernae«®),
d. h. »Drei Kneipen* (oder: » Laden*). Also auch dièse Ansiedlung ist
aus Wirtshàusern und entsprechenden Anlagen erwachsen, welche an
der rômischen Strasse durch deren Bau oder durch den auf ihr herr-
*) Dies beweist z. B. die Vergleichung mit dem bereits angefiihrten Itine-
rarium Hierosolymitanum.
^) So lagen z. B. in Italien abseits der grossen Heerstrassen, der via Fla-
minia und der via Appia, die âlteren Stàdte Tuder (Todi) und Lanuvium, welch
letzteres nur durch eine (sicher erst infolge des Strassenverkehrs spâter entstan-
denej Vorstadt »Sub Lanuvio* mit der nahen Appischen Strasse Verbindung batte.
NatiJrlicb kamen ausser militârischen Riicksichten — ahnlich wie bel den heutigen
Eisenbahnanlagen — vorerst die Bodenverhâltnisse beim Strassenbau in Betracht.
*) Auf der Pcutingerschen Kurskarte: »Ponle Saravi*; im Kursbuch des
Antoninus S. 372,i vcrderbt: » Ponte Sarvix«. Dass der Ortsname voUstândiger
»Ad pontem Saravi« lautete, erschliesse ich daraus, dass die vollstândigere und
die abgekttrzte, bequemere Bezeichnung bei andercn nach Briicken benannten
Haltpunkten sich nebeneinander nachweisen lâsst. — Saravus ist der vorrômische
(kcltische), mil lateinischer Endung {-us) ausgestattete, auch durch das Mosel-
gedicht des Ausonius bezcugte Name der Saar. Bei dem spateren Venantius
(VI. Jahrhundert) lautet der Name abgekûrzt: Sara.
*) Dass Saarburg i. L. spâtestens zur Zeit der Romerherrschaft ein bliihendcs
Gemeinwescn war, beweisen die Funde : s. Kraus III, S. 890 f., und dièses Jahr-
buch III, S. 420-422; VI, S. 317-323; VII,i, S. 154 IT.; VIII,., S. 119-175, wozu
noch weitere Funde kommen. Ob aber die Strasse bei diesem Orte oder in der
Nachbarschaft die Saar iiberbrtickte, ist zweifelhaft.
*) Vgl. Itin. Anton. Aug. et Ilierosol., cd. Parthcy-Pinder, Index, S. 370-371.
Bemerkt sei, dass die Kelten entsprechende Ortsbezeichnungen kannten,
welche mit >briva«, d. h. Briicke (auch Furl), zusammengesetzt waren und in
rômischer Zeit wciter gcbraucht wurden, z. B. >Briva Isarae<, jetzt Pontoise (Oise-
Briicke), »Samarobriva« (Amiens) an der Samara = Somme ; vgl. Holder I, Sp. 610.
*) »Tres Tabernae* bei Ammianus 16,ii,ii und 17,i,i (J. 357 n. Chr.); in
den Kursbiichern : »Tabernae<.
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— 167 —
schenden Verkehr hervorgerufen waren. Haltepunkte gleichen Namens
sind uns aber noch durch alte Ueberlieferung bezeugt u. a. in Italien
an der Appischen und an einer Abzweigung der Fiaminischen Strasse,
in Oberitalien zwischen Mailand und Piacenza, in der Pfalz (j. Rhein-
zabern), auf dem Hunsriiek, am Niederrhein, in Epirus, in Afrika^);
und dass es deren noch viel mehr gegeben haben muss, geht aus der
Zufâlligkeit der Ueberlieferung jener erwâhnten Orte mit Sicherheit
hervor. Die Ueberlieferung beweist aber auch, dass ein Kleeblatt von
drei Kneipen (Très Tabernae) sich ôfters zusammengefunden batte.
Die Strasse mûndet in den Knotenpunkt'Argentorate, d. i. Strass-
burg^). Wenn auch in den Kursbiichern mit dieser Station das Stand-
lager der Grenztruppen gemeint ist, so ist doch zweifellos der Name
Argentorate von einer in der Nâhe liegenden keltischen Niederlassung,
welehe mit der vorschriftsmâssig in einiger Entfernung vom Lager ent-
standenen Civilniederlassung (den sogenannten »canabae«) zusammen-
gewaehsen sein wird, wie anderswo^), auf das Lager iibertragen^).
*) Vgl. Itin. Anton. Aug. et HierosoL, éd. Parthey-Pinder, Index, S. 387; Cramer
a. a. 0. S. 151/152. In Afrika ist mehrfach eine nach dem einstmaligen Be-
sitzer benannte Taberna als Stationsname bezeugt: Flacci taberna, Rufini ta-
berna u. s. w. In Thrakien hiess eine Station: >Bona mansio*, d. h. >Gute
Herberge«. — Vgl. auch Marquardt, Privatleben der Romer, S. 454—457.
^) Holder I, Sp. 211 f. — Argentorate, die u. a. durch das âlteste Zeugnis,
einen Meilenstein aus dem Jahre 74 n. Chr., belegte Namensform, ist die urspriing-
liche, welehe spâter mit lateinischer Endung ausgestattet wurde (Argentoratum) ;
vgl. Zangemeister, Westd. Zeitschr. III (1884), S. 250/251. Die romanisch-deutsche
Namensform »Strat(e)burgum« = Strassburg fmdet sich zuerst im VI. Jahrhundert
bei Gregor von Tours, hist. Franc, IX,86 (>urbis, quam Strateburgum vocant«) und
X,i9 (>ad Argentoratensem urbem, quam nunc Stradeburgum vocant«); sodann
auch an zwei Stellen bei einem namenlosen Geographen aus Ravenna, dessen
gegen Ende des VU. Jahrhunderts auf Grund einer Quelle des IV. Jahrhunderts
verfasstes Buch spâter ûberarbeitet ist; die eine Stelle lautet: »Argentaria, quae
modo Stratisburgo dicitur*, d. i. A., welches jetzt Strassburg heisst (iiber »Argen-
taria« vgl. S. 165, Anm. 5 ; mit letzterem Namen nennen die Stadt Schriftsteller
des IV. Jahrhunderts n. Chr. [Riese, Das rheinische Germanien in der antiken
Litteratur, XII,9 — is]).
^) So: Borbitomagus (Worms), Mogontiacum (Mainz) u. a. -— Vgl. Bergk,
Westd. Zeitschr. I (1882), S. 501 ff.; Hettner, ebenda II (1883), S. 4 oben.
••) Der bei der Festung Argentorate = Strassburg gelegene >vicus cana-
barum* ist nebst den »vicani canabenses« durch eine zu Konigshofen gefundene
/ Weihinschrift bezeugt: Brarabach, G. I. Rhcn., No. 1891 = Wilmanns Ex. inscr. 2413.
Dass in den canabae bei Strassburg nicht bloss Leute wohnten, welehe zur
Festung und ihrer Besatzung als deren Familienangehôrige oder als ehemalige
Soldaten (vgl. Brambach No. 1893 mit der Heimatsangabe * Aequo*, d. i. wegen
der Tribus aus AequicuH in Mittelitalien und nicht aus Acquum in Ulyricum)
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— 168 —
Nach Reims fûhrten aus Metz zwei von den Rôniern geschaffene
Strassen, die Hauptstrasse auf einem Umwege uber Toul, eine kurzere
Nebenstrasse iiber Verdun.
Als an der Hauptstrasse gelegen werden uns genannt die Ort-
schaften^):
Scarponna (Scarponne bei Dieulouard), keltischen Ur-
sprungs^);
Tullum oder Tullium (Toul), keltischen Ursprungs;
Nasium (Naix), keltischen Ursprungs;
Caturiges (Bar- la- Ville, Vorstadt von Bar-le-Duc, kel-
tischen Ursprungs');
Ariola, keltischen Ursprungs;
Fanum Minervae*), ein rômischer, wie oft, von einem
Heiligtum hergeleiteter Ortsname^).
Schliesslich der Strassenknotenpunkt :
Durocortorum Remorum (Reims), keltischen Ur-
sprungs.
An der Nebenstrasse von Metz nach Reims lagen^):
Ibliodurum (Ville-sur- Yron), keltischen Ursprungs;
Fines, rômischen Ursprungs'), an der Grenze des Ge-
bietes der Mediomatrici (Metz) und der Virodunenses
(Verdun) gelegen;
oder als Kneipwirle, Krâmer a. s. w. in Beziehungen standen, sondern aucli Ein-
heimische keltischer Abstammung, lehren die Namen der Inschriften bei Brambacli
No. 2073 und 2074 (Addend., S. XXXII). Die Einheimischen halte ich fur die ur-
sprùnglichen Bewohner dieser spâter »canabae« genannlen Ortschaft.
Ueber die »canabae«, von deren Namen das deutsche Kraftwort »Kneipe« her-
geleitet wird, vgl. J. P. Joergensen »De municipiis et coloniis aetate imperatorum
ex canabis legionum ortis*, Doktor-Dissertation von Gôttingen, 1871; Jung, Roman.
Landschaften, S. 132 ff., auch S. 361 und 387.
^) Itin. Anton. Aug., p. 364/365, Wess. ; Tab. Peuting.
*) Ausserdem erst fiir die Jahre 367 (Ammian. 27,2, i) und 451 n. Chr. bezeugt.
3) Vgl. Holder I, Sp. 860.
*) In der Tab. Peuting. verderbt : Tanomia (vgl. dazu Desjardins, S. 21).
*) Vgl. z. B. Fanum Fortunae (j. Fano) in Umbrien und den Index zur Aus-
gabe des Itin. Anton. Aug. und Hierosol. von Parthey-Pinder, S. 337 ; ferner die
zahlreichen Ortsnamen, wie >Ad Mercurium*, »Ad Dianam*, >Ad Martis* u. s. w.
«) Itin. Anton. Aug., p. 363 364, Wess.
') »Fines« oder genauer »Ad fines* (d. b. »Zur Grenze*) genannte Halte-
punktc sind uns vom Itinerarium des Antoninus und dem des Pilgers nach Jéru-
salem an romiscben Strassen in Italien (4 mal), in Spanien (2 mal), in Frankreich
(7 mal), in der Schweiz, in Pannonien, in Asien bezeugt (Index, éd. Parthey-Pinder,
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Virodunum (Verdun), keltischen Urspnings;
Axuenna (Vienne-la- Ville), keltischen Ursprunjîs;
Basilia, keltischen Ursprungs^).
Von Toul (»Tullum Leucorum*) bog eine romische Strasse ab
nach Langres mit den Ortschaften *) :
Solimariaca (Soulosse), keltischen Ursprungs;
M osa (nach der Maas benannt), keltischen Ursprungs;
Andema(n)tunnum (Langres), keltischen Ursprungs.
Demnach ûberwogen, abgesehen von der Strasse Metz -Strass-
burg, entschieden die bereits von den Kelten besiedelten Ortschaftcn
an Zahl die Neugrûndungen der Romer, welche — mit Ausnahme von
Trier — lediglich den von den Romern geschalTenen Strassenziigen
ihre Entstehung verdankten und Namen fuhrten, wie zahireiche Strassen-
siedelungen in allen Teilen des romischen Weltreiches. Dièses Ueber-
wiegen der keltischen Ortsnamen bestàtigt sich, wenn man iiber die
genannten Strassenknotenpunkte hinausgeht, wie von Trier iiber Beda
(keltisch, Bitburg)^), A usa va (keltisch, Oos, nach einem Bach genannt),
Icorigium (keltisch, Jimkerath), Marcomagus (keltisch, Marmagen)
nach dem romischen Koln*) — oder uber Noviomagus*) (keltisch,
Neumagen an der Mosel)^), Belginum (keltisch, am »stumpfen
S. 337/338). Der Name ist herzuleiten von einem ursprunglich an der romischen
Strasse, wo dièse die Provinz- oder Hlammesgrenze iiberschritt, entstandenen
Wirtshaus.
*) Der Name, welchen auch das heutige Basel fiihrte, fehlt bei Holder I,
Sp. 355—356 ; er hat, ebensowenig wie » Basiliacum « und die Bernstein-Insel
>Basilia« (=Oesel?) etwas mit dem gricchischen (iaoi If lOi; (koniglich), zu thun,
wenn auch, wenigstens bei letzterer, den griechischen Gewâhrsmannern das be-
treffende Wort ihrer Muttersprache vorgeschwebt hat.
*) Itin. Anton. Aug., p. 385, Wess. ; vgl. Tab. Peuling.
') Inschriftlich werden der »vicus< und die >vikani Bedenses« erst fur die
Jahre 198 und 245 n. Chr. bezeugt (Westd. Korr.-Bl. IX,i45 und X,44).
*) Itin. Anton. Aug., p. 372 f., Wess.; Tab. Peuting.
*) Beim Geographen von Ravenna trâgt dieser Ort den verkiirzten Namen
>Nobia« (= Novia); vgl. vorher. — Der Ortsname »Noviomagus« ist ubrigens in
keltischen Gegenden nicht selten.
") Zwischen Noviomagus und Dumnissus giebt der Besinger der Mosel,
Ausonius, welcher auf dieser Strasse im Jahre 370 n. Chr. vom Rhein nach der
Mosel reiste, einen oben (S. 167) erwahnten Ort romischen Ursprungs >Ta-
bernae* an.
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— 170 —
Tliurm*^ bei Heinzcralh auf dem Fliin.sriick) ^), Dumnissus (keltisch,
Denzen bei Kirchberg, Hiinsruck) naeh Bingen und Mainz-) — oder
endlich iiber Andethanna^) (keltisch, Nieder-Anven an der Strasse
von Wasserbillig naeh Luxemburg), Orolaunum (keltisch, Arlon),
Epossium (keltisch; Yvois, Ivoy = jetzt Carignan)^), Vungum (kel-
tisch, Vonc) naeh Reims ^).
Aber auch abseits der erwâhnten Strassen gab es, wie die Funde
lehren, zahlreiche Siedelungen, deren Namen fiir uns mit geringen Aus-
nahmen verschoUen sind. Was aber von sonstigen Ortsnamen zufâllig
iiberliefert ist, beweist gleichfalls entschiedenes Vorherrschen der vor-
romischen, keltisch en Gemeinwesen.
Die Ortschaften der keltischen |?A)regovicovig(enses?) und
Marosallenses im heutigen Lothringen sind bereits genannt. Ausser-
dem sind noch zu nennen die folgenden Siedelungen, aile vorrômischen
Ursprungs ®) :
*) Belginum, dessen Bcwohner, die vicani Relg(inates), der keltischen Pferde-
gcittin Epona den Denkstein bei Ileltner, Steindenkmâler, No. 105, gosliftet haben,
hat seinen Namen naliirlich von der Zugehorigkeit zum Stamme der Belgen.
Doch ist die Vermutung von Hettner, Westd. Zeitschr. II, S. 3, Belginum und
ebenso Belgica (an der Strasse Trier— Koln) seien die Grenzstationen der romischen
Belgica naeh der Militârgrenze hin gewesen, nichi zulretîend : Romische Strassen-
siedlungen an den Grenzen fiihren den Namen »Ad fines* (vgl. S. 168, Anm. 7);
Belginum aber ist eine vorromische Siedelung (vgl. Suindinum, Altinum), deren
Bewohner Einheimische sind (vgl. die angefiihrte Inschrift No. 105 nebst 106).
^) Tab. Peuting. Vgl. Ausonius, Mosella, Anfang ; auch Itin. Anton. Aug.,
S. 37lWess.
8) Vgl. Holder ï, Sp. 146.
*) Vgl. Holder I, Sp. 1454.
*) Itin. Anton. Aug., p. H65— 366, Wess.
*) Aus spâteren Quellen nenne ich noch: villa Bucsarias in pago
Scarponinse (meroving. Urkunde vom Jahre 745 bei Pardes.sus II, S. 398) = Bouxières
jenseits der Grenze bei Mardigny; villa Buxarias in pago Virdonense
(Verdun) in einer meroving. Urkunde vom J. 709 bei Pardessus II, S. 282 = Buxièrcs.
villa Vidiacus in pago Meltense (meroving. Urkunde aus dem Jahre 715 bei
Pardessus II, S. 302) = Vigy; Epternacum = Echternach (Urkunden aus den
Jahren 698 lî. : Holder I, Sp. 1456) ; P r i n c a s t e 1 1 u m (Geograph. Ravenn.) = Bern-
kastel, wo der zweite Bestandteil des Namens, ebenso wie vicus, civitas u. s. w.
eine spâtere, lateinische Bezcichnung des Ortes ist, wahrend in dem crsten Be-
standteil der altkeltische Name der Ansiodlung slcckt (vj;l. Cramer a. a. 0., S. 148;;
Carde na (Geogr. Rav.) — Carden und Contrua (Venanlius Forlunalus) =
Gondorf an der Untcrmosel (vgl. Cramer, S. 144. 145, und Holder u. d. W.). - Den vom
Geographus Havennas zwischen »Mecusa< (Metz) und >Trouris< (Trier) aufgefi'ihrten
Ortsnamen »Gaunia« hait man fiir eine Entstellung des Namens >Caranusca«.
Erwîilmt seien auch noch aus einer Inschrift von Alzey in Rheinhessen
aus dem Jahre 223 n. Chr. die romanisierten Bewohner dieser altkeltischen Ort-
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-- 171 —
Der vicusBodatius, d. i. Vie an der Seille in Lothringen ^) ;
der vie us S ara vus, ein nach der Saar (Saravus), an
welcher es lag, benanntes Dorf, aller Wahrscheinlich-
keit nach im heutigen Lothringen^);
das Bauerngut der Coloni Crutisiones bei Pachtem an
der Saar, im Kreise Saarlouis^);
Contionacum, d. i. Conz an der Saar unweit ihrer Miin-
dung in die MoseH);
scliaft, die vicani Altiaienses (Brambach No. 877; Zangemeister, Westd.
Korr.-Bl. VI. 157), und aus einer zu Nizy-le-Comte (bei Laon) gefundenen Inschrift
der einslmals zur civitas Remorum, dem Gemeindebezirk von Reims gehorige
»pagus Vennectis* (Ch. Loriquet, Reims pendant la domination romaine, 1860,
S. 31, mit Tafel, Fig. 2).
Dass auch in den (keltischen) Beinamen der Gotter, von denen spâter
(unter »Religion«) die Rede sein wird, grossenteils ôrtliche Bezeichnungen erhalten
sind, sei hier nebenbei bemerkt.
*) Inschrift, nach handschriftlichen Aufzeichnungeneines MetzerDomherrn Bon-
tems (XVJI. Jahrh.) verôffenthcht von Cajot S. 78 (»des mémoires de M. Bontems, où
elle a été insérée sur la foi de M. Praillon*); ledigUch eine Wiederholung aus Cajot
muss vorhegen bei den Benediktinern I, S. 62 (vgl. I, Préface, S. XIII !). Die Lesung
von Praillon-Bontems lautet: »Deo Mercurio numini santissimo Amilius m a g i s t e r
viciBodatii* (Robert I, S. 58). Eine andere, am Schluss sicher verfâlschte
Lesung der Inschrift geht auf Boissard zuriick (Meurisse, S. 13; daher: Cajot, S. 124;
Bénédict-, pi. V,2, u. a.; vgl. Robert I, S. 56—58, und dièses Jahrbuch VlII,i, S. 93,
No. 28): »Deo Mercurio numini sanctissimo Herculius iunior Augustus*. — Ueber
den vicus Bodatius, der auf merovingischen Miinzen und in Urkunden »Bodesius
vicus« heisst, s. C. Robert, Etudes numismatiques u. s. w., S. 134—142. — Ebenso
wie bei Vie (vicus) ist im heutigen Ortsnamen der allgemeinere, weniger bezeich-
nende Bestandteil des alten Namens erhalten z. B. in Kôln (colonia), Aachen und
Aix (aquae), Fano (fanum), Léon (legio).
') Weihinschrift an Mercurius, gefunden auf dem Donon: s. Anhang II. —
Mit dem vom Saarfluss auf die aniiegende Ansiedlung iibertragenen Ortsnamen
vgl. die bereits angefiihrten Namen »Caranusca«, »Mosa«, »Ausava«, vgl. Mowat,
Rev. arch. n. s. 31 (1876), S. 262; ferner Promea (Prum): Cramer a. a. 0., S. 148.
— Wenn der > Vicus Saravus* das heutige Saarburg i. L. ist (vgl. »Beda vicus*
= »Bitburg«), so kann dièse Stadt nicht aus der romischen Strassensiedlung >Ad
pontem Saravi* hervorgegangen sein. Auf merovingischen Mûnzen steht: >Sare-
burgo< (Robert, Etudes numismat., S. 153/154).
^) Hettner, Steindenkmàler, No. 66 (Weihinschrift an Mercurius). >Coloni<
sind die Bewohner einer » colonia*, d. h. eines Bauernhofes (vgl. insbesondere die
Erztafel von Veleia C. I. L. XI, No. 1147, S. 229). Dass die coloni Crutisiones
Kelten sind und nicht etwa, wie Hettner vermutet, hier angesiedelte Germanen,
beweist der keltische Name >Dannus Giamillus* (Ilolder I, Sp. 1223 f., 2018 f.).
^) Holder I, Sp. 1108 (Verfiigungen des Kaisers Valentinianus aus dem
Jahre 371 n. Chr.); vgl. Ausonius Mosella v. 369.
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— 172 -
der viens Voclannionum gegenuber Trier^);
Rigodulum, d. i. Riol aiif dem rechien Moseliifer, drei
Stunden unterhalb Trier ^);
schliesslieh der
vie us Ambitarvius, des Kaisers C. Caesar = Caligula
angeblicher Geburtsort ^), dessen Lage aber beslimmt
wird mit Hilfe einer romischen Slrassensiedlung,
deren Naine »Confluentes« oder »Ad Confluen-
tes« (d. h. am Zusammenfluss zweier Gewâsser) ofters
im romischen Reiche nachweisbar ist*).
*) Hettner, Steindenkmâler, No. 42—44. Der keltische Ursprung dieser
Ortschaft, welche der romischen Neugriindung Trier gegenuber (wahrscheinlich
beiderseits der in ihrem Unterbau romischen Brûcke) lag, geht auch aus der
Eigenart der daselbst gefundenen Weihdenkmâler hervor.
*) Tacitus histor. IV, 71: Sieg des CeriaHs iiber die Aufstândischen im
J. 70 n. Chr. (im sogen. batavischen Auf stand).
') Suetonius, Cahgula c. 8 : »PHnius Secundus inTreveris, vicoAm-
bitarvio supra Confluentes (genitum scribit C. Caesarem) «. Sueton fiihrt
auch abweichende Angaben an und bekâmpft die des (âlteren) Plinius. — Ueber
die Lage des Dorfes ist noch nichts Befriedigendes festgestellt worden; man
sucht es jetzt meist oberhalb der Saarmûndung, friiher auch oberhalb der Mosel-
mundung.
*) Coblenz an der Moselmiindung: Cramer a. a. 0., S. 151 (vgl. auch >Coblenz«
in der Schweiz, an der Mûndung der Aare in den Rhein); ferner Ortschaften: am
Einfluss des Rheines in den Bodensee; an der Miindung der Sau in die Donau;
in Itahen an der AemiHschen Strasse zwischen Caesena und Ariminum (Rimini)
sowie am Zusammenfluss des Tritano und Aterno (vgl. De Vit, Onomasticon). —
Im keltischen Sprachgebiet gab es eine entsprechende, vielfach noch heutigen
Namen zu Grunde liegende Ortsbezeichnung »Condate«, welche den Ortschaften
in romischer Zeit verblieben ist (s. Ilolder I, Sp. 1092 ff.). Auch ein Landbezirk
bei Lyon am Zusammenfluss der Saône und Rhône fuhrte in romischer Zeit die
keltisch-romische Benennung pagus Condatensis oder Condatis (Boissieu inscr. de
Lyon, S. 19 = Wilmanns Exempl. inscr. 2225), wâhrend die Oertlichkeit, wo der
im J. 12 V. Chr. gegrundete Altar bezw. Tempel der Roma und des Augustus lag,
in den Inschriften »Ad (oder: inter) confluentes Araris et Rhodani* und ahnlich
heisst.
Von romischen Ortsbezeichnungen aus den hier in Betracht kommenden
Gegenden wiisste ich ausserdem nur noch anzufuhren: »Concordia* (d. h. Ein-
tracht) im nôrdlichen Elsass (VVeissenburg V), bei Ammianus XVI, li, m (Jahr 357 n. Chr.).
Wenn der Name nicht auf spâtere Umnennung nach der gleichnamigen ober-
italischen Stadt (in Venetia) zuriickzufûhren ist (vgl. Bononia = Boulogne, friiher
Gaesoriacum), so ist er mit den romischen, ebenfalls mit abstrakten Begriffen
benannten Neugriindungen, wie Concordia, so ïndustria, Laus, Fax, zusammen-
zustellen.
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- m -
Weiter lassen zahlreiche heu tige Ortsnamen keltischen Ur-
sprung erkennen, wie die Mehrzahl der Namen auf -ach und -ich im
deutschen und auf -y im franzôsischen Sprachgebiet die Ableitung von
Ortsnamen auf -acuni^). Ueberhaupt beweisen also die Ortsnamen
allein schon, dass die Romer hierzulande eine grosse Anzahl von
Siedelungen vorfanden und dass die infolge ihrer Herrschaft neuerstan-
denen Grundungen den altkeltischen Ortsehaften an Zahl erheblich
nachstanden. Und dièse Thatsaehe wird durch die allenthalben ge-
machten Funde, welche auf keltische Abstammung der Bevôlkerung
hinweisen und uber die nachher zu sprechen ist, bestàtigt.
Aber nieht bloss an Zahl, sondern auch an Bedeutung iiberragen
die im Binnenlande rûckwàrts der MiUtàrgrenze gelegenen altkeltischen
Niederlassungen die meisten der rômischen Neugrùndungen. Freilieh
verdanken sie ihre Bliite wesentlich ihrer Zugehôrigkeit zum rômischen
Reiche. So halte ich, um mich auf Metz zu beschrànken, die Ansicht
fur richtig, wonach an die auf der Hôhe der Stations- und Trinitarier-
strasse gelegene keltische Niederlassung sich auf der sûdlich davor-
gelegenen Hochflâche eine nach romischem Griindungsplan angeordnete
Stadt angegliedert hat^). Doch war dièse Stadt in den ersten Jahr-
hunderten der Kaiserzeit nichts weniger als eine rômische Gamison-
stadt, wozu sie eine ebenso irrige, wie weitverbreitete Meinung hat
machen woUen^); sie war auch nicht etwa mit rômischen Kolonisten
besiedelt, sondern hauptsâchlich von romanisierten Kelten bewohnt.
Dièse erweiterte gallische Stadt hat aber rômische Kultur mit rômischen
*) Manche von diesen Namenbildungen konnen auch auf rômische und
spâtere Namen zuriickgehen, welche mit der nâmlichen keltischen Anhângesilbe
gebildet sind; vgl. oben S. 163. Doch wenn auch thatsâchlich ein solcher Orts-
name von einem lateinischen Personennamen abgeleitet werden muss, so ist
damit noch nicht gesagt, dass der Begrtinder der Ansiedlung bezw. der Besitzer
des Ackergutes, dessen Name auf die sich angliedernde Ortschaft ubergegangen
ist, ein eingewanderter Rômer gewesen. Denn der Name kann sehr wohl auch
zuriickgehen auf einen romanisierten Einheimischen, der bereits lateinische Namen
fiihrte. Beispiel »Fleury« = >Floriâcus« (Holder I, Sp. 1497—1498) : den Namen
»Florius« fiihrte auch z. B. ein Metzer; s. spâter S. 188,?. — Ueber die nieder-
rheinischen Ortsnamen auf -ich und -acJi s. Cramer a. a. 0., S. 152 — 159; ûber
andere niederrheinische Ortsnamen keltischen Ursprungs s. Cramer, S. 159 ff. —
Ob der Ortsname »Sablon« (bei Metz^, der auf einen auch im niederrheinischen
Gebiet fiir die rômische Zeit bezeugten Ortsnamen »Sab(u)lones« [= Zand bei
Venlo; s. Cramer a. a. 0., S. 151] zuruckzugehen scheint, vorrômischen oder
rômischen Ursprunges ist, wage ich nicht zu entscheiden.
*) Vortrag von Archivdirektor Dr. Wolfram in der Gesellschaft fiir lothr.
Geschichte (s. den vorhegenden Band IX dièses Jahrbuches).
») S. Anhang I, B.
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174 -
Bauwerken, u. a. mit einer Wasserleitung ^), einem Amphilheater ^),
Warmbâdern ^), Tempeln^), im III. oder IV. Jahrhundert auch mit
Stadtmauern ^) beschenkt; und in dem altesten, vorrômischen Teil der
Stadt erstand um die Zeit des Kaisers Constantinus ein grossartiger
Palastbau *^), in dem spâler die austrasisehen Konige sieh wohnlich
eingerichtet haben mogen, ein Prachtbau, der ebenso den baufâlligsten
Stadtteil ersetzt haben wird, wie die Kaiserpalàste den altesten Stadt-
teil Roms.
Auch die Gemeindeverwaltung glich derjenigen, welche wir sonst
im romischen Reiche vorfmden, wenngleieh die Romer auch hier an
bestehende Verhâltnisse angekniipft liaben. Zwar fliessen unsere Quellen
recht spârlich; doch lasst sich mit Sicherheit oder doch Wahrschein-
lichkeit folgendes feststellen : Die Gemeinde der Metzer, civitas Medioma-
tricorum ^, welche Tacitus ^) gelegentlich der Ereignisse des Jahres 70
n. Chr. eine bundesgenôssische Gemeinde (socia civitas), d. h. nach
rômischem Sprachgebrauch eine unterthànige, provinziale Gemeinde mit
Selbstverwaltung ^) nennt, beschrankte sich nicht auf die Stadt Metz
(Divodurum Mediomatricorum), sondern umfasste auch das umliegende
Gebiet des einstmaligen gallischen Stammes der Mediomatriker, mit
1) Vgl. Kraus III, S. 231-239.
«) Vgl. dièses Jahrbuch VIII,2, S. 70, Anm. 3, und oben S. 150.
8) Vgl. dièses Jahrbuch VIII,2, S. 71, Anm. 1.
*) z. B. Tempel der Roma und des Augustus; s. spâter unter Religion.
^) Vortrag von Wolfram in der Gesellschaft fur lothr. Geschichte (s. den
vorliegenden Band IX des Jahrbuches). — - Vor dem Siidthor und dem Oslthor
dehnten sich beiderseits der davon ausgehenden Landstrassen, wie uberhaupt vor
den Stadten im romischen Reich, Grâberfelder aus; vgl. dièses .Jahrbuch VI,
S. 327; VII, S. 195 f.; VIII,2, S. 66 ff., und IX (Fundberichte ; vgl. oben S. 153 f.).
•) Vgl. dièses Jahrbuch VII[,i, S. 4/5.
') Tacitus hist. 4, 70 (J. 70 n. Chr.); Notitia Galliarum V, 3 (IV. Jhdt.); vgl.
die gleich anzufûhrende Inscbrift. Gewôhnlich steht dafûr der Stammesname
>Mediomatrici«. Die Gemeindeangehôrigen nennen sich (Mânner wie Frauen) cives:
Brambach 1089. 1572 ; Westd. Zeitschr. XIII, S. 84 f . ; Westd. Korr.-Bl. III, 118 ; C. I. L. V,
5929. VII, 55; vgl. die im folgenden angefiihrte Metzer Inscbrift nebst Anhang I, A.
— »civitas« auch: Rhein. Mus. N..F. 20 (1865), S. 623, No.l (Robert ï, S. 13).
^ Hist. 4, 70: »in Mediomatricos, sociam civitatem*.
®) Theod. Mommsen, Rômisches Staatsrecht Ill,i (1887), besonders S. 659 f.
724 f. — Der altère PHnius (nat. hist. 4, 106), dessen Angaben fur die A u g u s t e i s c h e
Zeit Geltung haben, bezeichnet von den Nachbarstâmmen die Leuci als »liberi«,
die Treveri als >hberi antea* und die (auch inschriftlich » civitas foederata* be-
nannten) Rémi als »foederati«, wâhrend er den Mediomatrici keine derartige Be-
nennung giebt. Daraus folgt allerdings, dass die letzteren in jener Zeit weder
liberi noch foederati, d. h. weder freie noch vertragsmassige, also » autonome
Unterthanen* (Mommsen a. a. 0., S. 645 fT., vgl. Marquardt, Rom. Staatsverwaltung I,
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- 175 -
Ausnahme des ain Rheine gelegenen Landslriches ^). Deii Titel der
Beamlen, welche an der Spilze der Gemeindeverwaltung standen und
welche unter anderem die Gerichisbarkeit auszuiiben und den Vorsitz
in den Wahlversammlungen sowie im Gemeinderat zu fiihren hatten,
nennt uns keine Insehrift^), und ebensowenig lehrt uns ein Denkmal
ein Mitglied des Gemeinderats, einen decurio'^), kennen. Dagegen nennt
uns eine Inschrift^) einen Schatzmeister der Metzer Gemeinde, den
»quaestor civilalis Mediomatricorum«. und die nâmliche Inschrift be-
zeiehnet diesen Mann auch als »praefeclus statorum«, d. h. als Vor-
steher einer Art von Polizisten oder Vollziehungsbeamten, welch letztere
sich freilieh, wie es scheint, nur auf gallischem Boden nachweisen lassen ^).
Der Stadtbezirk war in Sladtvierlel, »vici«, geteilt; das zugehôrige
Gebiet, der »ager«, zerfiel in gleiehfalls »vici« genannte Dorfschaften
S. 344 ff.), sondern dass sie >niclit autonome Unterthanen« (Mommsen, S. 716 ff.,
vgl. Marquardt a. a. 0., S. 353 lï.) waren. Doch den Schluss, den Mommsen a. a. 0.,
S. 725, Anm. 4, gezogen, dass dies Verhâltnis noch im Jahre 70 bestanden, halte ich
nicht fiir zvvingend. Denn das staatsrcchtliche Verhâltnis der Treverer z. B. hat in den
ersten 100 Jahren der Romerherrschaft sogar mehrere Wandlungen durchgemacht.
^) Dass das Gebiet der gallischen Mediomatriker ebenso wie das der Tre-
verer bis zum Rheine reichte, bezeugen Caesar bell. Gall. 4, 10 und Strabo IV,
3, 4. Infolge der Romerherrschaft wurden aber die an den Rhein stossenden
Teile beider Gebiete der Militargrenze zugeteilt, wo das obergermanische Heer stand.
Vgl. Anhang I, A,i.
*) Ob zwei Biirgermeister nebst zwei Beigeordneten an der Spitze der
Stadtverwaltung standen oder ob Reichsbeamten die oberste Leitung oblag, wissen
wir fur die Gemeinde Metz ebenso wenig wie fiir die Gemeinde und Kolonie Trier.
Fiir die Kolonien Lyon und Mailand hat man die Seltenheit der Inschriften, welche
>II viri« (>duoviri«) nennen, auf den letzteren Umstand zuriickfuhren wollen:
Jung, Roman. Landschaften, S. 221 mit Anm. 1.
^) Eine Metzer Steininschrift (Robert II, S. 120), welche decuriones nennt,
hat Boissard nach der stadtromischen Inschrift C. I. L. VI, 10356 gefâlscht:
s. dièses Jahrbuch VIlI,i, S. 54 ff. und 116.
*) Steinsaal des Muséums No. 81 = Robert I, S. 21 mit pi. I, 8: >Genio
G. Aurieli) Matern(i) p r(a)ef(ecti) stat(orum), q(uaestoris) c(ivitatis)
M(ediomatricorum), Cathirig(ius) Delficus cliens«. — Auf die unrichtige Le-
sung »pr(a)ef(ecti) stat(ionis) q(uadragesimae) c(iYitatis) M(ediomatricorum)< geht
die irrtiimliche Annahme zuruck, dass auch Metz eine Zollstation zum Zwecke
der Erhebung des gemeinsamen Eingangszolles der gallischen Provinzen von
2'/2°o, der sogen. »quadragesima Galliarum*, gewesen sei (Robert I, S. 24 ff.;
Marquardt, Staatsverwaltung H^, S. 272/273, Anm.; Jung, Die romanischen Land-
schaften, S. 221 f., Anm. 4; Desjardins, Géogr. de la Gaule, III, 1885, S. 401).
*) In der provincia Narbonensis: C. I. L. XII, No. 1920 (Vienne): »stator ci-
vitatis Vienne(n)s(ium)« und No. 3309 (Nîmes): »stator Nem(ausensium)«. Hirsch-
feld zu No. 1920 verglcicht Petronius c. 126: »statores altius cinctos« und meint,
es seien Amtsboten (viatores) gewesen, wiihrend Mommsen sie fur Beamte halte,
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— 176 —
und in »pagi«, d. h. Flurbezirke mit zerslreut liegenden Gehoflen*).
Die Bewohner der Stadtviertel und Dorfschaften, die »vicani<, und
ebenso die Bewohner der Flurbezirke, die »pagani<, waren durch
jàhrlich neugewâhlte »magistri<, d. h. Orts- oder Gauvorsteher, Schulzen,
vertrelen-); da aile Bezirke einen sakralen Mittelpunkl hatten^), so
konnte man sie unseren Kirchspielen vergleichen.
welche die Angeklagten zum Gerichtstermin geslellt hàtten (reos sistere). Man
kôrinte auch in diesen statores eine der >vereinzelten Spuren vorromischer Ein-
richtungen* fmden, von welchen Hirschfeld, Westd. Zeitschr. VIII, S. 134 (mit Be-
legen in Anmerkung 39) spricht; doch ist es wohl richtiger, wenn man hierin
eine Beamtenklasse sieht, die sich erst unter rômischer Herrschaft selbstandig auf
galHschem Boden entwickelt hat. — Die Bezeichnung >statores« fiihren sonst
Ordonnanzen des Statthalters, Kaisers oder Truppenfiihrers. — Vgl. Anhang I, A, ii, 21.
*) Fiir den Metzer Stadtbezirk sind uns durch Steindenkmâler bezeugt ein
»vicus Honoris* (Ehrenviertel oder Ehrenstrasse) und die »vicani vici Pacis* (Be-
wohner des Friedensviertels oder der Friedensstrasse) : Steinsaal des Metzer
Muséums No. 6 und 165. Zum Metzer Landbezirk gehôrte ausser einer Reihe von
Dorfschaften, wie Caranusca, IbUodurum, vicus Bodatius (Vie), vicus Marosallen-
sium (Marsal,) Scarponna u. s. w. auch der >pagus lo . . .«, welchen uns eine mit
der Sammlung Simon leider verschoUene Inschrift aus Sablon bei Metz nennt
(Robert II, S. 23). — Ueber die >pagi< und »vici« vgl. Marquardt, Rom. Staats-
verwaltung, I, S. 3 — 9, und Mommsen, Rom. Staatsrecht, IIÏ,i, S. 116—120.
*) Eine Inschrift zu Metz war dem Mercurius von einem »magister vici
Bodatii* gesetzt, s. oben S. 171, Anm. 1. Die vorher angefûhrte Inschrift der
Sammlung Simon nannte einen >mag(ister) pag(i) lo . . . îî*, also einen Mann, der
zweimal das Ehrenamt eines Bezirksvorstehers bekleidet batte. — Unsicher ist
auf einem zu Sablon gefundenen Weihetâfelchen der keltischen Gôttin Icovellauna
die Herstellung »[mag(ister) vi]ci«, welche Bone, Bonn. Jahrb. 66, S. 67 ff. (vgl.
Môller, 3. Jahresbericht des Vereins fiir Erdkunde zu Metz, S. 116, Anm. 6, und
Westd. Zeitschr. II, S. 253 unter 11,2) vorgeschlagen hat.
Der >magister vici Sandaliaris* (Robert II, S. 96) ist von Boissard und der
»vici argentariae magister* (Robert II, S. 97) von Bégin erfunden.
Ueber dièse magistri vgl. Marquardt, Rom. Staatsverwaltung I, S. 8, Anm. 9;
Belege z. B. bei Wilmanns, Exempl.inscr.il, S. 627. Ueber die s t a d t rômischen
magistri vicorum: Marquardt a. a. 0., III, S. 198 ff.
Dass die vici, wie anderswo, so auch in unseren Gegenden ihre eigene
Kasse hatten, lehrt uns der Schatzmeister (quaestor) der vicani Belginates an der
Strasse Trier— Bingen (Brambach No. 864 = Hettner, Steindenkmâler, No. 105);
auch weisen diirauf die beiden Metzer Denkmâler hin, welche (gleich der eben
angefiihrten Inschrift) Weihungen seitens der vicani bezw. des vicus sind und von
denen die eine (No. 5) besagt: »publice posuer(unt)«.
In einer Inschrift von Bitburg (Beda vicus) aus dem Jahre 198 n. Chr. (Westd.
Korr.-Bl. IX,u5) werden »curatores vici* genannt (wozu vgl. Hettner a. a. 0.,
Sp. 249). Dièse Benennung kommt auch den Mânnern zu, welche zu Metz die Errich-
tung eines religiôsen Sâulendenkmals besorgt haben (Steinsaal des Muséums No. 5).
^) Die Metzer vici Honoris und Pacis sind offenbar nach Tempeln benannt,
welche in den betreffenden Stadtvierteln lagen (vgl. unter »Religion«); verglichen
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— 177 -
In der Stadt Metz wurden neben den voUberechtigten Burgern,
den »cives«, noch »advenae<, d. h. Zugezogene, unterschieden ^), worunter
nicht bloss die stândigen Insassen ohne Biirgerrecht, die »incolae< oder
»inquilini<, sondern auch die nur voriibergehend in der Stadt sich auf-
haltenden Fremden, also die anderswo »hospites adventDres* genannten
Leute zu verstehen sind^).
Dass der dem romischen Sénat nachgebildete bevorzugte Stand
der auf Lebenszeit gewâhlten Gemeinderàte, der »ordo decurionum«
(auch »senatus< genannt), fiir Metz zufàllig nicht bezeugt ist, war be-
reits bemerkt. Nachweisbar ist dagegen der zweite bevorzugte Stand,
der dem romischen Ritterstande nachgebildete »ordo Augustahum*,
welcher sich aus den alljâhriich von den Gemeinderâten neu ernannten
Sechsmànnern, den »seviri (sex viri) Augustales* ergànzte^). Wie dièse
iiberwiegend aus reichen Freigelassenen ernannten Sechsmânner, deren
Ehrenamt keine eigentlichen gemeindeamtlichen Funktionen in sich
schloss, iiberhaupt die Aufgabe hatten, gleich den wirkHchen Gemeinde-
beamten und Priestern durch ihre Leistungen — wie Zahlung einer
Geldsumme beim Amtsantritt, Veranstaltung von Volksfesten, gemein-
niitzige Bauten und sonstige Aufwendungen — den Stadtsâckel zu
entlasten, so hat auch in Metz ein KoUegium solcher seviri Augustales
(sie tragen noch teilweise keltische Namen) um die Wende des ersten
zum zweiten Jahrhundert unserer Zeitrechnung **) die Bùrger von Melz
nebst den zugezogenen Fremden mit einer Wasserleitung und einem
kônnen werden die vicani Salutares und der vicus Apolline(n)sis zu Mainz, der
vicus Dianensis zu Ariminum; auch der vicus Martis Tudertium an der via
Fiaminia.
Wenn die von Robert zu der Metzer Inschrift vorgeschlagene Ergânzung
»mag. pag. Io[vi] IΫ richtig ist, so ist der Name »pagU3 Iovius« zusammenzustellen
mit den Benennungen von pagi als »Herculaneus«, >Iunonius«, »Martialis«, »Mer-
curialis* (Robert II, S. 25). Freilich ist es auch sehr wohl moghch, dass in dem
»Io . . . .< eine altkeltische Flurbezeichnung steckt.
*) s. die Inschrift S. 179, Anmerkung 2.
'^) Vgl. Marquardt a. a. 0., S. 465/466; Wilmanns, Exempla inscr., 1803 und
2073 (Inschriften italischer Stadtgemeinden).
^) Mommsen, Romisches Staatsrecht, Ill,i (1887), S. 453— 467; Marquardt,
Rômische Staatsverwaltung, 1, S. 512—516. — Die fûnf Metzer Inschriften, welche
ausser den beiden im folgenden herangezogenen Denkmâlern Augustalen nennen,
sind von Boissard und Bégin auf Stein und Papier gefâlscht (Robert II, S. 98—100
und S. 102; vgl. dièses Jahrbuch VIII,i, S. 7, Anm. 4).
*) Dièse auch von Zangemeister ausgesprochene Zeitbestimmung stiitzt sich
auf die Schriftziige.
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zugehorigen, den Nymphen geweihlen Qaellhaus (Nymphaeum) beschenkt ^).
Ausserdem nannte eine beim Bau der Kirche S. Privât, der ehemaligen
Pfarrkirche von Montigny, im Jahre 1522 gcfundeue, seither leider zu
Grunde gegangene Grabschrift einen Freigelassenen der Gilde der
Moselsehiffer als Registrator oder Rechnungsboamlen (»tabularius«) und
als > sévir Augustalis« *^).
Die Schaffung dieser Augustalen geht zuriick auf die Zeit des
Augustus^), dem zu Ehren sie ja aueh ihren Namen tragen. Auf die-
selbe Zeit geht zurûck die Wiirde des Priesters der Roma und des
Augustus, des abweehselnd aus den einzelnen gallisehen Gemeinden
gewiihlten Vorstandes des am Zusammenfluss der Saône und Rhône
bei Lyon am 1. August des Jahres 12 v. Chr. eingeweihten Altars und
Tempels, zugleich des Vorsitzenden des hier seitdem alljàhrlich abge-
*) Inschrift im Steinsaal des Metzer Muséums No. 80 = Robert II, S. 16,
mit pi. VI, 4; gefunden 1848 bei der Lunette d'Arçon am Hauptbahnhof von Metz,
wo sie aber vielleicht spâter zur Herstellung eines Steinsarges verwendet gewesen
(vgl. MôUer im »3. Jahresbericht des Vereins fiir Erdkunde zu Metz pro 1880<,
S. 117): >[In hjonorem domu[s Augustae] — es folgten die Namen von sechs
Mânnern — [IIÎIII viri Au]gustales aquam ab origin[e usque ad civitatem perduxe-
ru]nt et Nymphaeum cum su[is ornamentis et signis sua impensa] posu[erunt]«;
zur Erganzung der Inschrift s. Môller, VVestd. Zeitschr. Il, 1883, S. 286 f. Von den
Namen der sechs Augustalen sind zwei nahezu vollstandig erhalten: >G. Celsius
Mattos . . . .« und »Sex. Massius Gen[ialis?]«; von zwei Augustalen sind nur Reste
der Zunamen vorhanden: >[Cara]thounus< und »[VAe]lianus«; zwei Namen schlicss-
lich sind vollstandig verloren. »Carathounus< ist ein zweifellos keltischcr
Name und sicher erganzt (vgl. oben S. 159). Auch »Mattos . . . .< ist ein keltischer
Name (vgl. den Namen »Matto*, C. I. L. XH, 1431: »Matto Lutevi f.«, desgl. des
Soldaten aus Bononia in der Inschrift bei Brambach No. 1207 = Wilmanns
No. 14Ô4, und den davon abgeleiteten Namen »Mattonius«). >Massius« ist ein
aus einem keltischen Namen zurechtgemachter Geschlechtsname (vgl. Westd.
Korr.-Bl. XV, Sp. 59/60, wo fiir »Massonius« noch Brambach No. 466 nachzu-
tragen).
'^) Robert II, S. 115. Vgl. Sauerland in diesem Jahrbuch II, S. 363—365.
Die offenbar echte Inschrift laulete: »M. Publicio Scc[un]dano, nautaru[m] Mo-
sallicor(um) liber[to], tabulario, IHIII vi[ro] Augustali*. Den von >pubhcus« ab-
geleiteten Gcschlechtsnamen »Publicius« fiihrt der Mann, gleich den Freigelassenen
einer Gemeinde, als Frcigelassener einer Genossenschaft, der Schift'ergildc (colle-
gium nautarum). Schiffergilden sind uns in Gallien vielfach bezeugt (fiir die
Narbonensis s. C. 1. L. XII, Index XII, S. 942; ausserdem die Schiffer von
Paris, »nautae Parisiaci*, die Loire-Schiffer von Nantes, »nautae Ligerici«,
die Saône- und die Rhône -Schiffer zu Lyon, »nautae Avarici* und »nautae
Rhodanici»).
•^) Mommsen, Rom. Staatsrecht, III, i, S. 454, Anm. 1.
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haltenen gallischen Provinziallandtages ^). Wenn uas nun aber auch eine
Metzer Siein-Inschrift ^) einen Priester der Roma und des Augustus
(♦sacerdos Romae et Augustin) nennt, so haben wir in diesem Manne
keinen jener gallischen Oberpriester und Landtagsprâsidenten ^), son-
dern den Priester eines auch in Metz, wie anderswo^), dem Staats-
kultus der Roma und der Kaiser geweihten Tempels zu sehen, denn
andernfalls mlissle man neben jener Priesterwiirde auch die Angabe
oder Andeutung von Wiirden erwarten, welche der Priester in seiner
heiraatlichen Gemeinde vorher bekleidet ^). Der genannte Metzer Priester
der Roma und des Augustus hat aber die Stadt Metz »zu Ehren des
kaiserlichen Hauses« mit einem Turnplatz (campus) und zugehorigem
Schwimmbassin (piscina) beschenkt.
So erhielten die einstigen keltischen Siedelungen durch die Rômer
ein rômisches Geprâge, wàhrend ihnen — mit wenigen Ausnahmen ^) —
die alten Namen verblieben, die sich teilweise bis zum heutigen Tage
erhalten haben.
Dagegen làsst sich fur die keltischen JPersoncnna'inen der
Nachweis fuhren, dass sie in rômischer Weise zurechtgestutzt, nach
und nach aber mehr und mehr durch voUstandig rôraische Namen er-
setzt wurden. Der keltische Ursprung der Namengebung fàllt aber in
zahlreichen uns iiberlieferten Namen unserer Gegenden sofort in die
Augen.
1) Marquardt, Rom. Staatsverwaltung, I, S. 118 f.; Jung, Roman. Landschaften,
S. 221 ff. Vgl. spâter unter Religion. Der Titel lautet: >sacerdos ad templum
Romae et Augusti (auch: Augustorum) ad confluentes Araris et Rhodani* oder
»sacerdos ad aram Caesaris nostri ad templum Romae et Augusti inter confluentes
Araris et Rhodani* und âbnlich.
*) Doppelseitig beschriebener Stein, welcher im Keller eines Hauses in der
Goldkopfstrasse als Pfeiler dient, Robert U, S. 19 (Gipsabguss der einen Inschrift-
seite im Steinsaal des Muséums No. 71 = Robert, pi. V[,5). Die im wesentlichen
gleichlautenden Inschriften der beiden Seiten ergânzen sich gegenseitig, doch
nicht vollstândig: »[I]n honorem domus Augustae Céleris f(ilius) sa-
cerd(os) Rom(ae) et Aug(usti) piscin(am) et campum (bezw.: camp, et piscin.)
[civibus Med]iomatricis et advenis dédit.* — Vgl. oben S. 177.
') So z. B. Lorrain zu No. 71; Jung, Roman. Landschaften, S. 223; Robert II,
S. 22 ; Desjardins, Géographie de la Gaule Romaine III, (1885), S. 450.
*) S. Marquardt, Rom. Staatsverwaltung, I, S. 367. Vgl. spâter unter Religion.
**) Stehend, wenn auch nicht ohne Ausnahme, ist auf den Inschriften dièse r
gallischen Oberpriester bei Lyon die Bemerkung, dass sie in ihrer Heimat aile
Ehrenstellen bekleidet (»omnibus honoribus apud suos functus«); vgl. Jung,
Roman. Landschaften, S. 223.
•) z. B. Gaesoriacum-Bononia (Boulogne) ; Cularo-Gratianopolis (Grenoble).
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Die Kelten fûhrten, wie aus Caesar und anderen Schriftstellern
reichlich bekannt, nur einen Eigennamen, wie z. B. die Treverer Cinge-
torix und Indutiomarus. Nach Ausweis der meisten keltischen Inschriften
gehôrte aber zur offiziellen Benennung die Hinzufûgung des Vaters-
namens, welcher an einem die Abstammung bezeichnenden Anhângsel
'iknos oder -ios, -eos erkennbar ist, z. B. ^):
»Bratronos Nantoniknos«, d. i. Bratronos, des Nantonos Sohn;
»Kassitalos Versiknos«, d. i. Cassitalos, des Versos Sohn;
»Kongennolitanos Karthilitanios<, d. i. Congennolitanos, des
Carthilitanos Sohn;
•Eskingoreix Kondilleos*, d. i. Escingorix, des Condillos Sohn.
Nun muss es jedem auffallen, der sich mit galUschen Inschriften
beschâftigt, zumal wenn er vorher hauptsâchlich italische Inschriften
bearbeitet hat, dass in Gallien so iiberaus hàufîg sind Benennungen,
wie die folgenden aus lothringischen Inschriften des Metzer Muséums^):
»Elvorix Varicilli f(ilius)«, d. i. Elvorix, des Varicillus Sohn^);
»Melus Cintusmi f(^iUus)«, d. i. Melus, des Cintusmus Sohn^);
»Esunertus Souni f(ilius)«*);
*) Die Beispiele habe ich vorhandenen keltischen Inschriften entlehnt; die
Belegstellen dafiir finden sich u. a. bei Holder unter den einzelnen Namen. —
Ueber »-icwo5«, »-w)s«, »-eos« vgl. Holder II, Sp. 21 und 59—62 (= 9. Lieferung, 1897).
Wenige keltische wie lateinische Inschriften begniigen sich mit der Nennung
e i n e s Namens, vgl. z. B. die keltische Inschrlft G. 1. L. XII, S. 820 : Ovr^fiQOv^iaQog
(Vebrumaros) und die lateinischen Inschriften im Steinsaal des Metzer Muséums,
No. 313 (Sablon) : Mutter »Diviciana« (kelt.) und Sohn »Aurelianus« (latein.), sowie
No. 31. 32 und 35 (aus Solimariaca = j. Soulosse) : »Acuilina«, >Ariola« und »Iassia« ;
auch der Stifter des gegenûber Trier gefundenen Denksteines des Esus-Mercurius,
ein Metzer, nennt sich : «Indus Mediom[atr(icus)]« . Gewôhnlich dagegen ist
die Nennung nur eines Namens auf Topferstempeln (und ebenso auf den christ-
hchen Grabschriften).
*) Vgl. noch Bénédict. I, pi. XI,5 mit S. 97: >Caraddouna Drucae (filia)*,
nach Robert II, S. 60/61, dieselbe wie Steinsaal des Muséums No. 61.
') No. 5 des Steinsaales (s. dièses Jahrbuch VIlI,i, S. 37). Der von einem
Sàulendenkmal des Juppiter herruhrende Stein wurde zu Metz und zwar wahr-
scheinlich um das Jahr 1560 beim Abbruch der porte Serpenoise (gelegentlich
des Baues der Citadelle 1556—1562) aufgefunden und kam in den Besitz des
Goldschmieds Aubry, des spâteren Schwiegervaters des Dichters, Archâologen,
Zeichners und Fâlschers Boissard. Aus dem Hause Aubry (in der oberen Gold-
schmiedstrasse No. 18) kam das Denkmal 1843 ins Muséum.
*) Weihdenkmal des Mercurius, gefunden 1897 bei Hiiltenhausen.
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»Saecomainus Cantognati ril(ius), Saccetius Saccomaini (filiiis),
Bellator Belatulli fi(lius)*^);
»Prudca^) Cingetis fil(ia)«, d. i. Prusca, des Cinges Tochter^) ;
•Taliounus Oriclae f(ilius)«, d. i. Taliounus, des Oriela Sohn*) ;
»Bellausus Masse filius«, d. i. Bellausus, des Massa Sohn^).
Ausserdem nenne ich noch aus Insehriften, welche im Badischen
und in Wiirttemberg gefunden sind, die beiden Metzer Biirger:
»[M]ogetius Miv^^ei*) fi(lius) c(ivis) Medioraatr(icus)« '')
und »Iumma Exobni fil(ius) civis Mediomatricus* ®),
sowie aus zwei Insehriften des Regierungsbezirks Trier ^), beide aus
dem Kreise Bitburg:
»Inecius lassi (filius)« ^®)
und »Sautus Novialchi fil(ius)* ^^).
Es sind dies aber nichts anderes als Uebertragungen jener kelti-
schen Namengebung ins Lateinische, also Uebersetzungen von »EIvoreix
Varikil(l)iknos«, »Esunertos Sounios« u. s. w. *^).
*) Grabstein, gefunden 1897 im Walde Neu-Scheuern (Kanton Lorchingen).
*) Mit durchstrichenem D geschrieben.
3) Gefunden in Metz; No. 111 des Steinsaales = Robert II, S. 62, pi. IX,«.
*) No. 75 des Steinsaales = Robert I, S. 27, pi. 1.9. Fundort: Metz. Dem
Hercules gewidmet (»Hercli<, wie Brambach, No. 678, und G. I. L. XII, No. 5733,
Addit. S. 807, vom Jahre 69 n. Chr.). — Zu Taliounus vgl. oben S. 159. — Oriela :
G. I. L. XII, 5686, 652. Die Ansicht, wonach es keltischer Gebraucb gewesen, den
Namen der M u 1 1 e r statt den des Vaters hinzuzusetzen (G. I. L. XII, S. 962, und
Westd. Korr.-Bl. XV, Sp. 59, Anm. 26), halte ich fur unbegrûndet : es liegen keltische
Mann es namen auf -a vor, oder die Erklârung ist eine andere.
^) Gefunden 1895 zu Saarburg i. L. in geringer Entfernung vom Mithrâum :
s. dièses Jahrbuch Vn,i, S. 15511., und Westd. Korr.-Bl. XV, Sp. 59/60.
®) Mit zwei durchstrichenen D geschrieben.
^ Grabschrift, gefunden im Gemeindewald von Leimen, jetzt in der Gross-
herzoglichen Sammlung zu KarIsruhe: Westd. Korr.-Bl. III (1884), 118.
®) Grabschrift aus Meimsheim (Neckarkreis) : Brambach No. 1572.
•) Beachtenswert ist, dass unter den Insehriften des Trierer Bezirkes ver-
schwindend wenige dièse Namengebung zeigen, statt deren offenbar beliebter war
die im folgenden besprochene, der rômischen Namengebung nachgemachte
Benennung.
*<*) Gefunden bei Neidenbach : Hettner, Steindenkmâler, No. 45 (Weihinschrift
an Apollo).
") Gefunden bei Idenheim : Hettner a. a. 0., No. 67 (Stif tung zweier Tempel
fur Mercurius).
*^) Entsprechende Namengebungen fmden sich auch in anderen Teilen des
rômischen Reiches im Anschluss an die dort iiblichen einheimischen Benennungen.
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In den angefiihrlen Beispielen tragen Vater wie Sohn noch kelti-
sche Namen^). Es giebt aber auch Fàlle, wo der Vater noch einen
keltischen Namen fiihrt, die Sohne jedoch bereits rômisehe Namen an-
genommen haben.
So in lothringischen Inschriften ^) :
» Niger Ura;>ari f(ilius)<, d. h. Schwarz, des Urasarus Sohn^j;
»Maior Magiati filius*, d. h. Maior (= Grosser oder Aelter),
des Magiatus Sohn*);
*Terentinus et Peregrinus Ulanvissae fili«, d. h. Terentinus
und Peregrinus, des lUanvissa Sohne ^);
»Musicus Lilluti fil(ius)<, wo der Sohn einen latinisierten,
urspriingHch griechischen Namen (Musicus) trâgt^).
Ausserdem fûhre ich noch aus niederelsàssischen Inschriften ') an :
>Augustus Tocisse fil(ius)« und »Augusta filia Secconis«,
wo die Kinder mit dem kaiserlichen Ehrennamen
Augustus benannt sind.
*) Auch »Bellator« ist trotz seines lateinischen Aussehens ein ursprunghch
keltischer Name (vgl. besonders C. I. L. XII, 5819: »Bellatur<; auch ist ausserhalb
des keltischen Sprachgebietes der Name »Bellator< nicht nachgewiesen). — Belege
fur diesen und die anderen keltischen Namen bei Holder.
2) In gleicher Weise nennt sich auf einer keltischen Weihinschrift aus
Alesia( Alise-Sainte-Reine, dép. Côte d'Or) derStifter: »Martialis Dan notai i«
(Becker a. a. 0. III, S. 163, No. 3 ; Belloguet, Glossaire, S. 281 ; Holder z. B.
Sp. 1224).
^) Grabschrift, im XVII. Jahrhundert mit anderen Grabsteinen von Metz
nach Luxemburg (in die Sammlung im Garten des Jesuitenkollegs) verbracht:
Wiltheim, Luciliburgensia (éd. Neyen, 1842), PI. 46, Fig. 168 und dazu S. 191 ;
daher: Robert II, S. 150.
*) Denkmal der keltischen Gôttin Sirona; gefunden bei S. Avold, dann zu
Strassburg i. E., seit 1870 verloren. Gipsabguss im Steinsaal des Metzer Muséums
No. 199 ; Robert I, S. 93. Gips-Abgiisse besitzen auch das Muséum von St. Germain
und das Muséum zu Nancy (I, 225 : L. Wiener, Catalogue, ', 1895, S. 31).
*) No. 5 des Steinsaales (aus Metz).
•) Steinsaal No. 67 = Robert I, S. 71, pi. IV,4 : Weihdenkmal des Gôtterpaares
Mercurius und Rosmerta ; Fundort : Metz. — Vgl. noch im Metzer Muséum No. 34
(aus Soulosse) : >Regulus Rebrici (fihus)« und im Muséum zu Nancy faus dem
Wald von Darney, Vosges) bei L. Wiener, Catalogue 1,^56 (', 1895, S. 35) : >Sabini
Satti f.«.
0 Brambach, Add. S. XXXII, No. 2073 und 2071 : aus Kijnigshofen und aus
Ingweiler oder Pfaffenhofen.
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Schliesslich lassen sicli auch Beispiele fiïr dieselbe Namengebung
beibringen, wo (1er Vater selbst bereits als Namen einen romischen
Beinamen fûhrt, z. B. :
• Priscus Cani filius*, d. h. Alt, des Grau Sohn^);
»Sexlilia Seduli f(ilia)«, d. h. S., des Emsig Tochter^);
»PriscillaMereatorisfilia«, d.h. Altchen, KaufmannsTochler^);
»Siliana Silvestris f(ilia)«, d. h. S., des Waldinann Tochler*).
Aber wenn auch die romanisierten Gallier — sei es als romische
Neubiirger, sei es auch nur in unberechtigter Nachahmung romischen
Wesens ^) — sich Namen beigelegt haben, welche, àusserlich betrachtet,
den romischen Burgernamen ganz entsprechend gewâhlt, gebildet und
geordnet sind^), so ist doch hâufig genug unter der romischen Ver-
kleidung der keltische Kern zu erkennen. Denn vielfach ist der Ge-
schlechtsname erst mit Hùlfe der lateinischen Endung -ius von keltischen
Eigennamen gebildet^); den Ausgangspunkt fur dièse Neubildung eines
^) Grabschrift im ïrierer Muséum : Hettner, Steindenkmàler Trier, No. 293 ;
Fundort: Pachtem an der Saar (Kreis Saarlouis). — Vgl. C. L L. Vil, No. 36 (Bath).
*) Grabschrift im Metzer Muséum, Steinsaal No. 9 = Robert II, S. 56, pi. IX,i ;
Fundort: Metz.
*) Grabschrift im Metzer Muséum, Steinsaal No. 301 = Jahresbericht des
Vereins fur Erdkunde zu Metz, III, 1880, Tafel 2,* ; aus dem siidlichen Grâberfeld
von Metz.
*) Weihinschrift an Mercurius im Metzer Muséum, Steinsaal No. 70 = Robert I,
S. 51, mit pi. IV,2. Fundort: bei Chanville (5 bis 6 km no. von Remilly), an der
romischen Strasse Metz — Strassburg.
*) Letzteres halte ich fiir das Gewohnliche; vgl. Sueton. Claud. c. 25
und C. I. L. V, 5050 (Mommsen, Staatsrecht, lll,i, S. 213, Anm. 5). Die allgemeine
Verteilung des Biirgerrechtes durch die Kaiser fallt in die Wende des IL zum
III. Jahrhundert.
•) Vornamen (meist abgekiirzt) -f- Geschlechtsnamen (gewôhnlich auf -tus
endigend) + Zunamen. Beispiele: C. Iulius Caesar; M. TuUius Cicero. — Vgl.
Mommsen, Rom. Staatsrecht, lll,i, S. 200 ff.; Marquardt, Privatleben der Rômer,
S. 7 £f.
^) Manchmal ist auch versâumt, den wie einen Geschlechtsnamen gebrauchten
keltischen Namen einem romischen Geschlechtsnamen entsprechend zurechtzu-
stutzen, so in einer bereits herangezogenen Metzer Grabschrift (auf der Garten-
terrasse der Kriegsschule eingemauert) : »Euta Maternae* statt >Eutiae Maternae«
(vgl. oben S. 160) ; in der gleichfalls bereits erwâhnten Weihinschrift der coloni
Crutisiones von der Saar: *fcrunt de suo per Dannum (statt >Dannium«) Gia-
millum« (Hettner, Steindenkmàler, No. 66) ; in einer Inschrift von Zabern, Bram-
bach No. 1864: >Divixte Matern(e)« statt *Divixtiae Maternae*. Vgl. dièses Jahr-
buch VIIlji, S. 59, und die vorhin (S. 182, Anm. 3) angefiihrtc Inschrift aus
Metz: >Elvo Primus*.
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Geschlechtsnamens scheinl aber stets der Eigenname des Vaters und
nicht etwa ein beliebiger Eigenname gebildet zu haben^).
Diesem zu einem Geschlechtsnamen umgewandelten keltischen
Namen wurde voraufgeschiekt ein den Rômem abgeborgter Vorname,
der aber auch oft fehlt. Als Zunamen wurden keltische Namen ^), oder
aber rômische Zunamen^) gewâhlt; manchmal bat auch der eine von
zwei Brlidern einen keltischen, der andere einen romischen Zunamen*),
0 Vgl. C. I. L. XII, No. 3452 (Nemausus = Nîmes) mit Additam. S. 838:
» A V i u 1 1 a (so statt : » Aviullia*) A v i u 11 i f(ilia) Paterna* ; in der nâmlichen Grab-
schrift hat der Mann jener Frau bereits einen aus einem Zunamen, walirscheinlich
seinem friiheren Einzelnamen zurechtgemachten Geschlechtsnamen, denn er nermt
sich »L. Catius Gratin(us)«, die Tochter aber heisst daher: >Catia Cati (=Catii?)
f(ilia) Gratina*. — C. I. L. XII, 95. 517. 2939. 3029; vgl. 3358 und 35^3.
^) Beispiele: Die Metzer Inschriften im Steinsaal des Muséums No. 5. 29.
94: >M. Macirius Atrectus*; »Massia Sec[c]ula«; »Nammia Atepa«;
vgl. No. 102 (Robert II, S. 51 mit pi. VIII,») ; ferner aus dem Trierer Namen-
verzeichnis bei Hettner, Steindenkmâler, No 489: >C. loincatius Atto«;
»M. Treverius Covirus« (ein Freigelassener der Gemeinde Trier) und andere
Namen auf den Inschriften des Trierer Muséums (No. 105. 106 u. s. w.). — Der
Metzer »G. Sacconius Adnatus Mediomatr(icus)« auf einer Inschrift von
Lyon aus der ersten Hâlfte des III. Jahrhunderts, Henzen 5530 = Wilmanns 1293,
fiihrt einen Zunamen, der zwar lateinisch klingt, aber trotzdem keltisch oder
doch in Aniehnung an keltiscBe Namen gebildet ist; sonst ist der Name nicht
nachgewiesen (Holder I, Sp. 44).
') Beispiele aus dem Trierer Muséum: Hettner, Steindenkmâler, No. 113,
Weihinschrift an einen keltischen Gott Caprio, gefunden bei Murlenbach, Kreis
Priim, in derEifel: L. Tcv^v^iatius Primus (^«2^, d. h. mitzwei durchstrichenen
D geschrieben) ; Hettner No. 43, aus dem vicus Voclannionum gegeniiber Trier :
Uriv>^ulius Campanus (iî^^, d. h. mit zwei durchstrichenen S geschrieben);
Hettner No. 15 aus Trier: »Melius Finitimus«; Hettner No. 489 aus Trier:
C. Ulittius Secundus; C. Melius Primigenius; M. MainiusMarinus
u. a. — Aus Metzer Inschriften im Steinsaal des Muséums No. 81 und 103: >Ca-
thirig(ius) Delficus« und >Attonia Barbara*, wo beidemal urspriinglich
griechische Namen als Zunamen gewâhlt sind ; ausserdem eine im Jahre 1700 am
Boufflers-Garten zu Metz gefundene Grabschrift, aus einem Brief des Jahres 1701
verôfTentlicht von Brambach im Rlieinischen Muséum, N. F., 20 (1865), S. 624,
No. 5 = Robert II, S. 162: »Carantia Perpétua*; vgl, auch die vorhin er-
wâhnte >Euta Materna* und die Metzer Biirgerin C. I. L. Vlljss: »Rusonia
Aventina c(ivis) Mediomatr(ica)* .
*) Beispiel: Weihinschrift an Mercurius und Rosmerta, gefunden unterhalb
Neumagen an der Mosel, jetzt im Antiquarium zu Mannheim, Abguss im Trierer
Muséum, Hettner, Steindenkmâler, No. 76: >Docci Aprossus et Acceptus*,
d. h. Doccius Aprossus (keltisch) und Doccius Acceptus (lateinisch). — Belege fiir
»Doccius< bei Holder I, Sp. 1298; >Aprossus« dagegen hat Holder iibersehen;
der Name findet sich auch auf einer Neumagener Inschrift des Trierer Muséums
(Westd. Korr.-Bl. V,8o, i).
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- 185 —
oder ein und derselbe Mann fuhrt neben einem rômischen Zunamen
einen keltischen Rufnamen^).
Ein lehrreiches Beispiel fur dièse Namengebung liefert ein schon
ofters herangezogener Stein des Melzer Muséums^), wo unter den Stiftern
eines Sàulendenknnals des (keltischen) Juppiter aufgefûhrt werden: »Q.
Giamius Bellus et Communis Giami fili«, d. h. Q. Giamius Bellus und
(Q. Giamius) Communis, des Giamus Sôhne. Die beiden Sôhne eines
Mannes keltischer Abstammung Namens Giamos (latinisiert : Giamus)
tragen also einen von diesem keltischen Namen abgeleiteten, nach
rômischer Weise zurechtgemachten Geschlechtsnamen » Giamius* ; als
Vornamen haben sie sich gewâhlt den rômischen Vornamen »Q(uintus)«,
und als Zunamen fuhrt der eine den ursprûnglich keltischen Namen
» Bellus*^), der andere den rômischen Zunamen » Communis «.
Auf dièse Romanisierung der keltischen Namengebung wirft nun
ein aufklàrendes Licht eine Eigentiimlichkeit, welche zwar bisher nur
^) Beispiel: Inschrift aus dem Trier er Amphitheater, dem Schutzgeist der
in der Kolonie Trier sesshaften »arenarii«, d. h. der in der dortigen Arena auf-
tretenden Gladiatoren und Tierkâmpfer, offenbar von einem Mitglied dieser Genossen-
schaft geweiht (Hettner, Steindenkmâler, No. 88): >Axsillius Avitus sive
Sacruna«, d. h. Axsillius Avitus (lateinisch) oder Sacruna (keltisch). — Einen
keltischen Rufnamen fuhrt auch neben lateinischem Geschlechts- und Zunamen
die >Iuvenalia luvencula sive luccosa* auf einer im folgenden heran-
gezogenen Metzer Grabschrift (vgl. Brambach 752 = Hettner, Steindenkmâler,
No. 209: >Primanius Ingen(u)us sive Pottus*, gefunden im Varuswalde bei
Tholey, Kreis Ottweiler); ferner neben lateinischem Geschlechts- und keltischem
(doch mehr an das Lateinische anklingendem) Zunamen der Metzer Biirger »S e n i-
lius Carantinus c(ivis) Mediom(atricus) . . . . sive Cracissius« auf einem
Mithras-Stein des dritten Mithrâums zu Heddernlieim bei Frankfurt a. M.
Beispiele fiir Rufnamen, welche mit »sive«, »qui (quae) et<, »idem (eadem)<,
>signo (signum)* dem offiziellen Namen angefiigt wurden, z. B. bei Wilmanns,
Ex. inscr. II, S. 406; G. I. L. XII, Index, S. 962; vgl. Marquardt, Privatleben der
Rômer, S. 25 f.
*) Steinsaal No. 5. — Dièse Inschrift zeigt neben rômischen und diesen
nachgemachten Namen auch aus dem Keltischen iibertragene Benennungen der
ersterwâhnten Art (s. S. 180 und S. 182). Ebenso finden sich beide Arten der
Namengebung nebeneinander in der Grabschrift No. 111 des Steinsaales = Robert II,
S. 61 f., mit pi. 1X,« (Fundort: Sablon) : »Quadratio Aventino Pru^ca Cingetis fil(ia)«,
wo der Verstorbene einen von einem rômischen Zunamen abgeleiteten Geschlechts-
namen (Quadratius) und einen rômischen Zunamen (Aventinus) trâgt (vgl. unten
S. 189), wâhrend die Frau, welche den Grabstein gesetzt bat, einen aus dem
Keltischen ûbersetzten Namen fiihrt (vgl. oben S. 181). Vgl. auch die bereits an-
gefiihrte Metzer Inschrift bei Robert II, S. 150.
^) Vgl. Holder I, Sp. 395.
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— 186 —
ans wenigen Beispielen nachgewiesen^), abor allgemeincr in Gebraïu^h
gewesen ist^). Wiihrend nàmlich in dem eben angefuhrten Metzer
Beispiele der Vater nur einen Eigennamen trug, von dem der Ge-
schlechtsname der Sohne hergeleitet ist, tragt in den Beispielen, welche
ich jetzt im Auge habe, der Vater (oder bei Freigelassenen der frûhere
Herr) bereits nach romiseher Weise drei (oder, mit Weglassung des
Vornamens, zwei) Namen ; die Kinder (oder Freigelassenen) aber fuhren
nicht den Gesehlechtsnamen ihres Vaters (bezw. friiheren Herrn),
sondern ganz entgegen allem romischen Brauch einen von dem
Z un amen des Vaters (oder Herrn) abgelciteten neuen Gesehlechts-
namen.
») Hettner, Westd. Zeitschr. II (1883), S. 7, Westd. Korr.-Bl. V (1880), 80,i,
Sp. 118, und Steindenkmâler, 1893, No. 194. 202. 291 ; Mommsen, Westd. Korr.-
Bl. XI (1892), 56.
2) Da ich auf die Belege, welche Hettner und Mommsen nicht namhaft
machen, ganz zufâllig oder bei oberflàchlichem Suchen gcstossen, so bin ich iiber-
zeugt, dass dièse Namengebimg auch sonst, z. B. in der Provinz von Lyon (Gallià
Lugudunensis) sich nachweisen lâsst.
Mir sind Beispiele bekannt aus
1. Metz : Robert II, S. 42 f. (oben angefiihrt) ;
2—11. dem Regierungsbezirk Trier:
2. Pachtem (Kr. Saarlouis): Hettner, Steindenkmâler, No. 202;
3. Zwalbach (Kr. Merzig): Hettner a. a. 0., No. 291 (= Brambach, C. J.
Rhen., No. 759);
4. Serrig an der Saar: Brambach No. 763;
5. bei Trier: Brambach No. 809 mit Addend. S. XXX;
6—7. Jgel: Brambach No. 830 (Inschrift der Igeler Saule) und Hettner
a. a. 0., No. 194 (= Brambach No. 832) ;
8. Bollendorf an der Sauer: Brambach No. 846;
9—11. drei Inschriften aus Neumagen (im Trierer Muséum): Brambach
No. 857, die oben angefûhrte Inschrift und Westd, Korr.-Bl. V, 80,i ;
12. Coin: Brambach No. 373;
13. Dreieichenhain im Grossherzogtum He 3sen (bei Frankfurt a. M.) : Bram-
bach No. 1404;
14—17. Mainz und Zahlbach: Brambach No. 997 verglichen mit 996. No. 1081.
1210 und 1239;
18—19. Worms : Brambach No. 904 (oben angefiihrt) und Mommsen, Westd.
Korr.-Bl. XI, 56;
20. Becherbach in der bayer. Rheinpfalz: Brambach No. 1764.
21. S. Remy an der Lauter, bei Weissenburg (Elsass): Brambach No. 1836;
22—24. Avenches (Avenlicum) und Basel in derSchweiz: Mommsen, Inscr.
Helvet., No. 184. 201 und 277;
25. Nemausus (Nîmes) in der Gallia Narbonensis : C. I. L. XII, No. 3475.
S. die Zusammenstellung der Namen im Anhang III.
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— 187 —
Als Beispiel wâhle ich eine Grabschrift ans Neumagen a. d. Mosel,
dem keltisch-romischen Noviomagus ^). In dieser Grabschrift heisst der
Vater M. Ammutius Ollognatus, dessen Sohn aber Ollognatius Secundus.
Wàhrend also der Vater noch eines keltischen Namens (Ollognatus) als
Zunamens und nicht bloss eines auf einen keltischen Namen znruck-
gehenden Geschlechtsnâmens (Ammutius) sich erfreut, fùhrt der Sohn
einen lateinischen Zunamen. Des Ollognatius Secundus Sohn aber,
auf den die nàmliche Namengebung Anwendung fand, muss einen voll-
standig aus romischen Bestandteilen zusammengesetzten Namen gefiihrt
haben, z. B. M. Secundius Crescens. Und so kommt es, dass von den
sonstigen Beispielen die Mehrzahl vollstândig lateinische Namen zeigt;
wie eine Wormser Grabschrift ^), in welcher dièse unromische, provinzial-
gallische Namengebung als der daneben angewendeten romischen Be-
nennung gleichwertig bezeichnet ist (Vater: »C. Candidius Martinus« ;
seine Tochter: >Candidia sive Martinia Dignilla*) und eine Metzer
Grabschrift^), welche uns ein Mâdchen nennt Namens »luvenalia
Iuvencula«, wâhrend der Vater »Fonteius Iuvenalis« heisst^).
Dièse gallische EigentUmlichkeit der Namengebung lâsst sich nur
aus der keltischen Namengebung erklàren*).
Beweis: Angenommen, der Vater hiess »Bratronos Nantoniknos«
oder mit einer ja auch daneben vorkommenden ^; Bezeichnungsweise :
»Bratronos Nantonios* (d. h. Bratronos, des Nantonos Sohn), und »Nan-
toniknos* oder »Nantonios« wurde nicht in der S. 180 ff. besprochenen
Weise durch »Nantoni filius* iibersetzt, sondern durch eine gleichwertige
^) Im Muséum zu Trier (Inventarnummer 746), Saal 2 ; Wortlaut bel Hettner
im Rheinischen Muséum, N. F., 36 (1881), S. 454, und im Fiihrer durch das Provinzial-
Museum zu Trier, zweite Auflage, S. 32 unten.
^) Brambach No. 904 (= Wilmanns, Exempl. inscr., No. 2261).
*) Halbkugelfôrmiger Grabstein in einem Hause am Ludwigsplatz ; Gips-
abguss im Steinsaal des Muséums No. 166. Robert II, S. 42 f. mit pi. VII,4-6.
*) So erklârt es sich auch, dass in der Inschrift des Metzer Muséums No. 103
des Steinsaales = Robert II, S. 40 f. mit pi. VII,s die Tochter heisst: »Domit(ia)
Sextia*, wâhrend der Vater, ein ehemaliger Soldat, der nach seiner Entlassung
seinen Wohnsitz nach Metz verlegt hatte, den Namen »Q. Domitius Sextus*
fuhrt. Vater und Tochter haben also, dem romischen Branche entsprechend,
den gleichen Geschlechtsnamen (Domitius, -ia), der Zunamen der Tochter (Sextia)
aber ist vom Zunamen des Vaters (S.xtus) abgeleitet. Auch der Sohn fiihrte
einen mit »Sext . . .« beginnenden Zunamen.
Vergleichen lassen sich auch die von dem Namen des Vaters abgeleiteten
Namen der Kinder, z. B. in der christlichen Grabschrift zu Trier bei Hettner,
Steindenkmâler, No. 386 (Vater: >Gaudentius«, sein Sohnchen: »Gaudentiolus«).
^) Vgl. Hettner, Westd. Zeitschr. H, S. 7 8.
«) Vgl. Holder II, Sp. 59—62 (= 9. Lieferung, 1897).
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— 188 —
und der einen keltischeii Form ganz entsprechend gebildete lateinischo
Ableitung von Nantonos, nàmlich durch »Nantonius« wiedergegeben,
so erhalten wir den latinisierten Namen »Bratronus Nantonius* oder
mit der der rômischen Sitte nachgemachten Anordnung^) >Nantonius
Bratronus«. Der Sohn des Bratronos moge nun heissen Kassitalos,
also mit Hinzufûgung des Vaternamens : » Kassitalos Bratroniknos* oder
•Kassitalos Bratronios«, ins Lateinische libertragen: »Cassitalus Bratro-
nius« und mit der erwahnten Umstellung: »Bratronius Cassitalus«.
Also der Vater heisst:
»Nantonius Bratronus«,
und der Sohn heisst:
» Bratronius Cassi talus « .
Aus dieser nur in einstmals keltischen Gegenden nachweisbaren
und nur aus der keltischen Namengebung erklârlichen eigenturalichen
Abweichung von der rômischen Namengebung ergiebt sich zweierlei:
Einmal miissen die von lateinischen Zunamen neugebildeten Ge-
schlechtsnamen ^), wie: Celsius^), Censorinius^), Dexterius^),
Finitimius^), Florins'), lunianius®), Magnius^), Marcellius =
0 Wo also der seltene Fall vorliegt, dass der Zunamen dem Geschlechts-
namen vorangestellt ist, dùrfen wir dièse Anordnung als durch die kellische
Namengebung beeinflusst ansehen. Vgl. z. B. Brambach No. 889 (»Sacer lulius«)
und C. I. L. XII, Index, S. 962 (22—23 Belege).
•) Wie dièse Namenbildung in unseren Gegenden sich anlehnen konnte an
die keltische Namengebung, so findet die allgemeinere Anwendung dcrselben ihre
Erklârung in dem Vorbild, das sie in der rômischen Namenbildung hatte, denn
auch hier war ja der Geschlechtsname Claudius aus Claudus, Licinius aus Licinus,
Plautius aus Plautus, Tullius aus Tullus gebildet.
*) Steinsaal des Metzer Muséums No. 80 (s. S. 178, Anm. 1).
*) Weihinschrift, gefunden zu Metz, St. Ludwigsstrasse (Nouvelle rue Saint-
Louis), bei Robert I, S. 10/11; sie ist zu lesen: »Deo Apollini Q. (oder: G.) Cen-
sorinius Lillius (oder : Lillus) calcearius oder calciarius (d. h. S c h u h m a c h e r)
v(otum) s(olvit) l(ibens) m(erito)«.
») Steinsaal No. 23 = Robert I, S. 14 mit pi. 1,4 (gefunden zu Metz, Cita-
delle) : Denkstein der reitenden Epona, gestiftet von Dexter[ius] Decmin[us]. Der-
selbe Geschlechtsname z. B. Brambach, C. I. Rh. No. 2056 (Add. S. XXX).
•) Grabstein im Steinsaal No. 97 = Robert II, S. 39 mit pi. V1I,2 (gefunden
zu Metz, Tour d'Enfer); Frau eines Veteranen: Finitimia Nonna.
') Grabstein im Steinsaal No. 154 = Robert II, S. 44 mit pi. VU,? (gefunden
zu Metz): »L. Flori Crispi« (Genitiv).
") a) Grabstein im Steinsaal No. 300 = Moller im 3. Jahresbcricht des Vereins
fur Erdkunde zu Metz f. 1880, S. 129 mit Tafel 2,i (gefunden auf dem siidlichen
Grâberfeld von Metz, Lunette d'Arçon): Magn[i]us Capr[o]sus (?) — b) Grabschrift
der Sammlung Joly in Metz, spàter nach Luxemburg verbracht, bei Robert II,
S. 158: »luniani lullini« (Genitiv) und »Magnia Maximiola*.
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— 189 —
Marceleus^), Matutinius^), Nocturnius^), PauUius^), Quadra-
tius^), Sanctinius*^), Senilius^), Solidius®), Victorius^), Vita-
lius^^), Vittatius*^), wenn auch nicht aile"), so doch teilweise
*) Zwei Weihinschriften aus dem Mithrâum zu Saarburg i. L., s. dièses
Jahrbuch Vin,i, S. 145 und 147: Marceleus bezw. Marcellius Marianus.
*) Grabschrift eines Metzer Biirgers, Inhabers eines Geschâftes in gallischen
Rocken (saga), M. Matutinius Maxim[us], gesetzt von seinem Bruder M. Matutinius
Marcus und von einem C. Sanctinius Sanc[tus]. Fundort: Mailand (C. I. L. V, 5929).
') Grabstein, eingemauert in der Ecluse du Therme zu Metz; Robert II,
S. 58 mit pi. IX,4: >Nocturnio Noctumiano«.
*) Steinsaal No. 5 (Fundort: Metz); *M. Paulli Martialis« (Genitiv).
*) Grabschrift im Steinsaal No. 111 = Robert II, S. 62 mit pi. IX,« (gefunden
zu Metz): »Quadratio Aventino*.
•) Grabschrift im Steinsaal No. 101 = Robert II, S. 38 mit pi. VII,i (gefunden
auf dem siidHchen Grâberfeld von Metz, Lunette de Montigny); Frau eines
Veteranen »Sa[nc]tinia S < (nach Roberts Ergânzung). Derselbe Name auf
der Grabschrift eines Metzer Biirgers oben Anm. 2. Vgl. auch die Grabschrift
bei Rrambach im Rheinischen Muséum, N. F., 20 (1865), S. 623, No. 2 (aus einem
Brief des Jahres 1701) = Robert II, S. 163 (gefunden zu Metz, BoufTlers-Garten ;
verschollen) : »Santinius Sacer*.
') Senilius Carantinus sive Cracissius : Anhang I, A, ii, 26 (oben S. 185,i).
®) Grabschrift von Tarquinpol-Decempagi (Wichmann im Jahrbuch
VII,2, S. 186; daher Westd. Zeitschr. XV, S. 343): »Solidi(a)e Minut(a)e€.
") Grabschrift zu Metz, verschollen; Robert II, S. 143 (vgl. dièses Jahr-
buch VIII,i, S. 46/47 und 115): Victoria Tertia.
^^) Stempel eines Arztes zum Aufdrucken auf Salbenstabchen (Heilmittel
gegen Augenkrankheiten) : »Ga(i) Vitali Amandionis cloron* ; Fundort: Daspich
(zwischen Ueckingen und Diedenhofen), Abdruck im Metzer Muséum: s. dièses
Jahrbuch IV,i, S. 214; vgl. Rrambach No. 1875, der die Inschrift mit falscher
Ortsangabe irrtiimlich in seine Sammlung aufgenommen bat; Kraus III, S. 86. —
Ausserdem eine verschollene Grabschrift (gefimden zu Metz, BoufTlers-Garten)
bei Rrambach im Rheinischen Muséum, N. F., 20 (1865)» S. 624, No. 4 (aus einem
Brief des Jahres 1701) = Robert II, S. 163: »Vitalio Urban[o]«.
") Grabschrift im Steinsaal No. 300; s. S. 188, Anm. 8.
Einen Namen von gleicher Bildung, wie die angefiihrten, trâgt auch der
Stifter des Altars aus Naix im Steinsaal No. 158: »Tib. lustinius Titianus*,
liber welchen s. dièses Jahrbuch VIII,s, S. 56/57.
In Inschriften des Trierer Muséums fînden sich von solchen Namen : Accep-
tius, -a, Albius, Albanius, Auctinius, Candidius, Clementia, DociHus, Firmius,
Hilarius, Ingenuvius (von : Ingenuus), Lucanius, Maiorius, Martiahus, . Natalius,
Nonianius, Primius, Primanius, Privatia, Respectia, Secundius, Senilius, Verecun-
dius, Victorius, u. a.
^^) Vgl. z. B. Hettner, Westd. Zeitschr. II, S. 7 : >Diese Namen entstanden
am Ende des II. und im Beginn des III. Jahrhunderts, als die Kaiser ganzen
Landerstrichen auf einmal das Biirgerrecht erteilten; wiirden ail dièse Neubiirger
in hergebrachter Weise das gentilicium ihres Palronus, in diesem Falle also des
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— 190 —
jener gallo-romischen Namengebung ihre Entstehung verdanken,
wahrend sie aile ihren Triiger als eiiien Nicht-Romer verraten.
Ferner musste die fortgesetzte Anwendung dièses Verfahrens in der
Personenbezeichnung allmàhlich, wie bemerkt, zum Verschwinden
der alteinheiraischen Personennamen fiihren ^), und naehdem die romani-
sierten Gallier statt jenes Wandels in der Namengebung ^j den Besitz
eines stândigen Familiennamens sehâtzen gelernt, trat ein Stillstand
durch die der romischen Sitte entsprechende Beibehaltung des vâter-
lichen Geschlechtsnamens ein. Eine Stockung in dieser Romanisierung
der Personennamen konnte nur stattfinden, falls wieder als Zunamen
keltische Namen statt lateinischer Zunamen verwendet wurden. Aber
ein allgemeineres Zuriickgreifen auf altkeltische Namen, naehdem die
Kaisers angenommen haben, so ware fur bestimmte Gegenden eine vollstândige
Gleichnamigkeit entstanden; um dies zu vermeiden, bildeten sich die Neubxirger
ein gentilicium aus dem sie bis jetzt charakterisierenden Cognomen*. Siebourg,
Westd. Korr.-Bl. VIII, Sp. 229. — Aber die Trâger solcher Namen kônnen unmoglich
aile romische Biirger gewesen sein.
0 Vgl. oben S. 187.
Beispiele: 1. Hettner, Steindenkmâler No. 291:
Vater: »M. CatuUius Martialis*,
Sohn: >Martialius Restitutus«.
2. Brambach No. 830 (Inschrift der Igeler Saule):
Vater: >L. Saccius Modestus*,
Sohn: >Modestius Macedo*.
3. G.I. L. XII, 3475:
Vater: *C. Boduacius Maximus*,
Tochter: >Maximia Paterna«.
Umgekehrt aber (wohl durch die Freilassung des Vaters zu erklâren) Bram-
bach No. 857 (Muséum Trier) :
Vater: »Acceptius Varusius*,
Sohn: »Varusius Atto*.
So erklârt sich unbestreitbar durch Freilassung Inscr. Helvet. (Mommsen)
No. 201, denn wenn der friihere Herr >T. Nigrius Saturninus*, dessen Freigelassene
aber >Saturninia Gannica* heisst, so fiihrt letztere ihren friiheren (ubrigens ger-
manischen) Sklavennamen als Zunamen.
^) Beispiel. Die Nachkommen eines >Taliounos Nantonios* mogen heissen :
Urgrossvater : »Taliounius Cintusmus* (zwei keltische Namen).
Grossvater: »Cintusmius luvenalis* (lateinischer Zunamen).
Vater: >Iuvenalius Quadratus* |
Sohn : .Quadratius Celsus. lateinische Namen.
Enkel: »Celsius Matutinus*
Urenkel: »Matutinius Florus* '
Angenommen, dièse Namengebung habe sich so viele Generationen hindurch
gehalten, so mag die folgende Génération den Namen »Matutinius« als Geschlechts-
(Familien-)namen beibehalten und auf ihre Nachkommen vererbt haben.
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- 191 —
romischen Namen beliebt gewordeii, ist an und fiir sich schon unwahr-
scheinlich, und ein zàheres Leben hatten sicherlich nur solche ein-
heimische Namen, welche in ihrer lateinischen Verkleidung von echt
lateinischen Namen oder Wortern nicht zu unterscheiden waren, wie
z. B. »Bellicus«, »Sacer«, >Sacratus*^), oder welche sonstwie lateinischen
Klang hatten, wie z. B. Namen auf *'{g)nalus*^). Dazu sind die Beispiele,
welche man fiir die gegenteilige Ansicht ins Feld fiihren kônnte, gar
nicht so haufig : ich meine die Fâlle, wo ein keltischer Beiname neben
einem lateinischen Geschlechtsnamen erscheint, wie »C. Celsius Mat-
tos «^), »M. Valerius Indus* ^) und »L. Vettius Dercoiedus* ^).
Auch sind dièse Beispiele, gleich den sonstwo vorkommenden zahllosen
Belegen fur Nebeneinanderstellung eines lateinischen Geschlechtsnamens
0 Bel lie us: Holder I, Sp. 388—390, vgl. Westd. Zeitschr. XV, S. 345.
S a c e r : Steinsaal des Metzer Muséums No. 94 = Robert II, S. 45 >Iul(ius)
Sacer*, vgl. dièses Jahrbuch VIII,i, S. 47; Brambach. Rhein. Muséum, N. F., 20,
S. 623, No. 2 (aus einem Brief des Jahres 1701) = Robert II, S. 163 (verschollen) :
»Santinius Sacer*.
Sacratus: Grabschrift aus Decempagi in diesem Jahrbuch IV,8, S. 125,2 =
Robert II, S. 129 »Iul(ius) Sacratus*. Bei Hettner, Steindenkmâler, No. 194, heisst
der Vater L. Senilius Sacratus, seine Sôhne fiihren als Geschlechtsnamen den
vom Zunamen des Vaters abgeleiteten Namen Sacratius nebst Beinamen gleichen
Stammes (Sacerianus, Sacratius und Sacrius). — Fiir die keltische Herkunft des
Namens >Sacer€ und seiner Ableitungen vgl. z. B. >Sacruna« und »Sacrillius<
(Hettner a. a. 0. No. 88 und 105), sowie »Saceronia Sacerilla* (Brambach No. 731)
und Sacrovir ; vgl. S a c i r o (C. I. L. VII und XII), S a c e r o (C. I. L. VII) mit S a c r a p o
(C. I. L. VII und XII ; auch auf einer Grabschrift vom Herapel in Lothringen bei
Robert II, S. 123); dieselben Namen auf Topferstempeln: Bonn. Jhb. 99, S. 137 f.
^) Es seien noch angefûhrt: »Bellator« (Grabstein im Steinsaal des Mu-
séums No. 56 = Robert If, S. 47 mit pi. VIII,i und der S. 181, Anm. 1 angefiihrte
Grabstein); >Matrona« (Steinsaal No. 56); »Helvia« (Grabstein im Steinsaal
No. 53 = Robert II, S. 68 mit pi. X,8; dagegen >Elvius«: Steinsaal No. 5; vgl.
Holder I, Sp. 1430—1432); ferner der den Rômern gelaufige Name »Catullus<
nebst seinen Ableitungen (Steinsaal No. 76 und No. 9—10 = Robert II, S. 43 und
S. 56 mit pi. IX,i), sowie das in der Volkssprache gebrâuchliche Wort »bellus<
(= .pulcher*, »schon«. — Als Name: z. B. Steinsaal No. 5). — Vgl. S. 192, Anm. 3.
») Steinsaal No. 80; s. oben S. 178, Anm. 1.
*) Robert I, S. 36 (Bénédict. pi. IV,3 mit S. 58/59) : Weihdenkmal des Juppiter,
gestiftet von M. Valer(ius) luvenalis, einem Freigelasscnen des M. Valer(ius) Indus;
gefunden in den Grundmauern der romischen Stadtbefestigung von Metz hinter
S. Glossinde ; jetzt verschollen. — Ucbcr »Indus« vgl. jetzt Holder II, Sp. 40/41.
*) Jetzt abgeschlagene linke Seite des Denkmals im Steinsaal des Muséums
No. 5, woriiber vgl. oben S. 180, Anm. 3. Siehe den Reisebericht des Abrab.
Ortelius und loa. Vivianus vom Jahre 1575, »Itinerarium per nonnuUas Galliae
Belgicae partes* (erschienen 1584 zu Antvverpen), S. 51 ; Gruter, 12, 10, und Meurisse,
S. 11, nach der Abschrift Boissards; Bénédict, pi. IV,2, mit S. 58. — »Dercoiedus«
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— 192 —
und eines griechischen (auch barbarischen) Namens als Zunamens,
wenn nicht aile, so doch teilweise mit Bestimmtheit anders zu erklâren,
nâmlich durch Fortfiihrung des ehemaligen Sklavennamens als Zunamen
nach der Freilassung oder des ehemaligen Einzeinamens als Zunamen
nach der Erteilung des romischen Bûrgerrechtes.
Aile die bisher aufgefûhrten Namen lassen aiso die nicht romische
Abslammung der Personen, welehe sie fuhren, deutlieh erkennen, und in den
meisten Fàllen war auch gerade die keltische Herkunft dieser Leute aus
ihren Namen nachweisbar. Dass aber nunmehr die Trâger von wirklich
romischen Namen in unserem Lande, wie Aemilius Sextus und Aemilia
Festa ^), Antistius Hospes % L. Cassius Nobilis % der ehemalige Soldat
Q. Domitius Sextus'*), Manilius Constans^j, L. Marius Secundus Amandi
fil(ius) ®), M. Vettius Mercator "), T. Iulius Adiutor ^), L. Iulius Primulus ^)
belegt Holder I, Sp. 1267 nur mit unserer Inschrift; doch vgl. ebenda I, Sp. 1266 f :
•Derc-«, sowie I, Sp. 1407: »-eio-« und II, Sp. 23: *-i€dus*.
Beispiele aus Inschriften des Trierer Muséums bel Hettner, Steindenkmâler,
No. 197: »Acceptia Tasgilla« ; No. 198: •Acceptia Quicilla* (ihre Tochter fiihrt
einen vom Vatersnamen gebildeten keltischen Geschlechtsnamen neben einem
romischen Zunamen: »Taliounia Lucilla«); No. 168: «Acceptius Artinus* ; No. 64:
»Clementia Poppa« ; No. 292: »P. Firmius Covirus* ; No. 110: »M. Primius Alpicus« ;
No. 296 : »Privatia Sincorilla* ; No. 297 : »Saturninius Saitara* (Enkel eines Mannes,
der wahrscheinlich einen lateinischen Beinamen auf »-d<«MS« fiihrte) ; No. 209 :
>Sementinia Gabrilla« ; No. 489 (Freigelassene, vielleicht Trierer Augustales): >L.
Hilarius Luccus* (vgl. ebenda den »Verecundius Bataus*, der also aus dem ger-
manischen Bataverlande stammte) und »[T. ?] Flavius Varaitio«, sowie »L. Cassius
Aio« ; No. 116: *Iulia Reticiana*.
*) No. 20 des Steinsaales des Metzer Muséums = Robert II. S. 44.
2) Grabschrift (gefunden 1700 zu Metz, Boufflers * Garten) bei Brambach,
Rhein. Muséum. N. F., 20, S. 623, No. 3 (aus einem Brief des Jahres 1701) =
Robert II, S. 163.
') No. 114 des Steinsaales = Robert I, S. 9, mit pi. 1,2. — Uebrigcns hat
Zeuss vermutet, »(^assius« sei ein ursprimglich keltischer Name; s. Holder I,
Sp. 832/833. Jedenfalls klingt er an keltische Namen an, vgl. >Cassivellaunus*,
»Veliocasses« und viele andere Namen bei Holder I, Sp. 824 IT.
*) No. 103 des Steinsaales = Robert II, S. 40 f. mit pi. VII,3.
*) No. 56 des Steinsaales = Robert II, S. 47 mit pi. VlII,i.
•) Weihinschrift an keltische Gotthcitcn, gefunden 1895 auf dem Herapel
bei Forbach.
') Abgeschlagene Seite von No. 5 des Steinsaales (s. oben S. 191,
Anm. 5).
**) No. 5 des Steinsaales.
") No. 69 des Steinsaales = Robert I, S. 51 mit pi. lV,i.
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— 193 —
und Iulius Paternus ^), sowie C. Aurelius Materniis ^) uad der ehemalige
Soldat M. Aure[lius] Sanctus^) deshalb italischer Herkunft sein
mlissten, ist durchaus nicht gesagt : sie brauchen ebensowenig aus Rom
oder dem eigentlichen Italien zu stammen, wie der Gallier Fonteius
luvenalis'*) und der Freigelassene eines Mannes galliseher Herkunft,
M. Valerius luvenalis % ebensowenig auch wie diejenigen der vorher er-
wàhnten ''j Oberpriester und Landtagsprâsidenten ani Tempel der Roma
und des Augustus und sonstige Provinzialbeamte zu Lyon, welche voll-
stândig romische Namen tragen'), oder der aus dem Trierer Lande
stammende, bei seinem Standort am Niederrhein begrabene Reitersoldat
C. Iulius Primus, dessen keltische, und zwar trierische Abstammung
nicht bloss die beigefiigte Heimatsangabe (>Trever«), sondern auch die
Nennung des Namens seines Vaters (Adarus) beweist®). Ja einige von
^) No. 297 des Steinsaales: Bonn. Jahrb. 69, S. 34; Westd. Zeitschr. II,
S. 254/255; Kraus S. 384/385; abgebildet im *Buch von der Weltpost*, Berlin
1884, S. 47, 3. Auflage 1894, S. 31.
*) No. 81 des Steinsaales; s. oben S. 175, Anm. 4.
S) No. 101 des Steinsaales --= Robert II, S. 38 mit pi. VII,i.
*) s. oben S. 187.
*) s. oben S. 191, Anm. 4.
«) s. oben S. 178/179.
') So Wilmanns, Exempl. inscr.. No. 2217: »Tib(erius) Pompeius, Pompei
lusti fil(ius). Prisons Cadurcus (d. h. aus Cahors in Aquitanien), der u. a. auch
Offizier (tribunus) im romischen Ileere gewesen ; No. 2218: >L. Cas si us Melior
Suessio* (d. h. aus Soissons) ; No. 2221: »C. Servilius Martianus Arvernus
(d. h. aus der Auvergne) C. Servilii Domitii filius*. Andere trugen freilich noch
teilweise keltische Namen, so der erstgewâhlte Priester am Altar des Augustus,
ein Aeduer, der nach seinem kaiserlichen Herrn Augustus den Vor- und Geschlechts-
namen (C. Iulius), daneben aber seinen keltischen Namen als Zunamen fûbrt: C.
Iulius Vercondaridubnus (Livius, epitome 139 : Jahr 12 v. Chr.). Auf einer in der
ersten Halfte des Jahrcs 26 n. Chr. von einem solchen Priester gesctzten Inschrift
trâgt der Stifter dagegen voUstândig romische Namen (C Iulius Ru fus), wâhrcnd
seine Ahnen (Vater, Grossvater und Urgrossvater), welche er in Nachahmung der
Sitte der altadeligen Romer nennt, neben dem nâmhchen Vor- und Geschlechts-
namen (C. Iulius) noch altkeltische Namen als Zunamen fiihren (Wilmanns No. 885).
*) Sein Grabstein mit Darstellungen, wie sie sich hâufig auf Grabsteinen von
romischen Kriegern fmden, steht jetzt im Trierer Muséum : Hettner, Steindenkmâler
No. 308 (= Brambach No. 187) ; gefunden ist er bei Calcar im Kreis Cleve. Dieser
im Alter von 27 Jahren verstorbene »C. luhus Adari f(ilius) Primus Trever* stand
als Ordonnanz des Rittmeisters in der norischen Reiterschwadron und batte 7 Jalire
gedient. Ueber der Grabschrift Darstellung des sogen. Totcnmahles (vgl. Hettner,
Westd. Zeitschr. II, S. 9 und 10/11; A. Millier im Philologus, Band 40, S. 263 ff.),
darunter ein auf den Reiterdienst beziigliches Bild (s. Hettner zum Denkmal No. 308,
vgl. A. Millier a. a. 0., S. 259 ff.).
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den Denkmâlern aus Metz imd Lothringen, welehe die vorher aufge-
fiihrten durehaus romischen Namen aufweisen, lassen — ebenso wie
Denksteine in anderen gallischen Gegenden — die keltische Abstammung
• der genannten Personen erraten, weil sie keltischen Gottheiten gewidmet
sind ') oder weil die zugleich genannten Verwandten keltische Namen
tragen-) oder aus anderen Griinden ^). Was aber insbesondere die
lulii, Claudii, FlaviiJ Aurelii*) in hiesigen Landen anlangt, so sind dies
gewohnlich keine eingewanderten Rômer, sondern Einheimische oder
doch Provinzialen, welehe jene kaiserlichen Famihennamen, insbesondere
1) Vgl. Steinsaal No. 297 (Weihdcnkmal der Gottin Mogontia) und die Inschrift
vom Herapel; auch No. 5 (von einem Saulendenkmal des keltischen »Iuppiter« =
Taranis). S. spiiter unter Religion.
*) Vgl. Steinsaal No. 56; auch No. 101. 103; desgleichen No. 5, wo die
beiden Vettii Briider zu sein scheinen.
^) Zu den Kennzeichen nicht-romischer, einheimischcr Abstammung rechne
ich ausser den angefûhrten Abvveichungen von der romischen Namengebung auch
die folgenden Faite : wenn unter dem Einfluss nicht-romischer, also in unseren
Landen der keltischen Namengebung nicht nach romischer Weise der Vater mit
seinem Vornamen, sondern mit seinem Zu namen genannt ist, wie auf der er-
vviihnten Inschrift vom Herapel: »L. Marins Secundus Amandi fil(ius)«, wah-
rend ein Romer sich beispielsweise nennen wurde : »L(ucius) Marins M(arci) f(ilius)
Secundus« ; vgl. No. 83 des Steinsaales: »T. hil. Iulli[nus] Cunae f(ilius)« und die
angefuhrte Inschrift im Trierer Muséum (Hettner, Steindenkmâler, No. 808), wo die
Vâter noch keltische Namen (Cuna, Adarus) fiihren ; ferner wenn der Sohn einen vom
Geschlechts- wie Zunamen des Vaters ganz verschiedenen Geschlechtsnamen trâgt,
wie Brambach No. 914 (wo die Kinder ubrigens einen vom Zunamen der Mutter
abgeleiteten Geschlechtsnamen haben). 1064 i^falls hier nicht Adoption des dritten
Sohnes vorliegt), vgl. G. I. L. XII, 1960. 2416. 2621. 3627; dann die von Zange-
meister, Westd. Korr.-Bl. IX, 114 und 151 erwâhnte Eigentûmlichkeit, ebenso wie
Brambach No. 761 und âhnliche Beispiele.
Andere Kennzeichen sind die Art der Grabsteine und der darauf ange-
brachten bildlichen Darstellungen.
*) lulii und Aurelii: s. oben S. 192/193, lulii ferner bei Robert II, S, 45 (=
Steinsaal No. 94). 53 {= Steinsaal No. 83). 63 {= Steinsaal No. 72). 129. 156. 165,
unsicher I, S. 8 (= Steinsaal No. 74), und Hettner, Steindenkmâler, ausser No. 308
noch No. 44. 116. 147. 150. 489. — Claudii: Hettner, a. a. 0. No. 489 (zwei Frei-
gelassene) ; Fiavii : cbenda No. 489 und Grabschrift eines Christen von der kaiser-
lichen Hausgarde, vermutlich germanischer Abstammung (FI. Gabso), No. 400. —
Manche der angefiihrten Inschriften verraten schon durch die Beinamen der Per-
sonen, dass dièse ebensowenig romischer Abstammung waren, wie der Reiterfuhrer
luHus Indus aus Trier (Tacitus ann. 3,42) oder — trotz seines romischen Beinamens —
sein Landsmann, der romische Biirger Iulius Florus (ebenda 3,4o) und zahlreiche
andere lulii u. s. w.
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— 195 -
nach Erlangung des Bûrgerrechtes ^), zu den ihrigen gemacht haben,
oder Freigelassene, welche infolge der Freilassung in den Besitz jener
Namen gekommen sind.
Selbstverstândlieh gab es aber auch echte Romer hierzulande.
So war z. B. »Titus Julius Titi filius Fabia Saturninus*, d. i. Titus
Julius, des Titus Sohn, aus dem Fabischen Bezirk (tribus), mit Bei-
namen Saturninu-, der »Procurator«, d. h. der oberste Finanzbeamte
der belgischen Provinz sanit den beiden Germanien, welcher uin das
Jahr 165 n. Chr. in seinem Amtssitz Trier eine Weihung an den
griechisch-romischen Heilgott Asclepius (Aeseulapius) vollzogen hat^),
naturlieh ein Romer. Aber nicht bloss die Reichsbeamten, wie die
Procuratores zu Trier oder die Statlhalter (legati) der belgischen Pro-
vinz, welche zu Reims ihren Amtssitz hatten und denen also auch
Metz und Trier unterstanden ^), waren Romer, sondern auch mancher
Geschaftsmann muss aus Italien eingewandert gewesen sein. Noch von
Caesars Kriegsziigen her mag der eine oder der andere von den Kra-
mern (mercatores) und Marketendern (lixae), welche auf eigene Faust
den Truppen ins Feld zu folgen pflegten, im eroberten Lande verblieben
sein. Jedenfalls aber haben sich auch nachher noch Geschâftsleute
im Lande angesiedelt, denn als der Trierer Julius Florus und der
Aeduer Julius Sacrovir, deren Vorfahren die seltene Ehre des romischen
Burgerrechtes zuteil geworden war^), im Jahre 21 n. Chr. die unter
ihrer Schuldenlast seufzenden gallischen Genieinden zu einer Erhebung
aufstachelten, wollte der erslere in der belgischen Provinz den Aufstand
mit der Niedermetzelung der romischen Geschâftsleute (negotiatores)
durch die aus dem Trierer Lande rekrutierte Reiterschwadron erofïnen ^).
Trotzdem wâre es aber unrecht, in allen » negotiatores*, welche uns
^) Vgl. z. B. Jung, Roman. Landschaften, S. 200. — Ist aber vielleicht die
Vorliebe der Gallier fiir den Namen »Iulius« nicht zugleich zum Teil aus der
Aehnlichkeit dièses Namens mit cinem keltischen Namen zu erklliren? Vgl. die
Namen lullus, lullinus (Steinsaal des Metzer Muséums No. 53 und 83 = Robert it,
S. 53 und S. 68) u. a ; vielleicht auch Iuliacum = Iulich und C. 1. L. XII, 1683.
2940. 3944 u. s. w.
*) Hettner, Steindenkmiiler No. 80.
*) Seit Ausgang des III. Jahrhunderts war die belgische Provinz in zwei
Provinzen geteilt, die erste (Belgica prima), zu welcher auch Metz, Tout und
Verdun gehôrten, mit der Hauplstadt Trier; die zweite (Belgica secunda) mit der
Hauptstadt Reims.
*) Tacitus, annal. IH, 40.
*) Tacitus, annal. III, 42: »Florus . . pellicere alam equitum, quae conscripta
e Treviris militia disciplinaque nostra habebatur, ut caesis negotiatoribus Romanis
bellum inciperet.»
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die Inschriften nennen und welche uns die Steinbilder auf den Grab-
denkmâlern vor Augen fûhren, eingewanderte Romer sehen zu wollen,
zumal in altkeltischen Ansiedlungen, wie Neumagen, Igel, Jiinkerath,
Arlon u. s. w. ^) Am ehesten sind wir solclie aus Italien eingewanderten
Geschâftsleute zu suchen berechiigt in den Stàdten und in den erst
infolge der romischen Herrschaft erstandenen, aus Gasthâusern und
âhnlichen Anlagen hervorgewachsenen Strassensiedlungen^). Aber dass
selbst in letzteren auch Leute keltischer Abstammung sesshaft geworden,
beweisen z. B. Grabschriften, welche in den Grundmauern der spât-
rômischen Feslungsmauer von Tabernae (Zabern im Unierelsass) ge-
funden sind^). Und die eingeborenen Metzer trieben nicht bloss in
der Heimat, sondern auch in der Ferne Handel; dafiir liegt insbeson-
dere ein denkwûrdiges Zeugnis vor in einer Grabschrift, welche einen
zu Maiiand verstorbenen Metzer Burger (civis Mediomatricus) als Hàndler
mit gallischen Kleidungsstiicken (negotiator sagarius) nennt^). Die er-
wàhnten einheimischen Hàndler in den Dorfschaften Neumagen, Igel u. a.
waren teilweise auch Grossgrundbesitzer, wie uns die bildlichen Dar-
stellungen auf ihren grossartigen Grabdenkmàlern lehren, und dieselben
Grabmàler, wie andere, zeigen uns auch einheimische Zinsbauern ^) und
kleine Ackerbiirger bei Ableistung ihrer Verpflichtungen gegeniiber ihren
Grundherren und bei ihrer Arbeit. Wenn nun aber auch Leute aus
Italien in unseren Gegenden als Grundbesitzer sich angesiedçlt haben
mogen, so ist es doch unrecht, in allen den lândlichen Gehoften (Villen)
mit rômischer Bauart und Ausstattung, welche in unseren Gegenden
*) »negotiatores« aus Neumagen inschriftlich bezeugt im Trierer Muséum
Saal 2. Darstellungen aus dem Geschâftsleben dieser Neumagener Kaufleute
ebenda in den Sâlen 1—4; andere entsprechende Darstellungen auf der Igeler
Saule ; auf den Steinen aus Jiinkerath bei liettner, Steindenkmâler No. 243 (vgl.
Westd. Korr.-Bl. XV, 21) und No. 244 ; aus Arlon bei Prat, Histoire d'Arlon, Atlas
(teilweise aus Wiltheim, Luciliburgensia, wiederholt) u. s. w. Vgl. spâter.
«) Vgl. oben S. 163-169.
*) Brambach, C. I. Rh. 1864 und 1865 (mit keltischen Namen: Divixta,
Toccidius).
*) C. I. L. V, 5929. — Auch der Mediomatriker Indus, welcher bei Trier
dem keltischen Handelsgott Mercurius-Esus ein Denkmal gesetzt hat, war zweifel-
los ein Hàndler, vermutlich zugleich Schiffer. Und von anderen Mediomatrikern,
die uns Inschriften in fremdcn Landen (Mainz, Heddernheim bei Frankfurt a. M.,
Baden, Wurttemberg, Lyon, Bath in England) nennen, ist es wenigstens wahr-
scheinlich, dass Geschâfte sie in die Ferne getrieben. Den Worllaut der Inschriften
siehe im Anhang I, A, ii, 24 ff. ; dabei auch ein Handwerker (Bordeaux) und ein
Arzt (Autun).
*) Ueber die Grundpachter, welche in spâterer Zeit auch Fremde waren
(^coloni*), vgl. Hettner, Westd. Zeitschr., II, S. 21.
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aufgedeckt worden sind^), deshalb Niederlassungen von roniischen
Grossgrundbesitzern oder gar Vergnugungssitze fiir rômische Staats-
beamte oder Offiziere oder Jagdschiôsser fur reiche Rômer sehen zu
wollen^). Ueberhaupt darf man die Zabi der in unseren Gegenden
sesshaft gewordenen Rômer wie der Eingewanderten im allgemeinen
ja nicht uberschâtzen^). Denn wenn es auch moglich wâre, mit mi-
fehlbarer Genauigkeit und mit zeitlicher wie ôrtlicher Trennung die in
den uns als Ausgangspunkt dienenden Insehriften genannten Leute kel-
tischer Abstammung von den Italikern und Fremden abzusondern, gâbe
der damit gewonnene Prozentsatz noch kein richtiges Bild von dem Ver-
haltnis zwischen Einheimischen und Eingewanderten: die Sitte der in-
schriftlichen Denkmâler haben ja die keltischen Bewohner unseres
Landes den Rômern entlehnt*); in die breite Masse des Volkes, welches
zâh an seiner Sprache und seinen Gewohnheiten festhielt, ist dièse
Sitte aber nur ausnahmsweise gedrungen*''); und in spâterer Zeit, wo der
Gegensatz mehr gesehwunden war, werden Insehriften iiberhaupt seltener.
0 Vgl. spâter unter Baukunst.
*) Vgl. Hettner, Westd. Zeitschr., II, S. 21 und S. 1.
3) Vgl. Hettner a. a. 0., S. 21.
*) Daher erklârt sich die auffallend geringere Zabi von inschriftlichen
Denkmâlern in unseren Gegenden im Vergleich zu Italien und den Standorten der
Soldaten, desgleichen das hàufige Fehlen einer Weihinschrift auf den von Ein-
heimischen gestifteten Gôtterbildern.
^) So ist auf der 1897 untersuchten Grabstâtte einer altkeltischen, aber von
romischer Kultur beleckten Ansiedlung im Walde Neu-Scheuern (Kanton Lôr-
chingen) in Lothringen neben verschiedenen inschriftlosen Grabsteinen einhei-
mischer Form (und neben vielen Gràbern ohne Grabsteine) ein einziger Grab-
stein von abweichender Form gefunden worden, der drei Verstorbenen keltischer
Abstammung von einem Manne mit lateinischem Namen (Sanctus) gesetzt ist
(vgl. oben S. 181); und auch auf den àhnlichen Begrâbnisplâtzen in den Vogesen
sind Insehriften auf den Grabsteinen selten (Brambach G. I. Rh. No. 1869—1873).
Vgl. Bestattung. Von den Grabsteinen aus Soulosse (Solimariaca) im Metzer
Muséum (No. 30—48 und 50—52 des Steinsaales) sind nur wenige (No. 31. 32. 34.
35. 36. 50?) mit Grabschriften ausgestattet, und dièse sind in diirftiger Kùrze auf
dem schmalen Rand oberhalb der die Portrâtdarstellung der Verstorbenen um-
schliessenden Nische untergebracht. Wenn daher Jung, Roman. Landschaften,
S. 204 — 206 >die Weitschweifigkeit und die Deklamation« als fiir die gallischen
Insehriften charakteristisch hervorhebt, so ist dies in solcher Allgemeinheit nicht
zutreffend. Die von Jung angefiihrten schwulstigen Belege stammen aus Sud-
frankreich (Lyon, Vienne) und Mainz. Grabschriften in Versen, die ja vornehm-
lich diesen Schwulst zeigen, sind am Rheine infolge der Mischung der Bevôl-
kerung ôfter nachvveisbar, in Metz und Lothringen aber ûberhaupt nicht, in Trier
— abgesehen von Brambach No. 780 — erst in christlicher Zeit (denn bei Hettner,
Steindenkmàler No. 150, steht nur eine an einen Vers anklingende Formel einer
Grabschrift; die sonstigen christlichen Belege s. bei Hettner a. a. 0., S. 292).
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Da einmal die Frage der Einwanderung aufgeworfen ist, so darf
nicht unerwâhnt bleiben, dass zu den Fremdea zu rechnen sind die
Inhaber griechischer Namen, doch nicht aile. Der am kaiserlichen
Hofe aufgewachsene Sklave (>servus verna*) Oceanus, der als
Proviantmeister (»dispensator a frumento«) zu Metz einen Denkstein
fiir das Wohl seines kaiserlichen Herrn Helvius Pertinax (193 n. Chr.)
nebst dessen Sohn und Frau gestiftet hat^), ist selbstverstàndlich kein
Einheimischer. Aber auch Cale {Kalr/)^ d. h. die Schône (Metz), darf
mit ihrer einen lateinischen Namen fûhrenden Mutter Prima ^) nicht zu
den Einheimischen gerechnet werden, denn beide sind doch wohl
Sklaven gewesen^}. Ebenso dûrfen wir aus den griechischen Beinamen
des Domitius Tryphon und seines Sohnes Domitius Graptus sowie
der Hebamme (obstetrix) Iulia Pieris zu Trier '^) auf frûhere Unfrei-
heit der Trâger dieser Namen bezw. ihrer Eltern und zugleich auf
fremde Herkunft schliessen. Dagegen niuss man fur den frûher^) ge-
nannten » Mu sic us Lilluti fil(ius)« zu Metz keltische Abkunft behaupten;
auch die Frau eines ehemaligen Soldaten »Attonia Barbara* konnte
eine Einheimische sein**), sie konnte aber ebensogut eine Fremde sein,
welche ihrem friiheren gallischen Herrn (Atto oder Attonius) mit der
Freilassung ihren keltischen Namen verdankte, neben dem sie ihren
einstmaligen Sklavennamen als Zunamen flihrte.
Wenn nun aber auch die Moselgegenden nicht ganz der In-
schriften in griechischer Sprache entbehren^), so darf doch
ï) Robert I, S. 61—65, mit pi. V,8, und II, S. 13—15. Fundort: Metz,
St. Ludwigsstrasse (rue Neuve Saint-Louis).
*) Steinsaal des Metzer Muséums, No. 85 = Robert II, S. 49, mit pi. VIII, 4
(aus dem siidlichen Grâberfeld von Metz, Rahnhof): »D(is) M(anibus); Caleni
Prima mater*. Ueber den Dativ griechischer Namen auf -eni s. Westd. Korr.-
Bl. X (1891), 94, Sp. 265. — Mit Unrecht bat m. E. Holder I, Sp. 685, ^Cala (Cale)*
aufgenommen und mit drei Inschriften belegt, wo dieser griechische Name als
Cognomen verwendet ist; auch *Galene« (Dativ: Galeneti) ist fâlschlich als
keltischer Name von ihm (I, Sp. 1637) aufgefiihrt.
^) Auch »Iunius< und sein Bruder: Steinsaal des Metzer Muséums, No. 84
= Robert II, S. 50, mit pi. V11I,.5 (aus dem siidlichen Grâberfeld von Metz,
Bahnhof) ?
*) Hettner, Steindenkmâler, No. 149 und 150. — Vgl. noch a. a. 0. No. 147:
Ser(vius) Sulpic[ius] Nympho[dorus] und No. 4 unter den offentlichen haruspices
(Opferbeschauern und Zeichendeutern) zu Trier: Nycterius und Hemerius; ferner
die Aufschrift eines Glôckchens im Trierer Muséum: »Albani EutyZi*.
*; s. oben S. 182.
«) s. oben S. 184, Anm. 3.
') a. Bruchstiick eines griechischen Lobgedichtes auf den Gott Hermès
(Mercurius) im Trierer Muséum, dessen Trierischer Ursprung freiUch nicht un-
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von einep nennetiswerten Einwanderung freier Leule grieehisdier Ziingo
aus deni Osten fiir die ersten drei Jahrhunderte der Kaiserzeit nicht
die Rede sein. Wohl aber ist man von einer solchen Einwanderung
zu sprechen berechtigt fur die Zeit, \vo das Christentum in unseren
Landen festen Fuss gefasst halte ; nicht hier in Metz, wo altchristliche
Denkmàler sicheren hiesigen Ursprungs nicht vorhanden sind^), dagegen
in dem an altchristlichen Fundstucken so reichen ^) Trier, der Residenz
anfechtbar ist: Hettner, Steindenkmâler, No. 72. — b. Griechische Inschrift in
vier Hexametern mit lateinischer (Jbersetzung, auf einem Kapitâl, dem keltischen
Lcnus (Mars) geweiht von dem Griechen Tychikos; gefunden an der Untermosel
bei Pommern: Westd. Korr.-Bl. III, 11 mit VIII, 130.
Die beiden griechischen Inschriften der Sammlung Clervant zu Metz
(s. dièses Jahrbuch VIII,i, S. 7,5 = S. 92,e und u; vgl. S. 113) waren von Boissard
gefâlsch t.
*) Sicher altchristlichen Ursprungs sind in Metz:
a. Der Marmorsarg, in welchem spâter Kaiser Ludwig der Frommc gebettet
war, abgebildet bei Tabouillot, Ms. 151 der Metzer Stadtbibliothek, f. 52 (daher
Bénédict. I, S. 263, und Kraus III, Tafel XVII, vgl. S. 651, der irrtumlich »Dieu-
donné« als Quelle nennt) ; vgl. Prost, Mém. soc. d'arch.Mos., XIII (1874), S. 133-139,
und Bellevoye, ebenda, XVU (1887), S. 197—203. Die Bruchstiicke der bildlichen
Darstellung (Durchzug der Israeliten durch das Bote Meer) im Steinsaal des
Muséums, No. 463—466; abgebildet bei Prost a. a. 0. (Tafel), desgl. bei Belle-
voye a. a. 0., S. 203 = Kraus III, Tafel XVII (unten). Die Frau am âussersten
rechten Ende trâgt an einem Stiel ein Bundschild, auf dem aber sicher nicht
das j ii n g e r e Christusmonogramm angebracht war, wie es bei Tabouillot ge-
zeichnet ist ; vielleicht ist aber das altère Christusmonogramm darin zu sehen.
— Der Sarg stammte jedoch môglicherwcise aus Siidfrankreich.
b. Bruchstûck einer Marmortafel mit christlicher Grabschrift, dessen Fundort
aber unbekannt ist: Kraus, Die altchristlichen Inschriften der Bheinlande (1890),
No. 66.
Der christliche Ursprung ist ungewiss fiir das Bruchstûck einer Marmor-
tafel mit Inschrift bei Kraus, Altchristl. Inschriften, No. 65 (= Hoffmann, Stein-
saal, No. 692); ebenso fur das Buchschen aus Bronze mit Tierdarstellung, ab-
gebildet bei Kraus III, Fig. 145, S. 766 (vgl. dazu S. 765 und Hoffmann in diesem
Jahrbuch, IV, i, S. 214).
Die Grabschrift bei Kraus, Altchristliche Inschriften, No. 67, ist eine
Fâlschung; s. dièses Jahrbuch, VIII, i, S. 42—43.
^) An altchristlichen Grabschriften besitzt Trier mehr als die sonstigen
Bheingegenden zusammengenommen ; ausserdem den Ilolzsarg des hl. Paulinus
mit altchristlichen Beschlâgen, einen Glastcller mit der Opferung Isaaks, einen
Glasbecher mit angegossenen B'ischen und anderen Wasserlieren, wie ein ahn-
licher nur noch in den Katakomben Roms gefunden wurde, ferner Fingcrringe
und Thonlampen.
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— 200 —
mehrerer christliclier Kaiser^). Noch besitzen wir in griechischer
Sprache und Schrift die Grabschrift eines christlichen Morgenlanders
ÇAraroXixôg)^ Namens Ursikinos 2), und die Grabschrift eines Azizos,
des Agrippa Sohn, welcher aus einer Gegend am Tigris stammte*);
beide haben wohl Handelsinteressen *) nach der Kaiserresidenz Trier
getrieben, wo sie auf den Begrabnisstàtten der dortigen Christen ihre
letzte Ruhestatt gefunden^).
Aber auch ausserhalb des rômischen Reiches wohnende Barbaren
wurden von den Kaisern vornehmlich zum Zwecke der Bewirtschaftung der
*) Ueber die rômischen Kaiser, welche lângere oder kiirzere Zeit in Trier
residiert haben, siehe Franz Gôrres in Pick's Monatsschrifl fur rheinisch-west-
fâlische Geschichtsforschung und Altertumskunde, III (1877), S. 217—230.
In die Zeit, wo Trier kaiserliche Residenz war, gehôrt ûbrigens auch der
griechische Spraclilehrer »Aemilius Epictetus sive Hcdonius grammaticus Graecus*,
an dessen griechische Heimat auch seine gelehrten Beinamen erinnern. Vgl.
den Erlass des Kaisers Gratianus vom 23. Mai 376 iiber die Gehâlter der Lehrer
an den ofTentlichen Schulen Triers, darunter auch des grammaticus Graecus (Leonardy,
Geschichte des Trierischen Landes und Volkes, 1877, S. 245 ; Ewen, Zur Geschichte
der trierischen hoheren Schulen, Gymnasialprogramm von Trier 1884, S. 12; die
Stelle auch bei Riese, Das rheinische Germanien in der antiken Litteratur, Xl\,b).
^) Gefunden in S. Maximin bei Trier : Kraus, Altchristl. Inschriften No. 160
mil Tafel XVII,i und Hettner, Steindenkmâler No. 405. Am Schluss der grie-
chischen Inschrift ist die Angabe iiber die Lebensdauer nochmals in latei-
nischer Sprache, aber mit einem Fehler in der Zahl, wiederholt. Dass dem
Steinmetz das Griechische fremd war, beweisen mehrere Stellen, wo er seine Vor-
lage missverstanden.
') Gefunden in S. Mathias bei Trier : Kraus, Altchristl. Inschr. No. 80 mit
Tafel IX, 17 und Hettner, Steindenkmâler, No. 326. Ueber den orientalischen
Namen >Azizos« (= Mars) vgl. v. Domaszewski, Westd. Zeitschr., XIV (1895), S. 64 65.
Der Verstorbene heisst ein Syrer (im weiteren Sinne), und als seine Heimat
wird angegeben das Dorf der Kaprozabadâer (benannt nach dem linken Nebenfluss
des Tigris »Zab« = ^KanQOÇx = iBock*) in dem Gemeindebezirk von Apamea.
*) Ueber asiatische und insbesondere syrische Geschâftsleute in Lyon und
anderen gallischen Stâdten s. Jung, Roman. Landschaften, S. 227/228.
^) Zwei weitere griechische Grabschriften von Christen sind 1674 bei der
Zerstôrung der S. Paulinuskirche durch die Franzosen zu Grunde gegangen:
Kraus, Altchristl. Inschriften, No. 163 aus dem Jahr 409 n. Chr., sowie No. 164; die
Verstorbenen, Eusebia und Kassianos, waren Landsleute : ihre orientalische Heimat
ist auf den beidcn Grabschriften angegeben.
Dass aber ausser den genannten christlichen Grabschriften in griechiscber
Sprache im XV.— XVI. Jahrhundert noch mehr in Trier erhalten waren, schliesst
Kraus (a. a. 0. zu No. 80, S. 45) aus einem Gedicht des Humanisten Conrad Celtes.
Doch auch mancher von den in den lateinischen Inschriften der alt-
christlichen Zeit vorkommenden Namen weist auf griechische bezw. orientahsche
Herkunft des Verstorbenen hin, wenn man anders aus griechischen Namen, wie
»Gerontius«, »Posidonius«, »Polema« u. s. w. diesen Schluss ziehen darf.
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— 201 —
Staatsiândereien in Gallien angesiedelt, und zwar hauptsâchlich zu Ende
des III. und im Verlauf des IV. Jahrhunderts *). So wurden durch Maxi-
mianus im Gebiete der Trierer (und auch der Nervier an der Schelde)
Franken angesiedelt, um brach liegende Lânderstrecken zu bebauen*).
Ferner erfahren wir von Ausonius in seinem Moselgedicht ^), dass
>kûrzlieh«, d. h. also durch Kaiser Valentinianus I. vor dem Jahre 370,
auf dem Hunsruck an der Strasse Bingen — Trier zwischen Tabernae
und Noviomagus^) Sarmaten als Zinsbauern (eoloni) angesiedelt worden
seien. Da liegt denn die Annahme nahe, den Namen der Sarmaten-
strasse (strata Sarmatarum), welchen uns eine Urkunde des Jahres
661 n. Chr. in der Gegend des Donon im Wasgenwald nennt^), auf
eine solche Ansiedlung von Bewohnern der russischen Steppen zurûck-
zufûhren, wenn man es nicht vorzieht, an einen durch sarmatische
Truppenabteilungen ausgefuhrten Strassenbau zu denken, da nachweis-
lich am Ende des IV. Jahrhunderts n. Chr. solche Truppen auch in
unseren Nachbargegenden standen®). (Fortsetzang foigt.)
*) S. Hettner, Westd. Zeitschr., II, S. 22. Es waren hauptsâchlich Germanen.
Doch halte ich die eoloni Crutisionés bei Hettner, Steindenkmâler, No. 66 nicht
fiir hierher gehôrig ; s. S. 171, Anm. 3.
2) Panegyricus V (éd. Baehrens, 1874), cap. 21: »tuo, Maximiane Auguste,
nutu Nerviorum et Trevirorum arva iacentia velut postliminio restitutus et re-
ceptus in leges Francus excoluit.« Dièse Lobrede ist im Jahre 296 zu Trier
gehalten. — Die Germanen der kaiserlichen Palasttruppe zu Trier (Hettner, Stein-
denkmâler, No. 298 und 400) seien hier beilàufig erwànnt.
^) Ausonius, Mosella, v. 9 : (Praetereo Tabernas) Arvaque Sauromatum
nuper metata colonis.* Ueber die »coloni« (Zinsbauern) vgl. Hettner, Westd.
Zeitschr., II, S. 21.
*) Vgl. oben S. 169, Anm. 6.
*) Pardessus, diplomata ïï, S. 120: Schenkung des Kônigs Childerich II. an
das Kloster Senones.
«) S. das Staatshandbuch »Notitia dignitatum«. Occident. XLII, 64 fif. (éd.
Seeck, 1876, S. 219). Weil in der Handschrift ein Blatt fehlt, so ist damit der
Schluss von Gallien verloren.
Da also Sarmaten bereits seit dem IV. Jahrhundert in Gallien wohnten und
als Truppen standen, so ist ganz verstândlich, wenn Jordanis in seiner Geschichte
der Geten (Goten) cap. 36 neben Franken, Burgundern u. s. w., welche Aetius im
Jahre 451 gegen die Hunnen gefiihrt habe, auch Sarmaten nennt. Wie Herr
Archivdirektor Dr. Wolfram, dem ich den Hinweis auf Jordanis verdanke, be-
merkt, glauben demnach die modernen Geschichtschreiber mit Unrecht, statt der
Sarmaten die Alanen einsetzen zu mussen.
P^^ „Anhang I", auf welchen Ôfter verwiesen ist, erscheint alsbesonderer
Aufsatz (»Zur Geschichte von Metz in rômischer Zeit«), und zwar aus râumlichen
Rucksichten im nâchsten Band. — Die beniitzten Bûcher sind zum Teil im Jalir-
buch yill, 1, S. 1—3 mit ihren genaueren Titeln namhaft gemacht.
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202 -
Der Anteil der deutschen Protestanten an den kirchlichen
Reformbestrebungen in Metz bis 1543.
Von Otto Winckelmann, Strassburg.
Die wech.solvollen Schicksale der Metzer Protestanten haben schon
fruhzeitig die Aufmerksamkeit der Geschichlsschreiber erregt und sind
sowohl in ihrer Gesamtheit wie in einzelnen Zeitabschnitten wiederholt
untersucht und gesehildert worden. Wenn wir trotzdem bis jetzt keine
annâhernd erschopfende und befriedigende Darstellung der Metzer Ge-
schiehte im Zeitalter der Reformation besitzen, so erklârt sich das
einmal daraus, dass konfessionelle wie nationale Vorurteile auf diesem
Gebiet mehr als auf irgend einem andern die historische Forschung
und Anschauung beeintràchtigen, sodann aber auch aus der sachlichen
Schwierigkeit, die genugende urkundliche Grundlage fur ein solches
Werk zu gewinnen. Denn um dem Gegenstande vollig gerccht zu
werden, miisste man ausser den Metzer Quellen auch lothringische,
franzosische, niederlândisohe und deutsche Archive gleichmâssig und
unparteiisch zu Rate ziehen.
Den ersten Versuch einer zusammenfassenden Darstelkmg der
Metzer Reformbewegung unternahnx schon 1680 der Calvinist Theodor
de Bèze in seiner Histoire ecclésiastique des églises reformées, natiir-
lich in durchaus protestantischem Geiste. In schiirfstem Gegensatz
hierzu steht das 1642 veroffentlichte, breit angelegte Werk des Metzer
Suffraganbischofs Martin Meurisse, das sich schon durch TiteP)
und Widmung ofîen als eine katholische Tendenzschrift zur Bekiimpfung
des Protestantismus kennzeichnet. Immerhin ist das Buch noch jetzt
eine zwar mit Vorsicht zu benutzende, aber nicht zu verachtende
Quelle, weil es manche Urkunden und Briefe im Wortlaut oder Auszug
wiedergiebt, deren Originale wir nicht kennen. Sein Eindruck auf die
Zoitgenossen war so bedeutend, dass die Metzer Evangelischen be-
schlossen, zur Widerlegungc eine genaue urkundliche Geschichte ihrer
Kirche herauszugeben. Der Prediger Paul Ferry, welcher mit der
Aufgabe betraut wurde, machte sich mit regeni Eifer an die Arbeit,
*) Histoire de la naissance, du progrès et de la décadence de Thérésie
dans la ville de Metz et dans le pays Messin.
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203 —
gelangte abor wegen allzu grosser Grundlichkeit nicht zum Abschluss.
Indessen bilden seine handschriftliehen, auf der Metzer Sladtbibliothek
aufbewahrien Kollektaneen noch heute eine Hauptquelle fur jeden, der
sich mit der Metzer Geschichte des XVI. Jahrhunderts befasst.
Aus neuerer Zeit kommen fur unseren Gegenstand, abgesehen
von den verschiedenen Biographien Farels und Calvins sowie von
kleineren Abhandlungen ^), hauptsâchlich drei Werke in Betraeht:
Rahlenbeck, Metz et Thionville sous Charles-Quint (1880), Thirion,
Étude sur l'histoire du protestantisme à Metz (1884) und Dietsch,
Die evangelische Kirche von Metz (1888). Von ihnen hat der Belgier
Rahlenbeck unser Wissen namentlich dureh wertvolle Mitteilungen aus
dem Briisseler Archiv bereichert. Seine Darstellung zeigt im iibrigen
eine anerkennenswerte Unparteilichkeit in der Beurteilung nicht nur
der religiosen Frage, sondern auch des Verhilltnisses der Stadt Metz
zum Reich, liisst aber beziiglich der Verarbeitung und Anordnung des
StofTs manches zu wunschen iibrig. Wer bei Rahlenbeck, dem Titel
entsprechend, eine zusammenhângende Geschichte der Stàdte Metz und
Diedenhofen unter Karl V. zu finden hofft, wird sich sehr enttâuscht
sehen. Gleichwohl muss es in hohem Grade befremden, dass Thirion
von Rahlenbçcks Ergebnissen nicht die mindeste Notiz genommen hat.
Er stiitzt sich ausschliesslich auf lokale und franzosische Quellen und
zeigt eine bekiagenswerte Unfâhigkeit, die Stellung der Metzer zu
Kaiser und Reich unbefangen zu wurdigen. In religioser Hinsicht ur-
teilt er sonst massvoll und besonncn im Gegensatz zu Dietsch, welcher
sich ihm sachlich fast durchweg unterordnet, aber in der AufTassung
der Ereignisse den Standpunkt des leidenschaftlichen Protestanten stark
hervorkehrt.
An einem Fehler kranken ail die genannten Werke, so ver-
schiedenartig sie sonst sind, in gleicher Weise, nâmlich an unzu-
reichender Beriicksichtigung des wahrlich nicht geringen Einflusses,
welchen die deutschen Stiinde auf die Entwickelung der Dinge in Metz geûbt
haben. Es war daher eine sehr dankbare Aufgabe, welche Emil Klein-
wîichter auf Anregung seines Lehrers Max Lenz vor einigen Jahren
ûbernahm, durch Nachforschungen in deutschen Archiven mehr Licht
in die Geschichte des Metzer Reformversuchs zu bringen. Zu bedauern
ist nur, dass er das Ergebnis seiner Forschungen bis jetzt erst zum
kleinen Teil veroffentlicht hat; denn seine 1894 herausgegebene Disser-
*) Vgl. besonders die Bulletins de la sociéU? de Thistoire du protestantisme
français.
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— 204 —
talion^) behaiidelt lediglich die Anfànge der protestantischen Ein-
mischung in die Metzer Verhâltnisse, und es scheint wenig HofTniing
zu bestehen, dass die Fortsetzung in absehbarer Zeit erscheinen wird.
Wenn ich nun versuche, im engen Rahmen eines Vortrags^) die
Wechselbeziehungen zwischen Metz und den deutschen Protestanten in
ihrem wichtigsten Abschnitt zu schildern, so stiitze ich mich dabei vor
allem auf das reiche Aktenmaterial, welches kurzlieh in dem von mir
bearbeiteten dritten Bande der »Politischen Correspondenz Strassburgs«
ans Tageslicht gekommen ist^). Ferner sind mir auch die beiden
letzten Bande ^) von Herminjard's Correspondance des réformateurs
sehr niitzlich gewesen.
Um den Verlauf der Metzer Reformbewegung recht zu verstehen,
muss man sieh im grossen und ganzen das Verhâltnis der Stadt zu
Kaiser und Reich, ihre Verfassung und ihre besondere politische Lage
in jener Zeit vergegenwârtigen.
Es ist eine Lieblingsbehauptung franzôsischer Schriftsteller, dass
Metz nur dem Namen nach zum Deutschen Reich gehôrt habe, in
Wirklichkeit aber unabhângig gev^esen sei. Thirion vergleicht die
Stadt in dieser Hinsicht mit den italienischen und niederlândischen
Stâdterepubliken ^). Dass dies verkehrt ist, bedarf fur den, v^elcher
Verfassung und Zustânde des Reichs nur einigermassen kennt, keiner
weitlâufigen Auseinandersetzung. Die rechtUche Stellung von Metz zum
Reich unterschied sich in keinem wesentlichen Punkte von derjenigen
anderer Reichsstàdte. Wie letztere, so hatte auch Metz zu den An-
lagen fiir den Romzug, fur Tûrkenhiilfe und Unterhaltung des Kammer-
gerichts eine bestimmte Summe beizutragen, an den Reichs- und
*) »Der Metzer Reformationsversuch 1542— 43. < Teil I. Marburg 1894.
Die Darstellung reicht hier nur bis Anfang Oklober 1542. Ausser den Metzer
Quellen hat der Verfasser namentlich die Akten des fiir die deutsche Reformations-
geschichte so iiberaus wichtigen Marburger Archivs benutzt; doch sind auch die
Archive zu Weimar, Frankfurt, Strassburg und Rriissel von ihm zu Rate gezogen
worden.
*) Gehalten in der vorjâhrigen Novembersitzung der GesellschafL
^) Kleinwâchter hat die meisten dieser Aktenstiicke nicht gesehen, weil ihr
Vorhandensein zur Zeit seines Strassburger Aufenthalts der Archivverwaltung
selber noch unbekannt war. Uebrigens haben ihn seine Funde in den andern
Archiven dafiir zum Teil'entschâdigt.
*) Band VIII erschien 1893, IX 1897.
*) Thirion 21.
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— 205 -
Kreistagen teilzunehmen und sich deren Beschlûssen zu fûgen. Be-
suchte ein Kaiser die Stadt zum ersien Maie, so hatten ihm die
Vertreter der Burgerschaft Treue zu geloben. Dass die Stadt sich in
Wirkliehkeit diesen Pflichtçn, besonders in den Zeiten der sinkenden
kaiserlichen Macht, moglichst zu entziehen suehte, kann nicht Wunder
nehmen, wenn man bedenkt, dass sie mit ihrer franzôsisch redenden
Bevolkerung an der âussersten Grenze des Reiehs lag und im Grunde
wenig Interessengemeinschaft mit ihm hatte. Oft genug hatte sie zu
ihrem Schaden erfahren, dass im Fall der Not vom Kaiser und den
Stânden doch kein Beistand zu erlangen sei. War es ihr da zu ver-
denken, wenn sie dem Reich nicht sehr freundlich gesinnt war? Uebri-
gens diirfen wir auch nicht vergessen, dass das Bestreben, sich von
den driickenden Reichslasten zu befreien, bei den Fiirsten und Stadten
im Innern Deutschlands kaum in geringerem Masse vorhanden und
nur wegen der Nàhe der Centralgewalt nicht so leicht von Erfolg war.
Thatsache ist, dass die Metzer im spâteren Mittelalter ihre Pflichten
gegen das Reich gar nicht oder sehr lâssig erfuUten. Dies ànderte sich
jedoch, seitdem die Habsburger das Erbe Karls des Kiihnen an sich
gebracht hatten, und namentlich seit der Thronbesteigung Karls V.
Denn als Herr der Niederlande war Karl der unmittelbare Nachbar
von Metz und konnte das kaiserliche Ansehen daselbst in viel stârkerer
Weise zur Geltung bringen als seine Vorgànger, welche den Schwer-
punkt ihrer Macht weit im Osten hatten. Ja, es lag sogar fur ihn die
Versuchung nahe, die kaiserliche Gewalt in Metz noch ûber ihre alten
rechtlichen Grenzen hinaus zu erweitern, weil dies bei seinen hàufigen
Kriegen mit Frankreich von grossem Wert sein konnte.
Was thaten nun die Metzer, um dieser Gefahr zu begegnen?
Frankreich hatte ihnen gewiss gern Hûlfe gegen den Kaiser zukommen
lassen, aber doch immer nur auf Kosten ihrer alten Freiheit. Deshalb
suchten sie ihr Heil lieber in der Beobachtung strenger Neutralitat
zwischen den beiden Nebenbuhlern und in peinlicher Erfiillung ihrer
Pflichten gegen das Reich, damit der Kaiser nur ja keinen Vorwand
hatte, ihnen feindlich gegeniiber zu treten. So kommt es, dass wir
Metz zur Zeit Karls V. in regeren Beziehungen zu Deutschland finden
als je zuvor. An zahlreichen Reichsversammlungen, Kreis- und Stadte-
tagen nahm die Stadt durch eigene Gesandte teil, ja sie zeigte in den
gemeinsamen Angelegenheiten mitunter einen grôsseren Eifer als manche
Stande tief im Herzen Deutschlands^).
*) Man vergleiche die zahlreichen bei Tabouillot, Histoire de Metz, t. VI
abgedruckten Aktenslûcke iiber die Beziehungen der Stadt zum Reich. Auch
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— 206 —
Abgesehen von den angedeuteten Beschrânkungen vvar Metz gleich
andern Reichsstiidten in der Leitung seiner àusseren und inneren Politik
vollkomnien selbstiindig. Der Bischof halte seine Gerechtsame in Metz
langst dem Magistrat iiberlassen mussen. Wenn er trotzdem hie und
da noch zur Geltung kam, so verdankte er dies seiner Zugehorigkeit
zu dem angesehenen lothringischen Herrseherhaus, wek'hes seit dem
Ende des XV. Jahrhunderts keinen Sprossling eines andern Geschlechts
auf dem Bischofsstuhl duldete. Seit 1505 stand Johann von Lothringen,
der mit der Zeit nicht weniger als 11 Bistiimer in seiner Hand ver-
einigte, an der Spitze des Melzer Klerus.
Auf eine Sehilderung der ziemlich verwickelten Metzer Stadt-
verfassung kann ieh mich hier selbstverstândlich nicht einlassen^). Es
genugt fur unsern Zvveck, festzustellen, dass Metz im Gegensatz zu
Strassburg und andern rheinischen Stiidten, wo langst demokratische
Grundsatze zum Durchbruch gelangt waren, noch an seiner veralteten
oligarchischen Verfassung festhielt. Eine beschrânkte Anzahl alter
PatrizierfamiUen hatte die ganze Regicrung der Stadt in Handen. Die
Burgerschaft war weder im Schoiïenrat, der aus lebenslanghcli ge-
wâhlten Mitgliedern bestand, noch im Dreizehner-Kollegium, welches
alljâhrlich erneuert wurde, vertreten. Der jedes Jahr neu gewiihlte
Schoffenmeister war mit grosseren Vollmachten ausgerustet als anderswo
die Biirgermeister. Er war z. B. befugt, einen erledigten SchufTensilz
nach Belieben an einen seiner Verwandten zu vergeben. Besonders
lag ihm die Vertretung der Stadt nach Aussen ob. Wie es bei einer
oligarchischen Verfassung nur zu Icicht der Fall ist, so waren auch in
Metz die heftigsten Eifersiichteleien, Parteiungen und Fehden zwischen
den bevorrechteten Familien an der Tagesordnung. Welch' ticf-
gehende Unzufriedenheit und F>bitterung durch solche Zustande in der
rechtlosen, geknechtelen Biirgerschafl erzeugt werden musste, liegt auf
der Hand. Nimmt man hinzu, dass der in Metz starker als in andern
Stiidten vertretene Klerus in weiten Kreisen sehr unbeliebt war"-),
so begreift man, dass die lutherische Lehre hier schon fruhzeitig einen
ausserordentlich fruchtbaren Niihrboden fand.
Klipffel, Metz cité épiscopale et impériale, 321, zUhlt eine Menge von Tagen auf,
an denen die Stadt teilgcnominen, ohne aber die richtigcn Folgerungcn daraus
zu ziehen. Vgl. auch Kleinwâchter, 6. A., ferner Pol. Korr. Strassb., I— llï.
*) Vgl. besonders Klipffel, ferner Kleinwâchter im »Anhang« seiner Dis-
sertation.
^) Dass die Metzer Geistlichkeit so cigensinnig an ihrer Stcuerfreiheit fest-
hielt, trug auch nut dazu bei, das Volk gegen sic aufzubringen. Kleinwîicblcr, 10 ff.
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207
Der Erste, welcher den neuen Ideen in Metz Eingang und Ver-
breitung verschaffte, war der bekannte Humanist Cornélius Agrippa
aus Koln, der von 1518—1520 als Syndikus der Stadt thâtig war.
Doch hat sich sein Einfluss wohl wesentlich auf die gebildeten Stande
beschrànkt. Im Volke wurde der Geist der Reforination erst durch
die Predigten des Augustinermonchs Jean Châtellain aus Tournay recht
lebendig. Die Ehrfurcht erweckende Erscheinung und hinreissende
Beredtsamkeit dièses Mannes wird selbst von seinen Gegnern geruhmt.
Er war kein eigentlieher Lutheraner, wie Lambert von Avignon, der
sich damais vergeblich um Zulassung zur Predigt in Metz bemûhte,
sondern glich eher dem Strassburger Geiler von Kaysersberg. Wie
diesem so war es auch ihm besonders um die Hebung der Sittlichkeit
aller Stande zu thun. Dass er in diesem Streben den Klerus mit seinen
Angriffen nicht verschonte, vermehrte zwar seine Beliebtheit bei den
Laien, namentlich in den unteren Volksschichten, zog ihm aber den
totlichen Hass der Geistliehen zu. So kam es, dass er eines Tages
auf Veranlassung des Kardinals von Lothringen durch List aus der
Stadt gelockt, gefangen genommen und naeh kurzem Prozess am
12. Januar L525 in der bischoflichen Residenz Vie lebendig verbrannt
wurde.
Die Hinrichtung des verehrten Predigers erregte in Metz einen
gefàhrlichen Aufruhr, bei welchem sich die Volkswut in erster Reihe
gegen die Geistliehen richtete, welche man an dem ïode Châtellains
schuldig glaubte. Jedoch wurden bezeichnender Weise auch Ver-
wiinschungen gegen die weltliche Obrigkeit laut, die bei der herrsehenden
Hungersnot die Brotpreise nicht hatte herabsetzen wollen, obwohl in
den Speichern der Stadt und des Klerus grosse Getreidevorrâte lagerten.
Dièse Verquickung von religioser und sozialer Unzufriedenheit im
Sehosse der Bûrgerschaft machte den Magistrat, der Châtellains Predigten
nicht nur geduldet sondern sogar begiinstigt hatte, plôtzlich gegen die
neue Lehre misstrauisch. Er ermiissigte zwar, um das Volk zu be-
ruhigen, die Kornpreise, ging dann aber schonungslos gegen die Râdels-
fuhrer der Empôrung vor. Der bald nachher ausbrechende Bauernkrieg
verstàrkle nattirlich noch die Befurchtung, dass die kirchliche Reform-
bewegung auch in Metz politische Unruhen mit sich bringen und den
Sturz der Patrizierherrschaft herbeifuhren konne. Noch im April 1525
erschien deshalb eine slrenge Verordnung gegen aile religiosen Neue-
rungen. Allein durch solche Gewaltmassregeln liess sich der Strom
nicht mehr eindàmmen, und unaufhaltsam eroberte sich die evangehsche
Religion die Herzen der Metzer Bevolkerung ; ja sie gewann sogar unter
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— 208 —
den Milgiiedern des Adels einflussreiche Anhànger und hàtte sicher
ohne grosse Kâmpfe gesiegt, wenn die Bûrgerschaft an der Leitung
der Dinge einigen Anteil gehabt hâtte. Da dies aber nicht der Fall
war, so trug der religiose Zwiespalt nur dazu bei, die alten Gegensâtze
zwischen Regierenden und Regierten wie zwischen den Geschlechtern
selbsl in bedenklichem Masse zu verschiirfen. Der erste Metzer Patrizier,
welcher sieh offen zur neuen Lehre bekannle, war Nikolaus von Esch.
Er wurde — schon im hoheren Lebensalter — bei einem Aufenthalt
in Montbéliard 1524 durch den bekannten Reformator Farel bekehrt,
der seildem fiir die Reform in Metz ein dauerndes Interesse bewahrte.
Auch Pierre Toussaint, ein junger Metzer Kanoniker, der aus Neigung
zur Reform 1524 nach Basel gegangen war und spàter Prediger in
Montbéliard wurde, bemiihte sich eifrig um die Stârkung der evange-
lischen Gemeinde seiner Vaterstadt. Im Sommer 1525 wagten es Farel
und Toussaint, wohl auf Eschs Zureden, persônlieh nach Metz zu
kommen, um ihr religioses Verhalten ôffentlich zu rechtfertigen. Sie
mussten sich jedoch unverrichteter Sache schleunigst zuriickziehen, um
den Nachstellungen ihrer erbitterten Feinde zu entgehen. Bald nachher
erlebte Nikolaus v. Esch den Schmerz, dass man seinen Glaubens-
genossen und Freund Jean Leclerc, einen Handwerker aus Meaux, in
grausamster Weise marterte und verbrannte, weil er aus Hass gegen
die Bilderverehrung eine Muttergottesstatue verstiimmelt hatte. Im
Zusammenhang hiermit stand ein neues Gesetz, durch das schon der
Verkauf und das Lesen lutherischer Schriften mit Verbannung und
Konfiskation des Vermôgens bedroht wurde. Trotzdem behielt die
evangelische Lehre viele- Anhànger, die sich einstweilen nur huten
mussten, ihren Glauben offen zu bekennen.
Dass der Metzer Magistrat unter solchen Umstânden den reform-
feindlichen Speierer Reichsabschied von 1529 billigte und sich nicht
zu den dagegen protestierenden Standen gesellte, ist durchaus begreif-
lich. Auffâllig ist es dagegen, wie der Strassburger Jakob Sturm im
Jahre 1528 auf den Gedanken kommen konnte, neben den eidgenossi-
schen Stâdten sei vielleicht auch Metz fiir ein Bundnis zum Schutz
der evangelischen Lehre zu gewinnen^). Er scheint denn auch bald
eingesehen zu haben, dass dièse Hoffnung eine triigerische war. Be-
zeichnend dafiir ist es, wie er zwei Jahre spàter auf dem grossen
Reichstage zu Augsburg seine Verwunderung dariiber ausspricht, dass
Karl V. es fur nôtig hielt, die Metzer Gesandten eindringlich zu er-
*) Vgl. Strassburgs Instruktion fUr den Stâdtetag zu Esslingen, Juni 1528,
von Sturms Hand. Kleinwâchter bat dièses Akienstiick iibersehen (Pol. Korr. I, 296).
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— 2Ô9 —
mahnen, sie sollten keine kirchlichen Neuerungen in ihrer Stadt auf-
kommen lassen und kein Biindnis gegen ihn eingehen '). Metz hatte
allerdings damais mil Lothringen eine Verstandigung geschlossen; docli
zielte dieselbe gerade auf die Unterdrûckung religiôser und poli-
tiseher Reformbestrebungen und war in keiner Weise gegen den Kaiser
gerichtet. Letzteres wird auch in einer lângst verôffentlichten, aber
bisher kaum beaehteten Denkschrift bestâtigt, welche der Metzer Rat
dem Kaiser einige Zeit nach dem Augsburger Reichstag — vielleicht
in Erwiderung auf obige Mahnung — uberreichen liess^). In der Ein-
leitung finden wir zunâchst die alte Klage iiber die schweren Abgaben,
welche Metz an das Reich leisten musse, ohne dafûr im Notfalle den
Schutz desselben zu geniessen. Sodann wird auf die grossen Kosten
hingewiesen, welche die Unterdriickung der Lutheraner verursache.
Metz behauptet, fiir diesen Zweck Kriegsvolk hallen zu mussen, welches
jàhrlich mehr als 2000 Goldgulden koste. Endlich wird ausgefûhrt,
dass die neuerdings von Kônig Ferdinand fur Tûrkenhiilfe beanspruchten
24000 Gulden nur durch eine ausserordenlliche Umlage zusammen-
gebracht werden kônnlen, dass eine solche Massnahme aber viel bôses
Blut machen und die Biirgerschaft môglicherweise dazu reizen wiirde,
sich den Protestanten in die Arme zu werfen, obwohl die zur Zeit
regierenden Herren entschlossen seien, eher zu sterben als sich mit
den Ketzern einzulassen. Nur um gegen die Protestanten einen Ruck-
halt zu haben, sei mit dem Herzog und dem Kardinal von Lothringen
ein Biindnis gesuchl worden. Am Schluss der Denkschrift wird Karl
aufgefordert, der Stadt zu raten, was sie erwidern soUe, wenn sie von
den evangelischen Standen zum Bunde eingeladen werde; denn es sei
doch sehr wichtig, dass Metz als das BoUwerk und der Schlussel der
benachbarten Lânder vor der Ketzerei bewahrt bleibe.
Wahrscheinlich hal der Metzer Stadtrat in dieser Eingabe die
Gefahr der religiôsen Wirren absichtlich recht schwarz gemalt, damit
sein Verdienst um die Verteidigung des alten Glaubens um so glânzender
herausgestrichen, und der Kaiser fiir den erbetenen Erlass der Tiirken-
hûlfe um so giinstiger gestimmt wurde. Ob dieser Zweck erreicht wurde,
wissen wir nicht. Dass die protestierenden Slânde, welche sich 1531
zum schmalkaldischen Bunde vereinigten, ernstlich auf den Beitritt von
*) Corpus reformatorum, éd. Bretschneider, II, 161; Pol. Korr., I, 466.
«) Tabouillot, Hist. de Metz, VI, 660 IT. Die Denkschrift ist ohne Datum und
wird von dem Herausgeber ins Jahr 1526 gesetzt. Allein da der Augsburger
Reichstag bereits in ihr erwâhnt wird, so kann die Abfassung fruhestens Ende
1530 erfolgt sein. (Von Kleinwâchter nicht benutzt.)
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- 210 —
Metz gerechnet haben sollten, ist kaum denkbar; jedenfalls isl von
Verhandlungen solcher Art nichts bekannt. Wohl aber ergiebt sich
aus dem vertraulichen Briefwechsel des Grafen Wilhelm von Neuenahr
mit Kurfurst Johann Friedrich von Sachsen. die iiberraschende That-
sache, dass Robert von Heu, Herr von Malroy, einer der reichsten und
mâchtigsten Patrizier von Metz, 1533 gegen ein Dienstgeld von 100 Gulden
sich dem Kurfiirsten von Sachsen als Kundschafter und diplomatischer
Agent verpflichtete ^).
Solche Dienstvertràge von adeligen Herren oder von Gelehrten
mit fremden Fursten und Stadten waren damais nicht ungewôhnlich ;
z. B. stand jener Wilhelm von Neuenahr seit 1531 in einem âhnlichen
Verhàltnis zu Metz^); nur bezog sich seine Verpflichtung gegen die
Stadt weniger auf politische Berichterstattung als auf Dienstleistungen
im Kriegsfalle. Selbstverstândlich war es nicht das geringe Jahrgeld
von 100 Gulden, welches den reichen Herrn von Malroy anlockte,
sondern vielmehr der Wunsch, mit den Hauptern des schmalkaldischen
Bundes Fuhlung zu gewinnen, teils aus aufrichtiger evangelischer Ueber-
zeugung, teils zur Forderung seiner Sonderinteressen. Besonderes
Gewicht erhâlt seine Verbindung mit Sachsen dadurch, dass sie in dem
Jahre erfolgte, in welchem er als Schoffenmeister die hochste Stelle
im Melzer Magistrat bekleidete. Seine aus Lothringen, Frankreich und
Spanien an den Kurfursten erstatteten Berichte werden in den Briefen
Neuenahrs wiederholt erwahnt, sind aber leider nicht bekannt. Viel-
leicht werden sie im Weimarer Archiv noch einmal entdeckt. Am
meisten zu beklagen ist es, dass eine Denkschrift von 1533, worin
Kobert dem Kurfursten die Metzer Verhaltnisse klarlegte und, wie es
scheint, um Unterstutzung seiner evangelischen Mitbiirger bat, bis jetzt
nicht gefunden worden ist. Neuenahr, von Johann Friedrich um seine
Ansicht ûber dièse Denkschrift befragt, spricht die Vermutung aus, dass
Heu sich mehr von Familieninteressen als von der Liebe zum Evange-
lium leiten lasse '"^j. Er will jedoch, ehe er endgultig urteilt, noch nâhere
Erkundigungen einziehen. Ob dies geschehen ist, und was er dem
Kurfursten berichlet hat, entzieht sich unserer Kenntnis. Roberts Hûlfe-
gesuch wurde natiirlich von Sachsen dem schmalkaldischen Bunde gar
nicht unterbreitet ; denn die religiosen Verhaltnisse in Metz waren ja
noch viel zu wenig geklàrt, als dass ein so vorsichtiger Herr wie Johann
') Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins XIV, 109 ff. Kleinwachter 25.
'') Tabouillot VI, G87.
^j Halilenbeck, 130, hat dièse Aeusscrung missverstanden. Vgl. Klein-
wachter 25.
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- au -
Friedrich auch nur entfernl daran hâtte denken konnen, die Stadt iri
den Bund aufzunehmen.
Auch sonst suchte Robert von Heu seine Beziehungen zu Sachsen
zum Besten seiner evangeUschen Landsleute auszuniitzen. So betrieb
er eifrig die Heirat des Erbprinzen Franz von Lothringen mit einer
clevischen Prinzessin, um Lothringen in den deutsch-protestantischen
Interessenkreis hineinzuziehen : Johann Friedrich von Sachsen war
nâmUch mit einer Schwester der dem Lothringer zugedachten Dame
vermâhlt. Die geplante Heirat hâtte iiberdies eine Verstandigung
zwischen Lothringen und Cleve uber Geldern, auf das beide bei Aus-
sterben des Geldernschen Herzogshauses Anspruch erhoben, erleichtert
und so dem Kaiser, der bekanntlich Geldern selbst in Besitz zu nehmen
wiinschte, Schwierigkeiten bereitet. Karl bemerkte jedoch die Gefahr
bei Zeiten und wusste mit uberlegenem Geschick an Stelle der cle-
vischen Prinzessin seine eigene Nichte, Christine von Danemark, zu
setzen. Ob Robert von Heu daraufhin sein Verhâltnis zu Sachsen ge-
lôst hat, wie Rahlenbeck annimmt, ist ungewiss. Thatsache ist nur,
dass ijber weitere Beziehungen des Metzer Patriziers zu Johann Friedrich
bis jetzt nichts bekannt geworden ist.
Mit dem Jahre 1541 beginnt die eigentliche Krisis der Metzer
Reformbewegung. hi den ersten Tagen des Jahres erhielt die Stadt
den Besuch Kaiser Karis, der eben die Niederlande verlassen hatte,
um sich nach Regensburg zur Reichsversammlung zu begeben. Er
wurde von Schoffenmeister und Dreizehn mit allen gebiihrenden Ehren-
bezeugungen empfangen. Der Magistrat zeigle aus den schon friiher
angedeuteten Grunden das peinlichste Bestreben, dem Herrscher keinen
Aniass zu Reklamationen zu geben, aber auch nichts einzurâumen,
was irgendwie dem alten Herkommen widersprach. Karl war damit
zufrieden und verschonte die Stadt mit ungehôrigen Zumutungen *).
Die religiose Frage wurde wàhrend des kaiserlichen Aufenthalts in
Metz bei offiziellen Reden und Begrussungen nur ganz fluchtig gestreift,
indem des bevorstehenden Reichstags gedacht und die Hoffnung aus-
*) Nur kurze Zeit schien es, als sollten iiber eine Forderung des Kaisers
Misshelligkeiten entstehen. Karl war nâmlich mit seinen Râten der merkwiirdigen
Ansicht, die Stadt schulde von Rechts wegen dem Reichsoberhaupt einen jâhr-
lichen Tribut von 1000 11., der allerdings erst fâllig werde, wemi der Kaiser per-
sônlich nach Metz komme. In letzterem Falle habe dann die Stadt soviel tausend
Gulden zu zahlen, als Jahre seit dem letzten Kaiserbesuch verflossen seien. That-
sâchlich ist kein Anhaltspunkt fiir die Berechtigung eines solchen Anspruchs vor-
handen. Karl stand denn auch auf die Weigerung des Magistrats von der For-
derung ohne weiteres ab. Vgl. Tabouillot VI, 784 ff., Pol. Korr. III, 149.
14*
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— âi2 -
gesprochen wurde, dass es dort gelingen werde, den kirchlichen Zwist
beizulegen. In verlraulichen Unterredungen aber hat Karl nieht ver-
sàumt, die stàdtischen Behorden zur Standhaftigkeit gegen die Ketzer
zu A^erpflichten ^). Einen unmittelbaren Erfolg davon haben wir wohl
in der Ausweisung des jungen Dominikaners Pierre Brully zu erblicken,
der in jener Zeit neben dem Prior desselben Ordens, Watrin Dubois,
der Hauptvertreter der Reform in Metz war. Brully reiste nach seiner
Verbannung mit einer Anzahl evangelischer Leidensgefâhrten sofort
nach Regensburg und bat die dort versammelten protestierenden Stânde
um Furspraehe zu Gunsten seiner Riickberufung nach Metz. Uni den
Erfolg seines Schrittes abzuwarlen, ging er dann einstweilen mit Em-
pfehlungsbriefen Bucers nach Strassburg, wo er bei Calvin freundliche
Aufnahme fand^). Die Verwendung der Stande fiir ihn war umsonst.
Obwohl im Màrz 1541 Robert von Heu, der mehrfach erwâhnte Be-
schûtzer der Evangelischen, Schoffenmeister geworden war und der
Regensburger Reichsabschied mit der angehângten kaiserlichen Dekla-
ration fur die Protestanten verhâltnismâssig gunstig ausfiel, strâuble
sich die Mehrheit des Metzer Magistrats mehr als je gegen die Duldung
der Neuerungen. Sie gab vor, erst das Concil abwarten zu wollen,
dessen Berufung der Kaiser binnen 18 Monaten versprochen hatte. Die
Metzer Reformierten fûhlten sich indessen nachgerade stark genug,
gegen die fortgesetzte Unterdriickung zu protestieren, besonders seitdem
aucli die Schoffenmeisterwahl des Jahres 1542 auf einen der ihrigen,
nâmlich auf Gaspard von Heu, den jûngsten Bruder Roberts, gefallen
war. Hatte Robert sich in seinen evangelischen Sympathieen immer
noch einer vorsichtigen Zuruckhaltung befleissigt, so ging Gaspard schon
weit entschlossener vor. Zugleich erhâlt man von seinem Auftreten
noch mehr als von dem seines Bruders den Eindruck, dass er ein
iiberzeugter Anhânger der Reformation war. Zwischen ihm und dem
Rat der Dreizehn, der sich grosstenteils aus Gegnern der Familie Heu
und der Evangelischen zusammensetzte, entspann sich nun ein àusserst
hartoâekiger Kampf. Die Dreizehn bewirkten bei der Leitung des
Dominikanerordens, dass dem evangelisch gesinnten Prior Watrin Dubois
und einem andern Dominikaner, der an BruUys Stelle getreten war^),
*) Es geht dies u. a. aus seinem Brief vom 7. Juni 1542 hervor. Vgl. Fol.
Korr. Ill, 329 n. 1, und weiter unten.
*) Calvin ruhmt ihn als iuvenis pius, doctus ac modestus. Corpus reform.
XXXI, 258. Kleinwâchter 30.
2) Kleinwâchter, 32 n. 1, betont mit Reclit, dass Brully selbst, wie man bis-
her angenoinmen bat, kaum gemeint sein kann. Den Namen des Nacbfolgers von
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das Predigen verboten, und dass aus Paris der gelehrte Carmeliter-
provinzial Dr. Mathieu de la Lande entsandt wurde, um die Ketzerei
in Metz auszurotten. Zwei schriftliche Proteste hiergegen, welehe die
evangelische Gemeinde im Februar und Mârz 1542 unter Berufung auf
die in Regensburg verglichenen Religionsartikel an Schoffenmeister und
Dreizehn richtete^), blieben trotz der mâehtigen Fûrsprache Gaspards
von Heu ohne jeden Erfolg.
AUmàlilieh fing man nun aber aueh ausserhalb der Reiehsstadt an,
den religii)sen Streitigkeiten daseibst grossere Aufmerksamkeit zu
schenken. Zu den wenigen Reforma toren romanischer Zunge, die sieh
bisher nàher um die Melzer Glaubensgenossen gekiimmert hatten, wie
Farel und Toussaint, batte sieh namentlioli noeh Calvin gesellt, beson-
ders seitdem er 1538 Seelsorger der aus franzosischen und iothringischen
FiiJehtlingen bestehenden »welschen< Gemeinde in Strassburg geworden
war. Er wàre gar zu gern selbst nach Metz gegangen, sah aber
ebenso wie Farel ein, dass dort vorlàufig beim besten Willen nichts
auszurichten sei^). Als dann 1541 die Lage seiner Glaubensbriider in
Metz etwas hoffnungsvoUer wurde, musste er dem Ruf nach seiner
alten Wirkungsstàtte, nach Genf, Folge leisten und deshalb den Ge-
danken, personlich in die Metzer Verhàltnisse einzugreifen, aufgeben.
Sein Nachfolger in Strassburg wurde auf seine eigene Empfehlung eben
jener BruUy, von dessen Verbannung aus Metz wir berichteten. Dem
Eifer dièses Mannes gelang es nun, die Strassburger Prediger, insbe-
sondere Bucer, zu einer stàrkeren Theilnahme an den Melzer Dingen
zu bewegen. Schon am 25. Oktober 1541 wandten sieh die Strass-
burger Reformatoren an den Metzer Klerus ^) mit der AufTorderung, die
gegen sie erhobene Beschuldigung der Ketzerei zu beweisen, und bald
nach dem Auftreten des Mathieu de la Lande erboten sie sieh gegen
ihn zu einer oiïentHchen Disputation in Metz selbst. Mathieu wàre
vielleicht schliesslich darauf eingegangen, allein der Metzer Magistrat
versagte unter allen Umstanden die Erlaubnis. Kurz darauf suchte
Brully kennen wir nicht. Wenn Meurisse, 35, einen Pierre Rassy nennt, so ist
das nur ein Lèse- oder Druckfehler fur Pierre Brully. Er bat offenbar an dieser
Stelle den Beza benutzt, der in der Ausgabe von 1580, III, 433, den Druckfebler
>Brasly« statt »Brusly« bat. Das bat Meurisse dann. seinerseits in »Bassy« ver-
kebrt. Das 1 in dem Namen >Brasly« bei Beza ist nâmlicb so undeutlicb, dass
man es leicbt fiir ein s lesen kann.
») Gedruckt bei Tbirion, 411 (T.
2) Vgl. Herminjard V, 452, VI, 114 u. 243.
^) Kleinwàchter, 32, erwâbnt das Scbreiben nacb Ferrys Inhallsangabe.. Es
st jetzt gedruckt bei Herminjard, VIII, 489.
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BruUy 600 Exemplare einer neuen Auflage von franzôsisclien Andacht-
biichern, die in der welschen Gemeinde Strassburgs eingefiihrt waren
und hauptsâchlich Uebersetzungen von Psalmen enthielten, fiir die
Evangelischen in Metz einzuschmuggeln. Der Versueh scheiterte aber
an der Wachsamkeit der Metzer Behorde, welehe die ganze BUcher-
sendung konfiszierte ^).
Wâhrend so der religi()se Streit in Metz imraer erbitterter wurde,
zog sich vor den Thoren der Stadt ein schv^eres Kriegsgewitter zu-
sammen. Unter Frankreichs Fahnen sammelten sich dort im Sommer
1542 betriiehtliche Massen von deutschen Landsknechten, ohne dass
man iiber deren Bestimmung lange Zeit etwas Sicheres erfahren konnte.
Metz geriet in lebhafte Sorge und ersuchte die Strassburger durch einen
eigenen Gesandten um Rat und Hûlfe fiir den Fall, dass der Kônig
von Frankreich etwa Miene machen wûrde, die Stadt anzugreifen ^).
Strassburg gab trôstliehe Antwort und bênûtzte die Gelegenheit, fur
die bedruckten Evangelischen in Metz um Duldung zu bitten. Noch
am 8. Juli waren die Metzer Kriegsrâte im Ungewissen ^), gegen wen
die Rûstungen gerichtet seien. Erst in der Mitte des Monats wurde
es allgemein bekannt, dass Frankreich von neuem den Kampf mit
Karl V. aufnehmen woUe.
Aus diesem Zustand kriegerischer Erregung erklârt sich der
eigentumliche Empfang, welcher am 9. Juli dem bekannten Soldner-
fuhrer Wilhelm von Fùrstenberg bereitet wurde, als er mit einigen
Begleitem nach Metz kam und bei seinem Freunde, dem Syndikus
Johann von Niedbruck, abstieg. Es verbreitete sich plôlzlich das Ge-
rûcht, Wilhelm habe gemeinsam mit gewissen Patriziern einen Hand-
streich gegen die Stadt vor, und die Freiheit des Gemeinwesens stehe
auf dem Spiele. Alsbald rotteten sich Scharen von Biirgern zusammen,
schrieen Verrat und stellten sich so drohend an, dass es der Magistrat
ralsam fand, Fiirstenberg am nàchsten Morgen unter Bedeckung vor
das Thor geleiten zu lassen. Ein Diener Wilhelms wurde trotz dieser
Vorsichtsmassregel noch ausserhalb der Stadt zu Pommérieux, auf dem
Gebiet des Abts von St. Arnulf, umgebracht und beraubt*^).
Nach Metzer Zeugenaussagen wàre die Veranlassung zu dem
Aufruhr gewesen, dass ein Begleiter des Grafen zu seinem Wirt ge-
*) Pol. Korr. III, 253. Ueber die Datierung vgl. ebenda S. 254 n. 1. Klein-
wâchler, 33, hat das Schreiben unrichtiger Weise in den Mai gesetzt.
2) Fol Korr. UI, No. 261.
») Ebenda No. 266.
*) Kleinwâchter, 36 IT. Pol. Korr. III, No. 272.
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sagt halte: »Dies Haus imd die ganze Stadt ist meines Herrn* M, und
dass gegen den Klerus sehr gehâssige Aeusserungen gefallen seien^).
In der That mag ja hierdurch der àussere Anstoss zu dem Zwischen-
fall gegeben worden sein; allein recht verstàndlich wird die Sache
doeh erst durch nàhere Betrachtung der Persônliehkeit und Vergangen-
heit Furslenbergs ^).
Graf Wilhelm, der damais im fiinfzigsten Lebensjahre stand, war
einer der erfahrensten und tiichtigsten Heerfiihrer seiner Zeit, zugleieh
aber ein Mann von unbândiger Leidenschaft und zûgellosem Charakter.
Seine reichsunmittelbare Herrschaft im Schwarzwald und am Boden-
see*) hâtte ihm, gleich seinem jûngeren Bruder und Mitregenten Friedrich,
hinreichenden Spielraum zur Bethàtigung seiner Fâhigkeiten gewàhrt;
allein er zog es vor, von Jugend auf in der Fremde, auf den Schlacht-
feldern Frankreichs und Italiens, kriegerischen Lorbeer zu suchen.
Dass er in den Kâmpfen Karls V. mit Frankreich meist auf Seiten des
letzteren focht, ist nichts Auffallendes ; denn dièse Kriege, mit Ausnahme
des Feldzuges von 1544, waren rein dynastische und gingen das
deutsche Reich als solches nichts an. Zudem stand Wilhelm als An-
hânger der neuen Lehre in einem gewissen Gegensatz zum Hause Habs-
burg und batte schon 1534 zum Schaden desselben dem Landgrafen von
Hessen bei der Restitution Ulrichs von Wûrttemberg geholfen. Von
Kônig Franz wurde er nicht bloss seiner kriegerischen Begabung halber
») Pol. Korr. III, No. 278.
*) Kleinwachter, 37, n. 1.
^) Ueber Wilhelms Lebensgescliichte vgl. Zimmerische Chronik, éd. Barack,
Bd. II— IV, Miinch, Geschichte des Hanses und Landes Fiirstenberg, Band II
(Leipzig 1830), Riezler in Allg. deutsche Biographie, VIII, 228. Ferner hat Fritz
Baumgarten in den Volksschriften des Vereins fiir Reformationsgeschichte, XXVI
(1895), ein hiibsches Gharakterbild des Graf en entworfen. Eine wichtige urkund-
liche Quelle aus neuester Zeit sind Baumanns »Mitieilungen aus dem f. fursten-
bergischen Archive*, Band I, 1894. Ueber Wilhelms Beziehungen zu Metz er-
fahren wir jedoch daraus ebenso wenig etwas wie aus den fruheren Werken (mit
Ausnahme einiger Notizen bei Riezler). Die Geschichtsschreiber der Metzer Re-
formation andererseits berichten viel Unrichtiges iiber Fiirstenbergs Anteil an dem
Metzer Reformversuch, weil sie die deutschen Quellen zu wenig kennen und be-
rucksichtigen. Erst Kleinwachter, der letzteren Fehler vermieden hat, ist zu
einer richtigeren Wiirdigung der fûrstenbergischen Politik gelangt. Bei dieser
Gelegenheit sei es gestattet, darauf hinzuweisen, dass die von Kleinwachter, 35
n. 2, in das Jahr 1542 verlegten, undatierten Aktenstûcke nach Mitteil. d. Fiirst.
Arch., I, No. 143 ff., zweifellos vom Jahre 1521 sind.
*) Kleinwachter, 35, schreibt dem Graf en irriger Weise Besitzungen >im
Elsass* zu. Dort besass er meines Wissens nichts als ein Absteigequartier in
Strassburg, wo er sich hâufig und mit Vorliebe aufhielt.
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geschâtzt, sondern vor allem auch darum, weil die deutschen Haupt-
leute und Landsknechte keiner Werbetrommel lieber folgten als der seinigen.
Auch war es fur den Konig in seinen hâufigen Geldverlegenheiten
sehr angenehm, dass der Graf ihm reichlich Kredit bewilligte. Wuchs
die Schuldenlast dann zu stark an, so liess sich Wilhelm franzôsische
Krongûter oder wenigstens die Einkiinfte aus solchen iiberweisen. So
bat er aus Anlass des Feldzugs von 1536—1538 die Waldenser Thàler
von Luserne und St. Martin und ferner die Herrschaften Bagé und
Pont-de-Veyle in La Bresse erhalten^). Die genaueren Bedingungen
dieser Ueberweisungen kennen wir niclit. Jedenfalls blieb Fiirstenberg
schliesslich noch immer fur eine erkleckliche Summe der Glàubiger des
Kônigs. Nach seinem eigenen Zeugnis hatte er im Jahre 1542, d. h. vier
Jahre nach Ablauf seines Dienstes, noch 40000 Kronen zu Gute^).
Damais nun gab sich Franz I. aile Miihe, den Grafen auch fur den
neuen, in Vorbereitung belindlichen Krieg gegen Karl V. zu gewinnen.
Lange vergeblich! Endlich aber scheint Fiirstenberg doch zugesagt zu
haben, die deutschen Werbungen Frankreichs heimlich zu unterstiitzen.
Nur die Beteiligung am Feldzuge selbst lehnte er endgûltig ab.
Thatsâchlich fanden im Juni in und um Strassburg starke Wer-
bungen fiir Frankreich statt, welche der dortige Magistrat sofort
mit Fiirstenbergs Anwesenheit in Zusammenhang brachte. Der Graf
leugnete zwar standhaft, fand aber wenig Glauben, da aile An-
zeichen auf ihn als den Urheber der Werbungen hinwiesen^). Damit
steht es auch vollkommen im Einklang, dass er spàter, als die
Knechte nach Lothringen vorrûckten, ebenfalls dorthin ging*). Jean
le Coullon, ein zeitgenossischer Metzer Chronist, bezeichnet direkt
Fiirstenberg als den Leiter jener Truppenansammlungen ^), welche sich
>) Vgl. Herminjard IX, 459, VI, 239 n. 34, VIII, 92 n. und Mitteil. d. Fûrst.
Arch. I, No. 394. Riezler in Allg. deutsche Biographie, VIII, 230, neont irrtumlich
Bange, das er mit Pange bei Metz identifizieren môchte, anstatt Bagé.
*) Kleinwâchter, 36.
») Strassb. Stadtarchiv, Ratsprotokoll 1542, f. 220 ff. Vgl. auch Pol. Korr. III,
301 n. 1.
*) Es ist nicht richtig, dass Fiirstenberg, wie man nach Meurisse, 36, an-
nehmen kônnte, und wie es Kleinwâchter, 38 n. 1, fur glaubhaft hâlt, schon im
Mai vor Metz erschienen sei. Dagegen ist das von Meurisse gegebene Datum
von Fiirstenbergs Eintreffen in Gorze, Juni 23, wahrscheinlich richtig. Nach
Ratsprot. a. a. 0. ist er nâmlich bis 17. Juni in Strassburg nachweisbar. Vgl. auch
Pol. Korr. III, No. 255. Nur Ende Mai scheint er einmal auf einige Tage nach
Dachstein gereist zu sein. Mitt. a. d. Fûrst. Arch. I, No. 450.
*) Journal de Jean le Cioullon, éd. Bouteiller (1881), p. 4. Vgl. auch den
Brief Antons von Lothringen bei Herminjard VIII, 496.
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— 217 — I
i
am 15. Juli, dem Tage des Abmarsches zum kôniglichen Heere, auf |
3000—4000 Mann erstreckt haben sollen. Zum Lohne nun fiir diesen !
Diehst und gleichzeitig zur Befriedigung aller Forderungen iibergab ihm |
Kônig Franz die Herrschaft Gorze bei Metz. Dièse Uebertragung ist '
noch von Rahlenbeck angezweifelt worden, steht aber durchaus fest. ,
Ungewiss ist nur der Rechtstitel, unter dem sie erfolgte. Fûrstenberg !
selbst behauptet in einem Brief an die Strassburger '), er habe Gorze
»lehensweise< erhalten, wàhrend Kônig Franz die Sache spàter so dar-
stellt^), als sei Wilhelm bloss zum Befehlshaber und Verwalter von '
Gorze ernannt worden mit der Verpflichtung, dem Kônig und seinen
Truppen den Ort stets offen zu halten. 1
Wer von beiden Recht hat, lâsst sich mit Sicherheit kaum ent- j
scheiden, Solange wir die Originalurkunde nicht kennen. Jedenfalls be- !
nahm sich Fûrstenberg als unumschrànkter Gebieter von Gorze. Denn |
nur als solcher konnte er sich von Strassburg den Gerhard Sevenus ]
erbitten, um die Reformation in der Herrschaft vorzubereiten ^), und j
spàter mit Lothringen iiber einen Verkauf in Unterhandlung treten*). i
Die Besitzergreifung muss etwa am 20. Juli geschehen sein ^). i
Zieht man ailes in Erwàgung, was wir ûber Fûrstenbergs Cha- '
rakter und damalige Beziehungen zu Frankreich gesagt haben, so wird
man sich iiber den Aufruhr vom 9. Juli nicht allzu sehr wundern
kônnen. Es ist in der That wohl denkbar, dass Wilhelm seinen
Aufenthalt in Metz zu benutzen gedachte, um im Einverstândnis mit
den Heu's und mit Hûlfe der vor der Stadt lagernden Truppen die
Duldung der neuen Lehre zu erzwingen, nôtigenfalls vermittelst einer
demokratischen Umwâlzung. Kônig Franz hâtte dies gewiss nicht un-
gem gesehen ; denn ein evangeHscher Magistrat hâtte sich notgedrungen
freundlich zu ihm stellen miissen, um dem Kaiser die Stim bieten zu
kônnen. UngerechtfeFtigt war dagegen sicherlich der Verdacht, dass
Wilhelm die Stadt direkt an die Franzosen verraten wollte, ebenso
wie auch die Behauptung von Meurisse, Rahlenbeck, Thirion etc. falsch
ist, dass der Schmalkaldische Bund oder einzelne Mitglieder desselben
») D. d. Juli 23, Pol. Korr. III, No. 276.
*) Pol. Korr. lïl, 394 n. 5. Vgl. auch weiter unten.
8) Pol. Korr. ÏII, No. 276. Kleinwâchter, 39, hat den Namen irriger Weise
als »Bucerum« gelesen. Sevenus war Professor am Strassburger Gymnasiuro.
*) Herminjard, VIII, 497.
*) Kleinwâchter, 38 n. 1. Die Angabe von Meurisse, 37, dass die Einnahme
von Gorze schon vor dem 9. Juli erfolgt sei, ist jedenfalls unrichtig. Wilhelm
hat sich vor diesem Datum vielleicht in Gorze aufgehalten (vgl. S. 216, A. 4), die
Besitzergreifung aber fand spàter statt.
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— 218 —
damais schon mit Wilhelm im Einverstàndnis gewesen seien. Es ist
daflir nicht der mindeste Anhaltspunkt vorhanden; im Gegenleil! Die
deutschen Protestaiiten waren durch den Krieg mit Heinrich von Braun-
schweig derart beschàftigt, dass sie weniger denn je in der Lage waren,
den Metzer Dingen grossere Beaehtung zu schenken. Ueberdies hatten
sie mit Fiirstenberg nicht gern zu thun, weil sie fûrchteten, durch sein
Ungestiim und seine Rànke in schhmme Hândel von unabsehbarer
Tragweite verwickelt zu werden. Nur widerwillig hatten sie ihn im
Jahre 1540, als ihre Lage zeitweise bedroht schien, auf sein Drângen
fur kurze Frist in Bestallung genommen^). Nach Beseitigung der Ge-
fahr brachen sie die Beziehungen zu ihm sofort wieder ab.
So sehr die Absichten des Grafen bei seinem Besuch in Metz
noch der Aufklàruog bedurfen, so deutUch liegt seine v^eitere Politik
der Reichsstadt gegeniiber vor uns. Er machte nach der Einnahme
von Gorze kein Hehl daraus, dass er fortan seinen nachbarUchen Ein-
fluss krâftig zur Stârkung der evangelischen Partei in Metz zu ge-
brauchen gedenke. Infolge dessen hob sich die Zuversicht der Metzer
Protestanten ganz bedeutend. Jetzt hielt auch Farel, vielleicht von
Fiirstenberg aufgemuntert, den richtigen Augenblick zum Eingreifen fur
gekommen. Ende August 1542 erschien er in Metz, ohne eigenUich
von der evangeUschen Gemeinde eingeladen zu sein, und begann sofort
mit gewohntem Feuereifer seine reformatorische ïhàtigkeit. Waren
die bisherigen Verkiindiger der neuen Lehre in Metz wenigstens àusser-
lich immer noch Angehôrige der kathoUschen Kirche gewesen, so
trat nun in der Person Farels zum ersten Maie ein wirklicher Pro-
testant auf, der lângst mit allen alten Traditionen gebrochen hatte, ja
als einer der leidenschaftlichsten Verfechter der Neuerungen gelten
konnte. Man begreift daher die gewaltige Erregung der Metzer GeistUch-
keit und ihres Anhangs, als dieser Mann es wagte, am 3. September
von der Kanzel des Jakobiner-Kirchhofs herab in seiner riicksichtslosen
Art vor einer grossen Volksmenge zu predigen. Es kam zu so er-
regten Auftritten, dass der Ausbruch des Biirgerkriegs unausbleiblich
schien. Zum Aeussersten woUten es aber die besonnenen Fiihrer der
Evangelischen, an ihrer Spitze der Schôlîenmeister Gaspard von Heu,
doch nicht kommen lassen, sei es, dass sie sich des Sièges noch nicht
sicher genug fuhlten, sei es, dass sie die Einmischung Lothringens oder
Frankreichs fûrchteten. Es gelang ihnen mit vieler MUhe, Farel von
weiteren Predigten abzuhalten und seine stûrmischsten Anhànger fur
den Augenblick mit der Vertrostung auf ein Hi'ilfegesuch zu beruhigen,
welches kiirzlich an die deutschen Protestanten gerichtet worden sei.
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— 219 —
Wirklich hatten sie Ende August, wohl auf Fûrstenbergs Zureden, den
Syndikus Dr. Hans von Niedbruck und den Patrizier Johann Karchien
nach Strassburg geschickt^), um durch Vermittlung des dorligen Ma-
gistrats den Rat und die UnterstUtzung des Schmalkaldischen Bundes
zu erbitten, der seine Fàhigkeit zum Schutz der evangelisehen Inter-
essen soeben in dem siegreichen Feldzuge gegen Heinrich von Braun-
schweig erwiesen batte.
Niedbruck und Karchien beteuerten dem Strassburger Rat, dass
es ihren Auftraggebern fern làge, in Metz politische Unruhen anzu-
richten oder sich gegen die Obrigkeit aufzulehnen. Was sie erstrebten,
sei einzig und allein die Erlaubnis, sich das Wort Gottes rein und
lauter predigen zu lassen. Um dies zu erreichen, seien sie allerdings
entschlossen, wenn nôtig, Gut und Blut einzusetzen. Sie hofften in
ihrer Bedrângnis auf die Hûlfe ihrer Glaubensverwandten im Reich
und bàten das altbefreundete Slrassburg um Befurwortung eines dahin
gehenden Gesuchs bei den Hâuptern des Schmalkaldischen Bundes.
Jakob Sturm, der in jener Zeit Strassburgs Politik wesentlich
bestimmte, war bei Ankunft der Metzer Gesandten nicht daheim.
Allein Martin Bucer nahm sich ihrer sehr wohlwollend an. Er sorgte
nicht nur dafûr, dass die Strassburger Dreizehn ihnen Furschriften an
Sachsen und Hessen mitgaben ^), sondern betonte auch in einem Privat-
brief an den befreundeten Landgrafen sehr entschieden^), dass es eine
Gewissenspflicht der Protestanten sei, die Metzer Glaubensgenossen
nicht im Stich zu lassen. War er doch von jeher der eifrigste Vor-
kâmpfer jener weitschauenden Politik, w^elche ûber âussere Rûck-
sichten und kleinliche Befûrchtungen hinweg unentwegt die Fôrderung
und Einigung aller evangelisehen Elemente der Christenheit im Auge
behielt. So konnten ihn auch jetzt die einer Verbindung mit Metz
entgegenstehenden, immerhin gewichtigen Bedenken nicht irre machen.
Die Hauptschwierigkeit lag olîenbar darin, dass es nicht die ganze
Stadt Metz, ja nicht einmal die Mehrheit ihrer Einwohnerschaft war,
welche die Hiilfe des Bundes in Anspruch nahm, und dass mithin
die Zusage des Schutzes die Schmalkaldener leicht in einen Krieg ver-
wickeln konnte, der hier an der âussersten Westgrenze des Reichs
hôchst gefâhrUch war. Dazu kam dann noch, dass der Nûrnberger
Anstand von 1532 nach der Anschauung der meisten Bundesgenossen
') Pol. Korr. II, No. 664, und lU, p. 6 ff.
') Pol. Korr. lU, 310 n. 1. Kleinwâchler, 44 ff.
3) Pol. Korr. III, 310.
*) Lenz, Briefwechsel des Landgrafen Philipp mit Bucer, II, 83.
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der Aufnahme weiterer Mitglieder rechtlich im Wege stand, und dass
der Regensburger Abschied von 1541 nebst Dekiaration den Protestanten
ausdrucklich verbot, katholischen Stànden ihre Unterlhanen »abzu-
practizieren*. Bucer und der Strassburger Magistrat suchten dièse
Bedenken zu beschwichtigen, indem sie geltend machten, der Schofien-
meister mit seinem Anhang sei der altglàubigen Partei zwar nicht an
Zabi, aber an Ansehen und Bedeutung iiberlegen oder mindestens
ebenbiirtig. Auch sei zu berûcksichtigen, dass der Schofienmeister in
Metz eine grôssere Gewalt habe als die Burgermeister in andern
Stâdten, und dass die Zabi der Protestanten infolge evangelischer Pre-
digt schnell wachsen wûrde. Ferner sei die Einbiirgerung wieder-
tàuferischer und anderer Sekten zu befiirchten, wenn man die rechte
Lehre nicht bei Zeiten untersttitzte. Endiich miisse man gewàrtig sein,
dass die Anhânger der romischen Kirche zur Unterdruckung der Evan-
gelischen in Metz fremde Hiilfe — sei es von Frankreich, den Nieder-
landen oder Lothringen — herbeirufen und so die Freiheit der Stadt
gefàhrden wûrden. Umgekehrt werde ein Sieg der neuen Lehre in
Metz ihrer Verbreitung auch in den Nachbargebieten fôrderlich sein.
Der Schluss von Strassburgs Erwâgungen war, der Schmalkaldische
Bund soUe zunàchst versuchen, durch eine schleunige Gesandtschait
an den Metzer Rat die Lage der bedrângten Glaubensgenossen zu er-
leichtern.
Niedbruck und Karchien reisten, mit den beflirwortenden Briefen
der Strassburger versehen, noch anfangs September 1542 nach Braun-
schweig ab, da dort gerade eine Schmalkaldische Versammlung tagte.
Unterwegs horten sie, dass die Fiirsten nicht mehr bei einander seien,
und begnûgten sich deshalb, nach Kassel zu gehen und blos dem Land-
grafen ihre Werbung vorzutragen. Dieser war sogleich bereit, weil die
Sache eilte, gemeinschaftlich mit Frankfurt und Strassburg die gewunschle
Botschaft nach Metz zu schicken, ohne sich erst der Zustimmung Sach-
sens zu vergewissern. Gleich danach machten sich der hessische Rat
Johann Keudel, der Frankfurter Advokat Hieronymus zum Lamm und
Jakob Sturm von Strassburg auf den Weg nach Metz. Dort angelangt,
quartierten sie sich wegen der in der Stadt wutenden Pest in einem
Landhause vor den Tlioren ein und baten nur um Unterbringung ihrer
Dienerschaft in der Stadt selbst. So bescheiden dieser Wunsch war,
wurde er ihnen doch anfangs rundweg abgeschlagen, und nur dem
energisclien Eingreifen des Schoffenmeisters war die schliessiiche Erfiillung
zu danken. Der Magistrat mochte wohl fiirchten, dass sich ahnliche
Vorgiinge wie bei dem Besuch Fiirstenbergs wicderholen kunnten.
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— 221 —
Ailes weitere entsprach diesem unfreundlichen Empfang. Zunàchst
suchlen die Dreizehn die Gesandten damit abzuweisen, dass ihr KoUe-
gium wegen Abwesenheit vieler Mitglieder zur Zeit beschlussunfahig
sei. Erst aïs dièse Ausrede nichts fruchtete, sandten sie am 30. Sep-
tember drei Abgeordnete hinaus, um die Botschaft anzuhoren. Dièse
wurde von Jakob Sturm, als dem Wortfiihrer der Gesandten, vorge-
tragen. Er legte mit beredten Worten dar, wie eine Einigung der
streitenden Parteien in Metz auf evangelischer Grundlage zweifellos die
beste Losung der religiosen Frage sein wûrde. Wâre dies nicht zu
erreichen, so sollte man wenigstens die Predigt des reinen Wortes
Gottes und den evangelischen Gebrauch der Sakramente denen, die
darnach verlangten, zugestehen. Denn Unduldsamkeit gegen das Evan-
gelium wurde nur zur Einburgerung wirklicher Irrlehren und damit zu
Aufruhr und Emporung fûhren. Die Verhandlungen zu Regensburg
hâtten ja eine Einigung der meisten Stande in den Hauptpunkten des
Glaubens erzielt, und der Kaiser selbst habe die Notwendigkeit einer
Reformation des geistliehen Standes anerkannt. Es sei also nicht zu
befurchten, dass Metz sich durch Duldung der reinen Lehre den Un-
willen Karls V. zuziehen wûrde. Sicher aber wiirde die Stadt durch
weitere Unterdriickung der Evangelischen die protestierendei^ Stande
gegen sich aufbringen.
Die Metzer Deputierten erwiderten ausweichend, ijber eine so
wichtige Angelegenheit kônne nur eine voUzâhlige Ratsversammlung
entscheiden, die zur Zeit wegen der Pest nicht zu ermôglichen sei.
Man behalte sich deshalb vor, spàter schriftlich zu antworten. Auf
weiteres Drângen gaben sie dann — jedoch nur aïs ihre persônUche
Ansicht — zu erkennen, dass sie die Wiinsche der Protestanten fiir
unerfiillbar hielten. Bezeichnender Weise beriefen sie sich hierbei auf
die Autoritat des Metzer Bischofs, der in geistliehen Dingen zu ent-
scheiden habe. Auch versâumten sie nicht, auf die wiederholten Mah-
nungen des Kaisers hinzuweisen, der ihnen die Aufrechterhaltung der
alten Religion zur Pflicht gemacht habe. Nikolaus Roussel, der ange-
sehenste von den drei Herren, sagte den Gesandten zuletzt unumwunden,
sie wiirden durch ihre Bestrebungen die Sladt nur franzôsisch machen.
Wir kommen auf diesen Vorwurf spàter noch zuruck.
So mussten Jakob Sturm und seine Gefahrten in den ersten Tagen
des Oktober unverrichteter Sache heimkehren ^). Ihre Sendung war
*) Kleinwâchters Erzâhlung bricht hier ab. Das Folgende beruht zumeist
auf den im 3. Bande der >Politischen Korrespondenz der Stadt Strassburg* ver-
ôffentlichten Akten.
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— 222 ^
nicht nur vollkommen gescheitert, sie bewirkte sogar gerade das Gegen-
teil dessen, was sie bezweckt batte. Der evangelische Teil der Be-
volkerung, in seiner Hofïnung auf die Vermittelung der deatschen Pro-
testanten betrogen, verlangte jetzt stiirmisch, dass Farel »in diesen
grossen sterbenden Nôten* seine Predigt wieder aufnehme, wâhrend
der Magistrat, aufgebracbt aber nicht eingeschiichtert durch die fremde
Einmischung, nun erst recht gegen die Ketzer Front machte. Gleich
naeh der Abreise der protestantischen Gesandtschaft kam es zum vôUigen
Bruch zwisehen den Dreizehn und dem evangelischen Schoffenmeister.
Dieser erklârte, er kônne und wolle dem Volke die erbetene Predigt
nicht langer vorenthalten ; die kathoHsche Mehrheit dagegen beteuerte,
sie wolle lieber sterben als ihre Einwilligung dazu geben. Darauf
beschied Gaspard seine zahlreichen Anhânger, welche vor dem Rat-
haus ungeduldig der Entscheidung harrten, an das Thor Champenoise,
erschien dort selbst in Begleitung Farels und fûhrte die Menge
nach dem nahe gelegenen, seinem Bruder Johann gehôrigen Schlosse
Montigny, wo von da ab Tag fur Tag unter wachsendem Zulauf der
Biirgerschaft gepredigt wurde. Die anfangs beabsichtigte Aufstellung
Farels in Metz selbst wagte der Schoffenmeister deshalb nicht, weil er
sichere Kunde hatte, dass die Altglâubigen in diesem Falle zum
Aeussersten schreiten wûrden. Uebrigens zeigten sich die Dreizehn
auch ohnedies aufgebracbt genug. Als nàmlich die Evangelischen am
3. Oktober abends unter Gaspards Fûhrung von Montigny in die Stadt
zurûck wollten, fanden sie die Thore geschlossen, sodass ihnen nichts
anderes iibrig blieb, als umzukehren und in Montigny zu ûbernachten.
Erst am folgenden Tage liess man sie wieder ein. NattirUch legte der
Schoffenmeister gegen solche Vergewaltigung in der nâchsten Rats-
sitzung entschiedene Verwahrung ein. Besonders heftig bestritt er
die Behauptung seiner Feinde, dass die Gewalt iiber die Stadtthore
nicht ihm, dem Schoffenmeister, sondern dem Bischof zustande. Zu-
fâllig war in der Sitzung auch ein Bote der Kônigin Maria, der Statt-
halterin der Niederlande, anwesend. Zu diesem sagte Androuin Roussel,
auf den Schoffenmeister deutend: »Das ist der, welcher dièse Stadt
verderben will mit der neuen lutherischen Sekte*, worauf Gaspard
schlagfertig erwiderte: >Du liigst, ich woUte sie gem evangelisch machen.
Du aber und deine Genossen, ihr untersteht euch, die Stadt vom Reich
in fremde Hande zu bringen.*
In der That scheint damais die katholische Mehrheit des Stadt-
adels, um an dem Kardinal von Lothringen und seinen Briidern, Herzog
Anton und Claudius von Guise, eine Stùtze zu finden, ersterem recht
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— 2â3 --
bedenkliche Zugestândnisse gemacht zu haben. Herzog Anton, der in
der Geschichte den Beinamen >der Gute« fuhrt, soll dafûr versprochen
haben, die Luiherisehen, welehe aus der Stadt vertrieben wûrden, todt-
schlagen zu lassen. Ausserdem ruhmten sieh die Dreizehn ôffentlich,
dass auch Luxemburg und der Kurfurst von Trier versprochen hâtten,
zur Ausrottung der Ketzer 200 Pferde und 3 Fâhnlein Knechte zu
schicken. Bezûglich Luxemburgs erklârte dies der Schôffenmeister in
einem Schreiben an Strassburg fur eine Finte, durch die man die
Evangelischen einschiichtern woUe^). Das Einverstàndnis mit Trier
dagegen hielt er fur wahrscheinlich und bat die Strassburger, ihren
Einfluss beim Landgrafen Philipp aufzubieten, um den Erzbischof vor
der Einmischung in die Metzer Verhàltnisse zu warnen. Hessen hat
darauf in der That erfolgreich auf Trier eingewirkt; wenigstens ver-
lautet niehts, dass der Metzer katholisehen Partei von dieser Seite
wirklich Hûlfe geleistet worden ist.
Sehr willkommen war es den Dreizehn fur ihre Politik, dass
Mitte Oktober a.us Spanien ein kaiserlicher Brief in Metz eintraf^),
welcher in unzweideutigster Weise befahl, den religiôsen Neuerungen
und ihren Urhebern mit grôsster Strenge entgegenzutreten, bis die re-
ligiose Frage durch Konzil oder Reichsbeschluss geregelt sei. Nun
hatten sie doch eine unanfechtbare Urkunde, mit der sie die von den
Protestanten unermûdlich wiederholte Behauptung zuriickweisen konnten,
dass der Kaiser seit dem Regensburger Reichstag freundlich zur evan-
gelischen Lehre stehe. Strassburg Uess sich allerdings auch durch
dièse kaiserliche Erklârung nicht aus der Fassung bringen. Es meinte,
man wisse ja, mit v^elchen Praktiken solche Briefe an den Hofen der
grossen Herren durch die Geistlichkeit erwirkt wiirden, ohne dass der
Kaiser selbst von dem Inhalt rechte Kenntnis erhielte. So wûrde es
wohl auch in diesem Falle ergangen sein. Denn der Kaiser sei in
Regensburg einem religiôsen Vergleich unbedingt sehr geneigt gewesen,
und letzterer sei nur an dem Widerspruch der katholisehen Stânde
gescheitert. Zugleich erinnerte Strassburg die Metzer an das Beispiel
von Worms, Speier und Regensburg, woselbst Ruhe und Friede in der
Burgerschaft auch nur dadurch aufrecht erhalten worden seien, dass
die katholische Mehrheit der evangelischen Minderheit Duldung und
olîentliche Predigt gewâhrt habe.
*) Nach Thirion, 75. hat die Statthalterin der Niederlande den Metzer
Katholiken wirklich luxemburgische Htilfe zugesagt. Vgl. auch Heu's Aeusserung
weiter unten.
2) D. d. Logrono, 7. Juni 1542. Pol. Korr. 111, 329 n. 1, Thirion 74, Dietsch 53.
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Trotzdem ging man in Metz immer schârfer gegen den Pro-
testantismus vor, sodass der Schôffenmeister Ende Oktober persônlich
nach Deutschland eilte, um nochmals die Unterstûtzung der Sclimal-
kaldner zu erflehen. Bei dieser Gelegenheit teilte er ihnen die wich-
tige Nachricht mit, dass der Herzog von Orléans, der Sohn des fran-
zôsischen Kônigs, den Metzer Evangelischen freiwillig seinen Schutz
angeboten habe. Sie hâtten seine Hand indessen zuriickgewiesen aus
Fureht, durch eine Verbindung mit Frankreich die alte Freiheit der
Stadt zu gefâhrden. Es ist kein Grand vorhanden, dieser Mitteilung
Gaspards von Heu zu misstrauen ^). Wenn sie aber wahr ist, so haben
wir meines Erachtens den besten Beweis, dass es dem Schôffenmeister
wirklich nur darum zu thun war, der evangelischen Religion in Metz
zu nûtzen, und dass ihm selbstsiichtige, verràterische Anschlàge durchaus
fem lagen. Sonst hâtte er den unsicheren Beistand der Schmalkaldner
gewiss nicht dem sicheren und jedenfalls auch nachdriicklichen des
franzôsischen Prinzen vorgezogen. Die Weigerung, sich mit Orléans
zu verbinden, erfolgte in der festen Ueberzeugung, dass eine auf-
richtige Fôrderung der evangelischen Interessen von Frankreich nicht
zu erwarten sei, dass sich vielmehr hinter der angeblichen Freund-
schaft nur arglistige Anschlàge gegen die Unabhàngigkeit der Stadt
versteckten. Sah man doch tâglich, mit welchem Hass Kônig Franz
in seinem eigenen Lande jede religiôse Neuerung erstickte. Vom
Schmalkaldischen Bunde dagegen konnte niemand ernstlich etvras fiir
die Freiheit der Stadt fûrchten ; er konnte kein anderes Interesse haben,
als unter Wahrung der Selbstândigkeit von Metz der evangelischen
Lehre daselbst zum Siège zu verhélfen. In dieser Erkenntnis wurden
die Heu"s und ihr Anhang nicht miide, immer wieder von neuem bei
den protestierenden Stànden einen Rûckhalt zu suchen. Der Schôffen-
meister versicherte seinen deutschen Freunden, die Aufnahme der Stadt
in den Bund wiirde die noch Schwankenden derart ermutigen, dass
*) Sie stimmt vortrefflich zu dem, was wir sonst tiber den Herzog v. Orléans
wissen. Er war damais Oberbefehlshaber der franzôsischen Truppen in Luxem-
burg, das er dem Kaiser zum grôssten Teil entriss. Es musste deshalb fiir ihn
von besonderem Wert sein, in Metz festen Fuss zu fassen. Ferner wissen wir
aus einem sehr interessanten, kiirzlich von Herminjard, IX, 23 (vgl. auch ebenda
S. 485) abgedruckten Aktenstiick, dass der Herzog ein Jahr spâter, als er Luxem-
burg zum grossen Teil wieder verloren batte, wâhrend der Kaiser Jûlich unter-
warf, eine Verbindung mit den Schmalkaldnern suchte, indem er — âhnlicb wie
oben — Sympathie fiir die Evangelischen heuchelte und die Reformierung Luxem-
burgs versprach. Vgl. auch Pol. Korr. lU, 425 n. 2, wo die deutschen Protestanten
den Herzog beschuldigen, dass er den Hetzprediger Garoli nach Metz geschickt habe.
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— 225 —
nach ein bis zwei Monaten sicherlich zwei Drittel der Einwohnerschaft
evangelisch wâren. Wurde Metz dagegen vom Hunde iin Stich ge-
lassen, so dûrfte man sich nicht wundern, wenn es durch die Rànke
der Gegner in fremde Hânde geriete. Strassburg und Hessen waren
dem Antrage Gaspards sehr geneigt. Sie wollten der Stadt, wenn sie
nicht als Mitglied in den Bund aufgenommen wiirde, wenigstens den
Schutz desselben in bestimmter Form sichern und hofften die Frage
noch auf der Bundesversammlung zu Schweinfurt zur Entscheidung zu
bringen. Allein, da die Metzer Gesandtschaft dorthin zu spât kam,
musste man sich bis zum Nurnberger Reichstag Ende Dezember 1542
gedulden.
Inzwischen wurde in Metz selbst ein neuer Streich gegen die
Evangelischen gefûhrt, indem dreizehn ihrer entschlossensten Anhânger
aus der Stadt verbannt und ihr Vermôgen eingezogen wurde. Zugleich
wurde Gaspard von Heu trotz seines Erbietens, sich vor Kaiser und
Reich zu rechtfertigen, seines Amtes als Schôffenmeister entsetzt ^). Er
selber fiihrt dièse Massregel darauf zurûck, dass seine Feinde durch
Hiilfsversprechungen der niederlândischen Statthalterin ermutigt worden
seien. Dem Volke gegenûber erklàrte die stâdtische Obrigkeit ihr
Vorgehen damit, dass sie erfahren habe, Gaspard und seine Anhânger
wollten die Stadt dem Schmalkaldischen Bunde verraten. Natûrlich
fand Heu, als er nun, seiner amtlichen Stellung entkleidet, als Privat-
mann in Niirnberg erschien, bei den protestierenden Standen erst recht
nicht • das erhoffte Entgegenkommen. Umsonst versuchte er sie zu
krâftigen Massnahmen zu bewegen. Ailes, was er erlangte*), war
die Zusage, dass man sich durch Briefe und Gesandtschaften fur die
Verfolgten und Verbannten verwenden^) und ihnen auf Wunsch auch
Zuflucht gewàhren woUe. Im iibrigen setzte man dem ehemaligen
Schôffenmeister auseinander, dass es mit den bewilligten Reichsabschieden
*) Dièse wichtige Thatsache, welche durch Pol. Korr. III, No. 333, bezeugt
wird, ist weder bei Meurisse noch bei den spâteren Autoren erwâhnt.
*) Das Konzept zu der Antwort des schmalkaldischen Ausschusses auf Heus
Werbung, von Jakob Sturms Hand, liegt im Strassburger Stadt-Archiv, VDG,
Bd. 86. Vgl. Pol. Korr. III, 352 n. 2.
•) Ein Schreiben an den Herzog von Lothringen war, wie es scheint, schon
auf dem Schweinfurter Tage beschlossen worden. Wenigstens kennen wir einen
von Melanchthon verfassten Entwurf dazu, d. d. November 7, gedruckt Corp. re-
form. IV, 892, und Herminjard VIII, 181. Thirion, 76 u. 426, hRlt diesen Brief auf
Grund des Abdrucks bei J. Camerarius (De Melanchthonis orlu etc., 438) irriger
Weise fur ein an sâmtliche Stânde und Stâdte des Reichs gerichtetes Rund-
schreiben.
15
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— â26 —
und Friedstanden nicht vereinbar sei, fur evangelische Unterlhanen
gegen ihre katholische Obrigkeit mit Ge>valt Partei zu ergreifen. Auch
sei zu befurchten, dass die papistischen Stande dadurch bewogen wiirden,
umgekehrt die altglâubigen Unterthanen evangelischer Obrigkeiten in
Scliutz zu nehmen, »daraus nichts dann Zerruttung ailes F'riedens folgen
musst*. Endlich wûrden auch die Sehmalkaldner beini besten Willen
kaum im stande sein, die Evangelischen in Metz gegen ihre Regierung
wirksam zu schiitzen.
Dieser ablehnende Bescheid war gewiss wesentlich durch den
Kurfùrsten von Sachsen beeinflusst, der im Gegensatz zum Landgrafen
die Schmalkaldisclie Politik mit [ingstlicher Gewissenhaftigkeit in fried-
lichem Geleise zu erhalten suchte. Im vorliegenden Falie wird man
seine Bedenken, die von der Mehrheit der Stande geteilt wurden, be-
greiflich linden. Auch Martin Luther hatte ihm in einem eingehenden
Gutachten von dem Bûndnis mit den Metzer Giaubensgenossen ab-
geraten ').
So konnte Gaspard von Heu seinen Mitbiirgern nur geringen
Trost von Nûrnberg heimbringen. Dafiir nahm sich aber jetzt Wil-
helni von Fiirstenberg, der Herr von Gorze, ihrer Sache um so kriif-
tiger an. Als Vorwand musste ihm jener schhnpfliche Empfang
dienen, den ihm die Altglâubigen bei seinem Besuch am 9. Juli be-
reitet hatten. Zwar waren auf sein Drângen die Hauptûbelthâter lângst
bestraft worden; allein er stellte sich noch immer unbefriedigt und
verlangte zu weiterer Genugthuung, dass der Magistrat die seither ver-
triebenen Biirger wieder aufnehme und die Predigt des Evangeliums in
Metz erlaube, ferner dass ihm der Klerus fur erlittene Unkosten eine
Entschàdigung von 50000 Kronen zahle. Je hartnàckiger dièse For-
derungen zuriickgewiesen wurden, desto arger trieb Fiirstenberg den
Magistrat und den stàdtischen Klerus, den % nicht mit Unrecht fiir
seinen Hauptwidersacher hielt, in die Enge. Im Februar 1543 kam es
sogar zu offener Fehde zwischen ihm und dem reichen Abt von St. Arnulf,
auf dessen Gebiet im Jahre zuvor einer der Diener des Grafen ermordet
worden war. An Stelle von Montigny, das nicht mehr sicher genug
schien, wurde jetzt Gorze die Hauptzufluchtstâtte der Evangelischen.
Infolge dessen verlegte auch Farel zu Anfang des Jahres 1543 seine
Wirksamkeit dorthin ^).
Die fortgesetzten Pltinderungen und Plackereien des Grafen er-
mattclen die Metzer Katholiken schliesslich derart, dass sie Fursten-
') De Wette, Luthers Briefe, V, 508.
*j Meurisse, 66 IT. Vgl. Herminjard VIU, 252.
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â27
bergs Vorsehlag, Hessen, Wùrttemberg, Frankfurt und Strassburg zum
Vergleich der schwebenden Streitigkeiten aufznfordern, mit formlicher
Erleichterung begrussten. Nur stellten sie zur Bedingung, dass auch
Lothringen bei dem Vergleich mitwirken sollte.
Der Landgraf und die beiden Stàdte folgten dem Rufe zur Ver-
mittlung um so bereitwilliger, als Furstenberg ihnen andeutete, dass es
ihm vor allem um die Duldung des Evangeliums in Metz zu thun sei,
und dass er, wenn dièses Ziel erreicht werde, auf seinen andern For-
derungen nicht zu schroff beharren woUe.
Die Aufnahme der protestantischen Gesandten in Metz liess dies-
mal an Zuvorkommenheit niehts zu wiinschen iibrig. Auch bei den
Verhandlungen, welche in Pont-à-Mousson begonnen und in Metz be-
endigt wurden, zeigte sich der Metzer Magistrat auffallend nachgiebig.
Er verzichtete nachtrâglich auf die Mitwirkung Lothringens und unter-
warf sich ebenso wie sein Gegner durch den Metzer Abschied vom
16. Màrz dem Spruch der evangelischen Vermittler, welche Folgendes
bestimmten :
Graf Wilhelm soUe den ihm in Metz zugefûgten Schimpf fiir ge-
sûhnt ansehen. Zum Entgelt soUe die Stadt »einen gottliebenden, fried-
samen Predikanten* aufstellen, der »das heilige Evangelium Christi
lauter und klar unverhindert mânniglich* zu predigen und zu lehren
batte. Wûrde der Magistrat deswegen von seinen Nachbaren ange-
fochten, so sollte er sich auf dem nâchsten Reichstage getrost an die
Schmalkaldischen Verbûndeten wenden, die ihn gewiss nicht im Stich
lassen wiirden*).
Dieser Abrede entsprechend wurde der ehemalige Dominikaner-
prior Watrin Dubois, der schon frûher in Metz gepredigt batte und sich
im Vergleich zu Farel durch grosse Mâssigung auszeichnete, als evan-
gelischer Prediger in der kleinen Spitalkirche zugelassen. Man wahlte
gerade dièses Gotteshaus, weil es der unmittelbaren Gewalt des Bischofs
nicht unterstand. Dubois erhielt von den Gesandten in Gegenwart des
Rats genaue Anweisung, in welchen Grenzen er sich mit seinen Pre-
digten halten sollte, damit Zank und Streit nach Môglichkeit verhiitet
wurden.
So hatten denn die Metzer Evangelischen zum ersten Maie ein
urkundlich verbrieftes Zugestândnis von ihrer Obrigkeit erlangt. So
klein dasselbe an sich war, wurde es doch von vielen Protestanten
*) Nach dem frùher Mitgeteillen war in der That Aussicht vorhanden, dass
ein von der Metzer Obrigkeit ausgehendes Hiilfegesuch bei dem Bunde gijnstigc
Aufnahme fmden wurde.
15*
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aïs erstes Zeichen des Anbruchs einer neuen, besseren Zeit freudig
begriisst. Die Rûckberufung der Verbannten konnte zwar von den
Gesandten fur diesmal noch nicht erreieht werden ; doch erklârten sich
die Metzer Dreizehn zu weiteren Verhandlungen darûber bereit, und
da Furstenberg, um einen Druck auszuûben, seine Entschàdigungs-
forderung von 50000 Kronen aufreeht erhielt, so waren die Aussichten
auch in dieser Hinsicht nicht ungiinstig.
Da wurde durch ein unvorhergesehenes Ereignis die Siegeszuver-
sicht der Evangelischen piotzlich arg herabgestimmt. Es war zu Gorze
am Ostersonntag, den 25. Mârz 1543. Farel batte gerade in besonders
feierlicher Weise Gottesdienst und Abendmahl abgehalten, woran aus
Metz ungefâhr 200 Biirger und BUrgerinnen teilnahmen, als eine Schaar
franzosiseher Reiter unter persôniicher Fiihrung der Herzoge Claudius
und Franz von Guise in den Ort einbrach und ûber die wehrlosen
Mânner und Weiber herfiel. Einige wurden niedergemetzelt, andere
gefangen hinweggefûhrt, wieder andere fanden ihren Tod auf der Flucht
in der Mosel. Den meisten allerdings — darunter auch Farel — ge-
lang es, sich in das Fiirstenbergische Schloss zu retten. Dièses war
aber nur schwach besetzt, da Graf Wilhelm im Vertrauen auf den
Metzer Vertrag kurz vorher den grôssten Teil der Garnison zuriick-
gezogen batte, und musste sich infolge dessen der franzôsischen Ueber-
macht am 28. Mârz ergeben. Die deutschen Knechte und die Metzer
Bijrger erhielten freien Abzug, die franzôsischen Untertanen dagegen
wurden als Rebellen bestraft ^). Farel, auf den es die Guise besonders
abgesehen hatten, entkam mit knapper Not unter einer Verkleidung
nach Strassburg. Verschiedene Berichte melden von den Greueln,
welche die Soldaten Guises in diesen Tagen gegen aile Evangelischen,
deren sie sonst habhaft werden konnten, veriibten. Auch nach der
Einnahme von Gorze fuhren sie fort, in der Umgegend von Metz zu
streifen und allenthalben Furcht und Schrecken zu verbreiten.
Es fragt sich nun, handelten die Guisen auf eigene Faust oder
waren sie von anderer Seite angestiftet? Konig Franz hat den deutschen
Protestanten spâter auf ihre Beschwerde zugegeben ^), dass er befohlen
habe, die Furstenbergische Besatzung aus Gorze zu verjagen, weil
Graf Wilhelm sich dort vollkommen als Herr geberdet und den P>an-
zosen den Zutritt verweigert habe ^), ferner weil die Stadt Metz geklagt
0 Konig Franz sagt dies selbst in dem weiter unten erwâhnten Brief.
*) Pol. Korr. III, 394 n. 5.
') Franz hatte vielleicht auch geriichlweise gehort, dass Wilhelm damit
uingehe, in kaiserliche Dienste zu Ireten.
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habe, dass sie von Gorze aus, als von einem franzôsischen Ort, be-
fehdet wûrde. Von den angeblichen Gewaltthaten, v^elche die Guisen
bei dieser Gelegenheit begangen haben sollten, habe er jedoch kein
Wissen.
Dièse Darlegung klingt im ganzen nicht unwahrscheinlich. Glaub-
wurdig ist vor allem des Konigs Angabe, dass der Metzer Magistrat
ihn gegen Fiirstenberg aufgehetzt habe ^). Ob aber die Verfolgung der
Evangelischen wirklich ohne Wissen und Willen Franz' I. geschah, ist
einstweilen noch schwer zu entscheiden. Jedenfalls handelte Guise mit
der katholischen Partei in Metz und seinem Bruder, dem Kardinal von
Lothringen, im Einverstkndnis, vermutlich auch mit dem Herzog Anton,
obschon dieser es beharrlich leugnete und seinerseits den Grafen Wil-
helm zahlreicher gewaltsamer Eingrifle in lothringische Stifter und
Klôster beschuldigte^).
Man begreift, welehe Freude in Metz bei der Geistlichkeit und
ihrem Anhang ûber dièse Vertreibung der Fiirstenbergischen Besatzung
aus Gorze herrschte. Magistrat und Klerus fuhlten sich wie von einem
Alpdruck befreit. Alsbald beschrânkten sie zuwider dem Vertrage vom
16. Màrz die Predigten des Dubois auf die Sonntage, wàhrend sie
seinem Gegner Peter Caroli, einem zwiefachen Apostaten^), der seit
einiger Zeit an der St. Vincenzkirche predigte, gestatteten, sich tàglich
in den àrgsten Schmàhungen gegen die Protestanten zu ergehen. Auch
sonst wurde nach dem Zeugnis von Beteiligten schlimmer denn je gegen
die Anhànger der neuen Lehre gewûtet. Sogar Gaspard und Robert
von Heu befanden sich zeitweise in Lebensgefahr^).
Der Schmalkaldische Bund hatte noch vom Nûrnberger Reichstag
aus, um doch wenigstens seinen guten Willen zu zeigen, am 8. Mârz
den jiîngeren Grafen Dietrich von Manderscheid und Jakob Sturms
Bruder Peter nach Metz abgefertigt % um durch giitliche Vorstellungen
>) Dies bestâtigt auch Paul Ferry. Vgl. Thirion, 82.
») Herminjard, VIII, 494, und Pol. Korr. III, No. 365.
^) Er hatte sich erst den schweizerischen Reformatoren eng angeschlossen,
dann wiederholl mit ihnen iiberworfen und ausgesohnt und war schhessUch in
den Schoss der romischen Kirche zuruckgekehrt. Das vollstàndigste Material ïiber
ihn fmdet man bei Herminjard, VI ff. Vgl. auch Rahlenbeck, 96 ff., Thirion, 77.
*) Vgl. Herminjard, VHI, 315 (Brief Gaspards), und IX, 467 ff., wo mehrere
intéressante Schreiben von Virot, einem Schiller Farels, der als Lehrer der Evan-
gelischen in Metz wirkte, abgedruckt sind.
«) Vgl. ausser Pol. Korr. III, No. 342, noch Jul. Otto Muller, Aus den Eifel-
bergen (1887), 46, wo aber irrtiimlich die Erlangung des Abschieds vom 16. MHrz
als Verdienst dieser Gesandtschaft bezeichnet wird, wâhrend sie ein Werk der
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soviel wie môglich fur die Evangelischen zu erreichen. Da dièse Ge-
sandten gerade an dem schreckensvoUen Ostertage in Metz ankamen,
so erhielten sie gleichzeitig mit der erfreulichen Nachricht iiber den
Inhalt des durch die frûhere Gesandtschaft erwirkten Metzer Abschieds
auch die Trauerkunde von dem Gorzer Gemetzel. Sie machten darauf-
hin einige schwache Versuche, von den Dreizehn noch weitere religiose
Zugestàndnisse zu erlangen, sahen aber bald die Zwecklosigkeit ihrer
Bemiihungen ein und kehrten unverrichteter Sache nach Hause zuruck.
Auf die schriftlichen Beschwerden der Schmalkaldisehen Verbiin-
deten ûber das môrderische Treiben der Guisen beteuerten dann, wie
schon erwàhnt wurde, Frankreich und Lothringen in biindigster Weise
ihre Unsehuld, und Metz seinerseits bestritt, den Vertrag vom 16. Màrz
irgendwie verletzt zu haben. Vergebens baten Gaspard von Heu und
Karchien, der Bund moge ihnen doch wenigstens behiilflich sein, in die
Schlosser der Heus und anderer Adeliger um Metz stàrkere Besatzungen
zu legen, damit sie sich der Guisen erwehren konnten. Vergebens ver-
sicherten sie, es bleibe ihnen sonst, um den Franzosen zu entrinnen,
nichts anderes ûbrig, als sich an die Niederlande zu ergeben; der
kaiserliche Statthalter in Luxemburg habe ihnen bereits unter der Be-
dingung, dass die Stadt auf ihre Freiheiten verzichtete und >burgun-
disch« wiirde, seinen Beistand versprochen. Aile dièse Vorstellungen
vermochten die protestierenden Stànde nicht aus ihrer Zuriickhaltung
emporzurûtteln. Der einzige, der wie immer zu thatkrâftiger Hûlfe
bereit war, war Wilhelm von Fûrstenberg. Freilich war auch niemand
durch die letzten Ereignisse stârker in Mitleidenschaft gezogen worden
als er. Handelte es sich doch fur ihn um die RUckeroberung der
wichtigen Herrschaft Gorze! Schon zu Anfang April legte er dem
Landgrafen in Kassel personlich einen »Anschlag« vor, wie er den
Metzer Rat strafen und den Evangelischen helfen wolle. Mit »Bot-
schaftschicken«, erkiàrte er den .Strassburgern, sei jetzt nichts gethan;
Blutvergiessen sei unvermeidlich. Landgraf Philipp, selbst eine lebhafte,
kriegerische Natur, liess sich fur Wilhelms Vorhaben leicht erwàrmen
und unterstUtzte es mit Geld. Nicht so Strassburg, das sein altes
Misstrauen gegen Fiirstenbergische Unternehmungen auch jetzt nicht
iiberwinden konnte. Die Stadt furchtete durch ein Eingehen auf Wil-
helms Plane namentlich mit Lothringen in Konflikt zu geraten und
vorangehenden war, die der Verfasser nicht kennt. Die verschiedenen Gesandt-
schaften an Metz sind auch bei Meurisse, Rahlenbeck, Thirion, Dietsch nicht
richtig auseinander gehal^en. Manderscheid war bei keiner andern als der eben
crwahnten Botschaft beteiligt.
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dadurch in ihren Handelsbeziehungen zu diesem Lande schwer geschà-
digt zu werden. Umsonst suchle Wilhelm Strassburg.s Besorgnisse zu
zerstreuen und sein Vorhaben so darzustellen, als komme es ihm nur
auf die Beschlitzung der Metzer Glaubensgenossen an; das sonsl so
eifrig fur letztere eintretende Strassburg versagte jede UnterstiVtzung.
Ja, der Magistral duldete nichl einmal, dass seine Unterthanen gegen
Sold in des Grafen Dienste traten. Infolgedessen lehnten auch Frank-
furt und Wilrttemberg Wilhelms Hûlfegesuch ab, und selbsl der Land-
graf zog seine Iland wieder zuriick, als ihm Strassburg vorstellte, dass
das geplante Unternehmen die Metzer Katholiken nur reizen wiirde,
sich Frankreich vôUig in die Arme zu werfen, und dass Furstenberg
einem so iiberlegenen Gegner selbst mit Schmalkaldischer Hulfe nicht
gevvachsen sei. Strassburg behauptete gleichzeitig zu wissen, dass
Guise vom Konig Franz Befehl habe, sich von Metz zuriickzuziehen,
sobald der Schmalkaldische Bund vermittelnd in die Angelegenheit ein-
griffe. Ehe noch die Verbïmdeten diesem Winke Strassburgs folgten
und an Frankreich schrieben, wiu*de die Guisesche Besatzung durch
niederlândische ïruppen am 30. April aus Gorze vertrieben. Dies ge-
schah, als Furstenberg gerade mit 400 Reitern und 10 Fàhnlein Fuss-
volk vom Elsass her zum Entsatz heranriickte. Nun hatte die nieder-
lândische Statthalterin Befehl gegeben, ihm den Platz zu râumen,
sobald er schworen wûrde, sich desselben in Zukunft nur gegen
Frankreich zu bedienen ; allein der wetterwendische Graf liess auf
die Nachricht, dass ihm die Kaiserlichen in Gorze zuvorgekommen
seien, plotzlich seinen ganzen Plan fallen, machte Kehrt und begab
sich zu Karls Minister Granvella, um dem Kaiser seine Dienste anzu-
bieten ^). So wurde der Zwischenfall von Gorze die Veranlassung, dass
Filrstenbergs gewichtiger Beistand in dem bedeutsamen Feldzuge des
folgenden Jahres nicht mehr dem franzôsischen Konig, sondern dem
Kaiser zu gute kam.
Seit der Vertreibung der Guisen aus Gorze waren Geistlichkeit
und Magistrat zu Metz bedeutend weniger zuversichtlich als zuvor,
obwohl sie die Ruckkehr Furstenbergs und seine Rache kaum noch zu
fûrchten hatten. Sie wagten deshalb dem neuen Vermittlungstag,
welchen Hessen, Wiirttemberg, Strassburg und Frankfurt auf den
15. Mai in Strassburg anberaumt hatten, nicht ohne weiteres fern zu
bleiben. Die Verhandlungen dauerten diesmal eine voile Woche. Gleich-
wohl war das einzige positive Ergebnis, dass dreizehn der ausgewiesenen
Biirger nach Metz zuriickkehren durften. Ueber zehn andere, die an-
') Vgl. namcntlich Rahlenbeck, 62 ff.
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geblich nichl bloss der Religion halber, sondern noch wegen anderer
Vergehen verbannl waren, blieb die Entscheidung vorbehalten. Auch
beireffs der Duldung des evangelischen Gottesdienstes in andern
Kirchen und hinsiehtlich der Erôffnung einer Untersuchung gegen den
Hetzprediger Caroli erbaten die Metzer eine vierzehntàgige Bedenk-
zeit. Fiir Bewilligung aller Forderungen wurde ihnen von den Ver-
mittlern in Aussicht gestellt, dass Fiirstenberg auf seinen Entschâdigungs-
anspruch von 50000 Kronen verzichten wiirde.
Die Antwort des Metzer Rats erfolgte ziemlich rasch. Am 1. Juni
schrieb er den Strassburgern, er habe sieh verpflichtet gehalten, dem
Kaiser die Entscheidung ûber Annahme oder Ablehnung des letzten
Abschieds anheimzustellen. Das war natiirlich gleichbedeutend mit einer
volligen Ablehnung der fraglichen Artikel.
Zwei Tage spâter, anscheinend noch bevor er Kenntnis von der
Metzer Entschliessung hatte, erklàrte auch Graf Wilhelm die Strass-
burger Abmachungen fur unannehmbar, da es ihm nicht einfallen kônne,
auf jede Schadloshaltung fiir Kriegskosten etc. zu verzichten. Man ist
versucht zu glauben, dass dièse Erwiderung Fîirstenbergs doch erst
durch die Unnachgiebigkeit der Metzer verursacht war, von welcher
vermutlich schon vor der amtlichen Mitteilung private Nachrichten zu
Wilhelm gedrungen waren. Jedenfalls wissen wir, dass seine Gesandten
bei den Strassburger Verhandlungen vertraulich erklârt hatten, sie seien
ermâchtigt, in der Entschâdigungsfrage das grôsste Entgegenkommen zu
zeigen, falls Metz in der religiosen Frage nachgâbe.
Eigentlich hàtte nun die Angelegenheit dem Strassburger Abschied
gemàss auf einem weiteren Tage erôrtert und, wenn auch dies un-
fruchtbar blieb, durch Schiedsspruch beigelegt werden soUen. Weshalb
es dazu nicht mehr kam, werden wir gleich sehen.
Die dreizehn evangelischen Burger, welche nach Metz heimkehren
durften, konnten liber die Art ihrer Aufnahme und Behandlung nicht
viel Erfreuliches nach Strassburg melden. Sie klagten, dass man sie
nicht in den Besitz ihrer alten Aemter und Ehrenrechte einsetzen
wolle, und dass die Gegner fortfiihren, die Evangelischen selbst wàh-
rend des Gottesdienstes in brutaler Weise zu beschimpfen und zu be-
drohen ; besonders zeichne sich CaroU hierin aus. Auch hatten erst
kiirzlich wieder die Guisen einen Ueberfall des Schlosses Buy geplant,
um sich der dort weilenden Mitglieder der Famille Heu zu bemâch-
tigen. Zum Gliick sel der Anschlag vereitelt worden.
Die unausgesetzten Schmàhungen und Verleumdungen Carolis
hatten den Erfolg, dass Calvin und Farel, die sich vor allem getroffen
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fiihlten, von dem gliihenden Verlangen beseelt wurden, dem Gegner in
ôffentlicher Disputation entgegenzutreten. Sie dachten auf dièse Weise
auch zur Stàrkung der evangelischen Gemeinde in Metz beitragen zu
kônnen. Caroli seinerseits wtinschte, wenn man seinen Versicherungen
glaubt, ebenfalls nichts sehnlicher, als sich mit Calvin und Farel zu
messen; aber er schlug wohlweislich nur durchaus rômisch gesinnte
Universitaten zur Abhaltung des Gesprâchs vor, wie Paris, Lôwen,
Kôln, wo er von vornherein sicher war, die Verdammung der Gegner
durchzusetzen. Ein Gespràch in Metz selbst lehnte er unter dem Vor-
wand ab, dass dort keine gelehrte Schule vorhanden sei, die das Schieds-
richteramt ubernehmen kônne. Trotzdem erschien am 30. Juni 1543
Calvin mit Empfehlungsbriefen von Genf und Basel persônlich vor dem
Strassburger Rat und bat dringend, ihm in Metz zur Widerlegung Ca-
rolis Gehôr zu verschaffen. Farel, der noch immer in Strassburg
weilte, schloss sich dem Gesuch an. Da auch Jakob Sturm dasselbe
in Schmalkalden befûrwortete, so liessen sich die Verbiindeten wirklich
dazu herbei, in einem Schreiben vom 20. Juli den Metzer Rat rnn
Veranstaltung einer Disputation zu ersuchen. Fiir den Fall, dass diesem
Verlangen nicht entsprochen wiirde, fiigten sie sogar Drohungen hinzu,
die allerdings recht allgemein gehalten waren. Wie frûher schon, so
bewirkte auch jetzt die Intervention der Stânde gerade das Gegenteil
dessen, was sie bezweckte. Der Metzer Rat schickte nâmlich schleu-
nigst zum Kaiser, der eben im Begriff stand, seinen Feldzug gegen den
rebellischen Herzog von Jûlich-Cleve zu erôffnen, und bat flehentlich,
bald eine geeignete Personlichkeit nach Metz zu senden, um die Stadt
vor »der schlimmsten aller neuen Sekten* zu bewahren^). Nichts
konnte dem Kaiser natûrlich willkommener sein als dièse Bitte. Ge-
wàhrte sie ihm doch neben der angenehmen Aussicht, die Ketzerei in
der Nachbarschaft seiner Niederlande griindlich auszurotten, auch die
Moglichkeit, in der strategisch so wichtigen Reichsstadt festeren Fuss
zu fassen. Er suchte und fand die » geeignete Personlichkeit « in seinem
Rat Karl Boisot, der soeben in Lûttich eine âhnliche Aufgabe gelôst
hatte^). Mit welcher Ungeduld die Metzer Katholiken das kaiserliche Macht-
wort, welches die Ketzer niederschmettern soUte, erwarteten, làsst sich
daraus ersehen, dass sie ihr Gesuch bei Karl im September erneuerten.
Am 6. Oktober endlich hielt der kaiserliche BevoUmâchtigte in
Metz seinen Einzug. Eine Woche spâter, am 13. Oktober, erliess er
») Rahlenbeck, 67 u. 124.
') Ueber Boisot und seine Wirksamkeit in Metz berichtet am ausfiihrlichsten
und zuverlâssigsten Rahlenbeck, Gô^ff.
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- 234 —
im Einvernehmen mit dem Magistrat die zur Vernichtung der evan-
geli-schen Kirche bestimmte Verordnung. Watrin Dubois, der einzige
durch den Vertrag vom 16. Mârz den Protestanten zugestandene Pre-
diger, musste die Stadt binnen 3 Tagen verlassen. Aile den Evan-
gelischen sonst gemachten Konzessionen wurden zurùckgezogen, der
Verkauf und der Besitz ketzerischer Schriften sowie die Heleidigung
der Priester unter schwere Strafe gestellt, die Ueberschreitung des
Fastengebots mit 10 Jahren Verbannung bedroht etc. Ferner wiirde
a lien denen, welche sich zur besseren Aufreehterhaltung ihrer ketzerischen
Meinungen unter den Schutz auswârtiger Fiirsten und Stâdte begeben
hàtten, befohlen, dièse Verbindungen binnen 40 Tagen zu lôsen ; andern-
falls werde mit hoher Geldstrafe und Aberkennung des Biirgerrechts
gegen sie vorgegangen werden.
Wenn Karl V. hoiïte, dem Metzer Protestantismus mit diesem
Edikt den Garaus zu machen, so tâuschte er sich. Obwohl viele evan-
gelisehe Hïirger mit Dubois freiwillig in die Verbannung gingen, be-
hauptete sich in der Stadt doch allen Verfolgungen zum Trotz eine
kleine evangelische Gemeinde. Das aber erreichte Boisot allerdings,
dass die Einheit der Kirche âusserlich wieder hergestellt schien, und
dass die Evangelischen sich fiir lângere Zeit ôiïentlich nicht mehr be-
merkbar machen konnten. Die Nàhe des màchtigen Kaisers, der nach
Unterwerfung des Herzogs von Julich in den Niederlanden blieb, musste
vorderhand jeden Gedanken an Widerstand gegen das Edikt im Keime
ersticken. Selbst die Familie Heu musste sich, wenn auch mit àusserstem
Widerstreben und mit gewissen Vorbehalten, schliesslich fïigen. Dass
ein von den deutschen Protestanten unternommener V^ersuch, den
Kaiser unter Hinweis auf den Metzer Vertrag vom 16. Mârz zur Rilck-
nahme der Verordnung zu bewegen, scheitern musste, ist selbstver-
stândlich.
Calvin und Farel hatten schon im August 1543 eingesehen, dass
aus der Disputation mit Caroli nichts werden wûrde, und w^aren nach
Genf und Neuenburg zuriickgekelirt. Eine Zeit lang hatten sie freilich
geschwankt, ob sie nicht beide oder wenigstens oiner von ihnen, selbst
gegen den Willen der Obrigkeit und allen Gcfahren zum ïrotz, in
Metz auftreten sollten ; allein auf die wohlwoUenden Abmahnungen des
Strassburger Rats gaben sie den Gedanken auf.
Die Mission Boisots bezeichnet in der Goschii^hte der evangelischen
Kirche von Metz einen entscheidenden Wendepnnkt. Das Oktoberedikt
hatte rrir die lolhringische Reichssladt dieselbe Bedeutung und densolben
Erfolg wie vier Jahre spâter die Katiustrophe des Schmalkaldischen
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— 235 —
Bundes fur die deutschen Proteslanten, d. h. es zerstôrte die letzte
Hoffnung auf einen vôUigen Sieg der Reform, auf eine gànzliche Ver-
dràngung der katholisclien Kirche durch die evangelische. Von nun
an musste sich das Streben der Melzer Proteslanten lediglich darauf
beschrànken, die Duldung und Gleichberechtigung ihrer Religion neben
der romischen zu erlangen. Zu diesem Zweck haben sie noch oft die
Hiilfe ihrer deutschen Glaubensgenossen in Anspruch genommen, selbst
unter franzôsischer Herrschaft ^). Galt doch der Kônig von Frankreich
noch geraume Zeit rechtlich nur als »Vikar des Reichs* in Metz, nicht
als Souveràn.
Ueberblicken wir zum Schluss die von den Schmalkaldischen Ver-
bûndeten wàhrend der kritischen Jahre der Metzer Reformbewegung
eingenommene Haltung, so miissen wir sagen, dass sie der bedâchtigen
und vorsichtigen Folitik, welche der Bund allenthalben verfolgte, durchaus
entspricht. Bekanntlich haben sich die Stànde bald nachher nicht einmal
zu Gunsten der Kôlner Reformation zu energischen Schritten aufraffen
kônnen. Ist es da verwunderlich, dass sie Metz gegentiber, wo die
Aussichten viel schlechter waren, noch zaghafter auftraten? Selbst
wenn die Organisation des Bundes eine bessere und die Opferwilligkeit
seiner Mitglieder eine grossere gewesen wâre als in Wirklichkeit, dûrfte
man es ihm doch nicht allzu sehr veriibeln, dass er sich gescheut hat,
mit Waffengewalt fur die Glaubensgenossen in der weitentlegenen
Reichsstadt Partei zu ergreifen. Er hâtte damit der neuen Lehre in
Metz hochstens einen vorubergehenden Triumph, niemals aber eine
dauernde Herrschaft verschaffen kônnen. Denn dazu war die Ver-
fassung der Stadt zu verrottet, der Parteigegensatz zu schroff und vor
allen Dingen das Uebergewicht der katholischen Nachbarmâchte zu er-
drûckend. Frankreich und die spanisch-burgundische Monarchie, zwischen
denen Metz eingeklemmt lag, hâtten nimmermehr geduldet. dass sich
hier, hart an ihren Grenzen, eine Brutstatte der verhassten Ketzerei
entwickelte. Wenn Frankreich gelegentlich mit der evangelischen Partei
in Metz hebàugelte, so geschah es nur in der selbstsûchtigen Absicht,
sich mit ihrer Hulfe des wichtigen Grenzplatzes zu bemâchtigen. Im
Grunde war Franz I. wie sein Nachfolger Heinrich IL den Reform-
bestrebungen in Metz ebenso feindlich wie Lothringen und der Kaiser.
Ich glaube deshalb auch nicht, dass die Fiihrer der Metzer Reform-
partei, also namentlich die Heus, durch riicksichtsloseres Vorgehen den
Sieg ihrer Konfession hâtten erringen kônnen. Farel hat einmal nach
*) Vgl. u. a. meinen Aufsatz in dieser Zeilschrift, I, 133 ff.
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— 236 —
seiner Flucht aus Gorze in einem vertraulichen Brief^) bedauert, dass
er im September 1542 auf Bitlen Gaspards von Heu seinen Eifer ge-
ztigelt und die zum Aeusserslen entsehlossenen Evangelischen vom
Biirgerkrieg abgehalten habe. Er nimmt dabei als sicher an, dass eine
Révolution mil der Niederlage der rômischen Kirche geendigt batte.
Wohl mag er darin Recht haben; aliein es ist mehr als zweifelhaft,
ob die Herrschaft der neuen Lehre von langer Dauer gewesen wâre.
Jedenfalls batte der Burgerkrieg in Metz die Folge gehabt, dass sich
die màchtigen Nachbarn zum Nachteil der Stadt eingemischt hàtten,
und das war es, was die Heus mit Recht solange als môglich vermeiden
wollten^). Denn die Unabhàngigkeit ihrer Vaterstadt lag ihnen kaum
weniger am Herzen als die evangelische Freiheit. Ihre ganze Politik
in dem geschilderten Zeitraum legt dafiir Zeugnis ab. Ich trage infolge
dessen Bedenken, der traditionellen Behauptung beizupflichten , dass
die Heus 1552 im Einverstândnis mit dem Kardinal Lenoncourt die
Stadt den Franzosen in die Hânde gespielt hâtten.
Merkwiirdiger Weise haben selbst solche Historiker, die sonst
sehr wohlwoUend uber die Heus urteilen, der alten Beschuldigung,
obwohl dieselbe wesentlich auf tendenziôsen Chronikennachrichten be-
ruht, kaum zu widersprechen gewagt, sondern hôchstens versucht, den
vermeintlichen Verrat zu beschônigen. Nur Rahlenbeck hat die beiden
Briider auf Grund wertvoUer urkundlicher Zeugnisse, die er im Briisseler
Archiv fand, gegen die Verdàchtigung krâftig in Schutz genommen.
Unter anderm weist er nach^), dass Robert von Heu noch im Friih-
jahr 1552 den kaiserlichen Statthalter in Luxemburg vergebens um
Kriegsvolk zur Verteidigung der Stadt gegen einen etwaigen Angriff
der Franzosen gebeten habe. Immerhin wâre es sehr wiinsehenswert,
dass die franzosische Besitzergreifung und das Verhalten der Metzer
Proteslanten im Jahre 1552 durch weitere Forsehungen, namentlich
in franzôsischen und lothringischen Archiven, noch klarer gestellt wûrde.
') Herminjard, IX, 40.
') Daneben scheuten die Heus eine Révolution allerdings wohl aueh des-
halb, weil gleichzeitig mit der kirchlichen Umwàlzung eine politische zu befiirchten
war, und ein Sturz des Patrizierregimenls fur sic persônlich und fiir ihre Familie
nachteilige Folgen haben konnte.
3) Rahlenbeck, 140.
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— 237 —
Ein reichsgerichtlicher Prozess
liber die
behaDptete ReichsDnmittelbarkeit der Stadt Saarborg in Lothringen aos der
zweiten Hàifte des XYI. JahrhDnderts.
VORTRAG,
gehalten in der Silzung der Gesellschaft fiir lothringische Geschichte
und Altertumskunde vom 10. Màrz 1898
von
Frh. V. Htmmerstein.
Meine Herren!
Wenn ich mir erlaube, Ihnen einen Abschnitt aus der Geschichte
der Stadt Saarburg vorzutragen, so bitte ich Sie, nicht eine wissen-
schaftliche Abhandlung zu erwarten, welche etwa uber bestimmte
Thatsachen neue Aufschliisse gewiihrt oder ûber den iniieren Zusammen-
hang mehrerer Vorgânge neues Licht verbreitet, oder gar ein durch-
dachtes und voUstândiges Bild eines stàdtischen Gemeinwesens inner-
halb einer bestimmten Epoche in seinem inneren und âusseren Entstehen
und Leben darsteilt. Derartige wissenschaftliche Arbeiten muss ich
den Fachgelehrten und Historikern Qberlassen. Ich bitte deshalb, meine
Mitteilungen nicht einer strengen Kritik zu unterziehen, sondern als
das zu nehmen, was sie sein sollen, und zwar als eine einfache Zu-
sainmenstellung aus bisher unbenutztem Material unseres Bezirksarchivs,
welche vielleicht berufeneren Mànnern Anlass zu wissenschaftlicher
Ausnutzung giebt.
Dass die Stadt Saarburg in Lothringen vor Zeiten dem Heiligen
Rômischen Reiche deutscher Nation als unmittelbare Reichsstadt an-
gehôrt habe, ist eine im Laufe der Jahrhunderte oft wiederkehrende
Behauptung, die sich — um nur einige Beispiele anzufiihren — schon
in der Mûnsterschen Chronik von 1550 findet (Sarburg ein Reichstadt
die hait der Bischof von Trier inné) und noch in dem Traité du dé-
partement de Metz von Stemer 1756 (Metz, bei CoUignon) erwiihnt
wird (cette ville est très ancienne et se gouvernait par un Prévôt et
conseil de quarante sous la protection de l'Empire).
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- 23g -
Heute wîssen wir, dass dièse Behauptung unrichtig ist und dass
zu keiner Zeit die Stadt unmittelbar dem Reiche unterworfen gewesen
ist. Wir konnen auch aus der Geschichte der Stadt folgern, dass die
unzutreffende Annahme der Reichsunmittelbarkeit daraus entstanden
ist, dass thatsâchlich im XIIl. und XIV. Jahrhundert die Bande, welche
die Stadt mit ihrem Oberhaupte, dem Bischofe von Metz, verknûpften,
nur recht lockere gewesen sind und dass die obrigkeitlichen Rechte
sehr friih nicht unbeschrânkt, sondern dureh Vertrâge geregelt waren,
deren Einhaltung zu vermeiden oder richtiger noch deren Nichteinhal-
tung zu fôrdern die Stadt sowohl als ihre Oberherren keine Gelegen-
heit vorubergehen liessen.
In jener Zeit, in weleher so viele stâdtische Gemeinwesen sieh
ihre Unabhângigkeit von ihren nâchsten Landesherren errangen, in
weleher auch die lothringischen Bischofstadte mehr und mehr von der
weltlichen Oberhohèit ihrer Bischofe sich befreiten, ist es erklârlich,
dass die zwar kleine, aber durch Gewerbefleiss bliihende Stadt Saar-
burg, welche damais einen grossen Teil des Handelsverkehrs zwischen
Frankreich und Deutschland vermittelte, gleich ihren bedeutenderen
Nachbaren Strassburg und Metz nach grosserer Selbstandigkeit strebte.
Nach dem Tode des letzten Grafen von Dagsburg (Albert, gest.
1212) zunâchst im Besitz dessen mit dem Herzog Theobald von
Lothringen verheirateten Tochter Gertrud, konnte der Bischof von
Metz, an den Saarburg als Teil der Grafschaft Metz und Metzer Lehen
heimfiel, wirkliche Hoheitsrechte zunâchst nur formell geltend machen,
und war gezwungen, dem Herzoge 1223 die Vogtei in Saarburg zu
iiberlassen ^). Erst nach dem Tode des Herzogs und der inzwischen
mit einem Grafen von Leiningen wiederverheirateten Gertrud gelangte
der Bischof in den thatsâchlichen Besitz der Stadt. Aber auch jetzt
noch durfte er nicht wagen, die Stadt wie anderes Gebiet seines Bis-
tums zu behandeln, sondern war schon 1229 (Bischof Jean d' Apre-
mont) genotigt, mit der Stadt gewissermassen einen Vergleich zu
schliessen, indem er derselben eine Urkunde ausstellte, kraft weleher das
Steuerrecht des Bischofs auf 100 Pfund Metzer Mûnze und fiir jedes
Haus auf je 1 Simmer Hafer jàhrlich beschrânkt und ein bischofliches
Gericht mit fest bestimmten Strafen eingesetzt wurde. Dass im iibrigen
die Stadt sich grosser Selbstandigkeit erfreute, beweisen die vielfachen
besonderen Vertrâge, welche dieselbe insbesondere mit der Stadt
*) Nâhere Daten in »Sarrebourg, Notices historiques* (von Pfarrer Wagner
in Altdorf), Sarrebourg 1890; zuerst erschienen in der Saarburger Zeitung, 1887 88.
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— 239 —
Strassburg ûber die Ausiibung des Handels, die Gebuhren, die Schlich-
tung etwaiger Streitigkeiten und selbst iiber gegenseitige Kriegshiilfe
abschloss (1229, 1259 u. s. w.).
Das XIV. Jahrhundert ist reich an stets sich wiederholenden Streitig-
keiten der Stadt mit ihrem Landesherrn, dem Metzer Bischof, welche
1318, 1342, 1350, 1376 und 1390 zu offenen Kampfen fuhrten, nach
denen zwar immer die Stadt die Oberhoheit des Bischofs wieder an-
erkannte, in der Regel aber sich neue Freiheiten bestatigen liess,
durch welche die thatsâchliche Macht der Bischofe enger begrenzt
wurde, so z. B. durch die Bestimmungen, dass die Stadt nicht schuldig
sei, dem Bischofe gegen die ihr befreundete Stadt Vie zu helfen (1344),
dass der Bischof auf den Wiederaufbau seines von den Biirgern zer-
stôrten festen Schlosses in Saarburg verzichte und nicht mehr als
20 Kriegsknechte nebst 30 Trossbuben in der Stadt halten diirfe (1392).
Schon war aber das Verhàltnis zum Bischof, der auch seinerseits
mehrfach seine Saarburger Herrschaft an die Herren von Liitzelstein,
die Edlen von Blamont und 1396 an den Herzog von Lothringen ver-
pfândet hatte, so unsicher geworden, dass der Bischof zur Bestâtigung
seiner Rechte kaiserliche Hulfe in Anspruch nehmen musste, die ihm
durch Karl IV. mittels einer in Metz ausgestellten Urkunde vom
20. Januar 1357 des Inhalts gewàhrt wurde, dass die Stadt sowohl
geistlich als weltlich dem Bischofe unmittelbar unterworfen sei. In
gleicher Weise wurden von Kaiser Sigismund 1417 von Konstanz aus
die Rechte des Bischofs unter Zugrundelegung der Bestimmungen von
1229 ausdriicklich anerkannt. Schon zu dieser Zeit hatte aber der
Bischof nicht mehr einen Statthalter in der Stadt, sondern nur noch
einen Schaffner zur Einziehung seiner Gefâlle und einen Gerichtsschôffen,
wâhrend im ùbrigen die Stadt sich selbst verwaltete und auch mit
ihren Nachbaren selbstandige Vertriige abschloss, so schon im Jahre
1398 mit dem Herzoge von Lothringen vereinbarte, dass der Herzog
die Stadt zu schiitzen, letztere dagegen ihm in seinen Kriegen, mit
Ausnahme gegen den Bischof von Metz und die Stadt Strassburg,
beizustehen habe, der Herzog auch mit 50 Reitern in die Stadt ein-
reiten diirfe.
Im Laufe des XV. Jahrhunderts wurde dann die Oberhoheit des
Bischofs fast vôUig beseitigt, und als Bischof Georg von Baden 1460
die Stadt an Johann von Finstingen versetzte, erhob sich in der Stadt
lebhafter Widerspruch, der indessen nicht, wie man erwarten konnte,
zu einer noch grôsseren Selbstândigkeit des stadtischen Gemeinwesens
fiihrte. Die Kleinheit der Stadt, deren Emwohnerzahl damais wohl
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— 240 —
kaum 1000 uberschrilt, die weite Entfernung von krâftigen unmittelbaren
Reichsstadlen, die allmâhlieh eingetretene Erstarkung der herzoglichen
Gewalt in der nâchsten Nàhe der Stadt und die Handelsbeziehungen
derselben gerade im Gebiete des Herzogtums waren wohl die Ur-
sache, dass nunmehr die Stadt 1464 freiwillig nicht nur dem Schutzc,
sondern aueh der Hoheit des Herzogtums Lothringen sich unterwarf,
dessen Herzog, Johann von Calabrien, alsbald die stadtischen Freiheiten
bestatigte und erweiterte. Seitdem ist die Stadt — freilich nicht ohne
Widerspruch des Bischofs — bei Lothringen verbiieben. und 1561 trat
Bischof Franz von Beaucaire auch reehtlich die Stadt dem Herzoge ab.
Die Geschicke des Herzogtums Lothringen hat dann die Stadt bis 1661,
und damais mit der sogen. Route d* Alsace an Ludwig XIV. abgetreten,
die Geschicke Frankreichs bis 1870 geteilt.
Wenn demnach eine Reichsunmittelbarkeit der Stadt in keinem
Augenblicke ihrer reichen und wechselnden Geschichte gegeben ist, so
ist doch angesichts der thatsâchlichen Verhâltnisse wohl begreiflich,
dass liber die rechtliche Stellung der Stadt in weiten Kreisen Unsicher-
heit herrschte. Wir mûssen uns dabei vergegenwàrtigen, dass in jener
weit zuriickliegenden Zeit die Landes- und Reichsverwaltung nicht so
bureaukratisch organisiert war, wie das heutigen Tages der Fall ist,
dass Gesetze und insbesondere Verfassungsurkunden im heutigen Sinne
dieser Worte eigentlich nicht bestanden und dass sowohl das Reich als
die Landesregierungen erst zu Ausgang des XV. Jahrhunderts begannen,
durch gelehrte und gelernte Beamte eine gewisse Ordnung und Be-
standigkeit der Reichs- und Slaats-Einrichtungen anzubahnen. So hatten
denn auch die Reichsstànde 1495 beschlossen, eine Reichsmatrikel aufzu-
stellen, in welcher aile Stànde des Reichs nach ihrer Zugehorigkeit
zum Reiche aufgefdhrt und nach ihrer Beitragspflicht geschâtzt und
festgestellt, Streitigkeiten dariiber aber vor dem Reichsgericht zum
Austrage gebracht werden soUten. Auf Grund dieser Reichsbeschlusse
ist dann im XVI. Jahrhundert die Zugehorigkeit der Stadt zum Reiche
und, was fur das Reich von nâchstliegender Bedeutung war, die Pflicht
der Stadt zur Zahlung direkter Reichsabgaben thatsâchlich seitens des
Reiches behauptet und beansprucht worden. Soweit zu ermitteln, hat
zunâchst die Reichsmatrikel des Jahres 1521 vom Reichstage zu Worms
die Stadt Saarburg unter den beitragspflichtigen Stâdten mit einer
Veranlagung fiir 2 Mann zu Ross und 9 zu Fuss aufgefûhrt, und seit-
dem ist dann die Stadt von der Reichskanzlei in Mainz vielfach auf-
gefordert, ihren Beitrag zu leislen, und auch zu den Reichstagen selbst
eingeladen worden.
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^ 24l —
Auf den Reichstagen erschienen ist aber die Stadt niemals, und
ebenso wenig hat sie je Beitrâge zur Reichskasse gezahlt. Der Bischof
von Metz vielmehr uud auch der Herzog von Lothringen haben gegen
die Heranziehung der Stadt wiederholt Einsprueh erhoben. Ais dann
auf Beschluss der Reichsstànde gegen aile sâumigen Zahler seitens des
Reichsgerichts vorgegangen wurde, hat der Prokurator-Fiskal des Reiehs
auch gegen die Stadt Saarburg geriehtliehe Vorladung ergehen lassen
und vor dem Reichskammergericht in Speyer einen weitlâufigen Pro-
zess gefûhrt, der im Jahre 1549 begonnen und niemals forniell zu
Ende gefiihrt ist.
Die Akten dièses Prozesses sind uns nahezu voUstandig erhalten
und neuerdings unserm Lothringer Bezirksarchiv einverleibt.
Dieselben bieten an sich nicht nur ein treffliches Bild damaliger
reiehsgerichtlicher Prozessfûhrung, sondern auch sachlich mancherlei
Intéressantes fiir die Geschichte der Zeit und insbesondere der Stadt
Saarburg.
Gerichtet ist. der Prozess zunàchst gegen die Stadt Saarburg, die
fâlschlich Kaufmanns-Sarbruck genannt wird, und gegen den Bischof
von Metz, denen die Ladung, vor Gericht zu erscheinen, durch eigenen
Kammerboten in Saarburg am 16. Mârz und in Vie am 18. Màrz 1549
zugestellt ist, und die Klage wird damit begrundet, dass die Stadt in
den Matrikeln der Mainzer Reichskanzlei als Reichsstadt aufgefiihrt
sei, dass die hohe Obrigkeit und Régalien von den rômischen Kaisern
und Kônigen getragen werden, dass trotzdem aber die Stadt sich
weigere, die Reichsanschlàge zu zahlen, indem sie behaupte, dem Bis-
tum Metz unterworfen zu sein. Kraft des auf dem Augsburger Reichs-
tage ergangenen Beschlusses lade der Prokurator-Fiskal (Reichsanwalt)
Valentin Gottfried demnach die Stadt (Biirgermeister und Rat) und
den Bischof vor das Kammergericht und behaupte nachstehende 15
Klage- Artikel und zwar:
1. Die Stadt werde von Alters her und noch jetzt fur eine Reichs-
stadt gehalten.
2. Die Stadt stehe als solche in Matrikel und Verzeichnissen wie
andere freie Reichsstâdte.
3. Biirgermeister und Rat seien zu den Reichstagen stets geladen
4. Die Stadt sei auf den Reichstagen durch Gesandte erschienen.
5. Die Stadt habe ihre Obrigkeit und Gerichtszwang von frûheren
Kaisern und Konigen empfangen und trage solche jetzt von
Kaiser Karl V.
16
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/^ i_
— 242 —
6. Die Stadt sei boi Ansehlâgen des Reiehs stets und jetzt noch
als zahlpflichtig eingetragen.
7. Schon Vorgânger des Fiskals und jetzt er sei vom Kaiser und
Reichsstânden beauftragt, wegen Nichtzahlung der Anschlâge
am Gericht zu procediren.
8. Solehe Ladung und Prozesso seien wirklich erfolgt.
9. Vom Kaiserl. Kammergericht sei schon friiher und jetzt Urteil
und Bescheid ergangen, dass Saarburg zu erscheinen und zu
zahlen habe.
10. Deshalb sei die Stadt eine Reichsstadt und von jedermann
dafiir gehalten.
11. Deshalb sei die Stadt auch schuldig, aile ordentlichen und
ausserordentlichen, gefreite und ungefreite Collecten und Con-
tributionen zu zahlen.
12. Dessenungeachtet habe die Stadt eingewandt, dass ein Bischof
von Metz sie zu den Reichsanlagen heranziehe und sie deshalb
direkt zu geben nicht schuldig sei.
13. Der Bischof habe sich das bisher unerwiesenen Rechtens
unterstanden und angemasst.
14. Solches habe sich vom Bischof nicht gebiihrt und geziemt zu,
Schmâlerung des Reichs.
1 5. Ailes Vorstehcnde sei am Kammergericht ein gemein Geschrei
Leumund und Geriicht (d. h. es sei allgemein bekannt, no-
torisch).
Der Schlussantrag des Fiskals geht dahin, das Gericht moge er-
kennen,
dass die Stadt Kaufmannssaarbriick ohne Mittel eine Reichs-
stadt sei, derwegen aile Anschliige des Reichs zu zahlen
schuldig sei und dass dem Bischofe von Metz ewiges Still-
schweigen auferlegt werde ; oder aber wenn der Bischof wider
Erwarten sein Recht erweise, dass letzterer verurteilt werde,
die Anschliige fur Saarburg zu zahlen.
In dieser ersten Sitzung vom 1. Juni 1549 ist zwar der Bischof,
nicht aber die Stadt vertreten, und erst am 31. August 1549 erscheint
ein Rechtsanwalt (v. Kaden) namens des Ilerzogs von Lothringen
und i'iberreicht eine Protestation (protestatio et supplicatio) des Inhalts:
Die Stadt Saarburg gehore zum Herzogtum Lothringen
und konne nicht vor das Kammergericht gezogen werden nach
dem mit dem Kaiser getroffenon Vergleiclio (von 1542). Die
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- â4à -
Frage, ob die Sladt particulare dem Reiche zu steuern habe,
gehôre nicht zu den zwei dem Reichsgericht im Vergleich reser-
virten Sachen, ausserdem stecke der Beitrag von Saarburg
wie von andern lothringischen Stâdten schon in dem vom
Herzog iibernommenen Teile der Beitrâge, nur dem Herzog
und dessen Gerichlen stehe es zu, zu entscheiden, ob und
was von jenem Teile auf Saarburg falle, das notorisch eine
lothringische Stadt sei; der Prozess sei also ein Bruch des
Vergleichs, ailes was geschehen, sei nichtig, und Lothringen
werde sich an den nâehsten Reichstag wenden, was gern
vermieden werde, da niemand uber das Herzogtum zu Recht
erkennen kônne, als nur der Herzog selbst.
Am 18. Januar 1550 antwortet dann der lothringische Anwalt
auf die Klageartikel und am 8. Mârz ebenso der Anwalt des Bischofs,
naturlich beide die Klageartikel des Fiskals verneinend. In der gleichen
Sitzung vom 8. Mârz 1550 iibergiebt der Metzer Anwalt seine Articuli
defensionales in 46 Sàtzen und zwar:
1. Die Stadt sei von Alters her ein Glied des Stiftes Metz.
2. Die Stadt erkenne den Bischof von Metz als ihren rechten,
naturlichen Herrn.
3. Die Obrigkeit der Stadt stehe geistlich und weltlich dem Bischofe
von Metz zu.
4. Bischof sei in Possession der Obrigkeit seit 10, 20, 30, 40,
50, 100 und mehr Jahren.
5. Die Stadt sei pflichtig, dem Bischof von Metz als ihrem Herrn
zu schworen und zu huldigen.
6. Weiland Bischof Conrad von Metz habe den Herrn Jorg Mark-
graf von Baden zum Coadjutor gewâhlt.
7. Jorg von Baden sei nach dem Tode des Conrad Administrator
des Stiftes geworden.
8. Die Saarburger haben anno 1459 dem Markgrafen Georg als
Verwalter des Stifts Eid und Huldigung geleistet.
9. Ueber dièse Huldigung sei ein Brief mit Stadtsiegel vorhanden.
10. In dem Briefe bekennen die von Saarburg, dass sie zu dem
Stift Metz gehoren und Eid und Huldigung leisten miissen.
11. Dass ein Bischof von Metz Oberherr in Saarburg sei und
Saarburg ohne Mittel dem Stift unterworfen, gehe daraus her-
vor, dass weiland Johann, Bischof von Metz, anno 1229 be-
stimmt habe. was die Stadt zu thun und zu leisten habe,
Stadtsatzung gemacht habe undOrdnung und Mass gegeben habe.
16*
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— 244 —
12. Die von Saarburg haben sich dieser Salzung nicht geweigert.
13. Haben solche vielmehr gutwillig angenommen und erkennen
sich sehuldig, derselben noch jetzt nachzuleben.
14. Unrichtig sei, dass Saarburg sich selbst Satzung machen konne.
15. Vor Zeiten hâtten die von Saarburg sich dem Stift Metz zu
entziehen unterstanden und den Bischof als ihren Oberherrn
nicht anerkennen wollen.
16. Deshalb seien dieselben durch Bischof Konrad vor dem Reichs-
hofgericht zu Konstanz verklagt.
1 7. Hofgerichl habe darauf erkannt, dass die Stadt bischoflich und
dass der Bischof Herr sein und bleiben solle.
18. Gegen dièses Urteil sei nicht appelliert und dasselbe habe als
res judicata Kraft erlangt.
19. Vor alten Zeiten hîilten die von Saarburg sich ausserhalb des
Stiftes Metz in Schntz und Schirm der Herren von Finstingen
de facto begeben.
20. Kaiser Karl IV. habe solche Handlung anno 1357, als dem
Stift Metz nachteilig, dem Saarburg eigentiimlich zugehore,
kassiert und aufgehoben.
21. In diesem Rescript habe der Kaiser mit ausdriicklichen Worten
anerkannt, dass die Stadt weltlich und geistlich allein der
Jurisdiction des Stiftes unmittel unterworfen sei.
22. Diesen Worten sei von wegen kaiserlicher Majestnt und Hoheit
volliger und ungezweifelter Glaube zuzumessen.
23. Daraus dann folge, dass ein Bischof von Metz der Oberherr
der Stadt Saarburg und letztere als Glied des Stifts demselben
onmittel angehorig sei.
24. In den Reichsabschieden sei heilsamisch und billig vorgesehen,
dass jeder Stand bei seinen Rechten und Gerechtigkeiten, auch
altem Herkommen gelassen werde.
25. Die Stadt sei nicht eine Reichsstadt und nicht dem kaiserlichen
Reich onmittel unterworfen.
26. Der kaiserliche Fiskal-Prokurator habe etliche Maie die Stadt
wider Recht und Herkommen in die Reichsanschliige gezogen.
27. Fiskal habe deshalb vor dem Kaiserl. Kammergericht Klage
eingelegt.
28. Dio Stadt habe sich dann jedesmal an den Bischof, als an
ihrcn Oberherrn. mit Bitte um Vertrelung gewendet.
20. Bischof habe dann jedesmal auf den Prozess sich eingelassen.
30. Dio von Saarburg hatlen nie Reichssteuern erlegt oder gegeben.
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— 245 —
31. Daraus folge, dass die von Saarburg keine Reichsanlagen zii
geben schuldig, selbst wenn sie dem Slifte Metz nicht zuge-
hôrten.
32. Die Sladt sei bei ihrer Liberlât zu belassen, da es unge-
zweifelt, dass sie dem Stift Metz onmittel unterworfen.
33. Die Stadt sei seit undenklicher Zeit in ruhiger Possession vel
quasi ihrer Libertat.
34. Dessen ungeachtet habe sich das Stift erboten, auf jiingstem
Reichstag zu Augsburg wegen kiinftiger Anschlàge mit den
Reichsstânden zu unterhandeln.
35. Das sei mit dem Beding geschehen, dass die Freiheit vorbe-
halten bleibe, wenn ein Vergleich nicht erzielt werde.
36. Der Reichstag habe beschlossen, dièse Angelegenheiten des
Stifts Metz an die Kommissarien im rheinischen Kreise zu
verweisen,
37. so dass zu nàchstem Kreistag des Stiftes Gesandten mit den
Kommissarien verhandeln sollten,
38. inzwischen der Fiskal aber gegen das Stift Metz nicht weiter
prozessieren soUe,
39. dass das Stift seine Gesandten zum Kreistag geschickt habe,
40. welche dort um weitere Verhandlung nachgesucht,
41. wozu die Kreisstânde Befehl gehabt.
42. Vergleich sei nur aus Mangel der Kommissarien nicht abge-
schlossen, ohne dass das Stift an seinem Fleiss etwas er-
winden lassen.
43. Fiskal kônne demnach jetzt nicht procedieren, solange Stift
Vergleichsverhandlung wolle.
44. Des Stifts Gesandte hàtten Vergleich aufs Hôchste befordert.
45. Fiskal kônne deshalb jetzt nicht prozessieren, wie denn auch
in einem anderen Prozess vor dem Kammergericht, die Unter-
haltung desselben seitens der 3 Stifter Metz, Toul und Verdun
betreffend, am 14. Januar 1550 ausgefiihrt sei, worauf Bezug
genommen werde;
46. da Saarburg ein Glied des Stifts, so kônne Fiskal auch nicht
gegen die Stadt procedieren.
Der Schriftsatz schliesst mit der Bitte, zu erkennen, dass die
Stadt dem Stift unmittelbar unterworfen und Reichsanlagen zu geben
nicht schuldig sei.
Nach lângeren Verhandlungén ijber dio vorgebrachten Vollmachten
— der herzogliche Vertreter musste auch VoUmacht der Sladt bei-
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bringen — und ûber die Frage, ob die Klageartikel formell richtig
beantwortet seien, iiberreicht der Fiskal am 10. Januar 1551 Excep-
tiones contra praetensos articules defensionales, nimmt darin als geslândig
an, was ihm dienlich, weist dagegen ab, was gegen die Hoheit des
Reiches gerichtet sei, und widerspricht den einzelnen Satzen ausdrûcklich.
Am 5. September 1551 ubergiebt dann der Metzer Anwalt eine
Replik, welche wiederum die Behauptungen des Fiskals als unrichtig
bezeichnet. Nachdem noch im gleichen Jahre mehrere, lediglich for-
melle Sitzungen statlgefunden haben, ruht der Prozess bis 1554, in
wclchem Jahre am 30. Juni nun auch der Lothringer Anwalt seine
natiirlich die Klageartikel ablehnenden Defensionales ubergiebt, sich zu
deren Beweise erbietend. Der Inhalt derselben wird weiter unten bei
der Beweisaufnahmc mitgeteilt werden. Der Metzer Anwalt erbittet
wegen der Kriegslâufe weitere Frist, der Bischof musse erst zur Auf-
nahme seiner Beweise Kommissare suchen, welche der deutschen
Sprache mâchtig seien, da doch wohl nicht werde gestattet werden,
lateinisch zu verhandeln. Das Jahr 1555 verstreicht lediglich mit for-
malen Sitzungen. Am 14. Màrz 1556 ûberreicht der Fiskal dem Ge-
richt, das inzwischen vorûLergehend nach Esslingen gelegt war, Res-
ponsiones auf die Defensionales und fûhrt aus, die Sache sei zwar
gegen den Bischof von Metz rechtsanhângig, des Kaisers Majestat habe
ihm aber auf Anhalten der Lothringer Vormiinder (Herzogin Christine
und Graf Nikolaus von Lcthringen fiir den minderjahrigen Herzog Karl)
auf dem Augsburger Reichstage von 1551 durch Rescript (welches im
Original mit eigenhândiger Untorschrift Karls V. und Siegel den Akten
beigefiigt ist) befohlen, auch die Vormiinder wegen ihres angcmassten
Interesses im Prozesse zuzulassen. Er verneint dann die Behauptungen
des Gegners und verlangt deren Beweis. Der Metzer Vertreter bean-
tragt wiederholt langere Frist wegen der Kriegsunruhen, der Bischof
habe aile zum Beweise nôtigen Urkunden in Metz bergen lassen,
welche Stadt jetzt von dem Kônige von Frankreich eingenommen sei,
und die bischôUichen Beamten in Vie kônntcn schon seit vier Jahren
sich nicht uber eine Viertelmeile von der Stadt entfernen, auch kônnten
jetzt Beamte nicht reisen, wenn sie nicht von 300 oder 400 »Kûrissem«
begleitet seien, im nàchsten Jahre werde voraussichtlich ein neuer
Bischof ernannt sein und hoffentlich Friede zwischen dem Kaiser und
dem franzosischen Konige hergestellt sein.
Im November 1556 werden seitens der Lothringer Vertreter die
Prokuratoren Waderos und Rudolf von Ensisheim als Kommissare ziir
Aufnahme der Lothringcn obliegenden Beweise und im Mai 1557 die
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— 247 -
Herren Philipp v. Niedbriicken, Amtmann zn Homburjr, Bernhard
Wolflin, nassaulscher Rat, und Johann Streiï, Kellner in Saarwerden,
als Metzer Kommissare fiir die dern Stifte Metz obliejîende Beweis-
aufnahme bezeichnet und 1558 vom Geriehte bestatigt. Im Jahre 1559
bat dann der Metzer Kommissar StrelT versucht, die Beweisverhand-
lungen vorzunehmen, ist aber damit klilglich geseheitert, indem die
zuerst nach Saarburg, sodaun nach St. Nabor (St. Avold), ferner nach
Finstingen und endlich zweimal nach Buckenheim geladenen Zeugon
auf Betreiben des herzoglich lothringischen Rates Nie. de TEscut (in
einem deutschen Schriftsatze auch Niclaa von Schildt genannt) jede
Aussage verweigern, da solche ihnen vom Herzoge verboten sei. Der
Kommissar berichtet, dass er nur deshalb das schon vorbereitete
Strafmandat wegen Ungehorsams nicht publiziert habe, weil der herzog-
liche Vertreter ihn bedroht habe, dass gegebenen Falls der Herzog
sich an seiner, des Streff, Person, Habe und Gut schadlos hailen werdo.
Der Kommissar erlàutert sein ganzes Vorgehen in eingehendem, weit-
làufigem Berichte.
Im April 1560 iibergiebt dann der Fiskal seinerseits eine Pro-
bationsschrift und tràgt darin vor:
Beide Gegner, Metz und der Herzog, seien nicht gestandig,
sondern wollten jeder die Stadt dem heiligen Reiche entziehen.
Dagegen stehe fest,
dass die Stadt in des Reiches Archiven und Kanzleien ein-
geschrieben sei,
dass glaubhafte kosmographische Historienbiicher von dieser
des heiligen Reiches Stadt Saarburg im Westrich ausdriicklich
als unmittelbar zum Reiche gehorig Krwàhnung thun,
dass die Stadt bei den Nachbaren als Reichsstadt landkundig
sei und letztere anderes von ihren Vorfahren nie gehort;
deshalb konnten die ersten 2 Klageartikel nicht verneint werden.
Die Stadt sei auch zu den Reichstagen immer geladen, so
dass Schultheiss, Biirgermeister imd Rat das Gegenteil nicht be-
schworen wurden.
Es sei richtig, dass die Stadt auf den Reichstagen nicht er-
schienen, aber sich durch den Bischof von Metz oder den Herzog
von Lothringen habe vertreten lassen.
Wegen des 5. Arlikels berufe er sich darauf, dass Kaiser
Maximilian auf dem Reichstage zu Worms 1495 verordnet habe,
aile Register und Lehnbûcher des Reichs zusammen zu bringcn.
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— 248 -
imd dass auf dem Reichslag zu Augsburg 1500 verordnet, die
Reichsstânde, die nicht erschienen seien, vor das Reichsregiment
nach Niirnberg zu laden und zu gebuhrlichem Gehorsam zu
mahnen.
Wenn der Bischof von Metz sich rûhme und durch seinen
Anwali behaupte, dass die Stadt Saarburg dem Stifte Metz unter-
worfen sei, so sei dem kein Glauben zu schenken.
Ebenso verhalte es sich mit dem Anspruche des Herzogs
von Lothringen, vielmehr sei glaubhaft berichtet, dass die dem
Reiche unmittelbare Herrschaft Finstingen sich vor einiger (weilcher)
Zeit der Stadt Saarburg von des heiligen Reichs wegen
mit Schutz und Schirm angenommen, nun seien die Herren aus-
gestorben und Finstingen auf die Rheingrafen gefallen und auf
noch andere ritterliche Reichsgeschlechter, die aile erblich an
Finstingen Besitz haben und sich des gedachten Schutzes und
Schirmes nicht sonderlich angenommen hâtten, was doch ailes
unwidersprechlich darauf schliesse, dass die Stadt Saarburg nicht
demBischofe oder Herzog, sondern unmittelbar dem Reiche zugehôre.
Zu Art. 6, 7, 8 beruft sich Fiskal darauf, dass die Ordnung
des heil. Reichs, die alten Reichsabschiede und die Verzeichnisse
der Reichsstânde die Stadt enthalten.
Art. 9 werden die KammergerichtsprotokoUe ausweisen, dass
die Stadt in den Anlagen begriffen sei.
Art. 10 und 11 seien damit wahr gemacht, somit habe die
Stadt ihren Anhang ohne Mittel zum Reiche und habe dabei zu
verbleiben und sei schuldig zu zahlen, woraus folge, dass etwaige
Schutz- und Schirmhandlungen des Bischofs oder der fdrsthchen
Durchlauchtigkeit zu Lothringen nur de facto geschehen seien.
Die Stadt sei auch nicht befreit von Anschlâgen, sondern das
Reich in possessione vel quasi coUectandi und die Stadt sei zu
zahlen schuldig.
Wenn die beiden Gegner, Bischof und Herzog, Anspruch er-
heben, so widerspricht der eine dem andern und wenn sie jetzt ihre
Behandlungen beweisen wollen, so behalte sich Fiskal vor, da-
gegen das Gebûhrliche protestierend vorzubringen.
Der Fiskal beantragt demnach, nach Inhalt seiner Klage zu
erkennen, und selbst wenn einer der Gegner zu einer Exemption
(Steuerfreiheit) befugt sein soUte, dass dann das die Stadt nicht
beriihre. dieselbe vielmehr dem heiligen Reiche verbleibe und zu
zahlen schuldig sei.
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— 249 —
Am 17. August 1560 ûbergiebt dann der Lothringer Vertreter eine
verschlossene Schrift, deren Erôffnung er aber eiristweilen auszusetzen
bittet. Es ist dies der von den Ensisheimer Beamten fiir Lothringen
aufgenommene Beweis, der einen besonderen Band von 772 Folioseiten
mit zahlreichen Anlagen bildet.
Von September 1560 an wird dann daruber verhandelt, was auf
den missgluckten Melzer Beweis zu thun sei, und endlich beschliesst
1561 das Gericht, die seitens Metz vorgeschlagenen Zeugen direkt nach
Speyer zu laden, um sich hier wegen ihres Ungehorsams zu verantworten,
ihnen auch zu befehlen, neuer Ladung des Kommissars Slreff Folge zu
ieisten, endlich dem Herzog von Lothringen bei hoher Strafe (50 Mark
Goldes) aufzugeben, die Zeugen nicht zu hindern. Die erfolgte Zu-
stellung dièses Gerichtsbeschlusses an die Zeugen in Saarburg, sowie
an des Herzogs Vertreter in Nancy (zugestellt dem Schreiber des Herrn
V. Hassonvil, Namens Glade, auf der Schwindel-Stege vor des Herrn
V. Hassonvil Gemach) ist bei den Akten. Zu einem weiteren Beweis-
verfahren fiir den Bischof ist es aber nicht gekommen, weil am
15. Juni 1562 des Bischofs Anwalt anzeigt, dass der Bischof aile Hoch-,
Ober- und Gerechtigkeit an der Stadt Saarburg dem Herzoge von
Lothringen ûbergeben und abgetreten habe. Er beantragt deshalb Ab-
weisung der Klage gegen den Bischof, der Fiskal dagegen, und wohl
mit Recht, Urteil, dass fortan der Bischof fur ewige Zeiten in dieser
Sache stillzuschweigen habe. Im Januar 1 563 wird dann das Lothringer
BeweisprotokoU publiziert und dièses im Juli 1563 dem Fiskal zugestellt.
Damit schliesst der eigentliche Prozess. Bei den Akten befindet
sich aber noch ein eigenhândig unterzeichnetes Schreiben des Kaisers
Rudolf IL vom 6. Marz 1601 an den Fiskal, in welchem auf Grund
einer beigefûgten neueren Beschwerde des Herzogs Karl von Lothringen
daruber, dass der Fiskal fortfahre, von Saarburg Reichsbeitrâge zu
fordern, Bericht verlangt wird. In dem hierauf erstatteten Berichte
an den Kaiser vom 5. April 1601 fiihrt dann der Fiskal aus:
Der Prozess habe 1549 begonnen, seitens des Fiskus sei aber eine
schlechte Probationsschrift iibergeben, welche durchaus nicht bewiesen
sei ; die vernommenen Zeugen hàtten hochstens ausgesagt, dass sie von
den Alten gehôrt hâtten, Saarburg sei etwa vor Zeiten Reichsstadt ge-
wesen, gehore aber seit ûber Menschengedenken zum Herzogtum und
habe dem Reich unmittelbar nie einen Heller bezahlt, quasi possessio
sei also zuzugestehen. Das Reich stiitze sich nur auf die Reichsmatrikel
von Worms vom Jahre 1521, in welcher die Stadt zu 2 zu Ross
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~ 250 —
iind 9 zu Fiiss angelegt sei, konne aber keinen einzigen acius posses-
sorius der erhobenen Sleuer nachweisen, jedenfalls sei Saarbiirg im
Westreich als Schliissel und Vormauer des Landes I^otbringen seii
Menschengedenken von aller Steuer befreit und in quasi possessione
liberlatis. Es sei niclit zu ersehen, wie dièse ûber Menschengedenken
dem Herzogtuni Lothringen zustândige Stadt dem Reiche eontribuiren
solle; wie in possessorio, so sei auch in petitorio nichts zu erhalten,
da die Stadt nie contribuirt und deshalb naeh dem Regensburgischen
Reichsabschied von- 1548 bei freiem Sitz unturbirt zu lassen sei. Des-
halb, weil inan im geringsten nicht fundirt sei und anders nicht denn
endliche Verlustigung zu erwarten habe, sei man, um Schimpf, Spott
und Schanden zu verhûten, bei Zeiten von dieser baufâlligen Sache
abgestanden und habe dieselbe tacite fallen und sitzen lassen.
Cum laudandus sit animus lites execrantis et sibi in
tempore prospicientis, id tenta quod potes, ne ponderis onere
pressus succumbat labor et frustra tentata relinquas.
Der Fiskus habe dem umsomehr nachgelebt, als der Vertrag mit
Lothringen auf dem Reichstag zu Nûrnberg anno 1542 die Ansprûche
des Reichs ganz und gar zu Boden stosse, indem die Eigenschaft von
Saarburg als Reichsstadt und mehrmalige Zahlung von Reichsanlagen
nicht zu erweisen sei.
Nur um des Reiches Praesumtion zu wahren, habe er bei jeder
Gelegenheit und insbesondere nach Beschlussfassung ïiber Turkenhûlfe
auf den Reichstagen von 1594 und 1598 die Stadt Saarburg ad videndum
vor das Kammergericht geladen, auf Excipiren der Gegenpartei duplicirt,
auf Repliciren tripliciret, habe aber schlechte HofTnung etwas zu erhalten,
da kein aetus possessorius perceptarum collectarum vorhanden, auch die
Stadt nie auf Reichstagen erschienen, Session und Votum gehabt, Reichs-
hiilfe ihresteils bewilligt und jemals erlegt habe.
Der Kaiser moge nun ermessen, was zu thun sei, wenn er in
seiner Kanzlei nicht andere Beweismittel habe, so werde im Recht
nichts zu erhalten sein.
Die Namen Saarburg und Saarbruck wurden durchcinander ge-
braucht und man konne nicht wissen, welche Stadt in der Reichs-
matrikel gemeint sei.
Er habe aile Akten und Urkunden gelesen, aber nicht eines nestel-
werths Beweises gefunden, deshalb billig die Stadt unturbirt zu lassen.
Seitdem scheint die Stadt wegen der Reichsanlagen nicht \veiter
in Anspruch genommen zu sein.
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— 251 "
Aus dem Ausgango des Prozessverfahrens erhellt schon, dass aueh
in dem Beweisverfaliren vor den Ensisheimer Beamten irgend welche
Anhaltspunkte dafur, dass die Stadt jemals Reichsstadt gewesen, wie
ja denn auch nach unserer heuligen Kenntnis nicht anders zu erwarten
war, nicht zu Tage gelrelen sind. In der That bieten denn dièse
Beweisverhandlungen fiir die Behauplung des Fiskals weiter nichts,
als dass einige altère Personen von Dritten geluirt haben wollen, dass
man frûher erzâhlt habe, die Stadt sei vor alten Zeiten reichsunmittelbar
gewesen, dass femer die Stadt in einem neueren gedruekten Werke
als Reichsstadt genannt werde, ohne dass es noch feststehe, ob damit
die hier in Frage kommende Stadt oder eine andere gleichen Namens
geineint sei.
Dagegen bat das Beweisverfahren das négative Ergebnis gehabt,
dass die Vertreter des Herzogs mit viel Geschick sowohl durch Zeugen-
aussagen als dureh eine grosse Anzahl beigebrachter Urkunden und
endlieh durch den Augenschein in Saarburg selbst den voUen Beweis
dafiir erbracht haben, dass thatsàchlich die Stadt schon lange unter
der Botmâssigkeit der Herzôge stand.
Endlieh ist das Beweisverfahren aber auch fi'ir die Geschichte
der Stadt von Bedeutung, indem durch die Verbriefung in dem Beweis-
protokoUe uns mancherlei Thatsachen und Vorgiinge erhalten sind,
deren Kunde ohnedem wohl verloren gegangen sein wiirde. Deshalb
bietet dièses ProtokoU aueh heute noch ein lebendiges Interesse.
Das Beweisverfahren schliesst sich sachlich streng an die bereits
erwàhnten, von dem Lothringer Anwalte am 30. Juni 1554 eingereichten
Defensional-Artikel an, deren Wortlaut in 25 Punkten der folgende ist *•
Zunâchst wird Protestation gegen Gericht erhoben, der Ilerzog
will sich nur soweit eingelassen haben, als er zu thun schuldig ; Klàger
miisse erst beweisen, dass die Stadt schuldig ; jedenfalls sei dieselbe in
quasi possessio libertatis; zum Ueberfluss stellt er folgende Sâtze auf
1. Dass Fiscal ausdriicklich Biirgermeister und Rat der Stadt
Kaufmannssarbruck verklagt habe.
2. Die Stadt in Lothringen heisse nicht Kaufmannssarbruck,
sondern einfach Sarbiu^g.
3. Die Stadt habe niemals einen Biirgermeister, sondern stets
einen Schultheiss und Rat gehabt und noch.
4. Es gebe viele Stàdte, die Sarburg und Sarbruck heissen und
unterschiedlich seien.
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— 252 —
5. Schultiieiss und Rat von Sarburg seien nicht geladen, sondern
nur Bûrgermeister und Rat.
6. In der Reiehsordnung sei vorgesehen, dass allein die in des
Reichs Anschlâgen zu begreifen, welche keiner andern Herrschaft,
sondern dem Reich unmiltelbar unterworfen.
7. Die Stadt sei von Alters her denn Herzogtum Lothringen in-
corporirt und einverleibt.
8. Die Stadt habe dem Herzog als ihrem rechten Herrn geschworen "
und erkenne ihn noch als solchen.
9. In der Stadt habe der Herzog allerlei hohe luid niedere Ober-
keit, Buss und Frevel und allein die Delinquenten zu begnadigen.
10. In der Stadt habe der Herzog einen besonderen Amtmann, der
dort zu gebieten und verbieten habe.
11. Die Biirger zu Sarburg halten sich fiir lothringisch.
12. Haben allezeit und noch dem Herzog als einzigem Herrn in
Krieg und sonst als Unterthanen zu dienen und das gethan.
13. Herzog hatte und hat in der Stadt aile Ringmauern, Tlirme
und Posten inné.
14. An den Stadtthoren standen immer und noch nur die alten
lothringisehen Insignia und sonst kein ander Wappon.
15. Die Stadt hat aile Freiheiten vom Herzog und kein andre als
lothringische Fâhnlein.
16. Die Stadt hat aile Lehen von Lothringen und weder Stimme,
noch Stand, noch Lehen vom Reiche und ist nie Reichsstadt
gewesen.
17. Die Stadt ist Eigentum des Herzogtums Lothringen und in
dessen Anschlâgen begriffen.
18. Wer nicht in den Anlagen und Zahlregister angeschrieben, ist
auch zu zahlen nicht schuldig.
19. Stadt steuert nur dem Herzog und hat nie dem Reich Steuer
gegeben.
20. Nach neustem Augsburgischem Abschied seien diejenigen, so hievor
eine Anlage nicht gezahlt haben, als in possessione vel quasi
possessione libertatis vor endlichem Austrag der Sache zu
Zahlung nicht anzuhalten.
21. Die Stadt Sarburg habe nie etwas gezahlt und sei also in
possessio vel quasi libertatis.
22. Herzogtum Lothringen habe sich mit der Kaiserl. Majestàt und
Reichsstânden hierïiber schon vereinigl.
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— 25:î —
23. In diesem Vertrag sei das Herzogtum mit allem Zugehor, als
ein frei imeingezogenes Herzogtum anerkannt.
24. Das Herzogtum mit allem, was dazu gehôrt, sei laut dièses
Vertrages mit Ausnahme eines besonderen Falles von der
Jurisdiction des Reichs ganz quit, ledig und los.
25. Da die Stadt ein Zubehor des Herzogtums, so kônne Prozess
nur gegen das Herzogtum gerichtet sein.
Demgemàss werde beantragt : Zu erkennen, dass die Stadt
nicht Kaufmannssarbruek, sondern Sarburg genannt, dem Herzog-
tum Lothringen unmittelbar als Glied angehore und gar nicht
dem Reiche unterworfen sei, in dessen Anschlâge nicht gehore
und nichts zu zahlen schuldig sei.
Diesen gegeniiber hat der kaiserliche Fiskal ausser 8 sogenannten
gemeinen Fragstûcken ûber Alter, Stand, Vermogen, Landesangehôrig-
keit, Bedeutung einer Zeugenaussage, Beredung, Verabredung und dergl.
noch 15 besondere Gegenartikel aufgestellt und zwar:
1. Ob die Stadt Kaufmanns-Saarbrûck an der Saar liège.
2. Ob die Gegend nicht Westerreich genannt werde, und die
Stadt Kaufmanns Saarbrùcken im Westerreich und nicht in
Lothringen.
3. Ob es eine Brûcke ûber die Saar gebe, nach der die Stadt
auch Kaufmanns Saarbriicken von etlichen Leuten geheissen
werde, und ob es eine andere Stadt Saarburg in Lothringen
gebe.
4. Woher und weshalb die Stadt den Zunamen Kaufmanns Saar-
briicken gehabt habe.
5. Ob die Stadt von den Biirgern und von den Nachbarn, von
Adligen und Andern als eine Stadt des heil. Rom. Reichs an-
gesehen werde und bisher gehalten sei.
6. Ob die Stadt in deùtschen Chroniken als eine Reichsstadt,
Kaufmanns Saarbruck in Westerreich, bezeichnet sei.
7. Ob nicht allein die Herzoge von Lothringen, sondern auch ein
Bischof von Metz und die Herrschaft Finstingen sich des
Schutzes und Schirmes und anderes an und in dieser Stadt
angemasst habe, ob Zeuge dariiber Urkunden gelesen oder gehort.
8. Ob nicht der Bischof von Metz selbst dem Herzoge von Loth-
ringen einiger Gerechtigkeit in der Stadt » nicht verstandig*
sei ; sich selbst Recht anmasse und die Stadt Kaufmanns Saar-
bruck nenne.
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— 254 —
9. Was Zeuge wisse ûber die angemasste Gerechtigkeit des Her-
zogs von Lothringen und des Bischofs von Metz in der Stadt
und woher und auf was Titel.
10. Ob Zeuge gehort habe, dass sowohl die Stadt selbst, als Kaiser,
Konig und Reich dem Herzog oder dem Stift Metz kein Recht
zugestehe.
11. Ob Zeuge in der Stadt keine Anzeichen kenne, wie Reichs-
adler, gemalt oder anders, welche beweisen, dass die Stadt
Reichsstadt sei.
12. Ob die Stadt nicht den Reichsadler als Insiegel fiir sich und
andere Gewerbe fûhre.
13. Ob Zeuge wisse, dass die Stadt von Alters her zu Reichs-
versammlungen wie andere Stàdte eingeladen und gefordert sei.
14. Ob Zeuge wisse, dass die Stadt sich auf solchen Versamm-
lungen habe vertreten oder entschuldigen lassen.
15. Ob Stadt nicht von Kaisern und Konigen Privilegien erhalten
habe und noch geniesse.
Ueber jeden einzelnen dieser zahlreichen Sâtze haben die Ensis-
heimer Beamten den Beweis zu erheben.
In ihrem dickleibigen Beweisprotokoll beginnen sie mit dem Be-
richte, dass sie, dem Auftrage des Gerichts folgend, sich am 4. Màrz
1560 nach Zittersdorf bei Saarburg, grâflich Salmscher und v. Lands-
bergscher Herrschaft, begeben haben. Sie bekunden dann, mit welcher
Eidesformel sie die einzelnen Zeugen verpflichtet haben, geben Abschrift
ihres reichskammergerichtlichen Auftrags sowie der Beweisartikel des
Herzogs und der Stadt, bekunden die an den Fiskal ergangene Mit-
teilung ûber die beabsichtigte Beweisaufnahme und geben Abschrift der
Antwort desselben und der von demselben aufgestellten Artikel, nehmen
die Vollmachten der Vertreter des Herzogs (Generalprokurator Bertrand
Hungari de Bernay und Rat Nicolas de l'Escut), sowie des Saarburger
Schultheissen Volmar und des Stadtschreibers Eber in das Protokoll
auf, ebenso Schreiben des ausgebliebenen Zeugen Deutsch-Ordens-
Comthur v. d. Fels, der ohne Befehl des Deutschmeisters nicht er-
scheinen will, und eines richterlichen Dekrets, worin die Beweisfrist
um einige Monate verlângert wird, und beginnen alsdann mit dem
Verhôr der Zeugen, deren 104 erschienen sind.
Da jeder einzelne Zeuge ûber jeden einzelnen Artikel gefragt
wird, also z. B. 104 Maie schriftlich bezeugt wird, dass die Stadt
Saarburg an der Saar liège, und da die Protokollierung so gewissen-
haft ist, dass, wenn ein Zeuge ûber einzelne Artikel nichts weiss, noch
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— 255 -
hinzugesetzt wird, dass ihm dann dariiber Stillschweigen auferlegt werde,
so ist es begreiflich, dass die Zeugenvernehmung allein 374 Seiten
einnimmt. Von den 104 Zeugen sind 3 Adlige und Beamte benach-
barter Herrschaften, 15 Burger aus Saarburg, 6 aus anderen Orten des
Herzogtums Lothringen, 1 aus dem Stifte Metz und die iibrigen Unter-
thanen des Bistums Strassburg, der Klôster Vergaville und St. Quirin
und der benachbarten Herrschaften der Rheingrafen, Leiningen, Nassau,
Oberstein, der Pfalzgrafen, Johanniterritter und der Herren von Fon-
tenoy, von Lûtzelburg, von Hassonville und von Sebach.
Aus dem Inhalte der Zeugenvernehmung sind vor allem die Aus-
sagen iiber die Rechte des Bischofs und des Herzogs in der Stadt be-
achtenswert. Fiinf Zeugen, darunter zwei Saarburger Burger, die
iibrigen Unterthanen der Rheingrafen, der Herren von Lûtzelstein und
Liitzelburg, sagen nahezu iibereinstimmend aus, dass Schultheiss und
aile Gerichtsleute in Saarburg Biirger der Stadt sein mtissen, der Herzog
habe Zwing und Ring sowie den GrifT, die Leute gefangen zu setzen,
die Bussen fur Frevel an den Thoren, von Naehtgesehrei und freiem
Markt und einen Zoll auf der Strasse; der Bischof aber habe den
Maulstreich und den Blutring, d. h. die Bussen von Schlâgereien und
die Execution der zum Tode Verurteilten, wâhrend wieder dem Her-
zoge allein die Begnadigung der Uebelthâter zustehe ; in der Stadt habe
der Schultheiss das niedere, der Herzog aber das hohe Gebot und
Verbot. Die Stadt musse dem Bischof 100 Mark und fiir jedes Haus
1 Simmer Hafer (Vogthafer) jâhrlich zahlen, sei dem Herzog gegentiber
steuerfrei, musse diesem aber Kriegsdienste leisten, aber auf des Her-
zogs Rossen. Dass dièse Dienste thatsâchlich geleistet sind, wird durch
Anfiihrung der auf Befehl und unter dem Herzog mitgemachten Kriegs-
ziige gegen Franz v. Sickingen, gegen das von den Saarburgern unter
dem Herzog gebrochene >Raubhaus« Windstein, gegen Drachenfels,
im sogen. Schafesserkriege bei St. Pilt, im Bauernkriege und in ver-
schiedenen Zugen gegen Metz und die Franzosen vor Metz bestatigt.
Mehrfach wird Saarburg geradezu als der Schliissel des Herzog-
tums, ohne welchen es um das Herzogtum iibel bestellt sein wurde,
bezeichnet, auch bezeugt, dass der Lothringer Landtag von Saarburg
stets beschickt werde, wie denn auch dem Herzoge, wenn er nach
Saarburg komme, die Schliissel der Stadt entgegen getragen werden
und jeder neue Herzog um Bestatigung der Stadtfreiheiten gebeten
werde.
Nach Abhorung der Zeugen folgt in dem Beweisverfahren eine
grosse Reihe von Urkunden, welche die Lothringer Vertreter zum Be-
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— â56 —
weis ihrer Behauptungen vorzeigen und welche stimllich in beglaubigter
Abschrift und, soweit der Urtext franzosisch ist, in deuischer Ueber-
setzung, denen nneist der franzosische Text als Anlage beigefiigt ist,
in das Beweisprotokoll aufgenonimen sind, wobei jedesmal derjenige
Artikel der Beweissâtze bezeichnel ist, ftir dessen Bewahrheitung die Ur-
kunde vorgebracht wird. Die Urkunden dienen deshalb zum Teil fur reeht
nebensiichliche Fragen, z.B.obdie Stadt Saarburg oder Saarbruck genannt
werde, ob sie einen Burgermeister oder Schultheissen habe und dergl.
mehr. Nichtsdestoweniger ist vielfach der Inhalt der etwa 130 Urkunden
von sachliehem Interesse fur die Lokalgeschichte der Stadt. Der Zeit
nach verteiien sich die Urkunden auf die Jahre 1241 bis 1556.
Die âlteste Urkunde (in lateinischer Sprache) verbrieft eine After-
pachtung von der Abtei zu Neuweiier gehôrigen und der Abtei Beaupré,
Diocèse Toul, zur Nutzung uberlassenen Gûtern in Hilbesheim, Rieding
und Herlendingen an Siegfried von Herlendingen und die Briider Albert
und Hey von Hilbesheim, und war mit dem Stadtsiegel von Saarburg
(Sarebone) versehen, welches denn auch einer zweiten, dieselbe Pachtung
betreflenden , von Albert, Gottfried und Gerwald v. Ereldingen im
Jahre 1317 ausgestellten Anerkennungsurkunde angehângt ist.
Eine Urkunde von 1247 uber Ackerverkauf in Vritingen und
Bubelshowen, ebenfalls mit Stadtsiegel (sig. uiiiversitatis civium de
Sarburch), erwâhnt bereits einen Schultheiss Wipert (scultetus), Schôffen
(scabinus) und Geschworene (jurati).
Die Uebertragung des Patronatsrechts der Kirche zu Saarburg von
den Herren von Saarwerden auf Dekan, Kapitel und Kanoniker dieser
Kirche (decano, capitulo et canonicis), welche von Bischof Jacob an
dieselbe gesetzt worden sind, bezeugt eine Urkunde des Klerikers
und Pastors der Saarburger Kirche, Fridericus de Sarwerde, vom
20. Februar 1258, ausgestellt in Gegenwart dreier Briider des Deutsch-
herrn-Hauses, des dominus Rudengerus miles de Sarwerde, des Procu-
rator de Sarburg, des Schultheissen und anderer, und die bischofliche
Genehmigung dieser Uebertragung durch Bischof Johann von Flandern
ist in einer Urkunde von 1280 verbrieft, die zugleich dariiber Aus-
kunft giebt, dass Friedrich v. Saarwerden seine Stelle aufgegeben hat,
um sich zu verheiraten.
Aus dem XIV. Jahrhundert ist eine Bulle des Papstes Clemens, ge-
geben zu Avignon am 2. December im 8. Jahre seines Pontifikats, also
entweder von 1312 (Clemens V.) oder von 1349 (Clemens VI.) oder
vielleicht sogar von 1385 (Clemens VIL), intéressant, in welcher der
Dekan der Metzer Kirche beauftragt wird, die Giitervergebungen von
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- 25^ —
Dekan und Kapitel der Kirche von St. Stephan in Saarburg zu unter-
suchen und die unrechtmâssiger Weise hinausgekommenen Giiter der
Kirche zuriickzugewinnen.
Ausser der Stephanskirche, liber welche noch mehrere andere Ur-
kunden Auskunft geben, erhalten die Urkunden Nachriehten iiber die Si. Ni-
colaus-Kirche (Ablassbrief eines pâpstlichen Nuntius von 1480), uber die
Elenden-Kapelle, die Deutsehherrn, die Minderbruder Sti. Francisci, die
Klosterfrauen Predigerordens auf dem Weyer (de vivario), iiber Beghinen,
Klostergut von Hessen, von Weidersdorf (Vergaville) und von Lixheim.
Als Deutsch-Bellis, Oberbeamte der Herzoge in Deulsch-Loth-
ringen, werden erwâhnt: Wernher von Flevil, Friedrich von Flers-
heini, Dietter von Leiningen, Jacot de Haracourt und PhiUpp von Daun
und Oberstein ; als Statthalter und Amtmànner der Herzoge in Saarburg
selbst: Egenolf von Liitzelburg 1468 und 1470, Volmars Hannsen von
Dieuze 1480 und 1483, Heinrich von Lutzelburg 1489 bis 1492,
Phiiipp von Heringen 1503 bis 1508 und 1532, Friedrich von Liitzel-
burg 1508 — 1531 und wiederum 1538 — 1550, Junker Wolfgang Stein-
furt 1533 und 1537, CoUin Ferber als Amtsbefehlshaber 1538, Bern-
hard von Liitzelburg, Sohn Friedrichs, mit dem Vater seit 1544 und
selbstândig 1553, zu welcher Zeit er in der St. Nicolaus-Kirche dem
Schultheiss den ûblichen Eid leistet und darauf von diesem namens
der Stadt den Gehorsamseid entgegennimmt.
Von den Herzôgen werden Johann v. Calabrien und dessen Sohn
Nicolaus nur in einer Urkunde Renés II. erwâhnt, wâhrend selbstândig
Urkunden, und zwar in grosser Zahl (ca. 50), ausgestellt haben die Her-
zoge: René IL, Anton, Franz und die Vormunder fur Karl IL, Her-
zogin Christine von Danemark und Mailand und Graf Nicolaus von
Vaudémont. Es fehlt auch nicht eine vollstândige Abschrift des Niirn-
berger Vertrages von 1542 zwischen Kônig Ferdinand und dem Herzog
iiber die Stellung des Herzogtums zum Reiche und eine Bestâtigung
derselben durch Kaiser Karl V., d. d. Briissel, 4. JuH 1549. Ein be-
sonderer herzoglicher Notar in Saarburg mit des Herzogs >Tabellions-
siegel« ist von 1468 an durch eine Reihe von Urkunden nachweisbar.
Aus allen diesen Urkunden geht die thatsâchliche Ausubung der Hoheits-
rechte hervor. Nicht nur bestâtigen und erweitern die Herzoge darin die
Freiheiten der Stadt, laden dieselbe auf ihren Landtag, fordern Steuern
und Abgaben, auch von der Kirche die preces primarias, d. h. das
Recht der Besetzung der ersten nach dem Regierungsantritt frei wer-
denden Pfrunde, sondern sie gebieten auch iiber die Bewachung der
Thore und Mauern, iiber Einlass und Durchzug fremder Kriegsknechte,
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— 2Ô8 —
ûber Umgiessen einer alten Kanone (Karlhaune), und endlich greifen
sie in die Rechtsprechung ein, gebieten und verbieten weitere Prozess-
fiihrung, treffen Anordnungen iiber die Besetzung des Gerichts und
sprechen in zahlreichen Fiillen Begnadigung fiir Vergehen und selbst
schwere Fâlle von Totschlag u. dergl. aus.
Dass die Stadt, wie bekannt, zur Zeit der Eroberung des Herzog-
tnms durch Karl den Kiihnen von Burgund dem Herzoge treu blieb,
bezeugt die vergebliche Ladung des burgundischen Statthaliers (Deutsch-
Bellis) 1475 und 1476, welche dreimal wiederholt wird, und in ehren-
vollster Weise der 1476 vom Herzog René der Stadt erteilte Gnadenbrief,
welcher ausdrûcklich erwâhnt, dass Saarburg allein von allen Orten des
Herzogtums bei der Einnahme des Landes durch den Herzog von Bur-
gund treu geblieben sei, und dass er von Saarburg aus das Herzogtum
wieder erobert habe, aus Dank fur die brave Haltung Saarburgs bestâ-
tige er daher nicht nur des Herzogs Johann Freiheitsbrief, sondern
bestimme ferner, dass aile Einwohner und Einwohnerinnen der Stadt
fiir aile Zeit von allen Zollen in ganz Lothringen frei sein sollen, mit
dem Rechte, liberall im Lande zu kaufen und zu verkaufen, und end-
lich, dass die Saarburger mit ihrem Banner und Leuten in seinen und
seiner Nachkommen Feldziigen stets die ersten bei ihm sein sollen in
Erinnerung daran, dass durch sie das Herzogtum wieder erobert ist,
dabei sollen sie aus der herzoglichen Kiiche und Kellerei vor allen
Andern mit Lieferungen zu ihrer Geniiglichkeit versehen werden. —
Diesen Gnadenbrief bestàtigen dann spâter Herzog Anton 1528 >ange-
sehen dass er es ihnen bei seinem sieglichen Zuge gegen die Luther-
schen Aufruhrer von der Bauerschaft (Bauernkrieg) zugesagt habe«,
und 1549 die Vormiinder fur Herzog Karl, jedoch mit dem Zusatze
»doch in aile Weg hierin unsers Sohnes und Vetters Hochobrigkeit,
Recht und Jurisdiction in allen Dingen vorbehalten^.
Die Freiheit, uberall im Herzogtum Handel zu treiben, auswârtige
Frauen zu heiraten und von den benachbarten Grundheiren und
Stàdten nicht beschwert zu werden, wird von der Stadt eifrig gewahrt.
Wiederholt wird deshalb bei dem Herzoge Beschwerde gefûhrt, die
vielfach auch gewiinschten Erfolg hat.
So bieten dièse Urkunden^) eine FûUe von Material Tiir die Ge-
schichle der Stadt und natiirlich auch liber viele einzelne Familien,
Kleriker, Patrizier und Biirger, deren Namen als Zeugen, als Beamte
und als Selbst-Handelnde zahlreich genannt sind.
') Ein Teil der interessanteren Urkundcn ist hierunter abgedruckt, von den
iihrigen sind Hegeston gegeben, welohe Herr Dr. Hund freundlicher Weise besorgl hat.
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— 259 --
Endlich wird der Bevveis noch durch richterlichen Augenschein in
der Stadt selbst vervollstàndigt. Hier wird festgestellt, dass der Rat
alljâhrlich auf Montag nach Lichtmess erneuert wird und dann dem
Herzog zu schwôren hat. Die Kommissare bçschreiben dann die ihnen
vorgezeigten Stadtsiegel, und zwar deren zwei, ein silbernes mit den
drei Hirschhôrnern und der Umschrift »S. Senatus Burgensium de
Sarburg* und eines von Messing mit der Umschrift »Sarburg«; ferner
das Tabellionssiegel mit dem Lothringer Wappen »der 3 Vôgel» imd
der Umschrift »S. Tabell. ducis Lothr. in Sarburg*. Von allen werden
Abdriicke in griinem Wachs genommen und in einer hôlzernen Bûchse,
die leider heute verloren ist, dem Beweisprotokolle beigefiigt.
Alsdann werden die Fahnen und Banner besichtigt und be-
schrieben und zwar:
1. Ein ait zerrissenes Arrest- Banner, das hat auf einer Seite
zwischen zwei gelben Strichen drei weisse Vôgel, die sie zu
Latein Aleriones nennen, und ist darûber quer mit weissen
Buchstaben geschrieben Sarburg; auf der andern Seite sind
drei weisse Hirschhorner, von denen das mittelste Horn vier,
die andern beiden jedes drei Zinken hat, und darum ist mit
weissen Buchstaben »Sarburg« geschrieben; das ganze Banner
ist mit roten, gelben und blauen Franzen eingefasst.
2. Ein Banner von Schillertaft, auf einer Seite zwischen zwei
gelben Strichen drei weisse Vôgel, darum in weiss » Sarburg*
geschrieben, auf der andern Seite drei weisse Hirschhorner mit
Zinken imd Umschrift wie auf dem ersten Banner.
3. Eine grosse rote Fahne, auf einer Seite ein gelbes lotbrin-
gisches Kreuz, auf der andern Seite drei Hirschhorner mit Zinken
wie oben. Die Kommissare unterlassen nicht, die Banner in
Farben und Zeichnung genau abzumalen und legen die noch
vorhandene Abbildung ihrem Berichte bei*).
Schliesslich wird eine Anschlagssâule gefunden, an welcher Man-
date des Herzogs angeschlagen sind, em Stadtbrunnen bei der Metzig
besichtigt, auf dem ein Fâhnlein mit dem Lothringer Wappen einerseits
und dem Stadtwappen anderseits schwebt; auch ein Fenster in der
Stadtkirche zeigt ein »altfrânkisches« Schild mit drei Hirschhôrnern im
roten Felde. Am Rathause neben der Uhr sind zwei Wappen, eines
von Lothringen, das andere drei goldene Lilien in blauem Felde mit
rotem Querbalken (wohl Anjou) ; beide sind in beigefûgten Abbildungen
*) Abdrucke sind im Anhang beigefiigt.
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— 260 —
erhalten, ebenso zwei Wappen auf der Trinkslube am Hofer Thore, das
eine lothringisch ohne Mittelschild, das andere die drei weissen Hirsch-
horner in rotem Felde mit wildem Manne und wiider Frau aïs Schild-
halter. Am Hofer Thore selbst und am Saarthor sind Lothringer Wappen
in Stein gehauen, auch dièse in Abbildung erhalten^). Am Lixheimer
Thor endlieh wird nur »ein klein lotbringiseher Sehild* gefunden.
Von Insignien der Reiehsunmiltelbarkeit, insbesondere vom Reichs-
adler, fmdet sieh keine Spur.
Es ist nach diesem Ergebnisse der Beweisaufnahme nur zu er-
klârlich, dass der kaiserliche Fiskal kein Bedûrfnis batte, den Prozess
durch richterlicbes Urteil zu Ende zu fiihren; den Anschauungen der
Zeit entsprechend wollte er vermeiden, das Reich mit seinen Anspriichen
formlich abgewiesen zu sehen, liess vielmehr den Prozess einschlafen,
obne die Rechtsansprûche des Reichs ausdriicklich aufzugeben. Dieselben
wurden vielmehr, wie damais so manche sogenannte Prâtensionen staats-
rechtlicher Natur, durch gelegentliche neue AufTorderungen der Stadt zur
Zahlung der Reichsanschlage formell noch lângere Zeit aufrecht erhallen,
bis dann das Herzogtum Lothringen und mit demselben die Stadt Saar-
burg fast aile Bande losten, welche sie mit dem Reiche verkniipften.
Wenn demnach der langwierige Prozess nach unseren heutigen
Anschauungen in seinem eigentli(îhen Zwecke verfehlt war, so bat er
doch den erfreulichen Erfolg gehabt, uns und insbesondere den Lokal-
forschern der Saarburger Stadtgeschichte eine reiche Quelle guter und
zuverlâssiger Nachrichten zu werden. Dass dièse Quelle von berufener
Seite recht ausgebeutet werde, dazu mogen auch dièse kurzen Mit-
teilungen anregen.
Urknnden und Regesten ans den Akten des Prozesses uber die
Reichsunraittelbarkeit der Stadt Saarburg"*).
]. Abt wid Couvent von Beaupré verpachten mit Zmtimmmi^ des Ahtes von
^euweiler GiUer in Ililbesheitn, Bieding und Ilerlendingen. 1241.
In dei permissione abbas Novilariensis omnibus praesentes liieras inspecturis
salutein in perpeiuum. Noveiint generatio haec et futura, quod cum abbas et
conventus Belliprati quandam terram a nobis sub censu viginti denariorum
possiderent npud Helbycheym et apud Rygdingen et apud Herlendingen, nostra
') Abdrucke sind im Anhang beigefûgt.
^) Hinsichtlich der Vereinfachung der Orthographie bei den deutschen
Stiicken ist zu bemerken, dass eine solche nur bei den widersinnigen doppelten n
a m Wortende und vor Konsonanten vorgenomrnen wurde. Und auch hierbei
l)liehen die Eigennamen ausgeschlossen.
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— 261 —
volunlate et assensu eandem terram sub censu triginta solidorum annuatim infra
octavas pasce persolvendorum dictus abbas voluntate convenlus sui concessit
Syfrido de Horlendingen et Alberto et Hey fratri eiusdem Alberti de Helbycheym,
ita quod isti très censum predictum solvere tenebuntur annuatim, quam diu vivent,
et quando nnum eorum decedere contigerit, alter per voluntatem abbatis, qui tune
erit in Belliprato, loco defuncti substituetur, qui ad predictum censum solvendum
integraliter tenebitur, ista inter predictos très forma servata, ut semper quilibet
in integrum teneatur. Sciendum vero, quod si infra quindenam pasce censum
solvere predictum aliqua negligentia omiserint, pro emenda abbati vel eiusdem
successoribus tenebuntur in decem solidis, quod si abbas vel eius successores
extradictam terram vendere invadiare vel alio aliquo^) modo alienare sive per se
vel alios quoslibet excolere voluerint, dicti homines vel eorum successores in
perpetuum nihil iuris nihil reclamationis in dicta terra habere poterunt, hoc solo
excepto, quod si abbas qui tune erit dictam terram vendere voluerit, ipsis primo
offeret, et si emere voluerint vel potuerint, XX solidis mitius quam aliis dabitur.
Ut vero haec pactio constans et inconvulsa permaneat, Novilariensis abbatis et
archipresbiteri de Sarebone et communitatis ville de Sarebone sigillis hec presens
pagina roborata in ecclesia Belliprati conservabitur. Acta sunt hec anno ab in-
carnatione domini millesimo ducentesimo quadragesimo primo.
Bl. 220, M. Bez.'A. Wetzl. Beichskammergerichisakten, Lothr, Beweiffprotokoll.
2. SUnlla, Witioe von Siegfried, ihr Sohn Gero und ihre Tôchtei' Saîmena und
Maifiilde verkaufen einem Wiricus mit Zunamen Bamicîen Qiiter in Vritingen und
Bubelshowen. 2247 Juli.
Quae geruntur in tempore, ne simul labantur cum tempore, soient poni in
voce testium et literarum memoriae commendari. Sciant igitur tam futuri quam
praesentes presens scriptum inspecturi, quod ego Sibilla relicta Sifridi bone
memorie et Gero filius meus et filie meae, videlicet Salmena et Mettildis, et alii
heredes nostri communi consilio et consensu vendidimus Wirico qui dicitur
cognomine Ramiclen et heredibus suis agrum situm apud Vritingen continentem
undecim iugera et dimidium iugeri apud Bubelshowenn pro quindecim libris
Metensibus perpetuo quiète pacifice et sine omni contradiction e possidendum et
habendum. Ne quis autem postmodum ipsum Wiricum vel haeredes suos in
predicto agro impetat vel impediat, obligaverunt se pro nobis fideiussione eorumdem
Wiricus') Vogelhundt^) et Folmarus sororius meus pater videlicet filii et filiarum
mearum hoc tenore, quod ipsi tenentur deponere omne impedimentum, sicut ius
predictabit, quod dictus Wiricus vel haeredes sui habebunt. Sciendum, quod ego
Sibilla et praefati pueri mei, videlicet Goero, Salmena et Mettildis, in iudicio
resignavimus eundem agrum et abrenuntiavimus assignantes eum sepedicto Wirico
et haeredibus suis iure haereditario possidendum. Huic venditioni et resignationi
interfuerunt viri honesti et discreti: Wipertus scultetus, Folmarus scabinus, Hugo
ultra Saram, Otto Faber, Burckhardus Schlep, Folmarus Blanchart iurati et alii
quam plures cives de Saburch. Nec non et in eiusdem rei testimonium fecimus
*) JJs. wiederholt alio.
'^) Hs. Wiricum.
') Vogelhundt con anderer Hand eingetragen.
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-< 262 —
praesentes literas sigilli iiniversitatis civium de Sarburch munimine roborari. Actum
anno domini MCC XL seplimo, mense iulio.
BL 224.
S. Friedrich von Saarwerden hestàtigt die von seitiem Brader Heinrich, Graf
von Saarwerden, und seiner Mutter Agnes gemachte Schenkung des Patronats der
KircJie von Saarburg an die von Bischof Jacob von Metz an dieseïbe Kirche ge-
seUten Kanoniker. 1258 Fehr. 20.
Ego Fridericus de Sarwerde clericus paslor ecclesie de Sarburg Metensis
diocesis nolum facio universis, quod ego donationem seu concessionem iuris
patronatus eiusdem ecclesie de Sarburg, quam Henricus cornes de Sarwerde frater
meus et dominç. Agnes mater nostra divine remunerationis intuitu et pro remedio
animarum suarum et antecessorum nostrorum fecerunt viris venerabilibus decano
capitulo et canonicis predicte ecclesie de Sarburc ibidem per venerabilem patrem
dominum Jacobum dei gratia Metensem episcopum de novo institutis, nec non
vendicionem omnium iurium proventuum seu redituum, que vel quos idem H.
comes et predicta mater nostra habebant in banno predicte ville de Sarburc tam
extra murorum ipsius ville ambitum quam infra, factam eisdem decano capitulo
et canonicis, prout in literis super hoc confectis sigillis dicti comitis et matris
nostrae predicte sigillatis plenius continetur, ratas et gratas habeo et consensum
meum super his plenarium adhibeo et favorem, promittens firmiter, quod donationem
seu concessionem et venditionem predictas per me vel per alium ullatenus non
infringam nec in premissis vel aliquo ipsorum de cetero aliquid redamabo. Quod
ut ratum et firmura permaneat, présentes literas sigillo meo dictis capitulo et
canonicis tradidi roboratas. Datum anno domini M CC Vfi septimo, X kal. raartii.
Huic consensui cum fieret interfuerunt viri providi et discreti: frater Arnoldus,
frater Henricus de Schalkenbach, frater Hugo habitantes apud Sarburc in hospitali
quod spectat ad domum Theuthonicorum ; adfuerunt dominus Rudengerus miles
de Sarwerde dictus Rufus et procurator de Sarburc scultetusque eiusdem loci
et plures alii fide digni et honesti.
BL 224 V— 226 r,
4. Johann von Flandem, Bischof von Metz, weist den Delan von St. Stephan
in Saarburg in den Besitz der gleicJmamigen Kirche daselbst ein. 1280 Aug. 21,
Nos Joannes filius comitis Flandrie dei gratia Metensis episcopus, Brugensis
et Insulensis prepositus ac Flandriae cancellarius notum facimus universis, quod
vacante ecclesia sancti Stephani de Sarburg per matrimonium Federici de Sar-
werde, cuius ecclesie ius patronatus et bona pertinebant ad decanum capitulum et
canonicos eiusdem ecclesie per donationem comitis de Sarwerde et eius matris
et confirmationem bone memorie Jacobi Metensis episcopi nec non per assensum
ecclesie beati Stephani Metensis, misimus decanum sancti Stephani de Sarburg
nomine totius capituli eiusdem loci et mittimus in possessionem corporalem
ecclesie de Sarburg supradicte, ita tamen quod dicta ecclesia debitis non
fraudetur obsequiis ac animarum cura in ea nullatenus negligatur. In cuius rei
testimoniuni sigillum nostrum praesentibus est appensum. Datum anno in-
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— 263 —
carnationis dominice millesimo ducentesimo octogesimo, die Mercurii post
assumptionem béate virginis.
BL 219 V.
5. Der Comlur und die Briider des Deutschen Hauses in Saarburg haben
Johanni Gerico nato quorniam Erbonis Blenchart burgensi in Sarburg eincn jâhr-
lichen Zins von 2 sol. Sarburg. den. und 4 Kappen auf einem Haus und Garlen
in Buthelingen bel Saarburg fiir 40 sol. Sarburg. den. verkauft. Es siegelt : frater
Wiricus de Homburg commendator provincialis fratrum domus Theothonice per
Lotharingiam. A. d. M CC<> nonagesimo secundo, feria quinta ante festum sancti
Martini hiemalis. 1292 Nov, 6,
Bl. 226.
6. Gottfridus dictus Schoff und dessen Frau Metza, burgenses in Sarburg,
bekennen, dass sie auf Grund einer von Schoffs Schwiegervater Hetzelo scultetus
gemachlen auf der Remelinger Miihle gelegenen Jahrzeitstiftung jâhrlich 15 sol.
Sarb* den. an das Kapitel zu St. Stephan in Saarburg, an die Minderbri'ider da-
selbst und an die Schwestern de vivario prope Sarburg zu zahlen haben. Sigillum
iuratorum et ville de Sarburg presentibus est appensum. A. d. millesimo
ducentesimo nonagesimo octavo, in crastino epiphanie domini. 1299 Jan. 7.
Bl. 237r—238r.
7. Albert j Sohn des Baymund^ Gottfried, Sohn des Siegfried, und Gerwald,
Sohn des verstoi'benen Rembold von Ereldingen, beurkunden, dass sie von den vom Kloster
Beaupré gepachteten Gûtern in HUbesheim, Bieding und Ereldingen jàlirlich 3 Pfund
Touler Pfcnnige zu entriehten liaben, 1317 April 26,
Noverint universi présentes literas inspecturi, quod nos Albertus natus
Boymundi, Gotefridus natus Sifridi et Gerualtus natus Remboldi quondam de
Ereldingen de tota terra, quam religiosi viri abbas et conventus monasterii
Belliprali Cysterciensis ordinis Tullensis diocesis habent et habere debenl apud
Hilbechem apud Riidingen et apud Ereldingen nobis ad vitam nostram dimissam
ab eisdem religiosis pacifice et quiète possidendam, tenemur dictis abbati et con-
ventui vel nuncio ipsorum libère solvere annuatim infra octavam paschae apud
Sarburch nomine census très libras TuUensium denariorum in Nanseyo ^) usualium
et dativorum, et dum unus nostrum decesserit, alii duo superstite^ solvere tenebuntur
dictas très libras sicut prius, et quando unus ex nobis duobus superstitibus
abierit, aller nostrum solus remanens predictas très libras Tullenses integraliter
tenebitur solvere ut supra, quo ultimo defuncto tota terra supradicta post de-
cessum omnium nostrum trium scilicet Alberti Gotfridi Gerualti libère pacifice et
sine conlradictione aliqua cum integritate ad monasterium Belliprali predictum
revertetur. El sciendum, quod si predictas très libras Tullenses infra octavam
pasche solvere neglexerimus predictis religiosis vel eorum cerlo mandalo, tenebimur
eis solvere nomine emende in crastino octavarum pasche dictas très libras
Tullenses duplicatas. In quorum testimonium et robur sigilla discretorum
virorum domini Wirici decani ecclesie Sarburgensis, domini Joannis archipresbiteri
') Us. Nausegio.
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- 264 —
et communitatis ville de Sarburch ad nostram petitionem presentibus sunt appensa.
Actum et datum anno domini M CGC*' decimo septimo, in crastino sancti Marchi
evangeliste.
Bï. 220v—221rj mit dern Vermerk: der stat Sarburg sigel daran auch sunst
zween.
H, Bruder Rudolphus de Wasichenstein , Comtur des Deutschordens in
Lothringen, hat mit Zustimmung des Deutschen Hauses in Saarburg dem Priester
Johann, dem Sohne des Andréas genannt Barat von Saarburg, und der Margarete,
der Schwester Johanns, des Dekans der Saarburger Kirche, seinen Anteil an der
Saar-Miihle von Dalheim, im Banne von Hove, sowie ein Wiesenstiick im Banne
von Sarrukes[ingen] fur 8 Pfimd Saarburger Pfennige verkauft. A. d. M CGC XX
secundo, feria tertia post dominicam qua cantatur Laetare Jérusalem. 1323 MàrzS.
Bl. 225 r— 226 r.
9. Pajjst Clemens [ V.] [VI.] [VIL] ») beauftragt den Bekan der Metzer Kirche,
die Giitervergabungen von Dekan wid Kapitel der Kirdie St. Stephan in Saarburg zu
untersuchen und die unrechtmàssiger Weise hinaiisgekommenen Gûter der Kirche zurûck-
zugewinnen. [1312] [1349] [1385]^) Dec. 2 Avignon.
Glemens episcopus servus servorum dei dilecto filio decano ecclesie Metensis
salutem et apostolicam benedictionem. Ad audientiam nostram pervenit, quod tam
dilecti filii decanus et capitulum ecclesie beati Stephani in Sarburg Metensis
diocesis quam predecessores eorum décimas terras possessiones domos vineas
hortos prata pascua nemora molendina silvas piscarias stagna grangias lacus iura
iuridictiones et quedam alia bona ipsius ecclesiae datis*) super hoc litteris con-
fectis et inde publicis instrumentis interpositis iuramentis factis renuntiationibus
et poenis adiectis in gravem ipsius ecclesie lesionem nonnullis clericis et laicis
aliquibus eorum ad vitam quibusdam vero non modicum tempus et aliis perpétue
ad firmam vel sub censu annuo concesserunt, quorum aliqui dicuntur super hoc^)
confirmationis literas in forma communi a sede apostolica impetrasse. Quia vero
nostra interest super hoc de oportuno remedio providere, discretioni tue per
apostolica scripta mandamus, quatenus ea quae de bonis ipsius ecclesiae per
concessiones huius modi alienata inveneris illicite vel distracta, non obstantibus
litteris instrumentis iuramentis poenis renunciationibus et confirmationibus supra-
dictis, ad ius et proprietatem eiusdem ecclesiae légitime revocare procures contra-
dictores per censuram ecclesiasticam appellatione postposita compescendo. Testes
qui fuerint nominati, si se gratia odio vel timoré subtraxerint, censura simili
appellatione cessante compellas veritati testimonium perhibere. Datum Avinione
llll. non. decembris, pontilicatus nostri anno octavo.
Bl. 219. Am Ende der Vermerk: *ist more Romano mit bley besiglet*.
*) Ba es bei dieser Uéberlieferung des Slûckes vorderhand wenigstens ziceifel-
hnft bleiben mussy von welchem der drei avignonesischen Pàpste dièses Namens dasselbe
avsgegangen, so seien hier aile drei mit ihren in Incamaiionfûahre aufgelôsten Ponti-
ficatsjahren nebeneinandcr geselzt.
*) In Hs. fàlschUdicr Weise in data verbessert.
^) Ils. huius.
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— 265 —
10. Gardian und Convent des Klosters der Minderbrûder zu Saarburg und
die Klosterfrauen des Klosters von dem Weiger bei Saarburg, sowie Heinrich
Schumacher und dessen Ëhefrau Engelein, Struben Tochter, Biirger zu Saarburg,
haben dem Schuliheissen und dem Rate und der Gemeinde von Saarburg den
zur einen Hâlfte dem Kloster der Minderbrûder und zur andern dem Kloster von
dem Weiger und dem genannten Ehepaar gehôrigen sog. Straubengarten, der ge-
legen ist >ausswendig des furburgs uber Sarn bey der ellenden capellen, einseit
an Burckhart Schelps mate, und die ander seit an der ehegenannten statt Sarburg
allmendt« fur 8 Pfund Pfennig verkauft. Es siegelt ausser dem Gardian der
Minderbrûder und den Klosterfrauen von dem Weiger : Nicolaus Pistor, der dechan
der kirchen sanct Steffans zu Sarburgk, fUr das Ehepaar. Uff sanct Gallen tag
des heiligen apts 1412. 1412 Oct. 16.
Bl 22ijv—22Sv.
11. Herzog Karl IL von Lothrifigen erteilt denen von Saarburg die nach-
gesuchte Erlauimis, mit der Stadt Strassburg ein Bûndnis auf zwei Jahre eingefien
su diirfen. 1414 Sept. 8,
Wir Karl hertzog zu Lothringen und marggrave thundt kund allermenigklich
mit disem brieffe, das wir umb bette willen hant gegunnet und erlaubet den
von Sarburg, das sy sich môgent vereinigen und verbinden zu der stat von
Straspurg zwey jar nechst nach einander komende, zu wissende nemblich von
ignoten unser frauwen tage nativitatis nechst komet uber zwey jar, also das in
der selbigen verbundtnus und vereinungen sy sollent usgenomen gegen den von
Strasburg disen nach geschreiben articul, der also anfahet : ouch nement wir von
Sarburg hierinne us den allerdurchleuchtigisten unsern gnedigen herrn den
Romischen kûnig und den durchleuchtigisten hochgebornen forchtzamen fiirsten
unsern gnedigen herren von Lothringen, wez sache das sy krieg gewonnent mit
der stat von Straspurg oder die eegenanten stat krieg gewonne mit den eegenanten
unsern gnedigen herren, das wir von Sarburg zu beyden seitten den krieg ledig
sollent stan die vorgenanten zwey jar us, also das die eegenanten unsere gnedige
herren sich nit behelfen sollent uss der statt zu Sarburg wider die eegenante
stat Straspurg noch auchdie egenante statt Straspurg in derselben massen wider
unsern eegenanten herrn von Lothringen. Des zu urckhundt so hant wir Karle
hertzog zu Lothringen vorgenanten unser ingesigel an disen brieff thun henckhen,
der geben wardt uff unser frawen tage nativitatis des jars also man zalt von
gottes geburte vierzehenhundert und vierzehen jar.
Bl.270r—271r.
12. Ulrich Losell, der Meister und der Rat zu Strassburg j bekundet, dass
seit seinem Gedenken die von Saarburg in ihren Briefen an Meister und Rat der
Stadt Strassburg niemàls anders detm » SchtUtheiss und Rat zu Saarburg « geschrieben
und auch sie ihre Briefe immer an » Schultfieiss und Rat zu Saarburg* gerichtet
haben. 1417 Juli 20.
Wir Ulrich Losell, reytter, der meister und rathe zu Straspurg thun kundt
menglichen mit disen brieff, das uns kundt und wissendt ist von langen zeiten
und jaren her, dann als wir das nit fiirdenckht, wann je meisteren und ràthen
unser stetle zu Straspurg von uns guten freunde der stat zu Sarburg wegen ge-
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— 26G —
schreiben ist, das sich dann die von Sarburg in ieren mysseyven geschreiben
und inlituliert haben und noch huet bey tage Ihunl: schultheis und rath zu
Sarburg, des gleich wenn iinser vordern rathe oder wir den von Sarburg habendt
gelhon schreyben oder noch thun schreiben, das sollich misseyven geschreyben
seynl und werden: schultheis und rath zu Sarburg. So seindt auch besonder
wir und die von Sarburg bey den dreyssig jaren in vereinter verbrieffter freundt-
schaiTt mittenander gewesen, in solchen versigelten brieffen sey sich auch ge-
schreyben und intituliert haben : schultheis und rath zu Sarburg, und sprechen
das, als hohe wir das billich sprechen sollen. Und das ailes zu einem waren
urckhundt und vester gezeugnus, so geben wir disen brieff versigelt mit unser
stat ingesigel gehenckht an disen brieiï, der geben ist uff den nechsten zinstag
vor sanct Marien Magdalenen tag anno domini millesimo quadringentesimo decimo
septimo.
13. Hanns Duchscherer und dessen Ehefrau Gelé, Biirger zu Saarburg, be
kennen, dass sie Hans genannt Kuchbels, Hanns von Niderweyller und Stoffele
dessen Ehefrau, Riirger zu Saarburg, ihr • halbes Haus und ihre halbe Scheuer
gelegen zu Saarburg in der Winden burne gasse neben Margarethen Colmeissen
seligen Erben und einer den Klosterfrauen von dem Weiger gehorigen Hofstatt,
um 2 Pfund Pfennige verkauft haben. Besiegelt durch: Nicolaus Pistornn den
dechan und herrn Johannsen den leutpriester der kirchen sanct Stephan zu Sar-
burg. In der heiligen weinachtswochen 1417. 1417 Dec. 26—1418 Jan. 1.
Bl. 221v—223r.
14. Dekan und Kapitel der Kirche von St. Stephan in Saarburg, und
Reimoldt Adelhardt, Schultheiss von Saarburg, vergleichen sich iiber den zwischen
ihnen streitigen Besitz der *Burckhardt Schelbes mathe, gelegen vor Sarburg auf
der Saren rirent an den graben des fiirburgs genanten Ybersarn*. Auf den nechsten
zinstag vor dem heiligen ostertag 1419. 1410 April 11.
BL 229 c— 233 r,
15. Herzog Karl [IL] *) von Lothringen schreibt an Schultheiss, Bat und
ganze Gemeinde der Stadt Saarburg, dass sie seinen Kaplan Johannes von Frey-
burg in die Stadt zu dessen Schwager Wygermann einlassen sollen. Derselbe sei
abgebrannt und konne nur bei den Seinen wohnen. Sie kônnten ihn ja vorher
in die Hand seines Burggrafen in Dieuze oder in ihre Hand schwôren lassen, dass
er seinen Schwager in keinerlei Weise in dessen Streit mit der Stadt beraten
wolle. Geben zu Nancey uf montag nechst vor sanct Martinstag.
11390—14301 Nav. (4—10) Nancy.
Bl.282v—283v.
^) Hersog Karl 111. dûrfte amgeschlossen sein. In dent Bande findet sich
nur ein einziges Stiick von ûim^ und dièses hezidit sicJi unmittelbar auf den Prozess.
Das ist aher amh bei allen ûbrigen gleichzeitigen StiicJcen der Fall, so dass aurh bei
einer griisseren Anzahl von ihni slammender dasselbe erwartet werden môchte.
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— 267
16. Schuliheiss, Ratj Heimburge und Vierzigmànner der Stadt Saarhurg ver-
ziditen auf iliren Anteil an dem Montagopfer auf dent Heilig'Kreuzaîtar in der St.
Stephanskirche und empfangen dafur in Zukunft den Chrisam unentgeltUch. 1446 Febr. 1.
Wir dechan und cappittel des stifftes und kirchen sanct Steffanns zu Sar-
burg kundt thun aller menglichen, als die ersamen weysen schultheis rath heim-
burge und die viertzig mannes von der gemeindt stette wegen zu Sarburg untz
har einen theill an dem mônlag oppfer uff des heiligen kreutzes altare oben uffe
in der egenanten unsere kirchen gehabt handt, und als nun die eegenanten
schultheis rath und ein jeglicher heimburger von der stette wegen aile jar jar-
lichen zu den heiligen osteren solichen krisemen, so dann die gemeine stat ieres
in der eegenanten sanct Stephanns kirchen bedurffende seindt, umb einen jeg-
lichen ertzpriester zu Sarburg lôssen mussen, do beckkennen wir uns in disem
gegenwârtigen brieff, das von nun heinan forther solichen kriseman aile jar
jarlichen imermer und ewiglichen ein iegklicher ertzpriester, oder dem dan zu
der zeit solicher kriseman zugehôrt oder zu bezallende gepurt, von der egenannten
stat wegen jarliche us zu richtende und zu bezallende in unseren costen und mit
unserm geldte, one utschit') dar umb oder do von an die eegenanten von
Sarburg zu fordern noch zu heischen onne aile geferde; und darumb und dar
gegen sollen wir vorgenanten dechan und cappittel und aile unsere nachkomen
der obgenanten kirchen solichen theil, so dan die vorgenanten von Sarburg untz
har an den obgenanten montagoppfher uff des heilligen kreutzes altare gehabt
handt, nun heinanforther zu ewigen tagen uff heben haben besitzen und geniessen
sollent freiindtlich und getreuwlich ungehindert von den obgenanten schultheisen
schâffen rath noch der gantzen gemeinde zu Sarburg noch allen ieren nachkomen
one aile geferde. Und aile dise vor und noch geschreyben dinge handt wir ob-
genanten dechan und cappittel gelobet und globent mit gutten treuwen in ieder
stat vor uns und aile unser nachkomen stete feste und unverbrochenlich zu
haldten imd die vorgenanten von Sarburg sollicher vorgenanter bezalunge des
krisemes werschafft zu tragende aile jar jarlichen uffe uns und allen unseren
nachkomen, als es dann recht und gewonlichen ist in semlichen dingen, auch
nimer heer wider zu redende noch zu thunde mit gerichte noch ussenwendig
gerichtes geistlich noch weldtlich noch schâffen gethon noch geredt werden in
dheine weise one aile geverde. Und des zu einem waren urckhundt, so habent
wir obgenanten dechan unnd cappittel unsers cappittels ingesigel zu gezeugnus
an diesen brieff gethon henckhen, uns und aile unsere nachkomen zu ubersagende
aller deren vorgeschreiben dinge; der geben wardt uff sanct Brytien tag in dem
jare als man zaldte noch gotts geburt tausend vierhundert viertzig und funf jarr.
BLSddv—aSôr.
17. Der deutsche Bailli Wernher von Flevil teilt SchuUheiss und Rat zu
Saarburg mii, was er beim Landvogt ùber die Stellung des Herzogs von LotJiringen in
Hirer Sadie mit dem Ffalzgrafen erfahren hat, 1454 Juni 7.
Den ersamen schultheis und rath zu Sarburg meinen gutten freiindt.
Mein freundtlich grus zuvor, ersame liebe freundt. Ich bin uff heut an
etlichen endt bey mein junckherrn dem landvogt gwesen und mit ime und andern
*) Hs. utzschins.
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— 268 —
von euwern wegen geredt als von der sache zwijschen niein gnedigen herrn dem
pfaltzgraffen und euch. Daruff ist sein antwuri gewesen, mein gnediger herr der
hertzog auch seine râthe in seiner gnaden abwesen habent mein gnedigen herrn
dem pfaltzgraffen darumb geschreiben, und zu letsts sey meins herrn des
hertzogen begirde gewesen, das mein gnediger herr der pfaltzgraffe den unwillen
gegen euch abstellen welle. Sein gnade hette mit euch so veil geredt, das ir
hiinnen fiîrt der graffen von Lutzelstein und der ieren missig geen und sy iren
wandel zu Sarburg in ewer stat nit mer giinnen solten zu haben, als villich vor-
geschehen were, nit desto minder komen innen vor, dieselben von Lutzelstein
reitten nach hutbetage in ewer stat us und in, und were es meiner gnaden dem
hertzogen zu eeren und willen nit vermieden worden. Er were euch so lang
nit ubersehen, und hat mich gepetten, solchs meiner gnedigen herrschafft vor
zu bringen. So ferre ir aber noch hutbetage der graffen von Lutzelstein und der
ieren miessig geen woldten und sy nit also in ewer stat hielten, so sollen ir
unwiellens von mein herrn dem pfaltzgraffen uberhebt sein, geschehe aber das
nit, so sey nit zweyffels, mein herr der pfaltzgraffe habe auch woll stete und
schlosse, do er den genen, die euch nit guts gunnen, auch mege giinnen ieren
pfennig zu zeren, und euch die eere, ir ime gethon handt, wider lassen geschehen,
und hat an mich begert inen ewer meinung verschreiben wissen lassen, sich dar-
nach zu richten. Daruff wegen ir reit haben und mit eweren willen wider
schreiben. Geben uff freytag vor dem pfinstag a. etc. LIIIR
Wemher von Flevil ritter deutsche belis.
Bl. 248r—2é9r.
1». Der deutsche Bailli Wernhardt von Flevil an Johann Wildgrafen zu
Dunne und zu Kirberg, Rheingraf und Landvogt : Auf das Schreiben, das er nach
ihrem Zusammensein ani letzten Freitag in Finstingen an die Saarburger ge-
geschickt, hâtten ihm dièse geantwortet : Wenn sie einigen durchziehenden Leuten
des Grafen von Lutzelstein Zehrung gewâhrt hâtten, so hàlten sie damit nichts
gegen den Pfalzgrafen thun wollen ; sie hâtten dasselbe auch gethan, wenn Leute
des Pfalzgrafen durchgekommen wâren. >Als nun zirenne der graffen von Lutzel-
stein diener vor Lutzelstein etlich gedacht und zugriffe gethon, daruff in ier
stat komen und sy des gewiss worden seint, haben sy zu innen griffen, sy ires
ungefuges zu strafen, haltend sy noch gefenglich, da bei zu verstende sey, das
sy gein myns herrn des pfaltzgraffen gnaden zu unbillicheit und anders vorge-
tragen und dargeben werdent dann an ime selbs sie.« Seit der Herzog von
Lothringen dem Pfalzgrafen ihretwegen geschrieben, hâtten sie sich von dem
Liitzelsteiner ferngehalten und auch demgemâssen Befehl an ihren Thoren erteilt.
Sie wurden sich fernerhin sicher so verhalten, dass der Pfalzgraf ihren guten
Willen erkennen wiirde. Auch hâtten sie ihrem Mitbiirger, genannt Bellins Hensel,
einem Helfershelfer des Liitzelsteiners, schon bedeutet, dass er, falls der Pfalz-
graf es wiinsche, die Fehde abzustellen und zu versprechen habe, dem Liitzel-
steiner in dem Krieg gegen den Pfalzgrafen nicht beizustehen. Dasselbe wollten
sie auf Wunsch des Pfalzgrafen auch mit einem gewissen Schram thun, der, in
einer personlichen Fehde mit dem Pfalzgrafen stehend, eine Saarburgerin ge-
heiratet und nur selten in ihre Stadt komme, und im Falle der Weigerung ihn
fiir die Zeit des Krieges aus ihrer Stadt verweisen. Mit Willen des Pfalzgrafen
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— 269 —
wolllen sie auch die bei ihnen gefangenen Knechte des Lûtzelsteiners gcgen Ur*
fehde »ledig zahlen*. Er befiirwortet lelzteres und bittet uni Antwort. Geben uff
den pfingst moniag anno domini LIIII. 1454 Juni 10,
Bl 249r—251r,
19. Johann, Wildgraf zu Thaune und zu Kerberg, Rheingraf und Unter-
landvogt zu Elsass, an den deutschen Bailli Wernher von Flevil: Er habe das
Schreiben beziiglich der Saarburger erhalten und werde es, sobald wie môglich,
dem Pfalzgrafen iibergeben, um ihm dann dessen Meinung kund zu thun. Geben uff
dornstag nach dem pfingstag anno domini LIIII. 1454 Juni 13,
BL 251r''252r.
20. Jorge Schutze, wohnhaft zu Ingweiler, im Namen seiner Ehefrau
Engellen Kigeneckhin: verkaufl dem »Volmars Hannsen von Dhuse thabellion
daselbst und auch zu Sarburg unsers herrn des hertzogen zu Lothringen secretari
statpfleger zu Dhus zu Linde zu Mersall und zu Medewich sowie dessen Ehefrau
Madalenen Honsell, Billichins dochteren von Sarburgk, ailes des erb eigentschaft
und gutte, so die ernanten frawe Engel von den Kageneckhen, den Quynkern,
den Remnickenn und andern ieren vorfaren ererbl bat und an sy komen ist in
der stat zu Sarburgk und in dem banne daselbst und darnach in andern dorffern
und bennen in einer meilen wegs lang und breyt darumb, auch zu Pollslorff und
in der landschaft und gegenen, wo das gelegen ist«, einschliesslich der Stiftung
auf St. Fabian und St. Sebastiansaltar in der Stephanskirche zu Saarburg fiir
260 Rhein. Goldgulden. Besiegelt mit dem Tabellionssiegel des Herzogs von Loth-
ringen. Zeugen: Junckher Egenolff von Lutzelburg, stathalter zu Sarburg,
junckher Hans Hoffewart von Kerthey, und die wiirdigen herrn herre Michel
Rossenlocher, kirchherr zu Ingwyller und ertz priester des obberen hoffs, des
dann dem vorgenanten George Schutzen von dem edellen junckher Ludwigen
herren zu Liechtenburg von wegen frauwe Engellenn Kageneckhen kiinden diesse
ding zu verhandellen zugeben ist, und herrn Reymoltzs teutsche ordens verseher
unser lieben frawen zu Offennweyller und die ersamen Ludmann Puntzigkh schoffen
zu Sarburg. Den 6. tag im meyen 1468. 1468 Mai 6.
Bl. 257v—262r,
21. Junker Ferry von Aboncourt und Joharm Challion, Burger zu Metz,
von wegen Contessen, seiner Ehefrau, bekennen, dass sie dem Volmars Hannsen
von Dhuse, des Herzogs von Lothringen secreten thabellion zu Dhuse und zu
Sarburg, und dessen Ehefrau Magdalene ein Feldstiick, gelegen zu Saarburg vor
dem Hofer Thor, fiir 4 Pfd. Strassburger Pfennig verkauft haben. Besiegelt mit
dem herzoglichen Tabellionssiegel. Uff den zwôlften tag februario 1469, nach
gewonheit Metzer bystumps. Zeugen: Siffrit vom Hoffe und Ordungen Andris;
Has, kremer von Dhuse, wonende zu Sarburg, und Jaicquemyn Piere, Johann
Chay liions knecht 1470 Fehr. 12.
Bl 262 r— 264 V.
22. Junker Ferry von Aboncourt bat dem Junker Egenolf von Liltzelburg,
Statthalter von Saarburg, und dessen Ehefrau Elsen von Heringen seine aus der
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— 270 —
Erbschaft seines Vetters Hetzel Adelhardl herkommenden Guter in Saarburg und
dreiMeilen darum nebst Gerechtigkeiten inSarrixingen, Biebingen und Niederweylor
fur 300 Rhein. Goldgulden verkauft. Besiegell mit dem herzogl. Tabellionssiegel.
Uff den 22. tag in dem monat martii 1469, nach gewonheit Metzer bysthumbs.
Zeugen: Junker Heinrich von Wildspurg, Johann Regart, Junker Ferrins obgenant
reissich knecht, Hanns von Regstat gênant Schullheis und Môrlin gênant Bern-
hardt, meins herrn von Metz bott, wonende zu Wych. 1470 Marz 22,
BL 266r—270r.
S8. Christmann Schnider, Claus Schniders son, von Saarburg, wohnend
zu Hittingen, bat dem jungen Joffriten, einem Metzger, und Greden, dessen Frau,
das Lempschen Gut und mehrere Wiesenparzellen zu Swexingen vor dem Gericht
von Swexingen fur 20 Rhein. Gulden verkauft. Es siegelt der lothringische Ta-
bellion. Uff den XVIten tag in dem monat aprilis 1472. Zeugen : Volmers Niclaus
und Jôrg Schnider, burger zu Sarburg, Contzenn Heinsell der meyer und Ludemann
der schôffen zu Swexingen und Jorg Schnider von Sarburg, wonende zu Lixheim.
1472 April 16.
Bl 240V—242V.
24. Hereog René IL von Lothringen sdireibt au Dekan und KapUel von
St. Stephan in Saarburg, die nàchste freie Pfriinde an Hennemann von Vergaville,
Pfarrer in Zittersâorf und Kaplan an der St. Eustachimkirche in Vergaville, zu
verleitien. 147 S Sept. 25 Neuf château.
Dux Lotharingiae. Venerabiles ac nobis dilecti. Quandoquidem nobis constat
industria idoneitate ac bonis moribus preditum esse quendam dilectum nostrum
Hennemanum de Wargaville parochum in Ziderstorf et capellanum in ecclesia
sancti Eustachii in prefato oppido Wargaville, ideo cupimus illi conferri aliquod
beneficium in aliquo nostrorum oppidorum nostri ducatus Lotharingiae, presertim
illi conferri prebendam in vestra ecclesia de Sarburg. Quapropter rogamus et
petimus serio ea authoritate, que nobis competit per totum nostrum ducatum
Lotharingiae in omnibus ecclesiis ad primarias nostras preces, prebendam primo
vacaturam in vestra ecclesia prefato domino Hennemano conferatis. Quod si ad
instantiam predecessorum nostrorum piae memoriae alicui dictam primo vacatu-
ram prebendam conferre polliciti essetis, petimus, ut alteram sequentem vacatu-
ram eidem conferatis. Hoc si a vobis impetraverimus, erit nobis gratissimum ;
quod si qua in parte id erga vos et vestram ecclesiam demereri possimus, id
lubens prestabimus. Deus optimus maximus vos conservet. Datum in nostro
oppido Novocastro anno domini milesimo quadringentesimo septuagesimo tertio,
25» septembris.
René
Nicolas
Venerabilibus ac nobis dilectis decano et capitulo ecclesie sancti Stephani
in nostro oppido Sarburg.
Bl. 235.
25. Der rom Herzog von Burgund zum deutschen Bailli ernannte Friedrich
von Flersheim ladet die Saarburger vor sidt nach Dieuze. 1475 Oct. 28 Dicuee.
Jch Friderich von Flersheim etc. verkunde euch meyer gericht und gantz ge-
meinde der slat Sarburg mit sampt der zugehorunge: so als mein gnedigsler
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- 271 ^
herre der hertzog von Biirgûnden etc. sich in das landt von Lothringen gefugl
und das zu seiner gnaden handen brocht, hal mich dieselbe seine gnaden einen
leutschen bellis geordnet gesetzt und geraacht in dem genanlen landt und macht
geben, aile die sich in seine gnaden ergeben wolen, die von derselben seiner
gnaden wegen uff zu nemen und gnade zu thun nach lauth und inhalt einer ver-
sigeldten commission, ich von seinen gnaden inhabe. Also habe ich mich geen
Dhus gefugt und begern an euch als von des obgenannten meins gnedigsten
herrn von Burgundien und meins ampts wegen, ir zu mir geen Dhus kommet
und thun wellen als andern undersassen des genandten landts Lothringen und
das nit lassen. UfT das ir dis nit weytter ersucht und zuschaden komen
werdent, hab euch hieruf dis unverkiindet nit wellen lassen. Geben zu Dhus uff
den XXVIII. tag octobris anno domini etc. LXXV.
BL 255 r—256r,
26. JBriedrich von Flersheim, der deutsche Bailli des Herzogs von Burgund,
ûhersendet den Saarburgern die Kopie eines vom H&rzog gesandten Zetteh und ladet
ftie mit 10 Personen nach Dieiize. 1475 Dez. 2.
Ich Friderich von Flersheim teutsche bellis des hertzogthum Lothringen
verkunden euch meister und rath und gantzen gemeindte der stadt zu Sarburg:
so als ich euch vorgeschreiben und an euch begert habe als von wegen meins
gnedigsten herrn von Burgiindien, seinen gnaden gehorsamkeit zuthun, das nun
noch untz hère von euch verhaldten und nit geschehen ist, und dem nach nun
dieselbe sein gnad Nanse erobbert und auch zu seinen handen bracht hat, sein
gnad mir ein zettel mit einem heroldt zugeschafft, euch den zu ubersenden und
die verkundung zuthunde. Also ist derselbe heroldt kranckh worden und nit
megen reiten, hierumb so schickhe ich euch desselben zettels ein copey mit
disem meinen botten, darinn ir woll vernemen werdt meins gnedigen herrn be-
gerung, und ob euch in den dingen icht geliebet zu handlen oder zu thundt, megent
ir hie und zwischent dienstags nechst kompt zu mir geen Dhus schickhen mit
zehen personen on geferlich. Den selben ich auch als von wegen meins ob-
genanten gnedigen herrn von Burgundien die benent zeit uff ein frie sicher
trostung und geleidt zu schreiben, mit disem brieff zu mir geen Dhus und wider
von mir untz geen Sarburg zu wandlen und zu ritten. Geben under meinem in-
getruckhten signet des zweitten tages decembris anno etc. LXX qninto.
BL 256.
27. Friedrich von Flersheim, der deutsche Bailli des Herzogs von Biirgund,
entbietet die Saarburger auf einen Tag tmch Nancy. 1476 Fébr. 14.
Ersamen lieben freiindt, euch seige zuvor mein freiindtlich dienst. Ewer
schreiben, mir gethon der abrede halb, nechst mais mit mir zu Dhuse durch in-
halt uber gebener zedel geschehen, han ich gehôrt. Darob ich dann etwas be-
frembdes gehabt, wiewol ich mich zu euch ungezivelt verlasen, nach ubergebunge
brieff sigel und zedel, ich von euch han, die do gar dar uswissendt, das ir keine
andere partie nemen sollent, ir werden euch gepurlich haldten. Und uff das ir
meins geburs und angekerten fleisses underrichtet und gemerckhen môgent die
werbunge, so ich bestimpter abrede nach gethon habe gegen meinen aller-
gnedigsten herrn dem hertzogen von Burgundt etc., auch wie gepurlich und
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— 272
gnediglich seine furstliche gnade sich darin heltet und beweyset, so verkhiindt
ich euch deshalben einen tag heer geen Nancey uff montag nechstkompt. Da-
selbshin bit ich euch, ewer radtfrunde und sendebotten volmechtig zu mir zu
fertigen, also ir des nach usweisunge gemeldter zedel pflichtig seindl. So hoff ich,
das mit den selben also gehandelt und verschafft werden soll, das ir woll zu-
friden und euch nit nodt sein soll, jetzts semlichs fiirzunemen, das sich eeren
und verschreibunge halb nit angebure. Und wo mit ich euch ampts, auch meiner
person halb furderlich und behilflich sein mag, sellent ir mich allzeit wiUig
funden. Geben uff sanct Valentins tag a° etc. LXXV^.
Friderich Flersheim bellis des herzogthumbs Lolhringen m teutschen landen.
Bl 256v—257v.
28. Uerzog René IL von LoUiringen bestâttgt der Stadt Saarburg den ihr
von Herzog Johann verliehenen Freiheitshrief und heslimmi inanbetracht ihrer ivi
burgundischen Kriege dem Hause Lothringen bexoiesenen Treue, dass iJir Banner im
Kriege allen vorangetragen werde. 1476 Aug. 20 Saarburg.
Wir Reinhardt von gotts gnaden hertzog zu Lothringen und marggraff, graf
zu Wydemont und zu Harrecourt, dhunt allermenigkUch kundt in anschein dies
brieffs, demnach und sich der hochgeborne fiirsste unser lieber vetter hertzog
Johanns willant hertzog zu Calabrie und zu Lothringen, marggraff etc., mit den
ersamen unseren lieben getreuen schultheis rath viertzig und gantze gemeindt zu
Sarburg durch inhalt des brieffs, der an disen gegenwertigen unsern brieff ge-
anexiert ist, vermacht gehabt und wir nun nach abgang des bestimpten unsers
vettem sone hertzog Niclaus unsers lieben vorfaren und vettern loblicher ge-
dechtnus also der recht nester geporen erbe zu dem fursstenthum Lothringen
komen und die gemeldte stat Sarburg und inwonere da bey funden und in dem
mit dem hertzogen von Burgundien umb sein ubertrang, uns sonder billig ursache
gethon, in vygentschafften komen, der uns dan in seiner tyranscheit unser gemeldt
hertzogthumb Lothringen ingenomen und gar nahe ailes endsetzt het bytz allein
uff die gemeldte unser stat Sarburg, die sich in der widerwertigkeit uns zu gutte
und unser zukunfte wartende als ein einig glit, das die andern gerne wyder se-
meldte zu samen und bey ein brechte, in hoffnung, uns dardurch zu unsern fursten-
thumb zu helffen, in harten bestandt gehaldten und aller uberlast getrost und
gewartet handt. Zum jungsten so seindt wir des willens und gemuts gewesen,
also wir durch anherborne furstliche nature nach geneygt seindt, uns unsers
hertzogthumbs und erbschafft zu geneheren, und seindt alheer geen Sarburg komen,
die unsern daselbst getrew willig und bereit funden und dardurch mit hilff des
allmechtigen unser herzogthumb gar nach ailes zu unsern handen gebracht, in
den getrawen, den uberigen theill auch zu herobern, und in den wandel, so wir
zu Sarburg gewessen seindt, die unsern obgemeldt daselbt bey uns komen, uns
iere anliegende schult und anders beruren und insondem inhalt unsers vettern
hertzog Johannis seligen brieff vorbracht, und wir und sy habent uns der nach
folgend meinung vereiniget und in allen dem sin, der sach von nôdt ist, so seindt
wir geneiget, inen vor uns und unser erben und nachkomen hertzogen zu Loth-
ringen willen zu erzeigen und sy ierer fromkeit, das woll biUich ist, geniessen
zu lassen, und das der ursach, sy haben es verdient, und das es auch ein an-
reytzunge sey ierer nachkomen, zu dem furstenthumb Lothringen zu setzen
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— 273 —
und dabey zu beleiben, das wir inen woU getruwent. Und zu dcm ersten
so soll hertzog Johannis seligen brieff von uns unsern erben und nachkomen
gehaldien und volnzogen werden mit allem sein inhalt. Aile inwonner und
innwonerin von Sarburg, von was stat sy seindt, soUent zu ewigen tagen
frey ledig und endtragen sein aller zoUe im landi zu Lotbringen, die uns
zustandent zu kauffen zu verkauffen und zu faren von eyme lande zum andern
und desgleichen auch zu Sarburgk. Und wann wir oder unser nackomen in
hères oder andern zugen zu veldt seindt oder ziehendt und sy haben wollent,
so sollent sy mit ierem banner und lytten die aller ersten bey uns sein und vor
allen andern bannern den vorzug han in dem urkunde, das sy die gewesen seindt,
durch die das hertzogthumb wider herobert unnd hart gehaldten handt; und
sy sollent us unser kuchen und kelleren aile zeit vor andern gelieffert sein und
werden zu aller genuglicheit. Und wir hertzog Reinhardt obgenant haben mit
unser selbst handt und bey unsern furstlichen worten geredt und gelopt vor uns
unser erben und nachkomen aile unser amptleuthe zugewandten und underthonen,
hertzogen Johansen unsers vorbestimpten vettern seligen brieff und auch disen
gegenwertigen brieff mit allem ierem inhalt zu haldten zu volnfieren geniig zu
sein sonder allen abzug oder intrag aller ding ungeferlich. Des zu urkunde uns
unsere erben und aile unsere nachkomen zu ubersagen, so haben wir unser in-
gesigel an diesen brieff thun henckhen, der geben ist in unser statt zu Sarburg
uff den nechsten zinstag nach unser lieben frawen tage assumptionis in dem jar
unsers herrn, als man zalt nach Christus gepurt tausend vierhundert sybendtzig
und sechs jar.
BL 271r—273r.
39. Volmars Ham von Dieuze^ Secretàr, macht Hamman und Wecker,
Grafen zii Leiningen und Rixingen^ Vorstellungen wegen des Verbots der Freizûgigkett
aus dem von LoUiringen zu Lehen rûhrenden Amt Saareck nach der Sladt Saarburg
und verlangt dessen AufJiebung bezw. gerichtliche Entscheidung vor dem Herzog von
Lothringen. 1478 Juli 28.
Den edlen wolgebornen herrn herrn Hamman und herrn Weckhern graven
zu Lyningen und graffen zu Rixingen meinem gnedigen lieben herrn.
Edelen wolgebornen gnedigen lieben herrn, ich embeut ewern gnaden zuvor
meinen freiindtlichen willigen dienst. Die ersamen schultheis und rath und andern
alhie zu Sarburg habent mir angeben und vorbracht, wie sy gleich andern Loth-
ringern ûbunge und freyheit haben sollent und wie in dem furstenthumb Loth-
rmgen und dem stifft von Metz keine behembte eigentschafft sin ensoUe, sonder
werde eim ieglichen und iederman gestattet, zu und abe zu ziehendte, auch zu
w^'ben und zu mannende, wo man kûnde oder môge, ungehiindert dann alleine
gegent innen, so sy das ewer gnaden und der ewer meynunge, das niemands us
dem ample Sarecke in der bestimpter freyheit geen Sarburg ziehen soUe, auch
nit zu gestatten, das iemandts von Sarburg in der pflege Sarecke wiben oder
mannen und sollen oder megen geen Sarburg ziehen oder fueren ungehindert,
wiewoll sy derselben freyheit geniessent und zu Sarburg wibent und manent,
wann es innen zustunde komme, das innen dann vor andern Lothringern ein
mergliche beschwerung sey, und in sondern so sulle noch enmcge das nit mit
billiheit sein, dann Sareck sy ewer lehn und rure von myne gnedigen herrn dem
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hertzogen und seine hertzogthuinb Lothringen, do zu sy auch hôrrent. Und hant
an mich begert, innen noch myne vermôgen vor derselben beschwerunge zu sein
oder aber die sacben zu endthelichen austrag bestehen zu pringen. Und harumb
so bitte ich eweren gnaden freiindtlich und begeren damit amptshalb, das ir mit
den eweren und eweren amptleuten in der pQege Sareckhe versebendt und be-
stellent, das ob iemans der us geen Sarburg zyhen oder auch iemans von Sar-
burg bei in weyben oder mannen und daselbst hin ziben woldte, das innen das
nit gewert, besonder zugelassen und gestattet werde. Desgleicben soll innen zu
Sarburg auch gescheen, uff das man beyder seits in gutter nachbaurschafft und
ungezanckhet besteen moge, daranne dann an mir als an eim arme knecht noch
meine vermiigen nit verhindern soll, und will euwern gnaden getriiwen, es soll
ewers tbeils der gestalt auch geschen. Were es aber also, das ir die dinge in
der beslimpter meynunge nit woldten thun oder nit meindten gethunde haben und
das dann die usfindig und zum trage bracht werde, so beger ich an ewer gnade,
darumb und umb beyderseitz verpringen zu recht und herkentnus zu komen,
vor dem durcbleuchtigen bochgebornen fursten und herrn meynen gnedigen den
hertzogen zu Lothringen und margraffen etc. als den landsfurssten und eweren
lebenherrn und auch der von Sarburg herre und seiner furstlichen gnaden rethe
oder war seine gnaden und dieselben seiner gnaden rethe die sach hin weisen,
die in recht und mit recht und nach ordnung rechtz us zu tragen und zu verhandlen.
Und ich bit bar uff ewer gnaden verschreibener antwurt, die mir aile zeit ge-
biettendt. Geben uff zinstag nechst nach sanct Marien Magdalenenn tag in anno
domini LXXVin.
Volmars Hanns von Duse secretarius.
Bl343v—244r.
80, Dietter graffe zu Lynningen, teutsche bellis in Lothringen, schreibt
an Bekan und Kapitel zu Saarburg wegen der jedem neuen Herzog zustehen-
den ersten Bitte. Geben uff mitwuch nechst vor trinitatis in anno domini
LXXIX. 1479 Juni 2.
BL 223.
H1. »Burckardus Stoer archidiaconus Tullensis collegiatarum ecclesiarum
sanctorum Gengulphi Tullensis eiusdem et Mauritii in Ansoltingen Pausanensis (?)
diocesis praepositus sedis apostolice prothonotarius et subdiaconus necnon sanct-
issimi domini nostri pape ad nonnullas Germanie presertim confoederatorum
veteris ac nove hge superioris Alemanie illisque adiacentes partes destinatus
nuntius et orator* teilt Schultheiss und Rat der Stadt Saarbug mit, dass er allen,
die die St. Nicolauskapelle in Saarburg an den Marienfesten, den Festen des hl.
Nicolaus oder des hl. Thomas, Bisch., oder am Feste der Kirch- und Altarweihe
in bussfertiger Weise besuchen, einen Ablass von 100 Tagen verliehen habe.
Datum Sarburgi a. d. 1480, die vero dominica ultima mensis aprilis, pontificatus
Sixti IV a. nono. 14S0 April 30 Saarburg.
Bl 236v-'237r.
SI2. Nicolaus Kuper von Augwyller von wegen Einichen seiner ehelichen
hausfrawen, Honnen von Kuchingen seligen dochter, und Symon Steinmetz,
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— 2Ï5 —
wonende zu Sarburg, von sins selbs und auch von wegen herren Mathisseri
Kirherrn zu Bixslingen und Richarten, seiner zweyer bruder, aile drey Lempols
seligen sone von Bixslingen, als erben Missners seligen wittwen, haben dem
Volmars Hannssen von Dhus, tabellion daselbst, des hertzogen secretarie stat-
halter und tabellion zu Sarburg, einen balben Baumgarten zu Saarburg fiir
33 Rhein. Goldgulden verkauft. Es siegelt der lothr. Tabellion. Uff mitt-
wuch sanct Peters und sanct Paulus der heiligen apostelen tag, was nemlich
der 29. Juni 1480'). Zeugen: der streng herr Egenolff von Liitzelnburg, ritter,
Bersenn Hanns von Dunenheini, Heinssgin Fritsche son von Synungen und Ulrich
Metzinger zu Sarburg. 1480 Juni 29.
BL 264v—366r.
8UI. Herzog Rheinhardt von Lothringen ladet Schultheiss, Geschworene
und Gemeinde seiner Stadt Saarburg auf 11. September zu einem Landtag nach
Pont-à-Mousson. Nanci uff sontag nach sanct Bartholomeus tag anno LXXX.
1480 Aiig,27 Nancy,
Bl 274v-27r)r.
SI. Michel gênant Hertschuch, Reitknecht des Herrn Egenolf von Liitzel-
burg, schwôrt nach Entlassung aus dem Gefângnis, in das ihn Egenolf von
Liitzelburg wegen Ungebuhrlichkeiten geworfen, Urfehde. Uff dornstag vor der
liechtmes in anno M CCCCo LXXX II, more Metensi. 1483 Jan. 30.
Bl. 309 c— 310r,
85, Niclaus Trubell, Hennsels son, wohnhaft zu Lore bei sanct Kyrin,
batte zwei Feinde des Herzogs, nàmlich Niclaus von sanct Quirin und Michel
von Langt, die einen von Bisspingen gefangen brachten, zu Lore gehalten und
ward deshalb gen Saarburg gefiihrt und in den Thurm gelegt. Auf Verwendung
Bentzen Hannsen von Rudingen, seines Schwagers, und anderer wieder freigelassen,
schwort er Urfehde. Beschach uff sontag Oculi a. d. 1482, more Metensi. 1483 Mârz 2.
Bl 310r—311r.
86. Hannss Schmidt genannt Grunwaldt von Sobernnheim, war in des,
Geroltzeckhers krieg in Saarburg einige Zeit gefangen gehalten worden; durch
Volmars Hannsen, den Amtmann, freigelassen, schwort er Urfehde. Beschach uff
montag noch halb fasten in anno 82, more Metensi. 1483 Mârz 10.
Bl 311.
87. Thomann von Dischingen hinder Ulm war durch Volmars Hanssen,
des Herzogs Amtmann zu Saarburg, >in gefengnus gelegt worden umb etlichs
mutwillens willen, so er zu Hessen gegen den herrn daselbst und den ieren be-
gangen hat« ; wieder freigelassen schwôrt er Urfehde. Montag nach Mathei in
1) Bas Batum ist imofem unrichHg, ah Peter und Paul 1480 nicht auf einen
Mittwochy nonclem auf einen Bonnerstag fiel
18*
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— 216 —
ânno 83, in beiwessen Peters des alten schultheissen von Vinstingen, Hannss
Kremers seines dochtermanns, Hannss Scherers, Hanns Pflehorn und anderen
mehr. 1483 Sept 22.
BL 311v—312r.
89. Peter Schnider von Dolfingen, gênant Schirchnis Peter, ist durch Vogt
Sifriden, vogt zu Sareckhen, ussgenomen worden in der gestalt, dass er sich auf
Refehl des Bailli oder des Amtmanns zu Saarburg wieder in Saarburg stellt, wofiir
Vogt Sifrid gut ist. Actum 3* feria post Invocavit in anno domini 1485, more
Metensi, mit sampt junckher Michels des Bastarlz und ander gemein amptleuthe
zu Vinstingen. 1486 Murz 14,
Bl 315.
89. Herzog Rheinhardt von Lothringen schreibt an Dekan und Kapitel
von St. Stephan in Saarburg, dass er auf Grund des Rechtes der ersten Bitt die
erste freiwerdende Canonicatsstelle »fiir Volmars Hanssen seines secretarien son
Volmarn* beanspruche. Geben zu Nancy uff sontag nach unsers herm fronleich-
nams tage anno M Illl ^^^ LXXXVI^. 1486 Mai 28 Nancy.
BI.284v—285v.
40, Herzog Reinhardt von Lothringen schreibt dem Kaiser wegen der
Einladung der Stadt Saarburg zum Reichstag nach NiJrnberg, welche ihm von
den Burgern seiner Stadt Saarburg zugeschickt worden, und bittet um Abstellung
dieser Neuerung. Geben zu Nancey uff dornstag nach der heiligen drey kunig
tag anno 1486. 1487 Jan. 11 Nancy.
BL 366v—367i\ Franz. Abschr. lose dabei.
41, Die Hiiter des Tabellionssiegels des Herzogs von Lothringen zu Saar-
burg vidimieren eine Urkunde des Grafen Friedrich des alten von Leiningen vom
26. Jan. 1316. [Graf Friedrich der al te von Leiningen und dessen Ehefrau Johanna
haben Herrn Cunemanne, Vogt von Wasselnheim, gegen 40 Mark Silbers Strassb.
geweges, fiir die sie ihm 3 Fuder Wein in ihrem Dorf zu Gestade versetzen, zu
ihrem Manne gewonnen. 1316 an dem mon tag nach sanct Paulus tag, als er
bekert wart.] Uff montag den nechsten nach decollationis sancti Johannis
babtiste 1488. 1488 Sept 1.
Bl.253r-255r.
42, Glade von Spinall, dem man spricht le peti Glade, und Dydion Manaige
von Aussmentz, des Junkers Hannssen Crantzen von Geisspeltzheim Uiener, hatten
einen Schneider von Bryenn auf der Strasse beraubt und waren deshalb auf Be-
fehl des Herzogs von Lothringen durch Heinrich von Lulzelburg, Statthalter zu
Saarburg, eine Zeit lang zu Saarburg gefangen gehalten worden ; durch Vermittelung
ihres Herrn Junkers Crantz vom Herzog begnadigt schwôren sie Urfehde. Uff
freitag sanct Dionisien tag in anno domini 89. 1489 Oct 9.
Bl. 314.
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— 277 -
4!l. G5rg BechtoUz son von Sigeringen batte aïs Fuhrmann unter Matheis
Berndorffer, dem alten Schultheissen, im Metzer Krieg Misshandlungen veriibt
und war deshalb nacb der Riickkehr nacb Saarburg eine Zeit lang gefangen ge-
halten worden; auf Bitten des Herrn Heintzman Morgenstern, Domherrn bei St.
Stephan und Kirchherrn zu Weltringen, sowie seines Schwagers Urbans Zappen
von Hiiltingen wieder freigelassen schwôrl er Urfehde. Uff sontag nach unser
lieben frawen tag anuntiationis a. d. 1)0. 1490 Màrz 2S.
BL 312r—313r,
44. Martin Botsch, Peters Sohn von Rixingen, batte zu Saarburg in des
Wirtes Ulrich Haffners Ilaus gelegen, gespielt und gezehrt und war dabei in den
Verdacht gekommen, dem Wirt Geld aus seiner Kiste genommen zu haben, sodass
er durch Heinrich von Liitzelburg, Statthalter zu Saarburg, eine Zeit lang gefangen
gesetzt wurde. Als unschuldig wieder entlassen schwôrt er Urfehde. Sampstag
nechst nach sanct Bartholomeus tag in anno domini 1491, in beywessen Webers
Steffans Bernhardts Schuppeldis und Claussen, des amptmanns knechte, und
andern mehr. 1491 Aug. 27,
BL 313r—314r.
45. Herzog René II. teilt Dekan, Kanonikern und Kapitel seiner Stad
Saarburg den Empfang ihres ziemlich dunkel gehaltenen Antwortschreibens mit
und bittet sie um bestimmte Antwort, ob sie seiner Bitte nachkommen wollten
oder nicht. Datum in oppido nostro Diusa secunda octobris a® 91.
1491 Oct. 2 Dieuze.
BL 22 Ir.
46. Die Herzogin beklagt sich in einem Schreiben an Dekan, Domherrn
und Kapitel der Kirche zu Saarburg iiber deren dunkie Antwort auf den Brief
betreffs des Kaplans Peter Schneider und fragl an, ob sie sich nicht wie andere
Unterthanen verhalten wollten. Datum in unserer stat Dieuze*) den andern
octobris 91. 1491 Oct. 2 Dieuze.
BL 235 V— 236 r.. Franz. Abschr. lose dabei,
47. Dekan und Kapitel des Stiftes zu Finstingen entbinden Heinrich von
Liitzelburg, Statthalter zu Saarburg, und Philipp von Heringen der Biirgschaft,
welclie die beiden fiir die von dem Stift an Peter Brochter von Hagenau, wohn-
haft zu Buckhennheim, verkauften 20 Rhein. Gulden jâhrlichen Zinses geleistet
haben. Oeben uff sonnenlag quasimodo geniti 1492. 1492 April 29.
BL 353r—3r)4r.
4». Herzog Bené [IL]'') befieJiU seine ni Anitmann und der Stadt Saarburg ^
sich und iJwe Stadt inanbetracht der liustimg und der Atihdufung von vielem Volk
in KricgsbereiMiaft zu halten. [1402]^) Juli [19] Nuwembs (?).
') Hs. Dreize.
'*) S. No. 1 auf S, 27H.
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— 278 -
Reinhardt von gotts gnaden hertzog zu Lothringen.
Lieben getreuen. Nachdem wir vernomen, das sich gross rustung und
versamblung volckhs an veil orten erhept, ist unser bevelch und ernstlich
meynung, ir woUent tag und nacht die porten und muren unser stat Sarburg
woll bewaren und huten und was nodt thut an porten grendeln oder anderswo
zu buwen. Auch so wollent unsern underthonen, in den dorffern umb euch ge-
sessen, zuwissen Ihun, iere frucht in sicherbeit in unser stat oder anderstwo hin
zu furen, uff das ob etwas wir doch nit warten seindt zukome, das ir bemeldte
frucbt sicher sey. Datum Nuwembs uff dornstag nach divisionis apostolorum
anno etc. zwôlff*).
Unsern lieben getreuwen amptmann radt schoffen und gricht unser stat
Sarburg.
Bl. 35Sv—359r.
49. Herzog René II. teilt Schultheiss, Biirgern und Einwohnern seiner
Stadt Saarburg mit, dass er die zu Saarburg wohnhaften Kriegsknecbte Crappen
Heinrich und Niclaus inanbetracht ihrer den Herzôgen Jobann und Nicolaus so-
wie auch ihm geleisteten Dienste von allen Steuern und Anlagen der Stadt
Saarburg befreit habe. Datum Nancy den 13. tag des monats septembris
anno 1493. 1403 Sept. 13 Nancy.
Bl. 318v—319r.
CM). Herzog René II. von Lothringen befiehlt Schultheiss, Biirgern und
Einwohnern seiner Stadt Saarburg, die beiden zu Saarburg wohnhaften Kriegs-
knecbte Crappen Heinrich und Niclaus zu keinerlei Steuer und Last heranzuziehen.
Datum zu Nancy den XIII*«° tag septembris 1493. 1493 SejH. 13 Nancy.
Bl, 284, Franz. Abschr. lose dabei.
51. Herzog René II. befiehlt den Saarhurgem, bis zu seiner ROckkehr vom
Kaiser in der Angelegenheit mit dem Metzer Bischof wegen des Gerichts keinc
Neuerungen vorzunchmen. 1495 Aptil 25 Château-Salins.
Reinhardt von gotts gnaden zu Jherusalem und Sicilien etc. konig, hertzog
zu Lothringen und zu Bar marggraff etc.
Lieben getreuwen, ewer schreiben, uns letst gethon, berurte die missel, so
schwebende seint zwuschen dem hochwurdigen furssten unserm vettern dem
bischoffen von Metz und euch, und auch euwere beschwerunge darinn bestimpt
haben wir wol verstanden. Aber jetzund seindt hie bey uns gewesen etliche
râthe unsers gemeldten vettern, die haben uns furgehaldten, wie ir euch weigernt,
das gricht zu besitzen, als von alters herbracht und geubet ist, uns bittende, euch
zuvermôgen, dem also stat zuthun, uff das unser gemeldter vetter nit bewegt
*) Das »anno zwôlff* làsst sich ohm Weiteres weder bei der Regierung Herzog
Renés I. (1431—1453) noch der Renés II. (1473—1508) unterbringen. Zur Ansetzung
des nnter die Regierung Renés II. fallenden Jahres 1492 ftihrt die Erwàgung, dass
uns hier eine Uebersctzuug der urspriïnglich franzôsischai Fassung vorliegt und dei'
Uebersetzer in gedankenloser Weise nur den Jetzten Bestandteil von *quatre-vingt
douze* aïs Jahreszahl mit vemachlassigtcn Hundcrten genommen luibcn môchte.
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— 279 —
werde, eucli deshalben witter furtzunemen. Und darum das wir ietzund weg-
fertig sindt zu unserm herrn und oheim dem Romischen kônig und zur zeit zu
den dingen nit versten megen, ist unser rathe meinung und bevelche, das ir
das gricht besitzen wellent, wie ir von alterheer geubet handt, one einige newerung
anzufaben besonder in unserm abwesen; dann so baldt wlr wider zu landt koment, das
wir hoffendt kurlz geschehen mit hilff gotts, megen ir uns ewerer beschwerung
und anliegends berichten, so wellen wir uns euch zu gut darin arbeitten, so
fleissigst wir mogent, damit ir wider billichs nit sollent beschwert werden Geben
zu Saltzburg uff sambstag nach dem beiligen ostertag anno etc. LXXXXV.
Unsern lieben getreuwen schultheis geschwornen und gcmeindt unser stat
Sarburg.
Bl.275v—:276r.
52. Philippe de la Barre, der »die gepot vernichtiget hat, die da seindt
geordnet und gemacht worden durcli inen dartzu durch schultheis und rath, und
mit macht ein ufflauf gemacht uber den heymmeiger der stat Sarburg uff der
gassen auch in eines wurts haus« und deshalb vom Statthalter Grafen Weckher
in den Thurm gelegt worden ist, wird auf Bitten seines Meisters freigelassen und
schwôrt Urfehde. Uff dornstag démentis anno 1497. H97 Nov. 23.
BL 314v—315r.
53* Herzog Mené II. hefichlt den Saarburgern, sich mit seinem StatUiaUer
Crraf Wecker von Leiningen zu vertragcn und wiUirend seiner Abwesenheit bel der
Krônung des KOnigs von Frankrcich ivohl auf der Eut zu sein. 1408 April 27 Nancy.
Reinhardt von gotts gnaden zu Jérusalem und Sicilien kônig etc. hertzog
zu Lothringen und zu Barr.
Lieben getreuwen. Uns langet an, wie zwischen dem wolbornen unserm
statthalter zu Sarburg vettern und lieben getreuwen graff Weckhern von Lyningen
eins und euch andern theils etwas spenne und irrunge erwachsen, das ir euch
wideren sollent, seiner befelhen gewertig zu sein, wiewoll er nit dann billichs
nach euwerer pflicht von euch begere, solchs uns gantz wieder und nit lieb ist.
Dann also wier nit gern hettend, das er euch uber billichs tringe, also wenig
mechten wir auch leiden, das ier inné von unsern wegen ungehorsamkeit euwerer
pflicht bewisetent. Darumb ist unser meinunge befelch und begeren, das ier
euch ferrer also gegen inné halten und beweisen wollent, damit ime nit not ge-
schehe, sich von euch zu beclagen. So hoffen wir, er werde auch gegen euch
nit anders handlen oder furnemen, dan das ime billich gepurt. Ferrer nachdem
wir ietzundt uff menigfaltige begerunge unsers herrn von oheims des ietzigen
kunigs von Frankreich wegfertig seindt zu seiner kronunge in Franckreich, ist
unser ernstlich bevelch, das ir euch wol hietendt bey nacht und bey tag und
die but und die wacht also bestellcndt, das uns, euch und unsern landen keiner
schade endstande bresten halb. Des und further in allen dingen wollent euch gut-
willig und gehorsamlich halten und beweissen, also wir euch vertrawen Geben zu
Nancy uff freytag nach dem sontag quasimodo geniti anno etc. LXXXXVIII.
von Wydringen
Unsern lieben getrewen schultheis geschwornen und gemeindt unser stat
Sarburg.
Bl. 350 V— 301 r.
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— 280 —
5^1. Bericht uber dos Verîuilten der Sladt Saarburg hei Erîiebung der ge-
mdnen Hilf. 1400.
Uszug der register der gemein hilff im tausend vierhundert neunlzig und
neundten jar im herzogthumb Lothringen der teutschen vogtey belangent die stal
herrschafft und underthonen zu Sarburg in Lothringen gelegt, durch Herbier
underschreiben.
Salburg.
Die von Sarburg haben sich nit wellen lassen anlegen und anzeigt, sey
seyenn vermôg ierer brieff und freyheilten, se sy von hertzogen us Lothringen
haben, welche innen der konig confirmiert bestetigt und geschworen zu halten,
exempt und gefreyt von aller steuer und hilff, das sy in ewigkeit kein hilff be-
zalt; pittendt, man solte sy darwttder nit tringen.
Bl 362v^363r. Franz, Absdir. lose dabei.
55* Schultheiss, Rat, Vierzig und ganze Gemeinde zu Saarburg kommen
bei Herzog René [IL] *) von Lothringen darum ein, einen Allmendeplatz ausser-
halb der Stadt zum Weiher machen zu diirfen, und erklâren dabei ihre voile
Bereitwilligkeit, >die stat thurn und muren in gebauw zu halten und zu
hant haben mit sampt dem geschutz serren pforten pfortenem und andern
wechteren*, was sehr kostspielig sei, zumal die Stadt nur das Ungeld habe,
wovon sie ihrem gnâdigen Herrn von Metz jâhrlich noch 100 Pfund abgeben
miisse. Der Statthalter Graf Wecker zu Leiningen und Rixingen sei damit ein-
verstanden. [Gegen 1500]^).
Bl 273v—274t\
56* Niclaus Gerster, Schaffner zu den Ruwerin zu Strassburg, bekennt,
dass Dekan und Kapitel des Stifts zu Saarburg ihm durch den Schultheissen
Dyelman 4 Rh. Gulden Zins entricbtet haben. Uiï fritag nach sant Matheus tag
anno 1501. lôOl Sept. 24.
Zu Bi: 218. Or. ch. c. sig. impr.
57. Herzog Reinhardt von Lothringen beklagt sich bei Dekan und Kapitel
seiner Stadt Saarburg, dass sie der durch seinen Rat und Statthalter Philipsen
ûberreichlen Weisung, die erste freiwerdende Pfriinde Herrn Glandenn von Foucigny
zu iibertragen, nicht Folge gegeben, und fordert in entschiedenem Tone die
nâchstfreiwerdende Pfriinde im denselben. Datum in unserer stat Welsche
Neuwenburg des Vin*«" tags octobris anno XV^ eins. 1501 Oct. 8 NenfcMteau.
Bl. 206r-^307r.
58. Herzog Reinhardt von Lothringen bittet Dekan und Kapitel der Kirche
zu Saarburg, seinem dortigen Amtmanne Philipp von Heringen das von demselben
gewiinschte Haus zu verkaufen. Datum Nancey uff dornstag nach sanct Valenleins
tag anno 1502, more Tullensi. 1503 Febr. 16 Nanq/.
Bl. 3541'— 35ôr,
') Die ungefàhre Datierung dièses Stûckes ist gegfbeti durch die Nennung Graf
Weckern von Leiningen aU Statthalter zu Saarburg (cgi. No. 52 u. 53).
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— 281 —
59« Katherin Peter Gerbers eheliche Hausfrau von Oiimmonhcim, die
ihrem Gemahl entlaufen und deshalb durch Philipsen von Heringen, Stalthalter
zu Saarburg, gefangen geselzt worden ist, wird auf Bitten Friedricbs von Liitzel-
burg wieder freigelassen gegen das eidlicb gegebene Versprechen, zu ihrem
Manne zuriickzukehren , solches nicht mehr zu Ihun >und auch disse gefengnus
nimermer zu rechen*. Uiï sambstag nechst nach corporis Cbrisii anno 1506.
1500 Juni 13,
Bl.315v—316r,
60. Dem von âen Suarburgem erhobenen Eimpruch gegeti die wegen Nicht-
zahlung des ZoUs in MirécouH vorgenommetie BescïUagnuhmung von Wnren ziceier
ihrer Mitbûrger als ifiren verbrieften Bechten zuvciderlaufend gieht Hergog Bette IL
FoJge. 1508 Aug. 23 Luppy,
An den kiinig unsern allergnedigsten herrn.
Allergnedigster kiinig. E. g. werden sehen (wo derselben geliebl und ge-
fellig) die freyheit des zols und verkauffens, so e. g. gnediglich geben habén
fur euch und euwere nachkomen hertzogen zu Lothringen zu ewigen tagen
ewern underthonen zu Sarburg, als woll in der stat Sarburg als in eweren landt,
es sey mit hin und wider fieren kauffen und verkauffen, wie das uss euwern
brieffen, darvon wir ein vidimus hie bei gelegt, erscheinl, welcher freyheitten sie
auch bis anher genossen haben. Und in craiTt derselbigen seindt etliche von
Sarburg namblich Thieobaldt und Malhis, die haben kurtzlich etliche kauffman-
schafft gen Mirecourt gefiirt, welche inen aida durch die bestennder und ad-
modiatores des marckhtgefels oder zols arristiert worden. Als sy nun das ge-
sehen, das innen ire wâgen pferdt und kanfîmannschalTt also arristiert, und
sonderlich gemeldter Thiebolt, das ime seine pferdt veil verzert, bat er bei dem
belissen von Vosges ein belisbrief erlangt, den arrest abzuthun vermittelst burgen
und zu tag zu erscheinen vor gemeldten belissen uff seinen nechsten landtagen.
Uff solche verburgung und versicherung ist ime seine kauffmannschafft wagen
und pferdt wider worden. Dweil aber, gnedigster herr, e. g. gepuren will, hierin
ordnung zugeben und insehen zuhaben, angesehen, das ir innen solche freyheit
und exemption durch ewere brieff umb der ursachen willen, darin erclert, habt
gegeben, so welle sy verschaffen, das sy darbey gehandthabt werden von puncten
zue puncten. Onangesehen obgemeldts bellisbrieffs, erlangt durch gemeldten
Thieoboldten, auch der verburgung und versicherung. geben zu Mirecourt durch
ine und gemeldten Mathissen, euwer maiestat welle declarieren, was hierin ge-
schehen solle, und nit leiden, das derhalben getagt oder gerechtigt werde vor
obgemeldten belissen noch anderswo, und umb der liebe willen, so die zu inen
tragen, welle von neuwen bevelhen, das sy bei ieren brieffen gehandthabt werden
als zu Drowille sanct Niclaus Mirecourt und anderswo in euwerm landt hieseits,
und das ailes noch inhalts gemeldter freyheitsbrieff. Daran thut e. g. woll und
ein almusen. Und sy die supplicanten wellen zu allen zeitten euwere gutte und
getreuwe underthonen sein und pleiben.
Der kiinig von Sicilien etc. unser aller gnedigster herr uberschickht dise
gegennwurdige supplication seinem belissen zu Vosges, welchem er hiemit be-
vilhet, das er die von Sarburg trattiere nach gepruch und inlialt iere frcyheits
brieffs. Geschehen und verfertigt zu Louppi das schlos den XX111^«" tag augusti
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1508. Der bastart von Anjou, herr von Barbann, von Bachie, magister Geoffron
Gutzot, Thomas von Chastenonn und andere praesentes.
René. de la Mothe.
Bl. :^85r—:^S7r. Franz. Ahschr. îo,se dabei.
61. Lucas Weber von AltorfT und Martzlofî, ein Weberknecht von Bitsch,
sind Mittwoch vor Simon Jude zu Saarburg »angenomen« worden und in Ab-
wesenheit des Philipsen von Heringen, Staltlialters zu Saarburg, durch Schultbeiss
und Rat gegen Urfehde vvieder entlassen worden. Geschehen uff lag obgeschreiben
anno 1508. Iô08 Od. 25.
Bl. 3ÎG.
62. Herzog Anton von Lothringen Ihut kund : Seine Mutter hat i. J. 1508
in Erkennlnis, dass die Ursache der sclilechten Regierung der Stadt Saarburg
darin zu suchen ist, dass ihr Rat Philipp von Heringen nicht in der Stadt residiert,
denselben seines Amtes enthoben und an seine Stelle den Friedrich von Liitzel-
burg gesetzt mit der Verpflichtung, in der Stadt zu wohnen, und mit einer Be-
soldung von 70 Goldgulden zuziiglich der Burggelder. Er giebt jetzt dem Friedrich
von neuem das Amt »der gubernierung und verweltigung« seiner Stadt Saarburg
mit einer Besoldung von 100 Goldgulden anstatt der 70, aber mit Wegfall der
Bussen, «desgleichen die fischphel und zollfisch*, welche hinfiir der Einnehmer
des Orts fiir den Herzog einziehen soll. Zugleich weist er seinen Rentmeister
in Lothringen, Georgen des Moynes, an, dem Friedrich von Liitzelburg die 100
Goldgulden in zwei Raten an Weihnachten und Johanni auszuzahlen. Geben in
unser stat Nancy den 15. tag septembris 1510. 15J0 Sept. 15 Nancy,
BL 341r — 344 r. Franz. Abschr. lose dabei.
68* Die Eheleute Claus Steinmetz von Himmerlingen, Bosse Hansen son,
und Margareth, Niclaus Wagners und Schlickhen Jomeln tochter, bekennen, dass
sie dem Dekan und Kapitel der Kirche zu Saarburg 20 Rhein. Gulden schulden,
davon sie jàhrlich einen Rhein. Gulden Zins zu zahlen haben. Zu Unterpfand
gegeben verschiedene nâher beschriebene Liegenschaften. Der Tabellion siegelt.
Dis beschach ufT den XIRI*^" tag des februarii 1511. Z.: Heinrich Steinmetze.
Hans Steinmetzen son, und Clemann Seckler, Ulrich Secklers son, burgere zu
Sarburg. 1512 Febr. 14.
BL 238 r— 240 r.
64. Herzog Anton von Lothringen ladet Schultheiss, Geschvvorene und
Gemeinde seiner Stadt Saarburg auf 4. Februar zu einem Landtag nach Nancy.
Nancy den Xll*«" tag januarii anno XV^ XIV', more Tullensi. 1513 Jan. 12 Nancy.
BL 277 r.
65. Marcus Râpe, ein Sôldner und Diener der Stadt Metz, der auf Anzeige
eines Zugehorigen der Aebtissin von WiederstorfF von Schultheiss und Rat zu
Saarburg in Abwesenheit und im Namen des Junkers Friedrich von Liitzelburg,
Statthalters zu Saarburg, gefangen gesetzt worden, wird von Friedrich von Liitzel-
burg nach L'rfehde entlassen. Geschehen ulT sambstag nach Reminiscere anno
1512, more Metensi. 1513 Febr. 2(i.
BL 3 16 V— 317 c.
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— 283 —
66. Bericht i'tber das Verhaîten der Stadt Saarburg bel Vorderung der ge-
nieinen Hilf, 1513.
Uszug der registher der gemeinen hilff im tausent funfhundert und dreyt-
zehendten jar, gelegt im hertzogthumb Lothringen teulscher vogtey belangendt
die stat herrschafft und underlhonen zu Sarburg in Lothringen, durch Philipsen
von Heringen ritter und Melianndt underschreiben.
Die stat Sarburg.
Wir haben den inwonern daselbst noch der lenge anzeigt, warumb unser
gnediger herr uns in die gantze vogtey des teutschen landts geschickht, auch die
grosse nodt, so jetzt vorhanden, mit ermanung, das sy unserm gnedigen herrn
mit einer gutten summa zu hilff komen woldten, damit wir eine gutte botschafft
darvon bringen môchten. Daruff sy uns geantwurt, sy seyen guttwillig jetzt und
in kunfftigen, aber sy petten unsern gnedigen herrn, er well sy nit weither be-
schweren dann sein herr vatter selig der gut kunig uss Sicilienn, dem got gnade,
und ansehen, das sy grusamlich beladen weren mit erhaltung der muren Ihurn
und anderer vesstinen in ierer statt, die uff der sorglichen frontier gelegen, und
das sy in disem krieg der endinger (?) nit dorffen hin und wider wandlen und
ierer kauffmannschafft obliegen wie andere iere nachpauren, petten nachmals
unsern gnedigen herrn, innen in disem krieg fursehen zuthun. Und als sy unser
abscheiden erfaren, haben sy den schultheis daselbst zu uns geschickht, welcher
bezalt, was wir da verzert, da wir die herrstat zu Sareckh in schrifft vergriffen.
Bl. 244 V — 245 r. Frata. Abschr. lose dabei.
67. Hanns Stor von Uttingen bey Momheim gelegen, der » bosser be-
lymmung « halber zu Saarburg gefànglich eingezogen war, wird von Friedrich von
Liitzelburg nach Urfehde entlassen. Geschehen uff freytag nach corporis Christi
anno 1515. 1515 Juni 8.
BL 317v—318r.
68. Herzog Anton von Lothringen befiehlt Schultheiss und Gericht seiner
Stadt Saarburg, in dem Prozess seines Generalprocurators oder Amtmanns zu
Saarburg mit »weyllundt Stephan vom Lembourgg testamentarien* stille zu stehen
und nur auf weiteren Befehl die Verhandlung wieder aufzunehmen. Datum
Nancey am XXI tag junii a® XIX. 1519 Juni 21 Naticg.
BL 297.
69. Herzog Anton von Lothringen erteilt Schultheiss, Rat und Gericht
seiner Stadt Saarburg den Befahl, in dem Handel des verstorbenen Steffan, Vogtes
zu Einhartshusen, fortzufahren und das Urteil zu sprechen. Datum Pontamoussonn
am XXI tag octobris anno XIX. 1510 OcL 21 Pant-à-Mausson.
BL 297 V— 298 V.
70. Herzog Anton von Lothringen ladet Schultheiss, Geschworene und
Gemeinde seiner Stadt Saarburg auf 11. Dezember zu einem Landtag nach Nancy.
Nancy uf den XVI^" tag novembris anno XV© XIX®. 1519 Nov. 16 Nancy^
Bl 276.
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— 284 —
71. Herzog Anton von Lothringen teilt Schultlieiss, Rat und Gericht seiner
Stadt Saarburg mit, dass er den jiingst von Pont-«VMousson aus gegebenen Be-
fehl betrelTs des Testaments und der Hinterlassenschaft »weilund Steffen aits vogts
zu Einhartshussen* (n. 69) zuriickziehe, weii solchs, vvie er nun von seinem
deulschen Bellis und auch von seinem procurator gênerai in Lothringen berichtet
worden sei, »unser hohe oberkeit berurendt ist und vor euch zu thedingen nit
gepurt*, und befiehlt, jedes Prozedieren einzustellen und ihm liber die bis jetzl
gefiihrte Verbandlung schriftlichen Berichl zukommen zu lassen. Datum Nancy
am 18. tag decembris anno 19. 1519 Dec. 18 Nancf/,
Bl 319.
72* Herzog Anton von Lothringen schreibt an Schultheiss und Rat seiner
Stadt Saarburg, dass er ihre Bittschrift fiir den in Saarburg gefangenen Hans
Hertzog durch dessen Frau erhalten und auf die Fiirbitte hin dem jetzt in die
Freiheit entronnenen verzeihe; derselbe solle aber die durch den Handel ver-
ursachlen Kosten tragen und Urfehde schwôren. Datum Nancey am 7. tag maii
anno 21. 15:^1 Mai 7 Nancy.
Bl 3:20 r— 321 r.
78. Bittgesuch des herzoglichen Boten Casper Weissgerber zu Saarburg
an den Herzog von Lothringen, ihm inanbetracht seiner dem Herzog zu der Zeit
des Schenkenkrieges und sonst geleisteten Reiterdienste und des kleinen Ein-
kommens seines jelzigen Botenamtes das halbe Haus des auf der Fahrt nach
St. Jacob verstorbenen Tuchmachers Hesselnickhel, das nicht uber neun oder zehn
Gulden wert sei, zu iibertragen. (Ohne Datum.)
Bl. 300. Franz. Abschr. davon und von n. 74—76 in sacligetnasser Beihenfolge
auf einem Bogen lose dahei.
74. Décret des Herzogs von Lothringen an seinen Hauplmann zu Saar-
burg, er soHe ihm iiber den Bittsteller sowie uber den Gegenstand des Bitt-
gesuchs berichten. Geschehen zu Lindstatt den II*®» tag junii anno 1521.
l')21 Juni 2 Luncville.
Bl. 300 V— 301 r.
75. Friedrich von Liitzelburg, Amtmann zu Saarburg, berichtet an Herzog
Anton von Lothringen zu dem Bittgesuch des Caspar Weissgerber: Ein auf der
Fahrt nach St. Jacob verstorbener Bûrger zu Saarburg, namens Hessennickel, habe
in Saarburg ein halbes Ilaus im Werte von ctwa 30 Gulden hinterlassen, das er
vorlaufig beschlagnahmt habe, bis erkundet werde, ob der Verstorbene, der um
Frankfurt daheim gewesen sei, Erben hinterlassen habe ; denn es sei Brauch und
Stadtrecht zu Saarburg, dass man in solchem Falle Jahr und Tag warte. Falls
sich dann Erben nicht meldeten, iiele das Gut dem Herzog zu. Der Amtmann
befurwortet Weissgerbers Gesuch unter der Bedingung, dass dieser das Haus
zuriickgiebt, wenn sich Erben melden. Datum Sarburg uff mittwuch noch Mar-
garethe anno 1521. 1521 Juli 17 Saarburg.
BL 29Sc—J99r.
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— 285 —
76. Herzog Anton von Lothringen verleiht das halbe Haus aus der Hinter-
lassenschaft des Hessennickhel dem Caspar Weissgerber im Sinne des ihm vom
Hauplmann seiner Stadl Saarburg gemachten Berichts. Geben zu Nancy den
27. tag julii anno 1521. 1621 Juli 27 Nancy.
BL 301.
77. Herzog Anton von Lothringen ubertrâgt seinem Amtmann Friedrich
von Liitzelburg den Genuss der in Saarburg anfallenden Geldbussen. Von Nancey
den 5. februarii 1523, >ist zu ruckh geschreiben: unsern lieben und gutten
freundt zoller und gleidtsmann unserer stat Sarburg«. 1524 Febr. 5 Nancy.
BL 336 r— 337 r. Franz. Abschr. lose dabei.
78. Herzog Anton von Lothringen teilt der Stadt Saarbxirg mit, was der
grossie T'en des îothringischen Adels und seiner Baie beziigUch Aufstelîung von
Tmppen und Krhebung von Steuern fiir den Krieg gegen die Bauern und die pro-
testantischen Stadte beschlossen hat. 1525 Juni 1 Nancy.
Anthoni von gotts gnaden hertzog zu Calabrien zu Lothringen und zu Barr.
Lieben getrewen. Es ist mit rath und willen der mers theil von adel unsers
fursstenthumben auch ander unser rathe, so allhie bey uns in gutter antzall er-
scheinen seindt, zu hilff versehung nodturfft und rettung gedachter unser land uff
den frontier und grentzen derselben zweihundert pferdt und zwey tausent fus-
khnecht zu halten angesehen und beschlosen worden, und das zu uffenthaltung
besoldung und betzalung derselbigen uff ein iede herrstadt oder feur frey und
unfrey gedachter unserer fursstenthumben land und gepiet anderthalben grossen
oder blancken unserer miintz aile wochen drey monad lang der reich dem armen
zu steur komende uffgehept werden soll. Und wo sach were, das der krieg, su
sich haltet zwiischen uns und dem baursman der Luterschen sect anhangende, ein
end oder anstand neme ee vorscheinung derselbigen drey monaten, sollen alsdann
solche anderthalben groschen nit weyther uffgehebt noch betzalt werden. Und
wiewoU der brauch nit ist, one versamblung gemeiner steend unserer fursten-
thumben solchs furtzunemen, hats doch die zeit der leuff halben, so jetz vor
augen seindt, nit wellen zu geben. Aber umb das ier bey solchen beschlus nit
gewessen, haben wir euch dasselbig gnediger meinung nit wellen verhaldten,
fleissig begerende, ir wollent den verordenten commissarien der uffschreibung und
déclaration, so sy uff ewere angehorige leuth ierer bevelchs und commission
dieruff gericht thun werden, nit irren noch innen darin intrag thun, sonder dem
zugeleben, als wir uns des und ailes gutts zu euch vertrawen, zulassen und ge-
statten in ansehung sonderlichen, das solch furnemen euch zuvorderst auch dem
gantzen adel und gemeinen nutz gemeldter unserer furstenthumben und land am
hochsten betriefft. Und wollen euch dannoch nit verhalten, das unser will noch
meinung nit ist, das euch noch den euwern solchs kiinfftiger zeit zu keinem
nachtheil reichen soll, in welcher gestalt das sey oder sein môcht. Datum in
unser stat Nancy anno etc. funfftzehenhundert und funffundzwentzig am ersten
tag junii.
Unsern lieben getrewen schultheis geschwornen und gemeinden unser stat
Sarburg.
BL 365 r— 366 V.
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— 286 —
to. Herzog Anton von Lolhringen ladet Schultheiss, Geschworene und
Gemeinde seiner Stadt Saarburg auf 24. Januar zu einem Landtag nach Nancy.
Nancy am XXVlIIten tag decembris anno XXVI. 15;i6 Dec, 28 Nancy,
Bl. 217 V.
SO, BeHcht iiber das Verhaltmi der Stadt Saarburg hci Erhébung der gemeinen
Hilf. 1526.
Uszug der register der gemeinen hilff im tausent funffhundert sechs und
zwentzigsteu jar im hertzogthumb Lothringen der teutschen vogtey belangent dîe
stat herrschafft und underthonen zu Sarburg in Lothringen gelegt, underschreiben
durch Hans von Helmstat und Meylandt.
Salburg.
Wir haben innen unser commission erclert angezeigt und sy mit gulten
wortten darzu dienstlich ermandt. Daruff sy geantwurt, sy haben ir best gethon,
als unser gnediger herr hertzog bey innen gewessen und fur Zabemn gezogen,
haben sy ein grosen costen gehabt, desgleichcn so haben sy taglich ein grossen
cossten mit underhaltung der àtat porten. Derhalben unser gnediger herr woldte
sy weyther nit beschweren und iere freyheitten, so sy von ieren goaden und
deren vorfam hetten. Daruff wir innen widerumb angezeigt, sy solten sich dismals
nit widem und wie gehorsam underthonen erzeigen, wie andere gethon. Das
soit innen in kunfftigen kein nachtheil bringen. Aber des unangesehen haben
sy nicht bewilligen wellen, usgenomen das, das sy zu unsern abscheidt sich er-
potten, unsern costen zu bezalen, den wir daselbst gehabt, das wir zugelasen.
Bi 363, Franz. Abschr, lose dabei,
81. Kaspar Schneider, Culmans Hanns seligen Sohn von Saarburg, bekennt,
dass er vom Amtmann Friedrich von Lutzelburg wegen seiner >bossen belymung
und diebstals halber« gefangen gesetzt und auf Fûrbitte seiner Herrschaft, des
Grafen Symon Weckher zu Zweibrûcken und Bitsch, Herrn zu Liechtenberg, und der
Grâfin Kunigunde zu Zweibrûcken und Bitsch und Wittfrau zum Oberstein, sowie
der Frau Barbara vom Oberstein, Jungfrâulein zu Bitsch, wieder losgelassen
worden ist. Er schwôrt, ausser Landes zu ziehen, jenseits des Rheines, und nicht
mehr diesseits des Rheines zu kommen,. sowie Urfehde "zu halten. Datum uff
domstag post Jacobi apostoli in anno 1527. 1527 Aug. 1.
Bl. 321r—322v.
82. Aufruf Kaiser Karls V. gegen die Wiedertâufer. Geben in unser und
des reichs statt Speyer am 4. tag des monats januarii 1528. 152S Jan. 4 Speier.
Zu Bl. 218. Druck mit abgébrôckéltem rotem Siegél. (gez.) M. zu Baden
k. stathalter (geschr.). Auf der Ruckseite die Adresse: Statt Kaufmans Sarburg.
88. Kaiser Karl V. bestellt den nach Regensburg ausgeschriebenen Reichs-
tag ab. Geben in unser und des reichs statt Speyer am 16. tag des monats
aprilis 1528. 1528 April 16 Speier.
Zu Bl. 218. Druck mit abgebrÔckeltem rotem Siegel. (gez.) von Montfort des
kayserlichs stathalterampts verweser (geschr.). Auf der Rûckseite die Adresse:
Kauffmansarburg.
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— 287 —
84. Herzog Anton x'on Lodiringen hesUitigt den Saarhurgern die fJinen von
den Uerzôgen Johann IL und Bcné IL verliehenen Frcilieitshriefe. li)i^8 Mai 11 Nancy.
Wir Annthoni von gotts gnaden hertzog zu Callabre zu Luthringen und zu
Barre marggrave, marggrave zu Pontamousonn, grave zu Proventz zu Wydemont
und zu Blanckhennburg etc. beckhennen und thun kundt menigklich mit disem
brielTe, das uns unsere lieben getreuwen schultbeis rath fiertzig und gantz gemeine
unserer statt Sarburg zwenne bergameinen brieff, damit sy von weyllundt hoch-
loblicher gedechtnus hertzog Hansen von Luthringen und nach ime von unseren
lieben herrn und vatter seligen konig Rheinhardten von Sicillien hertzogen zu
Luthringen und ieren anhangenden insiegeln uff gericht gefreiet und begnadiget
worden seindt, zubracht und uns underthenigklichen gepetten und supliciert, innen
solche freyheit und begnadigung zu bestettigen und zu confirmiren. Daruf wir
die selbigen briefTe in unser rechen kammer durch unsern rathe daselbst besich-
tigen verlesen und uns den inhalt und meinung zu verstendigen geschafft, und
in bedacht, das sy sich alwegen uffrecht redlich und getreuwe gegent den ob-
genannten unsern vorfaren besonder unsern lieben herrn und vatter konig Rein-
hardten seligen noch lauth und inhaldt obgedachter brieffe auch gegen uns bisheer
gehaldten und uns versehen, sy und iere nachkomen hinfurther treuwlich thune
und erzeigen wellent und soUent, wie iere althere und vorfaren uns jetzt getreuw-
lich gethon haben, als sy uns dann da wir bey innen in gedachter unserer stat
Sarburg uff unsern siglichen zugkh widder die Lauterschen uff rurschen von der
baurschafft zugesagt und jetzundt abermals durch ieren schultheisen und gesandten,
so allhie bey uns gewesen, versprochen haben als fromme getreuw nnderthonen,
haben wir demnach mit wolbedachtem muthe gutem rathe und rechter wisen
die obgenanten brieffe mit allem ierem inhalt puncten und artickheln gnediglichen
bestettiget und confirmiert, bestettigen und confirmieren innen die also in und
mit krafft dis brieffs, in und durch welchen solche iere zwenne freigheits brieffe
und begnadigung mit unserm siegel durchzogen und annexiert seindt, Gepietten
daruff allen und ieglichen unseren belissen hauptleuthen und amptleuthen vôgten
schultheissen richtern und menglichen, das sy gedachten unsern underthonnen
schultheis rathe fiertzig und gantz gemeinde zu Sarburg bey solchen ieren frey-
heitten und diser unserer confirmation handthaben, sye nutzit daranne irren ver-
hindern noch von jemandtz andern zu thunt gestattent in dheine wise; darann
thunt sy unser wollgefallen und ernstlich meinung. Des zu urckhundt so haben
wir unser ingesiegel an disen brieff thun henckhen, der geben ist in unserer statt
Nansy am Xlte» tag des monats maii im jar des herrn tausent funffhundert acht
und zwenntzig.
Ad mandatum domini ducis in consilio magistro curie présidente et audi-
toribus camere ducatus Luthringie praesentibus.
BL 278 r— 270 V.
85. Niclaus Dielman von Saltzburg bekennt, dass er von Dielmann Meiger,
Schultheiss zu Sarburg, in Vertretung des Amtmanns Friedrich von Liitzelburg,
gefangen gesetzt, aber von Friedrich von Liitzelburg nach Urfehde und Zahlung
der Verpflegungskosten wieder freigelassen worden ist. Uff frietag noch sanct
Frantziscus tag 1531. »Hie bey und mit ist gewesen zu gezug mit namen Kunrat
Schrynner, Dieterich Kremer, Jacob Metzger, Marx Schrinner Bentz Wisgerber,
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— 288 ^
Jacob Beckher, aile burger zu Sarburg, also underschreiben Jacob Klewol meister
scheiïen zu Sarburg.* 1531 Oct. 6.
Bl 322 c— 323 i\
86, Die Saarbiirger besdiweren sich beim Herzog von Lothringen ûber ihre
Nachbam Friedrich von Liitzelburg, Amttminn zu Saarhurg^ die Hen'cn von Heringen
und HaasomHlle und Amouît Clos, Amtmann zu Freihurg, die ihren Unterthanen
Verzug und Verheiraiung nach Saarburg wehren und verschiedene andere Plackei'eien
gegen sic ausuben. {Ohne Datum.)
Unsern aller gnedigsten fursten und herrn hertzogen zu Lothringen.
E. f.g. thund demutiglichen anzeigen euwere demutige und gehorsame
underthonen schullheis gricht und gantze gemeindt euwere statt Sarburg, das
inen vill molestationes und betrangs geschicbt und zugefugt wurdt durch etliche
herren und edelleut iere anstosser. Und ersUich haben gemeldte herren inhibiert
und verpotten und wellet nit zulassen, das iere leut, so hinder inen gesessen,
geen Sarburg kumendt und ziehendt, aida ir residentz zu haben, wiewol das
gemeldte iere leuth heuser und wonungen aida haben, die sich dach gern des-
halben mit ieren hem vergleichen woldten, uff das sy under e. f. g. wonen
und iere heuser und gutter handthaben mochten, die sy aida haben, welche durch
ir abwessen gar verfallen und bauwfellig werden, das dann zu abgang e. f. g.
statt reichet. Desgleichen seindt auch veil leuth under gemeldten herrn gesesen,
welche gern woldten ire kunder in e. f. g. statt Sarburg verheyraten, dardurch
die statt gebessert und gemert, welchs aber gemeldte herren nit wellen zulassen,
wiewoll das sich iere leuth gern woldten mit inen derwegen vertragen der dienst-
barkeiten halben, so sy inen mochten verbunden sein. Weitere sindt auch in
e. f. g. statt veil burger, die von viertzig und funfftzig jaren heer ir residentz
aida gehabt, welche nie angefochten noch angeclagt worden einicher dienstbarkeit
dann allain itz, wellen und vermeinen abemeldte herrn sy innen underworffen
zu machen, begerende, sich mit inen zù vertragen fiir sy und iere kunder, suchendt
ursach, sy innen zu underthonen und als leibeigen zu machen. Und so es hinfurt
weiter zugelassen soit werden, wurde darus volgen, das die burger aile oder
ie das maiste theil itzgerurter herren were, welchs e. f. g. auch ierer statt zu
einem schedlichen nachtheil gereichete. Zu dem so haben gemeldte burger und
inwonner grossen mangel an holtz zu bauwen zur handt arbeittet zu deckhen
und zu bremien und konnden das nicht woll bekomen dann bey ieren nachpauren,
die dann veil mer haben dann ewere underthonen, welche iere nachbauren vor
zeiten haben holtz in euwer stat gefiert zuverkauffen, das sy nun nit mer thund,
dann es innen verbotten durch iere herren. Auch so haben etliche underthonen
der herren von Hassonville vor langen zeiten und jaren fronen und furen thun
mussen in euwer statt zu nutz und gutten der selbigen, als zum kalckhoffen
und sunsst, dessen sy sich itzund auch weigern zuthun und sagend, es sey
inen durch iere herren verbotten, wiewoll das man nit mer noch weitters an sy
begert und gefordert, dann wie von alters herr sy gethon haben. Es soU auch die
hochstras oder die landstras von alters herr durch e. f g. stat Sarburg geen.
Dieweil aber die strassen usserthalb ierem bann und limit nichtz gehandthabbt
werden, welche doch gemeldte herren oder iere underthonen je und alwegen
hand gebessert und gehandthapt, ein jeder nach seinem antheil, so faren die kauff-
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— 289 —
leuth neben ab, das dan e. f. g. slatt ain grosser abbruch und interesse. Der-
wegen so bitten und begeren die mergemeldten supplicanten gantz undertheniglich,
die welle hierin ein gnedigs insehens haben und uber vorerzelle articul gepurliche
ordnung und provision geben und verschaffen. Dann wo es also weren solte,
wurde e. f. g. stat, welche uff der f routier euwers lands gelegen, gar darnider
ligen und abgeen, auch veil der burger und inwoner us bezwang die stat ver-
lassen, das dann e. f. g. zu grossem nachtheil erschallen wurde. Derhalben e. f.
g. hierin ein gnedigs insehen haben sollen. Und so das also beschichl, wellen
die supplicanten dero destobas diennen und den allmechtigen zu allen zeitten
fur ir wolfart bitten. Und sindt das die namen der jenigen, so euwern burgern
und underthonen intrag thund in obgeschreibenen puncten: erstlich Fridrich von
Lutzelnburg amptmann alhie, die herren von Heringen und Hassonville und Ar-
noult Clos amptmann zu Freyburg.
Bl. 267 r — 269 V. Franz. Abschr. davon und von n. 87 u. 69 auf einem Bogen
lose dabei.
87. Herzog Anton von Lothringen lâsst auf die von der Stadt Saarburg
gefûhrte Beschwerde hin die Stadt sowohl als auch die Herren Friedrich von
Liitzelburg und Philipp von Heringen auf den 28. Februar 1582 nach Nancy vor-
laden. Zu Nancy anno 1631 den 28*«*» tag januarii. 1532 Jan, 26 Nancy,
Bl. 269v—290r.
SH* Die Saarburger erkennen PkUipp von Heringen als Statthalter des Her-
zogs von Lothringen an. 1532 Mai 4.
Es ist zu wissen, das uiî heut sambstag nach dem sontag Cantate des
jar als man zalt noch der gepurt Christi tausend funffliundert dreyssig und zwey
jar ist bestettigt worden und uffgenomen der strenge ritter herr Philipps von
Herringen als ein stathalter unsers allergnedigsten herrn hertzogen zu Calabre
und zu Lothringen von schultheis und rath dreyzehen und viertzig und der
gantzen gemeine und ime vorgelessen die verschreibung beyder fursten und
hertzogen von Lothringen sampt der dritten, so wir von unserm gnedigsten herrn
hertzog Anthoni inhandts haben, also und in der gestalt, das uns der gênante
her Philips von Heringen stat halter von wegen unsers allergnedigsten herrn
uns solchs halten well nach inhalt der gemeldten verschreibung und lassen
pleiben bey unserm alten heerkomen und freyheitten, das er dann also an-
genomen hat und gelopt mit trewen und eiden in sanct Niclaus kirchen den
schultheissen von wegen der gantzen gemeinde und in gegenwertigkeit dechans
und capiltels und die gantze gemeindt, solchs stette und veste zu halten, in massen
wie vor underscheiden ist. Und darnach in solcher gegenwertigkeit der gemeldt
schuldtheis von der gantzen gemeinde mit solcher obgemeldter gelubte und eide
vor der gemeinen dargegen widerumb gelopt und geschworen, dem gnanten
statthalter gehorsam und gewertig zu sein von wegen unsers allergnedigsten herrn
obgenanten.
Johannes Ludwig.
Bl. 255r--256r.
89. Herzog Anton von Lothringen lâsst, da >die wider parthei deren von
Sarburg€ auf die erste Ladung nicht erschienen war, die beiden Parteien zum
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— 290 —
zweitenmal auf den 10. Januar 1533 nach Nancy vorladen. t)iesmal ist auch
Herr Johann von Hassonville geladen, der das erste mal wegen Abwesenheit im
Ausiande nieht geladen war (vgl. n. 86 u. 87). Zu Nancy den neunten tag novembris
anno 1532. 1532 Nai\ 9 Nancy.
Bl.290r—29îr.
90. Veltein Gorins Euenn Sohn von Saarburg war von des Herzogs Amt-
mann Philipp von Heringen um etlichen Mutwillens halber gefangen geselzl
worden; aufBitten seiner Sohne bei Gelegenheit der Hochzeit des einen derselben
wieder freigelassen schwort er Urfehde. Uff zinsstag nach sanct Martins tag
anno 32. Hanns Ludwig geschworner stattschreiber zu Sarburg. 1032 Nov. 12.
BL 323 V— 324 V,
91* Herzog Anton von Lothringen beauftragt seinen conseiller et bailly
d'Alemaigne, Jacot de Haracourt, die Saarburger Angelegenheit (vgl. n. 86, 87, 89)
an Ort und Stelle zu untersuchen. Donne en nostre ville de Nancey le XI® jour
de janvier 1532. 1533 Jan. 11 Nancy.
Franz. Text auf îosem Blatt^ das aïs zu Bl. 283 gek&rig bezddmct ist. Der
deutsche Text dazu fehlt.
92. Schultheiss, Rat und Gemeinde der Stadt Saarburg bitten den Herzog
um Fortfiihrung ihrer Sache gegen ihre Nachbarn, in der auch seit Uebertragung
derselben an den deutschen Bailli (vgl. n. 91) nichts geschehen sei. (Ohne Datum.)
Der Herzog uberweist die Sache zum Bericht seiner Ratskammer. Nancey
den ersten junii anno 1533. 1533 Juni 1 Nancy.
Bl. 302r—303r. Franz. Ahsdir. ïose dabei.
93* Die Saarburger wiederholen ihre Beschwo'de gegen ihre Nachbarn, indem
sie eine ausfiihrîiche Beschreibung aller Beschwerden einreichen^ und bitten den Herzog
um persônîiche Entscheidung. (Ohne Datum.)
Unserm aller gnedigsten fijrsten und herrn hertzog zu Lothringen.
E. f. g. burger und unterthonnen ierer stat Sarburg thund in aller demut
der selbigen furpringen und anzeigen: Wiewoll sy hiervor e. f. g. ein supplication
underthenigst ubergeben, belangende die grose beschwerungen umbilhcheil und
molestacion, so inen zugefeugt worden durch etliche von adel iere anstosser und
nachbarn, verholTende, sy soldten wider sy hilff erlangen und bey ieren alten
herkomen gehandthabt werden, so haben sy doch bisheer nichtz weiters erhaldten
dann allein, das e. f. g. die handlung und sach ierem teutschen belissen be-
volhcn, der aber kranckheit halben sich der sachen nit underwinden kiinden,
und were auch volgendts durch e. f. g. bevolhen worden, das diejenigen, so
uff den gutlichen tag zu Buckhenheim erscheinen wurden, sich der handlung
erkundigen solten, aida dan sy supplicanten erscheinen aber niemandts des orts
funden, also das bisher noch nichtz usgericht und die sach pleiben steen zu
ierem grosen schaden und nachtheil gereichende. Seyen derwegen abermals ge-
zwungen, bey e. f. g. claglichen anzusuchen und derselben furzupringen.
Erstlich, wie das etliche vom adel iere widersâcher nit wellen zulassen,
das iere underthonen nachbarn zu Sarburg sich verheuraten mogen mit den
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- â9l -
supplicanten und ieren kûndern, wie von alten geschehen; verbietendt ine auch,
sich zu Sarburg zuballen, wiewoll ir etliche iere eigne heuser und wonungen
aida haben, die gern ir residentz aida hetten, daher iere heuser verfallen und
die stat in ein ringerung und abgang kompt. Und in solcher gestalt understeen
sy sich von tag zu tag, euwere underthonen inen underworffen und leibeigen zu
machen, desgleichen auch diejenigen, so in gemeldter stat wonen von viertzig
jaren heer, etliche wellendt sy zwingen mit innen zu uberkomen und fur iere
underthonen zu halten, wiewoll man innen nie nichtz geheissen noch gefordert,
einicher servitut halben. Und wo das also solte gestattet werden, wUrde e. f. g.
stat in kurtzem gar darnider ligen.
Zum andern, wiewoll ie und allwegen und von unverdachtlichen jaren
heer ielzgemeldte e. f. g. underthonen in geprauch gewessen, in die wâld umb
die statt gelegen auch in deren vom adel wâldt zu faren brenn holtz zu schreiner
werckh und anderen notturfiftigen dingen darinn zu holen, so die handtwerckhs
leuth bedorffen, doch mit bezalung der gewonlichen tax, so geschehen ine doch
ietzundt intrag in dem und durfîen sich nit mer darinn fûnden lassen, und wellen
sy zwingen, noch soviel zu bezalen und zu geben, als sy hiebevor verschienner
zeit gethon haben. Und in ansehung, das der meistetheil der inwoner handt-
werckleuth, die sich erneren mit zimmern holtzschniden und sunst, wo sy solten
abgehaldten werden, holtz wie von alten in den welden zu holen und zu nemen,
musste das meiste theil die stat verlassen und sich anderswo hin begeben.
Weitters haben sy einen bann und anstos, in welchen sie ieren weidgang
haben, auch holtz da zuholen zur nodturiït, das sy dann mit grosser muhe arbait
und uncossten erlangt zu ieren geprauch, daruber inen auch nie kein intrag oder
verbot geschehen noch einicher zu thun môge und macht habe, er welle inen
dann unrecht thun. Des onangesehen understandt sich doch Friderich von Liitzen-
burg, ietzunder innen aile hinderung und intrag zuthun ime muglich, verleihe
den selbigen den leuthen seins gefallens, ailes wider iere alte brieff, welchs
innen auch zu grossem schaden reichet, dann sy nit wissen, wo ir viche hin
zutreiben, dessen sy sich erneren miessen. Und wo e. f. g. sy nit handthabt,
werden sy gar undertruckht und fiir und fiir molestiert in allen ieren gepreuchlich-
eiten niessungen und narungen.
Darumb und dieweil, e. f. g. und herr, wiewoll e. f. g. durch die supplicanten
offtermals angeruffen, aber bisher nichtz durch ieren teutschen belissen noch
andere usgericht worden, sonder von tag zu tag von einem zum andern gewissen,
und wo e. f. g. dismals ir armut und aulig nit zu hertzen furen, werden sy
gar verderben und e. f. g. auttoritet des orts hochlich gemindert, so bitten sy
gantz underthenigslen, e. f. g. welle dise sach und handlung selbs personlich
verhoren und vernemen und hieriiber ordnung und provision geben. Und was
also e. f. g. hierin thut und macht, dem wellen sy sich gentzlich und gar under-
worfifen haben. E. f. g. welle auch nicht zu lassen noch gedulden, das sy ge-
schedigt noch molestiert und letstlich verjagt werden, wo billiche mittel nit
gegeben wûrden, dessen sy abermals underthenigst bitten, und sy vor weittern
uncosten zu verhutten. Und ietzgemeldte supplicanten wellen gott fur e. f. g.
bitten und alleweg iere gehorsame underthonen sein und bleiben.
BL 303r — 305 v. Franz. Abschr. von diesem und dem foîgenden Siûck auf
eineni Bogen lose dahei.
19*
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-- 292 ^
M. Der Herzog heauftrayt daratifhm seine» Bailli mn Nancy, Merrn
von Vbsy^ die Sacfie zu untersuchen und womôglich auf detn Vergleicliswege heizu-
legetij wenn aber letzteres 7iicht môglich, ihm geyiaucn Bericht zu erstatten.
1533 Sept. 7 Nancy.
Unser gnedigster fiirst und herr, welcher ein sunderlich begirde, die materi,
in vorgemeldter supplication beschreiben, mit der warheit informiert und versten-
digt zu werden, auch wie die selbig geschaffen, verordnet hiemit seinen râth
und belissen zu Nancey den herren von Ubsy und mit ime seinen prost von
Saltzburg mit bevelhe, den partheien, in mer gerurter supplication bemeldet, und
anderen, so dise sach berieren, uffs aller beltest es geschehen mag, tag an zu-
setzen und die amptleuth zu Sarburg darzu beruffen, aller sachen gestalt und ge-
legenbeit erkundigen und erfaren, daruff allen muglichen fleis anwenden, die
partheien oder einicbe der selbigen, in dem sy beruren mag, zu fretindtlicher und
gutlicher vergleichung zu bringen. Wo aber die gute nit verfahen wolte, sçin
f. g. nach der leng zu berichten, wie sy die handlung befunden, sampt ierem
gutt bedunckhen, volgendts daruff zu ordinieren und solche provision zu geben,
wie sich nach gestalt der sachen geburen wurt. Verfertigt zu Nancy den
Vlltôï» septembris 1533. Der graffe von Salm, groshoffmeister, der herr von Gerbe-
viller, der herr von Borlemont, der président in Lothringen und andere gegen-
wlirtig. Anthonie, pro secretario J. von Wittringen.
Bl 306.
95. Schultheiss, Rat, Dreizehner, Vierzig und ganze Gemeinde zu Saarburg
erkennen den Junker Wolff Steinfurt nach Vereidigung auf die ihnen von den
Lothringer Herzôgen verliehenen Freiheiten als Statthalter des Herzogs von
Lothringen an. Uff heut sampstag nechst noch des heiligen creutz tag erhe-
bung 1533. Johannes Ludwig. 1533 Sept. 20.
Bl 357r--358r.
96. Bericht der Kommissancn iiber die AntwoH der Stadt Saarhurg auf die
Forderung der gemeinen Hilf. 1535.
Usszug der gemeinen register der hilff ein tausent funffhundert funff und
dreyssigisten im hertzogthumb Lothringen teutscher vogtey gelegt, belangent die
stat herschaft und underthonen zu Sarburg in Lothringen, durch Hannsenn
von Warsperg und Trigion underschreiben.
Wir commissarii haben denen von Sarburg nach der lenge den inhalt unser
commission erclert, die uns nach gehaptem bedanck mit wortten begegnet, welcher
massen sy bisheer von aller hilff gefreyt gewessen, und haben uns nachvolgendts
im rath iere freyheitten, so sy von dem konug us Sicilien sehg und von unsem
ietzigen gnedigsten herrn haben, und hab uns fleissig gepetten und ersucht, wir
wolten sy uber solche freyheitten weiter nit tringen. Als wir solchs verstanden
und nit befelch gehabt, solche freyheitten furzuschritten, haben wir sy weiter nit
beschwert und verabscheidet, das wir solchs unsern gnedigsten herrn anzeigen
woldten. Und zu beschlus haben sy sich erpotten, unser zerung zu bezalen, das
wir zugelassen.
Bl. 364 V — 56*5 r. Franz. Abschr. lose d<ibei.
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— 293 —
97. Johann de Sairuck, der von Junker Wolffgang Steinfurt, Hanptmann
zu Saarburg, im Namen des Herzogs Anton von Lothringen in das Gefângnis zu
Saarburg gelegl worden, wird vom Hauptmann daselbst nach Urfehde und unter
Uebernahme der Kosten wieder entlassen. In beisein der furnemen und ersamen
Urbann Zolts schultheis zu Sarburg und andern darzu verordneten. Freytag nach
sanct Johannes baptisten tag 1537. Hanns Ludwig, geschworner statschreiber
zu Sarburg. 1537 Juni 29.
Bl 324 V— 326 r.
98. Niclaus Schneider, Reimolts Tochtermann zu Saarburg, bekennt, dass
er von GoHin Ferber, zur Zeit Amtsbefehlshaber des Herzogs von Lothringen, ge-
fangen gesetzt, aber von demselben aus Gnade nach Urfehde wieder entlassen
worden. »Des zu warer urkundt, so ist dise mein urpheth durch Hanns Lud-
wigen den geschwornen statschreiber unden verzeichnet uffgericht und in der
stat gewonlich urphed buch geschreiben worden.* Uff zinstag noch dem sontag
Judica in der fasten 1538. Hanns Ludwig geschworner statschreiber zu Sar-
burg. 1538 April 9.
BL 320r—32i'v.
99. Friderich Sporrer von Bemund (?) Bûrger zu Saarburg, der wegen Not-
zucht durch Herrn Collin und den Schultheissen ins Gefângnis gelegt und vor
Gericht gestellt worden ist, schwôrt Urfehde. Actum freitage nach Exaudi anno 38.
Hanns Ludwig, geschworner statschreiber zu Sarburg. 1538 Juni 7.
Bl 327 V— 329 V,
100. Herzog Anton von Lothringen iibertrâgt Friedrich von Liitzelburg
das z. Z. ledige Amt der Hauptmann schaft seiner Stadt Saarburg mit einer Be-
soldung von 200 Franken und befiehlt seinem Rat und Prâsidenten in Lothringen,
magistro Nicolas Mengin, denselben zu vereidigen. Nancey den 20. tag septembris
anno 1538. 1538 Sept. 20 Nancy.
BL 344 r — 346 r. Franz. Àbschr. lose dabeL
101. Herzog Anton von Lothringen befiehlt Schultheiss, Rat, Vierzigmann
und Gemeinde seiner Stadt Saarburg, dem von ihm zum Amtmann in Saarburg
eingesetzten Friedrich von Liitzelburg den von alters her ihm zustandigen Eid zu
leisten. Nancy den 20. septembris anno 38. 1538 Sept 20 Nancy.
BL 337.
102. Schultheiss, Rat, Dreizehner, Vierzig und ganze Gemeinde zu Saar-
burg erkennen den Junker Friedrich von Liitzelburg nach Vereidigung auf die
ihnen von den Lothringer Herzôgen verliehenen Freiheiten als Statthalter des
Herzogs Anton von Lothringen an. Uff heut dornstag nechst nach sanct Matheus
tag des heiligen zwolf botten 1538. Johannes Ludwig statschreiber. 1538 Sept. 26.
BL 356r—357r.
108. Crantzen Hanns, wohnhaft zu Saarburg, beschwert sich beim Herzog
liber das Gericht zu Saarburg und verlangt eine Entscheidung vor dem Herzog
oder dessen Raten oder doch wenigstens vor dem deutschen Bailli. (Ohne Datum.)
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— 294 -
Der Herzog schickt dièses Schreiben an den dcutschen Bailli mit dem
Auftrag, die Sache zu untersuchen und dariiber zu berichten. Zu Nancy den
4tcn decembris 1538. 1538 Dec. 4 Nancy^
Bl. 291 r— 292 r,
104. Schreiben Herzog An tons, wonach die beiden Parteien in einem ur-
spriinglich beim Saarburger Gericht anhângigen, diesem aber auf Bitten der einen
Partei entzogenen Streite nach gescheiterten Beilegungsversuchen von seiten des
deutschen Bailli auf Donnerstag oder Montag nach der nâchsten zu Saarburg
stattfindenden Gerichtssitzung nach Saarburg >vor seinen gnaden oder denen,
so er verordnet und deputiert*, vorzuladen sind. Nancy den 14. des meyen
XVcXXXXIX.») 1539 ") Mai 14 Nancy.
Bï. 292.
105. Herzog Anton von Lothringen lâsst Schultheissen, Ratleuten, Gericht
und Einwohnern zu Saarburg eine Ladung zu dem auf 22. Nov. nach Nancy fest-
gesetzten Landtag zugehen. Datum in unser stat Barr am XXIXten septembris
a» XL. 1540 Sept. 29 Bar-le-Buc,
Bl279v—280r.
106. Schreiben des Hanns Christian Goldschmidt, Schullheiss von Saar-
burg, an den Herzog von Lothringen, derselbe môge dem Gerichte zu Saarburg
befehlen, gegen den von ihm wegen Beleidigung im Amte citierten aber nicht er-
schienenen Peter Metzger vorzugehen. (ohne Datum.)
Schreiben des Herzogs Anton von Lothringen an das Gericht zu Saarburg,
dasselbe solle gegen Peter Metzger vorgehen. 1540 Nov. 20 Nancy.
Bl. 245r—246v. Franz, Abschr. lose dàbei,
107. Der Herzog verfiigt, dass in Sachen des Lorentz Guttenberg in Saar-
burg gegen den Schultheissen von Saarburg und Niclaus Beckher daselbst das
Gericht zu Saarburg entscheiden solle, dass der vom Saarburger Schultheissen
gefangen gesetzte Bernert Gutenberg freizulassen sei und demselben das Recht
zustehen solle, Richter, die er fur >suspect und verdacht« halte, abzulehnen,
worauf der Amtmann zu Saarburg diesel ben fiir die Dauer des Prozesses durch
andere zu ersetzen habe. Zu Nancy den 21ten tag novembris Vc XL.
1540 Nov. 21 Nancy.
Bl 292 V— 293 r. Franz. Abschr. lose dàbei,
108. Auf die Eingabe des Saarburger Burgers Peter Metzger gebietet der
Herzog von Lothringen dem Schultheissen und Gericht zu Saarburg, in dem Pro-
zess des Metzger gegen Amtmann und Gericht zu Saarburg bis zur Genesung
von Metzgers Hauptzeugen, dem deutschen Bailli, Stillstand einlreten und Peter
Metzger in Saarburg >handlen und wandlen* zu lassen. Zu Nancy den letsten
aprilis 1541. 1541 April 30 Nancy,
BL 293 V— 295 V, Franz. Abschr. lose dabei.
*) Das nicht mehr in die Begierung Herzog Antons fallende Jahr 1549 beridit
offenbar auf filUchlicher Ansetzung einer vierten X von seiten des Ahschreibers, Das
^tiick lils.st mh beim Jahre 1539 auf das besie unterbringen {rgl. n. 103.)
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— 295 —
109. Der sog. Nûrnberger Vertrag ûher die staatsrechth'che Stellung des Herzog-
tunis Lothnngen zum Deutschen Reich, 1542 Aug. 26 Nûrnberg.
Wir Ferdinandus von gotts gnaden Romischer kônig, zu allen zeiten merer
des reichs, in Germanien zu Hungemn Boheim Dalmatienn Croatienn und Scla-
vonienn etc. kônig, infant in Hispanienn, ertzhertzog zu Osterreich, hertzog zu
Burgundi zu Brabandt zu Steyr zu Kernten zu Grain zu Lutzelburg und zu
Wurtemberg, fursst zu Swabenn, margraffe des heiligen Rômischen reichs zu Burgaw
Merern Ober und Nieder Lauschnitz, grave zu Habspurg zu Tyroll zu Pfurdt zu
Kuburg und zu Gôrtz, landgraff zu Ellsas, herr uff der Windischen Marckh zu
Portenaw und zu Saltns, beckennen offentlich und thun kundt allermenigklich
mit diesem brieve, als der hochgeborn Annthoni hertzog zu Lôthringen unser
lieber swager uff etlichen hiervor gehaltenen reichstagen und sonderlich uff
nechst gehaltenen reichstagen zu Regennspurg und Speier der Ro. key. mt. unsern
lieben bruder und herrn auch curfurssten furssten und stenden des heiligen
reichs durch seine botschafft undertheniglich freiindtlich und gnediglich furpringen
bat lassen, wiewoU sein herzogthumb Lôthringen ein frey furstenthumb und nie-
mand underworffen dann allein, das er von wegen etlicher partiçular stuckhen
seins berzogthumbs der Ro. key. mt. und des heiligen reichs lehenmann und ver-
wandter were, so wiirden doch er und seine underthonnen durch die anschleg des
heiligen reichs, auch der cammerrichter und beysitzer fiscalisch procès, darzu in
appellation mandaten und andern sachen, vilfellig angefochten, das vormals nit
geschehen und noch nit sein solte, wie er im fall der nodturfft gnugsam dar
zuthun getrauwe. Abcr des unangesehen und darmit die Ro. key. mt. churfurssten
furssten und stende scheinbarlich befiinden môchten, das er veil mer mit ierer
mt. und den stenden des heiligen reichs friedlich und einig zu sein dann in
wider willen zu leben begirig und geneigt were, so bete und begert er, mit der
key. mt. auch churfurssten furssten und stenden des heiligen reichs vertragen
und vereint zu werden, wiewoll er das nit schuldig were, mit dem erbietten, das
er von sollichen partiçular leehenstuckh wegen, dern doch wenig weren, jarlichs
zu underhaltung des cammergerichts und allen andern aufflagen und anschlegen,
so von gemeinen stenden des heiligen reichs gemacht werden, einen zimlichen
antheil zu geben willig sein wolte, doch mit der versicherung, das er solche be-
schwerungen nit allein von der partiçular leehenstuckh wegen sondern darumb
uff sich nemen und tragen wolte, das sy seinem bertzogthumb incorporiert und
inverleibt weren, auch das er und das gantz furstenthumb Lôthringen gleich
andern furstenthumben und stenden des heiligen reichs beschutzt und beschirmt
werden solten, doch das dieselbigen anlagen auch der massen zimlich ange-
schlagen und gmessigt wirden, das sy ime und seinen erben traglich und leiden-
lich sein mochten, so weren seine lehenstuckh, die er vom heiligen reich zu
leehen und affterleehen truge, also eins geringen jârlichen einkommens, das sy
ein einige anlage einem churfurssten gleich in veil jaren nit ertragen mochten.
Dargegen aber furgewendt worden, wiewoll wir und gemeine stend auff gehapte
erkundigung nochmals darfur achten und hielten, das sollich bertzogthumb
Lôthringen dem heiligen reich underworffen were und billich sein solte in be-
trachtung, das die hertzogen zu Lôthringen von altersheer in des reichs an-
schlegen begriffen gewest und noch seyen und daruber andere mer stathaffte und
erhebliche grundt und ursachen dargethon werden mochten, nach dannoch à^^'
weil wir seinen gneigten und gutten willen, so er zu dem heiligen Uq ^^\^
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- 296 —
tregl, vermerckht und vernomen, so haben wir innamen und anstatt der Ro. key.
mt. unsers lieben bruders und herrn und fiir uns selbs mit seiner bottschafften,
nemlich Claudio von den Pillirs, seinem belissen von Spinal, herren von Jande-
laincourt, Dominico Champenois, der rechten doctore und supplicium libellorum
magistro, Nicolao von Lescut und Joachimo Grieninger, der rechten doctor, und heer
widerumb sy von wegen bemeldts ieres herren des hertzogen zu Lothringen sich
mit uns uff ir gnugsame derhalb furgelegte credentz und gewaldts brieff mit vor-
wissen rhate und willen der churfurssten furssten und stende und der abwesenden
botschafften in weitere handlung begeben und noch veil hin und wider beschehen
anzeigungen reden und handlungen uns derhalben endtlich mit ein andern ver-
einigt vergleichen und vertragen, vereinigen vergleichen transigieren und ver-
tragen uns auch hiemit und in crafft dis brieffs in der aller bessten und besten-
digsten form transaction und mas, wie das beschehen soll und mag, also das
genanter unser swager hertzog Annthoni und seine erben hertzogen zu Loth-
ringen etc. nit allein mit den particular stuckhen, so von dem heiligen reich tu
leehen oder affter leehen ruren und geen, sonder auch mit dem hertzogthumb
Lothringen und was dem selben als einem hertzogthumb zugehorig ist, als
namblich Blanckenburg Pontemoussonn und der gleichen, nun hinfuro und zu
ewigen zeitten in der Ro. keyser und konige und des heiligen reichs schutz und
schirm sein und, wie andere fursstenthumb und stende des heiligen reichs, ge-
schutzt geschirmt und verthedingt werden sollen, wie wir auch innamen und an
stat der Ro. key. mt. unsers lieben bruder und herren und aus seiner key. mt.
sonderbaren bevelche und fur uns selbst den obbemeldten unsern swager hertzog
Anthonienn seine erben und das hertzogthumb Lothringen in irrer key. mt. unser
und des heiligen reichs schutz schirm und verthedigung hiemit also uff und an-
nemen. Dargegen sollent und wellent gedachter hertzog Anthoni und seine erben
aile und jede anschleg und auflagen, die jeder zeit von gemeinen stenden im
heiligen reich furgenomen und gemacht werden, tragen, und nemblich in jeden
anschlag zwey theil, das ein drittheii weniger and minder ist des anschlags oder
ufflag, so einem churfurssten ufferlegt wiirdet, geben und endtrichten, also wie
offt ein churfursst drey hundert gulden zu anlag geben wiirdet, sollen bemeldter
hertzog Anthoni und seine erben allweg zweyhundert gulden erlegen, und also
in mundem und merem anschlegen uff und ab zurechnen, darzu zu*) inbringung
sollicher anschleg und ufflagen und erhaltung des gemeinen im heiligen reich
auf gerichten landfridens sicherheit und gleidts der key. mt. uns und den Ro-
mischen keysern und konigen, die zu jeder zeit sein werden, auch dem heiligen
reich und desselbigen jurisdiction zugethon und verwont sein, aber sonst sollen
sy und das hertzogthumb Lothringen und desselben underthonen aller andern
process mandathen und jurisdiction des heiligen reichs, es sey in erster oder
anderer instantzien, geubrigt gemiissigt und frey sein und mit einichen processen
mandaten citation appellation annemung und andern sachen, wie die namen
haben môchten, kheine ausgenomen dann allein die in inziehung der anschlege
und ufflagen auch handthabung landtfridens sicherheit und gleidts, wie obgemeldt
gehôrig sein, on beschwerdt gelassen werden und pleiben, und das hertzogthumb
Lothringen mit seinem anhang ein gantz oningetzogen furtenthumb sein und
ewiglich pleiben und von der key. mt. uns auch churfurssten furssten und stenden
') In Hs, /(Vschficher Weiae durchgestridien.
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— 297 —
des heiligen reichs ein frey uningezogen fursstenthumb superiorilet und principal
erkennt gênent und gehaldten werden. Wes aber des bemeldten unsers swa-
gers herthog Anthonien voreltern hertzogen zu Lothringen und er bisher von
Ro. keyser und konigen und dem heiligen Ro. reich zu leehen gehabt empfangen
und getragen, das soUen auch er hertzog Annthoni und seine erben hinfuro also
zu leehen haben und, wie sich gepurt, empfahen und tragen, doch hierin in allweg
usgescheidcn das hertzogthumb Lothringen, welchs ein frey uningezogen fursten-
thumb sein und pleiben sol. Und dieweil der obbenirt hertzog Annthoni fur sich
und seine erben sollichen tractât und handlungen bewilligt und angenomen bat,
so gereden und versprechen wir in namen und anstat der Ro. key. mt. und fur
uns selbs hiemit und in crafft dis brieffs, das ir mt. als Romischer keyser und
wir auch aile unsere nachkomen am reich gedachten hertzog Anthonienn seine
erben und das hertzogthumb Lothringen wie andere des heiligen reichs fursten-
thumb und stende schutzen schurmen und verthedingen und nit weither dann zu
inziehung der anschlegen landfriden sicherheit und gleidt, wie obstehet, zu unser
und des heiligen reichs verwandtnus jurisdiction und mitleiden ziehen, noch er-
fordern soUen noch wellen, und gepietten daruff an stat und innamen der key.
mt. und fur uns selbs von Ro. key. und koniglicher macht volkommenkeit allen
und jeglichen churfurssten furssten geistlichen und weltHchen prelaten graffen
freyherren herrn rittern knechten hauptleuthen vitzthumben vôgten pflegem ver-
wesern amptleuthen schultheissen burgermeistern richtern und gerichten und in-
sonderheit der key. mt. und unserm cammerrichter und beisitzern des key. cammer-
gerichtz und hoverichter und urtheiller des hoffgerichts zu Rotweil und allen
andern richtern gerichten râthen burgem gemeinden und sonst aller andern
unsern und des reichs underthonen und getrewen, in was wiirden stands oder
wesens die seyen, hiemit ernstlich und wellen, das sy nun hinfuro obbemeldten
unsern swager hertzog Annthonienn und seine erben auch iere underthonen
und hertzogthumb Lothringen an solcher unser einigung vergleichung trans-
action und vertrag nit hindern noch irren, sonder sy von gedachter key. mt.
unser und des reichs wegen darbey handthaben schutzen und schurmen auch
geruewiglich geprauchen geniessen und gentzlich darbey pleiben lassen, dar-
wider nit thun noch jemandt andern darwider zuthun gestatten sollen. Wir
meinen ordnen und wellen auch von obbemeller macht, das weder der key.
fiscal an obgedachtem cammergericht noch sunst iemandt andere wider be-
meldten hertzog Annthonienn seine erben und nachkomen hertzogen zu Loth-
ringen und jedes underthonen sampt oder siinder von wegen der anschleg oder
ufflagen, so vor dato dis brieffs in dem heiligen reich angelegt oder furgenomen
worden, und nemblich auch von wegen der drey jarigen hilff zu widerstandts des
Tiirckhens, uff diesen jungstgehaltenen reichstagen zuAugspurg Regennspurg und
volgends zu Speir bewilligt, ferner mit nichten procedieren oder sy dernhalben in
oder usserthalb rechtens anvordern noch beunruwigen soUe in kein weis noch
weg, dann wir ine und seine erben derselben gantz quitt ledig und los zelen.
Wir heben auch hiemit uff; passieren und vernichten aile die process und er-
kanndtnussen, die derhalben bishero furgenomen und ergangen sein, und setzen
ordnen und wellen us rechter wissenheit und obberurter macht volkhomenheit,
das ailes, so diesem unserm einigung und vertragsbrieff zuwider furgenomen
erlangt und ausgebracht worden môchte, krafftlos und nichtig sein soll, wie wir
es auch hiemit an statt der key. mt. und fur uns selbs aus Ro. key. und \^q.
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— 298 —
macht volkomenheit und eigner bewegnus craftlos nichtig und umbundig erkennen,
und wellen, das es gentzlich bey diessem unserm vertrags einigung und ver-
gleiclmusbrieff pleiben und vestiglichen gehalten werde sonder geverde. Des zu
urckhundt haben wir unser koniglich insigel an diessen brieff thun benckhen, und
wir von gottes gnaden Albrecht, der heiligen Ro. kirchen tittels sanct Pétri ad
vincula priesler cardinal und geborner légat, des heiligen stuls zu Meintz und des
stiffts Magdenburg ertzbischoff primas, administrator zu Holberstat, marggraffe zu
Brandenburg, zu Stettin Pommern der Cassubenn und Wennden hertzog, burggraCFe
zu Nurnburg und furst zu Rugenn, des heiligen Romischen reichs durch Ger-
manienn, Johann Ludwig, erweldter und bestettigter zu Trier, durch Gallienn und
das konigreich Arelat, Hermann, ertzbischoff zu Coin, hertzog zu Westphalenn und
zu Ëngern, administrator zu Padeborn, durch Italien, aile drey, ertzcantzler, und
Ludwig, pfaltzgraffe bei Rhein, hertzog zu Bayernn, des heiligen Romischen reichs
ertztruchsâs, aile churfursten, beckhennen in crafft dis brieffs, das aile dise ob-
geschreibene handlung einigung transaction und vertrag durch die Ro. ko. mt.
unsern allergnedigsten herrn innamen und anstat der Ro. key. mt. auch unser
allergnedigsten herrns und fur sich selbs mit unserm und unserer mitchur-
fursten auch der fursten und anderer stende vorwissen willen und rath vor-
maln uff dem nechsten Speirischen reichstag zu Nurnberg mit des hoch ge-
bornen furstens herrn Annthonienn hertzogen zu Lothringen unsers freiindtlichen
lieben ohaimen vettem und freiindts obgenanten rhâten und botschafften in bey-
sein unser und anderer unserer mit churfurssten verordneten râthen und mit der
selben auch der furssten und stenden des heiligen reichs und der abwesenden
botschafften, uff dem selbigen reichstag zu Nurnburg versamlet, vorgehapten rathe
gutte wissen und willen gepflegen gehandelt und beschlossen worden. Wir be-
willigen ratifîcieren und becrefftigen auch die selbigen in allen und ieden ieren
puncten und artickheln insonderheit fur uns unserer nachkomen und erben hiemit
wissentlich in crafft dis brieffs. Des ailes zu vessten waren urckhundt haben
wir fur uns selbs und die andern unsere mit churfurssten uff derselbigen rathe,
uff diesem reichstag zue Nurnburg versamlet, bit und begere unser jeder sein
ingesigel neben der Ro. ko. mt. insigel an disen brieff thun benckhen, der geben
ist in unser und des heiligen reichs stat Nurnburg uff den sechsundzwentzigisten
tag des monats augusti nach der gepurt Christi funfftzehenhundert und im zwey
und viertzigisten, unserer reich des Romischen im zwôlfften, und der andern im
sechtzehenden jaren. Ferdinandus.
Bl. 374r—382v. Lat. Fassung gednickt bei Calniet^ Hist. de Loir. 111. p. j .
CCCXCIlIff.
110. Ber detitscJie Bailli Philipp von Daim schreibt an Amtmann und Stadt
zu Saarhurg icegen des Gusses einer Kartaune und crmahnt sie^ in diesen unsichern
Zeitlauften gut auf der Hut m sein. 1543 April 11 Rixingen.
Philips von Thaun herr zu Oberstein und Falckhenstein teutsch bellis.
Unsern gruss zuvorn fursichtigen achtparn und weisen lieben besondern.
Demnach sich die leuff itz zur zeit geschwindt erheben und seltzam endsteen,
mogen zu besorgen und uff das unversehener weis kein unrath bey euch endsteen
moge, ist amptshalben unser ernstlicher befelch an euch, ir wollen gutte ordnung
mit der wacht und huet an den thorn uffrichten, wie wir dann hiebevor euwerm
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— 299 —
amptmann sollichs auch geschreiben haben. Weiter wir seindt dièse nechst ver-
scheinen woche zu Nancy bey unserm gnedigsten herrn gewesen und seiner fursl-
lichen gnaden angezeigt, wie ir noch ein halben cartunen bey euch habent, welche
ir nit geprauchen kennden. demthalben sehe uns fiir gut an, das man die selbige
widerumb zu nutz gegossen hette. Daruff hocbgemeldter unser gnedigster herr
uns mil antwurt begegnel, das wo ir noch etlich zentner kupffers und sonst alte
hâffen under euch burgern gesamlen kondten und solchs sampt gemelter halben
cartunen geen Nancy schickhten, wolten seine f. g. euch je ein zentner, warzu
und wie irs haben wellen, vor vier franckhen giessen lassen, uff das ir euwere
thueren und riiauren desto bass versehen môgen; dann wirs gern gut mit der
stalt gesehn. So das euch also gelegen oder nit, uns schrifilich antwurt davon
zuschicken, darnach haben zu rischten. Datum Rixsingen mitwuch den eilfften tag
aprilis anno etc. drey und viertzig.
Den fursichtigen achtparn und weissen unsern lieben besondern meister
scheffen und rathe der stat Sarburg.
Bl. 359r—360r,
111. Herzog Anton von Lothringen emennt Bemhard von Lûtzelhurg zum
Amtmann zu Saarburg aU Steîlvertreter und Nachfolger seines alten und gebrech-
lichen Vaters Friedrich von Lûtzelhurg, 1544 Fébr, 4 Nancy.
Anthoni von gotts gnaden hertzog zu Calabrienn Lothringen, Bar und Geldem
marchis, marggrave zu Pontamousson, graffe zu Provintz Vaudemont und zu Zut-
phen etc., allen und ieden die diesen brieff sehen werdent heil. Als unser rath
und heber getrewer Friderich von Lutzelnburg amptmann zu Sarburg uns ietz
hat zuvememen geben, das er nun mer mit alter und schwacheit beladen und,
wo er nit hilff und beistandt von seiner son einem dem eltesten Balthasarn von
Lûtzelhurg hette, mochte er die bûrde seins ampts nit erdulden, und so aber unser
will were, seinem ietzgemeldten sone das berurt ampt nach seinem abgang gne-
diglich zugeben und verwilligen, wolte er zu hertzen fassen und desto mer fleis
ankeren zu verwaltung des ampts, in betrachtung auch, das er sein son tauglich
und geschickht were, solch ampt zu versehn. Hierumb ist zu wissen, das wir
ansehende die angeneme und getreuwe dienst, so gemeldter Friderich uns gethon,
auch hoffende, das gemeldt ampt woll versehen sein mit seinem son Bernhardten
und das er seinem vatter nachvolgen werde seins vermogens, so haben wir ge-
meldten Bernhardten in ergetzung der diensten, so sein vatter uns gethon, geben
und zugestelt und in crafft dis brieffs geben und zustellen ime obgemeldt ampt
und hauptmanschafft der stat Sarburg, dasselbig alsbald nach absterben seins
vatters, oder wanne und so offt er sich dessen begeben will, zu haben zu tragen
und zu verwaldten mit solchen eeren gunsten freyheitten liberté ten nutzungen und
besoldung, wie sein vatter ietzunder hat und von ietzgemeldts ampt wegen hiervor
hat genossen und gebrucht. Hierufif gepietten und bevelhen wir hiemit in crafft
dis brieffs allen unsern seneschaln marschalckhen belissen procuratorn rentmeistem
gerichtzleuten amptleuthen gegenwiirtig und kunfftig leutten vassallen underthonen
und inwonern zu Sarburg, das (doch zuvor den eidt von gemeldtem Bernhardten
empfangen in unser rechenkamer zu Nancy durch den presidenten in derselbigen")
sy ine Bernhardten ietz gemelds ampts und hauptmanschafft auch der gerecb^^S"
keiten besoldung eeren und wirden, wie mergemeldt, thuendt gestatteri^* xvtv^
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— 300 —
lassend nutzen niessen geprauchen tragen und verwaldten, one das sy ime in
dem gebend noch gestatlen ime gethon oder gegeben werde einicher inirag oder
hindernus entgegen. Dan also ist unser will und ernstliche meinung doch, das
er Bernhardt sein residentz zu Sarburg oder in seinem Haus zu Sareckh nechst
darbey gelegen habe und halte. Des zu urckundt haben wir an disen brieff (mit
unser handt underschreiben) unser insigel thun hencken, der geben ist in unser
stat zu Nancy den vierdten tag februarii anno tausent funfifhundert viertzig und
drey. Annthoni.
Uml uff dem uberschlag des biieffs : per dominum ducem etc., der freyher
Daguere grosshofmeister, der belis von sanct Michel und andere mer gegenwiirtig.
Secretari J. de Wittringen und pro registrator J. Beurges.
Bl. 346 r — 348 r. Franz, Abschr. îose dabei.
112. Herzog Franz II. schreûjt an die Saarburger, dass der Kaiser und der
Kônig von Frankreidi Frieden geschlossen Juiben, und gestattet thnen, die durch-
zielœnden Knechte gegen Bezahlung zu verpflegen. 1544 Oct. 8 EinviUe,
Franciscus von gotts gnaden hertzog zu Calabrienn Lothringen Bar und
Gueldernn marggraffe.
Liebe getreuwe, wir haben euwer schreiben gesehen und vernomen und
ist nit one, das Ro. keyserlich mt. und der konig aus Franckreich ein frieden
beschlossen und publiciert haben, auch das der knecht ein grosse anzall geur-
lobt und herus ziehend, vergunnen euch und lassen also zu, das gemeldte knecht
ieren durchzug durch unser stat Sarburg nemen, daselbst gespeist und getrenckht
worden umb ieren pfennig, doch das iedes mal nit mer, dann ir wol mugt meister
sein, zugelassen, auch keiner uber zwey mail genacht herberg werde. Das
megent ir unserm amptman daselbst anzeigen, sich darnach haben zu richten.
Datum zu Einvil den achten tag octobris anno etc. viertzig vier.
Unsern lieben getrewen schultheis rath und viertzig mann unser stat
Sarburg.
Bl. 358.
118. Herzog Franz von Lothringen begnadigt auf Bitten der Wittwe Claus
Schlossers deren Sohn Bastian Gerber, Biirger zu Saarburg, der in der Trunken-
heit einen Kriegsmann, Anstat Streicher genannt, ebenfalls Bûrger zu Saarburg,
unabsichtlich entleibt hat und deswegen ausser Landes geflohen ist. Der Be-
gnadigte soll sich jedoch mit der Gegenpartei nach biirgerlichem Rechte ver-
tragen. Nancey den 28. tag januarii 1544, more Tullensi. 1545 Jan. 28 Nancy,
Bl. 329 v-- 332 r.
114. Die Herzogin -Wittwe Christine und Nicolaus von Lothringen als
Vormiinder fur Herzog Karl laden Schultheiss, Rat und Gemeinde zu Saarburg
auf 4. November zu einem Landtage nach der Stadt Noleschastel an der Maas.
Datum Dene Wire den XXVUl**» tag septembris a^ XLV. 1545 Sept. 28 Deneuvre.
Bl. 280.
115. Auf die Beschwerde ziceier Saarburger Bûrger, dass der deutsclie Bailli
sie gegen die Freiheit der Stadt vor sein Gericht nach Dieuze citierc, verfûgt die
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— 30l —
îterzogin'Witiwe Christine, dass dièse Neuerung zu unterhîeiben und das GericJit eu
Saarburg ûber die Sache zu entscheiden hahe, 1546 Fébr. 12 Nancy,
An mein gnedige fraw die hertzogin witwe zu Meyllandt Lothringenn Bar
und Geldern etc. und meinen gnedigen herrn zu Metz als furmiinder.
Gnedigste fraw und fursstin, e. f. g. zwen underthenigiste burger von
Sarburg thun der selben in aller gehorsame fur zu pringen, das Niclaus Claus
e. f. g. wider Cosmann und Jacobenn Melzgernn als supplicanten etlicher spenn
halben, so er Niclaus gegen innen hat, was anzeigung furpringen lassen, das
auch e. f. g. daruff unsern gnedigen berrn dem teutschen ballif und dem guber-
nator zu Dhus gênante parthey zu endscheiden verordnet. Daruff dann er der
teutsch ballif benanten e. f. g. burgern geschreiben und begert, das sy vor seinem
grichtz erscheinen sollen. Und wiewoU sy supplicanten nit gwist, wes sy sich
in der sacben hallten sollen, seindt sy doch vor ime herrn ballif erscheinen und
haben ime furgehaldten, wie das sy e. f. g. décret in underthenigkeit und gern
gehorsamen und seinem bevelch nachkomen wellen; das sy aber vor seiner
underthonen gricht erscheinen und vor demselben red und antwurt geben sollen,
seige innen beschwerlich. Nun, gnedige fraw, haben gênante supplicanten uff
sein des ballif ander schreiben nit erscheinen wellen, besonder ime in under-
thenigkeit entpotten, das sy der enden weder red noch antwurt geben werden,
es seige dann, das e. f. g. sy dessen vorhin bricht, und wellen derhalben e. f. g.
nit verhaldten, das sy die freyheitten, so e. f. g. vorfarer deren statt Sarburg
geben, gar nit brechen noch darwider thun wellen. Es gelangt aber an e. f. g.
ir der supplicanten underthenig bit, die well sy fur ir gericht zu Sarburg weissen,
dann es nie gesehen noch gehôrt worden, das e. f. g. underthonen vor des
ballifen gricht red und antwurt geben, besonder seige allweg solchs vor e. f. g.
gricht zu Sarburg beschehen; und dann wan e. f. g. underthonen beruerter
e. f. g. statt einer an seinem ordenlichen gricht nit red und antwurt geben solte,
wer solchs ein grosse newerung, und das nemblich e. f. g. gricht und recht, an
welchem sy die supplicanten doch zu antwurtten sich nit wegeren, besonder
dem gern gehorsamen wellen, anderstwahin geweisen wiirdet, in dem wûrt
e. f. g. gegen innen supplicanten als ein gnedige furstein die gerechtigkeit er-
theillen, und werden sy supplicanten fur e. f. g. gott den allmechtigen zu pitten
in ewigkheit schuldig pleiben.
Nach vernemung solcher supplication ist zu bescheidt gefallen, das an-
angesehen, das die supplicanten newerung angezeigt und von uns begert, das
wir darin ein insehens haben, solche newerung uffgehabt und die supplicanten
vor ierem ordenlichen und gewonlichen gricht furgenomen und gar kein newerung
darin furgewendt werden, und so iemandtz an sy spruch und vorderung habe,
das er sy der enden furnemen soUe, welchem gricht wir auch bevellen, das
sy beyde parthei vernemen, sy innen das furderlich recht ertheillen, wie dann
das die billicheit erfordern wûrt. Beschehen zu Nancy den 13 tag februarii
tausent funfFhundert viertzig funff, in gegenwurtigkeit des seneschall in Lothringen
herr Savigny von Neuslotte, doctor Nachel der rechtnungen in Lothringen presi-
denten und andere mer.
Chrestiene. Nicolas.
Didelot.
Bl 281 r— 282 V. Frans. Ahachr, lose dahei.
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— 30â —
116. Die Herzogin-Wittwe Christine und Nicolaus von Lothringen als
Vormunder von Herzog Karl bestâligen die Ernennung Bernhards von Liitzelburg
zum Hauptmann von Saarburg auf dessen und des Cardinals von Lothringen
Bitten. Nancy den 26. tag des monats augusti anno 1546. 1546 Aug, 26 Nancy.
Bl. 348 r— 350 r, Franz. Abschr. lose dabei.
117, Die Herzogin-Wittwe Christine und Nicolaus von Lothringen als
Vormunder von Herzog Karl ernennen Valentin Steifî, Canonicus bei St. Stephan
zu Saarburg und Pfarrer zu Rudingen, zum Tabellion in Saarburg und beauftragen
Friedrich von Lûtzelburg, Hauptmann zu Saarburg, denselben zu vereidigen und
in sein Amt einzuweisen. Nancy den Vl*«° tag februarii anno 1548.
1549 Febr, 6 Nancy.
Bl. 306 V— 308 t. Franz. Abschr. îose dabei.
118. Kaiser Karl V. verlangt beim Reicliskammergericht auf Vorstellungen
der vormundschaftlichen Begierung von Lothringen Niederschlagung des Prozesses
wegen der Beidisanschlàge der Stadt Saarburg, da dieselbe zum Herzogthum Loth-
ringen und nicht dem Beiche géhôre. 1549 Juîi 4 Brùssel.
Cari von gotts gnaden Romischer keyser zu allen zeiten merer des reichs.
Edel ersam gelert lieben getrewen. Uns haben die hochgebomen Christiana
geborne von Denmarckh hertzogin zu Meylandt und Lothringenn und Niclaus von
Lothringen graffe zu Vaudemont unser liebe mume schwager und fursten als
vormunder des auch hochgebomen Carln hertzogen zu Lothringen irs pflegsons
zu erkennen geben, welcher massen die statt Sarburgk von euch und insonderheit
von dir unserm keyserlichen camerprocurator fiscal gênerai in genomen des
reichs anschlegen mit fiscalischen processen, als ob sy nit dem hertzogthumb
Lothringen sonder zu dem reich gehôrig. wider den vertrag, so zwûschen unserm
freundlicheû lieben bruder dem Ro. konig von wegen des reichs und dem fursten-
thumb Lothringen auffgericht, ungepurlicher weis angefochten und beschwerdt
werden sollen, und uns darufî umb unser keyserlich hilff und einsehens de-
mùtiglich angeruffen und gepetten. Dweil dann unser will und meinung ist, das
dem angeregten vertrag seins inhalts gestracks gelebt und daraus nit geschritten
werdt, demnach empfehen wir euch hiemit ernstlich imd wellen, das ir dem
also volg thut und einsehens haben, darmit das vorgemeldte vormunder und
das furstenthumb Lothringen mit fiscalischen processen und sonst in ander weg
daruber nit beschwert werden. Das wellen wir uns zu euch gentzlich versehen,
und ir thut daran unser gefellig ernstlichen willen und meinung. Geben in unser
stat Brussel in Brabanndt am vierdten tag des monats julii anno etc. neunundviertzig,
unsers keyserthumbs im neun und zwentzigisten.
Carolus.
Bl. 367V—368V.
119, Die Herzogin-Wïtwe Christine und Nicolaus von Lothringen als Vor-
munder des Herzogs Karl bestatigen der Stadt Saarburg die ihr von den Herzôgen
JohanUy Bené und Anton verliehetien Fretheitsbriefe. 1549 Sept, 13 Nancy.
Christiana geborne von Denmarckh, zu Calabrienn Lothringen Bar Geldemn
und Meilandt etc. witwe, und Nicolaus zu Lothringen graff zu Vaudemont etc.
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- 303 —
als furmûndem und adminislratorn leibs und guis unsers liebsten suns und veltern
Carln von gotts gnaden obgenanter hertzogthumb Calabrienn Lothringen Bar und
Geldernn hertzog und rnarggraff, marggraff zu Pontamousson etc., beckhennen und
Ihun kundt menigklich mit diesem brieff, das uns als furmundern obgenant unsere
liebe getreuwen schultheis rath und gantz gemeindt der stalt Sarburg unsern
sonne und vettern berurt zugebôrig drey permenten brieff, darmit sy von weillundt
hochloblicher gedeclitnus hertzog Hannssenn von Lothringen etc. und nach ime
von der selben gedechtnus kunig Reinhardt zu Sicilien hertzog zu Lothringen
etc. und volgends durch auch seliger gedechtnus hertzog Anthoni zu Lothringen
und ieren drey en underschidlichen anhangenden insigeln uff gericht gefreyt und
begnadigt worden seindt, zubracht, uns als furmiinnder obgenannt underlheniglich
gepeiten und suppliciert, innen auch solche freyheit und begnadigung zu bestettigen
und zu confirmieren, daruf wir solche brieff durch unsere rathen haben be-
sichtigen und verlessen lassen und uns den inhaldt und meinung zu verstendigen
geschafft, und in betrachtung, das sy sich die von Sarburg alweg uffrecht redenlich
und als getrewen gehorsamen des haus Lothringen underthonen bey und gegen
obgenanten unsers liebsten sons und vettern obgeschreiben vorfaren vor un-
verdecblichen zeitten, besonder in zeitten konig Reinhardts obgenannt noch laut
und inhalt seins confirmations brieffs, auch bey und in leben hertzog Anthoni
unsers lieben anherm obgenant nach laut und inhalt auch desselben confirmation
brieff, wir auch der zuversicht, sy und iere nachkomen hinfurter thun und er-
zeigen werden und sollen, wie iere eltem und vornfaren untz ietz getrewlich ge-
thon haben und ietz abermals durcli ieren schultheis ralschreiber und gesandten,
so allhie bey uns mit volkumener gewaldt und macht gewessen, versprochen
haben als fromme getreuwe Lothringische underthonen, haben wir demnach mit
wolbedachten muth gutten rath und rechten gewissen die obgenanten brieff mit
allen ieren inhalt puncten und articuln gnediglich bestettigl und coi^fiermiert, be-
stettigen und confirmieren innen die also in und mit crafft dis gegenwertigen
brieffs, in und durch welche iere drey freiheits und confirmations brieff und
begnadigung mit unsers sons und vettern obgenant insigel durch zogen und
annexiert seindt, doch in aile weg hierin unsers sons und vettern ietzt gênant
hoch obrigkeit recht und iurisdiction in allen dingen vorbehaldlen. Gebietten daruff
allen und ieghchen unsers liebsten sons und vettern sheneschaln belissen haupt-
leathen und amptleuthen vogten schultheissen verwesern richtern und menigklichen,
das sy gedachten unsern getreuwen underthonen schultheis rath viertzig und
gantz gemeindt zu Sarburg obgedacht bei sollichen ieren freyheitten und dieser
unser confirmation an stat, wie oblaut, handthaben sy nutzel daran irren ver-
hindern noch von iemandtz andern zuthun gestatten in kein weg noch weis.
Daran thun sy unser wolgefallen und ernstlich meinung. Des zu urckhundt haben
wir unsers liebsten sons und vettern obgenant insigel an diesen brieff thun
henckhen, der geben ist in der stat Nansey am dreyzehensten tag des herbst-
monats im iar nach Christi imsers erlossers pepurt tausendt funffTiundert viertzig
und neun.
Ad mandatum illustrissimorum tutorum principum in albo nominatorum.
Balivo Nanceiano domino de Savigny, balivo sancti Michaelis domino de
Rivière ac dominis de Palant et de Neuflotte atque aliis presentibus.
N. de Lescut.
Bl 360r—3(i3r.
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— 304 —
lao, Jacob Spiedler, Schultheiss zu Saarburg, bittet die Herzogin-Wittwe
Christine und Nicolaus von Lolhringen, die Vormunder Herzog Karls, ihm das
Haus seines verstorbenen Vaters Peter Bulvermacher, das vor 16 oder 17 Jahren
der ait ZoUer alhie wegen einiger kleinen Schulden seines Vaters eingezogen hat,
»durch ein gnedigen vertrag« zu iiberlassen oder »umb ein zimlich gelt« zu ver-
kaufen. (Ohne Datum.)
Décret der Herzogin-Wittwe an den Amtmann zu Saarburg, dariiber zu
berichten. Verfertigt zu Nancy den 9. aprilis anno 1550. 1550 April 9 Nancy,
Bl. 337v—338v. Frafiz. Abschr. davon und von n. 121 u. 122 auf einem
Bogen lose dahei.
121. Friedrich von Liitzelburg, Amtmann zu Saarburg, berichtet* der
Herzogin-Wittwe, dass das in Frage stehende Haus ungefâhr 80 Gulden wert und
nach seinem Bedûnken fiir die Summe von 100 Franken an den Bittsteller zu
verkaufen wâre. Datum Sarburg den andern niaii anno 50. 1550 Mai 2 Saarburg.
BL 338 V— 339 V.
122. Die Herzogin-Wittwe Christine und Nicolaus von Lothringen be-
willigen den Verkauf des in Frage stehenden Hauses an Jacob Spiedler, Schult-
heiss zu Saarburg, fiir 150 Franken, zu zahlen an Quiriace Fournier, trésorier
gênerai in Lothringen und Barrois. Geben zu Nancy den 8. tag julii anno 1550.
1550 Juli 8 Nancy,
BL 339v—341r.
128. Kaiser Karl V. befiehlt seinem Kammerfiscal, sich genau an das
Reichstagsgutachten zu halten, das dem Schreiben an Kammerrichter und Bei-
sitzer beigegeben (vgl. n. 124). Augspurg am 12. tag des monats februarii anno
im LI, unsers keyserthumbs im 31. 1551 Febr. 12 Augsburg,
BL 373v—374r.
124. Reichstagsgutachten auf das lothringische Ansuchen in dem Prozess
des kaiserlichen Fiscals gegen die Stadt Kauffmans-Sarburg wegen der Reichs-
anlagen : Zunâchst solle mit Hintansetzung des Processes des Fiscals auf Zahlung
der Reichsanlagen daruber erkannt werden, ob die Stadt Saarburg in quasi
possessione libertatis sei. Wenn das der Fall sei, so solle sie bis zum Austrag
des Processes, >ob sy dem reich one mittel underworfen und in desselbigen an-
schlag gehôrt, zu keiner bezalung angehalten oder getrungen werden*, wenn das
aber nicht der Fall sei, .so seien ihr die Reichssteuern nicht zu erlassen, »wie
dann auf diesen Fall in jungsten reichs abscheiden am 19. plat versiculo uber
die ausgezognen fursehung beschehen ist«. (Ohne Datum,)
Kaiser Karl V. lâsst Kammerrichtem und Beisitzern im Sinne des vor-
stehenden Reichstagsgutachtens Weisung zugehen. Geben in unser und des
reiches stat Augspurg am XIII*®"» tag des monats februarii a9 im LI, unsers keyser-
thumbs im XXXI*«". 1551 Febr, 13 Augsburg.
Am Ende der Vermerk: Presentate iudicibus camere ultima februarii
anno etc. 51.
BL 368v—373r.
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— 306 —
1125. Die Herzogin-Wittwe Christine und Nicolaus von Lothringen als
Vormiinder fiir llerzog Karl entbieten Propst und Kapitel zu Saarburg auf 25.
Januar 1552 zu einer Versammlung der Stânde nach Nancy. Datum Nancey
des XX*®** tag decembris a*» LI. lô;")! Dec. 20 Nancy.
BL295v—396r.
126. Beticht ùher das Verhalten der Stadt Saarburg hei Ausschreiben der
gemeinen Hilf, 1552.
Usszug der register der gemeinen hilff im tausent funffhunderl funfftzig und
zweyten jar im herizogthum Lothringen der teutschen vogley gelegt, belangendl
die stat herschafft und underthonen zu Sarburg in Lothringen, durch Adam
Palanndt und Hanns von Schwartzenburg underschreiben.
Die stat Sarburg.
Nachdem wir dem rath und den verordneten zu Sarburg unser commission
erclert, haben sy uns zu antwurt geben, das sy vermôg und in crafft ierer frey-
heitten, die sy von weyllundt dem hertzogen von Lothringen haben und durch
unser gnedigste frawen und herren von Vaudemont, so jetzung regieren, con-
firmiert und bestetigt worden, alweg fiir frey und exempt gehalten worden von
diser und ander hilff. Darumb betten sy, wir woldten sy bey ieren freyheitten
pleiben zu lassen; erbietten sich aber sonst in allen andern dingen, so sy unserm
g. herrn zu thun schuldig und warmit sy ieren gnaden dienen konnden, mit leib
und gut zu dienen und zu erzeugen wie recht gehorsame underthonnen. Daruff
wir verabscheidet, ieren gnaden sollichs anzuzeigen.
BL 364, Franz. Abschr. lose dahei.
127. Junker Bernhard von Liitzelburg wird von Schultheiss, Stadt, Drei-
zehnern, Vierzig und ganzer Gemeinde zu Saarburg nach Verlesung der von den
Lothringer Herzogen der Stadt verliehenen Freiheiten und Vereidigung auf die-
selben in der St. Nicolauskirche als Statthalter des Herzogs Karl von Lothringen
bestâtigt und aufgenommen. Uff heut mitwuch sanct Paulus bekerung 1552,
more Metensi. 1553 Jan. 25.
Bl 247.
128. Die Herzogin-Wittwe Christine und Nicolaus von Lothringen als Vor-
miinder fiir Herzog Karl befreien den zu ihrem Diener angenommenen Melchior
von Touî, wohnhaft und Burger zu Saarburg, samt dessen Frau, Kindern und
Hausgesinde von »allen anlagen und aller anderer beschwerden, als wachen tor
huten* und allen andern stâdtischen Diensten mit Ausnahme des fiir die Unter-
haltung der Mauern, Thiirme und Thore bestimmten Ungeldes, das er als Wirt
zu zahlen hat. Geben zu Nancey den 13. martii anno 52. 1553 Mârz 13 Nancy.
Bl. 351 V— 353 r. Franz. Abschr. lose dabei.
129. Der Graf von Vaudemont als Vormund fiir Herzog Karl erlàsst den
Saarburgem auf drei Monate die fur 6 Monate betcilligte wôchentlidie Anlage von
12 Pfennigen auf jede Herdstatt. 1554 Nov. 21 Nancy.
Der graff zu Vaudemont als vormundt.
An unsern lieben besonder Jacoben Briseur als bevelchs haber, die zwoltt
pfennig, so man ufT ein iede herdtstat des landts aile wuchen zu erstarckbet\jn^
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— 306 —
des orts gelegt, zuempfahen, auch ein ieder, so solch berueren wurt, unsern
grus. Wir bevellen und verordnen euch, das ir unsere lieben und besondern
inwonner und hindersâs der statt Sarburg von der anlagen der zwôlfif pfennig
drey monat lang, welche wir innen an den sechs monat, die sy uns hiervor
zu genanter erstarkerung bewilligt, abgezogen haben wellen, frey quit und los
hallen, welcher dreyer monat wir sy uff ir underthenig supplicieren endtladen
und endtladen sy us sondern gnaden in CFafft dis brieffs, und das zu ersetzung
etlicber costen, die sy vor kurtzer zeit uff unser verordnung mit etlichen nach-
baren und landtleuth in genanter stat, in welcher sy zu einer nodtwendigen
wer, die selbige gegen etlichen teutschen kriegs reitter, so margraff Albrechten
von Brandenburg nachgevolget und sich mit merckhlichcn und ernstlichen treu-
wortten vor den portten und thoren genanter stat Sarburg sich erzeigt und zu
dem andern mail ôffnung von der selbigen begert. zu bewam, gewendt und er-
litten. Und ir auch ewer ieder wurt in craiït dis brieffs beruerter dreyer monaten
halben an ort und enden, da es die notdurfft erfordern wurt, fur entschuldigt
pleiben. Geben zu Nancy den 21. novembris tausent funffhundert funffzig vier,
in gegenwurtigkeit und bey sein des herrn abbt zu sanct Martin de Leymont,
baillif zu Clermont, der herr von Neuilotte und procurators gênerais in Loth-
ringen.
Nicolaus.
N. Petre.
Bl. 308 V— 309 V. Franz. Ahschr. lose dabei.
180. Nicolaus von Lothringen als Vormund seines Neffen des Herzogs
Karl in Abwesenheit der Herzogin-Wittwe Christine begnadigt den zu Saarburg
wohnhaften Wirt Johan Sporn, der den Anthoni Metzger, den Armbrustschutzen-
meister'zu Saarburg, auf der Gemeindestube daselbst, wohin dieser von jenem
wegcn Nichtzahlung von 2 Franken vorgeladen, im Streite erstochen batte und
darauf ausser Landes geflohen war. Geben zu Nomeney uff den heilgen carfreitag
des 3. tag des monats aprilis 1556. 1556 April 3 Nomeny.
Bl. 332r—336r.
181. Nicolaus von Lothringen als Tutor und Administrator fur seinen Neffen
Herzog Karl und in Abwesenheit der Herzogin-Wittwe Christine ernennt den
edien Bertrandus Hungari de Bernay, Licentiaten der Rechte, friiheren Seneschall-
stellvertreter von Bourmont, jetzt Meisterschôffe von Nancy, zum Generalprocurator
von Lothringen an Stelle des verstorbenen Claudius Wyart. Nanceii duodecima
novembris anno domini MDLVIII. 1558 Nov. 12 Nancy.
Bl. 22r—23r. Franz. Abschr. lose dabei.
13;^. Herzog Karl von Lothringen giebt seinem Rat am Rechnungshofe
Nicolaus de Lescut den Auftrag, fiir die Herbeischaffung des Beweismaterials im
Saarburger Exemptionsprocesse Sorge zu tragen. Datum in nostro oppido Nanceii
15» februarii anno domini MDLIX ante pascha. 1560 Fchr. 15 Nancy.
Bl 29.
133. Johann v. d. Fels, Landcomtur der Ballei Lothringen, Comtur zu
Trier, dcutschen Ordens, schreibt, dass er der an ihn ergangenen auf den 4. Mârz
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— 'èo1 —
nach Essesdorf (Eserstorff) lautenden Vorladung als Zeuge nicht Folge geberi
konne, da er ohne den Befehl des hochwUrdigsten Fiirslen und Herm Herrn
Wolfgang, Administrators des Hochmeisterturas in Preussen und Meislers des
Deutschen Ordens in deutschen und weischen Landen, nicht gehorsamen diirfe,
ausserdem ihm auch Aller und Schwachheit ein Erscheinen unmôgiich machlen.
Datum zu Thrier den 22*»" februarii aP 60. 1560 Febr. 22 Trier,
BL24v—25v.
Ift4. Schullheiss, Rat, Dreizehner und Vierzigmann der Gemeinde Saar-
burg bevoUmâchtigen den Schultheissen Bail Volmari und den Stadtschreiber
Andres Eber fur deren Sendung am 4. Mârz nach Zittersdorf (Sittersdorfî) vor
Johann Waderos und Rudolfif, »der keyserlichen regierung im obern Eilsas pro-
curatorn, jetzîger zeit verordneten keyserlichen commissarien zu verhorung der
zeugnussen in der exemption sachen«. Geben uff sontag Invocavit den dreyten
martii 1560. 1560 Màrz 3,
BL23v—24v.
185. Johann v. d. Fels, Landcomtur der Ballei Lothringen, Comtur zu
Trier, deutschen Ordens, antwortet den kaiserl. Commissarien Johann Waderos
und Johann Rudolff zu Essesdorf (Esserstorff) auf deren zweite auf 15. Mârz nach
Kaufmanns-Sarburg lautende Ladung in âhnlicher Weise wie oben (n. 133), be-
tont aber vor allem des Leibes Blodigkeit. Datum Trier sambstags nach In-
vocavit a9 60. 1560 Màrz 9 Trier.
Bl 25v—26v.
20*
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— 308 —
Kleinere Mitteilungen.
Die Dufresnesche Urkundensammiung. Seitdem wir im siebenten
Bande unseres Jahrbuchs einen Bericht iiber die Dufresnesche Ur-
kundensammiung und ihre Gescliichte gebracht haben, ist dièse An-
gclegenheit nicht wieder zur Ruhe gekommen und beschâftigt noch
heute die franzôsischen Gerichte. Inzwischen haben wir aber zahl-
reiche neue Aufschlusse uber Bestand und Herkunft der Sammlung
erhalten, die im allgemeinen wissensehaftlichen Interesse wichtig genug
erseheinen, um hier milgeteilt zu werden.
Nachdem Dufresne vom Gerichtshof erster Instanz zu Nancy mit
seiner Klage auf Herausgabe der beschlagnahmten Urkunden abgewiesen
war, halte er die Angelegenheit an den Appellhof gebracht, und dieser
hatte die Herren Professer M. Pfister in Nancy, Professor Arthur Giry
in Paris und Palàograph Etienne Charavay zu Sachverstândigen ernannt
mit der Aufgabe, ein Gutachten iiber die Herkunft der entwendeten
Urkunden zu erstatten. Die drei Genannten haben den beschlagnahmten
und von Archivar Duvernoy inventarisierten Bestand im Einzelnen
genau durchgeprûft und im Metzer Bezirksarchiv ebenso wie in Toul
und Liverdun Einsicht von den noch vorhandenen Inventaren genommen,
in Metz sind sie auch mit dem Archivdirektor a. D. Sauer, zu dessen
Amtszeit die Entwendungen vorgekommen sind, in persônliche Verbin-
dung getreten.
Ihr erschopfendes Gutachten liegt jetzt in zwei Broschuren von
63 -|- 12 Quartseiten gedruckt vor und bestiitigt in nachdriicklichster
und iiberzeugendster Art den von mir erbrachten Nachweis, dass der
weitaus grosste Bestand der Collection Dufresne von dem ehemaligen
Priifekturrat Dufresne aus offentlichen Archiven entwendet worden ist.
Der Notar Dufresne scheint sich in seinem Prozesse darauf ge-
stiitzt zu haben, dass die von seinem Vater gesammelten Urkunden
schon vor der Bildung der Bezirksarchive den Bestânden entnommen
wurden, welche seit 1790 in staatlichen Besitz gekommen sind. Der
Einwand ist geschickt. Denn im allgemeinen sind die Archivbestânde
erst nach 184K inventarisiert worden. Wie man sich aber erinnern
wird, hat der Prâfekturrat Dufresne gerade im Jahre 1848 das Metzer
und schon vorher das Touler Archiv »durchforscht«. Die in seinem
Besitz befindlichen Urkunden waren demnach noch nicht fiir das Inv.
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— 309 —
sommaire aufgezeichnet. Die drei Experten erkennen diesen Einwand
an und erklàren, man pflege die Kiosterarchive fur die Zeit vor 1790
als »Privatbesitz« anzusehen. Anders liegt nach ihnen freilich die
Sache fur diejenigen Archivalien, welche aus den Archiven einer Sladt,
des Parlaments, der Rechnungskammer und der Inlendanz herruhren.
Da dièse Urkunden jeder Zeit ôffentlicher Besitz gewesen seien, so
bleibe der Anspruch des Staates aueh dann rechtskrâftig, wenn dièse
Urkunden niemals in die Bezirksarchive gekommen wâren. Dasselbe
gilt nach dem Gutachten auch von den Hospitalarchiven ; auch die
Spitâler werden und wurden als ôffentliche Wohlfahrlseinrichtungen
angesehen, die der Aufsicht und Leitung ôffentlicher Staats- und Stadt-
beamten unterstanden.
Die franzôsische Rechtsprechung teilt die Ansicht der Sachver-
stândigen nicht. Ohne zu untersuchen, ob das bischôfliche und die
Kiosterarchive Privât- oder ôffentliche Archive seien, trifft sie folgende
Entscheidung : Les manuscrits et titres de toute nature provenant des
anciennes abbayes supprimées pendant la révolution font partie du
domaine public et doivent être déposés aux Archives nationales ou
départementales (L. 5 nov. 1790; L. 7 mess, an 2; L. 5 brum. an 5).
Par suite la possession de ces manuscrits par les particuliers ne con-
fère aucun des attributs de la propriété et la revendication de TÉtat est im-
prescriptible, sous la seule condition d'indemniser équitablement les posses-
seurs de sommes qu'ils justifieraient avoir dépensées par leur acquisition.
Hiezu wird bei Dalloz, » Jurisprudence générale «, folgender Kom-
mentar gegeben:
L'attribution à l'État des biens des anciens ordres monastiques
supprimés pendant la révolution résulte de la loi du 5 nov. 1 790, mais
non leur passage dans le domaine public. C'est la loi du 7 mess, an
2, sur l'organisation des archives qui a conféré ce caractère aux do-
cuments provenant des abbayes; son art. 12 ordonne expressément
au comité chargé du triage des titres de faire rentrer dans les dépôts
publics d'archives les documents »qui peuvent se trouver dans les
collections et cabinets des particuliers* et notamment »les chartes et
manuscrits qui appartiennent à l'histoire*. (Bull, des lois t. 7 p. 247;
jurispr. gén. v. Archives n° 18 note 2.)
Danach ist Dufresnes Einspruch abgewiesen. Es geniigt der Be-
weis, dass die Archivalien ursprûnglich Bestande der in Beschlag ge-
nommenen Kiosterarchive gewesen sind. Man wird nicht verkennen,
dass dièse Entscheidung von ausserordentlicher Tragw^eite ist; der\n
gerade in Frankreich sind in den ersten Jahrzehnten dièses Jahrhun(l^x»\^«>
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(
— 310 —
ausserordentlich viele Archivalien den ôffentlichen Bestanden entzogen
worden. Ich erinnere nur an die wertvoUe Sammlung Clouet, in welcher
sich eine Reihe deutscher Kaiserurkunden vorfindet.
Aber selbst wenn die franzôsischen Gerichte in hôherer Instanz
sich dieser Auffassung iiber die Eigentumsrechie des Staates nicht an-
schliessen soUten, so wird das fur den schliesslichen Ausgang des
Prozesses ohne Einfluss sein; denn Dufresnes Behauplung, dass die
Archivalien schon vor 1790 den Kirchen- und Klosterarchiven ent-
fremdet seien, lâssl sich schlagend widerlegen.
Im Jahre 1848 hat gleichzeitig mil Dufresne der Baron de Salis
die Metzer Archive durchforscht. Wie die franzôsischen Experten fest-
gestellt haben, ist das in der Weise geschehen, dass die einzelnen Ur-
kunden erst die Hand Dufresnes passierlen, »qui ne prenait aucune note
et se bornait à parcourir les cartons «. Dann kamen sie an den Herrn
V. Salis, der von sâmtlichen Urkunden mehr oder weniger genaue
Notizen in sein Notizbuch eintrug. Dufresne hatte im Arbeitszimmer
einen Platz am Stehpulte, sodass seine Manipulationen weder vom
Archivar noch vom Baron de Salis gesehen werden konnten. So hat
zwar Salis im allgemeinen nur diejenigen Urkunden aufzeichnen kônnen,
die Dufresnes Hânden entgangen waren; eine Reihe von Diplomen
hat aber der Prâfekturrat doch noch nachtrâglich an sich genommen,
nachdem sie sein Gefâhrte registrirt hatte. Das Notizbuch des Herrn
V. Salis war in Prosts Besitz gekommen und nach dessen Tode ist es
mit dem gesamten iibrigen Nachlass an die Nationalbibliothek in Paris
iibergegangen.
Die Experten haben dièses Heft jetzt einsehen kônnen, und wenn
sie auch bei der grossen FûUe der Regesten nicht jedes mit dem Ver-
zeichnis der beschlagnahmten Urkunden verglichen haben, so geniigt
es jedenfalls, dass die Untersuchung fiir eine Reihe der wichtigsten
Urkunden vorgenommen ist.
Seite 25 des Notizbuches steht:
«Confirmation de Téglise de Saint-Thiébaut ; grande et belle pièce
avec plomb. Victor ep. serv. serv. Dei . . . avec rota et signât. Dat.
Métis 6 kal. nov. indic. II inc. Dom. a®. 1163 pontif. vero do-
mini Victoris pp. IV a° 4.«
Dièse Urkunde belindet sich heute unter den bei dem Ehrennotar
Dufresne beschlagnahmten Stiicken.
Seite 47 des Notizbuches:
»Folmarus Dei grâ comes de Castel dilecto fratri Isembaldo abbati
Gorz audivi quod Becelinus de Asinantia pro tribus carratis vini
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quae in curia vestra de monte Ruronis per sing. annos injuste exigit
sententiam anathematis incurrerit .... testes : Henriciis TuUensis eps.
Henricus cornes de Salmes . . . avec un sceau plaqué en cire pareille
à une terre d'un brun rouge, équestre et circulaire de six centimètres
de diamètre: f Folmarus cornes de Castrch f*.
Dièse Urkunde befindet sich heute unter den bei dem Ehrennotar
Dufresne beschlagnahmten Stucken.
Seite 46 des Notizbuches:
>Confirnciation de la donation de la dîme de 57 vignes faite à
Tabbaye de Gorze par Etienne évêque de Metz: In nom. s. et ind.
Tr. Ego Adalbero permissione divina Treverorum humilis minister ....
avec monogramme et grand sceau ogival en cire grise . . . Acta sunt
bec Treveri 8 kl. decemb. a° inc. D. 1137 ind. 1 présidente sce. romane
sedi domino Innocentio pp. II a= ordin.- ejus 9, régnante Conrado rege II,
a? regni ejus 1°, ordin. dni Adelb. 7. —
Autre original de la confirm. précédente avec monogr. et de plus
souscription de la main même d'Adalbéron. Date identique, plus de sceau. «
Dièse beiden Urkunden befinden sich heute unter den beim
Ehrennotar Dufresne beschlagnahmten Stucken.
Seite 28 des Notizbuches unter der Aufzâhlung der aus Villers-
Bettnach herrûhi*enden Stiicke:
•Titre de 1287 avec le sceau bien conservé.*
Die Experten identifizieren dièse Notiz mit der Urkunde Herzog
Friedrichs III. von Lothringen von 1287 fur Villers-Bettnach, die sich heute
unter den beim Ehrennotar Dufresne beschlagnahmten Stucken fmdet.
Seite 30 des Notizbuches unter der Aufzâhlung der aus Ste. Glos-
sinde stammenden Stûcke:
> Bulle de Nicolas III de 1279 avec plomb.*
Die Experten identifizieren dièse Notiz mit einer Bulle Nikolaus III.
fiir Ste. Glossinde vom Jahre 1278. Zwar differiert das Jahr. Bei
pàpstlichen Bullen kann aber ein derartiger Irrtum sehr leicht unter-
laufen, da bei der Datierung nur das Pontifikatsjahr genannt wird.
Unsere Bulle ist datiert: 2 nov. apr. a'' pontif. 1.
Dièse Bulle des Papstes Nikolaus befindet sich heute unter den
beim Ehrennotar Dufresne beschlagnahmten Stucken.
Seite 90 des Notizbuches:
» Accord entre Pierre de Bourmont et Tabhé de Saint-Arnould,
mai 1235, en français.*
Die Experten identifizieren dièse Urkunde mit einem Verglei<^\y
zwischen Pierre de Bourmont und der Abtei St. Arnulf. Derselbe ^cX
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- 312 -
abgefasst in franzosiseher Sprache, tragt jedoch das Datum 1245. Sie
nehmen an, dass beim Lesen des Daliims eine X iibersehen worden ist.
Dièse Urkunde befmdet sich heute unter den beim Ehrennolar
Dufresne beschlagnahmlen Stucken.
Das sind die sieben Urkundennotizen, welche die drei Sachver-
stândigen aus dem Notizbuche des Herrn j. Salis herausgegriffen und
mit Urkunden der Collection Dufresne identifiziert haben.
Doeh auch fiir andere Stucke ist mittlerweile der Beweis er-
bracht, dass sie dem Bezirksarchiv thatsâchlich angehôrt haben:
So notiert v. Salis in einem » Inventaire des archives de la Mo-
selle*, das er leider nicht weit gefuhrt hat:
»1148. Confirmation par le pape Eugène III (de la fondation de
N. D. la Ronde).* An den Rand aber hat er mit Bleistift geschrieben:
»J'ai vu cet original chez M. Dufresne le 16 août 1878. «
Sodann: » Après 1189: Confirmation par le donateur Henri de
Salm (du patronage de la cure de Retonfait à Téglise de N. D. la
Ronde), original vu par moi à la préfecture en 1848 et que je n'y ai
pas retrouvé en 1878. Le sceau en était magnifique.*
Und am Rande: » Cette pièce fait actuellement partie de la col-
lection Dufresne (sic) où je l'ai vue le 16 août 1878.*
Endlich 1202: «Original de Tempereur Philippe. Original vu par
moi à la préfecture en 1848 et que je n*ai pas revu en 1878.*
Das Original dièses Kaiserdiploms findet sich heute unter dèn
beim Ehrennotar Dufresne beschlagnahmten Urkunden.
Aber so iiberzeugend dièse Feststellungen auch erscheinen mogen,
Dufresne hat einen weiteren Einwand erhoben, mit dem man sich
jedenfalls abfinden muss.
Im Jahre 1825, 1849 und 1850 wurde in Metz der Nachlass
eines Grafen Emmery verkauft, der wrertvolle Biicher und Manuskripte
in grosser Zahl enthielt. Emmery batte seiner Zeit in naher Ver-
bindung mit den Verfassern der > Histoire de Metz* Tabouillot und
François gestanden und vor allem die Kopien zu erwerben gewusst,
deren sich die beiden Benediktiner bei Herausgabe ihrer » Preuves*
bedient hatten. 1823 war Emmery gestorben und seitdem war seine
Sammlung naturgemàss nicht melir erweitert worden.
Auf zahlreichen Urkunden der Collection Dufresne findet sich
nun von Dufresne des Aelteren Hand der Vermerk «Vente Emmery*.
Dahinter steht dann regelmàssig der Erwerbspreis >3 fr.«, > sept francs
soi^cantc- quinze centimes* u. s. w.
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— 313 —
Sollte es nicht môglich sein, dass die betreffenden Urkunden be-
reits der Comte Emmery erworben und dass Dufresne Vater dièse
Stiicke in gutem Glauben und fur sein gules Geld an sich gebracht hat?
Nun, die Experten sind dieser Frage nachgegangen und sie geben uns
Aufschliisse, die geradezu schmaehvoli fur das Andenken Dufresnes sind.
Man wird angesichts dieser Enthullungen nur schwer begreifen kônnen, wie
der Ehrennotar Dufresne nur noch einen Augenblick zaudern kann, die ge-
stohlenen Dokumente sofort ihrem rechtmâssigen Besitzer zuruckzugeben.
Zunâchst haben die Experten die Auktionskataloge, die beim
Verkauf des Emmeryschen Nachlasses aufgestellt worden sind, durch-
gepriift und dabei hat sich ergeben, dass nicht eines der von Dufresne
mit Ursprungszeugnis versehènen Stiicke in den Katalogen aufgefiihrt
war. Doch wir miissen korrekt sein. Ein Stûck findet sich alierdings
im Kataloge erwâhnt, es ist dies die Bulle Leos IX. von 1049 fiir das
Amulfskloster. Und wirklich steht auch auf dem Originalexemplar
der Collection Dufresne » Vente Emmery 9 fr.« Aber leider ist der
Auktionskatalog zu korrekt, als dass sich auf Grund desselben die
Identifizierung der beiden Stiicke ermôglichen liesse. Was der Katalog
angiebt, ist eine Kopie dieser Bulle von der Hand des Benediktiners
François und sie ist mit 71 andern Kopien fiir 28 fr. verkauft worden.
Die schweren Bedenken, die mit dieser Feststellung gegen die
Richtigkeit der Dufresneschen Ursprungszeugnisse entstehen miissen,
finden ihre voile Bekràftigung durch eine Reihe anderer Urkunden mit
dem typischen Vermerke » vente Emmery*. Ungliicklicherweise hat
nâmlich Dufresne gerade solchen Stiicken seine Notiz beigesetzt, von
denen soeben nachgewiesen worden ist, dass sie der Baron v. Salis
noch 1848 im Bezirksarchive gesehen hat.
So trâgt die Urkunde Philipps von Schwaben den Vermerk » Vente
Emmery 3 fr. 50«, die Urkunde des Grafen Folmar ist bezeichnet
» Vente Emmery 7 fr. 50 c.«, diejenige des Erzbischofs Adalbero » Vente
Emmery 7 fr. 75 c.«.
Auf Grund dieser Thatsachen wird man unbedenklich das Urteil
der franzôsischen Gelehrten unterschreiben diirfen : »que ces mentions au
crayon paraissent n'être que de faux certificats d'origine au moyen
desquels on aurait essayé de masquer la véritable provenance des
documents auquels on les ajoutait. «
Fiigen wir hinzu, dass es Dufresne fur gut befunden hat, gerade
den wertvoUsten Urkunden seiner Sammlung dièse Notiz aufzusetzen.
Man wird sich angesichts dieser erdruckenden Beweise chue
weiteres der Folgerung der franzôsischen Gelehrten anschliessen diirf^vv
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— 314 —
welche erklàren: »que les constatations faites à propos de ces docu-
ments et notamment la preuve que certaines pièces faisant actuellement
ou ayant fait partie de la collection Dufresne se trouvaient en 1848
aux archives départementales de la Moselle semblent suffisantes pour
faire présumer que tous les documents de cette provenance qui nous
ont été soumis ont été distraits de ce dépôt vers cette époque et que
par conséquent peuvent être considérés comme faisant partie du domaine
public imprescriptible et inaliénable les documents désignés dans le pré-
sent rapport sous les
§ 2. Evêché de Metz.
§ 3. Chapitre de la cathédrale de Metz.
§ 4. Église collégiale de Mars-la-Tour.
§ 5. bglise collégiale de Saint-Sauveur de Metz.
§ 6. Abbaye de Gorze.
§ 7. Abbaye de St-Vincent de Metz.
§ 8. Abbaye de St-Arnould de Metz.
§ 9. Abbaye de St-Pierremont.
§ 10. Abbaye de St-Clément de Metz.
§ 11. Abbaye de St-Symphorien de Metz.
§ 12. Abbaye de Villers-Bettnach.
§ 13. Abbaye de Bouzonville.
§ 14. Abbaye de Ste-Glossinde de Metz.
§ 15. Abbaye de St-Pierre-aux-Nonains de Metz.
§ 15 bis. Abbaye de Ste-Croix de Metz.
§ 16. Etablissements ecclésiastiques divers de Tancien département
de la Moselle.* Wolfram.
Zu dem Aufsatze iiber Bischof Bertram von Metz (Ib. IV, 2. H.,
S. 1 ff.) bemerke ich ergânzend, dass in P. Joerres, Urkunden-
buch von St. Gereon, Bonn, Hanstein 1893, auf S. 20 f. eine
Urkunde abgedruckt ist, in welcher Bertram unter seinem ursprûng-
lichen Namen Bertolf, als Kanonicus von St. Gereon Zeuge ist. Die
Urkunde ist zwar nicht datiert; aber wejçen des Zeugen Bruno, Propst
von St. Georg, kann sie nicht vor 1157 und wegen des Propstes Gode-
frid von St. Gereon nicht spâter als 11 04 entstanden sein. Dr. Korth,
der die Urkunde schon vorher in Zeitschr. des Berg. Geschichtsv. 20,
59 regestiert hatte, setzt dieselbe wegen der Zeugen und wegen anderer
datierten Urkunden mit Recht in c. 1 160. — Es kônnte auffallen, dass
Bertolf nicht noch einmal spâter als Zeuge in Urkunden von St. Gereon
auftritt; dies ist aber deswegen unmôglich, weil aus der Zeit zwischen
1159 und 1178 sonst keine aus St. Gereon stammende Urkunde be-
kannt ist. Ih-, Joerres.
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— 315 --
Note sur les armoiries des Évêchés souverains de Metz,
Tout et Verdun et sur celles du Vestrich^).
La Bibliothèque publique de Metz possède un rarissime Wappcn-
buch^) imprimé en 1581 à Munich chez Adam Berg, dont les blasons
$-j-îuiIn.
95<îffemc^
$.j.3B<lz.
sur la Lorraine sont des plus curieux à étudier. En laissant de côté
*) Wir halten es fiir eine Ehrenpflicht, dièse letzte Arbeit des unermudlichen
lothringischen Forschers und langjâhrigen Vorstandsmitgliedes A. Benoit hier
unverândert zum Abdruck zu bringen, obgleich wir ûberzeugt sind, dass der Ver-
fasser Manches nachtrâghch darin geândert haben wiirde, wenn es ihm vergônnt
gewesen wâre, die Korrektur selbst zu lesen.
^) Ce bel exemplaire porte le n® 12496. Le titre rouge et noir a 28 Ugn^^
On y lit: i>. M. V, in Vadegotia^ 1754, /r. Ferange, et plus haut d'une écriture ^*
ùxv
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— 316 -
le blason du duché de Lorraine^) aux armes simples surmontées du
bonnet de prince d'empire et ceux bien connus des villes de Metz ^) et
de TouP) et du comté de Bitche^) (un lion couronné), je ne m'occu-
perai ici que des armoiries des Évêchés souverains de Metz, Toul et
Verdun qui sont entièrement ignorées, et de celles du Westrich qui
ne sont guère plus connues.
Mais avant citons le quatrain qui accompagne chacune de ces
«villes impériales».
Pour Metz (p. 103):
Metz in Westrich ein allé Slatt,
Beim Reich sich nit gehalten bat,
Bald frembde gâst gelassen ein,
Nit waisz ich vz die schuld musz sein.
Que Ton peut traduire:
€ Metz est une vieille ville du Westrich, qui n'est pas restée avec
«TEmpire et a laissé entrer des étrangers dans ses murs, on ne sait
« pas pour quel motif. »
Martin Schrot, d'Augsbourg, l'auteur du Wappmbuch, blasonne
les armoiries de la ville de Toul « de gueules au T d'or » et écrit ThoU,
DoU et TuUn; on lit au-dessous du blason:
In Lothringen ein Statt haist Toll,
Welch auch zum Reich gehôren soll,
Die ursach min noch nit bewist,
Wie die vom Reich geschieten ist.
« En Lorraine il y a une ville qui se nomme Toul. Elle doit égale-
* ment appartenir à TEmpire. On n'a pas encore trouvé le motif de sa
« séparation d'avec celui-ci. >
Schrot ne mentionne pas le blason de la ville impériale de Verdun,
et il donne un blason fruste de la ville de Sarrebourg i. L.
I.
En revanche, les Évêchés souverains de Metz, Toul et Verdun
ont chacun des armoiries propres. Qui en a fourni le dessin à Schrot?
XVII* siècle: Mathieu Simon. A la suppression des ordres religieux, les livres et
les manuscrits de l'antique abbaye furent envoyés à Metz. Une importante verrerie
remplace près de la Saar le monastère des prémontrés entièrement ruiné.
Le Wappenbiwh des Jieiligen ReicJtëj etc., est un gros in-folio de 22 feuillets
liminaires non chiffrés et de 267 feuillets paginés au recto seulement. Les blasons
sont supérieurement dessinés ; plusieurs sont doubles. Rosenthal, antiquaire à Mu-
nich, estimait en décembre dernier le volume 70 M. 11 y a une édition du même
Wappenbuch datant de 1576 et sortant des mômes presses.
') 50, 75.
2) 55, 86.
3) 55, 107.
*) 72.
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— 317 —
Quelle valeur historique ont ces blasons^)? Dans tous les cas, FÉvêché
de Metz porte : « d'argent au lion couronné passant de sable » ; celui de
Toul : « d'azur au massacre de cerf surmonté d'une croix d'or » ; et enfin
celui de Verdun: «de sable à la croix pattée d'argent».
Ils sont reproduits dans l'Atlas de Mathias Mérian (Francfort-sur-
le-Main. XVII* siècle) ; pour variantes, le champ de l'Évêché de Verdun
est d'azur ainsi que le lion de l'Évêché de Metz. Le Wappmbtich de
Nuremberg (1657) indique aussi ces trois blasons. Il est à remarquer
que le glaive de justice ne se voit pas sur ces armoiries. Les évêques
précités avaient cependant le droit de le prendre, et on le voit sur les
armoiries du dernier évêque de Metz avant la Révolution, le cardinal
de Montmorency, mort en 1808. Il figure en pendant de la crosse épis-
copale et au-dessous du bonnet de prince d'empire sur une plaque de
cheminée représentant le blason de ce prélat. On le voit aussi sur les
sceaux, les ex-libris, etc., de ce haut dignitaire ecclésiastique. Les évê-
ques de Toul et de Verdun de cette époque avaient les mêmes insignes
pour leurs armoiries. Le Parlement de Metz qui avait tant houspillé
M. de Saint-Sinaon, évêque de Metz, à ce sujet, ne disait plus rien.
Ajoutons que dans le courant du XV" siècle ou au commence-
ment du siècle suivant, on s'avisa de ranger par quatre toutes les par-
ties du Saint-Empire. Les quatre Haubstatt furent: Augsbourg, Aach,
Metz et Lubeck. Mais cette division, soigneusement observée par Schrot,
ne fut toujours que de la haute fantaisie et disparut dans le courant
du XVIII* siècle.
II.
11 me reste à parler du dernier blason lorrain donné par Martm
Schrot, c'est celui du Westereich (Westrich) «coticé d'argent et de
gueules de six pièces^)» et surmonté du bonnet de prince d'empire.
La division par quatre de l'empire allemand a ce classement: 4 vica-
riats: Brabant, Westrich, Westphalie, Silésie.
Le Westrich était à peu près tout le diocèse de Metz, compre-
nant en 1789: la Lorraine allemande ou duché de Lorraine, le dépar-
tement et frontières de la Saar au roi de France, les comtés de Nassau
et de Saarverden aux princes de Nassau, la seigneurie de Diemeringen
au prince de Salm-Salm, etc., etc. J.-P. Croll, le savant professeur de
0 Ce sont les blasons reproduits ci-dessus.
') Sur la carte du Vastum regnum^ Strasbourg, 1513 : Colicé d'argent et d'arur
de 8 pièces; en 1657: de 6 pièces; en 1679: d'argent et d'or de 8 pièces {Airnify'
rialj Paris).
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— 318 —
Deux-Ponts, auquel on doit tant de travaux sur le Haut-S'^argau — un
peu trop méconnus — a publié en 1751 une étude très estimée de
Vestrasia^ régime Gcrmaniœ Cisrhénanœ^ et Mone, Térudit archiviste de
Carlsruhe, n'a pas hésité à déclarer que le mot de Westereich ne si-
gnifie pas le royaume de TOuest du Saint-Empire en opposition à l'Ost-
reich, le royaume de TEst, comme le prétendaient les érudits, mais que
le mot provenait de l'ancienne langue parlée dans le pays, de la langue
celtique, et signifiait le Haut-Pays, das HocMand, véritable position
géographique d'après feu Dagobert Fischer, maire de Saverne, de la
région en question, et son plateau élevé semble en effet justifier l'inter-
prétation du savant Badois.
En 1861, Louis Benoit a fait paraître une brochure sur le Westrich.
Il cite les auteurs qui en parlent ; parmi ceux du XVI® siècle, Sébastien
Miinster, Jean Herkel, Wolcyr, Specklin, le président Alix, Mercator ; au
XVIII® siècle, Rice, et parmi les contemporains, de Bouteiller à Metz,
Louis Spach, le savant archiviste à Strasbourg, etc. D'après le biblio-
thécaire de la ville de Nancy, le Westrich comprenait plus de vingt lieues
carrées.
Feu Henri Lepage, archiviste du département de la Meurthe (1862),
se contenta de diie que le Westrich est le nom donné par quelques
géographes à une portion arrosée par la Sarre et dans laquelle était
comprise la principauté de Lixheim. Ce qui est bien peu, car le Vastum
regnum de Schot comprenait les comtés de Blamont, Buxinga^ Sarverden,
SarhruCy Zweibnœ, les baronnies de Kriechingen, Bentsdorf, Bokhen^
Vinstùiga, Bitsch^\ etc.
D'après CroU, Westereich, Westrich se traduisait en latin par
Westrasia: «Comitatus Sarengau situs in Westrasia haud dubie fuit
pars regni, posteà Ducatus Lotharingiaî (Originum Bipontinum. Pars I.
p. 9. Biponti 1761.) Les ducs de Lorraine ne venaient-ils pas du comté
de Bitche?
Comme l'on voit, le blason du Westrich était bien le blason du
Haut-Saargau, et il méritait bien qu'on le tire de l'oubli; mais quelle
valeur historique ont les blasons des Évêchés de Metz, Toul et Verdun?
C'est une question que je laisse à un plus compétent que moi à résoudre.
La question en vaut la peine. A. Benoit
*) Bitsch fut toujours qualifié de comté.
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- 319 —
Fundberichte,
Durch Vermittelung des Herrn Lieutenant Erhardt vom 131. Inf.-
Regt. wurden der Gesellsehaft in der Sitzung vom 24. Februar mehrere
Broneefiguren und Kopfe, desgleichen Mûnzen vorgelegt, die bei den
Erdarbeiten am Deutschen Thore gefunden und in Besitz eines hie-
sigen Althândlers gekommen sind.
1 und 2. Zwei Statuetten, welche die sitzende Isis mit dem
Horusknaben darstellen (die eine 6,5 cm, die andere 10 cm hoch);
beide wohl erhalten, aber mit einer Kiesschicht uberzogen.
3. Den Torso eines Merkurs (?). Kopf, Hânde und die Beine vom
Knie abwârts sind abgebrochen. Lange des verbliebenen Stiickes 5 cm.
4. Die schôn gearbeitete und wohierhaltene Buste eines Adlers.
An der Ruckseite der Brust sitzt ein Zapfen, mit dem das Stiick ent-
weder dem Kôrper eingefiigt oder an einem andern Gegenstand befestigt
war. Von der Schnabel- bis zur untern Brustspitze 4 cm. Wohl modem.
5 und 6. Zwei kleine Kôpfe. Nase platt, Augen geschlitzt. Der
eine, anscheinend eine Frau darstellend, trâgt um den Kopf eine nach
Nonnenart straff umgelegte Binde, die auch unter dem Kinn durchgeht.
Die Ruckseite des Gesichts ist hohl und bildet ein kreisrundes Loch.
Hohe der Kôpfe 3 und 3,5 cm.
7. Eine keltische Mûnze (schlecht erhalten) mit springendem Pferd.
8. Acht rômische Miinzen des III. und IV. Jahrhunderts (schlecht
erhalten). W.
Herr Hauptmann a. D. Hoffmann auf Schloss Tivoli -Queuleu
iiberreichte der Gesellsehaft zwei schôn erhaltene Broncecelte, die bei
Corny in der Mosel gefunden wurden. Das eine der beiden Stûcke ist
ein Lappencelt (hache à aileron), das andere ein Hohlcelt (hache à
douille). W,
An der Strasse von Busendorf nach Saarlouis, etwa 500 m ôstlich
des erstgenannten Ortes, wurden in einem Steinbruche 4 Grâber der
allemannisch-frànkischen Zeit aufgedeckt. Es fanden sich Bronceringe,
ein Bronceschwert, Beschlagstûcke, Schnallen und Glasperlen. w.
Bei Algringen wurden durch die Herren Léo Huck und P. Sche-
necker die Reste einer rômischen (?) Niederlassung aufgefunden. Rômische
Rand- und Hohlziegel, sowie Reste von irdenen Gefassen wurden zu
Tage gefôrdert. w.
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- â20 -
^u Hiiltenhausen oberhalb Lutzelburg in den Vogesen wurde
von einem Arbeiter hinter seineni Hause ein Schatzfund gemacht. Der-
selbe enthielt Metzer und Strassburger Miinzen. Sie waren in ein leinenes
Sâckchen, von dem sich Reste erhalten hatten, verpackt und mit diesem
in ein irdenes Gefâss gethan.
Fast der gesamte Fund wurde von der Gesellschaft fiir lothringische
Geschichte erworben. Er enthielt folgende Stucke:
1. 40 Stiick Groschen des Bischof Theoderieh Boppard von Metz
(1365-1384),
Av. Stehender Bischof: THEODE'* EPS'* METE\
R. Kreuz. Légende in 2 Kreisen.
Aeusserer: tBEDICTV SIT. NOME' DEL NRF IHU' XPF*
Inneres: GROSVS. METE'S.
2. 5 Stiick aus derselben Zeit oder wenig spâter. .
Av. Der heilige Stephan leicht nach rechts gewandt, in der
linken Hand eine Palme, in der rechten einen Stein haltend.
Die Figur von einem ovalen Rande umgeben.
*S'* STEPH'* *PROThO'*
R. Kreuz. Légende in 2 Kreisen.
Aeusserer: f BENEDICTE SIT. NOME' DNI' NRP
IHU' xpr
Innerer: GROSSVS* METE'
3. 17 Strassburger Groschen.
Av. Strassburger Lilie im Achtpass, in dessen Ecken je ein
Stern.
t GROSSVS fARGENTlNENSIS.
R. Kreuz. Légende in zwei Kreisen.
Aeusserer: f GLORIA • IN • EXCELS' ET • IN •
Innerer : TRA' PAX • • hOIBVS •
4. Etwa 800 Strassburger Brakteaten:
Silberblech von 15 — 16 mm Durchmesser. Im Perlenkranze
die Strassburger Lilie. Bei mehreren Stûcken ist aus der
Lilie ein Adler, bei andern eine schreitende mènschliche
Figur mit Flugeln (Engel?) geworden. w.
In Lellingen bei Falkenberg wurden im Herbste vergangenen
Jahres 254 Stiick Metzer Groschen gefunden.
Av. Der heilige Stephan mit Heiligenschein knieend nach links
gewandt. Rechts und links von ihm das Metzer Wappen
(schwarz und weiss geteilter Schild).
S'* STEPh'* PROThO'* M::
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— ââi —
R. Kreuz, in dessen vier Feldern je ein Stem. Légende in
zwei Kreisen.
Aeusserer: BEDICTV SIT^ NOME' DNl' NRI' IhV' XPr
Innerer: GROSSVS* METE.
Durch Vermittelung des Herrn Biirgermeister Sibyll wurde der
gesamte Fund der Gesellsehaft zum Ankauf zur Verfugung gestellt.
Nach Erwerbung einer grôsseren Zabi (40) fQr das Muséum und fur
einzelne Mitglieder wurde der Rest dem Besitzer wieder zurûckgegeben.
W.
In der Gemarkung Schalbach bei Lixheim auf dem Felde »Vor-
derster Forst beim Burgerwald^, etwa 120 m von der ôstlichen Ecke
dièses Waldes und des von Schalbach nach Weyer fûhrenden Weges
wurde im Dezember 1897 beim Suchen nach Kalksleinen ein Tumulus
abgetragen, der nach Aussage des Ackerers etwa 25—30 Gràber be-
deckle. Herr Schlosser aus Drulingen, der von der Entdeckung hôrte,
begab sich sofort an Ort und Slelle und konnte noch zwei Gràber
aufdecken lassen. . Es waren Skelettgrâber, von SSW. nach NNO. ge-
richtel; auch die ubrigen Leichenreste zeigten nach Angabe des Fin-
ders dieselbe Richtung. Die einzelnen Gràber scheinen von aufrecht-
stehenden Kalksteinplatten oder kleinen Trockenmauern eingefasst ge-
wesen zu sein.
Gefunden wurden:
1 Ein Paar hohle, nach der Hinterseile offene Bronzearmringe,
mit quergestellten Rippchen geziert.
2. Ein anderes Paar von etwas kleinerem Formate.
3. Ein einzelner Armring in gleicher Form und Grosse.
(Aile fûnf Stuck sind in der Mitte am dickslen, ver-
jiingen sich nach den Enden, sind aber hier abgeschlossen
durch eine breile, gegossene Scheibe.)
4. Ein massiver Armring aus Bronze mit gleicher Verzierung.
5. Ein paar Armringe, aus einem einfachen, spiralfôrmigen Bronze-
draht beslehend.
6. Ein Armring aus einem schmalen und diinnen Bronzeband,
das an beiden Enden hakenfôrmig umgebogen isl. In der
Lângsrichtung ziehen sich zwei Rillen, in denen sich eine
zackenartige Verzierung befindel.
7. Massives Bronzearmband eines Kindes; ohne Verzierung, in
der Mitte breiter, nach den Enden zu sich verjiingend, am
Abschluss wieder breiter werdend.
21
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~ 322 —
8. Ein einfacher, massiver Bronze-Armring, geschlossen ; der
Durchschniit spitzoval (o).
9. Vier Lignilringe, von denen einer noch gut erhalten ist.
10. Eine Bronzehaarnadel mit breitem Kopf, 0,135 m lang; das
obersle Viertel abgeschlossen durch eine Verzierung: zwischen
zwei Ringen ein Sparrenornament. In der Mitte dieser Ver-
zierung eine kleine, runde Oese.
11. Bruehslûcke eines mil der Hand, ohne Tôpferseheibe, gear-
beiteten irdenen Gefâsses; ohne Verzierung.
12. Bruchstûcke von 2 irdenen Gefâssen, gleichfalls Handarbeit,
mit parallelen Linien umzogen.
13. Eine Fibel, die zerbroehen wurde und nieht meln* besichtigt
werden konnte.
Eisen wurde hier nicht aufgefunden. Docli war solclies in be-
nachbarten Hiigelgrâbern, die Herr Schlosser in den achtziger Jahren
aufgedeckt hatte, vorhanden.
Die Funde des ausgegrabenen Hiîgels diirflen der Hallslatl période
angehôren.
Wenn auch der grôsste Teil des Hugels ohne fachmannische Auf-
sicht ausgegraben wurde, so sind doch wenigstens die Fundstucke nicht
zerstreut und dem Lande entzogen worden. Wir danken dies dem
raschen und energischen Eingreifen des Herrn Gutsbesitzer Schlosser,
der auch die Liebenswùrdigkeit hatte, sâmtliche Fundstucke unserer
Gesellschaft in ihrer Sitzung vom 20. Januar vorzulegen. Einen Teil
der Altertumer gedenkt Herr Schlosser der Gesellschaft zu iiberweisen.
Der unter 3 aufgefûhrte Armring, der im Besitze des Finders geblieben
war, konnte durch Vermittelung des Biirgerineisters von Schalbach,
Herrn Becker, bereits erworben werden. w.
Zwischen Kleinhettingen und Metrich, auf den Grundstucken des
Burgermeisters Brauer und des Gaslwirts Brauer sind seit Jahren beini
Ausheben von Kies irdene und glàserne Gefâsse sowie eiserne Waffen
gefunden worden. Nachdem Herr Pfarrer Thilmont in Kerlingen der
Gesellschaft hiervon Mitteilung gemacht hatte, begab sich der Unterzeichnete
an Ort und Stelle, um sich iiber die Bedeutung der Funde Klarheit zu
verschaffen. Die Fundstatte liegt dicht bei Metrich, etwa 100 Meter Hnks
von der nach Kleinhettingen ziehenden Strasse. Wie sich sofort ergab,
handelt es sich um ein ausgedehntesGrabfeld der frânkisch-alemannischen
Zeit. Die beiden Besitzer des Feldes hatten im Laufe der Jahre zahl-
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— 32â —
reiche irdene Gefâsse verschiedenster Form und Farbe ausgehoberl,
hierzu kam eine Reihe einfacher Glâser von grunlicher Farbe und
mehr oder weniger gerundetem Boden. An Waffen fand sich vor
ein Schildbuckel, eine grosse Zahl von Franzisken, Kurz- und Lang-
schwerter, ein Ango und zwei Halsketlen aus bunlen Glas- und Thon-
perlen. An der einen hing ein grosserer Bernsteinring. Auch bron-
zene Gûrtelschnallen und ein Salbstichel waren vorhanden. — Herr
Gastwirt Brauer war so liebenswùrdig, einen Teil der ihm gehorigen
AUertumer der Gesellschaft zur Besichtigung vorzulegen. w.
Auf dem Herapel (bei Koehern. Kanton Forbach) wurde von Herrn
HuBER zu Saargemiind gelegentlich seiner grossen planmâssig betrie-
benen Ausgrabungen folgende Inschrift (ausserdem Miinzen von
Augustus bis Honorius) gefunden :
NENNIC • ADCENEC • Nennie(o) Adcenec(o)
LMARIVS-SECVNDVS- L(ucius) Marins Secundus,
A M A N D I • FIL- Amandi fil(ius),
V • S • L • M v(otum) s(olvit) l(ibens) m(erito).
Buchslabenhôhe ungefâhr cm 3V2 (Z. 1) bis cm 4^2. — Die
Buchslaben NN der erslen Zeile sind auf dem Steine verbunden
(»ligiert«).
(Nach einem von Herrn Pfarrer Paulus giitigst ûberlassenen
Papierabklatsch.)
Die Inschrift ist einer oder mehreren keltischen Gottheiten geweiht.
Der zweile Name »Adcenec(us)« erinnert an den Beinamen »Adcenei-
cos«, den Juppiter Oplimus Maximus auf einer Mailânder Inschrift
der einstmaligen Gallia citerior fuhrt (G. I. L. V, 5783). Da dieser Bei-
name auf einer zweiten Inschrift von Pavia »Agganaicus« lautet (G. I. L.
V, 6409), so liegt es nahe, denselben in Verbindung zu bringen mit
dem Namen, welchen Bewohner einer Ortschaft auf einer dritten
oberitalischen Inschrift aus Galliano bei Gomo fiihren: »Adganai«
(G. I. L. V, 5671). Vgl. Holder, Alt-Geltischer Sprachschatz I, Sp. 38.
40 und 57 ; Ihm, Bonn. Jahrb. 83, S. 37. Auch auf unserer Inschrift
miissen die Namen »Nennic(us)< und »Adcenec(us)« als die Namen ort-
licher Gottheiten gefasst werden; ob sie aber allein standen oder ob
sie einem romischen Gotternamen oder den Muttergottinnen (Matres)
als Beinamen beigegeben v^aren, hângt von der anderen Frage ab, ob
das iiber dem Inschriftstein einst lagernde Gesimsstûck des Weihdenk-
21*
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~ â24 —
iTials die erste Zeile der Inschrift (wie: I • 0 • M oder DEO • MERCVRIO
Oder DIS • MATRIBVS u. dgl.) getragen^). Natiirlich darf der orlliche
Name »Adcenecus« nicht mit jener oberitalischen Dorfschaft in Ver-
bindung gebracht, sondern muss auf einen gleichnamigen Dorf- oder
Flurbezirk Lolhringens, ebenso wie der andere Name, bezogen werden.
Ueber die Namen des Stifters, welche lateinisch sind^), aber auf
einheimisehen Ursprung ihres Inhabers hinweisen, vgl. oben S. 194.
Anm. 3. Keune.
An derselben Stelle, wie die vorher besprochene Inschrift, wurden
bei den erwâhnten Ausgrabungen die folgenden beiden BruchslUcke
gefunden, von denen Herr Huber mir mit dankenswerler Liebens-
wiirdigkeit Abschriften und Papierabklatsche iibersandt bat.
J DEOSOLI
vTSLEVINVS (Anker.)
L M
INHDDDEA
(Anker.) M LI A 0 I VSL
V S • L
Wie schon die gleichen, ankerartigen Verzierungen rechts bezw\
links von den beiden Inschriften beweisen, waren dièse Gegenstûcke;
von der einen Inschrift ist die rechte, von der anderen die linke Hàlfte
erhalten. Es enthielten aber beide Inschriften Weihungen des namlichen
Mannes (M. Liaoius Laevinus) zu Ehren des gôttlichen d. h. kaiserlichen
Hanses an den Sonnengott (Deus Sol) bezw. an die Mondgottin (Dea
Luna); denn sie sind folgendermassen zu lesen und zu ergânzen:
[In h(onorem) d(omus)] d(ivinae) Deo Soli
[M(arcus) Liaoijus L(a)evinus
[v(otum) s(olvit)] l(ibens) m(erito)
*) Wie Herr Huber mir auf meine Anfrage mitzuteilen die Giite batte, ent-
bebrt der Stein der Gesimse, ist aber unversehrt (»La pierre est intacte, sans
moulures mais sans cassures*). Dies schliesst naturlich nicht aus, dass ein be-
sonders gearbeitetes Gesims dariiber lag, dessen Leiste den Anfang der Weih-
inschrift und dessen Oberflâche ein Standbild trug; vgl. z. B. Hettner, Stein-
denkmàler, Nr. 118; »Der Obergermanisch-Raetische Limes des Roemerreiches« IV,
B, Nr. 42, S. 27, 2 mit Abbildung S. 26; auch Brambach, G. I. Rhen., 1556. 1562.
*) Der lateinische Name >Amandus« ist nicht selten (Belege z. B. bei Wil-
manns, Exempl. inscript. Lat., II, S. 370). Herr Huber macht darauf aufmerksam,
dass aucli einer der beiden Fuhrer der gallischen Aufruhrer des Jahres 284 n. C.,
welche das Volk mit einheimischem Namen Bagauden nannte, »Amandus« hiess
(der andere hiess : » Aelianus* ; die Belegstellen bei Holder, Alt-Celt. Sprachschatz,
I, Sp. 329—331 u. d. W. »bagaudae«). Einen von diesem Beinamen weitergebildeten
Beinamen »Amandio« fuhrte ein Arzt nach dem oben S. 189, Anm. 10 heran-
gezogenen, in Lothringen (Daspich) gefundenen Arzneistempel.
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— 325 —
In h(onorem) d(omus) d(ivinae) Dea[e Lunae]
M(arcus) Liaoius L[(a)evinus]
v(olum) s(olvit) l(ibens) [m(erito)J
Die Buchstabenformen weisen die Insehrift in das III. Jahrhundert n. C.
Der Stifter fûhrt einen rômischen Vornamen (Marcus), einen von
einem einheimischen kellischen Namen abgeleiteten Geschlechtsnamen
(Liaoius) und einen rômischen Zunamen (Laevinus) : eine Namengebung,
welche oben S. 184 besprochen ist. — Zur Schreibung des Namens
»Levinus« statt »Laevinus« vgl Brambach C.I.Rhen. 1336==Wil-
manns Exempl. inser. 2278 (Caslel bei Mainz, J. 236 n. C.) : » Le vinius « ;
Steinsaal des Metzer Muséums Nr. 81 : »pref(eetus)€ nebst der Be-
merkung zu dieser Insehrift in der oben S. 201, Ende, genannten Zu-
sammenstellung unter A II, Nr. 21. Ketme.
Im Jahre 1897 wurde im Walde bei Hultenhausen ^) das Bruchsluck
einer oben abgerundelen, mit erhabenem Rande umrahmten Reliefplatte
aus rotem Vogesensandstein mit dem (bis unterhalb des Nabels er-
haltenen) Oberkorper eines in griechisch-romischer Weise dargestellten
Merkur aufgefunden. Die Darstellung ist iiberaus roh, insbesondere
fallen auf der lange Schwanenhals und die steifen Arme. Rechts und
links von Kinn und Hais steht die Weihinschiift :
MER
CVRIO
Mercurio
ESVNER
SQVNIF
Esunertus, Souni f(ilius),
TVS
V S LM
v(otum) s(olvit) l(ibens) m(erito).
(Ilohe des Bruchstiickes 76 bis 85 cm, Breite 75 cm.) Jetzt im Alter-
tumsmuseum der Stadt Metz ; Geschenk der Gesellschaft fiir lothringische
Geschichte.
Dass der Stifter des rohen Bildes ein fast romanisierter Kelte
war, der jedenfalls in einer der altkeltischen bàuerlichen Niederlassungen
bei Hultenhausen ^) wohnte, und dass er demnach unter dem Namen
*) Herrn Fôrster Hedder (Forsthaus Gewinnwald) verdanke ich die genauere
Bezeiclinung der Fundstelle: »iin Kessel*, Distrikt 115, Abteilung d, unvveit der
Grenzen des Garburger Gemeindewaldes und der Fôrsterei Garburg. Ebendalier
stammt das gleichzeitig von der Gesellschaft fiir lothr. Geschichte dem Muséum
als Gesclienk uberwiesene Relief-Bruchstiick (Unterleib und Oberschenkel, hoch
45 cm) einer nackten mânnlichen Gestalt, vermutlich gleichfalls von einer Dar-
stellung des Merkur.
^) Im Bannwald bei Hiiltenhausen (Distrikt No. 89 und ?0) liegen zwei
Grabstàtten nahe bei einander. Ein Grabstein in Gestalt eines Hâuschens mit
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- 326 -
Mercurius den diesem entsprechenden keltischen Handels- und Ver-
kehrsgolt verehrte^), lehrl sein kellischer Name. Denn »Esunertus
Souni filius* ist lediglich eine Uebertragung des keltischen »Esunertos
Souniknos* oder >Esunertos Sounios«, d. h. Esunertos des Sounos
Sohn; vgl. S. 180 f. Der Name Esunerlus (Holder I, Sp. 1478/1479) ist
bereits bekannt aus einer Inschrift vom Jahre 8 v. Chr. zu Landecy
bei Genf (C. I. L. XII, 2623) sowie aus einem Tôpferstempel einer
Schiissel im britischen Muséum zu London (C. 1. L. VU, 1334,6i)] in
beiden erscheint derselbe als Zuname neben rômischem Vor- und Ge-
schlechtsnamen ; der erstgenannte Esunertus, der Sohn eines zweifellos
keltischen Vaters, bekennt sich durch Angabe der Tribus ebenso zweifel-
los als rômischen Biirger. Der Name > Esunertus* setzt sich aber
zusammen aus den beiden Bestandteilen Esus -\- nertos. »Esus« (Holder I,
Sp. 1479; Lehner, Westd. Korr.-Bl. XV, 19) ist der Name des keltischen
Handels- und Verkehrsgottes und ist auch zur Bildung von anderen
Personennamen (z. B. Esuios oder Esuvius, Esumagius) verwendet;
»nertos€ (Zeuss, Gramm. celt., 1853, I, S. 12; Belloguet, Glossaire Gau-
lois 2, 1872, S. 362, No. 374) bedeutet >Starke« und findet sich z. B.
in den Personennamen Nertomarus (Steinsaal des Metzer Muséums
No. 351; Westd. Korr.-Bl. V, 16, Sp. 20, Zinsweiler bei Niederbronn:
Adnamus Nertomari fil.; vgl. Brambach, C. I. Rhen. 29: Sext. Nerto-
marius Nertonius), Cobnertus (Holder I, Sp. 1054: z. B. Brambach
1902, bei Hagenau gefunden), Nertomir (Stempel einer Spange: Bram-
bach, Add. 1376, 11, S. XXXI), Ne rto valus (C. I. L XII, 88) und in dem
Ortsnamen Nertobriga (in Spanien; = Starkenburg).
>Sounus» steckt als zvveiter Bestandteil in dem auch auf Metzer
Inschriften mehrfach vorkommenden Namen Carasounus, Carathounus,
Carassounus (auch mit durchstrichenem DD geschrieben) ; vgl. Holder I,
Sp. 771. 773. 765 und oben S. 159, Anm. 3 und 4. Keune.
Auf der Hôhe des Waldes Neu-Scheuern (Neuve-Grange), Distrikt
No. 242, zwischen Niederhof und S. Quirin (Kanton Lôrchingen), wurde
von Herrn Notar Welter aus Lôrchingen eine jener Grabstàtten ent-
deckt, wie sie sich vielfach auf den Hohen des Wasgenwaldes in der
roher Buste auf der Vorderseite, jetzt ira Metzer Muséum, stammt aus der einen
dieser Grabstàtten (Distrikt No. 90) ; ûber Funde, welche auf der anderen (No. 89)
im Sommer 1897 gemacht wurden (in einem Grabe: eine Schnalie und eine
emaillierte Spange), s. den Bericht im nâchsten Jahrbuch.
*j Vgl. >Gallo-rômische Kultur in Lothringen*, unter Religion.
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— 327 —
Gegend von Albersehweiler Pfalzburg und Zabern finden '). Die Grab-
slâtle wurde von Herrn Welter im Auflrage der Gesellschaft fiir lolh-
ringische Geschichte planmâssig untersucht: tiber den Erfolg der Aus-
grabung wird deren Leiter im nâchsten Jahrbuche ausfiihrlieh unter
Beigabe von Abbildungen Berieht erstatlen. Vorlâufig sei iiber die von
der Gesellschaft fur lolhringische Geschichte dem Metzer Muséum iiber-
wiesenen Funde folgendes bemerkt:
Es fanden sich ausschliesslich Brandgrâber. Die Asche der
verbrannlen Toten (und der mit ihnen verbrannten Haustiere) war
meist in Thongefâssen (worunter ein verziertes) geborgen, in mehreren
Fâllen auch in Glasgefàssen. Als Beigaben hatten gedient u. a. eine
emaillierte kreisrunde Brosche und Thongefâsse, insbesondere aus terra
sigillata, meist schlechter Ware, teilweise aber auch von trefflicher,
harter Beschaffenheit und tiefroter Farbe. Mit Bildwerk sind geschmiickt
ein zur grôsseren Hâlfte erhaltenes Gefâss aus terra sigillata (mit auch
sonst àhnlich vorkommender Darstellung eines Adlers zwischen Orna-
menten) und ein kleineres Bruchstuck eines andern Gefâsses. Von den
Bruchstiicken aus terra sigillata tragen mehrere den gleichen Zeichen-
stempel, mehrere andere waren mit dem Namen des Cassius^) gestempelt^).
Auch Steinkapseln, wie sie in Lothringen nicht selten sind, fanden sich
vor^); ferner zwei bârtige Kopfe, herriihrend von Portrâtstatuen oder
Busten der Verstorbenen, welche auf der Vorderseite von Grabsteinen
angebracht waren, wie fiir den einen Kopf das Bruchstuck der Grab-
steinspitze, an dem er angebracht ist, beweist; weiter inschriftlose
Grabsteine, mehrere von der auch sonst in der Gegend vorkommenden
einheimischen Gestalt, von ganz eigenartiger Form aber insbesondere
einer, aile mit ausgehôhlter Standflâche; dann Abdeckungssteine des
Grabinnern mit den gewôhnUchen Lochern in der Mitte, davon einer
rund, andere viereckig ; schliesslich als einziger Inschriftstein ein Grab-
stein mit breiter Standflâche und Giebel. Unter dem Giebelfeld drei
mannliche Busten mit langem, der Haartracht von Frauen àhnlichem
*) Vgl. meinen Museumsbericht in der Westdeutschen Zeitschrift XVI (1897),
S. 316, und im folgenden Bande dièses Jahrbuchs.
*) Der Stempel des Cassius gehôrt zu denjenigen Topferstempeln, welche
von rund 70 bis 250 n. Chr. nachweisbar sind : s. DragendorlT, Bonn. Jahrb. 99, S. 70.
^) Von sonstigen Beigaben fanden sich eine Gewandnadel (fibula), das End-
stiick einer spatula, Bruchsiùcke von dem Belag eines MessergrilTes (V) und ein
einer Patronenhulse âhnlicher Gegenstand aus Metall. Thonlampen dagegen und
Munzen wurden keine gefunden.
*) Dièse Steinkapseln enthielten die Aschenreste nebst Beigaben oder dienien
zur Aufnahme von Aschenurnen aus Thon und Glas.
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— 328 -
Haar (also in der altkeltischen Haartracht), der eine links (voni
Beschauer) mit Bàrlchen, der mittlere jiinger; das Gesichl der Biisle
rechts ist leider abgeschlagen. Unter den Busten die Grabschrift:
SACCOMAINOCANTOGNATIFIL Saccomaino Cantognali fil(io),
SACCETIO SACCOMAINl Saccetio Saccomaini,
BELLATORI BE LATV 1 1 1 F I Bellalori BelatuUi fi(lio) :
SANG TV S CVRAVIT Sanctus curavit.
D. h.: Dem Saecomainus, des Cantognatus Sohn, dem Saccetius,
des Saecomainus (Sohn, und) dem Bellator, des Belatullus Sohn, hat
Sanctus (diesen Grabstein mit Grabschrift) besorgt.
Hôhe 79 + (Giebel) 33 = 112 cm, Breite 79 cm.
Dass die Verstorbenen, selbstverstândlich Bewohner der in der
Nàhe des Begràbnisplatzes gelegenen Niederlassung, keltischer Abkunft
waren, beweisen die Namen, sowohl die ganze Namengebung (s. oben
S. 181) wie die einzelnen Namen. Der erste BestandteiP) des Namens
Sacco-mainus findet sich, ausser in dem Namen seines Sohnes
Saccetius, z. B. noch in dem von Sacco (G. I. L. XII) weitergebildeten
Geschlechtsnamen eines Metzers aus der ersten Hàlfte des dritten
Jahrhunderts auf einer Inschrift von Lyon: «Sacconius» (Henzen 5530;
derselbe Name auch im G. l. L. XII), ferner in dem von Saccus abge-
leiteten Geschlechtsnamen »Saccius« in der Inschrift der Igeler Saule
(Brambach Nr. 830) ; der zweite Beslandteil findet sich in dem daraus
gebildeten Geschlechtsnamen »Mainius« z. B. auf einer Trierer Inschrift bei
Hettner, Steindenkmâler, Nr. 489, sowie in dem àhnlich gebildeten
»Sacromaini«, welches Holder I, Sp. 63 (unter »ai«), anfuhrt^); vgl.
auch Brambach 324: Mainonius. — Der Name des Vaters des Sacco-
mainus: »Cantognatus« setzt sich zusammen aus »Canto« (Holder I,
Sp. 752—754) und aus »Gnatos€ (Holder I, Sp. 2029 f.). Mit den
gleichen Bestandteilen sind zusammengesetzt einerseits z. B. Cantorix,
Cantosenus u. s. w., anderseits Ollognatus (Inschrift aus Neumagen
im Trierer Muséum), Cintugnatus u. s. w. — Zum Namen des Sohnes
des Saecomainus, des Sacc-etius, vgl. den Namen eines Metzer Bur-
gers Mogetius (Westd. Korr.-Bl. III, 118, vgl. oben S. 181) und den
gewôhnlich dem Mars gleichgestellten keltischen Gott Loucetius oder
Leucetius (Zangemeister, Westd. Korr.-Bl. VII, 76; vgl. Westd. Korr.-
Bl. XV, Sp. 57, Anm. 20); mehr Beispiele bei Holder I, Sp. 1481
(»-etio-«).
*) Es wird das Wort >saccus« (Sack) sein, welches die Rômer schon friih
den oberitalischen Kelten entlebnt und sich zu eigen gemacht hatten.
'^) Ucbçr das keltische »Sacro-«, >Sacer« vgl. oben S. 191, Anm. 1.
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Auch *Bellator« ist trotz seines lateinischen Aussehens ein
keltischer Name (vgl. oben S. 191), denn er ist meines Wissens in
Italien ûberhaupt nicht nachweisbar, unter den auf gallischem Boden
gefundenen Beispielen aber bat eines die vermutlich der urspriinglichen
Namensform nâher kommende Schreibung »Bellatur« (C. I. L. XII,
5819). Der, wie viele andere Namen, von Bellus (Holder I, Sp. 395;
die Ableitungen : Sp. 387 ff.) abgeleitete Name Bellator findet sich auch
auf einer Metzer Inschrift (Steinsaal No. 56, nachzutragen bei Holder I,
Sp. 387). — Ebenso war auch aus einer lothringischen Inschrift von
Decempogi (Tarquinpol) bekannt der Name »Belatullus«, welchen der
Vater des Bellator trâgt : Steinsaal des Metzer Muséums No. 361 = Wich-
mann in diesem Jahrbuch IV, 2, S. 125/126 (zweimal: BelatuUa); mehr
Belege bei Holder I, Sp. 368/369.
Die Abktirzung FIL (Z. 1) ist hàufig. Die daneben angewendete
Abkûrzung FI (Z. 3) beruht auf dem Gesetz der Silbentrennung (vgl. dièses
Jahrbuch VIII, 1, S. 83), sie fmdet sich auch auf der Riickseite des
Metzer Denkmals im Steinsaal des Muséums, No. 5, ferner auf dem
vorhin erwâhnten Grabstein eines Metzer Btirgers (Westd. Korr.-Bl. III,
118) ; ausserdem z. B. bei Henzen No. 5982 = Wilmanns 1762 (Ravenna).
Durch den blossen Genitiv (wie im Griechischen) ist das Ver-
hàltnis des Sohnes zum Vater ausgedrûckt in Z. 2. Vgl. die im ûbrigen
keltische Inschrift bei Holder I, Sp. 1223/1224: >Martialis Danno-
tali«, ferner die lateinischen Inschriften im Metzer Muséum No. 34 (aus
Soulosse): »Regulus Rebrici*, im Trierer Muséum (Hettner, Steindenk-
mâler) No. 45: »Inecius lassi* und im C. 1. L. XII, Index, S. 962, wo
liber 20 Beispiele aus der Narbonensischen Provinz aufgefûhrt sind ^).
Der Mann, welcher dem Saccomainus und dessen Sohn Saccetius
sowie einem vermutlichen Verwandten derselben Bellator nach rômischer
Sitte eine Grabschrift gesetzt hat, fiihrt einen auch in Metz nach-
weisbaren^) zweifellos lateinischen Namen: »Sanctus« (vgl. z. B. Wil-
manns 2605 und 2771 o). Selbstverstandlich ist derselbe aber deshalb
kein Italiker, sondern entweder ein Einheimischer, der diesen lateinischen
Namen, wie andere Eingeborene (z. B. Brambach No. 1764), fiihrte,
oder — was mir wegen der Auslassung des Vatersnamens wahrschein-
licher vorkommt — ein Sklave oder Freigelassener. — »Curavit«:
vgl. z. B. Wilmanns, Exempl. inscr. No. 1516. 1535. 2553; gebràuch-
^) Auch bei lateinischen Schriftstellern, vorwiegend freilich zur Bezeichnung
von griechischen und anderen fremden PersônUchkeiten; vgl. Drâger, Histor. Syntax
der lat. Sprache, I^ S. 485, § 208 b.
2) Steinsaal des Metzer Muséums No. 101 = Robert II, S. 38 (Vétéran).
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licher ist die volière Formel »faciendiim curavit« (abgekûrzt: F • C)
oder »ponendum curavit* (abgektirzt: P • C), z. B. auf den Melzer In-
schriften im Steinsaal des Muséums No. 97 und 300 = Robert II,
S. 39 und 72, ferner (die letztere Formel) auf den verschollenen In-
sehriften bel Robert II, S. 106 und 158; noch hâufiger freilieh ist auf
Metzer Inschriften das einfache »posuit«.
Die geschwungenen Buchstabenformen weisen die Inschrifl etwa
in die Mitte des zweiten Jahrhunderts. Keune.
Beim Neubau des Kloslers der Karmeliterinnen in der Trinilarier-
strasse zu Metz wurde Ende 1897 eine bemalte Holzdeeke gefunden*),
welche in dieselbe Zeit fallen durfte, wie die im April 1896 in einem
Seitenflûgel der stâdtischen hôheren Tochtersehule in der Poncelet-
strasse zu Metz entdeckten, im Altertums-Museum der Stadt Metz
untergebrachten^) bernai ten Holzdeeke (13. Jahrh.). Denn in Kon-
struktion wie Teehnik stimmen beide bemalte Holzdecken uberein.
Die Bretter beider Decken sind nâmlich ohne Anwendung von Hobel-
werkzeug ganz zimmerwerksmâssig bearbeitet und waren »auf Nut
und Feder« miteinander verbunden, das heisst: die zugeschàrfte Stirn-
seite je eines Brettes war in die ausgenutete Stirnseite des anstossenden
Brettes hineingeschoben ; aucli ruhten die Bretter beider Decken quer-
gestreckt auf gleiehfalls bemalten Balken, und tiber beiden Holzdecken
lagerte ein Mortelestrich. Wahrend jedoch auf der in der Poncelet-
strasse gefundenen Decke auf den weissen Untergrund von Kalkfarbe
Tier- und Menschengestalten, Fabelwesen und Karikaturen aufgetragen
sind, ist die Bemalung der Decke aus dem Kloster der Karmeliterinnen
wesentlich einfacher: Hier ist nàmlich auf den weissen Untergrund
aufgetragen ein rotbraunes verschlungenes Bandmuster, durchsetzt mit
gleichfarbigen Rosetten. Die Rosetten aber gleichen den Rosetten, mit
welchen die Zwischenràume zwischen den Tiergestalten und Rittern
auf der ebenfalls dem 13. Jahrhundert angehôrigen Holzdeeke, sowie
zwischen den Heiligendarstellungen auf den zugehorigen teilweise noch
erhaltenen Fresken im Refektorium (oder sog. Kapitelsaal) der Templer
^) Moglicherweise war mit dieser Decke ein einstnialiges Zimmer des Wohn-
sitzes der bekannlen Metzer Adelsfamilie de IKu nusjîeslattet: ich vermiite dies,
weil Baron (Servant, der Erbe dieser Faniilie. spiiter (im 16. Jahrhundert) dort
wohnte (s. dièses Jahrbuch VIII, 1, S. 5 — 6).
*) S. iiber dièse Decke den Museumsbericht des nâchsten Bandes.
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auf der Citadelle zu Metz besetzt waren bezw. noch sind^)v Auch
die Balken, auf welchen im Kloster der Karmeliterinnen die Bretter
auflagen, waren wesentlich einfacher bernait, als die Balken der Holz-
decke aus der Ponceletstrasse und als die der Deckenmalerei auf der
atadelle^).
Dass die jiingst entdeckte Deckenmalerei in wesentlichen Stiicken
erhalten blieb und teilweise im Dezember 1897 ins Altertumsmuseum
der Stadt Metz iiberfûhrt werden konnte, ist der Fûrsorge des Bau-
fiihrers Herrn Girardin, zu verdanken; bei der Untersuchung der
Holzdecke stand mir Herr Baurat Wahn mit seinem bewàhrten Rat
zur Seite. Keune.
Beim Neubau der Kirche St. Segolena zu Metz ^) wurde im Jahre
1896 ein Grabstein aus rômischer Zeit gefunden, welcher — auf der
Bild- und Schriftseite aufliegend — einem Pfeiler der alten Kirche als
Untersatz gedient hatte. In einer oben rund auslaufenden Nische steht
unter einem Baldachin eine Frau, und auf dem oberhalb der Relief-
darstellung freigelassenen Raume ist die nur mehr hôchstens zur Hàlfte
erhaltene Grabschrift eingehauen. Der Grabstein gleicht also mehr
oder weniger den Metzer Grabsteinen, welche Robert, Epigraphie de
la Moselle, pi. X, zusammengestellt und II, S. 65 ff., besprochen hat,
sowie anderen, welche verloren sind und von denen uns Meurisse
(1634) und die Benediktiner (1769) auf ihren Tafeln — meist freilich
wenig zuverlâssige — Abbildungen erhalten haben. Vgl. insbesondere
Robert, pi. X, 3 und 4 = Steinsaal des Muséums No. 53 und 29;
ferner den Schirm-Baldachin auf den Grabdenkmàlern aus Metz No. 2û
und 10 des Steinsaales und bei den Benediktinern pi. XVII, 2 ; ebenso
auf dem Grabstein aus Soulosse No. 37 des Steinsaales. Dem neu-
*) Die Litteratur bei Kraus, Kunst u. Altert. in Elsass-Lothringen, III, S. 630 ff.
(vgl. auch Champfleury, histoire de la caricature au moyen âge et sous la re-
naissance, 2« édition, S. 211—214.) — Von der Regierung ûberwiesenè Nach-
bildungen der Fresken in Originalgrôsse befinden sich im Altertums-Museum der
Stadt Metz. — Mehr oder weniger abweichende Rosetten finden sich auch in den
Ecken der Felder der Decke aus der Ponceletstrasse.
*) Âusser diesen drei ungefâhr gleichzeitigen Deckenmalereien ist in Metz
noch eine vierte aus spâterer Zeit bekannt: die einzig erhaltenen Balken
zeigen Adler, Fische und Flàchenbemalung (Wappenschilde ?).
^) Bei der nâmlichen Gelegenheit wurden romische Sâulenstûcke (Kapitâle
mit Blattverzierung und kannelierte Schâfte) sowie Munzen (Tiberius, Tetricus,
Claudius?, Valentinianus), ausserdem Steinsârge (romisch??) und anderes ge-
funden.
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^*-fijndenen Grabstein ;?Ieichgf'artele BiMpr:?teine mit Grabschriften waren
aJ>er aiich son.st in Gallien gebraiichlich : dafiir maîr der Hinweis auf
den bffi T^urnont, AbfV:édaire d'archéoloizip. Ère gallo-rumaine (2* édi-
tion, 1870i S. 502, abgebildeten Frauen^rab-tein zu Auxerre frenûgen.
Der Anfang der la-chrift, weUhe von der Nisehe durch eingeliefle
gerade Linien abgetrennt ist, fehit. Die Schlu^szeile lautet:
4IXI FIL MEDICA
Der Rest des ersten Buchstabeni? weist auf M, so dass man
Namen wie »Tirjrnini«, *^MaxiJmini', >|Ge'mini*, >LGer'mini« zu er-
gànzen batte. Vor die.sem Namen des Vaters wird nur der Geschlechts-
name der Frau und allenfalls auf einem uberragenden Giebelfeld : D • M
ge.slanden haben. Die Frau nannte demnach ihren Vater mit seinem
Zu namen, was auf Einwirkung der alteinheimischen (keltisehen) Xamen-
gebung zuruckzufûhren sein wird; vgl. oben S. 194. Eine weitere Ab-
weichung von der gewohnlichen Fassung einer rômischen Grabsehrift
ist die Anwendung des Nominativs zur Bezeichnung der darunter ab-
gebildelen Verstorbenen, wàhrend das Uebliche ist der von »D(is)
M(anibusj« abhàngige Genitiv oder der (auch naeh D M angewendete)
Dativ, welcher abhàngig ist von einem in der Grabsehrift stehenden
oder zu ergànzenden »fecil«, >posuit«, »ponendum cura vit* u. dgl.
Dieser seibstàndige Nominativ findet sich ofter auf gallischen Grab-
inschriften: Vgl. den Grabstein aus Metz im Steinsaal des Muséums
No. 61 = Robert II, S. 60 f. mit pi. IX, 5, sowie die Steine aus Sou-
losse im Steinsaal No. 31. 34 und 35. Bei mehreren der ge-
nannten Beispiele konnte man freilieh an Anwendung oder doch Ein-
wirkung der keltisehen Dativform -a statt des rômischen -ac denken*),
zumal wenn die Namen keitische sind (Cara^^ouna, lassia); zweifellos
liegt aber ein Nominativ vor in der angefiihrten No. 34 des Steinsaales :
• Regulwf Rebrici (filius)*^). Dieselbe Eigentiimlichkeit lindet sich z. B.
auf den bei Caumont a. a. 0. S. 477. 478. 492. 493 abgebildeten
Grabsteinen.
Der Beiname »Medica« von »Medicus^ (Arzt) ist wohl denjenigen
Beinamen zuzuzâhlen, welche von Haus aus ein Gewerbe bezeichnen,
ebenso wie »ïignuarius« (Zimmermanni auf der Weihinschrift der vom
') s. oben S. 160.
^) Vgl. die verlorene Grabsehrift bei Hobert II, S. 168, No. IV. Dagegen
sind von Bégin und Boissard gefâlsclit Robert II, S. 105; S. 127 (vgl. Jahr-
buch VIII, 1, S. 40 f.) und S. 141, ebenso wie No. 147 des Steinsaales (vgl. Jahr-
buch VIII, 1, S. 41).
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Stifter unter rômischem Namen »M(ater?) oder »M(aia?)« verehrten
Nantosvelta aus Saarburg i. L.^); vgl. Westd. Korr.-Bl. XV, Sp. 61.
Beispiele fur den Namen »Medicus« bei De Vit, Onomasticon ^).
Keune.
Grabfunde aus dem siidlichen Grâberfeld des rômi-
schen Metz. Im April 1894 stiess Herr Eduard Colin, Eigentûmer zu
Sablon (Waschhausstrasse 57), bei Anlage eines Spargelfeldes auf einem
ihm gehôrigen Grundsliick, etwa 150 m nôrdlich vom Pachthof La
Ho r g ne und etwa 60 m westlieh vom Eisenbahn-Durchschnitt, in einer
Tiefe von ungefâhr 40 cm unter der Erdoberflâche auf ein romisehes
Brandgrab, welches das ansehnliche Gesamtgewicht von rund 13
Zentnern hat: Das 58 cm hohe Stlick eines auf der vorspringenden
Vorderseite kannelierten (d. h. abwechselnd mit viereckigen und ge-
wôlbten Leisten verzierten) ehemaligen Baupfeilers von 68 cm Breite
und 56 cm Tiefe ist ausgehôhlt ; in die bis zu etwa 30 cm ausgetiefte
Hohlung aber war ein runder, einer Fischglocke àhnlicher Glasbehàlter^)
gestellt, welcher die Asche der verbrannten Leiche enthielt (Hôhe des
Glasbehâlters 23 cm ; âusserer Umfang des Bauches 72 cm ; Lichtweite
der Halsoffnung 9 cm ; ganze Breite des Halskragens 19 cm) ; als Deckel
war ein schwerer, auf der einen Langseite gewôlbter Block, gleich-
falls ursprunglich ein Architekturstiick von etwa 48 cm Hôhe, 68 cm
Lange und 47 cm grosster Breite iiber jenes ausgehôhlte Pfeilersttick
gelegt. Von Herrn Stadtarchivar Fridrioi auf diesen beachtenswerten
Grabfund aufmerksam gemacht, konnte ich denselben auf Kosten der
Gesellschaft fur lothringische Geschichte im Juli 1897 fiir das Alter-
tums-Museum vom Eigentûmer erwerben.
Dièses Brandgrab in Verbindung mit dem vor wenigen Jahren
in der Ferme La Horgne selbst entdeckten Bleisarg (vgl. Jahrbuch
0 Âuch >Mercator« auf der jetzt abgeschlagenen Seite von No. 5 des Stein-
saales (vgl. oben S. 191, Anm. 6).
*) Eine Ableitung des Beinamens »Medicus« von dem Lande »Media<
halte ich in unserem Falle fiir ausgeschlossen. Dass freilich ein orientalischer
Sklave diesen Namen >Medischer« getragen und spâter, freigelassen, als Zunamen
weitergefuhrt haben kônne, ist denkbar.
') Einen Glasbehâlter von gleicher Form, aber kleiner (Hôhe 16 cm, Durch-
messer 17 cm) besitzt das Provinzial-Museum zu Trier (Saal 20, VI: PM 709);
derselbe ist nebst einem zweiten Glasbehâlter, welcher aber zertriimmert wurde,
auf dem Banne von Manderscheid in der Eifel gefunden : beide Glasgefâsse standen,
mit Schieferplatten umgeben und bedeckt, etwa 2 Fuss unter der jetzigen Erd-
oberflâche.
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~ 334 —
VI, 1894, S. 342), wie auch friihere Funde^) beweisen, dass das siidliche,
an die Strasse von Metz nach Toul sich anlehnende Grâberfeld des
romischen Metz wenigstens bis zu jenem Pachthof sich erstreckt hat,
also eine ganz betrâehlliche Ausdehnung halte. Der erwâhnte Blei-
sarg (lang 1 ,83, breit 0,50, hoeh 0,32 m ungrefôhr) trâgt drei gerippte,
quergestellte Kreuze X ^^^ ^^^ Deekel, gleieht also Bleisârgen, wie
sie schon friiher im Gelânde von Sablon freigelegt wurden (vgl. Bulletin
de la Soc. d'arch. de la Moselle VU, 1864, S. 143, und Mém. de TAcad.
de Metz 59, 1877—1878, S. 258—260). Den Bleisarg von La Horgne
hat der Eigentûmer des Pachthofes, Herr Notar Martzloff zu Metz, der
Gesellschaft fur lothringische Geschichte und dièse dem Metzer Muséum
tiberwiesen ; die beiden darin gefundenen schonen Glasgefâsse hat deren
Besitzer nach Paris verschenkl.
Im Anschluss hieran sei noch einer Grabung gedacht, welche
im Auflrag der Gesellschaft fiir lothr. Geschichte der Unterzeichnele
im November 1896 auf dem Platze neben dem Bûrgermeisterei- und
Schulgebâude der Gemeinde Sablon, ankniipfend an Erdarbeiten
dieser Gemeinde, veranstaltete. Dièse Grabung legte eine Anzahl von
Skelettgrâbern bloss, welche infolge des seit alters hier betriebenen
durchgreifendcn Gartenbaues nahezu aile zerschlagen waren, aber an
ihrer ursprunglichen Stelle aufgefunden wurden. Es fanden sich ins-
besondere Eisennàgel von Holzsârgen; ferner auch Nàgel mit einem
lânglichen, gerundeten Kopf f , bestimmt den First dachformig gestellter
Ziegel eines Ziegelplattengrabes zu halten ; weiter das Bruchstuck eines
gestempelten Flachziegels (tegula), welcher mit anderen ungestempelten
Dachziegeln die Umfassung eines Plattengrabes fur ein Skelett bildete.
Der Stempel (in erhabenen Buchstaben mit Randleiste) lautet: .'^lANVR;,
d. h. Janu(a)r[i] ? ; die Buchstaben V und R sind verbunden, und das
N hat unten rechts einen kleinen Ansalz, wie von einem L. — Ueber
Grabfunde, welche friiher (1895) in der Nàhe der Fundstelle gemacht
wurden, s. dièses Jahrbuch VU, 1, S. 195 f.; die Fundstelle des im
Jahrbuch VI, S. 327 besprochenen Ziegelplattengrabes Uegt weiter nach
Metz zu. Keune.
Steinbild einer sitzenden Gôttin mit FûUhorn und
Opferschale; Hochrelief m einer Nische. Grosste Hcihe (Giebel-
*) Ich nenne die wichtige, oben S. 178 herangezogene Grabschrift, welche
beim Bau der diesseits des Forts Prinz August von Wurtemberg, wsw. von La
Horgne au Sablon gelegenen Kirche S. Privât (Saint-Privé-aux-Champs) im Jahre
1522 gefunden wurde; vgl. dièses Jahrbuch II, S. 363—866.
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— 335 -
seite): 38 cm, Hôhe an den beiden Seiten und auf der Ruckseite:
33 cm, Breite: 26 cm, Dicke 13 bis 14 cm; die Nische bat eine lichte
Hohe von 30 cm (in der Mitte) und eine lichte Breite von 20 cm. —
Das Steinbild wurde im Jahre 1897 von einem Rauersmann beim
Pfliigen seines Ackers auf dem Gemeindebanne von Settingen (Kreis
und Kanton Saargemûnd) gefunden und durch Vermittlung des Herrn
Abbé Bour (jetzt in Saaralben) von der Gesellschaft fur lothringische
Geschichte erworben ; dièse iiberwies das Bild als Geschenk dem Alter-
tums-Museum der Stadt Metz.
Die Gottin sitzt auf einem
nicht erkennbaren Sessel, ge-
schmûckt mit einer Krone (Sté-
phane) auf dem gescheitelten
Haar und bekleidet mit einem
Unlergewand (Chiton, Tunica)
und einem Obergewand(Himation,
PalHum), welch letzteres ïiber
ihre linke Schulter und den lin-
ken Arm herabfàllt. Im linken
Arm, oberhalb des ûberhiingen-
den Gewandzipfels, tràgt die
Goltin ein Fiillhorn (cornu co-
piae), ans dcssen Oeffnung Blii-
men und Friichle herausragen.
In der rechten Iland hiilt sie,
an den Korper angelehnt, einen
Opferteller (patera). Links zu
ihren Fiissen liegt eine Kugel,
und rechts von ihr steht seit-
warts im Hintergrund aufrecht ein Schild, dessen Innenrand und
Handhabe (?) sichtbar sind.
Fiillhorn und Kugel sind Abzeichen der rômischen Gliicksgottin
Fortuna. Dass das Bild aber dennoch keine Fortuna vorstellt, ergiebt
sich einerseits aus dem Fehlen des Steuerruders ^), des stehenden
Kennzeichens dieser Gottin neben Fiillhorn und Kugel, »vv^elches sie
als Lenkerin der Geschicke bezeichnet*, zugleich aber auch v^^ohl ihr
wettervyrendisches Wesen andeutet, anderseits aus dem Vorhandensein
^) Vgl. z. B. das im Jahrbuch VIII, 1, S. 77, Anm. 7, angefuhrte pompejanische
Wandgemalde und die Darstellungen im Trierer Muséum bei IleUner, Steindenk-
miiler, No. 93-97.
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Von Abzeichen, welche der rômischen Gliicksgôttin fremd sind (Schale
und Schild). Nun finden wir aber das Fiillhorn auch im Arme von
zweifellos einheimischen, keltischen Gôttinnen des Segens und der
Fruchtbarkeit. So fuhren dièses Abzeichen ôfters die Muttergôttinnen ^)
und ebenso mehrfaeh die Pferdegôttin Epona^). Auch andere Gôttinnen,
fur welche wir keinen Namen kennen, haben auf einheimischen Bild-
werken das Fiillhorn, wie auf einem Trierer Steinbild eine Gôttin,
deren Tracht Aehnlichkeit hat mit der Tracht des Settinger Bildes
und an deren Knie sich schutzflehende Menschenkinder anschmiegen^);
ferner Thonfiguren von Gôttinnen der Fruchtbarkeit, wie sie auch im
Melzer Muséum in mehreren Stiicken vertreten sind, darunter eines
mit Fiillhorn*). Ebenso wie das Fiillhorn, finden wir auch dieOpfer-
schale^) in den Hânden von einheimischen Gôttinnen. So halten,
in Anlehnung an Darstellungen der Juno, Nantosvelta auf dem àlteren
Saarburger Altar^) und ebenso die Gôttin mit dem Eberscepter') Opfer-
schalen in der Hand; und auch die Epona hat ôfters eine Schale,
welche mehrmals mit einem Fiillhom in der anderen Hand verbunden
erscheint®). Der Schild schliesslich gehôrt zum Waffenschmuck der
Minerva^).
*) S. Jahrbuch VIII, 1, S. 69. — Auf ihren Weihdenkmâlern sind auch ôfters
Fiillhôrner auf den Seitenflâcben dargestellt: Ihm, Bonn. Jahrb , 83, S. 200.
») Jahrbuch VIII, 2, S. 69.
*) Hettner, Steindenkmâler, No. 98: die Menschen sind erheblich kleiner
dargestellt als die Schutzgôttin, eine Andeutung der menschlichen Schwâche,
welche die christliche Kunst iibernommen hat. — Uebrigens stellt auch das zu
Polich an der Mosel (Landkreis Trier) gefundene Marmorbild (thronende Gôttin
mit Fullhorn) sicher einheimischen Ursprungs, welches sich jetzt im Trierer
Muséum befindet und von Lehner bei Hettner, Steindenkmâler, No. 681 besprochen
ist, keine Forluna dar, sondern eine einheimische Segensgottheit.
*) Jahrbuch VI, S. 318 ff., besonders S. 319.
*) Ueber paterae in den Hânden von Gôtterbildern vgl. z. B. Cicero, Brutus . . .
de nat. deor. UI, 34, 84.
«) S. nachher zu dem Fund aus Kirchnaumen. — Auch das Steinbild im
Steinsaal des Metzer Muséums No. 28 (abgebildet bei Bégin ï, pi. 38) stellt eine
Gôttin dar. welche mittels einer Schale iiber einem viereckigen Altar opfert.
') Abbildung im Jahrbuch VIII, 2, S. 60.
*) Jahrbuch VIII, 2, S. 59, Anm. 7. — Auch auf einigen Viergôtteraltâren er-
scheint eine Gôttin mit Fullhorn in der Linken und Opferschale in der Rechten:
Haug, Westd. Zeitschr. X, S. 300. Auf MUnzen : Concordia, vereinzelt auch Féli-
citas, Juno.
•) Vgl. z. B. die Viergôttersteine (Westd. Zeitschr. X, S. 303), wie den zum
Sâulendenkmal von Merten gehôrigen Viergôtterstein (Steinsaal des Muséums
No. 294 a, Hoffmann), oder die Steine des Trierer Muséums bei Hettner, Stein-
denkmiller. No. 25 ff., ausserdem No. 54 f.
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— 337 —
Aus dem Gesagten folgt, dass wir in dem Steinbild aus Settingen
die Darstellung einer einheimischen Gottin in griechisch-romischer
Tracht vor uns haben, mit Abzeichen, welche der griechisch-rômischen
Kunst entlehnt sind^).
Die Gottin gehort aber zu jeneh zahllosen keltischen Gottheiten
des Segens, welche ûberwiegend ôrtlich sind, wie ja auch die allge-
mein keltischen Muttergottinnen durch ihre ortlichen Beinamen zu
solch ortlichen Schutzgeistern gestempelt werden^). Durch Beigabe
der Kugel, welche die Wandelbarkeit des Gluckes bezeichnet, ist das
Wesen der Gottin von Settingen der Fortuna nâher gebracht. Dabei
ist zu bedenken, dass der Narae der Fortuna in einigen gallischen In-
schriften als Bezeichnung einer einheimischen ortlichen Segensgottheit
auftritt, wâhrend freilich gewôhnlich die in gallischen Landen verehrte
Fortuna als eine durch die Rômer eingefuhrte rômische Gottin anzu-
sehen ist'). Den Schild, der unserer Gottin beigegeben ist, weiss ich
aber nicht anders zu erklâren als durch die Annahme, dass das Wesen
derselben auch verwandt ist mit dem der Minerva, indem sie als Be-
schiitzerin handwerksmâssiger Arbeit und ktinstlerischer Fertigkeiten"*),
vielleicht auch zugleich als Heilgôttin^) betrachtet wurde. Keune.
Steinbild einer keltischen Gottin (wahrscheinlich Nan-
1 0 s V e 1 1 a). Zweihundert Meter siidlich des Dorfes Kirchnaumen (Kanton
Sierck, Kreis Diedenhofen), in der Nâhe der auf dem rechten Mosel-
ufer von Metz nach Trier fuhrenden Rômerstrasse, wurden beim Pflugen
zwei Bruchstiicke des Steinbildes einer Frau, zweifellos einer Gottin,
gefunden. Die Bruchstiicke (grosste Lange derselben etwa 35 bezw.
20 cm) lagen innerhalb der Grundmauern eines Gebàudes, jedenfalls
eines Tempelchens, von etwa 12x7 qm; Herr Rentner Schmit-
Weistroffer zu Kirchnaumen hatte die Fréundlichkeit, die beiden
*) Vgl. »Gallo-rômische Kultur in Lothringenc unter ,Religion*.
2) Vgl. ebenda und Jahrbuch VIII, 1, S. 70 ff.
^) Vgl. ebenda. — »Dea Fortuna domestica*: Muséum zu Nancy I, 226
(L. Wiener, Catalogue ' 1895, S. 31) aus Grand, Vosges; Fortuna Arelatcnsis
Nemausenis (oder Arausensis): CIL. XIÏ, No. 656. Von den bei Holder, Alt-
Celt. Sprachschatz, I, Sp. 1499 angefUhrten Inschriften gehort nur CIL. V, 778 hier-
her. — Ebenso ist die rômische Bezeichnung »Genius« von den einheimischen
Schutzgeistern gebraucht, z. B. «Genius Leucorumc im Steinsaal des Metzer Muséums
No. 158 (vgl. Jahrbuch VIII, 2, S, 57), und die SchutzgÔttin von Vesunna (Périgueux)
wird als Tutela bezeichnet; vgl. Jahrbuch VIII, 1, S. 74.
*) Vgl. Caesar, bell. Gall. VI, 17, 2.
*) Vgl. die >Minerva me die a Cabardiacensis* : CIL. XI, 1806.
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Stiicke nebst mehreren ebendaselbst gefundenen romischen Mûnzen')
dem Altertums-Museum der Stadt Metz zuin Geschenk zu machen.
Das eine Bruchstûck slellt
den Oberteil der Gottin dar, mit '^
beiderseits lang herabfallendein
Haar iind einem Kopfsehmuck^)
auf dem Scheitel ; ein Gew andzipfel
fâllt uber ihren linken Oberarm.
Hinter dem linken Arm erhebt sieh
auf plumpem Untergestell ein Ge-
genstand, der die Gestalt eines
viereckigen Hâusohens mit Giebel-
daeh hat. Daher halte ich es fiir
wahrseheinlich, dass das Bild die-
selbe Gottin darstellt, wie die bei-
den im Jahre 1895 zu Saarburg
i. L. entdeckten Altâre, von wel-
chen der eine die Gottin »Nantos-
velta* nennt^). Freilich trâgt die
Gottin auf diesen Altâren ihr Sinn-
bild, das (hier auch durch Thor- .
offnungen gekennzeichnete) Hàus-
chen auf einem Herrscherstab, aber dièse Abweichung ist offenbar
keine wesentliehe, sondern findet ihre Erklàrung in der Anlehnung an
Gotterdarstellungen der griechisch-romischen Kunst*). Dazu wird die
Deutung der Gottin von Kirchnaumen als Nantosvelta unterstutzt durch
^) Die neun Munzen gehôren der spâteren Kaiserzeit an, wie dem Claudius
(268— 270 n. Ch.) iind dem Constantinus (t337 n. Ch.). — Nach Mitteilung des
Herrn Weistroffer waren vor einiger Zeit an der Fundstelle beim Umgraben
andcrc Gegenstânde gefunden worden, so ein Halsband und ein Médaillon.
') Einen âhnlichen, insbesondere der Juno eigenen Kopfschmuck (Westd.
Zeitsch. X, S. 298), nâmlich eine Scheitelkrone mit glattem Rand tragen die Gottin
mit dem Eberszepter (Jahrbuch VIII, 2, S. 60) und die Gottin mit dem Fullhorn
(s. vorher S. 335). — Auf dem âlteren Saarburger Altar trâgt Nantosvelta eine
Scheitelkrone mit gezacktem Rand, auf dem jiingern vielleicht einen Kranz.
') Abbildungen der beiden Saarburger Altâre im Jahrbuch VII, 1, S. 155
und Tafcl II (erstere wiederholt in der Westd. Zeitschr. XV, S. 340341, und im
Archaolog. Anzeiger XII, S. 9/10; vgl. Revue celtique XVII, S. 46), ferner im Jahr-
buch VIII, 1, S. 169, ausserdem in den >Lothrîngischen Kunstdenkmâlern, in
Gemeinschaft mit Wahn und Wolfram herausgegeben von Hausmann«, Lieferung 1,
1897, No. 1.
*) Vgl. Michaelis im Jahrbuch VU, 1, S. 142143.
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das zweite Bruchstûck, den rechten Oberschenkel nebst der rechleil
Hand, welche eine runde Schale (paiera) hàlt. Denn auch auf dem
âlteren Saarburger Altar hait die Gôttin in Anlehnung an die Dar-
stellungen der Juno eine Schale in der Hand, mit der sie hier eine
Opferspende in die Flamme eines Opferstânders ausgiesst^).
Ist dièse Deutung richtig, so haben wir hier das dritte in
Lothringen gefundene Bild der keltisehen Gôttin Nantosvelta vor uns,
deren Schutz nach dem ihr beigegebenen Sinnbild die mensehlichen
Wohnungen anvertraut gewesen zu sein seheinen^). Da wir Anhalts-
punkte dafûr haben, dass die keltische Nantosvelta verwandt war mit
der von den Rômern verehrten Erdmutter (Maia, Terra mater, Magna
Mater deum, Bona Dea^) und dass sie gleieh dieser von den Mithras-
*) Vgl. die opfernde Juno bel Hettner, Steindenkmâler, No. 42, und auf
Viergôttersteinen, woriiber s. Haug, Westd. Zeitschr. X, S. 298. — In Anlehnung
an dièse Darstellungen der Juno wurde auch die Minerva manchmal opfemd
dargestellt, s. Haug, Westd. Zeitschr. X, S. 303 mit Anm. 5, und Hettner, Stein-
denkm^er, No. 55. — Unbestimmt ist die opfernde Gôttin des Metzer Muséums,
Steinsaal No. 28 (vorher S. 336, A. 6). — Herakles opfemd : Westd.Zeitschr. X, S. 306.
*) Dies wird bestâtigt durch die jiingere Saarburger Darstellung, auf welcher
die Gôttin auch ein Hâuschen in der einen Hand tràgt. Denn die Vermutung von
Michaelis im Jahrbuch VU, 1, S. 157, Anm. 74 (Ende) , dass dièses Hâuschen ein
Hinweis sei auf den vom Stifter der Gôttin geweihten Tempel, làsst sich mit
einem hierher gehorigen Denkmal nicht belegen (auch die Annahme, »tignuarius<,
d. i. Zimmermann, sei das Handwerk und nicht der Zuname des Stifters, dessen
Name nur durch einen Buchstaben angedeutet werde, lâsst sich meines Wissens
durch nicht s belegen; vgl. Westd. Korr.-Bl. XV, 20, Sp. 61). Die Gôttin
trâgt meines Erachtens die ihr verdankte Wohnstâtte ebenso auf ihrer Hand,
wie etwa die griechisch-rômische Athene-Minerva die Siegesgôttin Nike-Victoria
(um auf die andern Kennzeichen in der Hand von Gôttern, wie die Aehren in
der Hand der Demeter-Ceres, die Fiillhôrner u. s. w. nur im Vorbeigehen hinzu-
weisen).
•) Das M zu Anfang der Weihinschrifl des jiingeren Saarburger Altars kann
nichts anderes sein, als der Anfangsbuchstabe des rômischen Namens, unter
dem Nantosvelta verehrt wurde (iiber solche Abkiirzungen der Gôtternamen vgl.
z. B. Jahrbuch VIII, 1 , S. 69/70 ; die Formel >in honorem domus divinsec nach-
gestellt wie z. B. auch im Steinsaal des Metzer Muséums No. 5 , wozu vgl.
Robert I, S. 33, Anm. 1). Ich glaube aber, dass dieser Name zu Maia zu
erg&nzen ist ; ûber Maia = Terra = Mater Magna = Bona Dea s. Macrobius,
satumal. 1, 12, 20 — 21. Eine Ergânzung des M zu >M(inervae)« halte ich trotz des
in der vorhergehenden Anmerkung Gesagten aus verschiedenen Gninden fur aus-
geschlossen. Die Inschrift bat folgenden Wortlaut (vgl. Westd. Korr.-Bl. XV, 20,
Sp. 61): >M(aiae?) in ho(no)r(em) d(omus) d(ivinae) M. J(ulius) Tignuarius v(otum)
s(olvit) l(ibens) m(erito)«. Zur Abkiirzung HOR= >honorem« vgl. noch G. I. L. VU,
180: NVB = numinibus; CAVTP und CP = Cautopati, u. a.
22*
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gîâubigen in Verbindung mit dein Sonnengott in den Mithriien verehrt
wurde^j, da ferner der erste Bestandteil ihres Namens doch wohl mit
»nant(o)« = >Thal«^) zusammengestellt werden muss, so ist es ver-
standlich, warum sie auf dem alteren Saarburger Altar mit Sucellus
gepaart ist^). Denn der auch dem Donnerer Juppiter nahe stehende'*)
keltische Sucellus ist insbesondere verwandt mit dem — wie Jup-
piter — zu den Berggôttern^) gerechneten Waldgott Silvanus, unter
dessen Namen er vielfaeh verehrt wurde^). Des Silvanus Verbindung
mit dem Mithraskultus ist aber erwiesen^).
Schliesslich sei noch bemerkt, dass das Steinbild der Gottin von
Kirchnaumen an der Tempelwand befestigt war, denn die Riickenseite
0 Die in einer Entfernung von 30 m vom Eingang zum Spelseum gefundenen
drei Allâre (Jahrbuch VIII, 1, S. 168ff. No. 1 — 3) scheinen aus dem bis auf wenige
Spuren verschwundenen Vorraum (Pronaos) desselben verschleppt zu sein.
Wâhrend die Vorderseite des grossen Altars (No. 3) vollstandig abgeschlagen ist,
wohl weil sie mithrâische Darstellungen trug, sind die beiden andern Altâre âhn-
licher Form, ebenso wie die rômische Gotterversammlung des Hauptreliefs, un-
versehrt geblieben.
Zur Verbindung der Erdmutter mit dem Mithraskult vgl. z. B. die Inschriften
bei Cumont, Textes et monuments figurés relatifs aux mystères de Mithra (II),
S. 476, No. 660c; S. 96 f., No. 17, 19 ff. und Cumont, S. 418.
Zu einer Erdgottin passt auch der Rabe, welcher auf den beiden Saarburger
Altâren — auf dem jiingeren mit zweifelloser Beziehung zur Gottin — dargestellt
ist. Derselbe Vogel ist auf einem fur die Deutung der Viergottersteine wichtigen
Denkmal des Trierer Muséums bei Hettner, Steindenkmâler, No. 25, einer Ceres
beigegeben.
*) Vgl. Zeuss, Grammatica celtica, I, S. 177; II, S. 782; Westd. Korr.-Bl. XV
(1896), 20, Sp. 58, Anm. 23.
') Weihinschriften von Kreuznach, aus der Pfalz und dem Unter-EIsass
stellen »Maia« mit »Mercurius« zusammen (Brambach, C. I. Rhen. 721, 722,
176.J, 1845, 1876), nach einer Pfâlzer Inschrift (Brambach 1835) ist sie allein
durch einen Tempel gcehrt.
") Keune, Westd. Korr.-BI. XV (1896), 20, Sp. 56f. (wozu vgl. XVI, aS,
Sp. 85, Anm. 5). — Vgl. Michaelis, Jahrbuch VII, 1, S. 149.
«) Vgl. CIL. VI, 377 (Orelli 1238) = Cumont a. a. 0. S. 173 No. 553;
Henzen 5944. — Die »di montensesc werden auch genannt von Lactantius und
Commodianus (Cumont zu No. 553).
«) Michaelis, Jahrbuch VII, 1, S. 141 142; Keune, Westd. Korr.-BI. XV, 20,
Sp. 54 55, Anm. 15. — Die Einwendungen, welche S. Reinach, Revue celtique XVII
(1896), S. 52fr. macht, sind unberechtigt.
') Cumont, Revue archéologique, 3® série, tome XIX, janvier-juin 1892,
S. 186-192.
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— 341 -^
des grôsseren Bruchstuckes ist nichl bloss rauh bearbeilet, sondern
auch mit einer senkrechten Leiste ausgestattet^). Keune.
Steinbild der reitenden Epona. Herrn Dr. Wendling^)
zu Diedenhofen verdanke ich Kenntnis und photographische Nachbildung
des Reliefs einer reitenden Epona^), welches Herr Kreissekretâr
Meessen in die Hofmauer seines Hanses zu Kiinzig bei Diedenhofen
(an der Eisenbahnstrecke nach Busendorf — Teterchen) bat einmauern
lassen. Nach Angabe des Besitzers befand sich dasselbe friiher in der
Aussenmauer der Kirche von Niederham bei Diedenhofen (an der
Eisenbahnstrecke nach Konigsmachern — Sierck). Das Denkmal, dessen
grosste Hohe 42 cm und dessen grosste Breite 30 cm misst , hat die
gewohnliche Gestalt der in einen runden oder spitzen Giebel oben
auslaufenden gleichartigen Denkmàler der Epona^). Die Gottin, eine
Turban-Haube auf dem Kopfe, reitet in der gewohnHchen Sitzweise
auf einem krâftigen, nach rechts (vom Beschauer) schreitenden Acker-
pferde; den Ziigel hâlt sie mit der linken Hand. Auf ihrem Schoss
trâgt sie im Bausch ihres Gewandes sechs rundliche, âpfel- oder
knollenartige Frûchte*). Eine Weihinschrift fehlt dem Denkmal, wie
*) Eine solche Rûckenleiste hat auch z. B. das im Mithrâum zu Saarburg
in Lothringen gefundene Steinbild No. 33 : Jahrbuch VUI, 1, S. 148.
*) Herr Dr. Wcndling batte auch die Giite, den Stein nochmals an Ort
und Stelle fur mich zu vergleichen.
*) S. iiber dièse keltische Pferdegottin: Jahrbuch VIll, 2, S. 561T., wo
S. 57—59 die beiden Darstellungen der reitenden Epona im Metzer Muséum
(Steinsaal No. 23 und 27) besprochen sind.
*) Vgl. die Abbildungen der Denkmàler der reitenden Epona aus Lothringen
und den benachbarten Gegenden (mit einer Ausnahme auch bei S. Reinach,
Revue arch(^ol., 1895, 1, S. 163ff.): Mém. Acad. Metz 1850/1851, PI. 1, Fig, 1— 3;
Robert 1, PI. I, Fig. 4; Jahrbuch VIII, 2, S. 58; Ausirasie I (1853), Tafel zu S. 612,
Abb. 6; Hettner, Steindenkmâler Trier, No. 104; vgl. auch Wiltheim, Lucili-
burgensia, Fig. 483 (Conlern, so. von Luxemburg).
*) Vgl. Jahrbuch VIII, 2, S. 59. — Von den Denkmàlem der reitenden Epona
in den soeben genaimten Gegenden sind dem Relief von Niederham — Kiinzig am
âhnlichsten eines aus Cutry bei Longwy (Austrasie , a. a. 0.) und eines aus
Weimerskirchen bei Luxemburg (Wiltheim. Luciliburgensia, Fig. 207): auch
hier trâgt die Gottin eine Turban-Haube und hat Friichte im Schoss. — Auf einem
Relief aus Scarponna, spftter in Luxemburg, hâlt die Gottin die Friichte in
einem Korbe auf ihrem Schoss (Ortelius-Vivianus, Itinerarium per nonnuU. Gall.
Belg. partes, S. 45 ; Wiltheim, Luciliburg., Fig. 112— Prat, Arion, Allas, pi. Ifi).
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— 342 —
ja ûberhaupt die hàiifigen Darslellungen der reilenden Epona und
ebenso die sonstigen, weniger hâufigen Darstellungen dieser Pferdegôttin
— soweit bekannt — einer Inschrift entbehren, mit Ausnahme je eines
Denkmales, welche leizteren beide das Altertums-Museum der Stadt
Metz birgt^). Es ist dies Fehlen einer Inschrift fiir einheimisehe Denk-
màler ûberhaupt charakteristisch^). Dafiir hat eine moderne Hand
die untere Leiste mit Schriftzeichen versehen, welche nach der Photo-
graphie und Wendlings Vergleichung so aussehen: l3l4NiRX
Keune.
') SteinsaaJ No. 23 und 158 (Jahrbuch VIII, 2, S. 58 und 57). Um im
Giebel eine ïnschriftflâche zu gewinnen, schliesst die Nische bei No. 23 oben
gradlinig ab, wâhrend sie sonst der Gestalt des Denkmals (s. Anm. 3) angepasst
ist. — Weihinschriften o h n e Zugabe des Bildes der Gôltin giebt es eine ziemliche
Anzahl: Holder, Alt-Celt. Sprachschatz, I, Sp. 1448—1450. Limesblatt No. 27
(1898), Sp. 762.
«) Vgl. oben S. 197, Anm. 4 und 6.
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Bucherschau.
H. Baumont, Etudes sur le règne de Léopold duc de Lorraine et de Bar
(1697—1729). Paris-Nancy, Berger-Levrault, 1894.
Fast um dieselbe Zeit sind zwei dereinst lebenskrâftige Staaten, Polen und
Lothringen, von der europâischen Karte verschwunden, und fur den Untergang
beider sind ungefâhr dieselben Ursachen wirksam gewesen. Abgesehen von innern
Missstânden, die in Polen allerdings ungleich schârfer in die Erscheinung treten
als in Lothringen, ist es hier wie dort die Erstarkung der Nachbarstaaten, die
dem morschen Staatsgefûge ein Ende bereitet. Wâhrend aber der Auflôsungs-
prozess des ôstlichen Nachbarlandes in der deutschen Geschichte eingehende
Wiirdigung gefunden hat und findet, hat sich unsere Forschung den analogen
lothringischen Vorgângen auffallend fern gehalten. So sind wir denn ganz auf
franzôsische Forschung und Darstellung angewiesen. Wir kônnen nun zwar gerade
auf diesem Gebiete nicht dariiber klagen, dass es die Franzosen an Objektivitât
der Aufîassung hâtten mangeln lassen; immerhin fehlte es aber an griindlichen
Einzelstudien, die un ter Ausniitzung ailes urkundiichen Materials eine wesentliche
Vertiefung unserer Kenntnisse ermôglicht hâtten.
Erfreulicher Weise scheint aber hier seit einer Reihe von Jahren energisch
Wandel geschaffen zu werden. Die Universitat Nancy hat es sich unter Pfisters
Einfluss und Leitung zum Ziele gesetzt, insbesondere die lothringische Geschichte
zu fôrdern, und man wird gern eingestehen, dass die Erfolge den Bemuhungen
entsprechen. Schon die Regesten des Herzogs Mathâus II. zeigen, mit welchem
wissenschaftlichem Ernste gearbeitet wird, eine geradezu hervorragende Leistung
aber ist das Baumontsche Werk. Bis in die Fasern legt uns der Verfasser die Ge-
schichte Lothringens unter Leopold klar und erôffnet uns damit erst das voile
Verstândnis fiir die letzte Katastrophe des Landes.
Im Mittelpunkte der Forschung steht naturgemàss Herzog Leopold selbst.
Sein leutseliges Wesen hat dem Fiirsten schon zu seinen Lebzeiten eine gewisse
Beliebtheit im Lande verschafft, in spâtern Jahrzehnten aber hat sich beim Volke
die Erinnerung an die deréînstige staatliche Selbstândigkeit des Herzogtums in
seinem Bilde verkôrpert, und es umstrahlt ihn seitdem in der Tradition und selbst
in der wissenschaftlichen Forschung ein Nimbus, der ihn als einen der treiîlichsten
Regenten Lothringens erscheinen lâsst. Nicht wenig zu diesem glânzenden Rufe
batte auch das Urteil Voltaires, der geraume Zeit Gast am Hofe von Lunéville
gewesen war, beige tragen. Dièse Auffassung von Leopolds Persônlichkeit hat Bau-
monts Werk griindlich zerstôrt. Wenn er auch unbedingt anerkennt, dass sich das
Land wâhrend der verhâltnismâssig langen Friedensjahre, die ihm unter Leopold
beschieden waren, wesentlich in seinem Wohlstande gehoben hat, wenn er dem
Herzog auch das Verdienst nicht bestreitet, dass er durch Erlass seines Gesetz-
buches dem Wirrwarr der Gewohnheitsrechte ein Ende zu machen gesucht hat,
so geht doch aus der gesamten Darstellung hervor, dass dem Herzog jedes Gefiihl
fur die Verantworllichkeit, die ihn als Staatsleiler triiît, durchweg abgeht. Pracht-
liebend und verschwenderisch, vergeudet er die Einkiinfte des Staates und lâdt
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ihm allmàhlich eine ungelieure Schiildenlast auf. In seinen Entschlussen fehlt
ihm jede Bedâchtigkeit und Ueberlegung, nicht das Wohl des Staates, sondern
der persônliche Vorteil, vielfach auch die blosse Eitelkeit ist es, was seine Beschlûsse
bedingt; impulsiv leitet er die auswârtige Politik, ohne die schweren Folgen zu
bedenken, die seine von einem zum andern Tage geânderten Plane fur das Land
schliesslich nach sich zieben miissen. Gerade die Schilderung dieser auswârligen
Beziehungen Leopolds ergiebt auch wertvolle Aufschliisse fur die Geschichte der
europâischen Politik. Konnte doch besonders fiir dièse Teile seines Bûches der
Verfasser Akten des Pariser Kriegs- und Wiener Staatsarchivs benutzen, die grossen
Teils hier zum ersten Maie verwertet werden.
Am wichligsten sind die Ergebnisse des Werkes natiirlich fiir Lothringen
selbst. Wir lernen jetzt aktenmâssig die weit zuriickreichenden Verhandlungen
liber die Cession Lothringens kennen und sehen deutlich, wie wesentlich zum
schnellen Untergange des Landes Leopold selbst beigetragen hat. Ein Herz fiir
sein Volk hat er riicht gehabt; Lothringen ist ihm lediglich Handelsobjekt zu
eigener Bereicherung, und sobald die Mâchte zu dieser Erkenntnis gekommen
sind, folgt Frankreich nur dem Gebote einer folgerichtigen Politik, wenn es mit
allen Mitteln die Inkorporation des Herzogtums betreibt und damit verhindert,
dass sich Oesterreich in einem rings von franzôsischem Gebiete umgebenen Lande
eine feste Position schafft.
Hôchst wertvoU sind auch die Kapitel iiber die Finanzwirtschaft, die innere
Verwaltung, iiber Kimste und Wissenschaft, Handel, Industrie und Ackerbau.
Die deutsche Wissenschaft, insbesondere aber die lothringischen Forscher
sind Baumont fur seine hervorragende Leistung zu aufrichtigem Danke verpflichtet
und werden sich gern der Anerkennung, die sein Buch in Frankreich fîndet, be-
dingungslos anschliessen. W.
Lerond, H., Lothringische Sammelmappe, VIL Teil. Metz 1897.
Der Verfasser, dessen Sammeleifer fur ailes, was lothringische Geschichte,
Sprache und Leben betrifft, riihmlichst bekannt ist, und der deshalb in dieser
Zeitschrift schon zu verschiedenen Malen Erwâhnung gefunden, hat den siebenten
Teil seiner lothringischen Sammelmappe der Oeffentlichkeit ûbergeben, der wiederum
beredtes Zeugnis ablegt von der Liebe zur lothringischen Heimat und dem Be-
streben, das lothringische Volkstum auch einem weiteren Kreise bekannt zu machen.
Wâhrend er friiher sein Hauptaugenmerk richtete auf die Gebrâuche der Loth-
ringer, uns mit Liedern, sprichwôrtlichen Redensarten und Bauernregeln bekannt
machte, Mitteilungen gab iiber Hochzeitsgebràuche und Totensitten : kurz ailes in
den Bereich seiner Forschungen zog, was dem lothringischen Volke heb und
eigentumlich was das Wesen dièses âussersten deutschen Volksstammes im Westen
ausmacht, wendet er sich in dem vorliegenden Bândchen der Sprache des Volkes
zu und bietet uns zunâchst verschiedenes aus dem Wortschatze der deutsch-loth-
ringischen Mundart ; diesem schliesst er wâlsche Brocken in der deutsch-lothringi-
schen Mundart an, um endlich dann einige besondere Merkwiirdigkeiten derselben
aufzufiihren. So lobenswert nun auch der Eifer des Verfassers ist, und so sehr
es Anerkennung verdient, dass er auf diesem immerhin nicht leichten Gebiete
sich versucht hat, so hâtte Rezensent es doch lieber gesehen, wenn Lerond auf
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— 345 —
seiner fruheren Bahn geblieben ware; denn die Sprachforschung ist ein schlftpf-
riges Feld, auf dem mancher schon ausgeglilten, und mit einfachem Sammeln ist
es da nicht gethan.
So bietet uns der Verfasser in der ersten Abteilung 600 Worte, die den
lothringischen Mundarten eigentûmlich sein sollen, und doch ist reichlich mebr
als die Hàlfte in anderen deutschen Mundarten auch anzutreffen, teils in derselben
Form, teils nur wenig verândert. Da es zu weitlâufig wâre, vieles hier anzu-
fûhren, will ich mich nur mit einigen wenigen Beispielen begniigen. Baden =
helfen, niitzen kommt in ganz Nieder- und Mitteldeutschland vor. Backen =
Wangen ist allgemein deutsch ; bambeUi = nd. bammehi, hd. baumeln, Batsch =
Patsche. Blank ist allgemein, ebenso findet sich Bless = Kuh mit weissem Fleck
auf der Stirne iiberall. Buchs = Hose, Beinkleid ist nd. Buckel = Rttcken kommt
in jedem Dialekt vor. Dippen = nd. Diippen. Duppmieser ist verdreht aus Duck-
mâuser. Friesle = hd. Frieseln. Gerimpel = Geriimpel. Grâtz = Krâtze ; Grimmel
= nd. Krûmmel, hd. Krume. Grusig = grausig. Imm = hd. Imme. Mutzen ist
wohl weniger ein Wamms, als die gute deutsche Mûtze. Sich lumpen lassen
heisst wohl weniger »sich als einen Feigling hinstellen lassenc, als »sich
als Lump zeigen*. Die Worte Dalkes und schofel sind Judendeutsch ; Sikret,
stellasch und veïletter stammen aus dem Franzôsischen und gehôren daher in
die zweite Abteilung.
In dieser fînden sich unter den wâlschen Brocken anderseits manche, die
entweder nicht wâlsch oder aber nicht auf dem Wege des Franzôsischen in die
lothringische Mundart eingedrungen sind. Zu ersteren gehôren z. B. der Ausruf
Hà, sâwern (seiwem), Rapp fur Reibeisen, und wannen = Futter reinigen, ferner
babble = pappeln, schwâtzen. Gâlâtt, Goldammer bat mit dem franzôsischen
gelinotte wohl kaum etwas zu thun, sondem ist das gleiche Wort mit dem nd.
Gâllert (hochdeutsch in einigen Gegenden Gelbgânschen). Zu der zweiten Klasse
ist u. a. zu rechnen Kamp, ein uraltes deutsches Lehnwort. Malâschten ist wohl
verdreht aus Molâsten, also lateinisch, Kumplet ist aus der Kirchensprache iiber-
nommen. Andere Worte, wie Adress, Azdek, Depesch, Fawrik, Kusin, Kolik, Mod,
Sos, Schandarm, Torte, Dokter sind so allgemeine Lehnworte, dass sie wohl kaum
mehr als Eigentiimlichkeiten der lothringischen Mundart bezeichnet werden kônnen.
Was schliesslich die Merkwiirdigkeiten der lothringischen Mundart angeht,
deren der Verfasser 25 anfiihrt, so habe ich unter ihnen leider nichts gefunden,
was wirklich Lothringen ausschliesslich eigen wâre, sondem es sind lauter alte
Bekannte, wie sie ein jeder Dialekt aufweist, und die sich leicht erklâren lassen
durch die Lautverschiebung, durch das Bestreben des Volkes die Doppellaute in
einfache Vokale zu verwandeln, u. a. wenn der Verfasser unter No. 12 sagt, dass
>au« sich zuweilen bei der Mehrzahlbildung in >i€ verwandelt, so wurde wohl
besser zu sagen sein in *ii«, das nach »i« uberwiegt. »Auf« deckt sich wohl
auch im Lothringischen nicht genau mit »nach«, sondem der Ausdruck »ich geh'
uffMetz* besagt wohl mehr »ich gehe auf Metz zu, gen Metz*. In der Redensart
»an de Stross boue*, ist >de« eben der vierte Fall, und die Meinung des Ver-
fassers, dass man den vierten Fall nicht hôrte, ist wohl nicht ganz richtig. Als
vôllig falsch muss ich aber die 16. Regel bezeichnen, dass ein Zeitwort(!) zum
weiblichen Dingwort erhoben werden kônne durch die Endung >sch«. Dièse
Endung ist die iiberall im Niederdeutschen und Frânkischen vorkommende >sche«,
die aber nicht an das Zeitwort, sondem an das mânnliche Dingwort gehângt
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— 346 ^
wird: der Schaffer — die Schaffersch; der FuUenzer — die Fullenzersch ; der
Wâscher — die Wâschersch u. s. w.
Die letzten Ausfuhrungen sollen hun durchaus nicht den Wert des Lerond-
schen Bûches herabsetzen ; trotz manchem Fehlerhaf ten bleibt noch sovieî Wissens-
wertes in dem Biichlein, dass es wohl Beachtung bei allen verdient, die sich mit
dem Sprachschatze des lothringischen Volkes bekannt machen wollen, und wir
kônnen dem Verfasser nur wiinschen, dass er in seinem Eifer, Deutsch-Lothringen
in seinen Eigentiimlichkeiten immer mehr zu erforschen, nicht erlahmen môge.
Grimme.
Ortsnamen aus dem Kreise Zabern. Unter diesem Titel erschien in den
Nummern 12—18 der els.-lothr. Lehrerzeitung, Jahrg. 1897, eine Reihe von Be-
trachtungen historischer Natur auf toponymischer Grundlage von A. Pu c h s. Es
ist dièses eine Arbeit, welche die Beachtung der Geschichtsfreunde verdient.
Zunâchst versucht der Verfasser eine Anzahl von Ortsnamen auf Grund
der alten urkundlichen Formen zu erklâren.
Es zeigt sich dabei, dass auch hier eine grosse Anzahl von Ortsnamen auf
Personennamen, meist germanische, manchmal auch prâgermanische, zuriickzu-
fuhren ist.
Auch hier, wie anderwârts, drângt sich aber auch die Annahme auf, dass
Korruption der Formen, sei es in der Original-Urkunde, sei es im Abdruck in
Sammelwerken u. dergl., die Untersuchung erschwert.
So, wenn Dehlingen 737 Diluquifiaga heissen soll, frâgt man sich, ob hier
nicht »fmga« statt »fiaga« stehen soll? Die Annahme des Verfassers, es liège eine
gallo-rômische Griindung vor, verlôre damit die Unterlage.
Auch wegen Adamsweiler môchten wir dem Verfasser unbedingt nur darin
zustimmen, dass der Name mit Adam nichts zu thun hat. Ist Adaimareia villa
777 auf unsern Ort zu beziehen, so wâre wohl an Ademar, Hademar, nicht aber
an einen gallo-rômischen Namen zu denken; andernfalls ist kein Grund, Adel-
mann als den Personennamen abzuweisen, nach dem der Ort genannt wurde.
Uebrigens scheint der Verfasser deskriptiven Ursprung der Ortsnamen sogar in
Fàllen zu vermuten, wo wohl sicher auch Personennamen zu Grunde Hegen.
Schweinheim, 827 Svenheim, deutet doch sicher auf den germanischen
Personennamen Sven hin; Schwebweiler, Svabes vilare 827 auf Svabo, Silzheim
durfte wie Siegolsheim (im Volksmunde Seglse) auf Sigilo oder einen âhnlichen
Namen deuten, nicht auf Sûlze; auch Bokenheim scheint nichts mil Buchen zu
thun zu haben, sondern auf einen germanischen Personennamen zuriickzudeuten.
(Vgl. den gleichnamigen Ort bei Frank fur t.)
Der Verfasser verwertet dann das gefundene Namensmaterial, das un-
beschadet der wenigen Ausstellungen uns rccht lehrreich scheint, fiir seine
historischen, enger: siedlungsgeschichtUchen Betrachtungen.
Dabei vermeidet er wenigstens den Fehler, dem noch neuere, ja neueste
Autoren verfallen, derartigen Fragen mit rein philologischen Erôrterungen zu
Leibe gehen zu wollen. Als ob die Linguislik, so hoch man sie auch immer
stellen muss, geeignet ware, Dinge zu beleuchten, bei denen es auf soziale, wirt-
schaftliche, politische Verhâltnisse wesentlich ankam.
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— 347 ~
Wie sollte z. B. die Philologie a 1 1 e i n die Frage lôsen, ob der Sigo, Varno,
Walter pp., nach dem ein Ort benannt ist, ein Germane oder ein Romane mit
germanischem Namen war?
Der Verfasser nun stellt sich, gestûtzt auf toponymische Betrachtungen
und in Anlehnung an die von ihm mehrfach angezogene Schrift Schibers : >Ueber
die frànkischen und alemannischen Siedlungen in Gallien*, die Germanisierung des
Elsasses so vor, dass er auf die Mediomatriker die germanischen Tribocker, die
alemannische Volkssiedlung folgen lâsst, der er, gewiss mit Recht, die Haupt-
grundlage der germanischen Ortsbezeichnung des Elsasses im Grossen und Ganzen
zuschreibt.
Freilich, dass Rhein und 111 germanische Benennungen sind, werden wir
dem Herrn Verfasser zunâchst noch nicht glauben.
Ebensowenig scheint glaubhaft, dass irgend welche germanische Lokal-
namen auf die Tribocker oder andere germanische Stâmme, die vor Câsar schon
im Lande war en, zuriickzufiihren sind, es miissten denn Berg- und Flussnamen
sein, die sich bekanntlich besonders hartnâckig erhalten, da unsere Fliisse meist
keltische Namen haben, wie eben Rhein, 111 und andere.
Die Tribocker und ihre Nachbarn aber sind in der Zeit von Câsar bis zum
IV. Jahrhundert jedenfalls griindlich romanisiert worden, wenigstens ist nicht er-
wiesen, dass die germanische Sprache sich in diesen Gegenden, die stets voll
rômischer Truppen lagen, erhalten hâtte.
Ueber die alemannische Siedlung lagerte sich infolge der frànkischen Er-
oberung eine neue Siedlungsschicht infolge der Besitzergreifung einiger Striche
durch die Merowinger und ihre Gefolgsleute. Es waren dies frânkische Herren-
siedlungen. Auch der Verfasser weiss das massenhafte Auftreten der Ortsnamen
auf »heim€ im alemannischen Elsass, »gruppenweise und offenbar nicht ohne be-
stimmten Plan verteiltc, wie Grober und Schiber nur als eine Art »Heerlager
von Frankenorten* zu erklâren und glaubt auch in den zu Grunde liegenden
Personennamen meist frânkische Namen zu fmden (ein Beispiel wâre wohl das
oben erwâhnte Bokenheim?).
Beziiglich der Ortsnamen auf »ingen«, die Schiber fur die ersten germanischen
Sippen-Siedlungen erklârt, nimmt auch der Verfasser ein hohes Al ter an und
macht die bemerkenswerte Wahrnehmung, dass gerade die so benannten Orte
hâufig Pfarrdôrfer sind, was immer auf ein hohes Alter schliessen lasse.
Auch darin stimmt die Untersuchung mit den » frànkischen und alemannischen
Siedlungen* iiberein, dass angenommen wird, die Franken, nach denen jene heime
benannt wurden, seien dabei gegeniiber der alemannischen Masse der Bevôlkerung
in der Minderzahl gewesen, woraus auch Sprache und Charakter der heutigen
Elsâsser (doch wohl besonders Unter-Elsâsser) sich erklâre.
Es folgen dann S. 303 eine Anzahl von Ortsnamen, in denen ein spâteres
>heim* die Endung »vilare* in alten Urkunden ersetzt, und spricht sich Verfasser
gegen Wittes Ansicht aus, dass^ dièse »weiler* nach Romanen benannt sein
kônnten. Anderseits weist er darauf hin, dass die Verteilung dieser »weiler«
nicht in dem Masse, wie Schiber annimmt, auf das Gebirge beschrânkt erscheint,
wenn man jene friiheren villaria, spâter heim, berûcksichtigt.
Es ist dieser Punkt, wenn auch durchaus nicht ausschlaggebend fiir Schibers
Weiler-Theorie, doch sehr beachtenswert. Insbesondere wâre vielleicht noch zu
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priifen, ob nicht das »heim« der Volkssprache in den Urkunden bisweilen statt mit
»villa« mit »villare« iibersetzt wurde?
Wemi aber Verfasser meint, dass wir in Baden und Wurtemberg keine
Romanen stândig vorfinden (S. 390), so muss er unter Romanen etwas anderes
versteben, als die romanisierten Einwobner Frankreichs und Siid-Deutschlands,
die man doch gewôhnlich mit diesem Namen bezeichnet.
Auch das heutige Oberschwaben war doch einmal romanisiert, und gerade
die Gegend, wo sich dort die Weiler am meisten hâufen, hiess noch im X. Jahr-
hundert comitatus Walahes, so dass wobl selbst in jener Zeit dort die romaniscbe
Sprache noch nicht ganz erloschen war!
Besonders interessierte uns aber die Ansicht des Verfassers (S. 340), dass
die Ortsnamen auf >dorf€ regelmâssig altère Griindungen sind, die einst eine
andere Benennung (heim, weiler oder dergl.) aufwiesen und erst spâter ihren
jetzigen Namen erhielten — natiirlich nach eine m Feudalherren, der solchen Ort
an sich gerissen, welcher fruher vielleicht eine Sippensiedlung auf »ingen« war.
So môchten wir wenigstens annehmen, und dies scheint auch die Ueberzeugung
des Verfassers zu sein, der dièse Namensbildung iiberwiegend der vôllig ent-
wickelten Feudalzeit zuweist. Dièse Ansicht gewinnt besonders an Wahrschein-
lichkeit, wenn man die Ortsnamen im mehr oder weniger germanisierten, einst
slavischen Osten Deutschlands betrachtet.
Es erhellt wohl aus dem Gesagten, wie die anregenden Gedanken der
besprochenen Arbeit nicht fehlen, und wiirden wir uns freuen, fiir jeden Kreis
eine àhnliche Untersuchung entstehen und verôffentlichen zu sehen. S.
H. Omont. Catalogue des collections manuscrites et imprimées relatives à
rhistoire de Metz et de la Lorraine léguées par M. Auguste Prost. Paris 1897.
Die vorliegende ungemein sorgfâltige Publikation Omonts bringt uns Metzern
eine niederschlagende Ueberraschung. Wir hatten zwar gewusst, dass Prost Vor-
arbeiten zu einer Geschichte von Metz in denkbar weitestem Umfange hinterliess,
es war uns auch bekannt, dass eine Reihe wertvoller Handschriften in seinem
Besitze waren, aber volHg neu ist die Thatsache, dass der bei weitem wertvollste
Teil des Metzer Stadtarchivs mit zahlreichen âusserst wiclitigen politischen Urkunden
in seinem Besitze war. Wir miissen heute sagen, die Geschichte von Metz kann
nur in Paris geschrieben werden.
Die Metzer Urkunden sind auf durchaus rechtmàssige Weise in Prosts Besitz
gekommen. Die meisten sind aus der beriihmten Sammlung des Comte Emmery
gekauft, andere bei Althândlern oder sonstigen Sammlern erworben. Prost war
dabei von der Absicht geleitet, die wertvoUen Schâtze vor der Zerstreuung zu
schiitzen und sie spâter seiner Vaterstadt testamentarisch zu vermachen. Infolge
gewisser politischer Vorgânge, deren Beurtcilung uns nicht zusteht, bat Prost sein
Testament umgestossen und im Jahre 1894 den ganzen herrlichen Besitz der
Nationalbibliothek in Paris vermacht. Wenn uns eins bei diesem unersetzlichen
Verluste trôsten kann, so ist es die Ervvagung, dass die jetzige Hiiterin der Samm-
lung ein so vornehmes wissenschaftliches Institut ist, dass die Urkunden unter
allen Umstanden der wissenschaftlichen Benutzung zur Verfiigung bleiben.
Gehen wir nâher auf den Inhalt der Sammlung ein, so brauchen aus der
Reihe der Urkunden nur einzelne Stiicke angefiihrt zu werden, die aber zur Geniige
die Wichtigkeit der Sammlung charakterisieren diirften.
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— 349 —
(371) Ordonnance dti duc de Guise, gouverneur de Metz, pour faire sortir
les bouches inutiles de la ville avant que les impériaux ne commencent le siège.
(21. Oct. 1552.)
(454) Minutes de la réponse des magistrats de Metz à Loys filz de jadis
roy de France et au roy de France Charles VI au sujet des prétentions de Thiel-
mann Wuisse que se dit évèque de Metz. (XVe siècle.)
(461) Minute de lettre des magistrats de Metz au roi de France Charles VII.
(30. Oct. 1444.)
(230) Droits de l'abbé de S. Arnoul de Metz. (Fin XIV» siècle.)
(584) Jugements des maîtres-échevins de Metz. (1335 — 1586.) La plupart
originaux !
(719) Quittance donnée aux habitants de Metz par Jean, roi de Bohême,
de Pologne et comte de Luxembourg et Edouard, comte de Bar, pour la contri-
bution de guerre qu'ils avaient reçue d'eux. (1327.)
(725) Lettre de l'empereur Charles IV aux habitants de Metz pour leur
demander d'enyoyer cent hommes d'armes à Toul au secours de Charles dauphin
fils aîné de Jean II, roi de France. (1358, Sept. 13.) Original!
(730j Confirmations des privilèges de la cité de Metz par les rois des Ro-
mains Wenceslas (1384), Rupert (1404), Sigismond (1415); par l'empereur Sigis-
mond (1434), Frédéric UI (1441 et 1442), Maximilian (1492), Charles-Quint (1522
et 1541), Lettre de Charles IV aux habitants de Metz au sujet de son courorme-
ment. (8. Juli 1355.)
(830) Minute de lettre des magistrats de Metz au roi de France Henri II.
(1556, Oct. 22.)
(962) Liste des bourgeois de Metz en 1239, 1240, 1241, 1242.
Von ausserordenthcher Bedeutung sind auch die Handschriften bande, die
Prost hinterlassen hat. Wenn ihre Zabi auch nur 40 betrâgt, so finden sich
darunter doch Wertstucke allerersten Ranges. Ich neime vor allem die Nieder-
schrift der Mémoires de Philippe de Vigneulles, die von der Hand des Verfassers
selbst herriihrt. Von demselben Chronisten ist geschrieben der Auszug aus der
heute verlorenen Chronik von Robert Gaguin. Sie wird uns gleichzeitig einen
charakteristischen Hinweis fiir die Arbeitsweise Philipps von Vigneulles geben.
Von der Metzer Reimchronik hat Prost nicht weniger als fûnf Handschriften
zusammengebracht, die bei einer Neuausgabe dièses Werkés jedenfalls wesentlich
mit in Betracht kommen.
Die wichtige Chronik der Kaiser und Kônige aus dem Luxemburger Hause
ist gleichfalls durch eine Handschrift des XV. Jahrhunderts vertreten ; auch dièses
Manuskript muss bei der demnâchst bevorstehenden Ausgabe des Werkes heran-
gezogen werden. Ebenso uberraschend ist die Nachricht, dass auch die Chronik
des Doyen von S. Thiébaut durch ein Manuskript des XV. Jahrhunderts, die Metzer
Bischofschronik durch eine Niederschrift des XVI. Jahrhunderts vertreten ist.
Gleichfalls aus dem XVI. Jahrhundert stammt ein Journal des maîtres échevins
de Metz 1200—1527.
Wie von Philipp von Vigneulles so hat Prost auch aus Paul Ferrys Nach-
lass einen umfangreichen Autographen »Mémoires de ce qui me concerne*
erworben und der Nationalbibliothek iibergeben.
Schliesslich erwâhnen wir noch die Originalregister der Metzer Kaufmanns-
und KrKmerzunft von 1394—1666, die nicht weniger als 265 -|- 267 Blâtter umfassen.
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- 350 --
Die dritte Abteilung des Prostschen Légales besteht in einer Sammlung
seiner eigenen handschriftlich hinterlassenen Arbeiten, die zwar zum grossten
Teile bereits gedruckt sind, deren ausserordentlicber Wert aber fiir die Metzer
Geschichte darin besteht, dass ihnen auch sâmtliche Vorarbeiten, Urkundenab-
schriften und Ausziige beigeftigt sind. Es ist geradezu staunenswert, was Prost
auf diesem Gebiete geleistet bat. Kaum eine Frage der Metzer Geschichte ist in
dieser Sammlung ausser Acht geblieben. Um aber leicht iiber das einschlâgige
Material zu orientieren, hat Prost ein alphabetisches Generalverzeichnis iiber den
Inhalt seiner Papiere verfasst, das nicht weniger als 24 B&nde, jeder von durch-
schnittlich 350 Seiten, umfasst.
In den „Deut80hen Reichstagsakten unter Kaiser Karl V.", die von der
historischen Kommission der Miinchener Akademie seit einigen Jahren heraus-
gegeben werden, ist auch die Sladt Metz vielfach erwâhnt oder sogar durch be-
sondere sie betreffende Aktenstiicke vertreten. Insbesondere verweise ich auf
den 1896 herausgegebenen zweiten Band. Derselbe bringt eine ganze Reihe von
Beweisstiicken, die aufs neue darthun, wie unhaltbar das von lothringischer und
franzôsischer Seite geflissentlich genâhrte Mârchen ist, Metz habe als >selbstândige
Republikc mit dem Reiche eigentlich nichts zu thun gehabt, und seine Beziehungen
zum Kaiser seien nicht andere gewesen als etwa die von Mailand oder Lyon. So
fmdet sich eine Instniktion des Rates fiir die zum berûhmten Reichstage von Worms
1521 abgehenden Gesandten. Wir erfahren beilâufig aus derselben, dass die Herren
nach Worms den Wasserweg einschlagen, dass sie angewiesen werden, dem Kaiser
den Treueid zu leisten, sobald dieser die Privilegien der Stadt bestâtigt hat, dass
man (nach den Erfahrungen, die man mit Maximilian gemacht hat) fiirchtet, der
Kaiser werde bei der Stadt eine Anieihe machen und dem durch Vorzeigen alter
nicht eingelôster Schuldbriefe vorzubeugen sucht u. a. m.
Ein weiteres Stiick, p. 441, ist bezeichnend fiir die Machtstellung, die Metz
unter den deutschen Stâdten einnimmt. Es ist dies der Anschlag fiir Reichs-
kammergericht und Romfahrt. Metz figuriert darin mit 500 Gulden, 40 Reitern
und 250 (225) Mann. Da Frankfurt mit derselben Summe, 20 Reitern und 140
Mann, Strassburg mit 560 Gulden, 40 Reitern und 225 Mann, Basel mit 325 Gulden,
10 Reitem und 180 Mann angegeben ist, lâsst sich schon daraus ein Schluss auf
die Grosse und wirtschaftliche Leistungsfâhigkeit unserer Stadt wâhrend der
damaligen Zeit ziehen. — Den Reichstagsabschied vom 26. Mai unterzeichnen als
Vertreter von Metz Franz von Gournay und Johann von Gournay. W,
Longwy. — De Louis XIV à la Révolution. (Annales de TEst. Octobre 1897.)
M. E, Buvemoy, le sympathique archiviste de Meurthe-et-Moselle, nous présente
sous ce titre une excellente étude de la vie municipale de cette localité, sous
l'ancien régime.
Le Longwy actuel se composait autrefois, comme aujourd'hui d'ailleurs,
de deux parties bien distinctes : la ville haute avec son vieux château-fort, perchée
sur le plateau, et la ville basse qui s'allongeait dans la vallée de la Chiers. —
Par ordre de Louis XIV, Vauban fit raser la ville haute, et bâtir, en 1679, à 800
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^- 351 —
mètres de là, la forteresse actuelle. Des lettres patentes en date de décembre 1684
conférèrent à la ville neuve des privilèges précieux, auxquels vinrent se joindre
ceux possédés autrefois par l'ancien Longwy.
Ces deux villes bien distinctes, et par leur position et surtout par les élé-
ments qui les composaient, étaient réunies en une seule communauté, chacune
d'elles conservant d'ailleurs son administration spéciale. — Se fondant en parti-
culier sur les titres nombreux déposés dans ses archives, M. Duvernoy dépeint
avec sa clarté et son érudition si connues, les multiples rouages de ce dualisme
administratif, en signale avec raison la faiblesse et les inconvénients, passe en
revue les rapports multiples de l'administration locale avec les autorités gouverne-
mentales, civiles, militaires et religieuses, et conclut que le régime municipal ancien
avait été funeste à la prospérité de cette petite ville. E. P.
Les Seigneurs de Château-Voué (966—1793). Nancy, Crépin-Leblond 1897,
que M. l'abbé Louis Jean, curé de Château-Voué, présente au public, il le déclare
lui-même dans sa préface, ne sont pas une réédition des essais publiés par lui
il y a quelques années dans le Lorrain et dans le Journal de la Société d'Archéo-
logie Lorraine, mais un livre nouveau.
En effet, l'auteur est sorti des hésitations et de l'incertitude de ses deux
premières notices, il a considérablement élargi le cercle de ses recherches. Les
documents publics, qui avaient servi de base à ses premiers travaux, en particulier
le cartulaire et l'histoire de la famille de Hunolstein, ont été soumis par lui à
une sérieuse revision. L'auteur n'a pas craint de remonter aux sources, de consulter
les archives de Nancy, Coblentz, Metz, de la Bibliothèque nationale à Paris, et de
procéder ainsi d'une manière vraiment scientifique. Le résultat obtenu par une
patience et une activité dignes d'éloge a été considérable, étant donnée l'importance
relative de la Seigneurie dont il s'était fait l'historien, et nous ne pouvons que
l'en féliciter.
Néanmoins Fauteur a voulu rester modeste, il a reculé devant une histoire
proprement dite de la Seigneurie de Château-Voué. Il s'est contenté de publier
un excellent recueil de documents ou les chercheurs pourront puiser avec sûreté
et avec fruit, d'excellents matériaux.
Quant à l'agencement du travail, il est bien simple. Les documents réunis
sont classés dans l'ordre simplement chronologique, cités avec indication de sources,
parfois m extenso^ le plus souvent en résumé, mais dans leur forme originale ils
constituent ainsi des espèces de regestes (expliquées par des commentaires et par
des notes trop multipliées) destinées à former l'histoire des familles ayant fondé
la Seigneurie de Château-Voué : les Volmerange, les Morsberg, Guermange, Haulze
von Divelich, Pfaffenhoven, Helmstadt, enfin les Voués de Hunolstein.
En somme, malgré quelques petites erreurs de détails, surtout dans les notes,
un ouvrage qui sera bien accueilli des travailleurs, un bon exemple auquel nous
souhaiterions une foule d'imitateurs aussi sincères et aussi zélés. E. P.
Dr. PaulDarmstâdter, Die Befreiung der Leibeigenen in Savoyen, der
Schweiz und Lothringen. Strassburg 1897, J. Triibner.
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— 352 —
Das neueste Heft der Abhandlungen au s dem von Professer Knapp so ver-
dienstvoll geleiteten staatswissenschaftlichen Seminar zu Strassburg enthâlt eine
eingehende Darstellung der Befreiung der Leibeigenen (Mainmortables) in Savoyen,
der Schweiz und Lothringen von Dr. Paul Darmstâdter, welche wegen der
hoch interessanten Untersuchung und Erôrterung der geschichtlichen Entwicklung
der agrarischen Verhâltnisse in Lothringen fiir uns von besonderem Werte ist.
In Anlehnung an die vortrefflichen Arbeiten des Dr. Wittich iiber die Grund-
herrschaft in Nordwestdeutschland und von Ludwig iiber den badischen Bauer
im 18. Jahrhundert, giebt der Verfasser einen Ueberblick liber die Gestaltung der
bâuerlichen Verhâltnisse in Westeuropa, insbesondere Frankreich, und beschreibt
dann eingehend den Zustand in den Grenzgebieten romanischer und deutscher
Zunge, in Savoyen, der Schweiz und dem ehemaligen Herzogthum Lothringen.
Zum Schluss fasst der Verfasser die Ergebnisse seiner Ermittlungen in geistvoller
Weise zusammen und stellt dar, wie die franzôsiche Agrarverfassung wesentlich
auf der Seigneurie, der Gerichtshoheit beruht, wâhrend die Grundherrschaft, das
Obereigentum an Grund und Boden, mehr zuriicktritt. Auf der andern Seite ist
die Hôrigkeit der Bauern in den romanischen Landesteilen, die Mainmorte, ein
an die Person gebundenes Abhângigkeits-Verhâltnis gewesen, wâhrend die deutsch-
rechtliche Leibeigenschaft dagegen an dem Grund und Boden haftete. Die Be-
freiung von beiden Arten der Hôrigkeit in den drei genannten Gebieten, in Savoyen
insbesondere durch Karl Emanuel IIL (1730 — 1774), in den Urkantonen der Schweiz
schon mit der Loslosung von habsburgischer Gerichtshoheit zu Anfang des XIV.
Jahrhunderts, in den neueren Kantonen und den unterworfenen Landesteilen viel
spâter und grossenteils erst im XVIII. Jahrhundert, in Lothringen endlich wesent-
lich unter Herzog Leopold (1697—1729), findet in der Abhandlung eingehende
Darstellung, die nicht nur in hohem Grade intéressant, sondern auch in vielen
Beziehungen sehr lehrreich ist. Zu bedauern ist nur, dass nicht auch die Ver-
hâltnisse in Burgund und den drei Bistiimern, insbesondere dem Bistum Metz,
und in dem Gebiete der Stadt Metz, etwas eingehender behandelt sind, zumal
namentlich in letzteren Landen die Leibeigenschaft als solche viel frûher ver-
schwunden ist als in dem benachbarten Herzogtum Lothringen. Schon das um
die Wende des XVI. Jahrhunderts zusammengestellte Landrecht des Bistums Metz
stellt an die Spitze: »en Tévéché de Metz, qui d^ancienneté est dit le Franc-
Evéché, les personnes sont censées de condition libre jusqu'à ce qu'il appert du
contraire*, und im grossen Gebiete der Reichsstadt Metz beginnen die Coutumes
mit dem Satze, dass »toutes personnes sont franches, nulles de servile condition*. —
Dabei waren aber Grundlasten, Abgaben und Dienste an die Seigneurs nicht aus-
geschlossen. Nur das persônliche Abhângigkeitsverhâltnis hatte hier einen andern
Charakter als im benachbarten Frankreich und Franzôsisch-Lothringen.
Der Unterschied in der agrarischen Entwicklung der Landesteile deutscher
und derjenigen franzôsicher Zunge ist denn auch in der Abhandlung mit Recht
hervorgehoben. In dem Grenzgebiete haben sich die einzelnen germanischen
und romanischen Einrichtungen und Rechte vielfach vermischt und verândert,
vielleicht aber diirfte der Unterschied im Grunde noch viel schârfer gewesen
sein, als der Verfasser annimmt. Wenn z. B. Seite 123 Note 1 der Grundsatz
angefiihrt wird, dass nach gemeinem lothringischen und franzôsischen Rechte
•nulle terre sans seigneur* sei, die Freiheit von Oberherrschaft also in jedem
einzelnen Falle zu beweisen sei, so trifît das fur das franzosisch-sprachliche Ge-
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— 353 —
biet des Herzoglums allerdings zu, wâhrend im deutschen Sprachgebiele und im
Gebiete von Metz umgekehrt die Vermutung fur eine franc alleu, fur freies Eigen-
tum spricht und die Unlerordnung unter hohere Gewalt erst zu beweisen ist. So
wird in einem Prozesse der Johanniter wider angebliche hauts justiciers eines
ihrer Gûter vor dem Metzer Parlament noch im Jahre 1727 ausgefiihrt, dass der
Teil des Landes, um den es sich hier handelt, alter freier Besitz der Franken
gewesen sei, das jetzige Frankreich aber von den Franken erobertes Land sei,
in welchem letztere und ihr Kônig durch die Eroberung ein Obereigentum an
allem Grund und Boden erworben haben. Damit stimmt, was der Verfasser
S. 209 ausfuhrt, dass in dem keltischen Gallien zu keltischer und rômischer Zeit
die Grundherrschaft bereils vorherrschend war.
Wenn aber der ôstliche Teil Lothringens ursprunglich von freien Leuten
bebaut wurde, wie kam es dann, dass ira Laufe der Jahrhunderte auch hier eine
Hôrigkeit und sogar voile Leibeigenschaft sich entwickeln konnte ? Der Verfasser
schildert uns den Zustand Lothringens zwar gegen Ende des XVIL Jahrhunderts
und es lag nicht in seinem Plane, der Entstehung der damaligen wirtscbaft-
lichen Zustande und Verhâltnisse nachzugehen. Wâre das geschehen, so wurde
sich voraussichtlich ergeben haben, dass ein betrâchtlicher Teil der Lasten, denen
der bàuerHche Grundbesitz damais unterworfen war, in der karolingischen Villi-
kationsverfassung seinen Ursprung nicht batte. Dièse frûh-mittelalterige Ordnung
ist allerdings, wie der Verfasser hervorhebt, vielfach der Ausgangspunkt der
spâteren Hôrigkeitsverhâltnisse geworden (S. 211), aber die Ausdehnung der
bâuerlichen Lasten und die Ausbildung der Hôrigkeit beruht doch wesentlich auch
auf der Ausbildung des Herrschaftsbegriffes des spâteren Mittelalters. In gleicher
Weise, wenn- auch nicht in gleichem Masse, wie die Territorialherren sich iiber
ihre Stande erhoben und mehr und mehr in ihrem ganzen Gebiete sich zu selbst-
slàndigen Herrschern, obersten Richtern und insbesondere unmittelbaren Herren
iiber die Steuerkraft entwickelt haben, ist es auch dem Adel und den Klôstern
als Grossgrundbesitzern gelungen, ihre Giiter, Dôrfer und deren Bewohner in
immer grôssere direkte Abhângigkeit zu bringen und auch letzteren mehr und
mehr persônliche Lasten aufzulegen. Der Unterschied der Bildung, die vielfach
herrschende Unsicherheit, welche fiir den kleinen Mann einen krâftigen Schutz
erforderte, die eingetretene Schwâchung der Zentralgewalt oder zunâchst der
karolingischen Grafschaft, welche nicht mehr als ein Organ des Reiches, sondern
als eigene Macht auftrat, wenn sie nicht andern starkeren Territorialherren ganz
gewichen war, das wirtschaftliche Bediirfnis der entstandenen Herrschaften, die
einseilige juristische Darstellung endlich der von Anschauungen des rômischen
Rechls beherrschten Gelehrten, welche geneigt waren, die Horigen den rômischen
servi gleich zu stellen, und ailes und jedes Recht nur auf der Seite des Herrn
anzunehmen, gaben vielfach Anlass zu einer ungerechtfertigten, drtickenden Be-
lastung, sodass die Verhâltnisse, wie sie sich im vorigen Jahrhundert darstellten,
jedenfalls nicht allein Ausfluss des mittelalterigen Hofrechts gewesen sind. So
finden sich in Akten und Urkunden zahlreiche Beispiele der Klagen tiber un-
gerechtferligte Lasten. Ob die Herrschaft in Piittlingen (S. 245) sich neben Ab-
lôsungsgeld fiir Personaldienste noch dièse Dienste selbst bat leisten lassen, mag
dahingestellt bleiben. Schlagend ist aber z. B. eine Eingabe der Stadt Saarburg
an den Herzog vom Jahre 15:H1, in welcher dieselbc sich beschwert, dass ihre
Nachbarn, die Herren von Lutzelburg, von Heringen und von Hassonville, ihre
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— 354 —
Unierthanen zu Leibeigenen machen wollen, denselben das Leben in iind die
Heirat nach Saarbnrg verbielen, von den Biirgern Abgaben fiir Weidgang und
Holzfuhren verlangen und dergleichen mehr.
Dièse Bemerkungen iiber den Ursprung der Lasten beeintrâchtigen natiirlich
den Wert der Darstellung des Dr. Darmstâdter ûber die Befreiung von denselben
in keiner Weise. Die Ausftihrungen desselben iiber die Loi de Beaumont und
die vielfachen Bestrebungen der Lothringer Herzoge und insbesondere iiber die
Reformen des Herzogs Leopold sind vielmehr erschôpfend und zutreffend, ebenso
richtig auch die Bemerkung (S. 204), dass in dem deutschen Teile des Herzog-
lums dieselben nicht Anwendung fanden, dass hier vielmehr erst die Révolution
Wandel schaiTle. Die ganze Arbeit ist iiberhaupt eine sehr dankenswerte Be-
reicherung unserer Kenntnisse von den agrarischen Zustânden der Lothringer
Vorzeit. Wenn endlich erst die Gesetze von 1789 bis 1799 und der Code Napoléon
den Rest der alten Unfreiheit und der erdruckenden Lasten auch in unseren
Gegenden beseitigt haben, so sehen wir doch, dass hier die Mânner der Révolution
wesentlich nur die Bahnen weiter verfolgten, auf welchen erleuchtete Lothringer
Herzoge ihnen ruhmlich vorangegangen waren. H.
Die ,,Relation du siège de Metz en 1552" par Ambroise Paré wird von
Dr. L. Stem in Metz in der zu Amsterdam erscheinenden medizinischen Zeit-
schrift Janus (Juli— August 1897) neu herausgegeben. Es sind hauptsâchlich
medizingeschichtliche Grunde gewesen, welche die Publikation veranlasst
haben; denn Paré, der Arzt war, kommt vielfach in seiner Schilderung auf die
Heilkunde zu sprechen. Stern giebt seinen Abdruck nach dem Neudruck Chaberts
von 1846 ; wir hâtten gewiinscht, dass er auf den Originaldruck von 1664 zuriick-
gegangen wâre; denn Chabert ist durchaus nicht zuverlâssig. Wenn wir dem
Herausgeber auch dankbar dafur sind, dass er dies hochinteressante geschichtliche
Denkmal weiteren Kreisen zugânglich macht, so kônnen wir doch einige Bedenken
gegen seine geschichtliche Auffassung der Belagerung von Metz nicht unterdriicken.
Er schreibt iiber die Relation, sie zeige »wie Metz im Jahre 1552 den Kaiser
Carolus Quintus heimgeschickt* und spricht dann weiter iiber die »gliickliche
Vertreibung Kaiserl. Rômischer Majestât von den Wâllen des ehrwiirdigen Divo-
durum*. Man braucht kein Verehrer Karls V. zu sein, aber die Thatsache lâsst
sich nicht aus der Welt schaffen, dass er bei seiner Belagerung eine deutsche
Reichsstadt vom franzosischen Kônig zuriickgewinnen wollte. Es mag
bei dieser Gelegenheit noch bemerkt werden, dass die Parésche Relation auch
1885 von L. Dussieux herausgegeben worden ist. W.
In dem von Reginald Lane Poole herausgegebenen ^Historical Atlas of modem
Europe*' verôffentlicht Walter E. Rhodes auch eine Karte von Frankreich, Loth-
ringen und Burgund im XL und XII. Jahrhundert. Fiir Lothringen speziell bietet
das neue Werk keinen Fortschritt; Einzelheiten sind so gut wie gar nicht aus-
gearbeitet. Tf^.
In dem Bulletin des Sociétés artistiques de TEst, 1897, verôffentlicht G. Save
einen auch als Sonderabdruck herausgegebenen Aufsatz uber „Le8 Fresques de
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— 353 —
Postroff". Dieser ersten Skizze sollen unter dem Gesamttitel »Les Peintres stras-
bourgeois en Lorraine au XV® siècle* noch weitere Fortsetzungen folgen. Ich
habe wiederholt darauf hingewiesen, dass in Lothringen auffallend wenig Denk-
màler der Renaissance erhalten sind. Es war mir aber nicht zweifelhaft, dass
in einem Lande, in welchem wàhrend des Mittelalters der kunstlerische Geist so
lebendig gewesen ist, auch die Renaissance nicht spurlos voriibergegangen
sein kann. Die vorliegende Schrift bringt dafiir einen Beweis. Unter Bezug-
nahme auf die tuchtige Arbeit von Lepage ûber die lothringischen Maler
im XV. und XVL Jahrhundert konstatiert der Herausgeber zunâchst, wie die
Renaissance auf dem Gebiete der darstellenden Kunst unter René IL ihren Einzug
gehalten, dann aber besonders unter Karl IIL zu breiterer Entfaltung gekommen ist.
Neben einer grossen Anzahl franzôsischer Malernamen sind nun auch nicht wenig
deutsche Namen erhalten, und zwar sind es vor allem Strassburger, welche ihre
von Schongauer und Hans Baldung so glânzend vertretene Kunst auch nach Loth-
ringen gebracht haben. So werden uns genannt Hans Wachelin von Straszburg,
Meister Peter von Straszburg und unter der Bezeichnung peintre allemand: Bar-
tholomaeus Vest, Jacques Monst und Hans Scrobanch (?). Leider kennen wir so
gut wie nichts von den Werken dieser Kiinstler und umso hôher bewerten sich
infolgedessen die schwachen Reste der Malerei, welche auf uns gekommen sind.
Die Fresken in der Kirche von Postdorf bei Finstingen, welche dem XVI. Jahr-
hundert angehôren, wurden 1853 entdeckt und von Benoit kopiert. Leider sind
auch sie Mitte der 70er Jahre mit der Kirche selbst vernichtet worden, und so
sind wir fur ihre Kenntnis auf die Benoitschen Zeichnungen angewiesen. A. Benoit
bat weiter gefunden, dass die Kopien der Postdorfer Bilder fast genau die gleiche
Darstellung geben wie einige alte Holzschnitte, die jungst von dem Antiquariat
Rosenthal in Miinchen verôffentlicht worden sind. Save sieht in diesen Holz-
schnitten Schongauersche Schule und glaubt infolgedessen auch die Postdorfer
Darstellungen einem elsâssischen Kiinstler der gleichen Richtung zuschreiben zu
sollen. Bewiesen ist das nun keinesfalls, wenn auch die Wahrscheinlichkeit schon
wegen der geistigen Gemeinschaft, in welcher das Saargebiet jederzeit mit dem
Elsass gestanden bat, eine sehr grosse ist. W,
Der Oberbibliothekar der stadtischen Bibliothek von Nancy, Herr J. F a v i e r,
bat soeben einen Catalogue des livres et documents Imprimés du fonds lorrain de
la bibl. municipale de Nancy erscheinen lassen. Wenn das Werk auch in ersler
Linie dazu dienen soll, die Benutzer der Nancyer Bibliothek zurechtzuweisen und
ihnen das vorhandene Material bekannt zu geben, so bat es doch bei der Voll-
stândigkeit der lothringischen Sammlung, uber welche die Nachbarbibliothek verfiigt,
auch hohen Wert fiir jeden, der auf dem Gebiete der lothringischen Geschichte
arbeitet. Es ist gewissermassen eine lothringische Bibliographie, die in nahezu
erschôpfender Vollstândigkeit aile Biicher auffiihrt, die ûber Lothringen erschienen
sind. Die Anordnung und Einteilung ist ausserordentlich iibersichtlich und ein
sorgfâltig gearbeitetes Orts- und Autorenregister trâgt weiter dazu bei, dièses
Werk zu einem unentbehrlichen Hilfsmiltel fur den lothringischen Geschichts-
forscher zu machen. Eine bedauerliche Liicke fàllt allerdings sofort auf: die
deutsche Literatur iiber Lothringen ist recht mangelhaft vertreten.
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- 356 —
Favier hat mit seinem Werke eine bisher sehr empfîndliche Liicke ausge-
fiillt, und wir sind ihm fiir seine Arbeit zii lebhaftem Danke verpflichtet. Wird
es ihm nicht môglich sein, in einem zweiten Teile seine Bibliographie aiich auf
die in den zahlreichen, insbesondere lothringischen Zeitschriften (Mémoires, Bulle-
tins, etc.) zerstreuten Arbeiten auszudehnen? Nach seiner bisherigen Leistung
diirfte niemand berufener sein als er, dièses mûhsame und schwierige Werk
auszufiihren. W,
In der »Metzer Zeitung* vom Donnerstag dem 12. Mai 1898, und in den folgen-
den Nummern, desgleichen in der »Lothringer Presse* vom Freitag dem 20. Mai ff.
lindet sich ein von sachkundiger Feder geschriebener Aufsatz iiber : „Die Kelscher
Yogtei" (Vouerie de C^aussy) mit bcsonderer Beriicksichtigung der Geschichte von
Urville. W.
Oberst a. D. E. Hartmann verôffentlicht in der »Metzer Zeitung« vom
14. und 15. Mai 1898 unter dem Titel: „Aus der alten Reichsstadt Metz'* eine
Studie iiber die alte St. Peterskirche in der Citadelle, die Templerkapelle, das
Kloster Ste. Marie und das Templerrefektorium. Die Arbeit verrat grundliche
Kenntnis der betrefîenden Bauwerke, ist jedoch beziiglich der Peterskirche durch
Knitterscheidts Ausfûhriingen vollstândig tîberholt. W.
Von dem Trierer Stadtbibliothekar Dr. Max Ke u f f e r ist eine neue Zeitschrift
ins Leben gerufen, die imter dem Titel : ^Trierisches Archlv" in zwanglosen Heften
Beitrâge zur Geschichte der Stadt Trier in mittelalterlicher Zeit bringen soll. Ob
das Bediirfnis einer solchen Publikation thatsâchlich vorhanden ist und wissen-
schaftliche Arbeiten zur Trierischen Geschichte nicht auch in der zu Trier
erscheinenden »Westdeutschen Zeitschrift* einem grôsseren Leserkreise hâtten
zugànglich gemacht werden kônnen, wird der Herausgeber selbst erwogen haben.
Das Unternehmen wird sich vor allem dadurch rechtfertigen, dass es sich lebens-
fâhig bewâhrt. Vom ersten Hefte, das uns in trefflicher Ausstattung 100 Seiten
stark vorliegt, wird man gern und freudig anerkennen, dass seine Aufsâtze wert-
volle Erweiterung unserer wissenschaftlichen Kenntnisse iiber die Geschichte der
Nachbarstadt bringen. Der Herausgeber hat selbst in seiner bewâhrten, durchaus
zuverlâssigen und griindlichen Art einen kostbaren Trierer Codex, »Das Priimer
Lektionar*, das zur Zeit in englischem Besitze ist, beschrieben und einige kleinere
Beitrâge zugesteuert. F. Kutzbach beginnt eine Aufzeichnung der alten Trierischen
Biirgerhâuser und erhebt die Forderung, die hoiTentlich an massgebender Stelle
Gehôr finden wird, jedes charakteristische Denkmal der Lebensthâtigkeit und
kiinstlerischen Empfîndung unserer Vorfahren einer Aufnahme mit Massstab und
Stift und der photographischen Caméra zu unterziehen. Man wird iibrigens erstaunt
sein, wie viele Reste der romanischen und gotischen Zeit die alte Bischofsstadt
noch in sich birgt. Dr. Lager giebt eine Dienstordnung fiir die Beamten und
Diener des Trierischen Domkapitels aus der zweiten Hâlfte des XIII. Jahrhunderts.
Felten erbringt den Nachweis, dass die Informatio super nullitate processuum
papae Johannis XXII contra Ludovicum von Bonagratia verfasst sei, der die Absicht
gehabt hat, Erzbischof Balduin von Trier zur Appellation an ein Konzil zu ver-
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— 35^ —
anlassen. Endlich hat Dr. N. ïsay die Geschichte des Trierer Schôffengerichts
zusammengestellt und das Verfahren vor demselben klargelegt.
Wir werden uns freuen, wenn es Dr. Keuffer gelingt, der Zeitschrift die
wissenschaftliche Bedeutung zu erhalten, die ihrem ersten Hefte durchweg zuge-
sprochen werden muss. W,
Le8 anciens pouiliés du diocèse de Metz.
Nicolaus Dorvaux verôffentlicht in der Revue ecclésiastique de Metz,
8q année, n'> 12. als vorlaufige Frucht seiner eingehenden Studien iiber die alten
Polien der Metzer Diôzese eine Uebersicht uber sâmtliche Pfarreilisten, von denen
wir bis heute Kenntnis haben.
Die Fouillés haben urspriinglich Steuerzwecken gedient, und zwar war es
vor allem die Zeit der Kreuzziige, die eine hâufiger wiederkehrende Belastung
der Gemeinden notwendig machte. Seit etwa 1274 entwickelt sich aus der tempo-
râren Auflage eine dauernde, und damit braucht die Kurie genaue Listen um die
Eingânge resp. Ausfâlle priifen und kontroUieren zu kônnen. Das erste derartige
Verzeichnis fiir das Bistum Metz stammt aus dem Jahre 1327, und wir sind auf
Grund desselben wohl imstande, die Organisation der Diôzese in grossen Linien
festzulegen. Viel vollstândiger ist die Liste von 1360. Nur fehlen hier diejenigen
Gemeinden, die wegen allzugrosser Armut von Abgaben frei blieben.
Aus dem XV. Jahrhundert wissen wir, dass 14% und 1499 Fouillés aufge-
stellt waren, die Verzeichnisse selbst aber sind bis jetzt noch nicht aufgefundon.
Eine viel reichere Thâtigkeit hat das XVI. Jahrhundert auf diesem Gebiete
entfaltet und von diesen Manuskripten ist uns eine ganze Reihe erhalten, so aus
den Jahren 1539, 1544, 1546, 1570, 1574 und 1576. Leider kônnen wir aber aus
ihnen kaum irgend etwas fur die Entwicklung der Diôzese und vor allem ûber
den Einfluss der kirchlichen Reformbewegung enlnehmen; denn aile dièse Texte
gehen auf dieselbe altère Vorlage zuruck, ohne dem derzeitigen Bestand der
Diôzese Rechnung zu tragen.
Besser steht es mit dem Fouillé von 1607. Der Verfasser desselben ist mit
einer General Visitation des Bistums beauftragt und verzeichnet durchaus selbst-
stândig die Feststellungen, die er an Ort und Stelle gemacht hat. Der 30jâhrige
Krieg wirft die ganze Organisation, wie sie 1607 festgelegt war, ûber den Haufen,
und so entschliesst sich Bischof Coislin im Jahre 1711, dem Fater Benoît, der
bereits das Fouillé der Diôzese Toul bearbeitet batte, die gleiche Arbeit fiir Metz
zu iibertragen. Der Bischof selbst erlâsst ein Zirkular an die Geistlichkeit, in
dem er eine sorgfâltige und fleissige Béant wortung der ausgesandten Fragebogen
fordert. Leider ist die Arbeit nicht zur Ausfiihrung gekommen und das wertvolle
Material bis auf wenige Reste zu Grunde gegangen.
Ein besseres Geschick haben die umfassenden und griindlichen Sammlungen
gehabt, die von den Herausgebern der Histoire de Metz fiir eine Ffarreiliste
gemacht worden sind. Ihr Fouillé ist uns handschriftlich erhalten und giebt uns
den Zustand der Diôzese kurz vor der grossen Révolution.
So kurz und knapp die Uebersicht des gelehrten Verfassers ist, so giebt
sie uns doch die erfreuliche Kunde, dass Herr Abbé Dorvaux das gesamte Material
bereits vôllig durcharbeitet hat. Hoffen wir, dass er uns bald mit einer umfassenden
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Puhlikation des Pouill/'S selh^t erfreut: wir wissen, dass seine Bearbeitung an
kritischer Zuverlassi^'kf it nirhts za wiin^rhen uhri^ lri>sl and da>s wir damit ein
n^>solut sifrherea Fundament fiir die Diozesanîreschichte erhalten werden. W.
ïm Neuen Arehiv der Gesellschaft fijr altère GeschichUkunde, Band XXIIÎ,
p. 362, verofTenlIif ht J. Schwalm nach dem im Staatsarchiv zu FJerlin liegenden
Original den Text des lotbriiflisclien Landfriedeis vom 23. Oktober 1343, der
bisher nach einer unvollstândigen Kopie Schannats (Schwalm, Die Landfrieden in
Deutschland unter Ludwig dem Baiern, Gotlingen 1HH9) bekannt geworden war.
Teilnehmer desselben sind : Johann von Luxemburg, ïsabeîla von Oeslerreicb,
Herzogin-Mutter von Lothringen, Margaretha Grâfin von Chiny, Herzog Raoul von
Ix)lhringen, Graf Heinrich von Bar, die Stâdte Metz, Toul, Verdun, die Grafen
JofTrid von Leiningen, Heinrich von Vaudémoni, Walram von Zweibrûcken, Johann
von SaarbrOcken, Simon von Salm, Ferry von Saarwerden, Symon von Biisch,
Ferry von Freiburg, Emich von Leiningen, zahlreiclie Herren, der Ârchidiakon
von Marsal und die Stâdte Epinal, Saarburg, Vie und Marsal. Das Gebiet des-
selben nmfasst die Lânder vom Vogesenkamm bis zur Maass und von Schleiden
im Norden bis in das Stromgebiet der Saône im Suden.
Um so auffallender ist es, dass der Bischof Ademar von Metz ebenso wie
die Oberhirten der Verduner und Touler Diôzese nicht verlreten sind. Balduin
von Trier scheint spâter (Juni 15) seinen Beitritt erklârt zu haben.
Das Original trâgt ein Siegel mit der Umschrift : Sigillum communis treuge
per Lotharingiam. Das Siegelbild zeigt einen Arm, der ein Schwert hâlt und
einen nach rechts geneigten Schild mit doppelkôpGgem Adler. Der Adler ist das
Wappen des Obmanns, des Grafen von Saarwerden; wenn aber Schwalm im
Schwert eine allegorische Darstellung (etwa der Gerechtigkeit) sieht, so ist das
ein Irrtum : das Schwert entstammt dem âltesten Wappen der Herzôge von Loth-
ringen. Es fmdet sich neben den Alerions schon auf den MiUizen des Herzogs
MathUus II.
In derselben Abhandlung Schwalms, p. 361, ist auch eine in Strassburg
liegendc Urkunde abgcdruckt, in der die Stadt Saarburg dem Grafen Friedrich
von Saarwerden Vollmacht giebt, in ihrem Namen dem Landfrieden beizutreten.
W.
Wilhelm Schmitz bat seinen Aufsatz aus der Zeitschrif t fiir christliche
Kunst (Jahrgang X, 1897) „Die bemalten romani8chen Hoizdecken im Muséum zu
Metz" auch als Sonderabdruck in deutscher und franzôsischer Sprache heraus-
gegeben. Wie man sich erinnern wird, wurde die Decke bei Umbauten in der
hoheren T(*)chterschule von Baurat Wahn aufgefunden und in Anbetracht ihrer
Bedeutung fur die Geschichte der Malerei sofort in das Muséum ubergefiihrt.
Wahn hatte naturgemâss das Recht der Verôffentlichung. Leider bat Architekt
Schmitz sich in durchaus illoyaler Weise Eingang zu dem verschlossenen Raume,
in dem die Decke untergebracht war, verschalTt, sie abgezeichnet und trotz des
ausdriicklichen Verbotes des Biirgermeisters publiziert. Wenn ihm auch straf-
rechllich nach der heute bestehenden Gesetzgebung nicht beizukommen war, an
der Heurtoilung seines Verfahrcns wird das nichts ândern und die Miinchener
Allgcineine Zeitung sowohl wie die Westdeutsche Zcitschrift haben in schiirfster
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— 35Ô —
Weise Schmitz Vorgehen als das bezeichnet, was es war. — Wenn wir auf die
Beurteilung der Publikalion eingehen, so muss anerkannt werden, dass die von
Schmitz gelieferten Zeichnungen sehr gut sind, und ebenso erfûUen die Bnntdrucke
ihren Zweck. Dagegen ist der von Schmitz in Uebersturzung beigefiigte Text vôllig
ungeniigend. Das hat besonders scharf Dr. P. Weber in einem Aufsatze der
Allgem. Zeitung (Wissenschaftliche Heilage vom 22. Jan. 1898 Nr. 17) betont.
Weber legt mit Recht Wert darauf zu wissen, welcher Bestimmung das Gebâude
ursprûnglich gedient hat, vor allem ob es ein Profanbau war oder ob er einem
kirchlichen Institute zugehôrte. Nach dem Ergebnisse meiner bisherigen Nach-
forschungen gehôrte der Saal zum Hôtel du voué, zum Hause des Vogtes. Der
Vogt war ein Laie, aber bischôflicher Beamter, so dass seine Wohnung gewisser-
massen profanen und geistlichen Charakter batte, vor allem, wenn man annimmt,
dass der Bischof selbst Bauherr gewesen ist.
Bezuglich der Zeitstellung bin ich geneigt, die Decke nach der Mitte oder
der zweiten Hâlfte des XUI. Jahrhunderts zu verschieben. Wenn auch die
Dekorationsmotive romanischen Charakter tragen, so ist doch zu beachten, dass
damais die Architektur die fiihrende Kunst war, die Malerei aber in ihrer
Entwickelung nachhinkte. Wir finden einen Teil der auf der Decke dargestellten
Figuren noch genau in derselben Art wiedergegeben in einem Missale des ersten
Viertels des XIV. Jahrhunderts, das dem Bischof von Metz gehôrte. TT.
Von Bôhmers Regesten erschienen in Neubearbeitung von 0. Redlich
„Die Regesten des Kaiserreichs unter Rudolf, Adolf, Albrecht, Heinrich V 1 1. 1 273— 1313.
Erste Abteilung 1273—1281." Mehrere Stûcke sind darin auch fur Metz und
Lothringen von Interesse. Ich erwâhne nr. 169: Rudolf von Habsburg fordert
infolge der Ermahnung des Papstes einen Grossen (Theobald von Bar oder Fried-
rich von Lothringen) auf, die vom Herzen des Reichs we t abgelegene Kirche
von Metz vor Angriffen zu schiitzen. nr. 1667 : Papst Martin IV. zeigt dem Kônig
die Ernennung des Burchard von Hennegau zum Bischof von Metz an und fordert
Rudolf auf, den Bischof und die Rechte seiner Kirche zu schiitzen. nr. 2136:
Rudolf schreibt dem Grafen Theobald von Bar. er habe gehôrt, dass der Konig
von Frankreich sich an mehreren Orten und Gebieten des Reichs eingedrângt
habe und befiehlt dem Grafen bei der Treue, die er ihm und dem Reiche schulde,
genauen Aufschluss uber dièse Sache zu geben. Nach nr. 1299 lâsst sich Bischof
Johann, nach nr. 2149 a Bischof Burkard von Metz mit den Régalien durch den
Konig investieren.
Auffallend, aber bezeichnend ist es, dass sich unter den 2518 Urkunden
auch nicht eine findet, welche auf die Stadt Metz Bezug hat, nicht einmal die
unter den spâteren Kônigen fast regelmâssig wiederkehrende Privilegienbestàtigung
scheint von Rudolf eingeholt zu sein. W,
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- â6Ô
BERICHT
iiber die Thàtigkeit der Gesellschaft fiir lothringische Geschichte nnd
Âltertamskande
vora 1. April 1897 bis 1. April 1898.
Generalversammiung am Samstag, dem 24. April,
nachmittags 5 Uhr,
im Erdgeschosssaale des Bezirksprâsidiums.
Anwesend vom Vorstande: Die Herren von Hammerstein, von Daacke,
von Fisenne, Dr. Wolfram und ausserdem noch etwa 30 Mitglieder.
Nach Erôffnung der Versammlung erstallet der Schatzmeister der Gesell-
schaft, Herr Regierungs- und Forstrat von Daacke, den Rechenschaftsbericht fiir
1896—97. Danach belaufen sich
die Einnahmen auf 7067.87 M.
die Ausgaben auf 7039.42 »
Sonach verbleibt ein Ueberschuss von 28.45 M.
Hierzu kommen die Baarbestânde aus den fruheren
Jahren mit 2812.24 »
so dass am Schlusse des Rechnungsjahres 1896/97 der
Kassenbestand betragt 2840.69 M.
Zu Rechnungspriifern waren, wie im Vorjahre, die Herren Kreisschul-
inspektoren Piinnel und van den Driesch gewâhlt. Bei Priifung der Rechnung
und der Belege wurden von den genannten Herren Anslânde nicht erhoben. Auf
Antrag des Herrn Punnel wird dem Schatzmeister in der Generalversammiung
Entlastung erteilt.
Der Schriftfiihrer, Archivdirektor Dr. Wolfram, verliest den Bericht ûber
die Thàtigkeit der Gesellschaft im Jahre 1896 97 (abgedruckt in der «Lothringer
Zeitung» vom 28. April 1897 und in den hiesigen iibrigen Zeitungen).
An Stelle des nach Strassburg versetzten Herrn Majors Geppert wurde
Herr Oberstlieutenant Weissenborn in den Vorstand gewâhlt. Der Vorsitzende teilt
mit, dass fiir diesen Sommer ein grosserer Ausflug nach Vie (wahrscheinlich im
Monat Juni) und weitere Ausfliige nach Alberschweiler und nach Moulins-Jussy-
St. Ruffine in Aussicht genommen sind.
Auch fur das jctzt bereits begonnene Rechnungsjahr hat das kaiserliche
Ministerium eine Beihiilfe in der Hôhe von 1000 Mark gewâhrt.
Den Schluss der Sitzung bildete ein sehr lehrreicher und interessanter
Vortrag des Herrn Oberst a. D. Kaufmann iiber die Reunionspolitik des Kardinals
Richelieu. Die Reunionstheorie, welche darauf ausging, die angeblichen, mehr als
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361
Compte-rendu
des travaux de la Société d'histoire et d'archéologie lorraine
du 1er avril 1897 au 1®' avril 1898.
Assemblée générale du samedi 2é avril, à 5 heures de Vaprès-midi,
à V Hôtel de la Présidence.
Sont présents: MM. le baron de Hammerstein, de Daacke, de Fisenne
D^ Wolfram, membres du Bureau, et environ 30 sociétaires.
La séance étant ouverte, M. de Daacke, conseiller des forêts et trésorier de
la Société rend compte des recettes et des dépenses faites par la Société pendant
Texercice 1896-97.
Les recettes se sont élevées à 7067.87 M.
et les dépenses à 7039.42 >
Reste un excédant de 28.45 M.
En plus une encaisse provenant des exercices précé-
dents de 2812.24 >
En sorte que rencaisse actuelle de la Société est de . 2840.69 M.
MM. Piinnel et van den Driesch, inspecteurs des écoles, avaient été chargés,
comme les années précédentes, de vérifier les comptes. N'ayant trouvé, lors de
Texamen des comptes et des pièces à l'appui, aucune objection à élever, M. Pûnnel
propose à l'assemblée générale de donner décharge au trésorier de sa gestion.
Décharge est accordée à M. de Daacke.
M. le D^^ Wolfram, directeur des archives et secrétaire de la Société, donne
lecture du compte-rendu des travaux de la Société pendant l'exercice 1896-97
(imprimé dans la «Lothringer Zeitung» du 28 avril 1897, ainsi que dans les autres
feuilles paraissant à Metz).
En remplacement de M. le major Geppert, transféré à Strassburg, M. Weis-
senborn, lieutenant-colonel, est élu membre du Bureau. M. le Président annonce
que le Bureau a décidé de faire dans le courant de l'été une grande excursion
archéologique vers la ville de Vie (probablement au mois de juin), une seconde
dans la direction d'Alberschweiler et enfin une troisième dans les environs de
Moulins-Jussy-Ste-Ruffine.
Le ministère impérial a accordé de nouveau à la Société, pour l'exercice
courant, une subvention de 1000 Mark.
La parole est accordée ensuite à M. Kaufmann, colonel en retraite, qui
expose d'une manière particulièrement instructive et intéressante la politique de
réunion du cardinal Richelieu. D'après M. Kaufmann, la théorie de réunion qui
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— 362 —
zweifelhaften Rechte Frankreichs auf die drei Bistumer Metz, Toul und Verdun
geltend zu machen, stammt aus den zwanziger Jahren des 17. Jahrhunderts, als
die Geschicke Frankreichs unter der Regierung Ludwig XIII. durch den allge-
waltigen Minister, Kardinal Richelieu, gelenkt wurden. Bereits 1624 war eine
Kommission, bestehend aus 3 Mitgliedern: Dubois, Lebret und Dupuy, eingesetzt,
welche, gemâss dem Edikte und der Dienstanweisung von 1624, den Auftrag
erhielten, sRmtliche in den offentlichen Bestânden niedergelegten Rechtstitel und
Urkunden zu priifen. Aus diesen Urkunden wurde mit Fleiss ailes herausgegriffen,
was nur irgendwie dem Konige ein scheinbares Anrecht auf die 8 Bistiimer
liefern konnte. Wo Rechtstitel nicht vorhanden waren oder sich nicht zu Gunsten
der franzôsischen Politik deuten liessen, wurden Zeugen gehôrt (tant par titres
que par témoins). Dièse vom Kardinal Richelieu eingesetzte Kommission von 3
Mitgliedern, deren eifrige Thâtigkeit, Umsicht und Klugheit iibrigens sehr bewun-
dernswert ist, bezeichnet der Redner als Vorreunionskammer. Erst 1679 wurde
die eigentliche Reunionskammer eingerichtet. Ihre Aufgabe war nun eine leichte,
nachdem ihre Vorgângerin bereits aile Schwierigkeiten zur Ausfiihrung der
Reunion entfemt hatte. In kurzer Zeit war die Vereinigung der 3 Bistiimer Metz,
Toul und Verdun riicksichtslos durchgefûhrt. Die Nachbarstaaten, insbesondere
Deutschland, waren durch die kluge Politik Richelieus hingehalten und dachten
nicht daran, Einspruch zu erheben.
Der Vorsitzende sprach dem Herrn Oberst Kaufmann fiir seine wertvollen
Mitteilungen den warmen Dank der Versammlung aus.
Schluss der Sitzung 67* Uhr.
Vorstandssitzung vom 2. Juni, nachmittags 2 Uhr, im
Bezirksprâsidium.
Anwesend : Der Vorstand mit Ausnahme der Herren von Fisenne, de Verneuil,
Dorvaux und Besler (entschuldigt).
Der Vorsitzende teilt mit, dass am 24. Mai Ministerialrat Du Prel im Auf-
trage des Herrn Staatssekretârs in Metz war, um mit einigen Vorstandsmitgliedern
eine Vorbesprechung iiber die zu bildende historische Landeskommission abzuhalten.
Die damais entworfenen Leitsâtze hat der Schriftfiihrer, Dr. Wolfram, mittlerweile
codificiert und sie werden nummehr dem Vorstande zur Durchberatung und
Beschlussfassung vorgelegt.
Ausflug nach Vie am Donnerstag, dem 9. Juni 1897.
Von Metz, Saarburg, Saargemûnd, Diedenhofen, Dieuze und Strassburg
waren etwa 50 Mitglieder der Gesellschaft mit dem Zelmuhrzuge in Vie einge-
troffen, wo sie von dem Gemeinderate mit dem Herrn Biirgermeister Chaligny an
der Spitze feierlich auf dem Bahnhofe empfangen wurden. Der Zug der Gâste
bewegte sich sodann durch die reichgeschmuckten Strassen nach dem Stadthause.
Dort hatten sich noch zahlreiche Bewohner der Stadt Vie zur Sitzung eingefunden,
so dass der gerliumige Saal kaum die Teilnehmer zu fassen vermochte. In
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— 363 -^
tendait à prouver les droits fictifs et très douteux de la France sur les Trois-
Evêchés Metz, Toul et Verdun, prend son origine déjà dans la première vingtaine
du XVII* siècle, alors que, sous Louis XIII, les destinées de la France étaient
dirigées par le puissant cardinal Richelieu. Dès Tannée 1624 une commission
composée des trois membres bien connus: Dubois, Lebret et Dupuy, avait été
instituée, qui reçut pour mission, conformément à Tédit et à l'instruction de 1624,
d'examiner dans les dépôts publics tous les documents et titres. Parmi ces docu-
ments la commission sut faire adroitement un choix de tous les titres qui accor-
daient en apparence au roi un droit de propriété quelconque sur des Trois-Evêchés.
Lorsque les titres faisaient défaut ou qu'ils ne prouvaient pas en faveur des
prétendus droits du roi, la commission avait recours aux témoins (l'édit royal
leur intimait Tordre de vérifier les droits du roi >tant par titres que par témoins*).
Cette commission de 3 membres instituée par Richelieu, à laquelle il faut d'ail-
leurs reconnaître une activité, une circonspection et une prudence vraiment
étonnantes, est désignée par M. Kaufmann sous le nom de >Chambre de réunion
préparatoire*. Ce n'est qu'en 1679 que la Chambre de réunion proprement dite
a été instituée. La tâche de cette dernière fut bien facile, depuis que la
Chambre de réunion préparatoire avait réussi à écarter toutes les difficultés
qui empêchaient d'exécuter la »Réunion«. La preuve, c'est que peu de temps
après, la réunion des Trois-Evôchés de Metz, Toul et Verdun à la France était
chose faite. Les Etats avoisinants, entre autre l'Allemagne, se laissèrent éblouir
par l'adroite politique de Richelieu et ne songèrent aucunement à protester contre
les empiétements de la France.
M. le Président exprime à M. Kaufmann les remercîments de l'assemblée
pour sa conférence si intéressante.
La séance est levée à 6V4 heures.
Séance du Bureau du 2 jidn^ à 2 heures de Vaprcs-midij à V Hôtel
de la Présidence,
Sont présents: Les membres du Bureau à l'exception de MM. de Fisenne,
de Verneuil, Dorvaux et Besler (ce dernier s'est fait excuser).
Le Président annonce que M. le baron du Prel, conseiller ministériel, s'est
rendu, sur Tordre de M. le secrétaire d'Etat, à Metz afin de s'entretenir avec quel-
ques membres du Bureau au sujet du projet de la création d'une commission
historique pour TAlsace-Lorraine. Les principes fondamentaux fixés dans cette
conférence ont été codifiés entretemps par M. le D' Wolfram, et le Bureau est
prié de les soumettre à sa délibération.
Excursimi à Vie du jeudi 9 juin 1897.
Environ 50 sociétaires de Metz, Saarburg, SaargemUnd, Diedenhofen, Dieuze
et Strassburg arrivèrent à Vie par le train de 10 heures. Ils furent reçus solen-
nellement à la gare par M. Chaligny, maire, entouré des conseillers municipaux.
De la gare, les hôtes se rendirent à travers les rues de Vie richement décorées
vers l'hôtel de Ville, où un grand nombre d'habitants de la ville avait déjà pris
place pour assister à la séance, de sorte que la salle, quoique grande, put à
peine contenir le grand nombre d'auditeurs. En l'absence du Président de la Société,
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— 364 —
Abwesenheit des Vorsitzenden erôffnete Archivdirektor Wolfram die Sitzung und
erteilte zunâchst Herrn Burgermeister Chaligny das Wort zu einer Begrûssungs-
rede. Nach der Antwort des Vorsitzenden begann Herr Abbé Châtelain seinen
Vortrag uber die Geschichte der Stadt Vie. In ausserordentlich griindlijcher Weise
batte sich Herr Châtelain in die reiche Vergangenheit des Ortes eingearbeitet und
wusste fast eine Stunde lang das Interesse der Zuhôrer zu fesseln. Nach ihm
sprach Archivdirektor Dr. Wolfram iiber das Vicer Handwerk im 15. Jahrhundert.
Auf Grund eines reichen Urkundenmaterials fûhrte er aus, dass es in erster Linie
die Bischofe Conrad und Georg waren, denen Vie nicht nur die zunftmâssige
Organisation seines Handwerks zu danken bat, sondern die auch zahlreiche
deutsche Handwerker hier angesiedelt haben. Sodann wurde die recht reichhaltige
Ausstellung von Vicer Altertumern, die durch die Bemiihungen des Herrn Bau-
inspektor Rueff und Pfarrer Petit in Marsal zusammengebracht war, besichtigt.
Nach Schluss der Sitzung fand ein gemeinsaraes Mittagessen im Amts-
gerichtssaale statt, an dem 45 Mitglieder teilnahmen.
Gegen 3 Uhr begann unter Fûhrung der Herren Chaligny und Erzpriester
Villaume die Besichtigung der hochinteressanten Stadt und der Kirche. In letzterer
erregten besonders die reizvollen Statuen und die herrlich gestickten kirchlichen
Gewânder die allgemeine Aufmerksamkeit.
Um 5 Uhr versammelten sich die Gâste mit den Einheimischen noch bei
einem guten Glase Miinchener Bières, um sich gegen sechs Uhr mit den besten
Eindrucken von dem gutgelungenen Feste, der freundlichen Stadt und ihren
Bewohnern zu verabschieden.
VorstandssitzungamMittwoch, dem7. Juli, mittags 12 Uhr.
Anwesend : Die Herren von Hammerstein, Wichmann, Paulus, Grimme, von
Daacke, Wolfram.
Der Herr Vorsitzende wurde bei einer dienstlichen Anwesenheit in Strassburg
angegangen, mit den Herren Professoren Bresslau, Varrentrapp, Wiegand iiber die
Vorschlâge betr. Bildung einer Landeskommission ins Benehmen zu treten. Fiir
Herbeifiihrung einer Einigung machen die Herren Professoren eine Reihe von
Vorschlâgen. Der Vorstand der Gesellschaft fur lothringische Geschichte und
Altertumskunde acceptiert dièse Vorschlâge nicht in vollem Umfange. Ueber das
Nâhere muss auf die ProtokoUe verwiesen werden.
Fiir die Untersuchungen der Kirche St. Peter in der Citadelle wird auf
Antrag des Archivdirektors Wolfram ein Kredit von 300 Mark bewilligt
Von den Skulpturen bei Lemberg (pompôser Brunnen) soU, wenn die
Kosten 100 Mark nicht iibersteigen, ein Abguss gefertigt werden. Die Gesellschaft
zur Erhaltung historischer Denkmâler im Elsass soll zum Ausflug am 17. Juli
eingeladen werden.
Ausflug nach Lôrchingen, Alberschweiler, Hiiltenhausen
und Liitzelburg am Samstag dem 17. und Sonntag dem
18. Juli 1897.
Unter Fiihrung des Vorsitzenden brachen etwa 15 Teilnehmer mit dem
Zuge 8 Uhr morgens nach Lôrchingen auf. Aus verschiedenen Orten des Landes
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M. le D' Wolfram, directeur des archives, ouvrit la séance et accorda la parole
à M. Chaligny, maire, qui exprima en termes chaleureux à rassemblée quelques
paroles de bienvenue. Après quelques paroles de remercîment de la part du
secrétaire de la Société, M. Tabbé Châtelain commença sa conférence sur l'his-
toire de la ville de Vie. M. Châtelain avait étudié de la manière la plus appro-
fondie les temps passés de la ville et sut éveiller Tatlention des auditeurs
pendant toute une heure. Après M. Châtelain, M. le D^ Wolfram, directeur des
archives, parla sur les corporations des métiers de la ville de Vie au XV« siècle.
En se basant sur une riche collection de documents inédits, M. Wolfram prouva
que la ville de Vie devait l'organisation des corporations de métiers en première
ligne aux évêques Conrad et Georges de Metz, qui créèrent à Vie une nombreuse
colonie d'artisans allemands. L'assemblée procéda ensuite à l'inspection de la
riche collection des antiquités de Vie qui avait été réunie par les soins de
M. Rueff, ingénieur d'arrondissement et de M. l'abbé Petit, curé de Marsal.
La séance terminée, les sociétaires s'assemblèrent à un dîner en commun
daus la salle du tribunal cantonal, auquel 45 membres prirent part.
Vers 3 heures, l'assemblée commença, sous la conduite de MM. Chaligny
et Vuillaume, archiprêtre, la visite de la ville si intéressante et de son église.
Dans l'église, ce furent particulièrement les charmantes statues et les admirables
ornements d'église brodés qui attirèrent l'attention générale. A 5 heures, les hôtes
se réunirent une dernière fois avec les habitants de Vie pour déguster ensemble
de la bonne bière de Munich, après quoi ils prirent, vers 6 heures, congé de la
ville et de ses aimables habitants, en emportant les meilleurs souvenirs de la
fête qui avait si bien réussi.
Séance du Bureau du mercredi 7 juillet 1897, à midi
Sont présents : MM. de Hammerstein, Wichmann, Paulus, Grimme, de Daacke
et Wolfram.
A l'occasion d'un voyage à Strassburg, M. le Président a été interpellé par
MM. Bresslau, Varrentrapp et Wiegand, professeurs à l'université de Strassburg»
au sujet de la formation d'une commission historique pour l' Alsace-Lorraine.
Afin d'amener une entente, ces messieurs ont fait une série de propositions qui
ne sont pas entièrement acceptées par le Bureau. Pour plus de détails, nous
renvoyons au procès-verbal dressé lors de la réunion de la commission prépara-
toire pour la création de la commission historique.
Le Bureau vote une somme de 300 Mark pour opérer des fouilles dans l'an-
cienne église St-Pierre.
On fera faire un moule des sculptures de Lemberg (Pompôserbronn), à
condition cependant que les frais ne dépassent pas la somme de 100 Mark.
La Société alsacienne pour la conservation des monuments historiques a
été invitée à prendre part à notre prochaine excursion du 17 juillet.
Excursion à Ldrdiinfjen, Alberschweiler, HûUcnha(4sen et LiUzelburg
du samedi 17 et dimanche 18 juillet 1897,
15 sociétaires environ, sous la conduite de leur président, prirent le train
de 8 heures pour se rendre à Lorchingen. Plusieurs autres sociétaires de difîé-
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kamen auf den Eisenbahnstationen weitere Herren hinzu, so dass etwa 30 Teil-
nehmer die in Lôrchingen am Bahnhofe bereit stehenden Wagen bestiegen. Nach
kurzer Besichtigung der Altertumersammlung, welche Dr. Marchai seiner Vaterstadt
Lôrchingen hinterlassen hat, begaben sich die Teilnehmer zu den industriellen
Anlagen, welche Herr Vallet, Landesausschussmitglied, in der Nàhe der Stadt ge-
schaffen hat. Es sind dies die Centrale fiir die elektrlsche Beleuchtung des Ortes,
eine Holzschuhfabrik und ein elektrisches Sâgewerk. In schneller Fahrt nâherten sich
dann die Wagen den naheliegenden Bergen ; bei Neuscheuern wurden die Fuhrwerke
verlassen und zu Fusse die Hôhe erstiegen, auf welcher Herr Notar Welter im Auftrage
der Gesellschaft seit einiger Zeit Ausgrabungen veranstaltet halte. Das bisherige
Résultat seiner Arbeit war iiberraschend reich gewesen. Nicht nur waren zahl-
reiche Urnen, Glasgefâsse, Steinkisten etc. zu Tage gefôrdert, auch einige Schmuck-
stiicke hatten sich gefunden, vor allem aber wertvolle gallorômische Grabdenk-
mâler, von denen eines mit Inschrift versehen war. In Gegenwart der Anwesenden
wurde durch Herrn Welter auch eine schône verzierte Urne freigelegt. — Nach
lângerer Waldwanderung gewann man am Fusse des Berges die Wagen wieder.
Die nâchste Hast wurde in der Forellenfischzuchtanstalt des Herrn Gérard bei
Wasperweiler gemacht. Nach Besichtigung der iiberaus praktischen Einrichtungen
innerhalb des Gebâudes und der Fischteiche bot Herr Gérard den Anwesenden
einen Imbiss, der mit grossem Danke angenommen wurde. So war die Zeit all-
mâhlich herangekommen, die fijr die Ankunft in Alberschweiler festgesetzt war.
Oie freundliche Vogesenstadt war durch die Bemuhungen des Herrn Oberfôrsters
Reinartz und Biirgermeisters Gasser reich mit Tannengriin geschmiickt, aber auch
aus den Hâusern der Bewohner wehten grussende Fahnen. Die Zabi der Teil-
nehmer war mittlerweile immer grôsser geworden, aus Saarburg war noch eine
Reihe von Herren direkt eingetroffen, so dass an der gemeinsamen Tafel 46 Gâste
gezâhlt werden konnten. Nach dem Essen fand noch eine weitere Fahrt auf die
Hôhen von La Valette statt, wo gleichfalls gallo-rômische Reste in Gestalt von
Ringwâllen gefunden worden waren, die das Bild, welches am Nachmittage von
der gallo-rômischen Kultur dieser Gegend gewonnen war, ergânzten. Nach der
Riickkehr von La Valette blieben die Mitglieder der Gesellschaft und ihre Gàste
noch bis gegen Mitternacht bei einem Trunke frischen Bières in frohem Gesprâche
beieinander. Am andern Morgen erfolgte schon um 6 Uhr der Aufbruch nach
Lutzelburg. Vom Bahnhofe folgte man der neugebauten Strasse und gelangte
nach 17«stûndigem Marsche nach dem hinter Hiiltenhausen gelegenen Tannen-
walde. Hier hatte Herr Forstrat von Daacke drei gallo-roniische Grabfelder entdeckt.
Da Arbeiter zur Stelle waren, beschloss man, sofort einen Ausgrabungsversuch
zu machen und stiess auch bald auf Reste von Thonurnen und Glasgefâssen. In
einem Grabe fand sich des weiteren eine Bronzeschnalle, im andern eine wert-
volle Emaillefibel. Nach etwa vierstundiger Arbeit trat man den Riickweg an; in
Hiiltenhausen wurde eine kurz zuvor gefundene Skulptur besichtigt, die sich als
Merkurstein herausstellte. Wâhrend des Mitlagessens in Lutzelburg erschien
zu allgemeiner freudiger Ueberraschung die gesamte Schule mit ihrem Lehrer,
Herrn Glâser, an der Spitze und erfreute die Tischgîiste durch den Vortrag mehr-
stimmiger Lieder. Als Dank wurden an die Kinderschar nach einer kurzen herz-
lichen Ansprache des Vorsitzenden die Kuchen verteilt, welche auf dem Tische
zum Dessert bereit standen. Die Riickkehr nach den verschiedenen Heimatsorten
erfolgte mit den Zugen zwischen 5 und 6 Uhr.
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rentes localités se joignirent à eux durant le trajet, de sorte que près de trente
excursionnistes profitèrent les voitures qui les attendaient à la gare de Lôrchingen.
Après une courte visite de la collection d'antiquités que M. le D^ Marchai avait
léguée à sa ville natale, les sociétaires se rendirent vers les établissements
industriels que M. Vallet, membre du Landesausschuss, a créés dans les
environs de la ville. Ces établissements se composent d'une fabrique centrale
pour Téclairage électrique de la ville, d'une fabrique de sabots et d'une scierie
électrique. Dans une course rapide les voitures atteignirent les montagnes
voisines ; on descendit à Neuscheuern pour gravir la côte, sur laquelle M. Welter,
notaire, avait fait exécuter depuis quelques temps des fouilles au nom de la
Société. Les résultats de ses travaux furent très satisfaisants. On découvrit
non seulement de nombreuses urnes, des vases en verre, des récipients en
pierre, etc., mais encore quelques orriements et avant tout de précieuses pierres
lumulaires gallo-romaines, dont l'une était revêtue d'une inscription. En pré-
sence de l'assemblée, M. Welter mit à jour une belle urne coloriée. Après une
promenade assez longue à travers la forêt, les excursionnistes regagnèrent les
voitures au pied de la montagne. La première halte eut lieu à l'établissement de
pisciculture de M. Gérard, près de Wasperweiler. Après leur avoir montré les
installations si pratiques de l'intérieur du bâtiment, ainsi que le réservoir de
poissons, M. Gérard offrit aux sociétaires une collation qui fut acceptée avec
plaisir. L'heure arriva bientôt où il fallut songer à partir pour Alberschweiler.
L'aimable ville vosgienne avait été richement décorée par les soins de M. Reinartz,
sous-inspecteur des forêts, et de M. Gasser, maire. Les habitants, de leur
côté, avaient hissé des drapeaux devant leurs maisons en signe de bienvenue. Le
nombre des excursionnistes augmentait entretemps de plus en plus. Plusieurs
étaient venus directement de Strassburg, de sorte que l'on put compter 46 hôtes
qui prirent part au repas en commun. Après le repas, la Société entreprit une
nouvelle excursion vers les hauteurs de La Valette, où l'on avait découvert égale-
ment des restes d'antiquités gallo-romaines sous forme d'enceinte préhistorique,
etc., qui servirent à compléter l'image qu'on s'était faite d'abord de la civilisation
gallo-romaine. Au retour de La Valette, les membres de la Société ainsi que leurs
hôtes se restèrent réunis jusque vers minuit en se rafraîchissant avec de la bonne
bière et en s'entretenant avec animation et gaieté. Le lendemain matin, dès 6 heures,
l'on se mit de nouveau en marche pour Liitzelburg. De la gare, les excursionnistes
suivirent la route nouvellement construite et après une heure et demie de marche,
ils atteignirent la forêt de sapins située derrière Hùltenhausen. M. de Daacke,
conseiller des forêts, avait découvert à cet endroit 3 cimetières gallo-romains.
Comme il y avait des ouvriers sur place, l'on fit faire des fouilles sur place, au
courant desquelles on mit à jour des restes d'urnes et de vases en verre. Dans
un des tombeaux l'on découvrit en outre une broche en bronze, dans un autre
un objet précieux en émail. Après avoir fouillé ainsi pendant 4 heures, la Société
reprit le chemin de Hùltenhausen, où l'on avait découvert quelque temps aupa-
ravant une sculpture représentant le dieu Mercure. Pendant le dîner à Lutzel-
burg, les enfants des écoles, sous la direction de leur instituteur, M. Glâser, firent
une surprise aux hôtes en exécutant plusieurs morceaux de chant. M. le Prési-
dent leur exprima ses remercîments en quelques mots très affectueux et leur fit
distribuer les gâteaux et friandises qui se trouvaient sur la table. Le départ des
différents excursionnistes s'effectua par les trains entre 5 et 6 heures.
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Neu aufgenommen wurden die Herren : Chaligny, Biirgermeisler, Vie;
Georges, Kaufmann, Vie; Jeanpierre, Kreistagsmitglied, Klein-Bessingen ; Kiihne,
Lieutenant im Regt. 136, Dieuze; Lang, Buchdruekereibesitzer, Metz; Mansuy,
Biirgermeistereisekretâr, Vie; Rehme, Redakteur, Metz; Roos, Rentamtmann,
Lôrchingen ; Schillings, Polizeikommissar, Vie ; Dr. Thrâmer, Professer, Strassburg ;
Vallet, Landesaussehussmitglied, Lôrchingen; Villaume, Erzpriester, Vie; Winkert,
Kaufmann, Vie; Welter, Symphorian, Redingen.
Vorstandssitzung am 30. August, vormittags 11 Uhr.
Anwesend: Freiherr von Hammerstein, von Daaeke, Wolfram. Mit Ent-
sehuldigung fehlen : Die Herren Wichmann und Weissenborn.
Zu der Generalversammlung der deutschen Geschiehtvereine, welehe zu
Diirkheim a. d. R. vom 3. — 7. September tagt, sollen die Herren Dr. Wichmann
und Dr. Wolfram als Delegierte der Gesellschaft gesandt werden.
Herrn Dr. H. V. Sauerland sollen 600 Mark bewilligt werden, damit er bei
seiner Anwesenheit in Rom Urkunden, Regesten und Absehriften zur lothringischen
Geschichte sammelt.
Besichtigung des Templerrefektoriums, der Templer-
kapelle und der Kirche St. Peter in der Citadelle zu Metz,
am Freitag, dem 8. Oktober, nachmittags 3 Uhr.
Dank der Zuvorkommenheit der Fortiiikationsbehôrde, insbesondere der
Herren Major Marcard und Hauptmann Thelemann, hatte die GȔsellschaft Ge-
legenheit, drei historiseh und architektonisch hôchsl bemerkenswerte Bauten zu be-
sichtigen, die den meisten Mitgliedern wohl noch vollig unbekannt waren. Die Ver-
sammlung — etwa 50 Mitglieder an der Zabi — begab sieh zunâehst nach dem so-
genannten Refektorium. Die Wânde dièses sehlichten zweischiffigen Saales sind mit
Wandmalereien bedeekt, welehe dem 13. Jahrhundert angehôren. Dargestellt ist die
Verkiindigung Marise; zwisehen den Fensternischen sind des weitern 5 Apostel-
figuren wiedergegeben, die auf Maria hinweisen. Auf dem Querbalken, der die Deeke
trâgt, sind turnierende Ritter dargestellt. Die Wandmalereien haben seit einer
Reihe von Jahren sehr gelitten, die Holzdeeke, die wohl auch bemalt war, ist
abgebrochen. Dr. Wolfram, der iiber die Geschichte und Bedeutung des Bauwerks
orientiert, spricht die Hoffnung aus, dass die wertvollen Malereien in Zukunft
mehr geschiitzt werden; aus dem Interesse, das auch die anwesenden Herren
Offiziere an dem Bauwerke bekunden, glaubt er mit Zuversicht sehliessen zu
diirfen, dass sie sieh des Refektoriums thatkràftig annehmen und dasselbe vor
weiterem Verfalle schutzen werden. Einen Vergleich mit dem friiheren Zustande
der Malereien ermôglichen die ausgestellten Oelbilder, welehe die Regierung 1874
bat aufnehmen lassen und ein treftUches Aquarell, das Herr Oberbauwart Unter-
mann in den 80er Jahren angefertigt bat und vorlegt. Hieran schliesst sieh der
Besuch der Templerkapelle. Dieselbe ist ein achteckiger Rundbau, an den sieh
eine halbkreisfôrmige Altarnisehe mit quadratiscbem Vorsatz anscbliesst. Die
Kapelle gehôrt der Uebergangszeit vom 12. zum 13. Jahrhundert an und ist in
ihren Verhâltnissen so barmonisch gehalten, dass sie auch auf den Laien nie
ihren Eindruck verfehlen wird. Sie ist die einzige derartige Anlage auf deutschem
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— 369 —
Furent admis au nombre des membres de la Société : MM. Chaligny, maire
de Vie ; Georges, négociant à Vie ; Jeanpierre, membre du Conseil d'arrondissement
à Klein-Bessingen ; Kûhne, lieutenant au 136® rég. d'inf. à Dieuze ; Lang, proprié-
taire d'imprimerie à Metz ; Mansuy, secrétaire de mairie à Vie ; Rehme, rédacteur
à Metz; Roos, receveur d'enregistrement à Lôrchingen; Schillings, commissaire
de police à Vie; D' Thrâmer, professeur de l'Université de Strassburg; Vallet,
membre du Landesausschuss à Lôrchingen ; l'abbé Vuillaume, archiprêtre de Vie ;
Winkert, négociant à Vie; Welter Symphorien à Redingen.
Séance du Bureau du 30 août, à 11 heures du matin.
Présents: MM. de Hammerstein, de Daacke et Wolfram. MM. Wichmann
et Weissenborn se sont fait excuser.
Il est décidé que MM. Wichmann et Wolfram se rendront au nom de la
Société à Durkheim s. R. du 3 au 7 septembre pour prendre part à l'assemblée
générale des Sociétés d'histoire de l'Allemagne.
Un crédit de 600 Mark est voté pour mettre M. le D' Sauerland en état de
se rendre à Rome et d'y faire les regestes et les copies de documents qui con-
cernent l'histoire lorraine.
Visite du réfectoire et de la chapelle des Templiers^ ainsi que de Véglise
St-Pierre à la citadelle de Metz, le vendredi 8 octobre, à 3 heures de
Vaprès-midi.
Grâce à la prévenance de l'administration de la fortification, entre autres
de MM. le major Marcard et le capitaine Thelemann, la Société d'archéologie a
eu l'occasion de visiter trois monuments excessivement remarquables par leur
histoire et leur architecture, qui étaient probablement encore inconnus à la plu-
part des membres. La Société — environ 50 membres — se rendit d'abord dans
le local appelé communément réfectoire. Les murs de cette salle à 2 nefs sont
ornés de peintures murales du XIII* siècle qui représentent l'annonciation de la
Vierge Marie; entre les niches des fenêtres on remarque l'image de 5 apôtres
qui montrent sur la Vierge. Sur la poutre transversale qui supporte le pla-
fond sont représentés des cavaliers combattant en tournois. Les peintures murales
ont souffert beauconp depuis plusieurs années, tandis que le plafond en bois,
qui a aussi dû être orné de peintures, est enlevé. M. le B^ Wolfram donna des
renseignements détaillés sur l'histoire et l'importance du monument et exprima
en même temps l'espoir que ces peintures si précieuses seront mieux conservées
à l'avenir. A en juger par le grand intérêt dont MM. les officiers présents ont
fait preuve, il croit pouvoir conclure qu'ils ne manqueront pas de prendre le
réfectoire sous leur protection afin de le préserver dorénavant contre tout autre
endommagement. On put établir une comparaison de l'état actuel de ces pein-
tures avec leur ancien état au moyen de tableaux à l'huile, exposés à la séance,
que le gouvernement avait fait faire en 1874, ainsi qu'au moyen d'une aquarelle
que M. Untermann, inspecteur des fortifications, avait faite vers 1880. De là, on
passa à la visite de l'oratoire des Templiers. Cet oratoire est un bâtiment octo-
gone auquel s'adapte une niche d'autel demi-circulaire, précédée d'une saillie en
pierre de forme carrée. L'oratoire date de la période de transition du XII« au
XIII» siècle et présente dans ses différentes parties une telle harmonie qu'il ne
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- 3ÎÔ -^
fioden. Die Templerkapelle hat ein giinstigeres Geschick gehabt als das Refek-
torium, insofern schon die franzosische Regierung ihre Aiifnahine in die klassierten
Denkmâler des Landes verfugt hat. Trotzdem hat auch sie durch Benutzung seitens
des MiUtarfiskus stark gelitten; insbesondere sind die alten Wandmalereien, die
sie bedecken, fast ganz verschwunden. Um so hoher ist das Verdienst des Herrn
Oberstlreutenant Krebs anzuschlagen, der sie im vergangenen Jahre der Verwen-
dung als Telegraphistenschule entzogen hat. Dr. Wolfram, der auch hier eine
Uebersicht iiber Geschichte und Bedeutung des Bauwerks giebt, drùckt unter der
allgemeinen Zustimmung der Anwesenden den Wunsch aus, dass die Regierung
Mittel und Wege finden môge, das Innere des Gotteshauses, vor allem die Wand-
malerei in wiirdiger Weise zu restaurieren und der allgemeinen Besichtigung zu-
gânglich zu machen. Die Kapelle wurde dann, so klein sie auch sei, nàchst der
Kathedrale si cher die erste Sehenswiirdigkeit der Stadt bilden
Die Versammlung begab sich sodann nach der schrâg gegeniiberliegenden
St. Peterskirche, die heute als Brieftaubenstation dient. Baurat Knitterscheid hat
auf Veranlassung des Vorstandes eine griindliche Untersuchung des Gebâudes
vorgenommen und legt in lângerem Vortrage die Resultate seiner Forschungen
dar. Er ist dabei zu dem hochwichtigen Ergebnis gekommen, dass wir in dem
heute vorhandenen Bauwerke im wesentlichen noch die merowingische Kirche
des 7. Jahrhunderts vor uns haben. Im 10. Jahrhundert ist durch Einbau und
Ausscheidung eines Narthex innerhalb der merowingischen Umfassungsmauern
eine romanische Kirche entstanden, die endlich im 15. Jahrhundert abermals
grundlich der Zeit entsprechend umgebaut und vor allem eingewôlbt wurde. Eine
ausfuhrliche Wurdigung des hochinteressanten Vortrages kann unterbleiben, da
derselbe oben, S. 97 ff., abgedruckt ist.
Vorstandssitzung am 11. Nov. 1897, nachmittags 3 Uhr.
Tagesordnung :
1. Antrag des Herrn Redakteur Houpert betr. Herausgabe eines Wôrter-
buchs der deutsch-lothringischen Dialekte.
2. Welche Schritte sollen geschehen zur Erhaltung der historischen Bau-
denkmâler in der Citadelle?
3. Vorbesprechung iiber die Wahl zweier neuer VorstandsmitgUeder.
Anwesend sind: Die Ilerren von Hammerstein, Weissenborn, Paulus, Grimme,
Fridrici, von Daacke, de Verneuil, Wolfram. Entschuldigt sind Benoit und
Wichmann.
Herr Redakteur Houpert hat seinen Antrag in einem Schreiben ausfiihrlich
begriindet. Er denkt an eine Publikation, die der von Martin und Lienhardt
fur den elsâssischen Dialekt herausgegebenen gleichartig ist. AUseitig wird anerkannt,
dass eine derartige Arbeit dringend wiinschenswert ist. Freiherr von Hammerstein
beantragt eine Kommission zu ernennen, bestehend aus den Herren Grimme, Paulus,
Wolfram, die mit Houpert in Verbindung treten und den Entwurf eines Arbeits-
programms dem Vorstande vorlegen soU.
Zu Punkt 2 einigt sich der Vorstand dahin, dass er dem Herrn Bezirks-
priisidenten den Wunsch ausspricht, staatlicherseits zu bewirken, dass die Tem-
plerkapelle allgemein zugânglich gemacht und fiir ihre Erhaltung Sorge getragen
wird. Beziiglich des Templerrefektoriums beschliesst der Vorstand, ein Schreiben
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manque jamais de produire son effet sur toute personne qui le voit pour la pre-
mière fois. C'est le seul monument de ce genre dans tout TEmpire d'Allemagne.
L'oratoire des templiers a eu un meilleur sort que le réfectoire, en ce sens que
déjà le gouvernement français l'avait fait classer parmi les monuments historiques
du pays. Néanmoins, il a été très détérioré par l'usage qu'en a fait le fisc mili-
taire. Les antiques peintures murales, entre autres, ont presque complètement
disparu. Le mérite de M. Krebs, lieutenant-colonel, est d'autant plus grand, puisque,
grâce à lui, on a cessé, l'année dernière, de s'en servir comme école de télé-
graphie. M. le D' Wolfram donna également un aperçu sur l'histoire et l'impor-
tance du monument et exprima, sous l'approbation générale de l'assemblée, le
désir que le gouvernement trouvât les moyens de restaurer d'une manière
digne l'intérieur de l'oratoire, avant tout les peintures murales, et de le rendre
accessible au public. L'oratoire, tout petit qu'il est, serait, après la cathédrale,
certainement une des premières curiosités de la ville.
L'assemblée se dirigea ensuite vers l'ancienne église de St-Pierre qui se
trouve presque vis-à-vis de l'oratoire et sert aujourd'hui de station de
pigeons voyageurs. M. Knitterscheidt, conseiller d'architecture, a, sur la demande
du Bureau, fait une inspection approfondie de l'édifice et expose dans une longue
conférence les résultats de ses recherches. M. Knitterscheidt est parvenu à dé-
montrer que le bâtiment actuel est, en principe, encore l'église mérovingienne
du Vn* siècle. Au X« siècle, par suite de la construction d'un narthex à l'inté-
rieur des murs d'enceinte mérovingiens, l'église est devenue romane, pour être
enfin, au XV* siècle, de nouveau complètement restaurée et voûtée. Comme la
conférence si intéressante de M. Knitterscheidt a paru dans le présent annuaire,
il est inutile d'en donner ici une appréciation plus étendue.
Séance du Bureau du 11 novetnbre^ à 3 heures de Vaprès-midi.
L'ordre du jour porte :
1. Proposition de M. Houpert, rédacteur, relative à l'élaboration d'un dic-
tionnaire des dialectes allemands en Lorraine.
2. Quelles sont les démarches à faire pour la conservation des monuments
historiques de la citadelle?
3. Proposition pour l'élection de deux membres du Bureau.
Sont présents : MM. de Hammerstein, Weissenborn, Paulus, Grimme,
Fridrici, de Daacke, de Verneuil, Wolfram. MM. Benoit et Wichmann se sont
fait excuser.
M. Houpert, rédacteur, a motivé sa proposition dans un mémoire qu'il a
présenté au Bureau. Il propose un travail semblable à celui publié par
MM. Martin et Lienhardt de Strassburg. On est unanime à reconnaître qu'un
tel travail est absolument nécessaire. M. le baron de Hammerstein propose de
nommer une commission se composant de MM. Grimme, Paulus et Wolfram, qui
se mettront en rapport avec M. Houpert et présenteront au Bureau un programme
sur le travail projeté.
Quant au point 2, les membres du Bureau sont d'accord pour demander
à M. le Président du département de bien vouloir servir d'interprète auprès du
gouvernement, afin de rendre l'oratoire des templiers accessible au public et
pour pourvoir à sa parfaite conservation. Quant au réfectoire des templiers,
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an die Fortifikation zu richten und dieser den Wunsch auszusprechen, dass das-
selbe der bisherigen Benutzung entzogen und fiir moglichste Erhaltung Sorge
getragen wird. Was endlich die Peterskirche angeht, so soll die Knitterscheidtsche
Publikation abgewartet und ein Sonderabzug derselben dem Kriegsministerium,
dem Minisierium von Elsass-Lolhhngen, dem Herrn Stalthalter, dem komman-
dierenden General, dem Gouverneur etc., unter Hinweis auf die ausserordentliche
Wichligkeit dièses Gebâudes und mit der Bitte um dessen Erhaltung iiberreicht
werden.
Als Vorstandsmitglieder werden in Vorschlag gebracht die Herren Oberlehrer
Dr. Keune und Notar Welter in Lôrchingen. Der Schriftenaustausch mit dem
Vereine fiir Meiningensche Geschichte und Landeskunde wird genehmigt.
Auf ein Ansuchen der Herren Professor Dr. Kôcher in Hannover, Professer
Dr. Prutz in Konigsberg und Geheimrat Dr. von Weech in Karlsruhe um Mithûlfe
bei der Wiederbelebung der Konerschen Repertorien soU geantwortet werden,
dass die Gesellschaft gerne bereit ist, ein Verzeichnis sâmtlicher in ihren Jahr-
biichern enthaltenen Arbeiten einzusenden, dass es ihr aber an Arbeitskrâften
fehlt, um sâmtliche lothringische Zeitschriften von 1850 an in derselben Art durch.
zuarbeiten.
Wissenschaftliche Sitzung am 11. November 1897,
nachmittags 4 Uhr.
Anwesend die obengenannten Vorstandsmitglieder und Professor Wichmann,
dazu gegen 40 Mitglieder.
Der Vorsitzende teilt mit, dass einer der Griânder der Gesellschaft, Herr
Abbé Cavillon, verstorben sei. Um sein Andenken zu ehren, erheben sich die
Anwesenden von ihren Sitzen.
Der Herr Bischof von Metz bat der Gesellschaft in Anerkennung ihrer
niitzlichen Thâtigkeit und in der Hoffnung, dass sie ihre Forschungen ûber die
kirchlichen Gebâude der Stadt und des Landes fortsetzt, 200 Mark iiberwiesen.
Der Vorsitzende spricht den Dank der Gesellschaft aus und betont, dass es
derselben wertvoll sei, sich in der Art und Weise ihres Arbeitens der Zustimmung
Seiner bischôflichen Gnaden sicher zu wissen.
Dankschreiben fiir das Jahrbuch sind eingegangen aus dem Civilkabinet
Seiner Majestât des Kaisers, vom Herrn Statthalter, dem Reichskanzler Fûrsten
Hohenlohe, dem Altreichskanzler Fiirsten Bismarck und von Seiner Kôniglichen
Hoheit dem Grossherzog von Baden. Letzterer giebt sein reges Interesse an
dieser neuesten Pubhkation zu erkennen und spricht seine Freude dariiber aus,
dem Jahrbuche entnehmen zu kônnen, welche Fortschritte in den letzten acht
Jahren seit Griindung der Gesellschaft auf dem Gebiete historischer Forschung
gemacht wurden. Gleichzeitig iibersendet er eine Photographie der in Baden
s, Z. gefundenen Mithrâen, um dadurch Gelegenheit zu wissenschaftlichen Ver-
gleichen und Forschungen zu geben. Der Vorsitzende bringt das Gefiihl dank-
barer Freude, das die Anwesenden bei Vorlesung dièses Briefes erfûllt, in warmen
Worten zum Ausdruck.
Neu aufgenommen werden: Die Herren Rentner Faye, Lôrchingen; Pro-
fessor Dr. FoUmann, Metz; Gymnasiallehrer Dr. Gnâdinger, Metz; Léo Hiick,
Busendorf; Erzpriester Kremer, Morchingen ; Major Liicker, Metz; Abbé Dr. Mar-
tin, Nancy; Bauinspektor Maykiechel, Metz; Generalsekretiir Rdgoozy, Metz; Pro-
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le Bureau décide de faire exprimer à la fortification le désir qu'il soit tiérer
de l'usage auquel il a servi jusqu'ici, et qu'il soit pourvu autant que possible
à sa conservation.
Quant à l'ancienne église St-Pierre, il est décidé que l'on attendra la iîn
du travail de M. Knitterscheidt pour en envoyer un exemplaire au Ministère de
r Alsace-Lorraine, au Statthalter, au général commandant le corps d'armée, au
Gouverneur, etc., en les priant, de bien vouloir pourvoir à la conservation de cet
édifice, vu sa grande importance.
Sont proposés comme membres du Bureau MM. Keune et Welter, notaire
à Lôrchingen.
L'échange de publications avec la Société d'histoire de la province de
Meiningen est approuvé.
A la demande de MM. les professeurs D*^ Kôcher à Hannovre, T>^ Prutz
à Kônigsberg et D' von Weech, conseiller intime à Karlsruhe, tendant à faire
revivre les répertoires appelés communément «répertoires de Koner», le Bureau
décide de répondre que la Société est toute disposée à envoyer un tableau de
tous les travaux contenus dans ses annuaires, mais qu'il lui est impossible, à
cause du manque d'un nombre suffisant de collaborateurs, de faire un tableau
semblable pour toutes les publications parues depuis 1850.
Sémiœ scientifiqm^ du 11 novembre 1897, à 4 heures de Vaprès-midi.
Assistent à la séance : les membres du Bureau, ainsi que M. le professeur
Wichmann; en outre 40 sociétaires.
M. le Président annonce la mort de M. l'abbé Cavillon, un des fondateurs
de la Société. Pour honorer sa mémoire les assistants se lèvent de leurs sièges.
Mgr l'évêque de Metz a fait don à la Société d'une somme de 200 Mark,
comme témoignage de son estime pour les mérites que la Société s'est acquis en
travaillant à la conservation des monuments religieux de la ville et du départe-
ment. Le Président exprime les remercîments de la Société et ajoute qu'il lui est
agréable de constater, que la manière de travailler de la Société a été honorée
de l'assentiment de Sa Grandeur.
Des lettres de remercîments pour le dernier annuaire ont été adressées
à la Société de la part du Cabinet civil de sa Majesté l'Empereur, de son Altesse
le Statthalter, du prince de Hohenlohe, chancelier, du prince de Bismarck et de
Son Altesse royale le grand-duc de Bade. Ce dernier exprime son plus vif intérêt
pour la récente publication et constate avec plaisir les progrès qui ont été faits
par la Société dans les huit dernières années sur le terrain de l'histoire. Il
envoie en même temps une photographie du monument de Mithras, qui a été
découvert dans le grand-duché de Bade, pour en faire une comparaison avec
celui de Saarburg et poursuivre les recherches scientifiques. Le Président
exprime en paroles bien senties la satisfaction que produit cette lettre sur toute
l'assemblée.
Sont admis au nombre des membres de la Société: MM. Faye, rentier à
Lôrchingen; D*" Follmann et 0' Gnâdigcr, professeurs à Metz; Léon Huck à
Busendorf; l'abbé Kremer, archiprêtre à Môrchingen; Liicker, major à Metz;
l'abbé D' Martin, à Nancy; Maykiechel, inspecteur d'architecture à Metz ; Rdgoczy,
secrétaire général à Metz; D*" Seyfert et D'' Stiinkel, professeurs à Metz; l'abbé
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fessor Dr. Seifert, Metz ; Professer Dr. Stiinkel, Metz ; Pfarrer Thilmont, Ober-
ginningen; Pfarrer Wagner, Freisdorf; Regier.-Baufiihrer Trapp, Saarburg.
Herr Schlosser in Dnilingen uberreicht eine Abhandlung iiber den auf
lothringischem Boden bei Butzel gefundenen Viergôtterstein. — Dank.
Der Herr Burgermeister von Bischdorf iibersendet ein Schwert, eine Lanze,
eine Schelle und eine romische Mûnze des 4. Jahrhunderts, die in der Dorfflur
gefunden sind. — Dank.
Herr Pfarrer Paulus iiberreicht einen bei Craincourt gefundenen wohl
frânkiscben Elfenbeinkamm. — Dank.
Der Vorsitzende teilt mit, dass Herr Sauerland in Trier vom Vorstande der
Gesellschaft und demjenigen des Vereins fiir rheinische Geschichtskunde nach
Rom gesandt wurde, um Forschungen im Vatikanischen Archive vorzunehmen.
Die Verhandlungen resp. der mit Herrn Dr. Sauerland geschlossene Vertrag liegt
bei den Akten.
Der Vorsitzende der Gesellschaft zur Erhaltung geschichtlicher Denkmâler
im Elsass, Herr Kanonikus Dacheux, teilt mit, dass der elsâssische Nachbarverein
auf Vorschlag unserer Gesellschaft beschlossen bat, gleichfalls Grundkarten zu
publizieren. Kine Kommission ist ernannt, die mit der unsrigen in Verbindung
treten soll. Der Vorsitzende bringt zur Kenntnis, dass die Herren von Fisenne
und Besler aus dem Vorstande ausgeschieden sind. Da die Vorstandswahl nicht
auf der Tagesordnung steht, so fragt er an, ob sich ein Widerspruch erhebt, wenn
dieselbe trotzdem stattfindet. Da dies nicht der Fall ist, wirctzur Wahl geschritten,
deren Résultat die Ernennung der Herren Oberlehrer Dr. Keune und Notar
Welter in Lôrchingen ist. Nach Vorlegung der wâhrend des Sommerhalbjahres
eingegangenen Tauschschriften wird Herrn Pfarrer Poirier aus Peltre das Wort
erteilt zu einem Vortrage iiber: Les registres des églises de Metz (1541—1790).
Der Vortragende hat dem sprôden Material iiberaus reiche geschichtliche Ergeb-
nisse abgewonnen und trâgt dieselben in fesselnder Weise vor. Die wertvolle Ar-
beit wird demnâchst verôffentlicht werden.
Sitzung vom 10. Dezember 1897, nachmittags 5 Uhr, im
Bezirksprâsidium.
Anwesend die Herren : Freiherr von Hammerstein, Wichmann, Weissenborn,
Keune, Paulus, Wolfram und 47 Mitglieder.
Ein Antrag auf Schriftenaustausch seitens eines polnischen historischen
Vereins in Lemberg wird abgelehnt, da kein Mitglied der polnischen Sprache
mâchtig ist.
Als neue Mitglieder werden aufgenommen: Die Herren Oberforstmeister
Ney, Metz; Lehrer Richard, Moulins; prakt. Arzt Dr. Schron, Moulins; Pfarrer
Becker, Chanville; Oberlehrer Millier, Forbach.
Nach Vorlegung der eingegangenen Tauschschriften erteilt der Vorsitzende
Herrn Stadtarchivar Dr. Winkelmann aus Strassburg das Wort zu einem Vortrage
iiber: Den Anteil der deutschen Protestanten an den kirchlichen Reformbestreb-
ungen in Metz 1552. Auf Grund eines reichen, bisher unbekannten oder wenig-
stens unbenutzten urkundlichen Materials fiihrt der Vortragende aus, wie die
Metzer Reformbewegung jederzeit in engster Beziehung zu den Protestanten im
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Thilmont, directeur de rorphelinat à Oberginingen ; l'abbé Wagner, curé à Freis-
dorf; Trapp, surveillant de travaux à Saarburg.
M. Schlosser à Drulingen fait don à la Société d'un travail sur un « Vier-
gôtterstein » découvert sur le territoire lorrain près de Butzel.
M. le Maire de Bischdorf envoie une épée, une lance, une sonnette et une
monnaie romaine du 1V« siècle. Ces objets ont été trouvés sur le ban de Bisch-
dorf. M. Tabbé Paulus présente un peigne en ivoire trouvé près de Craincourt.
Le Président exprime ses remercîments aux donateurs.
Le Président annonce à l'assemblée que M. le D*" Sauerland de Trêves a
été envoyé à Rome par le Bureau de notre Société et par celui de la Société
d'histoire rhénane, à l'effet de faire des recherches dans les archives du Vatican.
Les correspondances ainsi que le contrat passé avec M. le D' Sauerland se trouvent
dans les archives de la Société.
M. le chanoine Dacheux, président de la Société alsacienne pour la con-
servation des monuments historiques, annonce que la Société alsacienne, faisant
droit à notre proposition, a également décidé de faire publier des cartes primi-
tives (Grundkarten). Une commission a été nommée qui se mettra en rapport
avec la commission de notre Société.
M. le Président fait savoir que MM. de Fisenne et Besler ont demandé à
ne plus faire partie du Bureau. L'élection du Bureau n'étant pas à l'ordre du
jour, M. le Président demande si cette élection ne pourrait avoir lieu quand
même, et comme il n'y a aucune opposition, on procède de suite à l'élection de
deux membres du Bureau. MM. le Ti^ Keune, professeur, et Welter, notaire à
Lôrchingen, sont élus.
On passe en revue les publications envoyées par d'autres Sociétés dans le
courant du semestre d'été. M. l'abbé Poirier, curé de Peltre, fait ensuite une
conférence sur »les registres des églises de Metz (1541 — 1790) «. M. Poirier a su
tirer, parmi des matériaux épars, des conclusions historiques excessivement pré-
cieuses qu'il a communiquées à l'auditoire d'une manière très attrayante. Ce
précieux travail sera publié sous peu.
Séance du 10 décembre 1897^ à 5 heures de Vapres-midi, à V Hôtel
de la Présidence.
Assistent à la séance: MM. de Hammerstein, Wichmann, Weissenborn,
Keune, Paulus et Wolfram, membres du Bureau, ainsi que 47 sociétaires.
La demande d'une Société d'histoire polonaise à Lemberg tendant à entrer
en voie d'échange avec notre Société est rejetée, parce qu'aucun membre de
notre Société ne possède la langue polonaise.
Sont admis au nombre des membres de la Société : MM. Ney, conservateur
des forêts à Metz ; Richard, instituteur à Moulins ; D' Schron, médecin à Moulins ;
l'abbé Becker, curé à Chanville; Millier, professeur à Forbach.
Après avoir passé en revue les publications données en échange par d'autres
Sociétés, M. le Président accorde la parole à M. le D»" Winckelmann, archiviste de
la ville de Strassburg, pour sa conférence sur la » participation des protestants
allemands aux tendances de réforme à Metz en 1552«. En se basant sur de
nombreux documents qui étaient jusqu'ici à peu près inconnus, l'orateur expliqua
comment le mouvement réformateur à Metz a toujours été lié intimement au
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Reiche (Slâdten und Fursten) gestanden hat. Dem */4stundigen Vortrag, der im
Jahrbuche zum Abdruck gelangt ist und deshalb nicht weiter analysiert zu
werden braucht, folgt der laute Beifall der Zuhôrer.
Nach Dr. Winkelmanns Vortrag legt Oberstabsarzt Dr. Ludwig rômische
Terra sigillata-Scherben von schôner Erhaltung und einen kostbaren goldenen
romischen Ring mit geschnittener Gemme vor. Indem er sich die Mitteilung des
Fundortes vorbehàlt, fragt er an, ob die Gesellschaft Mittel zu systematiscber
Ausgrabung zur Verfiigung stellen wurde. Der Vorsitzende erklârt die Bereit-
willigkeit der Gesellscbaft, dièse Nacbforschungen vorzunehmen. Da die Zeit
scbon vorgeriickt ist, werden die Mitteilungen des Archivdirektors Dr. Wolfram
uber Metzer Kunstdenkmâler auf eine spâtere Sitzung verschoben.
Sitzung der Kommission zur Herausgabe eines Wôrter-
buchs der deutsch-lothringischen Dialekte am Samstag,
dem 15. Januar 1898, nachmittags 3 Uhr, im Archiv.
Anwesend: Die Herren Professor Dr. Follmann, Pfarrer Paulus, Archiv-
direktor Dr. Wolfram. Mit Entscbuldigung fehlt Herr Redakteur Houpert, ausserdem
Herr Oberlebrer Dr. Grimroe.
Arcbivdirektor Dr. Wolfram erôffnet die Sitzung mit dem Ausdrucke des
Dankes fur die gefâllige Mitwirkung des Herrn Dr. Follmann. Sodann teilt er mit,
dass er zur bessern Information Herrn Professor Martin in Strassburg aufgesucbt
habe, der in liebenswiirdiger Weise seinen Rat und seine Hiilfe zur Verfûgung
gestellt hat. Gestiitzt auf dièse Ratschlâge werden folgende Beschlûsse gefasst:
1. Das Worterbuch soll durchaus wissenschaftlich gehalten sein nach der
Art von Schmellers bairischem Worterbuch und dem Worterbuch der
els&ssischen Dialekte.
2. Die Aussprache soll durch Lautschrift angegeben werden und zwar soi!
die Krâutersche Lautschrift Verwendung fmden.
3. Die Sammlung geschieht auf einzelnen Zetteln, auf denen auth das
Genus der Substantiva, die Pluralformen und bei Verben die Conjugation
anzugeben ist.
4. Die Redaktion ubernimmt ein Fachmann.
5. Der Redakteur wird honoriert ; ebenso werden die Mitarbeiter fiir jeden
Zettel mit 5 Pfg. bezahlt.
6. Die hieraus entstehenden Kosten von jâhrlich 1000 Mark werden auf
5 Jahre bei der zu bildenden historischen Landeskommission beantragt.
7. Einstweilen sollen vom Ministerium die vom Pfarrer Liebich gesam-
melten Fragebogen, ebenso von Bibliothekar Wenker in Saarburg das
Material zu seinem Sprachatlas erbeten werden.
8. Herr Professor Follmann erklârt sich bereit, die Gesamtredaktion zu
ubernehmen.
9. Die gefassten Beschlûsse sollen dem Vorstande der Gesellschaft fiir
lothringische Geschichte und Altertumskunde in seiner nâchsten Sitzung
zur Bestâtigung vorgelegt werden.
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— 377 —
protestantisme de l'Empire (villes et princes régnants). Cette lecture qui a doré
cinq quarts d'heure sera imprimée dans l'annuaire, de sorle qu'il n'y a pas lieu
de l'analyser ici plus amplement. L'assemblée exprime sa satisfaction.
Après M. le D' Winckelmann, M. le D' Ludwig, médecin-major, montre à
l'assemblée un anneau romain en or, très précieux, muni d'une pierre gemme
divisée au milieu. M. le D^ Ludwig se réserve d'indiquer exactement l'endroit
où la trouvaille a été faite et demande si la Société est disposée à accorder
les fonds pour opérer des fouilles systématiques. Le Président déclare que la
Société sera tout disposée à faire faire ces fouilles. L'heure étant déjà avancée,
les explications que M. )e D' Wolfram voulait donner sur quelques monuments
d'art de Metz sont remises à une séance ultérieure.
Séance de la Commission pour la publication d'un dictionnaire des dialectes
allemands de la Lorraine^ du samedi 15 janvier 1898, à H heures de
Vapres-midij aux archives départementales.
Sont présents: MM, le D' Follmann, professeur, l'abbé Paulus, curé,
Dr Wolfram, directeur des archives. Se sont fait excuser MM. Houpert, rédac-
teur, et Dr Grimme, professeur.
M. Wolfram remercie d'abord les membres de la commission d'avoir bien
voulu prêter leur concours pour le travail qui va être entrepris. Puis il leur
annonce que pour mieux se renseigner sur la marche à suivre, il est allé
trouver M. Martin, professeur à l'Université de Strassburg, qui a déclaré vouloir
contribuer par ses ccnseils à l'exécution du travail de la commission. En se basant
sur les conseils donnés par M. Martin, la commission prend les décisions suivantes :
1. Le dictionnaire sera absolument scientifique, dans le genre du diction-
naire des dialectes bavarois par Schmeller et du dictionnaire du dialecte
alsacien.
2. La prononciation sera indiquée d'après la méthode de Krâuter.
3. La collection sera faite sur différents billets sur lesquels on indiquera
aussi le genre des substantifs, les formes du pluriel et la conjugaison
des verbes.
4. Un rédacteur spécialiste se chargera de la rédaction.
ô. Le rédacteur touchera des honoraires; les collaborateurs toucheront
également 6 Pf. pour chaque billet.
6. Les frais qui se monteront à 1000 Mark par an seront répartis sur ô ans
et les fonds nécessaires seront demandés à la commission historique
de l'Alsace-Lorraine.
7. Provisoirement on priera le ministère de vouloir mettre à la disposition
de la commission les questionnaires réunis par M. Liebich, ainsi que
les matériaux dont s'est servi M. Wenker, bibliothécaire à Saarburg,
pour son atlas des langues.
8. M. le professeur Follmann déclare être disposé à entreprendre la
rédaction générale.
9. Les délibérations prises seront soumises à l'approbation du Bureau de
la Société d'histoire et d'archéologie lorraine dans une de ses prochaines
séances.
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— 378 —
Sitzung amDonnerstag, dem20. Januar, nachmittags4Uhr,
im Bezirkspràsidium.
Anwesend vom Vorstande: die Herren von Hammerstein, Paulus, Keune,
Fridrici, Grimme, Wolfram und ungefâhr 30 Mitglieder.
Neiiaufgenommen wurden: Die Herren Realschullehrer Jung, Metz; Apo-
tlieker Dr. Werner, Bolchen; Dr. Hund, Hiilfsarbeiter im Bezirksarchiv Metz;
Kommunalbaumeister Ernst, Saarburg; Amtsrichter Dr. Schulz, Lorchingen; Guts-
besitzer Brandi, Gut Kammerholz bei Lorchingen ; Alphons Millier, Berlin.
Nach Vorlegung der eingegangenen Tauschschriften teilt der Vorsitzende
mit, dass die BoUandisten in Briissel um Schriftenaustausch nachgesucht haben.
Angenommen.
Durch das freundliche Entgegenkommen des Herrn Schlosser in Drulingen
sind der Gesellschaft die Funde von Schalbach, hauptsâchlich bronzene Armringe
vorgelegt worden. Archivdirektor Dr. Wolfram spricht die Ansicht aus, dass die-
selben der Hallstaltperiode angehoren. Darauf weisen insbesondere die Reste von
irdenen Gefâssen hin, die noch ohne Drelischeibe gefertigt sind. Oberregierungs-
rat Pôhlmann schliesst sich diesen Ausfiihrungen hauptsâchlich mit Hinweis auf
die gleichartigen Funde in der Sammlung des Herrn Staatsrat Nessel zu
Hagenau an.
Weiter sind vorgelegt Funde aus Kleinhettingen, die dem Gastwirt Herrn
Brauer daselbst gehôren. Sie entstammen einem alemannisch-frânkischen Grab-
felde, das zwischen Hettingen und Metrich liegt. Der Vorsitzende spricht namens
der Gesellschaft den Herren Schlosser und Brauer den besten Dank fiir ihr
freundliches Entgegenkommen aus.
Darauf erteilt der Vorsitzende Herrn Dr. Grimme das Wort zu einem Vor-
trage iiber die Besitzungen Rheinischer Kloster in Lothringen. Hauptsâchlich
kommen in Belracht die Kh'ister von Trier, Wadgassen, Tholey, Mettlach und
St. Cunibert in Kôln. Die Regesten der bezuglichen Urkunden werden im Jahr-
buche verôffentlicht werden. Der Vorsitzende spricht namens der Anwesenden,
welche die Ausfiihrungen des Redners mit lautem Beifall aufgenommen haben,
den Dank aus.
Nach Dr. Grimme erhâlt Herr Pfarrer Châtelain aus Wallersberg das Wort um
iiber »La vouerie de Metz« zu sprechen. Leider muss der Vorlrag, der an neuen
Ergebnissen reich ist und vielfach Anregung zu weiteren Forschungen geben wird,
wegen der vorgeriickten Zeit abgebrochen werden. Er wird im Jahrbuche Auf-
nahme fmden.
Endlich legt Herr Oberstabsarzt Dr. Ludewig neue rômische Funde aus
einer in der Nâhe von Metz gelegenen Kiesgrube, deren Ort vorlâufig noch nicht
genauer bezeichnet wird, vor. Es sind das: ein eisernes Werkzeug, ein grosser
eiserner Nagel, Reste einer Amphora und ein BronzelofTelchen. Wie schon in der
letzten Sitzung beschlossen wurde, sollcn an der betrelTenden Slelle Ausgrabungen
vorgenommen werden.
VorstandssitzungimAnschlussandie offentliche Sitzung.
Beschlussfassung tiber die Abtretung der Niederrentgener Miinzen an die
Stadt wird wegen Unwohlseins des Antragstellers, Herrn Professor Dr. Wichmann,
vertagt.
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— 379 -
Séance du jeudi, 20 jtnvler, à 4 heures de Vaprcs-midi, à VHôtel
de la Présidence,
Sont présents: MM. de Hammerstein, Paulus, Keune, Fridrici, Grimme et
Wolfram, membres du Bureau, et environ 80 sociétaires.
Sont admis au nombre des membres de la Société: MM. Jung, professeur
à l'Ecole réale de Metz ; D' Werner, pharmacien à Bolchen ; D' Hund, aux archives
départementales de Metz; Ernst, architecte communal à Saarburg; D' Schulz,
juge de paix à Lôrchingen; Brandt, propriétaire à Kammerholz près Lôrchingen;
Alphonse Miiller à Berlin.
Après avoir passé en revue les publications données en échange par
d'autres Sociétés, M. le Président fait savoir que la Société des Bollandistes de
Briissel a demandé à entrer en voie d'échange de publications avec notre Société.
L'échange est approuvé.
Par une prévenance de M. Schlosser à Drulingen, la Société a eu occa-
sion d'admirer les trouvailles qui ont été faites à Schalbach, consistant princi-
palement en bracelets en bronze. M. le D»^ Wolfram est d'avis que ces objets
appartiennent à la période dite de Hallstatt, ce qui serait indiqué entre autres par
les pots de grès qui ont été fabriqués sans avoir été tournés. M. Pôlilmann,
conseiller supérieur, partage l'avis de M. Wolfram et cite entre autres les trou-
vailles de la collection de M. Nessel, conseiller d'Etat à Hagenau, qui contient
des objets exactement pareils à ceux présentés à la séance.
On fit voir ensuite à l'assemblée une série de trouvailles qui ont été faites
à Kleinhettingen, appartenant à M. Brauer. Ces objets proviennent d'un cime-
tière franco-allemand situé entre Kleinhettingen et Metrich. M. le Président
exprime à MM. Schlosser et Brauer les meilleurs remercîments de la Société
pour leur prévenance.
La parole est accordée ensuite à M. le D' Grimme pour sa lecture sur
les possessions des monastères rhénans en Lorraine. Parmi ces monastères il y
a lieu de prendre particulièrement en considération ceux de Trêves, Wadgassen,
Tholey, Mettlach et St-Cunibert à Cologne. Les regestes des documents en ques-
tion seront publiés dans l'annuaire. M. le Président remercie l'orateur au nom
de l'assemblée.
M. l'abbé Châtelain, curé de Wallersberg, reçoit ensuite la parole pour sa
lecture sur »La vouerie de Metz«. Malheureusement, cette lecture, remarquable
par ses nouvelles conclusions qui donnent lieu à de nouvelles recherches, a dû
être coupée à cause de l'heure avancée. Le travail sera publié dans l'annuaire.
Finalement, M. le D' Ludewig, médecin-major, présente à l'assemblée
quelques nouvelles trouvailles romaines, découvertes dans une carrière de sable
aux environs de Metz. M. Ludewig n'indique préalablement pas le lieu précis de
découverte. Parmi ces objets on remarque: un ustensile et un grand clou de
fer, les restes d'une amphore, ainsi qu'une petite cuillère en bronze.
Ainsi qu'il a déjà été indiqué dans la dernière séance, il est décidé de
faire exécuter des recherches à cet endroit.
Séance du Bureau après la séance scientifique.
La délibération qui devait être prise au sujet des monnaies romaines de
la trouvaille de Niederrentgen à donner à la ville est ajournée, M. le D' Wich-
mann étant absent pour cause de maladie.
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— 380 —
Herr Dr. Sauerland in Rom hat beantragt, die Kameralnotizen aus dem
vatikanischen Archiv mit den Metz betreffenden Bullen aus derselben Zeit
gemeinsam zu verôfTentlicben. Der Vorstand beschliesst, Herrn Dr. Sauerland
vollstândig freie Hand zu lassen.
Die Beschliisse der Kommission zur Herausgabe eines Worterbuchs der
deutsch-lothringischen Dialekte werden genehniigt.
Der Anfang der Sitzungen wird auf 5 Uhr festgesetzt, da dièse Stunde den
meisten Mitgliedern passend erscheint.
Einer Anregung des Herrn Dr. Grimme entsprechend, wonach auf die
Zablungsaufforderungen der Vermerk gesetzt werden soll, dass es den Mitgliedern
freisteht, den Beitrag in 2 Hâlften zu entrichten, beschliesst der Vorstand, von
einer schriftlichen Benachrichtigung abzusehen; selbstverstandlich soll es aber
jedem Mitgliede freigestellt sein, seine Zahlung so einzurichten, wie es ihm am
bequemsten ist. Schluss der Sitzung ^jzl Uhr.
Sitzung am Donnerstag, dem 3. Februar 1898, nachmittags
5 Uhr, im Bezirksprâsidium.
Anwesend vom Vorstande : die Herren Oberstlieutenant Weissenborn, Dr. Keune,
Dr. Wolfram und gegen 30 Mitglieder.
Der stellvertretende Vorsitzende, Archivdirektor Dr. Wolfram, erôffnet die
Sitzung, indem er das Bedauern des Herrn Bezirksprâsidenten von Hammerstein
iibermittelt, dass er verhindert ist, der heutigen Versammlung beizuwobnen.
Neu aufgenommen werden als Mitglieder: Die Herren Apotheker Schrader,
Mondelingen; Notariatsgehiilfe Schenecker, Busendorf.
Das Gesuch des kroatischen historischen Vereins um Schriftenaustausch
wird abgelehnt, da kein Mitglied der Gesellschaft fiir lothringische Geschichte
und Altertumskunde der kroatischen Sprache mâchtig ist.
Ein russisches emailliertes Triptychon, das noch ganz byzantinische Formen
zeigt, ist zum Ankauf angeboten und wird ausgelegt.
Sodann erhàlt Dr. Keune das Wort zu einem Vortrage iiber »Das Kultur-
leben in Lothringen zu gallo-rômischer Zeit*. Der mit vielem Beifall aufgenom-
mene Vortrag hat im Jahrbuch Aufnahme gefunden und braucht deshalb hier nicht
eingehender besprochen zu werden.
Sitzung am Donnerstag, dem 24. Februar 1898, nachmittags
5 Uhr, im Bezirksprâsidium.
Anwesend vom Vorstande: Die Herren von Hammerstein, Weissenborn,
Paulus, Keune, Welter, von Daacke, Wolfram und gegen 30 Mitglieder.
Der Vorsitzende gedenkt in warmen Worten des verstorbenen Viceprâsi-
denten Herrn Arthur Benoit zu Berthelmingen. Benoit gehôrt zu den Griindern
unserer Gesellschaft und ist ihr allezeit ein treues und thàtiges Mitglied gewesen.
Insbesondere vermittelte er die Beziehungen zu denjenigen Teilen des Bezirks,
die friiher zum alten Meurthedepartement gehorten und infolgedessen zu franzô-
sischer Zeit mit Metz wenig Fiihlung gehabt hatlen. Als Mann des Volkes war er
wie kein andrer vertraut mit den Regungen der Volksseele und war durch dièse
Kenntnis besonders befahigt, auch die Bewegungen und Strômungen des Volks-
lebens der vorangegangenen Zeit zu erkennen und zu verfolgen. Die lothringische
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- 381 —
M. le D' Sauerland à Rome a fait la proposition de faire publier les notices
camérales des archives du Vatican en même temps que les bulles de la même
époque concernant la ville de Metz. Le Bureau accorde à M. le D' Sauerland
liberté entière en cette matière.
Les délibérations de la commission pour la publication d'un dictionnaire
des dialectes allemands en Lorraine sont approuvées.
L'heure du commencement des séances est fixée à 5 heures, cette heure
étant à la portée de la plupart des sociétaires.
Sur la remarque de M. le D' Grimme, demandant qu'on fît marquer
sur les quittances des cotisations, qu'il est loisible aux membres de payer la
somme en 2 moitiés, le Bureau décide de ne pas faire imprimer cette remarque,
mais que liberté est laissée aux sociétaires de solder leur cotisation de la ma-
nière qui leur paraîtra la plus commode.
La séance est levée à TV» heures.
Séance du jeudi S février 1898, à 5 heures de Vaprès-midi, à VHôîd
de la Présidence.
Assistent à la séance: MM. Weissenbom, lieutenant-colonel, D' Keune,
D' Wolfram, membres du Bureau, et environ 30 sociétaires.
En remplacement de M. le Président empêché, M. le D' Wolfram, directeur
des archives, ouvre la séance et exprime les regrets de M. le baron de Hammer-
stein de ne pouvoir assister à la séance.
Sont admis au nombre des membres de la Société: MM. Schrader, phar-
macien à Mondelingen, et Schenecker, clerc de notaire à Busendorf.
La demande de la Société historique de Croatie tendant à entrer en voie
d'échange de publication avec notre Société, est repoussée parce qu'aucun de nos
membres ne possède langue croate.
Un triptyque émaillé, d'origine russe, présentant des formes tout à fait
byzantines, est offert en vente.
M. le D' Keune reçoit ensuite la parole pour une conférence sur »la civi-
lisation en Lorraine sous la période gallo-romaine*. Cette lecture est accueillie
avec satisfaction et sera publiée dans l'annuaire, de sorte qu'il est inutile d'en
faire ici une analyse plus détaillée.
Séance du jeudi 24 février 1898, à 5 heures de Vaprès-midi, à V Hôtel
de la Présidetice,
Sont présents: MM. de Hammerstein, Weissenbom, Paulus, Keune, Welter,
de Daacke, Wolfram, membres du Bureau, et environ 30 sociétaires.
M. le Président rappelle en termes chaleureux la mémoire de M. Arthur
Benoit de Berthelmingen, vice-président de notre Société, décédé récemment.
M. Benoit est un des fondateurs de notre Société et a toujours été un de ses
membres les plus fidèles et les plus actifs. C'est lui qui a inauguré les relations
avec les parties du département qui appartenaient autrefois à l'ancien départe-
ment de la Meurthe et avaient, par conséquent, à l'époque française, peu de
rapports avec la ville de Metz. Comme homme du peuple, il connaissait mieux
que n'importe qui les tendances populaires et était, par conséquent, particulière-
ment à même de reconnaître et poursuivre le mouvement et le courant de
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— 38â —
Geschichtswissenschaft erleidet durch seinen Heimgang einen herben Verlust.
Der Vorsitzende fordert die Anwesenden auf, sich zu Ehren des Vei*s(orbenen von
ihren Sitzen zu erheben.
Herr Hauptmann a. D. Hoffmann iibersendet der Gesellschaft zwei wohi
erhaltene Bronzezelte, die bei Corny in der Mosel gefunden sind. — Dank.
Herr Lieutenant Ehrbardt legt eine Reihe von Bronzefiguren vor, die bei
den Erdarbeiten vor dem Deutschen Thor gefunden sind. Herr Dr. Keune erklârt
sie fur Statuetten der Isis mit dem Horusknaben.
Nach Mitteilung der eingegangenen Tauschschriften erteilt der Vorsitzende
Herrn Domkapitular Lager aus Trier das Wort zu einem Vortrage ûber Jacob von
Sierck, Erzbischof von Trier.
Lager bespricht besonders die reichsgeschicbtlicbe Wirksamkeit des Kir-
chenfursten, beriicksichtigt dabei aber vor allem die Beziebungen, in die er zu
Metz und Lothringen getreten ist. Dem Beifall der Anwesenden schliesst sich der
Vorsitzende bei Aeusserung seines Dankes an.
Neu aufgenommen wurden : Die Herren Bazin, Notar in Metz ; Uhl, Salinen-
Ingenieur, Dieuze.
Sitzung am Donnerstag, demlO. Màrz, nachnnittags 5Uhr,
im Bezirksprâsidium.
Anwesend die Vorstandsmitglieder : Freiherr von Hamraerstein, Wichmann,
Keune, Paulus, Grimme, Wolfram, von Daacke und etwa 50 Mitglieder.
Als Mitglieder werden aufgenommen: Die Herren Professor Rehbender,
Metz; Dr. med. Hasse, Diedenhofen.
Nach Vorlegung der Tauschschriften werden zwei durch Vermittelung des
Herrn Lieutenant Ehrbardt eingesandte Statuenkopfe besichtigt. Der eine, der im
Vallièresbache gefunden ist, gehôrt dem 18. Jahrhundert an, der andere, ein
Christuskopf, dessen Herkunft nicht bekannt ist, gehôrt wohl in die gleiche Zeit.
Herr von Hammerstein spricht iiber »Einen Prozess beim Reichskammer-
gericht iiber die staatsrechtliche Stellung der Stadt Saarburg im 16. Jahrhundert».
Der Vortragende bat ein ausserordentlich umfangreiches und verworrenes Urkun-
denmaterial durchgearbeitet und giebt auf Grund desselben ein iiberaus klares
und durchsichtiges Bild der verwickelten Vorgânge. Es ist charakteristisch fiir
die Zeit, dass man in Zweifel sein konnte, ob eine Stadt Reichsstadt, bischoflich
oder herzoglich sei. Von grossem Interesse fiir die Verfassungs- und Kulturver-
hàltnisse der Stadt sind auch die Ergebnisse, welche der Vortragende den als
Beweismaterial von Seiten der streitenden Parteien beigebrachten Urkunden
abgewonnen bat. Ueber den nâhern Inhalt des mit grossem Beifall aufgenommenen
Vortrages kann auf den Druck desselben im Jahrbuche IX, Seite 237 ff., hingewiesen
werden.
Darauf spricht Archivdirektor Dr. Wolfram iiber die gleichartigen Reliefs
in der Trinitarierstrasse, an der Kirche von Mey, in RozérieuUes und im Muséum
(frûher in Moulins). Dieselben sind bisher der rômischen, merowingischen oder
karolingischen Zeit zugeschrieben worden. Der Vortragende vveist nach, dass dièse
Datierungen falsch sind und dass wir es mit Bildwerken des IL Jahrhunderls
zu thun haben, die ihre Entstehung dem Einflusse der schottischen Monche des
Clemensklosters danken.
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- 38â -
la vie du peuple des temps anlérieurs. Par la mort de M. Benoit, la Société d'ar-
chéologie et d'histoire lorraine a subi une perte bien sensible. M. le Président
invite les membres à se lever de leurs sièges pour honorer la mémoire du regretté
défunt. M. Hoffmann, capitaine, offre à la Société deux objets en bronze qui ont
été trouvés dans la Moselle près de Corny. La Société exprime ses remercîments.
M. Ehrhardt, lieutenant, présente une série d'autres figures en bronze qui
ont été trouvées lors des travaux de terrassement devant la porte des Allemands.
M. le D' Keune déclare que ces statuettes représentent la déesse Isis avec le petit
dieu Horus.
Les publications données en échange par d'autres Sociétés ayant été passées
en revue, M. le D' Lager, chanoine capitulaire à Trêves, reçoit la parole pour sa
lecture sur Jacques de Sierck, archevêque de Trêves. M. Lager traite particulière-
ment l'activité du prélat dans ses rapports avec l'Empire et rehausse entre autres
les rapports qu'il a eus avec Metz et la Lorraine. M. le Président se fait l'inter-
prète de l'assemblée en exprimant à M. Lager les remercîments de la Société.
Sont admis au nombre des membres de la Société: MM. Bazin, notaire à
Metz, et Uhl, ingénieur des salines à Dieuze.
Séance du jeudi 10 ntars^ à 5 heures de Vaprès~mid% à VHôtd
de la Présidence,
Sont présents: MM. de Hammerstein, Wichmann, Keune, Paulus, Grimme,
Wolfram, deDaacke, membres du Bureau, et environ 60 sociétaires.
Sont admis au nombre des membres de la Société: MM. Rehbender, pro-
fesseur à Metz, et D^ Hasse, médecin à Diedenhofen.
On passe en revue les publications données en échange ; puis l'on examine
deux têtes de statues qui sont présentées par M. Ehrhardt, lieutenant. L'une de
ces têtes a été trouvée dans le ruisseau de Vallières et date du XVIII® siècle, l'autre,
une tête de Christ, dont l'origine est inconnue, appartient probablement à la
môme époque.
M. de Hammerstein fait ensuite une conférence sur un »procès soutenu
devant la cour impériale de Spire, concernant les rapports de la ville de Saar-
burg avec l'Empire, etc., au XVI« siècle*. M. de Hammerstein a étudié un
fond de documents excessivement riches et difficiles .et a réussi à. présenter
à l'assemblée une image très claire des circonstances les plus compliquées.
Ce qu'il y a de caractéristique pour cette époque, c'est qu'on a pu avoir des
doutes, si une ville était impériale, épiscopale ou ducale. Ce qui présente le. plus
grand intérêt pour la constitution de la ville de Saarburg, ce sont les résultats
que M. le Président a puisés dans les documents qui ont été présentés comme
preuves par les parties plaignantes. Les sociétaires auront la satisfaction de lire
cette conférence in extenso dans le présent annuaire, 9® année.
M. le D' Wolfram, directeur des archives, donne ensuite quelques explica
tions sur les reliefs de même nature de la rue des Trinitaires, de l'église de
Mey, de Rozérieulles et du musée (autrefois à Moulins). Jusqu'ici on avait attribué
ces reliefs à l'époque romaine, puis à l'époque mérovingienne et enfin à l'époque
carlovingienne. M. le D' Wolfram prouve cependant que ces dates ne sont pas
exactes, puisque les reliefs proviennent du XI® siècle et qu'ils ont pour auteur
les moines écossais du monastère de St-Clément.
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— 384 —
Ebenso ist die Madonna in der Gangulfstrasse, die man bisher gleichfalls
dem karolingischen Zeitalter zuwies, falsch datiert worden. Durch Vergleichung mit
Bildwerken an den Kathedralen von Chartres und Corbey, sowie mit den Statuen
des Odilienberges konnte besonders auf Grund der absolut gleichen Tracht und
Haarfrisur auch fur die Metzer Madonna das 12. Jahrhundert als Entstehungszeit
erwiesen werden.
Sitzung am Donnerstag, dem 17. Mârz, nachmittags 5 Uhr,
im Stadthause zu Saarburg.
Auf Antrag der Saarburger Mitglieder fmdet am genannten Orte eine Sitzung
statt, zu der sich ausser den Milgliedem noch geladene Gâste eingefunden haben.
Die Zabi der Teilnehmer belâuft sich auf etwa 120.
Den Vorsitz fOhrt Herr Notar Welter aus Lôrchingen, der die Sitzung mit
einem Dank an die Stadt Saarburg fur Bewilligung des Versammlungsraumes und
an die Gâste fur ihr Erscheinen erôffnet. Hierauf erteilt er dem Herm Bezirks-
pr&sidenten Freiherrn von Hammerstein zu seinem Vortrage ûber die staats-
rechtliche Stellung der Stadt Saarburg im 16. Jahrhundert das Wort Auch hier
fmden die Ausfuhrungen des Redners lauten Beifail. Herr Notar Welter spricht
namens der Gâste und der Mitglieder der Gesellschaft dem Vortragenden den
herzlichsten Dank aus. Nach der Sitzung vereinigen sich Mitglieder und Gâste
noch zu einem Glase Bier im Hôtel Baiersdôrfer und bleiben hier in angeregter
Unterhaltung bis gegen 9 Uhr zusammen.
Der erste Schriftfiihrer:
Archivdirektor Dr. Wolfram.
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-^ 385 —
La statue de la rue St-Gengoulf représentant la madonne, qu^on avait attri-
buée jusqu'ici à Tépoque carlovingienne, n'a également pas été datée exactement.
Par la comparaison avec des sculptures semblables des cathédrales de Chartres
et de Corbeil et celles du Mont-St-Odile, M. le D' Wolfram a prouvé que le
costume et la coiffure sont absolument identiques à ceux de la madonne et que
par conséquent il y avait lieu d'attribuer cette statue au XII* siècle.
Séance du jeudi 17 mars, à 5 heures de Vaprès-midi, à V Hôtel
de ville de Saarburg.
Sur la proposition de différents sociétaires de Saarburg, une séance de la
Société d'histoire et d'archéologie lorraine a eu lieu en cette ville, à laquelle
assistèrent les sociétaires de la ville et des environs, ainsi que de nombreux
hôtes qui y avaitent été invités. Leur nombre se monte à 120.
M. Welter, notaire à Lôrchingen, remplissant les fonctions de président,
remercie d'abord la ville de Saarburg d'avoir bien voulu mettre un local à la
disposition de la Société, ensuite les hôtes qui ont bien voulu honorer la séance
de leur présence. M. Welter donne ensuite la parole à M. le baron de Hammer-
stein, président du département, pour sa conférence sur »les rapports de la
ville de Saarburg avec l'Empire au XVI* siècle* ; cette conférence fut très applaudie.
M. Welter se fait l'interprète de l'assistance en exprimant à M. le baron de
Hammerstein les plus vifs remercîments de l'assemblée. Les sociétaires, ainsi que
les hôtes se réunirent ensuite à l'hôtel Baiersdôrfer pour s'entretenir avec ani-
mation et gaieté jusqu'à 9 heures, en se rafraîchissant avec de la bière.
Le secrétaire:
Archivdirektor Dr. Wolfram.
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— 386 —
Vermehrung der Sammlungen.
Angekauft wurden:
Ein Armring aus Bronze durch Vermittelung des Herrn Btirgermeisters
Becker in Schalbach. B'undort: Grâber bei Schalbach.
Als Geschenke wurden der Gesellschaft iiberwiesen:
1. Von Herrn Btirgermeister in Bischdorf ein Schwert, eine Lanze, eine
Schelle und eine rômische Miinze des IV. Jahrhunderts, die in der Dorf-
flur bei Bischdorf gefunden wurden.
2. Von Herrn Pfarrer Paulus ein bei Craincourt gefundener Elfenbein-
kamm.
3. Von Herrn Hauptmann a. D. Hoffmann in Queuleu 2 in der Mosel bei
Corny gefundene Bronzebeile.
4. Von Herrn Félix Thouveny in Montigny ein rômisches Gefâss, ein Schwert
und eine Giirtelschnalle. Fundort: Craincourt.
Auch an dieser Stelle sei den Gebern der verbindlichste Dank der Gesell-
schaft ausgesprochen.
Collection des antiquités.
Par rintermédiaire de M. Becker, maire à Schalbach, la Société a acheté
pour ses collections un bracelet en or, trouvé dans les tombeaux de Schalbach.
Les dons suivants ont été faits à la Société:
1. De la part de M. le Maire de Bischdorf: un glaive, une lance, une
sonnette ainsi qu'une monnaie romaine du IV® siècle trouvés sur le ban
de Bischdorf.
2. De la part de M. Tabbé Paulus, curé de Moulins: un peigne en ivoire
découvert près de Craincourt.
3. De la part de M. Hoffmann, capitaine en retraite, à Queuleu: 2 haches
en bronze découvertes dans la Moselle près de Corny.
4. De la part de M. Félix Thouveny à Montigny : un vase romain, un glaive
ainsi qu'une boucle de ceinture trouvés à Craincourt.
La Société a l'honneur d'exprimer aux donateurs ses meilleurs remercî-
ments. '
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Verzeichnis
der
Mitglieder der Gesellschaft fiir lothringischc Geschichtc and Altertnmsknnde
nach dem Stande vom 1. April 1898.
TABLEAU
DES
MEMBRES DE LA SOCIÉTÉ D'HlSTOffiE ET D'ARCHÉOLOGIE LORRAINE.
A. Ehrenmitglieder. — Membres honoraires.
1. Herr Dr. Kraus, Professer an der Universitât Freiburg.
2. „ E. HuBER, Fabrikant, Saargemund.
3. „ Lempfrid, Gymnasialdirektor, Thann.
B. Ordentliche Mitglieder. — Membres titulaires.
4. Herr Adt, Kommerzienrat, Forbach.
5. „ G. Adt, Fabrikbesitzer, Forbach.
6. „ Albert, Notar, Saargemund.
7. „ Alexander, Ludwig, Saarburg.
8. „ Alfeld, Stadtbibliothekar, Metz.
9. „ Amiet, Generaldirektor der Kristallfabrik, Munztlial-St. Louis.
10. „ Dr. Anacker, Kreisarzt, Diedenhofen.
11. „ Dr. Asverus, Sanitâtsrat, Metz.
12. „ AuBRY, Kaufmann, St. Quirin.
13. „ Audebert, Direktor der Mittelschule, Metz.
14. „ Bach, Lehrer, Longeville.
15. „ Dr. Baier, Regierungs- und Schulrat, Metz.
16. „ Barbier, Niederlinder.
17. „ VON Bardeleben, Generallieutenant z. D., Berlin W.
18. „ Dr. Bastian, prakt. Arzt, Lixheim.
19. „ Bayer, Apotheker, Metz.
20. „ Bazin, Notar, Metz.
25*
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21. Herr v. d. Becke, Hûttendirektor, Ûckingen.
22. „ Becker, Pfarrer, Chanville.
23. „ Becker, Bauunlernehmer, Metz.
24. „ Becker, Hauptmann, Dieuze.
25. „ Bentz, Abbé, Oberlehrer, Montigny bei Metz.
26. „ Bergtold, Mittelschullehrer, Metz.
27. „ Berr, I. Beigeordneter, Saarburg.
28. „ Besler, Professer, Direktor des Progymnasiums, Forbach.
29. Bibliotbek des Bezirksarchivs, Metz.
30. „ „ Bezirksprâsidiums, Metz.
31. „ ,, Landesausschusses filr Elsass-Lothringen, Strassburg i. E.
32. Herr Bickern, Apotheker, Bolchen.
33. „ Dr. Bischoff, Notar, Diedenhofen.
34. „ Bischoff, Begierungsassessor, Strassburg i. E.
36. „ Blumhardt, Regierungs- und Baurat, Metz.
36. „ Bock, Vie a. d. Seille.
37. „ BoucHHOLTz, Fôrster, Forsthaus Hoheyerstein, Kr. Saarburg.
38. „ BouR, Abbé, Professor, Saaralben.
39. „ BouR, Pfarrer, Deutscb-Oth.
40. „ Dr. Brand, Sanitâtsrat, Burgermeister, Saarburg.
41. „ Brandt, Gutsbesitzer, Auf Kammerholz bei Lôrchingen.
42. „ Braubach, Bergrat, Metz.
48. „ Braun, Pfarrer, Mécleuves.
44. „ Dr. Bremer, Professor, Bonn.
45. „ Bricka, Ingénieur, Direktor der Glashiitte, Valleryslhal.
46. „ Broichmann, Gymnasiallehrer, Saarburg.
47. „ Dr. Bruch, Regierungsrat, Metz.
48. „ BucH, Ingénieur, Longeville.
49. Biirgermeisteramt Bitsch.
50. „ Diedenhofen.
51. „ Dieuze.
52. „ Forbach.
53. „ Metz.
54. „ Saaralben.
55. „ Saargemtind.
56. „ St. Avold.
57. Herr Dr. BiîsiNO, Landgerichtsrat, Metz.
58. „ Cailloud, Kreisbauinspektor, Weissenburg.
59. „ Chaler, Pfarrer, Waldwiese.
60. „ Chaligny, Burgermeister, Vie.
61. „ Châtelain, Pfarrer, Wallersberg.
62. „ Châtelain, Pfarrer, Reichersberg.
63. „ Chazelle, Lehrer, Metz.
64. „ Christiany, Abbé, Seminarlehrer, Pfalzburg.
65. „ Christiany, Archiv-Sekretâr, Metz.
66. „ CoLBUs, Pfarrer, Altrip.
67. „ VON CoLMAR, Generalmajor, Saarburg.
68. „ Courte, Hauptiehrer, Metz.
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69. Herr Crîjger, Hauptmann, Dieuze.
70. „ VON Daacke, Regierungs- und Forstrat, Metz.
71. ,y Dall, Polizeiprâsident, Strassburg i. E.
72. „ Decker, Notar, Kattenhofen.
73. „ Dr. Derighsweiler, Gymnasialdirektor, Saarburg.
74. „ DôHMER, Apotheker, Metz.
75. „ DÔLL, Baurat, Metz.
76. „ DoRVAux, Direktor am Priesterseminar, Metz.
77. „ Dressler, Regierungs- und Forstrat, Metz.
78. „ VAN DEN Driesgh, KreisschulinspektoF, Metz.
79. „ DujARDiN, Bildhauer, Metz.
80. „ Dr. DCmmler, Professor, Kaiserl. Geheimer Regierungsrat, Berlin.
81. „ DuLiTz, Oberst, Montigny.
82. „ Dr. Edlbr, Oberstabsarzt, Metz.
83. „ Ehrhardt, Lieutenant, Inf.-Rgt. 131, Metz.
84. „ Dr. Ernst, Regierungs- und Schulrat, Metz.
85. „ Dr. med. Ernst, prakt. Arzt, Metz.
86. „ Ernst, Kommunalbaumeister, Saarburg i. L.
87. „ Ettinger, Pfarrer, Puzieux.
88. „ Faye, Rentner, Lôrchingen.
89. „ VON Fisenne, Garnison-Baurat, Spandau.
90. „ FiTZAU, Rechtsanwalt, Diedenhofen.
91. ,. Fleischer, Baumeister, Metz.
92. „ Florange, Numisraatiker, Paris.
93. „ Florange, Th., Ingénieur, Brussel.
94. „ Dr. Follmann, Professor, Metz.
95. „ Folschweiler, Pfarrer, Morsbach.
96. „ Dr. Freudenfeld, Kreisdirektor, Saarburg i. L.
97. „ Fridrici, Stadtarchivar, Metz.
98. „ Fritsch, Abbé, Montigny.
99. „ Frommhagen, Oberstlieutenant, Weissenburg.
100. „ Frorath, Kommunalbaumeister, Diedenhofen.
101. „ FiÎRST, Apotheker, Château-Salins.
102. „ Freiherr von Gagern, Kreisdirektor, Hagenau.
103. „ Gaitsch, Regierungsbaumeister, Strassburg i. E.
104. „ Freiherr von Gemmingen, Kreisdirektor, Forbach.
105. „ Georgel, Bezirkstagsmitglied, Foulcrey.
106. „ Georges, Kaufmann, Vie.
107. „ Geppert, Major, Strassburg i. E.
108. „ Gerbert, Pfarrer, Saarburg.
109. „ Dr. Gnadinger, Gymnasiallehrer, Metz.
110. „ Goetz, Regierungssekretâr, Metz.
111. „ Dr. Graf, Oberlehrer, Montigny.
112. „ VON Grafenstein, Rittmeister z. D., Neunkirchen.
113. „ VON Grimm, Hauptmann, Feld-Art.-Regt. 33, St. Avold.
114. „ Dr. Grimme, Oberlehrer, Metz.
115. „ Dr. Grotkass, Biirgermeister, Rodemachern.
116. Gymnasialbibliothek, Saargemiind.
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117. Herr Haas, Erster Staatsanwalt, Geli. Justizrat, Metz.
118. „ Hafen, Justizrat, Metz.
119. „ Hahn, Oberlehrer, Berlin.
120. „ Hamm, Justizrat, Metz.
121. „ Freiherr von Hammerstein, Bezirksprâsident, Metz.
122. „ Dr. Haniel, Landrat a. D., Landonvillers.
123. „ Dr. Hasse, prakt. Arzt, Diedenhofen.
124. „ Haupt, Oberst a. D., Giessen.
125. „ Freiherr von Hafsen, Hauptmann z. D., Loscliwitz.
126. „ Hebberling, Baurat, Saargemiind.
127. „ V. Heeringen, Oberstlieutenant. Inf,-Regt. 20, Witlenberg.
128. „ Hein, Bûrgermeister, St. Avold.
129. „ Heister, Bezirkstagsmitglied, Metz.
130. „ Hennequin, Notar, Wallersberg.
131. „ Hermestroff, Photograph, Metz.
132. „ Herrmann, Lycealdirektor, Metz.
133. „ Dr. Herrmann, Professor, Montigny.
134. „ Hertzog, Architekt, Metz.
135. „ Dr. Hertzog, Spitaldirektor, Colmar.
136. „ Heydegger, Baurat, Metz.
137. „ Hieckmann, Hauptmann, Inf.-Rgt. 97, Saarburg.
138. „ Hoffmann, Kreisbauinspektor, Saarburg.
139. „ Dr. Hoffmann, Oberlehrer, Longeville.
140. „ Hoiîpert, Redakteur des < Lorrain », Metz.
141. „ HiJCK, Léo, Busendorf.
142. „ Dr. Hund, Archivassistent, Metz.
143. „ Jean, Pfarrer, Durkastel.
144. „ Jeanpierre, Bezirkstagsmitglied, Falkenberg.
145. „ Jeanpierre, Kreistagsmitglied, Klein Bessingen.
146. „ JoBST, Major, Metz.
147. „ Irle, Amtsgerichtsrat, Bitsch.
148. „ Jdng, Realschullehrer, Metz.
149. „ Dr. Kahl, Regierungs- und Forstrat, Metz.
150. „ Karcher, Gutsbesitzer, Neunkirchen.
151. ,, Kayser. Regierungsrat, Colmar i. E.
152. „ Keil, Kommunalbaumeister, Metz.
153. „ Kettler, Major, Saarburg.
154. „ Dr. Kelne, Oberlehrer, Montigny.
155. „ KiRCHNER, Regierungsbaumeister, Saarburg.
156. „ KiRGis, Bezirkstagsmitglied, Dieuze.
157. „ Klopstech, Ober-Stabsarzt, Saarburg.
158. „ V. D Knesebeck, Major, Strassburg i. E.
159. „ Freiherr von Kramer, Biirgermeister, Metz.
160. „ Kremer, Erzpriester, Môrchingen.
161. „ Kriesghe, Bauinspektor, Saargemûnd.
162. „ Kruper, Hauptlehrer, Metz.
163. „ KiJCHLY, Erzpriester, Saarburg.
164. „ Kuhne, Lieutenant im Inf.-Reg. 136, Dieuze.
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165. Herr Kuhn, Pfarrer, Lixheim.
166. „ Labroisk, Bezirkstagsmitglied, Wuisse.
167. „ Dr. Lager, Domkapitular, Trier.
168. „ Lang, Buchdruckereibesitzer, Metz.
169. „ Lanique, Gemeinderalsmitglied, Metz.
170. „ Lanzberg, Amtsgerichtsrat a. D., Vie.
171. „ Larue, Mittelschullehrer, Metz.
172. „ Laube, Festungs-Bauingenieur, Ars a. d. M.
173. „ Lazard, Kommerzienrat, Metz.
174. „ Leiner, Gerichtsvollzieher, Château-Salins.
175. „ Lemoine, Kreisschulinspektor, Château-Salins.
176. „ Lerond, Lehrer, St. Julien.
177. „ Leuchert, Notar, St. Avold.
178. „ Levy, J., Notar, Saarburg.
179. „ Freiherr von Liebenstein, Polizeiprâsident, Metz.
180. „ LoEBLiCH, Major, Sâchs. Fuss-Art.-Regt. 12, Metz.
181. „ VON LoEPER, Bùrgermeister, Saargemiind.
182. „ LoRENz, Ingénieur, Karlsruhe.
183. Lothringer Zeitung, Metz.
184. Herr LIjcker, Major im Fuss-Art.-Reg. 8, Metz.
185. „ Dr. Ludewig, Oberstabsarzt, Metz.
186. Lyceum, Metz.
187. Herr Dr. Marckwald, Bibliothekar, Strassburg i. E.
188. „ Freiherr Marschall von Bieberstein, Lieutenant, Inf.-Regt. 98, Metz.
189. „ Dr. Martin, Professor, Strassburg i. E.
190. „ Dr. Martin, Abbé, Nancy, Ecole St. Sigisbert.
191. „ Martzolf, Oberfôrster, Château-Salins.
192. „ Maykiechel, Bauinspektor, Metz.
193. „ Dr. Meinel, Geh. Sanitâtsrat, Metz.
164. „ Mendler, Kreisschulinspektor, Saargemiind.
195. „ Menny, Kreisdirektor, Château-Salins.
196. „ Merling, Rentamtmann, Château-Salins.
197. Messin, le, Metz.
198. Metzer Presse, Metz.
199. Herr Meurin, Hypothekenbewahrer, Château-Salins.
200. „ Dr. Meyer, prakt. Arzt, Saarburg.
201. „ MoRLOCK, Kreisbauinspektor, Diedenhofen,
202. Mosel- und Niedzeitung, Diedenhofen.
203. Herr MIjller, Alphons, Berlin.
204. „ Mi5ller, Oberlehrer, Forbach.
205. „ Nels, Konsul, Johannesburg in Transvaal.
206. „ Neubourg, Hauptmann, Dieuze.
207. „ Ney, Oberforstmeister, Metz.
208. „ NiEDERKORN, Pfarrcr, St. Johann-Rohrbach.
209. „ NiGETiET, Seminardirektor und Schulrat, Metz.
210. „ Dr. Ober, praktischer Arzt, Grossblittersdorf.
211. Oberrealschule, Metz.
212. Herr Dr. von Oesterley, Regierungsassessor, Saarburg.
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213. Herr Olinger, MittelschuUehrer, Metz.
214. „ Oppler, Landrichter, Metz.
215. „ Otto, Lieutenant, Inf.-Regt. 174, Metz.
216. „ Paepke, Garnisonbauinspektor, Saarburg.
217. „ Patin, St. Julien.
218. „ Paulus, Pfarrer, Moulins.
219. „ Dr. Pawoleck, Sanitâtsrat, Bolchen.
220. „ Freiherr von Pechmann, Brigade-Kommandeur, Dieuze.
221. „ Petit, Pfarrer, Marsal.
222. „ PôHLMANN, Oberregierungsrat, Metz.
223. „ Poirier, Pfarrer, Peltre.
224. „ PoiRSON, Seminarlehrer, Metz.
225. „ PoTEN, Premierlieutenant, Drag.-Regt. 6, Diedenhofen.
226. Progymnasium, Forbach.
227. Herr PiJNNEL, Kreisschulinspektor, Metz.
228. „ Ragôczy, Generalsekretar, Metz.
229. „ Dr. Rech, Gymnasial-Direktor, Montigny.
230. „ Rech, MittelschuUehrer, Metz.
231. „ Rehbender, Prof essor, Metz.
232. „ Rehme, Redakteur der Metzer Zeitung, Metz.
233. „ Reinarz, Forstmeister, Alberschweiler.
234. „ Reiterhart, Banquier, Saarburg.
236. „ Reuter, Kommunalbaumeister, Bolchen.
236. „ Rhbinart, Regierungsassessor, Saargemiind.
237. „ Richard, Biirgermeister, Rozérieulles.
238. „ Richard, MittelschuUehrer, Metz.
239. „ Richard, Lehrer, Moulins.
240. „ Freiherr von Richthofen, Baurat, Metz.
241. „ Rick, Gewerberat, Metz.
242. „ RiFF, Oberfôrster, Alberschweiler.
243. „ Rôhrig, Rechtsanwalt, Metz.
244. „ Roos, Rentamtmann, Lôrchingen.
245. „ Rothermel, Ingénieur, Château-Salins.
246. „ RuEFF, Kreisbauinspektor, Château-Salins.
247. „ Sanson, Pfarrer, Aulnois.
248. „ Saueressig, Oberlehrer, Metz.
249. „ Dr. h. V. Sauerland, Trier.
250. „ ScABELL, Major, Saarburg.
251. „ J. ScHAACK, Apotheker, Hayingen.
252. „ VAN DER ScHAAF, Amsterdam.
253. „ ScHARFF, Buchhândler, Diedenhofen.
254. „ ScHEMMEL, Wasserbauinspektor, Saargemûnd.
255. „ ScHENECKRR, Notariatsgehilfe, Busendorf.
256. „ ScHiBER, Landgerichtsrat, Metz.
257. „ Schillings, Polizeikommissâr, Vie.
258. „ ScHLossER, Gutsbesitzer, Drulingen.
259. „ Dr. J. von Schlumberger, Président des Landesausschusses, Gebweiler,
260. „ ScnoEMANN, Biirgermeister, Hayingen.
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261. Herr ScHÔPFLiN, Major, Inf.-Regt. 53, Kôln.
262. „ ScHRADER, Apotheker, Mondelingen (Lothr.).
263. „ ScHREiBER, Amtsrichter, Sierck.
264. „ Dr. ScHRiCK, Sanitâtsrat, Metz.
265. „ ScHRODER, Oberforster, Bolchen.
266. „ Dr. Schron, prakt. Arzl, Moulins.
267. „ Dr. Schulz, Amtsrichter, Lôrchingen,
268. „ ScRiBA, Hofbuchhândler, Metz.
269. „ Seeger, Kreisdirektor, Bolchen.
270. „ Seichepine, Kaufmann, Château-Salins.
271. „ Seminar fur Geschichte des Mittelalters an der Universitât Strassburg.
272. ,) Dr. Sengel, Sanitâtsrat Forbach.
273. „ Dr. Seyfert, Professor, Metz.
274. „ SiBiLLE, Notar, Vie.
275. „ SiBiLLE, Bûrgermeister, Lellingen, Kr. Forbach.
276. „ SiETz, Sec-Lieutenant, Inf.-Regt. 131, Longeville.
277. „ Sommer, Generalmajor, Saarburg.
278. „ Dr. Sorgiits, Notar, Bolchen.
279. Staatsarchiv, Coblenz.
280. Herr Dr. Stach von Goltzheim, praktischer Arzt, Dieuze.
281. „ Dr. Stern, praktischer Arzt, Metz.
282. „ Stiff, Notar, Busendorf.
283. „ Strasser, Generallieutenant z. D., Wiesbaden.
284. „ Dr. Stunkel, Professor, Metz.
285. „ Thilmont, Pfarrer, Oberginingen.
286. „ Thiria, Glasmaler, Metz.
287. „ Thiriot, M' des Frères-Prêcheurs, Corbara (Corse).
288. „ Dr. This, Oberlehrer, Strassburg i. E.
289. „ Thisse, Lehrer, Delme.
290. „ Thomas, Amtsgerichtssekretâr, Lôrchingen.
291. „ Thorelle, Pfarrer, Lorry-Mardigny.
292. „ Dr. Thraemer, Professor, Strassburg.
293. „ ToRNow, Regierungs- und Baurat, Metz.
294. „ Trapp, Regierungs-Baufiihrer, Saarburg.
295. „ Traut, Amtsrichter, Saargemûnd.
296. „ Uhl, Salineningenieur, Dieuze.
297. „ Ury, Oberrabiner, Metz.
298. „ Baron OxkOll, Les Bachats b. Langenberg.
299. „ Vallet, Peter, Landesausschussmitglied, Loerchingen.
300. „ de Vkrneuil, Kreistagsmitglied, Fleury.
301. „ Vetter, Amtsrichter, Weiler b. Schlettstadt.
302. „ Dr. Vildhaut, Oberlehrer, Forbach.
303. „ Graf v. Villers, Kreisdirektor, Diedenhofen.
304. „ VioLLAND, Landesausschussmitglied, Pfalzburg.
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~ 894 —
305. Herr Vuillaume, Erzpriester, Vie.
306. „ Wagner, Ingénieur, Beauregard b. Diedenhofen.
307.
308.
309.
310.
311.
312.
313.
314.
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320.
321.
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323.
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325.
326.
327.
328.
329.
330.
331.
332.
Wagner, Pfarrer, Freisdorf.
Wahn, Stadtbaurat, Metz.
Walther, Oberzollinspektor, Saarburg.
Dr. Walther, Notar, St. Avold.
Weber, Banquier, Bolchen.
Dr. C. Weber, praktischer Arzt, Metz.
Weissbnborn, Oberstlieutenant, Metz.
Welter, Notar, Lôrchingen.
Welter, Symphorian, Redingen.
Dr. Wbrner, Apotheker, Bolchen.
Wetter, Pfarrer, Deutsch-Avricourt.
Dr. Weyland, Pfarrer, Germingen.
Dr. Wichmann, Professor, Metz.
Professor Dr. Wiegand, Archivdirektor, Strassburg i. E.
Dr. Wingkelmann, Stadtarchivar, Strassburg i. E.
WiNDT, Oberst des Infanterie-Régiments 67, Metz.
Winkert, Kaufmann, Vie.
Dr. WiTTE, Professor, Hagenau.
WiTziNGER, Burgermeistereiverwalter, Zabern.
Dr. Wolfram, Archivdirektor, Metz.
WoLTER, Biirgermeister, Forbaeh.
Zehler, Major, Weissenburg.
Dr. Zéliqzon, Oberlehrer, Metz.
ZiMMERMANN, Apothekcf, St. Avold.
Abbé ZwicKEL, Metz.
ZwiLLiNG, Oberforster, Dieuze.
Von den 306 Mitgliedern des Vorjahres sind 32 ausgeschieden. Neu ein-
getreten sind 58, sodass ein Zuwachs von 26 Mitgliedern zu verzeichnen war.
L'année dernière, la Société comptait 306 membres, sur lesquels 32 ont
donné leur démission. Depuis, 58 nouvelles inscriptions ont eu lieu, en sorte
que cette année le chiffre des membres est en avance de 26 sur celui de Tannée
précédente.
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895 —
Der Vorstand besteht bis zum 1. Okto-
ber 1898 aus den Herren:
Jusqu'au l®"^ octobre 1898 le bureau
se compose des messieurs:
Freiherr von Hammerstein, Vorsitzender.
Archivdirektor Dr. Wolfram, Schriftfiihrer.
Professor Dr. Wichmann, stellvertretender Schriftfiihrer.
Regierungs- und Forstrat von Daacke, Schatzmeister.
Oberlehrer Dr. Keune, Montigny
Kreistagsmitglied de Verneuil, Fleury
Professor Abbé Dorvaux, Direktor am Priesterseminar
Stadtarchivar Fridrici
Notar Welter, Loerchingen
Oberlehrer Dr. Grimme
Abbé Paulus, Pfarrer, Moulins
Oberstlieutenant Weissenborn
► Beisitzer.
Der stellvertretende Vorsitzende A.
Benoit ist am 15. Februar 1898 in Berthel-
mingen gestorben. (Siehe Sitzungsproto-
koll vom 24. Februar 1898).
M. A. Benoit, vice-président, est
décédé à Berthelming le 15 février 1898
(v. le procès verbal de la séance du
24. février
Der erste Schriftfiihrer — Le Secrétaire:
Archivdirektor Dr. Wolfram.
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Tafel II.
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Abteftirche St.PetepinMetz
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Golh.Saule im Seitenscliiff.
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Goth.Saule imMittelscMff.
Abteikirche St.PeterinMetz
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Abteikirche St.PetermMetz
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Abteikirche St.PetermMetz
aufder Citadelle.
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Tafel II.
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Tour des Wassieux.
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Tafel Vin.
Rômische Mauer bei der Tour d'enfer in Metz.
Sûdwestliche Mauerecke.
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Tafel X.
Briquetage zu Burthecourt.
Nôrdiicher, in der Richtung nach der Seille zu gelegener Teil der Grabungen.
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JAHR-BUCH
der
Gesellscliaft Rlr lothringische Geschiclite nod
Altertiunslainde
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1898.
METZ
VERLAG VON G. SCRIBA.
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JAHR-BUCH
der
Gesellschaft fur lothringische Geschichte rnid
Altertumskunde
ZEHNTER JAHRGANG
1898.
.- I <
ANNUAIRE
DE LA
SOCIÉTÉ D'HISTOIRE ET D'ARCHÉOLOGIE
LORRAINE
DIXIÈME ANNÉE
1898.
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Inhaltsûbersicht. — Table des matières.
Zur Geschichte von Metz in rômischer Zeit. Direktor des Muséums
Dr. J. R. Keune, Sablon , . . . 1
Le Comté de Metz et la vouerie épiscopale du VIII® au XIII* siècle. Abbé
V. Châtelain, curé de Wallersberg 72
Die Abteikirche St. Peter auf der Citadelle in Metz. Baurat E. Knitterscheid,
Metz 120
Der Metzer Bischof Kardinal de Givry (1609—1612) und die franzôsischen
Annexionsabsichten auf das Fiirst-Ristum. Bezirksprâsident Freiherr
von Hammerstein, Metz 153
Die rômische Villa in St. Ulrich bei Saarburg i. L. Prof essor Dr. K. Wichmann,
Metz 171
Vatikanische Regesten zur Geschichte Deutsch-Lothringens. Dr. H. V. Sauer-
land, Trier 195
Die im Anfang des 19. Jahrhunderts gefâlschte Dagsburger Waldordnung
vom 27. Juni 1613. Ein gerichtliches Gutachten von Professor
Dr. Harry Bresslau, Strassburg 236
Chronica episcoporum Metensium 1260—1376 (1530). Archivdirektor
Dr. G. Wolfram, Metz 296
Die âlteren Urkunden des Klosters S. Vanne zu Verdun, Privatdocent
Dr. Hermann Bloch, Strassburg 338
Jahresbericht — Compte rendu 450
Mitgliederverzeichnis — Tableau des membres 475
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Zur Geschichte von Metz in rômischer Zeit.
Von J. B. Keune.
Vorbemerkung. Die folgendc Zusammenstellnng ist im Ânschluss an roeine
Untersuchungen iiber die >gallo-rômische Kultur in Lothringen« ent-
standen und war als »Anhang l« zn jener Âbhandlung gedacht. Da aber die Ârbeit
unter der Hand zu einem Umfang angewachsen, der ein selbstàndiges Erscheinen
rechtfertigle, so tritt sie hier selbstandig auf. Auf den ersten Teil der genannten
Âbhandlung (Jahrbuch IX, S. 155 — 201) wird vielfach verwiesen werden, wie auch
dort ôfters auf das Folgende Bezug genommen ist (vgl. Jabrb. IX, S. 201, Ënde).
A. Nachweis der Schriftwerke und Inscbriften des Altertams^), ia welchen
Metz, dessen Gebiet und Bewohner genannt sind.
Hiilfsniittel insbesondere : De Vit, Onomasticon totius Latinitatis II,
S. 641 ; IV, S. 430 und 503, unter den Wôrtern »Divodurum«, »Mediomatrici«
und »Mettis«; Holder, Alt-Celtischer Sprachschatz, I (18%), Sp. 1295/1296
und II (11. Lieferung, 1899), Sp. 521—523, sowie Sp. 580 unter den nâmlichen
Wôrtern; Rie se, das rheiniscbe Germanien in der antiken Litteratur, 1892.
I. Uebersicht.
Die in Klammem stehenden kursiven Ziffern sind die Ordnungsziiïern der
unter II angefûhrten Belege.
Namen. Die keltischen Staramgenossen, deren Name unter rô-
mischer Herrschaft den Bewohnern des Gemeindebezirkes von Metz
(der civitas Mediomatricorum) verblieb, heissen »Medioraatrici«
(vgl. 2. 3. 4. usw. und Inscbriften), vereinzelt >Mediomatrices«
(7; vergl. 1 und 14^ vgl. auch Mon. Germ. hist. II, 261 = Riese a. a.
0. XIII, 151)*). Der Vorort des Stammes >Divodurura< trâgt
einen zweifellos keltischen Namen ^), der uns freilich nicht fruher als
*) Bis zur Zerstôrung von Metz durch die Hunnen im Jahre 451 n. Chr.
«) Ptolemaeus (7): MeâiOfKZTQixeg, An den drei anderen Stellen steht der
von >fines« (Caes.) oder von »civitas« abhângige Genitiv >Medioniatricum< ; vgl.
>Âugusta Vindelicum< neben >Vindelici«, >Âugusta Rauracum* neben »Raurici«
oder »Rauraci«. Aus diesem verkiirzten Genitiv wird Ptolemaeus mit Unrecbt
jenen Nominativ erschlossen haben. — Vgl. zu No. 8, unten S. 16/17.
») Vgl. z. B. Zeuss, Gramm. Celt. I, S. 25. 67. Zahlreiche mit >Div-« (gleich-
bedeutend mit dem lateinischen »divus« =» »gottlicb<) zusammengesetzte oder
davon abgeleitete Namen bei Holder, Alt-Celt. Sprachschatz, I, Sp. 1289—1296;
noch zahlreicher sind die Beispiele fiir Zusammensetzung mit >Duro-«, »-duron«
(= »hart« ; daher = »Festung«, »Schloss«) bei Holder I, Sp. 1383—1387.
1
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— 2 —
fur das Jahr 69 n. Chr. durch Ta ci tu s (5) bezeugt ist. Denn Caesar,
unser âltester Gewàhrsmann, hal keine Gelegenheit, die Stadt der Me-
diomatriker zu erwâhnen, und Strabo wie der altère Plinius nennen
die Stadt Metz ebensowenig als die Stâdte Trier, Reims und andere,
obschon sie die Remer, Trevever und Mediomatriker in ihrer Be-
sprechung der geographischen Verhâltnisse Galliens nicht vergessen
haben {3 und 4). Der Geograph und Mathematiker Ptolemaeus (7)
dagegen, ein Zeitgenosse des Antonius Pius (138 — 161) und Marcus
Aurelius (161—180), nennt »Divodurum«, wie auch andere altkeltische
Orte, fur welche er der erste literarisehe Zeuge ist ^). Ausserdem wird
*) Fur TuUium (Toul) ist Ptolemaeus (7) der âlteste Zeuge, ebenso fur
das auch inschriftlich belegte Nasium (Naix). Dieselben beiden Stadte werden
in den Kursbuchern als Strassen-Stationen genannt. Ausserdem begegnel uns
Nasium unter den tironischen Noten (8) als Hauptort der Leuci, wâhrend die
Notitia Galliarum (14) Toul als solchen nennt; Tacitus (5) spricht nur allgemein
von dem Gemeinde-Bezirk der Leuci. Vgl. noch Riese XII, 97 : Auspicius, Bischof
von Toul, und tiber Nasium : Holder, Alt-Celt. Sprachschatz II, Sp. 690 (11. Liefe-
rung, 1899). — Virodunum (Verdun) nennt ausser dem Itinerarium Antonini {10)
nur noch die Notitia Galliarum (14) ; ûber eine Miinze der galliscben Virodunenses
s. Robert, Etudes numismatiques, S. 81.
Scarponna (Scarponne), welches zur Gemeinde der Mediomatriker (ci-
vitas Mediomatricorum) gehôrte (vgl. 23!), wird in den Kursbiichern (/i, 13) und
ausserdem bei Ammianus 27, 2, 1 zum Jahre 367 wie auch gelegentlich des
Hunnenzuges 451 n. G. (iô, d) genannt. Von den sonstigen Ortschaften des
einstmaligen Metzer Gebietes wird Decempagi in den Kursbuchern {9. 13) und
gelegentlich der Kriegsereîgnisse der Jahre 356 (Ammian 16, 2. 9) und 451 n. G.
(18, d) erwâhnt; andere Ortschaften sind nur durch die Kursbiicher (Ibliodurum,
Caranusca, Ricciacum, Ad duodecimum, Pons Saravi) oder inschriftlich (vicus
Bodatius = Vie, vicus Marosallensium == Marsal, u. a.) bezeugt; vgl. Jahrb. IX,
S. 162 ff. 170 f.
Vgl. Wichmann. Jahrb. IV, 2, S. 119.
Julianus eilt in der Ueberzeugung,
dass kein Verzug statthaben diirfe, nach
der Stadt Reims, wo das gesammelte
Heer nach seinem Geheiss seine An-
wesenheit abwarten sollte. Als man nach
mehrfachen Aenderungen in den Ent-
schliessungen beschlossen, tiber Decem-
pagi (Tarquinpol) den alamannischen
Heerhaufen anzugreifen, eilten die Sol-
daten in dichtgedrângten Kolonnen dort-
hin, kampfesfreudiger aïs gewôhnlich.
Der Reiterfiihrer Jovinus macht sich
auf, und kampfbereit, aufs vorsichtigste
die beiden Flanken seines Heerzuges
Ammianus 16, 2, 9 (J. 356 n. C.).
(Julianus) civitatem Remos nihil pro-
latandum existimans petit, ubi in unum
congregatum exercitum . . iusserat op-
periri praesentiam suam
Post variatas sententias plures cum pla-
cuisset per Decempagos Alamannam
adgredi plebem, densatis agminibus ten-
débat illuc solito alacrior miles
Ammianus 27, 2, 1 (J. 367 n. C.):
Jovinus equitum magister ac-
cingitur : et instructus paratusque, eau-
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3 -
uns der Name Divodurum noch bezeugl durch die Kursbûcher
{9—13)j van welchen die Kurskarte, die sogenannte Peutingersche
Tafel (13) den vollstândigen (offiziellen) Namen » Divodurum Medio-
matricorum* bietet; vgl. Tacitus hist. I, 63 (5) und Ploiemaeus (7).
Von Inschriften nennt uns eine einzige (37) den Namen Divodurum.
Da nun aber spàter an SleUe dièses Sondernaraens der Stadt die
Bezeichnung »civitas Mediomatricorum« im engeren Sinne von
der Stadt Metz gebraucht wurde (vgl. i4), so kam es, dass man —
wie sonst ^) — die Stadt auch kurzweg mit dem Namen des Stammes
»Mediomatrici« benannte, eine Bezeichnung, welche in den uns
erhaltenen Quelien allein Ammianus {15, 16) gebraucht. Dass die-
selbe aber allgemeiner im Gebrauch gewesen, beweist die daraus ent-
standene, vom Volke mundgerecht gemachte Namensform >Mettis«,
tissime observans uirumque sui agminis
latus, venit prope locum Scarponna, ubi
inopinus maiorem barbarorum plebem,
antequam armaretur, iemporis brevi
puncto praeventam ad internecionem
exstinxit. Exsuliantes innoxii proelii
gloria milites ad alierius globi perniciem
ducens sensimque incedens rector exi-
mius speculatione dedicit fida, direptis
propius villis vasiatoriam manum quics-
cere prope flumen: iamque adventans
abditusque in valle densitate arbustorum
obscura, videbat lavantes alios, quosdam
comas rutilantes ex more potantesque
nonnullos. Et nactus horam impendio
tempestivam, signo repente per lituos
dato latrocinalia castra perrupit
Vgl. Aug. Digot in >Congrès archéo-
logique de France; Séances générales
tenues à Metz en 1846 par la
société franc, pour la conservation des
monuments historiques < (Paris 1847),
S. 173 ff. mit Plan.
>) Vgl. Jhb. IX, S. 162, Anm. 1.
beobachtend, kam er in die Nèlhe des
Ortes Scarponna, wo er unversehens
einen grôsseren Heerhaufen der Bar-
baren (Alamannen), bevor dieser sich
waffnen konnte, iiberraschte und in
kiirzester Zeit gânziich vernichtete. In-
dem er dann die tiber den Ruhm des
verlustlosen Gefechts frohlockenden Sol-
daten zu'r Vernichtung eines zweiten
Haufens heranfiihrte und sachte heran-
marschierte, erfuhr der treffliche Fiihrer
durch zuYerlâssige Kundschaft, dass eine
Schar von Pliinderern, nachdem sie die
nâchstgelegenen Villen ausgeraubt, in
der Nâhe des Elusses (der Mosel) rastete.
Und schon kam er heran und in einem
durch dichtes Gebiisch verdunkelten
Thaïe geborgen, sah er die einen sich
baden, andere nach ihrer Sitte sich die
Haare rot fftrben, manche auch zechen.
Und da er so einen ausserordentlich
giinstigen Zeitpunkt getroCfen. durchbrach
er auf ein plôtzlich gegebenes Hornsignal
das Râuberlager. (Nachdem er auch
dièse Abteilung der Alamannen iiber-
wunden, wendet er sich gegen den noch
iibrig gebliebenen dritten Heerhaufen,
den er bei Châlons-s.-Mame trifft und
besiegt).
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— 4 —
aus welcher sich der heutige Name Metz entwickelt hat *). Die âlteste
Quelle, weiche dièse Namensform »Meltis« gebraucht, ist das Staats-
handbuch aus dera Anfange des fûnften Jahrhunderts, die Notitia
dignitatum {17)] dann ist dieselbe bei den Sehriftstellem der fràn-
kischen Zeit und spàter die iibliche^.
. Geschichtiiches. Dass das Gebiet des keltischen Stammes der
Mediomatriker, von denen wir auch Munzen mit ihrem Namen haben ^),
bis zum Rheine reichte, sagt Caesar (i). Dies bestâtigt uns noch fur
das Jahr 15 n. Chr. Strabo (5), der hinzufiigt, dass in den an den
Rhein anslossenden Gebietsteil der germanische Volksstamm der Triboci
von der anderen Rheinseite eingewandert sei^). Wann der rheiniscbe
*) Die Légende leitet den Namen Metz her von einem Unterbefehlshaber
des Caesar, dem Ritler Metius (s. Aug. Prost, Etudes sur Thistoire de Metz; les
légendes, 1865, S. 167 IT.). Naturlich ist dieser Name erst aus dem Namen der
Stadt zurechtgemacht, ebenso wie zahlreiche Namen in den griechischen und
rômischen Grundungsgeschichten. — Auch die von d'Arbois de Jubainville vor-
gebrachte, von Holder (a. a. 0. II Sp. 580) wiederholte Herleitung des Namens
Mettis von dem italischen Personennamen Mettus ist unmôglich.
*) So in den unter 17* und 18 angefûhrten Quellen, ferner z. B. bei Ve-
nantius Fortunatus und auf den merovingischen Miinzen (sehr selten : >Metis«). —
Gregor von Tours braucht neben »Mettis< auch »Mettensis urbs«, ebenso andere.
Venantius hat ein anderes Adjektivum »Metticus« gebildet (carm. 10, 9, 1 : »Mettica
moenia*). — In einigen spâteren Quellen werden »Mettis< und der missverstandene
Genitiv »Mediomatricorum« als gleichwertige Namen bezeichnet (Kraus III, S. 326).
Dies ist zu erklâren aus einem Wiederaufgreifen des alten Namens in karolingischer
Zeit, denn Mûnzen von Kaiser Lothar, dem Sohne Ludwigs des Frommen haben
als Aufschrift: >Mediomatricorum< (Robert, Etudes numismatiques, S. 194 — 195;
M. Prou, Les monnaies carolingiennes de la bibliothèque nationale, Paris 1896,
S. 21, Nr. 129), obschon sonst auch in karolingischer Zeit >Mettis« die ûbliche
Namensform war.
») Aufschrift der Riickseite: MEDIO, MEDIOMA, einmal (Robert a. a. 0.
Nr. 3) vielleicht MEDIOMAT[RICV]M. — Siehe G. Robert, Etudes numismatiques
sur une partie du nord-est de la France, Metz 1862, S. 69—70, No. 1—3 mit Ab-
bildungen PLI, 1 — 3; Muret-Chabouillet, Catalogue des monnaies gauloises
de la bibliothèque nationale, Paris 1889, No. 8946—8955 und dazu De la Tour,
Atlas de monnaies gauloises, Paris 1892, pi. XXXVI, Abbildung von No. 8946 und
8953. — Munzen imMetzer Muséum: V. Jacob in den Mém. de la Soc.
d'arch. & d'histoire de la Moselle, XIII (1874), S. 126, No. 117; und aus der von
der Gesellschaft fur lothr. Geschichte erworbenen Sammlung Merciol : F r i d r i c i
in diesem Jahrbuch II, S. 379, No. 101—111. Munzen im Ti-ierer Muséum : (Hettner),
Fuhrer durch das Provinzial-Museum, 2. Auflage (1883) S. 64, No. 101—102. —
Vgl. auch Duhn und Ferrero, Le monete Qalliche del Gran San Bernardo, Torino 1891
(Riese zu XV, 10) und Jahrbuch VII, 2, S. 189, No. 153.
*) Jedenfalls mit Ariovislus; vgl. Caesar, bell. Gall; I, 31, 5 mit I, 51, 2. —
Die Triboci werden ausser der letztgenannten Stelle (Jahr 58 v. Chr.) noch an
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— 5 —
Teil des Gebietes der Mediomalriker abgetreniit wurde, wissen wir
nicht; doch fâllt dièse Abtrennung wohl sehon vor die Zeit, wo dieser
Gebietsteil, von der belgischen Provinz losgelôst, zu der nunmehr eine
selbstàndige Provinz biidenden Germania superior (Obergermanien)
gehôrte *).
Abgesehen von jener geographischen Angabe erwâhnt Caesar die
keltischen Mediomalriker nur noch an einer Stelle {2)\ es ist dies zu-
gleich die ersle gesehichtliche Naehricht, welche wir besitzen und
ans der wir ersehen, dass auch die Mediomalriker im Jahre 52 vor Chr.
an der aligemeinen Auflehnung der gallischen Stàmme gegen die rô-
mische Herrschaft beteiligl waren. Dann schweigen die Geschichts-
quellen 120 Jahre lang liber unsere Sladt und das zugehôrige Land.
Denn das nâehsle gesehichtliche Zeugnis ist das des Tacitus (5),
wonach im Jahre 69 n. Chr. Truppen, welche infolge des Biirgerkrieges
vom Niederrhein nach Italien marschierlen , bei ihrem Durchmarsch
durch Metz ohne allen Grund ein Blulbad unler den Einwohnern an-
richteten, dem ungefâhr 4000 Menschen zum Opfer fielen. Dann er-
zâhll uns der nâmUche Geschichtschreiber (^), dass im folgenden
Jahre 70 zwei romische Legionen (legio I und legio XVI), welche sich
dem balavisch-gallischen Aufsland angeschlossen halten und von Neuss
und Bonn in das Land der an der Emporung beleiliglen Treverer gefuhrt
worden waren, hier die Sache der Empôrer verUessen und daher ins
Gebiet der (wenigstens damais) nicht zu den Aufslândischen zàhlenden
Mediomalriker abriickten ; von hier marschierlen sie auf Anordnung des
Heerfûhrers des Kaisers Vespasianus wieder ins Trierer Land, um an der
Niederwerfung der Aufslândischen teilzunehmen. Jelzt lassen uns die
Geschichlsquellen abermals fur lange, lange Jahre im Stich, da ersl
Ammianus {16) unser Metz im Jahre 367 erwàhnt, wo die Sladt von
dem Besieger der Alamannen, dem nachherigen Kaiser Julianus, dazu
beslimml wird, die in der Schlacht bei Strassburg gemachte Kriegs-
den im folgenden unter No. 1. 3. 4. 6 (Jahr 70 n. Chr.) aufgefuhrten Stellen, so-
wie bei Tacitus, Germania, 28, meist mit den benachbarten, ebenfalls mit Ario-
vistus iiber den Rhein gekommenen germanischen Nemetes (um Speyer) und
Vangiones (um Worms), erwâhnt ; unsicher : Ammianus XVI, 12, 58 (Jahr 357 n. Chr.).
*) Die Einrichtung des oberen und unteren Germaniens als besondere Pro-
vinzen fâllt um das Jahr 90 n. Chr.; s. Riese, Westd. Korr. Bl. XIV (1895), 65,
besonders Sp. 151 ff. Seitdem gab es eine civitas Tribocorum: Donner Jahr-
biicher 83, S. 61. 110 f. (»cives Tribocus» ; vgl. Riese, Sp. 157/158) aus dem Jahre
128 n. Chr. und die Meilensteine bei Brambach CIRhen. 1953 und 1954 aus der
Mitte des 3. Jahrhunderts ; vgl. CIL. XIII, 1, 2018 (Lyon).
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— 6 —
beute zu bergen*). A!s weiteres geschichtliches Zeugnis kann ein-
gereiht werden die Angabe (17) der in den Jahren 411 — 413 verfassten
>Notitia dignitatum*, eines Staatshandbuches, welches aile civilen und
mililàrischen Wiirdentrâger ira Ost- und ira Westreiche aufzâhlt. Aus
diesem Handbuche erfahren wir, dass damais in Metz, wie in anderen,
insbesondere gallischen Stâdten eine kaiserlicbe Zeugfabrik bestand,
welehe von Autun hierher verlegt war, wâhrend eine andere von Metz
nach einem unbestimmten Orte verlegt worden war. Die letzten Nach-
riehten, die wir besitzen, gehôren der Zeit des Zusammenbruches der
Rômerherrschaft an. Nach der einen Nachricht (17*) soll Metz bereits
im Jahre 406 durch die Vandalen zerstôrt v^orden sein*). Die anderen
Nachrichten erzàhlen die Zerstôrung der Stadt durch die Hunnen (i8),
bei welcher allein das vielleicht durch eine besondere Befestigung ge-
schiitzte Bethaus des h. Stephanus^) verschont blieb {18 c. d), Doch
bald erhob sich die Stadt aus dem Schutt zu neuer Blute und war
seit dem Jahre 511 auserkoren, Residenz der austrasischen Kônige
zu sein.
Ausser diesen wenigen geschichtlichen Zeugnissen iiber Stadt und
Land haben wir noch einige Angaben, die wir als geographische
zusammenfassen kônnen''). Die Zeugnisse des Caesar (î) und des
Strabo (3) sind bereits angefiihrt. Wie letzteres, so ist auch das des
âlteren Plinius (4) auf die Zeit des Kaisers Augustus zu beziehen. Aus
dem zweiten Jahrhundert liegt vor das Zeugnis des Ptolemaeus (7).
Aus dem dritten und vierten Jahrhundert besitzen wir wichtige îîeug-
nisse in den Reisehandbuchern und zwar in einem amtlichen, wahr-
scheinlich auf Kaiser Caracalla (211 — 217) zuruckgehenden , unter
Diocletian um das Jahr 300 iiberarbeiteten Reichskursbuch {9 — X^)
und in einer dem vierten Jahrhundert angehôrigen Kurskarte (13):
Aus ihnen ersehen wir, dass Metz ein Strassenknotenpunkt war, voa
') Das Zeugnis, welches einen Metzer Rischof Victor fiir das Jahr 346 n. Chr.
nennt, ist verdâchtig (14*).
^) Es liegt hier wohl eine Verwechslung mit der Zerstôrung der Stadt durch
die Hunnen (451 n. Chr.) vor. Wenigstens nennt Hieronymus epistola CXXIII, 16
(Tom. I, S. 1057/1058 éd. Migne, Patrolog.) Metz nicht unter den zerstôrten
Stâdten. Zur Wiirdigung der Stelle des h. Hieronymus vgl. Hans von Schubert,
Die Unterwerfung der Alamannen unter die Franken, Strassburg 1884, S. 10, Anm. 3.
*} An die Stelle dièses Bethauses (Oratorium beati Stephani) trat im 6. Jhdt.
als Bischofskirche eine Basilika, welehe im 13. Jahrhundert durch die herrliche
gotische Kathedrale ersetzt wurde ; s. Wolfram in diesem Jahrb. IV, 2, S. 240—250.
*) Zu den geographischen Zeugnissen ist auch zu zàhlen die Erwâhnung
unter den notae Tironianae (8).
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— 7 —
dem vier Strassenzôge nach Trier, Slrassburg, Toul and Verdun — Reims
audiefen. Dass Metz ein Strassenknotenpunkt war, wird uns durch die
gleich zu erwâhnenden Meilensteine {22. 23,) bestatigt, wenn es tiber-
haupt einer Besiàtigung dieser Thatsache bedûrfte. Beilâufig sei noch
hervorgehoben, dass in den genannten Kursbuchern n}cht etwa aile
von Metz ausgehenden Strassen Aufnahme gefunden haben, sondern
nur diejenigen Verkehrswege, welche unseren Heer- oder Staatsstrassen
entsprechen ^). — Die durch Kaiser Diocletian geschaffene Neueinteilung
der Provinzen beriicksichtigen schliesslich die Angaben des Stâdle-
verzeichnisses der gallischen Provinzen {là) und des Ammianus {15),
Zu diesen v^enigen litterarischen Quellen treten als wichtige Er-
gânzung unserer Kenntnis der Zustânde im Metzer Lande in alter Zeit
ausser den Bauresten aile die Urkunden, welche zu bergen die Museen
und in allererster Linie unser Metzer Muséum berufen sind. Denn aus
den Denkmàlern und Funden je der Art, vornehmlich allerdings aus
den bildlichen Darstellungen und Inschriften kônnen wir sehr vieles
herauslesen, obschon letztere meist nur Namen bieten. Uns beschàfligen
freilich hier nur die wenigen inschriftlichen Denkmâler, welche
Metz und Metzer nennen. Von derartigen Inschriften kennen wir aber
solche, die im ehemaligen Metzer Gebiete, und solche, die in anderen
Gegenden des rômischen Reiches gefunden sind.
Unter diesen inschriftlichen Zeugnissen muss an die Spitze gestellt
werden der Rest einer Ehreninschrift, welche die Metzer von Gemeinde
wegen (»publice«) in ihrer Stadt einera Kaiser gesetzt haben {19),
Es folgt eine Inschrift {20\ welche bezeugt, dass ein Priester der Ge-
meinde seine Mitburger, die Metzer, sowie die in der Stadt sich auf-
haltenden Fremden mit einem Turnplatz und Schwimmbad beschenkt
hat, eine herkômmliche Gegenleistung fur die Ehrung durch ein Ge-
meindeamt. Eine dritte Metzer Inschrift {2i) nennt nach meiner Er-
klàrung einen Polizeihauptmann und Schatzmeister der Gemeinde Metz.
Dazu kommen noch zwei Meilensâulen, an Strassen, welche von
Metz ausgingen, im einstigen Metzer Gebiete von der Metzer Gemeinde
errichtet und, der Sitte der Zeit entsprechend, dem Kaiser gewidmet.
Die eine {22) stand an der Strasse von Metz nach Verdun und ist im
Jahre 97 n. Chr. zu Ehren des Nerva errichtet; die zweite {23\ von
der Strasse Metz— Toul herriihrend, ehrte den Marcus Aurelius nach
dem Jahre 172 n. Chr. Das kleine Bruchstiick einer dritten Mcilen-
') Freilich haben deren Bedeutung die modernen Ëiscnbabnen wesentlich
verandert und verringert.
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— 8 —
saule, von der nâmlichen Strasse Metz — Toul stammend *), lehrt uns
nur noch durch die Vergleichung mit dem âhnlichen Wortlaut anderer
Meilensàulen, dass ein Kaiser mit anderen Landstrassen auch jene
Strasse und ihre Ueberbruckungen, nachdem sie durch die lange Ab-
nutzung in Verfall geraten, hat herstellen lassen.
Ausser diesen dem Metzer Lande entstammenden Inschriften sind
noch mehrere bekannt, welche Zeugnis ablegen von Metzern, die in
der Fremde sich voriibergehend aufgehalten haben oder dort sesshaft
geworden sind. Wir kennen solche Inschriften aus der Nàhe von
Trier; ferner von der Militârgrenze und zwar aus der Civilniederlas-
sung bei der rômischen Rheinfestung Mainz und aus einer in der
Gegend von Frankfurt a. M. gelegenen, mit einem friiheren Kastel ver-
wachsenen Ortschaft, dann aus den Zehntlanden (agri decumates)
zwischen der obergermanischen Grenzbefestigung und dem Rheine im
heutigen Baden und Wurtemberg; ausserdem noch aus dem Badeorte
Bourbonne-les-Bains in der Gegend von Langres ; aus Sens und Autun
in der damaligen Provinz von Lyon sowie aus der Hauptstadt dieser
Provinz, Lyon, zugleich der Hauptstadt der drei gallischen Provinzen *)
ûberhaupt, weiter aus Bordeaux im einstigen Aquitanien und aus dem
Bade Bath in Britannien, schliesslich vom Grossen S. Bernhard, aus
Mailand und aus der Reichshauptstadt Rom.
Von diesen Inschriften nennt die letzterwàhnte, eines der Ver-
zeichnisse von in Rom entlassenen Soldaten, einen aus Divodu(rum)
stammenden Gardisten (37), Mit der Inschrift von Lyon (32) hat
ein Metzer in Gemeinschaft mit einem Arverner (aus der heutigen Au-
vergne) einen Inhaber vieler hoher Reichsâmter, den Schwiegervater
des Kaisers Gordianus 111. (238—244) vor dem Jahre 241 als ihren
Schutzherrn (patronus) in dessen damahgem Amtssitz Lugudunum geehrt.
Vier Inschriften sind Widmungen an Gottheiten, und zwar gelten drei
davon einheimischen Gottheiten, die vierte einem im rômischen Reiche
eingebiirgerten auslàndischen Gott. Eine Weihinschrift nâmUch ehrte,
wie wir aus der Fundstelle und den ebenda gefundenen Widmungen
schliessen miissen, den Alpengott Poeninus in dessen Heiligtum, welches
auf dem Grossen S. Bernhard an der nach ItaUen fuhrenden Heerstrasse
gelegen war (35). Eine zweite aus Bourbonne-les-Bains enthàlt die
*) Gefunden 1839 zu Sablon ; im Steinsaal des Metzer Muséums Nr. 86 = Robert II
S. 25 f. mit Abbildung pi. VI, 6; abgebildet auch bei Bégin pi. 12 und im >Buch
von der Weltpost*, Berlin 1884, S. 41 = 3. Auflage 1894, S. 25: »[Namen und Titel
eines Kaisers] vias et pon[tes vetus]tate conl[apsos restituit].«
*) Très Galliae: Belgica, Lugudunensis, Âquitanica,
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— 9 —
Widmung einer Frau an die Gottheiten der heissen Quellen Borvo und
Damona (J25), Eine dritte gehôrt zu einem Bilderslein, welchen ein
Metzer dem unler dem Namen des rômischen Mercurius verehrten
keltischen Handels- und Verkehrsgolt Esus bei Trier gesetzt hat (^4).
Die vierte endiich ist die Inschrift eines Bildersteines, den ein Metzer
Biirger zu Heddernheim bei Frankfurt a. M. dem orienlalisehen Sonnen-
gott Mithras geweihl hat {J27). Die Ubrigen Inschriften sind Grab-
schriften, und schon dieser Umstand weist darauf hin, dass die Ver-
slorbenen an dem Orte, wo sie gestorben sind, sich dauernd nieder-
gelassen hatten, was fur die meisten durch andere Umstande bestàtigt
wird. Von den sechs Mânnern und zwei Frauen, welchen dièse Grab-
schriften gesetzt sind, war eine Frau vermutlich ein illégitimes Soldaten-
weib in der burgerlichen Niederiassung bei der Lagerfestung Mainz {J26) ;
ein Mann, dem sein Bruder und ein anderer zu Mailand einen Grab-
stein gesetzt haben (36), hatte ein Gesehâft in gallischen Rôcken
(saga), ein anderer war Arzt in Autun (5i), ein dritter (33) in Bor-
deaux Handwerker (vielleicht Bauhandwerker). Ein Mann hat ein
'Lebensalter von 100 Jahren erreicht Ç29).
Die Heimatangabe lautet fiir drei Mànner und eine Frau einfach
»Mediomatricus« bezw. »Mediomatrîca« (J24, 31. 32 und 2S)\ die
ubrigen*), Mânner wie Frauen, heissen: »civis Mediomatricus« (^.
28. 29. 30. 36, vgl. 33), bezw. »civis Mediomatrica* {26. 34). Nur
zur Angabe der Heimat des aus Metz stammenden Soldaten (37)
ist entsprechend den Heimatangaben der rômischen Bûrgersoldaten der
Name der Stadt Divodurum und nicht der Stammesname gebraucht^).
Schliesslich sei noch erwàhnt, dass die Namen der Metzer, welche
auf den ausserhalb des Metzer Landes gefundenen Inschriften genannt
werden, grossenteils keltischen Ursprungs und nur mehr oder weniger
romanisiert sind.
Dies sind aile mir hekannten Erwâhnungen unseres Metz, des zu-
gehôrigen Landes und seiner Biirger aus der Zeit der Rômerherrschaft.
') Bei Nr. 35 lâsst sich infolge ihrer Verstûmmelung nicht entscheiden, ob
der Stifter sich Mediomatricus mit oder ohne Zusatz von »civis« nannte.
*) Vgl. ausser den Verzeichnissen der zu Rom entlassenen Soldaten (CIL. VI
und Ephemeris epigraphica) z. B. Brambach GlRhen. Nr. 210. 336. 896. 1156. 1163
und andere Inschriften von Soldaten, welche aus italischen Gemeinden stammen.
Doch sind sonst auch Soldaten, welche rômische Biirgernamen fUhren, aber
gallischen Gemeinden entstammen, als >Trever« (Hettner, Steindenkmâler Nr. 308),
oder »civis Remus« (Loriquet, Beims, Fig. 4 der Tafeln, vgl. Fig. 1 = Wilmanns
Ëxempl. inscript. 1504) u. s. w. bezeichnet.
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— 10 —
Hâufiger begegnet uns der Name der Stadt und ihres Gebietes in der
folgenden 2ieit der Merovinger. Wàhrend Baureste und sonstige Denk-
mâler aus dieser Zeit seltener sind als aus der rôraischen, wird Metz
nichl nur bei Schriftstellern, wie dem h. Gregor von Tours (f 694) und
seinem Zeitgenossen, dem Dichter Venantius Fortunatus ^), sondern auch
auf Urkunden ^) und Mûnzen ^) nicht selten genannt. So erwàhnt allein
Gregor von Tours die Stadt hâufiger als die Sehriftquellen aus rô-
mischer Zeit zusammengenommen.
II. Zusammensteilung der Belege aus Schriftwerken und Inschriften
1—18: Litterarisohe Qaellen.
1. Caesar, de bello Gallico, IV, 10, 3—4.
»Rhenus oritur ex Lepontiis,
qui Alpes incolunt, et longo spatio
per fines Nantuatium, Helvetiorum,
Sequanorum, Mediomatricum*),
Tribocorum , Treverorum citatus
fertur «
Der Rhein entspringt im Ge-
biet der in den Alpen wohnenden
Lepontier und fliesst in langem,
schnellem Laufe durch das Gebiet
der Nantuaten^), Helvetier, Se-
quaner, Mediomatriker, Tri-
boker und Treverer «
*) S. die Stellen in den Indices der Âusgaben des Gregorius von Arndt und
Krusch (1885) und des Venantius von Léo (1881) in den Monumenta Germaniae
hislorica. — Ausserdem vgl. z. B. die Chronik des sogenannten Fredegar und die
vita S. Arnulfi in den Monum. Germ. hist., Script, rer. Meroving. II (1888), In-
dex S. 545.
*) S. Pardessus, Diploroata, chartae, epistolae, leges aliaque instrumenta
ad res Gallo-Francicas spectantia, Lutetiae Parisiorum, 1843—1849; Monumenta
Germaniae historica, Diplomata, I, 1872.
3) C. Robert, Etudes numismatiques, S. 92. 101. 103. 106. 108. 109.
116—126. Die Miinzen des Metzer Muséums s. bei V. Jacob in den Mémoires
de la Soc. d'arch. & d'hist. de la Moselle XI (1869) S. 81 ff. Nr. 8 und Nr. 35-39.
Die Mûnzen der Bibliothèque nationale bei Maurice Prou, Les monnaies Méro-
vingiennes, Paris 1892, S. 201 ff. Nr. 928 ff.
*) So in den guten Handschriften. Die minderwertigen Handschriften bieten :
>Mediomatricorum€ .
*) Hier muss ein Irrtum vorliegen, da die Nantuates im oberen Rhône-Thal
(in Wallis) wohnten. — »Ueberhaupt ist die ganze Beschreibung des Bheinlaufs
nicht frei von Ungenauigkeiten und Irrtiimern« ; so sind die gleich den Tribokern
in die an den Rhein anstossenden Gebietsteile der Mediomatriker und Treverer
eingewanderten Nemeter und Vangionen nicht genannt (vgl. oben S. 4/5, Anm.).
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— 11 —
2. Caesar, de beUo GalUco, VII, 75, 3 (Jahr 52 v. Chr.)
»Dum haec apud Alesiam gerun-
tur, Galli concilie principum in-
dicto non omnes eos, qui arma ferre
possent, ut censuit Vercingetorîx,
convocandos statuunt, sed certum
numerum cuique civitati imperan-
dum Imperant
sena (milia) Andibus, Ambiants,
Mediomatricis, Petrocoriis, Ner-
viis, Morinis, Nitiobrogibus ; «
Wâhrend dieser Vorgânge bei
Alesia beschliessen die Gallier in
einer einberufenen Fursten-Ver-
sammlung, es soUten nicht der
Ansicht des (damais in Alesia ein-
geschlossenen) Vercingetorix ent-
sprechend aile Wehrfâhigen einbe-
rufen, sondern jedem Staate die
Stellung einer bestimmten Zabi
von Kriegern aufgegeben werden.
Demgemâss wird den Medioma-
trikern und sechs anderen Stâm-
men aufgegeben, je 6000 Mann zu
stellen.
Es handelt sich hier uni den allgemeinen Aufstand der Gallier im
Jahre 52 vor Chr., an welchem nach Caesar bell. Gall. Vil, 63, 7 allein
die Rémi (um Reims), Lingones (um Langres) und Treveri (um Trier)
nicht beteiligt waren. Die Starke der in der erwâhnten Versammlung
festgesetzten Aufgebote, mit welchen die aufstândischen Staaten den
Versuch machen, Alesia zu entsetzen, betràgt (VII, 75) : fur die Aeduer
und die von ihnen abhàngigen Staaten 35000 Mann; ebensoviel fiir
die Arverner und die ihnen unterthànigen Stàmme; fiir sechs Staaten
je 12000 Mann; fiir zwei Staaten je 10000 (doch stellt einer davon
in Wirklichkeit nur 2000 Mann); fur vier Staaten je 8000; fiir die
oben genannten sieben Staaten, worunter die Mediomatriker, je 6000;
fiir zwei Staaten je 5000; fur drei Staaten je 4000; fiir zwei Staaten
je 3000 und schliesslich fiir die an den atlantischen Ozean stossenden
Kustenstaaten (civitates Aremoricae) insgesamt 30000 (oder 3000)
Mann^).
Die den Mediomatrikern benachbarten Leuci (um Toul) sind in
der Aufzàhlung ebensowenig genannt, wie die gleichfalls nachbarlichen
Virodunenses (um Verdun). Wâhrend Caesar erstere friiher, bei Ge-
legenheit seines Kampfes gegen Ariovist im J. 58 v. Chr. (bell. Gall.,
I, 40, 11) erwàhnt hat, nennt er die letzteren iiberhaupt nicht.
1) Die Lesung steht nicht uberall fest. Die handschriftliche Ueberliefening
bietet vor >Ambianis« : >Senonibus«, was sicher falsch ist, weil die Senones schon
vorher genannt sind. Hofmann bat daher den Fehler in >sena Andibus* ver-
bessert, wàbrend andere »Senonibus« gestrichen haben. In letzterem Falle ist
die Zuteilung der folgenden Zahlen eine andere, wonach u. a. die Ambiani (um
Amiens), Mediomatrici, usw. nur je 5000 Mann gestellt bâtten.
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— 12 —
8« Strabo, Geographica, IV, 3, 4.
Msrà tovg ^Elovr^rTiovg 2f]-
xoavoi xai MEdio^argixol xazoï-
xovoc Tov 'Pijvov^ év OIS ïâçvTai
rsçftavixov eO-vog nsQaio)t>èv ex rf^g
oîxeiag^ Tqi^oxxoi
'YTreç ovv xtov ^EXovï^ttuov xaï
x(xiu2t]xoavviv Aîôovot xai Aiyyoveç
oixovai TiQog âvaiv^ vukq âè tcSv
Meôio^iarçixôjv Aevxoi xai t(5v
Aiyyôviov tl ftéçog
Merà âè tovg Msâioftarçixovg
xai Tçifiàxxovg naQoixovai tov
'Pijvov Tçr^oviQOi^ xad^ovg neTtoirj-
rai TO l^evy(.ia vno tow 'PcDfiaiiov
vvvi Tiov aTQatfjyovvtcov tov FeQ—
fiavixov Ttolefiov,
Nâchst den Elvetiern (Helve-
tiern) wohnen am Rhein die Se-
quaner und die Mediomatriker,
in deren Gebiel ein germanischer
Stamm sesshaft ist, welcher aus
der Heimat ûber den Rhein ge-
kommen ist, die Triboker.
Oberhalb der Elvetier und der
Sequaner wohnen gen Sonnen-
untergang die Aeduer und Lingoner,
und oberhalb der Mediomatriker
die Leuker und ein Teil der Lin-
goner.
Mchst den Mediomatrikern
und Tribokern wohnen am Rhein
die Treverer, bei denen von den
Rômern, welche jetzt (d. h. im
Jahre 15 n. Chr.) den germani-
schen Krieg fuhren, die Briicke
geschlagen ist.
4. Plinius, der Aeltere, naturalis historia, IV, 17 (31), § 106
zâhlt unter den Gemeinden (populi) des belgischen Gallien schliesslich
auch auf die freien Leuker, die vorher freien Treverer und die ver-
bundeten Lingoner, die verbùndeten Remer, die Mediomatriker,
Sequaner, Rauriker und Helvetier: »Leuci liberi, Treveri liberi antea et
Lingones foederati, Rémi foederati, Mediomatrici, Sequani, Raurici,
Helveti.* Naehher nennt er noch unter den am Rheine wohnenden
germanischen Stammen (gentes) der nàmlichen Provinz die »Nemetes,
Triboci, Vangiones*.
Plinius (t 79 n. Chr.), der seine »Naturgeschichte« betitelte Eney-
klopàdie im Jahre 77 n. Chr. dem Kaiser Titus gewidmet hat (Vor-
rede § 3), ist in seiner geographischen Abhandiung hauptsâchlich ab-
hàngig von den Aufzeiehnungen bezw. der Weltkarte des Agrippa,
welcher im Auftrage des Augustus die Vermessung des rômischen Reiches
durchgefûhrt hatte. Daher nennt auch Plinius als Kolonien des belgischen
Gallien nur die beiden von (Caesar und) Augustus eingerichteten Ko-
lonien, nàmlich die Reiterkolonie (»colonia Julia Equestris«) d. i. Nyon
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- 13 -
(Noviodunum) am Genfer See und die Raurische Kolonie, d. i. Augst
(♦Augusta Rauricorum*) bei Basel; dagegen nicht Trier, welches unter
Augustus vermutlich gegrûndet, jedenfalis aber nach ihm benannt ist
(»Augusta Treverorum«), als Kolonie jedoch erst spâter, wahrscheinlich
durch Claudius, sicher aber vor dem Jahre 70 n. Chr. (Tacitus, histor. IV, 62),
eingerichtet wurde. Wenn man also aus dem Wortlaut des Plinius
schliessen muss, dass dieMediomalriker weder >liberi« noch >foe-
derali* waren, so ist andererseits zu belonen, dass dièses Zeugnis nur
fur die Zeit der Reichsvermessung unter Augustus unbedingte Giillig-
keit bat; vgl. Jhb. IX, S. 174/175, Anm. 9.
»• Tacitus, historiae, I, 63 (Jahr 69 n. Chr.): Marsch*des
Truppenfûhrers Fabius Valens mit Abteilungen des niederrheinischen
Heeres iiber Trier, Metz, Toul nach Italien, um hier fur Vitellius gegen
Galba und, nachdem dieser durch Otho ermordet worden, gegen letzteren
zu kàmpfen.
»Et Treveros quidem ut socios
securiadiere:Divoduri — Medio-
matricorum id oppidum est —
quamquam omni comitate exceptos
subitus pavor terruit. Raptis re-
pente armis ad caedem innoxiae
civitatis, non ob praedam aut spo-
liandi cupidine, sed furore et ra-
bie [iere]^) causis incertis eoque
difficilioribus remediis, donec pre-
cibus ducis mitigati ab excidio ci-
vitatis temperavere; caesa tamen
ad quattuor milia hominum. Isque
terror Gallias invasit, ut venienti
mox agmini universae civitates cum
magistratibus et precibus occurre-
rent, stratis per vias feminis pue-
risque, quaeque alia placamenta
hostilis irae non quidem m bello.
Und das Gebiet der Trierer, da es
ja bundesgenossisches (provinziales)
Gebiet war, betraten sie sorglos:
Dagegen zu Divodurum — es ist
dies dieStadtderMediomatriker
— erfasste sie ein plotzlicher (pa-
nischer) Schrecken, obschon man
sie hier mit aller Freundlichkeit
aufgenommen batte. Unversehens
griflen sie hastig zu den Waffen
und machten sich an ein Morden
in der unschuldigen Gemeinde, nicht
infolge von Beutelust und Pliin-
derungssucht, sondern infolge von
Wut und Raserei, aus unbestimm-
ten Grûnden, weshalb auch die Ab-
hilfe um so schwieriger war, bis
sie, durch die Bitten ihres Fûhrers
(des Fabius Valens) besânftigt, in
der Vemichtung der Gemeinde inné
hielten; doch wurden an die
4000 Menschen gemordet.- Und der
Schrecken hierùber drang in die
gallischen Provinzen, sodass spâter-
hin, wenn der Heereszug nahte, die
ganzen Gemeinden mit Behorden
*) »iere« fehlt in den Handschriften.
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14
sed pro pace lendebantur. (Cap. 64 :)
Nunihim de caede Galbae et im-
perio Olhonis Fabius Valens in ci-
vitale Leueorum aceepit.*
und Bitten ihm entgegeneilten, wàh-
rend Frauen und Kinder sieh auf
den Strassen zu Boden geworfen
hatten, und was sonst noch fiir
Mittel ZUT Beschwichtigung des
Grimmes von Feinden und zwar
hier nicht im Kriege, sondera zur
Wahrung des Friedens ihnen ent-
gegengehalten wurden. (Kap. 64:)
Die Nachricht von der Elrmordung
des Galba und der Herrschaft des
Otho erhiell Fabius Valens in der
Gemeinde der Leuker.
6. Tac i tu s, historiae, IV, 70—72 (Jahr 70 n. Cbr.).
Die hier erzàhlten Ereignisse gehoren dem sogenannten bata-
vischen Aufstande an. Mit dem Bataver Claudius Civilis, von welchem
die Erhebung ausgegangen war, verbûndeten sieh nachher unter anderen
die Trierer Julius Classicus und Julius Tutor zum Zwecke der Griindung
eines von Rom unabhângigen gallischen Reiches. Ausser den Galliera
schlossen sieh aber auch die am Rheine liegenden romischen Truppen
grôsstenteils der Erhebung an. Als jedoch die Herrschaft des Kaisers
Vespasianus durch die Besiegung und Ermordung des Vitellius gesichert
war und jetzt dem tûchtigen Heerfiihrer Petilius Cerialis unterstellle
Truppen von allen Seiten heranrûekten oder zu erwarten waren, er-
klârten sieh die meisten gallischen Gemeinden fiir die Unterwerfung
unter Rom; nur die von ihrem Landsmann Julius Valentinus aufge-
reizten Treverer, sowie die Lingoner (um Langres) und germanische
Stamme, worunter die Triboker, verharren beim Aufruhr. Die Me-
diomatriker werden sieh ûberhaupt nicht an der Erhebung beteiligt,
also zu den von Tacitus erwàhnten *civitates quae societatem Romanam
non exuerant* gehôrt haben.
Nachdem Tacitus die Niederlage des Tutor am Nordufer der
Nahe, Bingen gegenùber, und die niederschmetternde Wirkung derselben
auf die Treverer erzâhlt, fâhrt er fort (cap. 70) :
»Legiones aNovaesioBonnaque 1 Die (zwef) Legionen, welche,
in Treveros, ut supra memoravi- ff i^*^ ^J,^»^ (^fP- f) ^^^^""^
habe, von Neuss*) und Bonn*) ms
mus, traductae se ipsae in verba | Gebiet der Treverer gefûhrt worden
») Legio XVI (Tacitus, hist. IV, 26 und 62).
•) Legio I (Tacitus, hist. IV, 19 und 62).
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— 15 -.
Vespasiani adigunt. Haec Valentino
absente gesla; qui ubi adveniabat
furens cunctaque rursus in turbas
et exitium conversurus, legiones
in Mediomatricos, sociam ci-
vitatem, abscessere.
waren, leisteten aus eigenem Ân-
trieb dem Vespasianus den Hul-
digungseid. Das geschah in Abwe-
senheit des Valentinus: als dieser
auf dem Wege war, wûtend und
willens, ailes wieder in Aufruhr
und Vernichtung zu kehren, ruckten
die Legionen ab ins Gebiet der Me-
diomatriker, einer bundesgenôs-
sischen (provinzialen) Gemeinde.
Valentinus und ïutor aber zerren die Treverer wieder zu den
Waffen, denn sie lassen die einstmaligen Befehlshaber jener zwei Le-
gionen, welehe seit dem Abfall ihrer Untergebenen zur Sache der Auf-
stândischen in Haft gehalten worden waren, umbringen und machen
dadurch den Riss noeh klaffender. (Cap. 71 :) Dies war die Kriegslage,
als Petilius Cerialis kampflustig nach Mainz kam. Dieser schickt die
in den gallischen Provinzen ausgehobenen Aufgebote in ihre Gemeinden
zuriick und lâsst sagen, fiir das rômische Reich seien die Legionen
ausreichend, die Bundesgenossen (socii d. h. Provinzialen) soUten sorglos
zu den Werken des Friedens zurùckkehren, wie wenn der Krieg zu
Ende wâre. Civilis und Classicus hingegen warnten den Valentinus
immer und immer wieder vor einer Entscheidungsschlacht, wâhrend
sie ihre zerstreuten Truppen sammelten.
*Eo rapidius Cerialis, missis
in Mediomatricos, qui breviore
itinere legiones in hostem verterent,
contracto, quod erat militum Mo-
gontiaci quantumque secum trans-
vexerat, tertiis castris Rigodulum
venit.«
Um so eiliger zog Cerialis, was
an Truppen in Mainz lag, und ailes,
was er mit sich ûber die Alpen ge-
schafft hatte, zusammen, nachdem
er in das Metzer Gebiet Leute
entsandt, mit der Aufgabe, die (dort
stehenden zwei) Legionen auf einem
kûrzeren Wege gegen den Feind zu
kehren, und in drei Tagemârschen
(von je neun Stunden) erreicht er
Rigodulum.
Hier (bei Riol auf der rechten Moselseite, drei Stunden unterhalb
Trier) halte Valentinus mit einem starken Heerhaufen der Treverer
Stellung genommen und seine Stellung noch durch Grâben und Stein-
barrikaden verstârkt. Doch die starke Stellung wird von den Rômem
erstûrmt, der feindliche Anftihrer Valentinus gefangen. (Cap. 72 :) Am
folgenden Tage rûckte Cerialis in Trier (>colonia Treverorum*) ein.
Die Soldaten hâtten gerne die Stadt zerstôrt, doch Cerialis wusste ihre
Wut zu bândigen. Auch zog jetzt der erbârmliche Anblick, welchen
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- 16 -
die aus dem Metzer Gebiet herbeigerufenen Legionen boten, die Auf-
merksamkeit auf sich, «convertit inde animos accitarum e Medioma-
tricis legionum miserabilis adspectus«: Dièse waren hier in Trier mît
den Siegern von Rigodulum zusammengetrolTen und boten im Schuld-
bewusstsein ihrer Teilname an der Emporung ein Bild der grôssten
Niedergeschlagenheit und Seham; doch wurde durch Cerialis ihnen
persônlieh versichert und durch Heeresbefehl an ihre Kameraden an-
geordnet, dass ailes vergeben und vergessen sein soUe.
7. Ptolemaeus, y€wyQaq)ixrj vq^i^yr^aiç (Anleitung zur Erd-
beschreibung) II, 9,7. In der Beschreibung des belgischen Gallien werden
nach den Treverern {TQÎ^tjQoi) mit ihrer Stadt Augusta Treverorum
(AvyovoTa TçififJQiov) als sùdlich davon wohnend genannt die Medio-
matriker mit ihrer Stadt Divodurum: fieOT^ftfiQivdreQoi ôè Medio-
ftdTQixsÇy wv nôlis JiovôâovQov. Unterhalb (d. h. sûdlich) von diesen
und den Remern, heisst es weiter, wohnen die Leuker (Aevxoi) mit
ihren Stâdten Tullium {Tovlhov) und Nasium (Nàaiop). Die Lage der
Stâdte wird, wie tiblich, nach Lange- und Breitegraden bestimmt (Di-
vodurum: 25^^30' bezw. 47<>20').
8. Commentarii notarum Tironianarum (tab. 86, 95 ed
Guilelm. Schmitz, Lipsiae 1893): Mediomatricum.
In der zu verschiedenen Zeiten^) entstandenen Sammlung steno-
graphischer Abktirzungen, nàmlich dem Verzeichnis der nach einem der
Begriinder der Kurzschrift, dem Freigelassenen des Cicero, Tiro, so-
genannten »notae Tironianae» fmdet sich auch eine Abkiirzung, welcher
die Erklârung » Mediomatricum* beigesetzt ist. Das stenographische
Zeichen mit seiner Auflôsung steht aber in einem Abschnitt, welcher
gallische Volkerschaften mit ihren Hauptstâdten aufzâhlt und welcher
auf die erste Kaiserzeit zuriickgeht, in der zwischen dem 5. und
9. Jahrhundert liegenden Zeit jedoch vielfach vermehrt und verandert
wurde ^).
Das iiberlieferte » Mediomatricum* fiir das mit » Mediomatricum
oppidum* (=Metz) gleichwertige Eigenschaftswort^) zu erklâren, ver-
') Seit der Zeit des Cicero und Caesar bis einschliesslich zum Zeitalter der
Karolinger: vgl. Schmitz, Ausgabe, S. 10—11.
«) Zangemeister, Neue Heidelberger Jabrbiicber II (1892) S. 31; Schmitz
a. a. 0. S. 10.
*) So ist das Adjectivum gebraucht in der vita S. Arnulfî aus merovingischer
Zeit (c. 28, Monum. Germ. hist., Scriptores rerum Merovingicarum , II, S. 445):
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— 17 —
bietel die Vergleichung mit den tibrigen Namen jenes geographischen
Verzeichnisses, dessen ûberwiegende Gestalt die folgenden Beispiele*)
veranschaulichen môgen : Aeduus, Auguslodunum ; Remus, Durocortorum ;
Sequanus, Vesontio ; Helvetius, Avenlicum ; Biturix, Avaricuni ; Parisius,
Lutetia ; SenoQUs, Agedincum ; Leucus, Nasium ; usw. Demnach soUte
man vielmehr eine Lucke und als ursprûnglichen Wortlaut »Medio-
matricus, Divodurum«, also Ausfall eines Zeiehens fur den letztgenannten
Namen vermuten. — Auch die Erklârung des »Mediomatricum« als
Genitivus plur. entsprechend den S. 1, A. 2 angefûhrten Belegen seheint
ausgeschlossen.
9 — 13« Reichskursbuch: »Itinerarium Antonini Augusli*.
Ausgabe von Parlhey und Pinder, Berlin 1848 (W = Ausgabe von
Wesseling, Amsterdam 1735).
9. Itin. Ant. Aug. p. 111—112 P (p. 239— 240 W). Strassen-
lauf von Sirmium an der Sau in Pannonien ùber Wien, Salzburg,
Augsburg, Bregenz, Vindonissa (Windiseh an der Miindung der Reuss,
in der Schweiz), Strassburg, Zabern, Tarquinpol und Metz nach Trier.
Die Schlussstrecke (vgl. Jhb. IX, S. 163—167 und S. 162, Anm. 3) wird
folgendermassen angegeben :
Die vorhergehende Station heisst » Monte Brisiaco«.
W. 239,2 Argentorato (leugas) mpm XXXVIIII
240,1 Tabernis mpm XIIII
2 Decem pagis mpm XX
8 Divodoro mpm XXXVIII
4 — ? — mpm XII
5 Treveros mpm XVI
Ânmerkung. 239,«: >mpm« = >milia plus minus* d. h. »rund (38) Meilen«,
Dass aber mit milia nicht rômische Meilen, sondern gallische L e u g e n (s. Jhb. IX,
>Mulier quidam (statt : quaedam) nomine Ciorcilla in suburbano Mediomatrici
degens* (»Mediomatrici< haben drei Handschriften ; zwei Handschriften bieten:
>Mediomatricis« und >Mediomatrico«). Ebenso Paulus diaconus, de episcopis
Mettensibus (Monum. Germ. hist. Scriptor. II, S. 261), wiederholt in der von
H. V. Sauerland 1896 herausgegebenen Vita S. Clementis, c. 2: »apud Galliam
Belgicam Mediomatricum , quae etiam Mettis appellatur, civitas in ipsa Mosellae
amnis ripa posita« und nachher: »cum pervenisset beatus Clemens Mediomatricum
civitatem*. Die letzgenannten Stellen legen die Vermutung nahe, dass der Ge-
brauch dieser Namensform veranlasst war durch das Missverstândnis des Genitivs
>Mediomatricum< in der Bezeichnuiig >civitas Mediomatricum* (vgl. oben S. 1, A. 2).
*) Schmitz, tab. 86,8o bis 87,8o. — Die von den Handschriften tiberlieferte
vulg&re oder verderbte Schreibung lasse ich unberucksichtigt.
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S. 161) gemeint sind, ist ausdrûcklich zu S. 232^ Wess. in mehreren und zu S. 238,t
W. in den meisten Handschriften vermerkt. Die rômische Meile = 1,478? km
= rund IV» km. Die gallische Leuge ist um die Hftlfte l&nger als die rô-
mische Meile.
239,j hat eine Handschrift: XXXVIII. — 240,i. Die Entfernung zwischen
Strassburg und Zabern wird in mehreren Handschriften mit XXIIII angegeben. —
s. Die meisten Handschriften geben aïs Âbstand zwischen Decem pagi (Tarquinpol)
und Metz irrtumlich: XX. — é. Die Entfemungszahl (ohne Stationsnamen) haben
nur zwei Handschriften; in den ûbrigen fehlt Zabi wie Station. — 5. In je einer
Handschrift: XUI bezw. XXVI.
10. 11. Itin. Ant. Aug. p. 173-174 P (p. 363— 365 W).
!©• Slrasse von Reims (Durocortorum) ùber Verdun nach Metz;
vgl.Jhb. IX, S. 168— 169:
363,4 W. Item a Dm^ocortoro Divodurum usque
m(ilia) p(lus) m(inus) LXII sic :
364,1 Basilia mpm X
s Axuena mpm XII
8 Virodmium mpin XVII
4 Fines mpm VIIII
6 Ibliodurum mpm VI
6 Divodurum mpm VIII.
!!• Slrasse von Reims (Durocortorum) Uber Naix (Nasium), Toul,
Scarponne nach Metz; vgl. Jhb. IX, S. 168:
364,7 W. Alio itinere a Durocortoro Divodurum
usque mpm LXXXVI sic:
9 Fano Minervae
365,1 Ariola
2 Caturrigis
8 Nasium
4 TuUum
6 Scarponna
6 Divodurum
Ânmerkung. 363,4, 364,7 und 365,6 baben die meisten Handscbriften
>Divodorum« oder âhnlich; dagegen 364,« bat die Mehrzahl: >Divodurum«. —
363, Ende: Eine sonst treffliche Handscbrift bietet: LXXIIII. — 364,*: Eine gute
Handschrift bat: VIII. — 364,8. Die Mebrzahl der Handscbriften hat: LXXXVIH;
andere: LXXXVH.
lit. Itin. Ant. Aug. p. 177 P (p. 371—372 W).
Strassenzug von Leyden liber Utrecht, Vetera (Castra vetera,
zwischen Birten und Xanten), Neuss, Coin, Bonn, Andernacb, Coblenz,
mpm
xim
mpm
XVI
mpm
VIIII
mpm
VIIII
mpm
XVI
mpm
X
mpm
XII.
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Bingen, Neumagen, Trier, Metz nach Strassburg. Die Schlussstrecke
lautet (vgl. Jhb. IX, S. 162, Anm. 3 und S. 163 ff):
Es geht vorher >Noviomago« (Neumagen);
371,5 W. Treveros mpm XIII
6 Divodorum mpm XXXIIII
372,1 Ponte Sarvix mpm XXIIII
2 Argentorato mpm XXII.
Anmerkung. 371,«. In zwei (wichtigen) Handschriften lautet die Ent-
femungszahl: XXIIU bezw. XXXVI; in einer der beiden 372,i : XXVI. — 872,i.
»Sarvix€, welches (mit geringfUgigen Abweichungen) nahezu aile Handschriften
bieten, ist wohl verderbt aus Saravi X (vgl. unten, S. 20, 1).
18« Kurskarte des 4. Jbdts., die sogen. »Peutingersche
TafeN (Segm. III, 1 der Ausgabe von Miller »Weltkarte des Ca-
storius*, Ravensbm^ 1888). — Vgl. Jahrb. IX, S. 161—168.
Aug(usta) Tresvironim
X
Rieciaco
X
Caranusca
XLH
Divoduri Mediomatricorum — XII — Ad duodecimum — XII — Ad
Xim Decem pagos — X — Ponte Saravi —
Scarponna XII — Tabernis — ? — Argentorate.
X
TuUio
usw.
Anmerkung. Dass die Zahlen als gallische Leugen zu verstehen sind,
wird zu Lugudunum (Lyon) vermerkt : »Lugduno caput Galliarum ; usque hic legas*
(Segm. II, 6 éd. Miller; vgl. Millers einleitenden Text S. 106 und 107 f.). — Die
Entfernungszahl zwischen Zabern und Strassburg ist ausgefallen.
Als Stadt ist Metz auf dieser Kurskarte durch zwei Tiirme mit
spitzem Dach gekennzeichnet, âhnlich wie Trier, Naix (Nasium), Be-
sançon (Vesontio), Lyon, Coin, Bonn und zahlreiche andere Stadle.
Auch der Stammesname »Mediomatrici« ist beiderseits der
Mosel zwischen Metz und Trier in die Karte eingetragen.
Bei Vorlage der den Kursbuchern entlehnten Abschnilte habe ich
mich darauf beschrânkt, die Ueberlieferung wiederzugeben. Hier seien
einige Bemerkungen angefligt ilber die Entfernungen der zur civitas
2*
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Mediomatricorum mit Sicherheit oder Wahrscheinlichkeil zu rechnenden
Ortschaften, da die Zahlenangaben in den Kursbiichern teilweise fehler-
haft iiberliefert sind.
1. Strasse Metz — Strassburg (P. 12. 13). Vgl. Wiehmann
im Jahrbueh IV, 2, S. 117 — 118. — Dass »Ad duodecimumt (13) zwolf
Leugen von Metz entfernl war, lehrt der Name^). Freilich darf man
fiir die Zeit der Anfânge jener Ortschaft nicht die spâtere und kiirzere,
sondern muss die altère und lângere Leuge als Wegemass ansetzen ^),
denn die Entfernung Metz—Delme betrâgt rund 30 km. — Von »Ad
duodecimum* bis »Ad Decempagos* rechnet die Kurskarte {13) zwolf
Leugen, also von Metz bis Decempagi-Tarquinpol 24 Leugen. Dies
stimmt einigermassen nur unter der angegebenen Voraussetzung, dass
nach àlteren Leugen gerechnet ist. Die Angaben der Handschriften des
Itinerarium Antonini {9) sind entweder zu hoch (XXXVIII), wenn man
nicht (dem ausdrucklichen Vermerk der Handschriften entgegen) ro-
mische Meilen statt Leugen hier annehmen will, oder zu niedrig (XX).
Die Angabe des Paulus diaconus {18 d) dagegen, der die Entfernung
mit XXX milia angiebt, ist annàhernd richtig, wenn man unter seinen
Meilen Leugen versteht ^). — Die Entfernung von Metz bis Pons Saravi
ist im Itinerarium Antonini {12) mit XXIIII viel zu gering angegeben,
wâhrend die tabula Peuting. mit XXXIIII unter den angegebenen Vor-
aussetzungen der Wahrheit nahe kommt. — Die Entfernung Decempagi
bis Tabernae (Zabern) ist im Itin. Ant. {9) mit XX zu gering, in der
Tab. Peut. {13) mit XXII genauer angegeben.
2. Strasse Metz — Trier. Vgl. Eberhard im Jahrbueh II,
S. 171 ff. — Die Angabe der Entfernung von Metz bis Caranusca in
der tabula Peuting. {13) mit XLII ist ein Irrtum statt XIII. — Die
Entfernung von Caranusca (Heidenfeld bei Elzingen an der Canner) bis
Ricciacum (Ritzingen) ist ebenda mit X zu hoch angegeben, wâhrend die
fur die Entfernung Ricciacum bis Trier liberlieferte Zahl zu niedrig ist*).
3. Strasse Metz — Verdun*) {10), Die Entfernung von Met^
bis Ibliodurum (Ville-sur- Yron) ist mit VIII zu gering angegeben, denn
die Luftlinie betràgt schon 23 km.
') Vgl. Jahrb. DC, S. 164.
«) Vgl. Wiehmann a. a. 0., S. 118, Anm.
*) Dazu ist man berechtigt ; vgl. Jahrbueh DC, S. 161.
*) Vielleicht ist, mit Benutzung der (unrichtigen) Entfernungsziffer VTII
zwischen Trier und Neumagen, hier X in XVIII zu verbessern.
*) Das Metzer Gebiet reichte an dieser Strasse bis zur >Ad fines* genannten
Oertlichkeit; vgl. Jahrb. IX, S. 168 mit Anm. 7.
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4. Strasse Metz— Toul {IL 18). Die Entfernung Metz bis Scar-
ponna ist von der Kurskarte {13) richtig mit XIIII (leugae) angegeben ;
zu gering dagegen ist die im Reichskursbuch {H) tiberlieferte Zabi XII,
mit der die Angabe des Paulus diaconus {18 d) ùbereinstimmt, da hier
wie dort Leugen zu verstehen sind. — Die Angabe der Entfemmig
Scarponne — Toul (X) ist richtig.
18a. Der den Kursbuchern verwandte Geographus Ra-
ve nnas (S. 233—234 éd. Parthey et Pinder) zâhlt die an dem Strassen-
zug Toul — Metz — Trier gelegenen Ortschaften so her: »iuxta fluvium
Mosel(l)a(m), quae (statt quam) Francia(m) Rinensem nominavimus,
sunt civitates id est Tulla, Scarbona, Mecusa, Gaunia, Treoris.«
ÂnmerkuDgen. Das auffallende »Mecusa< kann nicht lediglich aïs bar-
barische Ëntstellung des Namens von Metz erkiârt werden, sondem ist wohl auf
einen Irrtum des anonymen Geographen, der seine Vorlage missverstanden hat, zu-
riickzufilhren. Ob aber ausser dem Namen von Me(ttis) = Metz noch C(aran)us(c)a
darin steckt, wage ich nicht zu entscheiden. Auch iiber Gaunia wage ich keine
Vermutung.
Ueber den ravennatischen Geographen, der zwar dem 7. Jahrhundert an-
gehôrt, aber grossenteils auf ein Kursbuch bezw. eine Kurskarte vielleicht des
4. Jahrhunderts zurûckjgeht, vgl. Jhb. IX S. 167, Anm. 2.
14. Notitia Galliarum, 5.
Ausgaben von Otto Seeck hinter der >Notitia dignitatumc, 1876, S. 265, und von
Alexander Riese in den Geographi Latini minores, 1878, S. 142.
In provincia Belgica prima ci-
vitates num(ero) IIII:
Metropolis civitas Treverorum.
Civilas Mediomatricum,
<Metlis>.
Civitas Leucorum, Tullo.
Civitas Verodunensium.
In der ersten belgischen Pro-
vinz (vgl. Jhb. IX, S. 196 Anm. 3)
folgende Stâdte, vier an der Zabi :
Hauptstadt Trier.
Metz.
Stadt der Leuker, Toul.
Verdun.
Anroerkung. Minderwertige Handschriften bieten die Lesung: >Medio-
matricorum*. — >Mettis« oder »id (hoc) est Mettis« ist erst spâter in einigen
Handschriften hinzugefugt.
14*. Concilium Agrippinense, Jahr 346 n. Chr. (Concilia antiqua
Galliae, opéra & studio Jacobi Sirmondi, Tom. I, 1629, S. 11—13; Mansi, Goncil. II,
c. 1371 A).
Am 12. Mai 346 n. Chr. soll zu Coin ein Konzil gallikanischer Bischôfe unter
dem Vorsitze des Trierer Bischofs Maximin abgehalten worden sein, welches den
Bischof Euphrates von Coin, »weil er Christus leugnete«, als Ketzer verdammte
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und absetzte. Es ,kann dies nur derselbe Euphrates sein, welcher auf der ge-
wôhnlich ins folgende Jahr 347 gesetzten Synode von Sardica so entschieden fur
die Orthodoxie gegen den Arianismus auftrat. Wegen dièses Widerspnichs und
aus anderen Grûnden sind die Akten jenes Konzils von zahlreichen Gelehrten fur
eine Fftlschung erklârt worden'). Ich verweise auf J. Friedrich, Kirchen-
geschichte Deutschlands , I (1867), § 16, S. 277—300, welcher selbst die Echtheit
der Akten des Côlner Konzils zu erweisen sucht, indem er insbesondere hervor-
hebt, dass das Konzil von Sardica bereits im Jahre 343/344 abgehalten sein musse.
Unter den Bischôfen, welche nicht persônlich an dem Côlner Konzil be-
teiligt waren, aber durch Yollmachten ihre Zustimmung zu dessen Beschluss er-
kl&rten, wird auch ein Metzer Bischof genannt: Consentientibus et mandantibus
Martino episcopo Moguntiacensium, Victore Mediomatricorum,*)
15. Ammianus Marcellinus, rerum gestanim XV, 11, 9.
Post bas (= Germanias) Bel- Auf die beiden Germanien folgl
gica prima Mediomatricos prae- ^^ ^^^^^ belgiscbe Provinz in
*^ ^ ^ welcber zuvorderst begen Metz
tendit et Treviros domiciUum prin- und Trier, die beriibmte Wohn-
cipum clarum. statte der Kaiser.
16, Ammianus Marcellinus, rer. gest. XVII, 1, 2 (Jabr 357
n. Cbr.).
Martius iuvenis . . post
Argentoratensem pugnam
ad Très Tabemas revertit. Unde
cum captivis omnibus praedam Me-
diomatricos servandam ad redi-
tum usque suum duci praecepit.
Der Heldenjungling (d. i. Julianus
Caesar, der spâtere Kaiser) kehrte
nacb der Schlacbt bei Strassburg
(wo er die Alamannen besiegt batte)
nacb Zabern zuriick. Von hier sollte
nach seiner Anordnung die Kriegs-
beute samt allen Gefangenen nach
Metz gebracht und dort bis zu seiner
Rûckkehr aufgehoben werden.
Julianus selbst begab sich nach Mainz, von wo er einen Einfall
in das feindliche Gebiet jenseits des Rheines machte.
1) Vgl. auch Bénédict., hist. de Metz, I, S. 216—217; Hefele, Konzilien-
geschichte, II § 69.
2) Daher h< man auch einen der gallischen Bischôfe, welche das Konzil
von Sardica unterzeichnet haben, fiir diesen Victor. — Die Akten des Kôlner
Konzils nennen ausser dem Metzer Bischof u. a. auch Bischôfe von Worms,
Speier, Strassburg und (vermutlich) Verdun (Friedrich, a. a. 0., S. 279. 300. 176).
Die Légende nennt als ersten Bischof der Metzer Kirche den h. Clemens,
der vom h. Petrus ausgesandt sein soll; nach ihm werden noch drei Bischôfe
genannt, welche eine Lûcke von mehreren Jahrhunderten ausfuUen sollen. S. Aug.
Prost, Etudes sur Phistoire de Metz; les légendes, 1865, Chapitre IV, S. 187—270;
J. Friedrich, a. a. 0., S. 170—174.
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— 23 —
17. Staatshandbach: »Notitia dignitatum« (Âusgabe von
Otto Seeck, 1876)*).
a) Occidentis XI, 59. »(Sub
dispositione viri illustris comitis
sacrarum largitionum :) Procurator
gynaecii Augustoduno translati
Mettis.*
Seiner Durchlaucht dem Be-
amten der kaiserlichen Spenden-
kasse fur ôffentliche Zwecke ist
[mit vielen anderen Beamten, unter
welchen insgesamt fûnfzehn Pro-
curatores gynaeciorum (zu Trier,
Reims, Tom^nay, Lyon, Arles usw.)
sich befinden, auch] der Verwalter
der von Autun nach Metz verlegten
kaiserlichenZeugfabrik^)unterstellt.
Anmerkung. Ueberliefert ist: >cynëc< = >gynaecii< und >translatamentis<
statt > translati Mettis«.
b) Occidentis XII, 27. »(Sub dis-
positione viri illustris comitis rerum
privatarum:) Procurator gynaecei
vivarensis (?) rei privatae Metti
translata anhelat (??).
Seiner Durchlaucht dem Be-
amten der kaiserlichen Privatkassen
ist (ausser anderen Beamten, wozu
auch der Verwalter der kaiserlichen
Privateinnahmen aus Zeugfabriken
zu Trier gehôrt) unterstellt der Ver-
walter einer zum persônlichen Ver-
môgen des Kaisers gehôrigen Zeug-
fabrik, welche Von Metz nach
Strassburg (??) verlegt war.
Anmerkung. Statt »gynaecei« istiiberliefert: »cyrecei< (»cirecei«), waseine
Handschrift zu »cynecei« verbessert hat. — Die verderbte Stelle bat Bôcking in seiner
Ausgabe (Bonn, 1839 — 1853) folgendermassen berzustellen gesucbt: >Procurator
gynaecei Vivarensis rei privatae Metti translati Arelatam«. Wohl ist uns fiir das
6. Jhdt. eine urbs Vivariensis bezeugt, welcbe an die Stelle von Alba Helvorum
(j. Aps) als Hauptort der Gegend (die heute noch »le Vivarais« heisst) getreten
(Hirschfeld ira CIL. XII, S. 336) ; aber Anstoss erregt, dass nach Bôckings Her-
stellung die Zeugfabrik von dieser Stadt in Sûdfrankreich nach Metz und von
hier wiederum nach Siidfrankreich und zwar nach Arles verlegt sein miisste (vgl.
Seeck, Ausg. S. 165 Anm.). Daher hat Hirschfeld QL XII, S. 831 (Additam. zu
S. 336) die Aenderung vorgeschlagen : >Procurator gynaecei Divodurensis rei pri-
*) Notit. dign. Occid. V, 269 steht in den Handschriften : >(Legio Pseudo-
comitatensis) Prima Flavia M e t i s « (vgl. Occ. V, 119). Da dièse Légion nach Not.
dign. Occ. VU, 95 zu jener Zeit, d. h. im ersten Viertel des 5. Jhdts. in Gallien
stand, so hat raan aus jener Stelle Metz als ihre damalige Garnisonstadt ge-
folgert. Allein, wie Seeck (Ausg. S. 127, vgl. S. 137) erkannt hat, ist zu verbessern :
>Prima Flavia Martis«; vgl. Occ. V, 249—251: »Prima Flavia Pacis* usw.
*) Eine solche Fabrik hiess >gynaeceum< oder »gynaecium< (vom griechischen
ywaixuov) d. h. >Frauenhaus«, weil Frauen und M&dchen darin mit Spinnen
und Weben besch&ftigt waren.
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— 24 -
vatae Mettis translatus Argentoratum«. Doch wûrde m. E. cher befriedigen die
Lesung: >Procuralor gynaecei Argentoratensis rei privatae Melti translati Argen-
loratum*. Vgl. Notit. dign. Occid. XI, 46: Procurator gynaecii Bassianensis . .
translati Salonis; auch XI, 48.
17». Der sogenannte >Fredegar«*), Chronicarum II, 60 (Jahr 406 n. Chr.).
Ausgabe von Bruno Krusch in den Monum. Germ. hist., Script, rer. Meroving. II,
1888 (S. 84).
Chrocus, der Kônig der Vandalen,
verliess mit Sueben und Alanen die Hei-
mat und zog nach Gallien
Er uberschritt in genialer Weise den
Rhein auf einer Briicke bei Mainz und
verwustete zunâcbst dièse Stadt und
(mordete) die Bevôlkerung. Darauf ge-
langte er, indem er aile Stâdte in (dem
rômischen) Germanien verheerte, nach
Metz, wo die Stadtmauer nach Gottes
Willen in der Nacht einstûrzte •) und so
die Stadt von den Vandalen genommen
wurde; die Trierer aber retteten sich
in die Arena, d. i. das Amphitheater
dieser Stadt, welches sie befestigt hatten.
• Chrocus rex Wa^dalorum cum Suae-
vis et Alanis egressus de sedibus Galleas
adpetens Qui Renum Mo-
gancia ponte ingeniosae transiensprimum
ipsâmque civitatem et populum vastavit:
deinde cunctasque civitatis Germaniae
vallans (vastans?) Mettis pervenit, ubi
murus civitatis divino noto (= nutu)
per nocte(m) ruens, capta est civetas a
Wandalis ; Treverici vero in arenam
huius civitates, quem munierant, liberati
sunt.
(Vgl. oben S. 6, Anm. 2.)
18. Zerstërung von Me
Jahre 451
à) Idatius/) Chronicon: Gens
Hunnorum . . depraedatur provin-
cias Galliarum. Plurimae civitates
effractae . . In campis Catalauni-
cis, haud longe de civitate, quam
effregerant, Mettis, Aetio duci . .
confligens divino caesa superatur
auxilio . .
(S. Mon. Germ. hist., Auct. ant. XI, 2,
S. 26.)
ft) Liber historiae Franco-
ru m 5: Eo tempore Chuni Renum
transierunt, Mettis succenderunt,
Treveris distruunt .....
tz durch die Hunnen im
n. Chr.»).
Das Volk der Hunnen plundert
die GalUschen Provinzen. Sehr
viele Stàdte wurden zertôrt. Auf
den Catalaunischen Feldern (d. h.
bei Châlons-sur-Marne), nicht weit
von der Stadt Metz, welche
sie zerstôrt hatten, wird es im
Kampfe mit dem Heerfuhrer Aëtius
mit Gottes Hilfe geschlagen.
Zu dieser Zeit gingen die Hunnen
liber den Rhein, verbrannten Metz,
zerstôren Trier
S. Mon. Germ. hist., Scr. r. Merov. II,
S. 246.)
*) Vgl. die Ergebnisse der neuesten Forschung von Krusch bei H. v. Schubert,
Unterwerfung der Alamannen unter die Franken, 1884, S. 172. — Die Chronik
ist im 7. Jhdt. entstanden und in barbarischem Latein geschrieben.
«) Vgl. 18, d!
») Riese a. a. 0. XU, 84. 85. 87. 88.
*) Idatius, ein spanischer Bischof, war Zeitgenosse des Hunnenzuges.
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26
o) Gregorius Turonensis,
hist. Francorum II, 6: Chuni . . .,
ut quidam ferunt, in ipsa sanclae
paschae vigilia ad Mettinsem
urbem reliqua depopulando per-
veniunt, tradentes urbem incen-
dium (so statt: incendio), populum
in ore gladii trucidantes, ipsusque
(= ipsosque) sacerdotes domini
ante sacrosancta altaria perimen-
tes. Nec remansit in ea locus
inustus praeter oraturium beati
Stefani *) primi martyris ac levitae.
Die Hunnen kommen, wie
manche erzâhlen, gerade am Morgen
des heiligen Osterfestes unter Ver-
heerung des ûbrigen zur Metzer
Stadt, iiberiiefern die Stadt den
Flammen, morden die Bevôlkerung
mit dem Schwerte und bringen
selbst die Priester des Herrn vor
den hochheiligen Altàren um. Und
es blieb in der Stadt kein Fleck
unverbrannt mit Ausnahme des
Bethauses (Oratorium) des heiligen
Stephanus, des ersten Mârtyrers
und Leviten.
Es folgt die Erzàhlung einer wunderbaren Erscheinung, und dann
fâhrt Gregor fort (cap. 7): » Attela (= Attila) vero Chunorum rex a
M i 1 1 e n s e (= Mettensi) urbe egrediens < usw.
d) Paulus diaconus (schrieb um das Jahr 782 n. Chr.) Gesta episcoporum
Mettensium. (Monumenta Germaniae historica éd. G. H. Pertz, Scriptorum tomus II,
1829, S. 262—263). Auctor, der dreizehnte Bischof von Metz, zur Zeit des Ein-
falles der Hunnen. Servatius'), Bischof von Tongera, reist nach Rom, wo er zu
den Apostelfttrsten um Abwendung der drohenden Gefahr betet. Der h. Petrus
erscheint und erôffnet ihm, es sei Gottes Ratschluss, dass ganz Gallien von den
Barbaren verwùstet werde mit Ausnahme des Heiligtums des h. Stephanus,
(» praeter Stephani levitae et protomartyris situm apud Mettis oraculum, in quo
ipsius erat pretiosus cruor absque corruptionis labe reconditus* *). Darauf kehrt
Servatius nach Gallien zuriick und findet hier schon die Hunnen vor.
Qui (Huni) cum ab obsidione Metten-
sium, pro eo quod eorum civitatem in-
expugnabilem ob murorum fortitudinem
cernèrent, recessissent, contigit beatum
Nachdem die Hunnen die Belagerung
der Metzer aufgegeben hatten, weil sie
sahen, dass deren Stadt infolge der
starken Mauern uneinnehrobar sei,
*) Vgl. Vita S. Ettonis, cap. I, in den Acta Sanctorum Julii, Tom. UI, S. 69 E:
Gens Hunnorum . . . Galliam ingressa ad solum usque deduxit regnum Francorum.
Ecclesiae ergo dirutae, civitates sunt ad solum usque deductae: monasterium
nullum relictum praeter unum in Mediomatricensi urbe beati Stephani
oratoriolum, quo sanguinem eius pullulare scimus venerandum.
') Vgl. Gregor. Turon. hist. Franc. II, 5. — Prost, Les légendes, S. 279ff.
und Mém. de la Soc. nat. des antiquaires de France 1889, S. 183—294 ; Friedrich,
Kirchengeschichte Deutschlands, I, S. 301 flf.
*) Ueber dièse Reliquie s. Sauerland, Jahrbuch IX, S. 87— 91; vgl. oben
Anmerkung 1.
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— 26 —
Servatium ipso tempore dum a Roma
reverteretur M e 1 1 i s devenire. Qui dum
universa, sicut revelatione didicerat,
sancto consacerdoti suo Auctori retu-
lisset, ad civitatem propriam, hoc est
Tungris, reversus est. Nec mora: post
eius egressionem murus civitatis
Mettensis corruit ingressumque hos-
tibus superna dispositione patefecit.
Igitur audientes Huni,
qui duodecimo exinde miliario situm
castrum quod Scarponna dicitur ob-
sidebant, Mettensis urbis moenia
corruisse, iterato ad eam festina ce-
leritate regressi sunt, incendiisque et
rapinis universa vastantes, plures e civi-
bus interemerunt, reliquos vero
qui exitio superesse poterant, simul
cum sancto Auctore episcopo captivos
abducunt. Impletum sane est super beati
Stephani levitae et protomartyris do-
micilio, quod a beatissimo Petro apud
Romam Qiristi famulo Servatio fuerat
ante praedictum. Nam cum eandem
basilicam procul furentes barbari ad-
spicerent, ad eam cursim .... pro-
perabant, cumque propius accédèrent,
eorum oculis velut ingess saxum ac
moles solida apparebat.
geschah es, dass der h. Servatias, eben
zur Zeit seiner Rûckreise von Rom,
nach Metz gelangte. Nachdêm er ailes,
wie er es dtïrch die OfTenbarung (des
h. Petrus) erfahren, seinem heiligen
Mitpriester Auctor berichtet batte, kehrte
er nach seiner eigenen Stadt, nâmlich
Tongern, zuriick. Gleich nach seiner
Abreise stiirzte die Stadtmauer von Metz
ein und ôffnete so nach gôttlicher Fûgung
den Feinden den Eingang zur Stadt ....
Als nun die Hunnen, welche eine 12
Meilen von hier gelegene Festung namens
Scarponna belagerten, hôrten, die Stadt-
mauern von Metz seien eingestûrzt,
kehrten sie eiligst dahin zuriick, und
indem sie ailes mit Brennen und Pliin-
dern verheerten, machten sie eine An-
zahl von den Bûrgern nieder, die
iibrigen aber, welche den Untergang
ûberleben konnten, fiihren sie zugleich
mit dem h. Bischof Auctor als Gefangene
fort. Allerdings ging beziiglich der Be-
hausung des h. Leviten und ersten
Mârtyrers Stephanus in Erfiillung, was
vom hochheiligen Petrus zu Rom dem
Diener Christi Servatius friiher prophe-
zeit worden war. Denn als eben dièse
Basilika die rasenden Barbaren von
Ferne erblickten, liefen sie eiligst auf
dieselbe zu, und als sie n&her kamen,
erschien vor ihren Augen der Bau wie
eine gewaltige, feste Felsmasse.
Sie hnden keinen Eingang und ziehen schliesslich unverrichteter Sache ab.
Nachdem darauf Paulus aus Gregor von Tours (II, 6) die auf dièses Ora-
torium beziigliche Stelle von der wunderbaren Erscheinung angefiihrt, fâhrt e^ fort :
Igitur exinde hostes dum ad oppi-
dum quod appellatur Decempagos,
quod a Mettensi urbe triginta mili-
bus abest, pervenissent tantae
subito eosdem Hunos tenebrae circum-
vallaverunt, ut, quid agerent vel quo
se verterent, omnino nescirent. (Auf den
Rat des Bischofs Auctor lassen sie die
Gefangenen frei und werden alsdann
von der Plage der Finsternis erlôst.)
Als nun die Feinde darauf zu einer
Stadt Namens Decempagi (Tarquinpol)
gelangt waren, welche von der Metzer
Stadt 30 Meilen entfernt ist, .... um-
ringte die nâmlichen Hunnen plôtzlich
eine solche Finsternis, dass sie durch-
aus nicht wussten, was sie thaten und
wohin sie sich wendeten.
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— 27 —
10—37: Insohriftôn.
19 — 28: Provinz »Gallia Belgica« ; Gemeinde der Metzer
(civitas Mediomatricorum).
19. »En 1724 le nommé Meaut (»un particulier* : Cajot) faisant
bâtir une maison qui luy apartenoit à Metz, dans la rue de Sî-Pierre,
près la Porte-aux-Chevaux, trouva dans les fondations des grosses
pierres de taille sur Tune desquelles étoit gravée en grands caractères
romains Tinscription suivante* : Tabouillot M s. Fast wôrtlich ebenso,
nur kîirzer: Cajot. — Wie Cajot und die Benedictiner bemerken, lag die
1739 (1735) abgebrochene Porte-aux-Cbevaux unterhalb des Kammer-
platzes (Place de Chambre) gegenûber dem Pont du Saulcy (= Régie-
rungsbriicke). — Der Stein ist verschoUen.
Ueberliefert :
EX POTESTATE
ATRICI PVBLICE
Herzustellen etwa:
Namen eines Kaisers (im Dativ)
Aug. pont. max. trib.] potestate [Zabi; cos. p(atri) p(atriae)
cives Mediom]atrici publiée [posuerunt.
Auf dieselbe Quelle gehen zurûck Tabouillot Ms. 151 der
Metzer Stadtbibliothek S. 46 (daher Bénédictins I, S. 167/168) und
Cajot S. 46. — Aus den Friiheren: Lorrain im Bulletin de la So-
ciété d^arch. et d'hist. de la Moselle X (1867) S. 18—21 ; Robert II, S. 15.
Ânmerkang. Die bel Cajot und den Benedictinem vorgebrachte Beziehung
auf einen >atricus«, d. h. einen Tborhttter am Stadtthor auf der Fundstelle bat auf-
fallenderweise Glâubige gefunden ^). Dass die Inscbrift der Rest einer Ebreninschrift
eines Kaisers sei, bat Lorrain richtig erkannt und die von Robert vorgenommene
Verbesserung : >tribunicia< (IrlB statt EX) bereits angedeutet (S. 21). Natiirlicb
w&re statt der oben eingesetzten Ergânzung >Âug(usto) pont(ifici) inax(in)o) tri-
b(umcia)« auch etwa môglicb: >Aug. p(ontifici) m(aximo) tribunicia«.
20. Dient als Gewôlbepfeiler im Keller eines Hauses in der Gold-
kopfstrasse, rue de la Tête-d'Or (»dans une des caves de Tancienne
maison du grand Saint-Christophe, rue Vieille-Intendance, n? 14c [Haus
Loyauté]: Simon).
Der auf zwei Seiten des Steines gleichlautend eingegrabene Wort-
laut der Inscbrift (s. Jhb. IX, S. 179, Anm. 2) besagte, dass »zu Ehren
») Bégin I, S. 97; Abel, Mém. de l'Acad. de Metz XL, 1868-1859, S. 349.
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— 28 —
des kaiserlichen Hauses X., des Celer Sohn, Priester der Roma und
des Augustus, ein Schwimmbassin und einen Turnplatz den Metzer
Bûrgern und den Fremden geschenkt hat«.
Die Worte:
»[civibus Medjiomatricis et advenisc
sind nur auf der einen Seite grôsslenteils erhalten, nicht dagegen auf der Seite,
von welcher das Metzer Muséum einen Abguss besitzt.
V. Simon im Bulletin de la Soc. d'areh. & d'hist. de la Moselle,
II (1859), S. 162 und in den Mémoires de PAcad. de Metz 1859/1860,
S. 398—399, beidemal mit Zeichnung; Robert, II, S. 19 ff. mit Zeich-
nung (S. 19). — Gipsabguss der einen Seite im Steinsaal des Metzer
Muséums (Lorrain, Hoffmann) Nr. 71 = Robert pi. VI, 5.
Ânmerkung. Die Inschrift batte ihre Stelle zwischen Schwimmbassin und
Turnplatz: daher die verschiedene Anordnung von »piscina« und >campus« auf
den beiden Inscbriftseiten.
21. Weisse Marmortafel (ohne Rand), hoch 22, breit 31 cm.
Gefunden im J. 1819 bei Fundierungsarbeiten zu Metz in der Espla-
nadenstrasse (an deren Ende am Martinsplatz) in einer Tiefe von 14 Fuss:
Die Tafel haftete an einem Mauerstiiek, welches unter Schutt in hori-
zontaler Lage (also umgesturzt) aufgefunden wurde. — Im Steinsaal
des Metzer Muséums No. 81.
Genio G. Aur(eli) Materni, pr(a)ef(eeti) sta-
G E N I 0 t(orum), q(uaestoris) c(ivitatls) M(ediomatrico-
C • AVR • MATERNÎ rum), Cathing(ius) Demcus cliens.
Dem Schutzgeist des Gains Aurelius Ma-
PREFSTATQCM- ternus, Hauptmanns der Statores, Schatz-
CATHIRIG • DELFICVS meisters der Gemeinde der Metzer, (bat)
CLIENS Cathirigius Delphicus, sein Schutzbefohlener,
(dièses Denkmal gewidmet).
Die àltesten Gewâhrsmânner sind Marchant und Tessier (s. die
Nachweise bei Robert I, S. 21, Anm. 4). Orelli 4965; Steiner 1913;
Bégin, I pi. 47, 3 (Abbildung) ; Robert I, S. 21—26 mit AbbUdung pi. 1, 8.
(Weitere Litteratur bei Robert, S. 22, Anm. 8.)
Ânmerkung. Z. 2: Die Buchstaben NI sind auf dem Steine miteinander
verbunden.
AUem Anscheine nach wurde die Marmorplatte an ihrem urspriing-
liehen Standort, d. h. unter den Triimmern des Hauses des C. Aurelius
Maternus gefunden; sie war in die Wand unterhalb einer Buste des
Hausherrn eingelassen. Denn wir miissen die Inschrift zusammenstellen
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— 29 —
mit Inschriften, wejche in Privathâusem zu Pompejî sich vorfanden.
So lautet die Inschrift von zwei Portrâthermen ^) im Hause eines dor-
tigen Bankiers: »Genio L(uci) n(ostri) Félix libertus«, d. h. dem Schutz-
geist unseres (Hausherrn) Lucius (hat) der Freigelassene Félix (die
Portràtherme gewidmet), und die Hauskapelle (Lararium) eines reichen
Hanses daselbst war dem Schutzgeist des Hausherrn und den Lares
d. i. den Hausgôttem geweiht^). Wir haben hier einen rômischen
Kult vor uns, der — wie die rein rômischen Kulte iiberhaupt — sich
keiner allgemeinen Beliebtheit in unseren Gegenden erfreute, weshalb
unser Denkmal so vereinzelt dasteht^). In der Gallia Narbonensis,
wo — wenigstens strichweise — rômisches Wesen sich mehr eingebtirgert
hatte als hierzulande, sind die Denkmâler hâufiger*). Es sind aber
hier, soweit erhalten, Hermensâulen oder Postamente, welche dereinst
die Buste des Hausherrn trugen, und die Inschriften âhneln ganz den
eben angefïihrten pompejanischen Inschriften. Nur auf einer Inschrift
lautet die Widmung: » Marti et G(enio) Flaviani n(ostri)€^), was seine
Erklârung findet durch die Inschriften, in welchen Mars, bezw. ein
unter diesem Namen verehrter keltischer Gott die Stelle des Genius
vertritt^.
Diejenigen, welche in der angegebenen Weise den Hausherrn
ehrten, nennen sich meist Freigelassene desselben, seltener seine
Sklaven'), manchmal seine Freunde®), einigemal auch, wie auf der
Metzer Inschrift, seine Klienten. Vgl. CIL. XII, 3051a (Additamenta
S. 834), Hermenpfeiler, zu Nîmes gefunden: »G(enio) Severi n(ostri)
Cerialis cliens* ; ausserdem CIL. XII, 3433, Marmorpfeiler, gefunden zu
Nîmes: »L(ucio) n(ostro) Attalio cli(ens)« ; auch CIL. XII, 3911 u. a.^).
') D. h. nach unten sich verjungende Pfeiler, welche oben in eine Portrfit-
buste auslaufen.
«) Overbeck, Pompeji, 4. Auflage (1884), S. 114.
•) Vgl. Robert I, S. 21, und Gallo-rômische Kultur unter >Religion«.
*) CIL. XII S. 925 werden fiir den >6enius privatorum* 16 Belege auf-
gefûhrt, davon 9 aus Nemausus (Nîmes), wozu noch binzukommt No. 3433; von
den iibrigen 7 Inschriften stammt eine aus der Gegend von Nîmes, 2—3 aus
Narbo, je eine aus Massilia, Arelate, Vasio. — Vgl. CIL. XUI, 1, 1735 und 1736 (Lyon).
») CIL. XII, 3081 (2. Jhdt.), gefunden zu Nîmes.
•) >Marti suo« = >Genio suo* : CIL. XH, 2986. 4221. 4222. 5377. — Vgl.
Gallo-rôm. Kultur unter >Religion«.
7) CIL. Xn, 658. 3052. 3055. Ebenda No. 619 ist gestiftet von einem Sklaven
nach der Freilassung: >ser(vus) ex voto post lib(ertatem)«.
8) CIL. XU, 2914. 3053. — Vgl. CIL, XIII, 1, 1735.
•) Auf zwei verzierten Postamenten von Narbo (Narbonne) lautet die Wid-
mung: >Genio patroni*.
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— 30 —
Clientes, d. h. Hôrige, heissen Freigelassene in ihrem Verhâltnis zum
friiheren Herm oder Fremde (peregrini) in ihrem Verhàltnis zu einem
rômischen Biirger^); ihr Schutzherr heisst »patronus«.
Der Klient unserer Inschrift trâgt einen Geschlechtsnamen (Cathi-
rigius), der aus einem keltisehen Namen zurechtgemacht ist*), und
daneben als Zunamen einen latinisierten griechischen Namen (Delficus) ^).
Dagegen hat sein Schutzherr einen voUstândig rômischen Namen*), ob-
schon er gewiss ein Einheimischer war. Denn nach meiner Ueber-
zeugung hat derselbe Ehrenâmter der Gemeinde Metz bekleidet, indem er
deren Polizeihauptmann und Schatzmeister gewesen. Den Titel >prae-
fectus« fuhren miKtârische Befehlshaber*), dann aber auch Staats-
beamte^) und Gemeindebeamte^. Auch Vorstânde von Innungen fuhren
den Titel ®), insbesondere die praefecti fabrum (tignuariorum), d. h. die
Vorstânde der Zimmerleute und Lôschmânner*), denen dièse Bezeich-
nung offenbar in Anlehnung an den militârischen, ebenfalls »praefectus
fabrum « genannten Befehlshaber der technischen Truppe*^) gegeben ist.
Ebenso ist die Bezeichnung »praefectus statorum« eine Anlehnung an
*) Clientes auf Inschriften der Gallia Narbonensis CIL. XU ausser No. 3061a.
3433. 3911 noch 2208. 3714. 3773. 4178, vielleicht auch 5152; ausserdem z. B. Wil-
manns 1962 m (Wahlaufruf zu Pompeii). Ein in CIL. XII, 3773 genannter >cliens«
heisst in einer anderen Inschrift No. 3926: »libertus<. Als Zuname findet sich
»Cliens« und das weibliche >Clienta« CIL. XII, 4501. — Ueber das staatsrechtiiche
Verhàltnis der chentela : Mommsen, Staatsrecht, m, 1, S. 54—88.
*) Vgl. Caturigia, Caturicus, Caluricius, Caturiges bei Holder I, Sp. 869—860.
Zur Schreibung vgl. z. B. >Cathirigi« auf einer merovingischen Mûnze und
Holder I, Sp. 2047 {h).
») JeXq)ix6ç, Der Ersatz des griechischen ph durch / ist sehr hftufig in
lateinischen Inschriften und Handschriften; vgl. z. B. CIL. XII, S. 954.
*) Vgl. Robert I, S. 22, der darauf aufmerksam macht, das der Beiname
>Matemus« sich hHufiger in den Metz benachbarten Gegenden findet als anderswo.
^) Vgl. z. B. Wilmanns, Exempla inscriptionum, II, S. 600 f.
•) Vgl. z. B. Wilmanns, II, S. 562—564.
») Vgl. z. B. Wilmanns, U, S. 625—626; Marquardt, Staatsverwaltung I,
S. 492—495.
») Vgl. z. B. Wilmanns, II, S. 642/643. — Innung, Verein, Gilde, Korporation,
Genossenschaft =■ >collegium«, > corpus «, »sodalicium, >societas<.
•) Vgl. Marquardt, Privatleben der Rômer, S. 698. Oefters findet sich auch
die Benennung >collegium fabrum et centonariorum« ; die centonarii hatten ihren
Namen von den »centones«, d. i. Sâcken oder Kissen, welche, mit Wasser ge-
tr&nkt, zum Feuerlôschen verwendet wurden (vgl. Marquardt, Staatsverwaltung IP,
S. 530, Anm. 5, und Privatleben, S. 567 mit Anm. 14). Ueber die fabri als Feuer-
wehr vgl. Plinius, epist X, 33 u. 34.
'•) Marquardt, Staatsverwaltung, IP, S. 516 f.
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— 31 —
den militârischen Befehlshaber gleichen Namens^). Ich stelle ihn aber
in eine Reihe mit dem »praefectus vigilum (et armorum)« zu Ne-
mausus (Nîmes) ^), der seine Benennmig sieherlich dem praefectus vi-
gilmn, d. i. dem Befehlshaber der Feuerwehr- und Naehtwâchter-Truppe
in der Reiehshauptstadt Rom*) verdankt. Fur Nîmes hâtten wir also
neben den militârisch geordneten, der stadtrômisehen Truppe nach-
gebildeten » vigiles* auch eine ebenfalls militârisch geordnete Schutz-
mannschaft, die statores, anzunehmen, welch letztere auch fur Vienne
und ebenso auch ftir unser Metz bezeugt wâren*). Mit dem Amt des
» praefectus statorum* war gewiss gleichartig die Aufgabe des Haupt-
manns zur Abwehr von Râubereien (» praefectus arcendis latrociniis«)
in der Colonia Julia Equestris Noviodunum (Nyon am Genfer See)*^).
— Ueber den Schatzmeister (quaestor) der Gemeinde vgl. Marquardt,
Staatsverwaltung, I, S. 491/492.
Die Abkûrzungen PRAEF = »praefectus«, Q = »quaestor« und
G = »civitas« sind gewôhnlich. Die Abkiirzung STAT = »statorum«
z. B. auch bei Wihnanns 1617. G- M auch in No. 23, wie ûberhaupt
innerhalb des Gemeindegebietes derartige Abkiirzungen ganz gebrâuchlich
sind **). — Was die Schreibung PREF angeht, so findet sich e statt ae
ûberaus hâufig, auf Inschriften naturgemâss hauptsâchlich in Kasus-
formen, nàmlich im Genitivus und Dativus Singularis der A-Deklination').
*) Ephemeris epigraphica n No. 339 = No. 1025 (Marquardt, Staatsverwal-
tung n«, S. 481, Anm. 4).
«) CIL. XII, Index X (S. 931—938) unter »Nemausus«.
») 0. Hi -^
Hirschfeld, Die kaiserlichen Verwaltungsbeamten bis auf Diocletian
(Untersùchungen auf dem Gebiete der rômischen Verwaltungsgeschichte, I,
Berlin 1877), S. 142—148; Marquardt, Staatsverwaltung U«, S. 484—487.
*) Vgl. Jahrb. IX, S. 175 mit Anm. 4 und 5. — Die frûheren Erklftrungen
der Abkûrzungen PREF • STAT • Q • C • M s. bei Robert I, S. 22 fif. — Die Deutung
>pr(a)ef(ectus) stat(ionis^ q(uadragesimae) c(ivitatis) M(ediomatricorum)« ist un-
môglich. Ich lege kem Gewicht darauf, dass sonst die Vorsteher der Steuer-
und Zollstellen (stationes) »praepositi« oder >procuratores« heissen und dass die
Inschrift, mit welcher Robert (1, S. 24, Anm. 3) einen >praefectus stationis* be-
legt, Schoepflin, Alsatia illustrata I, S. 589 = Brambach, CIRhen. No. 736, in sehr
verderbter Lesune vorliegt. Aber einmal ist die Abkiirzung Q == >quadrage8ima«
nicht gebrftuchlicn, und man erwartet die Bezeichnung der Zollstation als >statio
XXXX (oder XL) Divodurensis« oder âhnlich (vgl. Marquardt, Staatsverwaltung,
II', S. 272, Anm. 5) ; dann aber ist es zum wenigsten sehr unwahrscheinlich, dass
die beiden Germanien von dem gemeinsamen ZoUgebiet der drei gallischen Pro-
vinzen ausgeschlossen gewesen (vgl. Marquardt a. a. 0., Anm. 6, S. 272/273), xmd,
wenn dies wirklich der Fall, so erwartet man doch die Zollstelle an einem Grenz-
ort (z. B. im Wasgenwald), nicht aber in Metz.
*) Inscript, confoed. Helvet. éd. Mommsen, in den Mitteil. der Antiguarischen
Gesellschaft in Ziirich, X, 1864, No. 119 (Marquardt, Staatsverwaltung, II", S. 538).
•) Vgl. z. B. G • TR bei Hettner Steindenkmâler Nr. 4 oder das teilweise
noch unerklârte C'V»S-N (oder C-S-N) bei Baumann, Rômische Denksteme
und Inschriften in Mannheim (1890) No. 34—38 mit S. 22.
') Beispiele aus lothringischen Inschriften : Priscille filie, Masse, Nantosvelte,
SoUdie Blinute.
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— 32 —
22. 28: Meilensâulen.
22. Runde Meilensâule aus Kalkstein. Durchmesser etwa 50 cm ;
Hôhe einschliesslich des viereckigen Sockels : 230 cm. — Gefunden um
das Jahr 1830 auf dem Kirchhof von Saint-Marcel bei Fundirungs-
arbeiten fur den Bau des Chors der Kirche. (St-Marcel liegt auf franzô-
sischem Gebiet unweit der deutschen Grenze zwischen Vionville und
Vernéville.) — Im Steinsaal des Metzer Muséums No. 87.
IMP NERVAE
CAESARIAVG Imp(eratori) Nervae | Caesari Aug(usto), |
PONTIF • MAX pontif(ici) max(imo) | [trib(unicia) p]otest(ate), |
/ / / / / OTEST [p(atri) p(atriae), c]o(n)[s(uli)] III, | [c(ivitas)]
/ / / 0 / III Med(iomatricorum).
/MED
Huguenin, Mém. Acad. Metz, 1831/1832, S. 38; Béginl,pl.l2
(Abbildung), vgl. S. 93; V. Simon, Mém. Acad. Metz, 1850/1851,
S. 138/139; Abel, Les voies romaines dans le département de la Mo-
selle, S. 9 ; Lorrain No. 87 ; Robert II, S. 11—12 mit Abbildung pi. VI, 3 ;
Das Buch von der Wellpost, Berlin 1884, S. 41 (3. Auflage 1894, S. 25),
Abbildung; Hoffmann No. 87.
Die Meilensâule stammt zweifellos von der Rômerstrasse Metz-
Verdun^), welche siidlich vom Dorfe St. Marcel jetzt die deutsch-fran-
zôsische Grenze bildet. — Sie ist von der Metzer Gemeinde errichtet
im Jahre 97 n. Chr., in welchem der Kaiser Nerva sein drittes Konsulat
bekleidete^). Die Zeit lâsst sich noch etwas genauer bestimmen mit
Hûlfe der Angabe der »tribunicia potestas«, d. h. der Herrschergewalt,
welche alljàhrlich erneuert wurde. Die erste Erneuerung derselben fîlllt
fur Nerva auf den 18. September 97, vor welchem Tage also die In-
schrift gesetzt sein muss, weil von da ab der Kaiser ein weiteres Jahr
lang als zum zweitenmale im Besitz der Herrschergewalt bezeichnet
wurde®). Ueber die tribunicia potestas der Kaiser s. Mommsen,
Rômisches Staatsrecht, II, 2 (2. Auflage, 1877), S. 833—845; iiber
dièse und die anderen Benennungen (Titulaturen) des Kaisers und ihre
Reihenfolge s. Mommsen a. a. 0. S. 752 — 762.
Da der Stein ausgebrochen, so sind die Anfânge der drei letzten
Zeilen verloren gegangen ; von COS ist aber das 0 noch erkennbar. —
Zur Ergànzung P • P vgl. z. B. Wilmanns No. 930.
*) S. oben No. 10,
«) Vgl. J. Klein, Fasti consulares (Lipsiae 1881) S. 51.
') Vgl. z. B. Wilmanns, Exempl. inscript, zu No. 930.
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— 33 —
Vor MED hat sicher, wie die Buchstabenverleilung lehrt, einst-
mals ein C, d. h. civitas gestanden (vgl. No. 21 und 23). Dass aber
unterhalb dieser Zeile noch eine Zahl zur Angabe der Entfernung des
Standortes der Meilensàule von Metz in Leugen (VIII) gefolgt sei, ist
unwahrseheinlich. Es ist auch fiir eine Meilensàule nicht unumganglich
notwendig, dass auf die Widmung an den Kaiser die nach dem Strassen-
knotenpunkt berechnete Entfernungszahl mit oder ohne »m(ilia) p(assuum)«
bezw. »l(eugae)« folgt, denn die urspriingliche Bestimmung der Meilen-
steine ist in der Kaiserzeit zuriielcgedrângt durch die gewohnlieh auf
ihnen angebrachte Inschrift ^), welche den Stein zu einem Ehrendenkmal
fur den kaiserlichen Herrn macht oder bekundet, dass der Kaiser (oder
auch ein kaiserlicher Beamter) die betreffende Slrasse hat bauen oder
in Stand setzen lassen. So findet sich auch sonst auf àhnlichen von
Gemeinden gesetzten, dem Kaiser gewidmeten Meilensâulen keine
-^Zahlenangabe ; vgl. z. B. Wilmanns, Exempl. inscript., No. 840a. 8416.
— Ueber die Meilensteine s. Berger, Die Heerstrassen des romischen
Reiches, II, 1883 (Programm der Luisenstadtischen Gewerbeschule zu
Berlin); iiber die Meilensâulen des Trierer Muséums vgl. Hettner,
Steindenkmàler, No. 5 — 8.
28. Runde Meilensàule, gebrochen (jetzige Hohe m. 0,94— 1,15);
gefunden im Jahre 1778 zu Scarponne, 100 Meter von der Briicke
»pont de la Croix Saint-Nicolas*. — Im Musée lorrain (Palais ducal)
,zu Nancy, I, No. 249.
MPC A [l]mp(eratori) Ca[es(ari) M. A]ureli[oP(io) Flelixi
A[ugusto], p(ontifici) max(imo), [co(n)s(uli)
PMAX '^'^ ' p(atri p(atriae), Ge[rm(anico)] : c(ivilas)
IIPPGE M(ediomatricorum) ; l(eugae) X[I1II].
C M L X Wiener hat Z. 2 : AVRELI und Z. 6 irrlumlich : CMX.
L. Beaulieu^), Archéologie de la Lorraine, II (1843), S. 105;
A. Dufresne^), Mémoires de TAcadémie de Metz, XXX, 1848—1849,
*) Es giebt auch Meilensâulen ohne Inschrift, wie der beriihmte sac de
pierre und ein zweiter im Jahre 1893 entdeckler Meilenstein in der Gegend des
Donon (Bechstein, Jahrbuch V, 2, S. 206 IT.); vgl. z. B. CIL. XII, 5594. 6614. 5615.
Andere tragen als Inschrift n u r die Entfernungszahl ; Belege bei Berger a. a. 0. S. 13.
«) Beaulieu bietet die Lesung: M. RCA | AVRELI | P. FELIXIA ] P. M. | C. H.
P P. C. P. I CMLX.
') Die Lesung von Dufresne lautet (»colonne de 1 ™ 20 de hauteur sur
0 n» 33 de diamètre*): I. MAR. ANT. | AVRELI. | PIO. FELIXI. l AVG. P. MAX. |
CON. IL PP. CE. I CMLX. Er hat seine Lesung willkurlich ergftnzt.
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— 34 —
S. 233; Lucien Wiener, Musée historique lorrain au palais ducal de
Nancy, Catalogue des objets d'art & d'antiquité, ?• édition (Nancy 1895),
S. 34 No. 249. — Herr Notar Welter aus Lorchingen hatte die Gûte,
den Stein fur mich zu vergieichen.
Der Meilenstein stand an der romischen Strasse Metz — Toul,
s. oben No. 11 und 13.
Da der Kaiser Marcus Aurelius (161 — 180) den Ehrennamen
»Germanicus« fûhrt, so kann die Meilensâule nicht vor dem Jahre
172 n. Chr. von der Gemeinde der Metzer errichtet sein^). Das dritte
Konsulat hatte der Kaiser (mit seinem Bruder L. Verus) bekleidet im
Jahre 161 n. Chr., d. h. in dem Jahre, wo sein Oheim und Adoptiv-
vater, der Kaiser Antoninus Pius, starb und er selbst die Herrschaft
antrat*). Da er spâterhin nicht mehr Konsul war, so fiihrt er die Be-
zeichnung » consul III « wàhrend seiner ganzen Regierungszeit.
»Felixi< ist eine durch den Nominativ » Félix* beeinflusste falsche
Schreibung oder Deklinationsform statt »Felici«. — CM wie in No. 21^
Ueber die Meilensteine und die Titel des Kaisers vgl. zu No. 22.
— Ueber die Zàhlung nach gallischen Leugen s. oben S. 17 ff.
Za 19—23: F&Ischangen.
!♦. Ch. Abel in den Mémoires de PAcad. de Metz XL, 1858/1869, S. 342
(•inscription qui mentionne la milice des Mediomatricks du temps de Germanicus*)
mit falscher Verweisung auf Gruter 631, 8; aus Abel wiederholt von Robert, II,
S. 27: GERMA . CiESA . DEFVNCT | MEDIOMA | EXERCL
Auch die von Abel a. a. 0. S. 341, Ende, ohne Nachweis angefûhrten Worte :
CIVITAS • MEDIOMATRIG sind von ihm erfunden oder der Notitia Galliarum
(s. oben No. 14) entlehnt. — Die von Bégin (Metz depuis dix-huit siècles, I, S. 156)
gefâlschte Inschrift bat Abel a. a. 0. S. 341 in betriigerischer Weise umgestaltet,
indem er insbesondere als Z. 4 ein MED hinzugethan bat (Robert II,
S. 28/29).
2*. Fâlschung von Boissard im Steinsaal des Metzer Muséums No. 146,
worin: MEDIOM . CIV»); s. dièses Jahrbuch VIIF, 1, S. 39, No. 4.
*) Vgl. z. B. Wilmanns, Ex. Inscr., zu No. 951. 952. — Dass der Kaiser nicht
auch die bereits friiher (166) erworbenen Ehrennamen »Parthicus maximus,
Medicus*, sondern nur den Titel >Germanicus« fiihrt, erklârt sich aus der Nâhe
des Kriegsschauplatzes an der Donau (gegen die Markomannen) oder daraus, dass
der Kaiser kiirzlich erst mit diesem Titel ausgezeichnet worden.
^) Vgl. J. Klein, fasti consulares, S. 75.
^) Vergl. in der Boissardschen Fâlschung im Steinsaal No. 145 = Jahr-
buch VIIF, 1, S. 39, 3: TREV.CIV., wâhrend die Vorlage (CIL. TU, 5215) bat: »ci-
vitas Treverorum*.
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— 35 —
a*. Fâlschung von Bégin, Metz depuis dix-huit siècles, I, S. 110 (daher:
Robert II, S. 92). Ich gebe die Inschrift mit den Er'gânzungen ihres Faischers
Bégin: »Dis Man(ibus); | Sept(imo) Sev(ero), Aug(usto), Caes(ari), | inip(eratori),
pont(ifîci) maxim(o) ; | C(aio) Carat(o), cent(urioni) ] leg(ionis) ripar(ensis), t(ertiae),
Med(ioniatricis), | commilitones g(rati) | v(otum) s(olverunt) l(ubentes) in(erito)«.
Die Ortsangabe lautet: *tombeau trouvé à Metz, rue des Allemands, près de
Tauberge du Loup, parmi les ruines d'une maison construite il y a quelques
années* ; es folgen S. 110/111 schwindelhaftc Angaben iiber eine auf dem Grab-
stein angebrachte bildliche Darstellung der Riistung des »Caius Caratus« nebst
Beigabe einer Zeichnung.
4*. Fâlschung von Bégin, Mém. de TAcad. de Metz XXI, ia39/1840 (Histoire
médicale) S.99,und derselbe, Metz depuis dix-huit siècles, I, S. 118 (daher: F. Môller
im Westd. Korr. Bl. IV, 1885, 153, doch vgl. ebenda V, 1886, 44 ; Robert II, S. 102 f.).
Die Inschrift mit den Ergânzungen des Faischers lautet: »D(iis) M(anibus) ; | C(aio)
Anthin[o] | medic[o] | Soran[iensi] | |fjïi| vir(o) A[ug(ustali)], | par(entes) oder
par(entela) [e]t a[mic]i | Med[i]o[matrici (votum solverunt lubentes merito)l«. Als
Gewâhrsmann nennt Bégin, wie ofter, den Benediktiner Dom Tabouillot, den
Herausgeber der Histoire de Metz fl769) : ^Découverte par (mon oncle le savant)
dom Tabouillot dans les décombres de Tun des parapets de Tancienne citadelle
messine*.
5*. Bégin, Metz depuis dix-huit siècles I pi. 12: Abbildung des Bruch-
stûckes einer Meilensâule (^trouvée à Scarpone«) mit: DIVOD//VX | SANTA,7//X|
MANII////X (vgl. Bégin I, S. 94). Es ist dies eine Interpolation der Inschrift einer
Saule, welche nach einer Handschrift Calmet, Notice de la Lorraine, untcr dem
Wort »Scarpone« (daher die Benediktiner I S. 183) als zu Scarpone befindlich auf-
fiihrt, deren erste Zeile aber hier lautet: D X. — Die nâmliche
Inschrift giebt iibrigens Beaulieu, Archéologie de la Lorraine II (1843), S. 154,
No. 17, folgendermassen als Grabschrift: D . M . | SANTA . F . | MANI . PO . I M .
M . A . V . S. Es ist vielleicht eine Weihinschrift an den D(eus) M(ercurius).
Provinz »6allia Belgica«; Gebiet der Trierer (civitas
Treverorum).
24. Bilderstein, gefunden 1895 gegeniiber Trier bel Erdarbeiten
in der Lederfabrik Levinstein zwischen der (iiber Igel nach Liixem-
burg fûhrenden) »Luxemburger Strasse« und der Mosel, an seinein ur-
spriinglichen Standort oder doch nicht weit davon. (Die Fundsielle
gehôrte wohl noch zum »vicus Voclannionum«, iiber welchen vgl.
Jhb. IX, S. 172). — Jetzt im Trierer Provinzialmuseum (Saal 5). Ein
Gyps-Abguss im Steinsaal des Metzer Muséums.
Ueber die bildlichen Darstellungen des Steines (Vorderseite: Mer-
curius und Rosmerta; rechte Seitenfliiche : der keliische Verkehrsgott
Esus und der keliische Wassergott Tarvos Irîgaranos) s. Gallo-romische
Kultur unter » Religion*.
3*
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- 36 -
Unterhalb der bildlichen Darsiellung auf der Yorderflèlche :
iNDVS MEDIOM / / / Indus Mediom[atr(icus)]
MERCVRIOV / MS Mercurio v(otum) [l(ibens)] m(erito) s(olvit).
» Indus, ein Metzer, hat dem Merkur sein Geliibde gern wie (der
Golt es) verdient gelost.*
Lehner im Korrespondenzblatt der Wesldeutschen Zeilschrift XV
(1896), 19, mit Abbildung Sp. 35 und 37 (wiederholt in den Bonner
Jahrbuehern, Heft 100, 1896, S. 209, und im Archâologisehen An-
zeiger XII, 1897, 1, S. 16—17); vgl. auch Lehner, Fiihrer dureh das
Provinzialmuseum zu Trier (1897), S. 11 f.
Z. 1, Anfang: Die Reste des I sind unsicher. — Lehner giebt ein umge-
kehrtes N (Spiegelbild), wie es sich hâufig in den Abdriicken der Fabrikslempel
auf Ziegeln findet; eine Vergleichung des Abgusses hat dies nicht bestfttigt. —
Z. 2, Ende: Von V und M sind nur Reste erj^ennbar.
Die Belege fur den keltischen Namen » Indus* und die nach dem
Treverer Iulius Indus benannte »ala Indiana* s. bei Holder, Alt-Celt.
Spraehschatz, II, Sp. 40—41. — Zur Slellung der Bestandteile der
Weiheformel am Schluss vgl. Lehner, Westd. Korr. Bl. XV, Sp. 42,
Anm. 12; die gewohnliche Wortfolge ist: »v(otuni) s(olvit) l(ibens)
m(erito)<.
Provinz tGallia Belgica*; Gebiet der Lingones^).
25. Bourbonne-les-Bains (départ. Haute-Marne, arrond.
Langres). Altar aus Sandstein (an der Basis verstûmmelt). Hôhe: 56 cm;
Breile des Kopfstiickes : 36 V2 cm ; Buehstabenhohe : 3 V2 cm. Gefunden am
24. Dezember 1874 im Schlamm des rômischen Wasserkastens (»dans
la vase du puisard romain*), der warmen Heilquelle von Bourbonne-
les-Bains. Vom Staat der Bibliothèque nationale zu Paris geschenkt
und hierselbst in der Abteilung fur Munzen und Anliken aufbewahrt.
BORVONI
ET DAMO Borvoni et Damonae [Se]xtilia [Se]xli fil(ia) Med(io-
NAE matrica).
//XTILIA Dem Borvo und der Damona Sextilia, des Sextus
//XTI FIL Tochter, aus Metz.
MED
*) Mit A. Riese, Westd. Korr. Bl. X\\ (189.3), 78 rechne ich das Gebiet der
Lingones oder Lingôni mit der Hauptstadt Andematunnum (Langres) nicht zu
Obergermanien.
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— 37 —
Chabouillet in der Revue archéologique, nouvelle série, vol. XXXIX
(Janvier— Juin 1880) S. 21, Nr. 2; CIL. XIII, 5919 (Holder, Alt-Celt.
Sprachschatz II, Sp. 523).
»Borvo« ist ein einheimischer Gott der heissen Heilquellen, den
die romanisierten Gallier auch »Apollo« nannlen*); s. Holder, a. a. 0. 1
Sp. 493 — 494. Von ihm hat das Bad Bourbonne-les-Bains seinen
Namen^). Die Mehrzahl der Widmungen stellt ihm eine einheimische
Gôttin der ,Gesundbrunnen, DamÔna, zur Seite (Holder a. a. 0. I,
Sp. 1221 — 1222), wie sonst in gallischen Gegenden ApoUo (Grannus)
hâufig in Verbindung mit der Gôttin der Heilquellen Sirôna auftritt und
uberhaupt gerne eine mànnliche mit einer weiblichen Gôttin zusammen-
gestellt ist^). — Die Slifterin des Altars heisst Sextilia Sexti filia, eine
Namengebung, die im Jahrb. IX, S. 183 besprochen ist. Der Name
der Tochter ist von dem ihres Vaters abgeleitet; vgl. Jahrb. IX,
S. 187, Anm. 4.
Unmôglieh ist die von Chabouillet gegebene Deutung des letzten
Wortes als »med(ici)«, wonaeh der Vater der Stifterin Arzt gewesen.
wàre. Dieselbe Erklàrung giebt Chabouillet zu der von ihm a. a. 0.
S. 76 f. unter No. 11 besproehenen Inschrift eines am 21. Januar 1870
bei Anlage einer Abfluss-Leilung fur die Warmbâder von Bourbonne-
les-Bains gefundenen Altars : BOR VONI | ET DAMON | AEMILI A \ SEX • FIL
MED, doch ist die Lesung MED — wie man aus den Bemerkungen von
Chabouillet selbst ersieht — hier recht unsicher, und es wird vielmehr
ein mit M beginnender Zuname in der Sehlusszeile dieser Inschrift zu
erkennen sein'*).
*) Vgl. die Inschrift von Borbonne-les-Bains bei Chabouillet a. a. 0. S. 74.
No. 8, sowie den Apollo Grannus Phoebus (s. Gallo-rôm. Kuliur, unter »Religion«),
Eine andere Namensform fur »Borvo< ist »Bormo« (Chabouillet a. a. 0. S. 80 (T. ;
Holder a. a. 0. I, Sp. 492).
*) Das Bad hiess jedenfalls in rômischer Zeit >Âquae Borvonis«, ebenso
wie das Warmbad Bourbon-Lancy (Dép. Saône-et-Loire), fur welches der Name
»Aquae Bormonis* durch die Kurskarte (tab. Peuting.) bezeugt ist; vgl. Aquae
Granni (Aachen); Aquae Sulis (Bath: s. unten zu No. 34); Aquae Apoll inares (in
Elrurien) u. a. Auch das Warmbad Bourbon TArchambault (Dép. Allier ; mit dem
Stammschloss der Bourbons) muss von jenem Gott der heissen Heilquellen seinen
Namen herleiten. — Die zu Bourbonne-les-Bains und anderswo (wie in Bourbon-
Lancy) gefundenen Denkmâler des Borvo (Bormo) und der Damona sowie des
damit identischen Gôtterpaares Bormanus (Bormanicus) und Bormana hat Cha-
bouillet Rev. arch. n. s. XXXIX (1880) S. 18 ff. 65 ff. 129 ff. zusammengestellt. —
Ueber Bourbon-Lancy vgl. jetzt Hirschfeld im CJL. XII 1, 1 ( 1899) S. 430 mit No. 2806 (T.
') Sucellus und Nantosvella ; Luxovius und Brixia; Mercurius u. Bosmerta ; usw.
*) Die Abkiirzung MED r= >med(icus)«, welche sich ôfters fmdet, liegt auch
vor in der Inschrift zu Lyon bei Boissieu, Inscr. ant. de Lyon S. 56 = CIL XIU, 1 ,
No. 1762 (vgl. Mém. Acad. Metz, XXÏ, 1839—1840, PI. 111.2) : >Matr(is) Aug(ustis)
Phlegon med(icus)«. Dass das letzte Wort dieser Inschrift zu »med(icus)« zu cr-
gànzen ist und nicht zu »Med(iomatricus)«, wie man es auch hat erklâren wollen,
beweist der griechische Name des Mannes Phlegon.
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— 38 —
26 — 29: Obergermanische Militàrgrenze; seit dem Jahre
90 n. Chr. Provinz »Germania superior*.
26. Mainz. Apud divum Albanum lapis iacet: Huttich (J. 1517
—1520). — Verschollen.
D(is) M(anibus) Primniae Comitillae,
quae vixit annis XX, cives (= civis)
D M Mediomatrica (so stall : civi Mediomatri-
FRIMNIAE • COMITIL cae), Maternius Nemausus, strator co(n)-
LAEOVAEVIXIT s(ularis), et Lucius LuciQus, mensor fru-
A M \r I Q Y V p î V r Q ^^^^^ numer(i).
AJNJNib AAi>ivi^:3 j)^^ gôttUchen Manen der Primnia
MEDIOMATRICA Comitilla, welche 20 Jahre gelebt hat,
MATERNIVSNEM Bttrgerin von Metz : Maternius Nemausus,
AVSVSSTRATOR Stallmeister des Konsulars (d. i. des Le-
COS • ET • LVCIVS • LV 8^^®") nâmlich des Oberbefehlshabers des
p I MArc M I? M c n D obergermanischen Heeres, seit 90 n. Chr.
LlJNVb • MhJNbUK ^^çh Statthalters der Provinz, der in
FRVMENTI • NVMER Mogontiacum = Mainz seinen Sitz hatte),
und Lucius Lucinus, Tnippen-Proviant-
meister.
Huttich, Collectanea antiquitatum in urbe atque agro Moguntino
repertarum, n. 15. — Brambach CIRhen. Nr. 1089, wo die Litteratur
verzeichnet ist.
» Comitilla* (Deminutivbildung von »Comes, Comit-«, Gesellschaf-
terin) ist ein zweifellos lateinischer Beiname. Auch » Primnia* wird
ein lateinischer, von »Primina« abgeleiteter Geschlechtsname sein (vgl.
Domnus, Dorana = Dominus, Domina) ; uber solche Geschlechtsnamen
s. Jahrb. IX, S. 188 f. — »quae vixit annis* (abl.) findet sich neben
dem gelâufigen >quae vixit annos* sehr hâufig auf Inschriften; vgl.
auch Drâger, Histor. Synlax der latein. Sprache I (2. Aufl.), S. 634
(§ 223,10). — Cives = civis, wie z. B. CIL. III, 5797 = Wilmanns 2468
und CIL. XllI, 1, 1977: .cives Trever* ; CIL. VI, 46 = Wilmanns 1504:
» cives Remus* ; weitere Beispiele z. B. bei Ihm, Bonn. Jhb. 83, S. 197,
vgl. S. 196, worunter ein «cives Tribocus», CIL. VII, 52. 66; iiber den
hâufigen Wechsel von e und i ûberhaupt vgl. unten No. J29 und die
Elenientarlehre der lateinischen Sprache von K. L. Schneider I, S. 13 ff.
sowie die grammatischen Indices zum CIL. (z. B. VII, S. 344; XII,
S. 953/954) und zur Epheraeris epigraphica; Ihra a. a. 0., S. 197;
Ilettner, Steindenkmàler, S. 291/292. — » civis Mediomatrica*, wie z. B.
CIL. XIII, 1, 633 und Gruter 13, 5: » civis Trevera* ; die Bezeichnung
ist in unserer Inschrift ohne Riicksicht auf Satzbau eingefûgt. — Ma-
ternius: vgl. Jhb. IX, S. 188 f. — Nemausus: vgl. Westd. Korr. Bl. XV,
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— 39 —
Sp. 69, und Holder, Alt-Celt. Sprachschatz II, Sp. 707 (11. Lieferung,
1899). — Ueber den »straior« (Stallmeister), dessen sich ausser dem
Kaiser die praefecti praetorio, die kaiserlichen Legaten und procura-
tores bedienten, s. Marquardt, Rom. Staatsverwaltung, IF, S. 548, vgl.
S. 348, und Cauer, Ephemeris epigraphica IV (1881), S. 406-409.
Ueber die »legati consulares« oder »consulares« : Marquardt a. a. 0. I,
S. 408 f. — »Lucius« : derselbe, als Voroame allbekannte Name findet
sich aïs Geschlechtsname z. B. auch auf den italischen Inschriften
der republikanischen Zeit bei Wilmanns 701 und 792; ferner CIL. XII,
4955—4957 u. a.; auch als Einzebame (Brambach 1401; CIL. XII,
1296. 3081. 3721. 3847; Wilmanns 1680; Tôpferstempel) und als Zu-
name war er im Gebrauch. Wie ich im Westd. Korr. Bl. XVII, 1898,
107 hervorgehoben habe, sind in diesemNamen, ebenso wie in »Marcus«
(vgl. unten No. 36) ein rômischer und ein keltischer Name zusammen-
geflossen. — Dass eine Person einen von ihrem Geschlechtsnamen ab-
geleiteten oder damit stammverwandten Zunamen tràgt, wie Lucius
Lucinus, ist nicht selten, vgl. den Nocturnius Nocturnianus *) und die
Magnia Maximiola auf Metzer Inschriften, sowie Hettner, Steindenk-
mâler, Nr. 194. — »mensor frumenti*, eigentlich »Getreidemesser«,
ist eine Bezeichnung, welche sonst die zu Innungen vereinigten, an den
staatlichen Kornspeichem zu Ostia und Rom beschâftigten Civilisten
trugen (>mensores frumentarii«: Wilmanns No. 1727. 1734; vgl. 17256;
»mensores machinarii frumenti publici«: Wilmanns 1739); die mili-
tàrischen »frumentarii« wurden (seit Hadrian) ihrer ursprûnglichen Be-
stimmung zuwider als Couriere (auch als politische Spione) verwendet
(Marquardt 11^ S. 491 ff.). — »numerus ist die allgemeinste Bezeich-
nung fur jede militârische Truppe unter einheitlichem Commando* :
Marquardt IF, S. 491, Anm. 7.
27. Heddernheim (bei Frankfurt a. M.). Bilderstein aus Basait
(hoch 94, breit 30, tief 21 cm); gefunden am 11. Februar 1887 in
einem Heiligtum des Mithras im Bering des »Heidenfeldes« bei Heddern-
heim^). — Jetzt im Muséum zu Frankfurt a. M.
') Vgl. dazu Robert U, S. 59, Anm. 6.
*) Es ist dies das drille bei Heddernheim aufgefundene Milhrâum, woriiber
s. G. Wolfif, Westd. Zeilschr. XIII, S. 37 ff. und Cumont, Monum. (11), No. 25:^,
S. 372 ff. Ailes spricht dafur, dass der Bilderslein von dem Metzer Bûrger fiir
das bereits beslehende Heiligtum gestiftet worden ist (Westd. Zeilschr. XIII
S. 84). Ueber seine ursprungliche Aufstellung vgl. C.umonl, Monum., S. 376. —
Das ursprungliche, friiher Zeit angebôrende Kastell bei Heddernheim wurde von
den Rômern nicht gehallen und verschmolz mit der dabei enlslandenen bïirger-
lichen Niederlassung (den »canabae*) zu einer spâler durch Mauern gesicherlen
Ortschaft (Hettner, Archâolog. Anzeiger, 1896, S. 194 ; 1898, S. 22 f.).
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— 40 —
Der Stein ist gekrônt mit zwei in der Mitte sich kreuzenden Giebeldâchern,
an deren unteren Ecken Kôpfe der vier Windgôtter angebracht waren. (Die Rûck-
seite ist roh behauen, also stand der Bilderstein an eine Wand gelehnt.)
Linke Seitenflâche.
Unterhalb des Giebels
und des oberen Gesimses in
einer beiderseits von Pfei-
lern eingerahmten Nische :
Fackeltrâger mit erhobener
Fackel (Cautes).
Darunter auf der mitt-
leren Gesimsîeiste :
CAVTE
Darunter: Adier, mit dem
Blitz in seinen Fângen, sitzt
auf einer Himmelskugel mit
zwei gekreuzten Bândern
(Meridianen) und sieben
Sternen.
Auf dem Untersatz (Fuss-
gesims) :
CELVM
Vorderflâche.
Auf der Gesims-Leiste
unterhalb des Giebels:
DEO IN MI
Darunter in einer beider-
seits von Pfeilern einge-
rahmten Nische: Darstel-
lung der Felsgeburt des
Mithras (mit Messer und
Fackeln in den Hânden).
Darunter auf der mitt-
leren Gesimsîeiste:
• P • GÈNÈTRICEM
Darunter umrahmte In-
schrifttafel :
SÊNILIVS CAR
ANT I N VS
• C • MEDIO
•M VSLM
Auf dem Untersatz:
SIVE CRACISSIVS
Rechte Seitenflâche.
Unterhalb des Giebels
und des oberen Gesimses in
einer beiderseits von Pfei-
lern eingerahmten Nische :
Fackeltrâger mit gesenkter
Fackel (Cautopates).
Darunter auf der mitt-
leren Gesimsîeiste:
CAVTP
Darunter : Bârtiger Mann
(Oceanus) anf einem Fels-
block sitzend, in der rechten
Hand einen Anker, in der
linken wohl eine Muschel
haltend, den linken Ell-
bogen auf eine Urne gestutzt,
woraus Wasser fliesst.
Auf dem Untersatz:
OCEANVM
Anmerkung. Die Bogen iiber den Buchstaben deuten an, dass dièse auf
dem Stein miteinander verbunden sind.
Auf der Vorderflâche : »Deo in(victo) Mi(thrae) p(etram) genetricem
Seniliu.s Carantinus sive Cracissius, c(ivis) Mediom(atricus), v(otum)
s(olvit) l(ibens) m(erito)«; d. h.: Dem unbesiegbaren Gott Mithras (hat
gcstiftet) den erzeugenden Fels Senilius Carantinus oder Cracissius,
Biirger von Metz; er hat sein Gelûbde gelost gern wie (es der Gott)
verdient.
Auf der linken Seitenflâche: »Caute c(a)elum«, d. h.: Dem Cautes
(hat Senilius Carantinus) das Himmelsbild (gestiftet).
Auf der rechten Seitenflâche: »Caut(o)p(ati) Oceanum*, d. h.: Dem
Cautopates (hat Senilius Carantinus) das Bild des Oceanus (gestiftet).
A. Hammeran im Korrespondenzblatt der Westdeutschen Zeit-
schrift VI (1887), 23, Sp. 45 f.; F. Cumont in der Westdeutschen
Zeitschrift XIII (1894), S. 84 IT. mit Abbildung auf Tafel I, Fig. la-lc;
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— 41 —
Derselbe in den » Textes et monuments figurés relatifs aux mystères de
Mithra« (II) S. 156/156, Inschrift No. 441, und S. 376-377, No. 2b3j
mit Abbildung Fig. 289—291.
Ueber den lateinischen Geschlechtsnamen des Stifters (Senilius)
vgl. Jhb. IX S. 188/189. — »Carantinus* ist ein keltischer Name,
eine Ableitung von dem auch fur Metz belegten Namen »Carantus«
(s. liber »Carant — « und seine Ableitungen: Holder I Sp. 766 — 771;
Carantus und Carantia auf einer Metzer Grabschrifl, gefunden 1700 am
Boufflers-Garten, aus einem Brief des J. 1701 verôlTentlicht von Bram-
bach im Rheinischen Muséum, N. F., 20, S. 624, No. 5 = Robert II
S. 162; vgl. auch Robert II S. 138). — Auch »Cracissius€ ist ein
keltischer Name (vgl. Crac-isa, Crac-issa, Crac-una u. a. bei Holder I
Sp. 1154 f. und ûber die Ableitungen mit » — issa«, » — isso«, » — issio«:
Holder II Sp. 80/81) ; der Name ist aber nicht auf Mithras zu beziehen,
wie man auf Grund der ersten, weniger genauen Lesung »Cracissiu«
annahm (Westd. Korr. Bl. VI, 23, Sp. 46/47 und VI, 50-52, Sp. 86-90),
sondem es ist der nachgetragene Rufname des Stifters (Cumont, Westd.
Ztschr. XIII S. 85; ûber solche Rufnamen vgl. Jhb. IX S. 185, Anm. 1).
Die Abkiirzung G = civis (wie No. 28 und 34) oder civitas (vgl.
No. 21 und 23) ist nicht selten. — Da der Punkt zu Anfang der
Zeile 6 ebenso wie Z. 2 und 5 nur zur Trennung der beiden Wort-
teile oder als Fûllsel verwendet ist, so kann M unbedenklich mit
MEDIO zu »Mediom(atricus)< verbunden, aber nicht mit Hammeran
(Sp. 46) als selbstandig betrachtet und als Grad des in die Geheim-
lehre eingeweihten Mithras-Glâubigen = >m(agister)« gedeutet werden
(vgl. Westd. Zeitschr. XIII S. 85 Anm. 137).
Ftir die Erklârung der Bildwerke *) und ihrer Beischriften verweise
ich auf Cumont, Westd. Zeitschr. XIII S. 84 ff., der den Bilderstein
»eine der wichtigsten Mithrasdarstellungen ûberhaupt« nennt. Aus seinen
Ausfiihrungen sei hier nur erwâhnt, dass die orientalischen (wahr-
scheinlich persischen) Namen der Fackeltràger (»Dadophoren«) »Gautes«
und »Cautopates« nichts anderes sind als Beinamen des Sonnengottes
Mithras selbst, indem der mit erhobener Fackel dargestellte Cautes die
Sonne in der lichtstarken Jahreszeit bezeichnet, der mit gesenkter Fackel
dargestellte Cautopates aber die Sonne in der lichtschwachen Winters-
') Darstellungen des Oceanus, der Felsgeburt des Mithras, sowie des Cautes
und Cautopates auch auf dem Hauptrelief des Mithrâums zu Saarburg i. L. im
Metzer Muséum ; die Fackeltràger hier auch besonders wiederholt : Jahrb. VIII, 1,
S. 137 ff. ; Cumont, Monum. (Il) S. 513 ff.
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— 42 — .
zeit (a. a. 0. S. 88 ff.). — »Caute« ist Dativform*), welche sich ebenso
hàufig findet wie die latiiiraierte Dativform »Cauti« (s. Cumont, Mithra,
Index, S. 533 in der ersten Spalle). — Zur AbkiH^H»; »Caiii^.«
= Caul(o)p(ati) * vgl. die Abkûrzung CP in den Inschriflen bei Cumoni,
Textes, No. 473 und 484 ; durch dièse Abkiirzungen wird der Name in seine
beiden als selbstandig betrachteten Bestandteile zerlegt. — Die Ab-
kûrzung IN= »in(victo)« ist auch in den Weihinsehriften bei Cumont,
Textes, No. 270. 272. 379 verwendet.^)
28. Sandsteinplatte, oben in einen Giebel spitz zulaufend; hoch
60 cm, breit 30 cm. — Gefunden beim Wegebau ôstiich von Leimen
im dortigen Gemeindewald. — In der Grossherzoglichen Sammlung zu
Karlsruhe.
j) j^ D(is) M(anibus) . [MJogetio, Mi^^i') fi(lio),
/orFTTO ^^^^^ Mediomatr(ico), an(norum) LXX, f(iiius)
, f(aciendum) c(iiravit).
AIDDEI • IF ^ Q^^ gottlichen Manen. Dem Mogetius, des
CMEDIoMATR Misses Sohn, Bûrger von Metz, 70 Jahre ait,
ANLXXFFC hat sein Sohn (das Grabmal) machen lassen.
Korrespondenzblatt der Westdeutschen Zeitschrift III
(1884), 118, mit Verweisung auf E. Wagner in der Karlsruher Zeitung
vom 13. August 1884.
Ueber die (keltische) Benennung des Verstorbenen s. Jhb. IX S. 181.
Zu dem Namen » Mogetius*, den auch Mowat ergânzt hat (Westd.
Korr. El. IV, 141), vgl. einerseits »Mogontia«, »Mogontiacum«, »Mo-
gounus« u. a., anderseits »Saccetius« (Jhb. IX, S. 328), »Loucetius« usw.
nebst Holder I Sp. 1481: > — etio— «. Von dem Namen ist der Orts-
name »Mogetiana« in der Gegend von Savaria (jetzt Stein am Anger,
Ungam) im ehemaligen Pannonien abgeleitet (Itin. Anton. Aug. 233,4
Wess., vgl. 263,5). — Zum Genitiv »M\^d^eu vgl. z. B. CIL. XII, 2623
(Landecy bei Genf; aus dem Jahr 8 v. Chr.): »Troucetei«; dagegen
»Troucetis« CIL. XII, 2356. Von dem M des Namens ist nur die eine
Hàlfte erhalten; ûber das durchstrichene D s. Jhb. IX, S. 159; der
Strich liber dem Schluss-I, ein sogenannter »Apex«, dient zur Bezeich-
*) Vgl. die (allein belegte) Dativform >Nabarze« von einem anderen orienta-
lischen Beinamen des Mithras.
^) Der Index von r4umont (II) S. 532 f. ist nicht genau ; fiir die (oben be-
sprochene) Inschrifl No. 441 wird auch im Text irrtiimlich die Lesung >inv(icto)«
angegeben.
^) Die beiden D sind durchstrichen.
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— 43 —
nung der Lange des Vokals : hàufig findet sich dieser Apex auf anderen
Vokalen, seltener iiber i, weil die Lange dièses Vokals gewôhnlieh
durch ein lângeres I angedeutet wird. Vgl. Steinsaal des Metzer Muséums
No. 297 (Hoffmann); Hettner, Steindenkmàler, Nr. 83 und 147, sowie
die grammalisehen Indices zum CIL. (u. d. W. »Apex«), z. B. CIL. XII,
S. 950 — 952. — IF halte ich fur ein riicklâufig eingehauenes FI, eine
Abkûrzung, welche sich hàufiger findet (s. Jhb. IX, S. 329). — Der
Sohn, welcher das Grab fur seinen Vater besorgt hat, nennt seinen
Namen nicht, sondern nur das Verhaltnis, in dem er zum Verstorbenen
steht ; vgl. z. B. die Metzer Inschriften im Steinsaal des Muséums Nr. 84
(Robert II, S. 50 mit pi. VIII,5): *D. M. Junio frater posuit* ; No. 97
(Robert II, S. 39 mit pi. VII,2). Gewôhnlieh nennen die Ver-
wandten, welche einen Grabstein setzen lassen, ihre Namen, wàhrend
der nicht in einem verwandtschafllichen Verhàltnis stehende Erbe des
Toten gewôhnlieh seinen Namen verschweigt.
fi9. Meimsheim in Wurtemberg, Neckarkreis. — »Repertus
est in fundo ecclesiae Meymsheim apud Brackenheim, modo est in sa-
crario quod huic ecclesiae adiunctum est« : Apianus. — Daselbst noch
jetzt: Brambach.
lumma(e), Exobni fil(io), cive
(= civi) Mediomatrico, annoru(m) C ;
IVMMA • EXOBNI • FIL Atuns (so statt : Atuni), lunnae fil(iae),
CIVE MEDIOMATRICO f^^lî^l^i"»^^^^^^^ f^"?.^^H
LXXX: Dome(ms?) lustu(s), fihus et
ANNORV-CATVNS (h)ere(s), parintibus (= parentibus)
IVNNAE • FIL' COIVGI II V fecit.
ANNORVLXXX DOME ,,.. ^^"^ ''""??^f ' ^?L^^^J''^''\P''^''}
Burger von Metz, 100 Jahre ait, und
IVSTV . FILIVS ET ERE • PAR der Atuns, des Junna Tochter, dessen
INTIBVS FECIT Frau, 80 Jahre ait: Domeius (?)
Justus, der Sohn und Erbe, hat seinen
Eltern (das Grab) machen lassen.
Inschriftensammlung des Petrus Apianus und Bartholomaeus
Amantius, 1534 (vgl. Jahrbuch VIII, 1, S. 107/108) p. 461. — Bram-
bach CIRhen. (1867) No. 1572, wo weitere Litteratur aufgefûhrt ist.
Ueber die (keltische) Benennung der Eltern s. Jhb. IX, S. 181. —
»Iumma« ^) ist ein keltischer Dativ statt »Iummae« ; s. Jhb. IX, S. 160
*) >Iumma« muss ein keltischer Name sein und hat mit dem doch wohl
afrikanischen Namen >Iummo« nichts zu schaffen: CIL. V, 4921: >Hasdrubal
lummo lader Iummon(is)«, vgl. CIL. VIII, 5672: >Iumnins«, 6613: >Iumonius«
(De Vit, Onomasticon). — Der Name >Iunna< (Z. 4) ist môglicherweise nur eine
andere Schreibung fur >Iumma«, wie sich ja auch sonst Vertauschung des m mit n
findet (vgl. z. B. CIL. XII, S. 955).
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mit Anmerkung 1 . Ueber kellische Mannesnamen auf —a vgl. Jhb. IX,
S. 181 mit Anmerkung 4. — »Exobnus« ist ein keltischer Name;
gebrâuchlicher ist die Schreibung »Exsomnus«, »Exomnus« [nebst der
Ableitung »Ex(s)omnius«]: begiinstigt durch die Aussprache*) ist dièse
Schreibung entstanden infolge der voiksetymologischen Anlehnung des
Namens an das Lateinische (vgl. besonders: »exsomQis« = >schlafIos«).
Belege fiir den Namen bei Holder I, Sp. 1489 f. — Zu dem keltisehen
Namen »Atuns«, der hier ohne Rucksicht auf Satzbau eingefugt ist,
vgl. die Genitive »Attunis« und den Dativ »A[tt]uni« bei Holder I,
Sp. 277 (u. d. W. »Attu«) sowie die latinisierte Schreibung >Atto« nebst
den Ableitungen »Atunus«, »Attonius«, »Attuso«, »Atusomus«, >Attu-
sonius« usw. bei Holder I, Sp. 276 — 281 ; vgl. auch W. Nestlé in den
Wûrtembergischen Vierteljahrsheften fiir Landesgeschichte, neue Folge,
V, 1896, S. 253. — Zu der von Stâlm vorgeschlagenen Ergànzung
»Dome(ius) Iustu(s)« vgl. Nestlé a. a. 0., S. 253. Ist sie richtig, so
fiihrte der Sohn einen Geschlechtsnamen, der auf einen wahrscheinlich
keltisehen ^) Einzelnamen (freilich nicht den seines Vaters) zuriickgeht,
nebst lateinischem Zunamen; vgl. ûber dièse Namengebung Jhrb. IX,
S. 183/184.
Die Inschrift ist auch beachtenswert wegen ihrer vielen vulgâren
Schreibungen, wie e statt i undistattc: »cive«, »iiu(s)«, »parintibus«
(vgl. oben zu No. J26); Auslassung des m am Wortende: »annoru«,
wozu vgl. z. B. CIL. VII No. 156 und S. 344/345; CIL. XII, S. 955;
Ihm, Bonn. Jhb., 83, S. 197 ; Hettner, Steindenkmâler, S. 292 ; Schneider,
Elementarlehre, I, S. 307 ; Diez, Gramm. d. roman. Spr. F, S. 214 ; Aus-
lassung des 5 am Wortende : >iiu(s)«, »Iustu(s)«, »(h)ere(s)«, worQber vgl.
z. B. CIL. VII, S. 345, Spalte 2; CIL. XII, S. 956; Schneider, Elementar-
lehre, I, S. 346 ff. Die Schreibungen »coiux« statt »coniux« und ^eres*
statt »heres> sind hâufig; vgl. fiir erstere z. B. CIL. XII, S. 955, und
Hettner, Steindenkmàler, S. 292; fur letztere z. B. OL. VII, No. 66;
XII, S. 954.
80— 82: Provinz »Gallia Lugudunensis*.
30. Sens (Agedincum Senonum). — Pfeiler (hoch 1.60 m,
breit 0.53, dick 0.40) darstellend eine Thiire mit dreieckigem GiebeP).
Gefunden in den Ringmauern von Sens bei dem Thor Formeau. Im
Muséum zu Sens.
*) somnus = sop-nus (vgl. sopor, sopire) ; îihnîich wohl : amnis, damnum.
2) Nach Holder, Aît-Cclt. Sprachschatz, I, Sp. 1302.
■^) »^^ippe prismatique .... 11 a la forme d'une porte dont les montants
sont figurés par deux fausses colonnes et le battant par un cadre. Les colonnes
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— 45 —
D (Blatt) M
D(is) M(anibus) Aniceti civis Mediomatrici ; v(ixit)
CI VI S M , ^ ^^..^
EDIOMÀ "^^""'^ ^"^-
TRin ^^^ gotllichen Manen des Anicetus, Biirgers von
VAN Metz; er lebte 18 Jahre.
XIIX
P. Araauldet in den Mémoires de la société nationale des anti-
quaires de France, 6"»« série, tome IV (1894), S. 113—114; Hirsch-
feld im CIL. XIII, 1 (1899), Nr. 2954, wo auch die sonstige Litteratur ver-
zeichnet ist.
Ânmerkung. Der Buchstabe A hat statt des wagerechten Striches stets
einen schrâgen Strich inmitten der Enden der beiden Schenkel des A} eine Buch-
stabenform, welche — wie die schlechte Schrift ûberhaupt — auf spâle Zeit weist. —
Z. 1: Das Blatt dient (wie oft) als Inlerpunktionszeichen. — Z. 2: Das I am Ende
der Zeile hat einen Schwanz, âhniich einem J. — Z. 4 (Ende) sind die Buch-
staben MA miteinander verbunden.
Anicetus wird nicht der latinisierte griechische Name 'AvUr^ioç
(z=z Invictus, Unbesiegbar), sondern ein einheimischer Name sein. Der
heimischen Sitte entsprechend fiihrte der Verstorbene einen Einzel-
namen; vgl. Jahrb. IX, S. 180, Anm. 1. — Das Zalilzeichen XIIX (statt
des gewôhnlichen XVIII) giebt die Zahl durch die seltenere Subtraktion
wieder, vgl. z. B. IIX = 8 (CIL. XII) und XXIIX = 28 (CIL. VII, 243);
s. die Indices zum CIL. un ter » Numéris und EmiL Hiibner, Rômische
Epigraphik § 16, im Handbuch der klassischen Altertums-Wissenschaft,
hrsg. von Iwan Millier, P (1892), S. ()51. — Der Eintritt in das biirger-
liche Leben erfolgte in der Regel im 17. Lebensjahre oder noch friiher.
81« Autun (Augustodunum). — »Augustoduni fragm.« : Gruter,
um 1600. — »0n trouve encore au même lieu le fragment d'inscription
suivante* (die vorhergehende Ortsangabe lautet: >Dans une niche en-
foncée dans la muraille, derrière le chanceau de Téglise de St-Syra-
phorien*): Thomas, vor 1660. — Nicht mehr vorhanden.
supportent à la partie supérieure un fronton triangulaire. Au-dessous, entre le
fronton et le battant, est un cartouche à queues d'aronde qui forme la partie
transversale de la porte. Dans ce cartouche sont gravés les sigles D M séparés
par une feuille de lierre* (Arnauldet). — Demnach hat der Grabstein einige
Aehnlichkeit mit Metzer Grabsteinen (vgl. Robert PI. VIIl, besonders Fig. 1 und
4 = Steinsaal Nr. 56 und 85).
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— 46 —
VICTOR Victor[i], medico, Medioni(atrico),
MED ICO uxsorposuit.
MED 10 M Y)em Victor, Arzt, aus Metz, hat
V ^ o u r\ ggj^^g Py^^ /^^^ Grabstein) gesetzt.
POSVIT
Gruter (1603), S. 1115, 6 ^Scaligero Gillotius* ; Histoire de
Fantique cité d'Autun par Edme. Thomas, mort en 1660 (illustrée et
annotée: Autun-Paris, 1846, 4®, S. 85). Aus diesen: Hirschfeld im
CIL. XIII, 1, No. 2674. — Vgl. Bégin*), Mém. Acad. Metz XXI, 1839—1840
(Histoire médicale), S. 99, und Metz depuis 18 siècles, I, S. 119, mit
Robert II, S. 104, VI.
Die Bruchlinie giebt Gruter an. — Z. 3 hat Gruter: MEDIOM; den Punkt,
wodurch das Wort in seine beiden, als selbstândig betrachteten Bestandteile zer-
legt wird (vgl. oben No. 27), hat Thomas.
Der Verstorbene fûhrte einen lateinischen Zunamen; der Ge-
schlechtsname ist infolge der Verletzung des Steines verloren. Seine
Frau nennt ihren Namen nicht (vgl. oben zu No. 28). — Ueber Aerzte
in rômischer Zeit s. Friedlânder, Sittengeschichte Roms, I*, S. 320 ff.
und Marquardt, Privatleben der Rômer, S. 749 ff. ; inschriftliche Belege
z. B. bei Wilmanns, Exempl. inscr. II, S. 647, und fur Gallia Narbo-
nensis im CIL. XII, S. 943. Neben vielen »medici« sind uns auch
einzelne medicae, d. h. Aerztinnen bezeugt, wie fur Lyon, Nîmes, Rom.
83« Lyon (Lugudunum). — Block aus Muschelmarmor (pierre
de choin), hoch 1.42 m, breit 0.73 m. Gefunden um das Jahr 1669
beim Ausheben der Fundamente eines Hauses in der » petite rue Mer-
cière* zu Lyon. Spâter verschoUen. Wieder aufgefunden im J. 1857.
Seit 1858 im Muséum zu Lyon.
C. Furio Sabinio Aquilae | Timesitheo, proc(uratori) prov(incia-
rum) Lugud(unensis) et | Aquit(anicae) ; proc(uratori) prov(inciae) Asiae,
ibi vice XX | et XXXX, itemq(ue) vice proco(n)s(ulis) ; proc(uratori) |
prov(inciae) Bithyniae, Ponti, Paphlagon(iae) | tam patrimoni(i) quam
rat(ionis) privatae, | ibi vice proc(uratoris) XXXX ; item vice proc(ura-
toris) I patrimon(ii) prov(inciarum) Belgic(ae) et duarum | Germania-
r(um), ibi vice praesid(is) prov(inciae) | German(iae) inferior(is) ; proc(u-
ratori) prov(inciae) Sy|riae Palaestinae, ibi exactori reli!quor(um) aiîno-
') Bégin giebt Metz als Fundort an, ein Irrtum, der auf Dom Martin
Bouquet, Recueil des historiens des Gaules I, 1738, S. 141, No. 11, zuriick-
geht (daher: Cajot S. 114). Bouquet hat die Inschrift aus Gruter wiederholt.
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n(ae) sacrae expeditio|nis ; proc(uratori) in urbe magislro XX, ibi |
logistae thymelae ; proc(uratori) prov(inciae) | Arabiae, ibi vice praesid(is)
bis; proc(uratori) | ration(is) privat(ae) per Belgic(am) et duas | Ger-
m(anias) ; praef(ecto) coh(orlis) I (?) Gallic(ae) in Hispan(ia) : | C. Atilius
MaruUus Arvern(us) | et C. Saeconius Adnatus Me|diomatr(i-
cus) patrono optimo.
Aus Menestrier, » Éloge historique de la ville deLyon«, 1669,
S. 62 f. und » Histoire civile ou consulaire de la ville de Lyon*, 1696,
S. 120, sowie aus Spon, »Recherche des antiquités et curiosités de
la ville de Lyon«, 1675, S. 141 und »Miscellanea eruditae antiqui-
tatis«, S. 148: Boissieu, Inscriptions antiques de Lyon, 1854, S. 241.
Vgl. Henzen No. 5530; Spon, Antiquités de la ville de Lyon, nou-
velle édition annotée par Monfalcon et Léon Renier, 1858, S. 162 ff.;
Wilmanns, Exempla inscriptionum. No. 1293. Nach eigener Abschrift
Hirschfeld im CIL. XUI, 1 (1899), No. 1807, wo die Litteratur voll-
stândiger aufgefuhrt ist.
Anmerkung. Z. 6 Ende haben Menestrier und Spon : PRIVATAR; doch be-
merkt Hirschfeld, es scheine PRiVATAE an der Stelle gestanden zu haben, wonach also
auch Z. 16 nicht >rat(ionuin) privat(arum)* zu ergânzen ist. — Wie letzleres Wort, se
ist auch Z. 1 SABINIO mit langem I geschrieben (vgl. oben zu No. 28). — Z. 4
PROCÔS, wobei der Querstrich die Abkûrzung anzeigt. — Z. 17 hat das Zahl-
zeichen I eine wunderliche Gestalt. — Das Ende von Z. 15 ist jetzt infolge Ver-
stûmmeluDg des Steines verschwunden. — Zwei Buchstabenverbindungen habe
ich durch daruber gesetzte Bogen angedeutet
Uebersetzung der Inschrift:
Dem Gains Furius Sabinius Aquila Timesitheus, (kaiserlichem) Verwalter der
Provinzen von Lyon und Aquitanien; Verwalter der Provinz Asien, daselbst Stell-
vertreter des Verwalters der Vicesima, d. i. einer 6procentigen Steuer *), und der
Quadragesima, d. i. einer 2V«procentigen Steuer*), ebenso Stellvertreter des Pro-
konsuls, d. i. des Statthalters ; Verwalter in der Provinz Bithynien-Pontus-Paphla-
gonien und zwar des kaiserlichen Krongutes sowohl wie des kaiserlichen Privat-
vermôgens, daselbst Stellvertreter des Verwalters der Quadragesima*), ebenso
Stellvertreter des Verwalters des kaiserlichen Krongutes in den Provinzen Belgica
und den beiden Germanien, daselbst Stellvertreter des Prâsidenten, d. i. des
Statthalters der Provinz Untergermanien ; Verwalter der Provinz Syria-Palaestina,
daselbst Erheber der Riickstânde der Verpflegung fur den kaiserlichen (eigt. :
heiligen) Feldzug; Hauptverwalter der Vicesima in der Stadt (Rom), daselbst
*) Gemeint ist die > vicesima hereditatium«, d. i. die ôprocentige Erbschafts-
steuer, nicht die >vicesima libertatis (auch: manumissionum)*, d. i. die ôprocentige
Steuer von dem Werte der freigelassenen Sklaven.
*) Eine solche Steuer, die sogen. «quadragesima Galliarum*, gab es auch
fttr die très Galliae, d. i. die Belgica, Lugudunensis und Aquitania; hier war es
ein 2V2procentiger Eingangszoll.
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Theaterintendant ; Verwalter der Provinz Arabien, daselbst zweimal Stellvertreler
des Statthalters ; Verwalter des kaiserlichen Privatvermôgens in Belgica und den
beiden Germanien; Befehlshaber der ersten gallischen Cohorte in Spanien, (haben)
Gaius Atilius Marullus, ein Arverner, und Gaius Sacconius Adnatus, ein
Metzer, als ihrem guten Schutzherrn (dièses Ehrendenkmal gewidmet).
Der Schutzherr, den die beiden Gallier, der eine aus der Auvergne
(Clermont-Ferrand), der andere aus dem Metzer Lande, durch die In-
schrift (nebst Standbild) geehrt haben, ist bekannt als der Schwieger-
vater des Kaisers Gordianus III (238 — 244 n. Chr.), dessen praefectus
praetorio (d. i. Befehlshaber des kaiserlichen Hauptquartiers) er vom
Jahre 241 bis 243 war*). Die Inschrift fâlli naturlieh vor dièse Zeit,
da sie dièses hôchste Reichsamt noch nicht nennt. Sie ist gesetzt in
der Zeit, wo Timesitheus oberster kaiserlicher Finanzbeamter der beiden
Provinzen Gallia Lugudunensis und Aquitania mit dem Amtssitz in
Lyon war. Denn die Inschrift zâhlt, wie dies bei Ehreninschriften ge-
brâuchlich ist, die Aemter und Wurden in riicklâufiger Reihenfolge auf.
— Mit dem bescheidenen, dem privaten Haushalt entlehnten Namen
»procurator«, d. h. Verwalter, Geschâftsfiihrer, wurde der kaiserliche
Beamte benannt, der als oberster Finanzbeamter einer kaiserlichen
Provinz dem Statthalter (legatus Augusti pro praetore) unterstellt war,
aber auch in den kaiserlichen wie in den senatorischen Provinzen den
Statthalter vertreten konnte (procurator vice proconsulis oder praesidis)
und in den daher sogenannten procuratorischen Provinzen (wie Râtien,
Noricum, Thracien u. a.) selbstandiger Statthalter war^); praeses ist
die allgemeine Bezeichnung fiir jeden Statthalter^).
Den Namen des Arverners konnte auch ein Vollblut-Romer fuhren ;
dennoch klingen sein Geschlechtsname wie sein Zuname ofTenbar an
keltische Namen an*). Noch weniger verkennbar ist die keltische
Fàrbung bei den Namen des Metzers. Denn sein Geschlechtsname
•Sacconius* gehort zu den von den latinisierten Namen auf — o (Sacco)
abgeleiteten Geschlechtsnamen (vgl. Giamonius, Massonius, u. a.) und
*) Otto Hirschfeld, Die kaiserlichen Verwaltungsbeamten bis auf Diocleiian,
Berlin, 1877, S. 236/237, No. 81 ; Herm. D e s s a u , Prosopographia imperii Romani
saec. I-III, Pars II, 1897, Buchstabe F No. 405, S. 100—101.
*) Vgl. ausser Marquardt, Rom. Staatsverwaltung, auch Hirschfeld a. a. 0.,
S. 240 fif.
') Marquardt a. a. 0. 1, Seite 415.
*) Den Namen >Marullus< fûhrte auch ein Gallier aus Solimariaca (Soulosse),
Steinsaal des Metzer Muséums No. 36: »Marullo Saturnini f(ilio)«. — Vgl. Holder,
Alt-Celt. Sprachschatz II, Sp. 432—433 (»Marus« und seine Zusammensetzungen)
sowie BelatuUus, CatuUus, und andere ursprunglich keltische Namen.
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geht auf denselben Stamm zuriick wie der Name «Saccius* auf der
Igeler Grabsâule und die im J. 1897 aus einer lothringischen Grab-
schrift im Wasgenwald bekannt gewordenen Namen »Saccomainus« und
»Saccelius«^). Was aber den Zunamen >Adnatus« anlangt, so ist er
— wenn ihm kein keltischer Name zu Grunde liegt — doch in An-
lehnung an die keltischen Namen auf » — knatos* (latinisiert : » — gnalus*)
gebildet. Zugleich bat freilieh dieser Name auch offenbar lateinischen
Klang, wie auch der Name Sacconius einem Rômer weniger fremd
klang, seitdem von Oberitalien her das Wort »saecus« (Sack) sich in
der lateinischen Sprache, insbesondere der Umgangssprache eingebiirgert
batte. — Den Vornamen > Gains* mogen beide Klienten von ihrem
Schutzherm (patronus) entlehnt haben. Die amtliche Schreibung dièses
Vornamens ist G, herruhrend aus der alten Zeit, wo dieser Buchstabe
noch den weichen G-Laut bezeichnete.
Provinz >Aquitania«.
88« Bordeaux (Burdigala). — Verstûmmelter Pfeiler; jetzige
Hôhe 1.55 m und Breite 0.42. Gefunden im J. 1868 in der romischen
Stadtmauer von Bordeaux, >rue du Mû«. Im Muséum zu Bordeaux
(» Dépôt du Cotisée «).
\ M
|V 0 R
!n xxx\
* FABER
OMATRICVS
In einer ; ^^
Nische : C I
Junger bar-
tige r Mann im
Sagum ;
er hait in der
rechtenandie
Brust gehal-
tenen Hand
einen unbe-
stimmten Ge-
genstand , in
der Linken
ein Kâstchen
mit
TraghenkeP).
[D(is)] M(anibus). [Iulius? Fa]vor, [defunctus
a]n(norum) XXXV (?), faber, [civis Medijoma-
tricus
Den gôttlichen Manen! Favor, ver-
storben im Alter von 35 Jahren, Handwerker,
Burger von Metz
Z. 3, Anfang, steht nach Hirschfeld vielleicbt ein
verbundenes AN. — Z. 3, Ende, nach Hirschfeld viel-
leicbt XXXV, nach Jullian XXXX (Robert: XXX). — Die
Buchstaben MA in >[Medi]omatricus< sind miteinander
verbunden. — Die Reste der beiden letzten Zeilen nach
Hirschfeld (CI bat auch Jullian).
Z. 4 steht auf der oberen Leisle der hôheren Konsole,
und Z. 6—7 auf einer lieferen Konsole des die Nische
einfassenden Pfeilers; Z. 5 auf einem Rundbogen, der
sich auf die tiefere Konsole aufstiitzt.
1) Jhb. IX, S. 328.
2) Dies Kâstchen gleicht dem »codex ansatus«, d. i. dem mit einem Hand-
griff versehenen Wachstafelbucb, welches ein Schuler in der Darstellung eines
4
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- 50 —
P. Charles Robert, Société archéologique de Bordeaux, VIII,
S. 74 = Les étrangers à Bordeaux, Bordeaux 1883, S. 62, mit Ab-
bildung; Camille Julli an, Inscriptions romaines de Bordeaux, 1(1887),
S. 169—170, No. 59 (mit Wiederholung der Zeichnung von Robert,
S. 170); Hirschfeld im CIL. XIII, 1 (1899), Nr. 623.
Anmerkung. Nach Robert sind auf der linken Schulter des Mannes
Finger zu erkennen. Alsdann wâre zu dessen Rechten (wie ublich) seine Frau
dargestellt gewesen, die ihre linke Hand auf ihres Mannes Schulter gelegt hâtte.
Z. 2 : Ausgefallen scheint der Geschlechtsname des Mannes, weshalb
ich beispielsweise »Iulius?« ergânzt habe. — »Favor« (= Gunst), wie
Jullian und Hirschfeld ergânzt haben, gehôrt zu den Abstrakten, welche
— wohl aile erst in spater Zeit — als Personennamen in Gebrauch
kamen^). — Z. 3: Zur Ergânzung und Lesung vgl. andere Inschriften
von Bordeaux, z. B. CIL. XIII, 1, No, 618. 629. 693. 761 f. — »Faberc
ist eine sehr allgemeine Bezeichnung des Gewerbes. Es gab u. a.
fabri tignuarii, navales, aurarii, argentarii, aerarii, ferrarii, eborarji,
insbesondere aber werden die Bauhandwerker und Zimmerleute kurz-
weg als »fabri« bezeichnet. — Am Schluss ist nach Hirschfeld môglich
die Ergânzung >[p]at(er)€ oder »[m]at(er)*, aber nicht etwa »[coniu]gi«.
In der schon im Altertum durch Handel und Weinbau bedeutenden
Stadt Burdigala, der Heimat des spàleren Besingers der Mosel, Ausonius,
hatten sich zahlreiche Fremde aus allen Teilen des rômischen Reiches
niedergelassen, wofur noch heute eine Reihe von erhaltenen Grab-
schriften Zeugnis ablegt. Unter diesen Fremden befanden sich auch
solche aus unseren Nachbargebieten, der civitas Treverorum (vgl. CIL.
XIII, 1, Nr. 633—635) und der civitas Remorum (CIL. XIII, 1, Nr. 628).
Neumagener Grabdenkmals im Trierer Muséum (Saal 4) trâgt. Der Gegenstand
findet sich oft in der Hand der Mânner auf Metzer Grabdenkmâlern, welche mit
einer Ausnahme (Robert II, pi. X, 1) verschollen und uns fast aile nur durch die
unzuverlâssigen Abbiidungen bei Meurisse und den Benediktinern erhalten sind.
[Von den erwâhnten Grabsteinen sind Meurisse, S. 11 = Bénédict. pi. IX, 8 auch
bei Wiltheim, Luciliburgensia, Fig. 11, und Meurisse S. 12 = Bénédict. pi. XIÏ, 5
auch bei Wiltheim, Fig. 161 (wiederholt von Prat, Atlas, pi. 32) abgebildet]. Auch
sonst fmden wir auf gallischen Grabdenkmâlern diesen Gegenstand in der Hand
der Verstorhenen, so in Arlon (Wiltheim, Fig. 160 und 282 = Prat, pi. 30 und 60),
in Sens und anderswo. Es scheint ein Geschâflsbuch zu' sein.
0 »Favor« z. B. Brambach CIRhen. 1081. 1315. Vgl. Concordia, Félicitas,
Pietas, Victoria u. a.
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— 51 —
Provinz >Britannia«.
84. Bath (»Aquae Sulist), in England. Gefunden im J. 1804 in
der alten (romischen?) Stadtmauer. Jetzt im dorligen Muséum.
Rusoniae Aventinae, c(ivi) Medioma-
RVSONIAE • AVÈNTI Micae), annor(um) LVIII, h(ic) s(ita) e(st):
NAECMEDIOMÀTR ^' ^'^^"^ ^^^^^^^ ^^^^^^^ f(aciendum)
c(uravit).
ANNOR • LVIII • H S • E ^er Rusonia Aventina, Melzer Bûrgerin,
L- VLPIVS • SESTIVS 58 Jahre ait, sie liegt hier begraben: Lucius
H • F • C Ulpius Seslius, der Erbe, bat (das Grab)
machen lassen.
Hûbner im CIL. VII, No. 55, wo sonstige Lilteratur aufgefûhrt ist.
Anmerkung. Die Schrift weist nach Hiibner auf den Ânfang des zweiten
Jahrhunderts n. Chr. — Die Buchstabenverbindungen in Z. 1 und 2 sind von mir
durch Bogen angedeutet.
Die Melzer Biirgerin Tiibrl einen aus einem keltiscben Einzelnamen
(lalinisiert : »Ruso«) zureebtgemacbten Gescblecbtsnamen » Rusonia*^)
nebst einem lateiniseben Beinamen »Aventina« (vgl. iiber dièse Namen-
gebung Jhb. IX, S. 184). Sie war nach dem schon in romischer Zeit
vielbesuchlen Badeort Bath im lieblichen Thaïe des Avon ausgewandert,
dessen heisse Quellen damais der keltischen, auch unter dem Namen
der romischen Minerva verehrten de a Sul geheiligt waren^).
HSE, d h. »hic silus (sita) est« kommt, wie sonst^), so auch
auf Grabschriften in England nicht selten vor (CIL. VII, S. 339), z. B.
auf Grabschriften von Bath noch No. 48 — 52 und 59. Im Metzer Ge-
*) Ruso: Brambach ClRhen. 1230 und CIL. XII, auch Wilmanns 1651;
Rusonius: CIL. XII (Wilmanns 2232) und als Zuname: Wilmanns 139.
') CIL. VII, 39—44; Ihm, Bonn. Jahrb.83, S. 81 und S. 183 f. No. 544 IT. -
Bemerkt sei, dass uns zu Bath (im Muséum) auch ein Weihdenkmal (CIL. Vil, 36)
erhalten ist, welches ein Trierer Burger (civis Trever) im 1. Jhdt. n. Chr. da-
selbst dem keltischen Mars Loucetius und der im Gebiet der Nemetes (um Speier;
vgl. Brambach 1790 = CIL. XIII, 2, 6131), sowie zu Mainz (Westd. Korr.-Bl. III, 92)
verehrten Nemetona gestiftet hatte. Von sonstigen Civilisten aus Gallien, welche
in Britannien sesshaft geworden, nennen in England gefundene Inschriften einen
»civis Senonus« (Sens) mit Familie und einen »civis Sequanus* (CIL. Vil, 191 u. 69).
') So auf den zahlreichen Soldatengrabsteinen am Rhein (dementsprechend
wird auch in der Trierer Soldateninschrift bei Brambach 782 am Schluss ein
H • S • E zu ergânzen sein); ferner z. B. in den von Wilmanns, Exempl. Inscr.,
II, S. 681/682 aufgeftihrten Grabschriften.
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— 52 —
biet scheint dièse echtromische Formel keinen Eingang gefundea zu
haben: wenigstens findet sie sich auf keiner der bekannt gewordenen
Grabschriften, und auch im Trierer Gebiet werden âhnliche Formeln
erst auf Grabschriflen der christlichen Zeit hâufig, wàhrend das »hic
iacet« in der ({rabschrift einer sicherlich nicht einheimischen Hebamme
ganz vereinzelt dasteht (Hettner, Steindenkmâler, No. 150). In der
Grabsehrift der Metzerin Rusonia ist die Formel ohne Riicksicht auf
den Satzbau eingeschoben, ebenso wie CIL. VII, No. 28. 183 und 206 ;
anderwàrts ist in solchen Fàllen ein »h(ie) s(ito) oder s(itae)« der
Konstruktion angepasst. — Der Erbe, weleher sich, wie sehr hâufig,
so auch hier als Besorger des Grabes nennt, tràgt rômische Namen.
Sein Beiname »Sestius« ist als Geschleehtsname bekannt; als Beiname
findet er sich selten, so z. B. in einer Inschrift im CIL. XII.
85—87: Italia.
85* Grosser S. Bernhard. — Bruchstiick (unterer Teil, rechts)
eines (durch Feuer zerstorten) Bronzetafelchens, lang mm 160, hoch
mm 90; Buehstabenhohe mm 25. Gefunden im Jahre 1883 bei den
vom Kanonikus Lugon wàhrend der gunstigen Jahreszeit mehrere Jahre
lang ausgefiihrten Ausgrabungen des Heiligtums des Juppiter Poeninus
in der Nàhe der Passhohe des Grossen St. Bernhard auf Schweizer
Boden (Canton .Wallis) nahe der italienischen Grenze ; der gegenûber
dem Bergsee gelegene Platz, wo einstmals das Heiligtum stand, fiihrt
den (franzôsischen) Namen »Plan de Juppiter*.
////////vvs ^^^^. ^ .
/////MATRICVS ..•««« [Medio]matneus.
E. Ferrero in den Notizie degli scavi di antiehità, Roma, 1889
(Agosto) S. 234, und mit verbesserter Lesung (Dicembre) S. 392.
Z. 1 wird der Schluss des Namens bezw. Beinamens des Stifters sein, z. B.
Flavus, Ingenuus, Perpetuus, Lascivus, Octavus *). — In Z. 2 hat Ferrero S. 392
die Heimatsbezeichnung >[Medio]inatricus« erkannt.
Gelegentlich der erwâhnten Ausgrabungen wurden unter anderem
Bronzetâfelehen mit Widmungen an den Juppiter Poeninus gefunden,
zu deren Zahl auch unser Bruchstiick gehôrt (Notizie degli scavi 1887,
>) Zur Zeit des Augustus schrieb man noch allgemein FLAVOS, LASCIVOS usw.,
nicht FLAVVS usw.
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— 53 —
S. 467 f., und 1889, S. 234). Derartige Bronzetafelchen oder Bruch-
sliicke von solchen waren aber schon frûher in nicht geringer Zabi
von der nâmlicben Fundstatte bekannt geworden ^). Es waren fromme
Reisende, welcbe bier dem in vielen der Inscbriften dem rômiscben
Wetter- und Berggott Juppiter gleicbgestellten Alpengott Poeninus^)
ein Geliibde fur glucklicbe Reise und Heimkebr vollzogen baben"*).
Sein Tempel lag eben auf der Passbôbe der vielbereisten und alt-
berubmten Alpenstrasse^), welcbe von Augusta Praetoria, j. Aosta in
Oberitalien uber den Grossen S. Bernbard nacb Octodurum, j. Martigny,
im Rbône-Tbal und weiter nacb Gallien fubrte und nocb fiibrt. Dass
dièse nacb Italien fiibrende Strasse aucb von Reisenden galliscber
Herkunft beniitzt wurde, ist selbstverstàndlicb, und so ist es nicbt zu
verwundern, dass auf mebreren der Weibetafelcben die Stifter gleicb
unserem Mediomatriker Gallien als ibr Heimatland ausdriicklicb an-
geben^). Dass aber aucb fruber vor der Zeit der rômiscben Herrscbaft
die Strasse von Galliern bereist wurde, beweisen die an der Fundstelle
gefundenen keltiscben (galliscben) Mûnzen, einstmalige Spenden fur
den Berggott, unter welcben aucb Miinzen der Mediomatriker ver-
treten sind^).
») Orelli, Nr. 228-247 und Nr. 5028 (= Henzen Nr. 5642) ; Mommsen, In-
scriptiones confoederationis Helveticae Latinae (= Mitteilungen der Antiquarischen
Gesellschaft in Zurich, X, 1854) Nr. 30—59 und CIL. V, 2, S. 761—764.
2) Der Gott wird in den Widmungen ebenso hâufig »Poeninus< wie » Juppiter
(Optimus Maximus) Poeninus« genannt. Er war der Schutzgeist der >Alpes Poe-
ninae«, d. h. der noch heute >Penninische Alpen< genannten Kette. Die Passhôhe
des Grossen S. Bernbard ist in den Kursbiicbern als Station der Alpenstrasse
verzeichnet: >In summo Poenino bezw. Pennino« (Tab. Peuting. 111,4 éd. Miller
und Itin. Anton., S. 351, 4 Wess.). — Der Berg heisst jetzt noch bei den Anwohnern :
>Mont Joux< (Mons Jovis).
^) Dies besagen aucb einige Widmungen ausdriicklicb : Orelli 228 = Inscr.
Helv. 50 (Wilmanns 72) : >pro itu et reditu« ; ebenso Orelli 243 = Inscr. Helv. 49.
Vgl. Orelli 241 = Inscr. Helv. 45: >pro salute«.
*) Ausser dieser Strasse ûber den Grossen S. Bernbard fûbrten rômische
Strassen iiber den Mont Genèvre, den Kleinen S. Bernbard, den Simplon, den
Spliigen, den Brenner.
^) Orelli 236 = Inscr. Helv. 43 : > Ambianus« aus dem Gemeindebezirk von
Amiens (CIL. V, 6885) ; Orelli 230 = Inscr. Helv. 42 : »tabellarius coloniae Sequa-
norum«, Gemeindebrieftràger von Vesontio = Besançon (CIL. V, 6887).
•) Vgl. das oben S. 4, Anm. 3 angefiibrte Buch von Dubn und Ferrero,
welches mir leider nicht zugânglich war.
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— 54 —
36. Ma il and. — »Mediolani reperta 1866 in fundamentis domus
Milesi in via Orso-Oimetto in ruderibus moenium Romanorum aetatis
Diocletianae et iilata in Breram (Catalog. Musei)« : CIL V.
PERPETVAE
SFrVRITATI Perpetuae securitati! M. Matutinio Maxiin[o],
negotiatori sagario, civi Mediomatrico, p(onen-
M • MATVTINIO • MAXIM/ ^um) c(uraverunt) M. Matulinius Marcus, frater,
NEGOTIATORI • SAGARIO et C. Sanctinius Sanc[tus],
CIVIMEDIOMATRIGO Der ewigen Seligkeit ! Dem Marcus Ma-
p Q tulinius Maximus, Kleiderhândler, Burger von
IVf MATVTÎN^1V^ Metz , haben (den Grabstein) setzen lassen
Marcus Matutinius Marcus, sein Bruder, und
MARCVSFRATER G^ius Sanctinius Sanctus.
ET C SANCTINIVS SANG///
Mommsenim GIL. V, 5929. Vorher herausgegeben von G. Robert
in den Mémoires de la société des antiquaires de France 32 (1871)
S. 207 f.
Dieselbe Einleitungsformel » perpetuae securitati* findet sich auch
in den beiden Metzer Grabschriften bei Robert II, S. 67/68 mit pi. X, 3
(= Steinsaal des Muséums No. 53) und S. 143 (verschollen ; vgl. Jahr-
buch VIII, 1, S. 47). In ersterer ist die Formel mit >D(is) M(anibus)«
verbunden, ebenso wie z. B. in der Grabschrift aus Zabern im Elsass
bei Brambach No. 1865; auch mit anderen Einleitungsformein findet
sie sich verbunden, vgl. Westd. Korr. Bl X, 94, Sp. 264. Beispiele fiir
dièse und àhnliche Formeln (wie » securitati aeternae*, »quieti aeternae
oder auch perpetuae*, usw.) z. B. im GIL. XII S. 964; vgl. Wilmanns
zu No. 246. Wâhrend aber gewohnlich die Namen des Verstorbenen
im Genitiv von jenen Einleitungsformein abhângig gemacht sind, steht
in der Mailànder Grabschrift die Formel selbstandig, ohne Einfluss auf
die folgende Konstruktion ; vgl. die Inschriften Westd. Korr. Bl. X, 94
und Wilmanns 2464.
Die in der Grabschrift genannten drei Mànner haben aile Namen,
welche aus lateinischen Bestandteilen zusammengesetzt sind ; iiber ihre
Geschlechtsnamen (Matutinius, Sanctinius) s. Jhb. IX, S. 188/189. Der
Bruder des Verstorbenen fûhrt den gleichen Vornamen (M.) wie dieser,
em Fall, fur welchen im GIL. Xll, S. 962, sechs Belege angegeben
sind ^). Auch tràgt er einen mit seinem Vornamen gleichlautenden Zu-
*) Dièse scheinbar unzweckmâssige Gleichheit iîndet ihre Erklârung darin,
dass nicht die Vornamen, sondern die (den einbeimischen Ëinzelnamen entsprechen-
den) Zunamen aïs Rufnamen gebrâuchlich waren.
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-^ 55 —
namen (Marcus) ; vgl. CIL. XII, 2391 — 2392 (aus dem J. 176 n. Chr.)
und 4178, .Westd Korr. Bl. XV, 1, Sp. 3. Es ist aber in diesem Namen
» Marcus « ein einheimisch-keltischer Name mit einem rômischen Namen
zusammengeflossen, s. Westd. Korr. Bl. XVII, 107. — Der Geschlechts-
name und der Beiname des Genossen des Bruders sind gleichen Stammes,
vgl. zu No. 26, S. 39.
Der Verstorbene war »negotiator sagarius«, d. h. er batte ein
Gescbàft in »saga« genannten Kleidungsstûcken, wie ein aus Unteritalien
(Apulien) stammender Mann, der gleiehfalls zu Mailand nach dem
Zeugnis seiner Grabschrift (Wilmanns 2549 = CIL. V, 5925: »nego-
tiator sagarius ex Apulia*) ein solches Kleidergeschàft betrieb^), wie
ferner die aus Kleinasien (Cilicien und Paphlagonien) stammenden Frei-
geiassenen, welche zu Rom ein solches Gescbàft batten (Wilmanns 2550),
oder ein reicber Mann, der zu Puteoli gestorben ist, nacbdem er bier
wie in Neapel in den bevorzugten Stand der Augustalen gelangt war
(Wilmanns 2548).. Andere solcbe Gewerbetreibende beissen einfacb
»sagarii« ; so war z. B. ein Remer (aus Reims) » sagarius « zu Lugu-
dunum = Lyon (Boissieu, Inscr. de Lyon, S. 405 = Wilmanns 2551
= CIL. XIII, 1, 2008), und fiir dieselbe Stadt^) ist uns eine Innung
(corpus) der sagarii bezeugt, welcber aucb Augustalen, also reicbe Leute
aus dem Stande der Freigelassenen angebôrten (Boissieu S. 195
= Wilmanns 2232 = CIL. XII, 1898). Der Unterscbied in der Be-
nennung erinnert iibrigens an unsere » marchands tailleurs* im Gegen-
satz zu den einfacben Scbneidern. Wenn es nun solcbe sagarii nicbt
bloss in den Gegenden gab, wo von jeber das sagum die landesùblicbe
Tracbt war'^), so beweist dies scbon die Verbreitung, welcbe das gal-
liscbe Gewandstûck im ûbrigen rômiscben Reicbe gefunden. Und dièse
Verbreitung wird uns aucb bestatigt durcb bildlicbe Darstellungen in
Italien, sowie durcb den Erlass (Maximaltarif) des Kaisers Diocletianus
aus dem Jabre 302 n. Cbr., welcber die Preise fur die Verkaufsgegen-
stande bestimmt und aucb einen Hocbstpreis fur die im Osten gefertigten
»saga Gallica« festsetzt. Jedenfalls batte aber das im ûbrigen Romer-
reicbe verbreitete galliscbe sagum einen mebr oder weniger verânderten
Scbnitt angenommen, wie ja aucb der rômiscbe Soldatenmantel zwar
*) Andere sagarii in Mailand bezeiigen die Inschriften CIL. V, 5926—5928;
in einer benachbarten Gegend: CIL. V, 6773.
') In der Inschrift von Lyon CIL. XIII, 1, 2010 ist »negotiatoris sagari» von
Hirschfeld hergestellt.
') Dazu gehôrt aucb Oberitalien (s. Anm. 1) und die Gallia Narbonensis
(CIL. XII, 1930. 4509. — CIL. XII, 1898, Vienna, sind Scbneider aus Lyon).
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— 56 —
auf das gallische Nationalgewand , von dem er den Namen (sagum)
halte, zurûckging, aber doch verschiedene wesentliche Abweichungen
von seinem Stammvater zeigte. Natiirlich kônnen als »sagarii« auch
die Leute bezeichnet sein, welche solche Soldatenmàntel anfertigten
und verkauflen, aber ein klares Zeugnis dafiir, dass Civilisten selbst
in gallischen Gegenden saga mit verândertem »romanisehem« Schnitt
trugen, liegt vor in der Inschrift von Vienna (Viennej in der Narbo-
nensis, welche einen »sagarius Romanens(is)< nennt (CIL. XII, 1928).
Ueber das sagum und die sagarii s. Hettner in Picks Monatsschrift fur
die Gesehichte Westdeutschlands VII (1881) S. 4—10; vgl. Marquardt,
Privatleben der Rômer, S. 548—550.
Die allem Anschein nach insbesondere in Gallien (z. B. in Lyon)
gebrâuehliche Formel »ponendum cura vit (curaverunt)* findet sich auch
in Metzer Grabschriften (vgl. Robert II, S. 72 = Steinsaal No. 300;
ferner Robert II, S. 106/107, S. 153/154 und S. 158).
37. Rom. Bruchstiick einer Marmortafel, gefunden im Jahre
1877 bei einem kleinen Tempel in der Ecke eines vor der einstigen
Pràtorianer-Kaserne (Castra Praetoria) gelegenen Exercierplatzes (Fund-
bericht von Lanciani, angefùhrt in Ephem. epigr. IV, S. 308). — Im
Kapitolinischen Muséum zu Rom.
Die Tafel nennt, nach Centurien (Kompagnien) geordnet, Soldaten
mit ihren Vornamen, Geschlechtsnamen, Vornamen des Vaters, Tribus,
Zunamen und Heimatsort; gegebenenfalls ist auch ihre hôhere Charge
vorgesetzt. Aus der fiir uns in Betracht kommenden Centurie werden
sechs Mann genannt; leider aber ist nur die letzte Hâlfte ihrer Zu-
namen nebst der Heimatangabe erhalten. Zunàchst werden Soldaten
aufgefûhrt, die aus Poetovio (Pettau an der Drau in Steiermark), Hadria
(in Italien), Castra (d. i. einer Soldatenstadt bezw. den dabei gelegenen
»canabae«), Nicopolis (in Epirus) und einer der Stâdte Namens
»Augusta« stammen. Als letzter folgt (Spalte I, Z. 23):
XTVS DlVOnV *^ Divi]xtus Divodu(ro)«, d. h Di-
^ vixtus aus Metz.
Ephemeris epigraphica, Corporis inscriptionum Latinarum
supplementum, vol. IV (1881), S. 311, No. 892.
Das Bruchstiick gehôrt zu den Marmortafeln, welche an einem
dem Schutzgeist (Genius) der Truppe geweihten Tempelchen ange-
bracht waren, und zàhlt Soldaten der hauptstàdtischen Gardetruppen
(cohortes praetoriae) auf, welche unter der Regierung des Kaisers Sep-
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— 57 —
timius Severus um das Jahr 200 n. Chr. nach lôjâhriger Dienstzeit aus
dem Soldatendienst entlassen sind. Die auf dieser und den zugehorigen
Tafeln aufgefiihrten Namen sind aber nicht auf einmal bei der Weihung
des Heiligturas eingegraben, sondem nach erfolgter Weihung wurden
in den folgenden Jahren die entlassenen kaiserlichen Gardisten jedes-
mal gelegenllich ihrer ehrenvollen Entlassung (honesta missio) auf den
Tafeln eingetragen. Vgl. Ephemeris epigraphica IV, S. 317—322.
Der aus Metz slamraende Soldat, der um das Jahr 185 n. Chr.
in das Heer eingetreten war und spâter, entsprechend der durch Sep-
timius Severus im Jahre 193 n. Chr. geschaffenen Neuordnung, unter
die stadtrômisehe Garde versetzt wurde, fiUirt als Zunamen einen kel-
tischen Namen. Dieser ist zu »Divixtus« zu ergànzen, einem
Namen, der auch in einer mangelhaft iiberlieferten Metzer Grabschrift
(Robert II S. 156; Jahrbuch VIII, 1, S. 93,i6) steckt und den ferner
eine Grabschrift von Scarponna (Beaulieu, Archéologie de la Lorraine II,
1843, S. 153, No. 13) und zwei in den Grundmauern der spâtrômischen
Befestigung von Zabern (Très Tabernae) gefundene Grabschriften (Bram-
bach CIRh. 1864. 1865) sowie andere elsâssische Inschriften nennen
(Brambach, Addenda, S. XXXII, No. 2070, aus Ingweiler, spâter in der
Strassburger Bibliothek; No. 1910, aus Horburg im Ober-Elsass, im
Muséum zu Colmar). Der Name mit seinen Ableitungen ist iiberhaupt
oft in den einstmals von Kelten bewohnten Gegenden nachweisbar,
s. Holder I, Sp. 1294—1295. — Zur Abkiîrzung »Divodu.« vgl. Jahr-
buch VIII, 1, S. 83.
88. Geordnete Zusammenstellung dessen, was wir aus den In-
schriften uber Einteilung, Verwaltung und Gewerbthàtigkeit der rô-
mischen Gemeinde Metz und ihrer Angehorigen lernen^).
i) Nicht aufgenommen habe ich die Inschrift im Steinsaal No. 65 (mit No. 66
gefunden zu Metz an der Ecke der Eis- und Vrerhâuserstrasse, 1859), obschon
sie auch nach meiner Meinung hierher gehôrt. Allein die Deutung ist vôllig
dunkel. Die Lesung HONORES ist f a 1 s c h. Aber auch Hubner (Bonn. Jahrb. 53/54,
1873, S. 161 f.), der HOLITORES las und in dem Steinblock die Sitzstufe eines
Theaters oder Amphitheaters mit der Bezeichnung der festen Sitzplâtze der Ge-
nossenschaft der holitores (Kohlgârtner), also der Ahnen unserer Mésoyers sah,
hat — wenigstens mit seiner Lesung — Unrecht. Denn die Inschrift lautet:
rLOUTORES. Unsicher ist der erste Buchstabe, in dem man ein I oder ein F
mit emporgerichtetem Querstrich erkennen kônnte ; nicht ganz klar sind auch die
beiden II (hinter dem zweiten 1 scheint ein dreieckiger Punkt eingehauen). Aile
anderen Buchstaben dagegen sind klar und deutlich (der Querstrich des L ist nach
unten gerichtet). Allein was steckt hinter diesem ». . . iloiitores* oder >. . . floiitores* ?
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— 58 —
Vorbemerkung. Die kursiven Nummern bezeichnen die vorstehend aufge-
fUhrten Inschriften ; die hinter »Steinsaal« gesetzten Zahlen sind die Nummern
des Steinsaales des Muséums.
Gemeinde. civitas: No. 2L 23, (vgl. ^^); ferner Rhèin. Mus., N. F.,
20 (1865) S. 623,1 = Robert I S. 13. — publiée: No. 19.
Biirger. (cives: vgl. No. 19. 20),
civis Mediomatricus: No. 27. 28. 29. 30. 36. (vgl 33)] civis
Mediomatrica: No. 26. 3"4.
Fremde. advenae: No. 20] s. Jhb. IX S. 177.
Stadlbezirke. vicani vici Pacis: Sleinsaal 165; vgl. Jhb. IX S. 176.
vicus Honoris publiée: Steinsaal 5; vgl. Jhb. IX S. 176.
Landbezirke. vicani Marosallenses publiée (Marsal, Jahr 43/44
n. Chr.): Sleinsaal 108; vgl. Jhb. IX S. 155.
viens Bodatius (Vie): s. Jhb. IX S. 171.
magister vici Bodatii (vgl. Jhb. IX S. 176).
viens Saravus (Saarburg i. L.?): Jahrbuch des Vogesen-Clubs,
VII, 1891, S. 64 und 77 mit Jhb. d. G. f. lothr. Gesch. VU, 1,
S. 194 f.; vgl. Jhb. IX, S. 171.
pagus lo : Robert II S. 23; vgl. Jhb. IX S. 176 Anm. 1 und
S. 177 Anm.
magister pagi lo. . . . (vgl. Jhb. IX S. 176).
/regovieovig(enses?): Steinsaal 107 (aus der Gegend des He-
rapel, Jahr 20 n. Chr.); vgl. Jhb. IX S. 165.
Gemeindebeamte. praefectus statorum, quaestor civitatis Me-
diomatrieorum: No. 21.
1 (Priester.) sacerdos Romae et Augusti: No. 20.
Augustalen. seviri Augustales: Steinasal 80 und Robert II S. 115;
s. Jhb. IX S. 177—178.
Schiffergilde. nautae Mosalliei: Robert II, S. 115; s. Jhb. IX S. 178,
Anm. 2.
Registrator (wahrscheinlich dieser Gilde). tabularius: Robert II S. 115;
vgl. Jhb. IX S. 178.
Bauten^). Wasserleitung mit Quellhaus. aquam ab origine
duxerunt et Nymphaeum posuerunt:
Steinsaal 80; vgl. Jhb. IX S. 177/178.
Badebassin und Turnplatz. piseina et campus: No. 20.
Strassen und Briicken im Lande, viae et pontes vetustate
eonlapsi: Steinsaal 86; vgl. oben S. 8, Anm. 1.
saal 5.
Vgl. >manipretium« (Arbeitslohn) : Sâulendenkmal des Juppiter im Stein-
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— 59 —
Gewerbe. Hàndler mit feinen Thonwaren. negotiator artis creta-
riae^): Robert II S. 106/107.
Schuhmacher. calcearius^): Robert I S. 10/11, wozu vgl.
Jhb. IX S. 188 Anm. 4.
Schneider. vestiar[ius]: Bruchstiick eines Votivtâfelchens
aus Bronze, gefunden auf der Hôhe zwischen Château-
Salins und Fresnes^).
Brieftrâger. tabellarius: Steinsaal 297 (Hoffmann).
Arzt^) in Autun. médicus Mediomatricus: No. 31.
Kleiderhândler in Mailand. negotiator sagarius civis Me-
diomatricus: No. 36.
Handwerker in Bordeaux, faber [civis Medi]omatricus:
No. 33.
Freigelassene, soweit sie ausdrûcklich als solche bezeichnet sind^).
libertus: Robert I S. 36; Steinsaal 154 = Robert II S. 44;
Steinsaal 300 (Hoffmann),
liberta: Steinsaal 72 = Robert II S. 63 f.
nautarum Mosallicorum libertus^): Robert II S. 115; vgl
Jhb. IX S. 178.
cliens: No. J21.
*) Marquardt, Privatleben der Rômer, S. 617, Anm. 1, und S. 649.
*) Vgl. »calceolarius« : Plautus Aulul. 3, 5, 38.
*) Eine Nachbildung besitzt das Muséum zu Metz, desgleichen das Muséum
zu Nancy (Wiener, Catalogue, M895, I, No. 352); vgl. Kraus III, S. 801. — Die In-
schrift lautet mit beispielsweise hinzugefiigten Ergànzungen: >[In h(onorem) d(o-
mus) d(ivinae) Deo Mer]curio Clalva'riati Iulius (V)] Maxsimin[us | Primi filius (?)]
vestiar[ius | .... de vico (?)] superior[e] | [v(otum) s(olvit) l(ibens)] m(erito)«.
Da der »vicus Bodatius (Bodesius)« = Vie a. d. Seille (spâtestens im 8. Jhdt.) auch
»vicus subterior (= inferior)* genannt wurde (vgl. H. Lepage, Dictionnaire topo-
graphi(jue du département de la Meurthe, Paris 1862, S. 152), so ist es verfiihre-
risch, m der fraglichen Inschrift die Erwâhnung eines in der Gegend von Vie auf
der Hôhe oder an der Seille oberhalb Vie und Moyenvic (Medianus viens) gele-
genen Dorfes zu linden. Doch vermag ich dièse Vermutung nicht ausreichend
zu stiitzen.
*) Vgl. auch den Jhb. IX, S. 189, Anm. 10 angefiihrten Arzneistempel.
*) Von Boissard gefâlscht sind die Inschriften bei Robert II, S. 76
(= Steinsaal 144), S. 94 und S. 118: »leibertus« (vgl. Jahrbuch VIII, 1, S. 40 zu
No. 5), in der letztgenannten Fàlschung auch: >verna«; Robert II, S. 121/122:
»liberti« und S. 120: >liberta* (Jahrbuch VIII, 1, S. 41/42 No. 8 und S. 54 ff.);
Robert II, S. 117/118: »collibertus* (vgl. S. 98: >col.«).
*) Der Freigelassene war sévir Augustalis; dass auch die Augustalen,
welche eine Wasserleitung nebst Quellhaus gebaut haben (Steinsaal 80), dem
Stande der Freigelassenen angehôrten, lâsst sich schon aus der allgemeinen Regel
folgem (vgl. Mommsen, Staatsrecht, III, 1, S. 454/455, Anm. 2, und die Indices
zum CIL, z. B. XII, S. 941), dièse Folgerung fmdet aber auch in den Namen teil-
weise ihre Bestàtigung (vgl. Jhb. IX, S. 178, Anm. 1 und S. 191 f.).
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Sklave, servus verna des Kaisers Pertinax (J. 193 n. Chr.), dis-
pensator a frumento, d. i. kaiserlicher Verpflegungsintendant :
Robert I S. 62 f. = II S. 13.
Anmerkung. Ueber vermutliche sonstige Sklaven vgl. Jhb. IX, S. 198.
Zu 38: F&lsohungen.
(Die Namen der Fâlscher sind in Klammern beigefiigt.)
Mediomatricorum civitas: Steinsaal 146 = Jahrbuch VIII, 1, S. 39, 4 (Boissard).
Vgl. oben S. 34.
senatus populusque: Robert II, S. 28/29 (Bégin).
magister vici Sandaliaris: Robert II, S. 96 (Boissard; gefâlscht in An-
lehnung an den vicus Sandaliarius der Stadt Rom, uber welchen vgl.
Marquardt, Privatleben der Rômer, S. 579, Anm. 4).
vici argentariae magister: Robert II, S. 97 (Bégin).
liberta cui ex decreto decurionum olla publiée data est: Jalirbuch VIII, 1,
S. 54ff. (Boissard; gefâlscht nach CIL VI, 2, 10356).
sévir Augustalis: Robert II, S. 98 (Boissard) und Robert II, S. 102 (Bégin).
seviri: Robert II, S. 99, No. II und III (Boissard); sévir Eburonum(?):
Robert II, S. 100 (Boissard).
archimimus: Robert II, S. 106 (Bégin). — ciliciarius ») : Robert II, S. 110
(Boissard). — fictillarius «) : Robert II, S. 112/113 (Boissard). —
grammaticus: Robert II, S. 105 (Bégin).
medicus Soraniensis: Robert II, S. 102: s. vorher S. 35 (Bégin); iatçoç:
Robert II, S. 104 = Kaibel Inscr. Graec. No. 385* (Boissard).
triumvir valetudinis: Robert II, S. 101/102 (Bégin I, S. 121).
(negotiator) artis cretariae: Robert II, S. 108 (Boissard; in Anlehnung
an die echte Inscbrift bei Robert II, S. 107 gefâlscht, und zwar wie
es nach der Abbildung bei Meurisse den Anschein bat, auf einem
Kastenziegel eingegraben).
thermarius: Robert II, S. 111/112 (Boissard).
Ausserdem : druis antistita (mit griechischem Namen Arête = Açert) !) :
Robert I, S. 89; vgl. Jahrbuch VIII, 1, S. 7, Anm. 1 (Boissard);
flamen Dialis und flaminica: Robert II, S. 94 (Boissard);
pontifex, curator, quinquevir sacrorum Erebi: Robert II, S. 34 (Boissard).
Zu diesen Fâlschungen, welche sâmtlich von Boissard oder Bégin*) her-
riihren, kommen — abgesehen von den S. 34 u. 35 aufgefiihrten Fâlschungen —
noch hinzu:
a) Paul Ferry *), Observations séculaires I (Ms. Bibl. Metz No. 106), saec. I
§ 130 (f. 23724): »Drusus Livius Germanicus felix imperator opibus, fide, subsidio
*) >cilicium« ist eine Decke aus cilicischen Ziegenhaaren.
*) Von >rictile (vas)« = Thongeschirr.
*) Ueber Boissard und Bégin vgl. spâter S. 64, Anm. 3 und 4.
*) Vgl. Jahrbuch VIII, 1, S. 2. — Den Hinweis auf dièse Stelle verdanke ich
Herrn Bibliothekar Paulus.
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Mediomatricum in expeditione adversum Chattos, Cheruscos, Ubipetes (Usipetes)
aliasque rebellium génies et Ârminium ac Segestem adiutus bene meritis civibus
aream passuum CXXV latam LXXX sacrario Themidis exstruendo placitisque aliis
usibus annuente optimo parente do, concedo, largior et mancipo in honorera ve-
nerandae Matris deûm nec non legiferae lunonis et aviae Caesarum, quae san-
guini D. Julii sint propitiae semper fidosque Mediomatricos armis Romanis ad-
versum insultus hostium tegant faxintque aeternum incolumes. L. Pomponio et
C. Caecilio in urbe coss.*)«. — Als seinen Gewâhrsmann nennt Ferry einen Herrn
Henry on: >Cecy m'a esté communicqué par le S"^ Henryon qui dit l'avoir eu du
S'* Tiraqueme abbé de Villers et du Pont Thieffroy*.
b) Père Benoît (Picard), Capucin, Histoire ecclésiastique et politique de la
ville et du diocèse de Toul *), Toul 1707, S. 12 (dahei: Beaulieu, Archéologie de
la Lorraine II, 1843, S. 110) und aus der von demselben Picard handschriftlich
hinterlassenen Histoire ecclésiastique et civile de la ville et du diocèse de Metz *)
in der Histoire de Metz par des Bénédictins I, 1769, S. 182: »IIIl (vir) viarum
curand(arum) | Sabellus v(oto) s(uscepto) p(osuit) m(erenti) [oder : m(erito)] | Scar-
p(onae) civ(itatis) Leuc(orum)« *). — Ms. Bibl. Metz 126, S. 49.
c) P. Benoît Picard, Hist. eccl. et civ. de la ville et du dioc. de Metz, I, S. 37
nach den Benediktinem, Hist. de Metz, I, S. 192 ; Ms. 126 der Metzer Stadtbibliothek,
S. 52; vgl. Wichmann im Jahrbuch IV, 2, S. 137: Bronzetafel, in einen Grabsiein
eingelassen, mit einer Inschrift der Biirger von Decempagi; angeblich gefunden
im Jahre 1633 zu Dieuze. Picard beruft sich auf eine Handschrift von Thierri,
Rat des Herzogs Karl IV. von Lothringen, der das Denkmal der Gemahiin Lud-
>\igs XIII., Anna von Oesterreich, gelegenllich ihrer Anwesenheit in Lothringen
zum Geschenk gemacht habe.
*) Jahr 17 nach Chr., s. Klein, Fasti consulares, S. 22.
^) In diesem Buch finden sich mehr Fâlschungen. Erfunden bat sie aile
wohl Picard selbst, so auch die beiden Fâlschungen von »Nas« (Nasium), S. 10,
von denen die erstere mit etwas abweichender Lesung schon bei Reinesius, Syn-
tagraa inscr. ant., 1682, steht (vgl. Orelli 3274 und Robert, Etudes numismatiques,
S. 80). — Von der oben angefiihrten Inschrift behauptet Picard: >n y a quelques
années qu'on trouva dans Scarpone l'inscription suivante: . . .«
») »Tome 1, pag. 36.« Vgl. tiber dièse Handschrift : Bénédictins I, S. XIV. —
Eine andere Handschrift desselben Werkes in der Metzer StadtbibHothek Ms. 126.
*) Die Ergânzungen giebt Picard selbst an. — Die »quattuorviri viarum
curandarum* sind Staatsbeamte, welche fiir die Slrassen der Reichshauptstadt
Rom zu sorgen hatten; ihre altère Bezeichnung war: »qualtuorviri viis in urbe
purgandis«. Vgl. Mommsen, Rômisches Staatsrechl, II*, 1877, 1, S. 588 f. und in-
schriftliche Belege bei Wilmanns, Exempl. inscr. II, S. 553 (Auslassung von VIR
auch in der echten Inschrift bei Wilmanns No. 1203 b). Dieselben Beamten spielen
in der unter c) aufgefiihrten Fâlschung eine RoUe.
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B. Metz war keioe romische Soldatenstadt.
Die weitverbreitete, z. B. auch von Westphal^) in seiner »Ge-
schichte der Stadt Metz* wiederholte Meinung, Metz sei eine romische
Soldatenstadt gewesen und auch die im Lande herumliegenden alten
Ortschaften, deren Namen uns uberliefert sind und von denen sich
noch Reste vorfinden, seien von den Romern angelegte Festungen, ist
grundfalsch. Dièse Annahme geht von der vôUig verkehrten Vor-
aussetzung aus, als seien im ganzen romischen Reieh — noch mehr
wie heutzutage — die Gat'nisonen verteilt gewesen, und ihnen, wie
den Romern iiberhaupt, seien aile Errungenschaften der Kultur auch
in hiesigen Landen zu danken. Aber in den ersten drei Jahrhunderten
der romischen Kaiserzeit waren die Truppen zum Schutze des Reiches
gegen Einfâlle der Nachbarvolker an den Reichsgrenzen ^) zusammen-
gezogen, im Hinterlande aber lagen, abgesehen von der Reichshaupt-
stadt^) und von Gegenden mit unruhiger Bevôlkerung^), keine kaiser-
lichen Heeresabteilungen dauernd in Garnison ^). So standen denn auch
*) Obschon es ein Leichtes wâre, noch andere, altère und neueste Schrift-
steller namhaft zu machen, welche dem geriigten Irrtum huldigen, so nenne ich
doch nur Westphal (1 : 1876), weil er der gewôhnUche Ratgeber der hiesigen Ge-
schichtsfreunde ist. Was die âltesie Geschichle unseres Metz angeht, so kann
ich vor dem Gebrauch dièses Bûches nur dringend warnen; das Urteil iiber die
folgenden Zeitabschnitte ûberlasse ich anderen. — Uebrigens gilt nicht bloss das
kriegerische Metz vielen schon als romische Festung mit Legionenbesatzung,
sondern auch in weit friedlicheren Stâdten des ehemaligen Gallien hat sich eine
seiche irrige Âuffassung uber deren dereinstigen kriegerischen Charakter eingenistet.
') An der Rheingrenze; an der Donau; am Euphrat; am Rande der afri-
kanischen Kûste; in Britannien (seit dessen Eroberung durch Kaiser Claudius).
Unterstutzt wurde die Grenzwehr durch Flotten auf dem Rhein, der Donau und
dem Euphrat.
') In Rom: die Gardetruppen (cohortes praetoriae) und die militftrische
Schutzmannschaft der Hauptstadt (die im Anschluss an jene mit fortlaufenden
Nummern bezeichneten cohortes urbanae). Nicht dem eigentlichen Soldatenstande
zuzurechnen sind die aus Freigelassenen beslehenden cohortes vigilum (vgl. oben
A, II, zu No. 21). — Ausserdem Fremden-Korps (Marquardt, Staatsverwaltung,
II*, S. 487 fit.) und seit Septimius Severus eine Légion in Alba bei Rom (Marquardt
a. a. 0., S. 451, Anm. 5, vgl. ebenda S. 478). — Von der Reichsflotte sehe ich ab.
*) So standen in der ersten Kaiserzeit Legionen in Spanien und in Dal-
matien; einige Kohorten lagen in Sardinien sowie im siidlichen Kleinasien usw. ;
s. Marquardt, Rom. Staatsverwaltung IP^, S. 535/586.
*) Ueber die Verteilung der Legionen vgl. z. B. Marquardt, Staatsverwaltung,
112, s. 446 ff. — Die nicht von Reichstruppen besetzten Provinzen heissen daher
bei Tacitus ôfters >inermes provinciae« (unbewaffnete Provinzen); s. Marquardt,
Staatsverwaltung II2, S. 534.
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in den gallischen Landen keine Reichstruppen ^) mit Ausnahme der
Grenzgebiete, aus welchen eine besondere Militârgrenze in zwei Be-
zirken, dem des obergermanischen und dem des untergermanischen
Heeres gebildet war, die spâteren Provinzen Ober- und Untergermanien.
Hier standen zum Zwecke der Abwehr der Germanen rômische Reichs-
Iruppen, und zwar in bedeutender Stârke*), aber nicht ûberall im
ganzen Bezirk verteilt, wo wir vielfach eine alteinheimische Bevolke-
rung naehzuweisen imstande sind, sondern in dauernden befestigten
Standorten am Rhein und in jenseils des Rheines vorgesehobenen
Kastellen und Sperrforts dem spâteren »Pfahl« (Limes) entlang^), sowie
*) Die einzige Ausnahme macht Lyon, wo schon seit Augustus eine im
Anschluss an die hauptstàdtischen Cohorten gezâhlte, durch Vespasian neugeordnete
»cohors urbana« lag, welche unter Septimius Severus durch andere Truppenteile
ersetzt wurde (Jung, Roman. Landschaften, S. 220; vgl. Marquardt, Staatsverwal-
lung, 112, s. 482, Anm. 4). Wie in allen Garnisonorten, so het auch zu Lyon
dièse polizeilichen Zwecken dienende Garnison unverkennbare Spuren hinterlassen,
vgl. CIL. XUl, 1, 1829 ff. — In Trier lagen um das Jahr 260 n. Chr., d. h. zur
Zeit des gallischen Gegenkaisers Postumus, wahrscheinlich aber auch unter den
folgenden Gegenkaisern Victorinus, Tetricus usw., die Garden (praetoriani) dieser
Gegenkaiser, deren Herrschersitz also die Stadt war: dies bezeugi eine zu Trier
gefundene Mosaikinschrift, wonach Piaonius Victorinus, der spâtere Nachfolger
des Postumus, als >tribunus pr(a)etorianorum« sein (im Garten des Landarmen-
hauses gelegenes) Haus bat wiederherstellen lassen (Prov.- Muséum zu Trier,
Saal 5). In der Zeit, wo Trier Residenz der rechtmUssigen Kaiser war (seit 286
n. Chr.), lagen hier die >protectores lateris divini Augusti nostri« bezw. die >pro-
tectores domestici« und die zu den >Palatini< (Palasttruppen) gehorigen» Joviani«,
d. h. die kaiserlichen Leibgarden der spâteren Zeit, natiirlich nur Solange der
Kaiser in Trier sein Hoflager aufgeschlagen (Hettner, Steindenkmâler No. 298:
ein Burgunder, und die christlicben No. 400. 346; vgl. Marquardt-Domaszewski,
Rômische Staatsverwaltung IP, S. 609 ff.).
Constantin der Grosse (324—337) bat die Grenztruppen grossenteils ins
Innere der Provinzen verlegt und ibre Stelle ersetzt durch sesshafte, Feldwirt-
schaft treibende Grenzer, die sogenannten »limitanei« und >riparienses«, welch
letztere Einrichtung aber schon vorbereitet war um das Jahr 230 durch Be-
stimmungen des Kaisers Severus Alexander (Marquardt a. a. 0., S. 611).
•) Man bat ibre Stârke auf 80000 bis 100000 Mann berechnet; doch wurde
dièse Zabi im Laufe der Zeit um die Hâlfte verringert. — Ueber die Legionen,
welche in beiden Germanien gestanden haben: Brambacb CIRhen., Praefatio,
S. VII— XIV.
^) Der >PfahN (volksetymologische Umgestaltung vom >vallum« = Erdwall
oder Mauer) zog sich in einer Lange von 550 km von Hôningen am Rhein bis
Hienheim an der Donau; er scbûtzte Obergermanien und Râtien. Entstanden ist
derselbe friibestens unter Hadrian und Antoninus Plus, doch waren die dahinter
liegenden Landstriche bereits fruher besetzt und durch Kastelle gesichert. Die
Besatzung dièses vorgesehobenen Festungsgiirtels bildeten (wenigstens im 2. Jahr-
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in den hinter diesem gelegenen Landstrichen. Man braucht nun nur
die in einer dieser Rheinfestungen ^) oder in jedem beliebigen dieser
Limeskastelle ^) gemachten Funde mit den Denkmâlern unseres Metz
zu vergleichen, um sich grûndlich davon zu liberzeugen, dass das
rômische Metz keine Soldatenstadt gewesen.
Doch ich will mich nicht mit diesem Hinweis begniigen und will
auf die Frage, wie das Vorhandensein von Soldateninsehriften
in Metz zu erklàren sei, die Antwort nicht schuldig bleiben. Gewiss,
es giebt echte Soldateninsehriften zu Metz. Ich betone: echte. Denn
vor allem miissen wir diejenigen Soldateninsehriften ausschliessen, mit
denen »der Vater der Metzer Archâologie*, Boissard^), und der
Schwindler Bégin^) uns betrogen haben. WoUten wir freihch ihren
hundert) ausschliesshch Hilfstruppen, auxilia (cohortes, alae, numeri), wâhrend
die Legionen als Hauptreserve in den rûckwârtigen Festungen der Rheinlinie,
wie Mainz und Strassburg, standen.
') Vgl. z. B. Bràmbach CIRhen. 456—511 (Bonn); 974— 1B77 (Mainz undZahl-
bach, Kastel).
•) Vgl. die Ergebnisse der vom Deuischen Reich durchgefiihrten lînter-
suchung des Pfahls und der rûckwârtigen Kastelle, niedergelegt im »Limesblatt«
und insbesondere in dem im Erscheinen begriffenen Werk >Der obergermanisch-
raetische Limes des Rômerreiches ; im Auftrage der Reichs-Limeskommission
herausgegeben von dem militârischen und dem archâologischen Dirigenten
0. von Sarwey und F. Hettner«, Heidelberg 1894 ff. Eine Uebersicht geben die
Berichte von Hettner im >Archâologischen Anzeiger« 1892 ff. und in einem Vortrag,
gehalten vor der XLIII. Versammlung deutscher Philologen und Schulmânner in
Kôln am 26. September 1895 (gedruckt zu Trier 1895).
*) Siehe uber Boissard Jahrbuch VIII, 1, S. 11 ff. — Von den Metzer
Soldateninsehriften bat Boissard sechs gefâlscht; davon fiinf auf Stein, nâmlich
Jahrb. VIll, 1, S. 39, 4 und S. 41, 7 (beide im Sleinsaal des Metzer Muséums No. 145
und 147), ferner a. a. 0., S. 92, 7. 8 und S. 93, 3 = S. 97 ff. (letztere in Metz noch
vorhanden) ; ausserdem S. 92, 28.
*) S. uber B égin Jahrbuch VIIl, 1, S. 87 f., wo noch drei Falschungen hinzu-
zuzâhlen (Metz depuis 18 siècles, pi. 13 mit S. 139 Anm. ; S. 297, note 8 ; S. 319,
note 101); vgl. auch Jahrbuch VIII, 2, S. 70, Anm. 3 und S. 71, Anm. 1. Zu dem
dort Gesagten fuge ich hinzu, dass Bégin sich noch weit zahlrei chère Fal-
schungen von vorgeblichen Grabschriften der Kathedrale hat zu Schulden
kommen lassen und dass er sich auch sonstige schwindelhafte Angaben iiber die
Kathedrale erlaubt hat (vgl. die Anfiihrungen bei Kraus, III, S. 621 — 625 und
S. 592 ; S. 597 f. = Die christl. Inschriften der Rheinlande, II, 1, 1892, No. 312 ;
desgleichen Bégin's Angaben in der Ilist. de la cathédrale, II, S. 308 ff. und S. 247).
Auch hat Bégin eine Abbildung des Palais des Treize vollstândig erfunden (Metz
depuis 18 siècles, III, pi. 77, und dazu Kraus, III, S. 746); vgl. auch Kraus, IIÎ,
S. 779, uber Bégin, Metz UI, pi. 73. Um allen Zweifel an Bégin's schwindelhafter
Willkur Zeichnungen gegenuber zu heben, verweise ich noch auf die Bemerkungen
von Maxe-Werly in der Revue archéologique, 31 (1876, 1), S. 401 uber Mém. Acad.
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Machwerken Glauben schenken, so mussten zu Metz nicht bloss Sol-
daten von Legionen in Garnison gelegen haben, welche nachweislich
anderswo und in weit entfernten Gegenden standen*), sondem auch
Soldaten von Legionen und Truppenteilen, die es ûberhaupt niemals
gegeben bat*) — um von den sonstigen deutlichen Kennzeichen der
Fâlschung ganz zu schweigen^).
Wenn wir also dièse offenbaren Fâlschungen — ihre Zabi be-
trâgt insgesamt zwôlf *) — in Abzug bringen, so bleiben noch vier echle
Soldateninschriften iibrig. Von diesen sind drei erhalten und befinden
sich im Steinsaal des Metzer Muséums (No. 97. 101. 103): es sind in
oder bei Metz gefundene Bruchstucke der Grabsteine von »Veteranen«,
wie die Inschriften besagen^). Mit dem Namen »veterani« bezeichnete
man die ausgedienten Soldaten. Sie waren nach Erledigung ihrer 20
(bezw. 26) jâhrigen Dienstzeit aus ihrem Legionsverband, aber damit
freilich noch nicht immer aus dem Soldatenstande entlassen, da
Veteranen auch als Kerntruppen in besonderen Verbànden bis zur
vôUigen Entlassung weiter dienten*). Bei den Metzer Veteranen haben
Metz XXI, 1839/1840 (histoire médicale), pi. V mit S. 48 ff. — Von den Metzer
Soldateninschriften hat Bégin ftinf gefâlscht: Metz depuis 18 siècles, pi. 13
(S. 139, Anm.) und S. 91. 103. 110. 156; mit Ausnahme der erstgenannten (pi. 13)
bei Robert II, S. 27/28 und S. 91/92.
0 Vgl. Jahrbuch VIII, 1, S. 98.
«) »legio X S al u tari s* (Robert II, S. 32—33); legio VI Adiutrix (Ro-
bert II, S. 73/74); >legio riparensis tertia Mediomatrix« (oben S. 35, 3* ;
uber die >riparienses« vgl. oben S. 63, Anm. 1); >ala Macedonica* (Robert II,
S. 85/86).
») Vgl. z. B. Jahrbuch VIIÏ, 1, S. 39. 41. 58. 98.
*) Zu den elf Fâlschungen von Boissard und Bégin kommt als zwôlfte eine
von A b e 1 erfundene Lischrift hinzu, s. oben S. 34, 1*.
«) No. 101 (Robert II, S. 38, und pi. VIÏ, 1): >D(is) m(anibus); | M. Aure[lio] |
Sancto, I vet(erano) leg(ionis) XX[1I] | h(onesta) m(issione) m(isso) et Sa[nc]|tiniae
S .... I — Die Abkiirzung M • H • M (= missus honesta missione)
ist hâufig ; in der Reihenfolge H • M • M z. B. auch bei Wilmanns 1488.
No. 97 (Robert II, S. 39 und pi. VII, 2): »[D(is) M(anibus) | Vor-, Geschlechts-
und Vatersnamen ; Tribus ?) | Fr]uendi v[ete]rani | ex optione leg(ionis) XXII P(rimi-
geniae) | P(iae) F(idehs) defuncti et Finitimi|ae Nonnae coniugi | vivae fili(i) . . ,
et heredes f(aciendum) c(uraverunt)«. — Ueber die optiones vgl. Marquardt, Rom.
Staatsverwaltung II*, S. 545 und an a. St. ; Cauer, Eph. epigr. IV, S. 441—452. —
Ueber die unserem »a(usser) D(iensten)« entsprechende Bezeichnung »ex« vgl. z. B.
Marquardt, a. a. 0. H*, S. 564, Anm. 3. — Die >legio XXII P. P. F.« hatte damais
ihr Hauptquartier in Mainz.
No. 103 (Robert R, S. 40/41 und pi. VII, 3) : »Q. D[o]mitio Sexto, veteran[o . . .], |
Attoniae Barbarae coni[ugi et] | Domit(iae) Sextiae, filiae : Sextu[s ril(ius) p(osuit)].
•) Marquardt, Staatsverwaltung IP, (S. 434 und) S. 463—467.
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wir naturlich an ehemalige Soldaten zu denken, welche voUstàndig aus
dem Heeresverbande ausgeschieden waren, und dies geben ja zwei der
Grabschriften auch ausdriicklich an, indem die eine den Verstorbenen
als »mit ehrenhafter Entlassung entlassen« (honesta missione missus),
die andere ihn als »Vicefeldwebel (Adjutant des Centurio) a. 2).« (ex
optione) bezeichnen ; bei der dritten Grabschrift ist es freilieh fraglich,
was dereinst hinler dem *veterano« auf dem Steine gestanden hal. '
War aber der Soldat entlassen, so war seines Bleibens in dem Lager
nicht mehr : manehen hielt die Liebe zu seiner Garnison in der in der
Nahe derselben gelegenen biirgerlichen Niederlassung, den sogenannten
canabae, zuriick, wo er vielleicht schon ein, wenn auch nicht recht-
miissiges Weib und Kinder besass ^), andere aber siedelten sich mit ihreii
Ersparnissen und ihrer Dienstpràmie in der Heimat oder einem sonstigen *
Orte, den sie gewàhlt oder der ihnen angewiesen war, an und
griindeten hier einen Hausstand. So môgen auch jene in Metz an- ,
sassigen und daselbst verstorbenen Veteranen nach ihrer Entlassung
in ihre Heimat gezogen sein und sich hier verheiratet haben ; jedenfalls
aber haben sie, hier sesshaft, dem Biirgerstande angehort und nicht
dem Soldatenstande. ^
Aber auch von einem Soldaten, der wlihrend seiner Dienstzeit 1
zu Metz verstorben ist, meldet uns eine Inschrift^). Sie wurde im Jahre \
1677 auf dem ostlichen Gràberfeld von Metz gefunden, ist jedoch nach-
her verloren gegs^ngen. Dièse Grabschrift vermag aber schon deswegen
nicht die obigen Ausfûhrungen zu storen, weil sie einer Zeit angehort, wo
thatsâchlich im gallischen Hinterlande Auxiliar- und andere ïruppen in
Garnisonen verteilt lagen^). Zudem ist nicht einmal anzunehmen, dass j
*) Doch ist zu beriicksichtigen, dass die Ausstattung mit Haus und Hof auch
bei der Ansiedlung einzelner fur die Ortsfrage massgebend war ; vgl. z. B. Bram-
bach CIRhen. 1067 (Mainz), ein Weihdenkmal, auf dessen Stifter wohl die Be-
stimmung des Severus Alexander (Script, hist. Aug., Lampridius, vita Alex. Severi 58, 4)
Anwendung gefunden. — Ueber die >canabae< vgl. Jhb. IX, S. 167/168, Anm. 4.
*) Jahrbuch VIII, 2, S. 69/70. Ausser der im Tagebuch von Ancillon ge-
gebenen Lesung liëgt noch eine zweite selbstândige, aber ungeniigende (sicherlich
nach dem Gedâchtnis niedergeschriebene) Lesung vor in den Anmerkungen des
ïlenricus Valesius zu Ammianus Marcellinus (1681) zu 20, 1 (wiederholt in des
Jac. Gronovius Ausgabe, 1693, S. 255, und in der Ausgabe von J. A. Wagner II,
1808, S. 359): >Nuper repertus est in urbe Mettis lapis, cum munitionum funda-
monta iacerentur, ita inscriptus: D. M. APOLLINARI EX ORDINE MESIACORYM
HOC MONVMENTVM COMMILITONES POSVERE. Als seinen Gewàlirsmann nennt
Valesius seinen Freund >Aimericus Bigotius Rotomagensis (d. i. aus Rouen)*.
') Vgl. Jhb. IX, S. 201, Anm. 6; Notitia dignitalum, Occidentis VII, 63—110;
XLII, 64 Cf. - Vgl. oben S. 23, Anm. 1.
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- 6? -
der von dieser Grabschrift genannte aktive Soldat zu Metz in Garnison
gestanden, sondern er muss gelegentlich eines zeitweiligen Aufent-
haltes zu Metz verstorben sein, wahrscheinlich — wie Robert (II S. 88)
vermutet — bei dem Durchmarsch seiner Truppe im Jahre 360 n. Chr.
Fur vorûbergehende Anwesenheit von Reichstruppen in der
Stadt Metz und im Metzer Lande liegen aber ganz bestimmte Naeh-
richten vqr fiir die Jahre 69 und 70 n. Chr. bei dçm Geschicht-
schreiber Tacitus (s. oben A, II, No. 5 und 6): Der Zusammenhang
dieser Berichte lehrt ganz unzweideutig, dass die betreffenden Truppen
ihre Standorte am Rhein nur zeitweilig verlassen hatten. Auch sonstige
Belege fur einen Aufenthalt, den Truppen vorubergehend im Metzer
Lande genommen, lassen sich beibringen: In einem alten Steinbruch
bei Norroy-le-Sec (zwischen Pagny und Pont-à-Mousson, département
Meurthe-et-Moselle) wurden im vorigen und in diesem Jahrhundert
Altâre gefunden, welche Truppenteile dem Hercules Saxanus als Gott
der Steinbriiche gestiftet haben^), ebenso wie sich in den Tuffstein-
briichen im Brohlthal (bei Brohl-Andernach am Rhein) zahlreiche diesem
Gott von Truppenabteilungen gewidmete Inschriften vorgefunden haben^).
*) a. Gefunden 1749; jetzt zu Briissel im Muséum (Bénédict I, S. 170 f.
und pi. XXIV, 4): »Herculi Saxsano et Imp(eratori) Vespasiano Aug(usto) et Tito
imp(eratori) et Domitiano Caesari : M. Vibius Martialis 7 (= centurie) leg(ionis) X
Gem(inae) et commilitones vexilli leg{ionis) eiusd(em), qui sunt sub cura eius,
v(otum) s(olverunt) l(ibentes) m(erito)<. — Wegen des dem Titus gegebenen Titels
>imperator« fâllt die Inschrift friihestens ins Jahr 71 n. Chr.; Vespasianus starb
23. Juni 79. — Das »vexillum« (Détachement) hat seinen Namen von dem so ge-
nannten Feldzeichen; die unter dieser Fahne vereinigten detachierten Soldaten
hiessen >vexillarii«. — Die legio X Gemina hatte damais ihr Hauptquartier am
Niederrhein in Noviomagus (Nijmegen, Niederlande).
b) Gefunden 1827 ; jetzt im Musée Lorrain zu Nancy (L. Wiener, Catalogue,
Première partie, No. 220, 7« édition, 1895, S. 29; vgl. Ephem. epigr. IV, S. 369,
No. 237): >Herculi Saxsano vexillari(i) le(gionis) XXI Ra(pacis) et auxilia eorum
c(o)hortes V, qui sunt sub L. Pompeio Secundo, J le(gionis) XXI, v(otum) s(olve-
runt) l(ibentes) m(erito)«. — Die legio XXI Rapax hatte ihr Hauptquartier damais
wahrscheinlich in Bonn. — Ueber die cohortes auxiliariae vgl. Marquardt, Staats-
verwaltung, 11^, S. 468 ff.
c) Gefunden 1721 ; jetzt zu Paris (Bénédict. I, S. 169 f. und pi. XXIV, 3 ;
Gipsabguss im Muséum zu Nancy: L. Wiener, Catalogue, I, 219, S. 29): »ï(ovi)
O(ptimo) M(aximo) et Herculi Saxa(no) sacrum, P. Talpidius Clemens, 7 leg(ionis) VIII
Aug(ustae), cum mil(itibus) leg(ionis) eius v(otum) s(olvil) l(ibens) l(aetus) m(erito)< . —
Die legio VIII Augusta hatte damais (seit Vespasianus) ihr Hauptquartier in
Strassburg.
«) Vgl. Brambach aRhen. No. 651—672. 674—680. 685. Eine Anzahl von
diesen Denkmâlern befmdet sich im Bonner Provinzial-Museum, darunter eine aus
der Felswand herausgesâgte Inschrift aus dem Jahre 100 n. Chr., » eines der
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Gestiftet sind dièse Weihdenkmâler von Détachements, welche in jenen
Steinbriichen gearbeitet haben. Dass es von ihrer Haupttruppe de-
tachierte Truppenteile (»vexillarii«) waren, sagen ja zwei der bei
Norroy gefundenen Inschriften ausdrucklich, wàhrend dies Verhàltnis
auch aus der dritten Inschrift ersichtlich ist. Aueh kennen wir die
am Rhein gelegenen Garnisonorte und Hauptquartiere der drei Legionen,
von welchen die erwâhnten Détachements zur Arbeit in jenen Stein-
bruchen abkommandiert waren. Fragen wir uns aber, zu welchem
Zweck die verschiedenen Détachements (wohl zu verschiedenen Zeiten,
das eine unter Vespasianus frûhestens im Jahre 71 n. Chr.) daselbst
Steine gebrochen, so ist sowohl die Vermutung gerechtfertigt, dass dièse
Steine bestimmt waren fur Bauten in dem Bezirk, wo die betreffenden
Legionen standen^), als auch die andere, dass dièse Truppenabteilungen
in unseren Gegenden die in Verfall geratenen (gepflasterten) Heer-
strassen und zugehôrigen Brucken auf Anordnung des Kaisers herzu-
stellen hatten^). Dagegen ist die Annahme, jene Soldaten hàtten die
Wasserleitung von Gorze nach Metz erbaut, unhaltbar*): auch sie be-
ruht auf der verkehrten Vorstellung, als seien die Schopfer aller
Bauten im Lande Soldaten gewesen.
Noch einen lehrreichen Beleg fur vorubergehende Anwesenheit
von Soldaten, zwar nicht im Metzer Lande, wohl aber im benach-
barten Gebiet der Leuci, fuhre ich an. Ich meine den Altar der kel-
tischen Pferdegôttin und des Schutzgeistes (Genius) der Leuci, welcher
aus Nasium (Naix) stammt und jetzt zu den hervorragendsten Stûcken
des Metzer Muséums gehôrt^). Von dem Stifter dièses Altars besitzen
wir ein anderes Weihdenkmal, welches er vorher, im Jahre 210 n. Chr.,
in seinem Standort Mainz gestiftet halte: einige Zeit spâter fiihrte
ihn irgend eine wahrscheinlich dienstliche Obliegenheit (etwa der An-
kauf von Remonten) voriibergehend nach der Stadtgemeinde Nasium
im Lande der Leuci.
âltesten datierbaren Zeugnisse fur diesen Cuit im Brohl thaïe*. — Auch aufdiesen
Denkmâlern ist mehrfach die Widmung an den Hercules Sax(s)anus mit einer
Widmung an »I(uppiter) O(ptimus) M(aximus)< verbunden. Vgl. iiber den Cuit
unter »Religion« (Gallo-rôm. Kultur in Lothringen).
*) Dass Steine aus der Metzer Gegend auch moselabwârts und am Rhein
zu Baudenkmâlern verarbeitet wurden, ist sicher; doch verdient die Sache eine
genauere Untersuchung durch einen Fachmann.
*) Vgl. oben S. 8, Anm. 1 und z. B. Tacitus, annal. I, 20; CIL. UI, 3200
(Ephem. epigr. IV, S. 369, No. 235).
3) Vgl. Kraus III, S. 239.
^) Steinsaal No. 158; s. Jahrbuch VIII, 2, S. 56—57.
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— 69 —
Nach dem Gesagten miissen also auch die auf den Soldatenstand
bezuglichen Darstellungen, welche ganz vereinzelt in den von den
Reichstruppen nicht besetzten Gebieten vorkommen, als Reste von
Grabdenkmàlern ausgedienter Soldaten oder als Zeugnisse fur vor-
libergehende Anwesenheit von Soldaten im Lande erklârt werden^).
Sollten aber Legionsziegel, d. h. von Soldaten gefertigte und mit dem
Namen einer Légion gezeichnete Ziegel in der Stadt oder im Lande
gefunden werden^), so sind dièse aus den grossen Zentralziegeleien an
der Rheingrenze nach dem unbesetzten Hinterlande, vielleicht zu staat-
lichen Bauten, ausgeflihrt, wie sie ja allenthalben auch von dort nach
den Grenzfestungen ausgefûhrt sind^): wàhrend dièse von Détachements
gebrannten Ziegel aber in den Standorten der Soldaten sich massenhaft
vorfinden, wird ihre Zahl in unseren Gegenden immer verschwindend
gering sein im Vergleich zu der grossen Zahl von Ziegeln, welche die
Stempel von biirgerlichen Fabrikanten und darunter nicht selten alt-
einheimische Namen tragen.
Noch einem Einwand muss ich begegnen. »Metz war doch von
jeher eine Festung*, wird man sagen. — Dass das keltische Metz in
*) Z. B. Steinsaal des Metzer Muséums No. 24 aus dem siidlichen Grâber-
feld des rômischen Metz; Hettner, Steindenkmâler, No. 309; vgl. Brambach CIRhen.
782. 800. 803 (Trier); Loriquet, Reims, S. 91, No. 9 (Bruchstiick des Grabsteines
eines Veteranen zu Reims, von Loriquet falsch erklârt). — Der Ursachen fiir
voriibergehende Anwesenheit im Lande giebt es viele; ausser dem Durchmarsch
der Truppen zum Kriegsschauplatz und dienstlichen militârischen Obliegenheiten
kommen z. B. in Betracht: Urlaub oder Abkomraandierung zur Dienstleistung bei
bûrgerlichen Staatsbeamten (Riese, Westd. Korr. BI. XIV, Sp. 160).
Bemerkt sei noch, dass nicht aile militârischen Darstellungen, wie Waffen-
trophâen u. a., von Soldatengrâbern herrûhren miissen: es kônnen auch Aus-
schmiickungen von biirgerlichen Grabdenkmàlern gewesen sein, wie in Neumagen
(Muséum zu Trier, Saal 3), sowie in Arlon (Wiltheim, Luciliburgensia, Fig. 274 = Prat,
Arlon, Atlas, pi. 64) und Luxemburg (Wiltheim, Fig. 205); von mythologischen
Darstellungen ganz zu schweigen.
') In Metz (und Lothringen) sind meines Wissens keine Ziegel mit Legions-
stempeln gefunden worden, denn der von Ledain, Plusieurs notices d'archéologie
et de numismatique, Metz, 1880 (= Mém. Soc. d'arch. et d'hist. de la Moselle,
XV, 1879) auf der Tafel zu Seite 195, No. 7, abgebildete Stempel der »leg(io) XXII
P(rimigenia) P(ia) F(idelis)« stammte, wie Ledain angiebt, ausWiesbaden (vgl.
auch Ledain, Mém. Soc. d'arch. Mos. 1863, S. 41). — Unter den wenigen Legions-
stempeln des Provinzialmuseums zu Trier sind nur zwei der XXII. Légion zweifel-
los am Orte gefunden : Westd. Zeitschr. XI, S. 251 und XVI, S. 361 ; Lehner, Fuhrer
durch das Prov.-Museum (1897), S. 21.
') Hettner, Bericht iiber die Erforschung des obergermanisch - raetischen
Limes, Vortrag, 1895, S. 26.
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— 70 —
keltischer Weise mit einer durch Balkenlagen unterbrochenen Stein-
mauer^) oder durch eine schwâchere Befestigung geschiitzt war, ist
moglich. Einen bestimmten Anhaltspunkt dafûr haben wir nicht, denn
der keltische Name der Stadt »Divoduron«, d. h. Gôtterfesle, kônnte
auch in der hohen Lage des Ortes seine Erklârung finden. Die er-
weiterte gallo-rômische Sladt aber wurde sicher, ebenso wie Trier ^),
nicht vor der zweiten Hàlfle des 3. Jahrhunderts n. Chr. befestigt, wahr-
scheinlich erst unter Constantinus im Anfang des 4. Jahrhunderts, als
auch Zabern, Neumagen, Bitburg, Jiinkerath, Arlon und andere Orte
ihre Mauerringe erhielten, in deren Grundmauern die Grabdenkmâler
einer um Generationen zuriickliegenden Zeit eine unehrerbietige, aber
zweckentsprechende Verwendung fanden'^). Doch wenn auch Metz
friiher einen Mauerring besessen hâtte, so brauchte es deshalb noch
immer keine Besatzung von Berufssoldaten zu haben. Denn eine dem
*) Caesar, bell. Gall. VU, 23. Wiederherstellung einer in Mursceint (bei
Cahors, dép. Lot) aufgefundenen Mauer im Muséum von S. Germain : abgebildet
bei Duruy, Histoire des Romains III, 1881, S. 138; wiederholt von R. Oehier,
Bilder-Atlas zu Caesars Buchern de bello Gallico, Leipzig 1890, Abbildung 80 mit
Erlâuterung S. 74—75.
2) Lehner, Westd. Zeitschr. XV (1896), S. 265 (vgl. Jhb. VIII, 2, S. 79).
*) Ueber die romisclie Ringmauer von Metz s. Wolfram im Jahrbuch IX,
S. 127—154. — Steindenkmàler in den spâtrômischen Befestigungen von Metz
(vgl. Wolfram a. a. 0. S. 130-133; daliin gehoren môglicherweise auch die Funde
im Jardin Bouliers aus dem Anfang des vorigen Jahrhunderts, woriiber s. Rhein.
Muséum, N. F., 20, 1865, S. 623 f. No. 1—5, sowie die Funde aus der Nàhe der
Tour d'Enfer vom Jahr 1822, woriiber s. Devilly, Antiquités Médiomatriciennes,
Metz 1823, im Auszug in den Mém. Acad. Metz 1822/1823, S. 72 ff.). — Herapcl
(vgl. Jahrbuch VI, Tafel VI, zu S. 300/301). — [Auch die Befestigung von Tar-
q u i n p o 1 = Decempagi gehort spàter Zeit an (vgl. Wichmann im Jahrbuch IV, 2,
S. 153 ff. 160 f.)] — Zabern (vgl. De Morlet, Bull, de la soc. pour la conserv. des
monum. hist. d'Alsace, 2^ série, I, 2, 1862—1863, S. 167; Brambach CIRh.
1864—1866. Die Befestigung von Très Tabernae = Zabern im J. 357 n. Chr. von
Julianus Gaesar wiederhergestellt : Ammian. XVI, 11, 11). — Neumagen = No-
viomagus, dessen Befestigung durch Kaiser Constantinus (324—337) uns Au-
sonius bezeugt (Mosella 11: divi castra inclita Constantini ; die zahlreichen Skulp-
turen aus seinen Ringmauern im Trierer Muséum, hauptsâchlich Saal 1 — 4). —
Bitburg = Beda (vgl. Hettner, Steindenkmàler No. 591—592). — Jiinkerath
= Icorigium (vgl. Hettner, Westd. Korr. Bl. IV, 134 Sp. 153; V, 108. 184 und
Steindenkmàler 232. 242 f. u. a.). — Arlon = Orolaunum (vgl. Prat, Histoire
d'Arlon I, S. 100 und 168, sowie die Abbildung im Atlas, 2« série, pi. I). — Von
franzôsischen Stâdten erwâhne ich beispiels weise: Périgueux ^ Vesunna
(vgl. Comte de Taillefer, Antiquités de Vésone II, Tafel XVIII) ; Bordeaux
^ Burdigala (vgl. JuUian, Inscriptions rom. de Bordeaux, II, S. 309 ff.)
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— 71 —
Schutze der Stadt dienende Befestigung durch Mauer iind Turme be-
dingte ebensowenig wie im Mittelalter das Vorhandensein einer Garnison :
ira Notfall waren die Burger allein imstande, ihre Mauern zu ver-
teidigen^).
Unser Metz batte demnach in den ersten Jabrbunderten der
Kaiserzeit keine Garnison, und ebensowenig standen in jener Zeit auf
die Dauer Truppen im Lande. Ringen wir uns also los von dem Vor-
urteil, als habe Metz von jeher seinen heutigen kriegerischen Charakter
gehabt; sprechen wir also nicht mehr von dem »Schritt der Legionen,
der durch die Via Scarponensis, die heutige Rue Serpenoise hallte«;
nennen wir nicht mehr jede Fundstàtte von Altertûmern ein »castrum«
und jede Gottheit, deren Wesen wir nicht zu deuten wissen, eine
»Lagergottheit« : nur unter dieser Bedingung ist es môglich, die Kultur-
zustànde unseres Landes in rômischer Zeit zu verstehen. Dass aber
dièse Kultur eine gallo-romische Mischkultur gewesen, deren Tràger die
romanisierte einheimische (gallische) Bevôlkerung war, bat meine Unter-
suchung (Jahrbuch IX, S. 155 ff.) erwiesen.
') Ammianus 25, 9, 2 : Als im Jahre 363 n. Chr. der Nachfolger des Kaisers
Julianus, Jovianus, die Kolonie Nisibis in Mesopotamien an die Parther abtrat,
baten die Einwohner flehentlich, man niôge ihnen nicht die Notwendigkeit auf-
erlegen, ihre Stadt zu verlassen: sie seien, versicherten sie, allein imstande, ihre
Heimat zu verteidigen ohne Unterstutzung und Soldaten, denn sie ver-
trauten in ihrem Kampfe fiir ihren Geburtsort auf den Beistand der Gerechtig-
keit, den sie schon oft erfahren hàtten. — Sicherlich waren die Burger fiir eine
solche Notwelir nicht unvorbereitet, und neben den militârisch geordneten Schutz-
leuten und Feuerwehren werden auch die sonstigen Genossenschaften wie die
Biirgerschaft iiberhaupt fiir den Kriegsfall ihre Bestimmung gehabt und geiibt
haben. Vgl. Marquardt, Staatsverwaltung, 11-^, S. 536/637.
-; i :-
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— 72
Le Comté de Metz et la vouerie épiscopale du
VIII« au XIII« siècle.
Par Tabbé V. Châtelain, curé de Wallersberg.
Il y avait autrefois à Metz un hôtel connu sous le nom à^ Hôtel
du Voué^ confondu longtemps par une légende erronée avec le bâtiment
crénelé n° 9 de la rue Nexirue, mais dont remplacement a été fixé
depuis, dans une savante notice de Prost, à l'extrémité actuelle de la
rue des Clercs, vers TEsplanade. La Chronique rimée de Metz nous
apprend que c'était dans la court du Voué que se faisaient les exécu-
tions criminelles jusqu'à la fin du treizième siècle. Un acte de vente
de 1266 mentionne la roue lou Voueit qui montait vers le palais de
justice actuel, et qui est encore rappelée en 1610 comme située devant
la citadelle de Metz. D'autre part nous trouvons à dix lieues de Metz,
dans le canton de Château-Salins, une localité connue sous le nom de
Châteauvoué et qui a été autrefois le centre d'une seigneurie im-
portante.
Ces trois dénominations, l'hôtel du voué, la rue du voué, le
château du voué, présentent une étroite connexion historique et rap-
pellent une des plus anciennes institutions de la ville de Metz. Prost,
le savant modeste et laborieux, à qui nous devons tant d'études
consciencieuses sur le passé de sa ville natale, écrivait en 1863:
» Parmi les anciennes institutions de la ville de Metz il en est une,
celle des voués, qui est loin d'être complètement connue. Les problèmes
qui la concernent sont à peine posés*). Klipffel remarquait justement
en 1867 que certaines distinctions devaient être faites entre les avoueries
messines pour la complète intelligence de l'institution, et que rien de
satisfaisant n avait encore été écrit ni sur les unes ni sur les autres^).
Les savants allemands, qui ont repris depuis l'étude des anciennes
institutions de Metz, ont négligé précisément de faire ces distinctions
nécessaires. Aussi Prost avait-il raison d'écrire plus tard que l'histoire
de la vouerie de Metz n'était pas encore faite et que les multiples
problèmes qui la concernent sont à peine posés.
') Prost: VHôUl du Voué à Metz.
*) Klipffel: Metz^ cité épiscojpale et impériale, p. 31.
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— 73 —
L'auteur des présentes recherches s'était proposé d'abord un but
restremt: celui de distinguer nettement les deux voueries messines
d'une part, d'avec l'ancienne vouerie épiscopale de Montigny d'autre
part, et de publier les découvertes qu'il avait faites sur les derniers
titulaires de ces trois offices. Il a communiqué les premiers résultats
de ses études dans une conférence lue à la séance de la Société du
20 janvier 1898. Mais il n'a pas tardé à reconnaître qu'un travail
sérieux sur la vouerie n'était pas possible sans toucher à la question
connexe du comté de Metz et sans soumettre à un nouvel examen les
solutions trop radicales et peu satisfaisantes qu'on a apportées jusqu'au-
jourd'hui à ce problème demeuré obscur, malgré des dissertations
savantes et contradictoires. Sur ce nouveau terrain, il s'est rencontré
avec M' le Docteur Wolfram, directeur des Archives départementales,
qui préparait une publication sur la même matière. Nous tenons à
reconnaître la parfaite obligeance avec laquelle il a accordé la prio-
rité à notre travail et retardé la publication du sien, estimant avec
raison que c'est de la discussion contradictoire que doit jaillir la lu-
mière de la vérité.
Les sources qui ont été mises à contribution pour cette étude
sont les suivantes:
I® Histoire générale: Meurisse, Histoire des Ei^esques de Meta^ 1634.
— Dom Calmet, Histoire de Lorraine, 1" éd. 3 vol. fol., Nancy, 1728.
— Les Bénédictins (Dom François et Dom Tabouillot), Histoire géné-
rale de Metz^ tome 111*, preuves. — Beyer, MUtekheinisches Urkundenr
buch, I, passim etc.
U? Dissertations spéciales : L'abbé Clouet : Histoire ecdésiastigue de
la Province de Trêves (H y a dans le tome II une dissertation remar-
quable sur les voués). — Prost: L'Hôtel du Voué à Metz (Bull. Soc.
Arch. Mos. an. 1863. — Mém. Acad. de Metz, an. 1879-1880). —
Klipffel: Metz^ cité épiscopale et impériale (Bruxelles, 1867). — Abel:
Institutions communales de la MoseUe (Mém. Acad. de Metz, an. 1870).
— D' Sauerland: Immunitat von Metz, 1877. — D' Dôring: Beitràge
zur àltesten GeschicUe des Bistums Metz (Innsbruck, 1886). — D' Sauer-
lang: Dôring' s Beitràge etc. (Mitteil. des Instituts fur Oesterr. Ge-
schichtsforschung, Band VIII, 647—656). — D' Wichmann : Adélbero I
(Annuaire). — D' Voigt: Bischof Berùram von Metz (Annuaire V,
lè'« p. 1—92).
III*» Les documents suivants ont été soumis à une étude nouvelle
et approfondie: 1** Le praeceptum d'immunité de Charlemagne de 775
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— 74 —
(publié par Sauerland. Immunîtât p. 136); — 2® La notice de Meurisse
et de la Chronique de Praillon, touchant la cession du fief de la vouerie
et de la sous-vouerie de la comté de Metz; — 3^ La Déclaration des
Droits de Vempereur, de Vévêque^ du comte et de la cité de Meta^ et 4^
Les droits de la vowerie de Montigney (ces deux derniers documents
publiés par Klipffel, pièces justificatives, p. 381 — 392); — 5° enfin
* Les droits du Voivé de Mets Mons^ le conte de Dabar», pièce inédite
qui s'est retrouvée dans la Cdlectian de Lorraine,
IV° Enfin Tauteur a apporté, comme contribution personnelle, le
résultat de ses longues recherches dans les archives de Metz, de Nancy
et de Paris, en particulier des notices et extraits d'un grand nombre
de chartes inédites qui feront connaître la suite et la filiation des
derniers voués héréditaires de Montigny et de Metz. Il ne se flatte pas
de produire un travail définitif et complet sur une période très obscure
de notre histoire. La tâche qu'il s'est proposée est plus modeste:
profitant des travaux de ses devanciers, il s'est proposé de rectifier
quelques erreurs, et d'apporter quelques nouveaux aperçus qui méri-
teront peut-être d'être pris en considération. Il a trouvé sa meilleure
récompense dans le travail ardu qu'il s'est imposé.
Labor improbus omnia vincit.
Chapitre I.
Situation antérieure au dixième siècle. — I. Le comté de Metz:
son étendue et ses limites ; organisation du comté, comtes, juges
royaux, échevins, tribunal du malberg ; démembrement du comté.
— II. L'évêché: immunité restreinte accordée à l'église de Metz
par les diplômes Mérovingiens renouvelés et confirmés par le
praeceptum de Charlemagne (775) ; territoire de l'immunité ;
exemption complète. — III. La vouerie épiscopale Messine : origines
et caractère de la vouerie ; rôle et importance croissante du voué.
Sous la domination des Francs, notre pays, qui répondait à l'an-
cienne civitas Mediomatricorum des Gallo-Romains , était divisé en un
certain nombre de circonscriptions territoriales, qui empruntaient gé-
néralement leur désignation particulière à un cours d'eau. La Moselle
avait donné son nom au pa^/tis MoseUensis, la Seille au pagus SaîinensiSj
la Nied au pagus Nitemis, la Sarre au pagus Saravensis, la Bliess au
pagus Blecensis. Pour la période mérovingienne, on n'est pas fixé
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— 75 -
sur la question de savoir si le terme de paffus désignait une circon-
scription administrative ou n'était qu'une expression géographique. En
tous cas, nous trouvons plus tard le grand p(igus Mosellensis divisé en
plusieurs pagi secondaires, qui empruntent leurs dénominations aux
villes qui leur servent de centre, tels que le pagus Scarponensis (Scar-
ponne), le pagus Metensis (Metz). 11 n'y a plus de doute que ces der-
niers pagi n'aient été des divisions administratives, comme tous les
autres, à partir du règne de Charlemagne. Ils formèrent les circon-
scriptions territoriales des comtes (cornes, grafio) créés par ce prince
pour l'administration provinciale, d'où leur est venu le nom de comtés
(œmitatus).
Le comté de Metz avait à l'origine la même étendue que le pcyus
Metemis, et les deux termes paraissent employés indifféremment Tun
pour l'autre dans les documents anciens; mais cette identité primitive
avait cessé d'exister au dixième siècle, et le démembrement progressif
de l'ancien pagus avait donné lieu à une nouvelle conception géo-
graphique : l'évêché. 11 importe avant tout de fixer l'étendue et les
limites géographiques de la circonscription qui a porté pendant six
siècles le nom de comté de Metz, ces limites devant servir en même
temps de cadre à tout notre travail ^). Partons de la notion la plus
*) On a donné jusqu^aujourd'hui des limites ou trop étendues ou trop
restreintes au pctgm Metensis. Wiltheim {Luxemb, Bom. 82) et Hontheim {Hist.
Trev. diplom. I, 56, 63 et 268) n'ont fait qu'effleurer la question, mais ils ont été
les premiers à accréditer une erreur qui paraît d'autant plus difficile à déraciner
qu'elle est plus ancienne, en croyant découvrir la mention du pagtis Metensis^
dans une charte Tréviroise de 926, qui y placerait Beuviller près d'Âudun et
l^edange à l'est de Longwy. Klipffel {op. vit. p. 6) est plus près de la vérité en
comprenant sous le nom de pagttë Metensis la petite région avoisinant Metz dans
un rayon d'environ cinq lieues et à laquelle le nom de pays Messin est resté
dans la langue populaire; mais il se contredit immédiatement après et retombe
dans l'erreur précédente en étendant les limites extrêmes de ce pngtis jusqu'à
Beuviller, Redange et Syrin, qu'il traduit par Sierck, mais qui est en réalité
Xivry-le-Franc. Abel {op. cit. p, 440—455) dont les ouvrages sont tombés dans un
discrédit excessif, a cependant eu le mérite d'énumérer le premier les localités
mentionnées dans ce pagus^ de le circonscrire dans des limites plus exactes, de
signaler l'existence d'un pagus inédit, le pagus Matensis {MeHiingow en allemand.
Matois en romain), et de corriger ainsi l'erreur de ses devanciers qui avaient
placé Redange dans le pays Messin; mais cet auteur retombe dans une contra-
diction flagrante: après avoir énuméré des localités éloignées, comme Vigy, Che-
minot, Remilly, que des documents authentiques placent dans le pagus ou comi-
tatus Metensis , il affirme un peu plus loin que le pays Messin proprement dit n'a
jamais eu d'autre étendue que celle de la banlieue du moyen-âge ou de Pancien
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— 76 —
ancienne et la plus étendue, le pagm Meknsis^ auquel la langue popu-
laire a conservé jusqu'aujourd'hui le nom de pays Messin. Son étendue
nous est révélée par l'énumération des localités qu'il renfermait et que
des documents authentiques y placent du septième au dixième siècle.
Voici quelques-unes de ces localités, avec les extraits, par ordre chro-
nologique, des chartes où le pagus est mentionné:
Failly, près de Metz (Charte du diacre Grimon de 634 : viUa For
tUiago in pago Mdinse).
Vigy (714. Charte du comte Hugues pour St-Amould: viUa nufi-
cupata Vigiacum sUa in pago MeUinsé).
Scy (Cartulaire de Gorze: 746. Villa Siago in pago MeUinse. —
868. in pago Metense subtm viUam Siago vinea, — 864. ViUa Sigeium
in pago MeUinse).
Mazelles, dénomination restée à une porte de Metz (Cartulaire
de Gorze: 770. Vinea in pago Metense ad MaticeUa).
Le Sablon (Cartulaire de Gorze: 840. Vinea Savelonis in pago
Metense, — 880. Vinea Savelonis in pago vd in fine Mettinsé),
Champel, près de Courcelles-sur-Nied? (Cartulake de Gorze : 888.
ViUa Gomplatinse in pago Mettinsé).
Chemmot (783. Charte de la reine Hildegarde: ViHam Caminetum
sitam in ducatu Moslinsi in comitatu Metense).
Vachières et Secourt, près de la côte de Delme (783. Charte de
Charlemagne: Vaccarias et Subtm curtem sitam in dumtu Moslinge in
comitatu Metense).
Ars-sur-Moselle (Charte de 881 : ViUa Arx quae dicitur, in pago
et comitatu Metense).
Rémilly (865. Charte de Tempereur Lothaire : fiscum nostrum Ru-
meîiacum nomine qui est in pago Metensi).
Failly et Vremy, près de Vigy (914. Charte de Tabbé Wigéric:
in pago Metinse^ in comitatu Gerberdnse, in FatidUico vocata villa ....
sive ibi prope in fine Vermiaca^).
territorium des Romains, restreint à une bande d'une lieue de large à Textérieur
de chaque cité. — C'est pour avoir négligé les premières conclusions d'Abel que
plusieurs auteurs récents sont retombés dans les errements anciens. Sauerland
{Lnmumtàty p. 33) confond le pagus Metensis avec le Moselgau, et Tétend jusqu'au-
delà de Thionville. Dans ses remarques sur l'ouvrage de Dôring {Dôrings Beitràgè,
p. 649), il se réfère encore à la charte de 926 pour affirmer que Redange était
situé dans le pays Messin et que Matfrid était bien comte de Metz.
') On a hésité sur l'identification des localités indiquées dans cette charte,
ainsi que sur le FatiUago du testament de Grimon. Quelques auteurs ont rapporté
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— 77 —
Borny (960. Charte de l'empereur Othon 1 pour Tabbaye de Saint-
Pierre: viUa Burneu in comiUUu Metensî).
Le p(igt4$ Metensis était borné au nord par le pagus Judiciacensis
(de Judicium Yeutz, près de Thionville), et au sud par le pagus Scar-
ponensis^ qui formaient comme lui un démembrement du grand pagus
Mosellanique ; à Touest par les pagi Matensis (Matois) et Virdunensis
(Verdunois) qui étaient des pagi secondaires du grand pagus Wahrensis
ou des Woepvres; au sud-est par le pagus Salinensis ou le Saulnois;
à Test par le pagus Nitensis ou le pays de la Nied^). Les documents
nous fournissent quelques points de repère qui permettent de déter-
miner plus exactement les limites. La charte d'Othon I pour Tabbaye
de Saint-Pierre (960) place dans le comté de Yeutz les localités de
Pierrevillers, de Villers et de Sémécourt (in comitatu Judidi Petrae"
vïHarey et ViUare et Seimaricurtem*), Une charte de Tannée 780, écrite
à Conflans-sur-rOrne, nous montre Tabbaye de Gorze recevant des
vignes et des vergers dans le village de Labry en Matois (in vïUa
Labriago in pago Matinse)^ tandis qu'une autre charte du même cartu-
laire, en date de 788, place la même localité, sans doute déjà par suite
d'une confusion, in pago Meltensi^), En 914 Tabbé Wigéric donne à
l'abbaye de Gorze l'église de Conflans dans le comté de Verdun {in
pago Vuabrinse in comitatu Virdunensi, in villa quae dicitur Gonfluentis
super fluvium qui vocatur Homa^), Une donation faite à l'abbaye de
Saint-Arnould en 881 place le village d'Ars-sur-Moselle {yiUa Arx quae
dicitur) dans le pays et le comté Messins (in pago et comitatu Mettense).
Quelques années plus tard, en 889, le roi Arnould de Germanie donne
cette terre à son médecin Amand et la place dans le comté de Scar-
ponne {in agro MoséUensi et in comitatu Garponnense^ in mUa Arcus,
mansos VIII^j. A moins d'admettre ime confusion des limites des deux
pagiy Ars paraît avoir été dès lors un village mi-parti, dépendant du
cette dénomination à Failly, près de Marville, dont le territoire confinait avec
celui de Verneuil. Mais in fine Verniaca s'applique bien à Vremy (1296 Wermiez.)
*) Un croquis déjà ancien de la comté de MeU, annexé aux mémoires histo-
riques rédigés par Chantereau-Lefebvre sur Tordre du cardinal de Richelieu
{Paris, Collect. Lorr, vol. 501), indique à peu près les mêmes limites. Ce sont: au
nord-ouest les comtés de Briey et de Bar, au sud la comté de Monçons^ à Test
les marches d'Allemagne.
2) Calmet, I, 367.
*) Cartidaire de Gorze, p. 42.
*) Histoire de Metz, IH, 56.
*) Calmet, I, 321.
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- 7Ô -
comté de Metz et de celui de Scarponne. Novéant, au contraire, est
mentionné constamment comme situé dans ce dernier (858. In pago
Scarponensi in villa Noviandum. — 933. In pago Scarponinse villam
Noviantum vocatam^). Une charte de la reine Richilde, datée de 910,
place également Voisage sur la droite de la Moselle au-delà de Jouy
dans le comté de Scarponne {in pago Scarponensi^ super fluvium Mo-
séUam^ in Wasaiuo^), C'est au château de Voisage que se trouvait au
moyen-âge la marche d'Estatât entre la cité de Metz, le comté de Bar
et le duché de Lorraine. A Test de la Moselle, Marieulles était encore
dans le comté de Scarponne {in comitaiu Scarponensi in villa Marte-
las 706^), Cuvry, au contraire, est mentionné en 933 comme étant
dans le Saulnois {in pago Salininse in viHa quae vocatur Ouveriacus^),
tandis que Cheminot, situé à 15 kilomètres en amont sur la Seille,
formait en 783 partie du comté de Metz. On peut en conclure, ou
bien que les limites des pagi et des comtés avaient varié, ou bien
qu'il y avait absence d'identité entre les deux termes et que, dès la
fin du huitième siècle, le comté de Metz comprenait la partie inférieure
du Saulnois qui sera plus tard une partie intégrante du pays Messin.
Rémilly forme enfin un point de repère sur la Nied française. Un
diplôme de Tempereur Lothaire (855) signale cette localité comme
étant située dans le pays Messin et dans le comté de Mosellane, sur
les confins du Saulnois et du Chaumontois (in pago Metensi^ infra
jacens comUcdus Mosellensis^ cmfinio Salnensis atque Calvamontensis%
Malgré la précision des termes, cette indication présente une erreur
évidente. Rémilly était bien placé sur la limite du pays Messin, du
Saulnois et du Nitois; mais le Chaumontois, bien éloigné de là, se
terminait dans l'angle formé par la Meurthe et la Moselle. A l'est le
pagus Metensis confinait au pagus NUensis (Nitachowa, Nitois), du
côté de Pont-à-Chaussy et des Estangs, et au-delà de Vigy, vers
Luttange.
Le pagus Metensis s'étendait donc d'une manière irrégulière autour
de la cité qui lui avait donné son nom et qui lui servait de centre,
avec un rayon variable de deux à six lieues. Il nous semble que la
circonscription du pagus a été le mieux conservée par l'ancien archi-
>) Histoire de Metz, III, 32. — Calmet, I, 339.
*) Histoire de Metz, III, 52.
^) Meurisse, p. 112.
*) Calmet, I, 339.
*) Archives de la Présidence.
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- 7Ô -
diaconé de Metz qui comprenait dans son étendue les trois archiprêtrés
de Metz, du Val de Metz et de Noisseville avec 68 paroisses, tandis
que le pays Messin proprement dit, tel qu'il était constitué au moyen-
âge avec ses divisions^) et ses marches d'EstauU^) répondait mieux
aux anciennes limites du comté Messin; mais il faut faire abstraction
de la terre de Gorze et du ban de Bazailles qui ne lui ont été réunis
que plus tard.
De ces données positives sur l'étendue du pagus Mdensis et sur
les limites déterminées dans lesquelles il était confiné au nord, il ré-
sulte déjà avec évidence qu'une localité éloignée de plus de 50 kilo-
mètres de Metz, telle que Redange, ne pouvait y être comprise. Si
cette erreur a pu se produire néanmoins et se maintenir jusqu'aujourd'-
hui, c'est par suite de la confusion déjà ancienne du pagus Mdensis
avec un pagus contigu et presque homonyme, généralement ignoré
d'ailleurs, le pagus McUensis qui s'étendait sur les bassins de l'Alzette,
de la Chiers et de la Crusne, entre Briey, Longuyon, Luxembourg et
Thionville. Il a été signalé d'abord dans le cartulaire du Moyen-Rhin
sous sa forme germanique de Methingaw (926. In pago Alsencensi in
comUatu MeOiingowinse in villa Vuimaris-ecdesia. — 960. Mambra in
comitaiu Mithegove cui Godefridus cornes praeesse videtur, — 963. LucUis
buruth super ripam Alsuntiae in pago Methingowi^). Abel a découvert
ensuite ce même pagus sous la forme romaine de Matois dans la pré-
vôté de Longwy et le décanat ecclésiastique de Longuyon. — (1298.
Seivri on Matoi, — 1264. Amas au Matois en la châteUenie de Lonvy
*) Le pays Messin, tel qu'il était constitué à. la fin du moyen-âge, compre-
nait les divisions suivantes: 1° le Val de Metz, à gauche de la Moselle, avec
39 villages ou hameaux ; 2^ l'Isle placée entre la Moselle et la Seille (35 villages) ;
3® le Saulnois, entre la Seille et la Nied (65 villages); 4° le Haut-Chemin, com-
prenant les cantons actuels de Pange et de Vigy (72 villages); 5® le Franc-Alleu
(20 villages) ; 6® le ban de Bazailles (3 villages) ; 7® la terre de Gorze (27 villages,
hameaux ou moulins).
') Les Marches d*Estault étaient des bâtiments neutres placés à la limite
de deux ou plusieurs pays voisins. On y tenait des journées ou des conférences
pour juger les contestations élevées entre les sujets, les vassaux et même les
princes des contrées contigiies. La cité de Metz avait ses Marches: !<> avec la
Lorraine française et le comté de Bar, à Voisage; 2» avec la Lorraine allemande,
en-deçà de Luttange; 3^ avec le duché de Luxembourg, à Richemont, au milieu
du pont sur TOrne; 4^ avec l'archevêché de Trêves, à Mertzkirchen.
3) Beyer, Mittelrh. IJrkundenbuch, I, 229; II, p. XXIX: »Der Methingau . . .
wohl zu unterscheiden von dem Metzergau. Er umfasste die trierischen Land-
kapitel Mersch und Luxemburg.<
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- 80 -
(Aumetz). — 1266. Fdières du Matois. — 1612 FUlières au Mathois.
— 1546, BaseiUes on Matoy. — 1788. BaUleux en Mathois, — 1433,
ViUe en Mathois, — 1530. ViUer en Matoy. Cette dernière localité
s'appelle encore aujourd'hui Villers-en-Matois^). Remontant de là à la
forme latine Mathensis^ Matensis qu'on rencontre dans des documents
plus anciens, le même auteur a rapporté à ce pagus les indications
suivantes: — 909. Contrain in pago McUhense, que Wiltheim croyait
être le coteau vignoble de Guentrange près de Thionville : c'est Contren
dans le Luxembourg. — 990. Fundum BaUoditim in pago Mathensi;
c'est BaiUeux en Mathois (1788), qu'une charte de l'empereur Henri II
mentionne en 1015 comme se trouvant situé dans la Woëpvre {prae-
dium in pago Waprensi). — 933. In pago Matinse, in viUa quae voca-
tur Almas^y, ce n'est pas Arnaville, mais bien Amas au Matois en la
châtéUenie de Longvy (1264), c'est-à-dire Aumetz.
La confusion du pagus Mathensis avec le pagus Metensis^ du
Matois avec le pays Messin, fut d'autant plus difficile à éviter que les
deux circonscriptions étaient contigues et que les deux dénominations
avaient fini par se confondre déjà sous la plume des anciens rédac-
teurs ou des copistes de chartes. Le cartulaire de Gorze mentionne, à
la date de 788, la viUa Làbriensis in pago Mettensi, c'est-à-dire Labry
près de Conflans, qu'Abel revendique pour le Matois, en rappelant la
forme in pago Matensi d'une charte de 780; mais Labry pouvait être
aussi bien un des villages extrêmes du pays Messin.
Reste la charte Tréviroise de 926 qu'il convient d'examiner plus
en détail. Un certain Bernacre donne à l'abbaye de Saint-Maximin de
de Trêves des biens à lui appartenant à Redange {Radinga in pago
Metensi in comitatu Matfridt) . . . Syrin . . . BoeviUare , , , Viïlare , . .
Ansheres vtUare ... et reçoit en échange des biens appartenant à
l'abbaye à Weimerskirchen (in villa cognominata Vuimaris-ecdesia in
pago Alcensensi in comitatu Methingomnse\ à la condition de tenir le
tout à titre de précaire pendant sa vie^). Au premier examen, il
semble que le pagus Metensis soit mis dans cette charte en parallèle
et même en opposition avec le Methingau et qu'en conséquence la
première dénomination ne puisse s'appliquer qu'au pays Messin. Mais
Abel a déjà montré que les localités mentionnées ici sont bien Redange,
Xivry, Beuviller et Angeviller, situées toutes en plein Matois (1298
») op, cit, p. 451—454.
«) D. Calmet, I, 338.
») Beyer, MiUelrh. Urkundenbuch, l, 229.
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- 81 -
Seivrei m Matoi, — 1530. ViUer en McUoy). Il est indifférent de cor-
riger la charte et de rétablir la lecture »m pago Maknsi*^ comme le
propose cet auteur; la substitution des voyelles et la confusion des
deux formes s'expliquent suffisamment sous la plume d'un rédacteur
allemand (cfr. Methingau), et trouvent déjà un précédent dans le cas
de Labry, mentionné plus haut. Quant à Topposition apparente du
pagas Metensis et du Methingcm dans la même charte et sous la plume
du même rédacteur, elle s'explique par la présence à l'acte d'échange
des deux parties dont chacune indique la situation des biens à échan-
ger dans sa langue et d'après ses notions géographiques, l'une se
servant de la dénomination latine ou romane, l'autre de la forme ger-
manique pour désigner le même pagtis. On peut tirer une autre conclu-
sion de cette charte: c'est que le pagus Matensis avait subi dès lors
un démembrement et qu'on commençait à distinguer la partie romane,
Matensis^ Metensis ou Matois^ de la partie germanique ou MethingaUy
à laquelle on donnait d'ailleurs une désignation nouvelle empruntée à
l'Alzette {pagiis AUensensis), Ces deux parties formaient même deux
comtés distincts: Matfrid était en 926 comte du Matois; en 960, Godefroy
présidait au comté du Methingau. Du même coup s'évanouit le dernier
semblant de preuve à l'appui d'une erreur longtemps accréditée: celle
qui faisait de Matfrid un comte authentique de Metz.
Revenons au pagus Metensis ou au comté de Metz. Les fonctions
du comte sont connues: représentant amovible de l'autorité royale, il
réunissait dans ses mains les pouvoirs civils, judiciaires et militaires.
Il exerçait sa juridiction soit dans des malbergs publics, soit dans des
plaids indiqués; il était assisté d'un collège d'échevins dont le nombre
fut fixé à sept par un capitulaire de 803.
Nous connaissons trois comtes Messins au neuvième siècle. Le
premier est Adelbert, nommé successivement par le même auteur Ad-
hélherttis Metensium contes (839), Adhdhertus dux^ dux Austrasiorum (840),
et loué comme un des hommes les plus habiles et les plus influents
de son temps. En 822, il fut l'un des Missi dominici envoyés par
Louis-le-Débonnaire dans toutes les parties de l'empire. En 839 et
en 840, le même prince l'employa avec succès, sur les bords du Rhin,
pour arrêter les entreprises de son fils rebelle Louis-le-Germanique.
L'empereur étant mort sur ces entrefaites, le comté de Metz fut
compris dans l'héritage de Lothaire, qui succéda à son père dans la
dignité impériale. Le comte Adelbert, l'adversaire déclaré du roi de
Germanie, resta sur le Rhin, avec la mission de contenir l'armée alle-
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— 82 —
mande et de Tempêcher de joindre celle du roi de Neustrie, lorsque,
le 13 mai 841, il fut surpris par des forces supérieures, vit son armée
taillée en pièces et trouva lui-même la mort dans le combat^). Ceci
arriva peu de mois avant la célèbre bataille de Fontanet. — Par le
partage de 870, le comté de Metz tomba au pouvoir de Louis-le-Ger-
manique. En 872, 873 et 876, Adalhard, comte de Metz, est député
par Louis le Germanique vers Charles-le-Chauve ^). Après la mort
du roi de Germanie, arrivée en 876, il se déclare pour Charles-le-
Chauve et est fait prisonnier à la bataille d' Andernach ^). Six ans
plus tard, le comte Adalhard marche, avec Wala, évêque de Metz,
contre les Normands, et tandis que Tévêque trouvait une mort glorieuse
à la bataille de Remich, le comte de Metz cherchait son salut dans
la fuite avec Tarchevêque de Trêves*). — Quatre ans plus tard, en
886, nous trouvons un comte Segoldus, qui intervient dans une charte
de Robert, successeur de Wala sur le siège épiscopal. L'acte est
dressé publiquement à Metz et accorde à un noble homme nommé
Bivin, l'autorisation de construire une chapelle dans le village de Don-
court, du consentement de l'abbé de Gorze de qui dépendait la mère-
église de Brouville^). Le comte de Metz intervient dans cette cir-
constance pour régler de concert avec l'évêque une affaire mixte, l'une
des parties contractantes étant ecclésiastique et l'autre laïque. Comme
une charte de Charles-le-Gros, datée de la même année, est donnée à
Metz in palatio nostro, il n'y a pas de doute que le comte Segold ne
fût encore un comte royal de Metz; mais il fut peut-être le dernier.
Les sept *) signatures de la charte épiscopale apposées après la sienne
») Annal Fidd. ad an. MG. SS. I, 362. — Niihardi Hist. IV. ad an. MG. SS. II,
669—660.
«) Hinemari Bemens. Ann. ad an. MG. SS. I, 493, 496, 499.
*) Idem, MG. SS. I, 501.
*) Beginon. Giron, ad an. 882 «Mediomatrico dirigunt aciem (Nortmanni).
Quo comperto, Walo, civitatis episcopi^s, adjuncto sibi Bertulfo episcopo et
Adalhardo comité, ultro ilHs obviam ad pugnam procedit. Inito certamine, Nort-
manni victores extiterunt. Idem Walo episcopus in prœlio cecidit; cœteri fuge-
runt. MG. SS. I, 593 (Nota : Adalhardus, a Lotharingise scriptoribus cornes Metensis
vocatur, nec maie).
*) Histoire de Metz, III, 47. Actum Métis publiée. Robertus sanctse Me-
tensis ecclesiœ humilis episcopus subscripsit. Gonbertus primicerius. Lanfridus
abbas .... S. Ermenaldi presbyteri. — S. Segoldi comitis. S. Amalrici. S. Rain-
fridi. S. Fulcherii. S. Bolonis. S. Eilulfi. S. Lanfridi. S. Leoderii. Ego Adel-
garius ad vicem Haldini abbatis scripsi.
•) C'est par erreur que Dôring parle de huit signatures après celle du
comte, à moins qu'il n'ajoute celle du scribe.
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— 83 —
sont apparemment celles des sept échevins du pagus. La cité de Metz
n'avait pas alors d'institutions politiques distinctes de celles du pagus.
Les trois mairies que nous y trouverons plus tard, font présumer qu'elle
était divisée à Torigine en trois centenies, ayant chacune un collège
normal de sept échevins, dont la réunion formera plus tard le collège
urbain de vingt-et-un échevins. Aucune de ces centenies n'avait qualité
pour intervenir, Tune plutôt que l'autre, dans la charte de 886.
A côté du comte, ou plutôt au-dessous de lui, il nous reste
à signaler un autre magistrat important, le juge (judex/ judex pu-
bliais^ judex fiscalis). C'était en principe un homme instruit dans le
droit, ayant pour mission d'assister le comte dans la direction des
plaids, d'éclairer les débats et de veiller à l'application de la loi, de
prononcer et d'en faire exécuter la sentence indiquée par les éche-
vins. Comme agent du fisc, il était en même temps chargé de la per-
ception des deniers publics. Il ne tarda pas à cumuler d'autres
fonctions et devint comme lieutenant du comte, et en l'absence de
celui-ci, l'administrateur effectif du comté, le chef de la justice et
de la police, et le magistrat ordinaire le plus important de la cité. La
réalité et l'étendue de ses pouvoirs sont affirmées par cette formule
commune à tous les diplômes d'immunité : qu'aucun juge public n'entre
en ce territoire, soit pour contraindre les hommes à ses plaids, soit
pour lever des amendes ou des impôts, soit pour exiger des services
et se faire héberger.
Le cartulaire de Gorze renferme une charte de l'an 886 qui
nous montre en fonctions un juge nommé Scenulfus dont Abel a fait
à tort un juge Messin. L'acte a bien été dressé publiquement dans
l'abbaye de Gorze, mais il termine un débat touchant le domaine de
Wasnou en Champagne (in pago Stadinensi), et ne fait que rappeler
et consacrer une sentence intervenue devant le juge Champenois '). Le
*) Folcher, abbé de Gorze, et son père Adelbert avaient cité en plaid Ma-
delgère et consorts au sujet de la propriété de certaine terre que ceux-ci pré-
tendaient être de leur héritage. — Tune venerunt in placitum coram Scenulfo
judice et Folchero abbate et aliis bonis hominibus in loco qui dicitur in villa
Vuasnou. Et interrogavit Scenulfus judex Aldebertum, que inde esset lex. Et judi-
caverunt scabinii, quod Tangelradus ad Dei judicium debuisset se examinare,
quod ita et fecit. Et hoc judicaverunt scabinii, quod super sanctas reliquias
approbare debuissent, quod ita et fecerunt. Hec sunt nomina scabiniorum :
Teuddvinus, Tangelradus, Ragnowardus, Belloinus, Starcherus, Rudricus, Anseri-
cus. Hec sunt nomina eorum qui hec juraverunt: Heldefridus, Madelgerus, Not-
gerus, Agriericus, Ragnowardus, Annerus, Tangelradus. Cartulaire de Gorze, p. 108.
6*
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^ 8i -^
même auteur mentionne en 600 le juge Gondulf et en 669 le jugé
Bonitus qui figurent parmi les personnages de la cour d'Austrasie. Le
premier juge authentique que nous rencontrons ensuite est Folcrade
qui signe une charte de 945.
II. L'évêché et la vouerie épiscqpàle.^ Cependant, dès le huitième
siècle, bien des choses se trouvaient changées dans le pagns Mdensis.
Des terres qui le composaient, les unes ont déjà passé ou passent en-
core, par la libéralité des princes et des fidèles, entre les mains de
révêque; d'autres ont été acquises par les riches abbayes de Gorze,
de Saint-Arnould, de Saint-Pierre, de Sainte-Glossinde. Mais de toutes
les causes qui amenèrent progressivement la dissolution du. pagus^ la
plus active fut sans contredit la concession du privilège d'immunité
aux domaines de l'Eglise. L'immunité, entendue au sens premier et le
moins compréhensif du mot, avait pour effet de soustraire les terres
qui en jouissaient à l'action des officiers et des juges publics et d'in-
vestir les possesseurs de ces terres d'un droit de seigneurie et de
protection sur leurs sujets, serfs, libres ou affranchis. Une fois en
possession du privilège d'immunité restreinte, les évêques ne devaient
pas tarder à le transformer en souveraineté par la concession de l'im-
munité complète et l'acquisition de la juridiction civile et criminelle
sur la famille et les biens de saint-Etienne. 11 en résulta d'abord dans
les limites du même pagus^ à côté et au détriment du comté {coniita-
tus), la création d^un nouvel état politique, d'une seigneurie temporelle
et ecclésiastique désignée sous le nom d'évêché (episcopatus) qui ne
devait pas tarder à absorber complètement le premier. Nous allons
étudier les origines, le progrès, l'étendue et l'organisation de ce nouvel
état dans le pays Messin.
Les évêques de Metz avaient obtenu des derniers rois Méro-
vingiens des privilèges d'exemption pour la famille de saint-Etienne et
les possessions de leur église. Les anciens diplômes d'immunité restreinte
sont malheureusement perdus; mais leur existence est démontrée, ils
sont rappelés et confirmés par un célèbre praeceptum de Charlemagne,
daté de l'an 775, et accordé à Tintercession de l'évêque Angeh*am. 11
paraît par le préambule de ce praeceptum que l'évêque mit sous les
yeux du souverain les anciens privilèges Mérovingiens, et la pétition
peut être considérée comme reproduisant leur contenu textuel. Dans
la confirmation, Charlemagne n'accorde pas de privilèges nouveaux ni
plus étendus: il ne fait que corroborer une situation déjà ancienne
(a longo tempore), remontant sans doute aux temps de Sigebert et
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— 85 —
de Dagobert qui ont longtemps résidé dans leur palais austrasien de
Metz^).
Sauerland^) et Doring^) ont soumis le texte et le contenu de
ce document important à une analyse critique dont il suffira de ré-
sumer ici les conclusions. En combinant les données fournies par la
pétition et la confirmation, on trouve que le praeceptum énonce trois
immunités suivies de trois concessions positives et de trois restrictions.
Les trois immunités sont:
1® L'immunité du territoire ecclésiastique, où il est défendu à
tout juge public de pénétrer pour quelque raison que ce soit (ut
nuUus ex judicibus publicis in curtes ipsius ecclesie Mettensis et domni
Stephani . . . seu basilicas . . . tam monasteria, vicos vel castella ad
eandem aspicientia ingredi non présumèrent). — 2^ La franchise de la
justice immédiate du comte et du juge, de telle sorte que les sujets
de l'Eglise, serfs ou hommes libres, ne pourront plus être astreints à
paraître aux malbergs ni aux plaids secondaires du comte, mais seront
représentés, dans leurs causes, par un agent de l'Eglise, qui répondra
pour eux, après les avoir entendus dans des audiences privées (nec
homines eorum per mallobergos pubUcos nec per audientias nuUas de-
beret admallare aut per aliqua iniqua ingénia presumeret condempnare). —
3® L'exemption des impôts, des amendes et de tous les droits fiscaux
que percevait précédemment le trésor public; cinq de ces droits sont
énumérés : freda^ les amendes pour rupture de la paix pubUque ; télonei^
les tonlieus, droits de péage sur les foires et les marchés, droits de
passage ou d'entrée acquittés par les forains ; conjecti, les tailles et les
impositions; summiUœ^ autres redevances; pa/rat% droit de se faire
héberger, droit de gîte (nuUa fréta, nec teloneos vel conjectos aut
summittas vel aliquos paratos faciendum^).
*) L'original de ce diplôme, d'après Abel, aurait été envoyé de Metz à
Paris à la fin du dix-huitième siècle et existerait aux Archives nationales. Sauer-
land (Immunitât, 136) en a donné la meilleure impression d'après l'ancien cartu-
laire de Gorze (Tit. 25) et en a démontré l'authenticité après Sickel (Beitràge zur
Diplomatik, II — V) contre les doutes de KlipfFel qui la considérait comme l'œuvre
d'un faussaire et d'Abel qui la suspectait d'interpolation. Pardessus, qui a pu voir
l'original, la déclarait déjà parfaitement authentique.
*) Immunitât, 14—23.
•) Beitràge, 2—8.
*) L'exemption des droits fiscaux pour les domaines ecclésiastiques fut la
première immunité accordée à l'Église. Ce privilège remontait aux empereurs
chrétiens et Clovis l'avait sanctionné dès la première fondation religieuse qu'il
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— 86 —
A ces trois exemptions répondaient trois concessions positives:
1« Le droit pour TÉglise de se faire représenter par des agents privés
(agentes ipsius ecclesie), autorisés et reconnus par le souverain, et qui
furent substitués en partie aux fonctions du juge public et des agents
du fisc sur le territoire de l'immunité. — 2^ Le droit pour l'Église
d'exercer la justice immédiate sur ses sujets dans des audiences ou
des plaids privés, de répondre pour eux au besoin, de poursuivre leurs
causes et de recevoir le serment de la partie adverse devant le tribunal
du comte, qui demeure le chef de la justice en dernier ressort (sed in
eorum privatas audientias agentes ipsius ecclesie unicuique reputatis
conditionibus directum facerent, et ab aliis simul perciperent veri-
tatem). — 3® La concession à l'Église des droits fiscaux précédemment
perçus par le trésor public; à la place des agents du fisc furent mis
ainsi les officiers de l'évêque, qui levèrent en son nom les redevances,
amendes, compositions dont le souverain s'était dessaisi (et ubi feodum *)
ipsi agentes aut reliqui homines memorate ecclesie acciperent, fréta*)
ad ipsa loca sanctorum deberent .... proficere in augmentum; pari-
modo et si homines eorum pro quolibet excessu cujuscunque feodum *)
dissolvebant, fretus*) qui inde in publicum sperare potuerit ad ipsas
ecclesias fuisset concessus).
Enfin trois exceptions ou trois restrictions sont apportées à
l'exemption. Les hommes libres de saint Etienne restent justiciables du
comte et du juge public pour trois causes: V pour Thériban ou le
service militaire; — 2® pour le service de garde; — 3^ pour l'entre-
tien et la construction des ponts (Illud addi placuit . . ut de tribus
causis, de hoste publico, hoc est de banno nostro quando publiciter
promovetur, et wacta vel pontos componendum, iUi homines bene in-
genui ... qui super terras ipsius ecclesie . . . commanere noscuntur,
si in aliquo exinde de tribus istis causis négligentes apparuerint, exinde
cum judicibus nostris deducant rationes).
fit après la conquête : »ab8que tributis, nauîo et cxactione*^ dit-il à saint Euspice
de Verdun, lorsqu'il lui accorda la terre de Mici près d'Orléans. »Extra omnes
fiscos* dit la charte donnée en 661 par Childéric II à Tabbaye de Senones. C'était
une très-belle immunité, mais encore sans droit de justice.
*) L'expression feodum employée par le rédacteur nous avertit, dit Klipiïel
{op. cit. p. 12), que nous sommes en présence de l'œuvre d'un faussaire ou du
moins de la reproduction maladroite de quelque pièce perdue*. C'est la dernière
supposition qui est la vraie. Sauerland (Immuniiât, p. 19—20) a bien démontré
que feodum a été transcrit pour fredum (Friedensgeld, amende pour rupture de
paix publique), et que le texte ne devient intelligible qu'en restituant le mot
primitif.
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— 87 —
Le diplôme d'immunité de Charlemagne s'étendait à toutes les
possessions de l'Église de Metz, situées soit dans le pays Messin, soit
dans les pagi voisins. L'Église de Metz avait alors des domaines con-
sidérables sur les bords de la Sarre, au pied des Vosges et jusqu'en
Alsace; les antiques voueries de Saint-Avold, de Herbitzheim, de Neu-
viller, de Deneuvre, d'Epinal, en sont une preuve certaine. Mais quelle
pouvait bien être, à la date de 775, l'étendue des terres d'immunité
dans Y ancien pagus Metensis auquel se bornent nos recherches? A défaut
d'une énumération précise, quelques indications nous sont fournies par
trois documents: par le diplôme de Charlemagne lui-même, par la
règle des Chanoines de Chrodegand et par la charte de fondation de
l'abbaye de Gorze.
Le praeceptum de Charlemagne est conçu en termes généraux,
qu'on retrouve dans d'autres diplômes d'immunité, et qui répondent
au Formulaire de Marculf. Il comprend dans le privilège de Tim-
munité: 1° L'église de Saint-Etienne ou la cathédrale, les basiliques ren-
fermées dans l'enceinte ou construites sous les murs de la cité et les
autres églises du diocèse (ipsam ecclesiam domini Stephani . . . seu
basilicas infra ipsam urbem constructas . . . vel alias ecclesias que
sub ipsa urbe Metensi, vel in parochias ipsius pontificis constructe vi-
dentur); 2° les monastères, prieurés, châteaux, villes, villages et cours,
appartenant à l'évêque ou aux abbayes qui lui sont soumises (monas-
teria seu cellas .... tam monasteria, vicos vel castella ad eandem
aspicientia .... in curtes ipsius ecclesie vel memorati pontificis aut
abbatum suorum); — 3*» les édifices, maisons, vignes, forêts, champs,
prairies, pâturages, cours d'eau (in villis, domibus, edificiis, vineis,
silvis, campis, pratis, pascuis, aquis aquarumque decursibus) ; — 4^ les
sujets de toute condition, serfs et hommes libres, demeurant sur les
terres de l'Eglise (mancipiis, acolabus utriusque generis ; . . illi homines
bene ingenui ... qui super terras ipsius ecclesie . . . commanere nos-
cuntur). Quant à la spécification et à la localisation de ces biens, le
praeceptum nous laisse le soin de les découvrir dans tout l'empire des
Francs (tam ultra quam citra Renum, Rodanum et Ligerim). Voyons
cependant s'il n'est pas possible de retrouver dans le pays Messin des
noms propres de localités répondant à ces termes généraux.
La ville de Metz, renfermée alors entre la Moselle et la Seille,
s'étendait au midi jusqu'à la porte Serpenoise *). Au centre de la cité,
*) M. le D' Wolfram, dans une étude récente (Annuaire IX, 141), a mis
pour la première fois ce point en lumière : »Die Porta Serpentina entspricht genau
dem heutigen Rômerthor*.
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sur l'emplacement actuel, s'élevait la cathédrale de Saint-Etiemie,
comprise au premier rang dans l'immunité. La règle de Chrodegand,
d'une date un peu antérieure au diplôme de Charlemagne, mentionne
en cet endroit deux groupes distincts d'édifices religieux : la Maison et
la Clôture. La Maison, domus (d'où est venue la dénomination de dôme),
comprenait: 1® la demeure de l'évêque située sur l'emplacement du
Marché-couvert actuel et de la place de la cathédrale; 2® Péglise de
Saint-Etienne ou la cathédrale dite dans la Maison (sanctus Stephanus
in domo); 3^ les églises de Saint-Pierre-le-Majeur et de Sainte-Marie
ou Notre-Dame-la-Ronde, dans l'enceinte de la Maison (sanctus Petrus
infra domum, sancta Maria infra domum). La Clôture (claustrum) s'é-
tendait à l'est sur la place d'armes actuelle et sur l'emplacement de
l'Hôtel-de- Ville et comprenait: 1° le cloître avec ses dépendances pour
les chanoines qui menaient encore la vie commune ; 2^ les deux éghses
de Saint-Pierre-le-Vieux et de Saint-PauP). L'enceinte de l'immunité
comprenait encore à l'ouest des logis particuliers désignés sous le nom
de Thalami ou Chambres, qui ont servi de demeures aux chanoines
après la cessation de la vie commune au douzième siècle et qui ont
laissé leur nom à la place actuelle de Chambre*). Entre ces logis et
l'église Saint-Etienne se trouvaient les degrés de Chambre, sur lesquels
révêque et le voué de Montigny tiendront leurs plaids annaux au
douzième siècle ; nous verrons aussi que le quartier de Chambre four-
nissait cinq échevins à la mairie de Montigny. Du côté de Touest,
entre le rempart qui courait le long de la cathédrale et le bras de la
Moselle, s'étendait le faubourg Saint-Etienne^), que nous pouvons consi-
dérer encore comme une dépendance de la cathédrale.
Vers le sud étaient encore compris dans Tenceinte de la cité les
monastères de Saint-Pierre (781 numastermm sancti Pétri infra muro
Mettis civitate^) et de Sainte-Glossinde (94B infra muros urhis% aux-
quels viendra s'adjoindre bientôt le monastère de Sainte-Marie, trois
abbayes de femmes. Au sud de la porte Serpenoise, en dehors de la
ville par conséquent, dans la partie de la banlieue dont le centre est
occupé aujourd'hui par la gare, se trouvaient les églises et les monas-
tères de Saint-Félix ou de Saint-Clément, de Saint-Arnould et de Saint-
1) Prost, La cathédrale de Metz, 244—267.
«) Prost, op. cit. § 33, 45, 46, 47, 76.
») Df Wolfram, Annuaire IX, p. 143: Ecclesia sancti Vicloris in suburbio
sancti Stephani 1192.
*) Calmet, I, 290.
5) Calmet, I, 350.
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— 89 —
Symphorien, trois abbayes d'hommes. C'est précisément cette partie
de k banlieue qui u.sl désignée ïjdus b nom de Ad llimUais d'dns lïm
doL'Urnents du dixième au douzième ^siècle*). Et ces basilique.'? n étaient
pas les seules: elles étaient entourées d'autres églises, de chapelles et
d'oratoires. Au midi de la porte Saitit-Tluébaut se trouvait Tancienne
éjîliiie de Sairit-Pierre-aux-Arènf^s, Dant; une charte de 1090, révèque
Hériman exempte î^abbaye de Saint-tltément de la juridietion des voués
et lui donne !c ban et la justice de cinq paroisses situées dans la
villa quae dkittir ad Bamlims^), Le Cérémonial du treizième Biècle
accuse encore L'existence de deux églises de moindre importance
entre Tabbaye de Saint-Arriould et la porte de Scarponne: ceux de
Saird-Bénîgne et de Saint-Easèbe. Et ces églises et ces abbayes n'étaient
|ias des bâtiments isolés: elles formaient avec leurs dépendances, leurs
habitants et leui-s pn)î)riétésj comme un faubourg extérieur continu
dont la population ne devait pas être de beaucoup inférieure à celle do
la cité proprement dite, renfermée alors dans une enceinte étroite de
murailles. Cette partie de la banlieue, désignée aussi sous le nom de
suburl)rum (subiu^bium sancti Arnulfi, suburbimn sancti Symphoriani),
était comprise toute entière dans le territoire de l'immunité avec le
.subïirbium sancti Stephani, tandis que les trois autres faubourgs de
Purte-Muzelloj d'Uutre-Moselle et de Vicetum (Port SaîlliJ restèrent
soumis au comte et au juge de la cité.
Suivons la voie romaine qui sortait de Metz par la porte de
Scaritonne, nous arrivons au village de Monti^ny et plus loin à celui
d'Augny, Montigny, situé près de la tombe de saint Clément, paraît
avoir lié le premier territoire concédé aux évéques de Metz. Quant à
Augny, c'était ime possession immémoriale de Tabbaye de Saint-Sym-
|ihorion. Les plus anciennes chartes de possession du chapitre et des
sLx grandes abbayes de Metz déjà existantes nous montreraient qu'elles
s'él aient enrichies de beaucoup de domaines de Saint-Etienne et que
la plupart des villages du pays Messin étaient en leur possession. La
charte de fondation de Tabbaye de Gorze par Chrodegand (749J nous
apprend que la terre de Haldigny, sur laquelle s'éleva cette abbaye, et
') Campum Metensem benedixit praesal et héros
Qiiem Basiiicaa jamqnc sacrato rïominc dicuDt.
(Poésie de Winricus suus Adalbéron II, 964 — lOOô.)
^ Calmetj I, 394. Dedi etiam totuui bannuin et cenlenarn quinqiie paro-
cbiariim in vilLi i|tîae dicitur ad Basilicas sjtarum^ scilicct saueti Johaimis
Bajdijstac^ sancti Gencsii^ i^anctae Mariae ad martyres^ sancli Laurtnlii, sancliquo
Anmntii.
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— 90 —
quinze autres terres qui lui furent concédées, furent toutes détachées
du domaine de saint Etienne. Citons seulement dans le pays Messin:
le ban de Saint-Remy avec Téglise de Scy, Téglise de saint André à
Jouy, réglise de saint Martin à Cuvry et la dîme des vignes de Marly ^).
Voilà, à n'en pas douter, quelques-unes des églises et des villages
(ecclesias et vicos) désignés dans le diplôme de Charlemagne.
Il nous reste à découvrir un castellum. Au sommet de la colline
de forme conique qui sépare le bourg de Jouy-aux-Arches du village
d'Augny, et qui est connue aujourd'hui sous le nom de mont Saint-
Biaise, se dressait au commencement du douzième siècle, une maison-
forte désignée sous le nom de Nuefchastel (1130 Albertus et Wirictis
de Novo Castro). D'une part la dénomination de Novum Castrum sup-
pose que cette forteresse avait été reconstruite et agrandie avant le
douzième siècle, et qu'elle était désignée auparavant sous le nom plus
modeste de castellum. D'autre part, nous verrons encore, à la fin du
douzième siècle, les seigneurs de Neufchastel exercer les droits de
voués de Chambre et de Montigny et conduire les délinquants dans les
prisons du mont Saint-Biaise. Enfin la situation de cette forteresse au
milieu des terres de Tévêché nous autorise à conclure que c'était
précisément un des castella visés par le diplôme d'immunité, et que
le Nuefchastel a appartenu dès le principe aux évêques de Metz, qui
en firent le premier siège, ou du moins la première maison-forte de
leur pouvoir temporel et l'assignèrent pour résidence au voué primitif
de leur Eglise dans le pays Messin.
Mais revenons à la situation créée ou plutôt confirmée par le
diplôme de Charlemagne. Une fois en possession du privilège d'immu-
nité restreinte sur les hommes et les domaines de leur Eglise, les
évêques de Metz ne devaient pas tarder à rendre cette immunité com-
plète par l'acquisition de la juridiction civile et criminelle sur cette
même familia de Saint-Etienne, et par l'abolition des trois exceptions
stipulées dans le prœceptum impérial. Il serait difficile d'assigner une
*) Çartûlaire de Gorzc, T. 1. — Histoire de Metz^ III, 6—8. Dans une charte
de 763 (Calmet I, 274), Chrodegand fait à la même abbaye une nouvelle donation
de biens de Saint-Etienne (donamus de rébus sancti Stephani ad illam basilicam)
situés à Metz, dans le pays de Worms, dans les Woëpvres, en Champagne. —
Cfr. une charte d'Angelram à la même abbaye, en date de 770 (Calmet, I, 285) :
Donamus . . . res illas de ratione sancti Stephani ... in pago Bedinse ... in
pago Wabrinse . . .
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— 91 —
date précise aux différentes phases de cette transformation; mais elle
paraît accomplie avant la fin du neuvième siècle ^). Un diplôme perdu
de Louis-le-Débonnaire, mais dont l'existence est attestée par les pri-
vilèges de Henri III (1052) et de Henri IV (1070), pourrait bien avoir
porté des concessions plus étendues que le prœceptum de Charlemagne,
ou du moins négligé de renouveler les trois exceptions. Ce qui est
certain, c'est que, dès Tannée 857, les sujets de Tabbaye de Saint-
Arnould, soumise à Tautorité des évêques, jouissaient de l'immunité du
service militaire et de l'exemption de toute espèce de contribution de
guerre, sans doute par suite d'une concession qui s'étendait à tout
révêché^). L'abbaye de Hornbach, également soumise à l'Eglise de
Metz, jouissait même de ce privilège dès l'année 833 ^). Cette situation
privilégiée décida beaucoup d'hommes libres à renoncer à leur liberté
et à se placer volontairement, avec l'autorisation du souverain, en
qualité de censitaires, sous la tutelle de l'Eglise ou des abbayes: ils
échappaient ainsi à la juridiction et à toutes les exactions des juges
publics pour jouir, moyennant un cens modique, de toutes les im-
munités assurées aux sujets ecclésiastiques. Ce fut particulièrement
cette classe d'hommes qui fournit à l'évêque ses fidèles^ dont les uns,
attachés spécialement à son service, prirent le nom de ministérielles
(tels furent le sénéchal, le maréchal, le bouteiller) ; au-dessus d'eux
étaient les hommes de condition tout à fait libre et de haute no-
blesse, viri nobUes. Les uns et les autres, en récompense de leurs
services, tenaient des évêques des terres, des rentes en argent ou
en nature, différents autres droits, quelquefois jusqu'à des églises, à
titre de bénéfice, de précaire, et plus tard de fief héréditaire^). Ces
deux classes distinctes de fidèles (nobïles et ministeriales) formaient
avec les grands dignitaires ecclésiastiques, la cour de l'évêque et appo-
*) Cfr. Sauerland, Immunitat, p. 23-26 — Dôring, Beitràge, p. 8-9.
*) Histoire de Metz, III, 30. Charte de Tempereur Lothaire, du 12 nov. 8ô7 :
Winibertus, tempore quondam Drogonis Metensis archiepiscopi (+ 855), res su»^
proprietaiis ad ecclesiam sancli Arnulfi ea conditione subjecit ut ipse vel infantes
sui ab omni publica exaclione et exercitali expeditione redderentur immunes.
') Charte de Lothaire, Monumenta Bojica, XXXI, 46.
*) L'aleu {alodium) était un bien patrimonial et propre, libre de toute rede-
vance et du service militaire. Le bénéfice {benefîcium) était une terre ou un bien,
dont la jouissance était accordée au bénéficiaire pour sa vie seulement. La pré-
c^re (precaria) supposait une donation de biens, dont le donateur conservait la
jouissance jusqu'à sa mort, avec d'autres biens qui lui étaient accordés en ré-
compense. Le fief (feodum) était concédé à titre héréditaire, à charge d'hommage
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— 92 —
saient leurs signatures aux chartes épiscopales. Ainsi l'autorité militaire
des comtes sur les hommes libres de l'Eglise était passée aux mains
de révêque. Ce fut à lui désormais qu'il appartint de proclamer Thé-
riban sur les terres de l'immunité, à lever des contributions pour la
guerre, à demander des subsides et des contingents aux abbayes épi-
scopales*), à appeler les hommes libres sous les armes et à organiser
des milices pour la défense de l'évêché. L'Eglise de Metz se trouvait
dans cette situation en 882, lors de l'invasion des Norhiands. Nous
voyons en effet l'évêque Wala organiser lui-même la résistance, et
marcher personnellement à la tête de ses troupes, secondé en cette
circonstance plutôt que devancé par le comte de Metz.
Avec rimmunité militaire, les évêques avaient obtenu Texemption
complète de la juridiction du comte, et pleins pouvoirs pour rendre
entière justice à leurs sujets sur le territoire de l'immunité. Les do-
cuments font complètement défaut pour préciser la date de cette nou-
velle acquisition; mais des raisons d'analogie permettent d'affirmer
que c'était un fait accompli à la fin du neuvième ou au commencement
du dixième siècle ^). En conséquence, les sujets de l'Église n'étaient
plus justiciables devant le tribunal du comte, ni personnellement, ni
par représentation. Les évêques rendaient la justice en dernière ins-
tance, soit en matière civile soit en matière criminelle, tant sur les
domaines de leur Eglise que sur les terres des abbayes qui leur restaient
soumises. Ils étaient substitués aux comtes pour présider régulièrement
les trois plaids annaux ou pour tenir des plaids secondaires où bon
leur semblait^). Ce fut principalement au profit des voués de l'Eglise
que s'opéra cette transformation.
in. La vouerie épiscopale messine. Qu'était-ce que la vouerie? Il
serait difficile d'en donner une définition adéquate, l'institution ayant
varié avec le temps et subi des transformations successives. Rappelons
et de service militaire. Une charte d'Angelram pour l'abbaye de Gorze en 770 in-
dique déjà dix domaines de Saint-Etienne, donnés, les uns à titre de bénéfice,
les autres à titre de précaire (Calmet I, 288). Sur la distinction de bénéfice «t
de précaire, la fréquence et Tabus de leur concession, Cfr. Dôring op. cit. p. 118-129.
*) Calmet, I, 338. Charte d'Adalbéron pour Tabbaye de Gorze : quodsi (Abbas)
omnem teneret abbatiœ terram, oporteret et satellites tenere, cum quibus publiée
militaret.
2) Sauerland, ImmunMt 30. — Waitz, D. Verf.-Gesch. VII, 228.
^) Une charte de 984 constate Tusage des trois plaids annaux dans les do-
maines de Tabbaye de Gorze, Unusquisque mundalium . . in anno tria placita ob-
servabit {Cartulaire de Gorze j n9 176).
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seulement que c'était en principe une institution ecclésiastique qui ré-
montait À la plus haute antiquité. Après Fédit célèbre de Constantin
qui rendit la paix au monde et à Tempire et la liberté religieuse aux
chrétiens, l'Eglise ne tarda pas à acquérir des biens temporels. Les
^ ^^^' évêques avaient confié d'abord à un diacre, puis à un archidiacre la
gestion des intérêts matériels. Plus tard, ils sentirent le besoin de
s'adjoindre des hommes spéciaux et instruits, des défenseurs laïques,
qui se chargeaient de les assister de leur conseil et de les représenter
^' ^^ pour leurs intérêts temporels devant les tribunaux civils. C'est à ce
^^'^ défenseur qu'on donna le nom d'advocatus. Le voué était donc à
l'origine, et dans toute la force du terme, V avocat des églises, V avocat
^ioD des pauvres. Les Pères, réunis au concile de Carthage, en 401,
l'ire s'adressent à l'empereur pour le supplier d'établir dans toutes les
i'^ Eglises, de concert avec les évêques, des défenseurs capables de pro-
ou- téger les pauvres contre la puissance des riches (ut defensores eis
m (i. e. pauperibus) adversus potentias divitum, cum episcoporum provi-
nt sione, delegentur *). Le code Théodosien consacra législativement cette
Dl institution, qui fut reçue dans toute l'Eglise et qui fut respectée par
ni les Francs. Le premier personnage qui apparaisse revêtu de cette
r dignité à Metz est im nommé Flitomer. Il vivait en 578 sous Té-
s vêque Villicus et sous le roi Childebert. Une lettre de Gogus, adressée
t ^ à Pierre, évêque de Metz, le loue comme ayant été un bon gérant de
; l'Eglise de Metz sous l'épiscopat précédent (qui sub praeterito sacer-
dote actionem ecclesiae laudabiliter gubernavit *). Il paraît, par cette
lettre, qu'il faisait partie du clergé de la cathédrale. Les Annales de
Metz, d'après Abel, lui donnent le titre de voué de l'Eglise de Metz
(advocatus ecclesie Metensis).
Plus tard, quand l'Eglise eut obtenu des privilèges d'immunité,
elle plaça des voués à la tête de ses villes, de . ses châteaux et de
tous ses domaines. Charlemagne et son fils portèrent successivement
trois lois remarquables sur les voueries: la première enjoignait aux
Eglises d'avoir un voué pour tout comté où elles possédaient quel-
ques biens; la seconde ordonnait de prendre toujours pour voué dans
un comté l'un des propriétaires de ce comté; la troisième enfin dé-
clarait les comtes et les centeniers inhabiles à être voués dans leurs
circonscriptions respectives. Il suit de là qu'il devait y avoir dans le
pays Messin un voué spécial, unique à l'origine, et toujours distinct
») Condl. Carthag. an. 401.
«) Duchesne, tom. I, p. 863.
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— 94 —
du comte et du juge de la cité. En 756, c'est un nommé Wulfram
qui est voué de Tévêché; il signe, après l'évêque Ghrodegand, la
charte de fondation de Tabbaye de Gorze ^). Au neuvième siècle, c'est
Anselmus qui signe le premier une charte d'Angelram datée de 858 ^).
L'année précédente il était intervenu dans une charte de Fredolaus
pour l'abbaye de Gorze. S. Anselomi advocati^).
Sous le régime de l'immunité restreinte, les défenseurs ou voués
acquirent une plus grande importance et commencèrent à figurer dans
l'histoire. Entre leurs mains fut remise la gestion de tous les droits
que les évêques et les abbés ne pouvaient exercer canoniquement eux-
mêmes et ils se trouvèrent ainsi les mandataires et les représentants
de l'Eglise en presque toutes ses affaires temporelles. Les fonctions
plus étendues des voués nous sont indiquées dans le praeceptum de
Charlemagne, qui les appelle les agents de V Eglise (agentes ipsius ecdesie):
1. Us exercent, au nom de l'Eglise, une juridiction inférieure sur les
sujets ecclésiastiques, reçoivent leurs plaintes et leur font droit dans
des audiences privées (in eorum privatas audientias agentes ipsius ecdesie
unicuique . . . directum facerent) ; — 2. lorsque les causes allaient au
tribunal du comte, ce qui devait être le cas pour les causes mixtes
et les causes criminelles'), les voués répondaient pour leurs mandants
et leurs protégés, prêtaient serment pour les évêques et les prêtres et
recevaient le serment de la partie adverse (et ab aliis simulque per-
ciperent veritatem); — 3. les voués sont substitués aux agents du
fisc pour lever les amendes, les redevances et les compositions con-
cédées à l'Eglise (et ubi feodum (lisez fredum) ipsi agentes . . . ecdesie
acciperent, freda ad ipsa loca sanctorum deberent . . . proficere in
augmentum); — 4. ils furent investis implicitement d'attributions de
police sur le territoire dont l'entrée était interdite aux juges pubhcs.
Avec l'immunité complète accordée à l'Eglise, le rôle du voué
grandit encore. Il est à la fois le premier officier de la nouvelle
seigneurie ecclésiastique, le grand justicier de l'Eglise et son bras sé-
culier pour les affaires militaires et la disposition de la force publique.
A rintérieur du domaine de l'immunité, il commence à exercer la
justice seigneuriale au nom du prélat exempt et à tenir des plaids
>) Histoire de Metz, III, 9.
«) Cartulaire de Gorze, p. 75 et 76.
*j Le passage du praeceptum: Si homincs eorum pro quolibet excessu
feodum (lisez fredum) dissolvebant . . . laisse supposer que les cas de crimes
étaient réservés au tribunal du comte.
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— 95 -
semblables à ceux des magistrats royaux. En principe, il ne devait
pas tenir de plaids hors de la présence du seigneur ecclésiastique ou
de son délégué^), et une charte de l'empereur Henri II pour Saint-
Maximin de Trêves, en date de 1023, lui défend de tenir d'autres
plaids que les trois plaids annaux et d'établir de son chef des sous-
voués (Et ut advocati nuUum post se ponere audeant qui vocetur
proadvocatus, nuUumque placitum, praeter tria jure débita, in abbatia
tenere praesumant*). Une charte de 112P) pour l'abbaye de Longeville
nous apprend que ces trois plaids annaux se tenaient régulièrement le
lundi après Noël, le lendemain de Pâques et le lendemain de la Pente-
côte. Les droits de la vowerie de Montigney nous apprennent qu'au
douzième siècle »messire li evesque et li voweiz doient tenir lor annalz
plais sus les degreis en Chambre*; il n'y a pas de doute que ce ne
fussent les assises primitives de la vouerie épiscopale de Metz. — Le
voué était devenu en même temps le chef militaire de sa circonscrip-
tion. Lorsqu'on proclamait Thériban du roi ou lorsqu'il fallait protéger
par l'épée le territoire de l'Eglise, le voué marchait en tête des
hommes d'armes de sa vouerie. A Metz, comme ailleurs, la bannière
ou le drapeau du ban, lui était mise en mains le jour où il prenait
possession de sa charge, et toutes les fois qu'on allait en l'ost contre
l'ennemi public, il venait la prendre solennellement sur l'autel de
Saint-Etienne.
Le voué était, par la nature de ses fonctions, un officier épiscopal ;
mais, par deux endroits, il restait dans la dépendance immédiate du
souverain. Sa nomination avait lieu parfois directement par le souverain^),
ou plus ordinairement sur la proposition des évêques avec l'agrément
du souverain. Ensuite le ban ou l'investiture pour la justice criminelle
lui était conféré par le souverain lui-même, l'EgUse ayant, comme on
disait alors, horreur du sang.
Pour émoluments les voués avaient le tiers ae toutes les amendes
imposées dans le ressort de leur vouerie, une redevance annuelle sur
tous les manses, des droits de gîte chez les sujets et d'aubaine sur les
0 Hontheim, Diplom. I, 328. Charte d'Othon III pour Saint-Maximin (990).
«) Hontheim, Diplom. I, 360. Charte de Henri II (1023).
>) Calmet, II, 267. Charte d'Etienne de Bar (1121). Secunda feria in Natale
Domini et in Pascha et in Pentecoste (libéra familia ecclesiae) annali placito
semper interesse débet.
*) Beyer, Urkundenbuch, I, 230. Charte de 928. S. Vuolmari advocati, cui
Vvormatie in publico mallo officium advocationis (Trevir.) traditum est ab Hen-
rico rege.
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— 96 -
étrangers; enfin, et c'était leur meilleure part, ils se firent inféoder une
partie considérable du domaine ecclésiastique.
Avec Hamédée, le voué épiscopal nommé en 933, dans une
charte d'Adalbéron I, nous abordons le dixième siècle.
Chapitre IL
Accroissements de la puissance épiscopale au dixième siècle. —
I. Dissolution lente du comté de Metz: il n'y a plus un seul
comte royal authentique de Metz de 900 à 960; Tancien comte
est rélégué de la ville à la campagne. — II. Acquisition du palais
royal par les évêques (886 — 933) ; l'ancien voué épiscopal devenu
comte du palais. III. Cession du comté et de la justice de Metz
aux évêques: nouveaux aperçus sur la vérité, la date et l'étendue
de la cession ; examen critique du texte de Meurisse — IV. Liste
des comtes du palais au dixième siècle.
>Ici se présente la question si souvent controversée de la con-
cession du comté de Metz aux évêques, c'est-à-dire de la double juri-
diction civile et criminelle sur la classe des hommes libres, qui avait
continué d'exister à Metz depuis la dissolution du pagus, et dont l'an-
cien comte du pagus^ maintenant réduit à la ville seule, était toujours
le chef^).« C'est en ces termes précis que le problême a été posé par
Klipffel en 1867, et cet auteur, après avoir soumis le débat à un
nouvel examen, se flattait d'y apporter une solution définitive et im-
partiale, en se dégageant de tout esprit de parti et en puisant dans
la science critique de son temps des ressources précieuses qui manquaient
à ses devanciers. Cependant les controverses ont recommencé depuis,
sinon sur le fait même, du moins sur la date et l'étendue de la con-
cession. En avançant la date d'une trentaine d'années, Dôring a été
amené à poser le problême en termes bien différents et qui ne sont
pas exempts de confusion. Partant de la supposition tout à fait gra-
tuite qu'il existait une vouerie de la cité au commencement du dixième
siècle, il estime que la haute et basse juridiction sur les hommes libres
a été accordée à l'évêque avec le droit de nomination du voué de
la cité «).
') Metz, cité épiscopale et impériale, p. IB.
*) Dôring, Beitràge, p. 13-15. Wann ist nun dem Bischof die selbstândige
Belehnung des von ihm abhângigen Stadtvogtes zu Teil geworden?
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- 97 - ,
Il y a donc une première difficulté, celle de bien poser la question,
et qui tient à l'obscurité même du problême. Il n'est pas exact de
dire avec Klipffel que le pouvoir du comte fût réduit alors à la ville
seule: il avait certainement encore la garde et la police des voies
publiques, la surveillance des domaines du fisc et particulièrement des
forêts jusqu'aux anciennes limites du pagus. D'autre part, il n'est pas
nécessaire de prétendre que l'évêque ait succédé d'emblée aux droits
du comte dans toute l'étendue du comté; la cession pouvait être res-
treinte à la ville et à son district, c'est-à-dire, à la banlieue, en sorte
que la cité et la banlieue auraient été démembrées du comté pour
être réunies à l'évêché, tandis que la partie rurale de l'ancien pagus
Metensis aurait continué à obéir à un comte royal *).
Parmi les causes qui ont retardé la solution du problême, il faut
mentionner avant tout la pénurie de documents, et l'absence de tout
titre authentique attestant la réalité de la donation des droits du comte
aux évêques Messins. L'Eglise de Metz a bien possédé, comme celle de
Trêves, des privilèges Othoniens dont l'existence est rappelée et attestée
par deux diplômes impériaux postérieurs d'un siècle, émanés de Henri III
(1052) et de Henri IV (1070)^); mais ces privilèges Othoniens sont
malheureusement perdus. Encore, s'ils étaient retrouvés ou si nous en
connaissions le contenu, il n'est pas sûr qu'ils trancheraient la question.
Par l'endroit-même où ils sont rappelés, il paraît que c'étaient des
diplômes d'immunité, renouvelant et confirmant 1ns anciens privilèges
de l'Eglise de Metz en termes presque identiques au prœceptum de
Charlemagne, et non des chartes de donation, accordant des concessions
spéciales. On peut en juger par le diplôme d'immunité qu'Othon I
accorda à l'Eglise de Trêves en 947 et qui nous a été conservé ^).
') Dôring admet au moins la possibilité de cette distinction lorsqu'il dit
{Beiiràge, 81) : Vor Allem aber ist die Stadt aus dem Gauverbande ausgeschieden.
*) Meurisse 358, 360 — Histoire de Metz, III. 94. — Sauerland, Immunitàt,
144: . . qualiter vir venerabilis Adelbero sanctae Metensis ecclesia; episcopus ob-
tulit obtutibus nostris auctoritatem immunitatis antecessorum nostrorum regum
Karoli imperatoris, seu Lodici filii ejus. ac Ottonum imperatorum.
^) Sigebert de Gemblours, dans la vie de Thierry I, évêque de Metz, nous
a conservé une charte d'Othon III, datée de Mantoue (20 juin, 983), qui pourrait
bien être le diplôme rappelé par ceux de 1050 et de 1072. Cette charte confirme :
1» la fondation de Tabbaye de Saint-Vincent, 2*» Térection d'un marché à Epinal,
39 les privilèges accordés antérieurement à TEglise de Metz (ut familiis ecclesi*
sti Stephani . . . legem a praedecessoribus nostris, regibus scilicet et imperatoribus,
illis concessam . . . noviter eis concederemus atque confortaremus . . .) Le cha-
pitre qui renferme cette charte est intitulé < De immunitate ecclesiasticarum fami-
liarum ». Cfr. Sauerland, 63-64.
7
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— 98 —
A défaut d'un diplôme impérial, pouvons-nous du moins invoquer
une chronique, une source contemporaine? Ici encore, il y a un aveu
pénible à faire: aucun auteur, aucun document du dixième siècle, ne
fait la moindre allusion à la cession du comté aux évêques. Le silence
du chroniqueur à qui nous devons la vieille histoire des évêques a
même été invoqué contre l'abandon du comté. Ce n'est que dans un
document postérieur de plusieurs siècles, dans une notice de seconde
ou troisième main, recueillie par Meurisse et empruntée à la Chronique
dite de Praillon, que nous trouvons ces renseignements: >Othon II, à la
poursuite de l'impératrice Théophanie, céda à Theodoric P' tous les
droits régaliens de la ville, depuis quoi ils (les évêques) ont été comme
souverains. Mais Othon I®' avait déjà cédé à Adalbéron son devancier
le fief de la vouerie, sousvouerie et comté de Metz et l'établit par ce
moyen seigneur absolu sur cette ville» ^). Mais la notice en question
est obscure et invraisemblable en elle-même; la chronique de Praillon
qui s'arrête à l'an 1497 ne peut prétendre à l'autorité d'une source
contemporaine; les chartes d'Othon I*' et d'Othon II, auxquelles elle
se réfère, n'ont pas pu être produites et n'ont laissé aucune trace dans
l'inventaire de la chancellerie de Vie. Ces chartes ont-elles jamais
existé ? Les auteurs de l'Histoire de Metz exprimaient déjà leur opinion
sur ce point en qualifiant ces documents de : fausses donations d'Othon J*'.
Nous trouvons une autre cause de tâtonnements et d'erreurs dans
l'ignorance des institutions antérieures, dans les opinions confuses et
contradictoires sur les derniers comtes de Metz, et dans les listes
fantaisistes qu'on en a dressées et qui ont été acceptées sans contrôle ^).
Ce fut encore le défaut de science critique chez les anciens historiens ^) ;
*) Meurisse, 314.
') Voici quelques listes des comtes Messins admis pour le X« siècle:
Benoît Picart (Hist. de Lorr. et Hist. manuscr. de Metz): 1) Adelard, 882; 2) Gérard,
frère de Matfrid, 902; 3) Ricuin; 4) Adalbert, 940, 944; 5) Richard, 971. — Calmet
{Hist. de Lorr., I, CXV): 1) Ricuin, 880; 2) Adelardus, 882; 3) Hamedeus cornes
palatii, 933; 4) Tintebaldus cornes palatii; 6) Gérard ou Matfrid, son frère
6) Adelbert, 944; 7) Richard, 971. — Abel {InstU. Comm., 467): 1) Adalard, 882
2) Ricuin, 887; 3) Gérard, 902; 4) Gerbert, 914; 5) Amédée, 933; 6) Titebald
comes palatii, 938; 7) Adalbert, 940, 944; 8) Thiebert, Theodebert, 957, 967
9) Richard, 971. - Dôring {BeitrOge, 10): 1) Adalhard, 882; 2) Segoldus, 886
3) Erlebaldus, 912; 4) Ricuin, 914, 918. — Sauerland {Dôring's Beitràge): 1) ? Rich-
win 918; 2) Matfrid, 926; 3) Adalbert, 944.
') Philippe de Vigneulle (Chroniques de Metz, Mss. 88—89, I, 165), dit
naïvement, au sujet du voué, que dans la cité de Metz »la chose publicque estoit
gouvernée, régentée et aministrée soubz les Ampereur, Roy et aultre grant sei-
gneurs, par ung Awoués. qui en leur nom y régentoit, et par les V noble lignée avec
le Commun . . . lesquelles depuis ce tamps ont obtenu par acquaist ycelle vouerie*.
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- 99 -
les préjugés des Messins qui étaient intéressés à proclamer Tindépen-
dance de leur cité et à effacer tout souvenir de la domination épis-
copale^); l'ignorance de la topographie locale chez plusieurs modernes^);
chez la plupart enfin, Tabsence d'une critique sévère et d'une saine
méthode historique.
L'auteur des présentes recherches n'a pas la prétention de venir
trancher une question aussi ardue, dont il laisse la solution définitive
à d'autres plus compétents ; il se propose seulement de redresser quel-
ques erreurs trop longtemps accréditées, d'éclairer la question en la
débarrassant de plusieurs prémisses inadmissibles, et en en distinguant
les différents côtés, d'apporter enfin dans le débat quelques aperçus
nouveaux qui mériteront peut-être d'être pris en considération.
I® Dissolution lente du comté de Metz, Avant d'étudier ce que le
comté de Metz est devenu au dixième siècle, il faut constater, s'il y a
lieu, les derniers vestiges de son existence comme office royal. Or,
depuis l'an 886 jusqu'en 960, et jusqu'à la fin du siècle, aucun docu-
ment ne nous montre le comte de Metz dans l'exercice officiel de ses
fonctions, soit comme administrateur du comté, soit comme gouverneur
ou défenseur de la cité, soit comme président des plaids publics pour
rendre la justice ou pour authentiquer des actes extra-judiciaires*). On
n'objectera pas que les actes de l'autorité civile ne nous ont pas été
aussi bien conservés que les archives des Eglises et des abbayes. Nous
trouvons bien en 912 le comte royal Erlebald présidant les plaids à
*) C'est sous Tempire de ce préjugé que les bourgeois Messins s'émurent
en 1633, à Pannonce de VHistoire des Ecesques de Meurisse, et demandèrent que
cet ouvrage fut soumis à la censure des magistrats, comme attentatoire aux
droits de la cité. Le Parlement rendait encore un arrêt au siècle dernier, inter-
disant aux évoques les titres de princes de Metz et du Saint-Empire. En 1870,
Abel se faisait le dernier champion de Tancienne théorie de l'indépendance de la
cité par rapport aux évêques.
*) Doring et Sauerland lui-même, à la valeur scientifique des travaux des-
quels nous rendons un juste hommage, n'ont pas apporté dans leurs recherches
une connaissance suffisante des questions locales. On pourrait signaler dans le
livre du premier une foule de méprises; la plus grave, c'est la confusion du
pays Messin avec tous les paçi voisins. Le second identifie encore le pagus
Metensis avec le Moselgau et avec le pagus Matensis.
') Doring {Beitràge^ 16) avance qu'en 912 et en 914 le comte royal dirigeait
encore les plaids; mais les deux chartes auxquelles il se réfère, ne peuvent pas
s'appliquer au comte de Metz ; la première met en scène un comte de Scarponne
(912 Âctum in Scarponna, in Mallo publiée) ; la seconde, Ricuin, comte de Verdun
(914 Actum Virduno, in Mallo publiée, coram Ricoino comité).
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— 100 —
Scarponne^), et le comte royal du Saulnois, Théodebert, convoquant
les échevins et dirigeant les plaids deux fois en 958, une fois le 21 avril
apud Mortismum^), et deux mois plus tard, le 16 juin, in villa Dexte-
raca^). On pourrait ajouter d'autres exemples encore. Dans tout le
courant du dixième siècle, il n'y a qu'un seul document à notre con-
naissance qui fasse une dernière mention du comté de Metz: c'est la
charte d'Othon P' en faveur de l'abbaye de Saint-Pierre qui signale
dans ce comté le village de Borny {960 Bumeu in comitatu Metensi ^).
Mais cette mention isolée suffirait-elle pour conclure rigoureusement à
la durée et à la persistance de l'office royal? Le comté de Metz pouvait
bien n'être plus alors qu'une expression géographique conservée par
l'usage, comme c'est le cas aujourd'hui pour la Franche-Comté et le
Comtat Venaissin. ^
Mais quel a été le dernier comte royal de Metz? C'est Adalbert,
tué en 945, suivant les uns^); c'est Ricuin, mentionné pour la der-
nière fois en 918, suivant Dôring^); non, répond Sauerland, après lui
vient encore Matfrid dont un document authentique place le comté
dans le pays Messin (926. In pagp Metensi in comitatu Matfridi'^). Il
est temps de démolir tout cet échafaudage d'assertions contradictoires.
La vérité est que nous ne connaissons pas un seul comte authentique
de Metz depuis Tan 900 jusqu'en 960, et qu'aucun de ceux qu'on a
présentés comme tels ne possède de lettres de créance sérieuses.
Laissons les comtes du palais que l'ignorance ou la confusion seules
ont pu faire inscrire sur la liste des comtes de Metz, pour examiner
les titres invoqués en faveur des autres. — 1® Erlehdld^ mentionné par
Doring en 912, présidait au comté de Scarponne et non à celui de
Metz. Il siège en effet dans un mail public, tenu à Scarponne, pour
authentiquer un échange de biens situés dans sa circonscription; il est
assisté régulièrement d'un tribunal de sept échevins. C'est en qualité
de protecteur de l'abbaye de Gorze que Robert, évêque de Metz, inter-
vient dans le même acte, à la tête de ses fidèles, parmi lesquels nous
>) Hist. de Metz, III, 53, 54.
«) Calmet, I, 365.
8) Hist. de Metz, III, 71.
*) Calmet, I, 367.
*) Klipffel, op. cit. 21 ; Sauerland, Wichmaim, Witte.
«) Beitràge, 11. »Ganz sicher aber war der 918 auftretende Ricuin Graf von
Metz . . . und uberhaupt finden wir seit 918 keine Person mehr, welcher wir die
Inhaberschaft jenes Amtes mit Sicherheit zuschreiben kônnten*.
') Bôrings Beitràgey 649.
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— 101 —
remarquons déjà Hamédée, le futur comte du palais *). — 2^ Vient en-
suite Bicuin^ dont Doring fait le dernier comte royal authentique de
Metz. Nous trouvons un Ricuin, comte de Toul en 912*); c'est le même
personnage sans doute en présence duquel fut dressé un acte public,
dans un mail tenu à Verdun en 916 (Adum Virduno, in maUo pubtico,
coram Ricoinù comité)^)] Ricuin aurait-il été encore comte de Metz,
réunissant déjà dans ses mains les trois villes épiscopales, Metz, Toul
et Verdun, qui formeront plus tard la province des Trois-Evêchés ?
En 918, Ricuin, en qualité d'abbé-laïc de Saint-Pierre de Metz, dans
un acte dressé publiquement dans le monastère, dispose de quelques
biens de cette abbaye à titre de précaire^); mais un abbé-laïc de
Saint-Pierre n'était pas nécessairement comte de Metz, d'autant plus
que Ricuin tenait cette abbaye directement en bénéfice du souverain,
qu'elle formait dès lors un territoire à part dans le pays Messin et
qu'elle demeura plus tard sous la souveraineté de la Lorraine. —
3** Matfrid^ le frère du comte Gérard et l'ancien adversaire de Zuenti-
bold, et l'un des seigneurs les plus turbulents de la Lotharingie, a
passé jusque dans ces derniers temps comme un comte bien avéré de
Metz ; on produisait cette fois un titre authentique et qui paraissait irréfu-
table (926. Radinga in pago Metensi in comitatu Matfridi), Badinga^
de l'avis même des partisans de cette opinion, est Rédange à l'est de
Longwy, en plein Matois. Nous avons démontré plus haut que le comté
de Matfrid n'était autre que le Matois et ne pouvait être identifié avec
le comté de Metz ou le pays Messin. — 4° Reste Adalbert^ fils de
Matfrid, dont les auteurs anciens et modernes conviennent générale-
ment de dire qu'il fut comte de Metz*); mais on attend encore une
bonne preuve de cette assertion. Nous savons seulement qu'Adalbert
était fils de Matfrid et frère de Bernouin, évêque de Verdun; qu'il
prenait le titre de comte, comme cinq ou six autres personnages que
nous trouvons avec lui dans l'entourage de Tévêque Adalbéron P"^ ; que
dès l'an 922 il apparaît comme abbé- laïc de Gorze {senior noster sive
*) Histoire (le Metz, III, 63-54. Actum in Scarponna, in mallo publiée. Erle-
baldus cornes manu propria roboravit. Sign. Vuameri. S. Teufridi. S. Geizoni.
S. Sevuni. S. Ailolfuni. Giberti. Harbodi. Albrici. — S. Roberti, qui banc commuta-
tionem fieri et firmare rogavit. S. Hamedei. Gotsaldi. Vuaini. Barnacri. Angelelmi.
«) Calmet, I, 336.
») Histoire de Mets, m, 56.
.*) Histoire de Metz, III, 66. (Riquinus, misericordia Dei, cornes et abba ex
monasterio sancti Pétri Metensis ecclesiae).
*) Saueriand, Dorings Beitràge, 660 »Er (Graf Adelbert) ist wohi sicher der
letzte in der Reihe der kôniglichen Graf en des alten Metzer Gaues«.
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— 102 —
abbas *) et qu'il avait usurpé beaucoup de possessions de cette abbaye,
qu'il tenait en bénéfice ou à titre de précaire et qui lui furent retirées
par le même évêque ^) ; que dans une charte d'Adalbéron, de Tan 942,
portant réforme de Tabbaye de Saint -Arnould, il intervient comme
premier signataire après le duc Othon, en tête de trois autres comtes,
et avant le comte du palais Hamédée *) ; enfin qu'en 945, il périt sous
les coups d'un certain Idon^). Le dernier semblant de preuve qu'on
pouvait invoquer pour faire d'Adalbert un comte de Metz, c'est qu'il
avait dû succéder au comté paternel ^) ; mais d'une part, l'hérédité des
offices n'était pas encore passée alors à l'état de règle générale ; d'autre
part, le comté paternel, le comté de Matfrid, conmie on l'a vu, était
assis sur les bords de la Chiers et de la Crusne, dans le Matois. C'est
là, selon toute apparence, qu'il faut chercher le comté d'Adalbert, et
nous verrons son héritier probable, Albert, le premier duc de Lorraine,
désigné sous le nom de comte de Longwy (1047 nobilissimum Albertum
de Longuicastro)^),
Nous ne connaissons donc pas un seul comte authentique de
Metz de Tan 900 à Tan 960, et le dernier représentant officiel de
l'autorité royale que les documents nous révèlent, est le comte Ségold
qui préside un plaid en 886. Est-ce à dire que les comtes de Metz
aient cessé d'exister, que leur office fût complètement supprimé ou ait
passé en d'autres mains depuis le commencement du dixième siècle?
Ce serait une conclusion exagérée et plus étendue que les prémisses.
Tout semble indiquer, au contraire, que le comté de Metz a subi un
nouveau démembrement, et que ce n'est que par degrés qu'il décline
vers sa dissolution définitive. Une charte de 914 nous fournit, à cet
égard, un renseignement précieux ; elle nous parle de la vUla Fadilico,
in pago Metinse^ in coniitatu Oerhercinse'^). Il s'agit bien du village de
») Histoire de Metz, UI, 58.
*) Vita Joh. Gorz. in Monum. Germ. IV, 347.
5) Cahnet, I, 349.
*') Heglnon, Oont, in Monum. Germ. I, 619. ad an. 945 >Adelbertus comes filios
Matfridi ab^Idone occiditur*.
^) Wichmann, Adelbero J, p. 164 >Adelbert wird Graf im Metzer Gau ge-
wesen sein, wie sein Vater Matfrid es war.«
•) Laurent de Liège, Hist. episc. Vird., Calmet, I, 210. Ces rapprochements
entre les premiers bénéficiaires du Matois (Matfrid et Adalbert) et les comtes de
Longwy sont importants pour la question des origines de la maison de Lorraine
(cfr. Witte, Genealogische Untersuchungen, etc. Annuaire, V, 2« partie, p. 54, 55 et 67).
') Charte de Tabbé Wigeric pour l'abbaye de Gorze. Hist, de Metz, III, 55.
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— 103 —
Failly près de Vigy, situé dans le pays Messin et dans le comté de
Gerberl. Ce document nous révèle une révolution survenue dans les
régions administratives. Il existait encore dans le pays Messin un
comté, et ce comté ne prenait plus le nom d'un pays ou d'une ville,
mais le nom d'un homme: ce n'était plus le comté Messin, mais le
comté de Gerbert. Rien ne nous autorise à identifier le comté de
Gerbert avec le comté de Metz ou avec le pays Messin, pour voir en-
core, avec Abel, un comte Messin dans Gerbert^). Bien au contraire,
cette nouvelle dénomination paraît avoir été mise en vigueur à la
suite d'un démembrement récent: la ville de Metz a cessé de donner
son nom au comté parce qu'elle a cessé d'en faire partie, et l'ancien
comte royal est relégué dans la campagne de Metz. Cette conclu-
sion, que nous ne faisons qu'indiquer ici, sera éclairée et confirmée
par toute la suite de nos recherches. En face de l'agonie du comté,
voyons d'autre part les progrès constants de la puissance épiscopale.
II. Acquisition du palais royal par les evêques (886—933). Au
dixième siècle, nous voyons apparaître dans l'entourage de l'évêque un
personnage nouveau en apparence ou qui paraît du moins revêtu d'un
titre nouveau avec des fonctions plus étendues: c'est le comte du
palais. (933. Hamedeus cornes palatii^); (936. S. Uamedei comUis palatii
et advocati^). La conclusion immédiate qui découle de ce fait, c'est que
l'évêque Adalbéron I était alors en possession du palais royal de
Metz, comme il l'indique lui-même dans la charte de 933, dressée
publiquement à Metz, avec le consentement, est-il dit, de nos abbés,
de nos chanoines, des nobles hommes de notre palais et d'autres
nobles (per consilium abbatum et canonicorum nostrorum et cum Pa-
latii nostri et aliorum nobilium laicorum, se. consilio vel consensu^).
Ce palais n'était plus l'ancienne demeure épiscopale voisine de
la cathédrale et toujours désignée sous le nom de domus. C'était le
palais royal, l'ancien palais des rois d'Austrasie, situé au haut de
Sainte-Croix, sur l'emplacement actuel du temple protestant, rue des
Trinitaires. Cette situation sur le point culminant de la ville était in-
diquée par la nature des lieux. Elle est confirmée par les substructions
considérables qu'on y trouve encore aujourd'hui et par un passage de
la vie de saint Gall où il est dit qu'il fallait monter pour arriver au
*) Abel, Institutions Commun.y Mém. Ac, 1870, p. 467.
'^) Charte d' Adalbéron I pour Gorze. Calmet, I, 338.
») Histoire de MeU, lU, 60—61.
*) Calmet, I, 338.
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— 104 —
palais (ascendamtis in pàlatium^), Dieudonné^) dit de Tancien hôtel
épiscopal: >Cet édifice ancien fut bâti près de la cathédrale en 1314.
Le palais épiscopal plus ancien que celui-là était avant 1314 au Haut
de Sainte-Croix.* Dans la suite le palais fut, avec la justice et la
monnaie. Tun des fiefs que Tévêque reprenait de Tempereur: »rEvesque
de Mets, qui que le soit, reprend en fied d'ung Empereur III choses,
que ledit Evesque ait en la cité et la thierce est THostel Impérial,
scitué en la dite cité, et est celuy où ledit Evesque se thient^)«.
Saint Grégoire de Tours nous apprend que le roi Childebert II
avait sa résidence dans le palais de Metz (intra Mettensis urbis pala-
tium stetisse**). Ce palais est encore mentionné dans une charte de 743
(datum Métis in pàlatio régis ^). Après les anciens rois d'Austrasie, il
fut occupé par les derniers rois de Lorraine et était demeuré vacant
à la mort de Zuentibold, arrivée en 900. L'évêque, déjà maître d'une
partie de la ville ^), était naturellement désigné pour en recueillir la suc-
cession. A quelle date eut lieu la cession du palais aux évêques? Nous
connaissons les deux dates extrêmes entre lesquelles il faut la placer.
En 882, dans une charte donnée à Metz en faveur de Tabbaye de Gorze,
Charles-le-Gros l'appelle encore pàlcUium nostrum ') ; cinquante ans plus
tard, en 933, c'est Adalbéron I, évêque de Metz, qui en est possesseur
et qui l'appelle son palais (cwm paiatii nostri et aliorum nohilium con-
silio^). Mais comme Adelbold, le familier de Wigéric, remplissait sans
doute déjà les fonctions de comte du palais, il y a lieu de faire re-
monter cette cession aux premières années du règne de Wigéric ou
aux dernières années de l'épiscopat de Robert, c'est-à-dire à la libé-
ralité des derniers Carlovingiens.
Cette acquisition du palais, antérieure ou contemporaine à celle
du comté, est un fait acquis dont l'importance n'a pas été assez re-
marquée. C'est une démonstration et une conséquence de la situation
prépondérante que les évêques avaient prise dès lors dans la ville même,
à côté, au-dessus, ou apparemment à l'exclusion des derniers représen-
tants de Tautorité royale, réduits à une portion rurale du pagm Me-
^) Bévue d'Amtrasie, 1843, II, 103. — Kraus, Kumt und Altertum, III, 385.
*) Metz, Biblioth. de la ville ^ mssc. 159, p. 41.
3) Histoire de Metz, IV, 510.
*) Gregor. Turon. VUI, 36.
*) MG. JDD. I, 104.
®) La cité épiscopale, comprise dans rimmunité, — distincte de la cité
royale qui dépendait du comte.
') Histoire de Metz, III, 43.
8) Calmet, I, 338.
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— 105 —
tenais, où ils ne devaient plus jouer qu'un rôle effacé. Le palais devient
dès lors le siège de la cour épiscopale, le centre d'une nouvelle or-
ganisation politique et le terme qui sert à qualifier tous les rouages
de l'administration. — 1) Le cornes pàlatii (933) ou comte du palais:
c'est le premier officier de la cour de Tévêque, son lieutenant pour les
affaires temporelles, son bras droit au conseil et au besoin à la guerre ;
l'un d'eux est choisi parmi les anciens milites ; deux sont désignés sous
le nom de viri nobiles, nobilissimi] le dernier peut même se vanter
d'être de race royale. — 2. Le senatus paiatii (936^) ou sénat du
palais : c'est la cour de Tévêque, composée des dignitaires ecclésiastiques,
abbés, chanoines et prêtres; des nobles laïques dépendant du palais;
d'autres nobles parmi lesquels figurent plusieurs comtes; et de fidèles
d'un rang inférieur (ministeriales), qui tenaient des terres en bénéfice.
C'est dans cette cour, en présence et avec le consentement de tous ces
conseillers, que se traitent les affaires importantes, que sont dressés
presque tous les actes publics (acta publiée) arrivés à notre connais-
sance, que sont signées et corroborées les chartes épiscopales (933 . . .
per consilium abbatum et canonicorum nostrorum, et cum palatii nostri
et aliorum nobilium laicorum (se. consensu ^) — 936 . . . parique nostri
advocali comitisque palatii reliquorumque fidelium consultu') — 942 . . .
hoc testamentum fuit coram cunctis in palatio recitatum et ab omnibus
voluntarie corroboratum^) etc. — 3. Les nobiles palatii (933) ou nobles
du palais, dépendant spécialement du palais, et distingués des autres
nobles, venus du dehors, et qui sans relever du palais, siégeaient ce-
pendant à la cour de Tévêque. 11 y a donc une distinction à faire
entre senatus et palatium. Le sénat était la cour suprême de tout
l'évêché; du palais dépendaient les hommes libres de Metz et de
son district: avec le palais, l'évêque avait acquis l'autorité sur ces
hommes libres. La Déclaration des droits nous dira que >li frans
homes dou palais sont si frans que nulz nez peult ne feeir, ne deveir,
ne ne doit* ; et que »le jour de l'annal plait doient tuitz ly frans hommes
dou palais l'annal plait. ^). — Les ministripiUatii: ce senties ministeriales,
qu'aucun document ne désigne ainsi, mais auxquels cette qualification
convient aussi, parce qu'ils étaient attachés à la personne de l'évêque
et au service du palais. Us existaient sans doute déjà à la cour d'Adal-
») Histoire de Metz, UI, 102, 118, 141, 148, 150, 160 etc.
«) Calmet, I, 3:^.
») Histoire de Metz, III, 61.
*) Calmet, I, 349.
*) Klipffel, 74.
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— 106 —
béron I"; mais ils ne sont mentionnés que beaucoup plus tard (1111.
De familia sancti Stefani : Borchardus, Albertus, item Albertus, Franco,
Gerardus^). — 1121. Albertus judex, Joannes dapifer, Joannes pincerna,
Franco mariscalcus *). — 5) Enfin, les scabini palatii ou échevins du
palais, qui sont mentionnés pour la première fois d'une manière authentique
en 987, dans un acte d'échange entre Amolbert et Ymmon, abbé de
Gorze, comprenant quelques vignes situées à Scy (S. scabiniorum palatii
Vuilonis. S. Randinci. S. Girbaldi ^) ; mais on les devine déjà parmi les
derniers signataires des chartes d'Adalbéron. Qu'était-ce que les éche-
vins du palais? ce n'étaient pas les échevins subordonnés des trois
centenies de Metz, ni les échevins particuliers de Chambre et de Mon-
tigny: ce qui le prouve, c'est leur intervention dans l'acte de 987, à
la suite du judex, à côté et au-dessus des échevins particuliers de la
centenie de Scy. C'était, à n'en pas douter, l'ancien échevinat du pagus
qui n'avait pas disparu, comme Klipffel l'affirme gratuitement*), mais
qui avait passé avec le palais et comme les hommes libres sous l'auto-
rité de révêque^).
La création du comte du palais a dû coïncider avec l'acquisition
du palais par les évêques et n'a pas besoin d'autre explication. Le
premier titulaire est en même temps voué de l'évêque (936. Hamedeus
noster advocatus et cornes palatii), Dôring a donné au mot advocatus
une interprétation erronée en le traduisant par voué de la cité pour
en tirer cette conclusion que les évêques avaient obtenu dès lors le
droit de disposer de la vouerie de la cité et d'y nommer un titulaire.
La vérité est qu'il n'y avait pas alors de vouerie de la cité et qu'un
siècle plus tard seulement le judex commencera à se nommer advocatus
civitatis (Stadtvogt). Il existait au contraire une vouerie épiscopale qui
s'étendait jusqu'au centre de la cité, et un officier épiscopal désigné
depuis longtemps sous le nom à' advocatus. C'est évidemment cet ancien
voué qui ajoute à ses attributions primitives le titre et les fonctions de j
comte du palais.
') Calmet, I, 528.
*) Calmet, II, 267. A Trêves, une famille de ministeriales adopta le nom
de Falatto et joua un rôle important.
*) Cartulaire de Gorze, p. 165.
*) Metz, cité épisc. et imp., p. 9.
*) La mention des échevins du palais se trouve encore dans deux chartes
de Bertram (1192 per sententiam Nicholai scabini palatii Metensis. — S. d. de scabinis i
palatii: Bonus Amicus, Parvus Episcopus, Wilhelmus de Castello, Wichardus de y
Porta Mosellae) Cfr. Jahrbuch V, 2« partie 7. Sauerland {Immunitat, 43) confond
les échevins du palais avec ceux de la ville.
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— 107 —
Mais quel était son rang, quelles étaient ses nouvelles fonctions ?
C'est la encore une question confuse sur laquelle les opinions sont
partagées ^). Il est certain qu'il tenait le premier rang parmi les officiers
de révêque : il signe les chartes épiscopales, tantôt en tête de tous les
nobles laïques, tantôt après le duc Frédéric et plusieurs comtes, une
fois avant le comte Odoacre, mais toujours avant les familiers de la
cour épiscopale. Sauerland le distingue à tort du grand-voué et du
voué de la cité pour lui assigner un rang inférieur au premier^); il
n'y a aucune trace de l'existence d'un grand-voué distinct au dixième
siècle ^) ; c'est le comte du palais lui-même qui cumule les fonctions de
voué épiscopal {noster advocatus et contes). Quant à ses fonctions nouvelles,
d'une part rien ne permet d'affirmer qu'il ait succédé aux droits de
l'ancien comte royal dans toute l'étendue du comté de Metz. Les
chartes alléguées par Dôring pour lui attribuer la direction des plaids
ordinaires ne sont pas probantes: Théodebert, qui y intervient, n'agit
pas encore comme comte du palais, mais comme comte royal du Saul-
nois, ce qu'il fut jusqu'en 966 ; l'acte n'est pas passé à Metz, mais in
pago et camiiatu Sàtitiensi, in vïUa Dexteriaca^ à Destry, où résidait le
comte ^).
D'autre part cependant, étant données l'importance et la compo-
sition du palais, le titre de comte du palais est significatif: il fait
présumer que celui qui le portait avait la garde du palais, que son
autorité s'étendait sur les nobles ou les francs hommes qui dépendaient
du palais, qu'il exerçait la juridiction en convoquant et en présidant
le tribunal des échevins du palais ; en un mot, qu'il était le lieutenant
civil et criminel de l'évêque au palais, dans la ville, et dans une circons-
cription extérieure qui reste à déterminer, mais qui n'était pas aussi
étendue que le comté ^).
Après la suppression du titre de comte du palais vers Tan 1020,
ses principales attributions passeront en d'autres mains; mais la partie
honorifique de ses fonctions demeurera longtemps encore comme un
^) Sauerland, Immunitàiy 45 >Ein Beamter, dessen Stellung zu bestimmen
schwierig ist«. — Dôring, Seitràge, p. 14 — 18. — Wichmann, Adelbero, I, 162—164.
*) Sauerland, op. cit. p. 50.
') Dans une charte de Gorze (de 977) citée par Sauerland (p. 48), les noms
des témoins sont placés sans ordre: Adelbertus advocatus, plusieurs clercs,
plusieurs échevins, puis Immo cornes palaUi, 6 comtes, enfin Hamedeus advocatus
loci. Adelbertus paraît avoir été voué de Tlamersheim au pays de Worms.
*) Cfr. Wichmann, Adelbero I. Annuaire III, 162.
*) Notons encore, à Tappui de cette conclusion, que dans les chartes de
945 et de 966, le comte du palais signe le premier en tête des laïques et immé-
diatement avant le jiidex dvitatis^ qui paraît être son subordonné.
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— 108 —
apanage héréditaire attribué à la personne des anciens voués. A la fin
du douzième siècle, le seigneur de Neufchastel est voué de Chambre
et de Montigny, et, à ce titre, il succède à l'ancien voué épiscopal.
Mais, en même temps, il est le premier officier du palais. En cas de
mort de l'évêque, il doit se rendre à Thôtel épiscopal pour le garder.
Si Tempereur vient à Metz, pendant la vacance du siège messin, le
voué doit lui porter les clefs du palais épiscopal pour y loger. Et
quand l'empereur quitte Metz, il doit rendre les clefs de YOsteil au
voué^). Ainsi, dit Sauerland, sans conclure^), nous voyons les voués
de Montigny exercer au douzième siècle les fonctions qui devaient con-
venir aux comtes du palais au dixième. La conclusion, c'est que les
seigneurs du Neufchastel, voués de Montigny, étaient à la fois les
successeurs et les héritiers des voués primitifs de l'Eglise de Metz et
des comtes du palais.
Ainsi, nonobstant la pénurie de documents, à défaut de l'hérédité
ou de la succession de père en fils dans les offices, succession qu'on
chercherait vainement au dixième siècle, à défaut d'une liste suivie des
grands officiers de l'évéché, nous trouvons un fil conducteur dans la
fixité même des institutions : la continuité des anciennes fonctions dans
les mêmes mains, l'absence de fusion entre Tancien office épiscopal de
la vouerie et les offices du comté depuis sa cession complète aux évê-
ques, nous permettront de rétablir la connexion étroite qui existe, à
quatre siècles d'intervalle, entre le praeceptum de Charlema'gne et les
« droits de la vowerie de Montigney » et de découvrir un lien de suc-
cession et de continuité entre les voués primitifs de l'Eglise de Metz,
les comtes du palais et les voués de Montigny. Sous trois noms diffé-
rents ils nous représentent les trois phases d'une même institution.
III. Cession du comté et de la justice de Metz aux évêques. Nous
abandonnons les termes étendus dans lesquels la question a été posée
et résolue affirmativement par nos devanciers pour la réduire à une
expression plus exacte. Il ne s'agit pas de la transmission d'emblée de
tout le comté Messin aux évêques, pour laquelle on ne trouverait au-
cune analogie dans les concessions contemporaines^), mais seulement
de l'acquisition des droits de comte et de la juridiction sur la ville de
Metz et sa banlieue*).
M Klipffel, Droits de la vowerie de Montigney, p. 391.
') Sauerland, Immunitat, 50.
') L'empereur Othon I fit différentes concessions aux évêques; mais, dans
tous ses diplômes (cfr. MG. DD. I), il n'y a pas un exemple de concession pure
et simple d'un comté.
*) Wichmann (Adelbero I, p. 161) a formulé le premier la question en ces
termes restreints: Wann hat Adelbero die gràflichen Rechte fiir Metz erhalten?
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— 109 —
Ainsi limitée, la question comporte indubitablement une réponse
affirmative *). A défaut d'un diplôme impérial, à défaut d'un témoignage
contemporain, il y a un fait qui a la valeur d'un titre juridique: c'est
la possession. Cette possession est démontrée avec une entière évidence
par l'histoire de Metz du dixième au treizième siècle, par l'exercice
des droits de souveraineté de l'évêque sur la ville*), par la subordi-
nation à son autorité des offices de comte, déjuge, de maître-échevin;
par l'institution de la vouerie et de la sous-vouerie de la cité, qui ne
conviennent en principe qu'à une seigneurie ecclésiastique; par la dé-
claration des droits de l'empereur, de l'évêque et de la cité à la fin
du douzième siècle®); par les révoltes successives des paraiges contre
l'autorité de l'évêque, leur seigneur; par la révolution communale ac-
complie au treizième siècle et qui aboutit à un affranchissement de fait
de la cité, sans qu'il y ait eu jamais aucune renonciation formelle, au-
cune reconnaissance officielle de la part des évêques. — Une preuve
par analogie nous est fournie par l'histoire des villes de la même pro-
vince ecclésiastique. Trêves, Toul et Verdun, dont le métropolitain et
les évêques ont obtenu notoirement les droits et les revenus du comte
sur leurs cités respectives. A Trêves, les possessions de l'Eglise sont
d'abord érigées en un comté particulier*); puis, avec le consentement
du comte Wigéric, tous les droits sur la ville même passent des mains
du comte royal dans celles de l'évêque^). A Toul, l'évêque Gauzelin
*) Abel est le dernier qui ait soutenu Popinion contraire (Imtit. comm. de
la MosellCj Mém. Acad. 1870). Selon lui « la charge des comtes de Metz et la vouerie
de Metz ont été des institutions purement municipales et complètement indépen-
dantes de nos évêques ».
') Dans un diplôme impérial d'Othon II, du 20 juin 983, la ville de Metz
est nommée la ville de Tévêque (dvitas sua). MG. 8S. IV, 481.
') « Nulz n'a ban ne destroit en Mets se messire li evesque non ou de lui
ne thient. Messire li evesque le tient de Temperour».
*) Diplôme de Zuentibold de 998 : « Praecepimus quoque ut nullus ex
regia ac comitis parte, neque ulla judiciaris potestas, in villis ejusdem sancti
Pétri, placitum habere, aut aliquod districtum in eis ullo modo facere conatur
quia comitatum de eo factum esse dinoscitur ».
*) Diplôme de Louis l'Enfant de 902 : « Per consensum Wigeri comitis . . .
universa superscripta, monetam scilicet ipsius civitatis, telonium omneque tributum,
intra civitatem et extra per omnem comitatum, de monasteriis, et villis et vineis,
sed et cunctos censuales atque fiscales, et medenam agrorum de comiiaiu ad epis-
œpatuniy cum omni integritate convertimus, praecipientes obnixe ut haec omnia,
sicuti comiti solvebant, sic a die praesente deinceps in perpetuum in potestate
permaneant Pontificis. « Die Unterwerfung der Stadt Trier unter die Landesherr-
schaft der Erzbischôfe (sicut comiti) vollendete Konig Ludwig IV das Kind im
Jahre 902. » (sic Eltester, Mittelrh. Urkundenbuch, H, p. XXXX).
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— 110 —
obtint en 928 de Henri, roi de Germanie, la concession de tous les
revenus du comte dans la ville même^). Depuis lors il y eut des vi-
dâmes (vice domini), puis des comtes de Toul, simples lieutenants de
révêque; Wido en ouvrit la série, et un de ses successeurs, nommé
Amould, fut déposé en 1068 par Tévêque Udon ^). A Verdun, l'origine
des droits des évêques sur la ville est demeurée plus obscure, toutes
les anciennes chartes de cette Eglise ayant été consumées dans un
incendie. La donation faite en Tan 977 par Othon II à Tévêque Heymon,
rappelée et confirmée à Albert de Mercy en 1145 par une bulle d'or
de l'empereur Frédéric Barberousse, ne s'étend plus seulement à la
cité, mais au comté tout entier^). Ne serait-il pas surprenant que
l'Eglise de Metz eût été traitée différemment?
Enfin, il y a une raison générale qui milite en faveur de cette
donation: c'est, disent la plupart des auteurs, la politique si favorable
au clergé des empereurs saxoniens. Nous les voyons en effet partout,
en Allemagne, en Italie et en Bourgogne, faire des évêques les repré-
sentants immédiats du pouvoir central et s'assurer leur concours et
leur dévouement par de larges concessions. Et cette politique ne
manquait pas d'habileté : à un moment où les grands vassaux tendaient
partout à s'arroger les droits de la souveraineté, où les comtés et les
duchés devenaient héréditaires, les villes épiscopales et les évêchés,
constitués en seigneuries temporelles, demeuraient à la disposition dù*ecte
du souverain, qui désignait les titulaires aux sièges vacants.
Il convient d'ajouter que cette politique ne fût pas particulière
aux empereurs Othoniens, puisque nous la trouvons déjà pratiquée par
*) MO, DD. I, 62. Concessimua ecclesiae (Tullensi) .... omnem exac-
tionem comitatus ejusdem civitatis, annalis videlicet seu septimanalis, ihelonei
quaestus pariterque vectigal, quod vulgo vocatur rotaticum. — Nota. L'addition
qui suit et qui a été reproduite par Benoît Picart {Hist. ecclés. et dv. de Toul, p. 18)
totumque dominium cum jurisdictionis honore et potestate . . . manque dans la
charte de confirmation d'Othon II et doit être tenue pour suspecte.
«) Calmet, 1, 466.
') Calmet, III, pr. 12. Beneficium itaque comitatus et marchiae quod re-
colendae memoriae Otto Romanorum imperator augustus Heymoni Virdunensi epis-
copo et successoribus ejus quondam donavit, nos . . . tibi . . . eodem jure et forma
donationis valiturum . . . confirmamus . . . videlicet ut tu et tui successores liberam
in perpetuum habeatis potestatem eundem comitatum in usus Ecclesiae tenendi,
comitem eligendi, absque ullo haereditario jure ponendi . . . Bannum, teloneum,
monetam et districtum civitatis in omnibus causis criminalibus et civilibus pleno
jure tibi et successoribus tuis habenda concedimus. (cfr. Roussel, Hist. de Verdun,
pr. 12 — Mabillon, De re diplomatica, supplem.).
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— 111 —
les derniers Carlovingiens. Pour découvrir les causes premières des
droits plus étendus accordés aux évêques, il faut les chercher dans le
démembrement définitif de Tempire de Charlemagne en 888, dans la
situation longtemps indécise et flottante des pays situés entre la Meuse
et le Rhin, dans Tinconstance et Tagitation sans cesse renaissante des
grands seigneurs de la Lotharingie, tantôt fidèles, tantôt rebelles au
même souverain, se ralliant tantôt aux rois de Germanie et tantôt aux
derniers Carlovingiens de France. Il suffira de nommer Reginaire et
Gislibert, les premiers ducs bénéficiaires de la Lorraine; les comtes
Odoacre, Etienne, Gérard et Matfrid, qui exercèrent tant de violences
et de rapines; le comte Boson, qui désola TEglise de Verdun.
Le fait de la transmission des droits du comte sur la viUe de
Metz étant admis comme une vérité incontestable, peut-on préciser la
date à laquelle cette transmission eut lieu? Tous nos devanciers l'ont
rapportée à Tépiscopat d'Adalbéron !•' (928—964). Meurisse et les auteurs
qui Font suivi tiennent pour Tannée 960. KlipffeP) propose Tannée
945, année de la mort d'Adalbert, dernier comte prétendu de Metz.
Doring *) remonte avant la date de 933, où nous trouvons Tévêque en
possession du palais, et estime que la concession accordée à TEglise
de ïoul en 927 a dû être suivie en 928 d'une concession analogue
faite à TEglise de Metz. Sauerland qui avait admis d'abord la date
traditionnelle de Meurisse^), s'est rallié plus tard, avec quelques réserves
cependant, à l'avis de Doring*). Wichmann enfin ^) qui a soumis le
dernier cette question à un examen sérieux, sans mettre en doute que
la donation eût été faite à Adalbéron I'*", revient à la date de 960
comme étant la plus vraisemblable.
Remarquons d'abord que la date de 960 ne s'impose pas. Alors
même que le diplôme d'Othon I*' aurait existé et qu'on parviendrait
un jour à le produire, il n'est pas certain qu'il trancherait la question.
Ce diplôme pouvait bien n'être qu'un privilège général d'immunité, ana-
logue à celui que le même empereur accorda à TEglise de Trêves, ou
bien une charte de confirmation, consacrant une situation déjà acquise
antérieurement, comme le diplôme de Henri !•' pour TEglise de Toul.
Les dates antérieures de 945 et de 928 reposent également sur des
0 Klipffel, op. cU, p. 21.
•) Doring, op. cit p. 11—16. Sûr de ses déductions, cet auteur ne craint pas
de formuler le regeste d'une charte prétendue de Henri !•', qu'il propose d'inscrire
sur la liste des diplômes impériaux perdus.
') Sauerland, Immunitatj p. 31.
*) Sauerland, Dôringa Beitràge etc., p. 648.
^) Wichmann, op. cit.y p. 167.
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— 112 —
données contradictoires et discutables. Il n'est pas même établi que
Ricuin, Matfrid et Adalbert aient été des comtes authentiques de Metz,
bien loin qu'il fût possible de démontrer que Tun ou l'autre des trois
ait été le dernier représentant de l'autorité royale à Metz. Le passage
invoqué par Klipffel, d'une charte de 945, par laquelle Adalbéron P'
aurait accordé le ban et la justice à l'abbaye de Saint-Arnould, con-
cession qui attesterait indirectement la transmission du comté aux
évêques, est dû à une interpolation postérieure ^). Enfin, l'argument par
analogie, tiré de la concession faite à l'évêque de Toul en 927, peut
bien établir une présomption en faveur d'une concession similaire faite
aux évêques de Metz, mais on forcerait évidemment l'argument en le
poussant jusqu'à la coïncidence des dates.
L'étude minutieuse des faits, des institutions et de la situation
politique de Metz dans la première moitié du dixième siècle nous a
conduit à une conclusion nouvelle. D'une part, comme nous l'avons
démontré, de 900 à 960, les documents ne mentionnent plus un seul
comte royal authentique de Metz, et ce silence ne peut guère s'ex-
pliquer que par la suppression de la fonction ou par l'exclusion des
comtes hors des murs de la cité. Nous avons trouvé un argument
probable en faveur de cette dernière supposition dans la charte de 914
qui mentionne un comté de Gerbert dans le pagus Mettensis. Le judex^
au contraire, paraît encore en 945 et appose sa signature à une charte
d' Adalbéron immédiatement après le comte du palais; mais il y a toute
apparence qu'il intervient déjà dans cet acte en qualité d'officier épis-
copal. — D'autre part, les évêques sont devenus de fait, sinon de
droit, les maîtres de la situation. Adalbéron I possède non seulement
le palais, mais encore la ville et la monnaie*). Il tient des assemblées
dans le palais et préside aux actes publics dressés à Metz, entouré
d'une cour de fidèles, parmi lesquels nous trouvons des comtes, les
nobles du palais, les échevins du palais. Le premier officier de sa cour
est le comte du palais qui paraît avoir succédé dans la ville aux droits
de l'ancien comte royal. En 939, Adalbéron se déclare pour le roi de
France et ferme les portes de la ville à l'empereur Othon qui est
obligé de le réduire par un siège ^). On possède de lui des monnaies
authentiques*^) qui peuvent appartenir aussi bien au commencement
qu'à la fin de son épiscopat. — L'autorité des évêques sur la ville est
^) Cfr. Sauerland, ImmiiniUit^ p. 88. — Wichmann, Annuaire II, 307 ; III, 161.
«) Cfr. Wichmann, Ad^Ibero J, p. 167.
*) Sigishert Gembïac. ad an. 939.
*) Wichmann 1. c.
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-^ 113 -.
déjà attestée sous Tépiscopat de Wigéric (917 — 927) par le long siège
qu'il soutint dans sa ville épiscopale contre Henri l'Oiseleur^) et par
une charte où ce prélat mentionne parmi ses familiers un certain
Adelbold, qui, dit-il, tient le gouvernement de la cité sous son autorité
(familiari nostro Addboldo, gubemacula urbis post nos regenti^). Il est
à présumer (Ju'Adelbold était déjà comte du palais; le texte précis de
la charte ne permet pas de douter qu'il ne fût gouverneur de la ville
comme lieutenant de Tévêque. — Remontons plus haut encore: là
chronique des évêques attribue déjà au prédécesseiir de Wigéric, à
révêque Robert (883 — 916), la restauration des murs de là ville (Dom-
nus Robertus, reformater coenobiorum et murorum urbis ^). — Nous
savons d'ailleurs qu'à Trêves l'érection des biens de l'EgUse en uil
propre comté et la subordination de la ville à l'évêque remontent aux
diplômes de Zuentibold (898) et de Louis l'Enfant (902). L'Eglise de
Toul possédait aussi deux diplômes antérieurs à celui de Henri l'Oise-
leur: le premier, du roi Amould qui avait accordé dès l'année 894 à
révêque Arnald le ban et la justice royale de la cité*); le second, du
roi Louis l'Enfant, qui, étant entré en Lorraine en Tan 900, accorda
à Ludelme, successeur d' Arnald, le droit de battre monnaie dans la
ville de Toul, le droit de péage et la franchise dans tout le comté ^).
La conclusion qui semble se dégager de toutes ces données, c'est
qu'à Metz, comme à Trêves et à Toul, les droits des évêques sur la
ville, la justice, le palais et la monnaie doivent être rapportés à une
concession des derniers Carlovingiens d'Allemagne, Amould, Zuentibold
ou Louis-l'Enfant, ou encore à la libéralité de Charles-le-Simple, roi
de France et héritier légitime de la Lorraine en 912, dont les évêques
Robert et Wigéric furent d'ailleurs les fidèles partisans. C'est entre les
années 886 et 914 qu'il convient de placer cette acquisition.
") Contm. Eegin. ad. an. 923: Rex Henricus, adjunctis sibi Rotgero et Gisel-
berto duce, Metensem urbem obsedit et Wigerum, licet diu reluctantem, sibi
obedire coegit. (Monum. Germ. Script, tom. IV.)
*) Beyer, MUtelrh. Urkb.
») Calmet, I, 61.
*) Calmet, I, 325. La charte du roi Amould a pour objet de réprimer les
violences des comtes Etiemie, Gérard et Matfrid. Elle parle de >antiqua libertas
civitatis, quam cum banno regali ex integro omnes Tullenses episcopos a regno
nostro jure perpetuo manifestum est possidere*. On tient, il est vrai, cette charte
pour suspecte ; mais la conclusion que nous en tirons est clairement établie pour
900 par le texte suivant de la chronique d'Âdson.
*) Calmet, 1, 130. Monetam etiam et teloneum cum immunitate comitatus
a rege Ludowino impetrans (Ludelmus), necnon et mercatum civitatis ecclesiae
suae subdidit. Le même Ludelme est loué par Âdson comme le restaurateur de
la ville de Toul, entièrement ruinée par les Normands..
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— 114 —
Quant à retendue des droits concédés aux évêques, l'ignorance
de la charte de concession nous réduirait encore à de simples conjec-
tures, si nous n'avions d'autres moyens pour en fixer le contenu avec
une vraisemblance voisine de la certitude. On serait tenté naturellement
de recourir d'abord à des chartes ultérieures de confirmation, si l'on
pouvait entendre ainsi les diplômes de Henri III (1052) et à Henri IV
(1070). Mais nous avons déjà remarqué que ce sont là des chartes
générales d'immunité qui s'étendent à toutes les possessions de l'évêché
qu'elles supposent constituées sans en donner l'énumération, et dont
elles indiquent seulement la situation par cette formule indéfinie: tam
îdtra quam citra Benum, Bodanum et Ligerim. Pourrait-on s'autoriser
du silence de ces chartes pour révoquer en doute la concession du
droit de monnaie, la donation du château de Sarrebruck, ou le diplôme
de Henri II de 1018? On n'est pas plus en droit d'en tirer un argu-
ment contre la concession antérieure faite à l'évêque des droits du
comte sur la ville de Metz. L'Eglise de Trêves a conservé le diplôme
impérial d'immunité qui lui fut accordé en 947 : il n'y est pas question
des droits de l'évêque sur la ville de Trêves. Est-ce une raison pour
mettre en doute les diplômes antérieurs de Zuentibold et de Louis
l'Enfant? Nous savons déjà que les évêques de Metz au dixième siècle
étaient en possession du palais {paiatium nostrum 933), de la ville
{civitas sua 983) et de la monnaie. A défaut d'autres renseignements
directs, c'est dans les concessions similaires accordées aux Eglises de
Trêves et de Toul qu'il faut chercher toute l'étendue des droits accor-
dés à celle de Metz. Par les deux chartes de 898 et de 899, le roi
Zuentibold érige les possessions de l'Eglise de Trêves en un comté
particulier (quia comitatum de eo factum esse dinoscitur^). Par son prae-
ceptum de 902 Louis III soumet la ville de Trêves même à l'autorité de
l'évêque (sicid comiti) et attribue à ce dernier la monnaie de la ville,
le tonlieu, les impôts, les cens et tous les droits fiscaux qu'on payait
auparavant au comle royal (monetam scilicet ipsitcs civitatis, tdonetim^
omneque tribtdum intra civitatem et extra per omne comitatum^). Le
diplôme du roi Henri en date de 928 accorde à TEglise de Toul tous
les profits et revenus du comte à l'intérieur de la cité (omnetn exadio-
neni comitattis ejusdetn civitatis^). Mais plus de trente ans auparavant,
en 894, le roi Amoul avait déjà confirmé à l'évêque de Toul la liberté
de la ville avec le ban ou la justice royale (antiqua libertas civUatis^
') Beyer, Urkundenbuch, I, 208—210.
*) Beyer, TJrhmdenhuch, I, 214.
») MG. DB., I, 52.
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— 115 —
mm hanno regali^)\ et Louis III, fils d'Arnoul, étant entré en Lor-
raine en Tan 900, accorda à Ludelme le droit de battre monnaie
dans la ville de Toul, le droit de péage et la franchise dans tout le
comté {monetam etiam civUatis et teloneum cum immunUate comitaius^).
Le diplôme carlovingien pour l'Eglise de Metz, dont nous avons fixé
approximativement la date entre les années 886 et 914, devait ren-
fermer des concessions semblables: l'ancien palsfls des rois, le ban
royal ou la justice de la cité, le droit de monnaie, les tonlieus et tous
les droits fiscaux. Ces déductions sont confirmées d'ailleurs par une
déclaration ultérieure des droits de l'évêque sur la ville, déclaration
qui pourrait bien n'être qu'un écho lointain de la charte primitive de
concession. » Premier, on puet dire, et vérité est, que l'Evesque de
Mets, qui que le soit, reprend en fied d'ung Empereur III choses que
ledit Evesque ait en la cité: la première es la Justice temporelle que
ledit Evesque comme Commissaire impérial fact tous les ans nouvellée;
la seconde est la Monnoye; et la thierce est l'Hostel impérial, scituez
en la dite cité, et est celuy ou ledit Evesque se thient: toutes les-
quelles choses il reprend en fieds« ^). Enfin, la première cession n'avait
pas substitué l'évêque aux droits du comte dans toute l'étendue du
comté de Metz; mais, comme à Trêves et à Toul, elle eut pour effet
de distraire la ville et la banlieue du ressort du comté pour les sou-
mettre à l'autorité de l'évêque. N'est-il pas possible de déterminer
exactement la portion de la banlieue ou le territoire extérieur concédé
d'abord à l'évêque avec la ville? Notons d'abord que les trois juges
qui sont mentionnés dans le courant du dixième siècle apparaissent
évidemment en qualité d'officiers épiscopaux et que leur juridiction
devait s'étendre jusqu'aux limites du territoire concédé aux évêques.
Cette situation devait se prolonger avec la stabilité particulière aux
institutions du moyen-âge. Si donc, à la fin du douzième siècle, nous
trouvons encore un district bien déterminé assigné au voué de la ville,
il y a tout lieu de conclure que c'était le même district sur lequel
Tancien judex, dont le voué n'était que l'héritier, avait étendu sa juri-
diction. Or la > Déclaration des droits « nous apprend que le voué de
Metz gardait les chemins et faisait la police dans la banlieue qui
s'étendait jusqu'à Landrifontaine, Verdunois chemin, Vallouze l'Epine,
la croix de Saint-Julien et la croix de Montoy*). La banlieue se trou-
») Calmet, I, 325. — «) Calmet, I, 130. — «) Histoire de Metz, IV, 512.
*) Klipffel, Pièces justif.^ p. 387: »La bansluee de Mets dure josqu'à
IIII queres (bornes): josqu'à Landrifontenne, josqu'à Verdunois chemin, josqu'à
Vallouze l'Espinne, josqu'à la croix Saint-Jullien, josqu'à la croix en Montoy. Ly
vouués de Mets doit warder tous ces chemins*.
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- 116 -
vait ainsi délimitée aux quatre points cardinaux par des bornes ou des
croix plantées sur les grands chemins: au nord, c'était Landrifontaine,
hameau disparu près de Mézières, sur la route de Metz à Trêves; à
l'ouest, le chemin de Verdun qui commençait à Longeau, au bas de
RozérieuUes ; au sud, Vallouze TEpine, situé à l'entrée de Jouy; à l'est,
la croix de Montoy, sur la voie romaine de Metz au Hiéraple, et la
croix de Saint-Julien qui existe encore aujourd'hui entre Grimont et le
hameau de Villers l'Orme *). C'est à l'intérieur de ces limites que devait
s'exercer plus tard la justice des Treize, lorsqu'elle eut succédé à celle
des voués. A la fin du moyen-âge, ce territoire s'appelait le ban des
Treize et il était déterminé par des bornes aux armes de la cité, pour
indiquer qu'à ces bornes expirait le droit de punir de la cité. C'est
plus tard seulement, à la fin du quinzième siècle, que la cité de Metz
étendit son système de défense au delà de cette zone primitive et dé-
termina une seconde bande de terrain qu'elle déclara placer sous sa
protection militaire, tout en respectant les droits de seigneurie, de
justice et de dîmage de chacun, laïcs ou gens d'église. A l'extrémité
de cette seconde zone furent fixées les frontières d'Etat ou Marches
d'EstatiU qui coïncidaient assez exactement avec les limites de l'ancien
pagus Metensis. Ainsi, les deux zones du Pays Messin au seizième
siècle accusaient encore l'existence de deux circonscriptions distinctes
à l'origine: la banlieue ou le ban des Treize répondait à l'ancienne
justicerie du voué épiscopal, et il y a toute apparence que c'est sur
cette banlieue, renfermée dans des limites bien déterminées, en même
temps que sur la ville, que les évêques obtinrent, dès le commence-
ment du dixième siècle, le droit d'exercer leur justice. C'est peut-être
à la charte de concession qu'il faut rapporter l'origine de cette déli-
mitation précise.
D'autre part, le comté de Metz, au dixième siècle, n'était pas
réduit à la ville seule, comme on l'a avancé gratuitement*); s'il en
eût été ainsi, la cession de la ville à l'évêque aurait entraîné simplement
l'extinction du comté. La désorganisation de l'ancien pagus n'avait pas
été aussi rapide ni aussi complète qu'on à bien voulu le dire. Des
terres qui le composaient, la plupart étaient passées sans doute entre
les mains de l'évêque, des abbayes, ou de seigneurs laïques. Mais en
dehors de la ville et de la banlieue même, il restait encore bien des
domaines et des droits acquis à la couronne ou au fisc, tels que la
?'
) Abel, LespoptdaUons rurales de la Moselle {Mém. Acad. de Mets^ vol. XLV, p. 541).
) Klipffelj op, cU.y p. 16: »Ses anciens chefs, les comtes, n'ont réussi ni à
se rendre héréditaires, ni à fonder une puissance territoriale; d'amoindrissements
en amoindrissements, leur autorité s'est vue réduite à la ville elle-même. «
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surveillance des grands chemins*), le haut domaine et la justice sur
les cours d'eau, les pâtures, les forêts (Weid-, Forst- und Wildbann).
L'ancien comte royal, bien qu'amoindri de plus en plus dans ses attri-
butions, et rélégué hors de la ville, continua à subsister néanmoins
pendant un siècle encore et à dominer sur une portion rurale du
comté jusqu'aux confins du Pays Messin. Nous en avons pour preuve
la charte de 914 qui place Failly dans le pagus Métensis et dans le
comté de Gerbert. Un diplôme de l'empereur Henri II, qui nous a été
heureusement conservé, vient à l'appui des mêmes conclusions*). En
voici l'analyse:
Henri, empereur des Romains, à la demande de l'impératrice
Cunégonde, sa femme, donne à Théodoric, évêque de Metz, une
forêt ainsi délimitée: de Metz longeant le cours supérieur de la
Seille jusqu'au village d'Aviau et le ruisseau d'Odhel, et suivant le
cours supérieur de la dite rivière de Seille jusqu'au village de Do-
deismes (ad Duodecimas, Delme); de là passant entre les côtes de
Tinquerei (Tinkry) et de Montivous jusqu'à la route qui mène à
Badascort (Bâcourt); longeant ensuite la rive de Stampenei et le
cours supérieur de la Nita (la Nied). De ce point se prolongeant
jusqu'à la rivière de Rottena (la Rotte) à Tiedresdorf (Thicourt) et
Delingam (Adelange?) jusqu'au lieu dit Heistrebach, et allant ensuite
jusqu'à la rivière d'Iton (la Nied allemande), puis s'étendant jusqu'à
Northeim (Northen), Muzicha (Mussy-l'Evêque), Herede (Hayes), Ru-
penacha (Rupigny) et le cours d'eau dit Bieverta, gagnant Arconcei
(Argancy) et la Moselle, pour revenir à Metz.
Cette donation intéressante prouve que jusqu'à cette date l'em-
pereur avait conservé dans le Pays Messin un domaine considérable
dont l'administration n'avait cessé d'être confiée à un comte royal.
Par la concession de 1018, il réunit définitivement à l'évêché la plus
grande partie de l'ancien comté de Metz, et étendit la souveraineté
territoriale des évêques en dehors de la ville sur une grande portion
du Pays Messin: de là l'origine de leur haut domaine sur la forêt de
Remilly, de leur suzeraineté sur les châteaux et les villages de cette
région^). Une autre conséquence de cette donation fut la suppression
*) En 1354, Tempereur Charles IV confirme encore au comte de Sarrebnick
le droit d'escorte et de sauf-conduit qu'il tenait en fief de Tempire sur la route
de Metz à Sarrebnick : >von dem ellenden Baum by Metze an durch den Warant
unter Furbach hin gein Saarbriicken biss an den Steyn, den man spricbt Cri-
mildespil.c
*^ Stumpf, Reichskanzler, III. Original aux Archives départem. de Metz.
') Les Églises de Trêves et de Toul avaient obtenu aussi des rois et des
empereurs des concessions de forêts entières qui furent le point de départ de
leur souveraineté territoriale. L'Eglise de Trêves tenait de Charlemagne toute la
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définitive du comté royal qui se trouvait entièrement absorbé par Té-
vêché. Il y a en effet une coïncidence importante à noter: c'est vers cette
même date de 1018 que le titre de comte du palais cesse d'être porté,
et que nous voyons apparaître de nouveaux comtes authentiques de Metz,
non plus comme officiers royaux, mais comme lieutenants de Tévêque.
Revenons à la notice de Meurisse que nous avons négligée à
dessein pour en faire bonne justice à la fm de ce chapitre. L'historien
de nos évêques nous apprend qu'en 960 l'empereur Othon I**" aurait
donné à Tévêque Adalbéron »fe fief de la vouerie et de la sous-vouerie
et la comté de Metz^ ; il se réfère à une chronique manuscrite de
Metz qui appartenait de son temps au maître-échevin Praillon, et il
signale en marge l'existence d'une charte d'Othon P"", demeurée in-
trouvable jusqu'aujourd'hui. L'assertion de Meurisse, acceptée par les
uns, a été tenue pour suspecte par les autres ; on a même été jusqu'à
Taccuser d'avoir supposé des documents. Or le premier volume de la
Chronique de Praillon, celui-là même où devait se trouver la mention
alléguée par Meurisse, ce volume que Ton croyait perdu depuis long-
temps et dont quelques-uns révoquaient même l'existence en doute,
est retrouvé depuis par M. Wolfram dans la bibliothèque du British
Muséum. M. Wolfram, qui a fait copier une partie de ce manuscrit,
a bien voulu mettre à notre disposition son manuscrit. Il renferme
en effet la notice alléguée, mais avec une variante assez sensible
quant au sens: »te fief de la vouerie et de la sous-vouerie de la
comté de Melsf€ ^), Quelle autorité convient-il de donner à ce document?
I a Chronique de Praillon remonte au quinzième siècle et s'au'rête
exactement à l'année 1497: elle est donc bien postérieure aux événe-
ments et ne peut revendiquer l'autorité d'une source contemporaine.
D'ailleurs, le texte de la Chronique, aussi bien que celui de Meurisse,
renferme autant d'anachronismes que de mots: le mot de fief est pré-
maturé à une époque où nous trouvons encore partout des comtes et
des ducs bénéficiaires; il n'existait pas plus alors de vouerie de la
comté, que de vouerie de la cité: les deux premiers termes s'excluent
l'un l'autre, et les deux derniers ne seront associés qu'un siècle plus
tard quand le jtidex aura pris le titre de advocatus civitatis; l'emploi
du mot sous-vouerie est également une anticipation d'un siècle : ce n'est
' région foreslière aux environs de Zerf et de Serrig (Beyer, I, 45). >Die Schen-
kungsurkunde ist insofern wichtig und merkwiirdig, als sie ein noch heute er-
kennbares und messbares, geschlossenes Gebiet, den eigenllichen Grundstock des
Kurstaats Trier, beschreibt* (Beyer, II, XXXIX).
*) L'erreur de Meurisse doit être attribuée sans doute à une faute de lec-
ture; mais il est évident qu'avec l'abandon de son texte on voit tomber le seul
argument plausible sur lequel on s'appuyait pour soutenir la cession intégrale et
directe du comté à la date de 960.
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— 119 —
qu'en 1066 que nos chartes mentionnent les premiers sous- voués. Enfin
les auteurs qui ont pris à la lettre le texte de Meurisse se sont
trouvés fort embarrassés pour l'application des termes et n'ont pu les
faire cadrer sans violence avec les institutions^).
Est-ce à dire qu'il faille refuser toute valeur au texte de Praillon?
nous ne le pensons pas. Sa Chronique nous a conservé sur l'histoire
ancienne de Metz beaucoup de renseignements précieux qu'on cherche-
rait vainement ailleurs et dont la sûreté pour quelques-uns a pu être
contrôlée. Elle est écrite de plusieurs mains, dont la première accuse
une écriture très ancienne. Nous ignorons à quel siècle il faut attribuer
l'écriture du premier volume, mais le texte dénote un rédacteur du
douzième siècle: il y avait alors, dans l'ancien comté de Metz, une
grande vouerie et une simple vouerie ou sous-vouerie de la cité, et
ces deux offices étaient devenus des fiefs épiscopaux. Les termes de
la notice, anticipés pour le milieu du dixième siècle, conviennent
bien à la fin du douzième. Le premier rédacteur à dû se servir de
notes plus anciennes, et il n'est pas exclu qu'il ait écrit sur le vu
même d'un diplôme impérial authentique dont il aura cherché à tra-
duire le contenu dans le langage usité de son temps*). Les anachronismes
même dans lesquels il tombe peut-être volontairement sont une preuve
de sa naïveté et de sa bonne foi. Nous nous trouverions donc en
présence d'un regeste véridique, quoique peu scientifique, d'une charte
de 960, dû à un rédacteur du douzième siècle, par lequel ce dernier
nous apprend que l'empereur Othon a donné ou plutôt confirmé à Tévêque
Adalbéron, tous les droits et profits désignés, de son temps, sous le
nom de fief de la vouerie et de la sous-vouerie du comté de Metz.
Ainsi entendu, le texte de Praillon ne présente plus aucune diffi-
culté et il se concilie parfaitement avec toutes nos conclusions précé-
dentes, auxquelles il vient ajouter une nouvelle autorité.
(A suivre.)
*) Klipffel {op. cit. p. 35), après avoir parlé de racquisition du comté,
ajoute, d'une manière assez confuse, que rétablissement des deux offices de la
vouerie et de la sous-vouerie remontait peut-être au temps même de Tinstitution
des advocatij et qu'il est probable que l'empereur se borna en cette circonstance
à confirmer une acquisition faite •nous ne savons œmmenU par le prélat messin. —
Sauerland (Immunilàt 33—36) interprête d'une façon arbitraire le texte de Meu-
risse, en abandonnant le mot de fief, pour y substituer le droit de nomination du
voué; quant au sous-voué, il reconnaît qu'il est difficile de l'identifier. (Das ist
ein sehr schwieriger Punkt.) — Dôring, tout en déclarant la notice de Meurisse
peu digne de foi, s'en empare cependant pour attribuer à l'évêque le droit de
nomination du voué de la ville.
*) Dans les anciens inventaires de chartes on trouve une foule d'exemples
d'anachronismes singuliers. Nous verrons plus loin que Simone advocatus Metensis,
d'une charte de 1225, est devenu, dans un inventaire du dix-huitième siècle,
SimoUj avocat au Parlement de Metz.
) I î
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Die Abteikirche St. Peter auf der Citadelle in Metz.
Von Enil Knittersoheid.
IL
(Vergl. Bd. IX, 1897, S. 97 ff.) »)
Hierzu 12 Tafeln.
Im November 1898 wurde die im Vorjahre begonnene Unter-
suchung der ehemaligen Abteikirche St. Peter wieder aufgenommen.
Diesmal war es môglich, die Arbeiten in grôsserem Umfange durch-
zufiihren, weil mehr Mittel zur Verfiigung gestellt und einige ôrtlichen
Sehwierigkeiten gehoben werden konnten, welche frûher in hohem
Masse hinderlich gewesen waren. Hier ist namentlich die Râumung
des grôssten Teiles des Erdgeschosses von den darin untergebrachten
Wagen zu erwâhnen, welche die Heeresverwaltung in dankenswertem
Entgegenkommen veranlasst hat.
Zunâchst wurde durch Ausbruch der Thiirvermauerung bei u in
der Narthexwand (vergl. Taf. 1) die Zugànglichkeit des kleinen Hofes
im Westen erleichtert und zugleich etwas Tageslicht in den finsteren
Raum gebracht. Um bei den grôberen Arbeiten môglichst ganz
ohne kiinstliche Beleuchtung auskommen zu kônnen, wurden sodann
zwei Stellen des Daches liber dem nôrdlichen Seitenschiff aufgedeckt.
Hierauf wurden folgende Arbeiten teils gleichzeitig teils nacheinander
in Angriff genommen:
Ausgrabungen im Inneren. Das nôrdliche Seitenschiff wurde
vollstândig, vom Mittelschiff etwa 2^2 Joche bis auf den gotischen
Fussboden freigelegt, wobei ungefthr 230 cbm Schutt herausgeschaffl
wurden. Von einzelnen tieferen Ausgrabungen wird spàter die Rede sein.
Aufgrabungen im Àusseren zur Aufsuchung der Apsis im
Osten und zur Untersuchung der Nordecke der Kirche.
Untersuchung der Wànde. Enlfernung eines Teiles des
Wandputzes innen und aussen, Freilegung von Ôffnungen, Entmantelung
der Sàulen in der Narthexwand.
Untersuchung der Hochwandpfeiler. Ausbruch kunst-
lerisch verzierter Werksteine aus dem romanischen Mauerw^erk, in
welchem sie als gewôhnliche Quadern Verwendung gefunden hatten.
*) An m. Im folgenden ist vielfach Bezug genommen auf diesen ersten
Aufsatz, dessen Ausfiihrungen hier als bekannt vorausgesetzt werden mûssen.
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— 121 —
Aisgrabuegen in lonereo.
Unter dem aus unregelmâssigen und minderwertigen, meist blauen
Bruchsteinen bestehenden Pflaster, welches in Mortel gelegt war, lagerte
Bauschutt, vermischt mit Bruchsteinen und Stiicken von Mauerziegeln,
Dachziegeln und Schiefern. Die Dachziegel waren zumeist Hohiziegel,
aber auch Stiicke von ebenen Plattenziegeln mit aufgebogenen Rândern
an den Langseiten (tegulae) fanden sich vor. Ferner wurden Reste
von griinen Kaeheln und zierlichen Glâsern sowie das Kôpfchen einer
kleinen Bildsàule aus der Renaissancezeit, mehrere eiserne Vollkugeln
verschiedenen Durchmessers und ein Bruchstiick von einer Marmor-
sàule gefunden.
Nach Miinzen und Inschriften wurde vergeblich gesucht.
Besonders zu bemerken sind die Hausteingrate der gotischen
Kreuzgewôlbe, welche im Schutt des Seitenschiffs in grosser Anzahl
eingebettet waren. Von den Schlusssteinen fand sich nur einer, die
iibrigen drei miissen seiner Zeit entfernt worden sein. Im Mittelschiff
wurden bis auf eine oder zwei zufîlllige Ausnahmen keine Gratsteine
gefunden. Damit wird die friiher (I, S. 108) geâusserte Vermutung,
dass das Mittelschiff nie gewôlbt war, zur Gewissheit.
Hier die Darstellung des Schlusssteins mit einpunktirten Grat-
steinprofilen. Die Schildbôgen sind zum Teil aus alten Steinen profilirt.
Es wurde ein solcher
aus der Mauer ge-
brochen, welcher
wohlerhaltene Spuren
von Malerei — romani-
schen oder gotischen
Rankengewinden —
aufwies und urspriing-
lich als Sturz eines
kleinen Fensters ge-
dient zu haben schien. Endlich wurden viele Stiicke von mittelalter-
lichen Hausteinrinnen gefunden.
Zerstôrung der Kirche. Die AufiTûllung ûber dem gotischen
Fussboden bestand nach dem Vorstehenden also wesentlich aus den
Baustoffen der eingestûrzten Gewôlbe und der Dachdeckung. Es liegt
am nàchsten anzunehmen, dass der Einsturz durch die Kugeln veran-
lasst war. Dièse kônnen ihrer Art und Grosse nach (9, 10, 11 und
14 cm Durchmesser) aus der Belagerung von 1552 stammen und aus
den Batterien geworfen sein, welche das Heer Karls V. zwischen der
4:>fO.
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-30«
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— 122 —
porte Serpenoise und der Mosel aufgestellt hatte. Bekanntlich war
damais der Hauptangriff auf die Siidseite der Stadt gerichtet, und der
HôUenturm mit dem dahinter liegenden Stadtteil, wozu auch St. Peter
gehorte, wurde vom 24. November an einen Monat lang heftig be-
schossen und stark besehàdigt. Namentlich scheinen die Mittelschiff-
wànde und die Ostseite der Kirche gelitten zu haben; man kann dies
aus dem Umstande folgern, dass die sûdliche Hochwand des Mittel-
sehifÎB mit gotischen Bruchstiicken ausgebessert worden ist und dass —
unter Beseitigung der Apsis — die ostliche Abschlusswand des Gebàudes
bis auf den nôrdlichen Teil, welcher noch ein gotisches Fenster enthàlt
(I, S. 109), vollstandig erneuert wurde. Wann dièse Ausbesserung und
Erneuerung stattgefunden hat, làsst sich nicht angeben. Wahrseheinlieh
bat die Kirche lange Zeit in Trûmmern gelegen, ehe man dazu kam, sie
fur andere Zwecke môglichst billig wieder herzurichten. Nach der Zer-
stôrung 1552 ist wohl kein Gottesdienst mehr darin abgehalten worden.
Denn schon 1556 wurde mit dem Citadellenbau begonnen und ein paar
Jahre spàter das Kloster in die Stadt verlegt. Die zum Teil zerstôrten
Gewôlbe des nôrdlichen Seitenschiffs wird man voUends heruntergestossea
und die Hochwànde des Mittelschiffs erniedrigt haben (vergl. I, S. 107
u. 110), weil dies vermutlich weniger Kosten verursachte als eine Wieder-
herstellung ira friiheren Zustande. Dann wird — wohl aus demselben
Grunde — zur Ausgleichung der AuffuUung Schutt aus benachbarten
Ruinen in die Kirche geschafft und so deren Fussboden erheblich erhôht
worden sein. Man konnte aus der Schuttablagerung erkennen, dass die
Aufhohung nicht auf einmal, sondern zu getrennten Zeiten stattgefunden
haben muss. Stellenweise zeigten sich auch Brandspuren im Schutt.
Nach 1552 ist die Stadt nicht wieder beschossen worden ; es ist
darum ausgeschlossen, dass die Kugeln aus einer spàteren Belagerung
herrùhren.
Der Einbau der beiden Geschosse im Mittelschiff ist dem âusseren
Anscheine nach im 17. Jahrhundert erfolgt.
Fussboden. Die Ausgrabung ergab zunàchst, dass der gotische
Kirchenfussboden mit dem romanischen zusammenfâllt und dass dieser
gemeinsame Fussboden etwa 95 — 100 cm iiber dem àltesten liegt. Von
letzterem ist ein grôsseres Stûck in der Ostecke der Kirche freigelegt
worden. Der Beweis fiir die Einheit der beiden erstgenannten Fuss-
boden wird dadurch erbracht, dass die romanischen Pfeiler der Hoch-
wànde unterhalb aus rauhen, oberhalb aus glatt bearbeiteten Steinen
hergestellt sind. Nur die letzteren eigneten sich dazu in der Kirche
zur Erscheinung zu treten.
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— 123 —
Das Fundamentmauerwerk der Pfeiler geht ohne Unterbrechung
unter den Hochwànden durch.
Der untere Ziegelbeton-Fussboden wurde an allen Untersuchungs-
stellen auf derselben Hôhe liegend gefunden, auch ausserhalb der jetzigen
Ostfront, wo er noch in 3,60 m Absland auf dem Hofe festgestellt
werden konnte, dann aber verschwand. (Fur etwaige spâtere Unter-
suchungen sei hier mitgeteilt, dass er 3,30 m unter der Thorschwelle
des Haupteinganges liegt.)
Der obère Fussboden verlor sich im ôstlichsten Joche des Mittei-
schiffs. Er war wohl deshalb nicht mehr zu erkennen, weil hier viel
Wasser versickert, welches den Béton allmâhlich aufgeweicht und dem
Schutt gleich gemacht hat. Wie aber bereits I S. 108 erwàhnt
wurde, kann man aus der hoheren Lage des bei t befindlichen Sàulen-
sockels schUessen, dass auch der Fussboden um etwa 70 cm hôher
gelegen und einem gotischen Altarraume angehôrt hat. Spuren von
den Stufen, welche die verschiedenen Bodenhôhen mit einander ver-
bunden haben miissen, wurden nicht gefunden. Da der Verkehr zur
Brieftaubenstation nicht behindert werden durfte, musste ich mich dar-
auf beschrànken, einen Graben durchzutreiben. Eine vollstàndige Aus-
grabung des erslen Joches wiirde die Frage wohl mehr klâren.
Im westlichen Kirchenteile wurde das Vorhandensein einer
Nonnenbûhne festgestellt oder doch wenigstens hôchst wahrscheinlich
gemacht, welche friiher vermutet worden war (I, S. 107 f.). Dièse
Biihne umfasste ungefâhr anderthalb Joche des Mittelschiflfa und war
gegen die ûbrige Kirche durch Briistungsmauern abgeschlossen. Vom
Kloster aus war sie durch die Thiir bei «/, von der Kirche aus durch
eine 1,54 m breite Thûr bei v in der vorderen Briistungswand zugàng-
lich. Vor letzterer Thùr lag eine Stufe, weil der Bûhnenfussboden sich
um etwa 40 cm ûber den durchlaufenden Kirchenfussboden erhob.
Wahrscheinlich batte der mittlere Teil der Bûhne, auf welchem die
Holzbànke gestanden haben werden, eine Dielung, denn man kann im
Estrich noch die Llicken fur die Lagerhôlzer erkennen, auf denen die
Fussbodenbrelter genagelt waren. Die Nonnenbûhne, oder wie man
diesen Bauteil sonst nennen mag, muss schon zu romanischer Zeit be-
standen haben. Ihre vordere Briistungswand hat man beim gotischen
Umbau oder spàter geknickt. Dies wird wohl mit der Anlage eines
Eingangs bei l zusammenhângen und dadurch begrundet sein, dass man
den Zugang zum Mittelschiff erweitern wollte.
Aus der Gr(')sse der Nonnenbûhne kann man auf eine stattUche
Anzahl von Stiftsdamen s^hliessen. Ob und wie die letzteren den
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Blicken der ûbrigen Kirchenbesucher — etwa durch Holzverschlftge —
entzogen waren, lâsst sich jetzt nicht mehr feststellen. Die noch vor-
handene Hohe der Brûstungswânde reichte hierfiir nicht aus. Es ist
nicht gelungen fiir aile Mauerreste, die in diesem Teile der Kirche ge-
funden wurden, eine genugende Erklàrung zu finden. Erwâhnt sei der
Fund eines Urnenartigen Gefâsses aus gebranntem Thon, welches
unfern der Westecke des Mittelschiffs unter Fussb.odenhohe leicht ein-
gemauert und mit einer Steinplatte abgedeckt war. Es hat Kugelform,
etwa 20 cm Hôhe, 21 cm Durchmesser und eine Oeffnung mit aufge-
bogenem Rand von 15 cm àusserer Weite. Wenn es nicht leer ge-
wesen wâre, hàtte man an den zuweilen vorkommenden mittelalterlichen
Brauch denken kônnen in die Fundamente Gefàsse mit Asche oder
Knochenresten einzumauern. So aber fehlt eine Erklàrung. Zwei Lôcher
im Hais deuten darauf hin, dass man einen Draht oder eine Schnur
zum Tragen und Auf hàngen hindurchgezogen hat. Die Zeit, aus welcher
dièses GefUss stammt, ist unbekannt, rômisch scheint es indessen nicht
zu sein.
Unter der Nonnenbiihne ist der ehemals wagerecht durchlaufende
romanische und auch der âlteste Kirchenfussboden an verschiedenen
Stellen gefunden worden.
Fussbodenbelag. Wie frtiher erwâhnt, haben jetzt beide Fuss-
bôden den in einfachen Kirchen wâhrend des ganzen Mittelalters iiblichen
gewôhnlichen Estrich auf Béton. Indessen war dièse Fussbodenbefestigung
nicht die einzige, welche zur Anwendung gekommen ist. Vielmehr haben
sich beim unteren Boden Spuren von eînem Ziegelplattenbelag und beim
oberen eine Anzahl gemusterter Fliesen vorgefunden. Es hat den An-
schein, als ob nach Abnutzung der Platten und Fliesen aus Mangel an
Mitteln der gewôhnliche Estrich bei der notwendigen Fussbodenerneue-
rung an ihre Stelle treten musste. Ueber die Platten, welche sich
bruchstiickweise in der Ostecke der Kirche vorfanden, lâsst sich nur
sagen, dass sie 35 — 40 mm stark und môglicherweise gewôhnUche
Mauerziegel waren.
Von grôsserer Bedeutung sind die Fliesen, weshalb sie ein-
gehender besprochen werden mûssen. Sie fanden sich vor der mitt-
leren Brûstungswand der Nonnenbiihne, zum grôsseren Teile verdeckt
durch die Stufe und eine gemauerte Bank, welche als bedeutungslos
fortgenommen werden konnte. Die so geschiitzten Platten haben sich
verhàltnismàssig am besten erhalten, wâhrend die anstossenden das
Muster mehr oder weniger verloren hatten und beim Versuche sie auf-
zunehmen vollstândig zerbrôckelten. Es war ein besonders glucklicher
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Zufall, dass es gelungen ist, 20 verschiedene Muster aus den gefundenen
Platten, welche einschliesslich der Bruchstûcke etwa die drei- bis vier-
fache Anzahl bildeten, zusammenzustellen. Ich erkiâre mir diesen daraus,
dass die Fliesen nicht mehr ihren ersten Platz einnahmen, sondern zum
zweiten Maie verlegtwaren, anscheinend als die gesammelten noch brauch-
baren weil môglichst wenig abgetretenen Reste eines ersten Belages,
welcher der Hauptsache nach abgenutzt war. Sie lagen deshalb auch
nicht nach Figurenmustern geordnet, wohl aber batte man aus dunklen
und hellen Platten — unter willklirlicher Zusammenstellung der Figuren
— das auf Tafel 3 unten dargestellte Muster gebildet und damit die
Lângsaxe der Kirche betont. Der Belag lief sich an der Brustungs-
mauer der Nonnenbûhne tôt und ist vor deren Knickung sowie vor
Herstellung der Mauerbank, d. h. vor dem letzten Umbau gelegt worden.
Die durch die Fliesen betonte Lângsaxe der Kirche lief nicht auf die
Mitte des zuletzt bestandenen Aufgangs zur Nonnenbûhne, weil dieser
Aufgang ausserhalb der Mitte lag.
Die Fliesen wurden in drei Formen gefunden, nâmUch als qua-
dratische, als rechteckige und als dreieckige. Letztere beiden sind
durch Teilung der ersteren gebildet und kommen nur einfarbig dunkel,
vielleicht auch geflammt vor, wâhrend die quadratischen Platten meist
figuriert und nur zum kleinsten Telle einfarbig dunkel sich vorfanden.
Die quadratischen, ziemUch gleichmâssig gearbeiteten Fliesen sind
oben 152 mm, unten 146 mm lang und breit und 21 — 24 mm stark. Sie
sind >unterschnitten«, um môglichst kleine Fugen und einen festen Schluss
der einzelnen Platten und damit ein besseres Hervortreten der Muster
zu erreichen. Glatte Thon- und Steinzeugfliesen werden auch heute
noch in derselben Grosse hergestellt.
Die einfarbigen Platten haben eine dunkelgrûne oder schwarz-
griine Glasur. Bei der Herstellung der anderen Platten sind geschnitzte
Holzformen in den weichen Thon eingedruckt und die entstandenen
Vertiefungen mit einer weissgelblichen Erde oder Harzmasse ausgefiillt
worden. Die so verzierten Platten erhielten eine grûnlichbraune Glasur
und wurden dann gebrannt. Der Farbenton des gesamten Belags
war grûnlichbraun mit gelblichen Figuren. Hierzu bildeten die tief-
dunkelgriinen Friese einen wirkungsvoUen Gegensatz.
Die 20 Muster sind sâmtlich auf den beiden Tafehi 3 und 4 dar-
gestellt; man kann sie einteilen in 12 geometrische und 8 figiirUch-
bildliche. Von ersteren geben 4 das Muster durch eine Fliese ganz,
wâhrend es bei den ubrigen 8 durch je 4 zusammengehôrige Platten
gebildet wird. Von diesen 8 sind 7 sogenannte Vervielfâltigungsmuster
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(Multiplicalionsornamente) , welche fortiaufend aoeinandergelegt einen
beliebig grossen Teppich ausmachen. Die figurlichen Darsiellungen
sind folgende:
Zwei mit eingelegten Lanzen im Turnier einhersprengende
Ritter, Gegenstucke von guter Erhaltung. Die Topf- oder Kûbel-
helme und die Schildform weisen auf die altère Zeit des Ritterlums.
Zwei Figuren zwischen Sâulen unter Kleeblaltbogen ; sie
scheinen miteinander im Gespràche; die eine ist barhâuplig mit
kiirzerem, die andere gekront mit làngerem Gewande, welches bel
beiden durch einen Giirtel zusammengehalten wird. Die schwung-
volie Zeichnung bat einige Saehverstàndige zu einer spâten Zeit-
steliung sâmtlicher Fliesen veranlasst. Ich bin der Ansicht, dass
sie dem 13. Jahrhundert entstammen. Einen Teil der Muster
kann man wohl als romanisch bezeichnen.
Ein von zwei Hunden gehetzter Hirsch, dessen lebendige
Zeichnung den Verlust des Kopfes bedauern làsst.
Ein im Dickicht einherschreitender briillender Lowe mit ge-
streiftem Leibe.
Ein Fabeltier, wozu auch ein Gegenstûek vorhanden ist.
Anscheinend bildeten 8 derartige Platten mit den 4 zugehôrigen
nicht aufgefundenen Eckpiatten im Viereck einen Kreis, welcher
noeh ein Muster von 4 Platten umschloss. Das ganze Muster
bestand demnach aus 12 Platten.
Ein trappenartiger Vogel, im Kreise daherschreitend.
Zwei adlerartige Vôgel zu beiden Seiten eines Baumes, eben-
falls im Kreise. Wir erkennen hierin das Motiv der Baumver-
ehrung durch Tiere, welches von den âltesten Zeiten der Kunst
bis iiber das Mittelalter hinaus von grôsster Wichtigkeit fiir aile
Ornamentik gewesen ist. (Vergl. Fr. Seesselberg, Die friihmittel-
alterliche Kunst der germanischen Volker. Berlin 1897, S. 5 ff.)
Bezuglich der Darstellung der Platten sei bemerkt, dass ich Er-
gânzungen der Muster nur in geringnigigem und nicht in Betracht
kommendem Umfange vorgenommen habe, wo es nicht zu vermeiden
war, weil Bruchstiicke fehlten. Im grossen Ganzen entspricht die
Zeichnung voUstândig der Wirklichkeit. Man ersieht daraus die Mannich-
faltigkeit und Schonheit der Muster, welche wohl heute noch eine Nach-
ahmung verdienten.
Die Glasur ist bei vielen Fliesen zum Teil oder voUstândig abge-
laufen, sodass der rotgebrannte Ziegelthon und die weiss-gelbe Einlage
der Muster zu Tage tritt.
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Weil derartige Fliesen in verschiedenen Lândern zuweilen .in
vulliger Uehereiii?^timmmig vorkotnrnen, ua^ aul' |j;cinciiLschaftliclien Llr-
sî»rung vielleiclit aug England hindeuLet (vergl. Otte, HBodbneh der
kirchlichcn Knnst-Archiiologîe des deutschen Miflelallers, I, S. 94), so
ist es mïïglieh, dnss vielleicht das eine oder aridere der besproclieneii
Mus 1er getiaii so ander.swo geRuiden imd vcrulfentliclit wi>rden isL Doch
wcrden mch — ruinai m sijdlichen Deutschland — kamn irgendwo
so viole gleiehzeitige Musler unter einer verbal tnisniassig klehien An-
zalil von Fliesen haben zasainmenstellen lassen wie hier in Si. F*eter.
Die llgurlieben Dar^lelkingen Kitter. Lowe, liirsch u. s. w. waren be-
liebte Fliesenverzierungen. Solche sind z, B. in Umm in der Samtn-
UiUj!, do^^ Vertûfis îîur Erforschiing der rhein. Geschidile nnd Alterlamer
7Ai fmden und veroiïentlicbt in der Westdeutscben Zeilschrift fur Gê'
Rîhidite und KmsU Jahrg, XVI (1897) IV und XVII, IV,
Aufgrabungen im Aeusseren.
Apsis. Naeh wiederholten vergeblic-hen VcrsucJieh wurdeïT die
AnlTmge eines uBtbchen Anbaues gefunden, und zwar bildeten tlie dem
Mitlt_4.schifï zugewciKleten Laibungcii der seîtlichen ^schmaleïï Thuren
bei k und .r in ilireu Vcrlangeningen die Aussenseilen der Waiido
dièses Ajibaueî^, welelier planiniiï^sig ini Vorbande mit der UuiTassunîrs-
niauor der Kirc-be ausgefulirt worden ist.
Die sûdliuhe Wand des Anbaues, vvelcfie alleîn ausgegralïen
werdeu konnle, fand Hwh bereits in geringeni Abslande von ibrein Aus-
garigspufikle bis auf das Fundanienl abgebrocben. Zur Unlersucliung
tler nurdlif-hon Wand wurde durcb Pioniere ein StoUen etwa BJo m
vnn der Thur bei .r eingetrieben, was Herr Oberst Hreilenbacb in enl-
gegenknmmender Weise veranlasst bat. Aneb hier war das Maner-
werk nur auf eine kurze Strecke erhalten, Das ÎTefundene bereehtfgl
nur zu deîn Sublusfîe, dass der Anbau zunîichst rechtwinklig tieraun-
sjM'ang, Die WaïNisUirke wurde zn 1,10 m gemessen.
lin Sebull fanden sîch wenig BaustoiTe, Von drei Funden beim
Stollenbau wird spaLer die Rede sein,
Dass es sieb uni eine Apsis bandeli, ist nieht erwîesen, aber
wabrscheiidielL A uffii 11 ig H einerseits die verbrdtnîsniàssig grosse Breiie
des Anbaues und andererseîts die Thatsaehe, dass der Fussboden,
wenigslens der des uiiniittelbar anstossenden Teils^ nicbt bober als (ier
Kirelieniijsslioden iiegt, Ltei Debio und v. Bezold >Die kircldiche Bau-
kunst des Abendlandest heissi es S. 94: iDie Anlageii obne Quersebiiï
besilzen zuweilen eine ideelle Aiideutung des letzleren in dem dureb
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I
-- 12Ô -
Qûerstufen hervorgehobenen Chorraum. Immer durch Stufen ausge-
zeichnet ist die Apsis, doch nicht durch mehr als zwei oder drei.i
An eine Ausnahme braucht man vorlâufig nicht zu denkeh, bis
der Verlduf des Grundrisses feststeht.
Eine Aufgrabung an der Nordecke der Kirche bei c, im Garten
der anstossenden Dienstwohnung, bat erkennen lassen, dass hier bau-
liche Reste aller Art von erheblichem iJmfange sich in der Erde be-
finden. Auf verhâltnismâssig kleiner Flâche wurden Mauern, Gewôlbe,
Hohlrâume und ein alter Kanal gefunden. Von grôsserer Wichtigkeit
waren zwei grosse Quadersteine, von welchen ich annehme, dass sie
zur Westfront der Kirche gehôrten und sich noch in ihrer ursprunglichen
Lage befinden. Dièse Steine sind seitlich mit rauhen Ftillungen versehen.
Der untere grôssere — 1,0 : 0,95 : 0,80 m — liegt mit seiner Oberflâche
etwas tiefer als der âlteste Kirchenfussboden, der obère kleinere —
0,98 : 0,78 : 0,60 m — seithch von ersterem und hôher. Beide stossen
an die Westfront. Eine genauere Untersuchung der Steine ist nach den
ôrtlichen Verhâltnissen nicht angângig ; eine solche von baulichen Resten
ausserhalb des Gebâudes, welche nicht unmittelbar zu letzterem ge-
hôren, lag nicht im Rahmen dieser Untersuchung. Indessen dûrfte der
Hinweis auf dièse Fundstâtte zukiinftig einmal von Nutzen sein konnen.
Jedenfalls standen die baulichen Anlagen in engem Zusammen-
hange mit Kirche und Kloster. Manches ist vielleicht noch âlter, und
-die gewiss richtige Annahme verschiedener Schriftsteller, dass die ganze
Gegend zu rômischer Zeit bewohnt war, wird durch den bei der Auf-
grabung gemachten Fund eines Bruchstiicks von einem verzierten
rômischen Friese bestâtigt.
Wanduntersuchung.
Ziegel. In Ergânzung der friiheren Angaben (I, 99 f. Ziegel
56 : 27,5 : 4 cm) werden hier zunâchst noch zwei der am meisten vor-
kommenden Ziegelabmessutigen gegeben, nâmlich 42 : 28 : 3,5 cm und
88 : 31 : 3,5 cm. Im Schutt fanden sich auch zwei kreisrunde Ziegel
von 21 cm Durchmesser und 7,5 cm Dicke. (Vergl. hierzu die Liste
der rômischen Ziegelarten und ihrer Masse im Handbuch der Arehi-
tektur, II, 2, S. 114.)
Drei Stempel wurden gefunden, zwei unvollstândig, einer voU-
stândig, erstere beiden auf kleinen Bruchstiicken, letzterer auf einem
Ziegel, dem eine Ecke fehlt und welcher die erstere der beiden letzt-
genannten Abmessungen hat. Die Stempel sind aile verschieden und
lauten: »utice« (25 mm breit) — P] Cari Adiut ... (18 mm breit) —
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— 129 —
D. P. Adi (82 mm lang, 18 mm breit). Sie entstammen verschiedenen
Ziegeleien des Adiutex, der nach der gewôhnlichen Annahme zu An-
fang des 4. Jahrhunderts lebte und zu dieser Zeit anscheinend einer
der Hauptlieferanten fiir aile grossen Bauten in hiesiger Gegend war.
(Vergl. Keune im Korrespondenzblatt der Westdeutschen Zeitschrift fiir
Geschichte und Kunst, Jahrg. XVII, No. 12.) Mit einiger Sicherheit
lâsst sich auf Grund der Stempel sagen, dass der âlteste Bau keiner
àlteren Zeit entstammen kann als dem 4. Jahrhundert. Schwieriger
ist eine genauere Zeitstellung, bei welcher mancherlei Umstânde zu be-
rûcksiehtigen sind. Die verschiedenen Abmessungen der Ziegel und die
verschiedenen Stempel sprechen dafiir, dass nicht einheitlich geliefert
wurde ; sie lassen vielmehr in Verbindung mit dem Umstânde, dass die
Stempel nur selten und nur auf Bruchstiicken vorkommen, den Schluss
wenn nicht berechtigt so doch môglich erscheinen, dass man Abbruch-
material von âlteren Ziegelgebâuden beim Bau verwendet hat.
Ferner lâsst sich zwanglos annehmen, dass die Adiutexziegel auch
noch nach dem Tode des Grtinders der Firma angefertigt wurden, ja,
dass die Nachkommen und Nachfolger lebhaft bemliht gewesen sein
werden, die Stempel noch môglichst lange zu benutzen, um ihren Er-
zeugnissen durch die alte bekannte Marke andauernd eine weite Ver-
breitung und eine vielfache Verwendung zu sichern.
Ist hiernach eine spâtere Entstehung des Gebâudes vielleicht
wahrscheinlich, so làsst sie sich doch nicht dadurch beweisen. Denn
bei den Kaiserbauten in Trier, welche man in das 4. Jahrhundert setzt,
kommen ebenfalls nebeneinander verschiedene Abarten der Adiutex-
stempel und anderer Stempel vor. Ebenso sind auch hier die Ziegel-
masse nicht durchweg dieselben.
Weiteres hieriiber spâter.
Balkenlôcher. Ueber den Gewôlben des siidlichen Seitenschiffs
sind in der Hochwand die Balkenlôcher in meist vorziiglicher Erhaltung
zu sehen, wogegen sie in der gegeniiberliegenden Aussenwand nicht
mehr gefunden wurden, obgleich dièse noch die erforderliche Hôhe hat.
Wahrscheinlich ist sie in ihrem oberen Teile stark ausgebessert worden,
nachdem sie bei der Belagerung teilweise zerstôrt wurde. Auch ist es
moglich, dass die Balken nicht in die Aussenwânde hineinreichten,
sondern hier auf WandunterzUgen auflagen , welche von eingemauerten
Steinkonsolen getragen wurden. Wenigstens sind einige Konsolen noch
an der nordlichen Umfassungsmauer zu sehen. Die Balkenlôcher sind
aufs Sorgfâltigste hergestellt, 34 - 35 cm breit, 45 cm hoch, 38 — 45 cm
tief. Unterkante Balkenloch liegt ungefàhr 38 cm ûber Oberkante
9
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— 130 —
Arkadenbogen, so dass die Seitenschiffe der flachgedeckten romanischen
Basilika vom Fussboden bis zur Decke etwa 7,90 m hoch gewesen
sein miissen. In jedem Joch, d. h. zwischen je 2 Gurtbôgen, lagen in
gleichen Abstânden 5 Balken. Spuren von letzteren selbst wurden
nicht gefunden.
Fenster. Ich muss hier die im ersten Aufsatze S. 102 geâusserte
Ansicht von dem Vorhandensein schmaler Fenster in den Aussenmauern
berichtigen. Solche Fenster sind nicht gefunden worden. Zu ihrer
Annahme hatten zwei Streifen verleitet, die sich auf der Innenseite der
nôrdliehen Umfassungswand wie Ausmauerungen von Oeffnungen kenn-
zeichneten. Der Ausbruch von Mauerwerk hat die Annahme widerlegt,
indem man deutlich erkennen konnte, dass der Verband innerhalb
ungestort durchging. Die Streifen erklâren sich am einfachsten als
ehemahge Wandstreifen — Lesinen — , die abgestemmt worden sind.
Von ihnen werden Gurtbôgen nach den âltesten Hochwànden aus-
gegangen sein. An einer entsprechenden Untersuchungssteile der sud-
lichen Umfassungswand vermochte ich eine-Spur im Fundament nicht
zu finden.
Es hat sich in den Seitenschiffmauem nur ein einziges vorgotisches
Fenster gefunden, welches vermauert war und durch dessen Vermaue-
rung der Schiidbogen des gotischen Kreuzgewôlbes hindurchging. Dièses
Fenster befindet sich bei m?, ostlich von dem friiheren Ausgange zur
Wandelhalle. Es ist rundbogig geschlossen, innen 2,89 m hoch und
1,43 m breit und fângt 4,20 m ûber dem oberen Fussboden an. Eine
Untersuchung der ganz verbauten Aussenansicht war nicht angàngig.
Die inneren Laibungsecken sind mit Hausteinen, Lâufern und Bindem
aus Jaumontkalkstein eingefasst. Man kann aus dem Umstande, dass
das Fenster ausserhalb der Jochaxe liegt, nicht schliessen, dass es der
vorromanischen Zeit angehort. Ein Bestandteii der ersten Kirche war
es auch wegen des Hausteinmaterials wohl nicht.
In der Ausmauerung der Thiiroffnung bei h haben sich neben-
einander gelegt die Steine eines Rundbogens von etwa 82 cm Durch^
messer gefunden. Sie haben spâtestens der romanischen Kirche angehort
und sind mit einfachem Rundstab verziert.
WahrscheinUch war die Beleuchtung der ersten Kirche eine rein
basilikale und entsprach insofem den rômischen Vorbildern. Vergl.
Dehio und von Bezold a. a. 0., I, S. 108 :
»Im allgemeînen gilt, dass die rômische Basilika allein die Hoch-
»wànde des MittelschifTs mit Fenstern versieht, die ravennatische ausser-
»dem noch die Seitenschiffe und die Apsis. In der ersteren Anlage
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— 131 —
»erkennen wir eine Vererbungsform aus dem Privathause wieder und
•unbestreitbar giebt sie die schônere und feierlichere Wirkung; sie
»charakterisiert nachdrûcklicher den Raum als einen geschlossenen, sie
•sondert ruhiger von einander die belichteten und beschatteten Massen.«
Thûren. Die in der Grundrisszeichnung mit i und h als âlteste
Eingânge bezeiehneten Oeffnungen haben sich nicht geniigend klarstellen
lassen. Die flachbogig geschlossene zugemauerte Thiir unter dem alten
Rundbogen bei h (I, S. 102) ging nur bis zur Hôhe des oberen Fuss-
bodens herunter, woselbst sicb eine stark ausgelaufene Schwelle vor-
fand. Sie war àhnlich eingefasst wie das besprochene Fenster bei w.
Unterhalb ging das alte Mauerwerk anscheinend durch, môglicherweise
aber in spâterer Ergânzung oder Erneuerung. Da die beiden Rund-
bogen als die einzigen ihrer Art gefunden wurden, halte ich an der
Annahme fest, dass hier àlteste Eingânge vorhanden waren.
Im nôrdlichen Seitenschifï wurde bei x das Gegenstuck zu der
Thiirôffnung bei Je freigelegt. Die alte Umfassungsmauer war hier nicht
s6 tief abgebrochen, und man konnte feststellen, dass die Thiir rund-
bogig ûberwôlbt und nur etwa 1,60 m im Scheitel hoch war. Die
beiden Thiiren werden in kirchliche Nebenràume gefiihrt haben, deren
Fussbodenestriche in gleicher Hôhe mit demjenigen der Kirche noeh
nachzuweisen waren, deren Grundrissfeststellung sich aber durch die
Umstânde verbot. Auffalligerweise fanden sich in jeder der beiden
Thûrlaibungen zwei nachtrâglich eingemauerte Bànke von der Lange
der Mauerstàrke und etwa 35 cm Breite, aus alten Ziegelstemen auf-
gemauert. Obwohl sie die Benutzung der Thûroffnung als solcher nicht
gerade unmôglich machten, kann man doch nicht gut annehmen, dass
sie zur ursprtinglichen Anlage gehôrten. Andererseits miissen sie vor-
romanisch sein, weil sie unter dem romanischen Fussboden sich be-
fanden. Man erhàlt den Eindruck einer niedrigen Fensterôffnung ohne
Briistung, in deren Nische Sitzbânke angeordnet sind, hat es jedoch
hier offenbar mit etwas anderem zu thun.
Bei y ist eine mittelalterliche Thiir mit geradem Sturz freigelegt
worden, welche wahrscheinlich fiir die Klosterdienerschaft bestimmt
gewesen ist.
Grâber oder Grabplatten wurden in der Kirche selbst nicht
freigelegt. Indes fand sich in dèr nôrdlichen Aussenwand, schrâg unter
dem besprochenen Fenster bei w^ eine Anlage, welche fast vermuten
lâsst, dass hier eine Grabstâtte gewesen sein muss. Vor der Wand
nâmlich lag im Schutt eingebettet das zu Anfang bereits erwâhnte
Stiick einer Marmorsâule, etwa 2,10 m lang bei 0,70 m Durchmesser
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— 132 —
an dem einen Ende. Dièses Stuck, welches einer Halbsàule àhnelt
und eine ebene Seite hal, ist anscheinend von einer Vollsâule abge-
arbeitet oder abgesprungen. Vielleicht bat es als Abdeckung eines in
die Wand eingelassenen Grabes gedient. Denn dass Mauerwerk in der
Wand nâehst der Fundstâtte der Saule war nicht mehr das ursprûng-
liche, sondern schlechter Ersatz, fast nur SchuttausfûUung, etwa von
der Lange der Saule. Aiich lâuft die gotische Mauerbank, welche sieh
an der Wand hinzieht, an der betreffenden Stella nicht durch, sondern
ist auf etwa 1,37 m Lange unterbrochen, wobei die Enden im Viertel-
kreis abschliessen. Vielleicht befand sich an dieser Stelle das Grab
des Stifters oder der ersten Aebtissin, und man nahm die Gebeine mit,
als Kloster und Kirche beim Citadellenbau verlegt wurden.
Nach der Bestimmung des Herrn Geh. Hofrats Prof. Dr. Lepsius
in Darmstadt, welche Herr Konservator Prof. Dr. Anthes daselbst in
dankenswerter Weise vermittelt hat, stammt der Marmor aus den
Briichen von Carrara; es ist nicht der feine weisse, welcher fur Bild-
sâulen verwendet wird, sondern der gewohnliche hellgraue, welcher
daselbst in grossen Massen bricht und fiir Bauteile auch jetzt noch
viel gebraucht wird.
Môglicherweise ist das Stuck ein Ueberbleibsel von den Sâulen,
welche die SchilTe der ersten Basilika getrennt haben.
Eine andere Erklârung als die gegebene fiir die spàtere Benutzung
des Sàulenstumpfs ist schwer zu fînden ; man kann sich keinen Grund
denken, aus welchem man das schwere Stuck etwa von ausserhalb
oder von einer anderen Stelle der Kirche hierhin geschafft haben sollte,
wenn es' doch im Schutt liegen blieb. Andererseits fragt man sich
vergeblich, warum man es nicht in der Mauer gelassen hat. Vielleicht
hat man die Schwierigkeit der Fortschaffung unterschàtzt und aus diesem
Grunde davon Abstand genommen.
Narthexwand (I, S. 104 f. Tafel VIII). Die oberen Sâulen
wurden ganz freigelegt, wobei sich zeigte, dass die beiden seitlichen
keine Basen haben, sondern unvermittelt auf dem Mauerwerk aufstehen.
Sicher sind auch dièse Sâulen der âlteren Kirche entnommen.
Die Freilegung der unteren Pfeilerkapitâle ergab nichts Neues.
Dienôrdliche Aussenwand der Kirche, dargestellt I, Tafel VII,
ist mittlerweile so baufâllig geworden, dass sie seitens der Fortifikation
wiederhergestellt werden musste, was unter Verwendung von alten
Steinen und Ziegeln, die bei der Untersuchung gewonnen waren, ge-
schehen ist. Man kann aber jetzt das Mauerwerk in seinem alten
Zustande nicht mehr so gut erkennen wie auf der Abbildung.
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l: .
— 133 —
Der auf Tafel 1 dargeslellte Grundriss ist derselbe, welcher dem
ersten Aufsatze auf Tafel II beigegeben ist. Jedoch ist er mit allen
Ergânzungen versehen, welche sich bel der letzten Untersuchung als
nôtig ergeben haben und welche vorstehend besprochen sind. Die
romanischen Bauteile sind nicht mehr dreifach, sondern nur noch zwei-
fach verschieden gekennzeichnet.
Ich muss darauf aufmerksam machen, dass ich die alten Mauer-
eeken bei e und /*, die nur noch im Fundament vorhanden sind, nicht
untersuchen konnte, sodass die Zeichnung hier vielleicht nicht genau ist.
Auf Tafel 2, welche eine Innenansicht insbesondere des nôrdlichen
Seitenschiffs mit der alten Aussènmauer darstellt, erkennt man ausser-
dem einen Mittelpfeiler und einen Wandpfeiler der romanischen Hoch-
wand, die gotischen Sàulen im Mittelschiff und im Seitenschiff, die
Schildbôgen der friiheren Kreuzgewôlbe in letzterem, die Thiiren bei
u und y, den ehemaligen Ausgang bei m und die Nonnenbiihne mit
ihren Brûstungswànden und den Rillen fiir die Fussbodenlager. Auch
ist im Vordergrunde links einer der im Grundriss nicht angedeuteten
Pfeiler zu sehen, welche man nachtràglich in der Mittelaxe der Kirche
auf dem Fussboden aufgemauert hat, um vermittelst Holzstielen den
Mittelunterzug der Balkenlage des eingebauten Stockwerks zu tragen.
Die Seitenunterzuge liegen auf den gektirzten Sàulen. In der Ecke des
Seitenschiffs war unter Benutzung einer bedeutungslosen und darum
spàter abgebrochenen, auf dem Bilde aber noch sichtbaren Quermauer,
in welche eine Thiir eingesetzt wurde, ein kleines Muséum zur Auf-
nahme der Funde eingerichtet. Der sichtbare Fussboden ist der obère.
— Die Umfassungsmauer ist dieselbe, deren Aussenansicht dem ersten
Aufsatze als Tafel VII beigegeben ist.
Pfeileruntersuchung.
Ich komme nun zu dem wichtigsten Ergebnis der Untersuchung,
nàmlich den Steinbildwerken. Wie im ersten Aufsatze (S. 101,
103, und 105) erwàhnt worden ist, wiu'de bei der friiheren Unter-
suchung die Wahrnehmung gemacht, dass die romanischen Pfeiler zum
Teil aus âlteren Bruchstiicken errichtet worden sind. Femer wurden
in zwei Wandpfeilern die drei verzierten Hausteine gefunden, welche
auf Tafel V des Jahrbuchs 1897 dargestellt sind. Dièse Steine lagen
mit der verzierten Seite nach aussen, zwei von ihnen waren aber ver-
putzt, und der Putz haftete so fest, dass ihre Reinigung viele Miihe
verursachte. Bei der neuen Untersuchung wurden die Steine heraus-
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— 134 —
genommen und auf sâmtliche Pfeiler ein besonderes Augenmerk ge-
richtet, in der Annahme, dass auch in ihnen derartige Steine enthalten
sein kônnten. Dièse Annahme bestatigte sieh in ganz unerwarteter
Weise. Aile Steine, welche auf den Tafeki 5 — 12 in den Figuren
1—37 dargestellt sind, stammen ans den romanischen Pfeilern der
Kirche. Sie waren in deren unterem Teile, etwa in der Hôhe des
oberen Fussbodens sowie unmittelbar dariiber und darunter, einge-
mauert, glucklicherweise fast aile àusserlich von den anderen Quadem
nieht zu unterscheiden und mit der verzierten Seite nach innen, wo-
durch ihre aussergewôhnlich gute Erhaltung zum Teil erklàrt wird.
Aufgesucht wurden sie so, dass zunàchst die Môrtelfugen mit
feinen Eisen geôffnet und dann eine etwaige Bearbeitung durch das
Gefûhl mit dem Finger festgestellt wurde. Irrtiimer kamen hierbei nur
selten vor. War ein verzierter Stein gefunden, so wurden die Nach-
barsteine auf ihre Bearbeitung untersueht ; meist waren verschiedene
davon unverziert und dièse wurden nun mit schweren Eisen und
Hàmmern herausgebrochen, sodass das Bildwerk allmâhlich frei wurde
und endlich herausgenommen werden konnte. Schwieriger gestaltete
sich die Arbeit, wenn, wie es vorkam, eine ganze Sehicht des Pfeiler-
mauerwerks aus verzierten Werksteinen bestand und auch dariiber
und darunter noch solche eingemauert waren. Dann musste der Pfeiler
kiinstlich abgestûtzt und unterfangen werden. Im allgemeinen sind die
Fundstûcke ziemlieh unversehrt zutage gefôrdert worden. AUerdings
haben die barbarisehen Bauleute der fruhromanischen Zeit, welche
nichts besseres damit anzufangen wussten, als sie zu gewôhnlichen
Mauerquadern herabzuwiirdigen, die Steine wenig schonungsvoll be-
handelt. Wo es der Pfeilervorsprung nach den Seitenschiffen oder
sonst der Verband und der Grundriss wiinschenswert erscheinen liessen,
wurde einfach ein StUck herausgehauen. Manche Steine waren auch
gesprungen, weil sie ungleiche Last bekommen haben, einzelne sind
ùberhaupt nur in Bruchstûcken gefunden, aile mussten griindlich von
dem anhaftenden Mortel befreit werden.
Weitaus die meisten Steine wurden in der sûdlichen Pfeilerstellung
und nur wenige in der nôrdlichen, einer auch in der Narthexwand an
ihrem Zusammenstoss mit letzterer gewonnen (1, S. 105). Von diesem
sichtbar eingemauerten Steine kann man nicht annehmen, dass er in
ausgesprochener Absicht àusserlich kennbar dem Mauerwerk eingefligt
ist — eine Annahme, die bei allen anderen nach den ortlichen Ver-
hàltnissen ausgeschlossen ist. Ich muss die friiher in diesem Punkte
von mir geàusserte Ansicht hier berichtigen.
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— 135 —
Die Steine bestehen aus feinem weissen Jurakalk, welcher môg-
b'cherweise moselaufwàrls bei Ancy oder bei Pont-à-Mousson gewonnen
und wohl auf dem Wasserwege nach Metz gebracht worden ist. Ausser
diesen weissen Steinen enthalten die Pfeiler aueh solche aus mehr
graulichem und gelblichem Kalkstein, ein Umstand, der die Untersuchung
erleichtert bat, da verzierte Steine aus letzteren Baustoffen sich —
mit einer Ausnahme — nicht vorfanden.
Die Fundstûcke sind der Hauptsache nach ïeile eines Ganzen.
Ausgenommen und fur sich zu besprechen sind zwei Grabsteine oder
Grabdeckel, ein Kragstein und eine Flatte.
Tafel 5.
1. Bruchstiick eines christlichen Grabsteins, aus mehreren Teilen
zusammengesetzt. Die noch vorhandenen Abmessungen sind
105 cm Hôhe, 41 cm Breite, 15 cm Starke. Durch vertiefte
Linien dargestellt ist in der Mitte der untere Teil eines Vor-
tragkreuzes (*?), rechts und links davon abwechselnd a und
ù) und gekreuzte Linien im Kreise. Wahrscheinlich haben wir
hier ein stilisiertes Christusmonogramm oder eine Ableitung des-
selben vor uns, môglicherweise aber auch eine einfache Rosette
oder Grabesrose.
2. Grabstein mit eingeritztem Kreuz, dessen Fuss geteilt ist. Ab-
messungen 110 cm Hôhe, 38 cm Breite, 25 cm Starke. Gelb-
licher Kalkstein.
Dièse Grabsteine sind von grosser Wichtigkeit, da ihres
Gleichen selten sind. Man kann den ersten spàtestens ins 7.
oder in die erste Hàlfte des 8. Jahrhunderts setzen, vielleicht
ist er noch àlter. a und w allein oder mit dem Monogramm
sind schon im 4. Jahrhundert nachzuweisen. In genau der-
selben Gestalt kommen die Buchstaben gegen Ende des 6. Jahr-
hunderts in Oberitalien vor. In unserem Falle ist das Mono-
gramm jedoch nicht mehr als solches verstanden. Fiir die
Kreuzform sind die frànkischen Grabsteine im Bonner Muséum
Nr. 7696 und Nr. 8791 zu vergleichen, bei welchen wir eben-
falls eine Verbreiterung und Teilung des Fusses finden, die
iibrigens auch sonst vielfach vorkommt.
Es ist nicht ausgeschlossen, dass im Pfeilermauerwerk von
St. Peter noch mehr Grabsteine enthalten sind, sie sind aber
schwerer zu fmden, wie die ubrigen mehr bearbeiteten Steine,
weil ihnen deren Regelmâssigkeit fehlt.
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— 136 —
3. Kragstein, welcher vorn einen Kopf trâgt und auf beiden Seitea
Pflanzenornament erkeiinen làssl. Seitenansicht auf Tafel 6,
Fig. 6. Lange 46 cm, vollstàndig auf freie Ansicht beiderseits
berechnet. Breite 23 cm, Hôhe 38 cm. Der Kragstein kann
frei auf einem Steinpfosten mit etwa 26 : 22 cm Lagerflâche
aufgelegen haben.
Man hait die Arbeit zunâchst fur rômisch, jedenfalls steht
sie in grossem Gegensatz zu derjenigen der anderen Steine,
insbesondere der einzigen noch figurlichen Bildnerei Fig. 37.
Darum braucht man den Fall nicht auszuscbliessen, dass das
Consol zur Innenarchitektur der christlichen Kirche gehôrt bat.
Entweder war es aus einem àlteren rômischen Eau ûber-
nommen oder man muss Bildhauer verschiedener Schule und
Kunstfertigkeit voraussetzen. Consolen âhnlicher Art kommen
in der altchristlichen Kunst ebenso gut vor wie in der rômischen.
4. Teil einer Tisch- oder Brustungsplatte mit Gittermuster auf
zwei aneinanderstossenden Seiten, 69 cm lang, 43 cm breit,
15 cm hoch. Der Zusammenhang mit den folgenden Steinen
ist wohl anzunehmen.
Aile iibrigen Steine bilden hôchstwahrscheinlich Teile einer an
hervorragender Stelle gestandenen pràchtigen Schranke, wie sie in der
altchristlichen Kirche zur Trennung des Altarraums vom Langhause,
der GeistUchkeit vom Volke, der Geschlechter von einander oder auch
zur Absonderung der Sànger dienten. Derartige Schranken erstreckten
sich oft weit ins Langhaus hinein. Das bekannteste Beispiel bietet
San Clémente in Rom, welches vielfach verôffentlicht ist. Noch an
ihrer ursprunglichen Stelle stehen die alten Schranken in der Basilika,
welche in Olympia 1878—80 ausgegraben worden ist (vergl. Curtius
und Adler, Olympia. Dieser Bau ist auch sonst fur die vorliegende
Untersuchung beachtenswert).
Die Steine lassen sich im wesentlichen in Pilaster oder Stein-
pfosten und in Brûstungs- oder Fiillungsplatten — bezw. in Teile von
solchen — unterscheiden. Sie griffen mit »Nut und Feder« ineinander
(um einen der Tischlerei entnommenen Ausdruck hier anzuwenden),
wobei meist die Pfosten die Nuten, die Fiillungsplatten die Federn
hatten. Ein paarmal kommt aber auch der umgekehrte Fall vor.
Federquerschnitt 7 : 3 cm, Nutquerschnitt 7,5 : 3,5 cm. Die Federn sind
meist abgehauen, weil sie bei der Vermauerung hinderlich waren.
Leider fehlen auch mehrfach an den Steinen mit Nuten Stûcke von
der Breite der letzteren.
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— 137 —
Sâmtliche Steine sind allseitig glatt bearbeitet, eine Seite ist in
der Regfl vi-i^iieii, inw /wei Sliivk baben nui /.wi-i gegenuLuilit'i^tijden
Seiten Bildhauerarbeil (Nr, 13 untl 19),
5. Glatter Steinprosten, MiltelpfosteD mit Nuten auf drei Seiten^
100 cm hoeh, 35,5 cm breit^ 32 cm tief. Auf der Haupt.seite
Lliorahtnungslinicn. Ans diesem Ï^Tosten kaiiri man schliessen,
dass dîe Sehranke nieht eiwa niir in gernder Liiiie von Hoch-
wand zii Hochwand ging oder den Chop imter dem Tvîaniph-
bogen abschlosSj t?ondern da!^s sîe eiiie Abzweigung gehabt
baben ïnuss^ die frei in da^ Kircheniunere vorgesprungen isi
Tafel 6.
6* Kra{îslein, Seitenansicht von 3.
7p Steiiipfosten mît Scblangenband, stark beschadigt, \var mit dèf
verzierten Seite nach aussen eingemauert, 56 cm hoch, 32 cm
hreil, 28,5 cm tief,
8. desgb, 62 : 28 : 26,5 cm, vergi. 32.
9. FiilliingKplalte mit 4 vertieften FiiUnttgen, 98,5 : 75 : 20 cm.
lOi desgl. mit Rauteiimuster in Kreuz tiiid mit Umrahmung vun
Fleclîtbandern, 94 : 73 : 21 cm. Das untere Stiick ist abgebaiien.
Dat^ Band oben reehts Lluft in einen Schlangenkopf ans. In
einem Felde sind dîe Rauten gânziich missralen, was der Ver-
v^^eiidung des Steins in der Sehranke aber keineti Eintrag
gethan au habeo seheinL
11. de^0. mit Rauleiunuster in tJmrahmimg vnn Zickzacklinicn
mit Scbiangenkopferidigung, 98: 43: 20 cm.
Rautenmotive sind in der merovvingiscben Kunst sebr hâutîg.
Tafel 7.
Ï2. Fiîllungsplatte mit Rautenmuster in einfaeher Umrahmung,
89 37 : 22 cm. Halte Fedem,
Kl Steint^foslen mit Seblangenband, 83 : 23 : 32 cm. Recbtsaufdie
Nuttiefe abgebauen, so dass die fniliere Breite zu 27 cm angc-
nommen werden kann. Zweifteitig verzîert; Riiekseile siehe Nr.24.
14. Fûllungsplatte mit Steingittermiister in Rankenfries, 100:59:
23 em. Federn abgebauen.
15, FûUurjgsplalte, 100:60:21cm. In kreuzrormiger Umrahmung
wiederholt sieh viermal dieselbe Darstellmig: eiii Kreuz und
eine Bogenstellung auf Sàuleii, als Wahi7.eiehen der chrislHchpn
Kirche, wie es deullicher wobl kaum zum Ausdruek gebracht
werden konnle, Vergl. Nr. 33. /
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i
— 138 —
Tafel 8.
16. Steinpfosten mit Schlangenband, 66 : 27 : 28,5 cm. Das Band
besteht aus drei Schlangen, von zweien sind die Kôpfe, von
der dritten der Schwanz sichtbar. Zwei Nuten.
17. Steinpfosten mit drei verschiedenen Darstellungen, 74 : 28 : 27 cm.
Die Breite war friiher 31 cm, weil der Stein rechts bis auf die
Nuttiefe abgehauen ist.* Oben anscheinend ein Kreuz, dessen
Oberteil fehlt, in der Mitte zwei verschlungene, aufrechtstehende
Schlangen, unten eine Bandverschniirung in âhnlichem Zuge
wie die Schlangen daruber. Vielleicht eine Darstellung des
liber die Schlangen triumphierenden Kreuzes.
18. Steinpfosten, 66 : 23,5 (friiher 27) : 26,5 cm. Schlange mit aus-
wachsenden Ranken.
19. Desgl, 100 : 30:24 cm, Schlangenverschniirung mit zwei Kôpfen.
Zweiseitig verziert; Rûckseite siehe Nr. 26.
20. FûUungsplatte mit Schlangengewebe, Flechtmuster aus Schlangen-
bândern, 97 : 50 : 19 cm. Zwei Federn.
21. Steinpfosten mit Schlangenband, Verschniirung mit grossem
Kopf , 96 : 25,5 : 27 cm. Zwei Nuten. In der Aufsicht ein
Dûbelloch 3 cm Durchmesser, 5 cm tief. Dieser Stein war der
erste, welcher gefunden wurde. Vergl. I, S. 103 und Tafel V,
Fig. 17.
Tafel 9.
22. Bruchstiick eines Pfostens mit Schlangenverschniirung.
23. Steinpfosten mit einem aus aneinander gereihten Spiralen
bestehenden Bande, 100 : 27 : 20 cm. Hatte zwei Federn.
Vergl. I, S. 103, und Tafel V, Fig. 18. Aufiallig das JU in
einem Zwickel, soll vielleicht eine Maurer-Wage darstellen.
Dî^s im Norden Europas heimische und schon im Bronze-
zeitalter gelàufige Spiralenmotiv ist auch bezeichnend fur die
Vôlkerwanderungszeit und die naehfolgende Période. In Frank-
reich und Deutschland verhàltnismàssig selten, lebt es im
7. und 8. Jahrh. namentlich in der Kleinkunst wieder auf.
24. desgl, Rûckseite von Nr. 13.
25. Bruchstuck mit Schlangenkopf.
26. Steinpfosten mit Blumenmuster, Rûckseite von Nr. 19.
27. FûUungsplatte mit Gittermuster, 89 (friiher 100) : 58 : 22 cm.
Hatte Federn.
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— 139 —
28. Sleund'nsloiiT ^(4 : 24 : 20 cm, mit zv^ei Nulen. Rankenmuster
iiiit lunzellfuriiiififeti BUitlern. Aeluiliche BandrauBler koninien
vielfach in heidnisdi-roraischen sowobl wie iii christlichen Bei~
i^pîelen vur. In der hier tind bei Nn 36 erscheinenden Ge-
slall hi die Ranke huthst bezeîehnend fiir die merowirigische
IMaslik. Sie findet sieh aii eiiiigen datierten uder datierbaren
Atbeiten in Franki-eich^ dem aus dem 6, JhdL. stamniendcn
Allar in der Kalhedrale zii Rodez (Bidletin moniimeiita! XXXVII,
p, Vdïy) Lind aiif einer Reihcî von Altannensen, die aile zu
ciner grossen gemeinHamen Gmppe gehuren. Eine Reihe von
Abbildungen gtebl liier Rohaalt de Floury im 1. Band von La
Messe (Paris 188^] iï.). Dann kommon dici^e Rankcn vor aut"
eîner Anzahl von mernwingi^îchfîn Sarkuphagen, besoiiders denen
in dem Mn.seuni zu NarboonO; in der Krypta von HL Senriii
7Ai Bordeaux tuid ini Maseutn zn Touloui^e.
Tafel 10.
2\l Vïiisim nul Fidlhornmui^ter, 4;-i : 26 : 31 cm, mit 2 Nuten. Full-
!u>rner waien ein beliebles Motiv sowold in der Areliîteklm-
ay iïi der Kleinkmif^t Fiir die roïtiisebe Kunst erinoere ieh
an flie Darstelknigen anf Malronensteinen, fiir die cbrisLIîelie
vergleirbe z^. B. das A[>î?idalmnî^aik von S. Vitale in Ravenna
(Kran?;, GesLliiçlite der ehi iï^tliehen Kunst î, 441 ) und die Dar-
Hîellung anf Dipîycben (Marligny, dictionnaire des antiquités
l'hrétiennesj S. 21(5)j beide ans dem ^eehsten JahrJmndert.
;ÎU, IToHien mit anselieinend épater angebauenem Zapfen, 4r> : 2H
(IViilier 28): 25 cm, Zaî>fen 10 em. Eine NuL uoch vorhandcii.
Ranken, ISlutuen und Kreuxmuster.
31. lYosteu mit Selitaogenband, 4H:iy:30em, einerseils Nut.
32. desi^]., H4:lfi:27em, vergl. Nr. 8.
33. Pfostenj 100:30:23fm mit zwei F'edern. Unlen eine Rugen-
stétlung anf zwei Saulen, daridjer auf einem Tisch eine Vase,
ans weleher P'ûllhrjrner und Blatter bervorkommen. Aehnliebe
Va^enfonn auf einem Trankisclien Grabsteîn (Nr. 2420j im
Museuui zu Bonn.
34. F*iîltuni^spîat(e mit Gewebemuster, 97 ; 59 : 20 cnij batte jîwei
Federo.
35. Pfosten, 98:35:31 em, îiiit zwei Nuten. Blattgewinde , aus
einer Vase borauswaebsend, anscbeiueiid EpheiL
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— 140 —
Tafel 11.
36. Fiillungsplatte, 102 : 56 : 15 cm. Rechts ein 15 mm tiefer Falz
etwa auf halber Plattenstàrke. Der Stein war also abweichend
von den anderen nicht durch Nut und Feder gehalten. In
reichster Ausfiihrung ein Pflanzengewinde aus einer Vase em-
porwachsend, das Ganze umrahmt von einer Blâtterranke. Zwei
Blàtter rechts sind feiner ausgearbeitet wie die ubrigen.
Die Topfpflanzen, wie sie auf dieser Platte und den Pfosten
Nr. 33 und 35 dargestellt sind, finden Gegenstiicke in anderen
aligemein als spàtmerowingisch anerkannten Bildwerken, so vor
allem in den Platten aus der Kapelle zu Hubinne bei Ciney
(Abgiisse in der Sammlung der Société archéologique zu Namur
und im Musée des antiquités zu Briissel). Man kann sie wohl
als Ableitungen der altchristlichen Lebensbâume ansehen.
Tafel 12.
37. Fiillungsplatte, 97,5 : 53 : 22 cm, hatte zwei Federn. Heiligenfigur
zwischen Pilastem, deren Kapitâle ein Giebeldreieck tragen, in
welchem ein Kreuz aufgehàngt ist. Das Ganze in profilierter
Umrahmung. Die ziemlich roh und ungeschickt gearbeitete
Figur ist noch nicht erklârt. Die rechte, anscheinend miss-
lungene Hand ist entweder segnend gedacht oder sie tràgt ein
Brot oder einen Kelch, die linke hait vielleicht eine Scheibe
(Hostie?). MôgUcherweise aber haben wir es hier auch mit
einer reichlich gross geratenen Spange zu thun, die das GewEuid
zusammenfasst oder mit einem Bausche des letzteren, sodass
die linke Hand nicht zur Erscheinung tritt. Da man den Nim-
bus allein nicht f'iir ausreichend erachtete, um die Gôttlichkeit
zum Ausdruck zu bringen, sondern das Kreuz hinzufûgte, so
halte ich dafiir, dass wir recht wohl eine Christusdarstellung
vor uns haben kônnen.
Der obère Teil wurde lange Zeit nach dem unteren und an
ganz anderer Stelle aus dem Mauerwerk gebrochen, daher
kommt es, dass die Platte mit der Ergànzung noch einmal fur
sich aufgenommen worden ist.
Pilaster- oder Sàulenstellungen mit Giebel in vorliegender
Art sind sehr verbreitet sowohl in altchristlicher wie in spâtere?
Zeit. Aehnliche Giebelverzierungen aus dem achten Jahrhundert
sind z. B. mehrfach verôffentlicht bei R. Cattaneo, Tarchitettura
in Italia dal secolo VI al mille circa. Venezia 1888.
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- 141 —
Wflrdigung der Steinbildwerke.
Ihre Bedeutung ist eine hervorragende wegen der Kunstformen
und des Âlters, wegen des ErhaltuQgszustandes und der grossen Zabi
der Fundstûcke.
Die Kunstformen der Steine, welche nach unseren bisherigen
Anscbauungen nicht einbeitlicb, sondera in einer merkwiirdigen Zu-
sammenstellung von Mustern verscbiedenen Ursprungs verziert sind,
gebôren aile in die vorkarolingische Zeit; einen Teil derselben wiirde
man — ausser Zusammenbang betracbtet — wabrscbeinlich als mero-
wingisch, einen anderen Teil als altcbristlicb bezeicbnen. Der Gegen-
stand der Darstellung allerdings bat nur in wenigen Fâllen (abge-
seben von den Grabsteinen nur bei No. 15, 17, 37) unmittelbar
etwas mit dem Cbristentum zu tbun, und wenn nicbt einige wenige
Steine doeb eine cbristlicbe Spracbe redeten, so kônnte man aus
der Darstellung nicht auf eine cbristlicbe Kunst scbliessen. Man
muss bierbei festbalten, »dass eine von Cbristen geiibte Kunst nicbt
scbon an sicb aucb eine cbristlicbe Kunst dem Geiste nacb zu sein
braucbt«, und dass man in den ersten Jabrbunderten, ja im ersten
Jabrtausend unserer Zeitrecbnung die Kunst nicbt iiberall in dem Sinne
und Masse dem kircblicben Zwecke dienstbar macbte, wie es spâter
gescbeben ist. Die Anfânge der cbristlicben Kunst wurzeln in der
klassiscben. Beriicksicbtigt man ausserdem, dass in gleicber Weise
wie das Handwerk so aucb die Kunst zu jener Zeit in Metz ziemlicb
ungestôrt sicb forterben konnte und dass vielfacbe Anzeicben fiir eine
verbâltnismàssig lange Bewabrung romiscber Tecbnik in Gallien sprecben,
so braucbt man nicbt anzunebmen, dass die Bildwerke von fremden
Werkleuten, welcbe eigens zu diesem Zwecke berbeigezogen wâren,
angefertigt worden sind. Freilicb wissen wir, dass z. B. Biscbof Nicetius •
von Trier (532 — 560) sicb fremde Kiinstler aus ItaUen verscbrieb, und
dass Karl der Grosse seine Bauten ebenfalls nicbt obne solcbe berzu-
stellen vermocbte; indessen sind dièse Tbatsacben nicbt obne Weiteres
beweisend fîir den vorliegenden Fall.
Einfliisse zweierlei Art, italieniscbe und frànkiscb-nordiscbe, macben
sicb nebeneinander geltend.
Was zunâcbst die letzteren anbelangt, so zeigen sie sicb baupt-
sâcblicb in den Scblangen, welcbe mit wabrer Vorliebe und in grosser
Abwecbselung abgebildet sind, nicbt nur in der Form von Bandera
und Verscbnûrungen, sondera aucb als Flâcbenmuster und in freier
Darstellung. Obwobl âbnlicbe Flecbtbànder — obne Kôpfe — vielfacb
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— 142 —
vorkommen, so sind doch eigentliche Schlangen meines Wissens der
italienischen Kunst im allgemeinen fremd — die mit solchem Flecht-
werk tibersponnenen lombardischen Bildwerke des 7. — 9. Jahrhunderts
zeigen Tierkôpfe fast gar nicht — , hingegen der frânkischen Kleinkunst
gelàufig (Wehrgehànge, Gurtelschnallen und Spangen aus Gràberfunden
des 7. und 8. Jahrhunderts und merowingische Bilderhandschriften) und
in der germanisch-nordischen verbreitet. (Vergl. Seesselberg, Die fruh-
mittelalterliche Kunst der germanischen Vôlker. Berlin 1897, S. 24, 25.
In Fig. 68 sind âhnliche Bildungen, als Lindwtirmer bezeichnet, auf
einem norwegischen sog. »Brautstuhl« dargestellt. — Die weitere ein-
schlâgige Litteratur ist ausfuhrlieh angegeben bei P. Clemen, merowin-
gische und karolingische Plastik, in den Bonner Jahrbûchem, 1892.
Im Norden Europas hâlt sich das Motiv am lângsten.) Die Schlangen
sind wohl als der ausschliesslich merowingisch-frânkische Anteil der
hier zu Tage getretenen Kunst aufzufassen, und es ist nicht anzu-
nehmen, dass das Motiv von Italienern eingefiihrt worden sei.
Beziiglich des altchristlichen Anteils sind Vorbilder und gleichartige
Darstellungen hauptsâchUch in Italien, in Rom und besonders in Ra-
venna zahlreich zu fînden, aber auch in Griechenland und in Syrien
stossen wir auf âhnliche Kunstausserungen. VerôffentUcht sind solche —
abgesehen von grôsseren, allgemein weniger zugànglichen Einzelwerken
— z. B. bei Dehio und v. Bezold, bei Kraus und bei Cattaneo a. a. 0.
Die Steine gehôren der Merowingerzeit an. Das Jahrhundert aus
ihnen selbst genauer festzustellen ist schwierig, weil der Ornament-
schatz dieser Zeit wenig verânderlich und der Bestand an datierten
oder sicher datierbaren Steinbildwerken gering ist. Aber es ist wahr-
scheinlich, dass sie aus der zvvreiten Hàlfte der merowingischen Herr-
schaft, also aus dem 7. oder der ersten Hâlfte des 8. Jahrhunderts
stammen, weil die Griindung der Kirche wohl spàtestens in den Anfang
des 7. Jahrhunderts fâllt und auch der Grabstein No. 1 auf dièse Zeit
hinweist. In dieser Zeitstellung liegt wesentlich die Bedeutung des
Fundes. Er wirft mehr Licht in ein Gebiet der Kunst, das uns bisher
— namentlich fiir die hiesigen Gegenden — noch ziemlich dunkel war;
er zeigt uns an einer geniigenden Anzahl von verschiedenen Beispielen,
wie sich in diesem Zeitraum die Steinbildnerei in der Baukunst be-
thâtigte. Wenn dies aber auch nicht in vollem Umfange der Fall
wâre, wenn man vielmehr behaupten woUte und beweisen kônnte, dass
es sich nicht um eine Aeusserung der hier heimischen, sondern nur
um eine hierher verpflanzte romische oder ravennatische Kunst han-
deln kônne, so wâre auch dann die Bedeutung des Fundes eine
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— Î43 —
aussergewôlinliche. Seine Reichhaltigkeit und die im grossen Gaiizen
vorzijgliche Erhallung tragen hier/Aî wesentlich bei. Die letztere ist
bei einigen Steinen geradezu Uberraschend, so dass ieh sie niir kauni
zu erklâren vermag. Man erkennt genaii die teilweise an Kerbschnitl
und Holzbildhaiierei erinnernde Behandliing der Steinteehnik (vergl die
I elngetragenen Profile auf TaFel V des erslen Aiifsatzes).
Einer geJL Mitteilung des Herrn Prof. Dr. Clemen, Provinzial-
Konyervators der Rheinpro\inz, verdanke ich die Angabe, dass das
letzte ibm fur dièse Technik isowohl wie fur die Ornamentik bekannte
l.îeispiel die Kirche St. Germigny-des-Près ist, die iosdiriftlich 808 von
Bischof Theodulf gegriindet worden ist. Die Originalreste der dortigen
Sluekfriese befinden sich im Muséum zu Orléaos, die Scuipturen sind
an Ort und Stelle 1860 zieadich weitgehend ergânzt worden.
Bedeutyng der altesten Kirohe.
Frûheslens entstanunt sie dem Anfange des vieflen Jahrbunderl^;
das lasst sich aus deu gefundenen Ziegelsleinpeln mit zieralicher Sicher-
heil schliessen.
j' ^ Spatestens enlstammt sie dem Anfange des siebenten Jahrhunderts,
I wenn nmn den Angaben der Chronisten Glauben schenken wilL Das.s
I die letztere Zeitstellung nicht sehr unrichtig sein kann^ ergiebt sieh aus
,1 den Steinbildwerken,
j innerhalb der genannten Grenzen ist die ZeiLbeslinimung schwierigj
1 aber uniso wichtiger als damît aueh andere entscheidende Fragen zu-
I sammenhî'ujgen.
Es handelt sich darum, fest^ustellen, ob das alteste Gebaude unter
rrimischen Kaisern oder uïiter merowingischen Konigen crbaut worden
I isl, Im ersteren Falle fragt es sich, ob wir es mit eîneni urs(>runglicli
' kireblicben Bauwerke ui Ihun baben, was ma» bei Annahme der
spatereii Bauzeit wobl obne Weiteres als richtig gelten iBsseD wird>
Ohne dièse Fragen zup Zeit iti vollig befriedigi^nder Weise und
iso dass aile Zweifel ausgeï^îeldnsson sind beantworten zu koTmen, gebe
ich nachfolgend die Gesiditspnnkte, welche mêmes Eraohtens dabei in
IJetraohi kommen.
> Die Angabe, da^.*^ Ablei und Kirehe zu Anfang des siebenten
JahrhunderLs gegrîjndet wurden, beweist nicbl, dass damais aile Klosler-
banten nen errichtet worden sind. Das wîire wobl moglich, wii*d aucb
zum Teil gewiss zulreffenj aber man braiicbl es niebt allgemeîn fiir die
^ gmvAe Aniage anzunebmen. Demi es kam zu jener Zeii viellaeti vor,
|- ...«.K.... ..„.....„ — ....
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— 144 —
stimmung eingerichtet wurden. »Bekanntlich hat die christliche Kirche
»keine Scheu empfuaden, Gebâude heidnischen Ursprungs und ver-
»schiedenster Kunstform und Bestimmung, Tempel wie Profanbauten,
»nach Gelegenheit fur ihren Gottesdienst in Gebrauch zu nehmen (Dehio
»und von Bezold a. a. 0. I, 79). c Hierbei konnte dann immer noch
von einer Griindung die Rede sein. Als nâchstliegendes Beispiel er-
wàhne ich den Dom zu Trier. Die Annahme eines gleichen Falles bei
St. Peter wiirde an sich nicht unzulàssig sein. Sie wird gestûtzt dureh
die Technik des Mauerwerks, welches meines Erachtens recht wohl
auch rômisch sein konnte, durch die Ziegelstempel und den erwàhnten
Fund des Bruchstlicks von einem rômischen Hausteinfriese. Vollstandig
ûberzeugt von dem rômischen Ursprung des Gebàudes war der Abbé
Ledain, welcher im Jahrgange 1879 der Mémoires de la Société d'ar-
chéologie et d'histoire de la Moselle bei einer Besprechung der Kirche
sagt: »Pour le dire ici en passant, une petite étude, à la fois topo-
> graphique et historique, qui aurait eu pour but de rechercher, dans
•nos anciennes annales, quel ouvrage romain, quel grand édifice, do-
» minant le cours de la Moselle, avait, à l'époque galloromaine, occupé
» cette position élevée, serait assurément un travail intéressant et curieux.
» Toujours est-il que les constructeurs de TégUse, dont l'architecture
» simple, et en quelque sorte primitive nous reporte jusqu'au temps des
»rois mérovingiens d'Austrasie, s'emparèrent de ce qui était resté de
»rantique ouvrage pour le faire servir à l'exécution de leur nouvelle
»et chrétienne entreprise*. Es fragt sich aber hierbei: wenn ein Mo-
numentalbau von vorliegendem Grundriss zu Ende der Rômerzeit er-
richtet wurde, welche Bestimmung konnte er haben? Ausgeschlossen
ist die Annahme eines gewôhnUchen Privât- oder Nutzbaues, auch um
eine Badeanlage konnte es sich wohl nicht handeln. In Betracht kàme
etwa die Annahme einer Curie — wie beim Trierer Dom — oder
einer forensischen Basilika. Fur letztere mûsste man allerdings von
dem zugehôrigen Forum absehen; ein solches kann an der Stelle in
unmittelbarer Nâhe der rômischen Stadtmauer wohl nicht gelegen haben.
Die der Mosel zugewendete Westseite war ferner zu abschiissig und
das nach der entgegengesetzten Ostseite anzunehmende Tribunal wiirde
bezIigUch seiner Lage dem Verkehr gewiss nicht fôrderlich gewesen
sein. Nun mag es ja rômische BasiUken ohne Forum gegeben haben.
Aber mir scheinen auch die verhâltnismâssig geringen Abmessungen
des Gebàudes gegen eine derartige Bestimmung desselben zu sprechen.
Denkbar ist auch der Fall, dass wir es mit dem Teile einer ur-
spriinglich grosseren Anlage, etwa mit dem Saale eines Palastes zu
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— 145 —
thun haben; man koiinte tlafur die Banke iti den Oeiïïuui^en bei h und
.7; (S. 131} und die ausserhalb der Noi'dseite*pgefu»deiieri Fuiidameot-
resle (S. 128) anfiihreiL Aber es ist docb wohl anzunehmen, dass sicb
iiii Latde der Zeit bei Bau- und Erdarbeilen in der Nàhe weitere
Spuren von einem so grosses Gebiiude gefunden haben wurden, ansser
Mauern etvva Mosaiken oder Marmorbekleidungen, Im Schull der
Kirehe tanden sich nur ein paar kleine Marmorsiuekchen, die zufâllig
hineingekommen sein koonen.
A ni nieisten wahrscheinlich ist inir bei Betrachtung des firnnd*
risses der Fall, dass der Bau als christ liehe Basil ika errichtet worden
ist. Dafiir seheint inir auch der Mangel an Fenstern in den Seiten-
w^inden zu sprechen. Oaulen anderer Bestimmung hatten meist ein
grosseres Lichlbediirfms. Wenn die Setteriwânde Fenster gehabt hâlten,
su brauchte nian einen basilikalen Aufbau (in dem jetzt gebrâuchliohen
Sinne) fiir etn roniisches Gebâude nicht ansîuoehmen, vielmehr kônnte
nian dann an eine einschiffige Anlage denken, etwa von der Art der
Trierer Basilika, bei enUïprechender Verkleinerung des Massetabes.
Denn die Rômer konoten auch grossere Spannweiten als die vorliegende
von 18,67 m mit einem freitrageoden Dacbs^tuhle uberdecken, was von
den merowingischen Banleuten des 7. Jahrhunderls unwahrscheinlich
isl, wie bereits frilber bemerkt wurde (I, S* 101). Da nun aber die
Fenster in den Seitenwànden fehleo, so wird man an einem basiiikalcn
Aufbau des cTsten Ciebuudes festhalten miissen. Wie die Hof*hwande
dariii besehalTen waren, steht nicht fe^t, auch nicht wo sie lagen;
wahrscheinlich ist indessen, dass sie in ihren Fundamenteti mit den Jetzt
noch vorhandenen Hochvviînden der romanischen Zeit zusammenfieïen.
Der Grundriss der Kirehe stelit ein Reehteck dar von den unge-
tahren limenmassen 35,65 : 18,67 m mil einer in ihrem Verlaufe un-
bekannten, aber zimachst senkrecht heraussprtngenden Apsis von etvva
10,60 m Liehtweite. Es liegt nahèj in der altcliristlichen Kunstgeschichte
nach ahnlichen Grundrissen zu suclien. Da haben wir zunâchsl ini
Abendlande in der roraisehen Campagna die ins 4. Jahrhiindert geselzte
Basiîika Sta. Sinforosa, zutailig auch noch eine der wenigeii erhaltenen
Pfeilerbasilikcn (De tîossi: BulL. christ. — Dehio und von Bezold a. a. 0.,
Tafel 17,2), ferner die dem 5. and 6. Jahrliundert entBtammenden
ravennatischen Bauten und die damit vervvandte Kirehe in Parenzo,
dann ini Morgenlande eine Reihe von Basiliken in Syrien, welche ganz
l)esonders viel AehnUches in der Grundrissbildung aufvveisen {M* de
Vogtïé, Syrie centrale, Archîtectui*e civile et rehgieuse du 1^*" au VU*
siècle- Paris 1865—77).
iO
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à
- 146 -*
fieziiglich der Apsis ist festzuhalten, dass die alten christlichen
Kirchen nicht in allen Fâllen eine solcbe von halbnmder Form und
ebensowenig immer einen aussen als Apsis sich kemizeichnenden Ausbau
hatten. Wenn dies allerdings die Regel bildete, so stehen doch die
Ausnahmen nicht vereinzelt da (vergl. z. B. die bei Kraus a. a. 0.,
S. 275 verôffentlichten Grundrisse rômisch-afrikanischer Bauten).
Kônnen auch unmittelbare Einfliisse der genannten Kirchen von
àhnlichem Grundriss auf die hiesige Anlage nicht nachgewiesen werden,
so ist es doch von Wichtigkeit, sie zum Vergleich heranzuziehen, weil
die Grundrissform in dieser Einfachheit nur stellenweise in der ersten
Zeit vorkommt und spâter durch reichere Bildungen ersetzt wird.
Im allgemeinen ist der Mangel eines Querschiffs fur die hiesige Gegend
wohl als Ausnahme zu bezeichnen.
Wenn man nur auf Grund vorhandener Beispiele urteilen will,
so wird man sich ebenso schwer dazu entschliessen, zuzugeben, dass
zur Zeit spâtrômischer Kaiser in Metz eine christUche Steinkirche er-
baut worden ist, wie zu behaupten, dass eine solche unter dem Scepter
merowingischer Kônige — sagen wir z. B. der prachtUebenden Austrasierin
Brunhilde oder ihrer nâchsten Nachfolger — sich erhoben hat. Und
doch kann man wohl beides nicht als unmôglich bezeichnen. Mehr
fur sich hat meines Erachtens die Annahme einer spâteren Entstehung.
Wie frUher dargethan wurde, bilden die Ziegelstempel kein Hindernis,
die Annahme der meisten Schriftsteller, dass Abtei und Kirche zu An-
fang des 7. Jahrhunderts gegrûndet wurden, auch auf den Bau als solchen
auszudehnen. Kraus (Kunst und Altertum in Lothringen, S. 431) be-
zeichnet das Mauerwerk entschieden als merowingisch und zâhlt es als
solches zu den alleràltesten Resten fruhmittelalterUcher Architektur, die
auf deutschem Boden erhalten sind. Er spricht von einer fiir das
Zeitalter charakteristischen »kreuzweisen Strichelung* (der Mauersteine)
und sagt auch in seiner Geschichte der christl. Kunst (I, S. 249) von
den aus dem 5. und 6. Jahrhundert stammenden Steinsârgen Triers,
dass sie teilweise eine sehr einfache »Strigilirung« der Oberflache auf-
weisen, welche als charakteristisch fur die merowingische Période be-
trachtet werden kônne.. Ich nehme an, dass mit der kreuzweisen
Strichelung die auf S. 102 des ersten Aufsatzes dargestellte fîschgràten-
artige Bearbeitung von Bogensteinen mit dem Charriereisen oder mit
dem Schlageisen des Steinmetzen gemeint ist. Bei den gewôhnlichen
Mauersteinen kommt vielfach eine einfache, nur in einer Richtung ver-
laufende schrâge Charrierung vor, welche man bei hiesigen romischen
Mauern mehrfach findet und z. B. an den etwa 9 cm hohen gleich-
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- 14-? ^
artigen Verblendsteinen der rômîschen Wasserleitung bei jouy-au:^-
Arches durchweg beobachten kann. Dass man auch dièse einfache
Strichelung als eharakteristisch fiir einen bestimmten Zeitabschnitt an-
sehen kann, halte ich fur unwahrscheinlich.
Von St. Peter entstammen nicht allein die Altarschranken und
die Grabsteine der Merowingerzeit. Das beweisen zwei im hiesigen
Muséum befindliche Steine, ein Pfeilerkapitâl und der Teil eines Thiir-
sturzes.
Das Pfeilerkapitâl, welches s. Z. auf Veranlassung [des jetzigen
Regierungs- und Baurats Dombaumeisters Tornow aus der nàchsten
Umgebung der Kirche ins Muséum verbracht worden ist, wird das-
selbe sein, welches Kraus a. a. 0. erwàhnt: »Auf dem Hof ein
Abaeus mit Wellenornament, jetzt umgestûrzt und als Sâulentrâger
verwandt«.
Die grôssten Abmessungen dièses àusserst wichtigen Kapitâls sind
43 cm Lange, 43 cm Breite, 27 cm Hohe. Die Ausladung betràgt
7,5 cm. Wahrscheinlich hat es einen Eckpfeiler bekrônt, welcher im
Grundriss ein Quadrat von 35 cm Seite bildete, dessen Stelle im Bau
aber nicht bekannt ist. Aus den Profilen und Ornamenten sowie aus
dem Material erkennt man auf den ersten Blick, dass es in die Zeit
der Steinbildwerke gehort.
Der Thûrsturz, welcher bisher im Steinsaale des Muséums als
No. 489 ein verborgenes Dasein fûhrte, ist im franzosischen Katalog
von 1874 wie folgt bezeichnet: » Grande pierre de taille décorée de
10*
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— 148 —
• rosaces et de billeltes. Provenant du porche roman de Tancienne
» église de Sainte-Marie, à la Citadelle.* Hier liegt meines Erachtens
die Verwechslung der Marienkirche mit der Peterskirche vor, deren ich
im ersten Aufsatze S. 98 Erwàhnung gethan habe. Es ist ganz un-
wahrscheinlich, dass der Stein aus St. Marie stammt, vielmehr weist
Ailes auf seine Zugehôrigkeit zu St. Peter.
Er ist 134 cm lang, 47 cm hoch, 21 cm
stark, rechts abgebrochen, sonst vorziig-
lich erhalten. Die ôrtlichen Verhâltnisse
ermôglichten keine bessere Wiedergabe.
Aus der Ergànzung des Halbkreises kann
man schliessen, dass die Oeiînung, welche
der Stein ûberdeckte, etwa 150 cm Licht-
weite batte. Ueber die Stelle dieser Oeff-
nung steht auch hier nichts fest; es ist
ganz ungewiss, ob die Angabe des Kata-
logs richtig ist, dass der Stein aus der
Vorhalle der Kirche stammt: wissen wir
doch nicht einmal, ob die âlteste Kirche
ûberhaupt eine Vorhalle batte.
Man erkennt also, dass man zur Me-
rowingerzeit nicht etwa nur eine Altar-
schranke in ein fertiges Gebàude hinein-
gesetzt, sondern dass man wesentliche
Gebâudeteile neu hergestellt, ja vielleicht
die ganze Kirche damais neu erbaut bat.
Wie immer aber die Ansichten ûber
Einzelheiten, namentlich iiber die Ent-
stehungszeit innerhalb der festgeselzten
Grenzen auseinandergehen môgen, soviel
scheint mir sicher: Abgesehen vielleicht
vom Kern des Doms zu Trier ist St. Peter
in Metz die âlteste zu einem w^esentlichen Teile noch bestehende christ-
liche Kirche diesseits der Alpen. Einige in spâteren Umbauten er-
haltene Reste altchristlicher Baukunst in Frankreich und Deutschland
kommen neben ihr nicht in Betracht (Nâheres iiber den Denkmâler-
bestand in den verschiedenen Lândern ist z. B. zu finden in der Ein-
leitung zur Archâologie der Altchristlichen Kunst von D. Victor Schultze.
§ 5. Archâologische Ortskunde).
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149 —
Dièses Ergebnis der Untersuchung sichert in Verbindung mit den
Funden dem Gebftude eine hervorragende Bedeulung in der Kunst-
geschichte.
Vertohl0dene8.
Nachstehend sind noch einige Ergânzungen zu den vorigen Aus-
fîihrungen gegeben, welche hier zusammengefasst werden, weil sie sich
nicht fruher passend einreihen liessen.
Ausserhalb des nôrdlichen SeitenschiflFs, vor der Thûr bei a?, fanden
sich Gebeine in der Erde, ein stehendes Gerippe nnd auch ein aus
Steinplatten und Mauerwerk kunstlos zusammengesetztes Grab, welches
in Hôhe des oberen Fussbodens lag. Das Skelett in letzterem befand
sich mit dem Kopf unmittelbar an der Kirchenmauer, senkrecht dazu.
Beigaben wurden nicht gefunden. In spàtmittelalterlicher Zeit war
also der Platz am Chor der Kirche wie iiblich Friedhof. Auch ergiebt
sich aus diesen Grâberfunden, dass zu jener Zeit ein Sakristeiraum
an der Stelle nicht mehr angenommen werden kann.
Bei dem erwâhnten StoUenbau der Pioniere an derselben Stella
wurden die hier abgebildeten Steine zu Tage gefôrdert, welche sich
nicht mehr an ihrem urspriinglichen Platze befanden.
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Es sind zwei verschiedene Postamente und ein, Unks in zwei
Projektionen dargestellter kleiner Stein, der wohl einer Bank als Fuss
gedient haben kônnte.
Eine Erklàrung fur die Postamente, welche Spuren von roter und
weisser Farbe zeigten, fehlt. Ihr Fund bat wieder gezeigt, wie ausgiebig
der Boden in der Umgebung der Kirche ist.
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— 150 —
Es ist bekannt, dass der Altar der allchristlichen Basilika, welcher
im Miltelpunkt des Apsisbogens seine Stelle batte und besonders ein-
gefriedigt und erhôht war, vielfach unter einem eigenen Gehâuse, einem
von vier Sâulen getragenen Baldachin stand. Dieser tempelartige
Ueberbau batte im Abendiande — besonders bei den rômischen Bauten —
gewohnlich ein Giebeldach auf kleinen Sâulen, die ein zweites Geschoss
ûber den erwàhnten vier Hauptsâulen bildeten (z. B. in San Clémente,
St' Agnese f. 1. m. und Sta Maria Maggiore in Rom). Es ist môglich,
dass ein solehes Ciboriujn sicb auch in St. Peter befunden bat. Bruch-
stucke von Sâulen und auch von Zwergsâulen (12 und 15 cm Durch-
messer) sind mehrfach gefunden worden, ohne dass es gelungen wâre,
anzugeben wohin sie gehôrten.
In der Migette-Sammlung des stâdtischen Muséums befmden sich
zwei Zeichnungen, welche St. Peter betreffen. Sie sind unter No. 67
und No. 68 des deutschen Verzeichnisses (1893) wie folgt aufgeflihrt:
No. 67. Vorderansicht der alten Abtei von St. Pierre (Citadelle) ;
Bleistiftzeichnung von M. Cordier, vollendet von Migette 1863, 0,31 m
hoch, 0,47 m breit.
No. 68. Ansicht der alten Abtei von St. Pierre (Citadelle); alte
Teile, welche 1872 in den Neubauten erhalten blieben. Zeichnung von
Cordier, vollendet von Migette, 0,60 m hoch, 0,47 m breit.
In dem franzôsischen Catalogue des Tableaux et Dessins exécutés
par Aug. Migette 1882 ist unter No. 69 eine dritte Zeichnung aufgefûhrt :
No. 69. Primitive abbaye de St. Pierre à la citadelle ; anciennes
constructions qui subsistent dans les bâtiments du génie. Dessin de M.
F. Cordier, élève de Técole municipale de dessin. Hauteur 0,61, lar-
geur 0,48.
Dièse Zeichnung No. 69 ist nicht mehr vorhanden.
No. 68 ist von gewisser Wichtigkeit, weil sie noch Bauteile auf
dem kleinen Hofe im Westen darstellt, die jetzt verschwunden sind.
No. 67 ist bezeichnet: » Eglise romane de St. Pierre (dite magasin
St. Louis) à la citadelle. Collatéraux du XI V* siècle.
Im Anschluss hieran wird aus dem Bulletin de la Société d'Ar-
chéologie et d'Histoire de la Moselle, 6** année, 1863, S. 74, folgende
Stelle wiedergegeben, welche einem Sitzungsberichte entnommen ist:
»M. Abel fait passer sous les yeux des membres présents une fort joUe
aquarelle due au pinceau de M. Demoget, et représentant un pan de
muraille ayant fait partie de Tabbaye Saint-Pierre, enclavé aujourd'hui
dans les bâtiments qui sont affectés à la citadelle, au logement de
M. le Ueutenant-colonel du génie. Suivant sa remarque, le revêtement
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— 161 —
extérieur de cette muraille formée de pierres blanches et de briques,
permet d'en faire reculer la construction jusqu'au septième siècle,
époque de la fondation de ce monastère par sainte Waldrée, ce qui
tendrait à faire admettre que la fenêtre que nous voyons reproduite
n'est rien autre que celle par laquelle, suivant la légende, chaque
abbesse, la veille de sa mort, voyait la main même de Dieu s'agiter
et lui prédire une fin prochaine^.
Die Schlangen haben in der Metzer Ortsiiberlieferung eine gewisse
Bedeutung. An das Andenken des heiligen Clemens, der im 4. Jahr-
hundert lebte und der erste Metzer Bischof gewesen sein soll, kniipfl eine
Sage an, welche den Sieg des Christentums tiber das Heidentum ver-
sinnbildlicht. Der Heilige soll die in den Ruinen des Amphitheaters
hausenden, vom Volke angebeteten Schlangen durch die Macht seines
Gebetes vertrieben und dadurch veranlasst haben, dass eine allgemeine
Bekehrung zum Christentum stattfand. Weiter wird ihm die Grûndung
der Kirche St. Pierre-aux-Arènes in der Nàhe des Amphitheaters zu-
geschrieben.
Im 9. Jahrhundert war die Abtei St. Peter kôniglicher Besitz,
welcher im Teilungsvertrage von Mersen 870 dem Kônige Ludwig dem
Deutschen zufiel. Vergl. Mon. Germ. Leges 617: »Et haec portio quam
sibi Hludowicus accepit: Super istam divisionem propter
»pacis et charitatis custodiam superaddimus istam adjectionem civita-
>tem Mettis cum abbatia sancti Pétri et sancti Martini et comitatu Mos-
»lensi, cum omnibus villis in eo consistentibus, tam dominicatis quam
»et vassallorum pp.* —
Mehrfach ist eine etwaige Wiederherstellung der Kirche angeregt
worden. Hierzu môchte ich bemerken, dass eine solche nach meiner
Ansicht nicht in P>age kommt. Es kann sich wohl nur um Erhaltung
des Vorhandenen und — wenn es die Umstânde einmal ermôglichen
sollten — um Beseitigung der Einbauten und voUstàndige Freilegung
des Fussbodens handehi. Zu einer Wiederherstellung der âltesten
BasiUka fehlen wichtige Anhaltspunkte. Wenn die Einbauten beseitigt
sind, ist der Querschnitt der romanischen Kirche im wesentlichen
wieder vorhanden, sobald man die Balkendecken einzieht. — Empfeh-
lenswert ist dann noch die Wiederherstellung der Narthexwand in ihrem
alten Zustande, also die Entfemung der Bogenausmauerungen.
Die Erhaltung des Bestehenden erfordert schon erhebliche Kosten,
weil die Dàcher der Seitenschiflfe im Holzwerk morsch sind.
Bei einem ètwaigen Abbruch von Mauerwerk in grôsserem Um-
fange sind weitere Aufklârimgen zur Baugeschichte zu erhoffen, wenn
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— 162 —
die Arbeit unter sachverstândiger Leitung vorgenommen wird. Die
rômische und mittelalterliche Gepflogenheit, mit Resten altérer Bauten
neue zu errichten, hat sich beim romanischen Einbau von St. Peter
hervorragend bethâtigt, und, wenn man einen Pfeiler der romanischen
Hochwânde aufmerksam betrachtet, so sind darin gar manche Steine
verdâchtig, dass sie nicht mimittelbar aus dem Bruch hineingekommen
sind; naturlich kônnen nur die wenigsten Kunstformen zeigen.
Die Funde von St. Peter sind — unter Vorbehalt des Eigen-
tums — von Seiner Majestât dem Kaiser, welcher dem Bauwerk und
seiner Untersuchung von Anfang an das grôsste Literesse zugewendet
und die Kosten der Arbeiten getragen hat, der Stadt Metz unter der
Bedingung ûberwiesen worden, dass dièse Sammiung als eine in sich
geschlossene in einer ihrer Bedeutung entsprechenden Weise im
stàdtischen Muséum zur Aufstellung gelangt.
Es ist mir zum Schluss ein Bediirfnis, allen denjem'gen, welche
zum Gelingen des Werkes beigetragen haben, an dieser Stelle meinen
Dank auszusprechen. Vor allem muss ich hier der andauernden und
thatkrâftigen Unterstûtzung des Herrn Bezirksprâsidenten und Vor-
sitzenden der Gesellschaft fiir lothringische Geschichte, Wirkl. Geh.
Oberregierungsrats Frh. v. Hammerstein,Erwâhnungthun. Sodann schulde
ich den Herren Archivdirektor Dr. Wolfram und Konservator der
stàdtischen Sammlungen Dr. Keune fur ihre vielfach in Anspruch ge-
nommene Hlilfe herzlichen Dank. Auch war es Herr Dr. Wolfram,
der die Anregung zu den Ausgrabungen gegeben hat. Herrn Prof.
Dr. Clemen verdanke ich eine Anzahl von Hinweisen beztiglich der
merowingischen Bildwerke. Herr Regierungs- und Baurat Dombau-
meister Tornow hat mit grosser Bereitwiiligkeit die photographische
Aufnahme der Steine und FUesenzeichnungen, sowie der Innenansicht
Tafel 2 durch den Photographen des Dombauamts bewirken lassen.
Endlich hat sich Herr Architekt Borfitz durch vielfache Hûlfeleistung
verdient gemacht.
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— 163 —
Der Metzer Bischof Kardinal de Givry
(1609-1612)
and die franzôsischen Annexionsabsichten auf das Fîirst-BîstQin.
Von Frhr. H. v. Hammerstein.
Einleitung.
Nachdem Diit Georg von Baden 1484 der letzte Metzer Bischof
deutscher Abkunft gestorben war, tiaben langer demi ein Jalirhundert
aussdilie.^slinh Mitglieder der herzoglichen Familie voû Loîhringen das
RisUini inné gehabt, so dass e^ gelogentlich den Aïischein batte, als
ob dasï^elbe gewissennai?*?en eiiie Secimdogenitur fur das Herzogshaus
bilde. Selbst wenn gelegentUcli die Mitglieder des Hauses Lothringen aiif
die Ansilburig der g eist lichen Ftmktionen des Bischufs verzichtelen
und eine deni Herzogsliause nieht angehorige Personlichkeit den Stab
des heiligen Clemens Ftilirte (Lenoncourt und Beancaire), isl doch dîe
Verwaltung des weltHehen Territoriums des Bistums in den Hânden
eines Prin^sen aus deni Hanse Lothringen geblieben. Die Versnehe der
franzuiii^^chen ivonige zur Ausdehnung ilirer Oberhoheit beschrankten
sieh in dieser Zeit auf die Unterjocbung der !Stadt Metss mit ihrem Land-
bezirk, bei welcher die Bischufe mitwirkten, ohne indessen die eigene
Selbi^tiindigkeit des BistuDïs preiszugeben. Auch die Schenkung (dona-
tion), mit welr-her der Kartlinal Karl von Lothringen (le grand cardinal)
als wdtlicher Administratur des Bistums und Franz von Beaucaire als
geisllieher Bischof dem K<"mig Heinrich IL die voile Souveranilât îiber
Mets^, die ihnen nieht etnmal zustand, abtraten, bat ausdrÛGklich niir
Bezug auf die Stadt Meiz und deren Territorium (ville et principauté
de Metz), und berîihrte da:^ Gebiet deâ Bischofs nicht
Das Bistum Mel^ wurde vielmebr rechtlich auch nach der Unter-
jochiing der Stadt unler franzosische Botniâssigkeil als ein Bestandteil
des Deutpchen Beiebes betraobtel, our lag e^ in den thatsacblichen
Macbtvcrhaltnissen , das.s der franzosische Einfluss, insbesondere nach
dem verungbickten Verf^ucbe Kaiser Karls V,, die Stadt fîii' das Beich
wieder zu erobern, nieht nur der uberwiegende, sondern gradezu der
massgebende war.
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— 154 —
So lange indess das Haus Lothringen den Bischofsstuhl besetzt
hieit, — und sieben Angehôrige desselben haben nacheinander das Bistum
regiert, — war der Einfluss des franzôsischen Kônigtums von dem Grade
der Willfâhrigkeit und Fiigsamkeit der Herzôge von Lothringen und
ihres Hauses abhàngig. Je nachdem dièse Frankreich ergeben oder
inehr oder mihder feindlich gesinnt waren, musste naturgemâss auch
die Maehtfïiile Frankreichs in hiesiger Gegend und nicht nur im Bistum,
sondern selbst im Metzer Lande mehr oder minder gross sein. Es
war deshalb ein Gebot der franzôsischen Politik, das Haus Lothringen
sich dienstbar zu machen und zu verhindern, dass dasselbe zu grôsserer
selbstàndiger Kraft sich entfalte, vielmehr dahin zu wirken, dass die
Macht und der Einfluss dièses Hauses mehr und mehr gebrochen werde.
Zunâchst lag es da dem franzôsischen Hofe nahe, das Bistum Metz
von der Verbindung mit dem herzoglichen Hause zu lôsen und dahin
zu wirken, dass an Stelle von in franzôsischem Sinne immerhin politisch
verdàchtigen Bischôfen aus dem lothringer Herzogsgeschlechte andere,
dem kôniglichen Hause durch Geburt und Erziehung ergebenere Bi-
schôfe franzôsischer Nationalitât vom Domkapitel gewâhlt und vom
Heiligen Stuhl bestâtigt wurden. Gewiss auf Anregung der franzô-
sischen Regierung in Paris und auf Betreiben des derzeitigen Metzer
Gouverneurs, Herzog d'Espernon, bat denn auch nach dem am 24. No-
vember 1606 erfoigten Tode des Bischofs und Kardinals Karl IL von
Lothringen das in Metz, aiso unter dem unmittelbaren Einflusse des
franzôsischen Gouverneurs versammelte Domkapitel bereits im Dezember
desselben Jahres den Papst und den Kônig, an des Verstorbenen Stelle
den erst sieben Jahre alten natûrUchen Sohn des Kônigs Heinrichs IV.,
Henry de Bourbon Marquis de Verneuil, zum Bischof zu ernennen.
Das Domkapitel fûhrte dabei aus »que les Princes voisins attentoient
tous les jours sur les biens de cet Evesché et que partant il avoit
besoin d'un grand et puissant protecteur*^).
Der Kônig ergriff dièse Gelegenheit, seinen damais noch nicht ein-
mal der katholischen Konfession angehôrigen Bastard zu versorgen,
mit dem grôssten Eifer, stiess aber bei dem Papste auf Widerstand.
Zweifellos waren politische Erwàgungen dabei die massgebenden, indem
sowohl Spanien als Deutschland und insbesondere auch Lothringen die
Vergrôsserung der franzôsischen Machtsphâre zu verhindern gesucht
haben werden. Zum Ausdruck gelangte dièses jedoch nicht, da der
Heilige Stuhl in der grossen Jugend des Kandidaten den gewimschten
*) Meurisse, Hist. des év. de Metz, 654.
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— 155 —
Anlass fand, um dem Wunsche des Kônigs und Kapitels nicht zu will-
fahren. Nach langen Verhandlungen ersl kam eine Einigung in der
Wpise zu Stande, dass dem jungen Konigssohne zwar die Anwartschaft
aiif dm BisUim und einstweilen eine jiihrliche Rf^nte von 10000 Thalern
aus dem Bistum zugebilligl, :îuni Bisehof aber der die Angelegenheilen
der Krone Frankreieh im Kardinals-KoUeginm zu Rom vertretende
Annai^ (imf d^E^cars, Kardinal de Givry ernannt wurde, mit der Be-
yHTnuiung, dass nach dem Tode desselben, der krânklich und bereits
uber 60 Jahre ail war, Henry de Fiourbon ohne weiteres sein Nach-
fniger vverden sol le. Die Wahl des Kùnigg wîrd ohne Zweifel deshalb
luif den Kardinal de Givry gefalteu aein, weil er in ihm ein gefûgiges
Werkzeug seiner politisclien, die Eiriverleîbung des Bistums in Frank-
kroich abzielenden Flâne zu finden hoiïle, war doch der Kardinal
Franzose von Geburl und dem Kiinige be?^onders ergeben. Der Kar-
dinal \'erljehlte sich denn audi die Schwierigkeiten nicht, welche fur
ihu mil der Uebernahme des neuen Amts verbimden waren und fugte
mv\ï dem Wunsclie des Konigs nicht ohne Widerstreben, zumal er lieber
in Rom geblieben wâre und auf das Bistum seiner Heimal Langres
liofRe. Erst nachdeni ilini vom franzoslschen Staatssekrelâr Villeroy
kateiTori^eh erotînet war, »de préférer robéissanee à toutess antres eon-
^idcratinns*, nahni er die Wahl an, ergriff 1609 vom Bistum zuniâchsl
durcb Bevollmâehtigte Be^^it^, kam im Juni desselben Jahres selbst
rmelï MeXz und verblieb bis zu setnem am 19. April 1612 zu A^ic er-
fVilgten Tode in der Dioxese.
Kanm in setnem Bîstum angelangt. begannen denn auch ernstliche
niiïerenzen mit dem Metzer Gouverneur d'Esiiernon, v^^ ficher im Namen
des franzut^Lschen Konigs nicht nnr verschiedene Hoheitsrechte im Ge-
bicte de^î Bistums .sicli anzmnaBsen versuchte, sondern aueh geradezu
dt'ii Bischor zwingen wollle, fur das ganze Bistum die franzosiâche
Oberhoheit anzuerkennen und dem Konige den Huldigungseid zu letslen.
Mit Energie und Heharrtichkeit hat aber der greise Bischof allen
an ihn gerichtelen Zurnutuns^en widerslanden und am franzôsischen
llofe durch eigene Abgesandte die allen Reehte des Bistums vertreten,
tthne sieh durch die von der Kîmigîn perBonlich versuchte Ueberredung
beugen zu lasse n.
In .seinem Widersran<le stiitzte sich der Bischof auf eine Denk-
sclirift, welehe îhm iiher die Verhi^lfnisse des Bistums Metz und die
HtaatyreçhUiche Stellung des Metxer Bischofs schon nach Rom und
zweifel los auf dem Wege iiber Frankretch iibersandt war, als er nocli
Bedenken trug, das Bistum anzunehnien.
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— 156 —
Dièse Denkschrift, ebenso wie die spâtere Korrespondenz iiber
den verlangten Huldigungseid ist in eine Handschrift (Lettres et mé-
moires de TEminentissime Cardinal de Givry) aufgenommen, welche
sich auf der Metzer Stadtbibliothek (No. 219) befindet und von Mathieu
Husson bald nach dem Tode des Bischofs geschrieben ist.
Dièse intéressante Handschrift, welche zweifellos aus dem persôn-
lichen Nachlasse des Kardinals zusammengestellt ist, giebt durch wôrt-
liche Wiedergabe einer sehr grossen Zahl der zwischen demselben und
seinen Korrespondenten gewechselten Briefe wertvollen und eingehenden
Aufschluss uber seine Thâtigkeit als Kardinal in Rom, wo er als > Vice-
Protecteur du Royaume« die franzôsischen kirchlichen und politischen
Interessen zu vertreten hatte und ausserdem als Protektor des Bene-
diktiner-Ordens mit zahlreichen Klôstern desselben, namentlich auch
mit der deutschen, sogenannten Bursfelder Union des Ordens lebhaften
Verkehr unterhielt % iiber sein Wirken als Bischof von Metz bei Re-
form der Klosterzucht und bei Ordnung der kirchlichen Verhâltnisse,
sowie endlich ûber seine Thâtigkeit bei den franzôsischen Annexions-
Versuchen.
Der Charakter des Kardinals, der auch in seinem kirchlichen
Wirken als Metzer Bischof nur Gutes geleistet hat, zeigt sich in diesen
letzteren mehr politischen und staatsrechtlichen Verhandlungen als der
eines Mannes, dem das Recht ûber die Gewalt geht und der trotz
seiner persônlichen Anhânglichkeit an sein Vaterland und sein Kônigs-
haus bis zu Ende treu und unentwegt an dem festgehalten hat, was
er fur recht erkannt hatte.
Einer nâheren Erklàrung der hierunter abgedruckten Auszûge aus
der Handschrift bedarf e? nicht, es mag indessen kurz darauf hinge-
wiesen werden, dass bereits im Dezember 1607 der Kônig Heinrich IV.
in einem der ersten Schreiben, in welchem er dem Kardinal seine
Absicht kundgiebt, ihn zum Bischofe von Metz zu emennen, die Er-
wartung ausspricht, der Kardinal werde in der neuen Stelle dieselbe
» affection et fidélité* beweisen, welche er immer fiir den Dienst des
Kônigs gezeigt habe. In den zahlreichen Schreiben des Kônigs und
*).Die zahlreichen in der Handschrift enthaltenen Briefe der deutschen
Benediktiner von der Bursfelder Union sind in der Mehrzahl von dem Provinzial-
Prâses, dem Abte Bernard Ruben von Abdinckhofen bei Paderbom geschrieben,
sie enthalten Nachrichten iiber die Klôster St. Godehard in Hildesheim, St. Heribert
in Deutz, St. Maria Laach, St. Jacob bei Mainz, St. Martin maj. in Kôhi, St. Martin
in Trier, Corvey, Seligenstadt, Iburg, St. Maccabaeus in Kôln, St. Matheis in Trier,
St. Ulrich in Augsburg, sowie ûber Kirchenzucht, reformierte Ketzerei und anderes.
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- 157 —
der franzôsischen Staatssekretâre an den Kardinal selbst ûber die Be-
setzuïig des lil^tLiriis Metz ist aiiiîiiïligerweise die beabsichtigte Er-
nennung des juiigeo Marquis de Verneui! zunachst gar nicht erwatmt.
Der Kardinal wird nur au! inuiidlîche Mitteilung des fraozosischen
Gesandteii in Rom oder eines beyonderen Boten verwiesen, and nur
nebensachlieh wenn aueh gewiss absichtlich bemerkt der Staatssekretâr
am 10. Dezember 1607, dass »gesterii« der Marquis de Verneuil und
seine Schwester imter den Namen Henry und Henriette getaoft seien.
Erst als die ersten Bemiiimngen des Konigs, seînen jungen Sohn als-
bald zuni Bisehofe 2U ernenuen, gescheîtert waren und nunmehr seitens
des Donikapitels ein neuej* Postulationsbrief fur den Kardinal erfor-
derlich wurde, giebt der Konig bei Uebersendung dièses rieuen Wahl-
aktes des Domkapilels (15. Juni 160H) dem Kardinal KenntniSj dass
damil beabsiehtigt sei »de vous pourvoir de TEvesché du dit lieu et y
donner accès et entrée à mon fils le Marquis de Verneuil*.
Die vom Konig gewûnschte Form, dass der Pap^t in einer ein-
zigen Bulle den Kardinal zum Bischof und seînen Sohn zum Nach-
folger desselben ernenne, wurde indessen wiederum vom Heiligen Stuhle
beanstandet, der fiir jeden der beiden Kandidaten gesonderte Urkunden
ausstellen wollte. Im August 1008 erklarte sicb der Konig auch hîer-
mit einverstanden und wQnschte nun schleunigste Abreise des Kardinals,
zuniiehst nacb Paris, Die * Bulle de provision*, also das pllpstlicbe
Ernennungsdekret, wurde indessen ersi am 24, .lanuar 1609 au^sget'ertigt,
In derselben ist von Henri de Bourbon, dein designierten Nachfolgerj
iiberbaupt nicht die Rede, wenn nian nicht in einer Wendung der
Bulle, in welcher dem Kardinal die Koadjutorie in Langres, die er
sehon seit Jahren besass und auf welehc zu verzicbten der Konig ihn
vergeblich ersuchl batte, belassen wurde, trotïïdeni er die Einkiinfte
des Bistums Metz oder dooh des grôsseren Teils desselben be-
ziehe, einen Hinweis darauf sehen will, dass dera Sohne des Konigs
10000 Tbaler aus den Eïnkunften des Metzer Bisthums ulierwiesen
waren. Aucli des franzosisehen Konigs wu-d in der Bulle nicht gedaeht,
vvohl uber Bezug auf die Krmkoi'daie mit Deutsehland (nalio germanica)
genonnnen, un ter welehe Konkordate das Bistum falle, %vie denn auch
nicht der Konig von Frankreich, sondern der Kaiser Rudoif und der
Erzbischof von Trier in der Bulle aufgefordert werden, dem neuen
Bischof starke Hand zu leisten (vos benigni favoris auxilio prose-
quantur).
Bevor sicb dann der Kardinal personlieh in sein Bistum begab, sandte
er Beamle und Vertraute vorauSj uni iiber die Verhaltnisse genau orientierl
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25U werden. Schon vor seiner Ankunft entstanden ûber die Form des
Empfangs einige Schwierigkeiten. Ein Herr du Fargis, Neffe des Kar-
dinals, berichtet demselben, dass der kônigliche Gouverneur, Herzog
d'Espernon, sich dem widersetze, dass der Bischof als Souveràn mit
furstlichen Ehren, Salulschiessen der Artillerie und dergleichen em-
pfangen werde. Ob dièse Stellungnahme des Gouverneurs eigener Ini-
tiative entsprungen ist oder auf hôherer Anweisung beruht, ist nicht
genau zu ersehen. Es scheint mir aber, dass der Kônig selbst ab-
sichtlich etwas zweideutige Instruktionen erlassen bat. Unter dem
3. Juni 1609 schreibt derselbe seinem Gouverneur, der Kardinal sei zu
ehren »selon que.sa dignité et ses mérites le requièrent* und fûgt hinzu:
Je désire qu'il cognoisse en ceste occasion comme en toutes autres que
vous y avez la première et principale authorité pour mon service,
n'avez rien plus en affection que de luy faire rendre l'honneur, la
révérence et l'obéissance qui sont deubz aux fonctions du dit Evesché
et qui dépendent de la dignité d'iceluy et de vous employer soingeuse-
ment en ce qui sera requis de l'authorité de votre pouvoir et charge u.s.w.
Nicht ohne eine gewisse Berechtigung konnte der Gouverneur
daraus entnehmen, dass er zwar dem Bischof in seinen geistlichen
Funktionen mit aller Ehrfurcht zu begegnen, nicht aber demselben
eine grôssere politische Stellung zuzuerkennen habe. Der Verfasser der
Handschrift betont dann auch ausdriicklich, dass es ihm unbekannt
sei, in welcher Weise der Kardinal in Metz empfangen sei und ob
aile friiher iiblichen Ceremonien beobachtet seien. Jedenfalls war der
Gouverneur, Duc d'Epernon, beim Einzuge nicht zugegen, entschuldigt
sich deshalb am 1. Juli unter Beifiigung der Bitte, eine freie Stelle
in dem Glossinden-Kloster nicht der vom Bischofe designierten Dame,
sondern einer seiner, des Gouverneurs, Verwandten zu geben.
Kaum batte denn auch der Bischof im Bistum begonnen, eine
anscheinend sehr nôtige Ordnung zu schaffen, so stiess er auf mehr
oder minder verhiillten Widerstand nicht nur bei seinem Klerus, den
er selbst in einem in italienischer Sprache an den Papst gerichteten
Briefe als sehr verderbt (molto corrotto) bezeichnet, sondern auch bei
der franzôsischen Behôrde und dem Kônige selbst.
Aus der Darstellung Sauerlands (in diesem Jahrbuche 1893, IL Teil,
S. 188) kennen wir den kôniglichen Erlass vom 22. Juli 1609, in welchem
angeordnet wird, dass nicht nur in Metz und im Metzer Lande, son-
dern auch im Bistume der kônigUche Gouverneur und dessen Vertreter
» l'authorité et fonction de gouverneurs en toutes les villes et places et
lieux de l'estendue du dit evesché de Metz et pays, leurs appartenances
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— 169 —
et deppendance^ * aii^tiben sollc, Zur Zeit dièses Erlasses war der Car-
dinal de Clivry nicht nielir in Pariy, sonder n bereits în seinem Bislunie
und es erhellt mm dem Naehfolgendenj dat>s der Kardina! nicht nur an
dem Inhalte unschuldig ifil, Bondero auch — ganz ini Gegenteil zn der
AulTa^j^iiTip Sauerlands in desaen obeiiangefyhrter DarslelUing — gegen
die Abï^icbt der franzorfischcn Regierung Einsprueh und ernsten Wider-
Hiand und nicht ohne Erfolg erliuben hat.
Der Kônig ûbersendet nâmlieh den Erlass nicht auch an den
Biscliof selhst, sondern teilt deraselben in einern Briefe vom 3L An^ust
1609 nm mit, rlass er den zur Zeit am Hofe weUenden Gouveîneur
Duc d'Espernon beauftragt habe, mit ihm uber die Angelegenheiten des
HistuînH zn verhandeln, ani 21. Scptember fordert er dann den Bischof
auf^ ihm uber alle;^ \\'iehtige, was im Bistum vorgehe, Berichl zu er-
statten und am 2L Oktober ermahnt er den Bischof, keine Stelle ohno
sein Vorwisi^en zu vergeben und daruber sowte iiber Verkauf von Oed-
land (terres vaines et vague^^) stets den Oberintendanten seines Sohnes
de Verneuil, Herrn Le Maire, zli horen, desseu Kandidaten îmmer den
Vorsîug vor Anderen ha tien.
Ini Dezcmbcr des.selben Jahres 1009 raischt sicb der Gouverneur
direkt in die Verwaltung. indeni er den VerkauF und Transport von
Holz ans bi^chùfliclién Forsten verbietet und verletzt den Bischof auch
persrmlich dureh Einrichtung einer militarischen Waclie ueben und im
Palaste dvs Hifïeliof>^, zu wclclier er ohne vvcilei'c.s eiiiige Zitnmer deeî
Falantes in Ansprucli niïjunt.
Noch in deniselben Jahre erfolgl dann der direkte Versueli des
Gouverneurs, die weliliehe Herrschaft im Bistuni vollig an sich zn
iiiehen, und bald darauf die Forderung des Huldigungseides^ uber welehe
Vorgiinge die nachtblgenden Ausziige handele. Vorgedruekt ist den-
selben die Denkschrift iiber die Htaatsrechllichen Verhfdtnisse des Bis-
tnms, welche kaum 3 Jahre 2uvor dem Kardinal zugesandt war, uni
ihu zur Aimahme des Bistums zu bewegen:
»Maîs quoy cjue le morceau (das Bi^tum) fust bon, notre cardinal
n'y Irouvoil pas t(rand goust pareeque TEvesche de Langren qu'il espe-
ruit comme coadjnteur luy senibloil plus advaiitagenx, encore qu on
luy eust donné une déclaration fort ample de TEslat et revenus de celuy
de Metz pour Tamorcer.»
Dièse Denkschrift, an und fur sich sehon wegen ihres Inhalts in-
teressantj gewinnt gerade durch die alsbald naclifolgenden Versuche der
franzusischen Regierun^^, Rechte der franzosîschen Krone Im Bistuni in
Anspruch zu nebmen, erhiitile Bedeutung.
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-^ 160 —
Die nachfolgenden Auszûge aus der Handschrift enthalten demnach:
I. Die Denkschrift ûber die Verhâltnisse des Bislums v. Jhr. 1607.
II. Die Verhandlungen liber Vereinigung des Bistums mit dem
Gouvernement Metz vom Jahre 1609.
III. Verhandlungen ùber Forderung des Huldigungseides aus dem
Jahre 1610.
IV. Einstweilige Vertagung der Angelegenheit im Jahre 1611.
Ein Kommentar zu diesen Schriftstûcken ist iiberfliissig. Bemerkt
mag nur werden, dass der Kardinal, wohl jedenfalls um mit dem Herzoge
d'Epernon nicht tagtâglich in Zwiespalt zu geraten, sich im August
1610 von Metz nach Vie zu dauerndem Aufenthalte begeben hatte
und dass nach dem Tode des Kardinals (19. April 1612) die ganze
Angelegenheit seitens des franzôsischen Hofes einstweilen vertagt wurde.
Dass und wie dann wenige Jahre darauf noeh wàhrend der
Minderjâhrigkeit des franzôsischen Kônigssohnes und Bischofs Henri
de Vemeuil und unter der Verwaltung des Bistums durch das Dom-
kapitel der Herzog d'Epernon auf Grund eines neuen kôniglichen De-
krets vom 24. Oktober 1613 das Domkapitel und die Beamten des
Bistums am 10. Januar 1614 zum Huldigungseide gezwungen hat, wo-
mit die Unterwerfung des Bistums unter die franzôsische Krone that-
sâchlieh voUzogen wurde, ist in dem schon angefiihrten Aufsatze
Sauerlands eingehend dargestellt.
Das Andenken des wiirdigen Kardinals und Bischofs Annas de Givry
aber als des letzten selbstândigen Fiirstbischofs, der mit Mut, Beharr-
lichkeit und Erfolg die alten Rechte des Bistums unter den schwierigsten
Verhâltnissen verteidigt und aufrecht erhalten hat, soll fiir aile Zeit
in Ehren bleiben.
I.
Denkschrift ùber die staatsrechtlichen Verhàltmsse des Bistums vom Jahre 1607.
Bref discours des droictz auctoritéz et estât de Tevesché et
gouvernement de Metz envoyé à nostre cardinal a Rome assez cu-
rieux et considérable pour estre rapporté icy et faire veoir la gran-
deur et noblesse.
L'evesché de Metz anciennement et communément appelle le franc evesché
a cause des beaux et grands privilèges, franchises, exemptions et auctoritéz dont
tant les seigneurs evesques que leurs subjectz ont jouy soubz le St. Empire de
temps immémorial, consiste quant au domaine ez villes, chasteaux, bourgz, vil-
lages et fermes dépendantes des chastellenies de Vie, Rambervillers, Baccarat,
Moyen, Alberstorf, Fribourg, La Garde, ban de Remilly et villages des quatre
mairies du val de Metz ensemble en ceulx de la chastellenies de Habodanges,
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engagée a un particulier et en bon nombre d'autres villes, chasteaus, bourgz e!
villages m ou vans en fiefz dudîl eveschêj les uns en qualité de marquis atz, autres
en (fualité de comtés, atitres de baronniesj autfea de hautte justice et autres de
âimples iiefz.
En tous lesquek lieux le seigneur evesque eat prince souFerain soubz le
St, Empire y exerceant seul tous actes, pouvoir et auctorité de souverain telz
qu'ils puissent eslre, comme font les roys, ducz, coniles on barons do St. Empire
ez terres dépendantes d'eux eîiquelles bien quHlz recognoissetit la majesté impé-
riale repreoans d'icelle de leurs dites terres, Quo ad universale domioiuni, qu*en
leurs diiTerentsi de princes et autres ilz subissent jurisdictïon soubz le St, Empire
par les voyez et moyens qui y soot establys et qu'en certain cas, a Tesgard
niesme de leurs subjectz, Wz puissent estre reformez en la chambre impériale
de leurs jugements, sy est ce que pour cela ib, ne laissent d'estre immédiatement
souverains sur leurs dits subjectz, lesqueb sont obligez de vivre soubz leurs loix,
statulz et ordonnances et de les suivre garder et observer encore qu'elles ne
soient ny authonsees ny approuvées de sa dite majesté impériale en suite el
conséquence de laquelle principauté et *iuctorite souveraine des dits seigneurs
evesques de Met^ sui episcopatua successoria lege et conditione in perpetuuni ac
ordinario seu proprio iure, ilz ont de tous temps faict tous actes de souveraineté
en leur ev esche.
Ce qui est sy vray^ quHb ont establys des lobe et sLatutz tantost avec
Tadvis des etalz expressemenl assemblez, tanlost de leur seul mouvement selou
la diversité des temps et qu'ik le jugeoient apropos pour le bien de leur estai
sans qu'il ayl este besoing de l'authorité de sa majesté impériale. Cbose qui s*est
faicte par feu monseigneur le cardinal de Lorraine dernier evesque et ses pré-
décesseurs, sy authorisee et receue entre les princes du SL Empire, qu'en Tordi-
nation de la ChaïTihre.
Tittre 1 chap. 54. Il est ordormé aux juges de ladite Chambre de juger
conformément audites ordonnances et constitutions marques de souveraineté.
De tous temps ilz ont aussy eu le pouvoir d'indire et declairer la guerre,
faire la paix, accorder, faire levées de gens de guerre sur leur pays, tant pour
eulx que pour leurs amys, comme il est très bien prouvé es viez des evesques
de Metz, entre autres d'Estienne en Tan 1120^ de Conrad, de Jacques j de Bou*
flmrd en Tan i2HB, de Renault en Tan 1302, de Henry Daulpliin en Tan 1319
d'Adeiïiar en Tan 1H28, de Tbiery de Roppart en Tan l'êBb et des au 1res ev es que s
qui les ont su y vis comme il s'est veu depuis peu *(ue ledit cardinal de Lorraine
dernier evesqiie s'est servy d'une puissance et authorite absolue et souveraine
pour faire une levée de gens de guerre darm ses pays pour maintenir son autho-
rite a Strasbourg,
En troisième lieu les registres et cayers des aydes et subsides extraordi-
nairement levez et qui se trouvent dans les archives et chancellerie dudit evesché,
fiint foy du pouvoir des seigneurs evesques d'indire el imposer teb subsides ijue
bon leur semble dans leurs estatz pour leur bien et soula|,'ement, sans qu'ih
soient auLhoriséz draille a rs.
En (juatrieme lieu le droict de battre monnoye en leur evesché leur a
iousjours appartenu, couniie nous voyons par les lieux a ce destinez a Vie et
les coins de quelques tnesques qui s*y trouveoL
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En cinquième lieu les dits seigneurs evesques ont droict et pouvoir de tous
temps d'annoblir, légitimer bastards, créer tabellions ou notaires, donner grâces
et remissions par toutes les terres de leur dit evesché comme appert par une in-
finité d'actes qui se rencontrent, pouvoir qui ne peut estre autre qu'une auctorite
princiere et souveraine.
Il seroit long de declairer par le menu tous les droietz régaliens et sou-
verains, comme du ressort d'appellations, du pouvoir d'affranchir et exempter des
charges et obligations publicques, de deffendre ou permettre le port d'armes et
fouiler les salpestres et autres grands pouvoirs des dits seigneurs evesques qui
seulz ont prouveit au gouvernement asseurance et conservation des villes et
places dépendantes de leur dit evesché, créé et estably tous magistratz, officiers
et ministres, tant pour l'administration de la justice que garde et deffence des
dites places et subjectz, sans qu'aucun aultre s'en soit meslé que soubz leur
adveu et auctorite. Leur bailly etably par eulx et a leurs gages prenans le soin
des gens de guerre passans ou séjournant dans les terres de leur evesché.
Lequel bailly soubz leur dite authorite gouverne seul ledit evesché, com-
mande a tous ce qui concernç les forces et deffences d'iceluy, prend garde que
les villes et maisons fortes y ' soient bien entretenues et en cas de bruit de guerre
amasse les hommes propres pour porter les armes et ordonne sur l'achapt et
fourniture des armes qu'il juge estre nécessaires, donner les logementz et depar-
tementz aux gens de guerre, tant du pays qu'estrangers, passans ou sejoumans
a quoy il est prouveit en son absence seulement par les gens de son conseil privé.
Il y a un maire soubz ledit bailly en chacune des villes de Vie, Moyenvic
et Rambervillers, lequel a le soin de la garde des portes et murailles, a les clefz
pour les ouvrir et fermer, les chasteaux et maisons fortes dudit evesché demeu-
rans en la garde des chastelains qui veillent a leur deffence et conservation.
A l'esgard de l'administration du domaine ou des affaires concernantes
Testât dudit seigneur evesque, soit de la police ou justice, il y a plusieurs usages,
les premières justices cognoissant en première instance de toutes actions reeles,
civiles et personnelles, meues et intentées entre personnes non nobles ou franches,
domiciliées sur les lieux, et ce a l'esgard des civiles souverainement ez causes
n'excédantes la somme ou valeur de dix francs et des criminelles ou il y va de
peine de sang, en toutes indifferenment, l'appel n'y estant receu; mais la seule
voye de nullité.
Premièrement il y a le conseil privé, lequel est composé dudit sieur bailly
qui y préside, de son lieutenant au bailliage des chancelier, procureur et thresorier
generaulx, tous créez et establys par le seigneur evesque seul a qui ils prestent
serment.
Lequel conseil prent cognoissance de tous differentz concemans le domaine
dudit evesché, a le soin et l'œil a l'entretenement des useuines et maisons en
dépendantes, entend les comptes et les plainctes des subjectz contre les officiers
et en juge, prouvoit a la police aux occasions et généralement a tout ce qui est
bien et conservation dudit evesché, soit en l'absence du seigneur evesque ou en
présence, luy donnant advis sur ce qui se passe, pour y ordonner.
Il y a oultre ce premier conseil celuy du bailliage qui a son siège en la
ville de Vie et est composé du bailly, de son Ueutenant qui y préside en son ab-
sence et de douze conseilliers.
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Ledit cLHiseiî coîrnmt en prennere instance de tous difTerentz cmÎK et per-
sonnels *jjiiî s'y meuvent entre personnes nobles oii de f|ualïte franche^ soit qu'elles
résident ez terres du domaine du seigneur eveaque ou des seigneurs fendatuc et
par prévention en certains cas privilégiez indifferentmcnt entre toutes personnes
nobles ou roturières cl par appel de toutes actions civiles^ soit reeles ou actuelles,
y avant a[*pel de toutes les justices, inférieures audit conseil et ce tant des lieux
dudit domaine que des terres des seigneurs V3s?saulxj s'y ce n'est pour le Weîz
du delà de la rivière de Sare et quelques autres au de ça qui ont «sage et pri-
vilège ay contraire.
Juge ledit conseil souverainement et sans appel en toutes causes ou le
principal n'excède la valeur de cinq centz tlorins d'or de Rliin^ estimez a quinze
centz francs Lorrains par privilège accordé en Tan 1563 par l'empereur Maxirnilien,
11 y a en oultre le siège des assises qui se tiennent au chasteau de Vic^
lequel est composé dudit bailly, pairs et haultz hommes dudit evesché, c'est a dire
des gentilzhommes qui possèdent des llefz audit eveaché^ lestjuelz en certain
nombre et qii'ilz y sont appeli**z de deuK mois en deux: mois par lettres expresses
dudit bailly, qui préside audit siege^ décerne et ordonne toutes provisions n'y a
toute fois voix délibéra tifve, mais les difficultez qui s'y traictent estans agitées
avant que sortî^r des assises, crée un esche vin du nombre desdits haultz hommes
qui rapporte le faiet ausdils paires, collige les voix et de la, ledit bailly rappelle
et rentré, prononce le juj^ement par le greffier desdits assises soubz son et de
ses flaira qui ne peuvent rendre aucun jugement qu'ilz îic soient au nombre de
sept, n'y faire ouverture du livrej qu'ils ne soient trois au moins as^ec ledit bailly.
De ces assises il y a appel a la chambre impériale de m es me tjue du bailliage^ el
en pareilz cas, et ne s'y traie te rien que le seul petitoîre des lîefz et questions
féodales, le possessoire s'enlrairtant au bailliage.
Esl a remaniuer encore qu'il y ayt bon nombre de vassaulx el ?^î*înammenl
de ceulx pui tiennent des fiefz au delà de la Sare qui ne reeognoissent la juris-
diction ordinaire du seigneur evesque de Metz pretendantz avoir mesrae droict
que lui de relever en la chambre impériale tant pour leurs personneSj *|ue pour
ceulx qui tiennent (^elque bien ou hefz d'eulx^ a l'exemple de la pkispart des
lïefuez d'Allemagne qui tiennent leurs liefz soubz les princes qui n'ont d roi et ou
nsa^e au contraire, sy est ce qu'ilz recognoissent la jurisdietion desdits assises a
Tesgard des questions et cas feodaulx, soient <|u'ilx y soient appeliez a Tinstance
du pnicureur gênerai dudit evesché ou de quelque particulier prétendant quelque
droict en leur fiefz.
Finalement il y a le siège de la gruycrie dudit evesché, lequel cognoit des
abuB qui ne roînmellent ez bois, rivières et estangs, ne prenant pas loutefois
cosrnoissanre du droict au fond^s^ la renvoyant a la justice ordinaire suyvant le
règlement du eardinal de Lorraine e! arcbevesque de Rheims qui establit le pre-
mier, estant Iurs administrateur perpétuel dudit evesché, ladite gruyerie en ofiicei
chacun chastellain ou officier faisant auparavant reste charge en sa chastelienie,
tenant convple des probe tz rju'i! tiroit des bois. Fault entendre que le seigneur
cardinal ayaut eslably un seul grand gruyer pour tous les bois de son evesebé
aux gages de îîQO frans et attribution de douze deniers de chacun fran du prix
des ventes des dits bois et monseigneur le cardinal de Lorraine dernier decedé
ayant faict en Tannée dernière 1607 recognoistre tons sesdits bois par personnes
cxpiessement commises, leur rapport veu et jugeant qu'une seule personne ne
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pouvoit bien gouverner lesdits bois, eu esgard a la grande quantité et a la dis-
tance de leurs situations en institua trois, scavoir un ez chastellenies de Ramber-
villers, Baccarat et Moyen, aux gages de cent frans et attribution des droiclz
susdits, un autre ez chastellenies de Vie, La Garde, Fribourg et Âlbestroff avec
gages de 150 frans et mesme attribution de profictz et le troisième au ban de
Remilly et villages des quatre mairies avec gages de 60 frans et attribution
susdit au moyen de quoy tous les dits bois sont mieulx réglez et gouvernez
qu'auparavant.
De toutes lesquelles choses s'ensuyt que le seigneur evesque de Metz a
eu jusques a présent soubz le St. Empire un pouvoir entier absolu et souverain
ez terres de son evesché, tant pour le faict des armes que la police et la justice
sans que sa majesté impériale Payt empesché ou faict empescher, tout le debvoir
et obligation dudit seigneur evesque envers sa majesté et le Saint Empire consis-
tant en la reprinse et recognoissance de ses regales et prestation de serment de
fidélité, comme appert par plusieurs lettres desdits reprinses et Thistoire mesme
et que sa dite majesté n'y autre ne Ta jamais empesché en la jouyssance des
choses susdites.
En considération duquel serment et choses susdites ledit seigneur evesque,
comme prince du Saint Empire, a sa séance et voix tant ez assemblées impériales
que circulaires du Rhin soubz le cercle duquel son estât et evesché est compris
et arrivant qu'il soit attacqué par quelque prince estranger, rechercheant Tayde
et secours des princes et peuples de leur cercle, il en doit estre assisté selon
les loix fondamentales dudit Saint Empire, de gens et d'argent l'empereur estant
mesme obligé de fournir des forces quand un prince d'un cercle n'en a pas des
suffisantes pour se deffendre contre un estranger.
Fault aussy scavoir que de tous temps les estatz de la ville et cite de
Metz et Pays Messein comme aussy dudit evesché ont este distintz et séparez
non pas seulement depuis la concession faicte a Sa Majesté très chrestienne des
droictz que ledit seigneur evesque avoit en ladite ville et Pays Meissein, mais
de longtemps auparavant estans lors bien plus grands et absoluz que ceulx qu'il
avoit lors de la dite cession en la ville de Metz ou il n'estoit pas bien absolu,
mais seulement a l'esgard de certains droictz, comme de créer la justice et
autres qui luy appartenoient, en qualité d'evesque ou de comte de Metz, le comté
ayant este achepté avec les places en dépendantes par l'evesque Bertrannus en
l'an 1181, ou en qualité de voué de Metz l'evesque Jacques de Lorraine en ayant
acquesté les droictz au profict de son evesché en l'an 1262.
 quoy donnent grand poidz les lettres de concession faictes et passées par
ledit seigneur cardinal de Lorraine, archevesque de Rheims, administrateur perpétuel
du temporel dudit evesché et de mre. François lors titulaire des droictz qui leur
appartenaient en la ville de Metz et Pays Messein au profict de très hault et
très victorieux prince Henry, second roy de France d'heureuse mémoire, avec
celle de confirmation de la dite cession par les sieurs princier, doyen, chanoines
et chapitre de l'église de Metz du 12 avril 1557 ou il paroist qu'elle a este faicte
a la reserve expresse des droictz dudit seigneur evesque de forger monnoyc
création de justice et tous autres de souveraineté en toutes les villes et terres
de leurdit evesché pour en jouyr ainsy que les aultres princes du Saint Empire
jouissent en leurs terres et pays, soubz lesquelles conditions ledit seigneur
evesque fut pris et receu avec tous les subjectz en la protection dudit seigneur roy.
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— 165
n.
Verhandlungen Ûber Vereimgung des Bistums nUt dem Chuvemement Metz
nom Jahre 1609^).
1. Proposition de monsieur d'Espernon a monsieur le cardinal
de Givry.
Le roy a commandé*) a monsieur d'Espemon de dire a monsieur le car-
dinal de Givry qu^il désire reunir Tevesche de Metz au gouvernement dMcelluy,
ainsy qu'il a este aultrefois, sans prejudicier aux droictz du seigneur evesque
tant régaliens qu'autres, ny a ceulx de son chapitre, ny des vassaulx et subjectz
dudit seigneur evesque, s'asseurant tant de Taffection et fidélité de mondit seigneur
le cardinal et du ressentiment qu'il a des obligations dont Sa Majesté Ta lié,
qu'elle croit qu'en ceste occasion qui regarde son service et contentement parti-
culier, que mondit seigneur le cardinal luy tesmoignera son affection veu que la
chose ne luy importe ny ne le touche aucunement.
2. Response de monsieur le cardinal de Givry a monsieur d'Es-
pernon.
Monsieur le cardinal de Givry pour response au mémoire a luy envoyé
par monseigneur d'Espernon, dit que s'estant diligenment et exactement informé,
il a appris que l'evesché de Metz n'a jamais esté uny au gouvernement dudit
Metz, qu'il tient pour asseuré, qu'il ne peut en conscience consentir a telle union
pour le préjudice notable qui s'en ensuyvroit des droictz tant de l'evesché que de
ses vassaulx et subjectz, qu'il se confesse véritablement sy fort obligé par toutes
sortes de debvoirs a Sa Majesté, et qu'il ne doit rien tant désirer, comme aussy
ne faict il, que de luy pouvoir rendre fîdel tesmoignage de l'entière affection, qu'il
a tousjours eu et aura tant qu'il vivra a son très humble service, mais qu'il
espère aussy tant de la pieté, justice et bonté de Sadite Majesté qu'il croit qu'elle
se contentera de luy permettre de posséder et conserver son dit evesché pour le
laisser en Testât qu'il l'a trouvé lorsqu'il y est entré. Ce qu'il supplie très
humblement Sa Majesté avoir pour agréable.
3. Peu de temps après ceste response il envoya un gentilhomme au roy
pour luy explicquer encore mieux ses intentions et asseurer Sa Majesté de son
obéissance, lequel envoyé luy parla en ces termes:
Sire, monsieur le cardinal de Givry baise très humblement les mains a
Vostre Majesté et m'a envoyé vers Elle non seulement sur le subject de la de-
pesche que luy feit avanthyer monsieur d'Espernon pour l'union du gouvernement
du pays de l'evesché, mais encore pour rendre particulièrement compte a Vostre
Majesté de toutes ses actions et luy faire connoistre que ce qu'on luy a faict
entendre des ventes de bois et aultres choses qui semblent prejudicier a son
successeur sont pures impostures, monsieur le cardinal de Givry n'ayant jamais
par la candeur de ses actions rendu aultre tesmoignage que de créature très
humble de Vostre Majesté, de bon prélat et œconome du temporel de son evesché
*) Das Jahr 1609 ergiebt sich aus der Anordnung der Handschrift, aus
welcher der Abdruck erfolgt.
•) Lettres Patentes vom 22. Juli 1609, siehe Einleitung.
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qu'il a déjà mesnagé en sorte que qand il plaira a Dieu, rappeler a soy, son
successeur le trouvera augmenté par ses soins de vingt mil frans barrois de rente.
Pour le regard du gouvernement du pays de Tevesché, que monsieur d'Es-
pernon poursuit chaudement et avec tant de passion pour Punir au gouvernement
de Metz, Vostre Majesté me permettra, s'il luy plaist, de luy dire, qu'il ne se
trouvera point que jamais ceste union ayt este, et neantmoins sy monseigneur le
cardinal recognoissoit que ce fust le plus grand service de Yostre Majesté, il
serait très mary de le retarder, mais Sire il m'a commandé de l'asseurer sy elle
a agréable de luy donner du temps d'y disposer les espritz de messieurs de son
chapitre et de ses vassaulx, il luy sera facile d'y joindre les affections de ses
subjectz qui commencent a l'aymer, et ainsy il pourra disposer des estatz de
ceste petitte province a désirer, ce que la contrainte et la violence leur feroit a
présent hayr.
J'abuserois, Sire, de la bonté de Vostre Majesté sy je la pensois entretenir
de tout ce qui cest passé depuis le peu de temps que monsieur le cardinal
est en son evesche pour ce qui concerne la direction de son temporel, mais s'il
luy plaist commander a quelqu'un de messieurs de son conseil d'en recevoir
l'instruction de moy, j'espère de luy faire veoir que tant s'en fault que monsieur
le cardinal puisse estre blasmé en aucune chose, qu'au contraire quand Vostre
Majesté aura sceu avec combien de bon mesnage pour son successeur il a com-
mencé a gouverner et augmenter son temporel Vostre Majesté aura plus d'occa-
sion de l'exciter et pousser a continuer, que ses ennemys de l'en calomnier.
4. Propos de monsieur d'Espernon.
Le lundy dernier jour de novembre monsieur de Silly estant allé trouver
monsieur d'Espernon en la citadelle de Metz et luy ayant dit d'abord qu'il venoit
de laisser monsieur le cardinal fort triste de ce que sa santé ne luy permettoit
de le venir veoir, toutefois que s'il pouvoit servir ledit sieur d'Espernon, il
laisseroit sa santé en arrière et auroit esgard a ce qui seroit de son contentement,
ledit seigneur d'Espernon respondit fort froidement qu'il seroit marry qu'il eu prist la
peine. Puis imediatement dit audit sieur de Silly, qu'il avoit veu des cardinaulx
qui avoient toutes les qualitéz que pouvoit avoir monsieur le cardinal qui estoient
fort gens de bien et princes de plus, qui l'estoient venus visiter et qu'il ne croioil
point, sans avoir esgard a sa qualité de gouverneur du pays, mais comme dac
d'Espernon, debvoir plus a monsieur le cardinal que monsieur le cardinal a luy.
Âdjousta que monsieur le cardinal se mettoit en teste des vanitéz de prince
souverain qui n'estoient point bien séantes, ny a son aage, ny a sa qualité, nya
sa profession et que l'on disoit chez monsieur le cardinal qu'il estoit de l'une
des plus grandes maisons de France, mais qu'il la cognoissoit fort bien et que
ce n'estoit que la maison d'Escars et que l'on scavoit bien quelle elle estoit
Dit de plus qu'il scavoit que chez monsieur le cardinal l'on disoit que
monsieur le cardinal de Joyeuse avoit empesché qu'il ne fust pape, et quand
cela eust esté, il eust este pape a Rome, mais que pour cela il n'eust eu que
veoir a Metz, dit qu'il falloit pas que ledit sieur cardinal employast le sieur
Valladier a la reforme de Sainte Glossinde et qu'il y seroit bien empesché luy
mesme, a cause que cela ne dependoit de luy et qu'il eust mieux vallu y envoyer
un torche de cuisine que non pas ledit sieur Valladier, s'emporta de la et dit
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— 167 —
que monsieur le mareschal d'Ornano avoit bien traicté d'aultre façon un de pa-
reille condition a monsieur le cardinal qu*il ne faisoit et en avoit este loué et
entreprenoit quelque chose qui ne fust de son debvoir d'evesque qu'il l'en em-
pescheroit fort bien, et pour conclusion qu'il vouloit bien que ledit sieur de Silly
luy feit recite de tout ce qu'il luy avoit dit, et que s'il l'alloit veoir (ce qu'il ne
feroit jamais) il luy en diroit encore d'avantage.
m.
Verhandhtngen ûber Fordenmg des Hiddigungseides ans dem Jahre 1610,
1. Sa Majesté luy ayant faict conoistre que l'intention du roy estoit que
les subjectz de l'evesche de Metz luy prestassent serment de fidélité et les ordres
en ayant este apportez par monsieur d'Espemon qui le pressoit fort la dessus il
en escrit au sieur Santeul et envoyé en cour le sieur de Vingtmille gentilhomme
des siens avec lettres a monsieur le prince de Ck)ndé, monsieur d'Elbœuf, au
marquis d'Encre, a monsieur de Sonnray, a monsieur le chancelier, président^
Jannin, messieurs du Mayenne, de Langres et de Beziers pour leur demander
ayde et assistance en ce fâcheux rencontre sur lequel il escrit de rechef audit
sieur Santeul ce qui doit représenter.
Monsieur Santeul, Il se présente une affaire très importante dont je vous veulx
informer, affin d'y prendre conseil sans y respondre et de prévenir s'il est besoin.
Monsieur d'Espemon m'envoya ces jours passez par un sien secrétaire une
lettre de la royne, portant créance et le chargea d'une aultre sienne lettre, par
laquelle il me donnoit advis que sondit secrétaire me diroit la créance dont la
royne l'avoit chargé, qu'estoit que Sa Majesté luy avoit donné charge de me dire
qu'elle desiroit que les subjectz de mon evesche de Metz prestassent entre ses
mains serment de fidélité au roy, comme il avoit cy devant este faict du temps
de ses prédécesseurs roys. Je luy respondis que je m'informerois de ce qui avoit
este faict du passé et apporterois tout ce qui seroit de mon pouvoir pour le
service de Leurs Majestéz, je me suis depuis informé et ay trouvé que cela ne
s'est jamais praticqué ny mesme proposé, noz roys venus sur les lieux ne l'ayant
pas seulement demandé cela étant contraire a la souveraineté des evesques de
Metz en leur evesché, aussy ne peuvent lesdits subjectz prester serment a deux
seigneurs, que quand un evesque le desireroit, les vassaulx, dont la pluspart sont
d'Allemagne ne le vouldroient ou ne le tiendroient s'ilz l'avoient faict or avant
que de luy faire une response absolue, je vous ay faict ceste despeche et ad-
vertir de cela affin que nous ne soyons prévenus et que l'on ne donne quelque
mauvaise impression de nostre intention, les interprétant sinistrement auprès de
la Royne ou du conseil a nostre desavantage, estimant qu'il sera bon que vous
essayez de veoir au plus tost messieurs de Villeroy de ma part et président
Jeannin et leur présenter mes lettres qui portent croyance, leur représentiez la-
dite proposition de monsieur d'Espemon et les raisons que j'ay de croire que ny
la royne ny le conseil ne vouldroient pas m'empescher de chose qui fut preju-
diciale au serment que j'ay faict entrant en cest evesché, d'en conserver les
droictz a mes successeurs attendu mesme que je porteray mieux les dits subjectz
au service et obéissance du roy par aultre moyen, vous leur pourrez dire que
j'ay désiré qu'ilz fussent informez de cela non pas pour m'en plaindre mais seu-
lement pour les supplier que sy ceste affaire se propose au conseil, ilz me feissent
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— 168 —
la faveur de m'assister des bons offices, de leur amitié, comme ilz m^ont tou-
jours obligé aux occasions, il faudra tenir Taffaire secrète, et ne Peventer aucu-
nement de vostre part et prendre garde d^ailleurs sHl s'en dira ou escrira quelque
chose, car je crois que monsieur d'Espernon n'aura pas plustost ma response qu'il
en escrira par delà, comme il fit Tannée passée pour gaingner les devantz.
Je suis. etc.
2. Cependant monsieur d'Espernon, estant dans l'impatience de scavoir ce
qu'il respondra a sa proposition luy escrit cecy:
Monsieur,
J'ay attendu jusques a présent la response que vous m'avez promise a la
proposition que je vous ay envoyé ces jours passez faire par mon secrétaire et
par ce que le temps de mon retour en France me presse devant lequel je suis
résolu suyvant le commandement que j'en ay du roy de la faire exécuter. Je
vous despeche encore ce porteur exprez pour vous supplier bien humblement de
ne vouloir point différer plus longuement a me donner par luy ladite response,
dont le retardement ne peut apporter que beaucoup de préjudice au service de
Sa Majesté, de laquelle vous ayant recogneu très fidel serviteur, et désireux de
luy complaire, je ne doubte point qu'en ceste occasion que regarde le bien par-
ticulier de voz subjectz vous n'y soyez encore plus porté. Je vous baise bien
humblement et suis entièrement, monsieur, vostre humble allié et affectionné
serviteur. ^ , , „
Louys de la Valette.
3. Nostre cardinal respond cecy a monsieur d'Espernon et est en suite pressé
par une aultre lettre de s'explicquer :
Monsieur, je n'eusse attendu que vous eussiez pris la peine de renvoyer
par deçà sy j'eusse pensé qu'il y allast du service du roy que vous eussiez sy
prompte response a la proposition que vous me fistes faire l'aultre jour par vostre
secrétaire, et que la chose presse je despescheray des demain homme expréz pour
vous la porter de ma part, et cependant je vous supplie très humblement de
croire que je n'affectionne rien tant au monde que le service de Sa Majesté, qui
me sera tousjours plus cher que ma propre vie, quant a ce que touche le vostre
vous m'y trouverez tousjours disposé.
Estant etc. monsieur.
A Vie le 10 novembre 1610.
4. Lettre de monsieur d'Espernon.
Monsieur. J'ai respondu de bouche a tous les poinctz dont vous avez
chargé le porteur sur la proposition que je vous ay faict de la part du roy et de
la royne. Il me reste seulement a vous supplier de m'esclaircir au plus tost sy
vous avez quelque prétention que l'evesche de Metz ne soit pas soubz la pro-
tection du roy affin qu'après avoir receu vostre response j'en puisse rendre compte
a Leurs Majestéz pour y ordonner ce qu'elles adviseront estre pour le bien de
leur service, pour y exécuter leurs commandemantz, ce sera le contentement que
je rechercheray présentement en ce particulier et de pouvoir tesmoigner par mes
actions que je suis, monsieur, vostre plus humble et affectionné allié et serviteur.
A Metz le 13 novembre 1610. J. Louys de la Vallette.
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— 169 —
5. Le cardinal redouble ses lettres au sieur Santeul sur ce mesme subject.
Monsieur de Santeul.
Vous debvez a présent avoir receu mes du 9 de ce mois, par lesquelles
vous avez este adverty de la proposicion qui nous avoit esté faicte des lors de
la part de monsieur d'Espemon touchant le serment des subjectz de nostre.
evesché. Vous scauréz maintenant par le sieur de Vingtemille et par les mé-
moires dont nous l'avons charge et qu'il vous communiquera ce que nous y
avons respondu ce qu'il a replicqué, et nous a luy et apprendrez par mesme
moyen les raisons que nous avons de supplier Leurs Majestés, de nous permettre
que nous vivions avec les mesmes droictz de mouvance que noz prédécesseurs,
ce qui nous empeschera de vous en faire plus long discours je vous prieray
seulement d'assister ledit sieur de Vingtemille de voz bons advis, a exécuter sa
charge et commission. Et en ce que vous jugerez par ensemble il me semble
qu'il sera bon d'avoir une déclaration qui nous puisse garentir d'estre sy souvent
inquiétez tant en ceste occasion que de noz salpestres et bois etc. Je me repose
sur voz soins et prie Dieu monsieur de Santeul vous avoir en sa garde.
IV.
Vertagung der Angeîegenheit tm Jahre 1611,
1. L'année 1611 commence et donne beaucoup de peine a nostre cardinal
lequel ne se pouvant resouldre a l'union du gouverenment des terres et subjectz
de son evesché a celuy de Metz, remue touttes pierres pour l'empescher et envoyé
en cour un gentilhomme des siens avec lettres a plusieurs de ses amys pour
l'empescher par leur crédit pour plusieurs raisons qu'il représente a la royne, les-
quelles sont jugées sy bonnes que Sa Majesté vœut qu'il soit ouy avant que de
rien resouldre sur ceste affaire, comme elle lui escrit et faict entendre par mon-
sieur le président Jeannin. Aussy la chose est elle de très grande importance,
capable de donner subject de plainte a l'empereur, les droictz duquel ne sont
pas encore apportez a la France. Voicy les lettres de Sa Majesté et dudit sieur
président.
2. Lettre de la royne.
Mon cousin vous aymant et estimant, comme je faicts, je ne puis prendre
qu'en bonne part tout ce qui vient de la vostre et croire que vostre contentement
ne peut estre qu'avec le bien du service du roy monsieur mon filz. C'est pour-
quoy j'ay volontier entendu les raisons que vous aviez donné charge a ce porteur
de me représenter et sur ce qu'il ma asseuré que vous seriez icy au commence-
ment du printemps, remis a résoudre lors ceste affaire, désirant d'en conférer
avec vous, et asseurant que comme je ne la veulx advancer qu'autant que je la
trouveray utile non seulement pour le service de mondit sieur et filz, mais pour
le propre bien et advantage de vostre evesché, aussy n'aurez vous aultre inten-
tion que moy et contribuerez s'il en est besoin ce qui dépendra de vous pour la
faire réussir, ainsy que j'ay donné charge au sieur de Vintemille de vous faire
entendre, de quoy estant certaine qu'il s'acquittera bien, et de vous dire de noz
nouvelles, Je m'en remettray sur luy et ne feray ceste lettre plus longue que
pour prier Dieu qu'il vous ayt, mon cousin, en sa saincte garde.
Signé: Marie et plus bas Potier. Escrit a Paris le 22 janvier 1611.
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— 170 -
3. Lettre de Monsieur le président Jeannin.
Monseigneur. L'affaire dont vous aviez donné charge a monsieur de Vinte-
mille a este tenue en surseance, et sans la presser par mon advis, pour allentir
' la poursuite qui s'en faisoit et donner plus de loisir a la royne de considérer voz
raisons que je luy ay représenté plusieurs fois comme j'ay faict aussy a monsieur
d'Espernon qui m'a dit n'estre meu en cest endroit d'aucune animosite contre
vous qu'il honnore et respecte, mais seulement pour le désir qu'il a eu de rendre
le service qu'il doit au roy, estant content sy voz raisons sont trouves meilleures
que les siennes, de délaisser du tout ceste poursuite, ledit sieur de Vintemille ayant
aussy faict entendre a Sa Majesté que vous délibériez de venir vers pasques en ceste
cour, elle en a este fort ayse et témoigné qu'elle vous y verroit volontiers et entendra
par vostre bouche mesme, le mérite de l'affaire pour laquelle il estoit venu lors
y prendre une resolution pour vostre advis, ce qui passera comme j'estime a
vostre contentement. Sa Majesté a eu aussy agréable, qu'instance fust faicte de
nouveau a Rome pour la légation du Pays Messin en votre nom, voulant apporter
tout ce qui dépendra de son authorité et pouvoir pour faire qu'en ayez bon
succez, vous scaurez par monsieur de Vintemille qui s'est fort dignement et
fidèlement acquicté de la charge que vous luy aviez commis, plus particulièrement
ce qui s'est passé en voz affaires, et que je l'ay assisté en tout ce que j'ay pu,
pour vous rendre très humble service, comme je feray par tout ou vous me
vouldrez commander. Vous mercyant très humblement des quatre chevaulx ve-
nans de vostre hara qu'il vous a pieu m'envoyer que j'eusse refusé n'eust esté
l'instance très grande qu'il m'a faict de votre part de les accepter par ce que
je n'ay jamais rien faict pour vous qui mérite ceste gratification, c'est aussy
avec désir de demeurer pour tousjours, monseigneur, vostre très humble et très
obéissant serviteur
Jeannin.
A Paris, ce 27 janvier l'an 1611.
4. Ceste affaire pouvoit estre widee de façon ou d'aultre, mais comme elle
estoit de très grande importance et que l'empereur se fust sans doubte plaint de
ce serment demandé aux subjectz de l'Empire en l'evesche de Metz qui n'estoit
en la protection du roy, on ne la décida pas et fut remise a un aultre temps.
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— 171 —
Die rômische Villa in St. Ulrich bei Saarburg i. L.
Yon Dr. K. Wlcbmann.
c Im Fruhjahr 1894 hatte, wie itn 6. Bande dièses Jahrbuches
^ Seite 313 ff. berichtet ist, die Gesellschaft fur lothringische Geschichte
^ und Altertumskunde mit der Ausgrabung einer rômischen Villa, 4 km
* nordwestlich von Saarburg i. L., den Anfang gemachl. Nachdem das
Ministerium auf Antrag des Konservators Herm Baurat Toraow zwei-
, mal die Mittel zur Fortsetzung der Arbeiten bewilligt hal, ist im Herbst
: 1897 der Abschluss erreicht worden. Es bat sich die anfangs ausge-
sprochene Ansicht, dass man es mit einer sebr grossen und eigenartigen
* Villenanlage zu thun habe, vollauf bestâtigt.
; Der Plan I (Taf. 13) zeigt den Grundriss zweier Gebâude, den des
^ Wohnhauses und eines abseits gelegenen Wirtschaftshofes. In dem
s ersteren lassen sich leicht fOnf Telle unterscheiden : Zuerst ein recht-
:: eckiger Mittelbau I, dann hinter diesem, im Westen, ein grosser, von
' Wandelgângen umgebener Hof oder Garten II, ferner auf der ôstlichen
Vorderseite, von der Stid- und Nordecke ausgehend, zwei vorspringende
Flugel III und IV, schliesslich auf der nôrdlichen Schmalseite hinter
einem zweiten, etwas kleineren Hofe ein breiter Anbau V, zu dem
die im Jahre 1894 freigelegten Telle der Villa gehôren.
Das ganze Gebâude misst von Sûden naeh Norden 117 m, von
Westen nach Osten 114 m und bedeckt einen Flâchenraum von rund
77 Ar, der grosse Hof allein ohne die Wandelgânge nahezu 8 Ar. Die
Zabi der von Mauern umgebenen Râume belâuft sich auf 117, von
denen etwa 70 als Zimmer anzusehen sind. Aile liegen zu ebener
Erde, doch ist fur einzelne Telle des Gebàudes ein Stockwerk darûber
wohl anzunehmen.
Der 54 m entfernt gelegene Wirtschaftshof umfasst 12 Râume
und nimmt 14 Ar ein.
Die Ruine liegt auf einem sanft sich neigenden Abhang mitten
zwischen dem Kloster St. Ulrich und dem Landbache, von jedem reich-
lich 125 m entfernt, 12—20 m uber der Thalsohle. Der sudliche Theil
der Villa, den man vom Kloster hinabsteigend zuerst erreicht, liegt
nâmlich 8 m iiber dem nôrdlichen. Bis zur unteren Mauer des Wirt-
schaftshofes fâllt das Gelânde noch um weitere 3 m. Die aufgedeckten
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— 172 —
Fussbôden der Zimmer liegen daher in ungleicher Hôhe, allmâhlich
ansteigend von Raum 87 bis zu 44. Vergl. Durchschnitt U—Vbluî
Taf. 14.
Mauern und Fussbôden, erstere ans dem Kalkstein der Gegend,
letztere aus Ziegelmôrtel hergestellt, sind sehr verschieden erhalten, in
dem steinigen Waldstiick, das auf dem Plan durch Schraffierung be-
zeichnet ist, meist noch ziemlich gut, im Ackerlande ringsum zum Teil
sehr sehleeht. Die Mauern fehlen ganz an der Sûdecke des grossen
Hofes. Die Starke der erhaltenen Mauern schwankt zwischen 50 und
100 cm, die meisten messen 60 — 75 cm.
Die Beschreibung folgl der oben angegebenen Einteilung, sie be-
ginnt mit I, mit dem grossen Mittelbau.
Dieser bildet ein regelmâssiges Rechteck von 53 m L&nge und
29 m Breite und nimmt genau den siidlichen Teil des Waldsttiekes ein.
Er wird von einer durchgehenden Làngsmauer in zwei gleich grosse
Hâlften geteilt, von denen die ôstliche die Ràume 1—9 und die west-
liche die von 10 — 26 umfasst. Vier grosse Sale liegen in diesem
Mittelbau, 1, 2, 4 und 17, die aile die gleiche Tiefe von 13,20 m haben;
1 und 17 sind auch gleich breit, 8,80 m, am schmalsten ist 2 mit
6,50 m, 4 ist der breiteste und zugleich der grôsste Raum der ganzen
Villa. Seine beiden Langseiten werden von Doppelmauern eingeschlossen,
die bei einem Zwischenraume von 40 cm je 55 cm stark sind. Als
Kanâle kônnen dièse Zwischenraume nicht gedient haben, denn sie sind
an beiden Enden vermauert und zeigen weder Estrich noch Verputz.
Wenn die âussere Mauer die Wand des Saales gebildet hat, dann hat
die innere vielleicht Sâulen getragen, von denen Bruchstiicke in dem
Schutt iiber dem Estrich gefunden sind. Ist das richtig, so batte der
Saal eine Breite von fast 12 m. Hatten aber die Zwischenraume einen
anderen Zweok und wurde der Saal durch die inneren Mauern begrenzt,
so war er immer noch 10 m breit.
Er hatte seinen Eingang in der Mitte der ôstlichen Schmalwand,
ohne Frage da, wo auf 4 m Lange die Mauer aus Sandsteinen gebildet
wird. Mit dem Saal 17, der genau so in der Mitte der westlichen
Hàlfte liegt wie 4 in der Mitte der ôstlichen, stand er gewiss in
unmittelbarer Verbindung. Aber der gewôhnliche Verkehr ging kaum
durch dièse Sale, sondem fiir ihn waren zu beiden Seiten des grossen
Saales die 2 m breiten Gange 3 und 5 da. Sie mùnden mitten im
Gebàude in kleinen Hôfen. Denn als solche werden auf der einen Seite
die Ràume 21 (mit 22 und 23), auf der anderen 14 (mit 15 und 16)
anzusehen sein, da sie rings von Zimmern umgeben und also auf Licht
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- 173 —
von oben angewiesen waren. Von diesen Hôfen aus môgen in den
ab^eg^renzten Râumen 16 und 22 Treppen zu einem oberen Stockwerke
hiiiaufgefuhrt haben. Durch die Gaoge 12 und 26 geiangte man auf
der anderen Seite des Mittelbaues hinaus ins FreiSj auf den Wandel-
gang und den grossen Hof oder Garten, der mît II bezetchnet ist.
Die vier Seiten de^ fast quadratischen Hofes sînd 27,20—28,40 m
lang^ der ihn rings umgebende Wandelgang bat eine Oreite von 3,60 m,
Wohnranme mil rler betraclitlichen ïiefe von 6,40 m umschlossen den
Gang auf drei Seiten. Auf der vierten, der Westseite, sind die Mauera
thalwârts vollstândïg erhalten, aufwiirts fehU dagegen ein Teil der Eeke^
aber bei der Regel màssigkeit der Bauanlage ist wohl kaum zu bezweifeln,
dasis die punktierten Linien das Feblende richtig ergUnzen. Demnach
enlspricht dem untern Eckraum 31 ein obérer 35 und dazwischen dem
Raume 32 der gegentiberliegende 34.
In der Mitie dazwischen ist eine 10,50 m breite OfTnung (33), an
deren einem Ende {bei a) sieh ein grosser Sandstein auf seinem alten
Platée beliauptet batte. 1,20 m lang, 0,90 m breit und 0,60 m hoeh,
lag er, mil seiner Schmalseile dem Hofe zugekehrt, mit der unteren
Flache 1,10 m tief auf festem Baugrund. Er kann sehr wohl als Grund-
slein fiir einen Pfeiler gedient haben. In der villa suburbana voo
Pompeji (Overbeck, Ponipeji, 4. Aufl. von Mau S. 370) bat der ent-
sprechende, aber bei 33 m Seilenlange noch etwas grossere Garten auf
der gleîehen Seite zwischen zwei vorspringenden Pfeilern eine breite
Treppe, die ans der Villa hinaus auf s Land fiibrt Àhnlîch mag es bei
der Villa von St. Ulrich gewesen i>ein.
Bei den Wohnrâumen, die auf der Berg- and auf der Thalseîte
an dem zweilen und drilten Arm des Wandelgange^^ (27^^ und 27^)
liegen, sind aueh wohl nichi aile (Juermauern erhalten oder aufgefunden.
Demi schwerlieh werden 29 und 37 nur je einen Rauni gebildet Haben,
sondern mindestens noch in drei Zinuner geteiU gewesen sein, sodass
auf jeder Seite vier lagen, etwa von der Grosse von 28 und 36.
Aile dièse Zimnier ofïnelen sich mit ihren Thiiren ebenso wie 13,
17, 18 und 19 naeh dem Wandelgang des Hofes, Die niedrige Mauer,
die den Wandelgang vom Hofe trennte, trug Sâulen aïs Stiitzen des
Dachos. Von diesen Sâulen ist eine einzige und zwar am Iclzleii
Arbeitstage enldeckt und ausgegraben worden. Die zwei Sluoke, aus
denen sie gearbeitet istj standen, das eine auf seinem Fuss, das andere
auf dem Kopf, in dem Schutt des Kellers unler 27* nebeu der Mauer,
die sie ein.^t getragen bat. Das Fussi^tiick ist 1,02, das Kopfsiiick 99 cm
hocb, die viereekîge Platte bei jenem ha( 61 '/t, bei diesem 40 cm
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1
- 174 -
îm Geviert, der Durchmesser des Schafles in der Mitte 38 cm. (Vgl.
Tafel 14, Fig. 1). Die Formen sind wie in Tarquinpol und meist bei den
rômischen Funden in unserer Gegend rômisch-dorisch, mit zwei Wulsten
am Sockel und einer Kehlleiste am Kopf, den Hais grenzt nach oben
wie nach unten ein Ring ab. Wieviele solcher Sâulen den Hofraum
eingeschlossen haben, lâsst sich mil ziemlicher Wahrscheinlichkeit be-
rechnen. Es ist nâmlich an der S telle b bei 27^ eine Sandsteinplatle
von 20 cm Stârke, 50 und 60 cm Breite eingemauert vorgefunden
worden, die einzige, die in der ganzen Mauer erhalten ist. Ueber
dieser Platte wird eine Saule ihren Standplatz gehabt haben. Da sie
4 m von der nâchsten Ecke entfernt liegt, so muss zwischen ihr und
der Ecksâule noch eine angenommen werden. Das wiirde zwischen
den Platten einen Zwischenraum von 1,75 m, zwischen den Sâulen-
schâften einen von 1,88 ergeben. Bei einer Lange der Mauer von
29,60 m hàtten demnach auf dieser einen Seite des Hofes, die Eck-
sàulen nicht mitgerechnet, 12 Sâulen gestanden, auf den beiden etwas
kurzeren Mauern neben 27^»^ und 27* vielleicht nur 11. Das macht
mit den vier Ecksâulen auf allen vier Seiten 50 Sâulen. In Pompeji
stehen in dem rechteckigen Peristyl der Casa del Fanno 28 Sâulen und
in dem fast quadratischen Garten 56 mit annâhemd gleicher Spann-
weite. (Overbeck, 4. Aufl. von Mau S. 351 f. Plan S. 347) Den oben
erwâhnten Garten der Villa suburbana umgeben 59 Pfeiler.
Die vier Arme des Wandelganges haben trotz des naturlichen
Abhanges, auf dem das ganze Gebàude sich erhob, auf gleicher Hôhe
gelegen. WoUte man annehmen, 27^ habe tiefer gelegen als 27*, so
mtissten in 27^'* und 27* Stufen hinabgefûhrt haben. Das ist aber
unwahrscheinlich, nicht nur wegen der Unbequemlichkeit, sondern auch
wegen der Unschônheit, insofern die Sâulen auf dieser Seite ungleiche
Stellung gehabt haben wiîrden. Ferner liegen die Fussbôden der auf
27^»^ sich ôffnenden Zimmer ziemlich gleich hoch, indem zwischen 13
und 26 nur ein Unterschied von 20 cm besteht. EndUch haben Nach-
grabungen in dem Arm 27^-^ jeden Zweifel gehoben. Es fand sich
nâmlich in seiner Mitte eine Quermauer (c), die bergaufwârts an festen
Mutterboden angebaut ist, wâhrend bergab in 27^ nur Schutt vorlagert.
Dieser Schutt hat einen alten Keller gefuUt, denselben, in den die beiden
oben beschriebenen Sâulenhâlften hineingefallen waren. In der Lângs-
mauer, die den Keller und dariiber den Gang vom Hofe trennte, sind
bei d und e zwei gleiche, nach innen und unten sich erweiternde
Ôflfnungen vorhanden, die nur als Kellerluken gedient haben kônnen.
Die unterste Steinschicht dieser Mauer liegt hier um 2 m tiefer als
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- It5 -
oberhalb der Quermauer c, die Kellersohle unler 27* 2,71 m tiefer als
der Estrich der anslossenden Zimmer 13 und 17. Dièse ganze Keller-
anlïige lâsst sich nur erklâren mil der Annahme, dass auf dem Abhang
fur den grossen Hof und die Wandelgânge eine ebene Flàehe hergestellt
werden sollte. (Taf. 14, Querschnitt S—T,) Der Estrich der Gange 27**
lag also in gleicher Hôhe mit den Zimmem des Mittelbaues. 28 und 29
môgen etwas niedriger, 36 und 37 etwas hôher geiegen haben, so dass
man in dièse auf Stufen hinauf, in jene ûber Stufen hinabsteigen
musste. Dafûr spricht, dass der Fussboden von 25 um 71 cm ûber
dem des Ganges 26 liegt. Jedenfalls aber haben nicht in gleicher
Hôhe mit dem sâulenumgebenen Hof und seinen Wandelgângen der
Gang 39 und die Terrasse 30 geiegen, dièse niedriger und jener hôher.
Denn der Fussboden des Zimmers 40, bei dem der Gang 39 endigt, ist
um 1,30 m hôher anzusetzen als der Estrich von 26. Ein Bediirfnis aber,
die Terrassenmauer von 30 ebenso hoch aufzufûhren, ist nicht erkennbar.
Die Terrasse, auf zwei 1 m starken Mauern angelegt, gestattete einen
Ausblick in das Thaï und stand in unmittelbarer Verbindung mit dem
Gang 68, also mit dem fiinflen Hauptteil der Villa. Die Kellersohle
unter dem Gang 68 liegt 84 cm niedriger als die unter 27*. Um ebenso
viel wird der Estrich des Ganges 68 und der Terrasse niedriger geiegen
haben als der Estrich von 27^, also um 2,14 m niedriger als der
Gang 39.
Von den Estrichbôden der Terrasse, der Gange, die den grossen
Hof umgeben, und ail der ubrigen Râume, die zu diesem zweiten Telle
der Villa gehôren, ist nichts mehr vorhanden, als die ûber das ganze
Feld zerstreuten Kalk- und Ziegelbrocken. Es kann nicht anders sein,
da die Estriche 40—140 cm ûber der jetzigen Oberflâche gel^en haben
mûssen.
Dagegen hat sich unter dem hochaufgetûrmten Schutt des Wald-
stûckes weitaus der grôssere Teil der Fussboden erhalten. Bei dem
Mittelbau fehlen sie nur in dem unteren Teil bei den Zhnmem 7—10,
bei den Gângen 5 und 12 und dem Hof 14. Die erhaltenen Estriche
sind, um schwere Arbeit und Kosten zu sparen, nur soweit freigel^,
als zur Beurteilung nôtig erschien. Der Estrich von 11 ist schlecht
gearbeitet und liegt 1,80 m tiefer als der von 13. Eine wohlerhaltene
Luke, die sich nach dem Gange 12 ôf&iet, lâsst an der Bestimmung
des Raumes nicht zweifeln, es war ein Keller. Dasselbe gilt natûrUch
von 8 — 10. Die ûber den Kellern gelegenen Zimmer sind der Zerstôrung
anheimgefallen. Die Sandsteinschwelle der 10 und 11 verbindenden
Kellerthûr lag noch am Platze. Die Estriche von 1—4, von 13 und
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— 176 —
17 — 26 sind gleichmâssig gut gearbeitet und erhalten. Spuren einer
Heizvorrichlung haben sich bei keinem gefunden. Eine solche scheint
in dem Mittelbau nur das Zimmer 6 gehabt zu haben.
Der Fussboden ist aber hier nicht wie in anderen Teilen der
Villa unterpfeilert gewesen, sondern nur von drei Heizkanâlen durch-
zogen. Zwei (f und h) begleiten die Lângswânde und sind in der Mitte
durch einen dritten (g) verbunden. Von 9 her wurde durch eine noch
in der Mauer vorhandene ôffhung die heisse Luft eingefûhrt. Der Ziegel-
estrich in den Kanâlen wie auf den fesien Erdunterlagen i und k hat
sich gut gehalten, ebenso die aus grossen Ziegelplatten hergestellte
Bedeckung des Kanals h. Bei den anderen ist sie eingestûrzt. Einige
Heizkacheln haben am Ende des Querkanals bei h in ihrer alten
Stellung sich behauptet. Der Estrich der 50 cm breiten Kanâle hegt
genau 80 cm unter der Oberflâche des Fussbodens i und k, aber nur
23 cm niedriger als der Estrich von 4. Es scheint fast, als ob dièse
Heizanlage urspriinglich nicht beabsichtigt gewesen und erst spâter, als
sich das Bediirfhis fuhlbar machte, in den Raum 7 hineingebaut worden
sei. Daher uberragt der Fussboden von 6 aile anderen des Mittel-
baues, mit Ausnahme von 1, 24 und 25, die, vrie schon bemerkt, dem
ansteigenden Gelânde entsprechend, um 71 und 73 cm hôher liegen
als die benachbarten Râume 2 und 26. Daraus war geschlossen worden,
dass 36 und 37 wieder iiber 27^ liegen. 37 steht nâmlich durch den
kleinen Vorraum 38, dessen Estrich noch unzerstôrt ist, mit 25 in
Verbindung. Dieser Estrich geht auffallender Weise iiber die trennende
Mauer hinweg, so dass er mit dem von 25 und mit der eingemauerten
Sandsteinplatte 1, vermutlich der Grundlage eines Thûrpfeilers, eine
Flâche bildet. An den noch hôher gelegenen Gang 39 schUesst mit
dem Zimmer 40 der siidliche Fliigel an.
Dieser siidliche FlQgel (III) ist schmal und langgestreckt ; er hat
nicht viele Zimmer, aber mehrere, die einer genauen Beschreibung be-
diirfen.
Zunâchst ist das Zimmer 40 in mehr als einer Hinsicht merk-
wiirdig. Die am Waldstuck entlang fiihrende Mauer trug bei der Auf-
deckung fast in ihrer ganzen Lange noch gut erhaltenen Wandputz. (Taf . 14,
Fig. 5.) Im Sockel wechseln lange schwarze Felder mit kurzen roten ab.
Die ersteren werden von gelben Diagonalstreifen durchkreuzt, die roten
sind mit einer griinen Blattpflanze geschmiickt. Der Sockel ist unten von
einem rôtlich weissen, oben von je einem halb so breiten rôtlich
weissen und braunroten Bande eingefasst. Die roten Sockelfelder setzen
sich iiber diesen Bàndern als schwarze Felder fort und trennen pfeiler-
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— 177 —
artig die gelb gehaltenen Hauptfelder. Der Sockel ist 60 cm hoch, von
den Feldern dariiber waren nur die unteren 40 cm erhalten, sodass sich
liber ihren Figuren-, Blumen- oder Ornamentschmuck Angaben nicht
machen lassen. Das Zimmer hat an seiner einen Wand funf rote
Sockelfelder mit Blattpflanzen gehabt, dazwischen vier schwarze, also
oben auch vier gelbe. In gleicher Weise mit schwarzem Sockel und
gelbem Feld, aber ohne roten und schwarzen Pfeiler dazwischen, waren
die achmale^ in das Ziramer vorspringende und die genindete Wand vor
der Treppe geschmiickt. Der Pulz war, von der Treppe an gerechuel^
in einer Ausdehnung von 1,20 -|- 0,48 -|* 4,47 m erlia!ten und war nur
in der Ecke nach dem Gang 39 hin m einer Lange von 1,45 m abge-
fallen. Er zeigte sich aber wieder jenseits der Quermiiuer in der an-
sloasendeu Ecke des Ganges B9, und zwar zunjlchi>l niit Teilen einer
Pflanze auf rotem Grunde. Daran schloss sieh ein schwarzes Feld mit
den gel^en Dîagonalstreifen an, Dann tritt die Mauer in oiïenes Acker-
land und wird zu niedrig, um noch eine Spur des Wanciputzes tragen
zu konnen, Man muss aber annehmeii, dass der gauze Gang einsl
ebenso auBgemalt war. Der naheliegenden Vermutung, dass 40 kein
Raum îïiv sich, tîondern nur das Eiidc des? langen Wandelganges 39
geweseii sei^ widerspricht die zwischen beiden gcfundene Quermauer,
Sie iiberragt nâmlieh mit ihren Resten den untern Rand des Wand-
putzes um 50 cm. Hat sie iiberhaupt eine Thurolïnnng gehabt, so niuss
man zu diesor auf Stufen hinauf- und Ijînabgestiegon sein,
Der Fusî^boden von 40 M in Friiheren Zeiten mit Gewalt entfernt
w^orden, Der Wandputz, der bis unten gut ephalten ist, hat einen
scliarfen Bruchrand. Der Hoden inuss also wohl aus einem Stoiï ge-
w^esen sein, der sieh nach Zerstôrung der Villa anderswo noch gut
ver^venden liess.
Die Mauer auf der Sndseite von 40 ist nur sehr niedrig erhalten,
etwa 80 cm niedrijîer aLs die gegeniiberstehende Mauer, und zeîgt keine
Sfïur des Watidpiitzes mehr. Das int aulTallend, weil das Gelande liîer
ansteigt, und macht es wahrschelnlich, dass 40, wie vermutlich auch
der Wandelgang 39, nach Suden hin nicht diu^ch eine hohe Mauer ab-
geschlossen war, sondern eine olTene Simien w^and hat te. Das wird
fast zur Gewissbeit durch einen Stein, der bei m auf der Mauor
von 40 neben 41 gefunden ist. Er w^ar so verinauert, dass seine
obère Flache frei bïieb. In ihr betindet sich eine erst fast die ganze
Breite des Steines einnehmende, dann in eine Rinne von 10 cm Weite
verlaufende, oben 8 und unten 15 cm tiefe Anshohlung, die niir deni
Wasserablauf gedient baben kann. Da nun dieser 80 cm lange, 46 cm
li
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I
— 178 —
breile und 34 cm hohe Stein mit seiner Hinterkante zum Teil noch
die Wand von Zimmer 40 gebildel hat, so kann dièse Wand nichl
wohl hôher, als der Stein lag, aufgefiihrt worden sein, da er sonst
seinen Zweck nicht hâtte erfiillen kônnen. Er hat jedenfalls das Wassar
der Dâcher von 40, 43 und 44 aufgenommen und in den Hofraum 42
ablaufen lassen.
Durch ein Halbrund und auf einer Treppe von vier noch am Platz
gefundenen Sandsteinstufen hinaufsteigend verlâsst man 40 und gelangl
nach 43. Die gut erhaltenen Stufen sind 1,70 m lang, 50 cm brait
und 21cm hoch. Die drei unteren Stufen liegen nur in einer Breite
von 33 cm offen, die oberste bildet zur Zeit mit der anstossenden
70 cm breiten Mauer eine Flâche.
Die Treppe zwingt zu der Annahme, dass der Fussboden von 43
mindestens 84 cm iiber dem von 40 gelegen hat. Aber der Estrich ist
nicht mehr vorhanden, er ist wohl mit der Zeit zerstôrt worden, weil er zu
dicht unter der Ackerflâche lag. Dièse deckt nâmlich nur mit 25 — 30 cm
die oberste Treppenstufe und die angrenzenden Mauerreste. Dagegen
haben sich die Estriche von 1 und 44 leicht erhalten kônnen, da jener
3 m unter hohen Steinschutt und dieser immerhin noch 1 V2 m unler
schiitzendem Erdboden liegt. Einen zweiten, auch 1,70 m breiten
Eingang halte 43 in dem Winkel, den das Hauptgebâude I und der
Flugei III bilden, bei n. Der Besitzer des Grundstiickes erzâhlt, dass er
vor Jahren etwa an dieser Stelle Treppenstufen gefunden und entfemt
habe. Dass nur iiber eine Treppe einst der Eintritt môglich gewesen
ist, lâsst sich nicht bezweifeln.
43 muss als Vorraum von 44 angesehen werden. Die Mauer
zwischen beiden Râumen ist so tief abgebrochen vorgefunden, dass sie
nicht einmal den Rand des Estrichs von 44 erreicht. Dieser Hegt 88 cm
unter der obersten Treppenstufe, also etwa so tief, wie der von 40
gelegen haben muss. Er ist vorlrefflich gearbeitet uud hat eine Starke
und Glâtte wie kein anderer in dem ganzen Gebâude. Ebenso ist der
Wandputz der feinste und besle, der in St. Ulrich gefunden ist ; er zeigl
rote, griine, gelbe und schwarze Grundfarben, gelbe und rote Halb-
kreisbogen und grûne Blàtter. Besonders viel von diesem Pulz ist in
Stticken an und vor der Wand links und rechts von der Nische 44^ ge-
funden, aber nicht vor der Nische selbst. Der Estrich von 44' liegl
um 1,20 m hoher als der von 44, die ihn nur um wenige Centimeter
ûberragende Mauer trug noch Reste des gleichen Wandputzes. In den
kleinen Nebenrâumen 44*-^ hat sich dagegen weder von Wandputz noch
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von Estrich eine Spur gezeigt. Es ist daher aozunehmen, dass bei
ihnen ebenso wie bei 43 der Fussboden hôher lag iind dass man also
in dem Raume 44 von allen Seiten hinabsehen konnte. Der Gedanke,
dass der Estrich in 44 nur darum niedriger liège, weii er der untere
einer heizbaren Kammer gewesen sei, wàhrend der obère wie die andem
ringsum verschwunden wâren, ist zuriickzuweisen. Dagegen spricht'
zunâchst der Umstand, dass der Wandputz bis hinunterreicht, dann die
Giite des Estrichs selbst. Ferner ist nichts von Heizkacheln entdeckt
worden. Bei 44^ befindet sich allerdings eine Ôffnung, die zwischen
zwei Pfeilern aus grossen Ziegeln in den Hauptraum fuhrt, doch hat
44^ keinen anderen Ausgang und ist fur einen Heizraum viel zu klein.
Wozu aber der tiefer liegende Raum 44, der 9 m lang und 6,80 m
breit ist, einst gedient hat, das bleibt noch unaufgeklàrt.
In dem Schutt sind die Bruchstiicke einer Sandsteinschwelle in
stark abgenutztem Zustande gefunden, 1 m breit, 15 cm dick und im
ganzen 1,20 cm lang; ferner geringe Reste von Sâulenschâften und ein
bemerkenswerter Sâulenfuss aus rotem Sandstein (Taf. 14, Fig. 2). Die
Basis ist nicht wie gewôhnlich vier-, sondern sechsseitig, die Seite zu
25 cm, Durchmesser von Seite zu Seite 43 cm, auf der Basis liegen
zweiWùlste auf, das Schaftende hat einen Durchmesser von 27 cm,
das ganze Sttick ist 30 cm hoch.
Von den iibrigen Ràumen des Fliigels III haben die vier nâchsten
45, 46, 47 und 48 keinen Estrich mehr, sie zeigen nichts als die nackten,
wohl bis dicht unter der Erdoberflâche erhaltenen, aber nicht tief im
Boden liegenden Mauern. Das grosse Halbrund von 50 ist aber durch
seine vielen noch stehenden Ziegelpfeiler als heizbarer Raum sofort
erkennbar. Der rauhe untere Fussboden liegt in gleicher Hôhe mit 44.
Von dem oberen sind nur Bruchstiicke des Estrichs und der grossen
Deckziegel im Schutt aufgefunden. Die letzteren mussen eine Grosse
von 45 cm im Geviert gehabt haben, da die Entfernung der Pfeiler, von
Mitte bis Mitte gerechnet, auch 45 cm betrâgt. Von Kanâlen hat sich
keine Spur gezeigt. Freilich ist der Schutt nur zum Teil ausgehoben
worden. Es scheint aber, dass der Raum gleichmâssig unterpfeilert
gewesen ist. Das giebt bei seiner Ausdehnung eine grosse Zabi von
Pfeilern. Das Rund allein, das den grôsseren Teil eines Kreises mit
einem Halbmesser von 4,80 m bildet und an seiner Basis 9,10 m, von
da bis zum Scheitelpunkt 6 m misst, wûrde fur 220 Pfeiler Platz
gehabt haben. Dazu kommen noch 24 in dem anstossenden rechl-
eckigen Raum, der iibrigens nicht genau vor der Mitte liegt. Von 49
her ist die heisse Luft eingefiihrt worden.
12*
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Wâhrend 49 und 51 einen Estrich nicht mehr haben, ist er bei
52 neben der Mauer iiber den Weg hinûber bis in den Wald festge-
stellt worden. Die Sûdmauer ist auffallender Weise nur aus Ziegeln
errichtet und nur 25 cm stark, sodass sie als Abschlussmauer nicht
angesehen werden kann. Aber zwischen ihr und der Mauer des Halb-
runds lagen nur lose Steine und Schuttmassen, Reste einer Mauer
waren nicht zu finden. Die Frage wâre vielleicht zu losen gewesen,
wenn in dem Hochwalde hàtte gegraben werden kônnen. Da aber mit
einem anderen Besitzer zu verhandeln gewesen wâre und die bewilligte
Geldsumme doch nicht ausgereicht hàtte, so ist davon abgesehen
worden, umsomehr, als eine Freilegung dièses âussersten Teiles das
Urteil liber die Gesamtanlage der Villa kaum wesentlich beeinflusst
haben wiirde.
Aus demselben Grunde hat sich nicht entscheiden lassen, ob 52
und der 13 m weiter abwàrts gelegene Raum 63 in Verbindung ge-
standen haben. Die Mauern von 53, die mit einigen ihrer Steine offen
zu Tage liegen, ohne dass bisher einer der den Weg Benutzenden sie als
Mauerwerk erkannt hâtte, sind erst zu allerletzt aufgefunden worden,
nachdem das Feld zwischen den beiden Flugebi nach verschiedenen
Richtungen mit Grâben durchzogen war. Kleine Bruchstûcke von Mortel,
Ziegeln und Steinen, die von dem hôher gelegenen Fltigel III im Laufe
der Zeiten herabgepflugt sind, bedecken das Feld und durchsetzen den
Boden, aber nirgendwo sind auch nur die unbedeutendsten Reste von
festem Mauerwerk angetroffen worden.
53 hat wahrscheinlich zur Pfôrtnerwohnung gehôrt Denn
zwischen 53 und 64 muss der Haupteingang zur Villa gewesen sein.
Zu Wagen konnte man von hier aus am Hauptgebâude wie an den
Fliigeln vorfahren und auf abwàrts fûhrendem Wege bequem die nahen
Stallungen in VI erreichen. Fussgànger benutzten die Treppe 54 und
einen Gang, der von ihr aus auf der inneren Seite des Flugels IV und
ohne Zweifel weiter an der Front des Hauptgebàudes entlang bis zu
der oben erwàhnten Treppe (n) von 43 fîihrte und wohl erst bei
Zimmer 52 des Fliigels III endete. Von der Treppe sind die gemauerten
Wangen mit zwei vorspringenden Ecken und den beiden untersten
Sandsteinstufen erhalten. Die Stufen sind 1,70 m lang, 0,60 m breit,
davon 0,10 m bedeckt, und 0,21 m hoch, das sind fast dieselben Masse
wie bei 40. Mindestens sechs Stufen fehlen: Der Gang war mit Sand-
steinplatten gedeckt. Bei 55, in dem Winkel zwischen dem Fliigel IV
und dem Hauptgebâude, haben funf den Platz behauptet. Zwei von
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ihnen, 85 cm breit, d. i. die Hâlfte von 1,70 m, und zusammen 1,65 m
lang, lagen da, wo die Mauer auf 1,70 m, also wieder auf Thiirweite
unterbrochen ist. Dann schneidet der Plattenweg die Ecke ab und
wendet sich in einem Winkel von 90<* auf die Mitte der Mauer von 8
zu. Auf diesen Gang offneten sich die anstossenden Zimmer des Haupt-
gebàudes und der beiden Fliigel.
Der nôrdliche Fliigel IV liegt wie der Mittelbau unter einem Wall
von Schult und Steinen, auf dem Gestriipp und niedrige Baume wachsen,
verborgen. Der Wall iiberragt das vorher besprochene Feld gut
um 2 m, das Gelànde jenseits aber um 4— 6 m. In dem Fliigel be-
fanden sich zehn Zimmer, deren Anlage sehr einfach und doch merk-
wiirdig ist. Die fûnf Zimmer der oberen Reihe (56—60) verlieren
nâmlich, von der Treppe aus gerechnet, regelmâssig an Tiefe, und
ebensoviel gewinnen die der anderen Reihe (61 — 65), weil nicht eine
durchgehende Mauer den ganzen Fliigel in zwei gleiche Hâlften teilt,
sondern die einzelnen Trennungsmauern jedesmal 50 — 100 cm vorge-
riickt sind. So kommt es, dass das kleinste Zimmer (56) bei einer
Lange von 6 m nur 3,50 m tief ist, wàhrend das grôsste (64) bei einer
Lange von 12 m eine Tiefe von 8,10 m hat. Ziegelestriche sind in allen
Zimmern mit Ausnahme von 61 festgestellt worden, wo der Steinwall
so niedrig ist, dass der Fussboden liber dem jetzigen Gelànde gelegen
haben muss. Sie liegen nahezu in gleicher Ebene, nur der von 62
etwa Va m tiefer als die anderen. In 63 und 65 ist unter den Estrich
hinunter gegraben und dabei auch hier wie schon im Jahre 1894
bei V der Beweis dafiir gefunden worden, dass Teile des Gebàudes
einst einem Umbau unterworfen sind. In 63 fand man nâmlich 1,64 m
unter dem Estrich einen âlteren Estrich und den Fuss der Mauer da-
neben erst in einer Tiefe von 2,54 m. Im Schutt zerstreut lag viel
von der âlteren Wandbekleidung, besonders Stiicke mit griinen Blàttern
auf rotem Grunde. Auch bei 65 liegt in der Tiefe ein altérer Estrich
und neben ihm bei o^ der Ansatz einer abgebrochenen 70 cm breiten
Mauer, die zu dem Schluss berechtigt, dass die Zimmereinteilung in dem
Fliigel vor dem Umbau anders war. Spuren von Heizeinrichtung haben
sich weder fiir die eine noch fiir die andere Bauzeit nachweisen lassen.
Die Zwischenmauern der zehn Zimmer sind 50 — 60 cm , die Umfas-
sungsmauern 70 cm stark. Auf der Thalseite aber Uegt im Funda-
ment eine zweite ebenfalls 70 cm dicke Mauer vor. Auf ihr sind in
der Fortsetzung der Quermauern die Ansâtze der Pfeiler erkennbar,
die der inneren Mauer bei dem abfallenden Gelânde als weitere Stiitze
dienten.
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An die Westseite des Fliigels IV und die Nordseite des Mittelbaues
(I) stôsst mit dem Hof 66 der fiinfte Teil der Villa.
Dieser Hof ist zwar kleiner als der oben beschriebene Sâulenhof,
bat aber doch immer noeh eine Seitenlânge von 19 m. Nur auf zwei
Seiten befanden sich Zimmer, auf der Nord- und Ostseite, denen die
wàrmende Sonne zu gute kam. Auf der Siîdseite lagen zu ebener
Erde unter dem Gang 68 Wirtschafts- und Kellerrâume, die kein Sonnen-
strahl treffen konnte. Die Keliersohle liegt 3 Va m liefer als die Estriche
von 56 und 13 und 1,80 m unter dem Estrich von 11, der wie oben
festgeslellt ist, selbst den Boden eines Kellers bildete, endlich 84 cm
unter der Keliersohle von 27^. Zu beiden Seiten der Kellermauer,
besonders aber in der Eeke o^, kamen viele Scherben von Kriigen und
anderem Geschirr, sowie Knochen und Austerschalen zum Vorschein.
Die Ecke wird also fiir einen Kehrichthaufen geeignet erschienen sein.
Der Gang ûber den Kellern, von dem man in den Hof hinab sah, ist als
Fortsetzung der Terrasse 30 anzusehen. Man benutzte ihn als Ver-
bindungsweg zwischen dem Flûgel IV und den Râumen nôrdlich vom
Sâulenhof. Die Mauer der Terrasse ging urspriinglich in einer Flucht
durch bis zum Zimmer 69, es ist aber spâter eine Verànderung vor-
genommen, indera die Mauer etwa in der Mitte auf einer Streeke von 9 m
unterbrochen und dicht daneben wieder aufgefiihrt ist. Bei p sind die
Enden beider Mauern in abgebrôckeltem Zustande vorgefunden, die eine
Mauer hat an dieser Steile tief unten einen Wasserdurchlass. Auf der
vierten Seite des Hofes fiihrte ein Verbindungsgang, dessen Estrich
grosstenteils erhalten ist, nach 94 und 93. Die Zimmer 70—72,
die auf der gegeniiberliegenden Seite des Hofes ihren Platz haben,
sind schmal, 70 aber noch einmal so lang als 71 und 72. Von ihren
Mauern sind nur die untersten Sehichten erhalten, weil dieser Teil
der Ruine im Ackerland liegt.
Der Ausbau in dem Hof mit den kleinen Ràumen 76—78 wird
Heizzwecken gedient haben. Die Mauer von 76 hat nach dem Hofe
zu einen mit Ziegelsteinen gedeckten Durchlass, und zvdschen 73 und
74 fiihrt ein 40 cm breiter noch mit Môrtelbew^urf versehener, aber
jetzt unbedeckter Kanal nach 79. Spuren des Estrichs haben sich
erhalten in 72, ganz oder grossenteils die Estriche in 79, 80, 81.
Unterhalb dieser drei Zimmer, getrennt von ihnen durch den
Gang 82, liegen in der nôrdlichsten Ecke des ganzen Gebâudes die vier
Ràume 85—88, von denen 88 durch seine Form als Badezimmer
gekennzeichnet ist. Mit seiner Kreisform und den vier Nischen ent-
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spricht es nâmlich genau den Frigidarien, wie sie in den drei ôffent-
lichen Bâdern Pompejis erhalten sind. Im Norden der Alpen haben
die Frigidarien selten dièse Form, sie kommt aber vor, z. B. in
Marienfels (v. Cohausen und Jacobi, Ed. 18 der Nass. Annalen, nach
ihnen v. Rôssler, die Bâder der Grenzkastelle, Westd. Zeilschr. Bd. 9
(1890), S. 319, Taf. 11). Dort betrâgl die Breite 6 V2 m, in St. Ulrich
nur 5,05. In der Mitte hatle solch ein Raum in der Tiefe eine aus-
gemauerte, kreisrunde Badewanne. (Abbildung bei Overbeck-Mau,
Pompeji, S. 205.) Das liess sich auch hier noch daran erkennen, dass
an den Mauern entlang, etwa in der Breite von 1 m, der dûrftige Rest
eines Estrichs lief, wâhrend der Raum in der Mitte nur vom Erdboden
eingenommen wurde. Auf der Thalseite ist von Nische zu Nische eine
zweite Mauer eingebaut, wahrscheinlich nur zur Stàrkung des Fundament-
mauerwerkes. Die Nischen dienten als Sitzplàtze. Das Labruni des
Caldariums, eine auf einem Saulenfuss ruhende, als Waschbecken
dienende Sehale, ist in Stûeken aufgefunden, und zwar bei q in der
Thurôffnung zwischen 83 und 90, also nicht an, aber kaum weit von
seinem alten Platze. Es war ein flaches, nur 7 cm tiefes, kreisrundes
Becken, hergestellt aus minderwertigem, grauschwarzem Marmor. Der
Durchmesser betrug ohne die 5 cm starke Wandung oben 65, auf dem
Boden der Sehale 52 cm. Der Saulenfuss, der es trug, hatte, wie der
Ansatz am uiiteren Boden erkennen lâsst, einen Durchmesser von 30 cm
(Taf. 14, Fig. 3). Die Lage des Caldariums und der anderen Bade-
râume zu bestimmen unterlasse ich, weil bei ihrer weitgehenden
Zerstôrung genùgende Anhaltspunkte fehien.
Nordwestlich von dem Hof 66 liegt der Teil der Villa, bei dem
im Jahre 1894 die Ausgrabung begann. Der im 6. Bande dièses
Jahrbuches neben Seite 314 eingeheftete kleine Flan zeigt deuHich
einige der grossen Zimmer: 89*»» = 11 und 12, 91 = 9, 92 und 93 = 10
und 94 = 3, aber vicies war noch unklar geblieben. Bringt auch der
neue Plan fur diesen Teil der Villa nicht gerade voile Klarheit, so wird
sich doch zeigen, dass er den alten nicht wenig berichtigt und ihn noch
mehr vervollstàndigt hat. Kein Raum war damais als Hof erkannt
worden, 14 aber ist = 66 und zu beiden Seiten von 9 = 91 liegen die
Hôfe 90 und 114. 66 und 90 sind getrennt nur durch das Zimmer
89 = 11, und dièses allein verbindet die beiden sonst getrennten
Hàlften des funften Teiles, die eben beschriebene Hàlfte und die zuerst
ausgegrabene, die jetzt zu beschreiben ist.
Ihr grôsster Raum, der Saal 94 = 3, hat durch die neuen Ausgra-
bungen ein wesentlich anderes Aussehen erhalten. (Taf. 13 u. 15). Er endigt
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an seinen beiden Schmalseilen, was vorher nicht erkennbar war, mit zwei
fast seine ganze Breite einnehmenden Nischen. Die gerade Mauer,
die in dem Plan des Bandes VI auf der einen Seite eingetragen ist,
war nur ein eingestiirztes Mauersliick; als es weggeràumt war, fand
sieh darunter der Estrich und an den abgerundeten Wandteilen zur Seite
der Stuck wohlerhalten vor. Die gegeniiberliegende Nische liess sich
deswegen schwer erkennen, weil sie in ihrem unteren Teil, infolge
eines Umbaues, nicht mehr einen heizbaren Hohlraum batte, sondem
zugemauert war. Die Aussenmauer war an dieser Stelle bis zur Flàche
des inneren Mauerwerkes herab zerstôrt. Daher sah das Ganze fasl
wie ein massiver halbrunder Turm ans. Aber die Fuge zwischen dem
Einbau (94') und der 90 cm starken Nischenmauer ist nach der
Reinigung der Oberflâche deutlich sichtbar geworden. Die heisse Luft
ist urspriinglich durch die Kanàle r und s von den Heizkammern 95 und
99 her eingefiihrt worden. Als aber der Fussboden des Saales spàter
hôher gelegt wurde, sind dièse Kanàle geschlossen und ihren Dienst
bat der von 96 her durch den Einbau durchgefûhrte Kanal t iibernommen.
In der Nàhe liegen zerstreut Betonblôcke umher von bedeutender
Grosse, bis zu 1 m lang und ûber 40 cm dick. Sie riihren nach der
Angabe des Grundbesitzers von einem Gewôlbe(?) her, das er vor
Jahren selbst zerstôrt hat. Das im Jahrbuch VI, S. 314 erwâhnte
Bleirohr, das ûbrigens wenige Tage, nachdem man es entdeckt batte,
von unbefugter Hand aus der Mauer herausgerissen und entwendet ist,
kann nach dem Umbau seinen Zweck nicht mehr erflillt haben. Denn
es fîihrte bei u', 60 cm unter der Oberflâche des jetzigen Mauerwerks,
durch die Aussenmauer in den spàter vermauerten Teil der Nische
hinein. Wahrscheinlich hat das Rohr vor dem Umbau dazu gedient,
das Wasser aus einer Badewanne ablaufen zu lassen, die in der Nische
ihren Platz batte. Der heizbare Hohlraum von 94 war durch eine
Quermauer, in der sich zwei Durchlàsse befanden, in zwei ungleiche
Hâlften geteilt, 94* und 94*. In dem grôsseren sind eine Anzahl Pfeiler
mit quadratischen, andere mit doppelt so grossen, rechteckigen Ziegeb
erhalten, ebenso Ziegel der Wandbekleidung, in zwei Reihen iiber-
einander bis zur Hôhe von 68 cm, oder es sind wenigstens ihre Eindrûcke
im Mortel sichtbar. Danach lâsst sich noch jetzt die Hôhe des einstigen
Heizraumes ermessen. Klarheit erhielt man ferner iiber die beiden mit
u*(=i imJahrb. VI) bezeichneten 33 cm dicken Sandsteine, die mit
schràger Schnittflàche nebeneinander auf der Mauer liegen. (Vgl. Taf. 15,
Querschnitt M — N.) Es war anfanglich zweifelhaft gewesen, ob in ihnen
eine Fenster- oder Thijrschwelle zu sehen sei. Da sich nach der Frei-
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legung des inneren- Baumes herausgestelll hat, dass sie mit ihrer Ober-
flàche, wenn man die Starke des zerstorten oberen Fussbodens zu 15 cm
amiimmt, 74 cm hôher lagen als dieser, mid da sie 1.80 m tiber dem
Estrich von 100 liegen, so ist die Annahme, es sei da eine Thur
gewesen, nicht mehr haltbar, wir haben vielmehr eine 1,80 m breite
Fensterôffnung vor uns.
Auch die Freilegung des Zimmers 89 = 1 1 hat weitere Auf klàrung
gebracht. Zunâchst hat sich, was gleich anfangs vermutet wurde, voll-
stàndig bestâtigt, dass 11 und 12 = 89^ und 89^ urspriinglich ein ein-
ziges Zimmer gebildet haben. Zwischen den Eckpfeilern der nôrdlichen
Mauer sind nâmlich zwei weitere Pfeiler aufgefunden. Ihr gleichmâssiger
Abstand làsst deutlich erkennen, dass die Mauer zwischen 89' und 89^
spâter eingebaut ist. Vorher hatte das Zimmer an dieser Seite drei
gleich grosse, eckige Nischen. In der Tiefe ist der alte Fussboden in
87^ so wenig gefunden wie in 87^, er ist gerade wie bei 40 ausge-
brochen, woran, genau so wie da, der scharfe Bruchrand der Wand-
bekleidung nicht zweifeln lâsst. In 89^ ist das Bruchstuck einer Platte
aus weissem Marmor gefunden, mit Mortelresten auf der einen Seite.
Ich halte es nicht fur unmoglich, dass dies ein letzter Rest des Fuss-
bodens gewesen ist, der dann, wie ofl in Italien, aus Marmor herge-
slellt gewesen wàre. In dem Hofe 90 nahe der Mauer von 89' fand
man spâter zwei ziemlich grosse und schwere, unbearbeitele Stiicke
weissen Marmors. Dieser Fund berechtigt vielleicht zu dem Schluss,
dass die Marmorplatten an Ort und Stelle zubereitel sind. Die Wand-
bekleidung von 89' hat sich besonders gut in den Nischen erhalten,
bis zu einer Hôhe von 1,70 m. Ihre àusserste Schicht zeigt eine tadel-
lose Glâtte und Feinheit. Die freigelegten Flàchen sind in ihrer ganzen
Ausdehnung weiss, nur ein 4 '/a cm breiter, schwarzer Querstreifen, der
57 cm iiber dem zerstorten Fussboden entlang lâuft, grenzt den unteren
Teil ab. Aber in dem Schutte lîigen viele bunte Stiicke, auch Solche
mit schilfartigen Blàttern. Bei dem Umbau wurde 89^ durch eine
Mauer von 89' abgetrennt und in 89' der Fussboden um mehr als 2 m
erhôht. Der zur Hâlfte erhaltene Estrich, auf dem in der Ecke von v
noch vier Ziegelpfeiler standen, ist der untere Boden des heizbaren
Hohbaums gewesen. Das Zimmer wird verkleinert worden sein, damit
man Raum gewann fur eine Treppe, die fiir den Verkehr zwischen 89
und dem untern 2,50 m niedriger gelegenen Zimmer 81 infolge des
Umbaus notig wurde. Die von 81 nach 89* fiihrende 1,40 m breite
Thiirôffnung ist erhalten.
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Die zerstôrten oberen Estriche von 89, 94 und 108 haben in
einer Ebene gelegen mit dem erhaltenen Estrich von 93 und dem nichi
erhallenen von 92. In diesen beiden durch eine Mauer nicht getrennten
Ràumen, die mit ihren gegentiberliegenden Nischen àhnlich gestaltet,
aber verschieden gross sind, lag der Estrich auf zwei Dohlen, die am
Fuss 1,05 m, beim Ansatz des Gewolbes 1,30 m im Lichten breit sind, vom
Scheitel bis zur Sohle 2 m messen, eine gemeinsame Mittelmauer haben
und aus den gleichen Kalksteinen wie die noch tiefer fundamentierten
Nisehenmauern gebaut sind. Die Nischenmauern haben sich 3 bis 4 m
hoch erhalten, an einzelnen Stellen iiberragen sie den Estrich fast noch
um 1 m. Unmittelbar auf ihnen hatten die Baume Wurzel gefasst.
Der Raum zwischen den Dohlen und den vier Nischenmauern ist ûber
2 m tief mit regellos hinein geworfenen Steinen ausgefullt. Die Dohlen
setzen sich in gerader Richtung unter 92 fort bis zur Quermauer von
91, aber das Gewolbe und mit ihnen der Estrich ist hier eingestûrzt.
Auch den Fussboden von 91, der um 1,20 m niedriger liegt als der
von 93, aber immer noch um 2 m hôher als der Hof 90, tragen zwei
Dohlen von etwas grôsserer Breite, aber geringerer Hohe. Sie sind wie
die Dohlen von 92 und 93 nachtrâglich hineingebaut, fûUen den ganzen
Raum von 91 aus und sind nach allen Seiten vollstàndig abgeschlossen.
Die ôstliche Dohle von 92 hat aber einen in den Hof 90 bei w^ miin-
denden Abzugskanal, dessen gemauerte Sohle 2,20 m unter dem Estrich
von 93 liegt. Der Kanal wird der Entwâsserung gedient haben. (Taf. 15,
Querschnitt RP). Der Umbau dièses Teiles der Villa mit der sehr be-
deutenden Hôherlegung der Fussboden ist vermutlich durch den Wasser-
reichtum des Abhangs bedingt worden, der es nôtig machte, den Boden
gegen Feuchtigkeit zu schiitzen. 91 war vielleicht heizbar. In dem
Schutt sind Platten von Ziegelpfeilern gefunden und bei w^ scheinl
eine regelmâssige Vertiefung im Mauerwerk die Annahme eines Heiz-
kanals zu gestatten. Der zum Teil erhaltene Fussboden ist dann als der
untere anzusehen. WoUte man das Gleiche bei 92 und 93 vermuten,
so miisste man natûrlich auch folgem, dass der obère Fussboden hôher
gelegen habe als in allen anstossenden Zimmern. Dass die Môghchkeit
nicht gerade ausgeschlossen ist, zeigt der oben beschriebene Fussboden
im Zimmer 6.
Ein weiterer Dohlengang reicht von 94* unter 108 durch bis 112.
Das Gewolbe hat dieselben Masse wie die anderen, ist aber aus TufiT-
steinen errichtet. Es hat eine Zeit gegeben, wo man wenigstens fiir
die Rheinprovinz die Verwendung von Tuffstein als Beweis dafîir ansah,
dass das betreffende Gebàude nachrômischer Zeit angehôre, bis v. Dechen
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(Bonner Jahrb. 38, 1.26) nachgewiesen hat, dass gerade im Gegenteil
der Tuffstein des Brohithals bei rômischen Bauten mit besonderer Vor-
liebe verwendet worden ist. Bei den neuen Limesnachgrabungen ist
man oft auf Tuffstein gestossen, in Lothringen, soviel ich weiss, in
St. Ulrich zum erstenmal. Das Dohlengewôlbe iinter 108 liegt etwa
um 1 m niedriger als die von 92 und 93. Bei ihm steht fest, dass
es den unleren Boden des heizbaren Hohiraumes zu tragen batte.
Denn von dem oberen Boden hat sich in dem sehràgen Gang, der
von 94*, aus der in der Mitte nicht geschlossenen Nische nach 108
fiihrte, bei x an der Wand der Nisehenmauern von 92 und 93 ein
Streifen erhalten. Er ruht auf einer 1 m dicken Mauer, die in den
Heizraum hinein gebaut ist. Neben ihr stehen noch 10 Ziegelpfeiler.
Von der Form des Zimmers ist ein klares Bild nicht mehr zu gewinnen.
Bei der Freilegung dehnte sich der untere Estrich von 108 ohne Tren-
nungsmauern iiber 107, 104 und 103 aus. Die Râume zusammen
geben aber eine zu unregelmâssige Gestalt, als dass man sie fur ein
einziges Zimmer halten diirfte.
Bei nâherer Untersuchung stiess man unter dem Estrich bei 104
auf einen Baderaum aus der ersten Bauzeit der Villa. Er ist 2,45 m
lang, 1 ,92 m breit und hat an seinem schmalen Ostende eine 1,30 m breite
und 99 cm tiefe Nische. Der untere Estrich dièses kleinen Baderaumes
liegt 1,40 m tiefer als der erhaltene von 108. Auf ihm zerbrochen,
aber in grossen, sehr harten Stiicken lag der obère, einsl schwebende
Fussboden, der offenbar zur Zeit des Umbaues noch gehalten hat,
so'dass man iiber ihn weg haute, spâter aber unter der Last des
Schuttes eingestiirzt ist. Er war vorzuglich gearbeitet, hatte eine
Starke von 17 cm und war rings am Bande mit einem 7 cm hohen
Viertelrundstab umgeben, der bei Bâdern oft gefunden wird und eine
bessere Reinhaltung des Fussbodens gestattete. Der spâter vermauerle
Eingang lag auf der Seite von 105, der Nische gegenûber. Mitten in
dieser ging ein Kanal ab in der Richtung nach 94, mit dessen âlterem
Heizraume er wohl in Verbindung gestanden hat. Eim'ge besonders
grosse Heizkachehi von 25 cm Hohe, 23 und 17 cm Breite sassen noch
in den beiden Ecken neben der Nische.
An 108 grenzen auf der Thalseite 113, 112 und 111. Von 113
fuhrt eine mit Ziegeln gedeckte, fiinfstufige Treppe in den 1,10 m tiefer
gelegenen Hof 114. 112 zeigt noch den Ansatz einer Wôlbung, wird
also eine Fortsetzung der Dohle unter 108 gewesen sein. 111 ist
eine Grube, deren Boden mit flachen Kalksteinen belegt ist und deren
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Wânde aus festem, 2 m hoch erhaltenem Mauerwerk bestehen, das
70 cm stark ist nach dem Hofe zu, Im nach 110 und 1,30 m nach
108. Die Sohle liegt etwa 2 m unter dem obersten Treppenabsatz
von 113, und unter den Ziegelestriehen von 103 und 110. Der Estrich
von 110 ist rauh, diirfte aiso der untere eines heizbaren Raumes ge-
wesen sein. Mit dem anstossenden Zimmer 115 verhâlt es sich wie
mit 40 und 89 \ der Fussboden ist ausgebrochen. Wie die Reste der
Wandbekleidung zeigen, lag er etwa IVam tiefer als der von 110.
Das Zimmer bat die Form eines Kreuzes mit einer flachen Nische am
oberen Ende. Ihr gegenuber bei 116 befand sich der Eingang.
Die beiden letztgenannten Ràume lagen noch unter dem Schutte
des Waldstiickes, bei 117 beginnt das offene Feld. Die durftigen Reste
von Mauern, die in diesem gefunden wurden, geben keine Moglichkeit
den Grundriss zu ergânzen. An dieser Stelle bat der Besitzer des
Grundstûckes, wie auch bei 102, bei 96 und im Mittelbau (I), schon
seit langer Zeit gelegentlich gegraben, teils um Steine, teils um Land
zu gewinnen. Es werden an der Nordwestecke des Gebâudes nicbt
gerade viele Râume zerstôrt sein, aber doch wohl einige. Der âusseren
Mauer von 115 ist in einem Abstand von 40 cm eine andere Ma,uer
vorgebaut worden, die sich genau den Ecken und Winkeln anpasst.
In dem so entstandenen Kanal trug die Aussenseite der Mauer von
115 Stiicke guten Putzes von sogenanntem pompejanischen Rot.
Dasselbe Rot fand sich in dem Winkel y bei 117 und bedeckte bis
zur Hôhe von 1,20 m fast die ganze Wand in 109, iibrigens auch die
Wand von 100 auf der Seite von 101.
Die Hôfe 114 und 90 waren durch eine Mauer getrennt, in der
sich bei z eine Thiirôffnung erkennen làsst. Ob 1 14 nach der Thalseite
wie 90 eine abschhessende Mauer gehabt bat, ist unbestimmt geblieben.
Im Hofe 90 zeigte die Aussenseite der Mauer von 89 in ihrem unteren
Teil und ebenso an einem grossen abgestûrzten Mauerstûck einen Ver-
putz, wie er nur an Aussenmauem bemerkt wird, zu unterst eine
graue, dann eine rôtUche und daruber eine weissgelbUche Schicht mit
rauher Oberflâche, im ganzen 3 cm stark.
Die nordliche Umfassungsmauer geht von der Nordecke bei 87
in ôstUcher Richtung weiter. Sie befmdet sich dort in sehr schlechtem
Zustande und reicht nicht mehr ganz bis zu dem zweiten aufgedeckten
Gebàude, das im Anfang des Berichtes als Wirtschaftshof (VI) be-
zeichnet ist. Der Eingang befindet sich auf der siidlichen Seite. Er
fuhrt auf einen Hof, den rechts drei, links fiinf Râume einschliessen.
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— 189 —
Geradeaus betritt man durch eine breite Thoroffnung einen zweiten,
noch grôsseren Hof von 24,60 m Lange und 17,40 m Breite. Spuren
von Pflasterung haben sich gefunden, aber nicht Fundamente von
PfeUern, die ein Dach getragen haben kônnten, Bruchstûcke von Dach-
ziegeln allerdings in grosser Zabi. 124 und 126 werden wohl als
Stallungen anzusehen sein. Die Mauer nach der Thalseite bat die be-
deutende Stârke von 1,15 m. Wenige Schritte unterhalb derselben be-
ginnt das Gelânde nach dem Landbache hin stârker abzufallen. Daher
¥rar hier grôssere Festigkeit erforderlich.
Nur wenig Gegenstande sind in dem Schutt der umfangreichen
Ruine gefunden worden, die an die friiheren Bewohner erinnern.
Sie sind ebenso wie die SâuIe und die Sâulenteile an das Muséum
in Metz abgeliefert worden. Zwei Fibeln, eine gerade Gewandnadel,
ein einfacher Fingerring, ein Riemenbeschlag in Muschelform, das
Bruchsttick eines Kesselgriffs, die genannten Stûcke aile aus Erz. Dann
der obère Teil von Klinge und Heft eines Klâppmessers, dessen Form an
unsere Rasiermesser erinnert. (Taf. 14, Fig. 5.) Der aus Bein gearbeitete
Griff stellt einen Delphin dar. Dieser schwimmt auf einen Gegenstand
(Schwertfisch? Schiffsschnabel?) zu, der sich deswegen schwer be-
stimmen lâsst, weil nur der vorderste Teil erhalten ist. Er ist aus
demselben Stuck Bein gearbeitet, seine weisse Farbe ist aber grun ge-
worden. Das legt die Vermutung nahe, dass dièses Ende in einer
Huile von Bronze steckte.
Femer sind vier rômische Mûnzen gefunden:
1) Tetricus I, Bev, weibliche Figur.
2) Tetricus II G. Piu Esu Tetricus Caesar, Rev, Pax Aug.
Cohen 34.
3) Imp G Diocletianus p f aug, Bev. Genio populi Romani.
Cohen 101.
4) Urbs Roma (Zeit Constantins), Rev. Wolfin trp
An Scherben hat es nicht gefehlt, feinen und groben Tones,
grosser und kleiner Gef&sse. Auch sind einige wenige Scherben von
Glâsern und Fensterglas gefunden. Ferner kam eine ganze Anzahl
von Bruchstucken eiserner Geràte zusammen, von Ketten, Schamieren,
Haken, Ringen, besonders viele Nàgel, dazu ein schweres Stûck Blei,
vielleicht von der Einfassung eines Brunnens. Eiserne Reifen mit einem
Durchmesser von 12 cm und einer Hohe von 3*/2 — 4V2 cm haben zu
einer Wasserleitung gehort, die, nach den Fundstellen zu schliessen,
etwa von der Terrasse 30 an thalabwârts fiihrte und wohl den Zweck
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— 190 —
hatle, die Bâder mil Wasser zu speisen. Die Reifen dienten dazu, die
ausgehôhlten Baumstâmme zu verbinden (Vgl. Armalen fiir nass. Gesch.
V, 2, Tafel I). An vier der gefundenen Reifen sind noch festsitzende
Holzteile zu erkennen. Ich sah auf einer Tiroler Reise im vorigen
Jahre solche Reifen mit ihrer charakterislischen, in der Mitte ringsherum-
laufenden Erhôhung bei Tumpen im Oetzthal noch im Gebrauch.
Es ist ferner eines merkwiirdigen Fundes zu gedenken, der im
Raum 11 gemacht worden ist, bei der zweiten Ausgrabung, im Jahre
1895. Mitten im Schutt, etwa 80 cm unter der Oberflàche, kam eine
Anzahl von grossen Platten aus Vogesensandstein zimi Vorschein. Sie
sind aile etwa 60 cm breit, aber verschieden lang, die lângsle misst
2 m, die kiirzeste 72 cm; ihre Dicke schwankt zwischen 17 und 25cm.
Sechs von ihnen sind nur auf einer Seite flach, auf der anderen dach-
fôrmig gebildet. Dièse sechs standen auf der Kante, ohne Môrtelver-
bindung, so geordnet, dass sie, die dachfôrmige Seite nach aussen,
ein nahezu 4 m langes Rechteck, genau genommen ein gleichschenkeliges
Trapez, bildeten, mit zwei Steinen auf der einen Langseite und dreien
auf der anderen (Taf. 14, Fig. 6). Die eine Schmalseite schloss der 72 cm
lange Stein, die andere etwas breitere Seite war offen, da lag eine
1,36 m lange Platte, neben ihr eine zweite und in def Nàhe stand
noch eine dritte. Das Rechteck war neben der siidlichen Mauer auf-
gestellt, 1 m von dieser entfernt, mit der schmalsten Seite nach Osten.
Innerhalb des Rechtecks und zwischen ihm und der Mauer bestand
der Boden aus guter, schwarzer Erde, darunter aus Schutt von Mauer-
werk. Man hatte die Erde schon hinausgeworfen und etwa 2 m in
die Tiefe gegraben, ehe ich dazukam. Spâter hat ein Arbeiter aus-
gesagt, dass er in dem schwarzen Boden zerstreut einzelne Knochen
gesehen habe. Auch erst nachtrâglich hat sich herausgestellt, dass
Mtinzen dabei gewesen sind. Wenigstens sind beim Durchsieben des
Bodens, der als Gartenerde benutzt werden soUte, zwei Mtinzen ge-
funden, aber sie sind verschenkt worden, ohne dass ich sie zu sehen
bekommen hàtte. Bei der Nachgrabung im Jahre 1897 ist dann eben-
falls in dem Schutt des Baumes 11, etwa 1 m uber dem Estrich, in
gleicher Hohe mit dem unteren Rand der stehenden Steine, zusammen
mit einer Scherbe die oben erwâhnte Munze Diocletians gefunden
worden. Trotz der unbestimmten Angaben wird man in dem Recht-
eck ein grosses Grab erkennen durfen, das nach der Zerstôrung der
Villa zu frânkischer Zeit in der Ruine errichtet, aber schon vor Jahren
durchsucht und ausgeplundert worden ist. Ich erinnere an die frânkischen
Gràber, die etwa 300 m von dieser Stelle entfernt auch in den Trûnunem
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— 191 —
eines rômischen Hauses entdeckt und im Jahrbuch VI, S. 316 besprochen
sind. Dort waren einfache Kalksteinplatten zur Herslellung der Sârge
benutzt, hier ist das grosse Grab aus Sandsteinen zusammengestellt,
deren Dachform es wahrscheinlich macht, dass sie ursprûnglich als
Decksteine von Pfeilern gedient haben, etwa von Pfeilern, die zu einer
Einfriedigung gehôrten.
Dass es eine Gittereinfriedigung bei der alten Villa gegeben bat,
beweisen andere Sandsteine, die in der Mitte der Wand von 4 ver-
mauert vorgefunden sind und dort wohl, wie S. 172 angegeben ist, als
Unterlage fur die Schwelle, vorher aber einem anderen Zweek gedient
haben. Der einzelne Stein ist bis zu 2 m lang, 25 cm hoch, aber
nur 30 cm breit, so dass erst zwei, neben einahdergelegt, die Breite
der Mauer ausmachten. Als sie zur nàheren Untersuchung losgebrochen
wurden, zeigte sich, dass sie auf der nach unten gekehrten Seite vier-
eckige Vertiefungen hatten. Dièse Lôcher, 6 cm tief, mit einem Durch-
messer von Ecke zu Ecke ebenfalls von 6 cm und einer Entfernung
von Mitte bis Mitte von 17 cm, sind so eingehauen, dass sie sich
gegenseitig und den Ràndern des Steines die Ecken und nicht die
Seiten zuwenden. Vor ihrer Vermauerung kônnen die Steine kaum
anders verwandt gewesen sein als zur Grundlage eines Gitters, und
zwar so, dass in jedem Loche eine eiserne oder hôlzerne Stange ge-
steckt hat. Es liesse sich denken, dass z. B. der Hof zwischen der
Treppe 54 und dem Pfôrtnerzimmer 53 in dieser Weise abgeschlossen
gewesen wàre.
Das eben erwâhnte, 300 m weiter nach Osten, also in der Richtung
nach Dolvingen entdeckte rômische Haus, von dem nach Grabungen
des Besitzers ein Estrich und Mauerteile deutlich zu erkennen waren,
ist wohl als ein zweiter Wirtschaftshof der Villa anzusehen. Auf
Spuren eines dritten weisen die Aussagen der Grundbesitzer Fuhrmann
und Hagen hin. Elr wûrde im Westen zwischen ihren Hâusern und
dem Kloster zu suchen sein.
Mag das so sein oder nicht, so viel ist sicher, dass die aufge-
deckten Trûmmer einer grossen und eigenartigen Villenanlage angehôren.
Hettner hat in seineni Aufsatz »Zur Kultur von Germanien und Gallia
belgica* (Westd. Ztschr. II, S. 13) die rômischen Villen in zwei Arten
eingeteilt und sie folgendermassen beschrieben: «Die einen haben
eine quadratische oder annâhernd quadratische Form, in ihrer Mitte
liegt ein grosser Hof, der auf allen vier Seiten von Wohn- und Wirt-
schaftsrâumen umschlossen ist; die anderen sind von langgezogener,
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— 192 —
rechteckiger Gestalt und bilden einen zusammenhângenden Complex
von Râumen; der Hof liegt ausserhalb des Gebâudes.* Die einen be-
zeichnet Hettner als »Wirtsehafts-«, die anderen aïs »Lustvillen«. Dièse
Einteilung ist zweifellos richtig, aber sie ist nicht vollstUndig, es giebt
eine dritte Art von Villen, und zu dieser gehôrt die Villa von St. Ubrieh.
Die Tafel 16 zeigt nebeneinander die mir bekannt gewordenen
Grundrisse rômischer Villen in Deutsch-Lothringen. Man weiss noch
von anderen Villen, z. B. von Marly-au-bois bei Sillegny, aber sie sind
entweder nicht ausgegraben oder in ihrem Grundriss nicht festgelegt.
Diesen kennt man ganz oder teilweise nur von fiinf Villen: Sorbey,
Bettingen, Tetingen, Ruhlingen und St. Ulrich. Sie sind auf der Tafel 16
aile so eingetragen, dass Norden oben auf der Seite zu suchen ist,
ZUT besseren Veranschaulichung der Grôssenverhâltnisse ist der Grundriss
des Metzer Bezirksprâsidiums danebengesetzt. Die Villa von Sorbey,
sudôstlich von Courcelles, ist 1836 entdeckt und von Simon in der
Austrasie von 1841 beschrieben. Ueber die Villa von Bettingen, ôstlich
von St. Avold, nicht weit vom Bahnhof von Beningen, ausgegraben
1879, hat Bôhm im Jahrbuch des Vereins fur Erdkunde Bd. III, 1881
berichtet. Die von Tetingen ist in den 80er Jahren unter der Leitung
Tornows freigelegt. Vor Beendigung der Arbeiten ist bei Kraus, Kunst
und Altertum von Lothringen, S. 984, ein Grundriss verôffentlicht, der
abgesehen davon, dass er nicht voUstandig sein konnte, den damais
bekannten Teil des westlichen Flligels an einer falschen Stelle eingetragen
zeigt. Der auf Tafel 16 gegebene Grundriss ist nach den Plânen ge-
zeichnet, die Tomow zur Zeit des Abschlusses der Ausgrabungen hat
anfertigen lassen, und die er jetzt freundlichst zur Verfugung gestellt hat.
RuhUngen endlich hat Herr E. Huber in Saargemûnd, Vicepràsident und
Ehrenmitglied der Gesellschaft fiir lothringische Geschichte und Alter-
tumskunde, in dem letzten Jahrzehnt ausgegraben. Er hat mir in
Uebenswtirdiger Weise den Grundriss, soweit er fertig gestellt ist, mit
der Erlaubnis ihn zu verôffentlichen mitgeteilt und die Bemerkung hio-
zugefiigt, dass sich im Osten fliigelartig nach Suden der Hauptteil der
Wohnràume anschliesse.
Von diesen Villen darf Bettingen den quadratischen Wirtschafts-
villen Hettners zugezàhlt werden, falls nicht auch dieser Grundriss nur
den Teil eines grôsseren Gebâudes bildet. Denn auf drei Seiten ist
das Ende der Mauern nicht erreicht, nur im Sudosten kann die Aus-
grabung als abgeschlossen gelten. Sorbey ist von Simon als villa
rustica bezeichnet worden, wohl mit Recht, wenn auch der Grundriss
von den sonst bekannten sehr abweicht und zu manchen Zweifeln
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*- 193 —
Anlass giebt. Der Villa in Tetingen, die sich durch zwei schone Mosaik-
fussbôden auszeichnet, ist der Villencharakter ganz abgestritten worden.
Kraus hat an deraselben mit Recht fes^ehalten und den Gedanken an
*ein grosses monumental angelegtes rômisches Bad« zm'ûckgewiesen.
Aber auch er irrt, wenn er von >sehr hervorragenden und umfang-
reiehen Badeeinrichtungen« spricht. Auf dem von ihm verôffentlichten
unvollstândigen Grundriss sind die Badezimmer uberhaupt noch gar
nicht erkennbar. Was er dafûr ansah, das hat mit Bâdern gar nichts
zu thun. Kraus hat den Massstab seines Grundrisses nicht im Auge
gehabt, sonst wàre es ganz unbegreiflich, wie er den riesigen Raum
neben dem »Kreissegment, dessen Ansàtze in halbkreisfôrmige Exedren
auslaufen«, einen »nach Norden zu in eine Apside ausladenden Saal«,
fiir ein Caldarium hat halten hônnen. Den Durchmesser des kreis-
runden Caldariums der Caracallathermen sehâtze ich nach dem mir
allein zu Gebote stehenden kleinen Grundriss auf 37 m im Lichten bei
8 m dicken Mauern. Bei Tetingen aber hat der von Kraus fiir ein
Caldarium gehaltene Raum zwischen den Exedren eine Breite von 50,
weiterhin ôine Breite von 87 m, und dabei wird er eingeschlossen von
Mauern mit nur 70 cm Starke. Das sind gewôhnliche Hausmauern
gewesen und der Raum zwischen ihnen, also der Raum zwischen den
beiden Flugeln der Villa, war Hof, Garten oder Feld. Eine Villa aber
ist Tetingen gewesen gerade so gut wie Ruhlingen und St. Ubich.
Dièse drei Villen haben offenbar manche Eigenschaften gemeinsam,
abseits gelegene Bâder, die auf den ersten Blick aïs solche erkennbar
sind, gedeckte Wandelgànge in grosser Ausdehnung, vorgestreckte
Flugel, eine Fiille von Zimmern verschiedener Grosse und Gruppierung ;
gemeinsam ist ihnen auch, dass allen dreien fehlt, was Hettner charak-
teristisch fur die Lustvillen nennt, die langgestreckte rechteckige Ge-
stalt. Untereinander aber unterscheiden sich die Grundrisse hauptsâchlich
durch die Gruppierung der Zimmer und Gange. Tetingen, das ûbrigens
kaum fertig ausgegraben ist, erscheint weit auseinander gezogen, die
Wandelgànge nehmen fast mehr Platz ein als die Zimmer. Und doch
haben sie nicht mehr laufende Meter als die Gange in St. Ulrich, hier sind
es 296, dort 290 m. Aber die Gestalt von St. Ulrich ist mehr gedrungen,
der Raum iiberall zweckmâssig ausgenutzt. Eigenartig ist hier der
Reichtum an Hôfen und die Verteilung derselben, dort die Verbindung
der beiden Gebàude durch den breiten halbrunden Gang. St. Ulrich
hat drei grosse Hôfe, bezw. Garten, und zum mindesten sechs kleinere
Hôfe. Der grosse Sàulenhof erinnert an die rômischen Bauten Italiens,
nôrdlich von den Alpen ist er, so viel ich weiss, bis jetzt der einzige
13
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— 194 —
seiner Art. Der Mittelbau dagegen hat wohl auch manches aus Italien
entlehnt, wie die Hôfe im Innem und die den fauces gleichenden
Gange 3, 5, 12, 26, aber in seiner ganzen Anlage weicht er doch sehr
ab von italienischer Bauart.
Jedenfalls aber ist St. Ulrich mit seinen zahireichen Sâlen, Gângen
und Hôfen und mit seiner doppelten Badeeinrichtung nicht nur Wirt-
schaftshof, ebenso wenig aber — das beweist das angrenzende Wirt-
schaftsgebâude — nur Lustvilla gewesen. Villen, die in der schônen
Jahreszeit oder zur Jagdzeit dèm Stâdter voriibergehend als Erholungs-
aufenthalt dienen sollten, erscheinen in der nftheren oder weiteren
Umgegend einer grossen Stadt, wie Trier es zur rômischen Zeit war,
im schonen Moselthal und auf seinen waldigen Berghângen zweck-
entsprechend angelegt. Tetingen, Ruhlingen und St. Ulrich aber lagen
fern von der Grossstadt, mitten im Lande wq Ackerbau getrieben wurde.
In diesen Villen haben Grossgrundbesitzer mit Familie und Anhang ihren
stândigen Wohnsitz gehabt, um von ihm aus die Verwaltung ihrer Gûter
zu leiten. Die grossen Herren in Gallien besassen, wie die alten Schrift-
steller berichten, weite Flâchen Acker- und Weidelandes und auch
ausgedehnte, der Jagd wegen eingehegte Waldungen. Vor der Unter-
jochung Galliens waren sie freilich, wie Strabo besonders hervorhebt,
bessere Krieger als Ackerbauer, aber auch schon Strabos Darstellung
lâsst erkennen, wie sie anfingen rômische Sitten anzunehmen und auf
ihren Landsitzen die Hôrigen und sich selbst an friedliches Leben zu
gewôhnen. Dire Wohnungen, mehr und mehr nach rômischer Art
gebaut, konnten weder einfache Wirtschaftsvillen sein noch den Charakter
blosser Lustvillen erhalten, sie mussten beiden Zwecken dienen und
ebenso Wirtschafts- und Wohnràume wie Erholungs- und Prunkràume
umfassen. Eine solche Villa hat einst an Stelle der jetzt von Wald
und Feld bedeckten Trtimraer bei St. Ulrich gestanden.
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195 —
Vatikanische Regesten zar Geschichte Deatsch-Lothringens.
Mitgeteilt von H. V. Sauerland.
Die nachstehenden Regesten bilden die Fortsetzung der von
Dr. W. Wiegand in verschiedenen Jahrgângen des Jahrbuchs (IV* 146,
IV* 214, V^ 139) veroffentlichten » Vatikanischen Regesten zur Geschichte
der Metzer Kirche* und schliessen sich deshalb aueh in der Nume-
rierung an dièse an. Sie endigen mit dem Pontifikatsbeginne Bo-
nifaz VIII, weil die in nâchster Zeit erscheinenden » Vatikanischen Ur-
kunden und Regesten zur Geschichte Lothringens* mit diesem Pontifikat
anheben. Doch bin ich in mehrfacher Beziehung von dem Plane,
welchen Dr. W. Wiegand eingehalten hat, abgewichen. Ich habe nâm-
lich auch wichtige Papstbriefe, welche die Diôzesen Toul und Verdun
betreffen, der nachstehenden Sammlung einverleibt. Dièse beiden stehen
ja zu der Metzer Diôzese wâhrend des spâteren Mittelalters in so engen
Beziehungen, die kommunale Entwickelung der Stàdte Toul und Verdun
ist der von Metz so sehr âhnlich, dass mir die Regestierung auch der
wichtigen auf Toul und Verdun beziiglichen Papsturkunden empfehlens-
wert erschien. Ferner habe ich auch diejenigen Papsturkunden heran-
gezogen, welche Mitglieder der Familien der Herzôge von Lothringen,
der Grafen von Bar und von Leiningen und der Edelherm von Sirck
betreffen. Es sind das drei Geschlechter, welche fiir die Geschichte
von Metz von grosser Bedeutung sind.
Von der strengen Form eines Regestes bin ich bei den wichtigen
Provisions- oder Confirmationsbullen fur die drei lothringischen Bistûmer
meistens abgegangen, indem ich von diesen Urkunden nach Voranstel-
lung der Eingangsworte die wesentlichen Teile der narratio und der
dispositio wôrtlich mitgeteilt und dann mit der Datierung geschlossen
habe. Von den Zehnturkunden habe ich diejenigen aufgenommen, in
welchen dem Klerus der drei Bistûmer ein Zehnt auferlegt oder Ein-
sammler dièses Zehnten ernannt, beziehungsweise bestâtigt werden,
nicht aber diejenigen, in welchen den Einsammlern befohlen wird, die
gesammelten Summen an auswârtige Bankhauser oder Fûrsten und
Herren zu verabfolgen. Dièse habe ich ausgeschlossen, weil die be-
treffenden Summen die Ertrâge so ausgedehnter Bezirke darstellen,
18*
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— 196 —
dass aus ihnen keine Schlusse ûber die Hôhe der Ertrâge in Lothringen
oder in den einzelnen lothringischen Diôzesen gemacht werden kônnen.
— Den Regesten, welche aus den Bestanden der Valikanischen Re-
gisterbânde gewonnen wurden, sind noch einige, freilich wenige, beige-
geben, die auf Papsturkunden zuriickgehen, welche sich nicht in diesen
Registerbânden befinden.
Rom am 24. Juni 1899.
187. Clemens IV 0[ltobono] S. Adriani diacono cardinaK, apostolice sedis
legato committit plene legationis ofTicium in Maguntina Treverensi
et Coloniensi provinciis.
Subit assidue nostre . . . Dat. Perusii V idus maii a. primo.
1265 Mai H. Perugia.
Beg. 32, f. 13, nr. 74, — Jordan, Les Registres de Clément IV nr. 76.
188. Clemens IV Maguntino Treverensi et Coloniensi archiepiscepis ac
universis episcopis abbatibus prioribus decanis prepositis et aliis
ecclesiarum prelatis per predietas provincias constitutis mandat,
quatinus Ottobono S. Adriani diacono cardinali tamquam aposto-
lice sedis legato humiliter et dévote intendant.
Subit assidue nostre . . . Dat. Perusii V idus maii a. primo.
1265 Mai U. Perugia.
Beg, 32, f. 13\ nr, 75. — Jordan 77.
189. Clemens IV Ottobono S. Adriani diacono cardinali apostolice sedis
legato concedit facultatem dispensandi cum duabus personis no-
bilibus Maguntine Treverensis et Coloniensis provinciarum attinenti-
bus sibi ad invicem quarto consanguinitatis gradu, quod matri-
monium valeant contrahere et in contracte permanere.
Cum te ad . . . Dat. Perusii III idus maii a. primo.
1265 Mai 13. Perugia.
Beg. 32, f. 13\ nr. 76. — Jordan 78.
190. Clemens IV episcopo Virdunensi petente revocat indultum ab
Urbano IV comiti Barrensi concessum, quod is episcopus in comi-
tem eiusque homines excommunicationis ac in eiusdem terram
Virdunensis diocesis interdicti sententias promulgare non possit
De nimia potentium importunitate . . . Dat. Perusii IIII kl. iunii
a. primo.
Beg. 32, f. 13\ nr. 77. — Jordan 79.
1265 Mai 29. Pmtgia.
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— 197 —
191. Clemens IV abbati Gorziensi Met. dioc. mandat, quatinus in epis-
copum Leodiensem, nisi is de quantitate trecentarum marcharum
sterlingorum , in quibus camere apostolice tenebatur, residuum,
quod adhue débet, centum et quinquaginta marcharum magistro
Alberto de Parma scriptori litterarum apostolicarum infra duos
menses persolvat, excommunicationis sententiam promulget.
Miramur et merito . . . Dat. Perusii II nonas martii p. n. a.
^^^^^^- 1266 Mwrs 6. Perugia.
Beg. (camerale) 31, /. lî\ nr. 20. — Jordan 777.
192. Clemens IV abbati Gorziensi Met. dioc. mandat, quatinus episcopum
Leodiensem, nisi infra duos menses quadringentas marchas ster-
lingorum, quas camere débet, Alberto de Parma persolverit, ex-
communicet.
Cum venerabilis frater . . . Dat. Perusii nonas martii p. n. a.
^^^^ào. ^ç^ jif^^^ ^ Perugia.
Beg. (camer.) 31, f. 12, nr. 21. — Jordan 778.
193.* Clemens IV S[imoni] tit. S. Cecilie presbitero cardinali apostolice
sedis legato mandat, quatinus crucesignatis in Terre Sancte subsi-
dium in regno Francie necnon in Cameracensi Tullensi Leodiensi
Metensi et Virdunensi civitatibus et diocesibus certum terminum
ad transfretandum statuât.
Cum Terra Sancta . . Dat. Viterbii XII kl. novembris a secundo.
U266 Odober 21. Viterbo,
Pùtthast, Begesta Fontif. Bom. nr. 19852.
194. [Clemens IV] officiali Trecensi.
Cum venerabilis frater noster . . Metensis episcopus in quinque
millibus librarum Turonensium dilecto filio Bonaventure Bernardini
et sociis eius civibus et mercatoribus Senensibus nomine nostre
camere teneatur nosque tibi dederimus sub certis formis per nostras
litteras in mandatis, ut eundem episcopum ad solutionem ipsius
pecunie coartares ac idem episcopus in eadem pecunia recognoverit
coram te prefatis mercatoribus nomine predicte camere se teneri,
prout in instrumente publico inde confecto tuo sigillo signato
plenius, sicut accepimus, continetur, discretioni tue mandamus,
quatinus in ipso negotio efficaciter absque dilatione procédas iuxta
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— 198 —
predictarum continentiam litterarum, rescripturus nobis fideliter,
quicquid exinde duxeris faciendum. Dat. Viterbii IV nonas de-
cembris p. n. a. secundo. ^n^^ -n t. o xrv i.
^ 1J266 December 2. Vtterbo.
Reg. 31j f. 28, nr. 73. — Jordan 796,
195. Clemens IV Ludovico régi Francorum concedit vicesimam eccle-
siasticorum proventuum trium annorum in Leodiensi Tullensi Me-
tensi et Virdunensi civitatibus et dioeesibus ac illorum locorum
provincie Remensis, que sunt extra regnum Francie constituta,
in subsidium negotii regni Sicilie convertendam.
In spiritu pietatis . . . Dat. Viterbii III nonas maii a. tertio.
U267 Mai 5. Viierbo.
Reg. 32, /. U5\ nr. 34. — Jordan 465.
196. Clemens IV decano et capitulo ecel. Virdun. mandat, ut, cum ad
eos canonicorum receptio et prebendarum collatio in ecclesia
Virdun. pertineat, Nieholaum clericum natum nobilis vin Arardi
de Brieyo Met. dioc, qui nullum ecclesiasticum beneficium est
adhuc assecutus, in canonicum redpiant eique de prebenda pro-
videant.
Affectu benivolentie specialis . . . Dat. Viterbii VIII kl octobris
p. n. a. tertio. ^^y Septmber 24. VUerbo.
Reg. 31, f. 31, nr. 83. — Jordan 807.
197. Clemens IV Henricum eleetum Trever. suspendit ab officio et bene-
ficio additis causis, quarura in numéro hec quoque invenitur ; » Tertio
videbatur inexeusabilis , qui, prout confessus est coram nobis,
Philippum quondam Metensem episcopum confirmari et consecrari
mandavit, quem negare non poterat pati intollerabilem in litte-
ratura defectum, cum id esset in partibus illis notorium nec eum
latere poterat, qui decanus Metensis ecclesie fuerat multo tempore,
in qua idem Philippus erat canonicus cum eodem, nec sufficere
videbatur, excusationem (!) ipsius, quod non ipse examinaverat sed
examinandum commiserat personis providis et discretis, cum pa-
tenter indigni examinandi non sint sed a limine potius repellendi.<
Quia rectitudinis ducit . . . Dat. Viterbii XIIII kl. ianuarii a.
^^^^^- 1267 Decentber 19. VUerbo.
Reg. 30, f. 54; Reg. 31, f. 166, nr. 134; Reg. 36, f. 4P. — Jordan 565.
Potthast 20191.
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— 199 —
198. Gregorius X abbati S. Martini Glandariensis ord. S. Bened. Met.
dioc. mandat, quatinus Henricum et Thietardum de Paffendorf
fratres milites et eorum complices laicos Trever. dioc, qui Theode-
ricum abbatem monasterii S. Mathie Trever. ord. S. Bened. et
très presbiteros eius monachos temere capientes per triennium et
amplius detinuere captivos, excommunicatos publiée nunciet, nisi
moniti super iniectione manuum captione et detencione huiusmodi
competenter satisfecerint.
Sua nobis dilectus . . . Dat. ap. Urbemveterem nonas augusti
^' P^™^- 1J27J2 August 5. Orvieto.
Potthast 20587,
199. Gregorius X priori suppriori et lectori fratrum Prédicat orum Me-
tensium mandat, quatinus summam duorum milium et quingen-
tarum librarum turonensium, quas quondara N. custos ecclesie
Metensis et Terricus preposilus ecclesie S. Amualis Met. dioc. a
magistro Jacobo canonico Atrebatensi ad id deputati de vicesima
tertii anni in Leodiensi Metensi Tullensi et Virdunensi civitatibus
et diocesibus Ludovico quondam régi Francorum a Clémente IV
concesso et de quibusdam aliis obventionibus in subsidium Terre
Sancte in civitate et diocesi Metensi coUegerant, recipiant et in
domo fratrum Predicatorum Metensium deponant.
Sua nobis Terricus . . . Dat. ap. Urbemveterem VIIII kl. sep-
tembris p. n. a. primo. ^-_,_ . lo^/i^-^
Beg. 37 /. 124 nr. 28. — Qmraud, Les Begistres de Grégoire nr. 369.
200. Gregorius X preposito eccl. S. Arnualis Met. dioc. quem S[imon]
tit. S. Cecilie presbiter cardinalis olim in illis partibus super
vicesima ecclesiasticorum proventuum Ludovico régi Francie pro
subsidio Terre Sancte ab apostolica sede concessa necnon re-
demptionibus votorum crucesignatorum etc. a sede apostolica in
civitate ac dioc. Met. deputatus subdelegaverat ad idem negotium
exequendum, mandat, ut pecuniam inde coUectam, que, ut asserit
prepositus, summam duorum milium et quingentarum librarum
turonensium attingat, in domo fratrum Predicatorum Met. deponat.
Cum nos dilectis . . . Dat. ap. Urbemveterem VIII kl. septembris
^' P^™^- 1272 August 25. Or^neto.
Beg. 37, f. IM, nr. 27. — Guiraud 368.
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— 200 —
201. Gregorius X Rogerio de Merlomonte presertim pro eo, quod bone
memorie R. Virdunensis episcopi obsequiis fîdelius et diutius
institit, confert eccl. Virdunensis canonicatum et prebendam vacantes
per mortem magistri Stephani Jspani, qui apud sedem apostolicam
diem clausit extremum, cum sic nullus prêter Romanum ponti-
ficem ipsos conferre possit, constitutione Clementis IV super bene-
ficiis apud sedem apostolicam vacantibus édita obsistente, non
obstante quod ecclesie de Tilleio Virdun. dioc. rector existit. Tamen
eandem prebendam Virdunensem assecutus omninodimittatecclesiam
de Tilleio.
Meritis tue probitatis . . . Dat. ap. Urbemveterem X kl. octobris
^' P^™^- 1^2 Septmber 22. Ormeto.
Beg, 37, /. 20\ nr. 61. — GtUraud 62,
202. Gregorius X H[enrico] archiepiscopo Treverensi, cui pallium con-
cessit, concedit facultatem reservandi donationi apostolice sex
prebendas, très videlicet in tribus cathedralibus et reliquas très in
tribus aliis coUegiatis non cathedralibus ecclesiis provincie Treve-
rensis, sex clericis suis ydoneis conferendas, singulis dumtaxat
singulas prebendas.
Postquam tibi concessimus . . . Dat. ap. Urbemveterem IIII kl.
decembris a. primo. ^^^ November 28, Orvieto.
Beg. 37, f. 30, nr. 90. — Guiraud 92.
203. Gregorius X universis suffraganeis ecclesie Treverensis nunciat
se sententiam suspensionis in Henricum archiepiscopum, tune
electum Treverensem a Clémente IV latam revocasse eisque mandat,
ut ipsi tamquam legitimo metropolitano debitam impendant obe-
dientiam.
Nuper felicis recordationis . . . Dat. ap. Urbemveterem V idus
decembris a. primo. ^^ Beceniber 9. Orvieto,
Beg. 37. f. 30, nr. 89. — Giùraud 91.
204. Gregorius X priori S. Mauritii Remensis et officiali Metensi mandat,
quatinus Ludovicum rectorem ecclesie de Donna Maria Tull. dioc.
in prébende in ecclesia S. Deodati Tull. dioc. proximo vacature
possessionem intromittant.
Volentes dilecto filio . . . Dat. ut supra (= ap. Urbemveterem.
III kl. aprilis a. secundo). ^^^ j,£^^ ^^ q^^^^^
Beg. 37, /. 81, nr. 16. — Guiraud 236.
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— 201 —
205. Gregorius X archiepiscopo Treverensi et episcopis ac abbatibus
prioribus decanis archidiaconis prepositis et aliis ecclesiarum pre-
latis per Treverensem proviociam constitutis nunciat, quod civi-
tatem Lugdunensem destinavit locum, quo concilium cum maiori
commoditate conveniat, eosque hortatur, quatinus in prefixo ter-
mino ibi compareant.
In litteris, quas . . . Dat. ap. Urbemveterem idus aprilis a.
Reg. 37, f. lOlK nr. 4. — Fotthast 20716,
206. Gregorius X magistro Goberto clerico Metensi, qui nuUum adhuc
est assecutus beneficium eeelesiasticum cuique plures ex canonieis
eccl. S. Salvatoris Met. de litterarum scientia et morum honestate
laudabile perhibent testimonium, réservât in eadem eccl. prebendam.
Volentes te, qui . . . Dat. ap. Urbem veterem II nonas maii
^•^^^^^^- 1273 Mai 6. Orvieto.
Beg. 37, /. 87, nr. 36. — Guiraud 256.
207. Gregorius X abbati S. Nicolai de Prato Virdun. et priori S. Pétri
ad montes Cathalaiinensis mandat, quatinus magistrum Gobertum
inducant in possessionem prébende eccl. S. Salvatoris Metensis.
Volentes dilectum filium . . . Dat. ut supra (= ap. Urbem
veterem II nonas maii a. secundo). ^^ j^^^ ^ q^^^
Beg. 37, f. 87, nr. 37. — Gtdraud 257.
208.* Gregorius X priori Predicatorum et guardiano Minorum Met. mandat,
quatinus Raymundum monasterii de S. Pétri Monte ord. S. August.
Met. dioc. canonicmn in abbatem ipsius electum, inquisito modo
electionis etc. confirment.
Peticio dilectorum filiorum . . . Dat. ap. Urbemveterem XII
kl. imiu a. secundo. l^S Mai 21. Orvieto.
Beg. Vat. 37, f. 95\ nr. 74. — Wadding, Annal Minar. IV, 384;
Potthast 20736.
209. Gregorius X abbati monasterii S. Michaelis ord. S. Bened. Virdun.
dioc. et officiali Virdun. mandat, quatinus, si dux Lothoringie pape
mandatum, ut comitem Barrensem et Jacobum de Baena necnon
Teobaldum dominum de Beffrimonte milites, atque alios, qui fuerant
custodes Laurentii episcopi Metensis in carcere detenti, occasione
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— 202 —
evasionis et restitutionis eiusdem episcopi nuUo modo molestet,
neglexerit adimplere, monitione premissa per censuram eccle-
siasticam appellatione remota ad id cogant. — Exorta gravi
dissensione et bello inter episcopum ex una et ducem eomitemque
ex altéra parte, episcopus a duce captus et in carcere detentus et
cum evasisset, iterum captus et detentus erat in carcere a co-
mité; qui eum ex mandate pape libertati restituit. Nuper papa
ducem ab excommunicatione absolvi fecit, prestito prius iuramento
se obsecuturum esse pape mandatis. -^^ j^^ g^ Lyon
Beg, 37, f. Î3S\ nr. 18, — Guiraud 387.
210. Gregorius X confirmât concordiam inter [Laurentium] episcopum
Met. et Theobaldum comitem Barrensem initam, qua episcopus
promisit se daturum comiti viginti milia librarum Metensium intra
viginti annorum spatium, videlicet anno quolibet libras mille apud
Brieyum seu Moncionem, dictus autem cornes castra de Spinaul
et de Condeto ecclesie Met. statim restituit.
Inter venerabilem fratrem . . . Dat. Lugduni VI idus augusti
^' ^^^^^^' 1374 August 6. Lyon.
Beg. 37, f. 132\ nr. 17. — ToWwxt 20889; Guiraud 386; Meur
risscy Hist. des évêgues de Mets 476.
211. Gregorius X Simoni tit. S. Cecilie presbitero cardinali apostolice
sedis legato (in regno Francie verbum crucis pro Terra Sancta
prolaturo) mandat, quatinus decimam omnium reddituum eccle-
siasticorum regni Francie et vicesimam omnium reddituum eccle-
siasticorum per Leodiensem et Cameracensem in ea parte, que
est extra regnum Francie, necnon TuUensem Virdunensem et
Metensem civitates et diocèses per Clementem IV quondam Lu-
dovico régi Francie ad subsidium Terre Sancte concessam necnon
centesimam eorundem reddituum pro eodem subsidio ibidem in-
dictam et alias obventiones quascumque eidem subsidio deputatas,
que hactenus nondum collecta sunt, coUigat et cum integritate
deponat.
Cum te ad regnum . . . Dat. Lugduni XIIII kl. septembris
^- ^^^^^^' 127à August 19. Lyon.
Beg. 37, /. 186, nr. 23. — Guiraud 500.
212. Gregorius X Treverensi archiepiscopo et universis episcopis sue
provincie mittit ordinationes de verbi crucis predicatione, de certis
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— 203 —
priviiegiis crucesignatis eorumque fautoribus concedendis et de
pecunia crucis negotio applicanda et colligenda.
Si mentes fidelium . . . Dat. Lugduni XV kl. octobris a. tertio.
1^4 September 17. Lyon.
Beg, 37, f. 195, nr. 91. — Fotihast 20920; Guiraud 569.
213. Gregorius X L[aurentio] episcopo Metensi concedit facultatem pro-
videndi tribus personis ydoneis de totidem beneficiis ecclesiasticis
cathedralis et aliarum eeclesiarum civitatis et dioc. Met., unice
dumtaxat in singulis ecclesiis.
Tuam volentes honorare . . . Dat. Lugduni idus octobris a. tertio.
U374 Octcber 15. Lyon.
Beg. 37, f. 158, nr. 68. — Guiraud U.
214. Gregorius X magistro Rogerio de Meriomonte canonico Verdunensi
capellano P[etri] episcopi Ostrensis et Velletriensis mandat, qua-
tinus colligat et exigat decimam sexennalem a concilio Lugdu-
nensi in subsidium Terre Sancte deputatam in Treverensi, Colo-
niensi et Salzeburgensi provinciis.
Quanto estimamus negotium . . . Dat. Lugduni XIII kl. no-
vembris a tertio. X^4 October 20. Lyon.
Gôrz, Mittelrhem. Eegestm IV, 126.
215.* Gregorius X magistro Rogerio de Meriomonte collectori décime
Sexennalis in Trever. Magunt. et Salzeburgensi provinciis deputato
dat instructionem de décima taxanda et exigenda.*)
Cum pro negotis décime . . . Dat. Lugduni X kl. novembris
p. n. ar tercio. ia7é October 23. Lyon.
GcerM, Mittekh. Urk. B. IV, 126.
216. Oregorim X fratribus ordinis Predicaiorum TuUensïbus et Meten-
sïbus mandat^ quatinus pecuniam in subsidium Terre Sancte depu-
tatam apud eos depositam nemini persdvant, donec ipse de eadem
persdvenda eos fecerit certiores^ rélaxatque sententias a decano ec-
desie Yvodiensis in eos prdatas.
[Gregorius X] . . priori . . suppriori . . lectori et conventui*)
fratrum Predicatorum Tullensium.
1) Cf. eadem instructio data eadem die Alcampo collectori décime ad partes
Tuscie deputato ap. Gidraud 571. (Beg. 37, f. 198, nr. 97.) et altéra data a Ni-
colao III d. 13. mensis novembris a. 1278 Benvenuto episcopo Eugubino collectori
décime ap. Gay, Les Beg. de Nicolas III, 194 (Beg. 39, f. 45\ nr. 194).
•) conventus w reg. •
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— 204 —
Petitio vesira nobis exhibiia continebat, quod cum nos dudum
vobis, filii prior et lector, nostris sub certa forma dedissemus
litteris in mandatis, ut quandam summam pecunie coUectam de
vicesima legatis redemptionibus votorum et aliis obventionibus
Terre Sancte provenientibus in civitate ac diocesi TuUensi depu-
tatam clare memorie L[udovico] régi Francie a coUectoribus eius-
dem pecunie reciperetis et eam apud vos, filii conventus, nomine
nostro deponeretis iuxta ordinationem nostram in predicte Terre
Sancte subsidium convertendam, vosque, dicti prior supprior lector,
prefatam pecuniam iuxta huiusmodi mandatum nostrum recepe-
ritis et pênes vos, predicti conventus, duxeritis deponendam,
. . abbas S. Marie Lucceburgensis ordinis S. Benedicti et . . de-
canus ecclesie Yvodiensis Treverensis diocesis nobili viro . . co-
miti Lucceburgensi. qui quamdam summam de prefata pecunia
sibi deberi proponit, et . . abbas S. Dionysii in Francia carissimo
in Christo filio nostro . . régi Francie illustri asserenti, ut dicitur,
quod dicta pecunia sibi debetur, executores super hoc, prout as-
serunt, ab apostolica sede concessi a vobis eandem pecuniam
instanter sibi mandarunt infra certum temporis spalium assîgnari,
se in vos excommunicationis et interdicti sententias prolaturos,
nisi dictam pecuniam ipsis executoribus infra prescriptum tempus
assignaretis, nichilominus comminando. Dictusque decanus in vos,
filii prior supprior supprior et lector, excommunicationis et in vos,
predicti conventus, suspensionis sententias, nisi predictam pecu-
niam exhiberetis eidem infra prescriptum tempus, quod iam pre-
teriit, promulgavit. Propter quod ex parte vestra infra idem tempus
extitit ad sedem apostolicam appellatum. Quare nobis humiliter
supplicastis, ut, cum vos ignoretis, cui de iure predicta pecunia
debeatur, et parati sitis illam persolvere, cui eam mandavimus
assignari, providere super hoc paterna soUicitudine curaremus.
Nos igitur nolentes vos tali occasione indebitis vexationibus fati-
gari, dilectioni vestre . . . mandamus, quatinus prefatam pecu-
niam pênes vos sic depositam vel aliquam eius partem neque pre-
dictis executoribus nec alicui alii persolvatis, donec, quod de ipso
faciendum sit, ordinaverimus . . . inhibentes, ne quis super eadem
pecunia quoquomodo vos vel aliquem vestrum molestare présumât
ac predictas sententias . . . relaxamus . . . Dat. Lugduni V kl.
decembris a. tertio.
:l27à November J27, Lyon.
Reg. t. 37, f, 158, nr. 69. — Guiraud 442. (Begest fehUrhaft)
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— 20è —
217.* Mag. Rogerus de Merlomonte, capellanus Ostiensis et Velletrensis
episeopi collecter decimae sexennalis a. festo Nativitatis b. Joh.
Bapt. novissime transacto a Gregorio papa per provincias Trev.
Mogunt. et Salseburg deputatus mandat Roberto decano et Wil-
helmo canton eccl. Trev., ut in dioc. Trev. ab uni verso clero
recipiant medietatem decimae primi anni infra dominicam Quasi-
modo proxime venturam, et infra festum nativ. b. Joh. Bapt. al-
teram medietatem eiusdem primi anni; et eodem modo décimas
sequentium aliorum 5 annorum.
Cum approbante sancto . . . Datum sub sigillo nostro et si-
gillo curiae Trevirensis a. d. 1274 feria secunda post octavas
purificationis B. Mariae V. X^5 Fehruar 12.
Blattau, Statuta Trever. I, nr. 20, p. 54.
218. Gregorius X universis collectoribus décime nuper in concilio Lug-
dunensi Terre Sancte deputate per Alamaniam constitutis mandat,
ut de terris et possessionibus ecclesiasticis in regno Alemanie
consistentibus, que ante Lugdunense concilium erant creditoribus
obligate et tradite ac etiam assignate, décima ipsa tam pro ter-
minis preteritis quam etiam pro futuris per eos, quibus terre et
possessiones sint taliter assignate, intègre persolvatur ; easdemque
personas ad persolvendam decimam per censuram ecclesiasticam
appellatione postposita compellant.
Volumus et presentium . . . Dat. Lugduni kl aprilis a. quarto.
1275 April 1. Lyon.
Beg. 37, f. 221, nr. 1. — Guiraud 578.
219. Gregorius X Thome de Albomonte confert primiceriatum eccl.
Virdun. vacantem per liberam resignationem Gerardi de Grandi-
sono electi Virdunensis, qui eum in manibus pape resignavit;
nunciatque Thome, quod magistrum Berardum de Neapoli sub-
diaconum et notarium sedis apostolice de eodem primiceriatu
nomine Thome investit.
Per studia laudabili . . . Dat. Bellicadri VI idus iulii a. quarto.
1275 Jtdi 10. Beaucaire.
Beg. 37, f. 23P, nr. 41. Guiraud 618.
220.*Magister Nicolaus de Gorzia maioris et Johannes dictus Prions
béate Marie Magdalene ecclesiarum Virdun. canonici coUectores
décime coUigende in civitate et diocesi Virdunensi constituti a
magistro Rogero de Mellomonte canonico Virdunensi domini P.
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— 206 —
Hostiensis et Vellitrensis episcopi capellano collectore a domino papa
constituto décime colligende in Treverensi Maguntinensi, Salsebm*-
gensi provinciis, civibus présentes litteras vismis salutem in domino.
Noveritis nos anno domini M<* CC*» LXXV^ feria sexta ante
nativitatem béate Marie virginis récépissé a domino Rudoifo mo-
nacho Gorziensi IIII<^' libras Tm*onenses pro abbate et conventu
dicti loci pro décima reddituum suorum de Ollecz, de Jandelize,
de Bronville et de Maxeris Virdunensis diocesis et nos sententiam
interdicti et excommunicationis latam propter hoc in loca et per-
sonas eorundem revocamus et ipsos auctoritate nobis commissa
absolvimus; et si forte propter hoc irregularitatem contraxerint,
nos eormn eisdem, quantum in nos est, misericorditer dispensa-
mus. Datum anno domini M*» CC^ LXXV^ sabbato ante nativi-
tatem béate Marie virginis. 2275 September 7.
Mete, StadOnbl Kod. 77, pg, 111. (Vgl. Gôrz IV, nr. 126, 150, 250,
381, 669.)
221.*Gregorius X [Gerhardo] electo Virdunensi concedit potestatem
assignandi Eduardo régi Anglie negotium Terre Sancte prosequenti
décimas pro instruendis ad bellum necessariis in Anglia Hibernia
Wallia atque etiam in Scotia, si régis Scotorum assensus accédât.
Cum sicut intelleximus . . . Dat. Mediolani XVIII kl. decembris
a. quarto. ^^Tô November 14. MaHmd,
Potthast 21086.
222. Johannes XXI decano et capitule ecclesie S. Deodati TuU. dioc.
dubitantibus et petentibus concedit potestatem eligendi seu pos-
tulandi et admittere Ferricum natum ducis Lothoringie in suuin
et ecclesie sue prepositum.
Exhibita nobis vestra . . . Dat. Viterbii idus ianuarii a. primo.
1277 Januar 13. Ttterbo.
Reg. 38, f. 17\ — Cadier 60; Fotihast 21213.
223. Johannes XXI permotus precibus Philippi régis Francie, cum Ferrico
nato ducis Lothoringie canonico Tullensi dispensât, ut non ob-
stante defectu, quem patitur in ordinibus et etate, preposituram
S. Deodati Tullensis dioc. curam animarum habentem licite recipere
et libère retinere valeat.
Generis claritate conspicuus . . . Dat. Viterbii idus ianuarii
a- Prinao. t277 Januar 13. VUerbo.
Reg. 38, f. 17K — Cadiery Les Begistres de Jean XXI, nr. 69.
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— 207 —
224. Johannes XXI magistro Rogerio de Merlomonte canonico Virdun.
collectori décime sexannalis Terre Sancte in Treverensi Magun-
tina et Salzeburgensi provinciis a Gregorio X deputato mandat,
quatinus ad executionem prefati negotii studeat vigilanter intendere.
Felicis recordationis Gregorius . . . Dat. Viterbii II idus fe-'
bruarii a. primo. ^j Felymar 12. Viterbo.
Reg. 36, f. 27K — Cadier 111.
225. Johannes XXI magistro Rogiero de Merlomonte collectori décime
sexennalis mandat, ut pecuniam ad tempus collectam apud fratres
Predicatorum et Minorum deponat.
Gratanter audivimus quamplm^s . . . Dat. Viterbii idus fe-
bruarii a. primo. ^^ Febmar 13. VUerho.
Reg, 38, f. 28. — (hdier 113; FoWimt 21225.
226. Johannes XXI magistro Rogerio de Merlomonte collectori décime
sexennalis concedit pro singulis diebus salarium trium solidorum
et dimidii sterlingorum.
Exposuit nobis tue . . . Dat. Viterbii V kl. martii a. primo.
Ui77 Fébruar 25. Viterbo.
Reg. 38, f. 27K — Cadier 112.
227. Nicolaus III magistro Rogero de Merlomonte canonico Virdunensi col-
lectori décime Terre Sancte in Treverensi Maguntina et Salzeburgensi
provinciis deputato mandat, quatinus ad executionem dicti negotii
studeat vigilanter intendere, eique denuo concedit, ut très solides
et dimidium sterlingorum percipiat pro salario, quod iam Gre-
gorius X eidem concesserat.
Felicis recordationis G. . . . Dat. Rome ap. S. P. idus februarii
^- P^'"^- 1^8 Fébruar 13. Bom, S. P.
Reg. Vat t. 39, f. 8\ nr. 41. — Gay, Les Reg. de Nicolas lU,
nr. 43; FoUhast 21296.
228.* Nicolaus III [Rertoldo] episcopo Herbipolensi et abbati de Hornbach
Met. dioc. ac Mathie canonico S. Stephani Argentinensis mandat,
quatinus iudicent inter [Fridericum] episcopum Spirensem et
priorissam conventumque monasterii de S. Lamberto Spirensis dioc.
de ecclesia in Steinwilze litigantes.
Sua nobis venerabilis . . . Dat. Viterbii X kl. octobris a. se-
cundo. 2279 Sydember 22. Viterbo.
Potthast 21639.
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— 208 —
229. Nicolaus III fratri Corrado electo TuUensi.
In suppreme dignitatis spécula . . . Sane vacante dudum ec-
clesia Tullensi per obitum bone memorie Gilonis episcopi Tullensis,
primo de quondam Johanne de Fonteneto ipsius ecclesie canonico,
qui huiusmodi electionis prosequendo negotium apud sedem aposto-
licam diem clausit extremum, et postmodum de Rogero archi-
diacono de Portu in eadem ecclesia fuerunt electiones inibi ce-
lebrate. Opponentibus itaque se quibusdam ex canonicis ecclesie
predicte huiusmodi electioni facte de archidiacono supradicto,
super ipso negotio ad sedem ipsam deducto, extitit apud sedem
eandem diutius litigatum, et tandem eodem archidiacono libère
resignante omne ius, quod sibi ex electione huiusmodi compete-
bat, nos ea vice provisionem eiusdem ecclesie nobis duximus
reservandam et . . . ad personam tuam . . . aciem mentis nostre
convertimus ... Te tune ministrum ordinis fratrum Minorum
Superioris Alamanie, licet absentem, predicte Tullensi ecclesie . . .
in episcopum preficimus et pastorem . . . Dat. Viterbii IIII nonas
octobris a. secundo.
In e. m. capitule eccl. Tull. . . . clero civitatis et dioc. Tull. . . .
populo civitatis et dioc. Tull. . . . universis vassallis eccl. Tull. . . .
R. régi Romanorum illustri. ^yg q^^^ ^ y^j^^
Beg. 39, f. 19\ nr. 167, — PoUhast 21649, 21650,
230. Nicolaus III Johanni electo Metensi.
Apostolatus officium quamquam . . . Sane Metensi ecclesia per
obitum bone memorie L. episcopi Metensis, qui nuper apud sedem
apostolicam debitum nature persolvit, pastoris solatio destituta,
nos . . . provisionem ipsius ea vice dispositioni et ordinationi
nostre . . . duximus reservandam . . . ac demum . . . decens et
expediens fore cognovimus, ut eadem ecclesia . . . que temporis
faciente malitia discriminibus exposita variis, conquassata molestiis
et in spiritualibus deformata per aliquorum potentum oppressiones
multipliées, gravia in suis bonis et iuribus sustinuisse dinoscitur
detrimenta, nobilis décore sponsi ac utilis ornaretur, cuius po-
tentia et providentia circumspecta oportunum detrimentis huius-
modi suscipiat relevamen, libertas ecclesiastica defensetur et alias
indh'ecta in debitam rectitudinis semitam reducantur et in cuius
fide fida posset recumbere securitas subditorum, ... in te gene-
rositate prosapie splendidum . . . direximus oculos nostre mentis.
Proinde igitur ... te tune prepositum ecclesie Brugensis eidem
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— 209 —
ecclesie Metensi preficimus in episcopum et pastoreea . . . Dat.
Vilerbii nonas octobris a. secundo.
In e. m. decano et capituio ecci. Met. . . . clero eivitatis et dioc.
Met. . . . populo eivitatis et dioc. Met. . . . vassallis eccl. Met. . . .
11^9 Odober 7. VUerbo.
TUg. 39, /. 200^, «r. 172.
231. Nicolaus III Johanni electo Metensi indulget, ut is, qui subdiaconus
esse dicitur, a quocumque maiuerit antistite diaconatus et pres-
biteratus ordines statutis temporibus recipere possit, et postquam
fuerit in presbiterura ordinatus, idem seu quivis autistes ascitis
secum duobus vel tribus episcopis, quos duxerit Johannes nomi-
nandos, ipsi manus consecrationis impendere valeant. Per hoc
tamen ecclesie Treverensi, cuius ipsa Met. eccl. suffraganea est,
aliquod imposterum non generetur preiudicium.
Ecclesia Metensis diversaruin . . . Dat. Rome ap. S. P. VI kl.
aprilis a. tertio. ^^^^ j^^^^ ^ j^ g p
Eeg. 39, f. 232, nr. 11.
232. Nicolaus III Johanni electo Metensi réservât Insulensis, cui cura
imminet animarum, et Brugensis sine animarum cura Tornacensis
dioc. preposituras, quas Johannes tempore sue promotionis ca-
nonice obtinebat et adhuc retinet, usque ad septennium.
Circa personam tuam . . . Dat. ut supra (= Rome ap. S. P. VI
kl. aprilis a. tertio). ^^^ j^^^^ ^ jj^^ 5 p
Btg. 39, /. 232\ nr. 12. — Fotthast 21698.
233. [Martinus IV] Johanni episcopo Leodiensi.
In dispositione ministrorum ecclesie . . . Sane Leodiensi ecclesia per
obitum bone memorie Johannis episcopi Leodiensis destituta pastore,
dilecti filii canonici eiusdem ecclesie . . . per viam scrutinii proce-
dentes ac in diversa dividentes vota sua, duas . . . electiones, unam
videlicet de Guillelmo dicto de Alvernia archidiacono et aliam de
Bouchardo de Hannonia canonico ecclesie predicte in discordia
celebrarunt. Cumque huiusmodi electionum negotium fuisset ad
apostolicam sedem per appellationes partium devolutum et in eo
aliquamdiu apud eandem sedem processum, demum predictus archi-
diaconus et Bouchardus . . . omne ius, si quod ipsis vel eorum
alteri ex prefatis electionibus competebat, ... in nostris manibus
resignarunt. Nos igitur ... te a vinculo, quo tenebaris Metensi
14
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— 210 —
ecclesie, cui preeras, absolvantes, ad predictam Leodiensem ecclesiam
transferimus et preficimus te ipsi Leodiensi ecclesie in episcopum
et pastorem . . . Data apud Urbemveterem V idus iunii a. secundo,
1282 Juni 9, Orvieto,
Reg, 41, f. 53, nr. 38.
234. [Martinus IV] Bouchardo de Annonia electo Metensi.
Sacrosancta mater ecclesia. . . Sane Metensi ecclesia per trans-
lationem . . . J. olim Metensis nunc Leodiensis episcopi de ipsa
Metensi ecclesia ad Leodiensem ecclesiam . . . vacante, nos de
ipsius ecclesie Metensis ordinatione céleri, ne prolixioris vacationis
exposita maneret incomodis, sollicite cogitantes ... te tune pre-
positum Traiectensem capellanum nostrum . . . predicte ecclesie
Metensi in episcopum prefecimus et pastorem, sperantes quod,
cum sis generis nobilitate preclarus et dicaris esse in spiritualibus
et temporalibus circumspectus, ecclesia ipsa inter ceteras ecclesias
illarum partium titulo nobilitatis insignis, que discriminibus ex-
posita variis, conquassata molestiis, direptioni patens et prede per
aliquorum potentum oppressiones multipliées, gravem in suis bonis
et iuribus dicitur incurrisse iacturam, tue circumspectionis industria
et virtute potentie ad statum debitum restauretur . . . Dat. apud
Urbemveterem V idus iunii a. secundo.
In e. m. populo civitatis et dioc. Met. . . . Dat. ap. Urbem vete-
rem idus iunii a. secundo. . . . vassallis eccl. Met. . . . archiepiscopo
Trever. . . . clero civit. et dioc. Met. . . . primicerio decano et
capitulo eccl. Met. . . . R. régi Romanorum illustri. . . .
1282 Juni 9. Orvieto.
Eeg. 41, f. 57, nr. 46.
235. Martinus IV, mortuo Rogero canonico Virdunensi, Theoderieum
priorem secularis ecclesie S. Andrée Urbevetane capellanum sedis
apostolice députât collectorem décime sexennalis in subsidium
Terre Sancte in concilio Lugdunensi constitute in Treverensi, et
Maguntina provinciis, Pragensi, Olomucensi, Ehistetensi et Bam-
bergensi civitatibus et diocesibus dumtaxat exceptis.
Dura nimis et dispendiosa . . . Dat. apud Montemflasconem VI idus
iulii a. secundo. 1282 Jtdi 8. Montefiascane,
Eeg. 41, f. 72, nr. 92.
236. Martinus IV Bouchardo electo Metensi preposituram ecclesie Leo-
diensis animarum curam habentem, de qua is diu iam sub Ni-
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— 211 —
colao ni in curia Romana cum quondam Willelmo Peterssen
litigaverat, defuncto Willelmo confert eumque per anulum suum
presentialiter de eadem investit. Eidem Bouchardo, cui papa per
alias litteras apostolicas reservavit preposituram ecelesie Traiec-
tensis ac prebendas, quas in eadem Leodiensi et in Cameracensi
ac Senonensi^) et S. Marie Traiectensi ecelesiis tempore promo-
tionis sue obtinebat, indulget, ut predictam preposituram eccl.
Leod. licite retinere et non residens in ea fructus eiusdem perci-
pere valeat.
Vacante dudum prepositura . . . Dat. apud Montemflasconem
idus novembris a. secundo.
In e. m. Virdunensis et Yvodiensis Trever. dioc. ecclesiarum
^^^"'^- 1282 Navember 13. Montefiascone.
Reg. 41, /, 68, nr. 77.
237. Martinus IV Theoderico priori eccl. S. Andrée Urbevetane capel-
lano sedis apostolice coUectori décime Terre Sancte in Treverensi
et Maguntina provinciis per sedem apostolicam deputato, cum
propter fréquentes discursus, quos negotii commissi executio exigit
quorumque occasione magnam continue tenere et habere familiam
propter viarum discrimina eum oportet, ac etiam propter caris-
tiam victualium in partibus ipsis, ut Theodericus asserit, immi-
nentem nequeat ex salario diurno quinque solidorum sterlingorum
sibi constituto incumbentia sibi onera sufferre, concedit, ut ultra
predictum salarium decem et octo libras sterlingorum de pecunia
décime anno quolibet, in quo circa collectionem predictam vacat,
in quatuor ipsius anni terminis pro suis expensis percipere valeat.
Sicut nobis exponere . . . Dat. ap. Urbemveterem idus decembris
a. secundo. ^^^ Demnber 13. Orvieto.
Beg. 41, fol. 152, nr, 119,
238. Martinus IV Theoderico priori eccl. S. Andrée Urbevetane capellano
sedis apostolice collectori décime sexemialis in Treverensi et Ma-
guntina provinciis etc. a sede apostolica deputato, qui pape per
litteras nunciaverat, quod in Alamanie partibus divulgetur, quod
decimam Terre Sancte deputatam in usus alios nequiter ecclesia
Romana convertit^) et quod tutius et securius sit, ut décima ipsa
') Senogiensi m reg.
*) Diviûgatum hune rumorem fuisse verissimum mxdta testanlur documenta.
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— 212 —
in predictis parlibus collecta extra ipsius regni limites conserve-
tur, mandat, quatinus totam decimam coUectam aliquibus merca-
toribus Florentinis aut Senensibus vel Lucanis seu Pistoriensibus,
de quorum fidelitate ac legalitate non sit in aliquo dubitandum,
predicle Terre Sancte nomine assignare procuret.
Litteras tuas bénigne . . . Dat. ap. Urbemveterem idus ianuarii
^'^^^^^0, U383 Januar 13. Ometo.
Beg. 41, f, 77, nr, 114.
239. Martinus IV regem Romanorum rogat et hortatur, quatinus Theo-
dericum priorem ecclesie S. Andrée Urbevetane capellanum sedis
apostolice coUectorem décime etc. cum negotio ei commisso com-
mendatum habeat et, cum ab eo super hoc fuerit requisilus, super
eodem exequendo negotio regii favoris auxilium tribuat.
Credentes firmiter, quod . . . Dat. ap. Urbemveterem idus ianuarii
a. secundo. ^^^ j^^^^ ^g q^^^
Beg, 41, /. 77\ nr. 115.
240. Martinus IV episcopo TuUensi mandat, quatinus Jacobum monasterii
S. Pétri de Monte ad Romanam ecclesiam, ut dicitur, nuilo medio
pertinentis ord. S. Augustini Met. dioc. pittanciarium et eiusdem
monasterii canonicum a priore et conventu in abbatem concorditer
electum, si invenerit electionem de persona ydonea canonice esse
celebratam, auctoritate apostolica confirmet in abbatem. — Mortuo
Warnero abbate prior et conventus primo elegerant Johannem
et deinde Johanne quoque iam infra sex ebdomadas defuncto pre-
dictum Jacobum. Qua electione facta prior et conventus pape
supplicaverunt, ut, cum electus propter paupertatem monasterii
commode nequeat adiré apostolicam sedem, mandaret, electionem
confirmari et benedici electum in illis partibus.
Ex parte dilectorum filiorum . . . Dat. apud Urbemveterem XV
kl. aprilis a. tercio. ^^^ j,^^^ ^^ q^^^
Beg. 41, /. 156, nr. 130.
241. Martinus IV Lugdunensi ecclesie providet de persona Radulphi
de Torota canonici Virdunensi.
Dudum ecclesia Lugdunensi . . . Dat. ap. Urbemveterem UH
idus iunii a. quarto. ^^^^ j^^^. ^^ ^^^
Beg. 41, f. 200\ nr. 15.
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— '213 —
242 Marlinus IV ecclesie Virdunensi, cuius capitulum, mortuo Gerardo
episcopo, in discordia Rodolphum de Toroia Virdunensem cano-
nicum et Henricum Lugdunensem canonicum elegit in episeopum,
postquam uterque in pape manibus omne ius, quod ipsis ex
electione competebat, resignavit, providet de persona Henrici pre-
dicti.
Illius exemple qui . . . Dat. ap. Urbemveterem IIII idus iunii
»• ^^^^^^' 128à Juni 10. Orvido.
Beg. 41, f. 201\ nr, 18,
243. Martinus IV Theoderico priori eccl. S. Andrée Urbevetane capellano
sedis apostolice coUeclori décime Terre Sancle subsidio in Magun-
iina Treverensi Coloniensi Bremensi et Magdeburgensi provinciis
ac diocesi Caminensi, qaem papa V kl. decembris eiusdem anni
Raynerio de Orio preposito de Clavasio dudum coUectori décime
in Coloniensi Bremensi et Magdeburgensi provinciis et Caminensi
diocesi a sede apostolica deputato subrogavit *), cum intelligat,
quod in ipsis provinciis et diocesi habentur ad presens victualia
more solito cariora, concedit, ut de pecunia décime predictarum
provinciarum et diocesis die quolibet octo* solidos sterlingorum,
quinque solidis et decem et octo libris, quas eidem papa iam
antea concesserat *), in eis pro rata temporis nichilominus compu-
tatis, deinceps percipere valeat.
Olim nobis exponere . . . Dat. Perusii IIII nonas decembris
a. quarto. 2J284 December 2. Perugia.
Beg. 41, fol 209, nr. 41,
244. Martinus IV R. regem Romanorum rogat et hortatur, quatinus
Theodericum priorem eccl. S. Andrée Urbevetane capellanum sedis
apostolice coUectorem décime etc. commendatum habeat et eidem
super negotio colligende décime, cum ab eo fuerit requisitus, regii
favoris auxilium largiatur.
Quanto maiori affectu . . . Dat Perusii III nonas decembris a.
^"^^*^- 1284 December 3. Perugia.
Beg. 41. fol. 210, m. 46.
245. Honorius IV [Rudolfo] régi Romanorum destinât litteras, quibus
eum rogat, ut moleste non ferat, decimam in Leodiensi Metensi
*) Beg. 41, f 208, nr. 39.
«) c/. Beg. 1282 Decemb. 13.
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— 214 —
Virdunensi et Basiliensi civitatibus et diocesibus régi Franconim
contra Petrum quondam regem Aragonum persecutorem Romane
ecclesie a Marlino IV esse coneessam.
Régie celsitudinis litteras . . . Dat. Tibure kl. augusti a. primo.
12S5 August 1. Tivoli,
Reg. 43, /. 124, nr. 9. — Frou, Les Registres cTUonor, IV, nr. 476;
Potthast 22276.
246. Honorius IV Theoderico priori secularis ecclesie S. Andrée Urbe-
vetane capellano apostolice sedis collectori décime in Treverensi
et Maguntina provinciis, Pragensi Olomucensi Eistetensi et Bam-
bergensi civitatibus et diocesibus dumtaxat exceptis, Terre
Sancte subsidio deputate, cui Martinus IV coUectionem décime in
supradictis provinciis commiserat, idem officium de novo com-
mittit.
Nota nobis tue . . . Dat, Tibure kl. septembris a. primo.
1285 September 1. Tivoli.
Beg. 43, f. 33\ nr. 110. — Prou 114.
247. Honorius IV Theoderico priori secularis ecclesie S. Andrée Urbe-
vetane, capellano apostolice sedis collectori décime mandat, qua-
tinus, sicut ei mandaverat Martinus IV per suas litteras, in mi-
nisterio coUectorie sibi commisso iuxta continentiam litterarum
quondam magistro Rogero canonico Virdunensi in iisdem provin-
ciis deputato collectori directarum procedere procuret.
Considérantes attentius experte . . . Dat. ut supra (=: Tibure
kl. septembris a. primo). ^^^^ September 1. Tivoli,
Beg. 43, f, 34, nr. 111. — Prou 115.
248. Honorius IV Bouchardo electo Metensi, cui iam concesserat Mar-
tinus IV, ut ex electionis tempore usque ad triennium munus
consecrationis petere vel recipere minime teneretur, indulget, ut,
cum idem triennium finitum sit, a die elapsi triennii usque ad
annum unum immédiate sequentem huiusmodi consecrationis
munus petere vel recipere non teneatur.
Exhibita nobis tua . . . Dat. Rome ap. S. Sabinam III kl. de-
cembris a. primo. ^^^^^ November 29. Rom, S. Sabina.
Beg. 43, f. 50, nr. 208. — Prou 212.
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— 215 —
249. Honorius IV abbati monaslerii S. PauU Virdanensis et archidiacono
Lingonensi mandat, qaatinus Thomam primiceriiim eccle^ie Vir-
dunensis moneant, ut infra duorum inensium spatium H[enrico]
episcopo Virdunensi de episcopatus proventibus, quos vacante sede
Virdunensi illicite perceperat satisfaciat, damna illata, que usque
ad summam septem milium librarum turonensium et amplius
taxantur, resarciat neque dictum episcopum impediat, quominus
in civitate et diocesi Virdunensi libère exerceat episcopalem iuris-
dictionem; alioquin eundem primicerium citent, ut infra duorum
mensium spacium personaliter apostolico se conspectui representet,
eidem episcopo super premissis de iustitia responsurus ac facturus
et recepturus, quod ordo dictaverit rationis.
Sua nobis venerabilis . . . Dat. Rome ap. S. Sabinam V idus
decembris a. primo. ^^5 Decemher 9. Bom, 8. Sahina.
Beg, 43, /. 70\ nr, 258, — Prou 262.
250. Honorius IV providet ecclesie Matisconensi vacante per obitum
Hugonis, quem secuta est electio discors, de persona Nicolai de
Barro canonici Lingonensis.
In suprême dignitatis . . . Dat. Rome ap. S. Sabinam 111 kl.
februarii a. primo. ^^^ j^^^^ 5^ jf^^ g ^^^^
Reg. 43, /. 71, nr. 260. — Prou 264.
251. Honorius IV Virdunensis Metensis et TuUensis domorum ordinis
Predicatorum prioribus mandat, quatinus Theoderico priori eccl.
S. Andrée Urbevetane capellano apostolice sedis coUectori décime
in Treverensi et Maguntina provinciis a sede apostolica deputato
peeuniarum summas pênes eos per coUectores vicesime ac lega-
torum Terre Sancte nomine ipsius Terre depositas assignent.
Significavit nobis dilectus . . . Dat. Rome ap. S. Sabinam X kl.
aprilis a. primo. ^^ j^^^^ ^5 j^^ g ^^j.^^
Reg. 43, f. 107\ nr. 424. — Prou 428.
252. Honorius IV Theoderico priori eccl. S. Andrée Urbevetane ca-
pellano apostolice sedis coUectori décime in Treverensi et Magun-
tina provinciis a sede apostolica deputato mandat, quatinus priores
et fratres Virdunensis Metensis et TuUensis domorum ordinis
Predicatorum requirat, ut pecuniam Terre Sancte nomine eisdem
fratribus commissam ipsi coUectori exhibeant.
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— 216 —
Iniimasii nobis per . . . Dat. up. supra (== Rome ap. S. Sabinam X
kl. aprilis a. primo). ^^^. j^^^^ ^^ j^^^ g^ g^^
Reg, 43, f. 107\ nr. 425. — Prou 429.
253.*Honorius IV priori et fratribus domus oppidi de Landowen or-
dinis S. Augustini diocesis Spirensis confirmai fundum, quem
eis Emicho comes de Leiningen ad ecclesiam et officinas ipsis
necessarias construendas donavit, totumque allodium curie sue in
Ensigisheim, quod eis idem concessit in perpetuum.
Cum a nobis . . . Dat. Rome ap. S. Sabinam V kl. aprilis a.
primo. 1286 Mare 28. Rom, S. Sahina.
Schôpflin AÎ8. dipl. Il, 31, nr. 745. Potthast 22404. Prou 905.
254. Honorius IV civibus et mercatoribus Romanis creditoribus ecclesie
Metensis nunciat se decrevisse, quod Buchardus electus Metensis
de summa decem milium marcharum steriingorum — tredecim
solidis et quatuor denariis pro marcha qualibet computatis — in
quibus episcopus et eccl. Metensis eisdem mercatoribus seu eorum
predecessoribus obligata erat ex causa mutui, quingentas marchas
pro presenti anno hinc ad très menses, singulis vero annis im-
médiate ac successive sequentibus, videlicet in festo Omnium
Sanctorum idem Burchardus vel eius successores quingentas marchas
steriingorum apud ecclesiam S. Sabine in manibus prioris et sub-
prioris eiusdem ecclesie deponere teneantur, donec de predictis
decem milibus ipsis debitoribus plenarie sit satisfactum. Quodsi
vero Burchardus vel eius successores in solvendo cessarint, iidem
Burchardus vel eius successores excommunicationis sententiis ipso
facto subiaceant. — De diversis pecuniarum summis, in quibus
Jacobus quondam episcopus Metensis episcopus et ecclesia Me-
tensis predictis creditoribus ex causa mutui erant obligati, iam
ex temporibus Alexandri IV {U254 — 1261) in curia erat litigatum,
donec Rolandus de Parma episcopus Spoletanus tune subdiaconus
et capellanus sedis apostolice ad litem discernendam a Johanne
XXI {1276—1277) deputatus de mandato Nicolai III (1277—1280)
Laurentium Metensem episcopum sententialiter condempnavit ad
satisfaciendum predictis creditoribus per predictum modum.
Pastoralis officii nobis . . . Dat. Rome ap. S. Sabinam idus
maii a. primo.
In eundem modum abbati monasterii S. Gregorii in clivo Scauri
de Urbe et priori ecclesie Lateranensis ac officiali Trecensi mandat,
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— 217 —
*
quatinus precedentem ordinationem, ubi et quando expedire vide-
rint, solempniler publicent ac nichilominas Buchardum Metensem
electum vel eius successores, si in predicte pecunie solulione
cessarint, singulis diebus dominicis et festivis excommunicatos
publiée nuncient, quousque super hoc plenarie satisfecerint.
1286 Mai 15. Bom, S. Sabina.
Eeg. 43, f, 116, nr. 458. — Prou 462,
255. Honorius IV electo Basiliensi preposito S. Andrée Wormatiensis
et magistro Johanni de Sirkis canonico Treverensi mandat, ut
Eberhardum de Iseni in corporalem possessionem canonicatus et
prébende ecclesie Maguntine inducant.
Adiulos morum et . . . Dat. Rome ap. S. Sabinam VIU kl.
iunii p. n. a. secundo. ^g^. j^^^ ^^ j^^ g^ g^j^^^
Pùtthast 22458, — Prou 930.
256. Honorius IV Johanni S. Cecilie presbitero cardinali apostolice sedis
legato mandat, quatinus, cum Johanni episcopo Tusculano lega-
tionis im Alamania offîcium commiserit, anno primo huius lega-
tionis a receptione procurationum et collatione beneficiorum in
Leodiensi Metensi Tullensi Virdunensi Basiliensi et Cameracensi,
quatinus hec consistit in Alamanie partibus, diocesibus se ab-
stineat.
Ad tuam credimus notitiam . . . Dat. ut supra (= Rome ap.
S. Sabinam II kl. iunii a. secundo).
U^86 Mai 31. JRom, S. Sabina.
Beg. 43, f. 205, nr. 4. — Prou 771.
257. Nicolaus IV magistrum et fratres ordinis Predicatorum eorumque
ordinem ac ecclesias, oratoria, domos et loca eorum, in quibus
habitant et habitabunt, eximit a cuiusvis alterius iurisdictione ac
potestate omnimoda, decernens ex nunc eundem ordinem ac per-
sonas ecclesias oratoria domos ac loca prefato soli Romano pon-
tifice et Romane ecclesie tam in spiritualibus quam temporalibus
absque uUo medio subiacere.
Dum sollicite considerationis . . . Dat. Reate V kl. augusti
^' P^™^- 1288 Jtdi 28. Bieti.
Beg, 44, f. 23, nr. 88. — PoUhast 22758; Langlots, Les Beg. de
Nie. IV, nr. 173.
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— 218 -
258. Nicolaus IV [Philippe] régi Francie in subsidium negolii regni
Sicilie, in quo per invasionem Pétri régis Aragonum et Jacobi
eius nati tôt iniurias totque expensas sustulit et portavit ecclesia
Romana, concedit triennalem decimam in regno Francie ac in
Lugdunensi Viennensi Bisuntina Tarantasiensi et Ebrodunensi ci-
vitatibus et diocesibus earumque provinciis necnon in Leodiensi
Metensi Virdunensi et TuUensi civitatibus et diocesibus, cuius im-
positio differatur usque ad festum B. Johannis Baptiste proximo
secuturum; ita tamen quod de prefata décima pro suis oneribus
et necessitatibus ducenta milia librarum turonensium Romana
habeat ecclesia, ad que solvenda — Parisiis vel in curia — in
pecunia numerata, medietatem videlicet eorundem ducentorum
milium librarum turonensium in festo resurrectionis dominice
proximo future, postquam huiusmodi impositio prefate décime
facta fuerit, et aliam medietatem in alio festo eiusdem resurrec-
tionis dominice post idem festum proximo subsequenti.
Nuper dilecti filii . . . Dat. Reate VII kl. octobris a. primo.-
1288 September 25. Midi,
Beg. 44, f. 97, nr. 48. — Langlois 615.
259. Nicolaus IV cum Boemundo archidiacono et canonico ecclesie
Treverensis dispensât, ut primiceriatum Metensis ecclesie ac pre-
posituram S. Arnualis Metensis diocesis archidiaconatumque ec-
clesie Treverensis licite retinere valeat. — Cui Boemundo tune
canonico Treverensi Clemens IV canonicatum prebendam et pri-
miceriatmïi Metensis ecclesie, curam animarum annexam non ha-
bentes, tune vacantes contulit, dummodo de Remineringon , de
Lenguinen et de Wolveskirge Metensis ac de Crishen Argentinensis
diocesium parrochiales ecclesias curam animarum habentes, quas
tune sine dispensatione apostolica retinebat, dimitteret, quod fecit.
Postmodum Henricus archiepiscopus Treverensis archidiaconatum
Treverensis ecclesie tune vacantem, cui animarum cura imminet,
eidem Boemundo contulit. Demum vacante prepositura Treverensis
ecclesie, decanus et capitulum ipsius ecclesie Boemundum in suum
prepositum elegerunt predictusque archiepiscopus hanc electionem
confirmavit, sed licet occasione huiusmodi electionis ad sedem
apostolicam fuerit appellatum, nichilominus tamen Boemundus
nonnuUos ex ipsius prepositure fructibus percepit. Tandem pre-
positura S. Arnualis Metensis dioc. sine cura animarum vacante,
decanus et capitulum eiusdem ecclesie eundem Boemundum in
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— 219 —
suum prepositum eiegerunl, et hanc electionem Burchardus épis-
copus, tune electus Metensis confirmavit. Sic Boemundus primi-
ceriatum, archidiaconatum , preposituras et prebendam predictos
per plures annos absque dispensatione tenuit.
Apostolice sedis benignitas . . . Dat. Rome apud S. Mariain
Maiorem III kl. ianuarii a. primo.
1288 Dccember 30. Bam, S, Maria Maggiore.
Reg. 44, /. 60, nr. 257, — Langlois 423.
260. Nicolaus IV magistro Riccardo subdiacono et notario apostolice
sedis réservât personatum vel dignitatem in regno Francie.
Recte agere credimus ... Dat. Rome ap. S. Mariam Maiorem X
kl. maii a. secundo.
In e. m. Nicolao de Trebis camerario apostolice sedis primi-
cerio Metensi et abbati monasterii S. Genoveve Parisiensis ac
canton eccl. Furnensis Morinensis dioc.
1289 Aprii 22. Rom, S. Maria Maggiore.
Beg. 44, f. 163\ nr. 203. — Langlois 921.
261. Nicolaus IV magistro Guillelmo de Belloforti confert eccl. Pari-
siensis canonicatum et prebendam' in eadem non sacerdotalem
eidem réservât, non obstante quod in Metensi Tullensi et de
Vemone Ebroicensis et de Montebiligardi Bisunt. dioc. canonicatus
et in ipsis de Vemone ac de Montebiligardi eccl. prebendas obtinet.
Dum conditiones et . . . Dat. Reate XIIII kl. iunii a. secundo.
1289 Mai 19. Rieti.
Beg. 44, f. 153, nr. 201. — Langlois 918.
262. Nicolaus IV Philippo régi Francorum nunciat, quod ei petenti ad
exequendum negotium Aragonie concedit omnium ecclesiasticorum
proventuum — exceptis cardinalibus et clericis, quorum redditus
quindecim librarum turonensium parvorum valorem annuum non
excedimt, necnon Templariis ac Hospitalariis — decimam per très
annos a festo proximo nativitatis B. Johannis Baptiste numerandos
in regno Francie ac in Lugdunensi Viennensi et Bisuntina provin-
ciis necnon in Gameracensi Leodiensi Metensi Virdunensi et Tullensi
civitatibus et diocesibus, quodque ad ipsius décime exactionem
Rothomagensem archiepiscopum et Antisiodorensem episcopum
deputavit, ita tamen quod de prefata décima persolvant certis
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— 220 —
duobus terminis ecclesie Romane pro eius oneribus et necessita-
tibus ducenta milia librarum turonensium nigrorum.
Quanto negotium Aragonie . . . Dat. ut supra (= Reate II kl.
iunii a. secundo). j^^ j^^. ^^ ^^.
Beg, 44, f. 164^, nr, 261. — Langlois 1004,
263. Nicolaus IV archiepiscopo Rothomagensi et episcopo Antisiodo-
rensi nunciat, quod Philippe regi Francie ad occupandum Aragonie
regnum et terras alias, que olim Pétri Aragonum régis a Martino
papa IV privati fuerunt, ad quod negotium a sede apostolico est
deputatus Carolus secundo genitus Philippi, rex Aragonie et Va-
leneie, concessit triennalem omnium proventuum ecclesiasticorum
decimam in regno Francie ac in Lugdunensi Viennensi et Bisun-
tina provinciis necnon in Cameracensi Leodiensi Metensi Virdu-
nensi et Tullensi civitatibus et diocesibus, cuius d'ecime exactionis
terminus primi anni primus erit festum nativitatis dominice pro-
ximo venturum, secundus primi anni terminus festum nativitatis
B. Johannis Baptiste deinde proximo secuturum, in duobus sequen-
tibus annis eisdem terminis observandis, quodque ipsos predictos
archiepiscopum et episcopum ad exaotionem dicte décime elegit
eisque mandat, ut eandem exigant.
Quantis ab olim . . . Dat. Reate II kl. iunii a. secundo.
In e. m. Cameracensi Leodiensi Metensi et Tullensi episcopis,
decano et capitulo Virdunensi et aliis earundem diocesium per-
sonis ecclesiasticis. ^^ j^^. ^^ ^^.
Eeg. 44, /. 163, nr. 260. — Pot&MSt 22971; Langlois 991 et 1003.
264. Nicolaus IV archiepiscopo Rothomagensi et episcopo Autisiodo-
rensi dat instructionem de taxanda décima omnium ecclesiasti-
corum reddituum, quam in regno Francie ac in Lugdunensi Vien-
nensi et Bisuntina provinciis necnon et in Cameracensi Leodiensi
Metensi Virdunensi et Tullensi civitatibus et diocesibus concessit
Philippo regi Francie in subsidium negotii Aragonie.
Cum decimam omnium ecclesiasticorum . . . Dat. Reate nonas
iulii a. secundo. ^j^g j^i 7. m^i
Beg. 44, f. 165, nr. 266. — Potihast 22996; R. de N. IV, 1009.
Haec instructio est eiusdetn tenons atque ea, que data est Gaufrido de
Launcello collectori decimae in Tarantasiensi Ebredunensi Aquensi et Are-
latensi provinciis, in terra Veneysini et terra Philippi régis Francie de-
putato die iam 23. iunii eiusdem anni. Repetita est sectdo XIV a Bomfacio
VIII, Qemente VI et VII
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— 221 —
265. Nicolaus IV Thome de Koerich abbati monasterii S. Marie Lu-
cemburgensis mandat, qualinus compellat clerieos et laicos Tre-
verensis et Metensis dioc, qui possessiones sub annuo eensu a
monasterio S. Spiritus Lucemburgensi teneant, ad exhibendum
dictum censum.
Ex parte dilectarum . . . Dat. Reate V kl. augusti p. n. a. secundo.
1289 Jtdi 28. Rieti,
Potthast 2302à\ Langlois 7503. Publications de VinsUHt grand-
ducal de Luxembourg XVII, 43.
266. Nicolaus IV archiepiscopo Treverensi mandat, quatinus Johannem
Brabantie ducem, Henricum de Juliaco et Adulphum de Monte
comités, Colon, eccl. vassallos, moneat eosque sub excommunicationis
et privationis feudorum pénis inducat, ut Sifridum archiepiscopum
Coloniensem et alios, quos cum eo in pugna apud Wuorinc prope
civitatem Colon, ceperunt et detinent, libertati restituant.
Nephande presumptionis excessus . . . Dat. Reate nonas au-
gusti a. secundo.
In e. m. episcopo Leod. Dat. Reate VI idus augusti a. secundo.
In e. m. episcopo Argentin, episcopo Met. episcopo Warmaciensi.
1289 August 5. Rieti.
Eeg. U, /. 188, nr. 371. — PùWiast 23032 \ Langlois 1191—1195.
267. Nicolaus IV R[udolpho] régi Romanorum destinât litteras, quibus
eum rogat, ut pênes Johannem ducem Brabantie, Henricum de
Juliaco et Adulfum de Monte comités insistât, ut Coloniensem
archiepiscopum libertati restituant.
Clamât in auribus . . . Dat. Reate V idus augusti a. secundo.
In e. m. comiti Barensi, comiti Luceburgensi, comiti Haynonie,
duci Lothoringie, comiti Flandrie. ^g ^^^^. g ^^.^
Beg. 44, /. 188^, nr. 372. B. d. N. IV, 1196—1201.
268. Nicolaus IV confirmât concessam monasterio Altesilve Cisterc.
ord. TuU. dioc. a Burcardo tune electo nunc episcopo Metensi in-
corporationem ecclesiarum de Mancourt et de Landages ac capelle
de Ornereis, quorum ius patronatus habebat monasterium.
Ad religiosorum locorum . . . Dat. Reate XV kl. septembris
a. secundo. ^^g ^^^^^ ^^ jj^^
Beg. 44, f. 200\ nr. 419. — Langlois 1283.
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— 222 —
269. Nicolas IV litteris datis d. 31. m. augusti inserit instrumentum
datum Reate d. 20. m. augusti a. 1289, in quo fit mentio Jacobi
de Ravingeyo electi Virdunensis inter testes présentes.
Circa statum monasterii . . . Dat. Reate II kl. septembris
a. secundo. t289 August 20. Rieti.
Beg, 44, /. 217, nr, 490. — Langlois 1406.
270. Nicolaus IV universis Christi fidelibus, qui ecclesiam S. Salvatoris
Metensem in die dedicationis basilice S. Salvatoris et in B. Marie
festivitatibus dévote visitaverint, concedit indulgentias unius anni
et quadraginta dierum.
Vite perempnis gloria . . . Dat. Reate idus septembris a. se-
cundo. 2289 September 13. RiHi.
Beg. 44, f. 239, nr. 525, nota margin. — Langlois 1493.
271. Nicolaus IV archiepiseopo Rothomagensi et episcopo Autisiodorensi
mandat, quatinus personas diocesium pro parte in imperio con-
sistentium, que se ad solutionem décime Philippo régi Francorum
pro negotio regni Aragonie concesse non teneri pretendunt ad ean-
dem solutionem compellant, sicut Martinus papa IV Philippo régi
Francorum dictum negotium prosequenti concessit.
Ut carissimus in Christo . . . Dat. Rome ap. S. Mariam Maiorem
XV kl. decembris a. secundo.
U2d9 November 17. Bam, S. Maria Maggiore.
Beg. 44, /. 247, nr. 594. — Langlois 1634.
272. Nicolaus IV ecclesie Virdunensi vacanti per obitum Henrici, post-
quam Jacobus tune archidiaconus TuUensis et Johannes de Aspero-
monte Virdunensis canonicus in discordia a capitulo electi
renunciaverunt omni iure sibi ex electione competenti, providet
de persona Jacobi predicti.
Rationis oculis . . . Dat. Rome ap. S. Mariam Maiorem idus
decembris a. secundo.
1289 December 13. Rom^ S. Maria Maggiore.
Beg. 44, f. 260\ nr, 666. — Langlois 1777.
273. Nicolaus IV episcopum Metensem hortatur, ut Maguntino et Tre-
verensi archiepiscopis assistât in negotio ecclesie Coloniensis et
Sifridi archiepiscopi Coloniensis^).
') Quem cuiusque fideiussores ipse d. 18 ianuarii a iuramentis et fideiussioni-
bus, que post pugnam apud castrum Worinch, ut se a captivitate liberarent, pres-
titerunt, absolvit. Reg. 44, f. 297», nr. 861; Potthast 23161; Langlois, 2152.
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— 223 —
Ad audientiam nostram pervenit . . . Dat. Rome ap. S. Mariam
Maiorem [II kl. februarii a. secundo].
1290 Janua/r 31. Bom^ S. Maria Maggiore.
Beg, Uy /. 296, nr. 859. — Langlois 2141.
274. Nicolaus IV archiepiscopo Rothomagensi et episcopo Autisiodorensi
mandat, quatinus archiepiscopos Viennensem et Bisuntinum ac
episcopos Cameracensem Leodiensem Metensem et ïullensem et
capitula Lugdunensis Viennensis Bisuntine Cameracensis Leodiensis
Metensis Virdunensis et Tullensis ecclesiarum, clerum quoque
Lugdunensis Viennensis Bisuntine Cameracensis Leodiensis Me-
tensis Virdunensis et Tullensis civitatum et diocesium necnon
archiepiscopum Lugdunensem et electum Virdunensem, qui deci-
mam Philippo régi Francie pro prosecutione negotii Aragonie a
Nicolao ipso in predictis provinciis civitatibus et diocesibus con-
cessam quibusdam causis seu occasionibus frivolibus adinventis
ad apostolicam sedem appellando eidem Philippo exhibere dene-
gant, compellant, quod decimam suorum ecclesiasticorum proven-
tuum eidem régi vel procuratori seu procuratoribus suis per cen-
suram ecclesiasticam compellant.
Cupientes, ut negotium Aragonie . . . Dat. Rome ap. S. Mariam
Maiorem V idus februarii a. secundo.
1290 Februar 9. Bom^ S. Maria Maggiore.
Reg. 44, /. 293, nr. 839. — Langlois 2114.
276. Nicolaus IV notum facit, quod Jacobo Virdunensi episcopo munus
consecrationis impendit.
Militant! ecclesie disponente . . . Dat. Rome ap. S. Mariam
Maiorem III idus martii a. tertio.
1290 Marz 13. Rom, 8, Maria Maggiore,
Reg. 45, f. 14, nr. 80. — Langlois 2474.
276. Nicolaus IV episcopo Forosinfroniensi et Raynaldo Johannis Ro-
mani de Reate Ferrariensis et Ottaviano Landonis de Anagnia
Metensis eccl. canonicis mandat, quatinus Callensem episcopum
vel aliquem de canonicis ecclesie Callensis nomine episcopi et
ecclesie in corporalem possessionem monasterii inducant S. Ge-
runtii ord. S. Bened. Callensis, quod papa annexit episcopalui et
ecclesie Callensi.
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— 224 —
Inter alias sollicitudines . . . Dat. Rome ap. S. Mariam Maio-
rem XV kl. aprilis a. tertio.
US90 Màrz 18, Bam, S. Maria Maggiore.
Beg. 4Ôy /. 17\ nr. 103. — Langlois 2528,
277. Nicolaus IV cum Johanne de Lendiga elerico Metensis dioc, cle-
rico et familiari J. Sancte Marie in Via lata diaeoni cardinalis,
dispensât, ut non obstante defectu natalium, quem patitur a pres-
bitero genitus et soluta, ad omnes ordines promoveri et benefieium
eeelesiasticum suseipere possit.
Etsi geniti ex . . . Dat. Rome ap. S. Mariam Maiorem V idùs
maii a. secundo.
1290 Mai 11. Bom, 8, Maria Maggiore,
Beg, 45, f, 32\ nr, 188, — Langlois 2702.
278. Nicolaus IV coUectoribus décime régi Francorum pro negotio
regni Aragonie concesse mandat, quatinus, si rêvera invenerint
episcopum capitulum et totum clerum civitatis et diocesis Me-
tensis per incendia rapinas depopulationes agrorum hostiumque
incursus in suis redditibus et proventibus ecclesiasticis adeo esse
diminutos, quod quasi ad paupertatem deducti vix habent, unde va-
leant sibi vite necessaria ministrare, sicut iidem ipsi pape expo-
suerunt, eosdem a prestatione ipsius décime pro anno presenti
incipiente a nativitate domini proximo preterita penitus absol-
ventes, eandem decimam pro tribus annis futuris incipiendis in
festo nativitatis domini proximo futuro, quatinus illam iuxta quan-
titatem reddituum ecclesiasticorum, qui ad eosdem pervenerint,
solvere poterunt ab eisdem exigant.
Ex parte venerabilis fratris . . . Dat. ut supra (= apud Urbem-
veterem idus iunii a. tertio).
In e. m. eisdem coUectoribus pro episcopo et capitulo ac toto
clero civitatis et diocesis Virdunensis sub dat. apud Urbemve-
terem VI idus octobris a. tertio. ^^^^ t • «^ ^ - ^
1290 Jum SI, Ormeto,
Beg, 45, f. 37, nr, 210 b. — Langlois 2741 et 2742,
279. Nicolaus IV episcopo et primicerio decano et capitulo ac clero
civitatis et diocesis Metensis indulget, ut pro eo, quod eos ad
solvendum decimam pro negotio regni Aragonie cum clero regni
Francie per litteras apostolicas mandavit coartari, nullum eisdem
in posterum preiudicium generetur, quodque si de cetero décimas
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— 225 —
vel alia quecumque onera clero regni Francie per sedem aposlo-
licam contingat imponi, ea cum clero ipso solvere vel perferre
minime teneantur nec ad id compelli possint per litteras aposto-
licas, que de indulto huiusmodi plenam et expressam ac de verbo
ad verbum non fecerint mentionem.
Devolionis vestre preeibus . . . Dat. ap. Urbemveterem idus
iunu a. terUo. ^^90 Juni 13, Orvieto,
Eeg. 45, /. 48\ nr, 239. — Langlots 2806,
280. Nicolaus IV episcopo Metensi et abbati monasterii S. Vineentii
Metensis mandat, quatinus capitulum ecclesie Metensis absolvant
ab excommunicationis sententiis illatis in ipsum ab executoribus
eorum, qui prebendam in eeclesia Metensi expectantes, eam alii
expectanti datam non sint assecuti.
Significarunt nobis dilecti . . . Dat. ap. Urbemveterem idus
iunii a. tertio. ^^ j^^^ ^ q^^^^
Beg. 45, /. 79 \ nr. 404. — Langlots, 3241.
281. Nicolaus IV primicerio decano et capitulo ecclesie Metensis in-
dulget, ut manifestos occupât ores bonorum ad ipsam ecclesiam
canonicos capellanos et clericos ipsius communiter vel divisim
spectantium et notorios malefactores ipsorum, nisi canonice mo-
niti satisfecerint infra competentem terminum, possint excommu-
nicationis suspensionis et interdicti sententias promulgare ac deinde
ipsos, postquam fuerit satisfactum, absolvere.
Desideriis vestris super . . . Dat. apud Urbemveterem idus iunii
^- ^^^^^- 1^90 Juni 13. Orvieto.
Beg. 45, f. 36^, nr. 210. — Langlois 2740.
282. Nicolaus IV, universis Christi fidelibus contritis et confessis, eccle-
siam cathedralem Metensem certis quibusdam festis et per octavas
eorum visitantibus concedit indulgencias unius anni et XL dierum.
Cum ad promerenda sempiterrla . . . Dat. ut supra (= apud
Urbemveterem idus iunii a. tercio). ^^^ j-^^^ ^^ q^^^^
Beg. 45, f. 37, nr. 211. — Langlois 2743.
283. Nicolaus IV fratribus ordinis Predicatorum, inquisitoribus heretice
pravitatis in Bisuntina Gebennensi Lausanensi Sedunensi TuUensi
Metensi Virdunensi civitatibus et diocesibus deputatis auctoritate
16
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— â26 —
âpostolica et in posterum deputandis dat instructiones de exer-
cendo officio inquisitionis^).
Pre eunetis nostre . . . Dat. ap. Urbemveterem VI kl. iulii
^' ^^^^^^' 1290 Juni 26. Orvicto,
Beg. 45, /. 41, nr. 226. — Langîois 2778.
284. Nicolaus IV priori provinciali fratrum ordinis Predicatorum in
Francia mandat, quatinus très fratres sui ordinis eligat eisque
precipiat, ut inquisitionis offîcium in Bisuntina Gebennensi Lausa-
nensi Sedunensi Tuliensi Metensi et Virdunensi civitatibus et dio-
eesibus contra hereticos eorumque fautores defensores et recep-
tatores exequantur^). ^g^ j^^i ^ q^^^
Beg. 45, f, 41, nr. 226b. — Potthast 23298; Langloia 2779.
285. Nicolaus R[udolpho] régi Romanorum, qui pape destinaverat litteras,
quibus eidem nunciaverat, magnatum et baronum imperii adversus
regem murmura succrescere, quasi rex dictum imperium minime
tueatur patienter et indigne ferendo, ut Philippus rex Francorum
excédât limites regni sui aliqua contra ipsura statum imperii et
in depressionem eius non modicam attemptando, seque ipsum
reputare pregravari imperium modernis temporibus ex eo, quod in
nonnullis civitatibus et diocesibus imperii papa triennalem decimam
eidem régi persolvendam imposuerat, presertim cum ecclesie civi-
tatum et diocesium earundem de bonis ipsius sint dotate ideoque
postuiare, ut iilas civitates et diocèses imperii a décime predicte
solutione absolvat, respondet rogando et hortando regera, ut mo-
leste non ferat, sed dévote patiatur id, quod papa prudenter de
eadem décima ordinavit.
Devotione plenas et affectione . . . Dat. ap. Urbemveterem V
nonas iulii a. tertio. 1290 Jtdi 3. Orvieto.
Beg. 45, f. 166\ nr. 47. — Potthast 23306; Langlois 4312.
286. Nicolaus IV universis Christi fidelibus, qui ecclesiam S. Johannis
ad novum monasterium Metense in singulis SS. Johannis Baptiste
et Johannis Evangeliste festivitatibus et per ôcto dies sequentes
visitaverint, concedit indulgentias unius anni et XL dierum.
») Cf. Langlois 2777.
*) Idem eidem die 22 iunii mandat, quatinus sex fratres sui ordinis eligat
eisque praecipiat, ut inquisitionis offîcium exequantur in regno Francie, comitati-
bus et terris Caroli régis Sicilie exceptis. Potthast 23297; Langlois 2776.
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Vite perempnis gloria . . . Dat. ap. Urbemveterem idus augusti
^' ^®^^'^- 1290 August IS, Orvieto.
Beg. 45, /. 65, nr. 340 (14) — Langhis 3057,
287. Nicolaus IV episcopo et deeano et capitule totique clero civitatis et
dioeesis Tullensis indulget, ut pro eo, quod eos ad solvendum decimam
pro negotio regni Aragonie cum clero regni Francie per litteras
apostolicas mandavit coartari, nullum eis imposterum preiudicium
generetur quodque, si de cetero décimas vel alia quecunaque onera clero
regni Francie per sedem apostolicam contingat imponi, ea cum
clero ipso solvere vel perferre minime teneantur nec ad id compelli
possint per litteras apostolicas, que de indulto huius modi plenam
et expressam ac de verbo ad verbum non fecerint mentionem.
Devotionis vestre precibus . . . Dat. ut supra (= ap. Urbem-
veterem XV kl. septembris a. tertio).
In e. m. episcopo primicerio deeano et capitulo totique clero
civitatis et dioeesis Virdunensis. Dat. ap. Urbemveterem VI idus
octobris a. tertio. ^^ ^^^^ ^g q^^^^
Beg. 45, /. 74, nr. 372b. — LangJois 3176—3177.
288. Nicolaus IV deeano et capitulo eccl. Tullensis indulget idem ac
induisit primicerio deeano et capitulo eccl. Metensis d. d. 13 iunii
sub nr. 210.
Desideriis vestris super . . . Dat. ap. Urbemveterem XV kl.
septembris a. tertio.
Nota marginàlis: In e. m. primicerio deeano et capitulo eccl.
Virdun. Dat. ap. Urbemveterem VI idus octobris a. tertio.
1J390 August 18. Orvieto.
Beg. 45, fol. 74, nr. 372. — Langlois 3174, 3175.
289. Nicolaus IV omnibus Christi fidelibus contritis et confessis, qui
capellam S. Pauli in ecclesia Metensi quibusdam certis festis
et per octavas eorum dévote visitaverint, concedit indulgentias
unius anni et XL dierum.
Vite perempnis gloria . . . Dat. ap. Urbemveterem V idus
septembris a. tertio.
In e. m. omnibus visitantibus capellam S. Margarite in eccl.
^^^^°^*- 1290 Se^ember 9. Orvieto.
Beg. 45, f. 73\ nr. 370. — Langlois 3169, 3170.
16*
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— 228 —
290. Nicolaus IV primicerio decano et capitule ecclesie Metensis in-
dulget, ut executores et iudices apostolice sedis vel legatorum eius,
si minor pars aut aliquis ex capitule raaadatis eorutn noQ pareat,
in capitulum et ecclesiam Met. suspensionis et interdicti vel in
singulos excommunicationis sententias nequeant promulgare.
Exigunt vestre devotionis . . . Dat. ap. Urbemveterem IIII idus
septembris a. tertio. ^^ September 10. OrvUsto.
Beg, 45, /. 79, nr, 403. — Langlois 3235,
291 . Nicolaus IV abbati monasterii S. Pauli Virdunensis et archidiacono
Lingonensi mandat, quatinus, si vera cognoverint, que sint a Ja-
cobo episcopo Virdunensi de usurpationibus Thome primicerii
ecclesie Virdunensis sibi relata, eundem moneant ac inducant,
ut infra duorum mensium spatium de omnibus fructibus et proven-
tibus de bonis sedis Virdunensis occupatis ac dampnis eidem sedi
irrogatis Jacobo episcopo et sedi Virdunensi satisfactionem im-
pendat; quodsi autem huiusmodi monitioni parère forte con-
tempserit, eundem peremtorie citent, ut infra duorum mensium
spacium apostolico se conspectui representet.
Petitio venerabilis fratris . . . Dat. ap. Urbemveterem II idus
septembris a. tertio. ^g^ September 12. Orvieto,
Beg. 45, f. 77', nr. 395. — Langlois 3217.
292. Nicolaus IV J[ohanni] tit. S. Cecilie presbitero cardinali committit
facultatem compellendi décime quondam Philippo régi Francorum
pro negotio Aragonie Vfilentieque regnorum in regno Francie, in
Lugdunensi Viennensi Bisuntina Tarantasiensi provinciis, in parte
Ebredunensis provincie sita extra Provincie ac Folkalkerie comi-
tatus et in Leodiensi Metensi Virdunensi TuUensi et Cameracensi
civitatibus et diocesibus a Martino papa IV concesse coUectores,
qui, maxime in Basiliensi civitate et diocesi, de collecta pecunia
rationem reddere contradicunt et eos, qui decimam debentes eatn
aut nuUo modo aut non intègre aut non in terminis constitutis
solverunt, eosdem post satisfactionem ab excommunicationis sus-
pensionis vel interdicti sententiis absolvendi et cum eis super irre-
gularitate dispensandi.
Dudum felicis recordationis . . . Dat. ap. Urbemveterem VIII
kl. octobris a. tertio. ^^g^ September 2à. Orvieto.
Beg. 45, f. 81, nr. 412. — Langlois 3264.
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— 229 —
293. Nicolaus IV pelentibus primicerio decano et capituio eccl. Me-
tensis uriiversis Christi fidelibus, qui certis festivitatum diebus
capellam Sanctorum Innocentum in ecclesia Metensi constructam
dévote visitaverint, concedit indulgentigis unius anni et quadraginta
dierum.
Cum ad promerenda . . . Dat. ut supra (= ap. Urbemveterem
nonas oetobris a. terUo). ^^ q^j^ 7.0rvieto.
Beg. 45, /. 96\ nr. 474. — Langhis 3485.
294. Nicolaus IV episcopo et decano et capituio totique clero civitatis
et diocesis TuUensis indulget, ut pro eo, quod ipsos ad solvendum
decimam pro negotio regni Aragonie cum clero regni Francie per
litteras apostolicas papa manda vit coartari, nuUum ipsis imposterum
preiudicium generetur, quodque, si de cetero décimas vel alia
quecumque onera clero regni Francie per sedem apostolicam con-
tingat imponi, ea cum clero ipso solvere vel perferre minime
teneantur.
Devotionis vestre precibus . . . Dat. up. supra (= ap. Urbem-
veterem VI idus oetobris a. tertio).
In e. m. . . episcopo . . primicerio . . decano et capituio to-
tique clero civitatis et diocesis Virdunensis.
1J290 Odoher 10, Orvido,
Beg. 45, f. 74, nr. 372. — Potihaat 23430; Langhis 3176, 3177.
295. 1290 Odoher 10. Orvieto.
Cf. supra mb dat. 13 iunii 1290, sub nr. 210. — Langlois 2742.
296. 1J290 Odober 10. Orvido.
Cf. supra d. d. 18 augusti sub nr. 288. — Langlois 3177.
297. Nicolaus IV primicerio decano et capituio ecclesie Virdunensis in-
dulget idem ac induisit primicerio decano et capitule ecclesie
Metensis d. d. 10 septembris sub nr. 290.
Exigunt vestre devotionis . . . Dat. ap. Urbemveterem VI idus
oetobris a. tertio. ^290 Odober 10. Orvido.
Beg. 45, f. 79, nr. 403b. — Langlois 3236.
298. Nicolaus IV Beatrici relicte quondam Henrici comitis Luccembur-
gensis indulget, ut cum quinque honestis matronis bis in anno in-
gredi valeat monasteria Aureevallis, Vallis S. Lamberti, Alnensis,
Camberonensis, de Hymerode et monialium S. Clare de Luccem-
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— 230 —
burg, Cisterciensis et S. Clare ordinum, Treverensis Leodiensis
et Cameraeensis dioeesium et monialium S. Clare de Métis.
Gratificari volentes benignius . . . Dat. ap. Urbemveterem VIII
kl. novembris a. tertio.
In e. m. Margarete doraicelle nate quondum Henriei comitis de
Lueeemburg. t290 October 25, Orvieto.
Beg, 45, f. 101\ nr, 500. — Patthast 23443; Langlois 3539, 3540.
299. Nicolaus IV episcopo Metensi mandat, quatinus cum Rembaldo
de Hermerstorf subdiaeono Met. dioc. dispenset super eo, quod
ecciesiam de Crehanges assecutus infra annum presbiteratus or-
dinem non assumpsit, atque libéra huius ecclesie resignatione
ab eodem recepta eandem ei conférât, dummodo infra annum
presbiteratus ordinem recipiat.
Exposita nobis dilecti . . . Dat. ap. Urbemveterem XV kl. de-
cembris a. tertio. ^j^go November 17, Orvieto,
Beg. 45, /. 110\ nr, 552. — Langlois 3702,
300. Nicolaus IV episcopo et capitulo Virdun. necnon clero civitatis et
dioc. Virdun. petentibus respondet, quod terminum solutionis de-
cime régi Francie pro negotio regni Aragonie per triennium con-
cesse, qui terminus in festo nativitatis domini proximo venturo
complebitur, ipsis prorogat usque ad festum nativitatis B. Jo-
hannis Baptiste proximo futurum, ita quod tune pro primo anno
decimam intègre persolvant et extunc per duos annos immédiate
sequentes in duobus terminis quolibet anno, medietatem videlicet
in domini et aliam medietatem in B. Johannis Baptiste nativitatum
festivitatibus, dictam decimam persolvant. Ceterum excommuni-
cationis suspensionis et interdicti sententias, si quas occasione dicte
décime forsan incurrerint, relaxât et cum singulis ipsis dispensât
super irregularitate, si quam forsitan contraxerint.
Ad universitatem vestram . . . Dat. ap. Urbemveterem X kl.
decembris a. tertio.
In e. m. episcopo et capitulo Tull. necnon clero civitatis et
diocesis Tull.
In e. m. episcopo et capitulo Leod. necnon clero civitatis et
diocesis Leod.
In e. m. episcopo et capitulo Met. necnon clero civitatis dio-
cesis Met. 2290 November 22, Orvieto.
Beg. 45, f. 121\ nr. 605. — Langlois 3863—3866.
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— 231 —
301. Nicolaus IV decano et capitule ecclesie Metensis indulget, ut
contra occupatores bonorum suorum omnesque notorios malefac-
tores suos, nisi canonice moniti occupata restituerint et de
dampnis satisfecerint, excommunicationis suspensionis et interdicti
sententias promulgare et eos, postquam satisfecerint, absolvere
valeant.
Desideriis veslris super . . . Dat. ap. Urbemveterem idus de-
cembris a. tertio. ^^^ Decemler 13. Orvieto,
Eeg. 45, /. 143, nr. 693. — Langlois 4092,
302. Nicolaus IV ecclesie Traiectensi vacanti per mortem Henrici pro-
videt de persona Johannis de Syrkes tune archidiaconi de Cardono
in eccl. Treverensi capellani sui.
In suprême dignitatis ... Dat. ap. Urbemveterem IIII idus
ianuarii a. tertio. ^^^ j^^^^^ ^^ q^^^^
g. 45, f. 131\ nr, 655, — Langlois 4000.
303. Nicolaus IV archidiacono de Longuyon in ecclesia Treverensi man-
dat, quatinus Gerardo de Lucemburch subdiacono canonico ec-
clesie Metensis, qui ecclesiam de Wimberskirchen in archidiaco-
natu de Longuyon detinuit nec se in presbiterum promoveri fecit,
recepta huius ecclesie resignatione, banc ecclesiam conférât.
Lecta coram nobis . . . Dat. ap. Urbemveterem idus ianuarii
^' ^^^^^^' 1291 Januar 13, Orvieto,
Beg. 45, f. 132 \ nr. 656. — Langlois 4007.
304. Nicolaus IV episcopo Roffensi et magistro Nicolao de Trebis no-
tario et camerario pape primicerio Metensi ac Giffrido deVezano
canonico Cameracensi mandat, quatinus magistrum Johannem de
Pyvelesdon conférant canonicatum et prebendam ecclesie S. Pauli
Londoniensis.
Honestas morum, litterarum . . . Dat. a. Urbemveterem III
idus martii a. quarto. ^^^^ j^^^^ ^^ ^^^^
Beg. 46, f, 15, nr, 77, — Langlois 4643.
305. Nicolaus IV S. Maximini extra Treverenses et S. Arnulphi extra
Metenses muros monasteriorum abbatibus mandat, quatinus Johanni
quondam electo Traiectensi, qui in pape manibus per procuratores
resigna vit, postquam bona et iura Traiectensis capellano sedis
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— 232 —
ecclesie magîstro Johanni de Syrkes electo Traiectensi capellano
sedis apostolice infra duorum mensiura spacium restituent, concé-
dant, ut fructus perceptos de bonis dicte ecclesie licite retinere
valeat et ad restitutionem aliam faciendam de illis minime teneatur.
Cum dilecti filii . . . Dat. ap. Urbemveterem 111 idus mardi
»• fl"^^- 1291 M&re 13. Orvieto.
Eeg. 46, f. 11, nr, 57. — LangUns 4572.
306. Nicolaus IV cum Symone nato Alberti de Amelicort clerico Met.
dioc., qui olim ecclesiam S. Martini de Brino Met. dioc. post gé-
nérale concilium Lugdunense recepit et detinuit nec se in presbi-
terum promoveri fecit^), dispensât, ut, cum eandem ecclesiam
dimiserit et fructus ex ea percepti valorem viginti librarum turo-
nensium non excédant, eosdem fructus retinere valeat.
Laudabilis conversationis et . . . Dat. ap. Urbemveterem V idus
aprilis a. quarto. ^^^ j^^i g q^^^
Eeg. 46, f. 26, nr. 129. — Langlais 4785.
307. Nicolaus IV Johanni episcopo Traiectensi nunciat, quod eum tune
archidiaconum de Cardono in eccl. Treverensi capellanum suum
prefecit ecclesie Traiectensi eique per G. episcopum Sabinensem
munus consecrationis impendi fecit^).
In suprême dignitatis . . . Dat. ap. Urbemveterem VIII idus
maii a. quarto. ^g^ j^^^ g q^^^^
Eeg. 46, /. 55, nr. 179. — Langlois 4987.
308. Nicolaus IV universis Christi fidelibus visitantibus ecclesiam de
S. Arnuali Met. dioc. in festivitatibus S. Arnualis et B. Marie
assumptionis et per octo dies sequentes concedit indulgentias unius
anni et XL dierum.
Sanctorum meritis inclita . . . Dat. ap. Urbemveterem idus maii
^- ^^^^^^- 1291 Mai 15. Orvieto.
Eeg. 46, f. 40\ nr. 203. — Langlois 5074.
309. Nicolaus IV Hermanno de Willenowe ad supplicationes J. S. Marie
in via lata diaconi cardinalis confert archidiaconatum de Cardono
in eccl. Treverensi vacantem apud sedem apostolicam per con-
*) Cf. œncilii Ltigdun. II cap. 13.
«) Cf. Eegest d. d. 10 Januaru 1291.
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— 233 —
secrationem Johannis {de Sirck) episcopi Traiectensis eumque de
ipso archidiaconatu presentialiter per annulum investit.
Personam tuam obtentu . . . Dat. ap. Urbemveterem XI kl.
iunii a. quarto. ^p^ j^^. ^^ q^^^^
Beg. 46, f. 48, nr. 234. — Langloia 5175.
310. Nicolaus IV universis Christi fidelibus contritis et confessis, qui
ecclesiam B. Marie Rotunde Metensem dévote visitaverint certis
quibusdam festis et per octavas eorum, concedit indulgentias unius
anni et XL dierum.
Gloriosus deus in sanctis . . . Dat. ut supra (=ap. Urbem-
veterem X kl. iunii a. quarto). ^^^ j^^^ ^^ ^^^
Beg. 46, /. 43, nr. 319. — Langlois 5144.
311. Nicolaus IV abbati monasterii S. Mansueti mandat, quatinus Jacobo
de Claromonte decano TuUensi, qui, dum esset canonicus Metensis,
quasdam possessiones, que bannum de Arneio vulgariter nuncu-
pantur, a capitulo Metensi ad annuam pensionem perpetuo reti-
nendas recepit, sed promotus ad decanatum TuUensis ecclesie,
in quo tenetur residere, propter huiusmodi residentiam et inimi-
citias inter consanguineos et amicos ipsius decani ac cives Metenses
dictum bannum excolere et fructus ex eo recipere nequit, indul-
geat auctoritate apostolica, quod idem decanus, iuramento non
obstante, easdem possessiones capitulo Metensi dimittere possit
ac eis dimissis pensionem predictam imposterum solvere minime
teneatur.
Sua nobis dilectus . . . Dat. ap. Urbemveterem III kl. augusti
^- ^^^^^^' 1291 Jtdi 30. Orvieto.
Beg. 46, f. 78\ nr. 394. — Langlois 5767.
312. Nicolaus IV commotus querimoniis Johannis dicti Avemaria cano-
nici Metensis capellani B. S. Nicolai in carcere Tulliano diaconi
cardinalis necnon nonnullorum aliorum canonicorum eiusdem
ecclesie, annuUat statutum a decano et capitulo Metensi, quod
aliquo ipsorum contradicente nemini prebendam de novo ibidem
adepto cotidiane distributiones valeant ministrari quodque nullus
prébende sue fructus percipiat, nisi prius ei distributiones huius-
modi per deputatos super hoc ab ipso capitulo fuerint ministrate.
Cuius statuti occasione, aliquibus de capitulo se opponentibus
provisionibus quamplurimuin factis auctoritate apostolica in ipsa
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— 234 —
ecclesia de canonicatibus et prebendis, iidem decanus et capitulum
fructus earundem prebendarum per non modicum temporis spatium
hactenus perceperunt et adhuc pereipiunt, denegantes cotidianas
distributiones talibus ministrare, propter quod per executores super
hoc provisis a sede apostolica deputatos in eosdem decanum et
capitulum et eorum singulos iiecnon in ecclesiam Metensem diverse
excommunicationis suspensionis et interdicti sententie sunt promul-
gate sicque in predicta ecclesia iam a longo tempore cessatum
est a divinis.
Cum ex iniuncto . . . Dat. ap. Urbemveterem III nonas sep-
tembris a. quarto. ^^^^ September 5. OrmeU>,
Eeg. 46 f, 92 nr, 471. — Langlois 5964.
313. Nicolaus IV archiepiscopo Treverensi et episcopo Virdunensi ac
decano Lingonensi mandat, ut litteras apostolicas datas eodem die
{suh. nr. 312) observari facientes, decanum et capitulum Met. et
Huguardum moneant, ut infra octo dies Johanni dicto Avemaria
prebendam et cotidianas distributiones ei débitas dimittant, in-
vocato ad hoc, si opus fuerit, auxilio brachii secularis. Si vero
predicti decanus, capitulum et Huguardus suam causam iustam
putent, eos peremptorie citent, ut Huguardus personahter, alii per
procuratorem coram sede apostolica infra duorum mensium spatium
compareant. Si vero paruerint, eos ab interdicti suspensionis et
excommunicationis sententiis absolvant dispensentque cum eis
super irregularitate.
Cum ex iniuncto . . . Dat. ap. Urbemveterem III nonas sep-
tembris a. quarto. ^p^ Septeniber 3. Orvieto.
Beg, 46, f. 99, nr. 507. — Langlois 6040.
314. Nicolaus IV archidiacono Panormitano et sacriste ecclesie Catur-
censis et Johanni de Papazuris canonico Metensi mandat, qua-
j tinus Nicolaum de Monterano can. capellanum pape inducant in cor-
poralem possessionem eccl. Toletane canonicatus eidemque reservent
prebendam integram non sacerdotalem cum prestimoniis necnon
et dignitatem seu personatum, excepta dumtaxat decanatu.
Honestatis decentia suadente . . . Dat. ap. Urbemveterem XVII
kl. octobris a. quarto. ^g^ Septeniber 15. Orvieto.
Beg. 46, /. 115, nr. 579 — Langlois 6202.
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— 235 —
315. Nicolaus IV Pandulfo de Sabello consideratione nobilis vin Luce
de Sabello de Urbe patris eiusdem réservât personatum seu digni-
tatem in eccl. Saresbiriensi, non obstante quod idem canonieatus
et prebendas in Parisiensi Carnotensi Baiocensi Senonensi Catha-
launensi Cameracensi Atrebatensi Metensi Eboracensi Lincolniensi
Saresbiriensi S. Martini Turonensi S. Donatiani Brugensi Torna-
censis dioc. ecclesiis necnon et preposituram Chableyarum Lingo-
nensis et prioratus S. Pétri Montis Bedonis de Savarduno Tholo-
sane ac S. Karlefi Carnotensis dioc. obtinet.
Considérantes benignius, quod . . . Dat. Rome ap. S. Mariam
Maiorem XVI kl. decembris a. quarto.
1291 November 16. 8. Maria Maggiore.
Beg. 46, /. 118, nr, 593. — Langîois 6248.
316. Nicolaus IV archiepiscopo Rothomagensi et episcopo Autisiodorensi
petente Philippo rege Francorum mandat, quatinus Viennensem
et Bisuntinum archiepiscopos atque Cameracensem Metensem
Tullensem et Leodiensem episcopos, Lugdunensis Viennensis Bi-
suntine Cameracensis Metensis TuUensis Leodiensis et Virdunensis
ecclesiarum capitula, clerum quoque Lugdunensis Viennensis Bi-
suntine Cameracensis Leodiensis Metensis Virdunensis et TuUensis
civitatum et diocesium necnon et Lugdunensis ac Virdunensis ec-
clesiarum tune vacantium procuratores, qui omnes decimam Phi-
lippo régi Francorum concessam eidem exhibere denegabant ad
sedem propter hoc apostolicam appellando, per censuram eccle-
siasticam compellant ut decimam régi persolvant.
Cupientes hactenus, ut negotium Aragonie . . . Dat. Rome ap.
S. Mariam Maiorem XV kl. ianuarii a. quarto.
1291 Deceniber 18. Bom, S. Maria Maggiore.
Beg. 46, f. 124\ nr. 621. — Langîois 6316.
■^
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236 —
Die im Ânfang des 19. Jahrhanderts gefàlschte Dagsbarger
Waldordnung vom 27. Juni 1613.
Ein gerichlliches Gutachlen
von
Harry Bressiau.
Die auf den folgenden Blàttern verôfîentlichte Untersuchung ist
von mir im Màrz 1897 als Gutachten in einem Prozess gegen den
Landesfiskus von Elsass-Lothringen dem kaiserl. Landgericht zu Zabern
eingereicht worden. Klâger in dem Rechtsstreit waren die Gemeinde
Engenthal und 210 Einwohner dieser Gemeinde ; Gegenstand des Streites
war die Feststellung von Waldrechten, welche die Klâger beanspruchten
und der Fiskus bestritt. Die Klâger griindeten ihren Anspruch auf eine
angebliche Urkunde vom 27. Juni 1613, derzufolge die Grafen Johann
Ludwig und Philipp Georg von Leiningen-Dagsburg an dem angefiihrten
Tage eine ftir sie und ihre Rechtsnachfolger verbindliche Waldordnung
ftir die Grafsehaft Dagsburg erlassen hâtten, die, soweit es sich in ihr
um Waldnutzungsrechte der Einwohner der Grafsehaft handelte, einen
festen und von Seiten der Grafen nicht abzuândernden Rechtszustand
schaffen sollte. Die Echtheit dieser Urkunde, die wàhrend der sich
durch lange Jahre hinziehenden Verhandlungen und Streitigkeiten der
Einwohner der Grafsehaft Dagsburg mit ihren Lândesherren und mit
dem 1793 an deren Stelle getretenen franzôsischen Staat zum ersten-
mal im Jahre 1808 von den Dagsburgern als Rechtstitel fiir ihre An-
spriiche auf Nutzungsrechte in den ausgedehnten Waldungen ihres
Lândchens angefiihrt worden ist, ist in der Zeit der franzôsischen
Herrschaft ûber Elsass-Lothringen nicht amtUch erôrtert oder ange-
fochten worden, wie viel auch iiber die Auslegung und Anwendbarkeit
ihrer einzelnen Bestimmungen nach dem Jahre 1808 gestritten worden
ist. Erst nach dem Jahre 1870 finden sich in amtlichen Schriftstûcken
der deutschen Regierung, so in Erlassen des Oberprâsidenten von
Elsass-Lothringen vom 31. Mai 1873 und vom 26. Juni 1874, Zweifel
an der Echtheit der Waldordnung von 1613 ausgesprochen. Dièse
fûhrten zu eingehenden Untersuchungen, bei denen in umfassender
Weise urkundliches Material herangezogen wurde, und deren Er-
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— 237 —
gebnlsse in dem Werk von J. G. Esser, Die Waldberechtigungen in
der ehemaligen Grafschaft Dagsburg (Strassburg 1894, 2 Bde., dazu
ein Nachtrag, Strassburg 1895) dargelegt wurden^). Esser kam zu dem
Schluss, dass die Urkunde von 1613 eine Fâlschung sei und stûtzte
sich fiir dièse Folgerung, neben zahlreichen anderen Grûnden, u. a. auch
auf eine Anzahl teils in originaler, teils in absehriftlicher Ueberlieferung
erhaltener, im zweiten Bande seines Werkes mit vielen anderen Ur-
kunden und Aktenstiicken abgedruckter Waldordnungen der Dagsburger
Grafen aus den Jahren 1569 — 1628, deren Bestimmungen mit denen
der angeblichen Urkunde von 1613 in unlôsbarem Widerspruch zu
stehen schienen.
In dem vor dem kaiserlichen Landgericht zu Zabern im Jahre
1891 von den Engenthalern angestrengten Prozesse, in welchem die
Klâger ihrerseits die Echtheit der von Esser publizierten Waldordnungen
bestritten, sollte dièse Frage entschieden werden. Der beklagte Landes-
fîskus erhob am 7. Juni 1891 Widerklage und beantragte am 6. April
1895 festzustellen , dass die angebliche Urkunde von 1613 gefâlscht
sei und dass der Inhalt und Umfang der streitigen Waldnutzungsrechte
durch die echten Waldordnungen von 1569—1628 bestimmt werde.
Das Landgericht beschloss darauf im Jahre 1896, mich mit der Er-
stattung eines Gutachtens uber dièse Echtheitsfragen zu beauftragen
und erkannte durch Zwischenurteil vom 20. Juni 1898 und durch End-
urteil vom 9. Januar 1899 auf Grund des von mir erstatteten Gutachtens
die Echtheit der von Esser publizierten Waldordnungen von 1569—1628
an, wâhrend es die angebhche Urkunde vom 27. Juni 1613 fur ge-
fâlscht erklârte. Gegen dièse Urteile ist Berufung eingelegt worden;
in welchem Stadium der Rechtsstreit sich gegenwàrtig befindet, ist mir
amtlich nicht bekannt.
Indem ich auf den Wunsch des Vorstandes der Gesellschaft fur
lothringische Geschichte und Altertumskunde mein Gutachten mit
wenigen Verânderungen, namentlich im letzten Abschnitt, an dieser
Stelle veroffentliche, habe ich nur noch eins voraufzuschicken. Ohne
das Buch Essers, das oben angefûhrt w^orden ist, wûrde die Abfassung
des Gutachtens vielleicht iiberhaupt nicht, jedenfalls nicht in so kurzer
Zeit als geschehen ist, môglich gewesen sein. War es meine Aufgabe,
schon um der Pflicht eines unparteiischen Sachverstândigen willen, die
*) Vorarbeiten zu diesen Unlersuchungen haben die Herren Cari und Gorges
geliefert ; vgl. insbesondere des letzteren Aufsatz ilber die auf den Staalswaldungen
der ehemaligen Grafschaft Dagsburg bestandenen Berechligungen in den Supple-
menten zur Allgem. Forst- und Jagdzeilung. X. Bd., 3. Heft (Frankfurt 1878).
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— â38 —
Behauptungen und Schlussfolgerungen Essers ûberall kritisch nachzu-
prûfen, so bin ich in der Lage gewesen, ihnen in allen wirkiich wesent-
lichen und erheblichen Dingen zuzustimmen: und auch das wichtige
handschriftliche Material, das ich namentlich aus den Archiven von
Amorbach und Strassburg neu heranzieben konnte, bat nur zu einer
Ergânzung und Bekrâftigung der von Esser bereits gewonnenen Er-
gebnisse gefûhrt. In dem Gutachten selbst ist keineswegs immer auf
Esser da verwiesen, wo ich mit ihm ubereinstimme, weil sein Werk
zu den Gerichtsakten eingereiht war und ich also die Bekanntschaft
mit demselben bei den Richtern voraussetzen konnte: umsomehr fûhle
ich mich verpflichtet, dies Verhâltnis meiner Untersuchung zu der
meines Vorgângers hier nachdriicklich hervorzuheben.
Ich habe um des Raumes willen darauf verzichtet, die sàmtlichen
Dagsburger Waldordnungen hier neu abzudrucken; dagegen war es
unerlâsslich, im Anhang den Text der unechten Urkunde vom 27. Juni
1613 mitzuteilen ; ich habe Essers Abdruck derselben mit der ihm un-
bekannt gebhebenen beglaubigten Abschrift angeblich vom Jahre 1789
im Gemeindearchiv zu Dagsburg vergHchen: auf dieser Vergleichung
beruht mein Text.
Das Kaiserliche Landgericht zu Zabem hat von mir ein Gutachten
darûber erfordert:
I.
1. Ob die Waldordnung vom 27. Juni 1613 (der Grafen Johann
Ludwig und Philipp Georg von Leiningen-Dagsburg),
2. oder ob die Waldordnungen
a. von 1569 (des Grafen Johann Heinrich),
b. von 1593 — 97 (des Grafen Emich XL und Sebastians von
Daun-Falkenstein, als Vormunds der Grafen Johann Ludwig
und Philipp Georg),
c. von 1607 (des Grafen Emich XL und der Grafen Johann
Ludwig und Philipp Georg),
d. vom 1. Mai 1614 (des Grafen Philipp Georg fur den Falken-
burger Teil der Grafschaft Dagsburg),
e. vom 1. Mai 1614 (fiir den Hartenburger Teil der Grafschaft),
f. vom 8. September 1628 (des Grafen Johann Philipp fur den
Hartenburger Teil)
echt oder unecht seien.
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— â39 —
II.
Wann die vom. 27. Juni 1613 datierte Urkunde mutmasslich an-
gefertigt sei.
Es versteht sich von selbst, dass die Frage zu II eine Eventualfrage
ist, die einer Beantwortung nur dann bedarf, wenn die Untersuchung
der Frage zu I, 1. zu dem Ergebnis fûhren sollte, dass die Urkunde
vom 27. Juni 1613, wie von Seiten des Beklagten behauptet ist, falsch
sei. Denn, wenn dièse Urkunde echt wâre, so kônnte iiber den Zeit-
punkt ihrer Entstehung ein Zweifel iiberhaupt nicht herrschen, da sie
genau datiert ist.
Ehe aber an die Beantwortung der Frage zu I, 1, herangetreten
werden kann, wird zweckmâssiger Weise zunàehst untersucht werden
raiissen, ob die zu I, 2. aufgefuhrten Waldordnungen echt sind, da
das Ergebnis dieser Untersuchung fiir die Entscheidung iiber die Echt-
heit der angeblichen Waldordnung vom 27. Juni 1613 von wesentlicher
Bedeutung ist.
Erster Abschnitt.
Die Waldordnungen von 1669, 1593—97, 1607, 1. Mai 1614
(falkenburgischen Teils), 1. Mai 1614 (hartenburgischen Teils),
8. September 1628 (hartenburgischen Teils).
I. Von den in der Ueberschrift aufgefuhrten sechs Waldordnungen
sind zwei, nàmlich
o. die oben sub I, 2d, verzeichnete Waldordnung des Grafen
Philipp Georg fur den falkenburgischen Teil der Grafschaft
Dagsburg vom 1. Mai 1614,
b. die oben sub I, 2 f. verzeichnete Waldordnung des Grafen
Johann Philipp fiir den hartenburgischen Teil der Grafschaft
vom 8. September 1628
in den Originalausfertigungen erhalten und von mir im fdrstlich
Leiningenschen Archiv zu Amorbach genau untersucht worden.
Beide Waldordnungen sind in Schriftziigen angefertigt, die, wie
jedem Palaeographen sofort ersichtlich ist, der ersten Hâlfte des 17.
Jahrhunderts angehôren, und sind mit Unterschrift und Siegel der
Aussteller versehen. Unterschrift und Siegel der Urkunde vom 8. Sep-
tember 1628 sind von mir verglichen worden mit Unterschrift und
Siegel der folgenden, im Archiv zu Amorbach beruhenden Schriftstiicke :
a. einer Urkunde vom 11. November 1612, betreffend die Teilung
zwischen den Linien Leiningen-Falkenburg und Leiningen-
Harteiiburg,
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— 240 —
h. einer Urkunde vom 8. Juli 1613, betreffend die Bestimmung
des zweiten Loses bei der Teilung der Grafschaft Dagsburg
zwischen diesen beiden Linien,
c. des Hauptvertrages ûber dièse Teilung vom 8. Juli 1613,
d. eines Briefes des Grafen Johann Philipp an den Grafen
Philipp Georg vom 15. Juni 1614,
e. eines Briefes des Grafen Johann Philipp an den Amtmann
Balthasar Koch zu Dagsburg vom 16. Juni 1623.
Unterschrift und Siegel des Grafen Johann Phihpp stimmen in
diesen fûnf Schriftstiicken vôlUg und genau mit Unterschrift und Siegel
der Waldordnung vom 8. September 1628 uberein.
Die Waldordnung des Grafen Philipp Georg ist nicht mit dessen
persônlichem Siegel, sondern, wie es in ihr selbst heisst, mit seinem
>Kanzlei-Secret« besiegelt worden. Von diesem Kanzlei-Secret, welches
nicht das voile Wappen, sondern nur den Wappenhelm und die Helm-
zier des Grafen aufweist, haben mir andere Exemplare zur Vergleichung
nicht vorgelegen; doch stimmt die Helmzierde vôUig mit der auf an-
deren persônlichen Siegeln des Grafen abgebildeten uberein. Die Unter-
schrift des Grafen Philipp Georg habe ich mit derjenigen unter folgenden
Schriftstiicken des Archivs zu Amorbach verglichen:
a. einem Vertrage zwischen dem Grafen Johann Ludwig und
Philipp Georg vom 9 April 1610,
b. einer Urkunde vom 11. November 1612, betreffend die Teilung
zwischen den Linien Leiningen-Falkenburg und Leiningen-
Hartenburg,
c. einem Vertrage zwischen den Grafen Johann Ludwig und
Philipp Georg vom 30. November 1612,
d. einer Urkunde vom 8. JuU 1613, betreffend die Bestûnmung
des zweiten Loses bei der Teilung der Grafschaft Dagsburg
zwischen Leiningen-Falkenburg und Leiningen-Hartenburg,
e. dem Hauptvertrag ûber dièse Teilung vom 8. JuU 1613,
f. einer Urkunde vom 8. JuU 1613, betreffend die EinwilUgung
des Grafen Philipp Georg in die Wittums-Verschreibung
seines Bruders Johann Ludwig,
g. einem Erbteilungsvertrage der Grafen Johann Ludwig und
PhiUpp Georg vom 20. Dezember 1613,
h. einer Urkunde vom 20. Dezember 1613, durch welche Graf
Philipp Georg sich durch eben dièse Teilung vôllig und in
aile Wege abgefunden und zufriedengestellt erklârt
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— 241 —
Die Unterschrift des Grafen Philipp Georg unter diesen acht Ûr-
kunden rûhrt zweifellos von derselben Hand her, welche die Unter-
schrift unter der Waldordnung vom 1. Mai 1614 geschrieben hat.
Da demnach die beiden Waldordnungen vom 1. Mai 1614 (falken-
burgischen Teils) und vom 8. September 1628 (hartenburgischen Teils) ^)
von ihren Ausstellern eigenhândig unterschrieben und mit deren Siegeln
besiegelt sind, so ist dieEchtheit dieser beiden Waldordnungen
mit voiler Sicherheit festgestellt.
II. Die Waldordnungen von 1569, 1593/97 «), 1607 und 1614
(hartenburgischen Teils) sind in originaler Ueberlieferung nicht auf uns
gekommen; wir kennen sie nur aus Abschriften.
1. Abschriften aller vier Waldordnungen sind enthalten in einem
erst in neuerer Zeit in der gegenwârtigen Gestalt zusammen-
gestellten Fascikel des fiirstlichen Archivs zu Amorbach, der
im folgenden mit Esser als Sammlung A bezeichnet werden
soU und von mir eingehend untersucht worden ist.
o) Auf fol. 2 — 11 *) dièses Fascikels findet sich die Waldordnung
von 1569, geschrieben im Anfang des 17. Jahrhunderts.
Der Titel lautet: Copia Waldt- und Dorffordnung uff Dags-
purgk. 1569.
Der Abdruck bei Esser II, 48 ff. ist nach dieser Copie ge-
macht und giebt deren Text getreu wieder.
b) Auf f. 13 — 24 ist von einer anderen Hand des 17. Jahr-
hunderts die Waldordnung von 1593/97 eingetragen, welche
danach bei Esser II, 64 flf. gedruckt ist.
c) Auf f. 25—32 und auf f. 33—42 finden sich die beiden Texte
der Waldordnung von 1607, welche danach bei Esser II,
86 ff. gedruckt sind, und zwar so, dass an den Stellen, wo
beide Texte Abweichungen zeigen, die Abschrift auf f. 25—32
dem, was bei Esser in der linken, die Abschrift vonf. 33—42
^) Die Waldordnung von 1628 ist nach dem Original bei Esser II, 118 ff,
gedruckt. Die falkenburgische Waldordnung vom 1. Mai 1614 ist bei Esser II.
104 nach einer Abschrift von 1761 gedruckt. Zwei Verbesserungen aus dem
inzwischen aufgefundenen Original sind bei Esser, Nachtrag und Berichtigungen
S. 6. Anm. 5 nachgetragen. Andere Abweichungen des Originals von dem ge-
druckten Text sind fur die hier in Betracht kommenden Fragen unerheblich,
*) Die Jahre 1593 und 1597 bilden die sicheren Grenzen fur die Datierung
dieser Urkunde. Einiges spricht dafiir, dass sie gerade ins Jahr 1594 gehôrt.
*) F. 1 ist spâter vorgeheftet und dient mit dem leeren Blatt f. 12 als Um-
schlag der ersten Waldordnung; im 18 Jahrhundert ist auf f. 1 geschrieben:
Copia der Waldt- und Dorffordtnung zu Dagspurg de anno 1569.
16
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^ â42 -
dem, was bei Esser in der rechten Colonne gedruckt ist,
entspricht. Die Abschrift auf fol. 25 — 32 rtihrt sicher noch
von einer Hand des 17. Jahrhunderts her und hat in dorso
die Notiz »Dagspurger Waldtordnung«, die gleichfalls noch
dem 17. Jahrh. angehôrt. Die Abschrift auf f. 33 — 42 ist
der Schrift nach erheblich jûnger und wohl erst in der
ersten Hàlfte des 18. Jahrhunderts angefertigt worden; der
auf fol. 33 stehende Titel >Eine Waldtordnung von Herm
Graff Johann Ludwig und Philipp Georg herausgegangen*
ist ebenfalls im 18. Jahrhundert geschrieben. Auf die Frage,
wie die Abweichungen der beiden Texte zu erklàren sind,
wird unten zurtickgekommen werden.
d) Auf f. 43 — 45 und auf f. 45 — 46 finden sich von zwei ver-
schiedenen Hânden zwei nur in der Orthographie von ein-
ander abweichende Abschriften der hartenburgischen Wald-
ordnung vom 1. Mai 1614. Beide sind im 17. Jahrhundert
geschrieben. In dorso der ersten steht » Copia Puncten der
Waldtordnung in der Graveschafît Dagsburgk«, in dorso der
zweiten » Copia der ufifgerichten Waldtordnung zu Dagspurg
des ersten Maii anno 1614 «.
Ausserdem enthâlt die Sammlung A das unten zu besprechende
Concept und das Original der hartenburgischen Waldordnung vom
8. September 1628.
2. Ein anderes Aktenstùck des Archivs zu Amorbach, das im
folgenden als Sammlung B bezeichnet werden soU, ist im
18. Jahrh., und zwar der Schrift nach wahrscheinlich in der
ersten Hâlfte dièses Jahrhunderts, geschrieben und zusammen-
gestellt worden. Auf dem Titelblatt steht die Bemerkung: Acta.
Die Waldordnungen, welche die Herren Graffen von Leiningen
successive auffgerichtet und in der Graffschaft publiciren lassen,
wobey auch Nebenverordnungen befmdtlich, wie es in denen
Dagsburgischen Waldungen fiihrohin gehalten werden soUe, in
specie Avegen des Schindel- und Bauholtzes, dass dieselbe
solches nicht mehr gratis haben sollen, de annis 1569, 1614,
1628, 1672, 1697, 1731, 1738. Weiter steht auf dem Titel-
blatt die archivalische Bemerkung: >Hierbey befindet sich auch
die von Grafî PhiUpp Georg zu Leiningen-Falckenburg in der
Graffschaft Dagsburg publicierte Waldtordnung de Ao. 1614 «.
Dieser Bemerkung nach ist es wahrscheinUch, dass das oben
S.239ff.erwâhnte Original dieser falkenburgischen Waldordnung
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von 1614 friiher einmal in diesem Heft mit aufbewahrt wurde.
Das Aktenstûck enthâlt Ausziige aus den gemeinsamen Wald-
ordnungen von 1569, 1593/97, 1607 und aus den harten-
burgischen Waldordnungen von 1614 und 1628. Dem Auszug
aus der Waldordnung von 1669 geht folgender Vermerk voran :
Die àlteste Dagsb. Wald und dem ordinaire angehàngte Policey-
ordnung, so mir dato zu Gesicht kommen, ist von dem Herrn
Graflfen Johann Heinrich von Leiningen ira Jahr 1669 aufgerieht
worden und nach deren prologo folgenden substantiellen Innhalts.
Die Quelle des Auszugs ist fur dièse Urkunde nicht die Samm-
lung A, sondera eine davon unabhângige Ueberlieferung, da
der Auszug am Schluss der Waldordnung einen bei Esser II,
57, Anm. 1 abgedruckten Passus bietet, der in der Sammlung A
fehlt. Auf die Erklârung dieser Abweichung wird unten zu-
rûckzukommen sein. Vor der Waldordnung von 1607 steht
in der Sammlung B die Notiz, dass jene die letzte Waldordnung
sei, die im Namen sâmtlicher Gemeinschaftsherren »in anno
1607 « errichtet worden. Die Worte »in anno 1607 « sind am
Rande nachgetragen. Am Schluss der hartenburgiscben Wald-
ordnung von 1614 steht in der Sammlung B der Vermerk:
Pro nota. Dièse vorgeschriebene punkte der Waldtordnung
sind nach des damaligen hartenburgiscben Amtmanns Balthasar
Kochen Bericht den 8., 9. und 10. May denen Unterthanen
hartenburgiscben Theils vorgelesen worden. Ausser den Aus-
zûgen aus den Waldordnungen enthâlt die Sammlung B Ex-
tracte aus anderen, auf die dagsburgischen Waldungen bezûg-
lichen Aktenstiicken von 1608—1737.
3. Von der hartenburgiscben Waldordnung vom 1. Mai 1614 findet
sich im Archiv zu Amorbach noch eine weitere, ausserhalb der
Sammlungen A und B aufbewahrte, der Schrift nach in die
ersten Jahrzehnte des 17. Jabrhunderts gehôrige Ausfertigung
auf zwei Blâttern mit der Dorsualbemerkung : Neue Waldt-
ordnung.
4. Weitere Ausziige aus den Waldordnungen von 1569, 1593/97,
1628 soU nach Esser I, 29 ein bei Esser II, 128 ff. abgedrucktes
Actenstiick des kônigl. bairischen Kreis-Archivs zu Speyer
enthalten, das um die Mitte des 18. Jahrh. von dem harten-
burgiscben Hofrath Ebel zusammengestellt sein und dessen
Schrift mit der der Sammlung B ubereinstimmen soU. Ich
habe dies Aktenstûck nicht gesehen.
16*
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5. Dass im Anfang dièses Jahrhunderts noch weitere Abschriften,
wenn nicht Originale der vorstehenden Waldordnungen im
leiningen'schen Archiv vorhanden waren, beweisen die in Amor-
bach aufbewahrten und dort von mir eingesehenen Akten ûber
die Archivextraditionen an die franzôsische Regierung.
à) Schon im Jahre 1805 hat der damalige fiirstlich leiningen'sche
Archivvorstand Lichtenberger auf die Bitte einer aus Wal-
scheid und Alberschweiler an den Ftirsten von Leiningen
abgesandten Deputation eine Aussonderung der auf die Graf-
schaft Dagsburg bezûglichen Archivalien des furstlichen
Archivs in Angriff genommen. Die damais und weiter bis
zum Jahre 1807 gesammelten Dagsburger Archivalien sind
dann aber nicht jener Deputation, sondern bis zum Jahre
1807 der Verwaltung des Départements Meurthe zu Nancy
extradiert worden. In dem Verzeichnis ûber dièse Akten-
stiicke findet sich vermerkt unter
No. 1. Copie der von weiland Herm Grafen Johann
Heinrich zu Leiningen fur die Grafschaft Dagsburg auf-
gerichteten Waldordnung de a. 1569.
No. 2. Copie falkenburgischer Waldordnung von weiland
Herm Grafen Philipp Georg zu Leiningen de d. Dagsburg
1. Mai 1614.
No. 96. Dagsburger Waldordnung vom J. 1628.
No. 133. Waldordnung der Grafschaft Dagsburg von Graf
Johann Heinrich der Gemeinde Elbersweiler zugestellt.
No. 704. Copie der Wald- und Dorfordnung zu Dags-
burg de anno 1569.
b) Weitere Dagsburger Archivalien, deren jetziger Verbleib bisher
nicht ermittelt ist, sind in den Jahren 1806 und 1807 an die
franzôsische Generalprâfectur zu Mainz abgeliefert worden.
Li dem Inventar dieser Akten findet sich vermerkt unter
No. 702. Copia der Wald- und Dorfordnung zu Dags-
burg de anno 1569.
No. 1052. Waldordnung der Grafschaft Dagsburg in specie
fiir die Gemeinde Elbersweiler von Johann Heinrich Graf
zu Leiningen.
Aus vorstehenden Darlegungen ergiebt sich, dass die vier Wald-
ordnungen von 1569, 1593/97, 1607 und 1614 (hartenburgischen Telles)
uns in einer durchaus unverdâchtigen, bis in die erste Hâlfte des
17. Jahrhunderts zurtickreichenden archivalischen Uberheferung vor-
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— 245 —
liegen. Ftir die Annahme, dass sie damais schon gefâlscht wâren, fehlt
jeder, aach der geringfugigste Anhaltspunkt. Zu einer solchen Fàlschung
wâre umsoweniger Anlass gewesen, als die Grafen von Leiningen im
ganzen Laufe des 17. Jahrhunderts fur sieh das Recht in Anspruch
riahmen^) und, wie die im Original vorliegenden Waldordnmigen vom
1. Mai 1614 (falkenburgischen Teils) und vom 8. Septemher 1628
(hartenbm'gischen Teils) unwiderieglich beweisen, das Recht thatsâch-
lich ausiibten, uber die Nutzungsrechte in den Waldungen der Graf-
schaft Dagsbiirg autonom zu verfûgen. Aile vier Waldordnungen stehen,
insoweit sie historisch zu prûfende Angaben enthalten, mit den that-
sâchlich zur Zeit ihrer Entstehung nachweisbaren Verhaltnissen in voUem
Einklang. Aile vier Waldordnungen stimmen in der Gesamttendenz,
von welcher sie Zeugnis ablegen, untereinander und mit den im
Original erhaltenen Waldordnungen aufs Reste tiberein. Vielfach zeigen
sie im Wortlaut derartige Rerlihrungen, dass die Renutzung der friiheren
bei Abfassung der spâteren Waldordnungen ersichtlich ist. Gegen keine
der vier Waldordnungen liegen formelle oder inhaltliche Redenken irgend
welcher Art vor oder sind solche Redenken im Laufe gegenwârtigen
Prozesses von klâgerischer Seite geltend gemacht worden.
Kann bei nur abschriftlich erhaltenen Urkunden, wie sich von
selbst versteht, nicht jedes Wort mit derselben Sicherheit, wie das von
Originalen gilt, als fest verbûrgt angesehen werden, da Abschreibfehler
oder Versehen nicht ausgeschlossen sind, so mùssen doch, von der
*) Die Inanspruchnahme dièses Rechts beweist — um von den Waldordnungen,
deren Ecbtheit erst festgestellt werden soll, abzusehen — u. a. ein Schreiben des
hartenburgischen Amtmanns Balthasar Koch an den Grafen Johann Pbilipp d. d.
Dagsburg 28. August 1626 (Orig. in Amorbach). Der Amtmann berichtet, dass die
Unterthanen bei eingenommener Huldigung um Minderuug des Waldzinses gebeten
haben. Er stellt zur gnâdigsten Erklârung, was der Graf dariiber verfûgen wolle.
Fiir seine Person halte er unvorgreiflich dafur, der Graf môge das Stammgeld bei
3Schillingen belassen, doch so lang es deroselben beliebig, wieder zu
erhôhen oder zu erniedrigen! Ebenso heist es in der Beschreibung der
Grafschaft, welche im Jahre 1671 der Leiningen-Hartenburgische Amtsverwalter
und Obervogt Alexander Veit Kriegsmann verfasst bat (Original in Nancy, Ab-
schrift auf der Kaiserlichen Biblioihek zu Strassburg, Ms. Alsai. 1013): In dem
Gewâlde wird den Underthanen laut der renovierten und in anno 1628 publicirten
Waldordnung Tannenholz zu den Segmûhlen und Rebstecken zu machen wie auch
Eichenholz zu Taupen und sonst allerhand Holzwerck jedes in seinem Preis, nehmb-
lichen ein Tannenstamm vor 2 p., ein Eichenbaum vor 1 11. und ein Buchbaum
vor 8 p., doch dass es meines gn. Grafen unnd Herm Bûrger unnd Underthanen
seyen, verlassen. Steht zu meinen gn. Herrn zu steigern oder zu
m i n d e r n.
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— 246 —
Môglichkeit solcher unerheblichen Kopistenfehler abgesehen, auchdiese
vier Urkunden ihrem Inhalt, wie ihrer Fassung nach aïs
echt anerkannt werden.
Ueber drei dieser Urkunden sind aber noch einige Bemerkungen
hinzuzufiigen. — Die Waldordnung des Grafen Johann Heinrich von
1569 hat, wie sich aus den oben S. 244 angezogenen Inventaren ûber
die Ablieferung Leiningen'scher Archivalien nach Nancy und Mainz er-
giebt, in zwei verschiedenen Fassungen existiert, von denen die eine eine
speziell fiir die Gemeinde Alberschweiler bestimmte Ausfertigung darstellte.
Damit wird es zusammenhàngen , wenn, wie oben S. 243 gleichfalls
bemerkt ist, die durch die Sammlung B gebotene Ueberiieferung dieser
Urkunde um eine Bestimmung reicher ist, als die in der Sammlung A
iiberlieferte. Es ist sehr wohl môglich, dass, als von der Waldordnung
eine Spezialausfertigung fur Alberschweiler hergestellt wurde, jene,
iibrigens sachlich nicht sehr erhebliche Bestimmung hinzugefligt ward.
Schwerlich auf gleicheWeise zu erklâren sind die Unterschiede
zwischen den beiden in der Sammlung A. liberlieferten Fassungen der
Waldordnung von 1607. Sie sind zu zahlreich, als dass man annehmen
konnte, die eine Fassung sei fur eine oder einzelne, die andere fur die
iibrigen Gemeinden der Grafschaft ausgefertigt : ein Grund fiir die ver-
schiedenartige Behandlung verschiedener Teile derselben wâre nicht
erkennbar. Welcher von beiden Texten der altère, welcher der jûngere
ist, lâsst sich nicht mit Sicherheit feststellen; aus dem Umstand, dass
die eine Kopie im 17., die andere im 18. Jahrhundert geschrieben ist,
lâsst sich ein Schluss auf das Alter der den Kopien zu Grande lie-
genden Vorlagen nicht ziehen. Ebensowenig trâgt es fur die Ent-
scheidung dieser Frage aus, dass den Ausztigen der Sammlung B der
Text zu Grunde liegt, der uns in Abschrift des 17. Jahrhunderts iiber-
liefert ist, oder dass, umgekehrt, bei Abfassung der falkenburgischen
Waldordnung von 1614 auf den Text der Urkunde von 1607 zurûck-
gegriffen worden ist, den wir in Abschrift des 18. Jahrhunderts besitzen^).
Es ist môglich, dass, wie Esser I, 26 annimmt, der eine der beiden
Texte bei einer wiederholten Publikation der Waldordnung, die zwischen
1607 und 1613 erfolgt wàre, bei welcher Gelegenheit mehrfache Ab-
ânderungen der ersten Fassimg vorgenommen wàren, festgestellt worden
ist. Es ist aber auch môglich, dass die eine unserer Abschriften elwa
auf ein nicht rechtskràftig gewordenes und spàter abgeàndertes Concept,
*) Vergl. Art. 4 der Waldordnung von 1614 (I) mit Art. 1 r. Ck)l. der Wald-
ordnung von 1607 (II) ; ebenso I Art. 5 mit II Art. 4 r., I Art. 15 mit II Art 16 r.,
I Art. 17 mit II Art. 18 r.
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— 247 —
die andere auf das Original der Waldordnung von 1607 zuriickgeht.
Bei dieser Sachlage wird fur die Kritik der angeblichen Waldordnung
vom 27. Juni 1613 an den Stellen, wo die beiden Texte der Wald-
ordnung von 1607 divergieren, von der letzteren nur vorsichtiger Ge-
brauch gemacht werden kônnen.
Die hartenburgische Waldordnung vom 1. Mai 1614 wird von
Esser I, 27 und II, 114 als eine Waldordnung des Grafen Johann
Philipp bezeichnet. Dièse Bezeichnung Irifft nicht zu. Weder wird
in der Waldordnung der Name des Grafen als Ausstellers der Urkunde
genannt, noeh war im Jahre 1614 Graf Johann Philipp allein, ohne
die Pfalzgrâfin Maria Elisabeth und den Wild- und Rheingrafen Johann
als Vormund und Nebenvormund seiner mit ihm noch in ungeteilter
Gemeinschaft lebenden minderjâhrigen Bruder, zum Erlass einer solchen
Waldordnung befugt*). Auch ist Graf Johann Philipp am 1. Mai 1614
schwerlich in Dagsburg gewesen, wo damais seinVetter Philipp Georg
residierte, wâhrend unsere Urkunde die Datierung »Signatum uffDags-
purg den 1. Mail anno 1614c aufweist. Die Urkunde stellt vielmehr
eine im Namen und in VoUmacht aller Vertreter der hartenburgischen
Linie von dem hartenburgischen Amtmann Balthasar Koch zu Dagsburg
fur den hartenburgischen Teil der Grafschaft erlassene und publizierte
Verordnung dar; darum wird auch im Text der Urkunde von den
Grafen stets in dritter Person (»unsere gnàdige Herrschaft* Art. 1, 5,
6, 7, 8) gesprochen. Dass dem so ist, ergiebt die Vergleichung mit
dem in der Sammlung A aufbewahrten, von dem Amtmann Koch
entworfenen und eigenhândig geschriebenen ^) Concept der Wald-
ordnung Johann Philipps von 1628. Auch in diesem Concept wird
an den Stellen, wo im Original >wir« , »uns« , »unser« u. s. w.
steht, stets von »unserem gnâdigen Herrn* gesprochen. Hinter
Artikel 25 des Originals folgt im Concept an Stelle des jetzigen Artikels 26
folgender, in dem Original fortgelassener Satz: «Dièse renovierte Waldt-
ordtnung will der hochwohlgeborne Graff und Herr, Herr Johann Phi-
lippss Grafî zue Leyningen unnd Dagsburg Herr zu Appermont pp., unser
*) Erst 1626 wird er die alleinige Regierung des hartenburgischen Teils der
Grafschaft angetreten baben. Wenigstens bat damais eine neue Huldigung in der
Grafschaft stattgefunden, von der in dem oben S. 245, N. 1 erwâhnten Brief des
Âmlmannes Koch die Rede ist — Freihch ist schon 1618 ein Befehl des Grafen
Johann Philipp allein erlassen worden (Esser II, 133) ; aber dabei handelt es sich
nur um sehr unwesenlliche, den Interessen der Minderjâhrigen nicht prâjudicier-
liche Verfiïgungen.
*) Die Eigenhândigkeit der Schrift bat sich durch die Vergleichung des
Ck)ncepts mit dem oben S. 245, N. 1 citierten Briefe Kocb's von 1626 ergeben.
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— 248 —
genediger Graff unndt Herr, vest unnd unverbrlichlich gehalten haben
unnd kheineswegs die verbrecher ungestraffl ûbersehen lassen, wie denn
Ihrer gn. Fôrster ufif dièse Waldtordtnung einen leiblichen eidt geschworen,
dieselbe nicht zu verbrechen u. s. w. Signatum Hartenburg den 1. No-
vember ihm Jahr Cristi 1627. Balthasar Koeh jezig gril. Leyning.
Hartenburgiseher Ambtmann uff Dagspurg*. Dièse Uebereinstimmung
in den Formalien des am 1. November 1627 verfassten Conceptes
der Waldordnung vom 8. September 1628 mit der (hartenburgischen)
Waldordnung vom 1. Mai 1614 ergiebt zugleieh einen neuen und
schlagenden Beweis fur die Echtheit der letzteren.
ZWEITER AbSCHNITT.
Die angebliehe Waldordnung vom 27. Juni 1613.
1. Ueberlieferung.
Das Original der angeblichen Waldordnung vom 27. Juni 1613
ist nicht erhalten. Im furstlich leiningensehen Archiv zu Amôrbach ist
weder eine Abschrift derselben aufzufinden gewesen, noch wird jemals
auf dièse Waldordnung in den mir bekannt gewordenen Akten des
Archivs, welche auch der gegenwârtige fiirstliche Archivar Dr. Krebs
wâhrend meines Aufenthalts in Amôrbach drei Tage lang zu diesem
Zweck wiederholt und sorgftlltig durchsucht hat, Bezug genommen.
Auch in den von mir voUstândig durchgesehenen Inventaren tiber die
von Leiningen nach Nancy und Mainz zu Anfang dièses Jahrhunderts
extradierten Archivalien wird eine Waldordnung vom Jahre 1613 nir-
gends erwâhnt^).
Unsere ganze Kenntnis von der Waldordnung vom 27. Juni 1613
geht somit zuriick auf eine im Gemeindearchiv zu Dagsburg befindliche,
von mir genau untersuchte Abschrift dieser Urkunde, welche am Schluss
den folgenden Beglaubigungsvermerk trâgt:
CoUationné et trouvé Conforme à TOriginal à nous représenté
en Expédition en forme par Joseph Anstett, maire de la Com-
munauté de Dabo, et à luy rendu à l'Instant par le soussigné
Notaire et Greffier du Baillage du Comté de Dabo.
A Abreschviller ce jour [vingt] d'Aoust mil Sept cent quatre
vingt neuf.
L. S. BiUaudet
N' grefif.
') Damit bestâtigt sich die von Esser, I, 194, Anm. 30, ausgesprochene Ver-
mutung.
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— 249 —
Das Siegel, welches das fûrstlich leiningensche Wappen und die
Umschrift: [AMTSINJSIEGEL FÛRSTLICH LEININGISCHER GRAV-
SCHAFT DAGSBURG aufweist, bedeckt das Tagesdatum, doch kann
mit hoher Wahrscheinlichkeit, nachdem der obère Teil des Siegels sich
hat aufheben lassen, angenommen werden, dass hier die Zabi (vingt)
stand und dass also die Beglaubigung vom 20. August 1789 datiert ist.
Der Druck dieser Waldordnung bei Esser II, 247 ff., ist nicht
nach der Abschrift Billaudets, sondern nach einer von dem franzôsischen
Unterprâfekten von Saarburg, Le Père, beglaubigten Abschrift dieser
Abschrift bewirkt worden. Dièse Abschrift zweiter Ordnung weicht in
Bezug auf die Orthographie vielfach von der Copie Billaudets ab;
letztere ist in Hinsicht auf die Rechtschreibung erheblich inkonse-
quenter. Die Zâhlung der Artikel ist in der Abschrift Billaudets nicht
in Buchstaben (premier, second u. s. w.), sondern in Ziflfem (1, 2 u. s. w.)
gegeben. Dièse Ziffern sind vielfach korrigiert, indem es ursprûnglich
statt 2 ^^ 3, statt 3 aber 4 u. s. w. hiess. Die letzte dieser Korrek-
turen betriflFt den jetzigen dreizehnten Artikel, indem statt 13 ursprûng-
lich 14 geschrieben war; an der Zabi 14 ist eine Aenderung nicht
mehr vorgenommen, sodass der Copist, als er bis hierhin gekommen
war, den Irrtum wahrgenommen haben muss. Sachliche Abweichungen
von der Copie Le Pères weist die Copie Billaudets im tibrigen nir-
gends auf.
An der formalen Echtheit der Beglaubigung Billaudets ist nicht
zu zweifeln. Dass im Jahre 1789 Joseph Anstett wirklich Meyer
(maire) in Dagsburg war, ergiebt u. a. ein Eintrag in den unten nâher
zu besprechenden Protokollen des fûrstlich leiningenschen Geh. Rats
und Regierungsdirektors der Grafschaft Dagsburg Philipp Jakob Rûhl
vom 10. August 1789. François Antoine Gratien Hermann Billaudet ist
zufolge desselben Protokolls zu Anfang Juli 1789 als Notar und Greffier
(Amtsschreiber) der Grafschaft Dagsburg bestellt worden. Zu Anfang des
Jahres 1791 hat er seinen Wohnsitz nach Haarberg verlegt und ist
hier bis zum Ende des Jahres 1814 erst als »tabellion juré du cidevant
comté de Dabo«, dann als » notaire public patenté pour le département
de la Meurthe*, spâter als » notaire impérial du 4°'« arrondissement
communal de la Meurthe«, zuletzt als ^notaire royal* nachweisbar.
Neunzehn Fascikel von seinen Notariatsakten aus den Jahren 1789—1814
befinden sich im Kaiserlichen Bezirks-Archiv zu Metz und sind mir
von dort zur Durchsicht ûbersandt worden.
Das unter der vom August 1789 datierten Abschrift der Wald-
ordnung von 1613 befindliche Siegel ist echt, wie der Vergleich mit
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— 250 —
drei anderen, jetzt im GetneiodearchiT zu Dagsburg benihenden, mit
demselben Siegel rersehenen Notariatsurkunden Rillaudets, und zwar:
a. einem Ehevertrag, d. d. Dagsburg, 6. Aagtist 1789,
6. einem Kaufbrief, d. d. Dagsburg, 20. November 1789,
c, einem Kaufbrief, d. d. Dagsburg, 8. Màrz 1790,
lehrl. Ebenso riihrt, wie die Vergleichung mit diesen Urkunden und
mit den oben erwâhnten Notarialsakten zeigt, die Unterschrift unter
der Kopie der angeblichen Waldordnung von 1613 unzweifelhaft von
dem Amtsschreiber Billaudet her; auch die Kopie seibst ist, wenn
nicht ganz, so jedenfalls zum grôssten Teil von seiner Hand geschrieben.
Inwieweit die somit naebgewiesene formale Echtheit der B^Iau-
bigung der Abschrift der Waldordnung von 1613 juristisch fur deren
I3eurteilung in Betracht kommt, das zu entscheiden ist nicht meines
Amts. Vom Standpunkt des Historikers und Diplomatikers aus habe
ich zu sagen, dass sie fiir das Urteil ûber die Echtheit jener Urkunde
vôllig irrelevant ist. Denn abgesehen von der Môglichkeit, dass Bil-
laudet seibst Mitschuldiger einer etwaigen Fàlschung gewesen sei —
eine Môglichkeit, liber die unten nâher gehandelt werden wird — , und
den guten Glauben des Notars vorausgesetzt, muss es als im hôchsten
Masse unwahrscheinlich, ja als fast undenkbar bezeichnet werden, dass
Billaudet im Jahre 1789 im stande gewesen wâre, ûber die Echtheit
einer ein und dreiviertel Jahrhunderte àlteren Urkunde sich ein mass-
gebendes Urteil zu bilden. Dazu gehôren historische und diplomatische
Kenntnisse, die einem franzosisch gebildeten Notar des ausgehenden
18. Jahrhimderts ohne besonderen Beweis, dass sie vorhanden waren,
nicht zugetraut werden kônnen. Besten Falls kônnte die Beglaubigung
nur beweisen, dass Billaudet im Jahre 1789 eine angebliche Urkunde
von 1613 vorgelegt wurde, die er fiir echt hielt und deshalb anstands-
los vidimierte. Ob dièse Urkunde wirklich echt war, bedarf, da sie
uns vorliegt, einer besonderen Priifung, die nach formalen und sach-
lichen Gesichtspunkten vorgenommen werden muss.
2. Die formalen Merkmale der Urkunde von 1613.
A. Gegen die Echtheit der uns nur in franzôsiscbem Texte er-
haltenen Urkunde ist eingewandt worden (Esser I, 341), dass, wenn der
Beglaubigungsvermerk richtig sei, auch das dem Notar in gehôriger
Ausfertigung vorgelegle Original in franzôsischer Sprache abgefasst ge-
wesen sein miisse, einer Sprache, deren sich die Grafen von Leiningen
und Dagsburg im Anfang des 17. Jahrhunderts nicht bedient haben.
Dieser Einwand kann als zutreffend nicht anerkannt werden. Das zwar
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— 261 —
ist unzweifelhaft richtig, dass unmôglich im Jahr 1613, also 35 Jahre
vor der Abtretung des Elsass*) an Frankreich und mehr als 6 Jahr-
zehnte vor der Réunion der Grafsehaft Dagsburg mit der Krone Frank-
reich, eine Verordnung fur dies zum weitaus grôsseren Teil dem
deutschen Sprachgebiet angehôrende Land von den sich damais im
amtlichen Gebrauche nur der deutschen Sprache bedienenden Grafen von
Leiningen in franzôsischer Sprache abgefasst worden sein kann. Aber
der Beglaubigungsverraerk BiUaudets beweist nicht unbedingt, dass das
ihm angeblich vorgelegte Original in franzôsischer Sprache redigiert
war. Der Ausdruck »Collationné et trouvé conforme* ist auch denkbar,
wenn Billaudet neben einem deutschen Original eine franzôsische Ueber-
setzung desselben vorgelegt worden wâre, oder wenn er die Ueber-
setzung des ihm vorgelegten deutschen Originals selbst vorgenommen
hâtte. Man bat es bei Beglaubigungen im 18. Jahrhundert in dieser
Hinsicht nicht so genau genommen, wie das heute der Fall ist, und
auch franzôsische Uebersetzungen lateinischer Urkunden des Mittelalters
mit âhnlichen Beglaubigungsvermerken kommen vor.
B. In anderer Hinsicht giebt dagegen die Form der Urkunde von
1613 umsomehr und umso begriindeteren Anstoss.
1. Der im Artikel 21 der Urkunde den einzelnen Kategorien der
gràflichen Beamten gegebene Befehl, die Verordnung bei Vermeidung
schwerer Strafe auszufuhren, kann schwerlich die Uebersetzung eines
entsprechenden deutschen Passus sein. Er entspricht weder dem
deutschen Urkundenstil jener Zeit im aUgemeinen, noch dem der echten
leiningenschen Verordnungen im besonderen ^).
Hiemach wâre cher ein Befehl an die Unterthanen zu erwarten,
sich bei Vermeidung schwerer Strafe nach der Verordnung der Herr-
schaft zu richten'*); eine formelhafte Aufzàhlung der Beamten wiirde
nach deutschem Urkundenstil nicht am Schluss, sondern zu Anfang der
*) Dagsburg gehôrte bis zur franzôsischen Révolution nicht, wie heute, zu
Lothringen, sondern zum Elsass.
Die Grafsehaft ging zu Lehen von den Bischôfen von Strassburg.
*) Nur in dem Concept der Waldordnung von. 1628 findet sich am Schluss
ein (freilich seiner Tendenz nach von dem unsrigen ganz verschiedener) Hinweis
auf einen Eid der Fôrster auf die Waldordnung. Aber was die Fôrster hiernach
beschwôren sollen, ist das, dass sie keine Zuwiderhandlung gegen die Waldordnung
dulden wollen, >sondem die dawider thun, beim Ambt anzugeben«. Ueberdies ist
der betreffende Passus des Concepts in das Original der Waldordnung nicht
aufgenommen worden.
') Vergl. den Schlusspassus der Waldordnungen von 1607 und 1614.
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— 252 —
Urkunde zu erwarten gewesen sein; vergl. die Waldordnungen von
1569, 1593/97, 1607, 1614 (falkenburgischen Teils) und 1628.
Um so bemerkenswerter ist nun, dass die in einer leiningenschen
Urkunde von 1613 hôchst auffàllige Schlussformel eine tiberrasehende
Aehnlichkeit mit dem Stil der kôniglich franzôsisehen Ordonnanzen
vom Ausgang des 18. Jahrhunderts zeigt.
Man vergleiche, um sieh davon zu iiberzeugen, den Text des
ersten Absatzes von Art. 21 der Waldordnung (W) etwa mit dem Text
eines entsprechenden Passus der kôniglich franzôsisehen Ordonnance
provisoire concernant les hôpitaux militaires vom 2. Mai 1781 (0):
W.
Il est en conséquence ordonné à
tous nos conseillers, maires, offi-
ciers de justice et forestiers de
notre Comté d'exécuter le présent (!)
et de tenir la main à son exécution
0.
Mande et ordonne sa Majesté aux
commandans et intendans des pro-
vinces, aux intendans des armées,
aux commandans des places, aux
commissaires des guerres, aux of-
ficiers de ses troupes et à tous
autres qu'il appartiendra de se con-
former à la présente Ordonnance
et de tenir la main à son exécution,
Ebenso vergleiche man die Beglaubigungsformel der Waldordnung
etwa mit derjenigen der Lettres patentes du roi vom 27. November
1789 (L), betreffend die Verfûgung tiber die geistlichen Beneficien:
W.
En foy de quoi et pour donner au
présent règlement toute l'authenti-
cité possible nous avons apposé le
cachet de nos armes et l'avons clos.
Signé u. s. w.
Die Vergleichung dieser Formeln, mit denen man auch die am
Schluss der franzôsisehen Gerichtsurteile iibUche Executionsformel (En
conséquence^) la république mande et ordonne [oder in der Kaiser-
zeit: mandons et ordonnons] à tous huissiers sur ce requis de mettre
le dit jugement à exécution, aux procureurs généraux et aux procureurs
près les tribunaux de première instance d'y tenir la main u. s. w.)
zusammenhalten mag, lâsst den Gedanken als kaum abweisbar erscheinen,
dass auf die Abfassung unseres Textes der Waldordnung von 1613 der
*) S. oben in der Waldordnung: D est en conséquence ordonné.
En foi de quoi nous avons signé
et fait contresigner ces dites pré-
sentes auxquelles nous avoiis fait
apposer le sceau de l'Etat.
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franzôsische Amtsstil des ausgehenden 18. oder des beginnenden 19.
Jahrhunderts von Einlluss gewesen ist. Ist aber dies der Fall, so kann
unser Text nicht die getreue Uebersetzung einer echten deutschen
Urkunde sein.
2. Vôllig unverstândlich sind mir am Schluss der oben besprochenen
Formel der angeblichen Waldordnung die Worte: et V avons dos. Sie haben
an sich keinen Sinn^), denn die zur Publication bestimmte Waldordnung
war im Sinne der Urkundenlehre eine Lettre patente und nicht eine Lettre
close, d. h. ein durch das Siegel verschlossener, nur nach Erbrechung
des Siegels zu ôffnender Brief*). Sie finden auch weder in den oben
erôrterten Formeln des franzôsischen Amtsstils, noch in den deutschen
Kanzleibrâuchen des 17. Jahrhunderts irgend eine Entsprechung. Ich
weiss sie nur zu erklâren durch gedankenlose Nachahmung eines bei
der sog. Clôture d'inventaire liblichen und jedem Notar des 18. Jahr-
hunderts gelâufigen Branches.
3. Noch ungleich verdâchtiger ist die im Eingang der angeblichen
Waldordnung angev^andte Formel : Nous nous obligeons En conséquence
sous la foi du Serment que nom prèUons d'Exécuter et faire Exécuter
le présent, que nous signerons et scellons de nos armes, pour en
assurer Tautenticité.
Ich will davon absehen, dass es vôllig ungebrâuchlich und vôllig
zwecklos ist, am Eingang einer Urkunde zu versprechen, dass man sie
am Schluss unterschreiben und besiegeln v^erde. Es kommt mir nur
auf die Erwâhnung einer eidlichen Verpflichtung der Grafen an, die
Waldordnung zu beobachten. Aehnliche eidliche Verpflichtungen kommen
bei zweiseitigen Vertrâgen zwischen Gleichstehenden oder nahezu Gleich-
stehenden (Fiirsten, Herren, Slâdten, Landstânden u. s. w.) im deutschen
Mittelalter und in den ersten Jahrhunderten der Neuzeit nicht selten
vor*). In Frankreich verpfilndete bei der Ratifikation eines Staats-
vertrages der Kônig sein kônigliches Wort, denselben zu beobachten
und beobachten zu lassen. Aber bei einem einseitigen Privileg, das
^) Esser II, 259 ûbersetzt sie: >und haben das Siegel geschlossen«. Âber
man kann wobl mit einem Siegel schliessen, nicht >ein Siegel schliessen«. Das le
(nous Pavons clos) beziehi sich wohl nicht aujT cachet de nos armes, sondern auf
règlement.
2) Vgl. Giry, Manuel de diplomatique, p. 781.
*) Zufolge des Teilungsvertrages vom 8. Juli 1613 hat z. B. jeder Graf von
Leiningen bei seiner Grossjâhrigkeit den zwischen den Grafen Emicho X. und
Emicho XL 1687 abgeschlossenen Erb-Burgfrieden zu beschwôren.
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- 254 -^
eîn Landesherr seinen Dnterthanen und Leibeigenen *) aus Gnaden als
»bon seigneur « (Art. 2) und ohne durch einen Aufstand dazu ge-
zwungen zu sein, ertheilt, ist eine solche eidliche Verpfliehtung, das-
selbe zu halten, etwas vôUig Unerhôrtes ; es dtirfte schwerlieh gelingen,
dafûr ein zweites Beispiel aus der deutschen oder franzôsischen Ge-
schichte beizubringen *). Die Entstehung dieser Formel, die meines Er-
achtens in einer echten Waldordnung der Grafen von Leiningen vom Jahre
1613 unmôglich gestanden haben kann, ist dagegen leicht von der den
Franzosen seit 1791 naheliegenden Vorstellung aus zu begreifen, dass
die Waldordnung eine Art von Verfassungsurkunde der Grafschaft
Dagsburg darstelle, und dass eine Verfassungsurkunde von dem Landes-
herrn beschworen werden miisse.
3. Kritik des Inhalts der Urkunde vom 27. Juni 1613.
Erweckt die Form der uns vorliegenden Urkunde vom Jahre 1789
in mehreren Beziehungen Verdacht gegen die Annahme, dass sie wirk-
lich die Uebersetzung einer echten Urkunde vom Jahre 1613 sei, so
wird dieser Verdacht durch eine nàhere Betrachtung ihres sachlichen
Inhalts zur Gewissheit gesteigert.
Fiir die Kritik dièses Inhalts sind in den nachstehenden Aus-
fiihrungen ausser den oben als echt nachgewiesenen sechs Wald-
ordnungen von 1569 — 1628 und einzelnen ihres Orts nàher zu charak-
terisierenden Aktenstûcken die folgenden Quellen benutzt:
1. Akten imd Urkunden iiber die in den Jahren 1610 — 1613 im
grâflichen Haus Leiningen abgeschlossenen Erbteilungs- und Teilungs-
vertrâge. Dahin gehôren insbesondere : Die Vertrâge iiber die Erb-
teilung zwischen den Grafen Johann Ludwig und Philipp Georg von
Leiningen-Falkenburg vom 9. April 1610 (Esser II, 8^), 30. November
1612 (Esser II, 11), 6. Juli 1613 (Esser II, 12) und 20. Dezember 1613
(Esser II, 5), ferner der Hauptvertrag ûber die Teilung der Grafschaft
Dagsburg zwischen den Linien Leiningen-Falkenburg und Leiningen-
Hartenburg vom 8. Juli 1613 (Esser II, 16 ff.*). Aile dièse Urkunden
^) Dass die Ëinwohner der Grafschaft Dagsburg, mit Âusnahme der Geist-
lichen und der herrschaftlichen Beamten, im 17. Jahrhundert sàmtlich Leib-
eigene waren, ist eine feststehende Thatsache.
*) Etw^as ganz anderes ist es natiirlich, wenn wie oben S. 251, N. 2 bemerkt
ist, das Concept der Waldordnung von 1628 eine Vereidigung der rorster auf
die landesherrliche Yerordnung vorsieht.
') Vorhanden in zwei gleichlautenden Originalausfertigungen, von denen je
eine ftir jeden der beiden Contrahenten bestimmt war.
*) Die bei Esser II, 30 ff. gedruckten Zusatzvertrâge vom 24. Juni 1623 und
11. Juni 1624 kommen fiir die Zwecke der vorliegenden Untersuchung nicht in
Betracht
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- â55 —
haben mir im fQrstlichen Archiv zu Amorbach in den unanfechtbar
echten, mit den Siegeln und eigenhândigen Unterschriften ihrer Aus-
steller versehenen Originalausfertigungen — nichl bloss in notarieller
Abschrift — vorgelegen. Dazu kommen die folgenden Akten des Amor-
bacher Arehivs, die von Esser noch nicht benutzt sind,
a. und 6. Zwei Papierhefte mit den genauen Beschreibungen der
beiden Lose, in welehe die Grafsehaft Dagsburg im Sommer 1613 ge-
teilt worden ist, das erste in Abschrift (Copia dess ersten Looss wegen
Abtheylung der Graffschaft Dagspurg) vom 15. Joli 1613, das zweite in
einer von sâmtlichen Beteiligten eigenhândig untersehriebenen Aus-
fertigung (Original des zweyten Looss wegen Abtheylung der Graveschaffl
Dachsburg) vom 8. Juli 1613,
c. ein Papierheft mit der Aufschrift »Protokoll uff Dagsburg ge-
halten*, welches ein genaues ProtokoU iiber die vom 23. Juni bis
7. Juli zu Dagsburg ûber die Teilung der Grafsehaft Dagsburg ge-
pflogenen Verhandlungen enthâlt. Das ProtokoU ist geschrieben von
dem auf hartenburgischer Seite bei den Verhandlungen beteiligten Rat
Dr. Tuschelin^), der sich mehrmals in erster Person einfuhrt und ist
durchaus authentisch.
2. Die im Strassburger Bezirksarchiv befindlichen, von Esser noch
nicht benutzten ProtokoUe des leiningenschen Geheimrats Philipp Jacob
Rûhl iiber die Verwaltung der Grafsehaft Dagsburg. Riihl, der spâter
Mitglied der franzôsischen Législative und des Nationalconvents der
Republik war und sich im Jahre 1795 nach dem Sturz der Terroristen,
zu denen er gehôrt hatte, selbst das Leben nahm, fiihrte dièse Ver-
waltung als oberster Beamter der Grafsehaft »in cameralibus, foresta-
libus und processualibus« und als Vorgesetzter des in Zabern wohnen-
den Rentmeisters und Hofkammerrats Hoffmann, sowie der in der
Grafsehaft selbst wohnenden Forstbeamten von Strassburg aus, woselbst
seinen Wohnsitz zu nehmen ihm durch grâflichen Erlass vom 23. Ja-
nuar 1777 2) gestattet war. Am 3. Juni 1784 ward er seines Amtes
mit Pension entlassen, behielt aber »à titre de commission « mit Vor-
behalt vierteljâhrlicher Aufkûndigung von beiden Seiten, gegen eine
besondere Rémunération die » Régie der Grafsehaft Dagsburg in came-
ralibus et forestalibus« und die Besorgung der elsàssischen Geschâfte
des Fursten.
*) Dieser wird auch in dem Vertrage vom 8. Juli 1613 (Esser II, 28) erwâhnt.
*) Die Erhebung des Grafen Karl Friedrich von Leiningen zum Reichsftirsten
ist erst 1779 erfolgt.
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- âô6 -
Ûeber seine Amtsverwaltung fûhrte Ruhl ein fortlaufendes Pro-
tokoU, das in der Regel allwôchentlich an den Fiirsten nach Durkheim
gesandt und, nach eigenhândiger Ratifikation durch den Fûrsten, an
Rûhl zuruekgesandt wurde. Als Beilagen zum Protokolle wurden die
bei Riihl eingegangenen Einlâufe, Beriehte der Rûhl untergeordneten
Beamten und sonstige auf Dagsburg bezîigliche Briefe und Schriftstùcke
nach Durkheim geschiekt. Dièse sind uns jetzt nur ganz vereinzelt
erhalten ; wie sie in Verlust gerathen sind, steht nieht fest ; môglicher-
weise sind sie in Durkheim zurlickbehalten worden und dort verloren
gegangen. Dagegen sind die Concepte der von Rûhl erlassenen Ver-
fûgungen, Beriehte und Schreiben zumeist in das ProtokoU aufgenommen
und uns erhalten. Die Protokolle liegen uns vor fur die Jahre 1782,
1785, 1787 und 1789 (Signatur des Kaiserl. Bezirksarchivs E 4413, 4415,
4416, 4417): das ProtokoU fur 1783 (E 4414), das nach dem Inventar
gleichfalls vorhanden sein sollte, ist jetzt nicht aufzufinden; die Proto-
kolle fur die Zeit vor 1782 und fiir die Jahre 1784, 1786, 1788 sind
schon bei Aufstellung des Archivinventars nicht vorhanden gewesen.
Rûhls Protokolle geben das genaueste Bild von den Zustanden in der
Grafschaft Dagsburg unmittelbar vor dem Ende der leiningenschen
Herrschaft ; die Zuverlassigkeit ihrer Angaben kann um so weniger be-
zweifelt werden, als sie nicht fur die Oeffentlichkeit, sondern nur fur
den Fûrsten und seine nâchste Umgebung bestimmt waren. Das Ré-
férât in Dagisburgicis hatte am leiningenschen Hofe in Durkheim in
diesen Jahren der Regierungsrat Sicherer, der zugleich als Rechnungs-
revisionsbeamter der Grafschaft fungierte und in dieser Eigenschaft
wiederholt, teils allein, teils mit Rûhl, die Grafschaft besuchte.
Untersuchen wir auf Grand dièses Aktenmaterials zunâchst die
historischen Voraussetzungen, auf welchen die angebliche Waldordnung
von 1613 beruht, so ergiebt sich das Folgende.
I.
1. Die Waldordnung weist die Datierang auf: Signé à notre châ-
teau de Dabo le vingt sept Juin mil six cent treize. Ueber das, was
in Dagsburg am 27. Juni 1613 — der auf einen Sonntag fiel — ge-
schehen ist, berichtet das ProtokoU des Dr. Tuschelin wie folgt:
»Sontag, den 27. Junii, nach angehôrter und verrichter pre-
digt hatt Junckher Bernstein*) neben Graflf Johann Ludwigs
*) Christoph von Bernstein vertrat bei diesen Dagsburger Verhandlungen
die Pfalzgràfin Maria Elisabeth in ihrer Eigenschaft als Hauptvormund der mino-
rennen Briider des Grafen Johann Philipp von Leinigen-Hartenburg.
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— 2B7 —
Secretario und mir Dr. Tuschelin den Augenschein etlicher berg
ab und nebeo dem Mittleren Scheidt, so das Vorder unnd
hinder gewâldt abtheilt .... eingenommen, wie auch die weiher,
bach unndt gefall in Walscheid unndt Mertelbach, sodan den hoff
Egenthall besichtiget, dessen gebew .... erkundiget unndt gegen
abendt wieder uff Dagsburg geritten.*
Weder zu diesem Tage noeh ûberhaupt im ganzen Verlauf seines
ProtokoUs erwâhnt Tuschelin den Erlass einer Waldordnung. Es ist
schwer glaublieh, dass er davon nichts erfahren, und ebenso unwahr-
seheinlieh, dass, wenn er davon erfahren, er den wichtigen Akt in
seinem sonst hôchst eingehenden ProtokoU nicht erwâhnt hâtte.
2. Ob Graf Johann Ludwig am 27. Juni iiberhaupt in Dagsburg
anwesend war, kann mit Grund bezweifelt werden. Mit Sicherheit er-
giebt sich aus dem ProtokoU TuscheUns, dass er am Morgen des 28.
abwesend war. Am Vormittag dièses Tages sollte liber Suppliken der
Gemeinden Weiersheim und Hohengôfft verhandelt werden, welche den
Wunsch ausgesprochen hatten, dass man sie ungeteilt liesse. Da brachte,
heisst es in dem ProtokoU, »der falkenburgisehe Secretarius vor, dass
man Graff Johan Ludwigs Ankunfft von Elsas Zabern nottwendig
erwarten miisse, welcher noch vor mittag gewiss anlangen wûrde,
kônnte alsdann Ihr. Gn. solehes referiert unndt dero gemiithsmeinung ver-
nommen werden*. Die Erwartung, dass Johann Ludwig am Vormittag
zurûckkehren wiirde, ist indes nicht in Erfûllung gegangen. Als man am
Nachmittag die Verhandlungen uber die Pétition von Weiersheim und
Hohengôfft wieder aufnehmen woUte, »so hatt aber Falkenburgischer
Secretarius sich dessen verweigert, mit vorwenden, dass man solehes
ohne beysein unnd in abwesen Graff Johann Ludwigs nicht vornemmen
noch verrichten kônne*. Erst am 29. ist wahrscheinlich der Graf
Johann Ludwig zusammen mit dem Erzherzog Leopold^), dessen An-
kunft an diesem Tage von Tuschelin erwâhnt wird, in Dagsburg wieder
eingetroffen; am 30. referiert er ûber die von ihm in Zabern mit den
furstbischôflichen Râten gepflogenen Verhandlungen. Da nach diesen
Angaben am Vormittag des 28. Juni bereits seine Riickkehr von Zabern
erwartet wurde, muss er jedenfalls am 27. dahin aufgebrochen sein:
aber es wâre allerdings nicht vôUig ausgeschlossen, dass er vor seinem
Aufbruch noch eine Verordnung unterzeichnet hâtte.
3. Die Waldordnung vom 27. Juni 1613 giebt sich als erlassen
von den Grafen Johann Ludwig und Philipp Georg fiir die Grafschaft
*) Erzherzog Leopold V., Bischof von Strassburg, der in Zabern residierte.
17
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— 258 —
Dagsburg. Ihrem Wortlaut zufolge muss angenommen werden, dass sie
fiir die ganze Grafschaft gelten soUte*); nirgends ist gesagt oder auch
nur angedeutet, dass sie nur fur einen Teil der Grafschaft ia Kraft
zu treten bestimmt sei. Dass aber die Grafen Johann Ludwig
und Philipp Georg am 27. Juni 1613 eine solche Wald-
ordnung fur die ganze Grafschaft Dagsburg erlassen
haben, ist vôllig unmôglich. Bis zum 8. Juli 1613 war die
Grafschaft, wie schon oben erwâhnt wurde und wie sich aus dem
Teilungsvertrag von diesem Tage mit unzweifelhafter Sicherheit ergiebt,
ungeteilter Gemeinbesitz der beiden Linien Leiningen-Falkenburg und
Leiningen-Hartenburg. Die beiden Gebriider Johann Ludwig und Philipp
Georg, die Repràsentanten der Linie Falkenburg, hatten keinerlei Recht,
ohne die Zustimmung der Linie Hartenburg, d. h. des Grafen Johann
Philipp und der Vormundschaft seiner Bruder, irgend eine bindende Ver-
ordnung fur die Grafschaft Dagsburg zu erlassen.
Wollte man aber, entgegen dem Wortlaut der Urkunde, annehmen,
dass sie nur fur den falkenburgischen Teil der Grafschaft erlassen
worden sei, so wiirde — ganz abgesehen davon, dass dann nur die
Rechtsnachfolger der auf das falkenburgische Los gefallenen Unter-
thanen Rechte aus ihr ableiten kônnten — auch eine solche Annahme
unser Urteil iiber die Urkunde nicht ândern kônnen. Denn einen real
delinierbaren Teil der Grafschaft, fur den die beiden Falkenburger
Herren eine Verfûgung hatten treffen kônnen, gab es uberhaupt am
27. Juni 1613 noch nicht. Was Graf Johann Ludwig an Graf Philipp
Georg in dem Erbteilungsvertrag vom 9. April 1610 tiberlassen hatte,
war der bis dahin beiden Briidern gemeinsam zustehende idéale halbe
Anteil an der Grafschaft. Erst in den Verhandlungen vom 23. Juni bis
7. Juli 1613 wurden behufs der vorzunehmenden Realteilung, wie die
Waldungen, so auch die Unterthanen der Grafschaft in zwei môgUchst
gleiche Telle geteilt, und nachdem dies geschehen war, ward am 7. Juli
durch das Los entschieden, welcher dieser Teile den Hartenburgern
und welcher den Falkenburgern zufallen sollte.
Bis zum 7. Juli gab es demnach weder bestimmte falkenburgische
Unterthanen, welchen die beiden falkenburgischen Gebriider Johann
") Insbesondere kommen hier in Betracht dieWorte: Nous soussignés Jean
Ludwig et Phillippe Georges Comtes de Linange et de Dabo .... cUms Vinten-
Uon de procéder incessament au Partage en deux Lots de Toutes les FropriéUs du
Comté de Dabo nous sommes convenus du présent règlement forestier,
afin d^assurer aux sujets du dit Comté les droits usagers, qu'ils exercent dans
rétendue de Nos forrêts. Sie lassen nur die Deutung zu, dass die Waldordnung
fiir die noch ungeteilte Grafschaft gelten solle.
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— 259 —
Ludwig und Philipp Georg hâtten Rechte verleihen kônnen, noch be-
stimmte falkenburgische Waldungen, in welchen sie ûber Rechte hâtten
disponieren kônnen.
Da demnach eine Waldordnung von den Grafen Johann Ludwig
und Philipp Georg weder fur die ganze Grafsehaft, noch fur einen
Teil derselben erlassen sein kann, muss die Urkunde, welche
eine solche Waldordnung zu sein vorgiebt, gefâlscht sein.
Mit der Annahme, dass in der uns vorliegenden Abschrift der
Urkunde der Name des Grafen Johann Ludwig, der am Eingang und
in der Unterschrift genannt wird, auf einem Versehen beruhe, und
dass statt seiner im Original der Urkunde der Graf Johann Philipp von
der Hartenburger Linie genannt gewesen sei, wird unsere Untersuchung
sich kaum zu befassen haben. Sie wiirde vôllig willkiirlich sein und
jedes Anhaltspunktes entbehren. Die Urkunde von 1613 muss beurteilt
werden, wie sie uns vorliegt, und es ist unzulâssig, sie zum Zwecke
der Beseitigung vorliegender Widersprûche willkurlieh zu emendieren.
Aber es mag doch kurz bemerkt werden, dass auch durch eine solche
willkurliche Aenderung die Sachlage nicht in wesentlich anderem Licht
erscheinen wiirde.
Denn auch die Grafen Johann Philipp und Philipp Georg wâren
zum Erlass einer solchen Waldordnung nicht befugt gewesen. Wollte
man selbst zugeben, dass Graf Philipp Georg zufolge des Vertrages
vom 9. April 1610 ohne seinen Brader Johann Ludwig fur den falken-
burgischen Idealanteil an der Grafsehaft hâtte Verfiigungen treffen
kônnen, so wâre doch Graf Johann Philipp ohne die Mitwirkung der
Vormundschaft seiner Briider ausser Stande gewesen, fur den harten-
burgischen Idealanteil solche Verfiigungen zu treffen. Wie sehr man
sich dieser klaren Rechtslage bei den Verhandlungen iiber die Teilung
der Grafsehaft bewusst gewesen ist, ergiebt sich nicht nur aus dem
Teilungsvertrage vom 8. Juli 1613 selbst, welcher ausdrQcklich die
durch Christoph von Berastein vertretene Pfalzgrâfin Maria Elisabeth
und den Wild- und Rheingrafen Johann, Obervormunderin und Mitvor-
mund der minderjâhrigen Hartenburger Grafen, als vertragsschliessende
Teile nennt und von ihnen mit unterzeichnet ist, sondern ganz besonders
deutlich aus dem oft erwâhnten Protokoll des Dr. Tuschelin. Als
nâmlich am 23. Juni 1613 die Teilungsverhandlungen in Dagsburg be-
ginnen sollten, war diesem Protokoll zufolge wohl der Vollmachttrâger
der Pfalzgrâfin, aber der Rheingraf Johann noch nicht zugegen. Es .
wurde daher vereinbart, zwar in die Verhandlungen einzutreten, aber
seine Ratification vorzubehalten. Dann heisst es weiter in dem Protokoll:
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— 260 —
•Nachdem der Herr Mitvormundt Rheingraff Johann erst den
28. Junii ufï Dagsburg Abendts ankommen unndt Ihren Gnaden
dasjenige, so vor dero ankunfft inmittelss uff Ihr. Gn. Ratification
abgehandelt worden, des anderen Tags (also am 29.) wegen
ankunfft des Erzhertzogen Leopoldi urnbstendiglich nicht referiert
werden môgen, so ist heraach den 30. eiusdem raorgens vor Mittag
durch Bernstein aussfuhrliche Relation geschehen*,
worauf dann der Rheingraf ailes bisher Verhandelte aueh seinerseits
ratifieiert hat.
Demnach war am 27. Juni der Erlass einer endgiltigen Wald-
ordnung fur die Grafschaft Dagsburg durch die Grafen Johann Philipp
und Philipp Georg allein ebenso unmôglich, wie der Erlass einer solchen
Waldordnung durch die Grafen Johann Ludwig und Philipp Georg oben
als unmôglich erwiesen worden ist.
4. Wiirde der eben erôrterte Sachverhalt ganz allein ausreichen,
um die Unechtheit der angeblichen Urkunde vom 27. Juni 1613 zu er-
weisen, so gilt ganz dasselbe von einem anderen unlôslichen Wider-
spruch, in welchem dièse mit der unzweifelhaft echten Urkunde iiber
die Teilung vom 8. Juli 1613 steht.
In dieser Urkunde heisst es (Esser II, 21), dass gemeine grâflich
leiningensche Herrschaften (also die beiden Linien Falkenburg und
Hartenburg) hiebevor (also vor dem 8. Juli) zu Erhaltung ihrer ge-
meinen Waldungen sich uber eine gemeine, wohlangesehene, richtige
Waldordnung verglichen gehabt hàtten, dass aber solche verfasâte und
wohlangestellte Waldordnung nicht »in esse gebracht*, noch den
Unterthanen zur Nachrichtung publiciert, viel weniger voll-
zogen und effectuiert worden sei. Es soUe daher jetzt (nach ge-
schehener Realteilung) jeder der beiden Herrschaften zustehen, nach
ihrem Belieben ûber die Waldungen ihres Teils Verordnung zu treffen.
Es liegt auf der Hand, wie dieser Passus des Vertrages vom 8. Juli
1613 vollkommen mit dem, was im vorigen Paragraphen ûber die
Rechtslage vor jenem Tage ausgefiihrt worden ist, tibereinstimmt : vor
dem 8. Juli 1613 hâtte eben nur eine gemeinsame Waldordnung beider
Linien erlassen werden konnen, eine Waldordnung also, wie die von
1593/97 und die von 1607. Ebenso in Uebereinstimmung steht jener
Passus des Vertrages mit dem, was in der Folge geschehen ist; am
1. Mai 1614 ist in der That von jeder der beiden Linien fiir ihren
Teil der Grafschaft eine besondere Waldordnung, die uns erhalten ist,
erlassen worden. Dagegen ist mit diesem Passus des Vertrages die
Annahme unbedingt unvereinbar, dass schon am 27. Juni 1613 eine
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ir*
— 261 —
^c Waldordnung der Grafen Johann Ludwig und Philipp Georg oder — wenn
^ man willkûrlich andern will — der Grafen Johann Philipp und Philipp
a Georg wirkUch erlassen und vollzogen worden sei. Da nun der Ver-
ei trag vom 8. JuU 1613 in unanfechtbarem Original vorliegt und unzweifel-
haft echt ist, kann die mit ihm unvereinbare angeblieheUrkunde
vom 27. Juni 1613 nicht echt sein.
5. Gleiehfalls unvereinbar aber ist die angeblich vom Grafen
Philipp Georg miterlassene, unterzeichnete und feierlieh beschworene
Urkunde vom 27. Juni 1613 mit der Waldordnung des Grafen Philipp
Georg vom 1. Mai 1614, welche uns wirklich im unanfechtbaren
Original vorliegt. Denn um von einzelnen Bestimmungen, auf die unten
ausfiihrlicher zuruckzukommen sein wird, abzusehen: es geniigt, an
dieser Stelle einen Punkt hervorzuheben. Am 27. Juni soll Philipp
Georg in feierlieher, dureh einen Eid bekràftigter Urkunde eine Wald-
ordnung erlassen haben, die er ausdrucklieh, soweit es sieh um Rechte
der Unterthanen handelt, als fiir aile Zeit verbindlieh und unabànder-
Uch erklârt:
Eingangsformel : Sans que jamais il ne puisse rien y être
changé.
Art. 1. Nous nous réservons le droit de disposer de nos pro-
priétés rurales et forestières, sauf les droits de nos sujets.
Art. 20. Les réglemens qui pourraient être faits par la suite
par nous ou nos successeurs, nécessités par les temps et les
circonstances, ne pourront en aucune manière préjudicier au présent^
und am 1. Mai 1614, noch nicht ein Jahr spâter, hat Graf Philipp
Georg eine Waldordnung erlassen, wie er es hinfiiro mit seinem Ge-
wâlde wolle gehalten haben:
»jedoch vorbehaltlichen unsers Gefallens jederzeit darinnen zu
disponieren«.
Also am 27. Juni 1613 angeblich Verzicht auf jedes Dispositions-
recht in Bezug auf die Gerechtsame der Unterthanen; am 1. Mai 1614
thatsàchlich vielfach neue Disposition und ausdriicklicher Vorbehalt
des freien Dispositionsrechts fiir die Zukunft. Dieser Widerspruch ist,
da die Echtheit der Urkunde von 1614 feststeht, nur durch die An-
nahme der Unechtheit der Urkunde von 1613 zu lôsen.
Der Historiker aber kann hier nicht unterlassen, zu bemerken,
dass er, auch wenn die Waldordnung vom 1. Mai 1614 nicht im
Original erhalten, sondern nur ebenso mangelhaft iiberliefert wâre, wie
die angebUche vom 27. Juni 1613, nicht einen Augenblick anstehen
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— 262 —
dûrfte, angesichts des Widerspruches, der zwischen den beiden Ur-
kunden besteht, sich fiir die erstere und gegen die letztere zu ent-
scheiden. Denn wàhrend jene mit allem, was ûber die allgemeinen
Bestrebungen deutseher Landesherren ihren Unterthanen, deutscher
Leibherren ihren Leibeigenen gegeniiber zu Anfang des 17. Jahrhunderts
anderweit bekannt ist, im besten Einklang steht, wûrde dièse von einem
Verhâltnis Kunde geben, fur das in jener Zeit eine Analogie nicht leicht
aufzufinden sein durfte.
6. Aber nicht bloss mit dem, was zufolge sicherer urkundlicher
Zeugnisse in Bezug auf die Grafschaft Dagsburg und ihre Waldungen
in den Jahren 1613 und 1614 geschehen und angeordnet ist, stehen
die Angaben der angeblichen Waldordnung vom 27. Juni 1613 in un-
iôslichem Widersprueh ; auch iiber den Bestand und Umfang der Graf-
schaft in jener Zeit war der Verfasser dieser Urkunde nur mangelhaft
unterrichtet.
Im Eingang der Urkunde zâhlt er als Bestandteile der Grafschaft
Dagsburg die folgenden Dôrfer und Weiler (villages et hameaux) auf:
Dagsburg, Walscheid, Alberschweiler, Engenthal, Weiher, Obersteigen,
Hohengôfft, Wangenburg und Hessen. Hier fehlt Weiersheim, welches
zwar râumlich von den ûbrigen Orten der Grafschaft abgelegen war,
doch unzweifelhaft im Anfang des 17. Jahrhunderts als ein Bestandteil
der Grafschaft galt, mit dieser von dem Bistum Strassburg zu Lehen
ging und bei den Teilungsverhandlungen von 1613, ausweislich der
daruber vorUegenden Akten, genau so behandelt wurde, wie aile
anderen Dôrfer der Grafschaft^). Hier werden ferner Engenthal und
Wangenburg als Dôrfer oder Weiler bezeichnet, was fur das Jahr 1613
nicht zutriflFt. Zwar gab es ein Dorf Wangenburg, aber dièses gehôrte
nicht den Grafen von Dagsburg, sondern dem Kloster Andlau*); dags-
burgisch war nur ein Hof Wangenburg; ebenso war Engenthal 1613
*) In Bezug auf Weiersheim hat Esser I, 34 die Verhâltnisse, wie sie sich
durch die Teilung von 1613 gestalteten, aus dem ihm bekannten Material nicht
sicher feststeUen kônnen. Wir erfuhren schon oben (S. 267) aus den ProtokoUen
Tuschelins, dass die Bewohner des Orts, wie die von Hohengôfifl, den Wunsch
ausgesprochen hatten, ungeteilt zu bleiben. Beiden Orten ist indes dieser Wunsch ab-
geschlagen worden. Aus den Losbeschreibungen ergiebt sich, dass zum ersten
(falkenburgischen) Lose in Hohengôfft 21, in Weiersheim 66, zum zweiten (har-
tenburgischen) Lose in Hohengôfft 20, in Weiersheim 67 Unterthanen geschlagen
wurden.
*) Von diesem hatten die Herren von Wangen Schloss und Dorf Wangen-
burg zu Lehen ; die Akten daruber siehe im Bezirksarchiv zu Strassburg H. 23Ô7,
G. 1395. 1611 batte Christoph von Wangen die hivestitur bei der Aebtissin von
Ândlau nacbgesucht.
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— 263 —
noch kein Dorf, sondern nur ein Pachthof, aus dem sich allerdings
durch Ansiedlung von »Biirgeni« bereits ein Dorf zu entwickeln be-
gonnen batte. Bei den Teilungsverhandlungen von 1613 ist am 26. Juni,
zufolge des Tuschelinsehen Protokolls, vereinbart worden, dass die
>Hôfe Wangenburg und Ëngenthal« gegen einander abgeschâtzt werden
soUten, damit der einen Linie der eine, der anderen der andere Hof
zugesprochen werden kônne ; demnach ist denn auch verfahren worden ;
der Hof Wangenburg ist auf das erste, der Hof Engenthal auf das
zweite Los gefallen. Von einem Dorf oder Weiler Wangenburg oder
Engenthal ist in den TeOungsakten nirgends die Rede.
Doch das sind Ungenauigkeiten des Ausdrucks, auf die an dieser
Stelle, so aufiallig sie sind, kein entscheidender Wert gelegt werden
soll. Wohl aber kommt ein solcher dem Umstand zu, dass auch
Hess en unter den zur Grafschaft Dagsburg gehôrigen » villages et
hameaux* aufgezàhlt wird. Dass dies von dem Verfasser der Urkunde
mit voUem Bewusstsein geschehen ist, ergiebt sich aus Art. 5, Alin. 2
der angeblichen Waldordnung vom 27. Juni 1613. Hier verbûrgen die
Grafen »ihren Unterthanen der Gemeinde Hessen« (à nos
sujets de la commune de Hesse) das Recht auf Rauh- und Schmalz-
weide in den auf ihrem Bann gelegenen Waldungen; sie verfugen,
dass die Unterthanen es in Zukunft ebenso ausUben sollen, wie vor
der dem Kloster gemachten Schenkung ; sie leiten ihr Recht zu solcher
Verfugung aus dem Umstande ab, dass die »Schenkung der Wâlder«
(l'acte de donation des forêts) an das Kloster Hessen nur. unter dem aus-
drùcklichen Vorbehalt geschehen sei, dass dasselbe sich den Verord-
nungen und Verfûgungen (ordonnances et règlements) unterwerfe, welche
die Grafen in Bezug auf Gûter, Abgaben und Frohnden (biens, impôts
et porvées) erlassen wiirden.
Dièse Angaben der Urkunde vom 27. Juni 1613 verstossen grôb-
lich gegen die historische Wahrheit. Ueber die Verhâltnisse des Klosters
Hessen zu den Grafen von Leiningen sind wir durch Amorbacher
Archivalien genau unterrichtet. Das Kloster oder genauer gesprochen
der Priorat zu Hessen stand unter der Vogteigewalt der Grafen zu
Leiningen. Um die Wende des 16. und 17. Jahrhunderts war der
Priorat durch pàpstliche Verfugung dem Kloster Haute Seille (Alta
Silva, Hohenforst) inkorporiert worden. Gegen dièse Verfugung hatten
die Grafen als eine Beeintrâchtigung ihrer Rechte Protest erhoben und
eine Klage beim Reicbskammergericht angestrengt. Am 25. Juli 1605
kam es dann zu Hessen selbst zu einem Vergleich, tiber den uns eine
von dem Grafen Emicho (XL Hartenburger Linie) und den Grafen
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— 264 —
Johann Ludwig nnd Philipp Georg (Falkenburger Linie) eigenhândig
unterschriebene, sowie mit ihren Siegeln und den Siegeln des Abts und
des Convenis von Haute Seille versehene Originalurkunde im Amor-
bacher Archiv erhalten ist. In dieser Urkunde verzichteten die Grafen
zu Gunsten des Abtes Petrus Guerhardus und des Convents von Haute
Seille auf aile ihre Rechte am Kloster und Dorf Hessen. Es heisst
daruber in der Urkunde:
Cedentes itaque et transferentes dictum ius nostrum . . . vo-
lumus, ut memoratus abbas eiusque conventus monasterium Hessen,
villam cum suo territorio, omnibus eius pertinentiis, iuribus,
authoritatibus, hominibus, iudicibus, alta, média et inferiori iustitia,
corporalibus pœnis, amendis, confiscationibus, censibus, redditibus,
agris, pratis, pascuis, sylvis, stangnis, piscationibus et omnibus
servitutibus habeant atque possideant, nec quicquamnosiuris,
emolumenti aut commodi nobis reservare aut in posterum
prsetendere vel sperare volumus, sed libère pro nobis nostrisque
haeredibus praedictis iuribus cedimus illisque pure et simpli-
citer renunciamus in perpetuum.
Was die Grafen sich dann im weiteren Verlauf der Urkunde vor-
behalten, ist Folgendes:
a) Ein donum gratuitum im Werthe von 100 Kronen bei jedem
Abtswechsel in Haute Seille.
b) Wenn Verbrecher im Bann oder Gebiet von Hessen ergriffen
werden, so soU der Abt die Sache bis zum Urteil bringen, die
Exekution des Urteils aber den Grafen obliegen und von ihnen,
als Vôgten des Klosters, in Dagsburg vollstreckt werden. Von
dem konfiszierten Eigentum solcher Verbrecher fâllt nach Ab-
zug der Exekutionskosten Va den Grafen, */3 dem Abt zu.
Reicht der Nachlass der Verbrecher zur Deckung der Exe-
kutionskosten nicht aus, so werden dièse vom Abt getragen.
c) Der Abt tritt an die Grafen die Hâlfte des Weihers zu Wespach
ab, dessen andere Hâlfte sie schon besitzen.
d) In Bezug auf die Ueberwinterung der Rinder aus Dagsburg in
Hessen verbleibt es bei denBestimmungen einesdariiber zwischen
dem Grafen Engelhard von Leiningen und dem Prior Johannes
Rogerius von Hessen geschlossenen Vergleichs.
e) Die Grafen behalten das officium hospitaUtatis (das Atzungs-
recht), fiir sich und ihre Beamten, in Hessen.
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— 266 -
Demnach gehôrte im Jahre 1613 das Dorf Hessen nicht zur
Grafschaft Dagsburg^ und die Grafen hatten daselbst keine Unterthanen.
Ein VerordQUQgsrecht iiber Gùter, Einkunfte und Frohnden stand den
Grafen in Hessen nicht zu. Die Ângaben der angeblichen Urkunde
vom 27. Juni 1613 iiber Hessen sind als vôUig falsch erwiesen. Dass
eine echte Urkunde, die inmitten der Tage erlassen wâre, in denen
in Dagsburg behufs der vorzunehmenden Teilung der Grafschaft die ge-
nauesten und sorgfâltigsten Âufnahmen iiber deren Pertinenzien er-
folgten, nicht so falsche Angaben enthalten kann, liegt auf der Hand.
Die Urkunde, die so falsche Angaben enthâlt, muss selbst eine
Fâlschung sein^).
IL
Das gewonnene Ergebnis wird gestutzt und befestigt, wenn wir
die sachlichen Bestimmungen der Urkunde vom 27. Juni 1613 ins
Auge fassen. 1. Mit vollem Recht ist da bereits von Esser hervor-
gehoben und auf das Nachdrucklichste ist zu betonen, was schon oben
einmal angedeutet wurde, dass die angebliche Waldordnung von 1613
einen vôliig anderen Gesamtcharakter hat, als die sechs echten Wald-
ordnungen von 1569 bis 1628. Dièse haben den Hauptzweck, die
Erhaltung der Waldungen zu sichern; sie enthalten demgemâss in der
Hauptsache im Interesse der Grafen erlassene Bestimmungen iiber die
Scbranken, welche der Ausbeutung der Wàlder durch die Unterthanen
gesetzt werden. Jene bezeichnet als ihren Hauptzweck die Sicherung
der Rechte der Unterthanen (afin d'assurer aux sujets du dit comté
les droits usagers qu'ils exercent), erwàhnt erst an zweiter Stelle die
Sicherung der Leistungen (droits et préstations), welchen die Unterthanen
unterworfen sind, und erwàhnt gar nicht das in den echten Wald-
ordnungen*) an die Spitze gestellte Motiv ihres Erlasses: den Schutz
') Korrekt driickt sich iiber Hessen seU)stverst&Ddlich der Teilungsverlrag
vom 8. Juli 1613 aus. £r erwàhnt nur einige >zue Hess gelegene unnd zur
Graveschaft Dagsporg gehôrige matten«, welche in zwei Telle geteilt seien. Dieser
Wiesen wird in dem Vertrag von 1605 nicht gedacht, weil sie nie dem Kloster
gehôrt hatten. Auch in den beiden Los-Beschreibungen, die vor der Teilung auf-
gesetzt sind, kommen nur Hesser Wiesen als der Teilung unterworfen vor. — Die
Kriegsmann'sche Beschreibung der Grafschaft Dagsburg von 1671 (S. oben Seite
24Ô, N. 1) stimmt gleichfalls mit den Ângaben des Vertrages von 160Ô ûberein,
fiihrt aber die Abtretung des Ëigentums an dem Dorf Hessen auf einen Vertrag
vom 22. September 1607 zurûck. Ein Vertrag dièses Datums ist indessen in
Amorbach bis jetzt nicht aufgefunden worden.
*) 1569; Nachdem wir augenscheinlich befunden, dass die waldt,
so zu unserem hauss und Graveschafft Dagspurg gehôren durch ûbermessigs ab-
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— 266 —
der Waldungen gegen Verwûstungen durch die Unterthanen. Es ist
nicht im Entferntesten abzusehen, was die Grafen im Jahre 1613 batte
veranlassen kônnea, sich beim Erlass einer neuen Waldordniing auf
den vôllig abweiehenden Standpunkt zu stellen, von dem die angeblicbe
Urkunde vom 27. Juni d. J. Zeugnis ablegt.
Und dass die Grafen thatsâchlich aucb im Jahre 1613 nicht auf
diesem Standpunkte, sondern durchaus auf demjenigen der vorangehenden
uud folgenden Waldordnungen standen, beweisen aufs Klarste die Worte,
in denen der Teilungsvertrag vom 8. Juli 1613 der damais vorhandenen,
aber nicht ausgefiihrten Absicht gedenkt, vor der Teilung noch eine
gemeinsame Waldordnung zu erlassen:
»Damit das Gewâlde durch die underthanen nicht ferners von
Tag zu Tag Je mehr verwûstet und erôssiget, Sondem dardurch allem
schâdlichem Beginnen, frevelbarem muthwillen und verderblichem
undergang vorgebawet und soviel môglich gestewert wûrde«.
Wàre es zum Erlass einer Waldordnung im Sommer 1613 wirk-
lich gekommen. so wiirde in ihr — das kann nach diesen Worten
bestimmt behauptet werden — , ebenso wie in den friiheren und spàteren
hawen und ander verwiistungen erôsset und inn abgang kommen
.... dem . . . . so viel môglich vorzusein, sein wir hôchlichen verursacht, ein
waldtordnnng vorzunehmen und uffzurichten.
1593/97 : Nachdeme wir .... in augenschein befuenden undt noch tâglich
spûren, wass maassen unsere zum hauss undt gantzer Graveschafift Dagsburgk
angehôrige gewâldte durch das unauffhôrliche iiberfliissige abhawen .... undt
andere Verbrauchung also erôsset undt verwûstet wirdt .... haben unss diesser
waldordnung entlich verglichen.
1607 : Nachdem wir augenscheinlich befunden und taglich spiiren, dass die
Gewâlde, so zu unserm hausse und Graveschafift Dagspurg gehôrig, durch iiber-
mâssiges abhawen und anderer verwustung . . . erôset und in abgang kompt,
dem . . . allem vorzuschritten, und solches abzuschaiïen, seind wir verursacht
worden und wôllen .... hiermit dièse unsere Waldtordnung ufgericht haben.
1614: (falkenburgisch) : Nachdem wir Augenscheinlich befunden, das Ge-
wâlde, so vor jiingst bei gehaltener Abtheilung zu unserm Haus und Grav-
schafift Dachspurg im Looss zugefallen ... ; sehr verwiist und in Abgang kommen
. . . haben Wir dièse Waldtordnung .... publiciren und vorlesen lassen.
1628: Nachdeme wir augenscheinlich befunden und tâglichs spûren, dass
die Wâldt, so zu unnsserer .... Graveschafift Dagspurg gehôren, durch ûbermâssiges
abhauwen .... und andere Verwûstungen erôsset und in abgang kommen ....
seind wir hôchlichen veruhrsacht eine Neuwe Waldtordnung vorzunehmen und
ufifzurichten. — Der hartenburgische Amtserlass von 1614 enthâlt eine Molivierung
ûberall nicht, stimmt aber seinem Gesamtcharakter nach vollkommen mit den
anderen fûnf ûberein.
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— 267 —
WaldordnungeQ, die Wahrung der Interessen und des Eigentums der
Herrschaft und nicht, wie in der angeblichen Urkunde vom 27. Juni
1613, die Wahrung der Rechte der Unterthanen der leitende Gesichts-
punkt gewesen sein.
2. Steht somit die Tendenz, von welcher die angebliche Urkunde
vom 27. Juni 1613 beherrscht wird, zu den Gedanken, welche in den
echten Waldordnungen von 1569 — 1628 die leitenden sind, und welche
nachweislich auch im Sommer 1613 bei der Absicht, eine neue Wald-
ordnung zu erlassen, fur die Grafen von Leiningen massgebend waren,
in grellem Gegensatz, so stimmt sie dagegen um so besser und um so
auffâlliger mit dem uberein, was uns ûber die Interessen, Wtinsche
und Bestrebungen der Unterthanen in der Grafschaft Dagsburg in den
letzten Jahren der grâflichen Herrschaft und speziell im Jahre 1789,
in welchem die Urkunde angebUch zuerst auftaucht, bekannt ist.
a. Art. 3 der Urkunde vom 27. Juni 1613 ordnet an, dass in
den Tannenwâldern und in den Wâldern mit Mischbestânden von
Kiefern und Tannen kein Kahlschlag (coupe), sondem nur ein Plânter-
betrieb (exploitation en jardinant) stattfinde. Aus mehrfachen Eintrâgen
in den ProtokoUen Rûhls ergiebt sich, dass dieser den Plânterbetrieb
als fur die Herrschaft unvorteilhaft bezeichnete und den Oberforster
Becker wiederholt anwies, Kahlschlâge vorzunehmen.
b. Art. 4 der Urkunde râumt den Unterthanen ein ausschliess-
liches Kaufrecht auf das Klafterholz ein, welches in den zu ihren Ge-
meinden gehôrigen Waldrevieren geschlagen wird. Dass die Grafen
am 8. Juli 1613 ein solches Recht nicht anerkannten, ergiebt sich mit
Sicherheit aus dem Erbteilungsvertrage von diesem Datum (Esser II, 22),
in welchem ûber den Handel und die Verflôssung solchen Klafterholzes
Bestimmungen getroffen werden. Auch aus spàterer Zeit liegt in den
mir zugângUch gewordenen Urkunden nirgends eine Spur dafiir vor,
dass ein solches Vorkaufsrecht bestanden habe oder in Uebung ge-
wesen sei. Insbesondere beweisen die ProtokoUe Riihls, dass in den
80er Jahren des vorigen Jahrhunderts die furstliche Verwaltung nach
vôllig freiem Ermessen und ohne jede Rucksicht auf die Unterthanen
Verkâufe von Klafterholz, sei es im Wege freihândiger Verâusserung,
sei es durch Versteigerung vornahm. Dass aber damais und wohl
eben darum die Unterthanen nach einem solchen Vorkaufsrecht strebten,
ergiebt sich aus einem Eintrag in Rûhls ProtokoU vom 8. August 1789:
Die Absicht derer Dagsburger ist, dass man niemand als ihnen,
die meist insolvables sind, holtz verkâufe; deswegen jagen sie
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— 268 —
Framonter aus dem Wald und thun in Ansehung der Haarberger
Glasermeister das gleiche. Nun dièse Absicht soll ihnen wohl
vereitelt werden!
und aus einem Bericht des Amtmanns Gérard an den Fiirsten vom
2. August dess. J. (Original im Archiv zu Amorbach):
Les habitants de Dabo demandent .... à ce qu'il n'en (du
bois) soit pas vendu aux étrangers, à moins que les indigènes
n'en soyent pourvus.
c. Art. 5 der Urkunde bestatigt den Unterthanen das Recht der
Rauh- und Schmalz- (oder Mast-) weide (vaine et grasse pâture)
in den Waldungen der Grafschaft, und zwar jeder Gemeinde in ihrem
Bezirke.
Wenigstens in der letzten Zeit der grâflichen Herrschaft ist dies
Recht der Unterthanen nicht anerkannt worden. Im Jahre 1787 hat
liber die Mastweide (grasse pâture) ein Prozess zwischen der Gemeinde
Alberschweiler und dem Fiirsten vor dem Conseil souverain d'Alsace
in Colmar geschwebt. Er ist am 26. Màrz zu Gunsten des Fiirsten
entschieden worden. Am 28. Màrz berichtet Riihl von Colmar aus,
das Gericht habe einstimmig »Serenissimo die exclusive Mastwaid
zugesprochen* ;. die Alberschweilerer, welche 70 Stiick Vieh in die
Mastweide getrieben hâtten, seien in eine dem Mastweidepàchter zu
entrichtende Entschâdigung und in aile Kosten des Verfahrens verurteilt.
Die angebliche Waldordnung vom 27. Juni 1613 kann damais weder
den Alberschweilern, noch dem Gerichtshof bekannt gewesen sein, da
anderen Falles eine solche Entscheidung unmôglich gewesen wâre. In
dem oben erwàhnten Schreiben Gérard's an den Fiirsten vom 2. Au-
gust 1789 wird es aber als Forderung der Dagsburger bezeichnet > qu'ils
ne soyent pas gênés dans leur droit de patiœage et que la grasse-
pâture ne soit pas affermée à des Etrangers*. Auch in einem Bericht
des Hofkammerrats Hoffmann^) aus Zabern an den Fiirsten vom
29. Juli 1789 heisst es : die meisten Unterthanen schreyen nach Holtz
und We y den, die umhâgt und zu befahren verboten sind.
d. Art. 10 der Urkunde gesteht den Unterthanen das Recht zu,
das Trockenholz und Unholz (bois mort und mort-bois) gratis zu er-
halten. Auch um dies Recht ist in den letzten Zeiten der grâflichen
Herrschaft gestritten worden. Im Juni 1782 erforderte Riihl, infolge
*) Original in Amorbach.
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— 269 —
eines von den Gemeinden Alberschweiler und Weiher erhobenen An-
spruches darauf Bericht von dem Hofrat Greuhm iiber die Frage:
Haben die Unterthanen einen titulum vor sich oder den Besilz-
stand, . . . das abgestorbene, tote Hollz, le bois mort, f&r Brennholtz
weg zu hohlen, ohne dafîir der Herrschaft etwas zu entrichten?
Auf Grund des von Greuhm erstattelen Berichtes, der uns nieht
vorliegt, instruierte dann Rùhl am 10. Juni den Procureur des Fursten
von Leiningen beim Conseil souverain d'Alsace, Simon, behufs des zu
fûhrenden Rechistreites folgendermassen:
Ni la communauté d'Abrechvilre ni celle de Voyer n'a titre n'y
est en possession de prétendre gratis le bois mort dans les forêts
seigneuriales pour s'en servir en qualité de bois de chauffage.
De tous tems jusqu'à ce jour le bois mort a été mis à l'enchère
publique en même tems avec le bois vert et cela à la face et
sans aucune contradiction de la part des dites communautés.
e. Art. 11 der Urkunde sichert den Unterthanen gratis den Bezug
des nôtigen Bau- und Reparaturholzes zu. .Auch uber diesen, von der
Herrschaft auf s Entschiedenste bestrittenen Anspruch schweble gerade
im Jahre 1789 ein Prozess zwischen dem Fursten und der Gemeinde
Dagsburg, auf den wir unten ausfiihrlicher zurtickzukommen haben.
Aus dem oben schon erwâhnten Brief des Amtmanns Gérard
an den Fursten von Leiningen vom 2. August 1789 erfahren wir, dass
die Dagsburger, welche seit dem 28. Juli desselben Jahres in offenen
Aufstand gegen die fiirstlichen Beamten eingetreten waren, damais
eine Art von > cahier de doléances*, wie sie in Frankreich bei den
Wahlen zu den Etats généraux ûblich geworden waren, aufgesetzt
hatten, indem sie ihm ein Schriflstiick vorlasen, «contenant différentes
pétitions qui sont la plupart relatives aux forêts.* Leider sind meine
Versuche, dies Programm der Dagsburger in Amorbach aufzufinden —
milgeteilt wird es dem Fursten wohl sein*) — vergeblich geblieben.
Aber, wie man aus den vorangehenden Ausfuhrungen ersieht, gew&hrt
die Urkunde vom 27. Juni 1613, die angeblich im August 1789 im
Besitz des Maire von Dagsburg war, eine Art Ersatz fur diesen Ver-
lust: sie enthâlt, in der Form bindender und rechtskràftiger Zusicherungen
seitens der Herrschaft, in mehreren wesentlichen Punkten gerade das,
*) Gérard hat sich versprechen lassen, dass man ihm eine Abschrift des
SchriftstUckes geben wolle und seinerseits zugesichert, dieselbe dem Fiirsten zu
iibersenden.
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— 270 —
was im August 1789 erweislich auf dem Programm der revolutionâren
Bauem von Dagsburg geslanden hat. Um so ,unerklârlicher ist, dass
die Bauern sich weder in diesem Jahre, noch in der nâchsten Zeit
irgendwie auf dièse Urkunde berufen habai!
3. Noch merkwûrdiger aber ist, dass die Urkunde mehrfach An-
gaben ûber administrative Verhàltnisse in der Grafschaft enthàlt,
welche zwar trefflich zum Ende des 18. Jahrhunderts passen, aber gar
nicht zum Anfang des 17. Jahrhunderts, d. h. zu der Zeit, in der die
Urkunde entstanden sein will.
a. In Art. 5 und 10 der Urkunde ist von » forestiers principaux*,
in Art. 11 von einem »chef forestier* die Rede. Dass es im Jahre 1613
noch keinen Oberfôrster in der Grafschaft Dagsburg gegeben hat, ist
bestimmt zu erweisen. Als im Juli 1613 die Teilung der Grafschaft
erfolgte, ist — zufoige des Teilungsvertrages — die Abteiiung der
Waldungen auf Grund eines Entwurfes vollzogen, der durch den Amt-
mann der Grafschaft, sodann »sâmbtliche Fôrster, Meyer und ettliche
elteste darzue gezogene Gerichtsschôffen* aufgestellt wurde. Ein Ober-
fôrster, der bei diesem Anlass entscheidend hatte mitwirken mûssen,
wird in der Urkunde nicht erwâhnt. Nach den ProtokoUen Rûhls^)
giebt es erst seit seiner Zeit einen in der Grafschaft selbst residierenden
Oberfôrster, und erst am 9. Oktober 1789 sind an Stelle des infoige
der Révolution entlassenen Oberfôrsters Becker zwei Oberfôrster,
Nikolaus Reimel und Joseph Baur, eingesetzt worden, von denen der
erstere den Titel eines Oberfôrsters en chef erhielt.
b. Art. 2**^ und 21 der Urkunde setzen in der Grafschaft be-
sondere Gerichtsbeamte (gens de justice, officiers de justice) voraus,
welche von den in diesen Artikebi (vergl. auch Art. 11. 12) erwâhnten
Verwaltungsbeamten (Râten, Einnehmern, Meyem, Fôrstern) unter-
schieden werden. Dièse Scheidung zwischen Administration und Juris-
diction ist dem Anfang des 17. Jahrhunderts durchaus fremd. Damais
waren ausweislich allen uns erhaltenen urkundlichen Materials Recht-
sprechung und Verwaltung noch in den Hànden des herrschaftlichen
Amtmanns vereinigt*). Erst nach der Vereinigung der Grafschaft mit
*) Eintrag vom 3. Mârz 1786. Der erste in der Grafschaft wohnende Ober-
fôrster war der iinter Rûhl ernannte Becker. Sein Vorgânger, der Forstsekretâr
Baader, wohnte in Westhofen; als Oberforstmeister fungierte der in Strassburg
wohnende Hofrat Greuhm.
•) AUerdings gab es in den Dôrfem Gerichtsschôfifen ; aber dièse kônnen
unter den officiers de justice nicht verstanden werden, da sie nicht eigentliche
Beamte waren.
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— 271 —
Frankreich ist nach franzôsischem Muster die Trennung von Justiz
und Verwaltung in Dagsburg durchgefûhrt worden. Der Amtmann
(bailli), dem Amtsschreiber (greffier), Procureur fiscal und Amls-
diener (sergeants, huissiers) zur Seite standen, wurde schliesslich ein
reiner Justizbeamter, wâhrend herrschaftliche Rate die Verwaltungs-
angelegenheiten ubernahmen.
4. Vollends ausschlaggebend ist endlich der Umstand, dass eine
Anzahl von Angaben der angeblichen Urkunde vom 27. Juni 1613 liber
die Holzberechtigungen selbst und die der Herrschaft dafîir zu ent-
richtenden Leistungen mit den Verhàltnissen, wie sie zu Anfang des
17. Jahrhunderts bestanden, unvereinbar sind und ihre Entstehung An-
schauungen verdanken, die erst am Ende des 18. Jahrhunderts auf-
gekommen sein kônnen.
a. In Artikel 2*^" der Urkunde wird die Aufnahme von Fremden,
behufs Grûndung eines Hausstandes, in die Grafschaft von der Be-
zahlung eines Biirgergeldes (droit de bourgeois) von 15 Gulden ab-
hângig gemacht. In der Dorfordnung vom Jahre 1569 (Esser II, 58)
wird bei der Aufnahme von Auslândern in die Grafschaft ein Einzugs-
geld von 1 Pfund Pfennigen, d. h. 2 Gulden festgesetzt. Denselben
Betrag des Einzugsgeldes kennt die Dorfordnung von 1593/97 (Esser II, 78).
Mit voUem Recht hat schon Esser es als undenkbar bezeichnet,
dass in der Zeit von 1593/97 bis 1613 dièse Abgabe auf den mehr
als siebenfachen Betrag gesteigert worden wâre. Es lâsst sich aber
sogar der stricte Beweis fiihren, dass dem nicht so gewesen ist. Dass
noch 1671 das Burgergeld in der Grafschaft zwei Gulden betrug, er-
giebt sich aus der ôfter erwâhnten Kriegsmannschen Beschreibung der
Grafschaft Dagsburg^). Aber noch ein spâteres Zeugnis dafûr hegt
vor. Im JuU 1787 waren Geheimrat Rûhl und Regierungsrat Sicherer
zur Revision der Verwaltung in der Grafschaft. In dem ProtokoU
liber dièse Revision findet sich zum 28. JuU folgender Eintrag:
Hofkammerrath Hofmann thut Vorstellung wegen der Schirmer ;
10 Gulden Receptionsgeld, so man von ihnen fordere, und
4 Gulden Schirmgeld sei zu viel, sonderUch wenn sie auch noch
zum Frohnden angehalten werden sollten, und dass laut der
Zollerischen Colligend nur 2 Gulden vor dasBûrger-
recht bezahlt werden sollten.
>) S. 16, 43, 69, 97 der Abschrifi auf der Kaiserlichen Bibliothek zu
Strassburg.
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— 272 —
Nun remonstrierte man zwar, dass das Zollerische Colligend kein
Gesetz mâche, da es sieh sonderlich noch auf alte Zeiten beziehe, in
welchen es bei der Herrschaft gestanden habe, zu mehren oder zu
mindern. Inzwisehen fand man doch, dass die obgesagte Receptions-
gebuhr und das Schirmgeld zu hoeh angesetzt ; es sei also am besten,
man verwandle aile Schirmer in Biirger, so miissten sie aile Lasten
tragen, wie die iibrigen, nehme ihnen aber ein fur allemal nur 6 Livres
Receptionsgebuhr ab, und da fânde man wieder auf dem Frohndgeld,
das sie alsdann entrichten miissten, was man an Schirm- und Re-
eeptionsgeld verliere.
Demnach wurde noch 1787 auf eine etwa in die letzten Jahre
des 17. Jahrh. gehôrige Ordnung*) Bezug genommen, der zufolge das
Biirgergeld nur 2 Gulden betrug, wenngleich dièse nicht als unbedingl
rechtskrâftig anerkannt ward. Aber fiir den Fall einer Verwandlung
der Schirmer in Biirger wird auch jetzt nur eine Receptionsgebuhr von
6 Livres, d. h. 3 Gulden, in Aussicht genommen*). Ein Satz von
15 Gulden fiir das Biirgergeld ist demnach fiir das Jahr 1613
undenkbar. Dagegen scheint sich zufolge eines Berichtes des Sous-
inspecteur des forêts zu Alberschw^eiler vom 24. Januar 1843 (Esser II,
200 ff.) aus Aussagen ehemaliger fiirstlicher Forstbeamten zu ergeben,
dass zu Ende der Leiningen'schen Herrschaft eine einmalige Abgabe
von 15 Gulden fur die Verleihung des Rechts auf Bezug von Biirger-
holz erhoben wurde*). Das Recht auf Bezug von Biirgerholz war
aber zu Ende der grâflichen Herrschaft nicht mehr mit dem Biirger-
recht in der ganzen Grafschaft verkniipft, sondern stand damais nur
noch den Bûrgern von Dagsburg und Engenthal zu*). Es liegt dem-
nach die Annahme nahe, dass das Biirgergeld nur bei der Verleihung
des Biirgerrechts fiir dièse beiden Orte zuletzt 15 Gulden betragen
habe, und dass der Verfasser der Urkunde von 1613 dièse Abgabe
mit der fiir die Erwerbung des Biirgerrechts in der Grafschaft iiber-
haupt tiblichen verwechselt habe.
*) Korrespondenzen mit Zoller aus den Jahren 1697 fif. sind im Âmorbacher
Archiv entbalten.
*) Dass das Schirmgeld hôher war, kann nicht befremden, da die Schirmer
im ubrigen nicht aile Lasten der Bûrger trugen.
') Die Abgabe wurde nach der Aussage des Brigadier Fellerath bezahlt,
>lorsque le Prince accordait le droit à cette délivrance (d. h. la délivrance des
arbres bourgeois)*. Ëbenso sagt der ehemalige Fôrster (garde) Gasser aus.
*) Vergl. Esser I, 159. Auch in der angeblichen Urkunde von 1613, Art 9,
wird es nur den Bewohnern dieser beiden Orte zuerkannt.
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— 273 —
h) Id Art, 4 der Urkunde von 1613 wird der Preis fur das den
UnterUianen zu verkaufende Kkfterholz atifl, VU, 2 und 2Vs Gulden,
je nach Art und Beschaffenheit (nature et qualité) des Holzes, fest-
gestellt. Zu denselben Preiseti soUen den Unterthaneu nacti Art. 10
der Lîrkunde die Windfâile (les chablits dérassinés) geliefert werden,
wenn dièse in grosser Zali! gefallen siod. Dass dièse Preise mit den
fur Windfâile nach den eehten Waldordnungen von 1607 — 1614 zu
zahlenden schlectiterdtngs unvereinbar sind, hat Esser Ij 351 unwider-
leglieh erwîesen; ich habe seinen be^îiigliehen Ausfûhrungen nichts hin-
zuzufijgen. Ueber die Betriige, uni welche gegen das Ende der griit-
lichen Herrschaft Klaflerholz verkauft wurde, hat Flsser 1, 142 nur
eine Angabe aus dem Jahre 1775 beibringen kônnen^ in weleheni der
Preis lur ein Klafter F^rennholz VU Gulden hetrog. In den ProtokoUen
Rùhrii liegen uoch weitere derartige Angaben vor.
Es sind u. a, abgegeben:
Ini Februar 1782 Tamienholz, das aus einein Waldbrand iibrig
geblieben und zu Klaftern gefornit isl, das Klafler zu 6 jC? 3 Pfg.^),
Im Mai 1782 Klafterholz, Scheite und IVîJgel dïu'cheinander ge-
setzt, das Klafter zu 1 (L 7 [i 6 Pfg.,
Im Juli 1782 Buchen und Hainbuchen, Scheit- und PrOgelholz
untereinander gesetzt, das Klafter zu 1 fi 6 /i 6 Pfg.,
Im Angust t7S2 Weichholz, Scheite nud Prûgcl untereinander
gesetzl, daa Klafter zu 9 (î,
Am 30. August 1782 ein Klafter Holz (naherc Angaben fehlen) I fl.,
im Deïîember 1782 Klaflerholz ( nahere Angaben feblen) 1 il, 7 (U> Pfg.,
im Februar 1785 Buchenholz, das Klafter zu 1 fl 7 /f 6 Pfg.,
ini April 1785 riOO Klafter, das Klafter zu 1 fl. 2 fi 6 Pfg.,
im Juni 178r>BuchenholZj Seheite und Bengel durcheinandergesetzl.
das Klafler zu 2 11. 7 ^ ; Tannen uml Weiehbolz das Klafter zu 1 fl. 2 jîQ Pfg.,
im August 1789 100 Klafter Birkenliolz, das Klafter zu 2 fl.
Wie man sieht, bewegen sich die in den Jahreu 1782^1789
wirklich gezabiten Preise flir Klaflerholz:, wenn man von dem noch
billigeren Ausnahmepreise des Februar 17K2 fiir durch Brand be-
seliâdigtes Holiî absieht, zwischen 9 Schillingen und 2 (Julden 7 Sehilliogen,
d. h. fast genau in den Preisgrenzen (l fl. — 2Vâ (l), welche die angel>-
liche Waldordnung von 1613 feslselzt. Es ist klar, dass die Walrl-
ordnimg nichl die Preise kennt, die zur Zeit ibrer angeblichen Enf-
stehung wirklieh gezahlt wurdon^ und die in Anbetracht der gewaltigt^n
*) Eiii Gulden — ^ehn SehiUitiËen,
18
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— 274 —
Verringerung des Geldwerles zwischen 1613 und 1782 sehr erheblich
geringer gewesen sein mûssen, sondern dass sie die Preise angiebt, die
am Ende der leiningen'schen Herrschaft die ûblichen waren.
c, Dasselbe gilt, wie bereits Esser I, 350 nachgewiesen hat, von
den in Art. 9 der Urkunde von 1613 festgesetzten Preisen fur das
Bûrgerholz. Es sollen danach 7 Sehillinge fur jeden Tannenstamm
gezahlt werden. In der Waldordnung von 1607, welehe den bisherigen
»niedrigen« Waldzins nicht beibehalten will, differieren hier die beiden
Texte; der eine setzt den Waldzins fur einen Tannenbaum auf 2 /?,
der andere auf 1 /î 4 Pfg. an. Die falkenburgische Waldordnung von
1614 will es bei dem »alten Waldzins* verbleiben lassen und normiert
den Preis fur einen Tannenbaum fiir die eigenen Unterthanen auf 1 /?,
fiir die Unterthanen der anderen Linie auf 2 p. Die hartenburgische
Waldordnung vom gleichen Jahre setzt den Tannenbaum zu 1 /î an,
behâlt sieh aber, falls Falkenburg den Preis fur die hartenburgischen
Unterthanen erhôht, eine entsprechende Erhôhung fiir die falkenburgi-
schen Unterthanen vor*). Eine falkenburgische Verordnung vom 7. Mai
1629 bestimmt als Preis fur eine Tanne 4 Batzen (2^/8 fi) fiir die
eigenen Unterthanen und 7 Batzen (4*/3 fi) fiir die Fremden*). Auch
auf hartenburgischer Seite muss um dièse Zeit eine Erhôhung des
Waldzinses auf 3, wenn nicht gar auf 4 fi stattgefunden haben, wie
der oben S. 245, N. 1 angefûhrte Bericht des Amtmanns Balthasar
Koch an den Grafen Johann Philipp vom 28. August 1626 beweist ;
die Unterthanen haben sich aber eben damais bei Gelegenheit der
Huldigung ûber dièse Erhôhung beschwert und »underthemg umb nach-
lass des waldtzinss* angehalten. Abgesehen davon, dass dièse fest-
stehenden Daten beweisen, was hier noch einmal betont werden mag,
dass eine unabànderliche Fixierung des Waldzinses im Jahre 1613
iiberhaupt nicht stattgefunden haben kann, zeigen sie auch, dass die
*) In ihrem Schreiben vom 15. Juni 1614 (Original in Amorbach) beschweren
isich die Pfalzgrâfin Maria Elisabeth und der Graf Johann Philipp von Hartenburg
bei Graf Philipp Georg von Falkenburg wegen der Erhôhung des >Stammgelàes€
um 1 p fiir die Hartenburger Unterthanen. Sie hâtten die Unterthanen des
anderen Teils bei der alten Taxe gelassen und wollten das auch ferner so halten,
wenn auf der anderen Seite Gleichheit gegeben werde. Philipp Georg antwortet
in einem Schreiben vom 14. Juli 1614 (Concept in Amorbach) dass er es bei dem,
was in seiner neuen Waldordnung festgesetzt sei, verbleiben lassen wolle.
*) Beglaubigte Abschrift (vom Jahre 1751) dieser Verfiigung in Nancy. Von
dem Kaiserlichen Archivdirektor Dr. Wiegand beglaubigte Abschrift dieser Ab-
schrift in den Akten des Kaiserlichen Bezirks-Prâsidiums zu Strassburg (Garl, Be-
lagsheft 4, Nr. 73).
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• _ 275 —
in der angeblichen Urkunde von 1613 angegebene Hôhe desselben mit
den ans echten Urkunden sicher zu erschliessenden thatsàchlichen
Verhàltnissen jener Zeit scblechterdings nicht zu vereinbaren ist. Da-
gegen bat, wie falkenburgische Forstregistér von 1777*) und 1788^)
beweisen, der als Burgerholz gelieferte Tannenbaum fur die falken-
burgiscben Untertbanen damais wirklich 7 Scbillinge gekostet.
d. Art. 16 der Urkunde selzt die Zabi der den Sâgemûblen jâbr-
lieb zu liefernden Tannensiâmme auf 72 fest.
Aueb iiber diesen Punkt sind die bereits bei Esser I, 352 (vgl. I,
72, 147, ff.) gegebenen Ausfûbrungen voilkommen zutreffend. Die Wald-
ordnung von 1593/97 biiiigt jedem Fuhrmann in Dagsburg zu seiner
Sehneidemuhie jàbrlicb 30 Stâmme zu, jedem Fuhrmann in Walsebeid
und Aiberschweiler 20 Stàmme. Dieselben Sâtze bieten beide Texte
der Waldordnung von 1607. In den beiden Waldordnungen vom
1. Mai 1614 ist der lokale Unterschied beseitigt; jede Sàgemiihle, gleich-
viel wo gelegen, erhâlt nach der falkenburgischen, wie auch der
hartenburgischen Ordnung 30 Stamme. Im Concept zu der harten-
burgischen Waldordnung von 1628 war ursprûnglich eine Lieferung
von 30 Stâmmen in Aussicht genommen (im Anschluss an den hôheren
Satz der beiden Ordnungen von 1593/97 und 1607), dann ist dièse Zabi
gestrichen und dafûr am Rande die Ziflfer 25 eingesetzt, d. h. das Mittel
aus den beiden Sâtzen der Waldordnungen von 1593/97 und 1607;
dièse Zabi von 25 Stammen bat der définitive Originaltext der Ordnung
beibehalten. Dass dazwischen im Jahre 1613 durch unabânderliche
Verfugung 72 Stamme jâhrlich bewilligt gewesen wàren, ist scblechter-
dings unmôglich. Dagegen ist zufolge der Erbbestandsbriefe des
18. Jahrhunderts') die Zabi der zu liefernden Sâgeholzstamme that-
sâchlich auf hartenburgischem Gebiet auf 72, auf falkenburgischem
Gebiet auf 75 erhôht worden; mehrfach werden sogar 100 Stâmme
ausbedungen. Auch hier also giebt die angebUche Waldordnung
von 1613 ein Spiegelbild der Verhâltnisse zu Ende der grâflichen
Herrschaft.
') Esser II, 176, 179. In der franzôsischen Uebersetzung des Forstregisters
steht hier >7 batz<, was ein Versehen sein muss, da nicht 8X7 Batzen = 6 fl.
6 Batzen, wohl aber 8X7 Schilling = ô fl. 6 p sind. Damit stimmt auch die
Aussage des Oberfôrsters Nikolaus Reimel (Esser II, 261) uberein, der als Preis
des Tannenbaums 1 fr. 40 centimes angab.
*) Auf hartenburgischer Seite betrugen die Preise 1777 und bis zu Ende
der grâflichen Herrschaft 12Vf Schilling (= 2 francs 50 cent.); Esser II, 179, 261.
') Vgl. Esser 1, 162 und die dort angefiihrten Urkunden sowie Nachtrag, S. 18.
18*
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— 276 — *
e. Als Gegenleistung fur das unentgeltlich oder zu ermâssigtem
Preis abzugebende Holz galten nach der âlteren Auffassung hauptsâchlich
die von den Unterlhanen der Grafschaft zu leistenden Frohnden. So
heisst es schon in der Ordnung von 1693/97, Art. 11, dass den Sâge-
muhlenbesilzern 30 Stamme gegeben werden soUen, damit sie ihre
Schlossfrohnden desto besser zu verrichten im stande seien, und den
Handfrôhnern wird, weii sie mit Frohnden ziemlich beschwert seien,
der Bezug von 8 Stâmmen (das spâter sog. Bûrgerholz) bewilligt. Ganz
entsprechend drûckte sieh die Waldordnung von 1607, Art. 9 aus, und in
der oben S. 274 N. 1 besprochenen Korrespondenz zwischen der Falken-
burger und Hartenburger Linie von 1614 motiviert Graf Philipp Georg
von Falkenburg, âbnlieh wie in seiner eigenen Waldordnung Art. 11,
den Unterschied in Ansehung des Waldzinses, den er zwischen seinen
Unterthanen und denen der anderen Linie eingefiihrt hatte, eben mit
den »schweren Frohndiensten*, mit denen die ersteren ihm taglich bei-
gethan seien. Auch die angebliche Waldordnung von 1613 spricht in
Art. 17 von den Gegenleistungen der Unterthanen. Aber sie kennt als
solche keine Frohnden mehr^). Statt deren kennt sie — neben gewissen
Feudalabgaben, die hier nicht in Betracht kommen — eine unbenannte,
von jedem Familienhaupt jâhrlich zu Martini zu entrichtende Geld-
abgabe von 2 V« Gulden. Genau auf diesen Betrag, nâmlich auf 5 Livres,
gleich 2V2 Gulden, war durch ein Arrêt des franzôsischen Staatsrats
vom 4. April 1683^), welches den herrschaftlichen Unterthanen im
Nieder-Elsass die Option zwischen der Leistung der Frohnden in Geld
oder in natura gewàhrte, die Hôhe der in Geld umgewandelten Frohnden
des Handfrôhners festgesetzt worden. Es kann kaum einem Zweifel
unterliegen,^) dass die feste Abgabe von 2 Va Gulden des Art. 17 der
angeblichen Urkunde von 1613 hier ihren Ursprung hat; dièse kann
also erst nach 1683 enstanden sein*).
*) Frohnden werden in ihr ûberhaupt nur einmal bei Gelegenheit des Yer-
trages wegen Hessen in Art. 5 al. 2 beil&ufig erwahnt.
8) Esser II, 142.
') Dies ist auch schon von Esser I, 429 angenommen.
*) Am 16. Mârz 1787 excerpiert Riihl aus einem von dem Amtmann d'EIvert
am 24. Februar 1698 aufgestellten Verzeicbnis der Gefâlle und Renten in der
Grafschaft Dagsburg Folgendes uber Alberschweiler : in diesem Dorf hat die
Herrschaft 8 frohnbare Fuhrleute, welche 36 Stiick Ochsen halten und von jedem
jâhrlich an Frohngeld zahlen 16 Schilling, sodann 7 Handfrôhner und eine Witwe,
welche jâhrlich halb so viel zahlt als ein Handfrôhner, nâmlich 12 Schilling
6 Pfennig. Da demnach die Handfrôhner 25 Schilling, d. h. 2 Vt Gulden, Frohngeld
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— 277 —
Die Beweisfiihrung kann hier abgeschlossen werden. Von welcher
Seite auch die angebliehe Urkunde vom 27. Juni 1613 betrachtet worden
ist, uberall haben sich Anstôsse, Verdachtsgrunde, Widerspriiche mit
feststehenden und unumstôssliehen Thatsachen, formate mid iahaltliche
Unmôglichkeiten ergeben. Auch wo die Urkunde eine gewisse Kennt-
nis von den wirklichen Vorgângen und Zustânden des Jahres 1613 zu
verraten scheint, ist dièse Kenntnis mangelhaft, getriibt und ungenau.
Als Voraussetzung ihrer Entstehung in Form und Inhalt haben wir
wieder und immer wieder die Branche, die Verfassungszustânde, die
rechtlichen und wirtschaftUchen Verhâltnisse kennen gelernt, die am
Ausgang des 18. Jahrhunderts bestanden. Es kann nicht der ge-
ringste Zweifel bleiben, dass die angebliehe Urkunde vom
27. Juni 1613 gefâlscht ist. Sollte aber der Beweis ihrer Unecht-
heit noch einer Verstârkung bedûrfen, so wird die Beantwortung der
letzten Frage, die uns gestellt ist, der Frage nach der Entslehungszeit
der Fâlschung, eine solche Verstârkung liefern.
Dritter Abschnitt.
Die Entstehungszeit der gefàlschten Waidordnung vom
Jahre 1613.
Am 8. Mârz 1787 trug der Geheimrat PhiUpp Jakob Rûhl, der
von Strassburg aus in treuer Ergebenheit fur den Fûrsten von Leiningen
die Grafschaft Dagsburg regierte, die trûbe Klage in sein ProtokoU ein :
»dass sich beinahe liber jeden Punkt, Artikel und Rubrik derer
herrschaftlichen Gerechtsame, Rechte und Befugnisse, Renten
zahlten, war der Satz des Arrêt von 1683 fûnfzehn Jahr spâter fiir dièse in der
Grafschaft thais&chlich eingefiihrt.
Der Satz von 15 Schillingen fiir jeden Ochsen der Fuhrleute kehrt in der
Urkunde von 1613 als Abgabe von 1 '/« Gulden wieder, die von einem Pferd oder
Stûck Rindvieh gezahlt werden ; aber nach der Urkunde scheint es, als ob dieser Satz
neben der allgemeinen Abgabe zu entrichten sei. Mit dem Arrêt Von 1683 stimmt
dièse Abgabe der spanndienstpflichtigen Frôhner nicht ûberein. Demnach ist also
das Arrêt von 1683 in Alberschweiler und wahrscheinlich entsprechend auch in
den ûbrigen Orten der Grafschaft nur fur die Handfrôhner thatsâchlich in Kraft
getreten. — Ubrigens bat die fiirstliche Verwaltung 1779 durch Riihl in Paris
Lettres patentes nachgesucht, um den Bauem die ihnen durch das Arrêt von 1683
gegebene Option zwischen Geld- imd Naturalfrohnden zu nehmen. Also bestand
auch tiber die in diesem Artikel der angeblichen Urkunde von 1613 getroffene
Festsetzimg eine Dififerenz zwischen Fûrst und Unterthanen gerade in der letzten
Zeit der leiningenschen Herrschaft.
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— 278 —
Inlraden und GeMe in der Grafschaft Dagsburg von Tag zu Tag
Contestalionen, Widerspruche, Klagen und Beschwerden, auch
zuletzt formliche Processe ergeben.«
Riihl wird nicht mûde, den chicanôsen Geist, die Inlriguen und
Rànke der Dagsburger Bevôlkerung der alleinigen oder der Hauptschuld
an diesem unerquicklichen Verhàltnis zwischen Herrschaft und Unler-
thanen zu zeihen. Er iibersah oder wusste nicht, dass in Wirklichkeit
ein gutes Teil der Schuld daran der Herrschaft zur Last fiel.
Seit durch die Reunionen Ludwigs XIV. die Grafschaft der Krone
Frankreichs unterworfen war, hatte sich die matérielle Stellung der
Unterthanen mehr und mehr verschlechtert. Das patriarchalische Ver-
hàltnis zwischen Landesvater und Landeskindern, das einst zwischen
den Dagsburgern und den Grafen von Lemingen bestanden hatte, war
verschwunden. Die ausserhalb des Elsass m der Pfalz residierenden
Grafen undFûrsten, welche ihre elsàssischen Besitzungen immer seltener,
zuletzt gar nicht mehr besuchten, hatten mit der Verantwortlichkeit
des Herrschers auch ein gutes Stûck des Interesses an dem Wohl
ihrer Unterthanen verloren. Die elsàssische Grafschaft war ihnen eine
Domâne, deren Hauptzweck die Ablieferung môglichst reicher Einkiinfte
fur die Hofhaltung der Herrschaft in Deutschland geworden war^).
Langsam, aber stetig hatten sich ihre Anforderungen an die Unter-
thanen gesteigert, waren deren auf alte Gewohnheit zurûckgehenden
Nutzungsrechte an dem einzigen Reichtum des Landes, den herrUchen
Dagsburger Waldungen, mehr und mehr eingeschrânkt worden.
Die Unterthanen hatten eine deutliche Empfindung von dieser Ent-
wicklung der Dinge. So mehrten sich ihre Klagen und Beschwerden,
und wenn dièse nichts halfen, machten sie von der Befugnis Gebrauch,
die ihnen die Vereinigung mit Frankreich gebracht hatte ; sie suchten
bei den franzôsischen Gerichten Schutz gegen ihre Herrschaft. Ein
wahrer Rattenkônig von Prozessen zwischen einzebien Unterthanen
oder ganzen Gemeinden der Grafschaft und den Grafen und Fiirsten
von Leiningen ist in der zweiten Hàlfte des 18. Jahrhunderts in Colmar
') Wie bedeutend und im Wachsen begrififen die Ertrâge der Grafschaft in
der letzten Zeit der leiningen'schen Herrschaft waren, beweisen die in Amorbach
erhaltenen Rechnungen. — Die Forsten der Grafschaft, Weiersheim eingeschlossen,
haben ertragen (nach einer Aufstellung Hoffmanns vom 5. Juni 1791) :
1775: 39873 Pfd. 19 S. 7 d.
1785: 46985 » 5 » Vs >
1786: 59104 > 2 » 9'/io >
1787: 61845 » 10 > lOVs »
1788: 62454 > 19 > 7*/5 >
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— 279 —
in der Schwebe. Fast Jahr um Jahr muss der Geheimrat Rûhl Tage
und Wochen in Colmar verbringen, um bei Prâsident und Ràten des
Conseil souverain d'Alsace nach der leidigen Silte der Zeit zu »solli-
citieren* ; die Korrespondenz mit den Prokuratoren und Advokaten in
Colmar nimmt fast den besten Teil seiner Arbeitskraft in Anspruch.
Auch in diesen Prozessen sind die Unterthanen fast durchweg
die Unterliegenden. Ganz abgesehen davon, dass die vomehmen Rate
des Conseil zu Colmar an und fiir sich mehr Hinneigung zu der Sache
des Fûrsten, der manche Gefâlligkeit erweisen konnte, als zu der der
armen Bauern von Dagsburg empfanden: vor allem vrard es diesen
verderblich, dass sie fiir ihre Anspriiche keine schriftlichen Rechtstitel
aufzuweisen imstande vraren. Die alten Waldordnungen des 17. Jahr-
hunderts waren wohl nicht in ihrem Besitz, und wenn sie es gewesen
wàren, so wurden sie wegen des in ihnen regelmâssig dem Landes-
herrn vorbehaltenen freien Abânderungsrechts beweiskràftige Titel fur
die Forderungen der Dagsburger nicht abgegeben haben. So bleiben
die Unterthanen auch im Rechtsstreit bestandig im Nachteil, weil sie
das, was sie, keineswegs immer ohne Grund, fur ihr Recht halten, zu
erweisen nicht imstande sind.
Da bricht die Révolution des Jahres 1789 aus. Welche Ein-
wirkungen die revolutionâre Bewegung auf die Grafschaft Dagsburg
ausgeûbt hat, ist bisher ganz unbekannt gewesen, lâsst sich aber aus
den uns erhaltenen Urkunden ziemlich klar erkennen. Am 29. Juli 1789
berichtete der Kammerrat Hoffmann von Zabern aus, wie es in der
Grafschaft stand, aus der er eben zuriickkehrte ; er erzâhlte, wie man
drohe, dort mit den herrschaftlichen Officianten ebenso zu verfahren,
wie die Panser mit ihren Vorgesetzten : sie zu ermorden oder aus
dem Lande hinauszuschaffen, keine Zahlungen mehr zu leisten, »es sei
denn, dass man ihnen ihre alten Rechte und Freiheiten wiedergebe.«
»Die meisten Unterthanen,* fâhrt er fort, »schreien nach Holz und
Weiden.«
Schon am Tage vorher, am 28. Juli 1789, war es zu einem Auf-
stand in der Grafschaft gekommen. Aus einem Bericht des Amtmanns
Gérard vom 2. August^) an den Fursten, aus einem von dem Notar
Billaudet aufgenommenen Akt vora 30. Juli*) und aus den ProtokoUen
Riihl's sowie aus einer Eingabe Ruhl's vom 1. August an den Grafen
von Rochambeau ^), den kommandierenden General im Elsass, ergeben
*) Original in Âmorbach.
') Original in Metz.
^) Abschrift in Amorbach, Konzept in den ProtokoUen Riihrs.
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— 280 —
sich die Einzelheiten deutlich genug. Uns interessierl an dieser Stelle
nur, dass am 28. Juli ein Haufe von 300 Aufstandischen den Âmtmann
Gérard, als er in Haarberg Amtssitzung hieit, ûberfiel und von ihm die
Ausiieferung aller Schriftstûcke der Amtsschreiberei verlangte ; die Auf-
rûhrer erklârten »que leur intention était d'aller au greffe y chercher
des titres concernant leurs anciens droits*. Dièse Absicht ward in den
nâchsten Tagen — vor dem 2. August ') — ausgefuhrt ; die Aufruhrer
— vornehmlich Leute aus Dagsburg, Schâferhof, Hub — , vierhundert
Mann an der Zabi, begaben sich nach Alberschweiler, wo damais der
Sitz der Amtsschreiberei war, erzwangen die Ausiieferung aller Papiere
derselben und brachten sie nach Dagsburg, wohin in der Folge auch
der Amtsschreiber seinen Wohnsitz verlegen musste*).
Was die Dagsburger vornehmlich und unmittelbar zu diesem
Schritte bewogen batte, war unzweifelhaft der Verlauf ihres Prozesses
mit dem Fiirsten wegen der von ihnen beanspruchten unentgeltlichen
Lieferung von Bau- und Reparationsholz *). Sie waren in der Lage
gewesen, in diesem Prozess wenigstens einige Drkunden vorzulegen:
Erbbestandsbriefe, die in die erste Hâlfte des 18. Jahrhunderts zurûck-
reichten und in denen den Erbbestandem »der unentgeltliche Bezug
von Eau-, Réparations- und Schindelholz gleich den iibrigen
lusticiables* zugesichert war. Infolge dieser Urkunden hatten sie
am 26. Mai*) 1789 von der ersten Kammer des Conseil souverain ein
Interlocut erwirkt, welches ihnen aufgab, ihren angeblichen unfurdenk-
lichen Besitzstand binnen Monatsfrist zu erweisen. Die Frist verstrich,
ohne dass der Beweis gefiihrt ward: ûber weitere schriflliche Beweis-
mittel hatten die Dagsburger nicht zu verfûgen und einen Zeugenbeweis
ftirchteten die leiningenschen Advokaten nicht, weil sie aile Zeugen, die
die Gegenpartei aus der Grafschaft Dagsburg stellen kônnte, als bei der
Sache beteiligt abzulehnen entschlossen waren. Riihl wies den Procu-
') Gérard berichtet darûber in einer Nachscbrift seines Bericbts vom 2.,
Rtihl verzeichnet den Vorgang erst am 3. August 1789.
') Âuch in den Notariatsakten Billaudets ist im August 1789 wiederholt
von dem ^déplacement du dépôt transféré à Dabo« die Rede.
') Unsere Kenntnis von diesem Prozesse stammt aus den ProtokoUen Rubis
und aus den kûrzeren Angaben in dem scbiedsrichterlichen Urteil vom 9. Ventôse
an II (27. Februar 1794), gedruckt bei Esser H, 185 ff. Die Akten iiber diesen
Prozess sind zufolge der Inventarien zu Amorbach No. 632 im Anfang dièses
Jahrhunderts nach Nancy abgegeben, bis jetzt aber nicht zu Tage gekommen.
*) Nicht am 6., wie es in dem Schiedsspruch (Esser II, 188) heisst. Das
Datum des 26. steht durch die Protokolle Rûhls, der selbst mit Regierungsrat
Sicherer Soliicitierens halber in Colmar war, vôllig fest.
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- 281 —
rator Simon an, nachdem die Beweisfrist abgelaufen war, ein Arrêt de
déchéance bei dem Conseil souverain zu erwirken; aber die Dinge
standen in Frankreich bereits so, dass dies nicht mehr môglich war;
am 11. September 1789 verzeichnet Rûhl in seinem ProtokoU, der
Procurator habe ihm mitgeteilt, dass das Conseil sich zum Gesetz ge-
macht habe, bei gegenwârtigen Zeillâufen keine Arrêts in Sachen
zwischen Seigneur und Gemeinden zu beschliessen. So blieb die Sache
in der Schwebe, als das Conseil in seine gewôhnlichen, bis Martini
wâhrenden Herbstferien ging.
Inzwischen hatten die Dagsburger, wie wir wissen, um sich Be-
weistitel zu verschaffen, den Sturm auf die Amtsschreiberei zu Albersch-
weiler unternommen. Hier aber konnten sie nicht finden, was sie
suchten. Das herrschaftliche Archiv war vor langer Zeit aus der Grafschaft
Dagsburg nach der Pfalz gebracht worden^); die Notariatsakten des
Amtsschreibers und die Akten und Register ûber die vor dem Amt
gefûhrten Prozesse, die in der Amtsschreiberei aufbewahrt wurden,
konnten fîir den schwebenden Rechtsstreit nicht verwertet werden.
Haben sie nun etwa damais und unter diesen Umstânden die an-
gebliche Waldordnung von 1613 mit Hilfe rechtskundiger Berater*)
gefalscht? Da die Urkunde am 20. August 1789 von Billaudet vidi-
niert sein soll, liegt die Vermutung ihrer Enstehung in dieser Zeit
sehr nahe. Allein so nahe sie liegt, gewichtige Griinde sprechen gegen
sie und nôtigen, auf sie zu verzichten.
Am 2. September 1789 war der Procureur fiscal der Grafschaft,
Verniory, in Strassburg. Er warnte Riihl vor Umtrieben gegen die Herr-
») vergl. Esser I, 342.
*) Dass die Dagsburger solche besassen, ist sicher. Am 7. Âugust 1789
berichtet Rûhl, dass der Dagsburger Pfarrer Lutz seine Gemeinde mit Geld zur
Fortfiihrung ihres Bauholzprozesses unterstutzt habe. Am 2. September erfuhr
er von dem nach Strassburg gekommenen Procureur fiscal Verniory aus Dagsburg,
dass Joseph Baur, dann der im Juli abgesetzte Amtsschreiber Mourer, der Vor-
gânger Billaudet's, ferner dessen Sohn, der Advocat am Conseil souverain war,
endlich ein Abbé Martin in einen Bund getreten seien, die Gemeinden der Graf-
schaft gegen die Herrschaft aufbetzten und sie zu bestimmen suchten, eine
Deputation an die Etats généraux abzusenden. Was spftter aus diesen Mftnnern
geworden ist, darûber habe ich nur wenig ermittelt. Der jungere Mourer (Viktor
Nikolas) erscheint in einem Notariatsact Billaudet's vom 12. Juli 1790 als Pro-
cureur der Commune Alberschweiler. Eine genauere Durchsuchung der Metzer
Notariatsacten wûrde wohl noch weitere Aufschliisse ûber das sp&tere Leben
dièses Mannes geben, den Rûhl wiederholt als einen Hauptgegner der fûrstlichen
Verwaltung bezeichnet.
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— 282 —
schaft; von dem Auftauchen der ftir die Rechtslage in der Grafschaft so
wichtigen, die fiirstliche Verwaltung im hôchsten Masse inleressierenden
Urkunde hat der Chef dieser Verwaltung durch ihn nichts erfahren.
Am 9. September erschien Billaudet selbst bei Riihl. Dieser berichtet
eingehend ûber die mit dem Amtsschreiber wegen der Kautionsstelliing
desselben gepflogenen Verhandlungen ; von der Urkunde von 1613 ist
auch bei dieser Gelegenheit nicht die Rede. Dass Billaudet, der von
dem Fûrsten ernannt und zufolge seiner Bestallung ad nutum principis
absetzbar war^), es gewagt hâtte, die Existenz der Urkunde, deren
Wichtigkeit er natûrlich hâtte erkennen miissen, vor Riihl zu verheim-
lichen, wenn er sie bona fide beglaubigt hâtte, ist àusserst unwahr-
scheinlich, ja kaum denkbar. Auch anderweit hatte Riihl Organe genug
in der Grafschaft, die ihn iiber aile Vorgànge daselbst unterrichteten;
wird die gefâlschte Waldordnung in seinen bis zum Ende des Jahres
reichenden ProtokoUen iiberhaupt nicht erwâhnt, so ist so gut wie
sicher anzunehmen, dass sie bis dahin noch nicht vorhanden war, dass
also wie die Urkunde selbst eine Fâlschung, so auch das Datum ihrer
Beglaubigung eine Fiction ist.
Dièse Schlussfolgerung wird nun durch das, was wir iiber das
weitere Verhalten der Dagsburger aus den ProtokoUen Riihls erfahren,
bfindig bestâtigt. Ruhl dachte nâmlich iiber den Fortgang des Bau-
holzprozesses keineswegs so optimistisch, wie die Colmarer Advokaten.
Am 11. September 1789 ward ihm gemeldet, dass der ehemals lei-
ningen-guntersblumische Kammerrat Goering, der in Strassburg lebte,
von einer Deputation der Gemeinde Dagsburg ersucht worden sei, als
ein bekannter Ehrenmann und rechtschaffener vormaliger Bearater
Zeugnis abzulegen, dass das Bau- und Reparationsholz jeder Zeit
wàhrend seiner Verwaltung gratis abgegeben worden sei ; er habe sich
dazu bereit erklârt. Riihl wandte sich darauf an Goering und dieser
bestâtigte die Meldung, indem er hinzufiigte, er kônne sein Zeugnis
durch ein Forstregister, welches er besitze, stiitzen; auch sei »die
chicane, so man den Dagsburgern wegen der Biirgerbàume mâche ^),
ebenso ungegriindet«, denn zu seiner Zeit seien jedem Biirger jàhrlich
8 Stâmme gegen einen billigen Preis unweigerlich angewiesen worden.
Riihl ward durch dièse Vorgànge besorgter, als er sich Goering gegen-
iiber merken liess. Am 15. September berichtete er nach Diirkhemi:
*) Anders sein Vorgânger Mourer, der gegen >financc«, wie der technische
Ausdnick lautete, angestellt gewesen war und desshalb erst durch ein Prozess-
verfahren vor dem Conseil souverain hatte beseitigt werden kônnen.
*) Worin sie bestand, erfahren wir nicht.
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— 283 —
man môge nicht glauben, dass der Verlust des Bau- und Reparations-
holzprozesses eine Kleinigkeit sei. Verliere man ihn, wie es wegen
der hôchst zweifelhaften justitia causae und des leidigen Goeringschen
Auftretens allen Anschein habe, so wUrden eo ipso die Dagsburger,
quoad hune articulum, nâmlich des Bau- und Reparationsholzes wegen,
usagers des herrschaftlichen Waldes; dann wiirden die anderen Ge-
meinden aufstehen und das nâmliche praetendiren ; seien sie einmal
usagers, so werde es tausend Streitigkeiten wegen der Holzverkâufe
selzen; die Unterlhanen wiirden sagen, man haue das Holz weg, das
sie aïs Bauholz gebrauchten u. s. w. So riet er : Vergleichsverhandlungen
mit den Dagsburgern zu versuchen, und sagte, nachdem er die Er-
mâchtigung erhalten batte, Mittel eines Vergleiehs zu suchen, am
11. Oktober den beiden in Strassburg erschienenen Oberfôrstern Reimel
und Baur, vielleicht wiirde Serenissimus sich entschliessen, den Dags-
burgern das Bau- und Reparationsholz zwar jeder Zeit seinem wahren
Wert nach anschlagen zu lassen, dann aber ihnen aus Gnade ^'3 des
Preises zu erlassen. Sie soUten versuchen, die Dagsburger zu be-
wegen, gegen dies Zugestandnis auf Fortsetzung des Prozesses zu ver-
zichten. Infolgedessen erschien am 20. Oktober 1789 der Syndic der
Gemeinde Dagsburg, Adam Wtist, mit einem anderen Gemeindemitglied
bei Rûhl in Strassburg. Sie trugen vor:
sie kâmen nomine der Gemeinde, ihm zu erklâren, dass, wo
sich gnâdigste Herrschaft per transactionem .... anheischig und
verbindlich machçn woUte, ihnen zu ewigen Tagen das nach
jedesmalig vorzulegenden Devis eines geschworenen Werkmeisters
benôtigte Bau- und Reparationsholz um die Hàlfte des jederzeit
landlâufigen Preises zu iiberlassen, so woUten sie fôrmlich dem
Prozess entsagen.
Rtihl nahm den Vorschlag ad référendum und sandte den Ent-
wurf zu einem Rescript nach Dûrkheim, worin der Fûrst sich bereit
erklâren soUte — unter Wahrung aller seiner Rechte und ausdrûck-
lichem Ausschluss einer Anerkennung irgend welcher usagers in seinen
Waldungen — den Gemeinden Dagsburg, Schâferhof und Hub jeweilig
^/s des Preises des Bau- und Reparationsholzes zu erlassen. Am 2. No-
vember 1789 erhielt er aus Diirkheim eine Antwort auf diesen Vor-
schlag, die wir nicht kennen; sie muss indes ablehnend gewesen sein,
da Rûhl daraufhin an Wùst schrieb, »dass die Herrschaft den Rechts-
streit nicht so beschaffen finde, dass derselbe in Gûte kônnte beigelegt
werden ; sie sei also entschlossen, die Sache den Weg Rechtens gehen
zu lassen«.
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— 284 —
Da die gefâlschte Urkunde von 1613 den Dagsburgern den ganz
unentgeltlichen Bezug des Bau- und Reparationsholzes ^) verbûrgt, so
beweist ihr Verhalten bei diesen Verhandlungen und insbesondere ihr
Vergleichsvorschlag vom 20. Oktober 1789, durch den sie sich zur
Zahlung der Hâlfte des Preises erboten, mit voiler Sicherheit, dass sie
entweder am 20. Oktober die angeblich im August von Billaudet
beglaubigte Urkunde noch nicht besassen, dass also das Datum
der Beglaubigung fingiert ist, oder dass sie von der Fâlschung
einen Gebrauch zu machen nicht wagten.
Da nicht abzusehen ist, weshalb sie im letzteren Falle die
Fâlschung hâtten beglaubigen lassen, wodurch sie Gefahr liefen, dass
dieselbe bekannt wiirde und sie in einen Kriminalprozess verwickelt
wurden, so ist die erstere Alternative die bei weitem wahrscheinlichere.
Sie wird.umso sicherer, wenn wir den Fortgang der Angelegen-
heit in's Auge fassen. Wir kennen ihn, da die ProtokoUe Riihrs nur
bis Ende 1789 reichen, zunâchst nur aus dem schiedsgerichtlichen
Urteil vom 9. Ventôse an IL Er ist ubrigens schon bei Esser I, 107 ff.,
190 ff. vollkommen zutreffend dargestellt worden, sodass ich die Ergeb-
nisse hier nur kurz zu resûmieren habe.
Riihrs Hoffnung, dass das Conseil souverain am 11. Novemberl789
seine Sitzungen wieder aufnehmen wiirde, war nicht in Erfûllimg ge-
gangen : mit den Parlamenten war auch dieser oberste Gerichtshof des
Elsass aufgehoben. Der Prozess zwischen dem Fiirsten und den Dags-
burgern ging in dem Stadium, in dem er sich befand, an das neu er-
richtete Tribunal erster Instanz in Saarburg liber. Dièses bestellte auf
Grund des Interlocuts vom 26. Mai 1789 am 10. Juli 1792 einen
Kommissar, um die von der Gemeinde Dagsburg benannten Zeugen zu
vernehmen. Einer von diesen wurde am 9. Oktober in Zabem durch
einen ersuchten Richter, die ubrigen wurden am 27. und 28. September
1792 in Saarburg vernommen. Der Fiirst lehnte die Zeugen ab. Auch
jetzt noch hat die Gemeinde sich auf diesen Zeugenbeweis beschrànkt;
die Urkunde von 1613 ist nicht vorgelegt worden.
Ehe ein Endurteil in der Sache érging, wurden die leiningen'schen
Besitzungen im Elsass franzôsisches Nationalgut % sodass der Staat an
') Von dem nicht der Herrschaft, sondera den Beamten zu entrichtenden
geringfiigigen Stockgeld (Toccage) abgesehen.
*) Der Zeitpunkt steht bis jetzt nicht genau fest. Esser 1, 100 hat ihn zwischen
den 20. Oktober 1792 und den 10. Juni 1793 begrenzt. Da in den Amorbacher
hiventaren iiber die nach Mainz ausgelieferten Archivahen unter No. 1001 ein
Dagsburgischer Procès-verbal de 1793 iiber die dièses Jahr bestellten 3 Wirte nach
dem Anschnitt des Weins erwâhnt wird, so muss der Fiirst von Leiningen noch
im Anfang des Jahres 1793 Rechte in der Grafschaft Dagsburg ausgeiibt haben.
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— 285 —
Stelle des Fursten von Leiningen in deti Prozess einlrat. Indem nun
zufolge eines Gesetzes vom 10. Juni 1793 aile Prozesse iiber Wald-
nutzungen schiedsrichterlicher Entscheidung iiberwiesen wurden, ging
auch der Dagsburger Bauholzprozess zusammen mit mehreren anderen
schwebenden Prozessen, die sich auf Waldnutzungen in der ehemaligen
Grafschaft bezogen, an ein Schiedsgericht iiber, das der Friedensrichter
von Lôrchingen am 17. Pluviôse an II (6. Februar 1794) bildele.
Durch Beitritt anderer Gemeinden zu diesen Prozessen und Er-
weiterung der Klageantrâge geschah es, dass das Schiedsgericht sich
auch iiber die Fragen des Rechts auf Trocken- und Unholz, Rauh-
und Schmalzweide und Biirgerholz zu entscheiden hatte. Auch dem
Schiedsgericht ist ausweisUch der Entscheîdungsgrûnde seines Urteils
vom 9. Ventôse die gef&lschte Waldordnung von 1613 nicht vorgelegt
worden; das Urteil erkannte zwar den Anspruch der Gemeinden auf
Bau- und Réparations-, auf Trocken- und Unholz, sowie auf Weide-
berechtigung an, wies aber den Anspruch der Dagsburger und Engen-
thaler auf Biirgerholz ab, da dièses als Gegenleistung fiir die aufgehobenen
Frohnden anzusehen sei, und mit denselben wegzufallen habe. Das
Urteil gewâhrt also den Gemeinden schon in dieser Hinsicht weniger
als die geftllschte Urkunde *). Trotzdem beruhigten sich die Gemeinden
dabei ; die Engenthaler selbst suchten bei dem Direktorium des Nieder-
rheins um Ausfuhrung des Urteils nach*).
Nachdem dann infolge der Gesetzgebung der nâchsten Jahre der
Rechtszustand in Bezug auf die Nutzungsberechtigung von Gemeinden
an Staatswaldungen mehrfach veràndert worden war, ward durch die
Gesetze vom 28. Ventôse an XI (19. Mârz 1803) und 14. Ventôse an
XII (5. Mârz 1804)^) angeordnet, dass aile Gemeinden, die auf Grund
von Urkunden oder durch Besitz (par titres ou possession) Nutzungs-
berechtigungen in Staatswaldungen beanspruchen, binnen bestimmter
Frist ihre Rechtstitel oder Besitzurkunden (titres ou actes possessoires)
auf den Sekretariaten der Prâfekturen und Unterprâfekturen nieder-
zulegen hâtten, in deren Bezh'k die Waldungen gelegen seien; Ver-
sâumnis der Frist sollte unwiderruflichen Verlust aller Berechtigungen
nach sich ziehen. Infolge dessen reichten die Gemeinden rechtzeitig
» différentes pièces», u. a. das schiedsrichterliche Urteil vom 9. Ventôse
an II ein. Letzteres produzierten sie als ihren neuesten Titel, dessen
y
*) Andere in letzterer erwâhnte Berechtigungen sind in dem Urteil ûber-
haupt nicht in Betracht gezogen.
«) Esser II, 259.
3) Esser I, 370.
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— 286 —
Voilage sie von der Einreichung anderer entbinden musse (comme étant
leur titre le plus récent et comme devant les dispenser d'en fournir
d'autres). Welcher Art die ausserdem eingereichten » différentes pièces*
waren, wird in dem Beschluss des Prâfekturrats der Meurthe vom
12. September 1809^), dem wir dièse Nachricht verdanken, leider nicht
angegeben. Die angebliche Waldordnung von 1613 ist aber gewiss
nicht darunter gewesen, da die Gemeinden, wenn sie dièse schon be-
sessen hâtten, sicher nicht das schiedsrichterliche Urteil vom Ventôse
an II als ihren eigentlich massgebenden Rechtstitel bezeichnet hâtten.
Im weiteren Verlauf des Verfahrens, auf den hier einzugehen
nicht erforderlich ist, wurde durch Urleil des Appellhofes zu Nancy
vom 25. August 1808 die schiedsrichterliche Entscheidung vom Ventôse
an II aus formalen Grûnden als nichtig cassiert^, und es kam nun
zu neuen Verhandlungen vor dem Prâfekturrat der Meurthe, in denen
zum ersten MaP) die Waldordnung von 1613 in die Erscheinung
tritt. Sie ist von den Gemeinden produziert worden, wie sich aus dem
Beschluss des Prâfekturrats der Meurthe vom 12. September 1809 er-
giebt. Ob damais das angebliche Original der Urkunde oder die uns
erhaltene, von Billaudet beglaubigte Copie der Urkunde produziert wurde,
erhellt aus dem Wortlaut des Beschlusses nicht unmittelbar*); doch
ist ersteres im hôchsten Masse unwahrscheinlich ; der kostbare Titel
wâre seit 1809 schwerlich verloren gegangen, ohne dass wir eine Kunde
von diesem Verlust besâssen. Ueberdies wird in dem Beschluss des
Prâfekturrats der Waldordnungen vom 1. Mai 1614 und von 1628 genau
mit denselben Worten gedacht, wie derjenigen von 1613. Jene haben
aber dem Prâfekturrat zweifellos nur in Abschriften vorgelegen, da nur
>) Esser U, 261 f.
«) Vergl. Esser I, 192, U 410 f.
') Das Urteil des Appellhofes zu Nancy vom 25. August 1808 ist noch nicht
vollstândig gedruckt. Auf meine Bitte hat aber Herr Prof. R. Parisot in Nancy
die im Register des dortigen Appellhofes befîndliche Abschrift des Urteils genau
durchgesehen. Er schreibt mir, dass in dem Urteil weder auf die Urkunde von
1613, noch sonst auf altère Dokumente Bezug genommen werde. Also hat auch
dem Appellhof dièse Urkunde nicht vorgelegen. Vergl. S. 287 N. 2.
*) Esser I, 193 folgert das letztere ofifenbar aus den Worten des Beschlusses
vom 12. September 1809: quoique les communes ... ne produisent point les
titres constitutifs des droits d'usages qu'elles réclament. Allein unter > titres consti-
tutifs* sind, dem Wortlaut, wie dem sich aus den folgenden Ausfûhrungen er-
gebenden Sinne nach, nicht Originale im Gegensatz zu Abschriften zu verstehen,
sondern die Rechtstitel, durch welche die Nutzungsrechte begrundet worden
sind, im Gegensatz zu denen, welche dièse Nutzungsrechte als bestehend aner-
kennen, wie die falsche Urkunde von 1613 thut.
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— 287 —
Abschriften derselben aus dera leiningenschen Archiv nach Nancy ab-
gegeben worden sind, die Originale beider Urkunden sich aber noch
heutô in Amorbach befinden. Der Pràfekturrat bat an der Echtheit
der Urkunde von 1613 keinen Zweifel gehabt; sie galt seither als der
Titre principal der nulzungsberechtigten Gemeinden.
Wie sind die Gemeinden in den Besitz dieser Urkunde gelangt?
Wie bereits oben S. 244 erwàhnt wurde, sind im Jahre 1805
Abgeordnete der Gemeinden Alberschweiler und Walscheid, offenbar
veranlassl durch die Gesetze des an XI und XII, an den fûrstlich lei-
ningenschen Hof gereist, um sich die Auslieferung von Urkimden iiber
ihre Rechte zu erbitlen. Dort hat infolgedessen der Archivar Lichten-
berger am 25. November 1805 mit der Aussonderung der auf die Graf-
schaft Dagsburg beziiglichen Archivalien begonnen und dièse bis zum
Jahre 1807 fortgesetzt. Die so ausgeschiedenen Akten^) sind dann
aber nicht an die Gemeinden, sondern an die kaiserliche franzôsische
Verwaltung des Meurthe-Departements abgegeben worden^). Zufolge des
in Amorbach erhaltenen Inventars liber die Archivalien war die Wald-
ordnung von 1613, wie gleichfalls bereits oben S. 18 bemerkt ist, nicht
darunter: es kann auch nicht behauptet worden sein'), dass sie da-
runter gewesen wâre, da ihr Original ja laut des notariellen Beglau-
bigungsvermerks schon im August 1789 in Hânden des damaligen Maire
von Dagsburg gewesen sein soU.
Aber gerade das Bekanntwerden dieser leiningenschen Archivalien
mag den Gemeinden die Ueberzeugung beigebracht haben, dass es not-
wendig fur sie sei, sich einen weiteren Rechtstitel zu verschaffen. Zu
ihnen gehôrten die beiden Waldordnungen vom 1. Mai 1614 und vom
8. September 1628. Beide behielten den Landesherren das vôlUg freie
*) Freilich nicht ganz vollstândig. Bei etwa 30 Nummern steht in dem
Verzeichnis Lichtenbergers > cessât* oder ein âhnlicher Vermerk. Dièse sind nicht
nach Nancy ausgeliefert worden.
*) Aus dem Archiv des Meurthe-Départements zu Nancy mussen also die
Gemeinden die » extraits des actes anciens* erhalten haben, welche sie dem Prà-
fekturrat vorlegten. Dies ergiebt sich auch aus dem Beschluss des Prâfektur-
rats yom 9. September 1809 selbst, in welchem es heisst (Esser II, 262)
elles ont fourni des extraits des actes anciens .... extraits qu'elles n'ont pu
produire plutôt, parce que le Prince de Linange rCa envoyé aux archives de la
Meurthe qu'en 1807 les titres et papiers du Comté de Dabo. Die Einreichung
der Extraits ist nach demselben Beschluss erfolgt, >peu de temps après la noti-
fication de la cour de Nancy* (vom 25. August 1808), also wohl noch im Jahre 1808.
^) Esser I, 343 N. 8, hat die Irrtiimer der Neueren dariiber mit Recht zu-
riickgewiesen.
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— 288 —
Disposilionsrecht liber die Waldordnung vor^). An die Slelle der
Landesherren war der franzôsische Staat getreten, dem also auf Grund
dieser Waldordnungen das freie Dispositionsrecht iiber die Waldberech-
tigungen zustand. WoUten die Gemeinden einen daueraden Rechtszustand
behaupten, so entsprachen demnach dièse Urkunden ihrem Zwecke
nicht^); sie bedurften eines Titels, der dies freie Dispositionsrecht
ausschloss und ftir sie den Anspruch auf unabânderliche Rechte be-
grûndete.
In dieser Situation ist vermutlich die angebliche Urkunde vom
27. Juni 1613 entstanden. Wenn sie, wie wir oben sahen, im Oktober
1789 hôchst wahrscheinlich noch nicht existierte, wenn sie dann weiter
bis zum 25. August 1808 (einschliesslich) nirgends erwâhnt wird, im
September 1809 aber bereits zur Cognition der Behôrden gelangt war,
so ist das Jahr 1808, in welehem die Dagsburger von neuem ihre
Rechtstitel vorlegten*), hôchst wahrscheinlich als ihr Geburtsjahr zu
bezeichnen. Sie wurde angefertigt von Leuten, die von der Begrûndung
ihrer Anspruche fest und wenigstens zum Teil, wenn auch nicht in
voUem Umfange, mit Recht ûberzeugt waren und die vor einer for-
mellen Urkundenfalschung nicht zurûckschreckten, um dem, was sie
fur ihr gutes Recht hielten, zur Anerkennung zu verhelfen.
Die eben vorgetragene Annahme setzt voraus, dass der Notar
Billaudet, der seine Beglaubigung in*s Jalir 1789 zurûckdatierte*), sich
zum Mitschuldigen des Betruges gemacht hat. Da dieser, wie oben
S. 249 bemerkt wurde, bis zum Jahre 1814 in Haarberg, also innerhalb
der Grafschaft residierte, steht einer solchen Annahme an sich nichts
im Wege. Die Interessen des Notars waren mit denen der Bevôlkening
gewiss vielfach verwachsen ; wir kennen leider seine persônlichen Ver-
1) 1614 : haben wir dièse Waldordnung jedoch vorbehaltlich unseres
Gefallens jederzeit darinnen zu disponieren verfassen
lassen.
1628: Mit Yorbehalt dièse Ordnung jederzeit zu mehren oder zu mindem.
*) Âuch die Ërsitzung der beanspruchten Rechte hâtten sie 1809 nicht er-
weisen kônnen. Wir wissen, wie der thatsâchliche Zustand unmittelbar vor 1789,
z. B. in Bezug auf das Eau- und Reparationsholz, genau der ihren ÂnsprCichen
entgegengesetzte war.
») S. oben S. 287 N. 2.
*) Die Rûckdatierung erfolgte offenbar, um die Beglaubigung als noch onier
leiningenscher Herrschaft erfolgt erscheinen zu lassen und dadurch die Kritik
derselben durch die franzôsischen Behôrden zu erschweren. Weiter als zum
Sommer 1789 konnte man nicht zurttckgehen, weil Billaudet erst im Juli d. J.
Âmtsschreiber geworden war.
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— 289 —
hâltnisse nichl nahe genug, uni sagen zu kônnen, ob etwa auch
Familienbeziehungen zwischen ihm und Einwohnern der Grafschaft be-
standen.
Die Annahme, dass die falsche Drkunde erst 1808 entstanden,
dass also auch Billaudet's Beglaubigung nicht schon im Jahre 1789,
sondern erst im Jahre 1808 geschrieben worden ist, lâsst sieh schliess-
lich noch auf dem Wege der Schriftvergleichung stiitzen.
Wer als Palaeolograph vom Fach sich mit Schriftvergleichung^)
systematisch zu beschftftigen hat, weiss, dass die Schrift eines und
desselben Mannes sich stets im Laufe der Jahre veràndert. Niemand
schreibt heute genau so, wie er vor 20 Jahren geschrieben hat. Wo
geniîgend Schriftstttcke von der Hand eines Mannes aus einem lëlngeren
Zeitraum vorliegen, kann daher auch die Schriftvergleichung als Mittel
der chronologischen Bestimmung jener Schriftstiicke unter Umstânden
mit Erfolg verwandt werden. Auch in diesem Sinne habe ich schon
friiher zu wissenschaftlichen Zwecken von ihr Gebrauch gemacht. Ich
habe z. B. als Herausgeber der Kaiserurkunden des 11. Jahrhunderts
in den Monumenta Germaniae Historica vor einiger Zeit den Beweis
auf dem Wege der Schriftvergleichung dafur zu erbringen unternommen,
dass eine von einem Kanzleibeamten Kaiser Heinrichs II. geschriebene
Urkunde, die vom 12. Novenaber 1002 datiert ist, in Wirklichkeit nicht
im Jahre 1002, sondern erst im Jahre 1009 geschrieben worden ist ^).
Obwohl nun eine solche Schriftvergleichung bei Urkunden aus
dem Mittelalter, in dem die Technik des Schreibens eine ganz andere
war, vielfach leichter ist und zu sichereren Ergebnissen fûhrt, als bei
denen der Neuzeit, lag es mir doch nahe, wenigstens den Versuch zu
machen, durch die Vergleichung zahlreicher Unterschriften des Notars
Billaudet, wie sie in seinen von 1789 bis 1814 reichenden, mir aus
Metz tibersandten Notariatsakten vorUegen, den Zeitpunkt der Ent-
stehung seines Beglaubigungsvermerks unter der gef&lschten Urkunde
von 1613 zu bestimmen. Dièse Vergleichung hat mich in der Ansicht
bestftrkt, dass die Unterschrift unter dem Beglaubigungsvermerk der
Waldordnung nicht im Jahre 1789, sondern spàter, am ehesten 1808
geschrieben worden ist.
Denn wâhrend die Unterschrift Billaudets unter der- angeblichen
im Jahre 1789 geschriebenen Copie der Waldordnung von seinen in den
*) Ueber die Méthode derselben im Allgemeinen darf ich vieUeicht auf das
verweisen, was ich in meinem Handbuch der Urkundenlehre I, 916 ff. ausgefuhrt habe.
*) Vergl. Neues Archiv der Gesellschaft fiir ëJtere deutsche Geschichts-
kunde XX, 153 ff.
19
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— 290 -
Metzer Akten zahlreich vorliegenden Unterschriften aus dem gleichen
Jahre in drei Punkten: 1. in der Bildung der Anfangsbuchstaben (Bi),
2. in derjenigen der beiden Schlussbuchstaben (et) des Namens, 3. endlich
in der Gestalt des der Namensunterschrift angehângten Schnôrkels (pa-
raphe) in auffallender und charakleristischer Weise abweieht*), stimmt
sie in diesen Beziehungen in ebenso auffallender Weise mit denen der
Jahre 1808 und 1809 — und besonders gerade mil denen dieser Jahre
— ûberein. Dagegen unterscheidet sie sich allerdings in einer Be-
ziehung von den letzteren. In der Unterschrift unter der Waldordnung
findet sich ûber dem Namen ein Schnôrkel etwa in dieser Gestalt "'^-^^
der in den Unterschriften des Jahres 1789 und denen der nâchsten
Jahre fast regelmàssig, in denen der Jahre 1808 und 1809 aber nicht
mehr in dieser Gestalt begegnet, sondern durch einen l&ngeren sich
liber den ganzen Namen hinziehenden Strich ersetzt ist, der ûbrigens
auch friiher neben jenem Schnôrkel vorkommt.
Zur Erklârung dafiir, dass somit die Unterschrift unter der Wald-
ordnung charakteristische Merkmale der frûheren und der spâteren
Schreibweise des Notars in sich vereinigt, kônnte die Annahme dienen,
Billaudet habe, als er etwa 1808 die Abschrift der Waldordnung unter
dem Datum von 1789 beglaubigte, seine âlteren Notariatsprotokolle
vorher eingesehen. Dies lag umso nàher, als ja Billaudet dièse Be-
glaubigung unter seinem frQheren Amtstitel (notaire greffier; spâter
war er nur noch notaire) beglaubigen musste und also veranlasst sein
konnte, sich zu iiberzeugen, wie er diesen frûher zu schreiben gepflegt
batte. Dass die Urkunde das Amtssiegel der Grafschaft Dagsburg
aufweist, kann in keiner Weise gegen ihre Entstehung in spâterer Zeit
eingewandt werden; der Siegelstempel ist nach der Einziehung der
Grafschaft sicherlich im Besitz Billaudets, des letzten Amtsschreibers,
geblieben.
So wenig die zuletzt vorgetragene Erorterung allein und an und
fur sich geeignet sein wQrde, die Entstehung der Urkunde erst im
Jahre 1808 zwingend zu beweisen, scheint sie mir doch geeignet zu
sein, die oben ganz unabhângig davon geltend gemachten, sehr erheb-
lichen inneren Griinde fur dièse Annahme in gewissem Masse zu
unterstiitzen.
1) Ich hâtte gewunscht, dièse Darlegung durch Facsimiles veranschauhchen
zu kônnen. Leider ist das nicht môglich gewesen. Denn die ursprOnglicb von
mir angefertigten Durchpausungen der Unterschrift Billaudets unter der Wald-
ordnung sind nicht mehr in meinem Besitz; die Herstellung einer Photographie
derselben aber hat der Dagsburger Gemeinderat nicht gestattet.
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— 291 —
Auf Grund der vorangehenden Untersuchungen gebe ich mein Gut-
achten dahin ab:
1. Die sechs Waldordnungen von 1669, 1593/97, 1607, 1614
[falkenburgischen und harlenbui^chenTeils] und 1628 sind echt.
2. Die Waldordnung vom 27. Juni 1613 ist gefaischt.
3. Die Fàlschung der Waldordnung vom 27. Juni 1613 bal mut-
masslich um das Jahr 1808 stattgefunden.
Beilage.
Die angébliche Waldordnung vom 27. Juni 1613.
(Notarielle Absehrtft im Oemeindearchiv eu Dagshwrg) *).
Nous soussignés Jean-Ludvig et PhiUippe Greorges, Comtes de Linange et
de Dabo, seigneurs d^Âsppremont et autres lieuxz, dans IHntention de procéder
incessament au Partage en deux Lots de Toutes les Propriétés du Comté de Dabo,
qui consistent en terres Labourables, Prez, Jardins, Vergers, Forrôts, Etangs,
Château, Maisons, rentes foncières, Revenus fixes et Casuels, Impots et autres
produits, qui dépendent du dit Comté de Dabo, qui est composé des Villages et
hameaux suivans:
scavoir :
Dabo, Waldscheid, Abreschviller, Engenthal, Weyher, Obersteigen, Hohen-
gœfft, Vanguenbourg et Hesse; Nous sommes convenus du présent règlement fo-
restier, afin d^assurer aux sujets du dit Comté les droits usagers, qu^ils exercent
dans retendue de Nos forrêts, droits dont ils jouissent depuis plusieurs Siècles,
en Vertu des Concessions qui leur ont été faites par nos Ancêtres, et afin qu'ils
ne puissent de leur côté rien opposer ou refuser des droits et prestations, aux
quels ils sont assujettis [pour] raison des dites Concessions forestières; [lequel]
Règlement sera exécuté par Nous, [nos] Successeurs ou ayant causes, à com[pter
de ce] Jour, sans que Jamais il ne puisse rien y être changé, à moins que nos
sujets se refusent a nous payer et livrer les Droits et redevances, qui en sont
le prix, ce que arrivant, il nous Sera libre de les y forcer par voie de Justice,
toute fois après avoir fait constater leur refus.
Nous nous obligeons En conséquence sous la foi du Serment, que nous
prèttons, d'Exécuter et faire Exécuter le présent, que nous signerons et scellons
de nos armes, pour en assurer Tautenticitè.
Article 1*^. Nous nous reservons du Droit de disposer de Nos propriétés
rurales et forestières, sauf les droits de nos Sujets, qu'ils exerceront en se con-
formant aux articles du présent Règlement.
Article 2. Persuadés que nos habitans et sujets ne se procurent la Sub-
sistance pour eux et leur famille que du produit de nos forrêts, il est aussi de
notre devoir, et en bon seigneur, de leur en assurer la durée. A cet efTet, nos
officiers et gardes forestiers surveilleront a ce qu'il ne soit point coupé de bois,
') Der Abdruck beruht auf einer von Esser genommenen Copie meiner
Collation dieser Abschrift.
19*
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— 292 —
que d'après nos [o]rclres, et pour le service et usage de nos sujets. Tous Contre-
venans seront punis d'une amende d'un à dix florins et d'un emprisonnement de
Trois mois en cas de récidive.
Article 2 bis. Nos Conseillers, Receveurs et gens de Justice et les maires
dans leurs Commune respectives tiendront la main, a ce qu'aucun étranger ne
vienne s'établir dans le Comté, à moins d'une autorisation signée de Nous ou de
nos Conseillers et de justifier du droit qu'il a payé, dit droit de bourgeois, fixé
à quinze florins, formalité, en vertu de laquelle ils pourront le porter sur les
Etats qu'ils dressent tous les ans des bois à délivrer aux bourgeois.
Article 3. Nous ordonnons a ce qu'il ne soit établi aucune Coupe dans
les forrêts Sapinières, et même ou il y aurait divers essences de bois, pourvu
qu'il s'y trouve des arbres de Pins ou de Sapins. Le mode d'Exploitation ou de
Vindange se fera en Jardinant, attendu que le sol de nos forrêts n'est propre
qu'à la production de ces deux dernières espèces de bois, et qu'en y etab[lissant]
des coupes, ce serait ruiner notre Dom[aine et] oter tous moyens d'Existance à
nos Sujets.
Article 4. Comme les habitans et sujets n'ont pas de terre en suffisance
pour se procurer de quoi vivre et leur famille toute l'année, que nos forrêts
seules peuvent y suppléer, et pour adoucir autant que faire se peut leur sort,
Nous leur accordons par le présent le droit exclusif d'acheter le bois, que nous
pourrons faire façonner en cordes, dans les Cantons, où la nature du bois per-
mettra d'y établir des Coupes, ou dans ceux, où il n'y aura qu'un Jardinage ou
nettoyement.
La Corde de bois mesure ordinaire leur sera en conséquence délivrée sur
le pied d'un florin, d'un florin et demi, deux florins, ou deux florins et demi sui-
vant la nature et qualité du bois, indépendament du droit de toccage d'un schel-
ling par Corde de Bois; ce droit d'achat n'appartiendra qu'aux habitans dans
l'arrondissement desquels les coupes ou nettoyement auront lieu.
Article 5. Comme de toute ancienneté les habitans des Communes Jouiront
du droit qu'ils possèdent de la Vaine et grasse Pâture dans nos forrêts et chaque
commune dans son arrondissement, sauf cependant le cas, où il y aurait des
Cantons percrus de taillis et Jeunes futaie, qui demeureront interdis à l'entrée
de leurs bestiaux sans exception. Jusqu'à ce que les Taillis ou Futaies fussent
défensables, et qu'il leur sera permis par nos forestiers principaux d'y faire Vain
pâturer, à peine d'une amende de deux florins et autant pour dommage par
chaque bestiaux repris en délits, et en Cas de récidive de confiscation des bes-
tiaux, payement des amendes et domage et d'un emprissonnement du proprié-
taire de trois mois.
Quant aux droits de Vaine et grasse pâture, dont jouissent nos sujets de
la commune de Hesse dans les forrêts situées sur leur ban, comme ils en jouis-
saient avant la Donnation qui en fut faite au couvent de Hesse, ils continueront
a en Jouir comme du passé, ainsi qu'il l'a été expressément réservé par l'acte
de Donnation des forêts, qui lui fut fait, en desservant les rentes ordinaires, entre-
tenant l'Eglise et autres charges, auxquelles il est atenu, et en se conformant,
du reste, aux ordonnances et réglemens qui émaneront de Nous, pour ce qui a
rapport aux biens. Impôts et Corvées.
Article 6. Nous nous réservons le droit, d'établir des marcareries dans les
forrêts et Cantons qu'il nous plaira; à cet effet les Bestiaux d[es] habitans des
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— 293 —
Communes, où Elles seront pl[acées] Jouiront avec ceux de la marcarerie du
droit de Vaine et grasse pâture, sans de la part des dits habitans pouvoir gêner
ou inquietter en rien les dites marcareries, à peine par chaque contrevenant
d^une Amende de quinze florins et des Domages et Intérêts, auxquels ils seront
condamnés.
Article 7. Les Moutons demeurent expressément exclus des forrets à.
peine par les délinquants de payer par chaque pièce reprise une amende de
cinq schelling.
Article 8. Lorsque la glandée permettra d'envoyer des porcs dans les
forêts, Nos habitans Jouiront comme du passé du droit de mettre ceux n^ccés-
saires à leur ménage dans le tems fixé par Nos forestiers. Et en payant par
chaque porc, qu'ils y enverront, un demi batz. Et si la glandée permettait d'en-
voyer un nombre de porc supérieur à celui qui serait nécessaire à nos dits
habitans. Nous Nous réservons expressément l'emploi de ce surcroit d'abondance.
Article 9. Nos sujets des Communes de Dabo et d'Engenthal ayant seul
le droit de recevoir de nos forêts Le Bois dit bois de bourgeois fixé annuellement
à huit arbres sapins par ménage, et quatre seulement aux Vueves, qui tiendront
et conduiront le Ménage, Considérant que ce Droit, qui est établi depuis des
siècles, peut devenir abusif et causer la dégradation et peut être la ruine d'une
partie de nos forêts, en ce que ce sont des sapins vifs, qui leur sont délivrés;
dans les intérêts des dits sujets et de leur postérité Nous ordonnons:
10 A nos officiers de Justice, maires et forestiers de tenir rigoureusement
la main à ce qu'aucun étranger ne vienne s'établir dans ces deux Communes,
sans avoir obtenu l'autorisation prescrit par l'article deux du présent Règlement.
2® A ce qu'il soit délivré aux dits Bourgeois et Veuves les huit et quatre
arbres de sapins vifs, autant cependant que les forêts le permettront; et lorsque
nos forestiers en reconnoitront l'impossibilité, ils ne délivreront que des arbres
sapins Viciés.
30 Que tout Enfant des Bourgeois des Communes de Dabo Et d'Engenthal,
qui s'y établiront, jouiront comme leurs ancêtres, du dit droit de recevoir ces huit
arbres par année.
4<> Et le prix de chaque arbre demeurera fixé comme d'ancienneté à sept
schellings, indépendament du stockgeld à payer de suite à nos forestiers.
Article 10. Nos sujets du Comté continueront à Jouir d[u Droit,] qu'ils
ont, d'avoir gratis le bois mort et mort Bois, et les chablits dérassinés leur seront
vendus à notre Profit sur le pied fixé par l'article 4«, lorsqu'il y en aura en
grande quantité, et aux prix que fixeront nos forestiers principaux, lorsque
le nombre sera peu conséquent.
Article 11. Les habitans sujets de Notre Comté recevront comme de toute
ancienneté, et gratis, le bois de Construction et de réparations gratis; Ils seront
néanmoins tenus, de Justifier de l'indispensable nécessité de bâtir ou de réparer
et de produire à nos maires, tenus de nous les remettre, ou à Nos Conseillers et
receveurs un devis des bois nécessaires pour bâtiment ou réparations, lequel
sera dressé et certifié en ame et conscience par un maitre charpentier, sujet de
notre Comté, nous réservant de le faire vérifier pour en cas de demande Exa-
gérée être le reclamant privé de recevoir le bois, ainsi que pour l'avenir, et le
charpentier condamné, après la preuve faite, en une amende de dix florins.
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— 294 —
Ils continueront aussi à recevoir le bois nécessaire pour couvrir leurs mai-
sons, granges et Ecuries en Bardeaux de chêne ou de sapin, suivant la possibi-
lité des forêts et ainsi que Tordonnera notre chef forestier.
Seront néantmoins tenus nos sujets de payer le stockgeld à nos forestiers
à raison d'un Croschen par pied d'arbres qui leur seront délivrés.
Article 12. Nos sujets des Communes de Dabo, Waldscheid, Obersteigen
Engenthal et Voyer recevront annuellement et comme du passé leur bois de
chauffage, ainsi que le bois nécessaire pour les ouvriers, de manière que ces der-
niers en aient suffisament pour les ouvrages en bois qu'ils travaillent, et ce
d'après les Etats de leurs besoins certifiés par nos maires, à charge d'en payer
le Prix suivant l'estimation de Nos forestiers, auxquels il sera payé par les
usagers un croschen par pied d'arbre pour droit de stockgeld.
Nos forestiers leur feront ces délivrances annuelles d'après les Etats de
besoins approuvés de nos Conseillers dans toutes nos forêts indistinctement si-
tuées sur leur territoire, et autant que nos forêts le permettront avec l'attention
de délivrer de préférence des arbres Viciés.
Article 13. Nos Maires et forestiers surveilleront à ce que le bois délivré
aux ouvriers pour les ouvrages, qu'ils fabriquent, ne soit pas converti en bois de
chauffage; ils dresseront des procès verbaux contre les contrevenans, qui de-
meureront privés à l'avenir du Droit d'en recevoir.
Article 14. Il est expressément défendu à quiconque de chasser en aucune
manière dans l'étendue de notre comté, et notament dans nos forets, à moins
d'être Porteur d'une autorisation de notre Part. Les forestiers tueront les chiens
étrangers, qu'ils trouveront en chasse, et dresseront des procès verbaux contre
les chasseurs et Braconniers, qui seront condamnés en outre à une amende de
Cinq florins.
Article 15. Aucun Bétail ne pourra Vain pâturer dans les Cantons de fo-
rêts, mis en réserve pour la Conservation du Gibier, ainsi qu'il en a toujours été
usité d'ancienneté, a peine d'une amende par chaque pièce reprise de sept schel-
lings et demi.
Article 16. Les scieries qui se trouvent établies, comme celles que nous
pourrons établir par la suite, étant divisées en Vingt quatre Journées, et chaque
Journée devant recevoir trois arbres de sapins vifs, au Prix fixé par les titres
d'Etablissement, continueront à recevoir le même nombre d'arbres, indépendament
de ceux Viciés, que nos forestiers pourront leur délivrer dans la proportion des
Journées, dont nos sujets pourront être propriétaires, et à payer d'après leur Esti-
mation. Et comme par les Titres nous avons spécifié et nous spécifierons, que
nous nous reservons six jours par chaque scierie, que nous pourrons donner à
titre de bail Emphitéotique ou temporaire au prix qu'il nous plaira. Nous accor--
dons la préférence aux propriétaires des dix huit autres Jours, qui des lors pour-
ront transmettre les Droits à nous réservés comme les leurs à leurs héritiers ou
autrement à charge de nous desservir les rentes stipulées par les titres, d'obte-
nir en cas de Vente l'autorisation nécessaire, et de nous payer notre droit de
Laudemium.
Article 17. Pour raison des Bois délivrés gratis à nos sujets du Comté
Ils continueront à nous payer comme d'ancienneté pour ce droit et annuellement
^ la St, Martin d'hyver deux florins et demi pour chaque père de famille, un
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— 295 —
florin et demi par chaque cheval ou bète à corne, deux schillings pour Beth,
deux Schillings pour Poule de fumée ou une Poulie grasse pour cette dernière.
Les Propriétaires des Maisons construites avec Pantorisation de nos Pré-
décesseurs ciHitinueront à livrer Tavoine, à laquelle chacune a été fixée, ainsi
que les poules en nature, indépendament des rentes et autres droits qu'ils doivent,
ainsi que les Impôts.
Article 18. Notre Ck)mté de Dabo étant suceptible d'un accroissement de
population, nous nous réservcms le Droit de faire participer les nouveaux sujets,
que nous nous proposons d'y fixer, aux mêmes avantages, dont ceux actuels
jouissent, et en nous payant pour raison de la Jouissance les mêmes droits, que
ceux fixés par l'article précédent, sauf l'exception portée par l'article neuf.
Article 19. Le prix des Ventes et délivrances de bois comme aussi celuy
des Rentes a payer pour raison des [droits] usagers, qu'exercent nos sujets dans
nos forrets, continueront à Être payés à notre renthey, recette générale, établie
à Dabo, savoir: Ventes et délivrances de bois un an après qu'elles auront été
effectuées, et les Rentes à la St. Martin d'hiver, ainsi qu'il en a toujours été
d'ancienneté.
Article 20. Les Reglemens qui pourraient être faits par la suite par Nous
ou Nos successeurs, nécessités par les temps et les circonstances, ne pourront en
aucune manière préjudicier au présent, qui est un renouvellement de nos anciens
Droits et de ceux de nos sujets du Comté consacrés par des siècles de possession.
Article 21. 11 est en conséquence ordonné à tous nos Conseillers, Maires,
Officiers de Justice et forestiers de notre Comté d'Exécuter le présent et de
tenir la Main à son Exécution sous les peines les plus sévères.
En foy.de quoi et pour donner au présent règlement toute l'authenticité
possible. Nous avons apposé le Cachet de nos Armes et l'avons clos. Signé à
Notre Château a Dabo le Vingt Sept Juin mil six Cent Treize.
(L. S.) signé : Jean Ludvig.
(L. S.) et signé: Phillippe Georges.
Collationné et trouvé Conforme a l'Original à nous représenté en Expédi-
tion en forme par Joseph Anstett, maire de la Communauté de Dabo, et à luy
rendu à l'Instant par le soussigné Notaire et Greffier du Baillage du Comté de
Dabo. A Abreschviller ce jour [vingt d']Aoust, mil Sept cent quatre vingt neuf.
Billaudet
N' greff.
^ I C-
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— 296 —
Chronica episcoporum Metensium
1260—1376 (1530).
Herausgegeben von Dr. 6. Wolfram.
Vorwort
Die Gesellschaft fiir lothringische Geschichte hat bereits im
Jahre 1893 beschlossen, die zahlreichen lothringischen und Metzer
Chroniken, die bisher keinen Bearbeiter gefunden hatten, den Geschichts-
forschern in kritischen Ausgaben zugânglich zu machen. Es waren da-
bei vorlàufig in Aussicht genommen worden : Die Chronik des Praillon,
die Chronik der Minimiten, die Chronik des Philipp de VigneuUes, die
anonyme Chronik ûber Kaiser und Kônige aus dem Luxemburger Hause
und die Bischofschronik. Weiter soUten bei ausreiehenden Mitteln Re-
gesten der Bischôfe von Metz und die Metzer Schreinsrollen heraus-
gegeben werden. Endlîch wurde geplant, eine neue Ausgabe der Chronik
des Doyen de S. Thiébaut und der Metzer Reimchronik zu veranstalten.
Nachdem die Stadt Metz und der Bezirkstag von Lothringen in dankens-
werter Bereitwilligkeit einen Teil der nôtigen Mittel bereits bewilligt
und der Landesausschuss fur Elsass-Lothringen auch seinerseits einen
Beitrag in Aussicht gestellt hat, kann die Verôffentlichung im nàehsten
Jahre hoffentlich in Angriff genommen werden.
Die Chroniken sind sâmtlich in franzôsischer Sprache verfasst;
nur von der Bischofschronik bestehen neben der franzôsischen spâtere
lateinisehe Fassungen, deren Schreiber sich offenbar die Aufgabe gestellt
haben, eine homogène Ergànzung des Werkes zu schaffen, das seit
Paulus Diaconus in immer neuen Fortsetzungen zunâchst bis 1297 ge-
fuhrt worden war, um dann durch eine franzôsische Bearbeitung des
Gesamtwerkes und die FortfiihAing desselben in der Landessprache
abgelôst zu werden.
Dièse grosse franzôsische Bischofschronik ist fîir die spâteren
lateinischen Werke die Grundlage gewesen und ich werde in der Ein-
leitung zur Ausgabe des Hauptwerkes das Verhâltnis der einzelnen
lateinischen Handschriften zu ihrer Vorlage klarlegen. Infolge ihrer
Abhàngigkeit werden aber die lateinischen Chroniken dort nur in Va-
rianten berucksichtigt werden kônnen.
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— 297 —
Eine lateinische Bearbeîtung hat jedoch selbstândigen Wert und
bietet in ihrer Fassung des Originellen soviel, lâsst die Persônliehkeit
des Verfassers so scharf umrissen hervortreten, dass sie im vollen
Worllaut verôffentlicht werden muss. Wenn ich diesen Text zur Ent-
lastung der franzôsischen Ausgabe im Jahrbuche vorausschicke, so
erfuUe ich damit gleichzeitig einen Wunsch, der mir von Seiten der
lothringischen Geschichtsforscher wiederholt und dringlich nahe gelegt
worden ist.
Der zusammenhângenden Erzâhlung fuge ich noch einige spâtere
lateinische Fortsetzungsversuche an, die mit der franzôsischen Chronik
nichts zu thun haben.
Handschriften und Verfasser.
Die Gesta episcoporum Metensium, in denen nach dem Vorgange 8chriften°dêr
des Paulus Diaconus zum ersten Maie wieder in zusammenhângender Mon. Genn.
Weise die Thaten der Metzer Bischôfe zur Darstellung gebracht wurden,
sind zwischen 1132 mid 1142 geschrieben^). Diesem Hauptwerke
schliessen sich bald Fortsetzungen an. So ist kurz nach 1180 in
griindlicher Weise die Geschichte der Bischôfe Stephan, Theoderich III,
Friedrich, Theoderich IV und Bertram nachgeholt worden, und etwa
50 Jahre spàter hat sich ein Metzer Geistlicher daran gemacht, die
Thaten der Bischôfe Conrad, Johannes und Jacob der Nachwelt zu
iiberliefern^). Ueber dièse Zeit hinaus reicht noch ein kurz gehaltener
Nachtrag der in wenigen Zeilen iiber Philipp v. Flôrchingen, Wilhelm
V. Trainel, Laurentius, Johannes v. Flandern und etwas eingehender
aber immer noch spàrlich genug iiber Burchard v. Avesnes berichtet.
Die Niederschrift dièses letzten Telles wird am Ende des XIII. Jahr-
hunderts erfolgt sein^).
Der Ausgabe dieser Chronik mit ihren drei Fortsetzungen sind
in den bisherigen Publikationen drei Codices zu Grunde gelegt worden :
1. Der Codex Parisiensis regius No. 5357, der nur den Grund-
stock der Chronik und die erste Fortsetzung enthàlt. Derselbe
ist im 14. Jahrhundert geschrieben.
2. Der Codex Parisiensis S. Germani No. 1396 mit Continuatio
prima und secunda von einer Hand des 15. Jahrhunderts.
*) S. Monumenta Germaniae, Scriptores X 531 ff.
') Ebenda.
8) Ebenda.
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— 298 —
3. Der Codex Parisiensis regius No. 5532 mit den drei Fort-
setzungen, geschrieben im 14. Jahrhundert. Hinzugelugt sind
in diesem Codex von einer Hand des 15. Jahrhunderts einige
kurzere Zusatze und am Ende von spâteren Hânden die
Bischofsgeschichte bis 1376, eine kurze Fortsetzung bis 1466
und eine weitere bis 1530. Fur die Fortfiihrung der latei-
nischen Bischofschronik kommt sonach nur Cod. 5532 in Be-
tracht. Die Zusatze sowie die Fortsetzung bis 1376 sind jedocb
fast wôrtliche Uebersetzungen der franzôsiscben Vorlage. Nur
die anschliessenden Bemerkungen ûber Peter v. Luxemburg
und Rudolf v. Coussy sind zum Teile selbstândiger Art, und
vôliig unabhàngig vom franzôsiscben Texte sind die folgenden
Zusatze bis 1530.
^*® "hrff A*°^ "^' ^^^ ™ Naehfolgenden zum ersten Maie verôffentliehten, vom
Cod. 5532 vielfaeh abweichenden lateinischen Text, der gleichfcdls bis
1376 reicht, fand ich in der Metzer Stadtbibliothek in Codex No. 46.
Der Band war bis dahin den Forschern entgangen^), hauptsachlich
wohl deshalb, weil aus der Aufschiift » Livre des drois Monss. de Mes«
Niemand ahnen konnte, dass dièses Manuscript die Gesta episcoporum
enthielt*). Ich nenne die Handschrift A.
Der Band ist in lederiiberzogene, silberbeschlagene Holzdeckel ge-
bunden. Er zàhlt 138 Pergamentblàtter in Kleinfolio, die mit Ausnahme
weniger spâterer Zusatze von einer Hand des XIV. Jahrhunderts in
schônen, gleichmâssigen Ziigen beschrieben sind. Die Initialen sind rot und
blau koloriert und zum Teil reich verziert. Die ersten 7 Blâtter sind
leer und nicht numeriert.
Fol. 1— 54a* enthàlt; »Statuta salubria provincialis concilii Treve-
rensis édita solemniter per reverendum patrem in Christo et dominum
^) Seitdem hat ihn Sauerland fur seine Geschichte des Metzer Bistums
benutzt. Jahrbuch VI 119 ff., VIP 69 ff.
") Am Schlusse seiner Einleitung zur Ausgabe der Gesta ep. Met. in MG.
SS. X 533 teilt Waitz mit, er habe unter den Papieren des Baluze (Paris, Bibl. nat.
Armoire, II, pag. 5, nr. 2) die Abschrift einer bis 1376 reichenden Bischofschronik
gefunden und verheisst die spâtere Herausgabe der in den Monumenten nicht
edierten Fortsetzungen. Herr Pajot in Paris hat fur mich dièse Abschrift freund-
lichst collationiert und ich sehe, dass sie denselben Text bringt wie das Metzer
Manuscript. Hôchstwahrscheinlich ist dièses letztere selbst die Vorlage fur Ba-
luze gewesen. Die Abweichungen, welche die Pariser Handschrift enthâlt, gebe
ich in Varianten unter B.
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— 299 —
dominum Balduynum dei gratia S. Trevirensis ecclesiae archiepis-
copum etc, a. d. MCCCX vicesima octava die mensis aprilis*)«.
54*^ — 100. »Incipiuntur Cronica episcoporum Metensium*. Der Grund-
stock dieser Aufzeichnung ist derselbe, wie in MG. SS. X
634 ff. Desgleichen sind Continuatio prima und secunda
der in den Monumenten benutzten Codices hier die gleichen.
Am nâchsten steht die Metzer Handschrift dem Cod. 2 der
MG. Die wesentlicheren Abweiehungen sind weiter unten
angemerkt. Mit Continuatio tertia, d. h. von 1260 an bietet
der Metzer Codex einen selbstândigen Text, der die Bischofs-
geschichte bis 1376 erzâhlt.
100 — 109. »Ce sunt li drois monsignour de Mes^)«. (Droits de Tempereur,
de révêque, du comte et de la cité de Metz.)
110 — 113. >Ceu est li etablisement de la commune pax de Mes®)«.
114 — 117. >C'est li constitucion de faire lou maistre eschevin*)«.
117—118. »Ci après contient en quelle manière li XIII de Mes feront
lou sairement de maintenir et wardeir ce que ci après est
escript*.
119 — 120. Akrostichon zum Preis der Jungfrau Maria ^). Die ersten
') Hiervon sind folgende Drucke vorhanden: 1) Wiegendrack, wahrschein-
lich EUS Kôln um 1480. 2) Kôln 1506. 3) Kôln 1549. 4) bei Mariène Thésaurus
nov. Anecdot. IV 235 ss. nach Metzer Handschrifien. 5) Lunig Spicilegium
eccl. contin. II 92—120 nach Martène. 6) Mansi coll. ampl. Tom. XIV 247 ss.
7) Harzheim Ck)ncil. Germ. Tom. IV 127—166. 8) Hontheim Hist. diplom. Trev.
nach der Kôlner Ausg. von 1549. 9) Bertholet Hist Luxemb. Tom. V 368 ss.
10) Blattau Statuta synodalia. Trier 1844. Tom. I 63 ss. (Mitteilung des Herrn
Stadtbibliothekar Dr. Keuffer in Trier).
') Nach anderer Vorlage gedruckt bei Klippfel, Metz cité épiscopale et im-
périale 381 ff.
«) Original im Stadtarchiv Metz. Gedr. Hist. de Metz UI 177 und Klippfel
1. c. 394.
*) Druck bei Meurisse Hist. des év. de Metz 429; Calmet Hist. de Lorr.
II 380 (1. éd.) VI 33 (2. éd.) ; KUppfel 1. c. 392.
^) Benedicta sis Maria aima dei mater pia
Etemi régis amica et virgo semper pudica.
Beor te esse vere natam ex David semine,
Tu es de styrpe Yesse regali ex progenie,
Hegem celi genuisti et virgo semper permansisti.
Angelo nuncianti credidisti dum verbum patris concepisti.
Kundo ergo tu es data mitis et benigna
Universis es p relata omni laude digna
Sic celorum et seculi ut tocius populi.
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— 300 —
Buchstaben ergeben die Worte : »Bertramus epischopus The-
felicensis me fecit o. i. e. t. q. e.«
Darunter steht von derselben Hand:
»Dictator pro mercede petit unum ave.
Cuius nomen habes per litteras capitales*.
Daneben von einer Hand des XV. Jahrh. : »Est sepultus
in choro fratrum predieatorum Metensium anno MCCCLXXVII
die XVIII januarii^). Cui suceessit in suffraganiatu frater
Andréas episeopus Gabulensis«.
Eya virgo dei thronus in quo sedet solus bonus
Pugnam carnis reprime, n^ ledant hostes anime.
In te viia daiur orbi per quam hosiis ars confusa,
Salus nostri morbi in plebem est efifusa,
Oum in te sponsa sponsus ut sol nube est absconsus
Homo nobis datus virtute sancti spiritus.
O mundi medicina peccatoris audi planctum,
Princeps et regina, templum dei sanctum,
Ut per te insigniti et gracia muniti
Sequi te cum filio mereamur cum gaudio.
Tu es per quam orta lux est omnis gracie,
Hostium es et porta nati solis justicie
Electa pro formoso nato tuo specioso,
Fons es tu signatus, quem signavit Christus natus.
Es et cella verbi dei nobis dans fiducium,
Iiucens ut lux diei per septiformem gratiam.
Jam te laudo carminé, ut nos laves crimine
CvLTù fonte pietatis, qui nos lavât a peccatis.
Ex te se came armavit patris sapientia
Nosque liberavit magna cum potentia;
Sauciatos nos respexit, in peccatis non despexit.
In naturam venit hominis sic toUens onus criminis,
Sicut alpha et o decuit ab eterno.
Monstra te esse matrem virgo flos virginum
Ex te sumat precem natus creatorum omnium
Fecit te ex se mutans nomen Eve.
Elegit enim te per Gabrielis ave,
Oum te salutavit: ave gracia plena.
Invenit quod amavit in te o virgo serena
Te ergo pro nobis audit et nos per te exaudit
O Virgo nimis exaltata es tu cedrus elevata
Inter Syon filias mater et virgo sola régnas.
Ergo virgo gloriosa mater graciosa
Tellus fructuosa et rosa speciosa.
Que nunc es in deliciis in celi palacio
Emunda nos a viciis et iunge tuo filio. Amen.
*) Ueber dièse Angaben s. weiter unten die Ausfiihrungen uber Bertram
V. Coblenz.
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— 301 — .
121—125. »Les drois de la vowerie de Montigney^)*.
126—127. »Le serment que les Irezes font a leur création a un seigneur
evêque de Metz, seigneur spirituel et temporel de la dicte
ville et cité et prince régalien du sainct empire*. (Hand des
XVII/XVni. Jahrh.)
128. Von derselben Hand: » C'est le serment qu'un maistre-
eschevin de la cite de Metz faict a un seigneur evesque* e(c.
129. Bild darstellend die Kreuzigung. In den 4 Ecken die Zeichen
der Evangelisten. Rohe Malerei des XIV. Jahrhunderts. Auf
der Rûckseite (130): »Inicium Sancti evangelii secundum Jo-
hannem*. Das Blatt ist erst spâter eingeklebt und hat wohl
fruher den ersten Platz im Codex eingenommen.
131. »Le serment de feaulte que font les vassaulx de l'evesche de
Metz a leur seigneur evesque«, und dahinter: »Volgt dereydt
so die hohen lehenmannen des stiffts Metz einem heren
bischoff thûn soUen*. Hand des XVII/XVIII. Jahrhunderts.
Ein letztes nicht numeriertes Blatt ist frei geblieben.
Der Kodex ist vom ersten bis zum letzten Blatte in durchaus Tendenz des
einheitlicher Tendenz zusammengestellt worden. Die Geschichte der
Metzer Bischôfe ist der Kern, dazu fûgen sich die civil- und straf-
rechtlichen VoUmachten und Rechte, die den Bischofen auf Grund der
Trierer Synodalbeschlûsse von 1310 zustehen, und endlich ist die alteste
Abgrenzung der Rechte zwischen Bischof einerseits, dem Kaiser, der
Stadt Metz und den Vôgten andererseits hinzugefûgt. Auch die Eides-
formeln, welche Dreizehner und Vasallen dem Bischof zu schworen
haben, fehlen nicht, kurz das Ganze verdient recht wohl den Titel:
> Livre des Drois Monssignour de Mes«; denn schliesslich musste auch
die offizielle Aufzeichnung der Chronik dazu dienen, streitige Rechte
durch historische Begrûndung befestigen zu helfen. So mag die Ueber-
lieferung*) wohl recht haben, die erzâhlt, der Schôfienmeister habe auf
das dem Kodex ursprûnglich vorgesetzte Bild mit Christus in der Mitte
und den vier evangelistischen Sinnbildern in den Ecken seinen Eid ge-
leistet. Auch wird die Richtigkeit unserer Beurteilung insofern einiger-
massen bestàtigt, als der Kodex urspriinglich der bischôflichen Bibliothek
angehôrte').
*) Gedr. bei Klippfel 1. c. 388, tiach dieser Vorlage.
•) Nach Dom Maugérard, Benediktinermônch von S. Arnulf, 1764. S. Clercx
Catalogue des manuscrits relatifs à l'histoire de Metz et de la Lorraine 34.
') Gleichfalls nach Dom Maugérard.
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— 302
Entstehnngs-
zeit
Der Verfasser.
Die Chronik ist zur Zeit des Bischofs Theoderich von Boppard
verfasst, wie aus der Bemerkung des Schreibers: »Hec notare curavi
volens a Jacobo episcopo exclusive usque nunc ad Theodericum V
inclusive cronicas perficere« und aus dem Schlusssatze »cum adhuc
corporaliter vivat c (se. Theodericus) hervorgeht. Das wird auch weiter
dadurch bestâtigt, dass die Amtsfûhrung dièses Bischofs und dessen
Vorgeschichte ungleich ausfûhrlicher als die seiner Vorgânger dargestellt
ist. Die Ereignisse, welche erzâhit werden, reichen bis zum Jahre 1376,
Hier bricht der Schreiber ab und fïigt den Ereignissen einen fôrmlichen
Schlusssatz hinzu.
Die Chronik ist ein einheitliches Werk. Dem Verfasser lag die
in den Monumenten verôffentlichte grosse Metzer Bischofschronik bis
1260 vor. Eine Handschrift, welche auch die bis 1297 reichende
Continuatio tertia enthielt, kannte er nicht. Wenn es auch selbstver-
stândlich erscheint, dass er vorhandene Notizen zur Anfertigung seines
Werkes als Grundlage benutzte, so trâgt doch die gesamte Nieder-
schrifl den Stempel seines Geistes. Insbesondere ergiebt sich das aus
den Bemerkungen allgemeiner Natur, die er mit Vorliebe seiner Dar-
stellung einflicht, aus der Tendenz, die stets fur bischofliche Rechte
eintritt, aus den hâufigen biblischen Citaten und Beziehungen und endlich
aus der Gleichmâssigkeit der Sprache.
Schon die Wahl des Stoffes weist darauf hin, dass der Verfasser
ein Geistlicher war; man wird aber noch weiter vermuten dûrfen, dass
er KIosterbruder gewesen ist. Darauf deutet die Bemerkung, dass
Bischof Theoderich »licet habitu secularis esset tamen dévote se osten-
dit, dum ad cultum divinum et ad religiosos gratiam habuit*. Sein
besonderes Interesse gehôrt den Dominikanern. Im Gegensatze zu den
Franziskanern erwàhnt er von den ersteren, dass sie dem Grafen von
Bar gegen den wortbrûchigen Bischof Laurentius beigestanden, und aus
der Zeit Theoderichs weiss er zu berichten, dass dieser Bischof die
Prediger besonders bevorzugt habe. Hiernach diirfte man den Ver-
fasser vielleicht im Dominikanerorden suchen.
Dem Bischof Theoderich muss er âusserst zugethan gewesen sein.
Die begeisterten Lobreden fur diesen Kirchenfiirsten gehen iiber das
zulassige Mass einer objektiven Hochachtung weit hinaus, wenn er sich
auch im Schlusspassus ausdrucklich gegen den Vorwurf der Schmei-
chelei zu verwahren sucht.
Jedenfalls war er, wie jener, kein Metzer oder Lothringer. Ein
Metzer Kind, und wenn es auch noch so eifrig klerikal und der stâdti-
schen Politik abgeneigt gewesen wâre, wiirde doch nie die Mitbûrger
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— 303 —
»rohe Bauern« haben nennen und in gehâssiger, auch sonst hervor-
tretender Art seine Vaterstadt verkleinèrn kônnen. Ebensowenig hâtte
sich ein geborener Lothringer das Zeugnis ausgestellt, dass er der
Sohn einer »natio perversa* sei. Dièse groben AusfâUe sprechen
vielmehr dafûr, dass der Verfasser, wie Theoderich, von auswârts ge-
kommen ist.
Dass seine Heimat nicht jenseils der Westgrenze des Landes zu
suchen ist, darauf deutet, dass der Verfasser besonders hervorhebt,
sein Oberhirt habe in Lûttich Franzôsisch gelernt und darin habe sich
insofern die gôttliche Vorsehung besonders gezeigt, als er spâter Bischof
einer zweisprachigen Diôzese geworden sei.
Einem geborenen Gallo-Lothringer oder Metzer wâre dièse Fâhig-
keit bei einem Bischof von Metz wohl selbstverstândlich erschienen,
resp. er hâtte eher hervorgehoben, dass der Bischof auch des Deutschen
kundig gewesen sei.
Auffallend gut ist der Verfasser tiber die Zeit unterrichtet, als
Theoderich Bischof von Worms war. Aus dieser Période, die an sich
nichts mit der Metzer Bischofsgeschichte zu thun hat, berichtet er nicht
nur liber die Fehden und Zwistigkeiten, in welche der Bischof mit der
Bûrgerschaft und dem Adel der Umgegend verwickelt war, er erzâhlt
auch, dass Theoderich dort die aula iusticiariorum einer Ausbesserung
unterzogen habe. Aus Metzer Quellen konnte er solche Angaben
sicher nicht entnehmen und es bleibt nur die Annahme, dass er dièse
Période entweder aus eigener Anschauung kennt oder vom Bischof
selbst dariiber unterrichtet war. Wahrscheinhcher ist das Erstere.
Denn es muss ein ganz besonderes Interesse fur jene Jahre voraus-
gesetzt werden, wenn sie in einer Metzer Bischofsgeschichte so aus-
fùhrliche Erwâhnung finden.
Auf eigene Anschauung lâsst auch die Bemerkung schliessen, dass
das Stammschloss der Baier von Boppard ein Bau von hervorragender
Schônheit, Grosse und Festigkeit sei und ausserhalb der Stadtmauern
von Boppard liège.
Zu bestimmten Schlûssen verhilft uns eine Bemerkung, die der
Chronist ziemlich am Ende seiner Erzâhlung macht. Er spricht da
von den Dominikanem, die der Bischof bevorzugt habe und fâhrt fort :
»Inter quos fratrem Bertramum ordinis predicatorum de Confluencia,
episcopum Thefelicensem, vicarium suum in pontificibus (!) tara Worma-
ciensibus quam Metensibus speciali rogativa dilexit. Hic dum vicariatum
Metensem teneret, composuit psalterium béate virginis secundum ordinem
psalmorum, quemlibet psalmum per duos versus in laudem virginis
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— 304 —
gloriose reducendo. Etiam sequenciam dictavit : Ave maris Stella, cuius
versus incipiunt a litteris dictionum : Ave Maria, pro qua devotius can-
tanda dictus dominus Metensis dédit XL dies indulgenciarum*.
Es ist auffallend, dass in die Schilderung der bischôflichen Thâtig-
keit eine derartige Bemerkung Aufnahme finden konnte. Dass ein
Dominikanermônch sich der besonderen Zuneigung des Bischofs erfreut,
mag einem Chronisteri noch erwàhnenswert erscheinen, dass der Ver-
fasser aber erzâhlen kann, jener Mônch habe ein zweiversiges Gedicht
zu Ehren der Jungfrau Maria verfasst, ist bei der sonstigen Erzàhlungs-
art nur erklârlich, wenn wir annehmen, dass jener Bertram dem Autor
ausserordentlich nahe gestanden bat oder aber der Chronikenschreiber
selbst ist.
Bertram von i^ der That trifft fiir Bertram Ailes zu, was wir vorhin fiir die
Personlichkeit des Autors aus der Chronik schliessen zu diirfen glaubten.
Bertram ist Dominikaner, er steht als Weihbischof in direkter Be-
ziehung zu seinem Bischof und wird von diesem vor allen anderen
geliebt. Schon in Worms war Bertram der Weihbischof Theoderiehs
und hatte als solcher Gelegenheit, die Wormser Zustande und die
Thâtigkeit Theoderiehs aus eigener Anschauung kennen zu lemen.
Weiter ergiebt sich auch, dass er ein Deutscher ist: de Confluentia.
Als Koblenzer Ordensbruder war er der spezielle Landsmann Theo-
deriehs und wusste Bescheid iiber die Lage der den Vorfahren des
Bischofs gehôrigen zu Boppard gelegenen Stammburg. War er aber
dem Bischof zugethan, so ist es auch begreiflich, dass er wie dieser nicht
gut auf die Metzer zu sprechèn gewesen ist. Denn der Bericht, welchen
die Chronik ûber die Zwistigkeiten des Bischofs mit der Stadt Metz mit-
teilt, wird durch die Urkunde von 1373 Juni 20 bestàtigt, laut welcher
Theoderich die Dreizehner exkommuniciert und liber die Stadt das Inter-
dikt verhàngt hat, weil ein Geistlicher durch das Stadtgericht verbannt
war, die Klôster von S. Glossinde, S. Marie und S. Peter ausgepltindert
und kirchliche Personen besteuert worden seien*).
Das Interdikt hat zwei Jahre und drei Monate auf der Stadt ge-
lastet^). Als die Chronik geschrieben wurde, war also der Groll des
Schreibers noch frisch und nicht durch die Zeit gemildert.
Dass Bertram seiner dichterischen Thâtigkeit einen ausserordent-
lich hohen Wert beimass, wird uns auch urkundlich bezeugt. Denn damit
die Verse, von denen uns die Chronik als einer hervorragenden Leistung
Kunde giebt, der Nachwelt nicht verloren gehen, hat Bertram erhebliche
*) Urkunde bei Meurisse 522.
2) Urkunde bei Meurisse 524.
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- 305 —
Mittel aufgewandt. In einer Urkunde vom 22. Februar 1376 erklârt
Pieres dou Pont, Schatzraeister fiir die sechs neuen Kaplans- und fur
vier Chorklerikerpfrûnden, er habe beim Ankauf einer Rente 10 lib.
verwendet, die »le révèrent signour Burtrant de Tordre dez frère pro-
chours evesque de Tefalis vicquaire de Thiedry« unter der Bedingung
gestiftet habe, dass die Kaplâne am 21. November alljâhrlich eine
Hochmesse fur Bertram halten und dabei die Sequenz gebrauchen:
»Ave mary Stella*^) mit dem Akrostichon «Ave Maria»*). Am selben
Tage verpflichten sich die genannten Kaplâne und Kleriker ausdrûcklich,
denWillen des Stifters zu erfûllen und die Sequenz zu singen^).
Die Annahme liegt sehr nahe, dass dièse Sequenz eben jene
Dichtung ist, von der uns die Chronik berichtet, sie habe Bertram
zum Autor. Das ist um so wahrseheinlieher, als uns Bertram auch
anderweit als Dichter beglaubigt ist und zwar wiederum als Ver-
fasser ganz âhnlicher Verse zum Preise der Jungfrau mit dem Akro-
*) In der Chronik und der zweiten Urkunde heisst es: Ave maris Stella.
») M. Bez.-Arch. G 890.
») Die Urkunde lautet: 1376 Febr. 22.
Connue chose soit a toz, que 11 VI novel chaipelens et lez IIII clersons en
lai grant esghxe de Mes ont cranteit et crantet par cest présent escrit que dor
en avant chescun an a toz jours maix lou XXI jour dou moix de novembre, se
dont naivenoit lou dit jour par diemange et a donque lou lendemen dou dit jour,
perpeluelment doient lez dis chaipelens et clersons chanteir une messe de nostre
dame: salve sancta parens et lai séquence: ave maris stella, de lai queille li
vers an comanse par lez lettrez dez diccions: ave Maria; lai keille est divizeie
an ni partiez en tel mannierez quelle doit a moins estre chanteie enthierement
une foix an Tant pour révèrent peire en deu et ss. signour Bertrant de Torde
dez freire proichours, evesques de Tefelis, vicquaire an pontificaulz de révérant
peire en deu ss. Thiedry, evesque de Mes, et pour tous cealz dont li dis sires
Bertrant ait entention, tant com li dis sires Bertrant avérait Taivie en coirs. Et
après lou decept dou dit ss. Burtrant, se il avenoit quil morut an Mes, doient
lez dis chaipelens et clersons estre a cez exceques et des dons en aivant faire
son anyversaire chescun an, sy com il est acostumeiz pour un avesque ; [et] de ceu
et pour ceu ont lez dis chaipelens et clersons pour oulz et pour lour successours X
s. de Mt. de cens sus [la] maixon et sus tôt lez ressaigez qui appandent devant et
daieir que ciet devant lai ruelle Maibille de coste Taitre de S. Ëukaire. Et ce il
avenoit que lez dis [chaijpelens et clersons ou lour sucessours fuxent troveri
ninglegens dez dis servixe affaire, sy com dit est, ou d'aucune dez chosez
dessus dite, pour lou tempz et avenir li maistre de Tuevre de lai dite grant
esglixe doveroit resoivre * X s. de Mt. de lor bourse ♦. Et sen obliget dez mentenant
lez dis chaipelens et clersons pour celle anneie, ou li deffalt ceroit fais, par quel
** ÎBt von gleicher Hand Ubergeachrieben fUr dcLt Durch$trichene l'ergent de cen qui apar-
tanroit az deffalt que fais seroit
20
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— 306 —
stichon: »Bertramus epischôpus Thefelicensis me fecit*.^) Unter seinem
poetischen Versuche steht ein weiteres Verschen, das wiederum zeigt,
wie stolz er auf seine Leistung isl ; denn er trâgt àngsUieh Sorge, dass
das Akrostichon niemand entgeht und dass sieh so der Dichterruhm
fur immer an seinen Namen heftet. Die Zeilen lauten: »Dictator pro
mercede petit unum ave, cuius nomen habes per litteras capitales*.
Es ist auffallend, dass in einem Kodex, der in erster Linie der
Wahrung bischôflicher Rechte dienen soU, ein Hymnus zum Preise der
Jungfrau eingefiihrt ist, der an sich nicht das Mindeste mit dem sonstigen
Inhalte der Handschrift zu thun hat und nach seinem poetischen Werte
jedenfalls auch nicht dazu angethan war, einen Anwalt bischôflicher
Rechte zur Niederschrift zu begeistem. Noch viel weniger dûrfte dies
das ganz persônlich gehaltene Verschen vennocht haben, in dem der
Verfasser des Gedichtes um ein Ave bittet und eine Anweisung zur
Feststellung seines Namens giebt. Die auffallende Zusammenstellung
erklârt sich am einfachsten dadurch, dass Bruder Bertram selbst der
Kompilator des gesamten, wie oben gezeigt wurde, in einheitlicher
Tendenz geschriebenen Kodex war ; damit aber gewinnt der Nachweis,
dass wir in ihm den Verfasser der Chronik zu sehen haben, noch
erheblich an Wahrscheinlichkeit.
Auch der Umfang der Chronik passt zu der Annahme, dass
Bertram ihr Verfasser war. Bertram ist seit dem Amtsantritt Theo-
manierez que ce fust et quantes fois et ni doient mètre nullez deffencez. Et après
lai mort dou [dit] ss. Burtrant li Y s. dez X s. de cens dessus dis ceront donner a
toz jours maix ai devi[z]eit a cealz que ceront prezent en lai dite messe et V s. a son
anyversaire a vigille et a lai messe. Et ce lez dis chaipelens et clersons ou lour
sucessours estoient trovez ninglegens an acune dez chose dessus dite, il paieroient
et doient paier lai poinne dessus dite a Tuevre forge de lai dite grant esglixe,
si com dit est. Et est assavoir que ce li X s. de cens dessus dis estoient
raicheter celonc lai costume de lai ville et [de] lois, li bourcier dez VI novel
chaipelens de lai dite grant esglixe que ceroit pour lou tempz, resevereit et ten-
reit Tergent dou dit raichet paixiblement jusquez a tant que dou consoil lou
doien de lai dite grant esglixe qui que doien ceroit pour lou tempz li dite somme
dou raichet ceroit renunze en aquast, et ensy doit il estre fait [tou]te foix et
quante foix que li raichet ce feroit; ne jay pour ceu ne doient lez dis chappelens
et clersons laixier affaire lez servixe dessus dis on tens moiens; et sus le poinnes
dessus dite, se il ne resevrent lez dis X s. de cens et ne doient ne ne vuellent
point estre supourteit des poinnes dessus dite en cest cas. Cist escris fut fais
lou vanredy devant feste S. Maithie an faivrier quant il ot a milliaire MCCC et
LX et XV ans.
Symonas Fessalz Tescrit en Tarche S. Madairt.
M. Bejs.'Arch. O 890, Amansurkunde auf Pergammt saec. XIV,
') S. oben S. 299.
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— 307 —
derichs in Metz gewesen^) und kannte sonach die ganze Verwaltungszeit
seines Bischofs aus eigener Anschauung. Eine Lockerung seiner Be-
ziehuDgen zu dem bischôflichen Oberhirten tritt erst mit Ausbruch des
Schismas ein. Wie Theoderich im innersten Herzen*), so war auch
Bertram ein Anhânger des Papstes Urban^). Aber wâhrend der Bischof
nach dem Auftreten des Cardinallegaten Wilhelm von Aigrefeaille
Klementist geworden ist, bleibt Bertram seinen Grundsàtzen treu, und
verlâssl Metz, um in Koblenz, das dem Urbanistischen Bischofe von
Trier unterstand, Aufenthalt zu nehmen*). Als im Jahre 1380 Legaten
Urbans in Metz erscheinen, da soll auch Bertram den Versueh gemacht
haben, der Sache seines Papstes in der Moselstadt persônlich zu nûtzen*).
Aber die Urbanisten haben nicht die Oberhand gewinnen kônnen und so
muss auch er die Stadt bald wieder verlassen haben. Im Jahre 1382 Febr. 15
finden wir ihn als Weihbischof des Urbanistischen Kuno von Trier ^).
Wir sahen oben, dass die Chronik bis 1376 gefûhrt ist. Bei dem
kurz darauf beginnenden Wanderleben hat Bertram keine Zeit geîunden,
sein Werk fortzusetzen. Er hat auch schwerhch Neigung dazu gehabt ;
denn durch die kirchenpoUtischen Differenzen mit dem von ihm so
hochverehrten Landsmann, Freuud und kirchlichen Oberhirten Theoderich
wird ihm die Lust zu weiterer Verherrlichung des Bischofs ent-
schwunden sein.
Es môgen hier noch die wenigen Angaben Platz finden, die sich
ûber Bertram haben finden lassen. Dass er ûberhaupt schriftstellerisch
thâtig war, bezeugt uns Trithemius, der erzàhlt, Bertram habe dem
Erzbischof Kuno von Trier folgende Werke gewidmet : De illusionibus
daemonum, de schismate, sermones varias et alia plura'). Leider
scheinen dièse Werke nicht erhalten zu sein, auch die Quelle, aus
welcher Trithemius seine Nachricht nahm, kennen wir nicht. Jedenfalls
werden wir aber diesem Manne, den der gelehrte Benedictiner als
»eruditus in divinis scripturis et inter doctores sui temporis famosissi-
*) Bertram weiht die von Bertram de Hongre in Metz erbaute Cœlestinerkirche
1366 am Mittfastensomitage. Meurisse Hist. des év. de Metz 530.
*) Nach einem Vortrage Sauerlands in der Sitzung der Gesellschaft fiir
lothringische Geschichte, dessen Verôffentlichung bevorsteht.
») ib.
*) Ich entnehme das aus Ecbard Scriptores ordinis praedicatorum I 689.
Die Quelle ist leider nicbt angegeben.
») ib.
•) Gôrz Regesten der Erzbischôfe zu Trier 116.
') Trithemius De script, eccles. 267.
20*
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— 308 —
mus, ingenio praestans« rûhmt, recht wohl einWerk wie die Metzer
Bischofsgeschichte zutrauen dûrfen.
Ueber das Todesjahr Bertrams bestehen Zweifel. In unserm Kodex
hat eine Hand des 15. Jahrhunderts dem kleinen Verschen unter dem
Akrostichon hinzugefugt: >Est sepultus in ehoro fratrum predicatorum
Metensium anno MCCCLXXVII die XVIII januarii. Cui successit in
suffraganiatu frater Andréas episcopus Gabulensis*. Dièse Angabe passt
nicht zu der Thatsache, dass wir ihn noch in der Urkunde vom
15. Februar 1382 als Weihbischof Kunos von Trier erwâhnt finden^).
— Demgegenuber erklârt Trithemius : Moritur etc. 1387, 13 Kal. febr.*).
Auch die Benedictiner ^) und Echard*) geben dasselbe Datum. Sowird
sich die handschriftliehe Notiz des Kodex A wohl als einfaeher Schreib-
fehler erklâren : das Tagesdatum stimmt, bei Angabe des Jahres ist eine
X weggelassen^). Auch ûber den Begràbnisort gehen unsere Handschrifl
und Trithemius auseinander. Wâhrend der Kodex sagt, er liège im
Predigerkloster zu Metz, berichtet der Abt von Sponheim, sein Leib
sei im Koblenzer Ordenshause beigesetzt. Auch hier dûrfte Tritheniius
Recht haben. Denn Metz war im Jahre 1387 klementistisch und es ist
kaum anzunehmen, dass der frûhere Weihbischof seine letzte Ruhe in
einer Stadt gesucht hat, der er seit Jahren aus personlicher und
kirchenpolitischer Abneigung den Rûcken gekehrt batte.
Handschrifl B. B. Handschrift B entstammt dem litterarischen Nachlasse von
Baluze (Paris. Nat. Bibl. Arm. II pag. 5 No. 2). Sie ist Waitz bekannt
gewesen und er hat auch ihre spàtere Herausgabe in Aussicbt gestellt.
Sie ist lediglich eine spâtere Abschrift der Redaktion A und man darf
annehmen, dass Baluze oder ein anderer Kopist den Metzer Kodex
selbst vor sich gehabt haben. Die Abweichungen sind unv^resentlich;
wichtig ist jedoch, dass der Schluss der Chronik, der auf einera jetzt
*) Gôrz Regesten der Erzbischôfe zu Trier 116.
*) Trithemius De scriptoribus eccles. 267.
3) Hist. de Metz II 582.
*) Echard Scriptores ordinis praedicatorum I 689.
**) Die Gallia christiana XIII 816 giebt, um ûber die Schwierigkeit hinweg-
zukommen, zwei Metzer Weihbischôfe des Namens Bertram an, von denen der
erste am 28. Jan. 1377 im Predigerkloster zu Metz begraben wird. Der zweite
Bertram, wie der erste auch ep. Tefelicensis, soll dann 1379 von der Metzer Be-
vôlkerung als Urbanist verjagt und 1380 noch einmal nach Metz zurûckgekehrt sein.
Eubel giebt in der Hierarchia catholica medii aevi p. 501 zwei Bischôfe
von Tiflis Namens Bertram an, beide auch 0. Praed. Aber fur den zweiten ist
die Ernennung bereits 1356 Apr. 12 erfolgt. Auch nennt er nur diesen Bertram II
als Suffragan vonWorms, Metz und Trier. Fiir Worms giebt Eubel 1365, fur
Trier 1381 als Jahr, in welchem er sie als amtierend nachweisen kann.
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— 309 —
verlorenen Blatte des Metzer Kodex stand, in der Pariser Handschrift
noch erhalten ist. Die KoUation dièses Manuscriptes wurde dureh Herrn
Pajot in Paris vorgenommen. Die Abweichungen, welche irgendwie in
Betracht kommen, sind als Varianten eingetrî^en.
0. Cod. Paris, reg. No. 5532. Der erste Teil des Manuscriptes ist Handschrift c.
auf Pergament geschrieben und enthe.lt den von Waitz fur die Monu-
mentenausgabe kollationierten Text der Bischofschronik bis Continuatio
tertia. Mit Seite 23* beginnen auf Papier selbstândige Fortsetzungen gleieh-
falls in lateinischer Sprache. Von 1397 bis zur Nennung Bischof Con-
rads Baier von Boppard sind dièse von einer Hand des 15. Jahrhunderts
geschrieben. Dann setzt eine andere Hand, die bereits Zusàtze zur
Geschichte der voraufgehenden Bischôfe von Peter von Luxemburg an
gemacht hat, ein, vermeldet Konrads Tod und fiigt der Chronik einen
Teil der (îeschichte des Uh*ichs v. Blamont und Georgs v. Baden
hinzu. Den Schluss des Abschnittes iiber Bischof Georg von Baden
liefert wiederum eine andere Hand, die aber wie aile vorhergehenden
noch dem 15. Jahrhundert angehôrt. Erst mit Heinrich von Lothringen
setzt eine Hand des 16. Jahrhunderts ein und fiihrt die Chronik zu Ende.
Man wird sonach annehmen diirfen, dass der erste Teil der Chronik
zur Zeit Bischof Konrads von Boppard verfasst worden ist, dass ein
zweiter Schreiber nach 1462, jedoch vor 1466 thàtig war und dass die
Schlusskapitel um 1530 eingetragen worden sind.
Fur den ersten Teil der Redaktion C fâllt es auf, dass der Ver-
fasser die Lebensgeschichte der Bischôfe vor Theoderich von Boppard
recht ausfûhrlich und insbesondere die Thaten des letztgenannten in
breitesten Ziigen zu schildern weiss, wâhrend er iiber Peter von
Luxemburg und dessen Nachfolger, obgleich ihm dièse zeitlich nâher
standen, nur die spàrlichsten Angaben bringt. Bemerkenswert ist aueh,
dass die Lebensgeschichte des Theoderich nicht zu Ende geflihrt wird.
Weder ist eine Thatsache aus der Zeit nach 1376 mitgeteilt, noch werden
wir im Gegensatze zur Lebensbeschreibung aller andern Bischôfe iiber
Theoderichs Tod unterrichtet. Man wird das nur so erklâren kônnen,
dass dem Verfasser bis 1376 eine ausgiebige Quelle vorlag, die er nach-
geschrieben oder bearbeitet hat, wâhrend er fiir die spâtere Zeit aus
dem Eigenen schôpfte. Dass gerade das Jahr 1376 die Grenze bildet,
legt die Vermutung nahe, dass die Handschrift A, die gleichfalls mit
diesem Jahre abschliesst, dièse Quelle fiir C gewesen ist. Und doch
verhâlt es sich anders.
Es ist nicht schwer zu bemerken, dass C eine franzôsische Vor-
lage gehabt haben muss. Zunàchst sind es die Namen, die darauf
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— 310 —
hindeuten. Diejenigen, welche franzôsischen Ursprungs sind und fur
welche eine gelàufige lateinische Uebertragung im 15. Jahrhundert nicht
exislierte, kommen dabei natûrlich nicht in Betracht. Anders steht es
aber mit folgenden Benennungen de Tornay, Sarrebourg, Henricus
Daphin, [rex] de Bahaigne, [dux] de Savoie, Sains-Avol, d'Aspremont,
Saint-Evre, Edouair, Baile, Besancon, Warmaise, d'Ottriche. Wenn
sich auch die franzôsische Schreibart dadurch erklàren liesse, dass
der Verfasser ein Franzose ist, Formen wie Bahaigne, Baisle, War-
maise, Ottriche werden bei dem sonstigen Bemûhen des Autors, die
lateinische Form zu geben, nur verstàndlich, wenn man annimmt, dass
er unter dem Eindruck einer ihm vorliegenden franzôsischen Hand-
schrift arbeitete.
Es kommt noch ein Weiteres hinzu: Obgleich der Autor im All-
gemeinen ein leidliches Latein fertig bringt, schreibt er doch so und
se oft: »una summa argenti, una platea terrae, unum castrum, unum
fratrem*. Wenn er >quindecim dies« sagt, so deutet das gleichfalls auf
ein franzôsisches quinze jours. »Defecerunt fundamenta* fiir defOrent
les fondements ist zwar wôrtlich aber falsch ûbersetzt, und ebenso
kommt ein Unsinn zu Tage, wenn der Ausdruck »gentes voluntarii et
sine ratione« einem franzôsischen »gens de fait et volonté* entsprechen
soU. Noch grôblicher verletzt er die Sprachregeln, wenn er sagt >incre-
dibile ab his« fiir incredible à ceux. Man ersieht aus alledem, dass er nicht
die Redaktion A als Vorlage gehabt, sondern aus einer franzôsischen Quelle
geschôpft hat. Es ist das die schon oben erwâhnte Chronique des
évêques de Metz. Wenn man dièse neben den Text C legt, dann ver-
steht man auch, was der Bearbeiter bei Schilderung der bischôflichen
Prozession mit den sonst im Zusammenhang nicht recht verstandlichen
Worten >ibi débet benedicere« sagen will. Im franzôsischen Texte steht
nàmlich et y doit estre baignie — damit ist die alte Sitte des liturgischen
Bades gemeint — der Uebersetzer hat aber bénit verstanden und dem-
gemâss den lateinischen Text gestaltet.
Es wird bei Herausgabe der franzôsischen Chronjk ausgefûhrt
werden, wie C lediglich Uebersetzung dieser Vorlage ist. Dièse Re-
daktion scheidet sonach bei der Herausgabe der lateinischen Bischofs-
chronik aus und ihre Abweichungen vom franzôsischen Texte werden
dort als Varianten gegeben werden. Selbstândig sind in C nur die
Aufzeichnungen von 1462 — 1466 und 1530. Dièse sind infolgedessen
der Ausgabe von A mit angefiigt.
Handschrift D. D. Ebcuso wic mit C vcrhàlt es sich mit einem lateinischen Texte,
den die Benediktiner in ihrer Histoire de Metz III pr. 1 CF. zum Ab-
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J
— 311 —
druck gebrachl haben. Er môge mit D bezeichnet werdeti. Tabouillot
entnimmt seinen Text aus einem ManuBcripte der Abtei S. Vincenz,
das heute verseholten ist. Die Handschrift umFassle die Antange der
Gesta bis Ckmtinuatio lertia (einschliesslich) und fijhrte dann aelbstândîg
die Erzàhhing weiler bis Henricus Delphinas (1324). Von 1297—1324
ist der Text wesentlich derselbe wie in C. Wenn die Handschrift nur
bis 1324 reit;ht, so kuniite nmn zu der Annahme versucht sein^ dass
die Zeitgrenze von D anch eineo Abschnitt fur die Abfassung der bis
1376 reîchenden Chronik bedeute. Eine derartige Vermutung ûndet
aber inhaltUch durchaus keine Begrûndung. Es ist sprachlich kein
Unterschied zwischen dem Stuck vor und nach 1324. Ebensowenig
verraten die in der Chronik verLretenen poliUschen und kirehlichen An-
schanungen irgerid einen Wechsel in der Person des Verfassers. Da
die Betiedikiiner nicht gesagt habenj welcher Zeil die Handschrift an-
gehôrle, nach der sîe D ediert haben, so wird man sieh mit der An-
nahme bescheiden dilrfen, dass in D lediglich die unvoltendete Absehrift
von C oder einem dieseni nahe stehenden Manuskripte ver uns liegt.
Auch D konnte sonach bei Herausgabe der lateimschen Chronik
ausgeschieden werden und wird, soweit sich wesentliche Abweiehungen
von C fiudenj bei Herausgabe der franzôsischen Chronik berûcksichtigt
werden*
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I
— 312
Incipiuntur cronica episcoporum Metensium.
Von ivichtigeren sachlichen AenderUngen der Handschrifi A gegen-
uher dem Texte der Monumenta Germaniae, Scriptores X 534 ff, sind
fiir den Grundstock der Chronik und die zwei ersten Fortsetaungen fol-
gende zu verzeichnen:
536^5 A cm, et ad Olhrenheim translatus [Sambalius],
536^8 A add, et ad Othrenheim translatus [Rufus].
^537^33 A add. Hic translatus est apud Novum monasterium [The-
rentius].
537,40 A add, Sanctus [Frominus].
541,16 VII idus A.
541,40 XI kal marcii A,
541, 43 A add, Post decessum domni Wigerici vir devotus et heremita
génère Suevus vita sancta multum famosus Benno^) nomine
episcopus Metensis instituitur XLV in ordine. Hic biennio elapso
a quibusdam nefandissimis servulis in abditis excecatus fuit.
Unde in concilie episcoporum publiée sese officiô abdicavit sic-
que ad heremum rediit*).
54J2,9 A add. Hic Theodericus de cathena beati Pétri anulum obtinuit.
544,4 A add. Defuncto**) domno Popone qui clericis suo tempore
provisor exstitit plus dominus Theogerus^) sibi in presulatu
successit. Hic frater erat Folmari comitis Metensis, cuius
a) Diô StéUe ist von dertelben Eand, die dos Oanze gtaehriébtn, am Bande naehgetragen.
Die Zahlen in der Biêcho/sreihe aind von hier an infolgedesien gegen den Text der Monumenia
um 1 versekoben.
b) Defuncto— obiit von gUicher Eand nachtrSgUeh in die Handtehrift eingeeehoben.
«) Als Quelle fur dièses Einschiebsel hat wohl Vita Joh. Gorz. MG. SS. IV 348
vorgelegen. Benno amtiert 927—929. Da Bischof Adalbero I sein Amt spâtestens
im Mârz 929 angetreten hat und die Synode, welche sich mit der Angelegenheit
Bennos beschâftigte, Anfang 929 in Duisburg tagte (Waitz Heinrich I 139), so
muss die Blendung c. 928 stattgefunden haben. Da er nach der Chronik bei der
Blendung kaum zwei Jahre Bischof gewesen war, so muss er unmittelbar nach
Wigerichs Tode gewâhlt sein. Vgl. Wichmann Bischof Adalbero I von Metz. Jahr-
buch III 104 ff.
*) Theoger wird 1117 gewâhlt, 1118 in Compiègne vom Legaten Cuno be-
stâtigt und in demselben Jahre zu Corvey ordiniert. Den Metzer Bischofsstuhl
hat er aber nie besteigen kônnen, da ihn der Widerstand der Partei des Adalbero
fern hielt. Er stirbt 1120. Vgl. Vita S. Theogeri MG. SS. XII 463 ff. und Brennecke
Leben und Wirken des heiligen Theoger. Hallesche Dissertation 1873.
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— 313 —
progénitures multa claustra fundaverant ut in Luckeshem^) et
Kratal*) et alibi. Unde dum dictus dominus Theogerus abbas
existeret apud Sanctum Georgium in Nigra Silva, frater suus,
cornes, claustra ab ipso et progenitoribus suis fundata guber-
nationi sue submisit, prout adhuc omni abbati ibidem submissa
noscuntur. Fuit autem vir magne devotionis, qua sibi suffra-
gante ac aliis meritis et virtutibus in Metensem episcopum est
promotus. Postquam vero Metensem ecclesiam annis II guber-
naverat volens contemplationi vacare, ecclesiam resignavit et
monasterium Cluniacense intravit ibique deo serviens féliciter
obiit.
547^10 A, Huius (se. Bertrami) felici regimine Metensis ecclesia annis
triginta duobus gubernata obiit anno domini millesimo CC duo-
decimo^). Nec desit qui loco et tempore sequencia eius tradat
annalibus gesta.
5oi,^ A add. Nota quod a principio libri usque ad Stephanum epis-
copum qui creatus est episcopus Metensis anno domini M^C^ XX®
in annis videtur defectus, nescio si tanto tempore episcopatus
vacaverit, quia scribitur, quod post mortem episcopi Hermanni
per aliqua tempora vacabat. Similiter a XLIP episcopo, scilicet
Walone minus bene summi pontifices allegantur cum impera-
toribus.
Hec notare curavi volens a Jacobo episcopo exclusive usque nunc
ad Theodericum V inclusive cronicas perficere, ne scripture posteriori
error imputetur.
Philippus LXII.
Nobili viro domino Jacobo ad celestia migrante*) electus est in epi- J^^JzJ^^^,
scopum Met. dominus Philippus de Florhangia^) anno domini M^CC^LXIP
episcopus Metensis LXII. Hic benignus erat et largus et bene in re-
September 24,
*) Lixheim.
«) Kraufthal.
») 1212 April 6. Vgl. Voigt Bischof Bertram von Metz. Jahrbuch IV" 1 fif. ;
V» 1 ff.
*) 1260 October 24, Hist. de Metz II 451, nach dem Necrolog. Cathed. Die
Neuwahl ist zwiespâltig. Es werden gewâhlt Philipp von Fiorchingen und Theobald
de Porcelet. Da schon Mittfasten 1261 der Erzbischof von Trier den Gegen-
kandidaten Theobald zum Verzicht bestimmt (Hist. de Metz II 453), muss die Neu-
wahl schon 1260 oder Anfang 1261 gewesen sein.
*) Fiorchingen bei Diedenhofen. Die Herren von Fiorchingen sind eine
Seitenlinie des lothringischen Herzogshauses. S. Jahrbuch VU * 171.
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— 314 —
gimine commendandus. Nam castrum Lustenbourch ^) destruxit et Conde*)
construxit multaque alla bona fecit. Sed non valens sustinere multorum
impugnationes ^) tercio anno suo episcopatum sedi apostolice resignavit*)
pro sui sustentatione pelens prebendam Metensem cum thesauraria et
vallem *) de Remelye et obtinuit. Tune sedes apostolica dominum Wil-
helmum de ïroignel, Romanum nobilem, ecclesie Metensi in episcopum
prefecit^), unde licet epythafium ^) ad sepulchmm domini Philippi Metensis
in choro sancti Nicholai dicat quod obiit anno domini M® CC^ LXXXXVII
die XXVII novembris, scilieet sub papa Bonifaeio VIII, hoc longe fuit
post resignationem episcopatus, ymmo inter depositionem suam et
mortem IIII*^' episcopi medii fuerunt.
a) valle B.
*) In der franzôs. Chronik u. a. Lesarten auch Lietemberch. Es ist Lichten-
berg in den Vogesen. Cf. Richeri Gesta Sen. eccl. MG. SS. XXV 339: De introitu
Phylippi episcopi cum exercitu suo in terram ipsius domini de Listemberch. Auch
Strassb. UB. I nr. 466, 467, 468, 471.
2) Conde a. d. Mosel, Canton Nancy-Est, im Jahre 1719 unter dem Namen
Custines als Marquisat errichtet.
') Ueber die Umtriebe des Grafen von Bar vgl. Hist. de Metz II 466. In
Rom tritt gegen Philipp auf Betreiben des Grafen der Metzer Domherr Herbert
de Vireio auf. S. Wiegand Vatikan. Regesten nr. 135—138. Jahrb. Vi 142.
*) Schon 1263 Sept. 24 kassiert Urban IV. die Wahl Philipps und beauftragt,
ohne den Gegenkandidaten Theobaldus cantor maj. eccl, anzuerkennen, Dekan
und Kantor mit der Verwaltung des Metzer Bistums. Theobald ist im Dec. 1263
tôt und am 12. Febr. 1264 kiîndigt Urban die Wahl Wilhelms von Trainel an. Am
selben Tage ûberlâsst er Philipp die Thesauraria und Pfrtinde. Wiegand 1. c. nr. 149
und 150.
«) Am 12. Febr. 1264. Wiegand 1. c. nr. 149.
') Das Epitaphium ist in der franzôsischen Chronik erhalten und lautet:
Dulcis honestatis totius fons pietatis
Hic fuit atque satis sublimis nobilitatis.
Vivens absque dolo numquam dixit: dare nolo,
Sed dare cuncta volo, volens pro me mea solo.
Philippi gessit nomen qui presulis omen,
Fortiter augebat pro tempore quando regebat,
Amplifîcans sedem constructam reddidit aedem.
Castrum destruxit Lescemborch a), postea struxit
Condey cum multis, si verum dicere vultis.
Pluraque fecisset, si sedem plus tenuisset.
Semper donavit, nullis quecumcpe negavit.
Numquam cessavit, verum omni tempore pavit.
Ergo Jesu Christe, qui tam bonus extitit iste,
Huic pius assiste cum iustis hune cito siste.
Anno milleno tercento *>) ter minus uno
Functus terreno latet hic sub paupere humo.
a) Bei Ueuriêse jp. 470 Liestemberg.
b) Meurisse terceno.
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Wilhelmus LXIII.
Dominus Wilhelmus de Trogneil*) *) episcopus Metensis LXIII 1264 Febr. 12"
anno domini M^CC^LXV® in episeopum Melensem sublimatur*). Hic
postquam per aliquot tempus gubernaverat a duce Lothoringie fuit captus
et plus quam per annum secrète detentus, nec quisquam scire potuit,
quo ductus fuerit, ymmo, quod detestabile fuit, plures secum captos de
terra Romana dux in quadam domo incendie interfecit. Et dum epi-
scopus sic detineretur secrète, officialis suus, quem secum de partibus
Romanis duxerat, ducatum circumivit dominum suum querens et
multa ^) donaria promittens, ut eum posset videre et liberationem pro-
curare. Tandem venit ad locum sue detentionis nec ipsum videre po-
tuit, tamen vocem suam audivit*). Ex tune se ad Romanam curiam
transtulit et apud papam procreavit cessum per totain Lothoringiam et
in omni loco eciam per triduum post reorum recessum. Tune quidam
nobiles verecundia ducti tantum duci suaserunt, quod episcopus cum
aliis captivis liberati fuerunt. Mox dum liberatus fuit ad terram Ro-
manam ivit. Et redeundo magnam gentem secum duxit, quorum plures
una cum episcopo vindicare cupientes mortem amicorum et cognatorum
suorum per incendium consumptorum se ad bellum preparaverunt, quos
dux spernens et nilipendens venit contra eos prope Warensberch^),
ubi maxima sanguinis eiTusio est facta et dux magna difficultate evasit
sicque episcopus ^) triumphavit. Et post triumphum cum suis ad terram
a) Troignel B, — b) inclyta B. — c) ipse B.
') Wilhelm von Trainel ist ein Verwandter des Grafen von Bar. Vgl. die
Urkunde, welche in der Hist. de M. n 458 aus dem Inv. des titres de Lorraine
citiert wird. Er war Kanonikus von Senones und pâpstlicher Kaplan. Auf dièse
Weise erklârt sich der scheinbare Widerspruch , er sei Rômer, resp. Verwandter
des Grafen von Bar gewesen. Nach Rom war er offenbar gekommen, weil
Urban IV als Jacques de Troyes friiher Bischof von Verdun gewesen war. Schon
1263 Sept. 22 batte ihm Urban eine Metzer Pfrûnde verliehen (Wiegand nr. 134),
zu derselben Zeit, in welcher die Wahl Philipps kassiert wurde.
■) Die Jahreszahl ist nicht richtig. Wie oben bemerkt, ist die Ërnennungs-
urkunde vom 12. Febr. 1264. Wiegand nr. 149.
•) Dièse Erzâhlung kehrt des ôftern wieder. Die Geschichte wird von
Richard Lôwenherz berichtet und in ganz àhnlicher Weise von Herzog Friedrich III
von Lothringen in der im 15. Jahrhundert verfassten Chronique d'Haraucourt zum
Jahre 1270. (Abgedruckt in Documents sur l'histoire de Lorraine XIII, 2« partie,
p. 16—18). Pfîster erweist die vom Herzog erzâhlte Geschichte als spâter er-
fundene Légende. Histoire de Nancy 64.
*) Varsberg, Kreis Bolchen.
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Romanam rediit. Anno vero VI sui regiminis in patria sua obiit ^), Ro-
mana sede vacante^) post mortem démentis pape IV, imperio vacante
post Fridericum secundum.
Laurentius LXIIIP).
V270-1279, Post decessum domini Wilhelmi anno domini M^CC'^LXXI ma-
gister Laurentius prothonotarius domini pape in episcopum Metensem
preficitur in ordine LXIIII. Qui eciam per aliquot tempus ecclesie Tre-
verensis exstitit gubernator*). Hic Bussoncuriam ^) villam muro cingere
incepit sed dimisso opère non perfecit. Istum cornes Theobaldus de
Bara anno domini M<>CC**LXXVI requisivit, ut de quodam debito per
litteras suas recognito sibi satisfaceret®); hoc episcopus per aliquot
tempus facere subterfugit. Unde comes guerram movit contra episco-
*) Das wâre nach der Angabe der Chronik, dass der Bischof seit 1265 am-
tierte, 1270, da er aber thatsâchlich 1264 emannt wurde, musste es 1269 Febr. 12 —
1270 Febr. 12 sein. Eubel giebt als Datum 1269 Jan. 4. Seine Quelle ist mir
nicht bekannt. Eine Verwechselung mit 1270 konnte aber sehr leicht vorkommen,
da der Februar 1270 more Metensi noch als 1269 gezâhlt wurde. Nach der Gont.
tertia der MG. SS. X 551 stirbt der Bischof in Châlons-sur-Marne.
») 1268 Nov. 29—1271 Sept. 1.
*) In spâteren Quellen fiihrt er den Beinamen v. Leistenberg, d. h. Lichtenberg.
Ueber den Todestag seines Vorgângers s. oben Anm. 1. 1271 ist sicher nicht
richtig, wenn die Angabe stimmt, dass er 10 Jahre Bischof war. Wahrscheinlich
wird er 1270 gewâhlt worden sein. Jedenfalls urkimdet er bereits 1271 Jan. 27
als >esleus de Metz*. (Calmet Hist. de Lorraine II pr. 498).
*) Laurentius wird am 30. April 1249 zum Kanonikus der Trierer Kirche ge-
wâhlt (Mittelrhein. UB. III nr. 998. 1253 Oct. 22 Officiai ib. nr. 1222; desgl. als
Officiai un Mai 1264 1. c. nr. 1251 ; desgl. 1266 April 29 1. c. nr. 1342. Beschwert
sich als pâpstl. Notar und Domscholaster bei Urban IV iiber Verletzung der ihm
zustehenden Rechte auf Erteilung der Subdiakonats- und niederen Weihen
1263 Nov. 20. Gôrz Mittelrhein. Regesten IIÏ nr. 1928. Wird vom Papst Clemens IV
erinnert, Domherren, die nicht vorschriftsmâssig die niederen Weihen erhalten
haben, nicht zu den Kapitelverhandlungen zuzulassen 1266 Nov. 6, 1. c. nr. 2204.
Ob Laurentius das Bistum thatsâchlich verwaltet hat, ist nicht festzustellen. Jeden-
falls bat er schon vor der Suspension des Erzb. Heinrich (1267 Dec. 19) einen
Nachfolger als Domscholaster (1267 Mai 26: Gono. Gôrz Reg. nr. 2267) und
nach Heinrichs Suspension erscheint Bernardus de Castaneto als Bistumsverwalter.
^) Buissoncourt, canton de S.-Nicolas (Meurthe-et-Moselle).
•) S. die zahlreichen Urkunden iiber die wegen Verschuldung des Bistums
mit den Herzogen von Lothringen und den Grafen von Bar ausgebrochenen Kriege
bei Calmet II pr. 496ff. Ueber die Zwistigkeiten des Bischofs mit dem Herzog
von Lothringen und dem Grafen von Bar vor 1274 JuH 31 s. Sauerland Vatika-
nische Regesten nr. 209 in Jahrbuch X 195 ff. Der Bischof, der gefangen worden
war, batte sich zur Zahlung von 20000 lib. Met. innerhalb 20 Jahren verpflichtet
1. c. nr. 210.
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purn, propter quod comitem excomunicavit. Tune cornes ordines men-
dicantium requisivit, ut cause sue iuste consentirent, quod et fecerunt ;
licet minores resilirent, predicatores tamen perstiterunt ; propter quod
episcopus inhibuit, ne - predicatores ad predicationis ofïicium admitte-
rentur et pro eo appelaverunt. Episcopus vero ad curiam Romanam
se transtulit pro causa prosequenda et mortuus est in Ytalia*). Hic
vixit episcopus Metensis annis decem*), mortuus autem sub Martino
papa IIIP), impe . . .•)
Johannes LXV episcopus Metensis.
Defuncto domino Laurentio sedes apostolica nobilem virum do- m^Octoberi-
minum Johannem, filium comitis de Flandria*), in episcopum Metensem
promovit anno domini M** CC*» LXXXI ^). Qui presul Metensis LXV. Hic
ad terram Fiandrie anhelabat. Ideo sua voluntate accedente secundo
anno suo ad ecclesiam Leodiensem est translatus^ et venerabilis do-
minus Bochardus fiiius comitis de Hannonia episcopus Leodiensis^) ad
ecclesiam Metensem. Hic muitum bene gubernasset, si diucius re-
mansisset.
a) BUmaeh eine Zeilefrei,
*) Das wird bestâtigt durch die ErnennungsbuUe seines Nachfolgers : »L. epis-
copus Met. qui nuper ad sedem apostolicam debitum nature persolvit<. Sauerland
Vatikan. Regesten nr. 230.
■) Nach der Ernennungsbulle Johanns muss er also vor 7. Oct. 1279 ge-
storben sein.
*) Martin IV wird erst 1281 Papst.
*) Er war der Sohn des Grafen Guido v. Dampierre und der Isabella
V. Lûtzelburg. Vor seiner Emennung war er Propst v. S. Donatian in Briigge u.
S. Peter in Lille, gleicbzeitig batte er eine Dombermpfrunde in Metz.
*) Die ErnennungsbuUe des Johannes ist von 1279 October 7 (Sauerland
Vatikan. Regesten nr. 230; Hist. de Metz II 473 giebt 1280 Jan. 2 an). Den
Einzug in Metz soU er nach der Hist. de M. im Âpril 1281 gehalten haben.
Darauf wiirde sich also die Jahreszahl der Chronik beziehen. Moglicherweise sind
aber beide in ihrer Angabe verwirrt worden durch eine falsche Uebertragung des
Metzer Jahres auf das Circumcisionsjahr.
•) Provisionsbulle von 1282 Juni 9. Sauerland Vatikan. Regesten nr. 234.
') Burkard war in Lûttich in zwiespftltiger Wahl nach dem am 24. Aug. 1281
erfolgten Tode des Johannes d^Enghien gewâhlt, aber samt seinem Gegenkandidaten
vom pâpstlichen Stuhle verworfen worden. Er wird an demselben Tage fiir Metz
ernannt, an dem Johannes fiir Liittich providiert wurdc. Sauerland Vatikan. Re-
gesten nr. 234.
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Bochardus episcopus LXVI.
me "nov tg Cumque nobilis dominas Bochardus episcopus Leodiensis, filius
comitis de Hannonia^), anno domini M^CC^^LXXXIIP) ad ecclesiam Me-
tensem venisset translatas episcopus Metensis LXVI, sicut nobilis gé-
nère erat, ita virtutibus pollebat strennuus, iustus fidelisque ecclesie. Nam
patrimonium suum in Hannonia vendidit et pro episcopatu Metensi co-
miciam comparavit que Castel*) super Blesa®) vocatur. Hic vere cum
psalmista dicere potuit: Dominus mihi adjutor et ego despiciam inimi-
cos meos, quia prope est dominus omnibus invocantibus eum. Nam
accidit quod ipse una cum duce Lothoringie obsederat Calcye*) co-
mitis Barensis, quamvis ad hoc tradiciose inductus eo quod quidam
eum ad guerram inducentes dabant intelligere comitem obprobria epi-
scopo dixisse % quod tamen compertum est non fuisse verum, sed hoc
sibi est dictum, ut ad guerram induceretur et per guerram destrueretur
ut in brevi post apparuit luculenter. Unde in obsidione orta est dis-
cordia in ter episcopum et ducem; itaque episcopus se transtulit in
Hombourch^) et dux in Beris"^). Statim post comiliva ducis venit ad
terram episcopatus et cepit tam bestias quam homines prope Sanctum
Naborem. Hoc episcopus in Homburg percipiens statim Julii Cesaris
vestigia sequens, de quo legitur, quod nunquam militibus suis dixit >Ite«
sed »Venite« precedens continue. Sic et iste adversarios est insecutus
combellans cum ipsis super ^) rivulo Bebingen in silva Warande ®) ubi
a) Caater B. — b) sub B.
*) Sohn des Johann v. Avênes, Grafen v. Flandern.
*) S. 317 Anm. 7. Das Jahr wird sich wieder auf den feierlichen Einzug in Metz
beziehen, den die Benediktiner fiir 1283 angeben.
*) Bliescastel. Im Jahre 1286 verpfândet er die Grafschaft wieder an den
Herzog Friedrkh von Lothringen. Hist. de Metz II 479.
*) Lachaussée im arrond. de Gommercy (Frankreich).
*) Der Graf von Bar sollte ihn einen Bastard genannt haben, weil der
Grossvater des Bischofs in unerlaubter Ehe mit der Grâfin Margaretha v. Con-
stantinopel gelebt hatte. Hist. de Metz II 479 n.
•) Oberhomburg bei S. Avold.
^ Berus bei Saarlouis.
•) Der alte Warantwald zwischen S. Avold und Saarlouis. Der Name des
Bâches Bebingen existiert heute nicht mehr. Man wird aber annehmen diirfen,
dass sich im Ortsnamen Bivingen (Gaubivingen bei Folklingen, Kr. Forbach) die
Benennung des Bâches erhalten hat. Der Wasserlauf in der Nâhe von Gau-
bivingen heisst heute Llxingerbach und fliesst bei Grossblittersdorf in die Saar. In
einer Urkunde von 1290 heisst der Schlachtort apud Bevenges subtus Belreins in
Sylva quae vocatur Varant. Calmet II pr. 583.
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et triumphavit ^). Inter caplivos autem plures erat cornes de Lynnigen*),
qui cum magna verecundia ductus est in Sanctum Naborem *), deinde in
Marsallum, postea per sentenciam privatus est feodo, quod ab epis-
copo tenait, videlicet advocatia de Saneto Nabore et in valle de
Remely ac aliis locis eoncessumque est domino Godilmanno de Dors-
wilre militi bellivo episcopi, cuius heredes hodierna die tenent et pos-
sident. Sicque ad nicliilum deductus est in conspectu eius malignus et
inimieos suos humiliavit manumque misit super eos adiutorio divino
nec est datus tradicioni locus. Hic postquam ecclesiam Metensem XIIII
annis in statu salubri tenuit, obiit tercio anno domini Bonifacii pape
octavi, die penultima novembris'). Et iacet in choro sancti Stephani.
Impe . . .^)
Episcopus Gerhardus LXVII.
Domino Bochardo ad regimen ^) ecclesie Metensis successit do-
minus Guerhardus de Relaingy*) episcopus Metensis LXVII anno do-
mini M^CC^LXXXXVn. Hic primo procreavit omnes saiinas pro
episcopatu in Medio Vico*) et Marsallo licet antea saline essent ibidem,
non tamen pro episcopatu omnes, quod muiti iure hereditario plures
possidebant. Eciam inter Vicum et Médium Vicum in paludibus ca-
stellum fieri ordinavit, ut ibidem festinaret et deliciis vacaret. Postquam
sic vixit annis V, mortuus est sub domino Bonifacio papa VIII anno
a) Liningen B. — h) Die Zeile ist fret geUiében, — c) Vorlage regnmen oder regimine.
*) Die Schlacht war im Jahre 1290 nach Ostern. In der Osterwoche dièses
Jahres schliesst der Herzog mit zahlreichen Herren ein Biindnis gegen den Bischof
(Calmet 1. c. 533), und im Januar 1290 (m. Met. = 1291) verpflichtet sich der
Herzog zu einer Ëntschâdigung an Fridericus de Liningh ftir den Schaden, den
dieser in der Schlacht bei Bevenges erlitten hat (Calmet, 1. c. 533; ebenda noch
zahlreiche andere Urkunden, die auf die Schlacht im Warantwalde bezûglich sind).
2) S.Avold.
•) 1296 November 29. Das Bleikreuz, das in seinem Grabe gefmiden
wurde, giebt dasselbe Datum. S. die Abbildung bei Kraus Kunst und Alter-
tum m 611.
*) Die Wahl war eine zwiespâltige gewesen : Theobald v. Bar, Domherr von
Metz, war von einem Teile des Kapitels, Friedrich v. Lothringen, Bischof von Or-
léans, vom anderen aufgestellt worden. Beide wnrden von Bonifaz VIII verworfen
und Gerhard, Archidiakon der Kirche von Cambray, eingesetzt. Vgl. Hist de Metz
II 487. Die Promotionsbulle vom 24. April 1297 in : Quellen zur Lothringischen
Geschichte. I, Vatikanische Urkunden éd. H. V. Sauerland, p. 20 nr. 28. (Er-
scheint 1900.) Seine Investitur durch Kônig Albrecht erfolgte 1299 M&rz 14. Urk.
bei Calmet II pr. 651.
*) Moyen- Vie.
November 29.
1297Apra24^
1302 Jan. 25
fJuni 30J,
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suo VIII, die XXV ianuarii^). Et iacet in choro sancti Nicolai Met.
Impe *)....
Regynaldus LXVIIP).
1302 Sept. 19-- Domino Guerhardo defuncto dominus Reginaldus frater comitis
ISlÔAugust 3 ^
(Mai 4), de Bare episcopus Metensis LXVIII, primicerius in ecclesia Metensi, in
episcopum concorditer est electus anno domini M°CCC®II et decretutn
electionis domino Dyethero archiepiscopo Treverensi est transmissum. Hic
habita confirmatione*) positus est in contradictionem vicinis**) suis, scili-
cet Metensibus, non tamen sine ratione. Accidit quidem quod unus
dives clericus Metensis est mortuus intestatus. Dominus episcopus peiiit
bona pro ecclesia; Metenses ^) restiterunt, ymo vi bona occupaverunt.
Propter quod multitudine magna armatorum congregata venit contra
Metenses magna cum potencia*). Quod videntes Metenses pacem in
campis inierunt. Itaque dominus episcopus obtinuit quod voluit et de-
buit. Verum est quod iuraverat se Metim non intraturum nisi cum
potentia ^). Ideo magnam processionem in die palmarum secundum
ordinarium ecclesie Metensis, ubi totus clerus et populus conveniunt,
fieri ordinavit. Sicque civitatem cum magna sollempnitate intravit. Eciam
iste dominus Regynaldus pro facto filii fratris sui comitis de Bare*) tune
defuncti cum magna potentia obsedit Fruart®) ducis ®) Lothoringie, ubi
et cum duce bellavit; sed exercitus suus succubuit''). Et prefatus fîlius
fratris sui captus fuit cum multis nobilibus. Unde pro liberatione capti-
vorum obligavit fortilicia episcopatus Gonflant et Conde dicto filio fra-
a) Der SchluM der Zeile fret. — b) vicanis B. — c) Metensi B, — d) populo B. —
e) dacem^.
*) Die Benediktiner II 491 melden seinen Tod zum 30. Juni 1302. Ihnen
hat sich auch Ëubel angeschlossen. Die Quelle der Benediktiner lâsst sich nicht
feststellen.
*) Ueber Rainald vgl. Sauerland Gesch. d. Metzer Bistums wâhrend des
14. Jahrh. Jahrbuch VI 129 ff.
') Die pâpstliche Ernennung ist vom 19. Sept. 1302. S. Sauerland Vatika-
nische Urkunden 47, nr. 66.
*) Nach der Chronik des Doyen de S. Thiébaut ist dieser Konflikt 1306,
Calmet II pr. 170. Dièse, wie die franzôsiscbe Bischofscbronik verlegen den
Zusammenstoss nach Praiel. einer zu Augny gehôrigen Ferme, also in unmittel-
barste Nâhe der Stadt Metz.
*) Graf Eduard I v. Bar.
®) Frouard am Zusammenfluss der Mosel und Meurthe. Digot Hist. de
Lorr., setzt die Belagerung zu 1308 Oct. Ueber die Ursache des Zusammensiosses
s. Sauerland Gesch. d. Metzer Bist. 1. c. 137.
') Am 7. Nov. 1308 vgl. Sauerland, 1. c. 137.
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tris sui pro LXXVIl milibus librarum Turonensium ^). Alteri vero fratri
suo domino Pelro de Bare edificavit castra Pierefort^) et Le Vangart^).
Sicque satis ecclesiam suam spoliavit dura suos sine mentis iuvare
curavit immemor ewangelici dicti : redde rationem villationis *) tue. In
hiis ut videtur se neglexit sed in muitis aliis bene rexit. Sicque vixit
annis VIII et obiit primo anno Johannis pape XXII die tercia augusti*)
et iacet in introitu chori maioris. Impe ^) . . .
Post decessum domini Regynaldi episcopatus vacabat III annis, isioAug.s-
quia duo per capitulum fuerunt electi in discordia, sciiicet Petrus de
Sirks ^) % archidiaconus in Marsallo et Philippus de comitatu Barensi,
archidiaconus in Sarburgo. Petrus maiorem partem habuit, tamen
neuter obtinuit. Nam dum in Romana curia starent sufTulti unus per
ducem Lothoringie, alius per comitem Barensem, Philippus de minori
parte videns se deficere, resignavit®), Petrus vero sub spe obtinendi
gratiam idem fecit. Tune sedes apostolica dominum Henricum Delphinum
Metensibus prefecit in pastorem et episcopum^).
a) vilicationis B. — h) Best der ZeiU itt fret, — c) Sirka B.
*) D. h. also, er gab dièse bischôflichen Schlôsser seinem Nefifen, um ihn
fur die Verluste, die ihm die Gefangenschaft und die Lôsung aus derselben ge-
bracht batte, zu entscbâdigen. Die Friedensurkunde von 1311 le dimenge après
feste s. Pierre et s. Pol (Juli 4), s. bei Vignier La véritable origine des . . . mai-
sons d'Alsace, de Lorraine etc. Paris 1649, p. 150.
') Pierrefort, Gem. Martincourt im Dép. de Meurthe-et-Moselle.
*) L'avantgarde bei Frouard. Noch heute heisst das Plateau zwischen
Frouard und Marbach: Forêt de TAvantgarde.
*) 1316 nach der franzôsischen Chronik und dem in seinem Grabe gefun-
denen Bleikreuze, Abbildung bei Kraus Kunst und Altertum III 613. Ëin Tages-
datum bat das Bleikreuz nicht. Die Benediktiner (Hist. de Metz II 507) geben
den 4. Mai. Da der Nacbfolger am 4. Mai 1319 ernannt wird, und die franzô-
sische Chronik berichtete, das Bistum sei 3 Jahre ohne Oberhirten gewesen, so
scheint der 4. Mai 1316 aus diesen Angaben combiniert zu sein.
*) Die beiden Namen sind vom Chronisten verwechselt. Nach der Bulle
Johannes XXII d. d. 1319 Mai 4 (Sauerland Vatikan. Urkunden 158 nr. 291) waren
es Philippus de Cirkis, Kanonikus der Metzer Kirche und Petrus de Treva, Archi-
diakon von Marsal. Fiir Philipp von Sierck verwendet sich auch Philipp v. Frank-
reich. S. die pâpstliche Antwort bei Sauerland Vatikanische Urkunden 145
nr. 262. Eine Darstellung des Wahlstreites bei Sauerland Gesch. d. Metzer Bis-
tums wâhrend des 14. Jahrhunderts. Jahrb. VII * 75 fif.
' •) Thatsâchlich verzichtet zuerst Petrus, wâhrend Philipp seine Wahl noch
langer verficht. S. die pâpstl. Urkunde d. d. 1319 Mai 4. 1. c.
') Am 4. Mai 1319. Sauerland Vatikan. Urk. 158 nr. 291. Heinrich war
schon 1317 Juni 3 >non obstante defectu, quem pateris in ordinibus et aetate*
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1325 Attg. 26.
— 322 —
[Henricus] Episcopus LXIX.
ffo? 5** tr Dominus Henricus Delphinus episcopus Metensis LXVIIII an no
domini M® CGC '^ XIX *^ ad sedem episcopalem Metensem est assumptus.
Hic tenuit episcopatum V annis non secutus consilium Deuteronomii VI :
Fac quod beneplacitum est et bonum in conspectu domini, ymo cu-
mulando malum fecit contrarium. Nam ipse anhelabat ad dominium
Delphinatus. Ideo ad aliquod annos ne ad ordines promoveretur dis-
pensationem obtinuit^); quibus finitis adhuc episcopatum sine dispen-
satione tenuit. Intérim omnia bona episcopatus obligavit, que obligare
potuit, plus quam ad CC milia lib. Turonensium ; pecunia recepta ad
terram Delphinatus se transtulit^). Eodem tempore domini Johannes
rex Bohemie, Balduwinus archiepiscopus Treverensis, dux Lothoringie
et comes Barrensis guerram cum Metensibus habebant^). Metenses vero
sperantes ab episcopo suo habere adiutorium*) dederunt sibi XV milia
lib. Turonensium*), similiter et istam pecuniam deportavit, omnia suis
zum Bischof von Passau emannt worden. Auch bei der Transferierung nach Metz
bestehen noch dieselben kanonischen Mângel (Urk. v. 1319 Mai 4).
Ueber die Familie des Bischofs, seine Wahl und die fiinf Jahre seiner Re-
gierung Sauerland Gesch. d. Metzer Bisi. Jahrb. VII ^ 76 fif.
*) Johann XXII verlângert am 17. Juni 1320 dem Electus Heinrich die Frist
zum Ëmpfange der hôheren Weihen bis iiber den ersten Sept, hinaus; er batte
schon friiher eine bis zum 1. September 1320 reichende Erlaubnis erhalten. Riezler
Vatikanische Akten nr. 181. Ausfiihrlich bei Sauerland Vatikan. Urk. sub date.
*) Ueber die Schuldenlast des Bischofs vgl. Sauerland Jahrb. VII* 146.
•) Daruber La Guerre de Metz en 1324, publié par E. de Bouteiller, F. Bon-
nardot et L. Gautier. Paris 1875. Sie hatten sich am 18. Dec. 1324 um Hilfe an
den Bischof gewandt. Brief im Auszuge bei Meurisse 494.
*) Am 29. Mârz 1325 kam ein BUndnis mit dem Bischof zu stande. Urkunde
Hist. de M. IV 8.
^) Daruber urteilt bereits ein im Jahre 1325 erschienenes Gedicht, das so-
genannte Credo de Henreis de Heis (La Guerre de Metz 376):
Judicare puis del Delphin
Que faire doit autreteil fin
Com fist Judas, le fel traitte,
Il empourtait de Metz l'or fin
Si Tempourtait sens avoir fin;
n est pire que nulz écrite.
Vgl. auch La Chronique en vers, éd. Calmet II pr. 127:
Moult eut la cite a soufifrir Et ses châteaux bien pour cent mil
A leur eveque allarent offrir Sans les quinze mil de gage
Quinze mille livres d'argent Tout par son couteleux Tangage.
Pour avoir aide de ses gens. Et quand il eut Targent receu
L'eveque Henry Daucphin .... Les seigneurs en furent deceus
leur promit de les servir Quand U les eut bien assuré
Mais l'argent très mal servit. S'en retorna au Dauphiné.
Il engagea ses bonnes villes
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— 323 —
successoribus solvenda relinquens, ymo et quod deterius: tria meliora
castra episcopatus, scilicet Hombourch, Vicum et Rambertevillare *) in
manibus predictorum dominorum posuit, dum recessurus fuit in magnum
episcopatus detrimentum, eo quod temptantes insolite burgenses de
Vico exactionare, videntes*) in hoc eorum resistenciam muros ad terram
prostraverunt et totam villam destruxerunt, ynimo in maiorem verecundiam
cum aratro per stratas ville arare fecérunt*). Sicque de isto episcopo
dici potest, quod dilexit maliciam super benignitatem. Sed scriptura
dicit, Sapientiae XV: Malorum amatores*^) digni sunt morte. Unde
accidit quod cum comité de Sabaudia ^) bellum habuit, ubi^) Metensis
episcopus miles factus*) est et eadem die mortuus ^) interfectus*). Unde
bene dicit psalmista : Vidi imperium super exaltatum et ®) elevatum.
Et sequitur: Transivi et ecce non erat. Huius domini Henrici tem-
poribus anno domini M® CCC^XXIIII®) Metenses statutum fecerunt, ne
a) Vorlage videntis. — b) Vorlage annatores. — c) Vorîage Sabauia oder Sabania.
d) et add. B, — e) et elevatum om. B.
*) Homburg und Rambervillers an den Herzog v. Lothringen, Vie an den
Grafen von Bar, um, wie er sagte, die von Reinald v. Bar contrahierten Schulden
zu zahlen. Calmet II 489. Die Verpfôndung geschah im Jahre 1324. Calmet
Notice sur la Lorr. 829.
*) Am 2. Februar 1325, Die Katastrophe von Vie wird erwâhnt im Credo de
Henreis de Heis (La Guerre de Metz 374):
Tercia die devant feste
Sainte Agathe ont fait grant tempeste
A ceulx de Vy et en pou d'oure
Laissies n^y ont ne cler ne preste
Femme n'enfFant, borgoy n'agreste;
C'est tout perdu, nulz n'y demoure.
') Eduard von Savoyen, gegen den er am 7. Aug. 1325 einen Sieg bei Varey
erficht. Sauerland Jahrb. VIP 143.
*) Schon am 26. Aug. 1325 ist er in den Laienstand zurûckgetreten und
wird in einer Bulle Johannes XXII >Dominus baroniae Montis-albanensis« genannt,
nachdem er in kriegerischer Riistung am pâpstlichen Hofe erscbienen ist und ge-
beten hat, ihn seines bischôflichen Amtes zu entbinden. Sauerland Vatikan. Urk.
sub dato.
») Er stirbt erst 1328. Guerre de Metz 65 n. 1.
*) Das Statut ist vom 10. Juli 1322. Durch dasselbe war den Bewohnern
von Metz und Metzer Land untersagt, >que ne veneent ne ne doignent des or en
avant a nulz jours maix, censés ne rentes ne pensions en treffons ne a vie a
nulz clers ne a nulles gens de religions ne a nulles clergiers«. Hist. de M. III
pr. 347. In demselben Geiste ist ein weiteres Statut vom 30. Mai 1323 gehalten,
durch welches geistlichen Personen verboten wird, Testamentsvollstrecker zu sein
oder bei Abfassung des Testaments mitzuwirken »pour la grant poureteit ou nous
gens séculier cheoient et pour lour bien meubles et heritaiges quon lour for-
traixoit et faisait on aller a non hoir*. Hist. de M. IV 1.
21*
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1325 Auç. 26-
1327 August 17.
1326 Februar L
Deeember 13,
— 824 —
clerici et ecclesiarum rectores census vel redditus acquirerent et quos-
dam compulerunt ponere extra manus post statutum acquisitos, ymmo
et plures clericos condempnaverunt ad penam pecuniariam, quia statu-
tum non tenuerunt, ymmo et eos proseripserunt, sicut dominum
Petrum^) sigilliferum, canonicum maioris [eeclesie]*) qui castrum Fri-
bourch*) pro episeopatu edificavit, proseripserunt, quia recusabat sol-
vere, in penam III*^ et XX lib. Met., item custodem maioris [eccle-
sie] **) *) et plures alios. Propter quod vicarius existens in Vico
processus contra Metenses fieri fecit anno predicto post festum Lucie
virginis et statim post episcopus obiit. Sic vicarius non profecit. Obiit
autem sub Johanne papa XXII anno suo octavo. Impe . . . *^)
[Ludovicus] Episcopus LXX.
Mortuo*) domino Henrico Delphino nobilis dominus Ludovi-
cus de Pictavia^) episcopus Lingonensis*) ad sedem Metensem est
translatus episcopus Metensis LXX anno domini M*» CGC*» XXV ^.
Hic primo receptus est in Marsallo, deinde in vigilia purificationis
venit Metim pro iusticiariis Metensibus faciendis®), quibus ut iuris
est et moris. Per ipsum factis multis laboribus prefata tria castra
de predictorum dominorum manibus rehabuit*). Et statim muros de
Vico destructos reparari fecit magnis sumptibus et expensis. Sicque
tribus annis vixit. Verum est, ut omnia melius reformarentur parcendo
expensis se ad terram suam prope Montilmart transtulit ibique castrum
Pigeron edificavit et diem clausit extremum ^*'). Si supervixisset, multa
a) FehU im Manuêcript,
b) Jktgl — c) Der ReU der ZeiU itt frai.
*) Peter von Beauffremont.
*) Freiburg zwischen Saarburg und Dieuze.
") Johannes von Rixingen (Réchicourt), der von Heinrich zu seinem Ver-
treter in spiritualibus ernannt worden war.
*) S. p. 323 Anin. 6.
*) V. Poitiers, Sohn des Âimard, Grafen von Valentinois. Er war geboren
in Montelimar in der Dauphiné.
•) Langres.
') Die Provisionsbulle ist von 1325 August 26. Sauerland Vatikan. Urkunden
sub dato.
«) In Metz urkundet der Bischof zuerst am 3. Màrz 1326. Hist de M. IV 24.
•) Homburg, Rambervillers und Vie. Nach Hist. de M. Il 530 hat der
Bischof dabei die Hilfe Johanns XXII in Anspruch genommen.
^^) Am 17. Aug. 1327. Der Tod trifft ihn im Augustinerkloster zu Saon in
der Diocèse Die (Drôme) ; schon fiinf Tage nach seinem Tode verfUgt Johann XXII
iiber den Metzer Stuhl.
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—-326 —
salubria ecclesie fecisset.. Obiit sub Johanne papa XXII anno suo XL
Impe ...*).
[Ademarius] Episcopus LXXI.
Nobili viro domino Ludovico viam carnis universe ingresso ad i3ii7Ang,2i-
regimen ecclesie Metensis successit filius sororis sue dominus Ademarius
de Montilmairt archidiaconus Remensis^) episcopus Metensis LXXI anno
domini W CCC^ XXVIII •). Hic génère preclarus fuit et virtuosus %
multum fidelis et animosus, quasi ferrea inimicis suis columpna ut Je-
remie ^) primo dicitur : Dedi te in columpnam ferream. Nam accidit
quod guerram habuit cum domino de Rodemacra, qui cum magna po-
tentia episcopatum intravit et quasi meliores de comicia Luczembourch
secum duxit. Tune dominus Ademarius imperterritus cum suo exercitu
venit contra eos prope Sanctum Naborem, ibidem bellavit et triumphavit,
ymmo circa LXXXX nobiles cepit*). Sicque terram episcopatus eripuit
de manibus inimicorum eius et a persequentibus eum, quoniam qui
malignantes exterminabuntur, ut psalmista «) dicit. Postea Rodulphus
dux Lothoringie contra eum guerram movit*), quem mirabiliter vastavit
debitam retributionem sibi retribuens et quasi rex gentem suam pre-
cedens ut primi regum XII dicitur: Constitui super vos regem et rex
gradietur ante vos. Verum est dum dictus episcopus modico tempore
ad terram nativitatis sue ivisset, dictus dux castrum edificavit prope
Amelicort construens ibi salinas fundumque sibi comparaverat a nobi-
libus de Amelicort^). Quod dominus episcopus in reditu suo destruxit
a) Die ZeUe Ut fret geliuten. — b) metaosns B. — c) FUr Jeremie IMdit in B, —
d) Paolus B.
^) Die Hist. de M. II 532 giebt an, er sel zur Zeit seiner Ernennung nicht
mehr Archidiakon in Rheims, sondem Dekan der Touler Kirche gewesen. Dem
widerspricht aber eine p&pstl. Bulle v. 1328 Jan. 21.
*) Das Jahr ist wohl wieder auf seinen Einzug in Metz bezuglich, jedenfalls
war er 1328 Jan. 21 in seinem Bistum. Sauerland Vatikan. Urk. sub dato. That-
sâchlich erfolgte seine Ernennung am 21. Aug. 1327. Auch Ademar batte noch
nicht die bôheren Weiben und das kanonische Alter. Provisionsbulle bei Sauer-
land Vatikan. Urk. sub dato.
') Friedensurkunde zwischen Bischof Ademar einer-, Johann v. Luxem-
burg und Johann v. Rodemachem andererseits von 1337 Sept. 17 bei Bertholet
Hist. de Luxembourg VI pr. 33. Die Differenzen mit Johann v. Luxemburg
waren wegen der Gefangenen entstanden, die der Bischof bei S. Avold gemacht
batte und die zum Teil Lehnsleute des Luxemburgers waren.
*) Durch Vermittelung des Grafen Simon von Salm kommt im Jahre 1342
ein Friede zu stande. Hist. de M. H 540.
*) Amelécourt bei Château-Salins.
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— 326' —
et aliud pro se prope *) edificavit ^). Unde mortuo duce *) cura ducissa
Maria de Blays ^) facta est concordia pro quadam pecunie summa du-
cisse danda, pro qua solvenda episcopi castrum est datura in manibus
quorundam nobilium summa soluta episcopo restituendum*). Intérim
ducissa suum incepit reedificare castrum et custodes castri episcopi muros
ad destructionem subfoderunt tradiciose, unde pecunia soluta castrum epis-
copi incenderunt et per incendium destruxerunt. Videns ergo episcopus
se deceptum statim cum adiutorio Meten[sium] iterum castrum ducis
destruxit cum IIII aliis, scilicet duo in Amelicort unum in Ethinvilla *)
et unum in Sancto Apro®). Et quia sic fréquenter hostiliter est in-
vasus, ideo sagaciter sibi providit villas firmando, castra edificando
sicque se defendendo et utilitatem ecclesie procurando. Nam villara
de Nemeneyo cinxit muro, similiter villam Sancti Naboris. Castrum de
Gardia ') edificavit, salinas in Redinga prope Hobildingën ®) fieri procu-
ravit et turrim advocatorum in Bakareto*) in introitu castri acquisivit
et multa alia utilia procreavit. Eciam accidit, quod Robertus dux primus
in Barro semel dominum Ademarium pro auxilio imploravit ^^), cui in
adiutorium venit in Barrum. Et dura ad episcopatum esset reversurus,
aliqui ducis familiares exercitum domini episcopi spoliaverunt ; super
quo dampno facta est requesta ad ducem. Unde episcopus videns se
non proficere accessit et castrum Gonflant cepit et inde cotidie ad
terram ducis exiens magna intulit dampna. Unde facta est concordia
quod dux de LXXVII milibus librarum Turonensium, pro quibus Regi-
a) alias prope pro se B.
*) In der franzôsischen Chronik wird dies Bel-Repart genannt.
«) 1346 August 26 bei Crécy.
*) Der Herzog halte durch Testament vom August 1346 seiner Gattin Marie
von Blois die Verwaltung des Herzogtums iibertragen. Calmet II pr. 614.
*) Ein Friede kommt durch Vermittelung Johanns v. Bôhmen zu Stande am
23. Âug. 1344, aiso noch bei Lebzeiten Rudolfs. Calmet II pr. 611.
•) Athienville nordl. Einville (Meurthe-et-Moselle).
•) S. Epvre bei Pont-à-Mousson oder bei Remilly ? Chronique du Doyen de
S. Thiébault (Calmet II pr. 172): >1348 En ceste année fut abbatus par ceulx de
Metz et par la commune paix la maison de St. Ewre, une des maisons dame (?)
Liecourt, Thehecourt . . . Vgl. iiber aile dièse Kriege Hist. de M. II 546—548.
Der Friede zwischen den streitenden Parteien wird im Jahre 1353 durch Kônig
Johann II v. Frankreich vermittelt. Dumont Corps diplom. 1. 1 p. II 326/7.
^ Lagarde siidl. Dieuze.
*) Habudingen nôrdhch Château-Salins. Redingen ist ein abgegangener Ort
bei Habudingen.
•) Baccarat, arrond. de Lunéville.
»<>) Im Jahre 1360—1361. Der Friede wurde im Januar 1361 geschlossen.
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— 327 —
naldus episcopus Gonflant et Conde obligaverat, LVII milia defalcaret.
Et dorainus Ademarius tantum XX milia pro redemptione dictorum
castrorum dare deberet et castra libère ad episcopatum redirent, de
quibus statim VII milia dédit. Et ante terminum seconde solutionis
mortuus fuit non sine magno episcopatus detrimento. Eciam iste*)
dominus redditus ecclesie Metensis augmentare studiiit; unde tria anni-
versaria pro se et predecessoribus suis fieri ordinavit, ymmo in augmen-
tum cultus divini capellam in ecclesia Metensi fieri fecit^), pro qua
certos redditus deputavit ad sustentationem quatuor capellanorum*)
pro capella et choro tenendo in officiis. Sicque ecclesiam Metensem
XXXIII annis gubernavit et postea obiit sub Innocentio papa VI, anno
suo VIII, die XII maii, imperante Karlo IIII*» Romanorum imperatore.
Johannes LXXII.
Domino Ademario defuncto de ecclesia Bysontina ad cathedram i36inov,15--
episcopalem Metensem transfertur dominus Johannes de Vienna, ^'
archiepiscopus Bysontinus anno domini M^^CCC^'LXP) episcopus Me-
tensis LXXII. Forte iugum suave, sed pallium fuit sibi grave dum
de archiepiscopatu ad episcopatum descendit. Cum tamen Christus
dicat: Iugum meum suave est et onus meum levé, et si dicatur
quod maius est dominium ecclesiae Metensis, nec hoc sufferre potuit,
quia ad ecclesiam Basiliensem, postquam 1111°' annis rexit Metensem,
se transferri procura vit*), ac si noUet florenum et reciperet denarium.
Tempore huius castrum in Rambertevillari per incendium totaliter est
destructum, quod per successorem suum dominum ^) Theodericum mi-
rabiliter bene est reparatum*). Hic eciam discordiam cum Metensibus
super iuribus suis habuit ®) et apud sedem apostolicam placitavit ; abs-
a) ipse B. — b) dominnm ont. B.
*) Die Kapelle Notre-Dame la Ronde, die 1347 Dec. 19 geweiht wird.
Kraus Kunst u. Altertum III 492.
*) Inv. des archives du chapitre de la cathédrale. M. Bez.-Arch. G 434
p. 70: ^Fondation par Pevesque Âdemar de quatre chapelains en la chapelle par
luy construicte de 1350«.
») Reg. Vat. Innoc. VI. Avin. tom. XXVU: 1361 Nov. 15 (Mitteilung Sauer-
lands). Dies Datum auch bei Eubel. Fur Besançon war Johannes 1355 Juni 8 er-
nannt worden. Vorher war er Thesaurar der Kirche v. B. gewesen — Eubel 141.
*) Durch Bulle vom 13. Aug. 1365. Die Translation ist wohl nicht ohne den
Einfluss Karls IV erfolgt, da dieser fiir Metz einen deutschen Bischof, Theoderich
von Boppard, wunschte. S. Wolfram Theoderich V in der Deutschen Biographie.
Karl war im Juni in Avignon gewesen.
») S. unten p. 331.
•) Die Chron. du doyen de S. Thiébault setzt dièse Vorgânge in das Jahr 1364.
Calmet 11 pr. 176.
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- 328 —
que dubio vero triumphasset, si translatas non fuisset. Cura succes-
sore tamen suo Metenses composuerunt, facientes quod iuste debuerunt.
Theodericus LXXIII.
i365Aug.i3- Domino Johanne de Vyenna ad eeclesiam Basiliensem trans-
late de ecclesia Wormaciensi *) ad cathedram episcopalem Metensem
venit translatas nobilis vir dominus Theodericus de Bopardia anno
domini M*>CCC*^LXV episcopus Metensis LXXIII. Hic ex nobili
prosapia nobilium qui Bavari nominantur de Bopardia natus, cuius
progenitores ex utroque parente ceteris nobilibus probiores reputa-
bantur domum regiam tenentes mire pulcritudinis, magnitudinis et
fortitudinis extra muros oppidi Bopardiensis, quam parentes eius ab
imperio in feodum tenuerunt a principibus imperii singulariter dilecti.
Unde sicut ceteris probiores dicebantur, sic et hune fiUum adhuc pue-
rura ad probitatem et morum honestatem inducere conabantur pro eo
mittentes eum in Leodium litteris et moribus ac Gallico imbuendum,
ut videtur non sine fato, eo quod providentia divina suo tempore
Metensi ecclesie praeesse deberet in Gallia, ubi hec duo currunt *) ydio-
mata gallicum et teuthonicum. Sicque extra domum paternam est nu-
tritus velud alter Moyses multorum oppressorum liberator futurus quod
rei eventus conprobavit. In primis dum eeclesiam Wormaciensem sa-
lubriter gubernavit. Sic igitur puer scientia et virtutibus proficiens
omnibus se amabilem exhibuit et ideo iuste sublimari debuit. Unde
Johannes rex Bohemie pater Karoli lUI Romanorum imperatoris**)
primus ipsius promotor exstitit^) ad prebendam Wormaciensem at-
tendens parentum ipsius obsequia non modica et habilitatem iuvenis
venustate personali et corporis elegantia decorati. Deinde mentis suis
exigenlibus in ecclesiis Treverensi et Moguntinensi est promotus et ra-
tione cantorie in ecclesia Moguntinensi mitratus. Postquam vero sic
puerilem '^) decurrit etatem specialissimus Karolo imperatori est effectus,
qui ardua et secretiora imperii négocia sibi commisit fréquenter ad
sedem apostolicam destinando *). Unde et summus pontifex Innocen-
a) curant A. — b) imperaior B. — c) per virilem B,
*) Am gleichen Tage, an dem Johannes nach Basel transferirt worden war:
13. Aug. 1365. S. 327 Anm. 4. Die franzôsische Chronik giebt richtig an : »par la
prière de Charles le quart*. Theoderich war im Juni mit Karl IV in Avignon.
S. Wolfram 1. c. In Worms war Theoderich seit 1359 Mai 15 Bischof gewesen.
*) Sein Vater war bereits 1346 Rat am Hofe Karls IV und hatte wohl auch
schon Johann v. Bôhmen nahe gestanden.
') Ueber eine solche Sendung im Oktober 1364 Huber Die Regesten des
Kaiserreichs unter Kaiser Karl IV nr. 4083.
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— 329 —
tius VI ob ipsius persone eliganciam simul*) et industriam concepit ad
ipsum habere graciam. Et Salamanno ^) episcopo Wormaciensi qui per
XXX annos cum capitulo suo litigaverat et omnes mimiciones et red-
ditus episcopatus vendiderat et alienaverat dédit coadiutorem. Tune
divina voluntate dum coadiutor curiam Romanam esset exiturus Sala-
mannus episcopus obiit. Sic papa dieto coadiutori domino Theoderico
stalim eeclesiam Wormaeiensem contulil consecrationem legato sedis
apostolice in Ck)lonia committendo. Mox dum consecralus esset ad ee-
clesiam Wormaeiensem se transtulit gubemandam, ubi cum difficultate
civium est receptus fréquenter in periculo pro iuribus ecclesie consti-
tutus. Sed vir generosus divina gracia roboratus velud alter Jonathas,
cuius clipeus numquam declinavit in bello, lob paciencia et Salomonis
sapientia ac armorum experiencia suflfultus in brevi omnia sua iura
simul et alienata recuperavit. Nam coram imperiali maiestate, quot-
quot erant occupatores iurium*') et bonorum ecclesie, citari fecit et
proscribi*), donec quod voluit féliciter obtinuit.
Hiis peractis statim aulam iusticiariorum *^) Wormaciensium re-
paravit. Et in omnibus castris edificavit destructa vel inveterata re-
parando aut nova sumptuosa addendo. Unde et insignia sua sive arma,
que sunt Léo *), congrue ipsum représentant ut signum suum signatum
eo quod tanquam leo imperterritus inimicos ecclesie est aggressus,
quosdam quidem nobiles de Fleirsheim, quorum castrum cepit Breithen-
stein*), quod ad hue vere dicitur ab omnibus inexpugnabile. Dicto
eciam Karolo imperatori manu forti contra societates Anglicorum et
Britonum anno domini M^CCC^LXV*) Alsaciam intrantium viriliter
assistebat non immemor beneficii sibi impensi. Sic ergo non immérité
ad magnam et nobilem eeclesiam Metensem est translatus, quia in parva
a) simul ont. B. — b) viriam B, — c) iostitiarom B.
*) Salmann war seit 1329 Juni 21 Bischof von Worms gewesen.
*) Am 12. Sept. 1360 vermittelt Kaiser Karl IV eine Sûhne zwischen dem
Bischof und der Stadt Worms. S. Boos UB. der Stadt Worms II nr. 554. Der
Bischof hatte das Interdikt verhângt. 1366 April 17 wird die Stadt Worms auf
Klage des Bischofs in die Acht gethan. S. Boos 1. c. nr. 603. Vgl. ûber die
Streitigkeiten auch Boos Geschichte der Rheinischen Stftdtekultur II 154 ff.
•) Die Boppard fiihrten im weissen Felde einen nach rechts gewandten
schwarzen rot bewehrten Lôwen, der seit 1327 gekrônt erscheint. Ein Wappen
von 1358 zei^t auch als Helmschmuck einen wachsenden gekrônten Lowen zwischen
zwei Fliigeln. Das von der Famihe geftthrte quadrierte Wappen (Hambracht Rhein.
Ritterschaft Tafel 102) erscheint erst seit 1482.
*)?
*) Nach der Riickkehr von Avignon schlâgt der Kaiser am 1. Juli 1365 bei
Selz im Elsass sein Lager auf. S. Huber Reg. imp. nr. 4188 ff.
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— 330 —
Wormaciensi fidelis est inventus evangelica sentencia testante: Euge
serve bone et fidelis etc. Cumque Meti in crastino omnium Sanctorum
1365 Q^^Qi receptus ineepit esse sagaciter. Cum David pastor gregis, cuno
Helia zelator legis, cum Helyseo retributor reis et bonorum fide-
lis ^dispensator summi régis. Nam bonus pastor se et sua pro gr^e
suo custodiendo exponit Christo summo pastore dicente : Bonus pastor
animam suam ponit etc. Quod summopere hic facere studuit ut lu-
culenter patuit, dum oves perditas clericos per Metenses proscriptos *)
humeris propriis scilicet suis laboribus et expensis ad loca propria re-
portavit et reduxit^). Metenses quidem propria temeritate cellaria ca-
nonicorum intraverant, ut taxatis vinis exactionarent prout de facto
fecerunt, ymmo plures clericos et abbates^j ut eis rebelles proscripse-
rant. Et quasi continue proscribendi consuetudinem introduxerant,
propter quod dictus dominus Metensis ïheodericus eos multo tempore
excommunicavit*) et locum interdixit. Sed finaliter sentenciam contra
eos obtinuit una cum expensis^). Sicque quasi lupos eos coercendo
compescuit gregem ^) suum scilicet clerum defendendo et custodiendo,
non sine magno labore quod patet ex nomine ville. Constat quod
usualiter dicitur villa Metensis non civitas, quia civitas est civium uni-
tas; sed Metenses non consueverunt inter se esse concordes *) nisi contra
clerum et nobiles figurati per illud monstrum, quod AppoUo sub pedibus
tenuit, cuius corpus serpentinum tria capita habens, caninum, lupinum
et leoninum, in signum quod multa capita diversa caninum blandiendo,
leoninura seviendo et lupinum fugiendo fréquenter in una conveniunt
malicia. Eciam ex villa dicuntur villani, qui inter ceteras gentes magis
a) gregum A. — b) diccordes B.
^) S. uber die Vorgânge, die zur Aechtung gefuhrt hatten, oben S. 329.
*) Theoderich batte die in Rom von Zeiten seines Vorgângers anbângigen
Prozesse zuruckgezogen und sich zunâcbst mit der Stadt vertragen. Dariiber
sagt die franzôsische Chronik: il flst accord a ceulx de Metz du plait que son
devancier avoit encommencie et en ot argent dont il fut blasmes. S. die Urkunde
Theodericbs ûber seinen Vergleich mit der Stadt von 1366 Januar 24 in Hist.
de M. IV 227.
*) Die Metzer hatten den Abt Petrus Toppeti von S. Clemens verbannt;
ebenso batten sie dem Abte Thielemann von S. Nabor die Stadt verboten.
*) Er excommuniciert die Dreizehner und verhàngt das Interdikt iiber die
Stadt. Urkunde vom 20. Juni 1373 bei Meurisse 522. Das Interdikt wàhrt 2 Jahre
und 3 Monate (franzôs. Biscbofschronik).
*) Nach Meurisse 524 zahlte die Stadt 5000 lib. Die verbannten Geist-
lichen durften zuriickkehren. Zunâcbst batte man sicb auf Scbiedsrichter ge-
emigt, die aucb iiber die gegenseitige Entscbâdigung befinden sollten. Urk. von
1374 Sept. 22. Hist. de M. IV 290.
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— 331 —
sunt rudes et minus ad bonum flexibiles, ergo non sine studio et magno
labore fecit eos viam veritatis agnoscere. Constat tamen quod istud
exercicium cum aliis adiunctis fuit ad episcopatus magnum profectum.
Nam videns se esse in terra nationis perverse, ut unus imperator te-
statur in quodam privilegio ecclesie Metensi concesso in Lotharingia
datum dieens: datum N. loeo in terra nationis perverse. Et vim vi
oportet repellere. Ineepit omnes munitiones episcopatus fortificare nova
edifieia sumptuosa edificando, inveterata emendando et destructa repa-
rando, ut se et suos deffenderet, si aliquis insultum faeeret. Speeialiter
in Nomeneyo edificavit castrum quasi Lothoringie spéculum. Item in Vicq,
turres castri et aulas inveteratas emendavit et mira altitudine elevavit no-
vaque edifieia addendo et fossata emendando. Item Médium Vicum muro
cinxit. Similiter et Baccaretum, quod nunc est quasi corona inter alia castra,
pulchram eciam ecclesiam ibidem fundavit. Item castrum in Rambertivillari
non suis temporibus incendio destructum ^) miro modo reparavit et nova
edifieia apposuit. Similiter reedificavit castrum in Sarburgo quod plus-
quam centum annis steterat inhabitabile. Item in Homburgo magnifica
fecit edifieia tam in caçtro quam in oppidi muro sicque in singulis locis
episcopatus sumptuosa fecit opéra. Eciam castrum de Helfildinga^) episco-
patui reddibile propter insolenciam inhabitantium amissum recuperavit.
Et castrum de Asperomonte similiter redibile duci Brabancie venditum una
cum parte in Gonflant. Item possessores castrorum in Berthringa^) et Luch-
tinga*) compulit ad recognicionem feodi castrorum ab ipso. Item*) castrum
de Gardia cum omnibus appendiciis redemit ab anteccessoribus suis inpi-
gnoratum. Item castrum de Gebildinga*) cum appendiciis pro mensa epi-
scopali acquisivit, quod prius solum reddibile fuit. Et sic iniuria a
natione perversa fréquenter suis illata fieri fecit hec edifieia pro ipso-
rum cuslodia et ut malorum reprimeretur audacia, sicut liquide, apparuit
quando magne societati viriliter restitit. Nam anno domini M^GGC^LXXV
dominus de Gussy^) Picardus volens vi terram intrare ducis Austrie')
a) Item-fuit nachtràglich auf Batur.
») S. oben p. 327.
*S Habudingen zwischen Château-Salins und Bensdorf.
') Bertringen a. d. Mosel sûdl. Diedenhofen.
*) Ltittingen sudl. Metzerwiese.
*) Bei Burgaltdorf.
•) Ueber die Einfâlle der Englânder s. Bott Die Kriegszûge der englisch-
franzôsischen Soldkompagnien, Halle 1891 und Hans Witte Strassburg zur Zeit des
ersten Englândereinfalls 1365 (Jahrbuch fiir Geschichte, Sprache und Litteratur
Elsass-Lolhringens XIII).
') Ingeiram v. Coucy glaubte Erbansprûche an Oestreich zu haben fur eine
Summe von 8000 Mark Silber, die seiner Mutter Katharina, einer Tochter Herzog
Leopolds L, zustand. S. d. Schreiben des Herrn v. Coucy an Strassburg d. d. 1375
August 31. Strassburger UB. V 887 u. ebenda 890.
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— 332 —
transivit per Lothoringiam bene cum XXX milibus arraatorum ^) qui
primo*) insultum fecerunt contra Metenses^), qui^) statim quasi effe-
minati et ad bellum indispositi per se ipsos suburbia destruxerunt ti-
mentes. Et sic sibi ipsis dampna intulerunt, tamen se a societatibus
cum XXXIII^' milibus flor. redemerunt^). Tune tradiciose societates
sunt directe ad terram episcopatus congregate inter Vicum et Mar-
sallum*) volentes expugnare Médium Vicum, ubi dominus episcopus
inter constantes constantissimus cum nobilium armatorum magna mul-
titudine viriliter se défendit, ita quod Britones ammirati treugas inierunt
tam animosum dominum videre cupientes. Unde factum est quod decem
maiores capitanii ad ipsum in Vicum venerunt. Qui ipsum videntes
magne stature, armatum nobilissime, quasi inter ceteros gygantem eosque
graciose ^) recipientem statim cum ipso concordaverunt. Sicque ab
ipso cum quibusdam equis^) exeniati sine dampno terram episcopatus
exiverunt dicentes, si eum sic generosum novissent numquam ad terram
suam déclinassent suis conductoribus maledicentes. Unde multi de
patria et Burgundia qui episcopatum ab antiquis temporibus invadere
consueverunt dum dominum episcopum sic animosum viderunt vasalli
et servitores sui sunt effecti. Sed dum societates terram ducis Austrie,
que vocatur Argau, intraverunt innumerabiles interfecti fuerunt®), re-
liqui recedentes confusi. Bene ergo cum David fuit pastor gr^is suos
custodiendo et strennue defendendo.
Ante hoc tempus fuit tanta inundantia aquarum Metensium, quod
Sellya et Mosella ad altitudines magne haste ultra solitum modum cre-
verunt'), in quo et mali futuri presagium fuerunt, nam raro talia fieri
a) tantom B. — b) quod B. — c) generose B.
*) Die Zahl wird sehr verschieden angegeben. 30000 Mann zâhlt auch
der Bericht v. Worms an Strassburg. S. unten Anm. 4.
*) »Lesquelz s'arrestont devant Metz à Longeville, à S. Martin et par tout
le Vaulx.« Chron. du doyen de S. Thiébault, Calmet II pr. 183.
•) Die Chron. du doyen de S. Thiébault giebt 35000 fr. an.
*) Worms an Strassburg 3. Oct. 1375 (Strassburger UB. V 892 : Wir laszen
uwere wisheid wiszen . . . daz die geselleschaft der Engellendere itzunt lige
zii Marsel und zû Wich in des bischoves lande von Metze vol mit driszig dusent
mannes oder mee und sint wartende aile tage des herren von Coucy.
Am 1. Nov. liegen sie wieder in Cheminot, der Herr v. Coucy in Pont-à-
Mousson (Brief d. Bischofs v. Metz an den von Strassburg d. d. 1. Nov. 1375. Str.
UB. V 897.
'^ Nach der Chron. du doyen de S. Thiébault 1. c. bat der Bischof ihnen
16000 fr. gezahlt.
•) Am 17. December beim Kloster Fraubnmnen. S. Bott 1. c. 54.
') Von grossen Ueberschwemmungen infolge anhaltender Regengiisse be-
richtet Chron. du doyen de S. Thiébault zum Jahre 1373. Calmet II pr. 183.
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— 333 —
consueverunt, quin aliquid *) mali eveniret. Item cum Helya fuit zelator
legis eo quod lex et iusticia unicuique quod suum est reddit. Ad hoc
dominus Theodericus prediclus anhelabat ut zelator legis et iusticie
magna soUicitudine. Nam propter meum et tuum sub suo felici re-
gimine fréquenter orte sunt discordie, ubi se interposuit continue,
primo pacem et concordiam faciendo inter ducem Lothoringie et Me-
tenses^). Item inter eundem ducem et archiepiscopum Treverensem
unicuique quod suum erat tribuendo per concordiam*). Item pacem
communem ordinavit ad multos annos inter se ipsum et duces Lotho-
ringie et Barrensem*). Item cum archiepiscopo Treverensi*). Item
cum episcopo Argentinensi ^). Eciam dum dux Brabancie, frater im-
peratoris, captus esset in bello Juliacensi per ducem Juliacensem ®), in
Bohemiam ivit et imperatorem pro liberatione adduxit. Ymmo quod
plus est, Urbanum papam et Karolum IIII imperatorem cum magna
armatorum potencia sequutus est in Lombardiam contra tyranos Medio-
lanenses pro iuribus ecclesie recuperandis '). Sic ergo vere fiiit zelator
legis et iusticie unicuique quod suum erat volens tribuere et per hoc
pacem patrie **) procurare multosque oppresses liberare. Similiter fuit
cum Helyseo retributor reis. Nam Helyseus pueris maledixit, qui ipsum
deridebant, et statim ursi veniebant pueros dévorantes. Sic dum qui-
dam nobilis Bertrandus de Noviant cum suis complicibus ®) de Lotho-
a) aliqnitwi. — b) partentem B,
^) Das kann sich auf den Krieg beziehen, der im Jahre 1371 zwischen
Stadt und Herzog ausgebrochen war. S. d. Urkunde v. diesem Jahre, durch welche
die Stadt Sôldner anwirbt. Hist. de M. IV 270. Der Friede soll Pfingsten 1372
zu stande gekommen sein ib. II 575. Ausdrucklich wird aber in einer andem
Friedensurkunde zwischen Johann v. Lothringen und der Stadt Metz von 1375
Juni 8 bezeugt, dass der Bischof den Frieden vermittelt hat. Hist. de M. IV 294.
2) Auch die Gesta Trev. éd. Wyttenbach II 287 bringen ohne Jahresangabe
die Notiz : [Cuno] ducem Lotharingiae pecuniis concessis sibi amicabiliter propter
pacem patriae reconciUavit [in qua concordia Cuno archiepiscopus Joanni duci
Loth. dédit quindecim milia florenoram boni auri et ponderis de Reno]. *
*) Landfriedensvertrag von 1372 Januar 10 auf sechs Jahre. Hist. de M. Il 676.
*) Friedensvertrag nicht bekannt.
*) Desgleichen.
•) In der Schlacht bei Bastweiler 1.S71 August 22. Huber Reg. imp. 588 nr. 536*.
') 1368—1369 gegen Bamabo Visconti. Vgl. Matthes Der zweiie Rômerzug
Kaiser Karls IV. 1880. Theoderich als Zeuge in einer Urkunde d. d. August 1,
Mantua. (Huber nr. 4672), desgl. August 27, Modena (ib. nr. 4685).
®) Symonin de Marcheville und Gérard d'Aultrey. Die Chron. du doyen de
S. Thiébault (Calmet U pr. 179) setzt den Vorfall in das Jahr 1368 »le mardy de-
vant la conversion S Paul* (Januar 24). Wenn der Chronist, was noch nicht fest-
gestellt, aber wahrscheinlich ist, more Metensi seine Jahre zâhlt, se ist es 1369.
Der Bischof war dann also vom Romzuge zurùck.
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— 334 —
ringia Marsallum oppidum episcopatus fortissimum quasi in derisum
episcopi cepisset tradiciose, absque diffidatione quosdam armatos cum
sportis raercatorum *) ad portas ville premittendo sicque villam capiendo.
Stalim dominus episcopus imperterritus misit dominum Johannem de La-
pide, militem nobiiem et strenuum, sororiura suum, qui cum tribus filiis
suis paucis sibi adiunctis vix XXX armatis per quandam posternam, scilicel
parvam portam, occupatoribus forte ignotam eadem die ^) opidum in-
travit Marsallum et deo volente quotquot erant oceupatores cepit, et
non capti interierunt, de quibus in una fossa sepulti fuerunt LXXXVIP),
milites et armigeri captivi vero domino episcopo in Vico sunt ^) presen-
tati. Sic subito defecerunt propter iniquitatem suam et perierunt.
Eciara Sarburgum oppidum propter rebellionem potenter obsedit^}, ubi
comités de Sarwerden et de Parvapetra se interposuerunt et pro vo-
luntate domini episcopi concordiam fecerunt. Sicque contra eos trium-
phavit et omnia iura sua*) recuperavit, que quidam cives communitati
semper occultaverant, ut per se suis temporibus regnarent, sicut bene
est repertum, dum consilium ville per dominum episcopum est mutatum.
Verum quod sicut cum Helyseo fuit malis et reis pro malicia retributor,
sic pro meritis religiosorum religionum pater exstitit et amator. Nam
fratribus ordinum mendicancium fréquenter providere consuevit. Inter
quos fratrem Bertramum^) ordinis predicatorum de Confluencia epigcopum
Thefelicensem vicarium suum in pontificibus tam Wormaciensibus quam
Metensibus speciali rogativa dilexit. Hic dum vicariatum Metensem
teneret, composuit psalterium béate virginis secundum ordinem psahnorum
quemlibet psalmum per duos versus in laudem virginis gloriose redu-
cendo. Eciam sequenciam dittavit: Ave maris Stella, cuius versus in-
cipiunt a litteris dictionum: Ave Maria; pro qua devotius cantanda dictus
dominus Metensis dédit XL dies indulgenciarum. Licet igitur habitu
a) vinoatonim B. -— b) statim B.
*) Die Hist. de M. II 571 fiigt hinzu: >ce qui donna lieu au proverbe:
c'est la joie de Marsal pour désigner un plaisir de peu de durée«.
2) Die Chron. du doyen de S. Th. giebt gleichfalls >80 ou plus* Tote an.
') Das wird um 1375 gewesen sein. Im Inv. des titres appartenants au
roi à Metz (M. Bez.-Arch. B 26 p. 373) findet sich das Regest einer Urkunde,
nach welcher sich Theoderich mit den Biirgern von Saarburg aussôhnt, ^terminant
a Pamiable la guerre*, 1375 Juli 18. Wagner Not. hist. sur la ville de Sarrebourg
35, citiert eine Urkunde, nach welcher die Biirger von Saarburg 1375 Juli 8
die bischoflichen Rechte in der Stadt anerkennen und fâhrt fort, trotzdem habe
der Bischof 1376 die Stadt belagert.
*) Dièse waren festgelegt durch eine Urkunde des Bischofs Johann v. Apre-
mont vom Jahre 1238. M. Bez.-Arch. G 5 f. 160.
^) S. liber Bertram die Einleitung.
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335
secularis esset tamen devotura se ostendit dura ad cultum divinum et
ad religiosos gratiam habuit, ymo et specialiter se devolum compro-
bavit, dum ab imperatore prefato capud beati Stefani sui patroni im-
petravit et auro et argento ac lapidibus preciosis ornari fecit. Quod
anno domini M^CCC^LXXVI*» eum magna sollempnitate et cleri ac po-
puli tripudio ecclesie sue présenta vit et obtulit in die palmarum ^). Qua
eciam die solempnem processionem secundum ordinarium ecclesie sue
fecit, ubi totus clerus et populus conveniunt una cum monachis et
monialibus ad benedictionem palmarum, quae a LX annis prius non
fuerat facta. Et sic reddidil que dei sunt deo spiritualiter devotionis
signa ostendendo, et que sunt Cesaris temporaliter cum Helyseo malos
reos puniendo *). Ex hiis lucide patet, quod et fuit fidelis distributor
bonorum summi régis. Nam episcopi bonorum ecclesie non sunt domini
sed quasi villici dispensatores, propter quod videant quominus summo
régi rationem reddant; hoc iste dominus advertit. Ideo bona ecclesie
expendit edificando, gregem suum custodiendo, pacem patrie procurando,
malos puniendo ^) et superando ac elemosinas largiendo. Hec acta sunt
preterita sed futura nobis ^) sunt ignota. Adhuc multa relatione digna
scribere supersedeo, ne nimia sui commèndatio animum ad arrogantiam
inducat, et ne malus invidus me de adulatione redarguat, cum adhuc
corporaliter vivat. Sed si fecerit sicut hue usque fecit, citius defiqiet
scriptoribus membrana quam boni scribendi materia.
[Aus Handschrift CJ
Sanctus^i) Petrus de Lucemburgo') fuit LXXV*) episcopus Metensis, fuitque
receptus per capitulum magne ecclesie Metensis in die sancto penthecostes, anno
domini M^ CGC® octogesimo lïIP d). Obiit in Avignione, secunda die iulii
anno scilicet domini M® CGC® octogesimo septimo. Sepultus fuit quinta
die predicti mensis, et idcirco civitas predicta eodem die anuatim so-
lemniter ob ipsius memoriam magnum festum facit.
a) ani von spàUrer Hand auf Roiur A, — b) pan von ipàterer Hand auf Baiur A.
c) Biê hierher A, Dca folgende Blatt ist autgeriêsen, JMr Best ist nach B gegeben,
d) Dos Naehfolgende in schtoârtcerer, feinerer Schrifl aU der Orundttock von C, jedoch
aveh dem XV, Jahrh, angehffrig (II),
*) Dariiber auch zu demselben Jahre und Tage die Chronik du doyen de
S. Thiébault, Galmet II pr. 183.
*) Seine Seligsprechung wurde schon unmittelbar nach seinem Tode durch
die Universitât Paris betrieben (1388 Dec. 18). Auch ernennt Glemens VU schon
am 4. Sept. 1389 den Bischof Wilhelm v. Viviers zum Promotor des Seligspre-
chungsprozesses. Aber erst 1627 kommt die Angelegenheit durch die Bealifikations-
bulle Glemens VII zum Abschluss. S. dariiber Kirsch Beitràge zur Biographie
des sel. Peter v. Luxemburg. 0ns Heimecht 1896 p. 102 ff.
') Sobn des Veit von Luxemburg, Grafen von Ligny und Roussy und der
Mathilde.
*) Handschrift C hat insofern eine andere Zâhlung der Bischôfe, als sie im
Anschluss an die franzosische Chronik Bischof Adalbero IV als 53. Bischof mit-
rechnet.
1H7Q April 6.
1384
Februar 10—
1387 Juli 2.
Mai 29
JvU ù.
1484 0et.l5-
15050etober28.
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— 336 —
1387 Aug. 13-
1415 M&r% 20.
1388 Januar 6,
1415 Màrz 20-
1459 April 21.
1459 Mai 28.
1459 Juni 5-
14840etoberlî.
Radulphus ^) de Cossiaco^) fuit LXXVI episcopus Meteosis'), fuitque re-
ceptus per capitulum magne ecclesie Metensis in die epiphaniarum domini, anno
domini M® CGC** octogesimo VII rexitque ecclesiam predictam annis tri gin ta*).
Conradus b) Baier LXXVII episcopus Metensis post Radulphum rexit
ecclesiam annis XLII et XXI die^) mensis aprilis, anni domini
M 1111° LIX, migravit a corpore fuitque sepultum corpus eius in ecclesia
Sancti Stephani prothomartiris et lévite supradicte civitatis cum maxime
honore. Amen. In °) capella iuxta puteum Sancti Johannis, quam ipse
pro maiori parte construxerat.
Anno ^) Domini M IIIP LIX, XXIII die mensis maii , dominus
Hulricus de Albomonte*) doctor in decretis et canonicus maioris ecclesie
Metensis fuit assumptus ad officium epischopale eiusdem civitatis, sed
pa:pa Pius, huius nominis secundus, qui tune temporis erat alium or-
dinavit, scilicet:
Georgium Baude^), qui fuit ad predictum officium receptus'), anno
Domini MMIII^LXI^ XXVII *> die mensis iulii et est LXXVIII Metensis
episcopus annoque sequenti, scilicet MIIII^LXII XV® die mensis iulii
recesserunt a civitate Metensi decanus et maior pars canonicorum ma-
ioris ecclesie predicte civitatis, per quorum recessum multe fuerunt
perturbationes populorum*). Tandem®) anno domini MIIIILXVI, X
die mensis februarii fuit absoluta civitas®) a sentenciis promulgatis a
a) Von hier die aUe Bchrift bii VII dann rexitque - triginta die ztoeite Hand.
b) Die heiden ersten Worte von der ertten Hand, toeiter die tsweiU Hand,
c) Von hier bi$ construxerat eine Handechrtft de$ XVI. Jahrhunderts (111)-
d) Anno-populorum von Hand IL
e) Neue Hand (IV),
*) Sohn des Raoul de Coucy Herrn v. Montmirel und von Jeanne d'Har-
court; er war vorher Domherr v. Rheims und Châlons-sur-Mame.
«) ProvisionsbuUe v. 1387 August 13. Eubel 364.
') Durch Bulle von 1416 Mârz 20 wird er nach Noyon transferiert.
Eubel 390.
*) Ernannt durch Bulle v. 1416 Mârz 20. Eubel 354 ; vorher Primicerius der
Metzer Kirche. In Hist. de M. II 666 wird der 20. April angegeben.
*) Franzôsisch: Olry de Blamont, der von einem Teile des Kapitels gegen
Georg von Baden gewâhlt worden war. S. Wahlprotokoll im M. Bez.-Arch.,
G 446 nr. 27.
") S. liber ihn Weinmann Bischof Georg von Baden und der Metzer Kapitel-
streit, Jahrb. VI 1 fif.
') Georg V. Baden war bereits 1467 Oct. 6 zum Coadjutor ernannt worden.
Pius II. erklârt in Schreiben vom 27. und 29. Febr. 1469, dass er entschlossen sei,
die Nachfolgerschaft Conrads an Georg zu tibertragen (M. Bez.-Arch. G 446 nr. 19
und 20). 1469 Juni 6 ernennt Papst Pius den Georg zum Administrator des Bis-
tums mit dem Rechte, die bischôfliche Weihe anzunehmen, sobald er das 27. Lebens-
jahr erreicht habe (M. Bez.-Arch. G 446 nr. 26).
^) S. daruber Weinmaim 1. c.
») Die Bannbulle vom 21. Oct. 1466. Hist. de M. VI 44 flf. Die Exkommu-
nikation wird durch Bischof Georg am 2. Mai 1467 aufgehoben. Ib. 92 flf. Am
9. Februar 1466 war eine Einigung zwischen den ausgewanderten Domherren und
der Stadt zu stande gekommen. Hist. de M. VI 57.
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— 337 —
papa Paulo huius nominis secundo contra eam, quare reformata fuit
pax inter cives et canonicos predictos.
Georgio*) de Baude defuncto^) et in ecclesia Sancti Stephani
tumulato ante altare sancte Marie tertiane^), successit ei frater ducis
Lothoringie Henricus ^).
Henrico successit Johannes de Lothoringia*), filius ducis Lotho- ^^^a^iy^
ringie, nepos Henrici predicti qui tune dicebatur [tenere] VII episcopatus *)
et alia plura bénéficia ad valorem annualem centum miiium aureorum.
Hic fuit cardinalis, nec fuit consecratus episcopus nec sacerdos, tem-
pore quo preerat Metensibus, levita tantum erat ; presidebat temporibus
paparum luiii II Leonis X, Adriani VI, démentis VII temporibus im-
peratorum Maximiliani et Caroli V.
Hic permissione pape anno Domini M^V*^XXX® resignavit episco-
patum nepoti suo, filio ducis Lothoringie, Nicolao*), puerulo quinque
annorum et fuit receptus per capitulum Metense eodem anno X kalendas
madii hora vespertina, possessionem pro eo capienle episcopo Tullensi. ^^^^ ^p""^ ^^•
a) Von hier bis zutn Schlusse Hand III.
1) Er starb am 11. October 1484. Hist. de M. II 632.
*) Sonst Notre-Dame-de-la-Tierce.
*) Heinrich war Bischof von Terouanne gewesen und wurde vom Metzer
Domkapitel am 16. October 1484 gewâhlt. Es war der Bruder Friedrichs 11,
Grafen v. Vaudémont (nicht Herzogs von Lothringen).
*) Sohn des Herzogs René II von Lothringen. War bereits als dreijâhriger
Knabe am 3. Nov. 1500 zum Koadjutor gewâhlt worden. 1501 bestatigt Alexander VI,
dass der Knabe mit 20 Jahren Bistumsverwalter und mit 27 Jahren Bischof werden
soll. Hist. de M. II 695. 1618 ubernimmt er die Verwaltung des Bistums.
*) Toul (1517), Terouanne (1518), Narbonne (1523), Verdun (1523), Luçon (1524),
Valence (1533), Rheims (1533), Lyon und Alby (1536). Dazu Abt von Gorze, von
Fescan, von Clugny, von Maurmontier ; ausserdem war er Légat des heil. Stuhls
fur ganz Lothringen. Meurisse Hist. des év. de M. 602.
•) Sohn des Herzogs Anton v. Lothringen. 1529 war er mit funf Jahren
Coadjutor seines Oheiins Johannes geworden ; 1530 wurde dièse Ernennung durch
pàpstliche Bulle bestatigt. Seit 1543 fiihrt er auch den Titel » Bischof von Metz«.
1548 verzichtet er auf das Bistum und heiratet. Meurisse Hist. des év. de M. 608.
> I ■:■
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Die alteren Urkanden des Klosters S. Vanne zu Verdun.
Von Hermann Bloch, Strassburg.
Die Bearbeitung der Diplôme des Klosters S. Vanne zu Verdun
fur die Ausgabe in den Monumenta Germaniae historica erforderte eine
eingehende Beschâftigung mit den iibrigen, zum grossen Teil noch
ungedruckten Urkunden des Klosters, um eine einigermassen sichere
Grundlage fiir die kritische Beurteilung der umfangreiehen, in den Kaiser-
urkunden enthaltenen Giiterverzeichnisse zu erhalten. Die bei dieser
Thâtigkeit gewonnenen Ergebnisse andern Forsehern zugànglich und
nutzbar zu machen, ist der Zweck der vorliegenden VerôfTentlichuDg,
die — aus den Arbeiten fur die Monumenta erwachsen und neben
ihnen zu Ende gefiihrt — nicht den Anspruch erheben darf, eine end-
giltige Ausgabe der Urkunden von S. Vanne zu bieten; eine seiche
kann nur von einem mit der Lokalgeschichte und den Oertlichkeiten
des Landes wohl vertrauten Geschichtsforscher besorgt werden, der
ûberdies aus den wertvoUen Pariser Sammlungen — durch deren fîir
uns wichtigsten Teil wir in Mariehals sorgfâltigem Katalog jetzt einen
trefflichen Fûhrer besitzen — andauernd schôpfen kann. Dennoch
mochte ich um so weniger darauf verzichten, das in bescheideneren
Grenzen Erreichbare zu bieten, als einerseits der Druek der Diplôme
Heinriehs II. fur S. Vanne in den Monumenta Germaniae eine umfang-
reichere Begrundung verlangte, die im Rahmen der Ausgabe nicht
gegeben werden konnte, und als es andererseits erwiinseht schien, durch
das nach verschiedenen Richtungen hin intéressante Material die Auf-
merksamkeit der Forscher auf die noch ungehobenen urkundlichen
Schàtze des Landes zu lenken; auch fur Lothringen gilt, was von
Flandern lângst anerkannt ist, dass sein reichhaltiger und inhaltlich
wertvoUer Urkundenbestand die rechtlichen und wirtschaftlichen Ver-
hâltnisse insbesondere des frûheren Mittelalters besser und griindlicher
erkennen lâsst als es die Quellen im grossten Telle des iibrigen Deulsch-
lands ermôglichen.
Nur gelegentlich haben bisher einzelne Gelehrte, zuletzt wohl
Sackur^) und Parisot^}, verschiedene der Urkunden fur S. Vanne
*) Die Cluniacenser. Bd. I. II., und : Beilrâge z. Wirtschaftsgeschichte franzô-
zôsischer und lothring. Klôster (Zeitschr. f. Social- und Wirthschaftsgesch. I, IM).
*) Le royaume de Lorraine sous les Carolingiens, und: >De prima domo
quae superioris Lotharingiae ducatum tenuit*.
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— 339 —
benutzt; indessen erst ihre zusammenhàngende Betrachtung ermôglichl
eine zeitliche Einordnung der einzelnen Stiicke und dadurch ihre zu-
treffende Verwertung. Zahireiche eigenartige Beitrâge zur Geschichte
der Zustânde des 10. und 11. Jahrhunderts werden nur dureh die Ge-
samlausgabe der âlteren Urkunden wirklich nutzbar; auch der genealo-
gisehen Forschung fliesst neues Material zu, und die Geschichte der
ersten Aeble erhâlt eine von den bisherigen Annahmen wesentlich
abweichende chronologische Grundlage. Ausserdem werden fur die
Kritik der Kaiser- und Papsturkunden des Klosters neue Hilfsmittel
erschlossen, und dariiber hinaus wird das Interesse der Urkundenforscher
an einzelnen Angaben^) sowie insbesondere an den Beziehungen der
Urkunden verschiedener Aussleller unter einander haften.
Ich habe daraus die Berechtigung hergeleitet, fiir die altère Zeit
nicht nur die bisher unbekannten Stûcke zu verôffentlichen, sonder n
aile vorhandenen Urkunden zu sammeln. Wenigstens bis zum Tode
des Abtes Richard (1046) habe ich aile Texte voUstândig wiedergegeben;
gewann damit dièse Arbeit einen wesentlich grosseren Umfang, als ich
fiir sie gewûnscht hatte, so gewàhrte sie mir selbst doch erst jetzt
einen besonderen Reiz ; denn ich durfte hoffen, auf dièse Weise eine bisher
unbeachtete und nur aus Ableitungen zu erschliessende Quelle wenigstens
annàhernd in ihrer ursprunglichen Gestalt wiederherzustellen : das Kar-
tular des Abtes Richard von S. Vanne. Mit der von dem beriihmten
Manne selbst veranstalteten Sammlung der Klosterurkunden erhalten
wir ein neues Zeugnis seiner Fiirsorge fiir das wirtschaftliche Gedeihen
der ihm unterstellten Kirchen; zugleich vertieft sich unsere Kenntnis
der von ihm ausgehenden Reformbestrebungen, und aus seinen eigenen
bisher merkwûrdigerweise unbeachtet gebliebenen Urkunden spricht
seine Persônlichkeit unmittelbar zu uns.
Die mir zur Verfûgung stehenden Quellen forderten die Aus-
dehnung der Arbeit noch iiber das folgende Jahrhundert bis etwa 1160.
Da es indessen hier nur darauf ankam, die vrirlschaftlichen Verhâltnisse
des Klosters zu veranschaulichen, durfte ich die zahlreichen, iiber-
wiegend der pàpstlichen Kanzlei entstammenden Schreiben, welche die
Stellung von S. Vanne wàhrend des Investiturstreites beleuchten, hier
nur kurz verzeichnen oder ganz bei Seite lassen, zumal sie aile hin-
lângUch bekannt sind. Aber auch von den ûbrigen Urkunden habe
ich die von Calmet in der Histoire de Lorraine gedruckten nur erwâhnt
und andere nur ira Auszuge geboten, wenn der Text kein sachliches
*) Ich mâche z. B. auf die Kanzler der Bischôfe aufmerksam, oder auf den
Wert, welcher der Hinzufûgung des Incarnationsjahres beigelegt zu werden scheint.
22*
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- 340 —
Interesse hatte. Dass ich die sâmtlich unbekannten Urkunden der
Bischôfe aueh aus dieser Zeit vollstândig gegeben habe, darf wohl ebenso
auf Billigung rechnen wie die Ausgabe der sehon von Pflugk-Harttung,
Acta pontificum Romanorum I verôffentlichten Papstprivilegien, da deren
kritisehe Wûrdigung nur im Zusammenhange der hier vorliegenden
Sammlung môglieh ist.
Im Anhange habe ich die von Guérard veroffentlichte >Descriptio
bonorum s. Vitoni« hinzugefûgt, da sie bisher nichl richtig beurteilt
wurde ; ihr erster Teil (No. I) steht in engen Beziehungen zu den Kaiser-
urkunden des Klosters ; der zweite (No. II) ist das Bruchstuck eines
von Richard angelegten Polyptychons. Ausserdem stelle ich im An-
hange (No. III) noch Auszûge aus dem Nekrologium s. Vitoni zusammen,
um moglichst aile Nachrichten ûber den Kiosterbesitz im 11. und 12. Jahr-
huodert an dieser Stelle zu vereinigen; ûberdies fiihrte auch die Be-
schàftigung mit dem Nekrolog schliesslich wieder auf Abt Richard
zuriick: irre ich nicht, so rûhrt die âlteste Anlage, wie das Kartular
und das Polyptychon, aus seiner Zeit her. Den Toten galt, wie den
Lebenden, die Arbeit des frommen, thatkràftigen Reformators.
Wenn es mir môghch gewesen ist, uberall die beste bekannle
Ueberiieferung meinen Texten zu Grunde zu legen, so danke ich dies
ausschliesslich der freundhchen Unterstûtzung, die mir von allen Seiien
gewàhrt wurde: mein Dank gebûhrt der Verwaltung der Pariser Na-
tionalbibliothek , die mir durch die gûtige Vermittlung der Central-
direktion der Mon. Germaniae und des Kaiserl Auswârtigen Amtes die
Codd. lat. 5435 und 17639 nach Strassburg sandte, und die spâter
meine Pariser Arbeit in liebenswiirdigster Weise fôrderle ; er komml in
reichem Masse Herrn E. Villemsens zu, der als Schiller der Ecole des
chartes in sachverstandiger Weise die Abschriften der Collection Moreau
fur mich ausgehoben und kopiert hat; er richtet sich an die Herren
Marichal, meine Freunde A. Werminghoff und P. v. Winterfeld, denen ich
KoUationen und beachtenswerte Aufschliisse verdanke ; mein herzlicher
Dank gilt ferner dem liebenswiirdigen Bibliothekar der Stadt Verdun,
M. Bonnardot, dessen immer bereite GefâUigkeit meine Thâtigkeit auf
der dortigen Stadtbibliothek wesentlich erleichterte ; in ganz besonderer
Weise fûhle ich mich endlich der Gesellschaft fur lothringische Ge-
schichte und Altertumskunde dankbar verpflichtet, deren verstandnis-
volle und thatkràftige Unterstûtzung mir ermôglichte, den wichtigen
und bisher vollig vernachlâssigten cod. Dupuy 244 in Paris selbst zu
verwerten und damit festen Boden fiir die Beurteilung der Handschriflen
zu gewinnen.
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— 341 —
Es liegl mir zunâchst ob, den Stand der Ueberlieferung darzu-
legen und aus ihr die Grundlagen fiir eine kritische Ausgabe zu ge-
winnen. Daran schliessen sich Untersuchungen ûber die Grûndungs-
urkunden und die Diplôme des Klosters, die im Rahmen der Vor-
bemerkungen zu den einzelnen Stiicken nicht wohl geboten werden
konnten.
I. Die Ueberlieferung der Urkunden von S. Vanne.
Das ernsteste Bedenken gegen eine Ausgabe der Klosterurkunden
schien zunâchst aus ihrer mangelhaften Ueberlieferung zu erwachsen,
da das Archiv von S. Vanne in der Révolution vollig untergegangen
zu sein scheint. An Originalen ist schleehterdings niehts seitdem zu
Tage gekommen, so dass wir ausschliesslich auf Abschriften, und zwar
auf spàte Abschriften, angewiesen sind. Allerdings môchte es mit ihnen
bei fliichtiger Beobachtung nicht unglinstig stehen ; denn nicht weniger
al s fûnf Karlulare des Klosters liegen heute vor:
1. Coll. Dupuy no. 244 saec. XV/XVI (von mir C genannt),
2. Cod. lat. 5435 saec. XV/XVI, von gleicher Hand wieC^, (mit
G* bezeichnet),
3. Cod. lat. 5214 saec. XVII,
4. Cod. lat. 17639 (Cod. Bouhier 69Ws) von 1721 (D genannt),
sàmtlich in der Nationalbibliothek zu Paris; dazu
5. Cod. 184 saec. XIX der Stadtbibliothek zu Verdun.
Allein es ist bereits bekannt, und es steht durch Eintrâge in den
Handschriften sicher fest, dass cod. lat. 5214 eine fur Baluze besorgte
Abschrift aus cod. lat. 5435 und dass der cod. Virdun. 184 eine moderne
Kopie des Herrn Ch. Buvignier aus cod. lat. 17639 ist. Obendrein
ergab die Vergleichung der beiden codd. 5435 und 17639, die ich in
Strassburg vornehmen konnte, dass der » Codex antiquus«, den Bouhier
in cod. 17639 als seine Quelle angiebt, niehts anderes ist als der schon
in cod. 5214 abgeschriebene cod. lat. 5435. Allerdings ist Bouhiers
Text wesentlich lesbarer, da er Fehler und Verderbnisse vielfach zu bessern
gesucht und dabei so hàufig Ertrâgliches getroffen hat, dass er die
hervorragendsten Herausgeber *) irre zu fiihren vermochte ; indessen be-
weisen seine Emendationen vielfach, dass ihm der schlechte Text des
cod. 5435 vorlag, und gewisse Versehen Bouhier's, wie das Ueberspringen
ganzer Seiten und Zeilen oder irrige Namensformen, sind ohne weiteres
^ 1) Guérard und Sickel haben den cod. Bouhier als die beste Ueberlieferung
angesehen.
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und ausschliesslich aus der àusseren Beschaffenheit des cod. 5435 zu
erklâren^). Bei dieser Sachlage ist der cod. lat. 17639 fîir die Aus-
gabe der Urkunden von S. Vanne wertlos.
Dem Bearbeiter bleiben nur die beiden Handschriften cod.
Dupuy 244 (C*) und cod. lat. 5435 (C^) zur Verfugung. Beide sind — was
schon von Guérard^) bemerkt, aber seitdem vergessen worden ist®) —
von derselben Hand geschrieben, die Guérard ins 16. Jahrhundert weist;
wir miissen uns damit begnûgen, die Anfertigung der Schwester-
handschriften uni 1500 zu vermuten. Beide sind Abschriften derselben
àlteren Vorlage und vielfach durch die gleichen Fehler entstellt, so dass
sie eine wenig befriedigende Grundlage fur den Text bieten und hâufîge
Emendationen erheischen ; im allgemeinen ist der Text von G* korrekter,
dafiir fehlen ihm aber eine Reihe von Stiicken, die nur C^ ûberliefert bat.
In beiden Handschriften C^ und C^ liegt dieselbe Sammlung der
Urkunden von S. Vanne vor; auf dièse gemeinsame Vorlage gestattet
die durch beide bewahrte Anordnung der Stucke wertvolle Schliisse,
und sie gewâhrt zugleich Einblick in die Entstehungsgeschichte des
Kartulars.
Eine Uebersicht ùber den Inhalt der voUstandigsten Hs. G* wird
Klarheit hieriiber bringen. Ich begnlige mich, die Nummer in der
Hs. und das Datum oder die fiir die Datierung zu berûcksichtigenden
Angaben der Urkunde zu verzeichnen. Die (rômische) Nummer der
Ausgabe vereinfacht deren Vergleich mit der Handschrift ^).
1. 702 = 1.
2. 782 = IV.
3. 775 = 111.
4. 771 = n.
5. 782 = V.
6. 882 = VI.
7. 911/23 = VIL
8. 940 = VIII.
9. 942 = IX = B fol. 6' 5).
1) In der Ausgabe werde ich einzelne Lesarten aus cod. 17 639 mit der Sigle
D anfiihren, die diesen Sachverhalt klarstellen.
*) Polyptyque de S. Rémi de Reims (Paris 1853) préface p. XLVIll.
') Parisot giebt an, dass der cod. Dupuy von 1631 sei. In der That steht
auf dem Titelblatt : ,A Antiens tiltres concernans Verdun et le Verdunois, MDCXXXI.
P. Dupuy' ; aber dieser Eintrag ist offenkundig von jiingerer Hand als der Text
und wohl von Dupuy selbst bei Erwerbung der Hs. gemacht.
*) Ueber die Angaben aus B vgl. unten S. 349.
*) Davor in B fol. 6 die von uns als No. X gedruckte Urkunde von 947.
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10. 943 = XVI (zu 967).
11./ 12. 951/2 = XI.
13. 966 = XVIII.
14. Johann XII. (Jaffé-L. 3676) zu 971 = XIII.
1.5. BischofWigfrid(959— 984)anAbtAdeImar=XV=Bfol. 11.
16. Wigfrid an Abt Adelard 967 = XVII = B fol. 12.
17. Wigfrid und Abt Ermenrich = XIX = B fol. 13.
18. Rudolf unter Wigfrid = XIV = B fol. 13'.
19. Bischof Heimo 995 = XXI.
20. Heimo 1020 = XXVI = B fol. 15'.
21. Heimo = XXVIII = B fol. 16.
22. Otto II. 980 = XX.
23. Theoderich unter Bischof Rambert (1025—1039) = XXXV
= B fol. 18.
24. Richard = XXIX.
25. Richard = XXXIV.
26. Richard = XXX.
27. Richard 1019 = XXV.
28. Hildrad 1020 = XXVII.
29. Richard 1025 = XXXI.
30. Bischof Rambert 1026 = XXXII = B fol. 22'.
31. Kaiser Heim^ich II. = XXIII = B fol. 23.
32. Heinrich II. = XXII = B fol. 23.
33. Heinrich II. 1015 = XXIV.
34. Adelheid an Richard = XXXVI.
35. Adelheid an Richard = XXXVII.
36. Bischof Theoderich 1047—1053 = XLl.
37. Konrad II. 1031 = XXXIII.
38. Nikolaus II. 1060/1 (Jaffé-L. 4453) = XLVIII.
39. Léo IX. 1053 (Jaffé-L. 4288) = XLV.
40. Léo IX. 1053 (Jaffé-L. 4289) = XLIV.
41. Nicolaus II. 1060/1 (Jaffé-L. 4454) = XLVIilI.
42. Bischof Theoderich 1053—1060 = XLVI.
43. Theoderich 1066 = LI = B fol. 38'.
44. Erzbischof Wido von Reims 1040 = XXXVIII.
45. Bischof Richer 1099 = LXIII = B fol. 39'.
46. Abt Uurentius (1099—1139) = LXXXIII.
47. Herzog Gottfried 1060—1076 = LU = B fol. 40'. j
48. Bischof Richer 1099— 1107 = LXV. !
49. Paschal II. 1114 (Jaffé-L. 6393) = LXVIII = B fol. 42'. \
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50. Innocenz II. 1131 (Jaffé-L. 7504) = LXXVIffl = B fol. 43.
51. 1124 = LXXIII = B fol. 43'.
52. Bischof Heinrich 1122 = LXXil = B fol. 44.
53. Bischof Heinrich um 1118 = LXXI.
54. Bischof Richer (1089— 1107) = LXVI.
55. Gottfried von Châlons 1132 = LXXX = B fol. 45'.
56. 1096 = LX = B fol. 48'.
57. 1101 = LXIIIl = B fol. 48'.
58. lohann XII. 971 vgl. XIII = B fol. 50.
59. 1117 = LXIX.
60. 1118 = LXX.
61. Bischof Albero 1135 = LXXXI = B fol. 53.
62. 1073 = LUI.
63. 1081 = LVIII.
64. Abt Rudolf (1075-1099) = LXII.
65. Etwa 1047—1053 = XLII.
66. Etwa 1047—1053 = XLIII.
67. Bischof Theoderich 1047—1053 = XL.
68. Bischof Pibo von Toul 1090/9 = LXI = B fol. 56.
69. Abt Richard = XXXIX.
70. Abt Grimoald 1060— 1075 = Llin.
71. 1062 = L.
72. Bischof Albero 1135—1139 = LXXXII.
73—75. Abt Grimoald (1060— 1076) = LV.
76. Wohl unter Grimoald = LVI.
77. Wohl unter Grimoald -= LVII.
78. Unter Abt Laurentius (1099— 1139) =-LXXXIII.
79. Unter Laurentius = LXXXIII.
80. Unter Laurentius -= LXXXIII.
81. Nicolaus II. 1060 (Jaffé-L. 4440) = XLVII.
82. Urban II. 1096 (Jaffé-L. 5617.) =- LVIIII = B fol. 60'.
83. Paschal II. 1114 (Jaffé-L. 6392f = LXVII.
84. Paschal II. 1109 (Jaffé-L. 6228).
85. Paschal II. 1109/10 (Jaffé-L. 6264).
86. Honorius II. 1125 (Ja«é-L. 7213) = LXXVII.
87. Honorius II. 1127 (Jaffé-L. 7294) = LXXVIII.
88. Honorius II. 1125 (Jaffé-L. 7192) = LXX VI.
89. Lothar III. (Stumpf Reg. 3357) = LXXVII.
90. Honorius II. 1128 (Jaffé-L. 7320).
91. Ermengardis = LXXXIV.
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92. Descriptio bonorum =^ Anhang I. II.
93. Abt Cono 1143—1156 = LXXXV.
94. Bischof Albero 1143—1156 = LXXXVI.
95. De praebendis vicariorum = LXXXVII.
96. Epistola Laurentii abbatis*).
Ein Ueberblick iiber die hier besehriebene* Sammlung lehrt, dass
sie, mit Urkunden des 8. Jahrhunderts beginnend, mit ihrem Inhalt bis
in die Mitte des 12. Jahrhunderts hineinreieht ; die jiingsten datierbaren
Urkunden, No. 93. 94, nennen den Bischof Albero IL (1131—1156)
und Abt Cono (1143—1178) und gehôren daher den Jabren 1143—1156
an. Aber grade sie stehen erst unter den letzten Stûeken des Kartulars
und môgen ihm erst spâter hinzugefiigt worden sein; im iibrigen ist
neben einer Reihe nieht genau einzureihender Urkunden des Abtes
Laurentius (1099 — 1139) eine Schenkung des Bischofs Albero II. von
1135 (No. 61) die jiingste der Sammlung zugehôrende Urkunde. Ais
die gemeinsame Vorlage der beiden Hss. Coll. Dupuy 244 (C*) und cod.
lat. 5435 (C*) werden wir daher ein verlorenes, dem 12. Jahrhundert
angehorendes Kartular^) anzusehen haben, das nach 1135, aber vor
1156 angelegt sein muss; es ist môglich, dass es noch den letzten
Jahren des Abtes Laurentius (gest. 1139) seine Entstehung verdankt
und ^spàter unter Abt Cono vor 1156 einige Zusâtze erhalten hat.
Das Kartular des 12. Jahrhunderts, das wir hiemach in den
Abschriften C^ und C* besitzen, bildet indessen nieht ein einheitliches
Ganzes, sondern es zerfàllt offenbar in zwei versehiedene Telle, die
sich zwar nieht durch den Inhalt, aber durch die âussere Anordnung
deutlich gegen einander abheben: der erste Abschnitt bringt die Urkunden
in Rûcksicht auf Datierung und Aussteller ziemlich gut geordnet, der
zweite in nahezu regelloser Folge. Als Grenze zwischen beiden wird
die zwischen 1047 und 1053 erteilte Urkunde des Bischofs Theoderich
No. 36 anzusehen sein. Unter den friiheren Stucken ist kein einziges,
das in spàtere Zeit gehyrt; dagegen sind unter den folgenden zwei,
die notwendig vorangehen mûssten, wenn die chronologische Anordnung
hier noch beibehalten worden wàre: eine Aufzeichnung des 1046 ver-
*) Fur die Stucke No. 83—96 habe ich noch keine Angaben daruber erhalten,
ob sie in der Coll. Moreau ans B abgeschrieben sind.
*) Die Annahme, dass in C* und C* etwa nur ein Bruchstûck einer grôsseren,
in jiingere Zeit reichenden Sammlung erhalten sei, ist unzulâssig, weil, wie so-
gleich ausgefiihrt wird, die Urkunden, die nach 1040 gegeben sind, nieht chrono-
logisch geordnet sind. WRre daher die Sammlung jûnger, se mûssten jiingere
Urkunden in unseren Hss. erhalten sein.
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storbenen Abtes Richard (No. 69) und die Urkunde No. 44 des Erz-
bischofs Wido von Reims aus dem Jahre 1040^). Der ersle, verstândig
geordnete Teil des Kartulars umfasst daher die Urkunden von 702 bis
etwa zum Jahre 1040, ohne die Stûeke dièses Jahres selbst noch zu
enthalten.
Die Verschiedenbeit der beiden Bestandteile unserer Sammlung
findet ihren natiirhchen Grund in deren gesonderler Entstehung. Der
Mann, der die àlteren Urkunden bis etwa 1040 sorgfâltig und mit Ueber-
legung geordnet hat, kann nicht derselbe sein wie jener, der die
folgenden Stùcke des 11. und 12, Jahrhunderts fast willkîirlich an-
einandergereiht hat, obwohi deren Zeitfolge zu bestimmen ihm meist
ein Leichtes gewesen wâre. Offenbar ist vielmehr ein altérer Geist-
iicher, der die Klosterurkunden etwa bis 1040 zusammentrug, von
einem jûngeren zu scheiden, der sieh an die Arbeit des Vorgàngers
anschloss, ohne dessen chronologisches Interesse zu besitzen. Indessen
ist dieser jûngere Sammler nicht einfach nur als Fortsetzer zu be-
trachten; er benutzte zwar das altère Kartular als Grundstock fur
seine eigene Arbeit, aber er begann seine Thàtigkeit damit, es fur
seinen Zweck neu abzuschreiben : wir diirfen daher den ersten Teil
unserer Handschriften C^ und G* nicht als die ursprûngliche Gestalt
des Kartulars von 1040 — so will ich es der Kiirze halber nennen —
betrachten; es liegt uns vielmehr nur in der Bearbeitung vor, die der
Abschreiber des 12. Jahrhunderts daran vorgenommen hat. Denn es
enthâlt jetzt in der gefâlschten Urkunde des Bischofs Berengar (No. 1 1^)
mindeslens ein Sttick, das erst um 1100 die iiberlieferte Fassung er-
halten hat; und einige andere Urkunden sind durch Interpolationen
verfâlscht, die gleichfalls erst nach 1040 vorgenommen sein dûrftea.
Ob der Abschreiber des 12. Jahrhunderts seine Vorlage schon durch
dièse Zusàtze erweitert fand, oder ob er sie aus den verfâlschten
Originalen selbst in die Abschriften ûbernahm, ist nicht zu entscheiden
und ohne Belang. Dagegen werden wir mit einiger Bestimmtheit den
Abschreiber dafiir verantwortlich machen dûrfen, dass die Kaiserurkunden
des Klosters trotz ihrer genauen Datierung nicht richtig eingereiht sind.
In dem chronologisch geordneten Kartular von 1040 werden die Diplôme,
wie in zahlreichen mittelalterlichen Sammlungen, aus der Reihe der
ubrigen Urkunden herausgehoben und gemeinsam an den Anfang gestellt
*) Die Urkunde Konrads II. von 1031 (No. 37) fiihre ich hier nicht an, weil
die Kaiserurkunden, wie spâter zu erôrtern ist, in der âltesten Sammlung anders
geordnet waren und erst durch den Abschreiber des 12 Jahrhunderts an ihre
jetzigen, zu chronologischer Anordnung nicht passenden Stellen versetzt sind.
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— 347 —
gewesen sein ^) ; aus dieser Isolierung hâtte der Abschreiber sie befreit
und sie nach Gutdlinken untergebracht, nicht ohne hierbei die Urkunde
Otto*s I. ganz fortzulassen, die als das âlteste Diplom in der Vorlage
kaum gefehlt haben wird.
Wir sind mit diesen Darlegungen an die Grenzen dessen gelangt,
was uns unsere Handschriften liber die Entstehung der in ihnen ge-
botenen Sammlung verraten. Sie uberiiefern uns ein Kartular des
12. Jahrhunderts, das in seinem ersten Teile auf ein altères, die Urkunden
bis 1040 enthaltendes zurûekgeht.
Dafiir, dass dièses altère Kartular in der That grade um 1040 ange-
legt worden ist, liesse sieh ein Versehen im Texte der Urkunde No. 30
(= XXXII) von 1026 anfûhren. In ihr wird eine von der Grâfin Dada im
2. Jahre Kônig Konrads II. gemaehte Schenkung bezeugt; im Kartular
ist jedoch fâlschlich statt Konrads Kônig Hein rie h genannt, so dass
der Text hier irrtûmlich lautet: »tradidit enim sancto Vitono régnante
Henri co anno secundo domna Dada comitissa . . .«, wàhrend » régnante
Conrado* stehen miisste; dieser Fehler ist am leichtesten verstàndlich,
wenn die Eintragung im Kartular unter einem Kônig Heinrich
erfolgte, dessen Namen dann naturgemàs dem Schreiber leicht in die
Feder fliessen konnte ; und das zweite Jahr Heinrichs III. wiirde genau
auf 1040 fûhren, das aueh aus dem Inhalt der Sammlung am ehesten
als Zeit ihrer Entstehung anzusetzen wâre. AUein wird man auch
hierauf nicht entscheidendes Gewicht legen wollen, so wird doch als
sicheres Ergebnis zu betrachten sein, dass in den letzten Jahren des
1046 verstorbenen Abtes Richard von S. Vanne in seinem Kloster die
Urkunden von 702 — 1040 in ein Kartular zusammengetragen worden sind.
Unerwartete Bestâtigungen dieser Schlûsse kommen von zwei
Seiten. Wir haben nàmlich eine unbeachtete Nachricht darûber, dass Abt
Richard wirklich ein Kartular in S. Vanne hat anlegen lassen : Mabillon
hat noch Kenntnis davon besessen und berichtet, dass Richard ftir eine
»chartarum mon. Viton. collection Sorge trug, deren »Autographon« sich
damais noch in Dijon befand*). Und ferner ist nach unzweifelhaften Angaben
ein Kartular des 12. Jahrhunderts noch kurz vor der Révolution im
Kloster S. Vanne vorhanden gewesen ; im Jahre 1784 hat der Subprior
von S. Airy zu Verdun, Dom Michel CoUoz, fiir die von dem Inten-
danten Moreau geplante, ganz Frankreich umfassende Sammlung die
1) Man wird nicht annehmen wollen, dass in der âlteren Sammlung die
Kaiserurkunden ûberhaupt nicht aufgenommen waren.
*) Acta Sanclorum Saec. 6». Ed. Veneta VIII, 455; daraus Nouveau traité
de diplomatique V, 498.
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Klosterurkunden abgeschrieben und sich hierfiir vorwiegendeinesKartulars
des 12. Jahrhanderts bedient. Der Bericht, den Colloz liber seine
Quellen an Moreau gesandt bat, ist noch erballen^); es heisst darin:
»le B. Richard, abbé de Saint- Vanne, qui est mort le 14 juin 1046, a
fait faire un cartulaire, qu'on conserve encore aujourdhui en original
à Dijon*). Un autre cartulaire de l'abbaye de Saint- Vanne, écrit au
16« siècle, se trouve en original dans la bibliothèque du roi, n® 5435.
L'abbaye de S. Vanne regrette beaucoup ces deux cartulaires ;
mais elle se console de leur perte par sa propriété et sa jouissance
d'un autre cartulaire, dont on a tiré les copies qui composent le pré-
sent cahier et qui y sont placées par ordre chronologique. Ce cartu-
laire est un tout petit in-quarto, beaucoup moins large que haut, écrit
sur parchemin, composé de 76 feuillets, ou de 162 pages relié très
grossièrement, couvert de bois épais et caché d'une peau commune,
conservant les marques de deux morceaux de cuir qui lui servait pré-
cédemment d'agraffes, sain et sauf dans toutes ses parties, et rappor-
tant en entier tous les principaux titres de l'abbaye de S. Vanne selon
leur ordre chronologique, depuis l'an 701 inclusivement jusques et
compris seulement l'an 1146.
Si cette description ne persuade pas que ce cartulaire est du
12* siècle, on en conviendra peut-être en voyant le modèle suivant de
l'écriture qui est la même d'un bout à l'autre
Au reste on ne tirera de ce cartulaire que ce qu'on ne pourra
pas puiser dans les originaux de S. Vanne. «
Das von Colloz beschriebene Kartular gehôrt auch seiner Schrift-
probe nach ins 12, Jahrhundert; es begann mit einer Urkunde von
701, mit der ohne Zweifel diejenige Pippins von 702 gemeint ist, und
es fiihrle bis 1146, also bis in die ersten Jahre des Abtes Cono, so
dass Anfang und Ende genau mit unserm Hss. C^ und C* iiberein-
stimmen. Wird es schon hierdurch in hohem Masse wahrscheinlich,
dass dièse wirklich Abschriften des von Colloz benutzlen Kartulars
sind, so wird die Identitat ihrer Vorlagen vôUig gesichert durch die
Angaben, die Dom Colloz seinen wenigstens zum Teil in der Collection
Moreau auf der Pariser NationalbibUothek erhaltenen Abschriften bei-
gefiigt hat und aus denen sich Inhalt und Anordnung seiner Quelle
deuthch ergiebt, da er iiberall vermerkt hat, auf welcher Seite die von
ihm kopierte Urkunde stand. Indem ich das Kartular des 12. Jahr-
') Coll. Moreau XLVI fol. 200.
*) Dièse Nachricht ist dem Nouveau traité entnommen. Colloz hat keine
unmittelbare Kenntnis von dem Kartular Richards gehabt.
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huoderts mit der Sigle B bezeichnete, habe ich oben bei der Ueber-
sicht ûber den Inhalt des cod. 5435 (C^) sogleieh vermerkt, welche
Urkunden nach CoUoz in seiner Vorlage enthalten waren und an welcher
Stelle sie dort standen. Ein Blick auf jene Tabelle zeigt unwiderleglich,
dass B die gleichen Stiicke in der gleichen Anordnung gebracht hat
wie der cod. 5435; dieser und mit ihm natùrlich der cod. Dupuy 244
sind nichts anderes als Abschriften desselben Kartulars des 12. Jahr-
hunderts, das auch Dom Colloz im Jahre 1784 benutzt hat, und das
wohl ebenso wie das nach Mabillon in Dijon beruhende Original der unter
Abt Richard angelegten Sammlung in den Stûrmen der Révolution
untergegangen sein wird.
Indessen sind noch an anderer Stelle durftige Spuren eben jenes
Kartulars erhalten, die, ftir unsere Ausgabe nur gelegentlich von Be-
deutimg, fiir die Geschichte der Ueberlieferung nicht ohne Interesse
sind. In dem aus cod. lat. 17639 abgeschriebenen Ms. 184 der Stadt-
bibliothek von Verdun sind nàmlich am Rande bei einer Anzahl von
Urkunden beachtenswerte Verbesserungen eingetragen, die zum Teile
den Abschriften von Colloz in der Coll. Moreau, zum Teile aber aus
einem »Ms. A(rmand) Buvignier* entlehnt sind. Da ich aus den Noten
auf den Wert dieser Hs. und auf ihre enge Beziehung zu dem Kartular
des 12. Jahrhunderts schliessen musste, wagte ich die jetzige Besitzerin
der Sammlungen Clouët-Buvignier, Mademoiselle Buvignier, um Aus-
kunft und Besichtigung des Ms. zu bitten. Aufs liebenswiirdigste em-
pfangen, konnte ich doch nicht Einsicht in die Hs. erhalten, die nicht
in Verdun selbst aufbewahrt wird. Doch versicherte Mademoiselle
Buvignier, dass sich nur einzelne Blâtter des vorigen Jahrhunderts aus
einem Kartular von S. Vanne in ihrem Besitze befânden.
Der Stand der Ueberlieferung zwingt unverkennbar dazu, als
nàchstes Ziel der Ausgabe die môglichst getreue Wiederherstellung des
Kartulars des 12. Jahrhunderts in AngrifT zu nehmen. Darûber hinaus
wird der Versuch zu machen sein, so weit als môglich Inhalt und
Form des Kartulars des Abtes Richard aus der Ueberlieferung heraus-
zuschàlen. Von der in den Hss. gebotenen Anordnung habe ich aller-
dings vôllig abgesehen und die Urkunden nach ihrer zeitlichen Folge
zusammengestellt.
Die wichtigste Ergânzung der durch die Handschriften C^ und C*
dargestellten Sammlung bilden die schon erwàhnten Abschriften des
Dom Colloz in der Coll. Moreau; so weit sie vorliegen, verdienen sie
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sogar unbestritten den Vorzug, weil sie allein die in den beiden
Schwesterhss. gekiirzten Unterschriften vollstàndig wiedergeben und
weil sie frei von den zahlreichen Fehlern und Entstellungen dieser
schlecht geschriebenen und nicht leicht lesbaren Hss. sind. Um so
lebhafter ist zu bedauern, dass ein Teil der Abschriften von CoUoz
verloren ist; die noch vorhandenen sind in der chronologisch geordnelen
Urkundensammlung der Coll. Moreau an zwei Stellen in zusammen-
hângenden Faszikeln eingebunden, in Band X zu fol. 48 und Band XLVI
fol. 200; auf fol. 201 beginnt der Text mitten in einem Satze der
Urkunde No. VU, ein deutlieher Beweis, dass die Arbeit von Collez nicht
vollstàndig auf uns gekommenn ist.
Nur verhâltnismàssig wenige Stticke bat der fleissige Subprior
von S. Airy nicht aus dem alten Kartular, sondern aus den damais
noch vorhandenen Originalen abgeschrieben ; auch sie befinden sich in
der Coll. Moreau. Doch ist zu beachten, dass CoUoz' Angabe »aus
dem Original* nicht zu streng genommen werden darf, da einzelne
Fehler es wahrscheinlich machen, dass auch dièse Texte zunàchst aus
dem Kartular des 12. Jahrhunderts abgeschrieben und dann mit den
Originalen nur coUationiert wurden; dabei sind Fehler des Kartulars
nicht bemerkt worden und unverândert stehen geblieben.
Fiir die Herstellung der Texte habe ich, wo sie vorhanden sind,
die Abschriften von Colloz zu Grunde gelegt^), indem ich die den
Originalen entlehnten mit A, die auf das » ancien cartulaire* zuriick-
gehenden mit B bezeichnete; in diesen Fâllen habe ich die Lesarten
von C^ und C^ nur bei den Ortsnamen angegeben, aber ein fur aile
Mal darauf verzichtet, mit ihren Fehlern die Anmerkungen vôllig iiber-
fliissig zu vermehren^).
Wo ich auf C^ und C* angewiesen war, folgte ich zwar C^
habe aber seine Fehler stillschweigend aus C^ verbessert, da ja beide
Hss. von demselben Manne herruhren; nur die beiden gemeinsaraen
Fehler habe ich in die Varianten aufgenommen, da sie zura Teil
wenigstens auf die Vorlage des 12. Jahrhunderts zuriickgehen konnten;
doch habe ich eine Reihe von Orthographica, die in beiden Hss. wieder-
kehren, stillschweigend verbessert, so weit sie offenkundige Eigen-
*) In der Orthographie bin ich nur darin von ihnen abgewichen, dass ich,
dem Brauch des 12. Jahrh. entsprechend, stets >e« statt >ae« eingesetzt habe, das
Colloz fast durchweg schrieb. Auch setzte ich stets die Zahlzeichen.
*) Gelegentlich habe ich eine Ausnahme gemacht, um die Beziehung der
Hss. zu einander, insbesondere die Abhàngigkeit des mit D bezeichneten cod.
lat. 17639 von C* deutlich zu machen.
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tumlichkeiten des Schreibers von C^ und C^ sind*). Nur wo ich C^
allein zur Verfiigung batte, babe icb aile seine Febler in den Anmerkungen
gebucbt, um eine Konlrole und Verbesserung des scbleebten Textes zu
ermôglicben.
Neben der Collection Moreau und den beiden Hss. C^ und C*
kommen anderweite Ueberlieferungsformen nur bei einzelnen Urkunden
in Betracht. Einige Maie leisten die aus dem Ms. Buvignier entnommenen
Anmerkungen im cod. 184 zu Verdun gute Dienste; ich habe auf sie
un ter der Sigle B^ aufmerksam gemacht, um auch âusserlich ihre enge
Beziehung zum Kartular des 12. Jahrhunderts hervorzuheben.
Auch die Chronik des Hugo von Flavigny — mit F bezeichnet —
deren Autograph jetzt in der Kgl. Bibliothek zu Berlin aufbewahrt
wird, ^) bat mehrfach zu Bâte gezogen werden mûssen ; Hugo bat die
beiden Urkunden Berengars und Johanns XII. voUstândig in seinWerk
aufgenommen, ausserdem aber noch den Inhalt einzelner altérer Urkunden
angegeben ; wenn ihm auch die Originale selbst zugângUch gewesen sein
kônnen, so bat er doch wenigstens die Papsturkunde sicherlich einer
Abschrift entnommen^); man wird jedenfalls die Môglichkeit ins Auge
fassen, dass ihm das Kartular des Abtes Bichard vorgelegen bat.
Verhâltnismâssig giinstig steht es nur mit der Ueberlieferung der
beiden Gesamtbestàtigungen Heinrichs II. (No. XXIV) und Konrads IL
(No. XXXIII) ; von beiden sind unmittelbar aus dem Original schôpfende
Abschriften (A') aus dem Jahre 1546 in den Papieren Zwichems auf
der Universitàtsbibliothek zu Gottingen vorgefunden worden*); fur
Konrad IL stand ausserdem noch eine aus dem Original abgeleitete
Kopie in der Pariser Collection de Lorraine (A^) zur Verfugung^).
Endlich sind fur den Text weniger Urkunden auch altère Drucke
beriicksichtigt worden: Baluze. Capitularia regum Francorum (K) und
Calmet, Histoire de Lorraine (L), Bréquigny-Pardessus (P) und die
Gallia christiana XIII (G) scheinen das Kartular des 12. Jahrhunderts
benutzt zu haben. Auch bei ihnen habe ich mich begniigt, die kritisch
*) Vor den Liquiden setzt der Schreiber sehr hâufig >a< statt »e«, wie das
auch sonst bei Romanen vorkommt; die Folge ist, dass auch an andern Stellen
beide Buchstaben mit einander verwechselt werden.
') Vgl. Rose, Verzeichnis der Meermanhandschriften des Sir Th. Philipps in
der Kgl. Bibliothek zu Berlin 321 ff.
») Vgl. daruber unten S. 362.
*) Vgl. W.Meyer, Verzeichnis der Hss. imPreussischenStaat. Gottingen. II, 192.
*) Vgl. Marichal, Catalogue de la Collection de Lorraine (Recueil de docu-
ments sur rhist. de Lorraine XVIIÏ).
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— 352 —
wichtigen Lesarten zu verzeichnen, da VoUstândigkeit zwecklos ge-
wesen wàre.
In wie weit bei einer Urkundenausgabe die Varianten der ver-
schiedenen Ueberlieferungsformen anzufûhren oder wegzulassen sind,
wird nie in allgemein anerkannter Weise bestimmt, sondern vom indi-
viduellen Ermessen des Herausgebers entschieden werden. Fur mieh
war schon der âussere Umstand massgebend, dass ich die Absehriflen
aus der Coll. Moreau nicht selbst genommen halte, dass ich insbesondere
C^ nur ganz kurze Zeit hatte einsehen kônnen, dass endlich wàhrend
des Druekes keine einzige Hs. mir zugànglich war, um mieh bei der
Angabe von Lesarten zur grôssten Vorsieht zu zwingen. Ich bescheide
mieh damit, den Geschichtsfreunden einen moglichst zuverlassigen Text
der interessanten Urkunden darzubieten und die damit verknupften
Fragen diplomatischer Kritik anzuregen und, wie ich hoffe, ihrer Lô-
sung nàher zu bringen.
II. Die Gr.undungsurkunden des Klosters.
Im 12. Jahre seiner Regierung fiihrte Bischof Berengar von Verdun,
der im Jahre 940 den bischoQichen Stuhl bestiegen hatte, in dem bisher
von Klerikern besetzten Kloster des h. Vitonus in einer Vorstadt von
Verdun die Benedictinerregel ein. Ueber die Neuordnung und die Aus-
stattung des Klosters stellte er selbst eine Urkunde aus und liess sie
am 21. Januar 952 durch Konig Otto I., am 9. Januar 956 durch
Papst Johann XII. bestâtigen.
Die eigentliche Stiftungsurkunde Berengars (No. XI) ^) ist in zwei
Fassungen auf uns gekommen: die eine bisher unbekannte (XI*) ist
nur durch die Hs. C^, die andere (XP) ausser in ihr auch noch in der
Coll. Moreau »aus dem Originale* ûberliefert*). Beider Einleitungen
stimmen nahezu wôrtlich iiberein, erst in der Besitzaufzâhlung gehen
sie auseinander. XP ist hier formai vielfach gekiirzt, enthâlt dafur
jedoch zwei sachlich erhebliche Zusâtze; in dem ersten gleich am
Beginne werden der Kirche der Bann und andere offentliche Rechte*)
in dem sie umgebenden Stadtviertel Escance zugesprochen, in dem zweiten
am Schlusse werden einige in XI» nicht genannte Kirchen aufgezàhlt.
Dafïir bringt XI* eine Bestimmung iiber Leistungen der Klosterleute fur
die Stadtmauer, die in XP nicht enthalten ist, und bricht mit ihr ohne
*) Im folgenden bezeichnen die Zahlen durchweg die Nummer in unserer
Ausgabe.
*) Ueber den Text des Hugo von Flavigny vgl. unten S. 355,
*) Darunter auch der Wasserlauf der Escance (,cufsum aque*).
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— 353 —
irgend welchen Schluss ab; die ganze Dispositio mit allen Schluss-
formeln einschliesslich der Datierung ist nur durch XP iiberliefert.
Die Entscheidung uber das Verhâltnis beider Fassungen zu einander
bat sich auf die spâteren Urkunden zu stûtzen, die auf das Priviieg
Berengars zuriickgehen : das Besitzverzeichnis ist zum Teil 952 durch
Otto I. (No. XII) und 980 durch Otto IL (No. XX) voUstândig bestàtigt
worden; die nahezu wôrtliche Wiederholung stimmt durchweg mit der
formai ausfûhrlicheren, sachlich engeren Fassung in XI» ûberein und
sichert damit deren Echtheit. Nur von einer Leistung fur die Stadt-
mauer weiss keine der Bestâtigungen etwas, und auch in dem Priviieg
Johanns XIL (No. XIII) ist davon keine Rede ; da iiberdies nicht einmal
in die zweile, durch XP iiberlieferte Fassung der Berengarurkunde
der darauf beziigliche Satz aufgenommen ist, so wird er nicht aïs echt
zu betrachten sein. Er kehrt allerdings in der Urkunde des Bischofs
Wigfrid fiir das KIoster (No. XV) wieder, aber indem er hier am Schiusse
des Kontextes erst nach der Korroborationsformel angefiigt ist, wird er
schon von vornherein aïs spàtere Zuthat charakterisiert. Und wenn
Bischof Theoderich sich in seiner 1047 — 1053 den Mônchen ertheilten
Urkunde (No. XL) ausdriicklich auf die Verfûgungen seiner Vorgânger
Berengar und Wigfrid beruft und nahezu wôrtiich die Anordnung
Wigfrids iiber die Verpflichtung der in derVorstadt wohnenden Kloster-
leute zum Unterhalt der Mauer wiederholt, so liegt der Gedanke sehr
nahe, dass die Mônche die ihnen erwiinschte Bestimmung erst damais
den Urkunden frûherer Bischôfe hinzugesetzt haben, um sie sich von
Theoderich bestatigen zu lassen; Misshelligkeiten zwischen der Abtei
und den bischôflichen Beamten iiber jene Leistungen môgen den âusseren
Aniass zu solchem Verfahren gegeben haben. Indessen abgesehen von
dem hier besprochenen Schlusssatz wird die sachlich engere Fassung
der Urkunde Berengars, No. XI*, durchaus fiir echt zu gelten haben.
Wie wir den in XI** fehienden Zusatz zu XI» als Fâlschung aus-
geschieden haben, halten wir auch diejenigen Abschnitte von XI*>, durch
welche das Besitzverzeichnis von XI» erweitert wird, fiir spâtere Inter-
polationen. Der Schluss mit der Aufzâhlung von 4 durch Berengar
geschenkten Kirchen: »in Piet villa ecclesiam I, in Donnaus ecclesia I,
in Moruilla I, in Marua I« kann schon um deswillen der echten Urkunde
nicht angehôrt haben, weil, wenn nicht aile, so doch sicher die drei
erstgenannten Kirchen*) nicht durch Berengar, sondern erst durch
seinen Nachfolger Wigfrid an S. Vanne gekommen sind. Unter dem
*) Ueber Marre vgl. unten S. 363. 366 und No. XV; fur die andern Kirchen
die Urkunden No. XVII und XX.
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— 354 —
nicht auffindbaren »Piet villa« ist naturlich »Petri villa* zu verstehen,
dessen Kirche Wigfrid 967 geschenkt hat (No. XVII).
Ich môchte vermuthen, dass dieser mit den Thatsachen nicht in
Einklang stehende Zusatz zu der Urkunde Berengars auf das unter
Abt Richard angelegte Nekrolog des Klosters^) zuriickgeht; in ihm
werden als Schenkungen Berengars genannt: »abbatiam sancti Amantii
cum Scancia, ecclesiam sancti Pétri in suburbio, Marculfi curtem cum
ecclesia, ecclesiam in Piet villa et in Noua uilla ecclesias IV,
itemque in Donnausl, in Moruillal, in Marua I, in Marleio I,
Paridum cum ecclesia, Flaviniacum cum sua«. Der Schreiber des
Nekrologs kann zu diesen zum Teil irrigen Angaben aufs leichteste
durch eine der Urkunden Heinrichs II. (No. XXIV) oder Konrads II.
(XXXIII) gekommen sein, da in beiden die Schenkungen Wigfrids nicht
mehr von denen Berengars geschieden worden sind, ja, Wigfrids Name
uberhaupt nicht genannt ist, so dass die angefûhrten Besitzungen durch-
weg Schenkungen Berengars zu sein scheinen. Nur die vier oben durch
Sperrdruck hervorgehobenen Kirchen sind von den im Nekrolog erv^âhnten
in dem Besitzverzeichnis der echten Urkunde Berengars (XI*) nicht
genannt; sind gerade sie und nur sie allein in XP hinzugefiigt, so ist
daf'ur kaum eine andere Erklârung môglich, als dass der Zusatz dem
Nekrolog entnommen worden ist, zumal schon in diesem der gleiche
Fehler »Piet villa« fur »Petri villa« begangen worden ist*). Dass mit
dieser Erweiterung eine Fâlschung irgend welcher Art beabsichtigt
gewesen sei, ist kaum anzunehmen.
Nicht so harmlos ist der Zusatz am Eingange des Besitzverzeich-
nisses in No. XI**, durch welchen der Bann und die ijbrigen ôffentlichen,
insbesondere gerichtlichen Rechte in Escance dem Kloster zugesprochen
werden und die Hoheit des Bischofs ausgeschlossen wird. In der
That scheint dieser Zustand dem spâteren Rechtsverhàltnis in dem
klosterlichen Gebiet >en mont Saint- Vanne « oder »en Escance « ent-
sprochen zu haben^); allein es ist vôUig unberechtigt, ihn aufVer-
leihungen Bischof Berengars zuriickzufiihren. Der >bannus in monte
sancti Vitoni« ist nàmUch erst durch Bischof Theoderich zwischen den
Jahren 1047 und 1053 an das Kloster vergabt worden (No. XL)*), und
*) Vgl. dariiber Anhang No. III. i i
*) In derVorlage wird gestanden haben: >Petvilla< oder »P&villa<.
') Vgl. Clouët, Hist. de Verdun I, 318. — Beide Ausdrûcke bezeichnen den-
selben Stadttheil.
4) Wenn daher in der Continuatio der Gesta episc. Virdunensium cap. 2 (Mon.
Germ. hist. Scriptores IV, 45) gesagt wird, Berengar habe »Scantiam villam cum
banno* geschenivt, so haben wir es hier nur mit einem spâteren Einschub zu
thun. Die Schrift ist erst in einem Codex des ausgehenden 12. Jahrh. ûberliefert.
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— 355 —
derselbe hat erst 1066 ihm den Wasserlauf der Escance tiberlassen (No. LI) ;
von weitergehenden ôffentlichen Rechten ist in keiner der echten
bischoflichen Urkunden die Rede. Es unterliegt daher keinem Zweifel,
dass wir es bei dem Einschub in die Urkunde Berengars mit einer
Fâlschung zu thun haben, deren offenkundiger Zweck war, die bischoflichen
Hoheitsrechtc in der Umgebung des Klosters auf dièses zu ûbertragen.
Als Ergebnis unserer Untersuchung werden wir festzuhalten haben,
dass die Besitzaufzâhlung in der Urkunde Berengars uns durch die
formai weitere Fassung XI*, die nahezu wôrtlich in die Diplôme
Otto's I. und Otto's IL ûbergegangen ist, in der ursprûnglichen echten
Gestalt erhalten ist, nur durch einen Zusatz uber die Leistungen fur
die Mauer entstellt; dass dagegen die kiirzende Fassung XP einer
Fâlschung angehort, dazu bestimmt, dem Kloster Freiheiten gegeniiber
seinem bischoflichen Herrn zu verschaffen ; bei ihrer Anfertigung wûrden
einige erst von Wigfrid gegebene Kirchen irrtûmlich den Schenkungen
Berengars angeschlossen worden sein.
Dieser Sachverhalt stimmt aufs beste zu dem Befund liber die
bisher von uns vernachlàssigte Ueberlieferung unserer Urkunden in der
autographen, bis 1102 reichenden Chronik des Hugo von Flavigny.
Hugo hat, wie mir die Einsicht der Originalhandschrifl sicher ergab,
in seinem Werke zunâchst die Urkunde XI» eingetragen, ohne die
interpolierte Bestimmung binsichtlich der Stadtmauer ^), also die vôllig
echte Fassung; sie schliesst mit der Schenkung der »ecclesia sancti
Pétri in suburbio Virdunensis castelli*. Der ganze mit XP uberein-
stimmende Schluss, von »in Piet villa« beginnend, ist erst spàter von
Hugo mit anderer Tinte und Feder hinzugefîigt worden; ausserdem
aber hat Hugo am Rande zu Beginn des Besitzverzeichnisses den Satz
uber die Gerechtsame in Escance eingetragen, der gleichfalls in der
Fâlschung XI** begegnet.
Man kônnte glauben, dass Hugo die echte Urkunde Berengars
zunâchst aus dem Kartular Richards kennen lernte, und spâter, als
ihm die Fâlschung XI** zugânglich wurde, die Zusâtze in seine Hand-
schrift eintrug, auf dièse Weise beide Fassungen mit einander ver-
schmelzend. Aber auch eine andere Erklârung wird durch den Schrift-
befund nahegelegt : hat etwa Hugo selbst Ursache gehabt, die Interessen
seines Klosters gegenuber dem Bischof zu vertreten? hat er um des-
V Dièse Bestimmung muss vor Bischof Theoderich schon vor 1047 — 1053
zugefiigt sein, vgl. oben S. 353 ; Hugo hat indessen wohl seinen Text, wie den des
Privilegs Johanns XII. (vergl. unten S. 362), nicht den Originalen, sondem dem
Kartulare Richards entnommen.
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— 356 —
willen selbst die echte Urkunde verfâlscht? und ist etwa die Nieder-
schrift in seiner Chronik der Entwurf, auf Grund dessen erst das an-
gebliche Original, das noch Colloz gesehen hat, mit seinen formalen
Kiirzungen hergestellt worden ist? Wie die Entscheidung hieriiber
ausfallen môge ^), sicher ist, dass die Fàlsehung im Beginn des 12. Jahr-
hunderts bereits vorgelegen hat.
Veranlassung dazu werden die Verluste gegeben haben, weiche
das Kloster im Verlaufe des Investiturstreites erlitten batte. Im
Jahre 1085 hatten die Mônche von S. Vanne unter Abt Rudolf ihrer
pàpstlichen Gesinnung wegen das Kloster verlassen mûssen, da Bischof
Theoderich von Verdun, ein eifriger Parteigânger des Kaisers, ver-
geblich von ihnen die Anerkennung des Gegenpapstes Wibert verlangte.
Erst nach seinem Tode durften sie 1092 die Rûekkehr wagen, nach-
dem in der Zwischenzeit Abt Fulkrad von S. Paul mit Genehmigung
des Bischofs sich der Abtei bemàchtigt batte. Unter ihm verlor die
Kirche ausser kostbarem Schmuck »foraturia vini civitatis et pugillum,
ecclesias etiam de Marleio et de Metionis multaque alia« ^). Hugo von
Flavigny ruft voU Zorn uber die traurigen Ereignisse aus, dass damais
in das Kloster eingedrungen seien >lupi rapaces, loco non parcentes,
et deum et hominem non reverentes, a quibus ita omnia confusa sunt
et destructa, ut memoria confusionis et pessundationis illius hodieque
oblitterari non valeatc ^).
Das Wiederaufflammen des Kampfes zwischen Kaiser und Papst
fûhrte im Jahre 1111 unter Abt Laurentius von neuem zu einer Ver-
gewaltigung der Mônche durch den kaiserlich gesinnten Bischof Richard ;
wiederum fluchteten die Vertriebenen zu dem befreundeten Abte Jarento
nach Dijon, um erst 1114 nach Richards Tode zuriickzukehren. Da-
mais »tempore discordiae« batte Bischof Richard dem Kloster »mercatum
de monte sancti Vitoni et teloneum cum pugillo frumenti, placitum et
correctionem mensurarum, décimas foratici vini civitatis « entrissen*).
Vergeblich bemiihten sich die Mônche, von seinem Nachfolger Heinrich
nach Beendigung des Investiturstreites das Verlorene wiederzuerhallen;
die Pâpste Calixt II. und Honorius II. sowie Kônig Lothar sind zu ihren
*) Sie ist nicht jetzt und nicht an dieser Stelle zu treffen, da ein Drteil
liber Hugo und seine Arbeitsweise einstweilen unmôglich ist. DieAusgabe seiner
Chronik in den Mon. Germ. Scriptores VIII reicht, wie ich nach Einsicht der Hs.
mit Bestimmtheit sagen kann, nicht aus, um die Entstehungsgeschichte desWerkes
zu veranschaulichen.
*) Laurentii gesta episc. Virdunens. (Mon. Germ. SS. X, 496).
') Mon. Germ. SS. VIII, 472.
*) Honorius II. 1125 (JafTé-L. 7192).
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— 357 —
Gunsten eingetreten, aber erst nach Heinrichs Résignation 1128 scheinen
sie zu einem befriedigenden Ausgleich mit den Bischôfen gekommen
zu sein.
In der Zeit jener Wirren, im 2. oder 3. Jahrzehnt des 12. Jahr-
hunderts, sind offenbar — es bedarf dafUr keiner lângeren Ausfûhrungen,
da es aus der Ausgabe selbst und den Vorbemerkungen zU den ein-
zelnen Urkunden ohne weiteres hervorgeht^) — die Privilegien der
Pâpste Léo IX. und Nikolaus IL geftlscht oder verfâlscht worden. Die
Interpolation der Berengarurkunde wâre um so eher mit deren Ent-
stehung in zeitlichen Zusammenhang zu bringen, als sie in wôrtiichem
Anklang in einigen Papsturkunden wiederkehrt. Indessen zwingt der
Eintrag in die Chronik, an der Hugo nach 1102 nicht mehr gearbeitet zu
haben scheint, dazu, die Fâlschung der bisehôflichen Urkunde sehon
in frûhere Zeit zu verlegen. Wahrseheinlich haben die Mônche von
S. Vanne nach der Rûckkehr aus dem ersten Exil 1092 zunâchst dem
Bischof gegenuber durch den Hinweis auf die Verleihungen seines be-
riihmten Vorgângers und Neubegrûnders des Kiosters ihre zum Teil
sicherlich berechtigten Anspriiche zur Geltung bringen wollen ; erst als
sie in den erneuten Kâmpfen immer schwerer geschâdigt wurden, sind
sie dann spàter zu der Verfertigung pâpstlieher Privilegien vorgeschritten.
Welches Gewicht die Mônche von S. Vanne den von ihnen bei Papst
und Kaiser vorgelegten Urkunden beimassen, verrat das Schreiben des
Abtes Laurentius an den einflussreichen Erzbischof Adalbert von
Mainz, in dem bitter der Verlust dessen beklagt wird, »quae ab
antecessoribus Virdunensium episcopis, fundatoribus scilicet ecclesiae
nostrae, nobis coUata sunt et privilegiis apostolorum et impera-
torum olim roborata«, und in dem wieder und wieder das Zeugnis der
»antiqua privilégia « angerufen wird^).
Nicht mit der gleichen Sicherheit wie iiber den Rechtsinhalt der
echten Urkunde Berengars ist liber ihr Formular zu urteilen. XI* hôrt
unmittelbar nach dem Schlusse der Besitzaufzâhlung auf und enthàlt
weder eine zusammenfassende Traditionsformel noch Strafandrohungen
noch irgend welche Schlussformeln ; aber selbst wenn die echte Urkunde
dieser aller gedarbt haben sollte, wiirden doch vielleicht die Unterschriften
imd die Datierung der Fâlschung XP fiir die echte Vorlage XI* in
Anspruch zu nehmen sein.
«) Vgl. No. XLIV. XLV. XLVIII. XLIX.
^) Jaffé, Bibliotheca rer. Germ. UI, 395.
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— 368 —
Die Ueberlieferung von XI* ausschliesslich in dem Kartular C*
wiirde eine Ergânzung des Textes ohne weiteres geslatten ; denn leicht
konnte der Schreiber, um doppelte Arbeit zu vermeiden, die zuerst
geschriebene echte Urkunde nur bis zum Schlusse des Rechtsinhaltes
kopiert, an sie die zweite Fassung angesehlossen und dann erst bei
ihr den fiir beide gleichlautenden Schluss eingetragen haben. Alsdann
wiirden wir berechtigt sein, den Schluss der Fâlschung auch fur die
echte Urkunde zu beanspruchen. Allein eine derartige Uebertragung
stôsst auf eraste und, wie mir scheint, unûberwindliche Schwierigkeiten.
Dass die Schlusssâtze des Textes nahezu wôrtiich mit denjenigen der
ersten Urkunde Wigfrids (Nr. XV) ubereinstimmen , wâre vielleicht
damit zu erkiâren, dass Wigfrid die altère Urkunde Berengars der
seinen zu Grunde legte; immerhin miisste es auffallen, dass sich die
Beziehungen mit keinem Worte in dem ganzen frûheren Teile der Ur-
kunde verraten ; voUends bedenklich aber erscheint die Uebereinstimmung
des Textes, wenn wir bemerken, dass auch die Unterschriften beider
Urkunden vôUig gleich lauten : nur die beiden Namen des Bischofs von
Verdun und des Abtes von S. Vanne sind verschieden und entsprechen
den jeweiligen Verhàltnissen. Eine so weit gehende Identitat der Zeugen
in zwei etwa um ein Jahrzehnt auseinander liegenden Urkunden ist an
sich hôchst aufiâllig, wenn nicht unmôglich, und lenkt den Verdacht
darauf, dass die eine der Listen in der andern einfach ausgeschrieben
worden sei. In der That passen nun die Unterschriften aufs beste in
die Zeit des Bischofs Wigfrid; denn nahezu aile kehren in seinen
Urkunden bis etwa 967 wieder ^). Vôllig Ausschlag gebend wiirde die
Nennung des Abtes »Vodo« sein, wenn wir, der allgemeinen Annahme
folgend, in ihm den Abt Odo von S. Mihiel erblicken diirften^); sein
Vorgânger Sarovard ist nâmlich noch im September 962 nachzuweisen,
so dass Odo die Abtei nicht vor Ende 962 erhalten haben kann. Aber
selbst wenn man an dieser Identification nicht festhaiten will, spricht
doch ailes dafur, dass der Fâlscher die Urkunde Berengars, die der
Zeugen darbte, mit den Unterschriften der Schenkung Wigfrids (Nr. XV)
ausgestattet hat ; und unter diesen Umstânden wird niemand die Ueber-
einstimmung beider Urkunden am Schlusse des Contextes damit er-
*) Nur der Laie Âdelard ist nicht nachzuweisen.
') Ein anderer Abt des Namens ist aus jener Gegend damais nicht bekannt;
Odo erwirkte im J. 967 von Bischof Wigfrid eine Synodalentscbeidung zu seinen
Gunslen. — De Tlsle, Hist. de Tabbaye de S. Mihiel 42 hat wegen der falschen Ur-
kunde Berengars die Abtsliste von S. Mihiel mit 2 Aebten des Namens Odo her-
gestellt und zwischen beide Sarovard eingeschoben ; dazu liegt natîirlich kein An-
lass mebr vor.
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— 359 —
klâren wollen, dass Wigfrid das Privilegium seines Vorgângers seinem
eigenen fiir die letzten Sàtze zu Grunde gelegt habe. Man wird
vielmehr in dem wôrtlichen Einklang nur den Beweis fiir die umfangreichen
Entlehnungen aus der Urkunde Wigfrids erkennen, mit deren Hiilfe
der Fàischer die Urkunde Berengars zu vervollslândigen gesucht hat.
Hierdurch wird auch die Glaubwiîrdigkeit der in der eehten
Urkunde XI* fehlenden, nur durch die Fâlschung uberlieferten Datierung
zu 952 stark ersehultert. In der vorliegenden Gestalt kann sie der
eehten Vorlage schon um deswillen nicht angebôrt haben, weil in den
Bischofsurkunden aus Verdun die Rechnung mit Konkurrenten und
Epakten nicht vor dem XI. Jahrhundert nachweisbar ist ^) ; die ubrigen
Jahresmerkmale konnte der Fàischer leicht der Urkunde Otto's I. ent-
nehmen, mit der sich auch das Formular der Datumzeiie wenigstens
insoweit berijhrt, als es nicht gleichfalls den Urkunden des 11. Jahrhunderts
nahe steht. Wir haben uns daher mit der Erkenntnis zu bescheiden,
dass wir ûber die Datierung der eehten Urkunde Berengars nichls
wissen; es ist sogar nicht ausgeschlossen, dass ihr die Daten wie die
iibrigen Teile des Schlusses vollstândig gefehlt haben. Fiir die zeitliche
Bestimmung werden wir uns ausschliesslich an die im Beginne des
Textes gebotene Angabe zu halten haben, dass Berengar die Reform
in S. Vanne im 12. Jahre seiner Regierung durchfiihrte. Dièses Jahr
endete, da Berengar 940 Bischof geworden ist^), 952, aber es hat schon
einen mehr oder mmder grossen Teil von 951 umfasst, und nichts
hindert ims in der Annahme, dass die Einfûhrung der Mônchsregel in
S. Vanne schon im Laufe des Jahres 951 erfolgt ist ^), und dass die
Aufzeichnung Berengars, der man bei dem Mangel jeglicher Beglaubigung
kamn den Namen einer Urkunde geben mag, noch in dièses Jahr
zuriickreicht.
Ihr Verhâltnis zu dem Diplom Otto's I. vom Januar 952 (No. XII)
wiirde, wenn dièse Ansetzung Zustimmung findet, leichter zu erklâren
sein, als es bisher moglich war.
Schon SickeH) hat durchaus zutreffend das Diplom Otto's I. als
eine zum Teil wôrtliche Bestâtigung des Stiftungsbriefes Berengars
bezeichnet ; aber er musste sich noch mit der Thalsache abfinden, dass
*) Unsere Urkunde No. XXVI von 1020 scheint der âlteste Belag fur ihr
Vorkommen in Verdun.
*) So berichtet Flodoard (Mon. Germ. SS. III, 386).
') Unter diesem Jabre reiht sie Hugo von Flavigny ein (Mon. Germ.
SS. VIII, 362).
*) Mon. Germ. Diplomata I, 219 No. 140.
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— 360 —
»die Daten beider Urkunden der Annahme der Prioritat der bischôflichen
Urkunde im Wege zu stehen scheinen*, und suchte sich mit der
glucklichen Vermutung zu helfen, dass »die Beurkundung seitens des
Bischofs in zwei Phasen zerfallen sei«, von denen die frùhere noch dem
J. 951 angehôrte. Ftir uns ist jetzt durch die Beseitigung der Da-
tierungszeile aus der echten Aufzeichnung Berengars jede Schwierigkeit
gehoben, und nichts steht im Wege, in dieser die Vorurkunde fur das
Diplom Otto's L zu erblicken. Dennoeh sind wir gezwungen bei Sickels
Annahme stehen zu bleiben, indem wir ihr alierdings eine neue Aus-
legung und Begriindung geben.
Es scheint nicht gewurdigt worden zu sein, dass die der ottonischen
Kanzlei vom Bischof eingereichte Voriage sich nicht vôlUg mit der
bischôflichen Urkunde deckt ; beider wôrtliche Uebereinstimmung reicht
nur bis zu denWorten »ecclesiam in Amonzei villa sitamc, wâhrend
der ganze Schluss des bischôflichen Giiterverzeichnisses, der die umfang-
reichen Schenkungen von Flavigny und der Kirchen von Marly und
S. Peter >in suburbio« enthàlt, nicht in die Kônigsurkunde iibergegangen
ist^); es scheint daher, dass dieser Teil Anfang 952 bei der Bestati-
gung durch Otto I. noch nicht in dem Akte Berengars stand und ihm
erst spàter zugefligt worden ist.
Noch eine andere Erwâgung fûhrt zu dem gleichen Ergebnis,
dass der die Schenkung von Flavigny behandelnde Abschnitt nicht gleich-
zeitig mit dem ûbrigen Texte niedergeschrieben war. Denn in ihm wird
unter den Zugehôrigkeiten von Flavigny die Fischerei genannt, ohne
jede Rucksicht darauf, dass unmittelbar vorher dièse schon ftir sich allein
unter den Vergabungen aufgefûhrt worden ist. Eine derartige Wieder-
holung ist bei einer einheitlichen Abfassung des Textes ebenso auf-
fâllig, wie sie bei einer zu verschiedenen Zeiten erfolgten Niederschrift
erklàrUch wâre: 951 wiirde nur die Fischerei zu Flavigny, erst spâter
der Ort selbst an S. Vanne gekommen sein. Und hôrt grade an dieser
Stelle die Berûhrung der Aufzeichnung Berengars mit dem Diplom
Otto's I. auf, so wird bei dessen Herstellung erst ein bis dahin reichendes
Verzeichnis vorgelegen haben: der Entwurf Berengars von 951 wird
mit der Kirche von MontzéviUe geschlossen, die Schenkung von Fla-
vigny noch nicht enthalten haben. Wann der damais noch fehlende Ab-
*) Alierdings wird auch in dem Diplom Otto's die Kirche von Marly ge-
nannt, aber im Zusammenhang mit 2 andern Schenkungen, die nicht in der Auf-
zeichnung Berengars aufgenommen sind. Ich vermute, dass es sich hier um
einen Zusatz handelt, der auf Veranlassung Berengars erst am Kônigshofe selbst
in die Urkunde Otto's Eingang gefunden bat.
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— 361 —
schnitt hinzugefugt wurde, ist nicht sicher zu bestimmen. 980 hat
Otto II. die Schenkungen Berengars in dem Umfange der ganzen Aufzeich-
nung^) und unter wôrtlicher Anlehnung an sie bestàtigt; aber da der
sachliche Inhalt des Zusatzes auch schon mit dem Privileg Johanns XII.
von 956 ubereinstimmt, wird Berengar vorher durch den Nachtrag den
Entwurf von 951 ergânzt haben.
Die Berufung auf das Privileg Johanns XII. kônnte demjenigen
auffallen, der weiss, dass dessen Echtheit bis in die neueste Zeit ver-
dâchtigt worden ist^). Namentlich die anscheinend mit einander un-
vereinbaren Angaben der Datierung forderten die Kritik heraus. Sie
lauten in der Ueberlieferung des cod. 244 (C^ vgl. No. XIII).
»Datum V. idus ianuarii per manum Marini episcopi et bibliothe-
carii, anno . . pontificatus domini Johannis . . . XII. pape . . . VU,
primo in mense et indictione suprascripta XIIII.«
Da der Datar Marinus von Bomarzo nur 955—958 sein Amt
ausgeiibt hat') und da in der Regierungszeit Johanns XII. 955 — 963
die 14. Indiction nur zu 956 passt, muss das Privileg am 5. Januar 956
gegeben sein — nicht im 7., sondern im 1. Regierungsjahre Johanns.
Nun schliessen die Papsturkunden jener Zeit wie die vorliegende, >in
mense et indictione suprascripta*, aber sie wiederholen davor nie die
Monatsangabe, sondern nur am Schlusse die Indictionsziffer. Wir diirfen
daher die Zahl » primo* nicht, wie in unserer Ueberlieferung geschehen,
auf den Monat beziehen, sondern wir werden darin die zutreffende
Angabe der Regierungsjahre Johanns zu erkennen haben*).
Wie ist indessen — das bedarf der Erklârung — unser Kartular
zu dem imrichtigen 7. Pontificatsjahr gekommen? Offenbar hat ein
Abschreiber die Zahl » primo « als die Monatsbestimmung des im Januar
ertheilten Privilegs aufgefasst und dann die seiner Auffassung nach
fehlende Angabe des Regierungsjahres ergànzt, bei dieser Ergànzung
keineswegs willkurlich, sondern nach vorsichtiger Ueberlegung die
Zahl VII einsetzend. Dabei aber musste ihm verhàngnisvoU werden,
dass er den pâpstlichen Aussteller Johann XII. mit dem von 965 — 972
regierenden Johann XIII. verwechselte^), unter dem die 14. Indiction
*) Selbstverstftndlich abgesehen von der Interpolation iiber die Leistungen
fur die Stadtmauer.
») Vgl. zuletzt Sackur, Die Quniacenser I, 179, N. 2.
•) Bresslau, Handbuch der Urkundenlehre I, 183.
*) Dièse naheliegende Besserung ist schon von Jaffé-Lôwenfeld Reg. 3676
vorgeschlagen worden.
*) Dass dièse Verwechselung in S. Vanne vorgekommen\ist, beweist die
Chronik Hugo's von Flavigny. Vgl. die folgende Anmerkung.
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— 362 —
auf das Jahr 971, also auf das 7. Regierangsjahr fûhren musste; und
dementsprechend hat der Abschreiber die nach seiner Anschauung
vorbandene Lûcke durch die Einschaltung der Zabi VII ergànzt.
Hugo von Flavigny, der die Urkunde in seine Chronik aufnabm,
fand dièse Zablen in seiner Vorlage und konnte an der Zuweisung an
den sonst als Jobann XIII. bezeicbneten Papst um so weniger Anstoss
nebmen, als er selbst ausdrûcklicb bericbtete, dass auf den Papst
Octavian Jobann XII. — das ist vielmebr der 13. des Namens — ge-
folgt sei^). Dass aucb Hugo das Privileg fur diesen und das Jabr 971
beansprucbte, en^^eist der Nachtrag am Rande von seiner Hand, durcb den
er die Worte »anno ab incarnatione domini DCCCCLXXI* der Datierung
selbst binzufûgte. AUein da er abweicbend von seiner Quelle, der
Cbronik Flodoards, die Erbebung Jobanns zu 962, niebt zu 965 meldete,
galt ibm 971 nicbt als das 7., sondem als das 10. Pontificatsjabr :
und wirklicb bat er in seiner Chronik nicbt >anno .... VII « stehen
lassen, sondern »anno . . . . X« eingesetzt!
Auf solcbe Weise ist die irrige Datierung des Papstprivilegs in
unserer Ueberlieferung leicbt zu erklàren und leicbt zu verbessern ; da-
gegen bietet sie keinen Anlass mebr, die Ecblbeit der Urkunde in
Zweifel zu zieben, zumal deren mit den No. 64 und 89 des Liber
diurnus verwandtes Formular und die an die Urkunden Berengars
und Otto's I. anklingende Erzàblung nirgend Bedenken erregen kônnen ^).
AUerdings zwingen gemeinsame Fehler im Kartular und in der Cbronik
Hugo's einen Zusammenbang zwiscben ibnen anzunebmen^). Hat etwa
Hugo seinen Text dem um 1040 angelegten Kartulare des Abtes
Ricbard entnommen, das wir als Grundlage fur die Sammlung des
12. Jabrbunderts erkannt baben? Scbon die Urkunde Berengars bel
Hugo liess uns dièse Vermutbung aussprecben*), und die mebrfacbe
Erwàbnung altérer Urkunden von S. Vanne, die sàmtlicb in imserm
Kartular entbalten sind^), durch Hugo erhôht ibre WahrscbeinUchkeit.
Die formale Echtheit des Privilegs sichert an und fiir sich noch nicbt
den voUen Umfang seines Rechtsinhalts ; doch ist dieser mindestens
') Mon. Germ. SS. VIII, 364 : Octavianus papa .... anno 962 Romam exiit,
et in locum eius Johannes XII. substitutus est.
•) Ueber die Verbesserung einiger geringfiigiger Fehler vgl. den unter
No. XIII gebotenen Text; bei selbstândiger Benutzung des Originals durch
beide wiirden ihre Fehler nicht verstandlich sein.
^) Dafiir spricht auch der in der Vorbemerkung zu No. XIII besprochene
Anhang zu dem Privileg, der kaum dem Original selbst zugefugt sein durfte.
*) Vgl. oben S. 355.
*) Vgl. Kôpke im Archiv fur altère deutsche Geschichtskunde IX, 271 fit.
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— 363 —
in so weit hinreichend beglaubigt, als er den Urkunden Berengars und
OttoV I. entspricht^). Anstoss wird nur der Umstand erregen, dass
Johann XII. 956 dem Kioster die Kirche in Marre bestâtigt, die nach
der Urkunde des Bischofs Wigfrid (No. XV) erst von diesem wenige
Jahre spâter gegeben zu sein scheint und die auch in dem Diplom
Otto's II. demgemàss unter den Schenkungen Wigfrids aufgefûhrt ist.
Indessen ist gerade mit Riicksicht hierauf nicht einzusehen, welchen
Zweck spâter die Einschmuggelung dieser Worte in die Papsturkunde
gehabt haben sollte. Ich môchte eher annehmen, dass die Kirche in
Marre thatsàchlich schon von Berengar an S. Vanne gesehenkt und
deshalb mit Recht von Johann XII. mit aufgefûhrt ist, dass aber Wig-
frid, indem er die Uebertragung von Seiten des Bistums emeuerte,
sie erstmals urkundlich bezeugt hat^).
III. Die Deseriptio bonorum sancti Vitoni und die
kaiserlichen Gesamtbestàtigungen.
Von den Kaiserurkunden fiir S. Vanne war in fruherer Zeit nur
die àlteste Otto's I. (No. XII) in voUem Wortlaut gedruckt, diejenige
Otto's II. (No. XX) ist erst neuerdings herausgegeben*), die Gesamt-
bestàtigungen Heinrichs II. (No. XXIV) und Konrads U. (Nr. XXXIII)
waren nur in unzulânglichen Ausziigen bekannt. Diesem Umstande ist
es jedenfalls zuzusehreiben, dass der Charakter und die Entstehung der
von Guérard herausgegebenen, in den Kartularen von S. Vanne ûber-
lieferten Deseriptio bonorum s. Vitoni'*) bisher nicht richtig erkannt
und ihre enge Beziehung zu den Kaiserurkunden nicht gewiirdigt
worden ist.
^) Neu hinzugekommen ist ausser der Kirche in Neuville-sur-Orne, uber
die wir keine anderen Nachrichten besitzen, nur die oben besprochene Schenkung
in Marre. Die >abbatia s. Pétri* ist identisch mit der >ecclesia s. Pétri in
suburbio« ; iiber die weitere Bedeutung von >abbatia« im X. Jahrb. vgl.z.B. Clouët,
Hist. de Verdun I, 468 N. 1.
') An Analogieen fehlt es nicht. Berengar selbst fiihrt unter seinen
Schenkungen den Widderzehnten »in Bracensi centena< auf, den doch schon
Bischof Berard der Kirche von St. Vanne gegeben hatte. Vgl. die Notitia Dadonis
in den Mon. Germ. SS. IV, 37.
•) Stumpf, Acta ined. 323 und Mon. Germ. Diplomata II, 246 No. 218. Doch
bat man hier noch nicht die beste Ueberlieferung in der Ck)ll. Moreau beran-
gezogen und die Vorurkunden nicht richtig bestimmt.
*) Polyptyque de Tabbaye de S. Rémi de Reims (1853) p. 116 No. 3. — Im
Anhang wird unter No. I und II ein Neudruck von mir gegeben werden, der auf
der neu gewonnenen Einsicht in das Verhâltnis der Hss. beruht.
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— 364 —
Das Guterverzeichnis bildet keineswegs, wie bisher durchweg an-
genommen worden ist, ein einheitliches Ganzes, sondem es besteht
aus zwei nach Inhalt und Enlstehungszeit voUstàndig auseinander-
fallenden Teilen, von denen nur der zweite umfangreichere als ein
Polyptyehon s. Vitoni oder doch als Bruchsttick eines solchen zu be-
trachten ist ; nur fur ihn trifît zu, was bisher von den beiden irrtiimlich
zu einer Einheit zusammengeschmolzenen Teilen angenommen wurde,
dass die Entstehung in die Zeit des Abtes Richard zu setzen sei^).
Fiir uns komnit in diesem Zusammenhange nur der erste Teil
in Betracht, der offenbar eine knappe Uebersicht des gesamten Besitz-
slandes des Klosters zu einem bestimmten Zeitpunkte liefern will.
Dabei scheidet der Verfasser in zwei Abschnitten von einander die Be-
sitzungen, die > in antiquo scripto regali et apostolico« enthalten sind,
von den folgenden, die neu hinzugekommen sind »et nequaquam scripto
firmata*. Dièse Anordnung gewàhrt einen sicheren Anhalt fur die
zeitliche Einreihung der Niederschrift. Der erste Abschnitt soU die
durch eine Kônigs- und eine Papsturkunde bezeugten Schenkungen ent-
halten : in der That sind seine Angaben aus dem Diplom Otto's I. und
dem Privileg Johanns XII. in der Weise geschôpft, dass die Aufzàhlung
des letzteren zu Grunde gelegt und mehrfach aus dem ersteren ergànzt
ist. Kann daher die Niederschrift erst nach dem J. 956 stattgefunden
haben, so muss sie andererseits doch vor 980 erfolgt sein: denn da-
mais bat Otto IL dem Kloster durch kaiserliches Diplom den weitaus
grôssten Teil aller der im zweiten Abschnitte zusammengestellten Be-
sitzungen bestàtigt, von denen es doch in der Aufzeichnung ausdrûcklich
heisst, dass sie noch nicht in eine kaiserliche oder pâpstliche Urkunde
aufgenommen seien. Die Zeitgrenze ist sogar noch enger, zwischen
968 und 980 zu fassen, weil im zweiten Abschnitte schon einige der
zwischen 960 und 968 dem Kloster zugekommenen Schenkungen Be-
riicksichtigung gefunden haben. Ja, ein merkwiirdiger Umstand gestattet,
die Aufzeichnung, wenn nicht in das Jahr 980 selbst, so doch in dessen
unmittelbare Nâhe zu rûcken: Der zweite Abschnitt des Ver-
zeichnisses ist als unmittelbare Vorlage fiir einen Teil der
Urkunde Otto's II. von 980 benutzt worden^). Und dieser Sach-
verhalt lâsst als môglich.erscheinen, dass eben der Wunsch, eine Be-
sitzbestâtigung durch Otto IL zu erhalten, und die Notwendigkeit, die
*) So u. a. Bresslau in Jahrb. Heinrichs II. III, 240; Clouët, Hist. de Verdun I;
— Vergl. im ûbrigen die 2. Beilage.
2) Eines weiteren Beweises hierfur bedarf es nicht, da die Thatsache aus
unserer Ausgabe augenfâllig hervorgeht.
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— 365 —
dafiir erforderlichen Angaben ziisammenzustellen, die Veranlassung zu
der vorliegenden Uebersicht iiber den damaligen Besitzstand des Klosters
geworden ist.
Das Verhâltnis des ersten Absehnittes des Verzeiehnisses zu der
Urkunde Otto's I. und Johanns XII. als einer Ableitung aus beiden,
und des zweiten Absehnittes zu dem Diplom Otto's II. als dessen Quelle
ist, im ganzen betraehtet, so klar, dass dem gegeniiber einzelne dazu
nicht stimmende Angaben der Uebersicht nicht ins Gewicht fallen, sondern
als Fluchtigkeiten ihres Verfassers angesehen werden miissen.
Zunâchst kann der erste Absehnitt auf Vollstandigkeit insofern
nicht den geringsten Anspruch erheben, als er nicht einmal aile in der
Papsturkunde ^), geschweige denn die in dem Diplom Otto's I. genannten
Besitzungen auffiihrt. Da indessen beide Bestâtigungen im Kloster vor-
lagen, wiirde es begreiflich sein, dass der Verfasser sich mit einem
Auszuge begniigte, insbesondere wenn es ihm darauf ankam, als Grund-
lage fiir eine neue, von Otto IL zu erbittende Bestâtigung die nach
jenen Urkunden hinzugekommenen Besitzungen zusammenzustellen.
Andererseits enthàlt der zweite Absehnitt in der Zahl der »noch
nicht bestàtigten « Gûter einige, die dennoch schon bei Otto I. und Johann XII.
oder doch bei einem von ihnen begegnen, und die demnach nur durch
Nachlâssigkeit des Verfassers in dem unrichtigen Zusammenhange ihren
Platz gefunden haben^).
Unter diesen Umstànden wiirde man geneigt sein, auch darin nur
eine Ungenauigkeit zu erblicken, dass der erste Absehnitt des Ver-
zeiehnisses die »ecclesia sancti Remigii cum appenditiis* enthâlt, die
nicht vor 968 an S. Vanne gekommen (No. XIX) und demgemâs w^der
von Otto I. noch von Johann XII. unter den Besitzungen des Klosters
genannt ist. Wenn wir anzunehmen hâtten, dass die Liste von 980
— wenn ich der Kiirze halber so sagen darf — erst dem Sammler des
12. Jahrhunderts wieder bekannt geworden und erst von ihm mit dem
Polyptychon Richards zusammengestellt worden wâre, so wûrde jene
harmlose Erklàrung des Sachverhalts die einzig zulâssige sein. Aber
es ist doch sehr wahrscheinlich, dass schon Abt Richard bei seinen
Bemiihungen um die Sicherung des Klosterbesitzes auf das Verzeichnis
^) In dem Verzeichnis fehlen die in dem Privileg enthaltenen Besitzungen
zu >Mantionis curtis*, Ghattancourt, Montzéville, Liny-devant-Dun, Neuville-sur-
Orne. (Vgl. die folgende Note.) Dièse etwa als spâtere Zusâize zu der Papst-
urkunde anzusehen, ist mit Riicksicht auf deren Verhâltnis zu den Urkunden
Berengars und Otto's I. ausgeschlossen.
■; Es handelt sich um den Besitz zu Villers-aux-Vents, Liny, >Mantionis curtis«.
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— 366 —
von 980 gestossen ist und dass er selbst es der von ihm angelegten Uebersicht
der dem Kloster zukommenden Einkiinfte und Leistungen vorangeschickt
hat. Unter dieser Voraussetzung wurde die Erwâhnung der Kirche
des h. Remigius in der Guterliste noch einer anderen Deutung fâhig
sein: es wâre denkbar, dass sie in ihr urspriinglich uberhaupt nicht
oder doeh, den thatsâehlichen Verhàltnissen entsprechend, erst im
zweiten Absehnitte genannt war, und dass sie erst bei der Abschrift
des Verzeichnisses unter Abt Richard absichtlieh unter die Besitzungen
eingeschoben wurde, die »scripto regali et apostolico* bestâtigt worden
waren. Denn einer Aufzeichnung Richards (Nr. XXXIX), die erst seinen
letzten Jahren anzugehôren scheint, entnehmen wir, dass der Besitz
der Kirche des h. Remigius unter Bischof Heimo dem Kloster bestritten
und auf einer Synode erst nach erbrachtem Zeugenbeweis ihm zuerkannt
wurde. Seiner Mitteilung zufolge erklârte Richard, dass S. Vanne die
Kirche »per praeceptum domini apostolici lohannis et multorum impe-
ratorum« besitze, was hinsichtiich des echten Privilegs Johanns XU.
schlechterdings nicht zutrifft ^). Immerhin stimmt mit dieser Erklârung
die Einfiigung der Kirche des h. Remigius unter die Zahl der durch
Papst und Kaiser bestatigten Gûter so auffallend iiberein, dass beide
Vorgânge in einem gewissen inneren Zusammenhange stehen kônnten.
Jedenfalls wird mit der Môglichkeit gerechnet werden mûssen, dass die
•ecclesia s. Remigii« im ersten Absehnitte der Liste von 980 erst ein
spâterer unter Abt Richard vorgenommener Einschub ist*).
Die Beobachtung, dass der zweite Abschnitt des Verzeichnisses
von 980 in dem Diplom Otto's II. benutzt worden ist, zwingt dazu,
selbst nach den Ausfiihrungen Sickels^) das Urteil iiber dièse Urkimde
(Nr. XX) erneuter Prûfung zu unterziehen. Denn Sickel, dem weder
*) Es wiirde nur richtig sein fiir die in der Vorbemerkung zu No. XIII er-
wîlhnte Fâlschung, durch die das Diplom Konrads II. in das Privileg Johanns XII.
hineingearbeitet wurde.
*) Da also die Môglichkeit von Interpolationen in der Liste vorliegt, kann
die Nennung der >ecclesia in Maroa< im ersten Absehnitte deren Vorkommen in
dem Privileg Johanns XII. (vgl. dariiber oben S. 353. 363) nicht unbedingt beglaubigen;
indessen werden wir uns daran zu halten haben, dass die zahlreichen Urkunden,
die uns jetzt zugânglich ge worden sind, nirgend einen Anhalt dafiir gewâhren,
dass aus irgend welchem Grunde die Kirche in Marre in das Privileg Johanns
und in die Liste von 980 durch Interpolation eingeschaltet worden wâre.
•) Mon. Germ. Dipl. II, 245 und Mitteil. des Instituts fiir ôsterreich. Ge-
schichtsforsch. Ergftnzungsband II, 177 ff.
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— 367 —
die beiden Schenkungen Wigfrids (No. XV. XVII) noch die Deseriptio
bonorum bekannl waren, glaubte, >mcht in der Lage zu sein, ail die
Angaben des Diploms Otto's II. ûber den Besitzsland des Klosters zu
controlieren*, und hielt deshalb mit seinem Urteil iiber den Rechls-
inhalt vorsichtig zuriick, zumal er die Abfassung der Urkunde ausser-
halb der Kanzlei mit gutem Rechte annehmen musste. Auch wir
kônnen ja nicht fur jeden einzelnen der in Nr. XX genannten Orte den
Beweis fur seine daraalige Zugehôrigkeit zu S. Vanne antreten ; allein
wir sehen jetzt, dass, wie fiir den ersten, die Schenkungen Berengars
enthaltenden Teil des Diploms dessen Aufzeichnung (No. XI»)^), so fur den
zweiten den Besitzzuwachs unter Wigfrid behandelnden Abschnitt die
Liste von 980 als unmittelbare Vorlage gedient bat. Von den wenigen
nicht darin erwàhnten und erst in dem Diplom Otto's neu hinzuge-
kommenen Erwerbungen sind einige durch andere Urkunden durchaus
gesichert ^), sodass nur ein geringfugiger Rest von Schenkungen in dem
Diplom Otto's iibrig bleibt, fiir den es an andern beglaubigenden Nach-
Tichten fehlt ; aber diesen Rest zu beanstanden liegt nirgend eine Ver-
anlassung vor. Glaube ich daher die Echtheit der Urkunde vertreten
zu mûssen, so muss ich allerdings einen Vorbehalt hinsichtlich des
letzten Abschnittes des Contextes machen, der zwischen den Unter-
schriften des Kaisers und des Kanzlers auf der linken und dem Re-
cognitionszeichen auf der rechten Seite des Originals eingetragen gewesen
zu sein scheint*).
Sickel verwarf »das zwischen die Récognition und die Datierung
eingeschobene Giiterverzeichnis und zwar nicht allein der Stellung und
*) Und zwar dièse ausschliesslich ; nicht, wie Sickel annahm, neben ihr
noch das Diplom Otto's I.
■) In den Anmerkungen zur Ausgabe habe ich darauf hingewiesen.
') Sickel hat in seinem Drucke den Absatz zwischen der Kanzlerzeile und
der Datierung eingeriickt, wo er in den Kartularen steht. Die Abschrift nach dem
Original in der Coll. Moreau, welche die Unterschriften genau nachahmt, giebt
offenbar auch mit der oben beschriebenen Stellung die Anordnung ihrer Vorlage
wieder und scheint in dem uns hier angehenden Abschnitt sogar deren Zeilen-
ordnung zu wiederholen : die Liicke in den Kartularen C* und C, die wir daher
auch in dem Kartular des 12. Jahrh. zu vermuten haben (vgl. unten No. XX, An-
merkung 57), entspricht genau einer ganzen Zeile des Eintrages in der Coll. Moreau.
Der Fehler im Kartular wiirde sich natiirlich am einfachsten damit erklâren, dass
der Abschreiber eine ganze Zeile des Originals ubersprang. — Oder soUte Colloz,
der grade bei dem Diplom Otto's II. mehrfach nicht das Original, sondern das
Kartular des 12. Jahrh. ausgeschrieben hat, auch in der Anordnung der Unter-
schriften dem Kartulare gefolgt sein ? dann kônnte der um seiner Stellung willen
auffallende Nachtrag im Original etwa ganz richtig am Schlusse des Contextes
gestanden haben?
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— 368 —
Form wegen, sondern auch weil die betrefTenden Ortschaflen dem
wesifrânkischen Reiche angehôrten.< So beachtenswert auch dièse
Momente sind, so fâUt doch ihnen gegenûber eine andere Thatsache zu
Gunsten des letzten Abschnittes ins Gewichl: er ist genau in der
gleiehen Weise wie die vorhergehende Giileraufzâhlung aus der Liste
von 980, und zwar aus deren letztem Absatze, geschôpft. Damit fàllt
von vornherein die Moglichkeit fort, dass es sich um Besitzungen
handele, die das Kloster erst nach 980 erworben bal, und sachlich
wenigstens liesse sich gegen die Echtheit des Abschnittes nichts ein-
wenden. Denn wie spâter Heinrich II. und Konrad II. in ihren Ge-
samtbestatigungen des Klostergutes auch die westfrànkischen Be-
sitzungen aufgefiihrt haben, mag auch Otto II. um ihretwillen kein
Bedenken gehegt haben, die ihm vorgelegte Urkunde zu genehmigen —
wenn iiberhaupt der Uebergriff ins Westfrankenreich in der kaiserlichen
Kanzlei bemerkt worden ist. Liesse sich doch sogar eine Erkiârung
fur die auffallende Stellung des letzten Telles des Contextes darin fmden,
dass etwa fur die Urkunde zunàchst durch Eintragung der Signumzeile
ein Blanquet hergestellt wurde, welches vielleicht schon in dieser Gestalt
vollzogen war, und dass erst danach der ganze Text eingetragen
wurde; der vorgesehene Raum batte indessen fiir das lange Besitz-
verzeichnis nicht ausgereicht, und der Schreiber wurde sich damit
geholfen haben, dass er den Rest in den freien Raum rechts von den
Unterschriften und vor dem Recognitionszeichen eintrug.
Indessen auch fur die entgegenstehende, von Sickel vertretene
Ansicht lassen sich gewichtige Griinde anfQhren. Einige der im letzten
Absatze der Liste von 980 verzeichneten Schenkungen sind nâmUch
aus diesem Zusammenhange herausgelost und an frûheren Stellen in
dem unzweifelhaft echten Telle der Urkunde Otto's IL eingereiht worden,
sie betreffen die OrteFlabas, Rignaucourt, »Mantionis curtis«, »Medotia«,
Pierreville, die, soweit erkennbar, aile unbestritten im Gebiete des
deutschen Reiches lagen; unter den iibrigen, nicht in den Haupttext
aufgenommenen, sind wenigstens einige, die, wie die Or te »in comitatu
Stadunensic ^), sicher zu Westfrancien gehôrten, daneben allerdings
auch andere, die wie Champneuville (»Nova villa super Mosam«j
Deutschland zugerechnet werden miissen. Immerhin verdient es Be-
achtung, dass die Urkunde Otto's II grade zu Margut nahe am Chiers
ausgestellt ist, wo damais, vermutlich im Mai 980, Kaiser Otto und
Konig Lothar von Frankreich zusammentrafen, um nach lângeren
*) Longnon, Études sur les pagi de la Gaule in Bibliothèque de Técole des
hautes études II; 6 (T.
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— 369 —
Feindseligkeiten Frieden zu schliessen ^). In diesem Augenblick mag
Otto IL vorgezogen haben, die Besitzungen von S. Vanne nur in dem
unbestrittenen Umfange seines Reiches zu bestâtigen, und deshalb mag
der westfrànkische Orte nennende Abschnitt des Entwurfes in der vom
Kaiser vollzogenen und in der Kanzlei besiegelten Urkunde gefehlt
haben. In Verdun aber hielt man es aus irgend welchen Grunden
fur zweckmàssig, den am Hofe nicht genehmigten Schlussteil dennoeh
nachtràglich an einer frei gebliebenen Stelle des Originals einzusehalten,
— und man wird um so unbefangener ans Werk gegangen sein, als
auch die Urkunde selbst allem Anscheine nach nicht in der kaiserlichen
Kanzlei, sondern von einem Kleriker des Bischofs von Verdun, dem in
der Récognition genannten Benno^), geschrieben ist. Der Nachtrag
wiirde diplomatisch unecht sein, weil er ohne Wissen und Willen des
Kaisers gemacht wâre, aber seine historische Glaubwiirdigkeit wurde
dadurch nicht beeintrâchtigt ; denn durch die in ihm wiederholte Liste
von 980 steht sicher, dass die darin aufgefiihrten Besitzungen damais
dem Kloster S. Vanne gehôrt haben.
Eine endgiltige Entscheidung zwischen den beiden dargelegten Môglich-
keiten und damit uber Echtheit oder Unechtheit des letzten Abschnittes
im Texte des Diploms Otto's IL wird nicht zu treffen sein — und viel-
leicht wurde sie nicht einmal dann gefâllt werden kônnen, wenn uns
das verlorene Original zur Verftigung stânde, da in diesem leicht der
Nachtrag von demselben Verduner Schreiber herriihren kônnte, der
den Text im ûbrigen mundiert hatte. Wer aber die Unechtheit an-
nehmen woUte, wird daran festhalten miissen, dass der Zusatz sehr
bald nach 980 gemacht worden ist; dafiir spricht zunàchst das Ver-
hàltnis zu dem Guterverzeichnis, dann aber noch entscheidender der
Umstand, dass die Urkunde Otto's IL ohne jeden Zweifel in der uns
iiberlieferten Fassung mit dem Schlussabschnitt in die echte Urkunde
Heinrichs II. von 1015 iibergegangen ist, und zwar, wenn ich nicht
irre, durch die Vermittelung eines uns verlorenen Diploms Otto's IIL
etwa aus dem J. 995. Die Verunechtung, wenn eine solche vorliegt,
muss vor 1015, ja vielleicht sogar vor 995 vorgenommen worden sein.
Sehen wir von dem besprochenen Schlusssatze des Textes ab,
so wird die Echtheit des Diploms Otto's IL zum Ueberfluss noch ver-
biirgt durch sein Verhâltnis zu den Bestatigungen Heinrichs IL von 1015
') Richer, lib. III. c. 80 ff. (Mon. Germ. SS. III, 624).
*) Sollte dieser >Benno cancellarius* in der Kaiserurkunde etwa identisch
sein mit dem »Bernerius archicancellarius», in dessen Namen die Urkunden des
Bischofs Wigfrid unterschrieben wurden?
24
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— 370 —
(Nr. XXIV) und Konrads II. (Nr. XXXIII) von 1031. Aile drei stiitzen
sich gegenseitig, indem sie zum grossen Teil wôrtUch ubereinstiinmen
und jede Urkunde auf die vorangehende als Vorurkunde mittelbar oder
unmittelbar zuriickgeht, indem sie aber doch im iibrigen sich vielfach
von einander unterscheiden, und ihre Abweichungen durchaus den Zu-
standen grade zur Zeit ihrer Ausstellung entsprechen.
Das Diplom Otto's kehrt fast vollstândig in der Gesamtbestàtigung
Heinrichs IL wieder; auch sein letzter Abschnitt mit den Gûtern >in
comitatu Stadunensi* ist aufgenommen und bildet, seiner Stellung in
dem D. Otto's entsprechend, den Schluss des daraus in die Urkunde
Heinrichs ubergegangenen Textes^). Eine wesentliche Ktirzung ist nur
dadurch eingetreten, dass die Sâtze, in denen die Bestatigung der
Schenkungen aus der Zeit des Bischofs Wigfrid ausgesprochen wird
und welche dièse ausdriicklich von den Schenkungen Berengars scheiden,
fortgefallen sind, so dass sich nunmehr die Gaben Wigfrids unmittelbar
an diejenigen Berengars anschliessen ; und da der letzt vorangehende
von BerengÉU* handelnde Satz mit den Worten beginnt: > dédit etiam
idem Berengarius*, so scheint ailes Folgende auf seine Verleihung zuruck-
zugehen; der Anteil Wigfrids ist vôUig in dem seinen untergegangen,
und nur die Einsicht in das Diplom Otto's IL, aus deren Verkiirzung
der Irrtum entstanden, vermag ihn aufzuklâren. Auch sonst sind einige
Auslassungen zu verzeichnen, die, an sich unerheblich, doch den zeit-
lichen Abstand von der Vorurkunde kennzeichnen ; so wird mehrfach
zu Orten, die von zwei Gebern gemeinsam dem Kloster ûberkommen
sind, bei Heinrich IL nur der Name des Einen genannt, und durchweg
ist bei den geistlichen Donatoren die Bezeichnung ihrer Wiirde fort-
gefallen, die bei Otto IL regelmâssig angegeben war^). Offenbar war
1015 den Mônchen nur noch die Thatsache des Besitzes von Wert,
wâhrend ihnen die Herkunft von Mânnern, die seit 980 wohl aile
verstorben waren, kein Interesse mehr einflôsste.
Schon in dem Telle der Urkunde Heinrichs, der im iibrigen nur
eine Abschrift der àlteren Vorlage ist, fehlt es nicht an einzelnen Zu-
siitzen iiber andere Schenkungen; die grosse Masse der seit 980 neu
hinzugekommenen oder wenigstens damais nicht in die Kaiserurkunde
^) Dadurch wird unbedingt sicher gestellt, dass mindestens 1015 die Urkunde
Otto's II. schon die uns ûberlieferte Fassung halte.
^) Ein derartiges Verhâltnis der DD. Otto's und Heinrichs wâre unmôglich,
wenn etwa das Besitzverzeichnis erst spâter in beide eingeschoben worden wâre ;
nie hat ein mittelalterlicher Fâlscher daran gedacht, den Unterschied der zeit-
lichcn Entstehung in dieser Woise zum Ausdruck zu bringen.
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— 371 —
aufgenommenen Besitzungen ist jedoch erst hinter der Abschrifl des
ottonischen Diploms in einem neu verfassten Abschnitte angefûgt worden.
Fiir einzelne der darin erwâhnten Schenkungen, wie etwa fur diejenigen
in Joudreville, Béthelainville oder Tilly, ist es uns môglich, die Riehtig-
keit aus anderen Urkunden (No. XIV. XXI. XXX) zu controlieren ^) ;
die Angaben uber die Schenkungen Heimo's und der Ardennergrafen
stimmen zum grosscn Teil mit den Nachrichten im Nekrolog und in
der bald nach 1046 in S. Vanne niedergesehriebenen Fortsetzung der
Gesta episcoporum Virdunensium ^) uberein^). AUerdings kennen wir
fiir eine ganze Reihe der Neuverleihungen keine anderweiten Mitteilungen,
an deren Hand wir die Zuverlàssigkeit des Diploms priifen kônnten.
Jedoch eines steht fest — und dièse eine Thatsache spricht auf das
Entschiedenste fiir die Echtheit der Urkunde Heinrichs in ihrem ganzen
vorliegenden Umfange : in ihrem Besitzverzeichnis ist nicht eine einzige
der Schenkungen beriicksichtigt oder erwàhnt, die erst nach 1015 dem
Kloster gemacht sind und iiber die wir die Urkunden oder sonstige
Nachrichten besitzen*).
Indessen darf ich an dieser Stelle nicht verschweigen, dass grade
das Besitzverzeichnis als spâtere Interpolation gebrandmarkt worden
ist^); allein die gegen die Echtheit des Inhalts erhobenen Bedenken
werden sâmtlich durch die erst jetzt verôffentlichten vollstândigen Texte
aller drei Kaiserurkunden und den Vergleich mit dem iibrigen bisher
unbekannten Material gehoben. Auch Riegers gegen die Form des
*) In der Ausgabe (No. XXIV) werde ich auf aile in Betracht kommenden
Stellen in den Anmerkungen ausdrûcklich verweisen.
*) Mon. Germ. Scriptores IV, 45 ff., besonders 48 f.
*) In der That wird das Nekrolog (aus ihm die Gesta?) z. T. seine Angaben
den Kaiserurkunden, sei es Heinrichs II. oder cher der etwas erweiterten Konrads II.,
entnommen haben; wer daher dièse Urkunden fiir falsch hâlt, mûsste doch ihre
Entstebung vor 1046 zugeben. Es liegt aber jetzt kein Grand mehr vor, an der
Echtbeit zu zweifeln.
*) Ein Fâlscher wiirde gar nicht in der Lage gewesen sein, so sâuberlicb
die Schenkungen vor und nach 1016 zu trennen, zumal solche Scheidung gemeinhin
dem bei der Fâlschung verfolgten Zwecke widersprechen wiirde.
*) Bresslau in Jahrb. Heinrichs IL, lïl, 240, der nur die ganz unvoll-
stândigen Drucke kannte, und Rieger in Zeitschr. fiir ôsterreich. Gymnasialwesen
XXVI (1875), 775 haben die Giiteraufzâhlung teilweise oder ganz fiir gefâlscht
gehalten. Beide vermochten aus dem unzulânglichen Material keine zutreffende
Entscheidung zu gewinnen. — Den unvollstândigen Text bei Calmet hat iibrigens
schon Sackur, Richard von S. Vanne 13 No. 3 wegen der Uebereinstimmung mit
den thatsâchlich erfolgten Schenkungen als echt bezeichnet.
24*
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— 372 —
Diploms gerichtete Einwànde^) erledigen sich einfach dadurch, dass
Ileinriclhs Diplom, wie 980 das ganze Otto's IL, bis zum Schlusse des
Besitzverzeichnisse.s in Verdun selbst veifasst und geschrieben isl-j.
Den auf das Besitzverzeichnis folgenden Schluss des Konlextes
und das ganze Eschatokoll vermôgen wir mit voiler Bestimmtheii dem
in der Kanzlei Heinrichs II. vielbeschâftigten Notar GB (firtiher als
GE bezeichnet) zuzuweisen ; die in dem Schlusse ausgesprochene Ueber-
tragung der frliher an den Grafen Hermann verlehnten Hàlfte des ZoUes
und der Miinze zu Mouzon an das Kloster wird durch eine Urkunde
des Erzbischofs Wido von Reims aus dem J. 1040 bestâtigt (No. XXXVill),
die sich wortlich an das Diplom Heinrichs II. anlehnt.
Bei demVergleich der friiher nur durch einen dûrfligen Auszug
bekannten Urkunde Konrads IL von 1031 (No. XXXIII) mit ihrer
Vorlage, dem Diplom Heinrichs von 1015, fôUt sogleich auf, dass der
von GB verfasste Schluss darin nicht wiederholt, sondern durch einen
anderen, wohl in der Kanzlei Konrads hergestellten Schluss*) ersetzt
worden ist, in den die ZoU und Miinze zu Mouzon betreffende Ver-
fijgung keine Aufnahme gefunden hat. Auch hierin wieder zeigt sich
die vollstândige Anpassung an die Verhâltnisse zur Zeit der Ausstellung
der Urkunde, die — von einem Fâlscher nicht zu erwarten und fur
ihn kaum durchfiihrbar — die Echtheit unserer Diplôme bezeugt. Denn
wirklich war 1031 jene Verfûgung iiber Mouzon gegenstandslos ge-
worden : Erzbischof Ebalus von Reims (1021 — 1033) hatte den Mônchen
die dortige Miinze genommen und sie mit derjenigen seiner Hauptstadt
vereinigt; sein Nachfolger Wido sah zwar die Ungerechtigkeit dièses
Verfahrens ein, woUte es aber nicht rûckgângig machen, sondern fand
das Kloster 1040 mit einer Entschadigung ab (No. XXXVIII).
') Rieger hebt mit Recht die Worte: >ad villam que Elna dicitur tenet
noster îoctts* hervor; sie sind nur bei einem Parteischreiber nicht aufitallig. In
das von dem Kanzleinotar Wigfrid geschriebene D. Otto's I. (No. XII) sind enl-
sprecliende Wendungen mehrfach aus der eingereichten Vorlage ûbergegangen
(vgl. Mon. Germ. Dipl. I, 220).
*) Bei einem in Verdun im J. 1015 niedergeschriebenen Schriftstûck ist
erklHrlich, was sonst — und zumal bei einer Fâlschung — unverstandlich wâre,
dass mehrfach irrtiimlich der Name des Hl. Amantius durch denjenigen des
m. Amandus ersetzt ist ; Abt Richard von S. Vanne hat von 1013—1018 die
bclgisclie Abtei S. Amand geleitet, und in jener Zeit mag in Verdun die Ver-
wechselung beider Heiligen nahe gelegen haben. Weder die Urkunde Otto's II.
noch die Konrads II. zeigt den gleichen Fehler.
•'*) Vermutlich wird es den Herausgebern der Urkunden Konrads II. ge-
lingon, den Dictator unter den Kanzleinotaren aufzuweisen.
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— 373 —
Fast uberraschend tritt die Beriicksichtigung des thatsâchlich 1031
vorhandenen Besitzstandes von S. Vanne an einer andern Stelle iin
Guterverzeichnis selbst dadurch hervor, dass die Hufen, die das Kloster
bei der seit aller Zeit der Kirche von Verdun ziigehorenden Abtei des
h. Amantius bei Rodez in Aquitanien besass, bei derWiederholung der
Urkunde Heinrichs durch Konrad II. fortgelassen wurden. Offenbar
liegt die Ursache darin, dass Abt Richard 1028 den dortigen Besilz
an den Grafen von Rodez verpfândet batte, um wàhrend der wUthenden
Hungersnot jenes Jahres Geldmittel zu erhalten. *).
Beide Aenderungen fallen um so schwerer ins Gewicht, als
Konrad II. sich im iibrigen aufs engste an seinen Vorgânger anschloss,
so dass sogar der Zuwachs zu dem Klosterbesitz seit 1015 keinen
angemessenen Ausdruck gefunden bat. Konrad bat sich darauf be-
schrânkt, das Diplom Heinrichs zu wiederholen (vielleicht unter Heran-
ziehung der Urkunde Otto's II.), und nur wenige Zusâtze zu machen,
die fast nur die seitdem vom Grafen Hermann gegebenen Schenkungen
betreffen^); heisst es darin, dass er das Gut Munau »in senectute bona«
dem Kloster ûbertragen babe, so wird dieser Ausdruck bei dem 1029
verstorbenen Grafen seine Berechtigung haben und, wie ailes ûbrige,
von der Vertrautheit des Verfassers mit den Vorgângen und den Person-
lichkeiten jener Zeit zeugen.
Endiich seien noch zwei Momente formaler Art hervorgehoben,
die fur die Echtheit der Urkunde Konrads II. und zugleich fur die
ihrer Vorlage zeugen. Auch sonst ist es uns schon gelegentlich bei der
Herausgabe der Diplôme Heinrichs II. aufgefallen, dass Fliichtigkeiten
oder Ungeschicklichkeiten seiner von den Parteien eingereichten Texte
bei der Besiâtigung durch Konrad II. in dessen Kanzlei ausgemerzt
worden sind. Solche Besserungen sind nun auch in dem Diplom fur
S. Vanne vorgenommen worden : schon bei Heinrich II. musste die
Bezeichnung des nach allgemeiner Annahme spâtestens um 1000 ver-
storbenen Grafen Gottfried des Gefangenen von Verdun ^j als »noster
') Hugo V. Flavigny lib. II. cap. 27 (Mon. Germ. SS. VllF, 400): »accepit
etiam pecuniam non parvam a comité Rutenensi, concessa loco vadii abbatia sancti
Amantii, quae erat iuris aecclesiae sancti Pétri, quam omnino pauperibus partitus est.
Verum comes data pecunia et abbatiam sibi usurpavit cum redditibus et fundis, et . . .,
antequam pecunia recepta fuisset ex eiusdem abbatiae fundis, ipse morte prae-
ventus est, et sic abbatia a successoribus eius retenta est*. Ueber spâtereVer-
suche des Klosters S. Vanne, wieder in den Besitz des Verlorenen zu gelangen,
vgl. die Urkunden No. XLV. XLVII. XLIX.
') Auch sie fmden durch das Nekrolog ihre Bestatigung.
®) Er wird zum letzen Maie in dem Dipl. Otto's III. von 997 fiir Mouzon
genannt (Mon. Germ. Dipl. II, 656 no. 238).
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— 374 —
fidelis cornes* auflfallen; sie ist bei Konrad beseitigt worden, Und in
gleicher Weise ist an der schon oben (S. 372, Anm. 1) angefuhrten
S telle >tenet nos ter locus« das anstôssige »noster« getilgt worden^).
Es erûbrigt zu bemerken, dass aucfi das EschatokoU der Urkunde
Konrads durehaus einwandsfrei und kanzleigemâss ist; die Daten
stimmen zum 23. April 1031 zusammen, an welchem Tage Konrad IL
sich zu Nimwegen aufhielt^). Zum ersten Maie reeognosciert hier der
Kanzler Udalrich allein, wâhrend er noch am 20. im Namen des Erz-
kaplans Aribo gehandelt batte; zwischen dem 20. und dem 23. Apiil
muss daher der Tod des in Como am 6. April verstorbenen Mainzer
Erzbischofs in Nimwegen bekannt geworden®) und deshalb seine
Nennung in der Urkunde fur S. Vanne unterblieben sein. "So wirken
die formalen Merkmale mit dem Inhalte zusammen, um die Echtheit
des Diploms Konrads II. zu verbûrgen.
Haben wir im einzelnen und vielleieht zu eingehend jede einzelne
der Kaiserurkunden und die mit ihnen zusammenhàngenden Aufzeich-
nungen gepriift, so làsst sich das Ergebnis der Untersuchung in kurzen
Worten zusammenfassen.
Den Grundstock fiir die ganze Folge der Diplôme hat die ge-
wôhnUch als Stiftungsurkunde angesehene Aufzeichnung Berengars ge-
liefert, die zunâchst mit dem àlteren Telle ihres Besitzverzeichnisses
952 in die Urkunde Otto's I. und dann voUstândig 980 in die Otto's II. ûber-
gegangen ist; die letztere hat ausserdem die Gûterliste von 980 in
sich aufgenommen, die vielleieht gerade zur Erwirkung des Diploms an-
gefertigt worden war. Heinrich II. hat 1015 zunâchst die Bestatigung
» seines Vorgàngers Otto* wiederholt; ausserdem aber bringen zahhreiche
Zusàtze und ganz neue Abschnitte die Vermehrung des Klostergutes
seit 980 zum deutlichen Ausdruck, wâhrend Konrad II. sich 1031 im
wesentlichen damit begniigte, das Diplom Heinrichs zu emeuern und
seine Urkunden mehr durch einige Auslassungen als durch Nachtrage
zum Besitzverzeichnis den Zeitverhàltnissen anpasste.
*) So unbedeutend dièse Aenderungen manchem scheinen môchten, wie
will man sie erklâren, wenn die Besitzverzeichnisse nicht den echten Urkunden
angehôrten, sondera spâter von einem Fàlscher eingeschoben sein sollen?
^ Bresslau, Jahrbiicher Konrads II. I, 311.
') Der Bote hâtte zwischen 15 und 18 Tagen gebraucht, um die Nachricht
von Como nach Nimwegen zu bringen — vorausgesetzt, dass unsere Urkunde am
23. Âpril voUendet und nicht spâter auf den Tag der Handlung zurûckdatiert
worden ist.
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— 375 —
Eia Ueberblick liber dièse Reihe regt die Frage an, ob der einzige
der an ihr nicht beteiligten Herrscher zwischen Otto I. und Konrad IL,
ob nicht auch Otto III. dem Kloster und dessen bischôflichem Herrn^)
seine Gunst bezeugt hat, und ob wir nicht sowohl das Diplom Otto's IL,
von 980, als vielmehr eine nicht erhaltene Urkunde Otto's III. als das
»preceptum antecessoris nostri Ottonis« ansehen diirfen, auf das sich
Heinrich IL beruft.
In der That haben wir schon oben (S. 373) darauf aufmerksam
gemacht, wie seltsam die Bezeichnung des Grafen Gottfried als »noster
fîdelis cornes* bei Heinrich IL gegenûber dem vor seinem Regierungs-
antritt verstorbenen Grafen beriihrt; im Munde Otto's III. wurde sie
dagegen durchaus am Platze sein^): und dass sie, einmal gebraucht,
in der Nachurkunde Heinrichs beibehalten wàre, hàtte nichts auffallendes,
zumal nicht einem Kanzleinotar, sondern einem Parteischreiber das
Versehen zur Last fiele. Noch bedeutsamer erscheint mir eine andere
Ungenauigkeit : Kaiser Heinrich IL erklàrt, es sei recht, dass des Bischofs
fromme Bitte durch kônigliche Urkunde genehmigt werde: »quod
dévote expostulatum iuste est ex regali auctoritate concessum.* Die
Kaiserurkunde Otto's IL bietet an dieser Stelle richtig »ex imperiali
auctoritate* ; wie soli der Schreiber eines von Heinrich IL als Kaiser
gegebenen Diploms dazu gekommen sein, den richtigen Wortlaut seiner
Vorlage in einen unzutreffenden zu verwandeln? hingegen ist es leicht
verstàndlich, dass er die Worte beibehielt und sich der Notwendigkeit
einer Aenderung gar nicht bewusst wurde, wenn er sie in seiner auch
sonst getreu befolgten Vorlage schon vorfand. Aile Schwierigkeiten
wiirden durch die Annahme gehoben, dass Otto III. noch als Konig
die Urkunde Otto's IL bestàùgt und wiederholt hàtte und dass unser
Diplom Heinrichs IL die wôrtliche Erneuerung der verlorenen Konigs-
urkunde Otto's III. darstellt.
Mit dieser Vermutung wiirde aufs beste die nicht gewôhnliche
Erscheinung in Einklang zu bringen sein, dass Heimo von Verdun sich
fiir eine bischôfliche an den Text einer kaiserlichen Urkunde eng an-
gelehnt hat. Die Urkunde iiber die Rûckgabe der Kirche von Béthelain-
ville an S. Vanne aus dem J. 995 (No. XXI) enthàlt einige Sàtze und
Wendungen, die wôrtHch mit dem Diplom Otto's IL iibereinstimmen.
Haben wir hierin sichere Anzeichen dafur, dass man sich damais in
*) Die Diplôme sind sâmtlich vom Bischof von Verdun erwirkt; der Naine
des Abtes ist iiberhaupt niemals genannt.
») In dem Diplom Otto's III. fur Mouzon (Mon. Germ., Dipl. II, 656 no. 2:-^)
heisst es: »petitione Godefridi comitis nostrique fidelis*.
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— 376 —
Verdun, vermutlich in der bischôflichen Kanzlei, mit der Urkunde Otto'sIL
beschàftigte, so gewinnt im Zusammenhange dieser Betrachtungen der
Schluss eine nicht geringe Wahrscheinlichkeit, dass damais, 995, Heimo
die Bestatigung des ottonischen Diploms durch den jungen Kônig Otlo III.
vorbereitete ; und die hervorgehobenen Stellen aus der Urkunde Hein-
richs IL wurden uns den Beweis liefern, dass Otto III. seinem Wunsche
noch vor der Kaiserkrônung im Mai 996 Gehôr geschenkt batte.
Vielleicht mag die 995 durch Heimo bewirkte Ruckerstattung der
Kirche zu Béthelainville noch in dem verlorenen Diplom Platz gefunden
haben ; sicher miissten aber natiirlich wenigstens einige der Gaben des
Grafen Gottfried schon darin gestanden haben. In wie weit im iibrigen
die Erweiterungen, die das Besitzverzeichnis bei Heinrich II. vor dem
Diplom Otto's II. voraus bat, schon auf die nicht erhaltene Urkunde
Otto's m. zuriickgehen wiirden, vermogen wir nicht mehr festzusteUen ^).
Im einzelnen wiirde das Diplom Otto's III. uns gewiss manche Auf-
schliisse ûber die Zeit der Erwerbung dièses oder jenes Ortes gewâhren ;
vielleicht auch wiirde durch seine Kenntnis das Itinerar des Kaisers er-
freuUch ergânzt. Im allgemeinen aber sind wir durch seine Vor- und
Nachurkunden so eingehend iiber den Inhalt unterrichtet, dass der
Verlust gegeniiber den iiberlieferten Diplomen kaum fûhlbar wird.
Seit den Tagen Konrads II. bat das Kloster keine Gesamtbestâtigung
durch einen Kaiser erhalten ; nur ein Pàpst bat ihm noch einmal seinen
Besitz urkundlich gesichert (No. XLIV). Im Investiturstreit standen die
Aebte von S. Vanne entschieden und entschlossen auf der kirchlichen
Seite, den Bischôfen gegeniiber, die eifrige Parteigânger des Kaisers
waren ; dieser Gegensatz hat die Geschicke des Klosters bestimmt. Aïs
dann in den Verfolgungen des Kampfes der reiche Besitz von S. Vanne
zerbrôckelte, vom Bischof usurpiert wurde, da suchten die Mônche
nicht mehr — wie einst Richard gegen Bischof Heimo — Schutz bei
dem Kaiser, sondern bei dem Papste; und pâpstUche Urkunden, nicht
kaiserliche, wurden in S. Vanne angefertigt, um den Uebergriffen zu
wehren und ausreichende urkundliche Zeugnisse fiir den Besitzstand zu
schaffen (No. XLV. XLVIII. XLVIIII). So blieben die Diplôme, in denen
wàhrend des ersten Jahrhunderts nach der Reform Berengars die Rechts-
titel des Klosters zusammengefasst worden waren, unberiihrt; und der
Stellung der Abtei im Kampfe zwischen Kaiser und Papst danken wir
es, dass uns die zusammenhângende Reihe ihrer Kaiserurkunden in
ursprlinglicher, echter Gestalt erhalten geblieben ist.
') Vgl. jedoch die Vorbemerkung zu No. XXIV.
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— 377
L Pippin und seine Gemahlin Pledrud tauschen mit Bischof Armain
von Verdun und dent Arehidiacon Anglebert, dem Vorskher der Kirclie
von S. Vcmne^ eu Gunsten dieser Kirche den OH Pareid gegen Oumieres.
702 Januar 20.
C» fol. 3. — C» fol. 1 no.l.
Wassebourg, Antiquités de la Gaule Belgique fol. 110 (V). — • Calmet,
Histoire de Lorraine éd. I, I, preuves 262 (L). — Bréquigny, Diplomata
aetatis Meroving. 364 no. 251 = éd. Pardessus II, 259 no. 454 (P). —
Bohmer-Muhlbacher, Regesten der Karolinger no. 10, Reg. (mit Verzeich-
nis der iibrigen Drucke).
Die Drucke unserer Urkunde gehen, so weit sie nicht mit einander zu-
sammenhângen, auf das verlorene Kartular des 12. Jahrhunderts zurûck; auf
diesem beruht daher die Ueberlieferung des Textes ausschliesslich, und wahr-
scheinlich hat schon in ihm das Stiick den verderbten Zustand besessen, der eine
einigermassen gesicherte Emendation um so weniger zulâsst, als eine grosse Zahl
ungewohnlicher Formen schon dem Original der Hausmaierurkunde angehôrt
haben wird. Nicht einmal der Sinn der Urkunde ist vôllig klar: Miihlbacher
a. a. 0. fasste ihn dahin auf, dass Armoin und Anglebert an Pippin den Ort Cu-
mières zuriickgeben, den dieser fruher an S. Vanne geschenkt hatte ; der iiber-
lieferte Wortlaut wiirde eher darauf weisen, dass nach dem Tausche auch Cumières
von Pippin an S. Vanne gegeben wurde. Die in N. 23 vorgeschiagene Aenderung
wurde indess jene Auffassung als berechtigt erscheinen lassen. — Zur Ortserklârung
vgl. Bonnell, Die Anfange des Karolingischen Hauses 78; gegen die Deutung von
Longnon, Examen critique des diplômes Mérovingiens 30, der in »Pararito« Parois
erkennen wollte, spricht auch die Erwâhnung des bei Châtillon-sous-les-Côtes ge-
legenen Fontaine du Loup. — Die Annales s. Vitoni (Mon. Germ. SS. X, 525) be-
richten iiber dièse Schenkung, dass Pippin und Plectrud »dederunt ecclesie
s. Vitoni villam Paridam cum pertinentiis suis cum silva spaciosa, que nauca sancti
Vitoni dicitur«.
In nomine domini noslri lesu Christi. Dum illustre') viro Pipino
eiusque illustra matrona Plectrude apud apostolico viro Armonio epi-
scopo Virdunensis urbis seu et venerabili viro Angleberto archidiacono,
qui in ecclesia sancto Videno^), ubi suus preciosus corpus requiescit,
preest, esset cambatio de locella^), pro eommutationis titulum sibi in-
vicem et congrua vel oportuna facere deberent; quod ita et fecerunt.
Ideo per presentem commutationem donat illuster vir Pipinus eiusque
illustra matrona Plectrudis locum nuncupante Pararito, quicquid ibidem
ad diem presentem possidere vel dominare videntur, cum edificiis pratis
silvis — que*) sunt terminationes : scilicet^) a^) Luponis fontana usque
I. 0 ,illuster' LP; davor ,inter* in VP. — «) VLP; ,Vidono' G. — ») Hiernach fehlt
eine Wendung wie: ,placuit atque convenit, ut'. — *) LP; ,quot'C. — *) ,sylvae' LP;
jsilicet* C*; ,silice' C^ — •)LP; das Zeichen in G konnte auch ,de' gelesen werden.
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— 378 —
Domus^) fontana, altéra terminatio per Perfuntrivo®) usque Biunna®),
tertia et quarta communis^^) terminatio fiscalina^^) de Heberiaca**) villa
et sancti Mauritii^^) — , etdono'^) cum*^) ipsis^^) finibus paseuis aquis
aquarumve decursibus, cum omni^') iure vel integrum terminum seu
statum suo quod^^) predicto^^) loco in dei nomine pertinet, cum
mancipiis tara rusticis quam urbanis, quicquid ibidem a die présente i
dominare videmur, ad partem ecclesie domino Videno^j vel qui ibidem
prefuerint aut clericis ibidem deservientibus in omnem soliditatem do-
uant et affirmant, ut, quicquid de his pro utilitate ecclesie decreverit
Yoluntas, faciendi liberam habeant^^) potestatem. Similiter donat ipse
apostolicus vir Armonius episcopus et venerabilis vir Anglebertus-^)
archidiaconus loco nuncupante Commenarias, quem ipse Pipinus eiusque^^j
illustra matrona Plectrudis ad ipsam ecclesiam domino Videno^ per
cartulam cessionis eorum tradiderunt cum edificiis pratis paseuis silvis
aquis aquarumque decursibus, cum omni termino vel statu suo, sicut
ab ipsa ecclesia presenti tempore possidetur, ad ipsam ecclesiam con-
firmamus^^) absque cuiuscumque repetitione vel requisitione. Et si
aliqua pars fuerit aut aliqua inquietudo aut fatigatio, nos ipsi aut he-
redes nostri vel successorum nostrorum qui contra hoc facere pre-
sumpserint, inférant parte custodiente auri libras III, argenti pondéra L.
Factam commutationem sub die XIII. kal. februario, anno VIL
regni domino nostro Childeberto régis.
Ego Hardricus iubente domino Pipino eiusque illustra matrona
Plectrude hanc cartam scripsi et subscripsi.
Signum Ansigisilo*^) comité. Signum Angeberto*^) comité.
Signum Harderico^^) comité. Signum Bonone^^ comité. Signum
Grimaldo^*) comité. Signum Ratgiso^^) comité. Signum Gonduino^'^)
comité. Signum Ramfrido^^) comité.
') jdonis* C. — *) LP; ,term. per finitonio* C*; ,term. per finitoruo* C; ,per
infru rivo* V. — ») F; ,Bumiu* V; ,Birerma' L; ,Byonna* C. — *^) dahinter ,el*
in C. — '1) C; /ilcalina* VL; /ilealina* P. — ") ,Herberica* VLP. — »») ,Moricii* C.
— **) Der auffallende Wechsel von der indirekten zur direkten Rede âhnlich in
der Tauschurkunde Formulae Turonens. no. 26 (Mon. Germ. Leges V, 150). —
**) ,in* aile. — *•) ,ipsius* C. — ") ,omnique de iure* C. — **) ,quodque* C. —
»•) ,predictum* C«. — ^^) C» P; ,habeat* C» VL. — ") ,Angebertus* C«. —
**) jhniusque* C. — *') aile ; ,confirinantes' ? oder grosse Auslassung ? — **) , Angil-
riso'C*; ,Angibuso*C2; ,Ansigisuso* V ; ,Antigisubo* L; ,Ansigisubo* P. — ") C (statt
,Anzeberlo*?); ,Ansberto* VF; ,Ausberto* L. — »•) CV; jUardico* L; ,Hardrico*P;
die folgenden Namen bis Gonduin fehlen in C. — ^^) ,Bononi* V. — ") ,Erimardo* P.
— «•) ,Raigiso* L; ,Bathiso* F. — ^o) ,Conduino* V. — ^') ,Runfrido' C; ,Ratfrido' V.
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— 379 —
IL Grimbert schenkt dem Bischof Madalvetis fur die Kirche S. Vanne
seinen Besitz eu Eix und erhaU diesen sdbst sawie die von seinem Herm
Sartuo geschenJcten dortigen BesUjmngen isur Leihe.
771 Jtdi 1.
C* fol. 4'. — C8 fol. 2' no. 4.
Baluze, Capitularia regum Francorum II, 824 no. 7 (K). — Auszug
in der Chronik des Hugo v. Flavigny, zuletzt in Mon. Germ. SS. VIII, 344 (H).
Domino sancto et apostolico in Christo patri Madalueo episcopo
in dei nomine Grimbertus ^) precator^). Dum vestra fuit voluntas et
mea fuit petitio et vestra^) benevolentia et pielas habuit, ut res illas
in pago Virdunensi in loco nuncupante qui dicitur ad Ex*), quas ^) ego
ipse per meum strumentum ad basilicam vestram sancto Vitono con-
donavi, hoc est tam in *) mansis campis olcis ^) pratis pascuis concisis ')
silvis aquis aquarumve decursibus, similiter et illas alias res ibi conia-
centes quas senior meus Sartuo ^) per suum testamentum ad basilicam
vestram sancto Vitono condonavit, una cum farinario cum ipso cesso
super ipso fluviolo et quod^) ipse condonavit, ad vos expetivi, et vos
michi pro beneficio vestro^) sancto Vitono habere promisistis; ideo
et ego spondeo pro huius vinculo precarie, ut annis singulis in censu
ad festivitatem sancti Vitoni libras XX de oleo ad ipsam basilicam, ubi
ipse dominus in corpore requiescit, ad illa luminaria faciam dare^®)
et in posterum promitto facturum. Quod si non fecero aut si de ipso
censu negligens fuero, sicut lex est^^), de hoc faciam et ipsas res
habeam; aut si ipsas res meum proprium esse dixero aut alienare
voluero, potestas vestra sit successorumque vestrorum me exinde foras
mittere et cum emelioratione res vestras recipere. Si quis vero, quod
futurum esse non credo, si ego aut ullus de heredibus meis seu quis-
libet uUa opposita persona contra hanc cartulam precarie adiré voluerit
aut eam infrangere, inférât sacratissimo fisco una cum basilica sancti
Vitoni auro libras II, argento pondéra V multa sustineat; et quod re-
petit evindicare non valeat. Et ut hec cartula precarie ^^) firmior sit,
manu propria subter iirmavi^^) et qui subscriberent vel signarent in
presenti rogavi, stipulatione subnixa.
Actum sub die calend. iulias, anno III. régnante Karlomanno ^*) rege.
II. *) C» = H ; ,Gomberlus' C^ ,Grinbertus' K. — 2) ,peccator' C. — «) ,nostr.* C.
— *) K = H; fehll in C. — ^) ,quod* C. — •) H; ,oleis* C. — ') ,concidis' K. —
«) ,Sartono* K; ,Sartio' H. — •) ,quam* C. — *<>) ,lumin. facienda* CK. — ") ,si
est lex est* C. — ") ,precaria* C. — *^) ,signavi* C. — '*) ,Karolomanno* C. —
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— 380 —
Signum Grimberti^*) qui hanc cartulam precarie fieri et firmare
rogavi. Signum^") Grimboldi^'') germani sui. Signum'®) La-
ringo^®). Signum^®) Godoni. Signum'®) Gotberli'^).
Hoc est testamentum quod dominus Madalveus episcopus Virdu-
nensis ecclesie firmavit sua auctoritate.
Remedius diaconus hanc cartulam precarie scripsi et subscripsi.
IIL Thmka/rd sdienkt dem Bischof und AU Madalveus fur die
Kirche S, Vanne den von semem Voter Gunther ererbten Besite zu Offe-
Uni curte und seinen AnteU an der Kirche des h, Martin zu BéthdainviUe,
775 November 9,
C ^ fol. 3'. — C* fol. 2 no. 3. Auszug in der Chronik des Hugo von
Flavigny, zuletzt Mon. Germ. SS. VIII, 348 (H).
»Offelini curie* konnte auf Rafécourt (comm. de Béthincourt) gedeutet
werden; >in fine Videreline* wurde dann vielleicht auf Verrières-en-Hesse
(westl. von Béthelainville) gehen. Unter >Hotellini curte* wâre Houdelaincourt
(canton de Gondrecourt) zu verstehen, das indessen seiner Lage wegen
hier nicht in Frage kommen kann ; wir haben daher der Lesung von H den
Vorzug gegeben.
Sacrosancte basilice^) sancto domino Vitono que est constructa
foris murum Virduni civitatis, ubi ipse dominus in corpore requiescit
et ubi dominus et in Christo pater Madalveus gratia dei episcopus vel
abba ad presens preesse^) videtur, in dei nomine Theuhardus^) filius
Gonteri donator. Dum omnes homines^) in presenti seculo multa faci-
nora vel excessus se habere cognoscant, ideo unusquisque Christian us
pro se pertractare débet, ut non totum eum infernus rapiat, sed ut
plurimum paradisus congaudeat. Idcirco ego Theuhardus in dei nomine
dono ad presentem ad basilicam sancti domini Vitoni pro anime mee
remedio donatumque imperpetuum^) esse volo, hoc est res meas in
pago Virdunensi in loco qui dicitur ad Offellini curte®) et in fine Betti-
liniaca') et in fine Videreline"), quod michi de genitore meo Gontero^)
in hereditatem legaliter obvenit^®) in ipsos fines superius nominalas,
hoc est tam in terris mansis campis pratis pascuis silvis aquis aqua-
rumve decursibus, similiter et portionem meam de basilica sancti do-
mini Martini que est constructa in ipsa villa Bettiliniaca*^), omnia et ex
»») ,Grumberti* G»; ,Grinberti' K. — ") fehlt in C. — ") ,Gomboldi» C^. _
") ,Taringo* K. — ») ,Gobberti' K.
m. *) jsacrosancti bazilede* C. — 2) ,prose' C. — ^) ,Teuthardus' H. —
*) ,duni quis noie* C. — *) ,imperpetuumque* C. — •) ,q. die. Offelini curtis* H;
,qui die. ad Hotellini curte* C. — ') ,Letiluuirga' Ç. — **) ,VireIinse* H. —
^) ,Gunthero* H. — »o) ,hoc venit* C. — ") H; ,BetiIinaga* C. —
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— 381 —
omnibus quantumcumque in ipsa loca superius nominata visus sum^^)
habere vel dominari, ad integrum a presenti die basilice sancti domini
Vitoni trado atque transfundo, [ut habeat] ^^) potestatem perpetualiler in
dei ^*) nomine possidendi Iradendi ^^) tenendi donandi vel quicquid exinde ipsi
vel eorum successores facere decreverint, libero ^^) in omnibus in dei **)
nomine perfruanlur ^') arbitrio. Si quis vero^*), quod fieri non credo,
si ego aut ullus ex^®) heredibus meis coheredibusque*®) seu quelibet
uUa opposita persona contra présentera epistolam testamenti adiré co-
natus^^) fuerit aut eam infrangere voluerit, inprimitus iram dei ce-
lestis et suorum sanctorum incurrat, a liminibus sancte Marie et sancti
Vitoni et omnium sanctorum procul pellatur, et insuper sacratissimo
fisco una cum socia ipsius basilica sancti Vitoni auro libras [11]^^)
et argento pondéra XII multa sustineat; et quod^^) repetit evendicare
non valeat. Et ut hec epistola testamenti firmior sit**), manu propria
subtus signavi et qui subscriberent vel signarent in présente rogavi,
stipulatione subnixa.
Actum sub die V. ^^) idus novembris, anno octavo régnante domino
Karolo rege. -f-
-j- Signum Theuhardi qui hanc epistolam testamenti fieri rogavit.
Signum Dragoado. + Signum Gausberto. Signum Hunalono etc.
Ego Castorius diaconus hanc epistolam testamenti rogante Theu-
hardo scripsi.
IV. Betto schenkt dm durch ihn tmd seinen Brader ererhten BesUj^
in Julvécourt. y^^ AprU 10.
C* fol. 3. — C* fol. 1' no. 2. Auszug in der Chronik des Hugo von
Flavigny, zuletzt Mon. Germ. SS. VIII, 351 (II).
Nach dem Formular hergestellt, das schon fiir No. III benulzt worden isl.
Sacrosancte basilice ^) sancto domino Vitono foris mûris civitatis ^),
ubi ipse dojninus in corpore requiescit et ubi Fretmodus^) dyaconus
abba ad presens preesse^) videtur, in dei nomine Betho filius Amali-
giso quondam donator^). Dum omnes homines^) in presenti seculo')
'«) ,fuit* C. - 1=») fehlt in C. - »*)^mini* C. -^«) ,habendi* C. - »«) ,libro* C » ; ,lero' C». -
") ,profruantur* C. — »«) ,nm* C; ,nonS oder âhnlich, C^. — »») ,et* C. —
*®) ,(juoheredibusque* C*; ,quodheredibusque' C2. — *i) ,coactus* C. — **) fehlt
in C; ergânzt aus No. II. — ") ,qm non* C. — ") ,fuit* C. — «»*) H; fehlt in C.
IV. >) ,bazilisse* C. — «) ,comitatis* C. — 3) H ; ,Foctumedus* C » : ,Foctunudus* C «.
vgl. No. V. — ^) ,esse' C. — '') ,donato' C. — •) ,nias* C^ ,animas* C«. — ') ,solo* C.
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— 382 —
multa facinora^) vel excessus se habere cognoscant^), ideo unusquisque
christianus pro se perlractare débet, ut noQ totum [eum]^^) infernus
rapiat, sed implerumque paradisus eongaudeat. Idcirco ego in dei no-
mine Betto dono ad iam dicta basilica^^) sancto Videno vel ad ipsum^*)
corpus sancto pro anime mee remedium veH^) pro anime remedium^^)
dulcissimo germano meo Amlungiso^*) quondam, ut veniara in futuro
consequi^'') mereamur, donatumque in perpetuum esse volo et promptis-
sima voluntate confimio, hoc est res illas in pago Virdunensi in loco
nuncupante a^®) Gailani^') curte super fluvio Agira, quam michi ger-
manus meus Amlungisus ^®) quondam ante bonis hominibus pro suos^^)
vuadiis tradidit et ei obvenit de iam dicto genitore suo Amalgiso quon-
dam in hereditate. Similiter dono, quantum michi obvenit de iam dicto
genitore meo Amalgiso quondam legibus in hereditatem in ipsa villa
supra nominata, hoc est tam in mansis*®) casalis casis domibus*^) edificiis
curtilis pomaris pomiferis olcis campis pratis pascuis silvis aquis aqua-
rumve decursibus et ecclesia ibidem in honore sancti Christoforo con-
structa et farinario in ipsa villa cum ipso cesso super ipso fluviolo
Agira constructa, omnia et ex omnibus quantumcumque in ipsa villa
et in ipsa fine vel in alias fines tam ultra Agira quamque ad ipsum
congruum aspicit, ad integrum cum ^^) mancipiis ibidem commanentibus
vel aspicientibus, hiis nominibus: Hominem^^) et uxore sua Horoade et
infantes eorum una cum procréa tione **) eorum, Teubaldo*^) et Scra-
mulde*®) et infantes eorum cum^^) procreatione eorum, Sigebrando et
Theutilde et ^'j infantes cum ^^) procreatione eorum, Lupono et Adehel-
trud et infantes cum procreatione eorum etc.
Actum intra ecclesiam sancte Marie sub die IIII. idus aprilis
anno XIIII. regni domini nostri Karolo rege.
Signum Bethono qui hanc cartulam testamenti fieri rogavit. Signum
Bethonum^^) germano suo. Signum Radeno. Signum Emilio. Signum
Mandorio^^). Signum Roberto. Signum Warachio. Signum Wolc-
fordo.
Signum Remigius cancellarius qui scripsit et subscripsit.
— 8) ,multum facinus' C. — ») ,cognoscent* C. — '^) fehlt in C. — ") ,bazilisca* C. —
") ,ipso' G. — ") ,ver — ,remedium* fehlt in C« D. — ") ,Aiulnugis.* C; ,Aro-
ling*. H. — ^*) jsequi mereamur* G*; ,seq mur* G*; ,seculo mereatur* D. —
*•) C, fur ,ad*. — *^) ,Gailanae curtis* H. — *®) ,michi gerundini suis antiquis* C. —
»») ,pro suo S. Vuadiis* G. — *«) ,nois* G. — «») ,dominibus* G. - ") ,et* G. — ») ,Hin-
nem' G ' ; ,Hoiem' G». — «*) ,procuratore' G. — «») ,Tubaldo* G«. — »«) ,Sceamulde* G». —
") ,cum* G. - ««) ,Bethonu* G. — *•) ,Nandoni)* CK
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— 383 —
V. Betto und sein Sohn Audola empfangen diirch dm Bischof Peter
nnd Abt Fretmodus BesiU der Kirche S, Vanne zu Rarécourt auf
LehenszeU zur Leihe. ^^^ ^ ., ^^
78J2 Aprd 10.
C» fol. 5. — Ca fol. 3 no. 5.
Die Precarie des Betto hângt offenbar eng mit der am gleichen Tage von
ihm an das Kloster gemachten Schenkung zusammen, und die darin erbetene Ver-
leihung diirfte den Ersatz fiir die in No. IV beurkundete Gabe darstellen. —
Hugo von Flavigny scheint nicht die entsprechende, von ihm erwâhnte Praestarie,
sondern die uns erhaltene Precarie gesehen zu haben, da nur deren Wort-
laut die irrige Bezeichnung des Betto als Abt veranlasst haben kann; der an
dieser Stelle leider nur zum Teil entzifferbare Text der Chronik lautet (Mon.
Germ. SS. VIII, 351): »Postmodum interventu Pétri episcopi idem Fretmodo fecit
praestariam de Raherei curte et ad eam pertinentibus cuidam Bettoni abbati,
qui . . . sancto Petro et sancto Vitono, qui et i Garani curtem cum appen-
diciis, et post mortem eius melioratas curias illas sanctus possedit V . . . dinus.<
Rarécourt war von Bischof MadaJveus an S. Vanne geschenkt worden; Hugo be-
richtet dariiber (Mon. Germ. SS. VIH, 344) : »dedit ... de suo proprio Raherei
curtem cum appenditiis pro tumulatione sui corporis, et alia perplura, ut ostendit
chartarum notitia.*
Domino sancto et apostolico patri Petro episcopo née ^) non Fret-
modo^} dei famulo sive abba^) Betto et proies eius Audola pariter
precantes. Dum vestra fuit voluntas, ut ad meam petitionem vel
supplicationem duas curtes de villa vestra*) vel basilice vestre*) sancti
Videni sita^) in pago') Virdunensi, cuius vocabulum est Raherei corte,
super fluvium Agira una cum duas cortes de ipsa basilica®) que est
in ipsa villa in honore sancti Amantii constructa, hoc est ®) tam mansis
domibus edificiis curtilis pomariis ^®) olcis ^^) campis pratis pascuis silvis
aquis aquarumve decursibus et mancipiis ibidem commanentibus vel
aspicientibus ^^), quorum nomina in hune testamentum sunt conscripta,
sicut^^) supra diximus, ad vos^^) expetivimus, et vos nobis^^) pro
beneficio vestro vel basilice vestre ^^) sancti Videni habere promisistis ;
ideo et [nos spondemus pro hac] ^') precaria, ut annis singulis nona
parte de illas labores, quod in ipsa villa ^^) laborare^^) poterimus^®),
partibus vestris^^) reddere faciamus^^); et censum annis singulis ad
festivitatem sancti Videni [ad ipsam basilicam sancti Videni] ^^), ubi
ipse dominus in corpore requiescit, — in censo uncias septem de ar-
V. 1) ,mec* C ; ,mee* C«. — 2) ,Freginodo* C. — ') ,Betto abba* G. - *) ,nostra* C.
— *) jbazileti vestri* C. — •) ,situm' C. — ') ,monasterio* C. — •) ,bazileia* C. —
») ,est hoc tam* C. — ^o) ,pumariis* C. — >») ,oleis* C. — ") ,astantibus* C. —
"} ,sic' C. — **) ,huius' C. — ^^) ,et huius vobis* C. — ") ,bazihci vestri* C. —
" fehlt in C ; die Ergânzung mit Riicksicht auf No. H. — ") ,ipsas villas* C. — ") ,labo-
ravil* C. - ^t») ,poteritis* C. — *•) ,nostris* C. — ») ,faciatis* C. - ») fehlt
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— 384 —
gento et vaca una valente solidos II — partibus vestris ^*) destinavimus,
et ipsas res habeamus et quicquid super ipsas villas adtrahere aut
meliorare vel augmentare et sublungere poterimus ; post nostrum quando-
quidem ^^) dominas voluerit discessum ^^) ipsas villas, ut diximus, cum
omni integritate absque ullius iudicis contradictione partibus vestris
vel basilice^') vestre^®) sancti Videni melioratas revertaatur^^). Si quis
vero, quod fieri non eredimus, aut de heredibus ^*^) aut coheredibus ^^)
nostris aut quislibet uUa opposita persona contra présentera precariam
vel cartulam adiré conaverit aut eam inrumpere voluerit, inprimitus
iram dei^^) et suorum sanetorum^*) incurrat^**) et a liminibus sancto
Videno extraneus efficiatur, et insuper inférât cum cogente fisco par-
tibus ipsius sancti Videni auro libras II, argentum pondus V; et quod ^^)
repetit evindicare non valeat. Et ut bec cartula firmior sit, manu
propria subter signavi ^^) et qui subsci^iberent vel signarent in présente
rogavi, stipulatione subnixa.
Actum*'') infra ecclesia sancte Marie sub die IIII. idus april.,
anno XIIII. régnante Karolo rege.
Signum Berthono. Signum Berono germano suo. Signum
Radono. Signum Roberto. Signum Barachio. Signum Contherus^®).
Remigius cancellarius scripsi et subscripsi.
VI, fJildebert, Sohn des Grafen Berengar, schenJU an die Kircfte
S. Vanne, in der er bestaUet zu tverdoi wUnscht, den Ort Bures,
882 September 18.
C* fol. 5'. — C» fol. 3' no. 6.
Parisot, Le royaume de Lorraine 764 no. 2.
Parisots Deutung von »Beura< wird durch den Ausstellort gestiitzt. —
Ueber die Grafen Stephan und Matfried vgl. Witte in Jahrb. fiir lothringische
Gesch. Vb, 36 fiF. ; iiber Graf Wibert Parisot a. a. 0. 444 ff. — Ueber Verfiigungen des
Bischofs Berard von Verdun (870— etwa 879) zu Gunsten des Klosters unler-
richtet das durch Wassebourg, Antiquités de la Gaule Belgique fol. 174 aufbe-
wahrte Fragmentum Dadonis episcopi (Mon. Germ. SS. IV, 37) : »In basilica etiara
sancti Pétri et sancti Vitoni posuit canonicos octo et dédit illis res, que ad ipsam
ecclesiam pertinent, sicut eas tune in suo dominatu habebat, decimam quoque arie-
tum, qui ad nostrum opus ex Brasensi centena congruis temporibus accipiuntur.*
Cum omnes homines intra se pertractare debent, quatenus de in-
ferno liberentur et ad paradisi amena perducantur, maxime cum do-
in G. — «*) ,nostris* C. — «s) ^quoque* G. — *•) ,decessum' C». — *^ ,bazilici* G. —
«8) ,dni* C. — ") ,revertat* C. — «<>) ,aut si eredimus* C. — »») ,aut rohere-
dibusque* G. — »«) ,irandi* G. — »*) ,suis sanctis* G. — »*) ,incurret' G. — ^) ,quid* C.
^•) vielleicht hier und sonst in ,firmavi* zu àndern vgl. No. II N. 13. — ^) ,auc-
tum* G. — 3«) jGoncherus' G»; ,Gonaterius* G2.
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— 385 -
minus dicat in evangelio: >date eiemosinam, et omnia munda sunt
vobis*^), Tobias^) vir iustus dixit filio suo: »fiducia magna est coram
summo deo elemosina omnibus facientibus eamc et »elemosina a morte
libérât et non patitur ire quemquam in tenebras«*), — ideirco ego
Hildebertus^) filius quondam Berengarii comitis, cupiens sepulturam in
requie habere et cum sanetis^) dei gaudere, trado res proprietatis
mee in comitatu Vuabrinse prope fluvio qui vocatur Cherus, villam vide-
licet Beuram cum omnibus rébus ibi coniacentibus vel aspicientibus,
fratribus eeclesie sancti Vitoni que est constructa extra murum Vir-
duni civitatis, ubi etiam sepulturam habere desidero. Prenominatam
vero villam trado et spontanea voluntate concedo ipsam®) cum man-
cipiis ibi commanentibus vel aspicientibus'), cum silvis pratis pascuis
exitibus et regressibus et cum omnibus adiacentiis suis, quatinus omni
tempore et ^) pre-
scripti .canonici pro me et pro suprascripto genitore meo Berengario
vigilias^) et psalmos et missas ceterasque orationes dévote^®) peragant,
ut^^) pro meritis sancti Vitoni et aliorum sanctorum quorum corpora
in eadem basilica^^) requiescunt, atque eorum precibus qui ibidem deo
deserviunt, mereamur obtinere veniam delictorum nostrorum. Si quis
vero, quod futurum esse non credo, si ego ipse aut aliquis de heredibus
vel coheredibus meis vel quelibet uUa opposita persona contra hanc
cartulam — quam ego propria voluntate pro animabus nostris redi-
mendis, mee videlicet atque parentibus meis simulque pro germano
meo Berengario, facio^^) — instinctu^^) diabolico venire tentaverit aut
eam infringere voluerit, primitus iram omnipotentis dei incurrat et a
liminibus sanctorum dicte eeclesie extraneus efficiatur et una cum fisco
socio^^) auri libras XX, argenti libras C coactus multa persolvat; et
quod repetit evindicare non valeat. Sed presens carta tam meis^^)
quam aliorum nobilium virorum manibus roborata stabilis et inconvulsa
permaneat, stipulatione subnixa.
Actum*') Pusuillare^^) sub die XIIII. kal. octobris, anno I. régnante
domino nostro Karolo imperatore in regno germani sui Ludouici.
VI. 0 Lucas 11, 41. - «) ,Tobie* C. — ') Tobias 4, 11. 12. — *) ,Hilderbertus' C.
— ^) jSancti' C. — *) so wahrscheinlich C; ,per* C*. — ^) dahinter ,fratribus
eeclesie sancti Vitoni* — ,desidero' in C irrttimiich wiederholt. — **) ,per capitanem
suum et per nostros animales* C; die Emendation ist vollig unsicher; ,pro nobis
animabus'? — ») ,vigilia' C. — »») .devoteque* C. — ") ,eV C. — »»j ,bazilica* C,
und so ôfter im Kartular ,z* statt ,s*. — *') ,fano* C. — ") ,instinte* C. — ") ,di-
uo* C. — *») ,eis* C. — ") ,auctum' C. — >«) ,Prisuillare* C; da ein Ort dièses
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— 386 —
Signuni Hildeberti ^^) nobilis viri qui hanc cartulam fieri et firmare
rogavit. Signum Slephaiius cornes testis. Signum Matfridus
cornes et consentiens. Signum Witpertus cornes. Signum etc.
Ego Bertulfus ammanuensis ^®) cancellarius scripsi rogatus et sub-
scripsi.
VIL OdUbert schenM gemeinsam mit seiner Frau Teidrada und
seineni Sohne Teidtdf dem Bischof Dado und dm ubrigen Kanonikem
von S. Vanne eitie Ilufe zu Pure in der Grafschafl Ivois und erhâU
dafiir dièse Hufe und Land in Puilly eut Leihe.
(911—923) August 16.
Facsimile des Anfangs und Abschrift des Schlusses aus dem jelzt
verlorenen Kartular des 12. Jahrhunderts in Coll. Moreau XLVI fol. 200*
und 201 (B). — C» fol. 6'. — C2 fol. 4 no. 7.
Citai bei Parisot, Le royaume de Lorraine 690.
Parisol a. a. 0. liess offen, ob die dem Bischof Dado (880—923) erteilte Ur-
kunde unter Karl III. (882—887) oder Karl dem Einfâltigen (911—923) gegeben
sei ; doch kann die Datierung ,regnante . . . Karolo rege* sich nur auf den letzteren
beziehen, weil Karl III. 882 bereits den Kaisertitel fiihrte, der ihm in No. VI
auch beigelegt worden ist; unser Stûck stammt daher aus den Jahren 911—923.
— Ueber den ,comitatus Euocensis* vgl. Piot in Mémoires couronnés de l'aca-
démie de Bruxelles XXXIX (1876), 168.
Venerabiii in Christo domno*) Dadoni episcopo custodi sancte
dei ecclesie vel reliquis canonicis sancti Videni ibi adstantibus ego
Odllbertus et uxor mea Teidrada^) et filius meus Teidulfus. Non ha-
betur incognitum, qualiter nos mansum nostrum^) donavimus in pago
Wauerense et*) in comitatu Euocense ^) super fluvium Puram ; ethabet
terminationes bas : de uno latere terra sancti Didionei, de alio latere et
una fronte ipsius donatoris, a capite quarto pervio ipso manso etter-
minato; de terra arabili perticatas XII tradidimus vel delegavimus ad
luminaria ecclesie sancti Videni. Postea nostra fuit petitio et vestra
vel fratrum vestrorum decrevit voluntas, ut ipsum mansum et illam
terram que ibi aspicit nobis Odilberto et uxori mee et filio meo Tei-
dulfo beneficiare deberetis; quod et fecistis. Propterea nos tradidimus
et donavimus istam terram sancto Videno pro illa terra que iacet ad*)
PuUiacum villam perticatas') XXIIII, ea®) ratione ut, quandiu vixe-
Namens nicht nachzuweisen, schien die an sich einfache Emendation und die
Deutung auf Peuvillers zulâssig. — ^*) ,Hideberti* G. — *^) ,emmanuensis* C.
VII. ï)B; ,domino* C— 2)B; ,Teidrudà* C. — »)B; ,dom* C. — *) C; fehll
in B. — *) BC*; ,Durense' oder ,Eurense* C^; hier endet das Facsimile in B. —
•) ,a' C — ») ,pertigatas* C. — «) ^et ea* C.
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— 387 —
rimus, ipsum mansum et illam terram que ibi aspicit ad villam que
vocatur Pura et illam terram que iacet ad Publiaeum villam de potestate
sancti Videni per iudieium vestrum seu successorum vestrorum valeamus
habere et excolere et fructus terre recipere et nichil exinde vendere
nec donare nec alienare nec de rébus ipsius abstrahere nec minuere
nullum pontiQcium ^) habebimus, quicquid ibidem addere vel inmelio-
rare poterimus ; post nostrum quandoquidem deus voluerit diseessum *®)
ipsum mansum et illam terram absque uUius contradictione vel iudicis
adsignatione in vestra facietis recipere potestate, et censum annis sin-
gulis in festivitate sancti Videni de argento denarios IIII solvere et
procurare studebimus; et si de ipso censu négligentes^*) aut tardi ad
reddendum apparuerimus, qualiter lex docet, emendare studebimus. Et
ut precaria firmior habeatur veP^) per tempora conservelur, manu
propria nostra subter firmavimus et bonorum*^) hominum iirmare ro-
gavimus.
Signum Odelberto**) et uxor sua Teidrada^*) et filio suo Tei-
dulfo^^) qui banc precariam fieri et affirmare rogavimus. Signum
Otgero. Signum Raymbalt^'). Signum Hairoalt. Signum Ingel-
rico. Signum Widrado"). Signum Humero.
Dodo. Rothgaud. Ayrbodo. Adelmaro. Folberto. Remigio^®).
Odelgis. Odeleo.
Data in mense XVII. ^^) kal. septembris, régnante domino nostro
Karolo rege^'^).
Ego Grimo^^) presbiter et cancellarius scripsi; in dei nomen^*)
féliciter amen.
VIIL — Die Sôhne Hugo's tcmschen mit dem iudex Vico und dem
Meier HUdrad^ Ministerialen der Abïei 8. Vanne^ in deren Interesse
und unter Zustimmung des Bischofs Berengar eine Hufe ad Cruces
gegen eine andere in demsdben Orte,
940 December 7.
C> fol. 7'. — C8 fol. 5 no. 8. — Randbemerkungen im Cod. 184
der Stadtbibliothek zu Verdun, fol. 8' (B^).
Der Ort lag bel Blercourl und Baleycourt. — Kanzler Saroward ist
sicher derselbe, der bald nach 925 ein Polyptychon der Hauptkirche S. Maria zu
•) ,pontificatum' C. — *«) ,decessum* C «. — ») ,negligemus* C. — *«) ,ut* C. — >») hier
beginnl die Abschrift in B; vielleicht fehlt in BC ein Wort wie ,manibus*. — '*) C^;
,01diberlo* B; ,Obelberto* C^ — ") ,Leidruda* C». — ") B; ,Leidulfo* C. - ") ,Raun-
balt. Heroalt Lagelrico. Vidrado' C, wo die folgenden Namen fehlen. — **) ,Be-
nagio' B. — »^ ,VIIX^ BC. — «>) fehlt in B. — «•) BC>; ,Gomnio* C«. — «2) ,nomine* C.
2b*
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— 388 —
Verdun geschrieben hat; die durch Wassebourg, Antiquités de la Gaule Belgique
fol. 182 erhaltene Einleitung vgl. in Mon. Germ. SS. IV, 38.
Inter quos caritas manet vera, pars parti bénéficia oportuna^)
non denegat, quia^) nequaquam res minuuntur, dum pro qualitale
quantitate et^) utrorumque adiacenti convenientia inter se commutantur.
Quapropter plaçait atque convenit inter quosdam sancte dei genitricis
Marie Virdunensis ecclesie colonos, id est Joannem^), Arnulfum^), Hu-
gonem^), Milonem^), Ottuifum et Vilieboldum, fiiios quondam Hugonis,
de villa que dicitur ad Crucem et ministeriales de abbatia saneti Vi-
toni, Viconem^) scilicet iudicem et Hildradum') maiorem, tempore do-
mini Berengeri episcopi et eodem consentiente quasdam res inter se
commutare pro ambarum partium®) opportunitate. Tradiderunt pre-
fati filii Hugonis maiori de abbatia saneti Vitoni nomine Hildrado ^ de
rébus sue proprietatis mansum unum in pago et comitatu Virdunensi
in villa ad Cruces situm, ut ipse mansus imperpetuum per commuta-
tionem esset ad abbatiam saneti Vitoni; qui ita terminatur: de uno
latere alodus filiorum^) Hugonis, de alio latere terra sancte Marie de
Ballonis curte, de una fronte caminus publicus, de altero alodus^**)
Hildiuuardi. Consentiente^^) vero domino ac venerabili episcopo Be-
rengero reddiderunt ministeriales saneti Videni pro recompensatione pre-
dicti mansi, id est Hildradus maior et Vico^^) index, iam dictis filiis
Hugonis alterum mansum in eodem pago et comitatu Virdunensi in
villa ad Cruces situm ad prefatam abbatiam antea pertinentem ; qui
mansus bas habet terminationes : de una fronte ^^) alodus^*) cuiusdam
Gozperti^^), de altéra caminus publicus, de uno latere et altero allodus
filiorum Hugonis. Expetientibus denique iam dictis filiis Hugonis idem
dominus Berengerus pontifex hoc testamenti scriptum fieri precepit,
ut, quod queque pars accepit, a\> altéra quasi proprium teneat atque
possideat, et quicquid deinceps facere voluerit, altéra ^^) faciat. Et ut
bec cartula in omnibus^') firmior sit^®), manibus propriis eam idem
pontifex firmavit et manibus suorum fidelium roborandam esse decrevit
cum stipulatione subnixa.
Actum^^) sub die VIL idus decembris, anno V. régnante Ottone***)
rege in regno Henrici patris eius.
VIII. *) Bi Cl; fehlt in G» D. - ») Bi G»; ,qm* G». - ») ,quantitate et*
fehlt C2. — *) Bi Gi; fehlt in CJ, — ») dahmter ,et* in G^. — •} Bi; ,Viduonein* G.
— ') ,Hilerad.' G» — ») ,patrium' G. — ») Gi; ,filio* G2; ,filii' D. — »«) ,hadoIus* G
") jCensente* G. — ") ,îbico* G. — ") dahinter in G versehentlich ,caininus pu-
bhcus* — ,de una fronte' wiederholt. — ") ,adolus* G. — ") ,Gorberti* G*; ,Gor-
perti' G 2. — ^^j Die Lesung in G ist unsicher; ,exinde*? — "; B'; ,in omnibus'
fehlt in G. — »«) ,sit esse' G. ~ '«) ,auctum' G. — ''o) ,01done' G^; ,01eone' G».
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— 389 —
Signum domini Berengeri episcopi qui hanc cartulam testamenli
fieri precepil.
Signum Dudonis vicedomini. Signum Hildrici^^). Signum
Hairredi. Signum Rodelini. Signum Berengari. Signum
Bertoldi. Signum Riculfi. Signum Volfridi. Signum Lange-
raldi. Signmn Lodouuici.
Testes Rambertus scabinus. Drogo. Rotfridus. Amalrieus etc.
Ego Sarouuardus^^) presbiter et cancellarius scripsi et subscripsi.
/X Hermanteus làsst die HUdburg fret und ubergiebt aie gegen einen
Wachsjsiins der MurU der Kirche S, Vanne,
942 Mai L
CA fol. T. — C« fol. 5' no. 9.
Ducange, Glossarium mediae et infîmae Latinitatis s. v. ingenuitas
(éd. Favre IV, 362).
Nach Angabe von Dom Colloz, Coll. Moreau XLVI fol. 201, enthielt das
Kartular des 12. Jh. auf fol. 6' »carta ingenuitatis Hildeburgae feminae per Er-
menteum in censum ecclesiae s. Vitoni«. Das Formular gleicht dem von No. X.
Qui famulum vel famulam suam a iugo servitutis absolvit, procul
dubio mercedem recipiet ab eo qui dixit: »dimittite et dimittetur ; date
et dabitur vobis« ^). Quapropter ego Hermanteus pro remedio anime mee
in dei nomine dimitto ingenuam famulam meam nomine Hildeburgam,
ut hinc et deinceps ingenua .sit ingenuaque permaneat tutionemque
sancti dei confessons Vitoni Virdunensis ecclesie^) habeat et annis
singulis in festivitate eiusdem sancti dei confessoris Vitoni ad altare
ipsius unam deneratam de cera exsolvat eiusque mundiburdo *) defensata
firmissimam in omnibus ac securam obtineat libertatem et ingenuitatem
per hanc ingenuitatis cartulam. Si quis vero, quod futurum esse non
credo, si ego ipse aut^) ullus*) de heredibus coheredibusque meis seu
quelibet ulla opposita persona^) contra hanc ingenuitatis cartulam')
adiré et eam infringere vel immutare ^) voluerit, cui ^) litem intulerit co-
gatur^^) exsolvere auri libram I, argenti pondéra V multa sustineat;
et insuper quod repetit evindicare non valeat. Et ut hec cartula in-
genuitatis firmiorem in omnibus obtineat vigorem, manu propria sub-
^^) die folgenden Namen bis ,Amalricus* fehlen in C und sind ans B^ ergânzt. —
") ,Saromardus* B^.
IX. ») Lucas 6, 37. 38. — «) ,ecclesia' C. — »; C> ; ,bureo' C», davor ,mundi*
ausgestrichen ; ,viribus* D. — *) ,ego aut ipse* C. — *) ,unus* C. — •) ,persona
qui' C. — ') ,cartulam ingen. cartulam* C — ^ ,imutare* C. — •) ,qui* C. — '**) ,co-
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— 390 —
ter eam signavi et qui subscriberent vel signarent in presenti rogavi,
stipulatione subnixa.
Actum^*) sub die kal. maii, anno VI. régnante Ottone^®) rege
filio Henrici régis ^^).
Signum Armenteus qui hanc ingenuitatem fieri et firmare^*) ro-
gavit. Signum Adhelburgis. Signum Stephani, Goliotei, Hugonis.
Signum Tangelardus etc.
Sarouardus indignus cancellarius scripsit et subscripsit.
* X Der Diacon Amàlrich lâsst die ihm in dieser Absicht von seinem
Bruder Lado iibergebene Asaira frei und ubergiébt sie gegen einen Wachs-
eins der Munt der Kirche 8. Vanne. ^^^ t • ^o
947 Jum 13.
Coll. Moreau XLVI fol. 201 aus dem alten Kartular fol. 6 (B).
Baluze, Capitularia regum Franconim II, 825 no. 8 (K).
Die Bezeichnung Lothringens als ,regnum quondam Lotharii iunioris* in der
Datierung ist geeignet, die von Parisot, Le royaume de Lorraine 749 ff. betonte
Beziehung des Namens des Landes auf Lothar II. zu beleuchten. — Zum ersten
Maie werden hier dem Titulus der Kirche die Namen der in ihr begrabenen
Heiligen und Bischôfe Pulchronius und Possessor beigefugt.
Qui famulum vel famulam suam a iugo servitutis absolvit, sine
dubio mercedem recipiet ab iiio qui dixit: »dimiltite et dimittetur; date
et dabitur vobisc*). Quapropter ego Amalricus diaconus atque sancte
Marie Virdunensis ecclesie canonicus pro remedio et absolutione^j
anime fratris mei Ladonis^) dimitto ingenuam famulam illius nomine
Asairam, quam ipse mihi ad liberam*) faciendam tradidit et dédit, ut
hinc et deineeps ingenua sit ingenuaque permaneat tutioneraque^)
ecclesie sancti Pétri et sanctorum confessorum Vitoni, Pulchronii,
Possessoris, civitatis Virdunensis pontificum, habeat et annis singulis
in festivitate sancti Vitoni ad altare ipsius in predicta ecclesia civitatis
Virdunensis unam deneratam de cera persolvat ipsiusque ecclesie
mundiburdo et abbatis eius tutione®) defensata per hanc ingenuitatis
cartulam liberam ac firmissimam omni tempore optineat libertatem et
ingenuitatem. Si qnis vero, quod futurum esse non credo, si ego aut
uUus de heredibus meis vel coheredibus vel ipsius fratris mei Ladonis')
seu quelibet alia extranea persona hanc ingenuitatis cartulam infringere
voluerit, cui litem intulerit una cum predicta socia ecclesia cogatur^j
gimur* C. — >') ,auctum' C. — i2) ,Otdone' C. — »») ,rege* C. — »*) ,firma..'C*;
,firmata* C«.
X. ') Lucas 6, 37. 38. — ») K; ,absolutionis* B. — ») K; ,Jadonis* B.- *), li-
bertatem* BK. — ^) jtutionem* B; ,tuitionem* K. — •) ,tuitione* K. — ') ,quogatur* B.
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— 391 —
exsolvere®) auri libram I, argent!^) pondéra XII multa sustiaeat; et
quod repetit non evindicet. Et ut hec ingenuitatis cartula in omnibus
firmior sit, manibus propriis subter eam firmavimus et qui subscriberent
vel signarent in presenti rogavimus, stipulatione subnixa.
Actum^^) sub die idus mensis iunii in predicta ecclesia sancti
Vitoni, ubi corpus Ladonis*) sepultum est, anno XI. régnante Ottone^^)
rege filio Heinrici régis in regno quondam Lotharii iunioris.
Signum Amalrici diaconi, qui banc ingenuitatis cartulam fieri et
firmare rogavit.
Isti sunt testes : -|- Signum ^^) Adelardus. -|- Signum Albricus.
-j- Signum item Albricus. + Signum Anselmus. -}" Signum Rayn-
baldus^^). 4" Signum Robertus. + Signum Dominicus. -|- Signum
Fiocherus. -}" Signum Berardus abbas. Heiroaldus diaconus. +
Blicherus diaconus. -j" Signum Berterus presbiter calvus.
Saroardus^^j presbiter et cancellarius scripsi et subscripsi.
XT. Bischof Berengar fuhrt in dem von Kanonïkern hesetztm Kloster
8. Vanne die Mônchsregel ein^ berufl Humbert aJs AU und hestàtigt ihm
das Kloster mit aUen seinen, namentlich aufgefuhrten Besitjsungen,
951—952.
XI*. Cl fol. 8 Fragment. — C* fol. 6 no. 11. — Abschrift in der
Ghronik des Hugo von Flavigny, contaminiert mit der Fâlschung XI b^ im
cod. 142 fol. 69' der Meerman - Handschrif ten auf der Kgl. Bibliothek zu
Berlin (H).
Gedruckt nur in der durch Hugo uberlieferten Form, zuletzt Mon.
Germ. SS. VHI, 362.
Xlb (Unecht). Abschrift aus dem angeblichen Original (grand tiroir
no. 1) in der Coll. Moreau VIII fol. 66 (A). — C>fol. 8. - Cfol. T no. 12. —
Zusâtze zu XI a in der Chronik des Hugo von Flavigny (II).
Wassebourg, Antiquités de la Gaule Belgique fol. 187' unvollstândig.
— Calmet, Histoire de Lorraine éd. I. I, preuves 541. — Roussel, Histoire
de Verdun, preuves 2 no. 3 unvollstândig.
Ueber das Verhàltnis der beiden Texte XI a und XI*» zu einander und uber
die durch Hugo von Flavigny iiberlieferte gemischte Fassung ist oben (S. 352) ein-
gehend gehandelt worden. XI a ist, abgesehen von dem durch die eckigen Klam-
mern als Interpolation bezeichneten, wohl um die Mitte des 11. Jahrh. zugefiigten
Schlusssatz als echt zu betrachten; es ist wahrscheinlich noch im Jahre 951 bis
zu den Worten »in Amonzei villa sitam« verfasst und in dieser Gestalt zur Er-
langung des Ottonischen Diploms No. XII der kôniglichen Kanzlei vorgelegt worden ;
— «) ,persolvere* K. — ») ,aurgenti* B. ~ ^^) ,auctum* B. - ») ,Otthone* B. — »«) In
K sind nur die Namen aufgezàhlt, Kreuz und ,signum* fehlen. — "} ,Raynboldus* K.
— ") ,S. Arvardus* B; offenbar ein Versehen des Dom Colloz.
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— 392 —
den Schluss des Besitzverzeichnisses hat Rerengar spâter, indessen wohl noch vor
956, hinzugesetzt. — XI t), das Dom Colloz aus einem von ihm als Original belrach-
leten unbesi:geUen Pergamente abschrieb, ist eine um 1100 enlstandene Fâlschung,
die, im Anfang fast gleichlautend mit XI», in der Giiterliste formale Kûrzungen
aufweist, dafur aber sachlich zwei Zusâtze enthâlt: am Beginn einen Einschub
iiber offentliche Rechte in Escance — um dessentwillen die Fâlschung angeferligt
wurde —, am Schlusse die Schenkung von 4 in XI a nicht genannten Kirchen.
Der auf das Resitzverzeichnis folgende Schluss von XI *> diirfte mit den Unter-
schriften aus der Urkunde Wigfrids No. XV entlehnt sein ; die Datierung konnte
mit Hiilfe des Diploms Otto's I. No. XII leicht zurecht gemacht werden. In unserer
Ausgabe haben wir das Verhâltnis von XI*» zu XI» und No. XV durch Petitdruck
kenntlich gemacht.
Noverit omnium catholicorum tam presentium quam futurorum
induslria, quod ego Berengerus sancle Virdunensis ecclesie nomine'),
non merito episcopus anno mee ordinationis XII, memor nostre ecclesie
fratrum^), — quorum maxima pars dominica verba sepius sequebatur di-
centia: » Vendite que possidetis et date pauperibus ^), et habebitis thesau-
rum in celo, et sequimini mc^), fugientes terrena et amantes celestia
nostre congregationis locum deserere et monachicam ^) vitam sumentes,
cenobia extra noslram parrochiam consita^) tentabant adiré — , ne in
postmodum nostra ecclesia de proprio thesauro suo') pateretur®) damp-
num, favente seniore noslro gloriosissimo^) rege^) Ottone^®) ac^^) Conrado
Lotharii regni duce magnifico congregatisque nostre ecclesie fidelibus^)
clericis et laicis, pari voto atque communi consultu decrevimus in nostro
episcopio quoddam monaslerium deo annuente slabilire, in quo nostre
ecclesie fratres activam vitam fugientes contemplative vite solatium fu-
turis temporibus valerent invenire. Tune communi consilio evocavi-
mus*^) domnum Humbertum religiosum abbatem — qui ab ipsis
infantie rudimentis in nostra ecclesia ^^) fuerat educatus et prebenda
nostre canonice perfruitus ^*), nostri etiam ^^) episcopii baptizatus atque
parrochianus, donec^^) infrascriptum aliorum fratrum secutus exemplum
pro eterna retributione monachicam^) vitam sumpsit — ac communi
cleri et plebis concordia et^'j eorum canonicorum nostrorum^^) qui
XI. *) A H ; fehlt in C. — 2) dahinter ,nostrorum* in A. — *) ,elemosinam* H.
— *) A H ; jsequi minime me* C ; vgl. Lucas 12, 33 und Matthaeus 19, 21. — *) ,monachi
quam' C. — *) A; ,concita* C; fehlt in II; danach tritt in C* Tintenwechsel ein,
und der Schreiber hat von da an nicht mehr XI», sondern das gefâlschte XI *> ab-
geschrieben. — ') AH; ,suo thesauro' C^. — ») ,paterentur' C^. — •) A H ; fehlt in
(:2. - i«) AC; ,Othone' H. — ") ,et' C». — »») AH: ,vocavimus' Ca. —
*') .nostram ecclesiam' C^. — **) ,perfuitus' C^. — ^'^) AH; ,etiam nostri* C*, und
in Xlb Cl und C2. — »•) ,deinde' 02. — ") ,et — vitam= fehlt in Xlb. — »») (^^2.
,nostr. canonic' H, — '•) ,aliorum' C2. —
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— 393 —
tune temporis monachicam '^) aliorsum *®) nitebantur accipere vitam*'^,
concessimus ei quoddam monasterium ad construendam congregationem
monachorum
XI»
in honore sancti Pétri apostolo-
rum principis stabilitum, in quo
requiescunt corpora sanctorum con-
fessorum atque episcoporum Vi-
toni, Pulchroni, Possessoris^®), Fir-
mini **) atque Madelvei, cun) omnibus
rébus ad eandem sancti 2^) Vitoni^^)
abbatiam^^) pertinentibus. Aspi-
ciunt^^) ad istud^^) monasterium
iuxta Scantiam raansa VI et dimi-
dium, molendina IIIP^), ad Bal-
ionis curtem mansa VI, ad Fras-
nidum^'j mansa IIII, ad Crucem
ecclesiam I, ad Castonis ^^) curtem
ecclesiam I, ad Nouam villam eccle-
siam I cum duabus suis cappellis^^)
et cum ecclesia P^) in Marculfi®^)
uilla sita ad prefatam Noue uilie
abbatiam pertinente, in eadem Mar-
culfi curte mansa III cum silvis et
pratis et ad Nouam villam mansa
IIIl cum silvis et pratis ad eandem
ecclesiam pertinentibus et pictura
vinee I et molendino I super Hel-
nam^^) fluviolum^^) sito, et ad villam
XP
<in honore sancti Pétri * et sanctorum
confessoruin*Pulchronii, Vitoni, Posses-
soris atque Firmini ♦ stabilitum cum
omnibus rébus ad eandem ♦ abbatiam
pertinentibus. Adspiciunt ad id monaste-
rium iuxta Scantiam mansa VI et dimi-
dium, molendina IIII — Cum banno ip-
sius villule^^') quod hactenus tenui-
mus et pro dei amore loco ex toto
concessimus, iustitiamque latronum
qui in bannum inciderint^"), vel
sanguinis qui effusus fuerit, sive
vicedominarium placitum et cursum
aque seu correptionem omnium
mensurarum, exceptis alodiis que
homines tenent ad placitum géné-
rale respicientes , et publiée vie
transitum — , ad Ballonis curtem mansa
VI, ad Frasnidum **') mansa IIII, ad Cru-
cem ecclesiam ï, ad Castonis curtem"')
ecclesiam I, ad Nouam uillam eccle-
siam I cum duabus ♦ capellis ♦, in Mar-
culfi villa") ecclesiam I * cum man-
sis III ♦, ad Nouam villam mansa IIII ♦
cum molendino I, * ad * Parridum *
ecclesiam I cum mansis XVI * et mo-
lendino I, ♦ ad Harbodi^^) villam ♦ eccle-
siam !-•') et mansa II"') et unum quar-
tariuro, ♦ ad Liniacum*®') quartam partem
* ecclesie et mansum I ^•') et quartarii III *•')
XI», 20) jconfessoris' C«. — •*) in H ist ,atque' vor ,Firmini* getilgt; urspriinglich
scheint daher hier der jetzt nur in XI b uberlieferte Wortlaut gestanden zu haben.
— •«) C2; fehlt in H. — *») ,abatiam* C^. — «) ,et aspiciunt* C^. — ") C* H. —
**) in H ist am Rande der in XI b iiberlieferte Zusatz ,cum banno' — ,transitum*
nachgetragen und durch Zeichen an dièse Stelle verwiesen. — ") H ; ,Fransnidum*
C«. — M) ,Costonis' C2. - «») ,capellis suis* H. — »<>) ,cum I ecclesia* H. —
»•) H; ,Marcoia' C». _ »«) ,Klnam* H. — ») H; ,fluvium* C^ —
Xlb. 20') ,ville* II. - ^") A II C. — ^") ,Erasnidum* C. — »»') ,curtim' A. - »*') ,curte*
C. ~ ^^') ,IIarboldi* C. — »«') fehlt in C. — "') ,Iir C. — ^') ,Limacum* A. -
"') ,IIir C. -
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394 —
Parridum^*) nominatam ecclesiam
P^) cum mansis XVI inter Cosan-
tiam^®) et Limiam^') sitis et nio-
lendino I et silvis et pratis, et ad
Harbodi^®) villam in Vuapra eccle-
siam I et mansa II et quartarium I,
et ad Liniacum^^) quartam partem
unius ecclesie et mansum I et quar-
tarii III et molendinum dimidium
cum silva et pratis, et*®) in Bar-
rensi*^) comitatu mansa II in villa
Villare*^) nominata. . Dedimus pre-
terea ad*^) augmentandum huius
monasterii fundamentum *^) ex parte
nostre ecclesie de abbatia sancti
Âmantii mansa X cmn sedilibus ad
eadem mansa pertinentibus et ad
Flaviniacum piscatoriam totam et al-
teram **) piscatoriam ad Tilliacum *^)
pertinentem, et decimam illorum
arietum qui nostre ecclesie persol-
vuntur ex Bracensi centena, et de-
cimam foratici nostre civitatis de
vino, ecclesiam quoque in Amonzei *^)
villa sitam, et Flaviniacam villam
cum ecclesia I et piscatoria et
molendinis et silvis et pratis*^) et
et dimidium molendinum ♦, in Barrensi
comitatu mansa II in villa Villare no-
minata, * et ex parte nostre ecclesie de
abbatia sancti Amantii mansa X cum
sedilibus ad eandem pertinentibus, *
ad Flaviniacum piscatoriam totam et
alteram ♦ ad Tiliacum pertinentem, et de-
cimam * arietum qui nostre ecclesie per-
solvuntur ex Bracensi centena, et decimam
foratici nostre civitatis de vino, ecclesiam
quoque in Amunzei"^') villa, * Fla\'inia-
cam villam cum ecclesia et capella
I**') et * molendinis et pratis et silvis
et^^') cum mansis XXVI, et ad villam
Marleiam prope civitatem Mettis sitam
ecclesiam I,* ecclesiam **') I ^•') in suburbio
Virdunensis castelli * in honore sancti
Pétri* cumV mansis, in Piet villa ^^')
ecclesiam I, in Donnaus^^') eccle-
siam I, in Morvilla ecclesiam^*') I,
inMaruaP*')- Hec"')omniapro sainte
anime nostre nostrorumque pecca-
torum absolutione tradîdimus*") *loco
et firma ratione atque auctoritate '")
nostra confirmamus corroboramus
atque stabilimus, * successorumque no-
strorum paternam largitatem flagitamus,
ut erga prefatum locum pium animum
semper habentes, que pro redemptione
animarum fecimus rata esse sinant**')»
que dedimus non minuant, insuper de
suis * addere studeant, ita conservantes
nostra, sicuti et sua queque perhenniter
manere voluerint'*') décréta. Si quis vero
XI». — ") ,Peridum* C2; in H ,Peridum* in ,Parridum* corr. — «») H; ,et* CA —
»«) H; ,Consantiam* C*^. — »') C» H. — s») H; ,Herboldi' C».- »») H; ,Lemacum^
Ca. __ *oj H; fehlt in C». — *») ,Barensi* C^. -") ,Villarae* C». — «) ,ad* — ,funda-
mentum* fehlt in H. — **) ,aliam* C«. — *») ,Tiliacum* H. — *•) ,Amourei' C«. —
*') ,pratis omnibus* H. —
Xib. _ w/) ^Amonsei* C. — »»') AHC statt ,Petri villa*; in H ist ailes folgende
mit anderer Tinte und Feder an den Schluss von XI» angehângt. — '*) ,in
Donnaus ecclesiam V fehlt in C; ,Domnous* A. — '^) fehlt in H. — '*') ,in
Marua V fehlt in A C. — **') Im folgenden bezeichnet der Petitdruck die Ueber-
einstimmung mit No. XV. — '•') ,tradimus* C. — *'') ,auctoritate et rationé' H. —
^') ,cinant* C»; ,curent' D. — 8»') ,voluerit' C. —
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— 395
omnibus adiacentiis ad eandem vil-
lam pertinentibus — ad quam vil-
lam aspiciunt mansa XX et VI *^) — ,
et ad villam Marleiam prope civi-
tatem Métis ^^) sitam eeclesiam I in
honore sancti Briccii *®) construetam.
Simili etiani modo delegavimus
eidem monasterio ad preparandum
hospitale eeclesiam 1*^) in^^) ho-
nore^*) sancti Pétri construetam^^)
in suburbio Virdunensis castelli^^)
sitam cum mansis V et prato I
et omnibus utriusque sexus ad
eandem ^^) eeclesiam pertinenti-
bus^*).
<Decrevimus etiam, ne forte
aliqua seculari exactione graven-
tur, ut pictura^^) murorum, quam
alia loca episcopis debent, non ab
eis, sed ab hominibus abbatie in
suburbio exigatur^®))>.
vel pontifex vel pr inceps diabolico spi-
ritu incitatus hec aliquo modo subtra-
hère vel dissipare voluerit, nostro in-
primis communi "') anathemaie percussus
centumque maledictionibus involutus, Da-
tan quoque et Abiron socius factus iram dei
omnipotentis incurrat atque eternis man-
cipatus**') incendiis inexpiabiles apud
inferos penas luat. Ut autem hec nostre
auctoritatis traditio firmiorem vigorem
optineat *, nostrorum fidelium manibus
presentialiter corroborari decrevimus.
Anno incarnationis domini
DCCCCLII, indictione X, concur-
rente IIII, epacta XXII hec carta
confirmata corroborata atque de-
scripta*^') est*^'), régnante Ottone
imperatore augusto anno*^') XVI,
episcopatus vero nostri anno XII.
Ego Berengarius**') presul indig-
nas subscripsi.
Signum domni *»') Humberti*®')
eiusdem **') loci **') abbatis. Signum **')
domni *^') Vodonis *'') abbatis. Signum **')
domni**') Berardi abbatis. Signum**')
Berneri prepositi. Signum**') Mardi
prepositi ceterorumque clericorum et
monachorum huic carte dévote faven-
tium*®'). Signum Godefridi comitis**').
Signum Giuuardi**'). Signum Ade-
lardi **')>.
XI» *«) ,mansaXXVI' H. — *») ,Mettis civitatem* H. — *«) ,Bricii* C«.— *i) fehlt in H. —
*«) ,castri*H. — *») H; fehlt in C«. — »*) der folgende Satz fehlt in H, in dem un-
mittelbar der Schluss von XI *> von ,in Piet villa* an folgt. — **) ,picturam* C*. —
") ,exigantur* C».
Xlb *o') ,mandcipatus* A.*',— *^') ,conscripta* H. — **') dahinter ,presidente Romane
ecclesie papa Adriano anno VI* nachtrâglich eingeschaltet in H. — *") ,anno regni
sui in Francia XVI, initalia I* H, durch Nachtrftge Uber der Zeile und am Rande
hergestellt. — **') C«; ,Berengerus* C^ A ; ,Bereng.* H. — **') fehlt in H. — *^) ,Hu-
berti* G. — *") ,Vodone* G; die folgenden Namen fehlen in G, das erst wieder mit
jceterorumque' einsetzt. — **') dahinter in H : ,et nobilium laicorum Godefridi co-
mitis, Givardi, Adelardi et ceterorum* ; die beiden letzten Worte nachgetragen. —
*^) fehlt in G. — ^^') ,Givardi* A. — *»') ,Adhelardi* G.
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— 396 —
XIL Otto L bestatigt dem Kloster 8. Vanne die friiheren und die
jetet von Bischof Berengar bei der Einfuhrung der Mônchsregd ikm eu-
gewiesenen Besitzungen und EinJcunfle. p . ^
Abschrift aus dem Original nebst kleinem Facsimile in Coll. Moreau VIII
fol. 48 (A).
Wassebourg, Antiquités de la Gaule Belgique fol. 188 Fragment —
Calmet, Histoire de Lorraine, éd. I. I, preuves 361. — Mon. Germ. Diplo-
mata I, 219 no. 140. — Stumpf, Reichskanzler Reg. no. 202.
Wie in der Vorbemerkung zur Ausgabe in den Mon. Germ. ausgefijhrt ist,
war das Original des Diploms von dem in der Récognition genannten Notar
Wigfrid geschrieben. Als Vorlage fiir den Text diente diesem eine der konig-
lichen Kanzlei seitens des Bischofs eingereichte Aufzeichnung, in welcher die
bischôfliche Urkunde No. XI» — in der damais vorliegenden Gestalt, die mit der
Nennung der Kirche von Montzéville schloss — benutzt worden ist ; vgl. dariiber
oben S. 360. Wir haben die Uebereinstimmung mit No. XI» durch Petitdruck bezeich-
net. — Ueber die Frage, ob die in No. XII genannten oberlothringischen Bischofe in
Pavia anwesend waren oder nicht, vgl. die Ausfiihrungen in den Mon. Germ. Dipl. 1, 220.
In nomine sancte et individue trinitatis. Otto dei gratia rex
Francorum et Hitalicorum. Si petitionibus servorum dei ascensum')
prebuerimus, inde eterne vite reeonpensationem promereri credimus.
Quocirca noverit omnium sancte dei ecclesie fidelium clericorum et laicorum
tam presentium quam et futurorum industria, quod quidam noster lldelis no-
mine Berengarus sancte Virdunensis ecclesie venerabilis episcopus humili
devotione adiens nostram clementiam expettiit^), ut res prelibate Vir-
dunice sedi subiectas ad abbatiam sancti Vitoni pertinentes, cuius monaste-
rium ♦ in honore sancti Pétri apostolorum principis constat stabilitum, in quo re-
quiescunt corpora sanctorum confessorum atqae iam dicte Virdunensis ecclesie
quondam episcoporum, Vitoni scilicet, Pulcronii, Possessoris, Firmini atque
Madalvei, nec non et alias res quas ad aucmentandum eiusdem monasterii
fundamentum ex rebus sui episcopii delegaverat, nostre auctoritatis pre-
cepto corroboraremus, quatenus sue ecclesie fratres activam vitam deo
inspirante fugientes et contemplativam amantes, ne * de proprio thesauro sua
damnum pateretur ecclesia, sub habitu theorice religionis et norma sancti
Benedicti abbatis in eodem cenobio pro eterne vite retributione ac
totius nostri regni tranquillitate deo militaturi valerent et res
infrascriptas per succedentia tempora communiter possiderent. Adspi-
ciunt ad istum monasterium: secus Scantiam fluviolum mansa VI et dimidium
cum vinea I, molendina IIII, ad Ballonis curtem mansa VI, ad Frasnidum
mansa IIII, ad Crucem ecclesiam I, ad Castonis curtem ecclesiam I, ad Novam
villam ecclesiam I cum duabus * capellis, ad Marculfi villam ecclesiam I ♦ et
mansa III cum silvis et pratis, et ad Novam villam mansa IIII cum silvis et pic-
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— 397 —
tura vinee I et pratis ad eandem ecclesiam perlinentibus et molendino I super
Elnam ♦ sito, et ad villam Parridam * ecclesiam I cum XVI mansis * et molendino I
et silvis et pratis, * ad Harbodi villam ♦ ecclesiam I et mansa II et quartarium I,
* ad Liniacum *) quartam partem unius ecclesie Cum manso I et quartariis III
et molendino 1 cum silvis et pratis, et in Barrensi comitatu mansa II ad
Villare coniacentia ^), ad Manctionis curtem mansa III et dimidium, et ad
Marleium ecclesiam*), ad Medocium decimam de nostris indomi-
nicatis vmeis. Dedimus preterea ad augmentandum huius monasterii funda-
mentum de rebus nostre ecclesie, hoc est de abbatia sancti Amantii sortes X
cum sedelibus ad easdem sortes pertinentibus, ad Flaviniacum etiam piscatoriam
totam et alteram ♦ ad Tilliacum pertinentem, et decimam illorum arietum qui nostre
ecclesie persolvuntur ex Bracensi centena, et decimam partem vini ex mansis
ad nostram kameram pertinentibus, quod vinum foraticum vocamus, et
ecclesiam in Amonzei villa sitam. Nos denique iuste pétition! prelibati Be-
rengeri episcopi nostrique fidelis faventes, consultu fidelium regni nostri
procerum, Cohonradi Lotharii quondam regni ducis magnifici nec non Rod-
berti Treverici sedis archiepiscopi et Adelberonis Mettensis ecclesie
archimandrite seu Godlini Leucorum urbis antistitis, prescriptas res
cenobio sancti Vitoni concessas nostre auctoritatis precepto corroboramus
et manu nostra fîrmatas anulo nostre mimitionis sanccimus, quatinus
easdem res Virdmiensis ecclesie pastoris consilio omni tempore ordi-
natas abbas predicti monasterii ac monachi iussionibus iUius obtem-
pérantes quieto ordine habeant et secundum rectitudinis normam sine
cuiuspiam contradictione possideant.
Signum domni Ottonis (M.) serenissimi régis.
Wilgfridus cancellarius ad vicem Brunonis archicancellarii re-
cognovi.
Anno incarnationis domini nostri lesu Christi DCCCCLII, indic-
tione X, anno vero domni Ottonis in Hitalia primo, in Francia XVI,
datum XII. kal. februarii; actum Papie; feciliter in dei nomine amen^).
XIIL Papst Johann XIL genehmigt die von Bischof Berengar
vorgenommene Umwandlung von S, Vanne in ein regtdiertes Kloster und
bestâtigt ihm den schon durch kônigliche UrJcunde gesicherten BesUe.
956 Januar 9.
XIII». Abschrift in der Chronik des Hugo v. Flavigny in cod. 142
fol. 72' der Meerman-Hss. der Kgl. Bibliothek zu Berlin (H). — C » fol. 10. —
C« fol. 9 no. 14.
XII. *) A. — 2)^ Limacum* A. — *) ,conmacentia* A. — *) Die Kirche von Marly
ist in dem fiir No. XII nicht benutzten Schlusse von XI» unter den Schenkungen
Berengars genannt. — *) Beschreibung des Siegels in A.
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— 398 —
Wassebourg, Antiquités de la Gaule Belgique fol. 188 Fragment. —
Calmet, Histoire de Lorraine éd. I. I, preuves 369 (L). — Mon. Germ.
SS. VIII, 366. — Jaffé-Lôwenfeld, Regesta pontificum no. 3676.
XIII b (Unecht.) Abschrift aus dem alten Kartular fol. 60 in der Coll.
Moreau XLVI fol. 201' (B). — G* fol. 40. — G a fol. 46' no. 58.
Duvivier, Recherches sur le Hainaut ancien 341 no. 25 unvollstândig.
Wie oben (S 361) ausgefiihrt, geben in der jetzt vorliegenden Gestalt weder
die formalen Merkmale noch der Inhalt von No. XIII» zu Bedenken Anlass, wenn
auch durch die Art der Ueberlieferung, die durchweg nur auf das Kartular Richards
zuruckfuhrt, der Text nicht bis ins Einzelne verbiirgt ist. Er ist den For-
meln LXIV. LXXXIX des Liber diumus (éd. Sickel S. 69. 117.) verwandt; ein-
zelne, durch Petitdruck bezeichnete Wendungen sind den Urkunden Berengars (No. XI*)
und Otto's I. (No. XII) entnommen, aus denen auch die Angaben des Gûterver-
zeichnisses in der Hauptsàche zusammengestellt sind (doch vgl. oben S. 363). Der
Nachtrag wtirde, selbst wenn er nicht erst einer Abschrift zugefugt wâre, keinen
Anlass zur Verdâchtigung der Urkunde gewâhren, da ausdrucklich spâtere Schen-
kungen darin aufgefùhrt werden ; er durfte mit Hiilfe der Urkunde Konrads II.
(das mit ihr tibereinstimmende ist Petit gedruckt) niedergeschrieben sein. Viel-
leicht hângt es damit irgendwie zusammen, dass uns eine unechte Fassung des
Papstprivilegs Johanns erhalten ist (No. XIII b), in welcher das ganze Besitzver-
zeichnis des Diploms Konrads II. (No. XXXIII) eingeschaltet wurde ; war es ûber-
flûssig, dièse Fâlschung abzudrucken, so haben wir sie doch bei der Herstellung
der echten Urkunde mehrfach zu Rate gezogen.
lohannes^) episcopus servus servorum dei Berengario^} fratri nostro
VirdunensLs ecclesie episcopo cum omnibus sibi a deo commissis bravium
eterne remunerationis. Convenit apostolico moderamini pia religione
poUentibus benivola caritate favere et poscentium animis alacri devo-
tione assensum prebere. Ex hoc enim potissimum premium lucri a
conditore omnium domino sine^) dubio^) promerebimur, si venerabilia
sanctorum loca oportune ordinata ad meliorem fuerint statum nostra
auctoritate perducta. Igitur quoniam te, f rater carissime^), inter cetera
sancte conversationis exercitia comperimus quoddam ^) monasierium in luo
episcopio iuxta civitatem Virduni in ecclesia videlicet ^) beati Petri pro
amore dei construxisse, in qua •) requiescunt corpora sanctorum confessorum atque
prefate ecclesie sancte Marie quondam episcoporum Vitoni, Pulcronii, Possessoris
atque Firmini et de rébus tue ecclesie provida consideratione sublevasse, ut,
si quando filii tue ecclesie divino compuncti amore terrena despicientes
ad contemplative vite perfectionem confugere desiderarent, ne a tua
ecclesia penitus dissociati viderentur, in monasterio, quod membrum est
eiusdem ecclesie, solatii refugium sub habitu religionis sibi invenirent et deo
quieta tranquillitate ^) inibi famulentur®) — noverit omnium fidelium tampresen-
XIII*. 1) ,Ioannes' C».; davor Chrismon in B. — ^)B; ,Berengero* HC*L; ,Be-
rangero* C^. — ») CLB; fehit in H. — *) CLB; ,karissime frater* H. — ») ,quod* CL.
•) ,quo' H. — ') HB; ,tranquillitate quieta* CL. — «) HCL; ,famularentur* B.
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— 399 -
tium quam») futurorum industria nos idem monasterium tua ordinatione con-
structum cum omnibus rébus regalibus preceptis tuo consultu sibi san-
citis^®) in eternum velle permanere inconvulsum: scilieet villam^^)
super ^^j Scaneiam cum suis pertinentiis, Flauiniacum ^^) cum suis ad-
iacentiis '^), abbatiam sancti Amantii et^*) quicquid ad eam pertinet, ad^*)
Nouam villam^^) cum suis locis, ad Mantionis^®) curtem quantum ad
vos^') pertinet^®), Parridum^^) cum suis adiacentiis^^), Harbodi*^)
villam cum suis pertinentiis, Castonis curte^^) ecclesiam cum his que
ad eam pertinent, ecclesiam de Marleio cum suis adiacentiis, ecclesiam *^)
de Marculfi curte cum suis adiacentiis^^), ecclesiam de Amonzei villa**)
cum suis adiacentiis, cum terris vineis molendinis *^), cum servis et an-
cillis, abbatiam sancti Pétri et ecclesiam de Maroa, ad Liniacum quid-
quid ad illum locum pertinet*®), ad Nouam villam*^) in Barrensi*®)
comitatu quicquid ad*^) eum locum pertinet. Hec vero omnia*®) pre-
dicta loca cum suis omnibus generaliter atque ^®) specialiter pertinentiis
et quidquid deo opitulante voto fidelium huic monasterio concessum
fuerit in future tempore, per hoc nostrum apostolicum privilegium
perenniter confirmamus ^^) tam vobis quam vestris successoribus, et in-
super hoc nostre auctoritatis privilegio esse corroboratum volumus**),
quatinus eadem Virdunensis ecclesia que hactenus de filiis ab ipsis in-
fantie rudimentis in gremio suo expositis, dum ad externa ^') monasteria
confugiebant^*), fraudabatur, abhinc et deinceps in membre sibi sub-
iecto consilio sui episcopi atque providentia religiosi *^) abbatis Humberti
de eorum sancta conversatione sublimata glorietur. Si qua autem
temerario ausu magna parvaque^®) persona cuiuscumque ordinis aut
potestatis contra banc nostram apostolicam preceptionem adiré pre-
®) CLR; ,quani et* H. — *°) Trotz des Plurals braucht doch nur von der einen
Urkunde Otto's I. die Rede zu sein. — ") fehlt in H, wo ,super* vor ,Scanciam* aus-
radiert ist. — **) ,adiunctis* CL ; ,Flaviniacum — adiunctis* fehlt in H ; B: ,Plauiniacum
cum ecclesia et capella I et suis adiacentiis*. — ") ,cum* GLB. — '*) fehlt in H. — ") ,Noua
villa' CL. — *•) L; ,Amantionis* HC; ,et* Mantionis* B. — *') LB; ,nobis* C; ,eani*
H. — »») ,pertinent' HCL. — »») ,Paridum* C. - ^) Dahinter in L: ,de Marculfi
curte ecclesiam cum suis adiacentiis*. — **) ,Arbodi* C; ,Arbordi* L; der Ort fehlt
in B. — 22) jcurtis* H. — *•) ,ecclesiam — adiacentiis* H ; fehlt in CL (doch vgl.
N. 20); in B folgt auf die Kirche von Marly ein omfangreicher Einschub: das
ganze Guterverzeichnis des Diploms Konrads IL No. XXXIII. — •*) ,Amourei
villa* C. — »*) ,et molendinis* CL. — '^•) ,pertinent* CL. — «^ ,Noua villa* CL. —
**) jBarensi* C. — "), pertinet ad eum locum. Hec predicta loca omnia* CL; ,hec
vero omnia . . . loca* auch in B. — ^) ,et* H. — »*) CLB; ,firmamus* H. — ") H;
fehlt in CLB; ,decernimus* D. — »») ,eterna* C^; ,aHa' D. — ") ,confugebant* C*;
,confugerunl* C^; ,confugerent* D — »») ,gloriosi* HCL; fehlt in B. — »«) LB; ,par-
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— 400 —
sumpserit^'), sciai se auctoritate beati Pétri apostolorum principis ex-
communicatum atque anathematis vinculo esse innodatum et a regao
dei alienum cum oranibusque^^j impiis eterno incendio atque supplicîo
condempnatum. Qui vero observator extiterit huius nostri precepti,
gratiam atque misericordiam vitamque eternam a misericordissimo^^)
domino deo^^) nostro consequi mereatur.
Seriptum per manum *^) Leonis seriniarii sanete sedis apostolice in
mense lanuario per indictionem XIIII. Bene*^) valete*^).
Datum V.^^) idus ianuarii per manum Marini*^) episcopi et sanete
sedis apostolice bibliothecarii, anno deo propicio **) pontificatus domni lo-
hannis*^) summi pontificis et universalis XII. pape^^) in sacratissima
sede beati Pétri apostoli primo*'), in mense et*®) indictione supra-
cripta*») XIIII *«).
<(Hec^^) sunt addita, immo^^) quedam*^^) reddita*^) nostro mo-
nasterio post acceptum ^^) hoc ^^) privilegium ^^) : eccîesia de Bocconis **)
monte, eccîesia de Donnaus cum molendino ^'), eccîesia de Mauri villa, ad Riualdi
mansum mansi IIII, ad Raherei*^«) curtem et Gislei curtem et Nouam villam
mansi XXX cum eccîesia et capella, vinee etiam**) in Arnaldi") villa quas dede-
runt Richuara^j ductrix, Adelardus, Amalricus, Albertus, Warnerus, Gynilfus*'),
Lambertus canonicus, ad Florihing ^^) mansus I cum vineis, ad sanctum Iulianum
mansus dimidius et'*) vinea, ad Flabasium mansi illl**), Solidiaco quarta pars
ecclesie"), ad Buslani") villa medietas ecclesie'*).^
XIV. Rudolf, Sohn des Grafen Rudolf^ schenkt dem Klosier 8. Vanne,
in dem er hestaUet zu werden tounscht, die Hàlfte seines AUods und der
Kirche zu JoudreviUe. /jj^ 960?)
Abschrift aus dem Original (grand tiroir No. 9) in Coll. Moreau X
fol. 212 (A). — Abschrift aus dem alten Kartular fol. 13 in Coll. Moreau XLVI
fol. 203 (B). - C fol. 13. - C* fol. 13 no. 18.
vave* H; ,magnaque parva* C. — '') ,ire temptaverit* H; in der Formel 89 des
Liber Diurnus heisst es ,agere presumpserit*. — •*) aile. — '•) fehlt in C. —
*«) HB; ,manus' CL. - *») fehlt in H. — «) HLB; fehlt in C. — «) HCB; ,Mar-
tini* L. — **) HB ; fehlt in CL. — **) Joannis' C. — **) ,pape septimo in sacratissima
sede b. Pétri apostoli* schliesst XlUb. — «) ,VlIo* CL; ,X* H; in allen folgt darauf
,primo*, das zu ,in mense' gezogen ist. — **) CL; fehlt in H. — *•) C; fehlt in LH.
''^) dahinter ist in H am Rande nachgetragen : ,anno ab incarnatione domini
DCCCGLXXr. - ") ,hec autem' H. — ^^) fehlt in CL. — *») dahinter ,Ioannis
pape* in CL. — ^) ,Bucconis* CL. — ^®) hiernach bricht C ab. — ") ,Rhasherei*
L. — . »7) ,Arnoldi' H. — ««) ,Richuarda* L. - «») ,Girulfus et' L. — «**) H; vor ,h*
ein ,n* radiert, hinter ,g* 2 Buchstaben abgerieben ; vielleicht ,Florihingas* ; ,Flo-
tihingi' L. — •*) ,cum* H. — «'•) ,Iir H. — «») ,in Soliaco eccîesia' H. — •*) ,Biis-
lei' L. — «*) jvillam eccîesia* H.
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— 401 —
Citât bei Wassebourg, Antiquités de la Gaule Belgique fol. 194. —
Parisot, De prima domo quae superioris Lotharingiae ducatum tenuit 135 no. 2.
Ein Satz der Arenga ist dem vorangehenden Papstpriviieg entlehnt. —
Die Schenkung wird um 960 im Beginne von Wigfrids Begierung erfolgt sein,
da ihrer schon in seiner ersten Urkunde fiir S. Vanne gedacht wird. 959 hat
Heroald als Kanzler die Stiftungsurkunde von Amel unterschrieben (Gallia
christiana XIII i>, 554); 967 wird Berner als archicancellarius genannt. — Ueber die
Familie des Gebers Rudolf haben Witte in Jahrbuch fiir lothring. Gesch. V^, 54
und Parisot a. a. 0. 65 gehandelt ; doch bediirfen beider Ausfiihrungen erneuter
Priifung. Rudolf scheint der Stiefbruder des in der Schlacht von Cotrone gefallenen
Konrad, ,filius Ruodolfi quondam comitis*, der zufolge Mon. Germ. Dipl. 11, 325
no. 280 dem Kloster Gorze seine ,curtes Amella et Geldulfi villas vocatas^
vermacht batte; oder sollte die 946 genannte ,matrona Leua*, die Mutter
Konrads (Mon. Germ. Dipl. 1, 159 no. 80), mit der Eva unserer Urkunde identisch
sein? die Beziehungen der Familie der Griinder des Stiftes zu Amel sind
noch unaufgeklârt. — Die Erzâhlung bei Wassebourg, Antiquités fol. 195', dass Graf
Sigebert — • von dessen Feindschaft gegen Wigfrid die Gesta episc. Virdunens.
(Mon. Germ. SS. IV, 46) contin. c. 3 berichten — mit Rudolf verwandt sei und dem
Bischof den Besitz bestritten habe, ist aus den Quellen nicht zu belegen. Beach-
tung verdient indessen, dass Joudreville, auf das »Geldulfî villa* wegen der Nach-
barschaft von Amel sicher zu deuten ist, nicht 980 von Otto IL, sondern erst
1015 von Heinrich II. dem Kloster bestâtigt worden ist.
In Domine sanctae et individuae trinitatis. Quicumque christia-
norum fidelium dei aedificare domum vel etiam temporalium rerum
suarum loca sanctorum in divini nominis portione eleeta ampliare ^) ac
sublimare decreverit, aeternae procul dubio remunerationis mercedem
ab ipso omnium retributore bonorum recepturus erit. Ex hoc enim po-
tissimum lucri premium a conditore omnium domino sine dubio promerebimur, si
venerabilia sanctorum loca oportune ordinata ad ampliorem agrorum fructum
bonorum usibus fuerint augmentata. Debilum est ehristiano unicuique*)
fideli viro post innumera facinorum delicta saluberrimam dei misericor-
diam de adquisitis reditibus mercari, dominica attentius rememorans
verba: »Vendite quae possidetis, inquit^), et date pauperibus, et habe-
bitis thesaurum in caelo<. Quod ego Rodulfus, filius quondam nobilissimi
comitis Rodulli et eius dileetae coniugis Evae, perpendens sollicite et
de sainte animarum sepius tractans, pro animae meae remedio affînium-
que meorum per manus tune temporis*) senioris mei Wigfridi episcopi
et parentis mei Ottonis, Gisleberti^) quondam comitis fratris, tradidi
loco beati apostolorum principis Pétri res meae proprietatis sitas in
pago et comitatu Virdunensi, id est integram medietatem alodi mei in
XIV. *) ,ampliare voluerit* BC. — ^ ,omni ehristiano' B(i. — ^) ,Vcndite, inquit,
quae poss.* BC; vgl. oben No. XI. — *)ABC*; .manus tps' C*; .manus ips' 1). —
^) ,Gilberti' C.
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— 402 —
Geldulfi®) villa, iure hereditario tam in terris quam in pratis silvis pas-
cuis cultis et incultis mancipiis utriusque sexus et ecelesiae medietatem.
Quas videlicet res prescripto loco, in quo sanctorum requiescunt cor-
pora Vitoni, Pulcronii, Possessoris, Firmini atque Madelvei, in usus ser-
vorum dei tradidi et ex meo iure in ius et dominationem eorum trans-
fudi, ut eas et teneant et possideant et quicquid exinde voluerint
facere, quietam et liberam in omnibus facultatem aeternaliter babeanl.
Hac elemosina confisus corpus meum ibi sepeliendum devovi. Quod si
quis aliqua potens veF) suspecta') persona contra banc donationem per-
verso et maligno corde insurgere voluerit et eam quodam modo in-
fringere temptaverit, inprimitus iram dei incurrat et cum luda traditore
inferni penas sustineat, et insuper ^) fisco regio XXX auri libras coactus
exsolvat ; et quod repetit evindicare non valeat ; sed haec presens noslra
traditio firma et inconvulsa permaneat, cum stipulatione subnixa.
Signum Ottonis per cuius manus banc traditionis cartam feci. -f
Signum Adelaldi^) -|- et fratris eius Adalberti^®). Signum Ramberti.-f
Signum Givardi. + Signum Berengeri et fratris eius Raineri ^^). + Signum
Albrici. Signum Gotdefridi^^) comitis et fratris eius Heinrici.4- Signum
Milonis et^») Gotberti^*).
Ego Wigfridus peccator + subscripsi^^).
Signum Berardi abbatis.-f- Signum Amabici.-j- Signum Ber-
neri.-|- Signum Adelardi.-|- Signum Leutfridi.-|- Signum Remigii^^).
Signum Heroaldi archicancellarii. (S. R.)^^)
XV. Bischof Wigfrid schenU dem nicht hinreichend ausgestatteten
Kloster S, Vanne die Kirchen des h. Amantius isu Verdun und des
h, Supplicitis eu Marre, einen Weinherg zu ChampneuviUe^ BesUs zu
Rarécourt und Julvécourt, und bestâtigt die Schetikung Rudolf s eu JaudreciUe.
{963?— 966.)
Abschrift aus dem alten Kartular fol. 11 in Coll. Moreau X fol. 48^ (B) -
C» fol. 10'. — C2 fol. 10 no. 15.
Citât bel Wassebourg, Antiquités de la Gaule Belg. fol. 184. — Gallia
christiana XUIb, 554 no. 5 (G).
Ueber die Unechtheit des die Mauern betreffenden Zusatzes vgl. oben S. 353;
zur Einreihung vgl. die Vorbemerkung zu No. XVII.
«) ,Geldufi* C. — ') ,et*A; ,vel suspecta* felill in BC. — «), insuper et' A. -
») ,Adelardi* BC2; ,Aldelardi* C^ — '^) Die folgenden Unterschriften fehlen in C.
— ") ,Rayneri* B. — '^) ,Godefridi* B. — ^^) ,Signum* B. — >*) ,Goberti' B. -
»*) Hier schliesst B. — »«) ,Sign. Remigii etc. Amen* schliesst C. — ") Recogni-
tionszeichen in A.
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— 403 —
In nomine sancte et individue trinitatis universorum creatricis atque
moderatricis. Wilkfridus^) sancte Virdunensis ecclesie episcopus ac
plebis dei famulus. Superne dispensationis pietate agitur, quotienscunque
cuilibet mortalium cirea salutem suam aliquid bone aclionis providere
conceditur, maxime in his que ad cultum religionis sive ad reparanda
sanctorum loca pertinere videntur: que siquidem cura vel soUicitudo
cotidiana nobis specialiter ^) a summo pastore iniungitur, qui pastores
ecclesie non nostris meritis, sed divine dignationis clementia nominamur.
Unde etiam universis sancte dei ecclesie fidelibus tam presentibus quam
secuturis quoque certa ratione^) notum esse volumus, quod quendam
in suburbio nostro locum in honore sancti Pétri consecratum, beati
vero Vitoni confessons Christi corporali presentia sublimatum, ceptum
quidem in religionis gratiam invenimus, sed competentium rerum fa-
cul tatibus que ad custodiendum sanctitatis pertinent cultum, minus
idonee structura fuisse perspeximus. Ideoque divine inspirationis in-
stinctu premoniti et, ne deperire in eo loco posset sanctitatis olim
suscepta religio, simul veriti"*), cum fidelium nostrorum consensus una-
nimitate, qui eundem locum pio affectu a primordio visi sunt coluisse,
secundum apostolum audientes ^) et bonam semper illic voluntatem ha-
bentes, ad victualem substantiam sub régula sancti patris Benedicti
deo servientium monachorum nostre largitatis munere res quasdam illic
decrevimus tradere, quatinus absque penuria fratres in sancta con-
versatione vivere et regularem ordinera deo miserante possent per-
henniter observare. Dedimus itaque eis ecclesiam sancti Amantii in
prospectu eiusdem cenobii viandi vicinitate ®) contiguam cum his omnibus
que ad eamdem pertinere videntur, ecclesiam etiam sancti Supplicii')
in villa que dicitur Marua, et ®) vineam Noue uille ®) super fluvium Mose
positam et quicquid ad eam respicit, Radherei^®) quoque curtem et®)
Gillani aeque ^^) curtem super fluvium Heyram ^^) secus, utrimque in fine
scilicet silve Argunne ^^) sitas, cum suis ipsarum ecclesiis atque utrius-
que sexus mancipiis molendinis pratis aquis^) aquarumque decursibus
silvis pascuis terris cultis et incultis sive etiam que") Francorum
fidelium manu tradita industrie nostre vigilantia in eiusdem loci pos-
sessionem probantur esse subiecta, id est Geldulfi^^) villam dono Ro-
dulfi quondam militis nostri infra Vuabram ^^) sitam, ab Amélie Castro
XV. ») B ; ,Wikridus* G ; ,Wilfridus* C. — *) fehlt in BC. — ») ,quoque testatione* G.
— *) BC; ,unitl* G. — *) ,audentes* BC^ ,adentes* C«. — •) ,in civitate* C. — ') ,Sul-
pitii* C. — «) BC; fehlt in G. — ») BC; ,vin. Noue ville' steht in G erst hinter
,respicit*. — *^) ,Radherii* G. — **) ,Gillainaeque* G; ,Gillam aeque* B; ,Gillanique* C.
— **) ,Heiram* C\ — »») BC; ,Ar^uiine* G. — ") ,ea que* BC. — '•^) BC; ,Gun-
dulfi' G. — »«) GC; ,Wapram' B.
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— 404 —
non longe distantem, cum medietate ecclesiie mansoque indominicato
mancipiis utriusque sexus pratis silvis agris pascuis et ceteris iUic
pertinentibus. Hec omnia supradieto loco firma ratione et ®) tradidimus
et tradentibus auctoritate nostra libenter inniti voluimus, ut monachi
libéra facultate divinis mancipentur obsequiis et in ore eorum recordatio
perhenniter conservetur nostri memorialis, suceessorum quoque ^') nostro-
rum paternam largitatem flagitantes, ut erga prefatum locum pium animum
semper habentes, que pro redemptione animarum fecimus rata esse
sinant, que dedimus non minuant, insuper de suis potiora addere studeant,
ita conservantes nostra^®), sicuti et sua queque^^) perhenniter raanere
voluerint décréta. Si quis vero vel pontifex vel princeps diabolico
spiritu incitatus hec aliquo modo subtrahere vel dissipare voluerit,
nostro imprimis communi anathemate percussus centumque male-
dictionibus involutus, Dathan^®) quoque et Abiron socius factus iram
dei omnipotentis incurrat atque eternis mancipatus incendiis inexpiabiles
apud inferos penas luat. Ut autem hec nostre auctoritatis traditio
firmiorem vigorem obtineat et per succedentia tempora inviolabililer
permaneat, omnium nostrorum fîdelium manibus presentialiter corroborari
decrevimus.
<Et quia pro^) pictura murorum fratres eiusdem loci nobis sug-
'gesserunt, pro quiète eorum presenti auctoritate nostra firmamus^^),
ut, sicut ab hominibus banni alie consuetudines, ita et hoc opus ab
eis per prepositum abbatie exigatur.)>
Ego Wigfridus presul indignus subscripsi.
Signum domni Adelmari eiusdem loci abbatis ^^). Signum domni^^
Vodonis abbatis. Signum domni Berardi abbatis. Signum Be^
neri prepositi. Signum Adelardi prepositi ceterorumque clericoruni
et monachorum huic carte dévote faventium. Signum Gotdefridi'^^)
comitis. Signum Giuardi. Signum Adhelardi.
XVI, Amahrich^ der Sohn des Constantin, iibergiebt der Kirck
S. Vanne seinen Hôrigen Guildo, mit der Bestimmung, dass dieser ihr einen
Kopfzins von 5 Denaren eahle. ^ .
Cl fol. 8. — C« fol. 6 no. 10.
Die Urkunde soU offenbar die Freilassung vor dem Altar bezeugen. Sie
ist nicht, wie in G angenommen wird und man zunâchst vermuthen sollte, unter
Konig Otto I. am 12. Mai 943, sondern im 7. Regierungsjahr OUo's II (gekrônt
961 Mai 26) ausgestellt : denn nicht nur hat der Notar Rainer erst Urkunden des
") ,successorumque' G. — *^) G ; ,nostra conservantes* BC. — *'j ,quoque' G.
— «>) ,Datham* C; ,Datan* G. — «») GC; jfirmavimus' B. — ^') ,abbatis etc.' C.
wo alies folgende fehlt. — «=») B ; fehlt in G. — ") ,Golfridi* G.
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— 405 —
Jalires 967 gcschrieben, sondern auch die Bruder Gotbert und Milo (vgl. No. XIX)
sind erst 959 nachzuweisen (bei uns zuerst No. XIV) und begegnen in No. XVII.
XIX und in einem Verduner, bisher unrichtig angesetzten Synodalakte (Baluze,
Miscellanea IV, 431) vom 25. Februar ,anno VI. régnante Ottone rege lilio domni
Ottonis imperatoris augusti*. Beweist dièse Datierung, dass wâhrend Otto's I.
dritlem italienischen Zuge in Lothringen wirklich nach Kônigsjahren seines Sohnes
Otto's II. gerechnet worden ist, so dûrfen wir vermuten, dass in unserer Ueber-
lieferung von No. XVI die Worte ,filio -— augusti* oder âhnliche weggefallen sind.
Das 7. Kônigsjahr Otto's II. reicht vom 26. Mai 967 bis zum 26. Mai 968, so dass
unsere Urkunde am 12. Mai 968 ausgestellt zu sein schiene; allein damais war
Otto II. nicht mehr in Deutschland und iiberdies nicht mehr Kônig, sondern schon
(am 25. Dezember 967) zum Kaiser gekrônt; ich zweifle daher nicht daran, dass
Rainer 961 als das erste, 967 als das siebente Kônigsjahr Otto's II. berechnet bat, und
babe die Urkunde zum 12. Mai 967 angesetzt. — Die oben erwâhnte Synode hat
Bischof Wigfrid in seinem 8. Regierungsjabre abgehalten; da sein Vorgânger
Berengar am 12. August 959 gestorben ist, fubrt dièse Angabe ebenso wie die des
6. Jahres Kônig Otto's II. dazu, aïs Ausstellungstag der besprochenen Aufzeich-
nung den 25. Februar 967 sicher zu bestimmen.
Latores legum sanxerunt atque confirmaverunt, ut unusquisque
de iure proprie sue hereditatis ubicunque tradere voluerit libenter
agat, Inde cartulam testamenti seribere iubeat, quatinus ratio stabilis
et inconvulsa permaneat. Quapropter ego in dei nomine Amalrieus
filius Constantini dono atque trado unum servum nomine Guildonem
ad altare sancti Vitoni, eo videlicet tenore ut de capite suo V dena-
rios persolvat, et omni tempore per hanc traditionis cartulam ingenuus
permaneat. Et ut hec [cartula]^) in omnibus firmior esset, manu pro-
pria eam firmavi manibusque ceterorum hominum roborandam esse
decrevi, stipulatione subnixa.
Actum^) sub die IIII. idus mail, anno VII. régnante Ottone rege.
Signum Amabici qui hanc cartulam fieri et firmare rogavit.
Testes Amabicus, Angel«rus, Gotspertus, Milo etc.
Rainerus notarius scripsit et subscripsit.
XVIL Bischof Wigfrid schenkt dem Kloster die KircJie van Pierre-
ville samt deni Zehnten^ mit der Massgabe^ dass nach seinetn Tode den
Mônclien zur Feier des Jahrestages von den EinMnflen reichliche Nahrung
sugemessen werde,
967,
Abschriftaus dem alten Kartular fol. 12 in Coll. Moreau X fol. 48^ (B).
— C> fol. 12. — C« fol. 11' no. 16.
(Utat bei Wassebourg, Antiquités de la Gaule Belgique fol. 194. —
Gallia christiana XIII b, 556 no. 6 (G).
XVI. ') fehlt in G. - ^) ,auctum* G.
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— 406 —
Die (von Sackur, die (liuniacenser II, 125 N. 4 missverstandene) lîrkunde
l)estiitigt die Nachricht der Gesta episc. Virdunens. contin. (Mon. Germ. SS. IV, 47), dass
xVdelard erst der zweite Abt nach Humbert gewesen sei ; zwischen beiden wird
man deshalb unbedenklich mit den Gesta Abt Adelmar einreihen und die ihm erteilte
Urkunde No. XV der Adelard gegebenen voranstellen. Doch auch mit der Angabe
der Ann. S. Benigni Divionens. (Mon. Germ. SS. V, 41), dass Abt Humbert erst am
4. Dezember 973 gestorben sei, ist unser Text insofern zu vereinigen, als er zwar
des Bischofs Berengar als eines Verstorbenen, der Verdienste Humberts aber in
Ausdriîcken gedenkt, die hôcbst wahrscheinlich dem Lebenden gelten sollten ; die
Unterschrift ,Humberti abbatis' in No. XVII wâre alsdann auf ibn seibst, nicht
auf den gleichnamigen Abt von S. Èvre in Toul zu beziehen (vgl. ûber diesen
Sackur a. a. 0. I, 160 N. 2). Noch 963 scheint Humbert seibst S. Vanne geleitet
zu haben ; denn die wohl damais, jedenfalls bald darauf niedergeschriebene Trans-
latio S. Firmini nennt keinen andern Abt des Klosters, berichtet hingegen von ihm
(Mon. Germ. SS. XV, 805), dass er ,adhuc corporis velamine vix ossibus liaerente
contegitur'. Wir werden daher anzunehmen haben, dass Humbert bald nach 963
resigniert habe; sein unmittelbarer Nachfolger Adelmar hat die Abtswiirde nur
kurze Zeit innegehabt. Spâteslens Anfang 967 war Adelard an seine Stelle ge-
treten ; er wird zum ersten Maie in der bei No. XVI besprochenen Synode am
25. Februar 967 genannt. Wurde auf derselben Synode die in No. XVII erwâhnte
Entscheidung getroffen V
In nomine sancte et individue trinitatis. Wigfridus sancte Virdu-
nensis ecclesie pastor et presul indignus sanctis suceessoribus suis
omnibusque ecclesie fidelibus. Nos, qui temporalibus sufficimus et ad
votum nostri teraporalia cuncta contrahimus, minus quam utile ^) est
in questu lucri perpetui et adquisitione eterni gaudii laboramus; que
quam his caducis et momentaneis dissimilia sint et disparia, ille verus
magnitudinis et misericordiarum dei scrutator probavit dicens: »oculus
non vidit nec auris audivit, nec in cor hominis ascendit, quod deus in
se perse verantibus prépara vit, « ^) Verbi gratia, ut punctus^) ad ampli-
tudinem celi, momentum ad millena dierum millia, sic falsa hec et
transitoria ad felicitatem et quietem peipetuam comparata. Trahicitur
de die in diem hora unicuique mortalium ad tempus, non ad eternita-
tem divina dispositione concessa et, securi iam ad radicem posila,
quid superventura sif) dies paritura, si mox, si hodie, si cras, si per-
hendie mors infesta, equo^) pede turres regum et pauperum tuguria
pulsans, humile pariter ac^') celsum involvens caput, affutura sit, nul-
lus scit, nemo nisi deo premonstrante qui noverit. His aliquantisper
exterriti^) saciusque commoniti,' cum multa nobis gratis a domino lesu
Christo concessa sint, ipsi de suis sibique famulantibus ultro aliqua
XVII. *) jUsus* aile ; geândert nach der Nachurkunde No. XL. — *) Vgl. I. Co-
rinther 2, 9. — «j ,punctum* B. — *) fehlt in B. — ») Horalii carm. I, 4, 13;
vgl. I, 9, 13; IV, 29, 29. — «) ,ad* CG. — ') ,experrecti* aile; verbessert mit Biick-
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— 407 —
olTerre operi^) fore preciuiii duximus. In hoc enim verus deus et homo
hominem transscendit omni modo, gratiora enim sunt sua sibi dona
relata quam alicui nostram aliéna collata. Hue accedit, ut, quid rerum
sit, quod dicere gestimus, liquidius audienUbus intentemus. Monaste-
rium saneti Pétri apostolorum prineipis in vico et vicinia nostre civi-
tatis situm a Berengario episeopo dive memorie decessore nostro ho-
norifice inceptum et gloriosius consummatum, ubi etiam corpus domni
et saneti^) confessons Christi Vitoni perraultis^^) deo gratias adornatum
quiescit miraculis, omni post ordinationem nostram amore coluimus co-
genteque nos et stimulante caritate et prudentia dilecti abbatis nostri
Adelardi, post virum videlicet sanctissimura Humbertum religionis in-
centorem et eiusdem loci post domnum episcopum fundatorem secundi,
ope quantulacumque potuimus sustentare utcumque curavimus et curamus.
Inde victui fratrum ibidem deo religiose servientium pro remedio anime
nostre et spç immortalis vite et pro requie decessorum nostrorum
simul et successorum ecclesiam in Pétri villa locatam cum décima nostro
usui nostreque episcopali potestati sinodali iure publiée ^^) palamque
omnibus adquisitam, cum manso mancipiisque et omni integritate, ita
ut in die consecrationis eiusdem ecclesie, teste clero et populo, sanci-
tum est, pia devotione conferimus, ea videlicet conditione ut etiamnum,
dum [in]^^) hoc seculo vivimus, qiio voluerint utantur usu; post sequestra-
tionem vero corporis et anime vigilia et die anniversarii nostri victus
eis inde pro dispositione abbatis copiosius administretur. Si quis vero
huius sedis episcoporum deum non respiciens nec humilem benevolen-
tiam nostram hancque imminuere et annullare statuent, non me hec
a ferculis suis abstraxisse, sed nostra nostrorumque diligentia ecclesie
[saneti Vitoni] ^^) accumulasse iure et iudicio noverit seque moriturum
fore cautus sit.
Anno incarnationis domini nostri lesu Christi DCCCCLXVII, in-
dictione X, régna gerente^^) Ottone imperatore augusto, présidente huic
ecclesie Wigfrido episeopo, stipulatione huius carte.
Signiun Wigfridi episcopi^*).
Signum Godefridi comitis. Signum Givardi laici. Signum
Constantini. Signum Rotgeri. Signum Richarii^^). Signum Rodulfi.
Signum Hulsonis^^). Signum Milonis.
sicht auf die Nachurkunde No. XLI. — ») ,opere' B. — ») fehlt in G. — ^^) ,pro
multis* B. — **) fehlt in B. — **) fehlt in allen, eingesetzt mit Riicksicht auf die
Nachurkunde No. XL. — ^^) ,regnante* GG. — ^*) ,episc. etc.* C, wo ailes folgende
fehlt. -- 1») ,Richardi' G. - '«) ,Dulsonis* G.
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— 408 —
Signum Adelardi abbatis. Signum Humberti abbatis. Signum
Heredonis abbatis. Signum Ermenrici presbyteri. Signum Arnulfl
decani. Signum Berneri primicerii. Signum Milonis abbatis.
Signum Amalrici decani. Signum Wildeberti capellani. Signum
Hadebaldi yconomi ^^). Signum Richeri archidiaconi. Signum Amal-
rici archidiaconi. Signum Warmundi hospitalis. Signum Heriberti
decani. Signum lohannis. Signum Riculfi.
Ego Raynerus^*) ad vicem Berneri archicancellarii reeognovi.
XVIII . Amairich schenU der Kirche S. Vanne seinen BesUa su
ViUers-en-Argonne und an einem anderen Orte des pagus Stadunensis.
967 (Mai? Juni?)
C fol. 9'. — C« fol. 8' no. 13.
Citât bei Longnon, Etudes sur les pagi de la Gaule (Bibliothèque de
récole des hautes études II, 12.)
Longnon hat a. a. 0. ausfuhrlich Uber den Gau (L'Astenois) geliandelt;
unser schlechter Text Iftsst, ausser auf Villers, keine sichere Deutung der Namen
zu; docli ist sicher unter dem ersten Flusse die Aisne zu verstehen. —
Amalrich ist nach der Liste von 980 (Anhang No. 1) ,ex canonico monachus* ge-
worden. — Die Auflosung des Tagesdatums ist unsicher,
Igitur^) ego in dei nomine Amalricus*) firmissima voluntate mea
et devotione intégra pro anime mee remedio^) dono donantisque
animo trado atque transfundo et in omnibus confirmo iureque firmissimo
esse volumus concessum atque indultum^) ad ecclesiam sancti Pétri
et sancti Vitoni atque ^) monachis sanctorum illorum ^) e portione mea
villam®) que dicitur Villare super fluvio Casindum et in alio loco
Alsuo in pago Stadunensi super fluvio Aicona') mansum indominicatum
et mansos ^) XIIII cum dimidio ®), casas vel omnem rem ad se pertinentem,
silvis pratis vel [aquarum]^') decursibus cultis et incultis mobilibus et
immobilibus, omnia et ex omnibus totum et integrum ad memoratos
monachos cum^**) mancipiis his nominibus: Barneri et Hercanberti et
Celedenii, et aliis mancipiis, ipsas res ab bac die tenendi tradendi^^)
commutandi vel quicquid exinde pro eorum opportunitate elegerint
faciendi liberam et firmissimam auctoritatem in ^*) dei nomine habeant
potestatem. Si quis vero, quod futurum esse non credo nec nobis
obtabile esse videtur, aut ^^) si post hune diem ego ipse aut aliquis
*') ,economi* G. — '^) ,Reynerius* G.
XVllI. *) jlgitur itaque* C. — -) ,Amalricus' corr. aus ,Alnîaricus* C* ; ,Almaricus'
TA — *) ,remediura* C. — *) ,indutum* C. — ^) ,Vitoni ad suis monachis sancto-
rum illius e port*. C. — ") ,villa' C. — ') ,Arcona' C^ — ®) ,mansus* C. — ") ,di-
midium* C. - "') fehlt C. — ^«) ,et* C. ~ »>) ,habendi* C. - ^«) ,dno in' C. — ") ,ut' c' —
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— 409 —
de nostris heredibus conlra hec facta ^*), que spontanea voluntate fieri
et [irmare rogavi, supra '^) res scriptas infrangere vel immutare ^^) pre-
sumpserit, inprimis iram dei celestis omnipotentis incurrat offensi et ab
omni consortio christianorum exeommunicatus appareat et de^') om-
nibus liminibus sanctorum exsequestratus existât, et anima illius ana-
thema sit usque in sempiternum. Et ut hec donatio^^) omni tempore
firma et stabilis permaneat ^^), cum stipulatione subnixa.
Actum^^) super ipsum'^*) mansum ad Villare, ubi fuit firmata sub
die IL '^^j iunii, anno XII. régnante Lothario rege.
Signum Amalrici qui hanc eartulam firmare rogavit. Signum
Adhelardi abbatis etc.
XIX, Miloj der Sohn des Vogtes Bambert^ giébt dem Kloster
S. Vanne die Kirche des h, Reniigins auf dem Mont 8. Vanne und erhaU
daflir von dem Ahte Ermenrich dos mr Heerfahrt nach Italien nôtige Gdd.
{968 ?)
Abschrift aus dem alten Kartular fol. 13 in Coll. Moreau X fol. 48* (B).
- Cl fol. 13. — C2 fol. 12' no. 17.
^ Citât bei Sackur in Zeitschr. fur Social- und Wirtschaftsgeschichte 1, 165
Die Verpfândung, die Milo vornehmen musste, um die Mittel fur seine
Ausriistung zur Heerfahrt aufzubringen, ist in die Form einer Tauschurkunde ge-
kleidet worden; wir haben den interessanten Umstand dadurch deutlich zu
niachen gesucht, dass wir die Uebereinstimmun^ mit dem Formular von No. VIII
durch Petitdruck bezeichnet haben. — Die Urkunde ist ausserdem durch die
Nennung des Abtes Ermenrich und durch die Erwâhnung eines lothringischen Auf-
gebotes nach Italien von Bedeutung, das nicht mit dem bekannten des J. 981 zu-
sammenzubringen ist (Mon. Germ. Constitutiones I, 632). Vielmehr weisen sowohl
der Schreiber Rainer, von dem No. XVÏ. XVlï herruhren, wie die Zeugen,
die sâmllich in den No. XIV. XVII und in der mehrerwâhnten Synodal-
aufzeichnung begegnen, die Urkunde in die Zeit bald nach 967. Sicher hat in-
dessen noch mindestens wàhrend dièses Jahres Abt Adelard seines Amtes ge-
waltet, dessen Résignation anzunehmen wir keine Veranlassung haben; dem
Nekrolog zufolge (vgl. Anhang No. 3) ist er an einem 20. December gestorben. Da
deshalb Ermenrich nicht vor dem J. 968 zum Abt geweiht sein durfte, so Jcann
der -jexercitus Lotharingicus*, mit dem Milo nach Italien ziehen musste, keinesfalls
schon im Herbst 967 mit Otto II. uber die Alpen gegangen sein. Vielmehr muss
das Aufgebot mit den Kâmpfen gegen die Griechen in Unteritalien in unmittel-
barem Zusammenhang stehen, die vom Herbste 968 bis zum Fruhjahre 970
'*) ,hec facta isU* C. — ^*) ,qui supra* C. — ^«) ,emutare* C. — *'),etdei o"i* C»;
,de omni' C^ - '») ,hec. don. ista* C. — i») ,permaneat cum* C; der zweite Teil
der Corroboratio fehlt — ^*>) ,auctum' C. — ^') ipm mensam C. — ^-) dahinter ist
die nâhere Bestimmung ,kal.*, ,non.* od. ,id.' ausgefallen, sodass der 31. Mai, der
4. oder der 12. Juni Tag der Ausstellung gewesen sein kônnen.
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— 410 —
dauerten; denn schon im Oktober 968 hat Bischof Wigfrid von Verdun zu Ra-
venna an der Synode uber die Erhebung Magdeburgs teilgenommen (Bôhmer-
Ottenthal, Regesten der sàchsischen Kaiser I, no. 474) ; dagegen kann er keinesfalls
mit dem »Aufredus Verelecensis« gemeint sein, der Weihnachten 967 zu Rom die
Bulle fiir Hersfeld unterschrieb, Bôhmer-Ottenthal I, no. 464 ; vielmehr muss der
Stellung zwischen Faenza und Fiesole wegen an ein italienisches Bistum [etwa
Veroli ?] gedacht werden : ein ^ufredus episcopus* unterschreibt 959 eine Aretiner
Urkunde (vgl. Pasqui, Cod. dipl. Aretino 1, 93 no. 68). Unter diesen Umstânden kann der
Tod des Abtes Adelard mit hoher Wahrscheinlichkeit auf den 20. December 967, und
die Urkunde des Milo, die noch Wigfrid unterschrieben hat, in die erste Hâlfte des J. 968
gelegt werden. Vor dem J. 980 ist kein deutsches Heer wieder ûber die Alpen
gezogen. Da Milo »in expeditione* (im Nekrolog zum 18. Mâxz ,MiIo miles*) starb,
kam die Kirche des h. Remigius in den dauernden Besitz des Klosters. Vgl.
No. XXXIX. — Milo, »miles ditissimus* (No. XXXIX), war der Bruder Gotberts ;
beide werden No. XIV. XVI. zusammen genannt, und die Synodalaufzeichnung
trâgt die Unterschrift >Signum Gotberti et Milonis geminorum«. Ist daher Ran-
bert »quondam advocatus* ihr Vater, so kann die Identitât des 995 (No. XXI) genannten
Vogtes Gotbert mit dem Bruder des. Milo nicht zweifelhaft sein, und wir zôgern
nicht, in ihm auch den »Gobertus miles potentissimus* zu erkennen, der 984 oder
985 die Schliissel der Stadt Verdun an den westfrânkischen Kônig Lothar zu
iiberbringen batte. (^Gesta episc. Virdun. contin. c. 3, Mon. Germ. SS. IV, 46).
Inter quos karitas illibata permanet, pars parti bénéficia opportuna non
denegat, quia nequaquam res minuuntur, du m pro qualitate seu quantitate et
utriusque partis adiacenti convenientia inter se commutantur. Quapropter con-
venit atque placuit tempore domni Wigfridi ^) Virdunensis ecclesie venera-
bilis episcopi inter Ermenricum abbatem fratresque monasterii sancti
Vitoni et Milonem dicti pontiftcis militem, filium Ranberti quondam ad-
vocati, ecclesie sancte Marie pro ambarum partium opportunitate quarumdam
rerum commutationem^) fieri. Consentiente igitur prelibato domno Wig-
frido episcopo, tradidit iam dictus Milo Ermenrico abbati quandam eccle-
siam in monte sancti Vitoni sitam in honore sancti Remigii cum ca-
pella una in Beriei^) corte sita, accepta ab eodem abbate peciinia
qua valde indigebat iturus Italiam cum Lotharingico exercitu, ea utique
conventione ut, si féliciter ad propria rediret, reddita — si sibi ita
placeret — pecunia, suam reciperet ecclesiam; si autem peregrinus
obiret, locus idem, consentiente supradicto episcopo, perpetuo iure ipsa
frueretur ecclesia. Et ut bec commutationis cartula in omnibus firmior esset,
manibus propriis ex utrisque partibus eam firmaverunt et qui subscriberent
vel signarent in presenti rogaverunt, stipulatione subnixa.
Signum domni Wigfridi episcopi qui consensit atque propria
manu signum -|-*) imposuit. Signum Heinrici comitis^). Signum
XIX. ') ,WifTridi* C. - «) C; ,commutationes* B. — ») B; ,Berrei* C^ ,Be-
rodi* C* — *) ,crucis' C. — ^) ,Henrici comitis etc.* C, wo ailes folgende fehlt.
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— 411 —
Amalrici archidiaconi. Signum Hadebaldi archidiaconi. Signiim
Berardi abbatis. Signum Goberti miiitis. Signum Eremboldi^).
Signum Folcradi. Signum Rodulfi.
Ego Raynerus ad vicem Berneri archicancellarii et primicerii
recognovi.
XX. Otto IL bestatigt dem Eloster 8. Vanne die diesem unter den
Bischôfen Berengar und Wigfrid st^getviesenen BesUzungen und Einkunfte,
Margut — 980 Juni 3,
Abschrift aus dem Original (grand tiroir no. 8) in der Coll. Moreau XII
fol. 123 (A). — C fol. 15'. — C« fol. 16' no. 22.
Stumpf, Acta imperii inedita 323 no. 230. — Mon. Germ. Dipl. II,
245 no. 218. — Stumpf, Reichskanzler Reg. no. 765.
Das Diplom diirfte, wie schon Sickel in den Mon. Germ. angenommen hat,
ausserhalb der kgl. Kanzlei von dem in der Récognition genannten Benno ver-
fasst sein ; vielleicht isl in diesem der Verduner »archicancellarius et primicerius<
Berner zu erkennen (No. XVII. XVIIÏI), der sich dem Erzkaplan gegeniiber sehr
wohl mit dem bescheideneren Titel des >cancellarius< begnûgen mochte. Noch am
10. April 973 hat Berner die Stiftungsurkunde ftir S. Paul zu Verdun ôffentlich
verlesen (vgl. Hugo, Annales Praemonstratens. II*>, 321). Das Dictât zeigt Ver-
wandtschaft mit dieser und anderen aus der Zeit des Bischofs Wigfrid stammenden
Urkunden. — In dem Gûterverzeichnis sind die Schenkungen Berengars nahezu
wôrtlich seiner Aufzeichnung (No. XI a) entnommen, wâhrend der Zuwachs unter
Wigfrid im Anschluss an die Guterliste von 980 (Anhang No. 1) niedergeschrieben
ist ; die IJebereinstimmung mit beiden ist durch den Petitdruck kenntlich gemacht.
Ueber den letzten, mit den Giitern >in comitatu Stadunensi< beginnenden Absatz
und die Môglichkeit seiner Interpolation vgl. oben S. 367 ; uber die nicht einheit-
liche Datierung Sickel in den Mitteil. des Instituts fiir oesterreich. Geschichts-
forsch., Ergànzungsband II, 177 IT. >Margoil« ist sicher das heutige Margut, wo im
Mai 980 Otto und Konig Lothar zusammenkamen (vgl.Mon.Germ.Dipl.il, 502;
Parisot, De prima domo 86 No. 3); »in regno Lotharii* bezeichnet keinesfalls das
westfrânkische Reich, sondern ausschliesslich Lothringen (vgl. No. XXI). — Fur den
Text, der in den Mon. Germ. nur aus CD gegeben ist, wurde A zu Grunde ge-
legt und neben ihm die Lesarten von C nur bei den Namen regelmâssig ver-
zeichnet; doch musste auch die Nachurkunde Heinrichs H. (No. XXFV) beruck-
sichtigt werden, da A offenbar nicht ausschliesslich aus dem Original, sondern
daneben aus dem Kartular des 12. Jahrh. geschôpft hat (vgl. N. 1. 5. 9). — Ein
Abt ist in dem Diplom nicht genannt; indessen ist die Vermutung zulâssig, dass
damais noch Ermenrich an der Spitze des Klosters gestanden habe ; unter ihm
wurde sich dann der Besitz von S. Vanne in der Weise gemehrt haben, von der die
Liste von 980 und unser Diplom Kunde geben. Eine Erinnerung daran scheint
lebendig geblieben zu sein; denn Hugo von Flavigny rûhmt es Ermenrich nach,
dass er >in quantum valuit, locum ampliavit* (Mon. Germ. SS. VIII, 368). Unter
seinen beiden Nachfolgern Rohard und Lambert wurde der Ort »per manum
laicam neglectus*, um darauf unter Fingen und seit 1005 unter seinem beriihmten
Abte Richard den Hohepunkt seiner Entwickelung zu erreichen.
«) ,Ereiboldi' B.
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— 412 —
In noniine sanctae et individuae trinitatis. Otto divina disponente
clementia imperator augustus. Célèbre est et memoriae commendandum
in praeceptis nostris imperialibus continue [illud] apostolici^) observari
praecepti^) nos huiuseemodi cohortantis: »ergo dura tempus habemus,
operemur bonum ad omnes, maxime autem^) ad domesticos fidei«;
tempus advenit, tempus praeterit, sed quod boni fit in tempore, aeterni-
tatis indefectiva praemia eondonabit. Hoc ortamento commoniti et in
caducis his quasi ad mansura suspensi, beneficiis matrem nostram ec-
clesiam catholicam non solum per nos ditare, sed etiam id agentibus
opem in omnibus prestare et per imperialia praecepta confirmare pro-
cerum nostrorum et senatus consultu decrevimus. Quare noverint omnes
consecretales palatii caeterique fidèles nostri, qualiter nos per interven-
tum Wilgfridi*) fidelis nostri sanctae Virdunensis ecclesiae episcopi
[expetiti sumus, ut] ^) res ecclesiae suae antea per apostolicum privile-
gium et per divae memoriae genitoris nostri preceptum ecclesiae et mo-
nesterio beati Pétri collatas, ubi Berengarius beatae recordationis
episcopus regulam beati Benedicti sacra devotione inceptam pro posse
monachili ordine decoravit sibique per adornandum reliquit^), per*)
preceptum confirmationis, uti') imperatoribus et regibus decessoribus
nostris moris fuerat, insuper quae ipse eidem^) precariis multisque aliis
modis prudenti solertia condonaverat, conferremus; quod dévote ex-
postulatum iuste est ex^) imperiali nostra auctoritate concessum. Da-
mus ergo et in ius ecclesiae iam dictae conferimus loca villasque
subnotatas : abbatiam ipsam quae ^^) sancti Vitoni dicebatur ^^) cum om-
nibus ad se perlinentibus, in Scantia mansa VIII, molendina IIII, ad Ballonis cur-
tem mansa IIII, ad Frasnidum ^'^j mansa VI, ad Crucem ecclesiam I, ad Casionis
curtem ecclesiam I, ad Novam villam ecclesiam P) cum tribus ♦ capellis ♦
et mansis IIII et dimidio manso ad Gaulini curtem cum silvis et pratis aquis
aquarumque ^*) decursibus ad eandem ecclesiam pertinentibus et pictura vi-
neae I et molendina II super Elnam^*) fiuviolum ♦ et molendinum I SUper
Mosam, in Marculfi curte ecclesiam I Cum mansis III cum silvis et pratis
et terris indominicâtis ex dono Richeri et Harduini ^% et ad villam Par-
ridum*') nominatam ecclesiam I cum mansis XVI inter Cosantiam et Limiam sitis
et molendino P) CUm silvis et pratis, ♦ ad Harbodi villam in Wapra") eccle-
siam l et mansa II et quartarium I, ♦ ad Liniacum**) quartam partem ecclesiae
de Fontanis et mansa H^^) et molendinum dimidium cum silva*^j et pratis, *
XX. *) jcontinue apostolicum' AG ; vgl. die Nachurkunde No. XXIV. — ') ,prae-
ceptum'AC; vgl. Galater 6, 10. — ») fehlt in G. — *),Wigfrid.'G«. — «)fehltin AG; er-
gânzt aus der NU. No. XXFV. — •)(:; ,reliquid' A. — ^) ,ut et' A ; ,ut' G. «) ,eodem* G ;
dahinter fehlt vielleicht in AG das in der Nachurkunde stehende ,monasterio'. — •) ,ct'
AG ; vgl. No. XXIV. — ^<>) ,quam' G. — ' >) ,dicebant' G. — »2) ,Fransindum* G. — »') ,aqua-
rumve' G. — '*) ,Helvam* G«. — »«*) ,Arduini' G*. — »•) ,Paridum' G. — '"^ ,\Vaper' G.
— ^*) ,Limacum* A. — ^•j Die Zabi ist in G unsicber. — ^^) ,silvis* A.
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— 413 —
in Barrensi**) comitatu mansa IP*) in villa Villare nominata, ad Pulliacum*^)
mansa II assa. Dédit praeterea ad augmentandum huius monasterii fundamentum
ex parte suae ecclesiae de abbatia sancti Araantii mansa X cum sedilibus ad
eadem mansa pertinentibus et * piscatoriam ad Tilliacum *, et deciinam * arietum
qui suae ecclesiae persolvuntur ex Bracensi centena, et decimam foratici
suae civitatis de vino, et ecclesiam de Amonzei**) villa, et') Flaviniacam villam
cum ecclesia") et capella I ad Crantinau^^) cum mansis XXXet piscaloria
et molendinis et silvis et pratis et omnibus adiacentiis ♦, ecclesiam quoque de
Marleio *. Delegavit etiam ♦ eidem monasterio ad praeparandum ospitale ecclesiam ♦
sancti Pétri ♦ in suburbio Virdunensis castelli sitam cum mansis") V et prato I
cum hominibus utriusque sexus et decimam de ^^) vineis suis indominicatis
in Medotia^'^), mansum etiam in civitate Mettis quod vocatur Altum
macellum, adMantionis**) curtem mansa IIIP*) et dimidium, ad Ballonis^^)
curtem molendinum F). Haec de nostro iure in ius ecclesiae ipsius per-
pétue dono transfundimus. Simili modo res quas episcopus Wilgfridus*)
successor suus eodem cenobio hinc inde, ut praelibatum est, prudenti
solertia congregatas beato Petro, in cuius laribus Agripinae altus fuerat,
pia oblatione contulerat, subnotari iussimus eademque sanctione augusta-
que auctoritate per hoc impériale praeceptum altari^^) praedictae ecclesiae
sua^^) postulatione nostraque devotione^*) contradimus^^j: ecclesiam
sancti Amantii in suburbio ^^) cum omnibus appenditiis, ecclesiam sancti
Remigii^^) cum appenditiis suis, ecclesiam de Maroa^^) cum omnibus^)
appenditiis suis, ecclesiam ♦ de Pétri villa in Wapra»«), ecclesiam de Boconis^^)
monte, ecclesiam de Donnaus, ecclesiam de Mauri villa, ad Riwaldi^**)
mansum mansa III cum terris indominicatis pratis pascuis, ad Raherei")
curtem et ad Gillani") curtem mansa XXX *^) CUm ecclesia * et capella P)
terris indominicatis molendinis silvis pratis pascuis*^) aquis aquarumque
decursibus, vineas in Arnaldi villa super Mosellam quas Adelaldus "), * Amalricus
et Adelbertus sua opera ecclesiae praelibatae contulerant, clausum I super
Mosellam, alterum qui dicitur vinea Adelendi**), et tertium qui dicitur Adelberti,
'*) ,Barensi* C. — **) ,Puliacum* C ^ ; aus der Giiterliste von 980 hier ein-
geschoben. — ^') ,Amorrei* C. — ^*) Dahinter ,1* in der Vorurkunde ; doch fehlt es
in AC und Nachurkunde. — **) ,Crantinam* C. — ") ,cum mansis* — ,decimam
de* fehlt in C*, steht in AC*. — ^') Dièses Zehnten ist schon in dem D. Otto's I.
gedacht. — *^) ,Mansionis* C * ; aus der Giiterliste entnommen. — '•) ,mansum
et* C. — »o) ,Bellonis, C. — ^^ AC»; ,artari* C«; ,arctari' D. — s») ,sua (,sub*
C^D) postul. contradimus piaque dev.* C; ,donatione' A. — '^) vgl. No. XV. — '*) vgl.
No. XIX. — 8«) ,Marra* C^; vgl. No. XV und oben S. 863. — »•) Hier und im folgenden
bezeichnet der Petitdruck die Uebereinstimmung mit der Liste von 980 (Anhang
No. 1); vgl. auch No. XVII. — ") ^Buconis* C^ — 8») ,Riuualdi* C; im Nekrolog
wird zum 31. August als Gabe Wigfrids ,Ravandi mansum* genannt. — ") ,Rasherei* C.
— **>) ,Gillam* A; ,Gislam* C^. — *') ,XX* C. — *«) ,pascuis pratis* C. —
«) ,Adelardus* C. — **) ,Adelardi* C^
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414 —
item vinea quae dicitur sancti*) Martini, item quae dicitur in Mortario**), item
quae dicitur in Plantaria, item qaae dicitur in Ârgileto, item quae dicitur in Mar-
moreio, ad sanctum Iulianum mansum dimidium et vineam I dono Heiredi, ad
Maureium**) super Mosellam sedilia II et vineas dono Martini, in Medolia
clausum i, super Scantiam molendinum I cum manso et terris appen-
ditiis dono Bertarii canonici, coram porta civitatis quae ipsum adit
monasterium dono Flothildis^^) quantum illic sibi^^j fuerat alodiura,
in Happonis curte mansum indominicatum, molendina III, mansa vestita II cum
omnibus appenditiis dono Adelardi et Dudonis; dédit etiam ipse Dudo terras
et sedilia ad Villam super Cosantiam**), ad Flabasium mansa IIII cum terris
indominicatis silvis pratis pascuis et utriusque sexus maneipiis dono
domni Berardi abbatis, Solidiaco quartam partem ecclesiae CUm II mansis et
maneipiis dono Richeri, ad Rugildi*^) curtem mansa II dono Erembaldi *
Angelelmi**); —
ad") VUlarem in comitatu Stadunensi") super Asnam fluvium mansa UII
cum silvis et pratis et terris indominicatis aquis aquarumque decursibus
et molendino**) et maneipiis utriusque sexus dono Amalrici canonici ♦, in eodem
comitatu ad Bionnam et ad Domnum Martinum et ad Braus^^) dono Hildrici
et Seiburge**) mancipia utriusque sexus cum alodiis suis, Castinido mansa II
cum*^ silvis et caeteris adiacentiis dono Rotgeri, ad Auniacum mansa II**)
dono Angelelmi*^), ad lamaz^^) medietatem alodii quam habuit Rasenna®*^)
et dédit ad praefatum monasterium, excepto manso indominicato et
ecclesia, super Mosam in finibus Novae villae X et VIII picturas vinearum cum
silva circumposita dono domni Wilgfridi praesulis aegregii, dono domni Ber-
neri®^) praepositi alodium de Essio^^j, vineam optimam cum silva.
Signum domni Ottonis serenissimi augusti. (M.)
Benno cancellarius ad vicem Hildebaldi archicapellani notavi.
(Signum recognitionis) ^^).
Data anno incarnationis domini nostri lesu Christi DCCCCLXXX,
indictione VIII, anno domni Ottonis augusti imperatoris ... ; actum III. ^)
nonas iunii in regno Lotharii in loco qui dicitur Margoil super flu-
vium Cher.
**) ,Mortacio* C«. — *«) ,Moreium* CK - ") ,Flotildis* C. — *«) ,sibi illic^
C. — *•) ,ConsanUam* C». — ^) ,Rugildi* AC. — ^') ,Angelini* C; dahinter in A
,Harlust*. — *") Der folgende Abschnitt steht in A zwischen den Unterschriften
und dem Signum recognitionis, in C vor der Datierung; iiber seine zweifelhafte
Echtheit vgl. oben S. 867. — ") ,Stadunense* C. — ^) so aile = Nachurkunde ;
Gûterliste ,molendims'. — ") ,Boaus* C. — ^) ,Seyburge' C*. — *') ,cum' — ,mansaIP
feblt in C; es entspricht genau einer Zeile in A. — **) ,Angeletini* C. — '•) ,Ia-
mar* C. — ^) ,Rascuna' C. — •') ,Bernerii* C; iiber seine Schenkung vgl. im
Nekrolog zum 18. Mai. — •*) ,Assio' C. — ♦'^j Dahinter S. 1. 4, nach der Beschrei-
bung in A. — ♦'*) ,tertio* A; ,in* C.
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- 415 -
XXI, Bischof Hei}no giébt dem Khsier S, Vanne die ihm entzogene,
jetzt an Amulf verkhnte Kirche zu BétlidainvïUe zuriick und iiberlasst
dafiir dem Amulf auf Lébenszeit Môsterlichen Besitz zu HerbeuviUe,
Denomouds-aux-Bois^ LamorviUe und St. Julien,
Abschrift aus dem Original (grand tiroir no. 11) in der Coll. Moreau
XVI fol. 13 (A). — C» fol. 13. — C« fol. 13' no. 19.
Citât bei Wassebourg, Antiquités de la Gaule Belgique fol. 208.
Das Dictât stimmt in einigen Sâtzen und Wendungen mit der Urkunde
Otto's IL (No. XX) iiberein ; entweder ist dièse selbst oder eine verlorene, mit ihr
gleichlautende Bestâtigung durch Otto III. dafiir benutzt worden, deren Spuren
auch in dem Diplom Heinrichs II. nachweisbar sind (vgl. No. XXIV und oben S. 375).
In nomine sanctae et individuae trinitatis. Quicumque fidelium ad
expectationem futurorum bonorum toto mentis desiderio nititur^) ascen-
dere per sealas virlutum, opère ^) pretium est divinis in cultibus illum
esse strenuuin; prava insuper si qua sunt et invia neglectu maie per-
mutata antiquorum, ille spirituali conamine ad aequitatis reducat pro-
positum. »Ergo, ait apostolus, dum tempus habemus, operemur bonum ad
omnes, maxime autem ad domesticos fidei< ; tempus advenit, tempus praeterit,
sed quod boni fit in tempore, aeternitatis indefectiva praemia condonabit. Hortamentis
namque precedentium patrum commoniti et in caducis his quasi ad mansura
suspensi, ♦ matrem nostram ecclesiam catbolicam non solum per nos renovare,
sed et id agentibus opem in omnibus prestare debemus. Quare noverint uni-
versi catholicae fidei cultores tam futuri quam praesentes. me dictum
non merito nomine episcopum Haimonem*) sanctae Virdunensis eccle-
siae quaedam a malevolis monasterio beati Pétri apostoli subtracta et
inbeneficiisdonatareddidisse,ubidomnus Berengarius beatae recordationis epi-
scopus regulam sanctiBenedicti sacra devotione incoeptam pro posse monacbili ordine
decoravit; id est ecclesiam Bitilini villae*) olim iure hereditario possessam,
quam sub tempore illo fidelissimus noster *) Arnulfus beneficio
tenebat, cui nostra devotione firmaque cenobii communi petitione
quasdam ecclesiae res in^j vila tantum sua®) statuimus prestare:
id est in Harbodi^) villa mansa II cum ecclesia, ad Donnaus®)
ecclesiam P) et alteram^^) in Mauri villa, ad sanctum Iulianum
vineam I®) cum terris et pratis quae ibi sunt; ea") siquidem con-
ditione haec denominata ei preslanda concessimus, ut, dum spiritum
creatori, corpus genetrici reddet, ecclesia quae sunt sua utraque in per-
petuo teneat. Et ut haec commutationis carta firmior ac stabilita ma-
XXI. 1) ,nilitur* A. — «) ,operae' A. — ») ,Haymonem' C. — *) ,Bittilini
viUa* C. — *) ,fidelis nostro' C. — •) ,tantum in sua vita* C. — 'j ,Arbodi' C». —
«) ,I)onnos' oder ,Donuos' A. — •) fehlt in C. — »<>) ,altare* C. — ") ,in ea' AC.
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— 416 —
neal^^), eam^^) consecretalium nostrorum auctoritate corroborari iussimus
ipseque propria manu adsignavi. Si autera quaepiam opposita persona
maligno spiritu stiinulata haec divina praecepta sinistro ruraore quaesi-
verit pervertere, primo iram dei incurrat, sintque in eo omnes male-
dictiones illae®) congestae, quas Moïses ^^) super filios Israël iniecit ; in-
super fisco regio auri libras persolvat XXX argentique mille pondéra;
et quod repetit evindicare non possit.
Signum domni Heimo+ nis gloriosissimi pontifiais ^^). -|-Signum
Friderici comitis. Signum Gotdefridi eomitis -|-. -|- Signum Gotberli ^^)
advoeati. Signum Rotberti^^) primi scabinii-|-. Signum Amalriei
vieedomini -|-. Signum Erlebaldi^^)+- Signum Ansfridi archican-
eellarii (S. R.) Signum Arnulli qui hanc fieri suasit cartam et
propria firmavit manu-f--
Acta Virduno publiée, in regno Lotharii régnante Ottone rege
augusto, anno ab incarnatione domini nostri lesu Christi DCCCCXCV,
indictione VIII.
XXII. {Uneckt.) Kaiser Heinrich IL besUiiigt dein Kloster S. Vanne
das von dem Grafen LuUhard gesclienJUe Gut Baslietix.
Abschrift aus dem alten Kartular fol. 23 in Coll. Moreau XLYl fol. 204'. (B).
— C^ fol. 22'. — C« fol. 22' no. 32.
Stumpf, Acta imperii inedita 374 no. 266. — Stumpf, Reichskanzler Reg.
no. 1833. \
Die beiden des Schlussprotokolls darbenden Urkunden iiber die Schenkung
von Baslieux und Buvrinnes weichen, von dem kanzleimâssigen Eingangsprolokoll
abgesehen — fttr das es in Verdun anMusIern nicht gefehlt bat —, so voUslandig
von dem Braucbe der Kaiserurkunden ab, dass sie nicbt als echle Diplôme an-
gesehen werden kônnen. Selbst die Annahme, dass sie nur Entwiirfe darstellen,
die der Kanzlei vorgelegt, aber nicht anerkannt wurden, ist nicht geeignet, die
Bedenken zu heben ; denn die Zeugenunterschriften, die am Schlusse angekundigt
werden, sind erst seit der Zeit Heinrichs IV. in Kaiserurkunden ùblich. Nur die
Thatsache der Schenkungen selbst ist durch das echte Diplom von 1015 sicher-
gestellt; wird darûber hinaus in No. XXII berichtet, dass Luithard bei seinem Eintritt
ins Kloster Baslieux (in der Grafschaft von Cutry) geschenkt habe, so steht dies im
Widerspruch mit einer Urkunde Richards (No. XXXI V), der zufolge der Graf noch
geraume Zeit danach im weltlichen Stande blieb. Dagegen haben die Angaben in
No. XXIU uber den Tausch, durch den Buvrinnes in den Besitz der Ardennergrafen
kam, Anspruch auf Glaubwiirdigkeit imd konnen kaum spâter erfunden sein. — Das
in beiden Urkunden zum Teil gleichlautende Formular zeigt mehrfach Verwandt-
schaft mit den Klosterurkunden aus der Zeit des Abtes Richard; so wàre es
— **) jpermaneret* A, wo ,eam* fehlt. — '^i ,Moyses* C. — **) In A folgt die
Unterschrift Heimo's erst auf diejenige Gotlfrieds. — ^^) ,Goberti' C. — **) ,Ro-
berli* i\. - '^) ,Erlebadi' C, wo die beiden folgenden Unlorschriflen fehlen.
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— 417 —
denkbar, dass Aufzeichnungen iiber die Schenkungen spâter in die Form von
Diplomen Hcinrichs II. umgegossen worden sind. Môglicherweise ist sogar eine
derartige Umarbeitung gerade bei der Anlage des Kartulars Ricbards von dessen
Schreiber vorgenommen worden; wenigstens hôren wir in Betreff von Baslieux,
dass etwa 1040 die wiederholten Ânfechiungen der Schenkung Luithards durch
seinen Sohn Manegaud Abt Richard zwangen, die Hulfe Heinrichs HT. anzurufen,
der den Klosterbesitz sicherte (Vita Richardi cap. 9, Mon. Germ. SS. XI, 285;
Sackur, Richard von S. Vanne 87). Und die Tendenz beider Fâlschungen geht
offenbar dahin, UebergrifFen seitens der Erben der an den Schenkungen Betei-
ligten vorzubeugen. — Ueber den Grafen Luithard vgl. die Vorbemerkung zu
No. XXXIV. Die Schenkung ist wohl aus No. XXIV entlehnt.
In Domine sancte et individue trinitatis. Heinricus ^) divina favente
clemenlia Romanorum imperator augustus. Omnibus notum fieri^) volumus
présidentiel) nostre fidelibus tam futuris scilicet quam presentibus,
qualiter fidelis noster Luithardus*) cornes nobilissimus militie nostre
superne inspirationis eonsilio divinitus^) afflatus, vite quoque melioris
desiderio salubriter aceensus, favente seeundum votmn eius nostro con-
sensu, in suburbio Virdunensi cenobio, quod apostolorum saneti®)
[Pétri] ^) principis atque confessons Christi Vitoni decoratur memoria,
tonsoratus se contulit monasterio, ubi a terreno expeditus®) superno
liberius^) militaret imperio, et, ne vacuus ad aram^®) domini veniret,
preobtulit ^^) de possessione sua et eidem monasterio iure hereditario
possidendum tradidit predium Bailodium^*) dictum in pago Mattensi^^)
cum omni usu fructuario, videlicet cum ecclesia intégra, mansum in-
dominicatum cum aliis XL^*), cum molendinis silvis campis pascuis
pratis aquis aquarumve decursibus omnibusque omnino reditibus. Sed
quoniam per incuriam res ecclesiastice sepissime soient subiacere dis-
pendio, multa quoque tam monasteriis quam ecclesiis prioris seculi
tulit oblivio, filii nostri karissimi memorate civitatis episcopus Heymo ^^)
ipsiusque monasterii a deo dictus pater Richardus iusta ^®) soUicitudine
nos adierunt super huiuscemodi ^^) negotio, quatinus auctoritatis nostre
munimine bec eadem roboraretur traditio. Quorum annuentes petitioni
laudavimus studium, parati et ex iustitia, qua ecclesiastica tueri, et
ex amore, quo ^®) fidelibus nostris nil iustum negare volumus, ad omnia
ferre subsidium. Quapropter ex auctoritate imperii nostri rei geste
tenorem conscribi ^*) decrevimus et futuris in posterum consensu fidelium
nostrorum conscriptum relinquimus *^) ; atque ut^) nuUus heredum vel
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— 418 —
proheredum eiusdem Luithardi*^) id quandoque audeat^^) infringere et
de rébus deo datis quicquam présumât qualieumque oecasione per-
tingere, conscripti huius cartulam manus proprie subnotatione firmavi-
mus^^) ac tali auctoritate roboratam sigilli nostri impressione signavimus^'*).
Et ut perpetim^^) inconvulsa permaneat, fideliuui nostrorum qui sub-
notati sunt nobiscum manus conservai^®).
XXIII, (VnecfU,) Kaiser Heinrich II bestàtigt dem Kloster 8, Vanne
die von dem Herisog Gottfried und seinem Bruder^ Graf Hemmnn^ ge-
sehenJden 30 Hufen nébst Kirche eu Buvrinnes, weîche dièse von dem
Grafeti Lambert gegen den Ort Assche eingetauscht hatten.
Abschrift aus dem alten Kariular fol. 23 in Coll. Moreau XLVl fol.
204 (B). - C» fol. 21. — C« fol. 22 no. 31.
Slumpf, Acta imperii inedila 633 no. 451. — Stumpf, Reichskanzier
Reg. no. 1832.
Vgl. die Vorbemerkung zu No. XXll. Um die Uebereinstimmung beider
Urkunden deuilich zu machen, haben wir, was in ihnen gleicb lautet, in No. XXIII
durch Petitdruck hervorgehoben, ohne dass wir hierdurch entscheiden wollen,
welche der beiden Urkunden die friihere ist; beide diirften nach dem gleichen
Formular hergestelll sein. — Ueber eine Anfechtung des klosterlichen Besilzes
von Buvrinnes durch die Familie des Grafen Lantbert unterrichten uns die
Quellen nicht Da Buvrinnes schon 1015 S. Vanne bestàtigt wird (No. XXIV), muss
der in No. XXIV berichtete Tausch vorher mit Lantbert I. von Lôwen stattgefunden
haben, der am 13. September 1015 zu Florennes fiel. Andrerseits ist aber Gott-
fried friihestens im Herbst 1012 Herzog von Niederlothringen geworden, der Tausch
kann also auch nicht friiher angesetzt werden, — wenn anders die Angaben in unserm
unechten Diplom aus einer echten Aufzeichnung stammen, und nicht nur aus No. XXIV.
In nomine sancte et individue trinitatis. Heinricus^) divina fa-
vente clementia Romanorum imperator augustus. Omnibus notum fieri
volumus presidentie nostre fidelibus tam futuris scilicet quam presentibas, qua-
litcr fidèles nostri Godefridus dux et frater eius comes Herimannus^)
pro remedio animarum suarum pro^) percipiendo premio regni eelorum
contulerunt cenobio ♦ sancti*) Pétri apostolorum principis et confessoris Christi
Vitoni quod situm est in suburbio Virdunensi XXX mansos cum ecclesia
intégra in villa Beurunes^j que^) sita est in comitatu Hainau^), quam
prius a comité Lantberto^) in^) presentia^) nostri iusto concambio
acceperunt pro alia villa Ascia^) nomine sila in pago Bracbantense^®).
«») ,L.' BG. — ««) ,gaudet* C. — ^) ,firmamus* C. — ") ,signamus* G. —
**) jimperpetuum' G. — **) ,conservat* B ; ,conseret* G ; ob verderbt aus ,manu est
confirmata* ?
XXIII. ^) ,Henricus* G. — «) ,Hermannus' G'. — 3) fehlt in G. — *) ,sanc-
lorum* BG. — ^) ,Berunes' G. — «j ,qui* G. — ') ,Hayno* G. — «) ,Laniberto* G. —
«) ,Assia' G»; ,Asia' G«D. — »<>) ,Bracatensi' G.
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— 419 —
Et ne aliquando, quod in similibus sepius aclum novimus, memorati
cômitis Lantberti^^) heredes eandem villam aliquo modo^^) invadere
et sibi usurpare potuissent, pelierunt supradicti fidèles nostri Gode-
fridus^^) et Herimannus ^^) eiusdemque monasterii ♦ pater Richardus eandem
traditionem decreti nostri firmitate sancciri. Quapropter ex auctoritate im-
perii^) nostri rei geste tenorem, videlicet qualiter ipsam^*) villam^*) cum
omnibus appenditiis silvis pratis pascuis eeterisque reditibus in here-
ditarios usus monasterio contulerunt, conscribi decrevimus et futuris in poste-
rum * conscriptum relinquimus *^) ; atque ut nullus heredum vel proheredum eius-
dem Lantberti ^^) id quandoque audeat infringere et") de rébus deo datis quic-
quam présumât qualicumque ^**) occasione pertingere''), conscripti huius cartulam
manus proprie subnotatione limnavimus*®) ac tali auctoritate roboratam sigilli
nostri impressione signavimus*^). Et ut perpetim inconvulsa permaneat, fidelium
nostrorum qui subnotati sunt nobiscum manus conservât**).
XXIV, Kaiser Heinrich II. hestàtigt dent Kloster S. Vanne seine
Besit^mgen und schenM ihm die friiher an den Grafen Hennann ver-
lehnte Ilâlfte des ZoUes und der Miirnse zii Mouron.
Nimwegen 1015,
Abschrift aus dem Original (grand tiroir, no. 12) in Coll. Moreau'XIX
fol. 19 (A). — Notarielle Abschrift von J. 154() aus dem Original in Mss.
Zwicheniana VIII fol. 302 in der llniversitâtsbibliothek zu Gôttingen (A ^).
— Cl fol. 22' — C2 fol. 23.
Du Chesne, Histoire généalog. des maisons de Luxembourg et de
Limbourg, preuves 14 Auszug. — Mon. Germ. Diplomata III, 431 no. 340. —
Stumpf, Reichskanzler Reg. no. 1659.
Ueber die Echtheit des Diploms vgl. die Einleitung S. 370 ff. Wie dort ausge-
fiihrt, zeigen der Schluss des Contextes (von »nos autem predicte* an) und das
ganze Schlussprotokoll das Dictât des GR genannten Notars aus der Kanzlei
Heinrichs 11., wâhrend ailes iibrige ausserhalb der Kanzlei von einem Partei-
schreiber hergestellt ist. Als Vorlage diente wahrscheinlich ein uns nicht erhal-
tenes Diplom aus der Kônigszeit Otto's III. (etwa von 995), durch welches die
Urkunde Otto's II. (no. XX) bestâtigt wurde (vgl. dariibcr oben S. 375) ; wir haben
die Uebereinstiramung mit diesem letzteren durch den Petitdruck bezeichnet. — In-
wieweit die Zusîltze im lîesitzverzeichnis schon der Restâtigung durch Otto III.
angehôrt haben, vermogen wir nicht im einzelnen zu bestimmen. Sicher sind
einige Schenkungen der Grafen aus dem Hause Ardenne (vgl. die Gesta episc. Vir-
dunens. contin. cap. 9, Mon. Germ. SS. IV, 48 und die Eintrâge im Nekrolog) schon
vor 995 gemacht ; B'orbach ist durch Graf Gottfried d. Gefangenen laut Hugo v. Fla-
»0 ,L.' RC*; fehlt in CK — ") ,villam aliquando' R. — *») ,G. et H.'R; fehlt
in C. — ") ,ipsa villa' RC. — *») ,rcliquimus' C. — '•) ,L.* RC. — *') ,et' — ,pertin-
gere' fehlt in R. — **) BC*; jCjuantumcumque' C^ — *®) ,rirmaimis' C. — **) ,signa-
irius, C — -*') ,consecrat' R; ,censerat* C; vgl. No. XXII.
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— 420 —
vigny (Mon. Gerni. SS. VIII, 375) unmittelbar nach dem Tode seines Sohnes, des
Bischofs Adalbero von Verdun (991), geschenkt worden. Werden wir daher die
Erwàhnung dièse Gabe in dem verlorenen Diplom Otto's III. vermuten diirfen, so
passt es dazu, dass ihre Einfuhrung mit den Worten >noster fidelis cornes* eben
nur zu Otto III., nicbt aber in die Zeit Heinricbs II passt. — Die Herzogin Richwara,
die dem Kloster Weinberge zu Arnaville scbenkt, kann niemand anders sein als
die Gemahlin des Herzogs Theoderich I. von Oberlotbringen, die an der einzigen
Stelle, wo sie sonst genannt wird, den Namen Ricbilde erhàlt (vgl. Parisot, De
prima domo quae super. Lotharing. ducatum tenait 13). Im Nekrolog wird zum
24. Mârz ihres Sohnes »Adelbero clericus* gedacht, fur den »in Amaldi villa due
vinee« gegeben waren ; wâre dièse Schenkung mit der in No. XXIV erwâhnten der
Richwara identisch, so wiirde der Tod Adalbero's vor 1015 anzusetzen sein. —
Bei der Herstellung des Textes habe icb mich an die fur die Mon. Germ. besorgte
Ausgabe angeschlossen, deren Ërscheinen bevorsteht, ohne aile dort aufzunebmen-
den Lesarten zu wiederholen; nur C^ war dort noch nicht bekannt. Wie in
No. XX bat auch hier A neben dem Original noch das alte Kartular benutzt,
vgl. N. 3. 69.
In nomine sancle et individue trinitatis. Heinricus^) divina dis-
ponente clementia imperator augustus. Célèbre est et memorie commen-
dandum in preceptis nostris imperialibus continue illud apostolici observari
precepti nos huiuscemodi cohortantis / »ergo dum tempus habemus, operemur bo-
num ad omnes , maxime autem ad domesticos fidei* ') ; tempus advenit, tempus
prétérit, sed quod boni fit in tempore, eternitatis indefectiva premia condonabit.
Hoc ortamento commoniti et in caducis bis quasi ad mansura suspensi, benefîciis
matrem nostram ecclesiam catholicam non solum per nos ditare, sed etiam id
agentibus opem in omnibus prestare et per imperialia precepta confirmare pro-
cerum nostrorum et senatus consultu decrevimus. Quare noverint omnes con-
secretales palatii ceterique fidèles nostri, qualiter nos') per interventum
Heimonis*) fidelis nostri sancte Virdunensis ecclesie episcopi expetiti sumus,
ut res ecclesie sue antea per apostolicum privilegium et per dive memorie ante-
cessoris nostri Oltonis preceptum ecclesie et monasterio beati Pétri collatas,
ubi Berengarius béate recordationis episcopus regulam beati Benedicti abbalis
sacra devotione inceptam pro posse monachili ordine decoravit suisque succes-
soribus per adornandum reliquit, per preceptum confirmationis, uti imperatoribus
et regibus decessoribus nostris moris fuerat, insuper que ipse eidem monasterio *
prudenti*) solertia condonaverat, conferremus nostraque astipulatione COITO-
boraremus ; quod dévote expostulatum iuste est ex regali auctoritate concessum.
Damus ergo et in ius ecclesie iam dicte conferimus abbatiam ipsam que sancti
Vitoni dicitur cum omnibus ad se pertinentibus , villas quoque resque subno-
tatas : in Scantia VIII mansa, molendina VIIII, ad Ballonis •) curtem mansa IIII,
ad Frasnidum mansa VI, ad Crucem ecclesiam I, ad Castonis curtem ecclesiam I,
ad Nouam villam ecclesiam I cum IIII capellis et mansa IIII et dimidium * apud
Gaulini') curtem cum silvis et pratis aquis aquarumque decursibus ad eamdem
ecclesiam pertinentibus et picturam vinee I et molendina II super Helnam Au-
XXIV. ») ,Henricus' A^ C. — ») Vgl. Galater 6, 10. — ») fehlt in AC
*) ,Heymonis* C. — '^) ,provida* A. — •) ,BaIonis* CK — ^ ,Raulini* A».
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vium et molendina II super Mosam, in Marculfî curte ^) ecclesiam I cum mansis III
♦ silvis * pratis et terris indominicatis ex dono Richeri et Harduini, * ad * Par-
redum ") ♦ ecclesiam I simulque et capellam cum mansis XVI inter Cosantiam »<>)
et Limiam sitis et molendinum I") cum pratis * silvis'*), ad Harbodi villam in
Wapra *') ecclesiam I et mansa II et quartarium dimidium, ad Frasinum man-
sum I et dimidium, et apud sanctum Julianum vineam^'') cum manso
dimidio, ad Liniacum quartam partem ecclesie de Fontanis et mansa II et mo-
lendinum dimidium cum silva et pratis, in Barrensi *^) comitatu mansa II in villa
Villare VOCata, ad Pulliacum**) mansa II assa, * de abbatia santi Amandi")
mansa X cum sedilibus ad eadem mansa pertinentibus. Dédit etiam idem Be-
rengarius piscaluram bonam apud Tilliacum *«), et decimam arietum qui sue
ecclesie persolvuntur ex Rracensi centena, et decimam foratici sue civitatis de
vino, ad Amonzei**) villam ecclesiam I, Flauiniacam quoque villam cum ec-
clesia et capella I apud Crantinau '<*) cum mansis XXX et piscatura et molen-
dinis et pratis * silvisque et omnibus adiacentiis, ecclesiam quoque de Marleio**),
♦ et ecclesiam sancti Pétri in suburbio Virdunensi ♦ sitam cum mansis V et prato
dimidio ♦ et decimam de vineis episeopi indominicatis in Medocia, mansum
etiam in civitate Mettis quod vocatur Altum macellum, ad Mantionis") curtem
mansa IIII et dimidium, ad Ballonis curtem molendinum I, * ecclesiam sancti
Amandi*') cum omnibus appendiciis suis*^) in suburbio, ecclesiam sancti Re-
migii et capellam de Berleia curte **) cum adiacentiis*, ecclesiam de Maroa
cum * suis appendiciis**), ecclesiam de Pétri villa in Wapra, ecclesiam de Boc-
conis**^ monte, ecclesiam de Donnaus iuxta castrum Haddonis^®) cum molen-
dino I, ecclesiam de Mauri") villa, ad Riuualdi*®; mansum IIII mansa cum
terris indominicatis pratis pascuis, ad Raherei") curtem et * Gillani'®) curtem
mansa XXX cum ecclesia sancti Amantii '^) et ♦ terris indominicatis molendinis
pratis silvis pascuis aquis aquarumque decursibus, vineas etiam in Arnaldi villa *
ex dono Ricuvare^*) ductricis cum manso indominicato, item vineas
quas Adelaldus", Amalricus et Albertus**) suo opere * contulerant **), clausum I
super Mosellam, alterum qui dicitur ♦ Adelendi, ♦ tercium qui dicitur Adelberti,
item vineam que dicitur sancti Martini, item**) que dicitur in Mortario, item que
dicitur in Plantaria, item que dicitur in Argileto *•), item que dicitur in Marmoreio,
nec non et mansum I cum servis et ancillis atque vineis dono Gerulfi ;
ad Florihing ®') mansum I cum vineis dono Gerardi comitis, ad sanctum
®) ,Marculsi curtem* A*. — •) ,Paridum* C. — *®) ,Consantiam* A^ — ") ,dimidium' A*. —
") AA» ; ,pratis et silvis* C. — »») ,prata* C. — ") ,vinea' A. — '*) ,Rarensi* C. —
»•) ,Puliacum *C». — ") aile, statt ,Amantii*; vgl. dariiber oben S. 372 N. 2.~ ") ,Tilia-
cum* C. — *•) ,Monzei* A; ,Monse* A*; ,Amourei* C. — ^) ,Crantinan* A'; ,Cran-
tinam* C. — ") ,Marleyo* C*. — *') ,Mansionis* A* C •. -— •*) ,suis*—, appendiciis* fehlt ^
in C; hier beginnen, âusserlich nicht kenntlich, die Schenkungen Wigfrids. —
'*) Dièse Kapelle wird auch schon in No. XDC genannt. — ") ,Bucconis* C; ,Buconis*
C*. — *•) ,Hadonis* A. - «^ ,Mori* C* K — ^) ,Riuuaddi' AK - ") ,Racherei* C. — «>) ,Gis-
lani* C*. — '*) Dièse Kirche ist auch in der Giiterliste von 980 genannt. — '*) ,Rit-
ciuuare* A*; ,Richuhare* C; vgl. die Vorbemerkung. — ") ,Adelardus* C. — **) ,A1-
bercus* C; ,Albericus* C*. — ") ,sua ope recontulerant* A. — *•) ,item* — ,Argileto*
fehlt in C; ,Argileio* A. — »^ ,FloriIzing* A»; ,Floriching* C»; ,Florihinum* C*. —
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^ 422 —
Iulianum niansiim dimidiiim et vineain dimidiam *'*''*) dono Heinredi ^®), super Mo-
sellam aput Moreium sedilia lî et vineas dono Martini, in Medocia clausum I,
super Scantiam *®) molendinum I cum manso et terris et appendiciis dono Ber-
tarii*^)*, coram porta civitatis que ipsum adit monasterium dono Flothildis **)
quantum * sibi fuerat alodium*'),* Haponis**) curte mansum indonïinicatum, mo-
lendina III, mansa vestita II, unum ex potestate sancli Iuliani, cum omnibus
appendiciis dono Adelardi ^*J et Dudonis, culturam quoque unam que Belini*®)
dicitur, pratum qui dicitur Guiteri ex dono Amandi, insulam etiam que
Frumosa^^j voeatur, pratum quoque adiacens Balereio territorio; dédit
etiam ipse Dudo terras et sedilia ad Villam super Cosantiam ^^), ad Flabassium *®)
mansa 1111 cum terris indominicatis pratis silvis pascuis et utriusque sexus man-
cipiis dono domni Berardi*, Solidiaco quartam partem ecclesie cum II mansis et
mancipiis dono Richeri»<^), apud Busleni^^) villain lïiedietatem ecclesie dono
Ansceri ^''^), ad Rigildi**) curtem mansa II dono Herembaldi *, alodium de Essio**)
vineamque optimam cum silva dono ♦ Berneri ♦, et aliam silvam eidem ter-
ritorio adiacentem ab uxore Dodilini^^) emptam presentibus filiis eius,
ad Donnaus vero iuxta Flabasium mansum I dimidiamque capellam
cura silva dono Gotberti^^), ad Villare*^ in comitatu Stadunensi super Acso-
nam**) fluvium mansa IIII cum silvis et pratis et terris indominicatis aquis aqua-
rumve decursibus et molendino et mancipiis utriusque sexus dono Amalrici*') *,
in eodem comitatu ad Biunnam***) et ad Domnum Martinum*^) et ad Braus man-
cipia utriusque sexus cum alodiis suis dono Hildrici *, Castinido mansa II cum
silvis et terris ^'^) appendiciis dono Rotgeri, ad Auniacum'^J mansa II dono
Angelelmi *'*), ad lamaz®*) medietatem alodii quam***) habuit Rasenna") et dédit
eidem monasterio, excepto manso indominicato et ecclesia, super Mosam in fmibus
Noue ville X et Vlll picturas vinearum ♦ et e Barrensi^^j comitatu semper
in maio mense de redemptione ^^j censuum capitalium X solidos dono
♦ Wigfridi'<>) presulis *, apud Leudonis'^) sartum mansum I cum terris
silvis familia dono Gerberge '^), ad Geldulfi '^) villam integram medietatem
alodii et medietatem ecclesie tam in terris quam in pratis silvis pascuis
cultis et incultis mancipiis utriusque sexus dono Rodulfi filii Rodulfi
comitis^*^), ecclesiam de Bitilini'^) villa cum mansis dimidiis^^) terris pratis
^} fehlt in AC: ,r Vorurkunde. — ^9) ,Herindi' C. — *«) ,Scantia' A». — *') ,Ber-
tharii* C; ,Betharii* C^ ~ *^) ,Flotildis' A»; ,Flohildis' C. — *^) ,alodii' A. —
**) ,Happonis' C^ -- *^) ,Adelardis A». ^"j jGelini' t:. ~ *') kCA; ,Spumosa' Ai;
,Formosa* C^ - *«) ,Consantiam* A^. *^) ,Flabasium* C. — ^) ,Richerii' Al —
^•) ,Buslerii* A; ,Bnstani' C. — '*2) ,Anseri* oder ,Auseri' A'. — ^^l ,Regildi' C. —
") ,Ksseio* Al. — ") ,Dodelini' C. — ^) ,Goberti* AC; vielleicht ist hier der ,ad-
vocatus' von No. XXI gemeint. - ") ,Villarem' A*. — **) ,Asinam' C. — *»j ,Amal-
ridi* A. - «♦^i ,Riunna' Al — *i) ,Mardenum* Al — "'^j aile, statt ,ceteris' der
Vorurkunde. ~ "^) ,Auiniaucum*, oder àhnlicli, AK — •*) ,Angelclini* A^ ; ,Angelinei' C^
~ *^) jlamarum* A^ ; ,Iammaz* oder ,lammam' C. — ^^) ,que' A* ; ,quod' C. —
"') ,Rasinna' C. - - ««) ,et Ilebarenli' Ci; ,et Hebaranci' C\ — «») ,redpcim* A;
,redecimo* C. — '") ,Wilgfridi' C^ — '') ,Ludonis' VA; ,Liudonis* C«. — »«) ,Ged-
bergae' A; ,Gerberti' C. — ") ,Geduiri' Ai; ,Geldurr C; die Worte ,ad Gcldulfi'— ,co-
mitis* sind nahezu wortlich aus der Urkunde Rudolfs No. XIV enUehnt. — ^*) ,Bili-
lini* A; ,Betelini' C^ vgl. No. XXI. Die Hufenzahl ist entstcllt aus ,IP. -
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— 423 —
silvis redditam a domno Heimone ^^) presule. Delegavit etiam idem Heimo '^j
presul predicte ecclesie Iheloneum mercatum ^^) in monte sancli Vitoni, ad
Masmelli'**) ponlem IIII mansa cum pratis silvis et ceteris appendiciis,
ecclesiam quoque de Tilliaco '^) cum manso, piscaturam quoque que ab
antecessore iniuste fuerat ablata, eidem loco restituit cum piscatoribus
et terra ®^) ad eosdem pertinentes^), et decimam de Sartage^*) apud
Vesuns®^). Noster vero fidelis comes Gotdefridus^*) quasdam res ad pre-
fatum locum subnotatas dédit : in villa que Borbac nuncupatur mansa XX
cum ecclesia et silva pratis pascuis aquis aquarumque decursibus et
familia utriusque sexus, ad Domnum Basolum mansum I et terras in-
dominicatas cum prato I et molendino I. Dédit quoque ipse comes ad
eumdem locum predium quod vocatur Borrai ^^) habens mansa XII cum
silva pratis vineis indominicatis pascuis aquis aquarumque decursibus
et familia utriusque sexus. Herimannus s®) quoque venerabilis comes in
comitatu Bracbantinse ^^j in predio quod Haslud vocatur XXX eidem
contulit mansos loco cum ecclesia terris pratis pascuis aquis aqua-
rumque decursibus et®^) mancipia utriusque sexus; simili modo apud
Feilsecum^^) dédit ecclesiam eiusdem predii cum tribus mansis ad
eamdem pertinentibus cum omnibus adiacentiis; in eodem denique
loco, ex eodem ^") sue proprietatis alodio VIII mansos tradidit cum
familia utriusque sexus et suis appendiciis. In villa quoque Beurunes ^^)
que sita est in pago Hainau^^), dederunt tam ipse quam frater eius
dux Godefridus XXX mansos cum ecclesia intégra et omnibus appen-
diciis. Comes etiam Liutardus ^^) in eodem monasterio monachus factus
dédit, in pago Waprensi in comitatu de Custrei^^) predium Bailodium^^)
dictum, ecclesiam scilicet cum dote sua, mansum indominicatum cum
aliis XL^^) tradiditque in ipsius monasterii usus cum omnibus om-
nino redditibus. Ad villam que Elna^^J dicitur tenet noster locus man-
"j ,Heymone* G. — ^«) ,H/ aile. — ") ,mercatus' A. — '») ,Mausmelli* A^ ; vgl. uber die
Schenkungen das Nekrolog zum 30. April ; vielleicht ist iiberall ,Masnielli' zu lesen ;
,1e Mesnil* stiess nach Clouët, Histoire de Verdun I, 501, an Escance. — '*) ,Ti-
liaco' G; vgl. No. XXX. — 8«) ,terram' A^. — «>) ,perlinentem* Ai G. — ««j ,Sartag' A^;
,Gerta g' Gi; ,Gelta g' C; — ^) ,Venduum* A^: ,VesuacumS oder âhnlich, C\ -^
«•») ,Godefridus* G. — ^^) ,Borai' G. — ««) ,Herniannus* Ai. — «') ,Bracbantise* A;
,Bragbantinense* G. — ^) fehlt in Ai. ~ *•) ,Felsecundum* Gi; ,Felsecum* G^ —
««) ,eodenique^ Ai. — »^) ,Beurmius* Ai; ,Berunes* G; vgl. No. XXIII. — «») ,Heyno' G.
— •^) ,Lutardiis' Gi; ,Leitardus' G^. — ^) A Ai; ,Gasterei' G; offenbar Gutry sudl.
Longwy. — ^•') ,Ballodium' Ai; ,Balliodium' G'; ,Baliodium* G»; vgl. No. XXII.
XXXIIII. - ^) ,Xr Al. — •') ,nelna' G. -
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— 424 —
sum indominicatum cum terris pratis silvis aquis aquarumque deciir-
sibus ex dono Lauvuini^^), ad Morini®^) curtem mansum I cum terris
silvis et omnibus adiacentiis dono Gersendis ^^^), ad Rongei^®^) villam
terras cum pratis et silva^^^), apud Germundi^®') villam terras cum
pratis et silvis et sedilibus, ad Ornam in Wapra terras cum silvis et
pratis, apud Flabasium ^°*) villam sancte Marie terras cum pratis et
silvis, apud Gotfredi^®^) curtem mansum 1 et dimidium cum terris in-
dominicatis cum prato silva dono Richeri. Nos autem predicte ecclesie
pro remedio anime nostre et dilectissime coniugis nostre Cunigunde ^^)
et pro commemoratione omnium parentum quorum memorie debitores
existimus, dimidiam partem thelonei monete et totius debiti quod inde
ad nostrum ius respicit in loco qui dicitur Mosomum^^^) in proprium
damus et per interventum Herimanni ^^®) comitis, cuius beneficium antea
fuit, tradimus ac^^^j imperiali auctoritate corroboramus. Et ut bec
nostre traditionis auctoritas per succ-essiones temporum stabilis et in-
convulsa permaneat, hoc impériale preceptum inde conscribi ac manu
propria confirmantes ^^^) sigillo nostro insigniri iussimus.
Signum domni Heinrici^^^) Romanorum invictissimi imperatoris
(M.) augusti.
Guntherius ^^^) cancellarius vice Ercambaldi ^^^) archicancellarii re-
cognovit.
Data^^*) indictione^^^) , anno dominice incarnationis
MXV, anno vero domni Heinrici^^^) secundi regnantis XIIII. imperii
autem il; actum Nouiomago "^).
XXV. AU Richard hehundet^ dass dos ixm Gerulf dem Kloster
gegébene AUod zu Nodach dem Schmker auf Lebens/seU gegen einen Jahres-
eins van 1 Pfd, Denaren, nach seinem Tode àber seiner unfreien^ mU
ihrer Nachkommenschaft dem Kloster Hbertviesenen Concubine und deren
Kindem gegen jahrlichen Zins von 10 Schilling Oberlassen werde.
1019.
C» fol, 19'. — C* fol. 19' no. 27.
•^) jLauuini* A^ C ; vgl. das Nekrolog zum 4. Juni. — *•) ,Morlim' AV -- '^) ,Iacendis'
C. — "0 ,Rangei* A. — »««) ,silvis* A. — '<«) ,Germonei' C. — ><>*) ,Flatbasium*
A; ,Flabagium* C. - »•') ,Godfredi* Ai; ,Godefridi* C. — ^o*) .Cunegunde* C. —
*^^) ,Mosomium* A; ,Mosomiam* C; ûber dièse Schenkung vgl. No. XXXVIII. —
»^ ,Hermanni' Ai; ,Herimaincini* C. — »<>•) ,etV Ai. — "<>) ,confirmante* A». —
"0 ,Henrici* Ai C. — "«) ,Cuntherius* A; ,Gumtaerius* A}; ,Conterius* C. —
"») ,Erianibaldi* A ; ,Erembaldi* Ai ; ,Heriam baldi' C. — "*) Lûcke fur das Tages-
datum und die Indiction in A. — ***) .Nouiumago* C. — In A und Ai Angaben
uber ein Siegelfragment.
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— 425 —
Der Ort dûrfte mit dem in den Papsturkunden des 11. Jahrh. (No. XLVIH)
genannten »Noaz« identisch sein, wo ein Gerulf Geschenke gemacht haben
soll, und wâVe dann vielleicht auf Noers (an der Crune) zu deuten; in
Stumpf, Reichskanzler Reg. 1809 fur Mouzon wird ein »Noarz« 1023 genannt.
Quoniam hec carta in manus forte venerit legentium et in aures
personuerit audientium, agnoseant^) ipsi intelligentes rerum mutuam
conventionem *) gestarum per hoc^j signari testinionium ; quod ut evi-
dentius cunctis legentibus et scire cupientibus fiât, in propatulo huiusce-
modi conventionis narratio tali*) a nobis denotatur eloquio. Cum divina
largiente misericordia ego Ricardus abbas quamvis indignus sancti Pétri
apostolorum principis et beati confessons Christi Vitoni preessem cenobio
et iura regiminis inibi exercerem, pro merito'') accidit, ut quidam vir
nobilis Hierulfus^) nomine meam parvitatem et fratrum unanimitatem
suplici prece ') vellet adiré, postulans sibi dari in vita sua unius mansi
allodium quod in villa que vocatur Nodach habetur situm, ad censura
unius libre denariorum singulis annis persolvendum. Cuius petitio cuni
a nobis gratifiée suscepta fuisset et eam adimplere communi decreto
unanimitas delegisset, eo quod ab ipso predictum allodium nostro loco
contraditum esset, placuit sub prefato tenore ei, quousque viveret®),
mansum illum concedere, ita tamen ut^) per singulos annos X solidos
persolvat in festivitate sancti loannis et XX in sancti Vitoni. His
ita peractis, post obitum sue coniugis unam ex ancillis suis in concu-
binam sibi assumens nomine Rotsindam eamque nostre ecclesie libe-
raliter tradens, denuo postulavit, ut prefatum allodium eo moriente
tara ipsi mulieri quam filiis suis quos ex ipsa natos habuerit. a nobis
pro X tamen solidis solvendis concederetur. Et hoc ea confidentia
postulavit, quod feminam illam cum futura proie ad locum nostrum,
ut dictum est, de ancilla liberam fecerat. Cuius nos benivolentiam re-
munerare volentes, petitionem illius fieri adiudicavimus^^) et postulatam
terram ipsi ac concubine sue tali tenore concessimus, ut in vita sua
ipse libram denariorum supramemorato termino persolvat, post obitum
vero ipsius ipsa mulier et filii ipsius quos Gerulfo genuerit, seu heredes
illorum X solidos in festivitate sancti Vitoni quotannis^^) persolvant.
Descripta est igitur a nobis hec carta ipsisque ex more circumstantibus
plurimis testibus lecta et tradita, quatinus^^) in posterum talis con-
venientia a nobis sic slabilita nullius temeritate sit infringenda, sed in-
violabilis semper permaneat et inconvulsa, astipulatione nostra subnixa.
XXV. ») ,anoscant* C. — «) ,mutua conventione' G. — ») ,hanc* C. — *) ,talis' G.
— ») ,modulo* G«. — •) ,Hicnulfus' C». - •^ ,prese* G. — «) ,teneret* G. - •) ,et* G»;
fehlt in G*. — »«) ,adiudicamus' G. — ") ,quod annis* G. — ««) ,catinus' G.
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- 426 —
Sigiiiim Richard! abbatLs qui banc cartam describens firmavit.
Signum Balduini prepositi etc.
Actum est hoc in cenobio sancti Pétri et saacti Vitoni, régnante
imperatore Henrico, anno XXVIII. domini Heymonis episcopi, anno ab
incarnalione domini nostri MXIX, indictione IL
Ego Albricus monachus iussu domini abbatis Richardi scripsi et
subscripsi.
XX VL Bischof Heimo hestcUigt einen zwischen dem Kloster S, Vanne
uncl der Herrschafl AncéréviUe volUogenen Tausch von zwei horigen Froîten.
1020.
Abschriftausdem altem Kartular f. 15' in Coll. Moreau XLVI fol. 205 (B).
— Cl fol. 14. — C2 fol. 14 no. 20.
Citât bei Wassebourg, Antiquités de la Gaule Belgique fol. 212.
Das Regierungsjahr Heimo's ist in unserer Ueberlieferung verderbt oder
verkehrt berechnet. Sein Vorgânger Adalbero starb nach den Annal, necrolog.
Fuldens. (Mon. Germ. SS. XIII, 206) im J. 991 vor dem 30. Juli; dazu stimmt es,
wenn in No. XXV das J. 1019 als das 28. Jahr Heimo's bezeichnet wird ; zu 1020
aber wiirde bis zum Juli das 29., vom August an das 30., keinesfalls aber
das 27. Regierungsjahr Heimo's passen. — Die Deutung auf Ancéréville bei Béthe-
lainville wird durch die Nachbarschaft von Froméréville (>Fremei villa*) gesichert.
In nomine sancte et individue trinitatis. Noverint présentas et
futuri, quod ego Haymo dei gratia presul ecclesie Virdunensis banc
cartam composuerim [et]^) confirmaverim per deprecationem domni
abbatis Richardi 2) domnique Frederici, qui cornes existens nostre ci-
vitatis postpositis secularibus pompis in cenobio sanctorum apostolorum
Pétri et Pauli sanctique Vitoni monachus est factus, pro quodam con-
cambio quod factum est meo tempore ipsiusque abbatis de duabus
mulieribus. Fit enim hoc et fiet fréquenter ad utilitatem sancte ecclesie,
nec aliquis bis valet contraire, dum per voluntatem et laudem utro-
rumque dampnum nuUo modo^) videntur incurrere. Ergo hac ratione
commoniti, dum advocatus esset Encronis^) ville nobilissimus comes
Hildradus et Amalricus vicedominus ipsius abbatie similiter advocatus,
quoniam homo illius potestatis nomine Warnerus quandam feminam
que ad prefatum locum sancti Vitoni pertinebat, Gerbergam in coniu-
gium sumpserat, et homo ipsius loci Albricus nomine Gerbertam que
ad potestatem Encronis ^) ville respiciebat, similiter in coniugium tenebat,
visum est advocatis utile esse et ^) bonum, quo de hîs mulieribus fieret
concambium per licentiam abbatis loci ipsius et legem scabiniorum.
XXVI. ') fehit in BC. ~ '') ,Ricardi' C. ~ ^) ,nihilominus* C. — *) B; .Eu-
ronis* C*; ,Eueronis' G*. — *) ,Eucronis* G. — ®) ,esset* G. —
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— 427 —
Hoc ergo concambium conlirmalum atque stabilitiim est in domo Not-
tonis') de Mazonis^) corte — presentibus subadvocatis utroruraque 1
partium, Dodone scilicet et Rothardo de Fremei villa nec non villicis |
Rogiso^) et Valero, scabinionibus quoque Wimaro et Astefrido mul- ;
tis(iue aliis idoneis testibus — , ea conventione ut sanctus Vitonus istam |
eiusqiie propaginem ^") teneret perpetuo, et illi illam similiter cum filiis et
Oliabus possiderent absque contradictione et obstaculo. Nos vero, quibus !
potestas data est ligandi et solvendi per os domini salvatoris nostri,
hoc concambiun! confirmamus corroboramus et stabilimus. Et ne quis I
hoc infringere audeat, sub anathemate interdicimus annosque incarna-
tionis dominice in testimonio annotamus.
Anno incarnationis dominice MXX, indictione III, concurrente V,
epacta XXIII, episcopatus autem nostri anno XXVIP^j.
Si quis vero his contraire voluerit, voce apostolica sit anathema
maranatha in seculorum secula. Fiat, fiât.
Testes ^^) vero huius carte fuerunt cornes Hyldradus, Amalricus ad-
vocatus, Dodo, Rohardus, Vimarus, Astefridus, Dodo, Chareo, Angelbertus.
XX VIL Graf Hildrad^ mit dem Beinamen Hescdinm, schenkt deni
Klosters sein Gui Bolrouul und sichert es gegen etwaiye Ausdéhmmg der
doriigen vogteUichen Befugnisse durch seine NachJcommen.
1020.
C* fol. 20. — C» fol. 20 no. 28.
Citât bel Mabillon, Annales ord. s. Benedicti éd. II. IV, 2ôl.
Vgl. liber dièse Schenkung des Nekrolog zum 11. December; Richard, der
Sohn Hildrads, ist der spâtere Bischof von Verdun (1039 — 1046). Nach den iibri-
gen Schenkungen beider zu Doncourt-(aux-Templiers?), Baroncourt und Dommary
(Nekrolog zum 7. Novernber) wiirde man »Bolruuel« oder »Belrourum« unterVer-
nachlâssigung der ersten Silbe etwa auf Rouvres-en-Woèvre deuten. Doch kônnte
auch an Belrupt gedacht werden.
In nomine dei summi qui creavit cuncta ex nichilo. Ego Hildradus
cognomento Hescelinus cornes nobilissimus, in seculo peccatorum mul-
torum meorum pregravatus incommodo, timoré dei coactus et ammoni-
tione Ricardi^) abbatis illectus in id quod est melius, trado sancto
Petro et sancto Vitono ob remissionem peccatorum meorum ^) meorumque
antecessorum futurorumque^) consanguineorum bonum meum quod voci-
tatur Bolruuel, videlicet IIII mansa et dimidium, quatinus famulantes ipsi
sancto perpetuum teneant nostrum memoriale et Hercendis uxoris mee,
Richardi quoque filii mei quem ad clericatus honorem ipsi deo, qui
') ,Nittonis' C * ; ,Witonis* C ^ — «) ,clemaronis' C. — ») ,Rogisto' C. — ^**) .progeniein' G.
— ") ,VIIXX^ BC. — 12) die Zeugen fehlen in C.
XXVII. *) ,amonitione clericardi' C. — ^) ,eorum' G. — ^) ,et futurorumque* G. —
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— 428 —
dominus est in misericordia, obtuli devota mente. Quotidie enim pec-
camus, quotidie delinquimus, et necesse est, ut in futurum nobis aliquid
provideamus, ne cum iniustis damnemur; »si enim iustus vix salvabitur,
impius et peccator, ubi parebuntV* *). Hoc timoré perterritus trado tibi,
sancte Vitone, bonum meum quod est temporale, ut per tuum adiutorium
tibique famulantium recipiam iliud, quod non est temporale, sed indeficiens
imperpetuum. Et quoniam posteritas succedit consanguineorum qui sepe
nocent antecessoribus per nimiam seculi cupiditatem, nil ex hoc bono re-
tineo^) neque aliquid ut retineant exortor, ne impediatur anima mea, si
aliquantum ista parvissima eiemosina fuerit loco rétracta dempta vel muli-
lata, nisi solummodo ob nostri memoriam retineant advocatiam, eo tenore
ne aliquid exinde accipiant neque in tribus placitis, ut fit in aliis ad-
vocatiis^) per annum, a pauperibus aliquid') extorqueant aut sibi ré-
pétant. Si vero aliquis malefaclor extiterit et contra villicum audax
vel rebellis®) sustiterit et hoc ad advocatum pervenerit iusticiamque ex
hoc fecerit, meam partem ex iusticia accipiat, ut iustum est, et^ab
omni avaricia de ceteris manum suam excutiet. Hoc ergo confîrmo et
exhortor posteros meos, ut id teneant, quatinus eiemosina nostra anle
deum sit accepta. Hanc ergo cartam petitione fidelium meorum con-
scribi feci et auctoritate mei nominis confirmavi testesque idoneos
adhibui, quorum etiam nomina adnotari iussi annosque incarnationis
dominice in testimonium describi.
Anno dominice incarnationis MXX, indictione III, concurrente V,
epacta XXIII hec caria descripta confirmata et corroborata est.
Imprimis ego comes Hildradus signum saiutifere crucis apposui. -|-
Signum Albrici nepotis mei. Signum ^) Alberti »). Signum Alberti ^^). , , .
Signum Wazelûii")
XXVIII. Bischof Heimo hckundet^ dass Wido von Senuc in
schwerer GeldverlegenheU dem Kloster S. Vanne gegen Empfang von
12 Pfund Silber sein von Bisthum m Lehen gehendes Chd eu BulainvUle^
unter VorbehaU der Auslôsung zu seinen Lébeeiten^ uhergehm habe, und
beeeugt die am gleichen Toge erfolgte Verpfàndung von Roualdi villa
an dos Kloster. ^jj^ ^^^^O?)
Abschrift aus dem altem Kartular fol. 16 in Coll. Moreau XLVI fol. 203'.
— C» fol. 15. — C« fol. 15 no. 21.
Citât bei Sackur in Zeitschrift fur Social- und Wirtschaftsgesch. I, 166.
*) jncipimus et pétri ubi parebam' C; vgl. Pétri I, 4, 18. — *) ,retinere' C. -- *) ,advo-
catis' G. — ^ ,aliquis' C. — «) ,rebelli' C. — •) fehlt in G. — '<>) dahinter ein nicht
deutlich erkennbares Wort, etwa ,Taclu*. — »') dahinter noch ,Frosas' (G') oder
,Frosars* (C«). Etwa ,Frogeri'?
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— 429 —
Ueber die Verpfândungen, zu denen Wido von Senuc gezwungen wurde, um
den vornehmen Verwandten seiner Braut die iiblichen und standesgemâssen Ge-
schenke darbringen zu kônnen, unterrichtet uns neben der Urkunde des Bischofs
auch eine solche des Abtes Richard, die zum Teil auf jene zuriickgeht (No. XXIX);
doch ist der Preis fur »Roualdi villa* (Riaucourt ?) in No. XXVIII auf 100, in No. XXIX
auf 200 Schillinge angegeben. — Da beide Orte in dem Diplom Heinrichs IL von
1015 noch nicht unter den Klosterbesitzungen genannt sind, diirfte die Verpfân-
dung erst einer spâteren Zeit angehôren ; wir haben beide Urkunden zu denjenigen
der Jahre 1019 und 1020 gestellt, da sie sich mit diesen auch im Dictât mehr-
fach beriihren, insbesondere bei der Erwâhnung des Grafen Friedrich in No. XXIX.
Friedrich ist schon am 6. Januar 1022 gestorben (vgl. Sackur, Richard von
S. Vanne 19) ; man wird annehmen dUrfen, dass seiner spâter nicht mit den gleichen
Wendungen wie im J. 1019 (No. XXVI) gedacht worden wâre.
In nomine sancte [et individuej ^) trinitalis. Ego Haymo episcopus
sancle Virdunensis ecclesie quamvis indignas cenobium sanetorum
apostolorum Pétri et Pauli, in quo requiescit sanctus Vitonus, meo tem-
pore carnm habui et semper dilexi, quoniam idem locus a raeis predecesso-
ribus admodum est exaltatus, ita ut dive memorie Berengarius epis-
copus inde clericos expulerit monachorumque frequentiam inibi ad-
gregaverit, quibus etiam de propriis reditibus multa bona comparavit.
Quoniam^) ergo ab humana memoria multa labuntur posterique nes-
ciunt que anteriori tempore fiunt, nisi cartis et scriptis ad memoriam
revocentur, idcirco^) ego banc cartam petitione abbatis loci illius no-
mine Richardi et Amalrici advocati composui testesque idoneos in calce
adnotavi, ut présentes et fuluri sciant que in meo*) tempore acta
fuere. Quidam elenim miles nobilissimus Wido nomine de Senuz*)
debuit uxorem accipere Herbergam nomine; et compulsus necessitale,
quoniam nobilissima erat plurimosque parentes prosapia pollentes ha-
bebat, quibus sibi multa conferre ob honorem^) seculi dignum erat,
abbatem'^) loci sibi dari XII libras argent! expetiit, ea conventione et
tenore ut sub mei presentia pecunia daretur, et bonum quod Buslani®)
villa vocatur, quod etiam de meo idem miles tenebat, mihi redderetur
et per manum meam et Amalrici advocati sancto Vitono daretur. Hoc
ergo plurimis adstantibus factura est ea conventione et tenore, ut supra
taxatum est, ut, si pecuniam redderet, dum adviveret, ad sua rediret.
Quod si non fecisset, perpetuo sanctus Vitonus et monachi inibi sibi
famulantes per meam auctoritatem perpetuo bonum possiderent et tene-
rent, nec aliquis ex eius filiis et successoribus redimendi licentiam ha-
beret®).
XXVIII. ') fehlt in BC. — «) ,Quia' B. — ») ,ideo* B. - *) ,quia meo* B. — *)B ;
,Senu*C»; ,Seni- C « D. -•), honore' BC. — ')B ; ,abbe* C»; ,abba* G«; ,abbas* D. —
«) ,Bustani' C. — ») ,haberent* BC.
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— 430 —
Hanc igitur cartam ego confirmavi signumque -f" salutifere crucis
in line apposui. -f" Et ne aliquis suceessorum meorum hanc infringere
audeat, episcopali aucloritate inhibeo^") contester et auathenmtisco ^^).
Testes vero huius conventionis idonei ^^ j fuerunt Amalricus ipsius
loci advocatus et duo filii eius Teodericus et Albertus; Ymfridus^^)
similiter ipsius supradicti niilitis frater.
Ipso etiam die alodium de Roualdi^*) villa datum est sancto in
vadimonium pro centum solidis. Qui ergo hanc cartam infregerit, ana-
thema sit.
XXIX. AU Richard he^eugt die von Wido von Senuc vor-
genommenm Verpfândungm seines GtUes 0U Btdainville und von Roualdi
villa an dos Kloster. ^^^^^ ^^^^.^
O fol. 18. — C* fol. 17' no. 24.
Der Petitdruck bezeichnet die Uebereinstimmung mit der bischôllichen
Urkunde gleichen Inhalts No. XXVIII; vgl. die dortige Vorbemerkung.
Quam pluriraa libris et carlis inferuntur, ne ab») humana memoria
penitus per oblivionem elabantur, quoniam »generatio prétérit et advenit« -j,
quod et nos et nostra debemus morti. Unde et ego frater Richardus,
abbas sancti Vitoni quamvis nomine tenus, iussu domini episcopi Hay-
monis hanc cartam composui, ut posteris sit notum, quod nostro lempore
est factum, ne noster locus a deo mihi commissus in posterum aliquod^j
incurrat dispendium. Quidam etenim miles nobisamatissimus'*), nomine Wido
de Senuz*^), uxorem accepturus nomine Herbergam a parentibus ipsius, sicut
mos est in seculo, coactus est, quo honorem ipsis deferret % si feminam
accipere vellet. Qui nimium perterritus quoniam pecunia sibi ad presens
deerat, bonum quod vocitatur Buslani') villa episcopo Haymoni reddidit,
quoniam de ipso hoc tenebat, eo tenore et ea conventione quo ipse per
manum suam loco sancti Vitoni et fratribus hoc bonum daret et a me
qui pater monasterii eram pecuniam, videlicet xil libras, mutuo acci-
peret. Episcopus ergo, quia valde®) locum diligebat, quoniam tune tem-
poris dominus Fridericus qui comes Virdunensis ^j civitatis fuerat, post-
posita seculi vanitate in eodem cenobio ad conversionem venerat, ad-
vocatum ipsius loci Amalricum nomine advocavit ipsoque présente in
presentia abbatis et fratrum testiumque nobilium supra altare sancti
Pétri cui claves celi commisse sunt, bonum per cartulam ^^) suam
*^) jinibeo* B; ,iubeo' V.. — **) ,anathematiso* B; ,anamathisco' C. — ^*) , idonei
testes' BG. — »») ,Infridus* C^ — »*) BC»; ,Riualdi* C^
XXIX. ») ,ad' C. — ^) Vgl. Prediger Salomonis 1, 4. — ^) ,aliquid' C. — *) G*; ,nobis
amitissimus* G*; etwa verderbt aus ,nobilissimus*; vgl. No. XXVIIl. — *),Seniet'C.—
«),differret• G. — ') ,Bustani' G. — «) ,vel de' G — «j ,Videnii se civitati fuerat* C. - '"'
,quam butam' G.
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— 431 —
posuit, deinde bannum inposuil, ne aliquis aliquam violentiam vel
torturam sancto Vitono deinceps et in futurum^^) faceret, nec aliquis
ex eius progenie vel parentela ad id reverti posset, nisi ipse in sua
vita XII libras ad plénum ^^) restitueret. Quod si non fecisset, post eius
transitum hoc bonum fratres et sanctus tenerent imperpetuum. Ipso*^) etiam
die misit ailodium suum quod vocitatur Roualdi villa sancto pro CC solidis in
vadimonium, eo tenore et conventione quo supra est memoratum.
Testes huius carte fuenint Âmalricus ipsius loci advocatus et duo filii eius
Teodericus et Albertus et miles infridus, quorum signa etiam sunt adnotata ^'*).
XXX AU Richard bekundet, dass er dem Warner ^ Sohne Wamers^
die von dessen Voter gegen dm Zehnt von Jtdvéœurt an S, Vanne eu-
ruckgegébene Kirche au TUly auf Lebenseeit tibertragen haie,
{1021—1025).
C» fol. 19. — C« fol. 19 no. 26.
Citât bei Mabillon, Acta sanctorum saec. VI*. éd. II. VIII, 455 und bel
Sackur, Die Cluniacenser II, 154.
Die Einreihung der fur das Verhâltnis zwischen Abt und Congrégation
lehrreichen Urkunde wird dadurch bestimmt, dass Richard erst nach 1020 wieder
die Leitung der Abtei Beauheu ubernahm (vgl. Sackur, Richard von S. Vanne 31)
und dass als Vogt Theoderich genannt wird, in dem wir wahrscheinlich den in No.
XXVIII. XXIX genannten Sohn des bis 1020 nachweisbaren Vogtes Amalrich erkennen
diirfen. Ob Gewicht darauf zu legen ist, dass Graf Friedrich nicht als verstorben
bezeichnet wird, muss dahingestellt bleiben : jedenfalls wird die Urkunde vor 1025
ausgestellt sein, da in diesem Jahre die Klostervogtei bereits an die Ardenner-
grafen ubergegangen war (vgl. No. XXXI). — Zur Sache vgl. das Nekrolog unter
dem 24. Januar.
In nomine sancte [et individue]^) trinitatis. Ego Richardus abbas
nomine tenus. Quoniam meo tempore multa peregi que in posterum
loco mihi commisse detrimento fore [possent] ^) censeri^) propter avariciam
et cupiditatem huius seculi, literis ea huic schedule mandare curavi ob
vitandum destructionis et odii scandalum, ne anime mee vel futuris in
loco qui . . .^) aliquod veniat detrimentum. Quidam etenim miles nomine
Vuarnerius nobis satis fidelissimus qui*) a domino Frederico fuerat lau-
tissime nutritus, propter sanctorum vel ipsius amorem ecclesiam de
Tihaco, quam*') tenebat de domino^) Gaufrido®) episcopo'), dommo epis-
copo Heymoni reddidit, eo tenore quo sanctus Vitonus ipsius ob remis-
sionem suorum peccaminum esset hères perpeiuus ; quam ") etiam epis-
^1) ,futuram* C. — *«) ,plenam' C. — »») ,ipsi' C«. — ^*) ,signa est tenta? C; die
Emendation ist nicht sicher.
XXX. ') fehlt in C. — «) ,percensi* C»; ,percensu* C*. — ^) C, ohne Liicke
anzudeuten; doch fehlt mindestens ein Wort wie ,prefuerint*. — *) ,qm' C. —
*') ,quod' C. — ») ,duci^ C. — «) C^; ,Godefrido* C^ — ') ,ipseque' C. - ") ,qui* C. -
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— 432 —
copus loco^) tradidit multis testibus circum adstantibus. Ob istiusmodi
ergo bonitatis et devotionis antidotum concessimus sibi post aliquot^)
annos Gislonis ecclesie solummodo in vita sua nostram decimam,
quoniam ter in anno nos omnes cum familia pascebat et omnia que
fratribus in refectorio erant necessaria, hilaris*") dator ministrabat ; igi-
tur in claustro, sicut et factum est, corpus suum sepeliri preoptabat.
Ipso^^) igitur defuncto post*^) multorum annorum curricula filius ipsius
Warnerius bonum quod pater tenuerat, requisivit a nobis nec impetrare
valuit multis precibus fusis, quoniam fratres in hac re mihi contra-
dixerunt nec ullo modo acquiescere propter posteros eius consenserunt.
Ego igitur tedio^^) et maxime eius importunitate devictus, dum essem
Bello loco apud sanctum Moricium — utrasque namque gubernabam
abbatias — accepto ab ipso equo uno tantummodo, ipsis multis mi-
tibus de Claromonte in testimonium stantibus quorum etiam nomina ,
in calce annotavimus, in vita sua concessi, etiam insciis^*) fratribus
nostris qui erant Virduni. Unde etiam me, dum reversus essem, sunt
conquesti, quod prebendam eorum absque consilio ipsoruni dederim
alicui, quod loco in posterum credebalur provenire ad damnum; sed
audita ratione atque ^^) visa conscriptione unanimes, quamvis exterriti [
pro varietate causarum, consensere omnes. Ergo qui sunt post nos i
venturi, banc cartam relegant atque custodiant. Et si, quod non spe-
ramus futurum, de ipsius *^) progenie aliqui hoc bonum proclamaverint
vel invadere ac retinere voluerint, auctoritate episcopi ad quem^'j
locus pertinuerit, a fundo ecclesie sancti Vitoni arceantur excommuni-
centur anathemizentur, quoniam hec carta a mea parvitate est con-
scripta^®) et horum testium auctoritate atque signis confirmata.
Signum abbatis Richardi. Theoderici advocati etc. i
XXXI. Abt Richard beurkundet die frdtviUige Ergebung genannter
Frauen an dos Kloster und verzeichnet ihre an den Meier zu HasseU ,
eu leistenden Abgaben. 2025 1
C» fol. 20'. — C« fol. 21 no. 29.
Citai bei Mabillon, Annales ord. s. Benedicti éd. II. IV, 284 und bei
Clouët, Histoire de Verdun I, 441.
Schon Clouët, Histoire de Verdun II, 23 hat bemerkt, dass Graf Hermann,
der in dieser Urkunde uns als Vogt des Klosters begegnet, erst nach 1026 dort I
Monch geworden ist ; aber schon 1026 ist das Amt an den Grafen Gottfried ûber- [
gegangen (No. XXXU). Dièse und die folgende, rait Tagesdaten nicht versehenen I
Urkunden stehen der Berechnung Sackurs (Richard von S. Vanne 97) nicht ent-
gegen, dass Richard von Oktober 1025 bis November 1026 auf der Pilgerfahrt im
heiligen Lande abwesend war.
«) C; ,sancto'? — ^) ,aliquod* C. — »«) ,illaris* C. ~ ") ,lpsi* C. — «) ,per^ C. —
^') ,que duo* C. — i*) ,insiis* C»; ,iussis* C«. — ") ,atque ac' C. — *•) ,ipsis* C.
— ^0 »quam' C. — ^«) ,scripta* G^
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— 43a —
Sunime nobilitalis nitet décore, qui opifiei suo tota sinceritale
et puritate mentis^) studet incessanter deservire. Quapropter notum
esse^) volumus ego dei gratia abbas^) Richardus omnibus tam pre-
sentibus quam futuris ecelesie dei fidelibus, quod quedam religiose
mulieres nobilibus et ingenuis orte natalibus dei timoré et amore pa-
riter compuncte*), Bona scilicet cum filiabus geminis Eredescendi et
Ruspendi, Gomrada quoque et eius soror Ruspendis, semetipsas ultro
ut libère et nobiles sancto Petro Virdunensis cenobii, ubi insignis re-
quiescit corpore Vitonus presul, subdiderunt ad potestatem ville Has-
lud^) dicte sue dictioni mancipate, ea scilicet ratione ut annuatim die
sollenipnitatis saacti Remigii eiusdem ville villico II denarios tam ipse
quam universa soboles ex ^) eis proditura persolvant, de manumortua XII,
de licentia maritalis copule VI; placita generalia in iam dicta villa
Haslud ter in anno serviant'j. Quibus etiam petenlibus®), quia non
incongruum erat, banc cartam fieri iussimus, ne forte aliquis potenlum
vel infimorum alteram quandoque future stirpi earum legem imponere
tentet ; hec carta facta et plurimorum hominum presentia et testimonio
roborata, ut firma in posterum maneat et inconvulsa, nostra et fratrum
est manu confirmata et advocati Hermanni comitis attestatione subnixa.
Signum Richardi abbatis etc. «
Data anno dominice incarnationis MXXV, regni Conradi régis I,
indictione VIII.
XXXIL Bischof Rambert hestàtigt die ScJtenkung der Ordfin Dada
an dos Kloster S. Vanne. ^q2q
Abschrift aus dem alten Kartular fol. 22' in Coll. Moreau X fol. 48* (H).
— C» fol. 21. - C« fol. 21' no. 30.
Citât bei Mabillon, Annales ord. s. Benedicti éd. II. IV, 285.
Die Grafin Dada^ deren Anniversarium und Geschenk im Nekrolog zum
5. Oktober verzeichnet stehen, scheintnicht die Gemahlin des 1037 bei Bar gefallenen
Grafen Manasse von Dammartin, sondern des gleichnamigen Grafen von Héthel.
— Unsere Urkunde bietet die erste Erwâhnung Gottfrieds des Bârtigen, den Jaersch-
kerski (Gottfried der Bârtige S. 13) erst 1033/4 nacbweisen konnte. Daer in ihr schon
1026 als Graf von Verdun bezeichnet wird, muss in der That, wie bei No. XXXVI
ausgefiihrt wird, sein Vorgânger Graf Ludwig von ('hiny friiher ermordet worden
sein, nicht erst 10278, wie Clouët, Histoire de Verdun II, 27 annahm.
In nomine sancte et individue trinitatis per quam cuncta sub-
sLstunt visibilia et invisibilia preterita presentia et fulura. Noverint
XXXI. ') ,ineritis' C. — ^i ,csset' C. - ») ,abbatis' C. — *) ,coinpuncti* C. --
*) .lias ind' C. — «j ,et* C - h C: ,servanl' C«; ,solvant' D. — **) ,p()tcntibus* C.
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— 434 -
présentes et futuri, quod ego Raimbertus^) Virdunice*) civitatis dei
gratia pastor et presul per deprecationem reverendi patris^) Richard!
sancti Vitoni confessons Christi hanc cartulam*) composuerim conlir-
maverim et episcopali auctoritate per licentiam domni archiepiscopi
Heboli^) sancte Remensis ecclesie pastoris omnes sub anathemate esse
perpetuo censuerim qui hanc aliquo modo infringere ausi fuerint, quo-
niam in ipsius parrochia res site sunt que subnotate sunt. Tradidil
enim sancto Vitono, régnante rege^j Conrado') anno secundo, domna
Dada®} comitissa®), uxor Manasse comitis®) de^®) Reitest^^), per manum mili-
tuni Wenerandi^^) et Walteri predicti abbatis fratris ob remissionein pecca-
torum suorum ecclesiam de Bedrui^^) cum II mansis et ad Clarisellum^^)
mansos II et ad Lauannam^^) mansos II et que possidebat ad Nouam
viilam, scilieet mansos XV cum terris ^^) pratis et*^') II molendinis
et^^') mancipiis utriusque sexus plus quam LX, et^*) allodium quod
vocatur Ampliuium^*), Hec omnia misericordia dei largiente ipsaque
tradente ecclesia nostra tenet et possidet, in his omnibus potissimum
adiuvante pro amore loci et predicti abbatis Richardi comité Odone,
in cuius comitatu sita sunt que nobis tradita sunt. Si quis ergo deum
parvipendens et salutem anime sue negligens hec sancto Vitono per
vim et iniustitiam auferre voluerit, petimus^'^) archiepiscopum sancte
Remensis ecclesie quicumque in sedem pontificalem^®) sublimatus fuerit,
quo^®) talem inimicum qui vestra^^) tulerit vobis*^), cum anathemate
feriat, ut cum Dathan**) et Abiron vivus in infernum descendat atque
cum Juda traditore etemas penas luat, nisi quantocius resipiseat.
Advocati etiam loci nostri et comitis Virdunice^) civitatis Gode-
fridi nomen hic adnotavimus in testimonium.
Testes vero nobilissimi viri qui adfuerunt hii sunt: Anselmus'^),
iohannes^*), Amalricus.
Manu etiam propria signum sancte crucis in**) calce*) impressimus
et annos dominice incarnationis adnotavimus.
Anno dominice incarnationis MXXVI, indictione VIIII, concurrente V,
epacta nulla conscripta confirmata et corrobarata est ^^') hec ^^) carta ^^'H-.
XXXn. ») ,Raymbertus' C. — «) ,Virdunensis* C. — ») ,abbatis* G. — *) ,car-
tam*B. — ^) ,Eboli* B. — •) fehlt in B. — ') ,Heinrico* B; ,Henrico* C; vgl.
oben S. 347. — ^) ,comitissa Duda* C^; ,com. Dada* C*. — •) ,com. Manasse* C.
— ^«) fehlt in C; ob Zusatz im alten Kartular? — ") ,Wrenerandi' C»; ,Wo-
cuerandi* C^ — ") ,Bedriu* B; ,Badrui' C«; ,Badom* D. — ») ,Glaricelluin* C. —
'*) ,Lauennam* B. — ») ,optimis* B; ,obtuis* C. — »*') fehlt in C. — ") ,et* — ,AmpU-
vium* fehlt in B; ,Amplurium* G. — ") ,petrum* C» — *^ ,sede pontifîcali* B.
— »•) ,quod* B. — *^) ,iura* B; ,nostra* C. — ") ,nobis' BC. — ") ,Datam* C. -
**) jJoannes* C.
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— 435 —
XXXIII, Kaiser Kanrad IL bestâtigt dem Kloster S. Vanne seine
Besitzungen, Nimwegm 1031 April 23.
Abschrift aus dem Original (grand tiroir, no. 13) in Coll. Moreau XXI
fol. 136 (A). ~ Notarielle Abschrift vom J. 1546 aus dem Original in Mss.
Zwicheniana VIII fol. 290 in der Universitâtsbibliolhek zu Gottingen (A*).
— Notarielle Abschrift vom J. 1561 aus dem Original in Coll. de Lorraine
337 fol. 1 auf der Nationalbibliothek zu Paris (A«).
Citât bei Pertz, Archiv der Gesellschaft fiir altère deutsche Geschichts-
kunde XI, 433. — Auszug bei Bresslau, Kanzlei Konrads II. 94. — Stumpf,
Reichskanzler Reg. no. 2017.
Ueber die Echtheit der Urkunde und die Abweichungen von der in der
Hauptsache wôrtlich wiederholten Vorlage Heinrichs IL, No. XXIV, vgl. die Ein-
leitung S. 372. Der Schluss des Contextes und des Eschatokoll diirften von einem
Kanzleibeamten Konrads hinzugefiigt sein. — Ich konnte bei der Textherstellung
die von Herrn ProL Bresslau und mir fiir die Ausgabe in den Mon. Germ. ge-
nommenen Abschriften benutzen. In C steht nur ein kurzer und wertloser Auszug.
In nomine sancte et individue trinitatis. Cuonradus^) divina dis-
ponente clementia imperator augustus. Célèbre est et memorie commen-
dandum in preceptis nostris imperialibus continue illud apostolici observari pre-
cepti nos huiuscemodi cohortantis: »ergo dum tempus habemus, operemur bonum
ad omnes, maxime autem ad domesticos fidei*; tempus advenit, tempus prétérit,
sed quod boni fit in tempore, eternitatis indefectiva premia condonabit. Hoc
hortamento commoniti et in caducis his quasi ad mansura suspensi, beneficiis
matrem nostram ecclesiam catholicam non solum per nos ditare, sed etiam id
agentibus opem in omnibus prestare et per imperialia precepta confirmare procerum
nostrorum palatinorum consultu decrevimus. Quare noverint omnes consecretales
palatii ceterique fidèles nostri, qualiter nos per interventum Ramberti fidelii
nostri sancte Virdunensis ecclesie episcopi expetiti sumus, ut res ecclesie sue
antea per apostolicum privilegium et per dive memorie antecessoris nostri Hein-
rici^) preceptum ecclesie et monasterio beati") Pétri coUatas, ubi Berengarius
béate recordationis episcopus regulam beati Benedicti abbatis sacra devotione in-
ceptam pro posse monachili ordine decoravit suisque successoribus per ador-
nandum reliquit, per preceptum confirmationis, uti imperatoribus et regibus de-
cessoribus nostris moris fuerat, insuper que ipse eidem monasterio prudenti
solertia condonaverat, conferremus nostraque adstipulatione corroboraremus ; quod
dévote expostulatum iuste est ex imperiali auctoritate concessum. Damus ergo
et in ius ecclesie iam dicte*) conferimus abbatiam ipsam*) que sancti Vitoni di-
citur cum omnibus ad se pertinentibus, id est villas resque subnotatas: in
Scantia VIII mansos*), molendina VUII, ad Ballonis cortem mansos IIII, ad Fras-
nidum mansos Vï, ad Crucem ecclesiam I, ad Castonis cortem ecclesiam I, ad
Kouam villam ecclesiam I cum IIII capellis et mansos IIII et dimidium apud
Gaulini cortem cum silvis et pratis aquis aquarumque decursibus ad eamdem
ecclesiam pertinentibus et picturam vinee I et molendina II super Helnam fluvium et
XXXni. ») ,Conrardus' A» ; ,Conradus* A «. — «) ,Henrici* A» A«. — ») ,sancti' A. ~
*j ,iam dicte eccL* A. — ^) fehlt in A. — •) ,mansa' der Vorurkunde ist fast durch-
28*
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— 436 -
molendina 11 super Mosam, in Marcolfi ^ corte ecclesiam I cum mansis III silvispratis
et terris indominicatis ex dono Richeri et Harduuini **), ad Parredum •) ecclesiam I
simulque et capellam cum mansis XVI inter Cosantiam *<*) et Limiam sitis et molen-
dinum I cum pratis et silvis, ad Harbodi villam in Wapra ecclesiam 1 et mansos II et
quartarium dimidium, ad Frasnidum mansum I et dimidium, * ad Liniacum quartam
partem ecclesie de Fontanis et mansos II et molendinum dimidium cum silva et pratis,
in Barrensi comitatu mansos II in villa Villare vocata, ad PuUiacum mansos il
assos ^^)*. Dédit etiam idem Berengarius piscaturam bonam apud Tilliacum et
decimam arietum qui sue ecclesie persolvuntur ex Bracensi centena, et decimam
foratici sue civitatis de vino, ad Amonzei ^') villam ecclesiam I, Flauiniacam
quoque villam cum ecclesia et capella I apud Grantinau*') cum mansis XXX et
piscatura et molendinis et pratis silvisque et omnibus adiacentiis, ecclesiam
quoque de Marleio "), et ecclesiam sancti Pétri in suburbio Virdunensi sitam cum
mansis V et prato dimidio et decimam de vineis episcopi indominicatis in Medocia,
mansum etiam in civitate Mettis ") qui vocatur Altum macellum, ad Mantionis *•)
cortem mansos IIII et dimidium, ad Ballonis cortem molendinum I, ecclesiam
sancti Amantii cum omnibus appenditiis suis in suburbio, ecclesiam sancti Re-
migii et capellam de Berleia") corte cum adiacentiis, ecclesiam de Maroa cum
suis appendiciis, ecclesiam de Pétri villa in Wapra, ecclesiam de Bocconis"')
monte, ecclesiam de Donnaus iuxta castrum Haddonis ^') cum molendino I, eccle-
siam de Mauri villa, ad Riuualdi mansum IIII mansos cum terris indominicatis
pratis pascuis, ad Raherei cortem et Gillani cortem mansos XXX cum ecclesia*
et capella P^) terris indominicatis molendinis pratis silvis pascuis aquis aquarumque
decursibus, vineas etiam in Arnaldi villa ex dono Richiuuare *^) ductricis cum
manso indominicato, item vineas quas Adelaldus, Amalricus, ♦ Albertus et War-
nerus de suo ♦ contulerant, clausum I super Mosellam*^), alterum qui dicitur
Adelendi, tertium qui dicitur Adeberti, item vineam que dicitur sancti Martini,
item que dicitur in Mortario, item que dicitur in Plantaria, item que dicitur in
Argileto**), item que dicitur in Marmoreio**), nec non et mansum I cum servis
et ancillis atque vineis dono Gerulfi, ad Florihing**) mansum I cum vineis dono
Gerardi comitis, ad sanctum Iulianum mansum dimidium et vineam dimidiam
dono Heinredi**), super Mosellam apud Moreium sedilia II et vineas dono Mar-
tini, in Medocia clausum I, super Scantiam molendinum * cum manso et terris et*^
appendiciis dono Bertarii*^), coram porta civitatis que ipsum adit monasterium
dono Flothildis **) quantum sibi fuerat allodii, Haponis'**) cortem mansum in-
dominicatum, molendina III, mansos vestitos II, unum ex potestate sancti Iuliani,
cum omnibus appenditiis dono Adelhardi et Dudonis, culluram quoque unam que
Bellini**) dicitur, pratum qui dicitur Guiteri'*) ex dono Amandi, insulam etiam
weg durch ,mansos* ersetzt worden. — ^) ,Masculfi* A*; ,Marculfi' A*. — ^ ,Har-
duini* A. — •) ,Paredum* A*. — *<*) ,Consantiam* A* A*. — **) dahinter fehlen
die Hufen zu S. Amant, vgl. oben S. 373. — ") ,Amonsey' A*. — ^') ,Crantinan* A* ;
,Cranlinam' A^ — '♦) ,Marleyo* A» A». — »»} ,Metis*A». — ") ,Mansionis* A ^ —
") ,Berleya' A«. — ") ,Boconis* A«. — »») .Iladonis' A. — «^) so in dem Diplom
Otto's II (No. XX); ,eccl. sancti Amantii* in der Vorurkunde No. XXIV. — *») ,Ri-
chuuuare' A*. — ") ,Moseuillam* A'. — ") ,Argleto' A* A*. — ") ,Marmoreyo* A* A*.
— ") ,Florhing* A»; ,Florinhing* A^ — *«) ,Heynredi* A«. — *^) feblt in A. —
") ,Bertharii' A. — *»j ,Flotildis* A«. — '^) ,Iïapponis' A«; ,ad Haponis* A. —
»•) ,Belleni' A. — ") ,Guilteri' A. —
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— 437 —
que Frumosa vocatur, pratum quoque adiacens Balareio*^) territorio; dédit eliam
ipse Dudo terras et sedilia ad Villam super Cosantiam'*), ad Flabassium '*)
mansos IIII cum terris indominicatis pratis silvis pascuis et utriusque sexus man-
cipiis dono domni Berardi, Solidiaco'*) quartam partem ecclesie cum II mansis
et mancipiis dono Richeri, apud Busleni villam medietatem ecclesie dono Ansceri '^,
ad Rigildi cortem mansos II dono Herembaldi, allodium de Essio**) vineamque
optimam cum silva dono Bemeri, et aliam silvam eidem territorio adiacentem ab
uxore Dodilini emptam presentibus fîliis eius. ad Donnaus vero iuxta Flabasium*')
mansum I dimidiamque capellam cum silva dono Gotberti, ad Villare*^) in comi-
tatu Statunensi **) super Acsonam fluvium mansos IIII cum silvis et pratis et terris
indominicatis aquis aquarumque decursibus et molendino et mancipiis utriusque
sexus dono Amalrici, in eodem dominatu *^) ad Biunnam **) et ad Domnum Mar-
tinum et ad Braus mancipia utriusque sexus cum allodiis suis dono Hildrici, Castinido
mansos II cum silvis et terris appenditiis dono Rotgeri, ad Auniacum **) mansos II
dono Angelelmi**), ad ïamaz**) medietatem allodii quam habuit Rasenna^') et
dédit eidem monaslerio, excepto manso indominicato et ecclesia, super Mosam
in finibus Noue ville X et VIII picturas vinearum et e Barrensi comitatu semper
in maio mense de redemptione suum^®) capitalium X solidos dono Wigfridi**)
presulis, apud Leudonis*^) sartum mansum I cum terris silvis familia dono
Gerberge **), ad Geldulfi villam integram medietatem allodii et medietatem ecclesie
tam in terris quam in pratis silvis pascuis cultis et incultis mancipiis utriusque
sexus dono Rodulfi") filii Rodulfi") comitis, ecclesiam de Betolani*') villa
cum mansis dimidiis ") terris pratis silvis redditam **) a domno Heimone *•) presule.
Delegavit etiam idem presul Heimo**') predictc^cclesie * publicutn mercatum in monte
sancti Vitoni, ad Masmelli") pontem IIII mansos cum pratis silvis et ceteris
appendiciis, ecclesiam quoque de Tilliaco**) cum manso, piscaturam quoque que»
ab antecessore iniuste fuerat ablata, eidem loco restituit cum piscatoribus et
terra ad eosdem pertinente, et decimam de Sartage apud Vesuns *•). * Comes Got-
defridus quasdam res ad prefatum locum subnotatas dédit: in villa que Borbac
nuncupatur mansos XX cum ecclesia et silva pratis pascuis aquis aquarumque
decursibus et familia utriusque sexus, ad Domnum Basolum mansum I et terras
indominicatas cum prato I et molendino I. Dédit quoque ipse comes ad eumdem
locum predium quod vocatur Borrai habens mansos XII cum silva pratis pascuis
vineis indominicatis aquis aquarumque decursibus et familia utriusque sexus.
Herimannus*^) quoque venerabilis comes in comitatu Bracbantinse •^) in predio
quod Haslud'*) vocatur XXX eidem contulit mansos loco cum ecclesia terris
33) ,Balareyo* A>. — >*) ,Consantiam* A> A«. — ^^) ,Flabasium* A; ,Flabba-
tium* A*. — w) ,Sodiliaco* A*. — *') oder ,Ausceri* A* A'; ,Anscheri* oder
,Auscberi* A. — »») ,Essyo* A». — ") ,Flabbasium* A. — *<>) ,Villarem* A».
— **) ,Stadunensi* A*. — **) aile, statt ,comitatu* der Vorurkunde. — **) ,Biunna*
A^ — **) ,Aumacum* A. — ") ,Angeldini* A*. — *•) ,Iamarum* A*; ,Ia-
marz* A '. — *') ,Rasanna* A*. — ") aile, statt ,censuum* der Vorurkunde. — *•) ,Wyg-
fridi* A*. — *o) ,Ludoni3* A». — ") ,Gebergae* A. — ") ,Rodulphi' A«. — ") ,Bi-
tilini* A*. — ^*) iiberall zwei Mal das fiir ,dimidium* gebrauchte Zeichen, wie in
der VU. statt ,IP. — ") ,reddita* A. — «») ,Heym.* A». — ") ,Mausmelli* A^
ob ,Masnieni' vgl. No. XXIV N. 78.— «^) ,Thilliaco* A ^ — ^«) oder ,Vesnû* A^ ,Vesuiâ*
A*. — «<>) jHermannus* A». — •») ,Bracbantinense* A«. — •*) ,Hasselud* A«. —
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— 438 —
pratis pascuis aquis aquarumque decursibus et mancipia utriusque sexus; simili
modo apud Feilsecum dédit ecclesiam eiusdem predii cum tribus mansis ad
eandem pertinentibus cum omnibus adiacentiis ; in eodem denique loco, ex eodem
sue proprietatis alodio VIII mansos tradidit cum familia utriusque sexus et suis
appendiciis et ecclesiam de^*) Ermefredegehem. in villa* Beurunes quesita
est in pago Hainau, dedenmt tam ipse quam frater eius dux Godefridus XXX
mansos cum ecclesia intégra et omnibus appendiciis. Dédit etiam idem comes
Herimannus ^^) ecclesiam Gengeaviam ^*) cum prebenda et III mansis,
que est in comitatu Hoiensi^^) sita, et in Namucensi ecclesiam de
Ham. Ceterum in senectute bona predium nomine Monnau dédit beato
Petro; adspiciunt ibi IIII fiscales mansi cum ecclesia et molendino I
pratis pascuis et utriusque sexus mancipiis silva spaciosa. Comes etiam
Liuthardus ••) in eodem monasterio monachus factus dédit in pago Waprensi in
comitatu de Custrei®') predium Bailodium*®) dictum, ecclesiam scilicet cum dote
sua, mansum indominicatum cum aliis XL'*) tradiditque in ipsius monasterii usus
cum omnibus omnino redditibus. Ad villam que Elna dicitur tenet ♦ locus
mansum indominicatum cum terris pratis silvis aquis aquarumque decursibus ex
dono Lauvuini'^), ad Morini'*) cortem mansum I cum terris silvis et omnibus
adiacentiis dono Gersendis, ad Rongei villam terras cum pratis et silva, apud
Germundi'^) villam terras cum pratis et silvis et sedilibus, ad Omam in Wapra
terras cum silvis et pratis, apud Flabasium'*) villam sancte Marie terras cum
pratis et silvis, apud Gotfredi'*) cortem mansum I et dimidium cum terris in-
dominicatis cum prato silva dono Richeri.
Hec autem supranominata bona prefato monasterio et monachis
ibidem sub régula sancti Benedicti degentibus per hoc nostrum im-
périale preceptum confirmamus atque corroboramus , ea ratione ut
nemo posthac'^) de eisdem bonis ad illorum damnum se intromittere
présumât, quatinus ipsis liceat pro vita nostra regnique nostri statu et
totius ecclesie utilitate dominum exorare. Et ut hoc verius credatur
diligentiusque per futura annorum curricula observetur, hanc paginam
inde conscriptam manu propria corroborantes sigilli nostri impressione
insigniri iussimus.
Signum domni Chuonradi'®) invictissimi Romanorum (M.) impera-
toris augusti.
V
Odalricus ''') cancellarius recognovit.
Data VIIII. kal. mai., indictione XIII, anno dominice incarnationis
millesimo XXXI, anno autem domni Chuonradi'®) secundi regnantis'^) VII,
imperii vero V; actum Nouiomago.
«3) fehlt A» A». — «*) ,Gengeauuam* A» A^ — ") ,Hollensi* A\ — ••) ,Liutardus*
A» A2. - •') ,Custerei* A. — •«) ,Baillodium* A»; ,Baylodium' A«. — ••) ,X1* A^
— '«) ,Lauinini^ A». — '0 ,Maurini* A«. — ") ,Germondi* A». — ^) ,Flabbasium'
A^ - '*) ,Godfredi' A ». — 's) ,postbaec' A. — '«) ,Gonrardi^ A* A«. — »») ,Vvdol-
ricus* A^ ,Voldaricus^ A^ — '«) ,Conrardi* A^; ,Conradi* A». — '») ,regm* A. —
In A und A^ Angaben iiber ein Siegelfragment.
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— 439 —
XXXIV. AU Richard békundd, dass die mit der Klosterhorigen
Constance, der Etikdin des cms Baslieux vertriebene^i und in Haudain-
vide angesiedelten Amard^ erseugten Tôchter des Klerikers Arnold nach
rômischem und saiischem Beckte gleichfaUs Hôrige des Klosters seien.
{1026?— 1039.)
C» fol. 18. — C« fol. 18 no. 25.
Citât bei MabiUon» Acta sanctorum saec. 6». éd. IL VIII, 454. —- Gallia
christiana XlUb, 56Q no. 11 (G).
Die Erzâhlung ûber die Schenkung von Baslieux (vgl. No. XXII. XXIV) und die
Schicksale des daraus vertriebenen Grossvaters der Gonstanze soll die Hôrigkeit
seiner Nachkommen ausser Zweifel stellen. Âus ihr geht hervor^ dass schon
geraume Zeit seit der Schenkung verflossen ist; und hierzu wQrde es durchaus
passen, dass in der Urkunde Kaiser Konrads II. gedacht wird, so dass sie nicbt vor
1026 niedergescbrieben wâre. Allein die Worte »Conradi imperatoris nepos — effec-
tus« scheinen mir nicbt mit Bestimmtbeit fur die ecbte Urkunde in Ansprucb
genommen werden zu kônnen. Zwar ist die Verwandtschaft Liutbards mit Konrad II.
anderweit verbiirgt; sie wird in den Gesta episc. Virdunens. contin. cap. 9 (Mon.
Germ. SS. IV, 49), in dem Epitapb (Mabillon, Vetera Analecta 380) und bei Albericb
von Trois-Fontaines bervorgeboben. Werden bei diesem als >nepotes< Konrads IL
>Letardus cornes de Longui, pater Manegaudi, et Gislebertus cornes de Luscelen-
burcb, pater comitis Conradi< genannt (Mon. Germ SS. XXIII, 782), wâbrend Hugo
von Flavigny den Scbenker von Baslieux als >comes de Marceio* (Mercy) be-
zeichnet (lib. Il, cap. 9, Mon. Germ. SS. VIII, 376), so ist docb an der Identitfit beider
aucb des Sobnes Manegaud wegen (vgl.oben No. XXII) nicbt zu zweifeln. Trotzdem
daber die Tbatsacbe als gesichert gelten kann, wird der auf sie bezûglicbe Satz
der Urkunde Richards Bedenken erregen, weil er an ungewôbnlicher Stelle —
nicbt unmittelbar hinter dem Namen — stebt, weil kurz darauf in anderem Zu-
sammenhange, und hier si cher ursprUnglich, iiber Liutbards Eintritt ins Kloster
gesprochen wird, und weil unter diesen Umstânden die wôrtliche Beriibrung mit
der Continuatio der Gesta episc. Virdunens. den Gedanken an eine Entlehnung
aus ihr nahe bringt; der Zusatz, wenn es wirklicb ein solcher ist, kônnte schon
dem Kartulare Richards eingefugt sein. — Wenn nunmebr aucb die Nennung
Kaiser Konrads II. fur die Einreibung der Urkunde nicbt zu verwerten ist, so
wird die wobl zu Liutbards Lebzeiten abgefasste Urkunde docb in die Zeit seiner
Regierung einzuordnen sein; denn erst wâbrend ibrer ist Liuthard gestorben, da
sein Verwandter Graf Giselbert, der "Begleiter seiner Leiche (Vita Richardi cap. 9,
Mon. Germ. SS. XI, 286), nicbt vor 1030 nacbweisbar ist. Indessen wird man nicbt
bis in Konrads letzte Jabre binabgeben diirfen, um Liuthard nicbt ein gar zu
bohes Alter zuzurechnen. Denn schon 973 bat Bischof Wigfrid von dem Grafen
Letardus seinem »sobrinus« und dessen Bruder Richwin, seinen »nepotes<, einen
Ort fiir das Kloster S. Paul eingetauscht und ibnen dafiir eben das hier genannte
Baslieux gegeben (vgl. Hugo, Annal. Praemonstratens. II l>, 320 und Mon. Germ.
Dipl. II, 32 no. 22 b).
Ego Richardus abbas nomine tenus donrini^) Fingenii successor
quannvis indignas. Quasdam commutatiotoes que facte sunt nosiro tem-
pore de nostris hominibus ad locum nostrum pertinentibus, huic scedule
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— 440 -
ob memoriatn posterorum qui post nos futuri sunt, inserere*'^) dignum
duxi, quo memoriale perpetimm sit nostris in posterum. Potesiatem
etenini que vocitatur^j Bailodium*) nobilissimus cornes Letardus, ante-
quam efficeretur monachus, tradidit nostro loco imperpetuum, Conradi
imperatoris nepos et*) consanguineus qui etiam postea pro salute
anime sue inibi monachus est®) effectus. Post traditionem vero po-
testatis huius perpetratum est quoddam homicidium in finibus ipsius,
pro qua re quam plurimi hac et illac dispersi sunt, sicuti contingere
sepius solet quam plurimis"^ mortalibus^). Unde quidam homo nomine
Harnardus^) cum uxore sua Celsa fîliaque nomine Aua compulsus est
exire a regione sua^^), quoniam de illorum qui hominem occiderant
fuerat parentela, nec tamen conscius ^^) in perpetratione ipsa. Eveniens ^^)
ergo in civitate ipsa^^) cum uxore et filia a domno^j Leitardo^*) qui^^)
adhuc erat in seculo, commendatus est in advocatiam ^®) cuidam no-
bilissimo militi Arnulfo de Hattonis^') castello qui postea effectus est
monachus in sancto Paulo. Predictus ergo^^) comes Leitardus tempore
domni^)Haimonis^^) episcopi sub me monachus factus^^) petiit et petendo
obtinuit^^), quatinus predictum hominem cum uxore et filia habilare
permitteret in Holdonis villa, quoniam quedam pars terre illius*^) tune
temporis nostre ecclesie fuerat data et a^^) nobis etiam ^^) pretio^^)
comparata. In hac ergo manserunt cum sua progenie^^) filiosque et
filias procreaverunt, ut habet seculum sese^^). Auam namque fiham
eorum accepit^®) Beruinus^^) in coniugium, et de ipsis exierunt duo^^)
fratres Marboio^®) et Robertus nec non Angelindis ^®) atque Constantia
ipsorum sorores. Angelindis ^^) accepit^*^) virum nomine Constantium^^j,
ex quo genuit duos filios Gislebertum^^) et Sarouardum^^); Constantiam
vero post legithnam uxorem iam defunctam lecto suo, ut sibi visum
est, copulavit et coniunxit Arnulfus clericus frater Sarouardi*^) militis;
et, quotannis^^) advixit, censum ipsius mulieris per villicos absque ulla
contradictione ceu^*) de sua femina sanctus Vitonus accepit^^); ideoque
filie quas^*') ex ipso^') genuit, iure matrem debent sequi, sicut sancit^)
lex Romana atque Salica.
XXXI V. 1) G; ,domini* G. — «) ,inscerere' G. — ») ,voc^tur^ G. — *) G;
,Balodium' G. — •'^) G; ,ne posset* G. — «) G; ,esset' G. — ') ,pluribus* G^ G; ,plu-
rium* C\ ~ «) G; ,notaribus' G. — ») ,Harvardus' G. — »«) ,ipsa* G. — ") ,con-
tius' G. — i'») ,veniens* G. — '^) ,ista' G. — '*) G^ ,Lelardo* G». — '^) ,qm' G; ,quo-
niam* G. — »«) G; ,advocaiam' G. — ") .Hatonis* G^ — ^«) G; .in ergo* G. —
»») ,Haymonis' G. — ^o) ^effectus' G. — *0 G; ,oblinel* G. — >«) G; ,pars tere-
lius* G. — «3) fehit in G. — «O ,propagine* G. — «*) fehlt in G. — ^) ,anexit*
oder ,accepit' G^; ,annexit* G^. — '") ,Bernuinus* G. — *•) ,Marboyo* G*. —
2») ,Angelineis* G^; ,Angelluidis' G.- — ^^) ,anexit* G. — ^i) ,Gonstanis' G. —
32) ,Gillebertum' G. — »«) ,Sarvard.' G. — ^*) G. ; ,quod annis* G. — ^) ,seu' GC.
— 3*) ,que* G. — 3') jipse* ('. — ^®) ,censet' G.
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— 441 —
XXXV. Graf Tlieoderich schenkt dem Kloster S. Vanne, m dent er
bestaUet eu werden tmimcht, die Kirche su Aumets,
{1033?— 1039.)
Abschrift aus dem alten Kartular fol. 18 in Coll. Moreau X fol. 48»' (B).
>- C» fol. 17'. — C^ fol. 17 no. 23.
Citât bei Mabillon, Acta sanctorum saec. VI». ed II. VIII, 454. — Gallia
christiana XUIb, 561 no. 12 (G).
Der Petitdruck bezeichnet die, nahezu wôrtliche, Uebereinstimmung mit
No. XIV. — Zur Sache vgl. das Nekrolog zum 1. Januar; durch seine Angaben
wird die Deutung des Ortsnamens gesichert. — Zum ersten Maie wird hier dem
Titel des Kiosters der Name des h. Sanctinus hinzugefiigt, offenbar infolge der
llebertragung der Reliquien von Meaux nach Verdun, die demgemâss noch unter
Bischof Rambert (gest. 1039 April 29) stattgefunden bat; da indessen erst sein
Nachfolger Richard (1039—1046) einen wurdigen Sarg fur die Gebeine anfertigen
liess, mag die Translation in den letzten Jahren Ramberts erfolgt sein, und die
Ueberlieferung, welche sie mit der grossen Hungersnoth anfangs der 30 •' Jahre
in Verbindung bringt, ungefâhr das Richtige getroffen haben; vgl. Wassebourg,
Antiquités de la Gaule Belgique fol. 234 und Clouët, Histoire de Verdun II, 29. Auch
die Nennung Herzog Gozelo's, der erst 1033 auch in Oberlothringen die Herzogswurde
erhielt, spricht dafur, dass No. XXXV erst nach diesem Jahre ausgestellt ist.
In nomine sancte et individue trinitatis. Quicumque christianorum
fidelium dei edificare domum vel etiam temporalium rerum suarum loca sancto-
rum in divini nominis portione electa ampliare ac sublimare decreverit, eterne
procul dubio remunerationis mercedem ab ipso omnium retributore bonorum
recepturus erit. Ex hoc enim potissimum lucri premium a conditore omnium do-
mino sine dubio promerebimur, si venerabilia sanctorum loca opportune ordinata
ad ampliorem agrorum fructum bonorum usibus fuerint augmentata. Debitum est
christiano unicuique fideli viro post innumera facinorum delicla saluberrimam
dei misericordiam de adquisitis reditibus mercari, dominica attentius rememorans
verba'): »Vendite que possidetis, inquit, et date pauperibus, et habebitis thesau-
rum in celo.« Quod ego Theodericus dictus cornes perpendens sollicite ♦ pro
anime mee remedio affiniumque meorum per manus Ramberti episcopi et
Gozelonis ducis et militum Amalricl et Wenelandi et Rolhardi tradidi
loco beati *) Pétri apostolorum principis, ubi requiescunt corpora sanctorum Vitoni,
Sanctini, Pulcroni, Possessoris * et Madalvei, iuris nnei fundum, scilicet eccle-
siam de Metionis^), legali^) traditione. Ipsi loco preest doninus
abbas Richardus, cuius sanctitate sanctorumque intercessionibus hacque
elemosina confisus corpus meum ibi sepeliendum devovi. Quod si quis aliqua potens
vel *) suspecta persona contra banc donationem perverso et*) maligno corde insur-
ge re voluerit et eam quodam modo infringere temptaverit, inprimitus iram dei
incurrat et cum luda traditore inferni penas sustineat.
Testes huius traditionis qui affuerunt siint hii: Gerulfus, Leudo,
lohannes'^), Drogo, Albertus, Riculfus, Isembaldus.
XXXV. ») Lucas 12, 33 und Matthaeus 19, 21. — «) ,beati beati* B. — ^) ,Mettionis'
C-; dahinter in B ,corte*, das in GC, dem Nekrolog und in No. XLVIIII fehlt. —
M .regali' BCG. — *) GC; ,et' B. — «) ,ac' B. — ') ,Gerulfus, lohannes etc.* C.
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— 442 —
XXXVL Gràfin Adelheid^ die WUwe des Gfrafen Ludwig, sdienld
dmi Kloster S. Vanne swei zut Herrschaft PeuviUers gehôrende Hufen
in Haschidt mit 29 Hôrigen.
C^ fol. 25. — C« fol. 25' no. 34.
Adelheid ist die Witwe des Grafen Ludwig von Chiny, der nach dem Tode
Bischof Heimo's von Bischof Rambert un ter Zustimmung Konrads IL im Sommer
1025 an Stelle der dem neugewâhlten Kônig feindseligen Ardennergrafen zum
Grafen von Verdun ernannt, aber von Dienstrasinnen Herzog Gozelo's in Verdun
selbst, auf dem Mont St. Vanne, ermordet wurde; vor seinem Ende aber liess er
sich in die C4ongregation von S. Vanne als Mônch aufnehmen ; vgl. Laurentii gesta
episc. Virdunens. cap. 2 (Mon. Germ. SS. X, 492), das Epitaph bei Mabillon, Vetera
Analecta 380, und Clouët, Histoire de Verdun II, 26. Das Nekrolog erwâhnt zum
4. Mai einen »Ludovicus interfectus laicus*, der indessen mit dem >post excessum
Haymonis* (30. April 1026) Ermordeten nicht identisch sein kann, weil ihm der
Grafentitel versagt wird; aucb der am 17. Januar verstorbene Graf Ludwig kann
kaum der Gatte der Adelheid sein (wie Sackur, Neues Archiv XV, 127 annalim),
weil dessen Ermordung vor der Aussôhnung der Lothringischen Herzôge mit
Conrad IL Weihnachten 1025 erfolgt sein diirfte. So beziehen wir mit Clouët,
Histoire de Verdun II, 26 auf Ludwig von Chiny den Eintrag : »IIIL kl. octobr. Lu-
dovicus ex comité monachus* ((Clouët II, 27 druckt falschlich >Ludovicus de Chis-
neio« !) und setzen seinen Tod zum 28. September 1025. Wenn in dem Nekrolog
5 Hufen in Gironville als Gabe fiir Ludwigs Seelenheil genannt werden, so dûrften
dièse unmittelbar nach seinem Ende geschenkt sein, wëxend die in No. XXXVL
XXXVII verbriefte Schenkung erst spâterer Zeit angehôrt. No. XXXVII ist, wie
dort nachgewiesen, nicht vor 1038 geschrieben und wird als eine Erneuerung von
No. XXXVII anzusehen sein ; aber auch dièses und damit die Handlung selbst
werden wir nicht wesentlich friiher ansetzen diirfen, da sie in Gegenwart des
Vogtes Richard erfolgt ist, der No. XXXVII unterschrieben bat, und da unter den
Zeugen Graf Giselbert genannt wird, der, nicht vor 1030 nachweisbar (vgl. No. XXXIV),
auch durch seinen Anteil an der Ueberfiihrung der Leiche des Grafen Liuthard zu
5. Vanne in Beziehungen gestanden bat.
Notum sit omnibus, quod domina Adelaydis comitissa, uxor quondam
Hludovici nobilissimi comitis, tradidit monasterio sancti Pétri apostolorum
principis et sancti Vitoni episcopi confessons sub presentia Richardi
eiusdem loci advocati duos mansos in Haschidt ^) ad potestatem Pusuil-
laris respicientes cum banno et omnibus usuariis ad se pertinenlibus
per manus Valteri militis filii Ludonis, ut idem locus illos ^) imperpetuum
possideat cum mancipiis promiscui sexus numéro XXIX, qui in pascuis,
in aquis, in mortua silva sine aliquo respectu usuariam, quam et homo *)
de potestate supradicta, solvant.^)
Huius traditionis testes Gislebertus comes, Fulbertus, Venerandus *)
Rogarius*), Albertus.
XXXVI. ') ,Haschido* C». - *) ,illios' Ci; ,illius* C^ — «) ,habet* C«. —
*) ,Vendamus*G^ — «) ,Rogaris* C^; ,Bogilinus C>.
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— 443 —
XXXVIL Grâfin Adelheid, die Witwe des ermordeten Grafen
Ludwig^ schenJU dem Kloster S, Vanne jsiwei Hufen zu Axit und trifft
zu seinen Crunsten Bestimmungen iiber ihr AUod zu PeuviUers,
(1038?— 1040.)
C' fol. 25. — C« fol. 25' no. 35.
Citât bei Mabillon, Annales ord. s. Benedicti éd. IL IV, 285.
Der erste Teil der Urkunde betrifft die scbon durch No. XXXVI bezeugte Schen-
kung zu >Âxit< ; wâhrend indessen dort ein Zusatz hinsichtlich der Leistungen der
Hurigen gemacht ist, wird in No. XXXVII noch eine Verfugung iiber Peuvillers ge-
troffen, deren Sinn ans dem verderbten Texte nicht mit voiler Sicherheit er-
schlossen werden kann. Sicher diirfte zwar sein, dass das dortige Allod dem
Kloster S. Vanne zufallen sollte, aber es scheint, dass dem Herzog Gottfried (dem
Bârtigen) bei seinen Lebzeiten dort Rechte zustanden; es wird wohl hiermit zu-
sammenbângen, wenn Peuvillers spâter als Schenkung Gottfrieds des Bârtigen
bezeichnet wird (Laurentii gesta episc. Virdunens., Mon. Germ. SS. X, 492). —
Aus dem Text von No. XXXVll geht klar hervor, dass die Hufen zu >Axit« scbon
in friiherer Zeit an S. Vanne gegeben waren ; jedoch wird aus den Worten >in
presentia ducum« nicht zu schliessen sein, dass scbon damais Gottfried neben
seinem Vater Gozelo die herzogliche Wiirde inné batte. Fur das erste sichere
Zeugnis der Mitbelebnung Gottfrieds mit dem Herzogtum bâlt Bresslau (Jahrbiicher
Konrads II. II, 269, mit Recbt gegen Jaerschkerski, Gottfried der Bârtige S. 13
das Zeugnis der Urkunde von 1036 verwerfend) die Urkunden von 1040. Aber
wenn wir an der Annahme festhalten, dass die Urkunden der Adelbeid noch dem
Kartulare Richards angehôrt haben (vgl. oben S. 345) und dass dièses schon 1040
angelegt worden ist, so diirfte No. XXX VII dem Ausgang der 30 •' Jahre zuzu-
weisen sein und zeigen, dass Gottfried schon damais Herzog gewesen ist; Bress-
lau's Vermutung, dass die Erhebung der Lohn fiir die 1037 gegen Odovon Champagne
geleisteten Dienste gewesen sei, wâre hiermit wohl zu vereinigen. — Beachtung
verdient die Unterschrift, in der Gottfried nicht den Herzogstitel fiihrt, sondern
nur als Sohn Herzog Gozelo's bezeichnet wird ; die âhnlichen Wendungen der er-
zahlenden Quellen kônnen daher nicht als Beweis dafur angezogen werden, dass
Gottfried Ende der 30 «' Jahre noch nicht Herzog gewesen sei.
In nomine dei sumnni per quem cuncla subsistunt preterita et
presentia. Noverint présentes et futuri, quod ego Adelaydis comitissa,
uxor quondam nobilissimi Ludouici comitis, qui per fraudem occisus
est in monte sancti Vitoni post excessum Haymonis episcopi Virdunensis,
pro redemptione anime viri mei prenominati Ludouici tradiderim sancto
Petro atque sancto Vitono II mansa ^) ad Axit qui iacent circa Mosam,
per manum Gozelonis*) ducis atque Godefridi, dum locum et abbatiam
teneret venerabilis Richardus abbas. Ipse ^)
omnes diligebat; et pro eius amore dominique Frederici prefati ducis
_ XXXVII. >) ,mansum* C. — «) ,Goselonis* C. — ») dahinter ,en* (oder
,eu*) ,mutis bonus (,bonis* G*) repletus* C; die Emendation ist ganz unsicher. —
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— 444 —
fratris, qui inibi inonacus extiterat hominemqiie iam exuerat, multi
nobiles locum diligebant bonaque sua cum omni studio loco tradebant.
Quia ergo scriptum est:^) «quoniam elemosina a morte libérât et non
sinit animam ire in interitum mortis«, dedi et tradidi hanc parvam
elemosinam sancto Vitono post obitum viri mai Ludouici, présente
advocato Richardo et subadvocato Warnero per manus supradictorum
ducum, ea conventione et lenore qua^) supradieta elemosina ad Pus-
villare, quod tune allodium no.strum erat, pertinebat. Postea etiam ipsi
duci Godefrido ego ^) ipsum ') hereditario iure dedi propter conventionem
quandam cum ipso factam®), ut^) imperpetuum esset stipulatum, ^^) ut
nullus villicus neque aliqua persona quicquam ex hoc allodio requireret,
sed sanctus Vitonus cum omni banno esset hères perpetuus. Hoc ergo
bonum ita est sancto traditum per Hunoldum^^) nostrum servum cum
aliis qui inibi habitabant. Si ergo eveniret, ut aliquis ex his omnibus
medum vel cervisium ^^) aut potius vinum vendiderit, si falsam mensuram
fecerit, hoc nullus corriget vel emendabit, nisi is ^^) qui hoc bonum
tenuerit.
Testes vero huius tradition is fuerunt nobiles et illustres viri,
videlicet prefatus dux Gozelo^^) et eius filius Godefridus, Richardus
advocatus, Warnerus subadvocatus etc.
XXXVIIL Erzhischof Wido von Reims giébt dem Kloster S. Vanne
eine Kirche isu Viviers und dos Recht^ fiir sie einen Geistlichen zu, priir-
sentieren^ zum Ersatz fiir die ihm durch seinen Vorgànger Ebaius ent^
zogene MUnze zu Mouzon.
1040.
C^ fol. 34. — C* fol. 36' no. 44. — Anmerkungen zu Ms. 184 der
Stadtbibliothek zu Verdun (B^).
Gallia christiana XIII b, 357 no. 8 (G).
Zur Sache vgl. oben S. 372 und No. XXIV, aus dessen letztem Teil einige
Worte in die Urkunde Wido's ûbergegangen sind. — Nach seiner Stellung in C
scheint No. XXXVIII dem von Abt Richard angelegten Kartular nicht mehr ange-
hôrt zu haben ; vgl. dariiber oben S. 345.
Ego Vuido gratuite^) dei munere Remorum archiepiscopus. In-
notescere volo cunctis presentibus et futuris ecclesie nostre fidelibus,
quod altare de Vivariis^) tradiderim cenobio beati Pétri sanctique
Vitoni in suburbio Virdunensi; in tantum^) accepta occasione huius-
*) Tobias 4, 11. — ^ ,q;* C. — •) ,ergo* C«. — ') ,ipâ* in C. — 8)_,feci* C.
— ») ,ita* C. — 1^) ,separata* C. — ^•) ,Hunodum' C». — >«) ,ser\'itia* C. —
^3) ,his' C. — »j ,Goscelo' CJ; ,Goselo* C».
XXXVIIL ^) B»G; fehlt in C. - ») B^G; ,Vivareis' C - '») ,dando*.GC. —
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— 446 —
modi Richardus abbas et fratres eiusdem cenobii quesli sunt apud me,
quod antecessor meus dominas Ebalus*) iniuste^) abstulerit monetam
Mosomensem^) de cenobio supradicto, quam legaliter tenebant ex dono
imperatoris Henrici intenentu quoque Herimanni comitis, cuius beneficium
extiterat ; banc enim sue monete Remensi eoniunxerat. De qua re se-
pius commonitus ') a domno ®) abbate Richardo ac fratribus eius, eum
limuissem®) reddere quam repetebant monetam, ne viderer mutilare^**)
nostre utilitatis commodum et Remensem monetam imminuendo viliorem
facere, habito consilio cum clericis fidelibus et laicis nostris, pro restau-
ratione monete Mosomensis et quia deus honora tur in servis suis^^),
persone ab eis presentate altare supradictum tradidi, dato tenore
huiusce privilegii, ut persona defuneta^^) alteri persone ad opus monacho-
rum altare reddatur absque omni pecunia, talisque sit personarum
suecessio '^) per secula. Hoc decretum auctoritatis nostre precepti con-
scriptione studuimus confirmare, ne quis amodo^*) présumât violare;
sed^^) si quis tentaverit, videat, ne sibi ianuas eeli^®) clauserit ^'),
quod ianitori iniuriam res eius auferendo intulerit.
Signum Vidonis arehiepiscopi.^®) Signum Harduini. Signum
Gontranni. Signum Richardi. Signum Gerardi. Signum Rot-
geri^^). Signum Odalrici. Signum ^^) Seiberti^^). Signum
Herimanni. Signum Widrici.
Anno incarnationis domini^^) MXL, indictione VIII, actum Remis,
régnante Heinrico*^) rege anno secundo, episcopatus domini Vidonis
anno VII.
Odalricus^^) cancellarius scripsit et subscripsit *^).
XXXIX, AU Bichard hehundet, dass die einst von MUo geschenUe
Ki/rche des A. Remigius ^u Verdun mit einer Kapdle eu Bîercourt detn
Kloster S. Vanne durch eine unter Bischof Heimo getroffene Synodal-
entscheidung bestàtigt twrden ist. r^^ro ^^j^\
(lOOof — 104o,)
C* fol. 63 no. 69.
Citât bei Sackur in Zeitschr. fur Social- und Wirtschaftsgesch. I, 165.
*) Bi; ,Oebatus* Ci; ,Oebalus* C^G. — ») ,invasa* C^. — «) B^G; ,Mosam
mansum* C. — ') ,conventus' CG. — *) ,domino* C. — •) B^G; ,temuissem* C
*«) BïG; ,militare* C. - ") G; ,in serviUis* C. — ") ,deffuncla* C. — ") G;
,success* C»; ,successor* C*. — ") CG; ,quolibet modo* B^. — »*) ,sed et' C^G;
jsedei* C«. — ")BiG; ,cesi* C. — ") ,clauserint* B ». — ") ,archiepiscopi etc.* C;
wo die folgenden Unterschriften fehlen. Sie sind in B^ hinzugefiigt. — *•) ,Rogeri* G.
— ««) fehlt in B». — *') ,ab incarnatione domini* G. — •') G; ,Henrico* C. —
^^) die JCanzlerunterschrift fehlt in G.
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Richard hat fur seinen Bericht an einigen, durch Petitdruck bezeichneten
Stellen die dera Abt Ermenrich gegebene Urkunde Milo's (No. XIX) benutzt. Off en-
bar ist der Abtei der Besitz der Kirche streitig gemacht worden ; aber wir kennen
hieriiber ebensowenig Nachrichten wie liber die Zeit der Synode oder der Auf-
zeichnung Richards, die nicht notwendig gleichzeitig mit jener, nicht einmal noch
zu Lebzeiten Heimo's erfolgt sein muss. Die Stellung im Kartular ausserhalb der
noch unter Richard, wohl gegen 1040 angelegten Sammlung kônnte auf die Nieder-
schrift der Urkunde zwischen 1040 und 1046 hinweisen; indessen lâsst die Er-
haltung des Stiickes nur durch C* auch die Môglichkeit einer dieser Ueberlieferung
zur Last fallenden verkehrten Einreihung zu. — Die Behauptung, die Kirche sei
durch Papst Johann dem Kloster bestâtigt worden, trifft nicht fur das echte Pri-
vileg Johanns XII. (No. XIII»), sondern nur fur dessen interpolierte Fassung zu; aber
auch die Gûterliste von 980 zâhlt sie unter den durch Papst und Kaiser bestâtigten
Besitzungen auf, und Richard kônnte durch sie zu dem Irrtum gekommen sein,
— wenn wir nicht vielmehr in allen diesen Fâllen eine durch Anfechtung der
klôsterlichen R echte veranlasste, bewusste Verschiebung des Thatbestandes er-
kennen mûssen. Vgl. dariiber oben S. 365.
Quoniam secundum quod dicit apostolus^) » prétérit figura huius
mundi«, et sapiens Salomon^) ^generatio prétérit et generatio advenit*
et multa transfert oblivio et multorum pigritia atque desidia, idcirco
ratum duxi ego frater Richardus abbas monasterii sanetorum aposlo-
lorum Pétri et Pauli née non sancti Vitoni confessons Christi per qaem
multa miracula nostris diebus atque temporibus ostendit deus, litteris
intimare atque posteris carta bac notificare, quod tempore donini
Haymonis episeopi Virdunensis in plena synodo super nos facta est
proclainatio pro ecclesia sancti Remigii que iuxta nostrum monaste-
rium- est sita atque pertinet una capella in Berleio^) conslructa, quam
etiam tempore domni Vigfridi qui monasterium sancti Pauli construxit,
sancto Vitono quidam miles eius ditissimus Milo nomine, fiiius Ram-
berti quondam advocati, iturus in Italiam cum Lotharingico *) exercitu, ab ipsius
loci abbate domno Ermenrico*) accepta pecunia non modica, sancto Vitono
in presentia ipsius episeopi et multorum testium contradidit, ea conven-
tione atque tenore ut, si in via vel expeditione obiret, eam sanctus et
fratres inibi domino famulantes pro anime sue absolutione perpétua-
liter possiderent nec aliquis ex eius posteris his contraire aliquando
valeret. Quoniam avaritia et cupiditas que est radix omnium malorum
non cessât minus habundans in seculo, ad petitionem predicti abbatis
ab episcopo facta est^) cartula que actenus pênes nos habet ipsiusque
signo et auctoritate testium roborata; et quoniam predictus miles, ut
deus voluit, in expeditione hominem exuit, abbas et fratres ecclesiam
XXXIX. 1) I. Corinther 7, 31. — «) Prediger Salomon. 1, 4. — ») ,Bar-
leio* C8. — *) ,Lotharingo* C«. — «) ,F[r]inrico* C«; ,Firmino' D. — «) ,et* C«. —
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- 447 —
tenuerunt et per preceptum domini apostolici loannis et multorum im-
peratorum perpetuo possederunt. Ut ergo ad superiora recurram, facta
proclamatione testes idoneos atque probatissiraos Vil coram episcopo
et sancta synodo deduxi, qui ea que certa et vera erant, in medio
posito sancto evangelio, sacramento firmaverunt ; quorum etiarn nomina
hic annotata sunt: Ha[y]bertus, Guillemundus, Gerboldus, Hildradus,
Holdeboldus, Wolfridus, Richerus. Post sacramentum vero bannus ab
ipso episcopo Haymone et ab omnibus suis est positus, ne aliquis
posthac') aliquam torturam vel molestiam loco et sancto facere pré-
sumât. Quod si fecerit, in perpetuum sit anathema maranatha et cum
Dalham et Abiron vivus descendat in infernum ^) et cum luda traditore va-
cuus sensu ^) et ventre remaneat et sub maledicto sit in seculorum secula.
Anhang.
1, Verjseichnis von Giitem des Klasters S. Vanne,
(968—980.)
Cï fol. 46. — C2 fol. 60^
Guérard, Polyptyque de Tabbaye de S. Rémi de Reims 115 no. 3.
Das intéressante Stuck zerfâllt in zwei Teile, von denen der erste einen
Auszug aus den Besitzverzeichnissen der Konigsurkunde Otto's I. von 952 (No. XII)
und des Papstprivilegs Johanns XII. von 956 (No. Xlll) darstellt, wâhrend der
zweite dem Diplom Otto's II. von 980 (No. XX) als Vorlage gedient bat; vgl. dar-
iiber oben S. 364 ff. Da darin Adelard (um 967) schon als Abt bezeichnet wird,
und auch die Schenkungen Biscbof Wigfrids in Pierreville (No. XVII) und Amal-
richs in Villers (No. XVllI) von 967 schon aufgenommen sind, ist die Liste erst
nach 967 verfasst worden ; der Gedanke liegt nabe, dass sie das Besitzverzeichnis
der Ottonischen Urkunde von 980 vorbereiten soUte, in die sie z. T. wôrtlicb ûber-
gegangen ist. (Ueber ein âbnlicbes in Vercelli hergestelltes Guterverzeicbnis ftir
ein Diplom Heinrichs IL vgl. Neues Archiv der Gesellsch. fiir altère deutsche Ge-
schichtskunde XXII, 45.)
In unserer Ueberlieferung ist die Liste (wie auch noch bei Guérard) mit
dem im Anhang No. 2 veroffentlichten Bruchstiick eines Polyptychons aus den
letzten Jahren des Abtes Richard verbunden; es kann sein, dass die Zusammen-
stellung erst im Kartular B des 12. Jahrh. erfolgt ist ; môglich wâre aber auch,
dass schon Abt Richard das Verzeichnis seinem Polyptychon vorangehen liess.
Dass unter Richard die »ecclesia sancti Remigii« widerrechtlich unter die Zabi
der durch kônigliche und pâpstliche Urkunde bestàtigten Besitzungen eingereiht
sein kônnte, ist oben S. 365 erôrtert worden ; ebenda sind einige Versehen des
Verfassers der Liste besprochen (vgl. auch unten N. 16. 19. 27). Nicht ihm,
sondern dem Abschreiber zur Last fallen einzelne mit den Diplomen (No. XII. XX.
XXIV. XXXIII) nicht ubereinstimmende, zu bohe Zahlenangaben in der Liste ; bei
einigen (N. 20. 24 und vielleicht N. 18) handelt es sich wohl nur um Versehen.
Wenn aber der Besitz in Escance, der in den Diplomen Otto's IL, Heinrichs und
^ ,posthec* G*. — 8) ,mferum* C«. — •) ,censum' G».
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— 448 -
Konrads II. nur auf 8 Hufen veranschlagt ist, im Verzeichnis jetzt mit 16 Hufen
angesetzt wird, so hat der Abschreiber — mag es nun der Sammier des 12. Jahrh.
oder ein Kleriker des Abls Richard sein — sicherlich die Angabe der Liste mit
dem Polyptychon in Uebereinstimmung bringen wollen, in dem der Klosterbesitz
in Escance auf 16 Hufen angegeben ist. — Es erschien zweckmâssig, die in C
ûberlieferten Zahlen nirgends zu emendieren, sondern auf die Abweichungen von
den Urkunden in den Anmerkungen hinzuweisen.
Hec sunt que legaliter ecclesia*) sancti Vitoni sita in suburbio
Virdunensi ex antiquo possidet: in Scantia mansa XVF) et quicquid
[ad]'*) illam pertinet; abbatiam sancti Amantii mansa X et quicquid ad
illam pertinet; abbatiam sancti Pétri et mansa IIII*) cum appenditiis :
ecclesiam sancti Remigii^) cum appenditiis; Paridum mansa XVI cum
appenditiis; Flauiniaco mansa XX VIP) et ecclesiam cum omnibus appen-
ditiis; Marculfi cortem ecclesiam, mansa III cum silvis et omnibus
appenditiis; Harbodi villam mansa III cum appenditiis; ad Nouam \âl-
lam ecclesiam, mansa IIII cum appenditiis; ecclesiam de Maroa'j; eccle-
siam de Marlegio.
Ista sunt in antiquo scripto regali et apostolico. Que sequuntur
de novo®) addita sunt et nequaquam scripto firmata®):
Raherei villam et Gillani curtem^^) mansa XXX, ecclesiam in
honore sancti Amantii, molendina silvas prata cum ceteris appenditiis ;
vineas in Arnaldi villa super Mosellam quas dederunt Adelaldus et
Amalricus et Adelbertus, clausum I super Mosellam, alterum qui^*)
dicitur Adelendi^^), tertium clausum Adelberti, vineam que dicitur sancti
Martini, vineam que dicitur in Mortario, alteram que dicitur in Plan-
taria^^), item que dicitur in Argileto, item que dicitur in Marmoreo;
Solidiaco quartam partem ecclesie, mansa II cum appenditiis dono
Richeri; Publiaco mansum P*); in comitatu Barrensi^^) apud Villare
mansa IP®); ad Maureium super Mosellam mansa indominicata II et
vineas quas dédit Martinus quidam ex canonico monachus ; ad sanctum
Iulianum mansum I et vineam I quam dédit Heredus ex laico mona-
chus; in Happonis^^) curte mansum indominicatum , molendina 111,
mansa IIIP^j cum omnibus appenditiis que dederunt Adelardus mona-
n fehlt in Cl. — 2) hi den Diplomen Otto's I. ,mansa Vr, Otto's IL, Hein-
richs IL, Konrads IL ,mansa VIII* ; aber im Polyptychon ,XVr. — ') fehlt in C.
— *) Bei Berengar (No. XI) iind in den Diplomen ,mansa V*. — *) Die Kirche ist
weder in dem Diplom Otto's I. noch von Johann XII. bestâtigt, da sie erst 968
an S. Vanne kara, vgl. die Vorbemerkung und oben No. XIX. — •) Bei Berengar ,XXVIS
Otto IL, Heinrich IL, Konrad IL ,XXX*. — ') Vgl. uber die Nennung dieser Kirche
oben S. 363. 366 N. 2. — «) ,ne novit* C. — •) ,firmatam' C. — »«) ,et curtam villam' C.
— '') ,que' C. — »«) ,Adelandi* Ci. — »») ,Plantarii' C. — ^♦) In den Diplomen ,mansa II
assa*. — *•"') ,Barensi* C^. — *®) schon bei Otto I. aufgefuhrt. — ") ,Epponis' C. — **) in
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chus et abba et Dudo filius Dudonis; ipse Dudo dédit II mansa ad
Villam; ad Liniacum mansa \IW% inolendinum dimidium cum appen-
ditiis, quod dédit Hildebertus cornes; — ad Villare in comitatu Stadu-
nensi mansa VIP®) cum silvis et pratis et molendinis ceterisque
appenditiis que dédit Amalricus^^) ex canonico monacus; in eodem
comitatu ^^) ad Bionnam et ad Domnum^'*) Martinum mansa IIII cum
appenditiis que dederunt Eldricus et Seiburga; ad Flabasium mansa VIF*)
cum silvis pratis ^^) molendinis et ceteris appenditiis que dédit domnus
Berardus^®); Castinido mansa II cum silvis et ceteris appenditiis que
dédit Rogerus; ad Rogildi curtem mansa II que dederunt Erebaldus et
Angilelmus; ad Auiniacum mansa II que dédit Angilelmus; adMantionis^^)
curtem mansa IIIF') cum appenditiis que dédit Odila^^j; ad Gauuandi^^)
cortem^*^) mansum I cum pratis que dédit Eliseius^^); super Mosam
in finibus Noue ville XVIII picturas vinearum cum silva^^) circumposita,
quas dédit domnus episcopus Guifridus ad consecrandum sanguinem
domini; ad Medotiam mansum I cum vinea; ecclesiam in honore sancti
Vitoni in Vapra in Petra villa.
dcn Diplomen ,11*; ob nur Ueberlieferungsfehler in CV — *•) schon in dem Diplom
Otto's I. ,mansus I et quartarii III* ; bel Otto IL. Heinrich IL, Konrad IL ,mansa II ; noch
1060—1075 besass hier das Kloster nicht mehr, vgl. no. LIV. — ***) in den Diplo-
men jliir. Die abweichende Zabi in C wohl Abscbreibfehler. — '*) ,Amelricus* C.
- - ") jComittatu' C. — ") ,Donuin* C. — '*) in den Diplomen ,1111* ; die abweichende
Angabe in C wohl nur Fehler des Abschreibers. — **) ,et pratis* C. — *•) ,Gerar-
dus' (!. — *') ,Mentionis* C; dort nach der Urkunde Otto's I. ,mansa III et dimidium' ;
l)ei Otto IL, Heinrich IL, Konrad IL ,mansa IV et dimidium*. — ^) ,Odita* C. — *») .Ga-
mondi* C»; der unbekannte Ort kommt in keiner Urkunde vor. Etwa ,Rauandi*V
— ^«j ,cortcm villam* C. ~ ^') ,Klisius* Cl. — 3*) ^silvis' C»; ,silvas* C<
(Schluss Tolgt.)
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450
BERICHT
iiber die Thâtigkeit der Gesellschaft fiir lothringische Geschichte nnd
Âltertnmsknnde
vom 1. April 1898 bis 1. April 1899 1).
Vor8tand88itzung am Donnerstag, dem 21. April, nachnittags 4 Uhr.
Anwesend: Frhr. v. Hammerstein, Abbé Paulus, Professer Dr. Wichmann,
Notar Welter, Dr. Keune, Stadtarchivar Fridrici, Oberst Weissenborn, Dr. Wolfram.
Entschuldigt : von Daacke.
Nach Mitteilung der Rechnung pro 1897/98 wird der Haushaltungsvorschlag
pro 1898/99 wie folgt festgeselzt :
Einnahmen:
Bestand M. 5262
Beitrâge » 3000
Beihilfe > 2000
Sonstiges » 500
M. 10762.
Âusgaben:
Jahrbuch M. 3000
Ausgrabungen > 1000
Ankauf von Altertiimern » 500
Grundkarten » 1000
Herausgabe von Quellen fur lothringische Geschichte
einschl. Wôrterbuch der deutsch-lothringischen Dialekte > 2000
Fiir Ordnen und Einbinden von Bûchern » 300
Verwaltung » 1000
Sonstiges > 500
M. 9300.
Fur den Sommer werden folgende Ausfliige in Aussicht genommen:
1. nach Merten, Kreuzwald, Hargarten.
2. nach Amnéville, Gandringen, Bevingen u. Justberg, Reichersberg.
3. nach Gorze.
Der Schriftenaustausch mit der Société des Naturalistes in Montmédy und
mit der Direktion des Diôcesanarchivs von Schwaben wird genehmigt.
Dem Muséum soll 1 Exemplar des Jahrbuchs iiberlassen werden.
*) Die franzôsische Uebersetzung bat Herr Archivsekretar Christiany,
Mitglied unserer Gesellschaft, freundlichst angefertigt.
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- 451
Compte-rendu
(les travaox de la Société d'histoire et d'archéologie lorraine
du 1«' a\Til 1897 au 1" avril 1898 »).
Séance du bureau du 21 avril, à 4 heures de raprès-nidi.
Sont présents : MM. le baron de Hammerstein, Tabbé Paulus, D' Wichmann,
Welter, D"" Keune, Fridrici, Weissenborn et D' Wolfram. M. de Daackc s'est fait
excuser.
Les comptes de Texercice 1897-1898 sont présentés et le projet de budget
pour l'exercice 1898-1899 est fixé comme suit:
Recettes :
En caisse Ji 5 262
Cotisations » 3 000
Subventions > 2000
Recettes diverses » 500
Total ... A 10762
Dépenses :
Impression de l'annuaire Ji 3 000
Fouilles » 1000
Achat d'antiquités » 500
Cartes fondamentales » 1 000
Publication de documents concernant Thistoire de la Lor-
raine, ainsi que d'un dictionnaire des dialectes alle-
mands-lorrains > 2 000
Classement et reliure de livres , . . . > 300
Administration > 1000
Dépenses diverses > 500
Total ... ^ 9300
Le bureau projette pour le courant de l'été les excursions suivantes:
10 à Merten, Kreuzwald et Hargarten;
2® à Amnéville, Gandringen, Beuvange sous St-Justemont et Richemont ;
3® à Gorze.
L'échange de publications avec la Société des naturalistes à Montmédy
ainsi qu'avec la direction des archives diocésaines de la Souabe est approuvé.
Il sera fait don au musée de la ville de Metz d'un exemplaire de l'annu-
aire de la Société.
') Traduction duc à l'obligeance de M. Christiany, secrétaire aux archives
départementales, membre de la Société.
29*
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— 452 —
Generalversanmlung am Donnerstag, dem 21. April 1898, nachniitags 5 Uhr.
Anwesend die obengenannten Vorstandsmitglieder und etwa 25 andere
Herren. Neu aufgenommen wurden die Herren Generalmajor von Colmar,
Generalmajor Sommer, Bùrgermeister Dr. Brand, Notar Levy, Garnisonbauinspektor
Paepke, Regierungs-Assessor Dr. von Oesterley, Dr. med. Meyer, sâmtlich in
Saarburg, Dr. med. Bastian in Lixheim, Pfarrer Wetter in Deutsch-Avricourt,
Kaufmann Auby in St. Quirin.
Die Jahresrechnung pro 1897/98 wird vorgelegt. Zu Rechnungspriifern
werden die Herren Houpert und Audebert ernannt. Der Haushaltungsplan fur
1898/99 wird verlesen und findet Billigung.
Hierauf erteilt der Vorsitzende dem Archivdirektor Dr. Wolfram das Wort
zur Verlesung nachfolgenden Jahresberichts :
Die Tbâtigkeit der Gesellschaft fiir lothringische Geschichte und Altertums-
kunde ist wâhrend des Gescbâftsjahres 1897/98 in den alten Bahnen weiter-
gegangen und das Interesse an ihrem Wirken bat sich im Lande, nach der
Zunahme der Mitgliederzahl zu schliessen, in erwûnschter Weise verbreitet.
Allerdings sind 32 Mitglieder ausgetreten, scbeinbar eine hohe Zabi, die sich
aber erklart, wenn man die Verbâltnisse des Landes in Rechnung ziebt. Es sind
fast durchweg Beamte und Offiziere, die infolge ihrer Versetzung ausschieden.
Diesen 32 stehen aber 58 neu eingetretene Mitglieder gegeniiber und unter ihnen
gehort die bei weitem grôsste Zabi einheimiscben oder aber solchen Kreisen an,
deren Beruf ein dauerndes Verbleiben im Lande verbiirgt. Leider verlor die
Gesellschaft durch den Tod auch zwei Mitglieder, die seit Griindung der Gesell-
schaft dem Vorstande angehôrt hatten: die Herren Benoit und Cavillon. Der
Vorsitzende widmete ihnen in den Sitzungen ehrende Nachrufe.
Wissenschaftliche Sitzungen hielt die Gesellschaft sieben ab, ausserdem
trat der Vorstand fiinfmal zusammen, und es wurden drei Ausflûge unternommen.
Hierbei wurden folgende Vortrâge gehalten : Pfarrer Châtelain >Abrégé de
rhistoire de Vic«, »La vouer ie de Metz*, Archivdirektor Dr. Wolfram »Das
Handwerk zu Vie im 15. Jahrhundert«, >Zur Datierung lothringischer Altertiimer*,
Pfarrer Poirier >Les registres des églises de Metz«, Oberlehrer Dr. Grimme »Die
Besitzungen der rheinischen Klôster in Lothringen*, Oberlehrer Dr. Keune »Das
Culturleben in Lothringen zu rômischer Zeit«, Domcapitular Lager aus Trier
»Erzbischof Jacob von Sierck«, Bezirksprâsident Frhr. v. Hammerstein »Ein
Prozess vor dem Reichskammergericht iiber die staatsrechtliche Stellung von
Saarburg im 16. Jahrhundert* (einmal in Metz, ein zweites Mal in der Sitzung zu
Saarburg).
Die Vorstandssitzungen beschâftigten sich vornehmlich mit der von Strass-
burg angeregten Errichtung einer historischen Commission. Wenn auch die Ge-
sellschaft ein unmittelbares Interesse an der historischen Commission zunachst
nicht batte, so hat man sich doch unter Wahrung der von der Gesellschaft bisher
behaupteten Stellung den Strassburger Bestrebungen gern angeschlossen.
Die Ausfliige richteten sich nach Vie und Neuscheuern-Alberschweiler-
Lijtzelburg. Ueberall wurde die Gesellschaft von der Bevôlkerung mit HerzUch-
keit empfangen. In Vie wurden die Altertilmer der Stadt unter Fiihrung des
Btirgermeisters Chaligny und Erzpriesters Vuillaume besichtigt. Ausserdem wurde
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— 453 —
Aisemblée générale du jeudi 21 avril 1898, à 5 henree de raprèe-nidi.
Assistent à la séance: les membres du bureau désignés ci-dessus ainsi
qu'environ 25 sociétaires. Sont admis au nombre des membres de la Société:
M. M. le général de Colmar, le général Sommer, D' Brand, maire, Levy, notaire,
Paepke, inspecteur des bâtiments militaires, D"^ von Oesterley, assesseur de gou-
vernement, D' med. Meyer, demeurant tous à Saarburg, D' med. Bastien à Lix-
heim, Wetter, pasteur à Deutsch-Avricourt, Auby, négociant à St-Quirin.
Les comptes pour Texercice 1897-1898 sont présentés à rassemblée et
MM. Houpert et Audebert sont priés de les vérifier. Le projet de budget pour Texer-
cice 1898-1899, après lecture faite, est approuvé. M. le Président accorde ensuite
la parole à M. le D*" Wolfram, directeur des archives qui donne lecture du compte-
rendu annuel suivant:
Les travaux de la Société d'histoire et d'archéologie lorraine ont continué
à prospérer, durant Texercice 1897-1898, de la manière accoutumée. A en juger
par l'augmentation du nombre des sociétaires, il y a lieu d'admettre que les in-
tentions de la Société trouvent toujours de plus en plus l'approbation des habi-
tants de la Lorraine. 32 sociétaires ont démissionné dans le courant de l'année.
Ce chiffre paraît un peu haut, il est vrai ; mais il s'explique, . quand on considère
les circonstances particulières qui régnent dans notre pays. Les démissions ne
sont, pour la plupart, que des fonctionnaires ou officiers qui ont été déplacés vers
d'autres provinces. Par contre, il y a à enregistrer 58 demandes d'admission,
émanant, pour la plus grande partie, de l'élément indigène ou de personnes qui,
en vertu de leurs fonctions, sont appelées à se choisir une résidence stable en
Lorraine. La Société a eu à regretter la mort de deux de ses membres qui ont
fait partie de la Société et de son bureau dès sa fondation. Ce sont MM. Benoît
et Cavillon. Dans les séances qui ont eu lieu immédiatement après leur décès, le
Président de la Société a honoré leur mémoire en rappelant les mérites qu'ils se
sont acquis envers la Société.
Les sociétaires se sont réunis sept fois en séance scientifique; le bureau
a été convoqué cinq fois et, dans le courant de l'été, il a été organisé trois ex-
cursions archéologiques.
Des conférences ont été faites par des membres de la Société sur les sujets
suivants :
M. l'abbé (Châtelain : abrégé de l'histoire de Vie, la vouerie de Metz ; M. le
D*" Wolfram, directeur des archives : le corps de métiers à Vie au 15« siècle, re-
cherche de la date d'anciens monuments lorrains ; M. l'abbé Poirier : Les registres
des paroisses de Metz ; M. le D*" Grimme, professeur : les possessions des monas-
tères rhénans en Lorraine ; M. le D' Keune, professeur : la civilisation en Lorraine
sous la période romaine ; M. le D' Lager, chanoine capitulaire k Trêves : Jacques
de Sierck, archevêque de Trêves; M. le baron de Hammerstein, Président de la
Lorraine: un procès soutenu devant la cour impériale de Spire concernant les
rapports de la ville de Sarrebourg avec l'Empire, l'Evéché et le duché de Lorraine
au 16« siècle (conférence tenue à Metz et une seconde fois à Sarrebourg).
Le Bureau de la Société a, dans ses réunions, délibéré principalement sur
la création d'une commission historique qui a été projetée à Strassburg. Quoique
lii Société lorraine n'ait préalablement aucun intérêt direct à la création d'une
telle commission, elle a cependant cru devoir se joindre aux tendances qui ont
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454 —
(lurch die Bemiihungen des Bauinspektors RuefT, vornehmlich unterstiitzl durch
Pfarrer Petit in Marsal, eine Ausstellung von Altertiimem veranstaltet, die
allseitiges Interesse erregte.
Der zweite Ausflug war ein zweitâgiger. Am Samstag, den 18. Juli, fanden
unter Leitung des Notars Welter in Lôrchingen im Walde von Neuscheuern hoch-
interessante Ausgrabungen eines gallo-rômischen Grabfeldes statt; am Sonnlag
wurde bei Hultenbausen oberhalb Lùtzelburg eine ebensolche Begràbnisstatte, auf
die Forstrat v. Daacke hingewiesen halte, mit reichem Erfolge ausgehoben.
Ein dritter Ausflug galt der Besichtigung von alten Metzer Bauwerken, die
den meisten bis dahin unbekannt gewesen waren, nâmlich dem sogenannten
Templerrefectorium, der Templercapelle und der Kirche St. Peter. Eine auswàrtige
Sitzung fand in Saarburg statt; hierbei batte Bezirksprâsident Frhr. v. Hammer-
stein den Vortrag ubernommen. Vom Jabrbuche erschien im Berichtsjahre Band
VIII 2. Derselbe enthielt ausser kleineren Beitrâgen Dr. H. V. Sauerlands und
Dr. J. B. Keunes folgende umfangreiche Arbeiten : Der Miinzfund von Nieder-
rentgen von Frbrn. v. Hammerstein, Dr. Wichmann und Dr. Wolfram ; die
Lothringer Herzogsgrâber in Sturzelbronn von Dr. Wolfram ; die keltischen Gôtter-
steine des Altertumsmuseums der Stadt Metz von Dr. J. B. Keune.
Das Erscheinen von Band IX, der am 1. April fâllig war, bat sich leider
durch unvorhergesehene Zwischenfâlle verzogert; der Vorstand hofft jedoch, ihn
Anfang Mai den Mitgliedern iibermitteln zu konnen.
Wie die friiheren Bande, so ward auch Band VIII dem Kaiser, dem Gross-
herzog von Baden, dem Statthalter von Elsass-Lothringen, dem Ministerium und
dem Fiirsten Bismarck zugesandt. Von allen Seiten gingen Dankschreiben ein,
besonders erfreut wurde aber die Gesellschaft durch ein huldvolles Schreiben des
Grossherzogs von Baden, der in eingehender Weise sein Interesse an der Thâtig-
keit der Gesellschaft kundgab und ihr zwei prachtvolle grosse Bilder des in Baden
gefundenen Mithrâums iibersenden liess. Auch der Bischof von Metz bekundete,
mit welchem Anteil er das Wirken der Gesellschaft verfolgt, indem er der Kasse
200 M. iiberweisen liess. Der Schriftenaustausch mit Vereinen, die gleiche Ziele
verfolgen, wurde ausgedehnt auf den Verein fiir Meiningische Geschichte, die
BoUandisten in Briissel, die Estlândische literarische Gesellschaft in Reval und
das historische Stadtarchiv in Koln. Abgelehnt wurden entsprechende Antrâge
der kroatischen Gesellschaft in Agram und eines polnischen Vereins in Lemberg.
An grôsseren Arbeiten bat die Gesellschaft in Aussicht ojenommen die Herausgabe
pâpstlicher Bullen und Kameralnotizen, die von Dr. H. V. Sauerland im Auftrage
der Gesellschaft zur Zeit im vaticanischen Archiv gesammelt werden. Sodann
wurde auf Antrag des Redakteurs Houpert die Herausgabe eines Wôrterbuchs der
deutsch-lothringischen Dialekte beschlossen, dessen Rédaction Professor Dr. Foll-
mann iibernommen bat. Auf archâologischem Gebiete wurden die Arbeiten in
Tarquimpol vorlâufig zuruckgestellt. Statt dessen wurden die gallo-romischen
Grabfelder in den Vogesen unter Leitung des Notars Welter in Angriff genommen.
Baurat Knitterscheid batte gleichfalls im Auftrage und auf Kosten der Gesellschaft
die alte St. Peterskirche in der heutigen Citadelle wissenschaftlich untersucht und
dabei die wichtige Bestiitigung gebracht, dass der urspriingliche Kirchenbau, wie
Dr. Wolfram auf Grund seiner Untersuchungen feststellen zu konnen glaubte, noch
der merovingischen Zeit angehôrt.
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— 455 —
Hé provoquées par l'université de Strassburg, en se réservant toutefois le droit
de continuer à marcher dans la voie qu'elle a suivie jusqu'ici.
Les promenades archéologiques entreprises pendant Pété ont eu pour but:
la ville de Vie ainsi que les communes de Neuscheuem, Alberschweiler et Ltitzel-
burg. Dans tous ces endroits la Société fut accueillie avec honneur et les réunions
qu'elle y organisa, attirèrent un grand nombre d'habitants. A Vie l'on visita les
antiquités de la ville sous la conduite de M. Chaligny, maire et de M. l'abbé Vuil-
laume, archiprêtre. En outre, M. Ruefif, ingénieur d'arrondissement, assisté de
M. l'abbé Petit, curé de Marsal, avait organisé une exposition d'objets antiques
qui excitèrent la curiosité de tous les visiteurs.
La seconde promenade archéologique comprit deux journées. La journée
du samedi 18 juillet fut consacrée à l'exécution de fouilles très intéressantes
pratiquées dans un cimetière gallo-romain dans la forêt de Neuscheuem, sous la
direction de M. Welter, notaire à Lôrchingen. Le dimanche suivant de semblables
fouilles furent faites au-dessus de Lutzelburg dans un cimetière datant également
de la période gallo-romaine et découvert par M. de Daacke, conseiller des forêts.
La troisième excursion archéologique fut consacrée à la visite d'anciens
monuments situés à Metz, jusqu'ici à peu près inconnus. Nous voulons parler du ré-
fectoire et de la chapelle des Templiers ainsi que de l'égUse Saint-Pierre aux Nonains.
Une séance scientifique a eu lieu à Sarrebourg pendant laquelle M. le
baron de Hammerstein, président de la Lorraine, tint une conférence sur le sujet
indiqué ci-dessus, concernant la ville de Sarrebourg.
Le volume VIIl 2 de l'annuaire de la Société a paru dans le courant de
l'exercice écoulé. Outre les travaux de moindre étendue de MM. le D' H.-V. Sauer-
land et J.-B. Keune, il y a lieu de remarquer les travaux suivants d'une plus
grande étendue:
La trouvaille de monnaies romaines de Niederrentgen, par MM. le baron de
Hammerstein, D' Wichmann et D' Wolfram.
Les sépultures des ducs de Lorraine à Sturzelbronn, par M. le D' Wolfram.
Les pierres commémoratives de divinités celtiques au musée de la ville de Metz,
par M. J.-B. Keune.
La publication du volume IX de l'annuaire, qui devait paraître au
1er avril, a été retardée pour des motifs qui ne pouvaient pas être prévus
auparavant. Le Bureau espère cependant que l'annuaire pourra être distribué aux
sociétaires au commencement du mois de mai.
Comme les années précédentes, le volume VIII de l'annuaire a aussi été
présenté cette année à Sa Majesté l'Empereur, à Son Altesse le grand-duc de
Bade, à Son Altesse le Statthalter d'Alsace-Lorraine, au ministère ainsi qu'au
prince de Bismarck. De tous côtés la Société a reçu des lettres de remercîments,
parmi lesquelles il y a lieu de remarquer celle de Son Altesse le grand-duc de
Bade, qui fait le plus grand honneur à la Société. Dans cette lettre le grand-duc
exprime son plus grand intérêt pour les travaux de la Société et lui fait don de
deux grandes et magnifiques photographies du monument de Mithras, découvert
dans le grand-duché de Bade.
Sa Grandeur Monseigneur l'évêque de Metz a voulu témoigner, combien elle
prenait part aux travaux de la Société, en lui faisant don d'une somme de 200 Mark.
L'échange de publications avec d'autres sociétés savantes poursuivant le
même but que la Société lorraine a été étendu sur: la Société d'histoire de
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— 4Ô6 —
An Altertumern wurclen erworben ein Fund von Metzer Bischofsmûnzen
ans Lellingen und ein weiterer von Grossi Metenses und Argentinenses aus
Hiiltenhausen ; desgleichen zwei bronzene Isisstatuetten, die vor dem Deutschen
Thore in Metz zutage gekommen waren, und ein bronzener Armring, gefunden in
Schalbach.
An Geschenken gingen der Gesellschaft zu : zwei Broncecelte von Haupt-
mann a. D. Hoffmann, ein merowingischer Elfenbeinkamm von Pfarrer Paulus,
frânkisch-allemannische Waffen vom Biirgermeister in Bischdorf, zahlreiche
Skulpturen von Pfarrer Petit m Marsal. Ausserdem konnte der Gesellschaft eine
iimfangreiche Sammlung frânkischer Altertiimer, die Herrn Brauer in tlein-
Hettingen geliôrt, und die Schalbacher Grabfunde der Hallstattzeit, die Herr
Schlosser in Drulingen auf Anregung des Vorstandes eingesandt batte, vorgelegt
werden. Vielfach >\'urden auch von Althândlern oder sonstigen Privatleuten Alter-
tumer in den Sitzungen ausgestellt und der Gesellschaft, bezw. ihren Mitgliedern
zum Kaufe angeboten.
Zahlreiche Arbeiten auf archâologischem und historischem Gebiete bal die
Gesellschaft fiir das laufende Jahr in Aussicht genommen, vor allem wird sie.
nach dem Scheitern der historischen Commission im Landesausschuss, die Herais-
gabe lothringischer Geschichtsquellen wieder selbstândig in Angriff nehmcn.
Hoffentlich werden die Mittel zu ihrem Vorhaben beschafft werden kônnen, ai
Mut und Arbeitslust wird sie es nicht fehlen lassen.
Nach Verlesung des Berichts spricht Herr Pfarrer Paulus iiber: »Die Lage
der alten Klôster, Kirchen und Kapellen im Banne von Montigny-Sablon.* Auf
Grund urkundlichen Materials hauptsâchlich aber des grossen Cérémonials
saec. XII— XIU sucht der Redner die 1444 und 1552 zerstôrten Bauten zu lokalisieren.
Der Vorsitzende spricht den Dank der Versammlung fiir die Ausfiihrungen aus,
die in erweiterter und vertiefter Form im Jahrbuche zum Ausdruck kommen sollen.
Ausflug nach Gorze am 21. Juni 1898.
Nach Besichtigung der Reste der rômischen Wasserleitung wurde die alte
Abtswohnung (jetzt Bezirksarmenhaus) und die Kirche besucht Nachdem Erz-
priester Chaussier die Kirche in ihren einzelnen Bauteilen gezeigt batte, nahni
Archivdirektor Wolfram in Vertretung des in letzter Minute an der Teilnadime
behinderten Baurats Wahn das Wort und gab zunâchst einen kurzen Abriss ûber
die Geschichte der alten Abtei. Dabei hob er insbesondere die wissenschaflliche
und politische Bedeutung hervor, die die Abtei wiederholt gehabt batte.
Was die Entstehung der Pfarrkirche angeht, so ist dieselbe bis heute auf
Grund einer Ilrkunde des Abtes Heinrich in das 11. Jahrhundert gesetzt worden,
Der Vortragende zeigt, dass die Urkunde sich nicht auf den Kirchenbau bezieht, es
ist darin lediglich von einem kleinen Oratorium die Rede, die Pfarrkirche ist und
war aber jederzeit ein stattlicher dreischiffiger Bau. Sonach steht der Annahme,
die sich aus der Architektur der Bauteile ergiebt, dass namlich die Kirche der
Uebergangszeit (ca. 1200) entstammt, nichts mehr im Wege.
Nach einer kurzen Erfrischung, die man in der prâchtig gelegenen Wirt-
schaft Bellevue einnimmt, wird der Riickweg durch den Park von Ste. Catherine
nach Ancy angetreten.
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~ 457 —
Meiningen; les BoHandisles à Bruxelles; la Société littéraire de TEstland à Reval
ainsi que sur les archives de la ville de Cologne. La demande à\me Société
historique d'Agram en Croatie, ainsi que celle de la Société polonaise à Lemberg,
tendant à entrer en voie d'échange de publications avec la Société lorraine, n'a
pas été approuvée.
En fait de travaux plus étendus la Société d'histoire et d'archéologie lor-
raine a l'intention de publier les bulles ainsi que les pièces de comptabilité collec-
tionnées en ce moment par les soins de M. le D*" H.-V. Sauerland aux archives
du Vatican. Enfin, sur la proposition de M. Houpert, rédacteur, il a été décidé de
publier un dictionnaire du patois allemand-lorrain, dont la rédaction a été confiée
à M. le "D' Follmann, professeur.
Les fouilles pratiquées à Tarquimpol ont été interrompues pour le moment,
pour faire place aux fouilles exécutées dans les cimetières gallo-romains sous la
direction de M. Welter, notaire à Lorquin. M. Knittetscheid, conseiller d'archi-
tecture, a exécuté, au nom et aux frais de la Société, des recherches scientifiques
dans l'ancienne église Saint-Pierre, à la citadelle, au cours desquelles il a constaté
que l'ancien édifice remonte à la période mérovingienne, opinion que M. le
T)^ Wolfram avait déjà émise auparavant.
La collection des antiquités de la Société a été enrichie des objets
suivants : Une trouvaille de monnaies des évêques de Metz, découvertes à
Lelfingen, ainsi que de monnaies des cités de Metz et de Strasbourg {Grossi
Metenses et Argentinemes) trouvées à Hultenhausen ; deux statuettes en bronze
représentant la déesse Isis découvertes devant la porte des Allemands, ainsi
qu'un bracelet en or trouvé à Schalbach.
Les dons suivants ont été faits à la Société: deux objets en bronze, par
M. Hoffmann, capitaine en retraite; un peigne mérovingien en ivoire, par M. l'abbé
Paulus, curé de Moulins ; des armes guerrières datant de l'époque franco-
allemanique, par M. le maire de Bischdorf, et enfin de nombreuses sculptures par
M. l'abbé Petit, curé de Marsal.
La Société a eu occasion d'admirer dans une de ses séances une collection
considérable d'antiquités franques appartenant à M. Brauer de Kleinhettingen,
ainsi que des objets trouvés dans des tombeaux datant de la période dite de
Hallstatt et que M. Schlosser à Drulingen avait bien voulu présenter à la Société.
De nombreuses autres antiquités ont été présentées, dans le cours des
séances, par des antiquaires ou d'autres personnes privées et offertes en vente,
soit à la Société, soit à ses membres.
La Société d'histoire et d'archéologie lorraine se propose d'entreprendre
dans le courant du nouvel exercice de nombreux travaux archéologiques et
historiques. Elle commencera avant tout, puisque la création d'une commission
historique n'a pas été approuvée par le Landesausschuss, à son propre compte,
la publication de sources historiques concernant l'histoire de la Lorraine. Il est
à espérer que les moyens nécessaires pour l'exécution de ce travail ne lui feront
pas défaut; d'un autre côté les sociétaires ne manqueront pas de faire preuve
de beaucoup d'ardeur et de zèle pour mener à bonne fin une entreprise si
importante pour l'histoire de notre pays.
Après lecture de ce rapport, M. l'abbé Paulus fait une petite conférence,
dans laquelle il cherche à fixer la situation locale des anciens couvents, églises
et chapelles dans la circonscription des bans de Montigny et Sablon. En se
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458 —
Vorstandssitzung im Bezirksprasidiun am 14. Juli 1898, nachmittags 4 Uhr.
Anwesend die Vorstandsmitglieder mit Ausnalime der Herren de Verneuil,
Welter (entschuldigt) und Dorvaux.
Der Bericht des Pfarrers Paulus, der die Gesellschaft auf dem ôOjâhrigen
Stiftungsfeste der Société d'archéologie lorraine in Nancy vertreten hal, wird auf
die allgemeine Sitzung verschoben.
Dr. Wolfram beantragt noch in diesem Jahre einen ersten Band »Quellen
zur lothringischen Geschichte* mit den von Dr. Sauerland im vatikanischen
Archiv gesammelten Regesten und Urkunden erscheinen zu lassen. Angenommen.
Derselbe beantragt den Vertrag mit Dr. Sauerland fur Arbeiten im vati-
kanischen Archiv auf ein Jahr zu verlângern. Angenommen.
Derselbe beantragt Herrn Pfarrer Poirier bei Herausgabe seines Werkes
»Lothringische Kirchenbiicher« durch eine Vorausbestellung von 20 Exemplaren
zu unterstiitzen. Angenommen.
Derselbe beantragt den Baurat Knitlerscheid zu ersuchen, die Ausgrabungen
in St. Peter fortzusetzen und zwar zunâchst nach der Apsis zu suchen und die
Sàulen des Westgiebels frei zu legen. Angenommen. Gleichzeitig wird su diesem
Zwecke ein Crédit von 300 M. bewilligt.
Dr. Hausmann in Strassburg ist durch Dr. Wolfram ersucht worden die
Templerkapelle und St. Peter in grossem Massstabe zu photographieren, Professer
Seder in Strassburg, ein Gutachten iiber die Wandmalereien in der Templerkapelle
und im Refektorium abzugeben. Nachtrâglich genehmigt.
Professor Wichmann legt Plane fur einen Schrank vor, in welchem die
Munzen von Niederrentgen der Stadt iiberreicht werden sollen. Der Plan wird
gut geheissen und Wichmann ersucht einen Kostenanschlag aufstellen zu lassen.
Sitzung im Bezirlisprâsidium am 15. Juii i898, nachmittags 5 Ubr.
Anwesend die oben genannten Vorstandsmitglieder und etwa 40 weitere
Herren.
Herr Pfarrer Paulus berichtet iiber das ôOjàhrige Stiftungsfest der Société
d'archéologie lorraine in Nancy.
Neu aufgenommen werden die Herren: von Schlumberger, Gutsbesitzer in
Gutenbrunnen ; Rogé, Biirgermeister in Weiher bei Alberschweiler ; Keller, Haupt-
lehrer in Gorze; Dr. med. Gittler in Novéant; Professor Dr. Thudichum in
Tiibingen.
Der Vorsitzende legt die eingegangenen Tauschschriften vor, desgleichen
das erste Exemplar der Grundkarten von Lothringen. Weiter teilt er mit, dass
das Jahrbuch IX erschienen ist.
In Merten hat Herr Kreisdirektor Seeger im Auftrage der Gesellschaft
Ausgrabungen vorgenommen. Die Resultate derselben, Scherben von rômischen
und frânkischen Gefassen werden vorgelegt. Ebenso die Fundsliicke von Aus-
grabungen in Montigny (Maysche Kiesgruben). Es handelt sich hier um ein Lager
von Scherben aus rômischer Zeit.
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— 459 —
basant sur des documents originaux, entre autres les grands livres de cérémonie
du 12® et 13« siècle, il essaye de localiser les différents édifices détruits en 1444
et 1552. M. le Président remercie, au nom de l'assemblée, M. Tabbé Paulus
pour sa conférence, laquelle sera publiée dans l'annuaire, après avoir subi quel-
ques transformations.
Excursion à Gorze du 21 juin 1898.
Après avoir jeté un coup d'œil sur les restes de Paqueduc romain, la
Société procéda à la visite de l'ancienne habitation de l'Abbé (aujourd'hui hospice
départemental) et de l'église. M. l'abbé Chaussier, archiprêtre de Gorze, fît voir
réglise dans tous ses détails, pendant que M. le Dr. Wolfram, directeur des
archives, en remplacement de M. Wahn, conseiller d'architecture, empêché à la
dernière heure, donna un petit aperçu de l'histoire de l'ancienne abbaye et appuya
surtout sur l'importance scientifique et politique, dont l'abbaye jouissait autrefois.
Quant à l'origine de l'église paroissiale, plusieurs érudits, se basant sur
une charte de Henry, abbé de Gorze, ont prétendu que sa construction remontait
au 11® siècle. M. Wolfram démontre cependant que la charte en question ne
peut pas s'appliquer à l'église actuelle, puisqu'il n'y est question que d'un petit
oratoire, tandis que l'église paroissiale est un bel et grand édifice à trois nefs.
Par l'architecture des différentes parties de l'église, il est facile de constater
que son origine remonte à la période de transition (vers l'an 1200).
Après avoir pris quelques rafraîchissements dans le beau jardin de Bellevue
si bien situé, les sociétaires traversèrent le parc de Sainte-Catherine pour s'en
retourner à Ancy.
Séance du Bureau du 14 juillet 1898, à 4 heures de raprès-midi.
Sont présents: les membres du Bureau à l'exception de MM. de Verneuil,
Welter, qui s'est fait excuser, et Dorvaux.
La lecture du rapport de M. l'abbé Paulus qui a représenté notre Société
à l'occasion du cinquantenaire de la Société d'archéologie lorraine à Nancy est
remise à la séance qui suivra immédiatement la séance du Bureau.
M. le D' Wolfram propose de faire publier encore dans le courant de cette
année le 1" volume des »Sources de l'histoire lorraine*, en même temps que les
analyses et copies de documents réunies par M. le D' Sauerland aux archives du
Vatican. La proposition est adoptée. La prolongation du contrat passé avec
M. Sauerland, afin de pouvoir terminer ses travaux entrepris aux archives du
Vatican, est approuvée. M. Wolfram propose en outre de seconder M. l'abbé Poirier
dans la publication de son ouvrage intitulé >Les registres paroissiaux de la
Lorraine* en souscrivant pour 20 exemplaires. Adopté.
Enfin M. Wolfram propose d'inviter M. Knitterscheid, conseiller d'archi-
tecture, à continuer les fouilles pratiquées dans l'église Saint-Pierre-aux-Nonains,
en recherchant l'apside et en dégageant les colonnes de la façade ouest. Adopté.
Le Bureau accorde à cet effet un crédit de 300 M.
M. le D' Hausmann à Strassburg a été invité par M. le D' Wolfram à
prendre la photographie de la chapelle des Templiers près Saint-Pierre à une
grande échelle, tandis que M. le professeur Seder à Strassburg a été prié de
donner son avis au sujet des peintures murales dans la chapelle des Templiers
et au réfectoire. Approuvé.
M. le D^ Wichmann soumet des dessins pour la construction d'une armoire
destinée à renfermer les monnaies trouvées à Niederrentgen, lesquelles seront
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Herr Dr. H. V. Sauerland spriclit ùber seine Forschungen und Erfahrongen
im valikanisrhen Archiv wâhrend des Winlers 1897,98. Zunâchst hat derselbe
die Karneralakten des genannten Archivs in AngrilT genommen, welche mit dem
Jahre 1294 beginnen und zwar von diesen an erster Stelle die libri obligationum
et solutionum, von denen Rand 1—18 (vom Jabre 1294 bis zum Jahre 1392»
durchforscbt worden sind. Nach diesen wurde zu der Série der Libri introitus et
exitus iibergegangen, von denen Band 1—210 ivom Jahre 1294 bis 1349) durch-
forscbt worden sind und dann eine Nachprûfung der von Kirsch in seinem Bûche
liber »die pâpstlichen Collektorien des 14. Jahrhunderts* verôffentlichten ûber
Deutsch-Lothringen handelnden Texte angestellt. Etwa seit Neujahr 1898 warde
mit der Durchsicht der Registerbânde Johanns XXII begonnen und sind dann aus
der Série der Registra Avinionensia (Papierregister) Band 1 — 7 und aus der Série
der Registra Vaticana (Pergamentregister) Band 63—84 (vom Jahre 1316 bis 1327)
in der Weise durchforscbt und ausgenutzt worden, dass von allen auf Deutsch-
Lothringen bezuglichen wichtigeren Urkunden vollstandige oder wenigstens die
wichtigeren Textteile umfassende wôrtliche Abschriften, von allen minder wich-
tigen aber vollstandige und genaue Regesten angefertigt wurden. Da sich zugleich
auch auf Grund einer Vergleichung der Register Bonifaz VIII (1294 — 1303) und
Clemens V (1305—1314) mit den entsprechenden neueren Druckausgaben >Les
registres de Boniface VIII* von Thomas, Faucon und Tigard und « Regestam
(démentis I von italienischen Benediktinern die arge Mangelhaftigkeit dieser
beiden Verôffentlichungen herausstellte, so wurde nach ehageholter Zustimmung
des Vorstandes der Gesellschaft auch die Abschrift beziehungsweise die Excer-
pirung der auf Deutsch-Lothringen bezuglichen Papsturkunden des Zeitraums
1294 — 1316 begonnen und bis zu Anfang der vatikanischen Archivferien (28. Juni)
fast vollstândig durchgefuhrt. Riickstândig sind zur Zeit noch etwa 20 Abschriften
beziehungsweise Ausziige von Urkunden aus den letzten Pontifikatsjahren Clemens V>
die dann auch sogleich nach Schluss der Ferien (1. Oktober) angefertigt werden
sollen. Im Uebrigen sind also bereits jetzt sâmmtliche Deutsch-Lothringen
betreffende Urkunden- Abschriften und -Ausziige seit dem Beginne des Pontifikats
Bonifaz VIII (23. Januar 1295) bis zum Schlusse des 11. Pontifikatsjahres Johanns XXII
(5. September 1327) druckfertig.
Ausflug am 25. August 1898 naoh Kreuzwald und Hargarten.
Der Ausflug nach Hargarten wird zu den angenehmsten Erinnerungen der
Teilnehmer zâhlen. Wenn von Metz auch nur 14 Mitglieder aufgebrochen waren,
so kamen doch unterwegs mehr und mehr hinzu, sodass, als der Zug in Kreuz-
wald einfuhr, sich einige 30 Teilnehmer unter der Fiihrung des Vorsitzenden zu-
sairimengefunden hatten. Nach festlichem Empfang durch den Gemeinderat wurden
die von der Gemeinde in liebenswiirdiger Weise zur Verfiigung gestellten Wagen
bestiegen und in schneller Fahrt erreichte man den etwa 20 Minuten entfemten
am grlinen Hiigel malerisch gelegenên Ort. Schon die Bôllerschûsse, die man
wtthrend der Wagenfahrt horte, liessen einen besonderen Empfang ahnen, aber
lebhaft iiberrascht waren die Ankommenden, als sie am Ortseingange von Feuer-
wehr, Kriegerverein und den festlich geschmûckten Schulen mit Lehrern und
Schwestern an der Spitze begriisst wurden. Dem Vorsitzenden iiberreichle ein
kleines MJidchen unter sinniger Ansprache einen Blunienstrauss. Am Eingange
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offertes au musée de la ville. Les dessins sont approuvés et M. Wichmann est
prié de faire dresser un devis.
Séance du 15 Juillet 1898, à 5 heures de raprès-midl.
Assistent à la séance : Les membres du Bureau désignés ci-dessus et
environ 40 sociétaires. M. Tabbé Paulus rend compte de la fête du cinquante-
naire de la Société d'archéologie lorraine à Nancy.
Sont admis au nombre des membres de la Société: MM. de Schlumberger,
propriétaire à Gutenbrunnen ; Rogé, maire à Weiher près d'Alberschweiler ;
Keller, instituteur principal à Gorze; D' med. Gittler à Novéant et D' Thudichum,
professeur à Tiibingen.
M. le Président soumet à l'assemblée les publications donnéBs en échange par
d'autres sociétés, de même que le premier exemplaire des cartes fondamentales de la
Lorraine. Il annonce en même temps que le volume IX de Pannuaire a paru.
M. Seeger, directeur de l'arrondissement de Boulay, a fait exécuter, au
nom de la Société, des fouilles à Merten. Les objets qui y ont été trouvés,
consistant en restes de vases de la période franque, sont présentés à l'assem-
blée ; de même les trouvailles faites dans les carrières de sable de M. May à Mon-
tigny. Elles datent de l'époque romaine et consistent en une quantité de fragments.
M. le D' Sauerland rend ensuite compte de ses travaux aux archives du
Vatican pendant l'hiver 1897/98 et des expériences qu'il y a acquises. M. Sauer-
land a parcouru d'abord les registres de finances commençant en l'année 1294,
en débutant par les volumes 1 — 18 intitulés »Libri obligationum et solutionum«
(1294—1392). Il examina ensuite les volumes 1 — 210 intitulés »Libri introitus et
exitus* (1294— 1H49) et .constata ensuite par comparaison Texaclitude du texte
publié par M. Kirsch dans son ouvrage »Die pàpstlichen Collectorient, en tant
qu'il se rapporte à la Lorraine allemande.
Vers le nouvel an, M. Sauerland parcourut successivement les registres
du pape Jean XXII, ensuite les volumes 1 — 7 de la série >Registra Avinionensia«
(registres-papiers) et enfin les volumes 63—84 (13le— 1327) intitulés »Registra
vaticana* (registres parchemins). Tous les passages d'une certaine importance
ayant trait à la Lorraine allemande ont été copiés littéralement, tandis que pour
les passages de moindre importance il a été pris des extraits aussi complets et
aussi exacts que possible. La comparaison des registres de Boniface VllI
(1294—1303) et Clément V (1305-1314) avec les dernières publications »Les
registres de Boniface VIII* de MM. Thomas, Faucon et Digard, ainsi qu'avec
l'ouvrage »Regestum Clementis V« publié par des bénédictins italiens, ayant
démontré que ces deux ouvrages péchaient beaucoup sous le rapport de l'exac-
titude, le Bureau de la Société avait approuvé la demande de M. Sauerland, en
vue de faire des copies et extraits des documents de la période de 1294—1316
se rapportant à la Lorraine allemande. M. Sauerland a pu accomplir ce travail
complètement au commencement des vacances des archives du Vatican, c'est-à-
dire le 28 juin. Restent encore à faire en ce moment environ 20 copies ou
extraits de documents des dernières années du pontificat de Clément V, lesquels
seront exécutés aussitôt après la fin des vacances, c'est-à-dire le 1«' octobre.
Sont donc prêts à être imprimés toutes les copies et extraits de documents se
rapportant à la Lorraine allemande depuis le commencement du pontificat de
Boniface VIII (23 janvier 1295) jusqu'à la lin de la 11« année pontificale du pape
Jean XXII (5 septembre 1327).
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— 462 -
des Schlinkerschen Anwesens begriisste Herr Schlinker die Gesellschaft und fiihrte
sie zunâchst zu den unier den alten Bâumen seines Parkes aufgebauten Alter-
tUmern. Es stellte sich heraus, dass die gesammelten Steine von einem der
Mertener Saule ausserordentlich ahnlichen Denkinale mit dem Gigantenreiter
herriihrten. Nach der Besichtigung der Steinreste bot Herr Schlinker unterstûUt
von seiner Frau Tochter den Anwesenden einen Imbiss an, der gem genommen
wurde. Gegen 2 Uhr wurden von neuem die Wagen bestiegen. Die Feuerwehr
mit Trompeter und Trommier trat an die Spitze des Zuges und geleitete denselben
durch das mit Fahnen reich geschmiickle Dorf. In der Mitte der langen Strasse
war sogar eine sehr schône Ehrenpforte mit der Aufschrift »Willkommen« errichtet
worden. Die Eskorte begleitete den langen Wagenzug bis an den Ausgang des
Ortes, von vvo aus in schneller Gangart durch prâchtigen Wald das zweite Ziel
des Ausflugs »der Marienschacht* bald erreicht wurde. Auch hier batte die
Grubenverwaltueg unter Leitung des Herrn Direktor Bnschmann einen festlichen
Empfang vorgesehen. Unter den alten Tannen waren Tische und Bânke aufge-
schlagen und fur den Vortragenden sogar eine mit sinnigen Bergmannsemblemen
und wehenden Fahnen geschmiickte Rednerbiihne errichtet worden. Herr Ge-
werberat Rick bestieg dieselbe und gab in klarer iiberaus anschaulicher Weise
einen Ueberblick iiber die Entwickelung des Kohlen- und Eisenbergbaus in Lothringen.
Der Vorsitzende dankte Namens der Anwesenden herzlichst fiir den anregenden
und belehrenden Vortrag und lautes Hândeklatschen gab dem Redner kund, wie
sehr er den Beifall der iibrigen Zuhôrer gefunden batte. Auch Herr Direktor
Buschmann batte es sich nicht nehmen lassen, die Anwesenden durch einen
Imbiss und einen frischen Trunk zu bewirten. Seiner freundlichen Einladung zur
Besichtigung des Schachtes und der Fôrderungsanlagen kam die Gesellschaft
gem nach imd war erstaunt, in wie kurzer Zeit hier ein zukunftsreiches Werk
geschaffen worden ist. Die Zeit war mittlerweile so vorgeriickt, dass unter
Aenderung des urspriinglichen Programms von den bereitstehenden Wagen auch
weiter Gebrauch gemacht und die Ruckkehr nach dem Bahnhof Hargarten direkt
angetreten wurde. An dem Maie, das Herr Messing hergerichtet hatte, nahmen
einige 50 Personen teil. Nach dem zweiten Gange erhob sich der Herr Pfarrer
von Kreuzwald um dem Herrn Vorsitzenden und den iibrigen Teilnehmern noch-
mals ftir den Besuch des Kreises Bolchen und insbesondere von Kreuzwald zu
danken. Ihm antwortete mit den wârmsten Worten der Herr Bezirksprâsidenl,
der betonte, dass durch die iiberaus glânzende und liebenswlirdige Aufnahme,
welche die Gesellschaft in Kreuzwald gefunden habe, dieser Ausflug zu den
schônsten gehôre, die die Chronik des Vereins zu verzeichnen habe. Nur ungern
trennten sich die Anwesenden von den waldigen Bergen um mit dem Zuge 7** Uhr
nach den verschiedenen Heimatsorten zuriickzukehren.
Vorstand88itzung am II. November 1898, nachmittags 4 Uhr, Im Bezirksprâsidivn.
Anwesend die Herrn von Hammerstein, Wichmann, Paulus, von Daacke,
Grimme, Keune, Weiter, Wolfram.
Fiir die in der Generalversammlung stattfindende Neuwahl des Vorstandes
werden an Stelle des verstorbenen Herrn Benoit Herr Fabrikant E. Huber, Saar-
gemiind, an Stelle des verzogenen Oberstleutnants Weissenborn Herr Obersl
a. D. Dr. Kaufmann in Aussicht genommen.
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Excursion du 25 août 1898 à Kreuzwald et Hargarten.
L'excursion à Hargaten laissera aux sociétaires, qui y ont pris part, le
souvenir le plus agréable. 14 membres de la Société s'embarquèrent à Metz ; mais
leur nombre s'accrut pendant le trajet, de sorte que lorsque le train entra en
gare à Kreuzwald, Ton put compter environ 30 sociétaires sous la conduite de
leur président. Après réception solennelle de la part du conseil municipal les so-
ciétaires montèrent en voitures que la commune avait mises gracieusement à
leur disposition, lesquelles, par une allure rapide, atteignirent en 20 minutes le
village de Kreuzwald entouré de verdure et situé si admirablement au penchant
d'une colline. Des coups de boîtes entendus dans le lointain firent présumer
qu'il y avait lieu de s'attendre à une réception toute particulière. La Société fut
agréablement surprise lorsque, à l'entrée du village, elle se vit saluée par la com-
pagnie des pompiers, l'association des anciens militaires, ainsi que par les en-
fants des écoles endimanchés, sous la direction des instituteurs et des sœurs-insti-
tutrices. Une petite fille offrit à M. le Président un bouquet de fleurs en prononçant
quelques paroles pleines de sens. A l'entrée de sa propriété, M. Schlinker salua
les visiteurs et leur lit voir d'abord des antiquités disposées sous les vieux arbres
de son parc. L'on constata que les pierres rassemblées à cet endroit provenaient
d'un monument ayant une grande ressemblance avec la colonne de Merten sur-
monté du cavalier géant. Après l'inspection de ces restes, M. Schlinker, assisté
de sa fille, offrit aux visiteurs une petite collation qui fut acceptée de bon cœur.
Vers deux heures les sociétaires montèrent de nouveau en voitures. La com-
pagnie des pompiers précédée de clairons et de tambours se plaça à la tête de
la colonne et l'accompagna à travers le village richement orné le drapeaux. Au
milieu de la rue principale les habitants avaient même érigé une très belle porte
triomphale portant l'inscription « Willkommen >. L'escorte accompagna la longue
série des voitures jusqu'à la sortie du village, d'où l'on se dirigea, par une allure
rapide, à travers les superbes forêts vers le second but de la promenade, c'est-
à-dire le € Marienschacht ». L'administration des mines sous la direction de
M. Buschmann, directeur, avait également préparé une réception solennelle. Des
tables et des bancs avaient été placés sous les vieux sapins et l'on avait même
dressé pour l'orateur une estrade ornée d'emblèmes de mineurs pleins de sens,
et d'oriflammes flottant au vent. M. Rick, conseiller d'industrie, se chargea de
donner, dans une conférence excessivement claire et instructive, un aperçu
du développement des mines et des houillères en Lorraine. M. le Président re-
mercia l'orateur au nom de l'assemblée pour la conférence si attrayante, tandis
que l'auditoire, par ses fréquentes acclamations, fit voir combien l'orateur
avait parlé à leur goût. M. Buschmann, directeur, se fit un plaisir d'offrir
à l'assemblée une petite collation et quelques rafraîchissements. Les socié-
taires répondirent également avec plaisir à son invitation de visiter les puits
ainsi que les dispositions qui sont prises pour extraire les matériaux. L'assemblée
fut étonnée de voir, en combien peu de temps on avait réussi à exécuter une
entreprise si pleine d'espérances pour l'avenir. Entre temps l'heure s'avançait;
en modifiant le programme primitif on pouvait encore utiliser les voitures et
prendre directement le chemin de la gare de Hargarten. A l'hôtel de M. Messing
eut lieu un banquet, auquel environ 50 personnes prirent part. Après le second
plat M. le curé de Kreuzwald prit la parole pour remercier M. le Président ainsi
que les autres sociétaires de leur visite dans l'arrondissement de Boulay et entre
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— 464 —
Der Vorsitzende teill mit, dass er am 8. d. Mts. die Herren Knitterscheid,
Tornow und Wolfram, sowie zwei vom kommandierenden General delegierte
Offiziere, den Herrn Obersl Tillessen und Major Niebert, zu einer Beratung uber
die an der Peterskirche vorzunehmenden Arbeiten eingeladen habe.
Es wurde tibereinstimmend beschlossen:
Herr Baurat Knitterscheid wird die Untersuchungen an der Peterskirche
in der Art fortsetzen, dass:
1. Der innere Raum der Kirche vor dem Narthex, 2 Pfeilerstellungen um-
fassend, bis auf den àlteren Fussboden freigelegt wird.
2. Die âussere Narthexwand so freigelegt wird, dass die àlteren Sàulen
ganz zum Vorschein kommen.
3. Die Lângswand nach dem Garten des Divisionskommandeurs an den
schadhaften Stellen soweit befestigt wird, dass weiteres Abbrôckeln von
Steinen verhiitet wird.
4. An der gegeniiberliegenden Lângswand am Hofe der Fortifikation eine
Stelle vom Verputz befreit wird.
Herr Baurat Knitterscheid wird iiber den Fortgang der Arbeiten von Zeit
zu Zeit Nachricht geben.
Herr Baurat Tornow wird um Herstellung von geeigneten Photographien
der interessanten Bauteile gebeten.
Aile Arbeiten sind thunlichst bis Anfang Februar zu beenden.
Einzelne intéressante Steine aus den Fundamenten sind an sichtbarer Stelle
neu einzusetzen.
Die Mittel zu diesen Ausgrabungen werden zunâchst aus den im Bezirks-
etat fiir dièse Zwecke ausgeworfenen Betràgen von jâhrlich 500 M. bestritlen.
Erst fiir einen tiber die Summe von 1000 M. hinausgehenden Betrag tritt die Ge-
sellschaft ein. Der Vorsitzende ersucht den Vorstand ihn zu ermâchtigen, den
erst bei der Bauarbeit sich eventuell herausstellenden Mehrbetrag auf die Gesell-
schaftskasse anzuweisen. Er erklârt, dass die Gesellschaft so wenig als môglich
belastet werden solle. Angenommen. Auf Keunes Antrag wird Schriftenaustausch
mit. dem K. K. archâologischen Institute in Wien, auf Wichmanns Antrag mit der
numismatischen Gesellschaft in Wien, auf Wolframs Antrag mit der Société
d'émulation du département des Vosges in Epinal und der Société philomatiqac
Vosgicnne in St. Dié beschlossen.
Generalversammlung am 10. November 1898, Naohnittags 5 Ubr,
im Bezlrk8prâ8ldium.
Anwesend der Vorstand mit Ausnahme der Herren Fridrici, Dorvaux und
de Verneuil und etwa 40 Herren.
Neuaufgenommen werden die Herren : Gymnasialoberlehrer Weiss in
Saarburg, Forstmeister Hallbauer in Montigny, Oberstleutnant Krebs in Metz,
Oberpostdirektor Knauf in Metz, Hauptmann Thelemann in Metz, Abbé Kirch in
Montigny, Oberst a. D. Dr. Kaufmann in Metz, Bierbrauereibesitzer H. Lutz in
Saarburg, J. Schantz in Freiwald bei Finstingen, Pfarrer Dr. Heymes in Walscheid,
Pfarrer Becker in Lixheim, Pfarrer Dupont in Insmingen.
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— 465 —
autres à Kreuzwald. M. le Président, à son tour, remercia en termes chaleureux en
faisant remarquer que Taccueil si brillant et si aimable fait à la Société à Kreuz-
wald avait rendu cette excursion la plus belle qui puisse être relatée dans les
mémoires de la Société. Ce n'est qu'à regret que les excursionnistes quittèrent les
superbes montagnes boisées pour prendre le chemin du retour au train de 1^ h.
Séanee en Bareaii du II uoveMbre 1898, à 4 heures de Paprès-nldi.
Sont présents : MM. le baron de Hammerstein, Wichmann, Paulus, de Daacke,
Grimme, Keune, Welter et Wolfram.
Pour le renouvellement du Bureau qui aura lieu en assemblée générale le
Bureau propose l'élection de M. E. Huber, fabricant à Saargemiind, en remplace-
ment de M. Benoit décédé, et de M. le D' Kaufmann, colonel en retraite, en rem-
placement de M. Weissenborn, lieutenant-colonel, transféré ailleurs.
M. le Président fait savoir que le 8 novembre dernier il a invité MM. Knilter-
scheid, Tornow et Wolfram ainsi que deux officiers délégués par le général com-
mandant le corps d'armée, MM. Tilessen, colonel, et Niebert, major, à une con-
férence, en vue de délibérer sur les travaux à exécuter à l'ancienne église St-Pierre.
M. Knitterscheid a déclaré être disposé à continuer les fouilles sous les
conditions suivantes:
10 L'espace intérieur de l'église devant le narthex, comprenant 2 emplacements
de colonnes, sera dégagé jusqu'à la découverte du plaiicher primitif.
2^ Le mur du narthex sera dégagé de façon à ce que les anciennes colonnes
soient entièrement visibles.
dP Le mur longitudinal de l'église attenant au jardin du général de division
sera restauré et soutenu de telle sorte que tout desagrègement de pierres
soit évité.
4° Au mur longitudinal opposé, attenant à la cour des bureaux de la fortifi-
cation, on enlèvera le crépi à une place désignée.
M. Knitterscheid donnera de temps en temps un aperçu sur Pavancement des
travaux.
M. Tornow, conseiller d'architecture, est prié de se charger de la confection
des photographies qui représenteront les parties de l'édifice les plus intéressantes.
Tous les travaux devront être terminés, autant que possible au commence-
ment du mois de février.
Différentes pierres intéressantes provenant des fondations seront placées à
des endroits visibles.
Les dépenses nécessaires pour l'exécution de ces fouilles seront mandatées
sur le crédit de 600 Mk. prévu au budget départemental et affecté à ces sortes
de travaux. Le Société ne s'engage à subvenir aux frais que lorsqu'ils dépasseront
la somme de 1000 Mk. M. le Président prie le Bureau d'approuver ces dépenses,
lorsqu'il y aura lieu, et déclare que l'on évitera autant que possible de mettre
à contribution les fonds de la Société. Le Bureau donne son approbation. 11 ap-
prouve de plus l'échange de publications avec les Sociétés suivantes: 1° avec
l'Institut archéologique à Vienne (proposition de M. Keune), 2° avec la Société
numismatique à Vienne (proposition de M. Wichmann), 3® avec la Société d'ému-
lation du département des Vosges à Epinal et la Société philomatique vosgienne
à St-Dié (proposition de M. Wolfram).
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— 466 —
Nachdem der Vorsitzende die neu eingegangenen Tauschschriften vorgelegt
und des weiteren mitgeteilt hat, dass der Vorstand mit historischen Vereinen in
Wien, St. Dié und Epinal in Schriftenaustausch getreten ist, wird zur Neuwahl des
Vorstandes geschritten. An Stelle des verstorbenen Herrn Benoit wird Herr
Fabrikant Huber in Saargemiind und an Stelle des Herrn Oberstleutnant
Weissenborn Herr Oberst a. D. Dr. Kaufmann einstimmig gewâhlt. Die ubrigen
Vorstandsmitglieder werden auf Antrag des Herrn Redakteur Houpert durch
Âkklamation sâmtlich wieder emannt.
Herr Notar Welter in Lôrcbingen berichtet sodann ûber seine Ausgrabungen,
die er im vergangenen Sommer bei Hiiltenhausen und Lôrcbingen im Auftrage
der Gesellschaft vorgenommen hat. Von dcm romano-keltischen Grabfelde bei
Hiiltenhausen werden bemerkenswerte Grabsteine und ein wundervoll erhaltenes
Kurzschvvert in der Scheide dem Muséum zugefiibrt, von den rômischen ViUen,
die bei Lorchingen aufgedeckt wurden, legt der Redner Plane und zahlreiche
kleinere Fundstiicke der Gesellschaft vor.
Herr Dr. med. Ërnst iiberreicht sodann einen vorziiglich erhaltenen Bronce-
fund aus der Hallstattzeit, der beim Bau der Niederjeutzer Brauerei entdeckt
wurde. Er besteht aus 9 broncenen Armringen, zahlreichen Giirtelgebangen, einer
broncenen Speerspitze und broncenen Zierraten von Pferdegeschirren. Der Vor-
sitzende spricht dem Geber fiir dièse so ûberaus wertvolle Bereicherung der
Sammlungen den wârmsten Dank der Gesellschaft aus. Herr Dr. Keune teilt
sodann mit, dass er auf demselben Baugrundstiicke in Niederjeutz mit freund-
licher Bewilligung der Brauereigesellschaft einen rômischen Ziegelofen ausge-
graben bat, und legt eine Reihe von Ziegelstiicken mit Tôpferstempeln vor. Da
die Zeit durch dièse Mittheilungen schon ziemlich in Anspruch genommen war,
wird der Bericht des Archivdirektors Dr. Wolfram iiber die lOjâhrige Th&tigkeit
der Gesellschaft auf die në.chste Sitzung verschoben und Herr Oberst a. D.
Dr. Kaufmann ergreift das Wort zu einem Vortrag ûber die lothringische Satis-
faktionsfrage im westfâlischen Frieden. Der Redner geht aus von einer DarsteUung
der Politik Richeheus, zu dessen grossartigen Plânen auch die Erwerbung des
gesamten linken Rheinufers gehôrte. Um seinem Vaterlande dièse LSnder-
bereicherung zufiihren zu kônnen, unterstûtzte er auf jedem Grebiete die Feinde
Oestreichs. Nachdem es ihm misslungen war, den Dânenkônig vom Friedens-
schlusse abzubalten, kniipfte er Verbindungen mit Gustav Adolf an und veran-
lasste ihn durch Sendung des Barons von Charnazé zum Friedensschlusse in
Polen und des weiteren zur Untersttitzung seiner Glaubensgenossen in Deutschland.
Nach Gustav Adolfs Tode ist Frankreich selbst genôtigt in den Krieg ein-
zutreten und erwirkt durch eine zweimalige Verhinderung der Niederwerfung der
Protestanten einen Anspruch auf Satisfaktion im westfâlischen Frieden. Als
solche wird seitens der kaiserlichen Vertreter die Ueberlassung der drei Bis-
tiimer angesehen und angeboten, franzôsischerseits aber nicht als solche aof-
gefasst, da die Bisttimer bereits Frankreich gehôrten. Der Vortragende suchte nun-
mehr aus der Art des Vertrags von Chambord und der weiteren Entwicklnng des
franzôsischen Besitzstandes in den okkupierten Gebieten die Frage zu erôrlem,
ob rechtlich oder thatsâchlich die Ueberlassung der Bistûmer selbst noch eine
Satisfaktion bedeutete. Er glaubt dièse Frage bejahen zu mOssen, da der An-
spruch auf die Bistûmer und selbst auf die Reichsstâdte deutscherseits niemals
anerkannt war. Auf mehreren Reichstagen war sogar direkt die Rûckforderung
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— 467 —
Assemblée générale du 10 novembre 1898, à 5 heures de Taprés-nldl,
à l'bôtel de la Présidence.
Assistent à la séance : Les membres du Bureau, à Texception de BdM. Fri-
drici, Dorvaux et de Vemeuil, en outre environ 40 sociétaires.
Sont admis comme membres de la Société : MM. Weiss, professeur à Saarburg ;
Hallbauer, inspecteur des forêts à Montigny; Krebs, lieutenant-colonel à Metz;
Knauf, directeur supérieur des postes ; Thelemann, capitaine à Metz ; Tabbé Kirch,
vicaire à Montigny ; D' Kaufmann, colonel en retraite à Metz ; H. Lutz, propriétaire
de brasserie à Saarburg ; J. Schantz à Freiwald près Finstingen ; Tabbé D' Heymes,
curé à Walscheid ; Tabbé Becker, curé à Lixheim ; Tabbé Dupont, curé à Insming.
M. le Président passe en revue les publications reçues en échange de notre
annuaire et aimonce que le Bureau a décidé d'entrer en voie d'échange avec les
sociétés d'histoire de Vienne, St-Dié et Ëpinal. On procède ensuite à la réélection du
Bureau. Sont élus unanimement : M. Huber, en remplacement de M. Benoit et M. le
D' Kaufmann, en remplacement de M. Weissenborn. A la proposition de M. Houpert,
rédacteur, les autres membres du Bureau sont réélus par acclamation.
M. Welter, notaire à Lôrchingen, rend compte des fouilles qu'il a, au nom
de la Société, fait pratiquer l'été dernier à Hultenhausen et à Lôrchingen. Des
pierres tombales très remarquables ainsi qu'un glaive avec fourreau provenant
d'un cimetière romano-celtique sont déposés au musée de la ville de Metz.
M. Welter présente les dessins des villas romaines ainsi que de nombreux petits
objets qui y ont été trouvés.
M. le D' Ernst, médecin, présente ensuite une trouvaille d'objets en bronce
parfaitement bien conservés datant de la période dite de Hallstatt et découverts
lors de la construction de la brasserie de Niederjeutz. Dans cette trouvaille il y
a lieu de remarquer neuf bracelets en bronce, de nombreux ornements de
ceintures, une pointe de lance en bronce ainsi que des ornements en même
métal pour harnachements de chevaux. M. le Président exprime ses remercîments
aux donateurs pour ces nombreux objets qui enriciûront la collection d'antiquités
de la Société. M. le D' Keune communique ensuite à l'assemblée qu'il a, avec
l'assentiment de la Direction de la brasserie, fait dégager sur le même terrain de
construction un four pour la fabrication de tuiles romaines portant des inscriptions.
L'heure étant un peu avancée, la lecture du compte-rendu de M. le
D' Wolfram, concernant le développement de la Société pendant les 10 premières
années de son existence, est remise à la prochaine séance. M. le D' Kaufmann,
colonel en retraite, prend ensuite la parole pour entretenir l'assemblée sur : >La
question de satisfaction lorraine lors de la paix de Westphalie*. L'orateur donne
d'abord un précis de la politique de Richelieu, dont le principal plan consistait en
la conquête de toute la rive gauche du Rhin. Pour faciliter l'acquisition de toute
cette contrée, Richelieu soutena sous tous les rapports les ennemis de l'Autriche.
N'ayant pas réussi à empêcher le roi de Danemark de faire la paix, il conclut
une alliance avec Gustave Adolphe et le décida, par l'intermédiaire du
baron de Charnazé, à conclure la paix avec la Pologne pour voler au secours
de ses coreligionnaires de l'Allemagne. Mais Gustave Adolphe étant venu à
mourir, la France fut contrainte de prendre elle-même les hostilités en main ; en
empêchant par deux fois le parti catholique de subjuger le protestantisme, elle
acquit le droit de satisfaction à la paix de Westphalie. C'est pourquoi les
délégués impériaux offrirent à la France l'abandon des Trois-évêchés; la France
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' _ 468 —
dieser allerdings von Frankreich okkupierten Gebiete angeregt worden. Im Jahre
1560 waren sogar durch eine besondere Gesandtschaft nach Paris Stâdte und
Bistumer, wenn auch ohne Erfolg, zuriickgefordert worden, ja sogar noch im
Jahre 1641 halte der Bischof von Verdun in einer »beweglichen« Eingabe an den
Reichstag gebeten, bei den beginnendenFriedensverhandlungen sein Bistum nicht
an Frankreich abzntreten.
Frankreich halte indessen eine durchaus andere AufTassung. Als daher die
kaiserlichen Gesandten 1645 die BislUmer als Satisfaklion anboten, kamen sie
nach langer em Hinhalten mil der ganz neuen Forderung, dass dem Kônig die
Souverânelâl abgetreten werde »lant pour le spirituel que pour le temporel, c'est-
à-dire dans toute retendue de leur diocèse*. Auf die Ablehnung der kaiserlichen
Gesandten einigte man sich im Mârz 1646 auf den zweideutigen Ausdruck districtus
slatt diocesis. In den weiteren Verhandlungen verlangle dann Oestreich den Zusatz
temporalis zu districtus, Hess aber schliesslich denselben fallen, um die Friedens-
verhandlungen Uberhaupt zu Stande zu bringen. Proteste der Lehnstrâger, ein
Gutachten des Reichstags von 1647 und ein Reichconclusum vom August 1648
konnten an dieser Fassung nichts mehr ândem. Das Friedensinstrument bestimmt,
dass ausser den Bistûmern selbst die Distrikte derselben abgetreten wûrden (eorumque
episcopatuum districlus). Der Vortragende sprach nanmehr die Ansicht aus, dass
dieser Verzichl Oestreichs Ihats&chlich einen Sieg der franzôsiscfaen AufTassung
bedeutele. Aus der gleichzeitigen Abtretung des weltlichen Besitzes von Bremen,
Magdeburg und Minden durch das blosse Wort »episcopatuss glaubte er zugeben
zu mûssen, dass durch den Zusatz eorumque episcopatuum districlus etwas mehr
abgetreten worden sei als der wellliche Besilz der Bistumer selbst. Der Vor-
tragende glaubt daher, dass, falls durch noch ausslehende archivalische For-
schungen dièse Aufifassung sich beslâtigte, die ganzen weiteren Unternehmungen
Ludwig XIV., insbesondere die Forderungen der Reunionskammer zu Metz in einem
wesenllich anderen fur Frankreich gunstigeren Lichte erscheinen, ohne damil den
Ausschreilungen der Kammer das Wort reden zu wollen. Jedenfalls ist die bis-
herige AufTassung, dass die Ablôsung der drei Bistiimer vom deutschen Reiche
in unzweideutigem Ausdrucke erfolgt sei (Ërdmannsdôrfer), durch die AusfSb-
rungen des Vortragendeii als widerlegt anzusehen.
Besiohtigung baulicher Altertumer am Sanstag, dem 26. November 1898.
Millags 2 Uhr hallen sich vor dem Stadlhause etwa 60 Herren und Damen
versammelt und begaben sich zunâchst nach dem Sliirmerschen Hause in der
Goldschmiedslrasse. Archivdireklor Wolfram erklârle den im Hofe gelegenen
Renaissancebau fur das Privalhaus eines vomehmen Metzer Bûrgers; der Name
des urspriinglichen Besilzers bat sich bisher ebenso wenig wie der des ausfûhrenden
Kunstlers feslslellen lassen. Darauf wandle sich die Versammlung nach dem
Holel St. Livier in der Trinitarierstrasse. Archivdireklor Wolfram machle zunâchst
auf die baulichen Eigenliimlichkeiten des aus der erslen H&lfte des 13. Jahrhunderts
slammenden Hauses aufmerksam und ging sodann auf die Geschichte des Baues
ein. UrspriJnglich einem Metzer Paraigegeschlecht als Stadtburg gehôrig, erscheint
das Haus Anfangs des 16. Jahrhunderts im Besilze eines Jean Cavelet, der es
von der Sladt zur Belohnung dafûr erhalten halte, dass er den Verrat des Jean
Landremonl vereitell halte. 1546 ist Besitzerin Anne de Raigecourl und von ihr
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— 469 —
cependant ne voulut pas considérer cette cession comme une satisfaction,
puisque les évêchés lui appartenaient déjà. Se basant sur les termes du traité
de Cbambord et sur le développement des acquisitions françaises dans le
territoire occupé, Torateur cherche à expliquer si, juridiquement ou de fait,
la cession des Trois - évêchés pouvait encore être considérée comme une
satisfaction. L'orateur croit devoir affirmer cette question, puisque les droits
de la France sur les évêchés et même sur les villes d'Empire n'ont jamais
été reconnus par TAllemagne. La Diète de l'Empire a même réclamé
à différentes reprises directement la reddition des provinces occupées par la
France. En 1560 une députation toute spéciale se rendit même à Paris pour
revendiquer villes et évêchés, mais sans résultat. Encore en 1641, lors du début
des préléminaires de la paix, l'évêque de Verdun adressa à la Diète im-
périale une demande très formelle la priant de ne pas céder l'évêché de Verdun à
la France. Cependant la France interprétait la question d'une tout autre manière.
Lorsque, en 1645, les délégués impériaux offrirent les Trois-évêchés comme satis-
faction, les délégués de la France, après beaucoup de tergiversations, exigèrent
encore pour le roi la souveraineté sur les évêchés « tant pour le spirituel que
pour le temporel, c'est-à-dire dans toute l'étendue de leur diocèse ». Les délégués
impériaux ne voulant pas reconnaître cette prétention, l'on s'accorda en mars 1646
sur l'expression à double sens « districtus > au lieu de « diocesis ». Dans le cours
des négociations l'Autriche exigea l'addition de l'expression < temporalis » à « dis-
trictus » ; finalement elle consentit à la laisser de côté afin de pouvoir terminer
les négociations de la paix. Ni les protestations de certains vassaux, ni un avis
de la Diète impériale, pas plus qu'une délibération impériale du mois d'août 1648
ne purent modifier le texte du traité. Aux termes de ce traité les évêchés, ainsi
que leurs districts, seront cédés à la France (eorumque episcopatuum districtus).
M. Kaufmann émet l'opinion que cette cession de la part de l'Autriche représen-
tait de fait une victoire pour la politique française.
La cession contemporaine de la propriété temporelle de Brème, Magdeburg
et Minden par le seul mot « episcopatus » lui fait croire que l'addition « eorumque
episcopatuum districtus » indiquait quelque chose de plus que la propriété tempo-
relle des évêchés toute simple. L'orateur arrive finalement à prétendre que,
jusqu'à preuve du contraire, toutes les entreprises de Louis XIV, entre autres
les exigeances de la Chambre de Réunion établie à Metz, paraissent sous un jour
bien plus favorable pour la France, sans cependant vouloir excuser les trans-
gressions de cette Chambre. Dans tous les cas, l'opinion énoncée ailleurs que
la province des Trois évêchés a été dissoute de l'Empire d'Allemagne par suite de
l'emploi d'expressions ambiguës, ainsi que l'ont prétendu plusieurs historiens,
entre autres M. Erdmannsdôrfer , peut être considérée comme réfutée par les
expHcations de M. Kaufmann.
Visite de nonunents antiques, le sanedi 26 novembre 1898.
Environ 60 personnes, dans le nombre plusieurs dames, s'étaient réunies
devant l'hôtel de ville pour se rendre d'abord vers la maison appartenant à
M. Stûrmer dans la rue Fournirue. M. le Dr. Wolfram, directeur des archives,
démontra que le bâtiment en style renaissance, situé dans la cour, était la maison
privée d'un riche citoyen de l'ancienne cité de Metz. Le nom du premier pro-
priétaire, pas plus que celui de l'architecte, n'ont pu être constatés. L'assemblée
se dirigea ensuite vers l'hôtel St-Livier dans la rue des Trinitaires. M. Wolfram
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— 470 —
geht es durch eine Enkelin an die Famille Gonrnai iiber, deren Wappen noch
heute ûber dem Thore sichtbar ist. Der Vortragende régi an, das ehrwûrdige
Gebâude môge in den Dienst der Oeffentlichkeit gestellt und zu einem Muséum
fût Metzer Altertiimer eingerichtet werden. — Das nftchste Ziel war die
St. Segolenakircbe, und bier gab der verdienstvoUe Restaurator des Crottes-
hauses, Herr Baurat Wahn, an der Hand von Grund- und Âufrissen die ndtigen
Erlâuterungen. ' Lângere Zeit wurde der Betrachtung der altbertihmten Glas-
fenster im nôrdlicben Nebenchor gewidmet; Herr Glasmaler Thiria erl&utert
die hervorragendsten Darstellungen. In der Sakristei batte der Herr Erz-
priester Déliés Gewânder und Kirchengefâsse ausgestellt und gab in liebens-
wûrdiger Weise auf aile Ânfragen Bescheid. Nach dem Verlassen des Gottes-
bauses wandte sich die Gesellscbaft den Resten des alten Glarissenklosters (heute
>Zum guten Hirtent) und des Franziskanerklosters (heute Bureau de bienfaisance)
zu. Hier wie dort batte Archivdirektor Wolfram wieder die Fûbrerschaft ûber-
nommen und wies besonders auf die dem 14. Jahrhundert entstammenden Kreuz-
gftnge, sowie auf die architektonisch hervorragenden Reste der dem 13. Jahr-
hundert entstammenden Cisterne des Glarissenklosters hin.
Sitzang am Donnerstag, dem 15. DezeMber 1898, NaohMittags 5 Ubr,
\m BezIrksprftsIdlttM.
Anwesend vom Vorstande: von Hammerstein, Huber, Wichmann, Grimme,
Paulus, Keune, Wolfram und circa 35 Mitglieder.
Neu aufgenommen wurden die Herren Bendel, wissenschaftlicher Hilfslehrer
an der Oberrealschule, Dr. Radtke und Herling, wissenschaftliche Hilfslehrer am
Lyceum, Baurat Knitterscheid, Professor Dr. Josten, Architekt Blaue, sâmtlich in
Metz, Oberlehrer Dr. Wendling und Pfarrer Dr. Rallier in Diedenhofen, Abbé Ra-
mant und Lesprand, Professoren in Montigny, Apotheker Barthels in Alberscbweiler,
Oberfôrster Hinricbs in Beauregard. Herr Erzpriester Déliés bat die beim Bau
der Segolenenkirche gefundenen rômischen Skulpturen der Gesellscbaft ûber-
wiesen. Dank.
Der Herr Vorsitzende legt die beim Abbruch des Portais an der Weslseite
der Kathedrale gefundenen Mûnzen vor. Ein Exemplar von jeder Art ist Seiner
Majestât dem Kaiser iiberreicht worden. Hierauf verliest Archivdirektor Dr. Wolf-
ram den Bericht iiber die zehnjâhrige Thâtigkeit der Gesellscbaft, dessen Wort-
laut den Akten eingefiigt wurde. Herr Dombildhauer Dujardin spricht iiber die
Kunst der mittelalterlichen Glasmalereien und fûhrt insbesondere aus, dass es ein
Irrtum sei anzunehmen, das Mittelalter habe eine besondere geheime Kunst der Farben-
herstellung besessen ; die Wirkung mittelalterlicher Glasmalereien beruhe lediglicb
auf der geschickten Zusammensetzung der Farben und der Trennung von sich
beeintrâchtigenden Farben durch Zwischenstreifen. Herr Baurat DôU hâlt sodann
einen Vortrag iiber die Geschichte der lothringischen Weiher. Er geht davon aus,
dass dièse Weiher kiinstliche Anlagen sind und dienen soUten : 1. der Sammlung
von Wasser, um die Holzflôsserei zu ermôglichen, 2. der Anlage von Miihlen,
3. der Fischzucht.
Die Holzflôsserei war insbesondere nôtig, weil man unendliche Massen
von Brennholz fiir die Salzsiederei brauchte. Redner beriihrt hierbei die Frage
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— 471 —
fit remarquer les particularités architecturales propres à Tédifice qui date de la
première moitié du 13* siècle et en donna un petit aperçu historique. Primi-
tivement rhôtel servit de donjon à une famille de paraiges. Au commencement
du 16« siècle nous le trouvons en possession de Jean Cavelet qui Pavait reçu en
récompense de ce qu'il avait conjuré la trahison de Jean Landremont. En 1546
il devient la propriété d'Anne de Raigecourt et par Tindermédiaire d'une petite-
fille, passe à la famille des Goumai. lueurs armes sont encore visibles aujourd'hui
au-dessus de la porte d'entrée. M. Wolfram exprime le désir de voir ce respec-
table édifice passer au service du public, en le transformant en musée destiné à
recevoir les antiquités messines. Le second but de promenade est l'église
S*« Ségolène ; l'architecte qui a construit l'édifice en sa forme actuelle, M. Wahn,
conseiller d'architecture, s'est chargé de donner lu -même les explications néces-
saires en prenant à l'appui des plans et dessins. Les célèbres et antiques vitraux
du petit chœur du côté nord furent un objet d'admiration pour tous les visi-
teurs. M. Thiria, peintre sur verre, donna Texplication des sujets les plus inté-
ressants représentés sur les vitraux. M. l'abbé Déliés, archiprêtre, avait exposé
dans la sacristie des ornements d'église ainsi que des vases précieux et donna
pour chaque objet tous les renseignements désirés. De là l'assemblée se rendit
à l'ancien couvent des Clarisses, dont il n'existe plus que quelques restes (actu-
ellement Maison du Bon Pasteur), et à l'ancien couvent des Franciscains (aujourd'-
hui Bureau de Bienfaisance). M. le Dr. Wolfram se chargea également de donner
les renseignements nécessaires. Il rendit l'assemblée attentive sur le chemin
de croix du 14« sièch, ainsi que sur les restes de la citerne du couvent des
Clarisses si remarquables par leur architecture et provenant du 13* siècle.
Séance scientifique du Jeudi 15 décembre 1898, à 5 heures de l'après-midi, à
l'hôtel de la Présidence.
Assistent à la séance: MM. de Hammerstein, Huber, Wichmann, Grimme,
Paulus, Keune, Wolfram, membres du Bureau, et environ 30 sociétaires. Sont admis
comme sociétaires : MM. Bendel, professeur à l'école réale supérieure ; Dr. Radtke
et Herling, professeurs au lycée ; Knitterscheid, conseiller d'architecture ; Dr. Josten,
professeur; Blaue, architecte, demeurant tous à Metz; Dr. Wendling, professeur
et Dr. Rallier, pasteur à Thionville, l'abbé Hamant et l'abbé Lesprand, professeurs
à Montigny; Barthels, pharmacien à Alberschweiler; Hinrichs, sous-inspecteur
des forêts à Beaur égard.
M. Pabbé Déliés, archiprêtre, a fait don à la Société de sculptures romaines
découvertes lors de la construction de l'église S*« Ségolène. L'assemblée exprime
ses remercîments. M. le Président présente les monnaies trouvées pendant la
démolition du portail de la cathédrale. Un exemplaire de chaque espèce a été
offert à sa Majesté l'Empereur. M. le Dr. Wolfram donne ensuite lecture du
compte-rendu concernant le développement de la Société. Le texte a été incorporé
dans les dossiers de la Société.
M. Dujardin, sculpteur de la cathédrale, fait une conférence sur l'art de
de la peinture sur verre au moyen-âge ; il dit entre autres, que c'est une erreur
de croire, que le moyen-âge avait possédé l'art secrret de la fabrication des
couleurs; l'effet de la peinture sur verre du moyen-âge repose uniquement sur
la combinaison faite avec art des différentes couleurs et de la distraction de
couleurs qui pourraient se nuire au moyen d'objets intercalés.
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— 472 —
der Briquetage und erklârt, dass die Ziegelstiicke zur Salzgewinnung dienten.
Man erhitzte dieselben und liess das Salzwasser darûber laufen, um durch Ver-
dampfung das Minerai zu gewinnen. Bei der sich anschliessenden Débatte fragt
Archivdirektor Wolfram, weshalb man dann so ungeheure Massen von Ziegel-
stucken gebraucht und nicht die alten immer wieder genommen batte. Herr Dirck-
tor von der Becke antwortet, dass die Stiicke urspriinglicb ziemlich lang geweseo
seien und aufeinander geschichtet worden wâren. Durch die Hitze und durch die
Âbkûhlung seien sie dann gesprungen und aïs unbrauchbar bei Seite geworfeD.
Schluss der Sitzung gegen 7 Uhr,
SItzung am Donnerstag, den 26. Januar 1899, nachmittags 5 Uhr,
Im Berzlrkspritldlum.
Ânwesend: von Hammerstein, Wichmann, Keune, Wolfram und-ca. 20 Mil-
glieder. Neu aufgenommen warden die Herren Oberleutnant v. Hagen v. Inf.-
Regt. 174, Leutnant Hammerbacher v. K. Bayr. Chev.-L.-Regt. in Dieuze und die
Direktion der Bezirksirrenanstalt Saargemûnd. Der Vorsitzende legt die von Herm
Rentner Schlosser in Drulingen der Gesellschaft iiberwiesenen Funde aus Hûgel-
grâbern der Hallstattperiode, die bei Schalbach im vergangenen Jahre gedfhiet
worden sind, vor. Dank.
Herr Redakteur Houpert spricfat iiber »Une page d'histoire d'un village
lorrain*, ein Ereignis aus der Geschichte des Ortes Insmingen wfthrend des
SOjâhrigen Krieges. Der Vorsitzende bringt dem Redner den Dank der Ve^
sammelten zum Âusdruck und fordert die Mitglieder der Gesellschaft auf, anch
Ëpisoden aus der franzôsischen Révolution in derselben Weise zu behandeln. Der
Vortrag wird fur das Jahrbuch erbeten. Herr Professor Wichmann spricht ûber
die von ihm ausgegrabene rômische Villa bei St. Ulrich. An der Hand eines
vorziiglichen Planes und unter Heranziehung von Pl^en der Villen von Tetingen,
Sorbey, Bettingen und Ruhlingen zeigt er die Gliederung des Bauwerks und die Bc-
stimmung der einzelnen Râume. Da der Vorsitzende aus der Sitzung abgemfen
war, spricht D' Wolfram dem Redner nicht nur fur seinen Vortrag, sondem vor
allem auch fiir die Ausdauer, die er bei der Freilegung des mâchtigen Bauwerks
entwickelt hat, den Dank der Gesellschaft aus. Der Vortrag ist im Jahrbuche X 171
zum Abdruck gekommen.
Beslohtigang der Peterskirche tm Donneratag, dea 9. Mftrz 1899,
naobmlttags 4Vt Uhr.
Bei den weiteren Ausgrabungen sind zahlreiche Skulpturstucke von Chor-
schranken aus der merovingischen Kirche gefunden worden; desgleichen ein
Plattenbelag des Fussbodens aus dem 13. Jahrhundert. Herr Baurat Knitterscheid
giebt Erlâuterungen zu den Funden. Archivdirektor D' Wolfram dankt in Ve^
tretung des Vorsitzenden. Da der Bericht iiber sâmtliche Funde im Jahrbuche X
p. 120 abgedruckt ist, braucht hier nicht weiter darauf eingegangen zu werden.
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M. Dôll, conseiller d'architecture, entretient ensuite rassemblée sur Thistoire
des étangs de la Lorraine. 11 démontre que ces étangs ont été construits arti-
ficiellement et ont servi: 1® au rassemblement de Teau pour Tusage du flottage
de bois, 2« à la construction de moulins, 3* à la pisciculture.
Le flottage était nécessaire à cause du besoin de grandes quantités de bois
de chauffage pour alimenter les sauneries dans les salines. M. Dôll parle en
même temps du briquetage et déclare que les morceaux de briques ont servi à
produire le sel. Après les avoir chauffées Ton faisait couler Teau salée au
dessus de ces briques, de façon à produire le sel par Tévaporation. M. le Dr. Wolfram
demande, pourquoi Ton s'est servi d'un si grand nombre de briques, au lieu
d'employer toujours les mômes. M. von der Becke répond que ces morceaux de
briques avaient primitivement une certaine longueur et étaient entassées les unes
sur les autres. La chaleur et le refroidissement les ayant brisées, on les a jetées
de côté comme étant inutiles. La séance est levée vers 7 heures.
Séance du Jeudi 26 Janvier 1899, à 5 heuree de l'aprèe-midi, à l'hôtel de la Préeidenoe.
Assistent à la séance : MM. de Hammerstein, Wichmann, Keune, Wolfram
et environ 20 sociétaires. Sont admis comme sociétaires : MM. de Hagen, lieutenant
au rég. d'inf. No. 174; Hammerbacher, lieutenant au rég. des chevaux légers à
Dieuze, et la direction de l'asile des aliénés à Saargemiind. M. le Président
présente à l'assemblée les trouvailles données à la Société par M. Schlosser, rentier
à Drulingen, et provenant de tombeaux de la période dite de Hallstatt découvertes
Tannée dernière près de Schalbach. M. le Président exprime ses remercîments.
M. Houpert, rédacteur, fait une conférence sur »Une page d'histoire d'un
village lorrain* ou épisode pendant la Guerre de Trente ans à Insming. M. le
Président remercie et prie les sociétaires de traiter de la même manière les
épisodes de la révolution française. Cette conférence sera publiée dans l'annuaire.
M. Wichmann, professeur, donne un compte-rendu des fouilles pratiquées
sous sa direction à Saint-Ulrich pour dégager la villa romaine qui y a été décou-
verte. A l'aide d'un excellent plan de la villa de Saint-Ulrich ainsi que de celui
des villas de Tetingeo, Sorbey, Bettingen et Ruhlingen, M. Wichmann fait voir la
division de l'édifice ainsi que la destination des différents locaux. M. le Président
ayant dû s'absenter, M. le D' Wolfram remercie l'orateur, non seulement pour
son rapport, mais particuUèrement aussi pour la ténacité, dont il a fait preuve,
pour mettre à jour un si grand monument. Le rapport de M. Wichmann sera
publié dans l'annuaire X p. 17 L
Vieite de l'égllee Saint-Pierre, le Jeudi 9 mars 1899, à 4V< heures de l'après-midi.
Dans le courant des fouilles qui ont été faites à l'église Saint-Pierre, on a
trouvé une grande quantité de débris de sculptures provenant d'un jubé de
l'église mérovingienne, de même quelques dalles du 13« siècle. M. Knitterscheid,
conseiller d'architecture, donne les explications nécessaires. M. le D' Wolfram
remercie au nom de l'assemblée. Le compte-rendu de tous les travaux exécutés
à l'église Saint-Pierre devant paraître dans l'annuaire 1898 X page 120, il est
inutile d'en donner ici plus de détails.
fe-H^
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Verzeichnis
der V
Mitglieder der Gesellschaft fâr lothringische Geschichte nnd Âltertamskande
nach dem Stande vom 1. April 1899.
TABLEAU
DES
MEMBRES DE LA SOCIÉTÉ D'HISTOIRE ET D'ARCHÉOLOGIE LORRAINE.
A. Ehrenmitglieder. — Membres honoraires.
1. Herr Dr. Kraus, Professor an der Universitât Freiburg.
2. ,j E. HuBBR, Fabrikant, Saargemûnd.
3. „ Lempfrid, Gymnasialdirektor, Thann.
B. Ordentliche Mitglieder. — Membres tItHiaires.
4. Herr Adt, Kommerzienrat, Forbach.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
14.
15.
16.
17.
18.
19.
20.
21.
G. Adt, Fabrikbesitzer, Forbach.
Albert, Notar, Saargemûnd.
Albxandbr, Ludwig, Saarburg.
Alfeld, Stadtbibliothekar a. D., Metz.
Alwes, Leutnant im Infanterie-Régiment 97, Saarburg.
Dr. Anacker, Kreisarzt, Diedenhofen.
Dr. Asverus, Sanitâtsrat, Metz.
AuBRY, Kaufmann, St. Quirin.
Audebert, Direktor der Mittelschule, Metz.
Freiherr von Aotenried, Oberleutnant im Infanterie-Regt. 97, Saarburg.
Bach, Lehrer, Longeville.
Dr. Baier, Regierungs- und Schulrat, Metz.
Barbier, Niederlinder.
VON Bardeleben, Generalleutnant z. D., Berlin W.
Barthels, Apotheker, Alberschweiler.
Dr. Bastian, prakt. Arzt, Lixheim.
Bayer, Apotheker, Metz.
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22. Herr Bazin, Notar, Metz.
23. p V. D. Becke, Huttendirektor, Uckingen.
24. „ Becker, Pfarrer, Lixheim.
26. „ Becker, Bauunternehmer, Metz.
26. „ Becker, Hauptmann, Dieuze.
27. „ Bendel, wissenschaftlicher Hûlfslehrer an der Oberrealschule, Metz.
28. „ Bentz, Abbé, Oberlehrer, Montigny bei Metz.
29. „ Bergtold, Mittelschullehrer, Metz.
30. „ Berr, I. Beigeordneter, Saarburg.
31. „ Besler, Professer, Direktor des Progymnasiums, Forbçich.
32. Bibliothek des Bezirksarchivs, Metz.
33. „ „ Bezirksprasidiums, Metz.
34. „ der Stadt Hagenau.
35. „ des Landesausschusses fiir Ëlsass-Lothringen, Strassburg i. E.
36. Herr Bickern, Apotheker, Bolchen.
37. „ Dr. Bischoff, Notar, Diedenhofen.
38. „ Bischoff, Regierungsassessor, Strassburg i. E.
39. „ Blaue, Architekt, Metz.
40. „ Blumhardt, Regierimgs- und Baurat, Metz.
41. „ Bock, Vie a. d. Seille.
42. „ BoucHHOLTz, Fôrster, Marlenheim, U.-E.
43. „ BouR, Abbé, Professor, Saaralben.
44. „ BouR, Pfarrer, Deutsch-Oth.
45. „ Dr. Bramd, Sanitâtsrat, BUrgermeister, Saarburg.
46. „ Brandt, Gutsbesitzer auf Kammerholz bei Lôrchingen.
47. „ Braubach, Bergrat, Strassburg.
48. „ Braun, Pfarrer, Mécleuves.
49. „ Dr. Bremer, Professor, Bonn.
50. „ Bricka, Ingénieur, Direktor der Glashiitte, Vallerysthal.
51. „ Broicnmann, Gymnasiallehrer, Saarburg.
52. „ , Dr. Bruch, Regierungsrat, Metz.
53. „ BucH, Ingénieur, Longeville.
54. Biirgermeisteramt Bitsch.
55. „ Diedenhofen.
56. „ Dieuze.
57. „ Forbach.
58. „ Metz.
59. „ Saaralben.
60. „ Saargemiind.
61. „ St. Avold.
62. Herr Dr. BOsing, Landgerichtsrat, Metz.
63. „ Cailloud, Baurat, Weissenburg.
64. „ Chaler, Pfarrer, Waldwiese.
65. „ Chaugny, Biirgermeister, Vie.
66. „ Châtelain, Pfarrer, Wallersberg.
67. „ Châtelain, Pfarrer, Montigny.
68. „ Chazelle, Lehrer, Metz.
69. „ Christiany, Abbé, Seminarlehrer, Pfalzburg.
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70. Herr Christiany, Archiv-Sekretâr, Metz.
71. „ CoLBUs, Pfarrer, Altrip.
72. „ Courte, Hauptlehrer, Metz.
73. „ VON DaackE) Regierungs- und Forstrat, Metz.
74. „ Dall, Polizeiprâsident, Strassburg i. E.
75. „ Decker, Notar, Kattenhofen.
76. „ Dr. Derighsweiler, Gymnasialdirektor, Saarburg i. L.
77. Direktion der Bezirksirrenanstalt Saargemund.
78. Herr Dôbmer, Apotheker, Metz.
79. „ DôLL, Baurat, Metz.
80. „ DoRVAux, Direktor am Priesterseminar, Metz.
81. „ VAN DEN Driesch, Krcisschuliiispektor, Metz.
82. „ DuJARDiN, Bildhauer, Metz.
83. „ Dr. DiJMMLER, Professor, Geheimer Regierungsrat, Berlin.
84. „ Dupont, Abbé, Insmingen.
85. „ Dr. Edlbr, Generaloberarzt, Metz.
86. „ Ehrhardt, Leutnant, Inf.-Rgt. 131, Metz.
87. „ Dr. Ernst, Regierungs- und Schulrat, Metz.
88. „ Dr. MED. Ernst, prakt. Arzt, Metz.
89. „ Ernst, Bauinspektor, Saarburg i. L.
90. „ Ettinger, Pfarrer, Puzieux.
91. „ Faye, Rentner, Lôrchingen.
92. „ VON FisBNNE, Baurat, Garnison-Bauinspektor, Danzig.
93. „ FiTZAU, Rechtsanwalt, Diedenhofen.
94. ,. Fleischer, Stadtbaumeister, Metz.
95. „ Florange, Numismatiker, Paris.
96. „ Florange, Th., Ingénieur, Briissel.
97. „ Dr. Follmann, Professor, Metz.
98. „ FoLscHWBiLER, Pfarrer, Morsbach.
99. „ Dr. Freudbnfeld, Kreisdirektor, Saarburg i. L.
100. „ Fridrigi, Stadtarchivar, Metz.
101. „ Fritsch, Abbé, Oberlehrer, Montigny.
102. „ Frommhagbn, Oberstleutnant, Weissenburg.
103. „ Frorath, Kommunalbaumeister, Diedenhofen.
104. „ FOrst, Apotheker, Château-Salins.
105. „ Freiherr von Gagern, Kreisdirektor, Hagenau.
106. „ Gaitzsch, Betriebsinspektor, Saarburg i. L.
107. „ Freiherr von Gemmingen, Kreisdirektor, Forbach.
108. „ Georgbl, Bezirkstagsmitglied, Foulcrey.
109. „ Georg, Kaufmann, Vie.
110. „ Geppert, Major, Strassburg i. E.
111. „ Dr. Gittler, prakt. Arzt, Novéant.
112. „ Dr. Gnadinger, Gymnasiallehrer, Metz.
113. „ Goetz, Regierungssekret&r, Metz.
114. „ VON Grafenstein, Rittmeister z. D., Neunkirchen.
115. „ von Grimm, Hauptmann, Feld-Art.-Regt. 33, St. Avold.
116. „ Dr. Grimme, Oberlehrer, Metz.
117. „ Drt. Grotkass, Biirgermeister, Rodemacbern.
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118. Gymnasialbibliothek, Saargomund.
119. Herr Haas, Erster Staatsanwalt a. D., Geh. Justizrat, Metz.
120. „ Hafen, Justizrat, Metz
121. „ VON Hagen, Oberleutuant im Infanterie-Régiment 174, Metz.
122. „ Hahn, Oberlehrer, Grimewald bei Berlin.
123. „ Hallbauer, Forstmeistei , Montigny.
124. „ Dr. Haluer, Pfarrer, Diedenhofen.
125. „ Hamant, Abbé, Oberlehrer, Montigny.
126. „ Hamm, Justizrat, Metz.
127. „ Hammerbachbr, Leutnant, Dieuze.
128. „ Freiherr von Hammerstein, Bezirkspr&sident, Metz.
129. „ Dr. Haniel, Landrat a. D., Landonvillers.
130. „ Dr. Hasse, prakt. Arzt, Diedenhofen.
131. „ Haupt, Oberst a. D., Giessen.
132. „ Freiherr von Hausen, Hauptmann z. D., Loschwitz.
133. „ V. Heeringen, Oberstleutnant, Infanterie-Régiment 20, Wittenberg.
134. „ Hein, Burgermeister, St. Avold.
135. „ Heister, Bezirkstagsmitglied, Metz.
136. „ Hennequin, Notar, Wallersberg.
137. „ Herling, wissenschaftlicher Hiilfslehrer am Lycenm Metz.
138. „ Hermestroff, Photograph, Metz.
139. „ Herrmann, Lycealdirektor, Metz.
140. „ Dr. Hermann, Professor, Montigny.
141. „ Hertzog, Architekt, Metz.
142. „ Dr. Hertzog, Spitaldirektor, Colmar.
143. „ Heydegger, Baurat, Metz.
144. ,, Dr. Heymes, Pfarrer, Walscheid.
145. „ HiECKMANN, Hauptmann, Infanterie-Régiment 97, Saarburg i. L.
146. „ HiNRiCHs, Oberfôrster, Beauregard b. Diedenhofen.
147. „ Hoffmann, Baurat, Saarburg i. L.
148. „ Dr. Hoffmann, Oberlehrer, Longeville.
149. „ HouPERT, Redakteur des «Lorrain», Metz.
150. „ HiJcK, Léo, Busendorf.
151. „ Dr. Hund, Archivassistent, Metz.
152. „ Jean, Pfarrer, Dûrkastel.
153. „ JoBST, Major a. D., Jena.
154. „ Dr. Josten, Professor, Metz.
155. „ Irle, Amtsgerichtsrat, Bitsch.
166. „ Jung, Realschullehrer, Metz.
157. „ Dr. Kahl, Regierungs- und Forstrat, Metz.
158. „ Kargher, Gutsbesitzer, Neunkirchen.
159. „ Dr. Kaufmann, Oberst a. D., Queuleu.
160. „ Kayser. Regierungsrat, Colmar i. E.
161. „ Keil, Kommunalbaumeister, Metz.
162. „ Kellbr, Hauptlehrer, Gorze.
163. „ Dr. Keune, Konservator des Metzer Muséums, Montigny.
164. „ KiRCH, Abbé, Montigny.
165. „ KiRCHNER, Kreisbauinspektor, Wohlau i. Schl.
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166. Herr Klopstech, Ober-Stabsarzt, Saarburg.
167. „ Knadf, Oberpostdirektor, Metz.
168. „ V. D. Knesebbck, Oberslleutnant, Strassburg i. E.
169. ,, Knittersgheid, Baurat, Metz.
170. „ Dr. Kôhler, Professer, Metz.
171. „ Freiherr von Kramer, Btirgermeister, Metz.
172. „ Krebs, Oberst, Metz.
173. „ Kremer, Erzpriester, Môrchingen.
174. „ KrDper, Hauptlehrer, Metz.
175. „ KucHLY, Erzpriester, Saarburg.
176. „ KiÎHNE, Leutnant im Infanterie-Régiment 136, Dieuze.
177. „ KuHN, Pfarrer, Lixheim (f).
178. „ Labroise, Landesausschussmitglied, Wuisse.
179. „ Dr. Lager, Domkapitular, Trier.
180. „ Lang, Buchdruckereibesitzer, Metz.
181. „ Lanzberg, Amtsgerichtsrat a. D., Vie.
182. „ Larue, Mittelschullehrer, Metz.
183. „ Laube, Bauingenieur, Ars a. d. M.
184. „ Lazard, Kommerzienrat, Metz.
185. „ Leiner, Gerichtsvollzieher, Château-Salins.
186. „ Lemoine, Kreisschulinspektor, Château-Salins.
187. „ Lerond, Lehrer, St. Julien.
188. „ Lbsprand, Abbé, Oberlehrer, Montigny.
189. „ Leuchert, Notar, St. Avold.
190. „ Levy, J., Notar, Saarburg.
191. „ Freiherr von Liebenstein, Polizeiprâsident, Metz.
192. „ von Loeper, Biirgermeister, Saargemiind.
193. „ LoRENz, Ingénieur, Karlsruhe.
194. Lothringer Biirgerzeitung, Diedenhofen (Metz).
195. Lothringer Zeitung, Metz.
196. Herr Lîjgker, Oberstleutnant, Kommandeur d. Fuss-Artillerie-Regiments 8, Metz.
197. „ Dr. Ludewig, Oberstabsarzt, Metz.
198. ,, LuTz, Brauereibesitzer, Saarburg.
199. Lyceum, Metz.
200. Herr Dr. Marckwald, Bibliothekar, Strassburg i. E.
201. „ Frhr. Marschall v. Bieberstein, Leutnant, Infanterie-Régiment 98, Metz.
202.
203.
204.
205.
206.
207.
208.
209.
Dr. Martin, Professor, Strassburg i. E.
Dr. Martin, Abbé, Nancy, Ecole St. Sigibert.
Martzolf, Oberfôrster, Château-Salins.
Maykibchel, Bauinspektor, Metz.
Dr. Meinel, Geheimer Sanitâtsrat, Metz.
Mendler, Kreisschulinspektor, Saargemiind.
Menny, Kreisdirektor, Château-Salins.
Merling, Rentamtmann, Château-Salins.
210. Messin, le, Metz.
211. Metzer Presse, Metz.
212. Herr Meurin, Hypothekenbewahrer, Saargemiind.
213. „ Dr. Meyer, prakt. Arzt, Saarburg.
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214. Herr Morlock, Baurai, Diedenhofen,
215. „ MiJLLER, Alphons, Mitarbeiter der Monumenta Germaniae, Berlin.
216.
217.
218.
219.
220.
221.
2-22.
223.
224.
MDller, Oberlehrer, Forbach.
Nels, Konsul, Johannesburg in Transvaal.
Neubauer, Régie rungssekret&r, Metz.
Neubourg, Hauptmann, Dieuze.
Ney, Oberforstmeister, Metz.
NiEBBR, Major, Metz.
Niederkorn, Pfarrer, St. Johann-Rohrbach.
Nigetiet, Seminardirektor und Schulrat, Metz.
Dr. Ober, praktischer Arzt, Grossblittersdorf.
225. Oberrealschule, Metz.
226. Herr Dr. von Oesterley, Regierungsassessor, Saarburg.
227. „ Ounger, MittelschuUehrer, Metz.
228. „ Oppler, Landrichter, Metz.
229. „ Otto, Oberleutnant, Infanterie-Régiment 174, Metz.
230. „ Paepke, Garnisonbauinspektor, Saarburg.
231. „ Patin, Freising.
232. „ Paulus, Abbé, Stadtbibliothekar, Metz.
233. „ Dr. Pawoleck, Sanitâtsrat, Bolchen.
234. „ Petit, Pfarrer, Marsal.
236. „ PôHLMANN, Oberregierungsrat, Metz.
236. „ Poirier, Pfarrer, Peltre.
237. „ PoiRsoN, Seminarlehrer, Metz.
238. Progymnasium, Forbach.
239. Herr PuNNEL, Kreisschulinspektor, Metz.
240. „ Dr. Radke, Wissenschafthcher Hûlfslehrer am Lyceum Metz.
241. „ Ragôczy, Generalsekretâr, Metz.
242. „ Dr. Rech, Gymnasial-Direktor, Montigny.
243. „ Rech, MittelschuUehrer, Metz.
244. „ Dr. Rbbender, Professor, Metz.
245. „ Rehme, Redakteur der Metzer Zeitung, Metz.
246. „ Reinarz, Forstmeister, Alberschweiler.
247. „ Reuter, Kommunalbaumeister, Bolchen.
248. „ Rheinart, Regierungsassessor, Saargemûnd.
249. „ Richard, Biirgermeister, Rozérieulles.
250. „ Richard, MittelschuUehrer, Metz.
251. „ Richard, Lehr^r, Moulins.
252. „ Freiherr von Richthofen, Baurat, Metz.
253. „ Rick, Gewerberat, Metz.
254. „ RiFF, Oberfôrster, Alberschweiler.
255. „ Rôhrig, Rechtsanwalt, Metz.
256. „ RoGÉ, Biirgermeister, Weiher, Post Alberschweiler.
257. „ Roos, Rentamtmann, Lôrchingen.
258. „ Rothermel, Ingénieur, Château-Salins.
259. „ RuEFF, Kreisbauinspeklor, Château-Salins.
260. „ Sanson, Pfarrer, Aulnois.
261. „ Saueressig, Oberlehrer, Metz.
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262.HerrDR. H. V. Sauerland, Trier.
263. „ ScABELL, Major, Saarburg.
264. „ J. ScHAACK, Apotheker, Hayingen.
265. „ VAN DER ScHAAF, Amsterdam.
266. „ ScHANTz, jun., Freiwald bei Finstingen.
267. „ ScHARFF, Buchhândler, Diedenhofen.
268. „ ScHEMMEL, Wasserbauinspektor, Saargemiind.
269. „ ScHENECKER, Notariatsgehilfe, Busendorf.
270. „ ScHiBER; Obcrlandesgerichtsrat, Colmar.
271. „ ScHLOssER, Gutsbesitzer, Drulingen.
272. „ Dr. J. von Schlumberger, Prâsident des Landesausschusses, Gebweiler.
273. „ VON Schlumberger, Gutsbesitzer, Gutenbrunnen, Kreis Zabem.
274. „ ScHÔPFLiN, Major, Infanterie-Régiment 53, Kôln.
275. „ ScHRADER, Apotheker, Mondelingen (Lothr.).
276. „ ScHREiBER, Amtsrichter, Sierck. ^
277. „ Dr. Schrick, Sanitatsrat, Metz.
278. „ ScHRÔDER, Oberforster, Bolchen.
279. „ Dr. Schron, prakt. Arzt, Moulins.
280. „ Dr. Schulz, Amtsrichter, Lôrchingen.
281. „ ScRiBA, Hofbuchhândler, Metz.
282. „ Seeger, Kreisdirektor, Bolchen.
283. „ Seichepine, Kaufmann, Château-Salins.
284. Seminar fiir Geschichte des Mittelalters an der Universitat Strassburg.
285. HerrDR. Sengel, Sanitatsrat Forbach.
286. „ Dr. Seifert, Professor, Metz.
287. „ SiBiLLE, Notar, Vie.
288. „ SiBiLLE, Biirgermeister, Lellingen, Kr. Forbach.
289. „ SiBiLLE, Abbé, St. Julien.
290. „ SiETz, Leutnant, Infanterie-Régiment 131, Longeville.
291. „ Sommer, Generalmajor, Saarburg.
292. „ Dr. Sorgius, Notar, Bolchen.
293. Staatsarchiv, Coblenz.
294. Herr Dr. Stach von Goltzheim, praktischer Arzt, DieuzQ.
295. „ Dr. Stern, praktischer Arzt, Metz.
296. „ Stiff, Notar, Busendorf.
297. „ Strasser, Generalleutnant z. D., Wiesbaden.
298. „ Dr. StIînkel, Professor, Metz.
299. „ Thelemann, Major, Strassburg.
300. „ Thilmont, Pfarrer, Oberginingen.
301. „ Thiria, Glasmaler, Metz.
302. „ Thiriot, M' des Frères-Prêcheurs, Corbara (Ckjrse).
303. „ This, Abbé, Oberlehrer, Montigny.
304. „ Dr. This, Oberlehrer, Strassburg i. E.
305. „ Thisse, Lehrer, Delme.
306. „ Thomas, Amtsgerichtssekret&r, Lôrchingen.
307. „ Thorelle, Pfarrer, Lorry-Mardigny.
308. „ Dr. Thrabmer, Professor, Strassburg.
309. „ Dr. Thudichum, Professor, Tiibingen.
31
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310. Herr Tillessen, Oberst, Metz.
811. „ ToRN'ow, Regierungs- und Baurat, Metz.
312. „ Trapp, Regierungs-Baufiihrer, Strassburg.
313. „ Uhl, Salineningenieur, Dieuze.
314. „ Ury, Oberrabiner, Metz.
315. „ Baron Ûxkîjll, Gutsbesilzer, Les Bâchais b. Langenberg.
316. „ Vallet, Peter, Landesausschussmitglied, Loerchingen.
317. „ DE Verneuil, Kreistagsmitglied, Fleury.
318. „ Vetteh, Amtsrichter, Weiler b. Scblettstadt.
319. „ Graf v. Villers, Kreisdirektor, Diedenhofen.
320. „ VioLLAND, Landesausschussmitglied, Pfalzburg.
321. „ VuiLLAUxME, Erzpriester, Vie.
322. „ Wagner, Ingénieur, Beauregard b. Diedenhofen.
323. „ Wagner, Pfarrer, Freisdorf.
324. „ Wahn, Stadtbaurat, Metz.
325. „ Walther, OberzoUinspektor, Saarburg.
326. „ Dr. Walther, Notar, St. Avold.
327. „ Weber, Banquier, Bolchen.
328. „ Dr. g. Weber, praktischer Arzt, Metz.
329. „ Weis, Gymnasialoberlehrer, Saarburg.
330. „ Welter, Notar, Lôrchingen.
331. „ Welter, Symphorian, Redingen.
332. „ Dr. Wendling, Oberlehrer, Diedenhofen.
333. „ Dr. Werner, Apotheker, Bolchen.
334. „ Wetter, Pfarrer, Deutsch-Avricourt.
335. „ Dr. Weyland, Pfarrer, Vernéville.
336. „ Dr. WicHMANN, Professer, Metz.
337. „ Prof essor Dr. Wiegand, Archivdirektor, Strassburg i. E.
338. „ Dr. Wingkelmann, Stadtarchivar, Strassburg i. E.
339. „ WiNDT, Oberst des Infanterie-Régiments 67, Metz.
340. „ WiNKERT, Kaufmann, Metz.
341. „ Dr. WiTTE, Professor, Hagenau.
342. ,, WoLFF, Leutnant, Infanterie-Régiment 17, Saarburg.
343. „ Dr. Wolfram, Archivdirektor, Metz.
244. „ Wolter, Burgermeister, Forbach.
345. „ Zehler, Major, Weissenburg.
346. „ Dr. Zéliqzon, Oberlehrer, Metz.
347. ,. ZiMMERMANN, Apothckcr, St. Avold.
348. ,, ZwiCKEL, Abbé, Metz.
349. „ ZwiLLiNG, Oberforster, Dieuze.
Von den 332 Mitgliedern des Vorjahres sind 24 ausgeschieden. Neu ein-
getreten sind 39, sodsiss ein Zuwachs von 15 Mitgliedern zu verzeichnen war.
L'année dernière, la Société comptait 332 membres, sur lesquels 24 ont
donné leur démission. Depuis, 39 nouvelles inscriptions ont eu lieu, en sorte
que cette année le chiffre des membres est en avance de 16 sur celui de Tannée
précédente.
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483 —
Der Vorstand besteht bis zum 1. Okto-
ber 1899 aus den Herren:
Jusqu'au !•' octobre 1899 le bureau
se compose de MM.
Freiherr von Ha'mmerstein, Vorsitzender.
Fabrikant Huber, Saargemûnd, stellvertretender Vorsitzender
Archivdirektor Dr. Wolfram, Schriftfiihrer.
Professor Dr. Wichmann, stellvertretender Schriftfiihrer.
Regierungs- und Forstrat von Daagke, Schatzmeister.
Konservator Dr. Keune, Montigny
Kreistagsmitglied de Verneuil, Fleury
Professor Abbé Dorvaux, Direktor am Priesterseminar
Stadtarchivar Fridrici
Notar Welter, Loerchingen
Oberlehrer Dr. Grimme
Abbé Paulus, Stadtbibliothekar
Oberst a. D. Dr. Kaufmann, Queuleu
Beisilzer.
Der erste Schriftfiihrer — Le Secrétaire:
Archivdirektor Dr. Wolfram.
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Verbesserungen zur Arbeit fiber das rômische Metz.
s. 2, Z. 5: Treverer und Z. 8: Antoninus.
S. 16 f., Nr. 8: Zur Ausiassung von »Divodurum< vgl. Zangemeister a. a. 0. S. 8();
derselbe S. 11 vergleicht mit »Mediomalricum« in demselben Verzeiclinis :
>Bellovacum«.
S. 31, Z. 14: Marquardt, Staatsverwaltung 12, S. 167 f.
S. 42, Nr. 28: Leimen liegt zwischen Heidelberg undWiesloch in Baden.
S. 48, Anm. 3 : Marquardt I«, S. 557.
S. 52 f., Nr. 35: Em Rronzetâfelchen (Not. d. scavi 1887, S. 469) ist nicht dem
Poeninus, sondem dçn Dominae (Dominabus) geweiht, also wohl den
Muttergôttinnen (vgl. Jhb. VIII, 1, S. 76 und 80). — Die Abhandlung von
V. Duhn und Ferre ro steht in den Memorie d. R. Accad. d. scienze di
Torino 41 (1891) S. 331—387; s. v. Duhn, Neue Heidelberger Jahrbucher II
(1892) S. 92 und iiberhaupt S. 76 ff.
S. 54, Nr. 36: Auch in dieser Inschrift geht als erste Zeile vorauf: D M. —
Gesamthôhe des Steines m 1.07 ; Breite und Dicke in der Mitte
m 0.36 bezw. 0.31. Auf den Seitenflâchen sind dargestellt (links vom
Beschauer) Henkelkanne, »urceus«, und (rechts) Teller, >patera«, Opfer-
gerâte, wie sie hâufig in Italien und auch im siidlichen Frankreich,
dagegen nicht in unseren Gegenden auf Grabsteinen abgebildet sind. —
Charles Robert a. a. 0. S. 207—213 mit Abbildung auf besondérer Tafel,
doch mit ungenauer Lesung.
S. 61, Anm. 2: Die eine Fâlschung von Nasium findet sich zuerst bei N. Clément
1702, die andere zuerst in des Paulus Merula Kosmographie 1605; s.
Maxe-Verly, Bull. soc. antiq. de France 1882, S. 283—288. Die letztere
geht vielleicht zuruck auf Boissard (vgl. Jhb. VIII, 1, S. 113, zu S. 36
Anm. 1).
Keune.
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Tafel 4.
Abteikirehe St. Peter in Metz.
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Mittelalterliche Fliesenmuster,
aufgenommen und gezeichnet von E. Knitterscheid.
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Tafel 5.
Steinbîldwerke aus der Abteikirehe St. Peter in Metz.
1. Teil eines Orabsteins mit Vortragkreuz; rechts und links « und w, sowie
gekreuzte Linien im Kreise. 2. Grabstein mit eingeritztem Kreuz, welches
sich unten teilt. 3. Kragstein mit Buste, Vorderansicht. 4. Platte. 5. Glatter
Steinpfosten der Schranke.
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Tafel 7.
Steinbildwerke aus der Abteikirehe St. Peter in Metz.
12. Fijllungsplalte mit Rautenmuster. 14. desgl. mit Gittermuster. 15. desgl.
mit Bôgen auf Sàulen und Kreuzen. 13. Steinpfosten mit Schlangenband.
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Tafel 8.
Steinbildwerke aus der Abteikirehe St. Peter in Metz.
16., 19., 21. Steinpfosten mit Schlangenbândern. 17. desgl. mit Kreuz,
Schlangen und Bandverschnûrung. 18. desgl. Schlange mit Ranken.
20. Fiiliungsplatte mit Schlangengewebe.
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Tafel 9.
Steinbildwerke aus der Abteikirehe St. Peter in Metz.
22., 25. Bruchstùcke von Schiangenbàndern. 23. Steinpfosten mit Spiralen-
Band. 24. desgl., Riickseite von No. 13. 26. Steinpfosten mit Blumenmuster,
Riickseite von No. 19. 27. Fûllungsplatte mit Gittermuster. 28. Steinpfosten,
Ranke mit lanzettfôrmigen Blâttern.
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Tafel 10.
Steinbildwerke aus der Abteikirehe St. Peter in Metz.
29. Steinpfosten mit Fullhornmuster. 30. desgl. mit Blumen- und Ranken-
muster. 31., 32. desgl. Bruchstiicke von Schlangenbàndern. 33. desgl. unten
Bogen auf Sâulenstellung, oben Vase mit Fiillhômern. 34. Fûllungsplatte
mit Oewebemuster. 35. Steinpfosten: Vase mit Pflanzengewinde. ^^ j
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Tafcl 11.
Steinbildwerke aus der Abteikirehe St. Peter in Metz.
36. Fiillungsplatte : Vase mit Pflanzengewinde, umrahmt von Rankenfries.
37. siehe Tafel 12.
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Tafel 12.
Steinbildwerke aus der Abteikirehe St. Peter in Metz.
37. Heiligenfigur zwischen Pilastem. Im Oiebeldreieck ein Kreuz,
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