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Full text of "E und M; Elektrotechnik und Maschinenbau"

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ZEITSCHRIFT  FÜR  ELEKTROTECHNIK. 


XII.  JAHRGANG. 


■tlfr'^ 


ZEITSCHRIFT 


FÜR 


ELEKTROTECHNIK. 

Organ  des 

Elektrotechnischen  Vereins  in  Wien. 


^ 


REDIGIRT 
VON 

JOSEF   KAREIS 

E.  E.  OBER-BAÜRATH. 


XII.  JAHRGANG. 


WIEN  1^4. 
Selbstverlag  des  Elektrotechnischen  Vereins,  L,  Nix 


In  Commission  bei  Lebmann  ft  Wentcel,  Bucbhandlang  für  Tech 

I.,  Kärntncrstrsuse  34.  **^*'' 


THE  NEW  YORK 

PCBLIC    LIBRARY 


I        ASTÜ 


45164 


ASTÜR,    LtN«X  *-sa 


Inhalts-Verzeiclmiss. 

(Die  beigesetzten  Ziffern  bedeuten  die  Seitensahl.) 
"C  =  Mit  lUastration  im  Texte. 


I.  Vereinsnachrichten. 

I,  57,  8i,  105,  137,  177,  201,  233,  313, 
393,  489,  545,  569,  593. 

IL  Magnetismus   und   Elektri- 
citätslehre. 

a)  Allgemeine  Theorien. 

*Die  Theorie  nnd  Berechnung  der  usjH' 
chronen  Wechselstrom-Motoren.  6,  33, 
59,  84,  106,  151.  178. 

*£in  vereinfachtes  Verfahren  zur  Berechnung 
der  Stromvertheilung  in  Leitungsnetzen. 
265,  289,  318. 

Polbestimmung.  270. 

Graphische  Methode  der  Darstellung  von 
Wechselströmen  durch  M.  Janet.  363. 

^Herstellung  eines  Drehfeldes  durch  Ein- 
phasen-Wechselströme.  374. 

Eine  neue  Erscheinung  bei  der  elektrischen 
Entladung.  389. 

Apparat  zur  Verstärkung  des  elektrischen 
Stromes.  389. 

Erklärung  des  Ferranti'schen  Phänomens.  427. 

^Kraftübertragung  mit  mehrphasigem  Wech- 
selstrom. 441. 

*Ueber  magnetische  Verzögerungen  in  Eisen- 
kernen in  Folge  periodisch  wechselnder 
magnetisirender  Kräfte.  465. 

^Untersuchung  der  Stromcurve  von  Wechsel- 
strömen mit  Hilfe  der  Resonanz.  506« 

Die  Entstehung  elektrischer  Erdströme.  509, 
522. 

Methode  der  graphischen  Darstellung  der 
Stromcurve    veränderlicher  Ströme.    521. 

^Untersuchungen  über  den  elektrischen  Licht- 
bogen. 547,  569. 

Vortrag  über  Tesla'sche  und  Hertz'sche  Ver- 
suche, gehalten  von  F.  Dähne  in  Prag. 
562. 

Der  deutsche  Verein  zur  Förderung  des 
Wohles  und  der  Bildung  der  Frauen. 
586. 


*Ueber  die  mit  vielplattigen  Influenzmaschinen 
erzeugten  elektrischen  Condensatorschwin- 
gungen  in  ihrer  Anwendung  auf  die  so- 
genannten Tesla'schen  Versuche.  595, 
617. 

Kleine  Nachrichten: 

—  Neuere  Ansichten  Über  Elektricität.  640. 

6)  Messinstrumente  und  Messungen. 

Bericht  über  die  Thätigkeit  des  Internationalen 
Elektrotechniker-Congresses  in  Chicago 
1893,  betreffend  die  Feststellung  der 
Einheiten  für  elektrische  Maasse.  14. 

Die  Pariser  Central- Versuchsanstalt  für  Elek- 
tricität. 27. 

Zur  Ermittlung  des  Erdschlusswiderstandes 
durch  Spannungsmessungen.  187. 

*  Verbesserungen  an  Elektricitätszählem.  337. 

^Untersuchungen  über  den  Wirkungsgrad 
von  Motoren  und  Dynamomaschinen  ohne 
Anwendung  von  Bremszaun  und  Dynamo- 
meter. 352. 

Verordnung  des  Handelsministeriums  vom 
3.  Mai   1894.  401. 

Kundmachung  des  Handelsministeriums  vom 
23.  Juni  1894.  404. 

^Messung  der  Capacität  von  Condensatoren 
mit  Wechselstrom.  444. 

Kleine  Nachrichten: 

—  Staatliches  Laboratorium  für  elektro- 
technische Zwecke.  229. 

—  Einführung  des  internationalen  Ohm.  264. 

—  Aichung  und  Stempelung  der  Elektricitäts- 
Verbrauchsmesser.  310. 

—  Ueber  die  Construction  magnetischer 
Apparate.  344. 


c)  Atmosphärische  Elektricität. 

^Beobachtungen  eines  Kugelblitzes.  73. 
Elektrische  Erscheinungen    auf  dem  Matter- 
hom.  130. 


Yl 


CJeber  die  Entstehnog  des  Htgels.  304. 
Blitze  auf  Java.  307. 
Grossartiges  Elmsfeaer.  436. 
Ucbcr  Kugelblitze.  606. 

Kleine  Nachrichten: 

—  Blitzableiter-Anlagen   bei  Fabriksschom- 
steinen.  80. 

—  Der  Vatican    in  diesem  Jahre    das  erste 
vom  Blitze  getroffene  Object.  231. 

—  Ein  merkwürdiger  Zufall.  264. 

—  Ueber  eine  seltene  Naturerscheinang.  368. 

—  Ueber  Schwingungen  bei  Blitzentladungen 
und  beim  Nordlicht.  415. 

—  Ein     merkwürdiger    Unglücksfall     durch 
Blitzschlag.  464. 

—  Unfall  durch  atmosphärische  Elektricität. 
488. 

d)  Unterricht. 

Eröffnung  einer  Werkmeisterschule  für  Elek- 
trotechnik.   170. 

Kleine  Nachiichien: 

—  Eine    dynamo  -  elektrische   Maschine    im 
Hörsaale  der  Innsbrucker  Oberrealschule. 

132. 

—  Werkmeisterschule     für    Elektrotechnik. 
310. 

—  Laboratoire  central  d'^lectricit^.  591. 


III.  Dynamos,  Motoren  und 
Transformatoren. 

^Tesla's  mechanischer  und  elektrischer  Os- 
cillator.  90. 

^Bogenlicht-Dynamos  auf  der  Weltausstellung 
in  Chicago.  204,  245. 

Ueber  den  Elnfluss  der  Erwärmung  der  Ma- 
gnetwickelungen bei  Dynamomaschinen 
auf  die  Tourenzahl  der  letzteren.  324. 

"^Ueber  einen  s3mchronen  Wechselstrom- 
Motor.  349. 

^Untersuchungen  über  den  Wirkungsgrad 
von  Motoren  und  Dynamomaschinen  ohne 
Anwendung  von  Bremszaun  und  Dynamo- 
meter. 352. 

Dynamomaschinen  für  den  Schulgebrauch^ 
388. 


IV.    Accumulatoren,    galva- 
nische Elemente  und  Thermo- 
säulen. 

Accumulatoren  in  Amerika.  52. 
^Neuartiges  galvanisches  Element.    10 1. 
Waddell-Entz-Accumulatoren     für    Strassen- 

bahnbetrieb.  377. 
Leonische  Elemente.  410. 
*  Verbesserungen    an  elektrolytischen  Zellen. 

484. 


^Accumulatoren  in  der  Central-Station  «Sa- 
witzky  und  Strauss**  in  Kijew.  551. 

Fahrversuche  mit  den  Waddel-Enlz-Accn- 
mulatoren  in  Wien.  555. 

'''Elektrodenplatten  für  Sammelbatterien.  583. 

*Einbau  der  Zellen  elektrischer  Sammler 
(Accumulatoren).  631. 

Kleine  Nachrichten: 

—  Faure's  Accumulatoren-Patent  im  Deut- 
schen Reiche.  55. 

—  Die  ElektricitäU-Actien-Gesellschaft-Geln- 
hausen.  55.  311. 

—  Neue  Primärelemente.  264. 

—  Die  patentrechtlicne  Stellung  der  Blei- 
staub-Accumulatoren  zum  Faure- Patente. 
310. 

—  Probeversuche  mit  Accumulatorwagen. 
541. 

V.  Leitungsmateriale. 

Verwendung  unzubereiteter  Telegraphen- 
stangen. 47. 

Neuerungen  an  Ueberzügen  für  Leitungs- 
drähte. 51. 

Isolationsmaterialien  und  die  Isolation  höherer 
elektromotorischer  Kräfte.  51. 

Kosten  der  Leitung  für  verschiedene  Sy- 
steme der  Kraftübertragung.   100. 

*Das  Haus-Installations-System.   115. 

Das  Arld'sche  Drahtbund  verfahren.    407. 

'^'Installations -Material  für  Schiffsanlagen.  453. 

Ueber  die  specifische  Leitungsfähigkeit  des 
Kupfers;  ein  Vorschlag  zur  Einführung 
einer  einheitlichen  Bezeichnungsweise. 
470. 

Kleine   Nachrichten  : 

—  Kautschuk-Lösungen.  132. 

—  Um  Holz,  namentlich  Telegraphenstangen 
vor  Wurmfrass  zu  schützen.  231. 

—  Eiserne  Telegraphenstangen.  568. 


VI.  Elektrische  Beleuchtung. 

Elektricitätswerk  in  Capstadt  26. 
Elektrische  Beleuchtung  in  Iglö  (Ungarn).  43, 

337. 

Das  elektrische  Licht  im  Allgemeinen  Kranken- 
hause in  Wien.  43. 

Bericht  über  den  Betrieb  der  Stadt  kölnischen 
Elektricitätswerke  pro  i.  April  1892  bis 
31.  März  1893.  44. 

Central-Anlage  in  Budapest.  49. 

Oesterreichische  Industrie    in    Aegypten.  50. 

Gasbeleuchtung  gegenüber  elektrischer  Be- 
leuchtung. 50. 

Kraftübertragung  mittelst  Dreiphasenstromes  in 
Califomien.  52. 

Elektrische  Beleuchtung  in  Dalmatien.  67. 

Elektrische  Beleuchtung  der  Züge  der  Jura- 
Simplon-Bahn.  71. 

Siebenter  Bericht  des  Stadtbauamtes  über 
die  elektrische  Anlage  im  Rathhause.  121. 

Eine  italienische  Glühlampe.   128. 


vn 


Elektrische  Beleachtuog  von  Forli.  129. 
Elektrische  AnUgen  in  Ungarn.  196. 
Eine  elektrische  Centralstation  in  Finme.  222. 
Elektrische    Beleuchtung   in    Temesvar.  259, 

474. 
Bndapester  Lusterf abriks- Actien-Getellschaf t . 

259. 
Budapester  Allgemeine  Elektricitäts  -  Actien- 

Gesellschaft.  259. 
Centralstation  Feldkirchen    in  Kärnten.  281, 

640. 
Centralstation  Mittewald  bei  Villach.  281. 
Elektrische  Beleuchtung    am  Schafberg.  281. 
Erweiterung    des    Kabelnetzes    in    Budapest. 

281. 
Elektrische    Beleuchtung    in  Warasdin.    282. 
Elektrische    Beleuchtung     in     GöUnitz    282. 
Elektrische  Beleuchtung  der  Granthaler  Zucker- 
fabrik Oroszka.  282. 
Elektrische  Beleuchtung  in  Gran  und  Erlau. 

282. 
Anxttnden    von    Gaslampen     mittelst     Elek- 

tricität.  307. 
Das    städtische    Elektricitätswerk    in    Znaim. 

333. 
Ausbreitung  des  elektrischen  Lichtes  in  Paris. 

Eine  elektrische  Anlage  in  Buccari  bei  Fiume. 

385. 
Elektrische  Beleuchtung  Novara.  388. 

„  „  Vercelli.  388. 

y,  „  Messina.  388. 

„  Centrale  in  Odessa.  435. 

Die  elektrische    Anlage    in    Weix    bei  Graz. 

457. 
Elektrische  Beleuchtungen  in  Italien.  485,  610. 
'^Nachtrettungsapparat  mit  elektrischem  Lichte 

für  See-  und  Flussschifife.  510. 
Die  elektrische  Beleuchtung  in  S.  A.  Ujhely. 

515. 
Die  Elektricität  in  Rom.  535. 
Die    elektrische    Beleuchtung     von    Neapel. 

535. 

Zur  Ausbreitung  der  elektrischen  Beleuchtung 
und  Kraftübertragung  in  Oesterreich- 
Ungam.  560. 

Die  elektrischen  AnIngen  in  Spital  a.  d. 
Drau.  585. 

Elektrische  Beleuchtung  in  Kesmark.  588. 
«  „  von  Toscanella.  610. 

Die  Ausnutzung  der  Wasserkraft  des  Wurm- 
baches in  Mühlau  bei  Innsbruck.  634. 

Kleine  Nachrichten: 

—  Project    einer    elektrischen  Centralstation 

Prag.  30*  232. 

—  Centralstation  in  Zara.  54. 

—  Städtebeleuchtung  durch  Elektricität.  54. 

—  Die  Gesellschaft  des  Secteurs-Clichy  in 
Paris.  54. 

—  Die  Fabrik  von  Kohlenspitzen  von  F. 
Hardtmuth  &  Comp,  in  Wien.  55. 

—  Lichtspendende  Automaten.  55. 

—  Das  elektrische  Licht.  55. 

—  Elektrische    Glühlampe    ohne   Platin.  55. 

—  Elektrisches  Licht  am  Anfange  unseres 
Jahrhunderts.  55. 

—  Herstellung  von  Fäden  für  Glühlampen.  56. 


—  Elektrische  Beleuchtung  in  Riva    (Garda* 
see).  79. 

—  Die    elektrische    Beleuchtung    der  Eisen- 
bahnstationen. 79. 

—  Elektrische  Centralanlage    in    Fiume.  79. 

—  Die  neue  Beleuchtungsanlage  in  Szegedin. 
79. 

—  Für     die     elektrische    Beleuchtung     von 
Uogvir.  79. 

—  Die    Einführung     der     elektrischen    Be- 
leuchtung in  Marosvärsärhely.  79. 

—  Elektrische  Beleuchtung  in  Gyöngyös.  79. 

—  »  n  n  Verbäsz.  79. 

»  I.  »  Igl<5  (Ungarn). 

»03. 

—  Die  Beleuchtung  von  Paris  mittelst  Elek- 
tricität. 104. 

—  Elektrische  Beleuchtung  des  linken  Seine* 
Ufers  in  Paris.   104. 

—  Elektrische    Centralstation    in    Wolfsberg 
(Kärnten).   132. 

—  Errichtung     eines    Elektricitätswerkes    in 
Wels.  132. 

—  Elektrische    Beleuchtung     in    Friedrichs- 
ruhe.  132. 

—  Elektrische  Beleuchtung  von  Jesi.  133. 

„  I»  »     Fenestrelle. 

«33. 

—  Elektrische    Beleuchtung    in    Turin.  133. 

—  j,  „im  Canton  Tes- 
sin.   133. 

—  Elektrische  Beleuchtung    von  Nizza.  134. 

—  „  „in        Warasdin 
(Ungarn).  175. 

—  Benjamin    Franklin's    elektrische  Lampe. 

175. 

—  Eine  Entdeckung  durch  Zufall.  175. 

—  Elektrische  Beleuchtung    von  Giesshübel- 
Pachstein.  199,  391. 

—  Die  Compagnie  Edison  in  Paris.  231. 

—  Elektrische    Beleuchtung    in  Znaim.  287. 

—  «  n  n     Wamsdorf. 
287,  639. 

—  Elektrische     Beleuchtung    in    Schwanen- 
stadt.  287. 

—  Elektrische     Beleuchtung      in      Sarajevo. 
310,  415,  639. 

—  Elektrische  Beleuchtung  in  Karolinenthal. 
310. 

—  Elektrische  Beleuchtung  in  Nachod.  310. 

—  Lemberger  Landesausstellung.  343. 

—  Elektrische    Centralstation    in  Trautenau. 

343. 
^^  Elektrische    Beleuchtung    in    Jägerndorf. 

343. 

—  Elektrische    Beleuchtung    in    Graz.    343, 
566. 

—  Elektrische    Beleuchtung    in    Baden    bei 
Wien,  366. 

—  Elektrische  Beleuchtung    am   Nordostsee- 
Canal.  367. 

^ —  Aus  dem  Erzgebirge.  367. 

—  Elektrische    Beleuchtung     in      Salzungen 
(Sachsen  Meiningen).  416. 

—  Amerikanisches.  416. 

—  Elektrische      Anlage      in      Königsbrück 
(Sachsen).  462. 

—  Elektrische    Beleuchtung    und  Eisenbahn 
in  Belgrad.  463. 


Yin 


Eine    Umwälsnng     im     Eisenbahnwesen. 

463. 

Eine    elektrische    Beleuchtnngsaolage    in 
Brack  a.  d.  Mnr.  487. 
Die     elektrische     Belenchtnng     aaf    der 
Messe  zu  Nischni-Nowgorod.  487. 
Zar    praktischen  Beleuchtung    von  Werk- 
stätten. 488. 

Die  elektrische  Beleuchtung  in  der  k.  k. 
Hofburg.  516. 

Die    elektrische    Beleuchtungsanlage     im 
Wiener  Rathhause.  516. 
Elektrische  Beleuchtung  des  Josefstädter - 
Theaters.  516. 

Verein    europäischer  Glühlampen  •  Fabri- 
kanten. 519. 

Elektrische     Beleuchtung      der      Wiener 
Universität.  539. 

Elektrische    Centralstation    in    St.    Wolf- 
gang. 539. 

Elektrische  Beleuchtung  in  Prag.  539. 
Die  elektrische  Bogenlampe.  541. 
Elektrische     Beleuchtung      in     Budapest. 

567. 

Die  Berliner  Elektricitätswerke.  567. 

Elektrische  Beleuchtung  in  Laibach.  590. 

Elektrische  Waggonbeleuchtung.  615. 

Erleuchtung    des    Berliner    Reichshauses. 

616. 


VII.  Elektrische  Kraftüber- 
tragung. 

a)  Allgemeines. 

Central-Anlage  in  Budapest.  49. 

Kraftübenragung  mittelst  Dreiphasenstrom 
in  Californien.  52. 

Die  EntwickeluDg  der  städtischen  Elek- 
tricitätswerke. 96. 

Neuere  Uebertraguogen  von  Wasserkräften. 
100. 

Elektrische  Centralanlage  in  Czemowits.   195. 

Drehstrom- Anlage  am  Erzherzog •  Albrecht- 
schachte. 224. 

Die  Bedingungen  für  die  Lieferung  von 
elektnschem  Strom  aus  den  Leipziger 
Elektricitäts werken.  226. 

Elektrische  Traction.  261. 

Elektrische  Kraftübertragung  in  Canada.  261. 

Elektrische  Kraftübertragungen.  282,  515. 

Energie-Uebertragung  Lauffen-Frankfurt.  302. 

Herstellung  von  Starkstromanlagen  in  Frank- 
reich. 408. 

Die    elektrische    Anlage  in    Weiz    bei  Graz. 

457. 

Das  Eisenbahnprogramm  der  Stadt  Wien. 
512. 

Zur  Ausbreitung  der  elektrischen  Beleuch- 
tung und  Kraftübertragung  in  Oesterreich- 
Ungarn.  560. 

Kleine  Nachrichten: 

—  Centralstation  in  Zara.  54. 

—  Elektrische  Centralanlage    in   Fiume.  79. 


—  Preisausschreiben,  betreffend  Ansamm- 
lung von  elektrischer  Arbeitskraft  durch 
Windmühlen.  102. 

—  Elektrische  Centralstation  in  Wolfsberg 
(Kärnten).   132. 

—  Errichtung  eines  Elektrtcitätswerkes  in 
Weis.  132. 

—  Elektrische  Bahn  Kastei  «Wiesbaden.  133. 

—  Elektrische  Tramway  in  Slam.  134. 

—  Eröffnung    der  Niagarafall-Kraft- Anlagen. 

134. 
^  Elektrisches  aus  dem  Trento.   174. 

—  Verein  für  Local-  und  Strassenbahnwesen, 

175. 

—  Die  Entwicklung  der  städtischen  Elek- 
tricitätswerke.  198. 

—  Aufstellung  von  Arbeitsmaschinen  mit 
elektrischem    Betriebe    in  Budapest.  199. 

—  Kraftübertragung  in  Pordenone.  200. 

—  Eine  elektrische  Anlage  in  Linz  a.  d» 
Donau.  230. 

—  Die    elektrische   Traction    in    Paris.  311. 

—  Elektrische  Anlagen  in  Sarajevo.  415. 

b)  Elektrische  Bahnen. 

Regulativ  betreffend  die  elektrischen  Bahnen. 

17. 

Die  Strassenbahn  -  Unternehmungen  der  All- 
(lemeinen  Elektridtäts  -  Gesellschaft  in 
Berlin  nach  dem  Stande  vom  i.  Oc- 
tober  1893.  ^4- 

Die  Umgestoltung  der  Budapester  Pferde- 
bahn in    eine    elektrische  Trambahn.  42^ 

639. 
Einführung    des    elektrischen    Betriebes    auf 

der  Arad-Csanäder  Elsenbahn.  47. 
Elektrische  Bahnen    in  Wien.  69,   193,  279, 

299,  335,  585. 
Die  elektrischen  Eisenbahnen.   70,  271,  294» 
Die    elektrische    Untergrundbahn     in    Buda- 
pest. 92,  282.  337,  405,  458»  514,  587. 
Stadtrathssitzung  in  Wien  am  25.  Jänner  1894. 

95. 
50.cx)0  Dollars  Prämie  auf  ein  gutes  Strom - 

Zuführungssystem  für  Strassenbahnen.  10 1  . 
Die    elektrische    Trambahn     für    Pressburg. 

172. 
Projectirte    elektrische  Strasseneisenbahn  von 

Budapest    über  Angyalföld  nach  Uy  Pest. 

225. 
Budapester     Strassenbahn  •  Gesellschaft     für 

Strassenbahnen    mit    Pferdebetrieb.    225, 

360,  535,  587. 

Budapester  Stadtbahn-  Gesellschaft  fürStrassen- 
bahnen    mit    elektrischem  Betriebe.  225^ 

361,  385,  405,  534. 

Projectirter    Bau    einer     neuen  Betriebslinie. 

225. 
Betriebsergebnisse  elektrischer  Bahnen.  225. 
Erweiterung    des    Kabelnetzes    in  Budapest. 

281. 
Die  elektrische  Bahn  in  Remscheid.  283. 
Die    elektrische    Strassenbahn    Aachen-Burt- 

scheid.  284. 
Zur  Frage  über    die  elektrischen  Bahnen  in 

Wien.  355. 
Eröffnung  der  elektrischen  Bahnen   in  Lem- 

bcrg.  359. 


IX 


.^Elektrische      Bahnen      mit      oberirdischer 

Stromznfilhrang.  370,  393. 
IVojectirte    Strassenbahn    im    Bereiche    der 

Stadt  Ujvid^k  (Neusatz).  385. 
Die  elektrischen  Bahnen  in  Berlin.  386. 
Projectirte  Strasseneisenbahn  mit  elektrischem 

Betriebe    von    Budapest     über   Uj  -  Pest 

(Nen-Pest)  nach  Räkos-Palota.  404,  459, 

514. 

Ungarische  Bank  ffir  Industrie  und  Handel. 
404. 

Strassenbahn  mit  elektrischem  Betriebe  in 
Pressburg.  405. 

Elektrische  Bahn  in  Kiew.  406. 

Zur  Benrtheilung  der  Betriebskosten  elek- 
trischer Strassenbahnen  mit  oberirdischer 
Stromznifihrung.  433. 

Projectirte  Strassenbahn  mit  elektrischem  Be- 
triebe von  Budapest  nach  Budafok.  458. 

Elektrische  Bergbahn- Actien- Gesellschaft  in 
Budapest.  459. 

Elektrische  Bahnen.  Livomo.  459. 

Elektrische  Tramway  Mailand-Locate-Land- 
riano*Villanterio.  459. 

Elektrische  Tramway  Varese-Prima  Cappella. 

459. 
Vorschläge    fttr    die  Verbesserung    der    Ver- 

kehrseinrichtnngen    in  Wien    durch  Ein- 

filhrung    des  elektrischen  Betriebes.  489. 
Elektrische     Tramway    Benevento  -  Candina« 

thal.  515. 
Die  elektrische  Bahn   von  Baden  nach  Vös- 

.     1»«.  533. 

Projectirter  Bau  einer  Strassenbahn  mit 
elektrischem  Betriebe  vom  Ufer  des 
Balaton  (Plattensee)  aus  über  Keszthely 
nach  dem  Badeorte  H^visz.  534. 

Strassenbahn  mit  elektrischem  Betriebe  in 
Fiume.  535. 

Fahrversuche  mit  den  Waddel-Entz-Accumu* 
latoren  in  Wien.  555. 

Zur  Frage  der    elektrischen  Strassenbahnen. 

573.  598. 
Projectirter  Bau  einer  Strasseneisenbahn    mit 

elektrischem    Betriebe    im  Bereiche    der 

Stadt  Pressburg.  587. 
Projectirte  Strasseneisent>ahn  mit  elektrischem 

Betriebe  von  Budapest    nach  Promontor, 

588. 
Eisenbahn* Projecte.  588. 
Elektrische  Tramway  in  Italien.  611. 
Guyer-Zeller'sches  Jungfrau-Bahnproject.  611. 

Kleine  Nachrichten: 

—  Elektrische  Bahn    in    Karlsbad.  30,  103. 

—  „  „  .  Baden- Vöslau.  31, 
263,  414. 

—  Vorconcessionen.  31. 

—  Project  für  eine  schmalspurige,  mit  elek- 
trischer Kraft  zu  betreibenden  Local- 
bahn  von  Bludenz  nach  Schruns.  31. 

—  Elektrische  Tramway  in  Mailand.  31. 

—  Elektrische  Bahn  Döbling  -  Grinzing.  53. 

—  Ein  neues  System  elektrischer  Hoch- 
bahnen. 55. 

—  Mit    einer    elektrischen    Locomotive.  56. 

—  Localbahn  Radkersburg-Fehring.  56. 

—  Elektrische  Untergrundbahn.  78. 


•  Elektrische  Bahn  Praterstem-Kagran.  102, 

6iS- 

-  Die  elektrische  Tramway  in  Prag.  103,  591. 
>  Das    Project     einer     elektrischen     ßahn- 

aolage  in  Leipzig.  103. 

-  Die  vereinigten  Arad  -  Csanader  Bahnen. 
104. 

-  Elektrische  Bahnen   in  Wien.    174,  262, 
461,  539.  566. 

-  Elektrische  Strassenbahn  zwischen  Dorn- 
bim-Sudenau-Au.  199. 

■  Elektrische  Strassenbahn  in  Santiago.  200. 
'  Cultivirung  der  Installation    und  des  Be- 
triebes elektrischer  Stadtbahnen.  200. 

•  Elektrische  Strassenbahn  in  Zürich.  2cx:>. 

•  Hängende  Bahnen  für  Wien.  229. 

•  BudapesterStrasseneisenbahn*  Gesellschaft. 
230. 

-  Elektrische  Bahn  in  Hamburg.  230,  288, 
367. 

Eine  Mnsterbahn  elektrischen  Betriebes. 
231. 

Elektrische  Strassenbahnen  von  Clermont- 
Ferrand.  231. 

Elektrische  Untergrundbahn  in  Paris.  231, 
368. 

Wiener  Tramway.  263,  539. 
Elektrische  Locomotiven  auf  den  franzö- 
sischen Eisenbahnen.  263. 
Zum  Projecte  der  elektrischen  Hochbahn 
in  Berlin.  263,  517,  540,  567. 
Elektrische    Bahn    in    Baden    bei    Wien. 
287,  414. 

Die  elektrische  Strassenbahn  in  Zwickau. 
287. 

Elektrische  Strassenbahn  in  Ulm.  288. 
Die  elektrische  Strassenbahn  in  Orbe- 
Chavomay  (Schweiz).  288. 
Elektrische  Stadtbahn  in  I^mberg.  343. 
Elektrische  Bahn  Oswiedm  -  Biala.  344. 
Verlängerung  der  elektiischen  Bahn  in 
Prag.  344. 

Projectirte  elektrische  Localbahn  von 
der  Station  Gmunden  in  die  Stadt 
Gmunden.  344,  438,  591. 

■  Localbahn  mit  elektrischem  Betriebe  von 
der  Belvedere-Anhöhe  in  Prag  bis  zum 
Lustschlosse  in  Buben5.  366. 
Elektrische  Bahnen  in  Berlin,  367,  462. 
Elektrische  Strassenbahnen  in  Christian ia 
und  in  Stockholm.  368. 

Elektrische  Strassenbahnen  in  Afrika.  368. 
Beim  Gemeinderath  von  Tunis.  368. 
Elektrische  Strassenbahn  in  Breslau.  368. 
Eisenbahn  auf  den  Schneeberg.  391. 
Projectirte     normalspurige     Strassenbahn 
von  Smichow  nach  Ko§ii^.  391. 
Projectirte     schmalspurige     Zahnradbahn 
von    Urfahr    auf    den    Pöstlingberg    bei 
Linz.  391. 

Die  Barmer  elektrische  Zahnradbahn.  438. 
Projectirte  Berliner  elektrische  Strassen- 
bahn. 440,  518. 

Elektrische  Eisenbahn  in  Belgrad.  463. 
Eine  Umwälzung  im  Eisenbahnwesen.  463. 
Elektrische  Bahn  von  Bieliti  nach  Ober- 
OhUsch.  486. 

Elektrische  Localbahn  von  Predazzo  nach 
Moena.  487. 


X 


—  Elektrische    Untergrandbahn    in     Wien. 

5«7. 

—  Eine  elektrische  Bahn  in  Bielitz.  517. 

—  Elektrische  Schwebebahn.  518. 

—  Elektrische  Traction  in  Paris.  519. 

—  Elektrische  Eisenbahn  in  Miniatnr-Ans- 
gabe.  542. 

—  Elektrische    Eisenbahn    in    Aassee.    567. 

—  Elektrische  Bahnen  in  Budapest.  567. 

—  Elektrische  Stadtbahn  in  OlmÜtz.  591. 

—  Vornahme  technischer  Vorarbeiten  für 
eine  elektrische  Bahn  vom  Bahnhofe 
Königgrätz  in  die  Stadt  einerseits  und 
nach  Freihöfen  andererseits.  591. 

—  Das  Localbahn-Gesetx.  614. 

—  Elektrische  Localbahn  Ober  -  Bozen  - 
Klobenstein-Rittnerhorn.  616. 

—  Elektrischer  Strassenbahnbetrieb  in  Ma- 
drid. 616. 

—  Umwandlung  der  Berliner  Pferdebahnen 
in  elektrische  Niveaubahnen.  616. 

—  Ein  Tramway  -  Erlass  der  k.  k.  Statt- 
halterei.  638. 

—  Elektrische  Tramway  in  Pilsen.  639. 

—  Elektrische  Strassenbahn  in  München. 
639. 


Vm.  Elektrolyse. 

Anwendung  von  Cuprocnprisnlfit  ftlr  galva- 
nische Kupferbäder.   52. 

Verbessertes  Diaphragma  für  in  der  Elektro- 
lyse verwendete  Zellen.   77. 

Verfahren  zur  Darstellung  von  Barium»  und 
Strontiumoxyd  auf  elektrischem  Wege. 
228. 

♦Project  der  industriellen  Wasserstoff-  und 
Sauerstofifgewinnung  auf  elektrolytischem 
Wege.  338,  364.  382. 

Elektrische  Ausstellung    in  Petersburg.   389. 

Elektrische  Bleiche  nach  Gebauer -Knoefler. 
485. 

Kleine  Nachrichten: 

—  Jodverbindungen  der  Phenole.  56. 

—  Gewinnung  von  Blattgold  durch  Elektro- 
lyse. 487. 


IX.    Telegraphie,  Telephonie, 

Signalwesen    und    elektrische 

Uhren. 

a)  Telegraph!  e. 

♦Der  Doppelgegensprecher  für  Dynamobe- 
trieb von  F.  W.  Jones.  20,  40. 

Actenstücke  über  den  Telegraph  von  Gauss 
&  Weber  von  1833.  74. 

Das  Morse-Relais  als  Telephon.  406. 

'^Eine  Taschen-Boussole  für  Telegraphen- 
Aufsichtsorgane.  450. 

Telegraphenwesen.  486. 

♦Pupin's  System  der  Multiplcx-Telegraphie 
mit  HÜfe  der  elektrischen  Resonanz. 
508. 


Reformen  im  Post-    und  Telegraphenwes  eo. 

535. 
Ueber  Relaisbau.  623. 

Kleine  Nachrichten: 

—  Ungarisches  Telegraphen-  und  Telephon- 
wesen pro   1894.  79. 

—  Der  Telegraph  in  Central- Afrika.  200. 

—  Der    k.  u.  k.  Cavallerie-Telegraphencnrs 
zu  Tulln.  288. 

—  Telegraphenlinien  der  Welt.  439. 

—  looj ähriges    Jubiläum    der    Teiegraphie. 
520. 

—  Der  Staatsvoranschlag  pro   1895    ^^^  d** 

Telegraphen wesen.  566. 


b)  Telephon!  e. 

Neue,    eigenartige    Wirkungen    des  Lichtes. 

77. 

Internationale  Telephon! e.  171. 

^Telephon  mit  zwei  schwingenden  Platten. 
221. 

♦Selbstthätiger  Femsprech-Umschalter.    325. 

^Einige  Versuche  über  Radiophonie,  ausge- 
führt von  Eugenio  Semmola.  380. 

Telephon-Signalisimng  für  Eisenbahnzüge. 
405. 

Das  Morse-Relais  als  Telephon.  406. 

"'Umschalter  für  interurbane  Linien  in  Bel- 
gien. 417. 

Die  Telephonanlage  im  Arlbergtunnel.  481. 

Telephon  486. 

Telcphonie  515. 

Telephonanlagea  zwischen  den  grösseren 
Städten  Italiens.  515. 

Ueber  die  Induction  in  Fernsprechleitungen. 

529.  557. 
Telephon  Wien-Berlin.  636. 

Kleine  Nadir ichten  : 

—  Telephon-Centrale  Leoben,  31. 

—  Neue  Staatstelephon-Linien.  53. 

—  Ungarisches  Telegraphen-  und  Telephon - 
wesen  pro  1894.  79. 

—  Ein  neues  Telephon.  135. 

—  Telephon  in  Meran.   174. 

—  Telephon  im  Gewerbeverein.   174. 

—  Erweiterung  der  Staats-Telephonanlage 
in  Böhmen.   199. 

—  Telephonie  in  Russland.  231. 

—  Die  Gefahren  des  Telephonbetriebes.  263. 

—  Telephonie  in  Canada.  264. 

—  Der  Phonograph  im  praktischen  Dienste. 
264. 

—  Der  k.  n.  k.  Cavallerie-Telcgraphencun 
zu  Tulln.  288. 

—  Ein  indisches  Telephon.  311. 

—  Telephon  Verbindung  Wien -Berlin.  366, 
567,   605. 

—  Für  Benützung  der  öflfentlichen  Fem- 
sprechstellen  in  Deutschland.  392. 

—  Das  Telephon  im  deutschen  Heere,  440. 

—  Interurbanes  Telephonnetz  in  Böhmen. 
462,  539,  615. 

—  Das  Telephon  in  Serbien.  462. 

—  Gerechte  Strafe.  464. 


XI 


—  Interorbane  Telephonlinie  Brünn-Olmütz. 

517. 

—  Die  Telephonie  im  Dienste   der   österr.« 
Ungar.  Armee.  540. 

—  Der  Staatsvoranschlag  pro  1895  ^^r  ^^^ 
Telegraphen wesen.  566. 

—  Telephon  Berlin-Kopenhagen.  567. 

—  Nene  Telephonlinien.  591. 

e)  Signalwesen. 

^Elektrische  Weckeranlage.  74. 

*Nene  Signalcontrole.  159,  184. 

Der  „Erinnerer**    von    P.  B.  Delany.   170. 

^Das  Fenermeldewesen  in  Wien.    191,  217, 

25s,  275. 
*Selbstthätige    Umstenemng    für    polarisirte 

Vorrichtungen  mit  hin-  und  hergehender 

AnkerbeweguDg.  259. 
^Elektrischer  Sicherheitsapparat    mit  Kugel- 

contact.  306. 
^AokerbewegUDg    für    elektrische    Apparate, 

bei  welchen  die  bewegende  Kraft  während 

des  ganzen  Weges  dieselbe  bleibt.    532. 
^Elektrischer     Alarmapparat      für      Tbüren, 

Geldschränke,  Fenster    und    dergleichen. 

559. 
^Elektrische    Vorrichtung,    mittelst    welcher 
jede  Uhr    in  eine  Signal-  oder  Weckuhr 
umgestaltet  werden  kann.  560. 

d)  Elektrische  Uhren. 

*Neue  elektrische  Normaluhr.  48. 
Elektrische  Uhren  in  Budapest.  588. 


X.    Sonstige    Anwendungen 
der  Elektricität. 

Elektrischer  Thöröffner.  50. 

^Elektrisches  Färbeverfahren.   129. 

Elektrisch  bethätigte  Maschine  zum  mecha- 
nischen Copiren  von  Bildhanerarbeiten. 
260. 

Elektrische  KraftsUtion  Baboina  (ComiUt 
Komom).  282. 

^Elektrisch  betriebene  Boote.  299,  388. 

Die  elektrische  Kttche.  460. 

^Elektrisch  betriebene  Centrifngen.  632. 

Kleine  Nachrichten: 

—  Elektrische  Schifffahrt  in  Venedig.  31. 

—  Aus  Sjdney  kommt  die  Nachricht  über 
eine  neue  epochemachende  Erfindung.  32. 

^-  Die  Versuche  mit  Einrichtungen  zum 
elektrischen  Betrieb  der  Canalscbifffahrt. 

56. 

—  Elektrisch  angetriebene  Ventilatoren,  £x- 
hanstoren    und  Centrifugal-Pnmpen.   132. 

—  Kttnstlicher  Regen.  231. 

—  Oelreinigung  durch  Elektricität.  311. 

—  Ktinstliche  Belenchtung,  von  Innenräumen. 
3x2. 

-r-  Elektrisches  Boot  auf  dem  Wörthersee. 
344. 


—  Aufsuchen  von  Wasserquellen  mittelst 
Elektricität.  367. 

—  Das  Edison'sche  Kinetoskop.  440. 

—  Indigodarstellung  auf  elektrischem  Wege. 
488. 

—  Steuerung  von  Schiffen  durch  Elektricität . 

541. 

—  Wagenheizung  mittelst  Elektricität.    542. 

—  Sprengungen  mit  elektrischer  Zündung. 
592. 

XL  Verschiedenes. 

Bericht  über  die  Thätigkeit  des  Internationalen 
Elektrotechniker  Congresses  in  Chicago 
1893  betreffend  die  Feststellung  der  Ein- 
heiten für  elektrische  Maasse.   14. 

Allgemeine  Landesausstellung  in  Lemberg  im 
Jahre  1894.  23. 

Bericht  der  Accumulatoren  •  Fabriks  -  Actien- 
Gesellschaft  Hagen  i.  W.  26. 

Neueste  deutsche  Patentnachrichten.  28,  53, 
131,  173,  229,  285,  308,  342,  366,  389, 
411,  437,  461,  486,  516,  536,  563,  589, 
612,  637. 

Bericht  über  den  Betrieb  der  Stadt  kölnischen 
Elektricitätswerke  pro  i.  April  1892  bis 
31.  März  1893.  44. 

Gasbeleuchtung  gegenüber  elektrischer  Be- 
leuchtung. 50. 

Grundzüge  einer  einheitlichen  Benennung 
für  Eisen  und  Stahl.  72. 

Der  Vm.  internationale  Congress  für  Hygiene 
und  Demographie.  74. 

Neue  eigenartige  Wirkungen  des  Lichtes.  77. 

50.<x>o  Dollars  Prämie  auf  ein  gutes  Strom- 
znftthrungssystem  für  Strassenbahnen.  loi. 

Siebenter  Bericht  des  Stadtbauamtes  Über 
die  elektrische  Anlage  im  Rathhause.  X2i. 

Der  Schmelzpunkt  von  Kupferdrähten.    130. 

Entwurf  eines  Patentgesetzes  und  eines  Ge- 
setzes zum  Schutze  von  Gebrauchsmustern. 

139. 

Oesterreichischer  Verein  für  den  Schutz  des 
gewerblichen  Eigenthums.    172. 

Bericht  über  die  Arbeiten  der  Prttfungs- 
Commission  der  Internationalen  elektro- 
technischen Ausstellung  in  Frankfurt  a.  M. 
1891.   194. 

Preisverhältniss  des  Gaslichtes  und  des  elek- 
trischen Lichtes.  194. 

Wettbewerb.  196. 

Original-Mittbeilungen  aus  Paris.  227. 

Die  Elektricität  im  Dienste  der  Öffentlichen 
Gesundheitspflege.  227. 

Sitzung  der  Soci^t^  internationale  des  ^ec- 
triciens.  261,  363,  410. 

Internationale  Ausstellung  Wien  (Rotunde). 
278. 

Italienischer  Gesetzentwurf  für  die  Ueber- 
tragung  der  elektrischen  Energie  auf 
grössere  Entfernung.  284 

Ueber  die  Unzulässigkeit  des  Vernickeins 
elektrischer    und  magnetischer  Apparate. 

305. 
Zweite    Jahresversammlung    des    Verbandes 
der     Elektrotechniker     Deutschlands     zu 
Leipzig    am    7.,    8.    und    9.   Juni    xS^» 
309,  345. 


xn 


Das  GrabenuDglück  in  Karwin  nnd  die  Elek- 
tricität.  357. 

Tod  durch  Elektridtät.  359,  410. 

Die  EröfifoTiDg  der  Ansstelluag  fUr  elektrische 
Kleingewerbe-Arbeitsmascbinen  in  Buda- 
pest.  360. 

Segelrad  fflr  Flngmaschinen.  361. 

Allgemeine    Ausstellong    des    Jahres    1900. 

363. 
Die  Abtheiinng    fttr    den   Telegraphendienst 

in  der  Ausstellang  zu  Mailand.  387. 
Canäle    ftir    elektrische  Leitungen    in   Paris. 

41X. 
Zur  Lösung  der  Aluminiumlöthfrage.  432. 
Die  KnpferprodnctioQ  der  Welt.  434. 
66.  Versammlung     deutscher    Naturforscher 

und  Aerzte  in  Wien.  452. 
Bericht  Über  die  Industrie,  den  Handel  und 

die  Verkehrsverhältnisse  in  Nieder-Oester- 

reich  während  des  Jahres  1893.  478. 
Ausstellung  von  Kleinmotoren  in  Prag.  513. 
Ungarische    Elektricitäts-Actien-Gesellschaft. 

588. 
Wirkung  eines  magnetischen  Feldes  auf  den 

menschlichen  Organismus.  609. 

Kleine  Nachrichten: 

—  Der  Neubau  des  physikalischen  und  elek- 
trotechnischen Instituts  der  Grossherzog- 
lichen technischen  Hochschule  zu  Darm- 
stadt. 32. 

—  Eine  elektrische  Stadl.  32. 

—  Carborundum.  53,  54. 

—  Die  Annoncen-Expedition  Rudolf  Mosse, 
Wien.  56. 

—  Die  sprechenden  Puppen.  56. 

—  Damen,  die  sich  der  Technik  und  noch 
dazu  der  Elektrotechnik  widmen.  80. 

—  Preisausschreiben,  betreffend  Ansammlung 
von  elektrischer  Arbeitskraft  durch  Wind- 
mühlen. 102. 

—  Ausstellung  in  Orleans.   104. 

—  Die  Oesterr,  Commission  für  die  Inter- 
nationale Weltausstellung  Antwerpen  1894. 

132. 

—  Der  Oesterr.  Ingenieur-  und  Architekten- 
Verein.   132. 

—  Das  Executiv-Comitö  des  VIII.  Inter- 
nationalen Congresses  fttr  Hygiene  und  De- 
mographie in  Budapest.    132,    199,  413. 

—  Die  Berücksichtigung  des  unredlichen 
Wettbewerbes  im  neuen  Markenschutz-Ge- 
setze. 134. 

—  Soci^tö  internationale  des  ^ectriciens.  55, 

'34.  3". 

—  Vortrag  im  Conservatoire  national  des  arts 
et  m^tiers  zu  Paris.   134. 

—  Holland  und  die  Erfinder.   135. 

—  Schalldämpfer.   135. 

—  Ein  kritischer  Tag  für  die  deutschen 
Patente.  135. 

—  Internationale  Ausstellung  in  Venedig.  175. 

—  Elektrischer  Tuchschneider.  175. 

—  Angenbeleuchtung.  175. 

—  Neue  merkwürdige  Wirkungen  des  elek- 
trischen Stromes.  176. 

—  Preisausschreibung.  176. 

—  Vereinigte  Ausstellungen  von  Mailand. 
200. 


—  Ein  nautischer  Versuch  im  Golfe  von 
Spezia.  200. 

—  Ein  elektrischer  Luftballon.  200,  415. 

—  Elektrotechnische  Ausstellung  in  Leipzig. 
229. 

—  Die  Allgemeine  österreichische  Elektrid- 
täts-Gesellschaft.  230»  566. 

—  Tod    durch  Elektricität.    232,    288,  439, 

463. 

—  Instandhaltung  von  Treibriemen.  232. 

—  Die  „allemenesten**  Erfindungen.  232. 

—  Verband  der  Elektrotechniker  Deutsch- 
lands. 263,  287,  309. 

—  Die  „Soci^i^  pour    Physique*.  264,  311. 

—  Der  Achtstnnden-Tag  in  der  elektrischen 
Industrie.  264. 

—  Die  66.  Versammlung  deutscher  Natur- 
forscher und  Aerzte.  310. 

—  Die  Elektridtät  in  der  internationalen 
Ausstellung  für  Medicin  und  Hygiene  in 
Rom.  311, 

—  Elektricität  der  Haut.  311. 

—  Verein  europäischer  Glühlampen-Fabri- 
kanten. 312. 

—  Bukarester  Ausstellung  1894.  3^^' 

—  Internationale  Elektricitäts  -  Gesellschaft. 
390,  519. 

—  Entzündungsfähigkeit     der     Glühlampen. 

391. 

—  Ausstellung  von  Motoren,  Hilfsmaschinen 
und  Werkzeugen  für  das  Kleingewerbe, 
September  1894  in  Graz.  413. 

—  Wiener  Elektricitäts-Gesellschaft.  4x4. 

—  Actien  der  Elektricitäts-Gesellschaft  vor- 
mals Schuckert    &  Comp,    in  Nürnberg. 

439. 

—  ElektricitäU werke  in  Steyr.  462. 

—  Die  epochemachenden  amerikanischen 
Erfindungen.  463. 

—  Grossherzogliche  technische  Hochschule 
zu  Darmstadt.  464. 

—  Zur  Geschichte  des  Begriffes  der  „Pferde- 
stärke". 488. 

—  Einnahmen     der     „Compagnie    Edison*'. 

5>9. 

—  Eine  neue  Elektricitäts-Gesellschaft  in 
Berlin.  519. 

—  ^Oekonometer"  (Gaswage).  520. 

—  Bühnentechnik  und  Elektridtät.  520. 

—  Durch  Erkenntniss  des  ersten  Civilsenats. 

541. 

—  Der  schweizerische  Elektrotechniker- 
Verdn.  542. 

—  Die  Berliner  Elektricitätswerke.  567. 

—  II.  Congress  der  „Societä  economiche** 
in  Mailand.  567. 

—  Eine  Betriebs-Gesellschaft  für  elektrische 
Kraft.  568. 

—  Die  elektrische  Fabrik  C.  &  E.  Fein. 
568. 

—  Gesellschaft  zum  Baue  von  Untergrund- 
bahnen in  Berlin.  492. 

—  Die  „Grundzttge  einer  einheitlichen  Be- 
nennung für  Eisen  und  Stahl".  592. 

XII.   Literatur. 

Vom  rollenden  Flügelrad.  Von  A.  v.  Schwei- 
ger-Lcrchenfeld.  28,  78,  309,  437. 


xm 


Aufgtbeo  über  Elektricität  uod  Magnetismas. 

Von  Dr.  Eduard  Maiss.  28. 
Die^ektricität,  ihre  Erzeugung,    praktische 

Verwendung  und  Messung.  Von  Bernhard 

Wiesengrund.  53. 
Fortschritte  der  Elektrotechnik.  Von  Dr.  Carl 

Strecker.   77. 
Vademecum  fttr  Elektrotechniker.  Von  Arthur 

Wilke.  102. 
Adressbuch     der    Elektricitäts-Branche     von 

Earopa.    Von    Eisentchmidt    &    Schulze. 

104. 
Der  Telephonbetrieb    mit  Klappenschränken 

mit    Vielfach-Umschalter.    Von    J.   Sack. 

Die  Elektridtät  im  Dienste  der  Menschheit. 
Von  Dr.  A.  Ritter  v.  Urbanitzky.  136, 
308,  461,  613. 

Industrie-Statistik  Niederösterreichs.  Von  der 
Handels-  und  Gewerbekammer.  136. 

Die  Vertheilung  der  elektrischen  Energie  in 
Beleuchtungsanlagen.  Von  Ferdinand 
Nenreiter.   173. 

Elektrische  Beleuchtung  und  Kraftübertragung. 
Von  der  Allgemeinen  Elektricitäts-Gesell- 
Schaft,  Berlin.  176. 

Der  elektrische  Strom  als  Licht-  und  Kraft- 
quelle. Von  Baumeister  Hartwig.   196. 

Grundriss  der  Elektrotechnik.  Von  Heinrich 
KraUert.  285.   537. 

ElektricitStswerk  für  die  Stadt  Nürnberg. 
Von  Oscar  v.  Miller.  286. 

Ueber  einen  synchronen  Wechselstrom- Elek- 
tromotor. Von  Galileo  Ferraris.  308. 

Constmctionen  für  den  praktischen  Elektro* 
tecbniker.  Von  Prof.  Wilhelm  Bi§(5an. 
308. 

Ueber  strömende  Elektridtät.  Von  Dr.  S. 
Stricker.  369. 

Ebffihrung  in  die  MazwelPsche  Theorie  der 
Elektricität.  Von  Dr.  A.  FöppL  390. 

Wirkungsweise,  Prüfung  und  Berechnung  der 
Wechselstrom-Transformatoren.  Von  Cla- 
rence  Paul  Feldmann.  390. 

Leitfaden  zur  Construction  von  Dynamo- 
maschinen und  zur  Berechnung  von  elek- 
trischen Leitungen.  Von  Dr.  Max  Corse- 
pius.  390. 

Material-  und  Maassbezeichnungen.  Von  A. 
Hasselblatt.  390. 

,1  Motori  elettrici  a  campo  magnetico  rota- 
torio.**  (Elektromotoren  mit  magnetischem 
Drehfelde.)  Von  Dr.  Angelo  Banti.  411. 


Universal-Index  der  internationalen  Fach- 
literatur. 412. 

Lexikon  der  gesammten  Technik.  Von  Otto 
Lueger.  412. 

Grundzüge  der  Elektrotechnik.  Von  Prof.Rühl- 
mann.  412. 

Die  Bogenlichtschaltungen.  Von  Dr.  M.  Lu- 
xenberg.  412. 

Adressbuch    der    elektrischen    Lichtanlagen. 

437. 

Elektrische  Messaparate.  437. 

Die  Hausinstallation.  Von  W.  Averdieck.  438. 

Bergmann'scher  Installations-System.  461. 

Elektrische  Wechselströme.  Von  Gisbert 
Kapp.  536.  565. 

Elektrische  Kraftübertragung  und  Kraftver- 
theilung.  Nach  Ausführungen  durch  die 
Allgemeine  Elektricitäts  -  Gesellschaft, 
Berlin.  537. 

Anleitung  zum  Baue  elektrischer  Haustele- 
graphen-, Telephon-  und  Blitzableiter- An- 
lagen. Von  der  Actien- Gesellschaft  Mix 
&  Genest.  538. 

Die  Herstellung  der  elektrischen  Glühlampe. 
Von  E.  A.  Krüger.  538. 

Seydel's  Führer.  539. 

R.  Boulvin.  565. 

Annuaire  de  l' Association  Suisse  des  ^lec« 
triciens.  565. 

Einrichtung  und  Betrieb  der  für  landwirth- 
schaftliche  und  der  als  Motoren  der 
Klein-  und  Grossindustrie,  sowie  elek- 
trischer Lichtmaschinen  dienenden  Loco- 
mobilen.  Von  Georg  Kosak.  565. 

Polytechnische  Bibliothek  III.  Severin  Weiler- 
Dynamomaschine.  Von  Clem.  Severin. 
590. 

Der  praktUche  Elektriker.  Von  Prof.  W. 
Weiler.  590. 

Zur  Frage  der  elektrischen  Strassenbahnen. 
Von  Cari  Krüger.  614. 

Prospect  Nr.  58.  Von  C.  &  E.  Fein.  614. 


XIII.  Correspondenz. 
193.  312,  416,  542. 

XIV.  Personalnachrichten. 

29,  30»  78,  80,  104,  174,  198,  262,  264, 
286,  366,  502. 


Namen-Register. 


Ave 


Accumnlatoren  -  Fabriks  -  Actien  -  Gesellschaft 
Hagen  i.  W.  Bericht  über  das  Geschäfts- 
jahr 1892/93,  26. 

—  Fahrversache     mit     Waddel-Entz-Accu- 
mnlatoren  in  Wien.  555. 

Allgemeine  Elektridtäts- Gesellschaft  in  Berlin. 
Die  Strassenbahn-Untemehmungen  der- 
selben nach  dem  Stande  vom  l.  Oc- 
tober  1893.  24. 

—  Elektrisch  betriebene  Boote.  299. 

—  Installations-Material  für  Schiffsanlagen. 

453. 

—  Nachtret tUDgsapparat    mit    elektrischem 
Lichte    für  See-    nnd  Flnssschiffe.   510. 

—  Elektrische  Kraftübertragnng  nnd  Kraft- 
vertheilnng.  537, 

—  ^Elektrisch  betriebene  Centrifagen.  632. 
Allgem.  Landesansstellnng  in  Lemberg  1894. 

Bericht.  23. 

old  E.,  Oerlikon.    Die  Theorie    nnd  Be- 
rechnung der  asynchronen  Wechselstrom- 
Motoren.  6,  33,  59,  84,  106,  151,  178. 
Averdieck,  W.  Die  Hausinstallation.  438. 


Bachmetjew,  P.  Die  Entstehung  elektrischer 

Erdströme.  509,  522. 
Banti,  Dr.  Angelo.  „I  Motori  elettrici  a  campo 

magnetico  rotatorio."  411. 
Bergmann  S.  &  Comp.  Das  Hansinstallations- 

system  von.  115,  461. 
Billing,  H.  v.    Das    städtische    Elektricitäts- 

werk  Temesvär,  474. 
Bissau,    Prof.  Wilhelm.    Constructionen    für 

den  praktischen  Elektrotechniker.    308. 
Boese,  W.  A.  Einbau  der  Zellen  elektrischer 

Sammler  (Accumnlatoren).  631. 
Böttcher,    Richard.    Neuartiges   galvanisches 

Element.   loi. 
Bohmeyer,  C.  Selbstthätige  Umsteuerung  für 

polarisirte  Vorrichtungen    mit   hin-  und 

hergehender  Ankerbeweguog.  259. 
Boulvin,  R.    Traitd    ^l^mentaire    d'ölectricitö 

practique,  2.  Edition.  565. 
Budapester  elektrische  Stadtbahn-Gesellschaft. 

Die  elektrische  Untergrundbahn  in  Buda- 
pest. 92. 

Cimpiche,  Henri.  Neue  elektrische  Normal- 
Uhr.  48. 


Canter,  Postrath.  Frankfurt  (Oder).  Verwen- 
dung unzubereiteter  Telegraphenstangen. 

47. 

Corsepius,  Dr.  Max.  Leitfaden  zur  Con- 
struction  von  Dynamomaschinen  and 
zur  Berechnung  von  elektrischen  Lei- 
tungen. 390. 

Craney,  Thomas.  Verbesserungen  an  elektro- 
lytischen Zellen.  484. 

Cresciniy  E.  Einige  Versuche  Über  Radio- 
phonie,  ausgeführt  von  Eugenio  Sonk* 
mola.  380. 

Czike,  Franz,  und  Andreas  Paller.  Elektrische 
Vorrichtung,  mittelst  welcher  jede  Uhr 
in  eine  Signal-  oder  Weckuhr  umge- 
staltet werden  kann.  560. 

Dähne,  F.  Vortrag  über  Tesla'sche  und 
Hertz'sche  Versuche.  562. 

Dechant,  Prof.  J.  Ueber  magnetische  Ver- 
zögerungen in  Eisenkernen  in  Folge 
periodisch  wechselnder  magnetisirender 
Kräfte.  465. 

Dentzler,  Dr.  A.  Annuaire  de  TAssociation 
Suisse  des  ^ectriciens.  565. 

D^ri,  Max.  Herstellung  eines  Drehfeldes 
durch  Einphasen- Wechselströme.  374. 

Eberling,  Dr.  A.  Ueber  die  Unzulässigkeit 
des  Vernickeins  elektrischer  und  ma- 
gnetischer Apparate.  305. 

Egger    &    Comp.,    B.     Centralstationen     in 
Oesterreich.  281,  294. 
—  Zur    Ausbreitung    der    elektrischen  Be- 
leuchtung     und     Kraftübertragung      in 
Oesterreich-Ungam.  560, 

Egger,  Ernst.  Ueber  elektrische  Eisenbahnen. 
271. 

Elektricitäts  -  Actien  -  Gesellschaft  vormals 
Schuckert  &  Comp.  Die  Central-Anlage 
in  Budapest.  49. 

Elektrotechnischer  Verein  in  Wien,  Der.  Vor- 
schläge für  die  Verbesserung  der  Ver- 
kehrseinrichtungen in  Wien  durch  Ein- 
führung des  elektrischen  Betriebes.  489. 

Exler,  Carl,  Hauptmann.  Militärische  Würdi- 
gung der  elektrischen  Eisenbahnen.  70. 

Fein,  C.  &  E.  Stuttgart.  Prospect  Nr.  58 
614. 


XV 


Feldmaon,    Clareace    Paal.    Wirkungsweise, 

Prdfoog  and  Berechnnng   der  Wechsel- 

strom-Trmnsformatoren.  390. 
Ferrmris,    Galileo.    Ueber    einen  fyochronen 

Wechselstrom- Elektromotor.    308,    349. 
Föppl,  Dr.  A.  Einftthmng    in    die  Maxweil- 

•che  Theorie  der  Elektridtät.  390. 
Frennd,  S.  Elektrische    Centrale    in  Odessa. 

435. 
Frick,  Otto.  Ein  vereinfachtes  Verfahren  snr 
Berechnnng     der    Stromvertheilang     in 
Leitungsnetzen.  265,  290,  318. 

Ganz  &  Comp.  Ausnutzung  der  Kerka* Fälle 
in  Dalmatien.  67. 

General  Electric  Company  of  America.  Die 
Kraftübertragung  mittelst  Dreiphasen- 
stromes in  Californien.  52. 

Gorini,  Dr.  Const.  Die  Elektridtät  im  Dienste 
der  öffentlichen  Gesundheitspflege.  227. 

Goyer^Zeller,  Ad.  Ein  Jnngfraubahnproject. 
611. 

Haberlandt,  Prof.  Blitze  auf  Java.  307. 

Handels-  nnd  Gewerbekammer  in  Wien,  Die. 
Bericht  über  die  Industrie,  den  Handel 
und  die  Verkehrsverhältnisae  in  Nieder- 
Oesterreich  wählend  des  Jahres  1893. 
478. 

Hartmann  &  Brann.  Elektrische  Messapparate. 

437. 
Hartwig,  Baumeister.  Dresden.  Der  elektrische 

Strom  als  Licht    und  Kraftquelle.    196. 
Hasselblatt  A.  Ueber  die  im  St.  Petersburger 

Technologiseken     Institut     eingeführten 

Material-  und  Maassbezeichnungen.  390. 
Hellrigl,    Hans    v.     Die    elektrische  Anlage 

in  Weiz  bei  Graz.  457. 
—  Die    Ausnutzung    der    Wasserkraft    des 

Wnnobaches  in  Mtthlau    bei  Innsbruck. 

634. 
Hiecke,    Dr.  Richard.    Zur    Ermittlung    des 

Elrdschlusswiderstandes  durch  Spannuogs- 

messnngen.  187. 
Hicks-Troy  Electric    Door  Co.     Elektrischer 

Thüröffner.  50. 
Hoor,  Dr.  Moriz.   Isolations-Materialien  und 

die  Isolation  höherer  elektromotorischer 

Kräfte.  51. 

Internationaler  Congress    für    Hygiene    und 

Demographie,  VIII.  74. 
Internationale    ElektricitäU  -  Gesellschaft    in 

Wien.  Eine  elektrische  Centralstation  in 

Fiume.  222. 

—  Internationale    Ausstellung    Wien    (Ro- 
tunde). 278. 

—  Eine  elektrische  Anlage    in  Buccari  bei 
Fiume.  385. 

Internationaler  Elektrotechniker-Congress  in 
Chicago  1893.  Bericht  über  die  Fest- 
stellung der  Einheiten  für  elektrische 
Maasse.   14. 

—  Regulativ    betreffend     die     elektrischen 
Bahnen.  17. 

Jahr,  Rudolf  H.,  und  Carl  F.  Schöller.  An- 
kerbewegung   für    elektrische  Apparate, 


bei  welchen  die  bewegende  Kraft  wäh- 
rend des  ganzen  Weges  dieselbe  bleibt. 

532. 
Jelen,    Franz.     Elektrisches    Färbeverfahren. 

129. 
Jona,   E.    Eine  iulienische  Glühlampe.  128. 
Jura-Simplon-Bahn.    Elektrische  Beleuchtung 

der  Züge.  71. 

Kapp,  Gisbert.  Die  Kosten  der  Leitung  für 
verschiedene  Systeme  der  Kraftüber- 
tragung.  100. 

—  Elektrische  Wechselströme.   565. 
Kareis,  Josef.   Stadtrathssitzuog  in  Wien  am 

25.  Jänner  1894.  95. 

—  Umschalter    für    interurbane    Linien    in 
Belgien.  417. 

—  f  Hermann  Helmholtz.  502. 

—  Ausstellung  von  Kleinmotoren    in  Prag. 

513. 

—  Telephon  Wien-Berlin.  636. 
Kaufmann,    Her  man.    Elektrische    Wechsel- 
ströme von  Gisbert  Kapp.  536. 

Keller,  Victor  Otto.  Die  elektrischen  An- 
lagen in  Spital  a.  d.  Drau.  585. 

Klose,  Gustav.  Das  städtische  Elektricitäts- 
werk  Znaim.  333. 

Kosak,  Georg.  Einrichtung  und  Betrieb  der 
für  landwirthschaftliche  und  der  als 
Motoren  der  Klein-  und  Grossindustrie, 
sowie  elektrischer  Lichtmaschinen  die- 
nenden Locomobilen.   565. 

Kratzert,  Heinrich.  Polbestimmung.  270. 

—  Grundriss  der  Elektrotechnik.  285,  537. 
Kremenezky,    Mayer    &  Comp.    Wien.    Die 

elektrische  Beleuchtung    im    Palais    des 
Khedive,  Cairo.  50. 
Krüger,  E.  A.    Die  Herstellung    der  elektri- 
schen Glühlampe.  538. 

—  Zur    Frage    der    elektrischen    Strassen- 
bahnen.  614. 

Langbein,  Dr.  G.  Die  Anwendung  von  Cu- 
procuprisnlfit  für  galvanische  Kupfer- 
bäder. 52. 

Larden,  Walter.  Elektrische  Erscheinungen 
auf  dem  Matterhorn.   130. 

Latschinow,  Prof.  D.  A.  Project  der  indu- 
striellen Wasserstoff-  und  Sauerstoffge- 
winnung auf  elektrolytischem  Wege.  338, 
3^4,  382. 

Lenz,  Carl.  Untersuchungen  über  den  Wir- 
kungsgrad von  Motoren  und  Djmamo« 
maschinen  ohne  Anwendung  von  Brems- 
zann  und  Dynamometer.  352. 

Lincoln,  J.  C.  Der  Schmelzpunkt  von  Kupfer- 
drähten. 130. 

Lindenberg,  M.  Das  Arld'sche  Drahtbund* 
verfahren.  407. 

Lloyd,  Henry  Herbert.  Elektrodenplatten  für 
Sammelbatterien.  583. 

Lueger,  Otto.  Lexikon  der  gesammten  Tech- 
nik xmd    ihre  Hilfswissenschaften.    412. 

Luxenberg,  Dr.  M.  Die  Bogenlichtschaltungen. 
412. 

Maiss,  Dr.  Eduard.  Aufgaben  über  Elek- 
tridtät und  Magnetismus.  28. 


XVI 


Metropolitan  Traction  Company,  New- York. 
PreisansschreibnDg  aufsein  gotes  Strom- 
zuftthrungssystem     für     Stras&enbahnen. 

lOI. 

Miller,  Oscar  y.  Das  Elektridtätswerk  für 
die  Stadt  Nürnberg.  286. 

Mixa,  W.  Eine  Taschen-Boussole^ftir  Tele- 
graphen-Anfsichtsorgane.  450. 

Mix  &  Genest.  Anleitnog  zum  Bane  elek- 
trischer Hanstelegraphen-,  Telephon- 
und  Blitzableiter-Anlagen.  538. 

Müller,  Arthur.  Ueber  den  Einflass  der  Er- 
wärmung der  MagnetwickeloDgen  bei 
Dynamomaschinen  auf  die  Tonrensahl 
der  letzteren.  324. 

Münch,  Oberpostrath.  Ueber  die  Indaction 
in  Fem.'prechleitnngen.  529,  557. 

Neureiter,  Ferdinand.  Die  Vertheilnng  der 
elektrischen  Energie  in  Beleuchtungs- 
anlagen. 173. 

Nicolai,  Otto.  Zur  Lösung  der  Aluminium- 
löthfrage.  432. 

Niederländische  Gesellschaft  zur  Förderung 
der  Industrie.  Preisausschreiben  betreffend 
Ansammlung  von  elektrischer  Arbeits- 
kraft durch  Windmühlen.  103. 

Nissl,  Franz.  Selbstthätiger  Fernsprech-Um- 
schaller.  325. 

Oesterr.  Ingenieur-  und  Architekten  -  Verein. 
Grundzüge  einer  einheitlichen  Benennung 
für  Eisen  und  Stahl.  72. 

Fohl,  Franz.    Elektrischer  Sicherheitsapparat 

mit  Kugelcontact.  306. 
Prasch,    A.    Neue  Signalcontrole.    159,  184, 

393. 
Puluj,    Dr.    Johann.    Ueber    die  elektrische 

Induction.  586. 
Puptn,  J.  Untersuchung    der  Stromcurve  von 

Wechselströmen  mit  Hilfe  der  Resonanz. 

506. 

Hasch,  Dr.  G.  Elektrische  Bahnen  mit  ober- 
irdischer Stromzuführung.  370. 

Rosas,  Dr.  R.  v.  Entwurf  eines  Patentge- 
setzes und  Gesetzes  zum  Schutze  von 
Gebrauchsmustern.   139. 

Rühlmann,  Dr.  Richard.  Grundzüge  der 
Elektrotechnik.  412. 

Back,  J.  Der  Telephonbetrieb  mit  Klappen- 
schränken und  Vielfachumschalter.  131. 

Sahulka,  Dr.  Joh.  Bogenlicht-Dynamos  auf 
der  Weltausstellung  in  Chicago.  204, 
245- 

—  Erklärung  des  Ferranti'schen  Phänomens. 
427. 

—  Messung  der  Capacität  von  Conden- 
satoren  mit  Wechselstrom.  444. 

—  Pupin's  System  der  Multiplex-Telegraphie 
mit    Hilfe    der    elektrischen    Resonanz. 

508. 

—  Methode  der  graphischen  Darstellung 
der  Stromcurve  veränderlicher  Ströme. 
Von  Albert  Crehore.  521. 

—  Untersuchungen  über  den  elektrischen 
Lichtbogen.  547,  569. 


Sauer,  Fried.,  und  Carl  Hentzschel.  Elektri- 
scher Alarmapparat  für  Thüren,  Geld- 
schränke, Fenster  u.  dergl.  559. 

Sauter,  Prof.  F.  Ueber  Kugelblitze.  606. 

Schebesta,  F.  Ueber  Relaisbau.  623. 

Schöller,  Carl  Ferdinand,  nnd  Rudolf  H.  Jahr. 
Ankerbewegung  für  elektrische  Apparate, 
bei  welchen  die  bewegende  Kraft 
während  des  ganzen  Weges  dieselbe 
bleibt  532. 

Schwdger-Lerchenfeld,  A.  v.  Vom  rollenden 
Flügelrad.  28,  78,  309,  437- 

Scott,  Charles  F.  Kraftübertragung  mit  mehr- 
phasigem Wechselstrom.  441. 

Severin,  Clem.  Polytechnische  Bibliothek  IIL 
Se verin  -  Weiler  •  Dynamomaschine.    5  90. 

Seydel,  A.  Führer  durch  die  technische  Lite- 
ratur. 539. 

Siemens  &  Halske.  Das  Elektricitätswerk  in 
Capstadt.  26. 

—  Die  Drehstromanlage  am  Erzherzog 
Albrechtschachte.  224. 

—  Die  Bedingungen  für  die  Lieferung  von 
elektrischem  Strom  aus  den  Leipziger 
Elektricitätswerken.  226. 

Skucek,  Stanislav.  Elektrisches  Färbever- 
fahren.   129. 

Snell,  Albion  T.  Neuere  Uebertragnng  von 
Wasserkräften.  100. 

Stadtbauamt  Wien.  VIL  Bericht  über  die 
Beleuchtung  nnd  Ventilation  der  Räum- 
lichkeiten im  Rathhanse  während  des 
8.  Betriebsjahres.   121. 

Stadt  kölnische  ElektricitäUwerke.  Bericht 
über  den  Betrieb.  44. 

Stern,  Julius.  Das  Fenermeldewesen  in  Wien. 
191,  217,  255,  275. 

Strauss,  O.  £.  Accumulatoren'in  der  Central- 
station  ,,Sawitzky  &  Strauss^  in  Kijew. 

5SL 

Strecker,  Dr.  Cari.  Fortschritte  der  Elektro- 
technik. 77. 

Stricker,  Dr.  S.  Ueber  strömende  ElektridUt. 
369. 


Taquet,  Henry.  Verfahren  zur  Darstellung 
von  Barium-  nnd  Strontiumoxyd  anf 
elektrischem  Wege.  228. 

Teichmüller,  J.  Ueber  die  specifische  Lei- 
tungsfähigkeit des  Kupfers;  ein  Vor- 
schlag zur  Einführung  einer  einheitlichen 
Bezeichnungsweise.  470. 

Tesla,  Nie.  Mechanischer  und  elektrischer 
Osdllator.  90. 

Toepler,  Dr.  M.  Ueber  die  mit  vlelplattigen 
Influenzmaschinen  erzeugten  elektrischen 
Condensatorschwingungen  in  ihrer  An- 
wendung auf  die  sogenannten  Tesla- 
schen  Versuche.  595,  617. 

Tolomei,  G.  Ueber  die  Entstehung  des  Ha- 
gels. 304. 


Union  Elektricitäts- Gesellschaft  Berlin.  Die 
elektrische  Bahn    in  Remscheid.  283. 

Urbanitzky,  Dr.  A.  Ritter  von.  Die  Elek- 
tricität  im  Dienste  der  Menschheit.  308, 
461,  613. 


XVII 


Vianneo,  Gerhard  Wilhelm  ▼.  Elektrische 
Weckenuilage.  74. 

Waddel  -  Entz  Comp.  Accumulatoren  in 
Amcrik«.  52,  377. 

Waite,  Charles  Nelson.  Verbessertes  Dia- 
phragma für  in  der  Elektrolyse  verwen- 
dete Zellen.  77. 

Weber,  Prof.  Dr.  H.  F.  Energie  -  Ueber- 
tragnng  LaufFen>Frankfurt.  302. 

Wehr,  Oscar.    Das  Morse  -  Relais    als  Tele- 
phon. 406. 
~  Die  Telephonanlage    im    Arlbergtunnel. 
481. 

Weiler,  Prof.  W.  Der  praktische  Elektriker. 
590. 

Wellner,  Prof.  Georg.  Segelrad  für  Flugma- 
schinen. 361. 


Wiesengrond,  Bernhard.  Die  Elpktricitäf, 
ihre  Erzengang,  praktische  Vervreodang 
und  Messung.  53. 

Wilke,  Arthur.  Vademecum  für  Elektro- 
techniker.  102. 

Zetzsche,  E.  Der  Doppel gegensprecher  für 
Dynamobetrieb  von  F.  W.  Jones.  20, 
40. 

—  Actenstücke    über    den    Telegraph    von 
Gauss  &  Weber  vor  1833.  74. 

—  Der  „Erinnerer*  von  P,  B.  Delany.  170. 

—  Telephon  mit  zwei  schwingenden  Platten, 
von  S.  D.  Field.  221. 

Ziani  de  Ferrante,  Sebastian.  Verbesserungen 
an  Elektricitätszählern.  337. 

Zinner,  Maximilian.  Zur  Frage  der  elek- 
trischen Strassenbahnen.  563,  598. 


Druck  von  R.  Spies  &  Co.  in  Wien. 


Zeltschrift  für  Elektrotechnik. 


XII.  Jahrg. 


1.  Jänner  1894. 


Heft  I. 


VEREINS-NACHRICHTEN. 


ObronHi  des  Yerelnes. 

29.  November.  — Vcreins- 
V  er  Sammlung.  Vorsitzeoder  Hof- 
ratb    Volkmer. 

Der  Redacteur  dieser  Zeitschrift, 
Baurath  Kareis,  ergreift  das  Wort, 
am  dem  am  ii.  November  1893  zu 
London  verstorbenen  Vereinsmitgliede 
and  hervorragenden  Elektrotechniker 
Anthony  Reckenzaun  dnen  Nach- 
ruf zu  halten. 

Reckenzaun  ist  im  Jahre  1850 
io  Graz  geboren.*)  Im  Jahre  1872 
ging  er  nach  England,  wo  er  sich 
bald  einen  hervorragenden  Ruf  unter 
den  englischen  Ingenieuren  zu  er- 
werben wusste.  Er  führte  sich  gleich 
mit  einer  l^esonderen  technischen 
Leistung  ein,  die  einen  Beweis  seiner 
Tächtigkeit  lieferte. 

Eine  in  grossen  Dimensionen 
coostruirte  Maschine  versagte,  und 
selbst  die  erfahrensten  englischen 
Ingenieure  konnten  sie  nicht  in  Gang 
bringen.  Reckenzaun,  vor  diese 
Aufgabe  gestellt,  löste  sie  in  über- 
raschender Weise.  Ende  der  Siebziger- 
jahre hörte  er  Vorlesungen  über 
Elektrotechnik  bei  Prof.  Ayrton. 
Bei  der  Pariser  Weltausstellung  ver- 
trat er  die  Faure  Accumülator 
Company.  Nach  London  zurück- 
gekehrt, baute  er  seine  eigenen 
Accumulatorcn,  Viele  Untersuchungen 
über  elektrisches  Transportwesen  hat 
er  der  elektrotechnischen  Welt  sowohl 
in  Vorträgen,  als  auch  in  Abhand- 
lungen mitgetheilt.  Recken  zäun  hat 
uns  auch  Lehrbücher  hinterlassen, 
so  ^Electric  traction*  und  andere. 

Der  Vortragende  hebt  noch  die 
warme    Anhänglichkeit    hervor,    die 

*)  Vergl.  Heft  XXIV,   1893,  S.  596. 


der  Verstorbene  für  sein  Vaterland 
bis  an  sein  Ende  hegte  und  bei 
vielen  Gelegenheiten  zu  erkennen  gab. 

Die  Versammlung  erhebt  sich 
zum  Zeichen  der  Trauer. 

Hierauf  ertheilt  der  Vorsitzende 
das  Wort  Herrn  Docenten  Dr.  J. 
Sahulka  zur  Abhaltung  seines  Vor- 
trages: „Ueber  die  Aufstellung 
der  Westinghouse  Electric  and 
Manufacturing  Co.  in  Chicago.*' 

Der  Vortragende  gab  zunächst 
einen  kurzen  Ueberblick  über  die 
Ausstellung  der  Westinghouse 
ElectricandManufacturingCo. 
in  Chicago  und  besprach  hierauf 
eingehend  die  grosse  Central-Station, 
welche  diese  Firma  in  der  Maschinen- 
balle der  Weltausstellung  errichtet 
hatte.  Dieselbe  verdient  dadurch  be- 
sonderes Interesse,  dass  an  dieselbe 
189.600  Lampen  i  16  K.  ange* 
schlössen  werden  konnten,  so  dass 
sie  die  grösste  in  der  Welt  war. 
In  dieser  Station  waren  aufgestellt: 
1 2  grosse  Doppelmaschinen  ä  1 000  PiS, 
welche  zweiphasigen  Wechselstrom 
lieferten  (2200  V.,  2  mal  200  A., 
60 Per.),  2  kleinere  Maschinen,  welche 
einfachen  Wechselstrom  lieferten 
(2000  V.,  100  A.,  133  Per.),  I  grosser 
Gleichstrom-Generator  von  750  PS 
(500  V.).  Der  Erregerstrom  für  die 
kleineren  Wechselstrom-Generatoren 
wurde  von  2  kleinen  Dynamos  ge- 
liefert, der  für  die  12  grossen  Doppel - 
maschinen  von  3  Compouod-Dynamos 
zu  je  100  PS,  die  eine  Klemmen- 
spannung von  250  V.  hatten  und 
parallel  geschaltet  wurden.  Die 
12  grossen  Wechselstrom-Maschinen 
waren  ausser  durch  Gleichstrom 
noch  durch  commutirten  Wechsel- 
strom erregt,  so  dass  sie  bei  Voll- 
belastung dieselbe  Klemmenspannung 

1 


hatten,  wie  bei  offenem  Scbliessongs« 
kreise.  Der  Strom  wurde  an  40  Fee- 
ders abgegeben,  die  in  beliebiger 
Weise  mit  den  Maschinen  verbunden 
werden  konnten.  Jeder  Feeder  ver- 
sorgte einen  getrennten  Bereich  mit 
Licht.  Im  Centrum  des  Rereiches 
wurde  der  Strom  auf  1 10  V.  trans- 
formirt.  Die  Spannungsverluste  in 
jedem  Feeder  wurden  durch  einen 
in  denselben  eingeschalteten  Stil- 
well Regulator  ersetzt.  Ein  Volt- 
meter mit  Compensator,  das  an 
jeden  Feeder  angeschlossen  war,  ge- 
stattete die  Spannungsdtfferenz  zu 
beobachten,  welche  an  dem  entfernten 
Vertheilungs-Centnim  herrschte.  Mit 
Hilfe  des  Stilwell-Regulators  wurde 
diese  Spannungsdifferenz  constant 
erhalten.  Der  Vortragende  besprach 
eingehend  das  Schaltbrett,  die  von 
der  Westinghouse  Co.  gegen- 
wärtig angewendete  Form  des 
Compensators  und  Stilwell-Regulators, 
den  Bühnen*Regulator,  das  System 
der  Schaltung  von  Glühlampen  in 
Serie,  sowie  die  von  der  Westing- 
house Co.  ausschliesslich  verwen- 
deten Stöpsellampen  von  Sawyer- 
M  an. 

Herr  Director  Ross  bemerkte 
nach  Schluss  des  Vortrages,  dass 
einige  der  von  der  Westinghouse 
Co.  angewendeten  Apparate  von  dem 
anwesenden  Vereinsmitgliede,  Herrn 
Director  D6ri  erfunden  seien. 

Der  Vorsitzende  sprach  dem 
Vortragenden  den  Dank  für  den  mit 
grossem  Beifall  aufgenommenen  Vor- 
trag aus  und  schloss  die  Versamm- 
lung. 

5.  December.  —  Sitzung 
des  Vortrags-  und  Excursions- 
Comit^. 

6.  December.  —  Vereins- 
versammlung. 

Der  Vorsitzende,  Präsident  V  o  1  k- 
m  e  r,  macht  Mittheilung  von  der 
dem  eifrigen  Vereinsmitgliede  Oberst 
P  e  y  e  r  1  e  durch  Verleihung  der 
eisernen  Krone  zu  Theil  gewordenen 
Auszeichnung  und  knüpft  daran  die 
besten  Glückwünsche,  die  von  den 
Anwesenden  mit  lebhaftem  Beifalle 
begleitet    werden.     Der    Vorsitzende 


fordert  weiters  zu  recht  zahlreicher 
Theilnahme  an  der  Excursion  zur 
Besichtigung  der  Einrichtungen  des 
k.  u.  k.  Eisenbahn-  und  Telegraphen- 
Regimentes  in  Korneuburg  auf. 

Oberst  Peyerle  spricht  seine» 
Dank  für  die  ihm  bereitete  Ovation 
aas,  die  er  aber  nicht  für  seine 
Person  allein  in  Anspruch  nehmen 
will,  sondern  auch  als  eine  An- 
erkennung für  das  unter  seiner  Leitung 
stehende  Telegraphen  -  Bureau  des 
Generalstabes  auffasst. 

Ingenieur  Böhm-Raffay  er- 
hält das  Wort  zur  Abhaltung  des 
angekündigten  Vortrages :  „U  e  b  e  r 
Bli  t  zschutz- Vorr  ichtungen'^. 
Der  Vortragende  bemerkt  zunächst» 
dass  er  dieses  Thema  gewählt  habe 
in  der  Erwägung,  dass  die  darauf 
bezüglichen  Arbeiten  nicht  allgemein 
zugänglich  und  öfters  auch  nicht  voll- 
kommen klar  gehalten  seien«  Auf  den 
Gegenstand  übergehend,  hebt  er  her- 
vor, dass  die  Apparate  zum  Schutze 
gegen  atmosphärische  Entladungen 
derart  angeordnet  sein  sollen,  das» 
sie  dem  oscillatorischen  Charakter 
der  ßliuentladungen  (Wechselstrom 
von  hoher  Frequenz)  Rechnung  tragen. 
Es  sollen  also  in  dem  vom  Blitz  zu 
nehmenden  Wege  nicht  Leiter  vo» 
grosser  Selbstinduction  eingeschaltet 
sein;  andererseits  schützen  sich  Be- 
triebs-Apparate mit  grossem  induc- 
tivem  Widerstände  von  selbst  und 
kann  der  Schutz  durch  Vorschalteo 
einer  Selbstinduction  noch  erhöht 
werden.  Die  Bahn,  die  dem  Blitze 
angewiesen  wird,  enthält  bei  fast 
allen  Vorrichtungen  eine  Funken- 
strecke, welche  schon  vor  der  eigent^ 
liehen  disruptiven  Entladung  des 
Blitzes  in  Folge  des  hohen  Fotential- 
unterschiedes  der  Elektroden  (deren 
eine  mit  der  Linie,  die  andere  mit 
der  Erde  verbunden  ist)  mit  los» 
gerissenen,  leitenden  Theilchen  er- 
füllt ist,  demnach  dem  Blitze  einen 
verhältnissmässig  geringen  Widerstand 
darbietet. 

Von  den  Apparaten  der  Schwach- 
stromtechnik sind  die  ältesten  die 
Blitzplatten,  die  zuerst  in  Form  von 
Metallelektroden  angewendet  wurden.. 


Um    die    durch    Zusammeoscbmelzea 
der    Platten    eotsteheoden    Betriebs- 
störuogen  zu  vermeiden»  wird  zwischen 
dieselben  eine  isolirende  Schichte  ge- 
schoben. Denselben  Zweck  soll  auch 
die    Einschiebung    einer  Patrone  mit 
einem  Explosivstoffe  erfüllen  (Voigt 
&    Haeffner).     Ein    anderes    der- 
artiges   Mittel    ist    das    Ueberziehen 
der  Platten  mit  einer  schlecht  schmelz- 
baren Mischung  von  Eisen  und  Graphit. 
Sehr    gut    bewährt    haben    sich   die 
zuerst  in  England    benützten  Platten 
aus  gepresster  Kohle,    die  den  eben 
erwähnten  Uebelstand  nicht  besitzen 
und  in  Folge  ihrer  rauhen  Oberfläche 
eine  Saugwirkung  ausüben,  demnach 
dem   Auftreten    höherer    elektrischer 
Spannungen     für     gewöhnlich     vor- 
beugen. Unter  den  hierher  gehörigen 
Apparaten,  wie  solche  von  Siemens^ 
Cseh,    Kohlfürst    u.  A.  herrühren 
und  die  sich  hauptsächlich  durch  die 
Form    der  Elektroden    von  einander 
unterscheiden,  ist  besonders  derjenige 
von  Kohlfürst  zu  nennen,  welcher 
zwei  zugespitzte  Kohlenstäbe  als  Elek- 
troden   in    einer   mit  einem  Gemisch 
von  Holzkohle  und  Magnesia  gefüllten 
Glasröhre    enthält;     dieses    Gemisch 
ist  für  gewöhnlich  nicht   leitend,    so 
dass  der  Betriebsstrom  dasselbe  nicht 
passirt,    wird    aber    bei    Durchgang 
des  Blitzes  glühend  und  leitend,    um 
sofort     darauf    wieder    zu    erkalten. 
Den    Betriebsapparaten    sind    Spulen 
aus    dünnem    Neusilberdraht    vorge- 
schaltet. Eine  Anzahl  von  Apparaten 
(Lodge    etc.)    sind    ohne    Funken- 
strecke   und     so    eingerichtet,    dass 
die    Blitzentladung    das  Abschmelzen 
eines  Drahtes  bewirkt,    wobei   dafür 
gesorgt  ist,    dass  nach  Abschmelzen 
eines     Drahtes     sofort     wieder     ein 
andererselbstthätig  eingeschaltet  wird. 
Die    Blitzableiter     für    Stark- 
strom-Anlagen     sind     meistens 
amerikanischen    Ursprungs.     Das    in 
Amerika    stark     verbreitete    System 
elektrischer  Bahnen   mit  Rückleitung 
durch    die  Schienen    macht    die  An- 
wendung    solcher     Apparate    unab- 
weislich.     Diese    Vorrichtungen    be- 
nützen   auch    fast  alle   eine  Funken- 
strecke für  den  Durchgang  der  Blitz- 


entladung ;  zum  Unterschiede  von^ 
den  Schwachstrom-Apparaten  muss 
Vorsorge  getroffen  werden,  dass  der 
Maschinenstrom  der  Blitzentladung 
nicht  nachfolgen  kann,  dass  also 
nicht  dauernd  ein  Lichtbogen  stehen 
bleibt.  Das  wird  entweder  erzielt 
durch  selbstthätige  Ausschaltung  des 
vom  Blitz  passirten  und  Einschaltung 
eines  anderen  gleichen  Apparates 
oder  durch  selbstthätige  Unter- 
brechung des  Lichtbogens  nach 
stattgehabter  Blitzentladung.  Der 
Vortragende  bespricht  eine  grosse 
Anzahl  solcher  Blitzschutz -Vorrich- 
tungen sehr  eingehend,  doch  dürfte 
ohne  Wiedergabe  von  Zeichnungen 
eine  detail  lirte  Beschreibung  der- 
selben nicht  gut  möglich  sein. 

Hervorzuheben  wäre  das  für  die 
Elektroden  angewendete  non*arcing 
metal  der  Westinghouse  Co., 
das  in  Folge  seiner  Beschaffenheit 
das  Stehenbleiben  des  Lichtbogens 
nicht  gestattet.  Bei  den  App>araten 
der  Fort  Wayne  Co.,  der  Union 
El.  Co.  und  der  Standard  El.  Co. 
wird  die  Unterbrechung  des  Licht- 
bogens bewirkt  durch  die  Anziehung 
eines  mit  der  einen  Elektrode  ver- 
bundenen und  bei  auftretender  Blitz- 
entladung magnetisirten  Eisenkernes 
oder  -ankers;  im  Gegensatze  dazu 
geschieht  dies  bei  einer  Vorrichtung 
der  Westinghouse  Co.  durch 
Loslassen  eines  im  gewöhnlichen  Be- 
triebe vom  Maschinenstrom  magneti- 
sirten und  in  Folge  der  Blitzentladung 
entmagnetisirten  Kernes.  Das  Ablenken 
und  schliessliche  Ausblasen  des  Licht- 
bogens durch  ein  magnetisches  Feld 
wird  von  Thomson-Houston 
und  von  der  Western  El.  Co. 
benützt  (bei  der  Anordnung  der 
letzteren  Compagnie  ist  das  wirk- 
same Feld  das  Streuungsfeld  der 
Maschine  selbst).  Im  Keyston e- 
Arrcster  der  Westinghouse  Co. 
sind  die  Elektroden  in  einem  luftdicht 
geschlossenen  Gehäuse  angebracht, 
die  mit  der  Erde  verbundene  fix, 
die  beiden  mit  den  Leitungen  ver- 
bundenen beweglich.  Durch  die  bei 
der  Bliuentladung  auftretende  starke 
Erwärmung    wird    die    Luft   in    dem 

1* 


Gehäuse  ausgedehot  uod  dadurch 
eine  solche  Bewegung  der  Elektroden 
bewirkt,  dass  Unterbrechung  des 
Funkens  ehitritt.  Eine  isolirte  Stellung 
in  der  Reihe  der  Blitzschuuvor- 
richtungen  nimmt  der  Tank-Arre- 
st er  derselben  Compagnie  ein, 
welcher  keine  Funkenstrecke  enthält, 
sondern  directe  Ableitung  des  Blitzes 
tu  einem  Wasserreservoir  gestattet; 
die  Maschine  ist  durch  eine  Reihe 
von  Inductionsspulen  geschützt.  Der 
Apparat  wird  nur  während  eines 
Gewitters  eingeschaltet. 

Vice -Präsident  Grünebauro 
dankt  dem  Vortragenden  fär  seine 
interessanten  mit  lebhaften  Beifall 
aufgenommenen  Mittheilungen  im 
Namen  des  Vereines  und  insbesondere 
im  Namen  des  Vortrags-Comites. 

ll.December.  —  Sitzung  \ 
des  Juri  sten-Comi  tes  „Wegen 
Aufstellung  gesetzlicher  Be- 
stimmungen zu  r  Ermögiichung 
des  Baues  und  Betriebes  von 
Starkstrom -Fernlei  tun  gen**. 

13.  December.  —  34.  E  x- 
cursion:  „Besichtigung  der 
elektrischen  Einrichtungen 
des  k.  u.  k.  Eisenbahn-  und 
Telegrap  h  en -Regi  mentes  in 
Kor neubu  r  g". 

Von  der  gütigen  Erlaubniss  des 
Herrn  Oberst  Carl  T  r  a  p  p  e  1,  Comman- 
danten  des  k.  u.  k.  Eisenbahn-  und 
Telegraphen -Regimentes  in  Kor- 
neuburg Gebrauch  machend,  be- 
sichtigten die  zahlreich  erschienenen 
Vereinsmitglieder  am  18.  December 
V.  J.  daselbst  die  elektrotechnischen 
Einrichtungen  dieses  Regimentes. 

Die  Theilnehmer  dieser  Ex- 
cursion  wurden  schon  am  Bahnhofe 
in  Komeuburg  seitens  mehrerer 
Herren  Officiere  mit  ihrem  Herrn 
Oberst  an  der  Spiue  begrüsst  und 
in  die  Kaserne  geleitet.  In  dem 
elektrisch  beleuchteten  Hofe  der- 
selben harrte  ihrer  der  herzliche 
Empfang  seitens  aller  übrigen  Herren 
Olficiere  des  Regimentes. 

Nach  diesem  Empfange  wurde 
zur  Besichtigung  der  in  das  Programm 
zunächst  einbezogenen  mobilen  elektri- 
schen Beleuchtungsanlage  geschritten. 


Dieselbe  wurde  seinerzeit  von 
dem  elektrotechnischen  Etablissement 
F.  Kfiiik  in  Prag  -  Karolincntbal 
bezogen  und  umfasst  sechs  Bogen- 
lampen in  Serienschaltung ;  diese 
Lampen  entnehmen  den  Strom  einer 
Andring- Serienmaschine,  welche  von 
einer^  gleich  dem  Dampfkessel  vertical 
stehenden  schnell  laufenden  Zwillings- 
Dampfmaschine  von  6  HP  mittelst 
Riemens  angetrieben  wird. 

Von  den  sechs  Bogenlampien 
waren  fünf  in  Function;  die  sechste 
befand  sich  im  vollkommen  zerlegten 
Zustande  verpackt  in  einem  Bei- 
wagen ;  diesem  entnommen,  wurde 
an  derselben  vom  Herrn  Ober- 
lieutenant Rudolf  Die  m  gezeigt,  wie 
rasch  eine  solche  montirt  werden 
kann;  gleichzeitig  erfolgte  unter 
Anleitung  des  genannten  Herrn 
Officiers  seitens  einer  Corapagnie- 
Abtheilung  die  Aufstellung  des 
zugehörigen,  ebenfalls  in  seine  Be- 
sundtheile  zerlegt  gewesenen  Lampeo- 
mastes.  Das  alles  vollzog  sich  in  der 
kürzesten  Zeit  und  mit  bewondcrungs- 
würdiger  Ruhe. 

Hierauf  erfolgte  die  Besichtigung 
von  Stations-  und  Materialwagen, 
welche  in  mustergiltigen  Formen  und 
sehr  schön  zusammengestellt,  bezw. 
geordnet,  alles  das  enthalten,  was 
zum  Baue  von  Feldtelegraphen-Linien, 
sowie  zur  Activirung  und  zum  Be- 
triebe von  Telegraphen-  und  Telephon- 
stationen nothwendig  ist.  Herr  Haupt- 
mann Kalliwoda  gab  daselbst  in 
klarster  Weise  die  nothwendigen  Er- 
läuterungen. 

Eine  Fortsetzung  derselben  fand 
im  ,  Apparatsaale*  statt,  woselbst  die 
einzelnen  Telegraphen-  und  Telephon- 
apparate in  übersichtlicher  Weise 
und  zum  Theil  im  Betriebe  zu  sehen 
waren  und  vom  Herrn  Hauptmann 
Kalliwoda  eingehend  besprochen 
wurden. 

Die  Telegraphenstationen,  sowohl 
ältere  als  auch  neuere  Constructionen, 
sind  durchwegs  in  einer  gefälligen 
und  compendiösen  Form  ausgeführt; 
die  crsteren  lassen  in  einfacher  Weise 
die  Schaltung  auf  amerikanischen 
Ruhestrom     imd     auf    Arbeitsstrom, 


letztere  überdies  noch  auf  grewöhn- 
liehen  Ruhestrom  zu. 

Sehr  interessant  sind  die  Ein- 
richtungen der  Feldtelephonie,  ins- 
besondere die  phonischen  Apparat- 
systeme und  Mikrophoncassetten  der 
Ca  vallerie -Abtheilungen, 

Im  ^Schulzimmer  der  Tele- 
graphen-Schule" und  im  ^Schul- 
zimmer  der  Einjährig-Freiwilligen", 
sowie  im  Saale  für  den  „Telephon- 
curs*,  welche  die  weiteren  Programm- 
punkte in  der  Besichtigung  dieser 
äusserst  lehrreichen  Einrichtungen 
des  Regimentes  bildeten,  sahen  die 
Tbcilnehmer  der  Excursion  Ein- 
richtungen und  Hilfsmittel  zur 
Förderung '  des  theoretischen  und 
praktischen  Telegraphen-  und  Tele- 
phon-Unterrichtes, bei  welchem  in 
äusserst  kurzer  Zeit  thatsächlich 
Ueberraschendes  erlernt  wird. 

Einen  ausserordentlich  hohen 
Grad  von  Interesse  nahm  das  „Be- 
triebszimmer" in  Anspruch.  Dasselbe 
iät  nach  einem  Muster  der  Kaiser 
Ferdinands  -  Nordbahn  eingerichtet : 
Im  Hintergrunde  sind  zwei  in  Be- 
wegung gedachte  EisenbahnzOge 
durch  die  Zugsspitze  auf  einem  und 
durch  den  Signalwagen  auf  einem 
zweiten  Geleise  bildlich  in  ^/^q  der 
natarlichen  Grösse  dargestellt  und 
für  den  praktischen  Anschauungs- 
unterricht durch  wirklic*he  Zugssignal- 
mittel ergänzt. 

Zwei  complete  Telegraphen- 
und  Sis^alatationen,  die  eine  am 
Anfange,  die  andere  am  Ende  des 
geräumigen  Saales  postirt,  durch 
stromführende  Leitungen  mit  einander 
verbunden ,  veranschaulichen  zwei 
Nachbarstationen.  Was  zwischen  zwei 
Stationen  an  Signalmitteln  für  den 
Zugverkehr  erforderlich,  ist  hier  ge- 
treulich und  in  natürlicher  Grösse 
zur  Anschauung  gebracht.  Weichen- 
signale, Distanzsignale  mit  akustischer 
Controle,  Wächterhaus-Läutewerke 
u.  a.  m. 

Herr  Oberlieutenant  Bartosch 
erklärte  an  der  Hand  aller  dieser 
Einrichtungen  in  klarer  und  überaus 
leicht  fasslicher  Weise  den  Gang 
des     praktischen     Unterrichtes     und 


fand  lebhaften  Beifall  seitens  der 
Vereinsmitglieder» 

Den  letzten  Programmpuok^ 
bildete  die  Besichtigung  des  Officiers- 
casino.  Auf  dem  Wege  dahin 
wurden  den  Mitgliedern  noch  einzelne 
Ubicationen  der  Mannschaft  und  unter 
anderem  auch  der  Turnsaal  gezeigt 
und  alle  hatten  über  das  Gesehene 
nur  eine  Stimme  des  Lobes  und  der 
Anerkennung. 

Aber  geradezu  mit  Bewunderung 
wurde  das  Tusculum  der  'Herren 
Officicrc,  nämlich  ihr  Casino  in  Augen^- 
schein  genommen.  Die  einzelnen  Ein- 
rTchtungsstücke  dieses  mehrere  Räume 
umfassenden  Locals,  wahre  Pracht- 
stücke der  Malerei  und  der  Kunst« 
tischlerei,  sind  sowohl  hinsichtlich 
der  Entwürfe  als  auch  der  Ausführung 
durchwegs  eigene  Erzeugnisse  des 
Regimentes. 

Die  Vereinsmitglieder  waren  von 
dieser  Excursion  hoch  befriedigt  und 
der  Vicepräsident  des  Vereines,  Herr 
Hauptmann  Grünebaum,  entsprach 
nur  den  Empfindungen  jedes  einzelnen 
Theilnehmers,  als  er  dies  dem  Comman- 
danten  des  k.  u.  k.  Eisenbahn-  und 
Telegraphen- Regimentes  HerrnOberst 
Trappel  und  seinem  Officierscorps 
im  Namen  des  Vereins  zum  Ausdruck 
brachte  und  ihm  für  die  Erlaubniss 
zur-  Besichtigung  der  interessanten 
und  mustergiltigen  Einrichtungen 
wärmstens  dankte. 

So  wie  der  Empfang,  war  auch 
der  Abschied  von  dieser  Stätte 
emsigen  Zusammenwirkens  ein  sehr 
liebenswürdiger  und  fand  eigentlich 
erst  am  Bahnhofe  von  Korneuburg^ 
bis  wohin  die  Herren  OfOciere  dea 
Vereinsmitgliedern  das  Geleite  gaben, 
seinen  Abschluss. 

14.  December.  —  Sitzung 
des  Redacti  ons-Comit6. 

18.  December.  —  A  u  s- 
schusss  i  tz  ung. 


ProgramiD 

für  die  Vereinsversammlungen 
im  Monate  Jänner   1894. 

3.  Jänner.  —Vortrag  des 
Herrn  Director   Josef  Kolbe: 


„Ucber  die  Wiener  Centralen 
der  Allgemeinen  österreichi- 
schen Elektricitäts  -  G  e  8  e  1 1- 
schaft". 

lO.  Jänner.  — Vortrag  des 
Herrn  Docenten  Dr.  Hugo 
Strache:  ^lieber  Wassergas- 
und  elektrische  Beleuchtung^ 
(mit  Demonstrationen). 

17.  Jänner.  —  Vortragdes 
Herrn  Professor  Johann  De- 
chant:  „Ueber  magnetische 
Verrögerungen  in  Folge  von 
Wechselströmen  und  deren 
experimentellen    Nachweis**. 

(Dieser  Vortrag   findet   im  Physiksaale 
der  Staats-Oberrealschuie,  IL,  Vereint- 
gasse ax,  statt.) 

24.  Jänner.  —  Vortrag 
des  Herrn  K.  Pichelmayer,  In- 
genieur der  Firma  Siemens  und  Halske 
in  WMen:  ^Ueber  elektrische 
Strasse  9b  ahnmotoren.** 

31.  Jänner.  —  Vortrag 
des  Herrn  G.  Metz,  Ingenieur 
der    Firma    Deckert  &  Homolka    in 


Budapest:  „lieber  neue  Tele- 
phon-Schaltungen** (mit  De- 
monstrationen). 

Neoe  aitgUeder. 

Auf  Grund  Statuten  massiger  Auf- 
nahme traten  dem  Vereine  die  nach- 
stehend genannten  Herren  als  o  r  d  ent- 
lich e  Mitglieder  bei : 

S  p  a  i  i  I  Frans,  technischer  Beamter 
der  Actien-Gesellschaft  fär  Gas 
und  Wasser,  Wien. 

Hahn,  Dr.  Carl  von,  Wien. 

M  a  s  a  1  Cornel,  Ingenieur,  k.  k.  Bau- 
adjunct  in  der  technischen  Ab- 
thcilung  der  k.  k.  Post-  und 
Telegraphen-Direction  Graz. 

D  a  n  d  o  r  August,  k.  k.  Bau-Eleve 
bei  der  k.  k.  Staats-Telephon- 
Centrale,  Prag. 

K  r  i  m  m  e  1  Carl,  k.  k.  Bauadjunct 
bei  der  k.  k.  Staats-Telephon- 
Centrale,  Prag. 

Schleifer  Dietrich,  k.  k.  Baa- 
Eleve  bei  der  k.  k.  Post-  und 
Telegraphen-Direction  Prag. 


ABHANDLUNGEN. 


Die  Theorie  und  Berechnung  der  asynchronen 
Wechselstrom-Motoren. 

Von  E.  ARNOLD,  Oerlikon. 

Die  Theorie  dieser  Motoren  hat  mit  derjenigen  der  Transformatoren 
viel  Verwandtes.  Ich  l>enütze  bei  der  Entwicklung  der  Theorie  eine 
graphische  Darstellung,  die  ich  in  „The  Electrical  World"  vom  13.  Mai  1893 
in  Anwendung  auf  Mehrphasen-Motoren  veröflfentlicht  habe.  Diese  Dar- 
stellung ermöglicht  die  Theorie  der  Ein-  und  Mehrphasen-Motoren  in 
elementarer  Weise  abzuleiten  und  die  Berechnung  der  Wechselstrom- 
Motoren  so  einfach  zu  gestalten,  dass  dieselben  mit  derselben  Sicherheit 
wie  Gleichstrom-Motoren  entworfen  werden  können. 

I.  Die  Mehrphasen-Motoren. 

Die  Mehrphasen-Motoren  haben  das  Vermögen  aus  der  Ruhelage 
mit  Zugkraft  anzugehen,  es  ist  das  einer  der  wesentlichsten  Vorzüge  der 
Mehrphasen-Motoren  gegenüber  den  einphasigen  Motoren.  Bei  dem  Ent- 
würfe von  Mehrphasen-Motoren  liegt  nun  eine  besondere  Schwierigkeit 
darin,  dieselben  so  zu  dimensioniren,  dass  beim  Anlaufe  eine  im  Ver- 
hältniss  zum  Wattverbrauche  grosse  Zugkraft  erzeugt  wird,  und  zwar 
deswegen,  weil  sich  die  Bedingungen  für  den  Anlauf  mit  grosser  Zugkraft 
und  für  den  Arbeitsgang  mit  grossem  Wirkungsgrade  zum  Theil  wider- 
sprechen. Ich  werde  daher  zunächst  untersuchen,  von  welchen  Bedingungen 


<lie  Anzugskraft  oder  das  Anzugsmoment  des  Motors  abhängt  und  setze 
dabei  voraus,  dass  sowohl  das  inducirende  oder  primäre  als  das  indudrte 
oder  secundäre  System  in  der  Ruhelage  festgehalten  werde. 

Als  Beispiel  soll  ein  Dreiphasen-  oder  Drehstrom-Motor  angenommen 
werden«  In  Fig.  i  ist  ein  solcher  Motor  schematisch  dargestellt,  derselbe 
ist  zweipolig  imd  die  Winkel  der  drei  Phasen  I,  II  und  III  sind  o^,  1 20^ 
und  240®.  Die  Feldwicklung;  besteht  aus  6  Spulen,  zwei  gegenüber  liegende 
Spulen  gehören  zu  derselben  Phase,  so  dass  die  Phasendifferenz  der 
Ströme  von  zwei  benachbarten  Spulen  60^  beträgt.  Der  Anker  oder 
Inductor  (A)  enthält  eine  Anzahl  in  sich  kijrz  geschlossener  Spulen.  In 
der  Figur  sind  vier  solche  Spulen  angenommen. 


* offlT 


Fig.  I. 

Der  Winkel,  den  zwei  benachbarte  Spulen  des  Inductors  miteinander 

einschHessen,  ist  =  — ,  \md  die  in  denselben  durch  das  Drehfeld  inducirten 
4 

IC 

Ströme  haben  daher  eine  Phasendifferenz,  die  =  -  und  die  Zahl  der  Phasen 

4 
ist  =  4. 

Es  bezeichne  allgemein: 

E^  die  Amplitude  der  primären  E.  M.  K.  zwischen  den  Enden  einer 
Phase  (in  Fig.  i  z.  B.  zwischen  i  und  o  und  bei  Dreieckschaltung 
zwischen  I  imd  II  oder  I  und  III); 

^  =^  £1  :  Y^  die  mittlere  E.  M.  K. ; 
Jj  die  Amplitude  des  primären  Stromes  pro  Phase; 
J^  =  Jj  :  |/^2  den  mittleren  Werth  dieser  Stromstärke; 
Pj^  =  2  IC  f4,  worin  Hj  die  Periodenzahl  des  Primärstromes  pro  Secunde; 
Ij  den  Coöffidenten  der  Selbstinduction  des  primären  Stromkreises 
pro  Phase; 

Bj  den  Widerstand  des   primären  Stromkreises  pro  Phase; 
9i  den  Winkel  der  Phasenverschiebung  zwischen  J^  und  E^\ 


JS\  die  Anzahl  Drähte  pro  Phase,  auf  dem  dem  Anker  zugekehrten 
Umfenge; 

Wi  der  im  primären  Kupfer  verbrauchte  Effect  in  Watt; 
m^  die  Zähl  der  primären  Phasen; 
/       E2  die  Amplitude  der  in  einer  secundären  Phase  inducirten  E.  M.  K. ; 
E^  =  E^:  1/2  die  mittlere  E.  M.  K. ; 
J2  ^i®  Amplitude  der  zugehörigen  Stromstarke; 
J2  =  J2:  }/ 2  die  mittlere  Stromstärke; 
P2  =  — '■ — -  die  Winkelgeschwindigkeit  der  Ankerwindungen,  wenn  n^ 

die  Tourenzahl  des  Ankers  pro  Minute  (für  zwei  Pole); 

X2  den  Coöfficienten    der  Selbstinduction    einer    secundären    Phase; 

i?2  den  Widerstand  pro  Phase ; 

^2   den  Winkel  der  Phasenverschiebung  zwischen  -Cg  ^^^  *^2> 

iVg  die  Anzahl  Drähte  pro  Phase  auf  dem  dem  Felde  zugekehrten 
Umfange; 

W2  der  im  secundären  Kupfer  inducirte  Effect  in  Watt; 

mg    die  Zahl  der  secundären  Pliasen; 

Äj  die  maximale  Intensität  pro  cm^  desjenigen  Magnetfeldes,  welche 
eine  primäre  Phase  allein  erzeugen  würde; 

h2  dasselbe  für  eine  secundäre  Phase; 

H^  die  Intensität  des  als  homogen  vorausgesetzten,  resultirenden 
primären  Drehfeldes  pro  cm^; 

H2  die  Intensität  des  als  homogen  vorausgesetzten,  resultirenden 
secundären  Drehfeldes  pro  crn^\ 

/2  die  Fläche  einer  Ankerwindung  in  cm^] 

M  den  Maximalwerth  des  CocfHcienten  der  gegenseitigen  Induction 
zwischen  einer  Phase  der  primären  und  einer  Phase  der  secimdären 
Wickelung ; 

D  das  auf  den  Anker  ausgeübte  Drehmoment  in  Watt; 

Wdie  Leistung  des  Motors  in  Watt. 

Wir  machen  die  Voraussetzung,  die  Sättigung  der  Eisenkerne  sei 
so  gering,  dass  die  Coöfficienten  jL^,  X2  und  M  als  constant  angesehen 
werden  können.  Unter  h^  und  H^  sind  nur  diejenigen  Kraftlinien  zu  ver- 
stehen, welche  in  den  Anker  eintreten.  Die  Stromstärken  und  die  elektro- 
motorischen ICräfte  sollen  eine  einfache  Sinusfunction  der  Zeit  sein. 

Die  Feldintensitäten  ^i  dürfen  den  momentanen  Stromstärken  4  =  J^ 
sin  pt  proportional  gesetzt  werden.  Unter  der  annähernd  zutreffenden 
Voraussetzung,  dass  sich  die  magnetischen  Kräfte  nach  dem  Gesetze  des 
Parallelogrammes  zusammensetzen  lassen,  zerlegen  wir  die  Conlponenten  h^ 
in  die  Richtung  von -zwei  zu  einander  senkrechten  Axen.  In  Anwendung 
auf  Fig.  I  erhdten  wir  für  drei  Phasen  in  der  Richtung  der  X  Axe 
h^  sin  p^t  —  h^  cos  60^  .  sin  (jp^t  —  120^)  —  h^  cos  60^  .  sin  (p^t  —  240^) 


In  der  Richtung  der  Y  Axe 

Äi  cos  30^  .  sin  (p^i  —  I20<^)  —  h^  cos  30^^ .  sin  (p^t  —  240^) 


= 

3 
2 

h 

.  sin  p^L 

ce 

120«) 

—  h^  cos  30^^ 

sin 

(i>i« 

= 

3 
2' 

Äj .  cos  p^t 

«.=ni»' 


Die  Resultirende  wird  in  jedem  Momente 

sinpM  -hßh^cospM  =^'h   •     ••    •    0 

Das  resultirende  Magnetfeld  ist  somit  von  constanter 
Stärke  und  rotirt  mit  der  Winkelgeschwindigkeit  p^. 

In  Fig.  I  sind  die  momentanen  Stromrichtungen  durch  Pfeile  markirt ; 
nimmt  der  Strom  der  Phase  I  zu  und  in  II  ab,  so  rotirt  das  Drehfeld  im 
Sinne  des  Uhrzeigers. 

Ist  nun  die  Zahl  der  Phasen  allgemein  =  m^  und  der  Phasenunter- 
schied der  Ströme  benachbarter  Spulen  =  ic :  Wj  so  wird 

^.=? •^ 2) 

Es  ist  auch 

f^.h^  =  M.J^  .     .     .     .     .     .     .     .     .     3) 

daher 

/2H,  =  ^.Jilf 4) 

Um  ein  Drehfeld  von  derselben  Intensität  H^  zu  erhalten,  können 
wir  demnach  die  periodischen  Stromstärken  der  m^  Phasen,  deren  Ampli- 
tude :=  Jx,  durch  eine  constante  Stromstärke  einer  einzigen  Phase  ersetzt 
denken,  der  Werth 

-?.'. 5) 

und  deren  Windungen  mit  der  Winkelgeschwindigkeit  p^  rotiren. 

Das  Drehfeld  Hj  indudrt  in  den  Windungen  des  feststehend  ge- 
dachten Ankers  Wechselströme,  deren  Amplitude  =  J2.  Jede  Phase  des 
Ankers  erzeugt  daher  ein  periodisches  Magnetfeld,  dessen  maximale  Inten- 
sität =  ^.  Diese  periodischen  Magnetfelder  mit  dem  Phasenunterschiede 
7c:ni2,  liefern  als  Resultante  ein  zweites  Drehfeld,*)  das  nach  Gleichung  5 
die  constante  Stärke 

H.  =  '^'-h 6) 

hat.    Dasselbe  beschreibt   mit  der  Winkelgeschwindigkeit  p^  während  der 

IC 

Dauer  einer  Periode  eine  volle  Umdrehung  und  bleibt  um  — |-  ^2  hinter 

dem  Drehfelde    H^    zurück    und    inducirt    im    primären    Stromkreise    die 
Gegen-E.  M.  K. 

^g  =  i>i.^2-/2  sin  ^p<— (l+cfajj    .     .     .     •     •     7) 

Nun  ist 

/g  /12  =  MJ2 
daher 

f,.H,  =  '^^.M.J, 8) 

Wir  können  uns  somit  das  Drehfeld  ifg  durch  eine  constante  Strom- 
stärke, deren  Werth 

m 

~~  2 


'  J2 9) 


♦)  Vcrgl.  hierüber  J.  Sahulka,  »Elcktrotech.  Zeitschr."   1892. 


10 


erzeugt  denken,  welche  in  einer  einzigen  gedachten  Ankerspule  oder 
Phase,  die  mit  der  Richtung  des  Feldes  stets  den  Winkel  92  einschliesst, 
fliesst 

Aus    den    Gleichungen    7    und    9    ergibt    sich    die    Amplitude    der 
Gegen-E.  M.  K. 

m 


E. 


,  p^MJ^ 


10) 


Die    primäre  E.  M.  K.    muss    nun    drei  elektromotorischen  Kräften 
das  Gleichgewicht  halten,  und  zwar 

1.  der  E.  M.  K.,  welche  der  Strom  Jj  im  Widerstände  S^  verbraucht; 
deren  Amplitude 

2.  der  durch    das   primäre  Drehfeld  H^  indudrten  E.  M.  K.,   deren 
Amplitude 

dieselbe  hat  in  Bezug  auf  Ä,  Ji  eine  Phasenverschiebung  von  90^  \ 


Fig.   2. 

3.  der  durch  das  secundäre  Drehfeld  B^  inducirten  Gegen-E.  M.  K, 
deren  Amplitude 

dieselbe  hat  in  Bezug  auf  die  unter  2  angeführte  E.  M.  K.  die  Phasenver- 
schiebung — |-  ^2« 
z 


Wir  tragen  nun  in  Fig.  2 


und  senkrecht  dazu 


Ii^J^z=^A.B 


'^p,L,J,=BC    auf. 


An  die  Verlängerung  von  B  C  legen  wir  den  Winkel  — f-  92  21^  ^^ 


machen 


TTIq 


CD^lf.p^MJ^; 


11 


dann  bestunmt  uns  die  SchiussUnie  CD  die  Amplitude  der  primären 
E.  M.  K,  nach  Richtung  und  Grösse  und  der  Winkel  BAD  den  Winkel  9^ 
der  Phasenverschiebung  zwischen  E^  und  J^. 

Die   von  dem  primären  Drehfelde  im  Anker  inducirte  E.  M.  K.  ist 


E^  =  ^.p,MJ, 


") 


Dieser  E.  M.  K.  halten  zwei  E.  M.  Kräfte  das  Gleichgewicht: 

1.  die  E.  M.  K.,  welche  der  Strom  J2  ini  Widerstände  i?2  verbraucht 
und  welche 

=  ^2^2 

2.  die  E.  M.  K.  welche  das  secimdäre  Drehfeld  H2  in  jeder  Phase 
des  Ankers  inducirt  und  welche 

dieselbe  hat  mit  i?2  J2  den  Phasenunterschied  von  90^. 

Die  drei  E.  M.  Kräfte  bilden,  wie  Fig.  3  darstellt,  ein  rechtwinkeliges 
Dreieck,  der  Winkel  ABC  gibt  die  Phasenverschiebung  zwischen  E^ 
und  «/«. 


9p.^A 


Aus  Fig.  3  folgt 

cos  ?p2  = 


sm  ^2  = 


J2-- 


Fig.  3. 

ty>2 .  p^  I^  . 

„         ^»'^'^^  .4) 


Der  im  Anker  inducirte  Effect  ist 


^2  —  "TT   "^Ä*"^  —       g 


15) 


Dieser  Betrag  muss  gleich  demjenigen  Effecte  sein,  welcher  auf- 
gewendet werden  müsste,  um  den  Anker  mit  der  Winkelgeschwindigkeit  p^ 
in  dem   feststehend    gedachten  Felde    von  der  constanten  Stärke  Hi  zu 


12 

k)tiren.   Wir  finden  daher   das   auf   den  Anker   ausgeübte  Drehmoment, 
wenn  Mrir  obigen  Ausdruck  für  W^  mit  pj  dividiren: 

4 
Zu  demselben  Resultate  gelangen  wir  durch  eine  andere  Rechnung. 
Die  vom  Anker  consumirte  Energie  ist  auch  gleich  dem  primären  Strome 

— i  Jj  multiplidrt  mit  der  Projection  der  Gegen-E.  M.  K.  auf  die  Richtung 

dieses  Stromes.  Somit  nach  Fig.  2 

Werden  die  Werthe  von  J2  und  cos  ^2  eingesetzt,  so  erhalten  wir 
wieder  Gleichung   15. 

Um  mm  die  Abhängigkeit  des  Anzugsmomentes  von  der  primären 
E.  M.  K.  zu  bestimmen,  gehen  wir  von  Fig.  2  aus.  Es  ist 

oder 

E,2=  (i?i  Ji  +  ^  Px  MJ^  cos  ?,)  +  ('-J  >p,  L,  J,  -  "^p,  MJ^  sin  ^gj'i/) 

Unter  Benützung  .der  Gleichung  12,   13  imd  14  wird 


18) 


setzt  man  zur  Abkürzung 

4 

und  führt  den  Werth  von  J^  aus  Gleichung  18  in  die  Gleichung  16  ein, 
so  wird 

D=j^-i L.  ^ z: ^     •    •    20) 


'■^^  (n,^,B,]'+p,^[I!^L,-!^.,L,J 


In  praktischen  Fällen  kann  R.^^  als  klein  gegen  p^^  L^  vernachlässigt 
werden,  wir  erhalten  dann 


Es  bedeutet  aber  M :  L2  das  Uebersetzungs-Verhältniss 
zwischen  einer  primären  und  einer  secundären  Phase,  vorausgesetzt  dass 
sämmtliche  Kraftlinien  des  primären  Systems  das  secundäre  System  schneidea 

In  diesem  Falle  wäre 


M  _  N^ 


L 


'2 


13 


Da  jedoch  die  primäre  und  secundäre  Wickelung  auf  besonderen, 
durch  einen  Luftzwischenraum  getrennten  Eisenkernen  aufgewickelt  sind, 
so  wird  eine  beträchtliche  Streuung  von  Kraftlinien  stattfinden.  Bei 
stillstehender  Armatur,  bezüglich  beim  Angehen  des  Motors,  erreicht  die 
Streuung  ihr  Maximum,  weil  die  Erregung  des  Feldes  ebenfalls  ein 
Maximum  ist. 

Der  Betrag  der  Streuung  wird  auch  wesentlich  davon  abhängen,  ob 
Trommel  oder  Ringwickelung  gewählt  wird;  dieselbe  wächst  mit  der 
Grbsse  des  Luftraumes  zwischen  Feld  und  Anker,  mit  der  Zunahme  der 
Induction  im  Feld-  und  Ankereisen  und  in  der  Luft.  Ist  keine  Streuung 
vorhanden,  so  wird 

um  die  Streuung  zu  berücksichtigen,  sei 

m  =  h^L^I^ 21) 

h  heisst  der  Coefficient  der  Streuung,  erst  ist  h  <l  i. 
Es  wird 

g  =  62._i_.:^=52.^^ 22) 


ITIq 


Xa  ^2-^2^ 


Für  diesen  Werth  von  q  und  6  =  i,  d.  h.  wenn  keine  Streuung 
stattfindet,  wird  in  Gleichung  20  das  zweite  Glied  im  Nenner  =  0.  Da 
dieses  Glied  dem  Quadrate  von  p^  proportional  ist  und  im  Zähler  zu  dem 
6^  steht,  so  zeigt  Gleichimg  20,  dass  das  Drehmoment  durch  die 
Streuung  sehr  stark  verkleinert  wird. 

Die  Gleichung   18  lässt  sich  auch  wie  folgt  setzen: 
~  .p,2x^2\ 


Jl2  =  ^^2(2?^2  +  ü^.p^2X^ 

<iividirt  durch 


'i/2Äl 


«2)  + 


+  -\^  'Px'  (ii  I^-M^^  +  Rx'  ÄJ« 


23) 


Setzen    wir   diesen  Werth    von  J^^   in  Gleichung!  6  ein,    so   wird, 
wenn  wir  Äj^iJj*  als  klein  vernachlässigen 


D  =  -i  •  6" .  f^i« .  /^  dividirt  durch 


Pi(lii 


WJ, 


"H  A 


"»2  ^ 


2.11^2^^   +iJ^2.p_^  +  2  62ÄifiJ 


+ 


»»1  W«2 


Pl3  11X3(1— 62)2 


24) 


Für  6=1,  d.  h.  wenn  keine  Streuimg  vorhanden,  wird  das  zweite 
Glied  im  Neimer  =o. 


Das  Glied 


^     mi  Xi   ^     2    m^  2.2  ^       ^2 


wird    für    ein    bestimmtes    Verhältniss    von    L^  :  Xg    ein  Minimum,    und 
zwar  för 


^1  h 
»w«X« 


25) 


14 


oder  für 


....      26) 

Machen  wir  daher  die  Voraussetzung,  dass  b  nahezu  «=  i  so  dass 
das  zweite  GKed  im  Nenner  vernachlässigt  werden  kann,  so  wird  das 
Drehmoment  beim  Angehen  des  Motors  für  das  obige  Uebersetzungs- 
Verhältniss  oder  für  einen  Widerstand  -Bg  laut  Gleichung  26  ein  Maximum. 

Die  Abhängigkeit  des  Drehmomentes  von  R^  und  dem  Ueber- 
setzungs- Verhältnisse  N^  :  N^  lässt  sich  am  besten  graphisch  darstellen. 

Betrachten  wir  in  Gleichung  24  die  Grössen  12^  und  L^:!^  als  die 
einzigen  Variablen  \md  setzen  6=1,  so  wird 


Z)  = 


a  .  JZg 


'     mj  X^    '      »1/12X2^        ^   ^ 


Fig.   4- 

worin  a  eine  Constante  bedeutet. 

IG 

erhält  man  tür  verschiedene  Werthe  von  l?2  die  Curve  A,  Fig.  4. 

100 


^2  '^ 


Für  R,  =  o-i  ^  = 

die  Curve  B. 


m^  L^ 


(Fortsetzung  folgt.) 


Bericht  über  die  Thätigkeit  des  Internationalen  Elektro» 
techniker-Congresses  in  Chicago  1893  betreffend  die  Pest- 
stellung der  Einheiten  für  elektrische  Maasse« 

Washington  D.  C.  6.  Nov.  1893. 

Die  Delegirten  der  Vereinigten  Staaten  für  den  Internationalen  Elektro- 
techniker-Congress,  der  im  August  1893  in  Chicago  abgehalten  wurde, 
unterbreiten  hiemit  einen  kurzen  Bericht  über  die  Beschlüsse  dieses  Con- 
gresses  in  Betreff  der  Feststellung  und  Benennung  der  Einheiten  für  elek- 
trische Maasse.  Die  Verhandlungen  über  diesen  wichtigen  Gegenstand  ob- 
lagen der  „Delegirten-Kammer"  des  Congresses,  die  nur  aus  Mitgliedem 
bestand,  die  ofiiciell  von  ihren  Regierungen  ernannt  wurden.  Nach  einer 
Berathung  mit  den  ersten  Elektrotechnikern  Europas,  war  man  überein- 
gekommen,   dass    ein  einzelner  Staat  höchstens  fünf  Delegirte  entsenden 


15 

könoe  und  diese  Zahl  wurde  den  Vereinigten  Staaten,  Grossbritannien, 
Deutschland  und  Frankreich  zuerkannt.  Die  anderen  Nationen  durften  zwei 
oder  drei,  in  einzelnen  Fällen  nur  einen  Delegirten  entsenden.  Die  Dele- 
girten  waren: 

Vereinigte  Staaten:  H.A.  Rowland,  T.  C.  Mendenhall,  H.  S.  Car- 

hart,  Elihu  Thomson,  E.  L.  Nichols. 
Grossbritannien:      W.      H.      Preece,      W.      E.      Ayrton,     Silvanus 

P.  Tompson,  Alex.  Siemens. 
Frankreich:    E.   Mascart,    T.   Violle,    De    la   Touanne,    Edouard 

Hospitalier,  S.  Leduc. 
Italien:  Galileo  Ferraris. 
Deutschland:  H.  E.  Hermann  v.  Helm  holt  z,  EmilBudde,  A.  Schräder, 

Ernst  Voit,  Otto  Lummer. 
Mexico:  Augustin  W.  Chavez. 
Gestenreich:  J.  Sah  ulk  a. 
Schweiz:  A.  Palaz,  Ren6  Thury. 
Schweden:  M.  Wenn  man. 
Britisch  Nordamerika:  Ormond  Higman. 

Seine  Excellenz  Dr.  H.  v.  Helmholtz  wurde  zum  Ehrenpräsidenten 
des  Congresses  erwählt;  Dr.  Elisha  Gray  war  Vorsitzender  des  allge- 
meinen Congresses  und  Professor  H.  A.  Rowland  war  Vorsitzender 
der  Delegirten-Kammer. 

Die  Sitzungen  der  Kammer  dauerten  sechs  Tage.  Die  Mitglieder 
haben  einstimmig  folgende  Beschlüsse  gefasst 

Beschlüsse. 

Den  einzeben  Regierungen,  welche  durch  Delegirte  am  Inter- 
nationalen Elektrotechniker -Congresse  in  Chicago  vertreten  sind,  möge 
empfohlen  •  werden,  in  formeller  Weise  als  gesetzliche  Einheiten  für  die 
elektrischen  Maasse  die  folgenden  Elinheiten  anzunehmen. 

Als  Einheit  des  Widerstandes  das  internationaleOhm,  welches 
basirt  ist  auf  dem  Ohm,  welches  gleich  ist  iO'9  elektromagnetischen 
Widerstandseinheiten  des  C.  G.  S.  Systemes,  und  welches  dargestellt  ist 
durch  den  Widerstand,  den  ein  imveränderlicher  Strom  in  einer  Queck- 
silbersäule erfährt,  welche  14*4521  Gramm  Masse,  eine  constante  Quer- 
schnittsfläche, die  Länge  von  106*3  cm  und  die  Temperatur  des  schmel- 
zenden Eises  hat. 

Als  Einheit  des  Stromes  das  internationale  Ampere,  welches 
gleich  ist  dem  10.  Theile  der  elektromagnetischen  Stromeinheit  des 
C.  G.  S.  Systemes,  und  welches  für  praktische  Zwecke  hinreichend  genau 
dargestellt  ist  durch  einen  unveränderlichen  Strom,  welcher  beim  Durch- 
gange durch  eine  Lösung  von  Silbernitrat  in  Wasser  bei  Einhaltung  der 
unten*)  angegebenen  Bedingungen  in  jeder  Secunde  0'00iii8<7  Silber 
ausfällt. 

*)  la  der  folgeDden  ErUnternog  ist  unter  Silber- Voltameter  ein  Apparat  verstanden, 
welcher  es  ermöglicbt,  einen  elektrischen  Strom  dnrch  eine  Lötnng  von  SQbernitrat  in 
Wasser  zu  senden.  Das  Silber- Voltameter  mtsst  die  gesammte  Elektricitäts-Menge,  welche 
wihrend  der  Daner  des  £zperimentes  durch  die  Lösung  floss;  wenn  man  diese  Zeit  kennt, 
so  ksnn  man  den  Mittelwerth  des  Stromes  während  dieser  Zeit,  oder  wenn  der  Strom  con- 
sttnt  erhalten  wttrde,  den  Strom  selbst  ermitteln. 

Wenn  man  das  Silber- Voltameter  snr  Messung  von  Strömen  von  ungefähr  i  A.  ver- 
wendet, soll  man  die  folgenden  Anordnungen  treffen: 

Die  Kathode,  auf  welcher  sich  das  Silber  niederschlägt,  soll  die  Form  eines  Platin- 
tiegels  haben  von  nicht  weniger  als  10  om  Durchmesser  und  4  bis  5  ein  Tiefe. 

Die  Anode  soll  eine  Platte  von  reinem  Silber  sein,  die  ungefähr  30  cmS  Fläche  und 
2  oder  3  mm  Dicke  hat. 


16 

Als  Einheit  der  elektromotorischen  Kraft  das  internationale 
Volt,  welches  gleich  ist  einer  elektromotorischen  Kraft,  die  in  unver- 
änderlicher Stärke  auf  einen  Leiter  vom  Widerstände  i  intern.  Ohm 
wirkend,  in  diesem  Leiter  einen  Strom  von  i  intern.  Ampere  erzeugt, 
und  welche  für  praktische  Zwecke  hinreichend  genau  dargestellt  ist  durch 

den tenTheilder  elektromotorischen  Kraft,  welche  zwischen  den  Polen 

1434 
des     als    Clark-Elementes     bekannten    hydroelektrischen    Elementes    bei 
15^  Celsius  besteht,    wenn  dieses  Element   nach   der  unten  angegebenen 
Anweisung*)  verfertigt  ist. 

Als  Einheit  der  Elektricitäts-Menge  das  internationale  Cou- 
lomb, welches  gleich  ist  der  Elektricitäts-Menge,  welche  dem  Strome 
von  I  intern.  Ampere  in  einer  Secunde  entspricht. 

Als  Einheit  der  Capacität  das  internationale  Farad,  weldies 
gleich  ist  der  Capacität  eines  Condensators,  welcher  durch  die  Eldrtri- 
citäts-Menge  von  i  intern.  Coulomb  zum  Potentiale  von  i  intern.  Volt 
geladen  wird. 

Als  Einheit  der  Arbeit  das  Joule,  welches  gleich  ist  10*7  Arbeits- 
einheiten des  C.  G.  S.  Systemes,  und  welches  fiir  praktische  Zwecke 
hinreichend  genau  dargestellt  ist  durch  die  Arbeit,  welche  i  intern.  Am- 
pere in  I  internat,  Ohm  in  der  Seomde  verbraucht. 

Als  Einheit  der  Arbeitsstärke  (des  Arbeitseffectes)  das  Watt, 
welches  gleich  ist  107  Arbeitseinheiten  des  C.  G.  S.  Systemes  und  welches 
für  praktische  Zwecke  hinreichend  genau  dargestellt  ist  durch  die  Arbeits- 
stärke von  I  Joule  in  jeder  Secunde. 

Als  Einheit  der  Induction  das  Henry,  welches  gleich  ist  der  In- 
duction  eines  Stromkreises,  in  welchem  die  E.  M.  K.  von  i  intern.  Volt 
indudrt  wird,  wenn  der  inducirende  Strom  sich  um  i  Ampere  in  der 
Secunde  ändert. 

Die  Kammer  kam  auch  zu  dem  Elntschlusse,  dass  man  gegenwärtig 
eine  Einheit  des  Lichtes  weder  empfehlen  noch  annehmen  könne. 

Ein  ausführlicherer  Bericht  der  Thätigkeit  der  Kammer  wird  bald 
veröffentlicht  werden. 

H.  A.  Rowland,  T.  C.  Mendenhall,   H.  S.  Carhart, 
Elihu  Thomson,  E.  L.  Nichols. 


Diese  Platte  ist  horizontal  in  der  Flüssigkeit  nahe  dem  Nivean  der  Lösang  von  einem 
Platindrahte  gehalten,  welcher  durch  zwei  in  gegenüberliegenden  Ecken  der  Platte  ange- 
brachten Löchern  durchgeht.  Um  zn  verhüten,  dass  Silbertheilchen,  die  von  der  Anode 
abbröckeln,  auf  die  Kathode  fallen,  soll  man  die  Anode  mit  reinem  Filterpapier  nmhüllenf 
weichet  an  der  Rückseite  mit  Siegellack  zu  befestigen  i&t. 

Die  Lösung  soll  eine  neutrale  Lösung  von  reinem  Silbemitrat  sein;  anf  15  Ge- 
wichtstheile  des  Nitrates  sollen  85  Gewichtstheile  Wasser  entfallen. 

Der  Widerstand  des  Voltameters  ändert  sich  ein  wenig  in*Folge  des  durchgehenden 
Stromes.  Um  zu  verhindern,  dass  diese  Aendeiung  einen  grossen  Einfluss  auf  die  Strom« 
stärke  hat,  soll  man  ausser  dem  Voltameter  noch  einen  Widerstand  in  den  Stromkreis  ein- 
schalten. Der  gesammte  metallische  Widerstand  des  Stromkreises  soll  nicht  kleiner  sein  als 
10  Ohm. 

*)  Ein  aus  den  Herren  Helmholtz,  Ayrton  und  Carhart  bestehendes 
Ccmit^  wurde  ermächtigt,  die  speclelle  Beschaffenheit  des  Clatk-Elementes  festzustellen.  Der 
Bericht  dieses  Comit^s  ist  noch  nicht  erschienen. 


_  17 

Regulativ  betreffend  die  elektrischen  Bahnen. 

(Entwarf  über    ein    vom  Board    of  Trade  vorgeschlagenes,    der  Tramway-Acte 

anzufügendes  Gesetz.) 

I.  Jede  als  Generator  za  Tractiposzwecken  construirte  ^Dynamo" 
soll  von  solcher  Type  und  Bauart  sein,  dass  sie  einen  constanten,  gleich- 
gerichteten Strom  liefert.*) 

2.  Eine  der  beiden  zur  Transmission  vom  Generator  angewendeten 
Leitungen  muss  durchgängig  und  in  jedem  Falle  i  s  o  1  i  r  t  sein  und  heisst 
in  diesem  Schriftstück  die  „Zuleitung^  ;  die  andere  kann  entweder  ebenfalls 
isolirt  sein  oder  sie  kann  in  solchen  Theilen  und  in  jenem  Ausmaasse,  wie 
es  nachfolgend  erörtert  und  bezeichnet  wird,  nichtisolirt  sein  und  heisst 
in  diesem  Schriftstücke  die  „Rückleitung". 

3.  Wo  immer  Schienen,  auf  denen  Wagen  laufen  oder  wo  immer  Leiter, 
welche  zwischen  den  Schienen  zu  liegen  kommen,  Theile  der  Rückleitung 
bilden,  brauchen  dieselben  nicht  isolirt  zu  sein ;  alle  anderen  Rück- 
leitungen  oder  Theile  derselben  müssen  isolirt  sein. 

4.  Wo  ein  nichtisolir  ter,  einen  Theil  der  Rückleitung 
bildender  Leiter  zwischen  den  Schienen  liegt,  muss  derselbe  elektrisch  mit  den 
Schienen  in  Abständen,  die  lOO  Fuss  engl,  nicht  übersteigen,  verbunden 
sein,  u.  zw.  mittelst  Kupferstreifen,  deren  Schnittfläche  (sectional  area) 
mindestens  ^j^  Quadratzoll  betragen  muss  oder  durch  andere  Mittel  gleicher 
Leitungsfähigkeit. 

5.  Wenn  ein  Theil  der  Rückleitung  nicht  isolirt  ist,  so  muss  dieselbe 
mit  dem  negativen  Pol  des  Generators  verbunden  sein ;  in  einem  solchen 
Falle  muss  dieser  negative  Pol  ebenfalls,  u.  zw.  direct  über  einen  später 
erwähnten  Stromanzeiger,  zu  zwei  separaten  Erdverbindungen  geführt  sein, 
welche  nicht  weiter  als  20  Yards  abstehen.**) 

Es  kann  auch  statt  zweier  solcher  Erdverbindungen  die  Tramway-Unter- 
nehmung  mit  Genehmigung  der  betreffenden  Gesellschaft  eine  Verbindung 
zu  einem  Wasserrohr  machen,  dessen  innerer  Durchmesser  nicht  weniger  als 
4  Zoll  misst. 

Solche  Erdverbindungen  müssen  so  construirt,  geführt  und  in  Stand 
gehalten  werden,  dass  eine  sichere  Berührung  mit  der  ganzen  Erd- 
masse (general  mass  of  earth)  hergestellt  ist,  und  zwar  so,  dass  eine 
4  Volts  nicht  übersteigende  elektromotorische  Kraft  hinreichen  soll,  einen 
von  einer  Erdverbindung  zur  anderen  fliessenden  Strom  von  mindestens 
2  Amperes  zu  erzeugen.  Eine  solche,  auf  Verificirung  dieses  Zustandes 
abzielende  Messung  hat  mindestens  einmal  im  Monat  vorgenommen  zu 
werden. 

Wo  irgend  ein  Theil  einer  Erdverbindung  weniger  als  6  Fuss  von 
einem  Gas-  oder  Wasserrohr  entfernt  ist  und  die  Unternehmung  nicht 
im  Stande  ist,  die  Erlaubniss  zum  Anschluss  dieser  Erde  an  das  Rohr  zu 
erlangen,  muss  dieselbe  für  einen  Schirm  oder  Schutz  derart  Vorsorgen, 
dass  kein  Strom  zwischen  der  Erdverbindung  und  dem  Rohre  fliessen  darf, 
der  nicht  mindestens  6  Fuss  Erde  zu  passiren  hat. 

6.  Wenn  die  Rückleitung  zum  Theile  oder  ganz  aus  isolirtem 
Materiale  besteht,  so  hat  die  Unternehmung  folgenden  Anordnungen  zu 
entsprechen  : 

a)  Es  muss  die  nicht  isolirte  Rückleitung  von  der  allgemeinen  Erd- 
masse und  von  jedem  Gas-  oder  Wasserrohr  der  Nachbarschaft 
separirt  sein. 

*)  Das  Board  of  Trade  fasst  die  Herausgabe  eines  Regulativs  in's  Auge, 
welches  die  Anwendung  von  Wechselstrom  für  Tractionszwecke  behandelt. 

♦*)  Aus  der  Fassung  im  Englischen  ist  nicht  ersichtlich,  ob  dieses  Maass  sich  auf 
den  Abstand  der  Erdverbindungen  voneinander  oder  vom  Pol  bezieht. 

2 


18 

b)  Die  verschiedenen  Tbeile  der  Schienen  müssen  miteinander  verbunden 

werden  (connect  together). 
cj  Es  müssen  Mittel  getroffen  werden,  die  durch  den  Strom  erzeugten 
Potentialdifferenzen  zwischen  verschiedenen  Theilen  der  nicht  isolirten 
Rückleitung  zu  reduciren. 
dj  Die  Wirksamkeit  der  Erdverbindungen,  wie  sie  in  vorgenannten  An- 
ordnungen gesichert  ist,  muss  aufrecht  erhalten  bleiben  und  folgende 
Bedingungen  erfüllen  : 

I.  Der  von  der  Erde  zum  Generator  gehende  Strom  darf  die 
Intensität  von    IG  Amp.  nicht  überschreiten. 

IL  Wann  und  wo  immer  zwischen  der  nicht  isolirten  Rückleitung 
und  zwischen  irgend  einem  Gas-  oder  Wasserrohr  der  Nachbarschaft 
ein  Galvanometer  oder  ein  Stromanzeiger  eingeschaltet  wird,  so  soll 
ein  Strom,  wenn  er  überhaupt  eintritt,  von  der  Rückleitung  zum 
Rohre  —  aber  nicht  in  entgegengesetzter  Richtung  fliessen. 

III.  Unter  den  in  II.  specificitten  Bedingungen  soll  die  Umkehrung 
des  irgend  vorhandenen  Stromes  durch  Einschaltung  von  blos  drei 
Leclanche-Elementen  in  Serie  möglich  sein. 

Behufs  Verificirnng  der  in  I.  aufgestellten  Bedingung  muss  die 
Unternehmung  in  gut  sichtbarer  Position  ein  geeignetes,  gut  brauch- 
bares und  gut  bemerkliches  Strom-Anzeige-Instrument  einschalten  und 
dasselbe  eingeschaltet  erhalten,  so  lange  die  Linie  geladen  ist. 

Jeder  Besitzer  eines  Gas-  oder  Wasserrohres  soll  berechtigt  sein, 
von  der  Unternehmung  die  Erlaubniss  zu  erhalten,  die  Erfüllung  der 
in  II.  und  III.  formulirten  Bedingungen  zu  prüfen. 

7.  Wenn  ein  Theil  der  Rückleitung  oder  die  ganze  Rückleitung  aus 
nicht  isolirtem  Materiale  besteht,  so  muss  deren  elektrischer  Widerstand 
mindestens  einmal  vierteljährig  gemessen  werden.  Wenn  bei  einer  solchen 
Messung  eine  i5Vo^'ge  Widerstandserhöhung  über  die  bei  Concessionirung 
der  Bahn  bewilligte  Zahl  der  Ohms  stattgw.anaen,  dann  muss  die  Unter- 
nehmung sofort  alle  Mittel  zur  Wiederherstellung  des  bewilligten  Wider- 
stands-Ausmaasses  der  Rückleitung  ergreifen  und  dieselben  durchführen. 

8.  Jede  elektrische  Verbindung  mit  einem  Gas-  oder  Wasserrohr  soll 
leicht  zugänglich  und  leicht  zu  besichtigen  sein ;  dieselbe  muss  ebenfalls 
mindestens  einmal  in  drei  Monaten  geprüft  werden. 

9.  Jede  Z u  1  e i t u  n g  und  jede  Rückleitung  hat  in  Sectionen  her- 
gestellt zu  sein,  deren  Länge  eine  halbe  engl.  Meile  nicht  überschreiten 
darf;  es  müssen  Vorkehrungen  getroffen  sein,  jeden  dieser  Abschnitte 
isoliren  zu  können. 

10.  Die  Isolation  der  Zuleitung,  der  Rückleitung,  (wenn  letztere  isolirt 
ist)  der  Speiseleitung  und  jeder  Zuführung  soll  so  gehalten  sein,  dass  pro 
engl.  Meile  der  Tramway  kein  grösserer  Stromverlust  als  ^/iqq  Ampere 
eintreten  darf.  Dieser  Stromverlust  soll  täglich  festgestellt  sein  vor  oder 
nach  der  Betriebseröffnung,  wenn  die  Leitung  voll  belastet  ist.  Wenn 
irgendwann  gefunden  wird,  dass  der  Stromverlust  ^/^q  Ampere  pro  engl. 
Meile  übersteigt,  dann  muss  der  Betrieb  der  Wagen  eingestellt,  der  Fehler 
localisirt  und  beseitigt  werden. 

11.  Die  Isolation  der  Zuleitung,  Rückleitung,  dann  die  der  Speiselcitung 
und  der  Zuführungslcitung,  wenn  dieselben  unterirdisch  liegen,  darf  pro 
engl.  Meile  nicht  unter  10  Meg-Ohms  sinken.  Dieser  Isolationsstand  muss 
mindestens  einmal  in  einem  Monate  sichergestellt  sein. 

12.  Wenn  in  irgend  einem  Falle  und  irgend  einem  Theile  der  Tram- 
way die  Zuleitung  oberirdisch  und  die  Rückleitung  auf  oder  unter  Erde 
geführt  ist  und  wo  irgend  welche  Leitungen  für  andere  Zwecke 
vor  Herstellung    jener    der  Tramway  gehörenden  Linien    bestanden    haben, 


19 

welche  mit  der  Tramwayleitung  g^anz  oder  nahezu  parallel  verlaufen,  dann 
mass  die  Tramway-UnternehmuDgr,  wenn  es  von  einem,  mehreren  oder  allen 
Besitzern  dieser  früher  bestandenen  Linien  verlangt  wird,  gestatten,  dass 
in  die  Tramwayleitungen  Inductions-Apparate  oder  andere  Apparate  ein- 
geschaltet werden  dürfen,  welche  die  Induction,  die  von  den  Tramwaylinien 
aasgeht,  verhüten  sollen. 

13.  Jede  isolirte  Tramway-Rückleitung  soll  möglichst  parallel  zu  und 
nicht  weiter  als  drei  Fuss  von  der  Zuleitung  geführt  werden,  wenn  Z  u-  und 
ROckleitung  oberirdisch  hergestellt  sind ;  wenn  sie  aber  beide  unter- 
irdisch geführt  sind,  dann  genügt  ein  Abstand  von   18  Zoll. 

14.  Bei  Entwurf,  Verbindung  und  beim  Betrieb  der ^  Speiseleitungen 
soll  jede  schädigende  Beeinflussung  schon  existirender  Drähte  vermieden 
werden. 

15.  Die  Tramway-Unternehmung  soll  ihre  Anlage  so  herstellen  und 
in  Stand  halten,  dass  ein  guter  Contact  zwischen  den  Motoren  einer- 
und den  Leitungen  (Zu-  und  Rückleitung)  andererseits  gesichert  und  das 
Punkensprühen  verhütet  sei,  welches  zwischen  den  aneinander  schleifenden 
oder  rollenden  Theilen  vorkommen  könnte. 

16.  Beim  Wagenbetrieb  soll  der  Strom  regulirt  werden  können 
und  soll  der  hiezu  verwendete  Rheostat  mindestens  20  Abtheilungen  ent- 
halten ;  wird  eine  andere  Regulirungsmethode  angewendet,  so  soll  dieselbe 
eine  gleich  allmälige  Variation  des  Stromes,  wie  die  genannte,  sichern. 

17.  Bei  den  Generatoren  und  Motoren  hat  die  Unternehmung  alle 
raisonnablen  Vorsichten  gegen  das  Funkensprühen  zu  treffen. 

18.  Wenn  die  Zu-  oder  Rückleitung  in  einen  Canal,  eine  Rinne 
oder  einen  Graben  eingebettet  wird,  dann  sind  folgende  Bedingungen 
2u  erfüllen: 

a)  Der  Graben  muss  leicht  inspicirbar  und  leicht  zugänglich  sein,  so 
dass  die  Leitungen,  die  Isolatoren  und  Stützen  leicht  in  Augenschein 
genommen  werden  können. 

b)  Er  soll  so  construirt  sein,  dass  Schmutrabfälle,  Wasser  etc.  leicht  zu 
beseitigen,  ja  dass  die  Ansammlung  solcher  Dinge  nicht  gut  möglich  sei. 

c)  Der  Canal  ist  mit  solchem  Gefälle  anzulegen,  dass  eindringende 
Schmutzwässer,  Jauchen  etc.  sich  selbsttliätig  oder  unter  Anwendung  von 
Wasser  derart  entfernen  lassen,  dass  die  Flüssigkeiten  niemals  das 
Niveau  der  Leitungsdrähte  erreichen  können. 

d)  Wenn  die  unterirdischen  Leitungen  in  Metall  (Röhren  oder  Kästen) 
geführt  sind,  so  sollen  alle  getrennten  l'heile  so  verbunden  werden, 
dass  ein  guter  Durchgang  des  elektrischen  Stromes  durch  die 
metallische  Continuität  gesichert  sei;  wo  die  Schienen  als  Rückleitung 
dienen,  dort  müssen  dieselben  metallisch  gut  mit  jenen  Röhren  ver- 
bunden werden ,  und  'zwar  mittelst  Metallstreifen  von  mindestens 
V16  Quadratzoll  Querschnittsfläche,  oder  durch  gleich  gut  leitende 
Mittel,  und  zwar  in  Abständen,  welche  lOO  Fuss  nicht  überschreiten. 
Wo  die  Rückleitung  in  j;ut  isolirtem  Zustande  innerhalb  jener  Metall- 
röhren-Gehäuse  (conduit)  geführt  ist,  da  muss  mit  diesen  letzteren 
eine  Verbindung  mit  Erde  in  der  Krafterzeugungs  -  Station  über 
ein  Galvanometer  von  hohem  Widerstände  hergestellt  sein,  welches 
geeignet  ist,  einen  Contact  dieser  Röhren  oder  Kästen  mit  der  Zu- 
oder  mit  der  Rückleitung  zur  Anzeige  zu  bringen. 

e)  Wenn  die  Zu-  oder  Rückleitung  oder  beide  in  einer  nichtmetallischen 
Umhüllung  unterirdisch  geführt  sind,  welche  auch  für  Feuchtigkeit, 
nicht  undurchdringlich  ist,  und  diese  Umhüllung  (conduit)  ist  in  einer 
weniger  als  6  Fuss  betragenden  Entfernung  von  einer  Gas-  oder 
Wasserröhre  geführt  oder  gelegt,    so  muss  eine  nichtleitende  Schutz- 

2* 


20 

oder  Scbirmvorricbtung  zwischen  die  Umhüllung  und  die  Gas-  oder 
Wasserrohre  aus  solchem  Materiale  und  in  solchen  Dimensionen 
angebracht  werden,  dass  der  Strom  (die  Ableitung)  eine  Erdschichte 
von  mindestens  6  Fuss  passiren  muss. 

19.  Die  Tramway  -  Unternehmung  hat  nachfolgende  Aufzeichnungen, 
welche  ihr  System  und  den  Betrieb  betreffen,  zu  machen ;  diese  Aufzeich- 
nungen sind  —  über  Verlangen  —  dem  Board  of  Trade  vorzuweisen. 

Tä  g  1  i  c  he  A  u  f  ze  ic  h  n  u  ng  e  n: 
Zahl  der  laufenden  Wagen. 
Maximum  ^g^es  Betriebsstromes. 
Maximum  der  Betriebsspannung. 
Maximum  der  Ableitung  (Punkt   10). 
Maximum  des  sub  6,  Bedingung  I    charakterisirten  Stromes. 

Monatliche  Aufzeichnungen: 
Beschaffenheit  der  £rd Verbindungen  (Punkt  5). 
Isolationszustand  der  Leitungen    (Punkt   1 1). 

Vierteljährige  Aufzeichnungen: 
Widerstand  der  Rückleitungen  (Punkt   7). 

Leitungsfähigkeit  der  Verbindungen  zu  den  Gas-  und  Wasser- 
röhren (Punkt  8). 

Gelegentliche  Aufzeichnungen: 
Jede    unter  Beobachtung    des  Punktes  6  (II    und    III)    vorgenommene 

Wahrnehmung. 

Beseitigung  von  Ableitungen ;  Dauer  der  Fehler. 

Jede  die  Anlage,  sowie  den  elektrischen  Betrieb  derselben  betreffende 

Wahrnehmung.  D.  R. 

Der    Doppelgegensprecher    für    Dynamobetrieb    von 

F.  W.  Jones. 

In  der  Anmerkung  auf  S.  345  dieses  Jahrganges  habe  ich  einen 
Doppelgegensprecher  für  Dynamobetrieb  erwähnt,  welchen  der  Elektriker 
F.  W.  Jones  der  Postal  Telegraph- Gable  Co.  in  New- York  1885  für 
diese  Gesellschaft  entworfen  hat  und  welcher  mit  Erfolg  auf  Leitungen  aller 
Art  und  von  verschiedenster  Länge  benützt  wird.  Derselhe  gehört  zu  den 
Doppelgegensprechern  mit  Polwechseln.  Bei  diesen  Doppelgegensprechern 
liegt,  wie  a.  a.  O.  angegeben  worden  ist,  die  „innere  Schwäche*  in  der 
Fälschung  und  Verstümmelung  der  von  dem  neutralen  oder  unpolarisirten 
Relais,  das  nur  auf  die  stärkeren  Ströme  von  beiderlei  Richtung  anzusprechen 
hat,  aufzunehmenden  Zeichen.  Jones  hat  dieselbe  in  eigenartiger  Weise 
zu  beseitigen  gewusst,  wie  aus  der  nachfolgenden  Beschreibung  seines 
Doppelgegensprechers,  bei  welcher  wiederum  (wie  auf  S.  346  ff.)  der  gebende 
Theil  des  Amtes  von  dem  empfangenden  getrennt  dargestellt  und  besprochen 
werden  mag,  hervorgehen  wird. 

In  Fig.  I  ist  die  Anordnung  der  Geber  skizzirt.  Die  beiden  Geber 
Tj  und  T^  werden  (ebenso  wie  S.  346  Fig.  i)  nicht  unmittelbar  mit  der 
Hand  in  Tbätigkeit  versetzt,  vielmehr  werden  durch  die  Handtaster  nur 
locale  Ströme  durch  die  Elektromagnete  m^  und  tTig  gesendet  und  erst  die 
Ankerhebel  dieser  Elektromagnete  entsenden  die  Telegraphirströme  von  q 
aus  in  die  Telegraphenleitung  L.  Während  der  Geber  T^  die  Richtung  des 
Telegraphirstromes    zu    verändern  hat,    soll   Tg  dessen  Stärke    beeinflussen. 


21 


Die  beim  Telegraphiren  lur  Verwendung  kommenden  Ströme  haben 
die  Stärke  i^  =  —  i  während  der  Ruhelage  beider  Taster,  iS^  =  -j-  i 
beim  Arbeiten  des  Gebers  T^^  S^  =  —  3  beim  Niederdrücken  des  zweiten 
Tasters  und  S^  =  -(-  3,  während  die  Ankerhebel  beider  Geber  von  m^ 
und  m^  angeaogen  sind.  Weil  nun  die  als  Stromquellen  benutzten  Dynamo 
gleichzeitig  für  mehrere  Doppelgegensprecher  mit  Leitungen  von  ungleicher 
Länge  und  verschiedenem  Widerstände  dieTelegraphirströme  liefern  sollen,  wird 
für  jede  der  vier  Stromstärken  eine  besondere  Dynamo  aufgestellt.  Die  eine 
Bürste  der  4  Dynamo  JOq,  D^,  2>2  und  D^  ist  an  Erde  E  gelegt,  von  der 
zweiten  Bürste  einer  jeden  Dynamo  dagegen  führt  ein  Draht  durch  einen 
entsprechenden  Widerstand  Wq,  w?j,  w^  und  w^  nach  einem  der  vier  Contacte 
eines  Umschalters  ü  mit  vier  Kurbeln,  von  denen  die  vier  Drähte  d^,  d^y  rfg 
und  d^  weiter  gehen  und  zwar  nach  den  vier  Contacten  des  als  Polwechsel 
dienenden  Gebers  Tj.  Der  um  x^  drehbare  Ankerhebel  von  7\  besteht  aus 
zwei  bei  1  gegen  einander  isolirten  Theilen,  von  denen  der  eine  p  zwischen 


Fig.    I. 

den  Stellschrauben  v^  und  v^  spielt,  während  der  andere  h  auf  die  beiden 
federnden  Hebel  fo  und  fj  wirkt  und  dieselben  bei  seiner  Bewegung  von 
ihren  Anscblagschrauben  entfernt ;  bei  dieser  Bewegung  tritt  jedoch  eine 
Unterbrechung  des  Strom  weges  nach  dem  Drahte  j  hin  niemals  ein,  vielmehr  ver- 
bindet dieser  Theil  h  des  Hebels  stets  j  entweder  mit  f^,  oder  mit  f^  leitend 
verbindet.  Anders  ist  es  bezüglich  der  Stromableitung  in  dem  Drahte  u; 
hier  tritt  stets  für  eine  gewisse  Zeit  eine  Unterbrechung  des  Stromes  ein^ 
während  sich  der  Ankerhebel  von  einer  der  beiden  Stellschrauben  Vg  und  ^3 
^  die  andere  bewegt.  Dies  macht  sich  deshalb  nöthig,  weil  die  Spannung 
an  ^2  und  1^3  eine  so  hohe  ist,  däss  sonst  eine  sehr  störende  Funkenbildung 
auftreten  würde.  Bei  der  Einstellung  der  beiden  Schrauben  v^  und  1^3  ist 
aber  darauf  zu  achten,  dass  ihre  Entfernung  nicht  zu  gross  wird ;  denn 
wenn  die  Zeit,  welche  der  Hebel  braucht,  um  von  einer  zur  anderen  zu 
gehen,  grösser  wäre^  als  diejenige,  welche  der  Strom  in  dem  Stromkreise 
braucht,  um  auf  Null  herabzusinken,  so  würde  dadurch  die  Zeit,  während 
welcher  bei  jedem  Wechsel  in  der  Richtung  des  starken  Stromes  die  zu- 
verlässige Wirkung  des  auf  diesen  Strom  ansprechenden  neutralen  Relais 
gefährdet  wird,  natürlich  noch  vergrösser t. 


22 


Nach  Fig.  i  führt  der  Draht  (Iq  den  Strom  Sq  der  ersten  Dynamo  D^ 
dem  Hebel  /q  ^"»  ^^^  Draht  d^  den  Strom  S^  der  zweiten  Dynamo  D^  dem 
Hebel  f^;  diese  Dynamo  liefern  beide  die  Spannung  loo,  die  erste  jedoch 
einen  negativen,  die  andere  einen  positiven  Strom.  Auch  die  dritte  und 
vierte  Dynamo  führen  durch  die  Drähte  d^  und  d^  den  Contact- 
schrauben  t?2  und  173  einen  Strom  von  gleicher  und  zwar  dreifacher  Stärke 
zu,  aber  wiederum  die  dritte  Dg  einen  negativen  Sg»  ^*^  vierte  D3  dagegen 
einen  positiven  Sg. 

Während  nun  die  Stellung  des  Gebers  T^  darüber  entscheidet,  ob  ein 
positiver  oder  ein  negativer  Strom  Ober  q  der  Telcgraphenleitung  L  zu- 
geführt wird,  hängt  die  Stärke  des  Stromes  von  der  jeweiligen  Stellung 
des  Gebers  Ig  ^^'  Denn  so  lange  der  Ankerhebel  von  Tg,  wie  in  Fig.  i, 
in  seiner  Ruhelange  den  Contacthebel  y  von  der  Contactschraube  i  ent- 
fernt hält,  kann  nur  der  Strom  8q  oder  S^  über  d^  oder  d^  durch  j  über 
Tg  und  y  nach  q  gelangen.  Wenn  dagegen  der  Elektromagnet  rwg  den 
Ankerhebel  anzieht^  so  entfernt  sich  derselbe  von  y  und  gestattet  dem 
Hebel  y,  sich  an  t  zu  legen,  weshalb  jetzt  nur  der  Strom  Sg  oder  S^  von 
Vg  oder  Vq  aus  in  dem  Drahte  u  über  t,  y  und  q  der  Leitung  L  zugeführt 
werden  kann. 


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Fig.    2. 


Der  Draht  q  (Fig.  l  und  2)  endet  zunächst  an  dem  einen  Contacte 
eines  Kurbelumschalters  Ar,  an  dessen  Kurbel  der  Draht  l  geführt  ist  und 
für  gewöhnlich  die  an  der  Linie  L  liegenden  Geber  mit  den  zum  Doppelgcgcn- 
sprechen  angeordneten  Empfängern  verbindet.  Will  man  dagegen  blos  vom 
Doppelsprechen  Gebrauch  machen,  so  stellt  man  die  Kurbel  auf  einen  zweiten 
Coiuact,  welcher  durch  einen  veränderlichen  Widerstand  w  hindurch  un- 
mUtdbar  mit  der  Erde  E  in  Verbindung  gesetzt  ist.  Im  Drahte  l  folgt 
hinter  h  zunächst  noch  ein  regulirbarer  Widerstand  Wq,  mit  dessen  Hilfe 
die  Spannung  der  Dynamoströme  vermindert  wird,  wenn  man  in  einer  Linie 
von  geringerer  Länge  zu  arbeiten  hat,  als  bei  Bestimmung  der  normalen 
Spannung  der  vier  Dynamomaschinen  in's  Auge  gefasst  worden  ist.  Durch 
die  Einschaltung  dieses  Widerstandes  Wq  gerade  wird  es  möglich,  mehrere 
Leitungen  von  verschiedener  Länge  von  denselben  vier  Dynamomaschinen 
aus  mit  Telegraphirströmen  zu  speisen.  Dieser  Widerstand  Wq  vermindert 
2war  auch  die  Stärke  der  aus  L  ankommenden  Ströme,  dies  wird  jedoch 
dadurch  ausgeglichen,  dass  er  auch  dazu  beiträgt,  dass  ein  grösserer  Theil 
des  ankommenden  Stromes  auf  dem  Wege  ^g  zur  Erde  E  geht  und  somit 
nochmals  in  den  beiden  Relais  P  und  N  wirkt,  welche  die  aus  L  ankora- 
meriden  Zeichen  auf  zwei  Klopfern  K^  und  jßTg  vernehmbar  zu  machen  haben. 

(Schluss  folgt.) 


23 


Allgemeine  Landesausstellung  in  Lemberg  im  Jahre  1894. 


Das  Kronland  Galizien  rastet  sich  zu 
einer  grouartigen  Feier  der  Arbeit,  des 
Fortschritts.  Im  Sommer  1894  fin<)et  in  Lem- 
berg eine  allgemeine  Landetaosstellang  statt. 

Da  Ton  den  sieben  Millionen  Bewohnern 
Galixiens  75^0  ^^^  clem  Ackerbau  ergeben, 
so  nimmt  natflrlich  einen  bedeutenden  Theil 
der  Aosstellnng  die  Landwirthschaft  in  An- 
spruch. 

Von  den  34  Gruppen,  in  welche  die 
Ausstellung  zerfällt,  erwähnen  wir  hier  blos 
Diejenigen,  welche  ganz  besondere  Henror- 
hebung  verdienen :  Gruppe  IV.  Bienenzucht, 
Honig  und  Obstgetränke.  Gruppe  V.  Forst- 
wirthschaft.  Gruppe  VI.  Jagdwesen.  Grup- 
pe VII.  Fischerei.  Gruppe  VIII.  DC.  Mineral- 
producte,  Bergwesen.  Gruppe  XII.  XUI.  Haus- 
industrie, Fachschulen,  Keramische  Industrie. 

In  Anbetracht  des  Umstandes,  dass  sich 
im  Kronlande  der  Mangel  an  hinreichender 
Anzahl  von  Maschinenfabriken  fühlbar  macht, 
hat  sich  die  Direction  der  Ausstellung  ent- 
schlossen, diese  Gruppe  in  einer  abweichenden 
Weise  zu  organisiren.  Während  nämlich  die 
Ausstellung  im  Ganzen  als  Landesausstellung 
erscheint,  wird  die  Ausstellung  des 
Maschinenwesens,  ebenso  der 
Optikerwaaren,  chirurgischer 
Instrumente,  wie  dem  Schul- 
unterrichte dienlicher  Appa- 
rate fflr  international  erklärt 
und  damit  den  Maschineofabriken  in  allen 
Kronläodem  sowie  im  Auslände  Gelegenheit 
geboten,  durch  Ausstellung  ihrer  Fabrikate 
Anerkennung  zu  erwerben  und  ein  neues 
Absatzgebiet  sich  zu  erschliessen.  Für  diese 
internationale  Abtheilung  besteht  ein  be- 
sonderes Reglement.  Die  Ausstellungs-Di- 
rection  nimmt  Anmeldungen  bis  i.  Jänner 
1894  entgegen.  Besonders  erwünscht  sind  : 
Kleinmotoren,  Maschinen  für  Brennereien 
und  Bierbrauereien,  Ackerbaugeräthschaften 
und  überhaupt  landwirthschaftliche  Ma- 
schinen, elektrische  Anlagen,  Maschinen  für 
Holzbearbeitung,  für  Leder-  und  Cartonnage- 
arbeiten  und  überhaupt  Hilfsmaschinen  für 
Kleinindustrie,  Feuerlöschapparate,  Utensilien 
für  Feuerwehren. 

Ausdrücklich  sei  erwähnt,  dass  in  dieser 
internationalen  Abtheilung  eine  beson- 
dere Concurrenz  und  Preisver- 
theilung  einerseits  für  die  Lan- 
des-, andererseits  für  die  frem- 
den Erzeugnisse  stattfindet. 

Gruppe  XXXn.  Land-  und  Wasserver- 
kehrsmittel. Bemerkenswerth  die  Ausstellung 
der  k.  k.  österreichischen  Staatsbahnen,  über- 
haupt die  erste  in  dieser  Ausdehnung.  Post- 
und  l^legraphenausstellung ,  retrospectiv 
(eigene  Pavillons). 

Die  Eröffnung  der  Ausstel- 
Inngistaufden  i.Juni,  derSchluss 
auf  den  1.,  bezw.  15.  October  1894 
festgesetzt.  Die  zu  ertheilenden  Preise 
bestehen  aus  Ehrendiplomen,  Gold-,  Silber- 
und    Bronzemedaillen     (des     Comit^s,      des 


Staates,  des  Landes,  der  landwirthschaft- 
lichen  Gesellschaften  u.  s.  w.),  ehrenden  An- 
erkennungen und  Geldpreisen.  Für  hervor- 
ragende Leistung  bei  Erzeugung  der  aus* 
gestellten  Objecte  werden  auch  Gehilfen 
und  Mitarbeitern  besondere  Preise  zuerkannt. 

Die  Landeshauptstadt  Lemberg,  in 
welcher  die  Ausstellung  stattfindet,  zählt 
130.000  Einwohner ,  besitzt  eine  Reihe 
monumentaler  Bauten,  viele  schöne  Strassen« 
modernste  Communicationsmittel  (Onmibus, 
Pferdebahn,  elektrische  Stadtbahn).  Eine 
grosse  Anzahl  vortrefflicher  Gasthöfe  bietet 
Reisenden  den  erwünschten  Comfort.  Eine 
Universität,  eine  polytechnische  Hochschule, 
fünf  Gymnasien,  eine  Real-,  eine  höhere 
Staats-Gewerbeschule,  sahireiche  Volks-  und 
Bürgerschulen  u.  s.  w.,  werthvoUe  Museen 
(darunter  das  in  seiner  Art  einzige  natur- 
historische Museum  des  Herrenhausmitgliedes 
Grafen  Wladimir  Dzieduszycki)  und  be- 
deutende Bibliotheken,  viele  wissenschaft- 
liche und  schriftstellerische  Vereine  geben 
löbliches  Zeugniss  von  Bilduugseifer  und 
Bildungsstufe  der  Bevölkerung.  Die  Lage 
der  Stadt  ist  eine  gesunde,  gutes  Trink- 
wasser ist  überall  hinreichend  vorhanden. 
Die  Stadt  erfreut  sich  einer  sehr  schönen 
Umgebung  und  trefflich  erhaltener  Prome- 
naden und  Anlagen. 

Eine  der  jüngsten,  aber  in  jeder  Be- 
ziehung gelungenen  Anlagen,  der  sogenannte 
Stryjer-Park,  steigt  allmählich  zu  einem 
Plateau  an.  Dieses  Plateau,  ohne  weitere 
Erhebungen  oder  Senkungen  sich  eben  fort- 
ziehend, ist  zum  Ausstellungsterrain  aus- 
ersehen worden.  Eine  glückliche  Wahl! 
Kaum  vermag  man  sich  ein  günstiger  ge- 
legenes Terrain  für  die  Ausstellung  vor- 
zustellen. Vom  Centrum  der  Stadt  20  Minuten 
entfernt,  durch  die  elektrischeStadt- 
b  a  h  n  mit  dem  Central-Bahnhofe  verbunden. 
Überall  eine  gleichmässige  Ebene. 

Eine  Zierde  besonderer  Art  gewährt  der 
Ausstellung  die  Fontaine  lumineuse, 
ausgeführt  von  K  f  i  i  1  k,  welcher  auf  der 
Prager  Landesausstellung  eine  solche  zu  all- 
gemeinem Beifalle  ausführte.  Das  ganze  Aus- 
stellungsterrain erhält  elektrische  Beleuchtung. 

Zum  glänzenden  Erfolge  der  Ausstellung 
wird  auch  der  Umstand  beitragen,  dass  eine 
grössere  Anzahl  von  Congressen  gerade  um 
jene  Zeit  in  Lemberg  tagen  wird.  Es  findet 
statt  ein  polnischer  Schriftsteller-  und  Jour- 
nalistentag; ein  Juristen-  und  National- 
ökonomen-; ein  Aerzte-  und  Naturforscher-; 
ein  Techniker-;  ein  Pädagogen-;  ein  Pomo- 
logentag  ;  ein  Turnvereine-  und  Feuerwehren- 
tag; endlich  ein  internationaler  Bergwerk- 
besitzertag. 

Se.  Majestät  der  Kaiser, 
welcher  das  Protectorat  der 
Ausstellung  allergnädigst  anzunehmen 
geruhte,  hat  Allerhöchst  Seine  Ankunft  in 
sichere  Aussicht  gestellt.      Die  Redaction. 


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26 


Elektricitätswerk  in    Capstadt. 


Nachdem  gegen  Ende  des  vergangenen 
Jahres  die  Verwaltung  von  Capstadt  mit  der 
Firma  Siemens  &'Halske,  Berlin, 
einen  Vertrag  über  die  Errichtung  einer 
elektrischen  Centralanlage  für  Rechnung  der 
Stadt  abgeschlossen  und  der  genannten  Firma 
die  Lieferung  und  Ausführung  des  gesammten 
elektrischen  Theiles  übertragen  hatte,  ist 
neuerdings  dieselbe  Firma  auch  mit  der  Aus- 
führung des  motorischen  Theiles  der  Anlage 
betraut  worden,  to  dass  nunmehr  alle  Liefe- 
rungen und  Leistungen  für  diese  umfang- 
reiche Anlage,  mit  alleiniger  Ausnahme  der 
Gebäude  und  der  ca.  2000  m  langen  Drack- 
rohrleitung,  Seitens  dieser  Firma  tur  Aus- 
führung gelangen. 

In  kurzer  Wiederholung  unserer  früheren 
Mittheilung  auf  S.  416  bemerken  wir,  dass 
die  in  Frage  stehende  Anlage  in  der  Art 
zur  Ausführung  gelangt,  dass  von  einer 
ausserhalb  der  Stadt  gelegenen  Primltr- 
station  eine  im  Centrnm  des  Consnmgebietes 
gelegene  Accumnlatoren  -  Unterstation  mit 
Strom  versorgt  wird,  von  welch'  letzterer  die 
Stromvertheilung  nach  dem  Fünfleitersystem 
über  die  ganze  Stadt  erfolgt. 

Die  Anordnung  der  Primärstation  ist 
in  der  Art  vorgesehen,  dass  jede  der  beiden 
zur  Aufstellung  gelangenden  Innenpol-Ma- 
schinen-Type J  der  Firma  Siemens  & 
H  a  1  s  k  e  sowohl  mit  einer  Turbine,  als 
auch  mit  einer  Dampfmaschine  direct  ge- 
kuppelt werden  können,  so  dass  nach  Be- 
lieben    entweder     die    Turbinen     oder     die 


Dampfmaschinen  den  Betrieb  Übernehmen 
können.  Die  von  der  Firma  J.  M.  V  o  i  t  b 
in  Heidenheim  a.  d.  Brenz  zu  liefernden 
Turbinen  sind  verticale  Partial-Turbinen  für 
je  200  FS  eff.  bei  250  Umdrehungen  in  der 
Minute.  Das  durch  eine  Druckrohrleitung  von 
ca.  2000  m  Länge  zugeffihrte  Wasser  hat  ein 
nutzbares  Gefälle  von  194  m.  Die  beiden  in 
der  Primärstation  aufzustellenden  Dampf* 
maschinen  liefert  die  Firma  G.  Kuhn, 
Stuttgart-Berg.  Zur  Verwendung  gelangen 
zwei  stehende  Compound-Receiver-Dampf* 
maschinen  mit  Condensation,  von  denen 
jede  bei  7Vt  Atmosphären  Anfangsspannung 
und  bei  250  Umdrehungen  in  der  Minute 
normal  200  FS  eff.  leistet  Der  für  die 
Dampfmaschinen  erforderliche  Dampf  wird  in 
zwei  Circulations  -  Röhrenkesseln  von  je 
150  ms  wasserberührter  Heizfläche  der  Firma 
Simonis  &  Lanz  in  Sachsenhausen  bei 
Frankfurt  a.  M.  erzeugt. 

Die  Vorarbeiten  für  die  ganze  Anlage 
sind  Seitens  der  Firma  Siemens  &  Halske 
soweit  gefördert,  dass  ihrerseits  voraussicht- 
lich Mitte  Februar  n.  J.  mit  den  umfsing- 
reichen  Montagearbeiten,  von  denen  nament- 
lich auch  die  Verlegung  des  ausgedehnten 
Leitungsnetzes  längere  Zeit  in  Ansprach 
nehmen  wird,  begonnen  werden  wird.  Die 
sämmtlichen  Arbeiten  werden  derartig  be- 
schleunigt werden,  dass  die  Anlage  noch 
vor  Ablauf  des  nächsten  Jahres  in  ihrem 
vollen  Umfange  in  Betrieb  genommen  werden 
kann. 


Bericht  der  Accumulatoren-Fabriks-Actiengesellschaft  Hagen  l.Vr. 

Mit  dem  in  den  Hagener,    Wiener  und  z.  Bilanx. 

Oerlikoner  Werken    in    dem    Geschäftsjahre  q     1 1 

1892/93      erzielten     Gesammtumsatre      von  bo  US  eile. 

Mk.  3,250.000.—  haben  sich  die  Er- 
wartungen nicht  ganz  erfüllt,  mit  welchen 
dieses  Jahr  angetreten  wurde. 

Man  hoftte  auf  Erhöhung  des  Umsatzes, 
wogegen    derselbe     gegen     denjenigen     des   ' 
Jahres   1891/92   um  Mk.  45o.(K)0.—  zurück- 
geblieben ist. 

Die  Ursache  für  diesen  Rückgang  ist 
in  dem  allgemeinen  sehr  schlechten  Ge- 
schäftsgange fast  aller  Übrigen  Industrie- 
zweige während  des  Jahres  1892  zu  suchen. 

Der  bereits  in  der  ersten  Hälfte  des 
Jahres  1893  beginnende  lebhaftere  Geschäfts- 
gang lässt  hoffen,  dass  einer  aufsteigenden 
Geschäftsperiode  entgegen  gegangen  wird. 
Es  haben  die  bis  Ende  September  er.  fac- 
turirten  und  noch  aufzuführenden  Aufträge 
eine  Höhe  von  Mk.  2,250.000. — ,  gegen  die 
gleiche  Periode  ^  des  Vorjahres  von  Mk. 
1,500.000. —  erreicht. 

Das  am  i.  Juli  1892  noch  auf  dem 
Conto  der  Actionäre  stehende  Capital  in 
Höhe  von  Mk.  975.000.—  wurde  in  diesem 
Geschäftsjahre  eingezahlt,  so  dass  seitdem  mit 
dem  vollen  Actiencapital  vonMk.  4,500.000. — 
gearbeitet  wird. 


G  r  u  n  d  s  t  ü  c  k  s  c  o  n  t  o.  Der  Grundstttck^- 
werth  des  Hagener  Werkes  wurde  im  Wesent- 
lichen durch  die  Ausführung  eines  Bahn- 
anschlusses um  Mk.  122,721.16  erhöht. 

Gebäudeconto.  Die  Gebäude  des 
Hagener  Werkes  haben  durch  Errichtung  ver- 
schiedener kleiner  Bauten  einen  Zugang  im 
Werthe  von  Mk.  5285.22  erfahren.  Beim  Wiener 
Werke  beträgt  diese  Erhöhung   Mk.  493-S2. 

B  a  u  c  o  n  t  o.  Der  in  der  Bilanz  per  1892 
aufgeführte  Betrag  dieses  Contos  ist,  nach- 
dem die  Bauthätigkeit  beendet,  theils  tou 
dem  Grundstücks-,  theils  von  dem  Gebäude- 
conto übernommen,  so  dass  das  Baucoüto 
ausgeglichen  ist  und  in  dieser  Bilanz  nicht 
erscheint. 

Maschinen-  und  Apparate  n- 
conto.  Unter  den  Neuanschaffungen  auf 
diesem  Conto  ist  besonders  eine  Central- 
Condensationsanlage  im  Hagener  Werke  her- 
vorzuheben, welche  nicht  unwesentliche  Vor- 
theile  und  Ersparnisse  in  dem  Betriebe 
gebracht  hat. 

Modellconto.  Dieses  Conto  wurde, 
wie  in  den  Vorjahren,  bis  auf  eine  Mark 
abgeschrieben. 


27 


Elektricitätswerk  Gammer s- 
bach  undCentrale  Hageo.  Der  Betrieb 
beider  Werke  zeigt  gegen  das  Vorjahr  Anf* 
bessernngen. 

Waarenconto.  Die  Bewerthnng  der 
auf  Lager  befindlichen  Materialien  worde  za  Ein* 
kanf spreiten,  bezw.  niedrigeren  Tagespreisen, 
nnd  diejenige  der  halbfertigen  nnd  fertigen 
Fabrikate  zn  Selbstkostenpreisen  vorge- 
nommen. 

Cautionsconto  and  Effecte n- 
conto.  Dnrch  Conrsrückgang  erlitt  das  erste 
einen  Verlast  Ton  Mk.  82.55,  das  zweite 
einen    solchen    von  Mk.  1648.15. 

Auf  die  Anlage  in  Wien  nnd  die  dor- 
tigen Aossenttände  ist  durch  den  Rückgaog 
der  Österreichischen  Währung  ein  Verlust 
▼on  Mk.  36.543.15  entstanden,  welcher  den 
Gewinn  entsprechend  verringerte. 

2.  Gewinn-  und  Verlustconto. 

Sollseite. 

■  Die  Gesammtsumme  der  Abschreibungen 
beträgt  für  dieses  Jahr  Mk.  168.366.05  gegen 
Mk.   146.4 II. 92  im  Vorjahre. 

Habenseite. 

Licenzconto.  Durch  weitere  Licenz- 
ertheilnng  erzielte  man  anf  demselben  einen 
Gewinn,  welcher  zn  höherer  Abschreibung 
als  im  Vorjahre  auf  Patentconto  benutzt 
wurde. 


Der     sich    ergebende    Ge-  Mark 

winn  von 39^.084.73 

zuzäglich  Vortrag  v.  i.  Juli  1892  2.167.82 
wird  wie  folgt,  vertheilt : 

An  statutenmässig   festgesetzten 

Reservefond     50/^    von    Mk. 

391.084.73  =  Mk.  19.553  981 

6O/0  Dividende  auf  das  vollein- 
gezahlte Actiencapital  von  Mk. 

4,500.000  =  Mk.     270.000, 

Tantiemen  für  den  Vorstand, 

loO/o    von      der     Dividende 

Mk.   27.000,    Tantiemen    für 

den    Aufsichtsrath,    6O/0    von 

der    Dividende    Mk.    16.200, 

Gratification  für  die  Beamten 

Mk.  15.000 347.753-98 

Von  dem  Reste 45.498.57 

wird    für    den    Reservefond    II 

bewilligt 40.000. — 

sodann  bleibt  Vortrag  für  1893/4         5.498.57 

Der  Vorstand. 
Adolf  Müller.  J.Einbeck.  L.  Gebhardt. 
Dr.  G.  Stricker. 
Gegen  den  vorstehenden  Bericht  nebst 
Bilanz  und  Gewinn-  und  Verlust-Rechnung 
haben  wir  nichts  zu  erinnern  und  sind  damit 
einverstanden. 

Der  Aufsichtsrath. 

Carl  Fürstenberg, 
stellvertretender  Vorsitzender. 


Die  Pariser  Central -Versuchsanstalt  für  Elektricität. 


Das  Comit^  der  elektrischen  Ausstellung 
von  1881  zn  Paris  hatte  den  nicht  nnbe- 
trichtlichen  Reinertrag  des  Unternehmens  zur 
Errichtung  eines  Laboratoriums  für  Elektri- 
cität gewidmet.  Provisorisch  in  Räumen 
untergebracht,  welche  von  einem  Grossindu- 
striellen znr  Verfügung  gestellt  waren,  und 
von  anderen  Fabrikanten  reichlich  unter- 
stützt, entwickelte  sich  die  neue  Anstalt  sehr 
bald  zu  einem  Centralpunkte,  in  welchem 
mannigfache  wissenschaftliche  und  industrielle 
Interessen  zusammenliefen. 

Insbesondere  für  eine  ganze  Reihe  von 
Industrien,  welche  sich  den  technischen 
Fortschritten  anpassen,  machte  sich  das  In- 
stitut in  erspriessl  icher  Weise  dienstbar,  denn 
es  liefert  alle  erforderlich  scheinenden  Auf- 
schlüsse und  Bestimmungen  über  in  der 
Elektricität  vorkommende  Materialien ;  es 
besorgt  die  Controle  der  Messinstrumente, 
die  Erprobung  neuer  Erfindungen,  sowie  von 
Apparaten  nnd  Einrichtungen  jeder  Art,  und 
es  zeigte  sich,  dass  manche  Schwierigkeiten 
und  Streitfragen,  welche  zwischen  Lieferanten 
und  Abnehmern  auftauchten,  dank  dem  Gut- 
achten des  Laboratoriums  und  den  von 
diesem  ausgeführten  Expertisen  sich  in  ein- 
facher nnd  alle  Theile  befriedigender  Weise 
schlichten  Hessen,  ohne  den  gerichtlichen 
Weg  zu  betreten. 

Nachdem  auch  ein  von  der  Stadt  Paris 
zur  Verfügung  gestelltes  Local  für  die  Ver-    I 


suchsanstalt  zu  klein  geworden  war,  schritt 
man  zur  Errichtung  eines  definitiven,  den 
Zwecken  des  Institutes  durchaus  angepassten 
Baues  in  der  Rue  de  Stael.  Der  Gemeinde- 
rath  der  Hauptstadt  überliess  den  Grund  zu 
diesem  Baue  als  Geschenk,  und  viele  grosse 
industrielle  Firmen  spendeten  dem  Institute 
die  nöthigen  Maschinen  und  Installations- 
Gegenstände  verschiedenster  Art  in  munifi- 
Center  Weise.  So  eine  Firma  nicht  nur  eine 
ausgezeichnete  Dampfmaschine  von  25  Pferden, 
sondern  auch  den  24  m  hohen  Schlot  aus 
Eisenblech ;  eine  zweite  eine  zwölfpferdige 
Gaskraftmaschine  u.  s.  w. 

Dynamos  der  verschiedenen  Systeme: 
Edison,  Sautter-Lemonnier,  Gramme, 
Siemens,  Transformatoren  und  Motoren 
sind  im  Neubaue  installirt.  Fünf  Säle  mit 
allen  nöthigen  Einrichtungen  sind  für  die 
Erprobungen  der  Metalldrähte,  der  Kabel, 
für  das  Studium  der  Normalmaasse  elek- 
trischer Kräfte,  der  Elektrochemie  nnd  der 
Experimentirung  der  Batterien  bestimmt. 
Weitere  fünf  Säle  sind  dem  Studium  von 
Accumulatoren,  den  Intensitäten,  der  Photo- 
metrie, der  Capacitäten  und  der  Normal- 
Aicbung  der  Widerstände  zugewiesen. 

Das  neue  Gebäude  wurde  während  des 
letzten  Sommers  durch  den  Handelsminister 
und  im  Beisein  vieler  wissenschaftlicher  und 
industrieller  Notabilitäten  feierlich  geöffnet. 
Bis  jetzt  hat  das  Institut  keinen  Beitrag  aus 


28 


Staatsmitteln  erhalten,  indes«  ist  ein  solcher 
neneatens  in  Aassicht  gestellt  worden,  nach- 
dem jeder  Zweifel  an  der  weittragenden  Er- 
sprietslichkeit  dieses  Laboratoire  central 
d'^ectricit^  geschwunden  ist.  Die  zn  ge- 
währende jährliche  Staats-Snbvention  wird 
den  weiteren  Aufschwang  dieses  Institutes 
sichern,  welches  nicht  nur  den  industriellen 
Bedürfnissen  entspricht,    sondern    auch    rein 


wissenschaftlichen  Zwecken  in  ausgedehntem 
Maasse  dient,  denn  hier  sollen  die  Hörer 
der  grossen  technischen  Hochschulen  von 
Paris  gleichsam  in  unentgeltlichen  Fortbil- 
dungscursen  über  die  heute  schon  so  Überaus 
sahireichen  Anwendungen  elektrischer  Kräfte 
praktische  Unterweisung  finden. 
(„Wochenschr.  d.  n.-ö.  Gewerbe- Ver.*  Nr.  42. 
1893) 


Neueste  deutsche  Patentnachrichten. 

Authentisch  zusammengestellt  von  dem  Patentbureau  des  Civil-Ingenienr  Dr.  phil.  B.  Z«r«&«r, 

Berlin  V.,  Bioh«ndorAitraM«  80,  welcher   sich  zugleich  bereit  erklärt,  den  Abonnenten  der 

„Zeitschrift  für  Elektrotechnik"  allgemeine  Anfragen  in  Patentsachen  kostenfrei  zn  beantworten. 


Patent-Anmeldungen. 
Classe 

20.  C.  4553.  Elektrisch  beeinflusste  Brems- 
vorrichtung. —  Milien  E,  Comp,  in 
Hamilton. 

**•  A.  3356.  Elektricitätszähler  mit  Uhrwerk, 
dessen  Unruhe  durch  ineinander 
schwindende  Spulen  beeinflusst  wird.  — 
Dr.  H.  Aron^  Professor  in  Berlin. 

20.  G.iyöiS.  Elektrische  Zngdeckungsignal- 
Einrichtung  mit  elektrisch  bewegtem 
Achsenzähler.  —  Carl  Grimsehl  in 
Weserlingen  a.  Aller. 

21.  V.  1935.  Schalt  Vorrichtung  für  Glüh- 
lampenfassungen. —  Alexander  Frank 
Vttter  in  New- York. 

Classe  Gebrauchs-Muster. 

21.  Nr.  18708.  Tragbare  elektrische  Glüh- 
lampen, gekennzeichnet  durch  einen  auf 
einem  Untersatz  angebrachten  Blech- 
mantel,  welcher  die  Stromquelle  enthält. 


Classe 

einen  unten  konisch  ausgedrehten  Auf- 
satz, eine  in  dem  Aufsatz  der  Länge 
nach  befindliche  Bohrung,  in  der  ein 
Einsatz  mit  zwei  Me^allfedem  die  Ver- 
bindung mit  der  aufzusteckenden  Glüh- 
lampe herstellt,  sowie  einen  Drahtbügel 
zum  Tragen  der  Lampe.  —  AlbreefU 
Heil  in  FtänkischKrumbach. 

21.  Nr.  18941.  Absatzweise  elektrische 
Treppenbeleuchtung  mit  einem  Haupt- 
werk und  der  Anzahl  der  Lampen  ent- 
sprechenden Neben  werken,  welch  letztere 
durch  Druckknöpfe  ausgelöst  werden 
und  ihrerseits  das  Hauptwerk  auslösen. 
—  Franz  Müller  in  Berlin. 
„  Nr.  18876.  Canäle  für  elektrische  Lei- 
tungen aus  in-  oder  aufeinander  gepassten, 
beliebig  geformten  Streifen  mir  oder 
ohne  isolirendem  Ueberzug.  —  Norbert 
Lachmann  und  F,  H,  Aschner  in  Berlin. 


LITERATUR. 


Vom  rollenden  Flügelrad.  Dar- 
stellung der  Technik  des  heutigen  Eisenbahn- 
wesens. Von  A.  V.  Schweiger-Lerchen- 
feld. Mit  ca.  300  Abbildungen.  In  25  Lie- 
ferungen ä  30  kr.  (60  h.)  =  50  Pf.  = 
70  Cts.  =  30  Kop.  —  A.  Hartleben's  Verlag 
in  Wien,  Pest  und  Leipzig. 

Keine  der  vielen  aus  dem  modernen 
Culturleben  hervorgegangenen  Institutionen 
ist  so  ionig  mit  unseren  Bedürfnissen  ver- 
wachsen, als  das  Verkehrswesen.  Den  poten- 
zirtesten  Ausdruck  in  Bezug  auf  Raschheit 
und  Vielgestaltigkeit  der  das  Culturleben 
durchpulsenden  Bewegung  findet  das  Ver- 
kehrswesen in  den  Eisenbahnen.  In  ihnen 
verkörpert  sich  zugleich  ein  aussergewöhn- 
licher  Aufwand  von  theoretischem  Wissen 
und  praktischem  Können,  eine  grossartige 
Ausnützung  der  Naturkräfte. 

Wenn  die  Eisenbahnen  als  Verkehrs- 
mittel gewissermaassen  der  Lebensnerv  unserer 
bastigen,  die  ränmlichen  Verhältnisse  nivel- 
lirenden  Zeit  sind,  treten  sie  andererseits  als 
Object  der  Ingenieur  Wissenschaften  so  eigen- 
artig vor  Augen,  dass  sie  nothwendigerweise 
die  Aufmerksamkeit  auf   sich  lenken.     Kein 


Wunder  also,  dass  sowohl  die  Entwickeluug 
dieses  wichtigen  technischen  Zweiges,  sowie 
alle  dai^it  verbundenen  Fortschritte,  welche 
mit  den  Interessen  des  öffentlichen  Lebens 
inniger  in  Wechselwirkung  stehen,  als  irgend 
ein  anderer  Zweig  der  praktischen  Wissen* 
Schäften,  jeden  Einzelnen  nachhaltig  beschäf- 
tigen. 

Demgemäss  darf  ein  Werk,  welches  sich 
die  Aufgabe  gestellt  hat,  dem  gebildeten 
Leser  Über  die  vielerlei  Elemente  des  Eisen, 
bahn  Wesens  —  vom  Bau  der  Schienenwege 
angefangen  bis  zu  der  äusserst  complicirten 
Maschinerie  eines  grossen  Betriebes  —  an- 
schaulich geschrieben  und  durch  zahlreiche 
Abbildungen  unterstützt,  vor  Augen  zu  führen, 
auf  Theilnahroe  und  Interesse   rechnen. 


Aufgaben  über  Elektricität  und 
Magnetismus.  Für  Studirende  an  Mittel- 
und  Gewerbeschulen,  zum  Selbststudium  für 
angehende  Elektrotechniker,  Physiker  u.  A. 
Von  Dr.  Eduard  M  a  i  s  s,  k.  k.  Professor 
an  der  Staats-Oberrealschule  im  II.  Bezirke 
Wiens.  Mit  58  Figuren  im  Text.  Wien,  1893. 


29 


Verlag    von     A.    Pichler's    Witwe    &   Sohn. 
V.  Margaretbeoplatz  2. 

yC'est  anx  applications,  qn'il  convient 
snrtottt  de  donner  son  temps  et  sa  peine** 
—  mit  diesem  Motto  ans  L  a  g  r  a  o  g  e's 
Schriften  ist  die  Absicht  des  Verfassers  bei 
Herausgabe  dirset  Werkebens  gekennzeichnet ; 
dieselbe  richtet  sich  anf  das  Ziel,  beim  Unter- 
richt nicht  blos  mechanische«  Gedächtnisswerk 
in  den  Köpfen  der  Stndirenden  anzahftufen, 
sondern  letztere  in  den  Stand  zn  setzen,  mit 
dem  geistigen  Inhalte  abstracter  Ansdrttcke 
wie  mit  einem  hochschätzbaren  Besitze  an 
Wissen  und  Können  zu  gebahren.  Nur  so 
wird  der  Leinende  des  Erlernten  froh  und 
gleichzeitig  setzt  ihn  das  durch  Bewältigung 
solcher  Aufgaben  erlangte  Vermögen  in  den 
Stand,    rationell    zu    experimentiren, 


was    ja    von    jeher  die  beste  Vorschule  für 
den  kfloftigen  Techniker  und  Forscher  war. 

Dem  bereits  in  der  Praxis  stehenden 
Elektrotechniker  bietet  das  Werkchen  ein 
Mittel,  sich  von  der  naturwissenschaftlichen 
Gesetzmässigkeit,  welche  seinen  Verrichtungen 
und  Anordnungen  zu  Grunde  liegt,  jeden 
Augenblick  überzeugen  zu  können,  daher 
seine  mechanische  Arbeit  in  die  Sphäre  des 
Verstehens  zu  erheben. 

Den  grössten  Nutzen  aber  werden  die 
Schulen  dem  Büchlein  zu  danken  haben,  ob- 
wohl wir  nicht  anstehen  auszusprechen,  dass 
es  auch  einem,  der  Schule  längst  Entwachsenen 
geistigen  Genuss  bietet.  Wir  empfehlen  das 
Auch  äusserlich  vortrefflich  ausge «tat tele  Werk 
auf's  Beste.  J.  K. 


KLEINE  NACHRICHTEN. 


Personal-  Nachrichten. 

t  A.  ReckeozauD.  In  allen  Gesell- 
schaften, denen  unser  braver  Landsmann  an- 
gehörte, wurden  demselben  ehrende  Gedenk- 
reden gehalten ;  besonders  war  dies  der  Fall 
in  der  „Society  of  telegraph  engineers  and 
electricians*  zu  London,  wo  Mr.  P  r  e  e  c  e, 
der  Präsident  dieser  berufenen  Körperschaft, 
m  wärmster  Weise  des  zu  früh  Hinge- 
schiedenen gedachte;  zugleich  wurde  eine 
ofiicielle  Beileidskundgebung  an  die  Witwe 
Reckenzaun's  gerichtet. 

Frau  Reckenzaun  drückt  in  einem 
Schreiben  an  uns  die  Bitte  aus,  dem  Vereine 
und  dessen  Mitgliedern,  welche  an  ihrem  Ver- 
loste Theilnahme  und  für  ihren  Schmerz 
Mitleid  bezeugten,  den  wärmsten  Dank  aus- 
xnsprechen.  Wir  thun  dies  hiemit  mit  dem 
Wunsche,  dass  sich  die  Leidtragende  durch 
die  Ueberzeugung  getröstet  fühlen  möge, 
dass  Reckenzaun's  Andenken  in  den 
Herzen  seiner  Landsleute  den  lautesten  Nach- 
hall findet. 

t  John  Tyndall.  Den  älteren  Tech- 
nikern wird  es  unvergessen  sein,  welche 
Belehrung  und  welchen  Genuss  die  Bücher: 
»Die  Wärme  als  Bewegung",  „Der  Scha  1", 
,Das  Licht"  und  die  „Vorlesungen  über 
Elektricität**  von  dem  berühmten  „Leclurer* 
Tyndall  ihnen  gewählten.  Als  Veiall- 
gemeinerer  subtiler  Forschungsresultate,  als 
Vei mittler  zwischen  lernbegierigem,  meist 
jungem  Volke  und  abstracter  Wissenschaft, 
als  Verbreiter  des  Bewusstseins  von  den 
ewigen  unwandelbaren  Gesetzen,  unter  denen 
alles  Geschehene  steht,  dttcfte  Tyndall 
seines  Gleichen  nicht  haben.  Zur  Abhaltung 
von  populären  Vorlesungen  war  kaum  ein 
Zweiter  so  geeignet,  wie  dieser  Jünger 
Farad  ay's,  dem  er  eine  von  dankbarer 
Begeisterung  durchglühte  Biographie  ge- 
widmet. Besass  doch  Tyndall  ausser 
einer  selten  vorkommenden  manuellen  Be- 
gabung für  Vorführung  der  schwierigsten 
Hxperimente,    die    noch  seltenere  Fähigkeit, 


die  Schärfe  der  scientifischen  Formel  mit 
dem  Gewände  schönkliugender  Worte  zu 
bekleiden,  ohne  dass  die  Evidenz  des  auf- 
zudrückenden Gesetzes  im  Mindesten  dar- 
unter gelitten  hätte.  Aber  nicht  nur  in 
seiner  Diction  war  schöner  Styl  zu  finden  — 
auch  in  der  architektonischen  Anordnung  der 
Materialien  befleissigte  sich  der  berühmte 
Experimentator  jener  wohlthuenden  Methode^ 
welche  alles  unter  seiner  Anleitung  Erlernte 
als  ein  schönes  Ganze  erscheinen  Hess,  wo 
jeder  Theil  an  der  richtigen  Stelle  stand  und 
in  befriedigender  harmonischer  Wechsel- 
beziehung mit  den  anderen  Theilen  wirkte  — 
und  im  Gedächtnisse  blieb.  Tyndall  war 
e-n  Lehrkünstler,  der  auch  auf  seine  Kun^t 
reisen  konnte  und  dies  auch  mit  dem  besten 
moralischen  und  materiellen  Erfolge  that. 

Um  ihn  voll  zu  begreifen,  rouss  man 
seinen  Lebenslauf  kennen.  Tyndall  wurde 
in  Irland  1820  geboren  und  erhielt  eine 
ge:ade  nicht  sehr  sorgfältige  Ausbildung,  in 
welcher  blos  die  Erlernung  der  Geometrie 
nach  E  i  c  k  1  i  d's  Methode  fdr  ihn  später 
eioe  freudige  Erinnerung  abgab.  Er  trat  1839 
als  „Feldmesser**  in  den  öffentlichen  Dieuft 
und  blieb  in  demselben  bis  1843.  Dann 
tracirle  er  Bahnen  und  machte  Aufnahmen 
für  die  betreffenden  Gesellschaften.  Seine 
Neigung  zur  Physik  liess  ihn  eine  Lehret - 
stelle  nm  Qaeenwood-College  in  Hampshire 
annehmen,  wo  er  sich  dem  nachmal«  be- 
rühmten Chemiker  F  r  a  nk  1  a  n  d  on$chlos<. 
Beide  junge  Männer  gingen  nun  nach  Deutsch  - 
land,  wo  Tyndall  unter  B  u  n  s  e  n  in 
Heidelberg,  sowie  unter  M  a  g  n  n  s-Berlin, 
Chemie  uad  Physik  studirte.  Im  Verkehre 
mit  Dubois-Reymond  machte  er  sich 
mit  den  Theorien  von  Clausius-Heln;- 
h  o  1 1  z  u.  A.  bekannt  und  übersetzte  die 
besten  iu's  Englische.  In  Deutschland  lieferte 
er  seine  ersten  wissenschaftlichen  Arbeiten, 
nämlich  die  über  Diamagnetismu«  und  über 
die  Beziehungen  von  Magnetismus  zur 
Krystallographie.  Zu  Anfang  der  Fünziger- 
jähre    hielt    er    Vorträge    an    der  R  o  y  a 


30 


Institation,  woFaraday  zwanzig  Jahre 
vor  ihm  gewirkt,  nnd  hier  worde  er  1853 
Professor  der  Naturwissenschaften.  Sowohl 
die  Kenntniss  mehrerer  neueren  nnd  wohl 
auch  älterer  Sprachen,  ^Is  die  Nothwendig- 
keit,  sich  klar  auszudiücken,  liess  in  ihm 
sich  das  Talent  zum  Reiselehrer  entwickeln, 
das  ihn  später  so  beliebt  gemacht. 

So  glatt  und  ausgeglichen  seine  Dar- 
stellungsweise erscheint,  so  kampflustig  trat 
er  im  wissenschaftlichen  Streite  auf,  und  er 
suchte  sich  wahrlich  keine  geringfflgigen 
Gegner.  Mit  J.  D.  F  o  r  b  e  s,  mit  Professor 
T  a  i  t  nnd  mit  —  William  Thomson  ge- 
rieth  T  y  u  d  a  1 1  in  Conflicte,  sowie  er  auch 
mit  den  kirchlichen  Behörden  in  aufsehen- 
erregender Weise  kämpfte.  Seine  Abstammung 
von  Irland  verwickelte  ihn  sogar  in  politische 
Parteinahme  fUr  Homerule. 

Von  belletristischen  und  moralisch-philo- 
sophischen Einflössen  liess  er  sich  ebenfalls 
bestimmen :  Carlyle,  Emerson  und 
Goethe  waren  seine  Lieblings- Schriftsteller, 
mit  Ersterem  verkehrte  T  y  n  d  a  1 1  in  freund- 
schaftlicher Weise. 

Es  ist  bekannt,  dass  T  y  n  d  a  1 1  durch 
einen  Irrthum  seiner  Frau,  die  ihm  Chloral 
statt  eines  anderen  Arzneimittels  reichte, 
starb. 

Seine  Vorlesungen  über  Elektricität  sind 
in  naturwissenschaftlichen  Zeitschriften  vom 
Jahre  1872  erschienen ;  er  war  einer  der 
ersten,  der  sich  des  elektrischen  Lichtbogens 
zu  Demonstrationen  physikalischer  Vorgänge 
in  virtuoser  Weise  bediente. 


Mr.  Blond el  wurde  zum  Professor  an 
der  l^cole  nationale  des  ponts  et  chanss^es 
ernannt  und  trägt  daselbst  Elektricitätslehre 
vor.  Da  ans  dieser  Schule  Staats-Ingenieure 
hervorgehen,  die  sich  auch  mit  Beleuchtungs- 
anlagen zu  befassen  haben,  so  kann  man 
dieser  Anstalt  zur  Acquisition  B 1  o  n  d  e  l's 
nur  Glfick  wünschen. 

Project  einer  elektrischen  Central- 
Station  in  Prag.  Die  Firmen  Franz  Kr iif  k 
und  Schuckert  &  Co.  haben  dem  Prager 
Stadtrathe  das  Project  einer  elektrischen 
Centralstation  mit  Benutzung  von  Accumn- 
latoren  vorgelegt.  Nach  demselben  würden 
von  den  Maschinen  direct  9000  nnd  von  der 
Accumulatoren-Batterie  2000  Glühlichtlampen 
gespeist  werden  können.  Die  Kosten  dieses 
Projectes  würden  sich  auf  etwa  eine  Million 
Gnlden  belaufen.  Bezüglich  der  Ausführung 
schlagen  die  erwähnten  Firmen  dem  Stadt- 
rathe folgende  drei  Alternativen  vor :  I.  Sie 
erklären  sich  bereit,  die  elektrische  Central- 
station für  die  Prager  Stadtgemeinde  und 
auf  deren  Rechnung  in  der  zu  vereinbarenden 
Frist  nach  den  Detailplänen  nnd  Berech- 
nungen gegen  vertragsmässige  Bedingungen 
zu  errichten.  II.  Erklären  sie  sich  bereit,  die 
elektrische  Centralstation  auf  Rechnung  der 
Prager  Stadtgemeinde  zu  erbauen  und  ein- 
zurichten, deren  Betrieb  aber  auf  eine  ver- 
abredete Reihe  von  Jahren  als  Pächter  zu 
übernehmen,    wobei  sie  der  Gemeinde  nicht 


blos  die  volle  Verzinsung  nnd  Amortisimng 
des  Anlagecapitals,  sondern  auch  einen  ange- 
messenen Antheil  am  Betriebsgewinne  garan- 
tiren.  III.  Die  Prager  Stadtgemeinde  möge 
den  genannten  Firmen  die  ausschliessliche 
Concetsion  für  die  Errichtung  und  den  Be- 
trieb der  elektrischen  Centralstation  in  Prag 
unter  eventueller  finanzieller  Betheiligung 
der  Gemeinde  ertheilen,  wogegen  die  Con- 
cessionäre  vertragsmässige  Bedingungen  ein- 
zugehen bereit  sind.  Die  erste  Alternative 
ist  in  verschiedenen  Städten  Deutschlands 
eingeführt.  Der  zweite  Modns  empfehle  sich 
aber  für  Prag  am  besten,  weil  die  Pächter 
die  Verzinsung  und  Amortisation  des  An- 
lagecapitals  selbst  zahlen,  nnd  überdies  der 
Gemeinde  einen  Gewinnantheil  gewähren 
wollen.  Die  Projectanten  weisen  dann  auf 
die  Zweckmässigkeit  und  Nothwendigkeit 
einer  elektrischen  Centralstation  in  Prag  hin 
und  widerlegen  die  Einwendung,  als  ob  sich 
durch  die  Einführung  der  elektrischen  Be- 
leuchtung der  Gasconsum  verringern  würde. 
Nach  den  statistischen  Daten  gab  es  s.  B. 
in  München  im  Jahre  1885—86  119.888  Gas- 
flammen und  4885  elektrische  Lampen,  im 
Jahre  1889—90  149.748  Gasflammen  nnd 
32.065  elektrische  Lampen  und  im  Jahre 
1891—92  167.607  Gasflammen  nnd  41.887 
elektrische  Lampen.  Daraus  ersehe  man,  da<s 
mit  der  Zunahme  der  elektrischen  Lampen 
auch  die  Gasflammen  sich  vermehrt  haben. 
Ferner  sei  daraus  ersichtlich,  dass  im  letzt- 
genannten Jahre  die  Zahl  der  elektrischen 
Lampen  fast  den  vierten  Theil  der  Gas- 
flammen betrug.  Eine  solche  Erscheinung 
trete  fast  Überall  zu  Tage.  Die  Erfahrung 
lehre,  dass  diejenigen  Geschäftsleute,  Ge- 
werbetreibenden, ja  auch  Privaten,  welche 
das  elektrische  Licht  nicht  besitzen,  den- 
selben Lichteflect  durch  erhöhten  Gasconsum 
zu  erreichen  trachten.  Ueberdtes  steige  der 
Gasconsum  durch  Verwendung  als  Trieb- 
kraft von  Motoren  bei  der  elektrischen  Be- 
leuchtung selbst.  In  München  stieg  z.  B.  die 
Zahl  der  Motoren  von  136  im  Jahre  1887 
auf  296  im  Jahre  1892.  Die  Befürchtung 
also,  dass  durch  Einführung  der  elektrischen 
Beleuchtung  die  Ertragfähigkeit  der  städti- 
schen Gasanstalten  fallen  werde,  sei  dadurch 
widerlegt  Die  Projectanten  haben  bereits 
die  Voranschlagspläne  und  Vertragsentwürfe 
verfasst  und  sind  bereit,  dieselben  behufs 
Beschleunigung  der  Angelegenheit  dem 
Stadtrathe  vorzulegen. 

Elektrische  Bahn  in  Karlsbad. 
Die  Stadtgemeinde  Karlsbad  bewirbt  sich, 
wie  uns  von  dort  geschrieben  wird,  um  die 
Concession  einer  elektrischen  Strassenbahn 
und  ist  mit  einem  finanzkräftigen  Consortium 
wegen  Ueberlassung  der  Concession  in  Ver- 
bindung getreten.  Die  Nationalbank  für 
Deutschland  in  Berlin  steht  an  der  Spitze  dieses 
Consortiums,  welches  eine  elektrische  Stadt- 
bahn vom  Bahnhofe  Karlsbad  durch  das 
Weichbild  der  Stadt  bis  zum  neuen  Bade- 
hause in  der  Marienbaderstrasse  errichten 
und   eine  Zahnradbahn   nächst  dem  Goethe- 


31 


Denkniftl  hinter  dem  Etablissement  Papp  zar 
«FremidschAftshöhe''  führen  will.  Die  Stadt 
Karlsbad  hat  bereits  am  mehr  als  eine  halbe 
Mülion  Häuser  eingelöst  and  mnss  zur  £r- 
breitertiog  der  Strassen  noch  sechs  Hänser 
am  7 — 800.000  fl.  einlösen.  Die  Gesellschaft 
stellt  der  Stadtgemeinde  biefttr  einen  Betrag 
TOD  500.000  fl.  sofort  haar  zar  Verfügung 
and  abergibt  der  Stadt  eine  Million  Prioritäts- 
actien  in  ihr  Eigenthum,  beanspracht  jedoch 
als  Gegenleistung  den  freien  Betrieb  der 
Bahnen  auf  einen  grösseren  Zeitraum,  sowie 
eine  durch  volle  2oJahre  währende 
jährliche  Zahlung  der  Stadt  an  die 
Bahngesellschaft  von  76.400.  Schon  in 
der  nictisten  Zeit  wird  die  Stadtgemeinde  Karls- 
bad aber  diese  Vorbedingungen  schltlssig  wer- 
den. Eine  weitere  Folge  soll  die  Fortsetzung  der 
Zahnradbahn  nach  dem  Plateaa  bei  „St.  Leon- 
hart* in  einigen  Jahren  bilden,  woselbst  die 
Gesellschaft  von  der  Stadt  acht  Hektare 
Waldgrflnde  für  den  Bau  eines  grossen, 
Inxoriösen  Casinos,  und  anderer  Vergnttgungs« 
einrichtnngen  beanspruchen  will.  Das  Actien- 
capital  wird  ungefähr  drei  Millioqen  Gulden 
betragen,  wobei  jedoch  die  Fortsetzung  der 
Bahn  bis  „St.  Leonhart**  n.  s.  w.  nicht  mit 
inbegriffen  sind,  weil  einem  späteren  Zeit- 
räume vorbehalten. 


Siektrische  Bahn  Baden — Vöslau. 
Die  Erdarbeiten  dieses,  so  manches  Jahr  in 
Vorbereitung  stehenden  Unternehmens  haben 
begonnen.  Im  Mai  d.  J.  soll  die  Strecke 
Bahnhof-Helenenthal  und  im  Juni  die  von 
Baden  nach  Vöslau  in  Betrieb  gestellt  werden. 


Telephon-Centrale  Leoben.  Die 
Post-  und  Telegraphen-Direction  für  Steier- 
mark and  Kürnteu  hat  an  die  Stadtgemeinde 
dte  Anfrage  gerichtet,  ob  nicht  fUr  das  kom- 
mende Jahr  die  Errichtung  eines  Stadt- 
Telephonnetzes  in  Leoben  und  Umgebung 
in  Ansticht  genommen  werden  sollte,  bezw. 
ob  seitens  der  Bevölkerung  Leobens  und 
der  nächstgelegenen  Ortschaften  eine  die 
Rentabilität  des  Unternehmens  sichernde 
Betheilignng  za  gewärtigen  stünde,  and  auf 
Gnmd  welcher  annähernden  Theilnehmer- 
sahl  die  Kosten  in  das  Präliminare  einge- 
setzt werden  könnten.  Aus  diesem  Anlasse 
hat  die  Stadtgemeinde  alle  jene  Parteien, 
welche  sich  fär  die  Errichtung  eines  Stadt- 
Telephonnetzes  interessiren,  zu  einer  Be- 
sprechang  eingeladen,  bei  welcher  von  einem 
delegirten  Sachverständigen  das  Wesen,  die 
Bedentnng  and  die  Vortheile  eines  solchen 
Telephonnetzes  dargelegt,  sowie  die  Bedin- 
dungen  des  Beitrittes  erörtert  und  aufgeklärt 
werden.  Bei  den  grossen  Vortheilen,  welche 
eine  Telephonanlage  in  und  um  Leoben  ge- 
währen würde,  wäre  im  Interesse  des  Ge- 
schäftes und  des  öffentlichen  Verkehres  eine 
recht  lebhafte  Betheiligung  an  dieser  Be- 
sprechung sehr  wünschenswerth.  Um  der 
Post-  und  Telegraphen- Direction  mittheilen 
zu  können,  aof  welche  Theilnehmeranzahl  in 
Leoben  und  Umgebung  zu  rechnen  ist, 
werden    bei    dieser  Versammlung    auch  An- 


meldungen von  Sprechstellen  entgegenge- 
nommen. Solche  Anmeldungen  können  auch 
im  Stadtgemeindeamte  angebracht  werden, 
nach  welcher  Zeit  das  Ergebniss  der  An- 
meldungen der  Post-  und  Telegraphen- 
Direction    bekannt    gegeben    werden  müsste. 

Vorconcessionen.  Das  k.  k.  Handels- 
Ministerium  bat  die  Bewilligang  zur  Vor- 
nahme technischer  Vorarbeiten  für  die  nach- 
stehend bezeichneten  Strassen-  bezw.  Local- 
bahnen  ertheilt,  u.  zw.: 

Dem  Ing.  Fritz  T  r  e  n  in  Melk  a.  d.  Donau 
für  eine  schmalspurige,  mit  elektrischer 
Kraft  und  Dampf  zu  betreibenden  Local- 
b  a  h  n  von  der  Haltestelle  Markersdorf 
a.  d.  P  i  e  1  a  c  h  d.  k.  k.  Staatsbahnen  über 
Ober-Grafendorf  und  Kirchberg  a.  d. 
P  i  e  1  a  c  h  durch  das  Nattersbach-  und 
Treflingbachthal  in  das  Erlauf- 
thal und  Über  Mittersbach  nach 
Maria-Zeil,  femer : 

dem  Bezirksobmann  und  Bürgermeister 
Carl  von  Pohnert  in  Brüx,  als  Obmann 
des  ActionsComit^  der  betheiligten  Gemeinden, 
für  eine  normalsparige,  eventuell  schmal- 
spurige, mit  Dampf  oder  elektrischer 
Zugkraft  zu  betreibenden  Strasse  n- 
bahnvon  Brüx  über  Kopitz,  Ros  en- 
thal,  Lindau,  Nieder-  und  O  b  e  r* 
leutensdorf,  Bettelgrttn  und 
Hammer  nach  Johnsdorf  und  von  da 
über  Malteuern,  sowie  direct  zurück 
nach  Brüx  mit  einer  Abzweigung  von 
Johnsdorf  über  Obergeorgenthal 
und  Vierzehnhöfen  zum  Anschlüsse 
an  die  Hauptlinie  bei  Niedergeorgen- 
thal,  und 

der  Firma  Stern  &  Hafferl  in 
Wien,  für  eine  schmalspurige,  eventuell  mit 
el  ektris  eher  Betriebskraft  herzustel- 
lenden Localbahn  von  der  Station  Gmun- 
d  e  n  der  k.  k.  Staatsbahnen  in  die  Stadt 
G  m  u  n  d  e  n. 


Project  für  eine  schmalspurige, 
mit  elektrischer  Kraft  zu  betreibenden 
Localbahn  von  Bludenz  nach  Schruns. 
(Trassenrevision  und  Stationscommission.) 
Die  k.  k.  Statthalterei  in  Innsbruck  hat  die 
Trassenrevision  und  Stationscommission  hin- 
sichtlich des  Projectes  der  Firma  Siemens 
&  H  a  1  s  k  e  in  Wien,  für  eine  schmalspurige, 
mit  elektrischer  Kraft  zu  betreibenden  Loc  al- 
bahn von  Bludenz  nach  Schruns 
angeordnet.  Mit  der  Leitung  der  Commission 
ist  der  Statthaltereirath  Arthur  Neusburger 
betraut  worden. 

Elektrische  Tramway  in  Malland. 
Anfangs  November  1893  wurde  die  elek- 
trische Tramway  in  Mailand,  welche  von 
der  Piazza  del  Duomo  nach  Porta  Sempione 
führt,  dem  öffentlichen  Verkehre  übergeben. 
Die  Tramway  functionirt  vorzüglich  und  war 
bisher  keine  Unregelmässigkeit  zu  verzeichnen. 

Elektrische Schlfifahrt  in  Venedig 
Die  Lagunen  Venedigs    sollen    durch   P'*«»- 


32 


mit  elektrischem  Betriebe  befahren  werdeo. 
Nebeo  den  schmalen,  langgestreckten  Gon- 
deln mit  den  eigenthümlich  gebogenen 
Schnäbeln,  welche  der  typisch  gewordene 
Gondoliere  mit  einem  langen  Rnder  tagleich 
bewegt  nnd  steuert,  sollen  Boote  in  Ge- 
brauch kommen,  welche  durch  eine  unsicht- 
bare Kraft  getrieben,  mit  einer  Geschwindig« 
keit  von  lökm  in  der  Stunde  die  trSgen 
Wasser  durchschneiden  werden;  mit  dem 
monotonen,  laoggesogenen  „Stai'*,  dem  Jahr- 
hunderte alten  Warnungssignale  der  Gondo- 
liere, wird  in  Zukunft  das  Klingeln  elek- 
trischer Glocken  ertönen.  Dem  Municipium 
von  Venedig  wurde  von  einer  amerikanischen 
Gesellschaft,  welche  während  der  Chicagoer 
Ausstellung  elektrisch  betriebene  Boote  auf 
dem  Michigansee  inttallirt  hatte,  ein  solches 
Fahrzeug  probeweise  zur  Benutzung  ange- 
boten. Die  Probefahrt  fand  statt,  welche, 
wie  die  ,N.  F.  P.*'  erfährt,  zur  allgemeinen 
Zufriedenheit  ausfiel.  Das  elegante  Boot, 
kaum  länger  als  eine  Gondel,  fasst  28  Per- 
sonen und  wird  durch  Accumulatoren,  welche 
unterhalb  der  Sitze  angebracht  sind,  in  Be- 
wegung gesetzt.  Ein  einfacher  Hebel  regulirt 
die  Geschwindigkeit  und  bringt  nöthigeafalls 
das  Boot  augenblicklich  zum  Stehen.  Die 
Accumulatoren  liefern  die  Kraft  fttr  eine 
Weglänge  von  100  km.  Wenn  die  Regierung 
und  das  Municipium  einwilligen,  wird  Veuedig 
die  erste  Stadt  Europas  mit  elektrischem 
Schiflfsbetriebe  sein. 


Der  Neubau  des  physikalischen 
und  elektrotechnischen  Instituts  der 
Grossherzoglichen  Technischen  Hoch- 
schule zu  Darmstadt  befindet  sich  nun- 
mehr zum  grössten  Theil  unter  Dach.  Am 
Mittwoch  den  29.  November,  Nachmittags 
3  Uhr  fand  für  die  am  Neubau  beschäftigten 
Arbeiter  eine  einfache  Richtfeier  statt,  über 
welche  wir  folgende  Mittheilungen  erhalten: 
Auf  Einladung  des  Vorstandes  der  Baube- 
hörde Abtheilung  II,  fUr  den  Nenbau,  Herrn 
Professor  Marx,  hatten  sich  die  Vertreter 
des  Diiectoriums  und  der  Baucommission  der 
Hochschule,  der  Auischuss  der  Studenten- 
schaft, sowie  die  Meister  der  betheiligten 
Baagewerke  zur  Feier  eingefunden. 

Wenn  der  Ausbau  und  die  innere  Ein- 
richtung der  beiden  genannten  Institute  in 
demselben  Maasse  gefördert  werden  kann, 
wie  die«  bei  dem  Rohbau  geschehen  ist,  so 
dürfte  die  Benutzung  des  Gebäudes  voraus- 
sichtlich im  Herbste  nächsten  Jahres  mög- 
lich sein. 


Eine  elektrische  Stadt.  Laut  ameri- 
kanischen Berichten  verdient  der  Ort  Great 


Falls  in  Montana  U.  S.  die  Auszeichnimg, 
die  „elektrische  Stadt*'  genannt  zu  werden. 
Drei  Meilen  oberhalb  des  Ortes,  bei  Black 
Eagles  Falls,  hat  man  quer  ttber  den  Misaouri 
einen  starken  Damm  aufgeworfen,  um  das 
Wasser  des  Fltisses  zur  Kraftstation  zu  leiten, 
welche  sich  mit  ihren  Turbinen  und  Djnamos 
neben  dem  Flussbett  befindet.  In  Great  Falls 
werden  nicht  nur  die  Strassenbahn wagen  mit 
Elektricität  gefahren  und  beleuchtet,  sondern 
audi  zugleich  geheizt;  in  jedem  Waggon 
befindet  sich  ein  «Radiator^,  der  die  beste 
Dampfheizung  fibertriflt.  Elevatoren,  Dnicker- 
pressen,  Krahne  und  alle  sonstigen  in  Great 
Falls  vorhandenen  Arten  von  Maschinerie 
werden  durch  das  allgegenwärtige  Fluidum 
in  Gang  gehalten,  sogar  elektrische  Wasser- 
schöpfer und  Steinklopfer  kann  man  sehen; 
ein  ganz  gewöhnlicher  Anblick  auf  der  Strasse 
vor  Neubauten  ist  ein  elektrischer  Mörtel- 
mischer, mit  einem  Leitungsdraht  verbunden, 
der  von  der  nächsten  besten  Leitungsstange 
herabgefährt  ist.  Die  Restaurants  kochen 
natürlich  mit  Elektricität,  die  Fleischer  hacken 
ihre  Würste  und  Hamburger  damit,  die  Colo- 
nialwaareohändler  benutzen  sie  zum  Kaffee- 
mahlen, die  Schneider  zum  Bügeleisen  heiss 
machen,  und  die  Hausfrauen  treiben  ihre 
Nähmaschinen  mit  Elektricität  Die  Oefen 
und  Herde  stehen  verlassen;  kein  Rauch- 
wölkchen entströmt  der  Esse;  »tatt  der  rassigen 
Feuer  hat  man  elegante  elektrische  Brat- 
und  Backnäpfe,  die  man  im  Wohnzimmer  wie 
Hutschachteln  nebeneinander  aufstellen  kann, 
ebenso  die  elektrischen  Kessel,  Töpfe  und 
Theekannen  ;  nur  ein  Druck  auf  einen  Knopf 
und  in  10  Minuten  siedet  das  Wasser  im 
Innern  dieser  Gefässe,  ohne  dass  auch  nor  ihre 
Anssenwand  sich  fühlbar  erwärmte.  O  glück- 
liches Great  Falls,  elektrisches  Schlaraffia ! 


Aus  Sydney  kommt  die  Naclirlcht 
über  eine  neue  epochemachende  Er- 
findung, über  deren  praktische  Verwend- 
barkeit allerdings  wohl  erst  die  Zukunft  ein 
endgiltiges  Urtheil  abgeben  dürfte.  Der  Er- 
finder ist  ein  Angestellter  des  Sydneyer 
„Moming  Herald'*,  Namens  Donald  Mur  ray  ; 
der  Apparat,  den  er  «Printing  Telegraph" 
nennt,  soll  im  Staude  sein,  Telegraphen- 
apparate,  Setzer-  und  Schreibmaschinen, 
Claviere,  überhaupt  jedes  Instrument,  bei 
welchem  Claviaturen  in  Verwendung  sind, 
in  Bewegung  zu  setzen,  so  dass  beispiels- 
weise eine  in  irgend  einem  Orte  mit  dem 
Druckertelegraphen  manipulirende  Person 
im  Stande  sein  soll,  gleichzeitig  in  einem 
Dutzend  anderer  Städte  denselben  Schriftsatz 
Wort  für  Wort  zu  reproduciren. 


Separat- Abdrücke 
werden    über  Verlangen    der    Herren  Autoren    zum  Selbstkostenpreise    ab- 
jregeben.    Die  Zahl    der    verlangten    Exemplare    wolle   auf  dem  Manuscripte 
verzeichnet  werden.  Das  Redactions-Comite. 

Verantwortlicher  Redacteur :  JOSEF  KAREIS.  —  Selbatverlair  des  Klektroteohnischen  Vereins. 

In  CAmmission  bei  LEHMANN  &  WENTZEL,  Buchhandlung  für  Technik  und  Kunst. 

Druck  von  R.  SPIES  &  Co.  in  Wien,  Y.,  Strauasengasse  16. 


Zeitschrift  für  Elektrotechnilc. 


XII.  Jahrg.  15.  Jänner  1894.  Heft  IL 


ABHANDLUNGEN. 


Die  Theorie  und  Berechnung  der  asynchronen 
Wechselstrom-Motoren. 

Von  E.  ARNOLD,  OcrlikoD. 
(Fortsetzung.) 

Das  Drehmoment  wächst  mit  R^  und  erreicht  einen  bestimmten, 
durch  Gleichung  26  gegebenen  Werth  von  i?2  ein  Maximum.  Der  Wider- 
stand ^2,  welchem  das  maximale  Drehmoment  entspricht,  ist  um  so 
kleiner,  je  grösser  das  Uebersetzungs-Verhältniss  N^ :  iVg  ist. 

Hieraus  erklärt  sich  die  Thatsache,  dass  bei  einem  Motor  die 
Aenderung  des  Uebersetzungs-Verhältnisses  auch  eine  Aenderung  des 
Ankerwiderstandes  erfordern  kann. 

Die  Kraftlinienstreuung  macht  sich  dadurch  bemerkbar,  dass  das  Dreh- 
moment vermindert  und  der  Widerstand  R^t  dem  das  maximale  Dreh- 
moment entspricht,  vergrössert  wird.  Mit  Berücksichtigung  der  Streuung 
würde  man  anstatt  die  Curven  A  und  B  die  Curven  ^0  ^^^  ^o»  oder  bei 
starker  Streuung  A^  erhalten.  Die  genaue  Form  dieser  Curven  ist  durch 
Rechnung  schwer  zu  bestimmen,  weil  der  Werth  des  Streuimgscocficienten  b 
stark  veränderlich  ist.  Je  kleiner  der  Ankerwiderstand  i?^,  resp.  mit  je  mehr 
Kupfer  der  Ankenimfang  bedeckt  ist,  umso  weniger  Kraftlinien  vermögen 
in  das  Ankereisen  einzudringen,  umso  kleiner  ist  daher  6.  Die  Curven  A^Af^ 
und  B  Bq  kommen  daher  einander  umso  näher,  je  grösser  i?2  wird. 

Aus  den  Gleichungen  14  und  16  folgt 

D=-^^^l^ 

2  /?! 


und  aus  Gleichungen  11  und   16 

2 


D=-^ ^^''fi 28) 


^l(i?2^  +  -^-^l^V) 


Die  letzten  beiden  Gleichungen  sagen,  dass  das  Drehmoment  gleich 
ist  der  vom  Anker  aufgenommenen  Energie,  dividirt  durch  die  Winkel- 
geschwindigkeit Pi  des  Drehfeldes.  Ist  die  Zahl  der  Polpaare  des 
Motors  :=  /f,  so  ist  das  Drehmoment  h  mal  so  gross,  vorausgesetzt  dass 
der  im  Anker  inducirte  Effect  derselbe  ist. 

Soll  z.  B.  ein  20  ÄP  Motor  beim  Anlaufe  ein  Drehmoment  äussern, 
wekhes  dem  Drehmomente  bei  voller  Tourenzahl,  also  einer  Winkel- 
geschwindigkeit, die  nahezu  =zp^\k  und  der  vollen  Leistung  entspricht, 
so  wird,  weil 

der  vom  Anker  aufgenommene  Effect  mit  Berücksichtigung  der  im  Motor 
auftretenden  Verluste  bedeutend  grösser  als  20 -HP  sein  müsser 
Wollte  man  ein  Anzugsmoment  erreichen,  das  ein  Vielfaches  des  normal 


34 

Drehmomentes  ist,    so  müsste  dem  Motor    auch    ein  Vielfaches  des  nor- 
malen Wattconsums  zugeführt  werden. 

Bei  grosser  Energieaufnahme  des  Motors  ist  es  aber  nur  möglich, 
die  primäre  Spannung  constant  zu  erhalten,  wenn  die  Capacität  der  Energie- 
quelle (Transformator  oder  Generator)  im  Vergleiche  zu  derjenigen  des 
Motors  sehr  gross  ist.  Uebersteigt  die  Capacität  der  Stromquelle  die 
Leistung  des  Motors  nur  um  Weniges,  so  föllt  bei  einem  für  grosse  An- 
zugskraft construirten  Motor  die  primäre  Spannimg  rasch  ab.  Dieser 
Spannungsabfall  ist  zunächst  eine  Folge  der  grossen  Streuimg  von  Kraft- 
linien bezüglich  des  grossen  Erregerstromes  beim  Angehen  des  Motors. 
Bei  der  dadurch  hervorgerufenen  Phasenverschiebung  (bekanntlich  hat  der 
Erregerstrom  gegen  den  Nutzstrom  eine  Phasenverschiebung  von  90^) 
zwischen  J^  imd  E^  kann  dem  Motor  die  zum  Angehen  erforderliche 
Energie  nur  durch  sehr  grosse  Stromstärken,  welche  ein  Vielfaches  der 
normalen  sind,  zugeführt  werden.  Die  grosse  Stromstärke  vermehrt 
wiederum  den  Spannungsabfall  direct  imd  durch  die  vermehrte  Streuung. 
Die  Spannung  kann  soweit  fallen,  dass  bei  unrichtiger  Construction  des 
Ankers,  oder  ohne  Anwendung  von  besonderen  Anlassvorrichtungen,  der 
Motor  gar  keine  Anzugskraft  ausübt. 

Bei  der  Construction  von  Motoren  wird  man  daher  sehr  darauf 
bedacht  sein  müssen,  dass  die  verlangte  Anzugskraft  mit  einem  möglichst 
geringen  Wattverbrauche  und  möglichst  kleinen  Stromstärken  geleistet 
wird.  Letztere  Bedingung  ist  namentlich  für  Motoren,  welche  an  Licht- 
leitungen angeschlossen  sind,  von  Wichtigkeit. 

Für  die  Abhängigkeit  der  Stromstärke  J^  von  den  übrigen  Grössen, 
folgt  aus  Gleichimg  16 


29) 


Wir  wollen  zwei  Fälle  unterscheiden,  und  zwar : 
I.  Der  Widerstand  J?2    sei  im  Vergleich  zu  p,  Xg  klein,    dann  wird 
annähernd 


'.=ri 


^2    ^  'Pi  ^ 


2 


30) 


2.  Es    sei    umgekehrt  11^  gross   im  Verhältniss  zu  p^  L^,    dimn  ist 
annähernd 


-r 


8  D,It, 


Aus  den  Gleichungen  30  und  31  ist  ersichtlich,  dass  die  zur 
Erzeugung  eines  bestimmten  Drehmomentes  erforderiiche  Stromstärke  um 
so  kleiner  wird,  je  grösser  die  Coefficienten  der  Selbstinduction,  d.  h.  je 
kleiner  der  Widerstand  des  magnetischen  Stromkreises  im  Feld  und 
Ankereisen  und  im  Luftzwischenraume  und  je  kleiner  die  Kraftlinien- 
streuung. Der  Einfluss  von  ;?,  und  J?2  hängt  von  dem  Verhältniss  von  i»*., 
zu  Xg  ab.  Besteht  die  secundäre  Wickelung  aus  vielen  Windungen  von 
grossem  Querschnitte,  so  kann  durch  Einschaltung  von  Widerständen  in 
diese  Windungen  und  durch  Verkleinern  der  Periodenzahl  der  zur 
Erzeugung  eines  bestimmten  Drehmomentes  erforderliche  Strom  herab- 
gemindert werden. 

Besteht  dagegen  die  secundäre  Wickelung  aus  wenigen  dünnen 
Drähten    von    grossem  Widerstände,    so    tritt    das  Umgekehrte    ein,    die 


35 

Stroqastärke,  welche  nothwendig  ist,  um  das  verlangte  Drehmoment  zu 
äussern,  wächst  jetzt  mit  zunehmendem  Widerstände  und  abnehmender 
Periodenzahl.  Die  primäre  E.  M.  K.  ist  hierbei  veränderlich  gedacht. 

Es  muss  somit  ein  Widerstand  Äg  existiren,  welcher  für  einen 
gegebenen  Werth  von  L2  imd  eine  gegebene  Periodenzahl  einen 
günstigsten  Werth  besitzt.  Das  ist  offenbar  derjenige  Werth,  der  so 
beschaifen  ist,  dass  sowohl  eine  Erhöhung  als  eine  Verkleinerung  desselben 
die  Stromstärke  Jj  vergrössert.  Wir  finden  den  Werth,  wenn  wir  die 
Gleichung  30  und  31   einander  gleichsetzen. 

Es  wird 

R2  =  ^PiL2 32) 

Dieser  Widerstand  entspricht  zugleich  dem  relativ  geringsten  Watt- 
verbrauche. 

Bezeichnen  wir  nämlich  das  Verhältniss  der  zur  Erzeugung  des  secun- 
dären  Drehfeldes  verwertheten  Energie  zu  der  vom  Motor  consumirten 
Energie  als  den  Wirkungsgrad  des  Anlaufes  (f/),  so  wird  ohne 
Berücksichtigimg  der  Verluste  durch  Hysteresis  und  Wirbelströme 

q  = = oder 

Betrachten  wir  B^  als  Variable,  so  ergibt  die  Differenzation,  dass  g 
ein  Maximum  wird  für 

^2  =  ^Vii2 34) 

Der  Wirkungsgrad  des  Anlaufes  nimmt  mit  zunehmendem  Wider- 
Stande  l?i  und  mit  zunehmender  Streuung  ab  und  wächst  mit  L^^  und  i\. 

Der  Einfluss  von  B^  und  X2  hängt  von  dem  Verhältnisse  JR2  •  -^  'Pi^i  ^b. 

ist  ^2  <—  •  ^2Pi  '^»  so  nimmt  g  mit  B2  zu,  ist  dagegen  B2  ^—  rn^p^,  L^, 
so  nimmt  g  mit  Äg  ab. 

Praktisch  ist  es  nur  in  seltenen  Fällen  zulässig,  den  Widerstand  Bo 
ohne   Anwendung   von    Schaltvorrichtungen    beim    Anlassen    des   Motors 

^  — ^Pi  -^2  2^  machen;  denn  erstens  wird  der  Drahtquerschnitt  so  klein, 

<lass  eine  übermässige  Erwärmung  desselben  eintritt  und  zweitens  würde 
<las  Drehmoment  für  die  meisten  Zwecke  zu  klein  ausfallen,  denn  der 
grösste  Werth  von  g  fällt  nicht  mit  dem  maximalen  Drehmomente  laut 
Fig.  4  zusammen;  dieses  wäre  nur  der  Fall,  wenn 

'  „    7   ,,,   _p    ^'2^V 
2     ^    ^     ^         ^  m^r^^^ 

Ausgeführte  Motoren,  die  ich  prüfte,  zeigten  stets 

—  Pl  Ioni2>  Bi  ,,:,• 


36 

Werden  dagegen  Motor  und  Generator  gleichzeitig  in  Betrieb  ge- 
setzt,  so  ist  beim  Angehen  Pi  klein  und  der  Wirkungsgrad  des  Anlaufers 
wird  gross  werden. 

Zur  Erläutenmg  des  eben  Gesagten  will  ich  noch  einige  Experimente 
erwähnen,  welche  in  der  Maschinenfabrik  Oerlikon  ausgeführt 
wurden. 

Die  Anzugskraft  am  Hebelarm  von  ii'$  cm  betrug  bei  einem  vier- 
poligen lo HP  Motor: 

1 .  Wenn  die  -Ankerwicklung  aus  drei  Phasen  besteht,  pro  Phase 
8  Windungen  aus  Draht  von  5  mm  Durchmesser 

bei  32  Volt     230  Amp.     62  kg-^ 

2.  Wenn  die  Ankerwicklung  aus  drei  Phasen  ä  32  Windungen  von 
I  mm  Draht  besteht 

bei  39  Volt     150  Amp.    64kg. 

Ein  vierpoliger  Motor  von  3  HP  ergab  folgende  Anzugskraft  am 
Hebel  von  6  cm: 

1.  Mit  einer  Ankerwicklung,  bestehend  aus  36  kurzgeschlossenen 
Stäben  von  6  mm  Durchmesser, 

bei  73  Volt  120  Amp.  SOkg, 

2.  Mit  36  kurzgeschlossenen  Stäben  von  i  mm  Durchmesser 

bei  75  Volt  15  Amp.  20%. 

Der  Cocfficient  der  Streuung  b  kann  durch  Experimente 
leicht  ermittelt  werden. 

Aus  Gleichung  16  folgt  für  k  Polpaare,  wenn  Ä^'.^i  als  klein  ver- 
nachlässigt werden  kann, 

Das  Drehmoment  ist  in  Watt  ausgedrückt.  Beträgt  der  Hebelarm 
des  Momentes  h  Meter  und  die  Zugkraft  K  Kilogramm,  so  ist 

D  =  g'SiK.h 36) 

Wird  die  Zugkraft  für  eine  bestimmte  Stromstärke  J^  gemessen,  so 
lässt  sich  aus  diesen  Gleichungen  b  bestimmen.  Der  Werth  von  b  variirt 
mit  Jj. 

Ich  habe  gefunden,  dass  b  sehr  kleine  Werthe  annehmen  kann. 
Wenn  die  primäre  und  die  secundäre  Wickelung  feststehen,  gehen  bis 
60  Procent  und  noch  mehr  Linien,  durch  Streuung  verloren. 

Die  Phasenverschiebung  'fi  im  primären  Stromkreise  lässt 
sich  aus  Fig.  2  ermitteln. 


cos 


?i  =  TT  U^i  «^1  H "PiM  J2  cos  'f2 )  oder 


coscpi=—    i?i  +  -^--- '-^, — \        .     .     37) 


"^^i        '    i?.^+fvv 


oder  annähernd 

cos 


Aus  dieser  Gleichung  lassen    sich    einige    wichtige  Schlüsse    ziehen. 
Wie  ich  oben  angeführt  habe,    muss  z.  H.  ein  20  HP  Motor,    damit  der- 


37 

selbe  ein  Drehmoment  ausübt,  welches  dem  Drehmomente  des  Motors 
bei  voller  Leistung  entspricht,  abgesehen  von  Verlusten,  einen  Effect 
von  20  HP  aufnehmen.  Da  nun  dieser  Effect 

=  — •^i'^icos.?!, 

so  soll,  um  grosse  Stromstärken  zu  vermeiden  cos  cp^  möglichst  gross  sein. 
Wie  aus  Gleichung  38  ersichtlich,  wächst  der  cos  <pi  mit  J^,  R^,  i?2  und 
dem  üebersetzimgs- Verhältnisse  N^ :  iVg  und  nimmt  ab  mit  zunehmender 
Streuimg  und  mit  E^. 

Es  lassen  sich  hieraus  verschiedene  Methoden  zum  Inbetriebsetzen 
von  Mehrphasen-Motoren  ableiten,  welche  sich  zum  Theile  schon  in  der 
Praxis  eingebürgert  haben. 

1 .  Es  wird  beim  Anlassen  in  den  primären  Stromkreis  ein  inductions- 
freier  Widerstand  eingeschaltet,  also  R^  vergrössert. 

2.  Es  wird  der  Widerstand  E2  der  Phasen  des  inducirten  Systems 
durch  Einschalten  von  inductionsfreien  Widerständen  ver^össert. 

3.  Es  sind  beim  Anlassen  nur  ein  Theil  der  secundären  Phasen  m^ 
kurzgeschlossen,  die  übrigen  werden  erst  eingeschaltet,  wenn  der  Motor 
die  volle  Tourenzahl  erreicht  hat. 

4.  Das  Uebersetzungs-Verhältniss  N^ :  iVg  wird  veränderlich  gemacht, 
indem  man  entweder  iV^  vergrössert  oder  Ag  verkleinert,  oder  auch  Beides 
zugleich  ausfuhrt 

5.  Es  wird  das  Verhältniss  J^ :  E^  geändert,  indem  in  den  primären 
Stromkreis  ein  Transformator  mit  variablem  Uebersetzungs-Verhältnisse 
eingeschaltet  wird.  Beim  Anlassen  des  Motors  wird  so  transformirt,  dass 
JiiE^  gross  wird. 

6.  Durch  Combination  der  Methoden  i  bis  5  ergeben  sich  noch 
andere  Regulirmethoden. 

Der  indudrte  Theil  kann  z.  B.  mit  zwei  Wicklungen  versehen 
werden.  Zum  Anlassen  wird  die  Wicklung  mit  grossem  Widerstände  und 
grossem  Uebersetzungs-Verhältnisse  benützt,  und  alsdann  eine  solche  von 
kleinem  Widerstände  hinzugeschaltet. 

Auf  den  praktischen  Werth  dieser  Anlassmethoden  werde  ich  zurück- 
kommen. 

Bezeichnet  Rq  den  Ankerwiderstand  pro  Stab  incl.  der  Verbindung 
mit  anderen  Stäben  und  Z  die  totale  Stabzahl  des  Ankers,  so  ist 
i?2  =  J?o  .  iVg  und  m2  N2  =  Z,  daher  auch 

-.=^(''.+"*-7-i 39) 

Diese  Gleichung  gilt  sowohl  für  den  eigentlichen  Kurzschluss- 
anker nach  der  Anordnung  von  Dobrowolski,  als  für  die  Construction 
mit  mehreren  von  einander  getrennten  und  kurzgeschlossenen  Wicklungen, 
welche  Construction  kurz  mit  Phasenanker  bezeichnet  werden  soll. 
Der  Kurzschlussanker  ist  dann  ein  specieller  Fall  des  Phasenankers. 

Bestimmung  des  vom  Motor  verbrauchten  Effectes. 
Derselbe  ist 

W,  =  "-^.E,J,  cos  <pi 
filr  cos  9i  den  Werth  aus  Gleichung  37  eingesetzt,  gibt 


cos 


^2-^  +   [^Ih'  ^^) 


38 


Das  erstere  Glied  gibt  die  im  primären,  das  zweite  Glied  die  im 
secundären  Systeme  verbrauchte  Energie.  Da  der  Motor  keine  Arbeit  ver- 
richtet, so  geht  der  ganze  Betrag  Wt  in  Wärme  über. 

Das  Verhalten  eines  Mehrphasen-Motors  wenn  der 
Inductor  rotirt.  Der  Inductor  soll  mit  der  Winkelgeschwindigkeit  ;>2 
rotiren,  die  Differenz  der  Winkelgeschwindigkeiten  zwischen  dem  primären 
Drehfelde   und    dem  Anker,    oder  der  Betrag  der  Schlüpfung  ist  dann 

=  Pl—P2' 

Wir  beziehen  uns  wieder  auf  Fig.  2  imd  die  allgemeine  für  ein 
Drehfeld  giltige  Gleichung  17,  welche  lautet 

E,^  =  (äi  ^1  +  ^^  Pt  MJ,  cos  ^.y  + 

-\-\^'P\^\J\—^'Pi  ^^^2  sin  92) 
Die  in  einer  Phase  des  Ankers  inducirte  E.  M.  K.  ist  nun 

Dieser  E.  M.  K.    wirken    zwei  E.  M.  Kräfte  entgegen,    und  zwar: 

1.  Die  E.  M.  K.,  welche  im  Widerstände  R^  verbraucht  wird,  deren 
Amplitude  ist  =  Äg  Jg ; 

2.  die  E.  M.  K.,  welche  durch  das  secundäre  Drehfeld  inducirt  wird, 
die  relative  Winkelgeschwindigkeit  dieses  Drehfeldes  zum  Anker  ist 
=^  P\  —  P2  <ä^her 


41) 


Ee=-^{Pi—p^^2J2' 

Stellt  man  diese  drei  E.  M.  Kräfte  zu  einem  Dreiecke  zusammen  und 
beachtet,  dass  E^  senkrecht  zu  -Bg  '^2  steht  und  der  E^  gegenüberiiegende 
Winkel  =  93  i^t,  so  folgt,  wenn  zur  Abkürzung 


aus  der  Figur 


=1^ 


»+ 


m, 


i-(p. 


PiT-'W 42) 


cos  !p2  = 


r;. 


sin  -f  2 


^2  (P\  —  I'i)  -^2 

2r 

"»1  O'i  — P2)  ^I'^l 
2r 


43) 


Setzen  wir  diese  Werthe  in  Gleichung  41  ein  und  bezeichnen  dabei 
zur  Abkürzung  mit 

A'  =  -}-  .  P,  i?22  Xi2  +     -?-  (p,  -  p2)2  .  i?i2  X.^2  + 

4  4 


+ 


so  wird 


1    "»1^  •  "»2^ 

^       16 


Priih-p^yi^ih-^r- 


44) 


45) 


_  39_ 

Das  Drehmoment  ist  gleich  der  auf  dem  Anker  übertragenen  Arbeit, 
dividirt  durch  die  Schlüpfung  Pi — P2 

^^rn,     R^      oder 
2      (P1—P2) 

^^m^{p,-r,)mR,  j^^ ^^ 

8  r* 

lassen  wir  pg  von  Null  an  unbegrenzt  wachsen,  so  erhalten  wir 
aus  Gleichung  46  die  entsprechenden  Werthe  des  ürehniomentes  für 
constante  Stromstärke,  und  aus  Gleichung  47  für  c  o  n  s  t  a  n  t  e 
Spannung.  Für  P2  =  Pi  wird  D  =  0  und  für  p^  >  p^  negativ,  das 
heisst  die  Bewegung  des  Inductors  wird  gehemmt  und  ein  entsprechender 
Effect  auf  dem  primären  Stromkreis  übertragen.  Für  gewisse  Zwecke 
dürfte  diese  Bremswirkung  werthvoll  sein. 

Den  Werth  von  N  eingesetzt,  gibt  unter  Beachtung,  dass 

3/2  :=  62  l^  Xg 

D  =  -^  .  62  Qy^  —  p^  E^  i?2,  dividirt  durch 

+  M2.62X^X2/>lMi>l-P2)Hl-'^^)^         _       _       48) 

4 
Für  j?2  =  o  geht  diese  Gleichung  über  in  Gleichuag  24,   Setzen  wir 
die  Streuung    =  o    oder    6=1    und    dividiren  Zähler    und    Nenner    mit 
(Pi  —  ^^2)  ^2»  so  erhält  der  Nenner  in  Gleichung  48  folgenden  Werth : 


•  ^2  1^  +  (Pi  -  i>2)  -^  .  7^  +  2  ;>,  Äi 


i^  Vi  '^    ^2^2  -^^2    ^1  ^"1 

Dieser    Ausdruck    wird    ein    Minimum    oder    das  Drehmoment    ein 
Maximum  für  ein  bestimmtes  Verhältniss  von  L^  :  L^  oder  für  ein  Ueber- 


setzungsverhältniss 

Die  in  einer  Phase  des  Inductors  inducirte  E.  M.  K.  ist 


Setzen  wir  diesen  Werth  in  Gleichung  46  ein,  so  wird,  wenn  /.-  die 
halbe  Polzahl  bezeichnet,  für  einen  Motor  von  beliebiger  Polzahl. 

I>=-^. f -2- 1     •     ■     •     50) 


(Pi 


-;'2)k*+^0>i-i'2)^v] 


Das   Glied  — -  (p^  —  P2Y  L^  kann  in    praktischen  Frdlen,    weil    dii 

Selbstinduction  L^    des  Ankers    und    die  Schlüpfung   p^  — %\   Idein  • 
vernachlässigt  werden.  .M^^ 

(Fortsetzung  folgt.) 


40 


Der    Doppelgegensprecher    für    Dynamobetrieb    von 

F.  W,  Jones. 

(Schloss.) 

Das  Relais  P  ist  ein  polarisirtes  und  liegt  mit  seinen  Rollen  von  je 
400  Ohm  Widerstand  in  den  beiden  Stromwegen  g^  und  ^g»  *"  welche  sich 
l  hinter  Wq  verzweigt ;  von  diesen  Stromwegen  führt  in  der  bei  Differential- 
Gegensprechem  üblichen  Weise  der  erste  g^  nach  der  Leitung  X,  der 
andere  g^  aber  zur  Erde  E,  Bevor  aber  L  und  E  auf  diesen  beiden  Wegen 
g^  und  ^2  von  den  Zweigströmen  erreicht  werden,  müssen  die  Ströme  auf 
jedem  Wege  noch  die  Rolle  r^,  bezw.  rg  eines  Inductors  J  durchlaufen; 
die  fortgehenden  Ströme  vermögen  jedoch  ebenso  wenig  in  der  dritten 
Rolle  r  dieses  Inductors  Ströme  zu  induciren,  wie  sie  beim  Durchlaufen 
der  Differentialwickelungen  der  Relais  P  und  N  deren  Anker  beeinflussen 
können.    Jede  der  drei  Rollen    des  Inductors  J  hat    einen    Widerstand   von 


y  i^^rtWMww^^ 


150  Ohm 


V 


Fig.    3. 
100  Ohm.    In  den  Stromweg  g^  erscheint  in  Fig.  2  noch  ein  Ausgleichungs- 
widerstand   W  und     ein  Condensator   C  eingeschaltet,     denen    die    nämliche 
Aufgabe  gestellt  ist,  wie  bei  anderen  Gegensprechern. 

Ganz  eigenartig  aber  ist  das  nicht  polarisirte  Relais  iV,  das  in  Fig.  3 
noch  besonders  abgebildet  ist.  Seine  Verbindung  mit  dem  empfangenden 
Klopfer  K2  ist  zwar  nicht  neu  und  ist  in  Amerika  mit  dem  Namen  als 
„Edison's  Wanzen-Falle**  (bug  trap)  belegt  worden,  weil  man  dort 
die  „innere  Schwäche**  der  Doppelgegensprecher  als  „Wanze**  (bug)  zu  be- 
zeichnen pflegt.  Dabei  schliesst  bekanntlich  der  Ankerhebel  H  des  Relais  N, 
während  er  von  der  Abreissfeder  jP  in  seiner  in  Fig.  2  und  3  gezeichneten 
Ruhelage  an  der  Contactschraube  s  erhalten  wird,  zunächst  den  Strom 
einer  Localbatterie  durch  den  Elektromagnet  eines  Hilfsklopfers  Äg,  dessen 
Ankerhebel  also  während  der  Ruhelage  von  H  angezogen  ist,  dagegen  ab- 
gerissen wird  und  nun  erst  den  Strom  einer  zweiten  Localbatterie  durch 
den  Elektromagnet  des  empfangenden  Klopfers  jKg  zu  schliessen  vermag, 
wenn  in  N  der  Ankerhebel  angezogen  wird.  Das  Relais  N  hat  nun  aber 
drei  Elektromagnete  itf,  M^  und  i/g.  Zwei  derselben,  M^  und  M2y  haben 
eine  doppelte  Bewickelung  und  diese  vier  Windungen  sind  paarweise  hinter 


41 

einander  in  die  beiden  Stromwege  g^  und  ^g  eingeschaltet;  die  beiden 
Paare  wirken  einander  entgegen,  wenn  von  q  herkommende,  also  in  l  und  g^ 
nach  L  zu  entsendende  Ströme  sie  durchlaufen,  dagegen  summiren  sieb 
ihre  Wirkungen,  wenn  ein  aus  L  ankommender  Strom  alle  vier  Wickelungen 
hinter  einander  durchläuft,  um  in  g^  und  ^2  oach  der  Erde  E  zu  gelangen. 
Die  beiden  in  demselben  Stromwege  liegenden  Wickelungen  haben  etwa 
300  Ohm  Widerstand.  Der  dritte  Elektromagnet  M  besitzt  nur  eine  einzige 
Rolle,  welche  durch  die  beiden  Drähte  n  mit  der  dritten  Rolle  r  des 
Inductors  «/  zusammengeschaltet  ist. 

Der  Ankerhebel  H  dieses  Relais  N  ist  aus  Aluminium  hergestellt 
ond  sorgfältig  abgeglichen,  zu  welchem  Zwecke  er  auch  die  Form  eines 
dreiarmigen  Hebels  erhalten  hat.  Weil  die  beim  Geben  von  dem  Amte 
entsendeten  Ströme  in  entgegengesetzter  Richtung  in  g^  und  ^g  durch  die 
Rollen  r^  und  rg  des  Inductors  J  laufen,  so  können  sie  nicht  inducirend 
auf  die  dritte  Rolle  r  wirken  und  deshalb  auch  nicht  den  Elektromagnet  M 
in  Thätigkeit  versetzen.  Wenn  dagegen  aus  L  Ströme  ankommen,  so  er- 
regen sie  bei  ihrem  Auftreten  und  bei  ihrem  Verschwinden  Ströme  in  der 
Rolle  r  und  diese  bewirken,  dass  M  eine  kurze  Zeit  lang  eine  Anziehung 
auf  seinen  Anker  ausübt.  Die  Abreissfeder  F  an  dem  Hebel  H  ist  nun  so 
stark  gespannt,  dass  die  durch  Ströme  von  der  Stärke  i  in  r  inducirten 
Ströme  keine  so  starke  Anziehung  in  M  veranlassen,  dass  die  Federkraft 
durch  sie  überwunden  werden  könnte;  wenn  dagegen  Ströme  von  der 
Stärke  3  aus  der  Leitung  L  ankommen,  so  vermögen  die  durch  sie  in  r 
inducirten  Ströme  den  zur  Zeit  angezogenen  Ankerhebel  //  —  trotz  des 
Strebens  der  Abreissfeder,  ihn  abzureissen  —  eine  kurze  Zeit  lang  in  seiner 
Lage  festzuhalten  und  dadurch  ist  M  im  Stande,  eine  Verstümmelung  der 
Zeichen  und  ein  Auftreten  falscher  Zeichen   in  dem  Klopfer  K2  zu   verhüten. 

Der  Vortheil  der  Verwendung  zweier  Elektromagnete  M^  und  itfg  in 
Hintereinanderschaltung  ist  darin  zu  suchen,  dass  man  dadurch  eine  gewisse 
magnetische  Wirkung  erreichen  kann  mit  einer  weit  geringeren  Selbst- 
induction ;  denn  letztere  würde  ja,  wenn  man  alle  W^indungen  auf  eine  und 
dieselbe  Spule  wickeln  wollte,  proportional  mit  dem  Quadrate  der  Zahl  der 
in  einer  Spule  enthaltenen   Windungen  wachsen. 

Auch  die  Rolle  r^  bringt  einen  Widerstand  von  lOO  Ohm  und  eine 
Selbstinduction  von  0*46  Henry  in  die  Leitung;  allein  dies  kann  gegenüber 
dem  durch  sie  herbeigeführten  Festhalten  des  Hebels  H  in  seiner  Arbeits- 
lage während  der  Zeiten,  wo  in  M^  und  M2  kein  Magnetismus  mehr  da  ist, 
gar  nicht  in  Betracht  kommen.  Und  so  hat  denn  auch  die  Anordnung  mit 
der  bereits  erwähnten  Klopferschaltung  auf  der  Linie  zwischen  New-York 
und  Chicago  ohne   Uebertragung  lange  Zeit  gut  gearbeitet. 

Die  Vorgänge  beim  Doppelgegensprechen  werden  sich  hiernach  in 
folgender  Weise  abspielen.  Alle  fortgehenden  Ströme  gleichen  sich  im 
eigenen  Amte  in  M^  und  i/g»  ^°  ^  ""^  ^°  ^  ^"®»  vermögen  daher  auch 
in  M  keine  Wirkung  hervorzubringen. 

So  lange  im  gebenden  Amte  mit  T^  alleingearbeitet  wird,  kommen 
im  empfangenden  Amte  abwechselnd  und  ohne  jede  Leitungsunter- 
brechung Sq  =  —  I  und  Sj  =  -[-  I  aus  L  und  versetzen  den  Ankerhebel 
von  P  und  durch  ihn  den  Klopfer  K^  in  regelmässige  Thätigkeit;  N  bleibt 
unempfindlich,  da  weder  die  Telegraphirströme  M2  und  M^  noch  die  loduc- 
tionsströme  in  M  von  ausreichender  Stärke  sind. 

Während  im  gebenden  Amte  der  Geber  T2  allein  thätig  ist,  lässt 
er  wieder  ohne  jede  Unterbrechung  der  Leitung  L  in  Uebercinstimmung 
mit  der  Bewegung  seines  Ankerhcbels  die  Stromstärke  Sq=  —  1  zu  S2  =  —  3 
anschwellen  und  wieder  auf  S^y  herabgehen,  wofür  im  empfangende** 
Amte  das  polarisirte  Relais  P  unempfänglich   ist,   dagegen   wird  das  neuf 


42 


Relais  N  unter    Mitwirkung    von    A'2    die    ankommenden    Zeichen    auf    dem 
Klopfer  Jig  wiedergeben. 

Dasselbe  geschieht,  wenn  während  der  Bewegungen  des  Hebels  von 
Tg  der  Ankerhebel  von  T^  angezogen  ist;  nur  wechseln  dann  iS^  =  -j-  i 
und  S3  =  -|~  3  °ii^  einander  ab  und  halten  im  empfangenden  Amte  zugleich 
den.Ankerhcbel   von  P  unverändert  an  der  Arbeitscontacischraube  fest. 

Bleibt  dagegen  der  Anker  von  Tg  beständig  angezogen,  während  T^ 
arbeitet,  so  entsendet  T^  bald  /Sg  =  —  3  und  <Sg  =:  -|-  3»  vor  jedem 
Richtungswechsel  wird  aber  die  Leitung  eine  entsprechende  Zeit  lang  von 
Z>2»  t)C2«  -^3  abgeschaltet;  das  Relais  P  und  der  Klopfer  K^  des  eoi- 
ptangenden  Amtes  arbeiten  daher  regelmässig,  das  unberechtigte  Absetzen 
und  Wiederansprechen  des  Klopfers  Ä'g  aber  wird  jetzt  durch  die  Wirkung 
der  Inductionsströme  in   der  Spule  M  des  Relais  N  verhütet. 

Werden  endlich  Tj  und  Tg  in  ganz  gleichem  Tacte  bewegt,  so  springt 
Sq  =  —  1  in  S3  =  -f-  3  ober  und  umgekehrt,  P  und  N  arbeiten  daher 
zugleich  und   in  gleichem  Tacte. 

Ed.   Zetzsche. 


Die  Umgestaltung  der  Budapester  Pferdebahn  in  eine  elektrische 

Trambahn. 


Die  Direction  der  Budapester 
Strassenbahn-Gesellschaft  hat 
unter  dem  23.  December  1893  <1  « >»  Magi- 
strate der  Haupt-  undResidenz- 
Stadt  Budapest  eine  auf  den 
Uebergang  dieser  Pferdebahn 
zum  elektrischen  Betriebe  be- 
zügliche Eingabeäberreicht.  Zar 
Vorgeschichte  dieser  Eingabe  ist  zn  be- 
merken, dass  der  Magistrat  von  Budapest 
an  die  Strassenbahn-Gesellschaft  vor  einiger 
Zeit  die  Aufforderung  gerichtet  hat,  auf  den 
Linien  der  Pferdebahn  „Auwinkl"  und  „Neu- 
pest" die  Einführung  des  Motorenbetriebes 
anstatt  des  Pferdebetriebes  zu  studiren  und 
hierüber  geeignete  Vorschläge  zu  erstatten. 
Der  Magistrat  ging  hiebet  von  der  An- 
schauung aus,  dass  diese  Umwandlung  in 
einen  Motorenbetrieb  ans  Rücksicht  auf  die 
Verkehrsansprüche  der  Hauptstadt  geboten 
ist.  Die  Strassenbahn-Gesellschaft  hatte  sich 
auf  diese  Aufforderung  hin  zunächst  mit 
der  Frage  beschäftigt,  ob  der  Pferdebetrieb 
nicht  durch  eine  andere  Zugkraft  ersetzt 
werden  soll.  '  Von  dem  Betriebe  mittelst 
Dampflocomotiven  hat  sie  jedoch  wegen  der 
Schwierigkeiten  .abgesehen,  welche  einem 
solchen  Betriebe  in  den  inneren  Bezirken 
der  Honptstadt  entgegenstehen.  Die  Strassen- 
bahn-Gesellschaft erklärt  nunmehr  in  ihrer 
Eingabe,  dass  sie  statt  des  Pferdebetriebes 
den  elektrischen  Betrieb  in  Vorschlag  bringt 
und  betont,  dass  die  Anforderungen  der 
Hauptstadt,  welche  dahin  zum  Ausdrucke 
gebracht  wurden,  dass  im  städtischen  Ver- 
kehre möglichst  die  Elektric  ität  als  Zugkraft 
benützt  werde,  nur  dann.^vo  11  erfüllt  werden 
können,  wenn -das  ges  ammte  Netz 
der  Strassenbahn-Gesellschaft 
u'n  d  der  gesammte  Verkehr  ein- 
h'e  i  1 1  i  c  h  u;n  dungethe  iltaufelek- 
t'ri  sehen  Betrieb  basi  rt.  Die  Strassen- 
bahn-Gesellschaft    verlangt     nun,     dass     ihr 


durch  eine  Verlängeiung  der  Concessioos- 
dauer,  welche  bis  30.  April  19 17  reicht,  die 
Möglichkeit  geboten  werde,  die  durch  die  Ein- 
richtung der  elektrischen  Bahn  erforderlichen 
gro^sartigen  Neu-Investitionen  zn  amortisiren, 
damit  durch  die  geplante  Au$(weitung  des  Unter- 
nehmens die  wohlerworbenen  Rechte  der 
Actionäre  der  Strassenbahn  Gesellschaft  in 
keiner  Beziehung  beeinträchtigt  werden.  Bei 
der  Umgestaltung  des  elektrischen  Betriebes 
will  die  Strassenbahn-Gesellschaft  zum  Tbeile 
unterirdische,  zum  Theile  oberirdische  Strom- 
zuführung anwenden  uod  erklärt  endlich, 
dass  die  Einrichtung  des  Netzes  auf  elek- 
trischen Betrieb  bis  zur  Eröffnung  der 
Millenniums-Ausstellung  bewerk- 
stelligt werden  soll.  Die  Zeitdauer  bis  zur 
Abhaltung  der  Millenniums-Ausstellung  be- 
trägt rund  2V4  Jahre;  die  Linienlänge  der 
Bahn,  welche  für  elektrischen  Betrieb  recon- 
struirt  werden  muss,  beträgt  gegenwärtig 
90  km ;  es  muss  also  der  Plan,  in  einer  ver- 
hältnlssmässig  so  kurzen  Zeit  eine  so  um- 
fassende Umgestaltung  durchzuführen,  als 
ein  kühnes  Wagniss  bezeichnet  werden.  Er- 
schwert würde  die  so  rasche  Verwirklichnng 
des  Projectes  auch  durch  die  voraussichtliche 
Fordcruog,  welche  im  Interesse  des  haupt- 
städtischen Communicationswesens  dahin 
gestellt  werden  dürfte,  dass  während  der 
Dauer  der  Umgestaltungsarbeiten  der  bis- 
herige Pferdebahnbetrieb  nicht  sistirt  oder 
eingeschränkt  werden  soll. 

Die  elektrotechnischen  Fachkreise  haben 
allen  Gmnd,  dass  von  der  Strassenbahn- 
Gesellschaft  bereits  in  officieller  Weise  an- 
gekündigte Project  mit  besonderer  Befriedi- 
gung zu  begrüssen,  und  wird  durch  die 
Verwirklichung  desselben  dem  elektrischen 
Tran«iportwesen  ein  hervorragender  Ansporn 
gegeben  werdeu.  Diese  Umgestaltimg  des 
Budapester  Strassenbahnnetzes  für  elektri- 
schen Betrieb  besitzt  eine  wichtige  Bedeutung 


43 


aach  nach  der  BesiehoDg,  dass  anf  diese 
Art  die  Möglichkeit  geboten  sein  wird,  die 
bisherige  Pferdebahn  mit  der  in  Budapest 
bereits  eingerichteten  Stadtbahn  zncombioiren 
und  so  die  hauptstädtischen  Verkehrsver- 
hältnisse einheitlich  zu  gestalten. 


Wir  Wiener  blicken  aber  neidvoll  auf  diese 
Bestrebungen  in  der  ungarischen  Hauptstadt 
und  müssen  vorwurfsvoll  betonen,  doss  bei 
uns  in  Wien  über  elektrische  Bahnen  zwar 
sehr  viel  gesprochen,  aber  diesbezüglich 
Nichts  gethan  wird.  Sehr. 


Elektrische  Beleuchtung  in  Iglö  (Ungarn). 


Auf  Initiative  des  Bürgermeisters  von 
TgI6,  Herrn  Dr.  Noss,  fand  in  Iglö  eine 
Cooferenz  in  Angelegenheit  der  Einführung 
der  elektrischen  Beleuchtung  statt.  Diese 
Conferenz  exmittirte  einen  Delegirten  nach 
Hndapest  behuf»  Studium  der  einschlägigen 
Fragen,  weicher  in  den  letzten  Tagen  den 
Bericht  über  das  Resultat  seiner  Mission 
ertattcte. 

Das  Referat  verweist  darauf,  dass  die 
von  einer  Actiengesellschafc  mit  einem 
Actiencapital  von  fl.  60.000  in's  Leben  zu 
rufende  Unternehmung  bei  gesichertem  Consum 
Vbn  2000  Flammen  rentabel  zu  werden  ver- 
heisst.  Zur  Durchführung  der  erforderlichen 
Vorarbeiten    wurde    eine   25gliederige  Com- 


mission  gewShIt,  diese  trat  am  12.  De- 
cember  v.  J.  zusammen  und  genehmigte  den 
ihr  vorgelegten  Entwurf  der  Bedingungen 
für  die  Lieferung  des  elektrischen  Lichtes 
für  private  Zwecke.  Die  Conferenz-Mitglieder 
traten  gleichzeitig  als  Gründer  einer  localen 
Actiengesellschaft  zusammen  und  zeichneten 
sofort  ein  Capital  von   fl.  20.OOO. 

Die  Constituirung  der  Gesellschaft  soll 
erst  dann  erfolgen,  wenn  auch  in  weiteren 
Kreisen  Gründer  -  Unterschriften  gesammelt 
sein  werden.  Die  Aussichten  für  das  locale 
Unternehmen  sind,  wenn  es  gelingt,  die  in 
Iglö  bestehenden  zwei  Creditmstitute  zum 
Anschlüsse  an  diese  Gesellschaft  zu  be- 
stimmen, die  allergünstigsten.  Sehr. 


Das    elektrische  Licht   im  Allgemeinen  Krankenhause  in  Wien. 


Der  Vorstand  des  Institutes  für  experi- 
mentelle Pathologie,  Professor  Dr.  Stricker, 
leitete  seine  erste  Vorlesung  nach  den  Weih- 
nachtftfetien  mit  folgender  Mittheilung  ein: 
,,  Während  der  Weihnachtsferien  ist  für  uns 
ein  bedeutendes  Werk  vollendet  worden,  zu 
welchem  die  ersten  Grundsteine  schon  vor 
zwanzig  Jahren  gelegt  worden  sind.  Ich 
meine  die  elektrischen  Anlagen  des  Hör- 
saales, die  in  erster  Reihe  dem  Unterrichte, 
der  Beleuchtung  und  Durchleuchtung  der 
Unterrichtsobjecte  dienen.  Die  Effecte  dieser 
Anlagen,  die  Ihnen  nachträglich  als  Weih- 
nachtsbescheerung  vorgeführt  werden,  haben, 
wie  mir  scheint,  jetzt  erst  eine  Bedeutung 
erlangt,  die  weit  über  die  Grenzen  des  me- 
dtdnischen  Unterrichtes  hinansreichen.  Ur- 
sprünglich waren  unsere  Versuche  nur  darauf 
gerichtet,  die  Projectionen  mit  Hilfe  des 
elektrischen  Lichtes  für  mikroskopische 
Zwecke  nutzbar  zu  machen;  allmälig  sind 
neue  Gebiete  dazugekommen.  Heute  ist  kein 
Zweig  mehr  des  Anschauungsunterrichtes 
von  den  Wohlthaten  der  Projectionsmethode 
ausgeschlossen,  insofern  die  Objecte  zu  klein 
sind,  um  von  Vielen  gleichzeitig  genau  genug 
gesehen  zu  werden.  Als  einen  wesentlichen 
Fortschritt  der  neuen  Installationen  betrachte 
ich  die  jetzt  vorhandene  Möglichkeit,  die 
einfacheren  Projectionen  auszuführen,  ohne 
den  Saal  verfinstern  zu  müssen.  Andererseits 
steht  uns  für  die  compHcirteren  Methoden 
eine  solche  Fülle  von  Licht  zur  Verfügung,  dass 
wir  uns  jetzt  an  die  schwierigsten  Probleme  der 
Projectionen  wagen  können.  Als  werthvolle 
Neben prodncte  betrachte  ich  unsere  neue  Be- 
leuchtung der  Schultafeln  und  die  Beleuchtung 
der  Leichen  in  den  Hörsälen  für  pathologi- 


sche Anatomie  und  gerichtliche  Medizin. 
Diese  Beleuchtung  ist  jetzt  derart,  wie  sie 
in  unserem  Klima  und  im  Wintersemester 
auch  durch  Oberlicht  nicht  erreicht  werden 
kann.*'  Der  Gelehrte  warf  hierauf  einen 
Rückblick  auf  die  Entstehungsgeschichte  des 
pathologisch  -  anatomischen  Institutes  und 
dessen  elektrischer  Anlagen.  Rokitansky 
habe  bis  1862  noch  in  einer  Hütte  secirt, 
die  von  einem  —  Oellämpchen  erhellt 
worden  war.  Erst  1862  sei  das  erste  Stück 
dieses  Hauses,  das  er  (Stricker)  am  liebsten 
„Rokitansky -Hof"  nennen  möchte,  erbaut 
worden.  Von  1873  ab  sei  für  die  Einrichtung 
der  elektrischen  Projectionen  gearbeitet 
worden.  Die  elektrische  Ausstellung  des 
Jahres  1883,  der  von  dem  Kronprinzen  ge- 
sprochene Wunsch,  dass  sich  ein  Meer  von 
Licht  Über  diese  Stadt  ergiesse,  hätten  die 
Bestrebungen  nach  Einführung  des  elektri- 
schen Lichtes  im  Hause  nachhaltig  gefördert. 
Es  sei  alsbald  ein  Motor  mit  einer  elektri- 
*  sehen  Anlage  bewilligt  worden.  Die  Anlagen 
haben  sich  aber  angeitichts  der  stetigen 
Fortschritte  als  nicht  genügend  erwiesen. 
Und  so  sei  denn  endlich,  den  wissenschaft- 
lichen Wünschen  und  Bedürfnissen  ent- 
sprechend, ein  Kabel  eingelegt  worden, 
welche«  aus  dem  Gleichstrom  das  Licht  in 
solcher  Mächtigkeit  zuführe,  dass  damit  wohl 
für  Decennien  hinaus  allen  Anforderungen 
entsprochen  werden  könne.  Professor 
Stricker  schloss  mit  dem  Wunsche,  dass 
sich  der  mächtige  Lichtstrom  aus  diesem 
Hause  dem  — „Rokitan«ky-Hofe"  —  auch  als- 
bald in  die  Übrigen  Höfe  des  Allgemeinen 
Krankenhauses  ergie«se  —  zur  Förderung 
des  Unterrichtes  und  zum  Heile  der  Kranken 


44 


Bericht    über   den    Betrieb   der   Stadt  Kölnischen    Elektricitäts- 
werke  pro  1.  April  1892  bis  3L.  März  1893. 


L  Allgemeines. 
Wenn  man  die  Entwickelang  des  Elek« 
tricitätsweikes  mit  Rücksicht  aaf  die  Ver- 
mehrung der  angeschlossenen  Lampen  be- 
trachtet, so  zeigt  der  Bericht  einen  recht 
erfreulichen  Fortschritt,  da  die  Lampenzahl 
von  10.707  am  i.  April  1892  auf  15.329 
am  31.  März  1893,  ^^  ^ni  4622  =  4371% 
gestiegen  ist.  Dem  gegenüber  hat  die  Strom- 
abgabe nicht  in  gleichem  Maasse  zugenommen. 
Während  in  der  sechsmonatlichen  Betriebs- 
zeit des  vorhergegangenen  Jahres  1,549.086 
Hekto Wattstunden  abge(;pben  wurden,  beträgt 


die  Abgabe  für  die  12  Monate  3,070.749 
Hekto Wattstunden,  ist  also  bei  weitem  nicht 
so  günstig,  wie  sich  nach  der  Abgabe  des 
ersten  Halbjahres  und  der  vermehrten  Lampen- 
zahl erwarteu  Hess. 

Der  in  einer  Stadt  geltende  Leuchtgas- 
preis bildet  allein  den  Maassstab  für  die  Beor- 
theilang  des  Preises  für  das  elektrische  Licht. 
Das  Preisverhältniss  zwischen  diesen  beiden 
Belenchtnngsarten  stellte  sich  im  verflossenen 
Betriebsjahre  in  den  unten  angeführten  Städten 
unter  der  Annahme  eines  Jahresverbrauches 
von  über  3000 «18  Lenchteas  wie  folgt: 


Städte 

Gasbeleuchtung 

Elektrische 
Beleuchtung 

Verhältnisszahl 

im  Preise  zwischen  deu 

Beleuchtungsarten 

Preis  für  den 
m»  Leuchtgas 
Ibei  einem  Ver- 
brauche über 

3C00m» 

Es  kostet 

der  lekerzige 

Schnittbrenner 

bei  lÖO  Liter 

Verbrauch 

Preis 
leiner  16kerzigen 

Lampe 
Ä  55  Watt  Ver- 
brauch p.  Stunde 
'  ohne  Rabatt  in 

Gas- 
beleuchtung 

Elektrische 
Beleuchtung 

1           Pf. 

Pf. 

1           P^ 

Berlin 

1600 
1750 

17.Ö4 
ib'oo 
15*50 
1500 
1300 

2-88 
315 
3-18 
2-88 

279 
270 
234 

3-60 
4-00 
420 
400 
4-07 
475 

1          440 

1 

125 

1-27 

1-32 
1*39 
r4ö 
176 
1-88 

Barmen 

Breslau 

Elberfeld 

Hannover 

Düsseldorf 

Köln 

In  Köln  war  demnach  der  Preisunter- 
schied derselben  Lichtstärke  zwischen  Gas 
und  elektrischem  Lichte  am  ungünstigsten 
und  ist  dieser  Umstand  der  allgemeineren 
Benutzung  des  letzteren  auch  recht  hinderlich 
gewesen. 

Diese  Erwägungen  bildeten  die  Grund- 
lage zu  dem  Beschlüsse^ der  Stadtverordneten- 
Versammlung,  unter  Beibehaltung  der  alten 
Rabattscala  den  Preis  des  elektrischen  Stromes 
von  8  auf  7  Pf.  pro  Hektowattstunde  vom 
I.  April   1893  ^^  2°  ermässigen. 

Gleichzeitig  fand  aber  auch  eine  Vorlage 
die  Genehmigung    der  Stadtverordneten-Ver- 
sammlung,   die    bestehende    Rabattscala    für  ^ 
den    Gasverbrauch    dahin    ^u    ändern,    dass 
nicht    wie    bisher    bei  einem  Verbrauch  von 


Über  3000  mS  ein  Rabatt  von  2  Pf.  gewährt 
wird,  sondern  dass  bei  der  Rabattberechnung 
stets  erst  die  ersten  Preisstufen  voll  zur  Be- 
rechnung gelangen. 

Bei  einem  Grundpreise  von  15  Pf.  wurde 
früher  der  Jahresverbrauch  Über  3000  m9  mit 
13  Pf.  pro  m9  berechnet ,  nach  dem  nen«n 
Tarife    kosten  3000 m»  Leuchtgas  im  Jahre: 

Die  ersten  2500  wi3 375  Mk. 

jeder    folgende  m3    14  Pf.,    also 

5ooXo'*4= .     70    « 

demnach  3000  m8   .    .    .  445  Mk. 
oder  der  m»  14*83  Pf. 

Der  Vergleich  beider  Beleuchtungsarten 
stellt  sich  somit  für  Köln  vom  l.  April  1893 
an  ohne  Rabattberücksichtigung  wie  folgt: 


Gasbeleuchtung 

Elektrische 
Beleuchtung 

Verhältnisszahl  imTPreise 
-    zwischen  den 
Beleuchtun  gsarten 

Preis  für  den  m3 

Leuchtgas  bei 
einem  Verbrauch 

von 
über    3000  wiS 

Es  kostet  der 

ibkerzige 

Schnittbrenner 

bei   180  Liter 

Verbrauch 

Preis  einer 

lökersigen  Lampe 

per  Stunde 

ohne  Rabatt  in 

Gas- 
beleuchtung 

Elektrische 
Beleuchtung 

Pf. 

Pf. 

i         Pf. 

14-83 

2-67 

j 

'    bei  55  Watt  3-85 

1 

I 
I 

1*44 
1-3» 

45 


Die  elektrische  Beleuchtung  stellt  sich 
demnach  in  Köln  vom  i.  April  1893  an 
cm.  Vs  thenerer  als  die  gewöhnliche  Gasbe- 
leuchtung. 

Der  im  Berichtsiahre  bestehende  grosse 
Preisunterschied  der  beiden  Beleuchtungsarten 
erleichterte  sehr  die  im  Sommer  1892  in  ge- 
schickter Weise  in  Scene  gesetzte  Einführung 
der  Aner'schen  Gasgltihlicht-Beleuchtang.  Die 
meisten  Reflectanten  für  elektrische  Beleuch- 
tnng  schafften  sich  die  Auei 'sehen  Gasglüh- 
lampen an  und  viele  andere,  welche  bereits 
elektrische  Beleuchtung  hatten,  verringerten 
den  Besag  von  elektrischem  Strom  oder 
srellten  die  Entnahme  ganz  ein.  Erst  im 
Frühjahr  haben  einige  der  bedeutendsten 
Abnehmer  für  elektrischen  Strom,  welche 
znr  Auer-Beleuchtung  übergegangen  waren, 
wieder  elektrische  Belenchtung  eingeführt, 
ein  Zeichen,  dass  trotz  der  bedeutenden  Er* 
sparniss  an  Geld  bei  dem  Auerlicht  die  Ab- 
nehmer dennoch  nicht  znfrieden  gestellt 
waren.  Zweifellos  ist  die  elektrische  Glühlicht- 
Beleuchtung  die  schönste,  beste  und  be- 
quemste Beleuchtungsart,  und  es  ist  wohl 
gerechtfertigt,  wenn  die  mit  derselben  ver- 
bundenen grossen  Annehmliclikeiten  durch 
einen    höheren  Preis    aufgewogen    werden.*) 

Der  Betrieb  vollzog  sich  ohne  Stöiung, 
und  haben  sich  die  Einrichtungen  des  Werkes 
auch  im  letzten  Betriebsjahre  in  jeder  Hin- 
sicht bewährt.  Vom  i.  Juni  1892  an  fand 
ein  ständiger  24stündig^r  Tagesbetrieb  statt. 

Im  Maschinenhause  des  Elektricitätr- 
werkes  wurde  eine  dritte  öoopferdige  Licht- 
maschine aufgestellt,  so  dass  nunmehr  das 
Werk  mit  drei  Stück  doopferdigen  und  einer 
I50pferdigen  Lichtmaschme  ausgerüstet  ist, 
also  im  Ganzen  1950  EP  zur  Verfügung 
hat.  Bei  33VaVo  Reserve  können  demnach 
rot.  13. CHX)  Normallampen  gleichzeitig  ge- 
speist werden.  Im  letztvergangenen  Winter 
betrug  die  Maximalleistuog  nur  6058  Lampen. 

Das  Leitungsnetz  des  Werkes  wurde 
um  rot.  2590  Meter  Lichtkabel  mit  zwei 
unterirdischen  Schaltsrellen  erweitert,  ausser- 
dem kamen  43  Transformatoren  und  59  Elek- 
tricitlitszähler  zur  Aufstellung. 

Die  Zahl  der  angeschlossenen  Lampen 
stieg  von   10.707  auf  15.329. 

Für  den  Bau  des  Elektricitnt'^werkes 
waren  im  Ganzen  bewilligt  1,896.000  Mk. 
Nach  der  am  i.  April  1893  abgeschlossenen 
Baurechnung  wurden  verausgabt  1,948.456*64 
Mark  und  zwar  vertheilen  sich  dieselben 
wie  folgt: 

1.  Gebäude 424.054*30  Mk. 

2.  Dampfmaschinen    .    .    233.210*01     „ 

3.  Djnamomaschinen .     .   472.953*14     „ 

4.  Dampfkessel   ....    124.601*31     „ 

5.  Kabel 471.640*70     „ 

6.  Transformatoren     .    .    157.903*62     „ 

7.  ElektricitÄtszähler  .    .      34.389*00    „ 

Transport.  .1,918.75808  Mk. 


•)  Diese  Betrachtung  ist  umso  bedeutsamer, 
als  die  berichterstattende  Behörde  sowohl  die 
EiRenthfiraerin  der  Gas-  aU  auch  der  Elektricitäts- 
werke  ist. 


Transport.  .1,918.758*08  Mk. 

8.  Werkzeuge    und    Ge- 

räthe   ........        6.342-57     „ 

9.  Messapparate  ....        3045*93    „ 

10.  Mobilar 2.603*01     „ 

11.  Vorrat h  an  Kabel  und 
Transformatoren  etc.  .      17.707*05     „ 

Summa  .    .    .    1,948.456*04  Mk. 

Von  den  mehr  verausgabten  52.456*64 
Mnrk  entfallen  21.906*44  Mk.  auf  Kabel- 
legungen  und  sonstige  im  Laufe  des  Berichts- 
jahres besonders  bewilligte  Anlagen,  so  dass 
das  Bauconio  nur  um  30.550*20  Mk.  über- 
schritten wurde,  welche  Summe  ebenso  wie 
die  31.906*44  Mk.  aus  dem  Erneuerungsfonds 
gedeckt  wurde,  der  in  den  1 1/2  Betriebsjahren 
die  Höhe  von  100.821*53  Mk.  erreicht  hatte. 
Nach  Abzug  der  erwähnten  52.456*64  Mk. 
verblieb  am  i.  April  1893  im  Erneuerungs- 
fonds ein  Betrag  von  48.364*89  Mk. 

Das  Gewinn-  und  Verlustconto  weist 
einen  Betriebs- Ueberschuss  von  141.354*21 
Mark  auf,  gegen  86.203  50  Mk.  in  der  halb- 
jährigen Betriebszeit  des   Vorjahres. 

Entsprechend  der  gegen  den  Etat  wesent- 
lich geringeren  Abgabe  an  elektrischem 
Strom  sind  auch  die  Betriebsausgaben  niedriger 
gewesen  als  im  Etat  angesetzt  war.  Während 
die  Einnahme  an  Strom  abzüglich  Rabatt  um 
86.030*17  Mk.  geringer  war,  ermässigten  sich 
auch  die  Betriebskosten  um  28.140*44  Mk. 
gegen  den  Etat. 

Nach  Abführung  von  64.750  Mk.  für 
Zinsen  und  37.000  Mk.  für  Tilgung,  welch 
letzterer  Betrag  gleichzeitig  zu  Abschreibungen 
der  Anlagewcrtbe  benutzt  wurde,  verblieb 
ein  Betrag  von  39.604.21  Mk.  für  den  Er- 
neuerungsfonds, anstatt  der  im  Etat  vorge- 
sehenen 92.500  Mk. 

In  den  bis  jetzt  vergangenen  Monaten 
des  am  i.  April  1893  begonnenen  neuen 
Betriebsjahres  hat  sich  die  Zahl  der  ange- 
schlossenen Lampen,  zum  Theil  wohl  in 
Folge  der  Preiserroässigung,  stark  vermehrt; 
so  ist  unter  Anderem  das  neue  Gebäude  der 
Kaiserlichen  Ober-Fostdirection  mit  rot.  900 
Glühlampen  und  16  Bogenlampen  hinzuge- 
kommen. Es  darf  somit  von  dem  laufenden 
Jahre,  trotz  des  durch  die  Einführung  der 
mitteleuropäischen  Zeit  bedingten  Rückganges 
im  Lichtverbrauch,  ein  zutriedensteltendes 
Resultat  erwartet  werden. 

Zum  Schlüsse  sei  noch  erwähnt,  da<s 
vom  1.  Juli  1893  an  der  Strompreis  für 
motorische  Zwccice  2V2  P^«  ^^^  ^'e  Hekto- 
wattstunde beträgt.  Ausserdem  wird  ent- 
sprechender Rabalt  gewährt. 

II.  Betriebs-Ergebnisse. 
Nutzbare  Stromabgabe. 

Durch  das  Leitungsnetz  wurden  nutzbar 
abgegeben  im  Jahre  1892/93  3  070.749  Hekto- 
wattstunden. 

Im  Jahre  vorher  betrug  die  Abgabe 
während  der  6  Monate  vom  i.  October  1891 
bis  31.  März  1892  1,549.086  Hektowatt- 
stunden. 


46 


Die    Zunahme    belief    sich    daher     auf 
1,521.663  Hektowattstunden    oder    98*230/9. 


Die     nutzbare     Stromabgabe     vertheilt 
sich  auf.* 


Im  Jahre   1892/93 

Im  Jahre   1891/92 

Zunahme            | 

im  Ganzen 

in 
Hektowatt- 
stunden 

in 

im  Ganzen 

in 
Hektowatt- 
stunden 

in 
0/0 

in 
Hektowatt- 
standen 

in 

a)  Privat  verbrauch  . . 

b)  Selb  st  verbrauch  zu 
Beleuchtuogs-, 
Mess-  u.  Versuchs- 
zwecken   

!        1 

2,789.942       !    90-86, 
280.807       1       9-141 

1.454.827 
94.259 

93*92 
6*o8 

»,335."5 

185.548 

91.77 
196*85 

3,070.749 

100*00 

1     1.549.08Ö 

100-00 

1     1,520-663 

98*23 

Mittlere  Jahresbrennstunden  ergaben 
sich  für  die  Berichtsperiode  —  bezogen  auf 
die  mittlere  Lampenzahl  (13.221)  im  Jahre  — 
422*3  pro  Lampe. 

Vom  I.  Juni  1892  an  fand  unimter- 
brochen  Tag-  und  Nachtbetrieb  statt. 

Die  grösste  Beanspruchung  der  Anlage 
fand  am  20.  December  1892,  Abends 
zwischen  6  und  7  Uhr  statt  und  betrug  die 
Nutzleistung     333.200     Walt     entsprechend 

'l?'%.200 

^^ =:x  6058  Glühlampen  k  it  NK  bei 

13.970  angeschlossenen  Lampen;  dies  ergibt, 
dass  43*4^/0  der  angeschlossenen  Lampen 
gleichzeitig  brannten. 

Im  vergangenen  Jahre  betrug  die  maxi- 
male Nutzleistung  354.150  Watt,  es  brannten 

also  im  Maximum =  6.440  Normal- 

55 
lampen    gleichzeitig    bei    einer  Gesammtzahl 
von  9.028  Lampen,  also  71*30/0. 

Leitungsnetz. 

Die  Länge  der  Lichtkabel  betrug  am 
31.  März 

1893  1892 

Meter  Meter 

Lichtkabel  (Speise-  und 

Netzleitungen) 21 .900*53    1 9.3 1 1  '08 

Anschlusskabel 1.463-05       1.075-50 

Stück  Stock 

Schaltstellen 11  9 

Zugang  2.589-45  m 
Lichtkabel  und  2  Schalt- 
stellen. 

Die  Kabel-Telephon- 
anläge  bestand  ans: 

Meter  Meter 

Telephonkabel 7-  «64*93      ^'^97'93 

Stuck  Stuck 

Anzahl  der  Stationen..        11  ii 

Zugapg  467  m  Telegraphenkabel. 
Die       Kabel  -  Telephonanlage       enthält 
7.164*93*»  Kabelleitungen    und     11   Sprech- 
stellen. 

Transformatoren. 

Es  waren  aufgestellt 

Anzahl  der  Transforma- 
toren     185  142 

i.403'750   1,010.000 


am  31.  März 
1^'Ji  1892 


Capacität  in  Hektowatt. 


Von    den    am    31.    März    1893    ^tifge- 
stellten  Transformatoren  entfallen 

3  Stück  mit  je  1.250  Watt  Capacität. 
26      „         „     „    2.500      „ 
45       n         n     n    5-000       „  „ 

111       ,  „      „  lü.OOO       „ 

Elektricitätszähler. 
Es  waren  aufgestellt  am  •'•  März 

^  1893         1892 

Anzahl  der  Zähler 224        165 

Davon  hatten 
18  St.  200  Amp.  Maximall.  \ 
203    ,     100      „  „  I 

2    „        25        „  y,  ( Systeml  homson- 

I     «        15        «  r,  t        Houston. 


System  Bl&thj. 


III.  Finanzielle  Elrgebnisse. 
Strompreis. 

Vom  I.  April  1892  an  sind  die  am 
28.  Jänner  1892  festgesetzten  neuen  Bedin- 
gungen für  die  Stromabgabe  in  Krafc  ge- 
wesen, wonach  bei  entsprechendem  Strom- 
verbrauch und  Brenndauer  der  Lampen  auf 
den  Normalpreis  von  8  Pf.  ein  Rabatt  ge- 
währt wird. 

Am  3.  März  1893  beschloss  die  Stadt- 
verordneten-Versammlung unter  Beibehaltung 
der  alten  Rabattscala  die  Herabsetzung  des 
Strompreises  von  8  auf  7  Pf.  für  die  Hekto- 
wattstunde und  trat  dieser  neue  Tarif  am 
1.  April   1893  in  Kraft. 

Am  1.  Juli  1893  ist  ein  ermässigter 
Preis  des  Stromes  für  Kraftzwecke  in  Giltig - 
keit  getreten. 

Einnahme  für  elektrischen  Strom. 
Hektowattstunden 
Es  wurden  nutzbar  abgegeben      3,070.749 

davon  Selbstverbrauch 280.807 

sodass  zum  Verkauf  blieben.      2,789.942 
wofür  nach  Abzug  des  Rabattes  vereinnahmt 
wurden    212.732-33    Mk.,    also    pro  Hekto- 
wattstunde 7*60  Pf. 

Für  die  Hektowattstunde  nutzbar  ab- 
gegebenen Strom  wurden  6*33  Pf.  verein- 
nahmt, gegen  7*51   Pf.  im  Vorjahre. 

Der  Rabatt  entspricht  4*700  Preis- 
ermässigung. 


47 


1892/93                       ll 

im  Ganzen 

Auf  1000 
Hektowatt- 
Stunden 
nutzbare 
Abgabe 

Mk 

Pf 

Mk. 

Die  Gesammt- Einnahmen  für  Strom  betragen  . 
Hievon  ab  die  Erzeugungs kosten 

212.732 
71.378 

33 
12 

69.277 
23.225 

Bleibt  Betriebsüberschuits 

141.354 
101.750 

21 

__ 

46.052 
33.135 

Davon  ab  für  Zinsen  und  Tilgung 

sodass  ein  Ueberschuss  verbleibt  von .... 

39.604 

21 

12.917 

der  dem  Emeuerungsfonds  zugeführt   wurde. 
Köln,  im  October  1893. 

J  o  1  y ,  Director  der  Gaf-,  Elektricitäts-  und  Wasserwerke. 


Einführung    des    elektrischen    Betriebes  auf   der  Arad-Csanäder 

Eisenbahn. 


Die  Verwaltung  der  Arad-Csanä- 
der  Eisenbahn  hat  beschlossen,  auf 
einem  Theile  ihrer  Linien  den  elektrischen 
B  e  t  r  i  e  b  einzuführen.  Der  ganze  Bahn- 
körper bleibt  intact,  die  Eisen  bahn  waggons 
werden  mit  Elektromotoren  versehen,  welche 
den  elektrischen  Strom  mittelst  oberirdisch  ge- 
f&hrter  Leitung  erhalten.  Unter  dieser  Leitung 
können  dann  auch  ungestört  die  Züge,  welche 


mit  Dampflocomotiven  verkehren,  sich  fort- 
bewegen. Wenn  sich  dieser  Versuch  be- 
währen sollte,  und  sich  namentlich  be- 
züglich der  Betriebskosten  kein  ungünstiges 
Resultat  zeigen  wird,  soll  nach  den  Inten- 
tionen der  erwähnten  Bahnverwaltung  der 
gesammte  Betrieb  auf  der  Arad-Csanäder 
Eisenbahn  mit  Benützung  der  elektrischen 
Kraft  umgestaltet  werden.  Sehr. 


Verwendung  unzubereiteter  Telegraphenstangen. 

Von  Herrn  Postrath  CANTER   in  Frankfurt  (Oder). 


In  neuester  Zeit  finden  bei  der  Reichs- 
Postverwaltung  für  Nebenlinien  Tclegraphcn- 
stangen  aus  rohen  (unzubereiteten)  Hölzern 
versuchsweise  Verwendung.  Um  den  beab- 
sichtigten  Erfolg  zu  erzielen,  wird  man  in 
der  Auswahl  aes  Holzes  selbstverständlich 
sehr  vorsichtig  sein  und  vor  Allem  auf  recht- 
zeitiges Fällen  der  Stangen  achten  müssen. 
Bezüglich  des  letzteren  Punktes  herrschen 
verschiedene,  oft  sehr  von  einander  ab- 
weichende Ansichten.  Während  die  Theo- 
retiker das  Frühjahr  und  allgem<;iner  noch 
die  Zeit  des  Triebes  für  das  Holzfällen  als 
besonders  günstig  hinstellen,  hahen  die 
Praktiker  an  der  sogenannten  Wadelzeit  — 
November  bis  März  —  beharrlich  fest.  Die 
Vorsichtigeren  beschränken  diese  Zeit  noch 
mehr,  indem  sie  denjenigen  Hölzern  die 
grosste  Dauerhaftigkeit  zusprechen,  welche 
zwischen  dem  15.  December  und  15.  Jänner 
gefällt  sind.  Die  Richtigkeit  dieser  Behauptung 
bestätigt  ein  Versuch,  welcher  nach  der 
nR^form^  agricolc"  —  allerdings  schon  vor 
mehr  als  dreissig  Jahren  —  in  Frankreich 
Semacht  worden  ist,    der  aber  wegen  seiner 


Ausführlichkeit  verdient,  in  Erinnerung  ge- 
bracht zu  werden.  Die  ,, Leipziger  illustrirte 
Zeitung**  (Jahrgang  1863,  S.  70)  berichtet 
in  einer  Uebersetzung  hierüber  Folgendes: 

„Man  wählte  vier  Kiefern  von  gleichem 
Alter,  gleichmässig  gesund  und  unter  den- 
selben Bedingungen  auf  demselben  Boden 
gewachsen.  Die  eine  wurde  Ende  December, 
die  zweite  Ende  Jänner,  die  dritte  Ende 
Februar  und  die  vierte  Ende  März  gefällt. 
Die  vier  Stämme  wurden  auf  gleiche  Weise 
zerschnitten  und  daraus  Balken  von  gleicher 
Länge  und  Dicke  hergestellt,  die  man  unter 
vollkommen  gleichen  Verhältnissen  trocknete. 
Bei  Bestimmung  des  Widerstandes,  den  diese 
Balken  —  an  beiden  Enden  gestützt  und  in 
der  Mitte  belastet  —  der  Beugung  entgegen- 
zusetzen vermochten,  stellte  er  sich  für  den 
Ende  December  gefällten  Baum  =  100, 
n      Jänner  „  ^        =     88, 

„       Februar  „  „       =     SOy 

„      März  „  „        =     62. 

Ganz    entsprechende     Resultat'         ^•'t'It 
man    in  Bezug  un'  Dauerhaft!  i 

Härte  der  Holzt- r  cmVtliu^. 


48 


ans  den  gefällten  Stämmen  Pfähle  ge- 
schnitten, die  nnter  gleichen  Verhältnissen  in 
denselben  Boden  gegraben  ein  sehr  ent- 
scheidendes Resultat  ergaben ;  denn  während 
die  Ende  December  geschlagenen  Hölzer 
sich  noch  nach  i6  Jahren  vollkommen  ge- 
sund erwiesen,  waren  die  übrigen  schon  nach 
drei  oder  vier  Jahren  mit  geringer  Mühe 
nmznbrechen.  Ebenso  ergaben  mit  Eichen 
angestellte  Versnobe,  dass  das  Ende  December 
geschlagene  Holz  eine  Festigkeit,  Dauer- 
haftigkeit nnd  Dichtigkeit  besitzt,  welche  nm 
vieles  grösser  ist,  als  die  des  ganz  ähnlichen, 
aber  nach  dem  Winter,  im  März,  geschlagenen 
Holzes.« 

Da  erfahrnngs massig  die  klimatischen 
Verhältnisse  anf  die  Entwickelang  des  Holzes 
grossen  Einflnss  haben,  werden  gleichartige 
Versuche  mit  Hölzern,  die  in  Deutschland, 
namentlich  in  Norddeutschland,  gewachsen 
sind,  wahrscheinlich  nicht  ganz  dieselben 
Verhältnisszahlen  für  die  Widerstandsfähig- 
keit in  den  oben  aufgeführten  Fällzeiten 
ergeben,  aber  zweifellos  wird  sich  auch  hier 
ein  fortschreitender  Verlust  der  guten  Eigen- 
schaften des  Holzes  vom  December  bis  zum 
März  geltend  machen,  und  es  würden  hier- 
nach die  im  letzteren  Monat  geschlagenen 
Hölzer  für  unsere  Zwecke  nicht  mehr  ge- 
eignet sein. 

Im  Anschluss  hieran  möge  auf  einige 
Kennzeichen  guten  und  festen  Holzes,  deren 
Beachtung  bei  der  Abnahme  von  Telegraphen- 
stangen zu  empfehlen  ist,  noch  hingewiesen 
werden:  Die  Verschiedenheiten  des  ana- 
tomischen Baues  des  Holzes  lassen  sich  am 
besten  in  der  Beschaffenheit  der  Jahrringe 
erkennen.  Jeder  von  ihnen  besteht  aus  zwei 
Theilen,  dem  porigen,  lockeren  und  grob- 
faserigen Frühjahrsholz  und  dem  dichten, 
festen  Herbst-  oder  besser  Sommerholz.  Die 
Schichten  aus  letzterem  sind  dunkel  gefärbt. 
Je  weniger  die  ersteren  im  Verhältniss  zu  den 


letzteren  entwickelt  sind,  desto  fester  und 
schwerer  ist  das  Holz. 

Wenn  die  gefällten  Stämme  einige  Zeit 
znm  Trocknen  gelegen  haben,  kann  die 
Güte  des  Holzes  auch  nach  dem  Klang 
beurthcilt  werden.  Wird  zu  diesem  Zwecke 
mit  einem  Hammer  leicht  gegen  das  Stamm- 
ende geschlagen,  so  lässt  sich  mit  dem 
gegen  das  Zopf  ende  gelegten  Ohr  an  hellem 
Klang  hartes  und  gesundes,  an  dumpfem 
Klang  schwammiges  und  morsches  Holz 
leicht  erkennen. 

Die  unter  Beachtung  der  angedeuteten 
Vorsieh  tsmaassregeln  ausgewählten  Hölzer 
müssen  behufs  Verwendung  zu  Telegraphen- 
stangen nach  dem  Fällen  sogleich  entrindet, 
dann  al>er  znm  Austrocknen  einige  Monate 
lang  aufgestapelt  werden. 

Vor  dem  Einstellen  in  die  Erde  erhalten 
sie  an  dem  eingegrabenen  Ende  und  noch 
etwas  darüber  hinaus  bestimmungsmässig 
einen  Anstrich  von  Carbolinenm.  Ob  letzterer 
unter  allen  Bodenverhältnissen  einen  aus- 
reichenden Schutz  gegen  zu  schnelle  Fäolniss 
bieten  wird,  muss  erst  die  Erfahrung  lehren. 
Vielleicht  dürfte  es  sich  empfehlen,  in  leichtem 
Sandboden  den  Tbeil  der  Stange,  welcher 
dem  Wechsel  der  Bodenfeuchtigkeit  am  meisten 
ausgesetzt  ist  —  d.  i.  etwa  25  cm  nnter  und 
5  cm  Über  der  Erde  — ,  noch  mit  einem  ring- 
förmigen Anstrich  von  Steinkohlentheer  zu 
versehen.  Will  man  letzteren  besonders  fest 
und  krustig  haben,  so  ist  dem  Theer  Kalk- 
mehl beizumischen. 

Ein  anderes  bekanntes  Mittel,  dorch 
Abbrennen  nnd  Verkohlen  die  Holzober- 
fläche des  in  die  Erde  zu  yergrabenden 
Stangentheils  mit  einer  Schicht  Fänlniss 
widerstehender  Kohle  zu  umgeben,  erfordert 
in  seiner  Anwendung  sehr  grosse  Vorsicht, 
da  sonst  durch  diese  Maassnahme  das  Reissen 
des  Holzes  gefördert  und  so  der  Feuchtig- 
keit der  Weg  nach  dem  Kern  geöffnet  wird. 
(Arch.  f.  P.  u.  T.  Nr.  21,   1893.) 


Neue  elektrische  Normaluhr. 

Von   HENRI  CAMPICHE. 


Der  Eisenbahn-,  Post-  und  Telegraphen- 
Uhrmacher  der  egyptischen  Regierung,  Herr 
Henri  Campiche  in  Genf,  hat  eine 
äusserst  einfache  Anordnung  einer  elektrischen 
Normaluhr  erdacht,  welche  den  Antrieb  in 
regelrechter  Art  gibt  nnd  ohne  Zersetzung  der 
Kraft  wirkt.  Die  nachstehende  Fig.  i  zeigt  eine 
schematische  Darstellung  dieses  neuen  Systems. 
Ein  Secundenpendel  A  trägt  am  oberen  Theile 
eine  Feder  F^  die  bei  jeder  zweiten  Schwin- 
gung das  Hemmungsrad  önm  einen  Zahn  vor- 
wärtsbewegt; das  Hemmungsrad  hat  30  Zähne 
und  macht  also  per  Minute  eine  Umdrehung. 
Die  mit  dem  einen  Ende  der  Stromleitung 
verbundene  Feder  K  schleift  auf  dem  Hem- 
roungsrade  und  bewirkt  die  Stromleitung  zur 
Radwelle,  zugleich  verhindert  sie  aber  auch 
ein  Aufsteigen  des  Rades  auf  der  Hxen  Weile. 
Auf    der    Welle    des    Hemmungsrades    sitzt 


der  Contactarm  2/,  welcher  bei  jeder  Rad- 
Umdrehung,  also  in  jeder  Minute  einmal  über 
die  Contactstelle  J  schleift  und  damit  einen 
kurz  andauernden  Schluss  des  Stromkreises 
herstellt.  Auf  der  anderen  Seite  des  Pendels 
ist  unten  ein  Arm  S,  welcher  gegen  das 
Ende  jeder  Doppelschwingung  den  um  eine 
Welle  drehbaren  und  mittelst  eines  verstell- 
baren Gewichtes  ins  Gleichgewicht  gebrachten 
Anker  D  des  Elektromagnetes  C  ein  wenig 
anhebt.  In  dem  Augenblicke,  wo  der  Arm  H 
den  Contact  mit  dem  Stück  J  herstellt  und 
der  Stromkreis  dadurch  geschlossen  wird, 
ist  auch  der  Anker  D  durch  den  Arm  £ 
angehoben;  der  Anker  D  wird  dann  durch 
die  magnetisirende  Wirkung  des  drculirenden 
Stromes  auf  den  Elektromagnet  angezogen 
und  ertheilt  dem  Pendel  den  Impuls  mittelst 
des  Armes  B,    In  derselben  Art  erfolgt  der 


49 


Antrieb  jede  Mioute  einmal.  Damit  der  Stoss 
beim  Impoligebeo  auf  das  Pendel  nicht  hart 
ood  erscbätternd  einwirkt,  ist  eine  balbmnde 
Feder  am  Pendel  angebracht,  an  welcher  der 
Arm  B  anliegt.  Den  elektrischen  Strom 
liefert  die  Batterie  M,    in    deren  Stromkreis 


ausser  dem  Elektromagnete  C  der  Normal* 
nhr  auch  die  mit  Minuten-  und  Stundenseiger 
versehenen  Nebenuhren  LL  eingeschaltet 
sind.  Auf  der  Welle  des  Hemmungsrades  Ö 
ist  ein  Secundenzeiger  angebracht,  der  in 
Intenrallen     von     zwei     zu    zwei    Secunden 


springt.  Soll  dieser  Secundenzeiger  der 
Normaluhr  jede  Secunde  springen,  so  ist  ein 
Halbsecundenpendel  und  ein  Gangrad  mit 
60  Zähnen  anzuwenden.  Vortheilhafter  ist  es 
noch,  wenn  man  zweimal  per  Minute  Impuls 
geben  lässt,  zu  welchem  Zwecke  der  Gegen- 
trm  des  Hebels  H  gleichfalls  zum  Contact- 
geben  einzurichten  ist,  oder  noch  öfters  per 


Minute,  indem  man  einen  zweiten  Contact- 
hebel  mit  dem  Hemmungsrade  verbindet. 
Der  Mechanismus  FO  EJK  ist  nicht  allein 
überaus  einfach,  sondern  functionirt  auch 
ohne  wesentliche  Beeinflussung  des  Pendels. 
Der  Erfinder  hat  auf  dieses  interessante  Sy- 
stem   ein  Patent    in    der  Schweiz  erworben. 


Central-Anlage  in  Budapest. 


Diese  Central- Anlage  wird  von  der 
Elektricitäts-Actien-Gesell- 
scbaft  vormals  Schuckert  Sl  Co., 
Nürnberg,  nach  dem  Mehrphasen- Wechsel- 
stromsystem für  Budapest  ausgeführt.  Seit 
zwei  Monaten  hat  nun  das  oben  genannte 
Elektricititswerk,  welches  von  der  dortigen 
Gtt-Gesellschaft  betrieben  wird,  mit  der 
Stromlieferung  begonnen.  Die  gegenwärtige, 
Id  ihrem  jetzigen  Umfange  für  den  Sommer- 
betrieb bestimmte  Anlage  besteht  aus  zwei 
Mttchinensätzen  von  je  150  HP,  die  ge- 
meinsam mit  einer  Accumulatorenbatterie 
(Ctpacität:  2mal  1500  Amp^restunden  bei 
500  Ampere)  den  Verbrauchsstrom  erzeugen 
Qod  reicht  für  6000  Lampen  aus.  Bereits 
ist  durch  zahlreiche  Anschlüsse  dieiie  Zahl 
aach  erreicht.  Die  Haupt- Anlage  für  15.000 
Ltj^n    wird    noch   im  Laufe    des  Februar 


1894  in  Betrieb  kommen.  Die  vielen  An- 
meldungen habeo  die  Direction  der  Gas- 
Gesellschaft  veranlasst,  schon  für  das  Jahr 
1894  <iie  Einrichtung  zweier  ferneren  Unter- 
stationen, und  die  abermalige  Erweiterung 
der  Maschinen- Anlage  in's  Auge  zu  fassen. 
Bekanntlich  ist  diese  Anlage,  welche  die 
Elektricitäts  -  Actien  -  Gesellschaft  vormals 
Schuckert  &  Co.,  Nürnberg,  ausgeführt  hat, 
die  einzige  Anlage  in  der  Welt,  bei  welcher 
das  Mehrphasen  -  Wechselstromsystem  für 
Lieferung  elektrischer  Energie  für  Licht- 
und  Kraftbedarf  in  grösserem  Maassstabe  zur 
Anwendung     kommt. 

Die    Wechselstrom-Maschinen    sind    für 
25  Perioden  in  der  Secunde  bei  einer  Spa 
von  2000  Volt  eingerichtet»  J^  Folge 
mittelbaren  Erzeugung  der  ^»chspattlin 
der    Maschine    konnten    :" 


i 


50 


matoren  erspart  werden,  so  dass  nur  die 
Umwandlung  des  hochgespannten  Wechsel- 
stroms in  niedergespannten  Gleichstrom  aus- 
zuführen war.  Gut  bewährt  hat  sich  ein 
Apparat  besonderer  Construction,  welcher 
dazu  dient,  die  durch  die  Capacität  der 
Kabel    verursachten  Spannungserscheinungen 


(Deptford  effect)  zu  neutralisiren.  Die  Parallel- 
schaltung der  Maschinen  erfolgt  ohne  Be- 
lastungswiderstände, was  keinerlei  Anstände 
zur  Folge  hat.  Ueberhaupt  functionirt  die 
Anlage  seit  den  ersten  Tagen  des  Betriebes 
ohne  jegliche  Unterbrechung. 


Oesterreichische  Industrie  in  Aegypten. 


Man  meldet  uns  aus  Cmro: 

Das  Ministerium  für  öffentliche  Arbeiten 
hat  vor  längerer  Zeit  eine  Concurrenz  für 
Einrichtung  der  elektrischen  Beleuchtung  im 
Palais  des  Khedive  ausgeschrieben,  welche 
eine  wirklich  internationale  genannt  werden 
kann,  denn  neben  den  bedeutendsten  Firmen 
Englands,  Amerikas  und  Frankreichs  sind 
auch  Deutsche,  Schweizer  nnd  Oesterreicher 


hier  erschienen,  um  durch  ihre  eigens  abge- 
sandten Vertreter  ihre  Offerte  zu  unter- 
stützen. —  Aus  diesem  Wettstreite  ist  er- 
freulicher Weise  eine  österreichische  Firma, 
Kremenezky,  Mayer  &.  Co.  in  Wien, 
siegreich  hervorgegangen,  deren  Project  als 
das  günstigste  angenommen  wurde.  Die 
österreichische  Industrie  ist  zu  diesem  Er- 
folge zu  beglückwünschen.  Y. 


Elektrischer  Thüröffner. 


Man  hat  seit  einiger  Zeit  Thürver- 
schluss-Vorrichtungen  einzuführen  versucht, 
mit  deren  Hilfe  Thüren  von  entfernten 
Orten  aus  geöffnet  werden  können,  welche 
sich  mehr  oder  weniger  bewährt  haben.  Für 
diese  Zwecke  wurden  auch  theilweise  schon 
elektromagnetische  Einrichtungen  verwendet. 
Wie  der  New- Yorker  „Techniker"  mittheilt, 
war  in  der  Südgalle rie  des  Elektricitäts-Ge- 
bäudes  auf  der  Ausstellung  in  Chicago  von 
der  Hicks-Troy  Electric  Door  Co.  eine  Vor- 
richtung ausgestellt,  welche  ein  Oeffnen  nnd 
Schliessen  der  Thür  vollständig  selbstthätig 
bewirkt.  Die  Thür  hängt  hierbei  an  federnden 
Angeln,  welche  das  Bestreben  haben,  diese 
offen  zu  halten.  An  der  oberen  Tbürkante 
ist  eine  Schnur  befestigt,  die  Über  mehrere 
Rollen  nach  einem  kleinen  Elektromotor 
führt,  dessen  Aufgabe  es  ist,  durch  Auf- 
wickeln der  Schnur  die  Thür  zu  schliessen, 
bezw.  geschlossen  zu  halten,  wodurch  gleich- 
zeitig die  Oeffnungsfedern  wieder  gespannt 
werden.  Nähert  sich  nun  Jemand  der  Thür, 
so  muss  er  erst  einen  Contact  passiren, 
welcher  einen  Stromkreis  schliesst.  Dieser 
löst  die  aufgewickelte  Schnur  aus,  worauf 
die  Federn  die  Thür  öffnen.  Innerhalb  des 
Gehäuses,  in  welchem  sich  die  erwähnten 
Schnurrollen  befinden,  sind  zwei  Schalt- 
apparate angebracht.  Ein  Stift  an  der  Thür 
schaltet  bei  gewisser  Stellung  den  Motor  aus. 


falls  die  letztere  geschlossen  worden  ist.  Der 
in  der  Nähe  unterzubringende  Motor  ist  in 
einem  Eisengehäuse  eingeschlossen  und  auf 
seiner  Achse  befindet  sich  ein  Schnecken- 
antrieb, dessen  Rad  einen  Satz  Magnete 
trägt,  deren  Armatur  eine  Eisenscheibe  ist 
und  eine  magnetische  Kuppelung  zwischen 
Armaturachse  und  Schnnrscheibe  darstellt. 
Dieselbe  trägt  am  Umfange  eine  Nath, 
innerhalb  welcher  die  Schnur  liegt.  Diese 
Scheibe  wickelt  die  letztere  nun  auf,  and 
zwar  mit  wachsender  Kraft,  während  die 
Thür  sich  schliesst. 

Sobald  eine  Person  den  Contact  durch 
Betreten  einer  Matte  in  Thätigkeit  setzt, 
wird  der  Stromkreis  für  den  Motor  geöffnet, 
die  magnetische  Kuppelung  wird  ausgelöst, 
die  Schnur  kann  sich  abwickeln  und  die 
Federn  öffnen  die  Thür.  Darauf  wird  der 
Conctact  nach  einiger  Zeit,  bezw.  bei  ent- 
sprechender Thürstellung  für  den  Motor 
wieder  geschlossen,  die  Armatur  bewegt  dar- 
auf die  magnetische  Kuppelung  und  mit 
Hilfe  dieser  die  Schnurscheibe,  so  dass  die 
Thür  so  weit  geschlossen  wird,  bis  der 
Motor  ausgeschaltet  und  die  Schnur  in  ent- 
sprechender Spannung  gehalten  wird.  Der 
Eintretende  löst  für  das  Oeffnen  also  die 
elektromagnetische  Kuppelung  nur  aus,  wor- 
auf die  Federn  iu  Thätigkeit  treten. 


Gasbeleuchtung  gegenüber  elektrischer  Beleuchtung. 


In  einer  englischen  Stadt  wurden  dem 
Magistrat  wegen  der  öffentlichen  Beleuchtung 
zweierlei  Offerte  gemacht.  Die  Elektricitäts- 
Gesellschaft  bot  34  Glühlampen  an,  jede 
zu  25  Kerzenstärke,  dann  26  weitere  Glüh- 
lampen ebenfalls  zu  25  Kerzenstärke.  Für 
die  Errichtung   der   Säulen    314   £   10   Sb., 


von  welchem  Betrag  5%  Verzinsung  während 
der  Zeit  der  Benützung  zu  zahlen  wären. 
Für  Erhaltung  der  Beleuchtungskörper, 
Stromzufuhr,  Auswechslung  der  Lampen  pro 
Jahr,  bei  2000  Brennstunden  4  ^  8  Sh. 
pro  Lampe,  was  bei  60  Lampen  264  £ 
ausmacht. 


51 


Die  Gas-Geselltchaft  offerirte  Folgendes : 
100  Strastealampen  za  400  £^  wovon  ebeo- 
Ms  S^h  Verzinsung  während  der  Benüttungs- 
seit  zu  zahlen  sind.  Die  Lampen  sollen  je- 
doch nicht  wie  die  elektrischen  jeden  Tag 
bis  Miiternacht  brennen,  sondern  zu  Zeiten 
des  Vollmondes  gar  nicht.  Dabei  zahlt  man 
2  £  1%  Sh.  pro  Lampenjahr.  Der  Contract 
mflsste  auf  3  Jahre  geschlossen  werden  und 
auf  Basis  sechsmonatlicher  Kündigung. 

Es  müssen  jedoch  die  Anfangsanslagen 
der  Gesellschaft    von    der    Gemeinde    rück- 


gezahlt werden,  abzüglich  21/1^/0  jährlicher 
Abnützung.  Es  würde  somit  die  Gasbeleuch- 
tung 310  jf  einschliesslich  20  £  für  Inter- 
essen jährlich  kosten.  Die  Anlagekosten  bei 
Gas  betragen  400  £  und  bei  Elektridtät 
314  ^  10  Sh.,  während  bei  letzterer  die 
jährlichen  Ausgaben  295  £  14  Sh.  ein- 
schliesslich \^  £  15  Sh.  Interessen.  Die 
Gaslampen  stehen  75  Yards,  .die  elektrischen 
jedoch  200  Yards  von  einander  ab. 

Es    wurde    das    Anerbieten    der    Elek- 
tricitäts-Gesellschaft  angenommen. 


Neuerungen  an  Ueberzügen  für  Leitungsdrähte. 

Von  CHARLES  THELISMAR  SNEDEKOR  in    Worcestcr. 


Die  vorliegende  Erfindung  bezieht  sich 
auf  die  Ueberzüge  von  Drähten  für  elektrische 
Leitungen,  durch  welche  Ueberzüge  dieselben 
wirksam  isolirt  and  feuerdicht  gemacht  werden, 
so  dass  bei  Verwendung  derselben  die  haupt- 
sächlichsten Gefahren  bei  Anwendung  von 
elektrischen  Beleuchtungs-Systemen  beseitigt 
werden. 

Die  neuen  Ueberzüge  werden  nach  vor- 
liegender Erfindung  wie  folgt  hergestellt. 

Der  aus  Kupfer  oder  Phosphorbronze 
bestehende  Draht  oder  Kern  wird  in  ge- 
wöhnlicher Weise  verzinnt  und  mit  vulkani- 
drtem  Kautschuk  überzogen. 

Ueber  letzteren  wird  dann  ein  eigen- 
tbfimlicher  schmiegsamer  Kitt  oder  Cement, 
bestehend  aus 

ungefähr  40  Gewich tsth.  Magnesia, 
n         28  .  Talg, 

„         15  n  feinzerriebenem  As- 

best, 
.,         30  „  flüssigem  Leim, 

f,         15  n  Glycerin  und 

9  V4  n  doppelchromsanrem 

Natron 


oder  Kali  und  falls  man  einen  dunkelfarbigen 
Ueberzug  wünscht,  ungefähr  1/4  Gewichtsth. 
Lampenruss  aufgetragen. 

Dieser  Kitt  oder  Cement  wird  in  einem 
Behälter  durch  inniges  Mischen  der  Bestand- 
theile  angemacht  und  damit  der  Draht 
überzogen. 

Der    überzogene    Draht    wird    dann    in 
einer  der  gebräuchlichsten  Weisen  in  die  Form 
einer  Schnur    oder    in    Kabelform    gebracht 
und  entweder  durch  ein  Bad  gezogen,  das  aus 
ca.  27     Kilogramm  kieselsaurem  Natron, 
•     13.5  »  Alaun, 

gelöst  in  180  Liter  Wasser,  besteht,  oder 
in  sonstiger  Weise  äusserlich  mit  dieser 
Lösung  gesättigt,  hierauf  getrocknet  und 
schliesslich  mit  einem  Ueberzug  versehen, 
der  aus 

40  Gewichtsth.  Schwefelkohlenstoff 
8  „  Asphalt  besteht. 

Die  in  solcher  Weise  behandelten 
Leitungsdrähte  sind  durch  ihren  Ueberzug 
nicht  blos  vollkommen  isolirt,  sondern  wider- 
stehen auch  jeder  inneren  und  äusseren  Hitze. 


Isolationsmaterialien  und  die  Isolation  höherer  elektro- 
motorischer Kräfte. 


Ueber  „Isolationsmaterialien  mit 
besonderer  Rücksicht  auf  d  ie  Iso- 
lation höherer  elektromotorischer 
Kräfte*  hielt  am  x.  December  1.  J. 
Dr.  Moriz  Hoor  im  Budapester  Poly- 
technikum seinen  Antrittsvortrag.  Dem  freien, 
sowohl  inhaltlich,  wie  formell  hochinteres- 
santen Vortrage,  welchem  der  Rector,  zahl- 
reiche Professoren  und  eine  grosse  Anzahl 
fachlicher  Zuhörer  anwohnten,  entnehmen 
wir  die  folgenden  Daten: 

Der  Vortragende  behandelte  die  Theorie 
der  Dielectrica  und  deren  praktische  An- 
wendung zur  Erklärung  und  Untersuchung 
▼ieler,  in  der  Praxis  sehr  wichtiger  Erschei- 
Bvngen.  Solange  man  den  Dielectricis  an 
Isolatoren,  die  den  Raum  zwischen  den  elek- 
trischen Leitern  erfüllen,  nur  eine  passive 
RoDe  zuschrieb  und  den  Sitz  der  elektrischen 
Erscheinungen  lediglich  in  die  Leiter  allein 
verlegte,    konnte    man    auf   diesem  Gebiete, 


da  die  obige  Auffassung  eine  künstliche  war, 
keine  wesentlichen  Fortschritte  verzeichnen. 
Die  Versuche  von  Cavendish,  später 
(und  unabhäogig  von  Cavendish)  die 
genialen  Versuche  von  F  a  r  a  d  a  y  zeigten, 
dass  den  Dielectricis  der  elektrischen  Sy- 
steme beim  Zustandekommen  eine  wesent- 
liche active  Rolle  zukomme.  F  a  r  a  d  a  y*s 
geniale  Kraft linienmethode,  Max  W  e  1 1's 
theoretische  Arbeiten  haben  es  möglich  ge- 
macht, dass  wir  auf  Grund  von  Cavendish' 
und  F  a  r  a  d  a  y's  Versuchen  heute  wissen, 
dass  die  Dielectrica  eigentlich  der  Sitz  der 
elektrischen  Erscheinungen  sind.  Und  alle 
Vorgänge  in  den  Isolatoren,  sowie  Polari- 
sationsleitung, Hysteresis-Erseheinungen,  die 
in  ihrem  Verlaufe  durch  Molecularstmctnr 
bedingt  sind,  üben  wiederum  einen  grossen 
Einfluss  auf  den  Molecularzustand  de~ 
lators  aus.  Diese  Einflüsse  lassen 
experimenieU    verfolgen,    und    müsse 


52 


Isolatoren  in  der  Praxis  auf  die  diesbezüg- 
lichen Eigenschaften  untersucht  werden. 
Vortragender  entwickelt  hierauf  die  Schluss* 
folgeruDgen  und  schildert  jene  Unter- 
suchungen, denen  Isolationsmaterialien  unter- 
zogen   werden    sollen,    wenn   man  sich  von 


der  Brauchbarkeit  derselben  Überzeugen  will. 
Dieses  Thema  ist  in  der  Praxis  selbstredend 
von  eminenter  Wichtigkeit.  Der  Elektriker 
hat  bei  Lösung  manchen  Problemes  sich  in 
erster  Linie  mit  den  obenerwähnten  Fragen 
zu  beschäftigen.  Sehr. 


EjraftübertragUDg  mittelst  Dreipbasenstrom  in  Califomien. 


Bei  Redlands,  Califomien,  hat  die 
General  Electric  Company  of 
America  eine  solche  Uebertragung  von 
800  ^P  auf  die  Entfernung  von  7 1/2  dgl* 
Meilen  (=  1I/2  deutsche  Meile)  hergestellt.  Die 
Wasserkraft  wird  durch  den  Fall  von 
2400  Cubikfuss  Wasser  pro  Minute  von 
einer  Höhe  =  353  Fuss  gewonnen,  was 
einem  Druck  von  160  Pfund  pro  Qnadrat- 
zoU  gleichkommt.  Zwei  Pelton-Wasscrräder 
sind  direct  mit  Generatoren  gekuppelt, 
welche  bei  600  Umdrehungen  pro  Minute 
einen  Strom  von  2500  Volts  Spannung  und 
der  Intensität  von  180  Amperes  bei  100  Pol- 
wechseln pro  Minute  ergeben. 


Eine  Transformations  -  Station  ist  in 
R  e  d  1  a  n  d  s ,  die  zweite  —  blos  41/s  engl. 
Meilen  vom  Wasserfall  entfernt  —  in 
Mentone,  wo  eine  Eisbereitungs-Anlage 
sich  befindet,  für  welche  die  Betriebskraft 
durch  einen  Dreiphasen-Motor  von  750  Um- 
drehangen  pro  Minute  erstellt  wird.  Sowohl 
in  Redlands  als  auch  in  Mentone 
werden  von  dem  Dreileiter  -  System  des 
secundären  Stromkreises  sowohl  Bogen-  als 
auch  Glühlichter  gespeist,  welche  trotz  der 
Motoren  anstandslos  fnnctioniren.  Das  Drei- 
phasen- und  das  einfache  Wechselstrom- 
System  scheint,  nach  „Electrical-Review*,  über 
das  Zweiphasen-System  denSieg  davonzutragen. 


Accumulatoren  in  Amerika. 


Dem  Amerikaner,  welcher  sofortige  Er- 
folge in  seinen  Unternehmungen  haben  will 
und  benutzten  Apparaten  wenig  Aufmerk- 
samkeit zuwenden  mag,  waren  die  Accumu- 
latoren seit  jeher  wenig  sympathisch.  Besonders 
Edison  war  es,  der  sein  Anathema  über 
die  ^Kraftsammler"  aussprach  und  dieselben 
für  längere  Zeit  auf  dem  Boden  der  United 
States  „unmöglich''  machte.  Weder  zu  statio- 
nären noch  zu  Tractionsz wecken  mochten 
die  Elektrotechniker  mit  den  Secundärbatterien 
sich  befassen.  Ersteres  nicht,  weil  das  Be- 
lastungs-Diagramm der  elektrischen  Anlagen 
in  Amerika  eine  über  alle  24  Stunden 
des  Tages  gleichmässig  vertheilte  Energie 
entnähme  darbietet,  während  wir  hier  in  Europa 
steil  aufsteigende  und  abfallende  Consum- 
curven  in  unseren  Centralen  verzeichnen. 
Letzteres  —  die  Benützung  der  Secundär- 
Elemente  für  Traction  —  konnte  nicht  Raum 
gewinnen,  weil  —  nun  wir  wissen  Alle,  warum 
sie  nicht  sehr  reichlich  verwendet  worden  sind. 

Nun,  in  letzterer  Zeit,  scheint  sich  denn 
doch  das  Blatt  gewendet  zu  haben ;  der  „Electr. 


Engineer"  in  Newyork  bringt  über  den 
Accumulator  der  Waddell-Entz  Comp, 
ausserordentlich  günstige  Berichte,  so  günstig, 
dass  die  Londoner  ,.E1.  Review"  dieselben  nicht 
in  Uebereinstimmung  mit  dem  findet,  was 
dieser  Accumulator  in  England  geleistet. 
Da  nun  der  „EI.  Engineer^  der  „Elect. 
Review"  an  Ernst  uod  Gediegenheit  durchaas 
nicht  nachsteht,  so  fühlen  wir  uns  veranlasst, 
das  mitzutheilen,  was  ersteres  Blatt  über 
die  Accumulatoren  von  Waddell-Entz 
schreibt.  Hiernach  betragen  die  Tractions- 
kosten  unter  Anwendung  dieses  Accumulators 
pro  Wagenmeile  9*32  Cents,  u.  zw.  3*54  Cents 
für  Erzeugung,  2*24  Cents  für  Kohle  und 
1'54  Cents  für  Abnützung  des  Elements, 
während  2  Cents  auf  andere  Posten  ent- 
fallen. Wir  können  wohl  bald  in  Oesterreich 
über  diesen  Gegenstand  volle  Klarheit  haben, 
da  die  Accumulatore  nfabrik  Hagen, 
wie  man  hört,  diesen  Accumulator  erworben 
und  daher  über  seine  Leistungsfähigkeit  für 
sie  selbst  kaum  ein  Zweifel  obwalten  dürfte. 


Anwendung  von  CuprocuprisulfLt   für    galvanische  Kupferbäder. 

Von    Dr.   G.   LANGBEIN,   Leipzig-Sellerhausen. 
Privilegium  vom   14.  September  1893. 


Zur  Herstellung  galvanischer  Cyan- 
kupferbüder  werden  den  hierzu  benützten 
Kupfersalzen  (Grünspan  oder  Kupfervitriol) 
bislang  beim  Lösen  mit  Cyankalium 
schwefeligsaure  Salze  und  Ammoniak,  bezw. 
Potasche  oder  Soda  zugegeben,  um  das 
Entweichen  von  Cyan  zu  verhindern  und 
letzteres  in  Cyanammoniura,  bezw.  Cyan- 
kalium oder  Cyannatrium  überzuführen. 


Wie  ich  gefunden  habe,  entweicht,  wenn 
man  das  in  Wasser  unlösliche  Cuprocupri- 
sulBt  in  Cyankalium  löst,  keine  Spur  Cyan. 
Es  eignet  sich  somit  dieses  Kupfersaü  in 
hervorragender  Weise  zur  Herstellung  gal- 
vanischer Kupferbäder. 

Die  mit  Cuprocuprisulfit  hergestellten 
Bäder  liefern  sehr  dichte,  kräftige  und  fest 
haftende  Kupfemiederschläge. 


53 


Neueste  deutsche  Patentnachrichten. 

Antbentiicb  zofiammengestellt  yon  dem  Patentbureaa  des  CivU-Ingenienr  Dr.  phil.  H.  Z«r«B«r, 

BtrilB  V^  Blobsiidorflbtrasa«  ao,   welcher   sich  zugleich  bereit  erklärt,  den  Abonnenten   der 

»Zeitachrift  f&r  Elektrotechnik"  allgemeine  Anfragen  in  Patentsaohen  kostenfrei  zu  beantworten. 


Patent-Anmeldungen. 

dtsse 

30.  B.  13.580.  Elektrische  BeförderuDgsanlage 
mit  seitlich  angebrachten  verstellbaren 
Ffihrongskörpern.  —  Andrew  Bryson  in 
New-York. 


Classe  Gebrauchs-Master. 

12.  Nr.  20.003.  Rührvorrichtung  mit  elektri- 
schem Antriebe  für  ansudampfende  Flüssig- 
keiten, die  an  den  Kessel  oder  an  die 
Schale  geschraubt  wird.  —  G.  Opper' 
mann  in  Otsdorf,  Schwerin  M. 


LITERATUR. 


Die  Klektiicitäf,  ihre  Erzeugung, 
praktische  Verivendung  undMessung. 
Ffir  Jedermann  verständlich,  kurz  dargestellt 
von  Bernhard  Wiesengrund.  44  Ab- 
bllduogeo.  Preis  Mk.  i. — .  Verlag  von 
H.  Bechhold,    Frankfurt    a.  M.    —Die 


Vorzüge  dieses  Werkchens  sind  seine  Klar- 
heit und  leichte  Verständlichkeit,  verbunden 
mit  strengster  Kürze  und  interessanter  Dar- 
stellungsweise. Anschauliche  Zeichnungen  und 
vorzügliche  Ausstattung  vermehren  den 
Werth. 


KLEINE   NACHRICHTEN. 


Neue  Staaistelephon-Linien.  Am 
29.  December  1893  wurde  der  Verkehr  auf 
der  intcTurbanen  Staatstelephon -Linie  Kladno- 
Asch  mit  den  Stadtnetzen  Kladno,  Saaz, 
Karlsbad,  Eger  und  Asch  im  Anschlüsse  an 
die  interurbanen  Staatstelephon  -  Linien 
Kladno-Prag  und  Prag- Wien  und  gleichzeitig 
anch  der  Verkehr  zwischen  den  neu  errich- 
teten Staatstelephon-Netzen  in  Kratzau  und 
Grottau  und  den  interurban  verbundenen 
Staatstelephon-Netzen  in  Reichenberg,  Zittau, 
GabloDz,  Morchenstern,  Tannwald,  Jung- 
buDzlau,  Prag  und  mit  dem  Staatstelephon- 
Netze  in  Wien  eröffnet.  Der  interurbane 
Verkehr  zwischen  den  neu  errichteten  Staats- 
telephon-Netzen in  Asch,  Eger,  Grottau, 
Karlsbad,  Kratzau  und  Saaz  einerseits  und 
der  Telephon-Centrale  Wien  andererseits  be- 
schränkt sich  hinsichtlich  der  letzteren  auf 
die  an  dieselbe  angeschlossenen  Telephon- 
stellen, sowie  auf  die  zur  Tbeilnahme  an 
dem  interurbanen  Verkehre  mit  dem  nord- 
böhmischen Telephonnetzen  angemeldeten 
Wiener  Staatstelephon  -  Theilnehmer.  Die 
Sprecbgebühr  für  ein  gewöhnliches  Gespräch 
in  der  Dauer  von  drei  Minuten  beträgt 
zwischen  Wien  und  jeder  der  neu  eröffneten 
Telcphon-Centralen  und  den  an  diese  ange- 
schlossenen Theilnehmern  fl.   1.50. 

Elektrische  Bahn  Döbling-Grin- 
zlng.  Die  Kahlenberg-Eisenbahn-Gesellschaft 
plant  den  Bau  einer  neuen  Linie,  welche 
bestimmt  ist,  die  noch  immer  unzulängliche 
Verbindung  des  Kahlenberges  mit  der  Stadt 
tu  verbessern  und  die  Betriebsmittel  der 
Gesellschaft  einer  stärkeren  Ausnutzung  zu- 
suführen.  Die  Linie  soll  eine  Verbindung 
bilden  zwischen  den  bei  Ober-Döbling  mün- 
denden Linien  der  beiden  Tramway-Gesell- 
scbaften  und  der  Station  Grinzing  der  Zahn- 


radbahn, welch'  letztere  Station  entsprechend 
verlegt  und  erweitert  werden  soll.  Die  Mittel 
zum  Baue  und  Betriebe  dieser  Bahn  sollen 
bereits  sichergestellt  sein,  und  soll  die  Linie 
fdr  elektrischen  Betrieb  eingerichtet  werden. 
Die  Kahlenberg  -  Eisenbahn  -  Gesellschaft  ist 
um  die  Vorconcession  zum  Baue  und  Be- 
triebe, dieier  Bahn  bereits  eingeschritten  und 
besteht  die  Absicht,  die  Bahnlinie  womöglich 
noch  im  Sommer  1894  zu  activiren. 


Hin  küDStlicher  Edelstein.  In  Er- 
gänzung unserer  Mittheilung  auf  S.  183  des 
Jahrg.  1893  können  wir  heute  Über  das 
Carborundum,  eine  Verbindung  von  Kiesel 
(Silicium)  und  Kohlenstoff,  Nachstehendes 
berichten.  Entdeckt  wurde  der  Stoff  durch 
Edward  G.  Acheson  in  Monongaheta- 
City  in  Pennsylvanien,  der  in  der  Absicht, 
ein  Verfahren  aufzufinden,  mittelst  dessen 
Kohlenstoff  in  Diamant  ^verwandelt  werden 
könnte,  den  Wechselstrom  einer  Dyn?\mo- 
mascbine,  die  das  elektrische  Licht  für  die 
Stadt  lieferte,  auf  eine  Mischung  von  Thon 
und  Kohlenstoff  wirken  Hess.  Nach  dem 
Erkalten  fand  er  an  den  Elektroden  glitzernde 
Krystalle  von  blauer  Farbe.  Durch  ver- 
schiedene Verbesserungen  in  der  Herstellungs- 
weise gelang  es  ihm,  grössere  Mengen  des 
Stoffes  zu  gewinnen,  und  da  er  ihn  für  eine 
Verbindung  von  krystallisirtem  Kohlenstoff 
mit  krystallisirter  Thonerde  (Korund)  hielt, 
so  nannte  er  ihn  Carborundum.  Die  chemische 
Untersuchung  des  Körper?,  mit  der  Herr 
Otto  Mühlhäuser  beauftragt  wurde, 
lehrte  bald,  dass  Carborundum  im  Wesent- 
lichen aus  einer  Kicselkohlenstoff-Verb*"**'*** 
(Siliciumcarbid)  besteht  und  durch 
weise  vorgenommene  Abänderauj 
Herstellungsverfahrens  e«)«"«  -•  * 
Ausbeute    so    zu    ste' 


54 


eingereicht  ond  erhalten  werden  konnte. 
Der  Stoff  kam  auf  den  Markt,  erst  nur  in 
Form  von  feinem  Pulver,  das  wegen  der 
ausserordentlichen  Härte  des  Körpers  zum 
Ersatz  des  Schmirgels  und  Korunds  diente, 
dann  in  Form  von  Schleif rädchen,  Wetz- 
steinen u.  s.  w.  Zur  Darstellung  im  Grossen 
verwendet  man  jetzt  anstatt  des  Tbones 
reinen  Qnarzsand  (ca.  361/2  Gewichsprocente) 
und  anstatt  des  reinen  Kohlenstoffs  fein- 
gepulverte Coakskohle  (ca.  45  V2^/o)  ^^^  Chlor- 
nairium  (ca.  18%).  Man  erhält  eme  Krystall- 
masse  von  strahiigem  GefQge,  deren  Farbe  im 
auffallenden  Lichte  zwischen  gelb-  und  blaugrän 
wechselt.  Zerbricht  man  die  strahligen 
Kryftallbrocken,  so  bekommt  man  die  ein- 
zelnen Krystalle,  die  oft  mehrere  Millimeter 
lang,  oft  aber  auch  so  klein  sind,  dass  ihre 
Form  nur  unter  dem  Mikroskop  erkannt 
werden  kann.  Manche  erscheinen  rein  farblos 
und  diamantenähnlich,  andere  besitzen  die 
dem  Sudafrika-Diamanten  öfter  eigene  gelb- 
liche Tinte.  Wieder  andere  sind  blass  bern- 
steingelb, gran,  gelbgrdn,  blaugrün,  olivgrün, 
smaragdgrün.  Seltener  begegnet  man  Stücken, 
die  die  Farbe  des  Saphirs  haben.  Die  Kry- 
stalle sind  durchsichtig  und  bilden  rhombische 
Tafeln  oder  Plättchen  mit  scharfen  Winkeln 
und  ausserordentlich  glatten,  glas-  oder 
diamaotglänzenden  Flächen,  die  das  Licht 
wie  Spiegel  zurückwerfen;  sie  haben  3*22 
specifisches  Gewicht  und  werden  von  keiner 
Säure  angegriffen.  Sie  sind  ausserordent- 
lich hart,  so  hart,  dass  man  mit  ihnen 
(in  Form  eines  sich  schnell  drehenden  Schleif- 
rädchens) Löcher  in  härtestem  Stahl  und 
auch  in  Korund  schneiden  kann.  Vorzüglich 
eignet  sich  der  Körper  auch  zum  Schleifen 
von  Glas,  hartem  Porzellan  etc.  Der  Härte- 
grad des  Carboruodums  liegt  zwischen  denen 
des  Saphir  und  des  Diamanten ;  er  ritzt 
ersteren,  wird  aber  selbst  von  letzterem  ge- 
ritzt. Als  Schleifmittel  hat  das  Corborundum 
einen  drei-  bis  viermal  höheren  Werth  als 
der  Korund,  da  es  in  der  Zeiteinheit  drei« 
bis  viermal  mehr  Schleifarbeit  zu  verrichten 
vermag  als  dieser.  Der  französische  Aka- 
demiker M  o  i  s  s  e  a  u  hat  auch  zur  Her- 
stellung des  Siliciumcarbids  neuerdings  mehrere 
Methoden  angegeben.  Wie  alle  früheren  be- 
ruhen auch  diese  Darstellnngsweisen  auf  der 
Benützung  des  elektrischen  Bogeos  als 
Wärmequelle;  bekanntlich  hat  gerade 
M  o  i  s  s  e  a  u  durch  die  Erfindung  seines 
elektrischen  Ofens  Temperaturgrade  von 
einer  Höhe  zu  erzeugen  gelehrt,  dass  da- 
durch  die  in  ihrem  Aggregatzn<;tand  be- 
ständigsten Körper,  wie  z.  B.  Kieselsäure, 
zum  Verdampfen  gebracht  werden. 

Erzeugung  des  Carborundum  in 
Oesterreich.  Wie  wir  vernehmen,  hat  die 
Länderbank  die  Erzeugung  und  Ver- 
werthung  des  Carborun  dum,  über 
welches  wir  noch  an  anderer  Stelle  berichten, 
in  die  Hand  genommen.  Das  in  grossem 
Maassstabe  anzulegende  Etablissement  wird 
von  der  Länderbank,  welche  das  Patent  von 
dem  Erfinder  des  Carborundum    für  Oester- 


reich-Ungarn  erworben  ha»,  auf  der  Herr- 
schaft B  e  n  a  t  e  k  errichtet  werden.  Bei 
dieser  Anlage,  für  welche  u.  A.  eine  Dy- 
namomaschine von  1000  Amperes  und  35  Volts 
aufgestellt  werden  soll,  dürfte  auch  die  dort 
zur  Verfügung  stehende  überschüssige  elek- 
trische Kraft  Verwerthung  finden.  Z. 

Centralstatlon  in  Zara.  Die  Stmdt- 
gemeinde  Zara  hat  mit  Gemeinderaths-Be- 
schluss  vom  30.  November  beschlossen,  eine 
Centralstatlon  für  elektrische  Beleuchtung 
und  Kraftübertragung  für  eigene  Rechniiog 
zu  erbauen  und  hat  mit  der  Ausführung  die 
Firma  Kremenezky,  Mayer  &  Co.  in 
Wien  betraut. 

Es  werden  vorerst  zwei  Dampfmaschinen 
h  IOC  EP  und  eine  Accumulatorenbatterie 
für  500  Glühlampen  aufgestellt,  so  dass  die 
Centralstatlon  nach  dem  ersten  Ausbau  für 
2500   lökerzige  Glühlampen  ausreichen  wird. 

Die  vier  Gleichstrom-Dynamos  arbeiten 
mit  150  Volt  Klemmenspannung,  je  zwei 
nach  dem  Dreileitersystem  geschaltet.    Bdy. 

Städtebeleuchtung  durch  Elek.- 
tricltät.  Die  Bukareiter  Gas-Compagn ie 
(eine  französische  Gesellschaft)  hat  mit  der 
Elektricitäts  -  Actien  -  Gesellschaft  vormals 
Schnckert  &  Co.  in  Nürnberg  einen  Vertraf 
betreffs  Ausführung  der  Bukarester  Centralen 
abgeschlossen,  nachdem  ihr  anch  die  Con- 
cession  für  die  elektrische  Beleuchtung  er- 
theilt  worden  ist.  Wie  umfassend  die  Thttig- 
keit  der  Elektricitäts- Actien-Getellschaft  vur- 
mals  Schuckert&Co.  auf  dem  Gebiete  der 
Städtebeleucbtnng  ist,  erhellt  daraus,  dass 
sie  gegenwärtig  die  Centralen  Pest,  Sceyr, 
Sigmaringen  und  München  fast  gleichzeitig 
in  Betrieb  gesetzt  hat  nnd  dass  im  Laufe 
dieses  Monats  auch  die  Beleuchtung  der 
Hamburger  Vorstadt  St.  Pauli  in  Betrieb 
kommt,  ebenso,  dass  die  Beleuchtung  von 
der  grossen  Hamburger  städtischen  Centrale 
ihre  Ausdehnung  auf  das  gesammte  innere 
Stadtgebiet  findet.  Mit  der  Centrale  in 
Zwickau,  welche  gleichfalls  noch  in  diesem 
Monat  in  Betrieb  genommen  wird,  ist  auch 
eine  elektrische  Strasseubahn  verbunden, 
welche  im  Laufe  dieses  Winters  fertig  ge- 
stellt wird.  Des  Weiteren  baut  die  Elektri- 
citäts •  Actien-Gesellschaft  vormals  Schnckert 
&  Co.  zur  [Zeit  eine  Strasseubahn  in  Baden- 
Vöslau,  von  deren  Centralstation  aus  die 
Orte  Baden  und  Weikersdorf  mit  elektrischer 
Beleuchtung  versorgt  werden. 

(Ztg.  f.  G.  u.  W.,  Trier,  20.  Decb.  1893.) 

Die  Gesellschaft  des  Secteurs 
Clichy  in  Paris.  Die  Installationen  elek- 
trischer Beleuchtung  vermehren  sich  in  Paris 
von  Tag  zu  Tage.  Von  obiger  Gesellschaft 
wurden  folgende  Daten  mitgetheilt:  Die  ganz- 
jährigen Einnahmen  von  1892  bis  1893  ^'' 
trugen  909.945  Frcs.  60  Cts.,  von  1891 
bis  1892  beifügen  selbe  651.972  Frcs. 
95  Cts.,  was  somit  einer  Vermehrung  der 
Einnahmen  von  39*5*>/o  gleichkommt.  Der 
Reingewinn  des  letzten  Jahres    beziffert  sich 


55 


Bit  307.276  Frcs.  15  Cts.  und  kamen 
160.000  Frcs.  auf  DivideDdenvertheilung, 
was  eipem  Elrträgniss  von  4O/0  gleichkommt. 

Die  Fabrik  von  Kohlenspitzen  zar  elek- 
trischen Bogenlicht-Beleachtang,  F.  Hardt- 
moth&Comp.  in  Wien,  hat  mit  ihrem 
ErsengDiss  auf  der  Ansstellnng  in  Chicago 
den  höchsten  Preis  (Chrendiplom  und  goldene 
Medaille)  erhalten. 

In  der  Soci^t6  internationale  des 
Electric iens  wurde  in  der  letzten  Sitzung 
vom  6.  December  1893  von  M.  G.  Claude 
ein  Mittel  erläutert,  welches  die  Sicherheit 
der  Energievertheilung  mittelst  hochge- 
spannter Wechselströme  zu  vermehren  ver- 
mag. Leider  wurden  die  Ausführungen 
C 1  a  u  d  e*8  nicht  durch  Versuche  gestützt 
Qod  wurden  dieselben  auch  mehrfach  be- 
kämpft. 

Kin  neues  System  elektrischer 
Hochbahnen.  In  Köln  hat  sich  ein  Con- 
sortium  gebildet  unter  Betheilignog  von  Eugen 
Langen  in  Köln,  Schnckert  in  Nürn- 
berg, van  der  Zuypen  und  Charlier 
in  Deutz,  um  elektrische  Hochbahnen  nach 
einem  neuen  System  zu  bauen,  wobei  die 
^^i^gons  an  den  Schienen,  durch  welche  die 
Stromfühmng  geschieht,  hängen.  Als  erster 
Bau  ist  die  Bahn  barmen-Elberfeld  über  die 
Wnpper  in  Aussicht  genommen.  Bei  diesem 
System  sollen  die  kostspieligen  Fundamente 
ganz  entfallen. 

Wir  glauben  annehmen  zu  dürfen,  dass 
es  sich  hier  um  ein  neues  Telpherage-Systero, 
an  dessen  Ausbildung  die  Engländer  Fl^- 
fning-Jenkin,  Perry  und  Ayrton, 
ferner  der  Franzose  Lartig'ue  u.  A.  m, 
bereits  vor  Jahren  gearbeitet  haben,  handelt. 

Lichtspendende  Automaten.  Auf 
der  Untergrundbahn  in  London  will  man 
lichtspendende  Automaten  einführen.  Die 
Beleuchtung  in  den  Wagen  dieser  Bahn  ge- 
stattet es  zur  Zeit  nicht,  während  der  Fahrt 
Zeitungen  zu  lesen.  Von  diesem  Jahre  an 
soll  hierin  Wandel  geschaffen  werden.  Man 
will  2500  Automaten  in  den  Wagen  auf- 
stellen, deren  jeder  nach  Einwurf  eines 
Penny  eine  über  dem  Platze  des  Einwerfenden 
befiodUche  elektrische  Glühlampe  in  Thätig- 
keit  setzt,  die  eine  halbe  Stunde  lang 
brennend  bleibt.  Die  Lampe  soll  so  ange- 
bracht sein,  dass  sie  eben  nur  den  Platz  des 
Zahlenden  beleuchtet,  jedoch  nach  den 
gegenüber  und  den  daneben  befindlichen 
Sitzen  keinen  Strahl  fallen  lässt. 


Das  elektrische  Licht.  Im  Gegen- 
satz zu  der  vielfach  anzutreffenden  Anschau- 
Qog,  dass  das  elektrische  Licht  den  Augen 
schadet,  ist  jetzt,  wie  das  Berliner  Patent- 
Bnreau  Gerson  &  Sachse  berichtet, 
durch  eine  Anzahl  englischer  Augen-Aerzte 
das  Nachfolgende  festgestellt  worden.  Es  ist 
bis  jetzt  noch  kein  authentischer  Fall  von 
Beschädigung    der  Augen    durch  elektrisches 


Glühlicht  nachgewiesen  worden.  Im  Gegen- 
theil  hat  sich  bei  leichter  Schwäche  der 
Augen  ein  Uebergang  von  Gaslicht  zum 
elektrischen  stets  als  vortheilhaft  erwiesen. 
In  seiner  Zusammensetzung  steht  das  elek- 
trische Licht  dem  Sonnenlichte  sehr  nahe 
und  enthält  weit  weniger  schädliche  Strahlen, 
als  die  concurrirenden  Beleuchtungsmethoden. 
Ein  ganz  bedeutender  Vorzug  liegt  noch 
darin,  dass  die  Zimmerluft  nicht  ihres  Sauer- 
stoffes beraubt  und  mit  für  die  Athmung 
schädlichen  Verbrennungsproducten  beladen 
wird. 


Faure's  Accumulatoren-Patentim 
Deutschen  Reich.  Der  kaiserlich  deutsche 
Appel- Gerichtshof  in  Leipzig  hat  in  der 
von  der  Accumulatoren-Fabrik  Hagen  be- 
triebenen Rechtsfrage  betreffs  der  Giltigkeit 
gewisser  Patente  von  anderen  Accumulatoren- 
Fabriken  entschieden,  dass  die  Anwendung 
von  Blei  als  Superoxyd,  als  Oxyd  oder  von 
unlöslichen  balzen  als  Füllungsmaterial  für 
Accumulator  -  Platten  unter  das  Patent 
F  a  u  r  e  fällt. 


elektrische  Glühlampe  ohne  Pla- 
tin. Die  vorliegende  Erfindung  bezweckt, 
das  so  kostspielige  Platin  bei  der  Fabri- 
kation von  elektrischen  Glühlampen  ent- 
behrlich zu  machen.  Zu  diesem  Zweck 
werden  in  den  Hals  der  Glühlampe  ge- 
schlossene Glaskapseln  eingeschmolzen,  in 
welchen  an  den  Enden  kurze  Drähte  aus 
Eisen  (oder  einem  anderen  geeigneten  Ma- 
terial bezw.  Composition)  so  eingeschmolzen 
sind,  dass  sie  je  zwei  getrennte  Stücke  dar 
stellen.  Der  Contact  zwischen  diesen  einge- 
schmolzenen Drahtstücken  wird  durch  Queck- 
silber hergestellt,  welches  in  die  Glaskapseln 
eingeschlossen  ist.  Ausserhalb  der  Glas* 
kapseln  sind  an  die  Drähte  einerseits  der 
Glühfaden,  andererseits  die  Zuleitungskabel 
in  irgend  einer  Weise  stromleitend  befestigt. 
Das  Auspumpen  der  Lampen  geschieht  in 
gewöhnlicher  Weise. 


Die  Elektricltäts-Actien-Gesell- 
schalt  Gelnhausen  versendete  eine  hübsch 
ausgestattete  „Preisliste  über  Bleistaub-Accu- 
mnlatoren.  November  1893**.  —  ^^'  haben 
über  diese  Accumulatoren  ausführlich  auf 
S.  488,   1893,  referirt. 

Elektrisches  Licht  am  Anfange 
unseres  Jahrhunderts.  Interessant  ist 
eine  Mittheiluog  aus  dem  „Bamberger  In- 
telligenzblatt" vom  3.  Jänner  1803.  Dieselbe 
lautet:  „Nachricht:  Der  SchiossergeseU  in 
Langheim,  Johann  Probst  aus  Döringstaat, 
wurde  ohne  sein  Wissen  dem  Publikum  der 
elektrischen  Nachtlampen  wegen  empfohlen, 
die  er .  seit  einigen  Jahren  in  nächtlichen 
Freistunden  ohne  Drehbank  verfertigt.  Der 
grossen  Erwartungen  und  vielen  Miss- 
verstandnisse wegen,  die  diese  (ifiM||iche 
Bekanntmachung  ü^Mterer  Stadl  ^^V^<^h 
schon  in  entferntfl^Hfadern  erregt« 
wir  uns  bewogen,  l^^r^'^en,  dass  ' 


56 


schon  gemachten  Bestellungen  in  mehreren 
Jahren  nicht  wird  Genüge  geschehen  können. 
Im  Ankaufe  mag  Tielleicht  eine  solche 
lAmpe  mehrere  Karolin  kosten  —  die  jähr- 
liche Unterhaltung  aber  nicht  über  lo  bis 
20  kr.  —  Blossen  Manipulatoren,  AofäDgem 
und  ganz  Unkundigen  der  Physik  dient  femer 
zur  Belehrung,  dass  diese  Maschinen  vor- 
züglich  zum  Dienste  der  Nacht  bestimmt 
sind  :  auf  einem  sehr  guten  £lektrophor  kann 
man  in  finstern  Nächten  eine  dünne  Feuer- 
wolke wahrnehmen,  beym  Anfall  der  Trommel 
an  dasGlöckchen  und  deren  Rückschlag  auf  den 
Elektrophorgibt  es  mehrere  das  gauze  Zimmer 
hell  erleuchtende  Funken,  und  aus  einer  dem 
Auge  kaum  sichtbaren  Mündung  bricht  ein 
Strom  hellglühender  oder  per lenOlr  biger  brenn- 
barer Luf«.  hervor.  Deswegen  werden  diese 
Maschinen  —  elektrische  —  Nacht  —  Lampen 
genennt,  die  Form  der  Letzteren  sie  haben, 
und  deren  Stelle  sie  vertreten.  Sieh  Exleben, 
Gehler,  Lichtenberg,  Weber,  Green,  Fitcher 
n.  a.  m.  Inteliigenzcomptoir.**     («Frdblt.") 


Mit  einer  elektrischen  Locomo- 
tlve,  welche  eine  Geschwindigkeit  von 
200 — 250  km  in  der  Stunde  erreicht  hat, 
stellte  die  grösste  Constructionsfirma  Englands, 
The  Thames  Iron  Works,  in  Gemeinschaft 
mit  dem  Ingenieur  F.  B.  B  e  h  r  auf  eigene 
Kosten  Versuche  an,  um  Resultate  ttber 
elektrische  Locomotiven  auf  einschienigen 
Strecken  (System  Lartigue)  zu  erlangen ;  sie 
erzielten  bei  dieser  Gelegenheit  die  angege- 
bene riesige  Fahrgeschwindigkeit. 


Die  Versuche  mit  Einrichtungen 
zum  elektrischen  Betrieb  der  Canal- 
schiflTahrt,  welche  kürzlich  auf  dem  Erie- 
Canal  angestellt  wurden,  haben,  wie  zu  er- 
warten stand,  ein  sehr  günstiges  Resultat 
ergeben.  Das  Canalboot  „Frank  W.  Hawley" 
war  zu  diesem  Zweck  mit  zwei  (mit  dem 
Westinghouse'schen  Controlapparat  verse- 
henen) elektrischen  Motoren  von  je  25  Pferde- 
kräften ausgerüstet  worden,  welchen  der  elek- 
trische Strom  mittelst  TroUey  zugeführt 
wurde.  Der  Strom  wurde  von  der  elek- 
trischen Bahn  in  Rochester  geliefert.  Das 
Boot  bewegte  sich  mit  einer  Geschwindigkeit 
von  3V2  Meilen  per  Stunde. 


Jodverbindungen  der  Phenole 
lassen  sich  nach  den  Angaben  der  grossen 
Farbenfabriken  vormals  Friedr.  Bayer  &  Comp, 
in  Elbcrfeld  durch  Elektrolyse  erzeugen. 
Die  alkalische  Phenollösung  wird  mit  Jod- 
kalium versetzt  und  elektrolysirt.  Auf  diese 
Weise  kann  beispieUweise  das  in  der  Me- 
dicin  vielfach  verwendete  „Aristol"  (jodoxy- 
lirtes  Thymol)  hergestellt  werden,  welche 
Verbindung  sich  an  der  positiven  Elektrode 
abscheidet.  Damit  ist  eine  allgemeine  werth- 
volle  Reaction  bekannt  geworden,  deren 
weitere  Ausnutzung    nicht    ausbleiben    wird. 


Die  Annoncen-Expedition  Rudolf 
Mosse,  Wien,  versendete  beim  Jahres- 
wechsel ihren  schön  ausgestatteten  1894er 
Insertionskalender.  Dieser  Zeitungskatalog 
erweist  sich  als  zuverlässiger  Führer  durch 
das  grosse  Gebiet  des  Zeitungs-,  insbeson- 
dere des  Annoncenwesens.  Neben  den  Titel 
einer  jeden  Zeitung  findet  man  den  Preis 
der  Annoncen-  und  Redamezeile,  die  Spalten- 
breite und  die  Auflage  der  Blätter,  die  Ein- 
wohnerzahlen der  Erscheinungsorte  ver- 
zeichnet. Durch  einen  besonderen,  im  Katalog 
befindlichen  Normal-Zeilenmesser  wird  dem 
Inserenten  eine  Handhabe  zur  sicheren  Be- 
rechnung der  Insertionskosten  geboten. 

Herstellung  von  Fäden  für  Glüh- 
lampen. Von  M.  Böhm  in  Berlin.  Zu 
dieser  neuen  Art  der  Herstellung  der  Fäden 
für  Glahlampen  werden  nicht  Kohlenfasern, 
sondern  ein  weiches  aber  zähes  Metall  oder 
eine  Legirung  benutzt  (z.  B,  eine  Legirung 
aus  2  Th.  feinem  Gusseisen  und  i  Th.  Alu- 
minium, die  sehr  reich  an  Kohle,  dehnbar 
und  porös,  aber  kein  besonders  guter  Elek- 
tricitäts- Leiter  ist).  Der  dünne  Draht  wird 
in  einer  schweren  Kohlen wasserstofif- Flässig- 
keit  gekocht,  damit  diese  in  die  Poren  ein- 
dringt, dann  werden  von  diesem  Draht  Stacke 
in  der  gewünschten  Länge  abgeschnitten,  in 
die  richtige  Form  gebogen  und  durch  Er- 
hitzen in  einer  Kohlenwasserstofif- Atmosphäre 
mit  einer  KohlenhUHe  umgeben.  Zum  Zwecke 
des  Anhaftens  der  Kohle  wird  der  Draht 
zuvor  noch  mit  einem  Firniss  überstrichen, 
der  aus  einem  Gemisch  von  Kohlentheer, 
Graphit  oder  Russ  bestehen  kann. 

Localbahn  Radkersburg-Fehring. 

Das  k.  k.  Handelsministerium  hat  dem 
Bürgermeister  und  Realitäten-Besitzer  Johann 
R  e  i  t  t  e  r  in  Radkersburg  die  Bewilligung 
zur  Vornahme  technischer  Vorarbeiten  fär 
eine  normalspnrige  Localbahn  von  der  Süd- 
bahn Station  Radkersburg  zur  Station  Fehring 
der  Ungarischen  Westbahn  mit  einer  m  i  t 
elektrischer  Kraft  zu  betreibenden 
Abzweigelinie  von  der  Projectstation  Ka p f  e  n* 
stein  nach  Gleichenberg  im  Sinne 
der  bestehenden  Normen  auf  die  Dauer  eines 
Jahres  ertheilt. 

Die  sprechenden  Puppen,  welche 
vor  einigen  Jahren  Edison  auf  den  Markt 
gebracht  hat,  sind  jetzt  dnrch  einen  Pariser 
Fabrikanten  Namens  J  u  m  e  a  u  wesentlich 
verbessert  worden,  so  dass  sie  sehr  deutlich 
kurze  Sätze,  Lachen  n.  dergl.  wiedergeben. 
Der  Antrieb  erfolgt,  wie  das  Berliner  Patent- 
Bureau  Gerson&Sachse  schreibt,  durch 
ein  einfaches  Uhrwerk,  welches  in  der  Brust 
der  Pappe  untergebracht  ist.  Die  Walzen 
werden  mit  dem  zum  Sprechen  erforderlichen 
Eindruck  gleich  geliefert.  Zur  Herstellung 
dieser  Walzen  verwendet  man  kleine  Mädchen, 
die  besonders  klare  und  helle  Stimmen  be- 
sitzen. 


Verantwortlicher  Redacteur:  JÜSEF  KAREIS.  —  Selbstverlag  des  Klektrotechnisohen  Vereins. 

In  Commiasiou  bei  LEHMANN  &  WENTZEL,  Buchhandlung  für  Technik  und  Kunst. 

Druck  von  R.  SPIES  &  Co.  in  Wion,  V  ,  Strauisensasse  16. 


Zeitschrift  für  Elel<trotechnik. 


XII.  Jahrg. 


1.  Februar  1894. 


Heft  HL 


VEREINS-NACHRICHTEN. 


Ohronlk  des  Yerelnes. 

20.  December.  —  Vcreins- 
Tcrsammluog. 

Zu  dem  angekflodigteo  Vortrage 
des  Herrn  Dr.  J.  Tuma:  „Demon- 
stration und  TheorieTesla'scher 
Versuch e**,  hatten  sich  die  Mit- 
glieder im  Hörsaale  des  physikalischen 
Cabioets  der  Universität  überaus  zahl- 
reich eingefunden.  Vice-Präsident 
Grünebaum  spricht  dem  Vor- 
stande des  physikalischen  Cabinet?, 
Herrn  Hofrath  v.  Lang  den  besten 
Dank  für  Ueberlassung  des  Hör- 
saales aus. 

Dr.  T  u  m  a  bespricht  vorerst  die 
von  W.  Thomson  gegebene  Theorie 
der  oscillatorischen  Entladungen,  wie 
sie  sich  bei  einem  Condensator,  der 
oach  seiner  Ladung  durch  eine  Selbst- 
induction  entladen  wird,  vollziehen. 
Wäre  kein  Ohm'scher  Widerstand  im 
Kreise  vorhanden,  so  würde  die  La- 
dung des  Condensators  fortwährend 
von  der  einen  Belegung  zu  anderen 
hin-  und  hergehen  und  demnach 
ein  Wechselstrom  von  constanter 
Amplitude  und  einer  durch  Capacität 
und  SelbstinductionsCoefficient  des 
Kreises  bestimmten  Periode  auftreten. 
Da  jedoch  in  Wirklichkeit  immer 
Ohm'scher  Widerstand  vorhanden  ist, 
somit  Arbeit  geleistet  wird,  wird  mit 
der  Zeit  die  Ladung  und  die  Ampli- 
tude der  Schwingungen  abnehmen, 
u.  zw.  geschieht  dies  umso  rascher, 
je  grösser  der  Widerstand  ist;  über 
einen  bestimmten  Werth  des  Wider- 
standes hinaus  hört  überhaupt  die 
oscillatorische  Entladung  auf  und 
dieselbe  vollzieht  sich  aperiodisch. 
Alle  diese  Folgerungen  ergeben  sich 
aus  dem  von  Thomson  für  den 
Momt  ntanwerih  des  Stromes  in 
einem     solchen     Kreise     gefundenen 


Gesetze.  Die  experimentelle  Bestäti- 
gung desselben  erfolgte  später  durch 
Feddersen  mit  Hilfe  des  rotirenden 
Spiegels ;  auch  M  i  e  s  1  e  r  hat  hiezu 
einen  experimentellen  Beitrag  durch 
photographische  Aufnahme  oscilla- 
torischer  Entladungen  geliefert.  Die 
Wechselströme,  die  man  auf  diese 
Weise  erhält,  können  bei  ange- 
messener Wahl  der  Capacität  und 
der  Selbstinduction  eine  sehr  hohe 
Frequenz  erreichen,  haben  jedoch 
nur  sehr  kurze  Dauer  und  eignen 
sich  nicht  für  solche  Fälle,  in  denen 
eine  bedeutendere  Arbeitsleistung  ver- 
langt wird.  Auch  die  Hertz'sche 
Anordnung,  welche  zwar  eine  raschere 
Aufeinanderfolge  von  Entladungen 
liefert,  gestattet  keine  beträchtliche 
Arbeit. 

T  e  s  1  a  construirt,  um  Wechsel- 
ströme hoher  Frequenz  auch  zur 
Hervorbringung  grösserer  Effecte  zu 
erzeugen,  eigene  Wechselstrom-Ma- 
schinen oder  verwendet  oscillatorische 
Condensator-Entladungen,  zu  deren 
Herstellung  circa  IG  ooo- voltiger 
Gleichstrom  oder  Wechselstrom  er- 
forderlich ist.  Bei  der  Schaltung,  die 
der  Vortragende  verwendet,  wird  der 
Wechselstrom  von  circa  loo  Volt 
Spannung  aus  dem  Kabelnetze  der 
I.  E.  G.  mit  Hilfe  eines  von 
Ducretet  und  Lejeune  in  Paris 
bezogenen  Transformators  auf  circa 
1 2 .ooo  Volt  gebracht.  Dieser  Potential- 
unterschied herrscht  im  secundären 
Kreise,  in  welchen  eine  Funken- 
strecke und  ein  Condensator  (eine 
Batterie  Leydner  Flaschen)  parallel 
zu  einander  geschaltet  sind;  der  in 
der  Funkenstrecke  entstehendcLicht- 
bogen  wird  durch  ein  maf^r'Vps 
Feld  sofort  wieder  ausget  * 
sich     dann     wiedMi^vCMl 


%. 


58 


bilden  u.  s.  f„  wodurch  für  eine 
hinreichcDd  oft  erfolgende  Erneuerung 
der  Condensatorladung  gesorgt  ist. 
Schickt  man  den  so  erhaltenen 
Wechselstrom  von  hoher  Frequenz 
und  vorläufig  circa  12.000  Volt 
Spannung  durch  einen  passenden 
Schliessungskreis,  so  kann  man  mit 
seiner  Hilfe  verschiedene  Effecte  er- 
zielen. Der  Vortragende  zeigt,  dass 
die  Selbstinduction  in  einem  fl-för- 
migen  dicken  Kupferdrahte  so  gross 
ist,  dass  bei  Ueberbrflckung  des- 
selben durch  Glühlampen  die  letzteren 
zum  Leuchten  gebracht  werden.  Der 
Vortragende  demonstrirt  eine  sechs- 
voltige  Lampe,  die  an  eine  einzige 
Kupferdrahtwindung  angeschlossen 
ist,  und  bringt  sie  zum  Leuchten, 
indem  er  diese  Windung  über  ein 
vom  Strome  von  hoher  Frequenz 
durchflossenes  Solenoid  von  etwa 
zwölf  Windungen  schiebt.  Bei  dieser 
Gelegenheit  bemerkt  der  Vortragende, 
dass  alle  diese  Lampen  bei  Anwen- 
dung von  Strömen  von  hoher  Fre- 
quenz mit  weit  (vielleicht  lOOmal) 
höheren  Spannungen  und  demgemäss 
niedrigeren  Stromstärken  leuchten, 
als  bei  den  sonst  gebräuchlichen 
Strömen,  da  die  Elektricität  im  ersten 
Falle  wesentlich  an  der  Oberfläche 
des  Leiters,  also  des  Kohlenfadens, 
fliesst,  und  daher  nur  ein  geringer 
Iheil  des  Querschnittes  für  die  Lei- 
tung in  Betracht  kommt,  was  einen 
so  viel  höheren  Widerstand  der 
Lampe  bedingt. 

Eine  Reihe  glänzender  und  über- 
raschender Lichterscheinungen  lassen 
sich  mit  diesen  Strömen  erzielen, 
wenn  man  die  Spannung  derselben 
noch  höher  hinauf  transformirt.  Die 
zu  diesem  Zwecke  ebenfalls  von 
Ducretet  bezogenen  Transfor- 
matoren haben  bei  den  Vorversuchen 
Dr.  Tum  a's  verschiedene  Uebel- 
stände  gezeigt,  so  dass  er  selbst 
einen  stehenden  Transformator,  bei 
welchem  die  secundäre  Spule  über 
ein  cylindrisches  Glasgefäss  gewickelt 
und  in  Oel  getaucht  wurde,  mit  einem 
Windungsverhältnisse  10:300  an- 
fertigte. Die  Enden  der  secundären 
Spule  dieses  Transformators  wurden 


zu  den  Klemmen  einer  Funkenstrecke 
geführt,  die  noch  bei  beträchtlicher 
Entfernung  der  Elektroden  (25  cm) 
einen  schönen  constanten  Lichtbogen 
zeigte.  Wurde  zwischen  die  Elek- 
troden eine  Gypsplatte  gebracht, 
und  mittelst  eines  mit  einer  der 
Elektroden  verbundenen  Drahtstiftes 
von  der  anderen  aus  eine  Curve  über 
die  Platte  gezogen,  so  behielt  der 
Funkenstrom  dauernd  die  ihm  ge- 
gebene Gestalt  und  erschien  auf  der 
Platte  als  prächtig  leuchtende  Linie. 
Der  Vortragende  demonstrirte 
weiters  die  Ungefährlichkeit 
dieser  hohen  Spannungen,  indem  er 
auf  ein  in  der  Hand  gehaltenes 
Metallstück  den  Funkenstrom  über- 
gehen liess,  ohne  irgend  etwas  zu 
fühlen.  Ersetzte  er  das  Nfetallstück 
durch  eine  Glühlampe  (150  Volt), 
deren  einen  Pol  er  in  der  Hand  hielt, 
während  er  auf  den  anderen  den 
Funkenstrom  überschlagen  liess  oder 
eine  der  Elektroden  direct  mit  ihm 
in  Berührung  brachte,  so  gericth  die 
Lampe  in  seiner  Hand  in's  Leuchten. 
Weiters  wurde  das  Leuchten  c  i  n- 
p  o  I  i  g  e  r  Glühlampen  demonstrirt, 
welche  entweder  einen  Kohlenfaden 
oder  ein  an  einen  Platindraht  an- 
geschmolzenes Kügelchen  aus  Bims- 
stein enthielten.  Die  Theorie  dieser 
Lampen  entwickelt  Dr.  T  u  m  a  ab- 
weichend von  Tesla,  indem  er  das 
Leuchten  nicht  auf  das  Bombarde- 
ment der  Aethermoleküle  zurückführt, 
sondern  als  Joule'sche  Wärme,  her- 
vorgerufen durch  das  Zu-  und  Ab- 
strömen der  Elektricität  behufs  La- 
dung der  Glaswände  der  Lampe,  er- 
klärt. Schliesslich  demonstrirt  der  Vor- 
tragende die  Büschelerscheinungen, 
welche  man  erhält,  wenn  man  die 
Länge  der  Funkenstrecke  über  die 
Schlagweite  hinaus  vergrössert.  Das 
scheinbare  Durchdringen  des  Büschel- 
lichtes durch  Dielektrica  erklärt  der 
Vortragende  gleichfalls  als  Ladungs- 
erscheinung und  demonstrirt  zwei 
evacuirte  Glasröhren,  welche  noch 
in  beträchtlicher  Entfernung  von 
einem  mit  der  Spule  verbundenen 
Schirme  leuchten,  und  zeigt,  wie  sich 
beide     Röhren,     parallel     und     nahe 


59 


aneinander  gehalten,  wechselseitig 
stören.  (Rauschender  Beifall  lohnte 
den  Vortragenden  für  die  brillant 
durchgeführten  Demonstrationen.) 

Nene  Mitglieder. 

Auf  Grund  statutenmässiger  Auf- 
oahme  traten  dem  Vereine  die  nach- 


stehend genannten  Herren  als  o  r  d  e  n  t- 
licbe  Mitglieder  bei: 

Adler     Wilhelm,     Elektrotechniker, 
Wien. 

Breuer  Josef,  Vertretung  für  Elektro- 
technik,  Wien. 


ABHANDLUNGEN. 

Die  Theorie  und  Berechnung  der  asynchronen 
Wechselstrom-Motoren.  *) 

Von  E.  ARNOLD,  Oerlikon. 
(FortsettuDg.) 

Es  wird  dann  sehr  annähernd 

D=  ^■■"'2-^V 5,) 

(i>l-i'2)^2 

Die  Leistung  des  Motors  in  Watt,  welche  wir  mit  IV  be- 
zeichnen, ist 

h 

oder 

TV  =  ^2--^.-i^^ 52) 

Bezeichnet  man  mit  s  die  Schlüpfung,  so  dass  z.  B.  für  27ü  Schlüpfiing 
«  =  o*02,  so  ist 

P2=Pi(^—^) 53) 

und 

^="-T-(7-^J 54) 

Die  secundiire  Spannung  E2  lässt  sich  aus  den  Dimensionen  und 
der  Wicklung  des  Motors,  wenn  die  primäre  E.  M.  K.  gegeben  ist,  leicht 
ermitteln. 

In  Fig.  5  bezeichne  F  den  Eisenkörper  des  Feldes  und  A  den- 
jenigen des  Inductors. 

Ferner  sei: 

B  die  Intensität  des  homogen  vorausgesetzten  Drehfeldes  pro  cm^ 
im  Luftzwischenraume  S; 

*)  Auf  Seite   14,  Zeile   17  von  nnten  soll  es  heissen: 
Für  Ä,  =  o-i  und  -^  =  10. 

r 

Zeile  IS  von  unten:     Für  i?i=o-i  und   -  ^  ^  —  roo. 
Gleichung  26  soll  lauten  i?2  ^^ 


60 


l  die  Eisenbreite  in  cm  von  Inductor  und  Feld; 
d  den  Diameter  des  Inductors  in  cm] 
k  die  Zahl  der  Poipaare; 

V  die    Umfangsgeschwindigkeit    des  Drehfeides    in  cm   pro  Secunde 
für  den  Durchmesser  des  Inductors,  so  ist 


V  = 


p  d 
Vk' 


t:  /?i  d 
k 


Flg.  5. 

aus  56  folgt  __ 

^^    6,.fe.I\  .  108 

2*22  .  /Ij  .  (i  .  /  .  iV'i 

diesen  Werth  in  57  eingesetzt,  folgt 


r2  =  ^1 .  62  •  3^  •  -^1 


i.^'  "^ — ^' ^^. '^ — 


S5) 


56> 

S7> 

58> 
59) 


r\    r\ 


kJ 


\y 


r\ 


\J 


Die  Cocfficienten  b^  und  ba  berücksichtigen  die  Streuung.  Sämmt' 
lieh  Kraftlinien,  welche  die  Windungen  des  Inductors  Ä  nicht  schneiden,, 
gehen  für  die  Erzeugung  eines  Drehmomentes  verloren. 

Es  findet  sowohl  am  äusseren  Umfange  als  an  den  Seitenflächen  des 
Feldes  F  Streuung  statt,  ferner  geht  ein  Theil  der  Linien  in  den  Eisen- 
stegen, welche  die  Drähte  einschliessen,  für  die  Induction  im  Inductor 
verloren. 


Gl 


In  Fig.  6  ist  diese  Streuung  durch  punktirte  Linien  angedeutet.  Ein 
Theil  der  Linien  durchdringt  den  Luftraum  S,  ohne  die  Windungen  des 
Anicers  zu  schneiden.  Die  Streuung  ist  um  so  grösser,  je  grösser  die 
laduction  B,  je  grösser  8,  je  grösser  die  Sättigung  der  Eisenkerne  und 
streuenden  Flächen  sind.  Wir  setzen  fcj .  63  =  6  und  erhalten  aus  den 
Oleichungen  51,  54  und  59  für  die  Berechnung  eines  Motors  die 
wichtigen  Gleichungen. 


^1 


'^'-R,-N, 


^'^E,., 


60) 
61) 
62) 

63) 
64) 


S.0 


F.g.   7. 

60  .  «j 
«2=  — jt       ^'~*^ 


65) 


Diese  Formeln  sind  einfach  und  verständlich. 

Für  8=1  ist  laut  Gleichung  60,  ebenso  wie  bei  einem  Trans- 
formator, das  Verhältniss  der  secundären  zur  primären  Spannung,  gleich 
dem  üebersetzungsverhältnisse  multiplicirt  mit  dem  Cocfiicient  des 
Spaanungsabfalles  6. 

Für  eine  bestimmte,  von  vornherein  anzunehmende  Schlüpfung  s 
lässt  sich  aus  den  Gleichungen  61  und  62  die  Stromstärke  im  Inductor 
und  die  Wattleistung  des  Motors  berechnen.  Da  die  Wattleistung  aber 
gewöhnlich  gegeben  ist,  so  findet  man  aus  Gleichung  63  den,  der 
angenommenen  Schlüpfung  s  entsprechenden  Widerstand  i?2  einer  Phase 
des  Ankers. 

Wie  aus  den  Gleichungen  hervorgeht,  wird  die  Wattleistung  ein 
Maximum  für  «  =  0*5  und  das  Drehmoment  für  «=  i,  vorausgesetzt,  dass 
sich  b  nicht  ändert. 

Tragen  wir,  unter  der  Voraussetzung,  dass  b  und  E^  constant  seien, 
die  Werthe  der  Schlüpfung  als  Abscisse  und  die  Wa^ak  Ordinatei^Ä|t 
so  ändern  sich  die  Werthe  des  Drehmomentes  ur^ljfc  Leistung^^ 
Motors  wie    die  Ordinaten    der  Curven  D   und   W,      J^     Für  grö' 


/^att8als< 


V 


62 

Wert  he  von  s  oder  der  Differenz  (p^ — P2)  darf  aber  in  Gleichung  50 
das  Glied  {p^  —  j>2)^  •  (^2  •  ~f  ^^^^^^    mehr    vernachlässigt    werden    und 

der  Werth  von  b  nimmt  ab  mit  zunehmender  Schlüpfung,  femer  bleibt 
in  praktischen  Fällen  auch  E^  nicht  constant.  Die  Curven  W  und  D  werde» 
daher  einen  Verlauf  nehmen,  der  etwa  mit  den  punktirten  Linien  über- 
einstimmen mag,  das  Maximum  der  Wattleistung  liegt  nicht  mehr 
bei  «  =  o*s,    sondern  erscheint  gegen  «  =  o  zu  verschoben. 

Wie  aus  Gleichung  62  ersichtlich,  kann  die  Schlüpfung  für  eine 
bestimmte  Leistung  des  Motors  durch  Aenderung  des  Widerstandes  R^ 
oder  der  primären  Spannung  E^  veränderlich  gemacht  werden.  Es  ist 
also  möglich,  durch  Aenderung  dieser  Grössen  die  Tourenzahl  des 
Motors  zu  reguliren.  Diese  Regulirung  kann  sich  von  «=o  an  nur 
soweit  erstrecken,  als  das  Drehmoment  zunimmt.  Hätten  wir  ein  voll- 
kommenes Drehfeld  und  wäre  b  constant  und  L.^  klein,  so  wäre  eine 
Tourenänderung  nahezu  von  «  =  o  bis  «  =  i  möglich.  Durch  den  Einfluss 
der  Aenderung  von  b  und  durch  die  Einwirkung  der  Selbstinduction  des 
Ankers  liegt  das  Maximum  des  Drehmomentes  nicht  bei  «=  i,  sondern 
erscheint  gegen  8  =  0  zu  verschoben.  Je  mehr  die  Streuung  mit  der 
Schlüpfung  zunimmt,  je  grösser  die  Selbstinduction  des  Ankers  und  je 
mehr  die  Spannung  E^  abfallt,  um  so  kleiner  wird  der  Betrag  der  SchlQpfung, 
welcher  dem  Maximum  des  Drehmomentes  entspricht. 

Eine  Aenderung  der  Tourenzahl  des  Motors  lässt  sich  auch  durch 
eine  Aenderung  der  Polzahl  erreichen.  Hierzu  ist  ei  forderlich,  dass  die 
Erregerwickelung  als  Ring-  oder  Trommelwickelung  ausgeführt  sei,  dass 
deren  Spulen  in  entsprechender  Weise  umgeschaltet  werden  können  und 
dass  die  inducirte  Wickelung   keine  ausgesprochene  Phasenwickelung  sei. 

In  Abhängigkeit  von  der  primären  Stromstärke  wird  mit  derselben 
Annäherung  wie  oben. 

^^V^,     ;>,.H2J,2^ ^ 

4  ^2 

m,2  .  rwo     p,^  M^  JJ^       .  ^  ^. 

W=— ! ■'         p  -sii'-s)       ,     ...     67) 

4  ^2 

Der  Wattverlust  im  Anker  ist 

der  Wattverlust  in  den  primären  Windungen 

Bezeichnen  wir  noch  die  Verluste  durch  Hysteresis,  Foucaultströme, 
Lagerreibung  und  Luftwiderstand  mit  Wg,  so  wird  der  Wirkungsgrad 
des  Motors 

W 

^=  W+  W1+TF2+  w, ^^^ 

Die  Berechnung  des  Erregerstromes  und  des  Be- 
lastungsstromes. Für  einen  asynchronen  Motor  ist  das  Verhältniss 
des  Erregerstromes  zum  Strome  bei  Vollbelastung  derjenige  Factor,  welcher 
die  Güte  des  Motors  wesentlich  charakterisirt. 

Bezeichnen  wir  mit  Jn  den  Nutzstrom  oder  denjenigen  Strom, 
welcher  ohne  Phasenverschiebung  die  vom  Motor  consumirten  Watts 
liefern  würde  und  mit  Jq  den  Erregerstrom,  so  ist 

Jn= TT 69) 


63 


Der  Belastungsstrom 


jj  =  Vj,^+j„^ 


70) 


cos  9i  = 


Vj.^+j^' 


70 


Wird  die  primäre  E.  M.  K.  constant  gehalten,  so  reguliit  sich  die 
Leistung  des  Motors  nicht  wie  bei  Gleichstrom-Motoren  durch  die  Aenderung 
von  Jj  allein,  sondern  weil  Jq  constant  bleibt,  zugleich  durch  eine  Aenderung 
der  Phasenverschiebung  z^,  wie  Fig.  8  für  zwei  Stromstärken  J^  und  J^' 
das  bildlich  darstellt. 

Für  die  Leistung  des  Motors  ist  Jn>  filr  die  Beanspruchung  des 
primären  Kupfers,  des  Kupfers  der  Leitung  und  des  Generators  ist  aber  J^ 
bestimmend.  Soll  daher  eine  Motorenanlage  mit  Wechselstrom-Motoren 
das  Leitungsnetz  und  die  Generatoren  nicht  mit  energielosem  Strome 
übermässig  belasten,  so  müssen  die  Motoren  für  eine  geringe  Erreger- 
stromstärke construirt  sein,  sonst  würde  die  Brauchbarkeit  der  ganzen 
Anlage  in  Frage  gestellt.  Bei  dem  Entwürfe  des  Leitungsnetzes  und  der 
Genenitoren  ist  der  Phasenverschiebung  Rechnung  zu  tragen. 

Um  die  Erregerstromstärke  klein  zu  erhalten,  sind  ein  geringer 
Luftzwischenraum  S  und  geringe  magnetische  Sättigungen  zu  wählen.  Die 
Intensität  des  Drehfeldes  darf  jedoch,  wenn  der  Motor  gut  angehen    soll, 


nicht  unter  gewisse  Grenzen  sinken.  Da  die  Amperewindungszahl  pro  i  cm 
Umfang  des  Feldes  wegen  zunehmender  Streuung  eine  begrenzte  ist,  so 
können  geringe  Sättigungen  nur  durch  Vergrösserung  der  Eisendimensionen 
des  Motors  erreicht  werden.  Die  Erreichung  geringer  Erregerströme  ist 
daher  auch  eine  Preisfrage. 

Werden  die  kurzgeschlossenen  Windungen  des  Inductors  geöffnet, 
so  wird  der  Motor  nur  den  Erregerstrom  aufnehmen.  Der  Leerlauf^trom 
ist  aber,  da  J^  in  diesem  Falle  sehr  klein,  nur  sehr  wenig  vom  Erreger- 
strome verschieden,  für  P2  =  Pt  würde  die  Induction  in  den  Anker- 
windungen =  0  und  der  Leerlaufstrom  gleich  dem  Erregerstrom.  Wir 
finden  daher  den  Ausdruck  für  den  Erregerstrom,  sowie  den  sehr  an- 
nähernd richtigen  Werth  des  Leerlaufstromes  aus  Gleichung  45  für  P2  '-=  Pi* 

Es  wird 


7_     2^1 
^1  Pl  i-1 

Für  Dreiphaserimotoren  ist  wi^  =  3  und 

7_      ^\ 

•^«-Iin^    •  •  • 

Bezeichnet  laut  Fig.  5: 
ü  den  Umfang  des  Ankers  in  cm; 
F^  =  0*85  h^  l  den  efT.  Eisenquerschnitt  des  F'ek' 


72) 


73) 


n-: 


64 

1^2  =  0-85^2^  ^^^  ^ff-  Eisenquerschnitt  des  Inductor  in  cm-; 
S  den  Luftzwischenraum  in  cm\ 

Fq  =  — '—  den  Querschnitt  des  Luftraumes  pro  magn.  Stromkreis; 
5  •  ^' 

/^  annähernd  =  -^  den  Kraftlinienweg  im  Feideisen; 
/g  rt  ^=  ""l  ^^^  Kraftiinienweg  im  Ankereisen; 

2  K 

k  die  Zuhl  der  Polpaare, 
so  ist  r 2«.ft'jg 


■<=-(^+.-:v.+.-^j 


Die  Werthe  von  ji^  imd  u^  können  aus  einer  Magnetisirungscur/e 
berechnet  werden  da 

Induction  pro  cm^    B 

^       magnetisirende  Kraft      H, 

Die  Gleichung  73  gibt  mit  Versuchsresultaten  fast  genau  überein- 
stimmende Werthe. 

Der  Leerlaufstrom  oder  Erregerstrom  lässt  sich  noch  auf  andere 
Weise  annähernd  bestimmen,  indem  wir  der  Berechnung  die  Intensität 
des  Drehfeldes  laut  Gleichung  58  zu  Grunde  legen.  Bezeichnen  H^  und  H2 
die  einer  Magnetisirungscurve  zu  entnehmenden  magnetisirenden  Kräfte 
für    das    Feld-    und    Ankereisen,    so    wird,   da    die    Amperewindungszahl 

=  ^  •  m^Jo^\ 

und  die  Zahl  der  erforderlichen  Amperewindungen 

4  ^ 
so  wird 

j  .^H2^B  +  H,l,  +  H,I,) ^^^ 

Da  die  Zahl  der  Pole  2  k  bei  gleichbleibender  Tourenzahl  des  Motors 
mit  der  Cyclezahl  n^  wächst,  so  ist  hieraus  ersichtlich,  dass  der  Leer- 
laufstrom  für  hohe  Cyclezahlen,  respective  geringe  Tourenzahlen  des  Motors 
zunimmt.  Durch  Einhaltung  geringer  Feldstärken,  welche  schon  wegen 
der  Verluste  durch  Hysteresis  und  Foucaultströme  nicht  gross  gewählt 
werden  dürfen,  kann  diesem  Einflüsse  der  Polzahl  am  wirksamsten 
begegnet  werden. 

Wenn  Jq  berechnet  und  Jn  aus  Gleichung  6g  bestimmt  ist,  so  ergibt 
sich  der  Belastungsstrom  J^  aus 

Der  so  berechnete  Belastungsstrom  wird  etwas  kleiner  sein,  als  der 
wirkliche.  Es  ist  das  eine  Folge  der  mit  der  Stromstärke  wachsenden 
Streuung,  wodurch  die  primäre  Phasenverschiebung  vergrössert  wird 
(siehe  Gleichung  79).  Bezeichnet  J^  den  wirklichen  Belastungsstrom,  so 
ist  sehr  annähernd 


r/  -      -0       .     -n  g^ 


cos 


65 

Werden  Jq  und  J^'  beobachtet  und  »/„  berechnet,  so  lässt  sich 
hieraus  der  entsprechende  Werth  des  Coefficienten  der  Streuung  b 
berechnen. 

Wird  die  Phasenverschiebung  ^^  durch  Apparate,  die  nicht  zum  Motor 
gehören,  verändert,  so  hat  Gleichung  y6  keine  Giltigkeit. 

Bestimmung  der  Phasenverschiebung  ^^  und  des 
Wirkungsgrades.  Aus  der  Fig.  2  folgt: 

^^^^^=£^P+"V^  r2   ]      *     ^     '     77) 

Unter  Benützung  von  Gleichung  45  wird 

^    —        ^       (i>      I    !ül_!^2     P\iP\—P2)^^^J^2\  -OA 

Für  kleine  Werthe  von  -ßj,  Xg  ^^d  pj  —  2>2  darf  als  annähernd 
gesetzt  werden 

cos  ?i  =  ^  •  ^^  •  ^2  •  i>i  •  «  •  ^^ 79) 

Aus  den  Gleichungen  71  und  76  folgt: 

cos  ^t  =  77= r- 80) 

Die  letzte  Gleichung  zeigt,  dass  die  Phasenverschiebung  von  drei 
Grössen,  dem  Erregerstrome,  dem  Nutzstrome  und  der  Streuung 
abhängt.  Der  cos  (pj  wächst  mit  dem  Belastimgsstrome,  als  mit  zu- 
nehmender Schlüpfung  «,  mit  wachsendem  «  sinkt  aber  der  Wirkungsgrad 
des  Motors  (siehe  Gleichung  85).  Da  somit  der  Betrag  der  Schlüpfung  an 
kleine  Werthe  gebunden  ist,  so  muss,  um  eine  möglichst  kleine  Phasen- 
verschiebung zu  erreichen,  der  Erregestrom  klein  gehaken  und  auf  die 
Verminderung  der  Streuung  der  grösste  Werth  gelegt  werden. 

Die  vom  Motor  verbrauchten  Watts  sind 

Wt  =  —  .  J?! .  Jj  .  cos  cpi     oder 

Wt  =  ^  .  B,  J,^  +  "•'g "•'  ♦  P^  ^^'  -^'^f  •  '^'' •  ^'  .    .     8.) 

Die  Wattverluste    durch  Hysteresis  und  Foucaultströme    seien  durch 
entsprechende  Vergrösserung   der  Widerstände  R^  und  R^  berücksichtigt. 
Das   zweite  Glied    der  Gleichung  81    stellt    die    Summe    der  Watt- 
leistung des  Motors   und    der  vom  Anker   verbrauchten  Watts  dar.    Der 
erste  Theil  ist 

^y^m.^m^     P2{Vx-vd^^J\^^2  =n,p,,   ...     82) 
8  r^ 

der  zweite  Theil  ist 

Der  Wirkungsgrad  des  Motors  ist  nun 

_  W  _  D,po  ^    . 


■  i  4 


66 

oder  annähernd 

r,  =  ^  =  I  —  5 85) 

Pi 

Der  letztere  Werth  wird  bei  grösseren  Motoren,  von  etwa  10  HF 
an,  bis  auf  eine  Annäherung  von  5  bis  2%  erreicht.  Die  Wahl  der 
Schlüpfung  s  ist  daher  für  den  Wirkungsgrad  der  Motoren  wesentlich 
bestimmend. 

Die  Construction  des  Feldes  und  des  Ankers. 

Die  Wicklung  des  Feldes  kann  als  Ringwicklung,  Trommelwicklung 
oder  Polwickelung  ausgeführt  werden.  Die  Ringwickelung  und  Polwickelung 
haben  für  Motoren  mit  hoher  Primärspannung  den  Vortheil,  dass  keine 
Kreuzung  der  Drähte  stattfindet,  dagegen  hat  die  Ringwickelung  den  Nach- 
theil grösserer  Streuung.  Für  grössere  Stromstärken  lässt  sich  die  Trommel- 
wicklung aus  Stäben  so  herstellen,  dass  die  Querverbindungen  in  zwei 
Ebenen  untergebracht  werden,  wodurch  eine  gute  Isolation  ermöglicht 
und  eine  geringe  Streuung  erreicht  wird. 

Die  magnetische  Beanspruchung  des  Feldes  wird  ebenso  wie  bei 
Transformatoren  berechnet.  Die  Induction  desselben  ist 

B,^—^'  86) 

4*44  •  -Fl .  iVi  .  »'i 

Die  Induotion  im  Ankereisen  ist 

n,=     ^-g-f       S7) 

4-44  .  1^2  •  -^1  •  '*1 

Unter  der  Voraussetzung,  dass  sich  sämmtliche  Kraftlinien  zu  einem 
Drehfelde  vereinigen,  ist  die  Periodenzahl  für  den  Inductor  nur  =  pj  —  po^ 
die  magnetische  Beanspruchung  desselben  kann  daher  grösser  gewählt 
werden  als  für  das  Eisen  des  Magnetfeldes. 

Die  Kurzschlusswickelung  des  Inductors  kann  ebenfalls  als  Trommel-, 
Ring-  oder  Polwickelung  angeführt  werden,  und  zwar  auf  je  drei  ver- 
schiedene Arten. 

1.  Es  werden  sämmtliche  Kupferstäbe  auf  jeder  Seite  des  Ankers 
unter  sich  kurz  geschlossen  (nach  Dobrowolski). 

2.  Es  werden  je  alle  diejenigen  Stäbe  auf  jeder  Seite  des  Ankers 
unter  sich  kurz  geschlossen,  welche  gleich  oder  nahezu  gleich  inducirt  sind. 

3.  Es  werden  alle  diejenigen  Stäbe,  welche  gleich  oder  nahezu  gleich 
inducirt  sind,  in  Serie  verbunden  und  kurzgeschlossen. 

Die  erste  Constructionsart  hat  den  Vortheil  grosser  Einfachheit,  mit 
derselben  sind  aber  einige  Nachtheile  verbunden.  Für  grössere  Leistungen 
ist  es  schwierig,  mit  einem  Kurz^chlussringe  eine  genügende  Abkühlungs- 
fläche zu  erhalten,  auch  dann,  wenn  derselbe  bandförmig  gestaltet  ist,  und 
ferner  nehmen  die  inducirten  Ströme  zum  Theil  einen  solchen  Verlauf, 
dass  das  secundäre  Drehfekl  geschwächt  und  die  Anzugskraft  des  Motors 
vermindert  wird. 

(Fortsetzung  folgt.) 


67 


Elektrische  Beleuchtung  in  Dalmatien. 

In  Dalmatien  ist  gegenwärtig  eine  elektrische  Beleuchtungsanlage  im 
Bau,  welche  nach  ihrer  Ausgestaltung  zu  den  grossartigsten  Anlagen  dieser 
Art  gezählt  werden  darf.  Es  handelt  sich  dort  um  die  Ausnützung  der 
berühmten  Kerka-Fälle,  welche  zu  den  bedeutendsten  Fällen  der  Erde  zählen 
und  eine  Hauptanziehungskraft  Dalmatiens  bilden.  Die  Lage  der  Fälle  ist 
eine  äusserst  romantische;  mitten  zwischen  dem  öden  und  kahlen  Karst- 
gcbirgc  stürzen  die  Fälle  cascadenartig  aus  einer  Höhe  von  circa  40  m 
direct  in  den  Meerbusen  hinab  und  bilden  mit  den  grünen  Anpflanzungen^ 
den  Oliven-  und  Orangenbäumen  eine  Oase  in  der  Karstwüste. 

Als  Wasserkraft  kann  die  Kerka  wohl  mindestens  auf  8000  HP  ge- 
schätzt werden  ;  dabei  ist  diese  Wasserkraft  eine  wahrhaft  ideale,  indem  sie 
niemals  einfriert,  kein  Eis,  Sand  oder  Unreinlichkeit  mit  sich  führt,  ausser- 
ordentlich constant  ist  und  sich  fast  ohne  alle  Bauten  ausnützen  lässt,  indem 
man  blos  nöthig  hat,  aus  einem  der  qatürlichen  Bassins  Rohre  in  das  tiefere 
Niveau  hinabzuleiten    und  den  Turbinen  zuzuführen. 

Im  vorigen  Jahre  begann  über  Initiative  des  Reichsraths-Abgeordncten 
Herrn  Ritter  von  S  u  p  u  k  der  Ingenieur  und  Bauunternehmer  Herr  L.  von 
Meichsner  in  Scbenico  mit  den  Vorarbeiten  für  Ausnützung  der  Wasser- 
kräfte,    wobei    ihm    die    bekannte  Firma  Ganz  &  Co.    an  die  Hand  ging. 

Da  in  der  Nähe  der  Fälle  selbst  weder  ein  Industrie-Unternehmen  noch 
eine  Stadt  liegt,  so  war  man  von  vornherein  auf  elektrische  Ueber- 
traguug  angewiesen.  Zunächst  war  das  Augenmerk  auf  die  Stadt  Sebenico 
gerichtet,  die  sich  in  einer  Distanz  von  circa  12  km  von  den  Kcrka-Fällen 
befindet. 

Diese  Stadt  von  circa  8000  Einwohnern  benöthigt  ungefähr  2  bis 
3000  Lampen  für  Beleuchtung,  ausserdem  am  Tage  einen  Theil  davon 
für  Kraftabgabe  an  Gewerbetreibende,  für  Maschinen  zur  Eiserzeuguog, 
Ociprcssen  etc. 

Die  Wasserbau-  und  Turbinenanlage  wird  jedoch  von  vornherein  für 
circa  1600  HP  gebaut  und  rechnet  man  dabei  auf  Kraft-  und  Lichtabgabe 
an  umliegende  Städte,  von  denen  mit  einzelnen  schon  Abmachungen 
getroffen  wurden. 

Zur  Fernleitung  des  elektrischen  Stromes  wird  das  bekannte  System 
von  Ganz  &  Co,  mit  Wechselstrom-Transformatoren  verwendet. 
Dabei  wird  es  möglich,  für  die  Fernleitung  nach  Sebenico  auf  12  km  (also 
fast  2  deutsche  Meilen)  Distanz  für  die  Uebertragung  von  300  Pferden  blos 
2  Drähte  von  7  mm  Durchmesser  zu  verwenden,  so  dass  die  Leitung 
sich  äusserlich  nicht  wesentlich  von  einer  gewöhnlichen  Tele^raphenleitung 
unterscheiden  wird.  Zur  Sicherung  gegen  Bora  sind  umfassende  Maass- 
regeln getroffen;  z.  B.  werden  die  Säulen  sehr  stark  gewählt,  in  kurzen 
Abständen  von  25 — 30  m  versetzt  und  stark  eingerahmt,  ausserdem  mit 
Blitzschutzvorrichtungen  versehen,  so  dass  die  Leitung  als  absolut  sicher 
gegen  Wetterunbilden  gelten  kann. 

Die  Strassenbeleuchtung  von  Sebenico  wird  ohne  Zweifel  eine  der 
besten  Oesterreichs  genannt  werden  können;  die  Stadt  —  die  bisher  mit 
circa  180  mittelstarken  Petroleumlampen  beleuchtet  war  —  erhält  14  Bogen- 
lampen und  circa  230  kräftige  Glühlampen.  Dabei  erlaubt  es  der  billige 
Betrieb  mittelst  Wasserkraft,  die  SlrasscnUcIcuchlunif  jtttm  hclbcn  Preis, 
wie  die  Petroleumbeleucbtung  abzugcbtiUL  aa^^Üj^H|^^^ekuchtu[i}^ 
wird  mittelst  der  Elektricität  nicht  mt-br  W  rrju^B^^^^^^Lt^ctr oleum 
und  soll  für  jede  Lampe  per  Jabr  em  M^Bl^F  ■  >  ^^^^Bltt^i  ohne 
Rucksicht  darauf,   wie  lan^t^-i^^  *-Aj 


r\ 


68 

Sebenico  wird  die  erste  Stadt  Dalmaticns  seio,  welche  elektrisches 
Licht  erhält  und  man  verspricht  sich  besonders  von  der  Beleuchtung  des 
l-Jafens  und  der  Riva  einen  prächtigen  Anblick ;  ebenso  wartet  man  sebo- 
sächtig  auf  die  Elektromotoren,  welche  hier,  wo  Dampfmaschinen  noch 
wenig  in  Gebrauch,  endlich  billige  Arbeitskraft  für  das  Kleingewerbe 
scha£fen  sollen. 

Ein  grosser  Thcil  der  enormen  Wasserkraft  ist  für  die  eventuelle 
Abgabe  von  Licht  und  Kraft  an  andere  Städte  Dalmatiens,  Zara,  Spalato, 
Trau  etc.  reservirt. 

Die  Kerka-Fälle  liegen  ungefähr  in  der  Mitte  zwischen  Zara  und 
Spalato,  von  jeder  circa  70 — 80  km  entfernt.  Diese  grosse  Distanz  bietet 
für  die  Uebertragung  heute  gar  keine  Schwierigkeiten  mehr;  hat  man 
doch  bei  der  Frankfurter  Ausstellung  300  HP  mit  geringem  Verluste  auf 
l So  km  übertragen  und  functionirt  in  Rom  die  von  der  Firma  Ganz  &  Co. 
vor  2  Jahren  gebaute  Anlage  ohne  jeden  Anstand,  eine  Anlage,  mittelst 
welcher  von  den  Tivoli- Wasserfällen  circa  2000  HP  auf  30  hn  Distanz 
nach  Rom  übertragen  und  dort  circa  20.000  Lampen  gespeist  werden. 

Immer  häufiger  treten  solche  Projccte  auf,  welche  bezwecken,  von 
an  mächtigen  Wasserkräften  gelegenen  Centralstellen  aus,  auf  grosse 
Distanzen  im  Umkreis  Licht  und  Kraft  tu  vertheilen. 

In  Amerika  sind  in  den  letzten  2  Jahren  mehrere  solcher  Anlagen 
gebaut  worden  und  dort  geht  man  eben  daran,  vom  Niagara  aus  vorläufig 
20.000  HP  ringsum  an  Städte  und   Fabriken  zu  vertheilen. 

Es  ist  klar,  dass  der  Betrieb  einer  solchen  —  mit  Wasserkraft 
arbeitenden  —  Centralanlage  ungemein  billig  sein  muss  und  dass  Einzel- 
anlagen welche  mit  Dampf  arbeiten,  mit  derartigen  Central  werken  absolut 
nicht  concurriren  können.  Ausserdem  kann  ein  solch'  grosses  Werk  viel 
mehr  für  die  Anstellung  geschulter  Ingenieure  und  Maschinisten  thun, 
kann  überhaupt  einen  viel  sicheren,  rationelleren  Betrieb  einführen,  als  es 
kleinen  Einzelwerken  —  welche  in  den  Mitteln  beschränkt  sind  —  in  den 
verschiedenen  Städten  möglich  wäre. 

Für  die  projectirte  Fernleitung  auf  70  hm  ist  bei  der  in  Rede 
stehenden  dalmatinischen  Anlage  —  um  völlige  Betriebssicherheit  zu  ver- 
bürgen — *  geplant,  zum  Schutze  der  Leitung  längs  derselben  einige 
Wächterhäuser  mit  vollständiger  Telephon  Verbindung  einzuschalten,  so  dass 
die  mit  der  Herstellung  der  Leitung  vertrauten  Wächter  die  Leitung  fort- 
während beaufsichtigen  und  in  guten  Stand  halten  können. 

Vor  einem  Monate  fand  in  Sebenico  das  von  der  k.  k.  Statthalterei 
in  Zara  angeordnete  Edictal verfahren  statt,  bei  welchem  ausser  den  Ver- 
tretern der  k.  k.  Regierung,  der  k.  k.  Post-  und  Telegraphen-Dircction 
und  der  k.  k.  Staatsbahnen  auch  die  Bürgermeister  der  an  der  Anlage 
interessirten  Städte  und  viele  Privatbt:theiligte  anwesend  waren.  Allgemein 
wurde  die  hohe  Bedeutung  dieses  Werkes  für  das  bisher  industriearme 
Dalmatien  betont  und  dem  Unternehmungsgeist  des  Herrn  vonMeichsner 
und  dem  sorgfältig  durchgearbeiteten  Projecte  der  Firma  Ganz  &  Co. 
volles  Lob  gezollt. 

Es  möge  nicht  unerwähnt  bleiben,  dass  das  Unternehmen  der  kräftigen 
Förderung  seitens  der  hohen  k.  k.  Statthalterei  in  2^ra  sehr  viel  verdankt, 
welche  in  dem  neuen  Unternehmen  sofort  eine  neue,  werthvolle  Industrie 
für  das  an  sich  arme  Dalmatien  erblickte  und  dasselbe  mit  allen  Mitteln 
förderte. 

Hoffen  wir,  dass  dieses  Beispiel  bei  uns  in  Oesterreich  vielfach  Nach- 
ahmung finden  möge,  denn  kaum  ein  anderes  Land  dürfte  mit  Wasserkräften 
so  gesegnet  sein,   wie  gerade  Oesterreich. 


69 


Elektrische  Bahnen  in  Wien. 


Nach  den  am  17.  v.  M.  bekanntgege* 
bcncn  BescLIlbsen  der  Regierung  nod  der 
VerkebrscommUtion  bleibt  die  Ansfilbrung 
der  inneren  Ringlinie  der  Wiener 
Stadtbahn  von  der  ElisabetbbiÜcke,  eotlang 
der  Mofeums-,  Landesgerichts-  and  Univer- 
sitits-  (oder  Magistrats-)strasse  oder  aber 
enilaog  der  Ringstrasse  bis  zum  Schotten- 
riog  Yorlaufig  der  Vorsorge  im  Wege  der 
Coocessionsertheilurg  an  eine  Privat- 
Unternehmung  vorbehalieo,  wobei  diese 
Linie  nach  £1  messen  der  Regieinng  mit 
elektrischem  Betriebe  ausgeführt 
werden  kann.  Nnn  bat,  wie  man  sich  er- 
innett,  die  Anglo-österr  eichische 
Bank  in  Verbindung  mit  der  Allge- 
meinen österreichischen  Elek- 
tricitäts-Gesellschaft  Fchon  vor 
bald  einem  Jahre  dem  Präsidium  des  Wiener 
Gemeinderaihes  das  Project  einer  elektrischen 
Stadtbahn  vorgelegt  ,  deren  Trace  sich 
streckenweise  mit  der  in  Aussicht  genom- 
menen Trace  der  inneren  Ringlinie  deckt. 
ZuLäcbst  war  nämlich  eine  Linie  geplant, 
welche  vom  Praterstern  ausgthend,  Über  die 
FraLzensbrücke  durch  die  Obere  Weissgärber- 
strasse  zur  Radetzkybi  ücke  und  von  dort 
durch  die  Zolli»mtsstrasse  und  weiter  bis  zor 
Elisabeth  brücke,  dann  die  Wien 
übersetzend,  dm  ch  die  Mus  eum-,  Landes- 
gerichtsstrasse  bis  zur  Währinger- 
strssse  führt  und  eventuell  bis  zum  Donau- 
canal  verlängert  weiden  katn.  Von  der 
Landesgerichtsstrasse  soll  eine  zweite  Linie 
abzweigen,  welche  durch  die  Griilparzer- 
strasse,  den  Frauzensring  übeiquerend,  durch 
die  Helferstorferstrasse  nach  dem  Börscplatz, 
Concordiaplatz  und  bis  zur  Ferdinandsbrücke 
gehtn  soll.  In  titer  Nachtragseingabe  wurde 
noch  eine  dritte  Linie  von  der  Walifi^^ch- 
gasse  znm  Südbabnhofe  und  von  dort  nach 
Favoriten  und  in  die  nächstgelegenen  Vor- 
orte in  Vorschlag  gebracht.  Diese  Linien 
sollen  genau  nach  dem  Muster,  welches  sich 
in  Budapest  so  glänzend  bewährt  hat,  aus- 
geführt werden  und  sind  die  bezüglichen 
Patente,  insbesondere  für  die  unterirdische 
Stromzn!eitung,  dem  neuen  Uuternebmtn  be- 
reits gesichert  worden.  Bisher  hat  die  Anglo- 
bank  auf  ihre  wiederholten  Eingaben  noch 
keine  Antwort  erhalten,  was  vielleicht  auch 
damit  zusammenhängen  mag,  dass  über  die 
Ausführung  der  anderen  Stadibahnlinien  noch 
keine  Entscheidung  getroffen  war  und  man 
dieser  nicht  präjudiciren  wollte.  Jetzt  aber, 
wo  dieses  Hinderniss  weggefaller,  wäre  es 
sn  der  Zeit,  sich  mit  allem  Eifer  auch  den 
elektrisch  zu  betreibenden  Linien  zuzuwenden, 
nm  endlich  das  Versäumte  nachzuholen.  Man 
köre  doch  endlich  auf,  sich  den  Kopf  der 
Unternehmer  zu  zerbrechen  und  lasse  diese 
ihr  Glück  oder  auch  das  Gegen theil  ver- 
SQchen.  Wenn  irgendwo,  so  gilt  hier  das 
Sprichwort^  das*  das  Bessete  der  Feind  d^s 
Goten  ist.  Mit  der  Wltntl.aN  und  Do&au- 
csnallinie,  die  zweifellos  cu.e  ia|bf  wcrth- 
volle   Au^^ge^ialtung    de*    Iota! 


Wesens  bedeuten,  ist  noch  lange  nicht  Alles 
geschehen,  was  uns  noththut.  Die  innere 
Ringlinie  mnss  erst  den  6.,  7.,  8.  und 
9.  Bezirk  mit  diesen  Linien  verbinden.  Geht 
es  nicht  mit  Dampf,  so  fahren  wir  in  Gottes 
Namen  mit  Elektricität,  aber  nur  vorwärts, 
um  den  einer  Grossstadt  unwürdigen  Ver- 
kehrs verhältnisseQ  ein  Ende  zu  machen,  die 
sich  bei  uns  eingenistet  haben.  Seilst  nach 
Ausbau  der  localen  Linien  der  Stadtbahn, 
einschliesslich  der  Ringbahn,  bleiben  noch 
die  Radiallinien  nach  W  ä  h  r  i  n  g  und 
Pötzleinsdorf,  sowie  nach  H  e  r  n  a  1  s 
und  Dornbach  übiig,  für  welche  be- 
kannilicb,  ebemo  wie  für  die  Durch- 
messerlinien durch  die  innere 
Stadt  der  B  er  li  n  e  r  AI  1  gem  ei  n  en 
Elektricitätsgesellschaft  eine 
Vo  rconcession  ertheilt  wurde.  Letztere 
sollen  einerseits  von  der  Elisabethbrücke 
unter  den  bestehenden  Strassenzügen  znm 
Siefanfplatze  und  zur  Ferditandsbrücke, 
andererseits  vom  Schottenring  unter  der 
Freiunp,  dem  Hof,  Graben  und  Stefansplatz 
zur  Station  Hauptzollamt  führen.  Doch  bis 
zur  Herstellung  dieser  Wiener  Untergrund- 
bahn —  wenn  es  überhaupt  je  dazu  kommt  — 
wird  noch  viel  Wasser  die  Donau  hinab- 
fliessen.  Bescheiden,  wie  wir  geworden, 
werden  wir  schon  froh  sein,  wenn  einmal 
der  erste  Zug  über  die  localen  Linien  der 
Wiener  Stadtbahn  rollen  wird.  Ob  wir  das 
je  erleben  werden  in  unserem  lieben  Wien  ? 

Mit  Bezug  auf  das  von  der  Anglobank 
eingereichte  Project  wurde  tun  am  18.  Jänner 
im  Stadtraih  verhandelt  und  verlautet  über 
das  Ergebn-ss  Folgendes: 

Der  Magistrat  hat  sich  über  dieses 
Project  dahin  geäussert,  dass  dasselbe  im 
Allgemeinen  mit  Freude  begrüsst  werden 
müsse.  Von  einem  capitalskräftigen  Institute 
getragen,  werde  ein  Verkehrsmittel  geboten, 
welches  sich  in  Budopest  rasch  beliebt  ge- 
macht hat  und  der  Stadt  rur  Zierde  ge- 
reicht. Geiäuschloser  Gang,  Entlastung  des 
Strassenverkehrs,  Schonung  des  Pflasters, 
Vermeidung  von  Strassenveiunreinigung, 
gleichmässige  Geschwindigkeit  und  An- 
passungsfäh  gkeit  an  die  jeweiligen  Veikehrs- 
bedürfnisse  seien  die  Vorzüge  elektrischer 
Bahnen,  denen  auch  in  Wien,  das  ohnehin 
wenig  Verkehramittel  hat,  Eingang  verschafft 
werden  sollte. 

Das  Project  bietet  eine  grosseRing- 
1  i  n  i  e  mit  Ausästungen  in  die  südlichen  und 
nördlichen  1  heile  der  Stadt.  Sehr  beachtens- 
werth  sei  das  Anerbieter,  die  Stromleitung 
unterirdisch  herzustellen ,  also  das 
eleganteste  und  sicherste  System  in  Anwen- 
dung zu  bringen. 

Der  Magistrat  empfiehlt,  die  R  i  n  g- 
linie  mit  elektrischem  Betrieb f*, 
übereinstimmend  mit  dem  Antrage  des  Staüt- 
baöatflte',  etwa  in  den  Strasse  11  zag  Strozzi-. 
Nen^mu-,  Pilgratn-,  Zicgelofen- 
E  » 1^  1  erbauen  und  von  dieser  die 
^gehcn  zu  lasset*. 


70 


Zur  Feststellung  der  Trace,  der  grund- 
legenden Bestimmungen  des  Vertrages,  der 
Dauer  der  Strassenbenützung,  des  Correspon- 
denzdienstes  und  des  Ausbaues  nach  anderen 
Richtungen  sei  eine  Commission,  bestehend 
aus  Mitgliedern  des  Gemeinderathes,  unter 
Zuziehung  von  Vertretern  des  Magistrats 
und  des  Stadtbauamtes  einzusetzen. 

Nach  Anhörung  des  Referenten  Stadt- 
rath  Wurm  wurde  beschlps sen,    mit  der 


Anglobank  in  Verhandlung  zu 
treten  und  in  die  Coromission  sechs  Ge- 
meinde- und  drei  Stadträthe  zu  entsenden, 
denen  Organe  des  Magistrats  und  des  Stadt- 
bauarotes  beigegeben  werden. 

Kerner  wurde  ein  Zusatzantrag  des  Stadt- 
rathes  K  r  e  i  n  d  1  angenommen,  es  »eien 
insbesondere  die  mit  Verkehrsmitteln  wenig 
bedachten  Ortschaften  Sievering  und 
G  r  i  n  £  i  n  g    möglichst    zu    bertick»ichtigen. 


Die   elektrischen    Eisenbahnen. 


In  den  „M  ittheilungen  über 
Gegenstände  des  Artillerie- nnd 
G  e  n  i  e  -  W  e  s  e  n  s*',  herausgegeben  vom 
k.  u.  k.  technischen  und  administrativen 
Militär-Comi>^,  bespricht  der  k.  u.  k.  Haupt- 
mann im  Geniestabe,  Herr  Carl  £  x  I  e  r  die 
e!ektri.<cchen  Eisenbahnen  in  so  geistvoller 
Zusammenstellung,  dass  wir  es  uns  nicht 
versagen  können,  wenigstens  einen  Theil 
davon,  und  zwar  jenen,  welcher  von  der 
„Militärischen  Würdigung  der 
elektrischen  Eisenbahnen*'  handelt, 
unseren  Lesern  bekanntzugeben. 

Die  Einwirkung  der  elektrischen  Trac- 
tion  auf  die  Transportsverhältnisse  heute 
schon  eingehend  militärisch  würdigen  zu 
wollen,  sagt  Hauptmann  E  x  1  e  r  ,  erscheint 
wohl  verfrüht,  da  man  gegenwärtig  über 
<len  Beginn  der  Einführung  eines  Fernver- 
kehres mit  elektrischem  Antriebe  noch  gar 
nicht  hinau!t  ist  und  auch  hente  sich  nicht 
bestimmen  lässt,  ob  überhaupt  ein  System 
mit  elektrischer  Traction  und  welches  System 
sich  einen  verallgemeinerten  und  dauernden 
EInfluss  auf  die  Eisenbahntechnik  sichern  wird. 

Und  selbst  bei  Voraussetzung  des  Vor- 
handenseins wirklich  praktisch  erprobter  und 
brauchbarer  Typen  der  elektrischen  Traction, 
i»t  bei  der  Unmasse  an  vorhandenen  rollen- 
dem Materia'e  der  bestehenden  Eisenbahn- 
anlagen, dann  bei  den  hohen  Kosten  für 
den  eventuellen  Bahnumbau.  Umformung  der 
Siationseinrichtungen  etc.  gegenwärtig  noch 
gar  nicht  abzusehen,  bis  zu  welchem  Zeit- 
punkte eine  Transformation  des  gegenwärtig 
bestehenden  Betriebes  mit  Dampflocomotiven, 
in  solchen  mit  elektrischem  Antriebe  statt- 
finden könnte.  Setzt  man  jedoch  dennoch 
die  Möglichkeit  ein*r  solchen  Umwandlung 
voraus,  so  käme  in  Bezng  auf  den  militä- 
rischen Standpunkt  von  allen  Verkehrsweisen 
nur  der  Fernverkehr  allein  in  Betracht  zu 
ziehen,  da  die  elektrischen  Strassen-  und 
Localb ahnen  kaum  je  einen  maassgebenden 
Emfluss  auf  die  militärischen  Bedürfnisse 
für  den  Kriegsfall  auszuüben  im  Stande  sein 
werden. 

Untersucht  man  die  Factoren,  welche 
einen  eventuellen  Einfluss  auf  die  militärischen 
Anforderungen  für  einen  elektrischen  Trac- 
tionsbetrieb  ausüben  können,  so  müssen 
jene  Umstände  zuerst  in's  Auge  gefasst 
werden,  welche  für  den  Wetikampf  der 
elektrischen  Traction  mit  den  bestehenden 
Eisenbahneinrichtungen     maassgebend     sind 


und  sonach  die  Vortheile  des  elektrischen 
Förderungssystemes  bilden.  In  dieser  Hin- 
sicht sind,  wie  schon  früher  angedeutet, 
hauptsächlich  zwei  Factoren  in  Betracht 
zu  ziehen,  u.  zw.  erstens  die  durch  die 
elektrische  Traction  erreichbare  höhere  Ge- 
schwindigkeit und  zweitens  die  höhere 
Sicherheit  des  Betriebes.  Von  diesen  zwei 
Factoren  übt  nur  der  erstere  einen  mUi- 
tärisch  wichtigen  Einfluss  aus,  indem  eine 
vermehrte  Geschwindigkeit  sowohl  für  den 
Fall  der  Mobilisirun^  als  auch  für  jenen  des 
Nachschubes  von  Kriegsmaterial  nach  be- 
wirktem Aufmarsche  von  Bedeutung  wäre. 
Indess  zeigt  sich  bei  genauer  Erwägung 
dieser  Geschwindigkeitsvet  mehrungFoIgendes: 

Da  die  in  Zukunft  zu  construirenden 
elektrischen  Eisenbahnzüge  behufs  Er- 
reichung vermehrter  Geschwindigkeit  kaum 
jene  heutige,  für  den  militärischen  Transport 
grundlegende  Zusammensetzung  des  Zug- 
materiales  haben  dürften,  wie  solche  beim 
Dampfbetriebe  üblich  ist,  sondern  sich  beim 
elektrischen  Betriebs  wesentlich  In  kleinere, 
in  kürzeren  Intervallen  ablaufende  Züge  mit 
Vorspannung  einer  elektrischen  Locomotive 
untertheilen  werden,  so  würde  bei  diesem 
letzteren  Modus  der  Zugbildung  eine  Ver- 
minderung der  Last  pro  Zu^  eintreten  und 
es  würde  der  gegenwärtig  usuelle  Massen- 
transport beim  elektrischen  Antriebe  ein 
wesentlich  verändertes  Aussehen  bekommen. 

Der  Massen  verkehr  ist  aber  namentlich 
bei  Kriegsbeginn  oder  im  Mobilisirungsfall 
von  einschneidendster  Bedeutung  für  die 
Kriegführung,  da  es  sich  ja  in  erster  Linie 
darum  handelt,  im  Mobilisirungsfalle  taktisch 
einheitlich  gegliederte  Truppen  -»  selbst 
wenn  es  sein  muss,  auf  Kosten  der  Ge- 
schwindigkeit, —  aber  möglichst  gleichzeitig 
an  Ort  und  Stelle  zu  bringen.  Während  man 
heute  beispielsweise  das  Bataillon  als 
Minimal-Transportseinheit  für  fahrplanmässige 
Miliiär^üge  6xirt,  dürfte  es  beim  elektrischen 
Betriebe  schwer  fallen,  Züge  von  50  bis 
100  Achsen,  u.  zw.  selbst  bei  Einschaltung 
mehrerer  Motoren  in  einem  Zugsverbande 
auf  einmal  fortzubringen.  £ä  müsste  hier 
eine  Untertheilung  der  Last  eintreten,  welche 
im  Hinblicke  auf  etwa  vorkommende  Stö- 
rungen im  Be'.riebe  von  nachtheiligem  Ein- 
flüsse auf  den  Transport  der  Streitkräfte  oder 
Streitmittel  sein  könnte.  Es  erscheint  daher 
noch  fraglich,  ob  ein  solcher,  durch  die 
elektrischen  Eisenbahnsysteme  bedingter  und 


71 


vesentlich  e:genartig  gestalteter  Massenver- 
Icebr  (d,  i.  mit  einem  Theilaogssysteme  und 
yerroehrter  Zagsgeüchwiodigkeit)  noch  mili- 
tärisch als  Vortheil  bezeichnet  werden  kann. 

Filr  den  Nacbschnb  des  Kriegsmateriales 
nach  bewirktem  Aufmarsche  hat  aber  die 
Frage  der  Geschwindigkeitsvermehmng  keine 
so  einschneidende  Bedeutung  mehr  wie  im 
Mobilisirungsfalle,  ohschoa  eine  Geschwindig- 
keitsTermehrung  immer  wünschenswerth  er- 
scheint. 

Was  nun  die  tweite  Frage,  d.  i.  jene 
der  erhöhten  Betriebssicherheit  betrifft,  so 
können  UTiter  normalen  Verhältnissen  aller- 
dings die  bei  elektrischem  Betriebe  anwend- 
baren besseren  Signal-  und  Sicherheitsvor- 
richtungen auch  für  Mililärzwecke  ihren  Vor- 
theil äussern.  Indess  sind  die  gegenwärtig 
bestehenden  Systeme  der  elektrischen  Trac- 
lion,  mit  Ausnahme  jenes  des  Accumnlatoren- 
betriebes  in  Bezug  auf  ihre  constructive  Ein- 
richtung, gegenüber  dem  vorhandenen  Systeme 
mit  Dampfbetrieb  viel  complicirter  und  auch 
nehr  Fehlerquellen  ausgesetzt,  fo  dass  obiger 
Vortheil  einigermaassen  wieder  eingeschränkt 
erscheint.  Auch  ist  die  Abhängigkeit  der 
Zagförderung  von  einer  Centralstation  ein 
beträchtlicher  Nachtheil,  der  durch  die  ver- 
mehrten Fehlerquellen  noch  mehr  vergrögsert 
werden  kann.  Die  Behebung  von  einge- 
tretenen Störungen  bei  einem  solchen  Massen- 
verkehre, wie  er  sich  im  Mobilisirungsfalle 
abspielt,  kann  unter  Umständen  so  zeit- 
raubend werden,  dass  sie  den  ganzen  Be- 
trieb einer  elektrischen  Eisenbahn  in  Frage 
stellen  kann.  Man  braucht  ja  nur  zu  übei- 
Jegen,  welche  Einwirkung  eine  oft  gering- 
tägige  Störung  im  elektrischen  Lichtbetriebe 
schon  herbeizufähren  vermag,  um  zu  er- 
messen, welche  Folgen  solche  Störungen  in 
dem  Betriebe  einer  mit  Transportmitteln 
vollgepfropften  Strecke  nach  sich  ziehen 
können. 

Andererseits  ist  jedoch  die  Subtilität  der 
elektrischen  Traction  wieder  geeignet,  eine 
p^anmässige  Zerstörung  elektrischer  Eisen- 
babnanlagen  viel  leichter  und  mit  nach- 
haltiger Wirkung  durchzuführen  als  dies 
beim  Dampfbetrieb  möglich  ist.  Es  treten 
Dämlich  zu  den  gegenwärtigen  normalen 
Oberbaut  heilen  noch  die  elektrischen  Lei- 
tuDgseinrichtnngen,  welche  gestatten,  die 
Wirkung  örtlich  hervorgerufener  Störungen 
(die  Zerstörung  der  Stationseinrichtung  dürfte 
beim  Dampf-  und  elektrischem  Betriebe  sich 
decken),  oft  sehr  weit  fortzupflanzen.  Ein 
kräftiger     Kurzschluss  ,      bei» piels weise     an 


mehreren  Stellen  der  Leitung,  in  höchst 
einfacher  und  schneller  Weise  hervorgerufen, 
wirkt  bei  allen  Systemen  der  elektrischen 
Traction  unter  Umständen  auf  viele  hundert 
Meter,  ja  kann  selbst  die  Generatorstation 
unheilvoll  beeinflussen  und  damit  den  Be- 
trieb auf  der  ganzen  Strecke  zur  Einstellung 
bringen.  Zudem  kann  auch  durch  einfaches 
Durchschneiden  der  ober-  oder  unterirdisch 
verlegten  Stromzuführungsdrähte  oder  Kabel 
an  ein  oder  mehreren  Stellen,  durch  Aus- 
heben oder  Unterbrechen  von  Schienenver- 
bindungen bei  Stromrückleitungen,  durch  die 
Laufschienen,  durch  das  2^rstören  von  Lei- 
tungs-  und  Isolationsträgern  etc.  eine  nach- 
haltige Störung  hervorgebracht  werden,  die 
selbst  unter  der  Voraussetzung  des  oft  frag- 
lichen, sofortigen  Entdeckens  der  Fehler- 
quelle zu  zeitraubenden,  oft  schwierig  aus- 
zufübrendenWiederherstellungsirbeiten  führen 
kann.  Wird  aber  mit  der  Zerstörung  der 
elektrischen  Bestandtheile  einer  Bahn  noch 
jene  der  Oberbautheile  verbunden,  so  kann 
die  störende  Wirkung  noch  wesentlich  ver- 
mehrt werden. 

Was  nun  schliesslich  die  eventuelle  An- 
wrn'^ungsfähigkeit  der  elektrischen  Traction 
für  Kriegszwecke  betrifft,  so  könnte  eine 
solche  höchstens  für  Feldeisenbahn-Anlagen 
in  Festungen  und  da  mit  sehr  fraglichem 
Erfolge  in  Betracht  gezogen  werden. 

Für  Feldeisenbahnen  in  Festungen,  bei 
denen  der  motorische  Antrieb  sehr  erwünscht 
und  neuerer  Zeit  mehrseitig  anch  geplant 
wird,  hätte  die  Anwendung  elektrischer 
LocomoMven  insoferne  einen  Vortheil,  als 
das  geringe  Gewicht  derselben,  dann  die 
Fähigkeit,  grosse  Steigungen  und  scharfe 
Cuiven  nehmen  zu  können,  den  Bau  leichter 
Bahnubjecte  zulässt,  was  beim  maschinellen 
Betriebe  (d.  i.  mit  Dampf-  oder  Petroleum- 
Motoren)  schwer  erreichbar  ist  und  bisher 
einen  Hemmschuh  für  die  Anwendung  des- 
selben bildete.  Auch  könnte  der  Vortheil 
der  Geschwindigkeitsvermehmng  bei  even- 
tuellem Wechsel  der  Vertheidigungsfront, 
Verschieben  von  Au<sfallstruppen  etc.  ausge- 
nützt werden,  Indess  wird  die  Abhängigkeit 
der  Bahn  von  einer  Centralstation  die  noth- 
wendig  erhöhte  Sorgfalt  beim  Legen  des 
Oberbaues,  u.  zw,  selbst  bei  Voraussetzung 
des  einfachsten  elektrischen  Systemes,  der 
vermehrte  Arbeitsbedarf  u.  s.  w.  immer 
einen  wesentlichen  Nachtheil  bilden  und  den 
bisherigen  Modus  der  Fei  ieisenbahn- Anlagen 
als  ausreichend  bezeichnen  lassen. 


Elektrische  Beleuchtung  der  Züge  der  Jura-Simplon-Bahn. 


Seit  dem  Frühjahr  1890  sind  bis  heute 
bei  der  Schweizer  Jura-Simplon- Bahn  ca.  160 
dreiachsige  Wagen  in  Betrieb,  welche  mit 
elektrischer  Beleuchtung  versehen  sind.  Zu 
diesen  werden  in  nächster  Zeit  noch  etwa 
14  Personenwagen  hinzugefügt.  Die  Batterien 
(System  Hu  her)  stammen  aus  der  Accumu- 
latorenfabrik    von    Marly,    und    werden    in 


der  Freiburger  Centrale  für  elektrische  Be- 
leuchtung der  Stationsgebäulichkeiten  geladen  ; 
demnächst  wird  eine  gleiche  Einrichtung  in 
Bienne  getroffen,  um  den  bedeutenden  An- 
forderungen, die  das  Anwachsen  des  Betriebes 
mit  sich  bringt,  gerecht  zu  werden.  In  den 
Wagen,  von  denen  18  mit  Doppelbatterien 
ausgerüstet     sind,     functioniren    im    Durch- 


72 


schnitt  5  Lampen,  welche  eine  Normallicht* 
stfirke  von  32  Kerzen  haben,  sämmtliche 
S26  Lampen  geben  eine  Lichtstärke  von 
6750  Kerzen.  Die  Stärke  der  Beleuchtung 
wird  nach  den  Classen  eingetheilt;  so  be- 
finden sich  in  den  Conp^«  der  ersten  Classe 
Lampen  mit  16  NK^  in  denen  der  zweiten 
und  dritten  Classe  solche  mit  10  NK^  auf 
der  Plattform  und  in  den  Toiletten  solche 
von  5  NK,  Zu  dieser  Licbtgebnng  bedarf 
man  382  Batterien ;  die  Kosten  biefür  stellen 
sich  auf  Frcs.  46.800  (Einricbtung  pro  Wagen 
Frcs.  290);  hierzu  kommt  die  Ausgabe  für 
die  Batterien,  welche  Frc  126.000  beträgt 
(pro  Stück  Frcs.  330).  Die  Ladungs-  und 
Transportkosten  in  den  Centralen  belaufen 
sich  auf  Frcs.  70.000.  Mit  Einschlus«  ge- 
ringerer Ausgaben  für  Nothbeleuchtung  etc. 
veranschlagt  die  Direction  der  Bahn  die 
Ge^ammtau^gaben  auf  Frcs,  250.000;  bei 
einer  Mehibela^tung  dieses  Postens  um 
Frc?.  25.000  wäre  e«  möglich,  pro  Tag  an- 
statt wie  bisher  42,  240  Batterien  zu  laden. 
Nach  dem  „El.  A."  haben  die  Huber 'sehen 
Batterien  eine  Fassungskraft  von  120  Ampöre- 
stnnden  bei  18  Volt  Spannung,  so  dass  also 
2160  Wattstunden  zur  Verfügung  stehen; 
rechnet  man  bei  den  Lampen  nun  3  Watt 
pro  Kerze,  so  können  mit  den  2160  Watt- 
stunden 720  Kerzenstunden  erzielt  werden, 
demnach  können  5  Lampen  mit  42  NK 
17  Stunden  funclioniren.  Da  ca.  30%  von 
der  elektrischen  Energie  verloren  gehen,  so 
betrügt  die  gesammte  Aufnahmefähigkeit 
3100  Watt.  Die  Kosten  der  Betriebskraft 
an  der  Achse  des  Stromerzeugers  belaufen 
sich  auf  Frcs.  0*05  pro  eine  Pferdestunde; 
bei  einer  Annahme  von    20O/0  Energieverlust 


itit  der  Preis  der  elektrischen  Pferdestnnde 
Frcs.  0*0625  (das  Kilowatt  Fl  CS.  0*085);  d»«" 
Ladung  einer  Batterie  stellt  sich  nach  diesen 
Berechnungen  auf  Frcs.  0*37.  Bei  einer  An- 
nahme von  1070  Lampenbrennstnndcn  pro 
Jahr  (3  Stunden  pro  Tag,  statistische  An- 
gaben ergeben  jedoch  das  Doppelte)  and 
einer  42  NK  pro  Wagen  beträgt  der  Ver- 
brauch 1348  Kilowatt;  demnach  belaufen 
sich  die  Kosten  für  elektrische  Energie  auf 
Frcs.  16*20  pio  Wagen.  Andere  Ausgaben 
für  einen  Wagen,  als  Unterhaltung,  Amor- 
tisation etc.  beanspruchen  Frcs.  151*60  für 
Bedienungspersonal  Frcs.  63  (Frcs,  14.000 
bei  175  Wageii).  Die  Summe  für  den  Ge- 
sammtbetrieb  eines  Waget  s  beträgt  alsa 
Frcs.  230*80.  Durch  vermehrte  Wagenzahl, 
bessere  Ausnützung  der  Ladestationen,  Be- 
leuchtung der  Locomotiven  etc.  etc.  werden 
sich  diese  Kosten  natürlich  noch  um  ein  Be- 
deutendes verringern. 

Es  bedarf  gar  keiner  Frage,  dass  in 
nicht  zu  langer  Zeit  die  Elektricität  nicht  nur 
auf  den  Schweizer  Bahnen,  sondern  auf 
sämmtlichen  Bahnen  der  Welt  als  Be- 
leuchtungsmittel verwendet  werden  wird,  und 
die  folgende  Statistik  über  Betriebskosten 
von  Dumont  und  Baigni^res  in  Paris 
ergibt  die  neben  den  sonstigen  grpssen  Vor» 
Zügen  der  elektrischen  Beleuchtung  nicht  zu 
unterschätzende  Billigkeit  derselben. 

Die  Lampenbrennstnnde  (8  NK)  ergab 
bei  Verwendung  von: 

Fettöl Frcs.  0*047 

Petroleum „     0*03$ 

comprim.  Gas „     0*052 

Elektricität :  galvanische  Elemente     „     0'07 1 

„  Accumulatoren*)    „     0*029» 


Grundzüge  einer  einheitlichen  Benennung  für  Eisen   und  StahJU 


Die  grosse  Entwicklung,  welche  die 
FInsseisen-  und  Flussstahl  -  Erzeugung  ge- 
funden hat,  lässt  es  wünschenswerth  er- 
scheinen, dass  eine  piäcise  Bezeichnung 
aller  Eisen-  und  Stahlsorten  in  der  Praxis 
cingelührt  werde. 

In  Deutschland  wurde  diesem  Bedürf- 
nisse wenigstens  In  Beiug  auf  den  Eisen- 
bahnbetrieb abgehoifen,  während  in  Oe»ter- 
reich  officielle  Bestimmungen  hierüber  noch 
nicht  bestehen. 

Der  Oesterr.  Ingenieur-  und 
Architekten-Verein  hat  nun,  einer 
diesbezüglichen  Anregung  des  k.  u.  k.  tech- 
nischen und  adminibtrativenMilitär- 
Comit^  nachkommen^,  diese  Frage  neuer- 
dings —  er  beschäftigte  sich  bereits  im 
Jahre  1876/77  mit  dieser  Angelegenheit  — 
einem  Ausschusse  überwiesen  und  wurde  das 
von  demselben  ausgearbeitete  Elaborat  in 
seiner  Geschäftsversammlung  vom  29.  April 
1873  einstimmig  genehmigt.  In  Folge  dieses 
Beschlusses  hat  der  Oesterreichische  In- 
genieur- und  Architekten- Verein  ein  Exem- 
plar dieser  „Grundzüge  einer  ein- 
heitlichen Benennung  fürEisen  und 


Stahl*  den  k.  k.  Ministerien  mit  der  Bitte 
übermittelt,  sich  dieser  Ntuerungen  an- 
schliessen  und  dieselben  im  ämtlichen  Ver- 
kehre anordnen  zu  wollen. 

Nach  diesen  Grundzügen  sind  zu  unter- 
scheiden : 

I.  Roheisen. 

a)  Weisses  Roheisen.  6)  Halbirtes  Roheisen, 
c)  Graues  Roheisen. 

2.  Schmiedeeisen. 
a)  Schweisseisen.    b)  Flusseisen. 

3.  Stahl. 

a)  Schweissstahl.  h)  Flussstahl. 

4.  Gusswaaren. 

0}  Röheisenguss-,  b)  Flusseiiengnss-,  c)  Stahl- 

guss-Waaren. 

Bezüglich  der  für  die  Anwendung  dieser 

Bezeichnung    dienenden    Erläuterungen     uud 

den  Erläuterungen  zu  den  obakizzirten  „Gmnd- 

zügen**  verweisen  wir   auf  die  vollinhaltliche 

Verlautbarung  des    mehrgenannten  Vereines. 

*)  Wir  verweisen  hier  auf  die  dieafUligeD 
MittheiluDgen  auf  S.  09,  71,  168,  ZS8,  285,  2tS^ 
ölO    und    6'j9    dos    Jahrganges  1893.  D.  B. 


73 


Beobachtung  eines  Kugelblitzes. 


Die  Kaiserliche  Ober-Postdirection  in 
Oppeln  hat  (nach  dem  »Archiv  f.  P.  u.  T.") 
dem  Reichspostamte  einen  Fall  dieser  seltenen 
Erscheinong,  der  sich  am  15.  Jnli  1892  in 
Pr.-Oderberg  ereignet  hat,  znr  Kenntniss  ge- 
hrmcht. 

An  dem  genannten  Tag  zwischen  5 1/2 
and  6  Uhr  Nachmittags  war  über  Pr.-Oder- 
berg, wie  das  Kaiserliche  Postamt  daselbst 
berichtet,  ein  starkes  Gewitter  aafgezoj^en, 
welches  sich  in  heftigen  Schlägen  entlnd. 
Der  Postamtsvorsteher  R.  hatte  sich  eben 
an  das  Annahmespind  begeben,  um  mit  dem 
Postgehilfen  S.  einige  Worte  zn  wechseln, 
als  plötzlich  ein  scharfer,  kurzer  nnd  heftiger 
Donnerschlag  anzeigte,  dass  es  in  der  Nähe 


Leitungen  668  und  668  Sp  d  eingeführt  und 
die  zugehörigen  beiden  Erdleitungen  her- 
gestellt sind.  Letztere  befinden  sich  in  un- 
mittelbarer Nähe  des  Postamtes.  Ueber  dem 
Apparattisch  hängt  an  einem  metallenen 
Träger,  20  an  von  den  Bleirohrkabeln  ent- 
fernt, eine  grosse  Petroleumlampe.  Zwischen 
Lampe  und  Bleikabeln  will  S.,  der  sein  Ge- 
sicht diesen  Gegenständen  zugewendet  hatte, 
starke  Feuererscheinungen  wahrgenommen 
haben. 

Der  Blitz,  welcher  die  geschilderten 
Wirkungen  verursacht  hat,  war  etwa  500  m 
vom  Postamt  entfernt  in  die  Telegraphen - 
Stangen  Nr.  7  der  Linie  Oderberg-Ratibor 
gefahren    und    hatte    die  Stange    zum  Theil 


•l^ugelbliiz 


Fig. 


"Eisenbahn  Oderberg -"Raub or 


4—1—8- 


-iüHL 


<■  9Ltqn.      -  •>f-  IDLtjn"'     ;  Postamt 

darunter  SBahnlto    darunter  4    t^äU 
^     Bahnltgn.    !2>> 


n.Tlatibor 


Fig.   2. 


eingeschlagen  haben  müsse.  Der  Standpunkt 
der  beiden  Beamten  sowie  des  Postbilfs- 
boten  J.,  der  sich  ebenfalls  im  Zimmer  auf- 
hielt, ist  durch  die  nachstehende  Fig.  i  an- 
gedeutet. In  demselben  Augenblick  sahen 
diese  drei  Personen,  wie  zwischen  ihnen, 
etwa  20  cm  über  dem  Annahmetisch,  eine 
faustgrosse,  blendend  helle  feurige  Kugel 
sofort  mit  heftigem  Knall  zersprang,  ohne 
jedoch  irgend  welchen  Schaden  anzurichten. 
Posthilfsbote  J.  will  bemerkt  haben,  wie  sich 
die  Feuerkugel  von  oben  bis  auf  den  Tisch 
herabliess,  sich  dann  wieder  erhob,  um  in 
der  angegebenen  Höhe  zn  zerspringen.  Ueber 
dem  Apparattisch  an  der  Wand  sind  sechs 
Bleirohrkabel  angebracht,  mittelst  deren  die 


zertrümmert.  Die  10  Leitungen  dieser  Linie 
führen  auf  30m  Entfernung  am  Postamt 
vorbei,  sind  in  letzteres  aber  nicht  einge- 
führt (vergl.  Fig.  2). 

Von  der  Stange  Nr.  7  muss  sich  der 
Blitz  nach  beiden  Seiten  verzweigt  haben, 
was  sich  daraus  ergibt,  dass  nicht  nur  die 
Stangen  Nr.  5  und  3,  sondern  auch  die 
Stangen  8  und  9  geringere  Beschädigungen 
davongetragen  haben.  An  der  Stange  Nr.  3 
war  ausserdem  ein  Isolator  beschädigt.  An 
den  Apparaten  des  Postamtes,  insbesondere 
an  den  Platten-  und  Spindelblitzableitern  ist 
keine  Spur  wahrzunehmen  gewesen,  welche 
mit  dem  fraglichen  Vorgang  in  Beziehung 
gebracht  werden  könnte. 


74 


Der  VIII.  internationale  Gongress 

wird  bekanntlich  im  Laufe  dieses  Jahres  in 
Budapest  abgehalten  werden.  Das  Executiv- 
Comitd  hat  in  seiner  letzten  Sitzung  den 
ZeitpuDkt  und  die  Eintheilung  des  Congresses 
definitiv  festgestzt,  u.  zw.  in  folgender  Weise. 
Der  übliche  Begrüssungsabend  fällt  auf  den 
I.  September;  Eröffnung  des  Cogresses  am  2., 
Sectio ns-Sitzungen  am  3.,  4.,  5.,  7  und  8., 
Schlnss-SitzuDg  am  9.  September.  Der  6.  Sep- 
tember ist  also  Ruhetag,  für  jene  kleine  Aus- 
flüge reservirt,  welche  in  das  Programm  des 
Coogresses  aufgenommen  wurden. 

Die  im  Anschlüsse  an  den  Congress  zu 
veranstaltende  hygienische  Ausstellung  wird 
bereits  vorbereitet;  dieselbe  wird  sich  von 
den  bisherigen  ühnlichen  Ausstellungen  da- 
durch unterscheiden,  dass  sie  keine  Industrie- 


für Hygiene  und  Demographie 

Ausstellung  sein  wird,  sondern  nur  solche 
Gegenstände  umfassen  wird,  welche  zur  Er- 
klärung und  zum  Studium  der  in  das  wissen- 
schaftliche Programm  aufgenommenen,  nnd 
auf  dem  Congress  zum  Vortrag  gelangenden 
Fragen  dienen.  Zu  den  wichtigsten  und 
interessantesten  Berathungen  wird  die  für 
den  4.  Sitzungstag  anberaumte  grosse  D  i  p  h- 
theritis-Debatte  zählen. 

Der  nach  dem  Congress  zu  veran- 
staltende Ausflug  nach  Constantinopel  wird 
durch  den  Umstand  an  Interesse  gewinnen, 
dass  die  Mitglieder  des  Congresses  im  An- 
schlüsse an  diesen  Ausflug  auch  die  Stadt 
Belgrad  besuchen  werden,  von  wo  eine  dies- 
bezügliche Einladung  ergangen   ist. 


Actenstücke  über  den  Telegraph 

Der  erste  elektrische  Telegraph  ist  be- 
kanntlich im  Jährte  1833  ^^  Göttingen  von 
den  Professoren  Carl  Friedrich  Gauss  und 
Wilhelm  Eduard  Weber  ausgeführt  worden. 
Unsere  Kenntnisse  über  denselben  sind  1883 
durch  einige  Mittheilungen  in  der  «Elektro- 
technischen Zeitschrift*  (S.  490  u.  525)  etwas 
erweitert  worden,  noch  mehr  aber  erst  vor 
Kurzem  durch  die  Veröffentlichung  einiger 
bisher  unbekannter  Actenstücke. 

Zunächst  hat  Prof.  H.  Weber  in 
Braunschweig  ein  in  Breslau  bei  E.  T  r  e- 
wendt,  1893,  erschienenes  Buch  über 
seinen  berühmten  Oheim  veröffentlicht, 
dessen  Titel  lautet :  „Wilhelm  Weber.  Eine 
Lebensskizze.  Mit  einem  Bildnisse  aus  dem 
Jahre  1884.**  In  diesem  Buche  wird  über 
einen  Schriftwechsel  berichtet,  welcher  sich 
unmittelbar  nach  Ostern  1833  zwischen 
W,  Weber  und  dem  Göttinger  Magistrate 
abspielte  und  dadurch  veranlasst  wurde,  weil 
Weber  die  Herstellung  jenes  Telegraphen 
begonnen  hatte,  ohne  die  Erlaubniss  des 
Magistrates  eingeholt  zu  haben  ;  es  sind  da 
jedoch  blos  zwei  vom  18.  April  und  6.  Mai 
1833  datirende  Schreiben  des  Magistrates  der 
Stadt  Göttingen  an  Weber  abgedruckt, 
und  überdies  nicht  ganz  fehlerlos. 

Dieses  Buch  hat  dann  Prof.  E.  Rehnisch 
in  Göttingen  in  dem  „Göttinger  gelehrten 
Anzeiger"  (1893,  S.  163  ff}  besprochen  und 
ausser  jenen  beiden  Schreiben  auch  die  vor- 
ausgegangenen Eingaben  W.  W  e  b  e  r's  vom 
15.  April  und  20.  April  1833  ™^^  abgedruckt. 
Ueberhaupt  hat  Rehnisch  jene  Lebens- 
skizze sehr  wesentlich  ergänzt  und  berichtigt ; 
in  höchst  anregender  Weise  hat  er  nach- 
gewiesen, dass,  nnd  wie  in  jenen  Jahren 
durch  W.  Weber,  eine  in  jeder  Hinsicht 
neue  Zeit  auf  der  „Georgia  Augusta"  einge- 
zogen ist. 


von  Gauss  &  Weber  von  1833. 

Hier  mögen  nur  folgende  Stellen  aus 
W.  W  e  b  e  r's  Schreiben  wörtlich  mitgetheilt 
werden : 

,.  .  .  Dass  ich,  zum  Zwecke  einer 
wissenschaftlichen  Unternehmung,  einen  dop- 
pelten Bindfaden  von  dem  mir  untergebenen 
physikalischen  Cabinete  auf  den  Johanni«- 
thurm  und  von  da  weiter  zur  Sternwarte 
habe  aufspannen  lassen  .  .  .  .* 

„Der  Zweck  der  Sache  ist  darauf  ge- 
richtet, die  Kräfte  des  Galvanismus  und 
Magnetismus,  so  weit  sie  zu  praktischen 
Zwecken  irgend  einmal  dienen  könnten,  im 
Grossen  näher  zu  untersuchen. 

Nur  UebelwoUen  oder  völlige  Unkennt- 
niss  können  Gerüchte  verbreiten,  als  sei  mit 
dieser  Vorrichtung  Gefahr  irgend  einer  Art, 
z.  B.  bei  Gewittern,  verbunden." 

Auf  eine  unterm  15.  April  1833  g^ 
stellte  Anfrage  des  Magistrates,  antwortete 
Weber:  „Der  aufgespannte  Bindfaden  soll 
dazu  dienen,  einen  feinen  Metalldraht  frei 
schwebend  zu  erhalten.  Die  Dicke  dieses 
Drahtes  Übersteigt  nicht  viel  die  eines  Haares 
nnd  vermag  nur  ganz  schwache  galvanische 
Ströme  zu  fassen  und  fortzuleiten.  Dieser 
Draht  besteht  aus  Silber  und  Kupfer.  Er  ist, 
verbunden  mit  dem  Bindfaden,  dem  blossen 
Auge  für  sich  allein  nicht  sichtbar.*^ 

Daraufhin  hat  dann  der  Magistrat  willig 
die  Erlaubniss  zur  ferneren  Benützung  des 
Johannis-Thurmes  ertheilt.  Bekanntlich  ward 
die  Leitung  ein  paar  Mal  gewechselt  und 
neu  hergerichtet,  nnd  da  nahm  man  stärkeren 
Draht.  Von  dem  Kupfer  drahte,  welcher 
im  Sommer  1834  die  Leitung  bildete,  wog 
(nach  dem  „Göttinger  gelehrten  Anzeiger", 
1834,  S,   1273)  ein  Meter  acht  Gramm. 

Ed.  Z. 


Elektrische  Weckeranlage. 

Von  GERHARD  WILHELM  v.  VIANEN  in  Köln  a. 


Rh. 


Diese  Weckeranlage  ist  in  erster  Linie 
für  Gasthöfe  bestimmt  und  gestattet,  dass 
der  Gast  sich  den  Wecker  auf  seinem  Zimmer 


beliebig  einstellt,  demnach  nicht  auf  die 
Verlässlichkeit  des  Hotelpersonals  angewiesen 
ist.    Die  Einstellung    des  Signals    kann    auf 


75 


frli^JlT-^^^Wl  — 


76 


beliebig  viele  Zeitpunkte  innerhalb  zwölf 
oder  bei  entsprechender  Anordnung  der  An- 
lage auch  innerhalb  24  Standen  erfolgen, 
und  der  Apparat  ist  also  nicht  allein  ali 
Wecker,  sondern  auch  als  Erinnerungssignal 
zu  gebrauchen. 

Zu  der  Anlage  gehört  eine  mit  einer 
gewöhnlichen  Uhr  verbundene  Contactvor- 
richtung,  welche  in  Fig.  i  und  2  im  Auf- 
und  Gmndriss  (Horizontalschnitt)  dargestellt 
ist,  und  für  jedes  in  die  Anlage  einbezogene 
Zimmer  ein  mit  der  elektrischen  Glocke 
combinirter  Stöpselapparat,  von  der  in  Fig.  3 
und  4  im  Aufriss  und  Horizontalschniit  zur 
Darstellung  gebrachten  Anordnung.  Die  Ver- 
bindung der  Contactuhr  mit  der  Batterie 
und  den  Stöpselapparaten  zeigt  Fig.  5  in 
scheroatischer  Form. 

In  Fig.  I  ist  das  Gehwerk  der  gewöhn- 
lichen, auf  acht  Tage  Gangzeit  berechneten 
Uhr  durch  feine  volle  Linien  angedeutet, 
die  Theilkreise  der  Zeigerwerksräder  sind 
dagegen  durch  gestrichelt  punktirte  linlen 
kenntlich  gemacht.  Auf  der  vorderen  Uhr- 
platte ist  concentrisch  um  das  Zeigerwerk 
der  mit  der  Krempe  gi  versehene  isolirende 
Ring  g  mittelst  der  vier  Winkelkloben  ky^ 
k^^  k^  und  ki  befestigt.  Auf  diesem  Ringe 
sind  correspondirend  mit  der  Theilung  des 
Zifferblattes  24  Winkelkloben  v^,  vg,  vg 
u.  s.  w.  angebracht,  welche  mit  den  Klemm- 
schrauben r|,  rg,  rg  u.  s.  w.  zur  Einschaltung 
der  24  Liniendrähte  und  mit  den  durch  die 
Krempe  gi  nach  innen  hervortretenden 
Contactschrauben  nj,  t)2  u.  s.  w.  versehen 
sind.  Eine  solche  Anordnung  gestattet  die 
Einstellung  der  Wecker  auf  ganze  und  halbe 
Stunden ;  soll  die  Einstellung  auf  kleinere 
Intervalle  möglich  gemacht  werden,  so  müssen 
entsprechend  mehr  in  sonst  gleicher  Weise 
ausgerüstete  Winkelkloben  um  das  Ziffer- 
blatt, also  beispielweise  beim  Viertelstunden- 
intervall 12  .  4  =  48  Winkelkloben  und 
ebenso  viele  Drahtleitungen  angebracht 
werden. 

Mit  dem  Stundenrade  des  Zeigerwerkes 
ist  eine  Metallscheibe  i  starr  verbunden,  die 
demnach  wie  das  genannte  Rad  in  zwölf 
Stunden  eine  Umdrehung  macht.  Auf  der 
Stirnfläche  der  Scheibe  t  schleifen  zwei  an 
der  Uhrplatte  befestigte  Federn  a  a|,  02  ^8» 
deren  Druck  auf  die  Scheibe  t  mittelst  der 
Stellschrauben  e  «i  regulirt  werden  kann. 
Diese  Federn  sichern  die  leitende  Verbindung 
der  Scheibe  t  mit  der  an  die  Uhrplatte  ge- 
schalteten Stromleitung  der  Batterie.  Die 
Scheibe  t  trägt  einen  mit  ihr  verschraubten 
Winkelkloben  c2g?|,  an  welchem  eine  huf- 
eisenförmig gebogene  Contactfeder  cci  be- 
festigt ist,  die  mit  einem  an  ihrem  Ende 
angebrachten  Platinknöpfchen  im  Verlaufe  von 
zwölf  Stunden  nacheinander  über  die  gleich- 
falls mit  Platin  belegten  Spitzen  der  Contact- 
schrauben f7|,  722  °*  B*  ^*  schleift.  Man  er- 
sieht aus  dieser  Beschreibung,  dass  die 
Contactuhr  den  Zweck  hat,  die  mit  dem 
Uhrwerke  verbundene  Stromleitung  der 
Batterie  im  Verlaufe  von  zwölf  Stunden 
nacheinander    in     halbstündigen    Intervallen 


mit  allen  bei  den  Schrauben  r^,  r^,  r^  u.  i.  w. 
eingeschalteten  24  Zuleitungen  zu  verbinden. 

In  Fig.  I  ist  auch  die  Anbringung  des 
in  gewöhnlicher  Weise  angeordneten  Ziffer- 
blattes z  dargestellt,  welches  nur  den  Hohl- 
raum des  Ringes  g  qi  deckt  und  mittelst 
Blechwinkel  an  die  Uhrplatte  befestigt  wird. 

Der  StÖpselapparat  (Fig.  3  und  4),  der 
in  jedem  einzelnen  Zimmer  angebracht  ist, 
besteht  zimächst  aus  einem  elektrischen  Läute- 
werke von  bekannter  Anordnung,  welches 
auf  einer  runden  Platte  p  ans  isolirendem 
Material  montirt  ist  und  in  dem  Hohlräume 
der  Glocke  m  steht.  Ausserhalb  der  Glocke 
liegt  ein  auf  der  Platte  p  befestigter  Metall- 
ring to,  und  um  diesen  liegen  wieder  24  von 
einander  und  von  dem  Ringe  w  isolirte 
Metallplättchen  li^  tfy  /g  u.  s.  w.,  an  welche 
mittelst  der  Klemmschrauben  mi,  ti2,  fg  etc. 
die  zu  den  24  Winkelkloben  der  Contactuhr 
führenden  Zuleitungsdrähte  geschaltet  werden. 
Die  Metallplättchen  /j,  I2,  1$  etc.  sind  auf 
der  dem  Ringe  ic  zugekehrten  Seite  mit 
halbkreisförmigen  Aussparungen  versehen, 
welchen  eben  solche  Aussparungen  am  Ringe 
gegenüberstehen.  In  die  durch  die  Aus- 
sparungen gebildeten  kreisrunden  Löcher 
werden  die  bekannten  Metallstöpsel  bei  jenen 
Stunden  oder  Halbstunden  gesteckt,  zu 
welchen  die  Glocke  ertönen  soll,  wodurch 
dann  die  dem  betreffenden  Zeitpunkte  ent- 
sprechende Zuleitung  mit  dem  Ringe  w 
leitend  verbunden  wird. 

Die  Rückleitung  der  Batterie  geht  direct 
zu  den  Stöpselapparaten,  nimmt  hier  das 
Läutewerk  in  sich  auf  und  endigt  im  Metall- 
ringe  w;  sie  wird  nämlich  mittelst  der  Klemm- 
schraube y  eingeschaltet  und  setzt  sich  über 
die  Bewicklung  der  Elektromagnetspulen,  die 
Hammerfeder  h  und  den  Unterbrechungs- 
contact  /  bis  zum  Ringe  to  fort.  Nachdem 
durch  jeden  in  die  erwähnten  Ausspamngen 
gesteckten  Stöpsel  eine  der  24  Zuleitungen 
mit  dem  Ringe  w  leitend  verbunden  wird, 
so  ist  durch  jeden  Stöpsel  eine  Zuleitung  an 
die  gemeinsame  Rückleituog  geschaltet,  und 
die  Glocke  wird  daher  läuten,  sobald  an  der 
Contactuhr  die  Contactfeder  CC|  mit  ihrem 
Platinknöpfchen  die  Contactschranbe  (n|,  nj 
etc.)  der  mit  dem  Stöpsel  an  die  RÜckleitnng 
geschalteten  Zuleitung  berührt. 

Die  Verbindung  der  Contactuhr  mit  der 
Batterie  und  den  Stöpselapparaten  (Weckern) 
ist  in  Fig.  5  an  einer  Anlage  mit  zwei 
Weckern  vorgeführt.  Der  eine  Pol  der  Batterie 
ist  durch  die  Stromleitung  mit  der  Contact- 
uhr, beziehungsweise  mit  der  Contactfeder  cq, 
der  andere  Pol  durch  die  Rückleituog  mit 
den  Stöpselapparaten  verbunden.  Von  jedem 
Stunden-  und  Halbstundencontact  der  Uhr 
führt  eine  besondere  Zuleitung  zu  den  corre- 
spondirenden  Stunden-  und  Halbstunden- 
plättchen  der  Stöpselapparate.  Jeder  der 
24  Stromkreise  hat  also  zwei  Unterbrechungs- 
stellen :  die  eine  an  der  Contactuhr,  die  andere 
an  den^  Stöpselapparaten,  und  daher  wird 
bei  der  durch  die  Contactuhr  mittelst  der 
Feder  ccj  bewirkten  Einschaltnng  der  Zu- 
leitungen der  Strom  nur  dann  kreisen,  wenn 


77 


die  eingeschaltete  Znleitung  gleichzeitig  auch 
txi  einem  oder  mehreren  Stöpselapparaten 
mit  der  Rflckleitung  verstöpselt  ist  Der  Strom 
geht  dann  Über  den  Stöpsel,  besiehongs weise 
über  mehrere  derselben  (wenn  mehrere 
Wecker  auf  dieselbe  Weckzeit  gestöpselt  sind) 


in  die  Elektromagnetbewickluog  und  durch 
die  gemeinsame  Rückleitung  zum  anderen 
Pol  der  Batterie,  wobei  die  auf  die  be- 
treffende Zeit  eingestellten  Läutewerke  er- 
tönen. 


Neue,  eigenartige  Wirkungen  des  Lichtes. 


Ein  sehr  interessanter  nener  Versuch, 
der  über  das  Wexen  der  Lichtschwinguogen 
▼iel  zn  denken  Anlass  gibt,  ermöglicht,  nach 
einer  Mittheilung  vom  Patent-  und  tech- 
nischen Bureau  von  Richard  Lüders  in 
Görlitz,  durch  Lichtschwingungen  Töne  zu 
erzengen.  Zn  diesem  Zwecke  wird  ein  Licht- 
strahl durch  eine  Glaslinse  auf  ein  Glasgefäss 
geleitet,  welches  Russ,  schwarze  Seide  oder 
eine  andere  schwarz  gefärbte  Materie  ent- 
hält. Bringt  man  nun  in  die  Bahn  des  Licht- 
strahles, zwischen  Linse  und  Glas  eine 
Scheibe,  welche  mit  radialen  Schlitzen  ver- 
sehen Ltt,  und  versetzt  die  Scheibe  in  schnelle 
Umdrehung,  so  dass  das  Licht  abwechselnd 
durch  die  Oeffnungen  auf  das  Glas  fällt  und 
durch  die  Zwiachenräume    daran    verhindert 


wird,  so  ist  in  dem  Glasgefässe  ein  Ton  zu 
vernehmen,  wenn  man  das  Ohr  an  dasselbe 
anlegt.  Zerlegt  man  ferner  das  Sonnenlicht 
durch  ein  Prisma  und  lässt  den  farbigen 
Lichtstreifen  durch  die  rotirende  Scheibe  auf 
das  Glasgefäss  fallen,  so  werden,  je  nachdem 
man  die  eine  oder  die  andere  Farbe  auf  das 
Glas  fallen  lässt,  verschiedene  Töne  hörbar. 
Die  Thatsache  wäre  wohl  geeignet,  zur  Con- 
struction  neuer,  telephonartiger  Instrumente 
Veranlassung  zu  geben  und  zur  Förderung 
der  Theorie  des  Lichtes  beizutragen.  Die 
Grundlage  dieser  Einrichtung  int  das  Radio- 
phon von  Bell,  dem  berühmten  Erfinder 
des  Telephons.  Bekanntlich  hat  Mercadier 
diesen  Apparat  für  eine  Mehrfachtelegraphie 
auszunützen  versucht. 


Verbessertes  Diaphragma  für  in  der  Elektrolyse  verwendete 

Zellen. 

Von  CHARLES  NELSON  WAITE  in  Newton. 


Meine  Erfindung  bezieht  sich  auf  ein 
verbessertes  Diaphragma  für  Zellen,  die  in 
der  ElektrolysiruDg  von  Alkalisalzen  ver- 
wendet werden  nnd  besteht  in  der  Her- 
stellung desselben  aus  Asbest  als  Säure  wider- 
stehendem, faserigen  Materiale,  das  in  seinen 
Poren  (mit  doppelchrom«auren  Kali  oder  Natron 
behandeltes)  Gelatin   enthält. 

Die  Zähigkeit  des  letzteren  ist  nicht 
hinreichend,  um  es  in  den  Stand  zu  setzen, 
allein  ala  Diaphragma  verwendet  zu  werden, 
andererseits  kann  es  nicht  verwendet  werden, 
wenn  es  mit  einer  vegetabilischen  oder 
anderen,  durch  Säuren  zerstörbare  Fasern 
combinirt  ist,  weil  durch  die  Chlorwirkung 
und  des  Broms  etc.  das  Chromozyd  in 
Chromsäure  übergeführt  wird,  welche  die 
Faser  rasch  zerstört. 

Ich  habe  jedoch  gefunden,  dass  wenn 
eine  solche  Gelatine  durch  eine  Faser  (Asbest) 
verstärkt  wird,  die  säurewiderstandsfähig  ist, 
man  ein  sehr  wirksames  und  zweckdienliches 
Diaphragma  daraus  herstellen  kann. 

Ich  löse  Leim  oder  Hausenblase  in 
möghchst  wenig  Wasser  auf  und  setze  der 
Lösung  15 — 20  (des  Gewichtes  des  darin 
enthaltenen    Leimes    oder    Hausenblase)    an 


doppelchromsaurem  Kali  zu,  wobei  letzteres 
vor  seiner  Hinzugabe  in  oberwähnte  Lösung 
in  einer  möglichst  geringen  Menge  Wassers 
aufgelöst  wird. 

Nach  inniger  Vermischung  dieser  In- 
gredienzen rühre  ich  die  Asbest faser  in  die 
Masse  ein  und  forme  daraus  Blätter  oder 
sehr  dünne  Platten,  oder  aber  die  vorerwähnte 
Lösung  wird  auf  gewöhnliches  Asbestpapier 
oder  Asbestcarton  mit  Bürnten  oder  Pinseln 
aufgetragen ;  sobald  die  Blätter  oder  Schichten 
in  der  einen  oder  der  anderen  Weise  her- 
gestellt sind,  werden  sie  sorgfältig  getrocknet 
und  dem  Sonnenlichte  stark  ausgesetzt,  bevor 
sie  in  Verwendung  kommen,  oder  das  Blatt 
oder  die  Lage  (Schichte)  muss  durch  ein 
Bad  von  unterschwefligsaurem  Natron  ge- 
zogen werden. 

Hiedurch  wird  der  Leim  oder  die  Hausen- 
blase unlöslich  macht,  die  versteifende  Faser 
gleichsam  festgebunden  und  ein  dauerhaftes 
Blatt  oder  Diaphragma  erzeugt,  welches  hin- 
reichend zähe  ist,  sehr  kräftig  ein  Diffundiren 
der  Flüssigkeiten  in  der  Zelle  verhindert  und 
gleichzeitig  dem  Durchgänge  des  elektrischen 
Stromes  einen  nur  geringen  Widerstand  bietet. 


LITERATUR. 


Fortschritte  der  Elektrotechnik. 
Herausgegeben  von  Dr.  Carl  Strecker. 
Berlin,  1893.  Verlag  von  Julius  Springer. 
Preis  Mk.  5.—. 

Diese  vierteljährig  erscheinende,  sehr 
werth volle    Zusammenfassung    der    auf    dem 


Gebiete  der  Elektrotechnik  erschienenen  Ab- 
handlungen und  Berichte  sind  aus  früherer 
Besprechung  vorthcilhaft  bekannt,  wir  finden 
nur,  dass  4ta^k  Publikation  etwas  später 
erscheint,  l^^^eren  Verwendbarkeit  es 
ichen  Ir:  " 


1    crsch 

t 


78 


Vom  rollenden  Flügelrad.  Dar- 
stellaog  der  Technik  des  heatigen  Eisen- 
bahnwesens. Von  A.  V.  Schweiger- 
Lerchenfeld.  Mit  300  Abbildungen. 
In  25  Lieferungen  zu  30  kr.  =  50  Pf.  = 
70 Cts.  =  30 Kop.  (A.  Hartlebe n*s  Verlag 
in  Wien.)  Bisher  sind  fünf  Liefemogen  er- 
schienen. 

Die  gelungene  Idee,  welche  in  diesem 
Werke  verkörpert  und  im  ersten  Hefte  in 
anziehender  Weise  dem  Leser  auseinander- 
gesetzt ist,   tritt  in  den  nunmehr  erschienenen 


weiteren  Lieferungen  (2—5)  immer  greif- 
barer hervor.  Die  Eintheilung  der  Eisen- 
bahnen nach  Maassgabe  der  ihnen  znfaU 
lenden  Aufgabe  und  nach  dem  Grade  ihrer 
Leistungsfähigkeit,  femer  der  Unterbau  mit 
seinen  drei  Hauptmomenten,  als  Erdban, 
Tunnel-  und  Brückenbau,  bieten  des  Interes- 
santen in  reicher  Abwechsluoe.  Besonders 
hervorzuheben  ist  die  grosse  Zahl  von  Ab- 
bildungen, darunter  die  schönen  Vollbilder, 
welche  das  Verständniss  des  Textes  wesent- 
lich erleichtem. 


KLEINE   NACHRICHTEN. 


Personal- Nachricht 

f  Prof.  Dr.  Heinrich  Hertz.  In  Bonn 
ist  am  I .  Jänner  1 894,  Prof.  Heinrich  Hertz  im 
Alter  von  noch  nicht  37  Jahren  gestorben. 
In  ihm  verliert  die  physikalische  Wissen- 
schaft und  insbesondere  die  theoretische 
Elektricitätslehre  einen  ihrer  hervorragendsten 
und  befähigtsten  Vertreter,  die  Menschheit 
aber  einen  Priester  des  reinsten  Strebens! 

Heinrich  Hertz  wurde  1857  zu  Ham- 
burg als  Sohn  des  Senators  Dr.  Hertz  ge- 
boren. Er  siudirte  zunächst  von  1875 — ^^7^ 
Ingenieur- Wissenschaften,  wandte  sich  aber 
später  unter  dem  Einflüsse  von  Helmholtz 
und  Kirchhoff  der  Physik  zu.  Im 
Jahre  1880  promovirte  er  zu  Berlin  und 
wurde  darauf  Assistent  bei  Helmholtz, 
in  welcher  Stellung  er  bis  zum  Jahre  1883 
blieb,  um  sich  darauf  als  Privatdocent  für 
theoretische  Physik  an  der  Universität  Kiel 
zu  habilitiren.  Schon  im  Jahre  1885  wurde 
er  als  ordentlicher  Professor  der  Pliysik  an 
die  technische  Hochschule  Karlsruhe  berufen 
und  im  Jahre  1889  folgte  er  dem  verstor- 
benen C  1  a  u  s  i  u  s  auf  dem  Lehrstuhle  für 
Physik  an  der  Universität  Bonn.  Hertz' 
Specialgebiet  waren  die  elektrischen  Er- 
scheinungen und  die  Erforschung  des  Wesens 
derEIektricität.  Durch  seine  epochemachenden 
Entdeckungen  auf  diesem  Gebiete  hat  er 
sich  in  kurzer  Zeit  einen  Weltruf  begiündet. 
Insbesondere  war  er  bemüht,  den  Zusammen- 
hang zwischen  Licht  und  Elektricität  auf  ex- 
perimentalem  und  theoretischen  Wege  nach- 
zuweisen. Es  gelang  ihm  zu  zeigen,  dass 
sich  elektrodynamische  und  Inductions- 
wirkungen  als  Wellenbewegungen  oder 
als  Strahlen  elektrischer  Kraft  durch 
den  Raum  und  durch  nichtleitende  Körper 
fortpflanzen,  u.  zw.  mit  einer  Geschwindig- 
keit, welche  der  de«  Lichtes  gleichkommt. 
Seine  ungemein  scharfsinnigen  Versuche 
haben  überzeugend  bewiesen,  da^s  die 
Strahlen  elektrischer  Kraft  dieselben  Ge- 
setze der  Fortpflanzung,  Reflexion  und 
Brechung  befolgen  wie  die  Lichtstrahlen. 
Er  bezeichnete  daher  die  elektrischen  Strahlen 
als  Lichtstrahlen  von  fchr  grosser  Wellen- 
länge. Durch  die  H  e  r  t  z'schen  Versuche 
war  die  M  a  x  w  e  1  T&che  elektromagnetische 


Lichttheorie,  wonach  die  Lichterscheinnngen 
auf  elektrischen  Schwingungen  beruhen,  bei- 
nahe zur  Evidenz  erwiesen.  In  seinem  1892 
erschienenen  Werke:  „Untersuchungen  über 
die  Ausbreitung  der  elektrischen  Kraff  hat 
er  die  Resultate  seiner  bezüglichen  Versuche, 
den  Inhalt  seiner  früheren  Abhandlungen 
resumirend,  in  übersichtlicher  Weise  zu- 
sammengestellt. Einige  seiner  Arbeiten  sind 
in  unserer  Zeitschrift  Bd.  VIII,  pp.  7,  36, 
88,  132,  158,  409  und  Bd.  IX,  p.  269  be- 
handelt. 

Elektrische  Untergrundbahn.  Die 
Budapester  Elektrische  Stadtbahn  hatte  be- 
kanntlich im  Vereine  mit  der  Budapester 
Strassenbahn-Gesellschaft  der  Commune  ein 
Oflert  bezüglich  der  Herstellung  einer  elek- 
trischen Bahn  auf  der  Andrässystrasse  über- 
reicht, doch  konnte  für  diesen  Plan,  wiewohl 
die  Stadt  ihn  mit  grosser  Majorität  accep- 
tirte,die  Zustimmung  des  Ministers  des  Innern, 
welcher  einer  im  Niveau  der  so  stark  frequen- 
tirten  Andidssystrasse  zu  führende  Bahn  ans 
Sicherheitsrücksichten  widerstrebte,  nicht  er- 
langt werden. 

Nun  treten  die  Stadtbahn-  und  die 
Strassenbahn-Gesellschaft  mit  einem  neoen 
Projecte  an  die  Commune  heran  —  einem 
Projecte,  das  in  weltstädtischer  Manier  die 
Frage  des  Verkehrs  durch  die  Andrässy- 
strasse zu  lösen  unternimmt  und  schon 
wegen  der  Grossartigkeit  seiner  Conception 
das  allgemeinste  Interesse  auf  sich  lenken 
dürfte.  Es  handelt  sich  hiebei  um  die  Her- 
stellung einer  Untergrundbahn,  welche  alle 
Strassen  für  den  gewöhnlichen  Verkehr  frei- 
lässt  und  sich  ihren  eigenen  Weg  unter  der 
Strassenobei  fläche  bricht,  so  dass  sie  da- 
selbst, vor  jeder  Störung  absolut  gesichert, 
von  jeder  Gefahr,  wie  sie  so  vielfach  auf  der 
Oberfläche  der  Strassen  vorkommen,  voll- 
ständig befreit,  mit  der  denkbar  grössten  Ge- 
schwindigkeit zu  verkehren  und  somit  dem 
Massenverkehr  im  grössten  Maassstabe  ge- 
recht zu  werden  vermag. 

Hochinteressant  ist  das  in  allen  Einzel- 
heiten festgestellte  Bau-  und  Betriebs- Pro- 
gramm, über  welches  wir  in  der  nächsten 
Nummer  die  Details  bringen  werden. 


79 


Elektrische  Beleuchtung  in  Riva 
(Gardasee).  Die  elektrische  Belenchtoog  in 
RiT«  wird  bftld  Thatsacbe  sein.  Wie  der 
,£l.AQz.''iiiittbeilt,  hat  die  dortige  Gemeinde- 
Vertretung  das  Project  des  Ingen.  Bauer  mit 
einem  Präliminare  von  6.  loo.ooo  und  einer 
Kraftentwickelnng  von  1600—2000  PS  appro- 
birt.  Die  Vertretung  fügte  weitere  fl.  20.000 
ffir  Privat-Installation  hinzu.  Die  Leitung 
wird  längs  der  Tonalestrasse  gelegt  werden. 
Eine  Turbine  und  eine  Dynamo- Maschine 
werden  eine  Lichtstärke  von  1800  Lampen 
ä  16  und  von  3000  Lampen  k  10  Kerzen 
entwickeln;  eine  zweite  Turbine  und  ein 
zweiter  Dynamo  bleiben  vorbehalten.  Die 
Leitung  soll  bis  zum  „Hotel  du  Lac**, 
auf  I  km  von  Riva  reichen ;  wenn  man  will, 
kann  mit  geringem  Kostenaufwande  auch 
Varone,  S.  Giacomo  beleuchtet  werden.  Bis 
Ende  1894  hofft  man  nicht  nur  die  elektri- 
sche Beleuchtung  zu  Ende  zu  führen,  sondern 
im  Bedarfsfalle  auch  Über  eine  lOOO  PS 
übersteigende  Kraft  zu  verfügen. 

Ungarisches  Telegraphen-  und 
Telephonwesen  pro  1894.  Ueber  das 
Telephon-  nnd  Telegraphen  bau  -  Programm 
des  ungarischen  Handelsministeriums  (ür  das 
Jthr  1S94  werden  folgende  Details  verlaut- 
bart:  Es  wird  geplant  die  Errichtung  von 
sieben  neuen  Stadttelephonnetzen  in  Kecs- 
kem^t,  Komorn,  Erlau,  Hermannstadt,  Pan- 
csova,  Semlin  und  Essegg;  die  vollständige 
Reconstruirnng  der  Stadttelephonnetze  von 
Szegedin  und  Agram;  die  Errichtung  von 
drei  interurbanen  Telephonnetzen,  u.  zw. 
Oedenburg-Komom,  Szabadka-Szegedin  und 
Stuhlweissenburg-Budapest ;  eine  bedeutende 
Erweiterung  der  städtischen  Telephonnetze 
von  Raab  und  Arad  und  sechs  Telephon- 
netze für  Comitats-Munidpien.  Ferner  werden 
projectirt  der  Bau  neuer  Telegraphenlinien 
in  der  Länge  von  404  hm ;  Ergänzungen  von 
Telegraphendrähten  (3030  km) ;  Umgestal- 
tangen  (360  km) ;  die  Errichtung  von  97  neuen 
Telegrapbenämtern  und  schliesslich  die  Er- 
weiterung von  43  bestehenden  Telegraphen- 
Smtern. 

Die  elektrische  Beleuchtung  der 
Eisenbahnstationen.  In  verschiedenen 
grossen  Stationen  der  bayerischen  Eisen- 
bahnen ist  elektrische  Beleuchtung  eingeführt 
worden,  welche  nach  dem  Berichte  der  Ver- 
waltung nicht  nur  eine  viel  grössere  Hellig- 
keit, sondern  auch  eine  bedeutende  Erspamiss 
ergeben  hat.  Die  Kosten  der  Beleuchtung  in 
Bamberg,  Nürnberg.  Regensburg  und  Würz- 
burg wei<en  eine  Erspamiss  von  bezw.  44, 
40,  54  und  260/q  gegenüber  der  Gasbeleuch- 
tabg  auf. 

Elektrische  Centralanlage  in  Fiume. 
Beim  dortigen  Stadtmagistrate  sind  zwei 
Offerte,  u.  zw.  von  der  Wiener  Gas- 
industrie-Geseli  Schaft  und  der  Unga- 
rischen Elektricitäts-Actiengesel  1- 
schaft  eingereicht  worden.  Da  es  sich  um 
die  Concessionirung  der  elektrischen  Central- 


anlage, d.  h.  um  Aufbau,  Leitungen  und  Be- 
trieb der  Anlagen  handelte,  so  war  kein  Be- 
trag als  Grundlage  der  Verhandlung  fest- 
gesetzt, sondern  ein  „Schema'^  der  Grund- 
bedingungen, unter  welchen  die  Concession 
ertheilt  wird.  Zur  Ueberprüfung  und  Auf- 
stellung der  Vergleiche  wurde  ein  engeres 
Comit^  entsendet.  Auf  Grundlage  des  Be- 
richtes wird  der  Magistrat  einen  Vorschlag 
der  städtischen  Generalversammlung  unter- 
breiten. 

Die  neue  Beleuchtungsanlage  in 
Szegedin.  Seit  Wochen  verhandelt  eine 
Commission  über  den  Vertrag,  welchen  die 
Stadt  Szegedin  mit  dem  Pnriser  Unternehmer 
Charles  G  eorgi  hinsichtlich  der  öffentlichen 
Beleuchtung  abzuschliessen  gedenkt.  Die 
neue  Beleuchtungsanlage  wird  auf  Gas  und 
elektrisches  Licht  eingerichtet,  letztere  vor- 
läufig nur  auf  einem  Umkreise  von  ^km^ 
so  dass  der  Sz^chenyiplatz,  der  Klauzälplatz  und 
die  Stefanie  -  Promenade  mit  Bogenlampen 
werden  beleuchtet  werden  können.  Die  Zahl 
der  öffentlichen  Gaslampen  wird  auf  1200 
festgesetzt,  welche  Zahl  während  der  zehn- 
jährigen Dauer  des  Vertrages  auf  1600  erhöht 
wird.  Für  je  eine  Lampe  und  2500  Brenn- 
stunden bezahlt  die  Stadt  pro  Jahr  32  fl. 
50  kr.  Die  Gaspreise  für  den  Privatcoosum 
betragen  11V2  ^^*i  somit  die  Hälfte  der 
jetzigen  Gaspreise  (22  kr.).  Die  Concession 
lautet  auf  40  Jahre.  Nach  40  Jahren  erhält 
die  Stadt  die  ganze  Anlage  und  Einrichtung 
unentgeltlich.  Dies  sind  die  Umrisse  des 
Vertrages,  welcher  in  Vertretung  der  Pariser 
Firma  unterfertigt  wurde. 


Für  die  elektrische  Beleuchtung 
von  Ungvdr  liefen  zwei  Offerten  ein,  von 
der  ^E 1  e  k  t  r  a**  Accumulatorenfabrik  und 
der  Firma  Ganz  &  Co.  Mit  der  Erstattung 
des  diesbezüglichen  Berichtes  an  die  General- 
versammlung wurde  ein  engeres  Comit^  be- 
traut. 

Die  Kinführung  der  elektrischen 
Beleuchtung  in  Marosvärsärhely  dürfte 
schon  in  kurzer  Zeit  verwirklicht  werden, 
indem  die  Budapester  „Elek  tra"  Accumu- 
latorenfabrik demnächst  eine  Probebeleuchtung 
vornehmen  lässt,  um  den  Vertragsabschlusi 
zu  fördern. 

elektrische  Beleuchtung  in  Gyön- 
gyös.  Die  Gebrüder  Buch  1er,  Dampf- 
mühlenbesitzer, haben  an  den  dortigen 
Magistrat  eine  Offerte  eingereicht,  wonach 
dieselben  die  elektrische  Beleuchtung  der 
Stadt  auf  sich  nehmen  wollen.  Es  wurde 
eine  Commission  entsendet,  welche  sich  mit 
den  Unternehmern  in^s  Einvernehmen  zu 
setzen  und  sodann  binnen  Kurzem  dem  Ma- 
gistrat das  diesbezügliche  Gutachtfi^yorzu- 
legen  hat. 

Elektrisch  I 
bäsz.  IJi^dortip 


80 


der  Firma  J.  L.  H  u  b  e  r  in  Verbäsz  deo 
bezüglich  der  Einftthmog  der  elektrischen 
Beleuchtnng  nothwendigen  Vertrag  bereits 
abgeschlossen,  und  bedarf  es  nnnmehr  der 
GenehmiguDg  der  gesetzlichen  Behörde,  um 
mit  den  Arbeiten  beginnen  zu  können. 


Seit  I.  Jänner  1894  l^t  Herr  R.  F  ei  1  e n- 
dorf  die  General  -  Vertretung  der  Firma 
O.  L.  K  u  m  m  e  r  &  C  o.  in  Dresden  am 
hiesigen  Platze  übernommen. 


Blitzableiter-Anlagen  bei  Fabriks* 
Schornsteinen.  Die  Hütte  „Carlswerk"  in 
Bunzlau  (Schlesien)  nahm  in  Folge  eines  Vor- 
kommnisses, dessen  Aasgang  leicht  hätte  ver- 
hängnissvoll werden  können,  Veranlassung,  auf 
dem  Gebiete  der  Blitzableiter-Constructionen 
eine  Neuerung  zu  )>chaffen,  die  namentlich 
den  Besitzern  von  Fabriksschomstein-Anlagen 
empfohlen  zu  werden  verdient.  In  einem 
schlesischen  Etablissement  war  vor  nicht 
langer  Zeit  die  schwere  eiserne  Auffangstange 
des  Blitzableiters  eines  der  hohen  Dampf- 
schornsteine abgestürzt,  und  zwar  deshalb, 
weil  die  aus  dem  Kamin  entströmenden  Ver- 
brennungsgase gerade  den  der  Mündung  zu- 
nächst liegenden  untersten  Theil  der  Stange 
derart  angegriffen  hatten,  dass  dieselbe  ein- 
fach abbrach.  In  einem  anderen  Falle  war 
die  aas  Kupfer  hergestellte  Auffangstange  bis 
auf  Fadendünne  durchoxydirt.  Bei  dem  Um- 
stand, dass  die  Steinkohle  und  namentlich 
die  Braunkohle  nicht  unbeträchtliche  Mengen 
von  Schwefelkies  enthält,  welcher  durch  den 
Verbrennungsprocess  schwefelige  Säure  bildet, 
ist  die  Gefahr  des  Absturzes  immer  und 
überall  eine  permanente  und  muss  der  ge- 
schilderte Vorfall  die  Frage  in  den  Vorder- 
grund stellen,  wie  diesem  Uebelstande  ab- 
zuhelfen sei.  Die  Hütte  „CarUwerk*^  hat  nun 
die  Lö.«ung  dieser  Frage  durch  die  folgende 
Vorrichtung  in  vollkommener  Weise  erzielt. 
Die  etwa  1  m  hohe  und  3  cm  starke  Auf- 
fangstange wM  bis  zum  Beginn  der  Platin- 
spitze mit  einem  Röhrensystem  mit  Muffen- 
endigung  umkleidet.  Das  Luftintervall  zwischen 
Stange  und  Umhüllung  wird  mit  volumen- 
beständigem Cemente  ausgegossen  und  die 
obere  Endigung  mit  einer  trichterförmigen 
Verdachung  versehen,  durch  welche  dann 
die  Platinspitze  ein  wenig  hindurchgreift. 
Die     Durchgangsstelle     ist      auf    besondere 


Weise  gedichtet.  —  Die  Vorzüge  der  Er- 
findung liegen  klar  'zu  Tage.  Sie  bemfaen 
hauptsächlich  auf  der  völligen  Unangreifbar- 
keit des  Glases  darch  chemische  Binflüase. 
Weiters  wird  aber  auch  zugleich  durch  die  gänz- 
liche Isolimng  der  Auffangstange  von  der 
äusseren  Atmosphäre  einem  anderen  Uebel- 
stande abgeholfen.  Bekanntlich  werden  durch 
Oxydation  derOberfläcbe  eines  Metalles  dessen 
Leitungswiderstände  bedeutend  erhöht.  Der 
Zweck  des  Blitzableiters  geht  also  unter  Um- 
ständen verloren,  der  Apparat  wird  nutzlos. 
Das  ist  bei  dieser  Anordnung  verhindert. — 
J.  B.  Breuer,  Ingenieur  i.  Royal  Ministry 
of  Public  Works,  Ost-Indi^,  Bangkok,  x.  Z. 
Bunzlau  in  Schlesien. 
(„Ztschr.  d.  ö.  Ing.  u.  A,  V.  Nr.  46,  1893.) 

Damen,  die  sich  der  Technik  und 
noch  dazu  der  Elektrotechnik  iwid- 
inen,  dürften  doch  wohl  noch  nicht  da- 
gewesen sein;  Amerika  gebührt  das  Ver- 
dienst, zuerst  einer  Frau  auf  Grund  einer 
wissenschaftlichen  Abhandlung  aus  dem  Ge- 
biete der  Elektrotechnik  den  philosophischen 
Doctortitel  und  die  Befähigung  als  Elektro- 
techniker zuerkannt  zu  haben.  Die  „Inge 
nieuse**  Fräulein  Bertha  Lamme  aus  Spring- 
field,  welche  auf  der  Universität  zu  Cleve- 
laud  studirte,  erhielt  Engagement  bei  der 
Westinghouse  Company  zu  Pittsbnrg. 
Vielleicht  findet  dies  Beispiel  bald  Nach- 
ahmung, da  die  Elektrotechnik  dem  weib- 
lichen Geschlechte  nicht  so  viel  Vorurtheil 
bieten  wird  wie  andere  Berufe,  auf  welche 
der  Mann  von  jeher  das  alleinige  Recht  der 
Ausübung  zu  haben   glaubt. 


Die  Gommandlt^Gesellschaft  W. 
Lahmeyer  &  Co.  und  die  von  derselben 
seinerzeit  gebildete  Actien-Gesellschaft 
fürB au  und  Betrieb  elektrischer  An- 
lagen wurden  zu  einem  Unternehmen 
unter  der  Firma:  Elektricitäts  -  Actien - 
Gesellschaft  vormals  W.  Lahmeyer 
&  Co.  vereinigt. 

Der  Vorstand  besteht  aus  den  technischen 
Directoren  Prof.  Bernhard  Salomon  und 
Friedrich  Jordan  und  den  kaufmännischen 
Directoren  Albrecht  Schmidt  und  Wilhelm 
Vogelsang.  Zum  Vorsitzenden  des  Vor- 
standes ist  Herr  Prof.  Salomon  ernannt, 
zum  stellvertretenden  Vorsitzenden  Herr 
Friedrich  Jordan. 


Berichtigung. 


In    dem  Berichte    über    die  Thätigkeit    des  Elektrotechniker- Congresses    in   Chicago 
i,Z.  f.  E.",  1894,  P>g*  15  ^^^  1^1  soll  anstatt  io'9,  107  selbstverständlich  stehen  lo*  und  io7. 


Verantwortlicher  Redaoteor:  JOSEF  KAREIS.  ~  Selbstverlag  des  Rlektroteohnischen  Vereins. 

In  Kommission  bei  LRHMANN  &  WENTZEL.  Buchhandlung  für  Technik  und  Kunst. 

Druck  von  R.  SP1E3  &  Co.  in  Wien,  V.,  StrauÄsengosse  16. 


Zeitschrift  für  Eleictrotechnilc. 


XII.  Jahrg. 


15.  Februar  1894. 


Heft  lY. 


VEREINS-NACHRICHTEN. 


Ohronlk  des  Vereines. 

3.  Jänner.  —  Vereinsver- 
sammlung. Vorsitzender:  Präsident 
Hofrath  Volkmcr. 

Nachdem  geschäftliche  Mitthei- 
langen  nicht  vorliegen,  erhält  Herr 
Director  K  o  1  b  e  das  Wort  zur  Ab- 
haltung seines  Vortrages:  ^Ueber 
die  Wiener  Centrale  der  All- 
gemeinen österr.  Elektrici- 
täts- Gesell  sc haft**,  über  welchen 
in  einem  späteren  Hefte  berichtet 
werden  wird. 

lo.  J  ä  n  n  e  r.  —  Vereins- 
versammlung.  Vorsitzender:  Vice- 
präsident   Grünebaum. 

Herr  Docent  Dr.  Hugo  S  t  r  a  c  h  e 
erhält  das  Wort  zur  Abhaltung  des 
angekündigten  Vortrages:  ^üeber 
Wassergas  und  elektrische 
Beleuchtung".  Der  Vortragende 
erklärt,  in  seinen  Auseinandersetzungen 
hauptsächlich  die  ökonomischen  und 
sonstigen  Vortheile  beleuchten  zu 
wollen,  die  sich  nach  seiner  Meinung 
aus  der  Verbindung  von  Wassergas- 
anstalten mit  Elektricitätswerken  er- 
geben würden  und  geht  hierauf  zur 
Beschreibung  des  Wassergasprocesses 
über.  Das  Wassergas,  ein  Gemisch 
von  Kühlenoxyd  und  Wasserstoff, 
wird  durch  Ueberleiten  von  Wasser- 
danapf  über  hinreichend  hoch  (8oo 
bis  iocx>0  C.)  erhitzte  Kohle  er- 
halten. Da  bei  diesem  Vorgange 
Wärme  gebunden  wird  (endothermer 
Process),  erniedrigt  sich  die  Tempe- 
ratur immer  mehr,  bis  schliesslich 
die  Kohle  durch  den  Sauerstoff  des 
Dampfes  nicht  mehr  zu  Kohlenoxyd, 
sondern  zu  Kohlensäure  verbrannt 
wird.  So  weit  lässt  man  es  nun  bei 
der  praktischen  Erzeugung  des  Wasser- 
gases nicht  kommen,  sondern  stellt 
nach  angemessener  Zeit  die  Zuführung 


des  Dampfes  ein  und  leitet  atmo- 
sphärische Luft  zu,  so  dass  die  Kohle 
nun  zu  Kohlenoxyd  verbrennt  und 
somit  für  Wärmeersatz  und  Wieder- 
erhöhung der  Temperatur  gesorgt 
ist.  Ist  die  Temperatur  auf  diese 
Weise  hinreichend  gestiegen,  so  kann 
wieder  Dampf  zugelassen  werden 
u.  s.  f. 

Bei  diesem  Processe  wird  also 
abwechselnd  Wassergas  (G  a  s- 
machen)  und  Generatorgas  (W  arm- 
blasen) erzeugt.  Der  Vortragende 
beschreibt  nun  an  der  Hand  einer 
Zeichnung  den  für  diesen  Process  in 
Anwendung  stehenden  Ofen,  wie  er 
von  der  Dortmunder  Wasscr- 
gas-Actiengesellschaft  gebaut 
wird,  mit  allen  Nebeneinrichtungen; 
die  gewöhnliche  Grösse  dieser  Oefen 
ist  eine  solche,  dass  sie  für  eine 
stündliche  Erzeugung  von  looom^ 
Wassergas  berechnet  sind.  Als  gün- 
stigstes Verhältniss  der  beiden  Perio- 
den hat  sich  ergeben:  5  Minuten 
Gasmachen  und  10  Minuten  Warm- 
blasen. Will  man  continuirlich  Wasser- 
gas erzeugen,  so  müssen  natürlich 
wenigstens  zwei  Oefen  gleichzeitig 
im  Betriebe  stehen,  von  denen  der 
eine  Wassergas,  der  andere  Gene- 
ratorgas liefert,  und  umgekehrt. 

Der  Vortragende  zeigt  nun  an 
den  Analysen  der  beiden  Gasarten, 
wie  ihre  wirkliche  Zusammensetzung 
von  der  theoretischen  abweicht  und 
bemerkt,  dass  aus  l  kg  Kohlenstoff 
I  m^  Wassergas  und  4  m^  Generator- 
gas gewonnen  werden  können.  Von 
dem  in  Wirklichkeit  verwendeten 
Cokes  (aus  den  Leuchtgasanstalten) 
braucht  man  1*2  kg  für  dieselbe  Gas- 
menge. Auf  Grund  dieser  Zahl  werde 
nun  die  Erzeugungskosten  (bei  d 
1000  m^- Apparate)  für  i  ^^  ^Voqi 


82 


gas,  ohne  Berücksichtigung  der  Ver- 
werthung  des  mitgenommenen  Gene- 
ratorgases, mit  I '74  Kreuzer  berech- 
net. Soll  die  Anlage  zur  Abgabe  des 
Wassergases  für  Beleuchtung,  Be- 
heizung etc.  an  einzelne  Consumenten 
bestimmt  sein,  so  stellen  sich  die 
Gesammtkosten  unter  Binrechnung 
der  Verzinsung  und  Amortisation  des 
Anlagecapitals  (sammt  Rohrleitung) 
und  des  Druckverlustes  in  den  Rohren 
auf  2*54  Kreuzer  pro  i  nfi  Wassergas. 
Das  als  Nebenproduct  gewonnene 
Generatorgas  repräsentirt  einen  an- 
sehnlichen Energievorrath  und  wird 
dort,  wo  das  Wassergas  zur  in- 
dustriellen Verwerthung  erzeugt  wird, 
zur  Heizung  der  Dampfkessel  ver- 
wendet. Für  selbstständige  Wasser- 
gasanlagen jedoch,  die  als  Centralen 
zur  Abgabe  des  Gases  an  einzelne 
Consumstellen  gebaut  werden,  ist 
diese  Möglichkeit,  vorläufig  wenig- 
stens, nicht  gegeben  und  hier  würde 
sich  eben  eine  Vereinigung  von 
Wassergas-  und  Elektricitätswerken 
als  vortheilhaft  erweisen.  In  dem 
vorhin  erwähnten  Apparate  werden 
pro  Stunde  4000  m^  Generatorgas 
erzeugt;  nimmt  man  die  Temperatur 
desselben  zu  looo^  C.  an  und 
rechnet  mit  der  Annahme,  dass  man 
in  den  Dampfmaschinen  für  eine 
Pferdekraftsiunde  15  ^^  Dampf 
braucht,  so  ergeben  sich  417  HP 
als  disponibel  bei  Verwendung  des 
Generatorgases  zur  Heizung  von 
Dampfkesseln ;  noch  günstiger  kann 
das  Generatorgas  ausgenützt  werden, 
wenn  man  es  direct  zum  Betriebe 
von  Gasmotoren  verwendet :  die  von 
einem  lOOO  m^-Apparate  gelieferte 
Gasmenge  repräsentirt  in  diesem 
Falle  nach  einer  beiläufigen  Rechnung 
620  HP.  Fasst  man  die  Verwerthung 
des  Generatorgases  zur  Heizung  der 
Dampfkessel  von  Elektricitätswerken 
in's  Auge,  so  muss  vor  Allem  der 
billige  Preis  von  0*48  Kreuzern 
hervorgehoben  werden,  zu  dem  die 
Wassergasanstalten  die  Pferdekraft- 
stunde  zu  liefern  im  Stande  wären. 
Weitere  Vortheile  sind :  die  voll- 
kommene Rauchlosigkeit  (demnach 
werthvoU    für    städtische    Centralen) 


und^  da  das  Gas  unter  beträchtlichem 
Druck  zugeleitet  wird,  das  Aus- 
langen mit  bedeutend  niedrigeren 
Essen  als  den  jetzt  benöthigten. 

Der  Vortragende  bespricht 
ferner  die  besonderen  Einrichtungen, 
die  bei  Dampfkesselheizung  mit 
Generatorgas  zu  treffen  wären, 
wenn  nur  e  i  n  Apparat  zur  Gas- 
erzeugung vorhanden  ist  und  die 
Mittel  zur  Ausgleichung  der  Consum- 
differenzen  bei  nebeneinander  be- 
stehenden Wassergas-  und  Elek- 
tricitätscentralen. 

Dr.  St  räche  erörtert  nun  die 
Vortheile  und  Annehmlichkeiten,  die 
das  Wassergas  bezüglich  seiner 
Verwendung  zur  Beheizung  von 
Wohnräumen  besitzt  und  bemerkt, 
dass  dort,  wo  für  Abzug  der  Ver- 
brennungsgase gesorgt  ist,  die  oft 
geäusserte  Ansicht,  dass  die  Zimmer- 
luft verdorben  werde,  nicht  am 
Platze  sei.  Das  Wassergas  ist  für 
diesen  Zweck  billiger  als  Steinkohlen- 
gas, da  bei  dem  letzteren  1000  Ca- 
lorien  auf  1*9  Kreuzer  gegen  i'2 
bei  Wassergas  kommen.  Gegenüber 
der  directen  Kohlenheizung  sind  die 
Reinlichkeit,  die  einfache  Handhabung 
und  die  kleinen  Dimensionen  der 
Oefen  hervorzuheben;  im  Preise 
stellen  sich  beide  Heizungsarten 
ungefähr  gleich.  Kochherde,  mit 
Wassergas  geheizt,  weisen  sowohl 
gegen  Steinkohlengas  wie  gegen 
directe  Kohlenheizung,  eine  be- 
deutende Oekonomie  auf.  Handelt 
.es  sich  um  die  Verwendung  des 
Wassergases  zur  Beleuchtung,  so 
muss  in  die  Flamme,  da  dieselbe 
nicht  leuchtend  ist,  ein  Glühkörper 
(Au er-  oder  Fahnehjelm -Brenner) 
gebracht  werden.  Die  Kosten  der 
heutigen  Gasbeleuchtung  sind  die 
neunfachen  gegenüber  der  Wassergas- 
beleuchtung; auch  Bogenlicht  kommt 
unter  Zugrundelegung  der  Strom- 
preise der  A.  E.  G.  theuerer  tu 
stehen.  Eine  Reihe  von  Lampen,  die 
der  Vortragende  demonstrirt,  zeigt 
ein  schönes,  weisses  Licht;  auch 
die  vielerlei,  zur  Ausstellung  ge- 
brachten Formen  von  Kaminen, 
Kochherden  etc.  erregten  allgemeine 


83 


Befriedigung  durch  ihre  hübsche 
Ausstattung  und  die  einfache  Be- 
dienung. 

Ingenieur  Klose  weist  darauf 
bio,  dass  bei  den  besten  modernen 
Dampfmaschinen  die  Zahl  von  15  % 
pro  Pferdekraftstunde  zu  hoch  an- 
genommen und  dass  beim  Vergleiche 
des  Bogenlichtes  mit  der  Wassergas- 
beleuchtung die  Lichtstärke  der 
ersteren  pro  Watt  zu  gering  be- 
messen worden  sei.  Ferner  hält  er 
die  Einleitung  von  Wassergas  in  die 
Wohnräume,  da  es  giftiger  als 
Steinkohlengas  ist  und  unter  höherem 
Drucke  steht,  für  nicht  räthlich. 

Baurath  Kar  eis  fragt,  ob  der 
Vortragende  angeben  könne,  wie 
hoch  sich  die  Strompreise  bei  der 
projectirten  Verwendung  von  Gene- 
ratorgas stellen  würden. 

Dr.  Strache  bemerkt,  dass  die 
Giftigkeit  des  Wassergases  seiner 
Einleitung  in  Wohnräume  wohl  nicht 
entgegen  stehe;  überdies  werde  das 
Gas  bei  dieser  Verwendung  mit 
einem  Riechstoff  gemengt.  Zur  Ver- 
minderung des  Druckes  kann  ein 
Druckregulator  vorgeschaltet  werden. 
Ein  Voriheil  gegenüber  dem  Stein- 
kohlengas sei  seine  geringere  Ent- 
zöndlichkeit.  Die  Anfrage  des  Herrn 
Baurath  K  a  r  e  i  s  kann  der  Vor- 
tragende momentan  nicht  beantworten, 
da  er  eine  diesbezügliche  Rechnung 
nicht  angestellt  hat.  Nachdem  sich 
Niemand  mehr  zum  Worte  meldet, 
dankt  der  Vorsitzende  dem  Herrn 
Dr.  Strache  —  unter  lebhafter  Zu- 
stimmung der  Anwesenden  —  für 
seinen  interessanten  Vortrag,  und 
scbliesst  die  Versammlung. 

15.  Jänner,  — Ausschuss- 
Sitzu  ng. 

17.  Jänner.  —  Vereins  Ver- 
sammlung. Vorsitzender:  Präsident 
Hofrath  V  o  1  k  m  e  r. 

Der  Vorsitzende  macht  der  Ver- 
sammlung nach  Eröffnung  des  Abends 
die  Mittheilung,  dass  Prof.  D  e  c  ha  n  t 
wegen  Erkrankung  seinen  für  diesen 
Tag  angesetzten  Vortrag  verschieben 
musste.  Da  keine  geschäftlichen  An- 


gelegenheiten vorlagen,  ertheilt  der 
Vorsitzende  Herrn  Ingenieur  Ross 
das  Wort,  welcher  der  Versammlung 
die  Ergebnisse  von  Versuchen  mit 
der  T  h  o  m  s  o  n'schen  Schweiss* 
methode  vorlegen  wolle, 

Herr  Ingenieur  Ross  theilt  zu- 
nächst mit,  dass  anlässlich  des  Kölner 
Verbandtages  Deutscher  Elektrotech- 
niker die  T  h  o  m  s  o  n*sche  Seh weissung 
mit  Wechselstrom  durch  einen  Ver- 
treter der  Th  omson-Hous  ton-Co. 
vorgeführt  und  der  Messung  unter- 
zogen worden  sei.  Diese  Art  von 
Schweissung  beruht  bekanntlich  dar- 
auf, dass  durch  einen  Transformator 
ungeheure  Ströme  —  20.000  bis 
40.000  A.  —  von  geringer  Spannung 
geliefert  werden,  die,  durch  die 
Arbeitsstücke  geschickt,  dieselben 
auf  die  Schweisstemperatur  bringen. 
Thomson  hat  diese  Transformatoren, 
die  diesem  Zwecke  entsprechend  ge- 
baut waren,  Schweissmaschinen 
genannt. 

Es  wurden  primär  300  Volt  ge- 
geben, der  secundäre  Kreis  bestand 
nur  aus  einer  Windung,  deren  Enden 
mit  geeigneten  beweglichen  Backen 
zur  Aufnahme  der  Arbeitsstücke  ver- 
sehen waren.  Diese  Backen  stehen 
während  der  Schweissung  unter 
hydraulischem  Drucke.  Effect  und 
Arbeit  wurden  mit  Wattmeter  und 
B  I  a  t  h  y'schem  Zähler  gemessen. 

Der  Vortragende  theilte  die  Ver- 
suchsresultate mit,  welche  sich  er- 
gaben bei  Schweissung  verschiedener 
Proben  von  Martinstahl,  Flusseisen, 
Schweisseisen  u.  a.  bei  einem  Quer- 
schnitte von   7  bis   l3^/2cm^' 

Vergleiche  mit  Gleichstrom- 
Schweissungen  nach  dem  Verfahren 
von  Lagrange  und  Julien, 
welche  in  der  Kölner  Accumulatoren- 
Fabrik  vorgenommen  wurden,  ergaben 
einen  geringeren  Energieverbrauch 
nach  der  Thom  so  n'schen  Methode. 
Das  Julien'sche  Verfahren  hat  den 
Vorzug,  dass  die  Stücke  vollkommen 
metallisch  rein  werden. 

Das  Thomson'sche 
wird    verwendet    in    Drab  ^ 


84 


zur  Herstellung  von  Rad-Bandagen, 
zum  Schweissen  von  Kühlschlangen, 
Muffen,  Tramwayschienen.  Auch  zur 
Anschweissung  ausgebrochener  Zähne 
bei  Kreissägen  findet  es  ausgedehnte 
Anwendung, 

Nach  den  Auseinandersetzungen 
des  Herrn  Ingenieur  Ross  ergreift 
Herr  Baurath  Kareis  das  Wort,  um 
eine  kleine  Skizze  ^Goethe's  A  n- 
sichtenüberdieElektricität** 
vorzuführen.  Der  Vortragende  wies 
nach,  welches  rege  Interesse  Goethe 
auch  diesem  Zweige  der  Naturwissen- 
schaft entgegenbrachte.  Mit  seiner 
Divinationsgabe  ahnte  sein  genialer 
Geist  den  Zusammenhang  dieser 
Energieform  mit  jener  der  Wärme 
und  der  chemischen  voraus,  sowie 
auch  dass  diese  Naturkraft  berufen 
sein  werde,  eine  hervorragende  Rolle 
in  der  Welt  der  Zukunft  zu   spielen. 

Die  Versammlung  lohnte  die 
beiden  interessanten  Vorträge  mit 
reichem  Beifalle. 

22,  Jänner.  — Sitzung  des 
Redactions-Comites. 


Pro^amm 

für   die  Vereinsversammlungeo 
im  Monate  Februar   1894. 

(Im   Vortragssaale     des    Wissenschaft- 
uchen Club,  I.  Bschenbachgasse  9,  7  Uhr 
Abends.) 

7.  Februar.  —  Wegen  des 
Aschermittwoch  kein  Vortrag. 

14.  Februar.  —  Vortrag  des 
Herrn  Hugo  Koestlcr,  Ober- 
Ingenieur  der  k.  k.  österr.  Staats- 
bahnen: ^Reiseeindrücke  aus 
Nordamerika". 

21.  Februar.  —  Vortrag  des 
Herrn  Hofrathes  Dr.  Franz  Edler 
von  Rosas:  „lieber  den  neuen 
Patent-,  resp.  Gebrauchs- 
musterschutz-Gesetzent- 
wurf«.*) 

zB,  Februar.  —  Vortrag  des 
Herrn  Professor  Jo  hann  Dechant: 
„Ueber  magnetische  Verzöge- 
rungen in  Folge  von  Wechsel- 
strömen und  deren  experi- 
mentellen Nachweis". 

(Dieser  Vortrag    findet    im   Physiksaale 

der  k.  k.  Staats-Oberrealschule,  11.  Ver- 

einsgasee  az,  statt.) 


ABHANDLUNGEN. 


Die  Theorie  und  Berechnung  der  asynchronen 
Wechselstrom-Motoren. 

Von  E.  ARNOLD,  Oerlikon. 
(Fortsetzung.) 

In  Fig.  9  ist  die  Frontansicht  eines  solchen  Kurzschlussankers 
abgebildet. 

Denken  wir  uns  den  Anker  in  Ruhe  und  das  Magnetfeld  im  Sinne 
des  oberen  Pfeiles  rotirend,  so  nehmen  die  inducirten  Ströme  in  dem 
vorderen  Kurzschlussring  den  durch  die  inneren  Pfeile  und  im  hinteren 
Kurzschlussring  den  durch  die  äusseren,  punktirten  Pfeile  angegebenen 
Verlauf,  Die  Stäbe  c,  <f,  e  und  /,  <7,  h  erfahren  in  dem  betrachteten 
Momente  keine  Induction,  aber  trotzdem  wird  ein  Theil  des  Stromes 
seinen  Weg  durch  diese  Stäbe  nehmen  und  das  secundäre  Drehfeld 
schwächen. 

Aus  diesen  Gründen  gebe  ich  den  unter  2  und  3  vorgeschlagenen 
und  erprobten  Constructionen  den  Vorzug.  In  den  Fig.  10  und  11  ist  für 
einen  vierpoligen  Motor  das  Verbindungsschema  für  die  zweite  und  dritte 

*)  Jene  Mitgliederf  welche  sich  für  diesen  Gegenstand  besonders  interessiren  nnd 
sich  an  einer  eventnell  an  den  Vortrag  knüpfenden  Discusion  betheiligen  wollen,  können 
ein  Exemplar  der  Gesetz  -  Entwürfe  im  Vereins-Bureau,  Wien,  I.  Nibelnngengasse  7 
(S — 7  Abends)  beheben. 


85 


Constructionsart  des  sogenannten  Phasenankers  dargestellt.  Fig.  12  gibt 
die  Ansicht  eines  von  der  Maschinen fabrikOerlikon  nach  der 
dritten  Art  ausgeführten  Ankers. 


Fig.  9. 


Fig.  10. 


Fig.  II. 


Fijf.   12. 

Bezeichnet  Rq  den  Widerstand  eines  Ankerstabes  lÄlusive  des 
Widerstandes    der    auf  diesen  Stab  entfaller^^i  Ouerverbi-.  ,   so  folgt 

aus  Gleichung  63 


A 


86 


R,=:bK^-^,.E,^»il-s). 


88) 


nun  ist  mg  Ag  =  Z  die  totale  Stabzahl  des  Ankers.  Daraus  ergibt  sich  die 
für  alle  drei  Ankerconstructionen  giltige  Gleichung 


und  die  Wattleistung 


^0  =  ^^-^2-0-^) 


^=^^-|^'-('-^) 


89) 
90) 


Der    Einfluss    von    stehenden,    periodischen    Magnet- 
feldern. 

Bisher  habe  ich  die  übliche  Annalime  gemacht,  dass  sich  die  Kraft- 
linien des  Feldes  zu  einem  Drehfelde  von  constanter  Stärke  zusammen- 
setzen. Die  entwickelten  Gleichunj^^en  können  daher  das  Verhalten  des 
Motors  nur  dann  bestimmen,  wenn  die  gemachte  Annahme  zutrifft.  Ich 
will  nun  im  Nachfolgenden  zeigen,  dass  auch  ohne  die  Annahme  eines 
solchen  Drehfeldes  das  Entstehen  eines  Drehmomentes  und  das  Angehen 
des  Motors  erklärt  werden  kann. 


In  jedem  Mehrphasen- Wechseltrom-Motor  mit  einem  durch  Wechsel- 
strom erregen  Magnetteide  sind  ausser  dem  Drehfelde  noch  stehende 
periodische  Magnetfelder  vorhanden,  und  in  gewissen  Fällen  überwiegt  die 
Wirkung  derselben  diejenige  des  Drehfeldes. 

In  Fig.  13'  ist  unter  dieser  Annahme  der  Kraftlinienverlaut  der 
momentanen  Stromrichtung  entsprechend  eingezeichnet.  Es  sind  sechs 
periodische  Felder  vorhanden,    deren  Kraftlinien  die  primären  und  secun- 


87 


dären  Spulen  einzeln  niiteinander  verketten;    nur    ein    geringer  Theil  der 
Kraftlinien  setzt  sich  zu  einem  Drehfelde  zusammen.*) 

Dass  die  periodischen  Felder'  stok  ausgebildet  sein  können,  geht 
aus  verschiedenen  Erscheinungen  hervor.  Bei  gewissen  Anordnungen  der 
primären  und  secundären  Windungen  hängt  z.  B.  die  Zugkraft,  mit  welcher 
der  Motor  angeht,  von  der  gegenseitigen  Lage  dieser  Windungen  abj 
es  sind  erfahrungsgemäss  Lagen  möglich,  in  denen  der  Motor  nicht  nur 
kein  Drehmoment    äussert,    sondern    noch    festgehalten    wird.    Für  einen 


Fig.  14. 

Motor,  bei  dem  die  Zahl  und  Lage  der  Spulen  mit  dem  Schema  Fig.  13 
(und  Fig.  16)  übereinstimmt,  wird  z.  B.  das  Drehmoment  nahezu  gleich 
Null;  liegen  dagegen  die  Spulen  des  Inductors  A  zwischen  den  Feld- 
spulen, auf  dem  Durchmesser  mg,  so  befinden  sich  dieselben  in  einer 
Lage  minimaler  Wirkung  und  der  Anker  wird  in  dieser  Stellung  entweder 
festgehalten  oder  äussert  nur  ein  geringes  Drehmonient. 


Fig.  15. 

Das  Drehmoment  beim  Angehen  des  Motors,  sowie  die  Schlüpfung, 
welche  ein  Motor  bei  Ueberlastung  zulässt,  hängen  wesentlich  von  der 
magnetischen  Anordnung  des  Motors,  sowie  von  der  Lage  und  Zahl  der 
Feld-  und  Ankerspulen  und  von  dem  Widerstände  der  letzteren  ab. 

Das  Auftreten  von  Bremslagen  und  Lagen  minimaler  Anzugskraft 
lässt  sich  nur  durch  die  Existenz  von  stark  ausgebildeten  periodischen 
Feldern  erklären. 


*)  Zur  Zeit    der  Ausstellung    in  FrtiiWurt  hat  J. 
sog.  Nebenfeldern  hingewiesen. 


auf  das  Bestehen  von 


88 

Bei  richtiger  Disposition  der  Feld-  und  Ankerspulen  tragen  aber  auch  die 
periodischen  Felder  in  der  Ruhelage  des  Ankers  zur  Hervorbringung 
eines  bestimmten  Drehmomentes  bei.  Die  Figuren  14  und  15  sollen  zur 
Erklärung  dieser  Behauptung  dienen.  Die  Spulen  I,  II  und  III  sollen  je 
einer  Phase  angehören.  Wir  nehmen  an,  dass  gar  kein  Drehfeld  entstehe, 
sondern  dass  jeder  Spule  ein  besonderes  stehendes,  periodisches  Magnetfeld 
entspreche.  Der  Raum,  den  die  Linien  eines  solchen  Feldes  beanspruchen, 
wächst  mit  der  Intensität  des  Feldes  und  das  in  seiner  Intensität 
wachsende  Feld  wird  das  schwächere  oder  abnehmende  Feld  verdrängen. 
Ein  grosser  Theil  der  Ankerwindungen  wird  somit  abwechselnd  von 
benachbarten  Magnetfeldern  inducirt  und  aus  dieser  abwechselnden  Induction 
resultirt  ein  Drehmoment 

In  Fig,  14  ist  angenommen,  der  Erregerstrom  habe  in  der  Spule  II 
seinen  Maximalwerth  J^  erreicht,  in  I  nehme  die  Stärke  desselben  ab 
und  in  III  zu,  in  beiden  ist  die  Stromstärke  ij  =  J^  sin  30^.  Das  Feld  II 
nimmt  daher  den  grössten  Raum  ein. 

Zwischen  den  Strömen,  welche  in  den  Windungen  a,  a,  a  durch 
das    abnehmende  Feld  I  inducirt  wurden,   und   welche  dem  indudrenden 

Felde  xmi  — |-  92    nacheilen,    und   dem  Felde  II   findet  Anziehung  statt. 

Nach  V12  Periode  geht  die  Stromstärke  der  Phase  I  durch  Null  \md  in 
II  und  III  ist  h  ==  t/i  sin  60^.  Die  von  dem  abnehmenden  Felde  II  in  den 
Windungen  b  b  inducirten  Ströme  werden  mm  vom  Felde  III  angezogen, 
zwischen  dem  Felde  I,  das  seine  Richtung  wechselt  imd  dessen  Intensität 
zunimmt  imd  den  vom  Felde  II  inducirten  Strömen  findet  Abstossung  statt ; 
es  entsteht  somit  ein  Drehmoment,  das  den  Inductor  in  der  Richtung  des 
Pfeiles  zu  bewegen  strebt. 

Auf  eine  Untersuchung  der  Wechselwirkungen  zwischen  einem 
stehenden,  periodischen  Felde  und  den  von  diesem  selbst  inducirten 
Strömen  brauchen  wir  nicht  einzutreten;  die  anziehenden  und  abstossenden 
Kräfte  heben  sich  auf  und  das  resultirende  Drehmoment  ist  gleich  Null. 
Die  erwähnten  Vorgänge  können  wir  kurz  dahin  zusammenfassen: 
Ein  in  seiner  Intensität  abnehmendes  Magnetfeld  inducirt  in  den  Windungen 
des  Ankers  solche  Ströme,  dass  dieselben  von  dem  benachbarten,  in 
seiner  Intensität  wachsenden  Magnetfelde  entweder  angezogen  oder 
abgestossen  werden,  je  nachdem  die  betreff^enden  Magnetfelder  entgegen 
gesetzt  oder  gleichgerichtet  sind.  Die  anziehenden  und  abstossenden 
Kräfte  wirken  in  demselben  Sinne  und  erzeugen  ein  Drehmoment. 

Folgen  die  inducirenden  Ströme  der  Sinusform,  so  können  wir 
bei  geringen  Sättigungen  des  Eisens  die  Intensität  der  Magnetfelder 
ebenfalls  durch  Sinuscurven  darstellen.  In  Fig.  15  sollen  die  Curven  I,  II 
und  III  den  drei  Phasen  des  Erregerstromes  entsprechen  und  den  Verlauf 
der  Intensität  des  Magnetismus  darstellen,  indem  wir  die  Zeiten  als 
Absdssen  und  die  Intensitäten  als  Ordinaten  auftragen.  Die  Fig.  14 
entspricht  dem  Momente  a  der  Fig.  15.  Durch  Vergleich  dieser  Figuren 
findet  man,  dass,  wenn  der  Magnetismus  gewisse  Werthe  durchläuft, 
entweder  Anziehung  oder  Abstossung  stattfindet,  imd  zwar  haben  wir 
zwischen  5  —  7  imd  3  —  9  Anziehung, 
„  6  —     8„       4  —  IG  Abstossung, 

„  9  —   II      „       7  —  13  Anziehung, 

,,  IG  —  12     „       8  —   14  Abstossung, 

„  13  —   15     „     II   —   17  Anziehung 

u.  s.  f.  Aus  dem  Uebereinandergreifen  dieser  Zeiten  ist  ersichtlich,  dass 
auf  den  Anker  ein  Drehmoment  von  nahezu  constanter  Stärke  aus- 
geübt wird. 


89 


Die  räumlich  ineinander  greifenden  Pulsationen 
der  magnetischen  Felder  mit  einem  in  bestimmtem 
Sinne  wandernden  Maximum  genügen  somit  vollständig, 
um  das  Angehen    des  Ankers    mit  Zugkraft  zu  erklären. 

Hiebei  ist  jedoch  nicht  ausgeschlossen,  dass  sich  ein  Theil  der 
Kraftlinien  wirklich  zu  einem  sogenannten  Drehfelde  zusammensetzt.  Die 
Intensität  des  Drehfeldes  wird  wesentlich  von  der  Construction  des  Motors 
und  der  Anordnung  der  Erregerwindungen  abhängen.  Die  von  D.  v.  D  o  b  r  o- 
wolski  angegebene  Sechs-  und  Zwölf-Spulenwickelung  wird  die  Ent- 
stehung eines  Drehfeldes  begünstigen.  Noch  wesentlicher  ist  es  jedoch, 
den  Motor  so  zu  entwerfen,  dass  das  räumliche  Ineinandergreifen  der 
periodischen  Felder  begünstigt  wird.  Das  Letztere  kann  namentlich  bei 
Anwendung  von  Zacken  im  Eisen  des  Ankers  und  des  Magnetfeldes  in 
gewissen  Stellungen  und  bei  einem  ungünstigen  Zahlenverhältniss  der 
Zacken  verhindert  oder  stark  geschwächt  werden. 


Fig.  i6. 

In  Fig.  i6  sind  z.  B.  Feld  und  Inductor  mit  6  Zacken  versehen. 
In  der  gezeichneten  Stellung  der  Zacken  wird  der  Motor  nahezu  keine 
Zugkraft  entwickeln,  er  verhält  sich  wie  ein  einphasiger  Motor.  Drehen 
wir  den  Inductor  um  den  Betrag  m^  mg,  so  dass  die  Zähne  des  Inductors 
zwischen  die  Zacken  des  Feldes  zu  liegen  kommen,  so  gelangen  die 
Ankerwindungen  in  die  Lage  minimaler  Induction  und  haben  das  Be- 
streben, in  dieser  Lage  zu  verharren,  der  Inductor  scheint  in  dieser  Lage 
festgebremst  zu  sein.  Diese  Bremslage  ist  um  so  kräftiger  ausgebildet, 
je  kleiner  der  Widerstand  der  Inductorwindungen  ist,  denn  mit  abnehmendem 
Ankerwiderstande  nehmen  die  inducirten  Ströme  zu  imd  die  magnetische 
Streuung  wächst.  Ertheiltman  dem  Anker  eine  kleine  Anfangsgeschwindigkeit, 
so  erreicht  derselbe  sehr  rasch  die  volle  Umdrehungszahl  xmd  die 
periodischen  Felder  erzeugen  nun,  ebenso  wie  bei  einem  einphasigen 
Motor,  ein  Drehmoment. 

Wird  aber  eine  gute  magnetische  Anordnung  imd  die  Zacken-  und 
Spulcozahl.von  Anker  und  Feld  passend  gewählt,  so  wird  in  allen  Lagen 
ein  Angehen  des  Motors  mit  gleicher  Zugkraft  stattfinden. 

Unter    der    Voraussetzung, 
periodische  oder  loc^^Felder  voi 


il^Ri 


gar 
[en  seien 


kein    Drehfeld,    sondern    nur 
lässt  sich  die  Grösse  des 


90 


im    günstigsten    Falle    möglichen    Drehmomentes    (i>)    aus    der   Fig.   17 
ermitteln. 

Die  Sinuscurven  Z^,  Äg,  ^3  mit  einer  Phasenverschiebung  von  60^ 
sollen  den  Verlauf  der  periodischen  Felder  der  primären  Phasen  I,  II  III 
darstellen.  Die  in  den  secundären  Windungen  iiiducirte  E.  M.  K.  ist  ein 
Maximum,  wenn  die  Intensität  des  betreffenden  Feldes  durch  Null  geht 
und  gleich  Null,  wenn  das  Feld  die  maximale  Intensität  erreicht  hat.  Der 


Fig.  17. 
durch  das  Feld  k^  in  den  Windungen  des  Inductors  inducirte  Strom  ^2 
hat  somit  gegen  h2  eine  Phasenverschiebung  von  90  +  ?2'  ^^^  Verlauf 
des  Stromes  i^  ist  in  Fig.  17  eingezeichnet.  Durch  die  Wechselwirkungen 
zwischen  den  benachbarten  Feldern  h^,  h^  und  dem  Strome  ^  wird  ein 
Drehmoment  erzeugt.  Dieses  Drehmoment  ist  proportional  dem  Producte 
aus  den  Maximalwerthen  von  ä^,  h^  und  i^  und  dem  Cosinus  der  Phasen- 
verschiebung zwischen  h^  \md  «2  bezüglich  h^  und  ig. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Tesla's  mechanischer  und  elektrischer  Oscillator.*) 

In  einem  Vortrage,  welchen  Herr  Tesla  vor  dem  Elektrotechnikcr- 
Congrcsse  in  Chicago  hielt,  führte  derselbe  aus,  dass  sein  Bestreben  dabin 
gerichtet  gewesen  wäre,  einen  Mechanismus  zu  construiren,  welcher  Oscil- 
lationen  mit  vollkommener  Constanthaltung  der  Periodenzahl  unabhängig 
von  Reibungswiderständen  und  von  der  Belastung  hervorzubringen  vermöge, 
um  hiermit  pulsirende  elektrische  Ströme  von  constanter  Periodenzahl  zu 
erzeugen  und  zwar  mit  Hilfe  derartiger  Mittel,  welche  die  Einführung  einer 
Funkenstrecke  entbehrlich   machten. 

Im  Nachfolgenden  soll  an  der  Hand  von  Abbildungen  über  diesen 
neuesten  Fortschritt  des  unermüdlichen  Forschers  auf  dem  Gebiete  der 
Ströme  mit  hoher  Frequenz  kurz  berichtet  werden. 

Der  Oscillator  besteht  im  Wesentlichen  aus  einem  hin-  und  her- 
gehenden Kolben,  der  direct  eine  Spule  oder  einen  Magneten  bewegt  und  so 
elektrische  Ströme  hervorzurufen  vermag.  Als  bewegende  Kraft  dient  entweder 
comprimirte  Luft  oder  Dampf.  Fig.  l  stellt  die  innere  Anordnung  des 
Tesla'schen  Apparates  dar.  Der  Kolben  P  ist  in  der  Bohrung  eines 
Cylinders  C  eingepasst,  welcher  mit  Canälen  0  O  und  1  versehen  ist,  die 
sich    über    die    innere  Fläche   ausbreiten.    Die  beiden  Canäle    0  0  sind  für 


*)  Electrical  Engineer  New-York    vom  8,  November  1893. 


91 


den  Austritt  der  verbrauchten  Pressluft  bestimmt,  während  7  för  den  Eintritt 
derselben  dient.  Der  Kolben  P  ist  ebenfalls  mit  zwei  Canälen  SS'  aus-^ 
gerüstet,  deren  Entfernung  von  einander  auf  das  Sorgfältigste  ausprobirt 
werden  muss.  Die  Rohre  TT,  welche  in  den  Kolben  eingeschraubt  sitid, 
stellen  die  Communication  zwischen  den  Canälen  SS'  und  den  zn  beiden" 
Seiten  des  Kolbens  befindlichen  Kammern  her,  jede  dieser  Kammern  ist  mit 
demjenigen  Canal  verbunden,  welcher  von  ihr  am  weitesten  entfernt  liegt.  Der 
Kolben  P  ist  fest  auf  eine  Achse  A  geschraubt,  die  durch  passende  Lrager 
an  den  Enden  des  Cylinders  C  geführt  wird.  Die  in  genau  bestimmten 
Abstand  von  einander  angeordneten  Lager  begrenzen  die  Bewegung  des 
Kolbens.  Das  Ganze  wird  von  einem  Mantel  J  umgeben,  welcher  vor- 
nehmlich dazu  dient,  das  Tönen  abzuschwächen.  Der  vorliegende  spediell 
zum  Betriebe  mit  comprimirtcr  Luft  construirte  Apparat  erfährt  einige 
Abänderungen,  wenn  derselbe  mittelst  Dampf  betrieben  werden  soll. 

Die  magnetische  Anordnung  ist.  so  getroffen,  dass  die  beiden,  au» 
dünnen  Eisenblechscheiben  hergestellten  Elektromagnete  MM  den  Oscillator 
eng  umschliessen  und  ein  äusserst  kräftiges  Feld  zwischen  zwei  gegenüber- 
liegenden Polen  erzielt  wird.  In  den  beiden  magnetischen  Feldern  bewegen-sich  zwer 
Paar  Spulen  mit  metallischem  Gehäuse  HH,  welche  auf  die  Achse  A  des 
Kolbens  aufgeschraubt  sind.  Der  ganze  Apparat  ist  auf  eine  metallische 
Grundplatte  montirt,   welche  wiederum    auf  zwei  Holzblöcken  ruht. 


Fig.    I. 

Die  Wirkungsweise  ist  folgende:  Die  comprimirte  Luft  .wird  nach 
dem  Einführungsrohr  1  geleitet  und  ertheilt  man  am  besten  dem  Kolben 
zum  Angehen  einen  kleinen  Anstoss.  Nehmen  wir  an,  dieser  Impuls  sei  so  erfolgt, 
dass  sich  der  Kolben  nach  links  bewegt,  dann  schiesst  die  Luft  durch  den 
Canal  S'  und  Rohr  T  in  die  zur  Linken  befindliche  Kammer.  Der  Luftdruck 
treibt  nun  den  Kolben  nach  rechts  und  in  Folge  der  Trägheit  fliegt  er 
weiter,  als  das  Gleichgewicht  bedingt,  und  erlaubt  dadurch  der  Luft,  durch 
den  Canal  S  und  Rohr  T  in  die  Kammer  zur  Rechten  zu  gehen,  während 
die  Verbindung  mit  der  linken  Kammer  unterbrochen  ist.  Aus  der  letzteren 
entweicht  nun  die  Luft  durch  das  Auspuffrohr  O  zur  Linken.  Bei  dem 
Rückgang  des  Kolbens  findet  ein  ähnlicher  Vorgang  auf  der  rechten  Seite 
statt.  Diese  Schwingungen  werden  continuirlich  unterhalten  und  der  Kolben 
legt  dabei  Wegstrecken  zurück  von  0*4  mm  bis  zu  10  mm,  je  nach  dem 
herrschenden  Luftdruck  und   der  Belastung. 

Zur  Erzielung  einer  vollkommen  constanten  Schwingungsdauer  ^ibt 
Tcsla  drei  verschiedene  Wege  an,  entweder  werdHL  wie  in  dem  ge- 
zeichneten Falle  die  Dimensionen  der.«l&uomern  ini^"^cillator  auf  das 
Sorgfältigste    ausprobirt    oder  derartir     ^fcftfedern     ^\  ausserhalb  des 


derartif     ^kf 


V 


92 


Apparates  mit  dem  Kolben  in  Verbindung  gebracht  oder  endlich  drittens 
wird  die  Reaction  des  elektromagnetischen  Theiles  der  Combination  hierzu 
herangezogen.  Dieses  geschieht  in  der  Weise,  dass  die  Spulen  für  hohe 
Spannung  gewickelt  und  damit  ein  Condensator  so  verbanden  wird,  dass 
die  natürliche  Schwingungsdauer  des  Kolbens,  das  ist  diejenige,  welche 
der  Kolben  allein  annehmen  würde,  erreicht  wird,  so  dass  beide  zusammen 
leicht  in  Tritt  fallen  und  elektrische  und  mechanische  Resonanz  erzielt 
wird,  wodurch  eine  völlige  Unabhängigkeit  der  Perioden  vom  Druck  und  der 
Belastung  erhalten  wird.  Da  der  Kolben  mit  den  Spulen  vollkommen  frei  beweglich 
ist,  so  ist  er  äusserst  empfänglich  für  den  Einfluss  der  Schwingungen,  die 
in  den  Stromkreisen  der  Spulen  HH  auftreten.  Den  Vorgang  kann  man 
sich  leicht  auf  folgende  Weise  vorstellen.  Angenommen,  wir  hätten  ein 
Pendel  von  grossem  Gewicht,  welches  durch  eine  periodisch  wirkende  Kraft 
in  Schwingung  erhalten  wird,  dann  wird  diese  Kraft,  trotzdem  sie  die 
Schwingungen  aufrecht  erhält,  doch  nicht  im  Stande  sein,  die  Schwingungs- 
dauer des  Pendels  zu  beeinflussen. 

Mit  Hilfe  seines  Oscillators  vermochte  T  e  s  1  a  einen  Wechselstrom  zu 
erzeugen,  bei  dem  die  £.  M.  K.  des  nach  einer  Richtung  erfolgenden 
Impulses  die  des  anderen  überwog,  so  dass  eine  dem  Gleichstrom  gleich- 
kommende Wirkung  erzielt  wurde,  was  er  durch  Erregung  starker  Elektro- 
magnete  demonstrirte.  Diesen  Vorgang  erklärt  Tesla  folgend ermaassen : 
Angenommen,  ein  Leiter  wird  in  ein  magnetisches  Feld  geführt  und  dann 
plötzlich  daraus  entfernt.  Wird  der  Inductionsstrom  nicht  verzögert,  so 
wirkt  derselbe  wie  ein  Reibungswiderstand.  Verzögert  sich  dagegen  der 
Strom,  so  wirkt  das  magnetische  Feld  wie  eine  Feder.  Man  denke  sich, 
dass  die  Bewegung  des  Conductors  durch  den  erzeugten  Strom  gehemmt 
wird  und  dass  im  Augenblick  des  Aufhörens  der  Bewegung  im  Felde  das 
Maximum  des  erzeugten  Stromes  herrscht,  dann  wird  dieser  Strom  entsprechend 
dem  Lenz'schen  Gesetze  den  Conductor  aus  dem  Felde  treiben,  und  findet 
dieser  keinen  Widerstand,  so  verlässt  er  das  Feld  mit  derselben  Ge- 
schwindigkeit, wie  die  zu  Anfang  seines  Eintrittes  war.  Es  ist  nun  klar, 
dass,  wenn  jetzt  die  periodisch  wirkende  Ktaft  sich  zu  der  ersteren 
hinzuaddirt,  der  Conductor  das  Feld  mit  grösserer  Geschwindigkeit  ver- 
lassen wird^  als  er  beim  Eintritt  besass,  und  dadurch  die  aus  dieser  Be- 
wegung resultirende  E.  M.  K.  der  ersteren  an  Grösse  überlegen  sein  wird. 

Der  Wirkungsgrad  des  Apparates  ist  ein  äusserst  hoher,  da  Reibungs- 
verluste auf  ein  Minimum  reducirt  und  die  bewegten  Massen  nur  sehr 
gering  sind. 


Die  elektrische  Untergrundbahn  In  Budapest, 


Wir  haben  im  vorigen  Hefte  auf  Seite  78 
kurz  berichtet,  dass  die  Bndapester 
elektrische  Stadtbahn- Gesellschaft 
im  Vereine  mit  der  Bndapester  Strassen- 
bahn-Ges  ellschaft  der  Commune 
ein  Project  über  eine  Untergrundbahn 
vorgelegt  hat  und  bringen  nnn  im  Nach- 
steheoden die  versprochenen  Details. 

Die  Untergrundbahn  ist  als  eine  Sehens- 
würdigkeit der  Millenniums  -  Ausstellung 
gedacht  und  soll  also  bis  zum  Jahre  1896 
fertig  werden. 

Die  Trace  dieser  Untergrandbahn  ist 
vorläufig  vom  Giselaplatze  aus  durch  die 
Dreissigütgasse  Über  den  Waitzner-Boulevard, 
die  Andrässystrasse  in  das  Stadtwäldchen 
nächst  dem  Thiergarten,  bezw.  dem  Aus* 
stellnngsplatxe  projectirt. 


Die  elektrische  Untergrandbahn  soll 
nicht  als  Tunnelbahn  wie  die  Stadtbahnen 
in  London  ausgeführt  werden,  sondern  als 
sogenannte  Unterpflasterbahn  mit 
flacher,  unmittelbar  unter  dem  Strassenpflaster 
liegender  Decke.  Die  Bahn  soll  demgemäss 
dem  Zuge  der  Strassen  folgen  und  die  an 
den  Strassen  errichteten  Gebäude  nicht  be- 
rühren. Diese  Untergrundbahn  wird  aach  nicht 
ti4"fer  zu  liegen  kommen,  als  die  Keller- 
fnndamente  der  Häuser,  so  dass  weder  von 
der  Bauausführung,  noch  von  dem  Betriebe 
der  Bahn  irgend  ein  schädlicher  Einfluss  auf 
die  Häuser  zu  befürchten  steht. 

Diese  Bahn  soll  durchgehends  z  w  e  i- 
geleisig  hergestellt  werden,  weil  anders  ein 
flotter  Betrieb  nicht  durchführbar  ist.  Sie 
soll  nur  an  bestimmten  Punkten  Haltestellen 


93 


erhjüteD,  an  welchen  die  Fahrgäste  auf- 
genommen  nnd  abgesetzt  werden. 

Diese  Stadtbahn  soll  vorläufig  auf  dem 
Giselaplafze  beginnen  nnd  zunächst  dnrch 
die  Dreissigstgasse  längs  der  Elisabeth- 
Promenade  nach  dem  Franz -Deäk- Platze 
fähren.  Von  hier  soll  sie  sich  unter  dem 
Waitzner-Bonlevard  bis  zur  Andrässystrasse 
hiasieben  nnd  dann  unter  der  ganzen 
Andritsjstrasse  entlang  bis  zum  Stadt- 
wäldchen führen,  woselbst  sie  beim  Thier- 
guten  nächst  dem  artesischen  Brunnen 
endigen  wird. 

Die  Bahn  wird  bei  3*3  km  Betriebs- 
linge  zehn  Haltestellen  haben,  von  welchen 
die  ersten  nenn  im  Tunnel,  die  letzte  in 
der  Höhe  der  Strasse  liegen,  welche  mit 
einer  nur  113  m  langen  Rampe  von 
13*88  pro  Mille  erstiegen  wird.  An  dem 
Endpunkte  der  Bahn  im  Stadtwäldchen, 
nahe  dem  Eingänge  zum  Thiergarten,  soll 
die  Untergrundbahn  eine  Geleiseverbindung 
mit  ihrem  Betriebsbahn hofe  erhalten,  welcher 
im  Anschlüsse  an  den  Betriebsbahnhof  der 
bestehenden  elektrischen  Bahn  in  der  Arena- 
strasse gedacht  ist.  Dieses  Anschlussgeleise 
soll  dem  grossen  Teiche  des  Stadtwäldchens 
entlang  nnd  dann  längs  der  Thiergarten- 
grenze  nach  der  Arenastrasse  führen.  Die 
Wegeverbiodungen  im  Stadtwäldchen  werden 
in  keiner  Weise  unterbrochen. 

Die  Untergrundbahn  soll  normalspurig 
aasgeführt  werden,  so  dass  ihre  Wagen 
er/orderlichen  Falles  später  auch  auf  be- 
stehende oder  noch  zu  erbauende  Strassen- 
bahnen  im  Anschlüsse  an  die  Untergrund- 
bahn übergeführt  werden  können. 

Die  grösste  vorkommende  Steigung 
der  Bahn  beträgt  15*28  pro  Mille  nnd  be- 
findet sich  am  Elisabethplatze.  Die  schärfsten 
vorkommenden  Bogen  haben  40  m  Halb- 
messer. Sie  befinden  sich  an  beiden  Enden 
der  Dreissigstgasse,  ferner  beim  Einbiegen 
vom  Deäkplatze  nach  dem  Waitzner-Bonle- 
vard, endlich  am  artesischen  Brunnen. 

Der  Betrieb  der  elektrischen  Unter- 
grnndbahn  soll  von  einer  Maschinenao- 
lage  aus  erfolgen,  welche  im  Anschlüsse 
an  jene  der  bestehenden  elektrischen 
Bahnen  in  der  Gärtoergasse  auszuführen 
wire.  Von  dieser  Maschinenanlage  aus  sollen 
durch  die  Akaziengasse  und  durch  die 
Grosse  Feldgasse  besondere  900  m  lange 
Zoleitungskabel  bis  an  die  Untergrundbahn 
heran  verlegt  werden.  Die  Stromzuleitung 
längs  der  Bahn  soll  in  der  Weise  bewirkt 
werden,  dass  an  den  Seiten  wänden  des 
Tanneis  für  jedes  Geleise  ein  Leitungs- 
winkeleisen mittelst  Isolatoren  befestigt 
wird,  von  welchem  die  Wagenmaschinen 
den  erforderlichen  Strom  mittelst  Strom- 
abnehmer, welche  unten  seitlich  am  Wagen 
befestigt  sind,  zugeführt  erhalten.  Die 
Rflckleitnng  des  Stromes  soll  durch  die 
Schienen  der  Bahn  erfolgen. 

Die  Haltestellen  sollen,  wie  die 
meisten  Haltestellen  der  Stadtbahnen  In 
London,  derart  angeordnet  werden,  dais  im 
Tannel    beiderseits    ausserhalb    der    Gi^l-i^e 


je  eine  Plattform  von  3  m  Breite  angelegt 
wird.  Jede  Plattform  dient  also  ebenso  wie 
das  Geleise,  an  welchem  sie  liegt,  nur  für 
eine  Fahrrichtung.  Die  Plattformen  liegen 
0*25  m  über  Schienenoberkante,  so  dass  man 
in  den  Wagen  hinein  nur  einen  Schritt  von 
15  cm  Steigung  zu  machen  hat.  Demzufolge 
ermässigt  sich  die  lichte  Höhe  der  Halte- 
stellen auf  2*4  m  und  die  Lage  der  Platt- 
formen unter  Strassenoberkante  auf  2*90  bis 
3  m.  Es  sind  also  nur  19  Stufen  erforderlich, 
um  von  der  Strasse  auf  die  Plattform  der 
Haltestelle  hinunter  zu  gelangen.  Die  Stiegen 
sollen  mindestens  1*5  m  breit  gemacht 
werden,  damit  die  Fahrgäste,  welche  die 
Haltestelle  betreten,  und  diejenigen,  welche 
sie  verlassen,  ungehindert  neben  einander 
vorbeigehen  können.  Die  Stiegenlöcher 
werden  3  m  lang  und  sollen  in  der  Strasse 
gegen  Regen  und  Schnee  durch  geschmack- 
volle, in  Eisen  und  Glas  ausgeführte 
Schatzhütten,  ähnlich  wie  bei  den  Halte- 
stellen der  bestehenden  elektrischen  Bahn, 
überdacht  werden.  Diese  Treppenhäuser  der 
Haltestellen  der  Untergrundbahn  werden  im 
Allgemeinen  auf  dem  Trottoir  an  der 
Fahrdammkante,  oder  je  nach  der  sich  auf 
der  Strasse  ergebenden  Gelegenheit  derart 
aufgestellt,  dass  sie  den  Strassenverkehr 
nicht  hindern.  Erforderlichenfalls  müssen 
die  nicht  unmittelbar  auf  die  Plattform 
mündenden  Stiegen  mit  der  Plattform 
durch  kurzen  Stichtunnel  verbunden  werden. 

Jede  Haltestelle  soll  die  Länge  von 
zwei  gekuppelten  Wagen  zuzQglich  eines 
beim  Anhalten  erforderlichen  Spielraumes 
von  5  m  erhalten.  Hieraus  ergibt  sich  die 
Länge  der  Plattformen  zu  20  m. 

Jede  Haltestelle  soll  mit  zwölf  Glüh- 
lampen  beleuchtet  werden. 

Die  Anordnung  der  Wagen 
steht  in  engster  Wechselbeziehung  zum 
Tunnel.  Der  lichte  Raum  des  letzteren  muss 
besonders  nach  der  Höhe  durch  den  Wagen, 
u.  zw.  durch  den  zum  Aufenthalt  für  die 
Fahrgäste  bestimmten  Wagenkasten  möglichst 
vollständig  ausgefüllt  werden,  so  dass  rings 
um  den  Wagenkasten  nur  der  unumgänglich 
nothwendige  Spielraum  (10 — 20  cm)  gegen 
Fussboden,  Wände  und  Decke  des  Tunnels 
frei  bleibt.  Demgemäss  ist  die  Anordnung 
des  Wagens  derart  getroffen,  dass  der 
Wagenkasten  zur  Aufnahme  der  Fahrgäste 
zwischen  zwei  an  den  Enden  des  Wagens 
laufende  Drehgestelle  hineingehängt  ist.  Auf 
diesen  befinden  sich  die  Maschinen  mit 
dem  Antrieb,  die  Schaltapparate  und  über- 
haupt der  Stand  für  den  Wagenführer. 

Der  Wagenkasten  ist  durch  zwei 
Zwischenwände  in  drei  Räume  abgetheilt, 
einen  grösseren  Mittelraum,  welcher  von  den 
Plattformen  der  Haltestellen  unmittelbar 
zugänglich  ist,  und  zwei  kleinere  Räume  an 
den  Eadctif  welche  nur  miUejbaj  voa  dem 
vo  re  r  wähntesi  M  i  i  r  e  I  ra  n  m  e  l|ri^C^ß  '-i  n  gl  k  h 
iedcr  lömlj^^^^^i  haben 
Der 
^Cher 


94 


Haltestelle  aos  mitteilt  zweier  Schiebethüren 
sngäoglich,  von  denen  die  eine  nur  als 
^ Eingang*^ f  die  andere  nur  als  „Ausgang** 
genützt  werden  toll.  Letztere  Einrichtung 
bat  wiederum  die  tbunlicbst  schnelle  Ab- 
fertigung des  Wagens  in  den  Haltestellen 
und  den  thonlichst  kürzesten  Aufenthalt 
daselbst  zum  Zweck.  Zwischen  beiden 
Thttren  befindet  sich  im  Mittelraume  eine 
Längsbank  für  fünf  Sitzplätze.  Da  der 
Fahrtrichtung  entsprechend  immer  nur  die 
ThUren  einer  Seite,  nämlich  die  den 
Plattformen  der  Haltestellen  zugekehrten 
ThÜren  in  Benützung  stehen,  die  gegenüber- 
liegenden, dem  zweiten  Geleise  der  Bahn 
zugekehrten  Thüren  aber  geschlossen  bleiben 
müssen,  so  bietet  sich  vor  diesen  ge- 
schlossenen Thüren  noch  Raum  für  je  zwei 
abnehmbare  Sitze,  welche  verhindern,  dass 
ein  Fahrgast  irrthümlicherwdse  versuchen 
kann,  nach  der  falschen  Seite,  nämlich  nach 
dem  zweiten  Geleise  hin  auszusteigen.  Ent- 
sprechend der  Breite  dieser  zwei  abnehm- 
baren Sitze  ergibt  sich  die  Breite  der  Thür 
zu  0'95  m,  d.  h.  so  breit,  dass  bei  sehr 
lebhaftem  Verkehr  zwei  Personen  zugleich 
hindurchgehen  können.  Der  Mittelraum 
enthält  hienach  zusammen  14  Sitzplätze  nnd 
der  ganze  Wagen  28  Sitzplätze.  Im  Mittel- 
raume ergibt  sich  zwischen  den  Längsbänken 
eine  freie  Breite  von  1*15  m,  welche  sowohl 
einen  bequemen  Verkehr  von  und  nach  den 
Ein-  und  Ausgang»thüren  gestattet,  ab  auch 
Raum  für  circa  zwölf  Stehplätze  bietet.  Der 
Wagen  gewährt  somit  Raum  für  40  Fahr- 
gäste. Erforderlichenfalls  kann  durch  geringe 
Verlängerung  der  Endabtheilungen  des 
Wagenkastens  in  jeder  derselben  noch 
weiterer  Raum  für  vier  bis  fünf  Stehplätze 
geschaffen  werden  und  der  ganze  Wagen 
wird  dann  50  Fahrgäste  fassen. 

Die  Beleuchtung  der  Räume  für 
die  Fahrgäste  soll  mit  Glühlampen  in  aus- 
kömmlicher Weise  erfolgen,  und  zwar  erhält 
jede  Endabtheilung  des  Wagens  zwei,  der 
Mittelraum  aber  vier  Glühlampen. 

Die  Lüftung  ist  in  der  Weise  gedacht, 
dast  in  jeder  Wagenabtheilung  an  jeder 
Seite  ein  elektrisch  angetriebener  Ventilator 
eingesetzt  ist^  welcher  während  der  Fahrt 
steht,  dagegen  bei  der  Einfahrt  in  die 
Haltestellen,  welche  unmittelbar  mit  der 
freien  Luft  in  Verbindung  sind,  selbstthätig 
eingeschaltet  und  bei  der  Ausfahrt  aus 
den  Haltestellen  ebenso  wieder  ausgeschaltet 
wird. 

Die  Bekanntgabe  der  Haltestellen  erfolgt 
durch  Tafeln,  welche  über  den  Schiebe- 
thüren der  Zwischenwände  angebracht  sind, 
so  dass  sie  von  allen  Wagenabtheilungen 
aus  sichtbar  sind.  Auf  diesen  Tafeln  soll 
bei  der  Ausfahrt«  des  Wagens  aus  einer 
Haltestelle  selbstthätig  der  Name  der 
folgenden  Haltestelle  erscheinen,  so  dass  die 
Fahrgäste  nicht  nur  jederzeit  wissen,  wo  sie 
sich  befinden,  sondern  auch  veranlasst 
werden,  sich  rechtzeitig  vor  Einfahrt  in  die 
Haltestelle,  wo  sie  aussteigen  wollen,  an 
die  Ansgangsthür    des  Wagens    zu  begeben. 


Die  Herstellung  der  Bahn  muss  selbst- 
verständlich in  einer  solchen  Art  nnd  Weise 
bewerkstelligt  werden,  dass  der  Verkehr  auf 
der  Strasse  so  wenig  als  möglich  dadurch 
beeinträchtigt  und  die  Zngänglichkeit  der 
Hänser  unter  gar  keinen  Umständen  unter- 
brochen wird.  Es  dürfen  femer  dnrch  die 
Bauausführung  den  Anwohnern  so  wenig  sds 
möglich  Störungen  durch  Geräusch  n.  s.  w. 
bereitet  werden.  Die  Baugrube  wird  8' 5  bis 
9*0  m  breit,  so  dass  also  bei  der  Bau- 
ausführung in  gar  keinem  Falle  die  Trottoirs 
in  Mitleidenschaft  gezogen  werden,  sondern 
immer  nur  der  Fahrdamm   aufgerissen  wird. 

Der  Betrieb  der  elektrischen  Untergrund- 
bahn soll  der  denkbar  flotteste  und  pünkt- 
lichste sein.  Es  ist  dies  durchführbar,  nach- 
dem die  Bahn  durchwegs  zweigeleisig  ohne 
Abzweigungen  und  Krenzungen,  vollkommen 
unabhängig  vom  Strassenverkehr,  mit  be- 
sonderem Bahnkörper  ausgeführt  wird.  Es 
sollen  nur  einzelne  Wagen  in  Zwischen- 
räumen von  zwei  Minuten  fahren.  Erst  wenn 
der  Verkehr  einen  derartigen  Umfang  an- 
nehmen sollte,  dass  ein  Wagen  zu  28  Sitz- 
und  12  Stehplätzen,  also  für  40  Fahrgäste 
bemessen,  nicht  mehr  ausreichen  sollte, 
werden  je  zwei  Wagen  zu  einem  Zuge  ge- 
koppelt in  Betrieb  gesetzt. 

Die  Fahrgeschwindigkeit  der 
Wagen  soll  die  denkbar  grösste  sein.  Sie 
wird  nur  begrenzt  durch  das  häufige  An- 
halten und  Anfahren  in  den  nur  wenige 
hundert  Meter  von  einander  entfernten 
Haltestellen.  Nichtsdestoweniger  wird  min- 
destens die  Fahrgeschwindigkeit  der  Londoner 
und  Berliner  Stadtbahnen  erreicht  werden, 
da  der  elektrische  Betrieb  noch  besondere 
Hilfsmittel  an  die  Hand  gibt,  um  die 
Verzögerung  beim  Anhalten  und  Anfahren 
in  den  Haltestellen  noch  weiter  zu  ver- 
mindern, als  es  beim  Dampfbetrieb  möglich 
ist.  Es  kann  deshalb  mit  Sicherheit  auf  eine 
die  Aufenthalte  in  den  Haltestellen  ein- 
schliessende  Durchschnittsgeschwindigkeit  von 
20  km  in  der  Stunde  gerechnet  werden.  Die 
Fahrzeit  für  die  ganze  Strecke  vom  Redouten- 
platz  bis  zum  Stadtwäldchen  wird  hienach 
nur  10  Minuten  betragen. 

Der  Verkehr  der  Wagen  erfolgt  un- 
unterbrochen in  einem  Geleise  hin  und  im 
anderen  Geleise  zurück. 

Der  Aufenthalt  in  den  Haltestellen  wird 
sich  angesichts  der  vorbeschriebenen  Ein- 
richtungen der  Wagen  und  der  Haltestellen 
auf  einen  Bruchtheil  einer  Minute  be- 
schränken. Nur  in  den  Endpunkten  der  Bahn 
soll  ein  längerer  Aufenthalt  von  einigen 
Minuten  gegeben  werden,  welcher  erforderlich 
ist,  um  den  Wagen  aus  einem  Geleise  in 
das  andere  umzusetzen,  um  ihn  femer  für 
die  veränderte  Fahrtrichtung  herzurichten 
und  um  endlich  etwaige  geringfügige  Ver- 
spätungen, welche  sich  bei  der  Hinfahrt 
ergeben  haben  könnten,  nicht  auf  die 
Rückfahrt  zu  übertragen. 

Die  Bedienung  des  Wagens  während 
der  Fahrt  soll  eine  möglichst  selbstthätige 
sein,    so    dass    die    denkbarste  Pünktlichkeit 


95 


im  Verkehr  gewährleistet  ist.  Sobald  der 
Wftgen  sich  seiner  Haltestelle  nähert, 
Verden  dnrch  einen  im  Geleise  angebrachten 
Mitnehmer  die  Wagenmascbinen  selbstthätig 
tnsgeschaltet  nnd  die  elektrischen  Bremsen 
10  Wirksamkeit  gesetzt.  Der  Wagenführer 
htt  mit  seiner  Handbremse  nur  oachzohelfenf 
disi  der  Wagen  an  der  Plattform  der  Halte- 
stelle anf  den  Meter  genau  an  der  be- 
stimmten Stelle  hält.  Sobald  der  Wagen 
steht,  offnen  sich  selbstthätig  die  Wagen- 
tiiflren  an  der  Seite  der  Plattform.  Gleich- 
seitig werden  selbstthätig  die  Bremsen  aus- 
löst. So  lange  eine  Wagenthür  geöffnet 
ist,  kann  der  Wagen  nicht  in  Bewegung 
gesetzt  werden.  Sobald  beide  Wagenthüren 
geschlossen  sind,  werden  die  Wagen- 
maschinen  selbstthätig  eingeschaltet.  Das 
Einschalten  und  demzufolge  das  Anfahren 
erfolgt  also  ganz  gleichmässig  und  jedenfalls 
unabhängig  von  dem  Ermessen  oder  der 
Laune  des  Wagenführers. 

Die  ganze  Bahnstrecke  ist  zwischen  den 
Haltestellen  in  Blocks  von  circa  loo  m 
Länge  eingetheilt.  Die  Biockirung  soll  derart 
eingerichtet  werden,  dass  der  nachfolgende 
Wagen  selbstthätig  ausgeschaltet  und  ge- 
bremst wird,  bevor  er  in  einen  Block 
einfährt,  in  welchem  sich  noch  ein  vorher- 
gehender Wagen  befindet. 

Mit  all'  diesen  Einrichtungen  ist  die 
anbedingte  Sicherheit  gegen  Unfälle  jeder 
Art  gewährleistet. 

Der  ganze  Betrieb  wird  wie  ein  Uhr- 
werk ablaufen  und  des  Eingreifens  der 
Beamten  gar  nicht  bedürfen.  Der  Wagen- 
fBbrer,  welcher  in  dem  vorderen  Maschinen- 
raum des  Wagens  seinen  Sitz  hat,  braucht 
nur  darauf  zu  achten,  dass  kein  Apparat 
versagt 

Zum  Ueberfiuss  wird  in  dem  für  die 
Fahrgäste  bestimmten  Räume  des  Wagens 
ein  Nothausschalter  angebracht,  wie  er 
schon    bei     den    Wagen     der     elektrischen 


Strassenbahn  vorhanden  ist.  Mit  Hilfe 
dieses  Nothansschalters  kann  im  Falle  der 
Gefahr  jeder  Fahrgast  die  Zuführung  des 
elektrischen  Stromes  zu  den  Wagenmaschinen 
unterbrechen  und  gleichzeitig  die  Bremsen 
in  Wirksamkeit  setzen.  In  diesem  Falle 
wird  dann  naturgemäss  die  vorerwähnte 
Blockeinrichtung  der  Bahn  verhindern,  dass 
etwa  der  nachfolgende  Wagen  anf  den  stehen 
gebliebenen  Wagen  auffährt. 

Ein  Conducteur  wird  dem  Wagen  nicht 
beigegeben. 

Von  allergrösster  Wichtigkeit  für  die 
Erreichung  der  beabsichtigten  flotten  und 
pünktlichen  Verkehrsabwicklung,  sowie  femer 
für  die  Erzielung  der  thun  liebsten  Be- 
schränkung in  den  Betriebsausgaben  ist  die 
möglichst  einfache  Gebahrung  bei  allen 
Handhabungen  mit  den  Fahrkarten.  Von 
den  Betriebsausgaben  bei  Strassenbahnen 
entfällt  ein  ganz  unverhältnissmässig  grosser 
Theil  auf  Gehälter  der  Bediensteten, 
welche  die  Fahrkarten  ausgeben  und  den 
ordnungsmässigen  Gebrauch  der  letzteren 
überwachen.  Bei  Strassenbahnen,  deren 
Wagen  an  jedem  Punkte  der  Strasse  ohne- 
weiters  bestiegen  und  verlassen  werden 
können,  kann  man  angesichts  der  bekannten 
Gewohnheiten  der  dortigen  Bevölkerung 
dieser  umständlichen  und  theueren  Ein- 
richtung bei  Handhabung  des  Fahrkarten- 
dienstes auch  gar  nicht  entrathen.  An 
anderen  Orten,  z.  B.  in  den  amerikanischen 
Städten  und  in  Halle  a.  d.  S.  gibt  es  selbst 
bei  den  Strassenbahnen  keinen  Conducteur 
auf  dem  Wagen.  Vielfach  beruht  die 
Lebensfähigkeit  einer  Bahnuntemehmung 
mit  massigem  Verkehr  lediglich  auf  der 
Möglichkeit,  die  Wagen  ohne  Schaffner 
verkehren  zu  lassen. 

Diese  Möglichkeit  ist  im  vorliegenden 
Falle  gegeben,  sobald  entsprechende  Ein- 
richtungen für  die  Gebahrung  mit  den 
Fahrkarten  getroffen  werden. 


Stadtrathssitzung  in  Wien  am  25.  Jänner  d.  J. 


An  diesem  Tage  wurde  über  die  probe- 
weise Einführung  der  elektrischen  Traction 
unter  Anwendung  oberirdischer  Stromzu- 
ffihmng  auf  jener  Linie  berathen,  welche 
durch  die  Kronprinz  Rudolfs-Strasse,  Prater- 
stem,  Nordbahn,  Nordwestbahn,  Rauscher-, 
Wallensteinstrasse  über  die  BrigittabrÜcke, 
Aisbachstrasse,  Währingerstrasse,  Spitalgasse, 
Skodagasse,  Kaiserstrasse,  Wallgasse  bis  zur 
-ehemaligen  Gumpendorferlinie  geht. 

Referent  über  diese  von  der  Wiener 
Tramway-Gesellschaft  gemachte  Eingabe  war 
<ier  Stadtrath  Dr.  Hackenberg.  Als  Ex- 
perte wohnte  Baurath  K ar eis  der  Berathung 
sn.  Der  Referent  erging  sich  in  eingehender 
und  sachkundiger  Weise  über  das  Wesen 
und  die  Vorzüge  der  elektrischen  Bahnen, 
issbesondere  der  Strassenbahnen;  es  wurde 
betont,  dass  in  vorliegendem  Falle  ein  Ver- 
such angestellt  werden  solle  und  dass  somit 
keine  Hindemisse    diesem    Unternehmen    in 


den  Weg  gelegt  werden  mögen.  Hierauf 
stellte  der  Referent  dem  Experten  folgende 
Fragen:  „Kann  der  Betrieb  in  einem  Strassen- 
bahnnetze  derart  eingerichtet  werden,  dass 
der  Wagen  von  einer  Strecke  mit  unterirdi- 
scher Zuleitung  auf  eine  solche  mit  ober- 
irdischer Zuleitung  unmittelbar  übergehen 
könnte  ?**  Da  im  Wesentlichen  hiezu  eine 
Einrichtung  am  Wagen  vorgenommen  werden 
müsste,  die  eine  facultative  Stromentnahme 
aus  der  unterirdischen,  beziehungsweise  aus 
der  oberirdischen  Linie  ermöglicht  und  eine 
solche  Construction  gewiss  nicht  schwer 
durchzuführen  sein  wird,  ja  —  wie  ein  In- 
genieur der  in  diesen  Dingen  so  competenten 
Firma  Siemens  &  Halske,  Wien,  berichtete  — 
bereits  in  Arbeit  ist,  so  konnte  der  Experte 
diese  Frage  bejahen.  Die  früher  von  ihm  ab- 
verlangte Ansicht  über  die  Vortheile  und 
Nachtheile  der  oberirdischen  und  unterirdi- 
schen Stromzuführung  präcisirte  der  Experte 


96 


dadurch f  dass  er  aussprach :  Es  bat  ein  jedes 
der  Systeme  seine  Vorsüge  und  auch  seine 
Schattenseiten.  Die  Zahlen  sprechen  zu 
Gunsten  des  Systems  der  oberirdischen  Zu- 
leitung, denn  von  den  1 2.000  km  elektrischer 
Bahnen,  die  in  der  Welt  existiren,  dürften 
1 1 .960  km  mit  oberirdischer  und  wohl  nur 
40  km  mit  unterirdischer  Stromsuftlhrung  be- 
trieben werden. 

Auch  die  Möglichkeit  des  Accumulatoren- 
betriebes  sei  nicht  ausgeschlossen,  sondern 
es  ist  derselbe  ein  hoflfentlich  in  nicht  zu 
fem  er  Zukunft  erfüllter  Herzenswunsch  der 
Elektrotechniker.  Die  Einrichtung  der  Buda- 
pester  elektrischen  Strassenbabnen  ist  eine 
mustergiltige,  man.  könne  nur  freudig  die 
InitiatiTe  der  Anglobank  begrüssen,  dieses 
System  für  Wien  zu  adoptiren.  Die  vielver- 
schrieenen Mängel  dieses  Systems  erweisen 
sich  bei  näherer  Prüfung  als  irrelevant  gegen- 
über dem  colossalen  Aufschwung,  den  die 
nach  diesem  System  bewirkte  Anlage  in 
Budapest  dem  Verkehre  gegeben  hat.  Die 
Zahl  der  mit  diesem  wunderbaren  und  schönen 
Vehikel  beförderten  Personen  steigt  in  der 
Hauptstadt  Ungarns  von  Tag  zu  Tage;  die 
Ausdehnung  der  Bahnlänge  schreitet  fort  und 
es  ist  heute  gar  nicht  abzusehen,  wo  die 
Grenze  der  Leistungsfähigkeit  liegt;  jeden- 
falls weit  höher  als  diejenige,  die  man 
unter  Aufwand  von  gleich  viel  Wägen  bei 
Pferdebetrieb  erreichen  würde.  Der  oberir- 
dische Betrieb  stellt  sich  wegen  der  sehr 
herabgeminderten  Anlagekosten  weit  billiger 
und  hat  den  Vorzug,  dass  Störungen  der 
Leitung  weitaus  rascher  behoben  werden 
können.  Dagegen  sei  er,  wenn  die  Schienen 
ohne  weitere  Vorkehrung  zum  RUckleiten 
des  Stromes  benützt  werden,  störend  für 
Telegraphen  und  besonders  für  Telephone. 
Nichtsdestoweniger  könne  man  ihn  darum 
nicht  verwerfen.  In  Deutschland,  wo  etwa 
acht  Städte:  Dresden,  Bremen,  Hannover, 
Breslau,  Essen,  Chemnitz,  Remscheid  und 
Barmen    bereits   Strassenbabnen    mit    ober- 


irdischer Stromznfnhr  haben  und  andere,  wie 
Lübeck,  Gotha,  Erfurt,  Danzig,  Wiesbaden 
solche  Bahnen  in  Bälde  bekommen  werden, 
ist  man  seitens  der  den  Telegraphen  und 
Telephonen  vorstehenden  Staatsbehörden  sehr 
strenge  in  den  Forderungen  an  die  Bafan> 
Unternehmungen.  Bisher  aber  konnten  immer 
doitselbst  auftretende  Differenzen  solcdier 
Art  beglichen  und  die  wahrgenommenen 
Störungen  auf  einen  Grad  herabgemindert 
werden,  der  die  Benützung  der  elektrischen 
Correspondenzmittel  nicht  behinderte.  Der 
Reichspostmeister  hat  in  einer  Sitznng  des 
deutschen  Reichstages  den  ihm  gemachten 
Vorwurf,  dass  seine  drakonischen  Maass* 
regeln  die  Entwicklung  der  elektrischen 
Bahnen  hintanhalten,  energisch  zurückge- 
wiesen und  durch  Anführung  bestimmter 
Thatsachen  entkräftet.  Die  constmctiven 
Schwierigkeiten  oberirdischer  Stromznfühmn- 
gen  für  elektrische  Bahnen  sind  nicht 
schwierig  zu  überwinden ;  sie  dürften  anch 
in  Wien  besiegt  werden.  Redner  meint,  es 
sei  für  Wien  ein  Glück,  wenn  in  seinem 
Weichbilde  beiderlei  Bahnsysteme  kennen 
und  prüfen  zu  lernen  Gelegenheit  geboten 
werde. 

Nach  Beantwortung  einiger  Fragen, 
welche  noch  der  Referent  und  die  Stadt- 
räthe:  Wurm.  Math! es s,  Dr.  Vogler 
und  Dr.  Lueger  an  den  Experten  stellten , 
hob  Letzterer  noch  den  Vortheil  hervor, 
dem  die  Einführung  des  elektrischen  Lichtes 
durch  die  Etablirung  der  Bahnen  in  den 
heute  ziemlich  leblosen  Strassenzügen  be- 
gegnen würde,  denn  die  Pfähle,  welche  zur 
Befestigung  der  Tragdrähte  dienen,  könnten 
ja  auch  zum  Anbringen  der  Bogenlichtlac&pen 
benützt  werden  und  so  könnte  unsere  schöne 
Stadt  endlich  einmal  doch  eine  ihrer  würdige 
Nachtbeleuchtung  erhalten.  In  beiden  Rich- 
tungen —  Verkehr  und  Beleuchtung  —  mass 
der  Fortschritt  unentwegt  von  Seite  der  Ge- 
meinde im  Auge  behalten  werden. 


Die   EntWickelung   der  städtischen   Elektricitätswerke. 


Nachdem  in  den  letzten  Tagen  die  Be- 
triebsberichte einiger  der  grösseren ,  in 
städtischer  Verwaltung  befindlichen  Elektrici- 
tätswerke in  Deutschland  pro  1892/93  er- 
schienen sind,  ist  es  gewiss  von  Interesse, 
die  Entwickelung  derselben  an  sich  und  im 
Verhältniss  zu  einander  an  Hand  dieser  Be- 
richte zu  vergleichen.  Auch  die  System- 
frage erfährt  durch  diese  Ergebnisse  eine 
interessante  Beleuchtung  und  es  erhellt  ins- 
besondere, dass  die  praktischen  Resultate 
sich  durchaus  nicht  mit  den  theoretischen 
Erwägungen  und  Berechnungen  decken. 

Den  nachfolgenden  Vergleichen  liegen 
die  Betriebsberichte  der  städtischen  Elektri- 
citätswerke Barmen,  Elberfeld,  Hannover, 
Hamburg,  Köln  und  Düsseldorf  zu  Grunde, 
welche  ausführliche  Berichte  herausgegeben 
haben.  Sie  genügen,  um  ein  zutrefiendes 
Bild    der   Verhältnisse    zu    geben,    da .  diese 


Städte  in  Bezug  auf  GeschäfU verkehr  nnd 
Lichtbedürfniss  sehr  verschiedene  Verhält- 
nisse darbieten  und  diese  Werke  nach  ver» 
schiedenen  Systemen  gebaut  würden. 

Zunächst  kann  gegenüber  den  von 
Gegnern  der  Elektrotechnik  und  der  Elek- 
tricitätswerke aufgestellten  Behauptungen 
constatirt  werden,  dass  im  Allgemeinen  die 
finanziellen  Ergebnisse  der  Werke  selbst  in 
den  ersten  Jahren  nach  der  Eröffnung  zu- 
friedenstellend waren.  Es  konnte  natürlich 
nicht  erwartet  werden,  dass  bei  der  Con- 
currenz  gegen  die  bestehenden  Gaswerke^ 
deren  Preise  auch  maassgebend  für  das  elek- 
trische Licht  waren  und  sich  in  letzter  Zeit 
durch  die  Einführung  des  Gasglühlichtes  noch 
niedriger  stellten,  da  Elektricitätswerke  schon 
in  dem  ersten  oder  zweiten  Betriebsjahre 
zur  vollen  Rentabilität  gelangten.  Trotzdem 
haben    selbst    die    in  ihrer  Anlage  in  Folge 


97 


der  fflr  ihre  AusffihruDg  maassgebeaden  Be- 
dingungen verbältnissmässig  theaenten  Werke 
Köln  und  Dätteldorf  schon  im  ersten  Jahre 
«stiprecheiide  Ueberschüsse  erzielt,  wie  aoa 
der  Tabelle  I  hervorgeht. 

Mao  kann  im  Allgemeinen  annehmen, 
da«  für  solche  Werke  im  städtischen  Be* 
triebe  eine  Veninsung  von  3*50/0  nnd  eine 
AmortisifetioD  von  40/0  auf  das  gesammte 
Anlagecapital  ausreicht,  da  eine  Abschreibung 

TOD 

I'5— Ä*>/o  auf  Gebäude^ 

^ — 5*^/0  ^^^  Dampfkesadf  Match ipen 
und  Apparate, 

6^/q  idF  Accumut^tomi, 

3(^/0  auf  Kabel   und 

S^io'Vü  nur  Eiaiichlaogs-GegeDStÜnde 
der  wirk! ich en  Gebrauch&dauer  dieser  An- 
kgetheile  entspricbN  £s  ist  dabei  ^a  berück- 
sichtigen, da»  z.  B,  für  die  Acctimnlatoreri 
\oü  den  aoftführenden  Unlvroehmer  firmen 
gemebiglicb  eine  zehnjährige  Garantie  ge- 
mistet wird,  dergestalti  da£i  nach  Abiauf 
dieser  Frist  die  AccamiiUtoren  In  der 
gleichen  Leistung sfähigkeiT^    wie  &ie  bei  der 


Uebemahme  den  Bedingungen  entsprechend 
befanden  wurden,  übergeben  werden  mÜMep. 
Bei  60/^  AbschreibiHig  würde  also  nach 
IG  Jahren  ein  Betriig  von  circa  70O/0  des 
Anschafifungswerthes  zu  Emeaerungen  und 
Reparaturen  in  dea  folgenden  5  Jahren  zur 
Verfügung  stehen,  während  nach  15  Jahren 
die  Kosten  dieser  Position  ganz  abge- 
schrieben sind. 

Eine  CUssificirung  der  Ergebnisse  nach 
dem  System,  ob  Gleichstrom  oder  Wechsel- 
stroni,  kann  hier  füglich  nur  mit  Reserve 
geschehen,  du  dem  einzigen  grösseren,  nach 
dem  WechseUtrom^  System  gebauten  Elek- 
tricLtäts werke  in  Deutschland}  Köln,  welches 
verh^tniäsmässig  die  ungüasUgstcn  ReBultate 
geliefert  hat,  fUnf  Gleichstrom  werke  gegen- 
übersteheo. 

Jeden falk  werden  die  Ergeh Dt&ae  de« 
Kölner  Werkes  dadurch  beeiuflusstj  dass  die 
Anlagckosten  demselben  im  Verhälutisse  £U 
seiner  Lcistungd^ühigkeit  b^^her  sind^  all  die 
der  anderen   Werke. 

Die  Tabelle  11  gibt  hier  über  die  Zahlen. 


TABELLE  1. 

;5- 

,  sl 

2^  ^ 

J3 
d 

u 

'H 

u 
PO 

Anlag  e- 
capilfll  2) 

Betriebs' 
einuahmen 

ÖT3 

Betriebs^ 

ausgaben 

1  S  s 
-0  5  fei 
.g  £  SP 

3.s< 

üeber- 

»chtt£s 

Mark 

Mark 

Mark 

Ma^Ic 

1 
Barmen . , . 

5 

841*996"— 

98.94a'99 

n'74 

J4-497'S3 

4-09 

64,451-46 

iM 

Elberfeid  . 

S 

i.iaSiOyi'gö 

330.853-20 

3E>^5      1 

72,160*92 

641 

158.692*34 

14*09 

Hamburg  . 

4 

1,954.379*20 

4ÖZ.86S-27, 

2J-68 

109,972*59 

S'62 

35239S'68 

iS-05 

Hannover . 

2 

3)1,700.000  — 

^j)  368.050"  531 

iS'8 

75*79S'09 

4*46 

192.252*24 

11  34 

Köln  . , ,  .  . 

I 

^)j,o7o.ooo" — 

221444-57 

1069 

84.37^^c^6' 

4*07 

'37^072:51 

6*6i 

OfLsseiaorf 

I 

1,379.01  rij 

«j3io.s64'S6 

tj'ba 

63. 208*92  j    T7^ 

*47.35S^94 

10*85 

1                 f)   Eft  sind  nur  Jit»  v  ü  11  e  n  BBtiiebijahn 

ilidtibg4aiti^  di«  Dab«tpci«tAa  iJer  Ril<ui£  »uucliJ 

loaiLicli  d*r  lotatnn  Abichrelbuagea  »QgBOümm&n.  — 

3)  AbBÜglich    der    tich    ulbflt    T*T«iiiBiiinleü  Kü 

itfln    d«    Y orderen  Wohnhautes.  —  *)  Für  Ömod- 

srtlolc   ist  ei  IS  Butn^  ron  50.000  Mk.  Uio*fle«r 

*clm»l,    —  &(  Dar  Gruadpnie  far    dii>  Str^mftbgtkbe 

bi    vam  StMct*olu3D  EioktrlvJÜ«iwerk   Hkddov 

BT    von    8  »of  7-4  Pf.    psa  HcktüWmttituiide   h6r»b- 

e4«#t3t  und  ATii»rdem  der  lUbAti  für  grüijcior«! 

t  Conflam  nrbüht  wordfta.  —  «}  EinscbUwsIicb  «inei 

Uftboracbiui 

IH 

aut  den  «rtb^u  B 

etrit^bsiDgabten 

TOn  81H-7 

i  M. 

1 

TABELLE  U. 


Elektricitütawerk 


Bannen  p  ^ . 
Eiberfeld  . . 
Hamburg, , 
HauBover    . 

Köln 

Dikseldorf- 


'Umfang  der 
mascli in  eilen 
Anlage  in 
glcich2Cttig 
brenuendea 
GlühUmpeu 
4  50  Watt 


lo.ooo 
11,600 

17.000 
13.000 

13.000 


Umfang  des 

Kabeln  ctzcA  m 

gleicbjteilig 

brennenden 

GJilhlamp^u 
i  50  Watt 


6^500 
I2iOoO 
19,000 

32,000 

23.000 


Anlage  ' 
capit^l  I) 


Mark 


842.906  — 

2^17, 


Anlagekapital 
pro    gleich*. 
bretineDde 
Glühlampe 
k  50  Walt 


Mark 


ca.  tjo 
a.  100 
50 


1)  druQdatUt^k   und  OebAadu   lind   diLrchf&agig 
nlofavDd. 


98 


Es  ist  hierbei  nur  die  thatsfichliche 
Leistungsfähigkeit  der  maschinellen  Anlage 
inclusive  Accumulatoren  berücksichtigt  und 
vorausgesetzt,  dass  ein  Betriebsaggregat  voll- 
ständig in  Reserve  ist. 

Aus  dieser  Vergleichung  geht  nun  her- 
vor, dass  die  ausserhalb  der  Stadt  errichteten 
Werke  (Düsseldorf,  Köln)  in  den  Anlage- 
kosten trotz  niedrigeren  Preises  des  Bodens 
und  der  Gebäude  vor  den  anderen,  inmitten 
oder  an  der  Peripherie  des  Consumgebietes 
errichteten  Werken  durchaus  nicht  bevor- 
zugt sindy  und  gleichzeitig  wird  aus  Han- 
nover und  Hamburg  gleichlautend  bestätigt, 
dass    diese  Werke    in    keiner    Weise    ihrer 


Nachbarschaft  durch  Geräusch  oder  Raach 
lästig  fallen. 

Mehr  schon  tritt  die  Systemfrage  in  den 
Vordergrund  bei  Vergleichung  des  wirth- 
schaftlichen  Wirkungsgrades  der  verschie- 
denen Werke,  d.  h.  bei  Vergleichung  der 
Productionskosten  der  gesammten  Strom- 
liefemng  und  der  Stromeinheitsmenge,  sowie 
des  Verhältnisses  der  im  Werke  erzengten 
zu  der  bei  den  Consumenten  nutzbar  abge- 
gebenen Energie. 

Die  zu  vergleichenden  Ergebnisse  sind 
aus  Tabelle  III  zu  ersehen. 

Dos  Hamburger  Werk  arbeitet  mit  ver- 
hältnissmässig  kleinen  Maschinensätzen,  deren 


TABELLE  Ul 


Elektrici- 
tätswerk 

1 

il 

Verhältniss  der  ab- 
gegebenen zu  den  er- 
zeugten Kilowatt- 
stunden 

S  B 

Es. 

Feuerungsma- 
terial pro  erzeugte 
Kilowattstunde 

Feuerungsmaterial 
pro  abgegebene 
KilowatUtnnde 

Pr,  Kilogramm  Kohle 
durchschnittlich    er- 
zeugte Wftttstuodcn 

Mark 

Pf. 

Barmen  .. 

X44.996 

122.026 

8?.6 

6.68775 

4-612 

5-48 

229 

Elberfeld  . 

313.438 

305.794 

97-5 

20.86790 

665 

6-82 

— 

Hamburg  . 

542.900 

513.183 

94*5 

49.825-59 

9-17 

9.70 

325 

Hannover. 

452.520 

365.114 

80-69 

13.956-11 

3-o8 

3-8o 

482 

Köln  .... 

— 

307.074 

— 

19.816-19 

6-45 

Düsseldorf 

484.1  II 

337.285 

6968 

io.829'34 

2237 

3-2 II 

406 

Elektrici- 
tätswerk 

Pr.  Kilogramm  Kohle 
durchschnittlich   ab- 
gegebene Wattstund. 

n3 

d 

Gebälter  und 
Löhne  pro  er- 
zeugte Kilowatt- 
stunde 

Gehälter  und 
Löhne  pro  ab- 
gegebene Kilo- 
wattstunde 

d 

^^ 

fi 
Jl 

Betriebsausgabe 

pro  erzeugte 

Kilowattstunde 

Betriebsausgabe 
pro  abgegebene 
KilowAttstnnde 

Mark 

Pf. 

Pf. 

Mark 

Pf. 

Pf. 

Barmen  .. 

198 

19.643*39 

I3S4 

1609 

34.497-53 

23-79 

28*27 

Elberfeld  . 

— 

31.802-89 

1014 

10*40 

72.160*92 

23-02 

23-59 

Hamburg  . 

307 

40.74773 

750 

7-94 

109.972*59 

20-25 

ai-42 

Hannover . 

398 

32.557-53 

7-19 

8-91 

75.798-09 

1675 

2076 

Köln 

156 

37.212-58 

12-11 

84.372-06 

— 

27-47 

Düsseldorf 

283 

32.61617 

675 

9-67 

63.208-93 

13057 

18-741 

Wirkungsgrade  den  neuerdings  angewendeten 
grossen  Mehrfachexpansions-Dampfmaschinen 
gegenüber  geringer  sind.  Es  erfolgt  deshalb, 
nachdem  das  Werk  durch  den  Vertrag  mit 
dem  Staate  Hamburg  in  den  Besitz  der  Elek- 
tridtäts- Actien-GeseUschaf t  vorm.S  c  h  u  c  k  e  r  t 
&  Co.  übergegangen  bt,  ein  Umbau  des- 
selben durch  Aufstellung  von  5 — 600  PS- 
Dampf  dynamos  mit  dreifacher  Expansion, 
welche  eine  wesentlich  günstigere  Aus- 
nutzung des  zur  Verfügung  stehenden,  recht 
knapp  bemessenen  Raumes  und  eine  be- 
trächtliche Kohlenerspamiss  ermöglichen. 
Ausserdem  arbeitet  das  Hamburger  Werk 
ebenso  wie  das  Hannoveraner  Werk,  weil 
mitten  in  der  Stadt  liegend,  mit  absolut 
rauchfreiem  Brennmater iaie  (Hamburg  Coks, 
Hannover    Anthracit),     das     natürlich     ent- 


sprechend theuerer  ist.  Das  Elberfelder  Werk 
hat  bekanntlich  directen  Maschinenbetrieb 
ohne  Accumulatoren.  Bei  diesem  Vergleiche 
erscheint  der  Betrieb  des  Kölner  Werkes 
sehr  unvortbeilhaft,  da  es  trotz  billigen 
Preises  der  Kohlen  doch  einen  doppelt  so 
hohen  Betrag  für  die  Kohlen  aufweist,  wie 
das  Düsseldorfer  Werk.  Leider  ist,  wohl 
unbeabsichtigt,  die  Zahl  der  erzeugten  Watt- 
stunden in  dem  Kölner  Berichte  nicht  er- 
wähnt. Auch  die  Gehälter  und  Löhne  des 
Kölner  Werkes,  dessen  Betrieb  mit  dem- 
jenigen des  auf  dem  angrenzenden  Grund- 
stücke errichteten  Gaswerkes  vereinigt  ist, 
sind  höher  als  die  des  Düsseldorfer  Werkes, 
welches  mit  drei  Accumulatoren-Unterstationen 
inmitten  der  Stadt  arbeitet. 


99 


In  den  Berichten  der  mit  Accamulatoren 
arbeitenden  Gleichstromwerke  ist  bemerkens- 
werth,  dass  der  durch  Einschaltung  der  Ac* 
cnmolatoren  veranlasste  Energieverlnst  wesent- 
lich geringer  ist,  als  bei  der  Projectirung  ge- 
wöhnlich angenommen.  Dieser  Verlust  stellt 
sich  nämlich  bei  den  betreffenden  Werken 
wie  aus  Tabelle  IV  ersichtlich. 

Noch  grössere  Abweichungen  von  den 
Projecten  zeigen  aber  die  Ziffern  über  die 
Inanspruchnahme  der  Werke  seitens  der  Ab- 
nehmer. Man  hatte  bisher  allgemein  ange- 
Dommen,  dass  von  den  an  ein  Elektricitäts- 
werk  angeschlossenen  Lampen  circa  65  bis 
70O/Q    maximal    gleichzeitig     brennen,     und 


hiernach  die  Grösse  der  zunächst  zur  Auf- 
stellung gelangenden  Betriebsmittel  berechnet. 
Noch  in  jüngster  Zeit  schrieb  z.  B.  die 
Stadt  Leipzig  für  die  Ausarbeitung  eines 
Projectes  für  Errichtung  eines  Elektricitäts- 
werkes  in  Leipzig  die  Annahme  vor,  dass 
70O/Q  aller  installirten  Lampen  gleichzeitig 
brennen.  Man  hatte  femer  den  Projecten 
die  Annahme  zu  Grunde  gelegt,  dass  in 
mittelgrossen  Städten  jede  installirte  Lampe 
während  500 — 550  Stunden,  in  grösseren 
Städten  während  600 — 650  Stunden  benutzt 
würde.  Die  aus  den  vorliegenden  Betriebs- 
berichten hervorgehenden  Verhältnisse  sind 
aus  Tabelle  V  zu  ersehen. 


TABELLE  IV. 


Slektricit&ts- 
werk 


.30 

«  0 


3 


Wo 


lii 


9)  ja 


lir 


Barmen  . . 
Hannover . 
Düsseldorf 


144.996 
452.520 
484.1  II 


59.573 
194.733 


42.584 
154-836 


279.506*2  216.561*4 


16.989 

39.897 
62.944*8 


71-481) 

79*5 

77-48 


122.026 

365.114 
337.285 


0/0 

349 
42-4 
6i*9 


13-9 

10*9 
13 


t)  Die  Batterie  wurde  Ende  1892  umgebaut  bexw.  durch  eine  grössere  ersetzt. 

TABELLE  V. 


Elektrici- 
tälswerk 

Umfang  d.  maschinell . 

Anlage,  Glühlampen 

k  50  Watt 

h 

Z  0 
.i:  ^ 

'S  xs 

iximal  abgegebene 
Stromstärke  bei 
07/8  V.  Ampere 

axim.  Stromstärke 
Procenten  der  in- 
tallirten  Lampen 

Durchschnittliche 
Brenndauer  der 

Durchschnittliche 
Brenndauer  der 
gleichzeitig  bren- 
nenden Lampen 

pro  Tag 

pro  Jahr 

pro  Tag 

pro  Jahr 

•^ 

S      " 

So  ""    1 

Stunden 

Stunden 

Stunden 

Stunden 

Barmen  .. 

4.500 

7.325 

1292 

35-89 

0*891 

325-2 

2-482 

905-93 

Elberfeld  . 

10.000 

11. 100 

3715 

68    ' 

156 

569-40 

2-294 

837-31 

Hamburg  . 

11.600 

14.000 

4300 

6i*4 

1*90 

693-5 

3-09 

1127-85 

Hannover . 

17.000 

13.642 

3860 

566 

1*45 

529-25 

2-56 

934-40 

Köln  .... 

13.000 

15.329 

3029 

434 

I-I57 

422-3 

2*665 

972-725 

Düsseldorf 

11.000 

16.623 

2880 

37 

i'iS 

419-12 

3-IO 

1131*5 

Darcäch  erreicht  dJe  Benulfungsdauer 
<ier  installirten  Lampen  nur  bei  einem  Werke 
<Ue  den  Projecten  zu  Grunde  gelegte  An* 
othme,  während  m  den  Anderen  Städten 
durchweg  &  ffe«eutlJch  geringere  ZJJfem  sich 
ergeben.  Dieser  Umstand  ist  für  die  Reti- 
tabilitäti-BerechnuDg  der  Werke  und  für  die 
l'estietziujg  des  Sttomyerk&ufsprei^eB  von 
grosser  Wichtigkeit^  denii  d«  bei  der  ange- 
führten Benuttungsdauer  der  Lompcn  schon 
eine  annreichende  Rcntabilitül  des  Werkca 
erzielt,  d.  b,  s^ns^t^r  der  Decknng  der  ]ic* 
triebsansg£LbcD  auch  für  Amarti^atioa  und 
Vertintnag  de«  Anlagecapitiile«  gesorg^t  ist^ 
so^kann  der  jene  Ziffer  übenteigcnde  G>a- 
sam  wesentlich  billiger,  elfra  AU  ein  Drittel 
bis  ein    Halb     de«  Cmtidpreiij  "" 

sieht  auf  die   volIkomiEeoer«  i 
Betriebs  mi  r  t  el  ^     sog  sr     n  oda 


I  Nutzen  geliefert  werden«  Und  hier  tst  auch 
ein  Mittel  tut  Heran  ei  eh  ung  eines  weiteren 
Absatzgebietes,  nämlich  von  Strom  für  Mo- 
toren zn  gewerblichen  Zwecken^  Strassen- 
bahnbetrieb  etc.  gegeben.  Die  Ausnutzung  der 
Kiekt ridtät^ werke  t\i  gewerblichen  Zwecken 
hat  zwar  in  den  letzten  Jahren,  wie  das 
Beispiel  von  Berlin  und  Hütinovcr  besonders 
teigt,  schon  ifiaen  erfreulichen  Aufschwung 
genotTimen,  doch  dürfte  eine  nnfmcrksame 
AusgestiUmig  des  Tarifes  für  Stromlicfumng 
zu  solchen  Zwecken  erst  dem  Kleingewerbe 
die  allgemeinere  Einführung  von  Moturen 
ermöglichen  und  insbesondere  auch  der  An- 
neueiogericliteter  udcr  bestebender 
S£r&$senbahnen  den  Werken  zu 
imeneren  A^nuUupg  ihrer  Be- 
weileren    V'er- 


100 


Kosten   der   Leitung    für  verschiedene   Systeme    der  Kraft- 
übertragung. 

CVHntüg  Toti  0I8BERT  KAPP  in  der  Qto^im  G  der  British  AMooUtkm.) 


(AlUE«lg.) 


KraftUbertngoDg  kann  bewirkt  werden : 

1.  Mit  einphasigem  Wechsel- 
strom   onter  Verwendung  von  2  Drähten. 

2.  Mit  doppeltphasigemWech- 

selstrom  anter  Verwendnog  von  4  Drähten. 

3.  Mit  doppeltphasigem Wech- 
selstrom nnterVerwenduBg  von  3  Drähten. 

4.  Mit  dreiphasigem  Wechsel- 
strom   imter    Verwendung  von  3  Drähten. 

5.  Mit     Gleichstrom     hoher 

Spannung  unter  Verwend.  von  2  Drähten. 
Obw«ofal  hochgespannter  deiohstron 
selten  angewendet  werden  kann,  wurde  er 
hier  in  der  Darstellung  beibehalten,  weil  er 
eitlen  B^elf  fUr  die  aufzustellende  Scala  der 
Leitungen     für    die    andern    Transmissions- 


Systeme  bildet.  Als  Betriebsspannung  für  den 
Gleichstrom  wird  eine  solche  von  10.000  Volts 
angenommen. 

Rechnung  und  Ueberlegung  ergibt,  dass 
wenn  fflr  Gleichstrom  für  eine  gewisse  Lei- 
tungslänge 100!  Kupfer  erforderlich  sind, 
so  ist  für  einphasigen  Wechselstrom  ein  Ge- 
wicht von  200 1  fttr  die  Leitung  nöthig ;  eben- 
soviel für  den  zweiphasigen  Wechselstrom 
mit  vier  Drähten.  Der  mit  drei  Drähten  tu 
transportirende  Dreiphasenstrom  erfordert 
onter  sonst  gleichen  Umständen  390  l  Kupfer 
und  der  mit  drei  Drähten  zu  transmittirende 
Dreiphasenstrom  150  t.  Dies  wäre  somit  die 
billigste  Methode  nach  dem  Gleichstrom- 
Transport. 


Neuere   Uebertragungen  von  Wasserkräften. 

(AuMttg  einei  Vortrag««   you  ALBION  T.  SKELL  in  der  British  Association.) 


Der  Vortragende  meint,  dass  in  England 
die  Ausnützung  der  Wasserkräfte  fUr  elek- 
trische Uebertragung  selten  vorkommt,  weil 
da  die  Kohle  billig  sei,  aber  es  sei  doch 
gut,  die  Sache  für  die  Zukunft  in's  Auge  zu 
fassen.  Auf  dem  Continent  ist  die  Kohle 
theuer  und  die  Ausnutzung  von  Wasser- 
kräften findet  immer  mehr  und  mehr  Aus- 
breitung ;  einige  Beispiele  führt  der  Redner  an : 

I.  Die  yom  Ingenieur  v.  Miller  be- 
wirkte Uebertragung  zwischen 

Fürstenfeld  und  Brück. 

Diese  Uebertragung  geschieht  mittelst 
einphasigen  Wechselstroms.  Zwei  Alternat 
tdren  von  je  38  Kilowatts  von  Turbinen  ge- 
trieben. Die  EWei  Leitungsdrähte  haben  je 
ehien  Durchmesser  von  öftui».  Die  Betriebs- 
spannung beträgt  s6oo  Volts,  welche  in  den 
zehn  Transformatoren  auf  100  Volts  redu- 
cirt  wird. 

Die  Secundärleitung  ist  oberirdisch. 
Elektromotoren  befanden  sich  zur  Zeit  des 
Vortrages,  Ende  September  1893,  *^  ^i^ 
18  von  beiläufig  je  einer  Pferdekraft. 

Jede  der  Turbinen,  es  sind  deren  eben- 
falls zwei,  hat  eine  Leistungsfähigkeit  von 
180  EPf  was  für  Speisung  von  4000  Lampen 
ä  8  NK  ausreicht.  Die  Installationskosten 
auf  die  achtkerzige  Lampe  bezogen,  betragen 
ca.  fl.  10.  Die  Betriebskosten  pro  Jahr 
machen  für  die  Lampe  fl.  6,  wenn  man 
2400  Lampen  als  gleichzeitig  brennend  an- 
sieht. 

2.  Die  Anlage   in  Tivoli. 

Die  Capadtät  der  Anlage  beträgt 
2000  EP,  Es  werden  13  mö  pro  Sccunde 
von  einer  Höhe  von  100  m  fallend  ausge- 
nülzt.  Drei  Girard-Turbincn,  Wovon  zwei 
je  330  EP  und  eine  50  EP  leistet.  Die  Dy- 
namos   machen    150    bis  175  Umdrehungen 


pro  Secunde.  Die  Altematoren  geben  bei 
5000  Volts  45  Amperes  und  sind  parallel 
geschaltet.  Mehrere  Turbinen  betreiben  die 
Erregermaschinen.  Die  Länge  der  Ueber- 
tragungsleitung  beträgt  ca.  21  km.  Die  Trans- 
formatoren-Station befindet  sich  Porta  pis. 
Hieselbst  werden  die  5000  Volts  anf  2000 
Volts  im  secundären  Netze  reducirt.  Die  Her- 
abminderung der  2000  Volts  auf  die  Con- 
sumspannung  von  100  Volts  geschieht  im 
Tertiämetze.  Die  gegenwärtige  Strftssenbe- 
leuchtung  braucht  250  Bogenlampen.  Es 
können  jedoch  600  Bogenlampen  ans  den 
Transformatoren  gespeist  werden. 

3.  Lauffen-Heilbronn. 

Diese  Anlage  ist  eigentlich  aus  den 
Uebertragungsversuchen  LauflPien-Frankfnrt  be- 
kannt. Es  sind  vier  Turbinen  ä  330  HP  in- 
stallirt,  jede  macht  35  Umdrehungen  pro 
Minute.  Die  Brown'schen  Wechselstrom- 
maschinen geben  4000  Amperes  zu  50  Volts. 
In  den  seinerzeit  beschriebenen  Transforma- 
toren, die  in  Oelgefässen  stehen,  werden  die 
50  Volts  auf  5000  hinaufgebracht. 

In  Heilbronn  wird  die  Spannung  auf 
1500  Volts  im  Secundämetze  und  im  Tertiär- 
netze auf  100  Volts  redudrt. 

Grosse  und  kleine  Motoren  laufen  ohoe 
Anstand  in  dem  dreidrähtigen  Dreiphasen- 
netze. 

Der  Lichtpreis  beträgt  9  Pfg.  pro  eng- 
lische Einheit  =  1000  Voltampere  pro 
Stunde.  Für  Motoren  und  andere  Zwecke  ist 
der  Preis  noch  billiger:    4  Pfg.  pro  Einheit. 

Die  Kosten  der  Anlage  belaufen  sich 
auf  beiläufig  fl.  150.000;  gegenwärtig  stehen 
4000  Glühlampen  ä  8  NK  in  Betrieb,  ausser- 
dem sind  noch  20  Bogenlampen  und  20  Mo- 
toren in  der  Anlage  vertheilt.  Die  volle 
Cnpacität  der  Anlage  umfasst  19.OGO  acht- 
kerzige Lampen  oder  ihr  Aequivalent. 


101 


NPeuartiges   galvanisches    Element. 

Yoo  BIOHABD  BOBTTCHER  in  Pn^. 
Privilegium    vom    7.    Marx    1893. 


Gegenstand  vorliegender  EHindnog  ist 
ein  galvanisches  Element,  dos  in  erster  Reihe 
fnr  Rahestrom,  aber  auch  für  Arbeitsstrom 
verwendbar  ist,  speciell  für  Telegraphen- 
iwecke  gebaat  wnrde  and  im  Wesen  eine 
Aböndernng  des  Meidinger-,  resp.  Caleao- 
Elementes  ist. 

Das  Element  besteht  aas  einem  äasseren 
Standglase  a  and  einem  inneren  Einsatz- 
glase 6y  das  nach  nnten  darch  eine  (anima- 
lische oder  vegetabilische,  vorsugsweise  Per- 
gamentpapier)   Membrane  c  verschlossen  ist. 

Das  Snssere  Standglas  wird  zu  nahezu 
Vs  mit  Kapfersulfatlösong  gefallt ;  dos  ionene 
Gefäss  erhält  eine  Fttllang  von  Wasser-, 
resp.  Zinksulfatlösung. 


Fig.  I. 
In  das  innere  Gefäss  b  taucht  ein  durch 
Guss  hergestelltes  Zinkstück  z,  das  die  Form 
zweier  mit  den  Basisflächen  sich  berühren- 
der Kegel  (oder  Pyramiden)  hat  und  nach 
dem  Guss  einer  starken  Pressung  unterzogen 
wird,  um  das  Zink  möglichst  homogen  zu 
gestalten.  An  seinem  unteren  Ende  ist  in 
dieses  Zinkstttck  ein  nicht  metallischer 
Pfropfen  p    (aas    isolireadem    Material,   wie 


Holc^  Hartgummi  etc.)  eingesteckt  4ind  dieses 
21inkstück  sammt  Pfropfen  sind  an  einer  das 
Gefäss  bedeckenden  Platte  d  aufgehängt. 

Die  Verlängerung  dieser  metallischen 
Aufhängung  bildet  zugleich  den  einen  Pol 
des  Elementes. 

Im  äasseren  Standglase  steht  eine 
Kupferspirale  X;,  die  in  ihrer  Verlängerung 
einen  gut  isollr|en  Züleitnngsdraht  hat,  der 
den  zweiten  Pol  darstellt. 

Das  Element  wirkt  in  der  bekannten 
Weise  des  Meidinger-,  resp.  Caleaa  -  Ele- 
mentes, bietet  aber  ffieseki  gegteüliet*  dien 
Vorthell,  d«is  sich  die  Flüssigkeiten  weder 
im  Ruhezustande,  noch  auch  im  Betriebe 
mischen  können,  was  durch  die  am  Einsatz- 
glase aufgespannte  Membrane  verhindert 
wird.' 

Von  Wichtigkeit  bei  diesem  Elemente 
ist  der  Umstand,  däss  die  Membrane  nach 
unten  zu  durch  den  Pfropfen  p  convex  aus- 
gebogen wird  und  der  Widerstand  des  Ele- 
mentes durch  diese  Anordnung  nahezu  con- 
stant  bleibt,  dann  durch  das  Weglassen  des 
die  Membrane  nach  unten  hin  convex  auf- 
biegenden Pfropfens  würden  sich  unterhalb 
der  Membrane  Gasbläschen  ansetzen  und 
die  Leitungsfähigkeit  des  Elementes  ver- 
mindern, eventuell  die  Wirkung  ganz  scuf- 
heben,  während  die  convexe  Oberfläche  der 
Membrane  das  Abgleiten  der  Gasbläschen 
längs  derselben  in  hohem  Maasse  begün- 
stigt. Die  Gasbläschen  gleiten  längs  der 
schiefen  Fläche  ab  und  steigen  nadi  auf- 
wärts. 

Aber  auch  die  eigenthttmliche,  doppel- 
kegelförmige Form  des  Zinkstttckes  z  hat 
ihren  guten  Grund.  Die  Doppelkegelform 
wurde  gewählt,  weil  durch  den  Verbi^aach 
an  Zink  während  der  Thätigkeit  d\s%  Ele- 
mentes die  Oberfläche  des  Zinkstückes  fn 
nur  geringerem  Grade  verändert  wird,  als 
wenn  die  Form  cylindrisch  wäre  itnd  ein 
Ansetzen  von  Gasbläschen  auch  hier  nicht 
stattfinden  kann,  da  diese  Gasbläschen  längs 
der  schiefen  Flächen  aufsteigen. 

Auch  wird  durdi  das  eintretende  Ver- 
dunsten des  Wassers  die  wirksame  Ober- 
fläche des  Zinkes  nur  in  geringem  Maasse 
verändert,  da  bei  geringerem  Wasserstand 
nur  eine  kleine  Oberfläche  des  Zinkkegels 
blossgelegt  wird. 


50.000  Dollars  Prämie  auf  ein  gutes  Stromzuführungssystem 
für  Strassenbahnen. 


Die  Metropolitan  Traction  Company 
io  New- York  setat  einen  Preis  von  50.000  Doli. 
auf  ein  gntes  Stromzuführnngssystem  für 
Strassenbahnen  aus,  d^s  in  ökonomischer  Be- 
ziebvng  dem  oberirdischen  Rollcontacte 
(tml^y)  gleichkommen,  in  anderer  ihm  ftber- 
lflg«ii    fein    soll.     Als   Preisgericht    soll  das 


New- Yorker  StaatscoUegiam    der  ElMnbahn- 
Commissäre  (New- York  State  Board  of  Räil- 
road  Commissioners)    fcmgiren   und  ihm  >*<'^ 
die  genannte  Gesellschaft    die    gansp 
legenheit  in  die  Hand  gelagt. 

Nach    dem    „Slektr.  Bcfao*  Ii 
betreffende  Schreiben : 


102 


1.  Wir  stellen  die  Summe  von  50.000 
Dollars  znr  Verfügung,  um  sie  als  Preis  Dem- 
jenigen zuzuerkennen,  welcher  vor  März  1894 
Ihrem  geehrten  CoUeginm  ein  wirklich  brauch- 
bares Kraftzufahrangssystem  für  Strassenbahn- 
wagen  vorlegt,  das  dem  oberirdischen  Roll- 
contacte  überlegen  oder  doch  gewachsen  ist. 

2.  Die  zur  Erfüllung  dieser  Anforde- 
rung nöthigen  Bedingungen  sollen  Ihrer  Ent- 
scheidung überlassen  sein,  das  preisgekrönte 
System  muss  jedoch,  dem  gegenwärtigen 
Stande  der  Technik  entsprechend,  dem  Roll- 
contacte  als  Muster  von  Oekonomie  in  prak- 
tischer Verwendung    nothwendigerweise  sich 


nähern,  ohne  eine  Belästigung  für  das  Pabli- 
kum  in  sich  zu  begreifen. 

3.  Wir  wollen  als  Entgelt  für  die 
50.000  Dollars  keinerlei  Rechte  anf  die  £r- 
findimg  beanspruchen  und  an  der  Ansferti» 
gung  des  Urtheilsspruches  in  keiner  Weise 
betheiligt  sein,  tragen  dagegen  alle  Unkosten, 
welche  Ihr  geehrtes  CoUeginm,  sei  es  durch 
die  Hinzuziehung  von  Sadiverständigen,  sei 
es  durch  Gewährung  von  Aufschlüssen  oder 
Anstellen  von  Versuchen  für  nothwendig 
oder  geboten  erachtet,  damit  keine  Anstren- 
gung gescheut  wird,  das  gewünschte  Ziel  zu 
erreichen. 


Preisausschreiben,  betreffend  Ansammlung  von  elektrischer 
Arbeitskraft  durch  Windmühlen. 


Die  niederländische  Gesellschaft  zur 
Förderung  der  Industrie  (Generalsecretär 
F.  W.  V.  Eeden  in  Harlem,  Holland)  er- 
lässt  folgendes  Preisausschreiben: 

.  I.  Wie  viel  Arbeitskraft  kann  eine  ge- 
wöhnliche Windmühle  in  Verbindung  mit 
einem  elektrischen  Accumnlator  durchschnitt- 
lich in  24  Standen  liefern;  welche  motori- 
sche Anstalt  ist  dazu  erforderlich  und  wie 
viel  kostet  in  diesem  Falle  eine  Pferdekraft- 
Stnnde? 

2,  Können  die  neuen  Windmotoren  in 
ökonomischer  Hinsicht  in  ausgedehntem 
Maassstabe  zum  Sammeln  und  zum  Benützen 


der  }>ewegnngsenergie  des  Windes  ange- 
wendet werden  ?  Welche  mechanischen  Mittel 
sind  dazu  am  meisten  zu  empfehlen? 

Als  Beispiel  muss  der  Entwurf  einer 
Fabrik,  welche  auf  diesem  Wege  mit  Be- 
leuchtung und  Euergie  auszustatten  ist,  ein- 
gereicht werden. 

Die  zur  Abhandlung  gehörigen  Abbil- 
dungen müssen  in  1/4  (!)  der  wahren  Grösse 
auf  weissem  Papier  gezeichnet  sein.  (Helio- 
graphien verbeten.)  Termin:  i.  Juli  1894. 
Ehrenpreis:  Goldene  Medaille  und  350  fl. 
(725  Francs).  Näheres  bei  obengenannter 
Stelle. 


LITERATUR. 


Vademecum  für  Elektrotechniker 
(begründet  von  E.  Rohrbeck),  IV.  Auflage, 
bearbeitet  von  Arthur  W  i  1  k  e ,  Halle  an  der 
Saale,  Verlag  Wilhelm  Knapp,  1894,  Preis 
Mk.  4. — .  Dieses  sehr  inhaltreiche  praktische 
Hilfs-  und  Notizbuch  für  Ingenieure,  Elektro- 
techniker, Werkmeistei,  Mechaniker  u.  s.  w. 
hat  unter  der  kundigen  Hand  seines  gegen- 
wärtigen Bearbeiters  mannigfache  Verbesse- 
rangen  imd  Bereicherungen  erfahren. 


Dankenswerth  erscheint  uns  die  ein- 
gehende Darstellung  der  Accumnlatoren  ver- 
schiedener Systeme,  die  sich  bei  Gleichstrom- 
Anlagen  einen  erweiterten  Verwendungs- 
bereich erobert  haben.  Gekürzt  ist  der  Ab- 
schnitt über  Blitzableiter;  das  Büchlein 
kann  auf  weitest  gehenden  Gebrauch  auch 
wegen  seines  massigen  Preises  Anspruch 
erheben. 


KLEINE  NACHRICHTEN. 


Elektrische  Bahn  Praterstern- 
Kagran.  Das  Handelsministerium  hat  unter 
dem  10.  December  v.  J.  an  die  Bauunter« 
nehmung Ritschl&Co.  eine  Note  gerichtet, 
mit  welcher  die  technisch-polizeiliche  Prüfung 
der  Linie  Praterstem-Kronprinz  Rudolfsstrasse- 
Kagran  genehmigt  und  die  Unternehmung  ein- 
geladen wird,  sich  betreffs  der  Anschluss- 
linien, welche  die  dem  zweiten  Bezirke  be- 
nachbarten Bezirke  durchziehen  sollen,  mit  der 
Gemeinde  in's  Einvernehmen  zu  setzen. 
Die  definitive  Concessionsertheilung  wird 
von  der  finanziellen  Bedeckung  abhängig 
gemacht;  die  Finanzirung  ist  durch  elektro- 
technische Firmen    ersten  Ranges,    falls    die 


Anschlusslinien  mitgebaut  werden,  worüber 
der  Stadt rath  die  Entscheidung  zu  füllen  hat, 
gesichert  Die  eine  Anschlnssiinie  durchzieht 
die  Engerthstrasse,  unterfahrt  die  Nordbahn 
bei  dem  Viaduct  der  Innstrasse,  führt  bei 
der  Nordwestbahn  vorbei,  durch  die  Pfarr- 
gasse zur  Stefaniebrücke,  dann  nach  Ueber- 
setzung  des  Donaucanales  über  den  Salzgnes 
zur  Börse,  respective  zum  Schottenring. 
Nächst  der  Nordwestbahn,  an  erst  zu  be- 
stimmender Stelle,  soll  die  zweite  Linie  ab- 
zweigen und  bei  der  Nordbahn  vorbei«  den 
Donaucanal  bei  der  neuen  Franzensbrücke 
Übersetzen;  von  da  geht  die  Linie  über 
die    Landstrasse    und    durch    die    Heugasse 


103 


lafli  Sfid-,  respective  Staatsbahnhofe.  Die 
Rflckfahrt  wilrde  durch  die  LouiseDgasse, 
deo  Rirdienplatz,  die  Allee-  and  Schwiod- 
guit  erfolgen.  Die  Banontemehmung  bat 
sich  der  Gemeinde  vertragsmttssig  yerpflichtet, 
im  Anschloss  an  die  Stammlinie  auch  die 
Linien  Kagrao-Leopoldan  nnd  Kagran-Lang- 
Enxersdorf  aosznbanen  nnd  die  Gemeinde 
ptrticipirt  an  dem  sechs  Percent  über- 
steigenden Reingewinn  des  Unternehmens. 
Ntdi  Erledigung  des  Gesuches  durch  die 
Gemeinde  nnd  nach  erlangter  Zustimmung 
der  Regierung  wird  die  Stammlinie  Prater- 
$tem-Kagran,  riicksichtlich  derer  die  Ver- 
handlungen mit  der  Tramway  etc.  und  das 
Btaproject  beendet  sind,  gleich  in  Angriff 
genommen  und  die  Betriebseröffnnng  dieser 
ersten  elektrischen  Bahn  in  Wien  ist,  falls 
in  der  an  gesuchten  Tracenbestimmimg  keine 
Versdgerung  eintritt,  fiir  die  Sommermonate 
dieses  Jahres  zu  erwarten.  Für  den  Betrieb 
ist  das  Oberleitungssystem  in  Aussicht  ge- 
nommen. 

Die  elektrische  Tramway  In  Prag. 
Es  wird  uns  gemeldet,  dass  auf  sämmtlichen 
Linien  der  dortigen  Tramway  der  elektrische 
Betrieb  eingeführt  werden  soll.  Der  Director 
der  Pferdebahn-Gesellschaft  weilt  in  dieser 
Angelegenheit  in  Brüssel.  Die  Commune 
macht  die  Concessionsertheilung  von  einigen 
Zagesttndnissen  an  die  Stadtgemeinde  ab- 
hängig, erhebt  jedoch  Bedenken  gegen  den 
Ban  einer  Theilstrecke  als  Untergrundbahn. 
SammtUche  Waggons  sollen  Früh  aus  einem 
Centralbahnhof  auslaufen  und  Nachts  wieder 
in  denselben  rückkehren. 


Die  Karlsbader  elektrische  Stadt- 
bahn. Die  Stadtgemeinde  von  Karlsbad 
beabsichtigt,  wie  aus  mehrfachen  Mitthei- 
longen unseres^  Blattes  bekannt  ist,  eine 
elektrisch  betriebene  Stadtbahn  auszuführen, 
welche  einem  seit  vielen  Jahren  schon 
empfnndenen  localen  Verkehrsbedürfnisse 
abhelfen  soll.  Die  Bahn  soll  vom  Karlsbader 
Bahnhofe  durch  den  Vorort  Fischern  und 
durch  die  Stadt  Karlsbad  bis  zum  Caf^ 
Kaiserpark  führen.  Wer  die  localen  Ver- 
hältnisse in  Karlsbad  kennt,  wird  nicht 
leugnen  können,  dass^  die  projectirte  Bahn 
bei  der  langgestreckten  Lage  der  Stadt  und 
bei  der  Entfernung  des  Bahnhofes  auch  für 
die  Curgäste  die  Abhilfe  eines  wirklichen 
Bedfirfnittes  bedeuten  würde.  Nachdem  ein 
Privatunternehmer,  j  welcher  früher  um  die 
Concessionimug  für  die  Karlsbader  Stadt- 
bahn beim  Handelsministerium  eingeschritten 
war,fsich  zurückgezogen  hat,  sind  nunmehr 
Verhandlungen  im  Zuge,  wonach  die  Stadt- 
gemeinde Karlsbad  selbst  die  Bahn  aus- 
führen soll.  Es  ist  nun  eine  dgenthömliche 
Erschdonng^  dasn  während  dort,  wo  die 
PriTatinterTtehinnngen  sich  uro  die  Ausf*t<V, 
rang  von  VeTkehr^anlagen  'tWWeTbeD, 
ößentljcb -recht liehe  Zm]£  -Tl  'MirrhaTiiJ  i. 
winnt  und  in  der  Ke^,"  "'     '' 

derartige,    ab    öffenilJ  ^ 


mittel  anzusehende  Verkehrsanstalten  nicht 
auch  von  den  ö£fentlichen  Verkehrsanstalten 
gebaut  werden,  in  Karlsbad  wenigstens  bei 
einem  Theile  der  dortigen  Stadtbevölkerung 
der  gerade  Gegensatz  zu  herrschen  scheint 
und  eine  Strömung  sich  geltend  macht, 
welche  die  Concessionserwerbmg  seitens  der 
Stadt  hintertreiben  möchte.  Ein  kleiner  Theil 
der  Karlsbader  Stadtverordneten  möchte  es 
nämlich  um  jeden  Preis  vereiteln,  dass  die 
Stadt  Vertretung  selbst  das  gedachte  Project 
ausführe.  Es  hat  kürzlich  hierüber  eine 
Sitzung  der  Karlsbader  Stadtverordneten 
stattgefunden,  in  welcher  die  Urheber  der 
Agitation  gegen  das  Zustandekommen  des 
Projectes  als  Feinde  des  Fortschrittes  in 
Karlsbad  hingestellt  wurden  und  nach  einer 
langen,  sehr  erregten  Debatte  der  Stadtrath 
mit  24  von  30  Stimmen  die  Ermftchtigung 
zur  weiteren  Führung  der  Verhandlangen 
mit  dem  finanzirenden  Institute  erhielt.  Es 
wurde  in  dieser  Sitzung  geltend  gemacht, 
dass  das  Uebereinkommen,  welches  die 
Stadtgemeinde  mit  der  Nationalbank  für 
Deutschland,  betreffend  die  Finanzirung,  ge- 
troffen habe,  als  sehr  günstig  aufzufassen 
sei.  Es  ist  im  Interesse  der  Stadt  Karlsbad 
selbst  nur  zu  wünschen,  dass  die  derzeit 
noch  bestehenden  Differenzen  nicht  erheb- 
lich genug  sein  werden,  um  die  Stcher- 
stellnng  und  das*  Zustandekommen  der  pro- 
jectirten  Bahn  zu  erschweren  oder  gar  zu 
verhindern.  Es  handelt  sich  nicht  um  die 
elektrische  Bahn  allein,  sondern  atich  um 
die  Schaffung  eines  grossen  Casinos  und 
vieler  anderer  Bauten,  deren  Errichtung 
sicherlich  der  Stadt  Karlsbad  nur  zum  Vor- 
theile  gereichen  würde. 


Blektrische  Beleuchtung  in  Igl6 
(Ungarn).  Das  Project,  betreffend  die  Ein- 
führung der  elektrischen  Beleuchtung  in  Ig  lö, 
über  welches  wir  bereits  berichtet  haben,  geht 
nunmehr  rasch  der  Verwirklichung  entgegen. 
Grubendirector  Koloman  M  ü  n  n  i  c  h  hat 
die  Conscription  der  Anschlüsse  bereits 
durchgeführt  und  wurden  bisher  angemeldet 
900  Lampen  für  Beleuchtung  und  15  EP 
für  motorische  Zwecke  mit  einem  Jahresbe- 
trage  von  zusammen  fl.  7^<^-  —  ^^^ 
Gründer  des  Local-Unternehmens,  22  an  der 
Zahl,  deren  jeder  einen  AntheU  von  fl.  1000 
zeichnete,  hielten  am  13.  Jänner  1.  J.  ihre 
constituirende  Versammlung,  und  wurden 
Herr  Grubendirector  Koloman  M  ü  n  n  i  ch 
zum  Präsidenten  und  Herr  Advocat  Otto 
Klug  zum  Schriftführer  gewählt.  Die 
constituirende  Versammlung  betraate  unter 
Einem  den  Präsidenten  damit,  die  Detail- 
Kosten  Voranschläge  für  das  Elektricitätswerk 
anfertigen  zu  lassen,  zu  welchem  Behufe 
derselbe  mit  einer  Budapester  Firma  in  Ver- 
bindung Ireten  wird.  Sehr. 


Das    Project    einer    eleklrlachen 
Ige     m    Leipzig,     welches    der 
11  Dg    lur    üjpibfuignng  vorliegt, 
der   4Sr^^^    ^^^  Allge- 


104 


meiBcn  £lektttcHitft-GtseUschart  den  Ausbau 
folgendor  am^rei&ander  ?«rbiindeBtr  Strassen- 
lioien:  V«iii  Voroit  Mockaa  nach  dem 
BerliBer  Bahnhof,  BerUnenllraa««,  Gerber- 
straale, HmlleacKe  Stmae,  Reiohsatrasse, 
Neomarkt  nach  der  Centiml  -  KraftttatioB, 
fttc  velche  dnr  Creie  PlaU  in  der  Brllder- 
Itnnse  gegenttbfer  der  Markthalle  bettittunat 
worden  ist;  die  Bahn  wirde  also  ihren 
Aasgangcpnnkt  in  Altichönefeld  nnd  ihren 
Endpunkt  in  Grosszschocher  haben.  Finanziell 
ist  das  Unternehmen  bereits  gesichert,  nnd 
hofft  man  anch  die  dnrch  Concessions- 
Ueknnd^  der  Pferdebahn-Gesellschaft  hervor- 
garufenen  Schwierigkeiten  baldigst  in  be- 
seitigen. 

Die  vereinigen  Arad  -  Csafiader 
Bahnen  haben  in  ihrer  Generalversammlang 
vom  31.  ▼.  M.  beschlossen,  ftir  twci  Mil- 
lionen Stammactien  zn  emittiren,  nm  mit 
diesem  Gelde  den  elektrischen  Betrieb  nnd 
den    Bau    einer    nenen  Linie  durchzuführen. 


Die  Beleuchtung  von  Paris 
mittelst  Blektrlcität  nimmt  von  Tag  zn 
Tage  zn.  In  keinem  halbwegs  auf  Beachtung 
Anspruch  erhebenden  Magazi»  oder  Laden 
fehlt  das  elektrische  Licht  und  A  u  e  r*6 
Gasgltthlicht  tknt  dieser  Ausbreitung  erfreu- 
licherweiae  keinen  Eintrag.  Die  elektrische 
Beleuchtung  der  grossen  Boulevards,  des 
Parc  MoDoeon^  des  Square  de  BatignoUes 
und  anderer  grosser  Gärten  wird  fortwährend 
ergänzt  vmd  vermehrt. 

Die  elektrische  Beleuchtung  der  Schlacht- 
häuser in  Paris  wird  in  diesem  Jahre  (1S94) 
vollendet.  Die  elektrische  Anlage  der  Markt- 
hallen (eine  städtische  Centrale)  hat  im 
Jahre  1893  keine  guten  finanziellen  Ergeb- 
nisse geliefert;  die  Gebahrung  wird  gegen- 
wärtig von  einer  städtischen  Commission 
geprüft. 

JSleKtrische  Beleuchtung  des 
linken  Seine-Ufers  in  Paris.   Ein  Herr 


Naze  hiAte  die  Concession  zur  Brrichtnog 
einer  elektiischen  Centiale  in  irgend  einem 
Tbeile  der  Stadt,  Uaksufrig  dicr  Seine 
gelegen^  sn  errichten.  Der  Concessionär  hat 
nun  tkkt  Gesellschaft  gegründet,  auf  w«lelie 
er  die  Concession  su  (ibertragen  wttnscUt. 
Der  Gemeindecath  der  Stadt  Paris  bewilligt 
diese  Ueber tragung  der  Concession  unter  der 
Bedingung,  dass  die  Gesellschaft  ein  Capiul 
von  8  Millionen  Francs  ausweise,  und  dass 
die  Qnaia  am  linken  Seine-Ufers  der  gansen 
Lüpge  nach  von  der  Gesellschaft  beienobtei 
werdeii.  

Ausstellung  In  Orleans.  Die  Sudi 
Orleans  veranstoltet  eine  Aufstellung,  zm. 
welcher  sie  insbesondere  die  Elektriker  ein- 
ladet ;  besonders  scheint  ce  auf  Beleuchtimga- 
und  Arbeitsleistnngs  -  Apparate  (Motoren) 
abgesdien  au  sein,  deren  Prüfung  wflhreo4 
der  Ausstellung  durch  eine  wissenschaftliche 
Commission  stattfinden  wird. 


Kleine  Notizen  über  Amerika. 
Herr  Ingenieur  B  i  r  k  n  e  r,  ein  Oesterreicher, 
ehemals  hier  bei  der  bestandenen  Commandit 
Gesellschaft  Brückner,  Boss  &  Cons. 
angestellt,  ist  nach  einem  mehr  als  m^>«h 
jährigen  Aufenthalte  in  den  Stantee,  und 
zwar  im  Westen  Amerika's,  nach  Wien 
zurückgekehrt  und  hat  nun  Mehreres  über 
die  öffentliche  Beleuchtung  der  Strassen  and 
Plätae  mitgetheilt.  Diese  geschieht  isMÜt 
durch  hintereinander,  ohne  jeden  Vorechah- 
widerstand  verbundene  L»ampeo,  dermi  oft 
tausend  nnd  datttber  in  ein  und  demselben 
Stromkreise  liegen.  Gleichstrom  •  Maschinen 
mit  sehr  hohen  Spannungen  werden  theib 
einzeln,  theils  auch  hintereinander  gereiht 
benutzt.  Das  meist  interessante  Factum  der 
Darstellungen  ist  folgendes:  Gegenwärtig 
werden  die  elektrischen  Bahnen  nnd  die 
Bogenltunpen  der  Strassenbeleuchtung  ans 
ein  und  derselben  Elektricitätsquelle "gleich- 
seitig gespeist.  Wie  das  geschieht,  wird  Herr 
Birkner  in  einer  späteren  Mitthnilnng 
darlegen. 


Bei  der  Redaction  eingegangene  Bücher. 

Adressbnoh  derElektrlcltäts-Branche  von  Cliiropa,  Band  H  „Ausland**,  1894.  Leipzig. 
Eisenschmidt  &  Schulze.  Der  332  Seiten  starke,  stattliche  Band,  welcher 
allen  Abnehmern  des  vorhergegangenen  Band  i  „Deutschland'*  gratis  nachgeliefert 
wird,  enthalt  die  Adressen  sämmtlicher  elektrotechnischen  Fabriken  und  Anstalten, 
der  Installateure  und  aller  mit  der  Branche  in  Berührung  kommenden  Geschäfte  von 
ganz  Europa  mit  Ausnahme  Deutschlands.  Im  ersten  Theil  des  Buches  finden  wir 
die  Firmen  alphabetisch  geordnet  ;  jedes  Land  abgeschlossen  für  sich  ein  Ganzes 
bildend.  Der  zweite  Thcil  dagegen  bringt  die  Adressen  nach  den  eintelnen  Fächern 
gruppirt  in  der  Reihenfolge  der  Länder  und  Städte,  während  der  dritte  Theil  endlich 
eine  Liste  vortheilhafter  Bezugsquellen  aufweist.  Sehr  vielen  Firmen  sind  näbere 
Angaben,  als  Namen  des  Besitzers,  Gründnngsjabr,  Arbeiterzahl,  Telegrammadresse, 
Telephonnummer  etc.  etc.  hinzugefügt,  die  den  Werth  des  vorliegenden  Bandes  nodti 
wesentlich  erhöhen.  —  Wir  können  das  mit  besonderem  Fleiss  und  grösster*  Sach- 
kenntniss  zusammengestellte  Buch  allseitig  bestens  empfehlen. 

Verantwortliaher  Redacteur:  JOSSIF  KABEIS.  —  SelbstverifM^  des  Elektrotecbnisohsn  Tereina. 

In  Commission  bei  LEHMANN  &  WENTZEL,  Buchhandlung  (ttr  Technik  und  Kunst. 

Druck  von  R.  SPIBS  &  Co.  in  Wien,  T.  Straussengasse  16. 


Zeitschrift  für  Elektrotechnilc. 


XII.  Jahrg. 


I.  März  1894, 


Heft  V. 


VEREINS-NACHRICHTEN. 


Obronlk  des  Terolnes. 

24.  Jänner.  —  Vcreinsvcr- 
sammlung^. 

Der  Vorsitzende^  Vicepräsident 
Grünebaomr  gibt  bekannt,  dass 
für  die  Vereinsversammlung  am 
21.  Februar  eine  Discnssion  über 
den  neuen  Patentgesetz-Ent- 
wurf in  Aussicht  genommen  sei  und 
ertbeilt  hierauf  Plerrn  Ingenieur 
K.  Pichelmayer  das  Wort  zu 
dem  angekündigten  Vortrage:  „Ueber 
elektrische  Strassenbahn- 
Motoren**. 

Der  Vortragende  gibt  nach 
einigen  einleitenden  Bemerkungen 
über  die  Erklärung  der  Motorwirkung 
eine  kurze  historische  Uebersicht  der 
mit  dem  Jahre  1879  beginnenden 
Entwicklung  des  Strassenbahn-Mo- 
tors:  die  anfangs  ausschliesslich 
angewendeten  rasch  laufenden  Elektro- 
motoren mit  doppelter  Räderüber- 
setzubg  auf  die  Wagenachse  haben 
nun  vollständig  den  Platz  geräumt 
vor  langsamer  laufenden  Motoren 
(400 — 600  Touren)  mit  einfacher 
Räderübersetzung.  Der  Vortragende 
zeigt  Abbildungen  von  einer  Reihe 
der  meist  angewendeten  Motoren, 
wie  die  von  Sprague,  Siemens 
&HaIske,  Thomsan- Houston, 
Oerlikon  etc.  Ausser  der  einfachen 
Stirnräderübersetzung  wird  von 
Siemens  &  Halske  auch  '  noch 
Gelenkkettentransmission  zur  An- 
wendung gebracht ;  die  Uebersetzung 
mit  Schnecke  und  Rad  ist  über  das 
Versuchsstadium  noch  nicht  hinaus. 
Der  Vortragende  bespricht  ferner 
die  Gründe,  welche  den  directen 
Antrieb  bei  Strassenbahn-Motoren 
unthunlich  machen ;  derselbe  erscheint 
erst  bei  Fahrgeschwindigkeiten  über 
36 — 40  hm    zulässig.    Was    die    spe- 


cielle  Coöstruction  der  Motoren  an- 
bclaogt,  wird  aus  tiaheliegenden 
Gründen  für  die  Feldmagnetc  aus- 
schliesslich Stahlg^usB  oder  schmied- 
barer Guss  verwendet;  der  Aoker- 
durchmesser  (Rioganker  mit  Nuten) 
wird  möglichst  gross  gewählt* 

Auf  die  Betriebs  Verhältnisse 
übergebend,  erwähnt  der  Vortragende 
die  bisher  nicht  behobenen  Schwierig- 
keiten, welche  der  Anwendung  des 
Nebenschluss-MoEors  für  Tractions- 
zwecke  entgegenstehen,  weswegen 
gegenwärtig  nur  der  Serleamotor  in 
Betracht  kommt.  Vorgezeigte  Dia- 
gramme brachten  die  Beziehungen 
zwischen  Tourenzahl  und  Stromstärke 
und  zwischen  Zugkraft  und  Strom- 
stärke bei  einem  Serienmotor  scur 
Anschauung.  Aus  diesen  Curven  geht 
hervor,  dass  der  Serienmotor  inso- 
ferne  sclbstregulirend  Jst^  als  sich 
seine  Leistungsfähigkeit  den  Neigungs- 
verhähntssen  der  Bahn  anpasst.  Den 
Verhältnissen,  wie  sie  beim  Anfahren 
obwaltcD,  bat  der  Vortragende  ein 
besonderes  Studium  gewidmet;  er 
zeigt,  wie  für  einen  gegebenen  Fall 
die  günstigste  Anfahrstromstärke  er- 
mittelt werden  kano*  Nachdem  In* 
genleur  Pichelmayer  noch  auf 
die  bedeutenden  ßetriebsschwan^ 
klingen  an  d^m  Amperemeter-Dia- 
gramm einer  Strassenbahn-Centralc 
aufmerksam  gemacht  hatte,  sc  bloss 
er  seinen  mit  grossem  Beifall  auf- 
genommenen  Vortrag» 

Nach  Beantwortung  einer  von 
Herrn  ßaurath  v.  Stach  gestellten, 
die  Schaltung  aa^^agcn  mit  «rd 
Motoren  betre|Fj*^ -^  ^üfragc  rla?f!l^ 
den   Vortragen  - 


sitzi 


II 


:% 


106 


PrograBBi 


für   die  Vereinsversammlungen 
im  Monate  März   1894. 

(Im   Vortragssaale     des    Wlsaenschaft- 

liehen  Club,  L  EschenbachgMse  g,  7  Uhr 

Abends.) 

7.  März.  —  Vortrag  des  Herrn 
Baurathes  Josef  Kar  eis  über:  ,£ine 
Umwälzung  in  der  Telephonie.^ 

14.  März.  — Vortrag  des  Herrn 
Dr.  Franz  Str eint  z,  Professor  an  der 
k.  k.  technischen  Hochschule  in 
Graz:  ,Die  Energie  des  Accu- 
mulators  in  chemischer  und 
elektrischer  Beziehung.* 

21.  März.  —  Vortrag  des  Herrn 
Ing.  Ernst  Egger:  „Ueber  elek- 
trische Bahnen.* 

28.  März.  —  Generalver- 
sammlung. 


Neoe  Mitglieder. 

Auf  Grund  statutenmässiger  Auf- 
nahme traten  dem  Vereine  die  nach- 
stehend genannten  Herren  als  o  r  d  e  n  t- 
liche  Mitglieder  bei: 

Ullrich  Adolf,  Privatbeamter,  Wien. 

Fröhlich   Max,   Elektrotechniker  in 
Firma    Kremenezky,    Mayer 
&  Co.   Wien. 

Stibitz  Conrad,    Gymnas.«Supplent, 
Wien. 

Schmigmator  Carl,  Ingen.,  BrÜnn. 

Morawetz  Augustiui  k.  k.  Ingenieur, 
Bodenbach. 

Schimmelbusch    Hans,    Ingenieur, 
Wien, 


ABHANDLUNGEN. 


Die  Theorie  und  Berechnung  der  asynchronen 
Wechselstrom-Motoren. 


Von  E.  ARNOLD,  Ocrlikon, 

(Fortsetzang.) 

Bezeichnet 

daher: 

^2 

den  Maximalwerth 

von 

»2. 

so 

erhalten 

wir 

die  Drehmomente 

11 

''1. 
''3> 

I 
2 

.  J2.i/i./2-cos[y 

— 

92 

I 
2 

.J2.^^3-/2-COS   (y 

+ 

fa) 

und  da  H^- 

=  1/3,  so  ist 

die  Summe  beider 

= 

7.   I73./2.^1-*^2 

cos 

?2- 

Nun  ist 

daher  wird,  wenn  r/ig  ^^^  ^^1  ^®^  secundären  Phasen 

IT  =  ^.  E2.J2.  cos  f^ 91) 

Das  im  Maximum  zu  erreichende  Drehmoment  beim  Angehen  des 
Motors  wäre  somit,  ebenso  wie  früher,  gleich  dem  im  Inductor  inducirten 
Effecte  dividirt  durch  die  Winkelgeschwindigkeit  p^. 

Sind  bei  einem  Mehrphasen-Motor  stark  hervortretende  Pole  ver- 
mieden \md  wird  sonst  die  Entstehung  eines  Drehfeldes  in  jeder  Weise 
begünstigt,  so  werden  bei  rotirendem  Inductor  oder  während  dem  Arbeits- 


107 


gange  des  Motors  die  stehenden,  periodischen  Felder  nur  wenig  aus- 
gebildet sein.  Hierfür  spriclit  die  Thatsache,  dass  der  Leerlaufstrom  nahezu 
gleich  ist  dem  Erregerstrome,  während  bei  Einphasen-Motoren,  also  für 
ein  stehendes,  periodisches  Feld,  das  nicht  zutrifft.  Beim  Angehen  des 
Motors,  das  mit  grossen  Stromstärken  imd  einer  starken  Sättigung  des 
Feldes  verbunden  ist,  werden  jedoch  die  periodischen  Felder  von  Einfluss 
sein,   es  war  daher  gerechtfertigt  die  Wirkung  derselben  zu  untersuchen. 

II.  Die  asynchronen  Einphasenmotoren.  > 

Unter  der  Voraussetzung,  dass  sich  die  magnetische  Induction  zu 
einem  Drehfelde  zusammensetzt,  hat  sich  die  Theorie  der  Mehrphasen- 
Motoren  einfach  gestaltet  und  zu  Resultaten  geführt,  welche  mit  den 
praktischen  Ergebnissen  Übereinstimmen.  In  der  „Elektrotechnischen  Zeit- 
schrift", Berlin,  1893,  Heft  18,  habe  ich  daraiif  hingewiesen,  dass  bei 
Einphasen-Motoren  ebenfalls  ein  secundäres  Drehfeld  besteht.  Gehen  wir 
von  diesem  Drehfelde  aus,  dessen  Existenz  nachgewiesen  werden  sott, 
so  gestaltet  sich  die  Theorie  der  Einphasen-Motoren  ebenso  einfach  wie 
diejenige  der  Mehrphasenmotoren. 


Fig.   18. 

Man  denke  sich  ein  zweipoliges,  durch  Wechselstrom  erregtes  Magnet- 
feld, welches  etwa  dadurch  erhalten  werden  kann,  dass  man  die  Windungen 
eines  Gramme'schen  Ringes  an  zwei  gegenüberliegenden  Enden  mit  der 
Wechselstromquelle  leitend  verbindet.  In  diesem  feststehend  gedachten 
Ringe,  Fig.  18,  sollen  mehrere  in  sich  kurzgeschlossene  Windungen  oder 
Spulen,  die  auf  dem  Anker  befestigt  sind,  rotiren.  Wir  wollen  nun 
untersuchen,  wie  sich  die  inducirte  E.  M.  K.  in  irgend  einer  Spule  ändert, 
wenn  dieselbe  im  inducirenden  Magnetfelde  rotirt.  Wenn  der  Strom  J^ 
durch  Null  geht,  oder  zur  Zeit  t  =  o,  soll  die  Windung  A  B  mit  der 
OF-Richtung  den  Winkel  a  einschliessen. 

Es    sollen  die  bei  der  Theorie    der  Mehrphasen-Motoren  gewäb^* 
Bezeichnungen  hier  ebenfalls  gelten,  insbesondere  sei: 

H  die  maximale  Intensität  des  homogen  gedachter  ^^" '^ 

y  die  Fläche  der  Windung  AB  m  cm^\ 


108 

K  die  Zahl  der  Kraftlinien,  welche  die  Fläche  der  Windung  A  B  zur 
Zeit  t  durchdringen; 

M  der  Maximalwerth  des  Coöffidetiten  der  gegenseitigen  Induction 
zwischen  der  primären  Wicklung  und  einer  Phase  des  Ankers; 

ij  der  Coefficient  der  Selbstinduction  der  primären  Wicklung; 

X2  der  Coefficient  der  Selbstinduction  einer  Phase  des  Ankers; 

j9j  =  2«f4,  wenn  n^  die  Periodenzahl  des  primären  Stromes  pro  See. 

|)2  =  1^2:30,  wenn  n^  die  Tourenzahl  des  Ankers  pro  Minute  (für 
eine  zweipolige  Anordnung); 

€2  die  zur  Zeit  t  m  AB  inducirte  E.  M.  K.,  so  wird 

Ä*  =  fi  ./ .  sin  Pi  t .  sin  (p2 1  +  a) 

ä1  TT 

«2  =  —  ^=  — Ä/[pi  cospi«  .sin(p2<  +  a)+i>2-sini>i«.  cos  (P2'+»)l 
da  2  sin  «  .  cos  ß  =  sin  (a  +  ß)  +  sin  (a  —  ß) 

so  wird 


«2=  —  -^^f^  {(Pi+P2)sin[(i?i+P2)«+«]  — 
—  {Pi—  P2)  sin  [(pi  —  P2)  <  —  a]} 
Wir  wollen  zunächst  voraussetzen  es  sei 


92) 


Pl=P2 

d.  h.  der  Anker  soll  sich  synchron  mit  den  Pulsationen  des  Feldes  bewegen. 
Diese  Bedingung  stimmt  nahezu  mit  dem  Leerlaufe  eines  Wechsel- 
strom-Motors überein. 

Es  wird 

^2  =  — Pi^-/- sin(2pi<  +  a) 93) 

Es  sei  mm  die  Zahl  der  kurzgeschlossenen  Ankerrspulen  oder  die 
Zahl  der  secimdären  Phasen  =  Wg,  und  der  Winkel  zwischen  benachbarten 
Spulen  IT :  twg. 

Befindet  sich  zur  Zeit  f  =  o  die  Spule  AB  in  der  0  F-Richtung,  so 

IC 

ist   für    diese  Spule  a  =  o,    für  die  nächstfolgende  a  =  — ,  für  die  dritte 

//•2 

Spule  a  =  —  u.  s.  f. 
rw2 

In  der  Spule  AB  wird 

^2  =  0     für  Ptt=o,    ^,     IT,     |ic 

^2  =  ±Pi^/    fürpi<  =  jff,      ^Ä,     fir,      ^Ä. 

4  4  4  4 

In  der  benachbarten  Spule  treten  die  Richtungswechsel  und  die 
Maximalwerthe  der  indudrten  E.  M.  K.  mit  derselben  Periodenzahl,   aber 

mit  einer Phasenverschiebimg,  die  =a=  — ,    — u.s.f.auf.DasErgebniss 

ist  folgendes:  Bewegt  sich  der  Anker  synchron  mit  demindu- 
cirenden  Magnetfelde,  so  werden  in  den  Ankerwindungen 
Ströme  inducirt,  deren  Periodenzahl  gleich  der  doppelten 
Periodenzahl  des  Er  re  g  e  r  s  tr  o  m  e  s,  deren  maximale 
E.M.Kräfte  einander  gleich,  aber  deren  Phasen  um  den 
Winkel,  den  die  betrachteten  Windungen  miteinander  ein- 
schliessen,  gegeneinander  verschoben  sind. 


109 

Dass  bei  synchroner  Bewegung  einer  Windung  in  einem  periodischen 
Magnetfelde  ein  Strom  von  doppelter  Periodenzahl  inducirt  wird,-  lässt  sich 
sehr  anschaulich  graphisch  darstellen.  Durch  die  Induction  des 
periodischen  Feldes  selbst  wird  zunächst  eine  E.  M.  K.  inducirt  welche 
in  Fig.  19  durch  die  Sinuslinie  ei  dargestellt  ist.  Weil  bei  dem  Richtungs- 
wechsel des  Feldes  sich  die  Spule  um  i8o<>  gedreht  hat,  so  behält  die 
indudrte  E.  M.  K.  stets  dieselbe  Richtung^  sie  entspricht  einem 
intermittirendem  Gleichstrome.  Durch  die  Bewegung  der  Windung  wird 
eine  zweite  E.  M.  K.  inducirt,  welche  in  Fig.  18  durch  die  Sinuslinie  e^ 
dargestellt  ist.  Aus  demselben  Grunde  wie  oben  behält  diese  E.  M.  K. 
stets  dieselbe  Richtung,    sie   ist  aber   ei  entgegengesetzt  gerichtet  und  in 

der  Phase  um  —   gegen   Ci  verschoben.    Als  Resultante   erhalten    wir    die 

E.  M.  K.  «2  von  doppelter  Periodenzahl  aber  gleicher  Amplitude.  Würdeman 
z.  B.  zwei  Wechselstrom-Maschinen  von  gleicher  Polzahl 
mit  einander  kuppeln  und  das  Magnetfeld  der  zweiten  mit 
dem  Strome  der  ersten  erregen,  so  erzeugt  die  zweite 
Maschine  einen  Wechselstrom,  dessen  Periodenzahl  gleich 
der  doppelten  der  ersten  Maschine.*)  Durch  eine  derartige  Serie- 
schaltung mehrerer  Maschinen  ist  es  möglich,  eine  sehr  hohe  Wechselzahl 
zu  erzeugen. 


Fig.    19. 

Sind  auf  dem  Anker,  wie  vorausgesetzt  worden,  mehrere  kurz- 
geschlossene Spulen  verschiedener  Phase  vorhanden,  so  werden  die  in 
den  Windungen  inducirten  Ströme,  ebenso  wie  beiden  Mehrphasen-Motoren, 
ein  Drehfeld  erzeugen.  Geht  man  von  einer  bestimmten  Drehrichtung 
des  Ankers  und  einer  bestimmten  Richtung  des  Feldes  aus,  so  wird  man 
man  sich  überzeugen,  dass  das  Drehfeld  sich  mit  der  Winkelgeschwindigkeit  Pi 
in  entgegengesetzter  Richtung  zur  Rotation  des  Ankers  dreht.  In 
Kg.  20  ist  das  bildlich  für  eine  halbe  Periodenzahl  und  fünf  verschiedene 
Stellungen  des  Ankers,  ohne  Berücksichtigung  der  secundären  Phasenver- 
schiebung, dargesteUt.  Es  sind  zwei  Ankerspulen  AB  und  CD  angenommen, 
die  momentanen  Intensitäten  H^  des  primären  Feldes  sind  für  jede  Figur 
angegeben ;  die  Richtung  desselben  soll  mit  O  Y  zusammenfallen. 

Der  Anker  dreht  sich  nach  rechts,  das  secundäre  Drehleld  nach 
links.  Von  der  Drehrichtung  des  secupdarea  Feldes  ausgehend  und  unter 
Berücksichtigung  der  secundären  Phasenverschiebung  ^gi  hat  das  Drehfeld  li^ 

gegenüber   dem  primären  Felde  H^    eine  Phusenverscliii 

d.   h.    die    von    H^    in    den    primären    Windun^ 

♦)  Vergl.  hierüber  „Elektrot.  Zeitachrifi*',  Bcrlla 


110 


Gegen-E.  M.  K.  bleibt  um  — |- f g   hinter   der  Selbstinductioa 

dieser  Windungen  zurück. 

Bezeichnet  h  die  maximale  Intensität  des  Magnetfeldes  einer 
secundären  Spule,  deren  Zahl  =  m^,  so  hat  das  Drehfeld  die  constante 
Stärke 

2        ' 

ferner  ist 

somit  die  totale  Induction  des  Drehfelde^ 


Ex  =  o 


.    El  =  E:  sin  45O 


94) 


E,^E 


Fig.  20. 

Da  sich  das  Drehfeld    relativ    zu  den  primären  Windungen   mit  der 
Geschwindigkeit  p^  bewegt,  so  ist  die  Amplitude  der  indudrten  Gegen-E.  M.  K. 

-^g=^'.Pi^^2 95) 

Im  primären  Stromkreise  wirken  nun  drei  E.  M.  Kräfte: 

1.  die  E.  M.  K.,  welche  im  primären  Stromkreise   verbraucht  wird, 
deren  Amplitude  ist 

2.  die  E.  M.  K.  der  Selbstinduction,  deren  Amplitude 

=  Pi .  Xi  .  Jj ; 

3.  die  durch  das  Drehfeld  H^  inducirte  Gegen-E.  M.  K.  deren  Am- 
plitude 


2    ^ 


111 


Der  in  den  secundären  Windungen  inducirten  E.  M.  K,  welche  =  Eg» 
wirken  zwei  E.  M.  Kräfte  entgegen. 
I*  die  E.  M.  K.,  deren  Amplitude 

=  R^'^z'y 
2.    die   durch   das  secundäre  Drehfeld  im  Auker  inducirte  E.  M.  K. 
Die  relative  Geschwindigkeit   von  H^    in  Bezug  auf  die  Ankerwindungen 
ist  =  pj  -f-  />2»  die  Amplitude  der  E.  M*  K.  daher 

=  y  •(Pl+P2)'^2-  h> 

dieselbe  steht  senkrecht  zu  2^2*^2* 

In  den  Fig.  2i  und  22  sind   die  E.  M.  Kräfte   ihrer  Richtung  nach 
au%etragen. 
Aus  Fig.  21  folgt: 


E,^  =  (äi  Ji+'^'  MJ^p,  cos  92)   + 


p^  MJ^  sin  ?2 


....     96) 


■'{Pi'^Pz)^2^2 


JtgJz 


Fig.  21. 

Bezeichnet  man  zur  Abkürzung  mit 


Fig.  22. 


so  folgt  aus  Fig.  21 


;=|^«2'»  +  ^(Pi+P2)^V 97) 


COS<p2 


-h. 


femers  ist 


98) 
99) 


2                  ^2 
£'2  =  .3/Jipi 100) 


^Jx  V\ 


lOl) 


Setzen    wir    diese  Werthe  in  Gleichung  96  ein,    so   folgt  aus  einer 
längeren  Entwicklung  für 

J^a  =  ^jZ  (ff^a  _[_  ;„^2p^2  jr^s)  div!  "  •  durch 
^\  ^^  +  Pi*  ii''  «2^  +  wa' Pi'  V  «1'  -•-  '^^  ^  ^' j 


H 


1^ 


112 

Um  die  magnetische  Streuung  zu  berücksichtigen,  setzen  wir  ebenso 
wie  früher 

itf2  =  &2.XiI^ 103) 

Wir  können  nun  den  Leerlaufstrom  des  Motors,  der  mit  Jq  bezeichnet 
werden  soll,  berechnen. 

Berechnung  des  Leerlaufstromes  und  des  Erregerstroraes. 

Mit    Vernachlässigung     des     Gliedes     R^  B^      erhalten     wir     aus 
Gleichung  102 


'0 


>i2  2,^8  u^a  +  7n8gp,aW  +  w,3  62y^2  i^  x,  J?,  J2,  + 

4 


104) 


In  praktischen  Fällen,  besonders  für  eioe  grosse  Periodenzahl,  darf 
im  Zähler  B^  als  klein  gegen  rwgPiXa  vernachlässigt  werden.  Wir  er- 
halten dann 

E  2 

Für  kleine  Werthe  von  R^  und  R^  sind  die  drei  ersten  Glieder  im 
Nenner  gegen  das  vierte  ebenfalls  zu  vernachlässigen,  und  wir  erhalten 
für  praktische  Fälle  mit  genügender  Genauigkeit 

'^=PM2-^^ ^°^ 

Die  Ergebnisse  dieser  Formel  stimmen  mit  den  Versuchsresultaten 
sehr  gut  überein.  Wird  Jq  beobachtet,  so  kann  aus  dieser  Formel  der 
Streuungs-Co6fficient  h  für  den  Leerlauf  bestimmt  werden. 

Der  Erregerstrom  oder  Magnetisirimgsstrom  ist  derjenige  Strom, 
welchen  der  Motor  bei  geöffneten  Windungen  des  Ankers  aufnehmen 
würde.  Da  die  Selbstinduction  des  Feldes  =  I^,  so  wird  der  Erregerstrom 

•/•==-^ 107) 

für  6=1  wird  daher 

Jq  =  2  Je 108) 

d.  h.  wenn  keine  Streuung  stattfindet  ist  der  Leerlaufstrom 
gleich  dem  doppelten  Magnetisirungsstrome.  Auch  das  stimmt 
mit  den  Versuchen  gut  überein. 

Bei  den  Mehrphasen-Motoren  haben  wir  gefunden,  dass  der  Leer- 
laufstrom  nahezu  gleich  is  dem  Magnetisirungsstrome.  Die  Einphasen- 
Motoren  sind  daher  wesentlich  im  Nachtheile. 

Die  Phasenverschiebung  bei  Synchronismus. 
Aus  Fig.  21  ergibt  sich 


oder 


cos  ?o  =  ;g-  (^1  «^  +  y  -i^i  ^^2  •  cos  cpg) 


cos?o  =  f^[i?i  +  f /-^^J 109) 


113 

Der  Wattverbrauch  des  Motors  oder  die  vom  primären 
Stromkreise  zu  leistenden  Watts  sind  ohne  Berücksichtigung  der  Verluste 
durch  Hysteresis  und  Wirbelströme 

Wq  =  j  .E^.Jq.  cos  «Po 

w.  =  L^j,^  +  ^.pJJ!L^ „., 

^  4  ^2" 

Das  erste  Glied  stellt  den  Verlust  durch  Erwärmung  des  primären 
Kupfers  dar,  der  zweite  Theil  wird  für  die  Bewegung  des  Ankers  ver- 
braucht. 

Der  Wattverbrauch,  welcher  erforderlich  ist,  um  den  Anker  im 
synchronen  Gange  zu  erhalten,  ist  offenbar  gleich  demjenigen  Watt  ver- 
brauche, welcher  nöthig  ist,  um  in  den  Ankerwindungen  einen  Wechsel- 
strom von  doppelter  Periodenzahl,  dessen  Amplitude  ^  J^*  ^^  induciren. 
Dieser  Wattverbrauch  entspricht  einer  Bewegung  der  Ankerwindungen 
mit  der  Winkelgeschwindigkeit  (p^  -{-  p^)    in  einem  Felde   von  constanter 

Stärke  —f.H,  Somit 


oder 


2         ^  r«a 


^2-T  V^^  '^^^ 

Ist  P2  nicht  =i>i,  so  wird,  wie  später  gezeigt  wird,  allgemein 

^^-~s-  v~~         ' 

Aus  Gleichung  HO  geht  hervor,  dass  in  dem  Anker  auf  Kosten 
des  primären  Stromkreises  nur 

4  ■  »-a^ 

Watts  inducirt  werden,  während  nach  Gleichung  1 1  r    die  doppelte  Watt- 
zahl verbraucht  wird. 

Der  Motor  kann  daher  nur  durch  Aufwendung  eines  äusseren  Dreh- 
momentes an  der  Welle  des  Ankers  im  synchronen  Gange  erhalten 
werden.  Dieses  Drehmoment,  dem  wir  das  negative  Vorzeichen  geben,  ist 

n,  =  -^=-^.^-i^a    ....    „3) 

2Pl  4  V 

Die    Form    des   Drehfeldes    bei    asynchroner   Rotation    des 

Ankers. 

Wir  können  jedes  Drehfeld  erzeugen: 

1.  durch  zwei  unter  einem  gewissen  Winkel  zu  einander  schwingende, 
nach  dem  Sinusgesetze  variirende  Magnetfelder  verschiedener  Phase; 

2.  durch  eine  magnetisirende  Spule,  welche  sich  in  demselben  Sinne 
und  mit  derselben  Winkelgeschwindigkeit  wie  das  Drehfeld  bewegt. 

Um  das  Drehfeld  des  Wechselstrom-Motors  nach  dei   ersten  Ai 
erzeugen,    denken    wir   uns    die    rotirenden   Windungen    des    AnV 
jedem  Momente  durch   zwei   senkrecht  zu  einander  stehende  Sj)ij 
und  CD  ersetzt.  Nach  Gleichung  92  ist  die  in  .1  f'  ^    '    *0^*^ 


ij 


114 


V'  — = jÄ./{  (Pi  +1'2)  sin  [(Pi  +  i'a)  «  +  «]  — 
—  (Pi  —  ^2)  sin  [(pj  —  F2)  <  —  «] } 


114) 


IIS) 


die   in  CD  inducirte  E.  M.  K.  wird  erhalten,   wenn  wir  a  durch  90  +  * 
ersetzen,  es  wird 

•  6^2=  ^L.Hf.{(p^+p^)cos[(p^+P2)t  +  a]  + 

+  (Pi  — I'q)  cos  [(pi  +  P2) «  —  a]} 

die  durch  die  E.  M.  Kräfte  e^^  und  «'2  in  den  kurzgeschlossenen  Spulen  AÄ 
und  CD  hervorgerufenen  Ströme  erzeugen  das  secundäre  Drehfeld. 

Denken  wir  uns  nun  die  Spulen  AB  und  CD  durch  eine  einzige 
Spule,  welche  in  demselben  Sinne  und  mit  der  Winkelgeschwindigkeit 
des  Drehfeldes  rotirt,  ersetzt,  so  muss  die  in  dieser  Spule  indudrt 
gedachte  E.  M.  K.  die  Resultante  der  E.  M.  Kräfte  «2''  ^^^  ^2  s®^°' 

Dieselbe  ist  somit 

e  =  Yh"^  +  «'2^ 116) 

der  Richtungswinkel    der  Spule   zur  Richtung    des  primären  Feldes  ist  in 
jedem  Momente  bestimmt  durch 


Wir  erhalten 


«2 


^^-^i^fPi^A-^'^A^i^-^^^^Px') 


117) 


118) 


Diese  Gleichung  lässt  sich  auf  folgende   einlache  Form   bringen 

e  =  ±f .  hYpi^  cos2  pi  t  +  pgS  sin2  p^  t    ....     119) 

die   resultirende  E.  M.  K.    ist    daher    die  Resultante    von  zwei  senkrecht 

zu    einander    wirkenden    E.     M.    Kräften,    deren    Phasendifferenz  =  ~, 

'  2 

d.  h.  es  ist 


c"2  =  it/./^.i>2sini>i  t 


und 


f  .H.pc^smp^t\ 
f  .H.p^  cos p^tj 


rr.—P2 


tg'^=;-.tg.pi< 
Pi 


120) 


121) 


Da  fH=MJ^ 

erhalten    wir    aus  Gleichung    120    die  Stromstärken    der  Windungen  AB 
und  CD    des  Ankers,    unter  Berücksichtigung  der  Phasenverschiebung  cp2 

_MJ,P2 
*  2—      -       ' 


.sin  (Pit  —  ^2) 

: i^  .  cos  (Pi  t  —  ^2) 


122) 


Nach  den  Gleichungen  94  und   119  wird  nun  die  resultirende  Feld- 
stärke des  secundären  Drehfeldes 


zr_"'2      ^2 


■f 


f. 


2  cos2  (i>i  « —  Ta)  +  ^2^  sin2  (pj  «  —  (pa)  •  123) 


115 


Der  Richtungswinkel  von  H^  ist  bestimmt  durch 

t-  ;i  =  7,"  ^g  (Pi  ^  —  ¥3  ^  90)  *    ' 


.      124) 


Durch  diese  Gleichungen  Ist  nun  das  seetindäre  Drehfeld  voUstiindig 
bestimmt. 

Für  synchronen  Gang,  oder  P2=^Pi,  wird  übereinstimmend  mit 
Gleichung  94  und  loi 

i/q=  -^  ,  L^-±  :=  constant 

Wir  erhalten  ein  Drehfeld  von  constrinter  Starke,  das  dem  primären  Felde 
mit  der  Phasenverschiebung  90  -^'^g  nacheilt. 

(Forttettuag  folgt.) 


Das  Haus-Installations-Systetn 

von  S,  BERGMANN  &  CO.,  Actien-GMeUschRft  la  Berlin, 

Das  Installationssystem  dieser  Firma^  bekannt  UQlcr  dem  Namen 
„Bergmann-System'*^  wurde  bereits  im  ersiea  Heft  des  X.  Jahrganges  dieser 
Zeitschrift  in  einem   längeren    Artikel  beschrieben. 

Damals  war  diese  Installationsmethode  den  meisten  Elektrotechnikern 
noch  neu  und  dürfte  es  deshalb  von  Interesse  sein,  nach  Ablauf  von  twei 
Jahren  wieder  darauf  zurückzukommen  und  die  inzwischen  gemachten  Ver- 
besserungen näher  in   Betrachtung   zu   ziehen 


Fig.  1.  Fjg,  2,  tig..  3, 

Der  grondlegcode  Gedanke  dit-ser  InstallattonsmctbrtÄT  ihi 
und  Wände  der  Gebäude    mit  isolirenden  Rohr  wegen 
welche     die     Elektricitatsleiter     jeder  sq^|^B|lbst     ei 
Fertigstellung    des   Baues,     eingebogen    ^^^^Wid^^ 
werden  können.    Es  ist   nicht    zu  y^rk^^^^^^f^'^^ 


116 


Theilen  Europas  in  der  kurzen  Zeit  seines  Bestehens  sich  sehr  viele  An- 
hänger erworben  hat  und  dass  es  sich  selbst  in  sehr  schwierigen  Instal- 
lationen sehr  gut  bewährt  hat. 

Die  Bergmännischen  Rohre  haben  nicht  nur  io  den  gewöhnlichen 
Hausinstallationen,  sondern  auch  in  chemischen  Fabriken,  Brauereianlagen, 
Kellereien,  Papierfabriken,  PuIvermQhlen  und  Bergwerken  sich  Eingang  ver- 
schafft und  allen  an  sie  geknüpften  Erwartungen  entsprochen. 

Die  Eigenschaft,  dass  die  Bergmannrohre  der  Einwirkung  starker  und 
schwacher  Säuren,  Salzen  und  der  Feuchtigkeit  widerstehen,  macht  sie  bei 
industriellen  Anlagen  besonders  werthvoll. 


Fig.  4. 


Flg.  6. 


Fig.  5.  Fig.  7. 

In  einigen  Versuchen,  welche  in  dem  herzoglichen  Salzbergwerk  in 
Leopoldshall  angestellt  wurden,  hat  sich  gezeigt,  dass  die  in  Bergmannrohr 
verlegten  Leitungen  nach  neunmonatlicher  Probe  noch  unversehrt  waren 
an  Stellen,  wo  die  bestisolirten  Drähte  schon  nach  3  Monaten  völlig  zer- 
stört wurden. 

Obschon  seit  der  früheren  Besprechung  dieses  Installati onssystems 
prioctpielie  Aenderungen  nicht  stattgefunden  haben,  bringen  wir  nachstehend 
die  Hauptbestandtbeile  in  ihrer  neuen  Form. 

Fig.  I  zeigt  eine  Verbindungsstelle  zwischen  zwei  Rohrlängen.  Fig.  2 
stellt  einen  mit  Verbindungsmuffen  ausgestatteten  Ellbogen  dar.  Fig.  3  zeigt 
eine  Abzweigdose  in  ihrer  jetztigen  Ausführung. 


117 


Diese  Dosen  werden  in  i6  verschiedenen  Variationen  und  in  zwei 
verschiedenen  Grössen  herg^estellt,  und  zwar  mit  einem  Durchmesser  von 
55  und  78  mm. 

Fig.  4  veranschaulicht  eine  Abzweigscheibe  zur  Verwendung  in  den 
Dosen.  Durch  diese  aus  Prorzellan  gefertigten  Scheiben  wird  die  AusfOhning 
von  Löthstellen  in  den  Doseti  entbehrlich  gemacht. 

Fig.  5  stellt  eine  mit  MauerdurchfOhrung  versehene  Abzweigdose  dar, 
während  Fig.  6  eine  für  dieselbe  passende,  mit  ccntrischer  Oeffnung  ver- 
sehene Abzweigscheibe  illustrirt,  welche  bei  Ausfflhrnng  von  Mauerdurchgängen 
Verwendung  findet. 

Zum  Verschluss  der  Abzweigdosen  dient  der  durch  Fig.  7  illustrirte 
Deckel. 

Ein  nicht  unerheblicher  Fortschritt  wurde  in  der  Art  der  Befestigung 
der  Rohre  erzielt.  Bei  Verlegung  unter  den  Putz  bedient  man  sich  der  in 
F'ig.  S  gezeigten  Befestigung  aus  tortirtem  Eisendraht.  Dieselbe  wird  ohne 
Dübel  einfach  vermittelst  eines  Nagels  an  das  Mauerwerk  befestigt,  worauf 
die  beiden  freien  Enden  des  Eisendrahts  um  das  Rohr  herumgeschlungen 
werden. 


K 


,r» 


Fig.    8. 


Fig.  9. 


Fig.   10. 


Fig.   II. 

Für  offene  Verlegung  sind  die  aus  Messing  oder  verzinktem  Eisen 
hergestellten  und  in  Fig.  9  und  10  veranschaulichten  Rohrschellen  vorzu- 
ziehen. 

Auch  in  dem  Leitungsmaterial  ist  gegen  früher  eine  merkliche  Aenderung 
eingetreten.  An  die  Stelle  des  concentrischen  Zwillingsleiters  trat  ein  Doppel- 
leiter, welcher  aus  zwei  parallel  laufenden,  mit  Gummi  isolirten,  biegsamen 
Kupferlitzen  besteht,  welche  dann  noch  durch  eine  gemeinsame  Umklöppe- 
lung  vereinigt  sind,  wie  aus  Fig.    ll   ersichtlich. 

Wir  bemerken  hier,  dass  nunmehr  in  fast  allen  Elektricitätswerken  die 
Verwendung  des  Doppelleiters  zugelassen  wird,  wodurch  die  Kosten  der 
Installation  erheblich  vermindert  wurde.  Diese  Verlegung  der  beiden  Leiter 
in  ein  und  dasselbe  Rohr  beschränkt  sich  jedoch  auf  die  Abzweigungen  zu 
den  einzelnen  Lampengruppen,  während  die  Hauptleitungen  und  überhaupt 
Drähte,  welche  grössere  Stromstärken  führen,  getrennt  in  je  einem  Rohr 
verlegt  werden. 

Seit  einigen  Jahren  hat  sich    im  Installationswe 
lobeaswerthe  Methode  eingeführt,    die  Bleisicherungc« 
Gruppen    zu    centralisiren.     In     voller    Würdigung 
die    Firma    S.  Bergmann  &  Co.    ungcgÜ>r    24 
ber,  in  welchen    fast  allen    in    der  Praxii*  vorkoro^ 


sehr  und 
jeder  E 
Thatsache 
ne   Schall 


die 


«. 


118 


getragen  wird.  Diese  Schalttafeln  sind  aus  schwarzpolirtem,  eisenfreien 
Schiefer  gefertigt  und  haben  ein  äusserst  gefälliges  Aussehen,  Die  Tafeln 
werden  in  Kasten  aus  Gusseisen  mit  Isolirauskleidung  eingesetzt,  wodurch 
denselben  ausser  der  erforderlichen  Isolation,  auch  genügender  Schutz  gegen 
mechanische  Beschädigung  gegeben  wird. 

Die  Rohrleitungen  schliessen  sich  vermittelst  der  an  dem  Kasten  an- 
gebrachten AnschlussdQllen  in  einfacher  und  sicherer  Weise  an  die  Schalt- 
tafel an. 

Fig.  12  gibt  eine  schematische  Darstellung  eines  solchen  Vertheilungs- 
kastens  mit  eingesetzter  Schalttafel. 

Du  bei  der  offenen  Verlegung  der  Rohre  es  zuweilen  erwünscht  ist, 
mit  scharfen,  rechtwinkligen  Biegungen  um  Ecken  zu  gehen,  wozu  sich  die 
gewöhnlichen  Ellbogen    nicht    eignen,    sind  flQr    diesen  Zweck  Winkelkasten 


Fig.  14. 


mit  Einzel-  und  Doppelrohr- Anschlüssen  (Fig.  13  und  Fig.  14)  vorgesehen. 
Diese  Winkelkasten  sind  aus  Gusseisen  hergestellt  und  mit  Isoliraus- 
kleidung versehen.  Ein  entsprechender  eiserner  Deckel  wird  durch  Schrauben 
auf  dem  Kasten  festgehalten. 

Das  stete  Bestreben,  den  elektrischen  Leitungen  eine  grössere  Stabilität 
zu  geben  als  bisher,  ist  in  dem  Bergmann'schen  System  in  vollem  Maasse 
zum  Ausdruck  gebracht,  so  dass  durch  dasselbe  fast  dieselbe  Festigkeit 
als  wie  bei  den  Gasleitungen  erreicht  wird«  Besonders  ist  dies  der  Fall  bei 
den  mit  Messing  oder  Stahlblech  überzogenen  Röhren,  welche  seit  einiger 
Zeit  durch  die  Firma  S.  Bergmann  &  Co.  auf  den  Markt  gebracht  werden. 

Diese  Neuerung  ist  eine  der  interessantesten  Erscheinungen  auf  dem 
Gebiete  der  Instaliati onstechnik  und  dürfte  dieselbe  dazu  berufen  sein,  das 
Hausinstallationswesen  auf  den  höchsten  Grad  der  Vollkommenheit  zu  bringen. 

Es  werden  nämlich  die  gewöhnlichen  Isolirrohre  mittelst  c'^^r 
sinnreichen  Maschine  mit  einem  Ueberzug  von  dünnem  Messing  oder  S      I* 


119 


blech  versehen,  welcher  Ueberzug  der  Länge  nach  derart  gefalzt  wird,  dass 
Feuchtigkeit  ao  das  Rohr  selbst  nie  herantreten  kann.  Da  nun  das  gewöhnliche 
Isolirrohr  gegen  die  Einwirkung  scharfer  Alkalien,  besonders  Cementlaugen, 
sieht  bestand  ig  ist,  wird  durch  den  Metallüberzug,  welcher  diesen  Alkalien  wider- 
steht, ein  Rohr  geschaffen,  welches  direct  in  Cementmauerwerk  gebettet 
werden  darf,  ohne  dass  eine  Zerstörung  des  Rohres  zu  befürchten  wäre. 
Ein  dahingehender  praktischer  Versuch  wurde  folgend ermaassen  ausgeführt : 

Es  wurden  Rohre  in  der  Länge  von  3  m  mit  Stahl-  und  mit  Messing- 
äberzug  ihrer  Länge  nach  in  ein  im  Freien  aufgeführtes  Stück  Cement- 
mauerwerk eingelegt  und  das  Ganze  blieb  während  des  vorletzten  Herbstes 
und  Winters,  etwa  7  Monate  lang,  der  Einwirkung  der  Witterung  aus- 
gesetzt; als  schliesslich  das  Mauerwerk  abgebrochen  wurde,  zeigten  die 
Rohre  keinerlei  Veränderung,  Die  Enden  der  Rohre  waren  während  dieser 
Zeit    durch  Gummi-End verschlusse  gegen  den  Eintritt  der  Nässe    geschützt. 

Die  Verlegung  dieser  Rohre  geht  in  ähnlicher  Weise  vor  sich  als 
die  der  gewöhnlichen  Isolirrohre,    nur  mit  dem  Unterschied,  dass  die  Her- 


Fig.  17. 
Stellung  der  Verbindungen  zwischen  den  einzelnen  Rohrlängen  in  anderer 
Weise  ausgeführt  wird.  Die  zum  Verbinden  der  einfachen  Isolirrohre  er- 
forderliche Verbindungszange  ist  hier  überflüssig  und  werden  die  Rohrenden 
nachdem  durch  ein  besonderes  Schneidwerkzeug,  Fig.  15,  ungefähr  10  mm 
des  Metallmantels  abgetrennt  ist,  in  die  Verbindungsmuffe  eingeführt,  dass 
die  Stossfuge  in  die  Mitte  der  Muffe  zu  liegen  kommt.  Die  Muffe  ist  an 
beiden  Enden  mit  zwei  Rillen  versehen,  welche  mit  schmelzbarem  Kitt  ge- 
füllt sind.  Wird  nun  die  ganze  Verbindungsstelle  etwas  erwärmt,  dann  bildet 
der  in  den  Rillen  sitzende  Cement  einen  hermetischen  Abschluss  nach  Aussen 
hin.  Die  Muffe  selbst  ist  im  Innern  noch  mit  einer  Papierbüchse  ausgefüllt 
in  welch'  letztere  sich  die  beiden  Rohrenden  einschieben  um  die  Stossfuge 
gegen  den  Metallmantel  zu  schützen. 

Fig.    16   stellt  eine    solche  Verbindungsstelle  in  der  Ansicht,    Fig.    17 
eine  solche  im  Läi|g^chnitt  daf» 

die  eir^  zur  Verwendung  kommenden  Bestand- 

>  ij   '^  rühre  ähnlich.    Fig.    18  z.   B.    zeigt 

geschlossenen       .ffen. 


Im  Uebrig( 
theile  denen  für 
einen  £111 


Lä^mcl 
redi^W 


llb^gp 


uV 


1 


iU^ii 


120 


Fig.   19, 


121 

Die  Dosen  sind  mit  Messiagüberzug^  oder  in  Gusseisenform  vorhanden« 
Die  letzteren  werden  auch  mit  Gummidichtung  geliefert  und  bilden  so  ein 
zweckdienliches  Gehäuse  für  Ausschalter  in  Räumen,  in  welchen  explosive 
Gase  vorhanden  sind;  auch  als  Schutzgehäuse  der  Ausschalter  bei  Schiffs- 
installationen  finden  dieselben  Verwendung. 

Verschiedene  Kriegsfahrzeuge  sind  bereits  zum  Theil  mit  Röhren  mit 
MessingQberzug  installirt  worden  und  verspricht  der  bisherige  Erfolg,  dass 
binnen  Kurzem  auch  hier  die  unschöne  und  gefährliche  Holzleiste  ausser 
Dienst  gesetzt  werden  wird. 

Zum  Schlüsse  möge  noch  eine  recht  hübsche  Verwendungs weise  der 
Isolirrohre  mit  und  ohne  Metaliüberzug  Erwähnung  finden. 

Unter  dem  Druck  der  Concurrenz  sind  die  Installateure  immer  mehr 
dazu  gezwungen  worden,  bei  ihren  Anlagen  auf  die  primitivsten  Formen 
der  Beleuchtungskörper  zurückzugehen  und  nur  zu  oft  musste  dabei  die 
Sicherheit  der  Sparsamkeit  zum  Opfer  fallen.  In  Fig.  19  und  Fig.  20  werden 
zwei  Ausführungen  von  Rohrpendel  gezeigt,  welche  bei  hübscher  Ausführung 
auch  allen  Ansprüchen    auf  Billigkeit  gerecht  werden. 

Das  in  Fig.  19  gezeigte  Pendel  istauspolirtem  Isolirrohr  mit  Messingüberzug 
gefertigt  undmiteiner  polirten  Baldachinschale  und  einem  Mittelknauf  geschmückt, 
während  das  in  Fig.  20  vorgeführte  Pendel  aus  einfachem  Isolirrohr  gefertigt  ist 
und  von  dem  Monteur  selbst  auf  den  Bau  je  nach  Bedarf  hergestellt  werden 
kann.  Die  oberen  und  unteren  Metalltheile  werden  bei  der  Herstellung  der 
Pendel  nur  auf  einer  Spiritusflamme  erwärmt  und  auf  das  Isolirrohr  auf- 
geschoben. Der  vorher  beschriebene  Zwillingsleiter  eignet  sich  vorzüglich 
zum  Anschluss  der  Fassung. 

Nicht  ohne  Interesse  dürfte  die  Thatsache  sein,  dass  das  Bergmännische 
Isolirrohr  in  der  kurzen  Zeit  von  2^3  Jahren  ausser  in  einer  grossen  Menge 
von  industriellen  und  Privatanlagen,  auch  in  einer  Anzahl  von  fürstlichen 
Schlössern,  Theatern  und  Verwaltungsgebäuden  zur  Anwendung  gekommen  ist. 


Siebenter  Bericht  des  Stadtbauamtes 

über  die  BelenchtiiDg  und  Ventilation  der  Ränmlichkeiten   im  Rathhaose  wShrend  des 
VIII.  Betriebsjahres  der  elektrischen  Anlage  yom  i.  Juli  1892  bis  30.  Juni  1893. 

Elektrische  Beleuchtung  und  Kraftübertragung. 

Das  verflossene  Betriebsjahr  ist  das  erste,  in  welchem  vom  Beginne 
an  der  Betrieb  der  elektrischen  Anlage  in  Eigenregie  geführt  wurde,  aus 
welchem  Grunde  auch  die  Ergebnisse  dieses  Betriebsjahres  für  die  Beur- 
theilung  der  künftigen  Betriebsverhältnisse  von  nicht  geringem  Interesse  sind. 

An  Erweiterungs-Arbeiten  wurde  während  .  des  VIII.  Betriebsjahres 
folgendes,  und  ^war  zum  grössten  Theile  in  eigener  Regie  geleistet : 

Juli   1892.  Vervollständigung  der  Werkstätten-Einrichtung. 

August  1892.  Versuch  mit  der  Beleuchtung  der  Thurmuhr  mittelst 
Bogenlampen. 

September   1892.  Kleinere  Installationsarbeiten    in  einzelnen  Zimmern. 

December  1892.  Probeweise  Einrichtung  der  Beleuchtung  der  Arkaden 
und  Durchfahrten  mit  Bandlampen  der  Firma  Siemens  &  Halske. 

Jänner  1893.  Probeweise  Einrichtung  der  Beleuchtung  des  Corridors 
des  Präsidium«  mit  Bandlampen  der  Firma  Siemens  &  Halske. 

Februar- bis  Mai  1893.  Kleinere  Installationfiibaiten  in  verschiedenen 
Acmtcrn. 

Juni     1893.      Beginn      der     Installationsarbeit«  Accur  1- 

Batterie  D. 


^ 


V 


122 

Bei  diesen  Erweiterungsarbeiteo  wurden  von  dem  ständigen  Personal 
der  Aalage  geleistet:     1209  Monteurstunden^    1585   Monteurgeh ilfeostundea. 

Ausserdem  haben  der  Leiter,  der  Elektriker  und  der  Maschinist  (Ober- 
monteur)  circa  ebensoviel  Zeit  mit  den  Erweiterungsarbeiten  zugebracht, 
wie  mit  dem  Betriebsdienste« 

Die  betreffenden  Gehalts-  und  Lohntheilbeträge  wurden  auf  das  £r- 
weiterungs-Conto  gebucht,  wodurch  das  Betriebs-Conto  eine  entsprechende 
Entlastung  erfuhr,  wie  aus  der  folgenden  l'abelle  zu  ersehen  ist. 

Ausweis  über  die  laufenden  Auslagen  für  die  elektrische  Anlage 

im  neuen  Rathhause 
während    des    VIII.    Betriebsjahres    vom    i.    Juli    1892    bis  30.    Juni    1893. 

A)  Gehalte,  Löhne,  Zulagen  und  allgemeine  Verwaltangs- 
aus lagen. 

Zulage  für  den  Leiter fl.  500* — 

Gehalt  des  Elektrikers  .     • „  1.040-  — 

Gehalt  des  Maschinisten  (Obermonteurs) ^  1.300* — 

Lohn  des      I.  Gehilfen „  840* — 

V         ".  r r  720-  — 

n        ni.  r r  1 20' — 

Zulagen  för  das  Kesselpersonal „  280-50 

Zulagen  für  das  Personal  der  elektrischen  Anlage  .     .     .     .  „  956-45 

Nachtdienstgebühren ^  365' — 

Unfallversicherung ^  75'7i 

Krankencasse ^  58*14 

Summa  A)     .  fl.  6.855*80 

B)  Materialien. 

Steinkohle  201.560%  pro   lOO  leg  fl.    i'ii8 fl.  2.253*44 

Brennholz   16*7  m^  k  fl.  5*29 ^  88*34 

Putz-,  Schmier-  und   Dichtungsmaterialien  etc „  641*62 

Schwefelsäure  und  destillirtes  Wasser „  124-91 

Glühlampen „  505*36 

Kohlenstifte ^  24*02 

bumma  BJ     .  fl.  3.637*69 

CJ  Instandhaltung. 

Instandhaltung  der  Kessel,  Taxen,  Proben,  Fegung,  Aschen- 
abfuhr etc fl.  120*16 

Instandhaltung  für  die  Accumulatoren „  1.500-  — 

Currente  Anschaffungen ^  478*20 

bumma   CJ      .  fl.  2.098*36 

DJ  Kleinere  Erweiterungsarbeiten  im  currenten  Wege. 

fl.  1.464*2 1 

Summen  AJ  .  fl.  6.855*80 

^          BJ  .   ^  3.637-69 

„          C)  .  ,,  2.098*36 

„         DJ  .  ^  1.464-21 

fl.  i4.056'o6 


123 


Baa-  und  Installationskosten.  Die  Bau- und  Installationskosten 
der  elektrischen  Anlage  sind,  insoweit  die  Rechnungen  bis  Ende  des  Be- 
triebsjahres abgeschlossen  werden  konnten,  aus  folgender  Tabelle  zu  ersehen. 


Aalage,  bcxiehimgsweisc  Gruppe 

Anlagekosten                    1 

des  Werkes 

der  Hans- 
installation 

der 

Belenchtnogs« 

körper 

ß. 

a. 

fl. 

Im  VL  Berichte  ausgewiesene  Kosten.  • . . 
Volkihalle 

172.874-30 

698-92 
164-- 

1.165-67 

96.616*94 
2.843-32 

2454-69 

69.417-31 
988-50 

550-27 

Werkstitte  L  Theil 

Liefemng  von  Schmiervasen 

Verschiedene  InstalUtionen    im    currenten 
Wege  laut  vorstehender  Tabelle 

Gesammtkosten .  • 

174.902-89 

101.914-95 

70.956-08 

Abschreibungen  wurden  bisher  nicht  vorgenommen. 

Nachdem  die  Installationsarbeiten  fflr  die  neue  Accumulatoren- 
Batterie  (Z>)  zu  Ende  des  VIII.  Betriebsjahres  noch  nicht  vollendet  waren, 
so  ist  hinsichtlich  der  Leistungsfähigkeit  des  Werkes  seit  dem  Ende  des 
VII.  Betriebsjahres  keine  Veränderung   zu  verzeichnen. 

Die  Leistungsfähigkeit  beträgt  rund  3250  Hektowatt.  Hiebei  ist  die 
derzeit  nur  mehr  als  Reserve  dienende  Nord-Anlage  eingerechnet,  die 
Anlagekosten  des  Werkes  stellen  sich  somit  pro  Hektowatt  auf  fl.  53*8. 


Der  Anschlnss 

Glühlampen 

verschiedener 

Leuchtkraft 

Bogenlampen 

Elektro- 
motoren 

Verbrauchs- 
apparate 
zusammen 

Stück 

Hekto- 
watt 

Stück 

Hekto- 
watt 

Stück 

Hekto- 
watt 

Stück 

Hekto. 
watt 

Zu  Ende  des  VU.  Betriebsj. 

waren  angeschlossen  . . . 
Zu  Ende  des  VIIL  Betriebsj. 

waren  angeschlossen  . . . 

2939 
2972 

1626 
1648 

17 

41 

153 
222 

ö 
6 

383 
383 

2962 
3019 

2162 
2253 

Zuwachs    betrügt    für    das 
VIL  Betriebsjahr 

33 

22 

24 

69 

— 

57 

91 

Die  Gesammtleistung  der  Elektromotoren  beträgt  zusammen  circa 
41  P.  s. 

Der  Gesammtanschluss  nahm  zu  Ende  des  VIII.  Betriebsjahres  69*3^/^ 
der  Gesammtleistungsfähigkeit  des  Werkes  in  Anspruch.  Im  Vorjahre  betrug 
dieses  Verhältniss  66-5%. 

Nachdem  nunmehr  im  Rathhause  Glühlampen  von  verschiedener 
Stromökonomie  in  Verwendung  stehen,  so  lässt  sich  der  Gesammtanschluss 
nur  mehr  annähernd  in  Rechnungs-GlGhlampen  ausdrücken.  Als  Einheit 
könnte  bis  auf  Weiteres  die  3V4^^ttige  GlOblampe  (16  Kficipi  =  52  Watt) 
beibehalten  werden.  Bisher  war  die  Redunugs-Glühlampe*  mit  55  Watt 
normirt,  was  aber  den  heutigen  Verhältnissen 

Der  oben  ausgewiesene  GesanniMBchk 
Jahres     entspricht     demnach      43 
16  Kerzen. 


Verhältnissen  -'^ht  mehr  er         >ht. 
la^AtaaBchk  Ende  de«  "Betriebs- 


124 


} 


A)  Stromerzeugung. 

I.  Kesselbetrieb. 

Keaselbetriebitage • 

Kesselbetriebsstunden 

Auf    einen    Kesselbetriebstag    entfallende 

Kesselbetriebsstnnden 

Steinkohlenverbrauch kg 

Hievon  für  das  Anheizen 0/q 

Für  den  Maschinenbetrieb. o/q 

Holz  zum  Anheizen m 

Pro  Stande  und  m9  Kesselheizfläche  werden 

verdampft kg 

Aus    I    kg   Kohle    erzeugter  Dampf   von 

5  Atmosphären  Ueberdrnck kg 

2.  Maschinenbetrieb. 

Maschinenbetriebutnnden 

Maschinenleistung,  Hektowattstnnden 

Durchschnittlicher     Belastuogsgrad     der 

Dampflichtmaschinen 0  o 

Zur  Erzeugung  einer  Hektowattstunde  er- 
forderliche Steinkohlenmenge,  u.  zw.: 

Mit  Einschlnss  der  Anheizk9hle kg 

Mit  Ausschluss  der  Anheizkohle „ 

Schmier-  und  Putzmaterialverbrauch: 

Maschinenöl kg 

Cylinderöl „ 

Olivenpasta „ 

Unichlitt „ 

3.  Accumulatorenbetrieb. 

Ladearbeit,  Hektowattstunden 

Entladearbeit,  Hektowattstunden 

Wirkungsgrad  der  Accumulatoren 0/^ 

Von  der  erzeugten  Stromarbeit  wurden  den 
Accumulatoren  als  Ladung  zugeführt. o/q 

Verbrauch  an  destillirtem  Wasser kg 

Verbrauch  an  Schwefelsäure „ 

B)  Stroxnabgabe. 

An  das  Hausuetz  wurden  abgegeben  Hekto- 
wattstunden  

Verhältniss  der  Stromabgabe  zur  Ma- 
schinenleistung 0/^ 

Somit   Verlust 0^ 

Grösste  gleichzeitige  Stromabgabe,  Hekto- 
watt  

Geringste  gleichzeitige  Stromabgabe,  l^Iekto- 
watt 

Grösste  Tagesabgabe  (in  24  Stunden) 
Hektowattstunden • 

Geringste  Tagesabgabe  (in  24  Standen) 
Hektowattstunden 

Mittlere  Tagesabgabe  (in  24  Stunden) 
Hektowattstunden 


VHL 
Betriebs- 
jahr 
1892/93 


231 
1.309 

5*7 

261.560 

20 

80 

i6-7 

9-5 
8-0 


950 
379. 706 

72-6 


0-53 
0424 

1.127 

177 

12 

10 


208.068 

169.15s 

8i-3 

54-8 

3.020 

467 


340.853 

89-75 
10*25 

1.400 

5 

16.403 

158 

934 


VIL 
Betriebs- 
jahr 
1891/92 


Zunahme 


201 
1.238 

6-2 

197.541 

16 

84 

18-3 

8-93 

7-62 


868 
3»o.955 

653 


063 
0-53 

1.200 
150 


177.957 
136.048 

77 

57-2 


269.046 

86-5 
13*5 

1.040 


15.030 

14*7 

737 


149 
5*7 


9-4 

22*1 

7*3 


18 


16-9 

24-3 
5-6 


26*7 
34*6 

91 

974-8 
26-7 


Abnahme 


125 


vnL 

Betriebs- 
jahr 
1892/93 

VII. 
Betriebs- 
jahr 
1891/92 

Zunahme 

Abnahme 
0/0 

C)  Verbrauch. 

Fär  Belenchtung,  HektowatUtunden 

Fflr  Kraftübertragung,  Hektowattstunden  . 

337.176 
3.677 

262.048 
6.998 

43-9 
267 

21-5 

29*4 

47*5 

ZusamineQ  •  • 

geschlossenen       Verbrauchs  -  Apparate, 
(Lampen,  Elektromotoren  etc.),  .Standen 

Verbranch  an  Glühhimpen Stück 

In  Procenten  der  installirten  Lampen.. o/^ 
Kohlenstiftenverbranch  , . ,  • Stück 

340.853 

150-2 

423 
14-2 

274 

269.04b 

124*4 

327 

11*2 

Der  Betrieb«  Wie  schofl  eingangs  erwähnt,  war  das  verflossene 
VIII.  Betriebsjahr  eigentlich  das  erste  Eigenregie-Betriebsjahr,  da  die  Be- 
triebsföhrung  bis  lo.  Februar  1892  der  Firma  B.  Egg  er  &  Comp,  über- 
tragen war  und  daher  nur  wenige  Monate  des  Eigenregie-Betriebes  in  das 
VIL  Betriebsjahr  fielen. 

Die  durch  die  Eigenregie  geänderten  Verhältnisse,  die  Möglichkeit^ 
das  ständige  Personal  zu  den  ebenfalls  in  Eigenregie  durchgeführten 
Erweiterungsarbeiten  zu  verwenden,  sowie  auch  der  stets  zunehmende 
Verbrauch  an  Elektricität,  endlich  auch  die  Fortschritte  in  der  Lampen- 
fabrikation  haben  zusammengewirkt,  dass  die  Betriebsergebnisse  des 
verflossenen  Jahres  im  Vergleiche  mit  den  früheren  sehr  günstige  genannt 
werden   können.  ^ 

Die  wichtigsten  Betriebszahlen  sind  den  vorstehenden  zwei  Tabellen  zo 
entnehmen,  welche  auch  einen  Vergleich  mit  dem  VII.  Betriebsjahre 
gestattet« 

Im  VHI.  Betriebsjahrc  wurde  von  den  Maschinen^  um  22*i^/q  mehr 
Elektricität  erzeugt  als  im  VII.  Betriebsjahre,  hingegen  nur  um  2^/q  mehr 
Kohlen  verbraucht,  was  auf  eine  abermalige  Besserung  der  Betriebsver- 
bältnisse  hinweist.  • 

Die  Accumulatoren-Anlage  wurde  gegen  das  Vorjahr  um  24*30/^  mehr 
zur  Stromabgabe  herangezogen. 

Der  Wirkungsgrad    der  Batterien  im  Jahresmittel  stieg  auf  8i*30/q. 
Die  Gesammt-Stromabgabe   hob    sich    gegen  das  Vorjahr  um  26*7^/q. 
Die  grösste  gleichzeitige  Stromabgabe  dagegen  um  34'6%. 

Proben  und  Messungen.  Im  Laufe  des  VIIL  Betriebsjahr^s  wurden 
nachstehende  Proben  und  Messungen  an  der  elektrischen  Anlage  vor« 
genommen,  und  zwar:  97  Isolationsproben  an  verschiedenen  Gruppen, 
2  Widerstandsmessungen  an  Leitungen,  7  Nachaichungen  von  Messinstrumenten, 
und  zwar  von   I   Strommesser,   3  Spannungsmessern,  3   Elektricitätszählem. 

Vor  Anweisung  der  im  April  v.  J.  fällig  gewordenen  Erhaltungsgebühr 
für  die  Accumulatoren-Batterien  A  und  B  (System  der  Ele  ^'  "^f  power 
storage  Company,  Type  L,  31)  wurde  mit  di^^n  Batterieii  <■  ''  itäts- 
probe    vorgenommen,    lieber    diese  Probe  1-     ^    ^^ste^'^     ■  ko^' 

aufgenommen : 


V. 


126 


Zeit 

Daoer 

Spannung 

StromstSrke 

Ampere- 

Stondeo 

Minaten 

Stunden 

Mionten 

Volt 

Ampere 

Standen 

9 

lO 

-    — 

— 

103-9 

118 

— 

9 

40 

— 

30 

103-9 

118 

59 

lO 

10 

— 

30 

103-9 

118 

59 

lO 

40 

— 

30 

103-9 

118 

59 

II 

10 

— 

30 

1039 

118 

59 

II 

40 

— 

30 

103-7 

115 

57-5 

12 

10 

— 

30 

103-5 

"5 

57*5 

12 

40 

— 

'   30 

»03-5 

"5 

57-5 

I 

10 

— 

30 

103-5 

"5 

.57-5 

I 

25 

— 

15 

103-5 

"5 

57*5 

15 


—  49475 


Es  waren  eingeschaltet  213   Lampen  zu   16  Kerzen. 

Der  Spannungsabfall  betrug  somit  bei  1 1 8 — 1 15  Ampere  Stromstärke  nach 
einer  Stromentnahme  von  494*75  Amp^restunden  103'9 — 103"5  =0*4  Volt 
=  0*38^/0  der  Anfangsspannung, 

Zulässig  war  ein  Spannungsabfall  von  5^/0  bei  120  Ampere  Stromstärke 
nach  einer  Stromentnahme  von  480  Amp^restunden. 

Der  Zustand  der  Batterie,  welche  durch  drei  Jahre  im  Betrieb 
stand,  kann  mit  Rücksicht  auf  dieses  Ergebniss  als  ein  vorzüglicher  be- 
zeichnet werden. 

Die  Probe  mit  der  Batterie  C  (System  Tudor,  Type  20)  wurde  im 
Vin.  Betriebsjahre  nicht  vorgenommen. 

Messungen  an  Glühlampen.  Es  wurden  an  65  Glühlampen 
verschiedenen  Ursprungs  Messungen  der  Leuchtkraft  und  des  Stromver- 
brauches vorgenommen. 

Davon  wurden  27  Lampen  Dauerversuchen  unterworfen.  In  der 
folgenden  Tabelle  wurden  die  Messungsergebnisse  von  fünf  verschiedenen 
Glühlampensorten  zusammengestellt,  und  zwar  sowohl  von  höherwattigen, 
wie  auch  von  niederwattigen  Lampen. 

In  den  letzten  drei  Colonnen  der  Tabelle  sind  die  Kosten  per  Kerzen- 
stunde mit  Zugrundelegung  des  für  das  VIII.  Betriebsjahr  ermittelten  Strom- 
preises für  das  Rathhaus  (2*42  kr.  per  Hektowattstunde)  und  der 
betreffenden  Glühlampenpreise  ermittelt  worden. 

Das  bisher  gewonnene  Material  ist  aber  noch  zu  gering,  um  sichere 
Schlüsse  ^auf  die  Zweckmässigkeit  der  einen  oder  anderen  Lampensorte 
ziehen  zu  können;  deshalb  werden  diese  Versuche  fortgesetzt  und  wird 
voraussichtlich  bis  Ende  des  laufenden  Betriebsjahres  ein  genügendes 
Materiale  vorliegen,  um  Qualitätsscalen  anlegen  zu  können. 


1 

a 
< 

§ 

Angaben  des  Lieferanten 

Durch  Messung 

a 

CO* 

n 

11 

Daner  des 
Versuches 

Arbeitsverbrauch  zu 

Anfang    |      Ende 

Versoehet 

des  Versuches 

der 
Glflblampen 

Volt 

Kerzen 

Watt 

Brenn- 
stunden 

Watt 

w»u- 

•tnnd«n 

10 
3 
3 
3 
3 

R 
E 
P 
C 
K 

105 
los 
105 
103 
103 

16 
16 
16 
16 
16 

2V2 
3V2 
3Vs 
3V2 
3V2 

242 

1.867 

840 

607 

1.161 

41-58 
6216 

37-37 
41-21 
57-68 

39-59 
56-21 

56-59 
40-17 
51-50 

9.777 

110.906 

49.206 

24.760 

62.190 

127 


Die  in  der  vorsteheodea  Tabelle  ausgemittelten  Kosten  einer  Kerzen« 
stunde  sind  reine  Rechnungsgrössen  zur  Vergleichung  der  verschiedenen 
Lampensorten  untereinander  und  dürfen  mit  den  im  Nachfolgenden  aus- 
gewiesenen Betriebskosten  nicht  verwechselt  werden. 

Auf  Grund  vorstehender  Tabelle  setzen  sich  nun  die  Gesammt-Betriebs- 
kosteo  des  Werkes  zusammen  aus  den  Kosten  des  Kesselbetriebes  mit 
ü,  2965*30,  des  Maschinenbetriebes  mit  fl.  3771*72  und  des  Accumulatoren- 
bctricbes  mit  fl.    1501*48,  Summa  fl.  8238*50. 

Hieraus  berechnen  sich  die  Selbstkosten  des  an's  Hausnetz  abgegebenen 
Stromes  per  Hektowattstunde  mit  2*42  kr. 

Dementsprechend  stellt  sich  der  Strompreis  für  eine  3V2^^^^^i^^ 
GlOhlampenbrenostunde  zu  16  Kerzen  auf  1*35  kr.,  für  eine  S^/^waittigG 
Glühlampenbrennstunde  zu  16  Kerzen  auf  1*26  kr.,  fQr  eine  3 wattige  GlQh- 
lampenb rennstunde  zu  16  Kerzen  auf  I'i6  kr.,  für  eine  2l/2wattige  Glüh- 
lampenbrennstunde  zu   16  Kerzen  auf  0*79  kr. 

Im  Vorjahre  konnten  die  Kosten  des  Stromes  im  Jahresdurchschnitte 
noch  nicht  ermittelt  werden. 

Für  die  fünfmonatliche  Eigenregie-Betriebsperiode  stellte  sich  der 
Strom  per  Hektowattstunde  auf  3*38  kr.  und  für  eine  55 wattige  (circa  3^3) 
Glühlampenbrennstunde  zu   16  Kerzen  auf   i*86  kr. 

Werden  zu  den  obigen  Gesammtkosten  der  Stromabgabe  die  Kosten 
des  Betriebes  der  Hausinstallation  zugeschlagen,  so  ergeben  sich  die 
Gesammt-Betriebskosten  der  elektrischen  Beleuchtung  und  Kraftübertragung. 

Dieselben  setzen  sich  also  zusammen  aus  den  Kosten  der  Stromabgabe 
mit  fl.  8238*50  und  aus  den  Kosten  des  Betriebes  der  Hausinstallation 
mit  fl.    1646*93,  Summa  fl.  9885*43. 

Es  stellen  sich  demnach  die  Gesammtkosten  der  elektrischen  Be- 
leuchtung und  Kraftübertragung  pro  Hektowattstunde  auf  2*90  kr. 

Dieser  Preis  ergibt  für  eine  3Y2wattige  Glühlampenbrennstunde  zu 
16  Kerzen  circa  1*62  kr.,  für  eine  3V4 wattige  Glühlampenbrennstunde  zu 
16  Kerzen  circa  1*51  kr.,  für  eine  3  wattige  Glühlampenbrennstunde  zu 
16  Kerzen  circa  1*39  kr.,  für  eine  2^2^^^^'^^  Glühlampenbrennstunde  zu 
16  Kerzen  circa   i'i6  kr. 

Da  die  höherwattigen  Glühlampen  einer  langsameren,  die  niederwattigen 
einer  rascheren  Abnützung  unterworfen  sind,  so  können  die  letzteren 
Kostenangaben  nur  auf  annähernde  Richtigkeit  Anspruch  machen. 

Für  das  Vorjahr  (VII.  Betriebsjahr)  wurde  der  Gesammtkostenpreis 
für  die  5 5  wattige  Glühlampenbrennstunde  mit  2*09  kr.  erhoben. 

An  Rückersätzen  für  die  fremden  Corporationen  beigestellte  elektrische 
Beleuchtung  und  Ventilation   wurde    im  Ganzen  fl.   80073   bezahlt. 


geftiudeae    Mittelwerthc 


lichUtärke  ta 

GesKinmt- 
Licbt- 
mcDge 

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des  VfiTittchcA 

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stunden 

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kr.         ', 

kr. 

kr. 

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0092 

128 


Demnach  entfällt  für  den  Eigenverbrauch  der  Gemeinde  der  Betrag 
von  fl.  9o84'70. 

Wenn  hier  daran  erinnert  werden  darf,  dass  sich  der  Selbstkostenpreis 
einer  lökerzigen  Gluhlämpenbrennstunde  in  den  ersten  3  Betriebsjahren 
zwischen  6*3  kr.  und  67  kr.  hielt,  und  diesem  hohen  Preise  der  heutige 
Preis  von  1*51  kr.  für  dasselbe  Lichtquantum  entgegengehalten  wird,  so 
ist  aus  diesem  bedeutenden  Preisniedergange  deutlich  zu  ersehen,  welch' 
günstigen  Einfluss  die  allgemeine  Vergrösserung  der  Anlage  einerseits  und 
die  Eigenregie  andererseits  auf  die  wirthschaftlichen  Ergebnisse  des  Betriebes 
genommen  haben. 


Eine  italienische    Glühlampe.*) 

Von  B.  JONA. 


lo  diesen  Tagen  sind  in  England  die 
ersten  Patente  auf  Glühlampen  zu  Ende  ge- 
gangen nnd  „The  Electrician**  bringt  ein  ge- 
lungenes Bild  von  Josef  Wilson-Swan, 
einem  der  wirklichen  Erfinder  der  jetzigen 
Glühlampe.  Es  dürften  daher  einige  Winke 
über  dieselbe  nicht  ungelegen  kommen, 
welche  in  Italien  in  jenen  ersten  Tagen  der 
Beleuchtung    mit  Glühlicht    patentirt  wurde. 

Hiezu  einige  Worte  aus  der  Geschichte. 
Schon  das  Patent  Laue  Fox  (October  1878) 
sprach  davon,  unschmelzbare  Materialien  von 
hohem  specifischen  Widerstand  anzuwenden, 
an  deren  äussersten  Enden  man  Leitungs- 
drähte anlöthete,  welche  aus  Platin  herge- 
stellt, in  eine  luftleere  und  hermetisch  ver- 
schlossene Kugel  eingeffihrt  wurden. 

Einige  Zeit  hierauf  erschienen  die  Pa- 
tente von  Edison,  der  einen  automatischen 
Kurzschlussconstruirte,  um  die  Lampe  im  Falle 
des  Schmelzens  der  Spirale  auszuschalten, 
da  die  Lampen  in  Serien  geschaltet  waren. 
Swan  demonstrirte  im  Jahre  1879  öffent- 
lich eine  Glühlampe  mit  auf  Platin  aufge- 
setztem Kohlendrahte,  der  in  eine  möglichst 
luftleere  Glaskugel  eingeschlossen  wurde. 
Auch  patentirte  Swan  allein  im  Jahre  1880 
seine  Lampe  mit  einem  pergamentirten  und 
verkohlten   Baumwollfaden. 

Dann  wurde  dem  Sig.  Brusotti 
Ferdinando  di  Rosasco  (Pavia)  ein 
Zeugniss  über  den  ausschliesslichen  Betrieb 
einer  Glühlampe  zur  Vertheilung  des  Lichtes 
ausgestellt.  (Siehe  vol.  XIX  delle  Privative 
industriali,  n.  282,  30.  November  1877.) 

Brusotti  ging  von  dem  Gedanken 
aus,  einen  vom  elektrischen  Strome  durch- 
flossenen  Faden  wejssglühend  zu  machen, 
welcher  Faden  seine  Weissgluth  einem 
anderen  schwer  schmelzbaren  Körper  mit- 
theilte, mit  dem  er  in  Contact  war.  „Alle 
Körper,  die  einen  grossen  Widerstand  dar- 
bieten   ,    in  Faden    von  prismatischer 

oder  Lamellenform  mit  kleinem  Qaerschnitte 
und  grosser  Länge  gebracht ,  können 

♦)  „L»EUttricl8ta«  1.  I.  1894. 


als  elektrisch  weissglühende  Cooductoren  an- 
gewendet werden,  wie  z.  B.  das  Platin,  das 
Eisen,  die  Kohle  etc.,  als  gute  Elektricitäts- 
leiter**,  wie  das  Patent  besagt.  Alf  Körper, 
welche  durch  „Leitungsfähigkeit  und  durch 
Contact**  weissglühend  werden ,  nannte 
Brusotti  das  Calcium,  Magnesium,  Tdr- 
contumoxyd  etc. 

Brusotti  gab  auch  an,  dass  die 
Lampe  vor  Luft  und  Feuchtigkeit  geschützt 
werden  müsse;  und  dass  es  auch  ^mit  Be- 
zug auf  das  Leucht vermögen  vorthellhaft 
sei,  das  Beleuchtungssystem  in  einem  her- 
metisch verschlossenen  und  durchsichtigen  Be- 
hälter unterzubringen,  den  man  möglichst 
luftleer  mache.** 

Brusotti  gab  auch  der  Lampe  einen 
Stromregalator  bei,  der  entweder  auf  der 
Ausdehnung  eines  bimetallischen  Blättchens 
oder  auf  elektromagnetischen  Wirkungen  be^ 
gründet  war,  und  schloss  folgendermaassen: 
„Aus  dem  Principe,  auf  welchem  diese  Glüh- 
lampe beruht,  kann  man  ersehen,  wie  eine 
grössere  oder  kleinere  Ancahl  dieser  Glüh- 
lampen in  denselben  Stromkreis  einge- 
schaltet werden  kann,  oder  besser  beliebige 
Stromkreise  parallel  von  diesem  abgezweigt 
werden  können,  welche  jedoch  denselben 
Widerstand  für  den  Durchgang  des  Stromes 
besitzen.** 

Brusotti  gab  auch  die  Construction 
einer  Lampe  an,  die  aus  einem  unschmelz- 
baren, mit  einem  Gewinde  versehenen  Cylindcr 
bestand;  in  die  Höhlungen  des  Gewindes 
wickelte  er  den  Platinfaden,  und  die  Lampe 
war  darauf  berechnet,  dass  der  obere  Theil 
der  Windung  weissglühend  wurde. 

Einmal  wurde  ein  Versuch  hiemit  im 
„Tecnomasio  italiano**  gemacht ;  aber  diese 
Versuche,  zu  denen  man  weder  das  geeignete 
Material,  noch  die  Mittel  besass,  wurden  bald 
aufgegeben  —  ein  nur  zu  gewöhnliches  Schick- 
sal für  viele  andere  italienische  Erfindungen. 

Eine  Lampe  B  r  u  s  o  1 1  Ts  ist  noch  immer 
in  der  „Socieiä  d'incoraggiamento**  zu  Mai- 
land aufbewahrt.  St. 


129 


Elektrische  Beleuchtung  von  Forli. 


Vor  einiger  Zeit  ist  in  der  Stadt  Fori! 
die  elektrische  Belenchtnng  eingefährt 
worden.  Wie  „L'Elcttricista"  schreibt,  wnrde 
diese  Anlage  ansschliesslich  aas  italienischen 
Masdiinen  nnd  Material  hergestellt. 

E«  wird  hiefür  ein  Wasserfall  benutzt  von 
4  m  Höhe  nnd  2000  l  Wasser  pro  Secunde, 
welcher  eine  Girard-Turbine  mit  Verticalachse 
betreibt,  die  von  der  Firma  Alberto 
Riva  in  Mailand  gebaut   Avnrde. 

Da  diese  hydraulische  Kraft  allein  nicht 
hinreichend  wäre,  ist  eine  Dampfmaschine 
von  der  Firma  T  o  s  i  aus  Legnano  von 
40—50  effectiven  Pferdekräften  mit  doppelter 
Expansion  nnd  Condensation,  sowie  mit 
Cornwallkesseln  aufgestellt  worden. 

Zwei  Nebenschlussdynamo  von  100  A. 
uod  160  Volt,  von  denen  eine  als  Reserve- 
maschioe  dient,  haben  die  Bestimmung,  so- 
wohl den  Strom  direct  den  Abnehmern  zu 
liefern,  als  auch  eine  Batterie  von  Accumn- 
latoren  sn  laden.  Die  Transmissionsriemen 
zwischen  dem  Motor  und  den  Dynamos 
lieferte  das  Haus  Massoni  &  Moroni 
in  Schio. 

Die  Accumulatoren-Batterie  besteht  ans 
S8  Elementen  mit  der  Capacität  von  358  bis 


482  Amp^restunden  zu  119  Ampöre  als 
grössten  Entladungsstrom. 

Diese  Accumulatoren  sind  von  der  Type 
Tudor  und  in  der  Fabbrica  Nazion  ale 
di  Accumulatori  Elettrici  in 
Genua  hergestellt.  Eine  derartige  Batterie 
kann  allein  250  Lampen  zu  16  Kerzen  be- 
leuchten^  Sie  hat  einen  automatischen  Ein- 
schalter  und  versieht  allein  die  Beleuchtung 
während  der  Morgenstunden.  Wenn  die 
Stunden  der  grössten  Belastung  vorüber 
sind,  werden  die  Maschinen  abgestellt  und 
das  Liefern  des  Stromes  lediglich  den 
Accumulatoren  überlassen. 

In  Folge  dieses  Anlagesystemes  ist  auch 
der  Zweck  erreicht  worden,  die  Betriebskraft 
so  viel  als  möglich  zu  sparen.  Die  Ma- 
schinen lässt  man  immer  mit  voller  Be- 
lastung und  dem  grössten  Wirkungsgrade 
functioniren.  Mit  dem  über  Bedarf  erzeugten 
Strom  werden  die  Accumulatoren  geladen, 
die  entweder  als  Aushilfe  während  der 
Stunden  des  grössten  Verbrauches  oder  als 
Stromerzeuger,  wenn  die  Maschinen  nicht 
im  Betriebe  sind,  dienen;  die  elektrische 
Vertheiiung  besteht  aus  zwei  Leitungen,  aber 
sie  wird  in  drei  umgestaltet  werden,  um  den 
äussersten  Anforderungen  Genüge  zu  leisten. 

St. 


Elektrisches  Färbeverfahren. 

Yon  STANISLAY  SKUGSK  in  Lieben  bei  Prag  und  FRANZ  JELEK  in  Prag. 
Privilegium  vom  4.  September  1893. 


Gegenstand  vorliegender  Erfindung  ist 
«n  Verfahren,  um  mit  Hilfe  des  elektrischen 
Stromes  Waaren  verschiedener  Art,  u.  zw. 
insbesondere  Waaren  animalischen  und  vege- 
tsbilischen  Ursprunges,  wie  Leder,  Gewebe 
und  Geflechte  ans  Schafwolle,  Baumwolle» 
Leinen,  Bast,  Stroh  etc.  zu  färben. 


Wir  wollen  im  Nachfolgenden  als  Bei- 
spiel das  Färben  von  Leder  nach  unserem 
VerfihTeu  beschreiben,  bemerken  jedoch, 
dass  ganz  analog  auch  die  nrulrrcn,  oben 
angeführten  Stoffe  gefärbt  werden. 

Das    an     färbende     Leder     C     wU'      «nI 
einem    Tische    T   mk  vollkommrü 
taler    Oberßäche^    welche    elektrcÄ^h 
sein  musÄ,    ausgebreitet.     Die    Thch 


(siehe  Fig.  I  Draufsicht  und  Fig.  2  Ansicht  in 
vorstehender  Zeichnung)  ist  zu  diesem  Zwecke 
entweder  ganz  aus  Metall  (vorzugsweise  Zink) 
oder  mit  Metallblech  beschlagen.  Zuerst 
wird  das  auf  den  Tisch  ausgebreitete  Leder 
in  der  bisher  üblich  bekannten  Art  mit  einer 
Handbürste  grundirt  und  sodann  wird  die 
Farbflüssigkeit  auf  die    ganse  Fläche  aufge- 


^s^-- 


Fig.  2. 
gössen,  soviel  als  sich  auf  der  Oberfläche 
des  Leders  erhält,  ohne  abzufliessen.  Nun 
wird  der  eine  Pol  einer  elektrischen  Leitung 
mii  dei  ineinüischen  TischpiaEte  verburidcPt 
w.^lir-i  1  f  sTif^^re  Pol  mit  dem  Lcder  in 
Conr.i.  '  ■      %rird  j      der     elektrische 

Strf'ii,;  ^c^hl  outen     und      hieb  ei 

'"-i,  '  .^.    Waaser,    in  welchem 

rne  Ete- 
iche   in 


^T 


130 


Gasbläschen  entweichen,  während  der  Farb- 
stoff selbst  sich  in  das  Leder  einzieht. 

Man  lässt  so  den  elektrischen  Strom 
einige  Minaten  einwirken,  bis  das  Leder 
eine  satte  Färbung  seigt,  dann  wird  der 
Strom  unterbrochen  und  das  Leder  in  be- 
kannter Art  gebeist  (tournirt),  ausmassirt  und 
in  die  Trockeostube  gebracht. 

Bei  Anwendung  dieies  Verfahreos  kann 
man  leicht  auch  die  Oberfläche  gemustert 
herstellen,  indem  man  auf  das  zu  färbende 
Object  nach  dem  Aufgiessen  der  Farbe  eine 
aus    Metallblech    hergestellte    Patrone    oder 


Schablone  auflegt,  welche  ein  gewflnschtes 
Muster  ausgeschnitten  enthält  und  verbindet 
in  diesem  Falle  den  einen  Pol  der  elek- 
trischen Leitung  mit  der  metallischen  Patrone 
(und  nicht  mit  dem  zu  färbenden  Stoffe).  In 
diesem  Falle  wird  an  jenen  Stelleo,  welche 
von  dem  Metalle  der  Patrone  gedeckt  sind, 
das  Muster  heller  (lichter)  erscheinen,  wäh- 
rend an  den  ausgeschnittenen  Theileo,  wo 
die  Farbe  unmittelbar  auf  den  zu  färbenden 
Gegenstand  aufgegossen  wurde,  die  Färbung 
dunkler  erscheint. 


Der  Schmelzpunkt  von  Kupferdrähten. 


J.  C.  Lincoln  gibt  in  „Electr.  World* 
nach  einer  Reihe  von  Versuchen,  die  er  über 
den  Schmelzpunkt  von  Kupferdrähten  ange- 
stellt hat,  die  Gleichung  von  ac=o*i4 
y  ^-7  -j-  2'3  für  die  Linie,  welche  die  Schmelz- 
ströme in  ihrer  Abhängigkeit  von  dem  Durch- 
messer der  Drähte  darstellt.  Diese  Linie,  in 
welcher  y  den  Durchmesser  der  Drähte  in 
Tausendsteln  eines  Zolls  und  x  die  Stärke 
des  Schmelzstromes  in  Ampere  darstellt, 
schliesst  sich  der  durch  Verzeichnung  der 
Beobachtungsresultate  gewonnenen  Curve, 
namentlich  für  geringe  Werthe  des  Durch- 
messers bis  etwa  25  Tausendstel  eines  Zolles, 
ausserordentlich    gut    an.     Die     Ablesungen 


wurden  unter  folgenden  Bedingungen  vor- 
genommen: Die  Messingklemmen,  zwischen 
denen  der  Schmelzdraht  befestigt  war,  waren 
etwa  125  mm  in  ihren  nächsten  Punkten 
von  einander  entfernt  und  wogen  je  56*7^. 
Ihre  Form  war  derartig,  dass  der  Draht  etwa 
20 — 25  mm  von  der  schiefemen  Grundplatte 
entfernt  war.  Der  Raum,  in  welchem  die  Ver- 
suche stattfanden,  war  vor  Zug  wohl  ge- 
schützt und  hatte  eine  Temperatur  von  circa 
27O  C.  Zur  Ablesung  wurde  ein  Weston- 
scbes  Amp^remeter  mit  directer  Ablesong  in 
Hintereinanderschaltung  mit  einem  Rheo- 
staten  und  dem  Schmelzdrahte  verwandt. 


Elektrische  Erscheinungen  auf  dem  Matterhorn. 


Herr  Walter  Larden  hat  jüngst 
in  der  Zeitschrift  „Nature**  einen  interes- 
santen Bericht  über  Gewittererscheinungen 
gelegentlich  einer  Matterhorn-Besteigung  ver- 
öffentlicht, worüber  die  »Meteorol.  Ztscbt**. 
Nachstehendes  schreibt: 

Am  10.  Juli  war  ich  auf  dem  Matter- 
horn bei  ziemlich  zweifelhaftem  Wetter. 
Wolken  und  Nebel  stiegen  von  Italien  her 
empor  und  bedeckten  allmälig  die  Berge 
rings  um  das  Matterhorn.  Wir  hatten  mit- 
unter etwas  Schnee  noch  vor  Mittag  und 
während  des  Abstieges  schneite  es  ganz  ge- 
müthlicb.  Es  mochte  wohl  halb  4  oder 
vielleicht  auch  4  Uhr  Nachmittag  gewesen 
sein,  da  begann  das  Singen  der  Eispickel, 
der  Felsen  u.  s.  w.  und  zuweilen  blitzte  es 
auch. 

Plötzlich  schlug  ein  Blitz,  augenschein- 
lich nicht  weit  von  uns,  ein,  denn  der 
Donner  folgte  fast  momentan  mit  einem 
lauten  Krach.  Vor  dem  Donner  und  gleich- 
zeitig mit  dem  Blitz  vernahm  man  ein 
Krachen,  einen  Ton,  als  ob  etwas  gespalten 
oder  gebrochen  würde  und  dabei  hörte  man 
einen  „Patsch**  auf  dem  Felsen.  Das  Ge- 
räusch ist  schwer  zu  beschreiben  und  ein 
richtiges  Wort  dafür  kaum  zu  finden.  Dieses 
Geräusch  ging  dem  Donner  voraus,  es  war 
scharf  und  doch  auch  wieder  schwach.  Ich 
denke,  dass  ich  allein  es  hörte,  weil  ich  an 
der  betreffenden  Stelle  stand. 


Später  kam  ein  anderer  Blitz.  Hiebei 
hörte  ich  keinen  „Patsch*  an  dem  Felsen; 
aber  augenscheinlich  mit  dem  Blitz  und  vor 
dem  Donnerschlag  kam  ein  leises,  knisterndes 
und  krachendes  Geräusch,  man  möchte  fast 
sagen  der  „Geist*^  eines  Donners.  Es  er- 
innerte mich  an  das  Geräusch,  das  man  bei 
Neuschnee  hört,  wenn  eine  leichte  Kmste 
darüber  ist  und  der  Fuss  einbricht.  Diesmal 
verspürte  ich  eine  leichte  Erschütterung  im 
Kopfe.  Ein  dritter  Blitz  gab  denselben  Ton 
wie  der  zweite;  aber  keiner  der  andern  er- 
schien so  deutlich  und  das  Geräusch  hörte 
ich  nicht  wieder.  *) 


*)  VielUioht  ist  as  gMtatt^,  hi«r  eine  Beob- 
aohtung  sa  erwAhnen,  die  aUerdings  mehr  in  die 
Kategorie  der  gSingenden  Bergstöcke*  eto.  gehört. 
Als  ich  Anfange  Angnst  1884  mit  meiner  £\sailie 
auf  dem  Schlotee  Alt  •  Pemttein  bei  Kirdidorf  in 
OberOeterreioh  mich  befand,  brach  circa  S  ühr 
Abends  ein  heftiges  Gewitter  ans.  FOnf  bis  sechs 
BlitBSchlige  fahren  in  gana  konen  Intenrallea  auf 
das,  mit  Blitsableitern  versehene  massige  alle  Sohloss 
herab,  das  isolirt  anf  einem  Felsvorspmng  400  m 
über  dem  Thale  liegt.  Wfthreud  ich  das  heran- 
nahende Gewitter  beobachtend  snm  Fenst«:  hinaas- 
sah,  hörte  ich  tief  unterhalb  desselben  in  einer 
Art  Zwinger,  der  mit  halbverfallenen  Mauern  um- 
geben  und  mit  Buschwerk  bewachsen  war,  ein 
siechendes,  raschelndee  Geriusch  und  unmitielbsr 
darauf  fuhr  der  erste  Blitc  auf  das  Sohloss  herab, 
dem  dann,  wie  bemerkt,  weitere  rMoh  folgten. 
Meine  Schwägerin,  '  die  gleichfalls  am  Fenster  ge- 
wesen war,  bemerkte,  gans  unabhängig  von  mir, 
davB  sie  dasselbe  seltsame  Geräusch  vor  dem  Blits- 
schlag  gebOit  habe.  ,    „ 

J.  Hann. 


131 


Es  war  schon  dankel,  als  wir  die  untere 
Hfltte  erreichten  und  das  Elmsfeuer,  das 
von  unseren  Fingern,  wenn  wir  dieselben 
emporhielten,  von  den  Pickeln,  Hüten, 
Haaren  u.  s.  w.  ausströmte,  war  ganz 
prachtvoll.  Zahlreiche  Flämmchen  sassen 
auch  auf  den  Felsspitzen  auf,  die  von  dem 
schmelzenden  Schnee  ganz  noss  waren. 

Andere  Leute,  die  denselben  Tag  auf 
dem  Gomer  Grat  waren,  ersählten  mir,  ehe 
ich  ihnen  noch  meine  Erfahrungen  mitge- 
theilt  hatte,  dass  das  Blitzen  mit  einem 
«patschenden"  Geräusch  an  den  Felsen  ver« 
bnnden  war.  Sie  sagten  auch,  dass  jene, 
welche  FUzhttle  trugen,  Erschütterungen  ver- 
tpfirten,  dagegen  jene,  welche  Strohhüte 
hatten,  nicht.    Alle  Hüte    waren    aber    nass. 

Da  der  Donner  deutlich  nach  dem  Blitz- 
schlag eintrat,  scheint  es,  dass  die  Erschei- 
nung, welche  das  Geräusch  hervorbrachte, 
vor  dem  Funken  eintrat.  Es  möchte  mir 
scheinen,  dass  bei  einer  Gewitterwolke, 
welche     wir     ja     sicher     nicht     wie    einen 


metallenen  Conductur  auffassen  dürfen,  der 
solange  geladen  wird,  bis  ein  Funke  über- 
springt, das  Potential  auch  in  der  Substanz 
der  Wolke  selbst  allmälig  steigt  oder  even- 
tuell fällt. 

Wenn  die  Spannung  dann  zu  gross 
wird,  dann  tritt  offenbar  eine  Entladung 
längs  vieler  Wege  ein  und  diese  vorläufige 
Entladung  bringt  plötzlich  eine  viel  grössere 
Potentialdifferenz  zwischen  den  Reihen  der 
Wolke  hervor,  zwischen  denen  die  Biitzent- 
ladung  stattfindet. 

Nach  dieser  Auffassung  würde  eine 
leichtere  Entladung  im  Wolkenkörper  selbst 
der  nothwendige  Vorläufer  für  den  regel- 
mässigen Blitzschlag  sein.  Dieses  relativ 
schwache  Geräusch  würde  deshalb  dem 
Donner,  welcher  dem  eigentlichen  Blitz- 
schlag entspricht,  vorausgehen.  Es  lassen 
sich  gegen  diese  Auffassung  allerdings  auch 
Einwände  erheben  und  auch  andere  Theorien 
liessen  sich  vielleicht   unschwer  aufstellen. 


Neueste  deutsche  Patentanmeldungen. 

Mitgetheilt  vom  Technischen  und  Patentbureau,  Ingenieure  MONATH  &  EHRENFEST. 

Wien,  I.  Jasomirgottstrasse  4. 

Die  Anmoldang«!!  bleiben  acht  Wochen  snr  Binsiohtnahme  Öffentlich  ausgelegt.  Nach  |  24  des 
Patent-Geeeteee  kann  innerhalb  dieser  Zeit  Biniprach  gegen  die  Anmeldung  wegen  Mangel  der  Neuheit 
oder  widerrechilicher  Entnahme  erhoben  werden.  Das  obige  Bureau  beeorgt  Abschriften  der  Anmeldungen 
oad  abemimmt  die  Vertretung  in  allen  Einspruohs-Angelegenheiten. 

ClasM 

21.  H.      11.384.     Regelungseinrichtung     für 

Wechselstrom  -  Gleichstrom-  Um wandler. 

—      Friedrieh     August     Ea$$elwander, 

Oflenburg. 


P.  5661.    Dynamomaschine  ohne  Eisen- 
kerne. —   Friedr,  PreteX:«,  Nordhausen. 

L.  7067.    Druck«  und  Papierschub  •  Ein- 


Claase 

richtung    für   elektrische   Typendrucker. 
—  L,  F,  Heftmaruperger,  Philadelphia. 

21.  M.  10.014.  Galvanisches  Element  mit  in 
Umlauf  erhaltener  Erregerfltissigkeic.  — 
Siegfried  Marcus^  Wien. 
„  S.  7183.  Vorrichtung,  oberirdische  Strom- 
leitungen beim  Zerreissen  stromlos  zu 
machen,  —    Siemens  &  Ealtke^   Berlin. 


LITERATUR. 


Der  Telephonbetrieb  mit  Klappen- 
9Chränken  mit  Vlelfach-Umschalter. 
Von  J.  Sack,  Telegraphen -Director  a.  D. 
Mit  einem  Titelbild  und  19  Abbildungen. 
Berlin  1893.  Verkg  von  A.  Seidel.  Preis 
I  Mark. 

Der  kürzlich  verstorbene  Verfasser  stellt 
in  der  von  ihm  nachgelassenen  kleinenBroschttre 
den  bekannten  und  in  der  Deutschen  Reichs- 
postverwaltung seitdem  Jahre  1887  allgemein 
eingeführten  Vielfach-Umschalter  von  S  c  r  i  b- 
ner  und  den  ihm  verwandten  Vielfach- 
Umschalter  von  Kellogg  mit  dem  Vielfach- 
Umschalter  von  Mix  &  Genest  in  Ver- 
gleich, Das  letztere  System  Ist  seit  dem  vtr- 
gangcDen  Jahre  bei  einer  Reihe  von  F«fB* 
ipTechämtem  mit    gutem  Eifolge  emgrf 


worden  und  mag  hierin  der  äussere  Anlass 
zu  einer  vergleichenden  Darstellung  der 
beiden  Systeme  gegeben  worden  sein.  Be« 
kanntlich  unterscheiden  sich  die  beiden  Sy» 
Sterne  hauptsi&chlich  darin,  dass  das  Scribner« 
sehe  System  Einschnurrystem  ist,  und  die 
Prüfung  durch  das  Telephon  geschieht,  in 
dem  Schranke  von  Mix  und  Genest,  Patent 
Nr.  45.943)  aber  die  getrennten  Leitungs- 
schnüre  beibehalten  sind  und  die  Prüfung 
durch  das  Galvanoskop  erfolgt,  welches  in- 
zwischen auch  in  dem  neu  patentirten 
Klappenschrank  von  Siemens  &  Halske 
angewendet  wird. 

Das    Wcrkchen    wird    allen    Telephon- 
beatnten  and  Technikern  von  Interesse  sein. 


132 


KLEINE  NACHRICHTEN. 


Die  Oesterr.  Gomxnisslon  für  die 
Internationale  Weltausstellung  Ant- 
iverpeo  1894  (Buresa:  Wien,  I.  Graben  29) 
hat  UDserem  Vereins-Präsidinm  eioe  Ein- 
ladung zur  Theilnahme  an  der  genannten 
Weltausstellnng  zugesendet,  und  dasselbe 
ersucht,  die  Anfmerksamkeit  unserer  F.  T. 
Vereins-Mitglieder  anf  diese  für  die  heimische 
Industrie  hochwichtige  Ausstellung  zu  lenken, 
bezwr.  sie  aufzufordern,  dieselbe  mit  ihren 
Erzeugnissen  zu  beschicken. 

^ir  kommen  dieser  Bitte  mit  VergnSgen 
nach  und  Fprechen  den  Wnnsch  und  die 
Hoffnung  aus,  dass  unsere  heimische  elektro- 
technische Industrie  auch  bei  dieser  Welt- 
au-istellnng   recht  reich  vertreten  sein  möge. 


Der  Oesterr,  Ingenieur-  und  Ar- 
chitek.ten- Verein  hat  eine  ^Ordnung 
für  Preisbewerbungen*'  ausgearbeitet. 
Dieselbe  enthält  Vorschriften  für  die  ordent- 
lichen und  ausserordentlichenPreisbe- 
wer bangen.  Die  ersteren  werden  vom  Vereine 
Über  Vorschlag  der  Fachgruppen  ausge- 
schrieben  und  können  akademischer  oder 
praktischer  Natar  sein.  Insolange  eine  grössere 
Zahl  von  Preisbe Werbungen  in  einem  Vereins- 
jahre nicht  durchführbar  ist,  wird  bei  den 
au  !t  zuschreiben  den  Preisaafgaben  in  fachlicher 
Beziehung  die  nachstehende  Reihenfolge  ein- 
gehalten werden,  n.  zw.:  i.  Architektur  und 
Hochbau;  2.  Bau-  und  Eisenbahn  Ingenieur- 
wesen; 3.  Maschinenwesen;  4.  Berg-  und 
Hüttenwesen;  5.  Gesundheitstechnik. 

Hinsichtlich  der  ausserordentlichen  Preis- 
bewerbungen bemerken  wir,  däss  der  Qestetr. 
Ingenieur-  und  Architekten-Verein  auf  Antrag 
von  Behörden,  Gemeinden,  Körperschaften 
oder  Privaten  die  Ausarbeitung  von  Preis- 
aufgaben durch  Ausschreibung  von  Preis- 
te werbntigen  unter  seinen  Mitglfedern  über- 
nimmt. —  Die  näheren  Miitheilungen  über 
diesen  Gegenstand  sind  vom  genannten 
Vereine  einzuholen. 


DasExecutlv-Comit6  des  VIII.  In- 
ternatlonal^n  Congresses  für  Hygiene 
und  Demographie  in  Budapest  ladet 
die  Mitglieder  unseres  Vereines  ein,  an  diesem 
Congresse  theilzunehmen.  Es  werden  daher 
alle  jene  Mitglieder,  welche  dieser  Einladung 
ifachzukommen  die  Absicht  haben,  gebeten, 
dies  dem  Vereinsbureau  (Wien,  I.  Nibe- 
lungengasse 7)  ehestens  bekannt  geben 
zu  wollen. 

Elektrische  Gentralstation  in 
Wolfsberg  (Kärnten).  Wie  wir  erfahren, 
wird  die,  bereits  im  v.  J.  anf  S.  367  er- 
wähnte Gentralstation  für  elektrische  Be- 
leuchtung und  Kraftübertragung  in  Wolf«- 
berg  bestimmt  gebaut,  welche  sowohl 
die  öffentliche  Strassenbeleuchtung,  als  auch 
die  Lieferung  von  Licht  und  Kraft  an 
Private  besorgen  wird. 


Errichtung  eines  Elektrlcitäts- 
"Werkes  in  Wels.  Der  Gemeinderath  hat 
beschlossen,  nunmehr  von  jenen  Parteien, 
welche  elektrisches  Licht  oder  elektrische 
Kraft  wünschen,  Erklärungen  entgegenza- 
nehmen,  um  zu  erfahren,  ob  für  die  Er- 
richtung eines  solchen  Werkes  in  Wels  das 
nötbige  Interesse  vorlianden  ist«  Vorläufig 
ist  die  Expropriirung  der  zur  Anlage  nöthigea 
Grundstücke  anzustreben.  Bei  Betrieb  des 
projectirten  Elektricitätswerkes  mit  Wasser- 
kraft belaufen  sich  die  Anlagekoften  auf 
fl.  370.000  und  ergibt  die  Keotabilitütg- 
Berechnuog  einen  Ueberschuss  von  fi.  21.900 ; 
bei  Schaffung  von  Dampfkraft  ist  ein  An- 
lagecapital  von  fl.  302.000  erforderlich, 
würde  aber  ein  Betriebsdeficit  von  fl.  Sooo 
ergeben. 

Elektrische  Beleuchtung  in  Fried- 
richsruhe.  Fürst  B  i  s  m  a  r  c  k  lässt  sein 
Schloss  in  Friedrichsruhe  elektrisch  beleuchten 
und  hat  mit  der  Ausführung  der  Anlage  die 
Hamburger  Zweigniederlassung  der  Firma 
Schuckert  &  Co.,  Nürnberg,  beauftragt. 
Zum  Betriebe  der  Beleuchtung  soll  ein  dem 
Fürsten  gehöriges  Sägewerk  im  Sachsenwalde, 
welches  nur  einige  Minuten  von  den  zu  be- 
leuchtenden Gebäuden  entfernt  liegt,  Ver- 
wendung finden. 

Elektrisch  angetriebene  Venti- 
latoren, Exhaustoren  und  Centrifugal- 
pumpen  bringt  jetzt  die  Buffalo  Forge 
Company  zu  Bufialo  auf  den  amerikanischen 
Maschinenmarkt;  die  Maschinen  haben  auf 
der  verlängerten  Flügelrad-Achfee,  ausserhalb 
des  Gehäuses  einfach  die  Armatur  und  darum 
die  Anker,  sodass  ein  zugeleiteter  Strom 
diese  Dfnamomaschine  und  damit  das 
Flügelrad  in  Umdrehung  setzt.  Da  diese 
Maschinen  also  ohne  weitere  Uebersetzung 
der  Transmissionen  die  nöthige  hohe  Um- 
drehungszahl machen,  können  dieselben  in 
Schachten,  Gruben  und  für  vorübergehenden 
Betrieb  sehr  einfach  in  Thätigkeit  gesetzt 
werden. 


Eine  dynamo  -  elektrische  Ma- 
schine im  Hörsaale  der  Innsbrucker 
Oberrealschule.  Auf  Anregung  des  Pro- 
fessors Dr.  H.  Hammerl  wurden  seitens 
des  Unterrichts-Ministeriums  und  der  Stadt- 
gemeinde Innsbruck  die  Mittel  zur  Anlage 
dieser  elektrischen  Installation  bewilligt. 
Keine  Mittelschule  Oesterreichs  besitzt  derzeit 
eine  solche  Anlage,  die  nicht  nur  der  Anstalt 
zur  Zierde  gereicht,  sondern  auch  von  dem 
richtigen  Verständniss  Zeugniss  gibt,  das 
man  den  Intentionen  des  genannten  Pro- 
fessors   entgegenbrachte. 

Kautschuk-Lösungen.  Im  prakti- 
schen Gewerbe,  namentlich  in  der  Bijouterie- 
und  Instrumenten-Fabrikation,  ist  die  Herstel- 
lung   von    reinen    Kaut?chuk-Lösungen    von 


133 


frosser  Wichtigkeit.  Die  Verwendung  von  Kaut* 
scbok  nnd  Hartgummi  für  viele  dieser  Zwecke  ist 
nur  dann  möglich,  wenn  man  eine  vollstSndig 
reine,  entsprechend  flüssige  Lösung  bereiten 
kann.  Die  Herstellung  solcher  Lösung,  zu 
welcher  man  Benzin  oder  Schwefel-Kohlen- 
stoff verwendet,  wird  durch  Zusatz  einiger 
ätherischer  Ode,  vorzugsweise  des  Eucalyptus-, 
Thymian-  oder  Citronen-Oels,  sehr  erleich* 
t^t  nnd  beschleunigt.  Das  Eucalyptusöl  wird 
meist  für  sich  angewendet,  die  anderen  Oele 
dagegen  in  Mischung,  beispielsweise  2  Theile 
Thymianöl  und  3  Theile  Citronenöl. 

Zur  Herstellung  einer  Lösung  von  Kaut- 
schuk guter  Qualität  nimmt  man  nach  dem 
New- Yorker  „Techniker":  92—96  Theile 
Benzol,  4—8  Theile  Eucalyptusöl.  Für  ge- 
ringere, besonders  afrikanische  Sorten,  ver- 
wendet man :  85  Theile  Schwefel-Kohlenstoff, 
15  Theile  Eucalyptusöl.  In  loo  Theilen  dieser 
Mischungen  lösen  sich  gut  16 — 20  Theile 
Kautschuk. 

Einen  weiteren  Vortheil  bietet  die 
Methode  der  Cohobation,  wobei  der  Kaut* 
schnk  nicht  in  directe  Berührung  mit  dem 
flüssigen  Lösungsmittel  kommt,  sondern  den 
Dämpfen  desselben  ausgesetzt  wird.  In  einem 
gut  verschliessbaren  Apparat  von  Weissblech 
beispielsweise  wird  in  den  unteren  Raum 
das  Lösungsmittel  gegossen,  in  den  oberen 
Kaum  auf  einen  fein  durchlöcherten  falschen 
Boden  wird  in  feine  Streifen  zerschnittener 
Kautschuk  gelegt,  dann  der  Apparat  ge- 
schlossen nnd  massig  erwärmt.  EHe  Dämpfe 
des  Lösungsmittels  durchdringen  den  Kaut- 
scank  und  der  gelöste  Kautschuk  tröpfelt  in 
das  Lösungsmittel.  Die  den  Kautschuk  ver- 
unreinigenden Substanzen  bleiben  ungelöst 
auf  dem  falschen  Boden.  Auch  hierbei  er- 
weist sich  ein  Zusatz  besonders  von  Eu- 
calyptusöl sehr  vortheilhaft. 

Elektrische  Beleuchtung  von  Jesl. 
Demnächst  wird  in  Jesi  die  elektrische  Be- 
leuchtung eingeführt  werden.  Concessionäre 
sind  die  Herren  Icilio  Pascoli  &  Comp., 
die  Arbeiten  werden  von  der  Firma  Mole- 
schott in  Rom  für  das  Berliner  Haus 
Siemens  &  Halske  ausgeführt.  Die 
elektrische  Einrichtung  wird  zwei  Dynamo- 
maschinen mit  Innenpolen,  jede  von 
66.000  Watt  und  eine  dritte  Reservemaschine 
umfassen,  die  von  ebensovielen  Turbinen 
mit  100  EP^  welche  mittelst  einer  elastischen 
Kuppelung  in  Verbindung  stehen,  in  Be- 
wegung gesetzt  werden.  Das  Vertheilung»;- 
system  besteht  aus  drei  Leitungsdrähten.  Die 
öffentliche  Einrichtung  wird  aus  330  Lampen 
von  16  Kerzen  und  18  Bogenlampen  von 
9  Ampere  bestehen ;  die  übrigbleibende 
Energie  wird  an  Private  yertheilt  werden. 
Die  Werkstätten  werden  in  kurzer  Ent- 
fernung von  der  Stadt,  am  Canal  Pallavicini 
gebaut,  wo  man  ein  Gefälle  von  5  m  benützt, 
mittelst  einer  Parallelabzweigung  zu  einer 
alten  Mühle,  welche  die  Kraft  während 
der  Tagesstunden  gebraucht.  Nähere  Einzelo- 
heiten  werden  seinerzeit  über  diese  Anlage 
gegeben  werden.  St. 


Elektrische  Beleuchtung  voxl 
Fenestrelle.  Diese  elektrische  Anlage  wird 
vom  Ingenieur  Z  e  n  o  aus  Turin,  aufgeführt 
werden  und  benützt  einen  Wasserfall, 
welcher  eine  Mühle  betreibt.  Sowohl  für  die 
öffentliche,  als  private  Beleuchtung  sind  nur 
Glühlampen  von  acht  bis  zehn  Xerzen,  in 
Aussicht  genommen.  In  Folge  der  geringen 
Kosten,  und  da  man  noch  sehr  viel  Wasser- 
kraft zur  Verfügung  hat,  denkt  man  schon 
jetzt  daran  die  Anlage  zu  vergrössern. 

St. 

Elektrische  Beleuchtung  In  Turin. 
In  diesen  Tagen  ist  die  Anlage  der  elektri- 
schen Station  im  köoigl.  Parke  vollendet 
worden,  welche  ungefähr  650  HP  braucht, 
die  von  dem  durch  den  Park-  gehenden 
Canal  entnommen  werden.  Diese  Anlage 
wurde  vom  Ingenieur  R.  Pinna  errichtet 
und  umfasst  verschiedene  Turbinen  und  zwei 
Dynamos,  welche  die  Fähigkeit  besitzen, 
11.000  Lampen  zu  speisen.  Sr. 

Die  elektrische  Beleuchtung  Im 
Canton  Tessin  hat,  wie  man  dem  „Elekt. 
Anz.**  von  dort  schreibt,  grosse  Fortschritte 
gemacht;  alle  Flecken  und  Städte,  welche 
in  ihrem  Gebiete  oder  in  der  Nachbarschaft 
die  nothwendige  Wasserkraft  haben,  wett- 
eifern um  die  Einführung  des  eiektriiichen 
Lichtes.  Es  sind  kaum  fünf  Jahre  seit  dem 
Tage  verflossen,  wo  im  Flecken  F  a  i  d  o 
zuerst  die  elektrische  Beleuchtung  herge- 
stellt wurde,  und  schon  sind  zwölf  grössere 
Gemeinden  dem  Beispiele  gefolgt,  eine  drei- 
zehnte Gemeinde  hat  bereits  einen  Vertrag 
mit  einer  ennetbirgischen  Firma  abgeschlossen; 
inLocarno  un4  B  i  a  s  c  a  sind  die  bezüg- 
lichen Studien  im  Gange.  Innerhalb  weniger 
Monate  wird  es  also  sechzehn  tessinische 
Gemeinden  geben,  welche  mit  Elektricität  be- 
leuchtet sein  werden,  u.  zw.  ausser  den  be- 
reits genannten,  jene  von  Lugano,  Melide, 
Bissone,  Maroggia,  Arogno,  Me- 
lano,  Capolago,  RivaSan  Vitale, 
Mendrisio,   Muralto    und  A  s  c  o  n  a. 

Unsere  Thalschaften  sind  so  reich  an 
noch  unbenutzten  Wasserkräften,  dass  nach 
und  nach  die  elektrische  Beleuchtung  im 
Tessin  so  volksthümlich  werden  wird,  wie 
kaum  in  einem  anderen  Canton.  Mit  der 
Zeit  wird  hoffentlich  auch  eine  zunehmende 
Entwickelung  unserer  Gewerbe  folgen  ;  nach 
und  nach  werden  sich  unsere  Mitbürger 
veranlasst  sehen,  die  billige  Wasserkraft 
nicht  nur  während  der  Nacht,  sondern  auch 
während  des  Tages  auszunützen.  Die  gleichen 
Anstalten,  welche  für  die  elektrische  Beleuch- 
tung sorgen,  werden  in  vielen  Fällen  gleich- 
zeitig für  Kraftübertragung  dienen.  Die 
kleinen  Gewerbetreibenden  werden  also  ohne 
grosse  Herstellungskosten  di^  '•^"  '^^digen 
Betriebski  äfie  haben. 


Elektri»*»**»    Bahn 
baden.    P'      Ai-ir  ■    ^ioir 

plant    die  i  *^ 

Verbindung  * 


^ 


134 


Ein  iDgenienr  der  gen.  Gesellschaft  ist  be- 
reits mit  der  städtischen  Verwaltung  von 
Kastei  in  Verbin  dang  getreten. 

Elektrische  Traxn^vay  In  Siaxn. 
Bis  Februar  vergangenen  Jahres  wurde  an 
einer  Tramway  gebaut,  welche  dazu  be- 
stimmt ist,  den  Mittelpunkt  der  Hauptstadt 
des  Königreiches,  Bangkok,  mit  den  Vor- 
städten zu  verbinden.  Es  ist  dies  eine  ein- 
geleisige  Linie  von  6200  m  Länge. 

Die  Erzeugungsstatiou  des  Stromes  ist 
am  äussersten  Ende  der  Linie  in  der  Stadt 
gelegen,  wo  sie  sich  mit  einer  Pferdeeisen- 
bahn vereinigt;  zwei  Motoren  von  grosser 
Geschwindigkeit,  von  80  HP  setzen  zwei 
Dynamomaschinen  von  40.000  Watt  in 
Thätigkeit.  Die  Luftleitung  aus  Hartkupfer 
wird  von  Pfählen  aus  Teakholz  getragen, 
dem  einzigen  Holze  welches  den  Angriffen 
der  weissen  Ameisen  widersteht.  Auf  der 
Linie  laufen  jetzt  sechs  Wägen,  deren  jeder 
einen  Motor  von  20  EP  trägt,  doch  wird 
deren  Zahl  baldmöglichst  auf  10  Wägen 
erhöht  werden. St. 

Die  Berücksichtigung  des  unred- 
lichen Wettbe^verbes  im  neuen 
Markenschutz-Gesetze.  (Mittheilung  des 
Berliner  Patent-Bureau  Gerson  und  Sachse.) 
Der  Entwurf  des  neuen  Markenschutz-Ge- 
setzes enthält  zwei  wichtige  Strafbestim- 
mungen, welche  sich  nicht  eigentlich  auf 
Fabrikmarken  beziehen,  wohl  aber  den  un- 
redlichen Wettbewerb  treffen,  welcher  sich 
in  der  Benutzung  gewisser,  den  Marken  ver- 
wandter Kennzeichen  geltend  macht. 

Es  wird  erstens  unter  Strafe  gestellt, 
den  Namen  oder  die  Firma  eines  Anderen 
auf  Waaren  oder  deren  Verpackung  oder 
auf  Drucksachen  geschäftlicher  Art  anzu* 
bringen,  ferner  die  genannten  Stücke  mit 
einer  Ausstattung  oder  Verzierung  zu  ver- 
sehen, welche  in  den  bei  heiligten  Verkehrs- 
kreisen als  Kennzeichen  gleichartiger  Waaren 
eines  Anderen  gilt  und  schlieislicb,  Wappen 
oder  Namen  anzuwenden,  aus  denen  der 
Consument  auf  eine  nicht  zutreffende  Her- 
kunft der  Waare  schliessen  muss. 

In  allen  diesen  Fällen  bedarf  es  einer 
besonderen  Schutzerlangung  im  Anmeldungs- 
wege  für  den  Geschädigten  nicht ;  vielmehr  tritt 
die  Strafbarkeit  ohne  Weiteres  ein.  Was  den 
Schote  der  Aufmachungen,  welche  fQr  das  Publi- 
kum sehr  häufig  als  Kennzeichen  fUr  den  Ur- 
sprung gelten,  betrifft,  so  soll  durchhaus  nicht 
verhindert  werden,  dass  zwei  oder  mehr  Fa- 
brikanten zu  gleicher  oder  verschiedener  Zeit 
die  nämliche  Ausstattung  für  ihre  Waaren 
wählen.  Ein  strafbares  Verhalten  soll  vielmehr 
erst  dann  erblickt  werden,  wenn  eine  Auf- 
machung sich  bereits  beim  Pablikum  derartig 
eingebürgert  hat,  dass  sie  allgemein  als 
Erkennnngsmittel  für  eine  bestimmte  Waaren- 
gattung  Geltung  erlangt  hat  und  wenn  in 
der  späteren  Benutzung  der  gleichen  Aus- 
stattung durch  einen  Anderen  auf  die  beab> 
sichtigte  Täuschung  des  Publikums  unzweifel- 
haft geschlossen  werden  muss. 


Soci^t6  internationale  des  Kleo- 
triciens.  Die  leUte  Sitzung  dieser  Gesell* 
Schaft  fand  am  7.  Februar  d.  J.  statt.  D'Ar- 
sonval  führte  hiebe!  eine  Reibungselek- 
trisir -Maschine,  System  Bouetti  vor,  welche 
ohne  Zinnsectoren  construirt  ist.  Hierauf 
verbreitete  sich  der  Vortragende  über  die 
Herstellung  von  Ozon  aus  flttssigem 
Sauerstoff  bei  einer  Temperatur  von 
lOoOC.,  wobei  Wechselströme  in  Anwendung 
kommen.  Mr.  B  a  u  d  6  t,  der  bekannte  Er- 
finder des  nach  ihm  t>enannten  Mehrfach- 
telegraphen, sprach  des  Langem  über  die 
Multiplex-Telegraphie  nach  seinem  Systeme. 

Vortrag  im  Gonservatolre  national 
des  arts  et  m6tiers  zu  Paris.  In  diesem, 
ähnlich  dem  Technologischen  Gewerbe- 
museum in  Wien  eingerichteten  Institute 
trug  Mr.  E.  Hospitalier  am  ii.  Fe- 
bruar d.  J.  über  den  Stand  der  amerikaniichen 
elektrotedinischen  Industrie  vor.  Ohne  auf 
den  näheren  Inhalt  dieses  Vortraget  eingeben 
zu  können  und  zu  wollen,  dürfen  wir 
darauf  hinweisen,  dass  derselbe  nicht  mehr 
enthalten  haben  dürfte,  als  wir  aus  den 
Mittheilungen  der  Herren  Dr.  S  a  h  u  1  k  a, 
Ingenieur  E  g  g  e  r,  Ober-Inspector  P  r  a  s  c  h 
und  Ober  -  Ingenieur  Köstler  im  Ver- 
eine erfuhren  und  worüber  unsere  ge- 
ehrten Leser  in  der  Zeitschrift  unterrichtet 
wurden  und  noch  werden. 


Klektrische  Beleuchtung  von  Nizza. 
Die  Stadt  Nizza  bekonunt  demnächst  elektri- 
sches Licht! 

Die  Belforter  Soci^t^  alsacienne  des 
construction  hat  die  Anli^e  hergestellt.  Die- 
selbe enthält  zwei  .für  Cokesfeuening  einge- 
richtete Kessel  de  Nayer,  drei  horizontal 
liegende  Armington-Maschinen  (Compound) 
zu  175  fPbei  200  Touren  pro  Minute,  drei 
Dynamos,  sowie  eine  Tudor-Accumulatoren- 
Batterie  von  1200  Amp^restunden  Leistung. 
Die  Leitung  besteht  aus  Bleikabeln,  welche 
direct  in  die  Erde  gebettet  wurden.  Die 
Gasanstalt  zu  Nizza  übernimmt  den  Betrieb 
der  Anlage. 

SröfXhung  der  NiagarafaU-Kraft-i 
Anlagen.  Das  amerikanische  Kiesenwerk, 
die  Ausnutzung  der  im  Ganzen  15  MiU.  Pferde« 
stärken  betragenden  Wasserkraft,  von  welcher 
durch  die  Anlage  50.000  EP  durch  Turbinen 
ausgenutzt  werden,  ist  nunmehr  vollendet  und 
am  25.  Januar  zum  ersten  Male  probeweise 
in  Thätigkeit  gewesen.  Bei  der  Anlage, 
welche  16  Millionen  Mark  kostete,  wird  die 
Kraft  der  Turbinen  durch  Dynamomaschinen, 
die  direct  oben  auf  den  Wellen  der  Motoren 
sitzen,  in  Elektridtät  umgewandelt,  die  dann 
durch  Kabel  zur  Beleuchtung  und  zum 
mechanischen  Betrieb  industrieller  Werke 
weit  in's  Land  geleitet  werden  soll.  Einen 
Hauptabnehmer  von  Kraft  hat  die  Gesell- 
schaft bereits  in  einer  nahegelegenen  Papier- 
fabrik, welche  contraclich  6600  HP  bean- 
sprucht, vorläufig  aber  nur  die  Hälfte  der 
Kraft  aosnutzen  wird;  als  Miethe   zahlt  das 


135 


Werk  pro  Pferdekraft  aod  Jahr  33  Mark, 
gewiss  ein  UDgemein  billiger  Preis  gegenüber 
den  sonst  fOr  Dampf-  nnd  elektrischen  Be- 
trieb erwachsenden  Kosten.  Die  offidelle 
feierliche  Eröffnung  der  Anlage  ist  auf  den 
ersten  Jnni  festgesettt,  welcher,  wie  das 
Patent-  nnd  technische  Bnrean  von  Richard 
Laders  in  Görlitz  meldet,  Präsident  Cieve- 
land  und  alle  amerikanischen  Grössen  der 
lodnstrie  nnd  Wissenschaften  beiwohnen 
werden. 

Holland  und  die  Erfinder.  Erfinder, 
die  Patente  im  Auslande  anmelden,  wählen 
häufig  auch  die  Niederlande  zu  diesem 
Zwecke,  wohl  hauptsächlich  wegen  der  Lage 
und  der  gdnstigen  Consumverhältnisse  dieses 
Landes. 

Wenden  sie  sich  nun  mit  diesem 
Wunsche  an  einen  wahren  Patentanwalt,  so 
erbalten  sie  den  schlichten  Bescheid,  dass 
Holland  snr  Zeit  leider  Erfindungspatente 
noch  nicht  ertheile  und  dass  deshalb  der 
Wunsch  des  Erfinders  nicht   su  erfflUen  sei. 

Es  gibt  nun  aber  auch  eine  ganze  An- 
zahl Soldier,  die  mit  dieser  Mittheilung  den 
Zusatz  verbinden,  dass  ^In  Holland  Marken 
geschützt  werden*^  oder  dass  „in  Holland 
häufig  statt  der  Patente  Marken  angemeldet 
würden*.  Mi^  die  objective  Richtigkeit  dieser 
Sätze  auch  feststehen,  so  wird  doch  der 
Fragesteller  durch  einen  derartigen  Bescheid 
stets  den  Eindruck  gewinnen,  als  ob  die 
Marke  irgend  ein  Ersatz,  wenn  auch  nur 
ein  schwacher,  des  Patentes  sei.  Dies  ist 
aber  grundfalsch.  Mit  demselben  Rechte 
könnte  die  Antwort  gegeben  werden:  „Hol- 
land ertheilt  keine  Patente,  fabricirt  aber 
sehr  gute  Cigarren,  von  denen  das  Mille  so 
nnd  so  viel  kostet  I** 

Die  holländische  Schutzmarke  gewährt 
keioe  anderen  Rechte  als  diejenige  der 
übrigen  Länder,  das  heisst,  sie  gibt  nur  ein 
Erkennungszeichen  für  den  Ursprung  der 
Waare,  welches  kürzer  und  übersichtlicher 
bt,  als  das  Firmenschild  des  Fabrikanten. 
Bildet  sich  letzterer  aber  im  Besitze  einer 
holländischen  Schutzmarke  ein,  dass  nunmehr 
ein  Dritter  irgendwie  gehindert  werde,  den 
gleichen  Gegenstand  seiner  Erfindung  in 
Holland  herzustellen  und  zu  vertreiben,  so 
besteht  eine  ganz  arge  Täuschung. 
(Mittheflnng  des  Berliner  Patent  -  Bnrean 
Gerson  &  Sachse.) 


Ein  neues  Telephon.  Zwischen 
Odessa  nnd  Nikolafew  wurde  ein  neues  von 
Gwozdeff  erfundenes  Telephonsystem 
sngelegt. 

Dieses  Telephon  unterscheidet  steh 
theoretisch  and  praktisch  von  den  bis  jettt 
bestehenden  Systemen  darin,  dass  es  ge- 
stattet, die  Worte  in  eine  sehr  grosse  Ent- 
fernung durch  einen  Telegraphendraht  f<irt- 
tupflanzen,  ohne  in  irgend  einer  Weise  den 
Telegraphendienst  selbst  zu  stören. 

Aber  auch  ausserdem  gibt  es  noch  eil 
überraschende  Eigen thümlichkeit :  Man  kani 
du  Wort  durch  dieselbe  Leitung  zu  glekl^ 


Zeit  nach  mehreren  Orten  fortpflanzen.  Mit 
jedem  Apparate  kann  man  gleichzeitig  nach 
vier  verschiedenen  Richtungen  sprechen. 

Wenn  wir  auch  an  wunderbare  Er- 
findungen gewohnt  sind,  die  jeden  Tag  auf 
dem  Gebiete  der  Elektricität  gemacht  werden, 
bedarf  die  von  Gwozdeff,  nach  unserer 
Ansicht,  doch  noch  näherer  Erklärungen, 
um  in  ernsthafte  Erwägung  gezogen  zu 
werden.*)  St. 

Durch  den  „Schalldämpfer**  (Patent 
Nr.  66.949)  von  Ernst  Münz  in  Braun- 
schweig wird  nach  dem  Berliner  Patent- 
bureau Gerson&Sachse  ein  schalldichter 
Ohrverschluss  bewirkt.  Er  gewährt  den  vielen 
Tausenden,  die  an  nervöser  Empfindlichkeit 
gegen  jedes  Geräusch  leiden,  die  langersehnte 
Ruhe  für  ungestörtes  Arbeiten,  ausreichenden 
gesunden  Nacht-  (und  Nachmittags-)  Schlaf, 
sowie  Schutz  bei  Industrien  mit  überlauten 
Betrieben.  —  Der  Schalldämpfer  (Preis  2  Mk, 
80  Pfg.)  ist  nach  einer  ärztlichen  Idee  con- 
struirt  und  in  seiner  jetzt  in  den  Handel 
gebrachten  Gestalt  das  Ergebniss  langer  prak- 
tischer Versuche.  Er  stellt  sich  als  eine  Art 
kurze  Röhre  dar,  die  in  einer  Kugelform 
ausläuft,  damit  die  Einschiebung  in's  Ohr 
nur  bis  zu  einem  bestimmten  Grade  ge- 
schehen kann.  Eine  besonders  wichtige  Ein- 
richtung ist  die  Verwendung  eines  in  den 
Kngelkopf  einzuschiebenden  Trichterchens, 
das  die  Luft  aus  dem  Ohr  beliebig  austreten 
lässt,  damit  sie  nicht  zusammengepresst  wird 
nnd  einen  schädlichen  Druck  auf  das  Trommel- 
fell ausübt.  An  einer  kleinen  Seidenschnur 
wird  der  Schalldämpfer  leicht  wieder  aus 
dem  Obre  herausgezogen. 


Ein  krltischerTag  für  die  deutschen 
Patente.  (Mittheilung  des  Berliner  Patent- 
bureau Gerson  &  Sachse.)  Zur  Nichtigkeits- 
erklärung der  meisten  Patente  pflegten  nnd 
pflegen  die  in  den  §§  i  und  2  des  deutschen 
Patentgesetzes  vorgesehenen  Gründe  zu  führen : 
frohere  Veröffentlichung  in  Druckschriften, 
offenkundige  Vorbenutzung,  Mangel  der  ge- 
werblichen Verwerthbarkeit, 

Am  I.  October  dieses  Jahres  werden  nun 
diese  Gründe  nicht  mehr  in  das  Feld*  zu 
führen  sein  allen  denjenigen  Patenten  gegen- 
über, deren  Ertheilnng  vor  dem  i.  October 
1889  bekanntgemacht  wurde.  Auch  fernerhin 
werden  alle  Patente  gegen  die  Nichtigkeits- 
erklärung durch  die  erwähnte  Begründung 
gesichert  sein,  bei  denen  zwischen  dem  Tage 
der  Bekanntmachung  der  Ertheilnng  und 
dem  Tage  des  Antrages  mehr  als  fünf  Jahre 
liegen.  Ein  solche«  Patent  kann  nur  noch 
mit  dem  Beweise,  dass  die  ErfiEidung  G^gcD* 


136 


stand  des  Patentes  eines  früheren  Anmelders 
ist,  angegrififen  werden  oder  von  denjenigen 
Personen ,  deren  Beschreibungen ,  Zeich- 
nungen n.  s.  w.  der  Gegenstand  ohne  ihre 
Einwilligung  entnommen  ist. 

Nun  liegen  in  der  Industrie  die  Dinge 
häufig  so,  dass  die  Fachgenossen  iwar  wissen, 
dass  ein  Patent  auf  Grund  der  mehrerwähnten 
hauptsächlichen  Gründe  für  nichtig  zu  er- 
klären ist,  die  Nichtigkeitsklage  aber  aus 
Bequemlichkeitsgründen  nicht  anstrengen,  die- 
selbe   vielmehr    in  petto    behalten    für    den 


Fall,  dass  jenes  anfechtbare  Patent  ihnen  ein- 
mal lästig  fallen  sollte.  Mit  dieser  Praxis 
muss  natürlich  allen  denjenigen  Patenten 
gegenüber,  bei  denen  die  Bekanntmachung 
der  Ertheilung  schon  vor  dem  i.  October 
1889  erfolgte,  nunmehr  unweigerlich  ge» 
brodien  werden,  damit  nicht  dem  erst  nach 
dem  I.  October  dieses  Jahres  auf  den  Plan 
tretenden  Nichtigkeitsktäger  ein  nieder- 
schmetterndes „Zu  spät*  entgegengemfen 
werde. 


Bei  der  Redaction  neu  eingegangene  Bücher. 

Die  Elektrlcität  im  Dienste  der  Menschheit.  Eine  populäre  Darstellung  der  mag- 
netischen und  elektrischen  Naturkräfte  und  ihrer  praktischen  Anwendungen.  Nach 
dem  gegenwärtigen  Standpunkte  der  Wissenschaft  bearbeitet  von  Or.  A.  Ritter 
V.  Urbanitzky.  Mit  ca.  1000  Abbildungen.  Zweite,  vollständig  neu  bearbeitete  Auf- 
lage. In  25  Lieferungen  zu  30  kr,  —  A.  Hartleben's  Verlag,  Wien.  —  In  den  vor- 
liegenden Lieferungen  (7  bis  lo)  gelangt  zunächst  die  Besprechung  der  Indnctions« 
Erscheinungen  zum  Abschlüsse.  Das  hierauf  folgende  Capitel,  betreffend  die  elek« 
trischen  Erscheinungen  im  Thier-  und  Pflanzenreiche,  enthält  ebenso  interessante  aU 
praktisch  wichtige  Angaben  über  die  thierische  Elektricität,  über  die  Wirkungen  der 
Gleich-  und  Wechselströme,  über  den  elektrischen  Sonnenstich,  die  Telephon- 
krankheit u.  s.  w.  Hiemit  ist  zugleich  auch  die  erste  Hauptabtheilung  des  geaammten 
Werkes,  nämlich  der  theoretische  Theil,  vollendet.  Der  hierauf  folgende  Abschnitt 
enthält  die  Erzeugung,  Umwandlung  und  Leitung  elektrischer  Ströme  und  be^nnt 
mit  der  Geschichte  der  elektrischen  Maschinen.  Im  nächsten  Capitel  „Das  magne- 
tische Feld  und  der  Anker**  werden  die  physikalischen  Bedingungen  jfür  den  Bau 
und  die  Wirkungsweise  der  Dynamomaschinen  erklärt  und  dann  mit  der  Beschreibung 
der  einzelnen  Maschinen  selbst  begonnen. 
Industrie- Statistik  Niederösterreichs.  Soeben  erschien  der  erste  Halbband  des  „Stati- 
stischen Berichtes  der  Wiener  Handels-  und  Gewerbekammer  über  die  volksvrirth- 
schaftlichen  Zustände  ihres  Bezirkes  im  Jahre  1890**,  92  Bogen  40,  welcher  nebst 
einer  umfassenden  Einleitung  über  die  Grundlagen  des  Berichtes  die  Statistik  der 
ersten  fünf  Industriegruppen  (Metallindustrie;  Maschinenindustrie;  Industrie  in  Steinen, 
Erden,  Thon  und  Glas ;  in  Holz-  und  Schnitzwaaren  und  Kautschuk ;  Lederindustrie) 
umfasst. 

In  45,  in  jeder  Gruppe  sich  wiederholenden  Tabellen  werden  eine  Reihe  von 
Nachweisungen  über  Zahl,  Erwerbsteuer  und  Arbeitspersonale  der  Untemehmuiigen, 
Verwendung  von  Motoren  und  zahlreiche  Verhältnisse  von  socialstatistischem  Interesse 
gegeben,  und  zwar  einerseits  nach  Industriesweigen,  andererseits  nach  dem  Standorte 
und  Betriebsumiange  der  Unternehmungen  angeordnet. 

Wir  entnehmen  aus  der  Fülle  der  interessanten  Daten  beispielsweise  eine 
Zusammenstellung  Über  die  Zahl  der  verwendeten  Arbeiter.  Dieselbe  betrug  bei  den 
Betrieben  mit  einer  Erwerbsteuer  von  21  fl.  aufwärts:  in  der  Metallindustrie  22.093 
männliche,  4861  weibliche;  in  der  Maschinenindustrie  21.578  männliche,  310  -weib- 
liche; in  der  Industrie  in  Steinen,  Erden  etc.  7522  männliche,  3469  weibliche;  in 
•  der  Industrie  in  Holz-  und  Schnitzwaaren  etc.  8819  männliche,  i^bfo  weibliche;  in 
der  Lederindustrie  4031  männliche,  453  weibliche;  zusammen:  64.043  männliche, 
10.453  weibliche  Personen. 

Zu  diesen  durchwegs  in  den  Arbeitsränmen  der  Unternehmung  beschäftigten 
74.496  Arbeitskräften  kommen  noch  2162  Personen,  die  in  der  Hausindustrie 
iseschäftigt  sind,  femer  326  Strafhausarbeiter.  Arbeiter  unter  14  Jahren  wurden  nur 
mehr  ganz  vereinzelt  nachgewiesen.  Im  Alter  von  14  bis  16  Jahren  wurden  im 
Ganzen  4201   Arbeiter  gezählt. 

In  Rücksicht  auf  das  besondere  Interesse,  das  diese  Statistik  auch  in  indu- 
striellen Kreken  zu  erwecken  geeignet  ist,  wird  ein  Theil  der  Auflage  in  Heften 
ausgegeben,  welche  die  Statistik  je  einer  Industriegruppe  enthalten  und  auch  einxeln 
abgegeben  werden. 

Den  commissionsweisen  Vertrieb  des  Werkes  hat  die  k.  k.  Hof-  und  Uni- 
versitäts-Bucbhandlung  Wilhelm  Braumüller  &  Sohn  übernommen. 

Der  Ladenpreis  beträgt  für  den  Halbband  6  fl.  =  lo  Mark,  für  ein  einseines 
Heft  I   fl.  20  kr.  =  2  Mark, 


Verantwortlicher  Redacteur :  JOSEF  KA.RB1S.  —  Selbstverlas:  des  Blektroteohnisehen  Vereins. 

In  Commisaion  bei  LEHMANN  &  WENT2SEL,  Buchhandlung  für  Technik  und  Kunst. 

Druck  von  R.  SPIBS  &  Co.  in  Wien,  V.,  Straussengasse  16. 


Zeitschrift  %  Eleictrotechnik. 


XJI.  Jahrg. 


15.  März  1894. 


Heft  VI. 


VEREINS-NACHRICHTEN. 


G.  Z.  219  ex  1894. 


Generalversammlung. 


Die  XII.  ordentliche  General  versammluDg  des  Elektrotechnischen  Vereines 
in  Wien  findet  Mittwoch,  den  28.  März  d.  J./  um  7  Uhr  Abends  im  Vortrags- 
saale des  Wissenschaftlichen  Clubs,  Wien,  I.  Eschenbachgasse  9,  statt. 

Tagesordnung: 

1.  Bericht  über  das  abgelaufene  Vereinsjahr. 

2.  Bericht  über  die  Cassagebahrung  und  Vorlage  des  Rechnungs- 
abschlusses pro   1893. 

3.  Bericht  des  Revisions-Comit^s. 

4.  Beschlussfassung  über  den  Rechnungsabschluss. 

5.  Wahl  eines  Vice-Präsidenten. 

6.  Wahl  von  Ausschussmitgliedern.  *) 

7.  Wahl  der  Mitglieder  des  Revisions-Comit^  pro   1894. 

Die  P.  T.  Mitglieder  werden  ersacht,  beim  Eiotritte  in  den  Sitzuogssail  ihre  Mit- 
gliedskarte Yormweisen.  Gäste  haben  zur  Generalversammlung  keinen  Zntritt. 


Ohronlk  des  Yereines. 

31.  Jänner.  —  Verein  s- 
versammlung. 

Da  keine  geschäftlichen  Mit- 
tbeilungen vorliegen,  ertheilt  der 
Vorsitzende,  Hofrath  V  o  1  k  m  e  r^ 
Herrn  Ing.  Metz  von  der  Firma 
Deckert&Homolka  aus  Buda- 
pest das  Wort  zur  Abhaltung  seines 
Vortrages :  ^üeber  neueTele- 
phonschal  tunge  n^. 

Der  Vortragende  besprach  zu- 
nächst die  von  der  Firma  Deckert 
&  Homolka  verfertigten  Mikrophone, 
deren  eine  Elektrode  gegeneinander 
versetzte  Reihen  vierkantiger  Pyra- 
miden trägt,  gegen  die  sich  die 
Membrane  stützt  (Spitzen-Mikrophone). 
Zwischen  die  Pyramiden  ist  Graphit- 
patver  gefüllt;  die  mittlerea  Spitzen 
tragen  SamtntpinseL  Die  Schwin- 
gangen  am  Rande  der  Membrane 
werden    durch  Filzringe  abgedlinpft. 


1   La^t    I    7 


Der  Vortragende  erläuterte  die 
Leistungsfähigkeit  der  beschriebenen 
Mikrophone,  indem  er  die  Linie  be- 
spricht, welche  längs  der  Theiss- 
und  Maros-Flussregulirung  errichtet 
worden  sei.  Er  gibt  an,  dass  die 
42  Stationen  dieser  236  hm  langen 
Schleife  alle  in  Serie  geschaltet 
wären,  trotzdem  erhalte  man  eine 
vorzügliche  Verständigung. 

Hierauf  wird  der  Versammlung 
die  transportable  Telephonstation  von 
Ober-Inspector  Gattinger  gezeigt. 
Eine  sehr  gute  Verwendung  haben 
die  Spitzenmikrophone  auch  bei  der 
„Budapester  Telephon-Zei- 
tung'' gefunden. 

Der  Vortragende  bespricht  dann 
noch  die  vielen  verschiedenen  Aus- 
führungen von  TelephonstationcGi 
weiche  von  der  Firma  Deckert  & 
Hnr^'*^**'*  Tür  dic  verschiedenen 
S»  '■  rt  wurdcUp  voa  welchen 

I  m* th  Qssm  LtgÜcdn^    w  i-sd  er 


138 


auch  Mustertypeo  im  Vereioslocal 
ausgestellt  waren. 

Indem  er  sich  noch  vorbehält, 
der  Versammlung  eine  kleine  Musik- 
übertragung vorzuführen,  schliesst  er 
seinen  Vortrag. 

An  den  Vortrag  schloss  sich 
eine  lebhafte  Debatte. 

Baurath  K  a  r  e  i  s  spricht  seine 
Verwunderung  darüber  aus,  dass  es 
möglich  sein  sollte,  durch  42  hinter- 
einander geschaltete '  Stationen  sich 
zu  verständigen.  Er  verweist  auf  die 
diesbezüglichen  Abhandlungen  von 
Dr.  S  a  h  u  1  k  a  und  Dr.  Reithoffer 
in  der  Vereinszeitschrift. 

Ober  -  Inspector  Gattinger 
verweist  auf  die  Linie  im  Arlberg- 
Tunnel,  bei  der  durch  13  hinter- 
einander geschaltete  Stationen  gute 
Verständigung  erzielt  wurde. 

Oberst  P  e  y  e  r  I  e  theilt  mit, 
dass  er  .bei  den  fliegenden  Tele- 
phonverbindungen und  -Stationen 
zwischen  den  einzelnen  Theilen 
manövrirender  Truppen  in  der  Regel 
eine  bessere  Verständigung  erzielte, 
wenn  die  Zwischenstationen  im  Neben- 
schluss  lagen.  Allerdings  wird  dabei 
nicht  Sprache  übertragen,  sondern 
durch  einen  Vibrateur  trompetenstoss- 
ähnliche  Töne.  Nur  einmal  hatte 
Oberst  P  e  y  e  r  1  e  bei  besonders 
trockenem  Wetter,  also  bei  kleiner 
Capacität  der  Leitungen,  die  ent- 
gegengesetzte Beobachtung  gemacht« 

Dr.  Reithoffer  erklärt  aus 
theoretischen  Betrachtungen  die  Neben- 
schlussschaltung der  Stationen,  also 
von  Selbstinduction,  als  in  der  Regel 
vortheilhafter.  Denn  die  Ströme,  die 
durch  die  Selbstinductionszweige 
fliessen,  sind  den  Ladungsströmen 
entgegengesetzt,  so  dass  sie  diese 
compensiren  können.  In  seiner  Ab- 
handlung hat  er  die  Berechnung  der 
günstigsten  Selbstinduction  für  gege- 
bene Capacität  entwickelt.  Ist  aber 
die  Selbstinduction  zu  klein,  so  kann 
es  eintreten,  dass  zwar  die  Ladungs- 
ströme aufgehoben,  der  restirende 
Theil  der  Selbstinductions  -  Zweig- 
ströme aber  noch  beträchtlich  gross 
ist,  so  dass  die  Parallelschaltung 
sich  als  ungünstiger  erweist.  Je  kleiner 


die  Capacität  ist,  desto  grösser  soll 
die  Selbstinduction  gewählt  werden. 
Dr.  Reithoffer  macht  noch  auf- 
merksam auf  den  Vorschlag  Elibu 
Thomson's,  für  lange  Telepbon- 
leitungen  (ocean.  Teleph.)  direct  bei 
der  Fabrikation  der  Kabel,  Selbst- 
induction zwischen  die  beiden  Lei- 
tungen zu   schalten. 

Baurath  Kareis  betont  die 
günstigen  Ergebnisse  der  Parallel- 
schaltung der  Zwiscbenstationen  auf 
der  Strecke  Wien  -  Reichenau«  Er 
hält  diesen  Gegenstand  für  sehr 
wichtig  und  interessant  und  ersucht 
Herrn  D  e  c  k  e  r  t ,  dem  Vereine 
diesen  Versuch  mit  42  hintereinander- 
geschalteten Telephonen  vorzuführen. 

Auf  eine  Anfrage  des  Ingenieurs 
Drexler,  warum  man  nicht  ge- 
schlossene Eisenkerne  für  did  Trans- 
mitterspule  verwende,  theilte  Herr 
Deckert  mit,  dass  dies  bei  Ver- 
suchen in  Paris  vor  lO  Jahren  keinen 
Vortheil  gezeigt  habe. 

Nachdem  noch  der  Versammlung 
eine  kleine  telepfaonische  Musiküber- 
tragung  vorgeführt  worden  war, 
schloss  der  Vorsitzende  die  Sitzung. 
Er  sprach  sowohl  dem  Vortragenden, 
sowie  den  Mitgliedern,  die  sich  an 
der  Discussion  betheiligt  haben,  den 
Dank  der  Versammlung  aus. 


Nene  Bltglleder. 

Auf  Grund  statutenmässiger  Auf- 
nahme traten  dem  Vereine  die  nach- 
stehend genannten  Herren  als  ord  ent- 
liche Mitglieder  bei: 

Singer  Felix,  Ingenieur,  Vertreter 
der  Union-Elektricitäts-Gesell- 
schaft,  „Syrern  Thomson- 
Houston^,  Berlin. 

Z  a  c  s  k  6  Stefan,  Kreisnotär,  Nagy- 
Mäcsed. 


All  die  P.  T.  Yerelnsmltglleder. 

Die  Vereinsbibliothek  hat  in 
letzter  Zeit  K  i  1 1 1  e  r's  Handbuch  der 
Elektrotechnik  2.  Aufl.,  1890,  als 
Spende  von  einem  Vereinsmitgliede 
bekommen ;  weiters  wurden  die  unten 
angeführten  Werke  käuflich  erworben. 


139 


Das  complete  I.  Ver zeich niss 
derBficherund  Zeitschriften  des 
Vereines,  in  welches  die  vorerwähnten 
Werke  bereits  aufgenommen  er- 
scheinen, gelangt  unter  einem  mit 
der  Einladung  zur  Theilnahme  an 
der  XII.  ordentlichen  Generalver- 
sammlung an  die  Vereinsmitglieder 
zum   Versandt. 

Neu  angekauft  wurden: 
Bohmeyer  C,    Elektrische  Uhren. 

1892. 
Borchers  W.,    Elektrometallurgie. 

1891. 
E  w  i  n  g  J.  A.,  Magnetische  Induction. 

1892. 


F  a  r  a  d  a  y    M.,    Experimental-Unter- 

suchungen.  I.   1891. 
Hertz  H.,  Untersuchungen  Aber  die 

Ausbreitung  der  elektrischen  Kraft. 

1892. 
Kapp    G.,    Elektrische     Kraftfiber- 
tragung.   1891. 
Reckenzaun  A.,    Electric    Trac- 

tion.    1893. 
Taucher  K.,  Galvanoplastik.  1893. 
Telegraphen  -  Messordnung. 

1893. 
Thompson}.  P.,  Dynamoelektrische 

Maschinen.  I./II.  1894. 
Zetzsche    K.    E.,     Handbuch    der 

elektrischen    Telegraphie.    I. — IV. 

1891. 


Entwurf  eines  Patentgesetzes    und   eines  Gesetzes  zum 
Schutze  von  Gebrauchsmustern.^) 

Vortrag  gebalten  im  Elektrotechnischen  Verein  am  21.  Februar  1894  ^^^  Hofrath 

Dr.  V.  ROSAS. 

Hochgeehrte  Herren !  Sie  wünschen  von  mir  einen  Vortrag  über  den 
im  Handelsministerium  ausgearbeiteten  Entwurf  eines  Patentgesetzes  mit 
dem  Appendix  eines  Gebrauchsmusterschutz-Gesetzes.  Ich  fühle  mich  durch 
Ihr  Vertrauen  sehr  geehrt  und  werde  trachten,  demselben  nach  meinen 
schwachen  Kräften  zu  entsprechen. 

Ich  sage :  Appendix  von  Gebrauchsmusterschutz-Gesetze,  weil  ja 
zwischen  den  beiden  hier  behandelten  Rechtsinstituten  eigentlich  ein 
wesentlicher  Unterschied  nicht  besteht,  weil  der  Schutz  der  Gebrauchs- 
muster gewissermaassen  als  eine  Unterart  des  Patentschutzes  sich  darstellt, 
und  ebensogut  auch  in  einem  besonderen  Abschnitte  des  Patentgesetzes 
hätte  imtergebracht  werden  können.  Dieses  hätte  noch  den  Vortheil,  dass 
wir  in  dem  Schlusscapitel  des  Patentgesetzes  „Uebergangsbestimmungen* 
auch  Einiges  über  das  Uebergangsstadium  des  Gebrauchsmusterschutzes 
hätten  erwarten  können.  —  So  wie  die  Sache  jetzt  steht,  wo  ein  Gebrauchs- 
musterschutz-Gesetz ohne  alle  Uebergangsbestimmungen  in  Vorschlag 
gebracht  wird,  kann  Niemand  wissen,  was  mit  den  hunderten,  sagen  wir 
tausenden  von  Gebrauchsmustern  rechtens  sein  soll,  die  jetzt  bei  den 
Handelskammern  registrirt  sind,  bis  zum  Inslebentreten  des  neuen  Gesetzes 
fortwährend  noch  registrirt  werden? 

Es  ist  möglich,  dass  der  Herr  Verfasser  des  Entwurfes  es  weiss, 
schön  wäre  es  aber  doch,  wenn  er  es  uns  gesagt  hätte! 

Es  ist  vielleicht  am  besten,  wenn  ich  gleich  das  Gebrauchsmuster- 
schutz-Gesetz mit  einigen  Worten  abthue.  Unser  Abgeordnetenhaus  hat 
bekanntlich  in  seiner  Sitzung  vom  23.  November  vorigen  Jahres  nebst, 
anderen  das  Patentwesen  betreffenden  Resolutionen  auch  die  Forderung 
eines  Gebrauchsmusterschutz-Gesetzes  ausgesprochen.  Die  Resolution  26 
lautete : 

^Auch  wäre  ein  dem  deutschen  Gesetze,  betreffend  den  Schutz  für 
Gebrauchsmuster  vom  i,  Juni  1891  ähnliches  Gesetz  anzustreben." 

irde    die  Fortsetzung  der  Dis- 


♦)  Für  die  Vereiniversammlimie   «*•»  4.  April  1. 
cussion  Über  obiges  Thema  aaf  die        ^«^rdnung  gesc 


140 

Der  Gebrauchsmusterschutz  in  Deutschland  ist  vorderhand  noch  ein 
Experiment.  Veranlasst  wurde  das  betreffende  Gesetz  durch  die  nahezu 
einstimmige  Erklärung  der  bei  der  Reichs- Enquete  im  Jahre  1886  ein- 
vernommenen Sachverständigen,  dass  sie  als  Correlat  zur  Beibehaltung 
des  Vorprüfungsverfahrens  bei  der  Patentertheilung  die  Schaffung  besonderer 
Einrichtungen  zum  Schutze  der  „kleinen  technischen  Formverbesserungen", 
Gebrauchsmuster  genannt,  für  unerlässlich  halten. 

Seither  haben  sich,  wie  es  scheint,  in  Deutschland  die  Sympathien 
für  dieses  Gesetz  bedeutend  abgekühlt.  Auch  für  uns  in  Gestenreich  wird 
die  Einführung  des  Gebrauchsmusterschutzes  nach  deutschem  Muster  nicht 
viel  mehr  als  ein  Experiment  bedeuten;  wenn  wir  aber  das  Experiment 
machen,  dann  wäre  es  wohl  am  rathsamsten,  das  deutsche  Gesetz  taliter 
qualiter  zu  nehmen. 

Unser  Entwurf  hat  scheinbar  an  das  deutsche  Gesetz  sich  gehalten, 
hat  Vieles  daraus  abgeschrieben;  aber  in  einem  Cardinalpunkte  ist  er  davon 
abgewichen,  was  der  Sache  ein  ganz  anderes  Gesicht  gibt. 

In  Deutschland  ist  das  Patentamt  weiter  nichts,  als  die  centralisirte 
Anmeldestelle  für  Gebrauchsmuster,  sowie  derzeit  bei  uns  decentralisirt 
die  Handelskammern. 

Die  Frage,  ob  die  Eintragung  eine  gerechtfertigte  sei,  ob  sie  einen 
giltigen  und  rechts  wirksamen  Schutz  gewähre,  ist  dort  ausschliesslich  den 
Gerichten  anheimgegeben. 

Unser  Entwurf  dagegen  statuirt  —  ganz  so  wie  im  Patentwesen  — 
die  ausschliessliche  Competenz  des  Patentamtes  zur  Entscheidung  über 
die  Giltigkeit  und  Rechtswirksamkeit  des  Schutzrechtes,  sowohl  über 
Löschungsklagen  als  auch  über  die  Vorfragen,  wenn  sie  im  Eingriffsstreit 
aufgeworfen  werden.  Diese  Abweichung  vom  deutschen  Gesetze  scheint 
mir  eine  sehr  wenig  überlegte. 

Ich  komme  zum  Patentgesetze  zurück:  Vom  Gesichtspunkte  der 
systematischen  Gliederung  besehen,  zerfällt  der  Entwurf  in  drei  Haupt- 
theile : 

1.  Materielles  Patentrecht. 

2.  Patentbehörden  und  Verfahren. 

3.  Patentrechts  Verfolgung. 

Dazu  kommt  ein  Abschnitt  über  die  Patenttaxen  und  Uebergangs- 
bestimmungen. 

In  diesen  122  Paragraphen  ist  eine  solche  Fülle  von  Discussions- 
stoff  vorhanden,  dass  es  gar  nicht  möglich  ist  in  Tagen,  geschweige  denn 
in  Stunden  erschöpfend  darüber  zu  sprechen. 

Ich  will  daher  nur  Süchtig  das  berühren,  was  Sie,  meine  sehr 
geehrten  Herren,  ohnedies  bereits  wissen,  ich  will  nur  flüchtig  darüber 
reden,  worüber  Sie,  meine  geehrten  Herren,  auch  ohne  mein  Zuthun  sich 
leicht  selbst  orientiren  und  informiren  können. 

Von  diesem  Gedanken  ausgehend,  theile  ich  mir  das  vorliegende 
Elaborat  nach  einem  anderen  Gesichtspunkte,  nach  dem  seiner  Entwicklung, 
auch  in  drei  Hauptpartien. 

Die  eine  erscheint  mir  als  Berücksichtigung  der  öffentlichen  Meinung, 
die  andere  als  Copiatur  des  deutschen  Patentgesetzes,  in  der  dritten 
begrüssen  wir  die  Früchte  der  eigenen  geistigen  Arbeit  des  Herrn  Ver- 
fassers. 

Was  ist  öffentliche  Meinung?  Als  Ausdruck  der  öffentlichen  Meinung 
habe  ich  vornehmlich  im  Auge :  die  Kundgebungen  des  Oesterreichischen 
Ingenieur-  und  Architekten- Vereines,  des  Niederösterreichischen  Gewerbe- 
vereines, der  Wiener  Handelskammer,  des  Österreichischen  Advokaten- 
tages;   die  Beschlüsse    der  internationalen  Patentcongresse   zu  Wien  und 


141 

zu  Paris ;  die  Arbeiten  der  von  diesen  Congressen  eingesetzten  permanenten 
internationalen  Commissionen,  insbesondere  der  Arbeiten  der  österreichischen 
Landessection  dieser  Commission,  dann  den  vom  Vorsitzenden  der  öster- 
reichischen Landescommissipn,  Reichsrath  -  Abgeordneten  E  x  n  e  r  im 
Jjihre  1883  vorgelegten  Entwurf  eines  Patentgesetzes,  endlich  die  im 
November  1892  abgehaltene  Expertise  im  Abgeordnetenhause. 

Einstimmige  Forderungen  der  öffentlichen  Meinung  waren  folgende 
drei :  Anerkennung  des  Erfinderrechts  —  Pflege  dieses  Rechtschutzes  durch 
eine  selbstständige  wohlorganisirte  Behörde,  notabene  mit  Berufungsinstanz 
—  Verweisung  der  Patentrechtsverfolgung  vor  die  Gerichte. 

Diesen  drei  Forderungen  ist  in  dem  vorliegenden  Gesetzentwurfe, 
wenn  auch  nicht  entschieden  und  rückhaltlos,  aber  doch  immerhin  im 
Grossen  und  Ganzen  Rechnung  getragen  worden. 

Weitere  Forderungen  der  öffentlichen  Meinung  waren  aufgestellt 
worden  von  einer  mitunter  sehr  überwiegenden  Majorität,  allerdings  gegen 
den  Widerspruch  einer  mitunter  sehr  beachtenswerthen  Minorität. 

Ich  erwähne  als  solche:  die  Einführung  des  ämtlichen  Vorprüfungs- 
verfahrens —  die  Einfühnmg  des  Licenzzwanges,  das  Fallenlassen  des 
Ausübimgszwanges  —  die  Zulassung  vorläufiger  Beschreibungen,  sogenannte 
Caveats. 

Der  vorliegende  Gesetzentwurf  acceptirt  im  Sinne  der  Majorität  die 
amtliche  Vorprüfung  auf  Neuheit,  verbunden  mit  Aufgebot.  Den  An- 
schauungen der  Minorität  wird  Rechnung  getragen  durch  die  Einschaltung 
an  maassgebender  Stelle  des  unscheinbaren  Wörtchens  „offenbar*  in  den 
sonst  unveränderten  Text  des  deutschen  Gesetzes. 

Im  deutschen  Gesetze  wird  in  §22  die  Zurückweisung  des  Patent- 
werbers für  den  Fall  verordnet,  als  nach  der  Ansicht  des  Patentamtes 
eine  patentfähige,  das  ist  neue  Erfindung  nicht  vorliegt. 

Unser  Gesetzentwuri  erklärt  die  Zurückweisung  dann  am  Platze, 
wenn  nach  Ansicht  des  Patentamtes  eine  patentfähige,  das  ist  neue  Er- 
findung offenbar  nicht  vorliegt. 

Eine  zweite  Concession  an  die  Minorität  ist  das  Gebrauchsmuster- 
schutz-Gesetz, welches  nach  dem  reinen  Anmeldeverfahren  vorgeht,  ohne 
Vorprüfung,  ohne  Aufgebot. 

Der  Licenzzwang,  das  ist  eine  zuerst  auf  dem  Wiener  Congresse  1873 
in  die  öffentliche  Discussion  gezogene,  seither  im  lebhaftesten  Wider- 
streite der  Meinungen  verfangene  Frage. 

Der  vorliegende  Gesetzentwurf  verfügt  den  Licenzzwang  in  der 
schärfsten  Weise,  in  weit  schärferer  Weise  als  das  deutsche  Gesetz,  imd 
als  es  die  Stimmführer  der  Majorität  der  öffentlichen  Meinung  überhaupt 
jemals  verlangt  haben. 

Ich  werde  später  Gelegenheit  haben,  ausführlicher  darauf  zurück- 
zukommen ;  vorderhand  sei  nur  constatirt,  dass  das  Gebrauchsmusterschutz- 
Gesetz  auch  die  Fesseln  des  Licenzzwanges  nicht  kennt. 

Was  den  Ausübungszwang  anbelangt,  so  hat  unser  Gesetzentwurf 
dem  Votum  der  Minorität  sich  angeschlossen  und  nur  insofeme  der 
Majorität  eine  Concession  gemacht,  dass  die  bisher  einjährige  Respects- 
dauer  auf  drei  Jahre  ausgedehnt,  und  dass  auch  der  Ausübungszwang  im 
Gebrauchsmusterschutz- Gesetze  fallen  gelassen  wurde. 

Die  Forderung  des  Caveat  hat  bei  dem  Jij^rm  Verfasser  des  Gesetz- 
entwurfes offenbar  kein  Verständniss,  oder  doch  vtcht  die  richtige  Würdigung 
gefunden.  Es  wird  wohl  im  §  4  des  Entwurf  '  vas  gegeben,  was  bei 
oberflächlicher  Betrachtung    ahn'         ^ieht:    da-  r  Prioritätsvorbehalt 

der  Anmeldung    des  Erfinders  le    weite.  ildung    der    bereits 


142 

angemeldeten  Erfindung  durch  eine  Jahresfrist.  Das  ist  aber  in  Wirklichkeit 
etwas  ganz  anderes,  als  was  man  unter  Caveat  versteht. 

Unter  vorläufiger  Beschreibung  versteht  man  —  wie  Exner's  Gesetz- 
entwurf sich  ausdrückt  —  die  Beschreibung  einer  Erfindung,  welche  der 
Erfinder  wohl  schon  ersonnen,  aber  noch  nicht  in  solcher  Weise  vollendet 
hat,  dass  deren  technischer  Erfolg  und  gewerbliche  Verwerthbarkeit 
gesichert  wäre. 

Sie  muss  allerdings  mehr  enthalten  als  den  blossen  Titel  der  Erfindung; 
sie  muss  eine  vollständige  Erläuterung  der  Erfindung  in  allen  ihren  wesent- 
lichen Bestandtheilen  liefern.  Aber  dispensirt  ist  der  Erfinder  von  der 
Angabe  der  Mittel  der  Ausführung. 

Unser  §  4  dagegen  will  dem  Erfinder  das  zugedachte  Beneficium 
nur  gewähren  unter  der  Bedingung  und  Voraussetzung  einer  bereits  vor- 
liegenden vollständigen  Beschreibung  im  Sinne  des  §  40,  das  ist  einer 
solchen,  in  welcher  strenge  verboten  ist,  irgend  etwas  zu  verheimlichen 
hinsichtlich  der  Mittel  oder  der  Ausführungsweise  oder  der  zum  Gelingen 
nöthigen  Handgriffe. 

Eine  zweite  Partie  des  vorliegenden  Gesetzentwurfes  ist  Copiatur  des 
deutschen  Patentgesetzes. 

Wie  Sie  wissen,  meine  hochgeehrten  Herren,  sind  nach  der  im 
Jahre  1877  stattgefundenen  Einführung  des  deutschen  Patentgesetzes  die 
eingehendsten  fachmännischen  Erörterungen  über  dessen  Bestimmungen 
und  deren  Tragweite  jahrelang  gepflogen  worden,  und  hat  der  betreffende 
in  der  sogenannten  Reichs-Enquete  1886  seinen  Höhepunkt  erreichende 
Läuterungsprocess  mit  der  im  Jahre  1891  in's  Leben  getretenen  Neu- 
redigirung  des  Gesetzes,  der  Patentgesetz-Novelle  seinen  Abschluss  gefunden. 

Alle  diese  Vorgänge  im  benachbarten  Reiche  sind  gewiss  von  vielen 
von  Ihnen,  meine  sehr  geehrten  Herren,  mit  Aufmerksamkeit  verfolgt 
worden,  eventuell  sind  Ihnen  die  Verhandlungsergebnisse  zugänglich. 

Ich  halte  es  daher  nicht  für  nöthig,  in  eine  Kritik  des  Rechtsinstituts, 
wie  es  jetzt  in  Deutschland  geordnet  ist,  mich  zu  vertiefen.  Nur  ganz 
kurz  gestatten  Sie  mir  meine  Meinung  zu  äussern.  Ganz  sympathisch  wäre 
mir  schlechtweg  die  Uebemahme  des  deutschen  Patentgesetzes  in  das 
österreichische  Rechtsleben,  sowie  dies  mit  der  deutschen  Wechselordnung 
im  Jahre  1850,  mit  dem  deutschen  Handelsgesetzbuch  im  Jahre  1862  der 
Fall  gewesen  ist. 

Ebenso  wie  dort  hätte  es  auch  hier  mit  einigen  wenigen  Aenderungen 
abgethan  sein  können,  so  die  bereits  erwähnte  Einschaltung  des  Wörtchens 
„offenbar",  Aufstellung  präciser  Normen  über  das  Sicherstellungsverfahren, 
Herabsetzung  der  Taxen  auf  die  Hälfte. 

Im  Uebrigen  hätte  man  es  ganz  gut  damit  versuchen  können,  und 
wäre  dabei  der  Gefahr  entgangen,  im  Eifer  vermeintlicher  Verbesserung 
das  Kind  mit  dem  Bade  zu  verschütten. 


Ein  jungfräuliches  Feld  eröffnet  sich  für  die  Kritik  in  der  von  mir 
erwähnten  dritten  Partie  des  Gesetzentwurfes.  Hier  gibt  es  allerdings  so 
Manches,  was  geeignet  ist,  den  Techniker  und  den  Juristen  zu  beun- 
ruhigen. 

Meine  hochgeehrten  Herren!  Hier  im  Patentwesen,  wie  in  so 
manchem  anderen  Rechtsgebiete  bewahrheitet  sich  der  Grundsatz:  Was 
dem  einen  wohl  thut,  thut  dem  andern  weh !  Die  schwierige  Aufgabe  fiir 
die  Gesetzgebung  liegt  eben  darin,  zwischen  den  Ansprüchen  und  Be- 
dürfnissen der  verschiedenen  interessirten  Kreise  die  richtige  Mitte  zu 
finden. 


143 

Bei  dem  Patentschutze  heisst  es  vermitteln  zwischen  den  Erfindern 
untereinander,  zwischen  dem  Erfinder  einerseits  und  den  Producenten  des 
gleichen  Berufszweiges  andererseits,  zwischen  dem  Erfinder  einerseits  und 
den  Bedürfnissen  der  allgemeinen  Volkswirthschaft,  den  Zwischenhändlern 
und  dem  consumirenden  Publikum  andererseits,  zwischen  dem  Erfinder 
und  den  höheren  Interessen  des  Staates. 

Das  deutsche  Gesetz  hat  sich  redlich  bemüht,  in  der  richtigen  Mitte 
zu  steuern.  Abweichend  vom  deutschen  Gesetze  statuirt  unser  Gesetz- 
entwurf eine  höchst  eigenthümliche  Regelung  des  Verhältnisses  zwischen 
dem  Erfinder  und  dem  Nacherfinder,  sogenannten  Verbesserer. 

Der  §  4  des  Entwurfes  im  Zusammenhange  mit  §  21  lässt  dieses 
V^erhältniss  folgendermaassen  erscheinen:  Unter  dem  Begriffe  Verbesserungs- 
patent sollen  wir  verstehen  das  Patent  auf  eine  Erfindung,  welche  die 
Verbesserung  oder  sonstige  weitere  Ausbildung  einer  patentirten  Erfindung 
bezweckt.  Dem  Inhaber  eines  solchen  Verbesserungspatentes  und  dessen 
Licenzträgem  wird  das  Recht  eingeräumt,  jederzeit  —  das  heisst  offenbar 
sofort  nach  erhaltenem  Patente  —  vom  Inhaber  des  Stammpatentes  gegen 
angemessene  Vergütung  und  genügende  Sicherstellung  die  Erlaubniss  zur 
Benützung  der  Erfindung  zu  beanspruchen. 

Hat  der  Herr  Verfasser  des  Entwurfes  sich  wohl  klar  gemacht,  was 
das  bedeutet?  Weiss  er,  was  das  heisst,  den  Erfinder  gleich  in  den  ersten 
Anfängen  der  Patentirung,  kurz  nach  dem  Hinaustreten  in  das  Tageslicht 
zur  Preisgebung  der  Erfindung  an  beliebige  Handwerkspfuscher  und 
Industrieritter  zu  zwingen? 

In  lebhafter  Erinnerung  steht  mir  noch  die  Debatte  beim  Wiener 
Patentcongresse  1873,  wo  die  eifrigsten  Verfechter  des  Licenzzwanges  es 
doch  als  selbstverständlich  erklärten,  dass  dem  Erfinder  ein  Zwang  zur 
Licenzertheilung  jedenfalls  nur  zu  Gunsten  von  ernstlichen  Bewerbern 
auferlegt  werden  könne;  responsible  applicants,  sagten  die  Engländer. 
Eine  Mitbenützung  der  Erfindung  von  Seite  untüchtiger  Kräfte  sei  ja  im 
Stande,  die  Erfindung  von  vorneherein  bei  dem  grossen  Publikum  zu 
diskreditiren.  Allgemeinen  Beifall  fand  der  Vergleich  der  Erfmdung  mit 
einem  Sämüng,  einem  zarten  Bäumchen,  welches  sorgsam  vom  Gärtner 
gehegt  und  gepflegt  werden  muss,  geschützt  werden  muss  gegen  jede 
rauhe  Berührung  durch  Thiere  mittelst  Zaun,  durch  Windanfall  mittelst 
Pfahl  und  Wand.  Welche  rauhe  Hand  aber  hätte  in  unserem  Falle  der 
Erfinder  zu  gewärtigen  von  dem  sogenannten  Verbesserer  und  dessen 
Consorten,  den  Licenzträgern ! 

Ich  weiss  wohl,  was  man  von  einzelnen  Stimmen  zur  besonderen 
Empfehlung  des  Verbesserers  vorgebracht  hört.  In  vielen  Fällen  sei  er 
der  eigentliche  Förderer  des  Gemeinwohls;  die  Erfindung,  wie  sie  aus 
den  Händen  des  Erfinders  hervorgeht,  sei  häufig  noch  ganz  uneben; 
lebensfähig  werde  sie  erst  durch  eine  mitunter  ganz  unwesentliche  Ver- 
besserung, wo  man  sich  nur  wundern  muss,  dass  der  Erfinder  nicht  selbst 
darauf  gekommen  ist.  Auch  sei  es  ganz  natürlich  —  hat  einer  der  Herren 
Experten  in  der  Expertise  des  Abgeordnetenhauses  gesagt  —  dass  die 
Licenz  vom  Inhaber  des  Hauptpatentes  ertheilt  werden  muss,  um  das 
Nachtragspatent  auszuführen,  denn  sonst  wäre  ja  dieses  ganz  werthlos. 
Aber  betrachten  wir  uns  die  Sache  denn  doch  gründlicher,  und  da  muss 
ich  allerdings  ziemlich  weit  ausholen. 

Was  ist  denn  das,  eine  Verbesserung  oder  sonstige  weitere  Aus- 
bildung einer  Erfindung?  Um  diese  Frage  zu  beantworten,  müssten  wir 
erst  wissen,  was  ist  denn  das,  eine  Erfindüpf;? 

Der  §  I  des  deutschen  Gesetzes  sa^'*  '*atente  werden  ertheilt  für 
neue  Erfindungen,  welche  ei-         '^verblicli-  crthung    gestatten.    Und 


144 

der  §  I  unseres  Entwurfes  lautet:  „Für  neue  Erfindungen,  welche  eine 
gewerbliche  Verwerthung  gestatten,  werden  Patente  ertheilt."  Hier  wie  dort 
haben  wir  zwei  fragwürdige  Begriffe:  Was  ist  neu,  was  ist  Erfindung? 
Die  erste  Frage,  was  ist  neu?,  wird  im  deutschen  Gesetze  sowohl,  als 
auch  in  unserem  Entwürfe  beantwortet,  u.  zw.  in  negativer  Form.  Das 
deutsche  Gesetz  nennt  zwei  Umstände,  unser  Gesetzentwurf  nennt  deren 
vier,  bei  deren  Constatirung  die  Erfindung  nicht  als  neu  gilt.  Bleibt  noch 
der  zweite  fragwürdige  Begriff:  „Was  ist  Erfindung?**  und  hier  bleibt  uns 
sowohl  das  deutsche  Gesetz,  als  auch  unser  Gesetzentwurf  die  Antwort 
schuldig. 

Definition  sei  nicht  Sache  des  Gesetzes,  heisst  es,  das  wird  der 
Wissenschaft  und  der  Praxis  überlassen  —  oder  mit  anderen  Worten: 
Man  setzt  voraus,  dass  die  zur  praktischen  Anwendung  des  Gesetzes  be- 
rufenen Männer  —  Techniker  wie  Juristen  —  gleichsam  von  einer  ge- 
heimnissvollen Empfindung,  was  Erfindung  sei,  durchdrungen  sein  müssen ; 
oder,  um  mit  weiland  Nestroy  zu  reden:  ich  sage  nicht  Ja  und  nicht 
Nein,  damit  man  nicht  einmal  sagen  kann,  ich  habe  Ja  oder  Nein  gesagt 

Nun,  es  mag  richtig  sein,  es  ist  schwierig,  sehr  schwierig,  eine  ganz 
zutreffende,  positive  Definition  der  Erfindung  zu  formuliren,  aber  so  gut, 
wie  bei  der  Aufzählung  der  Nichtneuheitsumstände  (sogenannter  neuheits- 
schädlichen Umstände)  es  der  Fall  war,  warum  sollte  man  nicht  auch  den 
Versuch  machen,  auf  negativem  Wege  dem  Ziele  näher  zu  kommen, 
d.  i.  gewisse  Umstände  aufzählen,  welche  das  Patentamt  zu  dem  Aus- 
spruche berechtigen  würden:  „Das  ist  keine  Erfindung." 

Der  hochverdienstvolle  Gesetzentwurf  des  Herrn  Reichsraths-Abge- 
ordneten  Exner  bietet  hiefür  ganz  beachtenswerthe  Anhaltspunkte. 
Exner  sagt:  „Es  gilt  nicht  als  Erfindung,  wenn  von  einer  registrirten 
Beschreibung  oder  Zeichnung,  zwar  in  den  Formen  und  in  der  Construction 
oder  Mischung  oder  im  Material  abweichend  vorgegangen  Mrird,  diese 
Abweichung  jedoch  nur  durch  die  Verschiedenheit  der  Grösse  oder  Kraft- 
leistung veranlasst  erscheint,  auch  nicht  als  Erfindung,  wenn  lediglich  an 
die  Stelle  des  beschriebenen  oder  gezeichneten  Theiles  oder  Stoffes  ein 
in  der  Mechanik  oder  Chemie  bekannt  gleichwerthiger  oder  bekannter- 
maassen  dasselbe  leistender  Theil  oder  Stoff  substituirt  wird ;  auch  nicht 
als  Erfindung,  wenn  mittelst  der  patentirten  Vorrichtung  oder  des 
patentirten  Verfahrens  andere  Artikel  erzeugt  werden*.  Und  an  späterer 
Stelle,  wo  von  der  Prüfung  der  Anmeldung  die  Rede  ist,  sagt  Exner: 
„Das  Patentamt  hat  zu  prüfen,  ob  die  angemeldete  Erfindung  etwa  auf 
eine  neue  Idee  ohne  neue  Körper-  oder  Stoffverbindung  (wissenschaftliches 
Princip),  oder  auf  eine  neue  Körper-  oder  Stoffverbindung  ohne  neue 
Idee  (Construction,  Mischungsvariante)  sich  beschränke." 

Bringt  man  das  Patentamt  in  die  Lage,  an  derartige  Vorschriften 
des  Gesetzes  sich  zu  halten,  so  ist  das  schon  mehr  als  blosses  geheimniss- 
volles Empfinden. 

So  aber,  wie  die  Sache  jetzt  gedacht  wird,  im  vorliegenden  Entwürfe, 
kann  jeder  vermeintliche  Bessermacher  eine  derlei  weitere  Ausbildung  der 
patentirten  Erfindung  für  sich  zum  Verbesserungspatent  anmelden  und  kann 
bei  einiger  Coulanz,  oder  sagen  wir  einigem  Indifferentismus  des  Patent- 
amtes, das  Patent  auch  erhalten. 

Zweite  Frage:  Muss  denn  jede  weitere  Ausbildung  einer  Erfindung 
auch  immer  eine  Verbesserung  sein?  Könnte  es  nicht  auch  eine  Ver- 
schlechterung sein,  oder  eine  ganz  indifferente  Umgestaltung  oder  eine 
jener  Ausgeburten  confuser  Köpfe,  von  denen  das  Dichterwort  gilt :  War' 
die  Idee  nicht  so  verflucht  gescheidt,  man  war'  versucht,  sie  herzlich 
dumm  zu  nennen. 


145 

Zur  Prüfung  auf  wirkliches  Bessersein,  auf  Nützlichkeit,  ist  ja  das 
Patentamt  nicht  berufen. 

Dritte  Frage:  Aber  selbst  wenn  wirklich  originell,  wenn  wirklich 
eine  Verbesserung,  muss  denn  jede  geringfügige  Zuthat  oder  Abweichung, 
jede  Lappalie  als  hinreichender  Grund  angesehen  werden,  um  den  Besitzer 
der  secundären  Idee  gleich  zum  Mitbesitzer  der  primären  Idee,  der  ganzen 
Erfindung  zu  machen? 

Hofrath  Pf  äff  hat  in  der  Expertise  —  wie  mir  scheint,  sehr 
richtig  —  bemerkt:  „Sobald  man  einmal  anerkennt,  dass  das  Patent  wirk- 
lich ein  Recht  verleiht,  da  sollte  man  auch  in  der  Beschränkung  dieses 
Rechtes  durch  den  Licenzzwang  nicht  weiter  gehen,  als  es  das  öffentliche 
Interesse  verlangt."  Im  öffentlichen  Interesse  liegt  alleftfalls  die  baldige 
Einführung  einer  epochemachenden  oder  doch  volkswirthschaftlich  be- 
deutenden Verbesserung;  die  Patentirung  von  Lappalien  hat  aber  mit  dem 
öffentlichen  Interesse  nichts  zu  schaffen.  Also  auch  die  Wichtigkeit  der 
Verbesserung  ist  ein  mit  in  die  Waagschale  zu  legendes  Moment. 

Einen  vierten  Umstand  wollen  wir  nicht  übersehen.  Ist  wirklich  eine 
bedeutsame  Verbesserung  ersonnen  worden,  so  ist  es  doch  noch  keines- 
wegs eine  ausgemachte  Sache,  dass  das  Verbesserungspatent  ohne  Be- 
nützung des  Hauptpatentes  gar  nicht  benützt  werden  kaim. 

Fachmänner  behaupten  das  Gegentheil. 

Auch  Exner's  Entwurf  fasst  den  Licenzzwang  zu  Gunsten  des 
Verbesserers  ausdrücklich  nur  insofeme  in's  Auge,  als  eine  solche  Nach- 
erfindiMig  mit  einer  bereits  patentirten  Erfindung  in  einem  derartigen  Zu- 
sammenhange steht,  dass  der  beabsichtigte  technische  Erfolg  nur  durch 
gleichzeitige  Benützung  der  älteren  Erfindung  erreicht  werden  kann;  hier 
wird  also  die  Möglichkeit  anderer  Fälle  gewiss  vorausgesetzt.  —  Ich  bin  noch 
nicht  fertig.  Eines  der  beliebtesten  Argumente  der  Gegner  des  Licenz- 
zwanges  besteht  darin:  Eine  gerechte  Bestimmung  der  Licenzgebühren 
sei  überhaupt  gar  nicht  möglich.  Der  Erfinder  selbst  sei  in  den  seltensten 
Fällen  in  der  Lage,  die  eigene  Erfindung  zu  schätzen,  umso  weniger 
könne  dies  ein  Dritter.  Diesem  Argumente  sind  die  Fürsprecher  des 
Licenzzwanges  damit  entgegengetreten,  dass  sie  mit  der  Hinausschiebung 
des  Licenzzwanges  auf  eine  angemessene  Zahl  von  Jahren,  etwa  bis  zur 
halben  Patentzeit,  sich  einverstanden  erklärten.  Bis  dahin  müssten  doch 
sehen  so  viele  Erfahrungen  vorliegen,  dass  die  Werthschätzung  der  Er- 
findung leichter  gelingt.  Der  Oesterreichische  Ingenieur-  und  Architekten- 
Verein  hat  im  Jahre  1878  dafür  sich  ausgesprochen:  Es  solle  dem  Er- 
finder bei  zwanzigjähriger  Patentdauer  für  zehn  Jahre  ein  ausschliessendes 
Patent,    für  weitere  zehn  Jahre  ein  Besteuerungspatent  gegeben    werden. 

Hofrath  Exner  in  seinem  Entwürfe  proponirt  die  Hinausschiebung 
des  Licenzzwanges  im  Allgemeinen  auf  zehn  Jahre,  gegenüber  dem  Ver- 
besserer auf  drei  Jahre,  notabene  letzteres  mit  dem  bedeutsamen  Bei- 
satze: „Insofern  hiedurch  die  Rechte  und  Interessen  des  Hauptpatent- 
inhabers einer  Gelährdung  nicht  ausgesetzt  werden." 

Alle  diese  Momente: 

1.  Mangelnde  Begriffsbestimmung  für  Erfindung,  resp.  Verbesserung, 

2.  Voraussetzung  des  wirklichen  Bessermachens, 

3.  Wichtigkeit  der  Verbesserung, 

4.  MöglicMceit  der  unabhängigen  Benützung  des  Verbessenines- 
patentes, 

5.  Unmöglichkeit    einer    sofortigen  Werthschätzung    der        1         l^ 
alle   diese  Erwägungen    sind    dem    Herrn  Verfasser    de»  Batv       ? 
ständig  fremd  geblieben. 


146 

Jetzt  kommt  aber  die  Monstrosität,  die  ganz  ausserordentliche,  dem 
Verbesserer  gewährte  Prärogative  soll  auch  allen  seinen  Licenzträgern  zu 
statten  kommen!  Bedenken  Sie,  was  das  heisst,  meine  sehr  geehrten 
Herren!  Kaum  ist  eine  lebensfähige  Erfindung  auf  den  Markt  getreten 
und  wittern  geschäftskundige  SpQrnasen  den  in  Aussicht  stehenden  Profit, 
so  engagirt  ein  Einzelner  oder  auch  ein  Consortium  einen  Techniker  zum 
Ausklügeln  irgend  einer  noch  so  simplen  Ausbildung  der  Erfindung, 
z.  B.  denken  Sie  sich  beim  Auer'schen  Gasglühlicht  eine  andere  Form 
des  Drahtstrumpfes.  Man  nimmt  darauf  mit  dem  Risico  der  Anmelde- 
gebühr und  der  ersten  Jahresgebühr  ein  Verbesserungspatent  Der 
nominelle  Patentinhaber  vergibt  nach  Bedarf  Licenzen  und  die  Licenz- 
träger  setzen,  sich  berufend  auf  §  21,  Punkt  i  des  Gesetzes,  dem  Erfinder 
den  Revolver  auf  die  Brust. 

Wohl  stimmt  dieser  Absatz  i  schlecht  zur  reservirten  Ausdrucks- 
weise des  Absatzes  2  desselben  Paragraphen,  wo  vom  allgemeinen»  nach 
drei  Jahren  eintretenden  Licenzzwange  die  Rede  ist. 

„Wenn  im  Öffentlichen  Interesse"  —  heisst  es  dort  —  „die  Erlaubniss 
zur  Benützung  der  Erfindung  an  Andere  geboten  erscheint,  der  Patent- 
inhaber aber  gleichwohl  sich  weigert,  diese  Erlaubniss  ernstlichen  Be- 
werbern gegen  angemessene  Vergütung  und  genügende  Sichersteilung  zu 
ertheilen  u.  s.  f." 

Bei  einer  solchen  Praktik,  wie  ich  sie  vorhin  angedeutet,  kann  die 
Ernstlichkeit  der  Licenzträger  schon  gar  nicht  in  Betracht  kommen.  Auf 
diesen  wunden  Punkt  des  Entwurfes,  meine  sehr  geehrten  Herren,  wollen 
Sie  gefälligst  Ihre  besondere  Aufmerksamkeit  richten. 

Das  deutsche  Patentgesetz  weiss  nichts  von  einer  solchen  Prärogative 
des  Verbesserers. 

Auch  in  dem  zweiten  wunden  Punkte,  welchen  ich  nun  zu  berühren 
mir  erlauben  werde,  hat  der  Herr  Verfasser  unseres  Entwurfes  vom 
deutschen  Gesetze  sich  emancipirt. 

Einer  der  Grundpfeiler  der  menschlichen  Gesellschafbordnung  ist 
bekanntlich  die  Sicherheit  des  Eigenthums  und  begreiflicher  Weise  ist 
für  solche  Vermögenswerthe,  wie  sie  in  so  manchen  Erfindungspatenten 
repräsentirt  sind,  für  den  Eigenthümer  —  sei  es  nun  der  Erfinder  selbst 
oder  der  Patentkäufer  —  die  Stabilität  von  höchstem  Werthe. 

Die  falschen,  aber  fest  eingewurzelten  Begriffe  über  den  vermeintlich 
gnadenweisen  Charakter  der  Erfindungsprivilegien,  sie  klingen  noch  immer 
nach  in  der  schrankenlosen  Anfechtbarkeit  der  Patente. 

Den  vielfachen  Klagen  der  deutschen  Interessenten  hat  die  Patent- 
gesetz-Novelle vom  'J^h^^^  ^^9^  Berücksichtigung  angedeihen  lassen, 
wenigstens  theilweise  dadurch,  dass  sie  verfügt:  „Nach  fünfjährigem  Be- 
stände des  Patentes  sei  eine  Anfechtung  desselben  wegen  Nichtneuheit 
ausgeschlossen." 

Unserem  Gesetzentwurfe  beliebt  es,  diese  Bestimmung  des  deutschen 
Gesetzes  zu  ignoriren.  Auch  ist  nicht  im  mindesten  der  geehrte  Herr 
Verfasser  angeregt  worden  durch  die  diesfälligen  wohldurchdachten  Vor- 
schläge des  Exner'schen  Gesetzentwurfes. 

Diese  gehen  allerdings  viel  weiter  noch,  als  die  Concession  des 
deutschen  Gesetzes,  ob  zu  weit,  das  müssen  wohl  die  Herren  Techniker 
beurtheilen.  Unbedingt  möchte  ich  in  dem  Punkte  mich  mit  Exner  ein- 
verstanden erklären,  dass  dem  Einsprucherheber,  welcher  im  Ertheilungs- 
vei  fahren  wegen  angeblicher  Entwendung  der  Erfindung  oder  aus  Privat- 
rechtstitel eingeschritten  ist  und  mit  seinen  Ansprüchen  rechtskräftig 
abgewiesen  wurde,  eine  Anfechtung  des  ertheilten  Patentes  aus  denselben 
Gründen  nicht  mehr  gestattet  sei. 


147 

Erwägenswerth,  wenn  auch  discutabel,  ist  der  weitere  Vorschlag 
Exner's,  dass  die  Nichtigkeitsklage  gegen  den  gutgläubigen  Rechts- 
nachfolger des  Patentinhabers  nicht  statthaft  sein  solle ;  und  erwägenswerth 
ist  auch  die  wohl  sehr  weittragende  Bestimmung,  die  Bestreitung  der 
Giltigkeit  eines  Patentes  wegen  Mangels  der  Neuheit  könne  nur  insofern, 
als  die  betreffenden  Umstände  nicht  schon  vor  der  Ausfertigung  des 
Patentes  in  Erwägung  gezogen  worden  sind,  stattfinden;  und  sie  könne 
selbst  unter  dieser  Voraussetzung  nur  im  öffentlichen  Interesse  über  Ver- 
langen eines  grösseren  Kreises  von  Producenten  oder  Consumenten  durch 
die  Staatsregierung  veranlasst  werden. 

Wohl  mag  dabei  das  im  Ex n  er' sehen  Entwürfe  rückhaltlos  acceptirte 
Princip  einer  intensiven  Vorprüfung  bestimmend  mitgewirkt  haben,  welches 
ja  in  unserem  Entwurf  durch  das  Wörtchen  „offenbar"  bedeutend  abge- 
schwächt erscheint. 

Aber  wenn  schon  dem  Exner' sehen  Entwürfe  das  Schicksal  wieder- 
fahren ist,  vom  Herrn  Verfasser  unseres  Entwurfes  als  schätzbares  Material 
ad  acta  gelegt  zu  werden,  so  hätte  doch  die  Autorität  des  deutschen 
Patentgesetzes  ihn  veranlassen  können,  dem  Patentinhaber  wenigstens  den 
begrenzten  Schutz  einer  fünfjährigen  Ersitzung  der  Unanfechtbarkeit  des 
Patentes  zu  gönnen. 

Nach  unserem  allgemeinen  bürgerlichen  Rechte  wird  das  Eigenthum 
einer  beweglichen  Sache  vom  redlichen  und  rechtmässigen  Besitzer  durch 
den  ruhigen  Besitz  von  drei  Jahren  ersessen,  ebenso  das  Eigenthum  einer 
unbeweglichen  Sache  binnen  drei  Jahren  von  Demjenigen,  welcher  im 
Grundbuche  als  Eigenthümer  eingetragen  ist;  warum  also  dieses  sowohl 
begründete  Rechtsinstitut  der  Ersitzung  nicht  auch  für  das  geistige  Eigen- 
thum des  Erfinders  in  Geltung  treten  lassen? 

Auch  diesen  wunden  Punkt  des  Entwurfes,  meine  sehr  geehrten 
Herren,  empfehle  ich  Ihrer  spedellen  Aufmerksamkeit. 

Jetzt  aber,  meine  sehr  geehrten  Herren,  habe  ich  Sie  —  und  mich  — 
genug  ermüdet  mit  ausführlichen  Erörterungen;  Sie  gestatten  wohl,  dass 
ich  weiterhin  auf  Schlagworte  mich  beschränke,  auf  die  Andeutung  jener 
Paragraphe,  welche  theils  als  Abweichung  vom  deutschen  Gesetze,  theils 
als  Zusatz  zu  demselben  oder  aus  sonstigen  Gründen  vielleicht  Ihre  Auf- 
merksamkeit verdienen  und  bei  den  Berathungen  Ihres  verehrlichen 
Vereines  zur  Sprache  kommen  könnten.  Es  sind  deren  etwa  sechzehn. 

Im  §  3  des  Entwurfes  finden  wir  als  neuheitsschädlichen  Umstand 
die  offenkundige  Benützung,  gleichgiltig  ob  im  Inlande  oder  im  Auslande. 
Im  deutschen  Gesetze  ist  die  Neuheitsschädlichkeit  auf  die  Benützung  im 
Inlande  beschränkt.  Gegen  die  weitere  Fassung  unseres  Entwurfes  spricht 
hauptsächlich  das  Bedenken,  dass  im  praktischen  Falle,  im  Einspruchs- 
processe,  im  Nichtigkeitsprocesse,  im  Eingriffsprocesse  durch  die  Even- 
tualität von  Zeugenvernehmungen,  von  Sachverständigen- Befunden  im 
fernen  Auslande,  Europa,  Asien,  Amerika  ganz  ausserordentliche  unüber- 
windliche Schwierigkeiten  sich  ergeben  dürften. 

In  demselben  §  3  ist  von  der  Neuheitsschädlichkeit  der  im  Auslande 
amtlich  herausgej^ebenen  Patentschriften  die  Rede. 

Der  betreffende  Passus  im  deutschen  Gesetze  ist  vernünftig  und 
verständlich  gehalten.  Die  Umredigirung  des  Textes  in  unserem  Elntwurfe 
scheint  mir,  gelinde  gesagt,  zwecklos. 

Bei  Berathung  des  §  4  des  Entwurfes  werden  Sie  vielleicht  auf  das 
Bedürfniss  einer  negativen  Umschreibung  des  Begriffes  der  Ei  findung  und 
Verbesserung  zurückkommen. 

Auch  möchte  ich  hier  wiederholt  Ihre  Aufinerksamkeit  auf  die  Ein- 
richtung des  Caveat,  ^V^  "  »rläufigen  Beschreibung,  lenken. 


148 

Im  Exner'schen  Entwürfe  finden  Sie  diesfalls  einen  ganz  schätz- 
baren Anhaltspunkt. 

Im  deutschen  Gesetze  nicht  vorkommend,  findet  sich  in  unserem 
Entwürfe,  §  5,  die  Einschränkung  der  Patentwerbungs-Befugniss  eines 
Staatsbediensteten,  wenn  er  die  Erfindung  in  Ausübung  seines  Dienstes 
gemacht  hat.  Warum  dies  nur  für  Staatsbedienstete  gelten  soll,  nicht  auch 
für  Privatbedienstete,  ist  mir  unverständlich,  und  wäre  doch  auch  hiefür 
im  Exner'schen  Entwurf  der  Anhaltspunkt  zu  finden  gewesen. 

Der  §  8  des  Entwurfes  spricht  vom  Rechte  des  sogenannten  Vor- 
besitzers, das  ist  von  der  relativen  Wirkungslosigkeit  eines  Patentes  gegen- 
über Demjenigen,  welcher  bereits  in  früherer  Zeit  die  Erfindung  in  Be- 
nützung genommen  hat.  Nicht  offenkundig,  sondern  als  Fabriksgeheimniss. 

Nach  dem  Schlusssatze  dieses  Paragraphen  kann  die  rechtskräftig 
anerkannte  Befugniss  über  Ansuchen  des  Berechtigten  in  das  Patentregister 
eingetragen  werden. 

Nun  suche  ich  im  ganzen  Gesetze  vergeblich  nach  der  Art  und  Weise, 
wie  diese  Befugniss  zur  Anerkennung  gebracht  werden  soll;  wie  auch  ver- 
geblich, ob  und  welche  Berufungsinstanz  hier  angerufen  werden  kann. 

Nach  §  25  und  28  wird  die  Competenz  zur  Entscheidung  in  erster 
Instanz  der  Nichtigkeitsabtheilung  des  Patentamtes  zugedacht.  Im  folgenden 
Abschnitte,  Regelung  des  Verfahrens,  hat  man  aber  darauf  vergessen,  so- 
wohl bei  dem  das  Verfahren  erster  Instanz  behandelnden  §  60,  als  auch 
bei  den  das  Berufungsverfahren  regelnden  §§  84  u.  ff.,  wie  auch  bei  dem 
§  89  über  die  sogenannte  Feststellungsentscheidung. 

Erst  bei  §  100  im  Eingriffsprocesse  kömmt  der  §  8  wieder  an  die 
Oberfläche  als  Citat,  welches  Citat  aber  bei  der  mangelnden  meritorischen 
Grundlage  gewissermaassen  in  der  Luft  hängt. 

Der  §  9  des  Entwurfes  hat  das  Rechtsverhältniss  der  Mitbesitzer  eines 
Patentes  im  Auge  und  verfügt,  dass  zu  der  Ertheilung  von  Licenzen 
die  Einstimmigkeit  sämmtlicher  Theilhaber  erfordert  wird. 

Das  ist  eine  Abweichung  von  den  allgemeinen  Rechtsgrundsätzen 
über  die  Gemeinschaft  des  Bgenthums  und  steht  im  directen  Widerspruche 
mit  der  beliebten  schärferen  Durchführung  des  Licenzzwanges. 

Soll  etwa,  weil  einer  der  Patenttheilhaber  hartnäckig  sein  Veto  ein- 
legt, nach  §  21  des  Entwurfes  gegen  alle  die  Calamität  der  Rücknahme 
des  Patentes  eintreff"en? 

Weim  Sie,  meine  geehrten  Herren,  den  §  18  des  Entwurfes  mit  der 
Randschrift  ^Unübertragbarkeit  der  Licenzen"  verstehen,  so  mache  ich 
Ihnen  mein  Compliment 

Der  einfache,  von  E  x  n  e  r  aufgestellte,  aus  dem  Wesen  der  Licenz 
„Verzicht  auf  das  Untersagungsrecht"  hervorleuchtende  Grundsatz:  Die 
Licenzen  lauten  auf  die  Person  des  Erwerbers  ausschliesslich;  sie  sind 
weder  unter  Lebenden  noch  von  Todeswegen  übertragbar,  ist  hier  durch 
Hineinziehung  des  Patentinhabers  und  durch  eine  spitzfindige  Unterscheidung 
zwischen  unmittelbaren  Rechtsnachfolgern  und  anderen  Rechtsnachfolgern 
des  Patentinhabers  und  des  Licenzträgers  derart  verwickelt,  dass  der  Jurist 
nichts  anderes  thun  kann  als  —  schweigen. 

Beim  zweiten  Punkte  des  §  21,  welcher  von  den  allgemeinen  Zwangs- 
licenzen  handelt,  wäre  wohl  zu  erwägen,  ob  dem  kurzen  Hinausschiebungs- 
Termine  des  deutschen  Gesetzes  von  3  Jahren  nicht  besser  der  zehn- 
jährige des  Elxner*schen  Entwurfes  vorzuziehen  wäre?  Vielleicht  auch  die 
Frage,  ob  die  deutscherseits  beliebte  indirecte  Form  des  Licenzzwanges, 
mittelst  Androhimg  der  Rücknahme  des  Patentes,  in  das  österreichische 
Gesetz  recipirt  werden    solle   und    ob  es  nicht  dem  Zwecke  vollkommen 


149 

genügend   wäre,  dem  Licenzweiber  im  einzelnen  Falle  das  Klagerecht  zu- 
zusprechen, —  also  der  einfache  directe  Licenzzwang. 

Ich  komme  nun  zum  II.  Abschnitte  des  Entwurfes:  „Von  den  Patent- 
behörden".  Gewiss  ist  die  richtige  Zusammensetzung  der  entscheidenden 
Behörde  eine  Cardinalbedinj^img  für  das  Gedeihen  des  ganzen  Rechts- 
institutes und  da  stossen  wir  auf  eine  eigenthümliche  Abweichung  vom 
deutschen  Gesetze. 

Dort  erfolgen  die  Entscheidungen  der  Beschwerde-Abtheilungen  und  der 
Nichtigkeits-Abtheilung  in  der  Besetzung  von  zwei  rechtskundigen  und  drei 
technischen  Mitgliedern. 

Nach  unserem  Entwurf  in  der  Besetzung  von  drei  rechtskundigen 
und  zwei  technischen  Mitgliedern  für  Endentscheidungen,  von  zwei  rechts- 
kundigen und  einem  technischen  Mitgliede  für  Zwischenentscheidungen, 
also  die  Techniker-Mitglieder  immer  in  der  Minorität.  Und  eigenthümlich 
muthet  es  den  Praktiker  an,  dass  bei  den  rechtskundigen  Mitgliedern  dem 
Hinweise  auf  die  Befähigung  zum  Richteramte  aus  dem  Wege  ge- 
gangen wird. 

Der  Exner'sche  Entwurf  verlangt  bei  den  rechtskundigen  Mitgliedern 
ausdrücklich  die  Qualification  zum  Richteramte;  wir  haben  auch  in  der 
österreichischen  Gesetzgebung  ein  Pendant  hiezu  in  dem  Gesetze  über 
die  Organisation  des  Verwaltungsgerichtshofes,  wo  für  eine  verhältniss- 
mässige  Zahl  der  Mitglieder  die  Qualification  zum  Richteramte  ausdrück- 
lich gefordert  wird. 

Und  auch  das  deutsche  Gesetz  enthält,  wenn  auch  nicht  ausdrücklich 
obligatorisch,  doch  den  Hinweis  auf  die  Befähigung  zum  Richteramte. 

Das  Alles  ist  nicht  ohne  Grund!  Denn  reden  wir  offen,  eigentliche 
praktische  Fachjuristen,  wie  sie  bei  Ausübung  der  ämtlichen  Functionen 
des  Patentamtes  im  Vereine  mit  den  Technikern  arbeiten  sollen,  sind  ja 
doch  hauptsächlich  Diejenigen,  die  im  Richterstande  oder  im  Advokaten- 
stande  ihre  Schulung  genossen  haben,  und  als  solche  nach  den  bestehenden 
Gesetzen  die  Qualification  zum  Richteramte  besitzen. 

Verlassen  wir  dieses  epinöse  Thema!  Der  zweite  Absatz  des  §  25 
spricht  von  den  Gutachten  des  Patentamtes,  er  adoptirt  den  Wortlaut  des 
ursprünglichen  deutschen  Patentgesetzes  vom  Jahre  1877  und  hat,  offenbar 
bewusster  Weise,  das  im  Jahre  1891  nothwendig  befundene  Amendement 
zu  diesem  Texte  bei  Seite  gelassen. 

Nach  dem  älteren  deutschen  Gesetze  war  das  Patentamt  berufen, 
über  Ersuchen  der  Gerichte  über  Fragen,  welche  Patente  betreffen,  Gut- 
achten abzugeben.  Daraus  hat  sich  eine  ungemeine  Ueberlastung  des 
Patentamtes  ergeben. 

Die  Verbesserung  der  Patentgesetz- Novelle  vom  Jahre  1891  besteht 
in  dem  beigelögten  beschränkenden  Zusätze: 

„Soferne  in  dem  gerichtlichen  Verfahren  von  einander  abweichende 
Gutachten  mehrerer  Sachverständiger  vorliegen." 

Die  verehrten  Herren  werden  vielleicht  Gelegenheit  nehmen,  sich 
för  das  eine,  oder  für  das  andere  auszusprechen. 

Noch  vier  Schlagworte   aus  dem  Capitel  der  Patentrechtsverfolgung. 

Die  Schlussbestimmung  des  §  91  über  die  Vermuthung  der  Wissent- 
lichkeit des  Eingriffes  ist  sehr  hart;  kann  namentlich  für  Zwischenhändler, 
Importeure  verhängnissvoll  werden.  Ich  würde  die  mildere  Fassung  des 
Exner'schen  Entwurfes  vorziehen. 

Unpraktisch  in  ihren  Consequenzen  scheint  mir  auch  die  Bestimmung 
des  §  95    über    die    obli^torische  FeHhi  der  für  verfallen  erklärten 

Eingnffsgegenstände.     At?  *--r  Art    ^'  v\,    möglicherweise    zum 


150 

grössten  Verdrusse  des  Patentinhabers,  die  nachgepfuschten  Erzeugnisse 
in  den  allgemeinen  Verkehr. 

Exner's  Vorschläge  in  dieser  Beziehung  scheinen  mir  besser  über- 
legt, praktischer. 

„Was  dem  Einen  wohl  thut,  thut  dem  Andern  weh."  Dieser  bereits 
von  mir  dtirte  Satz  kommt  uns  wieder  bei  dem  §  98  des  Entwurfes  in 
Erinnerung. 

Der  Patentinhaber  ist  berechtigt,  sofort  mit  der  Eingriffsklage  die 
Beschlagnahme  der  vermeintlichen  Eingriffsgegenstände  und  Hilfsmittel  zu 
begehren,  ohne  irgend  eine  Bescheinigung,  ohne  irgend  eine  vorgängige 
Mahnung;  das  heisst  soviel  als :  jeder  Industrielle,  jeder  Importeur  kann 
dessen  gewärtig  sein,  dass  über  die  noch  so  muthMrtllige  Eingriflfeklage 
eines  Patentinhabers  die  Polizei  bei  ihm  erscheint,  im  Auftrage  des  Straf- 
gerichtes die  Maschinen  versiegelt,  Sperre  an  die  M^azine  anlegt  u.  s.  f. 
Und  merkwürdiger  Weise  sind  fÖr  imbegründete,  muthwillige  Eingriffs- 
klagen im  Entwürfe  gar  keine  Muthwillensstrafen  vorgesehen;  es  gibt 
Muthwillensstrafen  für  mibegründeten  Einspruch,  §  50;  für  muthwillige 
Patentanfechtung,  §  79.  Im  Eingriffsverfahren  hat  man  darauf  vergessen, 
oder  vielleicht  absichtUch  sich  begnügt  mit  der  zahmen  Hinweisung  des 
§  105  auf  die  allgemeine  civiirechtliche  Schadenersatzpflicht.  Und  gewiss 
kann  es  nicht  in  der  Absicht  des  Gesetzgebers  sein,  ohne  genügende 
Gründe  Jemanden  der  Untersuchung  seines  Hauses,  seiner  Werkstätten, 
seiner  Erzeugnisse  preiszugeben! 

Durch  solche  Beschlagnahme  und  Sperrung  des  Geschäftes  wird  der 
Betreffende  unter  Umständen  weit  empfindlicher  geschädigt,  als  der  Patent- 
werber oder  der  Patentinhaber  durch  muthwilligen  Einspruch,  durch  muth- 
willige Anfechtung. 

Exner  hat  die  offenbar  muthwillige  Erhebung  der  Eingriffsklage  als 
Vergehen  nach  dem  allgemeinen  Strafgesetze  gebrandmarkt. 

Der  §  100  des  Entwurfes  im  Zusammenhange  mit  §  104  verkörpert 
den  an  sich  richtigen  Grundsatz,  dass  auch  im  Eingriffsstreite  die  vor- 
kommenden Fragen  über  die  Giltigkeit  und  Wirksamkeit  des  Patentes  der 
Entscheidung  des  Patentamtes  vorbehalten  bleiben.  Leider  ist  durch  die 
zahlreichen  Citate  von  Paragraphen  und  auch  durch  die  Aufnahme  des 
zweiten  Alinea  der  Geist  der  Verwirrung  auch  über  diesen  Paragraphen 
hereingebrochen. 

Noch  erübrigt  mir  als  Letztes:  mein  Erstaunen  auszusprechen  über 
die  riesige  Höhe  der  Gebühren;  endlich  mein  Bedauern  auszusprechen 
den  Inhabern  der  Privilegien  nach  dem  bisherigen  Gesetze. 

Der  Schlusssatz  des  §  116  stellt  ihnen  in  Aussicht,  dass  alle  Die- 
jenigen, welche  unter  der  Herrschaft  des  bisherigen  Gesetzes  sich  Eingriffe 
in  ihre  Privilegienrechte  angemaasst  haben,  auch  deswegen  schon  verfolgt 
und  bestraft  worden  sind,  nach  dem  Inslebentreten  des  neuen  Gesetzes 
einen  Freibrief  zur  Benützung  der  privilegirten  Erfindung  in  eigenen  oder 
fremden  Werkstätten  gemessen  werden.  Und  dagegen  gibt  es  nicht  einmal 
eine  Abhilfe  durch  Bewerbung  irni  ein  geprüftes  Umwandlungspatent. 

Höchstens  jene  Erfinder,  welche  von  nun  an  Privilegien  werben, 
können  das  Prävenire  spielen  dadurch,  dass  sie  die  Geheimhaltung  der 
Beschreibung  beanspruchen. 

Und  mm,  meine  sehr  geehrten  Herren,  danke  ich  Ihnen  bestens  lör 
die  mir  geschenkte  freundliche  Aufmerksamkeit. 


151 


ABHANDLUNGEN. 


Die  Theorie  und  Berechnung  der  asynchronen 
Wechselstrom-Motoren. 

Von  E.  ARNOLD,  OerUkon. 
(Fortsetzung.) 

Tragen  wir  die  Werthe  von  //g  für  die  entsprechenden  Winkel  [i 
als  Vectoren  auf,  so  erhält  mm  einen  Kreis,  ich  nenne  daher  ein  solches 
Drehfeld  ein  kreisförmiges  Drehfeld. 

F*ür  P2  ^Pi  lässt    sich    die  Form  des  Drehfeldes    leicht  construiren. 
Wir  zerlegen  Jfg  in  die  beiden  Componenten 
Wo  if 2  j:  »        . 
V  ^Tf     -^'^  (Pi'  — ?2^  und 


2    '      ^2./ 


.  cos  (pi  t  —  92) 


^J.JC^ 


Fig.  23.  Fig.  24. 

In  Fig.  23  soll  O  F  die  Richtung  des  primären  Feldes  sein,  dasselbe 
ist  durch  schraffirte  Pole  angedeutet.  Wir  beschreiben  um  den  Mittel- 
punkt O  zwei  Kreise  mit  den  Radien  p^  und  pg-  Für  einen  beliebigen 
Winkel  YOA  =  p^t — ^g  ziehen  wir  den  Strahl   OA,  dann  ist 

B  D  =P2  .  sin  0^1  <  —  9i) 

AC  =  p^  .  cos  (pi  <  —  92) 

der  Strahl   O  F  =  |/^ BD^  +  Tc^  gibt  uns  daher  ein  Maass  für  den  Werth 

von  H2.    Nach  dieser  Construction    sind  bald  mehrere  Punkte  des  Dreh- 
feldes bestimmt. 

In  Fig.  24  ist  die  Construction  für  pg  >  Pt  durchgeführt,  in  beiden 
Fällen  ergibt  sich  ein  elliptisches  DrehfelcC 

Für  P2<Pi  fällt  die  grosa^AKe  der  Ellip?*  Jf  der  Richtung  des  pri- 
mären Feldes  zusammen ;  für  •f  ;>,  ist  diese  K-recht  dazu  gerichtet. 


i 


152 

Die  Winkelgeschwindigkeit  des  Drehfeldes  ist  nicht  mehr  constant,  sondern 
variirt  zwischen  den  Grenzen  p^  und  i>2. 

Für  p2  =  o  geht  das  Drehfeld  in  die  Gerade  O  Y  und  für  pg  =  ^ 
in  die  Gerade  OX  über,  wir  erhalten  ein  geradliniges  Drehfeld  oder 
ein    einfaches    oscillirendes  Feld. 

Hervorheben  will  ich  noch,  dass  zur  Zeit  t  =  o,  oder  wenn  J^ 
durch  Null  geht,  die  inducirte  E.  M.  K.  der  in  der  OX-Richtung  liegenden 
Windung,  ganz  unabhängig  von  p^,  den  Constanten  Werth  MJ^^pi  behält 
Da  jedoch  rg  laut  Gleichung  97  mit  P2  wächst,  so  nimmt  die  Stromstärke 
dieser  Windung  und  daher  auch  die  erzeugte  Feldstärke  in  der  O  F-Richtung 
mit  wachsendem  pg  ab. 

Das  elliptische  Drehfeld  können  wir  noch  auf  andere  Weise  entstanden 
denken  und  zwar  durch  die  Superposition  eines  kreisförmigen  und  eines 
geradlinigen  Drehfeldes. 

Die  Gleichung  120  lässt  sich  wie  folgt  schreiben: 

«"2  =  ±/ .  H.p^.  sin  p^t  —fH(p^  —  P2)  sin  p^t    .     .     125) 

c'2  =  ±/.  ^/.Pi  .  cos  .pi « 126) 

Die  E.  M.  Kräfte  der  ersten  Glieder  der  Gleichungen  125  imd  126 
entsprechen  einem  kreisförmigen  Drehfelde,  dessen  Winkelgeschwindigkeit 
=  Pi  und  dessen  constante  Stärke 

^n?2      M^  J^  p^ 

Das  Glied /. /f.  (pi — pg)  sin  p^t  stellt  eine   E.  M.  K.    dar,    deren 

Periodenzahl  =  — —  . ,  dieselbe  ist  proportional  der  Schlüpfimg.  Das 

entsprechende  Magnetfeld  oscillirt  in  der  OF- Richtung.  Die  Resultante 
beider  Magnetfelder  ergibt  das  elliptische  Drehfeld. 

Die  Bestimmung  des  Drehmomentes. 

In  welcher  Weise  mit  Hilfe  der  Integralrechnung  das  Drehmoment 
berechnet  werden  kann,  ist  bekannt.*)  Dasselbe  lässt  sich  durch  folgende 
Ueberlegung  auf  elementare  Weise  ableiten. 

Ein  positives  Drehmoment  entsteht  ebenso  wie  bei  den  Mehr- 
phasen-Motoren durch  die  Schlüpfung  (p^  —  pg)  ^^^  Ankers  gegen  den 
synchronen  Gang.  Die  Amplitude  der  in  einer  Phase  des  Ankers  inducirten 
E.  M.  K.  in  Folge  der  Schlüpfung  ist 

E2=(Pi'-P2)^^i 127) 

Der  durch  die  Schlüpfung  im  Anker  inducirte  Effect  dividirt  durch 
(Pi — P2)  ergibt  das  gesuchte  Drehmoment.  Dabei  ist  zu  beachten,  dass 
die  Wirkung  der  Schlüpfung  sich  nur  für  die  halbe  Windungszahl  des 
Ankers  geltend  macht.  Wir  können  somit  das  positive  Dreh- 
moment   durch    ein    Drehfeld    von    der    constanten    Stärke 

=  — ifjj  erzeugt  denken,  welches  relativ  zu  den  Windungen 

des  Ankers  mit  der  Winkelgeschwindigkeit  p^ — p^  rotirt 
Die  inducirte  E.  M.  K.  wird 

-£'3  =  7^'^  (Pi— P2) 


♦)  Vergl.  hierüber  E.  Arnold,  ^Elektrotechn.  Zeitschr.**,    Berlin,     1893,  P*g»  3M 
J.  S  a  h  u  1  k  a,  ebda.  1893,  ?H'  ^9^ »  ^^'  Behn-Eschenburg,  ebda.   1893,  P*K*  5^^« 


153 


bezeichnen  wir  zur  Abkürzung  mit 

^8  =  |^V+^Vl-P2)'*V 128) 

SO  wird  die  E^  entsprechende  Stromstärke 


Das  positive  Drehmoment  wird  somit 


129) 


^  2  p,—p^         8  rga  •     •     •       i  ; 

Aus  den  Betrachtungen  über  den  synchronen  Gang  ist  bekannt,  dass 
Ar  die  Rotation  der  Ankerwindungen  Arbeit  verbraucht  wird.  Denken 
wir  uns  wiederum  sämmtliche  Ankerwindungen  von  Moment  zu  Moment 
durch  zwei  Spulen  ersetzt,  von  denen  die  eine  in  die  ÖF- Richtung  und 
die  andere  in  die  OX-Richtung  fäUt  (Fig.  23),  so  werden  in  diesen 
Spulen  E.  M.  Kräfte  inducirt,  deren  Amplituden  nach  Gleichung  120 

E\=p^MJ^ 
Der    Mittelwerth    der    Amplitude    för    sämmtliche    Windungen    ist 


"^^^""'^  ] 131) 


daher 


Eu.=^(Pt+Pd^^i 


Wir    würden    dieselbe    Amplitude    erhalten,    wenn    wir    den  Anker 
mit  der  Winkelgeschwindigkeit  p^  +  P2  ^^  einem  Felde  von  der  constanten 

Starke  =  —  MJ4  rotiren  würden. 
2         ^ 

Die  zugehörige  Stromstärke  ist 

r    _    I   ^Ji(Pi+P2) 
2  rg 

und    die    für    die  Bewegung    der  Inductorwindungen  verbrauchten    Watts 
sind  übereinstimmend  mit  Gleichiuig  112 

^9  «    ^  o       ^9     ^  ^i'^  Ep  (p^  4- PqY 
W^  =  -^  B^J^^  =  -^  •  1 — 2\ii-rF2f        ^     ^     J22) 

2  o  r^ 

Das  negative  oder  hinderliche  Drehmoment  wird 

P1+P2         ^  ^2 

und  das  resultirende  Drehmoment 

D  =  Dp  —  Dr,  oder 

Z>  =  ^^M^J,3^(^-2l+iij.     .     .     .     134) 

Aus    der  Ableitung    dieses  Ausdruckes    geht   hervor,    dass  wir  uns 
vorstellen  können,    das  resultirende  Drehmoment  werde  durch 

zwei  Drehfelder  von   der   constanten  Stärke  -  MJ.  erzeugt, 

2 

von    denen,    relativ    zu    Windungen    des   Ankers,    das    eine 

12 


154 


mit  der  Winkelgeschwindigkeit  p^ — pg  ^^  der  Richtung  der 
Rotation  des  Ankers  und  das  andere  mit  der  Winkel- 
geschwindigkeit Pi+i>2  entgegengesetzt  zu  dieser  Richtung 
rotirt. 

Nehmen  wir  nun  an,  es  seien  in  der  Gleichung  134  alle  Grössen 
ausser  pg  constant  und  dass  pg  ^^^  ^^^  <^  unbegrenzt  wachse  und  tragen 
wir  die  Werthe  von  p^  als  Abscissen  und  die  Werthe  von  D  als  Ordinaten 
auf,  so  erhalten  wir  eine  Cur\'e,  welche  uns  die  Abhängigkeit  des  Dreh- 
momentes von  der  Schlüpfung  für  cpnstanteStromstärke  darstellt» 

Es  ist  jedoch  lehrreicher,  die  positiven  und  negativen  Drehmomente 
gesondert  au^utragen,  um  den  £influss  der  beiden  Glieder  der  Gleichung  1 34 
zu  veranschaulichen.  In  Fig.  25  steUt  für  p,  =  300  und  P2  =  o  bis  500 
die  Curve  Dp  den  Verlauf  der  Werthe  des  positiven  und  D^  dasselbe  für 
das  negative  Drehmoment  dar.  Die  Werthe  der  Constanten  sind  einem 
praktischen  Beispiele  entnommen  worden. 


^^^^ 


Fig.  25. 

Das  Drehmoment  Dp  nimmt  mit  wachsendem  P2  erst  langsam  und 
dann  sehr  rasch  zu  und  erreicht  für  einen  Werth  von  |?2>  ^^r  nur  um 
Weniges  kleiner  als  p^,  sein  positives  Maximum,  föUt  mm  rasch  gegen  die 
Abscissenachse  ab,  wird  für  P2  =  Pi  2m  Null,  ändert  sein  Vorzeichen  und 
erreicht  für  einen  Werth  von  pg»  ^^^  ^^  Weniges  grösser  als  p^,  sein 
negatives  Mjiximum,  fällt  dann  rasch  mit  zimehmendem  j>2  und  verläuft 
asymptotisch  zur  Abscissenachse. 

Der  Werth  des  negativen  Drehmomentes  D^  ist  für  pj  =  o  gleich  Dp 
imd  nimmt  dann,  stets  negativ  bleibend,  mit  zunehmendem  P2  beständig 
ab.  Der  Werth  von  Dn  beträgt  nur  wenige  Procente  des  maximalen  Werthes 
von  Dp  und  kann  daher  bei  der  Vorausberechnung  eines  Motors,  ohne 
einen  grossen  Fehler  zu  begehen,  vernachlässigt  werden. 

Das  resultirende  Drehmoment  D  wird  für  p^  =  o  ebenfalls  =  o,. 
weil  das  positive  und  negative  Drehmoment  einander  gleich  sind.  Den 
zweiten  Werth  von  pg»  für  welchen  D  =  o  wird,  ergibt  sich  aus  Gleichimg  134^ 


155 


wenn    wir    den    Ausdruck    in    der  Klammer    gleich  Null    setzen.    Dieser 
Werth  ist 


P2 


=Y'''-4h •  ■") 

und  nur  wenig  kleiner  als  p^. 

Mehr  praktisches  Interesse  als  die  Curve  des  Drehmomentes  für 
constante Stromstärke  hat  die  Abhängigkeit  des  Drehmomentes 
von  der  primären  E.  M.  K.,  denn  die  Motoren  werden  filr  constante 
Spannung  gebaut.  Mit  Hilfe  der  graphischen  Methode  iQsst  sieb  diese  Be- 
ziehung ermitteln. 

Der  primären  E.  M.  K.  wirken  vier  E,  M»  Kräfte  entgegen! 

1.  Die  E.  M.  K.,  welche  der  Strom  J^  im  Widerstände  B^  ver- 
braucht, deren  Amplitude 

=  Ry  J^, 

2.  Die  E.  M.  K.  der  Selbslinduction,  deren  Amplitude 

3.  Die  E.  M.  Gegenkrak  des  secundären  Drehfeldes,  deren 
Amplitude 


WIq 


4 


Fig.   36. 

welche  nach  den  firüheren  Erläuterungen  der  unter  2-  angeführten  E,  M.  K, 
um  den  Winkel  90  +  ^2  nacheilt. 

4.  Die  E.  M.  Gegenkraft,  welches  das  durch  die  Schlüpfung  erzeugte 
secundäre  Feld  inducirt,  deren  Amplitude 

und  welche,  ebenso  wie  bei  Mehrphasen-Mo torea  der  E.  M»  K.  der  Selbst* 
induction  lun  den  Winkel  90  -f-  ^f  3  nacheih. 

In  Fig.  26  sind  diese  E.  M.  Kräfte  ihrer  Richtung  nach  aufgetragen. 
Es  ist 

AB  =  R^J 

BC=p,L,J^ 
l4 


156 


Es  ist  nun 


oder 


Ei^=(AB-j-  BH-\-  HG)^+{BC—CO—  OP)^ 


=[■«. 


iJi'\-^PiMW  +  J-i)cos^ 


+  -^PiMJ^  cos 


.]'+ 


+  L  £i  Ji  —  ^  Pi  ^(«^2"  +  «'^'2)  sin  f  2  —  Y  i»!  ^  «^3  sin  ü 


136) 


Nach   den  Gleichungen    122   und  129   sind   die  Amplituden    der  Strom- 
stärken 

^  '•2 


Jz  = 


I  MJi  (^Pi  —  pg) 


ferner  ist 


sin  (p2  = 


S"»  ?3  =  Y 

cos  »2  =  — ?     und 
»-2 


»"2   (Pl+;'2)J^2 


"•2  (Pl — ^2)^2 


cos  %  = 


i?. 


Setzen  wir  diese  Werthe    in  Gleichung  136  ein  und  bezeichnen   zur  Ab- 
kürzung mit 


SO  wird 


^2       ^^^2P±(Pl  +  P2)    ,     !^2       ^^^^2Px(Pl—P2)V 


3/2X2P,0>,+P2)' 


4 

«M     2 

/W2 


M 


1  JS-2 


«»2  3PE,^R^ 

-"  —  T  •     Jv^'^ 


Pl   —  P2 


3PL^Pt(p,-Pin' 
J 


P1+P2 


wi« 


«2'  +  ^Ö'l-P2)'V 

4 


THa 


Ä2-+^(Pl-i>)^V 


137) 

138) 
139) 


Einige  aus  dieser  Gleichung  fürconstanteSpannung  ermittelte 
Werthe  sind  in  Fig.  26  aufgetrjigen  und  durch  die  Curve  D  verbunden. 
Diese  Curve  gibt  uns  somit  die  Abhängigkeit  des  Drehmomentes  von 
der  Schlüphmg  für  constante  Spannung.  Bemerkenswerth  ist,  dass  das 
Maximum  des  Drehmomentes  bei  grösserer  Schlupfung  eintritt,  als  bei 
constanter  Stromstärke.  E^  ist  so  gewählt,  dass  die  maximalen  Dreh- 
momente einander  gleich  sind.  Die  magnetische  Streuung,  welche  den 
Verlauf  der  Curven  erheblich  ändern  wird,  ist  nicht  berücksichtigt. 

Ist  der  Einphasen-Motor  durch  irgend  eine  Anlassvorrichtung  in  Be- 
trieb gesetzt,  so  darf  der  Werth  von  P2  nicht  unter  OC (Fig.  25)  sinken,  oder 
das  Drehmoment  darf  sich  nur  innerhalb  der  Grenzen  des  Curvenastes 
A  B  bewegen.  Wird  das  maximale  Drehmoment  A  C  durch  Ueberiastung 
des  Motors  überschritten,  so  bleibt  derselbe  stehen.  Aus  Gleichung  139 
ueht  hervor,    dass    die  Ueberiastung,    welche  der  Motor  ver- 


157 


trägt,  umso  grösser  ist,  je  kleinerder  Widerstand  1?2  und 
die  Selbstinduction  Xg  ^^^  Windungen  des  Ankers, 
je  kleiner  die  magnetische  Streuung  und  je  grösser  der 
Cocfficient  M  der  gegenseitigen  Inducti.on,  bezw.  je 
grösser  die  Intensität  des  Magnet  fei  d  es  ist.  Für  grössere 
Werthe  von  p^  —  P2  sind  es  namentlich  die  Selbstinduction  und  die 
Streuung,  welche  die  Leistung  des  Motors  bei^renzen- 

Aus  der  Gleichung  138  lassen  sich  für  constante  Spannung  die 
Werthe  von  Ji  für  verschiedene  Werthe  von  ??o  berechnen  oder  wenn  ./, 
als  constant  vorausgesetzt  wird,  die  zugehörigen  Werthe  von  E^. 

Für  p2=Pi  erhalten  wir,  übereinstimmend  mit  Gleichung  102,  den 
sehr  annilhernd  richtigen  Werth  des  Leerlaufstromes  J^y. 

Für  den  stillstehenden  Anker  oder  j?^  =  o  wird,  wenn  E^  constant 
ist,  J^  ein  Maximum.  In  diesem  Falle  wird 


3-2=    2?,  + 


m« 


Px^M^R^ 


^2^  + 


Wenn    wir    diesen    Ausdruck    entwickeln    und    in    Gleichung    13S 
einsetzen,  folgt 

Ji«  max.  =  E^^  (r^^  +  ^p^^  lA       dividirt  durch 
p,^  j^  .  J?,2  £a2  +  i?22  Xi2  +  m,  M^'  Ä.  K3 )  + 


4 


Ist  1?2  klein  gegen  p^  Ig»  ^^  wird  annähernd 


J^  max  = 


140) 


141) 


Ä,2  1^2  +  ^  fi^2  £^2  +  ^  Jf 2  ^^  Jt^J^p^2  (i^  J^  _  .1/2)2 
''»2  ^2 

Ersetzt    man    in   der  für  Mehrphasen-Motoren  giltigen  Gleichung  23 


m 


m 


Li  —  durch  Xj  und  I/2  — ^  durch  J/2,  so  erhalten  wir  Gleichung   140,  denn 

für  Einphasen-Motoren  ist  m^  =  i  und  der  Coöfficient  -  ist  bedingt  durch 

die  gleichmässige  Vertheilung   der  primären  Windungen  am  Umfange  des 
Feldes. 

Die  Bestimmung  der  Phasenverschiebung  ^^  und  des 
Wirkungsgrad  es< 

Aus  der  Fig.  26  folgt: 

cos  ?i  =  ;|;^  [^  *^i  +  ^  -^1  ^  W+  ^'2)  cos  'fa  -h  ^ ,  pi  Jf  J3  cos  'pgj 

oder 


cos^i 


Ex 


ÄJ  + 


4 


W»2  -W^.R2Pi(fi  +  j^g) 

'^i?2^  +  -^0' 

4 


^2^  + 


(/»l  -  -"1 


168 

Aus  dieser  Gleichung  ist  die  Abhängigkeit  der  Phasenverschiebung  9^ 
von  den  Dimensionen  und  der  Belastung  des  Motors  ersichtlich.  Unter 
Beachtung,  dass  3P  =  b^  L^  L^  können  wir  sagen : 

Der  Winkel  der  Phasenverschiebung  9^  wird  um  so 
grösser,  je  grösser  j)jj  oder  je  kleiner  die  Schlüpfung,  je 
grösser  der  Widerstand  Äg  und  die  Selbstin  duction  Xj  der 
Ankerwindungen,  je  grösser  die  magnetische  Streuung, 
und  sie  nimmt  ab  mit  wachsender  Feldstärke  H,  —  Ist  JBi 
constant,  so  nimmt  die  Phasenverschiebung  ferner  mit  J,  oder 
mit  wachsender  Belastung  ab.  —  Für  die  Anlassvorrichtungen 
der  Einphasen-Motoren  lassen  sich  aus  Gleichung  142  dieselben  Schlüsse 
ziehen,  wie  das  für  Mehrphasen-Motoren  nach  Gleichung  38  geschehen  ist 

Der  totale  vom  Motor  verbrauchte  Effect  in  Watt  ist 
Wt  =  —  -E,  J^  cos  9i 
oder 

oder 

W,  =  R,J,^+p^(D^  +  Drd 144) 

Die  Wattleistung  des  Motors  ist 

W=D.p2=?2(^p-^n) 14s) 

der  Wirkungsgrad  somit 

Die  Verluste  durch  Hysteresis  und  Wirbelströme  im  Feld-  und 
Ankereisen  sind  hierin  nicht  berücksichtigt,  ebensowenig  Luftwiderstand 
und  Lagerreibung;  die  ersteren  können  durch  Rechnung  ermittelt,  die 
letzteren  müssen  nach  Erfahrung  bestimmt  werden.  Der  Einfluss  der 
Hysteresis  und  der  Wirbelströme  auf  die  Phasenverschiebung  kann  durch 
entsprechende  Vergrösserung  der  Widerstände  R^  und  R2  in  Gleichung  142 
berücksichtigt  werden. 

Der  im  Kupfer  des  Ankers  durch  Erwärmung  verloren  gehende 
Effect  ist 

die  Werthe  aus  den  Gleichungen  129  und   132  eingesetzt,  gibt 

W2  =  (Pi+P2)^n  +  {Pi—p)Dp 147) 

Ist  der  Verlust  R^  ~j^  klein,  so  wird  annähernd 

r.  =  ? 148) 

Pi 

Setzt  man  in  den  obigen  Gleichungen  das  negative  Drehmoment 
Dn  =  o,  so  gelten  dieselben  für  Mehrphosen-Motoren. 

Der  Wirkungsgrad  der  Mehrphasen-Motoren  ist  daher  unter  gleichen 
Bedingungen  grösser  als  derjenige  der  Einphasen-Motoren. 

Wird  ^2^^^!»  so  wird  in  Gleichung  142  das  zweite  Glied  in  der 
Klammer  negativ. 


159 


Ist 


»^2        ^R2PtiPl'-Pi) 


>R, 


^I^2Pi(Pt+P2) 


4  ^2^  ^2" 

so  wird  cjie  Phasenverschiebung 

<fi>9o0. 

Fflrj>2>j?x  föUt  in  Fig.  26  der  Punkt  F  links  von  D  nach  F'.  Wird 

HK>HA,  so  ist  9i>90^  d.  h.  die  dem  primären  Stromkreise  zuge- 
filhrte  Energie  grösser  als  die  von  demselben  verbrauchte.  Der  Motor 
wird  zum  Generator  und  an  der  Welle  des  Ankers  muss  ein  Dreh- 
moment aufgewendet  werden. 

(Schluss  folgt.) 


Neue  Signalcontrole. 

Von  A.  PRASCH. 

Um  die  jeweilige  Stellung  eines  optischen  Signales  von  einem  be- 
stimmten Punkte  aus,  welcher  einen  Ausblick  auf  das  Signal  selbst,  oder 
em  richtiges  Erkennen  des  Signalbildes  nicht  gestattet,  überwachen  zu 
können,  bedient  man  sich  gewisser  Hilfssignale,  die  unter  dem  Namen 
Signalcontrolen  oder  Signalwiederholer  allgemein  gekannt  sind. 

Diese  Signalcontrolen  finden  insbesondere  im  Eisenbahndienste, 
zumeist  für  die  Ueberwachung  der  stets  weit  vor  die  Stationen  hinaus- 
geschobenen Stationdeckungs-  oder  Distanzsignale  Verwendung. 


^ 


Fig.   I. 

Entsprechend  der  grossen  räumlichen  Entfernung  zwischen  Auf- 
stellungsort des  zu  überwachenden  Signales  und  Beobachtungsort,  werden 
diese  Signale  zumeist  auf  rein  elektrischem  Wege  bethätigt. 

Da  es  hier  zumeist  die  Ueberwachung  wichtiger  Signale  gilt,  von 
deren  richtiger  Stellung  die  Sicherhri|upa  Leben  und  Gut  mit  abhängig 
ist,   muss  von  den  Controlsignalen  v^'iut  werden,  dass  deren  Anzeigen 


stets  absolut  richtig  und 

Betrachtet   man   j- 

Signalcontrolen,  so  ergil 


slich 


im  Gebrauf 
eigen  nic^^ 


stehenden 
"^hliessen. 


160 


Wird,  wie  die  Fig.  i  in  schematischer  Darstellung  einer  solchea 
Controie  zeigt,  der  Stromkreis  der  Batterie  B  durch  xlen  Contact  C  am 
Distanzsignale  D  geschlossen,  so  erscheint  hinter  dem  Fensterchen  F  der 
optischen  Controie  K  eine  rothe  Scheibe  und  der  Wecker  W  beginnt 
gleichzeitig  zu  ertönen.  Die  Haltstellung  des  Signales  wird  hiedurch 
angezeigt. 


t^ 


Fig.   2. 

Geht  bei  Freistellung  Fig.  2  der  Daumen  a  des  Distanzsignales  vod 
dem  Contacte  C  weg,  so  wird  der  Stromkreis  unterbrochen,  das  rothe 
Scheibchen  verschwindet,  der  Wecker  verstummt. 


\p—^ 


~\  r 


Fig.  3. 

Wie  nun  Fig.  3  und  4  zeigen,  kann  durch  Leitungsgebrechen  die 
Wirkung  des  Distanzsignales  auf  den  Contact  C  imidrt  werden. 

In  Fig.  3  steht  das  Distanzsignal  auf  „Halt",  die  Controie  zeigt 
aber  die  Freistellimg  an,  weil  die  Leitung  unterbrochen  ist.  Fig.  4  zeigt 
den  Einfluss  einer  Berührung,  das  Signal  steht  auf  „Frei",  die  Anzeige 
der  Controie  lässt  aber  dessen  Haltstellung  annehmen. 


161 


Beide  Fälle  dieser  durch  Leitungsgebrechen  möglichen  falschen  An- 
zeigen der  Controlsignale  bedeuten  aber  im  Eisenbahndienste  eine  grosse 
Gefahr. 

Der  den  Verkehr  leitende  Beamte  muss  sich,  sollen  die'  Control- 
signale nicht  illusorisch  sein,  auf  deren  Angaben  verlassen,  und  trifft 
hiemach  seine  Dispositionen. 

Zeigt  die  Controle  „Halt",  das  Distanzsigncd  steht  aber  auf  „Frei** 
oder  „gestattete  Einfahrt"*,  so  ist  die  Gefahr  einleuchtend.  Der  Beamte 
vermuthet  die  Station  gedeckt  und  manipulirt  dementsprechend,  während 
doch  für  einen  einfahrenden  Zug  die  Bahn  freigegeben  ist» 

Der  zweite  Fall,  das  Signal  steht  auf  „Halt**,  die  Controle  zeigt 
„Frei**,  bietet  anscheinend  weniger  Gefahr,  da  der  einfahrende  Zug 
höchstens  vor  dem  Signale  stehen  bleiben  wird.  Und  doch  ist  sie  auch 
hier  vorhanden.  Die  Station  ist  gedeckt,  der  Beamte,  durch  die  Controle 
irregeführt,  nimmt  jedoch  das  Gegentheil  an,  sucht  das  Signal  auf  „Halt** 
zu  stellen.  Statt  dessen  wird  es  aber  in  die  Freistellung  gebracht,  hiedurch 
einem  zu  erwartenden  Zuge  die  Bahn  freigegeben  und  gerade  das 
Entgegengesetzte  von  dem  Beabsichtigten  erreicht. 


Fig.  4. 

Die  Hauptbedingung  für  Signale  im  Eisenbahndienste  einer  stets 
zuverlässigen  Anzeige  ist  demnach  bei  diesen  Signalcontrolen  nicht  erfüllt. 
Die  Beachtung  dieser  Signale  bei  Eintritt  solcher  Ausnahmsfälle  kann 
möglicherweise  von  den  traurigsten  Folgen  begleitet  sein.  Nun  gibt  sich 
aber  der  Eintritt  solcher  Störungen  nicht  sofort  kund,  sondern  wird 
zumeist  erst  späterhin  endeckt. 

Es  fehlt  an  einem  charakteristischen  Erkennungszeichen  für  den 
Eintritt  des  Defectes  und  begründet  dies  allein  die  Gefahr,  da  Störungen 
an  den  Signalen  überhaupt  nie  ganz  zu  vermeiden  sein  werden.  Den  aus 
solchen  Störungen  entspringenden  Gefahren  kann  aber  nur  dann  durch 
geeignete  Maassnahmen  begegnet  werden,  wenn  der  Fehler  rechtzeitig 
erkannt  wird. 

Ein  weiterer,  jedoch  weit  weniger  in  Betracht  kommender  Nachtheil 
dieser  Controlen  liegt  darin,  dass  die  Signalkundgebung  in  zu  wenig  auf- 
fälliger Form  erfolgt  und  hiedurch  die  Beobachtung  erschwert  wird.  Das 
Erscheinen  imd  Verschwinden  des  kleinen  rothen  Signalscheibchens  ist 
nur  auf  sehr  geringe  Entfernung  erkennbar  und  das  schwache  Läuten  des 


162 

Weckers  wird  nur  allzuleicht  durch  andere  Geräusche,  wie  sie  der  Eisen- 
bahndienst mit  sich  bringt,  übertönt. 

Der  auf  dem  äusseren  Stationsplatze  manipulirende  Beamte  muss 
sich  daher,  um  Sicherheit  über  die  Stellung  seines  wichtigsten  Signales 
zu  erlangen,  stets  in  die  nächste  Nähe  des  Aufstellungsortes  der  Control- 
signale  begeben,  was  für  ihn  viele  Unbequemlichkeiten  bringt  und  ihn 
4eicht  verleiten  kann,  diesen  Signalen  weniger  Aufmerksamkeit  zu  widmen, 
als  dies  sonst  bei  günstigerer  Construction  derselben  der  Fall  wäre. 

Bei  der  nun  zu  beschreibenden  elektrischen  Controlvorrichtung  (ür 
ferngelegene  zweier  maassgebender  Endstellung  fähige  Signale  sind  diese 
Nachtheile  gänzlich  beseitigt,  indem  dieselbe  folgenden  als  Programm 
aufgestellten  Bedingungen  vollkommen  entspricht: 

1.  Die  Angaben  derselben  sind  absolut  zuverlässig  und  beziehen 
sich  entweder  auf  eine  der  beiden  Normalstellungen  des  Signales  oder 
auf  den  Eintritt  einer  Störung. 

2.  Eine  Verwechslung  der  Angaben  in  ihrer  Bedeutung  ist  dadurch 
ausgeschlossen,  dass  die  sich  auf  die  zwei  ordnungsgemässen  Stellungen 
des  Signales  beziehenden  Angaben  entgegengesetzter  Art  sind,  imd  eine 
eingetretene  Störung  sich  auffällig  und  alarmirend  von  den  normalen 
Anzeigen  unterscheidet 

3.  Die  Kundgebungen  der  Controlvorrichtung  kommen  auf  optischem 
und  optisch-akustischem  Wege,  bei  Tag  und  bei  Nacht  in  gleicher  Weise 
zum  Ausdruck. 

4.  Das  optische  Signal  ist  ein  Formsignal,  welches  jede  Verwechslung 
mit  einem  anderen  Signale  ausschliesst. 

5.  Die  durch  Projection  des  Signalkörpers  auf  einem  weissen  Hinter- 
grund entstehenden  Signalbilder  sind  auf  eine  Entfernung  von  mindestens 
25  nt  sichtbar. 

6.  Der  Antrieb  der  Controlvorrichtung  erfolgt  auf  rein  elektrischem 
Wege  unter  Ausschluss  jeder  anderen  Triebkraft  in  zuverlässiger  Weise, 
und  s^enügt  ein  geringes  Maass  elektromotorischer  Kraft  zur  Bethätigung 
derselben. 

7.  Eine  Vermehrung  der  Verbindungsleitungen  zwischen  dem  Signale 
und  den  Controlapparaten  ist  vermieden. 

Die  zur  Erreichung  dieser  Aufgabe  erforderlichen  Apparate  und 
sonstigen  Vorrichtungen,  welche  theils  an  dem  zu  überwachenden  Signale, 
theils  an  den  Controlstellen,  in  einer  den  localen  Bedürfnissen  Rectmung 
tragenden  Weise  angebracht  werden  und  durch  eine  oder  zwei  Fern- 
leitungen und  eine  Reihe    localer  Leitungen  in  Verbindung  stehen,    sind : 

1,  Die  Contactvorrichtung  am  Signale,  dessen  Controle  in  Aussicht 
«[enommen  wird ; 

2,  der  optische  Controlapparat ; 

3,  die  Alarmglocke; 

4,  die  Linienbatterie; 

5,  Die  Ortsbatterie. 

Die  Contactvorrichtung. 

Dieselbe  ist,  da  die  Bethätigung  des  Controlsignales  durch  Umkehren 
der  Stromrichtung  erfolgt,  eigentlich  als  Stromwender  aufzufassen.  Die 
Einrichtung  derselben  ist,  soweit  hiebei  Quetschcontacte  in  Betracht  kommen, 
iius  der  schematischen  Darstellung  Fig.   12  leicht  zu  erkennen. 

Es  können  aber  eben  so  gut  Schleifcontacte  verwendet  werden,  wie 
p  überhaupt  die  Contactconstruction  den  im  Gebrauche  befindlichen  Signalen 


163 


der  verschiedenartigsten    Bauart    von   Fall    zu   Fall    bestens    anzupassen 
sein  wird. 

Für  Signale,  die  wie  die  meisten  Signalscheiben  nur  eine  Wendung 
um  90®  gestatten,  oder  für  Mastsignale,  deren  Flügel  oder  Arme  entweder 
nur  die  um  45**  nach  aufwärts  gerichtete  oder  die  horizontale  Lage  ein- 
nehmen, dürfte  sich  die  Anwendung  der  dargestellten  (Fig.  S — 7)  Queck- 
silber -  Contacte,  welche  bereits  als  verlässlich  erprobt  vortbeilhaft 
erweisen. 

Fig.  5. 


Fig.  5  a. 


Fig.  6.  (Seitenanticht.)         Fig.  6.  (Ansicht  von  der  Rückseite.) 

In  zwei  getrennten  Glasröhrchen  (G  G  Fig.  5  und  S^)  sind,  ein 
Stück  über  die  äussere  Glaswand  hervorragend,  je  drei  Eisendrähte  (i,  2,  3) 
eingeschmolzen,  deren  einer  längs  der  unteren  Längswand  parallel  läuft, 
wogegen  die  beiden  anderen  Drähte  am  rechten  und  linken  Ende  senk- 
recht zu  derselben  und  dem  ersten  Drahte  gegenüberliegend,  nur  ein 
kleines  Stück  in  den  inneren  Hohlraum  des  Röhrchens  hineingreifen.  Die 
Röhrchen  werden  bis  etwa  zur  Hälfte  mit  chemisch  reinem  Quecksilber 
gefüllt,  möglichst  luftleer  gepumpt  und  sodann  verschmolzen. 

Die  V^cUndung  dMi||pBendrähte  unter  einander,  mit  den  Leitungen 
und   der   BMflie    iffc^  dieselben    angelöth«!^  Kupferdrähte    zeigen 


164 


Fig.  5  und  S  a  und  gleichzeitig  die  Art  und  Weise,  in  welcher  die  Strom- 
wendung erfolgt,  sowie  dass,  wenn  der  Contact  nicht  vollständig  umgelegt 
wird,  was  einer  unvollkommenen  Stellung  des  Signals  entsprechen  würde, 
Stromunterbrechung  eintreten  muss. 

Die  beiden  Glasröhrchen  sind  von  einem,  dieselben  nach  aussen  hin 
vollständig  abschliessenden,  doppeltheiligen  Holzgehäuse,  Fig.  6,  umgeben, 
und  in  dasselbe  durch  Vergypsen  so  fest  eingebettet,  dass  eine  Bewegung 
derselben  nur  mit  dem  Gehäuse  möglich,  innerhalb  desselben  aber  voll- 
ständig ausgeschlossen  ist. 

Die  Verbindungsdrähte  zu  den  Leitungen  und  der  Batterie  führen 
durch  zwei  genau  in  der  Mitte  der  senkrechten  Längswände  einander 
gegenüberliegende  Oeffnungen  nach  aussen.  An  diese  Längswände  sind 
zwei  Metallplatten  m  mit  senkrecht  darauf  verlötheter  Metallröhre  -B,  deren 
Hohlraum  mit  den  Drahtausmündungen  correspondirt,  festgeschraubt  und 
bilden  diese  zwei  Röhren  die  Drehungsachse  des  Contactes.  Die  aus  dem 
Gehäuse  auslaufenden  Verbindungsdrähte  treten  durch  die  Rohre  aus  und 


Fig.  7. 
wird    dadurch  erreicht,    dass    dieselben    bei  der  Bewegung   des  Contactes 
nur    auf  Torsion    in  Anspruch    genommen  werden   und  daher  sehr  lange 
halten.    Die  Lagerung  und  Art  und  Weise  der  Uebertragung  der  Signal- 
bewegung   auf  den  Contact    ist  aus  der  Fig.  7    ohne  weiteres  ersichtlich. 

Der  optische  Controlapparat. 

Auf  der  Grundplatte  M  (Fig.  8)  sind  zwei  Doppel-Elektromagnete  E  E^ 
horizontal  und  mit  den  Magnetpolen  einander  gegenüberliegend  so  be- 
festigt, dass  sie  durch  die  Regulirschrauben  R  R  einander  genähert,  oder 
von  einander  entfernt  werden  können.  Die  Drahtwindungen  der  Elektro- 
magnete  sind  so  angeordnet,  dass  die  bei  Durchgang  eines  elektrischen 
Stromes  erzeugten,  einander  gegenüberliegenden  Magnetpole  entgegen- 
gesetzter Natur  sind.  Zwischen  diesen  Polen  bewegt  sich  um  die  Achse  W 
drehbar  ein  permanenter  Stahlmagnet  von  Hufeisenform  N.  An  dieser 
zwischen  die  beiden  Gestellwände  oder  Ständer  G,  G^  gelagerten  Achse  TT 
ist  ferner,  nahe  gegen  den  vorderen  Ständer  gerückt,  der  langarmige, 
nach    oben    in    ein    Kreissegment    endigende  Hebel  H  befestigt.    ^"  ^^ 


165 


Kreissegment  sind  feine  Zähne  eingeschnitten,  die  in  das  mit  der  Achse  w 
drehbare  Triebrad  T  eingreifen. 

Die  Achse  w  geht  in  ihrer  Fortsetzung  durch  den  vorderen  Ständer  S 
hindurch  und  wird  auf  selbe  der  aus  einem  Stück  Aluminiumblech 
bestehende,  an  der  Vorder-(Signal-)Seite  schwarz  lackirte  Signalkörper  K 
aufgesteckt  und  mit  derselben  starr  verbunden.  In  der  Mitte  zwischen 
den  beiden  Gestellständern  ist  an  diese  Achse  45^  gegen  die  Horizontale 
geneigt  der  Hebel  L  befestigt.  In  diesen  Hebel  L  ist  ein  Schrauben- 
gewinde eingeschnitten,  längs  welchem  das  aus  zwei  Theilen  bestehende, 
mit  Muttergewinde  versehene  Regulirgewicht  P  verschoben  werden  kann. 
Das  an  der  vorderen  Gestellwand  biefestigte  Winkelstück  Q  trägt  in  seinen 
nach  innen  abgebogenen  Theilen  zwei  Schrauben  xx,  durch  welche  sich 
die  Bewegung  des  Hebels  H  begrenzen  lässt. 

Das  Uebersetzungsverhältniss  der  einzelnen  hiefür  in  Betracht 
kommenden  Theile  dieses  Apparates  ist  so  gewählt,  dass  der  Signalkörper  Ä' 
bei  der  jedesmaligen  Bewegung  des  Ankers  von  den  Polen  des  einen 
Elektromagnetes    zu  den  Polen  des  gegenüberliegenden  Elektromagnetes, 


s    m 


Fig.  8.  (Schnitt  A-^B,)     Fig.  8.  (Vorderansicht.)      Fig.  8.  (Seitenansicht.) 

was  jedesmal  erfolgt,  wenn  die  Stromrichtung  gewechselt  wird,  eine 
Drehung  um  90^  nach  rechts  oder  links  ausführen  muss.  Die  Lage 
desselben,  ist  hiebei,  und  zwar  so  lange,  ids  der  Anker  von  den  Elektro- 
magnetpolen  festgehalten  wird,  entweder  die  Horizontale  oder  die  Verticale. 

Im  stromlosen  Zustande  dagegen,  in  welchem  der  anziehende 
Einfluss  der  Eisenmassen  der  Elektromagnete  auf  den  Anker  sich  gegen- 
seitig fast  vollständig  aufhebt,  wird  der  Signalkörper  durch  geeignete 
Einstellung  des  Regulirgewichtes  P  die  um  45^  geneigte  Lage  einnehmen. 
Es  sind  somit  drei  verschiedene  und  charakteristische  Lagen  des  Signal- 
körpers möglich. 

Der  Apparat  wird  in  ein  Blechgehäuse  (Fig.  9),  welches  denselben 
nach  aussen  hin  vollständig  abschliesst  und  gegen  Witterungseinflüsse 
schützt,  eingesetzt  und  mit  demselben  durch  Schrauben  verbunden.  An 
der  Vorderseite  des  ^^ses  befindet  sich  ein  rechteckiger  Ausschnitt  ah  cd, 
welcher  durch  eine^Rich  einschiebbare  weisse  und  durchsichtige  Spiegel- 
glassdjeibe  G  gedet '  ^    Der  Apparat  Gehäuse  so  eingesetzt, 


166 


dass  der  Signalkörper  Ä'  in  der  Mitte  des  Gehäuses  unmittelbar  hinter 
dieser  Glasscheibe  zu  liegen  kommt  \md  daher  in  der  verticalen  und 
geneigten  Lage  sichtbar,  in  der  horizontalen  Lage  dagegen,  durch  die 
Blechwand  gedeckt,  den  Blicken  entzogen  wird.  In  die  zweite  Einschubrille 
des  Gehäuses   ist  eine  Scheibe    aus  weissem  Beinglase   eingeschoben,    so 


Fig.  9.  (Seiteoaosicht.) 


FJg»  9.  (Vorderansicht.)  Fig.  9.  (Schnitt  Ä-B,) 


Fig.  10.  Fig.   II. 

dass  sich  der  schwarze  Signalkörper  auf  weissem  Hintergrund  projidrt. 
Durch  den  scharfen  Contrast  zwischen  Signalkörper  und  Hintergrund, 
welcher  zur  Nachtzeit,  indem  eine  im  rückwärtigen  Theile  des  Gehäuses 
unterzubringende  Lampe  L  das  Beinglas  durchleuchtet,  gleichfalls  besteht, 
wird  die  Sichtbarkeit  des  Signales  auf  grössere  Entfernungen  hin  gewähr- 
leistet. 


167 


Der  auf  das  Gehäuse  über  der  Lampe  aufgesetzte  entsprechend 
constniirte  Schornstein  sichert  den  Abzug  der  Verbrennungsgase.  Die 
Thürchen  T^  T2  Tq  des  Gehäuses  gestatten  getrennten  Zugang  zu  dem 
Apparate  A,  den  beiden  Glasscheiben  G  Gj  und  der  Lampe  L. 

Durch  den  so  vollständig  zusammengestellten  Apparat  lassen  sich, 
wie  aus  Nachfolgendem  leicht  zu  ersehen,  drei  SignalbegrifTe  ausdrücken, 
die  den  verschiedenen  Stellungen  des  Signalkörpers  entsprechen  imd 
welche  als  Controlsignale  für  die  Lage  der  Distanzsignale  wie  folgt  an- 
genommen wurden: 

1.  Eine  reine  weisse  Fläche  (Fig.   10)  „Frei"; 

2.  in  der  weissen  Fläche  ein  senkrechter  schwarzer  Strich  (Fig.  9) 
„Halt-; 

3.  in  einer  weissen  Fläche  (Fig.  1 1)  ein  um  45^  geneigter  schwarzer 
Strich  „Störung". 

Die  einzelnen  Signalbilder  unterscheiden  sich  also  nur  durch  die 
verschiedenen  Stellungen  des  Signalkörpers  und  sind  demnach  als  reine 
Formsignale  zu  betrachten,  welche  bei  Tag  und  bei  Nacht  in  gleicher 
Weise  zum  Ausdrucke  kommen. 

Die  Alarmglocke. 

Die  Alarmglocke,  welche  nur  bei  Eintritt  einer  Linienstörung  zur 
Wirkung  gelangt,  ist  von  der  Construction  eines  gewöhnlichen  Zimmer- 
weckers, jedoch  von  sehr  kräftiger  Lautwirkung,  um  die  Aufmerksamkeit 


L^ 


^' 


1  Optische  Controle. 

2  Alarm -Wec^K er. 

3  Distanz-Signal. 

4-5  Contacte  für  Contrcle. 

6  Zinienhattene. 

7  Localbattene. 

8  Contaci  für  Alarrr. 

9  Urde. 


m"-] 


i 


(§>- 


Fi|».    12. 

auffällig  zu  erregen.  Dieselbe  ist  mit  der  Localbatterie  in  einem  Stromkreise 
geschaltet  imd  ertönt  nur  dann,  wenn  der  Signalkörper  die  um  45" 
geneigte  Lage  einnimmt,  in  welchem  Falle  derselbe  einen  aus  der 
schematischen  Darstellung  Fig.  12  ersichtlichen  Contact  und  somit  auch 
den  Localstromkreis  schliesst. 

Die  Localbatterie  wird  aus  zwei  bis  vier  gewöhnlichen  Leclanchc- 
Elementen  zusammengesetzt  und  womöglich  in  einem  geschlossenen  Räume 
untergebracht. 


168 


Die  Linienbatterie. 


Als  Linienbatterie  dient  eine  aus  zehn  bis  zwölf  Zink-Kupfer-Eie- 
menten  zusammengesetzte  constante  Batterie,  welche  in  unmittelbarer 
Nähe  des  zu  überwachenden  Signales  aufgestellt  wird  und  dementsprechend 
durch  geeignete  Vo.kehrungen  gegen  Witterungs-Einflüsse,  insbesondere 
aber  das  Einfrieren  geschützt  werden  niuss. 


Das  Zusammenwirken  der  einzelnen  Theile  dieser  Controlvorrichtung 
erklärt  sich  aus  der  schematischen  Darstellung  der  Stromläufe  (Fig.  12 — 14). 

Als  Signalmittel  wurde  eine  um  eine  verticale  Achse  drehbare 
Scheibe  vide  auch  (Fig.  i)  angenommen.  Als  Stromwepder  sind  in  allen 
Fällen  zur  Erleichterung  der  Uebersicht  gewöhnliche  Doppelcontacte  ge- 
zeichnet. Die  Stromwendung  erfolgt  dadurch,  dass  die  Scheibe  sich  aus 
der  in  Fig.  12  dargestellten  Lage  um  90^  wendet  und  so  die  in  Fig.  13 
^bezeichnete    Stellung    einnimmt.     Der    Contactstift    t    hebt    sich    von  der 


ß* 


-«>Ki— I 
3 


L-CH 


/  Optische  Conirole 

2  Alarm-Wecker. 

3  Distanz -Signal. 

^  S  Contacte  für  Controle. 
6  Linienhatteric . 

1   ^ 
1 

1 

7  Localbatterie. 

8  Coniact  für  Alarm. 

1 

j 

^- 


'"'ß.  «3. 


Feder  Fj  ab,  welche  sich  durch  ihre  Federkraft  von  dem  Contacte  4  an 
den  Contact  3  anlegt,  und  drückt  die  Feder  F  von  dem  Contacte  2  an 
den  Contact  i.  Die  Stromrichtung  ist  für  die  Leitung,  bezw.  Leitungen 
und  den  optischen  Controlapparat  gewechselt. 

Die  schematische  Darstellung  Fig.  14  zeigt,  dass  auch  für  ein 
elektrisch  auszulösendes  Signal  eine  Vermehrung  der  Leitung  nicht  noth- 
wendig  ist,  indem  die  dermalen  fast  allgemein  gebräuchliche  Rückleitung 
leicht  durch  zwei  Erdleitungen  ersetzt  gedacht  werden  kann. 

Liegt  nun  bei  der  Haltstellung  der  Magnet  des  optischen  Control- 
apparates  beispielsweise  an  den  Polen  des  rechtsseitigen  Elektromagnetes 
an,  was  nach  dem  Vorhergehenden  nur  dann  stattfinden  kaim,  wenn  die 
gcinze  Leitung  stromdurchflossen  und  die  Polarität  der  gegenüberliegenden 
Pole  des  Magnetes  und  Elektromagnetes  die  entgegengesetzte  ist,  wobei 
der  gegenüberliegende  Elektromagnet  aus  bereits  angegebenen  Gründen 
auf  den  permanenten  Magnet  abstossend  wirkt,  so  wird  sich  derselbe  bei 
Wechsel  der  Stromrichtung  und  somit  auch  der  Polarität  der  Elektro- 
magnete  ;m  den  gegenüberliegenden  Elektromagnet  anlegen  müssen.  Der 


16§ 


Signalkörper  wird  vermöge  der  mechanischen  Uebersetzung  die  horizontale 
statt  der  verticalen  Lage  einnehmen.  Da  hiebei  sowohl  die  anziehende  als 
auch  abstossende  Wirkung  der  Elektromagnete  auf  einen  permanenten 
Magnet  zur  Ausnützung  gelangt,  ist  auch  die  Kraftwirkung  eine  so  be- 
deutende, dass  sie  die  in  dem  grossen  Uebersetzungsverhältnisse  gelegenen 
mechanischen  Widerstände  leicht  zu  überwinden  vermag.  Es  wird  dem- 
nach auch  mit  einer  relativ  geringen  Elementzahl  das  Auslangen  gefunden. 

Bei  stromlosen  Elektromagneten  muss  der  Signalkörper  durch  das 
Gegengewicht  die  um  45^  geneigte  oder  Störungslage  einnehmen. 

Diese  Stromlosigkeit  tritt  aber  bei  allen  störenden  Gebrechen  in  dem 
elektrischen  Theile  der  Einrichtung  auf,  da  jede  Unterbrechung  der  Leitung, 
Schadhaftwerden  der  Batterie,  schlecht  schliessende  Contacte  (auch  be- 
dingt durch  unvollkommene  Signalstellung)  dieselbe  für  die  ganze  Leitung, 


uT 


O 

— oloi 


o^-" 


/  Optische  Controle. 

2  lajicfsam-Wecker. 

3  Alarm-Wecker. 

4  JndvLctoT 

5  JnductovtasteT. 

6  Ortshatterie. 

7  Contacte  für  Controle. 

8  1^2 stanz  -Signale Spulen . 

9  Linienhatterie . 

Fig.  14. 


Berührungen  oder  störende  Ableitungen,  dagegen  dadurch,  dass  die  Batterie 
bei  dem  zu  überwachenden  Signale  aufgestellt  ist,  nur  für  den  zwischen 
Ableitungs-,  bezw.  Berührungs-  und  Signalstelle  liegenden  Bruchtheil 
herbeiführt. 

Bei  dieser  Lage  wird  aber  auch  der  Contact  (8  Fig.  12)  für  den 
Localstromkreis  geschlossen  und  es  ertönt  ausserdem,  dass  diese  Störung 
auf  optischem  Wege  in  charakteristischer  Weise  angezeigt  wird,  noch  das 
alarmirende  akustische  Signal.  In  diesem  Signal  ist  auch  die  Aufforderung 
inbegriffen,  den  Fehler  aufeusuchen  imd  so  rasch  als  möglich  zu  be- 
seitigen. 

In  manchen  Fällen  ist  es  wünschenswerth,  dass  die  optisch  ange- 
zeigte Haltstellung  des  Signales  auch  von  einem  dauernden  akustischen 
Signale  begleitet  werde,  welches  jedoch  von  dem  akustischen  Alarmsignale 
deutlich  zu  unterscheiden  sein  muss. 

(Schluss  folgt.) 


13 


170 


Der  „Erinnerer''  von  P.  B.  Delany. 

Auf  Seite  74  dieses  Jahrganges  ist  eine  gar  nicht  uninteressante, 
wenn  auch  eine  grosse  Anzahl  von  Leitungsdrähten  erfordernde  elektrische 
Weckanlage  von  G,  W.  v.  Vianen  beschrieben  worden.  Dieser  Weck- 
anlage lässt  sich  ein  mit  dem  Namen  „Erinnerer^  belegter  Apparat  an  die 
Seite  stellen,  mit  welchem  unlängst  der  bekannte  amerikanische  Elektriker 
Patrik  B.  Delany  hervorgetreten  ist.  Das  Ziel,  welches  Delany  seinem 
„ Erinnerer ^  gesteckt  hat,  ist  zwar  etwas  engerer,  dafür  fällt  aber  auch  die 
ganze  Anlage  wesentlich  einfacher  aus. 

Delany's  „Erinnerer"  ist  nämlich  für  Aemter,  Läden,  Fabriken,  Gast- 
höfe u.  s.  w.  bestimmt  und  soll  Jedermann  dagegen  schützen,  dass  er 
etwa  eine  Sache  vergesse,  welche  zu  einer  bestimmten  Zeit  erledigt  werden 
soll.  Nach  dem  New-Yorkcr  „Electrical  Engineer"  (1892,  Bd.  13,  S.  141) 
besitzt  der  „Erinnerer**  ein  Zifferblatt^  auf  welchem  die  12  Stunden  ver- 
zeichnet sind,  jeder  Stundenraum  aber  durch  12  Stöpsellöcher  in  FQnf- 
minutenräume  abgetbeilt  ist.  lieber  diesem  Zifferblatte  läuft  ein  Zeiger  so, 
dass  er  immer  nach  5  .Minuten  einen  solchen  Raum  überspringt.  Die  sprung- 
weise Bewegung  dieses  Zeigers  vermittelt  ein  anderer,  durch  ein  Laufwerk 
stetig  über  einem  Zifferblatte  in  Umdrehung  versetzter  Zeiger,  welcher 
bei  seinem  Umlaufe  zugleich  als  Contactarm  wirkt,  da  er  alle  5  Minuten 
über  einen  der  in  sein  Zifferblatt  eingesetzten  Contacte  hin  wegstreicht  und 
dadurch  den  Strom  einer  kleinen  galvanischen  Batterie  durch  einen  Elektro- 
magnet sendet,  so  dass  dessen  Ankerhebel  mittelst  eines  Sperrzahnes  das 
auf  der  Achse  des  erstgenannten  Zeigers  sitzende  Steigrad  so  weit  dreht, 
dass  dieser  Zeiger  um  5  Minuten  fortrückt. 

Will  man  nun  zu  einer  bestimmten  Zeit  durch  das  Lärmen  einer  Rassel- 
klinge an  Etwas  erinnert  werden,  so  hat  man  weiter  nichts  zu  thun,  als 
einen  Contactstöpsel  in  dasjenige  der  60,  nahe  am  Rade  des  Zifferblattes  jenes 
zuerst  erwähnten  Zeigers  vorhandenen  Löcher,  welches  gerade  dieser  Zeit 
entspricht,  einzustecken.  Dann  wird  nämlich  die  Contactfeder  am  Ende  eines 
auf  die  Stundenzeigerachse  aufgesteckten  Contactarmes  mit  dem  Stöpsel  gerade 
zu  der  gewünschten  Zeit  in  Berührung  kommen  und  dadurch  den  Strom 
einer  zweiten  Batterie  durch  die  Rasselklingel  schliessen. 

Letztere  aber  braucht  sich  keineswegs  neben  dem  ^ Erinnerer*  selbst 
zu  befinden,  sondern  sie  kann  auch  an  einem  anderen  Orte  angebracht 
werden,  ja  man  kann  weiter  bequem  auch  mehrere  Klingeln  zugleich  in  den 
Stromweg  der  zweiten  Batterie  einschalten  und  man  kann  endlich  unter  Be- 
nutzung mehrerer  Contactstöpsel  und  eines  geeigneten  Stöpselumschalters 
auch  mehrere  Klingelstromkreise  in  beliebiger  Weise  unter  sich  und  mit 
den  verschiedenen  Stöpseln  verbinden.  Z. 


Eröffnung  einer  Werkmeisterschule  für  Elektrotechnik 

an    der   k.  k.  Staatsgewerbeschnle   im   X.    Wiener    Gemeindebesirke,    Eagengasae    Si, 


Der  bestehenden  Werkmeisterschale 
obiger  Anstalt,  einer  FachschnJe  für  Metall- 
industrie, wird  mit  Beginn  des  nächsten 
Schuljahres  eine  Werkmeisterschule  für 
Elektrotechnik      mit     ganz     selbstständigem 


Unterrichte  angegliedert,  und  der  i.  Semester- 
Curs  am  16.  September  1894  eröiTnet. 

Die  Werkmeisterschule  hat  den  Z^ 
Jünglinge  durch  einen  systematischen  t 
rieht  in  theoretischer  und  praktischer  Rk 


171 


fär  iliren  kflnftigen  Beraf  als  Werkmeister, 
Monteure,  Zeichoer  etc.,  oder  als  selbst- 
standige  Gewerbetreibende  vorzubereiten. 

Die  Werkmeisterscbnle  für  Elektro- 
technik amfasst  vier  halbjährige  Curse,  so 
dsss  dieselbe  in  zwei  Schuljahren  absolvirt 
werden  kann. 

Fttr  die  Aufnahme  ist  der  Nachweis 
öoer  zweijährigen  praktischen  Thätigkeit  in 
der  Meisterlehre  oder  in  einer  Fabrik  er- 
forderlich. 

Das  Programm  des  Unterrichtes  enthält 
die  folgende  Znsammenstellung: 

I.  Semester-Cnrs.     standen 
wöohaotlioh 

Deutsche  Sprache 4 

Geographie i 

Rechnen 6 

Geometrie 5 

Projectionslehre 8 

Freihandzeichnen 6 

Ntturlehre 4 

Mechanische  Technologie 2 

Facbseichnen 4 

Werkstättenunterricht 9 

Zusammen .  49 

II.  Semester-Curs.      stand«n 
wöchentlich 

Deutsche  Sprache 2 

Algebra 5 

Geometrie 4 

Projectionslehie 8 

Freihandzeichnen 4 

Naturlehre  (ElektricitäUlehre) 4 

Maschinenkunde 3 

Maschinenzeichnen 4 

Mechanische  Technologie 2 

Mechanik 4 

Werkstättenunterricht 9 

Zusammen .  49 


III.  Semester-Curs.    stunden 
wöchentlich 

Deutsche  Sprache 2 

Geschäftsaufsätze 2 

Mathematik 6 

Mechanik 3 

Maschinenkunde 3 

Fachzeichnen 10 

Mechanische  Technologie 4 

Elektrotechnik 9 

Werkstättenunterricht 10 

Zusammen .     49 


IV.  Semester-Curs.    standen 
wöchentlich 

Buchf  fihrung 4 

Mechanik 3 

Maschinenkunde 3 

Fachzeichnen 12 

Elektrotechnik 10 

Bau  elektrischer  Maschinen  und  Mo- 
toren         2 

Praktische  elektrotechn.  Uebungen  .       5 
Werkstättenunterricht 10 

Zusammen .     49 

Die  praktischen  elektrotechoischenUebun- 
gen  finden  in  einem  elektrotechnischen  Labo- 
ratorium statt.  Für  den  Werkstättenunter- 
richt wurden  die  mechanische  Werkstätte, 
die  Schlosserei  und  die  Schmiede  der  An- 
stalt durch  eine  besondere  Werkstätte  fär 
Elektrotechnik,  eine  Formerei  und  eine 
Werkstätte  für  Modelltischlerei  erweitert. 

Ihrogramme  können  durch  die  Direction 
der  k.  k.  Staatsgewerbeschule  im  X.  Wiener 
Gemeindebezirke,  Eugengasse  81,  bezogen 
werden. 


Internationale  Telephonie. 


Wetrum  e£  bisher  nicht  geluogenf  iwi- 
ichen  verschiedenen  Staaten  mehr  t«]e- 
p^nische  Verbindung  aU  bisher  bestanden  ^ 
la  errJcbteTi,  ist  schwer  2U  bcgrüniiea ; 
Buncntlich  wundert  ans  diese  Selbatbe- 
ichiänkang  bei  der  Verwaltung  dei  Deutschen 
Reiches,  wa  die  tnterD«  Telephonie  einen 
11^  namcrisch  nnveri^]  eich  lieh  hohen  Atif- 
^hwung  genommen^  wo  sie  technisch  eine 
t^dcutende  Vollen  dang  aufweist  und  wo  die 
«Dtrale  Lage  de»  Verwaltütigsgebietes  eine 
internationale  Erweiteraog  geradezn  dring- 
lichst   fordert. 

Es  waren  wahrscheinlich  politische  Ver- 
Httnisse,  welche  da  hinderlich  walteten; 
dietelbcTi  sind  ja  gegenüber  dem  westlichen 
Kschbarn  des  Deutschen  Reichet»  ooch  immer 
befriedigeBcy^Mj^^waren  —  bis 
—  gegeft^^^^^Hkfricbt  sehr 
^  "  i.abcr 


EU  sollen.  Vor  einigen  Tagen  wurden  Sprech - 
versuche  zwischen  Triest  und  Berlin,  dann 
wieder  zwischen  Wien  and  Uerljii  vorge- 
nommen, welche  keinen  Zweifel  daran  auf- 
kommen lassen,  dnss  —  technisch  ge- 
nommen —  derartige  Verblfidungen  gut 
functioniren.  I*t  ja  der  Heweis,  dass  so  etwas 
gut  bctrieb^fühig  gemacht  werden  kann, 
durch  amerikanische  Linien  längst  erbracht ! 
Dort  sind  bekaatitlich  Ltnien  von  lOOO, 
1600  und  21 00  km  in  besfetn  Gebrauch.  Die 
Linie  Paris  Lotidon  erbringt  für  die  Ver- 
wendung der  Kabel  eben  falls  den  Nachweis, 
dciss  sie  keto  aSlzugrosse«  Hindern  Iss  ftir  die 
Telephonie  bilden  und  nan  eoJI  cSne  Telephon- 
Verbindung  i witschen  Kopenbagen-Odensee- 
Koid  in  ^'Hamburg- Berlin  hergestellt  werden. 
Mit  dieser  Uolc  wäre  in  der  angedeuteten 
i<Tchtung  fnte|^llicher  Weise  eine  viel- 
ver?precb|i^^^^diing  herbeigef[ihrt,  welche 
auch  be^^^^^^Bpterreich  seit  längerer 
Zeit  hckij^^^^^^Bicht   wird. 


13* 


172 


Oesterreichlscher  Verein  für  den  Schutz  des  gewerblichen 

Eigenthums. 


Die  Bedeutung  eines  kraftvollen  Schutzes 
der  gewerblichen  Urheberrechte,  welcher  die 
industrielle  BlUthe  der  westlichen  Cnltur- 
staaten  so  mächtig  gefördert  hat,  ist  nun« 
mehr  auch  in  Oesterreich  zu  allgemeiner 
Anerkennung  gelangt.  Die  betheiligten 
Kreise  fühlen  das  lebhafte  Bedilrfniss  nach 
Verbesserung  der  heimischen,  auf  diesem 
Felde  Ittcken-  und  mangelhaften  Gesetz- 
gebung. 

Eine  Organisation,  welche  die  Inte- 
ressenten und  Fachmänner  auf  dem  Gebiete 
der  industriellen  Autorrechte  zu  gemeinsamer 
Arbeit  vereinigt,  die  bisher  zerfahrenen  Re- 
formbestrebungen zusammenfasst  und  ihnen 
eine  bestimmte  Richtung  gibt,  ist  in  Deutsch- 
land bereits  in's  Leben  gerufen  worden  und 
würde  auch  in  Oesterreich  eine  erfolgreiche 
Thätigkeit  entfalten  können. 

Von  diesen  Erwägungen  ausgehend,  hat 
sich  eine  Reihe  hervorragender  Männer,  wie 
Freiherr  v.  Czedik,  Hofrath  W.  Exner, 
der  Präsident  der  Handelskammer  in  Leoben 
Friedr.  Vogel,  Commercialrath  Oscar 
Hoefft,  Director  Carl  Pf  äff,  der  Secretär 
der  niederösterreichischen  Handels-  und 
Gewerbekammer  Dr.  Rnd.  Maresch,  der 
Buchdruckereibesitzer  E.  M.  Engel,  die 
Advocaten  Dr.  Theod.  Schulhof  und 
Dr.  Adolf  Gallia,  Octav  Paget,  Moriz 
R.  v.  Pich  1er  und  Victor  Karmin  zu- 
sammengefunden, um  einen  Verein  unter  der 
obigen  Spitzmarke  zu  gründen,  dem  die  Auf- 
gabe obliegen  soll,  die  Unantastbarkeit  der 
gewerblichen  Urheberrechte  in  jenen  Kreisen 
zum  Be wustsein  zu  bringen,  in  welchen  das 
Verstau dniss  dafür  heute  im  vollen  Mansse 
noch  nicht  vorhanden  ist.  Er  soll  die  Ueber- 
zeugung  zu  verbreiten  suchen,  dass  der  Schutz 


des  Einzelrechtes  eine  Wohlthat  fttr  Alle 
bedeutet,  er  soll  die  vielgestaltigen  Mittel 
des  unlauteren  Wettbewerbes  bekämpfen  und 
auch  nach  dem  Ziele  streben,  dass  Oesterreich 
durch  den  Beitritt  zu  der  Staaten -Union 
für  den  Schutz  des  gewerblichen 
Eigenthums  sich  jenen  Ländern  anschliesse, 
welche  das  Geltungsgebiet  des  individuellen 
Urheberrechtes  auf  dem  gesammten  Umkreis 
der  civilisirten  Staaten  auszudehnen  bereit 
sind. 

Wir  halten  den  gegenwärtigen  Zeitpunkt 
für  die  Erreichung  der  Vereinszwecke  als 
einen  günstigen,  da  Regierung  und  Parlament 
den  Bestrebungen  auf  Reform  und  Fortent- 
wickelung der  industriellen  Urheberrechte 
volle  Sjrmpathien  entgegen  bringt,  nnd 
wünschen  dem  jungen  Vereine  ein  herzliches 
„Glück  auf*. 

Bei  der  am  4.  d.  M.  stattgefundenen 
constituirenden  Versammlung  wurden  die 
Statuten  genehmigt  und  in  den  Vereins- 
Ausschuss  gewählt  die  Herren:  Geheimrath 
Alois  Freiherr  v.  Czedik,  Hofrath  Franz 
Edler  v.  Rosas,  Reichsraths- Abgeordneter 
Hofrath  Professor  Wilhelm  E  z  n  e  r,  Handels- 
kammerpräsident in  Leoben  Friedrich  Vogel, 
Kammersecretär  Dr.  Rudolf  Mar  e  s  c  h, 
Commercialrath  Oscar  Hoefft,  Viceconsnl 
Friedrich  B  ö  h  1  c  r ,  Franz  Edler  v.  Wer  t- 
heim,  Friedrich  S  t  r  o  h  m  e  r ,  Regierungs- 
rath  Dr.  Hugo  Ritter  v.  P  e  r  g  e  r ,  Louis 
Friedmann,  Paul  S  e  y  b  e  1 ,  Dr.  Theo- 
dor S c h u  1  o f f ,  Dr.  J.  Brunstein,  Dr. 
Adolf  Gallia,  Dr.  Heinrich  Benies, 
Dr.  Jakob  Wechsler,  Ingenieur  John 
Georg  H  a  r  d  y,  Moriz  Ritter  v.  P  i  c  h  1  e  r, 
Emil  M.  Engel  und  Victor  Karmin. 


Die  elektrische  Trambahn  für  Pressburg. 


Die  seit  mehr  als  Jahresfrist  auf  der 
Tagesordnung  der  Stadtverwaltung  Press- 
burgs  stehende  Frage  der  Errichtung 
einer  Tramway  mit  elektrischem 
Kraftbetriebe  ist  bisher  noch  immer 
nicht  endgiltig  gelöst.  Wie  von  uns  bereits 
seinerzeit  befichtet,  bewerben  sich  zwei 
Consortien  um  die  Concession:  eine  aus 
Pressburger  ladustriellen  bestehende  Com- 
manditgesellschaft,  hinter  welcher  die  Mann- 
heimer El ektricitäts- Gesellschaft 
als  Finanzkraft  steht,  und  die  Firma  Ganz 
&  Co.  in  Budapest  im  Verein  mit  Herrn 
Ingenieur  Werner.  Die  Hoffnung,  dass 
der  so  entstandene  Wettbeweib  die  Erledi- 
gung der  Sache  beschleunigen  werde,  hat 
sich  vorläufig  noch  nicht  erfüllt.  Bereits  im 
verflossenen  Herbste  hat  die  technische 
Tracenrevision    nach  beiden  Projecten  statt- 


gefunden; sodann  verlangte  der  ungarische 
Handelsminister  von  beiden  Concessions- 
Werbern  die  Vorlage  der  Detaiipläne,  und 
nun  ist  dieser  Tage  ein  Erlass  des  Handels- 
ministeriums an  die  Stadtgemeinde  gelangt, 
laut  dessen  die  vorgelegten  Pläne  beider 
Concessionsweiber  als  Basis  für  die  definitive 
Concessionsverbandlung  genehmigt  werden. 
Unter  Einem  bemerkt  der  Minister,  dass  die 
definitive  Concession  jener  Unternehmung 
ertheilt  werden  wird,  die  sich  hinsichtlich 
der  Benützung  des  städtischen  Strassen- 
grundes  mit  der  Gemeinde  Pressburg  ver- 
tragsmässig  abfindet.  Diese  ministerielle  Ent- 
schliessuDg  dürfte  die  beiden  Consortien  zu 
einer  Fusionirung  animiren,  was  die  Aufgabe 
der  Stadt  und  die  Verwirklichung  des  Bahn- 
projectes  wesentlich  vereinfachen  und  er- 
leichtern würde.  Sehr. 


173 


Neueste  deutsche  Patentanmeldungen. 

Mitgetbeilt  vom  Techoischea  und  Patentboreaa,  logenieore  MONATH  &  EHRBNFEST. 
Wien,  I.  Jasomirgottstrasse  4. 

Die  Anmeldongen  bleibeo  acht  Wochea  ear  EinBiohtnahma  öffeatlioh  aasgelei^t.  Nach  §  24  des 
PateDt-OesetBos  kano  innerhalb  dieser  Zeit  Binspruch  gegen  die  Anmeldung  wegen  Mangel  der  Neuheit 
oder  widerreohtlioher  Entnahme  erhoben  werden.  Da«  obige  Bnreaa  besorgt  Abschriften  der  Anmeldangen 
aod  übernimmt  die  Vertretung  in  allen  Einspruchs-Angelegeoheiten. 


Claase 

21.  J.    3231.    Elektricitätsiählcr. 
WiUiam  Jones  in  Balham. 


John 


Seh.  8685.  Elektrische  Beleachtangs- 
anla^e  mit  mehrfädigen  Glühlampen.  — 
Paul  Scharf,  Wien. 

B.  15.108.  Abänderung  an  dem  durch 
Patent  72.059  geschützten  Pendeltchalt- 
werk  (Znsatz  zum  Patent  Nr.  72.059). 
—  Ed.  Bürger^  Frankfurt  a.  M. 


Glasse 
21.  L, 


7928.  Verfahren  zur  Regelung  von 
Wecbselstromanlagen.  —  Elektr,  Aclien- 
Oeaellschaft  vorm,  W.  Lahmeyer  &  Co., 
Frankfurt  a.  M. 

St.  3742.  Zeitstromschliesser  mit  Selbst- 
unterbrecher zur  Verlegung  des  Oeff- 
nungsfunkens  (Zus.  z.  Patent  Nr.  71.432). 
—  SteUiner  Elektrie.- Werke,  Stettin. 
W.  9316.  Angenblicksstromschalter.  — 
Willing  &  Violelj  Berlin. 


LITERATUR. 


Die  Vertheilung  der  elektrischen 
Energie  in  Beleuclitungsanlagen.  Von 
Ferdinand  Neureiter,  Ingenieur.  Verlag 
von  Oscar  Lein  er,  Leipzig,  1894.  257  Seiten, 
94  Figuren,  brosch.  Mark  6. — ,  elegant 
geb.  Mark  7.50. 

Das  soeben  erscliienene  Werk  füllt  eine 
Lacke  in  unserer  reichhaltigen  Literatur,  welche 
sich  bisher  insbesondere  dem  jungen,  eben 
ans  der  Schule  in  die  Praxis  übertretenden 
Techniker  fühlbar  machte.  Nur  derjenige, 
welcher  dieses  Stadium  seiner  Laufbahn 
anter  der  Leitung  nicht  immer  wohlwollender 
Vorgesetzten  und  CoUegen  überwunden  hat, 
weiss,  wie  angenehm  es  ist,  aus  einem  aus 
der  Praxis  für  die  Praxis  geschriebenen 
Bache  Angaben  schöpfen  zu  können,  welche 
trotz  ihrer  relativen  Einfachheit  in  der 
Schule  nicht  in  jener  Form  gelehrt  und  ge* 
lernt  werden  können,  wie  sie  die  Lösung 
oft  schon  der  ersten  Probleme  der  Praxis 
erfordert.  Solchen  Berufs  genossen  also,  sowie 
allen  jenen,  welche  sich  eine  gründliche 
Kenntnis»  dieses  wichtigen,  im  Titel  ge- 
nannten Gebietes  erwerben  wollen,  wird  das 
Buch  von  hervorragendem  Nutzen  sein.  Es 
behandelt  in  sieben  wohlgegliederten  Ab- 
schnitten folgenden  Stoff: 

Nach  einer  kurzen  Einleitung,  in  welcher 
die  wichtigsten  Grundbegriffe,  auf  deren 
praktischer  Anwendung  die  Vertheilung  der 
elektrischen  Energie  beruht,  erläutert  werden, 
folgt  eine  kurzgehaltene  Erörterung  der 
Eigenschaften  und  der  Wirkungsweise  der 
elektrischen  Lampen,  als  derjenigen  Vor- 
richtungen, in  welchen  die  zur  Vertheilung 
gelangende  elektrische  Energie  die  verlangte 
Nntzarbeit  zu  liefern  hat. 

Hieran    schliesst    sich    eine    eingehende 
Behandlung    des    Problemes    der    Stromver- 
theilnng  in  elektrischen  Lei' 
welche    der  Leaer    in    d 
theilong 


wird,  die  verschiedenen  Vorgänge  in  Leitungs- 
netzen jeder  Art  klar  durchblicken  und  ver- 
folgen zu  können.  Durch  die  Kenntniss  des 
allgemeinen  Problemes  ist  die  Grundlage  für 
die  Untersuchung  der  besonderen  Verhältnisse 
der  in  der  Praxis  angewendeten  Vertheilnngs- 
systeme  gegeben.  Da  aber  die  Grundzüge 
der  letzteren  zum  grossen  Theile  durch  die 
hiebei  angewendeten  Vorrichtungen  zur  Auf- 
speicherung und  Umformung  der  elektrischen 
Energie  bestimmt  werden,  so  werden  in  den 
beiden  nächstfolgenden  Abschnitten  noch  die 
Eigenschaften  der  Accumulatoren  und  der 
Wechselstrom-Transformatoren  in  knapper, 
dabei  aber  äusserst  klarer  und  exacter  Weise 
erörtert. 

Der  grösste  Abschnitt  des  Werkes  ist 
der  Erläuterung  der  Vertheilungssysteme  ge- 
widmet. Derselbe  zerfällt  in  zwei  Haupt- 
abtheilungen, in  welchen  die  Systeme  mit 
directer,  bezw.  mit  indirecter  Vertheilung  der 
elektrischen  Energie  behandelt  und  die 
Grundzüge  der  in  der  Praxis  gebräuchlichen 
Vertheilungssysteme  in  Bezug  auf  die  Lei- 
tungsanordnnng,  die  Regulirung  und  das 
Anwendungsgebiet  jedes  derselben  dargelegt 
werden.  Hiebei  werden  sämmtliche  Systeme 
in  streng  methodischer  und  dabei  leicht- 
fasslicher  und  anregender  Weise  aus  der 
einfachsten  Anordnung  der  Serien-  und  der 
Parallelschaltung  entwickelt,  so  dass  der  Leser 
auf  der  Grundlage  einiger  weniger  Begriffe 
gleichsam  von  selbst  zu  einem  klaren  Ein- 
blicke in  die  Eigenschaften  jeder  Verthei* 
lungsart  gelangt. 

Den  Schluss  des  Buches  bildet  ein 
grösserer  Abschnitt  über  die  Vorausbe- 
rechnung der  Leitungen,  der  allen,  welche 
sich  auf  das  praktische  Gebiet  der  Beleuch- 
tungstechnik begeben,  ein  willkommener 
Wegweiser  sein  wird,  da  er  einerseits  den 
allgemeinen  Gaiiff  der  Leitungsberechnung 
anschaul'  'arlegt  und  anderer- 


174 


seits  durch  dne  Reihe  der  PraxU  enUtam* 
menden  Beispiele  eine  unmittelbare  Anleitung 
fär  die  richtige  Anwendung  der  behandelten 
Lehren  liefert. 

Der  gesammte,  im  Vorhergehenden  kurs 
angedeutete  Stoff  ist  darchans  klar  und 
bandig  und  streng  sachlich  behandelt,  so 
dass  das  Werk  alten  Fachgenossen  und  denen, 
die  es  werden  wollen,  sowie  auch  allen 
denjenigen    tlberhaupt,     die    dem    in    Rede 


stehenden  Gebiete  ein  Interesse  entgegen« 
bringen,  wärmstens  empfohlen  werden 
kann. 

Es  sei  nur  noch  bemerkt,  dass  der  Text 
durch  eine  grosse  Ansahl  nett  ausgeführter 
Originalfiguren  verdeutlicht  wird,  und  das» 
die  gesammte  Ausstattung  des  Werkes  sehr 
gediegen  ist,  so  dass  der  Preis  als  ein 
äusserst  geringer  bezeichnet  werden  man. 


KLEINE  NACHRICHTEN. 


Elektrische  Bahnen  in  Wien.  Wie 
wir  von  bestlnformirter  Seite  erfahren,  be- 
fasst  sich  die  Länderbank  sehr  angelegent- 
lich mit  den  Wiener  Verkehrtfragen.  Sie 
will  um  die  Concession  einkommen  für  die 
bekanntlich  aus  dem  Stadtbahnproject  zu- 
rückgestellte innere  Ringlinie,  die  elektrisch 
betrieben  werden  soll,  nebst  einem  Netze 
von  Radiallinien,  die  Durchquerung  der 
Inneren  Stadt  als  Untergrundbahn  inbegriffen. 
Zur  einheitlichen  Durchführung  des  Planes 
ist  eine  Cooperation  noit  der  Wiener 
Tramwaygesellschaft  in  Aussiebt  genommen. 
Insgesammt  würde  es  sich  dabei  um  Neu- 
herstellungen im  Kostenbetrage  von  15  Mil- 
lionen handeln,  wovon  selbstverständlich  der 
Löwenantheil  auf  die  Untergrundbahn  durch 
die  Innere  Stadt  entfiele.  Auf  dieses  Project 
bezog  sich  wahrscheinlich  die  Aeusseruog 
des  Handelsministers  gelegentlich  der  Be- 
rathuog  über  die  Wiener  Verkehrsanlagen 
im  Budgetausschuss,  die  dahin  ging,  es  sei 
Aussicht  vorhanden,  dass  die  „Innere  Ring- 
linie** nicht  allzu  lange  zurückgestellt  bleibe. 


Ingenieur  Friedrich  Ross  hat  in 
Wien  ein  behördl.  concest.  Elektrotechnisches 
Bureau  eröffnet,  dessen  Aufgabe  die  Projec- 
tirung  von  elektrotechnischen  Anlagen  jeder 
Art  für  Beleuchtung,  Kraftübertragung, 
Transportzwecke  oder  chemische  Arbeit^  die 
Ausarbeitung  von  Kostenvoranschlitgen,  Be- 
triebskosten- und  Rentabilitäts-Berechnungen, 
Einholung  und  Begutachtung  von  Offerten, 
Ueberwacbang  und  Prüfung  ausgeführter  An- 
lagen, sein  wird,  ohne  jedoch  Bauausführungen 
für  eigene  Rechnung  zu  übernehmen. 


Telephon  in  Meran.  Aus  Meran  wird 
uns  berichtet:  Die  Genehmigung  zur  Ein- 
führung des  Telephons  ist  nun  endlich  auch 
für  unseren  Curort  eingelangt,  und  wird 
Meran,  Ober-  und  Unter-Mais,  sowie  Bozen- 
Gries  verbunden. 

Telephon  im  Geiverbevereln.  Der 
Verwaltungsrath  bat  sich  auf  Anregung  der 
Abiheilung  fflr  Handel  und  Volkswirthschaft 
mit  einer  für  das  Wiener  Geschäftsleben  sehr 
wichtigen  Angelegenheit  befasst.  Die  Wiener 
Privattelegr  aphen-Gesellscbaft  be- 
ansprucht nämlich  von  ihren  Telephon- 
Abonnenten  für  jeden  innerhalb  der  Häuser 


und  Wohnungen  errichteten  Anschluss  eine 
Jahresgebühr  von  fl.  40  und  das  ausschliess- 
liche Recht  zur  Beistellung  von  Nebea- 
stationen  und  Privatanschlüssen.  Der  Referent 
der  AbtheiluDg,  Dr.  Graf,  beantragte  eine 
Eingabe  an  das  Handelsministerium,  io  der 
ebenso  gegen  die  exorbitante  Belastung 
protestirt  wird,  die  dem  geschäftlichen  Ver-> 
kehr  durch  diesen  Anspruch  aufgebürdet 
werden  soll,  wie  insbesondere  gegen  die 
Schädigung  der  Privatindnstrie,  deren  Ver- 
dienst um  die  Förderung  des  Telephonver- 
kehrs nun  dadurch  belohnt  werden  soll,  dass 
ihr  unmöglich  gemacht  wird,  die  für  die 
fabriksmässige  Erzeugung  der  Nebenstationen 
gemachten  Investitionen  auch  auszunützen. 
Der  Verwaltungsrath  hat  die  Eingabe,  in  der 
auch  die  Frage  des  Telephonmonopols 
behandelt  wird,  genehmigt  und  wird  die- 
selbe nach  der  Ueberreichung  an  den 
Handelsminister  zur  Kenntniss  der  Mitglieder 
gebracht  werden. 

Wir,  die  Redaction,  sagen :  ,  Audiatur  et 
altera  pars*. 

Elektrisches  aus  dem  Trento. 
Folgendes  ist  ein  Bericht  der  „Deutschen 
Zeitung"  aber  die  wirthschaftliche  Lage  Süd- 
tirols, woraus  man  die  Wichtigkeit  der  Rolle 
der  Elektrotechnik  in  solchen  Dingen  er^ 
messen  kann:  „Die  Sttdtiroler  schirfen  ein 
Programm  für  die  Erbauung  von  Localbahnen 
und  Hessen  durch  Ingenieure  die  Pläne  und 
Vorarbeiten  besorgen.  Der  Plan  ist  gross 
und  kühn  gedacht.  Alle  wichtigen  Seiten- 
thäler  sollen  mit  Bahnen  versehen  werden,  die 
alle  in  die  Hauptstadt  dieses  Landestheiles, 
T  r  i  e  n  t,  einmünden.  Der  wirthschaftliche  Auf- 
schwung dieser  Stadt  muss  mit  Rücksicht 
auf  ihre  trostlose  Vergangenheit  und  die 
Kürze  der  Zeit,  in  der  sich  der  Aufschwung 
vollzog,  bewunderungswerth  genannt  werden. 
Wer  vor  einem  Jahrzehnt  dieses  städtische 
Gemeinwesen  gekannt  hat  und  jetzt  den 
Fortschritt  betrachtet,  diese  grossartigen 
communalen  Bauten  mit  der  elektri- 
schen Kraftentwicklung,  der 
kann  sich  des  Staunens  nicht 
erwehren  über  den  Muth  und 
diepatriotische  Hingebung,  die 
so  Grosses  geschaffen  hat. 

Die  Leute  ernten  aber  auch  ihren  Lohn. 
Es    vergeht   kaum    ein  Tag,    an    dem  nicht 


175 


ii  den  BlSitern  xo  lesen  Ut,  dass  fremde 
logenieore  und  Geldkräfte  an  der  Aniftthmng 
Qirer  Bahnprojecte  sich  betbeiligen.  Es  ist  das 
loch  oatnrgemlss.  Wenn  man  siebt,  wie  die 
BeTöIkemng  selber  an  der  Aosftthrang 
dieser  Projecte  den  lebhaftesten  Aotbeil 
mmmt,  kommt  anch  das  Geld  in  das  Land, 
ood  wenn  anch  Manches  noch  eine  geraume 
Zeit  blos  anf  dem  Papier  steht,  es  wird  doch 
Vieles  durchgeführt  werden,  was  den  wirth- 
schaftllchen  Aufschwung  des  italienischen 
Landestheiles  mSchtig  fördert,  während  im 
deotschen  Tirol  von  aussen  herein  verschiedene 
Locdbahnprojecte  in  Anregung  gebracht, 
wegen  T4ieilnabmsIosigkeit  maossgebender 
Bevölkemngakretse  wieder  fallen  gelassen 
wurden. 

Bekanntlich  sollen  einige  dieser  Trentiner 
Bahnen  mittelst  billiger  Wasserkraft,  bezw. 
mitlelst  Elektridtät  betrieben  ¥rerden. 


Verein  für  Local-  und  Strassen- 
bahnwesen.  In  diesem  Verein  wurde  ein 
Comit^  zn  dem  Zwecke  niedergesetzt,  eine 
Petition  an  den.  Reichsrath  auszuarbeiten, 
dtmit  einige  auf  Bahnen  Bezug  habenden 
Bestimmungen  des  neuen  Strafgesetz  -  Ent- 
wurfes anch  auf  die  Pferdebahnen  Anwen- 
dung finden.  In  der  an  diesen  Antrag  sich 
sosdiliesaenden  Discnssion  machte  Banrath 
Kareis  geltend,  dass  die  Pferdebahnen 
amsomehr  unter  Schutz  gewisser  Gesetzes- 
Bestimmnngen  gestellt  zu  werden  verdienen, 
sls  dieselben  mehr  gefährdet  im  Betriebe  als 
die  elektrischen  Bahnen  erscheinen;  ge- 
fährdeter, weil  die  Wagen  bei  letzteren 
maniabler,  leichter  zu  bremsen  und  in  Gang 
zo  setzen  sind,  als  Pfecdewagen.  Aufgerissene 
Schienen  können  von  der  Plattform  der 
letsteten  nicht  so  leicht  gesehen  werden,  als 
Ton  jener  der  elektrischen  Wagen. 

Zum  Lohne  fttr  diese,  hier  nicht  ganz 
erMhöpfend  wiedergegebenen  Darlegungen 
wShlte  man  den  ohnehin  überbürdeten 
Redner    in    das    eingangs  erwähnte  Comit^. 

Elektrische  Beleuchtung  hi  Wa- 
raadln  (Ungarn).  Am  15.  Februar  d.  J. 
hielt  der  Gemeinderath  von  Warasdin  eine 
Sitzung,  in  weicher  mit  allen  gegen  zwei 
Stimmen  beschlossen  wurde,  die  Einfühlung 
der  elektrischen  Beleuchtung  einem  Conces- 
lionär  zn  fibertragen.  Ferner  wurde  principiell 
beschloesen,  dass  die  Stadtgemeinde  für  die 
öientUche  Belenchtnng  einen  Maximalbetrag 
Ton  fl.  8oeo  beitrage.  Sohin  wurde  der 
Gegenstand  wieder  dem  Ausschüsse  über- 
wieaen,  damit  dieser  mit  den  Unternehmern 
m  Verhandlung  trete  und  die  günstigsten 
Offerte  dem  Gemeinderathe  vorlege. 

In  Venedig  findet  vom  30.  April  bis 
24«  Mai  1894  eine  Internationale 
Ausstellung  und  Wemtreit  für  industrielle 
md  gewerbliche  Erfindungen,  Neuheiten^ 
Hausbedarf  und  Nahniugtmittel   lUlt. 


Aufgabe  zu,  für  eine  ganze  Reihe  von  Ge- 
werben und  Industrien  praktische,  kleine 
Motoren  zu  ersinnen,  elektrische  Arbeits- 
maschineben, die  wenig  Raum  einnehmen, 
mit  Leichtigkeit  zu  handhaben  und  unmittel- 
bar an  dem  Platze  auftustellen  sind,  wo  man 
ihrer  bedarf. 

Ein  solches  ist  auch  der  neuestens  in 
die  Praxis  eingeführte  Tuchschneider.  Grosse 
Confectionshäuser  arbeiteten  schon  bisher 
mit  einer  durch  Dampfkraft  dirigirten  Tuch- 
schneide-Vorrichtung, mittelst  welcher  ganze 
Lagen  von  Tuch  für  die  billigeren 
gleichartigen  Confectionsstücke  zugeschnitten 
wurden. 

Der  elektrische  Tuchschneider,  welcher 
ebenso  geschickt  und  kräftig,  aber  noch 
lenksamer  ist,  besteht  aus  einer  kleinen, 
einem  Rasirmesser  gleich  zugeschliffenen 
Rollscheibe,  die  durch  einen  kleinen  elek- 
trischen Motor  mit  der  ungeheuren  Ge- 
schwindigkeit von  mindestens  2000  Um- 
drehungen in  der  Minute  bewegt  whrd. 

Der  grosse  Vortheil  dieses  Apparates 
ist,  dass  demselben  die  einfache  Verbindung 
mit  der  elektrischen  Beleuchtungsanlage  des 
grossen  Etablissements  vollkommen  aus- 
reichende Energie  zuführt.  VervoUkommt 
wird  das  Werkzeug  durch  ein  an  demselben 
angebrachtes  winziges  Gltthlämpchen,  welches, 
dessen  Bahn  beleuchtend,  jede  Abirrung  von 
der  vorgezeichneten  Linie  verhütet. 

Benjamin  Franklln's  elektrische 
Lampe.  Ein  Gegenstand  von  hohem  histori- 
schen Interesse  fttr  alle  Elektriker  wurde 
kürzlich  in  London  aufgefunden,  nämlich 
der  Apparat,  mittelst  dessen  Benjamin 
Franklin  zuerst  ein  das  Lesen  ermög- 
lichendes elektrisches  Licht  erzeugte.  Der 
Strom  wurde  mittelst  eines  grossen  Glas- 
cjlinders  erzeugt,  den  man  mit  einer,  einen 
Seidenüberzug  tragenden  Bürste  rieb.  Der 
Lichtbogen  entstand  zwischen  einer  Kugel 
und  einer  Metallspitze. 

Augenbeleuchtung.  Nach  „Electricity** 
soll  es  bei  Augenuntersuchnngen  möglich 
sein,  die  Augen  durch  eine  in  den  Mund 
gesteckte  Glühlampe  von  hinten  zu  erleuchten. 
Die  Pupillen  sollen  als  blutigrothe  Oeffnungen 
erscheinen  und  sich  nicht  zusammenziehen, 
wie  dies  bei  der  Lichtwirkung  von  aussen 
her  der  Fall  ist,  so  dass  durch  diese  neue 
Art  der  Augenbeleuchtung  gewisse  Opera- 
tionen erleichtert  werden. 


Elektrischer    Tuch  schneide  r . 
Erfolg  wenden    sich  manche  Elekciil:- 


Bine  Entdeckung  durch  Zufall 
hat  ein  Hamburger  Privatmann  dort  gemacht, 
der  zu  seinem  Vergnügen  physikalische 
Studien  betreibt.  Derselbe  bezieht  von  dem 
Besitzer  einer  Fabrik  elektrischen  Strom  zur 
Beleuchtung  seines  Arbeitszimmers.  Während 
nun  bU  vor  einigvo  Woc^hen  der  Strorover« 
brüQcb      <.1'  ch     den     Betrag     von 

13  — 15    '  »r,     wur  plüuUch  der 

■'i:  iTten,    da£s    tkh 
iagtn     aitf    acht 


\ 


176 


gezogene  Elektrotechniker  konnte  nichts 
Verdächtiges  an  der  Uhr  finden,  doch  ent- 
deckte man  endlich  nach  längerer  Unter- 
suchung, dass  der  Lichtentnehmer  einen 
starken  Magneten,  den  er  gebraucht,  mit 
dem  Südpol  nach  dem  Elektricitätsmesser 
gerichtet,  in  dessen  Nähe  hatte  liegen  lassen. 
Der  Magnetismus  hat  nun  derartig  be- 
schleunigend auf  den  Gang  des  Pendels  ge- 
wirkt, dass  der  Mehrverbrauch  an  Strom, 
den  die  Uhr  zeigte,  sich  erklärte.  Weitere 
Versuche  ergaben  das  überraschende  Resultat, 
dass,  wenn  der  Nordpol  dem  Pendel  näher 
gebracht  wurde,  dessen  Gang  verlangsamte. 
Die  Wirkung  war  nach  jeder  Richtung  so 
gewaltig,  dass  sie  auch  vom  anderen  Zimmer 
durch  die  Wand  erzielt  werden  konnte."') 

Preisausschreibung.  Die  deutsche 
Spediteur-  und  R  hederei-Z  eitung 
in  Hamburg  hat  drei  Preise  von  Mk.  5000, 
2000  und  1000  ausgesetzt  zur  Erlangung 
eines    chemischen    Mittels    oder    einer    ma- 


schinellen Einrichtung,  wodurch  die  Selbst- 
entzündung von  Kotiienladnngen  in  See- 
schiflFen  durchaus  sicher  und  ohne  Weiteres 
vermieden  werden  kann. 


Neue,  merkwürdige  W^irkungen 
des  elektrischen  Stromes.  Der  französi- 
sche Phisiker  Garnier  hat  endeckt,  dass 
die  Verstählnng  schmiedeeiserner  Platten  auf 
elektrischem  Wege  erreicht  werden  kann, 
wenn  je  zwei  solcher  Platten,  die  durch  eine 
Lage  Holzkohlenpulver  von  einander  ge- 
trennt, auf  einander  gelegt  und  die  Platten 
mit  den  Leitungsdrähten  einer  Dynamo- 
maschine verbunden  und  durch  den  einge- 
leiteten elektrischen  Strom  stark  erhitzt  werden. 
Dabei  zeigt  sich  nun,  nach  einer  Mittheilnng 
vom  Patent-  und  technischen  Bureau  von 
RichardXüders  in  Görlitz,  die  merkwürdige 
Erscheinung,  dass  nur  die  Innenseite  der 
einen  Platte  sich  in  Stahl  verwandelt,  während 
die  andere  Platte  unverändert  bleibt 


Bei  der  Redaction  eingegangene  Bücher. 

Kloktrische  Beleuchtung  und  Kraftübertragung.  Hilfsbuch  zur  Anfertigung  von 
Projecten,  Kostenanschlägen  mit  Tabellen  und  Karten  für  Nichtelektrotechniker. 
Herausgegeben  von  der  Allgemeinen  Elektridtäts'Gesellschaft,  Berlin.  Circa  500  Ab- 
bildungen. Preis  Mk.  10. —  excl.  Porto. 

Das  vorliegende  prächtig  ausgestattete  Hilfsbuch  behandelt  systematisch  alle 
Theile  elektrischer  Anlagen.  Die  Einleitung  gibt  allgemeine  Informationen  fiber 
Beleuchtnngs-  und  Kraftübertragungsprojecte.  Es  wird  ausführlich  erläutert,  wie  im 
gegebenen  Falle  der  Bedarf  an  elektrischen  Lampen  zu  ermitteln  ist.  Es  folgt  dann 
eine  Anleitung  zum  Entwerfen  der  Primärstation  mit  ihren  Betriebsmaschinen  nnd 
Accumulatorenanlagen  unter  Beigabe  von  Dispositionszeichnungen  mit  den  zugehörigen 
Dimensionstabellen . 

Der  zweite  Theil  der  Einleitung  handelt  von  der  Aufstellung  approximativer 
Kostenanschläge.  Die  Kosten  von  Dampfkesseln,  Dampfmaschinen,  Locomobilen, 
Gasmotoren,  Dynamomaschinen,  Elektromotoren,  Accumulatoren  und  endlich  completen 
Beleuchtuogs-Installationen  können  aus  entsprechenden  Tabellen  entnommen  werden. 
Beispiele  für  Projecte  und  Kostenanschläge  dienen  zur  Erläuterung  der  Tabellen. 
Auch  Musterblätter  für  Baupläne  und  Fragebogen  für  die  Vorarbeiten  zu  Projecten 
sind  vorgesehen. 

Der  Haupttheil  des  Werkes  behandelt  die  nach  Abtheilungen  geordneten 
Fabrikate  der  Allgemeinen  Elektricitäts-Gesellschaft.  Die  Abtheilungen  sind  syste- 
matisch angeordnet,  so  zwar,  dass  sie  mit  der  Stromerzeugung  beginnen  und  mit  dem 
Stromconsum  endigen. 

Die  vorliegende  Publikation  ist  wesentlich  anders  als  die  sonst  üblichen  Pro- 
specte  und  Kataloge  elektrotechnischer  Finnen.  Denn  sie  enthält  eine  grosse  Menge 
von  Erfahrungszahlen,  die  nur  durch  jahrelange  statistische  Arbeiten  gewonnen 
werden  konnten;  ferner  ausführliche  Anleitungen  zum  Projectiren  von  Anlagen,  zur 
Berechnung  der  Grösse  und  Leistungsfähigkeit  der  einzelnen  Theile  derselben,  sowie 
zur  Ermittelung  der  Kosten.  Das  Buch  enthält  mithin  eine  Menge  von  Hilfsmitteln 
allgemeiner  Natur,  welche  für  alle  elektrischen  Installateure  und  Exporteure  von 
hervorragendem  Nutzen  sind.  Ausserdem  aber  wendet  sich  das  Buch  an  die  weiten 
Kreise  der  Industriellen  und  Interessenten,  um  sie  über  die  Besonderheiten  des 
elektrischen  Betriebes  zu  informiren,  damit  sie  in  der  Lage  sind,  sich  bezüglich  nen 
zu  schafiender  Einrichtungen  selbst  ein  klares  Bild  zu  machen  und  eine  ungefähre 
Berechnung  der  Anschaffungs-  nnd  Betriebskosten  vorzunehmen. 

Wir  können  das  vorliegende  Werk  nur  auf  das  Wärmste  empfehlen. 


•)  Vergleiche  S.  668,  Heft  XXUI.  ex  1893. 


Verantwortlicher  Redacteur :  JOSEF  EARETS.  —  Selbstverlag  des  Elektro  technischen  Vereins. 

In  Gommiasion  bei  LEHMANN  &  WENTZEL,  Buchhandlung  für  Technik  und  Kunst. 

Druck  von  R.  SPIES  &  Co.  in  Wien,  V.,  Stroussengaase  16. 


Zeitschrift  für  Eleictrotechnilc. 


XJI.  Jahrg. 


1.  April  1894. 


Heft  VII. 


VEREINS-NACHRICHTEN. 


Obronlk  des  Tereines. 

14.  Februar  1894.  — Vcrcins- 
yersammlungr.  Vorsitzender 
Hofrath  Volkmer. 

Das  Wort  erhalt  Ober-Inge- 
nieur Ko  est  1er  zur  Abhaltung 
seines  angekündigten  Vortrages  : 
„Reiseeindracke  aus  Nordamerika''. 
Der  Vortragende  stellt  sich  die  Auf- 
gabe, insbesondere  das  amerikanische 
Strassenbahnwesen  vorzuführen,  mit 
Rücksicht  auf  die  brennenden  Fragen, 
die  gegenwärtig  neue  Strassenbahnen 
für  Wien  bilden.  Die  Ursachen  der 
grossartigen  Entwicklung  der  Strassen- 
bahnen in  Amerika  sind  zu  suchen 
in  der  freien,  raschen  Entwicklung  der 
Städte  mit  ihren  geometrischen 
Strassensügen,  in  der  Theilung  der 
Städte  in  Geschäftsvierteln  und  weit 
ausgedehnten  entfernten  Wohnvierteln, 
in  der  Regsamkeit  des  Geschäftsver- 
kehres, die  keinen  Zeitverlust  duldet, 
und  —  last  not  least  —  im  Unter- 
nehmungsgeist der  Amerikaner  und  der 
Förderung,  die  derselbe  durch  den 
Staat  und  die  Behörden  erfährt.  Zur 
Erwerbung  der  Concession  für  eine 
Strassenbahn  genügt  die  zustimmende 
Unterschrift    von    ^/^    der    Anrainer. 

Chicago,  das  im  Jahre  1853 
als  Verkehrsmittel  nur  18  Omnibusse 
besass,  die  täglich  1300  km  zurück- 
legten und  im  Jahre  500.000  Menschen 
beförderten,  wies  im  Jahre  1893 
800  hm  Strassenbahnen  (120  km 
Kabel-,  150  km  elektrische  und 
530  km  Pferdebahnen)  mit  einer  jähr- 
lichen Frequenz  von  300  Millionen 
Fahrgästen  auf.  Eine  der  elektrischen 
Bahnen  zahlte  ihren  ActionäreEi  trotz 
grosser  Anlagekosccn  und  tr(»u  des 
niederen  Einheitspreises  von  5  Otiti 
für  jede  beliebige  durchfabi 
Strecke    eine    9%ige  Dividende 


S^/q  Zinsen,  also  zusammen  14%  Ver- 
zinsung. Der  Vortragende  bespricht 
nun  die  einzelnen  Systeme  von  Strassen- 
bahnen. 

Kabelbahnen.  Dieselben 
sind  von  San  Francisco  ausgegangen, 
wo  die  erste  im  Jahre  1873  in  Be- 
trieb gesetzt  wurde.  Ein  in  der  Mitte 
der  Geleise  unter  Strassenniveau 
über  Rollen  laufendes  endloses  Seil 
wird  von  dem  Motorwagen  mit 
einem  Greifer  gepackt  und  nimmt 
so  den  Zug  mit.  Die  Geschwindig- 
keit beträgt  15 — 20  km.  Ein  Zug 
besteht  aus  drei  Wagen,  welche  in 
Intervallen  von  einer  Minute  einander 
folgen.  Jeder  Zug  führt  rund  lOO 
Personen.  Die  Anlagekosten  pro  i  km 
stellen  sich  auf  2 — 300.000  Gulden, 
die  Betriebskosten  für  einen  Wagen- 
kilometer 16  Kreuzer.  Doch  scheint 
es,  dass  hier  nicht  die  bedeutenden 
Kosten  der  Auswechslung  des 
Drahtseiles  mit  eingerechnet  sind, 
dessen  Dauer  je  nach  den 
Streckenverhältnissen  eine  sehr  ver- 
schiedene ist.  In  einer  Centrale  in 
Chicago  muss  diese  Auswechslung 
alle  drei  Wochen  vorgenommen 
werden  und  kostet  jedesmal  7500 
Gulden.  Die  Schwierigkeit,  rasch 
zu  bremsen  (erst  muss  der  Greifer 
ausgelöst  werden),  sowie  die  Unmög- 
lichkeit, nach  rückwärts  zu  fahren, 
bringen  es  mit  sich,  dass  eines  von 
den  zwei  Menschenleben,  die  in  Chi- 
cago täglich  dem  Verkehr  zum  Opfer 
fallen,  den  Kabelbahnen  zukommt. 

Elektrische  Bahnen.  Der 
Aufschwung  der  elektrischen  Bahnen 
und  der  Rückgaog  anderer  Systeme, 
den  d^r  VOfl^^^gcnde  an  der  Hand 
st;AÜsti^'   ^  '  I  llen  nachweist,    hat 

'n  geringeren   Be- 


\ 


178 


trischeft  Bahnen,  sowie  in  der  grösseren 
Sicherheit  und  Gefahrlosigkeit  der- 
selben. Zur  Verwendung  kommt  aus- 
schliesslich oberirdische  Lei- 
tung. Die  Geschwindigkeit  beträgt 
15 — 18  km.  Eine  Bahn  von  St.  Louis 
nach  Chicago  auf  eigenem  Planum 
soll  eine  Geschwindigkeit  von  160  km 
erhalten. 

Dampfbahnen.  Die  Strassen- 
bahnen  mit  Dampfbetrieb,  einschliess- 
lich der  Hochbahnen,  besitzen  keine 
grosse  Geschwindigkeit  (18  km).  Die 
Stationen  sind  höchst  einfach :  eine 
Stiege,  die  Casse  und  der  Perron  in 
Waggonhöhe.  Die  Waggons  sind 
lauge,  vierachsig,  mit  einem  Fassungs- 
raume  von  100  Personen.  Die  klein- 
sten Curven-Radien  sind   27^/2  wi. 

Pferdebahnen.  Dieselben 
sind  in  schlechtem  Zustande,  sowohl 
was  Wagen  und  Pferde,  als  auch 
was  das  Geleise  anbetrifft.  Fahr- 
karten und  Controle  gibt  es  nicht, 
eine  ausserordentliche  Annehmlichkeit 
für  die  Fahrgäste.  Der  Conducteur 
zieht  an  einem  Zählapparat,  sobald 
er  den  Fahrpreis  erhalten. 

Der  Vortragende  flocht  in  seine 
Darstellung  zahlreiche  Vergleiche 
mit  Wiener  Verhältnissen,  und  be- 
daiit^rtf  dass  man  sich  in  unserer 
Vaterstadt  jedem  Fortschritte  wider- 
seUt,  wozu  besonders  der  Wiener 
Gemcinderath  beiträgt,  welcher  so 
hartnäckig  der  Einführung  des  elek- 
trischen Betriebes  bei  Strassenbahnen 
sem  Entgegenkommen  verweigert; 
zum  Schlüsse  richtete  der  Vortragende 
fmen  Appell  an  den  Verein,  diesen 
Widerstand  zu  bekämpfen. 

ßaurath  K  a  r  e  i  s  zeigt  an  einem 
Beispiel,  welche  Schwierigkeiten  und 


welche  Verschleppung  sogar  die 
Durchführung  eines  blossen  Versuches 
der  Einführung  des  elektrischen  Be- 
triebes bei  der  Wiener  Traaway 
erfährt. 

Ingenieur  R  o  s  s  theilt  mit,  dass 
auch  Städte  mit  engen  und  krummen 
Strassen,  wie  Boston,  Bremen,  mit 
grossem  Vortheile  den  elektrischen 
Strassenbahnbetricb  verwenden.  Herr 
Ing.  R  o  s  s  erwähnt  auch,  dass  Gis- 
bert  Kapp  die  Stelle  eines  Secretärs 
und  Redacteurs  beim  Verbände  deut- 
scher Elektrotechniker  übernommen 
habe. 

Ingenieur  Klose  spricht  den  Dank 
jenen  Behörden  aus,  die  Ingenieare 
zum  Studium  des  amerikanischen 
Fortschrittes  im  vaterländischen  In- 
teresse nach  Chicago  gesendet  hatten'; 
dazu  gehöre  auch  die  Vertretung 
der  ungarischen  Hauptstadt. 
Ing.  Klose  erinnert  auch  an  die 
Versuche  H  e  i  1  m  a  n  n's  in  Havre, 
auf  einer  Vollbahn  elektrischen  Be- 
trieb einzuführen.  Die  Locomotive 
ist  selbst  eine  kleine  Centrale,  welche 
sowohl  Dynamo  wie  Motor  trägt«  Es 
soll  dadurch  weit  höhere  Geschwin- 
digkeit erreicht  werden. 

Baurath  K  a  r  e  i  s  erwähnt,  dass 
ein  Vortheil  dieses  Systemes  in  der 
geringen  Abnützung  des  Bahnkörpers 
und  Geleises  besteht. 

Der  Vorsitzende  dankt  Herrn 
Ober-Ing.  Koestler  im  Namen  des 
Vereines  für  seine  interessanten  Dar- 
legungen; die  Versammlung  spendet 
reichen   Beifall. 

16.  Februar.  — Ausschuss- 
Sitzung. 


I 


ABHANDLUNGEN- 

Die  Theorie  und  Berechnung  der  asynchronen 
Wechselstrom-Motoren. 

Von  E.  ARNOLD,  Oerlikon. 

(Schlnss.) 

Die  Dimensionirung  der  Einphasen-Motoren. 

Aus  der  entwickelten  Theorie  lassen  sich  die  Forrfieln  für  die  Dimen- 
sionirung eines  Motors  von  gegebener  Leistung  ableiten.  Um  diese  Formela 
möglichst  einfach    zu    gestalten,    sei    in    der  Berechnung    von  vomherem 


179 

eine  kleine  Ungenauigkeit  gestattet.  Diese  Ungenauigkeit  besteht  darin, 
dass  wir  das  negative  Drehmoment  jD^  bei  der  Berechnung  der  Leistung 
des  Motors  vernachlässigen.  Da  aber  jeder  Motor  eine  gewisse  Ueber- 
lastung  ertragen  und  die  zulässige  Schlüpfung  einen  genügenden  Spielraum 
hiezu  gestatten  muss,  so  ist  es  nicht  von  grosser  Bedeutung,  die  Leistung 
des  Motors  für  einen  angenommenen  Betrag  der  Schlüpfung  genau  zu 
kennen,  eine  Abweichung  von  der  berechneten  •  normalen  Leistung  um 
wenige    Procente    gibt    für  die  Praxis    noch    genügend   genaue  Resultate. 

Ist  der  Motor  entworfen,  so  kann  an  der  Hand  der  gegebenen 
Formeto,  wenn  das  wünschenswerth  ist,  eine  genauere  NaÄrechnung 
stattfinden. 

Die  Gleichung  134  für  das  Drehmoment  lautete: 

Beschränken  wir  nun  die  Giltigkeit  dieser  Gleichung 
auf  den  Arbeitsgang  des  belasteten  Motors  resp.  auf  kleine 
Werthe  von  p^  —  j>2»  ^^^  ^^t  Xg  klein  gegen  Äg,  so  darf  als  an- 
nähernd gesetzt  werden 

^^^  if»j,^fa-p,) ^^^^ 

6 


und  die  Wattleistung  des  Motors 

W— — 2 
8    • 

Aus  Gleichung  127  folgt 


^  =  Y' — ^^'P2(Pi-P2) ISO) 


mj,^(p,-p^)=  J^\ ISO 

Pi  —  P2 

Bezeichnen  wir  wie  früher  mit  s  den  Betrag  der  Schlüpfung,  so  wird 
nach  Gleichung  131 

E^  =  s.E''^ 152) 

£^'2  =  Pi^*^t  bezeichnet  diejenige  E.  M.  IC,  welche  in  der  Spule 
des  Ankers,  die  senkrecht  zur  Richtung  des  primären  Magnetfeldes  steht, 
inducirt  wird.  Diese  E.  M.  K.  ist  constant  und  unabhängig  von  der  Ge- 
schwindigkeit des  Ankers,  wir  können  daher  JPg  aus  dem  Uebersetzungs- 
verhältnisse  der  primären  zur  secundären  Wicklung  berechnen. 

Dieses  Uebersetzungsverhältniss,  sowie  die  Cocfficienten  L^ 
und  M  müssen  entsprechend  der  magnetischen  Anordnung  des  Motors 
und  der  I^ge  der  Erregerwindungen  berechnet  werden.  In  den  Fig.  27 
und  28  sind  zwei  verschiedene  Anordnungen  aufgezeichnet  und  der 
Verlauf  der  Kraftlinien  angedeutet.  In  Fig.  27  sind  die  primären  Windungen 
nach  Art  der  Ring-  oder  Trommelwicklung  am  ganzen  Umfange  des 
Eisenkernes  gleichmässig  vertheilt.  Diejenigen  Drähte,  welche  der  Strom 
in  gleicher  Richtun;^  durchfliesst  binrl  gleidi  in  irlart,  und  wir  können  uns 
die  einander  gegenüberliegenden  Drrili  U>  aa,  bb  zu  einer  Windung 

verbunden  denken.  ^ 

Nehmen  wir  im,  <  ^^^n  T^r^n  homogeiujbtensität 

erzeugt,    so    ändert    hv  Aher    die^^      "^    einer 

Windung  durctatrömt,  [-►  ^*    die  tj  "^tzahl 


180 


am    Umfang     des    Feldes,     so    lässt    sich    dieselbe    durch    eine    andere 
Drahtzahl  Nq  ersetzen,  die  alle  auf  dem  Durchmesser  CD  liegen. 

Die  totale  Induction    einer  beliebigen  Windung  ist  =  / .  fl" .  cos  x, 
\md  die  Summe  der  Producte  aus  Windungszahl  X  totale  Induction 


daher 


2    ^  2    ^  ^J^  IC       ^-^ 


IC 


153) 


Das  Magnetfeld  wird  aber  nicht  ganz  homogen  sein,  sondern  die 
Intensität  desselben  nimmt  mit  dem  Winkel  a  zu.  Um  diesem  Umstände 
Rechnung  zu  tragen,  setzen  wir 


1/2 


154) 


Fig.  28. 


Fig.  27. 


Für  die  Anordnung  nach  Fig.  28,  bei  welcher  jede  Windung  der 
Erregerspulen  S  von  sämmilichen  Kraftlinien  des  Feldes  geschnitten 
wird,  ist 

^o  =  i^l 

Wir  setzen  allgemein 

^o  =  «-i-'^i 155) 

Machen  wir  nun  die  mit  praktischen  Ausführungen  übereinstimmende 
Voraussetzung,  dass  die  Windungen  Ag  der  Phase  A  B  des  Ankers 
nur  einen  kleinen  Bogen  am  Umfang  des  Ankers  bedecken,  so  dass 
nahezu  sämmtliche  Linien  des  Feldes  jede  Windung  durchdringen,  so 
wird  das  Uebersetzungsverhältniss 


K 


Jfo 


"Ao       Ci  iVji 


und  mit  Berücksichtigung  der  magnetischen  Streuung 


E".2  =  b.E^. 


c,  h\ 


156) 


157) 


\ 


^1— i^ösr ^^ 


181 

-,        4  IC  c,  iV,  iV„  , 

^=       io3£p •     •     ^59) 

Mit  Benützung  der  Gleichung  157,  152,  151,  150  und  149  ergeben 
sich  nun  für  die  Berechnung  eines  Einphasen-Motorsdie 
Gleichungen 

1^  =  — .^.!Fi.« 160) 

^'=^t-^' -^'i 

4  ^2    2  « f4     22^    A\2       1  "^^  ^ 

^2  =  — ^  (I  —  «) 166) 

Diese  Formeln  stimmen  mit  den  för  Mehrphasen-Motoren  abgeleiteten 
Gleichungen  60  bis  65  bis  auf  die  Constante  4  q^  vollkommen  überein. 

Für  eine  bestimmte  anzunehmende  Schlüpfung  s  und  die  gegebene 
WatÜeistung  W  des  Motors  lässt  sich  aus  Gleichung  163  der  Widerstand  J?2 
einer  Phase  des  Ankers  und  aus  Gleichung  164  der  Widerstand  Rq  einer 
einzelnen  Windung  oder  eines  einzelnen  Stabes  inclusive  der  zuge- 
hörigen Querverbindung  berechnen. 

Die  obigen  Gleichungen  sind  an  vielen  ausgeführten  Motoren  verificirt 
worden,  imd  geben  mit  den  gemachten  Messungen  gut  übereinstimmende 
Resultate. 

Die    Berechnung     des     Erregerstromes,     des    Leerlauf- 
stromes und  des  Belastungsstromes. 

Nach  Gleichung  107  ist  der  Erregerstrom 

j.=^   ........  m 

Der  Werth  von  L^  ist  aus  Gleichung  156  zu  berechnen. 

Der  Erregerstrom  lässt  sich  ebenso  wie  bei  den  Mehrphasen-Motoren, 
auch  au3  den  magnetisirenden  Kräften,  welche  aus  den  Inductionsdichten 
im  Feld-  und  Ankereisen  und  im  Lufträume  einzeln  bestimmt  werden 
können,  berechnen. 

Wir  wählen  wieder  die  in  Fig,  5  eioKetragenen  und  auf  Seite  63 
Und  64  angenommenen  Br^  ^  '^nungen     T '  '  iction  B  im  Lufträume  S 

lässt     sich    am    besten     '  intiLi  ;orausset^en,     dass     die 


*)  Ixt  GlekbttDf  64  if^il 


i  V 


182 

Windungszahl  Cj  A\  mit  der  Winkelgeschwindigkeit  Pi  :  k  oder  der 
Umfangsgeschwindigkeit 

^  —  Pl^  —  HhA 
2k~     k 

in  einem  stehenden  Magnetfelde  von  der  Intensität  H  rotire,  so  dass  die 
Amplitude  der  inducirten  E.  M.  K.  =  E^  wird,  die  Inductionsvorgänge 
sind  dann  dieselben  wie  bej  einem  pulsirenden  Magnetfelde  von  der 
maximalen  Intensität  H  \md  feststehender,  senkrecht  zur  Richtung  des 
Feldes  liegender  Windungszahl  q  JV\.  Wir  wollen  die  mittleren  Inductions- 
dichten  ermitteln ;  Es  wif d  die  mittlere  Induction  im  Lufträume 

5=AlA^ ,68) 

oder  ^ 

B  = ^ -f— — 169) 

Die  mittlere  Induction  im  Feldeisen  (Fig.  27  in  den  Quer- 
sclmitten  A  C  und  BD)  wird 

-  _  E^  .  IG»  ^ 

^~2.Ä./4.f\  .Cj.iN'i 
und  die  maximale  Induction  ^ 

B^max=Y2  .B^ 172) 

Die  mittlere  Induction  im  Anker  ist 

i/o  = V. 5^ 172) 

und 

^ainaxrr:  j/2  .5a 

Sind  nun  H^  und  H2  die  den  Indüctionen  B^  und  ^2  entsprechenden 
magnetisirenden  Kräfte,  welche  einer  Magnetisiruogscurve  entnommen 
werden  können,  li  und  ^2  die  mittlere  Länge  des  magnetischen  Strom- 
kreises im  Feld-  bezw.  Ankereisen,  so  wird  die  erforderliche  Ampere- 
Windungszahl 

=  ^.2kaB  +  H,I^+H2f^ 
4  ^ 

und  da  die  Windungszahl  =  c^  .  — , 
der  Erregerstrom 

•^•  =  r-r7r-(^^  +  ^i'i+^2'2)  •   .   ■   •   173) 

Der  Leerlaufstrom  wird  nun  aus  Gleichung  106  und  107 

-^0-^, '74) 

Bezeichnet  wieder  Jn  denjenigen  Strom,  welcher  die  vom  Motor 
consumirten  Watts  ohne  Phasenverschiebung  liefern  würde,  oder  dessen 
Phase  mit  E^  zusammenfällt,  so  ist 


183 


Der  B  el a  s t  u n  g SS  t r  o  m 

^=1/77+17/ .     ^7^ 

In    Fig.  29    ist    das  Diagramm    der    Stromstürkeo    gegeben,    es    ist 

AC=  Jn 

Mit    Berücksichtigung     der    Streuung     wird     übereinstimmend     mit 
den  Gleichungen  y6  und  80 


und 


T   Vj:'+Jn 


T  2 


J,= 


62.  J„ 


cos  Ti  =  -7^_-^^=E=: 


K7/+  J„^ 


.     .     177) 
.     .     178) 


Fig.  29. 

Bezüglich  der  Construction  des  Feldes  und  des  Ankers 
kann  ebenfalls  auf  das  bei  den  Mehrphasen-Motoren  Gesagte  verwiesen 
werden. 

Schlussbemerkungen.  Aus  den  hier  gegebenen  Gleichungen 
geht  hervor,  dass  mit  einigen  für  die  Praxis  zulässigen  Annäherungen  und 
indem  wir  die  GUtigkeit  der  Gleichungen  auf  den  Arbeitsgang  des  Motors 
beschränken,  die  Vorausberechnung  der  Ein-  und  Mehrphasen-Motoren 
fast  identisch  ist,  der  Einfluss  der  Selbstinduction  und  des  Widerstandes 
der  Ankerwindungen,  der  Schlüpfung,  der  Streuung  u.  s.  f.  ist  in  beiden 
Fällen  derselbe. 

Auf  eine  Eigenschaft  der  asynchronen  Wechselstrom-Motoren  will 
ich  noch  aufmerksam  machen.  In  den  Gleichungen  62  und  162  erscheint 
die  Wattleistung  als  unabhängig  von  der  Tourenzahl 
des  Motors,  d.  h.  wir  können  bei  gegebener  Periodenzahl  und  gege- 
bener Windungszahl  von  Feld  und  Anker  einen  Motor  zwei-,  vier-,  sechs- 
oder  achtpolig  wickeln,  wobei  sich  die  Tourenzahlen  umgekehrt  wie  die 
Polzahlen  ändern,  die  Leistung  des  Motors  bleibt  bei  derselben  Schlüpfung  s 
stets  dieselbe.  Der  Motor  verhält  sich  wie  ein  Transformator,  dessen 
Capacität  nur  von  dem  Aufwände  an  Eisen  imd  Kupfer  und  von  der 
Periodenzahl  abhängt 

Machen  wir  z.  B.  ei<ien  zweipoligen  Mehrphasen-Motor  vierpolig,  so 
erhalten  wir  ein  Drehfeld  von  dop|i!ter  Stärke,  das  mit  halber  Ge- 
schwindigkeit rotirt,  die  Beanspruch!  nfc  ^-s  Feld-  und  Ankereisens  bleibt 
dieselbe,    weil   der   ftB?netische  "^  i^  anstatt  zweifach  i'^tzt  vierfach 

verzweigt  ist.  Ttetsäc^         n^   ]  *  Vergrösserur         •  Polzahl, 


A 


184 


bei  derselben  Beanspruchung  von  Kupier  und  Eisen  die  Leistung  des 
Motors  in  Folge  der  vermehrten  Streuung  und  des  vergrösserten  Erreger- 
stromes abnehmen.  Eine  Aenderung  der  Polzahl  bedingt  daher  im 
Allgemeinen  auch  eine  Aenderung  der  Windungszahl  des  Feldes. 

Es  wäre  aber  unrichtig,  anzunehmen,  dass  bei  asynchronen  Motoren 
durch  Vergrösserung  der  Tourenzahl  resp.  Verminderung  der  Polzahl  die 
Leistung  derselben  dementsprechend  gesteigert  oder  bei  Vermehrung  der 
Polzahl  dementsprechend  vermindert  würde. 

Die  Aenderung  der  Periodenzahl  beeinflusst  dagegen  die  Leistung 
der  Motoren  in  demselben  Sinne,  wie  die  Leistung  von  Transformatoren. 


a;% 


Fig.  30. 

Die  Maschinenfabrik  Oerlikon  hat  bis  jetzt  Mehrphasen- 
Motoren  in  18  verschiedenen  Grössen  von  ^/jg  bis  100  HP  imd  Einphasen- 
Motoren  von  V20  ^^^  ^5  ^P  in  13  verschiedenen  Grössen  ausgeführt. 
Fig.  30  gibt  das  Bild  eines  achtpoligen  60  HP  Drehstrom-Motors  für 
HO  Volt  unverkettete  Spannung,  725  Touren  pro  Minute.  Der  Leer- 
laufstrom beträgt  40  Ampere,  der  Wattconsum  bei  Leerlauf  17 10  Watt, 
die  Stromstärke  bei  normaler  Belastung  170  Ampere.  Der  Wirkimgsgrad 
des  Motors  ist  94  Procent,  das  Gewicht  desselben  1620  kg. 


Neue  Signalcontrole. 

Von  A.  PRASCH. 
(Schluss.) 

Dies  zu  erzielen,  wird  in  der  Hauptleitung  unmittelbar  bei  dem 
Controlsignale  oder  sonst  an  einem  beliebigen  Punkte  ein  zweiter  Wecker 
als  sogenannter  Schleppwecker,  dessen  Ankerbewegung  keine  Stromunter- 
brechung herbeiführt,  eingeschaltet.  Die  für  das  Läuten  dieses  Weckers 
unentbehrlichen  periodischen  Stromunterbrechungen  besorgt  eine  an  dem 
zu  überwachenden  Signale  angebrachte  Vorrichtung,  der  sogenannte  Pendel- 
Contact  von  F.  Gattinger.  Das  Wirken  dieses  Contactes,  welcher  bis 
zu    einer    gewissen    Grenze    auch    eine    Regulirung    der    zwischen    zwei 


185 


folgenden  Unterbrechungspausen  verlaufenden  Zeitdauer  zulässt,  ist  aus 
Fig.  15  leicht  zu  ersehen.  Vor  dem  Elektromagnete  EE  ist  das  Pendel  P 
an  der  Blattfeder  p  aufgehängt.  Der  gabelförmige  Theil  dieses  Pendels 
greift  über  den  Schwingungspunkt  des  Pendels  hinaus  und  trägt  an  einer 
Schraube  verschiebbar  das  die  Schwingungsdauer  des  Pendels  regulirende 
Gewicht  G,  An  dem  Anker  A  ist  eine  zweifach  rechtwinkelig  abgebogene 
Fortsetzung  befestigt,  welche  in  der  Ruhe  oder  stromlosen  Lage  an  den 
Contact  C  des  Pendels  anliegt  und  die  leitende  Verbindung  zwischen 
Pendel  und  Anker  herstellt.  Der  Anker  ist  in  dieser  Lage  von  den  Elektro- 
magneten abgelöst  und  wird  durch  das  Gewicht  des  Pendels  nach  rechts 
gedrückt. 

Werden  nun  die  Elektromagnete  durch  einen  elektrischen  Strom  erregt, 
so    wird    der  Anker   rasch    angezogen    und    versetzt    dem  Pendel  einen 


Fig.  15.  (Seitenansicht  links.) 


P»g.   'S-  (Vorderansicht.) 


Stoss,  welches  nun  ausschwingt  und  hiedurch  den  Contact  bei  c,  somit 
auch  den  ganzen  Stromkreis  unterbricht. 

Der  Anker  hebt  sich  somit  von  den  hiedurch  entmagnetisirten 
Elektromagneten  ab.  Beim  Rückschwünge  des  Pendels  schliesst  sich  deren 
Contact  imd  auch  hiedurch  der  Stromkreis  neuerdings,  wodurch  das  Pendel 
einen  neuerlichen  Anstoss  erhält.  Das  Pendel  wird  daher  so  lange 
schwingen  \md  den  Stromkreis  selbstthätig  abwechselnd  öffnen  und 
schliessen,  als  die  Verbindimg  der  Batterie  mit  dem  Pendelcontacte  und 
der  Leitung  hergestellt  bleibt  Diese  periodischen  Stromunterbrechungen 
und  Schlüsse  wirken  auf  den  ganzen  Stromkreis  zurück,  und  muss  deshalb 
auch  der  Schleppwecker  ertönen.  Die  eiozelnen  Schläge  desselben  folgen 
sich  in  längeren,  durch  die  Schwinj]futjfesdauer  des  Pendels  gegebenen 
Pausen. 

Da  aber  durch  die  I"^ wäh^  ^r  1  'interbrechimgen  auch  der 


Signalkörper   der   optiscl 


•irr 


Schwingunge*       ersetzt 


186 

werden  würde,  musste,  dies  zu  verhindern,  eine  Ergänzung  an  dem  Pendel- 
contacte  angebacht  werden.  Diese  besteht  aus  dem  zweiarmigen,  um  die 
Achse  X  drehbaren  Hebel  h,  welchen  eine  schwache  Spiralfeder  an  den 
zu  diesem  Zwecke  an  dem  Pendel  befestigten  Contact  q  anzudrüdcen 
sucht  hieran  aber  bei  der  Ruhelage  durch  einen  Hemmstift  gehindert 
wird.  Der  Abstand  zwischen  h  und  e^  ist  jedoch  ein  so  geringer,  dass 
sich  q  bei  jedem  Impuls,  welchen  das  Pendel  zum  Ausschwingen  eiiiält, 
sofort  an  h  anlegt  imd  den  Stromkreis  unter  Ausschaltung  der  EUektro- 
magnete  neuerdings  schliesst  Da  der  Hebel  h  dem  Pendel  folgen  muss, 
bleibt  der  Stromkreis  filr  die  ganze  Dauer  der  Schwingung  des  Pendeis 
bis  auf  jene  kurzen  Intervalle  geschlossen,  welche  vom  Abheben  des 
Pendels  von  dem  Anker  bis  zum  Anlegen  desselben  an  den  Hebel  h  \md 
umgekehrt  vergehen.  Diese  kurzen  Unterbrechungspausen  reichen  zwar 
hin,  den  Wecker  zum  Ertönen  zu  bringen,  sind  aber  nicht  genügend  lang, 
um  ein  merkliches  Ausschwingen  des  Signalkörpers  zu  verursachen. 

Bei  der  Freistellung  des  Signales  wird  diese  selbstthädge  Unter- 
biechungsvorrichtung  aus  dem  Stromkreise  ausgeschaltet.  Hiedurch  wird 
das  Läuten  des  Weckers  verhindert,  weil  der  Anker  desselben  stets  von 
den  Elektromagneten  angezogen  bleibt 

Wenn  ein  solcher  Hilfswecker  verlangt  wird,  kann  von  der  An- 
bringung eines  Contactes  an  der  optischen  Controle  zur  Schliessung  des 
Localstromkreises  Umgang  und  hiefiir  dieser  Wecker  mit  in  Anspruch 
genommen  werden. 

Der  Contact  für  diesen  Stromkreis  schliesst  sich  an  diesem  Wecker 
nur  bei  länger  währender  Unterbrechimg  des  Hauptstromkreises.  Eine 
solche  tritt  sowohl  bei  der  Halt-  als  auch  Freistellung  nicht  ein,  denn 
die  durch  den  Pendelcontact  hervorgerufenen  Unterbrechimgen  bei  der 
ersten  Signallage  sind  zu  kurz,  um  den  Anker  des  Weckers  nach  rück- 
wärts voll  zum  Ausschwingen  kommen  zu  lassen. 

Dass  sich  die  Verwendung  dieser  Controlvorrichtung  nicht  blos  auf 
die  Controle  der  Distanzsignale  beschränkt,  sondern  für  gleiche  Zwecke 
auch  auf  alle  zweier  massgebenden  Endstellungen,  fähigen  Signale  ausgedehnt 
werden  kann,  ist  ebenso  einleuchtend  wie  die  Benützung  derselben  für 
manche  Fälle  als  Rücksignal,  welches  alle  Zweifel  ausschliessen  soll. 

Fig.  i6  zeigt  die  Anordnung  der  Apparate  imd  der  Leitungsver- 
bindungen bei  Anwendung  des  Pendel-Contactes. 

Doch  sei  hier  noch  einer  weiteren  Verwendung  dieses  Signales  im 
Eisenbahndienste  gedacht,  die  sich  als  nützlich  erweisen  dürfte,  und  zwar 
als  Controle  der  irchtigen  Lage  der  Weichen  auf  kleineren  uikI  mittleren 
Stationen  ohne  centraüsirte  Weichenstellung. 

Wiewohl  die  persönliche  Controle  der  richtigen  Weichenstellung  mit 
einen  wichtigen  Theil  der  Verpflichtungen  des  verkehrsleitenden  Be- 
amten bildet,  so  wird  doch  Jeder,  der  den  Verkehrsdienst  aus  eigener 
Anschauung  kennt,  zugestehen  müssen,  dass  diese  Controle  trotz  ihres 
unleugbaren  moralischen  Werthes,  für  keinen  Fall  ausreichend  ist. 

Die  Zeit,  welche  zwischen  Controle  und  Eünfahrt  des  Zuges  ver- 
streicht, ist  in  dem  günstigsten  Falle  nicht  unter  lo  Minuten  anzunehmen. 
Würde  auch  die  Weiche  bei  der  Controle  in  der  richtigen  Lage  befunden, 
so  kann  doch  irmerhalb  dieses  Zeitraumes  eine  Umstellung  der  Weidie, 
aus  Ursachen,  die  hier  nicht  näher  erörtert  werden  sollen,  erfolgen.  Ejne 
Controle  der  Weichenstellung  aus  der  Lage  der  Weichensignalkörper  gibt 
aber  noch  keinen  Aufschluss,  ob  die  Weiche  auch  sicher  gestellt  sei, 
d.  h.  dass  der  Zug  über  die  Weiche  auch  einen  ununterbrochenen  Schienen- 
weg vorfindet. 


187 


Die  Weiche  lässt  überhaupt  nur  zwei  normale  Stellungen,  u.  zw.  in 
die  Gerade  und  in  die  Abzweigung,  zu,  und  entspricht  also  in  dieser 
Richtung  dem  Distanzsignale.  Somit  sind  auch  die  Vorbedingungen  zur 
Anwendung  dieses  Controlsignales  für  die  Weichencontrole  gegeben. 
Die  den  Stromwechsel  herbeiführenden  Contacte  an  der  Weiche  lassen 
sich  so  genau  einreguliren,  dass  sie  erst  dann  zur  Wirkung  gelangen, 
wenn  die  Spitzschiene  an  die  Stockschiene  fest  anliegt,  somit  die  Weiche 
auch  verlässUch  gestellt  wird.  Jede  nicht  normale  Lage  der  Weiche  muss  somit 
durch  das  Alarmsignal  angezeigt  werden.  Eine  Aenderung  in  der  Einrichtung 
des  Controlapparates  wird  durch  diesen  Verwendungszweck  nicht  bedingt, 
doch  dürfte  es  sich  schon  zum  Unterschiede  von  der  Controle  für  die 
Distanzsignale  empfehlen,  den  Signalkörper  um  45^  nach  links  zu  drehen, 


Optische  Controle. 
Langsam  -  Wecker. 
Alarm-  Wecker. 
Jnducior. 

Jnductoriaster. 

Ortsbatterie. 

Coniact  für  Controle. 

8  Pendelwecker, 

9  Distanz -Signsd- Spulen. 

10  Linienhatterie . 


I 

KW 


m 


\(b 


(r\     ^-' 


1, 


^j 


Fig.  16. 

wodurch  derselbe  für  alle  drei  Fälle  der  Signal-Kundgebung  sichtbar  bleibt. 
Es  würde  dann  beispielsweise  der  um  45^  nach  links  oder  rechts  geneigte 
Signalkörper  die  Stellung  der  Weiche  in  die  Gerade  oder  Abzweigung, 
der  senkrecht  stehende  Signalkörper  dagegen  einen  abnormalen  Zustand 
anzeigen. 

Der  aus  einer  solchen  Weichencontrole  entspringende  Vortheil 
wäfe  der,  dass  der  verkehrsleitende  Beamte,  wenn  die  Controle  unmittelbar 
vor  Ankunft  eines  Zuges  einen  Anstand  in  der  Weichenstellung  anzeigt, 
in  den  meisten  Fällen  in  der  Lage  sein  wird,  den  Zug  vor  der  Weiche 
zum  Halten  zu  bringen  imd  die  Correctur  in  der  Weichenstellung  zu  ver- 
anlassen. 


Zur  Ermittlung  des  Erdschlusswiderstandes  durch 
Spannungsmessungen. 

Von  Dr.  RICHARD  HIEC 


Die  Messung  des  Fehlei 
des  Torsionsgalvanometers  oder 
über  die  Deutung   der  Resultate 


£0^ 

väÄnr 


andes  wäÄnd  des  Betriebes  mittelst 

eters  ist  fr        '  »ekannt,  \md  herrscht 

iner  D\  r  chine,   einer  Arm- 


188 


mulatorenbatterie  oder  einem  Zweileitersystem  und  bei  dem  Vorhandensein 
nur  einer  einzigen  Fehlerstelle  wohl  kein  Zweifel. 

Bei  der  Ausführung  wird  das  Torsionsgalvanometer  mit  einem 
entsprechenden  Vorschaltwiderstande  w^  zwischen  den  einen  Pol  der  zu 
untersuchenden  Leitung  und  Erde  geschaltet.  Ist  der  angezeigte  Strom  /j, 
das  Spannimgsniveau  des  Poles  E^,  das  der  vorhandenen  Fehlerstelle  Ve, 
der  Fehlerwiderstand  W,  so  ist: 

wenn  A  =  ==.  und  X^  =  —  genommen  wird. 

Dieselbe  Messung  am  zweiten  Pol  durchgeführt  ergibt  eine  zweite 
Gleichung  für  Ve  imd  A,  welche  hieraus  berechnet  werden  können. 

Weniger  einfach  liegen  die  Verhältnisse  bei  einem  Mehrieitersystem, 
in  welchem  an  jedem  Pole  eine  gewisse  Ableitung  stattfindet,  oder  auch 
in  den  obenerwähnten  Fällen,  wenn  statt  eines  oder  selbst  zweier  Fehler 
deren  mehrere  vorhanden  sind. 

Die  nachstehenden  Ausführungen  über  diesen  Gegenstand  werden 
sich  auf  ein  Fünfleitersystem  beschränken,  wo  auf  jedem  Pole  eine  be- 
stimmte Ableitung  stattfindet,  doch  sind  die  Resultate  immittelbar  auf 
complicirtere  Fälle  anwendbar. 


Eine  Reihe  von  vier  Batterien,  jede  von  der  Spannung  E,  wie  in 
Fig.  I,  von  deren  Polklemmen  i,  2,  ...  5  Ableitungen  vom  Wider- 
stände Wif  W2f  W^,  W^  und  JF5  zu  einem  gemeinsamen  Punkte  e 
führen,  versinnlicht  die  Ableitungsverhältnisse  in  dem  oben  erwähnten 
Fünfleiter,  wenn  die  Widerstände  der  Batterien  gegen  W^  bis  W^  ver- 
schwinden. 

Zur  Berechnung  der  Ströme  J^  bis  J^  dienen  die  KirchhofFschen 
Gesetze,  aus  denen  unter  anderen  die  nachstehenden  fünf  Gleichungen 
hervorgehen : 

Ji  +  J2  +  J%  +  Ji  +  J^  =  o 


TFi  Ji  —  E=  W^  J2  WqJq  —  E=  W^  J^ 

Die  Stromstärken  Jj  bis  J5  ergeben  sich  zu: 


E=  W,J, 


3 


W, 


W„ 


+  .^ 


Wi    '   w 


W 


189 


3 


^w 


Setzt   man  J .  11^=  F  und  -^y  =  A,  so  ist: 

W 

'^2  =  £^  (-  Ai  +  A3  +  2  A,  +  3  Aj) 

■^8  =  v^  (-  2  Ai  -  Aa  +  A,  +  2  Aj)  etc. 

Bezeichnet  man  nun  das  Spannungsniveau  des  negativen,  fünften 
Poles   als    das  niedrigste    mit  o,    so  kommt  der  Erde  die  Spannimg  Ve: 

Fe=  -  F,  =  ^  (4  A,  +  3  A2  +  2  A3  +  AJ  zu 

Es  ist  dann: 

T>.SA  =  4JS;.Ai  +zE.S^  +2£.A3  +  JS;.A^ 

Stellt  man  sich  unter  A^,  A2  bis  A5  Kräfte  vor,  die  an  den  Hebel- 
armen /^Ey  iE,  2  E,  E  und  o  senkrecht  angreifen,  so  wäre  Ve  der  Hebel- 
ann, an  dem  die  Summe  aller  Parallelkräfte,  SA  angreifen  müsste,  um 
die  gleiche  Wirkung  wie  die  Einzelkräfte  hervorzubringen;  Fe  ist  der 
Angriffspunkt  der  Resultante  SA. 

Da  nun: 

F7=^(A3  +  2A,  +  3A,  +  4A5) 

=  ^:?.[4SA-(4Ai  +  3A2+2A3  +  A,)] 

SO  ist: 

Fj  =  4  -E  —  Fe  und  ebenso : 

1^=3£-  Fe" 

F3  =  2  -£?  —  Fe  etc.,  was  eigentlich  selbstverständlich  ist. 
Die  Spannimgsmessimg  mit  dem  Torsionsgalvanometer  von  je  einem 
Pole  zur  Erde  gibt  etwas  andere  Werthe  für  V  =  j  ,w  als  die  obigen   V, 
da  man  ja  durch  das  Anlegen  der  Galvanometerleitung  die  Ableitung  ver- 
mehrt.   Dies    kommt  jedoch    nur  in  SA  zum  Ausdrucke,    indem    hiezu 
noch  das  jeweilige  X  zu  a<Ujtta  ist.  Es  wird : 
E    ^^ 
^i=v-Ä-.  2  A3 +  3  A4-' 


=  (4  i?  -  Ve) 


190 

SA 

SA  +  Xj 

SA 

SA  +  Xa 


F3  =  (2^-Fe)^|A_etc. 

Diese  Formeln  sind  dieselben,  wie  bei  einem  Zweileiter  mit  einer 
einzigen  Fehlerstelle  bei  Ve  von  der  Leistungsfähigkeit  SA,  sobald  man 
statt  El  die  Spannungen  ^  E,  3  E,  2  E  etc.  einsetzt. 

Die  Grössen  Ve  \md  SA  repräsentiren  auch  für  die  Messung  mit 
dem  Torsionsgalvanometer  die  Resultante  der  einzelnen  Erdableitungen. 
Diese  selbst  können  durch  Variationen  der  Messung  nicht  von  einander 
getrennt  werden,  da  sie  nur  in  den  beiden  Verbindungen  Ve  und  S  A  in 
den  Bestimmimgsgleichimgen  vorkommen. 

Die  einfachste  Formel  zur  Berechnung  von  SA  erhält  man,  wenn 
man  zur  Messung  zwei  Pole,  i  und  2,  verwendet,  zwischen  denen  Fe 
liegt  imd  in  der  Galvanometerleitung  beidemale  den  gleichen  Widerstand 
verwendet;  es  ist  dann  z.  B.  Fj  positiv  und  V2  negativ;  bezeichnen  (KJ 
und  (F^)  die  absoluten  Beträge,  so  ist: 

Diese  Formeln  behalten  auch  noch  Giltigkeit,  wenn  die  Fehler  sich 
nicht  direct  auf  den  einzelnen  Leitern  des  Netzes,  sondern  an  Punkten 
mit  beliebiger  Spannung  vorfinden.  Auch  ist  es  einleuchtend,  dass  dieselben 
nicht  auf  ein  Fünfleitersystem  beschränkt  sind. 

Bei  Zweileiteranlagen  für  Glühlicht,  bei  denen  man  sich  von  der 
guten  Isolation  der  Dynamo  oder  Batterie  überzeugt  hat,  kann  man  an- 
nehmen, dass  ausserdem  nur  Fehler  auf  dem  positiven  oder  negativen 
Leiter  selbst  vorkommen,  da  der  Faden  einer  Glühlampe  wohl  nicht  gut 
Schluss  mit  Erde  haben  kann.  In  diesem  Falle  kann  man  die  Ableitung 
des  positiven  und  negativen  Poles  einzeln  bestimmen.  Ist  die  Spannung 
des  negativen  Poles  =  o,  so  ist : 

y.-      E^A^            .     ,          TeSA 
I  e  =  "YX'     ^^^^^  ^^2  =  — ^ 


ferners : 


I A  =  Ai  +  A2 ,     somit  A^  =  ^-  (£•!  -  Ve). 


Die  Messung  mit  dem  Torsionsgalvanometer  oder  Voltmeter  kann 
jeder^eeit  während  des  Betriebes  vorgenommen  werden,  imd  liefert  auch, 
weil  hiebei  die  Leitungen  unter  Betriebsspannung  sich  befinden,  ein  maass- 
gebenderes  Resultat,  als  die  Untersuchung  mit  einer  eigenen  Messbatterie, 
oder  dem  Isolationsprüfer  mit  Inductor,  dessen  vibrirender  Strom  bei 
einiger  Capacität  der  Anlage  das  Resultat  fehlerhaft  macht.  Aus  diesen 
beiden  Gründen  sollten  Regulativbestimmungen  über  ein  Isolationsminimum 
sich  stets  ausdrücklich  auf  die  unter  Betrieb  gemessene  Isolation  beziehen. 


191 
Das  Feuermeldewcsen  in  Wien. 

(Ans   einem  Vortrage    des  Herrn  Ingeniears  JULIUS  STERN    im  Allgemeinen  technischen 

Vereine.) 

Blättern    wir    in    den    Annalen    der    Feuerlöscbgeschichte  Wiens,    so 

gelangen  wir  bis  in  das  Jahr  1534  zurück,  in  welchem  Jahre  sich  die  ersten 

Spuren  einer    diesbezüglichen     organisatorischen  Entwicklung  vorßnden.    In 

diesem  Jahre  wurde  nämlich  die  erste  Feuerlöschordnung  vom  Bürgermeister 

und  Ratb  der  Stadt  Wien  herausgegeben. 

Die  auf  das  Meldewesen  bezüglichen  Funkte  lauten : 

„Zum  dritten  :  wo  solches  Feuer  überband  nehmen  würde,  so  dass 
der  l'hürmer  auf  dem  St.  Stefansthurme  oder  sein  Gesinde  oder  der  zweien 
.  Wächter  einer,  so  dass  daselbst  bei  Tag  und  Nacht  insonderheit  dazu 
bestellt  und  besoldet  werden,  den  Glockenstreich  thun  würde,  so  sollen 
alle  und  jede  Zimmerleute,  Maurer,  Ziegeidecker,  Schmiede  und  Schlosser 
sammt  ihrem  Gesinde  mit  Haken,  Krampen,  Hauen  und  anderem  Zeuge 
an  den  Ort,  wohin  der  Thürmer,  wenn  es  untertags  mit  der  rotben  Fahne, 
oder  wenn  es  bei  Nacht  mit  dem  Liebte  in  einer  Laterne  zeigen  wird, 
un  verzogen  lieb  zu  laufen  und  daran  nicht  verhindern  lassen,  sondern  allda 
treulich  retten  und  das  Feuer  zu  dämpfen  und  zu  löschen  helfen. 

Zum  sechsten:  soll  in  angezeigter  Feuersnoth  weder  bei  Klöstern 
noch  anderen  Kirchen  der  Glockenstreicb  geschehen,  als  allein  zu 
St.  Stephan  und  zu  St.  Michael,  damit  das  Volk  dadurch  nicht  verirrt 
werde,  noch  andern  Enden  zulaufe,  sondern  straks  dem  Feuer,  wie 
obensteht,  zuzueilen   wisse. 

Zum  siebenten:  wenn  bei  den  Schotten  angeschlagen  würde,  so 
soll  jedermann  wissen  und  verstehen,  dass  das  Feuer  irgend  im  tiefen 
Graben  oder  am  Salzgries  angebe,  dann  der  Tbürmer  auf  St.  Stephans- 
thurm  an  denselben  Orten  nicht  leicht  ersehen  kann. 

Zum  21.  Ob  mehr  als  ein  Feuer  anginge,  so  soll  die  Anzahl  der- 
selben auf  gemeldeten  St.  Stephanstburm  mit  Zahl  der  rotben  Fahnen, 
oder  wenn  es  bei  Nacht,  mit  Anzahl  der  Laternen  bedeutet  und  angezeigt 
werden,  damit  sich  männiglicb  darnach  zu  richten  habe. 

Fublicirt  und  eröffnet  durch  den  Bürgermeister,  Richter  und  Ratb 
der  Stadt  Wien  den  28.  Tag  des  Monats  April  im  Jahre   1534." 

Hieraus  ist  zu  ersehen,  dass  zu  jener  Zeit  das  gesammte  Meldewesen 
nur  in  der  Hand  der  Thurm Wächter  ruhte  und  dass  diese  es  waren,  welche 
bei  Feuersgefahr  durch  das  Läuten  der  Sturmglocken  die  Stadt  alarmirten. 
Die  erste  Feuerlöscbordnung  stand  bis  zum  Jahre  1688  in  Wirksam- 
keit, wurde  sodann  neu  ausgearbeitet  unter  Kaiser  Leopold  I.  und  als  die 
Leopoldinische  Feuerlöscbordnung  bezeichnet. 

Im  Jahre  1759  erschien  die  Theresia  nisc  he  Feuerlöscbordnung.  Diese 
bestimmte,  dass  bei  Feuersgefabr  in  den  damaligen  Vororten  die  Grund- 
Wächter  mittelst  Trommelschlages  die  Feueransage  zu  geben  haben.  Die- 
selbe war  jedoch  keine  Meldung  in  unserem  Sinne,  sondern  nur  eine  Alar- 
mirung  der  Mannschaften. 

Endlich  wurde  181 7  das  sehnlichst  erwartet^  „Feuerlöscb-Patent" 
herausgegeben,  das  schon  eine  bessere  Organisation  in's  Auge  fasste. 

Bei  erfolgter  Meldung,  entweder  durch  den  Tbürmer  oder  mündlich 
an  das  Unterkammeramt,  wurde  dieses  verpflichtet,  Alarm  bis  zur  Haupt- 
wache schlagen  zu  lassen.  Von  der  Hauptwache  musste  die  Meldung  in  die 
k.  k.  Burg  abgeben  und  gleichzeitig  Alarm  d«tfaii  die  Strassen  der  Stadt 
mittelst  Trommelschlages  besoi;gtr«iwrden. 

Schon  damals    suchte    man    **'*"    Meldung«  Tbürmers,    der    bei 

beobachtetem   Feuer   erst    einen  zur  Haui  ^t^nden  musste,    zu 


192 


beschleunigen,  indem  ein  Sprachrohr  vom  ThQrmer  zum  Messner  herab- 
gefuhrt  wurde,  um  sofort  nähere  mündliche  Angaben  über  Lage  und  Aus- 
dehnung des  Brandes  geben  zu  können.  Späterhin  wurde  dieses  durch  ein 
Bleirohr  ersetzt,  in  welchem  schriftliche  Meldungen  in  Metallbüchsen  ver- 
packt herabbefördert  wurden. 

Nichtsdestoweniger  waren  diese  Meldungen  sehr  unverlässlich.  Das 
Bedürfniss,  zur  genauen  Bestimmung  des  Brandortes  einen  Apparat  auf- 
zustellen, machte  sich  immer  mehr  fühlbar,  und  es  versuchten  Mehrere,  einen 
solchen  zu  construiren,  doch  ohne  praktischen  Erfolg.  Erst  dem  Director 
der  kaiserlichen  Sternwarte,  Carl  Ludwig  Edlen  von  Littrow,  war  es 
vorbehalten,  nachdem  er  von  Kaiser  Franz  1,  den  Auftrag  hiezu  erhielt^  ein 
Instrument  zu  bauen,  das  er  Toposkop  (Ortsschauer)  nannte  und  das  allen 
gestellten    Anforderungen    in    überaus    praktischer    Weise    Rechnung    trug. 


Fig.  I. 

Dieses  l'oposkop  besteht  zunächst  aus  einem,  um  eine  horizontale 
Achse  T  und  eine  verticale  Säule  LM  drehbaren  Fernrohre  AB  (Fig.  l), 
welches  mit  einem  Fadenkreuze  versehen  ist.  Mit  der  verticalen  Achse  in 
starrer  Verbindung  ist  ein  auf  einem  horizontalen  Halbkreis  JS  H  spielender 
Zeiger  F  8  und  mit  der  horizontalen  Achse  durch  die  Zahnradübersetzung^P 
in  Verbindung  ein  auf  dem  verticalen  Halbkreis  CD  spielender  Zeiger  2>  0. 
Wird  nun  das  Fernrohr  in  der  verticalen  Ebene,  also  um  die  horizontale 
Achse  T  gedreht,  so  muss  auch  der  Zeiger  D  O  der  Bewegung  Folge 
leisten  und  wird  sich  auf  einem  der  Fernrohrstellung  entsprechenden  Punkte 
des  Verticalhalbkreises  C  D  einstellen.  Ebenso  wird  bei  Bewegung  des  Fem- 
rohres in  horizontaler  Ebene,  also  um  die  verticale  Achse  Xif  der  Zeiger  FS 
seinen  Platz  verändern  und  auch  einen  der  Fernrohrstellung  entsprechenden 
Punkt  bezeichnen.  Man  kann  also  jede  Stellung  des  Fernrohres  durch  zwei 
Punkte  des  Theilkreises  genau  bestimmen,  und  umgekehrt  gibt  jede  Richtung 
des  Fernrohres  zwei  Punkte  an.  Dass  bei  ein  und  derselben  Stellung  die 
zwei  durch  die  Zeiger  gegebenen  Punkte  stets  dieselben  sind,  ist  aus  Vorher- 


193 


gesagtem  leicht  ersichtlich.  Es  wurden  duo  för  besondere  Punkte  und 
Gegenden  im  Umkreise  des  Stephansthurmes  empirisch  ermittelte  Zahlen- 
systeme aufgestellt  und  diese  tabellarisch  geordnet,  so  zwar,  dass  der  Thörmer 
bei,  auf  ein  brennendes  Object  eingestelltem  Fernrohre  die  Ablesungen  der 
beiden  Zeiger  auf  der  Tabelle  nachsuchte  und  nebenan  sogleich  die  Orts- 
bezeichnung fand.  Dieses  för  das  Instrument  benöthigte,  sogenannte  Register 
wurde  von  dem  Sohne  des  Directors  Littrow  gemeinsam  mit  dem  Assi- 
stenten der  Sternwarte  Dr.  J.  G.  Böhm  ausgeführt  und  in  den  Jahren  1865  bis 
1867  von  den  Ingenieuren  des  Stadtbauamtes  revidirt. 

War  der  Ort  mit  Hilfe  dieses  Instrumentes  ermittelt,  so  mussten  die 
einzelnen  Meldungen  an  die  Behörden  abgehen,  u.  zw.  an  das  Unterkammeramt 
und  an  die  Hauptwache  Am  Hof.  Diese  letztere  hatte  die  Verpflichtung,  in 
der  Stadt  Alarm  schlagen  zu  lassen  und  Ordonanzen  an  die  Militärbehörden 
zu  entsenden,  sowie  auch  durch  ihren  Officier  mündliche  Meldung  an  den 
Hofkriegsraths-Präsidenten  zu  erstatten. 

Da  das  Militär  allmälig  mehr  und  mehr  zu  Peuerlöschzwecken  heran- 
gezogen wurde  und  unausgesetzt  neue  Verordnungen  herausgegeben  wurden, 
stieg  im  Laufe  der  Jahre  die  Zahl  dieser  Meldungen  so  enorm,  dass  im  Jahre 
1838  bei  jedem  noch  so  geringfügigen  Brande  13  Meldungen  zu  ergehen 
hatten. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Elektrisches  Färbeverfahren. 


Mit  Besag  auf  den  unter  dieser  Be- 
2eichnung  auf  S.  129  d.  Jahrg.  etschienenen 
Artikel  unserer  Zeitschrift  erhalten  wir  von 
Prof.  Dr.  Friedrich  Goppelsroeder  ans 
Mühlhausen  i.  Elsass  die  Mittheilung,  dass 
er  seine  Priorität  in  dieser  Erfindung  ge- 
wahrt sehen  will. 

Wir  können  constatiren,  dass  Professor 
Gop  pelsroeder  uns  jeweilen  »eine 
Publikationen,  betreffend  seine  Studien  über 
die  Anwendung  der  Elektrolyse  tur  Dar- 
stellung, zur  Veränderung  und  zur  Zerstörung 
der  Farbstoffe,  ohne  oder  in  Gegenwart  von 
vegetabilischen  oder  animalischen  Fasern, 
seine  Arbeiten  ttber  die  Darstellung  der 
Farbstoffe,  sowie  Über  deren  gleichzeitige 
Bildung  und  Fixation  auf  den  Fasern  mit 
Hilfe  der  Elektrolyse,  zu  dediciren  die  Freund- 
lichkeit hatte.  Er  hat  auch  seinerzeit  einer 
Anzahl  von  Mitgliedern  des  Elektrotechnischen 
Vereines  in  Wien  dieselben  Arbeiten  zu- 
gesandt und  dedicirt.  Dieselben  befinden 
sich  auch  in  der  Vereinsbibliothek.  In  Folge 
der  eingangs  erwähnten  Mittheilung  macht 
Prof.    Dr.    Goppelsroeder    auf    seine 


Publikationen  von  1885,  1889  und  1891 
(seine  elektrochemischen  Publikationen  datiren 
seit   1873)  aufmerksam. 

Er  sendet  dem  Vereine  Duplicate  seiner 
Schriften  für  die  Bibliothek,  wofür  demselben 
der  Dank  votirt  werden  wird. 

Prof.  Dr.  Goppelsroeder  führt  ans, 
dass,  so  sehr  es  ihn  freue,  wenn  für  das 
von  ihm  angeregte  Gebiet  sich  allseits  immer 
mehr  und  mehr  Interesse  zeigt,  er  doch 
nicht  seine  Priorität  preisgeben  könne.  Er 
erinnert  daran,  dass  seinerzeit  Herr  k.  k.  Bau- 
rath  J.  Kar  eis  ein,  seine  praktischen  Resul- 
tate enthaltendes  Album  dem  Vereine  vor- 
gelegt, und  dass  auf  Wunsch  dasselbe  auch 
dem  Wissenschaftlichen  Club  in  Wien 
vorgelegen  hatte.  Abgesehen  davon  haben 
seine  Resultate  an  verschiedenartigen  Aus- 
stellungen figurirt. 

Wir  geben  diesem  Wunsche  des  Herrn 
Professors  mit  dem  Bemerken  Raum,  dass 
an  seinem  Verdienste  in  diesem  wichtigen 
und  hoflfentlich  zukunftsreichen  Zweige  der 
Elektrotechnik  kein  Kenner  seiner  Arbeiten 
zweifeln  wird. 


Dennoch  eine  elektrische  Stadtbahn  in  Wien? 


Eine  schwere  Geburt !  Darum  aber  hoffent- 
lich nicht  eine  Missgeburt!  Gut  Ding  will 
Weile  haben;  aber  nach  dieser  Weile  muss 
dis  Werdende  schon  sehr  gut  werden.  Wir 
haben  schon  vor  längerer  Zeit  Über  das,  was 
Dtchfolgt,  einzelne  Mittheilungen  erhalten, 
die  wir  jedoch  für  die  Veröffentlichung  nicht 
geeignet  hielten;  jetzt  aber  heisst  es,  dass 
die  Oeiterreichische  Länderbank,  die  sich 
bekanntlich  mit  d«r  Wiener  ^ta  ^ehr 


eingehend  beschäftigt  und  bereits  dem  Ab- 
schlüsse nahe  Verhandlungen  wegen  Finan- 
zirung  derselben  mit  der  Regierung 'geführt 
hatte,  nun  ein  umfassendes  Project  für  die 
Ausgestaltung  der  Wiener  Verkehrsanlagen 
ausgearbeitet  und  sich  wegen  Durchführung 
desselben  mit  der  Wiener  Tramway-Gesell- 
schaft  in  Verbindung  gesetzt  hat.  Wie  wir 
nun  erfahren,  haben  die  diesbezüglichen  Ver- 
handlungen in   der  letzten  Zeit   eine  princi- 

15 


194 


pielle  Uebereinstimmung  in  der  Hauptiache 
ergeben  und  steht  auch  die  Regierang  der 
Angelegenheit  wohlwollend  gegenüber. 

Es  soll  eine  neue  grosse  Verkehrs- 
Gesellschaft  fär  Wien  in's  Leben  gerufen 
werden  mit  einem  Capital  von  ao — 30  Mil- 
lionen Gulden.  Diese  Gesellschaft  soll  eine 
einheitliche  Gestaltung  des  gesammten  Local- 
verkehrs,  der  neben  den  Stadtbahnlinien  be- 
stehen und  sich  noch  weiter  entwickeln  muss, 
ermöglichen,  indem  sie  einerseits  die  innere 
Ringlinie  von  der  Elisabeth-  bis  zur  Au- 
gartenbrücke,  ferner  eine  die  innere  Stadt 
durchquerende  Linie,  von  der  Elisabeth- 
brücke unter  dem  Stefansplats  zur  Station 
Ferdinandsbrücke,  herstellt  und  andererseits 
das  gesammte  Netz  der  Wiener  Tramway- 
Gesellschaft  erwirbt.  Der  Betrieb  soll  so 
organisirt  werden,  dass  ein  Correspondenz- 
dienst  auf  sämmtlichen  Linien  der  neuen 
Unternehmung  und  damit  zugleich  ein  Ein- 
heitspreis eingeführt  werden  soll,  der  jede 
Belästigung  des  Publikums  ausschliesst.  Die 
Ring-,  sowie  die  Radiallinie  durch  die  innere 
Stadt  sollen  als  Untergrandbahnen  mit  elek- 
trischem Betriebe  hergestellt  werden,  und 
zwar  sollen  bei  der  Ringlinie  unr  wenige 
Stufen  zu  den  Geleisen  herabführen,  da  die 
obere  Decke  der  Tunnels  mittels  eiseraer 
Traversen  und  einer  Betonschichte  möglichst 
nahe  unter  dem  Strassenpflaster  liegen  wird. 
Die  durch  die  innere  Stadt  führende  Radial- 


linie wird  natürlich  tiefer  geführt  werden 
müssen,  um  den  in  den  Strassen  liegenden 
Canälen  und  Leitungen  auszuweichen. 

Die  im  ursprünglichen  Programm  der 
Regierung  vorgesehene  innere  Ringlinie  be- 
ginnt bei  der  Station  „Elisabethbrücke*  nad 
übersetzt  den  regulirten  Wienfloss  mittelst 
einer  Brücke,  um  theils  als  gedeckte  Unter- 
grundbahn, theils  dort,  wo  es  die  Vorgärten 
und  öffentlichen  Anlagen  gestatten,  als  offene 
Einschnittbahn  zwischen  Stützmauern  den 
Getreidemarkt,  die  Museum-,  Anersperg-  und 
Landesgerichtsstrasse  zu  durchziehen  nnd  in 
die  Universitätsstrasse  einzuschwenken.  Sie 
erhält  unmittelbar  nach  Unterfahrang  der 
Babenbergerstrasse  in  den  Gartenanlagen 
beim  Hofstallgebäude  die  Station  „Museum*', 
in  den  Anlagen  nächst  dem  Volkstheater  die 
Station  „ Volkstheater **,  dann  die  Station 
„Rathhaus*  und  unter  den  Gartenanlagen 
vor  der  Votivkirche  die  Station  „Schotten- 
ring^.  Von  der  Station  Schottenring  sieht 
sich  die  Trace  unter  der  Ringstrasse  hin  nnd 
mündet  am  Franz  Josefs-Quai. 

Vorläufig  hat  man  sich,  wie  gesagt,  erst 
im  Principe  verständigt.  Es  steht  noch  nicht 
fest,  ob  die  bestehenden  Linien  der  Tram- 
way- Gesellschaft  sämmtlich  für  den  elek- 
trischen Betrieb  umgestaltet  oder  ob 
dieser  nur  auf  einzelnen  Radiallinien  ein- 
geführt, auf  den  Ringlinien  aber  der  Pferde- 
betrieb beibehalten  werden  soll. 


Bericht  über   die  Arbeiten   der  Prüfungs-Commission  der  Inter- 
nationalen elektrotechnischen  Ausstellung  in  Frankfurt  a.  M.  1891. 


Im  Laufe  der  nächsten  Tage  wird  end- 
lich der  von  allen  Seiten  mit  Spannung  er- 
wartete Bericht  Über  die  Arbeiten  der 
Prüfungscommission  der  Frankfurter  elektro- 
technischen Ausstellung  erscheinen.  Wir  be- 
grüssen  damit  nicht  nur  ein  Werk  von  tech- 
nisch hervorragender  Bedeutung,  sondern 
auch  ein  bemerkenswerthes  Zeichen  gemein- 
samer internationaler  wissenschaftlicher  Arbeit. 
Das  Werk,  ein  Ergebniss  exacter  Forschung, 
langwieriger  und  eingehender  Berechnungen, 
umfasst  den  derzeitigen  Stand  der  gesammten 
Elektrotechnik  und  der  Hilfsgebiete  des  Ma- 
schinenbaues. Die  in  dem  Prüfungsberichte 
niedergelegten,  von  den  hervorragendsten 
Vertretern  der  internationalen  elektrotech- 
nischen Wissenschaft  an  den  Ausstellungs- 
objecten  gewonnenen  Messungsergebnisse  ge- 
statten einerseits  den  Vergleich  der  Leistungs- 
fähigkeit  der  verschiedenen  Constructionen, 


sie  werden  aber  auch  andererseits  auf  Jahre 
hinaus  die  Grundlage  bilden  fär  die  von  den 
Fabrikanten  einzuschlagende  Richtung,  indem 
sie  zeigen,  was  von  den  hervorragendsten 
Constructeuren  auf  verschiedenen  Wegen  er- 
reicht worden  ist. 

Der  Bericht  umfasst  über  60  Druck- 
bogen mit  155  Text- Illustrationen  (die  cum 
Theil  die  gewonnenen  Ergebnisse  in  Cnrven 
darstellen),  sowie  eine  graphische  Tafel  in 
Farbendruck,  und  behandelt  in  einer  Reihe 
von  Unterabtheilungen :  Djmamomaschinen 
und  Elektromotoren,  Transformatoren,  Accn- 
mulatoren,  Instrumente,  Leitungsmaterialien, 
das  Gebiet  der  Beleuchtungstechnik,  Kessel 
und  Betriebsmaschinen,  Elektromedicin,  Te- 
lephonie.  Elektrische  Eisenbahnen  und  Schi6Fe 
und  schliesslich  die  Lauffeuer  Arbeitsüber- 
tragung, 


Preifiverhältniss  des  Gaslichtes  und  des  elektrischen  Lichtes. 


Noch  vor  wenigen  Jahren  verhielt  sich 
der  Preis  des  elektrischen  zu  jenem  des 
Gaslichtes  wie  5:2;  nach  den  letzten  Be- 
richten ist  das  Verhältniss 

in  Berlin   1*25  :  i 

„    Barmen 1*27  :  i 

„    Breslau 1*32:  i 


in  Elberfeld 1*39  :  i 

„    Hannover 1*46 :  i 

,    Düsseldorf 176  :  i 

„    Köln 1-88:  i 

Der  Preis    des    elektrischen  Lichtea 
noch  lange  nicht  an  seiner 
angelangt.     Die  Erzeugungskostt" 


rischen  Lichtea   M  J 

it  untersten  <«Mi^^J 
gskostt"  BH 

^       1 


196 


Stellen  sich  fortdaaernd  niedriger  und  die 
ökonomische  AasDÜtsang  der  Kraftanlagen 
gehen  Hand  in  Hand  mit  einer  Verbtlligang 
des  Lichtes.  In  Berlin  versorgt  die  Allge- 
meine  Eldctridtäts-Gesellschaft  hente  schon 
383  Elektromotoren  von  sosammen  937  EF 
mit  Strom ;  ausserdem  hat  diese  Gesellschaft 
14  Strassenbahnen  mit  150  Ann  Länge  und 
228  Motorwagen  im  Betriebe  nnd  andere 
Gesellschaften,  die  von  Schuckert  &  Comp., 
sowie  die  nUnlon**  und  die  Hänser  Siemens 
&  Halske  können  auf  ähnliche  Erfolge  hin- 
weisen. Dass  die  Elektricitfit  in  neu  ent- 
stehenden Gemeinwesen,  wie  sie  in  Amerika 
auftauchen,  dem  Gase  den  Rang  abläuft, 
wird  Niemand  in  Abrede  stellen.  Diese  Be- 
leuehtungsweise  mnss  daher  —  nach  Allem  — 
mehr  Annehmlichkeit^  mehr  sanitäre,  sicher- 
heitliche nnd  sonstige  Vortheile  bieten,  als  die 
Gssbelenchtnng. 

Wir  würden  diese,  bis  zum  Range  von 
Gemeinplätien  herabgesunkenen,  längst  be- 
kannten Versicherungen  hier  nicht  wieder* 
holen,  wenn  nicht  die  mehr  oder  minder 
verehrlichen  Gemeindevertreter  einer  ge- 
wissen Conlenr  in  Wien  die  Frage  der  Er- 
richtung eigener  Gaswerke  auf  Stadtkosten 
som  bekannten  rothen  Lappen  heraussu- 
bilden  sich  bestreben  möchten.  Da  wir  doch 
dem  Gemeinwesen,  dem  wir  angehören, 
gerne  nützen  wollen,  so  glauben  wir  in  der 
Darstellung,    die  wir    eben    gegeben,    einen 


Beitrag  zur  Benrtheilnng  geboten  zu  haben, 
der  auch  von  gegnerischer  Seite  auf  Be- 
achtung Anspruch  erheben  darf. 

In  Chicago  z.  B.  war  im  Jahre  1884 
keine  Centralstation  und  keine  elektrische 
Beleuchtung  vorhanden.  Gegenwärtig,  d.  h. 
eigentlich  schon  vor  einem  halben  Jahre 
waren  daselbst  2,233.000  DolL  in  Licht- 
centralen  investirt,  welche  320.000  Doli, 
jährlich  Nutzen  abwarfen,  allerdings  Brutto- 
ertrag. Es  sind  daselbst  die  Kleinigkeit  von 
136.000  (16  kerzige)  Glühlampen  inttalÜrt 
gewesen,  4376  Bogenlampen  strahlten  in  den 
Strassen  und  3612  EP  wurden  von  den 
Centralen  aus  in  Form  elektrischer  Motoren 
in  Thätigkeit  gesetzt.  Der  Preis  des  Stromes 
beträgt  7 1/2  englische  Pfennige  pro  Kilowatt, 
hiebei  sind  die  Emeuerungskosten  der  Lampen 
mitberechnet.  Die  Erstellnngskosten  des  Kilo- 
watt betragen  3Vs  englische  Pfennige;  es  ist 
das  schon  wenig,  allein  mit  Wachsthum  der 
Verwendnngssphäre  des  elektrischen  Stromes 
sinkt  der  Lichtpreis  und  —  wie  weit  er 
sinken  wird  —  ist  heute  schwer  anzugeben. 
Gegenwärtig  sind  drei  Centralstationen  in 
Chicago  nnd  eine  vierte  ist  im  Baue  be- 
griffen. Dieselbe  wird  eine  Leistungsfähigkeit 
von  20.000  EP  aufzuweisen  haben. 

Wen  diese  Thatsachen  nicht  belehren, 
der  will  eben  nicht  belehrt  sein,  allein  es 
ist  so:  das  Alte  fällt  auch  auf  diesem  Ge- 
biete nnd  neues  Leben  blüht  aus  den  Ruinen. 


EUektriscbe   Centralanlage  in  Czernowitz. 


Im  vorjährigen  Hefte  XXI,  Seite  515, 
haben  wir  bereits  über  das  Project  einer 
elektrischen  Strassenbahn  und  einer  Anlage 
für  elektrische  Beleuchtung  in  der  Hanptstadt 
der  Bukowina  berichtet  Nach  Mittheilungen, 
die  uns  nun  zugehen,  beabsichtigt  die  Stadt 
Czernowitz  eine  grosse  Centralanlage  durch- 
zuführen, welche  sowohl  den  Strom  für  die 
Beleuchtung  der  Stadt  als  auch  für  eine 
herzustellende  Trambahn  von  ca.  6  km 
Länge  liefern  soll.  Die  letztere  soll  vom 
Bahnhofe  Czernowitz  zum  Bahnhofe  Volks- 
garten führen.  Gleichzeitig  wird  von  dieser 
Centralanlage  der  elektrische  Strom  geliefert 
werden  für  die  Inbetriebsetzung  des  Pump- 
werkes der  in  Ausführung  begriffenen  Wasser- 
leitung und  Canalisimng  der  Stadt  Czerno- 
witz zum  Pmthflttsse,  woselbst  eine  neue 
Badeanstalt  errichtet  werden  soll.  Die  Ein- 
leitung der  bezüglichen  Concessiousverhand- 
longen  mit  dem  Handelsministerium  steht 
unmittelbar  bevor.  Während  bezüglich  der 
Csnalisirung  und  Wasserleitung  bereits 
bindende  Abmachungen  getroffen  wurden, 
sind  bezüglich  der  oben  angegebenen,  in 
Verbindung  mit  der  elektrischen  Central- 
anlage auszuführenden  Arbeiten  drei  Offerte 
eingelaufen,  und  zwar  von  <^ea  Firmen 
Siemens     &    Halske,     K  •  etzky. 


Mayer  &  Comp,  und  von  der  Union- 
Elektricitäts-Gesellschaft  in  Berlin. 
Während  aber  die  beiden  erstgenannten 
Firmen  schon  die  detaillirten  Projecte  und 
die  Kostenvoranschläge  überreicht  haben,  be- 
schränkte sich  die  „Union*'  auf  die  Ein- 
bringung eines  Programmes,  nach  dessen 
Genehmigung  durch  die  Stadtgemeinde 
Czernowitz  erst  die  Aufstellung  des  Kosten - 
Voranschlages  erfolgen  soll.  Die  Gesammt- 
kosten  der  elektrischen  Centralanlage  dürften 
sich  auf  600.000  fl.  belaufen.  Die  Stadt- 
gemeinde, welche  erst  kürzlich  mit  der 
N  ie  d  er  ö  s  ter  r.  Escompte*  Gesell- 
schaft ein  Anlehen  im  Betrage  von  ein- 
einhalb Millionen  Gulden  abgeschlossen  hat, 
welches  zu  den  angegebenen  Zwecken  ver- 
wendet werden  soll,  beabsichtigt,  sich  mit 
einem  Drittel,  das  ist  mit  200.000  f1.,  an  der 
Gründung  einer  Actiengesellschaft  für  die 
elektrische  Anlage  zu  betheiligen.  Die  Stadt- 
gemeinde Czernowitz  hat  sich  übrigens,  wie 
wir  vernehmen,  an  den  Präsidenten  der 
Lemberg  -  Czemowitzer  Eisenbahn  -  Gesell- 
schaft, Herrn  E.  A.  Ziffer,  mit  der  Bitte 
gewendet,  er  möge  die  Gemeinde  bei  der 
Durchführung  dieses  Projectes  mit  seinem 
technischen  Rathe  unterstützen,  was  Herr 
Ziffer  anch  zusagte. 


15* 


196 


filektrische  Anlagen  in  Ungarn. 


Fanfkjrchen  bat  im  Juni  1893 
Gftns&  Comp,  gegen  5000  fl.  Cantion 
die  Concessiou  zum  Bau  aod  Betriebe  einer 
Centrale,  die  nach  70  Jahren  nnentgeltlich 
an  die  Stadt  fallen  soll,  ertheilt  Die  Kosten 
der  öffentlichen  Beleuchtung  betragen  3*2  kr. 
pro  Hekto  Wattstunde,  welcher  Preis  im  Laufe 
der  Jahre  auf  2*4  kr.  sinken  soll,  wobei 
jedoch  die  Beleuchtungskörper  nicht  inbe- 
grifien  sind.  FUr  private  Beleuchtung  stellen 
sich  die  Kosten  pro  Hektowattstunde,  bei 
einem  Minimalconsnm  von  400  Jahresbrenn- 
stunden  pro  Lampe  mit  15^/0  Rabatt,  auf 
5*5  kr.  nnd  fttr  motorische  Zwecke  auf 
4  kr.,  so  dass  die  Pferdekraft  bei  2000 
Stunden  jährlichen  Gebrauches  mit  15^/0 
Rabatt  680  fl.  kosten  würde. 

Unter  ähnlichen  Bedingungen  hat  die 
Stadt  E r  1  a n  mit  Ganz  &  Comp,  einen 
Vertrag  abgeschlossen.  Die  Stadt  leistet 
keine  Garantie  und  flberlässt  der  Unter- 
nehmerin mit  50J ähriger  Concession  kosten- 
los den  Baugrund  für  die  Centrale.  Nach 
70  Jahren  geht  die  ganze  Anlage  nnentgelt- 
lich an  die  Stadt  über.  Die  öffentliche  Be- 
leuchtung erfolgt  mit  100  Stttck  lökerzigen 
und  150  Stttck  I2kerzigen  Glühlampen  mit 
einem  Preis  von  2*8  kr.  pro  Hektowattstunde 


bei  1500  Jahresbiennstunden  einer  Lampe. 
Die  Kosten  der  Privatbeleuchtnng  bextffern 
sich  auf  6  kr.  pro  Hektowattstnnde  and 
I  fl.  Grundtaxe  jährlich  pro  loo  Watt  bei 
120/0  Rabatt. 

Ueber  die  Beleuchtungsanlage  der  Stadt 
Te  mesvdr  berichteten  wir  seinerzeit  im 
Heft  XII  1892,  Seite  571.  Dieses  von  der 
Brnsh  Electrical-Company  er- 
richtete Werke  wurde  im  Jahre  1892  von 
der  Stadt  angekauft. 

Die  Städte  Hermannstadt  und 
H  e  1 1  a  u  haben  statistische  Daten  gesam- 
melt, nm  mit  Hilfe  derselben  eine  Belench- 
tungsanlage  in's  Leben  zu  rufen.  Die  50jäh- 
rige  Concession  soll  einem  localen  Actien- 
UDternehmen  gegen  eine  Caution  von 
10.000  fl.  übertragen  werden.  Die  Centrale 
muss  einen  Strombedarf  für  455  i6kerzige, 
ganznächtige  Glühlampen  zur  öffentlichen 
Beleuchtung  liefern.  Die  Kosten  derselben 
bdlaufen  sich  anf  i'i  bis  1*5  kr.,  je  nach- 
dem die  Stromliefemng  hydraulisch  oder 
mittelst  Dampf  geschieht.  Für  Privatbeleuch- 
tung  stellt  sich  der  Preis  auf  3*6  bis  4  kr., 
für  motorische  Zwecke  0*9  bis  1*5  kr.  pro 
Hckto  Wattstunde. 


Wettbewerb. 


Die  ,,Elektr  otechnisch  e  Gesell- 
schaft zu  Leipzig",  in  Verbindung  mit 
dem  Verleger  der  „Elektricitäf*,  Hans  Paul 
in  Leipzig,  schreiben  einen  Wettbewerb  für  die 
beste   Bearbeitung    folgender  Themata    aus: 

1.  Kritik  der  bestehenden  Isolations- 
und LeitUDgs-Systeme  für  elektrische  Be- 
leuchtungs  -  Einrichtungen  in  Einzelanlagen 
oder  Hausinstallationen  im  Anschluss  an 
Centralen  mit  besonderer  Berücksichtigung 
von  gas-  und  wasserhaltigen  oder  danernd 
feuchten  Räumen. 

2.  Herstellung  einer  für  die  Schwach- 
stromtechnik brauchbaren  Erdleitung  in 
wasserarmem  Boden  unter  Berücksichtigung 
der  Kosten 

und  haben  dafür  je  zwei  Preise  zu  200  Mk. 
und  100  Mk.  ausgesetzt. 

Die  Bedingungen  zur  Theilnahme  an  dem 
Wettbewerb  sind  folgende :  Die  eingesandten 
Arbeiten  dürfen  noch  nirgends  veröffentlicht 
sein.  —  Die  Einsendung  hat  bis  spätestens 
20.  Mai  1894  anonym  an  die  Verlagsbuch- 
handlung von  Hans  Paul  in  Leipzig  zu  er- 
folgen. —  Dem  Manuscript  ist  ein  ver- 
schlossenes Couvert  beizulegen,  das  aussen 
das  Kennwort    trägt    und    den  Namen,    die 


vollständige  Adresse,  sowie  die  Abonnements- 
Quittung  über  ein  Jahres -Abonnement  der 
„Elektricität''  des  Verfassers  enthält.  Die 
Arbeiten  sind  in  deutscher  Sprache  eiozn- 
senden.  Der  Verlagsbuchhandlnog  bleibt  es 
vorbehalten,  ausser  den  prämiirten  Arbeiten 
noch  weitere  eingesandte  Manuscripte  znr 
Veröffentlichung  in  der  „Elektricität**  zn  er- 
werben. Durch  die  Preisertheilung  werden 
die  prämiirten  Arbeiten  ausschliessliches 
Eigenthum  der  Verlagsbuchhandlung  von 
Hans  Paul  in  Leipzig. 

Die  Ergebnisse  der  Concurrenz  werden 
öffentlich  bekannt  gemacht.  —  Die  preis- 
gekrönten Arbeiten  sollen  in  der  „Elektricität* 
veröffentlicht  werden. 

Das  Preisrichteramt  üben  aus  die  Herren  : 
Ingenieur  Max  Lindner,  Mitinhaber  der 
Firma  Oskar  Schöppe  in  Leipzig.  (Ver- 
treter von  Siemens  &  Halske,  Berlin.)  In- 
genieur A.  DrÜhl  in  Leipzig.  (Vertreter 
der  Allgemeinen  ElektricitäU-Gesellschaft  in 
Berlin.)  Professor  Dr.  Eduard  Z  et z sc  he, 
Dresden.  Kaiserl.  Telegraphen  -  Director 
Kirchner,  Leipzig.  Ingenieur  Dr.  Maxim. 
Luxenberg,  Chef-Redacteur  der  „Elek- 
tricität",  Leipzig, 


LITERATUR. 


k 


Der  elektrische  Strom^als  Licht-« 
und  Kraftquelle.  Von  Baumeister  Hart- 
wig, Stadtverordneter  zu  Dresden.  Separat- 
abdruck des     1.    Buches    vom    Bericht    des 


Verwaltnngsausschnsses  der*Stadtverordneten 
zu  Dresden. 

Wem  Gott  ein  Amt  gibt,    dem   gibt 
auch     Verstand,      dürfte     Herr     Baumelst 


197 


Hartwig  gedacht  haben,  als  er  das  Referat 
ober  die  RathsTorlage  betreffend  den  Bau 
eines  Elcktricitätswerkes  in  Desden  über* 
Dabm,  er  konnte  nmso  wohlgemnther  dieser 
Aofgabe  sich  widmen,  als  sein  Urtheil,  wie 
er  in  der  Einleitung  so  treffend  bemerkt, 
durch  Sachkenntniss  nicht  getrübt  wnrde. 

Wenn  bisher  die  wohl  irrige  Anffassang 
bestand,  dass  es  Aufgabe  des  Bericht- 
eritatters  in  solchem  Falle  sei,  das  Ver- 
ttäodniss  der  vorliegenden  Vorarbeiten  den 
Stadtverordneten  durch  einen  Bericht  in  mög- 
lichst gedrängter,  präciser  Form  tu  ermög- 
lichen, so  theilt  der  „Sachverständige** 
Hartwig  offenbar  diese  Ansicht  nicht,  denn 
sein  Referat  ist  zu  drei  stattlichen  Bänden 
aogewachsen,  deren  erster  mit  480  Seiten 
gr.  Format  jettt  dem  erstaunten  Publicum 
darch  den  Buchhandel  um  nur  Mk.  6  zu« 
ginglich  gemacht  wird. 

Offenbar  ist  dem  Verfasser  schliesslich 
selbst  vor  dem  Umfang  seiner  Arbeit  bange 
geworden  und  hat  er  deshalb  sein  Werk  so 
eingetbeilt,  wie  in  Reisehandbüchern  über 
die  Zeit  der  Reisenden  bei  Besichtigungen 
verf&gt  wird. 

Haben  Sie  sehr  wenig  Zeit,  so  meint 
der  „Sachverständige",  so  lesen  Sie  nur  das 
ausführliche  Inhaltsverzeichniss,  selbes  ist  in 
der  Form  eines  Frage-  und  Antwortspieles 
abgefasst  und  gibt  auf  acht  eng  bedruckten 
Seiten  das  Alpha  und  Omega  der  ganzen 
Elektricitätswerks- Frage. 

Wer  aber  ein  paar  Stunden  Zeit  Übrig 
hat,  der  lese  wenigstens  das  Schlusswort, 
bei  mehr  Zeit  ist  auch  auf  eine  entspre- 
chende Auswahl  nnter  den  einzelnen  Capiteln 
hingewiesen,  wobei,  um  das  Verständniss  zu 
fördern,  die  Hauptpunkte  bei  jedem  Capitel 
wiederholt  sind. 

Im  ersten  Theile  des  Werkes  findet 
sich  ein  Lehrbuch  der  Elektrotechnik,  in 
150  Seiten  ist  von  der  Reibungs-Elektricität 
angefangen  bis  zum  Drehstrom  Alles  für  das 
Verständniss  dieses  Faches  Erforderliche 
wieder  gegeben. 

Wohl  ist  schon  viel  Herrliches  auf  dem 
Gebiete  der  elektrotechnischen  Schrift- 
stellerei  geleistet,  aber  die  Palme  gebührt 
unbedingt  dem  „Sachverständigen"  Hartwig 
aod  können  wir  es  nicht  unterlassen,  dies 
durch  einige  Beispiele  zu  belegen. 

Auf  Seite  33  ist  erklärt,  wie  sich  der 
Strom  im  Lichtbogen  in  Wärme  umsetzt 
and  heisst  es  dann  wörtlich    S.    34    weiter: 

„Sobald  nun  der  Strom  durch  die  Kohle 
hindurch  ist,  d.  b.  sobald  er  in  den  fort- 
gehenden, kurz  fernen  Leiter  eingetreten  ist, 
wird  ans  der  Wärme  wieder  Elektridtät  und 
diese  ffiesst  als  Strom  wie  vorher  weiter 
und  macht   ihren   unentbehrlichen  Rnndlauf. 

Mit  dieser  Leistung    des    Stromes,    mit 
der  einstweiligen    Verwandlung    in    Wärme, 
ist    aber    auch    der  theil weise  Verlust  seiner 
Spannung  verbunden.  Mit  der  Rückverwati  l 
long  in  Elektricitüt  kehrt  wh^^-  r        h 
Spaaaung  ^urUck   U'  1    1 
Strom  welter  wre    vorhr. 
ist  sich  ebenfaiJa  ^^if  -    f-^ 

.^ : 


Dann  weiter  auf  S.  36 : 

„Niemand  aber  wird  die  Behauptung 
wagen,  dass  es  dabei  wirklich  und  absolut 
genau  so  zuginge,  wie  hier  geschildert 
worden  ist,  dass  beim  Beleuchten  sich  ein 
Theil  des  Stromes  in  Wärme 
umwandele  und  gleich  hinter  der  Lampe 
wieder  in  reine  Elektricität  zu- 
rück b  i  1  d  e,  beim  Elektromotoren-Betrieb 
ein  Aehnlichcs  bezüglich  der  Umwandlung 
in  anziehende  und  abstossende  Kräfte  statt- 
finde und  bei  der  Elektrolyse  die  Ausschei- 
dung und  nachherige  Rückbildung  zer- 
setzender Kräfte  einträte. 

Denn  wie  die  Dinge  in  Wahrheit  zu- 
gehen, weiss  ja  Niemand,  ob  im  Strom 
Wärme  und  mechanische  und 
zersetzende  Kräfte  friedlich 
nebeneinander  liegen  und  im 
gegebenen  Falle  jedesmal  nur 
die  betreffende  dieser  Kräfte 
an  die  Arbeit  geht,  die  anderen 
aber  ruhen,  oder  ob  der  Strom 
kein  Nebeneinander,  sondern  ein 
untheilbares  Ganzes  ist,  welches 
eine  Virtuosität  besitzt,  wie  die 
geschickteroenschlicheHand,  die 
nach  Bedarf  und  Belieben  einmal 
Ciavier  spielt,  dann  einmal  niiht 
und  dann  wieder  einmal  zeichnet 
und  er  daher  ebenso  einmal 
Glnth,  einmal  mechanische  und 
einmal  zersetzende  Kraft  aus- 
üben kann  nach  Bedarf  und  Belieben, 
wer  will  das  wissen  und  ergründen. 

Ganz  besonders  klar  drückt  sich  der 
„Sachverständige**  über  die  Verluste  in  den 
Leitungen  aus,    es   heisst    diesbezüglich    auf 

s.  37: 

„Da  beim  Laufe  des  Stromes  der  längere 
Weg  mehr  Widerstand  verursacht,  als  der 
kürzere,  so  muss  auch  am  entfernteren 
Punkte  die  Wärmeabgabe  an  die 
Leitung-  grösser  als  beim  nahe- 
gelegenen sein.  Hiernach  müsste  eigent- 
lich, da  der  Endpunkt,  die  Rückpforte  der 
Maschine  doch  durch  den  längsten  Weg  vom 
Ausgangspunkt  getrennt  ist,  an  diesem 
Punkt  die  grösste  Wärme  vorhanden 
sein  und  neben  ihr  nur  noch  ein 
kleiner  Theil  von  eigentlichem 
Strom  sich  finden.  Dies  ist  jedoch  nicht 
der  Fall. 

Als     derjenige     Punkt     der     Leitung, 
welcher  die  stärkste    Wärme    abgebe,    oder 
was  dasselbe  besagt,  bei  Messungen  mit  dem 
Voltmesser  die  geringste  Spannung  aufweist, 
ergeben     sich     die     Punkte     der     Leitung, 
welche    der    Dynamomaschine    am    entfern- 
testen liegen,  das    ist    die    Ilolbirungsstelle 
der  ganzen    Leitungslänge.     Von    da    an 
nimmt,  was  allerdings    unerklär- 
lich   erscheint,    auf    dem    Rück- 
wrjre       die     WärmeentwickloDg, 
I    l   WAS  damit  gtcichbedeutead 
'■•  *  SpaüoungsivermiD  derun  g 
'  b^  u  n  cl  z  \4  r^  '    '  >,    dass  beim 
iikie    der    -  liie  gleiche 

Jl  wie  am  qspunkte»** 


198 


Diese  kleinen  Stylblttthen  genügeii  wohl, 
um  die  ansserordeotliche  Eignang  des  „Sach- 
verständigen* für  die  nächst  freiwerdende 
Docentenstelle  zu  bekunden,  vielleicht  ent- 
schliesst  sich  derselbe  auch  znr  Heransgabe 
einer  billigen  Volksansgabe  für  den  Schal- 
unterricht in  Dresden,  er  würde  damit  ja 
einem  dringenden  Bedürfnisse  abhelfen. 

In  dem  nächsten  Capitel  des  Werkes 
wird  dem  Grossbetriebe  in  einer  Centrale 
vorgeworfen,  dass  selber  dem  Wettbewerb 
der  Einzelanlagen  und  Blockstationen  nicht 
Stand  halten  kann ;  an  der  Hand  eines  gün- 
stigen Beispieles  aus  der  Praxis  und  einer 
Unzahl  theoretischer  Erwägungen  soll  be- 
wiesen werden,  dass  bei  Einzelanlagen  die 
Stromerzeugungskosten  sich  nur  halb  so  hoch 
stellen,  wie  beim  Betriebe  der  Centralen. 

Man  sollte  nun  denken,  dass  diese  Be- 
hauptung durch  Publikation  einer  grossen 
Anzahl  neuerer  Betriebsansweise  von  Cen- 
tralen unterstützt  würde,  dem  isc  aber  keines- 
wegs so,  derartigen  Betriebsans weisen  geht 
der  „Sachverständige"  vollständig  ans  dem 
Wege,  die  Berliner  Elektricitätswerke  kommen 
für  ihn  Überhaupt  nicht  in  Betracht,  da  es 
sich  dort  nicht  um  „Centralen",  sondern  um 
„Blockstationen"  handelt;  während  sonst  in 
dem  Buche  vielfach  auf  Oesterreich  Bezug 
genommen  ist,  werden  in  dieser  Frage  die 
grossen  Wiener  Centralen  ganz  ignorirt. 

Bei  den  deutschen  Elektricitätswerken 
wird  aber  folgendes  reizendes  Exempel  ge- 
macht, um  nachzuweisen,  dass  von  einer  an- 
gemessenen Ausdehnung  dieser  Werke,  und 
damit  wachsender  Rentabilität  keine  Rede 
sein  könne,  wird  eine  lange  Zusammen- 
stellung publicirt,  worin  nachgewiesen  wird, 
dass  bei  Erhöhung  der  Lampenzahl  die 
Brenndauer  per  inst  all  irte  Lampe  ab- 
nimmt. Es  zeigt  dies,  meint  der  „Sach- 
verständige*^, dass  bei  Ausdehnung  des 
Werkes  nicht  mehr  gute  Kunden,  sondern 
nur  solche  zuwachsen,  welche  einen  geringen 
CoDsum  haben.  Dass  die  Rentabilität  eines 
Elektricitätswerkes  nicht  von  der  Brenndauer 
per  installirte  Lampe,  sondern  von  dem  Ver- 
hältnisse der  gesammten  Jahresabgabe  zur 
gross ten  stündlichen  Stromabgabe  abhängig 
ist,  davon  hat  natürlich  der  „Sachverstän- 
dige*^ keine  Ahnung. 


In  einem  Anhang  wird  dann  das  hohe 
Lied  des  Gasglühlichtes  gesangen,  snr  wei- 
teren Unterstützung  der  Ansidit,  dass  die 
Stadtverwaltungen  Elektricitätswerke  nicht 
mehr  bauen  dürfen. 

Ist  es  nun  aber  nothwendig,  sich  mit 
einem  derartigen  «Sachverständigen*'  -Elaborat 
überhaupt  zu  befassen?  Leider  ja.  Würden 
sich  Männer  wie  Weinhold,  Rittershaas,  Le- 
wicki,  Hene,  welche  sich  der  mühevollen  Arbeit 
unterzogen  haben,  die  Prüfung  der  für  Dresden 
eingelaufenen  Projecte  zu  übernehmen,  es 
sich  gefallen  lassen,  dass  der  „Sachverstän- 
dige** Hartwig  ihre  Arbeit  überprüft,  der- 
selbe Sachverständige,  der  auf  S.  329  den 
Fachleuten  Folgendes  vorwirft: 

„In  dritter  Linie  sind  es  (Veranlassnng 
zum  Bau  städtischer  Elektricitätswerke)  die 
Loblieder,  die  der  Centrale,  unter  Ver- 
schweigung ihrer  wesentlichen  Mängel,  von 
Fachleuten  gesungen  wurden. 

Es  trifft  die  Fachleute,  die  als  Apostel 
der  Elektricität,  die  Verkündigung  der  neuen 
Heilslehre  sich  nicht  nur  ans  ethischen,  son- 
dern auch  aus  sehr  realen  Gründen  ange- 
legen sein  Hessen,  in  der  That  der  Vor- 
wurf, dass  sie  die  Eriichtnng  von  Centralen 
immer  als  einen  praktisch  und  finanziell  aus- 
sichtsreichen Fortschritt  darzustellen  beliebten. 
Ob  vielleicht  gegen  besseres  Wissen  — 
wer  weiss  es,  vermuthet  soll  es  nicht 
werden,** 

Müssen  es  sich  weiter  die  elektrotech- 
nischen Firmen  gefallen  lassen,  dass  als  An- 
kennung  für  die  in  ihren  Projecten  nieder- 
gelegte geistige  Arbeit,  das  Product  jahre- 
langer Erfahrung,  ein  Sachverständiger  k  la 
Hartwig  berufen  wird,  das  endgiltige  Referat 
zu  erstatten?  Wenn  Städte,  wie  Dresden, 
Geld  übrig  haben,  um  Arbeiten  eines 
„Hartwig**  in  Druck  legen  zu  lassen,  so 
sollte  man  denken,  müsste  diese,  sich  dem 
Vorgehen  in  anderen  Städten  würdig  an- 
schliessende Behandlung,  doch  endlich  die 
Elektrotechniker  veranlassen,  der  Stadtver- 
tretung Projecte  überhaupt  nur  mehr  aus- 
schliesslich gegen  angemessene  Bezahlung 
zu  liefern,  dann  mögen  ja  in  Gottes  Namen 
Sachverständige  ä  In  Hartwig  ihre  viele 
freie  Zeit  womöglich  mit  zehnbändigen  Refe- 
raten ausfüllen.  R. 


KLEINE   NACHRICHTEN. 


Personal- Nachricht. 
Herr  Director  Gebhard,  von  der 
Baumgartner  Accnmulatoren-Fabrik,  hat  sich 
vor  einigen  Tagen  nach  New* York  begeben, 
um  die  Ergebnisse  des  in  der  zweiten  Avenue 
der  amerikanischen  Metropole  seit  längerer 
Zeit  bestehenden  Strassenbahn-Betriebes  mit- 
telst Accumulatoren  an  Ort  und  Stelle  zu 
Studiren.  Die  Budapester  Stadtverwaltung 
schickt    in  einiger  Zeit  einen  Ingenieur  nach 


New- York,  der  ebenfalls  von  den  gewonnenen 
Resultaten  an  Ort  und  Stelle  Kenntniss  zu 
nehmen  berufen  ist.  Die  Ungarn  fangen  an, 
uns  in  allen  öffentlichen  Dingen  den  Vor- 
rang abzulaufen.  Herr  Director  Gebhard 
wird  hoffentlich  über  seine  Wahrnehmungen 
Bericht  anher  gelangen  lassen. 


Die  Entinricklung  der  städtischen 
Elektricitätswerke.     Wir     brachten    an' 


199 


S.  96  d.  Jahrg.  unter  obigem  Titel  eine, 
der  Berliner  „E.  Z.**  entnommene  Darstellung 
dei  beieichneten  Gegenstandes.  In  einem 
Briefe  Tom  6.  März  1.  J.  macht  nns  die 
Direction  derGas-  und  Elektricitäts- 
werke  der  Stadt  Köln  auf  eine  Polemik 
anlnerksam,  welche  sich  in  der  Berliner 
Zeitschrift  durch  mehrere  Nummern  hinzog. 
Alle  jene  Terehrltchen  Leser,  welche  sich 
ffir  diese  Angelegenheit  interessiren,  finden 
diese  Artikel  in  den  Heften  Nr.  5  und  6, 
bezw.  auf  S.  75,  76  und  88. 

VIII.  Internationaler  Congress  für 
Hygiene  und  Demographie  in  Buda- 
pest.*) Das  Interesse,  welches  das  Aus- 
land dem  Congress  entgegenbringt,  wird  am 
besten  durch  jene  362  hygienischen  und 
78  demographischen,  insgesaknmt  also  440 
Vortrige  documentirt,  welche  schon  bisher, 
also  sechs  Monate  vor  der  Eröffnung  des 
CoDgresses,  ausschliesslich  durch  ausländische 
Gelehrte  angemeldet  wurden. 

Das  Interesse  des  Congresses  wird  er- 
höht und  der  Erfolg  wesentlich  gefördert 
werden  durch  den  Umstand,  dass  die 
deatschen  Eisenbahnärzte  und  die  Gesell- 
Khaft  fiir  Leichenverbrennung  ihre  heurige 
Zasammenkunft  im  Anschlüsse  an  den  Con- 
gress in  Budapest  abhalten  werden. 

Schon  bisher  haben  zahlreiche  hervor- 
ragende Vereine,  Stadtbehörden  und  Univer- 
sitäten ihre  Vertreter  für  den  Congress  be- 
xeichnet. 

Der  Congress  wird  durch  Se.  Hoheit 
den  Erzherzog  Carl  Ludwig  persön- 
lich eröffnet  werden.  Der  Begrttssungsabend 
wird  im  Garten  und  Gebäude  des  Museums 
abgehalten  werden.  An  einem  Congresstage 
wird  die  Haupt-  und  Residenzstadt  in  sämmt- 
lichen  Sälen  der  hauptstädtischen  Redoute 
einen  Empfangsabend  in  grossem  Styl  ver- 
anstalten. 

Der  Plan  der  nach  dem  Congress  zu  ver- 
anstaltenden Ausflüge  ist  erweitert  worden, 
iodem  ausser  der  Reise  nach  Constantinopel 
und  Belgrad  Ausflfige  nach  Schmecks,  nach 
Agram-Finme  und  nach  Bosnien  und  der 
Herzegowina  in^s  Programm  aufgenommen 
worden. 

Erweiterung  derStaats-Teleption- 
anlage  in  Böhmen.  Fflr  das  Jahr  1894 
ist  die  Errichtung  folgender  Staats*Telephone 
lad  interurbaner  Telephonlinien  In  Aussicht 
genoomen,  u.  zw.:  a)  Netze  in  Beraun, 
Brandeis  a.  d.  E.,  Fransensbad,  Friedland, 
Komotan,  Kralnp,  Kreibitz,  Lobositz,  Marien- 
btd,Melnik,  Nixdorf,  Raudnitz,  Roztok,SchIan, 
Trantenan  und  Weipert ;  b)  interurbane  Li- 
nien von  Prag  über  Roztok,  Kralup,  Melnik, 
Raodnitz,  Leitmentz,  Lobositz  und  Aussig 
oach  Tetschen,  von  Biüx  nach  Komotau  und 
▼00  Reichenberg  nach  Friedland. 


Elektrische       BeleuchLunsr 
Gi6£ShübeJ-Pucb5teii3.  In  diesem  1 


von 


wird  die  elektrische  Beleuchtung  mit  Glüh- 
nnd  Bogenlampen  noch  im  Laufe  d.  J.  ein- 
geführt. Als  Central  Station  zur  Erzeugung 
des  elektrischen  Stromes  wird  die  EgermÜhle, 
welche  Eigenthum  des  Herrn  v.  Mattoni 
ist,  dienen,  wo  beiläufig  80  Pferdekräfte  zu 
dem  Zwecke  durch  eine  Turbinenanlage 
nutzbar  gemacht  werden.  Die  Gesammtanlage 
wurde  dem  elektrotechnischen  Etablissement 
Wal  deck  &  Wagner  in  Prag  Übertragen. 


Elektrische  Strassenbahn  zwi-i 
sehen  Dombim  -  Sudenau  -  Au.  Am 
12.  Februar  1.  J.  hat  in  Dornbirn 
(Vorarlberg),  einem  der  hervorragendsten 
Industrieorte  der  Alpen gegenden,  eine  Ver- 
sammlung stattgefunden,  welche  den  Zweck 
hatte,  das  Project  der  elektrischen  Strassen- 
bahn zwischen  Dornbirn,  Sudenau 
und  A  u  (Schweiz)  zur  Verwirklichung  zu 
bringen.  Wie  die  „E.  Z."  hierüber  berichtet, 
wurde  unter  reger  Antheilnahme  der  Inte- 
ressentenkreise ein  Actionscomit^  gewählt  und 
demselben  die  Vornahme  der  Vorarbeiten  über- 
tragen. Diese  Strassenbahn  soll  schmalspurig 
angelegt  werden  und  fast  durchwegs  den 
Strassen  unterbau  berühren.  Die  Tracenlänge 
beträgt  1 1  km.  Diese  Bahnlinie  ist  dazu  be- 
rufen und  bei  den  gegebenen  Verhältnissen 
auch  vollkommen  geeignet,  den  bisher  be- 
reits lebhaften  Verkehr  zwischen  den  vor- 
bezeichneten österreichischen  und  den 
schweizerischen  Grenzorten  wesentlich  zu 
steigern.  Von  den  ca.  350.000  Kronen,  welche 
nach  den  vorliegenden  Projecten  zum  Bahnbau 
benöthigt  werden,  sind  bereits  mehr  als 
200.000  Kronen  in  Dornbirn  allein  gezeichnet 
worden,  und  haben  auch  die  Vertreter  von 
Sudenau,  sowie  jene  ans  der  Schweiz  ihre 
kräftigste  Betheiligung  zugesichert.  Es  ist 
demnach  zu  erwarten,  dass  die  Arbeiten 
unverzüglich  in  Angriff  genommen  werden, 
so  dass,  wie  es  die  Unternehmer  beabsichtigen, 
der  Bahnbau  im  Frühjahre  1895  wirklich 
vollendet  sein  kann.  Die  Deckung  der  Bau- 
kosten wird  durch  eine  Actienemission  in 
Titres   ä  100  Kronen  beschafft  werden. 


Ausstellung  von  Arbeitsmaschinen 
mit  elektrischem  Betrieb  in  Budapest. 
Vom  27.  Mai  bis  30.  September  d.  J.  findet 
in  Budapest  eine  Ausstellung  von  Arbeits - 
maschinen  mit  elektrischern  Betriebe  statt. 
Zweck  der  Ausstellung  ist  die  Vorfdhrung 
jener  im  Kleingewerbe  verwendbaren  Ma- 
schinen, bei  denen  der  elektrische  Betrieb 
möglich  ist;  ferner  die  Darstellung,  inwiefern 
die  Elektricität  fUr  gewerbliche  Zwecke  auch 
in  anderer  Hinsicht  verwerthet  werden  kann. 
Aus  dem  Programm  und  Reglement  dieser 
vom  Ungar.  Handelsmuseum  in  Budapest 
veranstalteten  Ausstellung  entnehmen  wir 
noch,  dass  die  zum  Betriebe  der  Arbeits- 
maschinen  nöthige  elektrische  Kraft,  resp. 
die  DDthigen  Motoren  von  der  Actiea« Gesell- 
schaft Ganz  &  Comp.  uneotgeUUch  zur 
'"■üfügung  gestellt  w    '  '. 


»)  ViTfL  BuH  F' 


H.  1%H, 


200 


Elektrische  Strassenbahn.  Der  Ge- 
meioderath  bat  die  Conceision  für  die  elek- 
trische Strassenbahn  ertheilt.  Die  Zagfördemng 
soll,  wie  die  „Zeitung  des  Vereines  deutscher 
Eisenbahnen**  berichtet,  durch  Accnmolatoren 
erfolgen ;  der  Concessionsinhaber  hat  in- 
dessen beantragt,  die  Zuleitung  des  elek- 
trischen Stromes  nach  den  Wagen  durch 
oberirdische  Leitung  bewirken  zu  dürfen.  — 
Wir  bitten  unsere  Leser  nicht  zu  glauben 
dass  dies  in  Wien  stattfand,  sondern  es 
handelt  sich  hier  um  die  Einführung  einer 
elektrischen  Strassenbahn  von  der  Hauptstadt 
von  Chile,  Santiago,  nach  San  Bernardo. 

Cultivirung  der  Installation  und 
des  Betriebes  elektrischer  Stadt- 
bahnen. Die  Ungarische  Elektri- 
citäts-Actiengesellschaft  hat 
das  Gau  z'sche  Fernleitungssystem  starker 
Ströme,  welches  in  Verbindung  mit  dem 
„asynchronen  Motor^  sich  besonders  zum 
Betriebe  langer  Eisenbahnstrecken  eignet, 
acquirirt  und  wird  fernerhin  sich  nicht  nur 
auf  die  Anlage  und  den  Betrieb  von  Licht- 
leitungen beschränken,  sondern  auch  die 
Installation  und  den  Betrieb  von  Eisenbahnen 
mit  elektrischem  Motor  cultiviren. 


Vereinigte  Ausstellungen  von  Mai- 
land. „L'Elettricitä**  schreibt:  Wie  wir  aus 
sicherer  Quelle  erfahren,  sind  die  Anfragen 
der  Aussteller  von  elektrischen  Maschinen 
und  Apparaten  derartige,  dass  im  Schosse 
des  Comit^s  eine  Strömung  existirt,  welche 
darauf  hinwirkt,  der  Elektricität  eine 
specielle  Abtheilung  zuzuweisen. 

Es  ist  nur  zu  wünschen,  dass  dieser 
Gedanke  auch  festgehalten  wird,  da  eine 
solche  Abtheilung  gewiss  einen  der  grössten 
Anziehungspunkte  unserer  nächsten  Aus- 
stellung bilden  würde.  St. 

£in  nautischer  Versuch  im  Golfe 
von  Spezia.  Am  8.  d.  M.  schifften  sich 
die  Admiräle  R  a  c  c  h  i  a  und  L  a  b  r  a  m  o 
auf  dem  submarinen  Boote  „Pullino*  ein, 
welches  von  Capitän  S  c  o  1 1  i  befehligt 
wurde.  Plötzlich  verschwand  das  Boot  von 
der  Oberfläche,  ohne  mehr  zum  Vorschein 
zu  kommen,  durchkreuzte  den  ganzen  Golf  und 
kam  erst  wieder  in  nächster  Nähe  der  Fregatte 
„Maria  Adelaide**    an  die  Wasseroberfläche. 

Gegen  dieses  Kriegsschiff  wurde  das 
Lanciren  eines  Fischtorpedos  fingirt. 

Der      Versuch      gelang      vollkommen. 
R  a  c  c  h  i  a  und  L  a  b  r  a  m  o  sprachen  hier- 
über ihre  vollste  Zufriedenheit  aus. 
(„L'Elettricitä«,  VU.,  i8.  Feb.  1894.)    St. 

Kraftübertragung  in  Pordenone. 
Wie  „L'Eleltricista"  mittheilt,  »J  wurde  im 
Jänner  d.  J.  ein«  dckimche  KfiftabertragtiDi; 
von  450  HP  in  Betrieb  gcjieur,  und  «war 
von  dier  Burrjda  za  dm  liaumwoll- 
spioncrei^n  von  Ammüu  &  Comp-^  von 
denen  eine  m  Pordenooc  (in  einer  Ent- 
fernnag    von    4    ^i)    und    die    andere    in 


T«rt&t«artU<!her  R^^tanr :  JOSEF  KABEIS.  —  Selbst  verl» 

In  Commlsiloii  ht\  LKHHAlf N  U  WENTZEL.  BucblLand 

Druck  von  B.  SPtES  U  C0.  in  Wien,  \.»  St 


Fiume  (in    einer  Entfernung    von  10  km) 
gelegen  ist. 

Die  elektrische  AnUge  wurde  von  dei 
Firma  Brown,  Boveri  &;Comp.  aus 
Baden  (Schweiz)  hergestellt ;  die  Anzahl  der 
Maschinen  beträgt  sechs:  drei  Eraengnngs- 
maschinen  zu  150  EP  und  drei  Motoren 
von  derselben  Grösse.  Selbe  sind  von 
der  Type  Brown  mit  zwei  Polen,  besitten 
eine  Anfangsgeschwindigkeit  von  550  Um- 
drehungen in  der  Minute  und  gestatten  bei 
voller  Belastung  die  beträchtliche  Spannung 
von  beinahe  3000  Volt.  Sie  functionieren 
tadellos.  Die  hydraulische  Anlage  stammt 
von  der  Firma  Alberto  Riva  in  Mai- 
land.    St. 

Der  Telegraph  in  Gentral-Afrika. 
Die  Congo  -  Gesellschaft  lässt  eine  Tele- 
l^raphenlinie  zwischen  B  o  m  a  und  dem 
Tanganyka-See  errichten,  welche  aber 
Leopoldville  und  die  Stanleyfälle  geht  Die- 
selbe wird  eine  Länge  von  ungefähr 
7000  km  erhalten.  St. 

Elektrische  Strassenbahn  Zürich. 
Diese  nunmehr  zur  Thatsache  gewordene 
Verkehrsanlage,  in  ihrem  elektrischen  Theile 
eine  Schöpfung  der  Maschinen-Fabrik  Oerli- 
koa,  werden  wir  in  nächster  Zeit  eingehend 
beschreiben;  sie  weist  manche  interessante 
Neuerung  auf. 

Kin  elektrischer  Luftballon.  Anf 
der  in  diesem  Jahre  zu  Antwerpen  abzu- 
haltenden Industrie-Ausstellung  soll  ein  elek- 
trisch betriebener  Luftballon  zu  regelmässigen 
Fahrten  vom  Stadtcentrum  aus  nach  dem 
Ausstellungsplatze  benutzt  werden.  Wie  das 
„Elektr.  E.**  meldet,  soll  der  länglich  ge- 
formte Ballon  gegen  90  m  Länge  und  18  m 
Durchmesser  erhalten  und  seine  Tragkraft 
soll  für  20  bis  25  Personen  berechnet  sein, 
wobei  eine  Betriebskraft  von  125  PS  zur 
Anwendung  kommen  wird.  Diese  Kraft  wird 
in  einer  Station  mittelst  einer  Dynamo- 
maschine durch  einen  Gasmotor  erzeugt  und 
dem  Ballon  in  der  Form  elektrischer  Energie 
durch  ein  biegsames  Kabel  zugefUlirt,  welches 
durch  einen  rollenden  Contact  mit  den  ober- 
halb des  Ballons  angebrachten  Leitungs- 
drähten in  Verbindung  steht.  Anf  diese 
Weise  soll  die  Betriebskraft  für  die  Gewichts- 
einheit des  Ballons  siebenmal  grösser  sein, 
als  wenn  der  Betriebsapparat  sich  direct  am 
Ballon  angebracht  befände,  das  heiait,  im 
letzteren  Falle  mttsste  der  Ballon  ein  sieben* 
mal  grösseres  Gewicht  erhalten,  und  es 
würden  wenigstens  50  A;^  Ballongewicht  fdr 
die  wirksame  Pferdekraft  zu  rechnen  sein, 
und  es  würde  der  Ballon  alsdann  eine  solche 
Grösse  erhalten,  dass  er  einem  starken 
Winde  nicht  genug  Widerstand  entgegen« 
serjten  könnte.  Der  Gedanke,  einem  Luft- 
b&lJon  auf  diese  Weise  Betriobskraft 
führen,  ist  übrigens  nicht  tien,  denn 
vh^t  einigen  Jnlirca  hat  Dr.  B  o 
PhitnddpbiiL  fV^*"  ""  -^mm  J 
itittne  voig  ^'M 


Zeitschrift  für  Eleictrotechnilc. 


XJI.  Jahrg. 


15.  April  1894. 


Heft  VIII. 


VEREINS-NACHRICHTEN. 


Chronik  des  Vereines. 

21.  Februar.  —  Vereins- 
versammlung^.  Vorsitzender  Vice- 
präsident  Grünebau m. 

Der  an  diesem  Abende  von 
Herrn  Hofratb  Dr.  A.  von  Rosas 
gehaltene  Vortrag :  „Ueber  den 
neuen  Patent-,  resp.  Gebrauchs- 
musterschutz-Gesetzentwurfs 
ist  in  der  Vereinszeitschrift  vom 
15.  März  d.  J.  vollinhaltlich  abge- 
druckt, so  dass  von  einem  Berichte 
über  diese  glänzende,  an  Anregungen 
reiche  Kritik  an  dieser  Stelle  Um- 
g^Q^T  genommen  werden  kann.  Die 
Versammlung  lohnte  die  Ausführungen 
des  Vortragenden  mit  reichem  Bei- 
fall. In  der  darauffolgenden  kurzen 
Debatte  verweist  Ing.  Lenz  auf  den 
Umstand,  dass  die  im  Gesetzentwurfe 
normirte  Frist  von  10  Jahren  für 
die  freie  Ausübung  des  Patentes  zu 
kurz  bemessen  sei,  da  gewöhnlich  — 
wie  naheliegende  Beispiele  zeigen  — 
erst  im  8,  bis  lo.  Jahre  des  Patentbe- 
scandes  eine  Erfmdung  sich  zurentiren 
beginne,  demnach  eine  nach  Ablauf  des 
10.  Jahres,  zum  Behufe  einer  Licenz- 
ertheilung  vorgenommene  Schätzung, 
welche  das  mittlere  Erträgniss  der 
ersten  lO  Jahre  zur  Basis  nehmen 
würde,  dem  Erfinder  offenbaren 
Nachtheil  bringen  würde.  Baurath 
Granfeld  schlägt  vor,  der  Dis- 
cussion  über  diesen  Gegenstand, 
nachdem  durch  den  eben  gehörten 
Vortrag  das  Substrat  für  eine  solche 
gegeben  sei,  einen  ganzen  Abend  zu 
widmen.  Ober-Ingen.  Hochenegg 
bemerkt,  dass  auch  für  den  öster- 
reichischen Ingenieur  bisher  vornehm- 
lich duA  deutsche  Pateatgesetz  in 
^ßetni^^  ^  fimmCf  und  wurde  es  daher 
•?^   die   Discussio  -□ 

\  *he,     ob    ni^:;' 


deutsche  Patentgesetz  in  möglichst 
unveränderter  Gestalt  nach  Oester- 
reich  herübergenommen  werden  solle. 
Ingenieur  Karmin  vermisst  in  dem 
Gesetzentwurfe  eine  Bestimmung  be- 
treffend die  von  Amts  wegen  zu  erfol- 
gende Veröffentlichung  der  vollstän- 
digen Patentbeschreibungen,  welche 
dem  modernen  Ingenieur  ein  unent- 
behrliches Mittel  seien,  sich  in  seinem 
Specialfache  auf  dem  Laufenden  zu 
erhalten ;  ferner  rügt  er  die  Fassung 
des  §  105,  welcher  im  Vergleiche 
zu  den  übrigen,  sehr  milden  Strafen 
eine  ganz  ungerechte  Strenge  gegen 
Untersagungshandlungen  aus  einem 
vermeintlichen  Patentansprüche  vor- 
schreibt. 

Nachdem  der  Vorsitzende  er- 
klärt hatte,  dass  er  den  Antrag, 
einen  eigenen  Discussionsabend  für 
diesen  Gegenstand  anzusetzen,  im 
Ausschusse  befürworten  werde,  schloss 
er  die  Versammlung  unter  dem  Aus- 
druck des  wärmsten  Dankes  an  den 
Vortragenden. 

zS,  Februar.  — Vortrag  des 
Herrn  Prof.  J.  Dechant:  ^Ueber 
magnetische  Verzögerungen 
in  Folge  von  Wec  hs el s  t  römen 
und  deren  experimentellen 
Na  ch  weis." 

Der  Vortragende  machte  zum 
Gegenstande  seiner  Erörterungen  und 
Experimente  die  Wirkung,  welche 
ein  Eisenkern  von  zwei  gegen  einander 
phasenverschobenen  magnetisirenden 
Kräften  (repräsentirt  durch  zwei  an 
verschiedenen  Stellen  des  Stabes  an- 
gebrachte Stromspulen)  erfährt; 
diese  Wirkung  besteht  darin,  dass 
die  Maxima  und  Minima  der  Ma- 
gnetisirung  nicht  gleichzeitig  auf  der 
ganzen  Länge  des  (untertheilten) 
Kernes  auftreten,    sondern    dass  die 

16 


202 


resultirenden  magoetischeo  Momente 
vom  Sitze  der  einen  magnetisirenden 
Kraft  bis  zu  dem  der  anderen  eine 
allmälig  wachsende  Pbasenverzöge* 
rung  erleiden.  Eine  zweite  wesent- 
liche Bedingung,  solche  magnetische 
Verzögerungen  zu  erzielen,  ist  die 
Abnahme  der  Magnetisirung  vom 
Sitze  der  Kraft  aus  längs  des  Stabes. 
Unter  der  gewöhnlich  gemachten 
Voraussetzung,  dass  diese  Abnahme 
nach  einer  geometrischen  Progression 
erfolge,  zeigt  der  Vortragende  für 
den  Fall  einer  Phasenverschiebung 
von  150O  zwischen  den  beiden  ma- 
gnetisirenden  Wechselstrom  en^  wie 
die  Grösse  des  resultirenden  Mo- 
mentes Punkt  für  Punkt  auf  der 
ganzen  Länge  des  Stabes  graphisch 
ermittelt  werden  kann,  und  wie  die 
Verzögerung  der  Magnetisirung  von 
einem  Ende  des  Stabes  zum  anderen 
zunimmt.  Ein  zweites  Diagramm  zeigt 
den  Wechsel  der  Magnetisirung 
während  einer  Periode  für  mehrere 
Punkte  des  Stabes  und  macht  an- 
schaulich, dass  man  es  bei  dieser 
Erscheinung  mit  ähnlichen  Verhält- 
nissen zu  thun  hat,  wie  sie  bei  fort- 
schreitenden Longitudinalwellen  ob- 
walten. Die  Fortpflanzungsgeschwin- 
digkeit der  so  hervorgebrachten  ma- 
gnetischen Wellen  rechnet  sich  aus 
der  Entfernung  der  beiden  Magneti- 
sirungsspulen  dividirt  durch  die 
Phasendifferenz  (in  Secunden) ;  bei- 
spielsweise beträgt  dieselbe  12  m  bei 
Anwendung  eines  Wechselstromes 
von  40  Perioden  pro  Secunde  für  eine 
Phasenverschiebung  von  ^g  Periode 
und  einer  Distanz  von  10  cm  zwischen 
den  Spulen. 

Herr  Prof.  D  e  c  h  a  n  t  demonstrirt 
hierauf  die  Versuchsanordnung,  welche 
er  bei  seinen  Experimenten  über 
diesen  Gegenstand  benützt  hat:  Auf 
einen  der  Länge  nach  untertheilten 
EiseDstab  sind  in  einer  passenden 
Entfernung  zwei  Drahtspiralen  von 
gleicher  Windungszahl  geschoben. 
Die  beiden  Spulen  sind  —  die  eine 
unter  Vorschaltung  eines  Kupfer- 
vitriolwiderstandes, die  andere  unter 
Vorschaltung  einer  Inductionsspule  — 
parallel  zu  einander  an  eine  Wechsel- 


stromquelle angelegt,  und  die  in 
denselben  circulirenden  Ströme  durch 
entsprechende  Wahl  der  Vorschal t- 
widerstände  auf  gleiche  Stärke  ge- 
bracht, so  dass  die  beiden  magneti- 
sirenden  Kräfte  gleich  gross  sind 
und  die  Kraft  der  Spule  mit  vor- 
geschalteter Selbstinduction  gegen- 
über der  der  anderen  Spule  um  fast 
90O  in  der  Phase  verschoben  ist; 
die  Phasenverzögerung  wird  überdies 
in  Folge  der  gegenseitigen  Induction 
der  Spulen  noch  etwas  vergrössert. 
Ein  in  den  Zweig  der  einen  Spirale 
eingeschalteter  Stromwender  ermög- 
licht es  den  Phasenunterschied  der 
beiden  Ströme  um  180^  zu  ändern 
und  so  die  Fortpflanzungsrichtung 
der  magnetischen  Wellen  umzukehren. 
Um  die  Existenz  dieser  Wellen 
experimentell  ^lachzu  weisen,  bringt 
der  Vortragende  zunächst  eine  auf 
einer  Spitze  schwebende  Magnetnadel 
in  die  Nähe  des  Stabes ;  die  Nadel 
geräth  im  Sinne  der  Fortpflanzung 
der  Wellen  in  immer  raschere  Rotation. 
Dieser  Versuch  gelingt  jedoch  nur 
bei  günstiger  Anlangsstellung  der 
Nadel  gegenüber  dem  Stabe,  sonst 
wird  sie  nur  stossweise  hin-  und 
herbewegt.  Eine  Kupferscheibe,  in 
passender  Lage  gegenüber  dem  Stabe^ 
geräth  in  Folge  der  in  ihr  inducirten 
Ströme  ebenfalls  in  Rotation.  Das 
empflndlichste  Mittel  zum  Nachweis 
der  magnetischen  Wellen  ist  jedoch 
eine  dünne  (o*i  mm),  kreisförmige 
Eisenscheibe,  welche  um  eine  durch 
ihren  Mittelpunkt  gehende,  zu  ihrer 
Ebene  senkrechte  Achse  drehbar 
ist;  bringt  man  die  Scheibe  in  eine 
solche  Lage  zum  Stabe,  dass  dieser 
tangential  zu  ihrem  Rande  liegt,  so 
erreicht  sie  nach  kurzer  Zeit  eine 
hohe  Tourenzahl  (bis  zu  1200  Um- 
drehungen pro  Minute).  Der  Vor- 
tragende verweist  darauf,  dass  die 
Rotation  der  Eisenscheibe,  wie 
W  a  r  b  u  r  g  gezeigt  hat,  nur  durch 
Hysteresis  zu  erklären  ist.  Alle  bis 
jetzt  demonstrirten  Drehungserschei- 
nungen wurden  in  dem  Räume  zwi- 
schen den  beiden  Spulen  hervor- 
gebracht und  stehen  mit  der  Theorie 
im  Einklang.  Nun  wird  aber  gezeigt. 


203 


dass  die  Eiseoscheibe  auch  ausserhalb 
der  Spulen  rotirt»  was  nur  möglich 
ist,  wenn  die  Abnahme  der  Magneti- 
siruog  längs  des  Stabes  nicht  nach 
einer  geometrischen  Progression 
erfolgt. 

Dieselben  Rotationserscheinungen 
hat  £  1  i  h  u  Thomson  bekanntlich 
hervorgebracht  durch  eine  primäre 
und  eine  secundäre  Spule,  die  er 
auf  einen  Eisenkern  aufbrachte;  man 
erhält  in  diesem  Falle  ebenfalls 
magnetische  Verzögerungen,  da  zwi- 
schen primärer  und  secundärer  Spule 
ein  Phasenunterschied  von  ^4  ^*^ 
^2  Periode  vorhanden  ist.  Es  kann 
also  diese  Gruppe  der  Thomson'schen 
Versuche  in  gleicher  Weise  erklärt 
werden.  Der  Vortragende  wiederholt 
nun  die  früher  gezeigten  Experimente 
mit  der  Thomson'schen  Versuchs- 
anordnung;  statt  der  secundären 
Spirale  wird  auch  eine  Messinghülse 
oder  ein  auf  den  untertheilten  auf- 
gesetzter massiver  Eisenkern  ver- 
wendet. Wird  die  primäre  Spule  auf 
die  Mitte  des  Eisenstabes  geschoben, 
und  bringt  man  symmetrisch  zu  beiden 
Seiten  secundäre  Stromkreise  an,  so 
geräth  die  Eisenscheibe  wohl  zu 
beiden  Seiten  in  Rotation,  nicht  aber 
gegenüber  der  primären  Spule  selbst, 
da  an  dieser  Stelle  die  Rückwirkung 
der  secundären  Ströme  beiderseits 
gleich  ist.  Dasselbe  ist  der  Fall  für 
einen  in  der  Mitte  magnetisirten 
massiven  Kern.  Zum  Schlüsse  zeigt 
Herr  Prof.  De c  h  an  t  noch  an  einem 
geschlossenen  magnetischen  Kreise, 
wo  die  Rotationserscheinungen  nicht 
oder  nur  sehr  schwach  auftreten, 
dass  die  Abnahme  des  Magnetismus 
längs  des  Stabes  (Streuung)  eine 
wesentliche  Bedingung  zum  Zustande- 
kommen der  magnetischen  Verzö- 
gerungen ist. 

Herr  Reg.-Rath  von  Walte  n- 
hofcn  spricht  unter  lebhaftem  Bei- 
falle der  Versammlung  dem  Vor- 
tragenden den  besten  Dank  für  seine 
meisterhaften     Demonstrationen     au  15. 


•    Prograomi 

für   die  Vereinsversammlungen 
im  Monate  April   1894. 

(Im     Vortragssaale    des    Wissenschaft- 
lichen Club,  I.  Bschenbachgasse  9,  7  Uhr 
Abends.) 

4.  April.  —  Discussion  über 
den  neuen  Patent-,  resp.  Gebrauchs- 
musterschutz-Gesetzentwurf, im  An- 
schlüsse an  den  Vortrag  vom  21.  Fe- 
bruar d.  J. 

II.  April.  —  Vortrag  des 
Herrn  Oscar  Wehr,  Adjunct  der 
k.  k.  General-Direction  der  österr. 
Staatsbahnen :  „Ueber  Combi- 
nirung  elektrischer  Distanz- 
signalemitCentral-Sicherungs- 
Anlagen.**     (Mit     Demonstrationen.) 

18.  April.  — Vortrag  des  Herrn 
Dr.  Johann  Sahulka:  „lieber  das 
Strowger'sche  automatische 
Telep  honsystem.*' 

(Schluss  der  Vortrags-Saison.) 

Aviso! 

Wie  in  den  Vorjahren  wurden 
auch  während  der  Sommermonate 
dieses  Jahres  für  die  Mittwoch-Abende 
gesellige  Zusammenkünfte 
der  Vereinsgenossen  in  H  a  1  1  e  r's 
Restauration  „Zum  goldenen 
Kegel",  Volksprater  41,  in  Aussicht 
genommen. 

Wahlergebnisse  der  xn.  ordent- 
lichen Aeneralversanmlnng  von 
28.  Hftrz  1894. 

Zum  Vicepräsidenten,  an  Stelle 
des  statutenmässig  abtretenden  Herrn 
Hofrathes  Prof.  Dr.  E.  Ludwig, 
Herr  Carl  Scblenk,  Professor  am 
k.    k.    technolog.    Gewerbe-Museum. 

Zu  Ausschuss  -  Mitgliedern  die 
Herren  M.  Deri,  J.  Kareis, 
J.  Kolbe,  T.  W.  W.  Melhuish, 
Fr.  Ritter  v.  Stach,  Dr.  A.  Ritter 
V.   ürbanitzky. 

In  das  Revisions  -  Comite  die 
Herren  Ed.  Koffler,  Dr.  J.  Miesler, 
AL  Reich. 


\WBkg    fotgt 


204 

ABHANDLUNGEN. 


Bogenlicht-Dynamos  auf  der  Weltausstellung  in  Chicago. 

Bericht  von  J.  SAHULKA. 

Während  in  Europa  die  Beleuchtung  der  Strassen  mit  elektrischem 
Lichte  geringe  Fortschritte  macht,  wird  in  Amerika  das  Bogenlicht  in  sehr 
ausgedehntem  Maasse  zur  Strassenbeleuchtung  verwendet.  Die  Lampen 
werden  in  grösserer  Zahl,  40 — 80,  in  Serie  geschaltet,  imd  sind  von  einem 
Strome  von  constanter  Stärke  durchflössen.  In  den  Central-Stationen  ist 
eine  Reihe  von  Bogenlicht-Dynamos  aufgestellt,  welche  mit  einer  Regulir- 
vorrichtung  für  constante  Stromstärke  versehen  sind;  jede  Dynamo  ver- 
sieht nur  einen  Lampenkreis  mit  Strom.  Die  Regulirvorrichtungen  sind 
zumeist  so  vervollkommt,  dass  man  in  den  Stromkreis  einer  Dynamo 
innerhalb  der  Grenze  ihrer  maximalen  Leistung  beliebig  viele  Lampen 
ein-  oder  ausschalten,  oder  eventuell  die  Dynamo  kurz  schliessen  kann. 
Die  Schaltbretter  sind  so  eingerichtet,  dass  man  jeden  Lampenkreis  sehr 
rasch  mit  jeder  Dynamo  verbinden  kann;  mehrere  Lampenkreise,  in 
welchen  wenig  Lampen  brennen,  werden  durch  Hintereinanderschaltung  zu 
einem  einzigen  vereinigt,  so  dass  die  Dynamos  vollbelastet  laufen.  Die 
Schaltungen  werden  ohne  Unterbrechung  der  Stromkreise  gemacht.  Die 
Femleitung  der  Ströme  geschieht  durch  blanke  oder  isolirte  Luftleitungen, 
oder  durch  unterirdisch  verlegte  Kabel.  Die  Luftleitungen  werden  ebenso 
wie  Telegraphendrähte  an  Glas-Isolatoren  auf  Gestängen  befestigt.  Die 
Kabel  enthalten  je  einen  Kupferleiter,  welcher  mit  einer  4 — 6  mm  dicken 
Isolirschichte  (rubber  Compound)  und  hierauf  mit  einer  2,5  mm  dicken  Blei- 
hülle umgeben  ist.  Mehrere  Kabel  (5  bis  7)  werden  in  8  cm  weite  eiserne 
Rohre  eingezogen,  welche  gewöhnlich  zu  beiden  Seiten  der  Strassen  verlegt 
sind.  In  Entfernungen  von  je  gom  befinden  sich  Einsteigschachte,  in 
welche  die  Rohre  münden.  Es  werden  auch  Lampen  innerhalb  der  Gebäude 
in  Bogenlampenkreise  eingeschaltet;  in  diesem  Falle  sind  die  Steigleitungen 
mit  sehr  gut  isolirenden  Rohren  umgeben,  während  die  Leitungen  an  den 
Decken  an  Isolatoren  befestigt  sind.  Die  einzelnen  Lampen  lassen  sich  in 
gefahrloser  Weise  in  den  Stromkreis  einschalten,  oder  von  demselben 
trennen.  Es  ist  auch  die  Einrichtung  in  Anwendung,  dass  die  Lampen, 
wenn  sie  unter  eine  gewisse  Höhe  herabgelassen  werden,  vom  Stromkreise 
abgeschaltet  sind,  während  sie  beim  Heben  automatisch  eingeschaltet 
werden. 

In  den  meisten  Städten  sind  oberirdische  Leitungen  gestattet;  in 
diesen  sind  die  Strassen  in  Folge  der  Billigkeit  der  Leitungsanlagen  mit 
Bogenlicht  beleuchtet.  In  geringerem  Maasse  wird  statt  des  Bogenlichtes 
das  Glühlicht  verwendet,  wenn  die  Strassen  mit  Bäumen  dicht  bepflanzt 
sind.  In  Städten  in  welchen  die  oberirdischen  Leitungen  nicht  gestattet 
sind,  wie  z.  B.  in  New- York,  sind  nur  die  Hauptgeschäftsstrassen  mit 
Bogenlicht  beleuchtet,  weil  in  diesen  die  eisernen  Rohre  für  mehrere  Strom- 
leitungen Verwendung  finden  und  daher  gut  ausgenützt  werden.  In  New- 
York  betragen  die  Kosten  für  ein  unterirdisch  verlegtes  eisernes  Rohr 
sammt  Einsteigschachten  3000  Dollars  per  englische  Meile,  wenn  mehrere 
Rohre  verlegt  werden.  Der  Preis  für  eine  Bogenlampe  (lO  A.  50  V.)  per 
Nacht  beträgt  40  Cents.  In  den  Strassen,  in  welchen  man  für  einen  ein- 
zigen Lampenkreis  die  Rohre  verlegen  musste,  würde  sich  dieser  Preis 
auf  60  Cents  erhöhen,  da  die  Amortisationskosten  für  die  Leitungen 
beinahe  die  Hälfte  der  Gesammtkosten  ausmachen. 

Das  in  Amerika  gebräuchliche  System,  die  Strassenlampen  in  Serie 
zu    schalten,    bietet    gegenüber    der    Parallelschaltung    mehrere    Vorzüge: 


205 

I.  Man  erzielt  eine  grosse  Erspamiss  an  Leitungsmateriale ;  denn  wenn 
man  40  oder  60  Lampen  in  Serie  schaltet,  so  braucht  man  zwanzig, 
respective  dreissig  Mal  weniger  Kupfer  für  die  Leitungen,  als  in  dem  Falle, 
wenn  je  zwei  Lampen  zwischen  zwei  Leitungen  von  100  V.  Spannungs- 
differenz in  Serie  geschaltet  werden ;  die  isolirten  Leitimgen  werden  dadurch 
auch  viel  billiger.  Dies  ist  bei  der  grossen  Ausdehnung  der  amerikanischen 
Städte  sehr  wichtig,  denn  man  geht  mit  einzelnen  Bogenlampenkreisen 
bis  in  Entfernungen  von  1 3  Am  von  der  Centrale  und  manchmal  noch 
weiter.  Daher  betrachtet  man  in  Amerika  die  Reihenschaltung  der  Lampen 
als  das  für  die  Beleuchtung  von  Strassen  und  grossen  Bahnhofsanlagen 
bestgeeignete  System.  2.  Die  Lampen  erhalten,  unabhängig  davon,  wie 
weit  sie  von  der  Centrale  sind,  genau  die  richtige  Stromstärke.  3.  Die 
Lampen  brauchen  keinen  Vorschaltwiderstand,  wodurch  ebenfalls  eine  Er- 
spamiss von  i57o  erzielt  wird.  4.  Ist  es  als  ein  Vortheil  anzusehen,  dass 
die  Strassenlampen  in  viele  getrennte  Kreise  eingeschaltet  sind,  da  bei 
einem  eintretenden  Kurzschluss  nicht  alle  Lampen  gleichzeitig  verlöschen 
können. 

Die  Nachtheile  der  Serienschaltung  der  Lampen  sind  durch  Ver- 
besserungen in  der  Construction  der  Dynamos  und  durch  die  Verwendung 
von  gut  isolirten  Drähten  fast  vollkommen  beseitigt.  Die  Bogenlicht-Dy- 
namos  arbeiten  trotz  der  hohen  E.  M.  K.,  welche  sie  zu  liefern  haben, 
vollkommen  sicher.  Es  kommt  äusserst  selten  vor,  dass  ein  Stromkreis  in 
Folge  eines  Drahtbruches  oder  Kurzschlusses  versagt.  Wenn  man  die 
Strassenlampen  abwechselnd  in  zwei  getrennte  Kreise  schaltet,  werden  nie 
alle  Lampen  in  einer  Strasse  verlöschen  können.  Fehler  an  oberirdischen 
Leitungen  lassen  sich  leicht  auffinden  und  beheben.  Bei  Verwendung  von 
unterirdischen  Leitungen  kommen  Störungen  noch  seltener  vor.*) 

Die  Bogenlicht-Dynamos  liefern  mit  Ausnahme  der  Dynamo  der 
Westinghouse  Electric  and  Mfg.  Co.  Gleichstrom.  Sie  haben  ent- 
weder offene  oder  geschlossene  Wickelung.  In  die  erste  Gattung  gehören 
die  bekannten  Dynamos  der  Brush-  und  Thomson  Houston 
Electric  Co.;  in  die  zweite  Gattung  die  Dynamos  der  Excelsior-, 
Fort  Wayne-,  Standard-  und  Western  Electric  Co.  Die  ersten 
vier  von  diesen  Elektricitäts-Gesellschaften  haben  sich  mit  der  Edison 
General  Electric  Co.  von  New- York  unter  dem  Namen  General 
Electric  Co.  vereinigt. 

Alle  Gleichstrom-Dynamos  für  Bogenlampenkreise  haben  Serien- 
schaltung und  eine  automatische  Regulirvorrichtung  für  constante  Strom- 
stärke; wegen  der  magnetischen  Eigenschaften  des  Eisens  ist  es  nicht 
möglich,  Compound-Dynamos  zu  bauen,  welche  von  Kurzschluss  an  bis  zur 
VoUbelastung  constante  Stromstärke  liefern.  Es  mögen  nun  die  einzelnen 
Bogenlicht-Dynamos  besprochen  werden.  Zuvor  sei  noch  bemerkt,  dass 
sich  dieselben  auch  sehr  gut  fär  Kraftübertragung  eignen;  man  braucht 
dann  beim  Motor  keinen  Vorschaltwiderstand  anzuwenden,  weil  die  Primär- 
Dynanio  ohnehin  auf  constante  Stromstärke  regulirt. 

Bogenlicht-Dy  namo   der  Brush  Electric  Co. 

Diese  Dynamo,  deren  Construction  bekaimt  ist,**)  erfuhr  in  den 
letzten  Jahren  nur  dadurch  eine  Abänderung,  dass  der  Armaturkern  nicht 
mehr  gegossen,  sondern  aus  untertheiltem  Eisen  verhiMat  wird.  Zu  diesem 

*)  In  New-York  müssen  die  Robre,  in  wi^dien  die  Leitungv  legt  sind,  ventilirt 
werdeo,    dft    der  Boden    mit  Leuchtgas    gesätti^*  welches    in  f  -e  nnd  Schachte 

eindringt;  dadurch  worden  früher  Eimlosionen 

*'*')  Kittler,  Handbach  der MMfoL  i. 


206 

Zwecke  wird  auf  einen  Messingring  A,  welcher  von  einem  Speichenrade 
getragen  wird,  ein  Eisenband  J5  spiralförmig  aufgewickelt  (Fig.  i).  Zwischen  die 
Windungen  des  Eisenbandes  werden  H-förmig  geformte  Eisenbleche  in 
entsprechenden  Abständen  eingelegt,  deren  Verbindungsstück  ebenso  breit 
ist  als  das  Eisenband.  Der  ganze  Kern  wird  durch  einige  radiale  Bolzen  r 
zusammengeschraubt.  Die  hervorragenden  Enden  der  H-Stücke  bilden  dann 
die  Polstücke,  zwischen  welche  die  Armaturspulen  gewickelt  werden.  Durch 
diese  Construction  werden  die  Foucault-Ströme  imd  dadurch  auch  die 
Erhitzung  im  Armaturkerne  bedeutend  verringert;  dadiurch  wurde  die 
Leistimgsfähigkeit  der  Dynamo  und  der  Nutzeffect  derselben  sehr  erhöht. 
Die  Brush  Electric  Co.  baut  Dynamos  für  eine  verschiedene  Anzahl 
von  Lampen.  Die  Stromstärke  ist  stets  g'6  A.  Die  Lichtstärke  einer  Lampe 
ist  angeblich  2000  K. ;  pro  Lampe  und  Zuleitung  werden  im  Mittel  50  V. 
gerechnet.**)  Die  Dynamos  für  i  bis  30  Lampen  haben  8  Armaturspulen 
und  ein  zweipoliges  Magnetfeld,  das  von  zwei  zu  beiden  Seiten  der  Armatur 
angebrachten  Hufeisenmagneten  erzeugt  wird ;  auf  der  Achse  sind  2  Collec- 
toren  angebracht,  da  je  4  um  einen  rechten  Winkel  abstehende  Spulen 
mit  den  4  Segmenten  eines  Collectors  verbunden  sind.  Die  Dynamos  für 
50  und  65  Lampen  haben  ebenfalls  ein  zweipoliges  Magnetfeld,  aber 
12  Spulen    und    daher    3  Collectoren.    In    der  Maschinenhalle    der  Welt- 


Fig.  1. 

ausstellung  in  Chicago  waren  16  Dynamos  für  je  65  Lampen  in  Betrieb: 
dieselben  versahen  16  Stromkreise  mit  Strom.  Eine  grosse  Anzahl  von 
Dynamos  war  im  Elektricitäts-Gebäude  ausgestellt;  die  grösste  Type  war 
für  125  Lampen  bestimmt.  Diese  hatte  24  Armaturspulen  \md  zu  beiden 
Seiten  des  Ringes  einen  vierpoligen  Feldmagnet.  Da  sich  je  2  Armatur- 
spulen in  vollkommen  gleichem  Zustande  befinden,  waren  nur  3  Collectoren 
auf  der  Achse  angebracht;  jeder  hatte  8  Segmente,  die  mit  8  Spulen  in 
Verbindung  waren.  Von  jedem  Collector  wurde  der  Strom  durch  2  Bürsten 
abgenommen,  welche  einen  Abstand  von  90^  hatten ;  der  Luftzwischenraum 
zwischen  den  CoUector-Segmenten  war  circa  6  mm. 

Die  Dynamijs  der  Brush  IClectric  Co.  haben  eine  Regidirvor- 
richtung  für  constante  Stromstärke,  welche  von  der  Dynamo  getrennt  aui- 
gestellt  ist.  Dieselbe  ist  in  Fig.  2  abgebildet.  Das  Schema  ist  in  Fig.  J 
liargestellt.*)  In  diesem  Regulator  wird  eine  besondere  Eigenschaft  der 
Kohle  benutzt ;  es  bieten  nämlich  mehrere  übereinander  liegende  Kohbn- 
platten  bei  schwachem  Drucke  dem  Strom  du  roh  gange  einen  grossen  WitlcT' 


*)    Die    Lkhuiärke    von    Bogenkmptn,    welche    lo 
braachci},  wird  in  Atnerikft  £ii  looo  K.  aDf^egcbcii» 

**)  Da^  Schem»^  nod  die  BeschrdbaDg  der  Reguür 
Geo,  Mayer  E,  T.  Z.  BerÜB,   1S93,  ptg,  630    ectuomn 


A.    bal  g9  V.  SfAHtiaRC  -wr- 


207 


stand,  dagegen  bei  grossem  Druck  einen  kleinen  Widerstand.  Der  Druck 
auf  die  Kohlenplatten  in  dem  Kästchen  KK  (Fig.  2)  wird  durch  einen 
Elektromagneten  MM,  welcher  im  Hauptstromkreis  eingeschaltet  ist,  mittelst 


Fig.   2. 

des  Hebels  L  ausgeübt.  Dieser  Kohlenwiderstand  ist  ein  Nebenschluss  zu 
den  mit  der  Armatur  und  den  Lampen  in  Serie  geschalteten  Feldmagnet- 
spulen. Bei  steigender  Stromstärke  wird  der  Anker  des  Elektromagneten 


i^r-^'-O^ 


jezogen;    dadurch    werden    die  Kohlenplatten    stärker   gepresst 

id  vermindert.  Durch  die  Kohle  fliesst  nun  mehr  Strom, 

etspulen    weniger.    Dadurch    wird    die  E.  M.  K.    der 

Stromstärke  sinkt  auf  den  normalen  Werth. 


i 


208 


Eine  Glycerinpumpe  P  verhindert  ruckweise  Bewegungen  des  Ankers  .4. 
Der  Elektromagnet  O  ist  ebenfalls  im  Hauptstromkreise  eingeschaltet.  Der 
Anker  A^  desselben  bildet  bei  C  Contact  und  schaltet  dadurch  einen  Neu- 
silberdrahtwiderstand W  parallel  mit  3/.  Ein  Schleifcontact  S  ermöglicht, 
mehr  oder  weniger  Windungen  des  Widerstandes  W  einzuschalten,  und 
erlaubt  dadurch  eine  Regulirung  der  Stromstärke  dieses  Zweiges.  Wenn 
nun  beim  Ausschalten  von  Lampen  die  Stromstärke  im  Hauptstromkreise 
steigt,  so  wird  durch  stärkeres  Anziehen  des  Ankers  A^  der  Widerstand  W 
ausgeschaltet,  wodurch  M  mehr  Strom  erhält.  Der  Anker  A  wird  nun  noch 
stärker  angezogen;  die  Kohlenplatten  des  Widerstandes  K  werden  kräftiger 
gepresst  und  dadurch  der  Strom  in  den  Feldmagneten  geschwächt.  Durch 
die  Verwendung  des  Feldmagneten  O  wird  eine  empfindlichere  Regulirung 
erreicht;  die  Dynamo  wird  schneller  auf  normale  Stromstärke  gebracht, 
als  es  ohne  diesen  Hilfselektromagnet  und  den  Zweigwiderstand  möglich 
wäre.  Die  Stellschraube  /  am  Hebel  L  imd  die  Schraube  iV^,  mittelst  welcher 
die  Federspannung  des  Ankers  A^  regulirt  werden  kann,  gestatten  die  Ein- 
stellung auf  die  gewünschte  Stromstärke.  Wenn  die  Dynamo  vollbelastet 
ist,  hat  der  Hauptstrom  eine  Stärke  von  96  A.,  der  Erregerstrom  ist  8  A., 
der  durch  die  Kohlenplatten  fliessende  Strom  ist  v6  A.  Bei  abnehmender 


(5X- 


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Lampenzalil  wird  die  Stromstärke  nur  ein  wenig  grösser.  Ein  Strommesser, 
der  ober  dem  Gehäuse  der  Regulirvorrichtung  angebracht  ist,  zeigt  die 
Stärke  des  Hauptstromes  an.  An  der  Dynamo  ist  ein  Ausschalter  ange- 
bracht, mit  welchem  die  Feldmagnetwickelung  kurz  geschlossen  werden 
kann;  dies  wird  ausgeführt,  wenn  die  Dynamo  abgestellt  werden  soll. 

In  Fig.  4  ist  die  Rückseite  eines  Schaltbrettes  für  24  Stromkreise 
und  24  Dynamos  schematisch  dargestellt.  Das  Schaltbrett  wird  aus  Holz 
oder  Schiefer  gemacht  und  ist  freistehend;  alle  blanken  Theile  und  Ver- 
bindungen sind  an  der  Rückseite  angebracht.  Man  sieht  in  der  Figur  vier 
Reihen  von  miteinander  leitend  verbundenen  federnden  Doppelcontacten. 
Die  unteren  sind  mit  den  Klemmen  der  Dynamos  Z>,  die  oberen  mit  den 
Stromkreisen  S  in  Verbindung.  In  beide  Leiter  eines  jeden  Stromkreises 
sind  Blitzschutzvorrichtungen  von  Thomson-Houston  eingeschaltet; 
dieselben  sind  am  oberen  Theile  des  Schaltbrettes  aufgestellt.  Die  Ver- 
bindung zwischen  den  Contacten  eines  Stromkreises  und  den  Contacten 
einer  Dynamo  geschieht  durch  zwei  isolirte,  flexible  Leitungen,  welche  an 
den  Enden  mit  Stöpseln  versehen  sind,  die  in  die  Contacte  gesteckt 
werden.  Die  flexiblen  Verbindungsleitungen  reichen  aber  ni'-  "'^  '  i 
Felder  des  Schaltbrettes.  Um  einen  Stromkreis  mit  einer  Dyr 


209 

binden,  deren  Contacte  in  einem  entfernteren  Felde  angebracht  sind, 
benützt  man  die  horizontalen  Drähte,  welche  durch  je  drei  Felder  durch- 
gehen und  in  einem  Zwischenfelde  durch  je  einen  Stöpsel  mit  den  hori- 
zontalen Drähten  der  nächsten  drei  Felder  verbunden  werden  können.  Die 
horizontalen  Drähte  sind  ebenfalls  mit  Steck-Contacten  versehen.  Die 
Stromkreise  und  die  Dynamos  sind  an  Doppel-Contacte  angeschlossen, 
damit  man  mehrere  Stromkreise,  in  welchen  wenig  Lampen  brermen,  in 
Serie  schalten,  oder  eine  Dynamo  durch  eine  andere  substituiren  kaim  etc. 
Es  sei  z.  B.  der  Stromkreis  i,  in  welchem  25  Lampen  brennen,  an  die 
Dynamo  I  durch  die  Verbindungen  i  -|- 1-  +  und  i  —  I  —  angeschlossen. 
Der  Stromkreis  4  enthalte  15  Lampen,  welche  eben  einzuschalten  sind. 
Man  verbindet  i  —  mit  4+1  I  —  init  4  —  und  entfernt  hierauf  die 
Leitung,  welche  i  —  mit  I  —  verbindet.  Soll  ein  Stromkreis  durch  einen 
anderen  substituirt  werden,  so  schaltet  man  die  beiden  Kreise  parallel  und 
öflbet  hierauf  den  ersten  Kreis,  u.  s.  f.  Auf  der  linken  Seite  des  Schalt- 
brettes sieht  man  noch  eine  Anordnung,  welche  dazu  dient,  den  in  einem 
Stromkreise  entstandenen  Erdschluss  aufzufinden.  Zu  diesem  Zwecke  wird 
eine  Lampenbatterie  von  100  in  Serie  geschalteten  Glühlampen  zu  dem 
zu  untersuchenden  Lampenkreise  parallel  geschaltet.  Mittelst  eines  auf  einer 
runden  Hartgummischeibe  montirten  Umschalters  kann  man  die  Verbindungs- 
stelle zwischen  irgend  zwei  Glühlampen  mit  der  Erde  verbinden;  in  die 
Erdleitung  ist  ein  Galvanoskop  eingeschaltet.  Man  hat  die  Scheibe  so  lange 
zu  drehen,  bis  das  Galvanoskop  keinen  Ausschlag  anzeigt.  Die  Schaltung 
kann  als  Wheatstone'sche  Brückenschaltung  angesehen  werden;  man  hat 
daher  nur  die  Lampen  in  den  beiden  Zweigen  abzuzählen  und  kann  aus 
dem  Verhältniss  der  Zahlen  ermitteln,  zwischen  welchen  zwei  Bogenlampen 
sich  der  Erdschluss  im  Bogenlampenkreise  befindet.  Um  die  Grösse  des 
Isolations-Widerstandes  zu  finden,  wird  ein  anderes  Galvanometer,  dem 
ein  bekannter  grosser  Widerstand  vorgeschaltet  ist,  nach  einander  an  beide 
Leitungen  des  Stromkreises  angeschlossen,  während  die  andere  Klemme 
des  Galvanometers  mit  der  Erde  verbunden  ist.  Aus  den  beiden  Aus- 
schlägen kann  man  den  Isolations- Widerstand  berechnen. 

Bogenlicht-Dynamo  der  Thomson-Houston  Electric  Co. 

Die  Construction  dieser  bekannten  Dynamo  wurde  in  der  letzten 
Zeit  nur  dadurch  abgeändert,  dass  an  Stelle  der  Kugelarmatur  mit  drei 
übereinander  gewickelten  Spulen  eine  Ringarmatur  mit  einer  grösseren 
Zahl  getrennter  Spulen  verwendet  wird  (Fig.  5).  Der  aus  Eisenblechen 
zusammengesetzte  Armatuning  hat  an  einer  Stelle  einen  Schlitz,  durch 
welchen  die  fertigen  Spulen  eingeschoben  werden.  Wenn  alle  Spulen  an 
die  entsprechende  Stelle  gebracht  sind,  wird  der  Schlitz  durch  einen  unter- 
theilten  Kern  von  innen  verschlossen.  Die  Spulen  in  jedem  Sechstel  der 
Ringperipherie  werden  in  Serie  geschaltet,  so  dass  man  sechs  Spulen- 
gruppen erhält.  Je  zwei  gegenüberliegende  Spulengruppen  werden  durch 
einen  Draht  so  verbunden,  dass  sich  die  inducirten  Elektromotorischen 
Kräfte  siunmiren.  Von  den  freien  sechs  Drahtenden  werden  drei  um  je 
120^  abstehende  an  einen  gemeinschaftlichen  Ring,  die  anderen  Enden  an 
die  drei  Segmente  des  Collectors  angelöthet.  Diese  Construction  bietet 
den  Vortheil,  dass  schadhafte  Spulen  leicht  ersetzt  werden  können.  Die 
Dynamo  und  die  Regulirvorrichtung  für  constante  Stromstärke  sind  in 
Kittler*s  Handbuch  der  Elektrot,  I.,  pag.  978  genau  beschrieben. 

Die  Dynamos    werden    für   zwei   verschiedene  Stromstärken  6*8  A. 

uad  10  A»4pBbaut  Die  Lampen  hiihen  dementsprechend   1200  oder  2000 

I     fc'^"*ilH**  «n.    Die  grösste  Type       '*^rt  Strom  ßr  50  Lampen  a  50  V., 

m 


210 


die  kleinste  ist  för  drei  Lampen  bestimmt.  Die  gewöhnliche  Einrichtung 
des  Schaltbrettes  ist  aus  der  Fig.  6  zu  ersehen,  welche  ein  für  vier  Strom- 
kreise und  vier  Dynamos  eingerichtetes  Schaltbrett  vorstellt.  Dasselbe 
besteht  aus  zwei  verticalen  Platten  aus  Schieler  oder  Marmor,  weiche  in 
entsprechendem  Abstände  von  einander  angebracht  sind.  Die  linke  Hälfte 
der  beiden  Platten  dient  für  die  positiven,  die  rechte  für  die  negati\^en 
Enden  der  Leitungen.  Die  vordere  Platte  enthält  auf  ihrer  Rückseite  in 
jeder  Hälfte  vier  horizontale  Schienen,  welche  mit  den  Klemmen  der 
Dynamos   verbunden  sind.    An    der  Vorderseite   der    rückwärtigen  Platte 


f^f'^^ 


Fig.  s. 


-  V 


Fig.   6. 

sind  in  jeder  Hälfte  vier  verticale  Schienen  angebracht,  an  welche  die 
Stromkreise  angeschlossen  sind.  In  die  Kreuzungsstellen  der  horizontalen 
und  verticalen  Schienen  kann  man  Stöpsel  einstecken,  welche  durch  federnde 
Contacte  gehalten  werden.  Dadurch  kann  man  jede  Dynamo  mit  jedem 
Stromkreise  verbinden.  Die  verticalen  Schienen  haben  an  ihrem  unteren 
Ende  noch  eine  Reihe  von  Contacten,  welche  dazu  dienen,  zwei  oder 
mehrere  Stromkreise  in  Serie  zu  schalten.  Dies  geschieht  mit  Hilfe  zweier 
Stöpsel,  welche  durch  eine  isolirte  Leitung  verbunden  sind. 

In  der  Figur  ist  der  Stromkreis   i   mit  Dynamo  I,  der  Stromkreis  2 
mit  Dvnamo  II  verbunden.  Von  der  Dvnimio  III  fliesst  der  Strom  in  die 


j 


211 


positive  Leitung  des  Stromkreises  3,  durchfliesst  diesen  und  den  in  Serie 
geschalteten  Stromkreis  4  und  kehrt  hierauf  zur  Dynamo  zurück.  Ein 
Schaltbrett  für  n  Dynamos  und  n  Stromkreise  hat  im  Ganzen :  2  fn^  -(-  n) 
Contacte.  In  Chicago  waren  verschiedene  Typen  der  Bogenlicht-Dynamo 
ausgestellt.  In  der  Maschinenhalle  waren  27  Dynamos  für  je  50  Lampen 
a  50  V.  und  IG  A.  in  Betrieb,  welche  mit  den  daselbst  aufgestellten 
Bogenlicht-Dynamos  der  Excelsior  Electric  Co.,  die  ebenfalls  für  je 
50  Lampen  Strom  lieferten,  ein  gemeinschafdiches  Schaltbrett  hatten.  Das- 
selbe war  für  40  Stromkreise  und  40  Dynamos  eingerichtet  und  hatte 
demnach  3280  Contacte.  In  jeden  Stromkreis  war  ein  Stromniesser  und 
zwei  Blitzschutzvorrichtungen  von  Thomson-Houston  eingeschaltet, 
welche  im  oberen  Theile  des  Schaltbrettes  angebracht  w.'u:en.  Im  Elektricitäts- 
Gebäude  waren  ebenfalls  mehrere  Thomson- Houston-Dynamos  aus- 
gestellt, welche  von  einem  grossen  Gleichstrom-Motor  der  Edison-Type 
angetrieben  wurden. 

Bogenlicht-Dynamo  der  Excelsior  Electric  Co, 

Diese  von  William  Hochhausen  construirte  Dynamo  (Fig.  7  u.  8) 
ist  durch  ihre  Details  sehr  interessant.    Der  Feldmagnet  besteht  aus  zwei 


Fig.  7. 

Kernen,  welche  an  ein  verticales  gusseisernes  Jochstück  angeschraubt  sind ; 
auf  die  Kerne  sind  die  Spulenhälter  aufgeschoben.  Die  Kerne  erweitem 
sich  zu  Polstücken,  welche  die  Ringarmatur  auf  drei  Seiten  umschliessen. 
Die  Polstücke  bestehen  aus  zwei  Theilen ;  die  vorderen  Theile  kann  man 
nach  Entfernung  von  zwei  Schrauben  um  Chamiere  drehen.  Das  Joch 
enthält  eine  Bohrung,  durch  welche  die  Achse  der  Armatur  hindurchgeht ; 
daselbst  befindet  sich  auch  das  eine  Armaturlager.  Der  obere  Polschuh 
ist  an  der  Innenseite  des  Ringes  mit  dem  unteren  durch  zwei  nicht- 
magnetische Stützen  verbunden.  Diese  enthalten  zwischen  sich  das  zweite 
Lager.  Es  ist  daher  sowohl  die  Riemenscheibe,  welche  an  der  Aussen- 
seite  des  Joches  sich  befindet,    als  auch    die  Armatur  überhängend.    Der 


212 


untere  Polschuh  hat  zwei  Angüsse  und  ist  ebenso  wie  das  Joch  an  der 
Bodenplatte  festgeschraubt.  Auf  der  Achse  sind  zwei  Naben  aufgekeilt, 
welche  durch  je  vier  Speichen  mit  einem  Kranze  verbunden  sind.  Die 
beiden  Kränze  sind  zusammengeschraubt  und  tragen  den  Armaturkem. 
An  dem  vorderen  Speichenrade  ist  noch  ein  eiserner  Ring  und  an  diesem 
eine  ringförmige  Schiefer-  oder  Marmorplatte  angeschraubt.  Dieselbe  ist 
von  der  Achse  durch  einen  Luftzwischenraum  von  i  cm  Breite  getrennt. 
An  der  Schieferplatte  sind  die  rechtwinkelig  gebogenen  Collector-Segmente 
angeschraubt,  welche  eine  Luftisolation  von  2  bis  2^/2  mm  Breite  haben. 
Wenn  man  die  beweglichen  Theile  der  Polstücke  abhebt,  wie  dies  in  der 


Fig.  8. 

Fig.  8  dargestellt  ist  und  die  Riemenscheibe  entfernt,  so  kann  man  die 
Armatur  vorschieben  und  etwa  schadhaft  gewordene  Theile  leicht  ersetzen. 
Der  Armaturkern  ist  aus  Eisendraht  verfertigt,  welcher  auf  einen 
gusseisernen  Rahmen  von  I-förmigem  Querschnitt  gewickelt  ist.  Die  ein- 
zelnen Lagen  sind  durch  Papier  isolirt.  Die  beiden  Speichenräder,  welche 
den  Armaturkern  tragen,  sind  von  diesem  gut  isolirt.  Der  ganze  Armaturring 
wird  vor  der  Bewickelung  mit  einem  sehr  gut  isolirenden  Papier  (Fiber- 
papier) umwickelt.  Die  einzelnen  Spulen  haben  quadratischen  Windungs- 
(luerschnitt  von  ungefähr  2^/2  cm  Seitenlänge;  sie  sind  von  einander  voll- 
ständig getrennt.  An  der  Aussenseite    des  Ringes  befindet   sich  zwischen 


213 


je  zwei  Spulen  ein  Holzstück,  welches  mit  Schrauben  an  den  Kern  be- 
festigt ist.  An  der  Innenseite  des  Ringes  liegen  die  Spulen  zwischen  den 
umgelegten  Seiten  der  Papierstreifen,  mit  welchen  der  Ring  umhüllt  ist. 
Die  Spulen  werden  automatisch  von  einer  von  Hochhausen  erfundenen 
Maschine  auf  den  Ring  gewickelt.  Ueber  jede  Spule  wird  noch  an  der 
Aussenseite  eine  Fiberplatte  gelegt,  welche  an  die  Holzstücke  angeschraubt 
wird;  dadurch  sind  die  Spulen  sehr  gut  gehalten. 

Auf  dem  Collector  schleifen  vier  Bürsten,  von  welchen  je  zwei  mit- 
einander leitend  verbunden  sind  und  um  die  Breite  eines  Segmentes  ab- 
stehen.   Bei    der  Dynamo  für  reo  in  Serie  zu  schaltende  Lajnpen  ist  die 


AusschaUer\i  yfS~\~   \ 


IfnUrnJnnfi  LHtunf 


Fig.    9. 


Zahl  der  Segmente  36.  An  den  beiden  vorderen  Stücken  der  Polschuhe 
sind  zwei  gusseiserne  Arme  befestigt,  welche  die  Armatur  eines  kleinen 
Motors  umschliessen,  der  die  Regulirung  der  Dynamo  auf  constante  Strom- 
stärke zu  bewirken  hat.  Die  beiden  Arme  sind  nicht  direct  an  die  Polstücke 
angeschraubt,  sondern  durch  eine  Platte  aus  Hartgummi  von  denselben 
getrennt  Zwischen  den  Enden  der  Arme  ist  das  aus  nichtmagnetischem 
Metall  bestehende  Lager  des  kleinen  Motors  befestigt.  Obwohl  die  Arme 
einen  magnetischen  Nebenschluss  zur  Armatur  bilden,  gehen  durch  die- 
selben doch  nur  wenig  magnetische  Kraftlinien  hindurch,  welche  das  Feld 
für  den  kleinen  Motor  bilden.    Dieser  befindet   sich  innerhalb  des  kleinen 


214 

Gehäuses,  welches  in  der  Fig.  7  sichtbar  ist.  Die  Achse  des  Motors  liegt 
unterhalb  der  Achse  der  Dynamo.  Der  obere  gusseiseme  Arm  enthält 
ein  Lager  für  eine  kleine  Achse,  auf  welcher  der  Bürstenhalter  befestigt 
ist.  Diese  Achse  befindet  sich  in  der  Verlängerung  der  Dynamo-Achse, 
ist  aber  von  derselben  durch  einen  Luftzwischenraum  getrennt.  Der  kleine 
Motor  rotirt  bei  normaler  Stromstärke  nicht.  Wenn  die  Stromstärke  zu 
gross  oder  zu  klein  ist,  rotirt  er  in  dem  einen  oder  anderen  Sinne  imd 
verschiebt  dadurch  sowohl  die  Bürsten  als  auch  einen  Arm,  welcher  die 
Anzahl  der  Ampere- Windungen  des  Feldmagneten  verändert.  Je  kleiner 
die  Anzahl  der  in  den  Stromkreis  eingeschalteten  Lampen  ist,  desto  mehr 
nähert  sich  die  Verbindungslinie  der  Bürsten  der  verticalen  BUchtung,  und 
desto  mehr  Windungen  des  Feldmagneten  werden  ausgeschaltet. 

Die  Schaltungen,  sowie  der  getrennt  von  der  Dynamo  aufgestellte 
Wandregulator  sind  in  Fig.  9  schematisch  dargestellt.*)  Von  der  Armatur 
sind  nur  der  CoUector  und  die  Bürsten  M  B  gezeichnet;  die  auf  der  linken 
Seite  gezeichneten  zwei  Spulen  stellen  die  Feldmagnetwickelung  vor.  Der 
Bürstenhalter  ist  mit  einem  gezahnten  Sector  in  Verbindung,  welcher  in 
ein  auf  der  Motorachse  angebrachtes  Zahnrad  eingreift.  Der  Strom  fliesst 
von  der  positiven  Bürste  ausgehend  durch  die  Feldmagnetwickelimg  zur 
Klemme  4  des  Wandregulators,  hierauf  durch  die  Wickelung  des  Elektro- 
magneten if,  dann  durch  den  Anker  A  imd  den  Widerstand  Ry^  in  die 
Linie.  Nachdem  er  die  Lampen  durchflössen  hat,  gelangt  er  zur  negativen 


Fig.   10. 

Klemme  N  der  Dynamo.  Der  Anker  A  legt  sich  an  zwei  Contacte  C  C^ 
an,  welche  mit  den  Klemmen  2,  3  und  dadurch  mit  den  Bürsten  des 
kleinen  Motors  verbunden  sind.  Die  Punkte  Pg  ^s  ^"^^  durch  Neusilber- 
drähte 1?3  It^  mit  der  Klemme  i  verbunden.  Wenn  der  Strom  die  normale 
Stärke  hat,  so  hat  der  Anker  A  eine  horizontale  I^ge  und  berührt  beide  Con- 
tacte C  C^,  welche  am  Ende  des  Hebels  B  angebracht  sind.  Von  den 
Punkten  P^  P^  fliessen  Zweigströme  durch  die  Widerstände  B^  B^  in  die 
Linie.  Da  die  Punkte  P^  P^  in  diesem  Falle  gleiches  Potential  haben, 
fliesst  durch  die  Leitungen  2  und  3  kein  Strom  zum  Motor;  derselbe 
bleibt  daher  ruhig.  Wenn  aus  irgend  einer  Ursache  die  Stromstärke  wächst, 
wird  der  Anker  Ä  nach  abwärts  gezogen.  Dadurch  wird  der  Contact  bei  C 
unterbrochen,  während  der  Contact  bei  C^  bestehen  bleibt.  Nun  fliesst 
von  P2  ^^s  ein  Strom  durch  die  Leitung  2  zum,  Motor,  dann  zurück 
zu  Pg  und  von  da  aus  durch  B^  in  die  Linie.  Der  Motor  wird  daher 
rotiren  und  die  Bürsten  so  verdrehen,  dass  der  Strom  geschwächt  wird. 
Gleichzeitig  wird  durch  den  Arm  F,  welcher  vom  Bürstenhalter  mitbewegt 
wird,  der  Bügel  S  verschoben  und  dadurch  ein  Theil  der  Feldmagnet- 
wicklung ausgeschaltet.  Die  Spulen  der  Feldmagnete  sind  continuiiüch 
gewickelt,  aber  einzelne  Punkte  der  Wickelung  sind  mit  Contacten  ver- 
bunden, auf  welchen  der  Bügel  S  schleift  (Fig.  10).  Wenn  die  normale 
Stromstärke    wieder    erreicht  ist,    stellt    der  Anker  .4  den  Contact  bei  C 

*)  Die  Beschreibang  der  Regolirvorrichtung,  sowie  die  Figuren  sind  einer 
im   yElectrical  Engineer**,  April   1890,  entnommen. 


215 

wieder  her;  dadurch  kommt  der  Motor  zum  Stillstande.  Wenn  aus  irgend 
einer  Ursache  der  Strom  zu  schwach  ist,  so  wird  der  Contact  C^  unter- 
brochen. Dadurch  wird  bewirkt,  dass  ein  Strom  in  entgegengesetzter 
Richtung  durch  den  Motor  fliesst;  die  Bürsten  und  der  Arm  F  werden 
daher  nach  der  entgegengesetzten  Seite  verschoben.  Wie  ersichtlich  ist, 
sind  die  Widerstände  Äj,  J?^,  R^  immer  in  den  Stromkreis  eingeschaltet. 
An  den  Contacten  C  C^  tritt  keine  Funkenbildung  auf,  weil  der  Stromkreis 
nicht  unterbrochen  wird. 

Durch  die  beschriebene  Regulirvorrichtung  wird  bei  jeder  Aenderung 
der  Lampenzahl  die  E.  M.  K.  der  Dynamo  sofort  in  der  erforderlichen 
Weise  verändert.  Man  kann  sogar  sämmtliche  Lampen  auf  einmal  ein- 
oder  ausschalten. 

Der  Ausschalter  S,  hat  den  Zweck,  den  Motor  auszuschalten,  wenn 
man  an  dem  Magnete  M  und  seiner  Armatur  eine  Aenderung  vornehmen 
will,  während  der  Ausschalter  S^  dazu  dient,  die  Feldmagnet  Wickelung  kurz 
zu  schliessen,  wenn  die  Dynamo  abgestellt  werden  soll,  oder  unbelastet  lauft. 

Da  die  grösste  Type  der  Hoc  h hause n-Dynamo  eine  E.  M.  K. 
von  5000  V.  hat,  müssen  die  einzelnen  Theile  sehr  gut  isolirt  sein.  Dies 
ist  insbesondere  nothwendig  wegen  der  statischen  Ladungen,  die  beim 
Riemenantrieb  entstehen.  Dem  überspringenden  Funken  folgt  der  Dynamo- 
Strom  leicht  nach.  Um  dies  zu  vermeiden,  ist  die  Armatur  von  den 
Speichenrädem,  welche  sie  halten,  vollständig  durch  Glimmer  isolirt.  Die 
Lager  sind  ebenfalls  vom  Körper  der  Dynamo  isolirt,  und  die- letztere  ist 
wieder  von  der  Unterlage,  auf  welche  sie  montirt  ist,  isolirt. 

Es  wurden  verschiedene  Typen  dieser  Dynamo  construirt.  Die  grösste 
liefert  Strom  für  125  Lampen  ä  1200  Kerzen  oder  für  100  Lampen 
ä  2000  Kerzen.  Der  Durchmesser  der  Armatur  dieser  Dynamo  ist  80  cm ; 
dieselbe  ist  mit  36  Spulen  bewickelt,  welche  die  Form  eines  Quadrates 
von  21  cm  Seite  haben.  Die  Stromstärke  ist  7  A.  oder  10  A.,  je  nach- 
dem die  Lampen  1200  oder  2000  Kerzen  haben  sollen.  Die  Tourenzahl 
ist  700.  Ein  Theil  der  Feldmagnetwickelung  ist  immer  eingeschaltet,  von 
dem  anderen  Theile  ist  nach  je  20  Windungen  eine  Abzweigung  zu  den 
Contactstücken  gemacht,  auf  welchen  der  Bügel  S  schleift.  Da  die  Armatur 
mit  wenig  Spulen  bewickelt  ist,  erhaken  die  einzelnen  Spulen  viele  Win- 
dungen ;  daher  ist  der  Abstand  der  Polschuhe  vom  Armaturkern  beträchlich 
gross  (circa  4  cm).  Die  zweite  Type  ist  für  50,  die  dritte  für  30  Lampen 
ä  2000  Kerzen  bestimmt. 

Die  Hoch  hause  n-Dynamo  ist  in  grösseren  Centralen  mit  sehr 
gutem  Erfolge  in  Anwendung.  In  Chicago  waren  einige  Dynamos  für 
SO  Lampen  in  der  Maschinenhalle,  die  anderen  Typen  im  Elektricitäts- 
Gebäude  in  Betrieb.  Das  Schaltbrett  ist  dasselbe  wie  das  der  Thomson- 
Houston  Co. 

Bogenlicht-Dynamo  der  Fort  Wayne  Electric  Co. 

Diese  von  Wood  construirte  zweipolige  Dynamo  hat  als  Armatur 
einen  Gramme-Ring.  Die  Form  des  Magnetgestelles  ist  aus  der  Fig.  11 
ersichtlich.  Die  verticalen  Joche  der  beiden  hufeisenförmigen  Feldmagnete 
haben  Aushöhlungen,  in  welchen  die  Lager  der  Dynamo  angebracht  sind. 
Die  Polschuhe  umfassen  sehr  weit  die  Armatur  und  sind  so  geformt,  dass 
in  den  Armaturspulen  während  der  Rotation  in  einem  weiten  Bereiche 
möglichst  gleiche  elektrom  «he  Kräfte  erzeugt  werden;    dadurch  wird 

erzielt,  dass  die  Spannung  zwischen    ber     ■l)arten  CoUector-Seg- 

menten  verltfftAnmässif  '.    Die  Str  ihme  erfolgt  durch 

zwei  Bür«^  -     -^-a     "Qie        ^  '^rigen    B,  ^nd    durch    einen 


216 


flexiblen  Leiter  verbunden;  die  zwischen  diesen  Bürsten  befindlichen 
Armaturspulen  sind  kurzgeschlossen.  Die  Regulirung  der  Dynamo  für 
constante  Stromstärke  erfolgt  automatisch  durch  Verstellung  der  Bürsten. 
Je  weniger  Lampen  eingeschaltet  sind,  desto  mehr  werden  die  Bürsten 
gegen  die  Verbindungslinie  der  Magnetpole  verdreht;  dabei  werden  die 
miteinander  verbundenen  Bürsten  immer  mehr  zusammengeschoben.  Die 
Ursache,  warum  die  zusammengehörigen  Bürsten  gegeneinander  verstellt 
werden,  ist  angeblich  folgende.  In  jeder  Armaturspule  muss  der  Strom  die 
Richtung  wechseln,  wenn  die  Spule  bei  den  Bürsten  vorübergeht.  Soll  dies 
funkenlos  geschehen,  so  ist  dazu  eine  gewisse  Zeit  nothwendig,  welche 
sowohl    von    der  Zahl  der  Windungen  der  Spule,    als   auch  von  der  Ge- 


Fig.   II. 

sammtzahl  der  magnetischen  Kraftlinien  innerhalb  der  Spule  abhängig  ist. 
Wenn  viele  Lampen  eingeschaltet  sind,  ist  die  Verbindungslinie  der  Bürsten 
beinahe  horizontal;  dann  ist  das  Feld  innerhalb  der  Spule  während  der 
Commutation  des  Stromes  sehr  stark  und  daher  muss  man  mehrere  Collector- 
Segmente  kurzschliessen.  Wenn  jedoch  wenig  Lampen  eingeschaltet  sind, 
so  erfolgt  die  Commutation  des  Stromes  an  einer  Stelle,  wo  noch  wenig 
Kraftlinien  in  den  Kern  eingetreten  sind ;  daher  brauchen  nur  zwei  Collector- 
Segmente  kurzgeschlossen  werden.  Bei  Vollbelastung  verringern  die  Hilfs- 
bürsten nicht  die  E.  M.  K.  der  Dynamo,  weil  sie  nur  die  unthätigen  Spulen 
kurz  schliessen. 

Die  Armaturspulen  sind  für  sich  sehr  gut  isolirt;   die  Collector-Seg- 
mente  sind  durch  Glimmer  isolirt. 

(Schluss  folgt.) 


217 

Das  Feuermeldewesen  in  Wien. 

(Aus   einem  Vortrage    des  Herrn  Ingenieurs  JULIUS  STERN    im  Allgemeinen  technischen 

Vereine.) 
(Fortsetsnng.) 

Dieselben  betrafen  zunächst  die  Hofburg- Hauptwache,  dann  die 
k,  k.  Bauubcrgeher  wegen  Anweisung  der  Hofspritze,  weiters  den  comman- 
direnden  General,  denGeneralcommando-Adjunctanten,  das  Salzgries-Cavallerie» 
piquet,  die  Salzgrieskaserne-Feuerreserve,  den  Platzoberst,  den  Platzstabs- 
officier  von  der  Wache,  den  Platzofficier  vom  inneren  Dienst,  den  General 
vom  Tage,  den  Stabsofficier  von  der  Garnisonsinspection,  endlich  das  Peters - 
wache-Fcuerpiquet  und  die  Feuerreserve  der  Rennweger  Kaserne.  Es  ist 
daher  gewiss  sehr  erklärlich,  dass  diese  überaus  lästigen  und  langwierigen 
Meldungen  allmälig  vergessen  und  zum  grossen  Theile  auch  aufgehoben 
wurden.  Durch  die  grossartigen  Erfindungen  auf  dem  Gebiete  der 
elektrischen  Telegraphie  aufmerksam  .  gemacht,  machte  die  Regierung  im 
Jahre  1850  diesbezügliche  Vorschläge  behufs  Einführung  eines  elektrischen 
l'elegraphen    für  Feuermeldezwecke. 

Während  der  grossen  Organisation  in  den  Jahren  1853  bis  1855 
arbeitete  das  Stadtbauamt  ein  Project  einer  elektrischen  Telegraphenanlage 
aus  und  wurde  mit  der  Herstellung  derselben  sofort  nach  Genehmigung  des 
Kaisers  begonnen  und  am   15.  September   1855  fertiggestellt. 

Diese  Telegraphenleitung  verband  das  Wächterzipnmer  am  Thurme  zu 
St.  Stephan  mit  dem  Bauamt  und  dem  bürgerlichen  Zeughause  Am  Hof. 
Weiters  führten  Signalleitungen  noch  in  die  Feuerreservestallungen  und  in 
die  Wohnung  eines  städtischen  Ingenieurs. 

Diese  ersteren  Telegraphenleitungen  waren  Correspondenzleitungen, 
ausgestattet  mit  zwei  Kramer'schen  elektromagnetischen  Zeigerapparaten ; 
die  letzteren  einfache  Signalleitungen,  um  Mannschaft  und  Wägen  zu  requi- 
riren.  Die  Drahtleitung,  theils  sichtbar  auf  Isolatoren  an  den  Häusern 
geführt,  theils  als  Kabel  in  gemauerten  Erdcanälen,  wurde  vom  Stephans- 
tburme  über  den  Stephansplatz  in  die  Goldschmiedgasse  geführt,  von  dort 
über  den  Petersplatz  in  die  Milchgasse,  Steindlgasse,  Schulhof,  Am  Hof  in 
das  Stadtbauamt  und  in  das  bürgerliche  Zeughaus,  Vom  Stadtbauamt  führte 
die  Signalleitung  in  den  Tiefen  Graben,  durch  die  alte  Zeughausgasse  auf 
den  Salzgries. 

Die  Meldung  eines  beobachteten  Brandes  wurde  nach  einer  aufgestellten 
Instruction   durchgeführt : 

Zuerst  gab  der  Thürmer  das  Zeichen  „TA",  das  heisst  Thurm  dem 
Amte,  womit  nur  der  Anruf  verstanden  war.  Meldete  sich  das  Amt,  so 
kam  als  weiteres  Signal  die  Bezeichnung  der  Art  des  Feuers,  wie  „RF" 
für  Rauchfangfeuer,  „DF"  für  JDachfeuer  und  „LF"  für  Landfeuer.  Dann 
gab  er  die  Richtung  des  Brandortes,  bezeichnet  zunächst  durch  die  vier 
Himmelsrichtungen  „N**  für  Nord,  „S"  für  Süd,  ,,W"  für  West  und  „O**  für 
Ost,  sowie  endlich  die  abgekürzte  Bezeichnung  der  Liniendurchgänge,  durch 
welche  die  Feuerspritze  ihren  Weg  zu  nehmen  hatte,  wie  z.  B.  ^TABR" 
für  Taborlinie,  „MAKS"  für  St.  Marxer  Linie,  „MARI*  für  Mariahilfer 
Linie  u.  s.   w. 

Angenommen,  es  würde  in  Hietzing  ein  Dachfeuer  ausgebrochen  sein, 
so  sieht  eine  solche  telegraphische  Feuermeldung,  deren  BuchslBbto  durch 
einen  bewegenden  Zeiger  bezeichnet  werden,  folgendermau^^en 
—  TA  —  Hier  folgt  die  Antwort   des  Amtes   —    DP  ^—  W  - 

Im  Jahre  1863  wurde  die  Errichtung  von  acht  FcuerlÖsfii 
schlössen  und  daraus  ergab  sich  die  Nothwendijf  k^^^^se  dufi  ■ 
trischen  Telegraphen  mit  der  Centrale  .Am  Hof  zV^^/^  '^^.u* 


218 

Der  Antragr  des  damaligen  Ingenieurs  Schul  er  und  nachmalig 
Feuerwehr-Commandanten  bezüglich  der  Einführung  von  Morse-Apparat 
fand  den  vollen  Beifall  der  Gemeindevertretung  und  so  finden  wir  i8< 
bereits  in  den  acht  Filialen  complete  Morse-Stationen  in  Verbindung  a 
der  Centrale. 

Hervorzuheben  wäre  hier  der  Antrag  des  damaligen  Gemeinderatb 
Nicola,  welcher  in  Erkenntniss  der  dringenden  Nothwendigkeit  einer  Vc 
grösserung  der  Telegraphenmeldungs-Anlage  am  13.  März  1878  im  Gemeind 
rathe  folgenden  Antrag  stellte : 

,Der  Gemeinderath  wolle  seine  Feuerlösch-Commission  beauftrag« 
im  Vereine  mit  dem  Magistrate  und  dem  Stadtbauamte  in  Erwägung 
ziehen  und  Bericht  zu  erstatten,  ob  es  nicht  möglich  ist  —  sei  es  dur 
Anwendung  von  telegraphischen,  an  verschiedenen,  von  den  Feuerlösc 
ämtem  entfernt  gelegenen  Punkten  der  Bezirke  anzubringen  und  nur  d 
Sicherheitswachposten  allein  zugänglichen  Tastenapparaten  oder  in  ander 
Weise  —  dem  unleugbaren  Uebelstande  des  zu  späten  Anmeldens  von  Brände 
besonders  zur  Nachtzeit,  vorzubeugen.** 

Noch  im  selben  Jahre  legte  das  Sudtbauamt  das  Project  einer  Feu( 
meldeanlage  vor,  welches  vom  Gemeinderath  genehmigt  wurde.  Bald  dara 
wurde  eine  Fachcommission  eingesetzt,  um  die  von  den  einzelnen  Fabrik 
eingesendeten  Meldeapparate  einer  eingehenden  Prüfung  zu  unterziehen. 

Es  wurden  der  Commission  Apparate  von  mehreren  Wiener  Firm 
vorgelegt,  und  unter  diesen  jener  der  Firma  B.  Egger  als  der  zuv( 
lässigste  und  zweckmässigste  anerkannt.  Um  eine  praktische  Erprobui 
dieses  Systems  durchzuführen,  wurde  beschlossen,  eine  derartige  Anlage 
grösserem  Maassstabe  im  zweiten  Wiener  Gemeindebezirke  durchzuführc 
Während  des  Sommers  1880  wurden  10  Stück  Apparate,  Syst« 
^gS^^*  aufgestellt  und  verblieben  während  des  Winters  1 880/81 
Function.  Der  Erfolg  war  ein  so  günstiger,  dass  sofort  die  Installation  a 
das  ganze  Gemeindegebiet  ausgedehnt  wurde  und  durch  die  nun  erfolg 
Vereinigung  der  Vororte  mit  Wien  auch  auf  diese  ausgedehnt  werden  wii 
Es  waren  montirt: 

Ende   1880 11   Stück  Apparate 

^   1881 68   „ 

V  1882 107     „        „ 

n         1883 121    „ 

n         1884 140     ^        „ 

»  1885 157     n 

^  1886 .  168 

»»  1887 192 

n  1888 !206    , 

«  1889 212 

«  1890 219 

V  I89I 324     r, 

w   1892 •  .  334   « 

Unter  diesen  sind  jedoch  auch  die  von  Privaten  aufgestellten,  mit  de 
städtischen  Netz  in  Verbindung  stehenden  Apparate  mit  einbezogen. 

Bei  der  Construction  des  Apparates  berücksichtigte  die  genannte  Firm 
zunächst  die  Haupterfordernisse  für  Feuermelder,  und  zwar: 

1.  Soll  das  mit  dem  Apparat  manipulirende  Publikum  rasch  und  leid 
zu  demselben  gelangen  können  und  wenige,  äusserst  einfache  Handhabunge 
zu  verrichten  haben; 

2.  soll  der  Apparat  jederzeit,  in  jedem  Momente  functionsfähig  sein 
soll  also    nicht    etwa    durch  Ablaufen    einer  Feder    oder    eines  Gewichics 


219 


dessen  Aufziehen  alleofalls  vergressen  werden  dürfte,  in  seiner  Function  auf- 
gehalten  werden; 

3.  soll  die  telegraphische  Meldung  durch  jeden  Laien  bewerksteUigt 
und  raschy  sicher  und  zuverlässig  von  dem  Beamten  aufgenommen  werden 
können;  und  endlich 

4«  sollen  weitere  telegraphische  Correspondeozen  von  Telegraphen- 
kundigen,    wie    Polizei  Wachleuten,     Feuerwehrleuten  u.  s.  w.    möglich  sein. 

Wie  wir  im  Nachstehenden  erseheo  werden,  sind  alle  diese  Punkte  in 
befriedigender  Weise  gelöst  worden. 

Die  äussere  Ansicht  des  Apparates  zeigt  Fig.  2.  Das  Gusseisengehäuse, 
in  welchem  der  Apparat  montirt  ist,  wird  eingemauert,  so  dass  nur  die 
Vordcrplatte  mit  der  Thflre  ersichtlich  ist.  Die  Thüre  ist  versperrbar  und 
besitzt  ausserdem  noch  ein  Fangschloss,  dessen  Mechanismus  einen  in's 
Hauptschloss  eingesteckten  Schlüssel  solange  Jesthält,  bis  er  durch  einen 
zweiten,  im  Besitze  der  Feuerwehr  befindlichen  Schlüssel,  der  in*s  Fang- 
schloss   gesteckt,     wieder    ausgelöst    wird.    Dadurch    kann    jedem  Unfuge 


i-aiiTifliMi''"^*'''^'™'^^^^ 


Fig.  2. 

gesteuert  werden,  da  die  in  den  Händen  des  Publikums  befindlichen  Schlüssel 
numerirt  und  der  Besitzer  eines  solchen  notirt  ist. 

Der  Apparat  selbst  besteht  in  der  Wesenheit' aus  fünf  mit  Sectoren 
versehenen  Tastern  d  (Fig.  3),  welche  an  der  Vorderseite  mit  Druck- 
knöpfen und  Aufschriften  „Rauchfang-Feuer*,  ^Dach-Feuer**,  „Zimmer- 
Feuer*,  „Keller- Feuer**  und  „Controle**  versehen  sind.  Durch  das  Hinein- 
drücken eines  solchen  Tasters  d  (Fig.  5)  wird  dessen  rückwärts  befind- 
liches System,  bestehend  aus  dem  Kreissector  h  mit  der  Achse  (/,  dem 
auf  der  Achse  i  befestigten  Hebelsarm  k  fmit  Schnapper  i,  in  Bewegung 
gesetzt,  und  zwar  drückt  der  Taster  d,  drehbar  um  die  Achse  /,  mit  dem 
charnierartig  verbundenen  Hebel  e  auf  einen  daumenartigen  Ansatz  des 
Sectors  h.  Die  fünf  untereinander  befindlichen  Sectoren  sitzen  lose  auf 
einer  gemeinsamen  Achse  g  und  ist  die  drehende  Bewegung  dieser  Sectoren 
durch  in  die  Achse  verbohrte  Stifte  begrenzt.  In  jede  Nabe  des  Sectors 
ist  senkrecht  zur  Drehungsachse  ein  Schlitz  eingefeilt,  in  welchem  der 
vorerwähnte  Stift  läuft.  Dieser  Schlitz  ist  genau  so  lange,  als  es  die  Be- 
wegung des  Segmentes  in  die  punktirte  Lage  (Fig.  5)  erfordert.  Im  Ruhe- 
zustande liegen  alle  fünf  Stifte  an  dem  vorderen  Ende  des  Schlitzes,  so  dass 

17* 


220 


durch  das  Hineindrücken  eines  der  fünf  Segmente  die  Achse  durch  deo 
Mitnehmer  Stift  gedreht  wird,  während  bei  den  in  Ruhe  befindlichea 
Segmenten  die  übrigen  Stifte  sich  frei  im  Schlitze  drehen  können,  ohne 
die  übrigen  Segmente  zu  bewegen.  An  dem  oberen  Ende  der  Achse  g  ist 
ein  completes  Räderlaufwerk  (Fig.  6)  mit  Gewichtsantrieb  und  Wiudflflgcl 
befestigt,  und  ist  die  Anordnung  so,  dass  an  der  Achse  g  die  Schnurrolle 
für  das  Gewicht  r  und  das  Hauptrad  o  sitzen.  Durch  das  Hineindrücken 
des  Segmentes  mit  dem  Taster  erfolgt  eine  Drehung  der  Achse  und 
demzufolge  wird  das  Gewicht  aufgezogen,  um  bei  Loslassen  des  Tasters 
in  Wirksamkeit  zu  treten.  Das  Gewicht  hat  das  Bestreben,  das  Segment 
in    seine  ursprüngliche  Lage    zu  drehen,    jedoch  geschieht  diese  Bewegung 


Fig.  3. 


Fig.  4. 


Fig.  5. 


Fig.  6. 


Fig.  7. 


langsam,  da,  wie  früher  erwähnt,  das  Laufwerk  mit  Windflügel  hemmend 
auf  die  Bewegung  wirkt.  Jeder  dieser  fünf  Sectoren  ist  an  seinem  Umfange 
mit  verschieden  langen  Zähnen  versehen,  welche  den  telegraphischcn 
Zeichen  angepasst,  die  Nummer  des  betreffenden  Automaten  und  den 
Anfangsbuchstaben   der  Art  des  Feuers  ergeben. 

Beispielsweise  würde  für  den  Automaten  Nr.  25  der  Kreissector 
^Rauchfang-Feuer"   so  aussehen,  wie  Fig.   8  zeigt. 

Da  sich  der  Sector  im  Sinne  der  Uhrzeiger  zurückbewegt,  so  sind 
die  Zeichen  von  rechts  nach  links  geschrieben  und  wiederholen  sich  dreimal. 
Die  Zeichengabe  beginnt  mit  einem  Strich  (— ),  der  den  Contact  zum 
Alarmiren  und  Auslösen  des  Schreibapparates  bedeutet,  hierauf  folgt  2 
(•  •  .Ml  .»  .Ml],     dann     5    (•••••)     und    nun  i^  (•^•),    das    heisst,    der 


221 

Automat  Nr.  25,  dessen  Aufstellungsplatz  naturlich  genau  bekannt  ist, 
meldet  Rauchfang-Feuer.  In  die  Zähne  greift  der  Schnapperhebel  Ik,  drehbar 
um  die  verticale  Achse  i  ein  und  wird  nur  durch  die  Retourbewegung  des 
Sectors  in  Bewegung  versetzt.  Er  muss  den  Zahneinschnitten  des  Sectors 
folgen  und  sendet  daher  durch  die  an  derselben  Achse  t  unten  befindliche 
Contactfcder  o  (Fig.  7),  welche  bei  m  n  den  Contact  vermittelt,  die  diesem 
Zeichen  entsprechenden  elektrischen  Ströme  in  die  Leitung  zur  Empfangs- 
station. 


Fig.  8. 

Der  untere  Theil  des  Apparates  ist  abgeschlossen  und  nur  den 
Feuerwehr-  und  Wachleuten  zugänglich.  Es  befinden  sich  darin  ein 
Correspondenztaster  w  (Fig.  3),  eine  Signalglocke  u,  die  vorerwähnte 
Coctactfeder  o  mit  den  Contactstiften  m  und  n  und  die  Blitzschutzvor- 
richtung V, 

(SchlusÄ  folgt.) 


Telephon  mit  zwei  schwingenden  Platten. 

Von  S.  D.  FIELD. 

Stephen  D.  Field  hat  kürzlich  ein  in  dem  New-Yorker  „Electrical 
Engincer"  (1893,  Bd.  16,  S.  404)  beschriebenes  Magnet-Telephon  mit  zwei 
schwingenden  Platten  in  Vorschla'g  gebracht. 

.  Man  hat  ja  schon  zu  wiederholten  Malen  versucht,  die  Wirkung  von 
Telephonen  dadurch  zu  verstärken,  dass  man  in  ihnen  mehr  als  eine  schwingende 
Platte  zur  Erzeugung  der  Ströme  angewendet  hat.  Diese  Versuche  sind  aber  im 
Allgemeinen  missglückt;  man  hat  zwar  grössere  Tonstärke  erreicht,  aber 
auf  Kosten  der  Deutlichkeit.  Der  Grund  davon  lag  darin,  dass  man  nicht 
dafür  sorgte,  dass  die  Platten  übereinstimmend  schwingen,  und  dass  dieselben 
daher  gegenseitig  sich  in  ihrer  Wirkung  beeinträchtigten. 

Wesentlich  günstiger  nun  liegt  die  Sache  bei  Field's  Telephon,  denn 
in  diesem  befinden  sich  die  beiden  schwingenden  Platten  in  gleicher  Ent- 
fernung vom  Mundstücke  und  erhalten  demnach  gleichzeitige  Anregung, 
wenn  in  das  Mundstück  gesprochen  wird;  sie  stehen  ferner  in  mechanischer 
Verbindung  mit  einander  und  unter  genau  gleicher  Spannung,  weshalb  sie 
nicht  ausser  Uebereinstimmung  gerathen  können.  Endlich  wird  ihre  vereinte 
Wirkung  auf  einen  einzigen  Stromerzeuger  übertragen. 

Die  Achse  des  Mundstücks,  das  man  sich  in  der  beigegebenen  Ab- 
bildung hinzuzudenken  bat,  liegt  wagrecht  und  die  beiden  schwingenden 
Platten  sind  in  gleicher  Entfernung  von  der  Mündung  oben  und  unten  an 
dem  Mundstückrohre  angebracht,  so  dass  die  durch  das  Mundstück 
eintretenden  Schallwellen  gleichzeitig  auf  ihre  inneren  Flächen  treffen  und 
die  Platten  nach  entgegengesetzter  Richtung  hin  in  gleiche  Bewegung 
versetzen.  Durch  kurze  Stahldrähte  8^  und  So  sind  die  beiden  Platten  mit 
den  Enden  eines  Ankers  a  aus  weichem  Eisen  verbunden,  welcher  in 
wagrechter  Lage  unter  dem  Südpole  iS  eines  permanenten  Hufeisenmagnetes  H 
b<ifestigt  ist,  indem  er  sich  gegen  eine  Schneide  c  stemmt.  Die  stromerzeugende 
Rolle  R  umgibt   einen  auf  dem  Nordpole  iV  des  Magnetes  H  angebrachten, 


222 

dem  einen  Arme  des  Ankers  a  gegrenub 
gegenüber  dem  anderen  Arme  ein  leerer 
Anziehung  des  inducirenden  Kernes  mild 
Beim  Sprechen  in  das  Mundstück 
Platten  sich  in  entgegengesetzter  Richtur 
den  Anker  a  gleichsinnig,  weil  sie  an  • 
mit  ihm  verbunden  sind.  Die  beiden  PI 
einem  mechanischen  Zuge,  allein  diese 
veranlasst  die  leichteste  Wirkung  von  i 
nur  zu  den  schwächsten  Schwingungen  a 
Bewegung  des  Ankers  a. 


g, 1 


!is 


'^t 


Fiel  d's  Telephon  hat  sich  bei  ( 
auch  auf  einer  Leitung  zwischen  New-' 
Versuchen  als  sehr  gut  erwiesen;  die 
Deutlichkeit  der  Sprache  vorzüglich. 

Wird     dieses    Telephou     als    Emp 
Kohlengeber  benutzt,   so  ist  der  Ton  so 
an's  Obr    zu    halten  braucht   und    das  üt 
Personen  zugleich  gehört  werden  kann. 


Eine  elektrische  Centra 


Mit  der  unablässig  fortschreitenden 
gros^artigen  Entwicklung  des  Handelsver- 
kehr es  von  Fiume  war  es  ein  Gebot  der 
NütliwCDdigkeit,  den  Fiumaner  Hafen  nicht 
bloi  betrüchttich  zu  erweitern,  sondern  auch 
in  seiner  Gesammtanlage  und  in  seinen 
ionereD  Emrichtungen  solche  Aenderungen 
eiB^nfUhreDH  durch  welche  dieser  Hafen  den 
»tfttig  wachsenden  Anforderungen  des  Ver- 
kehres genügen  könne  und  ihm  auch  der 
gebübreüde  Rang  unter  den  anderen  grossen 
llafcn  gebieten  gewahrt  bleibe,  auf  welchen 
der  Ilufct]  von  Fiume  vermöge  seiner  Lage 
und  seiner  AVassertiefe  berechtigten  Anspruch 
erheben   darf. 

Als  eine  wesentliche  Vorbedmgung  zur 
Hebutig  des  Hafenverkehres  wardc  erkaant, 
die  belenchtungsverhi]  misse  des  HAfeQ& 
dm cb greifend  zu  verbessern,  und  dies  um- 
Bomebr,  nU  andere  ausländitche  Hafen  schon 
seit  mehreren  Jahren  mit  eineni  voll- 
kommcneti  Belenchtungsi<ysteme    ausgestattet 

sind,     Gabriel     von     ilaross,     d'^"    

«cotbene    iin garische     tlnndelmUni» 
die  Jk-deutang  dieser  Ftü^t  vollatfio 
Qad  lies*  bereits  im  Jahre   1S91   r 


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223 


and  i^Qsseisenieii  Trägern  montirt,  welche 
taf  soliden  Fandamenten  lings  des  Molo 
tofgestellt  sind.  Die  Glühlampen  sind 
grösstentheits  an  der  nördlichen  Fagade  der 
Lagerhäuser  anf  dem  Stefanieqnai  instaltirt; 
vier  von  diesen  Glühlampen  befinden  sich 
suf  dem  xwischen  den  Gebäuden  führenden 
Strassenwege.  Gewöhnlich  wird  blos  die 
Hälfte  dieser  Glühlampen  verwendet ;  die 
anderen  1 1  Glühlampen  werden  nur  im  Be- 
darfsfälle benutzt.  Zu  dieser  ursprünglichen 
Anlage  ist  im  Verlaufe  der  Zeit  noch  die 
elektrische  Beleuchtung  des  Zichymolo,  des 
Petroleumhafens  und  des  Holz-  oder  Baross- 
bafens  hinzugekommen. 

Die  Internationale  Elektricitäts- 
Gesellschaft  versorgt  aus  ihrer  Central- 
statioD  auch  die  elektrische  Beleuchtung  der 
im  Hafen  vor  Anker  liegenden  Schiffe,  und 
lind  zu  diesem  Behufe  12  Glühlampen  ä  100 
Normalkerzen  derart  eingerichtet,  dass  man 
sie  nach  Belieben  längs  eines  Mastes  oder 
im  Innern  des  Schiffes  in  Verwendung 
nehmen  kann.  Je  vier  solcher  Lampen  ge- 
nagen  zur  Beleuchtung  des  Schiffskörpers, 
so  dass  man  also  drei  Schiffe  zugleich  an 
verschiedenen  Punkten  des  Hafens  elektrisch 
beleuchten  kann. 

Die  Anlage  der  elektrischen  Erzeugungs- 
stätte liefert,  wie  bereits  bemerkt,  den  elek- 
trischen Strom  sowohl  für  Beleuchtung,  wie 
für  die  Kraftübertragung.  Ausser  den  bereits 
genannten  Objecten  werden  auch  noch  die 
Lagerhäuser  des  Transitbahnhofes,  des 
Staatsbahnhofes,  das  Zollgebäude  und  eine 
grössere  Anzahl  von  Bureaux  aus  der 
Centralstation  mit  elektrischer  Beleuchtung 
versorgt. 

Der  mit  elektrischer  Kraft  betriebene 
Elevator  der  Escomptebank  liegt  im 
Freihafengebiete.  Der  Betrieb  erfolgt  mittelst 
Wechselstrom-Motoren.  Die  Räumlichkeiten 
des  Elevators  sind  mit  Glühlampen  erhellt. 
Die  Ein-  und  Ausschaltung  der  Schiffs- 
beleuchtung erfolgt  mittelst  besonderer  Aus- 
schalter, welche  längs  der  Leitungen  und  an 
den  Bogenlampensäulen  in  eigenen  Holz- 
kästchen untergebracht  sind. 

Die  Centralstation  ist  an  der  äussersten 
Nordwestseite  der  Stadt  in  dem  Vororte 
Mlosa  auf  Grund  und  Boden  errichtet, 
welcher  den  ungarischen  Staatsbahnen  ge- 
hört. Das  Mascbinenhaus  enthält  drei  Dampf- 
lichtmaschinen von  je  120  IIP  (Hochdruck- 
maschinen) mit  360  Touren  in  der  Minute. 
Diese  Maschinen,  welche  von  der  Ersten 
Brünner  Maschine  n-F  a  b  r  i  k  s- 
Gesellschaft  geliefert  wurden,  treiben 
direct  die  Wechselstrom*Dynamos  (System 
Zipernowsky),  welche  von  der  Firma 
G  a  n  z  &  Co.  in  Budapest  herge- 
stellt sind.  Diese  Dynamos  besitzen  eine 
Leistungsfähigkeit  von  40  Ampere  bei  2000 
Volt.  Im  Ifcuirhinensaale  ist  für  eine  vierte 
\  ^tx     erforderliche    Raum 

der  rechten  Seite  der 
'chen  Bureaux  und 
t  eingerichtet,  dass 
"lies    für    die  Auf- 


stellung dreier  weiterer  Maschinengruppen 
heranziehen  kann.  Das  Kesselhaus,  welches 
unmittelbar  an  das  Maschinenhaus  anstösst, 
enthält  drei  Röhrendampfkessel  nach  dem 
Systeme  von  Babcok  &  Wilcox  mit 
einer  Leistungsfähigkeit  von  20  Atmosphären 
und  mit  150.56  Quadratmeter  Heizfläche. 
Auch  im  Kesselhause  ist  der  erforderliche 
Raum  für  die  Erweiterung  der  Kesselanlage 
vorgesehen.  Gegenwärtig  ist  in  dem  hiefür 
reservirten  Räume  des  Kesselhauses  eine 
Reparaturwerkstätte  etablirt.  Die  Wasserzu- 
führung geschieht  durch  eine  verticale  Dampf- 
pumpe, welche  das  Wasser  einem  Bache 
entnimmt,  der  in  einer  Entfernung  von  80  m 
bei  der  Centralstation  vorbeifliesst.  Für  den 
Fall,  als  die  Pumpe  unbrauchbar  werden 
sollte,  oder  sich  ein  Mangel  an  Bachwasser 
einstellen  würde,  ist  die  Wasserversorgung 
durch  Injectoren  vorgesehen,  welche  die 
erforderliche  Wassermenge  in  einer  grossen 
eistet  ne  unterhalb  des  Maschinenhauses  an- 
sammelt. Sowohl  die  Wechselstrom-Maschinen, 
als  auch  die  Erreger  sind  von  der  Firma 
G  a  n  z  &  Co.  beigestellt,  und  sind  die  - 
selben,  wie  bereits  bemerkt,  direct  mit  den 
Dampfmaschinen  gekuppelt.  Diese  Wechsel- 
strom-Maschinen bestehen  im  Wesentlichen 
aus  einem  cylinderischen  Indnctor,  der  auf 
der  Horizont  öl  fixe  beweglich  montirt  ist,  und 
aus  14  radial  angeordneten  Spulen.  Der 
6xe  Armatur,  welche  den  Inductor  umgibt, 
besteht  gleichfalls  aus  14  Spulen,  deren 
Kerne  parallel  zu  den  Generatoren  des 
Cylinders  angeordnet  sind.  Der  Wechsel- 
strom wird  in  dieser  Armatur  erzeugt,  deren 
äusserster  Rand  an  dem  oberen  Theile  der 
Maschine  endigt.  Die  Erregung  erfolgt  durch 
eine  Gleichstrom-Maschine,  welche  durch  zwei 
isolirte  Metallringe,  die  auf  der  Axe  des 
Inductors  befestigt  sind,  mit  einer  Wechsel- 
strom-Maschine gekuppelt  ist.  Der  Kern  des 
Inductors  und  die  Kerne  der  Sputen  be- 
stehen aus  dünnen  Eisenblechen,  die  unter 
einander  isolirt  sind,  um  die  Entwicklung 
von  Foucault'schen  Strömen  zu  vermeiden. 
Die  Intensität  des  Magnetfeldes  wird  dadurch 
verändert,  dass  man  den  Widerstand  in  den 
Windungen  des  Inductors  vermindert  oder 
vermehrt.  Die  Regulimng  lässt  sich  aber 
auch  noch  verbessern,  wenn  in  die  Win- 
dungen der  Erreger  Wiederstände  zwischen- 
geschaltet werden.  Ausserdem  steht  ein 
Rheostat  nach  dem  Systeme  B  1  ä  t  h  y  in 
Verwendung,  welcher  die  Spannung  der 
Maschinen  constant  erhält. 

Das  Schaltbrett  ist  derart  installirt, 
dass  der  von  jeder  Maschine  erzeugte  Strom 
theils  für  die  Kraftübertragung,  theils  für 
die  elektrische  Beleuchtung  verwendet  werden 
kann;  sind  aber  zwei  Maschinen  gleichzeitig 
in  Betrieb,  so  lässt  sich  auch  der  Strom  der 
einen  Maschine  für  die  Kraftübertragung  und 
der  der  anderen  für  die  Beleuchtung  aus- 
nützen. Drei  Leitungsstränge,  welche  von 
der  Centralstation  auslaufen,  führen  die 
Elektricität  an  die  einzelnen  Abgabestellen. 
Diese  Speiseleitungen  sind  aus  Kupfer  und 
ruhen    auf  Doppelglocken-Isolatoren.     Einer 


224 


der  Stränge  führt  die  Elektricität  zur  Be- 
leuchtung des  Hafens  und  des  Bahnhofes, 
der  andere  speist  die  Motoren  des  Elevators 
und  der  dritte  die  Bogenlampen  des  Transit- 
bahnhofes. Dieser  letztere  Bahnhof  wird  von 
8  Bogenlampen  ä  12  Ampere  beleuchtet, 
die  auf  Freileitungen  befestigt  sind.  Der 
Hafen  ist,  wie  bereits  eingangs  bemerkr, 
mit  26  Bogenlampen  zu  je  12  Ampere  er- 
hellt, welche  in  drei  Stromkreise  geschaltet 
sind,  von  denen  zwei  je  9  Lampen  und  der 
dritte  Stromkreis  8  Lampen  umfasst.  Aus 
den  Speiseleitungen  gelangt  der  Strom  zu- 
nächst in  Transformatoren  nach  dem  Systeme 
Zipernowsky,  D^ry  und  B  1  ä  t  h  y, 
welche  die  Primärspannung  auf  100  Volt 
redudren.  Für  das  Bahnhofsgebäude,  in 
welchem  4  Bogenlampen  ä  8  Ampere, 
2  Bogenlampen  ä  12  Ampere,  40  Glüh- 
lampen ä  10  Normalkerzen  und  74  Glüh« 
lampen  ä  16  Normalkerzen  installirt  sind, 
bestehen  besondere  Transformatoren,  welche 
auch  den  Strom  in  die  Magazine  des 
Staatsbabnhoies,  in  die  Lagerhäuser  und 
Bureaux  des  Hafens  zuleiten,  welch  letztere 
von  140  Glühlampen  ä  16  Normalkerzen 
und  200  Glühlampen  k  10  Normalkerzen 
beleuchtet  sind.  Diese  Transformatoren  führen 
auch  den  Strom  zu  fUr  die  Seeleuchte,  für 
welche  2  Glühlampen  ä  100  Normalkerzen 
installirt  sind.  Die  Kabelleitung,  welche  die 
beiden  Lampen  der  Seeleuchte  mit  Strom 
versorgt,  hat  eine  Länge  von  200  m. 

Die  Elevatoranlage  der  Escomptebank 
umfasst  einen  Ventilator  und  6  Elevatoren  der 
Type  „Paternoster",  von  denen  5  durch 
Wechselstrom-Elektromotoren  ä  10  J?P,  der 
sechste  durch  einen  Wechselstrom-Eletromotor 
von  20  HP  betrieben  werden.  Der  Ventilator 
wird  durch  zwei  Motoren  ä  10  IIP  und 
zwei  Motoren  ä  20  HP  in  Bewegung  gesetzt. 
Die  gesammte  Instalation  umfasst  also 
7  Wechselstrom-Elektromotoren  von  je  10, 
und  3  von  je  20  HP,,  wovon  die  ersteren 
von  den  Primärlleitungen,  die  letzteren  von 
den     Secundärleitungen      abgezweigt      sind. 


Jeder  dieser  Motoren  macht  830  Touren  in 
der  Minute.  Die  Motoren  selbst  zeichnen 
sich  durch  die  Emfachheit  ihrer  Bedienung, 
sowie  durch  ihre  sichere  Functionirung  aus. 
Die  von  dem  Elevator  belegte  Grundfläche 
beträgt  68X^4  ^*  ^^^  i*^  ^  ^^^^  erklärlich, 
dass  man  den  elektrischen  Betrieb  jeder 
anderen  Betriebsart  vorgezogen  bat  Damit 
wurde  nämlich  die  Einrichtung  compUcirter 
Transmissionen,  deren  Erhaltung  kostspielig 
und  deren  Kraftverlust  bedeutend  ist,  ver- 
mieden. Von  der  Zweckmässigkeit  dieser 
EntSchliessung  kann  man  sich  einen  richtigen 
Begriff  machen,  wenn  man  bedenkt,  dass  das 
Gebäude,  welches  40  m  hoch  ist,  zur  Gänze 
aus  Holz  gebaut  ist,  und  dass  infolge  der 
in  Fiume  so  häufigen  Borastürme  dieser  Bau 
Erschütterungen  ausgesetzt  wird,  welche  das 
sichere  Functioniren  der  Transmission  unge- 
mein beeinträchtigt  hätten.  Die  Motoren  sind 
in  einer  Höhe  von  33  m,  u.  zw.  im  5.  Stock- 
werke des  Gebäudes  untergebracht. 

Die  Int  er  nationale  Elektrici  tat  s- 
Gesellschaft,  welche  sämmtliche  vor- 
beschriebenen Anlagen  eingerichtet  hat,  be- 
gann ihre  Arbeiten  am  i.  August  1891,  und 
schon  am  i.  November  desselben  Jahres 
wurde  der  vollständige  ßatrieb  inaugnrirt. 
Seit  I.  Jäoner  1894  i^^  ^^  ganze  Fiumaner 
Elektridtäts  werk  voader  Internationalen 
Elektricitäts-Gesellschaft 
auf  die  Ungarische  Elektri- 
citäts-Actien-Gesellschaft, 
einem  von  der  ersteren  Gesellschaft  ins 
Leben  gerufenen  Unternehmen,  übergegangen. 
Die  elektrische  Beleuchtung  des  Hafens,  des 
Bahnhofes,  der  Lagerhäuser  und  der  Schiffe , 
sowie  der  elektrische  Kraftbetrieb  am  Ele- 
vator haben  zur  Entwicklung  des  Handels- 
verkehres in  Fiume  ungemein  viel  beige- 
tragen, und  werden  diese  dem  modernen 
Gei»te  entsprechenden  Einrichtungen,  gewiss 
auf  die  Entwicklung  des  ungarischen  Handels 
auch  im  Allgemeinen  von  grossem  Ein- 
flüsse sein. 


Drehstrom-Anlage  am  Erzherzog  Albrechtschacht. 


Wie  uns  mitgetheilt  wird,  wurde  der 
Firma  Siemens  &  Halske  in  Wien 
vor  einiger  Zeit  von  Seite  der  Erzherzog- 
lichen Bergverwaltung  am  Albrechtschachte 
in  Peterswald  bei  Mähr.-Ostrau  die  Aus- 
führung einer  elektrischen  Kraftübertragung 
für  Grubenzwecke  mittelst  Drehstrom  Über- 
tragen. Es  sollen  in  der  Grube  vorläufig 
betrieben  werden  eine  Seilbahn  auf  streichender 
Strecke  von  ca.  660  m  Länge  und  eine 
Fördermaschine  zur  Förderung  aus  einer  ein- 
fallenden Strecke. 

Die  Primär-Anlage  umfasst  eine  Drei- 
phasenstrom -  Maschine  für  33.000  Watt 
Leistung  bei  Motorenbetrieb,  nebst  der  dazu 
gehörigen     Erreger  -  Gleichstrom  •  Maschine, 


welche  gleichzeitig  als  Lichtmaschine  dient 
und  den  nöthigen  Mess  -  Instrumenten  und 
Apparaten.  Die  Primär  -  Spannung  beträgt 
500 — 600  Volt.  Die  Leitungen  im  Maschinen- 
hause und  Schachte  sind  isolirte  umsponnene 
Kupferleitungen  auf  Oel-Isolatoien  gespannt, 
auf  den  Strecken  jedoch  eisenbandarmirte 
dreifach  concentrische  Bleikabel. 

Der  in  der  Grube  befindliche  Dreh- 
Strom-Motor  von  40  PS  max.,  welcher  so- 
wohl die  Seilbahn  als  auch  die  Förder- 
maschine treibt,  ist  ein  Motor  mit  Kurz- 
schlussanker ohne  Schleifringe  und  Bürsten, 
wegen  den  in  der  Grube  vorhandenen 
schlagenden  Wettern  ;  die  ganze  Anlage, 
alle   Hilfsapparate,  als    Ausschalter,    Anlass- 


226 


widerstände  u.  s.  w.,  sind  derart  eigens  ge- 
baut, dass  sie  vollständige  Sicherheit  gegen 
Entzündung  schlagender  Wetter  bei  Fanken- 
bildong  an  denselben  gewähren.  Der  Motor 
repräsentirt  eine  nene  Type  der  Knrzschlnss* 
Motoren,    indem   er  anter    voller   Belastung 


angeht  nnd  in  seiner  Tourenzahl  beliebig 
regulirbar  ist.  Die  Entfernung  zwischen 
Primär-  und  Secundär-Anlage,  welche  durch 
eine  Telephon  -  Verbindung  verbunden  sind, 
beträgt  500  m.  Die  Anlage  kommt  dem- 
nächst in  Betrieb.  W.  W. 


Nachrichten  aus  Ungarn. 


Projectirte  elektrische  Strasseneisenbahn 

von  Budapest  über  Angyalföld  nach 

Uy-Pest. 

(Vertragsabschluss   und  Anlage  der 
Centralstation.) 

Der  Projectant  der  vom  V.  Bezirke 
Bodapests  ttber  Angyalföld  (Engelsfeld)  bis 
Uj-Pest  zu  erbauenden  Strasseneisenbahn  mit 
elektrischem  Betriebe,  Firma  A.  M.  Boden- 
dorf er,  hat  mit  der  Bndapester  Comitats- 
behörde  einen  Vertrag  bezüglich  der  seiner- 
zeitigen Ablösung  der  genannten  Strassen- 
bahn  abgeschlossen.  Diesem  Vertrage  zu 
Folge  wird  die  elektrische  Centralstation 
nicht  im  Bereiche  der  hauptstädtischen  Ge- 
markucg,  sondern  ausserhalb  derselben  auf 
einem  dem  Projectanten  eigenthttmltch  ge- 
hörenden Grundcomplexe  im  Bereiche  des 
Comitats-Territoriums  erbaut  werden.  Es  ist 
bestimmt  worden,  dass  die  Leitung  des 
eiektrificheo  Stromes  ausserhalb  des  Stadt- 
bereiches auf  Ständern  geführt  wird,  während 
bezftglich  des  in  den  Bereich  von  Communal- 
strassenziigen  fallenden  Abschnittes  es  noch 
von  der  Entscheidung  der  Communal  Ver- 
waltung abhängt,  ob  die  L«*itang  gleichfalls 
als  Hochleitung  oder  als  Untergrundleitung 
anzulegen  sein  wird. 

Budapester   Strassenbahn  -  Gesellschaft 
für  Strassenbahnen    mit   Pferdebetrieb. 

(Einführung     des     elekfrischen 
Betriebes.) 

Die  Direction  der  Bndapester  Strassen- 
bahn •  Gesellschaft  für  Strassenbahnen  mit 
Pferdebetrieb  hat  über  Aufforderung  der 
Bndapester  MunidpalbehÖrde  sich  nun  end- 
giltig  zur  Einführung  des  elektrischen  Be- 
triebes auf  ihren  Betriebslinien  bereit  er- 
klärt nnd  wurden  aus  diesem  Anlasse  die 
Projects-EIaborat^  sowohl  bezüglich  der  Um- 
staltung  des  Oberbaues,  als  auch  der  Fahr- 
betriebsmittet  vorgelegt.  Die  Gesellschaft 
verpflichtet  sich,  im  Falle  rascher  Erledigung 
der  Angelegenheit,  die  Einführung  des  elek- 
trischen Motors  bis  zur  Millenniums  -  Aus- 
stellung durchzuführen.  Die  Frage,  ob  Hoch- 


leitnng  oder  Uotergrundleitung  (wie  bei  den 
Linien  der  Bndapester  Stadtbahn-Gesellschaft 
für  Strassenbahnen  mit  elektrischem  Be- 
triebe) wird  nun  auch  endgiltig  entschieden 
werden. 

Budapester    Stadtbahn-Gesellschaft    für 

Strassenbahnen  mit  elektrischem 

Betriebe, 

(Ginführung     eines     neuartigen 

Schienensystems.) 

Die  Bndapester  Minicipalverwaltang 
hat  der  Direction  der  vorstehend  genannten 
Gesellschaft  gestattet,  auf  ihrer  ausserhalb 
des  Stadt bereiches  durch  Vermittlung  der 
Hochleitung  betriebenen  Linie  Rochus-Spital- 
Köbäiya  (Steinbruch)  -  Centralf riedhof,  bei 
sonstiger  Beibehaltung  des  gegenwärtigen 
Oberbaues  die  derzeit  liegenden  Schienen 
successive  gegen  solche  nach  Syjtem  Haar- 
mann auszuwechseln. 

(Projectirter    Bau    einer    neuen 
Betriebslinie.) 

Dieselbe  Direction  ist  im  Wege  der 
Bndapester  Communalbehörde  um  die  Be- 
willigung zum  Baue  und  Betriebe  einer  unter- 
halb der  Kettenbrücke  vom  Blocksbade 
(IL  Bezirk,  Christinenstadi)  ausgehenden, 
mit  Berührung  der  Wasserstadt  (gleichfalls 
IL  Beiirk)  vorläufig  bis  zum  Vergnügungs- 
Etablissement  ..Stadt -Mayerhof "  führenden 
Linie  mit  elektrischem  Betriebe  eingeschritten 
und  hat  sich  verpflichtet,  den  Bau  bis  zur 
Millenniums  Auistellung  dem  Betriebe  zu  über- 
geben. Es  wird  dies  die  erste  Linie  sein, 
welche  die  Gesellschaft,  deren  gesammtes 
Betriebsnetz  bisher  im  Bereiche  der  links- 
uferseitifren  Stadtbezirke  (Pest)  gelegen  ist, 
im  Bereiche  der  rechtsuferseitigen  Stadt- 
bezirke (Buda  [Ofen])  betreiben  wird.  Nach 
Ausbau  der  neuen  Donaubrücken  wird  die 
projectirte  Linie  mit  der  bereits  con- 
cessionirten  Betriebslinie  längs  dem  links- 
uferseitigen  Donauquai  und  durch  deren 
Vermittlung  mit  dem  gesammten  dermaligen 
Betriebsnetze  der  Gesellschaft  directe  ver- 
bunden werden. 


Betriebsergebnisse  elektrischer  Bahnen. 


Laut  des  von  der  Verwaltung  der  City 
snd  South  London  Bahn  erstatteten  Be- 
richtes an  die  kürzlich  abgehaltene  halbjährige 
Generalversammlung  dieser  Bahn  hat  sich 
im  Laufe  des    zweiten  Semester*  >^)  eine 


geringe  Abnahme  im  Verkehre  dieser  Linie 
gezeigt,  indem  um  24.250  Personen  weniger 
als  in  der  gleichen  Periode  des  Vorjahres 
die  Bahn  benfitzten.  Die  Verwaltung  be- 
zeichnet   als  die  Ursache  des  Verkehrsrück- 


226 


gaoges  einestheils  das  in  der  zweiten  Hälfte 
1893  andauernde  schöne  Wetter  am  Morgen 
and  Abend,  die  eigentlichen  Verkehtszeiten 
dieser  Bahn,  andererseits  aber  auch  die 
gegenwärtig  noch  immer  nicht  beendete 
neue  Rasenlegnng  im  Oval  von  Kennington, 
einem  beliebten  BaUspielplatze,  dessen  Be- 
nützung innerhalb  dieser  Zeit  unmöglich  war, 
während  sonst  die  Bahn  eine  grosse  Zahl 
der  Besucher  des  Ovals  beförderte.  In  Folge 
einiger  hergestellter  Stationsvergrösseningen, 
in  Stockwell  und  King  William  Street  Station, 
konnten  in  dieser  Periode  mehr  Ztige  be- 
fördert werden  als  früher,  und  ist  die  Zahl 
der  geleisteten  Zugmeilen  gegen  das  Vorjahr 
um  circa  10.000  gestiegen.  Im  Ganzen 
wurden  31O93.352  Personen  im  zweiten 
Halbjahre  1893  ^^^  ^^  ^i^  a°<1  South 
London  Bahn  befördert,  gegen  3,117.602 
Personen  in  der  zweiten  Hälfte  1892  und 
2,749.055  Personen  in  der  zweiten  Hälfte  1891. 
Die  Einnahmen  betrugen  in  der  Berichts- 
periode 22.821  J*,  die  Betriebskosten 
14*7^1  ^1  daher  eine  Reineinnahme  von 
8060  £  verblieb.  Der  Betriebscoefficient 
stellte  sich  auf  64*60/0  gegen  67*90/0  im  Vor- 
jahre, nachdem  es  trotz  des  vermehrten 
Zugsverkehres  möglich  geworden  war,  Er- 
sparnisse in  den  Betriebsausgaben  zu  er- 
zielen. Werden  von  den  gesammten  Be- 
triebskosten jene  der  Aufzüge  in  Abzug  ge- 
bracht, so  stellt  sich  der  Betriebscoöfficient 
des  eigentlichen  Bahnbetriebes  auf  nur  550/0. 
Die  Einnahmen  pro  Zugmeile  betrugen  im 
Berichtshalbjahre  2  sh  1/2  <1«  ^^o  ebensoviel 
als  in  der  Vorperiode,  die  Ausgaben  pro 
Zagmeile  stellten  sich  auf  i  sh  4  d,  gegen 
I  sh  574^  '"ö  letzten  Jahre.  Die  Zugförde- 
rungsauslagen waren  6*22  d,  gegen  7*1  d  pro 
Zugmeile  m  der  Vorperiode.  Die  Einnahmen 
pro  Fahrgast  betrugen  1*65  d,  gegen  1*60  d 
im  Vorjahre.  Die  Verwaltung  beantragte  die 
Zahlung  der  50/oigen  Zinsen  pro  anno  für 
die  Obligationen  und  eine  gleiche  Vorzugs- 
dividende;   dagegen    die    Vertheilung    einer 


Vs^igen    Jahresdividende    für    die   Stanun- 
actien  der  Btfhn. 

Der  an  die  Generalversammlung  der 
Actionäre  der  Li  ver  pooler  Hochbahn  ge- 
richtete Bericht  der  Bahnverwaltnng  f^  das 
zweite  Halbjahr  1893  theilt  mit,  dass  die 
Bruttoeinnahmen  des  Unternehmens  inner- 
halb dieser  Zeit  18.518  £  betrugen.  Es 
wurden  befördert:  260.221  Personen  in 
L  Classe,  1,293.840  Personen  in  11.  Classe 
und  921.578  Arbeiter,  im  Ganzen  2,475.639 
Personen.  Seit  dem  Eröffnungstage,  6.  März 
1893,  sind  3,846.381  Personen  auf  dieser 
Bahn  befördert  worden.  Die  elektrische  Be- 
tiiebseinrichtung  der  Linie  hat  sich  bisher 
vollkommen  bewährt,  so  dass  sich  die  Bahn- 
verwaltung entschlossen  hat,  nunmehr  die- 
selbe aus  den  Händen  der  für  sie  haftenden 
Bauuntemehmung,  der  Electric  Constmction 
Co.,  in  die  eigene  Verwaltung  zu  übernehmen. 
Man  hofft  hiedurch  Ersparnisse  an  den  Be- 
triebskosten zu  erzielen.  Während  des  letzten 
Halbjahres  haben  46.429  Züge  auf  der 
Liverpooler  Hochbahn  verkehrt,  hievoa 
95*4^0  >Q  vollständig  fahrplanmässiger 
Ordnung.  Die  Einnahmen  aus  dem  Verkehre 
betrugen  im  II.  Semester  1893  18.003  ^1 
die  Gesammteinnahmen  18.518  ^,  die  Be- 
triebsausgaben stellten  sich  auf  13.722  £, 
so  dass  ein  Reinertrag  von  4786  £  ver- 
blieb. Für  die  Zinsen  der  Obligationen  sind 
2627  £  erforderlich;  der  Rest  von  2159^ 
sammt  dem  Saldo  der  Vorperiode  voo 
3293  £f  ergibt  einen  Betrag  von  5452  £ 
als  zur  Dividendenzahlung  verfügbar.  Die 
Verwaltung  beantragte  eine  50/oige  Jahres- 
dividende für  die  Vorzugsactien  im  Betrage 
von  978  £  und  eine  lO/oige  Dividende  für 
die  Stammactien,  auf  welche  1875  <£  ^^^' 
fallen.  Der  Restbetrag  von  2599  £  wird 
auf  neue  Rechnung  gebucht.  Im  Ganzen 
werden  die  Betriebsresultate  der  Liverpooler 
Hochbahn  als  sehr  zufriedenstellend  be- 
zeichnet. (Railway  News**.) 


Die  Bedingungen  für  die  Lieferung  von  elektrischem  Strom  aus 
den  Leipziger  Elektricitätswerken. 


Die  Firma  Siemens  &  Halske  hat 
in  einer  öffentlichen  Bekanntmachung  das 
dortige  Publikum  zur  baldigen  Anmeldung 
seines  Bedarfes  an  elektrischer  Energie  ein- 
geladen und  die  Bedingungen  für  die  Strom- 
lieferung bekannt  gemacht. 

Innerhalb  des  Gebietes  der  inneren 
Stadt  und  des  Promenadenringes  steht  den 
Abnehmern  überall  elektrischer  Strom  zur 
Beleuchtung  und  zum  Betriebe  von  Elektro- 
motoren, sowie  zu  sonstigen  Zwecken  zur 
Verfügung. 

In  weiter  nach  aussen  liegende  Stadt- 
bezirke liefern  innerhalb  des  II.  Ringes  die 
Elektricitätswerke  nur  in  dem  Falle  Strom, 
dass  per  laufendes  Meter  Leitungslänge  eine 
i6kerzige  Glühlampe    bezw.  deren  Aequiva- 


lent  auf  die  ganze  Länge  bis  zum  Anschlnss 
an  das  bereits  verlegte  Netz  angemeldet 
oder  gesichert  ist. 

Die  Abnehmer  verpflichten  sich,  den 
elektrischen  Strom  mindestens  während  eines 
Jahres  aus  den  Elektricitätswerken  zu  be- 
ziehen, welche  ihrerseits  zu  jeder  Tages- 
und  Nachtzeit  den  elektrischen  Strom  in 
ausreichender  Menge  zur  Verfügung  stellen, 
so  lange  der  Abnehmer  die  übernommenen 
Zahlungs-  und  sonstigen  Verpflichtungen 
einhält. 

Die  Verpflichtung  zur  Stromliefemng 
hört  auf,  wenn  die  Elektricitätswerke  durch 
Ereignisse,  deren  Verhindern  nicht  in  ihrer 
Macht  liegt,   wie    Krieg,    Aufstand,    Feuers- 


227 


bränste,  Unglücksßüie  ü.  dergl.  ausser  Stand 
geseUt  sind,  derselben  nachzukommen. 

Wenn  durch  Störungen  im  Betriebe 
oder  in  den  Leitungen,  durch  Erweiterungen 
im  Werke  oder  Leitungsnetz,  durch  Aus- 
fahruDg  von  neuen  Anschlüssen,  sowie  durch 
Dothwendige  Messungen  Unterbrechungen  in 
der  Stromlieferung  eintreten,  sind  die  Elek- 
tridtätswerke  auf  die  Dauer  der  Ursachen 
oder  deren  Folgen  gleichfalls  von  der  Ver- 
pflichtung zur  Stromabgabe  entbunden,  ohne 
ihrerseits  zu  einer  Entschädigung  für  mangel* 
hafte  oder  unterlassene  Stromlieferung  ver- 
pflichtet zu  sein. 

Der  Preis  für  den  abzugebenden  elek- 
trischen Strom  wird  von  den  städtischen 
Behörden  festgesetzt  und  beträgt  zur  Zeit 
ond  bis  auf  Weiteres  für  je  loo  Volt-Am- 
p^reStunden  (Wattstunden) : 

a)  7  Pfg.  zu  Beleuchtungszwecken, 

b)  2  Pfg.  für  motorische  und  andere  Ver- 
wendung bei  besonderer  Messung. 

Zum  Laden  von  Accumulatoren  oder 
zum  Antriebe  von  Dynamomaschinen  für 
Beleuchtungszwecke  wird  der  Preis  unter  a) 
gerechnet. 

Hiernach  kostet  ungefähr  die  Brenn- 
itunde  einer 


lokerzigen 

Glühlampe 

2'S 

i6      „ 

n 

3-8 

25       » 

n 

6'o 

35       n 

n 

7*8 

SSO      „ 

Bogenlampe 

17-5 

500                y, 

n 

23-0 

900    „ 

n 

35-0 

1300    „ 

n 

46.0 

1800    „ 

n 

580 

2500    „ 

n 

77-0 

4500    „ 

n 

136-0 

Pf«. 


Es  wird  bemerkt,  dass  Bogenlampen  am 
zweckmässigsten  paarweise,  eventuell  in  ge- 
trennten Räumen  zu  verwenden  sind,  indem 
eine  ungerade  Anzahl  von  Bogenlampen  den- 
selben Stromverbrauch  wie  die  um  Eins 
höhere  gerade  Zahl  hat. 

Bei  einer  Jahresabnahme  im  Betrage 
von  über  1000  Mark  wird  i  Perc.  Rabatt  ge- 
währt, welcher  mit  je  1000  Mark  Mehr* 
betrag  um  je  i  Perc.  bis  zu  S   Perc  steigt. 

Zur  Messung  des  Stromes  sind  auf 
Kosten  des  Abnehmers  von  den  Elektricitäts- 
werken  vorschriftsmässig  geaichte  Elek- 
tricitätsmesser  zu  liefern  und  zu  verwenden. 
Diese  Elektricitätsmesser  sind  entweder 
käuflich  zu  erwerben,  oder  sie  werden  von 
den  Elektricitätswerken  miethweise  zur  Ver- 
fügung gestellt. 


Original-Mittheilungen  aus  Paris. 


Sitzung  der  Soci^t^  internatio- 
nale des  ^l^ct  riciens.  Dieselbe  faud  am 
7.  März  statt.  Mr.  Raymond  als  Vorsitzender 
las  die  Namen  derCandidaten  für  die  Ausschuss- 
wahlen der  heranrückenden  Wahlperiode 
vor.  Hiemach  wird  zum  Präsidenten  Mr. 
Potier,  ein  Schulkamerad  und  persönlicher 
Freund  Mr.  Carnot's,  zu  Vice-Präsidenten 
werden  Mrs.  Sciama,  d*Arsonval  und 
Sartianx,  zu  Secretären  Mri.  Bach  et  und 
Arnoux  und  zum  Schatzmeister  wird  Mr. 
Clerac  vorgeschlagen. 

Mr.  Picou  machte  Mittheilungen  über 
die  Verification  der  im  Gebrauche  stehenden 
ElektricitUtszähler  seitens  der  „Chambre 
syndicale  des  industries  öl^ctriques** ;  dieselbe 
besteht  in  der  Vergleich  ung  der  Angaben 
der  Zähler  mit  jenen  von  Wattmetern.  Im 
Zähler  von  Frager,  der  bis  auf  Vio  Hekto- 


watt genau  angibt,  wird  die  Nadel  durch 
eine  bestimmte  Zeit  beobachtet  und  dann 
die  Consumshöhe  berechnet.  Beim  Zähler 
von  Thomson  genügt  es,  die  Zahl  der 
Drehungen  einer  Scheibe  auszurechnen;  je 
100  Touren  entsprechen  einer  Hektowatt- 
Stunde.  Der  Zähler  Brilli^  gestattet,  dass 
man  die  Theilstriche  einer  Scheibe  in  der 
Zeiteinheit  (Minute)  beobachtet,  dann  über 
muss  der  Consum  ebenfalls  berechnet 
werden.  Beim  Arpnzähler  wird  die  Anzahl 
der  Pendelschlage  beobachtet;  14*4  Schläge 
entsprechen  einer  Hektowatt-Stunde. 

Es  können  somit  an  Ort  und  Stelle  die 
Angaben  der  Zähler  controlirt  werden. 

Demnächst  steht  der  „Soci^td  inter- 
nationale^ eine  Mittheilung  des  gegenwärtig 
erkrankten  d'Arsonval  über  organische 
Induction  bevor. 


Die  Elektricität   im  Dienste   der   öffentlichen  Gesundheitspflege. 


Am  18.  März  d.  J.  theilte  Dr.  Con- 
Btantin  G  o  r  i  n  i,  Assistent  an  der  Lehr- 
kanzel für  Hygiene  an  der  Universität  zu 
Pavia,  der  medecinisch-chirurgischen  Gesell- 
schaft daselbst  die  Resultate  seiner  Versuche 
über  das  Desinfections- Vermögen  einer  auf 
elektrolitischem  Wege  nach  dem  Hermite'schen 
Processe  erhaltenen  Flüssigkeit  mit,  welcher 
Process  gegenwärtig   in   grossem  Maassstftbe 


in  Hdvre,  Nizza    und    Lorient    durchgeführt 
wird. 

Dieser  Process  besteht  nach  „L'Elettri- 
citä**  darin,  dass  man  durch  Meerwasser 
einen  elektrischen  Strom  führt,  wodurch  das- 
selbe in  eine  Flüssigkeit  verwandelt  wird, 
die  das  Vermögen  besitzt,  die  Cloakenwässer 
zu  reinigen.  Dr.  G  o  r  i  n  i  hat  sich  diese 
Flüssigkeit    mittelst    einer    dem    Meerwasser 


228 


analogen  Salzlösung  bereitet,  selbe  an  den 
Cloaken wässern  von  Pavia  yersacbt  und  bie- 
bei,  vom  bakteriologiscben  Standpunkte  aas 
betrachtet,  sehr  günstige  Resultate  erzielt. 
Die  Versuche  werden  weiter  fortgesetzt 
und  erstrecken  sich  auch  auf  die  chemische 


Seite  dieser  Frage.  Wenn  dieser  Vorgang 
augenscheinlich  bestimmt  ist,  in  Zukunft 
praktische  sanitäre  Verwendung  zu  erlangen, 
so  kann  die  Entstehung  des  Gedankens  hie- 
zu  mit  vollem  Rechte  in  Italien,  zu  Pnvia, 
gefeiert  werden.  St. 


Verfahren  zur  Darstellung  von  Barium-  und  Strontiumoxyd  auf 

elektrischem  Wege. 

Von  HENRY  TAQUET  in  Paris. 
Privilegium    vom    i.    September    1893. 


Vorliegende  Erfmdung  hat  ein  neues 
Verfahren  zur  industriellen  Gewinnung  von 
Barium-  und  Strontinmoxyd  auf  elektrischem 
Wege  zum  Gegenstande,  welches  Verfahren 
es  ermöglicht,  genannte  Oxyde  auf  leichtem 
und  billigem  Wege  aus  den  Sulfaten, 
Carbonaten  des  Bariums  und  Strontiums  zu 
gewinnen. 

Nach  vorliegender  Erfindung  wird  das 
Barium-  oder  Strontiumoxyd  dadurch  er- 
halten, dass  man  deren  Sulfate  oder  Carbo- 
nate  durch  bekannte  chemische  Reactionen 
in  Chloride  überführt  und  diese  mittelst  des 
elektrischen  Stromes  zerlegt,  um  die  er- 
wähnten Oxyde  zu  erhalten,  welche  nunmehr 
in  gewissen  Industrien  verwendet  werden 
können,  von  denen  hier  nur  die  Fabrikation 
von  Aetzkali|  die  Entzuckerung  von  Melasse 
und  Syrup  u.  s.  w.  genannt  sein  mögen. 
Gerade  derartige  Industrien  konnten  bis 
jetzt  diese  beiden,  an  sich  so  wichtigen 
Basen  wegen  ihrer  so  schwierigen  und  kost- 
spieligen Regenerirung  in  vortheilhafter 
Weise  nicht  verwerthen. 

Ich  überführe  zuerst  die  Sulfate  oder 
Carbonate  des  Baryts  oder  Strontiums  in 
Chloride;  da  die  Reactionen  die  gleichen 
sind,  so  werde  ich  sie  nur  mit  Bezug  auf 
Baryt  beschreiben. 

1.  Das  Bariuiiisulfat  wird  durch  bekannte 
Verfahren  in  Bariumsulfit  umgesetzt,  dessen 
Lösung  in  Gegenwart  der,  wie  später  be- 
schrieben, erhaltenen  Eisenchloridlösung 
durch  doppelte  Zersetzung  lösliches  Barium- 
chlorid und  unlösliches  Eisensulfit  gibt. 

Ersteres  geht  zur  Elektrolyse  zurück, 
während  der  zweite  Körper  geröstet  und 
oxydirt  werden  kann,  um  Schwefligsäure, 
die  in  die  Bleikammer  übergeleitet  wird, 
oder  Eisensulfat  zu  bilden,  welches  einem 
weiteren  geeigneten  Zwecke  dienen  kann. 

2.  Bei  Verwendung  von  Bariumcarbonat 
ist  die  Herstellung  des  Bariumchlorids  noch 
viel  leichter  als  vorher. 

Es  genügt,  das  Bariumcarbonat  mit  der 
Ei«enchloridlösung  zusammenzubringen,  wobei 
Bariumchlorid  und  Eisencarbonat  oder  Eisen- 
oxyd  entsteht. 

In  kalteip  Zustande  geht  diese  Reaction 
sehr  langsam  vor  sich.  Erwärmt  man  das 
Bariumcarbonat  mit  der  Eisenchloridlösung, 
•o  entweicht  Kohlensäure,  die  zur  Ueber- 
führung    in    die    kohlensauren  Salze    dienen 


kann  und  es  bildet  sich  Eisenoxydol,  das  in 
geeigneter  Weise  weiter  verwendet  wird  und 
Bariumchlorid,  das  von  Neuem  der  Elektro- 
lyse unterworfen  wird. 

Das  Verfahren  gelangt  in  folgender 
Weise  zur  Ausführung: 

Die  mehr  oder  weniger  conceotrirte 
Lösung  des  Erdalkalichlorids,  welche  wie 
vorbeschrieben  genommen  wird,  wird  in  ein 
geeignetes  elektrolytisches  Bad  eingebracht, 
welches  durch  poröse  Scheidewände  (ans 
Pergament,  Porzellan,  Glimmer  etc.)  in  zwei 
oder  mehrere  Abtheilungen  getrennt  ist. 
Der  negative  Pol  (Kathode)  wird  darch 
einen  guten  Elektricitätsleiter  oder  ein  Metall 
wie  Kupfer  gebildet,  während  die  unter  der 
Einwirkung  des  Chlors  lösliche  Anode  durch 
eine  Eisenschiene  oder  noch  einfacher  durch 
einen  m't  Eisenspänen,  Gnssei^en  angeftlllten 
Korb  oder  durch  einen  solchen  aus  Kisen 
gebildet  wird.  Der  aus  einem  beliebigen 
Elektricitätserzeuger  kommende  Strom  be- 
wirkt eine  sofortige  Zersetzung  der  Chlor- 
verbindung, indem  das  Erdalkali  an  die 
Kathode  geht  und  sich  Wasserstoff  ent- 
wickelt, den  man  in  geeigneter  Weise  weiter 
verwerthen  kann,  während  das  Chlor  sich 
an  das  Eisen  der  Anode  ansetzt  und  Eisen- 
Chlorid  sich  bildet,  das,  wie  vorbeschrieben, 
zur  Ueberführung  der  Sulfate  oder  Carbonate 
des  Bariums  oder  Strontiums  in  den  Chloriden 
verwendet  wird;  letztere  kann  man  von 
Neuem  der  elektrol3rtischen  Behandlung 
unterwerfen  und  dadurch  wieder  in  den 
Cyklus  des  Verfahrens  einführen.  Hat  man 
concentrirte  Lösungen  verwendet,  so  werden 
sich  Bariumhydroxyd  und  Strontiumhydroxyd 
auskrystallisirt  am  Boden  der  einzelnen 
Behälter  abscheiden. 

Die  Vortheile  des  beschriebenen  Ver- 
fahrens :  Die  Anwendung  einer  unter  der 
Wirkung  des  Chlors  löslichen  Anode  bei 
der  elektrolytischen  Behandlung  bietet  den 
grossen  Von  heil,  dass  nicht  nur  eine  Ver- 
bindung entsteht,  welche  die  Regenerirung 
der  von  Anfang  an  verwendeten  Chlor- 
verbindung ermöglicht,  sondern  dass  auch 
der  Aufwand  an  Triebkraft  zur  Lieferung 
des  Stromes  wesentlich  vermindert  wird,  so 
dass  die  Maschinen  sozusagen  nur  laufen, 
um  die  verschiedenen  Widerstände  in 
den  Bädern  und  den  Leitern  etc.  zu  über- 
winden. 


229 


Das  vorliegende  Verfahren  ermöglicht 
zum  wenigsten  die  Gewinnung  von  1*5  kg  bis 
2  l(g  wasserfreien  Barinmoxyds  {Br  O)  pro 
Pferdestfirke  und  Stunde,  welches  Ergebniss 
in  der  indastrieileo  Ausführnng  stark  ttber- 
xchritten  werden  wird. 


Es  ermöglicht  femer  die  Darstellung  fast 
reinen  Aetzalkalis  und  dies  auf  billigerem 
Wege  als  mit  den  bisherigen  Verfahrungs* 
weisen  und  löst  überdies  die  Aufgabe  der 
vollständigen  Gewinnung  des  Zuckers  ans 
Melasserückständen . 


Neueste  deutsche  Patentanmeldungen. 

Mitgetheilt  vom  Technischen-  und  Patentbureau,  Ingenieure  MONATH  &  EHRENFEST. 
Wien,  I.  Jasomirgottstrasse  4. 

Die  Anmeldongen  bleiben  acht  Wochen  sar  Einsiohtnfthme  Öffentlich  aasgelegt.  Nach  9  24  des 
Patent-OeBetEee  kann  innerhalb  dieser  Zeit  Einspruch  gegen  die  Anmeldung  wegen  Mangel  der  Neuheit 
oder  widerrechtlicher  Entnahme  erhoben  werden.  Das  obige  Bnresa  besorgt  Abschriften  der  Anmeldangen 
and  ftbcxnimmt  die  Vertretung  in  allen  Einspruchs- Angslegenbeiten. 

CIssse 


21.  B.  15033.    Elektricitätszähler.    —  Ferd. 

Beutler  in  Köln. 
„    C.  4819.  Elektrische  Maschine  mit  Lüf- 
tuogscanälen.  —  Henry  Chitly  in  London. 

,  G.  8476.  Automatische  Kurzschlussvor- 
richtung  fUr  elektrische  Stromkreise.  — 
Alb,  Aug.  Ooldston  in  London. 

n  N.  3030.  Voltameter  mit  drehbarer  Gas- 
auffangröhre. —  E,  A,  Naber  in  Amster- 
dam. 

,  R.  8081.  Vielfachumschalter  für  Fem- 
sprechanlangen.  —  O,  Ritter  in  Stuttgart. 

„  Seh.  9058.  Verfahren  zur  Umsteuerung 
elektrischer  Treibmaschinen,  —  Elektri' 
citäU'Aciien'OeielUchaß  vorm,  Schuckert 
it  Co,  in  Nürnberg. 

„  C.  4200.  Mehrpolige  elektrische  Maschine 
mit  gruppenweiser  Ankerwicklung.  — 
H,  Chitty  in  London. 


Classe 

ai.  H.  13202.  Verfahren  zur  Herstellung  von 

Accumulator-Platten.    —  O,  E,  Etyl  m 

Berlin. 
„    R.  8484.    Poröse    Zelle    für    elektrische 

Sammler    u.    dergl.  —    Henry  Riquelle 

in  St.  Josseten. 
„    B.   14  013.    Neuerungen  an    elektrischen 

Motoren.  (Zusatz  zu  Patent  Nr.  67.479.) 

S,  Bergmann  in  Berlin. 
y,    G.    8346.   Typendruck-Telegraphen-Em- 
pfänger. —   O.  Orashoff  Berlin. 
„    R.    7684.    Vorrichtung    zur    Erkennung 

des  Verhältnisses    der    Geschwindigkeit 

einer    zweiten    beliebig    entfernten  der- 
artigen Maschine  oder  Maschinengruppe. 

—    \V,    Bitter   in    Firma    Ganz   &  C'o,^ 

Pest. 
„    R.    8481.    Einrichtung    zum    Einstellen 

der  Schallplatte    an    Fernsprechern.     — 

Fr,  Beiner  in  München. 


KLEINE  NACHRICHTEN. 


Staatliches  Laboratorium  für 
elektrotechnische  Zwecke.  Wie  wir 
erfahren,  ist  sichere  Aussicht  vorhanden, 
dass  im  Neubau  der  k.  k.  Normal-Aichungs- 
Commission  ein  elektrotechnisches  Labo- 
ratorium für  Aichzwecke  errichtet  wird. 
Dieses  Gebäude  wird  in  diesem  Jahre  im 
II.  Bezirke,  am  Tabor,  vollendet  und  durch 
Herstellung  dieser  Anstalt  wird  dem  auch 
von  uns  hervorgehobenen,  sonst  aber  sehr 
fählbar  hervortretenden  Mangel  an  einem 
staatlichen  Laboratorium  für  Aichzwecke  abge- 
holfen werden. 

Hängende  Bahnen  für  Wien. 
Unter  den  Projecten,  welche  auf  dos  Aus- 
schreiben der  Concnrrenz  für  die  Lagerpläne 
der  Stadt  Wien  eingelaufen  sind,  gelangte 
such  eines  zur  Primiiruog,  welches  von  dem 
Stadt bau-Inspector  F  e !  d  m  a  n  n  in  Köln  a.  Rh. 
herrührt  und  das  auch  in  der  Gemeinderaths- 
Sitzung  vom  5.  April  d.  J.  im  Sinne  der 
Aattäge  des  Referenten,  Stadtrath,  Architekt 
V.  Neumann  ausgesddract  wurde.  Das- 
selbe   plant    hinge'  '  die 


belebtesten  Strassen  von  Wien.  Dieselben 
sollen  theils  ein-,  theils  aber  zweigeleisig 
hergestellt  werden,  den  Strassenverkehr  zu- 
gleich heben  und  doch  entlasten.  Wir 
kommen  später  einmal  auf  diese  Angelegenheit 
zarück. 


Elektrotechnische  Ausstellung  in 
Leipzig.  Anlässlich  der  IL  Jahres -Ver- 
sammlung des  Verbandes  der  Elektrotechniker 
Deutschlands  wird  von  demselben  in  der 
Zeit  vom  8.  bis  17.  Juni  1894  eine  elek- 
trotechnische Ausstellung  im  Krystall-Palaste 
zu  Leipzig  veranstaltet. 

In  erster  Linie  sollen  alle  neueren  Er- 
scheinungen und  Constructionen  auf  elektro" 
technischem  und  elektrochemischem  Gebiete 
Berücksichtigung  finden. 

Es  ist  demnach  den  meisten  Fabrikanten 
von  Installationsmaterialien,  Beleuchtungs- 
gegenständen und  ähnlichen  Artikeln  günstigste 
Gelegenheit  geboten,  die  Vorzüge  ihrer 
Fabrikate  dem  Installateur  und  dem  Interes- 
senten vorzuführen,    es  ist  aber  auch  ander- 


230 


seits  möglich,  die  vielfachen  Anwendongen 
des  Elektromotors  dem  grossen  Publikum 
SU  zeigen. 

Die  Dauer  der  Ausstellung  ist  auf 
lo  Tage  festgesetzt. 

£ine  elektrische  Anlage  in  Linz 
a.  d.  Donau.  Bei  Ausführung  des  dortigen 
Wasserwerkes  wird  auch  eine  elektrische 
Kraftabertragung  hergestellt.  In  dieser  Dreh- 
stromanlage wird  der  Strom  von  i  lo  V.  auf 
2000  V.  transformirt  und  zu  der  4*5  km 
entfernten  PumpsUtion,  theils  mittelst 
blanker  Kupferdrahtleitung  auf  Oelisola- 
toren,  theils  mit  amirten  Bleikabel  geführt. 
In  der  bezeichneten  Pumpstation  wird 
der  Strom  wieder  auf  1 10  V.  transformirt. 
Der  Gemeinderath  hat  weiters  das  Nach- 
stehende beschlossen:  Zum  Antriebe  der 
Pumpen  von  der  Dynamomaschine  aus 
sind  Hanfseile  zu  verwenden.  Die  zu 
dieser  Anlage  erforderlichen  Schieber  sind 
bei  der  I^Firma  Popp  und  R  e  u  t  h  e  r 
zu  bestellen.  Die  Lieferung  und  Montinmg 
der  Objecte  für  die  elektrische  Rrafiflber- 
tragung  der  elektrischen  Beleuchtungsanlage 
im  Maschinenhause  zu  Scharlinz  und  im 
Pumpenhäuschen  beim  Reservoir  I  nach 
Scharlinz  wird  der  Firma  Siemens  und 
Halske  in  Wien  übertragen.  Im  Ma- 
schinenhause zu  Scharlinz  werden  zwei 
Bogenlampen  k  6  Ampere  Stromstärke  in- 
stallirt;  im  Pumpenraurae,  im  Central- 
brunnen,  im  Dynamoraume  und  Kesselhause 
sollen  25  Glühlampen  ä  16  Normalkerzen 
angebracht  werden ;  die  Luftleitung  vom 
Reservoir  11  zum  Reservoir  I  ist  aus  1*5  mm 
starken  Silidum-Bronzedraht  herzustellen, 
den  die  Stadtgemeinde  beistellt ;  der  Pumpen- 
betrieb hat  von  der  Dynamomaschine  aus 
mittels  Hanfseilen  zu  erfolgen.  Das  städtische 
Wasseramt  wird  ermächtigt,  einen  Wasser- 
standsregistrir- Apparat  bei  der  Firma  S  i  e- 
m  e  n  s  und  Halske  zu  bestellen.  Die 
Lieferung  und  Aufstellung  der  Stangen  für 
die  elektrische  Kraftübertragung  von  Schar- 
linz zum  Reservoir  I,  sowie  der  vier  Kabel- 
häuschen werden  dem  Josef  Kopp  1er  über- 
tragen. Die  Beistellung  der  Telegraphen- 
stangen für  die  Drahtleitung  der  elektrischen 
Wasserstandftanzeiger  vom  Reservoir  H  zum 
Reservoir  I  uod  die  Ausführung  der  erfor- 
derUchen  Erdarbeiten  für  die  Legung  und 
Bettung  der  Kabelleitungen  sind  vom  städti- 
schen Wasseramte  im  Offertwege  durch 
hiesige  Geschäftsleute  zu  veranlassen.  Wir 
werden  über  diese  Anlage  noch  ausführlicher 
berichten. 

Budapester  Strassenelseobahn-Ge- 
seUBChaft.  Vor  einiger  Zeit  fand  die 
Generalversammlung  der  Strasseneisenbahn- 
Gesellschaft  statt.  Die  Versammlung  be- 
schloss,  von  dem  Reingewinne  per  238.367  ü, 
eine  Dividende  von  22  fl.  für  jede  Actie 
und  von  12  fl.  für  jeden  Genussschein  zu 
bezahlen.  Femer  wurden  in  Bezug  auf  den 
Bau  einer  elektrischen  Untergrundbahn  unter 
der    Andrassystrasse    im    Vereine    mit     der 


elektrischen  Strassenbahn-Gesellschaft  ein 
Beschlussantrag  der  Direction  nach  kurzer 
Debatte  angenommen,  wonach  die  Verwal- 
tung ermächtigt  wird,  bei  den  competenten 
Behörden  um  die  Concession  anzusuchen 
und  alle  jene  Vorkehrungen  au  treffen, 
welche  das  Znstandekommen  der  Bahn  er- 
heischen. Die  Direction  ist  auch  ermächtigt, 
das  Capital  zu  beschaffen,  und  soferne  da- 
dadurch  die  Emission  neuer  Actien  erfor- 
derlich sein  sollte,  soll  dieselbe  von  einer 
neuerlichen  Generalversammlung  besdilosseQ 
werden.  Für  diese  UntergrundlMdm  wird  von 
beiden  Unternehmungen  ein  besonderes 
Actien  -  Unternehmen  in's  Leben  gerufen. 
Endlich  wurde  nach  den  Ausfühmngen  des 
Generaldirectors  v.  Jellinek  ein  Beschloss 
gefasst,  durch  weichen  die  Verwaltung  er- 
mächtigt wird,  die  Frage  der  Umgestaltung 
der  gesellschaftlichen  Linien  für  den  elek- 
trischen Betrieb  zu  studiren,  aber  auch  dar- 
aufhin Vorkehruugen  zu  treffen,  dass  die 
Concession  für  die  neue  Betriebsweise  er- 
langt werde. 

Die  Allgemeine  österreicliische 
BlektricitäU  -  Gesellschaft  hielt  am 
30.  März  1.  J.  unter  Vorsitz  des  Verwal- 
tungsraths-Präsidenten  Hofrath  Leopold  Ritt. 
v.  Hanffe  ihre  (3.)  ordentliche  General- 
versammlung. Dem  pro  1893  erstatteten 
Geschäftsberichte  ist  im  Wesentlichen  Fol- 
gendes zu  entnehmen :  Die  maschinellen  Ein- 
richtungen in  der  gesellschaftlichen  Centrale 
Neubad  sind  als  vollendet  zu  betrachten  und 
haben  sich  bewährt.  Zu  Beginn  des  Jahres 
1893  wurde  die  (zweite)  Centrale  Leopold- 
stadt in  Betrieb  gesetzt,  durch  welche  die 
erstere  bedeutend  entlastet  und  deren  ma- 
schinelle Instruirung  so  eingerichtet  wurde, 
dass  die  Stromliefemng  für  den  Beirieb 
elektrischer  Bahnen  von  dieser  Centrale  ans 
jederzeit  ohne  Schwierigkeit  unternommen 
werden  kann.  Der  Betrieb  des  gesellschaft- 
lichen Unternehmens  ist  im  steten  Fort- 
schritte begriffen;  mit  Schluss  des  abgelau- 
fenen Jahres  betrug  die  Zahl  der  Abnehmer 
789  gegen  614  im  Vorjahre;  die  Gesammt- 
zahl  der  Lampen  44.193  (-f*  13.000);  die 
Zahl  der  abgegebenen  Lampenbrenn^tunden 
(ä  57  Walt)  21 -606  Millionen  (-f  6  Mil- 
lionen) ;  die  Kabel tracenlänge  37*295  ^ 
(-}-  5000  m).  Seit  Jahresschluss  hat  sich  die 
Zahl  der  Lampen  auf  ca  47.000  erhöht.  Die 
Anzahl  der  Motoren  betrug  Ende  des  Jahres 
57  gegen  24  Ende  1892.  Das  Gewinn-  und 
Verlustconto  des  Jahres  1893  schliesst  mit 
einem  Saldo  von  245.235  fl.  Nach  Antrag 
des  Verwaltungsrathes  werden  240.000  fl., 
d.  i.  12  fl.  per  Actie  auf  20.000  Actien  als 
Dividende  vertheilt« 


elektrische 'Bahnen,  Man  meldet 
aus  Hamburg,  29.  März:  Unter  zahlreicher 
Betheiligung  städtischer  und  staatlicher  Be- 
hörden des  In-  und  Auslandes  fand  heute 
die  feierliche  Einweihung  der  elektrischen 
Bahn  (System  Thomson-Houston),  erbaut 
durch   die  Union-Elektricitäts-Gesellschaft  in 


231 


Berlin,  statt.  Du  Geleue  ist  35  km  lang, 
42  Motorwagen  sind  im  Betriebe.  Das  ganze, 
noch  zu  vollendende  Netz  umfasst  iSo  km. 
Die  bestehende  Hamburger  Strassenbahn- 
Gesellschaft  wird  ihr  ganzes  Nets,  welches 
mit  Pferden  und  Dampf  betrieben  wird,  far 
elektrischen  Betrieb  umgestalten. 


Um  Holz,  namentlich  Telegra- 
ph enstangon  vor  Wurmfrass  zn  schützen, 
empfiehlt  M.  M  e  r  in  Nancy  ein  Verfahren, 
weichet  mit  der  Behandlung  des  Baumes 
beginnt,  während  derselbe  noch  im  Boden 
wurzelt.  Nach  der  Behauptung  jenes  Forst- 
mannes ist  es  eben  nur  die  im  Stamme  nnd 
im  Mark  enthaltene  Stärke,  welche  die 
Wfirmer  als  Nahrung  aufduchen;  fehlt  diese, 
so  bleibt  das  Holz  vom  Wurmfrass  nnbe- 
helligt.  Um  nun  die  Stärke  zu  entfernen, 
wird,  wie  vom  Patent-  und  techn.  Bureau  von 
Richard  Lüders  in  Görlitz  mitgetheilt 
wird,  an  den  Bäumen,  welche  im  Herbst 
geschlagen  werden  sollen,  im  vorangehenden 
Frühling  schon  oben  am  Stamme  ein  fnss- 
breiter  Streifen  Rinde  gänzlich  entfernt,  so 
dass  der  Saft  am  Aufsteigen  in  die  Krone 
verhindert  ist.  In  Folge  dessen  zehrt  der 
Baum  zur  Blätterbildung  den  ganzen  Stärke- 
gehalt des  Stammes  auf,  und  geht  natürlich 
während  des  Sommers  ein,  ist  aber  nun  so 
von  nährenden  Bestandtheilen  befreit,  dass 
solches  Holz  in  der  That  nicht  von  Insecten 
angegangen  wird. 

Sine  Musterbahn  elektrischen 
Betriebes.  Zu  Terre  haute  (Indiana,  Nord- 
amerika) ist  Mr.  Harrison,  Sohn  des  £z- 
präsidenten  der  Vereinigten  Staaten,  Director 
d«r  dortigen  elektrischen  Strassenbahn,  der 
er  seine  ganze  Mühewaltung  und  Energie 
zugewandt  hat.  £s  wurde  bei  den  dortigen 
Wagen  ein  neuer  Westinghouse-Motor  ver- 
wendet, dessen  Leistungsfähigkeit  vorerst 
bei  der  Strassenreinigung  mittelst  Schnee- 
pflOgen  in  Terre  haute  erprobt  wurde.  Der 
Motor  ist  leicht  und  ist  mittelst  Federn  an 
dem  Gestelle  der  Wagen  aufgehängt  Die 
Schienen  sind  neuartig,  T-förmig  nnd  liegen 
auf  Eichenschwellen,  die  in  ein  Schotter- 
lager von  33  cm  Tiefe  eingebettet  sind.  Das 
Pflastern  der  Strassen  ist  durch  Ziegeln  be- 
wirkt. Obwohl  hierüber  nichts  berichtet 
wird,  scheint  es,  dass  die  Stromzuftthmng 
oberirdisch  ist,  denn  diese  Art  des  Betriebes 
ist  in  Amerika  selbstverständlich. 


Der  Vatican  in  diesem  Jahre  das 
erste  vom  BUtz  getrolTene  Object. 
Während  des  vor  einiger  Zeit  über  Rom 
niedergegangenen  Gewitters  schlug  der  Blitz 
in  ein  zum  Vatican  gehöriges  Gebäude  ein, 
das  durch  ein  altes  und  sicherlich  schad- 
haft gewordenes  Netz  von  Blitzableitern 
schlecht  geschützt  war.  Dieser  Vorfall  hat, 
wenn  er  auch  kein  Opfer  an  Menschen- 
leben forderte,  doch  nicht  unbedeutenden 
Schaden  an  der  Baulichkeit  verursacht. 

Es  kann  nicht  oft  genug  wiederholt 
werden,      dass     eine    Anlage     x^t  JSliti 


abieitern,  —  wenn  sie  ihren  Zweck  erfüllen 
soll  —  rationell  hergestellt  sein  muss.  Es 
ist  daher  dringendst  anzurathen,  die  Blitz- 
ableiter besonders  zn  Anfang  des  Früh- 
jahres durch  einen  Sachverständigen  einer 
genaueren  Prüfung  unterziehen  zn  lassen. 
St. 

Die  Compagpile  Edison  in  Paris 
hat  im  Monate  Jänner  1894  eine  Totalein- 
nahme von  265.153  Francs  erzielt ;  während 
des  Monates  Februar  321.812  Francs  und 
somit  ein  Plus  von  27.615  Francs  gegenüber 
den  Einnahmen  im  Februar  1893. 

Künstlicher  Regen.  Die  «Comptes 
Rendus«  (1893,  Bd.  CXVII,  S.  566)  ent- 
halten eine  Notiz  von  Herru  A.  Baudoüin 
über  Versuche  Regen  zu  erhalten  durch 
Entziehung  der  Elektricität  der  Wolken  mit 
Hilfe  eines  Drachens.  Am  15.  October  gegen 
5  Uhr  15  Min.  erhielt  Baudoüin  einen 
Contact  mit  den  Wolken,  welche  in  einer 
Entfernung  von  etwa  1200  m  standen.  In 
diesem  Momente  enstand  ein  localer  Nebel ; 
dann  fielen  auch  einige  Regentropfen.  Als 
der  Contact  aufhöt'te,  nachdem  der  Drachen 
zurückgezogen  war,  stellte  sich  um  5  Uhr 
30  Min.  in  Allem  wieder  der  normale  Zu- 
stand  her.  Im  Jahre  1876  hat  Baudoüin 
wiederholt  auf  dieite  Weise  Regen  erzielt 
auf  dem  Plateau  von  El  Meridj  an  der 
Grenze  von  Tunis.  (Meteorl.  Z.) 

Telephonie  in  Russland.  Seit  Ins- 
lebentreten  der  Handelsbeziehungen  zwischen 
Russland  einer-,  Oesterreich  und  Deutsch- 
land andererseits,  sind  die  russischen  Grenz- 
orte alle  telephonisch  mit  den  nächsten  wich- 
tigeren Telegraphenstationen  verbunden. 

Elektrische  Strasse nhahnen  von 
Clermont  Ferrand.  Die  Strassenbahn  von 
Montferrand  nach  Royat  mit  Abzweigung  nacti 
dem  Bahnhofe  der  Eisenbahn  in  Clermont 
steht  seit  December  1889  im  Betriebe.  Im 
Jahre  1890.  dem  ersten  Betrieb^jahre,  wurde 
ein  Reineitrag  von  69.359*50  Frcs.,  1891  ein 
solcher  von  117.534*35  Frcs.  und  1892  ein 
solcher  von  149.164*75  Frcs.  erzielt.  Durch 
Verordnung  vom  13.  December  1893  "wurde 
genehmigt,  dass  an  die  Stelle  des  Ursprung- 
liehen  Concessionsinhabers  eine  Actien- 
Gesellschaft  trete,  welche  sich  „Compagnie 
des  tramways  ^lectriqaes  des  Clermont  Fer- 
rand" nannte. 

Elektrische  Untergrundbahn  in 
Paris.  Auf  Vorschlag  des  Ministers  der 
öffentlichen  Arbeiten  hat  der  Ministerrath, 
wie  das  „Journal  des  transports**  mittheilt, 
beschlossen,  den  Kammern  einen  Gesetz- 
entwurf zu  unterbreiten,  auf  Grund  dessen 
die  Stadt  Paris  zur  Anlage  einer  unter- 
irdischen elektrischen  Röhren-Strassenbahn 
vom  Boulogner-  nach  dem  Vincenner-Gehölz 
(Entwurf  Berlier)  ermächtigt  wird,  ohne 
d^NLJtich  indessen  der  Staat  finanziell  bei 
^n  betheiligt. 


232 


Tod  durch  Elektricltät.  Aas  Idds- 
bnick,  i6.  März  1.  J.  wird  berichtet:  Heute 
wurde  hier  der  26jährige  Mediciner  W  ü  r  t  e  n- 
b  e  r  g  e  r  durch  einen  elektrischen  Strom 
getödtet.  Er  wollte  einen  abgerissenen  Tele- 
phondraht, der  oben  mit  den  Leitungsdrähten 
des  Elektricitäts  Werkes  in  Contact  stand, 
vom  Wege,  wo  derselbe  herabhing,  entfernen, 
stürzte  jedoch,  vom  elektrischen  Strome  ge- 
troffen, sofort  todt  nieder. 

In  der  Zuckerfabrik  K  1  e  1 1  e  n  d  o  1  f 
löste  ein  jugendlicher  Arbeiter  von  einem 
Le.tungsdrahte  der  elektrischen  Beleuchtung 
die  Umhüllung  und  berührte,  um  sich 
eiektiisiren  zu  lassen,  den  blanken  Draht. 
Ein  elektrischer  Schlag  tödtete  den  Arbeiter 
sofort.  

Zur  elektrischen  Beleuchtung  In 
Prag.  Herr  Dr.  Freund  machte  in  einer  der 
letzten  Stadtrathssltzuogen  darauf  aufmerksam, 
dass  es  nothwendig  sei,  endlxh  ernstlich  an 
die  Errichtung  einer  elektrischen  Station  der 
Gemeinde  zu  denken,  und  wies  insbesondere 
darauf  hin,  dass  die  elektrische  Beleuchtung 
in  dem  neuen  Gebäude  der  Filiale  der  Credit- 
ansta.t  auf  dem  Graben  eingeführt  wird  und 
dass  ausserdem  auch  andere  grö.^sere  Firmen 
die  elektrische  Beleuchtung  einzuführen  beab- 
sichtigen. Die  Gemeinde  möge  nicht  erst 
dann  eine  elektrische  Centralstation  errichten, 
bis  schon  alle  selbstständigen  Firmen  eigene 
Mascbinenhäufer  haben  werden.  DerStadtrath 
verwies  die  Angelegenheit  an  die  Commission 
für    die  Einführung    der    elektrischen   Bahn. 


Instandhaltung  von  Treibriemen. 
Ein  gutes  Conservirungsmittel  für  Treib- 
riemen wird  nach  dem  N.  Y.  „Techniker" 
in  folgender  Weise  zubereitet :  In  einem  gut 
zugedeckten  eisernen  Tiegel  erhitzt  man  auf 
50O  C.  I  kg  in  kleine  Stücke  zerschnittenen 
Kautfchuk  mit  i  kg  rcctificiitem  Terpentinöl. 
Hnt  sich  der  Kautschuk  gelöst,  so  fügt  man 
800  gr  Kolophonium  hinzu,  lührt  solange, 
bis  dies  ebenfalls  geschmolzen,  und  gibt  dar- 
auf noch  800  gr  gelbes  Wachs  zu  der  Mi- 
schung. In  tinem  anderen  entsprechend 
grossen  Topf  bringt  man  3  kf  Fischthran 
und  i*kg  Talg,  erhitzt  die  Mi>chung,  bis  der 
Ta!g  geschmolzen  und  giesst  die  Masse  des 
ersten  Topfes  unter  beständigem  Rühren 
hinzu.  Das  Umrühren  wird  bis  zum  Erkalten 
und  Festwerden  der  Masse  fortgesetzt.  Die 
Riemen  weiden,  während  sie  sich  im  Ge- 
brauche befinden,  von  Zeit  zu  Zeit  auf  der 
Innenseite  mit  dieser  Schmiere  eingerieben 
und  erhalten  dadurch  eine  grosse  Dauer- 
haftigkeit, wobei  sie  leicht  auf  den  Riemen- 
scheiben laufen,  ohne  zu  gleiten.  Selbst  alte, 
stark  gebrauchte  Riemen  können  mit  der 
Schmiere  verbessert  werden.  Man  schmiert 
dieselben  auf  beiden  Seiten  ein,  welche  Ar- 
beit an  einem  warmen  Oite  vorzunehmen 
ist,  lässt  den  ersten  Ueberzug  einziehen  und 
überzieht  nochmals  mit  der  Schmiere.  Die 
Riemen  erhalten  hiedurch  eine  viel  grössere 


Widerstandsfähigkeit,  sodass  sie  noch  auf  lange 
Zeit  benützt  werden  können. 


Die  „allerneuesten^  Brfinduogen. 
Wie  unsere  Leser  sich  erinnern  dürften,  sind 
vor  nicht  langer  Zeit  in  den  „Fliegenden 
Blättern"  zwei  „Er6ndungen*  auf  elektro- 
technischem Gebiete  veröffentlicht  worden, 
von  denen  die  eine  die  Ab^hafinng  der 
stehenden  Heere,  Vernichtung  des  Feindes 
auf  die  einfachste  Weise  und  so  we  ter, 
mit  der  bekannten  absoluten  Sicherheir, 
durch  Besetzung  der  Grenze  mittelst 
eiserner,  durch  Elektricität  in  Betrieb 
gesetzter  Soldaten  ermöglicht,  während  die 
andere  „Erfindung"  das  Bleichen  der  ge- 
wissen rothen  Nasen  mittelst  Eintauchens 
dieses  Gesichtsvorsprunges  in  ein  galvani- 
sches Bad    ebenso   sicher    zu  Stande   bringt. 

Diese  beiden  Erfindungen  sind  nns 
durch  zwei  einschlägige  Notizen  im 
„Elektrotechn.  Echo"  in's  Gedächtniss  ge- 
lufen  worden.  Das  Londoner  Fachblatt  ^The 
Elektrician"  berichtet  nämlich  über  elek- 
trische Kriegsautomaten,  wonach 
ein  Sennor  Doric  Cheater  der  spanischen 
Regierung  für  die  Kleinigkeit  von  4  Millionen 
Mark  seine  Erfindung  eines  elektrischen 
automatischen  Soldaten  angeboten  habe. 
Dieser  Kriegsautomat  besteht  aus  Eisen  and 
kann  40  Schüsse  in  der  Minute  gegen  den 
Feind  abgeben  ;  die  Maschine  wird  elektrisch 
betrieben.  Der  Platz,  wo  dieser  Automat 
steht,  soll,  wie  der  Erfinder  vorschlägt,  mit 
Dynamit  unterminirt  werden,  so  dass  der 
Feind,  der  sich  des  eisernen  Kriegeis 
bemächtigen  will,  in  die  Luft  gesprengt    wird. 

Die  andere  fchon  ernster  zu  nehmende 
Erfindung  betrifft  die  Heilung  er- 
frorener Nasen  durch  Elektri- 
cität. In  den  „Therapeutischen  Monats- 
heften" empfiehlt  Dr.  Hugo  H  e  1  b  i  n  g  in 
Nürnberg  ein  neues  Verfahren,  das  sich 
ihm  bereits  in  einigen  zwanzig  Fällen  be- 
währt haben  soll,  nämlich  die  Anwen- 
dung des  con&tanten  Stromes,  indem  man 
beide  Pole  an  den  Seitenflächen  der  Nase 
anlegt  und  einen  massig  starken  Strom 
etwa  5 — 10  Minuten  lang  einwirken  lässr. 
Bewegt  man  dabei  die  Elektroden  langsam 
streichend  hin  und  her,  um  sämmtliche 
Theile  der  Haut  gut  zu  berühren  und  nicht 
an  einer  zu  lange  zu  verweilen,  so  ist  die 
nächste  Folge  des  Elektrisirens  eine  starke, 
heftige  Röthiing  der  betroffenen  Hautpartien, 
welche  mehrere  Stunden,  ja  tagelang 
anhalten  kann.  Schon  nach  einigen  Be- 
handlungstagen lässt  die  Röthe  merklich 
nach,  doch  bedarf  es  bis  zum  völligen  Ver- 
schwinden der  rothen  Nasenspitze  nicht 
selten  10 — 15  und  mehr  Sittungeo.  Ist 
nun  das  Verfahren  auch  schmerzhaft?  Je 
nach  der  Empfindlichkeit ;  aber  erfahrungs- 
gemäss  ist  das  auch  für  jüngere  Damen  und 
Herren  kein  Hindemiss,  wenn  Schönheit 
auf  dem  Spiele  steht. 


Verantwortlicher  Redacteur :  JOSEF  KAREIS.  —  Selbstverlac;  des  Blektroteofanisohen  Vereins. 

In  Commisflion  bei  LEHMANN  &  WENTZEL,  Buchhandlung  für  Technik  und  Kunst. 

Druck  von  R.  SPIES  &  Co.  in  Wien,  V.,  Sttauasengaase  16. 


Zeitschrift  für  Eleictrotechnik. 


XII.  Jahrg. 


1.  Mai  1894. 


Heft  IX. 


VEREINS-NACHRICHTEN. 


Protokoll 

der  XII.  ordentlichen  Generalversammlung  vom  28.  März   1894. 


Der  Vorsiuende,  Präsident  Hof- 
rath  V  o  1  k  me  r,  eröffnet  die  Sitzung 
mit  folgender  Ansprache: 

^Ich  begrüsse  die  verehrten  An- 
wesenden auf  das  herzlichste. 

Die  XII.  ordentliche  General- 
versammlung ist  Statuten  massig  ein- 
berufen und  wurde  auch  den  Be- 
hörden die  hierüber  vorgeschriebene 
Anzeige  erstattet. 

Wie  die  Präsenzliste  nachweist, 
ist  die  heutige  XII.  ordentliche 
Generalversammlung  beschlussfähig 
und  erkläre  ich  dieselbe  für  er- 
öfibet. 

Meine  Herren !  Vor  Allem  er- 
laube ich  mir  Sie  um  die  Einwilligung 
zu  bitten,  wie  alljährlich  die  Reihen- 
folge der  Punkte  der  Tagesordnung 
ein  wenig  ^u  ändern,  nämlich  die 
Wahl  des  Vice-Präsidenten  jetzt  schon 
zu  vollziehen,  weil  es  von  dieser 
Wahl  abhängt,  ob  5  oder  6  Aus- 
schussmitglieder zu  wählen  sind. 
Diesbezüglich  bitte  ich  das  Wahl- 
comite,  seinen  Bericht  zu  erstatten.^ 

Herr  Ingenieur  Klose  ver- 
weist im  Namen  desselben  auf  die 
in  den  Händen  der  Anwesenden  be- 
findlichen Wahlvorschläge  und  glaubt, 
dass  es  hinsichtlich  des  Candidaten 
für  den  Vice-Präsidentenposten  keiner 
weiteren  Empfehlung   bedarf. 

Bevor  zur  Wahl  geschritten  wird, 
werden  über  Vorschlag  des  Präsi- 
denten die  Herren  Oberst  P  a  y  e  r  1  e 
und  Dr.  Sahulka  zu  Verificatoren, 
und  die  Herren  Brunbauer, 
Dittmar,  Egger  jr.  und  Hole- 
czek  zu  Scrutatoren  nominirt. 


Während  des  Scrutiniums  ver- 
liest der  Schriftführer,  Herr  Inspector 
B  e  c  h  t  o  1  d  y  den  nachstehenden 
Rechenschaftsbericht : 

„Hochgeehrte  Herren ! 

Der  Ausschuss  hat  die  Ehre, 
Ihnen  im  Nachfolgenden  seinen  Be- 
richt über  das  abgelaufene  Vereins- 
jahr zu  erstatten. 

Zu  Beginn  des  Jahres  1893 
zählte  der  Verein  mit  Einschluss  der 
Stifter  und  der  Lebenslänglichen, 
538  Mitglieder. 

Durch  den  Tod  hat  unser  Verein 
in  diesem  Jahre  zwei  Mitglieder  ver- 
loren, u.  zw.  unseren  ersten  Vereins- 
Präsidenten,  den  Herrn  Hofrath 
Stefan  in  Wien  und  den  Herrn 
Telegraphen-Director  J.  Sack  in 
Berlin. 

(Zur  Ehrung  der  Verblichenen 
erhebt  sich  die  Versammlung  von 
den  Sitzen.) 

Weitere  Reductionen  der  Mit- 
gliederzahl ergaben  sich  durch  den 
freiwilligen  Austritt  von  24,  sowie 
durch  die  im  Sinne  der  Statuten  er- 
folgte Ausscheidung  von  20  Mit- 
gliedern, welche  theils  verschollen, 
theils  mit  ihren  Beiträgen  durch  mehr 
als    ein  Jahr  im  Rückstande    waren. 

Diesem  Abgange  von  46  steht 
ein  Zuwachs  von  50  ordentlichen 
Mitgliedern  gegenüber,  so  dass  der 
Stand  mit  Ende  des  Gegenstands- 
jahres 542  Mitglieder  betrug, 

Hievon  entfallen: 

auf  Wien 271 

auf  die  österreichischen  Kronländer, 

u.  zw.   auf: 

1 


234 


Böhmen 53 

Mähren 15 

Steiermark 15 

Niederöstcrrcich 12 

Galizien 10 

Tirol  und  Vorarlberg.     ...  9 

Kastenland 6 

Oberösterreich 5 

Bukowina 4 

Salzburg 2 

Schlesien  .     .     . 2 

Dalmatien l 

Kärnten i 

Krain l 

in  Summa     .  136 

auf  die  Länder  der  ungarischen  Krone, 
u.  zw.  auf: 

Ungarn 40 

Croatien  und  Slavonien    ...        9 

Siebenbürgen 2 

in  Summa     .     51 

auf  Bosnien  und  Herzegowina  .  3 
und  somit  in  Oesterreich-Ungarn  und 
Bosnien  -  Herzegowina  271  Wiener 
und  190  auswärtige,  oder  in  Summa 
461   Mitglieder; 

ferner  auf  das  Ausland,    u.  zw.  auf: 

Deutschland        42 

Italien 7 

Schweiz 7 

Vereinigte    Staaten     von    Nord- 
amerika        6 

Russland 5 

Rumänien 3 

Belgien 2 

England 2 

Frankreich 2 

Portugal 2 

Niederlande I 

Schweden  und  Norwegen      .     .  i 

Spanien    .' i 

in  Summa     .  81 

das  sind  Summa-Summarum  die  oben 
ausgewiesenen  542   Mitglieder. 

Nachdem  es  für  die  Beschluss- 
fähigkeit der  heutigen  Generalver- 
sammlung erforderlich  ist,  zu  wissen, 
wie  viele  Wiener  Mitglieder  jetzt  dem 
Vereine  angehören,  so  erlauben  wir 
uns  mitzutheilen,  dass  im  laufenden 
Jahre  6  Wiener  und  4  auswärtige 
Mitglieder    dem  Vereine    beigetreten 


sind,  und  somit  der  Stand  der  Wiener 
Mitglieder    zur  Stunde  277    beträgt. 

Die  laufenden  Geschäfte  des 
Vereines  wurden  in  22  Sitzungen  des 
Ausschusses  und  der  [ständigen  Co- 
mites  erledigt. 

Anschliessend  an  die  in  der  vor- 
jährigen General  -Versammlung  er- 
stattete Mittheilung  von  der  über 
Antrag  des  Ausschuss  -  Mitgliedes, 
Herrn  Ingenieur  F  i  s  c  h  e  r,  erfolgten 
Bildung  eines  Juristen-Comites,  wel- 
chem die  Aufgabe  zufiel,  den  Entwurf 
eines  Enteignungsgeseues  zum  Zwecke 
der  Herstellung  und  des  Betriebes  von 
elektrischen  Leitungsanlagen  auszu- 
arbeiten, sind  wir  nunmehr  in  der 
angenehmen  Lage,  Ihnen  mittheilen  zu 
können,  dass  das  genannte  Comite 
seine  umfangreichen  Arbeiten  voll- 
endet hat,  und  dass  der  Reichsraths- 
Abgeordnete,  Herr  Hofrath  Prof,  Dr. 
Exner  die  Güte  hatte,  diesen 
Gesetzentwurf  beim  hohen  Abge- 
ordnetenhause einzubringen.  Es  ist 
somit  die  begründete  Hoffnung  vor- 
handen, dass  diese,  dem  Schoosse 
unseres  Vereines  entsprungene  und 
für  die  heimische  elektrotechnische 
Industrie  hochwichtige  Angelegenheit 
in  absehbarer  Zeit  Gesetzeskraft  er- 
langen wird.  Des  leider  zu  früh  verstor- 
benen und  an  der  Ausarbeitung  dieses 
Gesetzentwurfes  mit  thätig  gewesenen 
Reichsraths- Abgeordneten,  Herrn  Dr. 
Jaques  haben  wir  bereits  in  einer 
früheren  Versammlung  in  Trauer  ge- 
dacht und  es  erübrigt  nurmehr,  den 
beiden  anderen  Mitarbeitern,  den 
Herren  Hof-  und  Gerichtsadvocaten 
Dr.  Ritter  v.  Feistmantel  und 
Dr.  Teltscher  für  deren  ausser- 
ordentliche Thätigkeit  im  Vereins- 
interesse, sowie  dem  Herrn  Hofrathe 
Dr.  Exner  für  seine  Unterstützung 
der  elektrotechnischen  Interessen 
hiemit  nochmals  den  wärmsten  und 
verbindlichsten  Dank  auszusprechen. 
(Bravo.) 

Unsere  „Sicherheits-Vorschriften 
für  elektrische  Starkstrom-Anlagen", 
welche,  trotzdem  sie  keine  autori- 
tative Kraft  besitzen,  allgemeine  An- 
wendung finden,  wurden  im  abge- 
laufenen Jahre  dem  Central-Ge werbe- 


235 


lospector,  Herrn  Hofrath  Dr.  M  i-* 
gerka  mit  der  Bitte  überreicht,  er 
möge  dieselben  den  ihm  unterstehen- 
den Herren  Gewcrbe-Inspectoren  als 
Norm  für  einschlägige  Fragen  em- 
pfehlen. 

In  Erledigung  dieses  Ersuchens 
äusserte  sich  der  Herr  Central-Ge- 
wcrbe-Inspector  wie  folgt: 

An  den  geehrten 
Elektrotechnischen    Verein 
in  Wien. 

Mit  dem  Schreiben  vom  3  d. 
Nr.  192  hatte  der  geehrte  Verein  die 
Güte,  mir  die  von  demselben  heraus- 
gegebenen „Sicherheits- Vorschriften 
für  elektrische  Starkstrom-Anlagen'' 
in  20  Exemplaren  mit  dem  Wunsche 
zu  übersenden,  diese  an  die  k.  k. 
Gewerbe-Inspectoren  mit  der  Weisung 
hinauszugeben,  die  „Normen*  als 
Basis  für  die  einschlägigen  Verhand- 
lungen zu  benützen. 

Die  Beweggründe,  welche  den 
geehrten  Verein  zur  Vornahme  dieser 
ebenso  schwierigen,  als  verdienst- 
lichen Arbeit  bestimmten,  waren  für 
mich  maassgebend  gewesen,  die  Vor- 
schrifteUy  noch  ehevor  sie  von 
der  Vereinsversammlung  angenommen 
waren,  in  den  „Mittheilungen  des  ge- 
wcrbehygien.  Museums,  Nr.  XXXIV 
und  XXXV«  vom  Jahre  1892  den 
Mitgliedern  des  Vereines  zur  Pflege 
des  gewerbe-hygienischen  Museums 
unter  Bekanntgabe  der  mit  dieser  Auf- 
gabe betrauten  Herren  zur  Kenntnis 
zu  bringen. 

Es  freut  mich,  dem  beifügen  zu 
können,  dass  mehrere  Gewerbe-In^ 
spectoren  der  Arbeit  als  eines  ihnen 
sehr  werthvollen  Behelfes  dankend 
gedachten. 

Mit  Vergnügen  werde  ich  die 
eingangs  erwähnten,  inhaltlich  gleichen 
Exemplare  mit  der  ihnen  durch  die 
Vereinsversammlung  vom  13.  Jänner 
ertheilten  Sanction  in  der,  wie  be- 
merkt, erwünschten  Weise  verwenden 
und  werde  mir  im  Falle  eines  Mehr- 
bedarfes   die  Freiheit    nehmen,   mich 


an     die     geehrte     V^ereinsleitung    zu 
wenden. 

Ich  beehre  mich  zu  zeichnen 
u.  s.  w. 

Dr.  Migerka. 

Wien,  am    11.  Jänner   1894. 

Vom  Gemeinderathe  der  königl. 
Hauptstad tO  1  m  ü  t  z  erhielt  unser  Verein 
die  Mittheilung,  dass  derselbe  zufolge 
eines  Sitzungsbeschlusses  unsere  mehr- 
erwähnten Sicherheitsvorschriften  für 
die  dort  zu  errichtenden  elektrischen 
Anlagen  als  Norm  angenommen    hat. 

Die  Vorträge  und  Excursionen 
im  abgelaufenen  Jahre  dürften  den  ge- 
ehrten Mitgliedern  noch  in  so  frischer 
Erinnerung  sein,  dass  eine  Aufzählung 
derselben  hier  wohl  entfallen  kann, 
und  beschränken  wir  uns  daher  darauf, 
allen  Jenen,  die  an  dem  Zustande- 
kommen derselben  mitgewirkt  haben, 
und  hier  müssen  wir  vor  Allem  die 
grosse  Rührigkeit  des  Obmannes  des 
Vortrags- und  Excursions-Gomites,  des 
Herrn  Ingenieur  Fischer,  besonders 
hervorheben,  hiemit  den  verbind- 
lichsten Dank  auszusprechen. 

Die  in  der  vorjährigen  General- 
versammlung in  Aussicht  gestellte 
Vermehrung  der  Vereinsbibliothek  ist 
thatsächlich  erfolgt,  wie  dies  die  ge- 
ehrten Mitglieder  dem  Ihnen  jüngst 
zugekommenen  Bücher-  und  Zeit- 
schriften -  Verzeichnisse  entnommen 
haben  werden.  Ebenso  wurde  vom 
Ausschusse  auch  für  das  laufende 
Jahr  ein  namhafter  Betrag  zum 
weiteren  Ankaufe  von  fachwissen- 
schaftlichen Werken  ausgeworfen, 
und  hofft  derselbe  somit,  allen  be- 
rechtigten Anforderungen  in  dieser 
Hinsicht    gerecht    geworden  zu   sein. 

Zum  Schlüsse  haben  wir  noch  mit- 
zutheilen, dass  die  Direction  der  Inter- 
nationalen Elektricitä  ts  -  G  e- 
sellschaft  die  Liebenswürdigkeit 
hatte,  uns  den  Anschluss  unserer  Bu- 
reaulocalitäten,  sowie  die  Lieferung 
des  Strombedarfes  für  die  Beleuchtung 
derselben    ohne    Entgelt    anzubieten. 

Ihr  Ausschuss  hat  dieses  Aner- 
bieten selbstverständlich  dankbarst 
acceptJrl  uu4  glaubt,  Indem  er  Ihnen 
hierüber    Bericht     erstaitift »      diesen 


236 


Dank  hier  nochmals  zum  Ausdrucke 
bringen  zu  sollen,  wie  er  es  auch  nicht 
unterlassen  kann,  an  dieser  Stelle  der 
General-Repräsentanz  der  A  c  c  u  m  u- 
latorenfabriks-Actiengesell- 
schaft  in  Baumgarten,  welche 
durch  unentgeltliche  Beistellung  ge- 
ladener Accumulatoren  zur  elek- 
trischen Beleuchtung  unserer  Bureau- 
localitäten  durch  mehr  als  ein  Jahr, 
für  diese  namhaften  Opfer  hiemit 
nochmals  den  verbindlichsten  Dank 
zum  Ausdrucke  zu  bringen.^  (Bravo.) 

Anschliessend  an  diesen  Bericht 
gibt  der  Vorsitzende  das  Resultat 
des  inzwischen  beendeten  Scrutiniums 
bekannt,  indem  er  mittheilt,  dass  von 
37  abgegebenen  Stimmen  31  auf 
Herrn  Professor  S  c  h  1  e  n  k  entfallen, 
der  somit  mit  überwiegender  Majori- 
tät zum  Vice-Präsidenten  gewählt  er- 
scheint. Diese  Mittheilung  wird  mit 
lebhaftem  Beifalle  aufgenommen. 

Präsident  Hofrath  V  o  l  k  m  e  r  : 
^Meine  Herren!  , Gestatten  Sie  mir, 
dass  ich  dem  Herrn  Hofrathe  Ludwig 
von  dieser  Stelle  aus,  für  seine  Mit- 
wirkung, welche  in  Folge  seiner 
früheren  Stellung  als  Rector  Magni- 
ficus,  sowie  durch  seine  schwere  Er- 
krankung eingeschränkt  war,  unseren 
herzlichsten  Dank  auszusprechen.  Wir 
könneu  es  uns  zur  Ehre  anrechnen, 
dass  ein  Mann  von  solcher  Bedeutung 
unser  Vice-Präsident  war,  (Lebhafter 
Beifall.) 

Meine  Herren!  Ich  bitte  nun 
den  Wahlact  fortzusetzen  und  sechs 
Herren  für  denAusschuss  zu  wählen." 

Referent:  »Das  Wahlcomite 
hat  sich  dahin  geeinigt,  für  die  sechs 
neu  zu  vergebenden  Ausschussmandate 
die  Namen  von  zehn  Mitgliedern  in 
Vorschlag  zu  bringen.  Jene  Herren, 
welche  im  abgelaufenen  Jahre  dem 
Ausschusse  angehört  haben,  sind  in 
diesem  Vorschlage  mit  enthalten,  weil 
selbe  nach  §  7  der  Statuten  wieder 
wählbar.  Selbstverständlich  bleibt  es 
jedem  Mitgliede  unbenommen,  belie- 
bige Herren  zu  wählen.* 

Nachdem  hierauf  die  Stimmzettel 
abgegeben  wurden,  und  während  die 
Scrutatoren  ihres  Amtes  walten,  ge- 
langt der  Bericht  des  Cassaverwalters, 


^errn    Wüste,    zur  Verlesung ;      er 
sagt : 

„Sehr  geehrte  Versammlung ! 
Ich  erlaube  mir  hiemit  Ihnen  den 
Rechnungsabschluss  pro  1893  zur 
Kenntniss  zu  bringen.  (Siehe  oäcfaste 
Seite.) 

Was  die  einzelnen  Posten  der 
Einnahmen  anbelangen,  so  bemerke 
ich  zu  denselben  Folgendes : 

Die  Einnahmen  an  Mitglieder- 
Beiträgen  sind,  im  Vergleich  zum 
Jahre  1892,  sich  ziemlich  gleich  ge- 
blieben ;  sie  weisen  zwar  in  der 
Totalsumme  einen  Rückgang  von 
fl.  46.29  aus,  ein  Umstand  jedoch, 
der  darin  seine  Erklärung  findet, 
dass  die  in  diesem  Jahr  in  vorhinein 
bezahlten  Mitglieder-Beiträge  geringer 
sind  als  jene  vom  Jahre   1892. 

Herr  Hauptmann  Grünebaum 
hat  sein  dem  Vereine  schon  so  oft 
bewiesenes  Wohlwollen  im  abge- 
laufenen Jahre  auch  neuerdings  finan- 
ziell zum  Ausdruck  gebracht,  indem 
er  durch  den  weiteren  Erlag  von 
fl.  150  unserem  Vereine  als  Stifter 
beigetreten  ist.  An  dieser  Stelle  sei 
auch  der  verehrten  WiencrPrivat- 
Telegraphen-Gcscllschaft  für 
ihre  jährliche  Spende  per  fl.  lOO  der 
wärmste  Dank  ausgesprochen. 

Die  Convertirung  der  5^0*8^** 
österr.  Notenrente  brachte  es  mit 
sich,  dass  wir  genöthigt  waren,  dieses 
Anlagepapier  gegen  4^0*^^^  steuer- 
freie Staatsrente  umzutauschen ;  doch 
erlitten  wir,  nachdem  dieses  Papier 
in  unseren  Büchern  zum  Pari-Curs 
eingestellt  war,  durch  diese  Trans- 
action  keinen  Verlust. 

Trotz  unseres  höheren  Effecten- 
standes  im  Vergleich  zum  Jahre  1892, 
hat  das  Zinsen-Conto  keinen  höheren 
Ertrag  als  im  Vorjahre  aufzuweisen, 
nachdem  in  Folge  der  Conversion 
das  Zinsenerträgniss  unserer  Anlage- 
papiere zurückgegangen  ist. 

Das  Erträgniss  aus  der  Zeit- 
schrift hat  sich  gegen  das  Vorjahr 
erfreulicherweise  bedeutend  gehoben. 
In  Folge  des  mit  unserem  Drucker 
und  Inseraten  -  Pächter,  der  Firma 
R.    Spies  &    Co.,    abgeschlossenen 


237 


Ucbereinkommens,  laut  welches  die 
Zeitschrift  statt  einmal,  zweimal 
!aonatlich  erscheint,  hat  sich  die 
Einnahme    aus     der    Inseraten-Pacht 


um  mehr  als  fl.  900  vergrössert 
und  ist  diese  Vermehrung  unserer 
Einnahmen«  im  Vergleich  zu  der  bis- 
herigen, auch  für  die  Zukunft,  d.  h. 


JAHBES-BECHNÜNG  pro  1893. 


Einnahmen : 

Cassastand  am  i.  Janaar  1893 

Beiträge  ordentlicher  Mitglieder: 

a)  Bezahlte  rückständige  Mitgliederbeiträge  pro  1892 

b)  „         Mitgliederbeiträge  pro  1893 

c)  »  p  »     «894 

d)  „         Eintrittsgebtthren 

e)  Agio  der  Beiträge  von  auswärtigen  Mitgliedern   . 
Ergänznngsbeitrag  des  Herrn  Hauptmannes  Grünebanm 

xum  Stifter 

Erlös  für  verkaufte  N.  fl.  2600  5  %  ige  österr.  Notenrente 

Zinsen  der  Effecten  nnd  der  Postsparcassa 

Einnahmen  aus  der  Zeitschrift: 

a)  Privat-Abonnenten 

b)  Commissions- Verlag 

c)  Inseratenpacht  und  Beilagen 

d)  Erlös  aus  dem  Verkaufe  von  Einzeln-Heften .    •    . 
Diverse  Einnahmen 


Ausgaben : 

Ankauf  von  N.  Kr.  6500. —  4  ^  ige  steuerfreie  Staatsrente 

Mobilar-Anschaffungen 

Anschafifungen  für  die  Bibliothek 

Ausgaben  fflr  die  Zeitschrift: 

d)  Druckkosten 

b)  Clicli^kosten 

c)  Autorenhonorare 

(l)  Redacteurhonorar 

e)  Porto  für  die  Zeitschrift 

Burean«Kosten : 

a)  Vereinslocalmiethe 

b)  Gehalte,  Löhne  etc 

r.)  Drucksorten # 

d)  Beleuchtung,  Heizung,  Reinigung 

e)  Portoauslagen 

/}  Diverse  Bureauauslagen 

Auslagen  für  die  Vorträge: 

a)  Saalmiethe j. 

b)  Stenographenhonorar 

c)  Diverse  Auslagen 

Provision  an  die  k.  k.  Postsparcassa 

Diverse  Ausgaben 

Cassa-Saldo  am  31.  December  1893: 

a)  Guthaben  bei  der  Postsparcassa 

b)  Baar 


Wien,  den   i.  Januar  1894. 

F.  Beehtold  m.  p. 

SchriftlÜhrer. 

Edaard  KofTler 


Das  Revisions-Comit^ : 


Oesterr. 

Währung   1 

fl. 

kr. 

fl. 

kr. 

377 

86 

203 

3» 

4199 

50 

117 

Ol 

100 

41 

89 

31 

4709 
150 

55 

26b5 

— 

1 

152 

71 

64 

_ 

633 

75 

1520 

— 

12 

«9 

2229 
125 

94 
48 

1 

10410 

54 

3108 

25 

1 

49 

17 

1 
( 

126 

12 

■  1855 

77 

325 

45 

636 

10 

800 

— 

236 

93 

3854 

25 

500 



H97 

— 

,   93 

75 

i  IIb 

41 

192 

63 

1   80 

36 

2180 

15 

75 

__ 

13 

— 

II 

60 

99 
8 

60 
89 

248 

33 

277 

32 

458 

46 

735 

78 

10410 

54 

F.  WB8 

te  m 

1    1 

P- 

Cassa-V 

erwal 

ter. 

Alois 


238 


so  lange  der  Vertrag  bezüglich  des 
Druckes  unserer  Zeitschrift  mit  der 
Firma  R,  Spies  &  Co.  zu  Recht 
besteht,  deshalb  gesichert,  weil  das 
in  dieser  Angelegenheit  im  Jahre  1893 
geschaffene  Provisorium  laut  Ueber- 
einkommens  vom  Decerober  1892  in 
ein  Definitivum  umgewandelt  wurde. 
Gestatten  Sie  mir,  dass  ich  von 
dieser  Stelle  aus,  Namens  unseres 
Vereines,  nicht  nur  dem  für  die  Durch- 
führung dieser  Action  von  Ihrem 
Ausschuss    eingesetzten    Comite    für 


seine  Mühewaltung,  sondern  auch  der 
Firma  R.  Spies  &  Co.  für  das  un- 
serem Vereine  gezeigte  Entgegen- 
kommen bestens  danke.  (Bravo.) 

Die  Ausgaben  bewegten  sich 
vollständig  im  Rahmen  des  festge- 
setzten Präliminares  und  bieten  keine 
Veranlassung  zur  detaillirten  Be- 
sprechung. 

Ich  gehe  nun  zur  Bilanz  über; 
dieselbe  stellt  sich  aus  folgenden 
Posten  zusammen : 


BILANZ  per  31.  Deoember  1893. 


4. 


I 

Activa : 

Mitglieder-Conto: 

Rückständige  Mitgliederbeiträge  nach  Abschreibung  der 

uneinbringlichen 

Davon  ab :  Mitgliederbeiträge  pro  1894  bezahlt  .  .  . 
Ef  f  ecten-Conto: 

N.  Kr.  6500. —  steuerfr.  4^  Staatsrente  z.Cnrsev.  fl.  96 

N.  fl.  500. — 4  %  ung.  Boden-Credit-Prämien-Obl.  „  „  100 
Bibliothek-Conto: 

Stand  am   i.  Januar  1893 

Neuanschaffungen 

Stand  am  31.  Decemher  1893 

Abschreibung 

Mobiliar-Conto: 

Stand  am  i.  Januar  1S93 

Neuanschafifungen 

Stand  am  31.  December   1893 

Abschreibung 

Cassa-Conto:  ' 

Saldo  am  31.  December  1893 | 

Summe  der  Activa | 

Passiva :  , 

Passiva  sind  keine  vorhanden.  ' 

Somit  Vermögensstand  am  31.  December  1893.    .    . 
Dagegen  Vermögensstand  am  31.  December  1892    .   ' 

Mitbin  Zuwachs | 

Wien,  den   i.  Januar  1894. 
F.  Beohtold  m.  p. 


Schriftführer. 

Das  Effecten  -  Conto  hat  sich 
gegen  das  Jahr  1892  um  fl.  520 
vergrössert  und  sind  die  pro  31.  De- 
cember eingesetzten  Curse  unserer 
Effecten  bedeutend  niedriger  als  die 
an  diesem  Tage  an  der  Börse  notirten. 

In  Folge  des  günstigen  Jahres- 
abschlusses war  ihr  Ausschuss  in  der 
angenehmen  Lage,  sowohl  beim 
Bibliothek-    als   auch  beim  Mobiliar- 


Oesterr. 

Wfihnmg      1 

fl. 

kr. 

fl. 

kr. 

189 
117 

Ol  1 

71 
3620 

200 

ICD 

735 

99 
78 

3120 
500 

__j 

400 
126 

12 

526 
326 

12 
12 

200 
49 

17 

249 
H9 

«7 
17 

F.  was 

Cassa-V 

1 

te  m 

erwal 

4727 

77 

4727 
4069 

77 
46 

!    Ö58 

,  p. 
tcr. 

3t 

Conto  bedeutende  Abschreibungen 
vorzunehmen  und  stehen  diese  beiden 
Contis  nunmehr  unter  ihrem  effectivcn 
Werthe  zu   Buche. 

Trotz  dieser  bedeutenden  Ab- 
schreibungen schliesst  die  Bilanz 
mit  einem  Vermögenszuwachs  von 
fl.  658,31  und  beende  ich  meinen 
Bericht,  indem  ich  den  Wunsch  aus- 
spreche,    dass     auch     unser     neues 


239 


L 


Vereinsjahr  nicht  nur  durch  Leistungen 
auf  wissenschaftlichem  Gebiete,  son- 
dern auch  durch  Vermehrung  unseres 
Vercinsvcrmögens  zur  weiteren  Er- 
starkung unseres  Vereines  beitragen 
möge. "  (Allgemeiner  lebhafter  Beifall.) 
Der  Präsident  ersucht  hierauf 
das  Revisions-Comite,  bezuglich  der 
Bilanz  seinen  Bericht  zu  erstatten. 
Herr  K  off  1er  erwidert  im 
Namen  dieses  Comit^s :  „Wir  haben  die 
Bücher  und  Rechnungen  sammt  allen 
Belegen  eingehend  geprüft  und  uns 
durch  vielfache  Stichproben  von  der 
richtigen  Buchführung  Ueberzeugung 
verschafft.  Wir  bestätigen  den 
Effectenstand  und  erlauben  uns  den 
Antrag  zu  stellen,  dem  löblichen 
Ausschusse  das  Absolutorium  zu  er- 
theilen  und  dem  Herrn  Cassaver- 
walter  für  die  vielfachen  Bemühungen 
den  wärmsten  Dank  auszusprechen.^ 
(Lebhafter  Beifall.) 

Präsident:  „Meine Herren !  Sie 
haben  den  Bericht  des  Revisions- 
Comites  gehört  und  bringe  ich  dessen 
Antrag,  für  die  Cassengebahrung 
im  Jahre  1893  das  Absolutorium  zu 
crtheilen,  zur  Abstimmung.*  Derselbe 
wird  einstimmig  angenommen.  (Laute 
Bravorufe.) 

Präsident:  „Meine  Herren! 
Sie  haben  die  Berichte  des  Schrift- 
fuhrers  und  des  Casseverwalters 
gehört  und  werden  gewiss  mit  mir 
in  das  Lob  einstimmen,  dass  in  jeder 
Beziehung  die  grösste  Ordnung  ge- 
waltet hat.  Wir  sind  daher  ver- 
pflichtet, diesen  beiden  Herren  den 
besten  Dank  auszusprechen ;  dem 
Herrn  Inspector  Bechtold,  für  die 
viele  Mühe^  für  die  opferwillige  und 
energische  Thätigkeit  bei  der  Füh- 
rung der  Vereinsgeschäfte,  und  dem 
Herrn  Wüste,  dessen  Thätigkeit 
und  kluger,  streng  correcter  finan- 
zieller Gebahrung  wir  es  zu  danken 
haben,  dass  das  Jahr  rechnungs- 
gemäss  mit  einem  glänzenden  Ueber- 
schuss  abgeschlossen  hat.(Brävo.)  Was 
vorigen  Jahres  beantragt  wurde, 
man  möge  der  Bibliothek  höhere 
Mittel  spenden,  damit  mehrere  Werke 
äQgesohaift  werden  künneo,  hatfactisch 
stattgefunden  und  ich  muss  bemerken, 


dass  auch  in  Zukunft  dieser  Modus 
eingehalten  wird,  damit  die  grösseren 
wissenschaftlichen  Werke,  die  der 
Einzelne  aus  eigenen  Mitteln  nicht 
anschaffen  kann,  in  der  Bibliothek 
zu  finden  sind.  Dem  Herrn  Dr. 
V.  Urbanitzky,  unserem  Biblio- 
thekar, möchte  ich  für  seine  Mühe- 
waltung, die  keine  leichte  und  an- 
genehme ist,  von  dieser  Stelle  aus, 
den  Dank  aussprechen.  (Bravo.) 

Meine  Herren!  Bezüglich  der 
Zeitschrift  muss  erwähnt  werden, 
dass  sie  sowohl  durch  Vermehrung 
der  Heftzahl  wesentlich  an  Umfang, 
als  auch  in  ihrer  Qualität  gewonnen 
hat,  und  glaube  ich  wohl  in  Ihrem 
Sinne  zu  sprechen,  wenn  ich  unserem 
Redacteur,  dem  Herrn  Baurath 
Kar  eis,  und  den  Herren  des  Redac- 
tions-Comites,  die  ja  eine  ziemlich 
grosse  Arbeit  zu  bewältigen  haben, 
unseren  besten  Dank  ausspreche. 
(Bravo.) 

Nun,  meine  Herren,  nachdem 
das  Scrutinium  noch  nicht  beendet 
ist,  bitte  ich  die  Wahl  des  Revisions- 
Comit^s  für  das  laufende  Jahr  vor- 
zunehmen. 

Ich  schlage  vor,  die  Herren  des 
bisherigen  Revtsions-Comitd  wieder 
zu  wählen ;  nachdem  aber  verlautet, 
dass  ein  bisheriges  Mitglied  (kaiserl. 
Rath  Dvoriak)  krankheitshalber 
eine  Wahl  ablehnt,  so  würde  ich  in 
Uebereinstimmung  mit  den  übrigen 
Herren  auf  Herrn  Dr.  Miesler  ver- 
weisen." Hierauf  werden  die  Herren 
Fabriksbesitzer  Alois  Reich,  Ober- 
Ingenieur  K  off  1er  und  Dr.  M  iesler 
per  acclamationem  gewählt. 

Präsident:  „Meine  Herren !  Zum 
Schlüsse  möchte  ich  noch  erwähnen, 
dass  ich  es  für  nöthig  erachte,  ins- 
besondere der  Mitwirkung  des  Ge- 
sammt  -  Ausschusses,  '  welcher  eine 
grosse  Arbeit  zu  bewältigen  hat,  so- 
wie der  Herren  des  Revisions-Comites, 
nämlich  der  Herren  Koffler  und 
Reich,  für  ihre  Mühewaltung  zu  ge- 
denken und  will  ich  biemit  als  Präsi- 
dent des  Vereines  im  Namen  des- 
selben von  dieser  Stelle  aus  den  Dank 
de»  Vereines    aussprechen,  **   (Bravo.) 


240 


Baurath  v.  Stach:  „Nach- 
dem nun  unser  verehrter  Herr  Präsi- 
dent so  vielen  Stellen  den  Dank  aus- 
gesprochen hat,  so  glaube  ich  im 
Sinne  aller  Anwesenden  zu  sprechen, 
wenn  ich  unserem  verehrten  Herrn 
Präsidenten  auch  Dank  sage  für 
seine  aufopfernde  Thätigkeit,  für  all' 
seine  MQhe^  die  er  dem  Vereine 
widmet,**     (Bravo.) 

Präsident:  „Diese  Worte  der 
Anerkennung,  ich  muss  es  ganz  offen 
aussprechen,  rühren  mich  sehr;  Sie 
können  versichert  sein,  dass  ich  trotz 
meines  leidenden  Zustandes  immer 
mit  Interesse  dem  Vereine  anhänge 
und  wo  es  möglich  war  und  die  Ge- 
sundheit nicht  leiden  musste,  habe  ich 
jeden  Schritt  gewiss  immer  unter- 
nommen; ich  will  nur  constatiren,  dass 
das  Interesse  des  Vereines  mir  sehr 
am  Herzen  liegt,  und  ich  auch  in 
Zukunft  für  denselben  eintreten  werde. 


Ich  bin  über  ihre  Anerkennung  sehr 
erfreut." 

Das  Scrutinium  ist  inzwischen  be- 
endet worden  und  ergibt  folgendes  Re- 
sultat: Abgegeben  wurden  38  Stimm- 
zettel. Hievon  entfielen  auf  die  Herren 
Kareis  35,  Melhuish  32,  D6ri  28, 
V.  Stach  28,  Kolbe  23,  Schmid  19, 
Dr.  V.  Urbanitzky  16  Stimmen. 
Nachdem  die  Generalversammlung 
ihre  Beschlüsse  mit  absoluter  Majo- 
rität fasst,  so  muss  zwischen  den  Herren 
Schmid  und  Dr.  v,  Urbanitzky 
eine  engere  Wahl  vorgenommen 
werden,  wobei  Herr  Dr.  v.  Urba- 
nitzky 23  Stimmen    erhält. 

Diese  Herren  erscheinen  daher 
in  den  Ausschuss  wieder  gewählt. 
Damit  ist  die  Tagesordnung  erledigt 
und  der  Vorsitzende  schliesst,  indem 
er  noch  den  Scrutatoren  für  ihre 
Mühewaltung  dankt,  die  Vereinsver- 
sammlung. 


Der  Präsident: 
O.  Volkmer  m.  p. 

Die  Verificatorcn : 
Wilhelm  Peyerle  m.  p.  —  Dr.  Jobann  Sahulka  m.  p. 


Der  Schriftführer: 
F.  Bechtold  m.  p. 


7.  März.  —  Vereinsver- 
sammlung. Vorsitzender  Präsident 
Hofrath  Volkmer. 

Der  Vorsitzende  theilt  der  Ver- 
sammlung mit,  dass  Baurath  Kar  eis 
den  für  heute  angekündigten  Vor- 
trag: ^Eine  Umwälzung  in  der 
Telephon! e**  wegen plöulicher  Ab- 
reise absagen  rausste.  Herr  N  i  s  s  1, 
Gesellschafter  der  Firma  Czeja  & 
Nissl,  hat  es  aber  als  Constructeur 
jenes  Systems,  das  Herr  Baurath 
Kareis  zur  Sprache  bringen  wollte, 
übernommen,  dasselbe  selbst  vorzu- 
führen. 

Der  Zweck  dieses  neuen  Appa- 
rates soll  sein,  mehrere  um  einen 
Knotenpunkt  herum  liegende  Tele- 
phonstationen (Abonnentenstationen) 
mit  einer  Centrale  so  zu  verbinden, 
dass  von  der  Centrale  selbst  bis  zu 
diesem  Knotenpunkte  nur  eine  Sprech- 
leitung zu  führen  ist,  ohne  dass  es 
aber  einer  dieser  Abonnentenstationen 


möglich  ist,  das  Gespräch  einer 
anderen  abzuhören.  Denn  diesen 
Uebelstand  nachgesehen,  wäre  ja  die 
Aufgabe  durch  einfache  Parallel-  oder 
Hintereinanderschaltung  dieser  Sta- 
tionen gelöst. 

Das  Princip  des  Apparates  ist 
folgendes:  In  dem  Knotenpunkte,  zu 
welchem  die  Leitung  von  der  Cen- 
trale führt,  ist  ein  Uhrwerk  aufge- 
stellt, welches  eine  Walze  dreht. 
Die  Umdrehungsgeschwindigkeit  der- 
selben wird  entsprechend  den  abzu- 
zweigenden Stationen  gewählt,  so 
dass  die  Walze  z.  B.  bei  vier  Abzweigs- 
Stationen  eine  Umdrehung  in  der 
Minute  macht.  Am  Umfange  der 
der  Walze  sind  Contacte  angebracht, 
auf  denen  Federn  schleifen,  u,  zw. 
derart,  dass  die  einzelnen  Stationen 
der  Reihe  nach  mit  der  Centrale  in 
Sprech  Verbindung  treten,  die  aller- 
dings nur  kurze  Zeit  dauert,  so 
lange   die  Walze  ihre  Drehung  fort- 


241 


setzt.  Sobald  diese  aber  gehemmt 
wird,  bleibt  eine  Verbindung  dauernd. 
Es  ist  nun  jeder  Abonnent  in  der 
Lage,  von  seiner  Station  aus  dir- 
Walze  in  dem  Augenblicke  still 
stehen  zu  lassen,  als  er  eben  mit 
der  Centrale  in  Verbindung  steht* 
Desgleichen  kann  die  Centrale  in 
einem  beliebigen  Momente  die 
Drehung  der  Walze  aufhalten.  Diese 
Arretirung  geschieht  durch  einen 
Batteriestrom,  der  um  einen  Elektro- 
magnet fliesst;  durch  diesen  wird 
ein  Sperrhaken  bewegt,  der  in  das 
Sperrrad  der  Walze  einspringt. 

Es  sind  aber  noch  zwei  Vor* 
richtungen  nothwendig:  eine,  die  da- 
•zu  dient,  den  einzelnen  Stationen  .so- 
wohl, als  auch  der  Centrale  anzuzeigt^n, 
welcher  Contact  eben  unter  den 
Federn  schleift,  eine  zweite,  welche 
jede  hergestellte  Verbindung  nairh 
einer  gewissen  normalen  Zeit  wieder 
löst,  damit  nicht  eine  Abonnenteo- 
stelle  dauernden  Gebrauch  von  cit^m 
Apparate  mache,  wodurch  dann  die 
anderen  Abonnenten,  die  an  den- 
selben Knotenpunkt  angeschlossen 
sind,  verkürzt  werden. 

Das  erste  wird  auf  folgende 
Weise  erreicht.  Sobald  ein  neuer 
Contact  unter  die  Schleiffedern  kommt, 
wird  gleichzeitig  durch  einen  Suii 
eine  an  der  Membrane  eines  Mikrn* 
phons  befestigte  Metallzunge  zum 
Tönen  gebracht.  Diese  Zeichm 
können  nun  in  den  Telephonen  der 
Abonnenten  und  der  Centrale  gehört 
werden;  natürlich  entspricht  Jedem 
Abonnenten  desselben  Knotenpunktes 
ein  anderes  Zeichen  z.  B.  i  Ton, 
2  aufeinanderfolgende    Töne,    3   etc. 

Um  eine  Verbindung  nicht  über 
Gebühr  lange  bestehen  zu  lassen  ^ 
ist  die  Einrichtung  so  getroffen, 
dass  die  Arretirung  der  Walze  durrh 
einen  Excenter  nach  einer  bestimm- 
ten Zeit  gelöst  wird,  die  Walze  sich 
wieder  weiter  dreht  und  andere 
Linien  mit  der  Centrale  in  Sprech» 
Verbindung  treten.  Als  normale Sprf^ch- 
zeit  können  fünf  Minuten  angenommen 
werden.  Damit  aber  die  Unterbrechung 
nicht  unerwartet  ein  Gespräch  aL- 
schneidet,    ertönt    V4  Minute    früher 


ein  phonisches  Zeicben^  welches  die 
Sprechenden  jur  Eile  ermahnt. 

Jeder  Abontxrot  ist  also  in  der 
Läge,  zu  hören,  welcher  Contact  in 
der  Wake  des  Knotenpunktes  ^^erade 
an  der  Reihe  ist,  und  kann  in  dem 
Momente,  als  es  ihn  trifft ,  die  Be- 
wegung der  Walze  für  5  Mitiuten 
hemmen,  Ist  die  Linie  gerade  durch 
einen  anderen  Abonnenten  besetzt, 
so  hfirt  er  in  seinem  Telephon  d**!i 
Gang  des  Uhrwerkes.  Er  muss  dann 
warten,  bis  diese  Gesprachszeit  vor- 
über ist,  und  bis  im  Telephon  sesn 
Zeichen  hörbar  wird»  Um  aber  nicht 
am  Teiefjhon  stehen  zw  müssen^  kann 
er  einfach  eine  Kurbel  am  Apparat 
auf  ^Signal''  stellen  und  erhält  dann 
automatisch  ein  pbonisches  deichen, 
welches  ihn  aufmerksam  macht,  dass 
tlie  Linie    wieder   frei    ist* 

\'on  jrdem  Abonnenten  ^ehen 
3,  bezw,  4  Leitungen  zum  Knoten- 
punkte, je  nachdem  Hrde  als  Rück- 
leitung benützt  wird  oder  nicht. 
Dieselbe  Anzahl  führt  von  der  Cen- 
trale zum    Knüt("npunkt. 

Die  \'orEheile  dieses  Systenjes 
erblickt  der  \  r^rrmgende  zunächst 
in  der  Verminderung  der  Anlag^eknsten, 
indem  nicht  zu  jedem  der  Abonnenic-ti 
eigene  Leitungen  von  der  Centrale 
auszugehen  brauchen,  sondern  nur 
zwei  Stromkreise  von  der  Centrale 
zum  Knotenpunkt  hergestellt  zu  wer- 
den lirauchen,  von  welchem  dann 
MUS  dte  Abzweigungen  zu  den  einzelnen 
Unierstationen   führen. 

Es  wurde  aber  dadurch  nicht 
nur  eine  Verbilligung  sondern  auch 
gerechtere  Vcrtheilung  der  Telephon* 
gebühren  eintreten,  indem  ^llf-n 
Abr>nnenten  gew^ssermaassen  gleiche 
Ges[irächsz€it  zu ^r wendet  wird,  und 
ein  Abiinnent,  der  sein  Telephoii 
den  ganzrn  Tag  braiichti  gezwungen 
wird,  mrthrere  Contacte  oder  alle 
eines  Knotenpunktes  zu  abonniren, 
um  nicht  durch  Coabonncnten  unter- 
brochen zu  werden.  Dieses  System 
kann  auch  in  der  Weise  zur  An- 
wendung kommen,  dass  zwei  ent* 
fernte  Städte,  z.  B.  Wien  \ind  Pest, 
zwei  solche  Knotenpunkte  vorsteltei« 
an    welche     bCider»^*tsi    benadp^ 


^«^ 


242 


Orte,  z,  B.  Vorstädte,  als  Abzweigs- 
statiooen  angescbiosseo  sind,  so  dass 
jede  dieser  Abzweigsstationen  des 
einen  Knotenpunktes  mit  jeder  des 
anderen  Knotenpunktes  ohne  mensch- 
liche Hilfe  in  Verbindung  treten 
kann. 

Zum  Schlüsse  seiner  durch  zahl- 
reiche vorgelegte  Zeichnungen  unter- 
stützten Auseinandersetzung  erläuterte 
der  Vortragende  noch  durch  das 
Experiment  die  Anwendung  des 
Apparates.  Er  setzte  einen  Apparat 
für  4  Theilnehmer  in  Thätigkeit, 
deren  Telephonstationen  im  Saale 
vertheilt  waren,  während  die  Cen- 
trale ausserhalb  des  Saales  sich  be- 
fand, und  zeigte  das  Wirken  des 
Apparates  in  den  verschiedenen 
Fällen. 

Auf  Befragen  seitens  einiger 
Vereinsmitglieder  theilt  der  Vor- 
tragende mit,  dass  eine  ganz  be- 
stimmte Reihenfolge  besteht,  nach 
welcher  die  Abonnenten  in  Sprech- 
verbindung treten.  Wenn  der  Abon- 
nent 4  sprechen  will,  die  Linie  aber 
besetzt  ist,  z.  B.  durch  Abonnenten  i, 
so  stellt  er  seinen  Apparat  auf 
^Signal".  Nach  5  Minuten  bekommt 
er  den  Ruf  »frei".  Es  treten  aber 
zunächst  die  Abonnenten  2  und  3 
in  Sprech  Verbindung  und  es  kann 
jeder  der  beiden  Abonnenten  2  und  3 
davon  Gebrauch  machen,  so  dass  der 
Abonnent  4  abermals  warten  muss. 
Das  vertheilt  sich  aber  gleichmässig 
auf  alle. 

Der  Vorsitzende  spricht  Herrn 
N  i  s  s  1  für  seine  mit  Beifall  aufge- 
nommenen Auseinandersetzungen  den 
Dank  des  Vereines  aus. 

8,  März.  —  Ausschuss- 
sitzung. 

14.  März.  —  Vereinsver- 
sammlung. Der  Vorsitzende,  Prä- 
sident Volkmer,  ladet  zunächst 
zur  Wahl  von  vier  Mitgliedern  aus 
dem  Plenum  in  das  zur  Erstattung 
von  Wahlvorschlägen  für  die  General- 
versammlung einzusetzende  Comite 
ein;  es  werden  gewählt  die  Herren 
Ing.  Brunbauer,  Ing.  Klose, 
Dr.  Mi  es  1er  und  Baurath  Scbmid. 
Hierauf  erhält  Herr  Prof.  Dr.  Franz 


Streintz  das  Wort  zu  dem  ange- 
kündigten Vortrage :„Die  Energie 
des  Accumulators  in  chemi« 
scher  und  elektrischer  Bc- 
ziehun  g.* 

Bei  der  Ermittlung  der  elek- 
trischen Energie  eines  Accumulators 
—  führt  der  Vortragende  aus  — 
kommt  die  mit  dem  Elektrometer 
oder  Voltmeter  gemessene  elektro- 
motorische Kraft  in  Betracht,  die 
der  vollgeladene  Accumulator,  nach- 
dem er  beiläufig  12  Stunden  sich 
selbst  überlassen  war,  besitzt.  Die 
Unterschiede  zwischen  den  so  ge- 
fundenen Werthen  der  elektromo- 
torischen Kraft  bei  den  einzelnen 
Typen  wurden  früher  den  Unter- 
schieden in  der  Beschaffenheit  der 
Platten  zugeschrieben.  Der  Vor- 
tragende hat  nun  durch  Versuche  an 
Accumulatoren  verschiedener  Typen 
nachgewiesen,  dass  die  elektro- 
motorische Kraft  blos  von  der  Con- 
centration  der  Säure  abhängt.  Um 
das  Gesetz  dieser  Abhängigkeit  zu 
finden,  bestimmte  er  den  Werth  der 
elektromotorischen  Kraft  jedes  ein- 
zelnen Elementes  einer  zwölfzelligea 
Tudor'schen  Batterie  48  Stunden 
nach  vollendeter  Ladung.  Die  Ele- 
mente waren  jedes  mit  Säure  anderer 
Concentration  beschickt,  und  aus  der 
genauen  Messung  der  Säuredichte  und 
der  elektromotorischen  Kraft  ergab 
sich,  dass  die  letztere  genau  pro- 
portional mit  zunehmender  Säure- 
concentration  zunimmt.  Die  aufge- 
stellte Gleichung  zeigt,  dass  diese 
Zunahme  von  dem  Anfangswerthe 
1*85  Volt  der  elektromotorischen 
Kraft  erfolgt,  welcher  bei  der  Con- 
centration Null  —  also  bei  Abwesen- 
heit von  Schwefelsäure  —  vorhanden 
wäre.  Dieser  Fall  lässt  sich  verwirk- 
lichen, wenn  man  beide  Elektroden 
mit  ßleisulfat  überzieht  und  in  eine 
schwache  Lösung  eines  Alkalisulfats 
taucht. 

Bezüglich  der  chemischen  Energie 
von  Elementen  hat  man  früher  an- 
genommen, dass  dieselbe  gleich  der 
elektrischen  Energie  sei;  hauptsäch- 
lich Helmholtz  hat  durch  Anwen- 
dung   des    zweiten    Hauptsatzes    der 


24d 


mecbaoischeo  Wärmetbeorie  auf  um- 
kehrbare Proccsse  gezeigt,  dass  dies 
im  ADgemeinen  nicht  der  Fall  Ist. 
Aus  dem  von  Helmholtz  aufge- 
stellten Gesetze  geht  hervor,  das9, 
je  nachdem  der  Temperaturcoöfficteiit 
eines  Elementes  positiv  oder  negativ 
ist,  die  elektrische  Energie  grösser 
oder  kleiner    ist    als    die  chemische. 

Die  Differenz  stellt  die  ther- 
mische Energie  des  Elementes  dar, 
welche  im  ersten  Falle  von  dem- 
selben aus  der  Umgebung  entnommen 
und  in  elektrische  umgewandelt  wird ; 
im  andern  Falle  wird  ein  Theil  der 
chemischen  Energie  in  Wärme  um- 
gewandelt und  als  solche  nach  auaiien 
abgegeben,  wie  beispielsweise  beim 
C 1  a  r  k  -  Element.  Der  Accumulaior 
hat  einen  positiven  Temperatiir- 
coefficienten,  so  dass  seine  elektriachc 
Energie  grösser  ist  als  die  chemische^ 
was  natürlich  bei  der  Entladung  vor- 
theilhaft  ist.  Die  durch  Wärmeauf- 
nahme aus  der  Umgebung  dem  Accu- 
mulator  zugefOhrte  und  in  elektrische 
Energie  überführte  thermische  Energie 
ist,  wie  diesbezügliche  Versuche  voa 
Prof.  Streintz  ergaben,  ebenfalls 
von  der  Säureconcentration  abhängig  : 
sie  erreicht  ein  Maximum  bei  jener 
Concentration,  der  eine  elektro- 
motorische Kraft  =  1*998  Volt  ent- 
spricht. Nur  in  Folge  der  von  aussen 
zugeführten  Wärmeenergie  besteht 
das  oben  erwähnte  lineare  Gcset:^ 
für  die  Zunahme  der  elektromo- 
torischen Kraft  mit  der  Säurecon- 
centration; würde  der  Accumulator 
nur  auf  Kosten  der  chemischen 
Energie  elektrische  liefern,  so  wurde 
die  entsprechende  Curve,  die  In 
Wirklichkeit  eine  gerade  Linie  ist^ 
eine  parabolische  Gestalt  annehmen. 
Vom  Vortragenden  mit  Hilfe  des  Kis- 
calorimeters  ausgeführte  Bestimmun- 
gen der  thermischen  Energie  halben 
gute  Uebereinstimmung  mit  den  aus 
dem  TemperaturcoSfficienten  bercLh- 
neten   Werthen    aufgewiesen. 

Der  Vortragende  geht  nun  über 
zur  Besprechung  der  von  ihm  be- 
hufs Ermittlung  der  WärmeiÖnung^ 
des  Accumulators  angestellten  \>r- 
suche.    Nach  einer    eingehenden  Er- 


ürterung  der  bei  der  Eoilatlung  eines 
Accumulators  steh  volfsiehenden  che- 
mischen Proccsse,  gelegentlreh  welcher 
der  bemerkenswcrtbc  Umstand  her- 
gehoben wird,  dass  im  Accumulator 
im  Gegens^itze  zu  anderen  Elementen 
beide  Elektroden  ^ur  ehemischen 
Energie  beitragen»  werden  die 
Schwierigkeiten  besprochen,  die  sich 
der  Bestimmung  der  bei  der  Rc- 
duction  von  ßleisuperoxyd  frei 
werdenden  Wärmemenge  entgegen- 
sEellen»  Na^h  missglückten  Versuchen 
mit  Schwefeldioxyd  gelang  es  Herrn 
Prof.  Strctnts  durch  Anwendung 
eines  Gemisches  von  Salzsäure  und 
schwefliger  Säure  die  Umwandlung 
von  Bkisuperoxyd  in  Bleisuifat  zu 
vollziehen  (der  Vortragende  führt 
dieses  Experiment  der  Versammlung 
vor)  und  die  dabei  auftretende 
Wärmemenge  sicher  zu  bestimmen. 
Mit  Hilfe  von  bekannten  termochemi* 
sehen  Daten  lässt  sich  dann  die 
VVärmetünung  des  Accumulators  er- 
mitteln, und  der  aus  dieser  Zahl  ge- 
rechnete Werth  der  elektromotorischen 
Kraft  stimmt  in  befriedigender  Weise 
mit  dem   beobachteten   übereio. 

Der  Vorsitzende  spricht  Herrn 
Prof.  Streintz  für  die  mit  vielem 
Beifall  aufgenommenen  Darlegungen 
den   besten    Dank  aus, 

Ing,  R  OS  s  macht  auf  das  jüngst 
erschienene  Buch  von  Hartwig: 
^,Der  elektrische  Strom  als 
Licht-  und  Kraftquelle"  auf- 
merksam, das  an  vielen  Stellen  baren 
Unsinn  enthalte,  und  wünscht,  dass 
solchen  Machwerken  In  der  Oeffent- 
lichkeit  entgegengetreten  werde. 
Einige  zur  Verlesung  gebrachte,  er- 
götzliche Stellen  dieses  Buches  er- 
wecken die  lebhafte  Heiterkeit  der 
Versammlung,  *) 

21.  Märi,  —  Sitzung  des 
Wah  1-Com  itd, 

21,  März.  —  Vereinsver- 
sammlung. Vorsitzender  Viceprä&i- 
dent   H^iuptmann    Grünebaüm, 

Baurath  V,  S  tac  h  theütder  Ver* 
Sammlung    mit,    dass    er  einen  Brief 


244 


aus  Hamburg  erhalten  habe,  worin 
die  Thomson-Houston  Co.  die 
Vereinsmitglieder  zur  Theilnahme  an 
der  Eröffnungsfahrt  auf  der  Ham- 
burger elektrischen  Stadt- 
bahn einladet. 

Hierauf  ergreift  Ingenieur  E  g  g  e  r 
das  Wort  zur  Abhaltung  seines  Vor- 
trages :  ^lieber  elektrische 
Bahnen.»* 

Da  die  Vereinszeitschrift  den  Vor- 
trag im  nächsten  Hefte  vollinhaltlich 
bringen  wird,  so  genüge  hier  eine 
kurze  Andeutung  seines  Inhaltes. 

Der  Vortragende  besprach  zu- 
erst die  geschichtliche  Entwicklung 
der  elektrischen  Bahnen,  dann  die 
wichtigsten  Constructiöns-Details  der 
Motorwagen,  insbesondere  Uebcr- 
setzung,  Lagerung  des  Motors  auf 
dem  Wagen  und  Wahl  des  Motors, 
sowie  seiner  Regulirung.  Zum  Schlüsse 
besprach  er  noch  die  Betriebskosten 
und  führte  in  einer  Tabelle  die  Ver- 
theilung  derselben  auf  die  einzelnen 
Posten  vor. 

An  den  Vortrag  knüpfte  sich 
eine  lebhafte  Discussion. 

Ober  -  Ingenieur  Hochenegg 
wendet  sich  gegen  die  Behauptung 
des  Vortragenden,  dass  sich  bei 
Kabelbahnen  die  Betriebskosten  ge- 
ringer stellen,,  denn  es  werde  da 
sehr  häufig  die  Rentabilität  von  Kabel- 
bahnen in  stark  bevölkerten  Städten 
mit  der  von  elektrischen  Bahnen  ge- 
ringer Frequenz  verglichen.  Auch 
werden  bei  Kabelbahnen  die  be- 
deutenden Seilersatz-Kosten  nicht  in 
die  Betriebskosten  gerechnet,  was 
dann  zu  Irrthümern  Anlass  gibt. 

Was  den  Hauptstrommotor  be- 
trifft, so  ist  es  nicht  richtig,  dass 
derselbe  auch  beim  Bergabfahren 
Strom  nimmt;  er  wird  einfach  ab- 
geschaltet und  wirkt  sogar,  kurz  ge- 
schlossen, als  elektrische  Bremse. 
Auch  in  unseren  Verhältnissen  er- 
freuen sich  die  elektrischen  Bahnen 
besonderer  Rentabilität.  Hochenegg 
stimmt  dem  Vorredner  zu,  dass  der 
Nebenschlussmotor  bedeutende  Vor- 
theile  gegenüber  dem  Serienmotor 
aufweist,     dass     aber     speciell      für 


Strassenbahnen    der    letztere    wegen 
des  Anfahrens  vorzuziehen  sei. 

Director  D^ri  theilt  mit,  dass 
er  glaubt,  eine  Anordnung  gefunden 
zu  haben,  die  die  Vortheile  des  Ncben- 
scbluss-  und   Serienmotors   verbindet. 

Baurath  Kar  eis  stellt  die  An- 
frage, wie  es  sich  mit  dem  Accumu- 
Jatorenbetrieb  verhält. 

«  Baumgardt  meint,  dass  das 
Punkensprühen  beim  Umschalten  am 
Nebenschlussmotor  gewiss  ebenso 
gross  sein  werde  wie  beim  Serien- 
motor. 

Ingenieur  Drexler  macht  auf 
ein  Patent  von  Winkler  von 
Forazest  aufmerksam,  das  Motoren 
mit  separater  Erregung  durch  Accu- 
mulatoren  anwendet. 

Ingenieur  Ross  hält  es  für 
schwierig,  die  von  Egg  er  vorge- 
schlagene Uebertragung  vom  Motor 
auf  beide  Wagenachsen  herzustellen. 

Egg  er  beruft  sich  auf  die  An- 
gaben von  Prof.  Richter,  dass  bei 
Städten  von  50.0OO  Einwohnern 
Kabelbahnen  billigeren  Betrieb  auf- 
weisen. 

Den  Hauptstrommotor  kann 
man  wohl  bei  Gefällen  abschalten, 
aber  bei  kleinen  Gefällen  geschieht 
es  nicht.  Die  Bremsung  durch  Kurz- 
schluss  des  Serienmotors  bat  sich. 
nicht  bewährt  und  ist  aufgegeben 
worden.  Die  Kosten  des  Unterbaues 
sind  hoch,  weil  er  sorgfältig  gemacht 
werden  muss.  Was  den  Accumu- 
latorenbetrieb  betrifft,  so  wäre  auf 
die  Wadell-Entz  Co.  zu  ver- 
weisen, welche  in  Amerika  eben  mit 
solchen,  wie  man  hört,  erfolgreichen 
Versuchen  beschäftigt  ist.  Die  von 
D  r  e  X 1  e  r  angegebene  Construction 
ist  schon    durch  Henry  bekannt. 

Hochenegg  betont  noch,  dass 
nach  der  Erfahrung  der  Firma 
Siemens  &  Halske  die  Ketten- 
übertragung sich  am  geeignetesten 
von  den  drei  Uebertragungsarten  — 
Schnecke,  Zahnrad,  Kette  —  er- 
wiesen hat. 

Zum  Schlüsse  sprach  der  Vor- 
sitzende dem  Vortragenden  den  Dank 
der  Versammlung  aus. 


245 


ABHANDLUNGEN. 


Bogenlicht-Dynamos  auf  der  Weltausstellung  in  Chicago. 

Bericht  von  J.  SAHULKA. 
(Schlass.) 

Es  werden  mehrere  Typen  dieser  Dynamo  construirt  In  der  Maschinen- 
halle der  Weltausstellung  in  Chicago  waren  i6  Dynamos  für  je  60  Lampen 
ä  2000  Kerzen  in  Betrieb.  Im  Elektricitäts-Gebäude  wurden  einige  Dynamos 
durch  Motoren  angetrieben;  die  grösste,  welche  eine  Klemmenspannung 
von  6550  V.  hatte,  war  für  120  Lampen  bestimmt.  Man  kann  bei  den 
Dynamos  die  Belastung  um  20  Lampen  ändern,  ohne  dass  eine  Funken- 
bildung eintritt;  auch  kann  man  die  Dynamo  kurz  geschlossen  laufen  lassen. 
Die  Regulirvorrichtung  ist  an  der  Dynamo  selbst  an  der  Aussenseite  des 
einen  Jochstückes  angebracht.  Dieselbe  ist  in  der  Fig.  12  schematisch 
dargestellt.  Auf  der  Achse  A  der  Dynamo  ist  ein  gezahntes  Rad  befestigt. 
Dieses  greift  in  em  zweites,  und  dieses  in  ein  drittes  ein.  Die  beiden 
letzten  Räder    sind    auf   einem  Metallstück  B  montirt,    welches    um    eine 


Fig.    12. 

Achse  drehbar  ist,  die  zwischen  den  Zahnrädern  liegt.  Das  Metallstück  ist 
durch  einen  beweglichen  Arm  C  mit  dem  Winkelhebel  H  verbunden,  der 
um  die  Achse  D  drehbar  ist.  Der  Hebel  H  ist  mit  dem  Eisenkern  eines 
Solenoides  verbunden ;  zwei  Anschläge  begrenzen  die  Bewegung  des  Hebels, 
welcher  bei  normaler  Stromstärke  eine  Zwischenstellung  einnimmt.  Auf 
der  Achse  der  beiden  Zahnräder,  welche  auf  dem  Metallstücke  B  montirt 
sind,  befinden  sich  zwei  kleine  Frictions-Rollen.  Eine  grössere  Frictions- 
RoUe  i?,  welche  lun  eine  feste  Achse  drehbar  ist,  berührt  bei  normaler 
Stromstärke  keine  der  beiden  kleinen  Rollen.  Ist  die  Stromstärke  zu  gross 
oder  zu  klein,  so  berührt  die  Rolle  R  eine  der  beiden  kleinen  Rollen  und 
dreht  sich  daher.  Die  Bewegung  der  Rolle  R  wird  durch  zweifache  Zahnrad- 
übersetzung auf  eine  durch  das  Joch  gehende  horizontale  Achse  N  über- 
tragen. Auf  der  Innenseite  des  Joches  sind  auf  dieser  Achse  zwei  Zahn- 
räder von  ungefähr  4  und  5  cm  Durchmesser  befestigt.  Das  grössere 
Zahnrad  greift  in  einen  kleineren,  das  kleinere  Zahnrad  in  einen  grösseren 
gezahnten  Sector  ein;  die  Sectoren  sind  mit  zwei  Bürstenhaltern  verbunden. 
Der  eine  Bürstenhalter  verschiebt  die  Hauptbürsten,  der  andere  die  Hilfs- 
bürsten. Bei  wechselnder  Belastung  werden  die  Bürsten  um  einen  ver- 
schiedenen Winkel  verschoben.  Wenn  die  Dynamo  kurz  geschlossen  ist, 
sind  die  Bürsten  eine^  ]  ^^  lares  ganz  zusammengeschoben.    Die  Ver- 


246 

bindungslinie  der  Bürsten  ist  diinn  eine  verticale  Gerade.  Soli  eine  Dynamo 
abgestellt  werden,  so  kann  dies  leicht  durch  Auslösung  der  Feder  geschehen, 
welche  den  Hebel  11  spannt;  die  Bürsten  werden  dadurch  so  verstellt, 
dass  die  Dynamo  keine  E.  M.  K.  liefert. 

Die  Schaltbretter  für  Bogenlichtkreise  enthalten  im  oberen  Theile 
die  Blitzschutzvorrichtungen,  welche  in  jede  Leitung  eingeschaltet  werden 
und  die  Strommesser.  Die  Enden  der  Stromkreise  und  die  Zuleitungen 
zu  den  Dynamos  sind  mit  Contactplatten  in  Verbindung,  welche  auf  der 
Rückseite  von  zwei  Marmortafeln  angebracht  sind.  Jede  Contactplatte 
enthält  drei  leitend  verbundene  Steckcontacte  in  welche  von  der  Vorderseite 
der  Marmorplatten  aus  Stöpsel  eingesteckt  werden  können.  In  Fig.  13 
sind    die    Contacte    der    Stromkreise    mit  i,    2,    .    .,    die    der    Dynamos 


-  ® 

1 

2 

-  ® 

I 

TI 

Fig.   13. 

mit  I,  11,  .  .  bezeichnet.  Mit  Hilfe  von  flexiblen  isolirten  Leitungen,  deren 
Ende  mit  Stöpseln  versehen  sind,  kann  man  jeden  Stromkreis  mit  jeder 
Dynamo  verbinden  und  alle  anderen  erforderlichen  Schaltungen  machen. 
Die  Contactplatten  enthalten  je  drei  Steckcontacte,  damit  man  die  Schaltungen 
ohne  Stromunterbrechung  ausführen  kann.  Das  Schaltbrett  in  der  Maschinen- 
halle in  Chicago,  welches  für  16  Stromkreise  imd  16  Dynamos  bestimmt 
war,  enthielt  auf  jeder  Marmorplatte  32  Contactplatten. 

Die  Wood-Dynamo  ist  in  vielen  Centralen  in  Anwendung;  es 
sind  z.  B.  in  einer  Centrale  in  St.  Louis  95  Dynamos  aufgestellt  und 
ebenso  viele  in  einer  Centrale  in  New-Orleans. 

Bogenlicht-Dynam  o  der  Standard  Electric  Co. 

Diese  Dynamo  von  der  Form  der  Manchester-Type  hat  ebenfalls 
Serienschaltung;  dieselbe  ist  in  Fig.  14  abgebildet.  Das  Magnetgestell 
besteht  aus  vier  Theilen.  Die  schmiedeeisernen  cylindrischen  Kerne  der 
Feldmagnete  sind  an  die  beiden  Jochstücke,  welche  aus  weichem  Gusseisen 
bestehen,  angeschraubt.  Das  untere  Jochstück  ist  mit  den  beiden  Lager- 
böcken aus  einem  Stücke  gegossen.  Die  Kugelgelenklager  sind  selbst- 
ölend. Die  Armatur  ist  ein  Gramme-Ring.  Der  Kern  hat  die  Form  eines 
glatten  Cylinderringes  imd  besteht  aus  schmiedeeisernen  Scheiben,  welche 
durch  Papierzwischenlagen  getrennt  sind.  Durch  den  Kern  gehen  zwölf 
Löcher  hindurch,  in  welche  Bolzen  gesteckt  sind,  welche  die  Scheiben 
zusammenhalten.  Auf  der  Achse  der  Dynamo  ist  eine  Nabe  aufgekeilt, 
welche  durch  sechs  Speichen  mit  einem  Messingring  in  Verbindung  ist. 
An  diesem  sind  die  12  Bolzen  angeschraubt.  Die  Armatur  ist  daher  nur 
auf  einer  Seite  befestigt.  Der  ganze  Armaturkem  ist  mit  schellackirter 
Leinwand  umhüllt;  darüber  sind  die  Spulen  gewickelt.  Die  Dynamos 
für  50  oder  mehr  Lampen  haben  132,  die  für  kleinere  Lampenzahl  haben 
96  Spulen.  Jede  einzelne  Spule  liegt  auf  einem  Streifen  schellackirter 
Leinwand,    dessen  Seiten    über    die    fertige  Spule    gebogen   werden.    Die 


247 


Spulen  werden  durch  sechs  Drahtbünde  zusammengehalten,  welche  von 
der  Armatur  durch  Glimmer  isolirt  sind.  Die  Stromzuführungen  zum 
Collector  bestehen  aus  Kupferbändern ;  dieselben  sind  zuerst  horizontal  bis 
in  eine  Entfernun^^^  von  einigen  Centimetern  vom  Ringe  geführt  und  dann 
mit  den  CoUector-Sej^menten  verbunden.  Die  Ebene  der  Händer  ist  dabei 
schief  gestellt,  su  dass  eine  sehr  gute  Ventilation  der  Armatur  erfolgt. 
Die  Collector- Segmente  sind  entweder  durch  Luft  oder  durch  vulcanisirte 
Fiber  von  einander  isolirt.  Der  Strom  wiid  durch  zwei  Kahlenplatten 
abgenommen. 

Die  Dynamos  werden  gewöhnlich  für  20  \m  60  in  Serie  ^u  schaltende 
Lampen  und  für  dreierlei  Stromstärken  construirt,  je  nachdem  die  Lampen 
2000,  1600  oder  I30O  Kerzen  haben  sollen.  Gegenwärtig  wird  auch  eine 
Type    für   100  Lam[)en    j^ebaut.    In  der  Maschinenhalle  der  Ausstellung  in 


Fig.  14. 
Chicago  waren  20  Dynamos  filr  je  50  Lampen  a  20QO  Kerzen  in  betrieb: 
die  Tourenzahl    war  950.    Ausserdem  waren  einige  Dynamos  im  Elektri- 
citäts-Gebäude  in  Betrieb. 

Die  Reguli  rvorricblung  für  constante  Stromstärke»  welche  i\n  der 
Dynamo  selbst  angebracht  ist,  wirkt  so  ;msgezeichnet,  dass  die  E,  M.  K. 
fast  momentan  der  X^impenzuhl  an^epasst  wird.  Die  Regulirung  erfolgt 
in  folgender  Weise.  Auf  der  einen  Seite  der  Dynamo  sind  die  Polschuhe 
zwischen  der  Armatur  und  der  Feldmugnctwickekuig  durch  einen  nicht- 
magnetischen Streifen  verlmnden.  In  der  Mitte  desselben  ist  ein  um  eine 
horizontale  Achse  drehbares  gerades  Eisenstück  F  angebracht  (Flg.  15). 
welches  sich  in  die  Richtung  des  verticalen  Streifens  zu  stellen  sucht,  wenn 
die  Dynamo  Strom  abgibt.  Gewöhnlich  hat  der  Eisenstab  «Mß  Lage,  welche 
last    um  90^  davon  verschieden  ist  ,A^  ^it^m  Eiseoa'-r    ]^^gne  Messing- 


248 


Stange  Ä  angeschraubt,  welche  an  ihrem  unteren  Ende  ein  Messingstück  B 
trägt.  Dieses  wird  durch  eine  Feder  nach  abwärts  gezogen;  die  Feder- 
spannung lässt  sich  durch  eine  Schraube  verändern.  Je  grösser  die 
Stromstärke  ist,  desto  mehr  wird  das  Messingstück  B  nach  aufw«Lrts 
gezogen.  Von  der  Dynamo-Achse  aus  wird  ein  Metallstück  C  (Fig.  l6) 
von  ungefähr  4  und  5  cm  Seitenlänge  in  eine  hin-  und  hergehende 
Bewegung  versetzt.  Zu  diesem  Zwecke  ist  an  der  Vorderseite  der  Dynamo- 
Achse  (Fig.  14)  eine  kleine  Rolle  angeschraubt,  welche  durch  eine  Schnur  eine 
grössere  Rolle  in  Bewegung  setzt.  Auf  der  Achse  derselben  ist  ein  kleiner 
Excenter  angebracht;  derselbe  ist  durch  einen  Arm  mit  dem  Metallstück  C  in 


Fig.  15. 


Fig.   16. 


Verbindung,  welches  eine  Führung  hat.  In  der  Fig.  16  ist  nur  das  Metallstück  C 
allein  gezeichnet.  An  demselben  sind  zwei  Klinken  K  befestigt,  welche  durch 
einen  Arm  verbunden  sind.  Die  untere  Klinke  trägt  eine  Rolle  und  wird 
durch  eine  Feder  nach  abwärts  gezogen.  Die  Rolle  rollt  auf  dem 
Messingstück  B,  Dadurch  wird  auf  den  Eisenstab  F  ein  Drehmoment 
ausgeübt,  welches  der  Anziehung  der  Magnetpole  entgegenwirkt.  Zwischen 
den  Klinken  befindet  sich  eine  gezahnte  Messingstange.  Diese  ist  an  eine 
Stange    D    angeschraubt,    welche    eine    Führung    hat    und    durch    einen 


1,^€hO-0--CM>-0 

3   C>-CM>-0-0-0 
k  G^r^>H>-CM>0 

5  G^:^0--0--0--0-0_ 

6  QKM>-0-<>-0 


^CMD-00-0-02 
0-0-0-0-0-03 


0^^0-0-0-0-0 ; 
^0^^0-00-0-0  6/ 


I  JT  m  n''  ¥ \T     I  n  m w vvr 

Fig.   17. 

gelenkigen  Arm  E  mit  dem  Bürstenhalter  verbunden  ist.  Wenn  der  Strom 
die  normale  Stärke  hat,  greifen  die  Klinken  nicht  in  die  Zahnstange  ein; 
es  bleibt  daher  die  Bürstenstellung  unverändert.  Wird  die  Stromstärke  zu 
gross,  so  wird  das  Messingstück  B  gehoben.  Die  untere  Klinke  greift  in 
die  Zahnstange  ein  und  schiebt  dieselbe  nach  links.  Dadurch  werden  die 
Bürsten  so  verstellt,  dass  die  E.  M.  K.  der  Dynamo  kleiner  wird.  Ist 
die  Stromstärke  zu  klein,  so  bewegt  sich  das  Messingstück  B  nach  abwärts; 
mm  greift  die  obere  Klinke  in  die  Zahnstange  ein,  wodurch  die  Bürsten 
in  entgegengesetztem  Sinne  verschoben  werden.  Neben  jeder  Dynamo 
befindet  sich  auf  einem  Ständer  ein  Strommesser.  Die  Feldmagnetwickelung 
kann  durch  einen  Ausschalter  kurzgeschlossen  werden. 


249 

Die  Schaltbretter  für  Bogenlampenkreise  sind  aus  Holz,  Marmor  oder 
Schiefer  gemacht.  Jedes  Schaltbrett  besteht  aus  einer  positiven  und  einer 
negativen  Hälfte  (Fig.  17).  Die  I{^nden  der  Stromkreise  sind  mit  horizontalen 
Schienen  verbunden,  welche  in  tlen  beiden  Hälften  <les  Schaltbrettes  anj^^e- 
bracht  sind.  Jede  Schiene  hat  so  viele  Contacte^  als  Dynamos^  vorhanden 
sind.  Unterhalb  der  Schienen  befinden  sich  in  jeder  Hälfte  des  Schalt- 
brettes so  viele  Doj)peUContacte,  ^ils  Ihnanios  vorhanden  sind,  TJie  Ver- 
bindungen am  Sch:t!tbrett  werden  mit  isolirten  Leitungen  gemacht,  deren 
Enden  mit  Stöpseln  versehen  sind.  Alle  blanken  Tlieile  beilnden  sich  an 
der  Rückseite.  In  der  Fi^ur  ist  ein  Schaltbrett  für  sechs  Dynainus  und 
sechs  Stromkreise  gezeichnet.  Der  Stromkreis  i  ist  mit  der  IJynamo  \ 
verbunden;  die  Dynamo  V  speist  die  StromkTeise  6^  5,  4  in  Serie.  Die 
Schaltungen  werden  in  der  bei  den  früheren  Systemen  beschriebenen  Weise 
ausgeführt.  In  der  Maschinenh.dle  in  Chicago  v/ht  das  Schaltbrett  für 
20  Stromkreise  und  20  Dynamos  einj^erichtet. 

Die  Standard  Electric  Co.  verwendet  die  neue  Bogenlampe  von 
C.  A.  Pfluger,  welche  sehr  gut  regulirt.  Dieselbe  ist  auch  mit  einer 
automatischen  Vorrichtung^  versehen,  welche  bewirkt,  dass  der  Strom  durch 
eine  Kupferspirale  flies  st,  wenn  der  durch  die  Kohlen  fliessende  Strom 
unterbrochen  wird.  In  den  L'mipen  werden  flache  breite  Kohlen  verwendet. 
Dieselben  erhalten  noch  einen  dünnen  Kiipferüberzu|;^  und  reichen  lür 
18  Stunden  aus;  der  Lichtbogen  wandert  langsam  durch  die  Breite  der 
Kohlen  hin  und  her. 

Als  Beispiel  dafür,  dass  Ikjgenlampen  in  Serien  schaltun  g  auch  im 
Innern  von  Gebäuden  vortheilhnft  verwendet  werden  können,  mag  ange- 
führt werden,  d^iss  in  dem  Ge^chaltshause  ^^i^he  F:\ir^  in  Chicago^  in 
welchem  eine  eigene  <  entrale  errichtet  ist^  seit  zwei  Jahren  600  Bogen- 
lampen  imd  3000  Glühlampen  in  Betrieb  ^ind ;  gegenwärtig  wird  die  Anlage 
auf  locx)  Bogenlampen  und  5000  Glühlampen  erweitert.  Den  Strom  für 
die  Bogenlampen  liefern  Dynamos  der  Standard  Electric  Co, 

Im  Elektricitats-Gebäude  in  Chicago  wurden  auch  einige  Bogenlicht- 
Dynamos  der  Standard  Electric  Co,  als  Motoren  betrieben.  Jeder 
Motor  erhielt  den  Strom  von  einer  gleichen  Dynamo  in  der  Maschinen- 
halle. Die  Motoren  hatten  keinen  Vor^^tchaltwiderstand,  weil  die  Primrir- 
DjTiamo  ohnehin  auf  constante  Stromstarke  reguHrt, 

Bogen  lieh  t-D  yn  vi  mo  dev  Western  Electric  Co* 

Bei  der  Dynamo  dtfr  W^estern  Electric  Co.  ertblgt  <lie  Regulirun;;;  des 
Stromes  ebenfalls  durch  Hürstenverstellung,  Die  D\namos  werden  für 
zweierlei  Stromstärken  con*%truirt:  für  18  A.  und  10  A.  Im  ersten  F:dle 
werden  in  den  Stromkreis  Lampen  eingeschaltet,  welche  auf  kleine  Licht- 
bogenlänge reguliren,  so  dass  jiro  Lampe  und  Zuleitung  nur  aS— 30  V. 
;,'erechnet  werden.  In  den  Stromkreis  der  D\namos  für  10  A.  werden 
Lampen  eingeschaltet,  welche  auf  grosse  Lichtbogenlan;,^'  reguliren,  so 
dass  pro  Lampe  und  Zuleitimg  52—54  V.  i;erechnet  werden.  Beide  Arten 
von  Dynamos  werden  in  verschiedenen  l'ypen  ausgeführt ;  die  grössten 
liefern  Strom  für  60  in  Serie  gesch^tltete  Linijien.  Die  Wahl  von  hoch- 
oder  niedervoltigen  Lampen  hängt  von  Umständen  ab,  da  beide  Systeme 
ihre  Vortheile  haben.  Dieselben  mOgen  nebeneinander  gestellt  werden. 
Bei  Verwendung  hochvoltiger  Lampen  braucht  man  wiegen  der  kleineren 
Stromstärke  weni;j;er  Kupfer  für  die  Leitungen^  d||||bQlirung  des  Strom- 
kreises muss  besser  sein,  dris  Licht  enthält  viele  bl^^^BLviolette  Stralden, 
der  Lichtbogen  ist  nihig.  Eür  tiM|kggetjene  ^^^HL  der  Dynamn 
entfallen    weniger  Lampen    auf  i^^HErimkreiS^^^^^^inan  zur  Be- 


250 


leuchtung  eines  Stadttheiles  mehr  Stromkreise  und  Dynamos  braucht.  Bei 
Verwendung  von  niedervoltigen  Lampen  braucht  man  mehr  Kupfer  für 
die  Leitungen,  der  Isolations- Widerstand  eines  Stromkreises  kann  unter 
Voraussetzung  der  gleichen  Lampenzahl  geringer  sein  als  bei  Verwendung 
von  hochvoltigen  Lampen;  die  Farbe  des  Lichtes  ist  weiss,  der  Licht- 
bogen zischt.  Unter  Voraussetzung  gleicher  E.  M..  K.  kommen  auf  einen 
Stromkreis  mehr  Lampen. 

Die  Form  der  Dynamo  ist  aus  Fig.  i8  ersichtlich,  welche  eine  Dy- 
namo für  hochvoltige  Bogenlampen  darstellt.  Das  Magnetgestell  besteht 
aus  vier  Theilen;  an  die  beiden  verticalen  Joche  sind  die  Magnetkerne 
angeschraubt,  welche  durch  zwei  die  Armatur  sehr  weit  umschliessende 
Polstücke  verbunden  sind.  Das  untere  Polstück  hat  Angüsse,  welche  an 
die  Bodenplatte  festgeschraubt  werden,  und  seitliche  Verbreiterungen,    auf 


Fig.  i8. 

welche  die  Lagerböcke  aufgesetzt  sind.  Die  aus  Eisenblechen  zusammen- 
gesetzte Armatur  hat  glatte  Oberfläche  und  Trommelwickeliuig.  Die  Collector- 
Segmente  sind  bei  den  grössten  Typen  durch  eine  3  mm  breite  Luft- 
schichte voneinander  isolirt.  Der  Strom  wird  durch  zwei  Paare  von 
Kohlenplatten  abgenommen.  Die  zusammengehörigen  Platten  sind  mit- 
einander fest  verbunden  und  stehen  um  die  Breite  eines  Segmentes  von- 
einander ab.  Die  Regulirv^orrichtung  ist  in  dem  in  der  Figur  sichtbaren 
Kästchen  untergebracht  und  beruht  auf  dem  Principe  der  entweder  gleich- 
zeitig oder  einzeln  bewegten  Schraube  und  Mutter.  In  dem  Kästchen 
befindet  sich  ein  vom  Strome  erregter  Elektromagnet,  welcher  einen  Anker 
anzieht,  der  mit  einem  viereckigen  Rahmen  verbunden  ist.  Der  Rahmen 
wird  durch  eine  Feder  nach  der  entgegengesetzten  Seite  gezogen.  In  dem 
Räume  innerhalb  des  Rahmens  befindet  sich  eine  Spindel  und  eine  Mutter. 


251 


Von  der  Achse  der  Dynamo  aus  wird  durch  eine  Uebersetzung  mit  Schnur 
ein  kleines  Kegelrad  und  von  dieijseiu  ein  yrnsseie-s  in  ümrlreliuni;  ver- 
setzt. Das  grössere  Kegelrad  ist  sowohl  mit  der  Spindel,  als  auch  mit  der 
Mutter  durch  Klinken  ausrückbar  gekuppelt.  Hei  normiiler  Stromstärke 
rotiren  Spindel  und  Mutter  gleich  schnell  und  daher  ändert  die  Spindel 
nicht  ihre  Lage  gegen  die  Mutter.  Wird  aber  die  Stromstärke  zu  ^oss 
oder  zu  klein,  so  bewegt  sich  der  viereckige  Rahmen  tiacli  der  einen  oder 
anderen  Seite  und  löst  die  Kuppelunj^j  der  Mutter  oder  Spindel  aus.  Da- 
durch bewegt  sich  die  Spindel  nach  vorwärts  oder  rückwärts.  Die  Spindel 
ist  durch  ein  Kugelgelenk  mit  einem  Arme  in  Verbindung',  dessen  Knde 
an  dem  Bürstenhdter  befestigt  ist.  Durch  die  Hewe^mng  der  Spindel  wird 
daher  der  Bürstenhalter  verschoben.  Die  Dynamo  reguürt  vollkommen  von 
Kurzschluss  bis  zur  Vollbelastung  und  hat  dabei  einen  fimkenloaen  Ciang. 
Die  Regulirvorrichtung  ist  adjustirbaij    r^o  dass  die  r>yn;Am<v    eine  kleinere 


-<£>■ 


M       M     X 


Kig.   19. 

Stromstärke  liefert.  Man  braucht  mir  die  Si)annnn;;  der  Feder  7ai  ändern, 
welche  auf  den  viereckigen  Ral\men  wirkt.  Die  l'eldmagnete  haben  zwei 
Wickelungen.  Man  kann  auf  jeder  Seite  einen  VheÜ  der  Wiukekirm 
ausschalten.  Durc^  Adjustinmi^  der  Regulirvornehtimi^^  imd  Ausschakuni; 
eines  Theiles  der  Feldma;^neiwickelun^  wird  die  Stromstärke  derDsnimo 
in  den  Nachtstunden  auf  7^'j  A.  ^errinj^ert.  Die  Sclialtbretter  für  Hngen- 
lampenkreise  sind  ähnlich  wie  die  der  FortWayne  Electric  ('<;.  con- 
struirt.  Soll  eine  Dynamo  durch  eine  andere  substiUiirt  werden,  so  wirri 
diese  zunächst  kurz  geschlossen  hin^u^eschattet;  dt^r  Hürstonhalter  ist  so 
gestellt,  dass  die  Dynamo  die  kieinste  K.  M.  K.  liefert,  llierauf  wird  der 
Kurzschluss  unterbrochen  und  der  I^Qrstenhalter  der  zweiten  Dyn-nno  mit 
der  Hand  allmälig  verschoben.  Dabei  hLit  der  Regulator  der  ersten 
Dynamo  Zeit,  den  Bürstenhalter  so  zu^mtelleni  da»|ÄfcC\'nami>  ein  ■ 
kleinere  E.  M.  K.  liefert.  Man  verstM^^^Clrsteiji^^^Bfcr  zwetien 
Dynamo  mit  der  Hand  so  lan^e^  biainl^^  ^^^Bf>^j#    ^^^^Mtd^)]^»  he 


252 

E.  M.  K.  liefert,  hierauf  wird  die  erste  Dynamo  kurz  geschlossen  und 
abgeschaltet. 

In  der  Maschinenhalle  der  Weltausstellung  in  Chicago  waren  14  Dy- 
namos für  je  50  hochvoltige  Lampen  in  Betrieb.  Das  Schaltbrett  war  für 
36  Stromkreise  eingerichtet.  Die  Enden  der  Stromkreise  und  die  Zu- 
leitungen zu  den  Dynamos  waren  mit  Contactplatten  verbunden,  welche 
je  drei  Steckcontacte  enthielten,  in  welche  Stöpsel  eingesteckt  wurden, 
die  durch  isolirte  Leitungen  verbunden  waren. 

Interessant  ist  die  Art,  wie  die  Bogenlampenkreise  auf  Erdschluss 
geprüft  werden.  Dies  ist  in  der  Fig.  19  schematisch  dargestellt  AA'  und  B  B' 
repräsentiren  zwei  doppelpolige  Ausschalter,  C  G  sind  zwei  Condensatoren. 
An  3f  ist  das  eine  Ende  der  Wickelung  eines  Elektromagneten  ange- 
schlossen, das  andere  Ende  ist  an  Erde  gelegt.  Durch  Anziehung  des 
Ankers  wird  ein  Localkreis  geschlossen,  in  welchen  eine  Klingel  einge- 
schaltet ist.  Zwischen  G  und  H  ist  ein  Stöpselwidersümd  von  200.000  Q 
eingeschaltet,  der  in  gleiche  Abtheilungen  getheilt  ist. 

In  dieLeitung  JK  ist  ein  Widerstand  r5=  100.000  Q  eingeschaltet. 
Für  r^  und  r,  kann  man  je  nach  der  Stöpselung  10,  100  oder  1000  ß 
wählen.  Der  Zweig  rg  ist  eine  Stöpselwiderstand  von  o  bis  10.000  Q.  An 
die  Pimkte  AP  ist  eine  Localbatterie  angeschlossen,  der  Punkt  P  ist  an 
Erde  gelegt.  Man  schliesst  zunächst  den  Ausschalter  A  A* ;  dabei  sind  die 
Ausschalter  BB'  imd  F  offen.  Ist  im  Bogenlampenkreise  ein  Erdschluss 
vorhanden,  so  läutet  die  Klingel.  Um  denselben  zu  ermitteln,  öffnet  man 
AA*  imd  schliesst  BB*.  Man  verändert  die  Stellung  des  Stöpsels  J  so 
,lange,  bis  das  Galvanometer,  welches  in  den  Zweig  KL  geschaltet  ist, 
stromlos  ist.  Das  Verhältniss  der  Widerstände  G  J  imd  J  H  ist  dann  gleich 
dem  Verhältniss  der  Lampenzahlen  zu  beiden  Seiten  des  Erdschlusses. 
Will  man  den  Isolations-Widerstand  messen,  so  wird  F  geschlossen. 
Durch  das  Galvanometer  fliesst  nun  ein  Strom,  der  aber  nicht  von  der 
Dynamo  geliefert  wird,  sondern  von  der  Localbatterie  im  Zweige  F  N. 
Man  wählt  für  r^  r^  ein  geeignetes  Verhältniss  imd  varürt  r^  so  lange,  bis 
die  Galvanometer-Nadel  wieder  ihre  Ruhelage  einnimmt.  Dann  ist  der 
durch   Rechnimg    für    den   vierten   Zweig    der  Wheatstone'schen  Brücke 

gefundene  Widerstand  r^  =  — -  gleich  r^  mehr  dem  Isolations- Widerstände 

des  Bogenlampenkreises.  Durch  diese  Messung  überzeugt  man  sich,  wie 
der  Erdschluss  im  Bogenlampenkreise  beschaffen  ist.  Jedes  Schaltbrett 
enthält  nur  eine  solche  Messvorrichtung,  die  mit  jedem  Lampenkreise 
verbunden  werden  kann. 

Bogenlicht-Dynamo  der  Westinghouse  Electric  Co. 

Diese  Dynamo,  welche  seit  Jahren  sich  sehr  gut  bewährt  hat,  liefert 
einen  Wechselstrom  von  133  Perioden.  Die  Stromstärke  ist  gewöhnlich 
10  A.,  doch  sind  auch  einige  Typen  für  6*8  A.  construirt  worden.  Die 
einzelnen  Typen  liefern  Strom  für  eine  verschiedene  Anzahl  von  Lampen. 
Im  Maximum  werden  60  Lampen  direct  in  einen  Kreis  in  Serie  geschaltet. 
Der  Feldmagnet  dieser  Dynamos  hat,  wie  aus  der  Fig.  20  ersichtlich  ist, 
die  Gestalt  eines  Kranzes  mit  radial  nach  innen  ragenden  Kernen.  Die 
letzteren  sind  mit  dem  Kranze  aus  einem  Stücke  gegossen,  besitzen 
jedoch  in  Entfernungen  von  einigen  Centimetem  LuftscWitze,  welche  durch 
den  ganzen  Kern  hindurchgehen;  diese  Untertheilung  wird  durch  den 
Guss  hergestellt.  Der  Armaturkem  ist  ebenso  besshaffen  wie  bei  den 
Dynamos  für  constante  Klemmenspannung.  Derselbe  besteht  aus  dünnen 
Blechen,  welche  so  viele  Zähne  haben,  als  der  Feldmagnet  Pole  hat  Die 


253 


Form  ist  aus  Fig.  21  ersichtlich.  Die  Bleche  werden  durch  zwei  Deckplatten 
zusammengepresst,  welche  von  zwei  Speichenrädem  gehalten  werden. 
Ueber  die  Zähne  werden  die  fertigen  Spulen  gestülpt  und  dann  seitlich 
zusammengedrückt,  so  dass  sie  sich  an  den  Hals  der  Zähne  anlegen.  Vom 
Armatureisen  sind  die  Spulen  durch  Fiberpapier  und  Glimmer  sehr  gut 
isolirt.  Zwischen  die  Spulen  werden  Holzkeile  eingesteckt,  welche  durch 
die  Zähne  in  ihrer  Lage  gehalten  werden.  An  den  Stirnflächen  der 
Armatur  ragen  die  Spulenenden  hervor;  dieselben  werden  durch  zwei 
sie  bedeckende  Messingringe  geschützt,  welche  an  die  Deckplatten 
angeschraubt    sind    oder    von  besonderen  Naben    getragen  werden.  Diese 


Fig.  20. 

Construction  bietet  den  grossen  Vortheil,  dass  die  Armaturwindungen 
gegen  mechanische  Beschädigungen  vollkommen  geschützt  sind.  Auf  jeden 
Zahn  ist  eine  dickdrahtige  und  eine  dünndrahtige  Spule  aufgeschoben.  Die 
Die  ersteren  werden  in  Serie  geschaltet  und  mit  zwei  Schleifringen 
verbunden,  von  welchen  der  Strom  für  die  Lampen  abgenommen  wird. 
Die  dünndrahtigen  Spulen  werden  ebenfalls  in  Serie  geschaltet  und  mit 
einem  auf  der  Achse  angebrachten  Commutator  verbunden,  von  welchem 
der  Erregerstrom  abgenommen  wird. 

Die  dickdrahtigen  Armaturspulen  haben  viele  Windungen  und  daher 
einen  grossen   inductiven  Widerstand  2  z  n  Z.  Der  scheinbare  Widerstand 


254 


des    ganzen  Stromkreises    ist  daher  gross   im  V'ergleich   mit  dem  Wider- 
stände Ä  der  in  Serie  geschalteten  Lampen.  Man  kann  angenähert  setzen: 

Die  Dynamo  braucht  aus  diesem  Grunde  keinen  Regulator.  Man 
kann  die  Lampenzahl  beliebig  bis  zur  Maximalzahl  variiren,  oder  die 
Dynamo  kurz  schliessen,  wobei  die  Stromstärke  nur  wenig  verändert  wird. 
Dies  ist  ein  grosser  Vortheil.  Es  muss  jedoch  eine  besondere  Vorsichtsmaassregel 


Fig.  21. 

angewendet  werden.  Da  nämlich  der  äussere  Widerstand  R  klein  ist  im 
Vergleich  mit  dem  scheinbaren  Widerstände  des  Stromkreises,  so  ist 
die  E.  M.  K.  der  Dynamo  mehrfach  grösser  als  die  Klemmenspannung. 
Eine  sehr  grosse  Componente  der  E.  M.  K.  überwindet  die  Selbstinductioa 
in  der  Armatur,  verursacht  aber  nur  wenig  Arbeitsverlust.  Wird  der 
äussere  Stromkreis  unterbrochen,  so  tritt  die  ganze  E.  M.  K.  als  Klemmen- 
spannung auf.  Dieselbe  wird  noch  dadurch  erhöht,  dass  die  Rückwirkung 
des  Armaturstromes  auf  das  Magnetfeld  aufhört,  welche  gerade  bei  dieser 
Dynamo  wegen  der  grossen  Selbstinduction  und  der  daraus  folgenden 
Phasenverschiebung  des  Stromes  beträchtlich  ist.  Durch  die  hohe  Klemmen- 
spannung ist  die  Isolation  der  Leitungen  gefährdet;  ausserdem  tritt  die 
hohe  Spannung  an  der  Unterbrechungsstelle  des  Stromkreises  auf.  Aus 
diesem  Grunde  ist  an  der  Dynamo  eine  Vorrichtung  angebracht,  welche 
den  Stromkreis  kurzschliesst,  wenn  die  Klemmenspannung  zu  hoch  wird; 
schematisch    ist  dieselbe    in  der  Fig.  22  gezeiclmet.  Ein  Solenoid  ist  mit 


Fig.  22. 

einer  Funkenstrecke  in  Serie  geschaltet  und  an  die  beiden  Stromleitungen 
angeschlossen.  Wird  der  Stromkreis  unterbrochen,  so  wächst  die  Klemmen- 
spjmnung;  zwischen  den  Spitzen  springt  ein  Funke  über.  Der  durch  das 
Solenoid  fliessende  Strom  zieht  den  Anker  an  und  schliesst  dadurch  die 
Dynamo  D  kurz.  Zwischen  den  Schleifringen  befindet  sich  ebenfalls  eine 
Funkenstrecke,  welche  aus  zwei  in  geringem  Abstände  befindlichen  Metül- 
spitzen  besteht.  Die  Spitzen  sind  mit  den  Schleifringen  leitend  verbunden. 
Der  etwa  überspringende  Funke  wird  sofort  auslöschen,  wenn  die  Dynamo 
kurzgeschlossen  wird. 

Die  Bogenlampen,  welche  zur  Strassenbeleuchtung  verwendet  werden, 
erhalten  flache  Kohlen  von  1^/2  cm  Dicke  und  2V2— 5  cm  Breite.  Die 
ersteren  reichen  für  1 8,  die  letzteren  für  36  Stunden  aus.  Der  Lichtbogen 
wandert  langsam  durch  die  Breite  der  Kohle  hin  und  her.  Die  Verwendung 
von  Wechselstrom  für  Bogenlampenkreise  bietet  den  Vortheil,  dass  auch 
innerhalb  der  Häuser  Lampen  beleuchtet  werden  können,  ohne  den  directen 


255 

Stromkreis  zur  Lampe  zu  führen.  Man  befestigt  an  dem  die  Leitungen 
tragenden  Gestänge  oder  an  der  Aussenseite  des  Hauses  einen  kleinen 
Transformator,  der  im  Verhältniss  i  :  i  umformt.  Die  Lampe  im  Iimern 
des  Gebäudes  ist  in  den  secundären  Kreis  geschaltet  Will  man  die  Lampe 
abschalten,  so  wird  sie  kurzgeschlossen.  Der  primäre  Strom  behält  seine 
Stärke,  der  secundäre  Strom  ist  etwas  schwächer.  Der  Transformator 
verursacht  in  diesem  Zustande  nur  einen  kleinen  Spannungs-  \md  Arbeits- 
verlust. 

Die  Westinghouse  Co.  construirt  auch  Bogenlicht-Dynamos  für 
grössere  Stromstärken,  z.  B.  30  A.  Die  einzelnen  Lampen  werden  dann 
nicht  direct  in  den  Stromkreis  geschaltet,  sondern  in  den  secundären  Kreis 
von  kleinen  Transformatoren,  welche  im  Verhältnisse  i  :  3  umformen.  Da 
dann  auf  jede  eingeschaltete  Lampe  nur  circa  1 5  V.  Spannimgsdifferenz 
im  Hauptstromkreise  entfällt,  reicht  eine  Dynamo  für  eine  viel  grössere 
Lampenzahl  aus.  Die  grösste  Type  der  Dynamo  ist  für  175  Lampen  con- 
struirt. 


Das  Feuermeldewesen  in  Wien. 

(Ans    einem  Vortrage    des  Herrn  Ingenieurs  JULIUS  STERN    im  Allgemeinen  technischen 

Vereine.) 

(Fortsetzung.) 

Der  Taster  dient  zur  telegraphischen  Verständigung  mit  der  Empfangs- 
station, die  Glocke  ist  das  Controlzeichen  für  den  Feuermeldenden,  dass 
der  Apparat  ordentlich  functionirt,  da  dieselbe  bei  jedem  Zeichen,  das 
durch  den  Automaten  gegeben  wird,  mittönt,  und  zwar  so,  dass  jedem 
Punkt  oder  Strich  des  Morse- Alphabetes  ein  kürzer  oder  länger  anhaltender 
Glockenschlag  entspricht. 

In  dem  oberen  Thcile  des  Apparates,  in  welchem  sich  auch  das 
Läutwerk  befindet,  ist  der  Taster  t  und  ein  Contact  c  untergebracht.  Der 
Taster  t  wird,  nachdem  die  Zeichenabgabe  durch  den  Automaten  be- 
endet, geschlossen,  um  von  der  Empfangsstation  fünf  Glockenschläge  als 
„Verstanden "-Zeichen  zu  empfangen.  Das  Nähere  darüber  wird  bei  Er- 
örterung der  Schaltungsweise  erklärt  werden.  Der  Contact  c  ist  so  eingerichtet, 
dass,  so  lange  das  Laufwerk  im  Gange  ist,  die  Leitung  vom  Taster  t 
unterbrochen  wird.  Dies  musste  an  den  neueren  Apparaten  durchgeführt 
werden,  da  die  praktischen  Erprobungen  ergaben,  dass  oft  die  meldende 
Person  nicht  die  Zeichenabgabe  abwartete,  um  den  Taster  t  sodann  zu 
drücken,  sondern  während  derselben  dies  that,  also  einen  kurzen  Strom- 
schluss  bewirkte,  wodurch  die  Empfangsstation  keine  Zeichen  erhielt.  Dies 
ist  jetzt  durch  diese  Construction  unmöglich  gemacht. 

Betrachten  wir  nun  kurz,  was  eine  feuermeldende  Person  zu  thun  und 
zu  beobachten  hat:  Sie  drückt  rasch  auf  einen  der  Art  des  Feuers  ent- 
sprechenden Knopf  und  lässt  ihn  ebenso  rasch  aus;  allsogleich  ertönen  im 
unteren  Räume  Glockenschläge,  welche  dem  Feuermcldenden  anzeigen  sollen, 
dass  die  Depesche  richtig  abgeht.  Hören  die  Glockenschläge  auf,  so  drückt 
er  auf  den  Taster  t  oben  und  hält  denselben  so  lange  nieder,  bis  er  von 
der  Filiale  fünf  Glockenschläge  erhalten  hat,  lässt  ihn  dann  aus  und  wartet 
nun  beim  Feuermelder  die  Ankunft  des  Löschtrains  ab.  Erhält  er  trotz 
Niederdrückens  des  Tasters  die  fünf  Glockenschläge  nicht,  so  zeigt  dies 
an,  dass  seine  Depesche  nicht  verstanden  wurde  und  hat  derselbe  laut 
Instruction  die  Zeichenabgabe  zu  wiederholen. 

Aus  all  dem  ersehen  wir,  dass  nicht  nur  eine  sehr  rasche  Feuer- 
meldung   ermöglicht    wird,    sondern    dass  Jedermann  im  Stande  ist,    rasch. 


256 


sicher  uad  zuverlässig  eiae  derartige  Melduag  abzugeben.  Das  ist  eben  eine 
der  geforderten  und  wichtigen  Bedingungen,  welche  hier  in  vollem  Maasse 
erfüllt  werden. 

Fig.  9  zeigt  uns  die  Schaltung  des  Feuermelders  in  Verbindung  mit 
der  Empfangsstation.  Die  Schaltung  ist  für  combinirten  Ruhe-  und  Arbeits- 
stroro  eingerichtet. 

Im  Ruhezustand  ist  die  Leitung  stromlos.  Durch  Drehen  des  Sectors 
wird  bei  o — n  Contact  gegeben.  Bei  einem  solchen  Contact  ist  der  Strom- 
lauf folgender:  Von  dem  -f-  Pol  der  in  der  Empfangsstation  befindlichen 
Linien battcrie  geht  ein  Strom  durch  Taster  T,  Galvanometer  G,  Relais  R 
und  Blitzschutzvorrichtung  B  in  die  Leitung  zu  dem  Feuermelder  in  die 
Blitzschutzvorrichtung  i;  nach  n  in  die  Feder  o,  durch  die  Glocke  u  zur 
Erdplatte,  durch  die  Erde  als  Rückleitung  in  die  Erdplatte  der  Empfangs- 
station zum  —  Pol  der  Battcrie  zurück.  Demzufolge  schlägt  die  Nadel  des 
Galvanometers  aus,  zeigt  dadurch  an,  dass  Strom  durch  die  Leitung  fliesst 
und  das  Relais  R  zieht  den  Anker  an,  der  einerseits  die  runde,  rothe  Scheibe 
auslöst  und  andererseits  durch  einen  Localcontact  Strom  aus  Batterie  O  B 
in  den  Schreibapparat  M  sendet.  Der  Schreibapparat  ist  mit  Selbstauslösung 
versehen,  d.  h.  der  Papierstreifen  fängt  beim  ersten  Stromschluss  durch 
automatische  Auslösung    zu    laufen  an.     Die    rothe  Scheibe   schliesst    einen 


Empfanqstation. 


fivirmildtr. 


öl 


^/> 


3i 


Schaltung 

für  combimrtin 

Ruhi  uArbiilsctron. 


"5* 


Fig.  9. 


zweiten  Localstromkreis  der  Batterie  O  B  durch  die  Glocke  W,  welche  so 
lange  fortläutet,  bis  die  rothe  Scheibe  durch  den  Beamten  gehoben,  d.  h. 
in  ihre  frühere  Lage  gebracht  wird.  Den  einzelnen  Contacten  bei  on  des 
Feuermelders  entsprechen  Contacte  des  Relais  R,  und  diesen  Contacten 
entsprechen  wieder  Anziehungen  des  Ankers  beim  Schreibapparat  3f,  d.  h. 
es  entstehen  die  Morse-Zeichen  auf  dem  Papierstreifen.  Ist  die  Contactgebung 
beendet  und  wird  der  Taster  t  gedrückt,  so  fliesst  ein  constanter  Strom 
von  +  X2?  —  T—  G  —  R--B  —  Linie  —  v — t  —  u  —  Erde  retour  —  i  ^. 
Dies  ist  ein  Ruhestrom.  Derselbe  bewirkt,  dass  alle  eingeschalteten  Elektro- 
magnete  ihre  Anker  anziehen  und  in  dieser  Stellung  verharren,  also  auch 
Glocke  u,  Relais  R,  Galvanometer  G.  Dieser  Ruhestrom  wird  aber  von  dem 
Beamten  der  Empfangsstation  durch  Niederdrücken  des  Tasters  T  unter- 
brochen (die  Anker  fallen  ab)  und  durch  Auslassen  des  Tasters  wieder  in 
Thätigkeit  gesetzt.  Dieses  fünfmal  wiederholt,  gibt  die  vorbesprochenen  fünf 
Schläge  der  Glocke  u  als   „Verstanden"-Zeichen. 

Bei  der  telegraphischen  Correspondenz  ist  der  Stromlauf  folgender: 
^LB—T—G—R—B—  Linie  —  v  —  7v  —  Erde  retour  —  LB. 

Die  Verbindung  mehrerer  Feuermelder  mit  der  Empfangsstation  zeigt 
Fig.  lo.  Diese  sind  in  Gruppen  an  eine  Leitung  geschlossen,  d.  b.  die 
Leitung  führt  bei  jedem  Feuermelder  vorüber  und  ist  an  dieser  Stelle  ab- 
gezweigt; als  Rückleitung  dient  die  Erde,    zu    welchem  Zwecke    bei  jedem 


257 


Feuermelder  eine  Kupferplatte  mit  demselben  leitend  verbuDden,  in  die  Erdc^ 
versenkt  wird.  Wird  nun  beispielsweise  durch  Melder  6  eine  Feuermfildung 
gegeben,  so  nimmt  der  Strom  den  Weg  von  6  aus  durch  die  Leituogea 
m — n  zur  Empfangsstation,  wo  er  die  zu  dieser  Gruppe  gehörigen  Apparaie 
passirt,  durch  die  Erdleitung  E  zur  Erde,  durch  diese  zur  Erdleitung  y  in 
den  Feuermelder  6  zurück. 

Die  ehemaligen  Vororte,  jetzt  die  neuen  Bezirke  U'iens»  besitzen 
weder  die  städtischen  Feuermelder  noch  ist  ein  irgendwie  einheitliciirs 
System  in  den  Vororten  zur  Durchführung  gelangt.  Erst  seit  der  Vereinigung^ 
derselben  mit  Wien  ist  das  Feuerwehrcommando  bemüht,  das  ütüd tische 
Netz  so  weit  als  thunlich  auch  auf  die  neuen  Bezirke  auszudehnen. 

In  Verwendung  stehen  zum  Theile  die  automatischen  Feuermelder  von 
W.  Wolters,  Inductorapparate,  Tasterapparate,  sowie  Telephone  in 
grösserer  Anzahl. 

Der  Woltcrs'sche  Feuermelder  ist  äusserlich  dem  E  g^j^er'sL'hen 
ähnlich,  unterscheidet  sich  jedoch  in  der  Construction  wesentlich  von  diesem. 
An  der  Vorderseite  befinden  sich  die  fünf  Tasterknöpfe  mit  den  bekannten 
Aufschriften  und  wird  durch  Hineindrücken  eines  derselben  ein  Rad  er  werk 
mit  Gewichtantrieb,    das  vorher    schon  aufgezogen  war,  ausj^elost,   wrhhes 


.iJ  AUTOMAT  N28         M^  "^         T 

^  CRDLEITUN& 

Räderwerk  das  Contactrad  in  Umdrehung  versetzt  und  so  *\\t^  Contacte  2ur 
Empfangsstation  vermittelt.  Der  Feuermelder  besitzt  noch  i\i^  Elg^mhitm- 
lichkeit,  bei  sich  abspielender  Depesche  das  Hineindrucken  eines  underm 
Tasters  zu  verhindern. 

Das  Leitungsmaterial  und  die  Art  der  Leitungsieg ung  werden  steis 
den  Fortschritten  der  Elektrotechnik  angepasst  und  gü>t  die  1  aljrlle  I 
darüber  genauestens  Aufschluss. 

Unter  Correspondenzleitnngen  sind  jene  Linien  verstanien,  wekhe  iiui?- 
schliesslich  zur  telegraphischen  Verständigung  zwischen  den  einzelnen  Punkten 
des  Netzes  dienen.  Automatenleitungen  sind  jene,  welche  das  Netz  der  Feuer- 
melder bilden.  Telephonleitungen  dienen  zur  mündlichen  Corres[>ündi'n^»  utii! 
Alarmleitungen  dienen  in  den  alten  Bezirken  zur  Alarmirunj^  der  Mannschalt* 
in  den  neuen  Bezirken  jedoch  zur  Feuermeldung. 

Die  so  plötzlich  hohen  Zahlen  in  den  Jahren  189:*  und  181J3  smd 
durch  die  Vereinigung  der  Vororte  mit  Wien,  also  Einbeziehung  der  vor- 
ortlichen Telegraphen-  und  Telephonanlagen  entstanden« 

Ferner  ist  aus  dieser  Tabelle  ersichtlich,  dass  die  in  früheren  Zeiten 
aus  Eisendraht  hergestellten  Luftleitungen  allmälig  durch  SiliciumLronac-- 
drähte  ersetzt  werden,  da  letztere  bei  kleinerem  Querschnitt  bedeu'^  '  '  -- 
standsfähiger  gegen  Witterungseinflüsse,   sowie  weitaus  leitun^^s 


258 


TABELLE  1.   Ueber  die  Leitungslängen   nnd  Art  des  Leitnngsnwteridet  von  1855 — 1892. 


0    » 

V 

Hievon    waren         1 

SA 

'S  s 

Corre- 
spondenz- 
leitungen 
in   Meter 

Auto- 
maten- 
leimngen 
in  Meter 

Telephon- 
leitungen 
in  Meter 

Alarm- 
leitungen 
in  Meter 

11 

Eisen- 

drtthte 

in  Meter 

Kabel 
in  Meter 

Siüdum- 
bronce- 
drähte 

in  Meter 

1855 

573 

— 

— 

— 

573  j       — 

— 

— 

1864 

22.682 

— 

— 

— 

22.682 '       — 

— 

— 

1871 

25.CX)2 

— 

— 

1.670 

26.672 1       — 

— 

— 

1872  , 

26.712 

— 

— 

1.670 

28.382  j 

— 

— 

— 

«873  j 

32.260 

— 

— 

3.080 

35.340  j 

— 

— 

— 

1874  1 

34.268 

— 

— 

5.580 

39.848 

— 

— 

— 

«875  1 

64.929 

— 

— 

5.580 

70.509 ' 

— 

— 

— 

1876  1 

65.679 

— 

— 

5.580 

71.259 

— 

— 

— 

1877  i 

65.679 

— 

— 

6.380 

72.059 

— 

— - 

— 

1878 

67.349 

— 

— 

8.575 

75.924 

— 

— 

— 

1879 

67.813 

— 

— 

8.575 

76.388 

— 

— 

— 

1880 

71.189 

5.915 

— 

9.362 

86.466 

— 

— 

— 

1881 

71.189 

40.620 

— 

9.677 

121.476 

— 

—  • 

— 

1882 

71.189 

55.690 

350 

8.672 

135900 

— 

— 

— 

1883 

71.189 

60355 

2.950 

8.672 

I43.i<'6 

— 

— 

— 

1884  , 

73.229 

64070 

2.950 

8.672 

148.921 

— 

— 

— 

i885 

78.719 

68.785 

2.950 

8.672 

159.126 

117.521 

26.165 

15.440 

1880 

91.589 

72.030 

3.700 

7.187 

174506 

108.347 

26.245 

39.914 

1887 

97.153 

84.9^7 

8.378 

905 

191423 

96.314 

26.245 

68.864 

1888 

119.433 

94.334 

19.408 

905 

234.080 

92.393 

26.185 

115.502 

1889 

119.433 

97.784 

25.518 

905 

243.640 

93.193 

26.185 

124.262 

1890 

119.916 

102.325 

32.003 

— 

254.844 

93.193 

32.229 

129.422 

1891 

151.118 

147.633 

115.141 

76.795 

490.687 

218.531 

32.229 

239.927  1 

:  1892 

159.668 

155.623 

119.141 

76.836 

511.268 

215.006 

32.229 

264.033  : 

TABELLE  II.  Ueber  die  Anzahl  der  Meldestationen  von  1855—1892. 


Stand  zu  Ende 
des  Jahres 

1 

Corre- 
spondenz- 
stationen 

Automatische 
Stationen 

Telephon- 
stationen 

Alarm 
Stationen 

Summe 

der 
Stationen 

1855 

2 

— 

— 

— 

2 

18Ö4 

10 

— 

— 

— 

10 

1871         ! 

II 

— 

— 

2 

13 

1872         t 

12 

— 

— 

2 

14 

1873 

14 

— 

— 

4 

18 

'874        , 

15 

— 

— 

6 

21 

.875         ' 

21 

— 

— 

6 

27 

1876 

23 

— 

— 

6 

29 

1877 

23 

— 

— 

7 

30 

1878         ' 

24 

— 

— 

9 

33 

1879 

25 

— 

— 

9 

34 

1880 

25 

II 

— 

10 

46 

1881         1 

25 

68 

— 

II 

104 

1882 

1           25 

107 

i 

10 

143 

1883 

25 

121 

4 

10 

160 

18S4 

25 

140 

4 

10 

179 

1885 

!       25 

157 

4 

10 

196 

1S86 

25 

iu8 

5 

8 

206 

1887 

25 

192 

14 

2 

233 

18S8 

24 

206 

21 

2 

253 

1889 

24 

212 

28 

2 

266 

1890 

24 

219 

34 

— 

277 

1891 

45 

324 

147 

431 

516*) 

1892 

i       45 

334 

151 

— 

530         1 

*)  In    diese  Summe  (516)  sind  die  Alarmstationeo  (431)    nicht  mit  einbezogen.    Ha 
dies  keine  Melder  sind. 


259 


Die  Zunahme  der  Meldestatioaen  vom  Jahre  1855  aogefaagea  ist  in 
Tabelle  II  ersichtlich.  Im  Jahre  1855  waren  es  zunächst  die  zwei  Corre- 
spondenzstationen :  Stephansthurm  und  Feuerwache  Am  Hof,  1864  l^amcn 
8  Stationen  in  den  Filialen  dazu,  welche  von  Jahr  zu  Jahr  vermehrt 
wurden. 

(Schlass  folgt.) 


Nachrichten  aus  Ungarn. 


Elektrische  Beleuchtung  in  Temesvar. 
Die  städtische  elektrische  Anlage,  die 
einzige  in  Ungarn,  welche  in  commnnaler 
Regie  geführt  wird,  warf  im  Vorjahre 
22.000  fl.  Gewinn  ab.  In  Folge  dessen  hat 
die  Stadt  den  Brennpreis  um  1*8  kr.  pro 
Brennstunde  ermässigt  und  iür  grössere  Coa* 
samenten  Rabatte    bis  15  Percent  bewilligt. 

Budapester  Lusterfabriks-Actien  Gesell- 
schaft. 
Am  9.  April  L  J.  constltuirte  sich  in 
Budapest  eine  Actiengesellschaft  znr  Fabri- 
kation von  Lastern,  hauptsächlich  für 
elektri  sehe  Beleuchtung,  dann  aber 
auch  für  Gas-  und  Kerzeobeleuclitung.  Diese 
Fabrik  ist  in  Ungarn  die  erste,  welche  Laster 
erzengt.  Das  Actiencapital  beträgt  vorläufig 
125.000  fl.  Die  Direciion  diener  Gesellschaft 
wird  vornehmlich  aus  Repräsentanten  der 
Firma  Ganz  &Co.  und  der  Ungarischen 
Elektricitäts  -  Actien  -  Gesellschaft 
gebildet.  Das  neue  Unternehmen  wird  freund- 
lich aufgenommen  in  Erwägung  de«  Um- 
Standes,  dass  es  als  im  Interesse  der 
ungarischen  Industrie  gelegen  erachtet  wird, 
dasa  Beleuchtungskörper,  mit  deren  Fabri- 
kation sich  die  neue  Gesellschaft  beschäftigen 
wird  und  die  bisher  aas  dem  Aaslande  be- 
zogen wurden,  nunmehr  auch  im  Inlande 
werden  erzeugt  werden.  Sehr. 

Budapester  Allgemeine  Elektricitäts- 
Actien-Oesellschaft. 
Das    von    der    Budapester   Allgemeinen 
ElektricitäU  -  Actien  -  Gesellschaft    errichtete 


EUektricitätswerk,  welches  bekanntlich  in  Con- 
currenz  mit  einem  von  Ganz  &  Co., 
Budapest,  errichteten  Werke  —  letzteres 
hat  ebenfalls  die  Concession  zur  Kabellegang 
in  allen  Strassen  —  die  Stadt  mit  elek- 
trischer Energie  versorgt,  hat  in  der  kurzen 
Zeit  seines  Bestehens  eine  so  überraschende 
Entwicklung  erfahren,  dass  das  Werk  bereits 
jetzt  stark  überlastet  ist. 

Wie  wir  einem  Bericht  der  Direction  an 
die  letzte  General- Versammlung  entnehmen, 
war  das  Werk  nrsprflnglich  für  12.000  Lampen 
projectirt ;  jetzt,  nach  kaum  neun  monatlichem 
Betriebe,  sind  indess  schon  16.760  Lampen 
angeschlossen  und  weitere  36.860  angemeldet, 
so  dass  die  Gesellschaft  eine  Erweiterung 
der  Anlage  für  nothwendig  erachtet  und 
ihren  technischen  Consulenten,  Herrn  Geh. 
Hofrath  Prof.  Dr.  Kittler,  mit  der  Aus- 
arbeitung der  Pläne  betraute. 

Nachdem  laut  der  vorliegenden  Berech* 
nungen  die  Erweiterungs-Arbeiten  den  Betrag 
von  einer  Million  Mark  in  Anspruch  nehmen 
und  überdies  der  erweiterte  Betrieb  auch 
grössere  Kosten  beansprucht,  beantragte  die 
Direction,  das  Actiencapital  von  drei  auf 
rund  fünf  Millionen  Kronen  zu  erhöhen,  was 
von  der  Versammlung  auch  einstimmig  be- 
schlossen wurde. 

Das  Werk,  welches  von  der  E  l  e  k- 
tricitäts -Actien-  Gesellschaft, 
vorm.  Schuckert  &  Co.,  nach  dem 
Wechselstrom  -  Gleichstrom  -  Accumulatoren- 
system  gebaut  wurde,  .  functionirte  seit  der 
Eröffnung  im  October  1893  tadellos. 


Selbstthätige    Umsteuerung    für    polarisirte    Vorrichtungen 
hin-  und  hergehender  Ankerbewegung. 

Von  C.  BOHMEYER  in  Hanau  a.  M. 


mit 


In  nachstehender  Fig.  t  sinda  Ui  die  Spulen 
eines  gcwäbatichcn  Elektrom^gnetSf  mit 
welchem  die  beiden  pcrmaaenten  Stnh]* 
magnete  ß  Ci  derail  verbunden  43nd|  dnss 
bei  c  C|  die  Nordpole  derselben  liej^en ;  die 
aus  den  Spaten  hervorragenden  Enden  der 
Eisenkerne  äind  bei  dieser  ÄDordnung  per- 
manent nordDiRgne lisch,  so  Ihnge  kein  Strom 
durch  die  Spalen  geht.  Der  um  eine  Äcbse 
drehbare  weiche  Eisen  an  ker  s  wird  dnrel^ 
die  gemein^tnine  Wirkung  ^ler  Pole  «  t^  qqJ 
r  Vi  derart  polari«irt,  dams  er  im  Z  tut  and? 
der  Ruhe  stets  von  ctDemiHIMpiBe^^'''  ''^ 


polarisirteu  Ei^enkerae  angeiogen  bt.  Mit 
dem  Anker  i.  Ut  da^  Stromichluisstück  t 
verbunden^  vrelchei  bewirkt,  dtssi  in  den 
Gren  Ute  Lungen  dt^  Aaker»  £  &bwechsdnd 
immer  eine  der  beiden  Unistcnernogsfcdcrn  m 
und  n  von  der  Mitielschiene  0  abgehoben 
wird.  Aus  dem  eingezeichneten  Verbm Jungs- 
Schema  ist  zn  erziehen,  ilftsft  die  Bewicklung 
der  Spa!e  d  nn  die  Feder  m^  die  der 
'i^B^U  dj  an  die  Feder  n  geschaltet  und 
^^*"efs  Jer  ^lokpol  der  Balteui  an  die 
^4:lämnc  o,  der  Kohiwiat^B  des  Anker, 
t     daa    Strona«?""  -ßlhrt 


260 


ist.  Wird  nun  bei  der  znr  Darstellang  ge- 
brachten Stellung  der  Taster  t  niedergedrQckt, 
so  nimmt  der  Strom  der  Batterie  b  folgenden 
Weg:  Kohlenpol  der  Batterie  6,  Taster  t, 
Stromschiussstück  t,  Feder  n,  Spnle  a^, 
Spule  a,  Feder  m,  Mittelschiene  o,  Zinkpol 
der  Batterie.     Bei  dieser  Stromrichtung  wird 


Eisenkern  a|  ein  verstärkter  Nordpol,  a  ein 
Südpol;  a  stösstdensttdmagnetischpolarisirten 
Anker  ab  und  a|  zieht  denselben  kräftig 
an,  wodurch  eine  Ankerbewegung  entsteht. 
Das  Stromschiussstück  t  verlässt  bei  dieser 
Ankerbewegung  die  Feder  n  und  hebt  die 
Feder  m    von    der    Mittelschiene  o    ab.     Es 


liegt  dann  die  Feder  n  an  der  Mittelschiene 
und  die  Feder  m  an  dem  Stromschlussstücke  a, 
wodurch  der  Strom  sofort  den  umgekehrten 
Weg  Über  die  Spulenbewicklung  in  folgen- 
der Weise  nimmt :  Kohlenpol  der  Batterie  6, 
Taster  t,  Stromschiussstück  »,  Feder  m, 
Spule  a,  Spule  a^,  Feder  n,  Mittelschiene  o, 
Zinkpol  der  Batterie.  Das  Spiel  wiederholt 
sich  so  lange,  bis  der  Strom  am  Taster  l 
unterbrochen  wird.  Sobald  der  Strom  auf- 
hört, bleibt  der  Anker  auf  einer  oder  der 
anderen  Seite  liegen,  und  da  dann  immer 
eine  der  beiden  Umsteuerungsfedem  mit  dem 
Stromschiussstück  t,  die  andere  mit  der 
Mittelschiene  in  Verbindung  steht,  so  ist 
der  Apparat  ftets  zur  Stromauf  nähme  bereit. 
Der  am  Anker  befestigte  Glockenklöppel  k 
bringt  durch  seine  rasch  aufeinander  folgen- 
den Schwingungen  die  Glocke  G  zum  Tönen, 
und  da  der  Anker  mit  gleicher  Kraft  nach 
beiden  Seiten,  arbeitet  so  können  auch  zwei 
Glockenschalen  verwendet  werden.  Die  hin- 
und  hergehende  Bewegung  des  Ankers  ist 
auch  zum  Fortrücken  von  Zahnrädern  und 
für  kleinere  elektrische  Kraftmaschinen  u.  s.  w. 
geeignet.  Nachdem  bei  dieser  Anordnung 
Abreissfedem  nicht  zur  Anwendung  kommen 
und  der  polarisirte  Anker  die  Anziehung 
wesentlich  unterstützt,  so  ist  mit  einer  kleinen 
Stromstärke  eine  verhältnissmässig  grosse 
Kraftäusserung  zu  erzielen. 


Elektrisch  bethätigte  Maschine  zum  mechanischen  Copiren  von 

Bildhauerarbeiten. 


Auch  der  Bildhauer-  und  Stein metzkunst 
sind  die  Fortschritte  des  Maschinenbaues  in 
hohem  Grade  zu  Gute  gekommen;  wenn 
wohl  auch  die  wirkliche,  schaffende  Arbeit 
des  Künstlers  durch  keine  Maschine  über- 
nommen werden  kann,  so  wird  doch  ein 
grosser  Theil  der  rein  mechanischen,  sonst 
oft  lange  anhaltenden  Arbeiten  nunmehr 
durch  sinnreiche  Maschioen  ausgeführt,  mit 
deren  Hilfe  grosse  St^inblöcke  zerschnitten, 
roh  profilirt,  bossirt  und  ebene  Flächen  in 
kurzer  2^it  polirt  werden  können.  Besonders 
liefern  mehrere  bayerische  Maschinenfabriken, 
welche  sich  den  Bau  dieser  Maschinen  als 
Specialität  gewählt  haben,  in  dieser  Branche 
ganz  Vorzügliches.  Wenn  nun  auch,  wie 
schon  bemerkt,  die  eigentliche  künstlerische 
Thätigkeit  stets  der  fühlenden  Hand  und 
dem  prüfenden  Auge  verbleiben  muss,  so 
wird  :  doch  immerhin  eine  neuerdings  in 
Frankreich  erfundeoe  Maschine  von  Interesse 
sein,  mit  deren  Hilfe  vorhandene  Schöpfungen 
der  Bildhauerkunst  ohne  grosses  Geschick 
des  die  Maschine  bedienenden  Arbeiters 
copirt,  dabei  entweder  vergrössert  oder 
verkleinert  werden  können  und  welcher 
Apparat,  obgleich  nur  halbfertige  Arbeiten 
liefernd,  doch  so  geometrisch  richtige  und 
getreue  Copiea  zulässt,  dass  diese  Maschine 
dem  Kunstgewerbe,  welches  Heiligenbilder, 
Büsten,  Grabfiguren    in    grosser    Zahl    nach 


demselben  Modelle  zu  liefern  hat,  viel  Zeit 
und  Arbeit  ersparen  wird.  Nach  dem  ..Civil- 
Techniker"  besteht  die  elektrisch  betriebene, 
höchst  sinnreich  erdachte  Masc'iine  aus 
einem  Gestell,  ans  zwei  verlicalen  Säulen 
gebildet,  die  oben  durch  einen  eisernen 
Quersteg  verbunden  sind,  durch  dessen  Mitte 
eine  Gewindespmdel  vertical  nach  unten  geht 
und  in  einer  Spur  der  Fussplatte  steht.  Auf 
dieser  drehbaren  Gewindespiodel  gleitet  ein 
als  Mutter  gestalteter,  nach  beiden  Seiten 
der  Spindel  als  horizontale  Platten  ausge- 
bildeter Körper;  die  Originalsknlptur  wird 
zwischen  der  Spindel  und  der  rechts  be- 
findlichen Säule  auf  einer  am  Boden  befind-  - 
liehen,  tellerartigen,  drehbaren  Platte  ver- 
tical aufgestellt,  ebenso  kommt  links  von 
der  Gewindespindel  der  zu  bearbeitende 
Materialblock  zu  stehen.  Auf  den  der  Mutter 
angeschlossenen  Platten  kommt  rechts,  neben 
der  Originalarbeit  ein  eigenartig  construirtes, 
dem  Pantographen  ähnliches  Instrument  zu 
stehen,  an  welchem  ein  Griffel  befestigt  und 
den  Coninrea  der  Skulptur  entlang  geführt 
wird.  Letztere  dreht  sich  auf  ihrer  Grund- 
platte um  ihre  verticale  Achse,  während 
durch  mechanische  Drehung  der  Gewinde- 
spindel der  Support  mit  dem  Pantographen 
langsam  gesenkt  wird;  auf  diese  Weise 
kommt  jeder  Punkt  der  Oberfläche  des  Ori- 
ginales mit  dem  Fühltaster  des  Pantographen 


261 


in  Berahrung.  'Dieser  Pantograph  ist  darch 
eine  elektrische  Leitung  mit  einem  Panto- 
graphen  verbanden,  der  sich  anf  dem  linken 
Support,  neben  dem  Steinblock  befindet  und 
dnrch  elektrische  Wirkung  iflle  Bewegungen 
des  anderen  Pantographen  wiedergibt,  und 
zwar  je  nach  seiner  Einstellung  im  verkleinerten 
oder  vergrösserten  Maassstabe ;  das  Instrument 
enth&lt  eine  kleine  Dynamomaschine,  welche 
dem  als  Fraiser  dienenden,  den  Steinblock 
berührenden  Stift  des  Pantographen  eine 
drehende  Bewegung  ertheilt,  so  dass  auf 
diese  "Weise,  entsprechend  der  Bewegung 
des  Fahltasters  am  Pantographen  rechts,  eine 
der  Originalarbdt  geometrisch  ähnliche  Figur 
ans  dem  Stein  block  ausgearbeitet  wird,  welcher 
Fraiser  sich  mit  der,  der  beabsichtigten  Ver- 


kleinerung der  Copie  «atiprechcDdeu  Ge- 
schwindigkeit ilreht^  WLibrcDd  gleichzeitig  der 
Support  mit  dem  FVai^er  sich  eDtsprechend 
langsam  seokt.  Wie  gesugt,  i&t  die  so  er- 
haltene Copie  noch  oicht  fertig,  sondern 
muss  Doch  durch  HandarbeU  in  den  Fein- 
heiten aufgearbeitet  werden  ;  jedenfalls  hi  aber 
der  Nutzen  der  eit^ct  arbeitenden  Maichiae  ein 
sehr  betriichtlich  Zeit  crspiirender.  Die  Vüm 
Bildhauer  D  e  1 1  u  ia  Paris  crfundeoe,  in 
seinen  Ateliers  umi  mehr  seit  mehre  reo  Moniten 
mit  Voftheif  benutzte  Ma&chme  wird  da- 
selbst haiiptafichlich  £ur  VetvielfäUi^nug  von 
Statuen  für  religiöse  Zwecke  benutzt ;  sclbit- 
verständlich  kann  mit  derselben  jedes  be- 
liebige Material   bearbeitet   werdeti. 


Elektrische  Traction, 


Wie  schwer  es  ist,  allgemein  giltige 
Regeln  fflr  Aufsichtsbehörden  zu  formuliren, 
welche  eine  neue  technische  Anwendung  für 
lange  Zeit  hinaus  zufriedenstellend  ordnen, 
das  sieht  man  wieder  an  dem  vom  Board 
of  Trade  in  London  entworfenen  Regulatif, 
betreffend  die  elektrische  Tractlon  in  Bezug 
anf  Telegraphen-,  Telephon*  und  Lichtbetrieb. 
Gegen  einzelne  in  unserem  vorigen  Jahrgang 
bekannt  gegebene  Punkte  des  Board 
of  Trade  hinsichtlich  der  Sicherheitsvor- 
schriften bei  Schwachstrom-  und  Lichtbe- 
trieben   gegen    die  Einwirkung    der    Ströme 


von  elekuischen  Bahnen  haben  in  den  let£ten 
Monaren  t>owoh]  EisenbiuhngeselUc haften  nlü 
aach  die  Leiter  der  TekphonanUgeQ  und 
sonstige  Interes^eaten  mannigfaltige  Ein- 
wendungen erhoben^  welche  zn  wt^it  hin  sich 
erstreckenden  DiscussiODen  führen  dürften^ 
Indess  hält  das  die  Entstehung  der  elek* 
trischen  Bahnen  nkht  auf.  In  Wien  halt 
man  das  Anders :  da.  specnliri  man  er£t  die 
ProhibitLV'Maas^regcln  aus*  ehe  man  sich 
die  Errichtung  ebenso  nathwendiger  als 
nützlicher  Verkehrsmittel  in  der  Metropole 
des  Reiche«  geatsttet^ 


Elektrische  Kraftübertragung  in  Canada, 


Die  Montmorency  Electric  Power  Cie. 
hat  vor  Kurzem  bei  den  Montmorencyfällen 
Wasserrechte  um  den  Betrag  von  260.000  Doli, 
angekauft  und  hat  in  der  Nähe  dieser 
Wasserfälle  eine  Kraftstations-Anlage  er- 
richtet, welche  im  Mai  in  Betrieb  gesetzt 
werden  soll.  Die  Montmorencyfälle  gehören 
zu  den  Sehenswürdigkeiten  von  Quebec 
und  ihre  verwerthbare  Höhe  beträgt  50  m. 
Die  Anlage  umfasst  vier  Wasserräder  ä  öao  HP 
und  vier  andere  zu  310  J7P,  so  dass  circa 
3700  EP  ausgenfltst  werden.  Die  kleineren 
Betriebsmaschinen  dienen  der  nach  dem 
System  Thomson-Houston  eingerichteten 
Bogenlampen -Beleuchtung.  Die  grossen  Räder 
sind  zum  Antrieb  von  Wechselstrom-Ma- 
schinen   bestimmt,    welche    gegenwärtig  von 


der  Montreal  Royal  Electric  Cie. 
fabricirt  werden.  Die  Dynamos  werden  eiPC 
Capacität  von  2Iu.uoo  Waii^  haben.  Die 
Pol-Wechsel  werden  60  pro  Minute  betrafen, 
die  Spannung  2uu0  Volts»  Die  Armaturen  »ind 
—  wie  bei  den  G  a  n  i'scben  Alternalüren  — 
stillestehend  und  die  Elektromagnete  rotiren« 
Je  zwei  Alternatoren  kommen  anF  eine  ge- 
meinsame ürundpEatte  und  kann  jei^es  Paar 
parallel  geschattet  öder  aber  kann  jede 
Dynamo  als  einfache  X^ischenphaseo-Ma- 
schine  verwendet  werden.  Jede«  Paar  wird 
mit  dem  grossen  Rade  gekuppelt«  Die  Ent- 
fernung der  Anlage^  welche  Strom  für  Licht 
und  für  Mütorenbetrieb  liefern  wird,  bi* 
zur  Stadt  beträgt  fjb  km. 


Sitzung  der  Societe  internationale   des  eleclriciens. 


Dieselbe  fand  am  4.  April  d.  J.  statt. 
Präsident  wurde  nach  letztvorgenommener 
Wahl  Mr.  Potier;  Vicepräsidenten  wurden: 
d'Arsonval,  Sartiaux,  Sciama.  Aus- 
schussmitglieder wurden  Baron,  Bernheim, 
Blonde  1,  Boulanger,  Clerc,  Des- 
roziers,  Dnmont,  Ebel,  Gaiffe, 
Guilleaume,  Larnaude,  Nansouty, 


P  1  a  i  e,  F  o  1  1  a  r  d,  K  a  d  i  g  u  e  t ,  Richard 
R  o  m  i  M  >\  S  a  u  1 1  c  f)  V  i  0  1  c  t. 

Wührend  der  Shjsung  trug  Mr.  A.  R  c  y~ 
n  i  e  r  über  die  Legung  des  Telegruphen- 
kabels  zwischen  Neucalt-douien  und  Anstmliea 
vor;  diesem  Kabel  wurde  FabriiirtünJ  gelegt  von 
derSociett?  generale  desTdophones  uod  geschah 
die  Legung  in  den  Monaten  Mal  biiOctob. 


262 


KLEINE  NACHRICHTEN. 


Personal- Nachricht 

t  Dr.  K.  S.  Zetzsche.  Einer  der 
kenntnitsreichsten  und  verdienitvolUten  Vor- 
kämpfer der  EUektrotechnik,  unermüdlich  im 
Forschen,  nnentchrocken  im  Verfechten  des 
Richtigen  nnd  Wahren,  ist  mit  Zetzsche 
am  i8.  d.  M.  nach  schmerzlicher  nnd  lang- 
wieriger Krankheit  ans  dem  Leben  ge- 
schieden. 

Will  man  dem  in  der  letzten  Zeit  — 
man  kann  sagen,  nach  erfüllter  Aufgabe  seines 
fleissigen  nnd  arbeiterfflllten  Daseins  —  etwas 
abseits  vom  Tageslärm  stehenden  Forscher 
und  Schriftsteller  gerecht  werden,  so  mnss 
anf  den  Znstand  der  Elektrotechnik  bis  znm 
Ende  der  Siebziger-Jahre  zurückgegriffen 
werden.  Dazumal  gab  es  ausser  der  Tele- 
graphie  nur  etwa  noch  die  Galvano- 
plastik als  technische  Anwendung  der 
Elektricitätftlehren ;  die  Dynamomaschine 
existirte  in  wenigen  und  unentwickelten 
Formen,  die  Bogenlampen  laborirten  an  aller- 
lei Kinderkrankheiten  und  die  Glühlampe 
war  erst  im  Entstehen  begriflfen.  Von  der 
Kraftübertragung  i^prach  man  wie 
von  einer  Verheissung,  deren  Verwirklichung 
«inen  starken  Glauben  voraussetzte.  Diesen 
Glauben  hegten  jedoch  nicht  Viele  nnd  noch 
Wenigere  getrauten  sich,  ihm  Ausdruck  zu 
geben.  Zu  diesen  Wenigen,  und  somit  zu  den 
Auserwählten,  gehörte  Zetzsche;  er  hatte 
die  Zuversicht  zu  seinem  Fache  und  lieh  ihm 
seine  Kräfte  in  ununterbrochener  Anstrengung 
nnd  Hingabe. 

Wir  in  Oesterreich  sind  ihm  doppelt 
und  vielfaches  Gedenken  schuldig :  er  liebte 
Oesterreich  und  diente  ihm.  An  unserem 
Streben  hat  er  rieh  bis  zum  letzten  Augen- 
blick betheiljgt  und  er  gehörte  zu  unsem 
treuesten  Mitarbeitern. 

Zetzsche  war  am  30.  März  1830  zu 
Altenburg  geboren,  stndirte  am  Polytech- 
nikum zu  Dresden  und  Wien  ;  er  trat  1856 
in  den  Österreichischen  Telegraphendicnst 
und  arbeitete  in  Wien,  Padna  und  Triest. 
1858  ging  er  als  Lehrer  der  Mechanik  und 
Mathematik  an  die  höhere  Gewerbeschule  in 
Chemnitz,  1876  aber  als  Professor  der 
Telegraphie  an  das  Polytechnikum  in 
Dresden, 

Bei  Gründung  des  Berliner  Elektro- 
technischen Vereines  und  seiner  Zeitschrift 
wurde  Zetzsche  vom  Reichspostmeister 
nach  Berlin  berufen  und  vom  Verein  als 
Chefredacteur  des  genannten  elektrotech- 
nischen Journals  angestellt ;  gleichzeitig  wurde 
«r  Lehrer  an  der  Post-  und  Telegraphen- 
schule und  Ober-Ingenieur  des  Reichspost- 
amtes. 

Mit  der  Herausgabe  des  grossen  „Hand- 
buches der  elektrischen  Telegraphie*'  be- 
schäftigt, musste  Zetzsche  von  einem  Theil 
seiner  sonstigen  Thätigkeit  sich  entlasten,  und 
so  trat  er  1885  in  den  Ruhestand,  indem  er 
Dresden    zu    seinem    Aufenthaltsort    wählte. 


Unter  Beihilfe  von  Mitarbeitern,  wie  K  o  h  1- 
fürst,  Frölich,  Henneberg,  voll- 
endete er  das  grosse  Werk,  welches  eine 
Encyklopädie  des  Gegenstandes  genannt 
werden  kann  und  seinesgleichen  in  keiner 
anderssprachigen  Literatur  findet.  Die  Ge- 
schichte der  Telegraphie  von  Zetzsche 
selbst,  die  Telegraphie  nnd  das  Signalwesen 
für  die  Zwecke  der  Eisenbahnen,  von  Kohl* 
fürst  bearbeitet,  die  actuelle  Telegraphie. 
ebenfalls  von  Zetzsche,  bilden  eine  ge- 
wissenhaft und  gründlich  verfasste  Fund- 
grube des  Wissens  über  alle  in  das  Fach 
einschlägigen  Gegenstände.  Zetzsche 
schrieb  ausser  diesem  Werke  noch :  „Ele- 
mente der  ebenen  Trigonometrie**  (Alten- 
burg 1861) ;  „Leitfaden  für  den  Unterricht 
in  der  ebenen  und  räumlichen  Geometrie'' 
(Chemnitz  1874) ;  „Die  Copirtelegraphen* 
(Leipzig  1865) ;  „Die  elektrischen  Tele- 
graphen** (Zwickau  1869) ;  «Katechismus 
der  elektrischen  Telegraphie*  (Leipzig  1883, 
6.  Aufl.);  „Abriss  der  Geschichte  der  Tele- 
graphie*" (Berlin  1874)  '*  pEntwicklang  der 
automatischen  Telegraphie**  (daselbst  1875). 
Neben  dieser  bedeutenden,  anfs  Grosse  ge- 
richteten literarischen  Thätigkeit  entwickelte 
Zetzsche  einen  grossen  Fleiss  in  Ver- 
fassung zahlreicher  Artikel  für  „Dingler*« 
polytechnisches  Journal**,  füt  das  Bemer 
„Journal  t^^graphique**,  dessen  früherer  Re- 
dacteur,  Dr.  R  o  t  h  e  n,  der  Einzige  sein 
dürfte,  der  im  Wissen  über  die  Telegraphie 
mit  Zetzsche  verglichen  werden  kann. 
Unserer  Zettschrift  wendete  sich  der  Ver- 
storbene gewissermaassen  aus  Neigung  ffir 
alles  Oesterreichische  zu,  und  so  blieb  er 
auch  bis  zum  Lebensende  mit  vielen  unserer 
Landslente  verbunden  und  befreundet ;  be- 
sonders mit  Kohlfttrst  unterhielt  der 
Verblichene  einen  innigen  Frenndscbaibbund. 

Z  e  t  z  s  c  h  e^s  Wirksamkeit  erschöpfte 
sich  nicht  im  Schriftthum  allein ;  er  con- 
struirte  auch  ganz  brauchbare  Apparate  ond 
entwarf  vortreiTiiche  Schaltungen,  denn  er 
beherrschte  die  Stromlauf-Vorstellungen  io 
eminentem  Maasse. 

Mit  den  voranstehenden  Zeilen  konnten 
wir  nur  einen  schwachen  Ausdruck  dafür 
geben,  was  uns  bei  der  jäh  empfangenen 
Nachricht  von  Zetzsche's  Tod  durch 
Kopf  und  Gemüth  ging ;  trotz  der  Kttne 
und  Flüchtigkeit  des  Gesagten  erscheint  das 
Wirken  des  Mannes  als  ein  umfangreiches 
und  gehaltvolles.  Mögen  ihm  die  Mitlebenden 
ein  freundliches  Gedenken  weihen  ;  die  Ge- 
schichte der  Elektrotechnik  wird  sich  auf 
manchem  Blatte  mit  seinem  Namen  zn  be- 
schäftigen haben.     Friede  seiner  Asche! 

Elektrische  Bahnen  in  Wien.  Das 
vom  Stadtrathe  eingesetzte  Comit^  zur  Vor- 
berathung  der  der  Gemeinde  überreichten 
Projecte  für  die  Anlage  von  Strassenbahneo 
mit  elektrischem  Betriebe  hat  am  17.  v.  M. 
eine  Sitzung  abgehalten,  in  welcher  Magistrats- 


263 


rath  Linsbaner  über  die  Rechtsverbältoisse 
<ler  elektritcben  Babngesellscbaftcn  in  Prag 
Qod  Mödling  einen  Bericht  erstattete.  An 
dieses  Referat  knüpfte  sich  eine  Discn^sion, 
in  welcher  insbesondere  die  Frage  des  Heim- 
falUrechts  erörtet  und  hervorgehoben  wurde, 
dass  die  jetzige  österreichische  Gesetzgebung 
nnr  ein  Heimfallsrecht  an  den  Staat  kenne. 
Zu  einem  Beschlüsse  kam  das  Comit^  nicht. 


Neue  'Wiener  Tram^iray.  Im  Be- 
ridite  über  die  Rechnungsabschlttsse  der 
Neuen  Wiener  Tram  way  «Gesellschaft  pro  1893 
ist  die  Mittheilung  enthalten,  dass  die  Gesell- 
schaft die  Ein  fahr  ung  des  elektrischen 
Betriebes  unausgesetzt  im  Ange  behalte 
und  durch  das  Centralbureau  Studien  an- 
stellen laste.  Die  Verwaltung  sei  .bereite 
wegen  Einleitung  von  Verhandlungen  in  dieser 
Angelegenheit  be*m  Wiener  Gemeinderathe 
eingeschritten, 

Klektrische  Bahn  Baden-VÖslau. 
Im  Anfange  des  ▼.  M.  wurde  der  Ilau  der 
Linie  Vöslau-Baden  in  Angriff  ge- 
nommen und  erfolgte  der  erste  Spatenstich 
beim  nSchafflerhof*  in  dem  dort  befindlichen 
fünf  Meter  tiefen  Strasseneinschnftte.  Auch 
auf  der  Strasse  Baden-Helenenthal  wurde 
mit  dem  Uoterbau  begonnen.  Der  elektrische 
Bahnbetrieb  soll  auf  dieser  Strecke  bis 
15.  1.  M.  in  Wirksamkeit  treten. 


Verband  der  Elektrotechniker 
Deutschlands.  Die  erste  Jahresversammlung 
zu  Köln  1893  ^^^  ^i°<^  Commission  zur  Ein- 
führung von  Normalien  fflr  Schraubenge- 
winde gebildet.  Dieselbe  hat  zum  Vorsitzenden 
den  Director  der  zweiten  Abtheilung  der 
Physikalisch-technischen  Reichsanstalt  Herrn 
Professor  Dr.  Hagen,  zum  stellvertretenden 
Vorsitzenden  Herrn  Fabriksbesitzer  H.  V  o  i  g  t, 
Frankfurt  a.  M.,  und  zum  Schrififtthrer  den 
Fabriksbesitzer  Herrn  H  a  r  t  m  a  n  n ,  Bocken- 
heim-Frankfurt a.  M.,  gewählt.  Die  Com- 
mission hat  am  7.  April  in  Berlin  eine 
Sitzung  abgehalten.  In  der,  unmittelbar  vor 
der  Jahresversammlung  zu  Leipzig  (zweite 
Juniwoche)  abzuhaltenden  Schlusssitzung 
sollen  die  Resultate  zusammengestellt  und 
demnächst  der  Jahresversammlung  zur  Be- 
schlnssfassung  vorgelegt  werden. 

Elektrische  Locomotiven  auf  den 
französischen  Elsenbahnen.  Wie  der 
^Figaro**  mittheilt,  soll  die  elektrische 
Locomotive,  mit  welcher  unlängst 
zwischen  Le  Havre  und  Paris  Versuche  an- 
gestellt wurden,  von  der  französischen  West- 
bahn demnächst  zwischen  Nantes  und  Paris 
regelmässig  in  Dienst  gestellt  werden.  Sie 
wird  diese  Strecke  incl.  Aufenthalt  in 
50  Minuten  zurücklegen.  Ueberdies  sind 
bereits  fflr  eine  zweite  elektrische  Locomotive 
derselben  Gattung  die  Pläne  ausgearbeitet. 
Diese  »oll  1200— -1500  Pferdekräfte  ent- 
wickeln. 


Zum  Project  der  elektrischen 
Hochbahn  in  Berlin.  Ueber  den  Stand 
des  Projectes  der  elektrischen  Hochbahn 
im  Westen  wurden  in  der  letzten  Sitzung 
des  Grundbesitzer  -  Vereines  im  Westen 
einige  Mittheilungeu  gemacht.  Wie  der 
„El.  Ans.**  hierüber  mittheilt,  hat  die  Hoch- 
bahn, soweit  sie  auf  Berliner  Terrain  er- 
richtet werden  soll,  bereits  die  Genehmigung 
des  Kaisers  erhalten,  die  Baumaterialien  sind 
von  der  Unternehmerfirma  bereits  in  Be- 
stellung gegeben  und  die  Inangriffnahme  des 
Baues  ist  daher  zu  erwarten.  Der  Betrieb 
wird  zweigeleisig  in  Motorwagen  zu  40  Per- 
sonen einzeln  oder  zu  vier  Wagen  ver- 
koppelt in  drei  Minuten -Intervall  erfolgen. 
Fttr  die  Strecke  vom  NoUendorfplatz  ab  sind 
die  Vorarbeiten  noch  nicht  beendet  und 
beztlglich  dieser  Strecke  liegt  zur  Zeit  der 
Charlottenburger  Stadtvertretung  ein  Project 
vor,  welches  bezweckt,  in  der  Gegend  der 
Nttrnbergerstrasse  die  Hochbahn  durch  eine 
Rampe  in  den  Flachbahnbetrieb  tiberzuleiten. 
In  der  Versammlung  wurde  von  verschiedenen 
Seiten  dem  Befremden  über  dieses  neue 
Project  Ausdruck  gegeben;  man  hob  die 
daraus  drohenden  Gefahren  für  den  Verkehr 
hervor  und  hielt  es  für  das  Zweckmässigste, 
auf  die  Durchführung  der  ganzen  Anlage 
als  Hochbahn  hinzuwirken.  Schliesslich  war 
die  Versammlung  aber  doch  der  Meinung, 
dass  es  fttr  den  Osten  wie  für  den  Westen 
von  gleicher  Wichtigkeit  sei,  wenn  die  Bahn 
sobald  als  möglich  hergestellt  würde,  und 
dass  es  nicht  räthlich  sei,  durch  eine  erneute 
Einmischung  der  Bürgerschaft  vielleicht  eine 
Verzögerung  herbeizuführen. 

Die  Gefahren  des  Telephonbe- 
triebes. Dass  auch  der  gewöhnliche  Tele- 
phonbetrieb fttr  die  Beamten  seine  Gefahren 
hat,  lehrt  ein  Fall,  den  Prof.  Ewald 
jttngst  in  der  Berliner  Hufeland-Gesellschaft 
einem  Kreise  von  Aerzten  vorstellte.  Es 
handelte  sich  um  eine  2ijä)irige  Dame,  die 
schon  von  Weitem  durch  fortwährendes 
eigenthttmliches  Zittern  des  rechten  Armes 
auffiel.  Die  Kranke  war  frtther  stets  ge- 
sund gewesen,  bis  sie  eines  Tages  während 
des  Telephondienstes  von  einem  elektrischen 
Schlag  getroffen  wurde.  Sie  stürzte  danach 
bewusstlos  und  lautlos  zusammen  und  war, 
als  sie  erwachte,  auf  der  rechten  Seite  ge- 
lähmt. Der  Schlag  erfolgte  in  dem  Augen- 
blick, als  die  Beamtin  für  einen  Theilnehmer 
den  Anschluss  herstellen  wollte,  und  Letzterer, 
ungeduldig  über  eine  kleine  Verzögerung, 
mit  seinem  neuen  Apparate  (der  nicht  durch 
Drücken  eines  Knopfes,  sondern  durch 
Drehen  einer  Kurbel  die  Anzeige  an  das 
Amt  vermittelt),  sich  noch  einmal  meldete. 
In  der  Eile  griff  die  Telephonistin  beim  Um- 
schalten vorbei  und  fasste  vielleicht  den 
verbindenden  Draht  an  einer  nicht  isolirten 
Stelle,  wie  es  beim  schnellen  Hantiren  leicht 
vorkommen  kann.  Der  Strom  geht  dann 
durch  den  Körper  des  Beamten  und  kann, 
wenn  bei  den  neuen  Apparaten  die  Kurbel 
sehr    schnell    gedreht    wird,    eine  Spannung; 


264 


von  40  Volt  mit  0*5  Amp.  erreichen,  mlso 
das  Zehnfache  von  dem,  was  bei  medi* 
zinischen  Reisyersnchen  angewendet  wird. 
Von  einem  solchen  Schlage  wnrde  die 
Telephonistin  getroffen.  Von  den  Lähmnngt- 
erscheinungen  nnd  sonstigen  Beschwerden, 
die  sie  anfangs  davontrug,  sind  die  xittemden 
Bewegungen  des  rechten  Armes  am  augen- 
fälligsten geblieben.  Tag  nnd  Nacht  bewegt 
sich  der  Arm  in  leichtem  Zittern,  nnd  da 
in  der  Secnnde  fünf  Zuckungen  eintreten, 
80  macht  das  in  24  Stunden  452.000  Zuckungen. 
Man  sollte  annehmen,  dass  diese  fortwähren- 
den Muskelzusammenziehungen  anf  den  Stoff- 
wechsel von  Einfluss  seien;  das  ist  hier 
jedoch  nicht  der  FalL  Alle  bisher  ange- 
wendeten Heilverfahren  haben  keinen  Er- 
folg gehabt.  Aehnliche  Störungen,  wie  man 
sie  auch  nach  Blitzschlägen  beobachtet,  haben 
auch  schon  andere  Aerzte  bei  Telephoni- 
stinnen  beobachtet  Es  sind  das  ganz  eigen- 
thOmliche  Formen  der  sogenannten  trauma- 
tischen Neurose  oder,  wie  Mendel  will, 
traumatischen  Hysterie. 

Telephonie  In  Ganada.  Die  Bell 
Telephone  Cie.  ofCanada  hat  im 
Jahre  1893  ^^39  ^^^^  Abonnenten  erhalten, 
so  dass  sie  gegenwärtig  im  Ganzen  28.806 
zählt.  Die  Gesellschaft  verfägt  fiber  275 
Centralen  nnd  über  256  Agentien.  Die 
interurbane  Telephonie  ist  besonders  zwischen 
Quebec  und  W  i  n  d  s  o  r  in  der  Provinz 
O  n  t  a  r  i  o  entwickelt  und  verfügt  in  Canada 
über  eine  Drahtlänge  von  20.000  und  fiber 
eine  Tracenlänge  von  etwa  6000  km.  Die 
Einnahmen  betrugen  im  Jahre  1893 
961.174  Doli.,  die  Ausgaben  724.791  Doli., 
so  dass  diese  Gesellschaft  bei  «dnem  Capitals- 
aufwand  von  2,421.600  Doli,  ein  loO/Qiges 
Zinsenerträgniss  aufweist. 

Der  Phonograph  loa  praktischen 
Dienste.  Aus  London  schreibt  man:  Lord 
Salisbury,  der,  wie  bekannt,  mit  allen 
Errungenschaften  der  Wissenschaft  wohl 
vertraut  ist,  dürfte  der  erste  Staatsmann  sein, 
welcher  den  Phonograph  praktisch  vcr- 
werthet.  Es  kommt  nämlich  öfters  vor,  dass 
er  seinem  Secretär  Instructionen  zu  geben 
hat,  wenn  dieser  gerade  nicht  zur  Hand  ist. 
Statt  nun  in  einem  solchen  Falle  auf  dessen 
Rückkunft  zu  warten,  oder  die  Instruction 
niederzuichreiben,  vertraut  sie  Lord  Salis- 
b  u  r  y  einfach  dem  einen  seiner  zwei  Phono- 
graphen an.  Sie  übermitteln  sie  dann  dem 
Secretär,  wenn  dieser  sie  bei  seiner  Rück- 
kehr ^consnltirt". 

Die  „Sociötö  pour  Physique"  in  Paris 
hält  alljährlich  eine  Ausstellung  von  interes- 
santen Apparaten  und  Maschinen  ab;  dies- 
mal sind  es  eine  Dampfturbine  von  400  Touren 
pro  Secnnde,  Messapparate  von  Carpentier. 
Elektridtätszähler  etc.,  welche  die  Aasstellung 
ausseichnen. 


Auszeichnung  französischer  Elek- 
triker. Die  französische  Regierung  hat  Mr. 


Carpentier  zum  Officier,  die  Herren 
Mild^,  Richard  und  Werlein  zu  Rittern 
der  Ehrenlegion  anlässlich  der  Ansstellnng»- 
erfolge  in  Chicago  ernannt. 

Neue  Prinxärelemente.  S.  W.  Msc- 
qnay  hat  Elemente  mit  horizontal  liegen- 
den Elektrodenplatten  zum  Zwecke  von  Be- 
leuchtung för  Grubenlampen  constmirt, 
welche  das  Gute  an  sich  haben,  dass  wenn 
sie  aufgestellt  werden,  die  Flüssigkeit  in 
einen  Behälter  abläuft,  so  dass  kein  Consam 
stattfindet.  Es  scheint  uns,  dass,  diese  Er- 
findung schon  vor  mehreren  Jahren  durch 
unser  ehemaliges  Ansschnss-Mitglied,  Herrn 
Ober^Inspector  Kohn  gemacht  wurde. 


Der  Achtstunden-Tag  tot  der  elek- 
trischen Industrie.  Die  Firma  Matter 
&  PI  ath  in  England  hat  Vergleidie  zwischen 
ihrem  früheren  9stündigen,  durch  6  Jahre 
beobachteten  und  dem  von  ihr  nnnmehr 
ein  Jahr  aufrecht  erhaltenen  achtstündigen 
Betrieb  angestellt.  Dieselben  lallen  naidi 
einem  sehr  instmctiven  und  klaren  Berichte 
sehr  zu  Gunsten  des  achtstündigen  Arbeits- 
tages ans,  so  dass  man  diesbezüglich  anf 
nähere  Eröffnungen  begierig  sein  darf. 


Kin  merkwürdiger  ZutalL  Ans 
Loewen  wird  der  „Elettricitä"  geschrieben : 
Als  der  Professor  der  Chirurgie  D  a  n  d  o  i  s 
von  einem  Besuche  nach  Loewen  zurückkehrte, 
wurde  er  unterwegs  von  einem  heftigen  Gewitter 
Überrascht.  Er  spannte  seinen  Regenschirm 
anf  und  seUte  den  Weg  fort.  Plötzlich  sah 
er  sich  von  Flammen  eingehüllt  und  einige 
Secunden  später  lag  er  besinnungslos  in 
einem  Felde  neben  der  Strasse.  Als  er 
wieder  zu  sich  gekommen  war,  fühlte  er 
sich  durch  eine  Stunde  an  der  rechten  Hand 
und  am  linken  Fusse  gelähmt  Ein  Blitz- 
strahl hatte  den  Stoff*  des  Regenschirmes 
verbrannt  und  sämmtliche  Eisenstangen  ver- 
bogen. Wenn  der  Griff  von  Metall  gewesen 
wäre,  würde  Prof.  D  a  n  d  o  i  s  ein  Opfer 
des  Blitzes  geworden  sein.  St. 


Kinführung  des  internationale  n 
Ohm.  Seitens  der  Firma  Siemens  & 
H  a  1  s  k  e  wird  mitgetheilt,  dass  dieselbe  vom 
1.  März  d.  J.  an,  im  Uebereinstimmung  mit 
den  Beschlüssen  des  Elektrotechniker-Con- 
gresses  in  Chicago  bei  der  Justimng  elek- 
trischer Widerstände  als  Einheit  nicht  mehr 
das  legale  Ohm  (i  leg.  Ohm  =  1*06  S.  E.), 
sondern  das  internationale  Ohm  (i  int. 
Ohm  =  1*063  S.  E)  zu  Grunde  legt.  Diese 
Aenderung  der  Widerstandseinheit  ist  auch 
bereits  bei  den  von  der  Firma  Siemens 
Brothers  &  Co.,  Ltd.  in  London  ge- 
lieferten Apparaten  eingeführt.  Es  wäre  sehr 
erwünscht,  wenn  sich  die  anderen  Firmen, 
welche  Widerstände  herstellen,  ebenfalls  des 
neuen  Ohm  bedienen  würden.  Wir  bemerken, 
dass  die  Zahlen  des  Kalenders  für  Elektro- 
techniker für  1894  bereits  auf  das  neue  Ohm 
umgerechnet  sind. 


Verantwortlicher  Redaoteur :  JOS£F  KARBIS.  —  Selbstverlag  des  Elektroteohnisoben  Yersina. 

In  Commiaiion  bei  LSHMANN  &  WENTZEL,  Buchhandlung  Ittr  Technik  und  Kunst. 

Druck  von  B.  SPIES  &  Co.  in  \^en,  V.,  Straussengasse  16. 


ELEKTROTECHNISCHER  VEREIN  IN  WIEN. 

Vereins-Functionäre  Im  Jahre  1894. 

Priteident; 

Volkmer  Ottomar,  k.  k.  Hofratb,  Director  der  k.  k.  Hof-  und  Staatsdruckerei, 
k.  u.  k.  Oberst-Lieutenant  i.  d.  R.  etc.  (bis  Ende  1894). 

Vice-Präsidenten : 

Grflnebaum  Franz,  k.  u.  k.  Genie-Hauptmann  i.  d.  R.,  Vice-Pi*äsident  des  Ver- 
waltungsrathes  der  k.  k.  priy.  Eisenbahn  Wien-Aspang  (bis  Ende  1895). 

Schlenk  Carl,  Ingenieur,  Professor  und  Sections- Vorstand  am  k.  k.  Technologischen 
Gewerbemuseum  (bis  Ende  1896). 

Schriftführer: 

Becbtold  Friedrich,  Inspector  und  Telegraphen- Vorstand  der  k.  k.  priv.  österr. 
Nordwestbahn  (bis  Ende  1895). 

Schriftführer-Stellvertreter : 

Granfeld  A.  E.,  k.  k.  Baurath  der  Post-  und  Telegraphen-Direction  in  Wien 
(bis  Ende  1894). 

Cassa- Verwalter : 

WIste  Floris,  Fabriksbesitzer  (bis  Ende  1895). 

Bibliothekar: 

Urbanitzky,  Dr.  Alired  Ritter  von,  k.  k.  Bauadjunct  im  Handelsministerium  (bis  Ende  1894). 

Ansschass-Mitglieder : 

Berger  Franz,  k.  k.  Ober-Baurath,  Bau-Director  der  Stadt  Wien  (bis  Ende  1895). 

UM  Max,  Director  derInternationalenElektricitäts-Gesellschaft  in  Wien  (bis  Ende  1896). 

Drexler  Friedrich,  Ingenieur  (bis  Ende  1895). 

Fischer  Franz,  Ingenieur  (bis  Ende  1895). 

6attinger  Franz,   Ober-Inspector   und   Telegraphen- Vorstand   der  k.  k.  General- 

Direction  der  österr.  Staatsbahnen  (bis  Ende  1894). 
Gebbard  Ludwig,  General-Repräsentant  der  Accumulatoren-Fabriks-Actien-Gesell- 

schaft  in  Baumgarten  (bis  Ende  1894). 
Goldscbmidt  Theodor,  Ritter  von,  k.  k.  Baurath,  Gemeinderath  und  autorisirter  Ci\Tl- 

Ingenieur  (bis  Ende  1894). 
Hocbonegg  Carl,  Ober  ingenieur  bei  Siemens  &  Halske  in  Wien  (bis  Ende  1895). 
Kareis  Josef,  k.  k.  Baurath  im  Handelsministerium  und  Gemeinderath  (bis  Ende  1896). 

Redacteur  des  Vereins-Oi-ganes. 
Kolbe  Josef,    Director   der  elektrischen  Central- Station  „Neubad"  (bis  Ende  I8ö6). 
Ludwig,  Dr.  Ernst,  k.  k.  Hofrath,  Ober-Sanitätsrath,  o.  ö.  Professor,  Mitglied  des 

HeiTenhauses  etc.  (bis  Ende  1896). 
Melhuieb  T.  W.  W.,   Ober-Ingenieur  der  elektrischen  Abtheilung  der  Imp.  Cont. 

Gas-AssOC.  (bis  Eude  1896). 
Stach  Friedrich,  Ritter  von,  k.  k.  Baurath  (bis  Ende  1896). 
Waltenhofen,  Dr.  A.  von,  k.  k.  Regierungsrath  und  Vorstand  des  elektrotechnischen 

Institutes  an  der  k.  k.  Technischen  Hochschule  in  Wien  (bis  Ende  1894). 

Revisions-Comiti : 

Koffler  Eduard,  k.  k.  Ober-Ingenieur  im  Handelsministerium. 
Miesler,  Dr.  Julius,  Ingenieur  bei  Siemens  &  Halske  in  Wien. 
Reich  Alois,  Glasfabriksbesitzer. 


ZeitsGhrift  m  Elektrotechnik, 

XII.  Jalirg.  15-  Mai  1894.  Heft  X. 


ABHANDLUNGEN. 


£in  vereinfachtes  Verfahren  ziir  Berechnung  der  Strom- 
vertheilutig  in  Leitutigsnetzen. 

Von  OTTO  FmCK,  Ncw-York, 

(AUo  Bechto  TorbehAlten.)  , 

Die  Berechnung  von  Kabelnetzen  zur  Vertheilung  elektriscli\er  Energie 
war,  seitdeiö  die  elektrische  Beleuchtung  durch  die  Errichtung  grosser 
Centralen  zur  Versorgung  ganzer  Städte  oder  umfassendere  Gebiete  der- 
selben ihre  jetzige  Bedeutung  bekommen  hat,  eine  Aufgabe,  welche  von 
den  Ingenieuren  imd  Anfangs  auch  von  den  Theoretikern  als  äusserst 
complicirt,  mn  nicht  zu  sagen  immöglich,  betrachtet  wurde. 

Dies  lässt  sich  dadurch  erklären,  dass  die  bis  jetzt  bekannten  Methoden 
mehr  oder  weniger  complicirt  imd  zeitraubend  sind. 

Die  ersten  Leitungsnetze  wurden  mittelst  der  bekannten  Messmethode 
bestimmt,  indem  die  Leitungswiderstände  des  in  kleinem  Maassstabe  her- 
gestellten Netzes  so  lange  modificirt  wurden,  bis  sie  dem  angenommenen 
Consimi  entsprachen.    ' 

Diese-  Methode  wird  wohl  heute  nicht  mehr  verwendet,  sie  war 
stets  mit  sehr  viel  Mühe  und  Arbeit  verbunden,  ohne  eine  entsprechende 
Genauigkeit  der  gewonnenen  Resultate  aufzuweisen. 

Wie  man  allmälig  mit  der  Frage  vertrauter  wurde,  wurde  es  klar, 
dass  dieselbe  auch  in  anderer  Weise  zu  lösen  wäre. 

Bei  der  Disposition  und  Berechnimg  eines  Netzes  gilt  es  zuerst, 
nachdem  die  Trace  der  einzelnen  Leitungen  •  festgestellt  ist,  die  Speise*- 
punkte,  welche  den  Strom  direct  von  der  Centrale  bekommen,  anzunehmen. 
Als  Richtschnur  bei  der  Wahl  der  Speisepunkte  hat  sich  folgende  Regel 
gut  bewährt:  „Für  keinen  Punkt  im  Netze  soll  die  Summe  der  Abstände 
zu  den  zwei  nächsten  Speisepunkten  mehr  wie  400  m  (beim  Dreileiter- 
System)  betragen",  oder  „der  Abstand  soll  circa  400  m  sein".  Selbstredend 
ist  diese  Zahl  nur  eine  Annäherung;  in  Bezirken,  wo  ein  dichterer  Consum 
vorkommt,  kann  der  Abstand  kürzer  genommen  werden,  in  Bezirken,  wo 
er  geringer  ist,  kann  die  Ueberschreitung  dieser  Zahl  oft  von  Vortheil  sein. 

Um  nun  die  Dimensionen  des  Kabelnetzes  zu  bestimmen,  genügt 
nicht  die  blosse  Annahme  des  zu  erwartenden  Consums  und  des  zulässigen 
Maximalverlustes,  da  eine  unendliche  Zahl  von  Kabelnetzen  dem  gege- 
benen Consum  ohne  Ueberschreitung  des  zulässigen  Verlustes  entsprechen 
kann.  Hieraus  ergibt  sich  die  Nothwendigkeit  einer  weiteren  Aimahme 
zur  Präcisirung  des  Problems. 

Es  sind  zwei  verschiedene  Annahmen  denkbar :  Man  kann  entweder 
die  Stromvertheilung  von  vornherein  annehmen  und  Querschnitte  suchen, 
Welche,  ohne  dass  der  zulässige  Maximalverlust  überschritten  wird,  dieser 
Vertheilung  entsprechen;  oder  es  köimen  die  QuerschniH**  angenommen, 
Und  die  diesen  entsprechende  Stromve|j|heilung  gesucli  'en.  In  beiden 

Fällen    trifft    man   selbstredend  nicht  Bpleich  das  Rici  idern  wird 

stets  gezwungen,  mehr  oder  weniger  i^      uir-n.  un       -  ,V  ihe  zu 

bekommen. 


266 

Wird  die  Stromvertheilung  angenommen,,  müssen  Quers<^itte 
gefunden  werden,  weldie  nidit  nur  der  Bedingung  genügen,  dass  der 
Verlust  in  den  Punkten,  wo  Ströme  von  zwei  Seiten  zusammenfliessen, 
von  beiden  Seiten  gleich  ist,  sondern  welche  gleichzeitig  praktischer 
Grösse  sind,  um  nicht  Leitungen  aller  möglichen  Querschnitte  zu  erhalten. 
Dies  ist  aber  mit  so  grossen  Schwierigkeiten  verbunden,  dass  es,  wie  die 
Praxis  bestätigt,  vortheilhafter  ist,  von  vornherein  Querschnitte  praktischer, 
gangbarer  Grösse  anzunehmen,  um  nachher  zur  Controle  derselben  die 
entsprechende  Stromvertheilung  und  Leitungsverluste  zu  berechnen. 

Durch  Uebung  ist  es  möglich,  eine  grosse  Sicherheit  bei  der  Wahl 
der  Querschnitte  zu  erwerben,  so  dass  es  nur  in  Ausnahmefällen  nöthig 
wird,  sie  nachträglich  zu  ändern. 

Als  ungefähre  Richtschnur  kann  die  nachstehende  Tabelle  I  dienen, 
welche  den  Zusammenhang  zwischen  Querschnitt,  Stromdichte  und 
Abstand  der  Speispunkte  für  das  Dreileiter-System  zeigt,  bei  einem 
Maximalverluste  von  3  Volt. 

Fig.  I  stelle  eine  von  den  zwei  Speisepunkten  Ä  und  B  gespeiste, 
gleichmässig  belastete  Leitung  dar. 

C 

Fig.  I, 

Es  sei: 

X  =  Abstand  in  Meter  zwischen  A  und  B\ 

a  =  Stromverbrauch  in  Ampere  per  i  m ; 

a  X  -^  =  Gesammtbelastung  der  Leitung  in  Ampere ; 

^/g  a  X  -^  =  von  einem  Speisepunkte  gelieferter  Strom ; 

V  =  grösster  Verlust  =  3  Volt; 

ß  =  Querschnitt  der  Leitung. 
Da   die   zwei  Hälften   A  C  und  B  C  identisch   sind,   genügt  zur  Be- 
rechnung eine  Hälfte,  z.  B.  A  C, 

Der  grösste  Verlust  tritt  im  Punkt  C  ein  und  ist  wie  bei  einer 
gleichförmig  belasteten  Leitung  so  gross,  als  wenn  die  ganze  Belastung 
von  1/2  a  X  X  Ampere  in  der  Mitte  von  A  C  abgenommen  würde. 

Zwischen  X,   Q  und  a  herrscht   also  folgende  Relation: 
^  57X3  684 

In  der  folgenden  Tabelle  sind  die  hieraus  berechneten  Werthe  von  L 
für  verschiedene  Q  und  a  berechnet. 

Würde  z.  B.  eine  oberflächliche  Berechnung  ergeben,  dass  die  zwei 
Speisepunkte  verbindende  Leitung  mit  circa  90  Amp.  belastet  wird,  unter 
Berücksichtigung  der  Strommenge,  welche  voraussichtlich  in  abzweigende 
Leitungen  abgegeben  wird,  und  die  Länge  des  Kabels  (Abstand  zwischen 

den  Speisepunkten)    360  m    ist,    so    ist  die  Dichtigkeit  o  =  -^-=o-25. 

Die  Tabelle  zeigt,  dass  bei  einem  Kabel  von  somm^  mit  gleich- 
massig   vertheiker   Belastung    von    0*25  Amp.    per   Meter   der   Abstand 


267 


TARETJ-E  I. 

1 

Stromdichte  (Ampere  per  im)                                  1 

QBersduiitt 

0'05 

0*1 

0-I5 

0-2 

025 

0-3 

0-4 

0-5 

0-6 

075 

nun» 

i6 

468 

331 

270 

234 

209 

191 

-— 

— 

— 

— 

25 

585 

414 

338 

293 

262 

239 

207 

185 

— 

— 

35 

69a 

490 

399 

346 

310 

282 

245 

219 

200 

179 

50 

585 

478 

4H 

370 

338 

293 

262 

239 

214 

70 

— 

692 

565 

490 

438 

399 

346 

310 

282 

253 

95 

— 

— 

679 

570 

510 

465 

404 

360 

330 

294 

120 

— 

— 

— 

641 

573 

5*3 

454 

405 

370 

331 

150 

""■ 

""■ 

^^ 

"■" 

641 

585 

507 

453 

414 

370 

zwischen  den  Speisepunkten  370  m  betragen  darf.  Es  würde  also  vor- 
läufig somm^  ansninebmen  sein. 

Die  Tabelle  gibt  allerdings  nur  eine  sehr  rohe  Approximation,  hat 
sich  aber  gut  bewährt. 

Einmal  die  Querschnitte  angenommen,  ist  das  Problem  vollständig 
bestimmt;  es  gibt  nur  einen  imbekannten  Factor,  die  Stromvertheilung, 
welche  bei  gegebenen  Leitungswiderständen  und  für  einen  gewissen 
Consum  nur  eine  bestimmte  sein  kann. 

Die  Aufgabe  der  nun  folgenden  Berechnungen  ist  diese  Strom- 
vertheilung und  die  derselben  entsprechenden  Leitungsverluste  zu  be- 
stimmen. Würden  die  Verluste  die  maximale  Grenze  überschreiten,  so 
müssen  die  angenommenen  Querschnitte  modifidrt  werden,  was  nun  in 
den  meisten  Fällen  ohne  Schwierigkeit  mit  grosser  Sicherheit  geschehen 
kami,  so  dass  bei  nochmaliger  Controle  weitere  Querschnittsänderungen 
nicht  nötWg  werden. 

Um  das  Problem  nicht  zu  compliciren,  wird  die  in  den  Speise- 
punkten  herrschende  Spannung  überall  gleich  \md  constant  angenommen, 
wodurch  die  Speiseleitungen  ausser  Betracht  gelassen  werden  können. 

Zur  Lösung  der  Aufgabe  gibt  es  mehrere  Methoden,  welche  zur 
aassifidrung  wie  folgt  bezeichnet  werden  können: 

1.  Gleichungs-Methode. 

2.  Graphische   Methode. 

3.  Verlegungs-Methode. 

4.  Mechanische    Methode. 

Die  Gleichungs-Methode,  welche  sehr  ausführlich  von 
den  Herren  Herzog  und  Stark  bearbeitet  worden  ist,  gründet  sich 
darauf,  dass  die  noch  unbekannten  Ströme  in  den  einzelnen  Leitungen 
mit  Buchstaben  bezeichnet  werden,  und  man  Gleichungen  aufstellt,  unter 
Zugrundelegimg  folgender  Axiome :  ,Der  Verlust  von  einem  Speisepunkte 
bis  zu  einem  bestimmten  Punkte  im  Netze  ist  gleich  dem  von  irgend 
emem  anderen  Speisepunkte  zu  demselben  Punkte  stattfindenden  Verlust" ; 
oder:  „Die  Summe  der  Verluste,  welche  in  einer  geschlossenen  Reihe  von 
aufeinander  folgenden  Leitungen  entstehen,  mit  entsprechenden  Vorzeichen 
genommen,  ist  =  o". 

Um  die  Richtigkeit  dessen  einzusehen,  braucht  man  sich  nur  zu 
erinnern,  dass  der  Leitungsverlust  nichts  anders  als  ein  Spannungsunterschied 
ist.  Es  ist  leicht  zu  erkennen,  dass  der  Spannungsunterschied  zwischen 
einem  Punkte  im  Netze  und  einem  jeden  der  Speisepunkte  der  gleiche 
ist,  oder  dass,  von  einem  Punkte  ausgehend  und  zu  demselben  zurück- 
kehrend, der  5^"  -schied  o  ist. 

20* 


268 

Die  Lösung  der  Gleichungen  geschieht  in  gewöhnlicher  Weise; 
einige  Hilfsmethoden  dafür  sind  von  den  oben  genannten  Verfassern 
angegeben. 

Die  Gleichungs-Methode  f&hrt  in  allen  Fällen  zum  Ziel;  sie  ist  aber 
sehr  mühsam,  FeWer  in  der  Rechnung  entstehen  leicht,  sind  schwer  zu 
ßnden  und  verursachen  dadurch  oft  bedeutende  Zeitverluste,  wie  wohl 
Jeder,  der  sich  mit  derartigen  Berechnungen  beschäftigt  hat,  bestätigen 
muss.  Sie  ist  allerdings  oft  unvermeidlich  in  Fällen,  wo  andere  Methoden 
nicht  ausreichen. 

Die  Graphische  Methode  stützt  sich  auf  dieselben  Gesetze, 
welche  der  graphischen  Berechnimg  von  belasteten  Trägem  zu  Grunde 
liegen  und  ist  von  Herrn  Ober-Ingenieur  C.  Hochenegg  sehr  ein- 
gehend behandelt  worden. 

In  der  von  diesem  Verfasser  gegebenen  Form  kann  sie  aber  kaum 
als  eine  Methode  zur  Berechnung  von  Netzen  betrachtet  werden,  da  sie 
nur  für  ganz  einfache  Fälle,  mit  einer  einzigen  von  ein  oder  zwei  Speise- 
punkten gespeisten  Leitung  ausgearbeitet  ist  und  demnach  solche  Fälle 
ausschliesst,  in  welchen  es  sich  um  ein  grösseres,  von  mehreren  Speise- 
punkten gespeistes  Netz  handelt. 

In  den  genannten  einfachen  Fällen  liefert  die  Methode  eine  elegante 
Lösung  und  ein  sehr  klares  und  interessantes  Bild  der  Verlustverhältnisse 
in  der  Leitung;  doch  dürften  diese  Vortheile  den  im  Verhältniss  zu 
anderen  Methoden  erforderlichen  grossen  Zeitaufwand  nicht  aufwiegen. 
Als  der  Verfasser  im  Sommer  1891  die  graphische  Methode  auch  für 
Complicirtere  Fälle  auszuarbeiten  suchte,  gelang  dies  wohl,  gab  aber  schon 
bei  einem  Beispiel,  mit  drei  T-förmig  verbundenen  und  von  drei  Speise- 
punkten gespeisten  Leitungen,  zu  einer  solchen  Zeitvergeudung  Anlass, 
dass  es  sich  nicht  lohnt,  diese  Lösimg  hier  weiter  zu  erörtern. 

Diese  Bemühungen  führten  aber  zu  der  hier  näher  zu  beschreibenden 
Verlegungs-Methode. 

Diese  gründet  sich  auf  folgende  Betrachtung: 

B         E      C  F  D 

•-r — ' — 1 • 

Flg.  2. 

In  Fig.  2  seien  B  C  und  CD  zwei  von  den  Speisepunkten  B,  und  D 
*;es| leiste  Leitungen  gleichen  Querschnittes. 

Im  Punkt  E  werden  4  Amp.  abgenommen, 

Der  von  B  nach  E  fliessende  Strom  sei  x. 

Aus  der  Bedingung,  dass  der  Spannungsunterschied  zwischen  B 
lind  D  gleich  o  sein  muss,  ergibt  sich  Gleichung: 

X  X  BE+  (x-i,)EF+  (a_4  —  g  XFD=o 

daraus  ist 

i,  ED  4-L  FD 
'=  BD  ^^^ 


LFD  —  LBE 

a-  —  t,=z  -s — — i 


'"•^-  BD 


Der  Verlust  bis  Punkt  C 

=  Const.  [x  XBE+  {x  — 1\)  X  EC] 


269 

und  durch  Einsetzen  der  oben  gefundenen  Werthe 

=  Const.(^M><^^tiZ^><^ 

Durch  Multiplication  mit 

BCXDO 
BCXDC 
erhält  man  den  Verlust  bis  C 


Setzen  wir: 


Const.^»,X^  +  »2^JX^^^^^. 


hBE_ 

so  können  Jj  und  J^  die  nach  Punkt  C  verlegten  Werthe  der  Ströme  t^ 
und  ig  genannt  werden;  sie  sind  dadurch  charakterisirt,  dass  wenn  die 
Leitung  in  C  auseinander  geschnitten  wäre,  der  Verlust,  welcher  von 
Jx  Amp.  im  Punkte  C  abgenommen»  bis  zu  diesem  Punkt  hervorgerufen 
wird,  demjenigen  gleich  sein  würde,  welchen  «\  Amp.,  im  Punkt  £  ab- 
genommen, bis  C  verursacht. 

B  cy^Dc 

Der  Bruch  stellt    den    Gesammt-Widerstand    der    zwei 

parallel  geschalteten  Leitungen  BC  und  CD  dar.  Wird  dieser  Wider- 
stand =  a  gesetzt,  so  sind  die  zwei  Leitungen  B  C  und  D  C  zu  einem 
Widerstand  a  reducirt,  welcher  im  Punkt  C  mit  Jj4-J2  =  «^a  Amp, 
belastet  ist.  Durch  Einsetzen  dieser  Werthe  \n  obige  Formel  erhält  man 
den  Verlust  bis  C=Const.  X  <^X  «^a«  «^a  vertheilt  sich  auf  die  zwei  Lei- 
tungen B  C  und  CD  so,  dass  der  Verlust  in  beiden  bis  Punkt  C  den  oben 
gefundenen  Werth  erhält. 

Sei  A^  =  der  auf  Leitung  B  C  fallende  Theil  von  J» 
und  -42„„„         „        DC       „  „        n      n 


so  muss,  wenn  Ii  =  Länge  der  Leitung  BC 

JaX« 


h  —       n  n  n  ^^ 


-^2  X  '2  =^  •^Ä  X  ö       ^2  —  ""7 — • 

'2 

A^  ist  also  diejenige  Stromstärke,  welche  von  Punkt  C  abgenommen 
denselben  Verlust  in  der  Leitung  B  C  hervorrufen  würde,  wie  er  in  Wirk- 
lichkeit tatsteht. 

Würden  die  in  Wirklichkeit  von  der  Leitung  B  C  abgenommenen  t\ 
Ampere  vom  Speisepunkt  B  allein  geliefert,  so  würde  der  Verlust  bis 
C=t,  BE=J^BC  sein^  und  für  diesen  Fall  wäre  J^=zA^. 

Ist  aber  A^'^J^,  so  zeigt  dies,  dass  von  dem  Speisepunkte  B 
ausser  i,  noch  A^  -r  J^  Amp.  nach  Punkt  C  geliefert  werden  müssen. 

Umgekehrt  würden,  wenn  A^  <  J^,  die  4  Amp.  nicht,  vom  Speise- 
inmkt  B  allein^  somf^^rn  ein  Theil  =  J^  —  A^  von  Punkt  C  geliefert.  Der 
durch  Leitung   ^'^ '  nde  Strom  ist  demnach  =  -^i  —  «/i ;  die  Richtung 


27Ö 

des  Stromes  wird  durch  das  Vorzeichen  bestimmt;  bei  positivem  Werth 
fliesst  er  in  Richtung  nach,  bei  negativem  Werthe  in  Richtung  vom 
Punkte  C. 

In  ähnlicher  Weise  ist  der  durch  FC  fliessende  Strom  =-^2  —  J^: 
derselbe  ist  natürlich  =  —  (A^  —  J^). 

Würde  im  Punkte  C  noch  eine  von  einem  dritten  Speisepunkte  ge- 
speiste Leitung  mit  der  Belastung  %  zustossen,  so  kann  dieselbe  mit  a 
zu  einer  combinirten  Leitung  b  vereinigt  werden,  welche  dann  am  Ende 
eine  Belastung  Jb  =  Jn-{~'4  haben  würde. 

Die  Stromvertheihmg  wird  in  genau  gleicher  Weise  wie  oben  ge- 
funden. 

Es  dürfte  jetzt  klar  sein,  dass  auch  complidrtere  Fälle  nach  dieser 
Methode  behandelt  werden  können,  indem  man  sie  zu  der  einfachen 
oben  erwähnten  Form  bringt. 

(SchluM  folgt.) 


Palbestimmung. 

Von  HEINRICH  KRATZERT,  Wien. 

Die  Pole  von  Elektricitätsquelieo,  Accumaiatoren,  stromdurchflosseoen 
Leitern,  Lampen,  Apparaten,  Instrumenten  u.  s.  w,,  hestimmt  laan  bttkanatlkh 
mittelst  der  Elektrolyse  des  Wassers  oder .  anderer  FlasM^kditeD,  einer 
Magnetnadel,  des  Polreagenz-  und  Jodlcaliumpapieres,  der  Polsucher  von 
Woodhouse  &Raw80&,  Siemens  &  Halske,  Berghausen  ik  s.  w. 

Im  Folgenden  sollen  einige  Versucbsresultate  mit  Lackmus-,  Curcuma- 
und  anderen  Papieren  wiedergegeben  werden,  die  ich  im  März  d,  J.  im 
elektrotechnischen  Laboratorium  der  k.  k.  Staatsgewerbe^hule  im  X.  Wiener 
Gemeindebezirke  ausgeführt  habe. 

1.  Versuche  mit  i'n  Wasser  angenässten  Papieren,    . 
Der  4*  ^ol    des  Stromes  färbt  blaues  und  rotbes,    in  Wasser    ange- 

nässtes  Lackmuspapier  rotb,  der  —  Pol  dagegen  blao^  Das  durch  den 
Strom  roth  oder  blau  gefärbte  blaue  oder  rothe  Lackmuspapier  behält 
diese  Farbe  dauernd  und  wird  durch  Basen  gänzlich  blas,  durch  Säuren 
gänzlich  roth  gefärbt. 

Der  —  Pol  des  Stromes  färbt  in  Wasser  genäsates  Curcumapapier 
rothbraun.  Mit  dem  Trocknen  des  durch  den  Strom  rothbraun  gefärbten,  in 
Wasser  genässten  Curcumapapieres  verschwindet    die    rothbraune  Färbung. 

2.  Versuche  mit  in  Säuren  angenässten  Papieren. 
Vorher  in  die  Säure  getauchtes  blaues  und  rothes  Lackmuspapier  wird 

am    -j~  ^^^^    unter    lebhafter  Gasentwickelung  schwarz,    am    — -  Pole  blau. 

Vorher  in  die  Säure  getauchtes  Curcumapapier  wird  am  -}-  Pole  unter 
lebhafter  Gasentwickelung  schwarz;  ebenso  verhält  sich  das  Polreagenz- 
papier. 

3«  Versuche  mit  in  Basen  angenässten  Papieren. 

Ein  zuvor  in  einer  Base  eingetauchtes  Lackmuspapier  verhält  sich 
ge^gtn  die  Pole  des  Stromes  so,  wie  gewöhnliches  Papier. 

Taucht  man  ein  Curcumapapier  in  eine  Base,  so  färbt  sich  dasselbe 
bekanntlich  rothbraun ;  dieses  nasse  Papier  färbt  der  Strom  am  -^  Pole  gelb. 

Ein  in  eine  Base  getauchtes  Polreagenzpapier  wird  bekanntlich  roth 
gefärbt;  dieses  nasse  Papier  färbt  der  Strom  am  -^  Pole  schwarz,  am 
—  Pole  roth. 

Aus  diesen  Versuchen  und  den  bekannten  chemischen  Reagenzien  folgt 
demnach  insbesondere: 


271 

Gegen  das  Lackmus«,  Carciima-  nttd  Polreagenzpapier 
▼  erhalten  sich  der  -f-  elektrische  Pol  wie  eine  S&ure,  der 
negatire  wie  eine  Base.' Dasse Ibe  gilt  voti  anders  gefärb ten 
Papieren  oder  PlOssigkeiten« 

Mit  JodkaKom  getränktes  Papier  erweist  sich,  da  es  nicht  nnr  darch 
den  ^  Pol  des  Stroües,  sondern  schon  durch  das  Lrcht  rotbbrana  gefärbt 
wird,  tOr  Fofbestrannangen  als  unzweckmässig.  Das  mit  Phenoiphtalefa 
getrdnkte  Polreägeaspopier  -  zeigt  eine  sehr  gute  Verwvadbarkett,  kommt 
jedoch  im  H»ldel  sdtener  als  die  billigeren  nHt  Lackmus  oder  Cnrcuma 
getr&nktett  Papiere  vor.  «  . 

Das  ähnliche  Verhalten  der  elektrischen  Pole  im  Vergleiche  init  Säureh 
vnd  Basen  fOhi-t  den  Elektrotechniker  einen  Weg  fruchtbarer  Forschung 
anf  dem  Gebiete  der  elektrolytischen  Wirkungen  des  elektrischen  Stromes, 


lieber  elektrische  Bisenbahnen. 

Vortrag,  fduütca  vsa  lag.  ERNST  E6GBR  am  si.  Mftn  1894  im  ElcJktrotechnischea 

Vereine,  Wien. 

Die  rapide  Entaricklnng,  .welche  das  elektrische  Eisenbahnwesen  in 
den  letzten  Jahren  genommen  hat,  die  zahlreichen  theoretischen  und 
praktischen  Grundlagen,  auf  welchen  dasselbe  nunmehr  aufgebaut  ist  und 
die  schtec  zahllösen  Constructtonen,  die  im  Gebiete  desselben  bekannt 
geworden  sind,  bHden  eines  der  interessantesten  Capitel  der  gesammten 
heutigen  Elektrotechnik.  Es  ist  daher  gar  nicht  zu  verwundem,  dass  dieses 
Thema  bereits  die  aiannigfochsten  Bearbeitungen  gefunden  hat,  die  es 
nach  den  verschiedensten  Richtungen  durchforschen»  Das  Interesse,  welches 
dem  elektrischen  Bahnen  heutzutage  entgegengebracht  wird,  ist  ja  nicht 
ttor  elektrischer  Natur,  sondern  ist  durch  die  Fragen  des  modernen  Ver* 
kehrswesens  überhaupt  beding«  Es  ist  daher  auch  von  diesem  Standpunkte 
ans  nöthig,  die  Portschritte  zu  betrachten,  welche  gemacht  worden  sind, 
■nd  zu  beurtheilen,  was  die  Zukunft  verlangt«  Es  darf  hiebei  nicht  ver- 
gessen werden,  dass  seit  dem  Tage  der  Erfindung  der  elektrischen  Bahn 
fast  unflberwindlich  erscheinende  Hindemisse  besiegt  worden  sind  und 
wahrhaft  Grosses  geleistet  worden  ist«  Wenn  es  mir  gestattet  ist,  einen  kurzen 
historischen  Ueberblick  zu  geben,  so  wird  dies  insofeme  von  Nutzen  sein, 
als  die  leitenden  Ideen,  welche  sich  während  der  ganzen  Entwickelung  des 
elektrischen  Bahnwesens  Durchbruch  verschafft  haben,  dabei  verfolgt  .werden 
können* 

Wenn  wir  auch  absehen  von  den  uns  heute  geradezu  kindlich  erscheinenden 
ältesten  Versuchen  mit  Batteriestrom,  so  müssen  wir  doch  eines  Experimentes 
von  Professor  Farmer  in  Boston  gedenken,  der  im  Jahre  185 1  eine 
kleine  Modelibahn  baute,  bei  welcher  dem  Motor  der  Strom  durch  die 
Schienen  zugeführt  .wurde«  Bei  allen  früheren  Versuchen  mit  Batterie* 
Motoren  wai^  die  Batterie  mitgeführt  worden.  Ein  Patent  auf  eine  Anordnung, 
ähnlich  wie  die  von  Farmer,  war  auch  schon  im  Jahre  1840  einem 
Elektriker  Pinkus  in  London  ertheiit  worden.  Weitere  Patente  ähnlicher 
Art  waren  auch  einem  Major  Bessolo  in  Oesterreich  im  Jahre  1855 
ausgestellt  worden.  Bei  seinem  Systeme  dienten  bereits  zwei  Schienen  als 
Zuleitung,  eine  dritte  als  Rückleitung ;  in  einer  anderen  Anordnung  hatte 
er  sogar  eine  oberirdische  Zuleitung  und  die  Schienen  als  Rückleitung 
projectirt. 

Alle  diese  Ideen  und  Experimente,  welche  sich,  wie  ja  ganz  deutlich 
ersichtlich  ist,  .noch  heute  benützt  finden,  führten  aber  nicht  zum  Ziele^ 
Erst  die  Erfindung  der  Ringarmatur,  der  Dynamomaschine  und  die  Entdeckung 


272 

ärer  Verwendbarkeit  als  Motor  gaben  neuen.  Anspofo  auch  iüt  die  elektrische 
Traction.  Zwei  Jahre^  nachdem  auf  der  .Wiener  •  Weltausstellung  der  erste 
elektrische  Motor  eine  Pumpe  getrieben- hatte^ i  begann  bereits  George  Gjr^en 
in  Kalamazoo  in  den  Vereinigten  Staaten  mit  Experimenten,  und  baute  im 
Jiahre<  1878  öder  1879  einen  Motorwagen,  welcher  zwei  Personen  befördern 
konnte«  Dieser  Wagen  war  noch  von  Batteriestrom  betrieben^  da  Greeö 
keine  Dynamo  zur  Verfügung  hatte;  es  ist  jedoch  aus  seinen  Au&eichnungen 
klar,  dass  er  eine  solche  beabsichtigt  hatte,  ebenso  eine  oberirdische 
Zuleitung.  In  Folge  vielfacher  Schwierigkeiten;  wurden  die  Patente^  welche 
er  im  August  1879  angesucht  hatte,  erst  im  Jahre  189 1  erthieilt«  In  der 
Praxis :  jedoch  waren  all  diese  Ideen  immer  nur  experimentell  versucht 
llirorden.  Im  Jahre  1879  aber  wurde  die  erste  elektrisdhe . Eisenbahn  ^  that<* 
sächlich  in  Betrieb  gesetzt,  und  zwar  in  der  Berliner  Industrie-AJüsstellang. 
durch  Siemens  &  Halske.  Diese  Bahn  kann  als  der  Ausgangspunkt  des 
heutigen  elektrischen  Eisenbahnwesens  betrachtet  werden.  Die  Zuleitung 
erfolgte  durch  eine  Mittelschiene^  die  Rückleitung  dprch  die  beiden  äusseren 
Schienen.  Der  Motof  war  die  reguläre  damalige  "'S  i'enlensdynamo,  die 
Achse  '  parallel  zum  :  Geleise,'  'die  UebertHigking  ^mitt^lst  >^  Kejgelräder,  und 
zwar  mit  doppelter  Uebersetzung,  das  ganze  auf  einer  kleinen  Locomotive 
montirt,  welche  in  eiüem  Anh&ngewagen  ca.  20  Passagiere  befördern  konnte. 
Die  Geschwindigkeit,  war  ca.   12  hm  per  Stunde.^       ,;     i  •     » 

Im  Jahre  1880  war  .  auf  der  Wiener  Gewerbe-Ausstellung  eine  kurzq 
elektrisöhe  Bahn  zu  sehen,)  welche  von  meinem  Vatfcr^  Herrn  B;  E  g  g  c  r,» 
gebaut  war,,  und  sich  dadurch  von  der  Siemensbahn  unterschied,  das» 
die  beiden  Schienen  allein  den  elektrischen  Stromkreis  bildeten.  Diese 
Bahn  war  unstreitig  die  erste  elektrische  Bahn  in  Oesterreich*Ungam,' 
welche  Thatsache    auch    in    ausländischen  Veröffentlichungen  •constatirtistj 

Um  diese  Zeit  begann  man  auch  in  Amerika  lebhaft  sich  mit  diesen 
Ideen : zu  befassen,  und  Pield,  Edison  u.  A.  nahmen  b^zfigliche  Patente^ 
ohne  jedoch  bis  zum  Jahre  1^83  Nennenswerthes  zu  erreichen,  während  in^ 
zwischen  Siemens  die  Bahn  in  Lichterfelde  in  Betrieb  gesetzt  hatte.  Im. 
genannten  Jahre  aber  kam  auch  in  Chicago  durch  die  vereinigten  Bemühungen 
von  Field  und  Edison  eine  Ausstellungsbahn  von  ca.  i  km  Länge  inr  Thätig-* 
ktlu  Dieselbe  bediente  sich  dreier  Schienen ;  interessant  ist,  dass  mit  den  Schienen 
behufs  Erhöhung  von  deren  Leitungsquerschnitt  separate  Drähte  verbunden 
waren.  Von  nun  an  ging  es  in  Amerika  mit  Riesenschritten  vorwärts; 
wäbrend  die  Europäer,  die  bis  jetzt  voraus  gewesen  waren,  ganz  zurück 
blieben.  Der  elektrischen  Locomotive  war  zu  dieser  Zeit  der  unbestrittene 
Vorzug  gegeben  worden ;  nicht  nur  auf  der  Chidagoer  Bahn,  sondern  auch  in 
alten  jetzt  folgenden  Experimenten  von  Van  Depoele  und  Daft. 
Erste rer  jedoch  verwendete  die  oberirdische  Zuleitung,  deren  Förderung, 
wcseotlich  ihm  zu  verdanken  ist,  letzterer  noch  das  Dreischienensystem.' 
Daft  benutzte  auch  zur  Geschwindigkeits-Regulirung  bereits  die  Methode, 
die  Schaltung  der  Feldspulen  entsprechend  zu  variiren. 

Einen  weiteren  Schritt  vorwärts  bildete  die  Versuchsbahn  von 
Bentley  81  Knight  in  Cleveland.  Dieselben  benutzten  eine  unterirdische 
Zuleitung,  indem  ein  geschlitzter  Holzcanal  zwischen  den  Schienen  ange- 
bracht war,  Henry,  Daft  und  Van  Depoele  brachten  nun  wieder 
weseDtliche  Verbesserungen  heraus,  besonders  hatte  Letzterer  sogar  einea 
Motor  mit  constanter  Geschwindigkeit  in  Anwendung  und  Hess  ihn  auf 
eine  Differential-Räderfibersetzung  treiben. 

Inzwischen  gesellte  eine  äusserst  markante  Persönlichkeit  sich  diesen 
Erlmdern  bei,  nämlich  Sprague.  Ihm  dankt  das  heutige  elektrische  Bahn- 
wesen  vor  allem  die  Art  und  Weise  der  Motoraufhängung,  u.  zw.  sowohl 
mit  doppelter,  wie  mit  einfacher  Zahnradübersetzung.    Seiner  uner*"«'''''^*^ 


27a 

Energie  \war  es  zuzu^cbreibbo,  da^a  im  Jähre  i388  in  Ric^ond  ieine>Babii 
mit  .20  Motorwägen,  nicht  .Locomotiven,  .  in  dauernden.  Betrieb  kam;  und 
von  da.  an  datii't  der  unglaubliche  Aufschwung  des  elektrischen^  «Verkehres 
in  den  Vereinigten  Staaten,  so  zwar,  dass,  während  im  Jahre  1&88  dortselbst 
13  elektrische  Bahnen  mit  95  Motorwägen  resp.  Locomotiven  in  Betrieb 
aber  ca.  johm  Länge  waren,  im  Jahre  1892  ebenda  Jß.SÖO*  Motor- 
wagen  ca.  9000  X;m  Geleise  befuhren« 

Wir  haben  nun  gesehen,  wie  sich  aus  dem  Einfachen  Batterie-Motor 
der  heutige  Eisenbahn-Motor  entwickelt  hat.  Wir  haben  ^  des  weiteren 
gesehen,  dass  gewisse  Momente,  die  seit  den  Kinderjahren  des.  efektriscäen 
Verkehres  maassgebend  waren,  1  immer  mehr  in  den  Vordergrudd  getreten 
sind,  ^o  der  Uebergang  von  elektrischer  Locomotiv-  auf  die.  Motorwagen-« 
babn^  von  Schienenzuleitung  iauf  oberirxiisphe  Zuleitung.  Die  Leistungen 
und  Bestrebungen  der  allerletzten  Jahre,  ich  nröchte  diese  als  die>  Aus^* 
bildungsepoche  bezeichnen,  bestanden  darin,  Motoren  von  entsprechender 
Stärke  bei  möglichst  eingeschränkten  Dimensionen  zu  bauen,  dieselben 
entsprechend  'auf  den  Wagen untergesteHen  unterzubringen,  ihre  Regulirung 
bequem  und  rasch  bedienbar  zu  machen  und  die  Uebertragung  der  Be^ 
wegung  von  Motorachse  auf  Wagenachse  stossfrei  zu  gestalten.  .     .  .) 

Die  äHerl^tzten  Constructionen  bestehen  darin,  jeden  Wagen  mit  zwei 
Motoren  äusieurüsten,  von  denen  jeder  eine  Achse  mittelst  einfacher. Zahnnad'« 
Übersetzung  antreibt.  Man  hat  es  nunmehr  soweit  gebracht,  dass  mit  Motor^ 
wagen  Steigungen  bis  13%  ^°  regulärem  Dienst  befahren  werden  und  dasä 
Geschlvindigkeitem  von  30  km  pro  Stunde  mit  Leichtigkeit  erreichbar  sind. 
Die  Beförderuhgsfähigkeit  der  Wagen  wurde  ganz  ausserordentlich  erhöhtj 
und  es  laufen  fast  in  allen  amerikanischen  Städten  einige  Wagen  mit  80  und 
mehr  Sitzplätzen.  *Die  Vortheile^  welche  somit  der  elektrische  Verkehr  dem 
Publikum  bietet,  sind  durch  kein  anderes  Strassenbahnsystem  .  in  -  gleicher 
WeisC'  bis  jetzt  möglich,  auch  nicht  durch  die  Kabelbahn,  die  weder  did 
Schmiegsamkeit  eines  elektrischen  Systems,  welches  sich  allen  Localver- 
hältnissen  'anjpasst,  besitzt,  noch  eine  regulirbare  Gesell  windigkeit  ihr'  Eigen 
nennt.  /  - 

ßs.  wird  nun  am  Platze  sein,  die  Constructions*Principien  zu  analysiren^ 
auf  welchen  dae  Leistungen,  welche  der  elektrische  Betrieb  aufweist,  basiren 
und  zu  untersuchen,  inwieweit  dieselben  den  Gesetzen  mechanisch  und 
elektrisch  richtiger  .Constructionen  genflgen  und  den  Anforderungen  an 
Sicherheit   und  Oekonomie  des  Betriebes  entsprechen. 

Man  begeht  häufig  den  Fehler,  eine  elektrische  Eisenbahn  als  etwas 
rein  Elektrisches  hinzustellen  und  zu  kritisiren.  Eine  elektrische  Bahn  kann 
aber  ordnungsgemäss  und  mit  Erfolg  nur  arbeiten,  wenn  alle  elektrischen  und 
mechanischen  Factoren  richtig  zusammenwirken.  Es  gehört  also  hieher  nicht 
nur  der  Motor  und  die  Leitung  (von  der  Kraftstation  sei  noch  abgesehen), 
sondern  auch  das  Wagengestelle  und  das  Geleise  nebst  vielen  anderen 
weniger  hervortretenden  Details,  die  jedoch  alle  von  Wichtigkeit  sind« 

Ich  werde  mir  nun  erlauben,  einen  modernen  elektrischen  Wagen  zu 
schildern,  um  dann  an  der  Hand  dieser  Schilderung  weitere  Schlüsse  zu 
ziehen. 

Die  heutigen  Wagen-Untergestelle  haben  ein  wesentlich  verschiedenes 
Aussehen  von  den  Untergestellen  der  Pferdebahn  wagen,  aus  denen  sie  hervor- 
gegangen sind.  Während  nämlich  diese  die  beiden  Achsen  in  Lagern  laufen 
baben^  welche  untereinander  in  keiner  weiteren  Verbindung  stehen,  bemüht 
man  sich,  beim  Motorwagen  die  Achslager  beiderseits  durch  Trägercon« 
structionen  so  zu  verbinden,  dass  ein  möglichst  stabiler  Rahmen  geschaffen 
wird,  auf  dem  der  Motor  oder  die  Motoren  aufliegen.  In  diesem  Rahmen 
IcA»«*«    «ir^li    die  Achsbüchsen    vertical    auf-  und  abbewegen    und  auf  ihm 


274  • 

siut  der  leicht  Jtbbebbare  Wagenkasten  federnd  auf.  Die  modernen  Wagen 
Bind  nun  alle  mit  zwei  Motoren  ausgerüstet,  u.  zw.,  wie  ja  ganz  allgemein 
bekannt,  Hanptstrote^Motoren.  Dieselben  sitzen  auf  dem  Rahmen  des  Unter- 
gestelles auf,  am  einen  Ende  federnd,  während  sie  am  anderen  Ende  mittelst 
Büchsen  die  Wagenacfasea  umgreifen,  so  dass  jeder  Motor  eme  Achse 
antreibt.  Die  Uebersetzung  ist  eine  einfache.  Ein  kleines  Znhnrad  sitzt  anf 
der  Armatur  welle,  das  entsprechende  grosse  auf  den  Wagenachse. 

Bei  den  früheren  Constructionen  war  die  Uebersetznng  eiae  doppelte, 
so  swar,  dass  eine  Vorgelegsachse  eingeschaltet  war,  bevor  der  Abtrieb 
auf  die  Wagenachse  geschah« 

Die  Regultrung  dieser  Motorwägen  mit  zwei  Motoren  erfolgt  dnrch 
einen  Schaltapparat,  welcher  es  ermöglicht,  unter  Anwendung  von  Wider- 
ständen dieselben  stufenweise  parallel  oder  hintereinander  za  schalten.  Anf 
eine  Regulirung  mitteist  Combination  der  Pcldspolen  konmtt  man  nnnmekr 
nur  mehr  sdteaer  zurück.  Dieselbe  lässt  sich  bei  Zw€tmotoreo^S3rstemen 
schwer  durchführen* 

Die  Schaltapparate,  mit  wdchen  die  verschiedenen  Schaltungen  der 
Wagen*Motoren  hergestellt  werden,  arbeiten  in  der  Weise»  dass  beim  An- 
fahren beide  Motoren  unter  Vorschaltung  eines  entsprechenden  Wider- 
standes in  Serie  geschältet  werden.  In  dem  Maasse,  als  mehr  Geschwindigkeit 
und  weniger  Zugkraft  erforderlich  wird,  also  der  Wagen  die  Reibung  der 
Ruhe  bereits  überwunden  hat,  wird  auf  die  Parallelschaltung  beider  Motoren 
übergegangen. 

Da  die  Schaltapparate  stets  den  gesammten  Strom  führen  und  auch 
bei  verschiedenen  Schaltangsübergängen  Inductionsfanken  sich  ergeben,  so 
müssen  diese  in  ihrer  Constrnction  gegen  Funkenbildung  ganz  besonders 
geschützt  sein.  So  sind  z.  B«  die  neuesten  ^Controllern  der  Westing- 
house  Co.  ganz  auf  einer  Porzellanwalze  montirt,  während  diejenigen  der 
General  Electric  Co.  einen  grossen  Elektromagnet  als  Funkenlöscher 
besitzen. 

Wenn  wir  die  Wirkungsweise  des  Hauptstrom-Motors  als  Bahnmotor 
betrachten,  so  ist  dieselbe  in  den  verschiedenen  Stadiisn  der  Bewegung  eine 
^aQ£  und  gar  verschiedene.  Beim  Ahfahren,  wo  man  gezwungen  ist,  ganz 
iaagsam  zn  fahren,  bei  Geschwindigkeitsverringerungen  beim  Bergauf- 
fabrcn  etc.  wird  bei  grosser  Stromstärke  wenig  Spannung  gebraucht,  da  ja 
ebeti  diese  maassgebend  für  die  Geschwindigkeit  ist.  Es  muss  daher  die 
eJektromotoriscbe  Kraft  der  Linie  im  Anker  entsprechend  reducirt  werden, 
um  dae  gewisse  geringe  Geschwindigkeit  zu  erzielen.  Diese  Reduction  er- 
folgt durch  vorgeschaltete  Widerstände  und  ist  also  ein  directer  Verlust. 
Derselbe  ist  beim  Zweimotoren-System  natürlich  geringer  als  beim  Ein- 
mutoren-System,  aber  immerhin  ziemlich  bedeutend.  Auch  bei  denjenigen 
Systemen,  welche  wie  das  S  p  r  a  g  u  e'sche  die  Regulirung  des  Motors  durch 
Variirung  der  Feldspulen  erzielten,  war  ein  ziemlicher  Verlust  in  diesen 
selbst  vorhanden. 

Je  schneller  erst  der  Hauptstrom-Motor  zu  laufen  hat,  desto  grün- 
9tiger  stellt  sich  sein  Effect  im  Bahnbetrieb,  indem  dann  die  ganze  Spannung 
der  Linie  benützt  werden  kann.  Man  kann  aber  annähernd  aus  dem  Vorher- 
ig cbt^oden  schliessen,  dass  bei  gleicher  Belastung  ein  Eisenbahn-Motor  für 
jede  Geschwindigkeit  die  gleiche  Arbeit  consumirt.  Es  ergibt  sich  daraus, 
liass  der  elektrische  Betrieb  noch  sehr  unökonomisch  ist,  und  thatsächlicb 
ist  der  durchschnittliche  Nutzeffect  der  Motoren  mit  einfacher  Ueber- 
setzung kaum  einige  6o  Procent.  Im  Momente  des  Anfahrens,  wo  eine  drei- 
his  vierfache  Stromstärke  gebraucht  wird,  dagegen  fast  keine  Spannung, 
faUt  dieser  Effect  oft  unter  io%,  bis  nicht  der  Wagen  eine  Geschwindigkeit 
vom   1/3  m  pro  Secunde  erreicht  hat.  (Schluf 


275 


Das  Peuerxneldewesen  in  Wien. 

(Atts  dnem  Vortnig^e  des  Herrn  Ingenienrs  JULIUS  STERN  im  Allgetneinen  technisehfeti  Vertiikfe.) 

.    (Schluss.) 

Ende  1892  sind  im  Ganzen  530  Meldestationen  vorhanden.  Hiezu 
mOssten  eigentlich  noch  die  8000  Telephonstatiooen  der  Privat-Telegraphen- 
GeaelUchaft  gerechnet  werden,  da  auch  durch  dieselben  Feuermeldungen 
an  die  Feuerwehr  abgegeben  werden.  Die  Zahl  der  telephonischen  Meldungen 
ist  im  steten  Steigen  begriffen,  was  sehr  deutlich  durch  die  ^^Telephon- 
curve^   in  Fig.   11  dargestellt  erscheint. 

Die  Curve  beginnt  im  Jahre  1882  und  steigt  stetig,  bis  sie  1892 
circa  90    Meldungen    erreicht.    Die    graphischen    Darstellungen    in  Fig.   1 1 


»■■■■■■■■■■■■ 

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lOül 


■■■■■■■■■■■■■■■ 

wasBsmm 


taisii  ne  -ia  t^o  ai  ei  sa  ߥ  b5  m  01  ss  ta  od  31  Sl 

indenjahren 
Fig.  11. 

zeigen  die  Zu-  und  Abnahme  der  Brandmeldungen  vom  Jahre  1876  bis  Ende 
1892.  Wir  finden  verzeichnet  die^  Meldungscurven  des  Thürmers,  der 
Polizei,  der  freiwilligen  Feuerwehren,  des  Telephons,  die  mündliche 
Meldongscurve  und  endlich  die  Feuerautomaten-Meldungscurve.  Die  oben 
stark  gezeichnete  Curve  zeigt  die  Summe  aller  vorerwähnten  Meldungsarten. 
Betrachten  wir  nun  genau  den  Verlauf  dieser  Curven,  so  bemerken  wir, 
dasB  während  des  Zeitraumes  von  1876  bis  1892  die  Curven  der  Polizei- 
und  freiwilligen  Feuerwehr-Meldungen  keinerlei  wesentliche  Veränderungen 
zeigen,  dass  die  mündliche  und  die  Telephoncurve  um  Geringes  gestiegen, 
diftj.Tlint*«nercurve  um  Geringes  gefallen  ist.  Das  Erstere  sowie  das  Letztere 
1  "türliche  Fe'        *        ^hs  der  rapid  wachsenden  Bevölkerungszahl 


L 


276 


Wiens  und  des  Fortschrittes  der  Telephontechnik,  andererseits  der  modernen 
hohen  Bauart,  durch  welche  der  Gesichtskreis  des  Thüraa^rs  etwa^ 
eingeengt  wird. 

Auffallend  dagegen  erscheint  der  Umstand,  dass  die  Curve  der 
Automaten-Meldungen,  im  Jahre  1880  beginnend,  eine  sa  immense  Höhe 
erreicht  und  dadurch  aucti  die  Summencurve  eine  rapid  steigende  Tendenz 
^erhält.  Wäre  die  Summencurve  bei  steigender  Automaten  curve  ungcfähi^ 
hortsontal  gewesen,  das  heisst,  *  die  Gesamratmeldungszahl  würde  bis  auf 
geringe  DilTerenzen  glefchgcblieben  sein,  so  könnte  man  den  Schlusi^  daraus 
ziehen,  dass  viele  Meldungen,  früher  durch  Polizei,  Thürmer/  mündlrch  u*.  s,  w; 
g^gfeben,  jetzt -durch  die  Automaten  erfolgen.  Es  müsste  daher  ein^Abnehmen 
äiröbi-igenCurven  stattfinden.  '  ...    i       .       j 

Thatsächlich  aber  verhält  sich  die  Sache  ganz  anders.  Bis  auf  die 
einzige  Ciirvc  des  Thürmers,  welche  etwas  abgenommen  hat^  sind  alle 
übrigen  Curven    so    ziemlich    gleichgeblieben.    Zu  dieser  nahezu* jedes  Jahr 


187611   j8  19  80  Bi  S2  83  84  S5SG  85  ßS  S9  90  91  92 

in    den  Jahren 
Fig.  12. 

Constanten  Summe  der  Meldungen  gesellt  sich  die  Zahl  der  'Automaten- 
Meldungen  hinzu,  ohne  die  übrigen  Meldungsarten  trotz  Einführung  der 
Automaten  fortgeführt  und  ausserdem  durch  die  Automaten  eine  ganz 
bedeutende  Anzahl  von  Feuermeldungen  abgegeben  wurden.  Es  wurde  also 
der  grossen  Bequemlichkeit  halber  jedes  und  selbst  das  kleinste  Feuer 
sofort  angezeigt,  was  man  früher  in  vielen  Fällen  unterlassen  hatte  und 
erst  dann,  als  das  Feuer  grössere  Dimensionen  annahm,  müpdlich  zur 
Anzeige  brachte.  Folgern  wir  weiter,  so  kommen  wir  zu  dem  Schlüsse, 
dass  von  .dem  Momente  an,  als  die  Feuermelder  in  Wien  eingeführt  wurdeo,i 
die  Zahl  der  Kieinfeuer  im  Steigen,  die  der  Grossfeuer  im  Fallen  begriffen 
sein  müsste.  Den  Beweis  hiefür  sehen  wir  in  Fig.  12.  Diese  Figur  ver- 
anschaulicht die  Zu-  und  Abnahme  der  wirklich  stattgehabten  Brände 
von  1876  bis  Ende  1892.  Wir  bemerken  thatsächlich  in  den  Jahren  1880 
und  1881  ein  bedeutendes  Steigen  der  Curve,  welche  die  Kleinfeuer 
Uiustrirt  und  ein  Fallen  der  Grossfeuercurve.  > 

Allerdings    muss    hiezu    noch    bemerkt    werden,    dass  im  Jahre   1885 
während     der     Reorganisation     der     Feuerwehr     auch     die     Statistik    einer 


277 

ptngehend^n  Umänderung,  unterzogen  wurde.  So  wurde  unter  Anderem  auch 
die  Definition  für  „Gross-*,  „Mittel-**  und  „Kleinfeuer"  festgeaeczt..  P& 
hicss  es,  dn  ^ Mittelfeuer"  ist  jenes  Feuer,  zu  dessen  Bewältigung  mindestens 
cin.c  ScUauchlinie  nöthig  .war,  ein  „Grossfeuer"  ist  jenes  Feuer,  das  durch 
mehr  als  zwei  Schlauchlinien  gelöscht  werden  musste ;  alle  flbdgen  Isleincr^o 
Brände.  z||hiten  zu  den  „Kleinfeuem".  Früher  gab  es  nur  einen  Unterschied 
zwischen    einem    grossen    und    einem    kleinen  Feuer. 

Um  also  den  Curven  von  1876  bis  1885  eine  ihrepi  bisherigen 
Charakter  entsprechende  Fortseuung  zu  geben,  musste  ein  gewisser 
Procentsatz  von  den  Aufschreibungen  abgezogen  werden.  Was  bis  zum 
Jahre  1885  als  Grossfeuer  bezeichnet  wurde,  war  thatsächlich  ein  sehr 
grosses  Feuer,  wie  wir  derartige  seit  dieser  Zeit  glücklicherweise  immer 
weniger  aufzuweisen  haben.  Nach  den  praktischen  Erfahrungen  wurde  dieser 
Procentsiatz  mit  33  in  Abzug  gebracht  und  die  Curve  vervollständigt.  Die 
Mittelfeuer  seit   1885  wurden  zu  den  Kleinfeuern  hinzugezählt. 

Wir  sehen  also  in  Fig.  12  vier  Curven:  eine  Grossfeuer-,  eine 
Kleinfeuer-,  eine  Summen-  und  eine  Procentcurve  der  Grossfeuer. 

Wir  sehen  ferner  die  Kleinfeuercur.ve  vom  Jahre  1880  an  steigen, 
die  Grossfeuercurve  fallen.  Die  punktirte  Curve  gibt  die  procentuelle  Ab- 
nahme der  Grrossfeuer  an,  im  Vergleiche  zu  den  Gesammtbränden  und 
fällt  diese  im  Jahre   1882   ganz  rapid. 

Aus  all  dem  Vor  hergesagten  erkennt  man  nun  klar  nnd  deutlich  den 
wobithuenden  Einfluss,  den  eine  correct  durchgeführte  Fenermelde-Anlage 
auf  die  Brandstatistik  einer  Stadt  auszuüben  im  Stande  ist. 

Wönn  wir  die  sich  stets  vermehrende  Bevölkerungszahl  Wiens  in's 
Auge  fassen,  wenn  wir  ferner  Bedacht  nehmen  auf  die  durch  Erbauung 
von  Gebäuden  und  Fabriken,  sowie  durch  die  Einrichtung  von  verschiedenen 
Unternehmungen  der  Kleingewerbetreibenden  bedingte  grössere  Feuer- 
gefährlichkeit, so  können  wir  uns  über  das  stete  Steigen  der  Curven  aller 
Brände  gewiss  nicht  wundern,  worunter  auch  noch  alle  die  kleinen  Brände 
mitgerechnet  sind,  welche  bei  Ankunft  des  Löschtrains  bereits  unterdrückt 
waren.  Und  deren  sind  gar  viele.  Diese-  gelangen  in  Folge  der  grossen 
Bequemlichkeit  und  Nähe  der  Automaten  sofort  zur  Anzeige  und  werden 
dann  durch  Hausleute  rasch  gelöscht.  Das  ist  ja  der  Hauptzweck  einer 
Feuermelde-Anlage,  rasch  und  sicher  jeden  kleinsten  Brand  melden  zu  können. 
Die  Zeit,  welche  verstreicht  von  dem  Momente  an,  als  ein  Brand  bemerkt 
wurde  bis  zum  Eintreffen  des  Löschtrains  auf  dem  Brandplatze  ist  wohl 
einer  der  wichtigsten  Punkte  auf  dem  Gebiete  der  Löschtechnik.  Diese 
soll  so  kurz  als  eben  möglich  sein.  Sie  setzt  sich  aus  folgenden  .Factoren 
zusammen: 

1.  Aus  der  Zeit,  welche  die  meldende  Person  braucht,  um  zu  dem 
nächsten  Feuermelder  zu   gelangen, 

2.  aus  der  Zeit,  welche  zur  Abgabe  und  Aufnahme  der  Depesche 
benöthigt  wird,    und  endlich 

3.  aus  der  Zeit,  welche  der  Löschtrain  braucht,  um  auf  den  Brandort 
zu  gelangen. 

Der  erste  Punkt  ist  es  zunächst,  der  durch  die  überaus  günstige 
Vertheilung  der  Automaten  wesentlich  eingeschränkt  wurde.  Dabei  wird 
jedoch  von  der  feuermeldenden  Person  vorausgesetzt,  dass  sie  sich 
ungesäumt  zum  nächsten  Automaten  begibt  und  nicht  etwa  in  der  Auf- 
regung planlos  umherirrt  oder  gar  die  Meldung  versäumt.  Der  zweite 
Punkt  ist  gewöhnlich  ein  Zeitraum  von  Secunden.  Was  den  dritten  Punkt 
anbetrifft,  so  ist  es,  dank  der  Tüchtigkeit  unserer  Wiener  Feuerwehr,  je 
Dach  Entfernung  des  Brandortes  nur  ein  Zeitraum  von  wenigen  Minuten. 
Wenn  also  die. Zeit,    .«  'ie  im  ersten  Punkte  angeführte,    in  der  vor- 


278 

erwähnten  Art  und  Weise  verwendet  wird,  so  kann  man  fOglich  behaopteoi 
dass  durch  das  rasche  Eingreifen  der  Feuerwehr  in  den  meisten  Fällen 
ein  solcher  Brand  im  Entstehen  schon  unterdrückt  wird.  Und  dieses 
rasche  Eingreifen  ist  eben,  wie  vorher  gezeigt,  abhängig  in  erster  Linie 
von  den  Meldungseinrichtungen« 

Die  Anforderungen  welche  an  die  Wiener  Feuerwehr  gestellt  werden, 
sind  durchaus  keine  geringen  zu  nennen ;  wir  können  jedoch  mit  Beruhigung 
der  weiteren  Entwicklung  entgegensehen,  umsomehr,  da  Männer  an  der 
Spitze  dieser  Institution  stehen,  welche  sich  durch  ihre  Tüchtigkeit»  Energie 
und  Umsicht,  durch  ihre  bisherigen  Verdienste  um  das  Feuerlöschwesen 
den  aufrichtigsten  Dank  aller  Wiener  erworben  haben. 

Wir  glauben  behaupten  zu  dürfen,  dass  unsere  Feuerlösch-  und 
Meldeeinrichtungen  im  Vergleiche  zu  denen  anderer  Grossstädte  als  mnster- 
giltig  bezeichnet  werden    können. 


Internationale  Ausstellung  Wien  (Rotunde). 

Seit  der  Elektrischen  Ausstellung  im  Jahre  1883  sind  wir  daran  ge* 
wohnt,  die  Ausstellungen  in  der  Rotunde  auch  während  der  Abendstunden 
geöffnet  und,  wie  dies  heute  selbstverständlich  ist,  elektrisch  beleuchtet  zu 
sehen.  Jedesmal,  wenn  die  Ausstellungen  in  der  Rotunde  elektrisch  beleuchtet 
werden  sollten,  war  bis  jetzt  für  diesen  Zweck  die  Einrichtung  einer  eigenen 
elektrischen  Erzeugungsstätte  mit  den  entsprechenden  Baulichkeiten,  grossen 
Kessel'  und  Maschinenanlagen  nothwendig. 

Der  Lärm  der  Maschinen^  die  rauchenden  Schlote  und  lästiger  Kohlen« 
dunst  waren  die  unvermeidlichen  Begleiterscheinungen  der  elektrischen  Aus- 
stellungsbeleuchtungen, Dies  ist  nunmehr  gründlich  anders  geworden.  Die 
Maschinenanlagen,  welche  man  nach  jeder  Ausstellung  abtragen  musste,  um 
sie  bei  einer  nächsten  Ausstellung  für  kurzen  Gebrauch  mit  grossem  Kosten* 
aufwände  wieder  neu  aufzustellen,  sind  jetzt  überflüssig  geworden  und  wird 
der  Dampfbetrieb  für  die  Zwecke  der  elektrischen  Stromerzeugung  fortab 
zur  .Erhöbung  der  Annehmlichkeiten  des  Ausstellungsbesuches  entfallen. 
Diese  vortbeilhafte  Aenderung  ist  durch  den  Bestand  der  grossen  elek- 
trischen Centralanlage  der  Interna  t  ional  en  Elektricitäts-Gesell- 
Schaft  ermöglicht  worden.  Die  genannte  Gesellschaft  hat  bekanntlich  ihre 
Kabelleitungen  schon  seit  längerer  Zeit  auch  nach  dem  Prater  behufs  Be« 
leuchtung  zahlreicher  Praterobjecte  ausgedehnt  und  dabei  zur  Versorgung 
der  Rotunde  einen  eigenen  Kabelstrang  nach  dem  Ausstellungsrayon  geführt« 

Aus  diesem  Kabel  erfolgt  nun  durch  die  elektrische  Centralstation  der 
Gesellschaft  die  Lieferung  von  Strom  für  die  allgemeine  Rotundenbeleuchtung 
und  die  Beleuchtung  der  einzelnen  Ausstellungsobjecte,  der  Interieurs  und 
des  Internationalen  Dorfes.  Die  allgemeine  Beleuchtung  wird  durchwegs 
mittelst  Wechselstrombogenlampen  versorgt  und  sind  im  Innern  der  Rotunde, 
den  Transepten,  Galerien  und  unter  den  Arkaden  insgesammt  181  Bogen- 
lampen von  grosser  Lichtstärke  angebracht.  Für  die  genannten  besonderen 
Zwecke  der  Aussteller  sind,  und  zwar  zum  grösseren  Theile  in  den  Ob- 
jecten  des  Internationalen  Dorfes,  an  lOOO  Glühlampen  eingerichtet.  Diese 
Lichtanlage,  welche  nicht  blos  das  Parterre  der  Rotunde  glänzend  beleuchtet, 
sondern  auch  den  Hochraum  derselben  bis  hinauf  zur  Laterne  erhellt,  ist, 
wie  sich  jeder  Ausstelluogsbesucher  überzeugt,  von  effectvollster  Wirkung. 
Neben  der  elektrischen  Beleuchtung  versorgt  die  Internationale  Elek- 
tricitäts-Gesellschaft  aus  demselben  Kabel  auch  den  für  einzelne 
Ausstellungsobjecte  erforderlichen  Kraftbetrieb  mit  Elektricität,    so  die  Ex- 


279 


Positionen  der  Firmen  Efslor,  Hoerde  &  Co.,  Ganz  &  Co,  Die  in  tech- 
nischer Beziehung  interessante  Neuerung  in  der  elektriscbcD  ßckucbtung 
der  Rotunde,  welche  zum  erstenmale  die  Durchführung  einer  so  umfassenden 
ieterimislischen  Beleuchtung  im  Anschlüsse  an  ein  st&ndigcs  Elek tri citäts werk 
darstellt,  ist  auch  im  Hinblicke  darauf,  dass  die  kostspieligen  Maschinen« 
einrichtungen  erspart  werden,  ökonomisch  bedeutungsvolft  und  wird  dieser 
Voriheil  gewiss  auf  den  Etat  der  gegenwärtigen  und  der  künftigen  Aus- 
scellungea  günstig  zurückwirken.  Sehr« 


Uebar  die  alaktrlachen  Eisenbahnen  In  Wien. 


In  der  Sitsong  das  Wiener  Gemeinde* 
rathee  vom  12.  April  L  J.  wurde  vom  Ge- 
meinderathe  Herold  in  Angelegenheit  der 
Erbanang  yon  elektrischen  Bahnen  in  Wien 
die  nachstellende  Interpellation  gestellt: 

„Ein  Jahr  ist  verstrichen,  seit  dem  Wiener 
Gemeinderatbe  ?rojecte  für  Erbanong  yon 
elektrischen  fiahnen  überreicht  wurden. 
Ueber  diese  Projecte  ist  noch  nicht  referirt 
worden.  Wieder  sind  drei  Monate  ver- 
strichen, seit  neue  Projecte  fhr  Erbauung 
▼oa  elektrischen  Bahnen  dem  Gemeinderatbe 
ftberreicht  worden,  und  wir  stehen  genau 
dort,  wo  wir  vor  mehr  als  einem  Jahre  ge- 
standen. Der  Bau  der  Wiener  Verkehrs- 
anlagen geht  langsam,  der  Bau  elektrischer 
Bahnen  geht  gar  nicht  von  statten.  Die 
Projecte  liegen  unberathen  in  den  Aemtem 
und  den  Gemeinderath  trifift  der  Vorwurf, 
dass  seine  Saumseligkeit  es  verFchuldet,  dass 
der  Wiener  Bevölkerung  ein  Verkehrsmittel 
entzogen  wird,  welches  sich  in  anderen 
Städten  auf  das  Glänsendste  bewährt  hat. 
Der  Umbau  ganzer  Stadttheile,  die  Erbauung 
neuer  Bezirke,  die  Vollendung  der  schönsten 
Strassen,  der  Aufschwung  der  mit  der  grossen 
Bauthätigkeit  verbundenen  Gewerbe  ist  in 
Budapest  wesentlich  auf  den  systematischen 
Ausbau  der  elektrischen  Bahnen  surücluu- 
fabren.  In  Wien  würde  sich  diese  Bau- 
thätigkeit, die  durch  die  Steuerbefreiung  für 
Umbauten  Bicht  bewirkt  werden  konnte,  auch 
erst  dann  entwickeln,  wenn  in  unseren 
Strassen  die  elektrischen  Bahnen  gefühlt 
würden,  welche  den  Verkehr  beleben,  ohne 
die  Störung  der  Tramways  oder  Locomotiv- 
bahnen  mit  sich  zu  führen.  Allein  es  scheint, 
als  ob  in  gewissen  Kreisen  unserer  Ver- 
waltung der  Wille  nicht  vorhanden  wäre, 
für  Wien  das  Nothwendige  zu  thun.  Einige 
der  projectirten  elektrischen  Bahnen  hätten 
binnen  sechs  Monaten  gebaut  werden  können, 
statt  de^en  liegt  dem  Gemeinderatbe  noch 
nicht  der  geringste  Bericht  vor.  Es  hiess 
zwar,  der  Stadtrath  habe  ein  Comit^  ein- 
gesetzt, welches  „alle  Projecte**  zusammen 
berathen  werde,  allein  von  der  Thätigkeit 
dieses  Comit^  haben  wir  nichts  gehört, 
trotzdem  sich  der  Führer  der  Opposition  in 
demselben  befindet,  der  sich  ja  dessen  rühmte, 
was  er  angeblich  für  Wien  erwirkt  habe.  In 
Sachen  der  elektrischen  Bahnen  ist  nichts 
geschehen.  Würde  ich  einen  Antrag  stellen, 
so  würde  er  dem  Stadtrathe  zugewiesen  und 


dort  bis  zum  Auferntehnngstage  schlummern. 
Ich  bin  daher  gezwuDgcn,  dareUt  die  Er* 
bauung  der  elektrlEchea  Buhnen  nicht  ein* 
schlafe,  durch  eine  InterpclLacion  aic  zm 
Sprache  zu  bringen,  m  der  Hoffnung^  dm&a. 
der  Herr  Bürgermeister  nicht  nur  meioc 
Frage  beantworten,  sondern  dano  auch  ver- 
anlassen wird,  dass  nicht  länger  mehr  ge* 
zögert  werte,  damit  Wien  endtich  eiae 
elektrische  Bahn  unabhängig  van  den  Pro- 
jecten,  die  noch  an  qds  herantreten  werden, 
auf  Grund  der  schon  vorhandenea  Projecte 
erhalte.  Ich  frage  al^o  den  Herrn  Bürger- 
meister: I.  Woran  liegt  es,  dass  Über  diese 
Angelegenheit  noch  immer  nicht  referirt 
wird?  2.  Gedenkt  der  ilorr  Hü^germci!^tel: 
die  Angelegenheit  zu  beschleuQigen  und 
einer  günstigen  Lösung  KUAuführeu  .^'^ 

Diese  InterpellatioQ  wurde  votn  Bürger- 
meister bereits  in  der  Sitznng  des  Gemeinde- 
rathes  vom  13.  April  beantwürtet.  Der  Bürger- 
meister theilte  mit,  dass  die  diesbezügjichcn 
Projecte  einem  aus  dem  Stadtrathe  gewähllea 
Comii^  zugewiesen  worden  sind,  v^ckhes 
seine  Berathnngen  unterbrochen  hat,  weil  ca 
nothwendig  geworden  ii\  Erhebungen  über 
das  Rechtsverhällnisit  der  projectirten  elek- 
trischen Bahnen  zu  den  bereits  bciitehendeu 
Bahnen  zu  pflegen.  Die^e  Erhehup^en  simi 
nunmehr  abgeschlossen  wurrleOf  at^dai^s  dtks 
Comitö  seine  Berathungea  demnäcbät  wieder 
aufnehmen  werde. 

Dieses  Comitd  hat  nnn  am  iS.  v.  M. 
eine  Sitzung  abgehalten^  über  den  V^cjrlaaf 
derselben  wird  Folgendes  verlauEbart  : 

Der  Referent  d«  Magistrates  über  die 
Rechtsverhältnisse  der  elt^ktri^ch^n  Bahn« 
gesellschaften  erstattete  eiucn  tiDgelieoden 
Bericht.  An  dieses  Referat  schlu^s  ^ith  eine 
mehrstündige  Discusdorj  an^  in  w^ekher  ins- 
besondere die  Frage  dti  lltimf^llsrechiei 
erörtert  und  hervorgeimben  wurde,  dass  die 
österreichische  Gesetz^cbuDj^  dermalen  onr 
ein  Heimfallsrecht  an  den  Stnat  kenne.  Das 
Comit^  hat  über  diesem  Referat  einen  Bn- 
schlttss  in  dieser  Sitzung  nicht  ^efa^<tt  und 
soll  erst  demnächst  mic  der  mcninrichen 
Berathung  der  einzelnen  l'r^jjecie  Ifcgonneti 
werden.  Diese  officiclie  Verl  aut  bar  ung  ver- 
dient jedoch  einen  kle.nen  Commctiiar.  Wie 
aus  uoseren  früheren  iJenditei^  bekannt  ist, 
war  dem  Wiener  Ma^i^^trate  die  Mission 
übertragen  worden,  eich  über  dit  Recht k- 
verhältnisse  zu  informiren,  wie  tie  in  ao deren 


280 


I 


Städten  und  Ländern,  wo  el^triscfae 
Strassenbahoen  bestehen,  geübt  werdep,  und 
sich  '  namentlich  auch  über  da3  Heimfalls- 
recht, wie  es  anderwärts  In  Oehnng  ist,  zn 
oriontiren.  Der  Magistrat  war  schon  beauf- 
tragt, über  diese  seine  W^dimehmnngen  an 
das  yom  Stadtrath  eingesetzte  elektrische 
Comild  zu  berichten.  '  Der  Wiener  Magistrat 
hat  sich  aber-  merkwürdiger  Weise  seine 
Aufgabe  sehr  vereinfacht  Diese  amtliche 
Stelle  beschränkte  sich  darauf,  nur  diejenigen 
Bestimmungen  zusammenzustellen,  welche 
bei  ioländischen,  d.  h.  spedell  österreichischen 
elektrischen  «Strassenbahnen  geltend  sind. 
Bisher  existiren  aber  leider  in  Oesterreich, 
d.  i.  in  den  im  Reichsrathe  vertretenen 
Königreichen  und  Ländern  nur  zwei  mit 
elektrischer  Kraft  betriebene  Bahnen,  und 
iEwar  die  eine  von  MÖdling  in  die  Hinter- 
brtthl,  nnd  die  andere,  die  Kfi2{k*scbe 
Bahn,  in  Prag.  Bei  bestem  Willen  kann 
wohl  die  Bew^tigung  einer  solchen  Aufgabe 
nicht  als  eine  allzu  schwere  un^  besonders 
änerkennenswerthe  bezeichnet  werden.  Was 
nun  den  meritorischen  Inhalt  der  für  dit 
beiden  genannten  österreichischen  elektrischen 
Bahnen  geltenden  Heimfallsbestimmungen 
anbelangt,  so  fällt  das  Heimfallsreeht  für 
diese  Bahoeo,  die  nicht  auf  städtischem 
Gemeindegebiete  geführt  sind,  coocessions- 
mässig  dem  Staate  zu.  Das  Beispiel  dieser 
beiden  Bahnen  ist  aber  keineswegs  geeignet, 
die  Frage  der  Lösung  näher  zu  bringen, 
wie  sich  das  Rechtsverhältniss  für  eine  elek- 
trische Bahn  zu  stellen  hat,  die  innerhalb 
und  auf  städtischem  Gemeindegebiete  und 
speciell  innerhalb  der  Stadt  Wien  erbaut 
wird.  Der  Wiener  Magistrat  vertritt  die 
Aoschauung,  dass  das  Heimfallsrecht  für 
eine  solche  Bahn  einzig  und  allein  nur  der 
Stadtgemeinde  zufallen  köooe,  nachdem  das 
Eigenthumsrecht  an  dem  städtischen  Grund 
und  Boden  und  somit  auch  das  Verfügung»- 
Tccht  über  denselben  ausschliesslich  der  Ge- 
rn £  in  de  zusteht,  und  diese  Rechte  derselben 
nucti  kraft  gerichtlicher  Entscheidung  zuer- 
kanut  worden  sind.  Diese  Auffassung  hat 
ihatüiichlich  sehr  viel  für  sich.  Bei  solchen 
I^c^hnen,  welche  auf  privatem,  d.  h.  städtischer 
ndcr  staatlicher  Verfügung  nicht  unmittelbar 
unterworfenen  Grund  und  Boden  errichtet 
werden,  ist  das  Bahnunternehmen  bemttssigt, 
iMT  Schaffung  seiner  Bahn  den  notbwendigen 
Gruod  und  Boden  in's  Eigenthum  zu  er- 
werben^ Hat  sich  dann  der  Staat  concessions- 
müssig  den  Heimfall  der  Bahnlinie  ausbe- 
Uungcn,  so  fällt  das  Gesammteigenthum 
ftD  *1iesep  Bahn  dem  Staate  zu.  Bei  Bahnen 
hingej^eo,  die,  wie  Stadtbahnen  und  speciell 
Jen«  für  Wien,  für  ihre  Linien  nicht  das 
Ei^cnthum  an  den  zu  befahrenden  Strassen- 
|f>e-IeQ  erwerben  können,  sonderu  {>los  die 
Ueiuiizung  dieser  Grundtheile  von  dem 
(iTtindeigenthümer,  d.  i.  von  Seite  der  Stadt- 
gtfnrndinde,  gestattet  erhalten,  könnte,  wenn 
flsi^  Heimfallsreeht  zu  Gunsten  des  Staates 
l^ennsprucht  wird,  ofienbar  nicht  die  ge- 
^mmmrc  Bahn  an  den  Staat  als  Heimfalls- 
tie rechtigten    übergehen,    sondern    zweifellos 


nur  jepe  EestandtheUe  derse^en,  über 
welche  das  Bahnuntemehmen  selbft  kraft 
seines  Eigenthumsrechtes  unbeschränkt  ver- 
fügen kann.  Bei  elektrischen  Stadtbahnen 
«nd  speciell  bei  solchen  in  Wien  erhadteA 
die  Unternehmer  nicht  das  Eigenthomsrecht^ 
sondern  nur  das  Benützungsrecht  an  den 
Strassen  und  können  dieses  BenüUiugsrecht 
nur  auf  eine  gewi^  ZdtdauM:  erwerben. 
Niemand  kann  auf  einen  Anderen  mehr 
Rechte  übertragen,  als  er  selbst  besitzt.  Es 
kann  also  bei  Bahnen  innerhalb  eines  Stadt- 
gebietes, und  insolange  das  Eigenthumsrecht 
an  dem  Grund  iiad  Boden  der  Stadt,  nnd 
nur  das  Benutzungsrecht  dem  Unternehmer 
zusteht,  von  einem  Heimfallsrechte  zu 
Gunsten  des  Staates  in  jenem  Sinne,  wie  «i 
bei  grossen  EUsenbahnen  vorkommt,  nicht 
die  Rede  sein.  Etwas  Anderes  wäre  es, 
wenn  der  Staat  eine  Expropriation  zn 
Gunsten  des  Bahnuntemebmens  gegenüber 
den  Stadtgemeinden  schaffen  würde,  auf 
Grund  deren  die  Gemeinde  verpflichtet  wäre, 
einem  Localbahn-Untemehmen  den  erforder- 
lichen im  Eigenthume  der  Stadt  stehenden 
Grund  und  Boden  abzulassen,  bezw.  in*s 
Eigenthum  zu  überantworten.  Dann  würde 
der  Unternehmer  auch  das  Eigenthum  an 
dem  ihm  unter  den  jetzigen  Verhältnissen 
nur  zur  Benützung  überlassenen  Grund  und 
Boden  erwerben,  und  es  stünde  kein  recht- 
licher Hinderungsgruod  entgegen,  ein  voll- 
giltiges  und  vollwirksames  Heimfallsreeht  an 
solchen  Bahnen  zu  Gunsten  des  Staates  zu 
stipuliren.  Unter  allen  Umständen  darf  man 
mit  besonderem  Interesse  dessen  gewärtig 
sein,  welchen  Standpunkt  die  Regierung  in 
dieser  Frage,  deren  richtige  Lösung  nur  die 
Eatwickelung  des  Stadtbahnwesens  befördern 
kann,  einnehmen  wird. 

Es  dürfte  hier  am  Platze  sein,  der 
verschiedenen  Projecte  au  gedenken,  welche 
bereits  über  die  elektrischen  Localbahnen  in 
Wien  verfasst  wurden.  Da  haben  wir  jenes 
der  Anglo-Oesterreichischen  -Bank, 
welche  im  Vereine  mit  der  Firma  Siemens  & 
Halske,  sowie  der  Allgemeinen  Oesterreichi- 
schen  Elektricitäts-Gesellschaft  eine  Gesell- 
schaft in's  Leben  zu  rufen  plant,  die  nach 
dem  Muster  der  elektrischen  Stadtbahn  in 
Budapest  Eisenbahnlinien  mit  elektrischem 
Betriebe  herstellen  soll.  Die  Details  über 
den  Ausbau  der  diesfälligen  Linien  haben 
wir  im  Heft  VI  1893,  S.  137  gebracht. 
Die  Erste  Oesterreichische  Elektri« 
citäts-Gesellschaft  hat  bereits  in  der 
ersten  Hälfte  des  Jahres  1893  ^^  Project 
ausgearbeitet,  dessen  wir  im  Heft  XX III 
1S93,  S.  566  erwähnten.  Die  Länderbank 
hat  sich  auch  mit  den  Wiener  Verkehrs- 
fragen sehr  angelegentlich  befasst,  nnd  ver- 
weisen wir  auf  unsere  diesbezüglichen 
Mittheiiungen  in  den  Heften  VI  1894, 
S.  174  und  VII  1894,  S.  193.  Das  Project 
des  Stadtbau  •  Inspectors  Feldmann  in 
Köln  a.  Rh.,  welcties  bei  der  Ausschreibung 
der  Concurrenz  für  die  Lagerpläne  der 
Stadt  Wien  prämiirt  wurden.  T>Uiit,häii«F«nde 
Bahnen   für  Wien  (Heft 


281 


Allgemeine  Elektricitäts- Gesell- 
schaft in  Berlin  hat  die  Bewilligung  cor 
Vornahme  technischer  Vorarbeiten  für  unsere 
Stadtbahnlinien  erhalten,  worüber  wir  in 
den  Heften  XVUI  1893,  S.  448  und  XXI 
1S93,  S-  51S  Näheret  bekannt  gaben.  Nach 
den  neuesten  Mittbeilungen,  die  uns  hierüber 
zukommen,  umfassen  diese  technischen  Vor* 
arbeiten  für  die  in  dem  gesetzlich  genehmigten 
Programm  für  die  Verkehrsanlagen  in  Wien 
angeführten  Localbahnen  nachfolgende,  als 
Untergrundbahnen  herzustellende  Local- 
bahnen mit  elektrischem  Betriebe :  i.  Eine 
Verlängerung  der  von  der  Elisabethbrücke 
ausgehenden  und  zur  Ferdinandsbrücke 
führenden  Durchmesserlioie,  und  zwar  einer- 
seits unter  der  Wiedener  Hauptstrasse  und 
der  Favoritenstrasse  zum  Südbahnhof,  anderer- 
seits von  der  Ferdinandsbrücke  unter 
der  Praterstrasse,  Nordbahnstrasse  und 
Taborstrasse  zur  Ferdinandsbrücke  zurück ; 
2.  eine  von  der  Elisabethbrücke  ausgehende 
Abzweigung  der  sub  i  bezeichneten  Durch* 
messerlinie  unter  der  Wienstrasse,  dem  Ge- 
treidemarkte, der  Mariahilfer-  und  Schön- 
bnmnerstrasse  bis  zum  Westbahnhof;  3.  eine 
Verlängerung     der    yom    Schottenring    aus- 


gehenden und  zur  Station  Hauptzollamt 
führenden  Darchmesserlinie  unter  der  Land- 
strasser  Hauptstrasse  bis  zur  Artillerie- 
Kaserne;  4.  eine  yon  der  Donancanallinle 
nttchst  der  Augartenbrücke  abzweigende, 
unter  der  Berggasse,  Schwarzspanierstrasse, 
Landesgerichtsstrasse,  Auerspergstrasse  und 
Museumstrasse  führende  und  bei  der  Babeu- 
bergerstrasse  in  die  sub  2  bezeichnete  Linie 
einmündende  Transversalbahn,  und  5.  eine 
yon  der  sub  4  beschriebenen  Linie  nächst 
dem  Deutschen  Volkstheater  ausgehende 
Abzweigung  unter  der  Burggasse  bis  zum 
Anschlüsse  an  die  Haltestelle  der  Gürtelbahn 
im  16.  Bezirke  mit  eventueller  Fortsetzung 
bis  zur  Station  Ottakring  der  Vorortelinie 
der  Wiener  Stadtbahn. 

Von  den  beiden  Tramway-Gesell- 
schaften,  welche  ebenfalls  die  Ein- 
führung des  elektrischen  Betriebes  auf  ihren 
Linien  studiren,  wollen  wir  hier  nur  nebenbei 
sprechen. 

An  Projecten  ist  kein  Mangel!  Wenn 
es  aber  mit  der  thatsächlichen  Ausführung 
so  fortgeht  wie  bisher,  werden  wir  Wiener 
eher  mit  dem  Wellner'schen  Luftschiffe  als 
mit    einer   elektrischen  Bahn  weiterkommen. 


Centralstationen  in  Oesterreich. 


Der  rührige  Markt  Feldkirchen  in 
Kärnten  wird  mit  einer  elektrischen 
Centrale  für  500  gleichzeitige  brennende 
Lampen  versehen.  Der  Betrieb  erfolgt  durch 
zwei  Centralen,  welche  auf  ein  gemein- 
schaftliches Netz  arbeiten.  Jede  dieser  Cen- 
trale besitzt  eine  Turbine  k  25  EP;  die  Ent- 
fernung der  Stationen  von  einander  beträgt 
drca  800  fit,  die  Ausführung  geschieht  durch 
B.Egger&Co.,    Wie  n— B  n  d  a  p  e  s  t. 


Eine  kleine,  aber  interessante  Station 
errichtet  die  genannte  Firma  soeben  im 
reizend  gelegenen  Cnrorte Mittewald  an 
der  Dran  bei  Villach. 

Dortselbst  werden  die  diversen  Cur-Eta- 
blissements  elektrisch  beleuchtet  und  wird 
die  dazu  nöthige  Kraft  von  einer  Hochdruck- 
tnrbine  geliefert,  welche  mit  einem  nutz- 
baren Gefälle    von  250  m    arbeitet   und  mit 


einer    Dynamomaschine    von   900  T.  pr.  M« 

direct  gekuppelt  ist. 

Die  Firma  B.  Egger  &  Co.,  Wien — 
Budapest,  welche  eben  die  hier  schon 
seinerzeit  besprochene  elektrische  Bahn  in 
G  m  u  n  d  e  n  baut,  ist  von  derselben  Unter- 
nehmung, welcher  diese  Bahn  gehört,  auch 
die  Beleuchtung  der  verschiedenen  Hotels 
und  Villen  am  Fusse  des  Schafberges,  des 
österreichischen  Rigi,  übertragen  worden. 

Da  längs  der  6*5  km  langen  Trace  der 
Schafbergbahn  auch  einige  Bogenlampen  zur 
Aufstellung  gelangen,  wird  diese  Anlage  der- 
art ausgeführt,  dass  die  Centralstation,  am 
Bergabhaoge  gelegen,  mit  einer  eigenen 
Glühlichtmaschine  das  untere  Hotel  be- 
leuchtet, während  eine  Spannungsmaschine 
mit  10  Amp.  constanter  Stromstärke  die 
Bogenlampen  in  Hintereinanderschaltung 
speist.  Die  Regulirnng  dieser  Maschine  er- 
folgt vollkommen  automatisch. 


Nachrichten  aus  Ungarn. 


Erweiterung  des  Kabelnetxes  in  Buda- 
pest. 
Wie  man  uns  mittheilt,  werden  die 
Elektricitäts-Gesellschaften  im  Laufe  dieses 
Jahres  in  folgenden  Gassen  Kabel  für 
elektrische  Beleuchtung  und  Kraftübertragung 
legen  :  Franz  Jos^»**»«-nii»i  Müller-,  Serben-, 
S^tnär-,      ^  '  ,      Donau-, 

Dachsen-,    '  'le-,  Neu- 

Htlt*,  Gren  .    Leo- 

Hter-, 


Waag-,    Bdla-,     Zrinyigasse,    Szdchdnyiplatz, 

Jäger-,  Mond-,  Woll-,  Morgen-,  Promenade-, 

SiÄ:hdnyi-,    Marko-,    Alkotmäny-,    Kälmän-, 

Kohäry-,     Szalay-,     Klotilde-,    Solyömgasse, 

Leopoldring,      Neupesterquai,       Wahrmann-, 

Opernhaus-,    Podmaniczky-,     Grosse     Feld-, 

Schiffmanns-,     Fabriken-,      Rdvay-,     L&zär-, 

Alt-,     Neu-,     Dessewffy-,     Ritter-,     David-, 

Böller-.  Szondy-,  Eötvös-,  Csengery-,  Vörös- 

*1U»,    Rosen-,    Herren-,    Kem- 

-,  Szabolcs-,  Bajnok-,  Dahiok-, 

21 


282 


Bajxa-,  Epreskert-,  Bülyovszky-,  Grosse 
Johannes-,  Lendvay-,  Ddlibäb-,  Kmely-  and 
Königsgasse  (vom'  Ring  hinaus),  Obere 
Waldzeile,  Stadtwäldchen  -  Allee  and  Arena- 
strasse. Trommel-,  WesseMnyi-,  Tabak-, 
Eisen«,  Akazien-,  Rottenbiller-,  Damjanicb-, 
Barcsay-,  Erzherzog  Alexander-,  Masenm-, 
Szenkirätyi-,  Gemsen-,  Perlhuhn-,  Rökk*« 
Volkstheater-,  Joseph-,  Baross-,  Markthalle-, 
Stern-,  Lönyai-,  Pfeifen-,  Löwen-,  Közteiek-, 
.Soroksdrer-  und  Kinizsygasse,  Almäs»y-  und 
Maria  Theresiaplatz,  Franzensring  und  Uellöer- 
^trasse  vom  Ring  bis  zum  Ladoviceam. 

Elektrische  Beleuchtungen. 
Die  elektrische  Beleachtung 
In  Warasdin,  von  welcher  wir  bereits 
im  Hefte  VI  d.  J.  Seite  175  berichteten, 
wird  demnächst  in  Angriff  genommen.  Die 
Nachbarstadt  Warasdins,  Cfäkathnm,  besitzt 
bereits  seit  mehreren  Monaten  diese  Be- 
leuchtung. 

Die  BergsUdt  G  ö  1 1  n  i  t  z  (Comitat 
Zips)  erhält  gegenwärtig  eine  elektrische 
Ccntralstation,  welche  circa  800  Lampen 
gleichzeitig  za  speisen  im  Stande  sein  wird. 
Eine  eigene  Dynamomaschine  für  30  EF 
wird  in  dieser  Centrale  zur  Kraftabgabe  an 
Motoren  für  Industrieswecke  aufgestellt. 

Die    Herstellung    der    Anlage     erfolgt 
durch    die    Firma    B.    Egger    &Co.    in 
•Wie  n — B  u  d  a  p  e  s  t. 


Die  GranthalerZuckerfabrik 
in  Oroszka  wird  gegenwärtig  mit  einer 
ungewöhnlich  grossen  Beleuchtungsanlage 
durch  die  Firma  B.  Egger  &  Co.  Wien — 
Budapest  versehen. 

Selbe  umfasst  2  Dynamos  &  36.000  Watt, 
sowie  eine  kleinere  Dynamo  für  Kraft- 
abgabe. 

Genannte  Firma  ist  eben  auch  mit  der 
Lichtinstallation  im  Schlosse  des  serbischen 
Patriarchen  in  Karlowitz  beschäftigt. 

Es  kommen  circa  200  Glühlampen  mit 
einer  entsprechenden  Accumulatorenbatterie 
zur  Anwendung. 

Wie  man  aus  Gran  schreibt,  soll  diese 
Stadt  schon  in  nächster  Zeit  elektrische 
Beleuchtung  erhalten.  Die  G  a  n  z'sche  Ge- 
sellschaft hat  der  Stadtbehörde  den  Antrag 
gestellt,  die  Strassenbelenchtung  fflr  5000  fl. 
pro  Jahr  zu  übernehmen,  wenn  die  Ein- 
wohnerschaft sich  zum  Bezüge  von  10.000 
Flammen  zu  10  NK  verpflichtet.  Da  das 
Ofifert  sehr  günstig  ist,  dürfte  dasselbe  seitens 
der  Stadt  acceptirt  werden.  Unter  ähnlichen 
Bedingungen  hat  auch  die  Stadt  E  r  1  a  u 
einen  Vertrag  mit  der  genannten  Gesell- 
schaft geschlossen. 

Elektrische  Kraftübertragungen. 

Das  königl.  Bergwerk  inAranyidka 
bei  K aschau  (Comitat  Abanj  -  Torna)  wird 
gegenwärtig  mit  einer  interessanten  elek- 
trischen Förderanlsge  versehen.  Die  Primär- 


station erhält  eine  drca  30  HP  Dynamo 
von  500  Volt  Spannung,  welche  von  einer 
Turbine  betrieben  wird.  Die  Secandärstation 
ist  hievon  drca  1700  m  entfernt  und  be- 
steht aus  eioer  Dynamo,  welche  mittelst 
Lederzahnrädertrieb  die  Fördermaschine  be- 
thätigt.  Um  alle  Unregelmässigkeiten  im 
Gange  der  Turbine  zu  verhüten,  ist  ein 
ausserordentlich  präcise  functionirender,  von 
der  die  Anlage  ausführenden  Firma 
B.  Egger&Co.  in  Wie  n — B  n  d  a  p  e  st 
patentirter  elektrischer  Regulator  in  An- 
wendung, dessen  ausführliche  Beschrdbang 
wir  demnächst  bringen  werden. 


Die  Gntsverwaltnng  6  a  b  o  1  n  a  (Comitat 
Komorn)  erhält  eine  kleine  elektrische 
Kraftstation,  um  aus  ihrem  400  m  von  der- 
selben entfernten  Brunnen  das  nöthige 
Speisewasser  für  die  gesammten  Bedürfnisse 
des  landwirthschaftlichen  Betriebes  pumpen 
zu  können.  Die  Anlage  wird  von  B.  Egger  &  Co. 
Wien—Budapest  hergestellt« 

Elektrische  Untergrundbahn    in    Buda- 
pest.*) 

Die  Bau-Commission  der  Stadt  Budapest 
hat  sich  in  ihrer  Sitzung  vom  6.  April  1.  J. 
mit  der  Angelegenheit  der  von  der  B  n  d  a- 
p  ester  Strassenbahn-Gesellschaft 
und  der  Elektrischen  Stadtbahn- 
Gesellschaft  gemeinschaftlich  projec- 
tirten  Elektrischen  Untergrnnd- 
b  a  h  n  beschäftigt.  Zunächst  wurde  in  dieser 
Berathung  das  Gutachten  des  hauptstädtischen 
Ingenieuramtes  entgegengenommen.  Dieses 
Gutachten  spricht  sich  dahin  aus,  dass  für 
die  Herstellung  der  Bahn  weder  technische 
noch  sonstige  Schwierigkeiten  bestehen.  Die 
Baukosten  sind  mit  fl.  3,100.000  präliminirt, 
wonach  auf  den  Kilometer  fl.  485.900  ent- 
fallen. Wenn  für  die  Concession  eine  Daaer 
von  90  Jahren  eingeräumt  wird,  entfallen 
als  Armortisation  auf  je  i  km  Geleise  Gulden 
716*04,  wonach  die  Untergrundbahn  um 
ca.  15O/0  theuerer  zu  stehen  käme,  als  eine 
im  Niveau  der  Strasse  angelegte  Bahn.  Nach 
Ablauf  dieser  90jährigen  Concessionsdaner 
hätte  die  gesammte  Bahn  nebst  dem  fundus 
instructus  in  das  freie  Eigenthum  der  Ge- 
meinde überzugehen.  Das  Ingenieuramt  ge- 
langt zu  dem  Schlüsse,  dass  die  Gemeinde 
in  die  Verhandlungen  wegen  Verwirklichung 
dieses  Projectes  mit  den  Concessionswerbern 
eintreten  solle.  Bei  der  innerhalb  der  Bau- 
commission über  dieses  Gutachten  sich  ent- 
wickelnden Debatte  trat  der  Vertreter  des 
Bauamtes  mit  grosser  Wärme  für  das  Project 
ein  und  erklärte,  dass  es  sehr  zu  bedauern 
wäre,  wenn  der  Verwirklichung  des  Planes, 
welcher  die  Entwicklung  der  Stadt  Budapest 
so  ausserordentlich  zu  fördern  geeignet  ist, 
Schwierigkeiten  bereitet  würden.  Bei  der 
hierauf  vorgenommenen  Abstimmwiff  wurde 
der  Antrag,  für  die  Ertheilu^  kB 

•)  Vergl.  Heft  IV,  8.  9 


283 


einzatreten,    mit   stark  überwiegender  Mehr- 
heit angenommeD. 

Die  Project- Angelegenheit  wird  nanmehr 
unverzüglich  der  Finanz  -  Commission  zu- 
gewiesen mit  dem  Auftrage,  den  Gegenstand 
raschestens  in  Verhandlung  zu  ziehen,  damit 
die  elektrische  Untergrundbahn,  so  wie  es 
beabsichtigt  wird,  bis  zur  Eröfifnung  der 
MUIenniumS'Ansstellnng  fertiggestellt  werden 
könnte.  —  Aus  derselben  Sitzung  ist  als 
interestantes  Detail  zu  erwähnen ,  dass  der 
Plan  der  Berliner  Accumulatoren- 


Gcsellschaft,  welche  in  Budapest,  und 
zwar  in  der  Kaczynskigasse  eine 
Fabriksanlage  herstellen  wollte,  abgelehnt 
wurde.  Sehr. 

Am  i8.  April  I.  J.  hat  auch  schon  die 
Finanzcommission  des  hauptstädtischen  Magi- 
strates die  Angelegenheit  des  Baues  der  elek- 
trischen Untergrundbahn  in  Budapest  in  Ver- 
handlung gezogen,  und  wurden  die  von  dem 
Eisenbahncomitd  empfohlenen  Concessions- 
Bedingungen,  im  grossen  Ganzen  unverändert 
acceptirt. 


Die  elektrische  Bahn  in  Remscheid. 


Auf  S.  424  ex  1893  haben  wir  über 
diese  elektrische  Bahn  kurz  berichtet. 
„Uhland^s  Wochenschr.^  bringt  nun  über 
diese  interessante  Anlage  Näheres. 

Wir  haben  gerade  in  letzter  Zeit  vielfach 
über  elektrische  Strassenbnhnen  aller  Länder 
berichtet.  Es  gehörten  diese  Bahnen  zumeist 
grossen,  reichbevdlkerten  Städten  und  Land- 
strichen an,  wo  die  Kosten  derartiger  An- 
Ugen  nicht  so  sehr  in's  Gewicht  fallen  und 
der  bedeutende  Verkehr  schon  von  Anfang 
an  eine  gewisse  Sicherheit  für  die  Rentabilität 
des  Unternehmens  bietet.  Eine  grosse  Aus- 
nahme hiervon  macht  die  elektrische  Strassen- 
bahn  in  Remscheid,  die  sowohl  ihrer  techni- 
schen Beschafifenheit  als  auch  der  zu  bewäl- 
tigenden, ausserordentlich  schwierigen  Boden- 
verhältnisse ihrer  Trace  wegen  eine  geradezu 
europäische  Berühmtheit  erlangt  hat.  Der 
mit  grosser  Opferwilligkeit  verbundene 
lobenswerthe  Gemeinsinn  der  Bürger  von 
Remscheid  documentirt  sich  nicht  allein  in 
der  Uebemahme  aller  Verantwortung  für  das 
Wagniss  —  von  der  Betriebs-Gesellschaft 
wurde  eine  Garantie  irgendwelcher  Art 
völlig  abgelehnt  —  sondern  auch  in  der 
bedeutenden  Capitalbetheiligung  von  Seiten 
der  wohlhabenden  Fabrikanten  und  Ge- 
schäftsleute, von  denen  überdies  einzelne  die 
Reise  nach  Amerika  unternahmen,  um  für 
ihre  Zwecke  die  dortigen  elektrischen  Bahnen 
aufs  genaueste  zu  studiren. 

Das  im  Bunde  mit  seiner  Schwesterstadt 
Solingeo  durch  •  seine  Stahlindustrie  seit  alten 
Zeiten  weit  und  breit  berühmte  Remscheid 
gehört,  in  Folge  seiner  vielleicht  einzigen 
Lage,  zu  den  merkwürdigsten  Städten  ganz 
Deutschlands.  Es  bildet  nicht  ein  zusammen- 
hängendes Ganzes,  sondern  ist  über  eine 
Anzahl  von  Hügeln  und  Thälern  verthetlt. 
Die  reizende  Landschaft,  von  welcher  sich 
nur  vereinzelt  die  strengeren  Formen  der 
zerstreut  liegenden  Stadttheile  und  ver- 
schiedener Gebäude-Complexe  abheben,  gibt 
dem  Ganzen,  aus  der  Perspective  gesehen, 
das  Aussehen  eines  riesigen  Gartens.  Allein 
die  grossen  Fabriken  stören  in  etwas  dies 
liebliche  Bild.    Dass    aber    eine    solche  sich 


auf  3215  ' 


"'anläge,  haupt- 

'    hügeligen 

•^  für  den 

n  kann, 


und  dass  somit  die  ca.  45.000  Köpfe  um- 
fassende Einwohnerzahl  rücksichtlich  d6s 
ausgiebigen  Verkehrs  in  der.  Stadt  selbst  be- 
ständig mit  grossen  Schwierigkeiten  zu. 
kämpfen  hatte,  liegt  auf  der  Handi  Wie 
gewaltig  die  Höhenunterschiede  innerhalb 
des  Stadtgebietes  sind,  beweist,  dass  z.  B. 
der  Stadttheil  Morsbach  auf  134m,  dagegen 
die  .Bodenfläche  am  Wasserthurm  auf  366  m 
Seehöhe  liegt ;  der  höchstgelegene  und  am 
diebtesten  bebaute  Stadttheil  liegt  auf 
340—350  m  Seehöhe.  Aehnlich  sind  die 
Verhältnisse  Überall.  Die  höchste  Steigung 
in  der  Trace  der  elektrischen  Bahn  be- 
trägt io*6o/q,  1658  m  liegen  in  Krümmungen 
von  18  bis  400  m  Durchmesser,  und  es  be- 
darf gar  keiner  Frage,  dass  bei  derartig 
ungünstigen  Bodenverhältnissen  ein  Pferde- 
oder auch  nur  Dampfbetrieb  vollständig 
ausgeschlossen  war«  Mit  einer  Capitalaulage 
von  750.000  Mk.  (Antheil  der  Stadt  2/5) 
schritt  man  zum  Bau  der  elektrischen  Bahn. 
Man  Übertrug  denselben  der  Union- 
Ei  e  k  t  ri  ci  t  äts- G  e  s  ellsc  ha  ft  in 
Berlin,  welche  das  in  Amerika  sehr  ge- 
bräuchliche Thompson-Houston-System  für 
die  Elektromotoren  und  für  die  Drahtleitung 
anwendet.  Die  Dampfmaschinen,  System 
Mc.  Jutosh,  Seymour  &  Co.,  sind  Tandem-Com- 
pound-Dampfmaschinen  mit  Cylinder-Durch- 
messer  von  330,  bezw.  485  und  380  mm  Hub. 
Die  Kraftstation  ist  mit  zwei  Steinmüller- 
Röhrenkesseln  versehen,  welche  bei  121  mS 
8  Atm.  Ueberdruck  haben.  Bei  235  Um- 
drehungen in  der  Minute  beträgt  die  regel- 
mässige Leistung  160  indic.  EK  Eine  dritte 
gleiche,  jedoch  in  Deutschland  gefertigte, 
Dynamomaschine  dien£  als  E^atz.  Die 
Dynamos,  mit  Riemen  angetrieben,  geben 
bei  650  Umdrdeungen  in  der  Minute  eine 
Leistung  bis  zu  xoo  Kilowatt  für  eine  Be- 
triebsspannung von  500  Volt.  Höchst  be- 
zeichnend für  ihre  ausgezeichnete  Arbeit  ist 
der  Umstand,  dass  die  Spannung  von  500  Volt 
kaum  schwankt,  obgleich  die  abgegebene 
Strommenge  von  20 — 30  bis  zu  nahe  an 
150  Ampere  schwankt. 

Die  Elektromotoren  der  Wagen  lieferte 

die   Gesellschaft    Ludwig   Löwe  &  Co., 

-  die  Waggonfabrik  vormals  H  e  r- 

Co.    in    Cöln  -  Ehrcnfeld.    Die 

n  sind  das  bemerken »wertheste 

21* 


284 


am  Betriebe  der  Bahn,  sie  bilden  mit  den 
Achsen  und  Rädern  das  Untergestell  der 
Waiden  nnd  enthalten  dicht  verschlossene 
Spulen,  in  welche  der  Strom  durch  Drähte, 
die  durch  die  Wand  des  Wagens  gehen,  ge- 
leitet wird,  und  durch  die  von  ihnen  ver- 
anlasste Umdrehung  die  Achsen  der  Wagen 
in  Bewegung  setzen.  Der  Strom  wird  von 
der  Kraftstation  einem  in  Haushohe  ange- 
brachten, auf  Stahlmasten  ruhenden  Draht 
mitgetheilt,  mit  welchem  die  Wagen  durch 
eine  bewegliche  Stange,  die  vom  Dach  des 
Wagens  in  schräger  Richtung  sich  erhebt, 
in  Verbindung  gebracht  werden.  Die  Bremsen, 
deren  jeder  Wagen  drei  hat,  wirken  auf  die 
Stärke  des  Stromes  und  sind  zum  Theil 
selbstthätig.  Auch  wenn  der  Strom  versagt, 
kann  sofort  gebremst  werden.  Der  Strom 
gibt  nicht  nur  die  Kraft  für  die  Fortbewegung, 
sondern  auch  für  die  Beleuchtung  des  Wagens 
durch  5  Gltthlampen  von  je  i6  Normalkerzen. 


Die  durchschnittliche  Fahrgeschwindig- 
keit wechselt,  je  nach  Beschaffenheit  der 
Strecke,  zwischen  lO  und  12  km  pro  Stunde. 
Eine  vierte  Maschine  von  160  JSP  versorgt 
Kleinbetriebe  mit  Kraft  Die  gesammte  An- 
lage geht  in  späteren  Jahren  contractllch  in 
den  Besitz  der  Stadt  über. 

Die  berühmte  Nachbarstadt  Remscheid*«, 
Essen,  deren  Strassen  ebenfalls,  wenn  auch 
nicht  in  dem  Maasse  wie  in  Remscheid, 
hügelig  nnd  verkehrsreich  sind,  besitzt  eine 
ähnliche  elektrische  Strassenbahn,  doch  ist 
dieselbe  keineswegs  von  solch'  eminenter 
technischer  Bedeutung,  wie  die  für  fach- 
männische Kreise  als  Mnsteranlage  geltende 
Remscheider  Bergbahn  mit  Adhäsionsbetrieb. 
Die  letztere  ist  bereits  von  zahlreichen  Fach- 
Capacitäten  des  In-  und  Auslandes,  ihrer 
Merkwürdigkeit  wegen,  aufgesucht  und  be- 
wundert worden. 


Die  elektrische  Strassenbahn  Aachen-Burtscheid. 


Die  Erkenntniss  der  hohen  Bedeutung 
des  elektrischen  Betriebes  der  Strassenbahnen 
durch  die  Elektridtätswerke,  welche  die 
Energie  für  Beleuchtung  liefern,  bricht  sich 
allenthalben  mehr  Bahn.  In  Hamburg  be- 
trägt der  Consam  der  Strassenbahn  be- 
reits ein  Viertel  des  Gesammtconsums  und 
auch  Aachen  hat  beschlossen,  die  Strassen- 
bahn elektrisch  zu  betreiben  und  den  Strom 
dem  Elektricitätswerke,  welche  die  Elek- 
t  r  i  c  i  t  ä  t  s-A  c t  i e  ng  e  I  e  1 1 8  c h a  f  t  V  o  r- 
malsSchuckert&Co.  Nürnberg 
ausgefährt,  zu  entnehmen. 

Die  Länge  der  als  erste  in  Betrieb 
kommenden  Linie  beträgt  circa  24  km.  So- 
bald wie  vorgesehen  die  Vorortelinien  eben- 
falls   hinzukommen,    wird    der    Durchmesser 


des  Netzes  30  km  betragen.  Das  bestehende 
Geleise  wird  durch  ein  doppelgeleisiges  er- 
setzt werden.  Das  hügelige  Terrain  ist  dem 
Betrieb  ungünstig,  Steigungen  von  5^  sind 
häufig  und  die  Maxinulsteigung  beträgt  8  ^ . 
Das  System  ist  das  oberirdische  mit  Rollen- 
zuführung. Von  den  34  Wagen  werden 
neunzehn  Motoren  von  15  PS,  nm  Anhänge- 
Wagen  mitnehmen  zu  können,  die  übrigen 
solche  von  10  P8  haben«  Der  gesammte 
elektrische  Theil  wird  von  der  oben  ge- 
nannten Elektricitäts  •  Actiengesellscfaaft  aus- 
geführt nnd  zwar  in  ähnlicher  Weise  wie  fflr 
die  bereits  ausgeführte  Bahn  in  Zwickau 
und  die  ihrer  baldigen  Vollendung  entgegen- 
sehende Bahn  von  Baden-Vdslan. 


Italienischer    Gesetzentwurf   für    die    Uebertragung    der 
trischen  Energie  auf  grössere  Entfernung.^) 


elek- 


Der  Minister  für  Ackerbau,  Industrie 
nnd  Handel,  Boselli,  hat  am  12.  März 
dieses  Jahres  in  der  Deputiertenkammer 
einen  Gesetzentwurf,  betreffend  die  Rege- 
lung der  elektrischen  Kraftübertragung  bei 
Leitung  derselben  durch  fremdes  Eigenthum, 
eingebracht. 

In  Folge  der  grossen  Wichtigkeit  dieser 
Angelegenheit  geben  wir  hier  die  daselbst 
enthaltenen  Artikel  wieder. 

Art.  I.  Jeder  Eigenthfimer  ist  ver- 
pflichtet, über  seinen  Grund  und  Boden 
die  ober-  und  unterirdischen  elektrischen 
Leitungen  gehen  zu  lassen,  wenn  dieselben 
von  einer  Person,  die  entweder  permanent 
oder  auch  nur  temporär  das  Recht  hat,  sie 
für  industrielle  Zwecke  zu  benützen,  ausge- 
führt werden. 

Von  dieser  Verpflichtung  sind  die 
Häuser  —  ausgenommen  die  Fagaden  an 
öff^entlichen  Strassen  und  Plätzen  —  die  da- 


zugehörigen Hofräume,  Gärten    nnd  Wiesen 
befreit. 

Art.  2.  Derjenige,  welcher  die  Leitung 
durch  fremdes  Eigenthum  anspricht,  muss 
alle  jene  nothwendigen  Vorkehrungen  treffen, 
die  geeignet  sind,  jedwede  Gefahr  für  die 
persönliche  Sicherheit  abzuwenden.  Er  kann 


*)  Nach  „L'Elettrioisto"  6.  1894.  —  Der  E  1  ek- 
troteohn  i  «che  Vsr  ein  in  Wien  hat  be- 
reits im  Jahre  189S  von  einem  hieea  berofenen 
Comit^  sa  dieser  wichtigen  xingelegenh^t  Stellnnir 
genommen  und  den  Bntwort  einet^E  nteignungi- 
QesetseSKnmZweokederHeratellang 
und  des  Betriebes  ron  elektrischen 
Leitnngsanlagon"  fflrOesterreich  ans- 
gearbeitet,  welches  alle  einschlftgigen  Fragen  in 
nmfassendster  Weise  behandelt.  Wie  schon  im 
Protokolle  über  die  XII.  ordentliche  Qeneralver- 
sammlQug,  Heft  IX  Seite  234 , berichtet  wurde,  hat 
der  Beiobsraths  -Abgeordnete,  Herr  Hofrath  Prof. 
Dr.  E  X  Q  e  r  die  Gute  gehabt,  diesen  Owets  -  Xnt- 
wurf     im    Abgeordnetenhause     einxabringea    und 


werden  wir  nicht  rerfehlen,    nassre  Leser  ] 

im  Laofenden  sa  erhalten.  D«  1^ 


285 


anch  dazu  verhalten  werden,  etwaige  vom 
Eigen thömer  bereits  für  diesen  Zweck  anf- 
geführte  Vorrichtungen  zn  benützen,  indem 
er  demselben  eine  Entschädigung  für  die 
bestehende  Anlage  gewährt  und  auch  an  den 
daraus  erwachsenden  Erhaltungskosten  par- 
ticipirt. 

Art.  3.  Die  Führung  einer  Leitung 
moss  anch  über  Canäle,  Aquäducte  und 
anderweitige,  für  verschiedene  Zwecke  dien- 
liche Bauwerke  gestattet  werden,  vorausge- 
^tit,  dass  dem  Eigenthümer  hiedurch  kein 
wie  immer  gearteter  Schaden  zugefügt  wird. 
Art.  4.  Falls  beim  Ausftlhren  einer 
elektrischen  Leitung  öffentliche  Strassen, 
Flüsse  oder  Bäche  übersetzt,  oder  die  an 
öffentlichen  Wegen  und  Plätzen  gelegenen 
Fagaden  der  Häuser  benützt  werden  müssen, 
sind  die  speciellen  Gesetze  Über  Strassen- 
ond  Wasserbauten,  sowie  die  Vorschriften 
der  competenten  Behörden  strengstens  zu 
befolgen. 

Art.  5.  Derjenige,  welcher  die  elek- 
trischen Leitungen  über  fremdes  Eigenthnm 
führen  will,  muss  den  Beweis  erbringen, 
Aber  dieselben  jederzeit  verfügen  und  deren 
tfidnstriellen  Werth  und  Vortheilhaftigkeit 
feststellen  zu  können.  Gleichzeitig  muss  er 
nachweisen,  dass  der  beanspruchte  Durch- 
gang nnd  dessen  Ausführungsweise  die  vor- 
iheilhafteste  nnd  am  wenigsten  nachtheilige 
für  das  betrefiende  Eigenthum  ist,  wobei 
anf  die  Beschaffenheit  des  angrenzenden 
feigenthums  und  auf  die  Verkehrs-  und  Orts- 
eigcnthümlichkeiten  gebührende  Rücksicht 
genommen  werden  muss. 

Art.  6.  Bevor  die  Ausführung  einer 
solchen  Leitung  in  Angriff  genommen  wird,  muss 
der  Unternehmer  den  Eigenthümer  für  die 
Werthsverminderung  des  Eigenthums,  welchem 


das  Servitut  auferlegt  werden  soll,  ent- 
schädigen, da  diese  Verminderung  eben 
durch  Auferlegung  dieser  Zwangspflicht  be- 
dingt ist.  Hiebei  wird  das  Eigenthum  mit 
Bezug  auf  seinen  thatsächlichen  Zustand, 
nebst  einem  Zuschlage  von  einem  Fünftel 
und  ohne  Abzug  für  eine  auf  ihm  immer 
haftende  Belastung  bewerthet. 

Dem  Eigenthümer  sind  überdies  sowohl 
die  unmittelbaren,  als  auch  die  durch  die 
Benützung  seines  Efgenthnms  oder  aus  einer 
anderen  Verschlechterung  erwachsenden 
Schäden  zu  ersetzen,  und  die  mit  der  Ueber- 
wachung  und  Instandhaltung  der  elektrischen 
Leitung  verbundenen  Auslagen    zu  vergüten. 

Art.  7.  Wo  die  Errichtung  einer  Leitung 
für  nicht  länger  als  9  Jahre  beansprucht 
wird,  wird  der  Eigenthums  werth  auf  die 
Hälfte  reducirt.  Nach  Verlauf  dieser  Frist 
muss  das  Eigenthnm  auf  Kosten  des  Con- 
cessionärs  wieder  in  seinen  ursprünglichen 
Zustand  versetzt  werden. 

Der  Besitzer  einer  temporären  Concession 
für  eine  elektrische  Leitung  kann  vor  Ab- 
lauf dieser  Frist  durch  Nachsahlung  der 
anderen  Hälfte  nebst  gesetzlichen  Zinsen, 
vom  Tage  der  Errichtung  an  gerechnet,  eine 
permanente  erlangen. 

Sobald  jedoch  der  erste  Termin  verstrichen 
ist,  kann  die  für  die  temporäre  Concession 
geleistete  Zahlung  nicht  mehr  berücksichtigt 
werden. 

Art.  8.  Der  Eigenthümer  der  elek- 
trischen Leitung  muss  jederzeit  von  den 
gesetzlichen  Bestimmungen  und  speciellen 
Verordnungen  über  das  Material  unter- 
richtet sein  und  jene  Normen,  welche  für 
die  Regelung  des  Telegraphen-  und  Telephon- 
verkehres aufgestellt  sind,    genau    einhalten. 

St. 


Neueste  deutsche  Patentanmeldungen. 

Mitgetbeilt  vom  Technischen-  und  Patentbnrean,  Ingenieure  MONATH  &  EHRENFEST. 

Wien,  L  Jasomirgottstrasse  4. 

Die  Anmeldungen  bleiben  acht  Wooben  aar  Einaiobtnabme  OffentUob  ausgelegt.  Kaeh  |  S4  dee 
Patani-Oeeetaei  kann  Innerhalb  dieser  Zeit  Blnspraoh  gegen  die  Anmeldung  wegen  Mangel  der'  Neuheit 
oder  widerreohtlidier  Entnahme  erhoben  werden.  Dae  obige  Bureau  beaoigt  Äbsohriflen  der  Anmeldungen 
und  übernimmt  die  Vertretung  in  allen  Bintprochs-Angelegenheiten. 

Claaae 

21.  F.  7 131.  Elektrodenplatte  für  Sammler- 


batterien. —  E,  Franke  in  Berlin. 
„    W.    9649.    Femsprech  •  Empfänger.    — 

JtU,  H,   West  in  Friedenau  b.  Berlin. 
„    Z.    1826.    Elektrische    Glühlampen    mit 

Ersatsgltthfäden.  —  A.  Zobel  in  München. 

20,  V.  2084.  Spannvorrichtung  für  Doppel- 
drahtzfige.  —   Vögele  in  Mannheim. 

21.  M.     9679.     Elektrische     Maschine     mit 


Classe 

cylinderförmigem     Magnet  -  Gestell.     — 
Th,  Marcher  in  Dresden. 

21.  M.  10.482.  Voltametrischer  Strommesser. 
—  B.  Münaherg  in  Berlin. 
„    S.  7243.  Galvanisches  Element.  —  5.  jSku- 
hert  in  Berlin. 

20.  J.  10  r.  Leitungskupplung  für  Lichtlei- 
tungen auf  Bahnzügen.  —  Pa$eual  Ytoi» 
mendi  in  Bilbao. 


LITERATUR. 


Grundriss  der  Elektrotechnik  von 
Heinrich  Kratzert,  Wien.  Für  den  prak- 
tischen Gebrauch,  für  Stndierend»  der  Elektro- 
techaik    und   mm  Seih»  .    I.    Theil. 

^  '  laschinen 


und  Motoren  sammt  einer  Einleitung  über 
allgemeine  Elektricittttslehre.  Mit  278  Ab- 
bildungen. Preis  fl.  3.60  ö.  W.  Im  Verlage 
von  Franz  D  e  u  t  i  c  k  e,  Leipzig  und 
Wien. 


286 


Auf  den  ersten  41  Seiten  enthält  das 
Bnch  eine  Einleitung  über  allgen^eine  Elek- 
tricitätslehre,  welche  den  Zweck  hat,  An- 
fänger für  das  Studium  des  folgenden  Gegen- 
standes vorzubereiten.  Diese  Einleitung  gibt 
die  wesentlichsten  Lehren  ans  den  Gebieten 
der  Elektricität  und  des  Magnetismus  aus- 
zugsweise insoweit  wieder,  als  dieselben  eine 
besondere  praktische  Nutzanwendung  finden. 
Da  die  theoretischen  Lehren  den  praktischen 
Verwendungen  derselben  gegenübergestellt 
sind,  gibt  dieae  Einleitung  eine  kurzgefasste 
Uebersicht  über  das  gesammte  Gebiet  der 
modernen  Elektrotechnik. 

Die  Seiten  42  bis  65  umfassen  die 
elektrischen  Moasse.  Das  I.  Capitel  der 
Maasse  hat  die  praktischen  elektrischen,  das 
IL  Capitel  die  theoretischen  physikalischen 
Maasse  zum  Gegenstande.  Das  letztere  Capitel 
ist  nur  für  einen  engeren  Leserkreis  be- 
stimmt. 

Die  Seiten  66  bis  122  bringen  die  für 
praktische  Zwecke  wichtigsten  elektrischen 
Messmethoden  und  Instrumente.  Berück- 
sichtigt sind  die  wichtigsten  technischen  und 
die  in  der  elektrotechnischen  Industrie  ge- 
bräuchlichsten Instrumente,  über  welche  der 
Verfasser  auch  eigene  Erfahrungen  wiedergibt. 

Die  Seiten  113  bis  280  behandeln  die 
elektrischen  Maschinen  und  Motoren.  Der 
Verfasser  geht  von  den  magnetelektrischen 
Maschinen  aus  und  beschreibt  die  Bestand- 
theile,  die  Schaltung  und  Regelung,  die  Zu- 
sammenschaltung ,  die  Construction ,  die 
Theorie,  die  Berechnung;  und  ausgeführte 
Maschinen  und  Motoren  gemeinsam. 

Auch  dieser  Abschnitt  enthält  einige 
eigene  Regeln  und  einfache  Darstellungs- 
weisen, die  der  Verfasser  zum  Theile  schon 
früher  in  Fachzeitschriften  veröffentlicht  hat. 
Diesbezüglich  sei  besonders  die  auf  Seite  121 
erklärte  Stromrichtungsregel  hervorgehoben, 
vermittelst  welcher  man  in  der  Lage  ist,  die 
Stromrichtung  in  .den  Indnctoren  der  elek- 
trischen Maschinen  und  Motoren  augenblick- 
lich anzugeben. 

Die  Berechnung  der  Dynamo  und  Mo- 
toren   erscheint   in    dreifacher  Weise   gelöst. 


Zunächst  enthält  eine  Tabelle  sämmtliche  An- 
gaben über  von  dem  Verfasser  ausgeführte 
Maschinen,  dann  wird  eine  Reihe  prakti- 
scher Regeln  angegeben,  welche  zur  Be- 
rechnung der  Maschinen  und  Motoren  dienen 
und  endlich  folgt  das  wichtigste  ans  der 
Theorie  der  Berechnung  elektrischer  Mm- 
schinen  und  Motoren,  sowie  deren  An- 
wendung auf  gegebene  Maschinen. 

Die  Seiten  281  bis  288  enthalten  die 
in  der  elektrotechnischen  Praxis  zumeist  ver- 
wendbaren Tabellen,  die  Seiten  289  bis  298 
das  Namens-  und  Inhaltsverzeichniss. 

Da  in  die  vorliegende  Arbeit  anch  die 
theoretischen,  physikalischen  Maasse  und  die 
wichtigsten  Lehren  aus  der  Theorie  des 
Wechselstromes  und  der  Berechnung  der 
Dynamo  und  Motoren  aufgenommen  worden, 
kann  dieselbe  nicht  nur  elektrotechnischen 
Monteuren  und  Elektrotechnikern,  sondern 
auch  Studierenden  der  Elektrotechnik  nnd 
angehenden  Ingenieuren  gute  Dienste  leisten. 

Das  ganze  Buch  zeichnet  sich  durch 
eine  leicht  fassliche  Darstellung  aus;  es  ent- 
hält zahlreiche  Angaben,  Beispiele,  R^eln 
nnd  Versuchsresultate  des  Verfassers  und  be- 
fähigt zur  Lösung  der  in  der  elektro- 
technischen Industrie  zumeist  vorkommoiden 
Aufgaben    aus   den  behandelten  Disdplinen. 

Wir  können  diese  Arbeit,  die  ans  der 
Feder  eines  Praktikers  stammt,  der  seit 
mehreren  Jahren  zugleich  als  Lehrer  der 
Elektrotechnik  thätig  ist,  bestens  empfehlen. 


Klektrlcltätswerk  für  die  Stadt 
Nürnberg.  Aufgestellt  von  Oscar  v.  Miller 
in  München.  1894.  Hergestellt  von  der 
U.  E.  Sebald'schen  Buchdruckerei  und  von 
der  C.  Schmidtner'schen  Kunstanstalt.  Verlsig : 
Heerdegen-Barbeck,  Bncbhandlnng, 
Nürnberg. 

Eine  sehr  interessante  und  instmctive 
Arbeit.  5  Beilagen,  a)  Plan  der  Stadt  Nürn- 
berg; b)  Leitungsplan  für  das  ElektricitfitS- 
werk;  c)  Schaltungs-  und  Vertheilangs- 
schemata ;  (£)  Wechselstrom-Maschinenanlage  ; 
e)  Gleichstromanlage  mit  Wechselstcom- 
Gleichstrom-Umformer. 


KLEINE  NACHRICHTEN. 


Personal- Nachricht 
f  Jablochkow.  Am  Saratow  au  der 
Wolga  kommt  die  Nachricht  von  dem  Tode 
des  durch  die  Erfindung  der  Wechselstromkerze 
allgemein  bekann  teo,  erst  46jährigen  Elek- 
trikers Pawel  Nikolajewitsch  Jablochkow. 
Ursprünglich  Telegraphist  an  der  Moskau- 
Kursker  Bahn  studierte  er  eifrig  die  Fort- 
schritte der  damals  erwachenden  Starkstrom- 
technik, die  ihn  besonders  fesselte.  Voll 
neuer  Ideen  in  Bezug  auf  die  Erzeugung 
elektrischen  Bogenlichts  wandte  er  sich  nach 
Paris  und  London,  wo  er  grösseres  Vcr- 
ständniss  und  bereitwilligeres  Entgegen- 
kommen fand,    als    in    seinem  Ueimatlande. 


Durch  die  von  ihm  erfundene  sogenannte 
Jablochkow-Kerze  wurde  im  Jahre  1877  zum 
ersten  Male  die  Möglichkeit  geschaffen, 
mehrere  Lichtbogen  im  gleichen  Strom- 
kreise zu  betreiben.  Wenn  auch  diese 
Methode,  welche  nur  für  Wechselstrom 
brauchbar  war,  durch  die  Erfindung  der 
Differentiallampe  in  den  Hintergrund  ge- 
drängt wurde,  so  bleibt  Jablochkow  doch 
das  unbestrittene  Verdienst,  als  Erster  ein 
erstaunlich  einfaches  Verfahren  zur  Hinter- 
einanderschaltung von  Bogenlichtern  ange* 
geben  zu  haben.  Die  ersten  elektrischen 
Li  chtanlagen  mit  mehreren  Bogenlichtern 
si  nd  sämmtlich  nach  dem  System  J  a  b  1  o  c  h- 


287 


k  o  w  ausgeführt  worden.  Die  erste  Anlage 
dieser  Art  in  Deutschland  ist  unseres 
Wissens  in  den  Strassen  Hannovers  errichtet 
worden.  Die  rweite  Installation  war  wohl 
die  im  Mosellasaale  in  Chemnitz,  beide 
kamen  im  Jahre  1879  in  Betrieb. 


Der  Verband  der  Elektrotechniker 
Deutschlands*)    gibt  Folgendes  bekannt: 

Die  zweite  Jahresversammlung  des  Ver- 
bandes der  Elektrotechniker  Deutschlands 
findet  vom  8.  Juni  1.  J.  an  in  Leipzig  statt. 
Die  vorläufige  Tagesordnung  ist: 

Donnerstag,  den  7.  Juni.  Ausschnss- 
Sitzung.  Abends  8  Uhr  Begrttssung  im 
„H6tel  Pologne«. 
Freitag,  den  8.  Juni.  Geschäftliche  Be- 
rathungen  im  Blauen  Saal  des  Krystall- 
palastes.  Matin^  im  neuen  Concert- 
haus  (Gewandhaus).  Vorträge.  Garten- 
fest. 
Samstag,  den  9.  Juni.  Geschäftliche  Be- 
rathungen.  Vorträge.  Festmahl.  Musik- 
Aufführungen  in  der  Alberthalle. 
Commers. 

Erforderlichen  Falls    werden  die  Be- 
rathungen  am 
Sonntag,  den  10.  Juni  fortgesetzt. 

Die  vollständige  Tagesordnung  für  Ver- 
handlungen und  Vorträge  wird  in  etwa 
14  Tagen  erfolgen.  Anmeldungen  hiefttr 
werden  bei  der  GeschäftssteUe  des  Verbandes, 
Berlin  NW.,  Schiffbauer  dämm  22,  entgegen 
genommen. 

Da  gemäss  §  4  der  Satzungen  die  Auf- 
nahme neuer  Mitglieder  erst  nach  Anhörung 
des  Ausschusses  erfolgen  kann,  so  können 
Meldungen  zur  Aufnahme  in  den  Verband 
vor  der  diesjährigen  Jahresversammlung  nur 
dann  Berficksichtiguog  finden,  wenn  die- 
selben spätestens  bis  zum  3.  Juni  bei  der 
Geschäftsstelle  eingegangen  sind. 

Elektrische  Bahn  in  Baden  bei 
Wien.  Ueber  dieser  nach  so  viel 
Schwierigkeiten  in^s  Leben  gerufenen  elek- 
trischen Bahn  scheint  ein  eigenes  Missgeschick 
zu  walten.  Die  Bahntrace  ist  bereits  fertig- 
gestellt und  sollte  mit  Beginn  der  Cursaison, 
das  ist  am  i.  Mai  1.  J.  dem  Betriebe  mit 
elektrischer  Kraft  übergeben  werden.  In 
der  am  17.  April  I.  J.  abgehaltenen  Ge- 
meindeausschuss-Sitzung  von  Baden  referirte 
aber  Gemeinderath  Dr.  Hörn  Über  die 
letzte  commissionelle  Begehung  der  Trace 
Baden-Helenenthal  und  constattrte,  dass  an 
mehreren  Stellen  das  Schienengeleise  um 
s/4  fn  zu  weit  in  die  Strasse  gerückt  wurde, 
welcher  Umstand  den  Passageverkehr,  nament- 
lich mit  Fuhrwerken,  behindern  würde.  Dem- 
zufolge beschloss  der  Gemeindeausschuss,  den 
Betrieb  der  Bahn  statt  mit  Elektricität  vor- 
läufig auch  weiterhin  mit  Pferden  zu  führen 
und  die  Um-  bezw.  Verlegung  des  Geleises 
mit  Schluss    der  Saison    (die   Ende  October 

*)  Vergl.  Heft  V,  S.  117  und  XXI  S.  609 
«X  1898  und  Heft  IX,  S.  268  1894.  D.  B. 


eintritt)  zu  veranlassen.  Auf  diese  Weise 
wird  der  elektrische  Betrieb  der  Bahn 
bestenfalls  erst  im  kommenden  Jahre  inau- 
gurirt  werden  können.  Wann  endlich  wird 
die  elektrische  Bahn  in  Baden  zur  Ruhe 
oder  besser  in  Bewegung   kommen  können  ? 


Elektrische  Beleuchtung  In  Znalm. 
Der  dortige  Gemeindeausschuss  hat  in  seiner 
am  I.  April  1.  J.  stattgehabten  Sitzung  be- 
schlossen, die  Herstellung  eines  städtischen 
Elektridtätswerkes,  worüber  wir  bereits  im 
Heft  16,  1893,  S.  392  berichteten,  der  Firma 
Siemens  &  Halske  in  Wien  zu  über- 
tragen.   

Elektrische  Beleuchtung  In  Wams- 
dorf.  Die  Firma  Siemens  &  Halske 
in  Wien  strebt  die  Errichtung  einer  Central- 
station  für  elektrische  Beleuchtung  in  Wams- 
dorf an,  was  von  einem  grossen  Theile  der 
Bevölkerung  sehr  sympatisch  begrüsst  wird. 
Trotzdem  eine  ziemliche  Anzahl  von  Fabriks- 
Etablissements  eigene  elektrische  Beleuchtungs- 
Anlagen  besitzen,  dürfte  sich  doch  eine 
grosse  Zahl  von  Reflectanten  finden.  Da  der 
Contract  mit  der  Gasanstalt  in  naher  Zeit 
abläuft,  rechnen  die  Unternehmer  auf  die 
Strassen beleuchtung.  Die  Brennstnnde  soll 
für  eine  Glühlampe  von  16  Kerzen  mit  2  kr. 
berechnet  werden.  Abgesehen  von  der 
öffentlichen  und  privaten  elektrischen  Be- 
leuchtung wäre  die  Errichtung  einer  elek- 
trischen Centralstation  auch  für  die  Kraft- 
Übertragung  von  hohem  Werthe. 


Elektrische  Beleuchtung  in 
Schmranenstadt.  Die  bereiu  seit  Jahren 
unumgänglich  nothwendige  Herstellung  einer 
Wasserleitung  soll  demnächst  gleichzeitig 
mit  einer  elektrischen  Beleuchtungs-Anlage 
in  Angriff  genommen  werden.  Die  Firmen 
Siemens  &Halske,  Ganz&Comp. 
in  Wien,  sowie  die  Firma  O  e  r  1  i  k  o  n  bei 
Zürich  sind  mit  Ausarbeitung  von  Kosten- 
anschlägen für  die  elektrische  Anlage  betraut 
worden. 

Die  elektrische  Strassenbahn  In 
Zivlckau  wurde  am  13.  v.  M.  probeweise 
in  Betrieb  gesetzt.  Unter  Führung  einiger 
Ingenieure  vom  Elektricitätswerk  und  der 
bauausführenden  Firma  Elektricität  s- 
Actiengesellschaft  vorm.  Schuckert 
&  Co.  zu  Nürnberg  durchfuhr  der  ge- 
schmackvoll und  sauber  ausgeführte  Motor- 
wagen die  ganze  Strecke  unter  lebhafter 
Betheiligung  der  Bürgerschaft  zur  allgemeinen 
Zufriedenheit  Namentlich  erwies  sich  die 
Ueberfahrt  an  der  staattlicben  Oberhohndorf- 
Reinsdorfer  Kohlen  bahn  als  durchaus  be- 
triebsicher, da  sie  bei  der  im  Stadtgebiet 
zulässigen  Fahrgeschwindigkeit  ohne  be- 
sonders merkbare  Stösse  durchfahren  werden 
konnte.  Es  ist  dies  zur  Verro«-' ' 
längeren,  die  Fahrordnung  tti 
enthalten  an  der  betreffendf 
stelle  von    grosser  Bed^ntf- '- 


288 


von  ca.  4  Percent  in  der  Bahnhofstrasse 
wnrde  aoscandslos  und  leicht  überwunden. 
Die  oberirdische  Stromzuleitung  bietet 
mit  ihren  omamentalen  Leitungsmasten  und 
möglichst  sparsam  vertheiltem  Leitnngmaterial 
einen  vortheilhaften  und  keineswegs  störenden 
Eindruck.  Der  Gesammteindruck  der  Anlage 
ist  ein  solcher,  dass  man  der  Stadt  Zwickau 
zu  der  modernen,  den  breiten  Strassen  und 
freundlichen  Plätzen  ein  grossstädtisches  Ge- 
präge verleihenden  Strassenbahn  in  jeder 
Beziehung  Glück  wünschen  kann. 

Elektrische  Strassenbahn  in  Ulzn. 
Der  Firma  S  c  h  u  c  k  e  r  t  &  Co.  in  Nürn- 
berg ist  auf  50  Jahre  die  Concession  zum 
Bau  und  Betrieb  eines  Elektricitätswerkes, 
verbunden  mit  einer  Strassenbahn^  ertheilt 
worden.  Die  Linie  soll  die  beiden  Bahnhöfe 
Ulm-Neu- Ulm  verbinden  und  in  Ulm  die 
Hanptstrassen  der  Alt-  und  Neustadt,  sowie 
das  Neubauviertel  im  Osten  berühren. 


Die  elektrische  Strassenbahn  in 
Hamburg,  welche  in  den  ersten  Tagen 
des  März  eröffnet  wurde,  bewährt  sich  vor- 
trefflich im  Betrieb.  Die  mit  oberirdischer 
Contactieitung  versehenen  Wagen  fassen 
30  Passagiere,  während  die  Fferdebahnwogen 
nur  24  aufzunehmen  vermochten  und  dabei 
vollendet  der  elektrische  Wagen  die  Rund- 
fahrt um  8—10  Minuten  früher.  Welche  Er- 
sparniss  der  elektrische  Betrieb  der  neuen 
Linie  mit  sich  bringt,  ergibt  der  Umstand, 
dass  sofort  78  Pferde  ausrangirt  und  zum 
Verkaut  gestellt  werden  konnten,  für  welche 
also  Futter-  und  Pflegekosten  nicht  mehr 
aufzuwenden  sind.  Die  zweite  demnächst  zu 
eröffnende  elektrische  Linie  wird  ein  Pferde- 
material von  84  Stück  und  die  dritte  Linie, 
die  gleichfalls  elektrisch  eingerichtet  wird, 
eine  gleiche  Anzahl  von  Zugihieren  entbehr- 
lich machen.  

Die  elektrische  Strassenbahn 
Orbe-Chavomay  (Schweiz)  vrurde  am 
17.  April  1.  J.,  nachdem  alle  Bedingungen 
der  Concession  erfüllt  waren,  dem  Betriebe 
übergeben.  Diese  Bahn  hat  oberirdische  Zu- 
leitung.   

Der  k.  u.  k.  Gavallerie-Tele- 
graphencurs  zu  Tulln.  Da  unserer 
Cavallerie  in  neuester  Zeit  die  jedenfalls 
schwierige  Aufgabe  zugewiesen  ist,  als  Führer 
der  aufmarschirenden  Armeen  zu  wirken  und 
zu  diesem  Behufe  eine  rasche  Uebermittlung 
von  Nachrichten  die  Hauptsache  ist,  so  hat 
sie  die  Elektricität  in  ihren  Dienst  gestellt. 
Unsere  Reiterofficiere  haben  sich]  jetzt  auch 
zu  fermen  Telegraphisten  ausgebildet.  Zur 
Erlernung  der  technischen  und  manuellen 
Fertigkeiten  ist  ein  achtmonatlicher  Curs 
unter  Commando  des  Rittmeisters  Freiherrn 
von  Franz  des  6.  Dragoner -Regiments 
aufgestellt  worden,  der  ca.  12  bis  15  Officiere 
und  100  Unterofficiere  der  Linie  und  Land- 
wehr-Cavallerie  nmfasst.  In  welchem  Maasse 
die  Bedeutung    dieser    Institution    auch    von 


höchster  Seite  gewürdigt  wird,  dies  zeigt  sich 
wohl  am  besten  darin,  das  Se.  k.  u.  k.  Ho- 
heit der  Erzherzog  Rainer  als  Ober- 
Commandant  der  Landwehr  die  Gelegenheit 
wahrgenommen  hat,  um  diesen  Cors  bei 
Anwesenheit  des  auf  der  Rückreise  ans 
Böhmen  am  22.  v.  Mts.  in  Tulln  eingetroffenen 
k.  k.  Landwehr-Stabsoffieiers-Curses  ein- 
gehend zu  besichtigen.  Ueber  diesen  Besuch 
wird  Nachstehendes  berichtet:  Im  Schul- 
zimmer der  Mannschafts-Abtheilung  wurden 
sämmtliche  Ausrüstungs  -  Gegenstände  und 
Apparate  gezeigt  und  bei  dieser  Gelegenheit 
audi  die  commandirten  Unteroffidere  einer 
theoretischen  Prüfung  unierzogen.  En  war 
eine  wahre  Freude,  die  schlagfertigen  Ant- 
worten dieser  aus  allen  möglichen  Regimentern 
stammenden  Leute  zu  hören;  wirklich  ver- 
blüffend war  die  Aufnahme  der  Depeschen 
nur  dem  Gehöre  nach.  Sodann  wurde  die 
Kabelleitung,  welche  von  hier  nach  Wien 
gebaut  worden  war,  einer  näheren  Besichtigung 
unterzogen.  Auch  hier  zeigten  sich  sowohl 
der  Herr  Erzherzog  als  auch  alle  anderen 
Herren  höchst  befriedigt  Über  die  Möglich- 
keit einer  guten  mündlichen  Verständigung. 
Die  Länge  dieser  Tnllner  Kabelleitungen 
betrug  33  km.  Auf  dem  weiteren  Rundgange 
wurde  noch  eine  an  einer  Staatsleitung  an- 
geschaltete phonische  Station  besucht.  Hierauf 
verliess  man  die  Kaserne,  um  die  an  der 
Ortslänge  von  Tulln  errichteten  optischen 
Stationen  zu  besichtigen.  Obwohl  nun  hier 
das  Wetter  nicht  besonders  günstig  war, 
wurde  doch  eine  Uebung  veranschaulicht, 
welche  die  Unterofficiere  sowohl  als  schneidige 
Cavalleristen,  wie  auch  als  vollkommen  aus- 
gebildete Telegraphisten  zeigten.  In  der 
kurzen  Zeit  von  25  Minuten  war  die  Leitung 
nach  Judenau  (6  km)  zu  Pferde  ausgelegt 
und  zur  Correspondenz  fertig  hergestellt. 
Während  der  Zeit  war  auch  eine  kürzere 
Strecke  fertig  gebatit  worden  und  konnten 
die  beiden  Linien  ausgezeichnet  benätzt 
werden.  Hiemit  hatte  die  Besichtigung  ihr 
Ende  erreicht.  Se.  k.  u.  k.  Hoheit  sprach 
dem  Commandanten  und  dem  Lehrkörper 
seine  vollste  Anerkennung  über  das  Gesehene 
und  in  so  kurzer  Zeit  Geleistete  aus.  Dass 
auch  auch  die  Frequentanten  des  Landwehr- 
Stabsofficiers-Curses  des  Lobes  voll  waren, 
bedarf  wohl  keiner  Erwähnung. 

Unfall  durcb  £lektricität.  In  Cannes 
hat  sich  am  29.  März  1.  J.  ein  ganz  ähn- 
licher Unglücksfall  ereignet,  wie  jener,  von 
dem  wir  im  Hefte  VIII  auf  S.  232  aus  Inns- 
bruck gemeldet  haben.  Ein  heftiger  Sturm, 
welcher  an  diesem  Tage  zu  Cannes  wüthete, 
hatte  einige  Leitungen,  die  zur  Vertheilung 
der  elektrischen  Energie  mittelst  Wechsel- 
stromes von  2400  V.  dienten,  zerrissen  und 
diese  Drähte  waren  zur  Erde  gefallen.  Ein 
Kutscher,  welcher  einen  solchen  Leitungs- 
draht aufheben  wollte,  wurde  getödtet. 

Hätte  das  Werk  rechtzeitig  den  Betrieb 
der  Maschinen  eingestellt,  so  würde  der 
Unglücksfall  nicht  vorgekommen  sein. 


Verantwortlicher  Redaoteur :  JOSEF  KARBIS.  —  Selbstverlai;  des  Elektroteohnisohen  Vereins. 

In  Commission  bei  LEHMANN  &  WENTZEL,  Buchhandlung  für  Technik  und  Kunst. 

Druck  von  R.  SPIfiS  &  Co.  in  Wien,  Y.,  Strauasengasse  16. 


Zeitschrift  für  Elektrotechnik. 


XII.  Jahrg. 


I.  Juni  1894. 


Heft  XI, 


ABHANDLUNGEN. 


Ein  vereinfachtes  Verfahren  zur  Berechnung  der  Strom- 
yertheilung  in  Leitungsnetzen. 


Von  OTTO  FRICK,  New-York. 
(Fortsetzoog.) 


(Alle  Becht«  vorbehalten.) 


Folgende  Beispiele  werden  am  ehesten  den  Leser  mit  der  Methode 
vertraut  machen: 

Beispiel  i.  Einfacher  Fall. 
In  Fig.  3  ist: 
Leitung  i  =BE:    Länge  =  /j  =  250 m ;    Belastung  =  ij  =  50  Amp. 
„         2  =  CE:        „        =72=2i07ii;  „  z=zi^  =  4o     „ 

S=zDE:        „        =73=i20wi;  „  ==ig  =  3o     „ 

Die  Belastungen  sind  in  der  Mitte  der  Leitungen  angenommen. 
Durch  Combiniren    der  Leitungen  i  \md  2  zu  einer  Leitung  a  und 
V^erlegen  der  Belastungen  i^  und  ig    nach  Punkt  E,    erhält   man  den  ein- 
fachen Fall  mit  zwei  Leitungen. 


Sei  6  = 


=  114-13771. 


^^^'  1/      .  SO  A 

Ji  =  -^^Xii  =  V2h  =  y=25  Amp. 

'^2=77^X»2  =  V2^  =  Y  =  20  Amp. 

Ja  =  «^1  +  «^2  =  25  +  20  Amp. 

comb.  Widerstand  von  a  und  3,  so  ist 
, a  X  Jq 114-13X120 


58s  m 

./3=>^X^  =  J^l-  =  .SAmp. 

Jb  =  J,  -f-  J3  =  45  -f  1 5  =  60  Amp. 


«  +  ^8  234-13 

GD 


290 

Das  System   ist   also    durch   eine  Leitung  6  =  58*51»  und   eine  am 
Ende  derselben  wirkende  Belastung  Jb  =  60  Amp.  dargestellt. 

Diese  60  Amp.  werden  zwischen  a  und  /j  vertheilt. 

JbX6        60X58-5  3510 


a  11413  IH'I3 


3075 


Zur  Controle  der  Rechnung  beachte  man,  dass 

^3  +  -^a  =  *4.  3075  +  29-25  =  60. 

Das  Product  JbX&=  35^0  ist  ein  Maass  des  Spannungsabfalls  bis 
Punkt  E. 

Theilen  wir  wieder  ^a  in 

^aXo  _30-7$Xiio       3SIQ       ,,.^, 

A<  = := = =  14*03 

^  fl  250  250  ^     ^ 

_  A^Xa  _307sXiio       3510       .zr,, 

j^2  —^ ; — — ^  io'72. 

I2  210  210  ^ 

Um  die  Ströme  „»"  in  den  einzelnen  Leitungen  zu  finden,  haben  wir 

«1  =  ^1  —  Ji  =  14-03  — *25  =  —  10-97 

«2  =  A2  — 1/2  =  16-72  —  20  =  —  3-28 

«3  =  ^3  — «^  =  29*25  — 15  =  + I4*25. 

Durch  die  Leitung  EF  fliessen  also  10*97  Amp.,  und  zwar  ii> 
Richtung  von  Punkt  E,  da  „s"  negativ  ist;  durch  Leitung  HE  fliessen 
3-28  Amp.  ebenfalls  in  Richtung  von -E^,  während  der  durch  G£  fliessende 
Strom  von  14-25  Amp.  nach  Punkt  E  gerichtet  ist. 

Zur  Controle  beachte  man,  dass  die  algebraisclie  Summe  dieser 
Ströme  gleich  o  sein  muss. 

14*25  —  10-97  —  3-28  =  o. 
Die  Ströme  in  den  übrigen  Leitungen  erhält  man  ohne  weiters : 
In  BF:  4  +  «^  =  50  —  1097  =  39*03 

CH:  ig +  «2  =  40--    3'28  =  3672 

DG:  13  +  53  =  30+  14-25  =44-25. 

Der  grösste  Spannungsverlust  tritt  entweder  in  Punkt  F  oder  H  eiiir 
wo  die  Ströme  von  zwei  Seiten  zusammentreffen: 

Verlust  bis  F=  Const.  X  125  X  39-03  =  const.  X  4878 

„    //=      „  105X3672=      „     X3756. 

Also  ist  der  Verlust  am  grössten  in  Punkt  F,  wenn  beide  Leitungen 
gleichen  Querschnitt  haben. 

Würde  dieser  Verlust  zu  gross,  oder  der  Verlust  in  den  übrigen 
Leitimgen  zu  klein  erscheinen,  so  müsste  der  Querschnitt  von  Leitimg  i 
erhöht,  der  von  den  Leitungen  2  und  3  geringer  gewählt  werden. 


291 

Beispiel  2.  Complicirter  Fall. 

Es  möge  folgende  Regel  dienen: 

Nachdem  in  dem  Leitungsplan  die  Speisepunkte  bestimmt,  Längen, 
Belastungen  und  angenommene  Querschnitte  eingetragen  worden  sind, 
hat  man: 

1.  die  einzelnen  Leitungen  zu  numeriren; 

2.  die  den  combinirten  Widerstand  zweier  Leitungen  darstellenden 
Leitungen  mit  Buchstaben  zu  bezeichnen; 

3.  ein  Schema  der  Reihenfolge,  nach  welcher  die  Leitungen  unter 
sich  combinirt  werden,  au&ustellen; 

4.  fertige  man  eine  Tabelle  der  Längen  (Z),  reducirt  auf  einen 
gemeinsamen  Querschnitt,  imd  der  combinirten  Widerstände  an; 

5.  eine  Tabelle  der  abgenommenen  Strommengen  (i)  und  deren 
verlegten  Werthe  (J); 

6.  eine  Tabelle  der  auf  die  einzelnen  Leitungen  fallenden  Compo- 
nenten  (Ä)  und  der  durch  die  Leitungen  fliessenden  Ströme  («). 

Bemerkungen: 

Zu  4:  Die  Reduction  der  Längen  zu  einem  Querschnitt  geschieht 
einfach  durch  Multiplication  der  wirklichen  Länge  mit  der  Verhältnisszahl 
zwischen  dem  Einheitsquerschnitt  und  dem  Querschnitt  der  betreffenden 
Leitung. 

Sei  z.  B.  der  Querschnitt  von  50  mm^  im  Netze  vorherrschend,  so 
würde  dieser  am  geeignetsten  als  Einheit  gewählt  werden,  und  die  auf 
50  mm2   reducirte   Länge   eines   Kabels   von   35  mm^   und    140  m   Länge 

würde  demnach  =  140  X  —  =  200  m   sein.    Der  Widerstand   der  Leitung 

bleibt  hierbei  derselbe. 

Die  den  combinirten  Widerstand  zweier  Leitungen  darstellenden 
Leitungen  werden  durch  die  in  Fig.  2  und  5  ersichtlichen  Linien  o,  6,  c  u.  s.  w. 
bezeichnet.  So  z.  B.  ist 

a  =  comb.  Widerstand  von  l^  und  l^  (parallel) 

c=     n  «  „     6     „     Z^    (in  Serie). 

Die  Berechnung  der  resultirenden  Leitung  geschieht  für  zwei  parallel 
geschaltete  Leitungen  nach  der  Formel 

und  für  zwei  hinter  einander  geschaltete  Leitungen  durch  einfache  Addition, 
z.  B.  c  =  b  -f- 1^, 


B 


1    ^TT" 


Fig.  3  a. 

Zu  5:  Die  bis  zu  einem  Punkt  (2)  Fig.  3  a  verlegte  Belastung  einer 
Leitung  ist  nichts  anderes  als  dieieattEp  Belastung,  welche,  in  diesem 
Punkt  (2)  abgenommen,  denselben  veiÄl  vom  Speisen -i^-^t  bis  (2)  hervor- 
ruft, als  die  in  Wirklichkeit  unterwegs  h  ommenen  nmgen  tj  und  tg 
hervorrufen  würden,  wenn  die l^llMfc  'M        '"  ^'^^  "  -trennt  wäre. 


'li 


292 


Für   eine   von  B  gespeiste  Leitving   {B  —  2)  Fig.  3  a,  ist   daher  die 
bis  2  verlegte  Belastung  Jj  dadurch  bestimmt,  dass 

Jg  X  Jj  =  Ol  +  ^)  X  Ol  4- 12  fla 


(»l+*2)«l+'2«2 


Zu  6:  Ist  eine  Resultante  ^0  in  zwei  Componenten  ^^  und  Ab  zu 
zerlegen,  so  ist 


A^  =  . 


^b  = 


In  Fig.  4  ist 


«7 


3— 


y\ 


^ 


Fig.   4. 

B DE  ein  System  gespeister  Leitungen  mit  den  Speisepunkten  B,  D  imd  E. 
a  =  comb.  Widerstand   von  i  und  2 

^=      w  >?  w     ^     »     4 

^c  wird  zuerst  in  A],  und  A^  zerlegt,  wie  oben  gezeigt. 

Um  ^a    zu  bekommen,  suche  man  erst  den  Werth  von 

Sb  =  -^b  —  *^b 
und  hat  dann 

A^=  J^-f  ig  4.  «b 

Fig.  s  stellt  einen  etwas  grösseren  Theil  eines  Netzes  dar;  die 
Längen,  Belastungen  und  angenommenen  Querschnitte  sind  neben  den 
betreffenden  Leitungen  eingetragen.  Die  Belastungen  sind  in  der  Mitte  der 
Leitungen  gedacht. 

Laut  vorstehender  Regel  werden: 

1.  die  einzelnen  Leitungen  mit  Zahlen  i — 25  bezeichnet; 

2.  die  den  combinirten  Widerstand  darstellenden  Leitungen  mit 
Buchstaben  a  —  W  bezeichnet: 

3.  ist  ein  Schema  der  Leitungscombinationen  aufzustellen,  wie  Fig.  6. 
Aus    diesem  Schema    ist    ersichtlich,    wie    die    parallel    geschalteten 

Leitungen   i  und  2  zu    «    combinirt  werden,    b  und  4    in  Serienschaltung 
zu  r  u.  s.  w. 

Dasselbe  zeigt  auch  wie 

Jf^=  J^  +  *^2 


(Jb  +  ü)b  + 


./c=- 


293 


und  wie  umgekehrt 


M  =  Jt,  +  t^  +  ?fo 


A,= 


lS0m.XA.Z5"ym: 


\  UGm  ji^A^Ji^;^ 


■ipf-n  ;^aA.Sf*% 


Flg.  5- 


2/     ^ 


Nach     diesem    Schema     lüssm      ^' 
Leichtigkeit  aufstellen: 


294 


Tabelle  der  red 

ncirteo  Längen                                         1 

(50  mmt  r=  Einheits-Qnertchnitt)                                                 | 

li=  120  m 

/l4    -   120 

h  =  »/85  X  230  =  328-5  m 

^16  =  120 

„^hxh^  120x3285  _  ; 

^6  =  130 

h  +  la           448-5 

/s  =  180  m 

n  =  li5  +  Im  =  120  +  130  =  250 

,         aXk        88  X  «8o 

^       ?HXn_  120X250  _g^.^. 

hi  +  n           370            "'"•' 

74  =  90 

/i7  =  120 

c  =  6  4-  i«  =  591  -t-  90  =  1491 

p  zzzzO-^'  In  —  81*05   +    120   =   201*05 

'5  =  »/»  X  'OO  =  143 
^  =  »/s6Xi65  =  236 

'7  =  »/86  X  »OS  =  »so 

«  =  '«  +  '7  =  «36  +  »so  =  386 
,      kXd        143X386 

'i8  =  «»/toX  100=71*43 

_     i>  X  /i»__  2oro5  X  71-43  _  .^.^3 

^      P  +  hs              272-48 

^9="/70X  110=78-57 

'      k+ä~        529        -""»^ 

r  =  q  +  h9^  5262  -\-  7857  =  131*19 

'»  =  »/«6  X  «75  =  «SO 

/=«  +  %=  104-3  +  »SO  =  3543 

^_mXr_40-2Xi3ri?_    ^^^       ■ 
m  +  r               171-39              •*              [ 

cXf      »49»  X  354-3        ,„^ 

'ao  =  ^/«  X  >oo  =  52*63 

'   <^+r-     S03-4     -^'°5 

'  =  «  +  '20  =  3076  +  52*63  =  83-39 

'»  =  90 

ki  =  »/«5  X  90  =  128-6 

A_  i?X'«  _   »05X90  . 

h2  =  ^khX  150  =  214-3 

«  =  ^1  +  'm  =  128-6  -U  214*3  =  3429 

/lo  =  120 

/28  =  «OO                                          : 

t  =  A  -f  i,o  =  48-5  +  120  =  168-5 

hl  =  »/70  X  90  =  64-3 

«X^23        342-9  X  »00                          1 
*'       u  +  Za               4429               ^^^ 

.X'ii        »68-5X64-3 
*.•+/„-         232-8             *^^ 

/jl  -^  200 

a;  ^^  +  ^4  ^  77*5  +  200  =  277-5          | 

In  =  »/t»  X  90  =  64-3 

^25  =  ^/»5  X  «OO  -:  52-63 

'  =  *+'«=  46-5  +  64-3  ==  » »0-8 
la  =  */9s  X  »»0  =  63-16 

^^      a:X^5       277*5X52*63                      1 

^        ^  +  /25                  33013                  ^*               ! 

IXh»      iio-8X63-»6       ._ 

W»   =     ; i ;—  ^= ^^   40*2 

l   +   '18                        173*96 

1 

^_^X 2^^83-39X44*2   ^^.^^ 

/-ft/               127-59                             j 

(Schluss  folgt.) 


Ueber  elektrische  Bisenbahnen. 

Vortrag,  gehalten  von  Ing.  ERNST  EGGER  am  21.  Mars  1894. im  Elektrotechnischen 

Vereine,  Wien, 

(Schlnss.) 

Ich  habe  eben  gesag^t,    dass    diese  Dateo    für  Motoreo    mit  einfacher 
Uebersetzung  gelten.  Diese  einfache  Zahnräder  Übersetzung  ist  ein  Kind  det 
letzten  Jahre.  Der  Hauptgrund  für  deren  Adoption  war  jedoch  nicht  so  seb^ 
dass  man  das  früher  in  Gebrauch  gewesene  zweite  Zahnrädervorgelege  a 


295 

solches  perhorrescirte,  sondern  dass  in  Folgte  der  zu  dieser  Zeit  noch  nicht 
genug  entwickelten  Herstellungsmethoden  der  Zahnradtrieb  grossen  Lärm 
verursachte,  welcher  Umstand  im  Strassenbahnbetrieb  sehr  störend  war. 
Inzwischen  hat  die  Nothwendigkeit  den  Lehrmeister  gespielt  und  es  werden 
tadellos  geräuschlose  Zahnrädertriebe  nunmehr  erzeugt.  Der  Uebergang 
aber  von  doppelter  auf  einfache  Uebersetzung  war  bereits  geschehen,  ist 
jedoch  theoretisch  wohl  eher  als  ein  Rückschritt  denn  als  ein  Portschritt  zu 
bezeichnen.  Bei  dem  doppelten  Zahnradgetriebe  betrug  das  Hebelverhältniss 
zwischen  Armatur  und  Radachse  i  :  lo ;  beim  einfachen  Getriebe  ist  es 
kaum  41/2*  £s  ist  nun  ganz  klar,  dass  im  letzteren  Falle  die  Zugkraft, 
welche  die  Armaturen  ausüben  müssen,  das  Doppelte  des  ersteren  Falles 
betragen  muss.  Dies  wurde  auch  erreicht  hauptsächlich  durch  das  kräftigere, 
geschlossenere,    magnetische  Feld  gegenüber    den    früheren  Constructionen. 

Es  ist  also  auch  das  Gewicht  der  Motoren  ganz  ausserordentlich 
gewachsen,  und  eine  doppelmotorige  Wagenausrüstung  wiegt  beute  zwischen 
2500 — 4000  hg.  Man  hört  nun  oft  und  oft  sagen,  dass  dieses  Gewicht 
nöthig  sei,  um  die  Adhäsion  zu  erhöhen.  Dies  ist  jedoch  nur  bedingt  richtig, 
und  zwar  wenn  Beiwagen  gezogen  werden.  Dort  aber,  wo  heute  das,  wenigstens 
meiner  Meinung  nach,  weiteste  Feld  des  elektrischen  Bahnwesens  ist,  im 
Tram way verkehr,  also  in  der  Beförderung  einzelner  Wagen,  ist  jedes  über- 
grosse Gewicht  auch  gleichbedeutend  mit  einer  Beförderung  todter 
Last.  Der  überschwere  Motor  ist  heutzutage  noch  eine  Quelle  ganz  anderer 
Uebel.  Die  Wagenuntergestelle,  auf  denen  er  aufgebracht  ist,  besitzen,  wie 
ja  schon  erwähnt,  verticale  Führungen,  in  denen  die  Achsbüchsen  sich 
bewegen  können.  Dies  findet  auch  thatsächlich  statt  beim  Passiren  von  allen 
Unebenheiten  des  Geleises,  beim  Ueberfabren  von  Schienenstössen,  beim 
begegnen  von  Hindernissen  u.  s.  f.  Da  nun  der  Motor  mit  dem  einen  Ende 
mit  den  Wagenachsen  direct  verbunden  ist,  und  nur  am  anderen  Ende 
federnd  am  Untergestelle  hängt,  so  folgt  daraus,  dass  bei  allen  solchen 
Stellen,  wo  die  Wagenachse  sich  hebt  und  das  Rad  dann  auf  das  normale 
Niveau  wieder  herabfällt,  dieses  Fallen  durch  das  Motorgewicht  einen  ganz 
besonderen  Nachdruck  erfährt.  Es  rührt  daher  das  starke  Stossen  und 
Hämmern  der  elektrischen  Wagen.  Keine  Laschenverbindung  der  Schienen 
hat  sich  bis  jetzt  gut  genug  bewährt,  um  dem  auf  die  Dauer  Einhalt  thun 
zu  können,  und  es  ist  ersichtlich,  dass  dies  mit  dem  Motorgewicht  noch 
zunimmt.  Es  hat  dies  dann  zur  weiteren  Folge,  dass  die  Schienen  stark 
leiden,  besonders  an  den  Stössen,  und  dass  man,  um  dem  zu  begegnen,  immer 
schwerere  Schienen  verwendet,  so  dass  man  auf  den  amerikanischen  Strassen- 
bahnen  langsam  von  der  leichtesten  Pferdebahnschiene  von  16*6  hg  Gewicht 
per  Meter  bis  zu  Gewichten  von  35   und  45  hg  vorschritt. 

Trotzdem  werden  einmal  im  Jahre  doch  mannigfache  Auswechslungen 
an  Schienen  nöthig.  Dass  aber  durch  diese  plötzlichen  Stösse  auch  der 
Motor  stark  in  Mitleidenschaft  gezogen  wird,  ist  nur  natürlich  und  die  durch 
die  starken  Achsdrücke  ohnehin  sehr  beanspruchten  Zahnräder  werden  ge- 
wöhnlich schon  nach  einem  halben  Jahre  dienstuntauglich. 

Nun  kommt  noch  ein  weiteres  Moment  hinzu.  Der  Hauptstrom-Motor, 
wie  er  ja  heute  verwendet  wird,  consumtrt,  ausgenommen  natürlich  den 
FaU,  wo  er  ganz  ausgeschaltet  ist  und  der  Wagen  blos  zu  Folge  seiner 
Trägheit  fährt^  stets  Strom,  also  auch  beim  Bergabfahren.  Die  hauptsäch- 
lichste GeschwindigkeitsreguIiruDg  dieser  Motorwagen  erfolgt  nun  durch  die 
Handbremse  und  diese  verursacht  eine  derartig  starke  Beanspruchung  der 
Räder,  dass  selbe  oft  schon  innerhalb  des  Zeitraumes  eines  Jahres  ausge- 
wechselt werden  müssen.  '  r  aus  diesem  Grunde,  als  um  starke  Stei- 
gungen xü  ^•^Ältigen,  hat  'n  manchen  Orten  die  Anwendung  von 
Schieneill-     J-          "'?    ^    >  ''  B's  jetzt  hat  die*        er  noch  keine  be- 


4 


296 

deutenden  Erfolge  ermöglicht,  was  thctlweise  seinen  Grund  auch  darin  hatte, 
dass  die  Seitenträger  der  Waggons,  an  denen  eben  der  Bremsmechanismus 
befestigt  ist,  für  solche  Beanspruchungen  zu  schwach   waren. 

Wie  wir  also  bis  jetzt  gesehen  haben,  sind  enge  mit  dem  Principe 
der  heutigen  Eisenbahn-Motoren,  ausser  ihrem  ungünstigen  elektrischen 
Effecte,  auch  die  schädlichen  Einwirkungen  auf  Schiene  und  Rad  verbunden. 
Folgende  Ziffern  geben  nun  Ober  die  ökonomischen  Verhältnisse  von  elektrischen 
Bahnen,  die  mit  den  gangbarsten  Doppelmotoren-Systemen  und  diversen  Wagen - 
grossen  ausgerüstet  sind,  Aufschiusa:  Die  Kosten  des  elektrischen  Betriebes 
per  Wagenkilometer  betragen  in  amerikanischen  Städten,  je  nach  den 
Kohlenpreisen  und  Lohnverhältnissen,  von  5  bis  15  Cts.,  das  ist  12*5  bis 
38  kr.  Hiebei  ist  allerdings  zu  berücksichtigen,  dass  unsere  Kohlenpreise 
bedeutend  höber  sind,  wie  die  amerikanischen,  die  Löhne  wesentlich  billiger. 
In  obiger  Ziffer  ist  alles  und  jedes  eingeschlossen»  ausgenommen  die  Zinsen 
vom  Capital.  Die  Variation  zwischen  diesen  Werthen  ist  ausserordentlich 
stark  und  erklärt  sich  theilweise  auch  daraus,  dass  die  Beförderung  der 
schon  einmal  erwähnten,  besonders  langen  Wagen  mit  grosser  Perapnenzahl 
entsprechend  kostspielig  ist. 

Es  ist  keine  Frage,  dass  sich  heute  in  dichten  Verkehrscentren  der 
Kabelbahnbetrieb,  trotz  seiner  ganz  unvergleichlich  höheren  Anlagekosten, 
noch  billiger  stellt  als  der  elektrische,  da  man  sehr  viele  solche  Bahnen 
fmdet,    wo    der  Wagenkilometer    incl.  Zinsen  7  Cts.,    also   17*5  kr.  kostet. 

Nach  sehr  ausführlichen  Berechnungen  von  Higgins  stellen  sich 
speciell  bei  kleineren  Bahnen  in  Städten  bis  ca.  50.000  Einwohnern  die 
Gesammtbetriebs-  und  Erhaltungskosten  incl.  Zinsen  durchschnittlich  auf  75V0 
der  totalen  Einnahmen.  Es  entspricht  dies  einer  5Vo*i^^">  ^^^^  selten  7Vo^S^° 
Verzinsung  des  Anlagecapitals.  In  einzelnen  Fällen  steigt  jedoch  der  Betriebs- 
coSfücient  bis  S2^/q  und  es  gibt  genug  elektrische  Bahnen,  welche  sich 
kaum  mit  über  3<>/q  verzinsen. 

Eine  interessante  Thatsache  ist,  dass  die  Stromkosten  nur  ca.  10^/^ 
der  gesammten  Betriebskosten  ausmachen.  Im  Allgemeinen  stellen  sich  die 
reinen  Betriebsauslagen  ungefähr  folgendermaassen : 

Angenommen  ist  ein  Fall,  bei  dem  per  Wagenkilometer  reine  Betriebs- 
kosten von  20  kr.  aufliefen.   Dieselben  waren  zusammengesetzt  aus: 

Stromkosten ,  2*5  kr. 

Reparaturen   an  Wagen- Motoren  .     .  1*7  „ 
Reparaturen    an     Wagenkasten-    und 

-Untergestellen '*2  » 

Reparaturen  an  Leitung      ....  0*7  „ 

Erhaltung  des  Unterbaues  ....  1*8  „ 
Gehalt    für    Wagenführer    und    Con- 

ducteur 7*5  « 

Regiespesen       ........  3*5  n 

Unfallsentschädigungen   .     .     ,     .     .  06  „ 

19*5  kr. 

Dieses  Beispiel  ist  von  einer  amerikanischen,  gutgeleiteten  elektrischen 
Bahn  genommen,  welche  nur  normale  Wagen  mit  ca.  30  Personen 
Fassungsraum  laufen  hatte.  Bei  uns  würden  sich,  bei  ungefähr  gleichem 
Summenbetrag,  einige^  Posten  ändern,  und  zwar  die  Stromkosten  steigen, 
die  Personalauslagen  fallen.  Man  sieht  jedoch  aus  der  Zusammenstellung 
ganz  deutlich,  an  was  für  Auslagen  überhaupt  die  elektrischen  Betriebe 
geknüpft  sind. 

Im  Grossen  und  Ganzen  kann  das  elektrische  Bahnwesen  also  heute 
noch    nicht    als     ein    so    rentables    Mittel    für    Capitalsanlage    angepriesen 


297 

werden,  als  man  dies  vielfach  thut.  Wenn  wir  hiefür  aus  all  dem  Vorgebcoden 
die  Gründe  suchen»  so  ergeben  sich  in  logischer  Reihenfolge: 

1.  Unökonomisches  Arbeiten  der  Motoren,  zu  hohes  Gewicht,  zu  geringe 
Tourenzahl  derselben. 

2.  Kostspielige  Anlage  des  Unterbaues. 

3.  Tbeuere  Erhaltung  des  Unterbaues. 

4.  Theuere  Erhaltung  der  gesammten  Fahrbetriebsmittel. 

Dem  ersten  Punkte,  den  Motoren,  hat  man  in  Bezug  auf  wirkliche 
Oekonomie  in  der  letzten  Zeit  wenig  Aufmerksamkeit  geschenkt,  vielleicht 
aus  dem  Grunde,  weil  eben  die  Stromkosten  einen  nur  geringen 
Procentsatz  der  Gesammtbetriebskosten  ausmachen.  Thatsächlich  ist  in 
einem  amerikanischen  Werke  als  einer  der  grössten  Fortschritte  des  Bahn- 
motors in  der  letzten  Zeit  die  Einführung  der  Ringwickelung  statt  der 
Trommelwickelung  angegeben.  Das  ist  denn  doch  in  principieller  Beziehung 
ein  sehr  bescheidener  Fortschritt. 

Es  haben  sich  einige  Neueinführungen  in  ganz  anderer  Richtung 
bewegt.  Kennzeichnend  ist  die  von  mehreren  Er6ndern,  wie  Eickemeyer, 
Rae,  Sperry  und  Short  ausgegangene  Anwendung  eines  einzigen  Motors 
im  Wagen.  Ich  glaube,  dies  ist  richtig.  Ein  Motor  mit  einer  Leistungs- 
fähigkeit von  ca.  30  HP  kann  den  allerschwierigsten  Anforderungen 
entsprechen.  Derselbe  sollte  jedoch  so  angebracht  sein,  dass  er  wirklich 
stossfrei  gelagert  ist,  wie  alle  die  vorangeführten  Erfinder  es  auch  anstreben. 
Dies  ist  jedoch  schwer  möglich  bei  all  den  jetzigen  Constructionen  mit 
Doppelmotoren,  welche  sich  darauf  beschränken,  die  letzteren  unter  den 
Plattformen  unterzubringen.  Es  ist  daher  schon  von  manchen  Seiten  der 
Vorschlag  gemacht  worden,  die  Motoren  noch  oben  zu  legen,  d.  h.  über 
dem  Wagenboden  hervorstehen  zu  lassen,  u.  zw.  eventuell  offen  sie  auf 
der  Plattform  anzubringen,  oder,  wenn  innerhalb  des  Wagenkastens,  sie 
durch  Sitze  zu  verdecken.  Hiedurch  wäre  auch  bei  Beschützung  vor  Staub 
und  Schmutz  eine  stete  Ueberwachung  ermöglicht. 

Eine  weitere  Forderung  wäre  natürlich,  dass  bei  Verwendung  eines 
einzelnen  Motors  beide  Wagenachsen  getrieben  werden;  dies  ist  auch  bei 
allen  Einmotor-Anordnungen  der  Fall  und  hat  sich  nicht  nur  nicht  überall 
bewährt,  sondern  besonders  bei  schwierigen  Schienenverhältnissen  dem 
Zweimotoren-System  überlegen  gezeigt,  indem  das  Gleiten  viel  später  eintrat 
als  bei  letzterem.  Hierüber  wurden  sehr  ausführliche  Versuche  von  Sperry 
angestellt. 

Wenn  man  von  der  Oekonomie  des  Bahnmotors  spricht,  so  kommt 
natürlich  auch  in  Betracht,  mit  welcher  Geschwindigkeit,  also  Spannung 
derselbe  läuft.  Um  nun  auf  langen  Linien  die  Spannung  möglichst  constant 
zu  erhalten,  hat  man  die  übercompoundirten  Generatoren  eingeführt,  welche 
mit  wachsender  Stromstärke  auch  die  Spannung  in  einem  justirbaren 
Percentsatz  ansteigen  lassen.  Dies  hat  nur  den  Nachtheil,  dass  wenn 
die  Beanspruchung  in  einem  Feeder  einmal  besonders  stark  ist,  die  am 
Schaltbrette  vorhandene,  entsprechend  erhöhte  Spannung  sich  auch  den 
übrigen  Feeders  mittheilt.  Man  hat  daher  in  einigen  Centralstationen  für 
Bahnbetrieb  es  so  disponirt,  dass  eine  höhere  Spannung  von  600  Volt  für 
die  entferntesten  oder  stärkst  belasteten  Leitungsstränge  zur  Verfügung  steht, 
während  die  anderen  mit  der  Normalspannung  von  500  Volt  arbeiten. 

Ich  habe  dies  nicht  erwähnt,  um  eine  Ausführungsmethode  zu 
beschreiben,  sondern  um  darzuthun,  dass  der  Leitungsverlust,  welcher  durch 
den  gewaltigen  Stromconsum  der  heutigen  Bahnsysteme  bedingt  ist,  durch 
besondere  Vorrichtungen  auszugleichen  ist. 

Dass  die  Stromkosten  einen  geringen  Theil  der  Gesammt-Betriebskosten 
ausmachen,    ist    eine    sehr    ungenügende  Entschuldigung  dafür,    dass  in  der 


298 

Verbesserung  der  MotorökoQomie  nicht  weiter  gegangen  wird.   Würde    man 
Motoren  haben,    welche  weniger  Strom  consumiren,    und  welche  die   ^ranze 
in    sie  gesendete  Arbeit  thatsächlich  nuubar  verwerthen,  so  könnte  in   der 
Anlage  der  Station    und  der  Leitung  so  Bedeutendes  erspart  werden,     dass 
das  ganze  Ertragsbild    der  Bahn    sich    unbeschadet    der  Stromkosten    total 
ändern  würde.  Die  Richtung,  in  welcher  die  Motoren  solcher  Art  zu  suchen 
sind,  ist  folgendermassen  gekennzeichnet.  Eine  permanent  laufende  Armatur, 
welche  während  des  Wagenstillstandes  ausgerückt  wird  und  leer  mitläuft»  wäre 
beim  Anfahren    von  allergrösstem  Werthe    und    könnte  eine  grosse  Strom- 
ersparniss    bewirken.    Hätte    diese  Armatur    constante  Geschwindigkeit   und 
wäre  sie  mit  einer  variirbaren  Uebersetzung  auf  die  Wagenachsen  versehen, 
so     könnte     bei      irgend     einer     Wagengeschwindigkeit     deren     constante 
Geschwindigkeit     voll     ausgenützt     werden.     Welche     Woblthat     dies     beim 
Langsamfahren  bilden  würde,    wo  abgesehen  von  der  Stromverschwendung 
das  Bremsen  auf  Räder,  Zahnräder,  Armaturen,    kurz  alle  bewegten   Theilc 
so  schädlich  einwirkt,  lässt  sich  leicht  ermessen.  Es  würde  ferner  die  ganze 
Einrichtung     der     complicirten     Schaltapparate    wesentlich    einfacher     sich 
gestalten.    Beim    Bergabfahren    müsste    eine    elektrische    Bremsung    in     der 
Weise  eintreten,  dass  das  Bremsen  am  Rade  entfällt,  und  aber  kein   Strom 
unnöthig    verzehrt  wird.    Alle    diese  Bedingungen    sind  gleichzeitig  nur 
durch  eine  Methode  erreichbar,  nämlich  durch  die  Verwendung  des  Nebeo- 
schlussmotors.   Dieser  hält  annähernd    constante  Geschwindigkeit,   sein   Feld 
beim  Anfahren  kann  genügend  stark  gemacht  werden,  während  die  variable 
Uebersetzung    noch    durch  Aenderung    der  Felderregung  in  ihrer  Wirkung 
unterstützt    werden    kann.    Künstlicher  Widerstand  in  der  Armatur  entfällt, 
ausser  beim  Einschalten,  ganz.  Die  Schaltapparate  werden  hiedurch  einfach 
und     die    ihnen    so    schädliche  Funkenbildung    wird    fast    ganz    vermieden. 
Beim  Bergabfahren  wirkt  der  Nebenschluss-Motor  im  Momente,  wo  er  seine 
Geschwindigkeit    überschreitet,    als  Generator    und    bremst    sich    nicht  nur 
selbst,    sondern  gibt  noch  Strom  an  die  Station  zurück.    Alle  diese  Eigen- 
schaften machen  den  Nebenschluss-Motor  zu  einem  höchst  wünschenswerthen 
Object    für    elektrische  Strassenbahnen,    und    trotz    vieler  Schwierigkeiten, 
die    er    hiefür    noch    darbietet,    ist    es    meine  Ueberzeugung»    dass    er    der 
Bahnmotor  der  Zukunft  ist. 

Man  braucht  ja  nur  die  Forderungen  nochmals  zu  überlegen,  welche 
das  elektrische  Bahnwesen  heute  bereits  gebieterisch  stellt.  Verringerte  An- 
lagekosten der  Station  und  des  jetzt  so  unverhältnissmässig  massiven  Unter- 
baues, sowie  ökonomischerer  Betrieb,  das  sind  die  Ziele,  denen  zugestrebt 
werden  muss.  Die  Bequemlichkeit,  Sicherheit  und  Verlässlichkeit  des  Fahrens, 
Umstände,  welche  enge  mit  den  eben  aufgezählten  zusammenhängen,  ver- 
bürgen dann  noch  weitaus  grössere  Erfolge,  als  die  elektrische  Traction 
bereits  errungen  hat.  Gibt  es  doch  schon  jetzt  Städte,  in  denen  der  Ver- 
krhr  seit  der  Einführung  des  elektrischen  Betriebes  gegenüber  dem  Pferde- 
bahnbetriebe um  300^/0  gestiegen  ist.  Welche  Aussichten  bietet  da  erst 
die  Zukunft  dar,  wenn  das  elektrische  Verkehrswesen  auf  einer  solchen 
Höhe  stehen  wird,  dass  thatsächlich  einerseits  die  Investitionen  und  Erträgnisse 
in  einem  richtigen  Verhältnisse  stehen,  andererseits  die  berechtigten  An- 
sprüche des  fahrenden  Publikums  ihre  technische  Lösung  gefunden  haben 
werden ! 

Ich  habe  mir  erlaubt,  diejenigen  Punkte  anzudeuten,  welche  meiner 
Ansicht  nach  hierbei  ausschlaggebend  sind,  und  will  zum  Schlüsse  wieder- 
holen, dass  durch  dieselben  der  directe  Stromverbrauch  vermindert,  die 
Beanspruchung  der  Geleise  und  Fahrbetriebsmittel  reducirt  und  die  ge- 
sammten  Anlage-  und  Erhaltungskosten  herabgesetzt  werden  würden.  Z«rei 
Hauptpunkte    sind    es  hierbei,    welche  vor    allem  ihrer  Lösung    zuzuführen 


299 


sind.  Dämlich  x.  die  Schaffuag  eines  eotsprechenden  Nebenschluss-Motors 
mit  variablem  Getriebe,  und  2.  dessen  stossfreie  Lagerung.  Dies  sind  Auf- 
gaben, welche  wahrlich  schwierig  genannt  werden  können,  die  aber  würdig 
sind  des  Griffels  des  TQchtigsten.  Denn,  meine  Herren,  ein  billiges,  rasches, 
bequemes  und  leistungsfähiges  Verkehrswesen  bedeutet  eine  Steigerung  von 
Handel  und  Gewerbe,  von  Leben  und  Treiben  und  ist  die  Bürgschaft  für 
vermehrtes  Blühen  und  Wachsthum  der  Gemeinwesen. 


Elektrische  Bahnanlagen  In  Wien. 


(Wien,  am  21.  Mai  1894.)  —  Das  Co- 
mit^  zur  Vorberatbiing  der  Erricbttmg  von 
eldctriachen  BabnaDlageo  in  Wien  hielt  hente 
eine  Sitzung  ab,  in  welcher  Magistratsratb 
Linsbaner  den  Entwarf  der  Petition  an 
die  Regiemng  nnd  die  beiden  Häuser  des 
Reichsratbs  vorlegte.  In  dieser  Eingabe  wird 
gebeten,  der  Staat  möge  auf  das  ihm  nach 
dem  gegenwärtigen  Localbahngesetse  su* 
siebende  He  im  fallsrecht  besilgltch  der 
Kleinbahnen  Verzicht  leisten  und  den 
Ptfageverkehr,  sowie  den  Correspoudenzdienst 
zwischen  den  in  Wien  bestehenden  oder  zu 
errichtenden  Bahnen  im  Gesetzwege  regeln. 
Da  nnn  diese  Petition  keine  Aussiebt  hat, 
noch  in  dieser  Session  des  Reicbsratbs  er- 
ledigt zu  werden,  so  lässt  die  hienach  ein- 
geleitete Action  des  Stadtraths-Comit^  er- 
kennen, dass  in  diesem  von  vornherein  auf 
den  Bau  elektrischer  Bahnen  in  Wien  in 
diesem  Jahre  Verzicht  geleistet  wird.  Es 
muss  dies  umso  mehr  bedauert  werden,  als 
nicht  blos  von  mehreren  Projectanten  betont 
wurde,  dass  sie  binnen  sechs  Monaten  den 
Bau  einer  elektrischen  Bahn  bewerlutelligen 
wärden,  sondern  weil  ja  vom  Gemeinde- 
rathe  aus  stets  gedrängt  worden  ist,  es  möge 
der  Bau  von  neuen  Communications-Mitteln 
beschleunigt  werden.  Jetzt  hätte  es  einmal 
wieder  der  Gemeinderath  in  seiner  Hand, 
fttr  Wien  ein  Verkehrsmittel  zu  schaffen,  das 
der  Bevölkerung  die  grÖsstenVortheile  brächte 
und    statt    sich    zu  beeilen,    von  dieser  Ge- 


legenheit Gebrauch  zu  mschen,  sucht  er  eine 
„prindpielle*  Frage  heraus,  deren  Lösung 
nicht  in  kuraer  Zeit  zu  erwarten  ist,  also 
eine  Verschleppung  herbeiführen  muss.  Wir 
lassen  uns  in  eine  Erörterung  des  „Princips*^ 
des  Heimfallsrechts  nicht  ein,  verweisen  aber 
darauf,  dass  die  Dampftram way  in's  March- 
feld,  die  jetzt  eine  so  wichtige  Rolle  für  den 
Transport  des  Kehrichts  spielt,  noch  heute 
nicht  bestünde,  wenn  man  den  Bau  von  der 
Lösung  der  Frage  des  Heimfallsrechts  ab- 
hängig gemacht  hätte.  Auch  vor  dem  Bau 
dieser  Bahn  wurde  dieselbe  Frage  aufgeworfen 
—  aber  der  Gemeinderath  kam  zu  der  Er- . 
kenntniss,  dass  er  dieses  Recht  nicht  erlangen 
wttrde  nud  er  verzichtete  darauf,  um  den 
Bau  nicht  aufzuhalten.  An  diesen  Präcedenz- 
fall  sollten  sich  die  Gemeinderäthe  erinnern 
nnd  im  gegebenen  Falle  ähnlich  handeln 
wie  zuvor,  oder  doch  wenigstens  die  ver- 
schiedenen Projecte  meritorisch  beratben  nod 
den  Bau  nicht  von  der  Erledigung  der  Pe- 
tition Aber  das  Heimfallsrecht  abhängig 
machen.  Sie  mögen  ihre  Wünsche  nach  dem 
Heimfallsrecht  mit  allem  Nachdruck  geltend 
machen,  aber  nicht  selbstt  das  erste  Hinder- 
niss  für  den  Bau  von  elektrischen  Bahnen 
sein.  —  Der  vom  Stadtbauamte  ausgearbeitete 
Entwurf,  betreffend  die  Gruodzttge  der  Con- 
cursausscbreibung  für  elektrische  Bahnen 
wird  in  der  nächsten,  wahrscheinlich  noch 
im  Laufe  dieser  Woche  stattfindenden  Sitzung 
des  Subcomit^^  in  Berathung  gezogen  werden . 


Elektrisch  betriebene  Boote. 


Nachdem  die  elektrische  Beleuchtung 
durch  ihre  grossen  Vorzüge  an  Bord  voa 
Schiflen,  besonders  von  Seeschiffen,  jede 
andere  Beleuchtungsart  in  so  unbestrittener 
Weise  verdrängt  hat,  dass  bereits  kein 
grösserer  Passagierdampfer  ohne  diese  Be- 
leuchtung gedacht  werden  kann,  nachdem 
femer  die  elektrische  Kraftübertragung  es 
ermöglicht  hat,  sämmtliche  Hilfsmaschinen, 
aU  Ventilatoren,  Aufzüge,  Eismaschinen, 
bteuerapparate  u.  s.  w.  durch  Elektromotoren 
anzutreiben,  ist  nunmehr  die  Verwendung 
der  Elektricität  für  die  Schiflahrt  bereits  so- 
weit vorgeschritten,  dass  sie  durch  Antrieb 
der  Schiffsschraube  mittelst  Elektromotors, 
wenn  auch  bisher  nur  fttr  kleinere  Boote, 
die  Bewegung  des  Fahrzeuges  selbst  bewirkt. 


Dies  ist  möglich  geworden  durch  die 
elektrischen  Accumulatoren. 

Die  in  den  Accumulatoren  aufge- 
speicherte Elektricität  reicht  für  eine  Fahrt 
von  ca.  sechs  Stunden  aus,  bei  einer  Ge- 
schwindigkeit von  zehn  bis  zwölf  Kilometer 
in  der  Stunde,  u.  zw.  bezieht  sich  diese 
Angabe  auf  die  eigentliche  Fahrtdauer, 
während  welcher  das  Boot  sich  bewegt.  Eme 
Unterbrechung  derselben  kann  beliebig  oft 
und  in  beliebiger  Ausdehnung  stattfinden, 
ohne  dadurch  irgend  welchen  Einfluss  auf 
die  eigentliche  Fahrtzeit  auszuüben. 

Wie  die  Abbildungen  Fig.  i  bis  3  zeigen, 
befindet  sich  in  dem  vorderen  Theile  des 
Fahrzeuges  der  Raum  für  die  Passagiere, 
welcher  so  gross  bt,  dass  bequem  eine  Ge- 


300 


Seilschaft  von  zehn  Personen  Platz  finden 
kann.  Das  Boot  selbst  ist  aus  Eichenholz 
gebaut  mit  fichtener  Beplankung.  Die  Sitze 
sind  mit  gepolsterten  Lederkissen  belegt 
nnd  sowohl  der  Motor  ab  auch  die  Accn- 
mulatoren  so  aufgestellt,  dass  sie  den  Augen 
der  Passagiere  vollkommen  entzogen  sind. 
Die  Dimensionen  des  Bootes,  dessen  Motor 
ca.  3  EP  leistet,  sind  folgende: 


Wie  Fig.  I  und  3  femer  zeigen,  fölirt 
das  Boot  ein  abnehmbares  Balance-SonseB- 
segel  mit  Qoerstangen  und  Zugleinen,  welciies 
dem  Boote  ein  (insserst  gefälliges  Ausaehen 
gibt. 

Hinten  im  Boote,  u.  zw.  von  den  Pmaia* 
gieren  räumlich  vollkommen  getrennt,  be- 
findet sich  der  Sitz  für  den  SteaennaoiB, 
wdcher    von    hier  aus  alle  zur  Fdhmng  det 


Länge  zwischen  den  Perpendikeln 

Länge  auf  Deck,  über  alles  ge- 
messen   • 

Breite  im  Hauptspant  .... 

Tiefe  von  Oberkante  Deck  bis 
Oberkante  Kiel     .... 

Tiefgang 


ca.   7*5    m 

n       0-60  „ 


Bootes    erforderlichen    Apparate    leicht    er- 
reichen kann. 

Die  Handhabung  dieser  Apparate  selbst 
ist  derartig  einfach  und  sauber,  man  kann 
sagen  zierlich,  dass  jede  Dame  ohne  weitoes 
diesen  Sitz  einnehmen  könnte,  um  das  Boot 
zu  fähren.     Durch  Bewegung    eines  kleinen 


Wl 


bA 

b 


302 


Hebels  wird  der  Motor  eingeschaltet  und 
das  Boot  setzt  sich  In  Bewegung,  wobei 
man  je  nach  der  Stellang  des  Hebels  mit 
zwei  Geschwindigkeiten,  langsamer  oder 
schneller,  sowie  Tor  oder  zvrück  fahren  kann ; 
während  ein  elegantes,  leicht  zu  handhaben- 
des Steuerrad  dem  Fahrzeug  die  gewünschte 
Richtung  gibt.  Bei  Fahrten  mit  der  ge- 
ringeren Geschwindigkeit  verlängert  sich  die 
Fahrzeit  entsprechend.  Zwei  weitere  kleine 
Druckknöpfe  dienen  dazu,  um  einerseits  die 
Signalglocke  auf  dem  Vorderdeck  läuten  zu 
lassen  und  andererseits  die  ebendaselbst  an- 
gebrachten Signallichter  zu  entzünden,  welche 
letzteren  gleichfalls  für  elektrischen  Betrieb 
durch  Glühlampen  eingerichtet  und  nüt  neu- 
silbernen Re^ectoren  versehen  sind. 

Kein  Rauch,  Dunst  oder  Geruch  be- 
einträchtigt dabei  den  Gennss  der  Fahrt 
und  weder  der  Elektromotor  selbst,  noch  die 
Accumulatoren-Batterie  beansprucht  während 
der  Fahrt  irgend  welche  Wartung  oder  Be- 
aufsichtigimg, da  hierb^  insbesondere  keine 
Feuerung,  mit  ihren  vielen  Belästigungen, 
zu  unterhalten  ist.  Lediglich  die  oben  ge- 
nsnnten  wenigen,  bequem  eingerichteten 
Apparate  sind  zu  bedienen,  so  dass  die 
Fübruog  eines  elektrischen  Bootes  an  Sauber- 
keit und  Eleganz  unübertroffen  dasteht.  Ohne 
Geräusch,  fast  lautlos  fährt  das  zierliche 
Fahrzeug  dahin,  denn  alle  stossenden  Theil« 
der  Maschinerie,  welche  bei  Dampf-  oder 
Petroleum  •  Betrieb  nicht  zu  vermeiden 
sind,    kommen    hier   in  Wegfall.    Alle  diese 


Eigenschaften  tragen  dazu  bei,  selbst 
die  Führung  eines  solchen  Fahrseoges  zu 
einem  besonderen  Vergnügen  zu  gestalten ; 
so  dass,  wenn  die  Gesellschaft  nngenirt  sein 
will  und  daher  ein  Mitglied  derselben  die 
Bootsführung  übernimmt,  auch  dies  sich  mit 
vollem  Genuas  der  Fahrt  hingeben  kann. 
Es  wird  daher  mit  dem  elektrischen  Boote 
dem  wassersportfreundlichen  Pubbknm  ein 
nach  den  neuesten  Erfahrungen  der  Schiffs- 
baukunst constmirtes  Luxnsfahraeug  geboten, 
welches  an  Sicherhett,  Eleganz  und  Sauber- 
keit eine  Vervollkommnung  erlangt  hat,  wie 
sie  bisher  auf  dem  Wasser  für  uneneichbar 
gegolten  hat. 

Dies  wurde  denn  auch  durch  die  drei 
Boote,  welche  seit  Frühjahr  1892  von  der 
„Allgemeinen  Elek  tr  ic  i  t  ä  t  s-Ge- 
sellschaft**  auf  dem  Wannsee  bei  Berlin 
in  Dienst  gestellt  sind,  vollauf  bestätigt,  da 
dieselben  sich  sowohl  im  Dienste  der  Ge- 
sellschaft als  Fährboote,  wie  auch  für  Ver- 
gnügungsfahrten einzelner  Privat-Gesell- 
schaften  einer  fortdauernd  wachsenden  Be- 
liebtheit zu  erfreuen  haben. 

Um  einen  ungefähren  Anhalt  über  die 
Kosten  elektrischer  Boote  zu  geben,  be- 
merken wir,  dass  sich  der  Preis  eines  Bootes 
der  beschriebenen  Grösse,  mit  welchem  der 
Wannsee  bei  Berlin  befahren  wird,  auf 
Mk.  9000. —  unter  der  Voraussetzung  stellt, 
dass  das  Boot  im  Deutschen  Reiche  montirt 
werden  kann. 


Energieübertragung  Lauffen-Frankfurt. 


Der  von  Prof.  Dr.  H.  F.  Weber  ver- 
fasste  Bericht  der  Pfttfungs-Commis«ion  über 
die  an  dieser  Anlage  anngeführten  Unter- 
suchungen liegt  uns  nunmehr  im  Drucke 
vor.  Wir  geben  im  Folgenden  die  wesent- 
lichen Resulute  dieser  Untersuchungen. 

Die  Prüfungs>Commission  musste  ihr 
Arbeitsprogramm  auf  die  folgenden,  als  die 
am  wichtigsten  hervortretenden  Fragen  be- 
schränken : 

1.  Welchen  Effect  überträgt  die  zum 
Betriebe  der  Lauffeuer  Anlage  benutzte 
'lurbine  bei  gegebener  Beaufschlagung,  ge- 
gebener Umlaufzahl  und  gegebenem  Gefälle? 

2.  In  welchem  Verhältniss  steht  die  an 
die  tertiäre  Leitung  in  Frankfurt  abgegebene 
Energie  zu  jener  Energie,  welche  die  Turbine 
während  derselben  Zeit  auf  die  Dynamo 
überträgt? 

3.  Welches  Ut  der  Wirkungsgrad  der 
Dynamo,  des  primären  und  des  secundären 
Transformators  für  jene  Belastung,  welche 
bei  der  Untersuchung  zur  Feststellung  des 
Wirkungsgrades  der  Uebertragung  zur  Ver- 
wendung kam'en? 

4.  Wie  gross  ist  der  totale  Energie- 
verlust, welcher  in  der  1 70  Arf»  langen  secun- 
dären Leitung  unter  dem  Einfluss  des  hoch- 
gespsnnten  Stromes  auftritt?  Ist  derselbe 
lediglich  durch  den  Widerstand  der  Leitung 


bedingt    oder    treten    daneben    noch  andere 
Energieverluste  auf? 

Bezüglich  der  Beantwortung  der  erstes 
Frage  sei  nur  angeführt,  dass  die  Turbine 
im  Durchschnitt  von  sechs  Versuchen  bei 
3*75  m  benutztem  Gefälle  und  160  Touren 
pro  Minute  232  P8  abgab. 

Die  Durchfahrung  der  Messungen  zur 
Bestimmung  des  Wirkungsgrades  der  Lanffea- 
Frankfurter  Energieübertragung  geschah  in 
der  folgenden  Weise. 

Nachdem  in  Frankfurt  eine  Belastiuig 
des  secundären  Transformators  von  der  ge- 
wünschten Höhe  durch  Einfügung  einer 
passenden  Lampenzahl  in  die  drei  tertiären 
Stromkreise  gleich  massig  hergestellt  worden 
war,  berichtete  der  Telegraph  nach  Lsuffen, 
dass  die  nächste  Versuchsreihe  nach  Ablaaf 
von  5  oder  10  Minuten  beginnen  solle;  dit 
Beobachter  in  Lauflen  meldeten  ihre  Be- 
reitschaft und  brachten  bis  zu  dem  ange- 
gebenen Zeitpunkte  die  Dynamo  auf  die 
normale  Tourenzahl  (150)  und  die  normsle 
Spannung  (ca.  55  V);  die  Dauer  einer  Beob- 
achtungsreihe betrug  stets  10  Minuten. 

Während  jeder  Beobachtungsreihe  worden 
in  Lauffen  beobachtet: 

I .  Die  Beaufschlagung  der  Turbi^  V^ 
die  Stände  des  Ober-  und  Unterwaff 


303 


2.  Die  Stromstärken  in  den  drei  primären 
LettuDgen. 

3.  Die  drei  primären  Spannungen  zwi- 
schen den  Maschinenklemmen  und  der  an 
die  Erde  gelegten  neutralen  Leitong. 

4.  Die  Stärke  des  Erregerstromes  der 
Dynamo. 

5.  Die  Tonrensahl  der  Dynamo. 

Die  Messungen  in  Frankfurt  umfassten : 

Die  Bestimmung  der  Effecte,  welche  in 
den  drei  tertiären  Leitungen  und  in  der- 
▼ierten  neutralen  Leitung  entwickelt  wurden. 
Die  hiezu  dienenden  drei  Wattmeter  wurden 
währ^nd  jeder  Minute  einer  Beobacbtnngs« 
reihe  dreimal  eingestellt,  wobei  die  Richtung 
der  Ablenkuog  der  beweglichen  Spule  von 
Minute  zu  Minute  gewechselt  wurde,  sodass 
jedes  Wattmeter  31  Ablesungen  während 
einer  Versuchsreihe  lieferte.  Die  31  Ab- 
lesungen wurden  zu  10  Mittel werthen  ver- 
einigt. 

Der  Auszug  der  Beobachtungs-Protokolle 
ergibt  einen  Beleg  für  die  ausserordentlich 
grosse  Gleichmässigkeit  des  Verlaufes  der 
tertiären  Ströme,  deren  Quelle  i7oA:m  ent* 
ftrnt  lag. 

Der  vom  zweiten  Transformator  abge- 
gebene Effect  betrug  im  Durchschnitt  114  FS, 
die  mittlere  tertiäre  Spannung  64*3  V.,  die 
mittlere  tertiäre  Stromstärke  440  A.,  der 
mittlere  Wirkungsgrad  74'40/o. 

Da  die  Frage  von  Interesse  ist,  ob  die 
Grösse  des  constatirten  Wirkungsgrades  der 
Uebertragung  durch  den  Charakter  der 
Witterung  längs  der  secundären  Leitung  be- 
dingt werde,  so  wurde  auch  dieser  Punkt 
berücksichtigt.  Wenn  auch  die  Versuchszeit 
zu  kürz  war,  um  eine  bestimmte  Antwort 
auf  diese  Frage  zu  geben,  so  drängen  doch 
die  vorliegenden  Ergebnisse  die  Vermuthung 
auf,  dass  der  Einfluss  der  Witterung  auf  den 
Wirkungsgrad  einer  derartigen  Anlage  wahr- 
scheinlich ganz  unerheblich  ist. 

Nach  der  Ermittelung  des  Wirkungs- 
grades der  Uebertragung  bestand  die  nächste 
Aufgabe  in  der  Ableitung  des  Wirkungs- 
grades der  Lauffener  Dynamo,  um  eine 
Analyse  der  einzelnen  in  der  Uebertragung 
wirkenden  Organe  anzustreben  und  den 
constatirten  Wirkungsgrad  der  Uebertragung 
alt  Producte  der  Wirkungsgrade  der  einzelnen 
Hanptbestandtheile    der  Anlage  darzustellen. 

Die  normale  Leistung  der  Lauffener 
Dynamo  soll  bei  der  Tourenzahl  150  und 
der  Spannung  55  V.  300  PS  betragen.  Wenn 
der  aus  den  Messungen  abgeleiteten  Ab- 
hängigkeit des  totalen  Verlustes  (durch- 
schnittlich 12*5  PS)  von  der  Grösse  der 
Leistung  (154*4  PS  im  Maximum)  bis  zu 
300  PS  Giltigkeit  zugestanden  wird,  so  wäre 
der  normale  Wirkungsgrad  der  Lauffener 
Dynamo  0*954. 

Da  in  der  kurzen  Zeit  zur  Vorbe- 
reitung der  Messinstrumente  Apparate  zur 
directen  Messung  der  von  den  Transfor- 
tutorcn  der  Anlage  unter  der  Spannung 
von  ca.  SiX>*:i  V.  au^feeRebcnen,  resp.  auf- 
genommenen pffir-  ■■•'■■■  durch  Umwand- 
ilttg     ach/m  '  '^«^  n  st  r  mnen  te, 


noch  durch  Herstellung  neuer  beschafft 
werden  konnten,  war  die  Bestimmung  des 
Verhältnisses  der  von  den  Transformatoren 
der  Anlage  aufgenommenen  und  abgegebenen 
Effecte  nur  in  der  Form  möglich,  dass  je 
zwei  der  in  Lanffen  und  Frankfurt  vor- 
handenen drei  Transformatoren  (zwei  Trans- 
formatoren von  je  100  Kilowatt  Leistung 
der  Allgemeinen  Elektricitäts- 
Gesellschaft  und  ein  Transformator 
von  150  Kilowatt  Leistung  der  Maschinen- 
fabrik Oerlikon)  durch  kürzeste  Ver- 
bindung ihrer  Hochspannungs*Leitnngen  zu 
einem  System  verkuppelt  wurden,  welches 
im  ersten  Theile  die  Spannung  hinauf,  im 
zweiten  Theile  herunter  transformirte  und 
der  in  das  System  unter  niedriger  Spannung 
eingeschickte,  sowie  der  von  dem  System 
unter  niedriger  Spannung  ausgegebene  Effect 
einer  Messung  unterworfen  wurde. 

Als  kürzester  Weg  zur  Bestimmung 
dieser  Effecte  erschien  die  Verwendung  von 
sechs  gleichen  Wattmetern,  von  denen,  drei 
mit  ihren  Hauptleitungen  in  die  drei  Zweige 
der  primären  Leitung,  drei  mit  ihren  Haupt- 
leitungen in  die  drei  Zweige  der  tertiären 
Leitung  des  Transformatorssystems  einzu- 
schalten. Die  Commission  hielt  es  jedoch  für 
sicherer,  die  in  die  Transformatoren  ein- 
geleiteten Effecte,  nicht  durch  Verwendung 
von  drei  Wattmetern,  sondern  in  irgend 
einer  anderen  Art  zu  messen,  weil  da» 
Wattmeter  bei  Ermittelung  des  Effectes  eines 
Wechselstromes  die  Kenntniss  einer  langen 
Reihe  von  Grössen  erforderlich  macht,  die- 
schwierig  zu  ermitteln  sind. 

Die  Prüfung  ergab  den  Wirkungsgrad 
des  Transformators  der  Allgemeinen 
Elektricitäts-Gesellschaft  bei  100 
Kilowatt  normaler  Belastung  zu  960/0. 

Der  maximale  Wirkungsgrad,  für  welchen 
die  Verluste  im  Eisen  und  Kupfer  gleiche 
Grösse  haben,  ist  gleich  96*10/0. 

Von  der  Hälfte  der  normalen  Belastung 
bis  zur  normalen  Belastung  ändert  sich  der 
Wirkungsgrad  in  fast  unmerklicher  Weise 
von  9570/0  an  aufwärts  bis  96MO/0,  von  da 
abwärts  bis  9600/0. 

Der  Oerlikon-Transformator  ergab  den- 
selben Wirkungsgrad.  Aus  den  Messungen 
zur  Bestimmung  des  Wirkungsgrades  der 
Uebertragung  ergab  sich  die  Summe  der 
Effectverluste  von  der  Welle  der  Lauffeuer 
Dynamo  bis  zu  den  Endklemmen  des  Frank- 
furter Transformators  und  damit  die  Grösse 
des  Wirkungsgrades  der  Uebertragung  zu 
durchschnittlich  73*50/0. 

Die  Gesammtergebnisse  der  Prüfung  sind 
in  dem  Berichte  folgendermaassen  zusammen- 
gestellt : 

I.  In  der  Lauffen-Frankfurter  Anlage 
zur  Uebertragung  elektrischer  Energie  Über 
eine  Entfernung  von  lyo  km  mittelst  eines 
Systems  von  Wechselströmen  mit  der  Spannung 
von  85CX>  V.  bis  7500  V.  und  einer  durch 
OeL  and  Porzellan  isolirten  nackten  Kupfer- 
li?ituiig  wurden  bei  der  kleinsten  Leistung 
iiS'5^.0t  bei  der  grössten  Leistung  bis  zu 
75*2*i/(j    der    von    der  Lauffener  Turbine    an 


304 


die  Dynamo  abgegebenen  Energie  an  den 
teniären  Leitungen  in  Frankfart  nutzbar 
gemacht. 

2.  Bei  dieser  Uebertragung  tritt  in  der 
Fernleitung  alt  einziger,  durch  die  Meatung 
fizirbarer  Effectverlust  der  durch  den  Wider* 
stand  der  Leitung  bedingte  Jonle'sche 
Effect  auf. 

3.  Theoretische  Untersuchungen  ergaben, 
dass  der  Ein  flu  ts  der  Capacität  langer,  in 
der  Luft  geführter  nackter  Leitungen  zur  Fort- 
leitung von  Wechselströmen  ittr  Energiefiber- 
tragung   auf  den  Wirkungsgrad   der  Ueber- 


tragung bei  der  Verwendung  von  Pcsrioden- 
zahlen  30  bis  40  bis  50  so  gering  ist,  dass 
derselbe  in  der  Planung  elektrischer  Energie- 
Übertragungen  als  ganz  untergeordnete  Grösse 
behandelt  werden  darf. 

4.  Der  elektrische  Betrieb  mit  Wechsel- 
strömen von  7500  bis  8500  V.  Spannung 
in  mittelst  Oel,  Porzellan  und  Luft  isoUrten 
Leitungen  von  mehr  als  100  l^m  Länge  ver- 
läuft ebenso  gleichmätsig  und  sicher,  wie 
der  Betrieb  mit  Wechselströmen  von  niedriger 
Spannung  in  kurzen  Leitungen. 


Ueber  die  Entstehung  des  Hagels.*) 

Von  G.  TOLOMEI. 


Bekannflich  war  V  o  1 1  a  der  Erste,  der 
die  Entstehung  des  Hagels  der  Elektricität 
zuschrieb,  indem  er  von  der  Voraussetzung 
ausging,  dass  die  von  einer  zu  einer  anderen 
Wolke  gelangenden  Körner,  wie  beim  Ver- 
suche mit  dem  elektrischen  Hagel,  sich 
jedesnud  mit  einer  neuen  Eisschichte  be- 
decken. Uebrigens  wurde  diese  Theorie  von 
den  meisten  Gelehrten  aufgegeben  und 
andere  Theorien  erdacht,  wie  die  von 
Faye,  Lupini,  Planta  und  Bombicci, 
aber  keine  von  allen  diesen  gibt  eine  an- 
nehmbare Erklärung  des  Phänomens. 

Professor  Marangoni  hat  kürzlich 
(Reale  Accad.  dei  Lincei  vol.  II,  sem.  2O, 
Serie  V.,  Rend.,  pag.  346)  eine  Denkschrift 
veröfientlicht,  in  welcher  er  mit  einigen  Um- 
änderungen die  Theorie  von  V  o  1 1  a  bezüg- 
lich der  Entstehung  des  Hagels  wieder  zu 
Ehren  bringt,  und  beweist: 

1.  Dass  die  Elektricität  nicht  die  Ur- 
sache, sondern  die  Wirkung  des  Hagels  i^t  ; 

2.  dass  die  Eiektridtät  nur  mitwirkt, 
um  den  Hagelkörnern  Form  und  Grösse  zu 
verleihen ; 

3.  dass  die  zum  Gefrieren  des  Wassers 
nöthige  Kälte,  grundsäulich,  aber  nicht 
unbedingt,  der  Verdunstung  des  Wassers 
angehört. 

Professor  Marangoni  fasst  die  Ge- 
danken von  V  o  1 1  a  über  die  Entstehung 
des  Hagels  in  Folgendem  zusammen  : 

Die  Hagelwolken  sind  oft  sehr  niedrig 
und  die  Temperatur  der  Luft,  in  welcher 
sie  sich  befinden,  kann  nicht  unter  15O  C. 
sein,  aber  über  ihnen  scheint  die  Sonne  und 
beschleunigt  sehr  rasch  die  Verdunstung ; 
auch  ist  das  Wasser,  aus  welchem  sie  zu- 
sammengesetzt sind,  in  sehr  kleine  Tröpf- 
chen getheilt  und  es  entsteht  daher  eine 
starke  Abkühlung. 

Die  Wolke,  welche  an  der  höher  ge- 
legenen Fläche  verdunstet,  wird  negativ 
elektrisch  (was  schon  Volta  glaubte)  und 
kühlt  sich  so  sehr  ab,  dass  sich  Sternchen 
von  Schnee  bilden,  welche  von  der  Wolke 
fortgetrieben  werden  und  sich  in  einer  ge- 
wissen Entfernung  von  derselben  halten. 

Die  Wasiertröpfchen,  welche  in  Be- 
rührung mit  diesen  Flöckchen  kommen,  ge- 


frieren und  bilden  eine  durchsichtige  Eis- 
hülle, wie  man  dies  thatsächlich  bei  den 
Hagelkörnern  antrifft.  Wenn  hierauf  die 
Verdunstung  der  negativen  Wdke  durch 
längere  Zeit  fortgesetzt  wird,  wird  der  sich 
erhebende  Dunst  in  einer  gewissen  Höbe 
condensirt,  indem  er  eine  zweite  positive 
Wolkenschicht  bildet  und  die  Hagelkörner 
werden  zwischen  den  beiden  Wolken  ab- 
gestossen  und  angezogen  und  können  in 
diesem  Erregungszustände  stundenlang  ver- 
harren und  hiebei  sehr  beträchtliche  Dimen- 
sionen annehmen. 

Der  bekannte  Versuch,  den  man  mit  den 
zwischen  zwei  Metallplatten  und  nater  einer 
Glasglocke  befindlichen  HoUundermarkkügel- 
chen  anzustellen  pflegte,  musste  im  Kleinen 
die  Reproduction  des  Phänomens  seio,  aber 
er  trug  nicht  wenig  dazu  bei,  um  die 
Theorie  von  Volta  lächerlich  zu  machen. 
Diese  Theorie  ist  übrigens  mit  den  Modi- 
ficationen,  mit  welchen  sie  jetzt  von  Pro- 
fessor Marangoni  dargestellt  wird,  riel- 
mehr  zu  beachten,  als  aUe  anderen  bisher 
aufgestellten. 

Zwei  kurze  Zusammenfassungen  sind 
über  die  Theorie  von  Volta  gemacht 
worden.  Die  erste  Über  die  Kälte,  welche 
von  der  Verdunstung  in  Folge  der  Sonneo- 
wärme  hervorgebracht  wird  und  über  die 
zweite,  bezüglich  der  Production  von  Elek- 
tricität bei  der  Verdunstung  des  Wassers, 
einer  Production,  welche  Prof.  Marangoni, 
wie  to  vielen  Anderen,  bis  jetzt  festzustellen 
nicht  gelungen  ist. 

Auf  obige  zwei  Einwürfe  kann  nun 
jetzt  mit  Beweisgründen  antworten,  und  dies 
in  einer  so  einfachen  Art  und  Weise,  dass  es 
beinahe  unmöglich  erscheint,  da«s  Niemand 
daran  gedacht  hat.  Was  die  erste  betriflft, 
genügt  es,  der  Betrachtung  über  die  Sonnen- 
wärme, wie  es  Volta  gethan,  jene  des 
Windes  zu  substituiren,  welcher,  wie  sbd 
Beispiel  bei  der  Gefrier maschine  von  Hall, 
die  Fähigkeit  besitzt,  die  Verdunstung  des 
Wassers  zu  beschleunigen  und  eine  soldie 
Abkühlung  hervorzurufen,  um  das  Gefrieren 
des  Wassers  auch  im  Sommer  zu  bewirktn. 


•>  Nach  „L'Elettricitii«. 


Soft 


E«  ist  sonderbar,  dass  Niemand  bei  den 
Theorien,  welche  nach  jener  von  Volta  auf- 
tanchten,  an  die  Verdunstung  gedacht  hat, 
nod  dass  sehr  sonderbare  Hypothesen  auf- 
gestellt wurden,  um  die  Bildung  des  Hagels 
zu  erklären. 

Der  zweite  Einwurf  gegen  obige  Theorie 
ist  folgender : 

Faraday  fand,  dass  alle  festen, 
trockenen  Körper,  das  Eis  inbegriffen,  nega- 
tiv elektrisch  werden,  wenn  sie  mit  Tröpfchen 
von  reinem  Wasser  gerieben  oder  in  «ehr 
heftige  Berührung  gebracht  werden,  während 
das  Wasser  positiv  elektrisch  wird.  Nachdem 
dies  festgestellt  ist,  betrachten  wir  eine 
Hagelwolke,  welche,  wie  wir  wissen,  eine 
Geschwindigkeit  besitzt,  die  von  13  bis 
156  hm  in  der  Stunde  steigen  kann,  und 
bemerken,  dass  der  Wind  immer  mehr  an 
Stärke  zunehmend,  sie  in  Form  einer  hori- 
zontalen Zunge  verlängern  wird. 

Die  Tröpfchen,  die  sich  an  der  Peri- 
pherie befinden,  werden  einer  viel  rascheren 
Verdunstung  unterworfen  sein,  bringen  da- 
durch ein  rasches  Fallen  der  Temperatur 
hervor  und  gefrieren  theilweise,  indem  sie 
trockene  Schneeflocken  bilden,  die  zurück- 
bleiben und  von  den  innen  befindlichen 
Tröpfchen  der  Wolke  gerieben  werden,  so 
dass  sie  auf  diese  Weise  negativ  elektrisch 
werden,  während  die  Wassertröpfchen  der 
daranf  folgenden  Schicht  positiv  elektrisch 
sind.  Die  Eiskörnchen  werden  in  Folge  der 
Anziehnngskraft,  der  sie  unterworfen  sind, 
in  die  positive  Schicht  der  Tröpfchen  ein- 
dringen, sich  mit  einer  zuerst  feuchten,  dann 
trockenen  Eisschicht  bedecken  (da,  wenn 
Tröpfchen  von  reinem  Wasser  auf  feuchte 
Körper  fallen,  beide  positiv  und  die  ver- 
drängte Luft  negativ  elektrisch  wird) ;  die 
feuchten  Kömer  werden  hierauf,  indem  sie 
sich  mit  den  Wassertröpfchen  an  einander 
reiben,  positiv  elektrisch  und  aus  der  Region 
der  Eiskörner  abgestossen,  wo  sie,  unter 
Null  sich  abkühlend,  trocken  zurückkehren 
und,  die  Nebeloberfläche  reibend,  den  negativ 
elektrischen  Zustand  annehmen;  sie  werden 
von  neuem  im  Innern  der  Wolke  angezogen, 
und  indem  sie  unausgesetzt  in  derselben 
Zeit  mit  der  Wolke,  wenngleich  auch  mit 
geringerer  Geschwindigkeit,  vorrücken,  hiebet 
der  Richtung  einer  krummen  Linie  nahe  an 
der  äusseren  Fläche  der  Regenwolke,  in  Form 


einer  Zunge,  folgen.  Auf  diese  Weise  würde 
natürlich  jedes  Korn  sich  vergrössern  und 
sich  hiebei  abwechselnd  mit  einer  Eis-  und 
Schneeschichte  bedecken,  je  nachdem  es 
sich  in  einer  Nebel-  oder  Schneeschichte  be- 
findet, was  genau  die  Structnr  der  grösseren 
Hagelkörner  ist.  Natürlicherweise  in  dem 
Maasse,  als  das  Gewicht  der  Körner  zu- 
nimmt, sinkt  die  Wolke  herab  und  da 
sie  der  einwirkenden  Geschwindigkeit  des 
Windes  unterworfen  ist,  folgt  sie  bei  ihrem 
Zuge  der  Richtung  einer  schiefen  Linie,  wie 
dies  übrigens  die  Hagelkörner  thun,  die 
nicht  vertical  fallen. 

Die  so  modificirte  Theorie  erklärt  das 
Blitzei  und  Rollen  des  Donners,  welches 
sich  beständig  im  Schosse  der  Hagelwolken 
bekundet  und  erklärt  auch,  nach  Professor 
Marangoni,  die  Thatsache,  dass  der 
Hagel  manchmal  auf  zwei,  durch  eine  Regen- 
zone getrennte  Striche  fällt,  was  wieder 
davon  herrührt,  dass  die  Hagelkörner  beim 
Fallen  von  der  Wolke  gegen  deren  äusserste 
Enden  '  oder  gegen  die  horizontalen  Ränder 
der  zungcnförmigen  Regenwolke  ausgehen 
müssen. 

In  der  Mitte  flillt  Regen,  weil  der  da- 
selbst etwa  vorhandene  Hagel  flüssig  wird, 
bevor  er  den  Boden  erreicht. 

Mir  scheint  diese  Erklärung  wenig  an- 
nehmbar. 

Wenn  man  davon  absieht,  dass  die 
Hagelkörner,  besonders  wenn  sie  ziemlich 
gross  sind,  von  dem  fallenden  Regen  nur 
sehr  schwer  flüssig  werden,  ist  Grund  vor- 
handen, anzunehmen,  dass  das,  was  an  den 
Seitenflächen  der  Wolken  vorgeht,  nicht 
ebenso  auf  der  ganzen  Oberfläche  vorgeht, 
und  dass  daher  auch  die  Körner,  wie  sie 
von  der  Seitenfläche  abgegeben  werden,  nicht 
auch  von  der  ganzen,  die  Erde  bedeckenden 
Wolkenschicht  fallen. 

Es  bleibt  gewiss  noch  viel  zu  sagen, 
um  beispielsweise  die  Ausgezacktheit  der 
Hagelwolken,  das  sonderbare  Geräusch  zu 
erklären,  welches  Hagelfällen  vorangeht,  und 
dass  es  nicht  möglich  ist,  anzunehmen,  dass 
es  vom  gegenseitigen  Zusammenstossen  der 
Eiskörnchen  herrühre,  weiters  über  die  Form 
der  Eiskörnchen  selbst,  und  viele  andere 
Thatsachen,  die  sich  bei  Hagelfällen  bestä- 
tigen und  die,  wenigstens  bis  jetzt,  noch 
keine  Theorie  gerechtfertigt  hat.  St. 


lieber    die    Unzulässigkeit    des    Vernickeins     elektrischer     und 
magnetischer  Apparate.*)  ' 

Von  Dr.  A.  BBELING. 
(Mittheilung  aus  der  Physikalisoh-TeohDisohea  Befchtanttalt.) 


In  neuerer  Zeit  werden  so  vielfach 
Apparate  vernickelt,  dass  es  vielleicht  an- 
gebracht ist,  hierin  Vorsicht  anzurathen. 
Veranlassung,  dazu  gibt  ein  SDgddler  Fall. 
Kürzlich  wurde  der  FllJsikaUq^BBifcnischen 
Reichsanstalt  eine 
sehene     Comp"»*V*^H||^^^B  n^ 


zugesandt,  deren  Magnetnadel  ihre  Richtung 
gegen  den  magnetischen  Meridian  beim 
Drehen  der  Bussole  um  ihre  Achse  änderte. 
Wurde  nämlich  die  Bussole  um  90O  gedreht, 
so      dass      man   .  zuerst     die      angegebene 


*)  Zeitbi        fUr  Instrumentenkonde.  8.  1894. 


306 


NS-RichtuDg  und  dann  die  OW-Richtang 
in  den  magnetischen  Meridian  brachte,  so 
verschob  sich  die  Richtung  der  Magnetnadel 
nm  volle  80. 

Dass  der  Fehler  nur  eine  Folge  der 
Vernickelung  war,  ergab  sich  daraus,  dass 
die  Bussole  nach  Entfernung  des  vernickelten 
Gehäuses  keine  Unregelmässigkeit  mehr 
zeigte,  und  dass  sich  das  von  der  Nickel- 
schicht befreite  Gehäuse  als  eisenfrei  erwies. 

Nun  war  die  Bussole  allerdings  stark 
vernickelt;  doch  auch  schon  sehr  dttnne 
Nickelschichten  machen  den  vernickelten 
Gegenstand  magnetisch,  wie  ein  Versuch 
zeigte.  Es  wurde  nämlich  ein  Stab  von 
absolut  eisenfreiem  Messing  mit  einer  ganz 
schwachen  Nickelschicht  Aberzogen,  so  dass 
das  Messing  noch  deutlich  durchschimmerte, 
und      doch     zeigte     sich    jetzt     der     Stab 


magnetisch.  Auch  einen  ziemlich  hohen 
Betrag  der  Magnetisirung  scheint  eine 
solche  Nickelschicht  schon  durch  das  Ver- 
nickeln allein  zu  erreichen;  denn  die  Wir- 
kung des  Versnchsstabes  auf  eine  Magneto- 
metemadel  war  nach  kräftigem  Magnetisiren 
nur  dreimal  so  gross  als  die  durch  das  Ver- 
nickeln allein  erzielte. 

Bei  rohen  Apparaten  wird  das  Ver- 
nickeln uaturgemäss  nichts  schaden  ;  bei 
Apparaten  aber,  die  zu  genaueren  Messungen 
dienen,  wie  Compassbussolen,  Galvanoskopen 
för  Isolationsprüfung  u.  s.  w.  wird  man 
nach  obigen  Ausführungen  von  einer  Ver- 
nickelung absehen  müssen.  Dies  gut  be- 
sonders von  allen  denjenigen  Apparaten,  bei 
denen  man  bemüht  ist,  eisenfreies  Material 
zu  verwenden. 


Elektrischer  Sicberheitsapparat  mit  Kugelcontact. 

Von  FRANZ  POHL  jun.  in  Tetschen  a.  d.  Elbe. 


Der  Apparat  besteht  in  einer  Contact- 
vorrichtung,  welche,  mit  der  Thüre  einer 
Wohnung,  eines  Geschäftsiocales,  einer 
Casse  u.  s.  w.  in  Verbindung  gebracht  wird 
und  durch  eine  fallende  Metallkugel  zum 
Stromschluss  kommt.  Die  einfachste  An- 
ordnung dieses  Contactes  stellen  Fig.  i  and  3 


ifsi. 


Fig.  I. 


Fig.  2. 


in  zwei  Ansichten  dar.  Zwei  halbkreisförmige 
Metallplatten,  welche  sich  zu  einer  diametral 
durchschnittenen  Kreisscheibe  mit  einer 
trichterförmigen  Einsenkung  in  der  Mitte 
ergänzen,  sind  von  einander  isolirt  und  mit 
je  einem  Pole  der  Batterie  verbunden,  ooi 
und  d  dl  sind  die  Befestigungs-,  a  ai  die 
Klemmschrauben  für  die  Einschaltung  der 
Drähte.  Die  Kugel  c  wird  in  irgend  einer 
Art  so  mit  der  Thüre  verbunden,  dass  sie 
beim  Oeflfnen  der  letzteren  in  den  Scheiben- 
trichter (Stellung  ci,  Fig.  i)  herabsinkt,  wo- 
durch der  Contact  geschlossen  ist  und  die 
in  den  Stromkreis  eingeschaltete  Glocke 
ertönt.  Als  Signal  bei  einer  Geschäftsthüre 
angewendet,  hat  diese  Contactvorrichtung 
den  offenbaren  Vortheil,  dass  die  an  einer 
Schnur  hängende  Kugel  auf  eine  solche 
Höhe  eingestellt  werden  kann,  bei  welcher 
der  Contact  noch  nicht  zum  Schlüsse  kommt, 
wenn  die  Thüre  nur  aus  dem  Schlosse  ge- 
löst (nur  angelehnt)  ist,  sondern  erst  dann, 
wenn  sie  etwas  weiter  geöffnet  wird.  Es  ist 
dadurch  das  lästige  Forttönen  der  Glocke 
vermieden,  welches  andere  derartige  Contact- 
einrichtungen      bei     nicht     vollständig     ge- 


schlossener Thüre  aufweisen.  Bei  der  in  der 
Fig.  3,  4  und  5  dargestellten  Anordnung 
dieses  Contactes  liegt  die  Kugel  u  frei  io 
einer  Kreisnuth  1 1^  der  Scheibe  r  r|,  welche 
Fig.  5  im  Gmndriss  darstellt.  Eine  zweite 
Scheibe  « «i,  deren  Gmndriss  Fig.  4  zeigt, 
ist  um  einen  «Zapfen  drehbar  über  der 
Scheibe  rri  angebracht.  Die  Durchbohrung  m 
gestattet  die  Einführung  der  Kugel  u  in  die 
Kreisnuth  ti^,  und  der  Zapfen  l  wird  mit 
der  Thüre  in  Verbindung  gebracht.    An  die 


Fig.  3. 


Fig.  4. 


Fig.  5. 
Scheibe  r  r|  schliesst  das  in  die  Nuth  t  ij  ein- 
mündende Rohr  g  an,  unter  welchem  wieder 
der  aus  zwei  halbkreisförmigen  Scheiben  ge- 
bildete Trichtercontact  angebracht  bt.  Beim 
Oeffnen  der  Thüre  wird  nun  die  Scheibe  ni 
gedreht  und  damit  die  in  die  OeffnuDg  m 
hineinragende  Kugel  u  in  der  erwähoteo 
Nuth  gerollt,  bis  sie  über  das  Rohr  g  ge- 
langt nnd  durch  dieses  in  den  Contacttrichter 
herabfällt.  Die  Glocke  läutet  dann  so  lioge, 
bis  die  Kugel  aus  dem  Trichter  genommen 
wird.  Bei  der  durch  Fig.  6  veranschaulichten 


307 


Anordoaog  liegt  die  Kngel  u  Auf  einem  am 
den  Zapfen  s  drehbaren  Löffel,  dessen  Ende  l 
mit  der  Thüre  in  Verbindung  steht.  Wird 
der  Löffel  durch  das  Oeffnen  der  Thüre  in 
die  pnoktirt  gezeichnete  Stellang  gebracht, 
so    fillt    die    Kngel   fi|    in  das  Rohr  g  nnd 


Fig.  6. 

durch  dieses  in  den  Contacttrichter,  worauf 
der  Contact  wieder  bis  zur  Aushebung  der 
Kngel  geschlossen  bleibt.  Eine  vierte  An- 
ordoong  ist  in  den  Fig.  7  und  8  in  zwei 
Ansichten  zur  Darstellung  gebracht.  Die 
anter  Controle  stehende  Thüre  ist  hier  der- 


art mit  der  Platte  o  verbunden,  dass  diese 
beim  Oeffnen  der  Thttre  gegen  eine  feste 
Platte  m  gedrttckt  wird.  Hiebei  schiebt  sich 
ein  abgeschrägter  Stempel  ( in  einer  Oeffnnng 
der  an  die  Platte  o  angeschraubten  Schale  »  » 
aufwärts     und    wirft    die    in    der    letzteren 


Fig.  7. 
liegende  Kugel  u  über  den  Rand  der  Schale 
in  die  Rinne  ^,  durch  welche  die  Kugel 
zum  Contactschluss  in  den  Trichter  d  di 
herabrollt.  Die  um  den  Stempel  gewundene 
cyli  ndrische  Drahtfeder  /  stösst  die  Platte  0 
mit  der  Schale  «  «  in  ihre  ursprüngliche 
Lage  zurück. 


Blitze  auf  Java. 


Wie  die  Vegetation,  Thierwelt  und 
Manches  sonst  in  den  Tropen,  sind  auch 
die  Blitze  dort  anders  geartet  als  in  unseren 
Gegenden. 

,Es  blitzt  und  donnert  bei  Gewitter- 
Regen  fast  unausgesetzt  mit  grosser  Heftig- 
keit«, schreibt  Prof.  Haberlandt  in 
seiner  „Botanischen  Reise"  n^''^^  alljährlich 
fallen  dinige  Bäume  des  botanischen  Gartens 
auf  Java  den  Blitzschlägen  zum  Opfer.  Sehr 
bemerkenswerth  ist  dabei  die  Thatsache, 
dais  der  Blitz  fast  niemals  zündend  ein- 
schlägt —  die  Häuser  bleiben  stets  verschont 
und  sind  auch  nie  mit  Blitzableitern  versehen  — 
and  dass  er  ebenso  selten  eine  grob  mecha- 
nische Zerstörung  anrichtet.  Ein  vom  Blitz 
getroffener  Baum  scheint  nicht  im  Geringsten 
beschädigt  zu  sein,  nirgends  sind  Risse  und 
Splitter  zu  sehen  und  erst  nach  einigen 
Tagen  lässt  die  beginnende  Verfärbung  des 
Laabes  erkennen,  dass  der  Baum  getödtet 
wurde.  Nicht  selten  soll  der  Blitz,  den  Baum 
verschonend,  in  eine  an  diesem  empor- 
kletternde Liane  fahren,  die  dann  einen 
nattlrlichen  Blitzableiter  bildet,  der  freilich 
nor  einmal  functioniren  kann.  Einen  interes- 
santen Blitzschlag  habe  ich  in  seinen  Folgen 
knapp  hinter  dem  astronomisch-physiologischen 
Laboratorium  des  botanischen  Gartens  be- 
obachtet. Hier  fiel  demselben  eine  ganze 
Anzahl    alter  Cocospalmen  zum  Opfer ;    der 


Durchmesser  des  annähernd  kreisrunden  Ge- 
bietes, auf  welchem  die  vom  Blitze  theils 
getödteten,  theil»  mehr  oder  minder  be- 
schädigten Palmen  standen,  betrug  etwa 
fünfzig  Schritte.  Nach  einigen  Wochen  traten 
die  Folgen  des  Blitzschlages  deutlich  her- 
vor: bei  acht  mehr  im  Innern  des  Gebietes 
befindlichen  Palmen  waren  die  Blätter  voll, 
ständig  gebräunt  und  abgestorben ;  bei  sechs 
am  Rande  herum  vertheilten  Bäumen  waren 
blos  je  drei  Blätter  getödtet,  und  zwar 
stets  jene,  welche  gegen  das  Centmm  der 
ganzen  Gruppe  gekehrt  waren.  Vergleicht 
man  mit  diesen  Angaben  die  Veiheerungen, 
die  von  Blitzen  bei  uns  angerichtet  werden, 
denkt  man  daran,  dass  die  „Donnerkeile* 
bei  uns  sehr  oft  zünden,  und  dass  sie  sehr 
oft  in  Häuser  schlagen,  so  wird  man  wohl 
kaum  geneigt  sein,  diese  Verschiedenheiten 
einfach  dem  Zufall  zuzuschreiben;  man  wird 
den  Grund  dafür  eher  in  tbatsächlich  be. 
stehenden  Unterschieden  suchen.  Dass  es 
verschiedene  Blitze  gibt,  scheint  zwar  auf  den 
ersten  Blick  absonderlich,  aber  vielleicht 
lässt  sich  doch  eine  Erklärung  dafür  finden.** 

Wir  glauben,  dass  die  überaus  grosse 
Feuchtigkeit  und  Durchtränkung  aller  Ob- 
jecte  in  den  Tropen  die  geschildeiten  Ab- 
weichungen von  den  gewöhnlichen  Wirkungen 
der  Blitze  genugsam  erklärt. 


Anzünden  von  Gaslampen  mittels  Elektricitat. 


Der  Mechaniker  des  physikalischen 
Institutes  an  der  Wiener  Universität,  Herr 
Sedlaczek,  hat  eine  ausserordentlich  ein- 
fache Vorrichtung  zum  obgenannten  Zwecke 
construirt. 


Von  einem  Elektrophor,  den  er 
einfach  an  der  Wand  befestigt,  führt  Sed- 
laczek Drähte  zu  den  Glascylindern  der 
2#üpen  derart,  dass  eine  kleine  Unter- 
Ift'  chnng    ober    dem  Ansströmungsraum  der 

23* 


308 


betrefTenden  Gaslampe  stattfindet.  Wird  nun 
der  Hahn  am  Gasometer  des  Locales  ge- 
öffnet und  der  Deckel  des  Elektrophors  ab- 
genommen, so  springen  in  jeder  Lücke  der 
Leitung  Fanken  über,  welche  das  Gas  ent- 
zünden.    Wo  in  den  Waarenauslagen  durch 


das  gewöhnliche  Gasansünden  Gefahr  droht, 
ist  diese  Einrichtung  sehr  zweckmässig.  Die 
Elektricität  ist  stark  und  grossmüthig  geoog, 
ihrem  Rivalen,  dem  Gas,  nnter  die  Arme  zu 
greifen. 


Neueste  deutsche  Patentanmeldungen. 

Mitgetheill  vom  Technischen-  und  Patentbureau,  Ingenieure  MONATH  &  EHRENFEST. 

Wien,  I.  Jasomirgottstrasse  4. 

Die  Anmeldungen  bleiben  aobt  Wochen  sor  Einsichtnahme  öffentlich  ansgelefft.  Nach  §  24  dM 
Fatent-Geeetses  kann  innerhalb  dieser  Zeit  Einspruch  gegen  die  Anmeldung  wegen  Mangel  der  Neuheit 
oder  widerrechtlicher  Entnahme  erhoben  werden.  Das  obige  Bureau  besorgt  Abschriften  der  Anmeldangea 
und  übernimmt  die  Vertretung  in  allen  Einspruchs- Angelegenheiten. 


Glasse 


21. 


C. 


N.    2967.    Elektricitätszähler.    —  M. 
Nein  in  Vernon  Park,  Chicago. 
D.  5274.  Elektrische  Maschine  mit  fest- 
stehenden Drahtspnlen.  —  Otto  Die/en- 
back  in  Eudorf  b.  Alsfeld. 
B.  15.152.    Drucktelegraph.    —    Walter 
Blut   in  Braun^chweig. 
D.  5968.  Hemm  Vorrichtung    für   Strom- 
unterbrecher   zum  Betliebe    von  Typen- 
drucktelegraphen oder  elektrischen  Uhren. 

—  Job  Davis  &  Ashtoorth  in  Philadelphia. 
D.  6098.  Elektrischer  Sammler  mit  Anti- 
mon oder  dessen  Salzen  als  Activ-Massa. 

—  Georges  Darrieus  in  Paris, 


GUsse 

21.  H.  13  774.  Elektricitätszähler.  —  ö.i/oofc- 
ham  in  Birmingham. 

,  N.  3142.  Glühlampenfassung  mit  Glas- 
schalenhalter.  —  Ä,  Neumann  in  Hcil- 
bronn. 

„  P.  6437.  Einrichtung  für  Mehrfach-Tcle- 
graphie.  —  A,  Piedfort  in  Arras. 

„  W.  9781.  Schutzvorrichtung  gegen  Stark- 
ströme. —  Emil  A.  WiihlMtröm  in  Cann- 
stadt. 

„  Z.  1586.-  Leitungsanordnung  zur  Ver- 
hütung von  Störungen  in  oberirdischen 
Schleifleitungen.  —  Dr.  E,  Zerener  in 
Berlin. 


LITERATUR. 


Die  Elektricität  izn  Dienste  der 
Menschheit.  Eine  populäre  Darstellung 
der  magnetischen  und  elektrischen  Natur- 
kräfte und  ihrer  praktischen  Anwendungen. 
Nach  dem  gegenwärtigen  Standpunkte  der 
Wissenschaft  bearbeitet  von  Dr.  A.  Ritter 
von  Urb  anitzky.  Mit  circa  looo  Ab- 
bildungen. Zweite  vollständig  neu  bearbeitete 
Auflage.  In  25  Lieferungen  zu  30  kr. 
(A.  Hartleben's  Verlag,  Wien.)  Bisher  15  Liefe- 
rungen ausgegeben. 

In  den  vorliegenden  Heften  (Heft  11 
bis  15)  wird  zunächst  die  Beschreibung  der 
Dynamomaschinen  zum  Abschlüsse  gebracht 
und  hieran  reihen  sich  dann  die  galvanischen 
Elemente  und  Thermosäulen.  Hierbei  sind 
auch  die  Trockenelemente  berücksichtigt,  denen 
man  neuerer  Zeit  grössere  Aufmerksamkeit 
schenkt.  Die  II.  Abtheilung  des  II.  Haupt- 
abschnittes beschäftigt  sich  mit  der  Umwand- 
lung und  Leitung  des  Stromes  und  schliesst 
die  Schilderung  der  Accumulatoren,  sowie 
jene  der  Transformatoren  und  auch  der  ver- 
schiedenen gegenwärtig  in  Anwendung 
stehenden  Leitersysteme  in  «ich.  Hierauf 
folgt  in  der  III.  Abtheilung  zunächst  die 
Beschreibung  der  Leitungen,  welche  in  zwei 
Capiteln,  oberirdische  und  unterirdische 
Leitungen,  ausführlich  behandelt  werden. 
Unter  dem  Titel  Nebenapparate  sind  die 
Mess-  und  Controlapparate  der  Elektricitäts- 


werke,  die  Verbrauchsmesser  bei  den  Ab- 
nehmern, die  Schaltapparate  und  die  Siche- 
rungen der  Leitungen  gegen  zu  starke  Ströme 
und  gegen  Blitz  beschrieben.  Im  15.  Hefte 
ist  der  III.  und  letzte  Hauptabschnitt,  die 
praktischen  Anwendungen  der  elektrischen 
Ströme,  mit  der  ersten,  dem  elektrischen 
Lichte  gewidmeten  Abtheilung  begonnen. 

Ueber  einen  synchronen  Wechsel- 
strom-Elektromotor. Note  von  Galileo 
Ferraris. 

Wir  machen  auf  dieses  in  Turin  (Carlo 
Clausen)  erschienene  Heftchen  mit  der  Be- 
merkung aufmerksam,  dass  dem  Milbegründer 
des  Mehrphasensystems,  unserem  verehrten 
Mitgliede,  Professor  Galileo  Ferraris,  wie 
kaum  einem  zweiten  Zeitgenossen,  Einblick 
in  die  Vorgänge  der  Wechselstrom-Erzeu- 
gung und  Verwerthung  gegönnt  ist.  Wir 
werden  trachten,  das  Schriftchen  in  guter 
Uebersetzung    unseren    Lesern    vorzuführen. 


Constructionen  für  den  prakti- 
schen Blektrotechniker  nach  ausge- 
führten Maschinen^  Apparaten,  Vorrich- 
tungen etc.  Ein  Hilfsmittel  zum  Entwerfen 
und  Construiren,  sowie  für  den  Unterricht. 
Von  Prof.  Wilhelm  BiSdan.  Verlag  von 
Oscar  Lein  er,  Leipzig,  i.  Lieferung:  6  Taf. 
mit    erklärendem  Text,    i  Mk.    50  Pf.   Jede 


309 


Liefemng  ist  einzeln  käuflich.  Wir  kommen 
aaf  dieses  interessante,  für  den  Praktiker 
wie  für  den  Studierenden  nützliche  Werk 
noch  zurück. 


„Vom  rollenden  Flügelrad.*  Dar- 
stellaog  der  Technik  des  heutigen  Eisen- 
bahnwesens. Von  A.  von  Schweiger- 
Lerchenfeld.  Mit  500  Abbildungen. 
In  25  Lieferungen  zu  30  kr.  (A.  Hart- 
leben's  Verlag  in  Wien.)  Bisher  sind  fünf- 
zehn Lieferungen  erschienen. 


Wir  verfolgen  mit  Interesse  das  Fort- 
schreiten dieses  Werkes,  das  in  anschaulicher 
Weise  die  vielfachen  technischen  Materien 
des  Eisenbahnwesens  weiten  Kreisen  ver- 
mittelt. Die  uns  zugekommenen  weiteren 
5  Lieferungen  (11  bis  15)  beschliessen  den 
„Maschinendienst*'  und  begreifen  weiterhin 
in  sehr  ausführlicher  Weise  die  PerF^onen- 
wagen,  die  Güterwagen  und  die  Zusammen- 
stellung der  Züge  mit  allem  Zage  hör.  Sehr 
belehrend  sind  die  vielea  trefTlichen,  nich 
Original- Photographien  hergentellten  Waggon- 
typen.  Im  15.  Hefte  sind  bereiU  die 
Stat  ionsanlagen  behan^I  c  It , 


KLEINE  NACHRICHTEN. 


Z\ireite  Jahresversammlung  des 
Verbandes  der  Elektrotechniker 
Deutschlands  zu  Leipzig  am  7.,  8. 
und  9.  Jimi  1894.*) 

Tagesordnung : 

1.  Eröffnung  der  Sitzungen  im  Blanen 
Saale  des  Krystallpalastes. 

2.  Vorträge  der  Herren: 

a)  Professor  Dr.  Ostwald:  „Die  wissen- 
schaftliche Elektrochemie  der  Gegenwart 
und  die  technische  der  Zukunft". 

h)  Gisbert  Kapp:  „Entwicklung  und  Lage 
der  englischen  Elektrotechnik''. 

c)  Ingenieur  F.  Ross:  „Ueber  den  Fern- 
sprechumschalter von  Nissl". 

d)  Professor  Dr.  B  u  d  d  e  (Correferent  Pro- 
fessor Dr.  Wilhelm  Kohlrausch): 
„Ueber  die  Störungen  der  Physikalischen 
Institute  durch  elektrische  Strassen- 
bahnen''. 

e)  Ingenieur  W,  Lahmeyer:  „Ueber 
Regelung  von  Drehstromanlagen  und 
Drehstrom-Gleichstrom-Umformem'*. 

/)  Ingenieur  Clarence  P.  Feldmann: 
^Ueber  Bleisicherungen **. 

g )  Ingenieur  J.  Teichmüller:  „Ueber 
die  Leitungsfähigkeit  des  Kupfers.  Vor- 
schlag zur  Einführung  einer  einheitlichen 
Bezeichnungsweise". 

h)  Dr.  Th.  B  r  u  g  e  r  :  „Ueber  einige  direct 
zeigende  elektrische  Messinstrumente**. 

i)  Dr.  W.  W  e  d  d  i  n  g  und  Dr.  G.  R  ö  s  s- 
1er:  „Ueber  die  Spannungs-  und  Strom- 
cnrven  verschiedener  Typen  von  Wechsel- 
strom-Maschinen und  deren  Einfluss  auf 
die  Leuchtkraft  von  Wechselstrom-Licht- 
lampen*'. 

k)  Dr.  H.  D  u  B  o  i  s :  „Demonstration  einiger 
neuen  Galvanometer**. 

l)  M.  von  D  oli  vo- D  obro  w  o  1  sky  : 
„Gleichstrom-Maschine  für  Dreileiter- 
system**. 

3.  Geschäftliche  Berathungen. 
Zeiteintbeilung  und  Festplan. 
Donnerstag  den  7.  Juni: 

Nachmittags  2  Uhr:  Sitzung  des  Ausschusses 
und 


Abends  8  Uhr:  Begrüs«ungs£usamm«nkanft 
in  den  Sälen  des  Hötel  de  PoLogne, 
Hainstrasse  16— iS, 

Freitag   den  8.  Jamt 

Vormittags  9 — 12  Uhr:     I,     Vcrbandssitxang 

im  Blauen  Saale  des  Krystallpalastes. 

—  II  Uhr:  Eröffnung  der  Aasutellnng  in 
der  grossen  Halle  des  Krystaltpalastes, 

Mittags   121/2  Uhr:    Matinee    im  neuen  Con- 

certhause. 
Nach  mittags     18/4    Uhr:    Gemein  schaf  1 1  i  ch  ea 

Mittagessen  in  der  Centmlhalie, 

—  4  Uhr:  Verbau dsaitEung  {Fortsetzane)* 
Abends  8  Uhr :  Gart cnf esst  bei  ßonorand  im 

Rosenthale. 

Samstag   den  9.  Junt: 
Vormittags  9  Uhr:    IT«    Verbandssitzung    im 

Blauen  Saale  de^  Krystallpalastes. 
Nachmittags  3V2  ^^^  ^  Festmahl  Im  Theater- 

saal  des  Krystnllpalastes. 
Abends    8    Uhr:    Musikaufführungen    in    der 

Alberthalle  des  Kryatallpalaates* 

Abschieds-Com  m  er&. 


*)  Yergl.  Heft  X,  1894.  S.  287. 


Die  Anmelde-  und  Auskunfta- 
stelle  befindet  51  ch  von  Donnerstag  den 
7.  Juni  an  im  Rötel  de  Pologne,  Hain- 
strasse  16 — 18. 

Die  Verbandsmitglieder  werden  gebet e et ^ 
ihre  Mitgliedskarten  mitzn bringen  und  an  der 
Anmeldestelle  behnfs  Ein  zeich  nun  g  der  Namen 
in  die  Theilnehmerliste  unter  Angabe  der 
Wohnung  in  Leipzig  vorzuzeigen. 

Jeder  Tbeilnehmer  erhält  au  der  An- 
meldestelle eine  l^heiLnehmcrkartei  Fest- 
abzeichen und  Drticksachen  gegen  Erlegung 
des  dafür  festgesetzten  Betrages. 

Der  Preis  der  Festksrtcn  beträgt: 

für  Herren 12  Mk, 

„    Damen     .....       8    ^ 

Es  wird  ersucht,  die  TheiloehmerkArten 
stets  bei  sich  und  die  Feätabzeicben  atets 
sichtbar  zu  tragen. 

Um  rechtzeitig  eineD  UeberbJick  übef  -diftJ 
Zahl  der  Theilnehmer  in  crhaltr 
beten,  die  Anmeldungen  möglich' 
Geschäftsstelle  des  VerbAndet, 
Schiff bauerdamm  23,  gelangen 


310 


Die  66.  Versammlung  deutscher 
Naturforscher  und  Aerzte  wird  Tom 
24.  bis  30.  September  1.  J.  in  Wien  tagen. 
Die  p.  t  Vereins-Mitglieder  werden  einge- 
laden, sich  an  dieser  Versammlung  zu  be- 
theiligen. 

Alchung  und  Stempelung  der 
Elektricitäts- Verbrauchsmesser.  Das 
am  12.  Mai  1894  ausgegebene  und  ver- 
sendete Reichsgesetzblatt  für  die  im  Reichs- 
rathe  vertretenen  Königreiche  und  Länder, 
XXXI.  Stück,  Nr.  82  enthält  die  Ver- 
ordnung und  die  Vorschriften  über  oben- 
stebende  Angelegenheit. 

Wir  werden  auf  diesen  wichtigen  Gegen- 
stand noch  zurückkommen. 


Elektrische  Beleuchtung  in  Sera-^ 
Jewo.  Das  Elektricitätswerk  für  die  Be- 
leuchtung des  Landesspitales  sieht  seiner 
Vollendung  entgegen.  Das  Landesipital,  ein 
Complex,  der  14  grössere  und  kleinere  Ge- 
bäude umfasst,  wird  mit  Strom  aus  einem 
in  der  Nähe  sich  befindenden  Maschinen- 
hause versorgt,  u.  zw.  nach  dem  Dreileiter- 
systeme. Im  Maschinenhause  befinden  sich 
zwei  Nebenschlussdynamos  ä  iio  Volt  und 
HO  Amp.  nebst  zwei  entsprechend  starken 
Locomobilen.  Ein  Schaltbrett  ermöglicht, 
die  Anlage  zweckmässig  zu  überwachen.  Die 
Leitung  vom  Maschinenhause  zu  den  ver- 
schiedenen Häusern  ist  oberirdisch  und 
fuhrt  unter  das  Dach  des  betreffenden  Hauses 
zu  einem  Vertheilungsbrette,  von  wo  sie  in 
Form  von  Bleikabeln  zu  den  Lampen  ver- 
läuft. Die  Beleuchtungsanlage  umfasst  etwa 
400  Lampen  ä  16  NK.  und  zwei  Bogen- 
lampen, welche  sich  vor  dem  Hauptgebäude 
befinden.  Die  Glühlampen  dienen  theils  zur 
Innen-  theils  zur  Aussenbeleuchtung.  Bei 
letzterer  sind  die  Lampen  an  einfachen 
Wandarmen  mit  Schutzglas  angebracht, 
während  bei  ersterer  theils  einfache  Wand- 
arme für  Corridorbeleuchtung,  theils  ornamen- 
tale Zimmergehänge  zur  Verwendung  kommen. 
Die  ganze  Anlage  wurde  von  der  Firma 
Siemens  &  Halske  eingerichtet.  Die 
Beleuchtungsanlage  wird  nach  dem  Ausbau 
der  Stadtcentrale  an  diese  angeschlossen. 

SIektrische  Beleuchtung  in  Karo- 
linenthal. Die  Karolinentbaler  Stadt  Ver- 
tretung hielt  am  2.  d.  M.  unter  dem  Vor- 
sitze des  Bürgermeisters  Herrn  Topinka 
eine  Sitzung  ab.  In  derselben  wurde  über 
die  Einführung  der  elektrischen  Beleuchtung 
in  Karolinentbal  verhandelt.  Wie  der  „Elektro- 
technische Anzeiger**  hierüber  meldet, 
überreichte  Herr  Ingenieur  Kiiiik  eine  Offerte, 
wonach  er  sich  verpflichtet,  die  Installation 
der  elektrischen  Centralstation  und  des  elek- 
trischen Leitungsnetzes,  die  Aufstellung  der 
Dampfmaschinen  und  der  Dampfkessel  für 
227.413  fl.  durchzuführen.  Der  Stadtrath 
stellt  jedoch  die  Bedingung,  dass  Herr  KHiik 
die  Dampfkessel  und  Dampfmaschinen  bei 
der  Maschinenbau -Actiengesellschaft  vorm. 
Danök  beziehen  solle.  Bezüglich  der  Lieferung 


der  eisernen  Kandelaber  wurde  mit  den 
Eisenwerken  in  Komotau  verhandelt,  welche 
dieselben  um  30.000  fl.  liefern  woUen.  Auf 
die  Errichtung  der  elektrischen  Station  mit 
einem  Kostenaufwande  von  20.000  fl.  soll 
die  Oifertverhandlung  ausgeschrieben  werden. 
Nach  dem  Projecte  wird  die  ganze  elektrische 
Anlage  auf  3200  Glühlampen  eingerichtet 
sein.  Die  Betriebskosten  sammt  Verzinsung 
und  Amortisation  des  Capitales  per  240.000  fl. 
werden  etwa  40.016  fl.  betragen.  Die  Ein- 
nahmen sind  auf  43.000  fl.  präliminirt,  wo- 
bei angenommen  wird,  dass  wenigstens  1600 
Glühlampen  von  Privaten  benutzt  und  der 
Preis  per  Lampe  und  Stunde  mit  il/«  kr. 
festgestellt  werden  wird.  Die  diesbezüglichen 
Anträge  des  Stadtrathes  wurden  ange- 
nommen. 

Femer  wird  gemeldet :  Das  Subcomit6 
des  Stadtrathes  für  die  Angelegenheit  der 
elektrischen  Bahnen  beschloss,  über  keines 
der  vorhandenen  Projecte  zu  verhandeln, 
sondern  eine  Offerte  zur  Erlangung  von 
Plänen  für  elektrische  Bahnanlagen  auszn- 
schreiben. 

Elektrische  Beleuchtung  in  Na- 
chod.  Herr  W,  Lokvenc,  Besitzer  der 
Mange  und  der  sogenannten  Grossmühle 
in  Nachod  beabsichtigt  eine  elektrische  An- 
Isge  ausführen  zu  lassen,  um  die  Stadt  nnd 
die  Geschäfts-  sowie  Privathäuser  zu  beleuchten. 
Der  Unternehmer  hat  bereits  Rundschreiben 
an  die  Hausbesitzer  versendet,  um  die  Zahl 
der  erforderlichen  Lampen  zu  conntatiren. 


Werkxneisterschule  für  Elektro- 
technik. An  der  k.  k.  Staatsgewerbeschnle 
im  X.  Wiener  Gemeindebezirke,  Eugen- 
gasse Nr.  81,  wird  am  16.  September  1894 
der  I .  Curs  einer  sich  auf  vier  Semestercurse 
erstreckenden  Werkmeisterschule  für  Elektro- 
technik mit  theoretischem  und  praktischem 
Unterrichte  eröffnet.  Für  die  Aufnahme 
ist  der  Nachweis  einer  zweijährigen  prak- 
tischen Thätigkeit  in  der  Meisterlehre  oder 
in  einer  Fabrik  erforderlich. 

Näheres  siehe  diese  Zeitschrift,  1894, 
Heft  VI,  Seite   170  und   171. 

Programme  können  durch  die  Direction 
der  Anstalt  bezogen  werden. 


Die  patentrechtliche  Stellung  der 
Bleistaub- Accumiilatoren  zumFaure- 
Patente  ist  kürzlich  vom  Landgericht  in 
Braunschweig  entschieden  worden.  Die 
„Elektrotech.  Ztsch.«  berichtet  hierüber :  Das 
Gericht  erkannte  die  Klage  der  Accnmu- 
latorenfabrik  Actien- Gesell  Schaft 
in  Hagen  i.  W.  gegen  den  Restauratenr 
B  r  ü  n  i  n  g  in  Braunschweig,  welcher  eine 
nach  dem  neuen  (Bleistaub-) Verfahren  her- 
gestellte Accumulatorenbatterie  aus  der  Fabrik 
der  Berliner  Accumulatoren werke  vorm.  Cor- 
rens  &  Co.,  Berlin,  besitzt,  für  Recht  an 
und  verurtheilte  den  genannten  Besitzer  der 
Correns'Batterie  dem  Antrage  der  Klägerin 
gemäss. 


311 


Nachdem  schon  Ende  des  vorigen  Jahres 
dms  frühere  Herstellungsverfahren  (Auftrag 
▼on  Bleioxyden)  der  Correns-Werke  vom 
Reichsgericht  als  aoter  das  der  Accumu- 
latorenfabrik  Actien-Gesellschaft 
in  Hagen  i.  W.  gehörige  Faure-Patent 
fallend  erklärt  worden  war,  ist  nunmehr 
dorch  das  obige  Urtheil  auch  das  neue 
C  o  r  r  e  n  s- Verfahren  (Bleistaubverfahren)  als 
Pateotverletznng  gekennzeichnet. 

Ohne  in  eine  Kritik  dieses  Urtheils  ein- 
gehen zn  wollen,  wollen  wir  doch  daraaf 
hinweisen,  dass  das  Urtheil  sich  durchaus  in 
Uebereiostimmung  mit  der  Lehre  des  Patent- 
rechts befindet.  Wer  sich  für  diese  Betrach- 
tungen näher  interessirt,  möge  nachlesen: 
Patentgesetz  von  Dr.  Arnold  Seligsohn 
S.  II,  Theorie  und  Praxis  des  deutschen 
Patentrechte  von  Robolski.  S.  217. 

Die  Elektrlcitäts-G  esellschaft  Geln- 
hausen hat  mit  der  Accumulatoren- 
Fabrik,  Actien-Gesellschaft  in  Ha- 
gen 1.  W,  einen  Vergleich  abgeschlossen, 
demzufolge  die  zwischen  diesen  Gesellschaften 
noch  schwebenden  Paten t-Processe  nieder- 
geschlagen sind. 

Auf  Grund  dieses  Vergleiches  ist  die 
Elektridtäts  -  Gesellschaft  Gelohausen  be- 
rechtigt, Accumulatoren  -  Batterien,  welche 
von  derselben  geliefert  worden  sind,  unbe- 
hindert bestehen  zu  lassen  und  ihren  Blei- 
staub  -  Accumulator  gewerbsmässig  herzu- 
stellen, in  Verkehr  zu  bringen,  feilzuhalten 
oder  zu  gebrauchen. 

Die  Elektricität  in  der  interna- 
tionalen Ausstellung  für  Medicin  und 
Hygiene  in  Rom.  Diese  Ausstellung,  in 
welcher  im  Vergleiche  zu  anderen  gleich- 
seitigen ausserordentlich  wichtige  Fortschritte 
vorgeführt  werden,  beweist  von  neuem,  dass 
die  £lektricität  unter  ihren  vielfachen  Arten 
als  statische,  galvanische  und  Inductions- 
elektricität,  dann  unter  der  Art  der  Wärme- 
und  Lichtenergie  eine  glänzende  Zukunft  in 
der  medicinischen  Wissenschaft  hat. 

Unter  den  Ausstellern  ragen  besonders 
vier  italienische,  drei  französische  und  sechs 
deutsche  Firmen  hervor.  • 

Bemerkenswerth  sind  auch  die  Anwen- 
dungen der  Elektiicität  in  der  Zahnheilkunde. 
St. 

Soci6t6  fran9aise  de  physique.  In 
dieser  Gesellschaft  hielt  Mr.  Hospitalier 
einen  Vortrag  über  die  Transformation  der 
Gleichströme  in  Wechsel-,  zweiphasige  und 
dreiphasige  Ströme;  ferner  besprach  er  die 
Umwandlung  der  Wechselströme  in  Gleich- 
ströme, in  zweiphasige  und  dreiphasige  Ströme, 
die  Transformation  der  zweiphasigen  in 
Gleich-  und  dreiphasige  Ströme  und  endlich 
die  Umformung  der  dreiphasigen  Ströme  in 
Gleichströmen  und  in  zweiphasige.  Er  be- 
rfihrte  auch  das  Historische  dieser  Umwand- 
lungsmethode und  liess  den  Verdiensten 
der  einzelnen  Betheiligten  Gerechtigkeit 
widerfahren.  


Die  elektrische  Tractlon  In  Paris. 

Der  Ingenieur  B  e  r  M  c  r  plant  für  die  Ver- 
bindung voa  der  Porte  de  Vinccnoes  nach 
Bois  des  Bijulogne  eine  in  dner  Metallröhre 
von  6*30  m  Dttrchm«ser  führende  elektrische 
Tramway  mit  17  Stütionen  in  Her  Gesammt- 
länge  von  n  km.  Die  KahrgCiChwindigUeit 
soll  20  km  per  Stunde  betragen^  die  Betriebs- 
spannung 500   Volt. 

Soci^Ce  Internailonalß  des  &lec^ 
triciens.  Am  2.  Mai  d.  J.  trug  Mr.  Son- 
novsky  über  die  Turbine  Laval  vor, 
welche  pro  Secunie  40^*  Touren  macht; 
dann  sprach  Mr,  llillniret  über  eine  Ab* 
handlung  Pot  ier's  betrefTcTul  Eleklromotürtn 
mit  in  sich  selbst   geschlossenem  Irjductor. 


Oelrelnigung  durch  EläkldcJtät, 
Da«  Verfahren  hat  zuerst  der  Franiose 
Levat  in  Aix  zur  Dutchführüng  gebracht* 
Durch  Anwendung  der  Efektricität  werden 
Oele  von  saurem  Geschmack  und  Missfarbung 
entsäuert  und  entfürbt,  Dai  HilfsmiUel  ist 
Wasser,  das  in  solchef  Menge  ingegasscn 
wird,  um  nntci"  dem  Oele  eine  30  bis  40  mm 
hohe  Schichte  lu  biKlen,  Das  Oel  ruht  also 
auf  dem  Wasser^  und  in  letzteres  tanchen 
die  ElektrodeuH,  die  mit  einer  kleinen  Dy- 
namo verbunden  werden.  Die  Spannung 
des  Stromes  beträgt  2  bid  3  Volts;  er  zer- 
setzt zum  grossen  Theil  das  Wasser  nnd  so 
werden  die  miftstürbigen  Sbi^Te  aufgenommen 
und  der  Geschmack  v er r bessert.  Bei  schlechten 
Schmierölen  sinkt  durch  dieses  Verfahreu 
der  Säuregehult  von  5  auf  1^  betw.  nur 
Vio  Procent  j  wt^nn  eben  dEis  Verfahren 
wiederholt  wird.  [Jeher  die  Kosten,  wn* 
doch  wohl  Hie  ll^iuptsache  mit  isX^  gibt 
jedoch  Lernt  keinerlei  Zilfern  bekannt^ 

Kin  indisches  Telephon,  Ein  ei]g- 
lischer  Ofäcier  Namens  11  sir  ringto  n  ha^ 
zwischen  zwei  Tempeln  von  Pauj,  die  un- 
gefähr lt/2  k>fi  von  eiiiander  entlernt  sind^ 
ein  Telephon  au  riefelnden,  welches  schun 
Über  2CX)0  J^ihre   im  Betrieb   sein   solJ, 

Bei  dieser  Gelegenheit  muss  bemerkt 
werden,  dass  bei  den  in  F^^j^yptea  ange.^ielleeti 
Forschungen  unwiderleg^jiciie  Beweise  über 
die  Existenz  von  Verb indung^d reihten  ^lyts^chen 
einigen  Tempeln  uns  der  Zeit  der  ersten 
egyptischen  Dynastien  voryefutiJen  wurden. 
Es  lässt  sich  }e>Jücli  nicht  leäUtellen,  ob  diese 
Drähte  als  rckgrnph,  Telcidiuiv  oder  £U 
irgend  einem  rinderen  Zwecke  dieuten, 

St. 

Klektricitüt  der  Haut*  NäcU  „Electri- 
city"  stellte  Prof,  Y  a  r  l  h  a  □  o  f  f  in  Peters- 
burg Versuche  an,  indem  er  nn  verschiedenen 
Körpertheilen  ii^lektrüden  m:t  iler  llnut  in 
Berührung  biachte^  dit  mit  einem  emplm  1- 
liehen  Galvanomeier  vurtmuden  waren  und 
dabei  gleichzeitig  die  Hjiut  in  ver* 
Weise  erregter  ^o  z.  IL  durch 
mit  einer  l!ui>ie^  u'ler  in. 
oder  kalten  Ije^enstaq^^*^"'  < 
Nadelstiche    und    fipi  «  -      J  *-  ^-^i 


312 


Licht,  dnrch  Geschmack,  Gerach  auf  das 
gesammte  NerTensystem  einwirkte.  In  allen 
diesen  Fällen  wurde  eine  starke  Ablenkung 
der  Gal?anometernadel  beobachtet.  Blosses 
Auf-  und  Zumachen  der  Augen  wirkte  eben- 
falls auf  das  Galvanometer  ein,  ebenso 
übten  Nachdenken  und  Rechnen  eine  ähn- 
liche Wirkung  aus.  Yarchonoff  ist  der 
Meinung,  dass  dabei  der  Metallgehalt  des 
Blutes  wirksam  sei. 


Künstliche  Beleuchtung  von  Innen- 
räumen. Ueber  Versuche  mit  künstlicher 
Beleuchtung  verschiedenartig  ausgestatteter 
Räume  theilt  der  „Amerikan  Architekt 
Folgendes  mit :  Erleuchtet  man  einen  Raum, 
dessen  Wände  mit  schwarzem  Tuch  bedeckt 
sind,  mit  einem  Beleuchtungskörper  von 
loo  Kerzen,  so  sind  zur  Erzielung  des 
gleichen  Grades  von  Helligkeit  für  denselben 
Raum  nöthig:  wenn  er  mit  dunkelbrauner 
Tapete  ausgestattet  ist  87  Kerzen;  wenn 
mit  blauer  Tapete  72  und  wenn  mit  hell- 
gelber Tapete  60  Kerzen.  Derselbe  Raum 
mit  hölzerner  Wandverkleidung  in  Naturfarbe 
oder  weiss  gestrichen  erfordert  50,  mit 
dunklem,    altem  Paneel  dagegen  80  Kerzen. 


Auffallend  geringer  Lichtaufwand  ergab  sich, 
um  denselben  Raum  mit  glatten,  geweissten 
Wänden  zu  erleuchten,  nämlich  nnr 
15  Kerzen. 


Verein  europäischer  Glühlampen- 
Fabrikanten.  In  einer  v.  Mts.  in  Berlin 
abgehaltenen  Conferenz  europäischer  Gläh- 
lannpen-Fabrikanten  wurde  ein  Verein  ge- 
gründet zur  Wahrung  und  Förderung  aller 
an  dieser  Industrie  betheiligten  Interessen. 
Durch  diese  Vereinigung  sollen  nicht  allein 
die  Interessen  der  Producenten,  sondern 
auch  die  der  Consumenten  von  Glühlampen, 
wie  nicht  minder  die  des  wohlberechtigten 
Zwischenhandels  gefördert  und  geschützt 
werden.  Eine  wilde  Concurrenz,  die  eine 
maasslose  Preisschleuderei  zur  Folge  hatte, 
führte  dahin,  dass  die  derzeitigen  Preise 
unter  einen  Stand  gesunken  sind,  der  die 
Herstellung  einer  zuverlässig  guten  Glüh- 
lampe ermöglicht.  Femer  wurde  durch  diese 
continuirliche  Preisermässignng  der  reelle 
Zwischenhandel  nahezu  vernichtet.  AU  diesen 
Uebelständen  soll  nunmehr  eine  rationelle 
'  Preisregulirung  begegnen. 


CORRESPONDENZ. 


Wien,  6,  Mai  1894, 
An  die  hochgeehrte  Redadion  der  Zeitachriß 
für  Elektrotechnik. 

Wien, 
I,  Nihehmgengcuae  7. 
In  dem  Berichte  im  Hefte  IX  über 
meinen  in  der  Vereinavenammlung  am 
7.  März  a.  e,  vorgeführten  Belbstthätigen 
Telephon' Umtchalier  kommen  einige  ündeut- 
lichkeiten  vor,  um  deren  gütige  Klarstellung 
ich  bitten  würde: 

i.  Die  Arretirung  dea  ümtchaUetoerkea 
erfolgt  durch  dentelben  Strom,  welcher  zum 
Anrufe  des  Vermitttungsamtes,  bezw,  zum 
Anrufe  des  Theilnehmers,  angewendet  wird; 
es  muss  also  nicht  Batteriestrom,  sondern 
der  in  der  Regel  Magnet -Indudoren  ent- 
nommene Wechselstrom  sein,  mit  dem  man 
das   ümschaltwerk  arretirt, 

2,  Ist  die  gemeinsc/iaßliche  Linie  be- 
setzt, so  hört  der  Abonnent  in  seinem  Tele- 
phon den  Gang  des  ümschaliewerkes  und 
die  Zeichen  nicht,  weil  dieses  Laufwerk 
stille  steht. 

3,  Von  der  Centrale  führt  zum  Knoten- 
punkte, in'  welchem  der  automatische  Um- 
schalter aufgestellt  ist,  nur  eine  Linie,  bezw, 
bei  metallischer  Rückleiiung  zwei  Linien, 

4,  Zu  den  Abonnenten,  welche  an  einen 
solcJien   Apparat    angeschlossen  sind,   gehen 


in  dem  Falle,  als  auch  das  Vermittlungsamt 
in  der  Lage  ist,  das  ÜmsdiaUetcerk  tu 
arretiren  und  Erde  als  Rückleitung  ange- 
wendet wird,  nur  zwei  Leitungen,  wovon 
eine  die  Hauptlinie  und  die  andere  die 
Abhorchleitung  ist.  ' 

Würde  man  auf  die  Abhorchleihtng 
verzichten,  was  unter  Umständen  auch  denk- 
bar ist,  so  genügt  sogar  eine  Leitung,  bei 
Erde  als  Rückleitung, 

Nur  dann,  wenn  das  Vermittlungsamt 
nicht  in  der  Lage  sein  soll,  eUu  Ums^altt' 
werk  zum  Stillstände  tu  bringen,  sind  sammt 
der  Abhorchleitung  drei  bezw.  vier  Leitungen 
nöthig, 

6,  Die  Oesprächszeit,  welche  bei  dem 
dAnonstrirten  Apparaten  wohl  auf  fünf 
Minuten  eingerichtet  war,  kann  natürlich 
beliebig,  den  Bedürfnissen  entsprechend  ge- 
wählt werden  ;  in  den  meisten  Fällen  dürften 
drei  Minuten  genügen, 

6,  Der  Umstand,  dass  ein  Abonnent 
warten  muss,  wenn  die  gemeinschaftliehe 
Linie  besetzt  ist,  erscheint  nur  theorethiseh 
etwas  hindernd.  In  WirJduMeit  dürfte  sieh 
das  Oesprächsbedürfnis  solcher  Theilnehmer 
auf  den  ganzen  Tag  derart  vertheilen,  dass 
eine  Behinderung    kaum  fühlbar   sein  wird. 

Hochachtungsvoll  ergebenst 

Franz  NissU 


VerantwartUoher  Redacteur:  JOSEF  KARETS.  -  Selbstverlag  des  Elektroteohniaohen  Verolni. 

In  Commiaaion  bei  LEHMANN  &  WENTZEL,  Buchhandlung  fflr  Technik  und  Kunst. 

Druck  von  R.  SPIES  &  Co.  in  Wien.  V.,  StrauaaenfraBse  16. 


Zeitschrift  für  Elel<trotechnik. 


XJI.  Jahrg. 


15.  Juni  1894. 


Heft  XII. 


VEREINS-NACHRICHTEN. 


Obronlk  des  Vereines. 

4.  Ap.ril.  —  Discussion 
über  denPatentgese  tz-Ent- 
w  u  r  f .  Vorsitzender  Vicepräsideot 
GrQnebaum. 

Ingenieur  v.  W  i  n  k  1  e  r  wendet 
sich  gegen  den  in  einer  früheren 
Versammlung  von  Hochenegg  ge- 
machten Vorschlag,  das  deutsche 
Patentgesetz  nach  Oesterreich  her- 
überzunehmen ;  die  Entscheidungen 
des  deutschen  Patentamtes  —  der 
Redner  verweist  auf  den  bekannten 
Accumulatoren  -  Patentprocess  und 
citirt  eine  darauf  bezügliche  Kritik 
H  o  p  p  e's  —  lassen  es  durchaus 
nicht  wflnschenswerth  erscheinen,  dass 
bei  uns  in  gleicher  Weise  verfahren 
werde. 

Baurath  Kareis  wünscht,  dass 
die  Entwürfe  der  Regierung  und  des 
Hofrath  E  x  n  e  r^  sowie  das  deutsche 
Patentgesetz  in  Druck  gelegt  und  für 
die  Zwecke  der  Discussion  den 
Vereinsmitgliedern  zugänglich  gemacht 
werden,  oder  dass  wenigstens  in  der 
2^itscbrift  der  Ort  bezeichnet  werde, 
von  wo  dieselben  bezogen  werden 
können. 

Nachdem  Baurath  G  r  a  n  f  e  1  d 
beantragt  hat,  den  Regierungsent- 
wurf paragraphweise  durchzunehmen, 
schliesst  sich  die  Versammlung  dem 
Vorschlage  Ingenieur  K  a  r  m  i  n's  an, 
nur  jene  Paragraphe  zur  Discussion 
heranzuziehen,  welche  für  den  Tech- 
niker von  Bedeutung  sind. 

Zu  §  I  bemerkt  Karmin,  dass 
nach  der  jetzt  vorgeschlagenen  Fassung 
eine  ebensolche  Unklarheit,  wie  in 
Deutschland,  darüber  herrschen  würde, 
was  eine  Erfindung  ist;  jeder  Referent 
habe  in  dieser  Beziehung  eine  andere 
Ansicht.  Der  Erfinder  müsse  aber 
doch  wenigstens   einen  Anhaltspunkt 


dafür  haben,  ob  seine  Erfindung 
patentfähig  ist  oder  nicht.  Deshalb 
würde  er  beantragen,  den  §  i  noch 
durch  eine  Definition  der  ^Erfindung" 
zu  vervollständigen.  Am  entspre- 
chendsten scheine  ihm  die  modificirte 
H  a  r  t  i  g'sche  Definition,  welche  lauten 
würde:  „Als  Erfindung  im  Sinne 
dieses  Gesetzes  wird  jede  neue, 
wenigstens  in  einer  Ausführungs- 
art dargelegte,  Lösung  einer  tech- 
nischen Aufgabe  angesehen.*^  Die 
Versammlung  beschliesst  nach  kurzer 
Debatte:  „Es  ist  wünschenswerth, 
eine  Definition  der  »Erfindung*  in 
§  I   aufzunehmen.^ 

In  §  3  vermisst  Granfeld  eine 
Begrenzung  in  Bezug  auf  die  ver- 
öffentlichten Druckschriften ;  er  würde 
meinen,  dass  eine  Erfindung  nur  dann 
nicht  als  neu  gelten  solle,  wenn  die- 
selbe bereits  in  einer  inländischen 
Druckschrift  beschrieben  ist.  Karmin 
beantragt,  dass  im  §  3.  Abs.  i,  2,  3 
die  Worte  „im  Inlande^  eingeschaltet 
werden,  so  dass  es  dann  heissen 
würde:  Abs.  i  —  „in  im  Inland 
veröffentlichten  Druckschriften**  — , 
Abs.  2  —  „im  Inlande  so  offen- 
kundig benützt  ist**  — ,  Abs.  3  — 
^im  Inlande  öffentlich  zur  Schau  ge- 
stellt oder  vorgeführt  wurde".  Des- 
gleichenbeantragt er,  dass  §  3,  Abs.  4 
lauten  solle:  „den  Gegenstand  eines 
inländischen  Privilegiums*^  etc. 
Die  in  den  übrigen  Absätzen  auf- 
genommene Bedingung,  „dass  danach 
die  Benützung  durch  Sachverständige 
möglich  erscheint**,  ist  in  Abs.  3 
wohl  nur  durch  ein  Versehen  weg- 
geblieben, und  er  beantragt  demnach, 
dass  sie  auch  dort  eingesetzt  werde. 
V.  W  i  n  k  1  e  r  befürchtet,  dass  durch 
die  vorgeschlagene  Beschränkung  auf 
das  Inland  bei  dem  regen  Verkehre 
der    Culturvölker    Anlass    zu    Unfug 

24 


314 


gegeben  sei.  —  Die  Versammlung 
nimmt    die  Anträge  K  a  r  m  i  n'  s    an. 

§  5.  Karmin  fmdet  den  zweiten 
Absatz  dieses  Paragraphen,  welcher 
von  dem  Patentanspruch  eines  Staats- 
bediensteten handelt,  sehr  ungerecht 
und  beantragt  Streichung  desselben. 
Wird  angenommen. 

§  10  in  Verbindung  mit  §  109 
schreibt  den  Bezeichnungszwang  vor 
und  enthält  Strafbestimmungen  gegen 
Zuwiderhandelnde.  Karmin  ist  mit 
Rücksicht  auf  den  Export  und  den 
Zwischenhandel  gegen  den  Bezeich- 
nungszwang. Die  Versammlung  nimmt 
den  Vermittlungsantrag  S  c  h  1  e  n  k's 
an,  dass  der  Bezeichnungszwang  auf- 
recht erhalten  werde,  die  Bezeichnung 
sich  aber  darauf  zu  beschränken  habe, 
dass  auf  dem  patentirten  Gegenstand 
ersichtlich  gemacht  werde,  dass  der- 
selbe im  Inland  unter  Patentschutz 
steht. 

§  14.  Die  Versammlung  beschliesst 
über  Antrag  K  a  r  m  i  n's  die  Streichung 
dieses  überflüssigen  Paragraphen, 

§21.  Karmin  findet  diesen 
Paragraph  über  den  Licenzzwang  in 
dieser  Form  unannehmbar;  er  glaubt, 
dass  in  Fällen,  wo  es  sich  um  eine 
ernste  Erfmdung  handelt,  der  Erfinder 
durch  diesen  Paragraph  abgeschreckt 
würde,  überhaupt  ein  Patent  zu  neh- 
men. Der  Erfinder  ist  durch  diesen 
Paragraph  der  Willkür  des  Nach- 
machers, resp.  „ Verbesserers **  voll- 
ständig ausgeliefert.  Er  würde,  wenn 
schon  Licenzzwang  bestehen  soll, 
beantragen,  dass  ähnliche  Bestim- 
mungen diesbezüglich  gelten  sollen 
wie  im  Schweizer  Gesetze.  Ferner 
schlägt  er  die  Streichung  des  Wortes 
,,gewerbemässig"  im  2.  Abs.  a)  des- 
selben Paragraphes  vor.  Die  Ver- 
sammlung schliesst  sich  diesen  An- 
trägen an. 

§  26  bestimmt  bezüglich  der 
Zusammensetzung  des  Patentamtes 
unter  Anderem  :  ,,Der  Präsident  und 
sein  Stellvertreter  müssen  rechts- 
kundig sein.^  Karmin  beantragt 
die  Fassung:  „Der  Präsident  oder 
sein  Stellvertreter  muss  Techniker 
sein",  ferner  die  Streichung  der 
Vorschrift:      -Die     technischen     Mit- 


glieder müssen  in  einem  Zweige  der 
Technik  sachverständig  sein.^  Beide 
Anträge  werden  angenommen. 

§29  schreibt  vor:  „Die  End- 
entscheidungen der  Beschwerde- Ab- 
theilungen und  der  Nichtigkeits-Ab- 
theilung    erfolgen    in    der    Beseuuog 

von  drei  rechtskundigen - 

und  von  zwei  technischen  Mitgliedern.** 
Die   Versammlung     beschliesst,    dass 

es  daselbst  heissen  solle  :     „ 

in  der  Besetzung  von  2  rechtskundigen 
und  3  technischen  Mit- 
gliedern.* 

Zu  §  31.  Abs.  3  beantragt 
Karmin  Streichung  dieses  Absatzes 
und  dass  dafür  das  gerade  Gegentheil 
gesetzt  werden  solle.  Wird  ange- 
nommen. 

Im  §  32  wird  die  Zusammen- 
setzung des  Patentsenates  normirt, 
der  als  Berufungsinstanz  gegen  die  End- 
entscheidungen der  Nichtigkcits-Ab- 
theilung  des  Patentamtes  functioniren 
soll ;  auch  hier  findet  Karmin  die 
Zahl  der  technischen  Mitglieder  mit 
zwei  zu  gering  angesetzt  und  bean- 
tragt, dass  mit  Rücksicht  auf  die 
hauptsächlich  technischen  Fragen,  die 
diesem  Senate  vorgelegt  werden,  zu 
demselben  wenigstens  drei  technische 
Sachverständige  zugezogen  werden. 
Wird  angenommen. 

Zu  §  34  bemerkt  Karmin, 
dass  das  Institut  der  Patent-Inspectoreo 
nur  dann  einen  Sinn  hätte,  wenn  reines 
Anmeldeverfahren  bestehen  würde, 
was  ja  nicht  der  Fall  ist,  und  er  be- 
antragt demnach  Streichung  des  ganzen 
Paragraphen.  Wird  angenommen. 

6.  April.  —  Constitui- 
rende  Sitzung  des  Eisen- 
b  a  h  n-C  o  m  i  t  e  s. 

II.  April.  —  Vereinsver- 
sammlung. Vorsitzender :  Vice- 
präsident  Hauptmann  Grünebau  id. 

Das  Wort  erhält  Adjunct  Oscar 
Wehr  zur  Abhaltung  seines  ange- 
kündigten Vortrages:  „Ueber  Com- 
binirung  elektrischer  Di- 
stanzsignale mit  Central- 
Sicherungs-Anlagen". 

Der  Vortragende  besprach  zu- 
nächst die  Vortheile  der  elektrischen 
Stellung  von  Distanzsignalen    gegeo- 


315 


über  den  mechanischen.  Bahnbrechend 
für    die  Einführung    elektrischer  Di- 
stanzsignale    hat     insbesondere    der 
Schriftführer  unseres  Vereines,  Herr 
Inspector  Bechtold,  gewirkt.    Ein 
Mangel,  der  den  elektrischen  Distanz- 
signalen    noch     anhaftete,      bestand 
<larin,    dass    sich    dasselbe  bei  Stör- 
ungen    (Reissen     des     Drahtes,     Er- 
löschen   der  Batterie,     Ablaufen    des 
Gewichtes     des     Uhrwerkes)      nicht 
automatisch  auf   „Halt"     stellte. 
Die  Firma  Teirich  &  Leopolder 
hat    diesem  Uebelstande    abgeholfen, 
indem    sie    die  Einrichtuug    so    traf, 
dass  bei  Eintritt    einer  Störung    bei 
der  Stellung  „Halt**  die  Scheibe  in 
derselben     verbleibt,     dagegen     die 
Stellung  auf  „Halt*  wechselt,  wenn 
die   Störung    während    der    Stellung 
auf     „Frei"     eintritt.     Die     Lösung 
dieser  Aufgabe    gelang    durch    Com- 
bination    des    Wechselstrombetriebes 
mit     dem     Ruhestrombetriebe.     Eine 
genauere     Beschreibung     findet    sich 
ip    8.   Hefte    des    Jahrganges     1893 
der       Berliner       „Elektrotechnischen 
Zeitschrift*.     Die    Stellung     „Frei* 
wird     geändert    durch     Gleichstrom, 
u.    zw.     durch     Unterbrechung     des- 
selben,   während     von    „Halt*     auf 
„Frei*  durch  den  Wechselstrom  eines 
Inductors     umgestellt     wird.      Diese 
Deckungssignale    lassen   sich  in  ein- 
facher Weise    mit    den    Semaphoren 
von    Central  -  Weichenstellen    combi- 
oiren,  am  einfachsten  durch  Anbrin- 
gung eines  Contactes  am  Semaphor, 
der    so    lange    unterbrochen  ist,    so 
lange  die  Wechsel  nicht    richtig  ge- 
stellt sind,  und  geschlossen  ist,  sobald 
der  Semaphor    anzeigt    „Wechsel 
richtiggestellt*.  Selbstverständ- 
lich besitzt    die  Station    ausser  dem 
Inductor,  dem  Taster  etc.,  zur  Mani- 
pulation auch    einen  optischen  Con- 
trol-Apparat,    der    die    Stellung 
des  Streckensignales  anzeigt. 

Der  Vortragende  erläuterte  alle 
besprochenen  Fälle  durch  Demon- 
strationen an  einer  von  der  Firma 
Teirich  &  Leopolder  herge- 
stellten Anlage  im  Kleinen. 

Der  Vorsitzende  sprach  sowohl 
dem  Vortragenden,  wie  der  genannten 


Firma    den    Dank    der  Versammlung 
aus. 

Der  Schriftführer  des  Vereines, 
Inspector  B  ec  h  t  o  1  d,  verliest  d  i  e 
Discussion  übet*  den  neuen 
Patent»  resp.  Gebrauch  s- 
musterschutzgesetz-Entwurf 
aus  der  Vereinsversammlung  vom 
4.  April.  Hierauf  wird  die  Discussion 
fortgesetzt. 

Es  kommt  §  43  zur  Erörterung. 
Soll  eine  Vorprüfung  von  Amts- 
wegen stattfinden  oder  nicht?  Inge- 
nieur Karmin  bespricht  die  Licht- 
und  Schattenseiten  des  Vorprüfungs- 
verfahrens, wie  es  auch  in  Deutsch- 
land geübt  wird.  Dem  gegenüber 
zeichnet  sich  namentlich  durch  Rasch- 
heit des  Verfahrens  und  die  gerin- 
geren Kosten  das  einfache  Auf- 
gebotsverfahren aus,  die  Ueber- 
prüfung  angemeldeter  Patente  durch 
die  Industrie  selbst. 

Die  Versammlung  beschliesst 
folgende    Aenderung    vorzuschlagen : 

§  43.  „Die  amtliche  Vor- 
prüfung vor  dem  Aufgebote 
ist  nicht  durchzuführen,  son- 
dern es  wird  der  Industrie 
überlassen,  ihre  Ansprüche  zu 
wahren  und  durch  Einspruch 
die  Ertheilung  unberechtig- 
ter  Patente  zu  verhindern.* 

2^"  §  55  (Patentblatt)  wird  auf 
Antrag  Brunbaucr's  der  Zusatz 
gemacht: 

„Ueberdies  ist  die  volle 
Zeichnung  und  Beschreibung 
einer  jeden  patentirten  Er- 
findung unverzüglich  in  Form 
von  Einzelexemplaren  (Patent- 
schriften) in  Druck  zu  legen 
und  Jedermann  käuflich  zu- 
gänglich zu  machen.** 

Zu  §  95  erhält  der  Vorschlag 
allgemeine  Zustimmung,  dass  eine 
Versteigerung  der  Nachahmungen  nicht 
eintreten  soll.  Demnach  erhält  der 
§  95  ausser  dem  ersten  Absatz  über 
die  Vernichtung  der  Nachahmungen 
den  Nachsatz : 

^Eine     Unbrauchbar- 

17 

machung  der  vorerwähnten 
Objecte  entfällt,  sobald  zwi- 
schen dem  Verurtheilten  und 

24* 


316 


dem  Verletzten  wegen  deren 
Ueberlassung  auf  Abrech- 
nung ....  (etc.  wie  im  Gesetzent- 
wurf) ....  ein  Uebereinkommen  zu- 
stande kommt.** 

§  105  wird  dahin  abgeändert, 
dass  nur  dem  Besitzer  eines  wissent- 
lich ungiltigen  Patentes  die  Folgen 
unberechtigter  Untersagungshandlung 
trifft.  Der  Paragraph  lautet  nun: 

„Gerichtliche  und  ausser- 
gerichtliche  Un  tersagungs- 
handlungen  aus  einem  wissent- 
lich ungiltigen  Patente 

Nachtheile.** 

Der  Satz  ^wenn  auch  unab- 
sichtlich^ entfällt. 

§  108  bleibt,  nur  wird  in  Ab- 
satz 2  des  Wörtchen  „stets**  ge- 
strichen und  statt  dessen  einge- 
fügt: „wenn  die  Bezeichnung 
von  den  Gegenständen  nicht 
entfernt  werden  kann**. 

Was  die  Gebflhren  betrifft,  so 
erwartet  der  Verein  mit  Rücksicht 
auf  den  Wegfall  des  Vorprüfungs- 
verfahrens eine  bedeutende  Verbilli- 
gung  gegenüber  dem  Entwürfe. 

Was  die  Uebergangsbestimmungen 
betrifft,  so  wird  vorgeschlagen: 

„Die  nach  dem  alten  Ge- 
setze ertheilten  Privilegien 
sollen  nach  diesem  behandelt 
werden.* 

Nach  Schluss  der  Discussion 
spricht  der  Vorsitzende  Herrn  Ing. 
Karmin  und  den  übrigen  Theil- 
nehmern  an  derselben  den  Dank  aus. 

16.  April.  —  Sitzung  des 
Eisenbahn-Comit^s. 

18.  April.  —  Vereinsver- 
sammlung. —  Präsident  V  o  1  k  m  e  r 
theilt  mit,  dass  Herr  Ingenieur  Ross 
sich  zur  Abhaltung  eines  Vortrages 
über  elektrische  Bahnen  gemeldet 
hat;  der  Tag,  an  dem  derselbe  ge- 
halten werden  soll,  werde  den  Vereins- 
mitgliedern schriftlich  bekannt  ge- 
geben werden.  Ferner  liegt  eine  Ein- 
ladung des  y  Verbandes  der  Elektro- 
techniker Deutschlands*  zum  Besuche 
der  im  Juni  in  Leipzig  stattfindenden 
Hauptversammlung  vor.  Ingenieur 
Ross,  als  Mitglied  dieser  Verbandes, 
bemerkt  hiezu,    dass    die   Verbands- 


mitglieder sich  freuen  würden,  eine 
grosse  Zahl  von  Mitgliedern  des 
Wiener  Vereines  auf  diesem  Con- 
gresse  begrüssen  zu  können;  die  von 
bekannten  Fachmännern  angemeldeten 
Vorträge  und  eine  bei  dieser  Gelegen- 
heit stattfindende  Ausstellung  lassen 
es  erwarten,  dass  die  Besucher  be« 
friedigt  von  dieser  Versammlung 
heimkehren  werden. 

Der    Vorsitzende     ertheilt    nun 
Herrn   Dr.    J.  Sahulka   das    Wort 
zu     dem    Vortrage:     „Ueber    das 
Strowger'sche     automatische 
Telephonsyste  m**.  Dieses  System 
ermöglicht  es  jedem  Abonnenten,  sich 
ohne  Beihilfe  eines  Manipulanten  mit 
jedem  anderen  Abonnenten  im  Netze 
in  Verbindung  zu  setzen.  Die  Apparate 
werden  gegenwärtig  in  drei  Grössen 
angefertigt,  und  zwar  für   lOO,   looo 
oder   10.000  Abonnenten.    Das   Neu 
wird  entweder  so  angelegt,  dass  von 
der  Centrale  nur  ein  Draht  zu  jedem 
Abonnenten  führt  (Rückleitung  durch 
die  Erde),  oder  dass  zu  jedem  Abonr 
nenten  zwei  Drähte  führen.  Der  Vor- 
tragende wählt    als  Beispiel  zur  Be- 
schreibung   der    Apparate     und   der 
Schaltungen    den   Fall    eines     Netzes 
mit   1000  Abonnenten,    wobei  zu  je- 
dem derselben    nur    ein  Draht  gebt. 
Der  bei  dem  Abonnenten  aufgestellte 
Schaltapparat  besteht  aus  einer  Reihe 
im     Kreise     angeordneter     Contacte, 
welche  mitHilfe  eines  Contactarmes  die 
Linie  an  die  Batterie  anschliessen,  und 
zwar  in  der  Weise,  dass  bei  der  Kreis- 
bewegung   des    Armes    abwechselnd 
positive  und  negative  Ströme  in  die 
Leitung  geschickt  werden.    Die  Zahl 
der    negativen    Stromimpulse    hängt 
vom  Abonnenten  ab  und  richtet  sich 
nach  der  Nummer  des  aufzurufenden 
Theilnehmers.     Will     der    Abonnent 
beispielsweise      mit      Nummer     463 
sprechen,  so  hat  er  viermal   auf  den 
Hunderter-Contact  zu  drücken  (dem- 
entsprechend   gehen     vier    negative 
Stromimpulse  in  den  in  der  Centrale 
befindlichen  Apparat) ;  geht  er  hier- 
auf mit  dem  Arm  zu  dem  Zehner-Coo- 
tact  weiter,  so  wird  inzwischen  ohne 
sein  Zuthun  ein  positiver  Strom  von 
kurzer  Dauer  in  die  Linie  geschickt; 


317 


auf  den  Zehner-Contact  drückt  er  nun 
ixrieder  so  oftmal,  als  die  anzurufende 
Nummer  Zehner  enthält  u.  s.  f.  In 
der  Centrale  hat  jeder  Abonnent 
einen  Apparat,  in  welchem  die 
I^eitungen  aller  Abonnenten  als  in 
concentrischen  Kreisen  angeordnete 
Contacte  endigen ;  es  muss  sich  also 
der  Draht  jedes  Theilnehmers  in 
so  viele  Zweige  theilen,  als  Abon- 
nenten, resp.  Apparate  vorhanden  sind. 
Ein  Hebel,  der  über  der  Contact- 
Scheibe  sowohl  in  radialer  als  auch 
in  tangentialer  Richtung  bewegt 
werden  kann,  stellt  die  von  dem 
Anrufenden  beabsichtigte  Verbindung 
her.  Es  sind  nämlich  in  jedem 
Apparat  mehrere  polarisirte  Relais, 
welche,  ausgenommen  eines,  nur  auf 
negative  Ströme  ansprechen.  Die 
Ankerbewegung  des  einen  positiv 
polarisirten  Relais  überträgt  sich  auf 
einen  zweiten  Hebel,  der  sich  in 
Folge  dessen  auf  einer  Reihe  von 
Contacten  congruent  mit  dem  Contact- 
arm  im  Schaltapparate  des  Abonnenten 
einstellt  und  auf  diese  Weise  den 
Abonnenten  der  Reihe  nach  mit  den 
verschiedenen  negativen  Relais  und 
schliesslich  mit  der  Leitung  des  an- 
zurufenden Abonnenten  verbindet. 
Ist  der  Abonnent  also  derart  z.  B. 
mit  einem  der  negativen  Relais  ver- 
bunden, so  wird  bei  jedem  von  ihm 
in  die  Linie  gesendete^  Stromimpulse 
der  Anker  desselben  sich  bewegen. 
Diese  Bewegung  überträgt  sich  in 
zweckentsprechender  Weise  auf  den 
oben  erwähnten,  die  Contactscheibe 
beherrschenden,  Hebel,  der  sich  dann 
bei  jeder  Anziehung  des  Ankers, 
je  nachdem,  welches  negative  Relais 
eingeschaltet  ist,  um  i,  lO  oder 
lOO  Contacte  weiter  bewegt.  Auf 
diese  Weise  ist  es  möglich^  die  Ver- 
bindung mit  jedem  der  looo  Abon- 
nenten herzustellen.  Der  Vortragende 
weist  auf  die  kleinen  Dimensionen 
des  Apparates  (circa  20  cm  Durch- 
messer, 12  cm  Höhe)  und  auf  die 
staunenswerthe  Wohlfeilheit  desselben 
bin  und  bemerkt,  dass  das  System 
inlndianopolis  im  Gebrauch  stehe. 
Die  Versammlung  lohnte  die  Aus- 
führungen des  Herrn  Dr.  Sahulka,  | 


der  die  complicirten  Einrichtungen 
an  der  Hand  von  Zeichnungen  in 
sehr  klarer  Weise  dargelegt  hatte, 
mit  reichem  Beifall. 

Am  Schlüsse  der  Sitzung  demon* 
strirte  Herr  Ingenieur  Freund  einige 
Taschen  -  Accumulatoren  englischer 
Herkunft. 

25.  April.  —  Sitzung  des 
Eisenbahn-C  omit  es. 

27.  April.  —  Vereinsver- 
sammlung. Vorsitzender:  Präsident 
Hofrath  Volkmer. 

Herr  Ing.  R  o  s  s  sprach  über 
die  Bedeutung  der  elektrischen 
Strassenbahnen  für  das  Verkehrsleben 
der  Städte.  An  der  Hand  eines  sehr 
reichen  Materials  und  mit  Hinweis 
auf  die  ausgestellten  zahlreichen 
Pläne  und  Photographien,  zeigte  der 
Vortragende,  welch'  ausserordent- 
lichen Einfluss  der  elektrische  Be- 
trieb der  Strassenbahnen  auf  die 
Hebung  des  Verkehrs  erlangte  und 
wie  es  im  Interesse  jeder  Stadtver- 
waltung gelegen  sein  muss,  die  Ein- 
führung eines  derartigen  Betriebes 
zu  erleichtern. 

Eine  ausführliche  Wiedergabe  des 
Vortrages  erfolgt  in  einer  der  nächsten 
Nummern  der  Zeitschrift. 

In  der  sich  an  den  Vortrag 
knüpfenden  Discussion  machte  Herr 
Director  Gebhardt  einige  kurze 
Mittheilungen  über  den  Accumulatoren- 
betrieb  mit  Wadell  Entz- Accu- 
mulatoren in  New- York.  Herr  Bau- 
rath  Kar  eis  richtete  hierauf  an 
die  Versammlung  und  insbesondere 
an  die  anwesenden  maassgebenden 
Vertreter  des  Stadtbauamtes  einen 
warmen  Appell,  im  Sinne  des  vom 
Vortragenden  geäusserten  Wunsches 
alles  Mögliche  zu  thun,  damit  auch 
in  Wien  endlich  die  Frage  des  elek- 
trischen Betriebes  der  Strassenbahnen 
einer  gedeihlichen  Lösung  zugeführt 
werde. 


23.  Mai. 
i  t  z  u  n  g. 


—  Ausschuss- 


Neoe  ntglieder. 

Auf  Grund  statutenmässiger  Auf- 
nahme traten  dem  Vereine  die  nach- 


318 


stehend  genannten  Herren  als  ordent- 
liche Mitglieder  bei: 

P  r  ö  c  k  1  Franz,  k.  k.  Postsecretär 
der  Post-  und  Telegraphen-Di- 
rection,  Prag. 

S.  Bergmann  &  Comp.,  Actien- 
Gesellschaft,  Fabrik  für  Isolir- 
Leitungsrohre  für  elektrische 
Anlagen,  Berlin. 


Ziffer  E.    A.,    beb.    aut.    Civil-In- 

genieur,  Eisenbahn-Directora.  D. 

Wien. 
Jilek  Wenzl,     k.     k.     Bau-Adjunct, 

Prag. 
S  i  m  u  n  e  k  Johann,    k.  k.  Ingenieur, 

Komotau. 
Baroch     J.,    städtischer    Ingenieur, 

Prag. 


ABHANDLUNGEN. 


Ein  vereinfachtes  Verfahren  zur  Berechnung  der  Strom- 
vertheilung  in  Leitungsnetzen. 


Von  OTTO  FRICK,  New- York. 
(Schlass.) 


(All«  B«obta  Torb«halten  ) 


Tabelle    der    abgenommenen    Ströme    t    and    deren    verlegte 

Werthe   J 


ij  =-  18  Amp. 

'2  = 

'3  ■■ 
Jh 


=  -7  =  "'2  =  9 

2 
=  42 

=  Jl  -{-72  =  9+  21  =  30 

=  38 


-./a  +  ./3  =  3<>+  19  ==49 


/4   —   20 


(/b  +  «i)X6  +  ^-* 


69  X  59-1  +  10X90 


149-1 


=--  33*34 


^    IG 


=  f  =  ^«.2  =  5 

—  20 

=^-!i  =  2.1/2=  10 


17=  12 


(^6  +  ''7)X    h  + 


7d  = 


=  22><23_6  +  6  >050  ^    j 
38Ö 

=  ^5  +  «Ai  =  5  +  «579  =  20  79 
:  18 

(^e  +  l8)Xc+^54^ 


579 


177S 


^  3879  X  104*3 +  9  X  250. 

354*3 

=  Je  +  Jt=  33*34  +  »7  78  =  51*12 
40 


=  --  =  40 


/2  ■■ 


20 


/g  -}-  Ji  =  5112  4-  20  =r  71  12 
20 


(A  +  »*,o)X/*  + 


'10  X  '10 


91*12  X  48*5  +  10  X  '20 


168-5 


'11  =  24 


319 


Tabelle    der    abgenommenen    Ströme    %   n  n  d    deren    verlegte 

Werthe    J 


«12 


Jl    = 


2  " 

=•^1  + «^11  =  33  38+  12  =  45-38 
=  36 


»19  =  29 


Jt  = 


{J<l+il9)Xq 


«19  X  ^9 


/ 


8I-38X46-5+  18X64-3 


«13  - 
^13 
Jftk 
«1* 
^14 
«n 

«16 

Jn  =- 


IIO-8 


=  30 

=  ^=^.=  15 


=  Ji+  /,3  =  44*5  +  15  =  59*5 
=  38 

2 

=  20 


!l}  =  5M/2  =  10 
2 


==44-5 


«20  : 


.  737  X  52-62  +  i4'5  X  78-57  ^    g.2 

I3II9 

=  Jra  +  ^r  =  59-5  +  38-2  =  977 
=  20 

»20  X  '20 


(^s+«20)X*  + 


1 17-7  X  30  76  +  'Q  X  52-63  ^ 


«21 


10 
'21 


8339 

=  W/2  =  5 


49-75 


122=30 


(^21 +  ''22)  X '21- 


^22  X  h 


Ju=- 


(•A5+nG)X^i5- 


'icXJw 


«17 


«18 


_32X  '20+  "  X  ^3Q_^,.Q^ 
250 

=  J\i  +  Jn  =  19  +  2106  =  4006 
=  20 

~  P  ^ 

=  6006  X  8ro5+  loX  '2o ^      .^ 
201*05 

=  29 

=  'f  =  «^/2  =  14-5 

=  '/p  +  "/is  =  302  +  14-5  =  44-7 


»23 
•^23 

»21 


=  35  X  128-6+15X214-3  ^  22- 
342-9 

=  20 


22*46 


:-!??.  =  20/2  =   10 
2 

:  Ja  +  ^23  —  22-46  +  10  =  3246 
20 
(Jv+.-„)X«^+^^^^ 


52-46  X  77-5 +  'QX  200 
277-5 


21-84 


«25  = 
*^25 


=  ^-  =  30/2  =  15 


=  /x  +  ^25  ==  21-84  +   «5  =  36*84 

=  Je  +  Jy  +  12  =  49*75  +  36-84  + 
+  12  =  9859 


Das  ganze  Netz  ist  also  zu  einer  Leitung  :  W  ==  28*82  m  mit  einer 
Belastung  von  Jw  =  98*59  Amp.  reducirt  worden.  Die  Zerlegung  dieser 
Resultante  ist  in  der  folgenden  Tabelle  ausgeführt. 


320 


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322 


Die  in  dieser  Tabelle  enthaltenen  Werthe  s  geben  die  Stromver- 
theilung,  welche  in  Fig.  7  eingetragen  ist.  Ausserdem  kann  man  die 
Verluste  bis  zu  dem  Kreuzungspunkte  direct  aus  der  Tabelle  entnehmen. 
Der  Verlust  bis  Punkt  (4.8.9)  ist  =  Ai^XhX  Constante,  und  das  Product 
-Ih  X  h  findet  man  in  dem  Ausdrucke  für  A^^  =  3675. 

Die  Verluste  bis  zu  den  übrigen  Punkten  erhält  man  ohne 
Schwierigkeit. 


Die  den  Verlusten  proportionalen  Producte  (^4  X  0  sind  auch 
eingetragen  worden  und  bieten  einen  guten  Ueberblick  über  die  Span- 
nungsverhältnisse im  Netze. 

Wie  dieses  Beispiel  zeigt,  gestattet  die  Verlegungsmethode,  die 
Berechnungen  in  systematischer  und  übersichtlicher  Weise  zu  ordnen,  so 
dass  dieselben  beinahe  ganz  mechanisch  ausgeführt  werden  können. 

Es  dürfte  wohl  überflüssig  sein,  zu  bemerken,  dass  für  den  Werth 
der  Methode  eine  Hauptbedingung  in  der  Verwendung  des  Rechenschiebers 


323 


zur    Ausführung    der   Rechnungen,     wie    dies    bei    dem    obigen    Beispiel 
geschehen  ist,   liegt. 

Die  Methode  genügt  in  allen  Fallen,  wo  die  Leitungen  keine  ge- 
schlossene Figur  bilden,  ohne  dass  in  einem  Punkte  von  den  diese  Figur 
bildenden  Leitungen  ein  Speisepunkt  sich  befindet. 

In  anderen  Fällen  kann  sie  aber  immer  zu  einer  Vereinfachung^ 
der  Aufgabe  verhelfen,  wie  z.  B.  bei  einem  Netze  von  der  in  Fig.  8 
angegebenen  Form. 


F.g.  8. 

Durch  Combination,  wie  in  der  Figur  angedeutet,  kann  dasselbe  zu 
der  weitaus  einfacheren  Form  Fig.  9  gebracht  werden. 


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Fig.  9. 


Die  Bestimmung  der  Stromvertheilung  in  diesem  Netze  kann  jetzt 
mittelst  der  Gleichungsmethode  geschehen. 

Diese  jetzt  beschriebene,  sogenannte  Verlegungsmethode  wurde  vom 
Verfasser  schon  gegen  Ende  1891  ausgearbeitet,  sie  wurde  aber  nicht 
veröffentlicht,  um  zuerst  einer  gründlichen  Prüfung  ihres  praktischen 
Werthes  imterworfen  zu  werden. 

Seit  iVa  Jahren  wird  sie  neben  den  anderen  oben  erwähnten 
Methoden  verwendet,  bei  den  Berechnungen  der  grossen  Kabelnetze  für 
Städte  wie  Frankfurt  a.  M.,  Strassburg,  Stuttgart  u.  s.  w.,  welche  unter 
Leitung  des  Verfassers  im  Technischen  Bureau  O.  v.  "Miller  in  München 
ausgeführt  worden  sind.  Sie  hat  sich  bedeutend  einfacher,  sicherer, 
weniger  mühsam  und  zeitraubend  wie  die  anderen  Methoden  gezeigt. 

Dieser  Umstand  hat  die  Veröffentlichung  derselben  als  berechtigt  und 
wünschenswerth  erscheinen  lassen. 


Mechanische  Methode. 

Diese    ist    ebenfalls   im  Bureau  O.   v.  Miller  ausgearbeitet  worden. 
Da    der    Erfinder,    Herr    Ingenieur    H.    Helberger   selbst    nähere 


Details    mitzutheilen    beabsichtigt, 
werden. 


soll    hier    nur    das  Princip    angedeutet 


324 

In  Fig.  lo  ist  -B  ein  feststehender  Ständer,  DAC  ein  Winkel- 
hebelarm mit  Drehpunkt  A^  F  oin  Laufgewicht,  -ö  C  ein  dünner  Faden, 
der  zwischen  B  C  gespannt  ist,  E  ist  eine  kleine  Trommel,  auf  welcher 
der  Faden  gewickelt  wird,  k  ein  Index,  welcher  das  Gleichgewicht 
zwischen  Spannung  im  Faden  und  Moment  des  Laufgewichtes  angibt 


Fig.  lo. 

Wird  der  Faden  mit  Gewichten  belastet,  nimmt  er  eine  Lage  ein, 
wie  z.  B.  die  punktirte  Linie  angibt,  und  um  ein  Gleichgewicht  zu  erhalten, 
wird  es  nöthig,  das  Laufgewicht  F  zu  verschieben.  Je  niedriger  der  Faden 
herunterhängen  diirf,  desto  kürzer  muss  der  Hebelarm  des  Lauf- 
gewichtes sein. 

Die  vom  Faden  gebildete  gebrochene  Linie  entspricht  genau  dem 
in  einer  Leitung  entstehenden  Spannungsabfall,  ^wenn  von  dieser  Ströme 
entnommen  werden,  die  den  an  dem  Faden  befestigten  Gewichten 
proportional  sind. 

Hat  man  einmal  den  Apparat  geaicht,  so  gibt  der  Durchgang  direct 
den  Verlust  an.  Auch  die  Stromvertheilung  lässt  sich  direct  ablesen. 

Die  Methode  ist  in  denselben  Fällen  wie  die  Verlegungsmethode 
verwendbar  und  bietet  bedeutende  Vortheile  dadurch,  dass  man  ein 
ungemein  klares  Bild  der  Stromvertheilung  und  der  Spannungsverhältnisse 
im  Netze  hat. 


Ueber    den     Einfluss     der    Erwärmung    der    Magnet- 
wickelungen bei  Dynamomaschinen  auf  die  Tourenzahl 

der  letzteren. 

Voo  ARTHUR  MÜLLER. 

Bei  der  Berechnung  der  Dynamomaschinen  erhält  man  als  Werth 
für  die  Tourenzahl  bekanntlich  einen  solchen,  welcher  einer  normalen 
Lufttemperatur  entspricht.  Nach  einem  mehrstündigen  Betrieb  muss 
jedoch  die  Tourenzahl  der  Dynamomaschine  oft  bedeutend  erhöht  werden, 
um  die  SpannungsdifTerenz  an  den  Klemmen  der  Maschine  auf  constantem 
Niveau  zu  erhalten.  Der  Grund  dessen  liegt  zum  grössten  Theile  in  der 
Erwärmung  der  Magnetbewickelung,  da  ja  dadurch  die  Ampere  Windungen 
sich  verringern.  Die  durch  Erwärmung  des  Ankerdrahtes  bewirkte 
Spannungsemiedrigung  und  die  dadurch  bedingte  höhere  Tourenzahl  ist 
verschwindend  klein  gegen  die  Wirkung  der  Magnetwickelung.  Man  kann 
daher  den  Einfluss  der  Ankerwärme  vollständig  vernachlässigen,  dafilr 
verdient  aber  die  Wärmezunahme  der  Magnetwickelungen  eine  besondere 
Berücksichtigung.  Die  Formeln  über  die  Temperaturerhöhung  von  Kupfer- 
drähten durch  den  elektrischen  Strom  lassen  sich  auf  Drahtspulen  nicht 
gut  anwenden,  da  diese  genannten  Formeln  für  gerade  ausgespannte 
Drähte  berechnet  sind.  Es  ist  daher  sehr  von  Vortheil  zu  wissen,  nach 
welcher  Zeit  sich  eine  Drahtspule  durch  Einfluss  des  Stromes  erwärmt 
und  auf  welche  Temperatur,  unter  Berücksichtigung  der  Stromdichte  itn 
Drahte.     Nachstehende    Tabelle    enthält    die    aus    praktischen   Versuchen 


325 


ermittelten  Werthe  der  Temperaturzunahnie  in  Celsiusgraden  und  der 
Tourenzahlzunahme  in  Percent  bei  verschiedenen  Beanspruchungen  der 
Drähte  nach  einem  Stromdurchgang  durch  fünf  Stunden. 


Ampere  pro  mmS 
im  Msgnetdraht 

Temperaturerhöhaog 

Zunahme  der  Tonrenzahl 

in  Grad  Celsios  nach 

in  Percent  nach 

1 

9 

SitODdigem  Stromduichgang 

Sstttndlgem  Betrieb 

I 

2^ 

6-9 

1*1 

30 

7-4 

I  -2 

32-5 

7-9 

I'3 

35 

8-5 

1*4 

39 

9-9 

1-5 

43 

»0*3                 1 

1.6 

47 

10  6                 j 

1                   ''7 

50 

II'O                      1 

1-8 

53-5 

"•3 

1-9 

56 

11-6            ; 

2-0 

59 

11-9 

2-1 

62 

12-  I 

1                          2-2 

65 

12-4 

1                  2-3 

68-s 

12-7 

1                   2-4 

70 

130 

2-5 

73 

13-2 

Die  Versuche  wurden  gemacht  an  ein  und  derselben  Spulengrösse 
damit  die  abkühlende  Oberfläche  der  letzteren  immer  dieselbe  ist.  Der 
dabei  verwendete  Draht  hatte  einen  Durchmesser  von  2*5  mm  und  war 
in  21  Lagen  auf  die  betreffende  Spule  aufgewickelt.  Bei  Versuchen  mit 
anderen  Spulengrössen  und  Drahtdurchmessern  weichen  die  Resultate  gegen 
den  vorigen  nur  um  i — 2%  ab,  man  kann  daher,  ohne  einen  merklichen 
Fehler  zu  begehen,  obige  Werthe  auf  viele  Fälle  verwenden. 


Selbstthätiger  Pernsprech-Umschalter.*) 

ConstracHon    und    Patent    von    FRANZ    NISSL,    Ingenieur    in   Wien. 

Die  bisherige  Ausnützung  der  meisten  bestehenden  Telephonleitungen 
ist  eine  unvollkommene. 

Dadurch,  dass  für  jede  einzelne  an  ein  Vermittlungsamt  angeschlossene 
Sprechstelle  eine  eigene,  ofl  sehr  lange  Leitung  hergestellt  werden  muss, 
die  in  den  häufigsten  Fällen  nur  für  verhältnissmässig  sehr  kurze  Zeit  in 
Anspruch  genommen  wird,  stellen  sich  die  Anlagekosten  der  Leitungen, 
die  Kosten  der  Umschaltevorrichtungen  und  die  Betriebskosten  sehr  hoch. 

Mit  Gesprächzählem  allein  ist  diesen  entschieden  unökonomischen 
Verhältnissen  nicht  gut  abzuhelfen,  weil  ja  schliesslich  die  Installationskosten 
eher  noch  erhöht  als  vermindert  würden  und  die  Bedienung  im  Central- 
amte  doch  stets  bereit  sein  müsste,  die,  wenn  auch  vielleicht  weniger  oft 
verlangten  Verbindungen  herzustellen. 

Dicht  bei  einander,  häufig  in  einem  und  demselben  Hause,  findet 
man  an  ein  und  dasselbe  Netz  angeschlossene  Sprechstellen,  von  denen 
jede  ihre  eigene  Leitung  zum  Vermittlungsamte  besitzt. 


♦)  Vergl.  Heft  IX.  1894,  S.  240. 


326 

Es  würde  viel  erspart,  wenn  für  mehrere  Sprechstellen  eine  gemein- 
same Leitung  zum  Vermittlungsamte  benützt  werden  könnte,  deren  Um- 
schaltung für  die  verschiedenen  angeschlossenen  Sprechstellen  selbstver- 
stiuidlich  automatisch  erfolgen  müsste. 

An  mehr  oder  minder  sinnreichen  Apparaten,  welche  die  Lösung 
dieser  Aufgabe  zum  Zwecke  hatten,  fehlte  es  keineswegs,  aber  als  wirklich 
praktisch,  allen  Anforderungen  entsprechend,  hat  sich  bisher  kein  Apparat 
erwiesen. 

Die  meisten  zur  Eireichung  des  angeführten  Zweckes  bis  nun  con- 
struirten  Apparate  tragen  schon  den  Keim  der  unsicheren  Functionirun;^ 
in  sich. 

Die  Anwendung  polarisirter  Relais  mit  zarten  Contacten,  die  Be- 
nützung von  elektrisch  bethätigten  Zeigerwerken  oder  synchron  laufenden 
Uhrwerken  bietet  gewiss  keine  Gewähr  für  dauernd  sicheren  Betrieb. 

Ueberdies  sind  bei  den  meisten  dieser  Apparate  besondere  Ein- 
richtungen in  den  Vermittlungsämtern  nöthig ;  die  Handhabung  der  Apparate 
bei  den  Theilnehmem  ist  in  der  Regel  umständlich,  die  Theilnehmer 
können  in  den  meisten  Fällen  Störungen  des  von  anderen  an  dieselbe 
Linie  angeschlossenen  Mitabonnenten  eingeleiteten  Gespräches  herbeiführen 
oder  das  Gespräcli  abhorchen,  femer  kann  bei  allen  bisherigen  Lösungen 
ein  Theilnehmer  zu  Ungunsten  des  anderen  die  Linie  beliebig  lange  für 
sich  benützen  und  endlich  ist  die  Anzahl  der  möglichen  Anschlüsse  meist 
eine  sehr  beschränkte. 

Bei  dem  zu  besprechenden  Apparate  sind  alle  diese  Uebelstände 
vollständig  vermieden.  Das  Vermittlungsamt  arbeitet  bei  Anwendung  dieses 
Umschalters  mit  den  gewohnten  Mitteln,  die  Telephon- Apparate  der  Theil- 
nehmer bleiben  dieselben  wie  bisher.  Dieser  Umschalter  gehört  in  die 
Kategorie  jener  Apparate,  welche,  wie  Fig.  i  zeigt,  in  dem  Knotenpunkte  A' 
der  an  eine  gemeinsame  Leitung  A'  C  angeschlossenen  Sprechstellen  ein- 
geschaltet ist. 

Fig.  I  zeigt  sechs  angeschlossene  Sprechstellen  I — VI. 

Das  Vermittlungsamt  ist  in  der  Lage,  jede  der  angeschlossenen 
Sprechstellen  anzurufen,  und  umgekehrt,  jeder  Theilnehmer  kann  das  Ver- 
mittlungsamt anrufen,  ohne  dass  die  übrigen  an  dieselbe  Leitung  ange- 
schlossenen Abonnenten  irgendwie  durch  Signale  belästigt  werden.  Kein 
Theilnehmer  ist  in  der  Lage,  ein  eingeleitetes  Gespräch  zu  stören.  Es  ist 
nicht  dem  Belieben  eines  Theinehmers  anheimgestellt,  die  Linie  nach 
Willkür  zu  benützen,  da  er  nach  einer  gewissen  Zeit  durch  den  Apparat 
selbsttlTätig  ausgeschaltet  wird. 

Das  Princip,  welches  diesem  selbstthätigen  Umschalter  zu  Grunde 
liegt,  ist  folgendes: 

Auf  einer  oder  mehreren  Scheiben  oder  Walzen,  welche  diu'ch  ein 
irgend  wie  betriebenes  Laufwerk  in  Bewegung  gesetzt  werden,  sind  Con- 
tacte  für  die  gemeinsame  Leitung  und  die  angeschlossenen  Theilnehmer 
derart  angebracht,  das  alternirend  eine  Sprechstelle  nach  der  anderen  für 
kurze  Zeit  an  die  gemeinsame  Linie  eingeschlossen  wird.  Sowohl  das  Ver- 
mittlungsamt, wie  auch  jeder  Theilnehmer  ist  in  der  Lage,  die  jeweilige 
Stellung  dieser  Contacte  wahrzunehmen,  wodurch  es  auch  ermöglicht  ist, 
dass  die  Centrale  jeden  der  Theilnehmer  während  der  Dauer  seines  Con- 
tactes  anrufen  kann,  und  umgekehrt,  kann  der  Theilnehmer,  wenn  sein 
Contact  gekommen  ist,  das  Vermittlungsamt  rufen.  Ferner  ist  entweder 
nur  der  Theilnehmer  oder  der  Theilnehmer  und  das  Vermittlungsamt  in 
der  Lage,  die  Weiterbewegung  des  L;iufwerkes  fiir  eine  gewisse  Zeit, 
z.  B.  3  oder  5  Minuten,  zu  hemmen,  so  dass  der  betreffende  Theilnehmer 
für    diese  Zeit    mit    dem  Vermittlungsamte    und    durch  dieses   mit  einem 


327 


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328 

anderen  Abonnenten  des  Netzes  in  Verbindung  bleiben  kann.  Die  Anzahl 
der  Theilnehmer,  welche  an  einen  solchen  Apparat  angeschlossen  werden 
können,  ist  theoretisch  unbegrenzt ;  praktisch  wird  sich,  je  nach  Benützung 
der  Leitung,   eine  Grenze  ergeben. 

Da  während  des  Bestehens  einer  Verbindung  alle  übrigen  an  den- 
selben Umschalter  angeschlossenen  Theilnehmer  vollständig  ausgeschaltet 
sind,  ist  es  klar,  dass  diese  weder  eine  Störung  verursachen,  noch  das 
Gespräch  abhorchen  können. 

Die  Wahrnehmung  der  jeweiligen  Contactstellung  kann  entweder 
durch  optische  oder  akustische  Zeichen  oder  auf  beide  Arten  erfolgen. 

Eine  Ausführungsform  dieser  principiellen  Anordnung  ist  schematisch 
in  Fig.  2  dargestellt. 

Es  ist  angenommen,  dass  vier  Theilnehmer  (I — IV)  an  den  Um- 
schalter mit  metallischen  Hin-  und  Rückleitungen  angeschlossen  sind, 
wie  auch  die  gemeinsame  Linie  als  Doppelleitung  durchgeführt  ist.  Es 
könnte  selbstverständlich    auch  Erde    als  Rückleitung   genommen  werden. 

Die  Walze  W  ist  demgemäss  mit  den  Contacten  c  cf  für  die  ge- 
meinsame Leitung  und  vier  Contacten  c^  q'  c^  c^  c^  c^'  c^  c^  für  jeden 
Theilnehmer  versehen.  Die  Contacte  sind  für  jede  Leitung  doppelt,  um 
das  Ueberhören  vollständig  wegzubringen.  Die  correspondirenden  Con- 
tacte Cj  q*  u.  s.  f.  kommen  gleichzeitig  mit  der  Contactfeder /j /i'  etc.  in 
Verbindung. 

Die  Contacte  c<^^  (^c^c^  sind  mit  c,  die  Contacte  c^*  c^  c^'  c/  mit  c' 
in  leitender  Verbindung. 

Die  Walze  W  ist  mit  einem  Laufwerke,  das  auf  irgend  eine  Art, 
z.  B.  durch  Gewicht,  Federzug  oder  sonstwie  betrieben  wird,  in  derartiger 
Verbindung,  dass  sie  in  der  Zeiteinheit  die  gewünschte  Bewegung  macht 

Wenn  sich  die  Walze,  imgenommen,  in  der  Minute  einmal  umdreht, 
so  kommen  in  dieser  Zeit  alle  Theilnehmer  einmal  in  Verbindung  mit  der 
gemeinsamen  Leitung. 

Dieselben  Contacte  könnten  sich  auch  auf  dem  Umfang  der  Walze 
wiederholen,  so  dass  für  eine  Umdrehung  jeder  Theilnehmer  zwei-  oder 
mehreremal  in  Contact  käme. 

Auf  den  Contacten  der  Walze  schleifen  Federn  /  f  für  die  Haupt- 
leitung, /i  /i'  /2  /g'  /a  /g'  fi  //  für  die  Leitungen  zu  den  Theilnehmer- 
Apparaten. 

Um  die  jeweilige  Stellung  der  Walze  wahrnehmen  zu  können,  ist 
in  entsprechender  Verbindung  mit  der  Walze  eine  Scheibe  oder 
Trommel  T,  die  an  geeigneten  Stellen  Vorsprünge  oder  Stifte  i^  i^  h  h 
hat,  welche  durch  Erschütterung,  tönende  Zungen  ?,  wovon  in  dem  ge- 
wählten Falle  4  vorhanden  sind,  zum  Ertönen  bringen.  Diese  Töne  wirken 
auf  ein  Mikrophon  M,  das  mit  Batterie  B  und  Inductionsspule  J^  bezw.  J 
in  Verbindung  ist 

Statt  der  Zungen  können  natürlich  auch  auf  andere  Art  Töne  er- 
zeugt werden,  oder  wäre  wohl  auch  die  Combination  mit  einer  Phono- 
graphenwalze denkbar. 

Diese  für  jede  Stellung  der  Walze  charakteristischen  Töne  werden 
sowohl  in  den  Telephonen  der  Theilnehmer,  wie  auch  im  Telephon  des 
Vermittelungsamtes  hörbar. 

Um   jedem    Theilnehmer    bequem    zu    ermöglichen,    dass   er  sofort 

erkennt,  ob  die  Linie  frei  oder  besetzt  ist,  wird,  wie  in  Fig.  2  dargestellt, 

eine  eigene  Linie  mit  Benützung  der  Leitung  zur  Walze  als  Rückleitung, 

^Ihafterweise  von  jedem  Theilnehmer  zum  Umschalter  zurück,   oder 

mig  von  einem  Theilnehmer  zum  anderen  geführt. 


329 

In  dieser  Leitung  werden,  da  dieselbe  durch  die  Inductionsspule  J^^ 
und  durch  die  Empfänger  t^'  t^  i^'  i^  der  vier  Theilnehmer  führt,  die 
mikrophonischen  Eindrücke  übertragen,  also  nicht  nur  die  Töne,  sondern 
auch  der  Gang  des  Laufwerkes,  Pendelschlag  etc.  übermittelt  Der 
Horchende  weiss  also  sofort,  ob  die  Walze  TV  sich  bewegt,  oder  still- 
steht,  d.  h.  ob  die  Linie  frei  oder  besetzt  ist. 

Man  benützt  für  dieses  Abhorchen  vortheilhaft  die  Telephone  am 
fixen  Haken,  weil  der  andere  Hörapparat  den  automatischen  Umschalt- 
hebel  auf  Signalstellung  hält.  / 

Würde  man  auf  die  Bequemlichkeit  verzichten,  jederzeit  dem  Abonr 
nenten  die  Möglichkeit  zu  bieten,  sich  sofort  zu  überzeugen,  ob  die  Linie 
frei  oder  besetzt  ist,  so  könnte  die  separate  Abhorchleitung  mit  der 
Inductionsspule  J^  ganz  entfallen,  so  dass  zu  jedem  Theilnehmer  nur 
eine  Leitung  und  Erde,  bezw.  nur  Hin-  und  Rückleitung  nöthig  wäre. 
Der  Theilnehmer  nimmt  in  diesem  Falle  den  Gang  des  Laufwerkes  erst 
dann  wahr,  wenn  sein  Contact  kommt,  und  hört  nur  sein  Zeichen. 

Nun  ist  noch  zu  erklären,  wie  das  Laufwerk  mit  der  Walze  momentan 
zum  Stillstande  gebracht  wird. 

Zu  diesem  Zwecke  ist  im  schematisch  dargestellten  Falle  in  der 
gemeinsamen  Leitung  ein  Elektromagnet  E  derartig  eingeschaltet,  dass 
derselbe,  ähnlich  wie  dies  bei  elektrischen  Signal-Apparaten  der  Eisen- 
bahnen schon  seit  Langem  angewendet  wird,  auf  einen  Anker,  der  in 
entsprechender  Verbindung  mit  einer  Gabel  g  steht,  so  einwirkt,  dass 
diese  Gabel  bewegt  wird,  und  einen  Hebelarm  H  herabfallen  lässt  Die 
Einrichtung  kann  natürlich  ebenso  für  gleichgerichtete  Batterie-  wie  für 
Wechselströme,  welch'  letztere  Art  der  schematischen  Darstellung  ent- 
spricht, getroffen  sein.  Damit  die  Arretirung  des  Umschaltwerkes  nicht 
durch  Gewitter-Elektricität  erfolgen  kann,  ist  der  Betrieb  mit  Wechsel- 
strom zu  empfehlen.  Die  Gabel  ist  in  bekannter  Art  stufenförmig  mit 
mehreren  sogenannten  Paletten  versehen,  so  dass  der  Hebel  erst  nach 
mehreren  entgegengesetzt  gerichteten  Stromemissionen  in  die  Gabel 
fallen  kann.  Der  zweiarmige  Hebel  11  fallt  in  ein  mit  dem  Läutwerke, 
das  die  Walze  W  bewegt,  verbundenes  Sperrrad  S,  wodurch  das  Lauf- 
werk W  momentan  stillsteht.  Diese  Art  der  Arretirung  des  Umschalte- 
werkes ist  nur  wegen  der  erleichterten  schematischen  Darstellung  so 
{gewählt.  In  der  wirklichen  Durchführung  legt  sich  ein  Hebel  vor  das 
Pendel,  welches  durch  den  Ankergang  des  Laufwerkes  bewegt  wird; 
übrigens  kann  dies  auf  verschiedene  Art  durchgeführt  werden. 

Der  Hebel  U  muss  mm  nach  der  limitirten  Gesprächszeit,  z,  B.  drei 
oder  fünf  Minuten,  wieder  gehoben  werden,  wodurch  das  Laufwerk  mit 
der  Walze  abermals  frei  wird. 

Dies  wird  am  bequemsten  durch  ein  zweites  Laufwerk  erreicht, 
welches  durch  das  Herabfallen  des  Hebels  H  in  Gang  kommt  und  sich, 
indem  es  den  Hebel  H  wieder  auf  die  Gabel  G  hebt,  nach  der  limitirten 
Gesprächszeit  von  selbst  arretirt.  Schematisch  ist  dieser  Vorgang  durch 
den  Excenter  «,  der  in  Verbindimg  mit  diesem  zweiten  Laufwerke  ist, 
dargestellt. 

Den  Elektromagnet  E  kann  man  auch  in  eine  specielle  Leitung  zu 
den  Theilnehmern  oder  in  die  Abhorchleitung  legen.  Eine  Tastervor- 
richtung, welche  den  Magnetinductor  der  Station  in  diese  specielle  Leitung 
oder  in  die  Abhorchleitung  einschaltet,  ermöglicht  dann  die  Bethätigung 
des  Elektromagnets. 

In  beiden  Fällen  erzielt  man  unter  den  Umständen  wichtigen  Vortheil, 
besonders  bei  Apparaten,  die  auf  längere  Cesprächszeit  eingerichtet  sind, 
dass    nur   der  Theilnehmer   und   nicht    das  Vermittlungsamt  in  der  Lage 

25 


330 

ist,  die  Walze   W  im  Laufe  zu  hemmen,  weil  keine  Zeit  unnütz  verloren 
geht,  wenn  z.  B.  der  Abonnent  abwesend  ist. 

Beim  Verlegen  des  Elektromagnets  in  die  Abhorchleitung  erspart 
man  wohl  die  separate  Leitung,  aber  es  kann  einem  Theilnehmer,  der 
gerade  horcht,  in  das  Ohr  getrommelt  werden,  wenn  eine  Station  das 
Umschalte-Laufwerk  hemmt. 

Der  Mikrophon-Stromkreis  ist,  wenn  das  Umschalte-Laufwerk  steht, 
mittelst  der  Federn  o  und  p,  welche  beim  Gange  des  Umschalte-Lauf- 
Werkes  durch  den  Arm  d  aufeinander  gepresst  werden,  unterbrochen,  indem 
Arm  d  die  Federn  verlässt.  Der  Arm  d  wird  durch  das  Laufwerk,  welches 
auch  den  Excenter  e  dreht  und  Hebel  //  hebt,  bei  jedesmaliger  Auslösung 
dieses  Laufwerkes  einmal  um  seine  Achse  gedreht,  so  dass  er,  wenn 
das  Umschalte-Laufwerk  in  Bewegung  kommt,  wieder  den  Mikrophon- 
Stromkreis  schliesst. 

Bei  seiner  Drehung  schliesst  der  Arm  d  vorübergehend  für  einige 
Secunden  auch  die  Federn  m  n,  wodurch  der  Stromkreis  einer  Batterie  B^, 
wozu  man  übrigens  auch  die  Batterie  B  benützen  könnte,  mit  dem  Selbst- 
unterbrecher  U  in  Thätigkeit  gesetzt  wird. 

In  diesem  Stromkreise  ist  auch  die  primäre  Leitung  der  Inductions- 
spule  Jj  eingeschaltet,  wodurch  in  dieser  Stromstösse  erzeugt  werden, 
die  in  der  sec.  Leitung,  bezw.  in  der  Abhorchleitung  und  in  den  in  die- 
selbe eingeschalteten  Telephonen  zur  Geltung  kommen. 

Diese  Einrichtung  hat  einen  doppelten  Zweck.  Vorerst  werden  die 
sprechenden  Theilnehmer  durch  schwaches  Inductionsgeräusch  aufmerksam 
gemacht,  dass  die  Gesprächszeit  bald  vorüber  sein  wird,  und  weiters  wird 
ein  etwa  auf  das  Freiwerden  der  Linie  wartender  Mitabonnent  durch  einen 
lauten  phonischen  Ton,  der  in  den  Telephonen  «j'  «2'  '3'  W  hörbar  wird, 
zum  Apparat  gerufen. 

Damit  dieser  phonische  Ruf  die  anderen  Theilnehmer  nicht  behelligt,, 
kann  ein  Umschalter  in  jeder  Station  auf  R  oder  -S,  d.  h.  Ruhe  oder 
Signal,  gestellt  werden;  im  ersten  Falle  ist  der  Abhorchstromkreis  unter- 
brochen, im  letzteren  Falle  eingeschaltet. 

Will  also  ein  Abonnent  die  Linie  benützen  und  findet  sie  besetzt, 
so  lässt  er  den  Umschaltehebel  auf  S  und  braucht  nicht  etwa  beim 
Apparate  auf  das  Freiwerden  der  Linie  zu  warten,  sondern  wird  vom 
Apparate  selbst  gerufen,  sobald  die  Linie  frei  wird. 

Hiedurch  ist  die  Reihenfolge  der  Anwartschaft  ant  die  Benützung 
der  Linie  streng  einzuhalten  ermöglicht. 

Um  das  Ueberhören  der  Gespräche  in  Folge  von  Ladungsströmen 
auf  der  Abhorchleitung  vollständig  unmöglich  zu  machen,  wird  auch  die 
Abhorchleitung  für  jeden  Theilnehmer  vollständig  unterbrochen.  Dazu  dienen 
die  IG  Federn  F,  welche  beim  Laufe  des  Umschaltewerkes  geschlossen 
gehalten,  in  dem  Momente  aber,  in  welchem  sich  das  zweite  Laufwerk 
in  Bewegung  setzt,  geöflfnet  werden.  Dies  ist  die  Ursache,  dass  es  sich 
empfiehlt,  die  Abhorchleitung  von  jedem  Theilnehmer  zum  Apparat 
zu  führen. 

In  dem  schon  früher  erwähnten  Falle,  als  keine  eigene  Abhorchlinie 
eingerichtet  wird,  sondern  nur  eine  Leitung,  beziehungsweise  Doppel- 
leitung vom  Apparate  zu  den  Theilnehmern  führt,  also  auch  nur  eine 
Inductionsspule  J  angewendet  wird,  legt  man  in  den  Stromkreis  des  Selbst- 
unterbrechers die  primäre  Windung  der  Spule  J.  Die  Ingangsetzung  des 
Umschalte  Werkes  richtet  man  so  ein,  dass  sie  erfolgt,  wenn  die  Federn  m  n 
geschlossen  werden  und  demgemäss  beide  Laufwerke  in  Bewegung  sind, 
so  lange,  bis  der  Reihe  nach  alle  Theilnehmer  den  phonischen  Ruf  erhalten 
haben.  Natürlich    muss    der  Hebel  H  schon    bei  dem  der  gewesenen  Ge- 


331 

sprächsstellung  folgenden  Contacte  auf  die  Gabel  G  gehoben  sein,  damit 
eventueU  der  nächstfolgende  Theilnehiner  das  Umschaltwerk  arretiren 
könne. 

Die  Einrichtung  des  Umschalters  ist  so  getroffen,  dass  kein  Theil- 
nehmer  in  der  Lage  ist,  sich  die  Gesprächszeit  zu  verlängern,  indem  sein 
Contact  vorübergeht,  knapp  ehe  sich  der  Hebel  H  frei  auf  die  Gabel  G  legt 

Es  hat  aber  keine  Schwierigkeit,  die  Sache  z.  B.  für  behördliche 
Zwecke    so    einzurichten,    dass    man    die  Gesprächszeit    verlängern  kann. 

Der  Apparat  gestattet  auch  den  gegenseitigen  Verkehr  zweier  von 
einander  entfernter,  nur  durch  eine  Leitung  verbundener  Gruppen  von 
Theilnehmern  in  der  Art,  dass  jeder  Theilnehmer  der  einen  Gruppe 
jeden  Theilnehmer  der  anderen  Gruppe  rufen  und  sich  mit  ihm  in  Verkehr 
setzen  kann,  ohne  Vermittlung  eines  Amtes,  d.  h.  selbstthätig  durch  den 
Apparat. 

Fig.  3  stellt  zwei  durch  eine  gemeinsame  Linie  K  K'  verbundene 
Gruppen  von  Theilnehmern  i,  2,  3,  4,  5  und  I,  II,  III,  IV,  V  dar. 

In  den  Knotenkunkten  Ä'  K*  ist  je  ein  Automat  aufgestellt. 

Die  Elektromagnete  dieser  Apparate  liegen  nicht  in  der  gemeinsamen 
Leitung,    sondern    in    der  Abhorch-  oder  besser    in  einer  eigenen  Linie. 

Theilnehmer  i  will  den  Theilnehmer  I  sprechen.  Der  Erstere  horcht 
auf  sein  Zeichen,  arretirt  das  eigene  Umschaltwerk  und  hört  nun  in  seinem 
Apparate  die  Zeichen  des  Umschalters  K\  Sobald  er  das  21eichen  des 
Theilnehmers  I  hört,  läutet  er  diesem  auf,  I  arretirt  das  Umschaltewerk  K* 
und  die  zwei  Theilnehmer  können  die  limitirte  Zeit  mit  einander  ver- 
kehren. Alle  anderen  Theilnehmer  sind  vollständig  ausgeschaltet  und 
können  absolut  nichts  vom  Gespräche  hören. 

Nach  der  festgesetzten  Zeit  werden  die  sprechenden  Theilnehmer 
selbstthätig  wieder  ausgeschaltet  und  die  anderen  von  der  Ingangsetzung 
der  Umschalter,  wenn  sie  es  wünschen,  durch  den  phonischen  Ruf  benach- 
richtigt. 

Es  ist  vielleicht  überflüssig,  zu  betonen,  dass  die  Apparate  ganz  unab- 
hängig von  einander,  also  keineswegs  synchron  laufen. 

Zur  näheren  Erläuterung  wollen  wir  die  Stromläufe  bei  der  in  Fig.  2 
gewählten  Ausführungsart  verfolgen. 

Zuvor  möge  erwähnt  werden,  dass  bei  dem  Umstände,  als  eine  stets 
gleichmässige  zarte  Beanspruchimg  des  Mikrophons  erfolgt,  eine  empfind- 
liche Stellung  desselben  möglich  ist.  Ingenieur  Nissl  hat  für  den  Zweck 
ein  eigenes  Mikrophon  construirt,  welches  nur  aus  einer  Kohlenmembrane 
und  einem  an  derselben  leicht  anliegenden  Platinköpfchen  besteht.  Das 
Mikrophon  ist  keinen  Veränderungen  unterworfen,  transmittirt  mit  einer 
ganz  minimalen  Stromstärke,  so  zwar,  dass  zum  Betriebe  des  Mikrophons, 
z.  B.  ein  Meidinger  Element  mit  noch  vorgeschaltetem  Widerstand  von 
50  Q  ausreicht  und  viele  Monate  andauert.  Man  kann  mit  Rücksicht  auf 
den  geringen  Strombedarf  auch  andere,  z.  B.  Leclanche-Elemente  mit 
vorgeschaltetem  Widerstände  benützen.  Der  Widerstand  wird  vortheilhaft 
mit  der  primären  Wicklung  der  Inductionsspulen  combinirt. 

Stromlauf  im  Mikrophon  Stromkreise : 

Batterie  J5  54,  55,  wenn  die  Federn  durch  Arm  d  geschlossen  sind, 
über  Feder  0  nach  Feder  p  56,  57,  Mikrophon  ^/S8,  59,  65;  durch  die 
primäre  Windung  der  Inductionsspule  J^  66  zur  primären  Wicklung  der 
Inductionsspule  J  zur  Batterie  B  zurück. 

In  den  Telephonen  der  mit  den  sec.  Wicklungen  der  Inductions- 
spulen Jj  und  J  verbundenen  Leitungen  werden  die  mikrophonischen 
Uebertragungen  wahrnehmbar. 

Stromlauf  für  den  Selbstunterbrecher  V: 

25* 


332 

Batterie  B^  60,  61,  62,  63,  64,  65  durch  primäre  Wicklung  der 
Spulen  J-^—öö,  6jt  wenn  Federn  m  und  n  geschlossen,  nach  6S,  6g,  70 
zur  Batterie  B^  zurück. 

So  lange  die  Federn  m  und  n  geschlossen  sind,  wird  in  den  Tele- 
phonen der  an  die  sec.  Wicklung  von  J^  angeschlossenen  Leitung  der 
phonische  Ruf  hörbar. 

In  den  Telephonen  der  an  die  sec.  Wicklung  der  Inductionsspule  J 
angeschlossenen  Leitung  wird  der  phonische  Ruf,  weil  nicht  direct  von 
der  primären  Wicklung  inducirt,  nur  schwach  hörbar,  als  Zeichen  für  den 
baldigen  Ablauf  der  Gesprächszeit  vorzüglich  geeignet. 

Stromlauf,  wenn  das  Vermittlungsamt  einen  Theilnehmer,  z.  ß.  I 
rufen  will: 

Vorerst  horcht  das  Amt  auf  das  Zeichen  für  I. 

Stromlauf:  Vom  Vermittlungsamte  nach  i,  2,  3,  4,  5  durch  die 
sec.  Wicklung  der  Inductionsspule  J  nach  6,  7  über  Feder  /,  da 
Contact  mit  q  hergestellt  ist,  über /j  nach  8,  9,  10,  11,  12,  13  durch 
die  Multiplication  des  Inductionsklingels  Jky  14,  durch  den  kurz  ge- 
schlossenen Inductor  Jd^  15,  16,  ij^  fi  c^'  C  f  18,  19,  20  durch  die 
Multiplication  des  Elektromagnetes  i?,  21,  22  zum  Vermittlungsamte 
zurück. 

Das  Amt  hört  das  Zeichen  und  läutet  den  Theilnehmer  I  auf: 
Stromlauf  wie  zuvor,  nur  läutet  bei  I  das  Klingel.  Gleichzeitig  wird  der 
Anker  des  Elektromagnets  E  bethätigt,  der  Hebel  fällt  in  die  Gabel  und 
arretirt  momentan  das  Laufwerk  mit  der  Walze  W,  Die  weiteren  Vor- 
gänge sind  schon  früher  beschrieben  worden. 

Genau  derselbe  Vorgang  findet  statt,  wenn  der  Theilnehmer  das  Ver- 
mittlungsamt anruft. 

Der  Stromlauf  in  der  Abhorchleitung  ist  folgender:  Jede  Station,  die 
horchen  will,  stellt  den  Umschaltehebel  auf  S  und  legt  das  auf  dem  fixen 
Haken  hängende  Telephon  ans  Ohr.  Fangen  wir  bei  I  an:  23,  24,  25,  26 
über  erstes  Federpaar  F,  27,  28  durch  die  sec.  Wicklung  der  Spule  J^  29, 
30,  31  über  fünftes  Federpaar  F,  32,  33,  34  «2  über  S  nach  35,  36,  37,  38 
über  zweites  Federpaar  F,  39,  40  über  1?,  41,  42,  43,  44,  drittes  Feder- 
paar -F,  45,  46,  47,  48,  i^'  über  S  nach  49,  50,  51,  52  über  viertes  Feder- 
paar F  nach  53,   17,   16  nach  R  zurück. 

Die  Stationen  II  und  IV,  deren  Umschaltehebel  auf  S  gestellt  sind, 
können  den  Gang  des  Laufwerkes  abhorchen  und  erhalten  eventuell  den 
phonischen  Ruf. 

Die  Apparate  der  Theilnehmer  sind  also  so  geschaltet  wie  sonst, 
nur  dass  ein  Umschaltehebel  angebracht  und  eine  kleine  Schaltungs- 
änderung, des  Abhorchens  wegen,  nöthig  ist;  übrigens  könnte  auch  ohne 
weiters  dieser  Hebel  entfallen,  wenn  es  die  Theilnehmer  nicht  stört,  dass 
sie  bei  jedesmaliger  Ingangsetzung  des  Unischaltelaufwerkes  den  phonischen 
Ruf  hören. 

Vortheile   des   selbs tthätigen  Telephon-Umschalters: 

1.  Der  Apparat  gestattet  die  weitgehendste  Ausnützung  der  Tele- 
phonleitungen. 

2.  Die  Zahl  der  Stationen,  welche  in  eine  gemeinsame  Leitung 
eingeschaltet  werden  können,  ist  theoretisch  unbegrenzt  Von  zwei  Stationen 
aufwärts  wird  man  soweit  gehen,  als  es  die  Praxis  erlaubt.  Die  Grenze 
kann  unter  Umständen  ziemlich  hoch  liegen,  wenn  man  mit  Hilfe  des 
Apparates  Einrichtungen  schafft,  die  nur  in  gewissen  Fällen  gebraucht 
werden,  z.  B.  um  ärztliche  Hilfe  anzurufen,  Feuerwehr,  Polizei  zu  ver- 
ständigen etc. 


333 

3-  Das  Vermittlungsamt  kami  jede  Station  einzeln  anrufen  und  um- 
gekehrt. 

4.  Keine  Station  kann  ein  von  einer  anderen  Stelle  eingeleitetes 
Gespräch  stören  oder  das  mindeste  abhorchen. 

5.  Die  Vermittlungsämter  arbeiten  genau  mit  denselben  Mitteln 
wie  bisher. 

6.  Die.  Telephon-Apparate  der  Theilnehmer  sind  sowohl  in  Aus- 
stattxing,  wie  in  der  Handhabung    ebenso  einfach  wie  bis  jetzt  üblich. 

7.  Kein  Theilnehmer  ist  in  der  Lage,  die  Linie  übermässig  lange 
für  sich  zu  benützen. 

8.  Für  behördliche  Zwecke  kann  der  Apparat  auch  ohne  weiters 
so  eingerichtet  sein,  dass  die  Gesprächszeit  verlängert  werden  kann. 

9.  Ergibt  der  Apparat  eine  enorme  Ersparniss  an  Linienherstellungen, 
die  ohnehm  immer  schwieriger  werden,  und  an  Einrichtungen  in  den 
Vermittlungsämtern.  Ein  Amt,  das  für  eine  gewisse  Zahl  von  Linien 
eingerichtet  ist,  wird  iür  ein  Vielfaches  dieser  Zahl  an  Abormenten 
genügen. 

IG.  Der  Apparat  gibt  die  leichtere  Möglichkeit  der  Centralisirung 
des  Telephonbetriebes. 

11.  Höhere  Betriebssicherheit,  da  der  Gang  des  Laufwerkes  hörbar 
sein  muss,  wenn  die  Leitung  frei  und  intact  ist. 

12.  Aus  Punkt  II  erhellt,  das  bei  dieser  Einrichtung  die  sogenannte 
Controle-Leitimg  der  Vielfach- Umschalter  entfallen  kann. 

13.  Der  Apparat  ermöglicht  einen  natürlichen  Ausgleich  der 
Gebühren. 

14.  Der  Apparat  erleichtert  die  weitgehendste  Ausbreitung  des 
Telephonbetriebes. 

15.  Der  Apparat  benachrichtigt  selbstthätig  die  Theilnehmer  von  der 
zu  Ende    gehenden  Gesprächszeit    und    avisirt  das  Freiwerden  der  Linie. 

16.  Wenn  man  bedenkt,  dass  in  neben  einander  eine  längere  Strecke 
laufenden  Leitungen,  durch  Stromübergänge  und  Inductionswirkungen, 
das  Ueberhören  von  einer  Leitung  aut  die  imdere  möglich  ist,  so  kommt 
der  Vortheil  des  Apparates,  der  selbstthätig  alle  übrigen  Theilnehmer 
vollständig  ausschaltet,  um  so  mehr  zur  Geltung. 

17.  Zwei  durch  eine  gemeinsame  Leitung  verbundene  Gruppen  von 
Theilnehmern  können,  bei  Anwendung  je  eines  Umschalters  in  den  Knoten- 
punkten, derart  mit  einander  verkehren,  dass  jede  Sprechstelle  der  einen 
Gruppe  mit  jeder  Sprechstelle  der  anderen  Gruppe  ohne  Zuthun  eines 
Vermittlungsamtes  verkehren  kann. 

18.  Mit  Rücksicht  auf  seine  vielfachen  Functionen,  die  der  Apparat 
ruhiger  und  präciser  vollzieht,  als  dies  durch  Menschenhand  erfolgen 
könnte,  ist  derselbe  sehr  einfach  und  vollständig  betriebssicher. 


Das  städtische  Elektricitätswerk  Znaim.*) 

Von  GUSTAV  KLOSE. 

Zu  Beginn  des  Jahres  1893  ging  der  Gemeinderath  der  Stadt  Znaim 
daran,  sich  Offerte  für  die  elektrische  Beleuchtung  der  Stadt  vorlegen  zu 
lassen. 

Es  muss  hier  vorausgeschickt  werden,  dass  in  dieser  Stadt  noch  kein 
Gaswerk  besteht  und  dass  daher  sowohl  die  öffentliche,  wie  auch  die  Privat- 
beleuchtung gänzlich  auf  das  Petroleum  angewiesen  sind. 


♦)  Vergl.  Heft  X.  ^>-^,   1894. 


334 

Das  Ergebniss  der  vorerwähnten  Offertausschreibung  war  ein  reich- 
haltiges. Es  wurden  von  lo  verschiedenen  Firmen  15  Offerte  eingesendet, 
darunter  13  für  ein  städtisches  Werk  und  2  für  ein  Privatunternehmeo. 
Diese  13  Offerte  spiegelten  die  verschiedenartigsten  Anschauungen  in  betreff 
des  Lichtverbrauches  der  Stadt  wider.  So  projectirte  z.  B.  ein  Offerent 
eine  Anlage  für  300  Glühlampen,  während  ein  anderer  ein  stattliches  Werk 
für    12.000  Lampen  für  die  Znaimer  Verhältnisse  als  passend  erachtete. 

Die  Sichtung  und  Begutachtung  dieser  ziemlich  heterogenen  Offerte 
wurde  dem  Berichterstatter  übertragen.  Bevor  derselbe  an  seine  Aufgabe 
gehen  konnte,  musste  er  sich  ein  Bild  über  den  Licht-  und  Kraftbedarf 
der  Stadt  verschaffen. 

Berichterstatter  kam  zu  der  Anschauung,  dass  eine  Stadt  wie  Znaim 
mit  einer  Bevölkerungsziffer  von  mehr  als  15.000  Einwohnern  mit  circa 
lioo  Häusern  und  3000  Wohnparteien  ein  Elektricitätswerk  für  ungefähr 
3000  gleichzeitig  brennende  Glühlampen  zu  50  Watt  brauche.  Für  die 
ersten  zwei  Jahre  könne  man  sich  mit  dem  halben  Ausbau  des  Werkes  für 
circa   1500  gleichzeitig  brennende  Glühlampen  zu  50  Watt  begnügen. 

Die  Gesammtzahl  der  anzuschliessenden  Lampen  könne  um  die  Hälfte 
grösser  sein,  also  2250  Glühlampen  bei  halben  und  4500  Glühlampen  bei 
vollem  Ausbau.  Bei  Berücksichtigung  der  localen  Verhältnisse  ergab  sich 
eine  durchschnittliche  Jahresbrenndauer  von  520  Stunden  pro  installirte 
Lampe  für  den  ersten,  beziehungsweise  von  580  Stunden  für  den  vollen 
Ausbau. 

Von  diesen  Gesichtspunkten  aus  entsprachen  nur  drei  Offerte  den  vor- 
liegenden Verhältnissen,  unter  welchen  sich  eines  befand,  nach  welchem  die 
Wasserkraft  der  Thaya  im  städtischen  Wasserwerke  zur  Erzeugung  des 
elektrischen  Stromes  benützt  werden  sollte.  Nach  diesem  Offerte  sollte  im 
Wasserwerke  hochgespannter  Wechselstrom  erzeugt  und  mittelst  Luftleitungen 
in  die  Stadt  geleitet,  dort  an  verschiedenen  Punkten  in  niedrig  gespannten 
Wechselstrom  transformirt  werden,  welch'  letzterer  durch  besondere  Nieder- 
spannungsleitungen in  der  Stadt  vertheilt  und  den  Abnehmern  zugeführt 
werden  sollte. 

Die  beiden  anderen  Offerenten  schlugen  Gleichstromanlagen  nach  dem 
Dreileitersystem  vor,  u.  zw.  mit  Verlegung  der  Centrale  in  die  Stadt  selbst. 

Eine  eingehende  Prüfung  dieser  Offerte  sowie  der  Localverhältnisse 
ergab,  dass  auf  die  Benützung  der  Wasserkraft  der  Thaya  vorläufig  ver- 
zichtet werden  müsse,  da  die  derzeit  für  den  Betrieb  des  städtischen  Pump- 
werkes nicht  benöthigte  Kraft  verpachtet  ist  und  deren  Ablösung  mit  be- 
deutenden Kosten  verbunden  wäre.  Anderseits  bot  sich  als  Bauplatz  für  die 
Centrale  ein  der  Stadt  gehöriges  weitläufiges  Grundstück  im  nord- 
östlichen Theile  der  Stadt,  welches  also  in  der  Richtung  der  Stadterweiterung 
gelegen  ist,  dar. 

Mit  der  Wahl  dieses  Grundstückes  fiel  auch  der  Vortheil  des  Wechsel- 
strombetriebes hinweg  und  konnte  der  Gleichstrombetrieb  mit  dem  Drei- 
heitersystem  in's  Auge  gefasst  werden. 

Im  Juli  1893  wurde  zu  einer  neuerlichen  Offertausschreibung  ge- 
schritten, u.  zw.  auf  Basis  des  folgenden  Programmes: 

Anschluss  für  den  ersten  Ausbau  3000  Glühlampen, 
„  n       »      vollen        „         4500  „ 

Grösster  Stromverbrauch  bei  erstem  Ausbau   2000  Glühlampen, 
»  »  «     vollem  „         3000  „ 

Jahresverbrauch    bei  vollem  Ausbau  3,216.000    Lampenbrennstundeo. 

Hievon  entfallen  auf  die  öffentliche  Beleuchtung  860.000  Lampenbrenn- 
stunden. 


335 


Die  Maschioeneinheit  ist  so  zu  bemesseo,  dass  drei  Dampfmaschioen 
bei  vollem  Ausbau  ausreichen. 

Die  Dynamomaschinen  sind  mit  den  Dampfmaschinen  direct  zu  kuppeln« 
&ine  entsprechende  Accumulatorenbatterie    ist  in    das  Project  aufzunehmen. 

Die  Reserven  sind  in  jedem  Theile  der  Anlage  derart  zu  bemessen , 
<iass  der  Vollbetrieb  bei  Ausscheidung  eines  beliebigen  Gliedes  der  mo- 
torischen oder  elektrischen  Anlage  ungestört  fortgesetzt  werden  kann. 

Auf  Grund  dieses  Programmes  liefen  im  August  v,  J.  drei  Offerte  ein, 
unter  welchen  jenes  der  Firma  Siemens  &  Halske  in  Wien  als  das  für 
die   Stadt  vortbeilhafteste  erkannt  wurde. 

Das  Gebäude  der  Anstalt  ist  in  diesem  Projecte  in  den  Hof  der 
städtischen  Realität  in  der  Mariahilferstrasse  verlegt.  Das  Gebäude  enthält 
ein  geräumiges  Kesselhaus  für  4  Babcock  &  Wilcox-Kessel,  ein  Maschinen- 
haus fOr  4  StOck  Dampf- Dynamomaschinen  zu  je  1 00  HP  und  einer  Accumu- 
latorenbatterie für  35   Kilowatt. 

Das  nach  dem  Dreileitersystem  auszuführende  Leitungsnetz  ist  als  ein 
oberirdisches,  aus  blanken  Kupferdrähten  bestehendes  gedacht  und  wird 
durch  sieben  Speiseleitungen  mit  Strom  versorgt. 

Am  I.  April  d.  J.  wurde  die  Ausführung  dieses  Werkes  hinsichtlich 
der  maschinellen  und  elektrischen  Anlage  der  Firma  Siemens  &  Halske 
übertragen.  Die  Baulichkeiten  führt  die  Stadtgemeinde  selbst  aus.  Die  In- 
betriebsetzung des  Elektricitätswerkes  soll  mit  I.  November  1894  statt- 
finden. 

Der  Strompreis  für  die  Hektowatt-Stunde  wurde  mit  4  kr,  festgesetzt« 
Hievon  werden  noch  Rabatte  bis  zu  20%  gewährt.  Für  Kraftübertragung 
'wird  der  Strom  pro  Hektowatt-Stunde  um  3  kr.  abgegeben,  welcher  Preis 
sich  bei  Benützung  von  2000  Stunden  im  Jahre  auf  2   kr.  ermässigt. 

Die  Installationen  im  Innern  der  Häuser  und  Wohnungen  führt  die 
Stadt  auf  Rechnung  der  Abnehmer  aus.  Ebenso  liefert  die  Stadt  die  Glüh- 
lampen- und  Bogenlichtkohlen. 

Es  besteht  die  Absicht,  die  Bezahlung  für  die  Stromlieferung  nach 
Möglichkeit  zu  pauschaliren,  um  die  kostspielige  und  umständliche  Gebahrung 
mit  den  Elektricitätsmessern  thunlichst  zu  vermeiden. 


Die  elektrischen  Bahnen  in  Wien."") 


Eine  wichtige  Frage  beschäftigte  am 
25.  ▼.  M.  den  Gemeinderatb.  Die  bekannten 
AntrSge  des  Stadtrathes  betreffs  der  Anlage 
«lektrischer  Bahnen  in  Wien  kamen  zur 
Verhandlung.  Wir  haben  diese  Anträge  neu- 
lich in  einem  Artikel  besprochen,  indem 
wir  davor  warnten,  durch  allzu  vieles  Fordern 
den  Bau  solcher  Verkehrsmittel  in  Wien  zu 
hintertreiben.  Unsere  Anschauung  hat  einen 
Widerhall  gefunden  in  dem  Antrage  sofort  mit 
den  Concessionswerbemin  Unterhandlungen  zu 
treten,  um  den  Bau  der  projectirten  Linien  zu 
sichern.  Ein  Fachmann  unterstfltzte  wärmstens 
diese  Auffassung  —  Alles  vergeblich !  Mit  Or. 
Lueger  trat  der  Bürgermeister  Dr.  Grttbl 
selbst  diesem  Antrag  entgegen.  Er  ver- 
sicherte zwar,  dass  die  Wünsche  der  Ge- 
meinde von  der  Regierung  raschestens  er- 
füllt werden  würden.  Wir  fürchten  aber, 
dass  Jene  Recht  behalten,  die  nach  den  ge- 
machten Erfahrungen  nicht  daran  glauben. 
Ganz  sicher  aber  traf  GemeindMlikiC  a  r  e  i  s 
das  Richtige,    indsm   or   rnffi^^^^B^Q  >oll^ 


das  Eine  thun  und  das  Andere  nicht 
lassen  —  man  solle  um  die  angesprochenen 
Rechte  petitioniren,  aber  die  Zeit  nicht 
nutzlos  verstreichen  lassen  nnd  durch  Unter- 
handlungen mit  den  Concessions Werbern,  die 
jedenfalU  viel  Zeit  in  Anspruch  nehmen 
werden,  den  Bau  der  Bahnen  inzwischen 
fördern.  Möge  man  diese  Abstimmung  nicht 
zu  bereuen  Ursache  haben  1 

Nachstehend  der  Sitzungsbericht : 

Dr.  Hackenberg  legt  die  von  uns 
schon  besprochenen  Anträge  des  Stadtrathes 
vor,  welche  sich  auf  die  A  n  1  a  g  e  elek- 
trischer Bahnen  in  Wien  beziehen. 
Es  handelt  sich  hierbei  um  Petitionen  an 
Regierung  und  Parlament,  in  welchen  das 
Heimfallsrecht  fUr  solche  Bahnen  zu 
Gunsten  der  Stadt,  femer  gesetzliche  Rege- 
lung des  Correspondenz-nndP^age- 
Verkehrs,    endlich    die    Gewährung    des 


•)  Vergl.  Heft  XI.  1894,  8.  %99. 


336 


]E!xpropriationf rechtes  fttr  die  Schaffung  neuer 
städtischer  Verkehrsmittel  verlangt  wird. 

In  ausführlicher  Begründung  seiner  An- 
träge führt  der  Referent  aus,  dass  unter  den 
gegenwärtigen  gesetzlichen  Bestimonungen  an 
die  Anlage  eines  entsprechenden  Netzes  von 
elektrischen  oder  Trambahnen  ohne  Für- 
sorge in  obiger  Richtung  nicht  zu  denken 
sei.  Er  hofft,  dass  durch  einen  einmUthigen 
Beschiuss  diesen  Petitionen  der  nöthige  Nach- 
druck gegeben  werde. 

Herold  begrüsst  die  Anträge ;  nur 
sei  zu  befürchten,  dass  die  Schaffung  der 
angestrebten  Gesetze  erst  in  einer  Reihe 
von  Jahren  zu  erwarten  wäre.  Die  Be- 
völkerung aber  wolle  nichtso 
lange  auf  elektrische  Bahnen 
in  Wien  warten,  weil  sie  in  Budapest 
sehe,  wie  rasch  die  Sache  gemacht  werden 
könne.  Man  dürfe  daher  den  Unternehmern, 
welche  elektrische  Bahnen  in  Wien  bauen 
wollen,  nicht  Hindernisse  in  den 
Weg  legen,  welche  sie  jahrelang  hin- 
halten, sondern  müsse  ihnen  entgegen- 
kommen. Er  beantragt,  der  Stadtrath  habe 
sich  sofort  mit  den  Concessions Werbern 
in^s  Einvernehmen  zu  setzen,  um  auf  dem 
Vertragswege  ein  Uebereinkommen  zu  er- 
zielen, wobei  auch  Correspondenzdlenst  und 
F^ageverkehr  zu  berücksichtigen  wären. 

Referent  Dr.  Hacken berg  bestreitet, 
dass  die  Erfüllung  ^er  Wünsche  der  Ge- 
meinde allzulanger  Zeit  bedürfe,  da  die 
Regierung  bereits  ein  neues  Localbahnen- 
gesetz  ausgearbeitet  habe,  das  im  Herbst 
vor  den  Reichsrath  gebracht  und  zum  Schluss 
des  Jahres  Gesetzkraft  ei  langen  werde. 
Redner  bekämpft  es  dann,  dass  einzelne 
Unternehmer  rentable  Linien  aus  dem  ge- 
samroten  Netze  herausschneiden,  sie  bauen 
und  das  Uebrige  liegen  lassen.  Die 
ganze  Stadt  müsse  mit  elektrischen 
Bahnen  versehen  werden,  und  nicht  blos 
die  Innere  Stadt.  Er  empfiehlt  die  Ablehnung 
des  Herold'schen  Antrages. 

Dr.  L  u  e  g  e  r  erklärt,  dass  seine  Partei- 
genossen fär  den  Stadtrathsantrag  stimmen 
werden.  Die  Bevölkerung  wolle  nicht,  dass 
die  elektrischen  Bahnen  zu  Gunsten  des 
Staates  gebaut  werden.  Wenn  man  auf  Buda- 
pest hinweise,  so  müsse  man  eben  auch 
bedenken,  dass  dort  die  Regierung  den 
Wünschen  der  Stadt  entgegenkomme,  was 
bei  uns  nicht  der  Fall  sei.  Es  sei  nicht 
richtig,  dass  in-  Wien  gar  nichts  ge- 
schehe. Wenn  das  zutreffe,  so  sei  die  Ur- 
sache nur  der  mangelnden  Förderung 
der  Regierung  zuzuschreiben.  Wenn  man 
sage :  man  möge  nur  rasch  nach  den  vor- 
liegenden Projecten  greifen  —  so  sei  das 
unmöglich,  bevor  eine  gesetzliche  Basis  ge- 
schaffen sei.  Die  Stadt  müsse  die  elek- 
trischen Bahnen  in  die  Hand  bekommen. 
Redner  wünscht,  dass  der  Gemeinderath  ge- 
schlossen fttr  die  Anträge  des  Stadtrathes 
stimme  und  Herold  seinen  Antrag  zurück- 
ziehe. 

K  a  r  e  i  3  wundert  sich  über  das  Pathos, 
das  Lueger  gegen  den  Antrag  Herold  auf- 


gebracht. Was  Herold  wünsche,  sei  nnr, 
eine  Verschleppung  hintanzahalten.  Redner 
verweist  darauf,  dass  nicht  nur  Budapest, 
sondern  auch  Czemowitz,  Prag,  Lemberg» 
Kanizsa  nnd  viele  andere  Otte,  dann  viele 
Städte  Deutschlands,  Frankreichs  und  der 
Schweiz  bereits  elektrische  Bahnen  haben. 
Es  wäre  wohl  Zeit,  endlich  rasch  an's  Werk 
zu  gehen,  damit  nicht  wieder  Jahre  ver- 
streichen, bis  etwas  geschieht.  Wenn  die 
Verhandlungen  mit  der  Regierung  ein 
solches  Resultat  ergeben  werden,  wie  die 
Berathungen  des  Stadtrathes,  dann  könne 
man  wohl  bis  in^s  nächste  Jahrhundert 
warten. 

N  o  s  k  e  ftihrt  aus,  dass  die  Concesttons- 
Werber  zweifeUohne  nach  Annahme  der 
Stadtrathsan träge  sich  sagen  werden  :  Nun 
sind  unsere  Projecte  begraben.  Wer  den 
Geschäftsgang  im  Parlamente  kenne,  müsse 
sich  sagen,  dass  Jahre  vergehen  können,  ehe 
all  das,  was  der  Stadtrath  vorschlägt,  zum 
Gesetz  geworden.  Die  Gemeinde  käme  in 
eine  viel  bessere  Situation,  wenn  sie  die 
Vorverhandlungen  pflege  und  die  Sache  so 
weit  fördere,  dass  sie  dann  die  Regierung  mit 
fertigen  Projecten  in  der  Hand  drängen 
könne,  die  Wünsche  der  Gemeinde  zu 
erfüllen. 

Dr.  Lueger  verharrt  bei  seiner  An- 
schauung und  polemisirt  dann  gegen  Kareis ; 
Er  behauptet  weiter,  dass  das  neue  Local- 
bahngesetz  noch  im  heurigen  Jahre  er- 
ledigt werden  müsse.  Redner  empfiehlt  die 
Anträge  des  Stadtrathes.  Er  sagt  schliess- 
lich :WirsindGottseiDankkeine 
Elektriker;  wir  sind  Gott  sei 
Dank  keine  Hoteliers,  die  ein 
Interesse  daran  haben,  dass  ein  paar 
Fremde  mehr  nachWien  komme n, 
wir  vertreten  nur  die  Interessen  des  kleinen 
Mannes,  des  arbeitenden  Volkes. 

T  a  u  b  1  e  r  ist  fttr  die  Anträge  des 
Stadtrathes. 

K  a  r  e  i  8  hebt  nochmals  hervor,  da«s 
der  Antrag  Herold  den  Anträgen  des  Stadt- 
rathes in  keiner  Weise  präjudicire.  Er  wider- 
legt in  sachlicher  nnd  eingehendster  Weise 
die  gegen  oberirdische  Leitungen  vorge- 
brachten ästhetischen  Bedenken  L  u  e  g  e  r^s 
u.  a.  Redner.  Kareis  weist  u.  A.  auf 
Mailand  hin,  wo  die  oberirdische  Stromzu« 
ftthrung  der  dortigen  elektrirchen  Bahn  bis 
hart  an  die  Pforten  des  Doms  und  neben 
der  GaUerie  Vittorio  Emanuele 
geführt  ist  und  dem  Gesammteindrucke  der 
herrlichen  Piazza  del  Duomo  nicht  im 
Geringsten  Abbrach  thut;  er  sagt,  dass  be- 
rufene Architekten  die  Lösung  der  Aufgabe, 
eine  schöne  oberirdische  Leitung  herzustellen 
für  gar  nicht  so  unmöglich  halten,  wie  es 
die  Gegner  der  Bahnen  thun.  ^^^^i  nieine 
Herren"  —  sagt  der  Redner  —  es  verstösst 
eine  gut  und  schön  geführte  Leitung  weniger 
gegen  den  Schönheitssinn,  als  es  der  Anblick 
der  oft  hart  mitgenommenen,  abgehetzten 
Pferde  thut,  die  durch  ihr  oft  bedauerns- 
werthes  Aussehen  und  durch  ihre  Ezcremente 
dem  Strassenbilde  mehr  WiderwIUtiget   ein- 


337 


prägen  als  es  schön  geformte  Sänien  mit 
zierUchen  Armen  nod  dünnen  Drähten  je 
tboxi  können." 

Nun  greift  Bürgermeister  Dr.  G  r  tt  b  1 
ein  nnd  bekämpft  den  Antrag  Herold's,  der 
eine  Spitze  gegen  den  Stadtrath  habe.  Die 
Gemeinde  müsse  sich  Über  ihre  Rechte  klar 
werden,  ehe  man  die  Frage  der  elektrischen 
Bahnen  löse.  Das  jetzige  Localbahngesetz 
gehe  mit  31.  December  1894  tn  Ende  und 
deshalb  habe  mit  i.  Jänner  ein  neues 
Localbahngesetzin's  Leben  zu  treten. 
Es  acheine  ihm,  nach  officiöscn  Andeutungen, 
die  er  bekommen»  dass  die  Regierung  den 
W  ansehen  der  Gemeinde  günstig  ge- 
sinnt   sei.     Der  Stadtrath   sei   sich  seiner 


Pflicht,  auch  schöpferisch  zu  wirken,  bewnsst, 
und  er  (der  Bügermeister)  werde  dafür 
sorgen,  dasi  die  Angelegenheit  nicht  in's 
Stocken  komme.  Redner  wünscht,  dass 
Herold  seinen  Antrag  zurückziehe. 

Herold  entspricht  dem  Wunsche  des 
Bürgermeisters. 

Die  Anträge  des  Stadtrathes  werden  so- 
dann einstimmig  genehmigt.  —  Wenn  wir 
uns  den  Bericht  über  die  Lemberger  elektr, 
Stadtbahn  (auf  S.  343  dieses  Heftes)  vor 
Augen  halten,  so  können  wir  ein  Gefühl  des 
Neides  über  unsere  hiesigen  Zustände 
nicht  unterdrücken.  Ja,  nur  immer  langsam 
voran ! . . . . 


Nachrichten  aus  Ungarn. 


Elektrische  Untergrundbahn  in  Buda- 
pest.*) 
Am  15.  Mai  1.  J.  hat  unter  Intervention 
der  staatlichen  und  städtischen  Behörden  die 
administrative  Tracenaufnahme  und  Begehung 
snf  der  Andrdt^ystrasse  behufs  Anlage  der 
elektrischen  Untergrundbahn  nach  dem  Pro- 
ject  von  Siemens  A  Halske  statt- 
gefunden. Diese  commissionelle  Begehung 
brachte  eine  völlige  Einigung  zwischen  sämmt- 
lichen  Interessenten  in  allen  in  Betracht 
kommenden  Punkten,  so  dass  die  elektrische 
Untergrundbahn  schon  am  i.  Juli  d.  J.  wird 
in  Angrifi  genommen,  und  sonach  projectirter- 


massen  bis  zur  Millenniumsfeier  im  Jahre  1896 
wird  fertiggestellt  werden  können. 


Elektrische  Beleuchtung  in    Iglö. 

Im  Nachhange  zu  unseren  Mittheilungen 
im  diesjährigen  Hefte  II.  S.  43  und  Heft  IV, 
S.  103  können  wir  heute  berichten,  dass  mit 
der  Einführung  der  elektrischen  Beleuchtung 
in  Igl<5  die  Firma  Siemens  &  Halske 
betraut  worden  ist.  Die  Kosten  werden  durch 
Emittirung  von  looo  Stück  Actien  zu  je 
100  fl.  aufgebracht,  wovon  die  Firma  S  i  e  m  e  n  s 
&  Halske  500  Stück  übernimmt. 


Verbesserungen  an  Elektricitätszählern. 

Von    SEBASTIAN    ZIANI    DB    FEBBANTI    in    London,    England. 


Die  vorliegende  Erfindung  hat  Ver- 
besserangen  an  Elektricitätszählern  jener  Art 
lam  Gegenftiiiirle,  bei  welchen  die  durch 
den  Zähler  gcheude  äirommeTtge  voq  Zeit 
zci  Zeit  oder  coutmuirlkh  durch  ela  Galvano- 
meter in  Gestalt  emes  Soleuoids  oder  Vün 
anderer  Form  gemesüeu^  utid  durch  ein 
Zählwcfk  oder  in  anderer  WeUc  regiitrirt 
wird. 

Bisher  hat  man  bei  EIeMfkitür$z^blern 
dieser  Art  die  Regiitrirvorrichtung  darch 
ean  Uhrwerk  in  Thätigkeit  gesetzt,  welches 
häutig  aufgeflogen  werdea  tnu^Bie,  oder  durch 
aaf  eltktiischem  Wege  in  üan^  erhakene 
Uhrwerk e^  welche  rwar  nicht  AüigetrO^tii  tu 
werden  bmucKten^  aber  von  solcher  Con* 
atmction  wareo,  dn^i.  du  beim  Eirileitei*  von 
StT<3in  nicht  mit  voller  Sicherheit  in  Gaog 
gt^ttrt  wurden j  und  es  wurden  verschied etic 
Versuche  gemach  tj  um  den  TheUen  solcher 
KlektTJGititazäfater  eine  gleich ma$<iiige  Bewe- 
gung AH   erthciZen, 

Nach     vor  hegen  der     Eröndung     benütze 
tcK  um  der  Me»-  oder  Rei^iitrirvarrii^ht^ng 
Bewegung    in  eitheiien»  Eltkttcitm>toi-et*  ml 
in     ikh    geichlo«*ener    Leili 
CommutAtOTcn,  welche  lolt 


der  sie  treibt,  nicht  synchron  laufen.  Die 
nachstehenden  Figuren  xeigen  zwei  Beispiele 
vori  nach  vorliegender  Erfindung  einge- 
richteten EkktricJlätt^hlern. 

Fig.  1  ist  eine  Vorderansicht  eines 
ElektTLcitiitsLiihkrE  mit  grüsstentheils  abge- 
brochener Vorderwflud,  bei  welchem  die 
durchgehende  Strom  menge  continuirlich  regi- 
fctrirt  wird ;  Fig,  2  i^t  eine  Vorderansicht  des 
Motors,  der  der  Regbtrirvorrichtung  Be- 
wegung ertheill;  Fig,  3  ist  eine  Vorder- 
nnMcht  emes  Elektncitüts^Hhlers,  bei  dem 
der  durchgehende  Strom  blos  zeitweise  ge- 
messen wird* 

In  Fig.  I  und  2  rat  A  ein  Solenoid, 
durch  welches  der  ^u  messende  Strom  hin- 
durch geht.  D  ist  der  Solenoidkern,  der  an 
einem  Hebelarme  C  hdugt^  auf  den  auch 
eine  Feder  D  einwirkt.  E  ist  eine  leichte 
senkrechte  Welle,  durch  welche  dem  Zähl- 
werk F  Uewegting  crtheitt  wird.  G  ist  ein 
kleine«  Rad,  das  lüogs  der  Welle  E  ver- 
schoben werden  kat^n,  isich  aber  mit  ihr 
dreht.  II  ist  eine  Scheibe,  deren  Vorder- 
ßäche  mit  dem  Umfang  des  Rades  O  in 
^erithrung    Mehr,    Die  Scheibe  H  sitzt    fest 

einer  Achse  /,  welche  auch  die  Achse 
km  Uta  torlosen,  aiyuchronen  Elektro- 
'  tetj  der  zum  Antrieb  der  Registrir- 


338 


vomchtQng  dient.  In  manchen  Fällen  kann 
man  zwischen  der  Achse  der  Scheibe  B.  and 
der  Motorwelle  eine  Uebersetznng  anbringen, 
um  die  Geschwindigkeit  zn  ändern.  Die 
Constmction  des  Motors  bildet  keinen  Gegen- 
stand der  vorliegenden  Erfindnog  and  kann 
beliebig  gewählt  werden.  Bei  dem  gekenn- 
zeichneten Motor,  dessen  Constmction 
übrigens    bekannt    ist,    ist  /  der  Anker ;    er 


Feldmagnete  geht,  dreht  sich  die  Scheibe  E 
stets  mit  nahezu  derselben  Geschwindigkeit, 
gleichzeitig  wird  der  Solenoidkem  B  je  nach 
der  Stärke  des  Hauptstromes,  welche  zu 
registriren  ist,  mehr  oder  weniger  tief  in 
das  Solenoid  A  gezogen ;  da  auf  diese  Weise 
das  Rad  O  mehr  oder  weniger  weit  ▼on  der 
Mitte  der  Scheibe  E  entfernt  wird^  so  wird 
es  in  Drehung  versetzt  und  die  Geschwindig* 


Fig.  I. 


L 

-7 

y'^ir^ 

/ 

1  1 

L 

L 

i 

/ 

r-JL^ 

z_ 

L 

Fig.  2. 

besteht  aus  einem  eisernen  Rad  auf  der 
Achse  /.  KK  sind  Polschuhe,  welche  einen 
grossen  Theil  des  Umfanges  des  Ankers 
umgeben.  L  sind  die  erregenden  Spulen  der 
Magnete;  ein  Zweig  vom  Hauptstrom  geht 
durch  diese  Spulen.  M  sind  Flügel  auf  der 
Achse  /,  um  die  Drehungsgeschwindigkeit 
zu  verringern.  Wenn  Strom  durch  die  Spulen 


Fig.  3. 

der  kelt,  mit  welcher  es  gedreht  wird,  hängt 
von  der  Stärke  des  Stromes  ab,  nnd  die 
Anzahl  der  Umdrehungen  des  Rades  0 
wird  durch  die  Registrirvorrichtung  tegistrirt. 
Bei  der  in  Fig.  3  gezeigten  Constmction 
ertheilt  der  Motor  der  Registrirvorrich- 
tung des  bekannten  Elektricitätszählers  von 
}.  C.  H.  G  o  r  d  o  n  die  erforderliche  Bewegung. 


Project  der  industriellen  Wasserstoff-  und  Sauerstoffgewinnung 
auf  elektrolytischem  Wege. 

Von  Prof.  D.  A.   LATSCHINOW. 
(„Berichte  der  kaiserlich  russischen   Technischen  Gesellschaft".) 


Einleitung. 

Mitte  1887  begann  ich  mich  praktisch 
mit  der  Frage  der  industriellen  Wasser- 
elektrolyse zu  beschäftigen  und  im  Mai  1888 
war  dieses  Project  der  elektrolytischen 
Batterie  bereits  derart  ausgearbeitet,  dass 
ich  es  für  noth wendig  erachtete,  mich  um  das 


Privilegium  dieser  Erfmdung  in  Rassland 
zu  bewerben. 

Ende  1888,  nach  einigen  suplementäreo 
Experimenten,  erhielt  ich  die  Patente  aof 
denselben  Gegenstand  in  England,  Deutsch- 
land, Frankreich  und  Belgien. 

Die  Versuche  über  Wasserelektrolyse 
wurden  in  drei  Wannen  verschiedener  Gr?   e 


339 


und  ConttinctioD  angestellt.  Obwohl  die 
DimensioneD  dieser  WanoeD  bedeutend 
kleiner  waren  als  die  io  meinem  Projecte 
▼ormusgesetsten,  (siehe  VIEI.),  glaube  ich 
oichta  destoweniger,  dass  meine  Experimente 
im  Laboratorium  die  wichtigsten  praktischen 
Seiten  dieses  Gegenstandes  vollständig  auf- 
klarten, wie  z.  B. :  a)  die  Anwendbarkeit  der 
«inen  oder  anderen  Elektroden  zur  Elektro- 
lyse basischer  oder  angesäuerter  Flüssig- 
keiten, b)  Vor-  und  Nachtheile  Terschiedener 
Scheidewände  behufs  Trennung  beider  Gase, 
«)  die  Grenze  der  zulässigen  Stärke  des  gal* 
Tanischen  Stromes  und  endlich  d)  die 
rationelle  Einrichtung  der  Glocken  und  Gas- 
behälter. Es  ist  jedem  Elektrotechniker  wohl 
bekannt,  dass  alle  aufgezählten  Factoren  uo- 
abhftDgig  von  der  Wannenzahl,  welche  die 
Batterie  bilden,  sind,  und  sehr  wenig  von 
der  'Wannengrösse  abhängen ;  daher  hielt 
ich  mich  für  berechtigt,  alle  unten  ange- 
fahrten Gründe  (s.  Will.)  auf  die  genannten 
LAboratorium-Experimente  zu  basiren. 

In  der  Absicht,  öffentlich  die  Wirkung 
meiner  Wannen  zu  demonstriren,  errichtete 
ich  für  die  IV.  Petersburger  elektrische  Aus- 
stellung eine  Batterie,  bestehend  aus  12  kleinen 
Zinkwannen,  welche  während  der  ganzen 
Ansstellungsdauer  zu  fuoctioniren  hatte,  aber 
«s  widerfuhr  ihr  während  des  Transportes 
ein  Unglücksfall:  durch  die  Unvorsichtigkeit 
der  Arbeiter  fiel  sie  zu  Boden,  wobei  alle 
ans  Zinnblech  verfertigten  Wannen  und  Gas- 
leitongsröhren  deformirt  wurden.  Ich  musste 
mich  nur  auf  die  äusserliche  Reparatur  der 
Batterie  beschränken,  die  Risse  im  Zinn  je- 
doch verblieben  und  Aetznatron  drang  fort- 
während durch,  was  dem  Apparat  ein 
schmutziges  und  unschönes  Aussehen  verlieh. 
In  Folge  dessen  gelang  es  mir  nur,  die  Batterie 
blos  zwei  bis  drei  mal  fuoctioniren  zu  lassen, 
und  auch  da  nur  auf  kurze  Zeit.  Ich  be- 
dauere die  Batterie  nicht  schon  damals  von 
der  Ausstellung  entfernt  zu  haben,  da  das 
Publikum  von  dem  erwähnten  Unfall  nicht 
anterrichtet,  das  schlechte  Functioniren  der 
Batterie  der  Unrichtigkeit  oder  Unausführ- 
barkeit  der  Erfindung  selbst  zuschreiben 
konnte.  Bis  zum  heutigen  Tage  hielt  ich  es 
nicht  für  angezeigt,  die  vollständige  Be- 
schreibung meiner  elektrolytischen  Batterie 
in  Druck  erscheinen  zu  lassen,  da  ich  behufs 
Verkauf  oder  Verwerthung  meiner  Erfindung 
mit  einigen  ausländischen  Firmen  in  Unter- 
handlung stand.  Diese  Unterhandlungen 
blieben  jedoch  erfolglos  da  ihnen  neue  Aus- 
gaben meinerseits  —  an  die  Verkaufsver- 
mittler —  zu  Grunde  lagen.  In  Folge  dessen 
beschloss  ich  die  Zahlungen  der  progressiv 
ansteigenden  jährlichen  Gebühren  für  die 
ausländischen  Patente  einzustellen  und  meine 
Erfindung  dem  öffentlichen  Nutzniessen  zu 
überlassen,  indem  ich  die  technische  Welt 
auf  dem  Wege    der  Fresse    darin  eiuweihte. 

Im  luteres^c  äet  Gerechtigkeit  M 
es    für    noih wendig    in    erirti|Mn- 
Frankreich  (wo  l*e£«nft»^:  . .  ^mß  " . 
SiiAte    ttklil 


verschiedenen  Personen  zwei  Jahre  später*) 
zwei  von  einander  unabhängige  Privilegien 
auf  Wannen  genommen  wurden,  die  eine 
grosse  Aehnlichkeit  mit  den  meinigen  hatten  ; 
diese  Personen  scheinen  nachträglich  zum 
Zwecke  der  industriellen  Ausbeutung  der 
Wasserelektrolyse  in  Verbindung  getreten  zu 
sein.  Die  französischen  Zeitschriften  begrüssten 
diese  Erfindung  und  betonten  besonders 
folgende  Vortheile  derselben:  a)  den  geist- 
vollen Ersatz  der  Säure  durch  die  Base,  mit 
deren  Hilfe  es  ermöglicht  wurde,  Elektroden 
aus  Eisen  und  Stahl  statt  des  theueren  Platin 
anzuwenden ;  b)  den  Ersatz  der  Thon Scheide- 
wände durch  solche  aus  Amianth  (Bergflachs), 
die  einen  minimalen  Widerstand  bieten  und 
c)  die  Anwendung  des  äusseren  Metallge- 
fässes  als  Elektrode.  (Siehe  «Lumi^re  elec- 
trique*'  1891  Nr.  i  und  „Kosmos*  27.  De« 
cember  1890.) 

Aus  der  nachfolgenden  Beschreibung 
meiner  Batterie  wird  der  Leser  die  Ueber-. 
Zeugung  gewinnen,  dass  alle  aufgezählten 
Eigenthümlichkeiten  von  mir  bereits  in  Russ- 
land 1888  beschrieben  und  patentirt  wurden. 
Sie  befinden  sich  auch  in  meinem  franzö- 
sischen Patent  vom  i.  August   1888. 

Auf  meine  Anfrage  bezüglich  der  Er- 
findungspriorität in  Frankreich  erhielt  ich 
von  einem  Redacteur  einer  Fachzeitschrift 
die  Antwort,  dass,  obwohl  der  französische 
Apparat  zur  Elektrolyse  des  Wassers  mit 
meiner  Batterie  auch  Aehnlichkeit  habe  er 
nichtsdestoweniger  nicht  entlehnt,  sondern 
eine  vollständig  unabhängige  Erfindung 
bilde;  die  Aehnlichkeit  der  französischen 
Vorrichtung  mit  der  meinigen  erklärt  sich 
durch  den  Umstand,  dass  heutzutage  sich 
die  Thatsache  öfters  wiederholt,  dass  mehrere 
Erfinder,  unabhängig  von  einander,  auf  die- 
selbe Idee  verfallen.  Darauf  hin  unternahm 
ich  gar  keine  Versuche  zur  Wahrung  meiner 
Rechte. 

Ich  hielt  es  für  nothwendig,  an  dieser 
Stelle  kurz  die  successive  Entwicklung  dieses 
Falles  anseinander  zu  setzen,  um  den  richtigen 
Standpunkt  diesbezüglich  festzustellen,  da 
die  Nachricht  von  der  französischen  Ge- 
winnuDgsmethode  des  Wasserstoffes  mittelst 
Elektrolyse  in  der  russischen  Presse  sich 
schon  verbreitet  hat  und  Personen,  mit  dieser 
speciellen  Frage  unbekannt,  sich  denken 
könnten,  dass  ich  blos  ein  Nachahmer  der 
französischen  Erfinder  wäre,  währenddem 
ich  schon  eine  geraume  Zeil  vorher  die  elek- 
trolytische Batterie  beschrieben  und  sie  mir 
patentiren  Hess. 

Angesichts  der  vorerwähnten  Sachlage 
verlor  ich  jedwede  Hoffnung,  meine  Erfindung 
im  Auslande  zu  verwerthen,  würde  es  aber 
als  eine  theilweise  Genuf^thoung  betrachten, 
wenn  sie  wenigstens  für  Russland  nicht 
verloren  ginge.  Das  russische  Patent  ist  der- 
zeit noch  in  Krtft  und  ich  würde  meine  Er- 
fiodung  gerne  irgeod  einer  rusdschen  Gesell- 
scliaft  oder  dem  Staate  unentgeltlich  zur 
Wifü^nng  st  eilen  r    falls  sie  mein  Project  in 


340 


dem  von  mir  angedeuteten  Umfange  Ter- 
wirklichen  würden.  (Siehe  VIII.) 

Ich  jedoch  ftthle  in  mir  nicht  die  Kraft, 
die  Sache  weiter  zu  führen,  auf  die  ich  so 
viel  Zeit,  geistige  Arbeit  nnd  materielle 
Opfer  verwendete  und  die  mir  nichts  als 
Enttäuschungen  eintrug.*) 

Das  Misslingen  meiner  Verhandlungen 
mit  ausländischen  Firmen  kann  ich  nicht 
der  Unfruchtbarkeit  der  Erfindungsidee  selbst 
zuschreiben  (<ia  sie  doch  in  Frankreich  ver- 
wirklicht wurde);  im  Gegentheil,  in  Folge 
meiner  vieljährigen  Beschäftigung  mit  der 
Elektrotechnik  gewann  ich  die  Ueberz  eugnng, 
dass  der  Erfolg  irgend  einer  Erfindu  ng,  ihre 
Verbreitung  und  ihre,  so  zu  sagen,  Popu- 
laritär,  sehr  wenig  von  ihren  eigentlichen 
Vorzügen  abhängen,  sondern  durch  neben- 
sächliche Umstände  und  hauptsächlich  durch's 
Capital,  welches  dem  Erfinder  oder  seinen 
Compagnons  zur  Verfügung  steht,  bedingt 
sind.  Ohne  grosses  Capital  sind  weder  die 
gehörige  Ausarbeitung  der  Detailn,  noch  die 
Wahrung  der  Rechte  des  Erfinders,  noch 
die  Publicität  der  Erfindung  möglich.  Daher 
bleibe  ich  bei  meiner  Ueberzengung,  dass 
die  praktische  Verwirklichung  des  Projects 
der  Industrie  zweifelsohne  grosse  Vortheile 
bieten  könnte. 

In  der  nntenfolgenden  Beschreibung  der 
elektrolytischen  Wannen  hielt  ich  mich 
möglichst  nahe  dem  Text  meiner  Patente, 
doch  musste  ich  sie  theilweise  abkürzen,  um 
der  Schilderung  eine  literarische  Form  zu 
geben^  wobei  ich  das  suplementäre  Privi- 
legium auf  die  verbesserte  Wanne  mit  dem 
Hauptpatent  auf  die  elektroljrtiüche  Methode 
und  emige  Zeichnungen  wegliess. 

I.  Theoretische  Betrachtungen. 

Die  Anwendungen  des  galvanischen 
Stromes  sind  zahllos,  es  gibt  fast  keinen 
einzigen  Industriezweig,  wo  diese  Universal- 
kraft sich  nicht  die  hervorragendste  Stelle 
erobert  hätte.  Besonders  grosse  Erfolge 
wurden  in  den  letzten  Jahren  auf  dem  Ge- 
biete der  Anwendung  der  Elektrolyse  bei 
der  Gewinnung  der  Metalle  aus  den  Erzen 
erzielt  (insbesondere  des  Kupfers  und  Alu- 
miniums), sowie  bei  der  Metallreinigung, 
wobei  letztere  für  die  Elektrotechnik  ganz 
ausgezeichnete  Eigenschaften  gewinnen.  Nicht 
unerwähnt  darf  auch  die  Anwendung  der 
Elektrolyse  bei  der  Elektrocultur  und  der 
Ledergärberei  bleiben. 

bei  einer  derartigen  Entwicklung  der 
Elektrolyse  und  der  Ausbreitung  ihres  An- 
wendungsgebietes konnte  selbstverständlich 
auch  der  Gedanke  der  Anwendbarkeit  des 
galvanischen  Stromes  zur  industriellen  Ge- 
winnung   des  Sauer-  und  Wasserstoffes    auf- 


*)  Ein  nicht  mindmr  trauriges  Los  ereilte 
auch  m«ine  anderen  Erfindungen,  uftnilioh:  „Acca- 
muUtoren  aus  schwammigen  Zinn**  (siehe  „Elek* 
tritschestwo''  1887,  Nr.  7),  nCompensations-Photo- 
meter"  („Journal  der  physikalisoh-chemi sehen  Oe- 
Seilschaft"  1888)  nnd  „Apparat  zur  Untersuchung  der 
Leitungen  von  hoher  Spannung*^  (.Elektr.*'  1892,  1 
Nr.  6  und  6).  I 


tauchen,  wobei  dieses  letztere  Gas  haupt- 
sächlich zur  Füllung  der  Aerostaten  ver- 
wendet werden  könnte.  Trotzdem  stiess  mein 
Project  auf  heftigen  Widerspruch  seitens  der 
Herren  Luftschiflfer  und  Elektrotecltniker, 
als  ich  1887  ihnen  meine  Idee  mittheilte 
und  dieselbe  als  phantastisch  verschrien 
wurde.  Es  lässt  sich  nicht  leugnen,  dass  die 
elektrische  Methode  der  industriellen  Ge- 
winnung des  Wasserstoffes  auf  den  ersten 
oberflächlichen  Blick  etwas  undurchführbar 
erscheint.  In  der  That  wissen  wir,  dass 
I  Amp.  in  einer  Stunde  ans  dem  angesäuerten 
Wasser  420  cwi»  Wasserstoff  ausscheidet, 
folglich  um  I  m8  dieses  Gases  zu  erhalten, 
müsste  man  einen  Strom  von  lOO  Amp. 
24  Stunden  lang  wirken  lassen.  Und  da  zur 
Füllung  eines  kleinen  Aerostates  640  ot9 
Wasserstoff  benöthigt  werden,  so  müsste  man, 
um  das  nothwendige  Gas  zu  erhalten,  einen 
Strom  von  100  Amp.  drca  innerhalb  2  Jahren 
durchleiten. 

Ungeachtet  dieser  Betrachtungen  verlor 
ich  nicht  die  Ueberzengung,  dass  unter  ge- 
wissen Bedingungen  die  Anwendung  der  Elek- 
trolyse zur  Füllung  der  Luftballons,  besonders 
derjenigen  für  Kriegszwecke,  nicht  nur  mög- 
lich, sondern  sogar  sehr  bequem  und  vor- 
theilhaft  sei.  Die  unten  folgenden  Auseinander- 
setzungen mögen  dies  bekräftigen. 

a)  Der  Wasserstoff,  welcher  durch  die 
Einwirkung  von  Schwefelsäure  auf  Zink  oder 
Eisen  erhalten  wird,  ist  im  Grunde  genommen 
elektrolytischen  Ursprunges,  da  die  Säure 
bekanntlich  ein  chemisch  reines  Metall  fast 
nicht  angreift,  ihre  Wirkung  jedoch  auf  das 
im  Handel  vorkommende  Zink  sich  durch 
die  Bildung  von  molekularen  galvanischen 
Elementen  (Metall,  Säure,  Beimengung) 
erklärt,  welche  durch  gegenseitige  Wirkung 
eine  grosse  Menge  elektrol3rtischen  Wasser- 
stoffs ausscheiden.  Ist  dem  aber  so,  so  fragt 
es  sich,  weshalb  könnte  man  den  regellosen, 
zufälligen  galvanischen  Process  nicht  durch 
eine  regelmässige  Elektrolyse  ersetzen,  bei 
welcher  als  secnndäres  Product,  statt  des 
nutzlosen  Zinksnlfats,  der  reine  Sauerstoff 
gewonnen  werden  könnte. 

b)  Der  Gedanke  der  Gewinnung  des 
Kupfers  und  anderer  Metalle  auf  elektrischem 
Wege  galt  noch  vor  lo — 15  Jahren  als  eine 
Utopie.  Galvanoplastiker,  welche  die  Anzahl 
der  Tage  für  die  Abbildung  eines  einfachen 
Clich^s  wussten,  lächelten  spöttisch,  als  ihnen 
das  Project  der  Gewinnung  von  Tausenden 
von  Kilogrammen  Kupfer  mittelst  Elektrolyse 
bekannt  wurde;  heutzutage  ist  das  ein  fait 
accompli.  Das  elektrolytische  Kupfer,  dank 
seiner  vorzüglichen  Leitungsfähigkeit  und 
anderer  ausgezeichneten  Eigenschaften,  droht 
alle  anderen  Knpfersorten  vom  Markte  zu 
verdrängen.  Es  fragt  sich  nun,  kann  denn 
dasselbe  nicht  mit  dem  Wasserstoff  der  Fall 
sein? 

c)  Die  theoretische  Berechnung  ergibt, 
dass  für  die  Zerlegung  des  Wassers  ein  ge- 
ringes Quantum  der  mechanischen  Energ^  i 
nothwendig    ist,    welche    ganz   in  den  prs  • 


341 


üschea  Grenzen  liegt,    wie  es  au«  der  unten 
aogeftthrten  Berechnung  zu  ersehen  sein  wird. 

Die  Anwendung  der  Elektrolyse  für  den 
betreffenden  Zweck  erweist  sich  somit  als 
vollständig  durchführbar.  Wenn  es  uns  aber 
anch  gelingen  sollte,  eine  elektrolytische 
Batterie  zur  Wasserstoffgewinnung  einzu- 
richten, so  taucht  eine  neue  Frage  auf:  wie 
kann  man  diese  Batterie  bei  Aerostaten  für 
Kriegszwecke  in  Anwendung  bringen?  Man 
kann  doch  nicht  eine  Batterie,  eine  Dynamo- 
maschine  und  einen  Motor  mit  sich  führen. 

Zur  näheren  Aufklärung  dieses  Theiles 
meines  Projectes  werde  ich  mir  erlauben, 
knrs  auf  die  Umstände,  welche  heutzutage 
die  Füllung  der  Luftballons  während  der 
Kriegszeiten  begleiten,  einzugehen. 

In  diesem  Falle  geht  die  Füllung  des 
Aerostates  abseits  von  Industriorten,  nicht 
selten  sogar  auf  dem  Schlachtfelde  selbst. 
Dso-nm  ist  es  noth wendig,  mit  demselben 
anch  alle  Utensilien  und  Apparate,  die  zur 
Wasser&tofferzeugung  nothwendig  sind,  zu 
transportiren.  Ein  Luftballon  für  Kriegszwecke, 
mit  640  m8  Fassungsraum,  erfordert  zu  seiner 
Füllung  etwa  8000  kg  Material  (Schwefel- 
säure und  Eisen).  Wenn  wir  dazu  noch  das 
Gewicht  der  Kupferkessel  zur  Wasserstoff- 
erzengung  und  Emballage  der  Materialien 
hinzufügen,  so  bekommen  wir  als  Endresultat 
etwa  1 2.000  X;^  Last,  welche  dem  Luftballon 
bis  zum  Momente  serner  Füllung  folgen  muss. 
Zum  Transport  dieser  Last  beoöthigt  man 
25  Wagen  und  50  Pferde.  Man  darf  auch 
nicht  vergessen,  dass  zur  Wirkung  des  Ballons 
ein  grosses  Quantum  Wasser  nothwendig  ist 
und  dass  die  gewöhnlichen  Brunnen  dazu 
unzulänglich  sind. 

E^  ist  selbstverständlich,  dass  man  alle 
diese  Unbequemlichkeiten  verringern  kann, 
indem  man  den  schon  vorher  erzeugten 
Wasserstoff  im  comprimirten  Zustande  in  Stahl- 
Reservoirs  mit  sich  führt.  Dann  wird  man 
den  Aerostat  auf  einer  beliebigen  Stelle  und 
dabei  bedeutend  rascher  füllen  können  als 
nach  der  gewöhnlichen  Art.  Diese  Methode 
wux'de  zuerst  von  den  Engländern,  während 
der  egyptischen  Expedition  angewendet.  Die 
Gasbehälter  waren  Stahlcylinder  von  8  Fuss 
Länge  und  58/g  Zoll  im  Diameter,  bei  65  Pfund 
Gewicht.  Sie  enthielten  4  m8  Wasserstoff, 
120 — 130  Mal  comprimirt.  Zur  Füllung  eines 
Kriegsluftballons  sind  160  Gasbehälter  von 
circa  4000  leg  Gewicht  erforderlich,  zu  deren 
Transport  schon  10  Wagen  und  20  Pferde 
genügen.  Nachträglich  verwendeten  die  Fran- 
zosen grössere  Gasbehälter,  was  die  noch 
grössere  Verringerung  der  Transportmittel 
zur  Folge  hatte. 

Zur  Füllung  eben  dieser  Gasbehälter 
ist  meiner  Ansicht  nach  die  elektrolytische 
Wasserstoffgewinnung  am  Platze.  Die  Ge- 
winnung geht  in  diesem  Falle  rct^elmästi^ 
und  bequem  in  den  Fcstungert  ötlcr  »ucfa  ili 
besonderen  Ka^inkm  ttu  lijnerrit  des  Uin^^ 
vor  sich,  nicht  nur  nöf  Kriegs-,  ».oniicnä  >  / 
während    der  V i^ ^  .1 

ÄtifcfUgung  voi 
artikel. 


Betrachten  wir  nun,  wie  die  elektrischen 
Apparate  anzuordnen  seien,  nm  die  verwen- 
dete Energie  für  unseren  Zweck  ganz  aus- 
zunützen. Für  die  Elektrolyse  können  flache 
Gefässe  von  60  cm  Länge,  100  cm  Höhe  und 
II  cm  Breite  verwendet  werden,  deren  Be- 
schreibung sich  weiter  uoten  befindet.  Durch 
diese  Gefässe  kann  man  einen  Strom  von 
300  bis  600  Amp.  leiten. 

Zur  Zerlegung  des  Wassers  benöthigt 
man  1*5  Volt;  da  aber  bei  grosser  Strom- 
stärke die  Polarisation  etwas  grösser  als  die 
theoretische  ist  und  obendrein  das  etwaige 
Fallen  des  Potentials  vom  Widerstand  der 
Flüssigkeit  abhängt,  so  können  wir  die  prak- 
tische Potentialdifferenz  zwischen  den  Elek- 
troden einer  jeden  Wanne  mit  2*5  Volt  an- 
nehmen, d.  h.  um  67O/0  grösser  als  die- 
jenige, welche  eigentlich  für  die  Wasserzer- 
legung  nothwendig  ist. 

Nehmen  wir  irgend  eine  bekannte  Dy- 
namomaschine, z.  B.  die  grosse  Dynamo- 
maschine von  Thury,  welche  bei  einer 
Potential- Differenz  von  iio  Volt  einen  Strom 
von  600  Amp.  liefert  und  für  das  Ingang- 
setzen eines  loopferdigen  Motors  bedarf.  Es 
ist  klar,  dass  der  Strom  einer  solchen  Ma- 
schine durch  44  elektrolytische  Gefässe 
allmälig  geleitet  werden  kann  (i  lo:  2*5  =44). 

Am  Anfang  des  Aufsatzes  ist  erwähnt 
worden,  dass  100  Amp.  in  24  Stunden  i  mS 
Wasserstoff  ausscheiden  —  daraus  folgt,  dass 
600  Amp.  aus  44  Wannen  in  24  Stunden 
264  mS  Wasserstoff  ausi^cheiden  werden,  und 
dass  zur  Gewinnung  von  640  mS,  welche  zur 
Ballonfüllung  nothwendig  sind,  man  60  Stun- 
den braucht.  Wir  kommen  auf  diese  Weise 
zu  ganz  praktischen  Zahlen.  Es  ist  selbst- 
verständlich, dass  der  Wasserstoff  in  Gas- 
behältern aufgefangen  werden  muss,  aus 
welchem  er  direct  in  den  Aerostat  geleitet, 
oder  in  Stahlcylinder  hineingepresst  werden 
kann.  Es  darf  aber  auch  nicht  vergessen 
werden,  dass  wir  mit  dem  Wasserstoff  beim 
beschriebenen  Process  auch  320  m8  reinen 
Sauerstoff«  mitbekommen,  der  bei  seinen 
zahlreichen  und  mannigfaltigen  Verwendungen 
viel  höher  als  der  Wasserstoff  bewerthet 
werden  muss. 

Auf  Grund  des  Obenerwähnten  glaube 
ich  die  Behauptung  aufstellen  zu  dürfen, 
dass  die  Wa*serstoffgewinnung  auf  elektro- 
lytischem Wege  mindestens  nicht  theurer  zu 
stehen  kommt,  als  die  auf  chemischem  Wege  ; 
und  wenn  der  Sauerstoff  einen  Absatz  findet, 
so  wird  der  Gewinn  davon  mit  einem  Ueber- 
schnss  alle  Ausgaben  für  die  Wasserstoff» 
gewinnung  decken. 

Bezüglich  des  Sauerstoff-Absatzes  er- 
laube ich  mir  Folgendes  anzuführen.  Bis 
heute  wurde  der  Sauerstoff  selten  verwendet, 
aber  nur  wegen  seiner  Kostspieligkeit ;  wenn 
nun  dieses  Gas  billig  vei kauft  wird,  so  wird 
es  nmnnigfflche  Vcrwendnngen  finden;  die 
haaptj-ächUchsEEn  davon  sind:  a)  Dru- 
.1  rii'  ches  Licht  mit  jüP  «einen  Abarten; 
Signale,  erzeugt  durch  ÜA^  Einspritzen 
SaiieritnffiiiTmhlfr"  in  Kohlenwasser- 
Vergrüsier«*«     Icr  Lichtcffecte  bei 


342 


Petrolenm-  nnd  Leuchtgas- Lampen  ;  </)  Luft- 
reiniguDg  in  Spitälern  nnd  Massenqoartieren , 
wo  der  Sauerstoff  durch  seinen  Ozongehalt 
desinficirend  wirken  wird;*)  e)  Einathmen 
bei  Lnngenkrankheiten  ;  /)  bei  hohen  aSrosta- 
tischen  Erhebungen  zur  Erleichterung  des 
Athmens  fUr  die  Lnftschiffer ;  g)  mit  Luft 
gemengt  zur  Erhöhung  der  Temperatur  in 
Schmelzöfen,  was  besonders  wichtig  für 
Gussstahlerzeugnng,  sowie  für  die  Bearbeitung 
des  schwer  schmelzbaren  Glases  ist;  h)  das- 
selbe bei  Verwendung  des  Löthrohres  für 
kleine  Juwelier-  und  andere  Arbeiten ;  t)  zur 
Beschleunigung  des  Trocknens  der  Oelfarben 
und  verschiedener  Lacke  und  Firnisse  ;  k)  zur 
Erzeugung  vieler  chemischer  Producte,  wie  : 
ammoniakalische  Sodagewinnnng ;  des  reinen 
schwefeligen  Anhydrids  (das  zum  Weissen 
vieler  Gewebe  benützt  wird) ;  zur  Erzeugung 
des  Schwefelanhydrids,  das  bei  Anilinfarben- 
Fabrikation  Anwendung  findet ;  zur  raschen 
Oxydation  des  Chromeisenerzes  bei  Erzeugung 
des  Chromeisens;  endlich  bei  der  Schwefel- 
snurefabrikation,  wobei  die  Bleikammern  viel 
kleiner,  als  die  sonst  in  Verwendung  stehen- 
den sind,  sein  können. 

II.  Das  Princip  der  Einrichtung  einer 
elektrolytlschen  Batterie. 

Das  Zerlegen  des  Wassers  im  Kleinen 
geschieht  gewöhnlich  mittels  Elektroden  aus 
Platin,  eingetaucht  in  verdünnte  Schwefel- 
säure, die  sich  in  einem  Glasgefäss  befindet. 
Selbstredend  ist  dieses  Verfahren  für  in- 
dustrielle Zweck,  wegen  der  Zerbrechlichkeit 
des  Glases  und  der  Kostspieligkeit  des 
Platin  ungeeignet.  Das  Ersetzen  des  Platin 
durch  billige  Metalle,  wie  z.  B.  Gusseiseu 
und  Messing,  erscheint  auf  den  ersten  Blick 
unmöglich,  da  diese  Metalle  sich  in  der 
Schwefelsäure  auflösen. 

Das  Wesentliche  meiner  Erfindung  be- 
steht nämlich  in  einer  eigenen  Combination 
der  Dinge,  welche  mir  ermöglicht,  billige 
Metalle  anzuwenden,  und  in  der  besonderen 
Einrichtung  der  Batterie,  welche  ein  bequemes 
Sammeln  der  Gase  gestattet.  Nach  dem  ur- 
sprünglichen Project  wurden  die  Wannen 
aus  Thon  oder  Porzellan  gemacht  und  mit 
einer  Lösung  von  Aetznatron**)  gefüllt, 
und  zwar  so,  dass  das  Aetznatron  die  beiden 
Elektroden  gedeckt    hat  (Fig.   i   u.  2).    Die 

(Schluss 


Elektroden  a,  &,  a  waren  aus  Bisen,  zu- 
weilen vertical  genutet,  so  dass  die  Gas- 
blasen leicht  aufsteigen  konnten.  Ansserdem 
nahm  man  statt  des  glatten  Eisenbleches  hie 
nnd  da  ein  Eisennetz.  Eine  Seite  der  Batterie 
erhielt  eine  Nase  c,  wo  man  leicht  den 
Flüssigkeitsstand  in  der  Wanne  beobachten 
konnte.  Die  Flüssigkeit  füllte  die  Nase,  wie 
die  punktirte  Linie  anzeigt,  etwa  bis  zur 
Hälfte.  Beim  bedeutenden  Fallen  der  Ober- 
fläche    konnte    man    durch    dieselbe    Nase 


h 


^r 


Fig.    I. 


Fig.   2. 


Wasser  nachfüllen;  von  Zeit  zu  Zeit  moss 
statt  des  Wassers  eine  Lösung  von  Aetz- 
natron zugegeben  werden,  um  die  ursprüng- 
liche Concentration  der  Flüssigkeit  zu  er- 
halten; die  Aenderung  derselben  kann  vom 
Aerometer  abgelesen  werden.  Zur  Sammlung 
der  Gase  bedeckte  man  den  oberen  Theii 
der  Wanne  mit  einer  Glocke,  die  in  3  Theile 
eingetheilt  wurde  (Fig.  2),  die  Ränder  wurden 
bis  6  c^n  in  die  Flüssigkeit  eingetaucht.  Die  Gase 
entströmten  durch  dünne  Köhrchen  q  und  h. 
Damit  bei  energischer  Gasbildung  die  Gase 
sich  nicht  vereinigen,  senkte  man  in^s  Ge* 
fäss  Ebonit-(Hartgummi-)Rahmen  mit  einem 
Gewebe  aus  Asbest  oder  Pflanzenpergament 
überzogen ;  diese  Rahmen  —  in  Fig.  2 
punktirt  —  gingen  von  den  Scheidewan- 
dungen der  Glocke  bis  zum  Boden  der 
Wanne.  Das  Asbestgewebe  konnte  durch 
einfaches  Segeltuch  oder  Filz  ersetzt  werden, 
unter  der  Bedingung,  dass  man  dieselben 
zwei  bis  drei  Mal  monatlich  auswechselt, 
folgt.) 


Neueste  deutsche  Patentanmeldungen. 

Mitgetheilt  vom  Technischen-  und  Patentbureau,  Ingenieure  MONATH  &  EHRENFEST. 

Wien,  L  Jasomirgottstrasse  4. 
Die  Anmeldungen   bleiben   acht  Wochen   zur  Einsichtnahme  öffentlich  ausgeleert.    Nach   |  34  des 
Patent-Gesetzes  kann  innerhalb   dieser  Zeit  Einsprach   gegen   die  Anmeldung   wegen  Mangel  der  Neuheit 
oder  widerrechtlicher  Entnahme  erhoben  werden.  Da«  obige  Bureau  besorgt  Abschriften  der  Anmeldungen 
nnd  übernimmt  die  Vertretung  in  allen  Einspruchs-Angelegenheiten. 
Classe 

21.  B.  15.624.  Bogenlampe  mit  Pendelregulir- 
vorrichtung.  —  H,  Bodenburg  in  München. 


*)  Falls  er  aus  einem  angesäuerten  Wasser 
gewonnen  wurde. 

**)  Aetzkali  ist  auch  dazu  geeignet,  ist  aber 
theurer  als  Aetznatron. 


Classe 
B 


21. 


15.644.  Vorrichtung  zur  Papierband- 
fahrung  bei  für  Doppelabdruck  einge- 
richteten Telegraph  enapparaten.  —  H', 
BliU  in  Braunschweig. 

O.    1839.  Telephon  mit  lose  gewundener 


343 


Eisendrahtspirale  als  Selenoidkern.  —  W, 
Ohne$orge  ia  Frankfurt. 
31.  R.  8301.  Anker  ftlr  elektrische  Maschinen. 

—  M.  Mahner  in'  Union,  Ncw-Jersey. 

„  R.  8392.  Kabelanordnung  für  Schiffs- 
and  Marinezwecke.  —  F,  JRüha  in  Burg. 

«  A.  3534.  Stroroschlnssvorrichtung  fttr 
mehrere  Stromkreise.  —  A,  Hermes  in 
Stockholm. 

ff  6.  15.473-  Kupplung  zwischen  Spulen- 
kern und  Kohlenhalter  bei  Bogenlampen. 

—  O,    W,  Brown  in   Hampstead. 

„  K.  11.248.  Stromaufnehmerbürste  aus 
Drahtspiralen.  —  JR,  Kertberg  in  Hoheo- 
limburg. 

„  F.  6816.  Elektrische  Maschine.  —  Tf. 
FriUehe  in  Berlin. 

,  L.  7077.  Verfahren  zur  Regelung  elek- 
trischer Treibmaschinen  mit  gesondertem 
Anker-  und  Schenkelstromkreis.  —  H, 
W,  Leonard  in  New- York, 

„  K.  z  1.583.  Stromzähler  für  Sammel- 
batterien. —  A,  Kolbe  in  Frankfurt 
a.  M. 

,  L.  8482.  Stromwender.  —  0.  Libenow 
iD  Haspe  i.  W. 

,    D.  5836.  Schaltvorichtung  für  Glühlampen. 

—  ElektricitiUa-GeseUtchafl^    Hamburg. 


Classa 

21.  F.  3571.  Regelungs -Vorrichtung  an 
Elekiricitätszählem.  —  J,  Edmondton  & 
J.  Oulfon  in  Bradford. 

n  J'  33 '9.  Widerstands- Regelungsvorrich- 
tung. —  J^.  Jordan  in  Frankfurt  a.  M. 

„  Seh.  9358.  Schaltungsweise  der  Erreger- 
wickelungen durch  elektrische  Sammler 
betriebene  Nebenschlnssmotoren.  —  L. 
Schröder  in  Hagen  i.  W. 

„  A.  3641.  Vorrichtung  an  Elektrlcitäts- 
sählem,  die  auf  der  Gangdifferenz  von 
Uhrwerken  beruhen,  zur  Vermeidung 
unrichtiger  Angaben.  —  Dr.  ff,  Aron 
in  Berlin. 

y,  G.  8277.  Elektrische  Maschinen  zur 
Messung  mechanischer  Kraft.  —  E,  E. 
Qelat  in  Köln. 

,  G.  8719.  Verfahren  zur  Herstellung  von 
Bleielektroden  mit  gewebtem  etc.  Träger 
aus  nichtleitendem  Stoff.  —  B,  J,  Oülcher 
in  Charlottenburg. 

n  S.  7794.  Einrichtung  für  die  Stromzu- 
führung bei  elektrischen  Glühlampen.  — 
A.  Soleau    in  Paris. 

^  T.  4002.  Einrichtung  zur  Hervorbringung 
eines  Kreislaufes  des  flüssigen  Elektro- 
lyten in  galvanischen  Elementen.  —  F, 
Taylor  in  Windermer  House. 


KLEINE  NACHRICHTEN. 


Elektrische  Stadtbahn  in  Lem- 
berg.*)  Auf  Grund  des  anstandslosen  Er- 
gebnisses der  durchgeführten  technisch-poli- 
zeilichen Prüfung  wurde  für  die  elektrische 
Strassenbshn  der  Stadt  Lemberg  der  Betriebs- 
coQsens  ab  31.  Mai  ex  commissione  ertheilt. 

Die  Lemberger  elektrische  Bahn  ist  9  hm 
lang,  hat  also  schon  eine  ansehnliche  Ent- 
wicklung. Die  dortigen  Temperaturverhält- 
nisse haben  es  bedingt,  dass  sie  nicht  mit 
Boden-  sondern  mit  Oberleitung  hergestellt 
wurde,  und  es  hat  sich  dabei  ergeben,  dass 
gegen  die  Säulen-  und  Drahtanlage  auch  in 
einer  Grosstadt  auf  Nebenlinien  durchaus 
keine  ästhetische  Einwendung  erhoben 
werden  müsste.  Nur  die  Heugabel,  welche 
vom  Drahte  den  elektrischen  Strom  abhebt, 
um  ihn  dem  Dynamometer  unter  dem  Wagen 
zuzuführen,  könnte  uns  für  Wien  nicht  ge- 
fallen. Da  sie  jedoch  kein  nothwendiger  Be- 
standtheil  ist,  so  Hesse  sie  sich  durch  das 
bewegliche  Schifflein,  wie  es  bei  der  elek- 
trischen Bahn  in  der  Brühl  in  Verwendung 
steht,  ersetzen.  Den  Lembergern  war  es 
übrigens  nur  darum  zu  thuu,  dass  sie  ein 
so  bequemes,  rasch  verkehrendes  ele^anlc^ 
Communicationsmittel  sowohl  zu  Ausstetlungä- 
zwecken  als  zu  bleibendem  Nutzen  eflu&ilca 
und  das  ist  ihnen  so  voUstänrlLg  gel 
dass  sich  daran  anch  Wien  ein  Mi 
könnte. 


«)  V«pgl.  Jahrg.  XI,  S,  ät7. 


Die  Lemberger  Bevölkerung  macht  von 
dem  neuen  Vehikel  einen  so  massenhaften 
Gebrauch,  dass  alle  Wagen  überfüllt  sind, 
und  dass  sowohl  Wagenmangel  entstanden 
ist,  als  auch  die  Wagen frequenz  nicht  mehr 
genügt  und  das  jetzt,  obwohl  die  Bahn  kaum 
drei  Tage  alt  ist.  Es  ist  aber  nicht  blosse 
Neugierde,  welche  der  Bevölkerung  Interesse 
an  der  neuen  Bahn  einflösst,  sondern  die 
durch  dieselbe  verursachte  Befriedigung  eines 
Bedürfnisses.  Die  Trace  führt  durch  die 
frequentesten  Stadttheile  ohne  Behinderung 
des  anderen  Verkehres  und  es  lässt  sich 
voraussehen,  dass  angesichts  der  Distanzen, 
welche  in  der  weit  ausgebreiteten  Stadt 
zurückzulegen  sind  eine  Vermehrung  der 
Linien,  der  Wagenzahl  und  der  Frequenz 
in  kürzester  Zeit  eintreten  wird.  Und  trotz 
der  elektrischen  Bahn  haben  Fiaker,  Ein- 
spänner, Omnibusse  und  Tramway  ihre 
Passagiere.  Was  sagen  die  Wiener  Feinde 
jeglicher  Unternehmung  zu    diesem  Erfolge? 

Lemberger  Landesausstellung.  Die 
„Fontaine  lumineuse"  der  Ausstellung  in  der 
Lttadeshamilaffttit  von  Qaliiicn  wurde  vom 
IngenUtuf  KrÜk  instnUirt  und  wird  eine 
etwa^  arntl*^!^  »*-*i1ruig  und  Anordaung 
tll     die     VuLi  .rhtucinne     lür    die 

"r-iu-tr  Aui  '  •  :.Mc  haben. 


344 


am  i8.  Mfti  1.  J.  stattgehabten  Gemeinde-Aos- 
schusssitzuDg die  Firma  Siemens  &  Halske 
in  Wien  mit  der  Aasftthrung  einer  elektri- 
schen Centralstation  betraut.  Die  Anlage  ist 
ffir  3000  Glühlampen  ä  16  NK  projectirt 
nod  wird  nach  dem  Dreileiter  -  System  ans- 
gefOhrt. 

Elektrische  Beleuchtung  in  Jägern- 
dorf. Das  von  dem  städtischen  Banamte 
aufgestellte  Programm  für  die  elektrische 
Beleuchtung  wurde  in  den  letzten  Tagen 
durch  den  von  der  Stadt  zugezogenen  Sach- 
verständigen, Ingenieur  F. Ro SS-Wien,  unter 
specieller  Berücksichtigung  der  localen  Ver- 
hältnisse eingehend  untersucht.  Die  einge- 
laufenen Offerten  werden  nunmehr  durch 
das  Technologische  Gewerbe-Museum  in  Wien 
und  durch  Ingenieur  F.  R  o  s  s  geprüft,  und 
dürfte  voraussichtlich  mit  den  Arbeiten  noch 
im  Laufe  dieses  Sommers  begonnen  werden. 

Elektrische  Bahn  Osmriecixn-Biala. 
Das  Handelsministerium  hat  Herrn  Hermann 
Kellermann  in  Bielitz  die  Bewilligung  zur 
Vornahme  technischer  Vorarbeiten  für  eine 
schmalspurige  Localbahn  ertheilt,  welche  mit 
elektrischer  Kraft  betrieben  werden  und 
Von  Oswiecim  nach  Biala  mit  einer  Fort- 
setzung am  rechten  Ufer  des  Bialkaflusses 
nach   Nickelsdorf   und    Ohlisch    führen  soll. 


Klektrische  Beleuchtung  in  Graz. 
Die  Kabellegungsarbeiten  für  die  elektrische 
Beleuchtung  machen  rasche  Fortschritte  und 
wird  demnächst  mit  der  Aufstellung  der 
Dynamomaschinen  im  Gebäude  der  elek- 
tri»chen  Centrale  in  der  verlängerten  Steyrer- 
gasse  begonnen  werden.  Im  neuen  Universi- 
tätsgebäude wird  bereits  an  der  Installirung 
der  vorläufig  für  lOOO  Lampen  berechneten 
elektrischen  Beleuchtung  gearbeitet ;  dieselbe 
wird  von  der  Grazer  Vertretung  der  Wiener 
Elektricitätsfirma  Siemens  &  Halske  aus- 
geführt. 

Wie  wir  erfahren,  verzögert  sich  jedoch 
der  Bau  der  elektrischen  Centrale  durch  ein- 
gebrachte Proteste  und  wurde  vom  Gemeinde- 
rathe  der  Vollendungstermin  bis  i.  December 
1894  erstreckt.  Unter  Einem  wurde  die  Ge- 
sellschaft aufgefordert,  in  ihrer  Centralstation 
oder  nächst  der  Accumulatorenstation  im 
Rathhause  eine  Prüfungsstation  herzurichten 
und  mit  allen  für  die  Lichtmessuog,  Strom- 
und  Spannungsmessung  erforderlichen  Appa- 
raten auszustatten.  Da  die  Anschlüsse  von 
den  in  den  Strassen  liegenden  Leitungen  bis 
zum  Elektricitätsmesser  von  der  Unter- 
nehmung für  Rechnung  des  Abnehmers  er- 
folgen, so  ist  der  Tarif  für  die  Herstellung 
dieser  Anschlüsie  dem  Güraeinderathe  vof- 
zulegeti, 

Verlängerung  der  elektrischen 
Bahn  in  Prag.    AnlässHch  der  Jubiläums- 


Ausstellung  hat  Ingenieur  Kr izik  bekanntlicli 
eine  elektrische  Bahn  gebaut,  welche  den 
Endpunkt  der  vom  Moldauufer  auf  das  Bei- 
vedere-Platean  führenden  Zahnradbahn  mit 
dem  Ausstellungsraum  verband.  Später  wurde 
diese  Bahn  verlängert  und  bis  zum  soge- 
nannten BaumgarteUf  dem  beliebten 
Park  des  landtäflichen  Schlosses,  verlängert. 
Nunmehr  gedenkt  Herr  Kfiifk  diesen 
Torso  mit  dem  Punkte  zu  verbinden,  wo 
die  Karlsbrücke  auf  dem  linken  Moldaaafer, 
also  auf  der  Kleinseite  endet.  Die  Bahn 
würde  dann  längs  des  linken  Ufert,  bei  der 
Civil-Schwimmschule  vorüberführen,  der 
Böschung  der  sogenannten  Marienschanze 
entlang  die  Belvedere-Anhöhe  er- 
steigen, und  dort  an  den  obgenannten  An- 
fangspunkt der  älteren  Strecke  anschliessen. 
Prag  ist  somit  Wien  in  diesem  Punkte  ent- 
schieden „über". 

Klektrisches  Boot  auf  dem  Wör- 
thersee.  Das  von  dem  in  fachlichen  und 
weiteren  Kreisen  rtthnHichst  bekannten  För- 
derer der  Elektrotechnik,  Herrn  M.  Mayer 
für  den  Wörthersee  angeschaffte  elektrische 
Boot  ist  zur  Freude  der  Anwohner  des 
Pörtschacher-Ufers,  und  überhaupt  der  Ufer 
des  ganzen  lieblichen  See's  seit  einigen 
Tagen  in  Betrieb.  Dasselbe  entstammt  den 
Ateliers  jener  englischen  Firma,  bei  welcher 
der  zu  früh  verstorbene  Anthony  Recken- 
zaun den  Bootbau  inaugurirt.  Wir  hoffen 
in  die  Lage  zu  kommen,  eine  detaillirte 
Schilderung  des  Bootes  später  zu  bieten. 


Ueber  die  Gonstruction  magno- 
tisctier  Apparate  hat  Wild  der  Peters- 
burger Akademie  der  Wissenschaften  eine 
Denkschrift  unterbreitet,  welche  vier  wichtige 
Punkte  enthält.  Der  erste  Punkt  bespricht 
den  Ersatz  der  Aufhängefäden  ans  Seide 
durch  Metallfäden.  Der  zweite  Theil  be- 
spricht die  Genauigkeit  der  magnetischen 
Ablesungen  in  Gebäuden,  wo  Eisencon- 
structionen  vorkommen.  Im  dritten  Theil  be- 
spricht der  Autor  die  Gonstruction  eines 
Magnetometers  zur  Bestimmung  der  Horizontal* 
Componente  des  Erdmagnetismus,  während 
der  vierte  Theil  verschiedene  Verbesserungen 
magnetometrischer  Apparate  enthält. 


Projectirte  elektrische  Localbahn 
von  der  Station  Gmunden  in  die 
Stadt  Gmunden.  (Politische  Begehung.) 
Die  k.  k.  Statthalterei  in  Linz  hat  die  poli- 
tische Begehung  hinsichtlich  des  Projectes 
der  Firma  Stern  &  Hafferl,  von  welchem 
wir  im  Hefte  I  1894^  S.  31  berichteten,  für 
eine  niit  elektrischer  Kraft  i.a  betieibende 
Locaibahn  vom  Staatsbabnhofe  Gmanden  in 
die  Stadt  GuiaDdcD  fdr  den  39, 
beraumi. 


VeraotTTortlkber  Rödaat^ur:  Jt>SEF  KARK(1?^.  —  SdbÄ»värlac  dea  ElektroreütiÄ? 

Jn  Cümmiejsion  bß\  L  HH  M  AK  K  JL  WEN  TZ  EL,  Buchhandlutig  ftlr  Technik  U 

Druck  von  R,  SPIES  k  Cg.  in  VVjen.  V.,  ÖtraüMöU 


Zeitschrift  für  Elektrotechnik. 


XIL  Jahrg.  l  Juli  1894.  Heft  XIII. 

Zweite  Jahresversammlung   des  Verbandes  der  Elektro- 
techniker Deutschlands  zu  Leipzig  am  7«,  8.  u.  g.  Juni  1894.*) 

Am  7.  Juni  Morgens  trat  eine  kleine  Anzahl  von  Mi^liedem  unseres 
Vereines  die  Reise  nach  Leipzig  an,  um  an  der  Versammlung  der  Elek- 
trotechniker Deutschlands  theilzunehmen.  Die  Theilnehmerzahl  blieb  auch, 
trotz  unterwegs  erfolgten  Zuwachses,  noch  immer  recht  klein,  doch 
glauben  wir,  keiner  der  Theilnehmer  hat  es  bereut,  die  Reise  gemacht 
zu  haben. 

Abgesehen  'von  einem  herzlichen  und  warmen  Empfang,  der  den 
Wiener  Gästen  zu  Theil  wurde,  belohnten  reichlich  die  Fülle  interes- 
santer Vorträge  und  die  Gelegenheit,  alte  Beziehungen  zu  erneuern  und 
neue  anzuknüpfen. 

Das  Hören  der  Vorträge,  insbesonders  jener  von  Prof.  Dr.  Ost- 
wald, bot  wohl  mehr  Anregung,  als  das  Lesen  derselben  nur  annäherungs- 
weise  gewähren  kann. 

Auf  den  Inhalt  der  einzelnen  Vorträge  einzugehen  ist  an  dieser  Stelle 
nicht  angezeigt,  weil  dieselben  seither  im  Druck  erschienen  sind. 

Wir  wollen  nachstehend  den  Verlauf  der  Versammlung  unseren  Mit- 
gliedern zur  Kenntniss  bringen. 

Nach  der  am  7.  Juni  Abends  stattgefundenen  Begrüssung  der  Theil- 
nehmer der  Versammlung,  wurde  am  8.  Juni  Morgens  der  Verbandstag 
in  einem  Saale  des  Krystallpalastes  eröffnet.  Der  Vorsitzende  Herr  Geh. 
Reg.-Rath  Prof.  Dr.  Slaby,  dem  diese  Aufgabe  zufallen  sollte,  war  leider 
in  letzter  Stunde  verhindert  seine  Function  auszuüben. 

In  der  grossen  Halle  des  Krystallpalastes  hatten  Leipzigs  elektro- 
technische Vereine  eine  Ausstellung  arrangirt,  die  wohl  an  Umfang  klein, 
doch  sehr  Interessantes  brachte.  Die  Eröffnung  dieser  Ausstellung  reihte 
sich  an  die  Eröffnung  des  Verbandstages. 

Wenn  wir  einige  Objecte  der  Ausstellung  hervorheben,  so  muss  in 
erster  Linie  die  von  der  Firma  Siemens  &  Halske,  Charlottenburg- 
B  erlin,  ausgestellte  Collection  von  Aus-  imd  Umschaltern  imd  anderen 
Installations-Artikeln,  von  Instrumenten  und  Apparaten,  wie  Elektricitäts- 
zähler,  Motoren  für  Gleich-  imd  Drehstrom,  Regulirvorrichtungen,  Bogen- 
und  Glühlampen  aller  Formen,  Grösse  und  Farbe  u.  dergl.  erwähnt  werden. 
Auch  die  Allgemeine  Elektricitäts-Gesellschaft  Berlin  hatte 
sich  mit  Motoren  und  Installations-Materialien  betheiligt,  worunter  besonders 
das  aus  „Stabilit"  angefertigte  Isolirmateriale  interessant  war.  Die  bekannten 
Firmen  Friedr.  Siemens,  J.  Obermaier,  S.  Bergmann  &  Co., 
Voigt  &  Häffner,  sowie  imsere  bekannte  Firma  Czeija  &  Nissl, 
welche  ihren  automatischen  Telephon-Umschalter,  Patent  Nissl,  ausgestellt 
hatte  und  damit  grosse  Erfolge  erzielte,  wJiren  alle  vertreten  und  jede 
wusste  mindestens  dur  *  'eine  Neuerungen  das  Interesse  der  Besucher 
zu  erreg««.    "^    wi'  ^  its  weit   über  den  Rahmen    eines    kurzen 

Refr    '  ^         .0     Wf  ren  Lesern    t  umfassenderen  Aus- 


26 


346 

Stellungsbericht  bieten  wollten,  und  etwa  auf  die  grosse  Zahl  von  höchst 
exacten  und  den  Werlj^tättenmann  fesselnden  Werkzeugen  und  Drehbänke 
der  Maschinenfabrik  „Invention"  (Leipzig - Gohlis)  oder  der  Firma 
H  o  m  m  e  1  (Mainz)  näher  eingehen  wollten,  andererseits  wäre  es  ungerecht, 
beispielsweise  die  Verbesserungen  A  r  o  n's,  die  er  an  seinen  bekannten 
Elektricitätszählem  vorgenommen  hat,  und  die  von  vielen  Firmen  gebotene 
Fülle  sinnreicher  Producte  durch  eine  nur  flüchtige  Beschreibung  abzuthun. 
So  möge  eine  kurze  Erwähnung  des  Interessantesten  wenigstens  eine 
Vorstellung  von  dem  Inhalte  und  Werthe  der  Ausstellung  geben. 

Die  Nähe  der  Stadt  Halle  veranlasste  uns  zur  Fahrt  dorthin,  uhi 
die  von  der  Allgemeinen  Elektricitäts-Gesellschaft  Berlin  gebaute  elektrische 
Stadtbahn  mit  oberirdischer  Leitung  (Trolley-System)  zu  besichtigen.  Leider 
war  es  versäumt  worden,  von  der  Berliner  Direction  die  Bewilligung  zur 
Besichtigung  der  Kraftstation  auszuwirken.  Es  bot  jedoch  die  übrige  An- 
lage selbst,  insbesondere  die  mit  vielen  und  häuflg  recht  complidrten 
Kreuzimgen  und  Weichen  versehene  Luftleitung,  hinreichend  Sehens- 
werthes.  Höchst  amüsant,  allerdings  bei  überfüllten  Wägen  imausführbar, 
ist  die  Art  der  Eincassirung.  Jedem  Wagen  ist  nur  ein  Führer  (kein 
zweites  Organ  mehr)  beigegeben,  welcher  das  von  den  einsteigenden 
Passagiren  in  ein  mit  Glaswänden  versehenes  Kästchen  eingeworfene  Fahr- 
geld (ig  Pf.)  controlirt  und  in  einen  Behälter  fallen  lässt,  der  ihm  nicht 
zugänglich  ist.  —  Der  Wagenführer  hat  daher  gar  keine  Geldmanipulation 
auszufthren,  sondern  nur  die  Controle  zu  üben. 

Um  wieder  auf  den  Verbandstag  zurückzukommen,  sei  erwähnt,  dass 
die  Mitglieder  unseres  Vereines  nach  herzlicher  Verabschiedung  von  den 
deutschen  Fachgenossen  programmgemäss  Sonntag  Früh  Leipzig  ver- 
liessen  und  nach  Dresden  fuhren.  Nach  Besichtigung  der  beiden  elek- 
trischen Bahnen  Dresden-Blasewitz  (Siemens  &Halske)  und  Blase- 
witz-Laubegast (Kummer  &  Co.),  welche  mit  oberirdischer  Leitung 
versehen  sind,  fand,  dank  dem  Entgegenkommen  der  Betriebs -Direc- 
tion der  kgl.  sächsischen  Staatsbahnen,  die  Excursion  zur  Be- 
sichtigung der  Elektricitätswerke  für  die  gesammten  Dres- 
dener Bahnhöfe  statt. 

Herr  Ober-Inspector  der  kgl.  sächsischen  Staatsbahnen,  Baurath 
Prof.  Dr.  Ulbricht  hatte  die  Liebenswürdigkeit,  die  Anlage  bei  dem 
Rundgange  in  erschöpfender  Weise  zu  erläutern. 

Das  Elektridtätswerk  hat  die  Aufgabe,  die  Beleuchtung  für  sämmtliche 
Dresdener  Bahnhöfe  und  Geleise  zu  liefern,  und  für  die  Werkstätten  und 
sonstige  Erfordernisse  Elektromotoren  zu  betreiben. 

Schon  das  Aeussere  dieser  ausserordentlich  sehenswerthen  Anlage 
zeigt,  mit  welchem  Aufwand  von  geistigen  und  materiellen  Mitteln  ge- 
arbeitet wurde.  Den  maschinellen  Theil  lieferte  die  Firma  Siemens  & 
Halske,  die  Leitungen,  lumpen  und  Transformatoren  stellte  die  Firma 
„Helios"  her.  Beide  Firmen  haben  sich  vereinigt,  um  unter  Ober- 
Itispector  Ulbrichts  Leitung  eine  hochinteressante,  technisch  vollendete 
Leistung  zu  vollbringen. 

Gegenwärtig  sind  zwei  Drehstrom-Maschinen  für  je  circa  200.000  Watt 
Leistung  (100  Touren,  115  Volt,  100  Polwechsel)  aufgestellt  und  direct 
mit  liegenden  (Tandem-)  Compound-Condensations-Maschinen  (sächsische 
Maschinenfabrik  vorm.  Hartman  n-Chemnitz)  gekuppelt.  Zwei  Wasser- 
röhren-Kessel mit  je  300  m^  Heizfläche  (Germania  in  Chemnitz)  liefern 
den  Betriebsdampf. 

Die  Parallelschaltung  der  Maschinen  erfolgt  unter  Einflussnahme  auf 
den  Regulator  der  Dampfmaschine  durch  Verschieben  eines  Laufgewichtes, 
dessen  Bewegung  ein  kleiner  Elektromotor  besorgt. 


347 

Der  primäre  Strom  der  Maschinen  passirt  die  Apparate  des  Schalt- 
brettes und  wird  durch  drei  Transformatoren  auf  3000  Volt  gebracht,  vom 
Schaltbrett  aus  vertheilt,  mittelst  oberirdischen  Leitungen  und  Doppel- 
glocken -  Glas-Isolatoren  auf  eisernem  Gestänge  den  Consumstellen  zu- 
geführt. Zu  erwähnen  ist  die  Vertheilung  der  Belastung,  da  um  die 
Reguliningsarbeit  zu  vereinfacheni  die  sämmtlichen  lumpen  in  einer 
Phase  liegen  und  die  Motoren  die  anderen  Gruppen  bilden. 

Für  die  Lampen  wird  der  Secundärstrom  auf  84  Volt,  für  die 
Motoren  auf  1 1 5  Volt  transformirt.  Die  Transformatoren  sind  an  dem  Ge- 
stänge der  Leitung  aufgestellt. 

Die  Bogenlampen  (zu  zweien  in  Serie)  sind  auf  iS  m  hohen  Masten 
in  100 — 120  m  Entfernung  montirt- 

Die  Controle  der  Isolation  wird  durch  drei  elektrostatische  Volt- 
meter (von  Lord  Kelvin)  am  Schaltbrett  vorgenommen. 

Wir  hoffen  mit  unseren  Angaben  trotz  ihrer  Lückenhaftigkeit  doch 
eine  Vorstellung  von  diesem  Werke  zu  ermöglichen  und  geben  uns  der 
Erwartung  hin,  dass  eine  vollständige  Beschreibung  des  Elektricitatswerkes 
nach  dessen  Ausbau  (circa  2000  IIP  Leistungsfiihigkeit)  unseren  I-,esern 
geboten  werden  kann. 

Die  Besichtung  dieser  Anlage  schloss  die  Excursion  nach  Leipzig 
und  Dresden»  deren  Theiinehmer  hoch  befriedigt  von  dem  fachlich 
Gebotenen,  sodann  die  Rückreise  antraten. 

Wenn  wir  mit  diesen  2^ilen  eine  kleine  Anregung  zu  zahlreicher 
Betheiligung  für  deu  im  Juni  1895  in  München  abzuhaltenden  Verbandstag 
der  Elektrotechniker  Deutschlands  gegeben  haben,  so  ist  unser  Zweck 
erfüllt;  wir  schliessen  mit  den  Worten  Slaby*s,  die  er  uns  zum  Ab- 
schiede von  Leipzig  sagte'  „Auf  Wiedersehen  in  München,  wir  wollen 
hoffen,  zu  der  Versammlung  des  Verbandes  der  Elektrotechniker  Deutsch- 
lands und  Oesterreichs  !**  C,  S. 


Von  anderer  Seite  erhalten  wir  n.  ichstehenden  Bericht  über  diese 
Jahresversammlung. 

Der  Abend  vom  7.  Juni  in  dem  Weiss- Gold -Rococo-Saale  des 
Hotels  de  Pologne,  lediglich  der  Begrüssung  der  Gaste  durch  die 
Leipziger  und  untereinander  gewidmet,  verlief  in  einer  fröhlichen 
Stimmung. 

Der  8.  Juni  wurde  eingeleitet  durch  die  Mittheilung  des  stellver- 
tretenden Vorsitzenden,  Herrn  v.  Siemens,  dass  Geheimer  Ruth  Prof. 
S  1  a  b  y  nach  Berlin  auf  einige  Stunden  habe  zurückkehren  müssen,  *)  sowie 
eine  kurze  Ansprache,  welche  dem  Danke  fär  die  freundliche  Einladung 
der  Stadt  Leipzig  Ausdruck  verlieh,  Oberbürgenneister  Dr.  (i  e  o  r  g  i  be- 
grüsste  Namens  des  Käthes  der  Stadt  Leipzig  und  Geheimer  Rath  Prof, 
Wislicenus  Namens  der  Universitüt  die  Erschienenen,  und  nach  einigen 
geschäfüichen  Bemerkungen  wurde  die  elektrotechnische  Aus- 
stellung diirch  den  Ehrenpräsidenten  Herrn  Geheimen  Hofrath  Prof. 
Wiedemann  eröffnet. 

Um  3  Uhr  Nachmittags  begannen  die  VoiMm»  Der  erste  WUtide  von 
Prof.  Wilhelm  Ostwald  gehalten.  Derselbe  ^HbHrT  den  Untcns^i'Mi  in 
Bezug  auf  das  Maass  des  Einflusses  der  \\\  dio  T^  ^i 

England  und  in  Deutschland   hin.    Er  efw.*i-  ihm  ^ 

♦)  Er  war  vom  dentschen  Kaiser  zünn   ^    ■  '^f'-  i- 

köDfgÜcbtn  Schlosses  befohlen  worden. 


^ 


348 

Professor  der  Chemie  nur  den  fünften  Theil  von  Praktikanten  hatte  als 
sein  Nachbar,  ein  Professor  der  Färberei;  Er  machte  darauf  aufmerksam,  dass 
die  eigentliche  chemische  Industiie  ihren  Anfang  herschreibt  von  dem  Jahre, 
in  welchem  Liebig  ein  Unterrichtslaboratorium  in  Giessen  eröffnete.  Die 
neuen  Lehren  der  Elektrochemie,  zunächst  unfassbar  und  geradezu  un- 
sinnig erscheinend,  werden  nicht  verfehlen,  ihren  bestimmenden  Elinfluss 
auf  die  Praxis  zu  nehmen.  Das  mitleidige  Belächeln  theoretischer  Specu- 
lationen  auf  der  einen  Seite,  das  nasenrümpfende  Geringschätzen  technischen 
Nachsinnens  auf  der  anderen  sind  heutzutage  völlig  verschwunden;  es 
kann  sein,  dass  Wissenschaft  und  Praxis  im  Bunde  vielleicht  sogar  das 
Feuer  entbehrlich  machen,  dass  bei  niederer  Temperatur  vor  sich  gehende 
V  erbrennungen  uns  die  Energie  liefern,  welche  in  Elektricität  umgewandelt 
und  endlich  als  mechanische  Kraft  auftretend,  unsere  Maschinen  treibt, 
unsere  Oefen  heizt,  unsere  Stuben  beleuchtet. 

Herr  Gisbert  Kapp,  geborener  Oesterreicher,  sprach  —  wegen  Zeit- 
mangels kürzer  als  er  becä)sichtigte  —  über  die  Entwickelung  und  Lage 
der  englischen  Elektrotechnik.  Dieselbe  hat  sich  lebhafter  zu  entwickeln 
angefangen  seit  dem  Jahre  1882,  zeitweilig  durch  eine  ungünstige  Gesetz- 
gebung gehemmt,  hauptsächlich  angeregt  durch  die  Pariser  elektrotechnische 
Ausstellung,  die  allerdings  auch  eine  starke  Ueberspeculation  mit  dem 
obligaten  Krach  zur  Folge  hatte.  In  Elektrochemie  und  Kniftübertragung 
hat  England  bis  jetzt  sehr  wenig  geleistet,  es  ist  indessen  anzunehmen, 
dass  die  elektrischen  Eisenbahnen  sich  in  Kurzem  mehr  und  mehr  ver- 
breiten werden,  und  auch  bei  der  Fabrikation  des  Phosphors,  der  Kupfer- 
raffination, der  Bleicherei  u.  a.  die  Elektricität  ein  grosses  Gebiet 
erobern  wird. 

Herr  Dr.  Feussner  sprach  kurz  über  die  elektrotechnische  Abthei- 
lung der  physikalisch-technischen  Reichsanstalt,  Herr  Ross-Wien  über 
den  neuen  Fernsprech-Umschalter  von  Nissl,  welcher  eine  ganz  wesent- 
liche, bis  achtfache,  Vermehrung  der  Anschlüsse  an  eine  Centrale  zulasst 
und  in  Wien  seit  mehreren  Wochen  in  grossem  Maassstabe  und  mit 
günstigem  Erfolge  praktisch  erprobt  wird.  Herr  Feld  mann  sprach  über 
Bleisicherungen;  ferner  die  Herren:  Lahmeyer,  Budde,  Rössler, 
V.  Dolivo-D  obrowolsky,  Dubois-Reymond. 

Wir  behalten  uns  vor,  auf  diese  hochinteressanten  Vorträge  noch 
zurückzukommen. 

Die  Versammlung  am  9.  Juni  war  wesentlich  zahlreicher  als  jene 
des  Vortages  und  es  herrschte  eine  ziemlich  gehobene  Stimmung.  Man 
hatte  Slaby*s  energisches,  bräunliches  Gesicht  auftauchen  sehen,  der 
Chef  der  Firma  Siemens  u.  Halske,  Wilhelm  v.  Siemens  war  er- 
schienen, ebenso  Herr  v.  Miller,  der  technische  Leiter  der  Frankfurter 
Ausstellung  von  1891,  kurz,  nahezu  der  gesammte  Ausschuss.  Es  wurden 
die  geschäftlichen  Berathungen  über  Satzungen,  Verträge  u.  s.  w.,  Engage- 
ment des  Herrn  Gisbert  Kapp  als  Generalsecretär  des  Verbandes  rasch 
gefördert,  bis  die  Angelegenheit  der  Berliner  Ausstellung  1896  und 
der  Karlsruher  1895  zur  Sprache  kam.  Der  Referent,  Herr  Prof.  Budde, 
Director  der  Firma  Siemens  u.  Halske,  befürwortete  die  Betheiligung  des 
Verbandes  vermittelst  eines  Syndicates,  welches  im  Auftrage  mit  den 
i\usstellungs-Comit^s  zu  verhandeln  hätte.  Herr  v.  Miller-München,  befür- 
wortete eine  Beschränkung  der  Thätigkeit  dieses  Syndicates  auf  die  Ver- 
gebung der  Lieferungen  an  Licht  und  Kraft  für  die  Ausstellungen.  Nach 
längerer  Debatte,  an  der  sich  ausser  den  Genannten  hauptsächlich  Herr 
V.  Siemens   betheiligte,   einigte    man    sich    zu   einem    von  Herrn  Budde 


349 

formulirten,  sehr  allgemeinen  Beschlüsse,  welcher  im  Wesentlichen  dem 
Vorstande  das  Weitere  überiässt.  Herr  v.  Miller  lud  die  Versammelten 
sodann  in  sehr  herzlicher  Weise  für  das  nächste  Jahr  nach  München  ein, 
was  auch  imter  allgemeinem  Beifall  dankbar  begrüsst  wurde.  Zum  ersten 
Vorsitzenden  wurde  Herr  Slaby,  der  dieses  Amt  wegen  der  veränderten 
Verhältnisse  niederlegte,  sofort  wiedergewählt,  was  nicht  überraschte,  da 
seine  Geschäftsleitung  eine  ungemein  autoritative,  zweckmässige  und 
liebenswürdige  ist. 


ABHANDLUNGEN. 


Ueber  einen  synchronen  Wechselstrom-Motor. 

Note  von  Prof.  GALILEO  FEEIRARIS. 

[Auszug  sus  den  Abhandlungen  der  königl.  Akademie  der  Wissenschaften  in  Turin,  Vol.  XXIX. 

Sitzung  vom  i.  April  1894.]^ 

In  einer  kürzlich  von  der  Classe  zur  Veröffentlichung  in  den  Büchern 
der  Akademie**)  angenommenen  Denkschrift  habe  ich  eine  Methode  für 
die  Abhandlung  der  rotirenden  und  alternativen  Vectoren  auseinander- 
jresetzt  imd  gleichzeitig  mittelst  einiger  Anwendungsbeispiele  gezeigt,  wie 
dieselbe  in  klarer  imd  durchaus  elementarer  Form  bei  der  Erklärung  vieler 
Erscheinungen  und  Fundamental-Eigenthümlichkeiten  von  elektrischen 
Maschinen  von  Nutzen  sein  kann. 

In  dieser  Denkschrift  habe  ich  mich  darauf  beschränkt,  diese  neue 
Methode  beim  Studium  über  die  wichtigsten  heutzutage  im  Gebrauche 
stehenden  Wechselstrom-Motoren  in  Anwendung  zu  bringen.  Aber  sie 
bringt  auch  die  Möglichkeit  neuer  Combinationen  mit  sich^  und  ich  halte 
es  für  angemessen,  eine  derselben,  welche  praktischer  Verwerthung  fähig 
ist,  zu  erwähnen. 

Die  von  mir  erklärte  Methode  in  der  besagten  Denkschrift  stützt 
sich  auf  die  folgenden  drei  Behauptungen: 

1.  Ein  sinusoidaler  alternativer  Vector  von  bestimmter  Richtung 
kann  immer  als  Resultirende  zweier  gleicher  Vectoren  betrachtet  werden, 
von  denen  einer  nach  rechts  und  der  andere  nach  links  mit  derselben 
Frequenz  rotiren. 

Die  Frequenz  der  beiden  rotirenden  Vectoren  ist  gleich  jener  des 
alternativen  Vectors  und  die  beiden  gemeinsamen  Constanten  Grössen 
gleich  der  Hälfte  des  Umfanges  des  alternativen  Vectors  selbst. 

2.  Wenn  zwei  Gruppen  von  Vectoren  gegeben  sind  und  in  einem 
gegebenen  Augenblicke :  a  die  Grösse  irgend  eines  der  Vectoren  der  ersten 
Gruppe,  b  jene  irgend  eines  der  Vectoren  der  zweiten  Gruppe  ist,  A  der 
augenblickliche  Werth  des  von  allen  Vectoren  a  resultirenden  Vectors, 
B  jener  des  von  den  Vectoren  b  resultirenden  Vectors,  9  der  zwischen 
einem  Vector  a  und  einem  Vector  6  eingeschlossene  Winkel  und  ^  der 
Winkel  von  .4  mit  B,  so  hat  man 

Sa 6  cos  ^  =  AB  cos  <I>, 

£ a6  sin  cp  =  ^  ^  sin  ^. 


»)  Vergl.  Heft  XI,  S.  308,  1894. 
**)  „Un  metodo  per  la  tratUziooe  dei    vettori   rotanti    od  alteraativi    ed  u;-       :>1i- 
ctzioDe  di  etso  oi  motori  elettrici  a  correoti  aUerniite.^  Deokqchriften  der  königl.  A  ■  <c 

der  WitseoBchaften  in  Tnrio,  ser.  II,  tom.  XLIV;  Sitrtmg  v  . ..        '^eccmb«»     iSoj 


350 

3.  Es  wären  a  und  h  zwei  mit  den  Frequenzen  m  und  n  rotirende 
Vectoren.  Wenn  man  beachtet,  dass  diese  Frequenzen  mit  denselben  oder 
mit  entgegengesetzten  Vorzeichen  versehen  sind,  je  nachdem  die  Rotationen 
in  derselben  oder  in  verkehrten  Richtungen  erfolgen,  imd  wenn  man 
mit  ff  den  Winkel,  die  Zeitfunction,  welche  beide  Vectoren  miteinander 
haben,  bezeichnet,  so  haben,  wenn  wi  =  n,  die  Prodücte 

a  b  cos  f  und  ab  sin  ff 

constante  Werthe.  Wenn  aber  m  und  n  ungleich  sind,  sind  solche  Producta 

variabel  imd  ihr  für  eine  Zeit  gleich   einem  Vielfachen  von  oder 

■  m  —  n 

für  eine  längere  Zeit  im  Vergleiche  zu  berechneter  Mittelweith  ist 

gleich  Null  oder  sehr  klein. 

Mittelst  dieser  Behauptungen  habe  ich  in  der  erwähnten  Denkschrift 
die  Theorie  eines  gewöhnlichen  synchronen  Wechselstrom-Motors  in  fol- 
gender elementarer  Form  dargestellt.  Der  Motor  ist  einfach  eine  gewöhn- 
liche Wechselstrom-Maschine,  und  wenn  wir  ihn  der  Einfachheit  halber 
zweipolig  annehmen,  wird  er  auf  eine  Spirale  mit  parallelen  Windungen 
zurückgeführt,  die  in  einem  magnetischen  Felde  rotirt.  Die  Armatur  wird 
von  einem  Wechselstrom  von  der  Frequenz  n  durchflössen,  und  das 
magnetische  Feld,  das  von  erregten  Magneten  mit  einem  continuirlichen 
Strom  hervorgebracht  wird,  ist  constant.  Der  Wechselstrom  der  Armatur 
ist  gleichwerthig  mit  einem  Magnet,  dessen  magnetisches  Moment  mit 
einem  alternativen  Vector  dargestellt  wird,  der  die  Richtung  der  Spiral- 
achse besitzt  und  eine  Grösse  hat,  welche  gleich  dem  Prodücte  der  Total- 
oberfläche der  Windung  für  die  Stromintensität  in  absolutem  elektrischen 
Maasse  ist.  Dieser  alternative  Vector  kann  in  zwei  Vectoren  zerlegt  werden, 
von  denen  der  eine,  d,  nach  rechts,  imd  der  andere,  «,  nach  links  rotirt. 
Die  Frequenzen  derselben,  die  Armatur  als  feststehend  betrachtet,  sind 
beziehungsweise  +  ^  ^"^^  —  ^'  Wenn  die  Armatur  mit  der  Frequenz  -(-  n 
rotirt,  drehen  sich  die  oberwähnten  rotirenden  Vectoren  mit  den  Fre- 
quenzen n  -(-  w  und  n  —  n;  der  erste  rotirt  mit  einer  Frequenz  die  doppelt 
so  gross  als  jene  der  Armatur  ist,  und  der  zweite  verharrt  unbeweglich 
in  einer  bestimmten  Richtung,  welche  einen  bestimmten  Constanten 
Winkel  tf  mit  der  Richtung  des  magnetischen  Feldes  bildet.  Das  Moment 
der  von  dem  fixen  magnetischen  Felde  auf  den  rotirenden  Magnet  d 
bewirkten  zwei  Vectoren  hat  einen  Mittelwerth,  der  gleich  Null  ist;  aber 
jenes  der  auf  s  bewirkten  zwei  Vectoren  hat  einen  constanten  Werth. 
Wenn  man  mit  B  den  constanten  Werth  der  Induclion  im  magnetischen 
Feld  bezeichnet,  ist  das  Moment  der  beiden  Vectoren 

Bs  sin  9. 

Sie  trachten  den  Winkel  cp  einzuschliessen  und  fördern  oder  behindern 
die  Bewegung,  je  nachdem  die  bestimmte  Richtung  von  s,  welche  die- 
jenige der  Achse  der  Armatur  in  dem  Momente  ist,  wo  der  Strom  in  ihr 
die  grösste  Intensität  besitzt,  sich  links  oder  auch  rechts  von  der  Richtung 
von  B  befindet.  Im  ersteren  Falle  functionirt  die  Maschine  als  Motor,  im 
zweiten  als  Dynamo. 

Jetzt  betrachten  wir  dieselbe  Maschine,  aber  nehmen  an,  dass  das 
magnetische  Feld,  in  welchem  die  Armatur  rotirt,  anstatt  constant,  ein 
alternatives  Feld  von  der  Frequenz  n  gleich  jener  des  Stromes  der 
Armatur  selbst  ist.  Nehmen  wir,  mit  anderen  Worten  gesagt,  an,  dass 
die  Magnete  des  Feldes  nicht  mehr  mit  einem  continuirlichen  Strom, 
sondern  mit  demselben  Wechselstrom,  der  sich  in  der  Armatur  befindet  oder 


351 

mit  einem  anderen  Wechselstrom  von  derselben  Frequenz  erregt  werden. 
Auch  in  diesem  Falle  kann  leicht  gezeigt  werden,  dass  man  die  Maschine 
entweder  als  Dynamo  oder  auch  als  synchronen  Motor  functioniren  lassen 
kann,  und  dass  es  zu  diesem  Behufe  genügt,  die  Armatur  mit  einer  Ge- 
schwindigkeit, so  dass  sie  2n  Umdrehungen  in  der  Secunde  macht,  rotiren 
zu  lassen. 

Thatsächlich  ist  das  alternative  magnetische  Feld  zwei  rotirenden 
Feldern  gleichwerthig,  einem,  D,  welches  nach  rechts,  und  dem  andern,  S^ 
welches  nachs  links  mit  den  Frequenzen  4-  ^  ^^^  "~  ^  rotirt.  Jetzt  geben 
wir  der  Armatur  eine  Rotation,  zum  Beispiel  nach  rechts,  mit  der  Fre- 
quenz 2n,  Von  den  beiden  rotirenden  Magneten  d  und  s,  welchen  die 
Armatur  gleichwerthig  ist,  wird  sich  der  eine,  d,  in  derselben  Zeit  mit 
der  Frequenz  2n'\-n  =  ^n  drehen ;  der  andere  wird  sich  in  derselben 
Richtung  mit  der  Frequenz  2n  —  n  =  n  drehen.  Der  Mittelwerth  der 
Momente  der  von  D  und  S  auf  d  bewirkten  Paare  und  derjenige  des  Paares  S 
auf  s  wird  Null  sein ;  aber  dasselbe  findet  nicht  bei  dem  von  D  auf  s 
bewirkten  Paare  statt,  weil  s  und  D  beide  sich  nach  rechts  mit  derselben 
Frequenz  drehen  und  deshalb  zwischen  sich  eine  constante  Winkeldiätanz 
beibehalten  werden.  Das  wechselseitige  Paar  wird  daher  ein  constantes 
Moment  haben  und  sich  bestreben,  den  Winkel  9  einzuschliessen.  Die 
Maschine  wird  demzufolge  als  Dynamo  oder  als  Motor  functioniren,  je 
nachdem  s  D  vorausgeht  oder  ihm  folgt. 

Auf  diese  Weise  hat  man  einen  synchronen  Motor  mit  alternativem 
Feld.  Die  Theorie  desselben,  die  wir  in  elementarer  Form  für  den  ein- 
fachen Fall  einer  zweipoligen  Maschine  auseinandergesetzt  haben,  wird 
sich  daher  auch  ohne  weitere  Schwierigkeit  auf  eine  mehrpolige  aus- 
dehnen lassen. 

Der  Motor  beginnt,  wie  alle  synchronen  Motoren,  erst  dann  zu  func- 
tioniren, wenn  man  ihn,  bevor  man  ihn  belastet,  seine  normale  Geschwin- 
digkeit einnehmen  lässt,  und  diese  ist  in  der  That  gleich  dem  doppelten 
jener,  mit  welcher  der  Motor  arbeiten  würde,  wenn  man  sein  magnetisches 
Feld  mit  einem  constanten  Strom  erregte.  Aber  es  ist  nicht  schwierig, 
Apparate  zu  ersinnen,  ähnlich  denjenigen,  welche  heutzutage  schon  bei 
Motoren  anderer  Gattungen  im  Gebrauche  sind,  um  den  Motor  in  Be- 
wegung zu  setzen.  So  kann  man  beispielsweise  einen  Motor  mit  ^n  Polen 
mit  einem  Commutator  versehen,  mittelst  welchen  man  ihn  während  der 
Zeit  des  Ingangsetzens  als  einen  Motor  mit  zwei  Phasen  mit  allein  2n  Polen 
functioniren  lassen  kann,  indem  man  durch  2n  Windungen  einen  Strom 
von  verschobenen  Phasen  gehen  lässt,  im  Verhältniss  zu  demjenigen,  der 
durch  die  anderen  mit  den  ersteren  wechselnden  2n  fliesst.  Auf  diese 
Weise  kann  die  Armatiu-  eine  Geschwindigkeit  erlangen,  die  sehr  nahe 
jener  des  Synchronismus  der  Maschine  mit  2n  Polen  gleichkommt  imd 
welche  genau  das  Doppelte  jener  des  Synchronismus  für  die  Maschine  mit 
4/»  Polen  ist.  Wenn  eine  solche  Geschwindigkeit  annäherungsweise  erreicht 
ist,  werden  durch  den  Commutator  alle  j\n  Windungen  entweder  in  Serien, 
parallel,  oder  in  Gruppen  in  denselben  Stromkreis  eingeschaltet,  worauf 
der  Motor  normal  als  synchron  in  der  erklärten  Weise  functioniren  wird. 
Zur  Hervorbringung  des  Hilfsstromes  mit  verschobenen  Phasen,  welcher 
während  der  Zeit  des  Ingangsetzens  angewendet  wird,  kann  man  den  von 
Brown  für  asynchrone  einphasige  Motoren  verwendeten  Apparat,  oder 
andere  bekannte  ähnliche  benützen.  St. 


352 

Untersuchungen    über   den  Wirkungsgrad  von   Motoren 

und  Dynamomaschinen   ohne  Anwendung  von   Brems- 

zäun  und  Dynamometer. 

Von  Ingenienr  CARL  LENZ. 

Es  wurden  bereits  in  den  Jahren  1886 — 1888  verschiedene  Methoden 
in  Vorschlag  gebracht  und  auch  angewendet,  welche  die  möglichste  Ver- 
meidung von  mechanischen  Messungen  der  Arbeit,  bei  Bestimmung  des 
Wirkungsgrades  von  elektrischen  Maschinen  zum  Zwecke  hatten.  Eine  der 
ersten  dieser  Methoden  ist  die  von  Hopkinson,  bei  welcher  nur  eine 
einzige  dynamometrische  Messung  vorgenommen  wird.  Bei  allen  übrigen 
Messungen  ist  die  Dynamometer-Messung  nicht  mehr  nothwendig,  sondern 
es  genügen  rein  elektrische  Messungen,  um  den  Wirkungsgrad  der  zu 
untersuchenden  Maschine  bei  verschiedenen  Belastungen  zu  bestimmen. 
Man  bedarf  zur  Durchführung  dieser  Messungen  zweier  Maschinen  von 
ähnlicher  Bauart  und  Leistimg,  ausserdem  eines  Vorgeleges  und  eines 
Dynamometers:  Bedingungen,  die  nicht  leicht  zu  erfüllen  sind  oder  doch 
längerer  Vorbereitung  bedürfen;  auch  ist  die  unrichtige  Annahme,  dass  der 
Wirkungsgrad  einer  Maschine  derselbe  sei,  wenn  sie  als  Motor  oder  als 
Dynamomaschine  arbeitet,  zu  Grunde  gelegt. 

Ich  erlaube  mir  in  äusserster  Kürze  dieses  Messverfahren  anzuführen, 
da  selbes  ziemlich  bekannt  sein  dürfte.  Es  wird  die  eine  Maschine  mit 
der  anderen  so  verbimden,  dass  sie  mit  dem  Strom  der  ersten  als  Motor 
läuft;  die  Arbeit  dieses  Motors  wird  durch  Riemen  auf  ein  Vorgelege 
geleitet,  welches  die  erste  Maschine  (Generator)  antreibt.  Das  Vorgelege 
wird  unter  Einschaltung  eines  Dynamometer  angetrieben  und  die  Arbeit 
ermittelt,  welche  hinreicht  zum  Betriebe  dieser  Maschinen-Combination  bei 
einer  bestimmten  Tourenzahl.  Von  diesem  Systeme  virird  vom  Generator 
eine  Arbeit  geleistet ;  bezeichnen  wir  die  Grösse  dieser  Arbeit  mit  a^  Watt, 
rechnen  wir  femers  die  durch  das  Dynamometer  gemessene  mechanische 
Arbeit  in  elektrische  um  und  bezeichnen  sie  mit  ocg  Watt,  so  stellt  uns 
a^  +  «2  =  «3  die  im  Systeme  disponible  Arbeit  vor.  Auftreten  sehen  wir 
im  Systeme  nur  die  Arbeit  a^ ;  ocg  virird  verbraucht  zur  Ueberwindung  der 
passiven  Widerstände,  der  Hysteresisverluste  imd  zur  Erzeugung  der  Strom- 
wärme.   Folglich   ist    der    gesammte  Wirkungsgrad    die   Kraftübertragung 

*        =  YJQ    und    mit   Rücksicht    auf  obige    Annahme    bezüglich    des 


01  +  02 

gleichen  Wirkungsgrades    der   beiden  Maschinen  muss  der  Wirkungsgrad 
einer  Maschine 


'^=r=f 


+  «2 

Es  ist  wohl  einleuchtend,  dass  die  Formel,  beziehungsweise  die  ein- 
geleisteten Arbeiten  um  die  Verluste,  welche  aus  der  Riemenübertragung 
resultiren,  corrigirt  werden  müssen.  Wenn  beide  Maschinen  durch  ihre 
Achsen  verkuppelt  werden,  wie  dies  auch  von  Hopkinson  ausgeführt 
wurde,  werden  diese  Correcturen  bedeutend  verkleinert. 

Diese  Methode  ist  hauptsächlich  bei  Untersuchungen  anzuwenden, 
wo  die  Kraftmaschinen  nicht  ausreichen,  die  üntersuchungsmaschine  anzu- 
treiben. 

Hummel  benützt  zur  Untersuchung  einen  Motor,  welcher  durch 
Bremsversuche  bei  den  verschiedensten  Zuständen  bezüglich  Tourenzahl, 
Spannimg  und  Stromstärke  auf  seine  Arbeitsleistung  geprüft  wird;  diese 
Resultate  werden  graphisch  festgelegt.  Die  zu  untersuchende  Maschine 
wird  durch  diesen  genau  untersuchten  Motor  angetrieben. 


353 


An  Hand  der  Ciirven  kann  die  mechanische  Arbeit,  welche  vom 
Motor  abgegeben  wird,  aus  den  zugeführten  Watt  sofort  entnommen 
werden.  Messen  wir  noch  die  Leistung  der  Untersuchimgsmaschine,  so  ist 
uns  aufgewendete  und  abgegebene  Arbeit,  also  auch  der  Wirkungsgrad, 
bekannt. 

Diese  Art  der  Untersuchung  hat  den  Nachtheil,  dass  mit  dem  Motor 
jene  Untersuchungen  vorgenommen  werden  müssen,  nämlich  Messungen 
mechanischer  Arbeit,  welche  eben  vermieden  werden  sollen. 

Steht  der  Motor  in  einer  Fabrik,  wo  er  speciell  als  Untersuchungs- 
maschine verwendet  wird,  so  kann  eine  derartige  Untersuchung  mit  Vor- 
theil  angewendet  werden,  da  die  Untersuchungen  des  Motors  nur  ein 
einziges  Mal  durchgeführt  werden  müssen.  Weicht  die  untersuchte  Maschine 
sehr  stark  in  ihrer  Leistung  vom  Motor  ab,  so  wird  diese  Messung  un- 
genau wegen  Veränderlichkeit  der  mechanischen  Verluste  des  Motors,  die 
bei  geringer  Belastung  einen  hohen  Percentsatz  der  abgegebenen  Arbeit 
betragen. 

Cardew  hat  ein  Messverfahren  in  Anwendung  gebracht,  bei  welchem 
drei  Dynamomaschinen  elektrisch  und  mechanisch  gekuppelt  werden  können. 
Aus  dem  Gesammt- Wirkungsgrad  der  drei  Maschinen  berechnet  Cardew 
den  Wirkungsgrad  der  einzelnen  Maschinen. 


Fig.    I. 

Trott  er  hat  das  C  a  r  d  e  w'sche  Verfahren  etwas  vereinfacht.  Auch 
diese  Methoden  beruhen  auf  der  imrichtigen  Voraussetzung,  dass  der 
Wirkungsgrad  der  Maschinen  derselbe  sei  bei  Verwendung  als  Generator 
wie  als  Motor. 

Der  Wirkungsgrad  eines  Motors  oder  einer  Dynamomaschine  kann 
aus  rein  elektrischen  Messungen  in  einfacher  Weise  bestimmt  werden, 
ohne  an  den  früher  erwähnten  unrichtigen  Voraussetzungen  festzuhalten, 
welche  den  anderen  Verfahren  anhaften.  Nehmen  wir  an,  es  sei  M  ein 
Motor,  dessen  Wirkungsgrad  zu  suchen  sei.  Wir  verkuppeln  M  mit  einer 
Dynamomaschine  D,  am  besten  mit  einer  Nebenschlussmaschine;  die 
Kuppelung  soll  lösbar  und  wenn  möglich  flexibel  sein  (Oldhamkuppelung). 

Die  erste  Messung  nehmen  wir  bei  gelöster  Kuppelung  vor  und 
messen  die  zu  Leerlauf  des  Motors  nothwendige  elektrische  Energie  für 
jene  Tourenzahl,  mit  welcher  der  Motor  laufen  soll;  die  Maasszahl  jener 
Arbeit  sei  bezeichnet  mit  L^. 

Nun  wird  M  mit  D  verkuppelt ;  7>  wird  mit  Fremdstrom  erregt.  Den 
Erregerstrom    braudlt   man  nicht    zi  ssen,    sondern    nur    constant  zu 

halten.  Bei  der  folgen  ^  n  Messung  •  wir  auch  die  im  Motor  ver- 

brauchte Arbeit,  z>''  '  dieser  Ai  ab,  so  repräsf  *irt  der  Rest, 


354 

dessen  Maassxahl  mit  Xd  bezeichnet  sein  möge,  jene  Arbeit,  weiche  im 
Motor  verbraucht  wird,  wir  üeberwindung  der  passiven  Widerstände  und 
der  Hysteresisverluste  in  der  Dynamomaschiae«  Genannte  Verluste  können 
bei  gleicher  Tourenzahl  und  gleicher  Erregung  als  constant  angesehen 
werden ;  auch  ist  L^  =  Constante. 

Als  dritte  Messung  führen  wir  eine  Messung  bei  belasteter  Dynamo- 
maschine durch.  Der  Mehraufwand  im  Motor  gegen  die  zweite  Belastung 
sei  Xb  Watt,  die  in  D  erzeugte  Arbeit  einschliesslich  des  Ankerver- 
lustes (t/^  W)  sei  Xe  Watt.  Wir  bilden  den  Quotienten  y4=£  für  verschiedene 

Belastungen,  von  maximaler  Belastung  bis  zur  Stromimterbrechung  von  D, 
tragen  in  einem  Coordiniiten-System  auf  der  Abscissenachse  !/„  +  Xd  +  X,auf 

und  auf  der  zugehörigen  Ordinate  y^,  so  erhalten  wir  eine  Curve,  welche  von 

Xi 

einer  zur  Abscissenachse  parallelen  Geraden,  besonders  für  geringere  Be- 
lastungen, sehr  wenig  abweicht  Bezeichnen  wir  mit  E*  jenen  Werth, 
welcher  unserer  kleinsten  Belastung  entspricht  und  setzen  wir  mit  Rück- 
sicht auf  die  geringe  Aenderung  von  E^  E  =  Eq  für  X«  =  O,  d.  h.  gleich 

dem  Verhältniss  von  j^  für  den  Leerlauf  der  Dynamomaschine,  so  können 

Xa 

wir  das  elektrische  Aequivalent  jener  mechanischen  Arbeit  kennen  lernen, 
die  wir  bei  der  zweiten  Messung  (Leerlauf  der  erregten  Dynamo)  durch 
den  Motor  leisten  Hessen.  Es  muss  nämlich  Lj)  .Eq  =  L^  bestehen,  wenn 

X        X ' 

obige  Behauptung,  dass  -^  =^  -=ß-^,  für  zwei  nicht    sehr  verschieden   grosse 

Xa  Xx 

Belastungen  richtig  ist.    Die  Bestätigung  dieser  Behauptung   ist  durch  die 

Curve  j^  gegeben.    Aus   diesen  Messungen   können  wir  den  Wirkungs- 
X« 

grad  des  Motors  sofort  für  jede  Belastung  ermitteln,  denn  es  ist  die  im 
Motor  aufgewendete  und  die  vom  Motor  abgegebene  Energie  bekannt. 
Erstere  ist  gleich  X^  +  Xd  +  X,,  letztere  X©  .  £"0  +  X«,  daher  der  Wir- 
kungsgrad 

Xp  ^0  -|-  ^e     ^1  -f"  ^e 

''~x„+xi>+2;~  C2  + V 

wenn  Xp  .  X'q  =  C^  und  Xm  +  Xi>  =  Cg  gesetzt  wird. 

Ist  eine  Dynamomaschine  zu  untersuchen,  so  wird  diese  durch  einen 

Motor  angetrieben  und  für  letzteren  die  Curve   —,  wie  eben  gezeigt  wurde, 

x« 

festgelegt.  Die  Dynamomaschine  wird  angetrieben,  jedoch  mit  Selbst- 
erregung. Es  ist  nicht  nothwendig,  den  Ankerverlust  zu  bestimmen,  wenn 

wir  nur  nach  dem  Wirkungsgrad  fragen.  Aus  der  Curve  -=4  lässt  sich  für 

x* 

jede  Belastung  die  vom  Motor  abgegebene  Arbeit  bestimmen,  die  von 
der  Dynamomaschine  wird  auch  durch  rein  elektrische  Messungen  be- 
stimmt, somit  ist  Yj  von  der  Dynamomaschine  berechenbar. 

Bei  Maschinen  geringer  Leistung,  wie  sie  für  Ventilationszwecke 
vielfach  verwendet  werden,  eignet  sich  diese  Untersuchung  ganz  besonders, 
weil  die  Messung  im  mechanischen  Wege  (Bremszaun  oder  Dynamo- 
meter) sehr  angenehm  wird.  Verkuppeln  wir  z.  B.  einen  Motor  von  o"i  SP 
mit  einer  Dynamomaschine  von  100—200  Watt  Leistung,  so  kann  die 
Leerlaufsarbeit  und  die  abgegebene  Arbeit  aus  elektrischen  Messungen 
sehr  genau  bestimmt  werden. 


355 


Ich  erlaube  mir  noch  darauf  aufmerksam  zu  machen,  dass  bei  Er- 
mittelung der  Tourenzahl  grösste  Vorsicht  anzuwenden  ist,  denn  es  kann 
durch  das  Andrücken  von  Tachometern  die  Leerlaufsarbeit  kleiner  Ma- 
schinen leicht  um  15%  ^^^  mehr  verändert  werden. 

Ich  glaube,  dass  die  angeführte  Art  der  Wirkungsgrad-Untersuchung 
namentlich  für  die  Praxis,  wo  man  nicht  immer  verlässliche  geaichte  Dy- 
namometer zur  Verfügung  hat,  mit  Vortheil  anzuwenden  ist. 

Zum  Schlüsse  sei  ein  Schema  der  Eintragung  der  verschiedenen 
Werthe  in  ein  Coordinaten-System  beigefügt. 


Fig.  2. 


Zur  Frage  Ober  die  elektrischen  Bahnen  in  Wien. 


Wie  wir  im  vorigen  Hefte  aaf  S.  335 
ausführlich  referirteo,  ist  dnrch  den  Be- 
schluss  des  Wiener  Gemeinderathes  vom 
25.  Mai  1.  J.f  nach  welchem  die  Unter- 
handlungen mit  den  Concessionswerbem 
für  elektrische  Bahnen  bis  zur  Erledigung 
der  bei  der  Regiemng  und  dem  Parlament 
noch  einzureichenden  Petition  nm  das  Heim- 
falla-  nnd  Expropriationsrecht  unterbrochen 
werden  sollen,  der  Bau  solcher  Bahnen  in 
Wien  und  die  Einführung  dieses  anerkannt 
vollkommensten  Verkehrsmittels  für  grosse 
Städte  wieder  einmal  auf  lange  Zeit  ver- 
schoben worden.  Interessant  und  lehrreich 
ist  es  bei  dieser  Gelegenheit,  zu  sehen,  wie 
anders  die  Gemeinde  und  die  maassgebenden 
Behörden  in  der  ungarischen  Hauptstadt,  in 
Budapest,  sich  zu  ähnlichen  Fragen  ver- 
halten. Hier  wird  in  den  wichtigsten  Fragen 
viel  gesprochen,  viel  petitionirt,  viel  regi- 
strirt  und  viel  recrimirt,  —  dort  wird  in 
zielbewusster  Weise  rasch  von  den  Worten 
zur  That  übergegangen.  Zur  Ulustrirung  dieser 
Thatsache  diene  das  Folgende. 

Die  elektrische  Stadtbahn-Actiengesell- 
schaft  in  Budapest  hat  im  Verein  mit  der  Buda- 
pester Strassenbahn-Ggesellschaft  ein  Project 
für  eine  3*5  km  lange  elektrisch  zu  betnibende 
UnCergruTidb&hn'  (Tnonclbahn)  Aluge- 
arbeitet.   Die>       ""     -     "  1       iTr         " 

Jahre*,    u.    ^■•. 

cetiioQtttiOg  c.  .j.  rüU. 

fanden  die  hc  i^cti 


(Wien,  am  i8.  Juni  1894.) 

ject  in  der  Eisenbahn-Commission  der  Ge- 
meinde statt  und  am  18.  April  war  die  Be- 
handlung des  neuen  Unternehmens  in  der 
Finanz-Commission  beendet.  Am  25.  April 
fand  die  Behandlung  des  Entwurfes  in  der 
hauptstädtischen  Generalversammlung  statt 
nnd  wurden  die  Grundzüge  für  den  zwischen 
der  Unternehmung  und  der  Gemeinde  abzu- 
schliessenden  Vertrag  beschlossen.  Am  2.  Mai 
fasste  der  hauptstädtische  Baurath  seine 
EntSchliessung  und  legte  selben  Tages  dem 
Ministerium  seinen  Bericht  vor.  Bereits  am 
4.  Mai  erscheint  die  Verfügung  des 
Ministeriums  des  Innern,  dem  fünf  Tage 
später  die  Verfügung  des  Handelsministeriums, 
betreffend  die  Tracenrevision  folgt.  Die 
administrative  Begehung  der  Bahn  fand  am 
15.  Mai  statt  und  da  sich  alle  maassgeben- 
den Factoren  für  das  Project  aussprachen, 
wurden  die  Concessionsverhandinngen  mit 
den  Unternehmern  beieits  am  30.  Mai 
vorgenommen ;  dabei  wurde  zur  Bedingung 
gemacht,  dass  der  Bahnbau  unter  der  An- 
drassystrasse  bis  Ende  1895  beendet  sein 
muss  und  dass  die  ganze  Bahn  zum  i.Mai  1896 
in  Betrieb  kommen  soll.  Die  Concessionirung 
der  elektrischen  Untergrundbahn  in  Buda- 
pest —  der  ersten  des  europäischen  Fest- 
landes ^-  steht  aUo  für  die  allernächste  Zeit 
h^voT    und    bt    der  Bauhegma    -^    wie  wir 

orcn  ^-  für  den  i.  Jnli  in  Aussicht  ge- 
minen.    Auf    di?^1>e    Weite    entstand  in 

.  j.4>c$t  ]nnerhal^   m»    leUteu  sechs  Jahre 


356 


ein  Netz  elektrischer  Bahoen,  dessen  Geleise- 
läoge  heute  bereits  35*6  km  beträgt  und  das 
im  vergangenen  Jahre  12*5  Millionen  Personen 
beförderte.  Das  gesammte  Strasseobahnnetz 
von  Budapest  hat  sich  in  dieser  kurzen  Zeit 
von  75  Arm  Geleise  auf  124  km  vergrössert, 
der  Verkehr  aber  von  13,324.721  Personen 
im  Jahre  1887  anf  32,400.000  im  Jahre  1893 
gehoben. 

Zn  den  vielen  Projecten,  welche  bereits 
für  elektrische  Bahnen  in  Wien  vorliegen 
und  welche  wir  im  Hefte  X  auf  Seite  279 
aufzählten,  ist  nun  wieder  ein  neues  dazu- 
gekommen. 

Die  Anglo-Österreichische  Bank 
hat  nämlich  in  Verbindung  mit  der  Firma 
Siemens  &  Halske  kürzlich  dem 
Handelsministerium  ein  im  Detail  ausge- 
arbeitetes Project  für  eine  elektrische 
Untergrundbahn  in  Wien  unter- 
breitet und  um  die  Ertheilung  der  diesbe- 
züglichen Concession  angesucht.  Gleichzeitig 
wurde  das  Project  auch  der  Commune  mit 
dem  Gesuche  um  Bewilligung  der  Strassen- 
beotttzung  überreicht  Die  geplante  elektrische 
Untergrundbahn  beginnt  an  der  Ferdi- 
nandsbrflcke,  wo  der  Verkehr  der 
Leopoldstadt  strahlenförmig  zusammenläuft, 
durchquert  hierauf  die  innere  Stadt, 
berührt  die  Elisabethbrücke,  bei 
welcher  der  Verkehr  des  vierten  Bezirkes 
mündet,  durchschneidet  sodann  die  Bezirke 
Mariahilf  und  Neubau  unter  der  zwischen 
beiden  liegenden  wichtigsten  Verkehrsader 
von  ganz  Wien,  der  Mariahilferstrasse, 
erstreckt  sich  nach  Berührung  der  Maria- 
hilf  erlin  ie,  dem  Sammelpunkt  des 
Verkehres  von  Fünfhaus,  Sechshaus  und 
Rudolfsheim,  des  Westbahnhofes, 
des  wichtigsten  Bahnhofes,  der  im  Bau  be- 
griffenen  Gürtelbahn,  längs  des  Bezirkes  von 
Neufünfbaus  und  des  nördlichen  Theiles  von 
Rudolfsheim  und  endet  in  Penzing  in  der 
Nähe  von  Schönbrunn  und  Hietzing.  Halte- 
stellen sind  in  Aussicht  genommen  bei 
der  Ferdinandsbrücke,  am  Morzinplatz  (vor  dem 
„H6tel  Metropole**),  am  Hohen  Markt  (Ecke 
der  Wipplingerstrasse),  am  Graben  (Ecke 
der  Tuchlauben),  am  Michaelerplatz  (Ecke 
der  Stallburggasse),  Opemring,  Friedrich- 
strasse (beim  „Weiogartel"),  Rahlgasse 
(Museum),  Stiftgasse,  Nenbaugasse,  Schotten- 
feldgasse, Mariahilferlinie,  Westbahnhof, 
Schmelzerbrücke  und  Penzing.  Die  Fahr- 
zeit der  6  A:J7t  langen  Bahnlinie  soll  von 
der  Ferdinandsbrücke  nach  Penzing  17  Mi- 
nuten und  15  Secunden  und  in  umgekehrter 
Richtung  16  Minuten  und  40  Secuuden  be- 
tragen. 

Die  elektrische  Untergrundbahn  soll 
nicht  als  Tunnelbahn  ausgeführt  werden,  wie 
die  unterirdischen  Bahnen  in  London,  die 
sehr  tief  unter  der  Oberfläche  liegen,  son- 
dern als  sogenannte  Unterpflasterbahn 
mit  flacher,  unmittelbar  unter  dem  Strassen- 
pflaster  liegender  Decke.  Diese  Unterpflaster- 
bahn muss  naturgemäss  dem  Zuge  der 
Strassen  folgen,  sie  wird  aber  die  an  den- 
selben   liegenden    Gebäude    nicht    berühren 


und  auch  nicht  tiefer  zn  liegen  kommen, 
als  die  Grundmauern  der  Häuser,  so  das« 
weder  von  der  Banführung  noch  von  dem 
Betriebe  der  Bahn  irgend  ein  schädlicher 
Einfluis  zu  befürchten  ist.  Die  Bahn  soll 
durchgehends  zweigeleisig  hergestellt 
werden,  weil  anders  ein  flotter  Betrieb  nicht 
ausführbar  ist  Auch  ist  sie  norm  aispur  ig 
geplant,  so  dass  ihre  Wagen  erforderlichen- 
falls später  auch  anf  die  bestehenden  Strauen- 
bahnen  oder  zu  erbauenden  VoUbahnen  im 
Wdchbilde  der  Stadt  überführt  werden 
können.  Der  Oberbau  soll  aus  Vignol- 
schienen  auf  eisernen  Querschienen  bestehen, 
welche  in  ein  Schotterbett  gelegt  sind.  Der 
Betrieb  erfolgt  mittelst  einzelner  Wagen, 
die  vierzig  Fahrgäste  fassen,  in  sehr  kurzen 
Intervallen.  Wenn  dies  nicht  ausreichen 
sollte,  wie  bei  Beginn  und  Ende  der  Arbeits- 
zeit, oder  an  Sonn-  und  Feiertagen  bei 
schönem  Wetter,  sollen  zwei  Wagen  zn  einem 
Zuge  gekoppelt  werden.  Der  Fahrpreis  ist 
für  kürzere  Strecken  mit  zehn  Hellern 
(5  kr.)  in  Aussicht  genommen  und  soll  bis 
zur  Linie  20  und  nach  Penzing  30  Heller 
betragen.  Der  Fahrkartenverkauf  soll 
mittelst  Automaten  erfolgen.  Bei  der 
Haltestelle  Westbahnhof  endet  die  Unter- 
grundbahn und  geht  die  Fortsetzung  längs 
der  grossen  Feiberstrasse  auf  der  zwischen 
dieser  und  der  Westbahn  liegenden  Böschung 
geradlinig  bis  zur  Unterführung  der  Schön- 
brunner-Allee  unter  der  Westbabn  als  elek- 
trische Strassenbahn  weiter,  einerseits  nach 
Penzing  und  Hietzing,  andererseits  nördlich 
nach  Breitensee,  Ottakring,  Hemals  und 
Dombach.  Die  gesammte  Bauzeit  soll 
nicht  mehr  als  ein  Jahr  betragen,  da  die 
Herstellung  gleichzeitig  an  sieben  Punkten 
in  Angriff  genommen  werden  soll. 

Die  von  der  Anglobank  projectirte  elek- 
trische Bahn  soll  weder  der  Wienthallinie 
der  Stadtbahn  noch  der  Gürtelbahn,  noch 
auch  der  Tramway  Concurrenz  machen, 
sondern,  wie  es  ähnlich  in  Budapest  der 
Fall  war,  ihren  eigenen  Verkehr  heranziehen. 
Während  die  in  Ausführung  b^riffene 
Gürtellinie  der  Wiener  Stadtbahn  nur  den 
Zweck  haben  kann,  die  Vororte  längs  der 
Linie  untereinander  zn  verbinden,  kann  auch 
die  Wienthallinie  als  eigentliche  Stadtbahn, 
d.  h.  als  Bahn  zur  Bewältigung  des  Stadt- 
verkehres, nur  in  gewissem  Sinne  betrachtet 
werden.  Sie  wird  den  Verkehr  der  West- 
bahn und  später  vielleicht  auch  der  Südbahn 
bis  in  die  Stadt  hinein  führen,  aber  für 
den  eigentlichen  Stadtverkehr  von  Stadt- 
theil  zu  Stadttheil  ist  die  Wienthal- 
linie einstweilen  noch  ohne  wesentliche  Be- 
deutung, denn  der  Wien  entlang  nach  dem 
Gnmpeudorfer  Schlachtbaus  fehlt  vorläufig 
noch  jeder  nennenswerthe  Verkehr  und  ein 
solcher  kann  sich  frühestens  erst  nach  Aus- 
bau des  Wienthal- Boulevards,  also  vielleicht 
erst  nach  einem  Jahrzehnt  einstHl«»  n^a 
schon  heute  fühlbaren  Uns? 
bezüglich  der  Bewältigung  < 
in  den  '-**    '  "    -^ttheilen 

ihar  \ünnc 


357 


nicht,  wenn  man  anstatt  der  beabsichtigten 
schweren  LoeomotivzUge  in  längeren  Zwischen« 
räomen  den  elektrischen  Betrieb  mit  rascher 
Aufeinanderfolge  einxelner  Wagen  einfahren 
wollte.  Diese  Linie  kann  sich  nur  an  der 
Peripherie  der  innem  Stadt  bewegen  und 
man  mnss  vom  Stefansplatx  aus  fast  einen 
Kilometer  weit  gehen,  um  eine  Haltestelle 
der  Wienthallinie  zu  erreichen,  während  die 
geplante  Untergrundbahn  die  innere  Stadt 
durchquert  und  die  wichtigsten  Verkehrs- 
mittelpunkte dlrect  berührt.  Gleichwohl  wird 
die  Untergrundbahn  an  der  Elisabethbrücke 
der  Wienthallinie  den  Verkehr  zubringen, 
und  xwar  einerseits  von  der  Mariahilferstrasse 
nach  der  unteren  Wienthalbabn  und  anderer- 
seits aus  der  Leopoldstadt  und  der  innem 
Stadt  nach  der  oberen  Wien  thalbahn. 

Et  wäre  nur  zu  wünschen,  dass  das 
interessante  Project,  das  wir  in  seinen  Grund- 
linien skizzirt  haben,  bei  den  verschiedenen 
Instanzen,  die  es  zu  durchlaufen  hat,  eine 
fzpeditivere  Behandlung  erfahren  möge,  alt 
ähnlichen  Bestrebungen  hierzulande  bisher  su- 
thdl  zu  werden  pflegte.  Wir  haben  ein- 
gangs darauf  hingewieten,  wie  solche  Ange- 
legenheiten in  Budapest  behandelt  werden, 
und  möchten  speciell  unseren  Communal* 
kreiten  die  charakteristische  Aeusserung  des 
Kaisers  in^s  Gedächtniss  zurückrufen,  dass 
man  sich  in  Wien  ein  Beispiel  an  den  Festem 
nehmen  sollte. 

Wohl  ist  es  nicht  zu  verkennen,  dass 
hier  in  Wien  die  Verhältnisse  anders  als  in 
Budapest  liegen.  Et  ist  nämlich  durch  den 
Umttand,  dass  dat  jüngere  Staatswesen  jen- 
seitt  der  Leilha  eine  Anzahl  gesetzlicher  Be- 
schränkungen hinsichtlich  der  Anlage  Ton 
Verkehrsobjecten  und  Industrien,  wie  sie  in 
Oesterreich  bestehen,  nicht  kennt,  dass  viel- 
mehr in  Ungarn  solchen  Unternehmungen 
seitens  aller  maassgebenden  Behörden  und 
Factoren  jedwede  Förderung  widerfährt,  und 
daher  drüben  eine  raschere  Erledigung  solcher 
Eingaben,  wie  die  letzt  besprochene  möglich  ist. 
Allein,  die  Prüfung  der  einzelnen  Offerten 
aufschieben,  bis  die  vier  Punkte  der  gemeisde- 
rät blichen  Petition  von  den  gesetzgebenden 
Factoren  genehmigt  sind  (Siehe  Heft  XI  S.  299 
u.  Heft  XII  S.  335),  heitst  doch  der  Ge- 
duld  der  Projectonten  zu  viel  zutrauen !  Die  Ge- 
meinde will,  nach  dem  Vorbilde  des  seinerzeit 
aufgestellten  Programmes  für  die  allgemeinen 


Verkehrsanlagen,  nunmehr  ein  Programm  für 
die  innerstädtischen,  dem  Bezirks-  und  Local- 
verkehr  dienenden  elektrischen  Anlagen 
aufstellen.  Dann  will  die  Gemeinde  die 
Concurrenz  der  Projectanten  zulassen  und 
mit  jenem  Offerenten  in  Verhandlung 
treten«  welcher  dem  aufgestellten  Programme 
zu  entsprechen  sich  verpflichtet.  Bedenkt 
man  diese  Umstände,  so  muss  es  wohl  Dem- 
jenigen vor  der  endgiltigen  Frist,  nach  der 
sich  diese  Angelegenheiten  abwickeln  werden, 
ein  wenig  grauen.  Hiezu  aber  tritt  noch  der 
Uebelstand,  dass  die  einzelnen  Offerenten 
sich  bekämpfen,  die  angebotenen  Systeme, 
Bauweisen,  Betriebsarten  n.  s.  w.  der  Andern 
unntttzerweise  als  nicht  vollwerthig  und  voll- 
wichtig darstellen.  Hierdurch  werden  die 
Herren  Gegner  der  elektrischen  Traction  in 
den  Stand  gesetzt,  diere  im  Allgemeinen  als 
noch  nicht  «spruchreif  zu  bezeichnen.  Wie 
sich  die  betreffenden  Elektriker  und  Projec- 
tanten den  Ausgang  dieses  Gebahrens  vor- 
stellen, ist  schwer  tu  errathen.  Wir  mahnen 
zur  Einigkeit  und  das  von  mancher 
Seite  hervorgekehrte  Selbstvertrauen  wird 
durch  die  Lage  der  Dinge  nicht  vollauf  be- 
gründet werden  können. 

Eine  Einigung  der  Offerenten 
scheint  uns,  auch  von  ftchlichem 
Standpunkte  aut,  die  Vorbedingung 
einer  gedeihlichen  Lösung  der  An- 
gelegenheit. 

Der  Verein  hat  durch  Niedertetzung  des 
in  den  Vereinsnachrichten  erwähnten  Eisen- 
bahn* Comit^s  eine  Veranstaltung  getroffen, 
innerhalb  welcher  die  von  uns  im  Vorigen 
angedeuteten  Absichten  zu  geeinigtem  Vor- 
gehen in  der  Frage  der  Herstellung  elek- 
trischer Bahnen  in  Wien  besprochen  und 
bersthen  werden  kann.  Eine  aus  solcher 
Vereinigung  der  elektrotechnischen  Firmen 
her  vorgebende  Action  könnte  unmöglich  ohne 
Berücksichtigung  bleiben.  Denn  jene  Herren, 
welche  den  Einfluas  und  die  Macht  haben, 
diese  Angelegenheiten  in's  Werk  zu  setzen, 
sehen  sich  nach  fachmännischem  Rathe,  nach 
begründeter  Anregung  um  und  da  wäre'  et 
sehr  vom  Uebel,  wenn  durch  die  Uneinigkeit 
der  betreffenden  Firmen  das  bekannte  Wort : 
„getrennt  marscbiren,  vereint  schlagen"  sich 
umwandeln  würde  in  die  Klage:  , getrennt 
marschirt  —  veruneinigt  geschlagen**« 


Das  Grubenunglück  in  Karwin  und  die  Elektricität 


Wenn  ein  so  tieferschüttemdes  Unheil 
wie  das  zu  Karwin  über  arme  Unverschuldete 
hereingebrochen,  fragt  sich  wohl  Jeder: 
„Wurde  Alles  an  jener  Unglücksstätte  vor- 
gekehrt, wat  den  Jammer,  der  nun  Über  so 
viele  Familien  gekommen  und  bei  dessen 
Vorstellung  der  Menschheit  ganzes  Elend  vor 
dos  geittige  Auge  tritt,  hätte  verhüten  können  }** 
Im  Umfange  det  eigenen  Wittent  sucht  nun 
"  Einzelne  dasjep'  m  künftigem 

V  zu  steuei  1  das  Ge- 

richt n  t  und  da 


seine  Folgen  nur  durch  werkthätige  Hilfe 
für  die  Familien  der  Todten  gemildert  werden 
können.  Wir  finden  nun,  dass  in  den 
Kohlengruben  noch  immer  zu  wenig 
Gebrauch  von  der  Elektricität  ge- 
macht wird.  Wohl  ist  es  dem  Schreiber 
dieser  Zeilen  bekannt,  dass  in  den  Erzherzog- 
lich  A  1  b  r  e  c  h  t'schen  Gruben  in  Schlesien 
bereits  elektrische  Einrichtungen  eingeführt 
und  dass  femer  in  jenen  des  Grafen 
Wilczek  seit  längerer  Zeit  Verbesse- 
rungen  im   Betriebe   studirt   werden,    allein 


S6S 


wir  finden,  da»  von  all  den  Hilfsmitteln, 
welche  die  Elektrotechnik  für  das  dies- 
bezagliche  Betriebs-  nnd  Rettnngtwesen 
bietet,  nicht  in  jenem  Umfange  Gebrauch 
gemacht  wird,  das  durch  solche  Katastrophen 
wie  die  letzte  geboten  ist. 

Nebst  den  Bohrmaschinen  mit  elektri- 
schem Antrieb,  nebst  den  Fördervorrich- 
tangen,  gibt  es  ja  Sicherheits-Grubenlampen 
und  elektrische  Ventilatoren,  Minen-Rettungs- 
apparate, welche  leider  in  unserem  Vater- 
lande noch  nicht  tur  Anwendung  gekommen 
£u  sein  scheinen.  Die  Glühlampe  erlischt, 
wenn  der  Glasballon,  in  welchem  der  leuch- 
tende Kohlenfaden  eingeschlossen  ist,  «er- 
bricht. Die  transportablen  Gltlhlampen  von 
TrouT^,  Swan,*)  Edison  u.  A. m.  sollten 
daher  weit  Öfter  ak  es  geschieht,  in  Gruben 
bentttzt  werden.  Vor  einigen  Wochen  wurden 
derlei,  ganz  compendiös  gearbeitete  und  voll- 
ständig hermetisch  geschlossene  tragbare 
Lampen,  die  durch  Accumulatoren  gespeist 
werden,  von  einem  in  England  lebenden 
österreichischen  Ingenieur  im  Elektrotech- 
nischen Verein  vorgewiesen;  es  ist  jedoch 
kein  Zweifel,  dass  solche  Lampen  auch  bei 
uns  in  derselben  Vollkommenheit  hergestellt 
werden  können.**)  Es  gibt  auch,  wie  erwähnt, 
Minen  -  Rettungsapparate,  bei  welchen  die 
Elektricität  eine  bedeutende,  ja  ausschlag- 
gebende Rolle  spielt;  dieselben  wären 
wohl  in  einigen,  wenn  auch  vielleicht  nicht 
in  allen  Fällen  anwendbar  —  aber  da 
sein  müssen  dieselben!  Der  Beamte  des 
technisch  -  administrativen  Militär  -  Comit^s, 
Herr  Dr.  W  ä  c  h  t  e  r,  hat  bereits  vor  Jahren 
einen  solchen  Apparat  construirt,  allein  wir 
zweifeln  daran,  dass  derselbe  in  nennens- 
werthem  Ansmaasse  Versuchen  unterzogen 
vmrde. 

Das  Unglück  hat  eine  erziehliche  Mission 
und  der  Schmerz  ist  der  grosse  Lehrmeister 
der  Menschheit.  Möge  der  Karwiner  Fall 
den  Blick  der  maassgebenden  Factoren  auf 
jene  Hilfsmittel  richten,  welche  die  „mo- 
dernste aller  Naturkräfte**,  wie  man  die  Elek- 
tricität, zu  nennen  liebt,  vor  allen  anderen 
Energien  auch  im  Berg  Werksbetriebe  zu 
bieten  vermag. 

Der  voranstehenden  wohlgemeinten  und 
nicht  vereinzelt  gebliebenen  Anregung  wurde 
nachstehende,  offenbar  officiöse  Aeusserung 
eines  Regierungsblattes  entgegengehalten.  Die 
„Presse"  bringt  nämlich  an  leitender  Stelle 
folgende  Ausführung :  „Der  Bergwerksbetrieb, 
namentlich  jener  der  Kohlengruben,  bildet 
seit  jeher  den  Gegenstand  unausgesetzter 
Aufmerksamkeit  seitens  der  Behörden.  Es 
wird  unentwegt  nnd  energisch  daran  gear- 
beitet, die  präventiven  Vorkehrungen  gegen 


*)  B  w  a  ii*s  Lampen  besitaen  ein«  Yorriobtang 
xor  Anxeige  ron  OmbengaMO. 

**)  Di«  Acoamulatoren-Fabrik  Baomgarten 
liefert  solche  OmbenUmpen  in  sehr  handlicher  nnd 
tragbarer  Form. 


UnglÜcksMigDamentlidiaber  wider  schlagende 
Wetter,  zu  erwtiinrn  und  zu  verstärken  nnd 
eine  möglichst  grosse  Garantie  für  die  Sicher- 
heit des  Lebens  der  iMciter  zu  schaffen. 
Keine  Erfindung,  nnd  sdMiM  sie  auch  auf 
den  ersten  Blick  undnrdifÜhrlNir,.  mid  zurück- 
gewiesen, sie  wird  vielmehr  den  Fackoiganen 
zur  eingehenden  Prüfung  ttberantwort«!^  So- 
eben wird  z.  B.  wieder  die  EinfÜhnMig; 
elektrischer  Lampen  empfohlen.  Dieses  Pro« 
blem  hat  schon  seit  Längerem  den  Gegenstand 
der  Erwägung  in  den  Fachkreisen  gebildet. 
Es  hat  sich  jedoch  herausgestellt,  dast  die 
elektrischen  Lampen  zwar  ein  intensiveres 
Licht  spenden,  dass  sie  aber,  abgesehen  von 
ihrer  Schwerfälligkeit,  dem  Bergarbeiter  nicht 
jene  Dienste  als  Künder  des  Vorhandensetna 
gefährlicher  Gase  leisten  können,  wie  die 
bisher  in  Verwendung  stehenden  Lampen, 
Die  elektrische  Lampe  reagirt  nicht  gegen 
die  Stickgase,  während  die  derzeit  in  Ge- 
brauch stehende  Lampe  nicht  nur  das  Vor- 
handensein, sondern  auch  das  Steigen  der 
Gefahr  anzeigt.  Während  also  die  elektrische 
Lampe  in  präventiver  Beziehung  werthlos 
ist,  bildet  sie  bei  ihrem  Bersten  eine  ebenso 
grosse  Explosionsgefahr  wie  ein  offenes 
Grubenlicht,  während  bekanntlich  nicht  dieses, 
sondern  die  verbesserte  Davis'sche  Sicher- 
heitslampe in  Verwendung  steht.  Man  fordert 
grössere  Vorsicht  bei  den  Sprengungen.  Aber 
sie  war  schon  bisher  eine  sehr  weitgehende. 
Dieselben  ganz  zu  verbieten,  ist  im  Interesse 
des  Betriel^  nicht  möglich.  Die  enorme 
Entwicklung  der  montanistischen  Industrie 
bringt  es  mit  sich,  dass  die  Zahl  der  Unfälle 
sich  nicht  verringern  kann.  Sie  ist  aber  ein 
Ansporn  für  die  Behörden  und  die  betheiligten 
Kreise  ttberhauptf  die  Fortschritte  der  Technik 
zum  Schutze  des  Lebens  in  den  montanisti- 
schen Betrieben  auszunützen.* 

Wir  bemerken  hierzu,  dass  es  uns  wohl 
bekannt  sei,  dass  Glühlampen  eine  Entzündung 
von  Gasen  nicht  vollständig  zu  verhüten 
vermögen,  andererseits  ist  es  uns  aber  nicht 
minder  bekannt,  dass  —  wie  oben  bemerkt 
—  Swan's  Lampen  eine  Vorrichtung  be- 
sitzen, welche  Grubengase  anzukündigen 
vermag  ^und  wir  glauben  auch  sagen  zu 
dürfen,  dass  ein  Zerbrechen  von  guten 
Schutzgläsern  bei  elektrischen  Lam- 
pen zu  den  UnWahrscheinlichkeiten  zu 
rechnen  sein  wird. 

Erwähnen  wir  noch  der  elektrischen 
Bohr*  und  Fördermaschinen,  der  Ventilatoren 
und  des  Gesammtcomplexes  von  elektro- 
technischen Apparaten,  die  im  Bergwerks- 
betrieb anderswo  in  Anwendung  stehen,  so 
scheint  uns  ein  bescheidener  Hinweis  darauf, 
was  in  dieser  Beziehung  in  Oesterreich- 
Ungarn  noch  zu  leisten  ist,  kaum  überflüssig. 
Gilt  es  doch  zu  verhüten,  dass  Katastrophen 
durch  schlagende  Wetter,  soweit  menschliches 


Können 
holen. 


es     gestattet,    sich    nicht    wieder- 


359 


EröjOfnung  der  elektrischen  Bahn  in  Lemberg. 


Wie  wir  bereits  im  vorigen  Hefte  S,  343 
berichtet  haben,  iit  am  31.  Mai  I.  J.  in 
Lemberg  die  erste  elektrisch  betriebene 
Stadtbahn  in  Oesterreich  eröffnet  worden. 
Der  ^El.  Anz."  schreibt  hierüber  Folgendes : 
Das  die  Stadt  durchziehende  Netz  elektrischer 
Bahnen  besticht  ans  folgenden  Strecken: 
einer  circa  6  km  langen  Durchmesserlinie 
von  dem  im  Westen  der  Stadt  gelegenen 
Staatsbahnhof  nach  der  Östlichen  Vorstadt 
Lycaakower,  einer  vom  Mittelpunkte  der 
Stadt  aus  abzweigenden  Radialstrecke  nach 
dem  Kilinsky-Park,  auf  dessen  Territorium 
soeben  die  galizische  Landes-Ausstellung  auf- 
gebaut ist,  femer  einer  kurzen  Zweigstrecke 
nach  dem  grossen  Friedhof  und  einem  Ver- 
bindnngsgeieise  zum  Betriebsbahnhof  und 
znr  elektrischen  Centralstation.  Die  gesammte 
Gelcislflnge  beträgt  i6ibi»,  die  gesammte 
Bahnlinge  8*5  Arm,  von  denen  augenblicklich 
bereits  bkm  in  Betrieb  genommen  sind. 

Die  Steigungsverhftltnisse  der  Bahn  sind 
sehr  ungünstige;  Steigungen  zwischen  40O/00 
und  50O/00  kommen  wiederholt  vor,  und  die 
grösste,  mehrere  hundert  Meter  lange  Stei- 
gnng  beträgt  sogar  67*5^/00.  Auch  die  Curven- 
verhältnisse  sind  schwierige;  ein  Minimal- 
radius von  15  m  ist  öfter  angewendet 

Der  Oberbau  der  Bahn  besteht  aus 
Rillenschienen  von  der  T3rpe  Phönix;  der 
laufende  Meter  wiegt  32*5  kg.  Die  mit 
eisernen  Spurstangen  verbundenen,  1400  mm 
hohen  Schienen  sind  direct  auf  einem  Schotter - 
bett  gelagert. 

Der  elektrische  Strom  wird  oberirdisch 
zngeführt.  Die  aus  Hartkupfer  bestehenden 
Arbeitsdrähte  sind  mitten  über  den  Geleisen 
ausgespannt.  Diese  Querdrähte  sind  je  nach 


dem  Charakter  der  betreffenden  Strasse  an 
architektonisch  ausgebildeten  eisernen  Säulen , 
an  einfacheren  hölzernen  Masten  oder  an 
Manerfalten  befestigt.  Der  elektrische  Strom, 
dessen  primäre  Spannung  500  Volt  beträgt, 
wird  mittelst  Contactbügel,  die  auf  den 
Dächern  der  Motorwagen  federnd  befestigt 
sind,  abgenommen  und  zum  Motor  geleitet.*) 
Die  Rückleitung  des  Stromes  erfolgt  durch 
die  Schienen,  welche  zu  diesem  Zweck  an 
den  Stössen    kupferne  Verbindungen  haben. 

Für  die  Bahn  sind  vorläufig  16  Motor- 
wagen bestimmt,  zunächst  ist  die  Hälfte  der- 
selben in  Betrieb  gestellt.  Die  Wagen  sind 
zweiclassig;  die  Motoren  sind  25pferdig. 
Die  Uebertragung  auf  die  Achsen  wird  mitteist 
Ketten  bewirkt. 

In  der  elektrischen  Centralstation  sind 
zunächst  zwei  Röhrendampfkessel  von  je 
220  mS  Heizfiäche  und  zwei  Hegende  Com- 
pound -  Dampfmaschinen  mit  Condensation 
aufgestellt.  Jede  Dampfmaschine  leistet 
200  eff.  P8  und  treibt  eine  direct  mit  ihr 
gekuppelte  Innenpolmaschine  des  bekannten 
Systems  der  Firma  Siemens  &Halske. 

Es  verdient  besonders  hervorgehoben 
zu  werden,  dass  der  Bau  der  Bahn  ersc  in 
der  zweiten  Hälfte  des  September  1893  be- 
gonnen wurde  und  trotz  sehr  ungünstiger 
Wittemngsverhältnisse  so  rüstig  vorwärts  ge- 
schritten ist,  dass  bereits  Mitte  Mai  d.  J.  die 
Probefahrten  aufgenommen  werden  konnten. 
Der  Bau  der  Bahn,  sowie  die  Liefemng 
allen  elektrischen  Zubehörs  geschah  durch 
die  Firma  Siemens  &  Halske  in 
Wien.  Die  Concession  des  gesammten  Bahn- 
netzes liegt  in  den  Händen  des  Magistrats 
der  Stadt  Lemberg« 


Tod  durch  Elektricität. 


Unter  dieser  Spitzmarke  haben  wir  im 
Hefte  Vm,  S.  233  d.  J.  von  dem  Unglücks- 
fall berichtet,  wobei  der  absolvirte  Real- 
schüler Otto  Würtemberger  getödtet 
wurde. 

Es  sei  hier  erwähnt,  dass  der  Telephon - 
draht  an  der  Stelle,  wo  er  gerissen  war, 
sich  oberhalb  der  Leitung  für  den  Primär- 
strom (Spannung  2000  Volt)  befand.  Wegen 
dieses  Unglücksfalles  standen  dieser  Tage 
vor  dem  Erkenntnissgerichte  Innsbruck 
die  Herren  Carl  Heinrich,  aus  Luzem 
gebürtig,  Director-Stellvertreter  des  Augs- 
burger Gas-  und  Elektricitäts Werkes  in  Inns- 
bruck; Michael  Ros»enberg  aus  Budapest, 
Chefmonteur  des  Elektricitätswerkes,  und 
Wenizel  Werner  aus  Sichelsdorf,  Betriebs- 
leiter des  Elektricitätswerkes.  Den  Ange- 
klagten wurde  zur  Last  gelegt,  dass  sie,  trotz 
der  sofort  eingegangenen  Meldungen  über 
das  Zerreissen  verschiedener  Stränge,  nicht 
genügend  Vorkehrungen  getroffen  haben,  um 
ein  Unglück  zu  verhüten.  Sämmtliche  drei 
Angeklagte  erklärten  sich  für  nichtschuldig. 
Die  23  Zeugen,  welche  vernommen  wurden, 
gaben    ihre    Wahrnehmungen    zu    Protokoll, 


die  sämmtlich  die  grosse  Gefahr  für  Passanten 
zur  kritischen  Zeit,  sowie  die  Sorglosigkeit 
der  Angeklagten  darthaten.  Von  den  tech- 
nischen Sachverständigen  sagte  Professor 
Dr.  L  e  c  h  e  r  unter  Anderem  :  „Es  ist  immer 
misslich,  wenn  die  Telephonleitung  neben 
starken  Strömen  geführt  wird,  ob  es  nun 
unter  oder  über  denselben  geschieht.  Beson- 
ders bei  Silicium-Bronzedraht  ist  dies  immer 
gefährlich,  spedell  in  Tirol,  wo  die  grossen 
Schneefälle  eintreten;  denn  wenn  unter  der 
grossen  Belastung  die  Telephondrähte  reissen, 
so  können  sie,  auch  wenn  sie  unterhalb  der 
Starkströme  laufen,  durch  Aufwärtsschnellen 
mit  der  Primärleitung  Contact  herstellen  und 
für  Passanten  gefährlich  werden.  Die  Ver- 
legung der  Telephondrähte  Über  die  Primär- 
leitung ist,  so  viel  aus  den  Acten  ersichtlich. 


•)  Unter  letatet  Heft  enthält  auf  B.  84S 
einCD  Bfirlcht  Über  dl^ti^  tUturi^^hn  BtadU'«)jij, 
Wftldivr   durob  eibigii!  dfC  Tttgeiyrea««  imti 

könnt«.     Wir   bem*  "  - 

gftliti^i)    »uf   dw  i 

e\a«i\  Itn  ' 


360 


bei  der  Behörde  nicht  angemeldet  worden, 
obwohl  es  geschehen  musste.  Ich  glaube, 
jeder  Techniker  mfUite  sich  klar  sein,  dass 
dieser  Telephondraht  eine  immense  Gefahr 
in  sich  birgt  nnd  dass  daher  eine  scharfe 
Ueberwachnng  nothwendig  wäre,  besonders 
aber  in  jener  Jahreszeit,  wo  starke  Schnee- 
fälle eintreten.*  Am  Montag  wnrde  das  Ur« 
theil  gefäUt.  Der  GerichUhof  Temrtheilte  die 
Angeklagten  Heinrich  nnd  Rosenberg, 
Werner  wnrde  freigesprochen. 

Angesichts  des  Ausganges  dieses  Pro- 
cesses  möchten  wir  nach  „Lnmi^re  ^l^triqae** 
eines  Vorfalles  gedenken,  der  einen  weit 
glücklicheren  Ausgang,  als  der  hier  beklagte 
Tod  des  Würtembcrger  hatte. 

Zu  St.  Denis  wurde  ein  Telephonarbeiter 
von  einem  Strom  mit  4500  Volt  Spannung 
und  etwa  07  Amperes  Intensität    getroffen. 


Nach  einer  fast  einstUndigen  Frixt  ge- 
lang es  den  herbeigerufenen  Fachmännern 
Leblanc  und  Picou,  den  scheinbar  bereits 
Entseelten  durch  jene  Proceduren,  die  man 
bei  Ertränkten  anwendet,  zum  Leben  znrück- 
znmfen.  Diese  Proceduren  sind:  Einleitung 
der  kttnsllichen  Athmung,  Bewegung  der 
Arme,  Frottiren  und  Erwärmen. 

Es  wäre  äusserst  interessant,  in  dieser 
Besiehung  die  Meinung  von  medidnischen 
Autoritäten  zu  hören. 

Nach  dem  Falle  zu  St  Denis  kann  die 
Wirksamkeit  der  Elektrocntion,  die  in  Ame- 
rika schon  wiederholt  bei  Hinrichtung  von 
Verbrechern  angewendet  wurde,  nicht  als 
Aber  allem  Zweifel  eihaben  angesehen  werden. 

Die  Sache  verdient  näher  untersucht  zu 
werden. 


Nachrichten  aus  Ungarn. 


Die  Eröffnung  der  Ausstellung  für  elek- 
trische Kleingewerbe  -  Arbeitsmaschinen 
in  Budapest.*) 

Am  10.  Juni  1.  J.  wurde  in  der  In- 
dustriehalle im  Stadtwäldchen  eine  Ausstellung 
sehr  interessanter  elektrischer  Maschinen 
eröffnet,  welche  berufen  ist,  zu  beweisen,  in- 
wiefern die  Elektricität  im  Kleingewerbe 
verwendbar  ist. 

Die  Aussteilung  wurde  durch  die  Direction 
des  Handelsmuseums  veranstaltet  und  vom 
Handelsminister  B^la  v.  Lnkäcs  feierlich 
eröffnet. 

Bei  der  Eröflnung  waren  anwesend  der 
königl.  ung.  Handelsminister  B^I  a  v.  Lu  käcs, 
Staatssecretär  Reiszig,  Dr.  Alexander  v. 
Matlekovics,  der  Chef  des  Executions- 
Comit^  die  Ministerialräthe  Schnierer 
und  Gaäl,  der  Director  des  Handelsmuseums 
Carl  R  d  t  h ,  der  Rector  des  Polytechnicums 
G^zaEnts,  Graf  Engen  Zichy,  Albert 
Fischer,  der  Director  der  ung.  Elektricitäts- 
Actiengesellschaft;  weiters  die  Herren  Mech- 
wart,  Zipernovszky,  Tarnoczj,  Ge- 
werbe •  Inspector  Szterenyi  und  viele  andere 
hervorragende  Fachmänner. 

Der  Chef  des  Ausstellungs  -  Comit^, 
Dn  Alezander  v,  Mat  lekovits  empfing 
den  Handelsminister  mit  einer  Ansprache, 
worauf  Handelsminister  v.  Lukäcs  in  seiner 
Antwort  die  Anwesenden  seines  lebhaften 
Interesses  an  dem  Fortschritte  der  Elektro- 
technik versicherte  und  seine  Freude  über 
das  gelungene  Bild  der  Ausstellung  bekundete, 
welche  zeigen  soll,  wie  die  Elektrotechnik  in 
Ungarn  das  Feld  erobert  halte. 

Nach  der  mit  stürmischen  Eljens  be- 
lohnten Rede  unternahm  Se.  Excellenz  einen 
Rundgang  durch  die  Ausstellung. 

In  Anbetracht  dessen,  dass  nur  ganz 
exceptionelle  Maschinen  und  zwar  nur  solche, 
deren  maximale  Betriebskraft  2  EP  nicht 
flbersteigen  durfte,  zur  Ausstellung  zugelassen 
worden  sind,  ist  die  Ausstellung  imposant 
und  in  jeder  Hinsicht  als  gelungen  anzunehmen. 

•)  Vergl.  H«n  VII,  8.  IM,  ex  18»4. 


22  In-  und  23  Ausländer  haben  ins- 
gesammt  200  verschiedene  Maschinen  aus- 
gestellt. Vertreten  ist  die  Holz-  und  Metall- 
industrie, Lederbearbeitungs-,  Buchbinder-, 
Buchdruck-,  Gold-  und  Silberarbeit-,  Näh- 
und  Stickmaschinen. 

Den  neuesten  Sieg  der  ungarischen  In- 
dustrie verkfinden  die,  durch  die  „Erste 
ungarische  Nähmaschinenfabrik-Actiengesell- 
Schaft**  ausgestellten  ersten  ungarischen  Näh- 
maschinen. 

Der  Minister  sprach  sich  über  dieselben 
sehr  anerkennend  ans. 

Vieles  Interesse  erwecken  die  elektrischen 
Maschinen  für  Zwecke  der  Selcherei,  der  Er- 
zeugung von  Sodawasser,  Presshefe  nnd  Ge- 
frornen. Sehr  interessant  sind  die  Speciali- 
täten  der  Firma  Ganz  &  Co.,  n.  zw.  die 
elektrische  FussbodenbOrst  -  Maschine,  das 
elektrische  Bügeleisen,  der  Schnellkocher 
(ganze  Küche),  die  Frisirmaschine  etc.  etc. 
Den  elektrischen  Strom  der  Ausstellung 
liefert  die  Erste  ungarische  Elek- 
tricität-Actiengesellschaft  um- 
sonst; ebenfalls  gratis  überliess  die  Firma 
G  a  n  z  &  C  o.  die  Elektro-Motoren.  Siemens 
&  Haiske  lieferten  die  elektrische  Be- 
triebskraft für  die  ausländischen  Ausstellnngs- 
Objecte. 

Die  Ausstellung  ist  täglich  von  9  bis 
12  Uhr  Vormittags  und  von  3  bis  6  (Ihr 
Nachmittags  offen,  nnd  zwar  für  Jeden  ohne 
Entrichtung  eines  Eintrittsgeldes;  nur  an 
Sonn-  und  Feiertagen  ist  der  Eintrittspreis 
mit  20  kr.  berechnet;  diese  Eintrittsgelder 
werden  zur  Entlohnung  des  beschäftigten 
Arbeitspersonales  verwendet.  D. 


Budapester  Strasseneisenbabn  -  Gesell- 
schaft   lür  Strassenbatinen    mit    Pferde- 
betrieb. 
(Ministerialerlass  in  Angelegenheit 
der     Einführung     des    elektrischen 
Betriebes.) 
Der  königl.  ungarische  Handelsminister 
hat  in  einem    an  die  Budapester  Munidpal- 


861 


behörde  gerIchteteB  Erlasse  diese  avfge fordert, 
m  Angelegenheit  der  projectirten  Umge- 
ttaltnog  der  linien  der  derzeit  mit  Pferden 
betriebenen  Budapester  Strassenbahnen  auf 
elektrischen  Betrieb  ohne  Vereng  die  Ver- 
handlangen mit  der  genannten  Gesellschaft 
abxnschliessen,  da  die  Regierang  einen  be- 
sonderen Werth  darauf  legt,  dass  der  Umbau 
noch  vor  Beginn  der  Millenninrns-Ausstellang 
durchgeführt  werde. 

Bndapesur  Stadtbahn- Oetellschaft  fOr 
Strasaenbahnen  mit  elektriachem  Batrieb. 

(Ministerielle  Genehmigung  des 
Baues  eines  zweiten  Geleises 
auf  der  TheÜBtrecke  Donauquai- 
Padmanicskygasse-Stadtwäld- 
c  h  e  n.) 
Der  königl.  ungarische  Handelsminister 
hat  Ober  Antrag  der  hauptstädtischen  Muni- 
cipalbehörde  und  dem  Ansudien  der  Direc- 
Hon  der  Bndapester  Stadtbahn-Gesellschaft 
für  Strassenbahnen  mit  elektrischem  Betriebe 
entsprechend»  den  Bauplan  des  bereits  con- 
cessionirten  zweiten  Geleises  auf  der  Strecke 
Rudolfs-Qoai  (Akademie)-Padmaniczkyga8se- 
Stadtwäldchen  genehmigt. 

(Ausbau  der  Quailinie.) 

Die  Budapester  hauptstädtische  Mani- 
cipalbehörde  hat,  vorbehaltlich  der  höheren 
Genehmigung,  den  von  der  Direction  der 
Budapester  Stadtbahn-Gesellschaft  für  Strassen- 
bahnen mit  elektrischem  Betriebe  projectirten 
Bau  einer  im  Anschlüsse  an  die  Linie  aber 
die    grosse    Ringstrasse    vom    Bordrosplatze 


längs  dem  Donanqnai  bis  zum  Petöfiplatze 
fahrenden  Linie  genehmigt.  Die  Bestim- 
mungen des  seinerzeit  mit  der  ehemaligen 
Stadtbahn-Unternehmung  (Siemens'ft  Halske) 
abgeschlossenen  und  sodann  auf  die  Bnda- 
pester Stadtbahn  -  Actiengesellschaft  über- 
tragenen Unifications- Vertrages  werden  auch 
für  die  neue  Linie  in  Kraft  treten  und  be- 
wegt sich  der  von  der  Gesellschaft  vorge- 
legte Tarif  innerhalb  des  Rahmens  des  im 
Unifications- Vertrage  festgestellten  Maximal- 
tarif es.  —  Nach  Ausbau  der  bereits  projec- 
tirten Fortsetzung  dieser  Linie  bis  zum  Aka- 
demieplatze werden  die  Linien  der  Stadt- 
bahn-Gesellschaft zu  einem  die  Stadtbezirke 
IV,  V,  VI,  Vn,  VUI  und  IX  umspannenden 
Ring  geschlossen. 

(Bau  einer  neuen  Linie  zum  Volks- 
garten.) 

Die  Dtrection  der  Bndapester  Stadtbahn - 
Gesellschaft  hat  den  Bau  einer  von  der 
Friedhof linie  nächst  dem  Volkstheater  ab- 
zweigenden, mit  Bentttzung  von  Strassenzügen 
des  VIII.  Bezirkes  bis  zum  Neuen  Volks- 
garten (VIIL  und  DC.  Bezirk  nächst  Honv^- 
Akademie  -  Ludovicenm)  fahrenden  neuen 
Linie  beschlossen  und  unter  Vorlage  des 
Projects-Elaborates  im  Concessionsgesuche  um 
die  Bewilligung  angesucht,  die  Stromleitung 
gleich  jener  der  Friedhofbahn,  provisorisch 
auf  Ständern,  d.  i.  als  Hochleitung,  auch 
längs  der  neu  projectirten  Linie  fähren  zu 
dürfen,  da  die  von  der  Bahn  berührten 
Strassenzüge  der  äusseren  Stadtperipherie 
noch  nicht  definitiv  regulirt  und  zumeist 
noch  nngepflasteri  sind. 


Segelrad  für  Flugmaschinen. 

Von   0E0S6  WELLNEB,    o.  6.  Profsssor  a.  d.  teehn.  Hochtchnle  in  BrOnn. 
Ossterr. -Ungar.  PriTllegixan  Tom  19.  November  1898. 


Das  von  Professor  WeUner  ersotineiit 
Project  eines  lenkbaren  Luft  seh  ifFcs  hat  äa^ 
grösste  Interesse  Aller  erregt,  so  dnsfi  iiähere 
Mittheflnngen  hierüber  unseren  Lesem  um-so 
irillkommener  sein  werden,  uls  ja  dk  EUk- 
tricität  für  den  Antrieb  des  Segelradcs  in 
Aussicht  genommen  ist  und  dieses  in  den 
Räumen  der  Centrale  der  Allgemeinen  Elek' 
tricitftts- Gesellschaft  in  der  Oberen  Dooaa- 
Strasse  23  zur  Aufstellung  gelangt. 

Das  Segelrad  für  ein«  Fingmaschme 
besteht  aus  einer  Achse  mit  Armen  and 
ringshemm  daran  befindlichen  Tragflächen, 
welche  während  des  Umlaofeo«  dnrch  vm 
festes  Excenter  mit  Ring-  nod  Gelenk stasgcn 
um  klein«  Winkel  hin  und  her  gedreht 
werde«. 

Die  Rotation  des  Segelrades  bd  hori-^ 
soBtaler  Bahn  der  Achse  bezweckt  die  Er^ 
«eugung  von  Hebekraft  fUt  das  Emporsteifcn 
und  Schweb«Bdble!ben  in  freier  Lnft^  tint«r 
Umstände«  überdies  auch  die  Schaffttng 
«toer  Kraft  In  horizontal  vortreibendem  Sinn« 
z«m  B«hiife  d«t  VorwärttHuges  in  adisialet 
RlchtWf, 


Fig,  I  der  nachstehenden  Zeichnung 
leigt  die  Stinian sieht,  Fig.  a  den  Läng»- 
schnltt  eine«  Segelrades    filr  Flagmascbinen. 


J^MU 


862} 


Bfichsen  B  ihre  Lagemog  findet,  nnd  die 
achttheiligeo  Armkrease  D  trägt.  Auf  den 
Büchsen  B  festgemacht  oder  mit  denselben 
ans  einem  Stücke  hergestellt,  sind  die  Ex« 
Centerscheiben  E^  deren  Ezcenterringe  je  eine 
Excenterstange  S  nnd  je  sieben  in  Bolzen 
drehbare  Gelenkstangen  O  besitzen.  Die 
Tragflächen  F  in  der  Zeichnung,  acht  an 
der  Zahl,  sind  in  einer  Cylindermantelfläche 
trommelartig  rings  um  die  Achse  angeordnet, 
nnd  haben  Versteifungsrippen  J  mit  je  zwei 
Bolzen,  an  welchen  sie  einerseits  mit  den 
Enden  der  Armkrenze  i>,  anderseits  mit  den 
Excenter-  und  Gelenkstangen  E  und  O  dreh- 
bar befestigt  sind.  In  Folge  dieser  Ver* 
bindung  mit  dem  Excenter  stellt  sich  beim 
Umlauf  des  Rades  (siehe  die  Pfeilrichtung 
in  Fig.  i)  die  Vorderkante  der  Tragflächen 
der  obersten  Position  (Nr.  3)  jedesmal  aus- 
wärts, in  der  untersten  Position  (Nr.  7) 
einwärts,  während  in  den  Zwischenpositionen 
ein  allmäliger  Uebergang  stattfindet,  so  dass 


Stärke  gewählt,  doch  können  noch  andere 
Formen  (z.  B.  rechteckige,  elliptisch  gestaltete, 
eiförmige,  vogelflügelartig  zugespitzte  etc.) 
und  andere  Querschnitte  (z.  B.  geradlinig 
▼erlaufende,  parabolisch  gewölbte  etc.)  zweck- 
dienlich erscheinen. 

Hinsichtlich  des  Materials  der  Trag- 
flächen kann  ein  festgeftlgter  Körper  (s.  B. 
Holz,  Blech  etc.)  mit  steifen  Rippen,  abet^ 
auch  biegsam,  elastisch  nachgiebige  StoiTe 
(z.  B.  Seide,  Leinwand  etc.)  mit  steifen  oder 
biegsamen  Rippen  genommen  werden. 

Die  Anzahl  der  Arme,  der  Armsysteme 
nnd  der  Tragflächen  richtet  sich  nach  der 
Grösse  des  Segelrades. 

Der  Antrieb  der  Segelradachse  geschieht 
von  einem  Motor,  nach  allem,  was  wir 
wissen,  von  einem  Elektromotor  ans  durch 
Kurbeln  K^  wie  das  in  der  Fig.  2  ^gedeutet 
ist,  oder  durch  Zahnräder,  Riemenscheiben 
oder  sonst  einem  der  üblichen  Getriebe. 


Mitud 


F\ 


,^^ 


-^ 


Fig.  2. 


in  den  horizontalen  Positionen  rechts  (Nr.  i) 
nnd  links  (Nr.  5)  die  Tragflächen  mit  dem 
punktirten  Umlaufskreise  nahe  zusammen- 
fallen. 

Durch  den  Wechsel  in  ihrer  Stellung 
sind  die  Tragflächen  F  im  Stande,  die  Luft 
unter  sich  zu  verdichten  nnd  dabei  Hebe- 
kraft zu  liefern,  u.  zw.  sowohl  in  den 
Positionen  des  oberen,  als  auch  des  unteren 
Halbkreises.  Femer  können  die  Rippen  J 
der  Tragflächen  sowie  die  Radarme  D,  Qy  J7, 
wenn  man  ihnen  eine  schraubenförmige  oder 
windschiefe  Verdrehung  gibt,  bei  der  Rota- 
tion des  Rades  in  achsialem  Sinne  in  der 
Luft  vortreibend  wirken,  in  ähnlicher  Weise 
wie  es  die  Propeller  der  Dampfschifie  im 
Wasser  thun.  Wenn  die  Rippen  und  Arme 
keinerlei  Verdrehung  besitzen,  dann  leistet 
das  Segelrad  nur  eine  hebende,  aber  keine 
vortreibende  Kraft, 

In  der  Zeichnung  ist  eine  ovale  Form 
der  Tragflächen  und  für  den  Querschnitt 
derselben  eine  sanfte  Kreisbogenwölbung 
mit  von  vorne  nach  rückwärts  abnehmender 


Der  Segelrad  -  Mechanismus  ähnelt  in 
Bezug  auf  die  Verbindung  der  beweglichen 
Flächen  mit  dem  festen  Excenter  dem 
M  o  r  g  a  n'schen  Ruderrad  •  Mechanismus  f&r 
Dampfboote,  nur  ist  die  Wirkungsweise  nnd 
Stellung  der  Flächen  beim  Segelrade  eine 
ganz  andere. 

In  Betrefi*  der  Gessmmtanordnung  der 
Segelräder  für  Fingmaschinen  ist  zu  be- 
merken, dass  entweder  ein  Segelrad  allein, 
oder  zwei  und  mehrere  nebeneinander  (n.  zw. 
am  besten  paarweife  in  gegenläufiger  Be- 
wegung), ebenso  2,  3,  auch  mehrere  hinter- 
einander verwendet  werden  können. 

Wenn  wir  recht  berichtet  sind,  hat  der 
hiesige  Ingenieur-  und  Architekten-  Verein  es 
übernommen,  die  Kosten  des  ersten,  sehr  kost- 
spieligen und  langwierigen  Versuches  zutragen 
nnd  wurde  in  Brunn  unter  Aufsicht  des  Prof. 
W  e  1 1  n  e  r  ein  Segelrad  von  grossen  Dimen- 
sionen, im  Umfange  von  15  m  nnd  in  der 
Breite  von  3  m,  gebaut  Das  Rad,  das  160  Ip^ 
schwer  ist,  soll  ausser  seinem  eigenen  Ge- 
wichte  noch   weitere    150  Jfc^  tn  hoben  i«f 


863 


Stande  ie!n.  TorlXiifig  ab«r  nicht  eiii«B  eigeneii 
Motor,  sondern  durch  eine  aosserhalb  der 
Segeloonitmction  be6ndliche  Betriebskraft  in 
Bewegung  gesetzt  werden. 

Das  S^elrad  ist  bereits  in  Wien  ange- 
langt und  sollen  nun  die  ersten  praktischen 
Versnche  in  der  obbeseicbneten  Centrale  ge- 
macht  werden. 

Ein  in  diesen  Dimensionen  constmirtes 
▼ollstSndiges  Segelschifl*  Wellner'schen  Sy- 
stems soll  angeblich  ausser  dem  zugehörigen 
Motor  Tier  Menschen  und  etwas  Proriant  tragen 
können.  Der  bevorstehende  Versuch  mit  dem 
einseinen  Steuerrade,  welcher  unter  entspre- 
chender Belastung  des  Rades  erfolgt,  würde 


daher  im  Falle  des  Gdingens  die  TollsUUidige 
Lösung  des  Problems  eines  lenkbaren  Luft- 
fahrzeuges bedeuten.  Die  Mazimalgeschwin« 
.digkeit,  welche  Professor  W  e  1 1  n  e  r  für 
sein  Luftschiff  ausgerechnet  hat,  soll  weit 
grösser  sein  als  die  der  schnellsten  Locomotire, 
and  wtlrden  sich  daher  bei  Bewährung  des 
Projectes  fttr  die  nächste  Zukunft  geradezu 
schwindelerregende  Perspectiven  ergeben. 

In  wissenschaftlichen  Kreisen  bringt 
man  dem  bevorstehenden  Versnche,  der  vor- 
läufig nur  im  engen  Kreise  von  Fachleuten 
stattfinden  wird,  das  grösste  Interesse  ent- 
gegen. 


Pariser  NachrJchten. 


Allgemeine  Ausstellung  des 
Jahres  1900.  Fin  de  si^cle.  Welche 
Rolle  wird  am  Ende  des  Jahrhunderts  die 
Elcktricität  in  dem  Cultnrleben  spielen  }  Die 
Centennial-Aussteilnng  wird  hieranf  die  Ant- 
wort geben.  Die  vorbereitende  Commission 
dieser  ausserordentlichen  Veranstaltung  hat 
bereits  die  Classification  derselben  vorge- 
nommen und  die  Gruppe  V  wird  die  £r- 
zengniste  der  Elektrotedmik  enthalten.  Die 
mechanische  Erzeugung  der  Elektridtät  um- 
fasst  die  Classe  33,  die  Elektrochemie  die 
Classe  24,  die  Beleuchtung  die  Classe  25, 
Telegraphie-  und  Telephonie  Classe  26  und 
die  übrigen  elektrischen  Erzeugnisse  Classe  27. 
Bis  dahin,  hoffen  wir,  werden  die  Erzeugnisse 
der  Erfinder,  wie  T  e  s  1  a  oder  O  s  t  w  a  1  d, 
mnf  der  Ausstellung  bereits  als  Wahrzeichen 
des  Fortschrittes  figuriren.  T  e  s  1  a  will  mit 
minimalem  Kraftaufwand  grosse  Energie- 
entfaltung in  Licht  ermöglichen,  O  s  t  w  a  1  d 
die  EUektricität  auf  chemischem  Wege  aus 
der  Kohle  gewinnen. 


Sociötö  internationale  des  £lec- 
tiiclens.  Die  letzte  Sitzung  fand  am 
6.  Juni  d.  J.  unter  Vorsitz  des  Herrn  Hospi- 
tal! er  statt,  der  an  Stelle  des  Herrn 
Postel-Vinay  präsidirtc.  Es  fanden 
mehrere  Vorträge  oder  Mittheilungen  statt: 
Mr.  R  e  y  brachte  mehrere  Methoden  zur 
Kenntniss,  nach  welchen  der  Nntzeffect 
eines  Elektromotors  von  720  EP 
bestinunt  werden  könnte. 

Mr.  Grassot  hat  einen  neuen  elek- 
trolytischen Zähler  erfunden  und  demon- 
strirt,  welcher  als  Hauptbestandtheil  einen 
Silberfaden  enthält.  Mr.  Hospitalier  hat 
denselben  der  Versammlung  erklärt. 

Mr.  Larnande  endlich  hielt  einen 
Vortrag    über    den  gegenwärtigen  Stand  der 

Glühlampenfabrikatioö     b-    und    aujseihalb 
FraBkreicha, 


Ausbreitung  des  elektrischen 
Lichtes  In  Paris.  Auch  in  der  grossen 
Metropole  an  der  Seine  macht  —  trotz 
Auer  und  Consorten  —  das  elektrische  Licht 
bedeutende  Fortschritte.  Die  Compagnie 
Edison  hat  im  Mai  1894  den  Betrag  von 
209.761  Frcs,  eingenommen;  im  Mai  1893 
den  Betrag  von  192.523  Frcs.,  somit  in  diesem 
Jahre  ein  Plus  von  17.238  Frcs.  aufgewiesen. 


Graphische  Methode  der  Dar- 
stellung Ton  Wechselströmen  durch 
M.  Jaaet  Wenn  A  und  B  zwei  Punkte 
bezeichnen,  zwischen  welchen  eine  alter- 
nirende  Spannungsdifferenz  existirt,  so  bringt 
Jan  et  die  Wirkung  derselben  in  graphischer 
Methode  auf  folgende  Weise  an  den  Tag. 
Auf  einem  metallischen  Cylinder,  wie  er  bei 
den  Copirtelegraphen  von  Meyer,  d'A  r  1  i  n- 
c  o  u  r  t  u.  s.  w.  verwendet  wurde,  bewegt  sich 
ein  Eisenstift,  welcher  mit  einem  der  Punkte  A 
oder  B  verbunden  ist,  während  der  andere 
Punkt  mit  der  Achse  der  Walze  communicirt ; 
die  Waise  ist  mit  einem  chemisch  präparirten 
Papier  umwickelt.  Bei  der  Rotation  der 
Walze  wird  der  Farbstoff  des  Papiers  zer- 
setzt und  man  erhält  discontinuirliche  Cnrven 
von  blauer  Farbe  auf  dem  Papiere.  In  der 
Sociöt^  pour  Pbysique  wies  der  Autor  eine 
Anzahl  von  Graphikons  vor,  die  dem  Studium 
der  Polwechselzahl  und  der  Phasendiflerenz 
gewidmet  waren. 

Es  kamen  da  zur  Darstellung :  i.  Zwei 
hinter  einander  geschaltete  Widerstände 
ohne  Selbstinduction.  2.  Zwei  hintereinander 
geschaltete  Widerstände,  wovon  blos  der 
eine  inductiv.  3.  Stromtheilung  eines  Wechsel- 
stromes, wovon  ein  Zweig  Selbstinduction 
aufwies.  4.  Elektromotrische  Kräfte  (diei- 
phasig).  Es  zeichnen  sich  bei  diesem  Ver- 
fahren die  elektrischen  Wirkungen  unmittel- 
bar graphisch  auf  und  geben  so  ein  an- 
schaiükhe»  Bild  ihrer  Beschaffenheit. 

J.  K. 


87» 


364 


Project  der  industrJellen  Wasserstoff-  und  Sauerstoffgewinnung 
auf  elektrolytischem  Wege. 

Von  Prof.  D.  A.  LATSCHINOW. 

(„Berichte  der  kaiserlich  russischen   Technischen  Gesellschaft**.) 

(Fortsetzung.) 

ausfliesst«  falls  zufällig  zuviel  hineingegossen 
wurde.  Selbstverständlich  können  die  Kanten 
des  Reservoirs  sowie  der  Glocke  stumpf 
oder  abgerundet  sein,  wenn  es  für  noth- 
wendig  gefunden  wird.  In  den  Fällen,  wo 
eine  grössere  Anzahl  von  Apparaten  zu  einer 
Batterie  verbunden  werden,  ist  es  nfltzlich, 
die  Wannen  auf  pilzförmige  Fflsschen  5  ans 
Porzellan  (oder  auch  aus  einem  anderen 
passenden  Material)  aufzustellen  und  ausser- 
dem die  ganze  Batterie  nicht  am  Fnssboden 
sondern  auf  niedere  Bänke  zu  stellen.  Die  Wan 
düngen  eines  solchen  Reservoirs  sind  Ka-* 
thoden  der  betreffenden  Wanne,  als  Anode 
dient  jedoch  ein  Eisenblech  8,  umgeben  Ton 
einem  mit  ihm  verbundenen  Kaaten,  der 
wiederum  ans  zwei  Ebonit-  (oder  auch 
Schiefer-)  Rahmen  besteht :  ein  nnterer  und 
ein  oberer  Rahmen  9  und  14  (Fig.  4  und  6), 
durch  vier  Ebonitstangen  12  miteinander 
verbunden. 


III.  Die   vervollkoznznnete  Type   der 
elektrolytischen  Wanne. 

Die  im  Absatz  II  beschriebenen  Wannen 
leiden  daran,  dass  sie  bei  grösseren  Di- 
mensionen leicht  brechen  und  die  Her- 
stellung sich  sehr  erschwert.  Deshalb  ar- 
beitete ich  eine  andere  Wannentype  aus,  in 
der  das  äussere  Gefäss  aus  Metall  ist  und 
zugleich  die  Kathode  bildet.  Da  ich  diese 
letzte  Type  für  bequemer  zur  industriellen 
Gasgewinnung  erachte,  werde  ich  dieselbe 
etwas  genauer  aU  die  vorhergehende  be- 
schreiben. 


:  7f>    2k 


Fig.  5. 
Die  elektrolytische  Wanne  (Fig.  3  und  4) 
besteht  aus  einem  viereckigen  guss-  oder 
schmiedeisernen  Reservoir  i,  i,  das  oben 
eine  kleine  Erweiterung  2,  2  bat,  für^  die 
Glocke  3,  3,  die  etwas  streng  in  die  Wanne 
passt  und  auf  4,  4  aufliegt,  bestimmt.  Der 
rechte  schmale  Rand  des  Reservoirs  ist  in 
der  Mitte  abgebogen  und  bildet  eine  Naie  7 
(Fig.  4  und  5),    aus  welcher  die  Flüssigkeit 


22 


12 


12 


Fig.  6. 

Diese  Stangen  sind  aussen  mit  einem 
ganzen  Blatt  Pflanzenpergament  bewickelt^ 
dessen  Ränder  an  der  Stelle  miteinander 
verpickt  sind,  wo  sie  beide  auf  einer  der 
Stangen  anliegen.  Oben  wird  das  Pergament 
auf  den  Rand  des  Rahmens  9,  unten  auf 
den  Rand  des  Rahmens  14  gelegt  —  es 
wird  ein  geschlossener  Kasten  gebildet,  aus 
welchem  der  Sauerstoff  nur  in  die  innere 
Kammer  der  Glocke  21  gelangen  kann. 
Fig.  6  stellt  die  perspectivische  Ansicht  des 
beschriebenen  Kastens  im  vergrösserten  Mass- 
stabe dar.  In  der  Nähe  des  unteren  Rahmens 
wird  im  Pergament  eine  Reihe  von  Lö- 
chern  angebracht,    damit    beim    Eintauchen 


366 


odar  Henranehmen  die  Flditig^it :  leicht 
durch  kann.  Der  oBtere  Rahmen  ist  mit 
einem  Boden  versehen,  aas  Ebonit  gemacht 
oBd  gebogen,  wie  Fig.  3  nnd  6  zeigen,  snm 
Zwecke  des  leichteren  Ansscheideas  derWasser- 
stoflfblasenf  die  vom  Boden  der  Wune  anf- 
steigen.  Der  obere,  wie  der  untere  Rahmen 
ist  mit  Schienen  11,  17  n.  s.  w.  versehen, 
damit  sie  regelmässiger  in  der  Wanne  liegen. 

Die  eiserne  Elektrode  8  steckt  im  oberen 
nnd  unteren  Rahmen,  so  dass  mit  der  Elek- 
trode ans  der  Wanne  anch  der  ganze  Kasten 
herausgenommen  wird,  was  für  die  Controle 
der  Bestandtheile  sehr  bequem  ist. 

Zum  oberen  Theil  der  Elektrode  ist  ein 
biegsamer  Leitungsdraht  16  angelöthet, 
welcher  mit  dem  freien  Ende  bei  7  heraus- 
hängt nnd  eyentnell  zur  Klemmschraube  der 
nächsten  Wanne  gehen  kann  (Fig.  5).  Zorn 
Durchlassen  der  Elektrode  durch  den  oberen 
Rahmen  besitzt  derselbe  ein  Loch  oder  eine 
Aosnehmung.  Die  innere  Fläche  der  Nase  7 
ist  mit  einer  dicken  Lackschichte  bedeckt 
oder  mit  Kautschuk  gefüttert. 

Die  Glocke  3,  zum  Auffangen  der  Gase 
bestinunt,  ist  in  zwei  Kammern  eiegetheilt : 
innere  21  nnd  äussere  20  (Fig.  3  und  4). 
Die  Gase  entströmen  deuT-förmigen  Röhren  23 
und  24.  Die  Glocke  3  ist  von  der  Wanne 
nicht  isolirt  und  muss  daher  der  untere 
Theil  ihrer  inneren  Kammer  bis  zur  Flüssig* 
keitsoberfläche  mit  Ebonit  oder  Schiefer  be- 
l^t  werden,  wie  die  Schrafifage  bei  6  zeigt, 
sonst  könnte  sich  an  den  Wandungen  der 
inneren  Kammer  Wasserstoff  ausscheiden. 
Man  könnte  wohl  auch  anders  verfahren, 
nSmlich  die  Glocke  von  der  Wanne  zu  iso- 
liren,  indem  man  an  den  Glockenecken 
8  Ebonitbeilagen  anbringt  (4  unten,  4  in  der 
Wannenebene),    doch  ist  es  zu  umständlich. 

Die  oben  beschriebene  Wanne  wird  mit 
einer  Aetznatronlösuog,  10 — 15O/0  Gehalt, 
gefUnt,  die  möglichst  rein  von  Kohlensäure 
sein  muss. 

Die  Grösse  der  Wanneo  entspricht 
selbstredend  der  Stromstärke.  Für  300  Amp. 
soll  man  eine  Anode  von  90  cm  Höhe  und 
50  cm  Breite  nehmen,  d.  h.  eine  Fläche 
von  45  dwß.  In  diesem  Falle  müssen  die 
inneren  Dimensionen  der  Wanne  sein : 
50  X  100  X  *'  =  ^  ^'  ^»«  Fläche  der 
Anode  muss  beiläufig  der  Stromstärke  pro- 
portional sein,  die  Breite  der  Wanne  jedoch 
(senkrecht  zur  Anode)  hängt  wenig  vom 
Strom  ab. 

Die  Wannen  werden  zu  einer  Batterie 
verbunden,  wie  Fig.  5  zeigt.  Dabei  werden 
alle  T-f5rmigen  Rohre  durch  kurze  Kautschuk- 
schläuche zu  zwei  ganzen  Gasableitungs* 
röhren  24  und  23,  durch  welche  Wasser- 
resp.  Sauerstoff  entströmt,  verbunden.  Natür- 
lich wird  das  eine  Ende  eines  solchen 
Rohres  geschlossen  oder  verlöthet,  das  andere 
bekommt  einen  langen  Schlauch,  der  zum 
respectiven  Gasbehälter  führt;  diese  letzten 
sind  gewöhnlich  (wie  in  Gasfabriken) 
mit  derartigen  Gegen  ge  wie:  hteD  verselici^r 
tlasi  der  iowe«  Druck  rta^ria  entweder  n^''''-^' 
ode^   auch    etwas    geringer    als    der 


sphärische  ist;  nur  unter  dieitr  Bedingung 
wird  sich  die  Obierfläche  der  Flüssigkeit  in 
den  Wannen  auf  der  gehörigen  Höhe  er- 
halten und  die  Batterie  richtig  functioniren. 
Bei  kleinen  Batterien  kann  .man  statt  der 
Gasbehälter  Kautschnksäcke  verwenden. 

Bei  normaler  Thätigkeit  kommt  auf  eine 
jede  Wanne  eine  Potentialdifferenz  von 
2*5  Volt,  daher  kann  man  an  die  Stromkette 
einer  Dynamomaschine  von  100  Volt  Span- 
nung bis  40  elektrolytische  Wannen  an- 
schiiessen.  Für  den  Hausgebrauch  kann  die 
städtische  Stromleitung  verwendet  werden 
und  eine  Batterie,  aus  40  kleinen  Wannen 
bestehend,  berechnet  auf  5  Amp.  mit  Elek- 
troden 7  X  10  cm  =  07  dmt  Fläche.  (Siehe 
Absatz  VII.) 

IV.  Trocken-Kammer., 

Die  Gase  reissen  zwar  einen  geringen 
Theil  der  Flüssigkeit  in  Form  von  feinen 
Staub  mit,  können  jedodi  in  den  meisten 
Fällen  sofort  benutzt  werden.  Will  man  je- 
doch sie  vollständig  trocknen,  so  verwendet 
man  Bleitrockenkammem,    wie  Fig.  7  zeigt. 


Fig.  7. 

Sie  haben  die  Form  eines  länglichen 
Kastens,  mit  einem  abgerundeten  Boden  und 
einer  Scheidewand,  angelöthet  an  die  Wan- 
dungen des  Kastens.  Der  obere  Rand  der 
Scheidewand  ist  im  selben  Niveau  wie  die 
Kastenwandungen;  legt  man  nun  auf  den 
Kasten  eine  Kautschukplatte,  Leder  oder 
dickes  Tuch  (in  der  Fig.  durch  eine  dicke, 
schwarze  Linie  dargestellt)  und  drückt  die- 
selbe mit  dem  Deckel  28  an  den  Kasten, 
so  bekommt  man  einen  genügend  sicheren 
Verschluss,  der  das  Gas  zwingt,  aus  einer 
Abtheiinng  in  die  andere  durch  eine  dicke 
Schichte  Bimistein  30,  mit  Schwefelsäure  ge- 
tränkt, zu  gehen.*)  Zum  Ein-  und  Ausströmen 

*)  In    dem  Fallp^    wct  Wuwr-  und  Sauerstoff 

■i.ua    siner    Aobwacbflü      BoliwQfeli&are     dargsstrilt 
^  ieii,  milt  TTiair  die  Trü(J£Bnk«mmer  mit  Stücken 
ralk. 


des  Gates  dienen  die  Rohre  S9  nad  26. 
Von  Vortheil  ist  es,  an  beiden  Enden  der 
Trockenkammer  Glycerinmanometer  anzu- 
bringen (31),  die  für  die  ganse  Batterie  an- 
zeigen werden,  wie  gross  der  Niveananter- 
scliied  in  den  beiden  Abtheilnngen  der  Glocke 
und  der  Wanne,  oder,  was  dasselbe,  in  der 

(Schlui 


Naie  7   ist    Uebrigens  sbd   die   Trocken« 

kammem  Hilfsapparate  ond  deren  Constmctkm 
nach  Bedarf  gettndert  werden.  Man 
ihnen    anch    die  Form    eines    langen 

Rohres  geben  und  dasselbe  mit  einer  hjgro* 

skopischen  Masse  ftiUen. 

folgt) 


Neueste  deutsche  Patentanmeldungen. 

Mitgetheilt  vom  Technischen-  und  Patentbureau,  Ingenieure  MONATH  db  EHRENFEST. 

Wien,  I.  Jasomirgottstrasse  4. 

IM«  Anmuldumtn  UdbM  sohi  Woohtn  mr  BiasioktiMlui«  Ofl»iitlloli  anagtlMt  Vaeh  |  14  4m 
Patont-OMelMt  kann  iimerhalb  dlM«r  Z«it  Binsproob  gvgsn  dl«  Anrnvldoiig  w«g«fi  lUag«!  d«r  ir«Qhd« 
oder  widerreohtlioher  "Hntnahnf  «rhob«!!  werden.  Dm  oMg»  Bunan  b««o»gt  Abeobrillsa  dsr  Anmeldnaftn 
und  übcnilmml  dl«  Ytrtretnng  In  allen  Büupnioh«-Ang«l«f«ab«ll«i. 

OlSM«  OlSM« 

21.  F.  7332.  Concentrisches  Kabet  —  FeUm      21.  J.  3221.  Instrument    sum    Messen    Ton 

StromstXrken.  —  W,  Jeweü  in  Wbenton. 
„  R.  8330.  Gmsmikrophon  mit  beweg- 
lichem Beutel  und  Federdmck.  —  M. 
M.  BoUm  in  Berlin. 
„  Seh.  9557.  Herstellung  Ton  Kohlen- 
stiften fttr  elektrische  Beleuchtung. 

20.  H.  12.616   Elektrische   Locomotive.    — 
F.  C.  ft  L.  Olater  in  Berlin. 


P*  733 >•  Concentrisches  Kabet  —  FeUm 
Sl  OuiUeaume  Karlswerk  in  Mflhlheim 
a.  Rh. 

C.  5041.  Verfahren  und  Vorrichtung  zur 
Umhüllung  sweier  Leitungsdrähte  mit 
Papier  in  einem  Hergang.  —  Fr,  Cloulh 
in  Köfai-Nippes. 

E.  4095.  Elektrostatische  Spannungs- 
messer f)lr  Wechselströme.  —  ElekiricUäU- 
Aetien'Oe$eüschafl  in  Nürnberg. 


KLEINE  NACHRICHTEN. 


Personal-Nachricht 
Se.  Majestät  hat  Herrn  Prof.  Dr.  Adalbert 
V.  Waltenhofen  zum  Hofrath  su  er- 
nennen geruht.  Diese  wohlverdiente  a.  h. 
Auszeichnung  unseres  ehemaligen  Vereins- 
präsidenten und  allseits  geehrten  Lehrers 
der  Elektrotechnik  wird  nicht  verfehlen,  im 
Kreise  unserer  Mitglieder  die  freudigste 
Thdlnahme  zu  erwecken.  Fällt  doch  ein  Ab- 
glanz der  a.  h.  Würdigung  der  Leistungen 
Waltenhofen's  auf  jenen  Verein  zurück,  der 
seiner  Aufgabe  —  Förderung  der  Elektro- 
technik —  von  allem  Anfange  an,  n.  zw. 
unter  Mithilfe  solcher  Männer,  wie  es  der 
Autgezeichnete  ist,  selbst  unter  schwierigen 
Umständen  gerecht  zu  werden  bestrebt  war. 
Herrn  Hofrath  ▼.  Waltenhofen  wünschen  wir 
Alle,  dass  er  noch  lange  und  kräftig  in 
seinem  Fache  wirke,  und  weiterer  Ehrungen 
theilhaft  werden  möge. 

Se.  k.  k.  apostolische  Majestät  haben 
allergnädigst  geruht,  den  Baurath  K  a  r  e  i  s, 
Redacteur  dieser  Zeitschrift,  zum  k.  k.  Ober- 
Baurath  zu  ernennen. 

Baden  bei  Wien,  am  24.  Juni.  Gestern 
Abends  functionirte  zum  ersten  Male  die  elek- 
trische Beleuchtung  der  Strassen  und  Plätze 
unserer  achönen  Curstadt;  die  Lampen  warfen 
ihre  weissen  Strahlen  —  siegreich  über  das 
gelbliche  Licht  der  Auerbrenner  und  noch 
siegreicher  über  jenes  der  gewöhnlichen 
Gasflammen  —  auf  alle  Objecto.  Auch  die 
elektrirche  Bahn  kam  in  probeweise  Be- 
nützung und  heute  —  am  Sonntag  —  werden 


die  eleganten  Wagen  sum  ersten  Male  dem 
Publikum  zur  Verfügung  gestellt  werden. 

Telephonverbindung  Wien-Berlin. 
Die  Staatsverwaltung  lässt  gegenwärtig  die 
Vorarbeiten  zur  Herstellung  der  von  der 
Geschäftswelt  schon  lange  ersehnten  directen 
Telephonverbindung  Wien-Berlin  ausführen, 
und  man  gibt  sich  der  Hoffnung  hin,  dass 
dieselbe  noch  im  Spätherbste  dieses  Jahres 
dem  Publikum  zur  Benützung  wird  übergeben 
werden  können.  Nach  den  Ergebnissen,  die 
hinsichtlich  der  guten  Verständigung  zwischen 
Wien  und  Triest  erreicht  wurden,  ist  bei  der 
etwa  So  km  längeren  Entfernung  der  öster- 
reichischen voie  der  deutschen  Residenz  an 
einem  guten  Erfolg  dieser  Anlage  nicht  su 
zweifeln.  Sind  doch  die  Linien  Paris-Mar- 
seille und  New  -  York  -  Chicago  bedeutend 
länger  und  leisten  Alles,  was  diesfalls  ge- 
fordert werden  kann ;  im  vorliegenden  Falle 
verbürgt  der  Wetteifer  der  den  beiden  Ver- 
waltungen angehörenden  Organe  bei  der 
Ausführung  dieser  internationalen  Telephon- 
linie eine  zufriedenstellende  Beschaffenheit 
derselben.  Der  Andrang  bei  Benützung  der 
Linie  wird  zweifellos  ein  sehr  grosser  werden, 
und  deshalb  wird  an  die  Herstellung  mehrerer 
Linien  gedacht  werden  müssen.  Die  Linie 
Wien  -  Berlin  wird  über  Prag  -  Bodenbach- 
Dresden  gehen  und  somit  eine  Länge  von 
ungefähr  650  km  aufweisen,  wovon  etwa  zwei 
Drittheile  auf  Oesterreich  entfallen. 


Localbabn  mit  elektriscüem  Be- 
triebe von  der  Belvedere-AnbUe  in 


367 


Prag  bis  tum  I^ustschlosse  in  Bubenö. 
(Betriebsordnung.)  Der  Bctriebfordnang 
obiger  Localbahn  entnehmen  wir  folgende 
Bestimmungen:  Der  Verkehr  findet  Tom 
15.  April  bis  15.  October  von  6  Uhr  Frtth 
bis  9  Uhr  Abends  alljährlich,  im  Bedarfs- 
fälle aber  auch  vom  15.  October  bis  15.  April 
▼on  7  Uhr  Frflh  bis  8  Uhr  Abends  von  der 
Restauration  am  Belvedere  bis  zum.  Lust- 
schloase  Bnbeoi  statt.  Die  Haltestelle  beim 
königlichen  Thiergarten  ist  zugleich  Kreuzungs- 
platz. Sollte  sich  jedoch  die  Nothwendig- 
keit  ergeben,  so  wird  bei  der  Kreuzung 
der  Bahn  mit  der  Aerarialztrasse  bei  der 
Restanration  «Zur  Stadt  Prag*  eine  weitere 
Haltestelle  errichtet  werden.  In  jeder  Richtung 
verkehrt  in  Zwischenräumen  von  je  9  Mi- 
nuten ein  Zug.  Zum  Betriebe  werden  zwei 
Wagen  derart  in  Thätigkeit  gesetzt,  dass  der 
eine,  nachdem  er  die  Fahrt  von  der  Anfangs- 
station bis  zum  Lustschlosse  in  einem  Zeit- 
ramne  von  8  Minuten  beendet  und  dort 
ein«  Minute  gehalten  hat,  den  Rückweg  zur 
Anfangsstation  antritt,  wogegen  der  zweite 
Wagen  zn  diesem  Zeitpunkte  von  der  An- 
fangsstation abfährt,  so  dass  die  Kreuzung 
in  der  Halte-  und  Kreuzungutelle  beim 
königlichen  Thiergarten  erfolgt.  Fflr  den 
FsJl  eines  dichteren  Verkehres  wird  einem 
jeden  Maschin  wagen  noch  ein  Beiwagen 
angehängt.  Jeder  Wagen  wird  durch  einen 
Wagenführer  und  einen  Condncteur  be- 
gleitet. Der  Wagenfahrer  besorgt  die  Hand- 
habung der  secnndären  Dynamomaschine, 
die  Regelung  der  Zugsgeschwindigkeit,  die 
Bedienung  der  Bremse  und  die  Ueberwacbung 
der  Bahn  während  der  Fahrt  nach  vorwärts, 
wogegen  dem  Conducteur  die  Uebei^achuug 
der  Bahn  nach  rfickwärts  und  des  Ein-  und 
Aussteigens  der  Fahrgäste,  sowie  die  Revision 
der  Fahrkarten  obliegt  Die  Fahrgeschwindig- 
luit  darf  auf  der  currenten  Strecke  12  Am 
per  Stunde  niemals  fibersteigen. 

Elektriscbe  Bahnen  in  Berlin. 
Wie  uns  berichtet  wird,  erhielt  die  Firma 
Siemens  &  Halske  die  Concession  für 
eine  elektrische  Hochbahn  in  Berlin,  zwischen 
dem  Nollendorfplatz  und  dem  schlesischen 
Bahnhofe.  —  Ausserdem  wurde  der  Berlin- 
Charlottenburger  Pferdebahn  die  Erlaubniss 
ftlr  den  elektrischen  Betrieb  auf  der  Strecke 
zum  Brandenburger-Thor  ertheilt. 

Aufsuchen  von  "Wasserquellen 
mittelst  Slektricität.  Ueber  den  Quelien- 
finder  Graf  Wrschowe  Sekera  von 
Sedczicz,  der  auf  Veranlasung  der  könig- 
lichen Eisenbahnbehörde  in  Graudenz  weilt, 
«m  nach  Quellen  zu  suchen,  die  den 
dortige»  Bahnhof  mit  Trinkwasser  versorgen 
sollen,  wird  uns  mitgetheilt:  Der  Graf  ent- 
stammt einer  schlesischen  Adelsfamilie  und 
ist  in  Penker  bei  Langenan  in  der  Grafschaft 
Glats  begütert  und  ansässig.  Der  jetzt 
38jährige  Mann,  eine  hohe,  schlanke  Gestalt 
mit  gebrännteai,  von  einem  dunklen  Voll* 
harte  nmrahmten  Gesicht,  hat  bis  jetst  mehr 
als  3000  QoelltB  fttr  Private,  Magistrate  «ad 


königliche  Behörden  in  fast  allen  Tbeilen 
der  Welt  gesucht  und  mit  Ausnahme  von 
nur  12  Fällen  anch  gefunden.  Zu  seinen 
Forschungen  benützt  er  die  Kraft  der  Elek- 
tr i c i  t  ä  t.  Seine  Untersuchungen  auf  das  Vor- 
handensein von  Wasser  nimmt  Graf  W.  nicht 
ohne  vorhergegangene  genaue  Studien  des 
Bodens  des  in  Betracht  kommenden  Ortes 
und  seiner  Umgebung  vor.  Eingehende  Kennt- 
niss  der  geologischen  Beschaffenheit  von  ganz 
Europa  und  der  Besitz  von  zum  Theil  von 
ihm  selbst  entworfenen  Karten  erleichtem 
ihm  seine  Arbeit.  Nach  genauer  Untersuchung 
des  Geländes  trifft  Graf  W.  seine  Vor- 
bereitungen. Er  befestigt  auf  blossem  Leibe 
Piatinaketten,  an  welchen  sich  besondere 
Elemente  in  Platinakugeln  befinden.  Das 
eine  Ende  der  Kette  wird  längs  des  rechten 
Armes  geführt  und  überragt,  einige  Male  um 
den  Zeigefinger  verschlungen,  die  Hand  um 
etwa  einen  halben  Meter.  Am  Ende  der  am 
Handgelenk  durch  einen  Ring  gehaltenen 
Kette  befindet  sich  ebenfalls  eine  Kugel. 
Der  rechte  Fuss  erhält  eine  Platinaplatte, 
welche  mit  der  Kette  verbunden  ist.  In  der 
linken  Hand  trägt  Graf  W.  bei  seiner  Unter- 
suchung ausser  einem  Magneten,  seine  in 
einem  Holzgehäuse  befindliche  Taschenuhr« 
Das  Gelände  wird  nun  an  der  vermutblich 
wasserhaltigen  Stelle  abgeschritten.  Geräth 
Graf  W.  dabei  in  die  Nähe  einer  Wasser- 
ader, so  tritt  die  am  Kettenende  befindliche 
Kugel  in  Thätigkeit,  verfolgt  den  Lauf  bis 
zur  ergiebigsten  Stelle  und  gibt  hierdurch 
nicht  allein  den  Lauf  der  Wasserader,  sondern 
auch  deren  Tiefe  an.  Auch  in  der  Gran* 
denzer  Gegend  hat  der  „schlesische  Wasser- 
graf**,  wie  er  im  Volksmunde  heisst,  Wasser- 
adern festgestellt,  deren  Vorhandensein  die 
nächste  Zukunft  wird  bestätigen  müssen.  In 
der  Nähe  von  Station  Gottersfeld  will  er 
bei  einer  Tiefe  von  nur  42  Meter  ausge- 
zeichnetes Wasser  gefunden  haben. 

Hamburger  Strassenbahn.  Der 
Senat  hat  der  Gesellschaft  die  nachgesuchte 
Concession  für  den  elektrischen  Betrieb  aller 
Linien  ertheilt.  Die  Durchführung  dieser 
Aenderung  erfolgt  innerhalb  dreier  Jahre. 

Der  Kordostsee-Canal  wird  ganz 
mit  elektrischem  Licht  beleuchtet  werden. 
In  Abständen  von  je  350  Meter  werden,  so 
berichtet  das  Berliner  Patentbureau  Gers  on 
&  Sachse,  auf  4  m  hohen  Pfosten  Gruppen 
von  25  Glühlampen  in  4  m  Höhe  angebracht 
werden.  Im  Ganzen  werden  25.000  derartige 
Lampen  gebraucht  werden. 

Aus  dem  Sngebirge.  Wie  rasch 
sich  auch  kleine  Industrieorte  des  Erzgebirges 
die  Erfindungen  der  Neuzeit  zu  Nutze  machen, 
das  beweist  die  Thatsache,  dass  Olbemhau 
elektrische  Strassenbeleuchtung  eingeführt 
hat  und  dass  zwei  andere,  noch  viel  kleinere 
Orte,  nämlich  Grünhainichen  und  Borsten- 
dorf, darin  bald  nachfolgen  werden.  Die 
Elektridtät  soll  dort  aber  nicht  allein  zn  Be- 
Itttehtnngt*,  toadeni  anoh  sa  Bttriebitweckta 


868 


benützt  werden.  Es  wird  ricli  dadnrch  er- 
möglichen lassen,  dast  namentlich  die  Dreh- 
bitaike  der  Spielwaarendrechsler  dnrdi  Elek- 
tridUlt  in  Bewegung  gesetzt  werden  können. 


Die  Pariser  unterirdische  elek- 
trische Bahn  stötst  anf  Schwierigkeiten; 
aber  die  Kammer* Commission  hat  i  dennoch 
das  Project  Ton  Berlier  (siehe  S.  311  des 
Torigen  Heftet)  mit  12  Stimmen  gegen  zwei 
angenommen.  Ueberall  besser  als  bei  uns. 


Ueber  eine  seltene  Natur- 
erscheinung wird  dem  „Neuen  Wiener 
Tagblatt»  ans  St.  Gallen  (Schweiz)  vom 
26.  Mai  I.  J.  berichtet.  Gestern  Abends  um 
halb  7  Uhr  ging  ein  orkanartiges  Gewitter 
in  der  Umgebong  von  St.  Gallen  nieder, 
das  ein  eigenartiges  nnd  höchst  gefthrlicbes 
Schauspiel  bot.  Am  elektrischen  Drahtnetz 
des  Dorfes  Gossan  erloschen  um  V«7  m>' 
sSmmtliche  elektrischen  Lampen  des  ganzen 
Dorfkreises.  Beim  Gasthanse  „zum  Tiger* 
fingen  die  Drähte  der  Leitung  eigenartig  zu 
leuchten  an,  sprflhten  Funken  nach  allen 
Seiten,  dabei  die  schauerlich-schönsten  Licht- 
reflexe werfend.  Das  Blitzen  und  Leuchten 
erreichte  beim  „H6tel  Ochsen**  seinen  Höhe- 
punkt. In  Folge  zu  starker  Spannung  führte 
der  Abieiter  des  dort  aufgestellten  Motors 
die  Elektricitit  zur  Erde  und  diese  leuchtete 
blitzartig  auf,  u.  zw.  so  grell,  dass  die  ganze 
Umgebung  gleichsam  bengalisch  beleuchtet 
schien.  Die  Blitze  wiederhohen  sich  der 
ganzen  Drahtleitung  entlang,  «o  dass  das 
Hotel  in  grösster  Gefahr  war.  Die  Feuer- 
wehr wurde  alarmirt  und  die  Hydranten 
gegen  das  Haus  gerichtet.  Um  halb  10  Uhr 
endlich  konnte  der  elektrische  Strom  ab- 
gestellt  werden.  Cantonsrath  Schaffhauser 
von  And  wo  gl  bertihrte  die  Ableitung  des 
Transformators  beim  „Ochsen*  und  war  so- 
fort eine  Leiche. 


Bukarester  Ausstellung  1894.  Diese 
unter  dem  hohen  Protectorate  des  Thron- 
folgerpaares Rumäniens  stehende  Ausstellung 
verspricht  einen  grossen  Erfolg,  dank  dem 
Interesse  der  industriellen  Kreise,  welche 
nach  diesem  Lande  ein  ergiebiges  Absatz- 
gebiet zu  erhoffen   haben. 

Zu  dieser  Ausstellung  werden  alle  Er- 
zeugnisse der  Industrie,  Kunst  nnd  Wissen- 
Schaft,  sämmtliche  Zweige  und  Artikel  des 
Welthandels  zugelaisen.  Die  Bestimmungen 
über  die  Einsetzung  einer  Jury  sind  ün  Re- 
glement ersichtUch. 

Die  rumänische  Regierung  hat  fiOr 
Fcmcht-  und  ZoUermässigung  Anordnung  ge- 
troffen. 


Als  General-Commissär  des  Cenut^  fftr 
Oesterreich  -  Ungarn  fnngirt  Herr  Arthnr 
Gobiet  in  Prag-Karolinentbal,  der  bis  zom 
erstreckten  Termin,  Anfangs  Juli  1.  J.,  An- 
meldungen entgegennimmt  und  gleichfalls 
die  vollständige  Vertretung  der  Aasateller 
besorgt. 

Elektrische  Strassenbahnen  In 
Christiania  und  in  Stockholm.  Die 
Eröffnung  des  elektriichen  Betriebes  der 
Strassenbahn  in  Christiania  ist  nnn 
auch  vor  sich  gegangen.  Die  Anlage  erfreut 
sich  beim  Publikum  der  grössten  Sympathie, 
was  sich  fortgesetzt  in  der  guten  Besetzung 
der  Wagen  äussert.  In  den  meisten  Fällen 
sind  die  Wagen  ttberfWt.  Erbauerin  der 
elektrischen  BahnanUge  ist  die  durch  ihre 
Leistungsfähigkeit  hinlänglich  bekannte  A  1 1- 
gemeine  Elektricitäts-Gesell- 
schaft  in  Berlin.  Die  elektrische  Bahn 
Stockholm-Dzursholm  t oUte  mit 
der  in  Christiania  an  einem  und  demselben 
Tage  eröffnet  werden.  Während  in  Christiania 
aber  alles  glatt  von  statten  ging,  hat  die 
Betriebseröffnuog  in  Stockholm  bis  beute 
noch  nicht  stattfinden  können.  Hier  ist  die 
Ausftthrerin  eine  englische  elektrische  Firma, 
welche  mit  den  Arbeiten  viel  frfiher  als 
die  Allgemeine  Elektridtäts* Gesellschaft  in 
Christiania  begonnen  hat  und  trotz  der  viel 
kleineren  Anlage  bis  zur  Stunde  nicht  hat 
fertig  werden  können. 


Elektrische  Strassenbahnen  in 
Afrika.  Im  Gemeinderath  von  Algier 
steht  gegenwäriig  ein  Antrag  anf  HersteUung 
einer  elektrischen  Bahn  zwischen  dem  Sanlier- 
plateau  und  dem  Hospital  des  Dey  zur  Ver- 
handlung. Die  Gesellschaft  der  Strassenbahn 
von  la  Fontaine  Chaude  nach  Biskra  beab- 
sichtigt, den  Nachtdienst  auf  ihrer  Linie 
einzuführen. 

Beim  Gemeinderath  von  Tunis 
sind  zwei  Anträge  auf  Ertfaeilung  der  Cob- 
cession  fär  dektrische  Bahnen,  von  denen 
die  eine  nach  dem  Hafen,  die  andere  nach 
Ariana  fähren  soll,  eingegangen. 


Elektrische  Strassenbahn  in  Bres- 
lau. In  der  Generalversammkng  wurde  em- 
stimmig  beschlossen,,  den  Betricbsgewiwi  von 
21 4-935  Mk.  derart  su  verwenden,  das«  Ar 
den  Erneuernngsfonds  25.000  Mk.,  fttr  den 
Amortisationsfonds  20.000  Mk.  und  fOr  den 
Reservefonds  8497  Mk.  zurückgestellt,  an 
Dividende  470/^  mit  148.050  Mk.  gcnahlt 
werden  und  der  verbleibende  Rest  von 
3816  Mk.  auf  neue  Rechnnag  vorgetragen 
wird. 


mtwortlieher  Bedaotenr:  J08BF  KARBIS. 
U  Onwiüinn  M  LBHXAMN  k  V  lllZZ- 
OnokTonR.  SFIB8  4l0o.  im' 


Selbttveriaff  des  OektroteefanlMheB  TerclBi. 
düumÄnng  flr  TeolBrik  od  KoBü. 
V.,  etHWMMgmi  16. 


Zeitschrift  for  Elelctrotechnil<. 


XII.  Jahrg.  15.  Juli  1894.  Heft  XIY. 


ABHANDLUNGEN. 


Ueber  strömende  Elektricität. 

VoD  Dr.  S.  STRICKER,  Professor  in  Wien.  —  FRANZ  DEUTIKE,    Wien  und  Leipzig. 
I.  Heft  1892.  Schlossheft  1894. 

Durch  das  Erscheinen  des  Schlussheftes  dieser  kaum  zehn  Druck- 
bogen um&ssenden  Monographie  gewinnen  wir  jetzt  einen  Ueberblick 
über  den  Ideengang,  von  welchem  die  Schrift  beherrscht  wird. 

Die  Monographie  ist  in  der  Hauptsache  dem  Beweise  gewidmet, 
dass  in  jedem  geschlossenen  Leiter  zwei  Ströme  fliessen,  u.  zw.  ein  Strom 
vom  positiven  Pol  zum  negativen  Pol,  imd  ein  Strom  in  entgegengesetzter 
Richtung;  also  ein  Strom  positiver  und  ein  Strom  negativer  Elektricität. 
Jeder  dieser  Ströme  fliesst  durch  den  linearen  Leiter  mit  abnehmender 
Spamiung  und  abnehmender  Intensität.  Die  beiden  Ziffernreihen 

+  6543210 

—  0123456 

geben  ein  Schema  der  beiden  Ströme. 

Wenn  es  sich  um  magnetische,  optische,  thermische  oder  chemische 
Wirkungen  handelt,  summiren  sich  die  Wirkungen,  daher  sind  alle  diese 
Wirkimgen  an  jedem  Querschnitte  gleich  gross ;  denn  an  jeder  Stelle  des 
obigen  Zahlenschemas  wird  die  Summe  der  beiden  übereinander 
stehenden  Zahlen   gleich   sein. 

Ungleich  wird  die  Leistung  hingegen  bei  einseitiger  Ableitung,  sei 
es  zum  Elektrometer,  sei  es  zur  Erde.  Denn  die  beiden  Ströme  positiver 
und  negativer  Elektricität  summiren  sich  nur,  wenn  sie  durch  den  Leiter 
in  entgegengesetzter  Richtung  fliessen.  Leitet  man  einseitig  ab, 
so  fliessen  durch  den  Ableitungsdraht  aliquote  Theile  beider  Ströme  in 
derselben  Richtung  zum  Elektrometer  oder  zur  Erde. 

In  diesem  Falle  kommt  nur  die  Difierenz  beider  Ströme  zur  Wirkung. 
Daher  zeigt  uns  die  elektrometrische  Messung  einer  linearen  Strombahn 
in  der  Mitte  einen  Nullpunkt.  Denn  die  Zahlenreihen 

+  6543210 

—  oi23456_ 

6420246 
müssen  als  Differenz  in  der  Mitte  Null  geben. 

Auch  bei  der  Ausbreitung  der  Ströme  in  der  Erde  hat  Stricker  den 
Nullpunkt  gefunden;  aber  nur  dann,  wenn  er  in  der  die  Erdplatten 
beider  Stationen  verbindenden  Geraden  gemessen  hat.  Misst  man,  von 
der  Erdplatte  ausgehend,  in  senkrechter  Richtung  auf  diese  Gerade,  so 
ist  der  Befund  ein  anderer.  Da  zeigte  es  sich,  dass  die  Ausbreitung  der 
Elektricität  zwjir  auch  mit  allmälig  abnehmender  Energie  erfolgt,  aber  es 
ergibt  sich  kein  Nullpunkt. 

Stricker  hat  die  Ausbreitung  der  Elektricitäten  rings  um  jede 
Erdplatte   auf  dem    alten    Donaubette   bei    Wien    bis    auf    eine  Distanz 

28 


370 

von  400  w  gemessen  und  knüpft  daran  auch  einige  Daten  über  die  Erd- 
telegraphie. 

Thatsächliche  Nova    bringt    die  Monographie   in  folgenden  Stücken: 

a)  Der  Volta'sche  Fundamentalversuch  beruht  nicht  auf  dem 
Contact,  sondern  nur  auf  der  Annäherung  oder  Entfernung  der  heterogenen 
Metalle.  Die  Quelle  der  Elektricität  liegt  hier  in  der  mechanischen  Arbeit, 
welche  der  Experimentator  leistet.  Annähern  einerseits  und  Entfernen 
andererseits  wecken  Elektridtäten  entgegengesetzten  Vorzeichens  an 
demselben  Metalle. 

b)  Kupfer  in  Kupfervitriol  wird  am  freien  metallischen  Ende 
positiv  eleküisch  (nach  einer  neuen  Methode  gemessen). 

c)  Die  negative  Elektricität  wirkt  auf  den  Menschen  anders  wie  die 
positive  Elektricität.  Dieses  Experiment  wird  an  den  offenen  Polen  einer 
Gleichstromquelle  von  440  Volt  Spannung  ausgeführt. 

d)  Die  Elektrolyse  findet  nur  an  den  Stellen  statt,  an  welchen  sich 
Metall  und  Elektrolyt  berühren.  Die  Jonen  wandern  nicht  durch  den 
ganzen  Elektrolyten. 

e)  Bei  einseitfger  Ableitung  aus  einer  linearen  Strombahn  zur  Erde 
kann  das  Galvanometer  als  Elektrometer  benützt  werden. 

f)  In  der  Erde  kann  man  nachweisen,  dass  aus  der  Erdplatte, 
welche  mit  dem  positiven  Pole  verbunden  ist,  positive  Elektricität  in  die 
Erde  strömt,  aus  jener  Erdplatte  hingegen,  welche  mit  dem  negativen 
Pol  verbunden  ist,  strömt  negative  Elektricität  aus. 

gj  An  den  Erdströmen  lässt  sich  (in  der  Nähe  der  Erdplatte)  noch 
eine  merkliche  Spannung  nachweisen. 

Für  die  Praxis  dürften  auch  die  Bemerkungen  Strick er's  über  die 
Erdtelegraphie  von  Belang  sein.  Er  nimmt  hier  die  Uebermittlung  von 
elektrischen  Zeichen  durch  einen  Fluss,  dessen  Ufer  nicht  durch  Drähte 
verbunden  sind,  als  Typus  an.  Das  Verhältniss  der  Länge  je  einer  Ufer- 
Leitung  zur  Ausdehnung  (Breite)  des  zu  übersetzenden  Flusses  nennt 
Stricker  das  Streckenverhältniss.  Je  günstiger  das  Streckenverhältniss, 
d.  h.  je  kürzer  der  nöthige  Uferdraht  im  Verhältniss  zur  Flussbreite  sein 
kann,  umso  besser  werden  die  Aussichten  för  eine  praktische  Verwirk- 
lichung der  ganzen  Methode.  Nun  theilt  Stricker  mit,  dass  das  Strecken- 
verhältniss in  seinen  Experimenten  günstiger  war  als  bei  den  anderen 
Experimentatoren.  Es  betrug  bei  seinen  1889  mitgetheilten  Versuchen 
0-3:  i-o,  bei  den  Versuchen  Morse's  (im  Jahre  1842)  2-5:  i,  und  bei 
den  1890  ausgeföhrten  Versuchen  von  Melhuish  1:1.  Das  Strecken- 
verhältniss, über  welches  Preece  1893  in  Chicago  berichtet  hat,  war 
dem  Autor,  wie  er  berichtet,  nicht  bekannt. 

Wir  haben  hier  nur  auf  die  wichtigsten  Momente  dieser  überaus 
lehrreichen  Monographie  hingewiesen,  welche  im  übrigen  Praktikern  und 
und  Theoretikern  empfohlen  sei.  Dr.  R. 


Elektrische  Bahnen  mit  oberirdischer  Stromzufühning.*) 

Von  Dr.  G.  RASCH,  Privatdocent  an  der  technischen  Hochschale  zvl  Karlsruhe. 
(Vorgetragen  in  der  187.  Sitzung  des  Karlsniher  Bezirksvereines.) 

Bei  dem  von  der  Allgemeinen  Elektricitäts-Gesellschaft  gebauten 
Bahnsystem  von  Sprague  wird  ein  Strom  von  500  bis  550  Volt  Span- 
nung erzeugt  und  durch  verschiedene  Leitungen,  welche  je  nach  den 
Concessionsbedingungen  unter-  oder  oberirdisch  montirt  sind  und  Stroni- 


*)  Ztschr.  d.  Ver.  deutscher  Ingenieare,  Nr.   16,  1894. 


371 

leitungen  heissen,  nach  einzelnen  Theilen  des  Leitungsnetzes  geführt. 
Dieses  besteht  im  Gegensatz  zu  einem  Beleuchtungsnetz  aus  einzelnen 
Theilen,  die  nur  durch  die  genannten  Stromleitungen  mit  den  Sammel- 
schienen der  Centrale  verbunden  sind,  nicht  aber  unter  sich,  sodass  sie 
durch  eine  einzige  Ausschaltimg  auf  der  Centrale  stromlos  gemacht  werden 
liönnen. 

Die  Leitung,  welche  über  der  Mitte  des  Geleises  aufgehängt  dem 
Wagen  Strom  zuführt,  heisst  bei  der  Allgemeinen  Elektricitäts-Gesellschafl 
Arbeitsleitung.  Zutreffender  erscheint  mir  die  Bezeichnung  Contactleitung, 
<la  der  Rollenarm  des  Wagens  mit  ihr  Contact  bildet.  Sie  wird  aus 
Siliciumbronze  mit  einem  Durchmesser  bis  zu  6mm  hergestellt;  ergibt  die 
Berechnung  der  Leitung  einen  stärkeren  Querschnitt,  als  diesem  Durch- 
messer entspricht  —  und  das  wird  meist  der  B'all  sein  —  so  wird  die 
Stromleitung  parallel  mit  der  Contactleitung  weitergeführt  und  versorgt 
diese  durch  Querverbindungen  stellenweise  mit  Strom.  Diese  Stromleitung 
führt  man  durch,  soweit  es  die  Rücksicht  auf  den  zulässigen  Arbeits- 
verlust bedingt. 

Die  Authängimg  der  Contactleitung  ist  auf  geraden  Strecken  sehr 
•ein&ch.  In  Abständen  von  rd.  40m  werden  Mäste  errichtet;  entweder  zu 
beiden  Seiten  der  Strasse  zwei  schmiedeiseme  Träger  mit  einem  Quer- 
draht, an  welchem  durch  einen  Hartgummi-Isolator  die  Contactleitung  auf- 
gehängt ist,  oder,  auf  eingeleisigen  Strecken,  auf  einer  Seite  der  Bahn 
ein  Träger  mit  Ausleger  imd  eben  solchem  Isolator.  Auf  Landstrassen 
verwendet  man  einfache  Holzmaste  statt  der  eisernen.  Am  besten  ist  die 
Befestigung  der  Querdrähte  an  den  Häusern.  Verwickelter  wird  die  Auf- 
hängimg  in  Curven.  Die  Contactieitung  bildet  alsdann  ein  Polygon  mit 
—  entsprechend  dem  Centriwinkel  der  Curve  —  2  bis  5  Ecken.  Jede 
Ecke  erfordert  einen  Spanndraht. 

Es  sei  mir  an  dieser  Stelle  gestattet,  einen  Blick  auf  die  sogenannte 
Verunstaltung  der  Strassen  durch  die  in  der  Luft  ausgespannten  Drähte 
elektrischer  Bahnen  zu  werfen.  Unglücklicherweise  ist  bei  der  ersten 
deutschen  Anlage  dieser  Art  in  Halle  am  Leipzigerplatz,  den  jeder  kreuzen 
muss,  der  vom  Bahnhof  nach  der  Stadt  geht,  eine  grössere  Zahl  von 
Drähten  ausgespannt,  für  die  ich  häufig  die  Bezeichnung:  ^ein  wahres 
Seiltänzemetz,  unter  dem  man  bei  Regenwetter  Schutz  finden  könnte", 
zu  hören  bekam.  Bedenkt  man  aber,  dass  dort  zwei  doppelgeleisige  Linien 
sich  kreuzen,  und  dass  je  zwei  benachbarte  Strecken  an  dieser  Stelle 
noch  durch  eine  Curve  verbunden  sind,  so  wird  man  die  Anhäufung  einer 
grösseren  Zahl  von  Drähten  auf  einem  verhältnissmässig  kleinen  Raum 
begreiflich  finden.  Betrachtet  man  dagegen  die  Leitungen  auf  der  ähnlich 
unserer  Kaiserstrasse  geradünig  verlaufenden  Magdeburgerstrasse  in  Halle, 
so  kann  man  daran  nichts  Unschönes  finden.  Es  ist  merkwürdig,  dass  die 
Leute,  die  aus  ästhetischen  Gründen  gegen  die  Ersetzung  der  Pferdebahnen 
durch  die  elektrischen  Bahnen  sind,  stets  nur  in  die  Luft  nach  den  Leitungs- 
drähten und  nicht  nach  unten  auf  den  Strassendamm  blicken.  Was  die 
Pferde  dort  als  Ueberreste  der  ihnen  in  Form  von  Futter  zugeführten  Energie 
zurücklassen,  dürfte,  wenigstens  vom  gesundheitlichen  Standpunkte  aus 
betrachtet,  nicht  zu  Ungimsten  des  elektischen  Betriebes  sprechen. 

Da  die  Rückleitung  des  Stromes  nach  der  Centrale  durch  die  Lauf- 
schienen erfolgt,  so  ist  auf  eine  vorzügliche  Isolation  der  Zuleitung  gegen 
die  Erde  zu  sehen.  Wie  bereits  bemerkt,  ist  die  Contactleitung  vom  Quer- 
draht bezw.  Ausleger  durch  einen  Hartgiunmi-Isolator  getrennt.  Ist  der 
Träger  des  Querdrahtes  von  Eisen,  so  ist  der  den  Querdraht  zunächst 
tragende  Kopf  des  Mastes  von  diesem  durch  einen  eingeschwefelten  Holz- 
pflock isolirt.    Werden  die  Häuser  benutzt,    so  wird  der  Draht   an  einem 

28* 


372 

Porzellan-Isolator  angebracht  und  ausserdem  ein  hölzerner  sogenannter 
Stab-Isolator  eingeschaltet.  Ebensolche  Stab-Isolatoren  liegen  auch  in 
den  seitlich  abspannenden  Drähten  der  Curven.  Zur  Zerlegung  des  Netzes 
in  einzelne  Theile  sind  sogenannte  Ünterbrechungs-Isolatoren  in  die  Contact- 
leitunc^  eingeschaltet. 

Zum  Zwecke  der  Rückleitung  des  Stromes  sind  die  Schienenstösse 
durch  leitende  Verbindungen  überbrückt. 

Ich  möchte  nun  bitten,  mir  auf  das  Gebiet  der  Elektromotoren  zu 
Bahnzwecken  zu  folgen. 

Wir  können  stets  die  Beobachtung  machen,  dass  die  Motoren  in 
Strassenbahnwagen  auf  Hauptschluss  gewickelt  sind,  während  an  dieselben 
Leitimgen  angeschlossene  stationäre  Motoren  fast  immer  als  Nebenschluss- 
maschinen ausgebildet  sind.  Die  Beschäftigung  mit  der  Frage,  welcher 
praktische  Zweck  dieser  Anordnung  zu  Grunde  liegt,  führt  ims  zu 
interessanten  Beobachtungen  über  die  Wirkungsweise  der  beiden  Motoren. 

Wir  wollen  uns  zunächst  ins  Gedächtniss  zurückrufen,  dass  die  Haupt- 
schluss- oder  Hauptstrom-Maschine  diejenige  ist,  bei  welcher  Anker  und 
Magnetbewickelung  hinter  einander  geschaltet  sind,  also  vom  gleichen  Strom 
durchflössen  werden,  und  dass  bei  der  Nebenschluss-Maschine  eine  Theiliing 
des  Stromes  stattfindet,  indem  je  ein  Pol  der  Magnetbewicklung  mit  einem 
Pol  des  Ankers  verbunden  ist  Diese  beiden  Theile  im  Gegensatz  zum 
Hauptstrom-Motor  stehen  hier  also  unter  gleicher  Spannung. 

Der  Anker  des  Motors  rotirt  wie  der  Anker  einer  Dynamo-Maschine 
im  magnetischen  Felde.  Unter  denselben  Bedingungen  wie  bei  dieser 
entwickelt  er  ebenfalls  eine  elektromotorische  &aft  t,  welche  in  Bezug 
auf  die  primäre,  den  Motor  treibende  elektromotorische  Kraft  des  Strom- 
erzeugers negativ  zu  setzen  ist  und  elektromotorische  Gegenkraft  heisst. 
Wie  jene  elektromotorische  Kraft  einer  Dynamo,  welche  mit  der  Umlaufs- 
zahl U  in  der  Minute  in  einem  magnetisdhen  Felde  vom  Magnetismus  M 
rotirt,  ist  auch  diese  elektromotorische  Gegenkraft  des  Motors  proportional 
dem  Product  aus  Umlaufzahl  und  Magnetismus.  Der  Proportionalitätsfactor 
ist  die  Anzahl  der  wirksamen  Ankerdrähte.  Dieser  Factor  ist  für  einen 
und  denselben  Motor  constant  und  sei  deshalb  in  den  Ausdruck  M  für 
den  Magnetismus  mit  einbezogen. 

Wir  können  dann  schreiben: 

e=ü,M I) 

indem  wir  den  Magnetismus   in  ^r- r^ — i—  messen. 

°  Mm.  -  Umdr. 

Ausser  dieser  Grundgleichung  wollen  wir  noch  eine  zweite  aufstellen. 
Es  sei  V  die  Betriebspannung,  e  die  bereits  definirte  elektromotorische 
Gegenkraft,  t  die  Ankerstromstärke  und  w  der  Widerstand  des  Anker- 
stromkreises, d.  i.  bei  Nebenschluss-Maschinen  der  Widerstand  des  Ankers 
allein,  bei  Hauptschluss-Maschinen  der  Widerstand  von  Anker  imd  Magnet- 
bewicklung. Alsdann  ist: 


2) 


Bei  richtiger  —  wie  oben  angedeuteter  —  Behandlung  des  Werthes 
gilt  die  Gleichung  für  beide  Wicklungsarten  des  Motors. 

Wir  schreiben  die  Gleichung  2)  zunächst  in  folgender  Form: 

imd  multipliciren  beide  Seiten  mit  t: 

V  ,i=  ei  ~\-  t^w] 


373 

dann  ist  v.i  der  gesammte  (beim  Hauptschiuss-Motor  überhaupt,  beim 
Nebenschluss-Motor  nur  im  Anker)  verbrauchte  Effect,  fite  der  in  dem 
vom  Strom  t  durchflossenen  Leiter  in  Wärme  umgesetzte,  und  e ,  i  der 
-wenigstens  zum  grössten  Theil  in  mechanische  Leistung  umgesetzte  Effect. 
Ob  nun  Haupt-  oder  Nebenschluss-Motor  vorliegt,  jedenfalls  darf  der 
in  Wärme  umgesetzte  nur  ein  thunlichst  kleiner  TheU  des  aufgenommenen 
Effects  sein.  Wir  können  bei  Maschinen  der  hier  in  Betracht  kommenden 
Grössen  3%  Wärmeverlust  im  Anker  und  7%  in  der  Magnetbewicklung 
rechnen.  Beim  Hauptschluss-Motor  dürfte  also  gesetzt  werden : 

«2  .M?<0,io  '^^ 

oder  _ 

t  IC  <  0,10  .  r. 

Lassen  wir  den  Motor  z.  B.  10  A.  bei  500  V^  verbrauchen,  so  geht 
der  grösste  zulässige  Werth  von  w  hervor  aus  der  Gleichung: 

IG.  m:  =  o,jo  .  500, 
also  __ 

1^  ^  5  Ohm. 

Betrachten  wir  nun  die  Gleichung  i)  und  2)  auf  Grund  der  Werthe 
t;  =  500   und    w  =  $    im  Augenblick    des  Anfehrens    des    Motors.    Hier 

ist  Z7  =  o,    also  nach  Gleichung  i):  e  =  o,  nach  Gleichung  2):  1=  —  = 

=  -^ —  =  IOC  A.  Wir  hätten  also  im  Augenblick  des  Anfahrens  das  Zehn- 
fache des  normalen  Stromes  und  das  Hundertfache  der  normalen  Er- 
wärmung. 

Diese  hohe  Stromentwicklung  beim  Anfahren  ist  beim  Nebenschluss- 
Motor  noch  grösser.  Hier  ist  unter  w  nur  der  Ankerwiderstand  zu  ver- 
stehen, und  da  nach  imserer  Annahme  im  Anker  nur  3%  Energieverlust 
eintreten  soll,  so  ergibt  eine  ähnliche  Betrachtung  wie  oben: 

«tt?<o,03.v 
und 


^  t;  =o,Aq .  500=      .^, 

^•<Q>03'7<       jQ       <  1,50hm. 


500 
Dieser  Motor  würde  also  im  Augenblick  des  Anfahrens  i  =  —  =  333 

Ampere    durch  den  Anker  lassen,  falls  in  Folge  dieser  abnormen  Strom- 
stärke nicht  die  Klemmspannung  unter  500  V.  herabsinkt. 

Für  beide  Motoren  ist  also  in  dieser  Hinsicht  Abhilfe  zu  schaffen, 
und  dies  geschieht  durch  den  sogenannten  Vorschalte-  oder  Anlasswider- 
stand. Man  schaltet  in  den  Stromkreis  des  Ankers  einen  Widerstand  in 
Form  eines  Drahtes  oder  bei  stationären  Motoren  auch  einer  Flüssigkeit, 
den  man  entsprechend  dem  Anwachsen  der  elektromotorischen  Gegen- 
kraft des  Motors  langsam  herausnimmt.  Analytisch  würde  der  Vorgang 
sich  folgendermaassen  stellen:  Unter  Beibehaltung  obiger  Definitionen 
schreiben  wir  die  Stromstärke: 


IV-}-  W 


wo   W  der   regelbare  Anlass widerstand    ist,    dessen   höchster  Werth    so 
bemessen  sein  muss,  dass  beim  Einschalten  die  Stromstärke  in  zulässigen 


374 

Grenzen  bleibt.  Wollen  wir  z.  B.  unter  Beibehaltung  des  vorgeführten 
Beispiels  für  den  Hauptstrom-Motor  im  Augenblick  des  Einschaltens  die 
doppelte  normale  Stromstärke,  also  20  A.  im  Anker  zulassen,  so  muss  W 

bis  zu  -^ 5  =  20  Ohm  bemessen  werden.    Dieser  Widerstand  muss 

20         ^ 

mit  wachsender   elektromotorischer    Gegenkraft    stufenweise    ausgeschaltet 

werden  können. 

Haftet  nun  auch  beiden  Motoren  der  Mangel  zu  starker  Strom- 
entnahme beim  Anfahren  an,  so  sind  sie  doch  in  der  Art,  wie  sie  die 
elektromotorische  Gegenkraft  anwachsen  lassen,  wesentlich  von  einander 
verschieden.  Aus  Gleichung  i)  folgt,  dass  die  elektromotorische  Gegen- 
kraft ebenso  vom  Magnetismus  wie  von  der  Umlaufzahl  abhängt.  Hin- 
sichtlich des  Angehens  wird  also  derjenige  Motor  der  bessere  sein,  der 
am  schnellsten  einen  kräftigen  Magnetismus  entwickelt. 

Zur  Beantwortung  dieser  Frage  müssen  wir  auf  eine  Beziehung 
zwischen  Magnetismus  und  magnetisirender  Kraft  eingehen.  Einzelheiten 
bei  Seite  lassend,  wollen  wir  nur  beachten,  dass  der  Magnetismus  eine 
Function  der  magnetisirenden  Kraft  ist  und  bis  zu  einem  gewissen  Grade 
mit  dieser  wächst.  Die  magnetisirende  Kraft  messen  wir  in  Amp.-Win- 
dungen,  d.  h.  dem  Producte  aus  der  magnetisirenden  Stromstärke  und 
der  Anzahl  der  Windungen,  in  welchen  der  Strom  den  Elektromagneten 
umfliesst.  Die  Windungszahl  ist  beim  fertigen  Motor  etwas  Festes  und  die 
magnetisirende  Kraft  somit  nur  von  der  die  Windungen  durchfliessenden 
Stromstärke  abhängig.  Letztere  ist  aber  beim  Hauptschluss-Motor  eben  die 
Ankerstromstärke,  welche  beim  Anlaufen  ein  Maximum  ist;  dem  Haupt- 
strom-Motor ist  also  von  vornherein  ein  kräftiges  magnetisches  Feld  ge- 
boten; er  entwickelt  seinen  Magnetismus  schnell. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Herstellung  eines  Drehfeldes  durch  Emphasen- Wechsel- 
ströme. 

Von  Ingenieur  Max  D^RI,  Wien. 

Professor  Ferraris  hat  gezeigt,  dass  man  bei  Benützung  eines 
gewöhnlichen  Wechselstromes  mit  einer  Phase  ein  bewegliches  Magnetfeld 
erzeugen  kann,  indem  man  in  einem  Theile  des  verwendeten  Stromes 
die  Stromphase  gegen  den  übrigen  Theil  des  Stromes  zeitlich  verschiebt. 
Die  Mittel,  um  diese  Verschiebung  hervorzubringen,  sind  bekanntlich  Selbst- 
inductionswiderstände  und  Condensatoren.  Man  hat  an  Hand  dieser  Hilfs- 
mittel in  der  That  eine  Bewegung  des  Magnetfeldes  hervorgebracht  und 
dies  insbesondere  zum  Anlassen  solcher  Wechselstrom-Motoren  benützt, 
welche  vermöge  ihres  Systemes  sich  nicht  selbstthätig  in  Bewegung  setzen. 

Um  jedoch  mit  Hilfe  der  Phasenverschiebung  ein  möglichst  wirk- 
sames Drehfeld  zu  erzielen,  müssten  die  folgenden  Hauptbedingungen  erfüllt 
werden,  nämlich:  erstens,  dass  die  Phasen  der  beiden  Ströme  bezw.  Magnet- 
felder gegenseitig  symmetrisch  sind,  so  zwar,  dass  die  Strom-Maxima  der- 
selben, bezw.  die  Maxima  der  Feldstärken  in  gleichen  Zeitintervallen  hinter- 
einander folgen,  und  zweitens,  dass  die  Intensität  der  durch  die  zwei 
Ströme  erregten  Magnetfelder  gleichen  Maximalwerth  haben.  Voraussetzung 
ist  dabei,  dass  die  Ströme  nach  dem  Sinusgesetze  wechseln. 

Mit  Hilfe  der  Selbstinduction  ist  eine  Phasenverschiebung  nur  bis 
zu  einer  bestimmten  Grenze  möglich ;  die  Verschiebung  muss  geringer  als 
90^,  bezw.  ^/4  Phase  sein.  Je  mehr  der  Verschiebungswinkel  sich  den  90^ 


375 

nähert,  desto  mehr  schwächt  der  Widerstand  der  Selbstinduction  den 
Strom  und  in  Folge  dessen  auch  das  Magnetfeld.  Es  ist  daher  bei  Ver- 
wendung der  Selbstinductionswiderstände  allein  nicht  möglich,  die  Sym- 
metrie der  zwei  Phasen  herzustellen,  weil  bei  zwei  Phasen  eine  voll- 
kommene Symmetrie  nur  bei  90®  Phasenunterschied  erreichbar  wäre.  Man 
hat  getrachtet,  durch  Combination  von  Selbstinductionswiderständen  einer- 
seits und  Condensatoren  oder  Polarisations-Apparaten  andererseits  den 
durch  zweiseitige  Verschiebung  hervorgebrachten  Phasenunterschied  dem 
gogradigen  Winkel  möglichst  nahezukommen;  die  letztgenannten  Apparate 
haben  sich  jedoch  für  die  praktische  Verwendimg,  speciell  zu  obigem 
Zwecke  sehr  wenig  geeignet  und  nehmen  überdies  grossen  Raum  und 
bedeutende  Kosten  in  Anspruch.  Die  bisher  angewendeten  Methoden 
haben  sich  also  als  unzulänglich  erwiesen,  weil  dieselben  kein  continuir- 
liches  Drehfeld  erzeugen,  sondern  nur  eine  stossweise  motorische  Wirkung 
hervorbringen. 

Es  ist  mir  gelungen,  durch  besondere  Schaltung  und  Anordnung  den 
gewöhnlichen  Einphasenstrom  in  der  Weise  zu  zertheilen  und  combinirt 
auf  die  Feldarmatur  wirken  zu  lassen,  dass  ein  dreiphasiges  Magnetfeld 
entsteht,  zwischen  dessen  einzelnen  Feldern  die  erforderliche  Symmetrie 
und  in  Folge  dessen  ein  wirkliches  Drehfeld  hervorgebracht  wird.  Aus 
den  Leitungen  des  einphasigen  Wechselstromes  entnehme  ich  in  zwei 
abgezweigten  Schliessungskreisen  Strom  von  gegebener  Spannimg.  In  einer 


Fig.  I. 
der  beiden  Abzweigungen  bewirke  ich  eine  Verschiebung  der  Stromphase 
um  6o^  d.  i.  um  den  sechsten  Theil  einer  ganzen  Stromphase,  am  besten 
durch  Einschaltung  von  Selbstinductionswiderständen.  Die  Constatirun^  der 
6ogradigen  Phasenverschiebung  ist  einfach,  weil  diese  eintritt,  sobald  in 
dem  betreffenden  Zweigstromkreise  die  Anzahl  der  Watt  gleich  ist  der 
Hälfte  der  Anzahl  Volt-Ampire.  Den  Inductor  (Feldarmatur)  des  Elektro- 
motors versehe  ich  mit  einer  Bewicklung  in  3,  6,  12  u.  s.  w.  symme- 
trischen Theilen,  ähnlich  wie  bei  einem  dreiphasigen  Drehstrom-Motor. 
Von  diesen  drei  Wicklungstheilen  (Fig.  i)  führt  die  erste  (I)  den  Wechsel- 
strom mit  seiner  ursprünglichen  Phase.  Der  dritte  Theil  (III)  führt  in  um- 
gekehrter Richtung  den  Wechselstrom  mit  einer  Phasendifferenz  zum 
ersteren  von  60^  oder  richtiger  (nachdem  die  Stromrichtung  umgekehrt 
ist),  mit  einer  Phasendifferenz  von  60  -[-  180  =  240^.  Der  zweite  Theil  (II) 
erhält  zwei  gleiche  Bewicklungen,  von  denen  die  eine  den  ersteren  Strom 
in  umgekehrter  Richtung,  d.  i.  also  um  1 80^  verschoben,  führt,  die  andere 
den  zweiten  verschobenen  Strom  in  seiner  ursprünglichen  Richtung,  d.  h. 
thatsächlich  um  60^  gegen  den  Originalstrom  verschoben.  Die  combinirte 
Wirkimg  dieser  beiden  Ströme  ist  gleich  der  Wirkung  eines  Wechsel- 
stromes mit  dem  Phasenunterschiede  von  120^  gegen  den  Strom  I. 
Voraussetzungen  sind  bei  dieser  Anordnung,  dass  die  Ströme  nach  dem 
Sinusgesetze  wechseln,  und  dass  die  Richtung  des  Stromes,  bezw.  des 
Phasenwinkels,  mit  Rücksicht  auf  die  magnetisirende  Wirkung  aufzu- 
fassen ist. 


376 


Setzen  wir  den  Fall,  dass  der  Originalstrom,  d.  h.  der  Strom  in  dem 

ersten  Theile  nach  der  Formel 

^     .     2ir  / 
^1  =  ^  sm  -— 

sich  verändert,    so    wird  im  dritten  Theile    die  Veränderung  des  Stromes 
sich  vollziehen,  wie 

0-3  =  yl  sin  (^  t  4-  240OJ ; 

in    dem   zweiten  Theile,    wenn    die  Amplitude  A    in  beiden  Wicklungen 
dieses  Theiles  gleichwerthig  ist,  wie 

x^  =  A  [sin .  (^  <  +  180«)  +  sin  (^  t  +  60«)]. 

Der   in    der   []    befindliche    /\usdruck    ist,    nach    der   Formel    von 
sin  a  +  sin  fi  ausgerechnet,  gleich 


demnach  ist 


,   (^<+I20o); 
A  sin  [-^  t  -f  1200), 


Fig.  2. 

Wüinit  bewiesen  ist,  dass  die  Felder  des  Dreier-Systems,  im  Inductor  jedes 
gegen  sein  Nadibarfeld  um  120^,  d.  i.  um  ein  Drittel  der  ganzen  Phase 
verschoben  sind,  \md  in  Folge  dessen  ein  ähnliches  Drehfeld  erzeugen, 
wie  der  sogenannte  Dreiphasenstrom.  Die  Entstehung  dieser  Dreiphasen- 
felder veranschaulicht  in  graphischer  Weise  Fig.  2.*) 

Um  die  Bedingung  zu  erfüllen,  dass  die  Werthe  der  maximalen 
Inten^itüt  des  Magnetfeldes  in  den  Partien  I  und  III  gleich  seien,  kann 
icii  bei  Benützung  derselben  Stromspannung  in  den  beiden  Zweigstrom- 
kretsen  und  bei  ganz  gleicher  Bewicklung  dieser  beiden  Theile  in  den 
Stromlcreis  11 1  einen  inductionsfreien  Widerstand  einschalten,  welcher  die 
IJMHe  der  Energie  in  dem  betreffenden  Stromkreise  consumirt.  Ich  ziehe 
m  jedoch  vor,  um  den  nutzlosen  Energieverbrauch  zu  vermeiden,  die  Be- 


^  Dfir  Verfatiser  hat  jün^fst  in  einem  Gespräche  mit  Herrn  Hfttä  K  o  r  d  a  erfahren. 
^m  d^dbe    skH    mit    einer    ithnlichen  Methode    für    die    HerstaV     eines   Drehfelde 


377 

Wicklung  in  von  solchen  Klemmen  der  Wechselstromleitungen  abzuzweigen, 
an  denen  die  Potential-Differenz  halb  so  gross  ist,  wie  die  Spannung,  die 
in  I  wirksam  ist.  Ich  schalte  z.  B.  die  Wicklung  I  als  Schliessungskreis 
eines  loovoltigen  Stromes  und  die  Wicklung  III  als  Schliessungskreis  eines 
Sovoltigen  Stromes,  welche  verschiedenen  Stromspannungen  bei  Ver- 
theilungen  mit  Wechselstrom  in  den  meisten  Fällen  leicht  erhältlich  sind. 

Die  zwei  Bewickluhgen  in  der  Partie  II  sind  untereinander  gleich, 
und  wenn  auch  nicht  in  Bezug  auf  den  Querschnitt,  so  doch  in  Bezug 
auf  die  Länge  oder  Windungszahl  mit  den  Wicklungen  I  und  III  gleich 
auszuführen.  Eine  der  verschiedenen  Schaltungen,  nach  welchen  die  vor- 
beschriebene Combination  der  Ströme  durchgeführt  werden  kann,  zeigt 
die  Fig.  3.  Hier  sind  die  Wicklungen  II'  und  IV'  in  Serie  geschaltet  mit 
I  respective  III. 

Eine  weitere  Vereinfachung  in  der  Construction  eines  Wechsel- 
strom-Motors, der  in  der  beschriebenen  Weise  in  Gang  gesetzt  werden 
soll,  habe  ich  durch  die  folgende  Anordnung  erzielt: 

In  den  Stromkreis  I  muss  ein  Selbstinductionswiderstand  eingeschaltet 
werden.  Ich  erspare  für  diesen  Zweck  die  Verwendung  eines  besonderen 
Apparates,  indem  ich  auf  dem  Inductor  (Feldarmatur)  des  Elektromotors 
besondere  Drahtwindungen    anbringe.    Diese    Windungen    werden   pollos 


t,, 


'^''^[■y.T.y^ 


.!_ 


I 

Fig.   3. 

hergestellt,  d.  i.  so,  wie  bei  den  pollosen  Wechselstrom-Transformatoren 
ohne  Richtungswechsel  aufgewickelt.  Die  Kraftlinien,  welche  diese  strom- 
durchflossenen  Windungen  erregen,  verlaufen  nämlich  innerhalb  des  In- 
ductors  in  einem  geschlossenen  magnetischen  Kreise;  sie  können  daher 
auf  die  übrigen  Windungen  desselben  Inductors,  welche  bekanntlich  2-,  4-  etc. 
]>olig  ausgeführt  sind,  keinerlei  indudrende  Wirkung  ausüben.  Die  erst- 
genannten Hilfswindungen  bilden,  indem  sie  die  Eisenmasse  des  Inductors 
imischliessen,  einen  sehr  wirksamen  Selbstinductionswiderstand,  ohne  die 
übrige  Function  des  Elektromotors  irgendwie  zu  stören.  Sehr. 


Waddell^Entz-Accumulatoren  für  Strassenbahnbetrieb. 

Während    in  Europa    die    elektrischen    Accumulatoren    ausgedehntere 

Anwendung  gefunden  haben,  namentlich  als  Hilfs-  und  Regulimngs-Apparat 

in  Beleuchtungs-Anlagen,  ist  in  Amerika  die  ^Storage  Batterie^  immer  noch 

mehr  oder  weniger  verpönt.  Erst  in  ganz  neuester  Zeit  hat  man  angefangen, 

'Mhaft,    weil    man    sich  der  Anerkennung    der  immer    mehr  zu  Tage 

"■^o-  '    "       '•'cr  Anwendung    in  Europa  nicht  vcrschlicsscn  kann, 

^atoren  in  Beleuchtungs-Anlagen  zu  verwenden. 


378 

Die  io  letzten  Jahren  unternommenen  Versuche,  Secundär- Batterien 
zum  Strassenbahnbetrieb  einzuführen,  sind  alle  missglückt,  und  jede  dahin- 
zielende  Proposition  wird  von  den  Strassenbahn-Verwaitungen  mit  bedenk- 
lichem Misstrauen  angehört;  obgleich  der  Accumulatorenbetrieb  als  das 
Ideal  des  elektrischen  Strassenbahnbetriebes  für  Städte  anerkannt  wird. 
Versuche  werden  immer  wieder  vorgenommen,  und  auch  gegenwärtig  ist  in 
New-York,  wie  der  dortige  „Techniker"  schreibt^  .  ein  System  probeweise 
eingeführt,     welches  gute  Aussicht  auf  endlichen  Erfolg  verspricht. 

Seit  ungefähr  einem  Jahre  fahren  auf  der  2.  Ave.  in  New-York  eine 
Anzahl  Wagen  mit  Accumulatoren  der  Waddell-Entz  Co.,  welche  auch  schon 
anderweitig  erprobt  wurden.  Diese  Batterien  sind  aus  Zink-Kupfer- Alkali- 
Zellen  zusammengesetzt.  In  der  Waddell- Entz'schen  Form  wird  das  positive 
Element  von  einem  fein  vertheilten  Kupfer-Niederschlag  gebildet,  der  sich 
um  einen  das  Rückgrat  bildenden  Kupferdraht  legt.  Um  Draht  und  Nieder- 
schlag zusammenzuhalten,  dient  ein  feines  Kupfernetz,  worüber  endlich  ein 
Gespinn  aus  Baumwolle  zu  liegen  kommt.  Das  fertige  Product  sieht  genau 
so  aus,  wie  besponnener  Leitungsdraht  und  wird  nun  in  Hin-  und  Her- 
windungen zu  einer  Platte  von  der  Dicke  des  Drahtes  vereinigt.  Von  diesen 
Kupferdrahtplatten  enthält  jede  Zelle  gewöhnlich  sieben  Stück,  welche  zu- 
sammen die  positive  Seite  bilden ;  sie  erhalten  ihren  Platz  in  einem  Kasten, 
welcher  durch  dünne  stählerne  Scheidewände  aus  ebensolchem  Material  so 
abgetheilt  ist,  dass  in  je  eine  Abtheilung  eine  jener  Kupferplatten  zu  stehen 
kommt.  Der  Kasten  und  seine  Zwischenwände  bilden  den  negativen  Theil 
der  Zelle  oder,  genauer  gesagt,  den  Träger  der  negativen  Seite,  indem  er 
erst  durch  einen  Niederschlag  von  Zink  zum  Pol  wird,  dass  sich  während 
des  Ladeprocesses  aus  dem  Elektrolyt  —  Pottasche-Lösung  Zink  enthaltend  — 
auf  die  Stahlplatten  niederschlägt,  während  die  Kupferplatten,  resp.  das 
daselbst  sich  befindende  fein  vertheiltc  Kupfer  sich  oxydirt. 

Beim  Entladen  wird  der  Zinkniederschlag  wiederum  gelöst  und  das 
Kupferoxyd  reducirt.  Die  elektromotorische  Kraft  dieser  Zellen  beträgt  offen 
0*89  Volts  und  geschlossen  etwa  0*82  Volts.  Die  Capacität  einer  Zelle  wird  als 
350  Ampere-  oder  270  Watt-Stunden  angegeben,  würde  demnach  einer 
Blei-Zelle  gewöhnlicher  Construction  von  145  Ampere-Stunden  gleichkommen« 
Als  eine  sehr  werthvolle  Eigenschaft  muss  hervorgehoben  werden,  dass  die 
Spannung  in  diesen  Zellen  ausserordentlich  constant  ist,  das  heisst,  bis  zur 
Erschöpfung  der  Zelle  dieselbe  bleibt  und  beim  Laden  nicht  besonders 
steigt,  wie  dieses  leider  bei  den  Blei-Accumulatoren  so  sehr  der  Fall  ist 
und  störend  im  Betrieb  wirkt. 

Im  Gegensatz  zu  diesem  Vortheile  steht  der  Umstand,  dass  die  Batte- 
rien während  der  Ladung  auf  45  bis  50^  C.  erhitzt  werden  müssen,  wes- 
wegen die  Ladebänke  mit  Dampfheizung  zu  versehen  sind.  Diese  Erhitzung 
ist  erforderlich,  um  den  inneren  Widerstand  der  Zelle  zu  vermindern  und 
auch  um  durch  Strömung  die  Lösung  in  gleichmässig  vertheiltem  Zustande 
zu  erhalten.  Dieser  Umstand  ist  nicht  gerade  als  ein  Nachtheil  zu  betrachten, 
muss  jedoch  bei  Berechnung  der  Anlagekosten  berücksichtigt  werden. 

Die  einzelnen  Zellen  sind  in  Gruppen  von  je  72  Stück  vereinigt  und 
zwei  solche  Gruppen  werden  in  jedem  Strassenbahnwagen  untergebracht, 
und  zwar  in  der  üblichen  Weise,  eine  unter  jeder  der  beiden  seitlich  ange- 
ordneten Sitzreihen. 

Da  eine  vollständige  Zelle  29  Pfund  wiegt,  so  stellt  sich  das  Gewicht 
der  pro  Wagen  erforderlichen  144  Zellen  =  4.176  Pfund.  Die  einzelnen 
Zellen  sind  4^/^  Zoll  breit,  7 1/2  Zoll  lang  und  11 3/^  Zoll  hoch.  Die  Gruppe 
der  Zellen  nimmt  die  ganze  Länge  des  Wagensitzes  ein.  Von  den  144  Zellc^ 
dienen   16  (in  einem  eigenen  Stromkreise  geschaltet)  *"    *^  '*^r  Fe* 

nete    sowohl    als    auch    zur  Beleuchtung    des  V  ^ 


} 


379 

übrigen  Zellen  sind  mittelst    des  Control- Apparates    auf    der  Plattform   wie 
folgt  umschaltbar: 

Erste  Stellung  der  Kurbel :  Armatur  kurz  geschlossen ;  hierdurch  ist 
ermöglicht,  den  Wagen  sofort  zum  Stillstand  zu  bringen  durch  die  Brems* 
Wirkung  des  Motors,  der  in  dem  Falle  als  Dynamo  wirkt. 

Zweite  Stellung  der  Kurbel :  4  Serien  von  32  2^11en  in  Parallel- 
schaltung. 

Dritte  Stellung  der  Kurbel :  2  Serien  von  64  in  Parallelschaltung. 
Vierte  Stellung:  Alle  Zellen  in  Hintereinanderschaltung. 
FOnfte  und  sechste  Stellung  :    Wirft  einen  Widerstand    in  den  Strom- 
kreis   der  Feldmagnete,    wodurch    die   Geschwindigkeit    des    Motors    durch 
Schwächung  des  Feldes  erhöht  wird. 
Siebente  Stellung:  Ruhestellung. 

Wie  aus  diesem  Schema  erbellt,  ist  die  Anwendung  von  Widerständen 
durch  Schaltung  der  Zellen  auf  ein  Minimum  beschränkt. 

Zum  Ein»  und  Ausladen  der  Batterien  werden  elektrisch  betriebene 
Krähne  verwendet.  Zum  Betrieb  der  Krähne  dient  ebenfalls  Strom  von  den 
Accumulatoren.  Jede  Gruppe  wird  nämlich  wöchentlich  mehrere  Male  gänzlich 
entladen,  um  die  einzelnen  Gruppen  auf  möglichst  gleichmässigem  Niveau 
zu  erhalten ;  dieser  Entladungsstrom  dient  zum  Betrieb  der  Motoren  und 
Lampen  in  der  Centrale;  ist  demnach  nicht  vergeudet.  Die  Auswechslung 
der  Batterien  erfolgt  ausserordentlich  prompt  und  rapid,  so  zwar,  dass  vom 
Moment  der  Einfahrt  des  Wagen  in  den  Schuppen  bis  zum  Moment  der 
wieder  erfolgten  Abfahrt  nur  höchstens  drei  Minuten  zu  verstreichen  brauchen. 
Die  Batterien  werden  nicht,  wie  in  den  meisten  anderen  Accumulatoren- 
Wagen,  seitlich,  sondern  durch  die  in  der  Vorderwand  und  dem  Schutz- 
blech vorgesehenen  Thüren  eingeschoben. 

Für  jeden  Bahnwagen  sind  zwei  Sätze-Batterien,  also  im  Ganzen 
288  Zellen  erforderlich.  Die  Fahrgeschwindigkeit  der  Wagen  beträgt  ll  bis 
12  Meilen  per  Stunde,  und  die  Stromabgabe  im  Durchschnitt  40  bis 
50  Amperes. 

Die  Beurtheilung  der  Rentabilität  solcher  Anlagen  scheitert  gewöhnlich 
an  recht  unvollkommenen  Aufzeichnungen  der  Betriebs-Ausgaben,  doch  in 
dieser  Hinsicht  unterscheidet  sich  die  Waddell-Entz'sche  Anlage  von  anderen 
experimentellen  Unternehmungen  dieser  Art  sehr  vortheilhaft.  Die  Gesell- 
schaft ffihrt  ausserordentlich  genau  Buch  über  die  Betriebskosten,  und  da 
sich  diese  über  einen  Zeitraum  von  fast  einem  Jahre  erstrecken,  während 
welchem  die  Anlage  ununterbrochen  bereits  im  Betriebe  ist,  so  ergibt  das 
Resultat  einen  verlässlichen  Anhaltspunkt  fSr  Vergleiche  und  zur  Beur- 
theilung der  Oekonomie  des  Systems.  Die  Betriebskosten  belaufen  sich,  ein- 
schliesslich der  Abnützung  der  21ellen  und  Motoren,  auf  rund  5^/3  Cents 
pro  Wagen-Meile  bei  vollem  Betriebe  (8  Wagen),  und  9I/3  Cents  bei  halbem 
Betrieb  von  5  Wagen;  ein  gewiss  günstiges  Resultat.  Dasselbe  dürfte  sich 
bei  den  Trolley-Bahnen  freilich  noch  besser  stellen;  jedoch  darf  man  nicht 
vergessen,  dass  es  sich  im  vorliegenden  Falle  um  eine  Anlage  von  nur 
8  Wagen  handelt. 

Der  Unterschied  in  den  Betriebskosten  zwischen  einer  kleinen  und 
grossen  Anlage  ist  bei  Verwendung  von  Accumulatoren  ausserordentlich 
gross,  wie  schon  aus  den  oben  angeführten  Resultaten  erhellt.  Ferner 
entzieht  sich  bei  einer  Trolley- Anlage  die  Abnützung  der  Luft-Leitung  fast 
gänzlich  der  Berechnung,  weil  dieselbe  unvorhergesehenen  Einflüssen  zu 
sehr  ausgeseut,  wogegen  man  beim  Accumulatorenbetrieb  alle  Einrichtungen 
-'•"ter  Controle  behält.  Die  übrigen  Vor-  und  Nachtheile  der  beiden 
'nd  zu  bekannt  und  evident,  und  es  erscheint  nicht  geboten,  hier 
'  ^zugehen. 


380 


Einige    Versuche    über    I^adiophoniei    ausgeführt   von    Eugen 

Semmola. 

(▲nssug  au  der  d«n  AoUn  dM  Be«l«  Inttitnto  d*inoonggi«m«i&ko  di  Napoü,  roL  YI,  nnm.  ft  bei- 

geechloMtnen  Note.) 

Von  E.  GBESGIN  I.*) 


Der  Autor  beabsichtigt  io  Torliegender 
Abhandlang  durch  die  von  ihm  ausgeftthrten 
Versuche  die  Wirkung  der  intermittirenden 
Sonnenstrahlen  auf  Pulvermikrophone  su 
Studiren. 

Hiebei  benützt  er  das  bekannte  Mikro* 
phon'von  Argy   (Fig.  i)    und   unternimmt 


vernimmt  derjenige,  der  sich  am  Teleph 
befindet,  das  Geräusch  eines  leichten  La 
zuges,  welches  sich  deutlich  bei  jeder  e 
seinen  Unterbrechung  des  Sonnenstrah 
wiederholt.  Wenn  die  .  Unterbrechung 
immer  rascher  aufeinanderfolgen,  treten  ao 
die  GerMusche  dementsprechend  hänfij 
auf,  so  dass  sie  sich  schliesslich  in  ein« 
einsigen  Tone  zu  vereinigen  scheinen;  al 
SU  gleicher  Zeit  vermindert  sich  11 
Intensität,  gleichsam  als  ob  sie  sich  ei 
femten.  Bei  einer  gewissen  Geschwindigk 
des  Unterbrechers  wird  das  aknstisc 
Phänomen  beinahe  unvemehmbar.  I 
vernommene  Geräusch  besitzt  eine  s< 
grosse  Aehnlichkeit  mit  dem  der  akustiscl) 
Sirene,  wenn  ihre  bewegliche  Scheibe  a 
zu    drehen  beginnt,    bevor    die    Luftschw 


Fig.  2. 


behufs  Ausführung  seines  Versuches  das  in 
Fig.  2  Dargestellte. 

Durch  eine  kreisförmige  Oe£fnung  von 
einem  Durchmesser  von  lO  cm^  die  an  einem 
Fensterflügel  angebracht  ist,  dringt  in  das 
Zimmer  ein  horizontaler  Lichtstrahl  m  n  ein. 
In  einer  Entfernung  von  8  m  vom  Fenster 
geht  er  durch  eine  biconvexe  Linse  C,  die 
«ich  in  einer  an  der  gegenüberliegenden 
Thürfüllung  angebrachten  Oeffnang  befindet; 
hierauf  tritt  er  in  das  nächste  Zimmer  ein, 
wo  er  die  vordere  Fläche  des  Mikrophons 
trifft.  Die  Linse  hat  einen  Durchmesser  von 
to  cm  und  eine  Brennweite  von  22  cm. 

Eine  vertical  stehende  Pappendeckel- 
scheibe von  dem  Durchmesser  von  75  civ», 
die  8  von  der  Peripherie  gleichweit  ab- 
stehende Löcher  besitzt,  wird  durch  eine 
Vorrichtung  in  Bewegung  gesetzt  und  gleich- 
falls in  die  Nähe  des  Fensters  gebracht, 
wo  sie  als  Unterbrecher  functionirt. 

Nachdem  diese  Vorbereitungen  getro£fen 
worden  sind,  kann  das  von  demselben  ver- 
ursachte Geräusch  nicht  bis  zum  Mikrophon 
vordringen. 

Wenn  man  die  Scheibe  ziemlich  langsam 
dreht,  und  zwar  so,  dass  sie  in  der  Secunde 
nur   sehr    wenige  Unterbrechungen    bewirkt, 


gungen  so  rasch  aufeinander  folgen,  als  d 
sie  einen  bestimmten  Ton  erzengen  könnti 

Der  Autor  hält  dafür,  dass  die  Sonn« 
Strahlung  bei  diesem  Phänomen  durch  il 
Wärmestrahlen  mitwirkt,  indem  sie  th 
sächlich  die  Fläche  des  Mikrophons,  1 
welches  die  Sonne  fkllt,  schwärzen,  wo^ 
das  Geräusch  stärker  auftritt.  Letzteres  h( 
jedoch  auf,  wenn  die  Strahlen  vor  Erreichu 
des  Mikrophons  durch  eine  Alaunlösu 
oder  auch  nur  mehrmals  durch  ei 
Wasserschichte  gehen. 

Es  ist  daher  ali  ganz  sicher  anzunehm< 
dass  jedesmal,  so  oft  der  Strahl  die  metai 
sehe  Oberfläche  des  Mikrophons  trifft,  ( 
selbst  eine  plötzliche  Ausdehnung  u 
hierauf  wieder  ein  Zusammenziehen  sti 
findet. 

Dieses  Vibriren  der  Fläche,  welcl 
innen  auf  Kohlenkörnchen  übertrafen  wii 
bringt  eine  eigenthümliche  Bewegung  herv 
durch  welche  der  durch  diese  Kömcb 
selbst  hindurchgehende  elektrische  Str< 
modificirt  wird  und  jenes  sonderbare  C 
rausch  im  Telephon  verursacht.  Dennc 
ist  es  unbestimmt,  ob  diese  merkwürdige  Er 


*)  II  „N.  Gimento".  Mftrs  1894. 


381 


gnng  der  KohleDköraclien  denselben  direct 
dorch  die  metallische  Wand  mitgetheilt  wird, 
oder  ob  diese  ihr  Vibriren  dem  kleinen,  in  der 
Mitte  befestigten  Koblencylinder  mittheilt, 
der  dasselbe  seinerseits  bei  dem  Pnlver  bewirkt. 
Um  sich  hierüber  Gewissheit  zu  ver- 
schaffen, hat  der  Autor  zahlreiche  Versuche 
angestellt,  die  er  wegen  Raummangel  hier 
nicht  wiederholen  kann.  Er  beschränkt  sich 
darauf,  nur  einen  anzuführen,  der  ihm  ent- 
scheidend genug  erscheint.  Er  construirte 
ein  sehr  einfaches  Mikrophon ;  dasselbe  be- 
stand ans  einem  kleinen  cylinder förmigen 
Behälter,  etwas  grösser  als  derjenige  von 
-^^^7t  ^»<^  (\M\it  denselben  zu  8/^  mit 
Kob lenk  ü riechen  ao.  Die  convexe  Fläche 
die^ea  kleinen  cylinderformigen  Körpers 
bUden  ein  3  mm  hoher  Ebenholzring,  dessen 
beiderseitige  Ränder  von  ebenen  Metall- 
Buchen  ein (^ eschlos sen  werden,  welch*  letztere 
auf  diese  Weise  eioe  von  der  anderen  durch 
TJeiQ  Ebeti}io1znng  isolirt  sind.  Dieses  Mikro- 
phon wird  an  einer  stark  geneigten  Holz- 
lamelle befestigt  nnd  die  ebenen  Flächen 
mit  Reophoren  in  Verbindung  gebracht,  die 


Fig.  3. 
ihrerseits  wieder  zu  einem  Element  und  zum 
Telephon  gehen.  Das  Wort  wird  hiedurch 
gerade  so  gut  fortgepflanzt  wie  mit  dem 
Mikrophone  von  Argy.  Wenn  man  that- 
sächlich  anstatt  des  letzteren  das  früher 
beschriebene  Mikrophon  in  Anwendung 
bringt,  hört  man  am  Telephon  dasselbe 
Geräusch,  und  zwar  weder  mehr  noch 
weniger  stark  wie  bei  ersterem. 

Dieser  Versuch  scheint  dem  Autor 
entscheidend,  um  die  Behauptung  aufzustellen, 
dass  die  an  der  Oberfläche  der  metallischen 
Wand  hervorgerufene  Vibration  sich  den 
innen  befindlichen  Kohlenkörnchen  durch 
diese  Wand  selbst  mittheile.  So  nimmt  auch 
bei  diesem  Mikrophon  das  Geräusch  an 
Intensität  ab,  bis  es  beinahe  ganz  aufhört, 
wenn  man  den  Unterbrecher  sehr  rasch 
dreht.  Der  Autor  wiederholte  seine  Versuche 
&Qch  mit  einem  Mikrophon  System  H  u  d  n  i  ci  g  s 
(Ff^.  3)k  wtrLches  noch  viel  empfindlicher  all 
die  vorerwähnten  ist. 

Wenn  man  rliesea  Mikrophon  benützt 
tind  den  Udtetbrecher  in  Ifi^weguag  serit, 
läjsst  sich  auch  m  diesem  Falle  diis  Geräusch 
hüren.  WeoO  raaö  abei  riucher  drchE,  jn  i 
awar  dergeitaU,  d*si  ctm  " 
brechnngeti  in  der  Sfc^n'J  ^ 


das  Geräusch  auf,  nnd  man  vernimmt  an 
dessen  Stelle  einen  schwachen  Ton,  dessen 
Höhe  ganz  genau  anzugeben  ist.  Lässt  man 
den  Unterbrecher  rascher  oder  langsamer 
drehen,  so  wird  die  Höhe  des  Tones  dem- 
entsprechend modificirt.  Um  jeden  Zweifel 
zu  entfernen,  als  ob  der  anf  diese  Weise 
hervorgernfene  Ton  seine  Entstehung  dem 
Geräusche  des  Unterbrechers,  der  mit  dem 
Mikrophon  in  Verbindung  steht,  verdanke, 
genügt  es,  den  Strahlen  den  Zutritt  zu  ver- 
wehren, wobei  iedoch  der  Unterbrecher 
weiter  gedreht  wird,  nnd  der  Ton  hört  auf. 

Der  Unternehmer  dieses  Versuches  hält 
es  beinahe  für  tiberflüssig,  zu  wiederholen, 
dass  die  wirksamen  Strahlen  die  thermischen 
sind,  indem  sie  thatsächlich  die  vordere 
Fläche  des  Mikrophons  schwärzen,  wobei 
der  Ton  ziemlich  stark  auftritt.  Er  hört 
jedoch  anf,  wenn  die  Strahlen  durch  wenig 
oder  gar  nicht  diathermische  Körper  gehen. 
Es  ist  ausserdem  noch  in  Erinnerung  zu 
bringen,  dass  das  Mikrophon  von  Hnnnings 
bei  längerem  Gebrauche  seine  Empfmdlich- 
keit  beinahe  verliert.  In  diesem  Falle  ist  die 
auf  das  Telephon  Übertragene  Stimme 
weniger  klar  und  anch  der  Ton  ist  sehr 
schwach  zu  vernehmen.  Um  dem  Mikrophon 
die  ursprüngliche  Empfindlichkeit  wieder  zu 
verleihen,  muss  man  es  öffnen,  die  Kohlen- 
kömchen  durcheinander  schütteln  und  sie 
ordnungsmässig  wieder  an  ihre  frühere 
Stelle  bringen. 

Ausserdem  ist  es  noch  nothwendig,  dass 
das  Bild  der  Sonne  im  Brennpunkte  der 
Linse  ziemlich  warm  sei,  um  wenigstens  das 
Papier  zu  verkohlen,  auf  welches  man  es 
probeweise  fallen  lüsst.  Es  ist  daher  aus 
diesem  Grunde  angezeigt,  die  Versuche 
während  der  warmen  Jahreszeit  nnd  bei 
heiterem  Himmel  auszuführen. 

Der  Autor  glaubt  auch  noch  bemerken 
zu  müssen,  dass  die  Lamelle  des  Mikrophons 
bei  einem  länger  andauernden  Versuche 
nicht  zu  stark  erwärmt  werde,  da  in  diesem 
Falle  der  Ton  ziemlich  schwach  hörbar  ist. 
Er  hat  auch  ein  Silberplättchen  an  Stelle 
jenes  von  gewalztem  und  vergoldetem  Eisen, 
welches  sich  gegenüber  der  vorderen  Fläche 
des  Mikrophons  Hunnings  befindet,  ge- 
setzt, und  es  kam  ihm  vor,  als  ob  der  Ton 
hiedurch  nicht  verändert  wurde. 

Der  Autor  kann  daher  aus  dem  Ge- 
sagten schliessen,  dass  der  von  ihm  aus- 
geführte Versuch  mit  dem  Mikrophon 
Hunnings  deutlich  genug  ist,  um  ohne 
jeden  Zweifel  und  in  der  einfachsten  und 
directesten  Form  zu  beweisen,  dass  ein 
Metallplättchen  von  einer  gewissen  Stärke, 
wenn  es  an  der  Oberfläche  von  einer 
i^termittireaden  StrithlnD^  getroffen  wird, 
raschen  und  regelmässigen  Ausdehnungen 
nnd  Zu^ammeniiehungen  unterworfen  ist, 
und  zwiir  derart,  dass  es  die  Entstehung  einer 
thatäachlichen  thermischen  Vibration  bewirkt, 
die  sich  In  eine  tonende  am  wandeln  lässt. 

Die    festen  Körper  verhallen  sich  daher 

dicken  Versuchen  gerade  50  wie  das 
rii<j  Dumpfe.  St. 


382 


Project  der  industriellen  Wasserstoff-  und  Sauerstoffgewlnni 
auf  elektrolytischem  Wege. 

Von  Prof.  D.  A.  LATSCHINOW. 

(„Berichte  der  kaiserlich  runifcheo   Technischen  Geiellfchaft*'.) 

(Schlass.) 

V.  Alarm-«Glocke. 
Früher  ist  erwähnt  worden,  dass  ein 
jeden  der  Gase  in  einem  Kantschnksack  »oder 
in  dem  Gasbehälter  geleitet  wird.  So  lange 
der  Gasbehälter  nicht  gefttllt  ist,  kann  das 
Gas  leicht  hineinströmen  nnd  das  Niveau  der 
Flüssigkeit  in  der  Glocke  ist  so  hoch,  wie 
das  in  der  Wanne.  Wird  aber  der  Sack  (oder 
Gasbehälter)  überfallt,  so  wird  das  Gas, 
welches  keinen  freien  Ausgang  findet,  das 
Niveau  in  der  Glocke  hemnterdrücken,  was 
zMt  Folge  haben  wird,  dass  das  Niveau  in 
der  Wanne  steigen  und  die  Flüssigkeit  bei  der 
Nni^c  7  ausfliessen  wird.    Man  kann  eventuell 


ähnlicher  Draht  36,  stete  in's  Quecks 
getaucht,  seinerseite  mit  einer  and 
Schraube  verbunden.  Die  Flüssigkeit,  w< 
durch  die  UeberfüUung  des  Gasbehälter 
der  Wanne  ausfiiesst,  füllt  durch  die  Oeff 
33  das  Glasgefäss  und  fliesst  dann  ii 
Flasche  über  dieNase34,  Der  Drucke  der  Flu 
keit  veranlasst  das  Steigen  des  Qaecksilbe 
dem  freien  Knie  der  gebogen  eo  Gtasrähre 
das  Quecksilber  muKs  uothwcDdig  den  Fl 
draht  40  berühren  :  dadtirch  wird  der 
vanische  Strom  gschlo3«ea  und  die  elektri 
Klingel,  die  sich  im  Zioimer  des  Aufs< 
befindet,    in    Thätigkeit    gtitut.     Um 


431 


unter  der  Nase  eine  Rinne  anbringen,  durch 
welche  die  Flüssigkeit  in  ein  dazu  bestimmtes 
Reservoir  fliessen  würde. 

Es  wäre  nicht  schwer,  in  diesem  Re- 
servoir eine  Vorrichtung  ansnbriogen,  welche 
die  Kette  einer  elektrischen  Klingel  schliessen 
könnie  und  im  Zimmer  des  Aufsehers  Lärm 
schpftgcn  würde.  Eine  ähnliche  Vorrichtung 
ift  in  Fig.  8  ersichtlich.  Sie  besteht  aus 
einem  kleinen  Glasgefässe  35,  befestigt  an 
einem  Ebonitdeckel  39,  welch  letstereu  man 
leicht  auf  den  Hals  einer  gewöhnlichen 
F]fl=iche  43  aufstecken  kann.  Im  unteren 
Theil  des  Gefässes  ist  eine  gebogene  Glas* 
röhre  41  eingelöthet,  die  mit  Quecksilber 
gefüllt  ist.  Das  freie  Ende  des  Rohres  ist 
mit  einem  Ebonitstöpsel  verschlossen,  durch 
welchen  ein  mit  der  Klemmschraube  38  ver- 
bnnieDer  Platindraht  40  gehl;  der  Draht 
i&t    nn    dem  Deckel  befestigt.     Ein   anderer 


Apparat  in  den  ursprünglichen  Zustan 
bringen,  genügt  es,  ihn  aus  der  Fli 
herauszunehmen  und  nach  links  bis 
wagrechten  Stellung  neigend,  die  Flüssi 
durch  die  Nase  34  aussngiessen ;  das  Qi 
Silber  fliesst  dabei  nicht  aus,  dank  des 
buges  der  Röhre  42. 

VI.  Druck-«Wannen. 
Das  in  dem  Gasbehälter  gesammelt« 
kann  mittelst  einer  Schwarzkopfschen 
ähnlich  construirten  Pampe  in  stäh! 
Reservoirs  hineingepumpt  werden,  weil 
durch  diese  Pumpen  hohe  Spannungen  en 
kann.  Doch  kann  man  auch  das  Comprii 
der  Gase  ohne  Pampen  ersielen,  ic 
man  besondere  elektrolytische  Apparat« 
wendet,  die  sogenannten  Druck  -W  a  n  1 
Dieser  Apparat  ist  in  Fig.  9  ersichtlich 
besteht   aus    einem    cylinderischen  Rese 


383 


aus  Gassstahl,  mit  einem  convexen  Boden 
nnd  einem  flachen  oder  anch  convexen  Deckel. 
Der  Deckel  ist  an  den  Körper  mittelst 
Schrauben  nnd  Bleibeilagen  befestigt.  Im 
Inneren  des  Reservoirs  befindet  sidi  eine 
von  ihm  isolirte  eiserne  Röhre  5,  die  von 
nnten  dnrch  eine  gebogene  Ebonitplatte  g  ge- 
schlossen i8t.ZnrRöhre  führt  ein  isolirterLeiteriT 
darch  die  Wandung  des  Gefässes.  Der  Deckel 
ist  mit  2  Röhren  versehen :  centrales  Rohr  aO 
und  ein  seitliches  Rohr  Co;  in  der  MUndnng 
eines  jeden  von  diesen  ist  ein  conisches 
Ventil  angebracht,  in  dem  sich  ein  aus  para- 
finirtem  Hols  oder  aus  Metall  (hohl)  herge- 
stellter cjlindrischer  Schwimmer  befindet, 
der  sich  in  einer  mit  Löchern  versehenen 
Röhre  (in  der  Zeichnung  nicht  ersichtlich) 
bewegt.  An  den  Deckel  ist  such  ein  nicht 
leitender  breiter  Körper,  s.  B.  ein  Cjlinder 
aas  Ebonit  d  angebracht,  der  zum  Zwecke 
der  Gastheilung  dient.  Von  den  Rändern 
dieses  Körpers  bis  snr  Ebonitplstte  geht  ein 
Cylinder  t  aus  Pflanzenpergtment,  unten  mit 
einer  Anzahl  von  Löchern  versehen.  Das  Re- 


Fig.  9. 
servoir  wird  bis  dreiviertel  des  Inhaltes  mit 
einer  Lösung  von  Aetznatron  gefüllt  und 
mit  einem  Deckel  verschlossen.  Beim  Durch- 
lassen des  Stromes  scheidet  sich  der  Wasser- 
stoff an  den  Wandungen  des  Stahlcylinders 
selbst  aus,  der  Stuerstoff  auf  der  Oberfläche 
des  eisernen  Rohres.  Ein  jedes  der  Gase 
wird  in  die  Trockenkammer  geleitet,  von  wo 
aus  es  durch  ein  eisernes  oder  stählernes 
Rohr  in  den  Gasbehälter  gelangt,  wo  die 
nöthige  Comprimirung  vor  sich  geht. 

Die  Grösse  des  Apparates  (40—60  l 
Flüssigkeit)  ist  derartig  berechnet,  dass  der- 
selbe auf  einmal  4  «18  Wasserstoff  (bei  ge- 
wöhnlicher Spannung)  und  2  mS  Sauerstoff^), 
d.  i.  dasjenige  Quantum ,  welches  je  ein  eng- 
lische!« Gasreservoir  an  comprimirtem  Wasser- 
-und  Sauerstoff  fassen.  Da  die  Wasserstoff- 
reservoire zweimal  so  gross  als  die  für  Sauer- 
stoff sind,  so  sollte  auch  theoretisch  die 
Spannung  in  dem  einen  zweimal  50  gross  sein, 
wie  im  anderen.  In  der  Praxis  stimmt  es  aber 


nicht  immer  und  es  könnte  dieser  Umstand 
schädlich  auf  die  Druck-Wanne  wirken,  das 
Niveau  in  der  einen  Hälfte  derselben 
steigen,  wobei  die  Flüssigkeit  ausfliessen 
könnte,  ja  sogar  die  beiden  Gase  sich 
vereinigen.  Zur  Vermeidung  dieses  Uebel- 
standes  dienen  die  schwimmenden  Ven- 
tile a'  t\  Wenn  das  Flttssigkeitsniveau  in 
der  mittleren  Abtheilung  steigen  sollte,  so 
wird  das  Ventil  (a')  die  Oeffnung  für  das 
ausströmende  Gas  verkleinem  und  eventuell 
ganz  schliessen;  dadurch  wird  sich  viel  Gas 
in  dieser  Abtheilung  sammeln  und  das 
Niveau  herabdrücken,  mit  einem  Wort :  der 
Gasdruck  wird  in  beiden  Abtheilungen  der 
Wanne  derselbe  sein,  wenn  er  anch  in  den 
Gasbehältern  verschieden  sein  sollte. 

Man  kann  die  Druck- Wanne  auch  mit 
einer  schwachen  Schwefelsäure  füllen;  in 
diesem  Fall  muss  man  sie  inwendig  mit 
Messing  auslegen  nnd  die  Central-Röhren- 
Elektrode  aus  Kohle  herstellen,  was  um- 
ständlich und  unbequem  ist. 

VII.  Die    elektrolytische  Wanne   für 
den  Hausgebrauch. 

In  denjenigen  Fällen,  wo  man  wenig 
Gase  bedarf,  z.  B.  in  Apotheken,  Lehr- 
anstalten, kann  man  die  vereinfachte  elek- 
trolytische  Wanne  benützen ;  sie  besteht  aus 
einem  Thon-  oder  paraffinirten  Holzkasten 
(Fig.  10)  etwa  2  m  lang,  in  welchen  eiserne, 


XO 


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*)  Dacn  benötbigt  man  drei  Lti-  r  \\  it 
«in  Liter  bei  Zerlegung   zwei  Cul;'  r-   - 
^ibtr —  beim  atmoBpbirischen  Dn  :' 


Fig.  10. 

dicht  nebeneinander  stehende  Elektroden  a 
hineingestellt  sind  und  den  Kasten  in  Kammern 
theilen.  Zwischen  den  Kammern  befinden 
sich  kurze,  nicht  leitende  Scheidewände  6, 
deren  obere  Ränder  im  Niveau  der  Kasten- 
wände  sind  nnd  von  den  unteren  Pflanzen - 
Pergamentblätter  herunterhängen  (in  der 
Zeichnung  strichlirt).  Die  Batterie  wird  bis 
zu  dreiviertel  des  Inhalts  gefüllt  und  mit 
einem  gnsseisemen  oder  Holzdeckel  ver- 
schlossen. Beim  Durchleiten  des  Stromes  wird 
eine  jede  eiserne  Platte  von  einer  Seite  als 
Anode,  von  der  anderen  als  Kathode  wirken 
nnd  das  entsprechende  Gas  ausscheiden.  Zum 
Ausströmen  des  Gases  sind  an  den  Seiten 
kurze  Röhrchen  angebracht,  die  in  der 
Zeichnung  mit  Kreisen  nnd  Kreuzen  gekenn- 
zeichnet sind.  Alle  Köhrchen  der  ersten  Art 
sind  nach  vorn  gerichtet  und  zu  einem  Rohe 
vereinigt,  aus  welchem  nun  Wasserstoff  aus- 
strömt ;  alle  Röhrchen  der  zweiten  Art  sind 
r  ^h  rii-ksva.'  '.'c^jcntet  und  lassen  Sauer - 
■^    T  [j  ri-  b  _  y  •  ir^  \iV'  i,j  1^  nc  mit  40 — 44 

FiiicHe    kann 

;iden4 


384 


welcher  sie  5 — 7  Ampere  entzieht  und  40  bis 
60  l  Sanerstoff  pro  Stunde  liefert.  Praktisch 
ist  es  besser,  zwei  halb  so  lange  Wannen 
zu  nehmen. 

VIII.  Ausgaben  bei  dar  SauerstofT-  und 
Wasserstoffge^winnung  mittels  Elek- 
trolyse. 

Zum  Schlüsse  dieses  Aufsatzes  finde  ich 
es  für  nothwendig,  genaue  Daten  anzuführen, 
auf  Grund  deren  ein  jeder  Techniker  sich 
einen  klaren  Begriff  von  der  Höhe  der  Aus- 
gaben für  Sauer-  und  Wasserstoff  bilden  kann 
welche  nach  meinem  Verfahren  gewonnen 
wurden. 

Ich  nehme  an,  dass  zur  Verfügung  ein 
50pferdiger  Motor  und  eine  entsprechende 
Dynamomaschine  von  1 10  Volt  und  300  Am- 
pere stehen. 

Die  innere  Dimension  der  Wannen  ist 
öoX'OoX^l  cw*;  der  Fassnngsraum  einer 
jeden  ist  60  l  Flüssigkeit. 

Die  Höhe  der  Wannen  sammt  der  Glocke 
ist  1*4  niy  und  sammt  der  Unterlage  1*6  m.  *) 
Wenn  man  zur  Elektrolyse  eine  Aetznatron- 
lösung  und  eiserne  Elektroden  benützen  will, 
so  muss  man  40  Wannen  nehmen,  welche  in 
zwei  Reihen  aufgestellt,  mit  den  Nasen  nach 
vorn  einen  Raum  von  5  m  Länge  und  etwa 
1*5  m  Breite  einnehmen  werden.  ZurFfillnng 
der  Batterie  braucht  man  2400^  Lösung; 
dieselbe  enthält  240%  Aetznatron  (spec. 
Gewicht  I'IIS,  spec.  Widerstand  3'OS  Ohm 
pro  mfi).  Es  ist  gut,  die  Batterie  in  einem 
asphaltirten  Raum,  der  gut  gelüftet,  mit  eine«- 
Wasserleitung  versehen  und  von  anderen 
Localitäten  getrennt  ist,  aufzustellen.  Die 
Leitungsdrähte  von  der  Dynamomaschine 
müssen  kurz  und  dick  sein. 

Will  man  für  die  Elektrolyse  Schwefel- 
säure, Kupferwannen  und  Graphit-Elektroden 
benützen,  so  muss  man  bei  derselben  Dynamo- 
maschine eine  Batterie  von  48  Wannen  auf- 
stellen. Zu  ihrer  Fallung  braucht  man  3000  l 
ungesäuerten  Wassers,  das  450%  i^SVo) 
starke  Schwefelsäure  (spec.  Gew.  der  Lösung 
1*103,  spec.  Widerstand  1*97)  enthält. 

Bei  der  Elektrolyse  wiid  ein  Theil  der 
Flüssigkeit  in  Form  von  kleinen  Blasen,  die 
von  der  Trockenkammer  bleiben,  mit- 
gerissen. Wenn  angenommen  wird,  dass  bei 
der  Darstellung  von  100  mS  Sauerstoff  und 
200  m9  Wasserstoff  10  {Flüssigkeit  mitgerissen 
werden ,  so  stellt  sich  heraus,  dass  zur  Neutra- 
lisation des  mitgerissenen  Aetznatron  aus  der 
basischen  Wanne  1*25  kff  Schwefelsäure  und 
zur  Neutralisation  der  aus  der  sauren  Wanne 
mitgerissenen  Schwefelsäure  1*05  Aetzkalk 
benöthigt  wird.  In  der  Praxis  müsste  man 
selbstverständlich  diese  theoretischen  Zahlen 
verdoppeln.  Der  aus  der  Trockenkammer 
herausgenommene  Bimsstein  kann  im  heissen 
Wasser  gewaschen  und  dann  getrocknet  werden, 


*)  Wannen  diMer  Dimensionen  könnten  leicht 
1000  Amp.  aushalten,  doch  ist  es  nicht  vortheilbaft 
einen  so  starken  Strom  darchziüeiten,  weil  die  zur 
Ueberwindung  des  inneren  Widerstandes  (r  i^)  nötbige 
Kraft  laicht  zn  gross  werden  kann  und  die  Batterie 
sich  »tark  erwiirmen  könnle. 


um  wieder  brauchbar  zu  sein;   der  Kalk 
nicht  mehr  zu  verwenden. 

Die  50pferdige  Dynamomaschine  ' 
300  Amp.  und  iio  Volt  liefert  2'75m8  Sei 
Stoff  und  5*5  m8  Wasserstoff  pro  Stnn 
folglich  dauert  die  Darstellung  von  lo 
Sauerstoff  und  20omS  Wasserstoff  36  Stonc 
wobei  150  Z  Wasser  zerlegt  werden.  Da: 
muss  jede  3.  bis  4.  Stunde  ein  entsprechen 
Quantum  condensirten  Wassers  hinzugegoi 
werden.  Die  gewonnenen  Gase  kann  maj 
zwei  Gasbehälter  entsprechender  Gri 
sammeln. 

Auf     Grundlage     des     Obenerwähi 
stellen  »ich  die  Kosten  der  Wasserstoff- 
Sauerstoffgewinnung  mittelst  Elektrolyse 
folgenden  Factoren  zusammen: 

A)  Aufstellung. 

1.  Dampf-    oder  Wassermotor    von  50  j 

2.  Dynamomaschine     von     iio    Volt 

300  Amp. 

3.  Dicke  Leitungsdrähte. 

4.  Amp^remeter. 

5.  Voltameter. 

6.  Comutator. 

7.  Reostat 

8.  Zwei  schmelzbare  Sicherheitsvor- 

richtungen. 

9.  Eine  Batterie  ans  40 — 48  Wannen. 

10.  Zwei  Trockenkammern. 

11.  Kurze  Verbindungs-Kautschukrohre. 

12.  Blei-Gasleitungsrohre,    die    zu   den  C 

behältem  führen. 

13.  Zwei    Gasbehälter     (oder    einige    K 

schuksäcke). 

B)  Betriebskosten, 
berechnet    für  loom^  Sauerstoff    und  20 
Wasserstoff  in  runden  Zahlen. 

1.  Eine  Pferdekraft  pro  Stunde   4  Kopel 
folglich  50  HP  in  36  Stunden  .  7200P 

2.  Verbrauchter  Aetsnatron  ....     0"io 

3.  Schwefelsäure  in  den  Trocken- 
kammern zur  Neutralisation  des 
mitgerissenen  Natron;  theore- 
tisch 1*15  X:^  und  praktisch  2  kg     0*10 

4.  200 1  Wasser  und  Gyps  für  die 
Trokenkammern 0*20 

5.  Montage  der  ganzen  Einrichtung 
3--4  Arbeitstage  (36 Stunden)  .     2*0 

6.  Beaufsichtigung  der  Elektrolyse 
während  der  ganzen  Zeit  ...     5*0 

Summa  7 9*40  R 
Daraus  folgt,  dass  imS  Sauerstoff  i 
27718  Wasserstoff  etwa  auf  80  Kopeken  i 
I  Cubikfuss  Sauerstoff  und  2  Cubikfuss  Wssi 
Stoff  auf  2*3  Kopeken  zu  stehen  kommeo, 
Amortisation  des  Anlagecapitals  äusserte 
lassend,  welche  je  nach  den  Umstand 
ziemlich  verschieden  sein  kann.  Bei  A 
Wendung  eines  Wassermotors  verringern  si 
die  Gaskosten  auf  ein  Drittel  bis  ein  Viert 
Die  Berechnung  zeigt  zumindest  c 
Richtigkeit  des  von  mir  anfangs  Gesagte 
dass  die  Kosten  des  elektrolytischen  Wsssc 
Stoffes  nicht  höher  sind,  als  die  desselb« 
Gases,  auf  chemischem  Wege  dargestellt. 

A.  B 


385 


Nachrichten  aus  Ungarn. 


Projectlrte  Strassenbahn  Im  Be- 
reiche der  Stadt  UJvid^k  (Neusatz). 
(CoocegslontertheiloDg.)  Die  Commanal- 
Verwaltnng  der  köngl.  FreisUdt  Ujvidac  hat, 
vorbehaltlich  der  oberbehördlichen  Geoeh« 
migoog,  der  BaaaDtemehmangsfirma  Winter- 
nitx  &  Comp,  die  Bewilligung  cum  Ban 
and  Betrieb  einer  die  wichtigsten  Verkehrs- 
adern der  Stadt  umfassenden  Strassenbahn 
ertheilt.  Die  Anwendung  von  Pferdebetrieb 
ist  prindpiell  ausgeschlossen  und  wird  als 
Motor  Dampf*  oder  elektrische  Kraft,  in 
letsterem  Falle  als  Hochleitung,  ansuwenden 
sein. 

Budapester  Stadtbabn  -  Gesell- 
schaft für  Strassenbabnen  mit  elek- 
trischem Betriebe.  (Genehmigung  des 
Ausbaues  der  Donauquai-Linie.)  Der  Buda- 
pester Municipal-Ausschuss  hat  in  seiner  am 
7.  Juni  1.  J.  abgehaltenen  Generalversamm- 
lung, vorbehaltlich  der  Genehmigung  der 
betheiligten  Ministerien,  den  von  der  Direc- 
tion  der  Budapester  Stadtbahn-Gesellschaft 
f^  Strassenbabnen  mit  elektrischem  Be- 
triebe projectirten  und  von  der  Munidpal- 
behörde  im  Principe  gutgeheissenen  Ausbau 


einer  an  die  Ringstrassenlinie  Borärosplatz 
anschliessenden  und  längs  dem  Donauquai 
vorläufig  bis  zum  Petöfiplatze  führenden  elek- 
trischen Bahn  mit  Canalleitung  genehmigt.  Bei 
diesem  Anlasse  wurde  femer  derBeschluss  ge- 
fasst,  in  einer  an  die  Regierung  gerichteten  Re- 
präsentanz die  Genehmigung  der  Verlänge- 
rung dieser  Linie  bis  zur  Akademie  im  An- 
schlüsse an  die  zum  Stadtwäldchen  führende 
gesellschaftliche  Linie  zu  erbitten . 

Budapester  Stadtbahn  -  Actlen- 
gesellschaft  für  Strassenbabnen  mit 
elektrischemBetriebe.(Technisch-polizei* 
liehe  Begehung  neugelegter  Doppelgeleise.) 
Am  20.  Juni  fand  unter  Führung  des  Mini- 
sterialsecretärs  Josef  S  t  e  1 1  i  n  a  und  mit 
Beiziehung  der  Vertreter  der  interessirten 
Staats-,  Comitats-  und  Munidpalbehörden  die 
technisch-polizeiliche  Begehung  jener  Strecken 
des  gesellschaftlichen  Betriebsnetzes  statt,  inner- 
halb welcher  neuester  Zeit  ein  zweiter  Ge- 
leisestrang gelegt  wurde.  Die  Commission 
constatirte,  dass  die  mit  Canalleitung  neu 
gebauten  Linien  in  vollkommen  betriebs- 
fähigem Zustande  sind,  und  wurden  dieselben 
sofort  dem  Verkehr  übergeben. 


Eine  elektrische  Anlage  in  Buccari  bei  Fiume. 


Das  kleine  nur  3000  Einwohner  zählende, 
an  der,  einen  prächtigen  natürlichen  Hafen 
bildenden  Bucht  gelegene  Städtchen  Buccari 
bei  Fiume,  welches  sich  innerhalb  kurzer 
Zeit  aus  eigener  Kraft  zu  der  Höhe  eines 
klimatischen  Cnrortes  und  Seebades  erhoben 
hat,  hat  Dank  der  Thatkraft  seines  Barger- 
meistert  seit  Kurzem  eine  bemerkeuswerthe 
Kraftflbertragungsanlage,  sowie  auch  die 
elektrische  Beleuchtung  erhalten.  Das  Muni- 
dpium  von  Buccari  fährt  nämlich  in  eigener 
Regie  ein  Mahlwerk,  welches  in  alther- 
gebrachter Weise  primitiv  mit  Mühlrädern 
betrieben  wurde.  Die  Gemeinde  projectirte 
nun  eine  vollständige  Umwandlung  des  alten 
Mahlwerkes,  ein  Project,  welches  gleichzeitig 
mit  der  Umgestaltung  auch  eine  Erweiterung 
der  Anlage  im  Gefolge  hatte.  Das  Muni- 
dpinm  beauftragte  die  Internationale 
Elektricitäts-Gesellschaft  in 
Wien,  welche  bekanntlich  das  Elektricitäts- 
werk  in  Fiume  eingerichtet  hat,  mit  der 
Durchführung  des  Projectes,  welches  seiner 
Wesenheit  nach  die  folgenden  Herstellungen 
umfisst.  Zunächst  wurde  die  Betriebsweise 
geändert,  indem  die  Mühlräder  durch  eine 
Turbine  ersetzt  wurden,  dann  wurde  für 
jene  Zeit,  wo  auf  die  Wasserkraft  nicht  zu- 
versichtlich gerechnet  werden  kann,  zur 
Reserve  eine  Dampfanlage  eingerichtet,  und 
endlich  ist  in  Verbindung  mit  diesem  Mahl- 
werke eine  elektrische  Einzelanlage  installirt 
worden,  welche  für  die  Zwecke  der  öffent- 
lichen und  privaten  Beleuchtung  benützt 
*  ^      Die  Turbir-  ä— — ^  Ganz  &  Co.) 


besitzt  eine  Leistungsfähigkeit  von  20  HP 
und  betreibt  allein  das  gesammte  Werk,  so- 
wohl für  die  Mahlzwecke  als  auch  für  die 
Beleuchtung.  Die  Turbine  betreibt  fünf 
Mahlgänge  und  eine  Roll-  und  Schälmaschine 
für  die  verschiedenartigsten  Getreidesorten. 
Die  Reserve-Dampfanlage  besteht  aus  einer 
stabilen  I>ampfmaschine  von  20  EP  nebst 
entsprechender  Kesselstärke.  Für  die  Zwecke 
der  elektrischen  Beleuchtung  ist  eine  Gleich- 
stromdynamo für  6500  Watt  angestellt.  Die 
Stromspannung  beträgt  100  Volt.  Die  Be- 
leuchtungsanlage umfasst  50  Glühlampen  für 
die  Beleuchtung  der  Strassen  der  Stadt, 
weldie  auf  zierlichen  Kandelabern  montirt 
sind,  und  120  Glühlampen,  wdche  pri- 
vaten Beleuchtungszwecken  dienen.  Die 
Internationale  Elektricitäts- 
Gesellschaft  hat  binnen  ganz  kurzer 
Zeit  die  gesammten  Einrichtungen  für  die 
Mühle  und  die  elektrische  Beleuchtung  aus- 
geführt und  vollendet,  und  hat  am  16.  Juni  1.  J. 
die  Inauguration  des  Betriebes  stattgefunden, 
welche  die  tadellose  und  zufriedenstellendste 
Function  sämmtlicher  Einrichtungen  ergab. 
Die  Sudt  Buccari  feierte  in  festlicher  Weise 
speciell  die  Einführung  der  elektrischen  Be- 
leuchtung und  gab  ihrer  Anerkennung  für 
dielnternationale-Elektricitäts- 
Gesellschaft  und  den  Betriebsleiter 
des  Fiumaner  Elektridtätswerkes,  Herrn  In- 
genieur Carlo  Centurione,  welcher  die 
Arbeiten  in  Buccari  in  bewährter  Weise 
leitete,  in  schmeichelhaftester  Weise  Aus- 
druck. Sehr. 


29 


386 


Die  elektrischen  Bahnen  in  Berlin. 


z.  Die    elektrische  Hochbahn. 

Die  Pessimisteo,  die  da  annahmen,  dass 
trotz  der  gegentheiligen  Versicherungen  ans 
dem  Rathhanse  in  Berlin  die  Angelegenheit 
der  elektrischen  Hochbahn  auf  die  lange 
Bank  verschoben  werde,  haben  nicht  Recht 
behalten.  Das  „Berl.  Tagebl.*  schreibt 
hierüber:  Der  Stadtverordneten-Versammlang 
ist  soeben  die  Vorlage  sngegaogen,  welche 
den  Bau  der  Bahn  von  der  Warschauer 
Brücke  nach  dem  Zoologischen 
Garten  betrifft.  Die  Versammlung  wird 
ersucht,  der  Abschliessung  eines  Vertrages 
mit  der  Firma  Siemens  &  Halske  zu- 
zustimmen, der  im  Wesentlichen  folgenden 
Inhalt  haben  soll  : 

§  I.  Hauptleistung  der  Stadt- 
gemeinde. Die  Stadtgemeinde  Berlin  er- 
theilt  der  Firma  Siemens  &  Halske  ihre  Zu- 
stimmung zur  Benutzung  (zwecks  Herstellung 
und  Betriebes  einer  elektrischen  Hochbahn) 
derjenigen  städtischen  öffentlichen  Strassen, 
Wege  und  Plätze,  welche,  und  soweit  sie 
zur  Herstellung  der  Bahn  erforderlich  sind. 
Zu  gleichem  Zwecke  und  in  gleichem  Um- 
fange gestattet  die  Stadtgemeinde  der  ge- 
nannten Firma  die  Benatzung  derjenigen 
städtischen  Grundstücke,  welche  nicht  öffent- 
liche Strassen,  Wege  oder  Plätze  sind, 
gleichgiltig,  ob  sie  für  die  Zukunft  zu  diesem 
Zwecke  bestimmt  sind  oder  nicht. 

§  2.  Benutzungsart.  Die  Be- 
nutzung wird  im  Wesentlichen  darin  be- 
stehen, dass  die  Firma  Siemens  &  Halske 
Stützen  und  Pfeiler  aufstellt,  welche  be- 
stimmt sind,  den  Bahnkörper  zu  tragen.  Das 
Nähere  zu  bestimmen,  bleibt  der  Prüfung 
des  von  der  Firma  vorzulegenden  Projectes 
vorbehalten. 

§  3.  Bahnlinie.  Die  Bahn  wird 
vorbehaltlich  der  Feststeilung  im  Einzelnen 
in  folgendem  Zuge  hergestellt  werden: 
Warschauer  Brücke  (Bahnhof  der 
Stadtbahn),  neu  zu  erbauende  Oberbaum- 
Brücke,  Com  m  u  nicat  t  o  n  s  weg  am 
Schlesischen  Thor,  Skalitzer- 
s  t  r  a  sse,  a  m  K  o  t  tb  n  se  r  T  h  o  r,  am 
Wasserthor,  Gitschinerstrasse, 
am  Halle 'sehen  Thor,  Halle'- 
aches  Ufer,  unter  gleichseitiger  Ueber- 
9chreitung  des  Canals  und  der  Bahn  nach 
der  Luckenwalderstrasse  und  der 
Uebeischreitung  der  Potsdamer  Bahn  nach 
dem  Dennewitzplatze,  Bülow- 
atrasse  bis  Weichbildgrenze  au 
der  Ziethenstrasse.  In  der  Höhe  der 
Luckenwalderstrasse  wird  im  Wesentlichen 
untei  der  Benutzung  des  Bahnkörpers  der 
Potsdamer  Bahn  und  anderer  nicht  städtischer 
Grundstücke  ein  Abweg  nach  Norden  bis 
in  die  Gegend  des  Vorplatzes  vor  dem  Pots- 
damer Bahnhofe  geführt  werden. 

§  4.  Dauer.  Die  Dauer  dieser  Zu- 
stimmung und  Genehmigung  beträgt  90  Jahre 
und  beginnt  mit  dem  Datum  der  staatlichen 
Genehmigung. 


§  5.  Gegenleistung  derF 
Siemens  &  Halske.  Die  Firma 
während  der  Dauer  dieser  Zustimmun] 
Genehmigung  für  die  Benutzung  allji 
ein  Entgelt,  welches  sich  nach  Pn> 
von  der  gesammten  Brutto-Einnahme  ai 
Beförderung  von  Personen  und  Güter 
schliesslich  des  Abonnements  bere 
Findet  eine  Beförderung  von  Gütern 
statt,  so  kommt  die  gesammte  Bmtt 
nähme  aus  der  Beförderung  von  Pei 
einschliesslich  der  Abonnements  in  B« 
nnng.  Das  Entgelt  beträgt  bei  einer  E 
Einnahme  bis  zu  6  Millionen  gleich  2^/^ 
6  bis  7  Millionen  gleich  21/4^/0*  ^on 
8  Millionen  gleich  21/2^/0,  von  8  bis  < 
Honen  gleich  28/40/^,  von  9  bis  10  Mil 
gleich  30/Q,  von  10  bis  11  Millionen 
3 V4%t  von  II  bis  12  Millionen  gleich  3 
von  12  bis  13  Millionen  gleich  sV^/o 
13  bis  14  Millionen  gleich  3V«^/o«  ^^^ 

15  Millionen    gleich    3V8®0'     ^0°     * 

16  Millionen  und  darüber  4O/0  (diet< 
centsätze  bilden  die  Hälfte  der  der  P 
bahn-Gesellschaft    gegenüber    festgestc 

§  6  spricht  von  der  H  e  r  s  t  e  1 
und  Unterhaltung  der  Bahn, 

§  7  von  der  Inbetriebsetc 
spätestens  vor  Ablauf  von  vier  Jahren 
der  städtischen  Genehmigung. 

§  8.  Fahrplan.  Die  Firma  is 
pflichtet,  die  Beförderung  der  Pei 
nach  beiden  Fahrrichtnngen  in  Z w i s < 
räumen  von  höchstens  fünl 
nuten  zu  bewirken,  und  zwar  in  dei 
naten  Mai  bis  October  von  Morgens  S\ 
bis  Nachts  12 1/2  Uhr,  in  den  Monatei 
vember  bis  April  von  Morgens  5V2  U 
Nachts  12  Uhr.  Nur  in  den  ersten  M< 
stunden  und  in  den  beiden  letzten  I 
stunden  soll  eine  Verlängerung  der  Zwl 
räume  zulässig  sein. 

^c  §§  9 — 'I  sprechen  von  den 
werb  der  Bahn  seitens  der  S 
gemeinde  während  der  Dauer  de 
nehmigung, 

die  §§  12  —  13  von  den  Re< 
Verhältnissen  beiErlÖschei 
Zustimmung  undGenehmif 
bezw.  von  dem  Uebergang  an  Rechti 
folger. 

§  14.  Anschluss  fremder  Bai 
Die  Firma  muss  sich  den  Anschluss  fr 
Bahnen  gefallen  lassen,  u.  zw.  nicht  1 
der  Art,  dass  bautechnisch  ein  solche 
gestellt  wird,  sondern  auch  in  der  Art, 
sie  verpflichtet  ist,  die  fremden  Wagen 
Züge  im  eigenen  Betrieb  und  unter 
eigenen  Beförderungsbedingungen 
weiter  zuführen.  Ein  entsprechendes 
kommen  mit  der  fremden  Gesellschi 
treffen,  wird  der  Firma  überlassen. 

§   15.    Als    einmaliger    Beitrag    zi 
Kosten  des  Baues    der  Oberbaumbrttcl 
die    Ueberführung    der    elektrischen 
bahn  über  diese  Brücke  zahlt  die  Fin 
die  Stadt  die  Summe  von    170.000  Mi 


387 


§  i6.  Sicherheitsbestellung. 
Die  Firma  bat  in  ttblicher  Weise  Sicherheit 
zn  bestellen,  n.  zw.  in  solcher  Höhe,  dass 
ans  der  bestellten  Sicherheit  derjenige  Auf- 
wand gedeckt  werden  kann,  welcher  im  Falle 
einer  Beseitigung  der  Anlage  nothwendig 
werden  würde.  Nach  der  Bestimmung  des 
§  17  trägt  die  Firma  die  su  entrichtende 
Stempelsteuer. 

a.  Die  elektrische  Niveanbahn  „Gesund- 
brnnnen-Pa  nko  w" . 

Die  der  Stadtverordneten- Versammlung 
zugegangene  Vorlage  des  Magistrates  fiber 
den  Bau  der  elektrischen  Hochbahn  War- 
schauer Brücke- Zoo  log  is  ch  e  r 
Garten  enthält  auch  eine  Mittheilung  über 
den  gegenwärtigen  Stand  der  Verhandlungen 
betreffs  des  Baues  der  elektrischen  Niveau- 
bahn Gesundbrunnen  -  Pankow. 
Dieselbe  lautet: 

„Was  die  Anlage  einer  elektrischen 
Niveaubahn  vom  Gesundbrunnen  durch  die 
Prinzenallee  bis  zur  Weichbildgrenze  und 
weiter  bis  nach  Pankow  anbetrifft,  so  ist  mit  den 
Stellvertretern  der  Firma  (Siemens  &  Halske) 
zwar  auch  hierüber  verhandelt,  jedoch  sind 
die  Verhandlungen  noch  nicht  so  weit  vor- 
geschritten, dass  bestimmte  Vorschläge  ge- 
macht werden  könnten.  Mit  Rücksicht  jedoch 
darauf,  dass  die  Nachbargemeinde  sehr 
grosses  Gewicht  darauf  legt,  dass  mit  dem 
Baue  der  Bahn  schon  in  diesem  Jahre,  wenn 
irgend  thunlich,  begonnen  werden  könne, 
haben  die  städtischen  Commissarien  in 
Uebereinstimmung  mit  den  Vertretern  der 
Firma  vorgeschlagen: 

Es  soll  der  Firma  Seitens  der  Bau- 
gemeinde Berlin  gestattet  werden,  schon 
jetzt  den  Bau  auf  Berliner  Gebiet  su  be- 
ginnen ;  die  Firma  verpflichtet  sich  dagegen, 
bis  zum  Ablauf  von  zwei  Jahren  nach  dem 
Beginne,  falls  bis  dahin  eine  Einigung 
zwischen  ihr  und  der  Stadtgemeinde  Berlin 
nicht  herbeigeführt  ist,  entweder  in  dem 
durch  das  Gesetz  vom  28.  Juli  1892  vor- 
geschriebenen Verfahren  die  Herbeiführung 
der  erforderlichen  Zustimmung  der  Stadt - 
gemeinde  Berlin  in  den  Weg  zn  leiten,  oder 
anter  Beseitigung  der  Bahnanlage  den  jetzigen 
Znstand  der  Berliner  Strassen  wieder  herzu- 
stellen. 


Da  wir  in  diesem  Vorschlage  nirgends 
eine  Gefahrdung  städtischer  Interessen,  wohl 
aber  eine  wesentliche  Förderung  des  allzeit 
begehrten  neuen  Verkehrs-Untemehmens  er- 
blicken, haben  wir  beschlossen,  dem  Vor- 
schlage gemäss  zu  verfahren,  bringen  dies 
auch  hierdurch  zur  Kenntnis»  der  Stadtver- 
ordneten-Versammlung und  bemerken  endlich, 
dass  wir  mit  der  Firma  durch  weiter  zu 
führende  Verhandlungen  zu  vereinbarende 
Zustimmung  seinerzeit  der  Versammlung 
zur  Beschlusifassung  übersenden  werden.*^ 

Der  Magistrat  theilt  schliesslich  noch 
mit,  dass  die  Verhandlungen  über  die  Ei  n- 
richtung  eines  elektrischen  Be- 
triebes auf  den  schon  vorhandenen 
Geleisen  der  Berliner  Pferde- 
Eisenbahn-Gesellschaft  J.  Lest- 
mann  &  Comp,  durch  den  Tod  des  Directors 
D  r  e  w  k  e  ins  Stocken  gerathen  sind. 

3.  Elektrische  Bahnanlagen  in  den  Vor- 
orten. 

Der  für  die  westlichen  Vororte  von  der 
Firma  Siemens  &  Halske  geplante  elektrische 
Bahnbetrieb  wird  fünf  Linien  umfassen.  Die 
erste  geht  vom  Anhslter  Bahnhof  in  Gross- 
Lichter  felde  über  Lankwitz  nach  dem  Steg- 
litzer Bahnhofe;  die  zweite  verbindet  die 
schon  bestehende  elektrische  Bahn  in  Gross- 
Lichterfelde,  unter  Benutzung  der  Schützen- 
strasse mit  dem  Bahnhofe  Steglitz ;  die  dritte 
führt  vom  Bahnhofe  Südende  bis  zur  Ein- 
mündung der  Mariendorferstrasse  in  die 
Albrechtsstrasse  in  Steglitz  und  voo  hier 
aus  nach  dem  Bahnhof  des  genannten  Ortes  ; 
die  vierte  geht  vom  Bahnhof  Steglitz  nach 
dem  Grunewald,  und  die  fünfte  betrifft  die 
bereits  bestehende  Strecke  in  Gross-Lichter- 
felde.  Die  ersten  drei  Linien  sollen  spätestens 
7  Monate  nach  erfolgter  Genehmigung  dem 
Verkehr  übergeben  werden,  Linie  4  soll  in 
Angriff  genommen  werden,  sobald  die  Ge- 
nehmigung zn  ihrer  Verlängerung  bis  Station 
Hundekehle  ertheilt  ist.  Auf  allen  Linien 
soll  15  Minuten- Verkehr  eingerichtet  werden, 
die  10  Pfennig-TheiUtrecke  ist  auf  2  km 
bemessen,  Gepäckstücke,  welche  das  Publikum 
belästigen,  müssen  beim  Wagenführer  gegen 
eine  Gebühr  vom  10  Pfennige  abgegeben 
werden,  doch  soll  eine  Verpflichtung  zur  Be- 
förderung solcher  Gepäckstücke  nicht  be- 
stehen. 


Aus  Italien/) 


Die  Abtheilung  fttr  den  Telegraphen- 
dienst  in    der  Ausstellung  su  Mailand. 

Wie  bekannt,  wurden  die  vereinigten 
AnssteUnngen  zu  Mailand  am  6.  Mai  1.  J. 
durch  König  Humbert  I.  eröffnet. 

Diese  Abtheilung  umfasst  einen  vier- 
fachen Apparat  Baudot,  einen  in  duplo 
montirten  und  mit  den  diesbezüglichen 
Perforatoren  versehenen  Apparat  Wheat- 
stone,    eine    Maschine  Hughes,    einen  Tisch 

*7Aui  „LKlettricisU".  7.  1894. 


mit  der  Gruppe  Morse,  einen  Commutator 
für  Linien  und  für  Batterien,  einen  Kasten 
mit  150  .italienischen  Säulenelementen, 
16  Accumulatoren  mit  Diaphragma  Type 
Gaudini,  sowie  alle  anderen  dazugehörigen 
Apparate.  Alle  diese  sind  vollständig  montirt 
und  können  sowohl  local  functioniren  als 
auch  mit  der  Centralstelle  in  Verbindung 
gesetzt  werden. 

Bei   dieser  Gelegenheit    mag  noch  Fol- 
gendes  erwähnt  werden.   Bei  dem  nach  Er- 

29* 


388 


öfFnung  der  Ausstellang  sofort  nntemommeneii 
Rundgang  verweilte  der  König  mit  sicht- 
lichem Interesse  in  der  Abt  heilang  für  Tele- 
graphie.  Während  er  noch  den  Apparat 
Baudot  einer  genaueren  Besichtigung  unter- 
zog, wurde  von  diesem  ein  an  den  König 
direct  gerichtetes  Telegramm  abgegeben,  das 
von  den  in  der  Centralstelle  in  Mailand 
Angestellten  herrührte. 

Elektrische  Beleuchtung. 

Novar  a. 

Die  Anlage  dient  sowohl  für  die  öffent- 
liche Beleuchtung  als  auch  für  Private  und 
zur  Kraftvertheilung.  Zwei  Turbinen  über- 
tragen die  Bewegung  auf  eine  D3rnamo  mit 
dreiphasigem  Wechselstrom.  Durch  die 
1500  m  lange  Linie  mit  drei  Conductoren 
wird  der  Strom  von  3000  V.  in  die  Stadt 
geleitet,  woselbst  sich  drei  Transformatoren 
befinden,  die  ihn  in  einen  Wechselstrom  mit 
niedrigem  Potential    für    die    ö£fentliche  Be- 


leuchtung verwandeln.  Für  die  privat 
leuchtung  und  zur  Kraftverthdlung 
der  Wechselstrom  durch  zwei  Elektrom< 
in  einen  Gleichstrom  umgewandelt 

VercellL 
Die  neue  Tramwajstation  wurde 
lieh  mit  der  elektrischen  Beleuchtunj 
sehen.  Die  Anlage  besteht  aus  einem  D 
motor  von  40  HP  und  einer  D3mmm 
abwechselnd  die  Glühlampen  speist  on 
Accumulatoren-Batterie  ladet. 

Messina. 
Nachdem  das  Gas  von  schlechter  Qi 
und    ziemlich    kostspielig    ist,     plant, 
einem  Berichte  des  Consuls  der  Vereii 
Staaten  Charles  M.  Cautry,  eineC 
Schaft  die  elektrische  Beleuchtung  einsnfli 
Auch    die   Tramway-Gesellschaft,    mit 
Betriebslinie   von    Über   öoibn,    beabsi 
die  ElektricitSt  als  Betriebskraft  anzuwc 


Kleine  Mittheilungen  aus  Russland. 

(Aus  ,,Elektritschestwo.*) 


f 


i, 


Dynamomaschinen  für  den  Schul- 
gebrauch. Im  Auslande  ist  es  möglich, 
nach  dem  Bekanntwerden  irgend  einer  be- 
deutenden Erfindung  auf  dem  Gebiete  der 
Elektricität,  wie  z.  B.  die  Versuche  von 
Hertz,  Tesla  etc.,  der  studirenden 
Jugend  diese  Versuche  ad  oculus  zu  de- 
monstriren. 

Bei  uns  (in  Russland)  ist  dies  sehr 
schwer  möglich,  da  die  zu  diesem  Zwecke  un- 
bedingt nothwendige  Dynamomaschine  sehr 
hoch  zu  stehen  kommt  und  auch  selten  in 
so  kleinem  Maassstabe  erzeugt  wird.  Erst 
vor  Kurzem  fing  die  Firma  „Fürst 
T  e  n  i  s  c  h  e  w  (B  r  e  g  e)''  an  ähnliche 
Apparate  zu  erzeugen;  auch  haben  einige 
Niederlagen  Petersburgs  und  Moskaus  den 
Lehranstalten  Dynamos  o£ferirt,  jedoch  zu 
sehr  hohen  Preisen:  300^400  Rub.  für 
eine  Maschine  von  50  Volt  und  5—6  Amp. 
und  Handbetrieb. 

Darum  ist  es  nicht  überflüssig,  eine  all- 
gemein unbekannte  Thattache  zu  erwähnen, 
dass  man  auch  für  den  Preis  von  129  bis 
150  Rub.  Dynamomaschinen  bekömmt,  welche 
von  zwei  Mann  in  Betrieb  gesetzt,  bei 
II 00  Touren  des  Ankers,  50  Volt  und 
5 — 10  Amp.  geben.  Eine  derartige  Dynamo- 
maschine befindet  sich  im  Mädchen-Gym- 
nasium in  der  Stadt  Kostroma  und  liefert 
den  Strom  für  sieben  Glühlampen  und  eine 
hellleuchtende  Bogenlampe. 

Erzeugt  wurde  diese  Dynamomaschine 
inKineschma  (Gouvernement Kostroma) 
von  der  Fabrik  für  elektrotechnische  Appa- 
rate des  A.  J.  B  ü  c  h  s  e  n  m  e  i  s  t  e  r,  und 
zeichnet  sich  durch  ihre  einfache  Construction 
aus.  Der  EUektromagnet  besteht  aus  einem 
horizontal  liegenden  Arm,  von  welchem  nach 
links  und  rechts  zwei  Polerweiterungen    ab- 


zweigen.   Angeschraubt  ist  die  Maschi 
ein  starkes  Brett,  welches  auf    einem 
eisernen  Gestelle  befestigt  ist     Unter 
Brette  befindet   sich   eine  Welle,    an 
beiden  Enden  Kurbeln  angebracht  sind 
einem  Ende  befindet  sich  auch  ein  Sch^ 
rad.  Unten  im  Gestelle  ist  eine  zweite  ^ 
auf  welcher    wiederum  ein  Schwungrac 
und  ausserdem    eine  Riemenscheibe; 
zwei  Riemen  ist  die  untere  Welle    mil 
oberen  und  der  Dynamomaschine  verbi 
Das  Uebersetzungs-Verhältniss  der  Mm 
ist    I  :  25.     Der  Anker    von    15  cm  £ 
messer  hat  32  Sectionen,  Der  Elektrono 
ist  aus  einem  ganzen  Stücke   weichen 
eisens.     Bei  der  erzeugten  Potenzialdifi 
ist  diese  D3rnamoma8chine  gleichwerth^ 
einer  Bunsenbatterie  aus  30  Elementen, 
solche  Dynamomaschine    kostet    150  I 

Vie^  besprochen    wurden    in    Rni 
die    elektrischen    Boote    auf 
Weltausstellung    in  Chicago    und    es    1 
besonders  hervorgehoben,    dass  es  (Qi 
land,    bei    der    grossen  Anzahl  von  F 
und  Seen,    rathsam    wäre,    derartige 
als    Verkehrsmittel     zu     gebrauchen, 
wähnte  das  Gute  in  der  Feme  und  es 
doch  so  nahe!  Man  nahm  an,  dass  die 
wahrscheinlich     sich     praktisch 
weisen  werden  und  —  sie  haben  sich 
längst  bewährt. 

Die  Pulverfabrik  in  Ochta  (in  der 
von  Petersburg)  besitzt  ein  elektrisches 
mit  42  Accumulatoren,  System  W 
Type  723,  ™it  ^^^  Fassungsvermögen 
145  Ampere-Stunden,  bei  einer  Stromi 
bis  30  Amp.  bei  etwa  75  Volt,  folglicl 
braucht  der  Gram  m'sche  Elektroi 
2250  Watt  und  entwickelt  eine  mechai 


889 


Arbeit  (mittelst  der  Schranbenwelle)  von 
^ — 2*25  EP.  Während  der  ganzen  Navi- 
gntiootzeit  schleppt  das  Boot  täglich 
3 — 4  Waarenboote  dnrch  eine  Strecke  von 
7  Werst  ZQ  den  Palvermagasinen. 

Das  Boot  arbeitet  Torzflglich  anch  gegen 
den  Wind,  jedoch  ziemlich  langsam  und 
braucht  fOr  die  7  Werst  etwa  1V4  Standen. 
Ohne  Waarenboote,  jedoch  mit  15  Mann  be- 
lastet, legte  das  Boot  diese  Strecke  in 
50  Minuten  zuriick.  Das  Boot  functionirt 
ununterbrochen  seit  drei  Jahren  und  befindet 
sich  jetzt  noch  —  ohne  jedwede  Reparatur  — 
im  Betriebe.  Die  Anwendung  eines  Dampfers 
war  in  diesem  Falle,  wegen  der  grossen 
Feuergefahr  beim  Pulvertransporte  ausge- 
schlossen. Ausserdem  mflsste  beim  Dampfer 
•ein  geschulter  Heizer  sein,  während  die 
'Wartung  der  elektrischen  Boote  von  einem 
intelligenten  Taglöhner  geschieht. 

Erwähnenswerth  ist  der  folgende,  dem 
vorhergehenden  ähnliche  Fall.  Auf  der 
IV.  Elektrischen  Ausstellung  in 
Petersburg  exponirte  ein  gewisser 
M.  N.  Benardoss  Zeichnungen,  auf 
denen  die  Construction  eines  Apparates  zum 
Zwecke  des  Verkupfems  der  Schiffskörper 
auf  elektrolitischem  Wege  ersichtlich  war. 
Die  grosse  Bedeutung  dieser  Erfindung  ist 
ausser  jedem  Zweifel  —  das  Publikum  Hess 
jedoch  diese  Arbeiten  unbeachtet.  Nun  hat 
aber  vor  einiger  Zeit  der  Amerikaner  Thomas 
C  r  e  e  n  dieselbe  Erfindung  gemacht,  seine 
Apparate  sollen  denen  Benardoss^  „sehr 
ähnlich  sein*'  —  sofort  haben  die  Amerikaner 
«die  M^^P  Copper  Coating  Company"  ge- 
gründet. 

Sine  neue  Krscheinung  bei  der 
-elektrischen  Entladung.  Vor  Kurzem 
beobachtete    N.    D.    Piltschikow    Fol- 


gendes bei  der  elektrischen  Entladung:  Der 
positive  Pol  der  V  o  s  s'schen  Maschine  ver- 
bindet sich  mit  der  metallischen  Spitze,  die 
auf  der  Oberfläche  eines  mit  Ricinusöl  ge- 
fttllten  Metallgefässes  befestigt,  welches  Ge- 
fäss  wiederum  mit  dem  negativen  Pol  der- 
selben Maschine  verbunden  ist ;  unter  der 
Spitze  bildet  sich  dann  eine  grössere  Ver- 
tiefung, in  deren  Centrum  eine  neue  Ver- 
tiefung erscheint,  wenn  die  Metallspitse  der 
Oeloberfläche  genähert  wird.  Hält  man 
zwischen  der  Spitze  und  der  Oberfläche 
einen  kleinen  Schirm,*  so  bildet  sich  unter 
dem  letzten  eine  Erhöhung  bis  zur  normalen 
Oberflächenhöhe ;  die  Erhöhung  hat  die  Form 
des  Schattens,  den  der  Schirm  werfen  würde, 
falls  die  Spitze  ein  leuchtender  Paukt  wäre. 
Die  Aehnlichkeit  mit  dem  Schatten  ist  be- 
sonders stark,  wenn  der  Schirm  aus  Glimmer 
verschiedener  Form  ist.  Dasselbe  wird  beob- 
achtet, wenn  die  Spitze  negativ  geladen  ist. 
Diese  Versuche  erinnern  an  die  bekannten 
Versuche  Crook's. 

Apparat  zur  Verstärkung  des 
elektrischen  Stromes.  Herr  Burnowsky 
schlägt  Folgendes  vor :  Der  Ringanker  hat  drei 
Umwicklungen  Gramm'scher  Type,  eine  auf  der 
anderen,  dem  Collector  entsprechend,  jede  mit 
ein  paar  Bürsten.  Der  Strom  von  einigen  Ele- 
menten wird  durch  die  Bürsten  und  den 
Collector  zur  inneren  Umwicklung  geleitet 
und  der  Anker  in  Bewegung  gesetzt.  In  der 
Seele  des  Ankers  bilden  sich  Pole,  welche 
die  Induction  des  Stromes  in  der  zweiten 
Umwicklung  bewirken.  Ein  Theil  dieses 
Stromes  zweigt  zur  dritten  Umwicklung  ab, 
u.  zw.  derart,  dass  dadurch  ein  verstärktes 
magnetisches  Feld  entsteht,  in  Folge  dessen 
wird  der  Strom  in  der  zweiten,  folglich  anch 
in  der  ersten  Spule  verstärkt,  und  so  weiter, 
bis  zu  gewissen  Grenzen.  A.  B. 


Neueste  deutsche  Patentanmeldungen. 

Mitgetheilt  vom  Technischen-  und  Patentbureau,  Ingenieure  MONATH  &  EHRENFEST. 

Wien,  I.  Jasomirgottstrasse  4. 

Dl«  Anmeldongsn  bleiben  aoht  Wochen  sor  Binticbtnabme  Öffentlich  anigelegt.  Nach  |  24  des 
Pstent-Geeetsee  kann  Innerhalb  dieser  Zelt  Einsprach  gegen  die  Anmeldung  wegen  Mangel  der  Neuheit 
oder  widerrechtlicher  Entnahme  erhoben  werden.  Das  obige  Bureau  beeorgt  Abschriften  der  Anmeldungen 
und  fibemimmt  die  Yertretnng  in  allen  Einspruchs-Angeleg^iiheiten. 


<nas8e 

21.  M.  10.638.  Aus  mehreren  Abtheilungen 
susammengebauter  Anker  für  Wechsel- 
strom Maschinen.  —  Maachinenfabrik  Oer* 
likcn  in  Oerlikon  bei  Zürich. 

^  U.  822.  Neuerung  an  gitter förmigen 
Elektroden.  —  Eduard  Preston  Uaher 
in  Grafton. 

„  H.  14.146.  Synchroner  Wechselstrom- 
Motor  mit  nacktem,  sternförmigem  Eisen- 
anker. —  ^Helioa^f  Actiengetelltchaß/ür 
elektrUche»  Lidit  und  Ttlegraphtnbau 
in  Köln-Ehrenfeld. 


Classe 

21.  P.  6876.  Ankerkern  für  elektrische  Ma- 
schinen. —  Haivry  Penn  in  Upper-Nor- 
wood  bei  London. 

„  Seh.  9580.  Bogenlampe.  —  Br.  Schramm 
in  Erfurt. 

f,  A.  3409.  Einrichtung,  um  an  elektro- 
magnetischen Apparaten  die  Einflüsse 
der  Hysteresis  zu  beseitigen.  —  Br,  Ab^ 
dank'Äbakanowicz  in  Paris. 

„  W.  9661.  Gleichlaufvorrichtung  für  Mo- 
toren, deren  Drehungsgeschwindigkeit 
mittelst  eines  Elektromagneten  geregelt 
wird.  —  JuL  H.    West  in  Friedenau. 


390 


LITERATUR. 


1 


/.v 


Einführung  in  die  Max\vell'8Cbe 
Theorie  der  Klektricität.  Mit  eiDcm 
einleitenden  Abschnitte  Über  dos  Rechnen 
mit  Vectorgrössen  in  der  Physik.  Von  Dr. 
A.  F  ö  p  p  I,  Professor  an  der  Universität 
Leipzig.  Verlag  von  B.  G.  T  e  u  b  n  e  r. 
Leipzig  1894.  Geh.  n.  Mk.  10. — . 

Bis  vor  einigen  Jahren  waren  fast  aus- 
schliesslich nor  englische  Physiker  Ober- 
zengte  Anhänger  der  M  a  x  w  e  1  Tschen  Elek- 
tricitätslehre.  Wenn  auch  auf  deutschem  Boden 
diese  Theorie  grosse  Beachtung  fand,  so 
war  man  doch  zu  sehr  im  Banne  der  Fern- 
wirknngslehre  befangen,  um  sich  vollständig 
in  sie  einleben  zu  können.  Erst  als  Hertz 
die  Folgerungen  der  M  a  x  w  e  1  l'schen 
Theorie  durch  seine  entscheidenden  Ver- 
suche bestätigte  und  sich  dieser  grundsätzlich 
zuwandte,  war  der  Wendepunkt  gekommen. 
Heute  denkt  man  auch  in  Deutschland  kaum 
noch  daran,  in  der  Richtung  des  Weber- 
schen  Elementargesetzes  weiter  zu  arbeiten. 
Nicht  nur  der  Physiker  vom  Fach,  der 
Lehrer  und  Scudirende  der  Physik,  sondern 
namentlich  auch  der  wissenschaftlich  gebildete 
Elektrotechniker  mnss  sich  mit  den 
Grundzügen  dieser  Theorie  bekannt  machen, 
in  der  man  heute  die  bleibende  Grundlage 
jeder  physikalischen  Forschung  auf  diesem 
Gebiete  erblicken  darf.  Hiedurch  entstand 
auch  das  Bedürfniss  nach  einer  möglichst 
allgemein  verständlichen,  dabei  aber  doch 
wissenschaftlich  strengen  Darstellung  der 
M  a  X  w  e  1  Pschen  Theorie,  und  diesem  Be- 
dürfnisse hat  der  Autor  des  vorliegenden 
Buches  in  vorzüglicher  Webe  abgeholfen. 

Professor  Boltzmann^s  Vorlesungen 
über  M  a  X  w  e  1  l's  Theorie  (Leipzig,  Verlag 
von  Barth)  beweisen  nur,  dass  das  Be- 
dürfniss nach  Verallgemeinerung  der  hoch- 
wichtigen Lehren  M  a  x  w  e  l  l's  auch  von 
maassgebendster  Seite  anerkannt  wurde. 
Wir  können  das  Werk  F  ö  p  p  l's  allen 
Jenen  wärmstens  empfehlen,  welche  mit  den 
modernsten  Anschauungen  über  das  Wesen 
der  Elektricität,  besonders  rücksichtlich  der- 
selben im  Zusammenhang  mit  dem  Wesen 
des  Lichtes,    bekannt  werden  wollen.     Dass 


der  Leser  hiebei  in  die  Rechnungsweii 
Vectoren  eingeführt  wird,  gereicht 
jenigen,  der  mit  exact  Wissenschaft 
Leetüre  sich  befasst,  gewiss  nicht 
Schaden.  F  ö  p  p  l*s  Darstellung  ist 
präcise  und  klare ;  die  Ausstattuni 
Buches  eine  vortreffliche. 


WlrkuDgs^veisa,     Prüfung 
Berechnung  der  Wechselstrom-Ti 
fonnatoren.  Für  die  Praxis  bearbeite 
Clarence  Paul  F  e  I  d  m  a  n  n,    Ingenien 
städtischen  Elektricitätswerkes  zu  Köln  1 
I.    Theil.     Mit    103     Abbildungen.  .1 
preis  Mk.  6. — .  Leipzig,    Verlag    von 
Leiner.  1894.  (Der  II.  Theil  —  der  S 
des    Werkes    —    erscheint    noch    im 
dieses  Jahres.) 

Das  vorliegende  Werk  ist  hervorgeg 
aus  dem  Bestreben,  das  Gebiet  der  Transl 
torentechnik  auch  Demjenigen  zu  erschli 
dessen  praktische  Thätigkeit  oder  natt 
Aülage  das  Studium  rein  mathematisc 
haltener  Werke  erschwert  oder  versaj 
unterscheidet  sich  von  den  meisten  bt5 
verbreiteten  Werken  der  Wechselt 
technik  wesentlich  dadurch,  dass  die 
leitungen  an  möglichst  einfache  Ueberleg 
anknüpfen  und  dass  bei  der  Behandlui 
Rücksicht  auf  die  prakti^he  Verwen 
keit  der  Schlüsse  allein  maassgebend  v 

Das  Buch  verdient  bestens  empi 
zu  werden. 

Leitfaden  zur  Construction 
Dynamomaschinen  und  cur  Ber 
nung  von  elektrischen  Leitungen 
Dr.  Max  Corsepius.  Mit  23  in  den 
gedruckten  Figuren  und  einer  Tabelle.  7 
vermehrte  Anflaee  1894.  ^i^i^  Mk. 
Verlagsbuchhandlung  von  Julius  Sp  ri  n 
Berlin. 

Ä.  Hasselblatt.  Ueber  die  im  St.  F 
burger  Technologischen  Institut  eingefG 
Material-  und  Maassbezeichnungen. 
I  Tafel  in  Farbendruck.  St.  Petersburg 
Typographie  A.  B  ö  h  n  k  e. 


KLEINE  NACHRICHTEN. 


Internationale  Elektricitäts-Geseli- 
schaft.  Die  vierte  ordentliche  Generalver- 
sammlung der  Internationalen  Elektricitäts- 
Gesellschaft  wurde  am  2.  d.  M.  abgehalten. 
Der  Präsident  des  Verwaltungsrathes,  Hof- 
rath  Dr.  Adalbert  v.  Waltenhofen  er- 
öffnete die  Versammlung.  Der  leitende  Di- 
rector,  Herr  Max  D  d  r  i,  erstattete  sodann 
den  Geschäftsbericht  pro  1893/94.  Wir  ent- 
nehmen demselben,  was  zunächst  die  Cen- 
tralstation  Wien  anbelangt,  dass  die  An- 
meldungen   für  Beleuchtung    um  28.900  zu- 


genommen und  bereits  einen  Stand 
82.000  Lampen  der  lökerzigen  EU 
darunter  1059  Bogenlampen,  erreicht  li 
Die  Wiener  Centralanlage  wurde  betrftcl 
vergrössert  und  ist  die  weitere  Ethl 
ihrer  Leistungsfähigkeit  bis  auf  5100  PI 
stärken  in  Durchführung  begriffen. 
Kabelnetz,  welches  unter  Anderem  b 
die  Cottage-Anlagen  und  in  den  X.  £ 
fortgesetzt  wurde,  ist  bis  jetzt  auf  12 
ausgedehnt  woiden.  Das  Elektridtäti 
in  F  i  u  m  e     hat    die    Gesellschaft    an 


391 


Ungarische  Elektricitäts  -  Actiengesellicbaft 
in  Budapest  abgegeben,  sie  bleibt  jedoch  an 
diesem  Werke  mit  30  Percent  betheiligt. 
Die  Centralstation  Bielitz-Biala  ist  in 
allerjüngster  Zeit  dem  Betriebe  übergeben 
worden.  Das  lostallatiofasgeschäft  der  Gesell- 
schaft erfreute  sich  eines  befriedigenden 
Umsatses.  Anlässlich  der  Entstehung  der 
(Jngarischen  Elektricitäts  -  Actiengesellschaft 
^t  die  Internationale  Elektricitäts  -  Gesell- 
schaft Yerschiedene  Vertragsrechte  an  das 
neue  ungarische  Unternehmen  überlassen ; 
das  Entgelt  hierfür  bilden  1800  Actien  der 
«ingaritdben  Gesellschaft  zu  Nominale  100  fl. 
Der  Verwaltungsrath  beantragt,  von  dem 
erzielten  Reingewinn  per  480.426  fl.  65  kr. 
180.000  fl.  in  die  Specialreserve  tu  hinter- 
legen, dann  240.000  fl.  als  6percentige 
Dividende  (12  fl.  per  Actie)  zu  vertheilen, 
dem  Emeueinngsfond  5000  fl.,  dem  Reserve- 
fond statutengemäss  9535  fl.  47  kr.  zuzuführen 
und  die  nach  Abzug  der  Tantiemen  des 
Verwaltungsrathes  verbleibenden  17.667  fl. 
35  kr.  auf  neue  Rechnung  vorzutragen.  Nach 
Entgegennahme  des  Revisionsberichtes  ge- 
nehmigt die  Versammlung  einstimmig  und 
ohne  Debatte  die  Bilanz  und  ertheilt  dem 
Verwaltungsrath  das  Absolutorium. 

Elsenbahn  auf  den  Schneeberg. 
Der  Wr.  -  Nenstädter  Gemeinderath  hat 
•beschlossen,  zu  dem  projectirten  Unternehmen 
einer  Eisenbahn  auf  den  Schneeberg  einen 
«Betrag  von  50.000  fl.  zu  leisten.  Die  Bahn 
-soll  normalspurig  mit  elektrischem  Betriebe 
vom  Südbahnhofe  in  Wr.-Neustadt  über 
*Fischau,  Grünbach,  Bnchberg  zum  Schneeberg- 
dörfel  hergestellt  werden ;  von  da  aus 
soU  eine  Zahnradbahn,  System  Rigi,  auf  den 
Wachsriegel  führen,  woselbst  sich  das  Dam- 
böck-Schutzhaus  befindet.  Die  Zahnradbahn 
soll  gleichfalls  elektrisch  betrieben  und  ein 
Touristenhotel  auf  dem  Wachsriegel  errichtet 
werden.  Die  Strecke  Wr.-Neustadt  -  Wachs- 
riegel ist  35  ibn  lang.  Von  der  Station 
Fischau  ist  auch  noch  eine  Flügelbahn  nach 
der  Station  Wöllersdorf  projectirt. 

Projectlrte  nornxalspurige  Strassen- 
4>ahn  von  Smichovir  nach  KoSii^.  (Br- 
gebniss  der  politischen  Bege- 
hung.) Auf  Grund  des  Ergebnisses  der  am 
5.  und  6.  December  1893  durchgeführten 
.politischen  Begehung  und  Enteignungsver- 
handlung rücksichtlich  des  Projectes  für  eine 
normalspurige  Strassenbahn  mit  elektrischem 
Betriebe  von  Smichov  nach  Kosif  wurden 
•  die  CommissionsantrSge  mit  dem  Beifügen 
genehmigt,  dass  die  Bauinangriffnahme  der 
genannten  Strassenbahn  von  der  erfolgten 
Concessionserwirkung  abhängig  gemacht  und 
auch  die  Fällung  der  Enteienungserkenntnisse 
vorbehalten  wird. 


Projectlrte  schmalspurige  Zahn- 
radbahn von  Urfahr  auf  den  Pdstllng- 
berg  bei  Linz.  (Alternativproj  ect 
für  elektrischen  Betrieb.)  Das 
flc.  k.  Handelsministerium  hat  unterm  14.  Juni 


die  k.  k.  Statthalterei  in  Linz  angewiesen, 
das  von  der  Bauunternehmung  R  i  t  s  c  h  e  I 
&  Co.  in  Wien,  im  Vereine  mit  dem  In- 
genieur Josef  Urbdnski  in  Linz,  vor- 
gelegte Altemativproject  für  die  schmal* 
spurige  Zahnradbahn  von  Urfahr  auf  den 
Pöstlingberg,  nach  welchem  diese  Bahn  mit 
einer  Spurweite  von  90  cm  und  für  den 
elektrischen  Betrieb  eingerichtet  werden  soll, 
in  die  mit  Erlass  vom  19.  Jänner  1894 
angeordnete  commissionelle  Amtshandlung 
einzubeziehen  und  hierüber  gleichzeitig  einen 
gutachtlichen  Bericht  zu  erstatten. 

Elektrische  Beleuchtung  In  Gless- 
hübl-Puchsteln.  Ueber  diese  bereits  in 
unserem  Hefte  VII,  S.  199  erwähnte  Anlage 
kommt  uns  von  dort  folgende  Nachricht  zu  : 
15.  Juni.  —  In  unserem  wegen  seiner  roman- 
tischen und  reizenden  Lage  beliebten  und 
interessanten  Badeorte,  der  Quelle  des  welt- 
berühmten „Giesshübler",  ist  eine  elektrische 
Beleuchtungsanlage  in  Betrieb  gesetzt  wortjen, 
welche  in  jeder  Beziehung  als  gelungen  be- 
zeichnet werden  darf.  Der  Besitzer  des  Cur- 
ortes,  Herr  kais.  Rath  Heinrich  Edler 
V.  M  a  1 1  o  n  i,  hat  durch  diese  Einführung 
neuerdings  den  Beweis  geliefert,  wie  sehr 
es  ihm  an  der  Verschönerung  des  Badeortes 
gelegen  ist.  Gleichzeitig  ist  aber  auch  die 
erfreuliche  Thatsache  zu  verzeichnen,  dass 
hier  die  Wasserkraft  für  die  Elektricität  aus- 
genützt wird,  was  jedenfalls  nunmehr  in 
Böhmen,  wo  so  manche  Wasserkraft  noch 
zur  Verfügung  steht,  Nachahmung  finden 
wird.  Die  Lichtanlage  ^Ibst  wurde 
von  der  bekannten  Firma  W  a  1  d  e  c  k  & 
Wagner  in  Prag  in  kurzer  Zeit  installirt. 
Die  ungefähr  2^/2  km  von  dem  eigentlichen 
Consumpunkte  aufgestellten  zwei  Dynamo- 
maschinen werden  von  Turbinen  getrieben, 
welche  ausserdem  eine  Säge  und  eine  Mühle 
in  Betrieb  setzen.  Es  sind  im  Ganzen  6  Bogen- 
lampen und  circa  350  Glühlampen  installirt, 
welche  das  Schloss  und  den  Curpark  mit 
den  Restanrationen  und  Hdtels  beleuchten. 
Sämmtliche  angebrachten  Beleuchtungskörper, 
wie  Luster,  Candelaber,  Ausleger  etc.,  sind 
sehr  geschmackvoll  und  elegant  ausgeführt. 
Herr  v.  M  a  1. 1  o  n  i  hat  sich  durch  Adoptirung 
dieser  rationellsten  aller  Beleuchtungsarten 
ein  bleibendes  Verdienst  um  den  Curort 
erworben. 

Entzündungsfähigkeit  der  Glüh- 
lampen. *)  Bekanntlich  kann  eine  brennende 
Glühlampe  unter  kalten  brennbaren  Stoffen, 
sogar  solchen  wie  Pulver,  zerbrochen  werden, 
ohne  dieselben  zu  entzünden,  da  die  Kohlen- 
faser bei  Luftzutritt  sofort  verbrennt.  Es 
kann  jedoch  eine  dauernde  und  unmittelbare 
Berührung  der  Lampe  mit  einer  brennbaren 
Hülle  ein  Entzünden  zur  Folge  haben,    und 

*)  Wir  finden  in  den  ^Berichten  der  kais. 
rast,  technischen  Gesellschaft'*  die  rorstebende 
Mittheilong,  welche  anf  die  dieebeEttgHcheu  um- 
fassenden Yeranohe  unseres  gesoh&tsten  Mitgliedes, 
dos  Herrn  k.  u.  k.  Hauptmannes  K.  Exler  basiren, 
über  welche  wir  bereits  auf  S.  487  des  IX.  Jahr- 
ganges ausfQhrlich  berichtet  haben. 


392 


■iti 


/     5^     ,         I 


zwar  am  so  eher,  je  schlechter  diese  Hülle 
Wärme  und  Luft  dorchlSsst.  Aof  diese  Weise 
fand  Mascart,. indem  er  mit  einer  Lampe 
von  32  Kerzen  Versnche  anstellte,  dass  mit 
Gummi  imprägnirte  BanmwoUe  in  zwei  Mi- 
nuten sich  entzündet,  schwarzer  Sammt  in 
sechs  Minnten,  doppelt  zusammengelegter 
BaamwoUstoflf  in  zwei  Minuten.  Leichte  Stoffe 
oder  Baumwolle  ohne  Gummi  halten  sich 
sehr  gut  ohne  zu  verbrennen. 

„Revue  du  g^nie  militaire*  berichtet 
über  Versuche  des  österreichischen  Haupt- 
mannes E  X 1  e  r ,  der  sich  mit  demselben 
Gegenstand  befasste,  jedoch  speciell  vom 
Standpunkte  der  explosiblen  Stoffe.  Dieser 
Experimentator  gewann  vor  Allem  die  Ueber- 
zeugung,  dass  eine  16  Kerzen  starke  Lampe 
(100  Volt,  0*56  Ampere)  in  Paraffin  ge- 
taucht, eine  Temperatur  von  höchstens  94O  C. 
erreicht;  bei  einer  Lampe  von  25  Kerzen 
(100  Volt,  0*8  Ampöre)  war  die  Temperatur 
nicht  höher  als  loio  C. 

Wird  die  Lampe  mit  einer  Schichte  von 
Pul  verstaub,  Ekrasit  und  pulver  förmigem  Pyr- 
oxilin  bedeckt,  so  bemerkt  man  in  dem  Zustand 
dieser  explosiblen  Stoffe  keine  Veränderung. 

Ekrasit  in  dickeren  Schichten  schmolz 
und  Pulver  verlor  allmälig  seinen  Schwefel, 
jedoch  entzündete    sich    keines    von  Beiden. 

Die  Wirkung  verstärkte  sich,  wenn  man 
den  explosiblen  Stoff  auf  eine  Oberfläche 
streute,  weiche  die  Eigenschaft  besass,  die 
Wärmeausstrahlung  hintansuhalten,  x.  B.  auf 
ein  Holzbrettchen.  War  die  Lampe  ein  oder 
zwei  Millimeter  von  dieser  Oberfläche  ent- 
fernt, so  nahm  Pyroxilin  eine  dunkle  Färbung 
an,  Ekrasit  schmolz  und  zerlegte  sich  und 
gleichzeitig  begann  die  Verkohlung  des  Holzes. 
Schwarzes  Schiesspnlver  verlor  den  Schwefel 
und  Salpeter  schmolz. 

Somit  ist  es  unstatthaft,  ungeschützte 
Lampen  brennbaren  Stoffen  zu  nahe  zu 
bringen. 

Wird  die  Lampe  von  einer  Hülle  um- 
geben, so  erhöht  sich  die  Temperatur 
zwischen  beiden  Wandungen.  Bei  einem 
50  Minuten  dauernden  Experiment  erreichte 
sie  2150  C,  wobei  die  Hülle  eine  Holz- 
schachtel war,  und  die  Anzahl  der  Lampen 
zwei  betrug.  Es  war  somit  eine  Temperatur 
sogar  höher  als  zum  2^1egen  des  Pyroxilin 
und  Verkohlen  des  Holzes  nothwendig. 
Schwarzes  Schiesspulver  verlor  seinen  ganzen 
Schwefel,  entzündete  sich  jedoch  nicht. 

Ferner  wurden  Versuche  mit  einer  Lampe 
von  16  Kerzen  angestellt,  die  sich  in  einer 
Glasglocke  von  4  mm  Wandstärke  befand. 
Nach  Verlauf  von  20  Minuten  zerlegte  sich 
Pyroxilin  ebenso  wie  schwarzes  Schiesspulver 
und  Ekrasit. 

Wurde  der  Zwischenraum  mit  Wasser 
gefüllt,  so  erreichte  dasselbe  nach  Verlauf 
von  15  Minuten  die  Siedetemperatur.  Das 
beweist,  dass  dieser  Zwischenraum  in  Bezug 
auf  die  Wandstärke  der  Hülle  zu  gering  war. 

Beim  Unterbrechen  des  Stromes  in  der 
Lampe  zeigte    sich  ein   kleiner  Funke.    Der 


Experimentator  machte  die  Beobod 
dass  derselbe  eigentlich  den  Beginn 
Entzündens  des  sehr  trockenen  Pyn 
zuweilen  auch  des  Schiesspulvers  be 
diese  Entzündung  aber  geht  nicht  vor 
wenigstens  in  dem  Fall,  wo  die  Snl 
nicht  vorher  vorgewärmt  war. 

Im  Gegentheil,  eine  Abzweigung 
schwachen  Widerstandes,  entstanden  zwi 
zwei  Lampenleitnngen,  hat  ^e  starke  Fl 
zur  Folge,  welche  im  Stande  ist,  einen 
brennbaren  Körper  zu  entzünden. 

Endlich  kann  die  Lampe  durch 
Stoss,  übermässiges  Erwärmen,  oder 
ohne  sichtbarer  Ursache  zerbrechen. 

Entsteht  ein  Sprung,  so  bewirk 
durch  denselben  eintretende  Luft  die 
Verbrennung  der  Faser.  Springt  die  La 
oder  wird  sie  zerschlagen,  so  verursacl 
eine  grosse  Gefahr;  hiebei  kann  sie  Kn 
entzünden,  ohne  jedoch  das  tro 
Pjrroxilin    oder  Schiesspulver   zu   entzfl 

Jedenfalls  Ist  die  Möglichkeit 
Unglücksfalles  noch  immer  nicht  1 
schlössen;  Exler  schlägt  vor,  die  L 
mit  einer  dicken,  schfltsenden  Hülle  zi 
sehen,  welche  im  Stande  wäre,  xie 
starken  Schlägen  Stand  zu  halten. 


Für  Benutzung   der   öffentU^ 
Femsprechstellen     In     Deutscli 

mussten  bisher  Femsprechscheine  j 
werden.  Seit  dem  i.  April  d.  J.  ist  in  L 
versuchsweise  ein  abgeändertes  Veri 
unter  Wegfall  der  Femsprechscheine  1 
Wendung  getreten.  Das  Verfahren  ge 
sich  in  folgender  Weise.  Will  Jemand 
einer  öffentlichen  FemsprechsteUe  aui 
einem  Theilnehmer  desselben  oder, 
anderen  Ortes  in  Verbindung  treten,  1 
er  dies  auf  einem  Telegramm-Aufgabe 
mular  bei  der  Telegramm-Annahmoteli 
znmelden;  auf  dem  Formular  sind  dii 
schlussnnmmer  und  der  Name,  sowu 
Wohnort  des  gewünschten  Theilnehm« 
vermerken.  Der  Beamte  der  Anmeldt 
erhebt  die  Gebühr  für  das  Gespräch,  w 
wie  bei  den  Telegrammen,  entweder 
oder  mittelst  Postwerthzeichen  enti 
werden  kann.  Nachdem  auf  dem  Ann 
blatt  der  Annahmevermerk  seitens  des  Bei 
ausgefertigt  und  vollzogen  ist  und  nac 
daselbst  die  Nummer  des  Einnahmel 
das  Datum  und  die  Anmeldeseit  ver 
sind,  wird  das  Anmeldeblatt  dem  Aul 
wieder  eingehändigt  Dasselbe  berc 
dann  für  den  Tag  der  Ausfertigung  zu 
nutzung  der  Öffentlichen  Femsprechstell( 
ist  vor  dem  Betreten  der  Sprechstell 
den  mit  der  Beaufsichtigung  der  let 
betrauten  Beamten  abzugeben,  worauf 
die  Herstellung  der  gewünschten  Verbii 
veranlasst.  Anmeldeblätter  über  driu] 
Gespräche  sind  von  dem  Annahmebei 
mit  dem  roth  zu  unterstreichenden  Vermer 
zu  versehen. 


Verantwortlicher  Redacteur :  JOSEF  KARETS.  —  Selbstverlact  des  Rlektroteohnisehea  Yerel 
In  Commission  bei  LEHMANN  &  WENTZEL,  Buchhandlung  für  Technik  und  Kunst. 
Druck  von  R.  SPIES  61  Co.  in  Wien.  V..  Straussenicasse  16. 


Zeitschrift  tör  Elektrotechnik. 


XII.  Jahrg. 


1.  August  1894. 


Heft  XV. 


VEREINS-NACHRICHTEN. 


Nene  Mitglieder. 

Auf  Grund  statuteomässiger  Auf- 
nahme traten  dem  Vereine  die  nach- 
stehend genannten  Herren  als  or- 
dentliche Mitglieder  bei : 

Kr  atzner   Rudolf,    k.    k.    Bau-Ad- 

junct  der  Post-  undTelegraphen- 

Direction,  Wien, 
Zencovich    Richard,    k.    k.    Bau- 

Adjunct    und    Linien  -  Revisor, 

Zara. 
Majstrovic  Alois,  k.  k.  Bau  -  Ad- 

junct,  Zara. 
P  e  re  1 1  i ,  Josef  Reichsritter  v.,  k.  k, 

Ingenieur,  Stanislau. 
Fflgner  Hermann,  k.  k.  Bau-Adjunct 

der    Post-    und    Telegraphen- 

Direction,  Prag, 
Kohn  Leopold,    k.    k.    Bau-Adjunct 

der    Post-    und    Telegraphen- 

Direction,  Lemberg, 
Unger   Franz,    k.    k.    Bau-Adjunct 

und  Telegraphenlinien-Revisor, 

Pisino. 


Merlet  Franz,  k.  k.  Bau-Adjunct, 
Mährisch-Ostrau. 

Umfer  Vincenz,  k.  k,  Bau-Adjunct 
und  Bauleiter  für  das  Stadt- 
Telephonnetz,  Triest. 

Malier  Josef,  k.  k.  Ingenieur,  Tar- 
nopol. 

Urs  Chi  tz  Blasius,  k.  k.  Bau-Ad- 
junct und  Telegraphenlinien- 
Revisor,  Ragusa. 

S  t  e  g  u  Anton,  Ingenieur,  k.  k.  Bau- 
Adjunct  der  Post-  und  Tele- 
graphen-Direction,  Triest. 

Zink  Anton,  k.  k.  Ingenieur,  Mostar. 

Kupfer  Eduard,  Maschinen-Constr., 
Wien. 

S  c  h  u  1  e  r  Josef,  k.  k.  Ingenieur, 
Feldkirch. 

R  o  s  s  a  Eduard,  Ingenieur-Adjunct 
bei  der  Baudirection  der  Landes- 
regierung, Sarajewo. 

Luterotti,  Alois  v„  CiviMngenieur, 
Podsused. 


ABHANDLUNGEN. 


Blektrische  Bahnen  mit  oberirdischer  Stromzuführung. 

Von  Dr.  G.  RASCH,  Privatdocent  an  der  techniichcn  Hochschale  zu  Karlsruhe. 

(Vorgetragen  in  der  187.  Sitzung  des  Karlsruher  Bezirksvereines.) 

(Schluss.) 

Anders  verhält  es  sich  mit  dem  Nebenschluss-Motor.  Seine  Magnet- 
spule ist  zwischen  die  beiden  Leitungen  geschaltet,  deren  Potentialdifferenz 
jene  früher  definirte  Spannung  v  ist.  Wird  also  an  dem  Widerstand  der 
Magnetbewicklung  nichts  geändert,  so  ist  die  Stromstärke  darin  proportional 
mit  V.  Die  Spannung  v  nimmt  nun  theoretisch  beim  Einschalten  etwas  ab ; 
praktisch  kann  diese  Abnahme  Null  sein;  aber  es  ist  jedenfalls  keine  Ver- 
anlassung zum  Anwachsen  der  Spannung  da.  Die  magnetisirende  Strom- 
stärke imd  somit  auch  der  Magnetismus  ist  beim  Anfahren  kleiner  als  im 
Betrieb.  Der  Nebenschluss-Motor  wird  also  zur  Entwicklung  einer  gleichen 
elektromotorischen  Gegenkraft  mehr  Zeit  brauchen  als  der  Hauptschluss- 
Motor.    Daher    ist  in  einem  Betriebe,    wo  häufiges  Aus-  und  Einschalten 

30 


394 

erforderlich  ist  —  also  im  Strassenbahnbetriebe  —  der  Hauptstror 
vorzuziehen. 

Eine    andere    interessante  Eigenschaft    der   beiden  Motoren 
verschiedenartige  Verhalten  der  Umlaufzahl  bei  wechselnder  Belastu 
trachten  wir  zuerst  den  Nebenschluss-Motor. 

Aus  Gleichung  2)  folgt: 

e  =  V  —  i  .w 
und  aus  Gleichung   i): 

also  liefert  die  Vereinigung  der  beiden  Ausdrücke  : 

-  iw 


ü  = 


M 


Nehmen  wir  hier  v  constant  an,  so  bleibt  auch  M  constant.  i 
naturlich  mit  der  Beanspruchung,  aber  es  darf  —  je  nach  der  G 
Maschine  —  i  w  einen  kleinen  Procentsatz  von  v  nicht  überschreite 
haben  oben  angenommen  3%;  so  würde  die  Umlaufzahl  ü  von  ] 
bis  Volllauf  um  diese  3^0  abnehmen. 

Beim  Hauptstrom-Motor  ist  die  Entwicklung  weniger  einfacl 
nennen  P  =  €.i  die  „Belastung"  des  Motors;  sie  ist  gleich  der 
effect  vermehrt  um  einige  EfTectverluste  im  Innern  der  Maschine, 
bedeutendste  die  Reibungsverluste  sind.  (Die  Stromwärme  ist  i 
nicht  mit  inbegriffen.) 

Multipliciren  wir  die  Gleichung  2)  beiderseitig  mit  e  und  setzen  < 
so  lautet  sie: 

IC 

Diese  Gleichung  lässt  erkennen,  dass  es  für  P  einen  höchsten 

V 

gibt,  nämlich  für  e  =  -.  Ich  führe  den  Satz  hier  an,  weil  er  in  verschi 

Lehrbüchern  steht.  Praktischen  Werth  hat  diese  höchste  Leistunj 
da  bei  ihr  der  elektrische  Wirkungsgrad  nur  50%,  der  commercie 
noch  geringer  ist*) 

Um  zwischen  e,  i  und  P  diejenigen  Beziehungen  aufzustellen, 
später    zur  Entwicklung    der  Umlaufzahl    führen  sollen,    bedienen  ^ 
praktisch  eines  graphischen  Verfahrens.  Wir  schreiben  zuerst  die  Gleic 
in  folgender  Form : 

(r  —  e)  :w  =  i:  i, 

machen    nun    eine  Senkrechte  ii/i,  Fig.   i,  =r  in    beliebigem  Ma 
ebenso    beliebig    die  Wagerechten    BC=w  und   CD=i,    Wir 
dann  einen  Punkt  E  auf  A  B  so,  dass  A  E=  e  eine    angenommen 
tromotorische  Gegenkraft  des  Motors  ist.   B  E  ist  dann  =  r  —  e,  I 


*)  Der  elektrische  Wirkungsgrad  ist  nämlich  : 

im  Anker  umgesetzter  Effect       c  .  t 

autgenommener  Effect  v  .  t 

für  die  höchste  Leistung  ist  also  tj  =  I/2. 


395 


ziehen  wir  die  Geraden  E  C  und  D  F,  letztere  senkrecht  zu  B  C.  DF  be- 
deutet dann  die  Stromstärke  «,  denn  es  ist: 


oder 


EB\BC=DF\DC 


[v  —  e) :  w  ==  i:  i. 


Um  nun  auch  P  zu  finden,  benutzen  wir  den  Ausdruck  P  =  e  .i, 
als  Proportion  geschrieben: 

P:e  =  i:i. 

Wir  errichten  in  A  eine  senkrechte  zu  AB  —  die  Abscissenachse 
för  die  Curven  der  e,  i  und  ü  —  und  machen  A  G  =  D F=i,  Femer 
werde  in  AB  die  Strecke  AH=  i  abgetragen.  Diese  neue  Einheit  hat 
nichts  mit  der  bereits  gewählten  CD  zu  thun.  Nur  die  Rücksicht  auf  einen 
vortheilhaften  Maassstab  soll  bestimmend  sein.  Dann  verbinden  wir  G  mit  H 
und  ziehen  EJ  parallel  zu  GH]  so  ist  AJ  das  gesuchte  P;  denn 


AJ:AE=AG:AH 


oder 


Fig.  I. 

Indem  wir  nun  in  J  eine  Senkrechte  errichten  und  auf  dieser  i  und  e 
auftragen,  erhalten  wir  je  einen  Punkt  der  Curven,  welche  die  Abhängigkeit 
der  Stromstärke  i  und  elektromotorischen  Gegenkraft  e  von  der  Belastung  P 
darstellen.  Weitere  Punkte  dieser  Curven  ergeben  sich,  wenn  man  E 
auf  AB  verschiebt  und  die  Construction  wiederholt. 

Man  erkennt  leicht,  dass  zu  jedem  P  zwei  e  und  i  gehören,  d.  h.  man 
kann  die  gleiche  Belastung  ebenso  gut  mit  grosser  elektromotorischer 
Gegenkraft  imd  geringer  Stromstärke,  als  umgekehrt,  bewältigen.  Da  aber 
die  Erwärmung  der  Leitungsdrähte,  welche  einen  Energieverlust  bedeutet, 
dem  Quadrat  der  Stromstärke  proportional  ist,  so  ist  klar,  dass  die 
Praxis  nur  Interesse  haben  kann  an  der  Umsetzung  mit  hoher  Gegenkraft 
und  geringer  Stromstärke.  Wir  wollen  deshalb  auch  von  der  <?-Curve  nur 
den  oberen,  von  der  i-Curve  nur  den  unteren  Zweig  betrachten. 

In  Fig.  2  sind  links  zunächst  für  zwei  verschiedene  Werthe  des 
Widerstandes  v\  und  irg  die  Werthe  von  c^,  Cg,  /j,  (2  als  Functionen  der 
Belastung  P  eingetragen.  Die  Construction  ist  nach  der  in  Fig.  i  gezeigten 
Weise  durchgeführt. 

30* 


396 


Zur  Bestimmung  der  Umlaufzaht  müssen  wir  auf  die  Hezrehu 
zwischen  Magneiismuy  und  tnagnetisirender  Kraft  eingehen.  Ein  allj^e 
brauchbares  analytisches  Gesetz  für  diese  Beziehungen  besitzen  vvir  i 
Zur  graphischen  Behandlung  bedürfen  wir  aber  auch  nur  einer  Curv^e 
braudien  nicht  darnach  zu  fragen,  welchem  ;maly tischen  Ausdruck  sie 

Wir  messen  den  Magnetismus  in  -rj; — ^ — r^  auf  Grund  der  Gleichün 

In  Fig,  2  ist  rechts  die  Magnetisi[ungs-Cürve  eingetragen^  u, 
entgegen  der  sonst  üblichen  Methode,  mit  wagerechtem  Magnetismus 
senkrechten  Ampere-Windungen* 

Die  Construction  der  T^-Curve  ist  in  Fig.  3  für  einen  Punkt  der  ; 
gehörigen  t>  und  i-Curven  durchgelührt.  JK  und  JL  sind  zwei  zusam 
gehöri^^e  Werthe  von  U  ^"^  '2*  ^^r  Product  ist  die  durch  AJ  darge^ 
Belastung  P\  Es  handelt  ?^ich  nun  darum,  zunächst  aus  den  Stromstc 
die  Ampere-Windungen  zu  bestimmen.  Zu  diesem  Zweck  muss 
Windungszahl  bekannt  sein.  Man  errichte  M  P^  unter  einem  solchen  \V 
gegen  M  ^\  dass  31 Q  die  zu  J  K  =  i^  gehörige  Ampere-Windungszal' 
Die  Strecke  MQ  wird  auf  die  Achse  der  Ampere- Windungen  MA 
tragen,  sodass  MQ^  MR  wild,  dann  wird  RS  senkrecht  zu  M^^  erric 


RS  ist  dann    der    der  Stroniütäike  /^  entsprechende  Magnetismus  -^ 

nun  auch  r^=^LJ=  VT  gejt^eben  ist,  so  ist  die  Bestimmung  vc 
leicht,  hl  der  Entfernung  3/  O  ^  i  (abermals  beliebig  zu  wählende  Eil 
ist  eine  Parallele  zu  31  ^'  zu  ziehen.  Dann  sind  die  Dreiecke  MVI 
M  W  0  ähnlich^  und  es  verhält  sich : 

IV O:  VT  =  MO:  Ml 
oder 


WO.i'o=  I 


tV 


das  heisst 

TV  O^  L\,  =  JZ, 

Auf  diese  Weise  ist   l\ 
höherer   Widerst^tntl    und    höhere    W'indungszahl    (sodass    Ml\    an 
von  MI\^  tritt)  angenommen.*) 


l\  und  ebenso   f/j  construirt;  bei  letzten 


*)   Die  an sly tischt  Behaoc^luug   des   Falles  ist,  stll>*!t  wtnn   man  die  einftclisti 
der  M<|,netisiruQg5fuQCtiDii   —    die  FrüblicVache  —  zu  Grunde  legen   fftU,    bedentei 


397 

Die  n-Curven  sind  von  hyperbelähnlicher  Gestalt,  d.  h.  die  Umlauf- 
zahl des  Hauptschluss-Motors  ändert  sich  —  besonders  in  den  geringeren 
Belastungen  —  sehr  stark  mit  der  Belastung,  daher  auch  die  bekannte 
Eigenschaft  des  Hauptstrom-Motors,  bei  plötzlicher  Entlastung  z.  B.  beim 
Abrutschen  des  Riemens,  „durchzugehen**.  Das  ist  auch  der  Grund,  weshalb 
man  als  stationären  Motor  den  Nebenschluss-Motor  vorzieht;  er  braucht, 
wenn  einmal  in  Betrieb  gesetzt,  keine  Wartung,  während  der  Hauptschluss- 
Motor  bei  jeder  Aenderang  der  Belastimg  eines  Eingriffes  von  Wärterhand 
bedarf.  In  solchen  Betrieben,  wo  eine  beständige  Bedienung  ohneWa 
erforderlich  ist,  wie  bei  elektrischen  Bahnen,  wird  der  Hauptstrom-Motor 
mit  Erfolg  verwendet. 

Aus  Fig.  2  erkennen  wir,  dass  Verringerung  des  Widerstandes  und 
der  Windungszahl  Erhöhung  der  Geschwindigkeit  bewirken.  Wenn  wir 
also  durch  Umschaltungen  im  Motor  erreichen  können,  dass  Widerstand 
und  Windungszahl  stufenweise  abgeändert  werden  können,  so  sind  wir 
im  Stande,  den  Motor  bei  wechselnder  Belastung  mit  annähernd  constänter 
Geschwindigkeit  laufen  zu  lassen,  und  das  ist  das  Ziel,  dem  man  bei 
Motoren  für  Bahnbetrieb  zustreben  muss.  Mit  demselben  Apparat  ist  man 
dann  auch  in  der  Lage,  einmal  mit  höherer  Geschwindigkeit  fahren  zu 
können. 

Betrachten  wir  die  Regelung  des  Sprague'schen  Motors,  so  finden 
wir  die  Magnetbewicklung  zerlegt  in  drei  Spulen  A,  B,  C,  Fig.  3.  Die 
grossen  Buchstaben  mögjen  im  Folgenden  gleichzeitig  die  Windungszahlen 
bezeichnen,  während  die  kleinen  Buchstaben  a,  6,  c  für  die  Widerstände 
stehen  sollen;  r  sei  der  Widerstand  des  Ankers. 

Wie  wir  gesehen  haben,  handelt  es  sich  zunächst  darum,  beim  An- 
fahren hohen  Widerstand  vorzuschalten.  Den  höchsten  Widerstand  erzielen 
wir  durch  Hintereinanderschaltung  aller  drei  Spulen  und  des  Ankers,  Fig.  3. 
I .  Der  gesammte  Widerstand  ist  a  -f-  6  +  ^  +  **•  I^  ^^^  Magneten 
kommt   zur  Wirkung    die  Windungszahl  Ä -}-  B  -\-  C.    (Die  Nummer  der 


wick elter.  Ist  m  die  Windangszahl,  und  siod  a  and  ß  zwei  Constanten,  so  ist  der  Fröhlich'sche 
Ausdruck  für  den  Magnetismns : 


ß-f  m.i  ' 
also  nach  unserer  Gleichung  i)  die  Umlaufzahl: 

J7==e.^--^ — -  =  c-i- — 1—5 — ,  da  P=c.i. 
amt  amF 

Nach  Gleichung  2)  ist 

oder 

V .  c  =  c«  +  P«J 
und 


e 


_v±'\/vi  —  4P 


w 


in  welchem  Ausdruck  für  unsere  Zwecke  nur  das  positive  Vorzeichen  giltig  sein   kann,  weil 
wir  nur  mit  denjenigen  Werthen  von  c  rechnen,  welche  der  Klemmspannung  v  nahe  liegen. 

Aus  demselben  Grunde  ist  auch  ^    J^    klein    gegen    i    und    Reihenentwicklung    zulässig; 

letztere  ergibt: 

Dieser  Ausdruck  wäre  also  in  den  oben  für  ü  entwickelten  einzusetzen ;  dann  enthält 
letzterer  nur  noch  constante  Werthe  und  P.  Will  man  aber  die  Krümmung  der  ö-Curvc 
nicht  ganz  vernachlässigen,  so  muss  man  in  der  Reihenentwicklung  für  e  mindestens  bis 
xuro  quadratischen  Glied  gehen,  wodurch  der  Ausdruck  für   ü  sehr  verwickelt  wird. 


398 


Schaltung  ist  in  Fig.  3  in  den  den  Anker  darstellenden  Kreis  eii 
schrieben.) 

Es  findet  nun  ein  allmäliger  Uebergang  von  der  Hintereinan 
Schaltung  (Schaltung  i)  bis  zur  vollständigen  Parallelschaltung  (Schaltun 
statt.  Die  Aufgabe  ist  nicht  so  ganz  einfach,  da  nebenher  die  Bedingui 
zu  erfüllen  sind,  dass  niemals  der  Strom  im  Anker  unterbrochen  w€ 
und  dass  der  Strom  die  Spulen  stets  nur  in  einer  Richtung  passiren  ' 

In    Schaltung    2     schliesst    sich    die    Spule    A    kurz;    sie    tritt 
ausser  Wirksamkeit.  Der  Gesammtwiderstand  ist  6  +  c  -{-  ^  die  Windu 
zahl    B  -{-  C;     beide    haben    abgenommen,     die    Umlaufeahl    muss 

—  gleiche  Belastung  und  Spannung  vorausgesetzt  —  gewachsen  sein 

Die  Schaltung  3  bildet  den  Uebergang  zur  Parallelschaltung  der  Spul< 
und  if,  indem  sich  Spule  A  öfihet.  Es  ist  dies  nöthig,  da  ihr  negat 
Pol,  der  bisher  mit  dem  positiven  von  B  (-|-  B)  verbunden  war,    nur 

—  B  wandern  soll.  Damit  durch  das  Oeffhen  der  Spule  A  nicht  der  An 
Strom  unterbrochen  wurde,  war  sie  zuerst  (in  Schaltung  2)  kurz  geschlo! 
worden,    wodurch    gleichzeitig  -{-  A  mit  -^  B   in  Verbindung    kam.    1 


sichtlich  der  Wirkung  sind  die  Schaltungen  2  imd  3  identisch,  da  d 
das  Oeflfnen  der  vorher  kurz  geschlossenen  Spule  A  sich  weder  Widers 
noch  Windungszahl  geändert  haben. 

In  Schaltung  4  finden  wir,  wie  bereits  angedeutet,  A  und  B  pai 
geschaltet,  d.  h.  +  A  mit  -[-  ^  und  —  A  mit  —  B  verbunden,  C  isi 
der  früheren  Lage  geblieben.  Die  Spule  A  möge  den  Strom  J»,  die  Spu 
den  Strom  J^  führen,  dannn  fuhrt  C  den  Strom  J=  J^-\-  Ji,.  Der  Wi 
stand  der  Parallelschaltimg  von  A  und  B  sei  zunächst  =w  gesetzt,  < 
muss,    da    das  Spannungsgefälle  über  parallel  geschaltete  Zweige   dass 


sem  muss,  sem: 
und 


J ,w  =  Jg, .  a 
J ,  w  =  J\i .  b. 


Durch  Multiplication   mit  h  bezw.  a    und    nachherige  Addition 
sich  bilden: 

J{a  +  b) .  tc  =  (Ja  +  Jb).ab 
und,  da  Jz=zJ^J^J^^  ist: 


w  = 


ab 
aA-b' 


399 

der  Widerstand  der  Parallelschaltung.  Hierzu  kommt  noch  der  Widerstand 
der  zu  A  und  B  hintereinandergeschalteten  Spule  C  und  des  Ankers, 
sodass  der  ganze  Widerstand  ist: 

ab      .        . 

+  c  4-  r. 


a+6 


Ebenso  ist  die  zur  Geltung  kommende  Windungszahl  W  zu  bestimmen. 
Die  Gesammtzahl  der  Ampere- Windungen  ist: 

^      ^         J.W        J .h         .    ^         J ,  a    , 

Da  Ja  = =  — r—r  und  Jh=  — i — r  ist: 

a         o  +  6  a  -f-  6 

J.W^J.±^^+J.^  +  J.C. 

also  W  = '—- k  C. 

a-\-b 

In  Schaltung  5  erblicken  wir  A  und  B  gegen  Schaltung  4  unver- 
ändert, dagegen  ist  Spule  C  kurz  geschlossen.  Die  Ausdrücke  für  Wider- 
stand und  Windungszahl  unterscheiden  sich  also  von  den  für  Schaltung  4 
entwickelten  dadurch,  dass  c  und  C  herausfallen;  es  wird  demnach  der 
Widerstand : 

ab 

+  r 


und  die  Windungszahl : 


a  +  6 
bA-\'aB 


Schaltung  6  ist  wie  Schaltung  3  nur  eine  Uebergangsstufe,  indem 
sich  die  vorher  kurz  geschlossene  Spule  öffnet.  Diese  Spule  bleibt  wie 
vorher  wirkungslos,  sodass  also  hinsichtlich  der  Windungszahl  und  des 
Widerstandes  die  Schaltungen  6  und  5  sich  nicht  von  einander  imter- 
scheiden. 

Schaltung  7  endlich  zeigt  ims  die  drei  Spulen  A,  B,  C  parallel  ge- 
schaltet ;  der  in  6  offene  positive  Pol  -[-  ^'  hat  sich  mit  +  ^  "^^  +  ^ 
vereinigt.  Die  Berechnung  des  Widerstandes  und  der  wirksamen  Windungs- 
zahl kann  auf  dieselben  Betrachtungen  gegründet  werden  wie  bei  Schaltimg  4. 
Es  ergibt  sich  der  Widerstand: 

abc 

[_  f 

ab  -\-  ac  -\-  bc 
und  die  Windungszahl: 

Abc-{-  Bac-}-  Cab 
ab  -\-  ac  -{-  bc 

Im  Folgenden  seien  noch  einmal  die  Widerstände  und  Windungs- 
zahlen zusammengestellt  und  dann,  um  ihre  Abnahme  mit  höherer 
Schaltung    zu  zeigen,    angenommen,    es  verhielten  sich  die  Widerstände: 

r :  c:  6  :  a=  I  :4:  8  :  12, 

während  die  Windungszahlen  A,  B,  C  einander  gleich  sein  mögen: 


400 


Schaltaog 

I 

2  und  3 

4 

5  und  6                    7 

1 

Widerstand 
allgemein 

a  +  6-f  c-f  r 

b  +  c  +  r 

''^      \   e\   r 

"*       I    r 

abe 

a  +  b  1   '  1   '^ 

a+6    1    "^ 

a6-t-ac+Äc 

Beispiel 
oder 

25: 

7,9: 

13: 

4,1: 

9,8: 

3,r- 

5,8: 
I18: 

3.18 
I 

Windnngszahl 
allgemein 

A  +  B+C 

B+C 

bA+aB 

6-ä  +  aB 

Abc-\-Bae-{ 

a+b      '    ^ 

a  +  6 

06-t"  oc4" 

Beispiel 

3: 

2: 

2: 

i: 

I 

Man  erkennt,   dass  man  es  in  der  Hand  hat,    durch  passende 
der  6  Grössen  a,  6,  c,  .4,  /i,   C   die   verschiedensten   Verhältnisse    1 
stellen. 

9;  «3 


O-n 
Ol 


1! : ;  "  ' 


1 1 1 


i 


m 


MM 


Hl   M   M   M 

;i  M  I  I  i  ?j 

i    !    M   M  :t 

^^^f — ! — \ — ^ — f- — r 
7    6     5    1*    3     3     \ 


'^d«^ 


Fig.   4^ 

Werfen  wir  nun  nnch  einen  Hlick  auf  Fij^,  4,  welche  uns  den 
Schalter  des  Wagens  darstellen  soll*  Wir  erblicken  zur  Linken  der 
neun  übereinander  gelagerte  Krcii^e,  welche  elienso  viele  ledernde 
tacte  darstellen  sollen  und  von  oben  nach  unten  ^ereclinct  der  Reihe 
angeschlossen  sind  an:  -j-  A,  -j-  h\  — A,  — //,  -^  (.\  —  Cj  erste  E 
zweite  Bürste,  Erde.  Mit  4-  .1  ist  auch  der  RolJenurm  verbunden,  w 
der  Contactleitung  den  Strom  entnimmt.  Ausser  den  genannten  Pu 
stehen  auch  noch  die  entsprechenden  Federcontacte  des  zweiten  - 
anderen  Perron  angebrachten  —  Umschalters  sowie  die  betreffendei 
eines  zweiten  Motors  mit  den  Leitungen  in  Verbindung.  Beide  sin( 
weggelassen  und  nur  die  Weiterführung  der  Leitungen  ist  angedeut 

Der    mittlere  Theil    der  Fig.  4    ist    als    abgewickelter  Mantel 
drehbiiren  Cylinders  aufzufassen.    Der  Cylinder  besteht  aus  Holz,  w 
im  trockenen  Zustand  genügenden  Isolationswiderstand  bietet ;  nach  c 
ist  der    ganze  Apparat    natürlich    gegen  Nässe  geschützt.    Auf  den 
cylinder    sind    eigenthümlich    geformte    Messingstücke    aufgeschraubt 


401 


diesen  können   die  Federcontacte  9   verschiedene  Stellungen    einnehmen: 
I  bis  7  vorwärts,  halt,  i  zurück. 

Man  erkennt  die  Schaltungen  am  besten,  wenn  man  die  Figur  in 
senkrechte  Streifen  scheidet,  welche  man  auf  die  die  Federcontacte  dar- 
stellenden Kreise  der  Reihe  nach  auflegt.  Dabei  sind  aber  auch  die  links 
von  der  Schaltung  7  sichtbaren  Drahtverbindungen  zu  beachten,  von  denen 
die  beiden  imteren  sämmtliche  7  Schaltungen  beeinflussen.  Die  Schaltung  i 
zurück  unterscheidet  sich  von  i  vorwärts  hinsichtlich  der  Schaltung  der 
Magnetbewicklung  gar  nicht;  der  Anker  wird  aber  vom  Strom  in  der 
entgegengesetzten  Richtung  durchflössen.  Bekanntlich  läuft  ein  Hauptstrom- 
Motor  beim  Umkehren  der  Stromrichtung  in  derselben  Drehrichtung  weiter, 
weil  Anker  und  Feldmagnet  gleichzeitig  umpolarisirt  werden.  Will  man 
Aenderung  der  Drehrichtung  erzielen,  so  muss  man  entweder  den  Anker- 
strom wenden  und  die  Stromrichtung  in  den  Magnetspulen  beibehalten, 
oder  das  Umgekehrte  herbeiführen. 


Verordnung  des  Handelsministeriums  vom  3.  Mai  1894 

betreffeDd    die   Aichnng    and   Stempelang   von    Elektricität-Ver- 

br  anch  8  m  esse  r  n.*) 


I.  In  Ansfflhrnng  des  Gesetzes  vom 
33.  Juli  187 1  (R.  G.  Bl.  Nr.  16  ex  1872) 
wird  angeordnet,  dass  die  gewerblichen 
Elektridtät  -Verbranchsmesser  (Eleklricitäts- 
messer,  Elektricittftszähler),  deren  Angaben 
für  die  Verrechnung  zwischen  dem  Elek- 
tricitfitsUeferanten  und  dem  Elektricitäts- 
consnmenten  als  Grundlage  dienen,  der  Ai- 
chnng und  Stempelung  unterliegen. 

3.  In  Bezug  auf  die  Einrichtung  und 
sonstige  Beschaffenheit  solcher  Elektricitäts- 
messer,  sowie  deren  Aichnng,  Fehlergrenzen, 
Stempelung  und  die  für  die  Aichung  zu  ent- 
richtenden Gebühren  haben  die  von  der 
k.  k.  Normal- Aichungs-Commission  erlassenen, 
nachfolgend  veröffentlichten  allgemeinen  Vor- 
schriften und  die  auf  Grundlsge  der  letzteren 
im  Reichsgesetzblatte  zu  veröffentlichenden 
Kundmachungen  zu  gelten. 

3.  Die  bereits  im  Gebrauche  befind- 
lichen Apparate  dieser  Art  sind,  sofeme  sie 
diesen  Vorschriften  nicht  ohnedies  ent- 
sprechen, längstens  bis  Ende  des  Jahres  1903 
diesen  Vorschriften  gemäss  einzurichten  und 
in  jedem  Falle  der  Aichnng  zu  unterziehen. 

Vom  I.  Jänner  1897  ab  dürfen  unter 
die  Bestimmungen  des  Punktes  i  fallende 
Elektricitätszähler  nur  in  geaichtem  Zustande 
in  die  Leitungen  eingeschaltet  werden. 

4.  Von  den  zwei  zu  jedem  geaichten 
Elektricitätszähler  ausgegebenen  „Befuod- 
scheinen*  ist  vom  Elektricitätslieferanten 
bei  Einschaltung  des  Zählers  das  für  den 
Consumenten  bestimmte  Exemplar  dem  letz- 
teren auszufolgen. 

5.  Die  Beamtshandlung  der  Elektricitäts- 
zähler seitens  der  Normal- Aichungs- Com- 
mission  in  ihren  Amtslocalitäten  und  den 
Localitäten  der  Privatparteien  findet  vom 
I.  Jänner  1895  ^is  zum  i.  Jänner  1896  in 
dem  durch  die  Dienstverhältnisse  dieser  An- 
stalt beschränkten  Umfange,  vom  x.Jän.  1896 
«D  im  vollen  Umfange  statt. 

Wurmbrand  m.  p. 


Vorschriften,     betreffend    die     Aichung 
und    Stempelung    der    Blektricität  -  Ver- 
brauchsmesser. 

LMaauseinheiten. 

1.  Die  zur  Aichnng  und  Stempelung 
zugelassenen  Elektricitäts  -  Verbrauchsmesser 
(Elektricitätsmetser,Elektridtätszähler)  können 
die  Quantität  der  durchfliessenden-Elektricität 
ohne  Rücksicht  auf  die  Spannung  nach 
Ampere  »Stunden  oder  mit  Rücksicht  auf 
die  Spannung  das  Product  aus  Quantität  in 
Spannung  nach  Watt-Stunden,  Kilowatt- 
Stunden  oder  Pferdekraft-Stunden  registriren. 

2.  Das  Verhältniss  der  obgenannten  in 
der  Elektrotechnik  dermalen  üblichen  Maass- 
einheiten zu  den  metrischen  Einheiten  wird 
festgesetzt,  wie  folgt : 

a)  Als  Ampöre  gilt  die  Intensität  jenes 
Stromes,  welcher  einen  festen  und  einen 
darauf  senkrechten  beweglichen  Strom- 
kreis  von  je  ein  Meter  Durchmesser 
durchfliessend, '*'*)  unter  der  Voraus- 
setzung, dass  die  Ebene  des  zweiten 
Kreises  durch  den  Mittelpunkt  des 
ersten  Kreises  geht,  dem  beweglichen 
Stromkreise  ein  auf  die  Entfernung  von 
ein  Meter  reducirtes  Drehungsmoment 
ertheilt,  welches  gleich  ist  jenem  Dre- 
hungsmomente, welches  eine  Masse  von 
0*000000012580341  hg  an  einem  Hebel- 
arme von  der  Länge  eines  Meter  unter 
Einwirkung  der  Intensität  der  Schwere 
von  9806652  Meter  ausübt. ♦♦♦) 


*)  B«iohsges«tcbUa  ffir  die  im  Beiohsrathe 
T«rtreteneii  Königreiche  und  Länder.  XXXI.  Stück. 
AoBgegeben  und  Tivsendet  am  12.  Mai  1894. 

•*)  Hiebei  wird  die  EntfernuDg  der  Mittelpunkte 
der  beiden  Kreise  «o  gross  roransgesetEt,  dass  da« 
Verhältniss  ihrer  Darchmesser  sn  dieser  Entfernung 
TeraachUssigt  werden  kann. 

*«)  Diese  Definition  des  Ampere  ist  mit  der 
dermalen  geläufigen :  1  Amp.  =  0*1  G.  O.  8.  iden- 
tisch und  wurde  durch  die  obige  Farroulirung  der 
Ansehluss  an  die  Bestimmungen  des  Gesetzes  vom 
12.  Jänner  1893  (B.  G.  Bl.  Kr.  10)  herbeigeführt. 


402 


t          1 

1  ^ ! 

'  ij : 

"1 

^' 


£i 


Die  bei  der  Stromttttrke  von  ein  Am- 
pere einen  Leiter  in  einer  Secnnde  mitt- 
lerer Sonnenseit  darchfliesiende  £lek- 
tricittftimenge  gilt  als  Conlomb. 

Eine  Ampöre-Stunde  entspricht  3600 
Coulomb. 

b)  Die  von  einer  legalen  Pferdekraft  in 
einer  Stande  geteilt ete  Arbeit  gilt  als 
legale  Pferdekraft-Stunde.  Eine  Pferde- 
kraft-Stnnde  beträgt  7354989  legale 
Wattstunden .  Eintausend  Wattstunden 
bilden  eine  Kilowattstunde. 

c)  Insoferne  bei  der  Aichung  der  Elektri- 
dttfttmesier  fUr  Gleichstrom  und  Wechsel- 
strom noch  weitere  techoisch-wissenschaft- 
liche  Maasseinheiten  und  Definitionen 
vorkommen,  schliesst  sich  die  Normal- 
Aichungs-Commission  in  ihren  Arbeiten 
und  documen  tarischen  Ausfertigungen 
den  Beschlüssen  der  Pariser  inter- 
nationalen Conferenxen  1884  April — 
Mai  und  1889  August  und  des  inter- 
nationalen Congresses  der  Elektrotech- 
niker in  Chicago  (August  1893)  '^^ 

II.  Die  Aichbehörde. 

3.  Aichung  nnd  Stempelung  der  Ver- 
kehrtinstmmente  erfolgt  bei  der  k.  k.  Nor- 
mal-Aichungs-Commission  in  Wien. 

4.  Im  Falle  des  Bedürfnisses  werden 
fallweise  su  bestimmende  k.  k.  Aichämtei 
für  diesen  Zweck  ausgerüstet  werden. 

5.  Jenen  Privatparteien,  welche  sich  mit 
den  von  der  Normal-Aichuogs-Commisaion 
von  Fall  tn  Fall  vorgeschriebenen  nnter 
fimtlichem  Verschlusse  gehaltenen  technischen 
Einrichtungen  versehen,  können  die  Elek- 
tricitätsmesser  in  ihren  Localititen  beamts- 
kmndeU  vrerden. 

Elektricitttsmesser,  ans  deren  Aichung 
in  den  Amtslocalitfiten  der  Normal-Aichnngs* 
Commisston  der  letsteren  im  Vergleiche  sn 
den  AichgebOhren  nnverh&Itnissmissig  grosse 
Koetcn  cnrachsefi  würden,  werden  nnr  in 
des  LAKalitStea  der  Partei  geeicht  und 
befknUgt« 

<V  In  dea  snb  4  nnd  5  vorgesehenen 
Fir.en  nndet  die  Beamtshandlung  der  Elek- 
tTK.t.itsnesser  a«$$chlie»^uch  dnrvh  delegirte 
Or^^^ane  der  Normal« Aichnngs-Commii^sion 
«tan. 

III,   Zs^Ässi^e    Srsteme    nnd    deren 
Erprobung. 

7.  Tat  Avbamg  nnd  SJe«peluT»g  werden 
wach  Vorjciir.ft  des  Ahsatres  I  evie  belieb;ge 
Scr\>wt^:rai($  rcf  i^trirea^e  E^ekmcxtJUsmesser 
e*ix^  be>eb:$en  :J^^ets*  r^e'as«».  soteree 
o-as  Sv^scea    d^^a  n*ch>:theaien  F<vi;n^cn^n 

*     IVt  Mi-ssjirrji-*:    ks$s  ssf  einen  ^ei::- 

v^^  >ej  r^  Ten  rri  rr..:  cer  c«^*-  «^n 
F:ry«-.:  ,Arr.  Äie-ScxT.-:e**,  ,Wi::«5r:t- 
iei*,  »K.  .-^r*:>S:cz.ie«*,  .Frerietn'":- 


gemessene     Quantität     in     verlässli 
Weise  direct  abzulesen  gestatten.*) 

6)  Der  Elektridtätsmesser  mnss  verlas 
functioniren  und  so  constmirt  sein, 
die  Constanz  seiner  Angaben  innei 
der  zulässigen  Aichtolerant  für  znmii 
zwei  Jahre  gewährleistet  erscheint. 

c)  Insbesondere  dürfen  die  Angaben 
Zählers  bei  aufsteigender  und  abstei 
der  Belastung  (Magnetisimng)  für 
nnd  dieselbe  Belastung  nicht  am  i 
als  die  im  Absätze  IV  angeführte  / 
toleranz  wechseln. 

d)  Bei  Wechselstromzählern  darf  die 
hängigkeit  ihrer  Angaben  von  Polwecl 
zahlj  Strotncurven/orm  und  Spanti 
bd  Glcichstromühlcm  die  Abhai 
ktit  von  der  Spaziaang  nicht  so  { 
seiQf  um  unter  den  praktischen  Betr 
bedingungen  ^y^tema lisch e  Abweichu 
von  der  mitileren  Angabe  im  Bei 
der   hatben  Aichtolcranz  zu  bedinge 

Ak    mUtSere    Angab«    gilt    hier 
^^    S^/o    clci'    Msximalbelastnng 
Zählers    und    den   mittleren  Betriel 
dingnngen    des  Stromnetzes    (vergU 
Absatz  12  6). 

8.  Die  Erprobung  der  znr  Aichung 
Stempelung  zuzulassenden  Systeme  er 
bei  der  k.  k.  Normal-Aichungs-Commis 
welche  über  die  Znlassung  entscheidet. 

9.  Die     Normal  -  Aichnngs  -  Commii 
wird  sich  bei  der  Erprobung  den  jeweil 
praktischen  Verhältnissen,  nnter  welchen 
Elektridtätszähler     gebraucht     werden 
thunlichst  anpassen. 

10.  Soferne   jedoch    der  snb  9  chi 
terisirte     Erprobnngsvorgang     unverhält 
massige    Kosten    involvirt,     obliegt    es 
Partei,  auch  die  Erprobung    zur  Gänze 
zum  Theile  nach  Maassgabe  des  Absatz 
zu  veranlassen. 

11.  Wenn  von  Elektridtitsmes 
irgend  eines  Systenu  von  der  Anzahl  j 
Exenplare,  deren  Aichung  anf  zmnin 
2  Jahre  znrückdatirt,  nicht  wenigstens 
Hälfte  mit  unverletzter  Plombe  (vcrgk 
Absatz  13  und  14)  aar  Kachakhnng 
bracht  wird,  so  wird  die  Zalassong  der 
treffenden  Type  znr  ersten  Aichong 
Stempelung  wieder  aufgehoben. 


I    Si 


rV.     Zulässige     Verkehrs  inst 
■lente,  deren  Aichung  nnd  Feh 
grenze. 

12,  Die  far  den  öffentlichen  Ver 
bestimmten  Elektridtätsmesser  snlssen,  v 
sie  gestempelt  neiden  sollen: 
m)  mit    dem    Namen     nnd    Wohaott 
Verferti^ers  nebst  der  lanfendcn  Fi 
kmtic^asxBmmer    und    der 
liLi&ij^en  Belastung  bezeichnet 


403 


b)  Jene  Elektridtätszühler,  deren  Angaben 
▼on  der  Spannung,  Polwechselzahl  oder 
Stromcurvenform  abhängig  lind,  mfltsen 
ausaerdem  die  genaae  Bezeichnung  jener 
Unternehmung  tragen,  in  deren  Leitungs- 
netz sie  eingeschaltet  werden  sollen. 

Fttr  diese  Art  von  Elektricitätsmessem 
wird  ein  Certificat  (vergleiche  Absatz  VI) 
nnr  dann  ausgestellt,  wenn  die  Betriebs- 
Verhältnisse  der  genannten  Unter- 
nehmung der  Normal- Aichungs-Commis- 
sion  genau  bekannt  sind,  und  wenn 
sich  dieselbe  verpflichtet,  alle  Aende- 
-  mngen  des  Betriebes,  welche  auf  die 
Angaben  der  verwendeten  Zähler  £in- 
fluss  ttben,  der  Normal-Aichungs-Com- 
mission  anzuzeigen. 

Die  Aichung  uod  Stempelung  jener 
Elektricitätszähler,  welche  von  der  Span- 
nung, Polwechselzahl  und  Stromcnrven- 
form  unabhängige  Angaben  geben, 
nnterliegt  den  hier  angeführten  Be- 
schränkungen nicht. 

c)  Alle  Elektricitätszähler  müssen  in  einem 
durch  Plombenverschluss  versicherbaren 
Gehäuse  eingeschlossen  sein,  dessen 
Schauglas  von  innen  eingesetzt  ist. 

d)  Bei  der  Aichuog,  welche  nach  den  in 
Absatz  9  und  5  angeführten  Grund- 
sätzen vollzogen  wird,  wird  die  Ab- 
weichung der  Angaben  des  Zählers  von 
den  Sollangaben  ermittelt. 

Dieselbe  darf  bis  auf  weiteres,  wenn 
der  Zähler  beglaubigt  werden  soll,  im 
Mehr  oder  Weniger  höchstens  be- 
tragen: 

der  grOtBt«ii  der  eigcntn 

BelMtong  Angabe 

Bei     looo/o 4*o0/o 

500/0 ^'^/o 

loo/o 4   % 

„  2O/0  muss  der  Zähler  sicher  an- 

gehen. 

e)  Die  obgenannten  Fehlergrenzen  werden, 
insoferne  es  sich  um  erste  Aichung 
handelt,  vom  i.  Jänner  1898  auf  drei 
Viertel  des  obgenannten  Betrages  und 
vom  I.  Jänner  1903  auf  ein  Halb 
deu  obgenannten  Betrages  reducirt  und 
damit  mit  den  Fehlergrenzen  anderer 
Verbrauchsmesser  in  Einklang  gebracht 
werden. 

Für  die  Nachaichungen  bleibt  die 
jedesmalige  Toleranz  der  ersten  Aichung 
maossgebend. 

V.  Stempelung. 

13.  Elektricitätsmesser,  welche  den  obigen 
Bedingungen  entsprechen,  werden  in  der 
Weise  gestempelt,  dass  auf  der  inneren 
Seite  des  Schauglases  die  ämtliche  Protokolls- 
zahl und  die  Jahreszahl  der  ersten  Aichung  auf- 
geätzt und  das  Gehäuse  mit  einer  Schnur- 
plombe so  verschlossen  wird,  dass  eine  Er- 
öffnung desselben  ohne  Verletzung  der 
Plombe  nicht  möglich  erscheint. 

Die  Plombe  trägt  auf  der  einen  Seite 
den    Stempel    der    k.    k.    Normal-Aichungs- 


Commission,  auf  der  anderen  Seite  die 
Jahres-  und  Monatszahl  der  ersten  Aichung, 
bezw.  Nachaichung. 

VI.  Befundschein. 

14.  Zu  jedem  gestempelten  Elektricitäts- 
messer wird  ein  Befundschein  in  zwei 
gleichlautenden  Exemplaren  ausgefertigt,  wo- 
von ein  Exemplar  für  den  Erzeuger,  das 
andere  für  den  Consumenten  der  Elektricität 
bestimmt  ist. 

15.  Der  Befnndschein,  dessen  Text  der 
betreffenden  Elektricitätsmessertype  beson- 
ders angepasst  wird,  enthält  ausser  den  das 
Messwerkzeug  individuell  charakterisirenden 
Daten  bei  den  in  Absatz  126)  besprochenen 
Messwerkzengen  die  Angabe  jener  Unter- 
nehmung, in  deren  Leitungsnetz  der  Elek- 
tricitätsmesser verwendet  werden  darf. 

16.  Der  Befnndschein  enthält  auch  die 
Bestätigung  der  ämtlich  eingehobenen  Aich- 
gebühren. 

17.  Die  Giltigkeitsdauer  des  Befund- 
Scheines  und  der  vollzogenen  Aichung,  deren 
Bestätigung  er  bildet,  beträgt  zwei  Jahre  und 
ein  Monat  vom  Tage  der  Ausfertigimg  des 
Befundscheines  an  gerechnet. 

VII.  Aichgebtthren. 

18.  Für  die  Ueberprüfnng  einer  Elek- 
tricitätszählertype  (Absatz  8  und  ff.),  welche 
zu  diesem  Zwecke  in  zumindest  fünf  Exem- 
plaren  vorzulegen  ist,  wovon  eines  bei  der 
Nornial  -  Aichungs  -  Com mission  als  Muster 
zurückbehalten  wird,  ist  eine  Gebühr  von 
200  fl.  ö.  W.  in  vorhinein  zu  entrichten. 
Diese  Gebühr  beträgt  blos  100  fl.  ö.  W. 
für  jene  Typen,  von  denen  nachweisUch  in 
Oest erreich  zumindest  100  Stück  dermalen 
schon  im  Gebrauche  sich  befinden. 

19.  Für  die  Ueberprüfung  der  Verkehrs- 
instrumente ist,  gleichgiltig,  ob  eine  Stempe- 
lung stattgefunden  hat  oder  nicht,  zu  ent- 
richten : 

a)  Eine  Grundtsxe  von .     .     .     .     fl.  i . — 
6)  Für  je  icx>Amp.od.  10.000  Watt 
der  zulässigen  nominellen  Ma- 
ximalbelastung    ein     Zuschlag 


3  — 


20.  Für  die  Elektricitätszähler, 
welche  wegen  leicht  ersichtlicher 
Constmctionsmängel  ohne  besondere 
Prüfung  zurückgewiesen  werden,  ist 
nur    eine  Manipulationsgebühr    pro 

Stück  von „   0.70 

zu  entrichten. 

21.  Bei  jenen  Ueberprüfungsarbeiten, 
welche  nach  Maassgabe  der  Bestimmungen 
des  Absatzes  5  und  10  ausgeführt  werden, 
hat  die  Partei  den  elektrischen  Strom  und 
allfällig  benöthigte  Hilfsarbeiter  beizustellen 
und  die  Kosten  der  Entsendung  des  Aich- 
beamten  zu  tragen. 

Werden  unter  diesen  Umständen  mehr 
als  IOC  Stück  Elektricitätsmesser  gleicher 
Type  zur  Beamtshandlung  vorgelegt  und  die 
Einrichtungen    so    getroffen,  dass   zumindest 


404 


drei  Apparate  gleichzeitig  geprüft  werden 
können,  so  ist  ao  Stelle  der  sab  19  6)  vor- 
geschriebenen Gebühr  nar  der  Betrag  von 
fl.  X.50  für  je  100  Amp.  oder  10.000  Watt 
der  Maximalbeanspmchnng  zu  entrichten. 

VIII.  Uebergangs-Bestimmnngen. 

22.  Eliektricitätszähler,  welche  nicht 
direct  (vergleiche  Absatz  7  a)  die  zazumes- 
sende  Grösse  registriren,  sondern  diese 
Grösse  ans  der  registrirten  Zahl  durch 
Rechnung  finden  lassen,  werden,  wenn  das 
betreffende  System  sich  derzeit  in  Oesterreich 
schon    in    praktischer  Verwendung    befindet, 


bis  zum  I.  Jänner  1898  zur  ersten  Ai 
und  bis  zum  i.  Jänner  1903  zur  wieder 
Aichung  zugelassen. 

23.  Bei  Elektridtätsmessern  diest 
wird  bei  der  Stempelung  auf  der  ii 
Seite  des  Schauglases  die  Bemerkung: 

„Der  Elektridtäts verbrauch  ist  na 
Bestimmungen  des  Certificates  aus  de 
gaben  dieses  Zählers  zu  berechnen' 
geätzt  und  werden  die  betreffenden 
Schriften  in  das  Certificat  aufgenommi 

Wien,  am  3.  Mai  1894. 

Die  k.  k.  Normal-Aichnngs-Cominii 
Arzberger  m.  p. 


r 


ii| 


Kundmachung  des  Handelsministeriums  vom  23.  Juni  LS! 

betreffend    die  Untersuchung    elektrischer  Mn  seh  inen    undA 
apparate  durch  d  ie  Normal-A  ic  h  u  ngs-C  o  m  m  i  a  i  i  o  n. 


I.  Die  k.  k.  Normal- Aichungs-Com- 
mission  ist  ermächtigt,  elektrische  Maschinen 
und  Messapparate  aller  Art  zu  untersuchen, 
zu  prüfen  und  in  zuläsfig  erachteten  Fällen 
für  dieselben  Befundscheine  auszustellen. 

2.  Diese  Arbeiten  finden  nur  in  jenem 
Umfange  statt,  in  welchem  dies  mit  Rücksicht 
auf  die  jeweilige  technische  Ausrüstung 
der  Normal -Aichungs-Commission  möglich 
und  ohne  Behinderung  der  fortlaufenden 
Aichungen  der  Elektricitätsmesser  (Ver- 
ordnung des  Handelsministeriums  vom 
3.  Mai  1894  [R.  G.  Bl.  Nr.  82])  und  der 
hiezu  noth wendigen  Vorarbeiten  thunlich 
erscheint. 

3.  Die  zu  entrichtende  Gebühr  wird 
bis    auf    weiteres    von    Fall    zu    Fall    vom 


Handelsministerium  festgesetzt  werdei 
wird  der  Partei  bekabat  zm  gcbeo  n 
Vorhinein  zu  eot richten  sein. 

Bei  umfangreichen  Artieitfo  wir 
Partei  nur  der  muthtnai^slkhe  Höchst 
der  Gebühr  bekannt  gegebeo  werden,  ^ 
unvorgreiflich  der  emigiitigcD  Gebi 
bestimmung  im  Vorhinein  tu  erlegen 

4.  Nach  den  im  Gcgenitande  gcni 
Erfahrungen  wird  seinerLeit  ein  6jcer 
für  häufiger  vorkommende  Arbeiten 
gesetzt  und  kundgemAcht  werden. 

Wurmbrand  m 

(R.-G.-Bl.  XLTX  Stück  Nr.  136.) 


Nachrichten  aus  Ungarn. 


Projectirte  Strasseneisenbahn  mit 
elektrischem  Betriebe  von  Budapest 
über  Uj-Pest  (Neu-Fest)  nach  Rakos- 
Palota.  (Concessions -  Bedingungen).  Die 
hauptstädtische  Municipal- Verwaltung  hat  in 
Angelegenheit  der  von  der  Bauuntemehmung 
Bodendorfer  und  Consorten  vom  fünften  Be- 
zirke Budapests  aus  über  Uj-Pest  und  deren 
Fortsetung  bis  Rdkos-Palota  projectirten 
Strasseneisenbahn  mit  elektrischem  Betriebe 
festgestellt,  das^  die  Betheiligung  der  Haupt- 
stadt an  dem  Gewinne  mit  dem  sechsten 
Jahre  beginnt,  wobei  dieselben  Gesichts- 
punkte maassgebend  sind,  welche  in  dem  auf 
die  elektrischen  Eisenbahnen  bezüglichen 
Vertrag  niedergelegt  sind,  nämlich  in  den 
ersten  10  Jahren  2O/0,  in  den  nächsten 
10  Jahren  3O  q,  im  dritten  Decennium  4O/Q 
und  für  die  folgende  Zeit  $0/^,  Im  Falle  der 
Einlösung  oder  des  Besitzüberganges  der 
Bahn  an  die  Hauptstadt  erhält  die  Gemeinde 
Neu-Pest  ioO/q  der  Einkünfte  als  Entschädi- 
gung. Die  Dauer  der  Concession  wurde  vor- 
behaltlich der  oberbehördlichen  Genehmigung 
auf  die  Dauer  von  60  Jahren  beantragt,  wo- 
gegen ein  Separatorium   mit  der  Motivirung 


angemeldet  wurde,  dats  es  nicht  gi 
fertigt  erscheine,  für  eiue  StiaKsenbal 
oberirdischer  elektrischer  Stromleitonj 
wohlfeil  hergestellt  weriUn  könne,  6ü 
einzuräumen,  während  rUe  Hcidapeiter 
bahn,  welche  zur  Slrcjn[>f[ihrurig  ein* 
kostspielige  unterirdische  Anliige  her 
muss,  sich  mit  einer  5ojrihngfn  Coaeej 
dauer  zufriedenstellt.  IHt  endgikige 
Scheidung  über  diese  Frage  bleibt 
Handelsminister  vorbehalten. 


Am  17.  Juli  1.  J.  ist  zwische 
Ungarischen  Bank  für  I 
strie  und  Handel  und  der 
schinenfabriks-Actie ngesellschaft  und 
giesserei  Ganz  &  Comp,  einerseit 
den  Concession ären  dieser  Bahn,  Bc 
dorfer  &  Comp,  andererseits  eine  ^ 
barung  abgeschlossen  worden,  auf 
deren  die  Erstgenannten  die  Con< 
dieser  Bahn  und  den  mit  der  Hac] 
Budapest  vereinbarten  Vertrag  cn 
haben.  Zum  Zwecke  der  DurchführuD 
Baues  und  des  Betriebes  dieser  elekti 


405 


Bahn  soll  demnäcLst    eine  Aktiengesellschaft 
gebildet  werden.  D. 

Strassenbahn  mit  elektrischem 
Betriebe  in  Pressburg.  (Baubeginn, 
Beschaffung  des  Schien enmateriales 
und  der  Bahnein  rieht  an  g.)  Die  Mani- 
cipal-Verwaltting  der  königl.  Freistadt  Press- 
barg hat  den  Beschlass  gefasst,  das  im  Be- 
reii'-he  der  Stadt  zn  erbauende  Strassenbahn« 
netz  aaf  elektrischen  Betrieb  eioznrichten. 
Die  Ansfttbmng  des  vom  königl.  nngar. 
Handelsminister  bereits  genehmigten  Baues 
wurde  der  Firma  Werner,  Ganz&Co  mp. 
und  die  Lieferung  des  Schienen materiales 
and  des  sonstigen  Oberbau-Zugeböres  dem 
königl.  Ungar.  Schienenwalzwerke  in  Diös« 
^yör  tibertragen,  welches  die  Bestellung  bis 
I4ovember  zu  effectuiren  hat,  so  dass  die 
Eröffnung  des  Betriebes  voraussichtlich  noch 
im  Laufe  dieses  Jahres  stattfinden  wird,  da 
die  Unterbau-  und  sonstigen  Vorbei eitungs- 
arbeiten  noch  im  Laufe  des  Sommers  in 
Angriff  zu  nehmen  und  bis  Ende  October 
fertig  zu  stellen  sind.  Für  die  Anlage  der 
Stromerzeugungs  -  Centralstation  ist  ein  ge- 
-eigneter  Platz  nächst  dem  Donauufer  be- 
stimmt worden.  Der  Betrieb  der  elektrischen 
Bahn,  welche  auch  den  Hauptbahnhof  der 
königl.  Ungarischen  Staatsbahnen  mit  dem 
Frachtbahnhofe  und  der  Station  Pozsooy- 
Ujvdros  der  Linie  Pozsony  -  Szombathelj 
(Pressburg  -  Steinamanger)  der  Transdann- 
bischen  Localbahnen  verbinden  wird,  ist 
sowohl  für  Personen-  als  auch  Frachtenver- 
kehr einsurichten. 

Projectirte  Untergrundbahn  mit 
elektrischem  Betrieb  in  Budapest. 
(Ministerial-Erlass.)  Der  königl.  uogar.  Han- 
delsminister hat  in  einem  an  die  Budapester 
Mnnicipalverwaltung  gerichteten  Rescripte 
dieser  mitgetheilt,  dass  er  die  in  Angelegen- 


heit 'des  Ausbaues  einer  elektrisch  zu  be- 
treibenden Untergrundbahn  mit  den  Con- 
cessionswerbern,  d.  i.  die  Budapester  Stadt- 
bahn-Actieogesellschaft  für  Strassenbahnen 
mit  elektrischem  Betriebe  im  Vereine  mit 
der  Budapester  Strassen-Eisenbahngesellschaft 
für  Strassenbahnen  mit  Pferdebetrieb,  ge- 
legentlich der  Concessionsverhandlnngen  feit- 
gesetzten  Punktationen  im  Principe  genehmigte, 
nachdem  die  Concessionswerber  die  bedun- 
gene Caution  von  180.000  fl.  bereits  erlegten, 
dass  die  Ausfolgung  der  Concessionsur künde 
jedoch  erst  nach  Abschluss  der  von  den 
Projectanten  mit  dem  Finanzminister  in  der 
Frage  der  Gebühren-  und  Steuerfreiheit  ge- 
pflogenen Verhandlungen  erfolgen  wird.  So- 
bald aber  diese  Angelegenheit  endgiltig  aus- 
getragen sein  wird,  unterliege  es  keinem 
Anstände,  den  Bau  sofort  zu  beginnen,  nach- 
dem die  Baupläne  sowohl  von  Seite  der 
betheiligten  Ministerien  genehmigt  wurden, 
als  auch  deren  Ausführung  von  der  haupt- 
städtischen Municipalbehörde  als  zulässig 
erkannt  ist. 


Buda  pester  Stadtbahn  -  G  esell- 
Schaft  für  Strassenbahnen  mit  elek- 
trischem Betriebe.  (Einverleibung  der  neu 
zu  erbauenden  Linie  längs  dem  Donauquai 
in  das  gesammte  gesellschaftliche  Beiriebs- 
netz.)  Die  hauptstädtische  Municipalbehörde 
hat  vorbehaltlich  der  oberbehördlichen  Ge- 
nehmigung entschieden,  dass  die  in  Fort- 
setzung der  Linie  durch  die  grosse  Ring- 
strasse längs  dem  Donauquai  vorläufig  bis 
zum  Donaucorso  von  der  Budapester  Stadt- 
bahn-Gesellschaft zu  erbauende  elektrisch 
betriebene  Linie,  in  jeder  Beziehung  als 
iategrirender  Bestandtheil  des  gesellschaft- 
lichen Betriebsnetzes  zu  betrachten  sein  wird, 
daher  auch  die  Bedingungen  des  mit  der 
Commune  abgeschlossenen  Unificirungsver- 
trages  dafür  zu  gelten  haben  werden. 


Kleine  Mittheilungen  aus  Russland. 


Telephon-Slgnalisirung  für  Eisen- 
bahnzüge.*^)  Die  Aufgabe  des  Femsprechens 
von  einem  auf  der  Strecke  stehen  gebliebenen 
£isenbahnzug  mit  der  nächsten  Station  wird 
von  M.  G.  Lebedinskyin  nachstehender 
Weise  zu  lösen  versucht. 

Wird  der  Inductor  eines  Telephon- 
Apparates  mit  der  Telegraphenleitung  und 
der  Erde  verbunden,  so  verursacht  er  bei 
seiner  Ingangsetzung  ein  derartiges  Knallen 
in  den  in  die  betreffende  Linie  eingeschalteten 
Telegraphen  -Apparaten,  dass  die  einge- 
schalteten Stationen    unbedingt    aufmerksam 


*)  Wir  machen  darauf  auftnerksam,  dass  die 
hier  dargestellte  Methode  der  Bentkianng  ron  Tele« 
graphenlinien  eam  Telephoniren  ira  Prindp  die- 
selbe ist,  wie  sie  Ober-Inspector  Gattinger  an- 
wendete oder  wie  sie  im  Edison'sohen  Pnonoplex 
benntct  ist;  allein  in  der  hier  beschriebenen  Foxm 
könnte  dieselbe  in  anderen  Betrieben  als  in  jenen, 
wie  er  in  Bussland  vorkommt,  nicht  verwerthet 
weiden.     D.  Bed. 


gemacht  werden.  Hierauf,  meint  M.  G.  L  e- 
b  e  d  i  n  s  k  y,  erübrigt  nur,  die  Leitung  zn 
den  Telegraphen- Apparaten  in  die  Telephon- 
station umzuschalten,  um  mit  dem  in  Rede 
stehenden  Eisenbahnzuge  sprechen  zu  können. 

Die  etwaige  Einwendung,  dass  hiedurch 
die  telegraphische  Correspondenz  gestört 
wird,  parirt  M.  G.  Lebedinsky  damit, 
dass  ja  diese  ohnehin  in  derselben  Zeit  dazu 
benützt  worden  wäre,  um  den  Unfall  mit  dem 
Eisenbahnzuge  zu  avisiren. 

In  dem  Zuge  wird  eine  complete  Mikro« 
telephon&tation  fix  angebracht. 

Eine  Klemme  des  Zugstelephons  ist  mit 
dem  nächsten  metallischen  Theil  des  Wag- 
gons, und  dieser  ebenfalls  metallisch  mit  den 
Schienen  verbunden.  Die  andere  Klemme 
befindet  sich  auf  einer  mit  isolirtem  Draht 
bewickelten  Trommel;  dieser  Draht  ist  mit 
Hilfe     eines     an     einem    Stock    befestigten 


406 


Hakens  mit  der   Telegraphenleitnog  in  Con- 
mct  za  bringen. 

Während  des  Baues  des  Rjasan-Kasan- 
fichen  Zweiges  der  Moskau  -  Kasan'scben 
Eisenbahn  stand  für  den  Localverkehr  eine 
ganze  Reihe  von  telephonischen  Apparaten 
mit  einer  der  Telegraphenleitungen  in  stetiger 
Verbindung;  die  andere  Leitung  war  für 
Fpeciell  telegraphische  Zwecke  reservirt,  doch 
wurde  ein  Theil  derselben  auch  zu  tele« 
phonischen  Mittheiiungen  für  grössere  Di- 
stanzen benützt;  eine  Station  lud  durch  die 
Wirkung  ihres  Inductors  auch  die  andere 
zur  Einschaltung  ihres  Apparates  ein,  indem 
das  Zeichen  des  Inductors  sich  auf  allen 
Apparaten  der  Leitung  bemerkbar  machte. 
Dem  Chef  der  Telegraphen -Section  Ingenieur 
r.  T.  A  n  i  8  s  i  m  o  w  kam  die  Idee  sich 
dieser  Signalisierungsart  beim  Bahnverkehr 
zu  bedienen.  Zu  diesem  Behufe  beauftragte 
er  Herrn  M.  G.  L  e  b  e  d  i  n  s  k  y  am  8.  De- 
cember  v.  J.,  Vorbereitungen  zu  solchen  Ex- 
perimenten zu  treffen,  welche  den  nächsten 
Tag  in  Anwesenheit  des  Chef-Stellvertreters 
des  Moskauer  Post-  und  Telegraphenkreises 
J.  J.  Schedling  auf  der  Station  Pitsch- 
kirjajewo  stattfanden  ;  dieselbe  ist  von 
den  Bahnhöfen  2.  Classe  Sassowo  38 
und  Arapowo  102  km  entfernt.  Dieselben 
Versuche  wurden  am  13.  Jänner  1.  J.  im 
Beisein  des  Eisenbahn-Directors  E.  E. 
Noltein  und  des  Regierungs - Inspectors 
Fürsten  Chilkow  auf  der  Station  Schilowo, 
«eiche  von  Sa«sowo  70  km  und  Rjasan 
102  km  entfernt  ist,  wiederholt.  In 
beiden  Fällen  wurden  die  günstigsten  Re- 
sultate erreicht.  Die  Verbindung  wurde  rasch 
hergestellt,  die  Antworten  folgten  unmittelbar 
und    das  Gespräch    zwischen    beiden    Bahn- 


höfen war  vollkommen  deutlich.  Das 
Signal  wirkte  im  ersten  Fall  im  Telegra 
kreise  Rjasan  -  Alatir  (über  600  km 
5  Apparaten;  im  zweiten  Fall  im  1 
Rjasao-Saransk  {44t  km)  mit  4  Apps 
wobei  (in  beiden  Fällen)  sofort  eine 
wort  erfolgte. 

Somit  ist  die  Verwendbarkeit,  e 
wie  die  Verlässlichkcit  des  geschiL 
System ü  nachgew|«!^cn  und  soll  dM&e] 
der  nich*feu  Zeit  am  Rjasau -Kasan 
Z.wcig^  der  Moskau-Kasan'ifcbea  Eise 
zur  Ausführung  getangen.  A 


Elektrische    Bahii    in    Klevir 

schon  seit  zwei  Jähren  in  Kiew  iu 
trielfe  befindliche,  von  der  Allgeroeinen 
tricitäts-Ge*eUH:hafE'  in  Hetli«  erbaute 
trische  Bsihii  hat  sich  so  gut  bewsthrtf 
f^och  iwei  weitere  Strecken  düfilr 
Tichtet  wurden.  Wnbrend  man  anfit 
Dampfbetrieb  in  Aussicht  genommen 
entthchloss  raun  s)ch  schliesslich  zum 
Irischen  Hetrieb.  Der  Hau  der  neuen  Str 
wurde  derselheu  Firma  übertragen 
konnte  vor  einig^er  Zeit  die  Eräffnang 
iincleu^  tJie  GcäeKlünge  der  Streckeci,  f 
die  Statit  durchqueren^  betrügt  MJ  km 
Betrieb  erfolg:  mit  31  Mototwagen 
40  Personen  nach  dem  Syntcm  der  A* 
mit  oberirdischer  Stromzuführung;  die  B 
wiigen  vermögeQ  bei  KtJ:[rkereTn  Vei 
nuch  Anhänge wftgen  tu  Zeichen.  Der  Hei 
erüfFnung  j^ing  eine  feierliche  Einsq 
dcA  n  enge  bauten  MaochinenhÄtise«  vors 
Gegenwart  de^;  Genera E-GoQverQenri  er 
hüch^leu  g^eisl  Ischen  tind  well  liehen  Behi 
Di<?  Stndt  Kiew  ist  die  erste  Stfidt 
knd^   mit    elfktrl^chem  Strassen  bahn  be 


Das  Morse-Relais  als  Telephon, 


In  der  Verein sversamminng  vom  9.  März 
1892  (Heft  IV,  S.  164)  besprach  .Herr  In- 
ppector  Friedrich  B  e  c  h  t  o  1  d  die  von  ihm 
angestellten  Versuche  mit  einem  portativen 
Telephon*Apparate  nnd  erwähnte  auch  einer  da* 
bei  vorgekommenen  interessanten  Erscheinung, 
dass  nämlich  die  Beamten  einer  Nachbar- 
station, welche  von  diesen  Versuchen  keine 
Kenntniss  hatten,  zu  ihrer  grössten  Ueber- 
raschung  aus  dem  Glockenlinien  -  Relais 
heraussprechen  hörten,  und  zwar  so  deutlich, 
das  sie  an  der  Klangfarbe  die  sprechenden 
Personen  erkannten. 

Die  gleiche  Erscheinung,  aber  in  viel 
grösserem  Umfange,  beobachtete  im  vorigen 
Jahre  der  Revident  der  k.  k.  österr.  Staats- 
hahnen, Herr  Oscar  Wehr,  und  berichtet 
derselbe  hierüber  in  der  „Ztg.  d.  Ver,  deut- 
scher Eisenb.-Verw."  Nr.  51,  1894,  wie 
folgt: 

„Im  Sommer  v.  J.  wurde  ich  von  meiner 
Verwaltung  damit  betraut,  die  Telegraphen- 
und  Telephonanlagen  auf  der  im  Bau  be- 
griffenen 72  Jbn  laugen  Theilstrecke  Laibach- 
Gottschee  der  Unterkrainer  Bahn  auszuführen. 


in  die  Telegraphenleitung  dieser  Sl 
sind  13  Morsc^tütionen  mit  Kuhestromb 
eingeschaltet j  und  ist  ausserdem  die 
nchluug  gclrotfen,  dass  die  ncbea 
13  Stationen  noch  vorhandcueti  3  Fen 
haltpstelfen  telephonisch  mit  jenen  Nac 
st  ai  tonen  verl:jtiudei)  sinl,  welchen  sie 
stehen. 

Für  diese  tel ^phonischen  Verbind 
sind  keine  eigenen  Leitungen  gebaut  %vt 
Es  wurden  hiem  v^ielmehr  die  beke 
tran^porFähleu  iVleiihone  ^pAtent 
tin^er"  verwendet,  die  in  ihrer  ün 
Vorm  dem  Zwecke  ihrer  stabilen  Verwe 
aiigepns^t  sini,  und  welche  mit  Znhilfei 
von  Kol]encondenF.T,toren  direct  an  di 
sieUcnEle,  von  Lnibnch  bis  Gottschee  i 
um  f.  diuchl^iufenile  Tcle^rj^phenleitung  < 
schfljtet  worden,  flurch  diese  Aöwe 
von  Condeniatoren  i*t  eine  eigene  Tele 
leiJung  er>]inrt  und  die  gleichzeitige 
^raphie  und  Telephonie  auf  nqr  einem  [ 
ernv>y;licht. 

Für  f^ie  Ttethätlgung  der  Morae^^]^ 
isr    der    gleichgeräcfitcte    gatvaDitche    ! 


407 


aas  Zink-KnpferelemeateD  in  Verwendaog, 
und  zwar  sind  für  iede  einselne  dieser 
13  Stationen  je  vier  solcher  Elemente  anf- 
gestellt. 

Die  beim  Sprechen  mittelst  der  Telephon- 
Apparate  erzeugten  Ströme  dagegen  sind  be- 
kanntlich Wechselströme. 

Nan  ist  es  eine  bekannte  Thatsache, 
dass  weiche  Eisenstfibe  bei  Einwirkung  von 
Wechselströmen  zum  Ertönen  gebracht 
werden.  In  diesem  Falle  sind  es  die  Eisen- 
kerne von  den  Mnltiplicationen  der  in  die 
Telegraphenleitong  direct  eingeschalteten 
Relais  in  den  Telegraphenstationen,  welche 
die  genannte  Eigenschaft  zeigen,  sobald  auf 
einem  der  sechs  vorhandenen  Telephone  ge- 
sprochen wird,  and  dadurch  Wechselströme 
in  die  Leitang  entsendet  werden. 

Eine  andere,  in  Fachkreisen  allgemein 
bekannte  Thatsache  ist  es  auch,  dass  die 
Schwingungen,  welche  diese  Töne  in  den 
Eisenkernen  erzeugen,  genau  den  Wellen- 
bewegungen gleichen,  in  welche  die  Mem- 
branen der  in  die  gleiche  Leitung  einge- 
schalteten Telephone  während  eines  Ge- 
spräches versetzt  werden. 

Es  wurden  auch  auf  diese  Weise  wieder- 
holt in  einzelnen  Stationen  wenigstens  Bruch- 
theile  einer,  auf  der  gleichen  Leitung  abge- 
wickelten telephooischen  Correspondenz 
mittelst  des  Relais  einer  Zwischenstation 
abgehört.  Immerhin  waren  die  Resultate 
solcher  Versuche  so  mangelhaft,  und  das 
beobachtete  Auftreten  dieser  Erscheinungen 
so  vereinzelt,  dass  der  Gegenstand  wenig 
Beachtung  fand. 

Von  um  so  grösserem  Interesse  was  es 
daher  fiir  mich,  als  mir  bei  einer  dienst- 
lichen Anwesenheit  auf  der  eingangs  ge- 
nannten Strecke  im  April  und  Mai  d.  J.  von 
verschiedenen  Seiten  die  Mittheilung  gemacht 


wurde,  dass  man  alle  auf  irgend  einem  der 
sechs  eingeschalteten  Telephone  gefclhrten 
Gespräche  auf  dem  Relais  jeder  beliebigen, 
in  die  gleiche  Leitung  eingebundenen  Tele- 
graphenstation ziemlich  deutlich  mithören 
könne,  wovon  ich  mich  natürlich  sofort 
persönlich  überzeugte  und  die  Angaben  voll 
bestätigt  fand. 

Die  Lautwirkung  und  die  Deutlichkeit 
der  Sprache  erhöht  sich  noch  bedeutend, 
wenn  man  das  Ohr  anstatt  an  das  Relais, 
direct  auf  die  Tischplatte,  auf  welcher  das 
Relais  angeschraubt  ist,  legt. 

Es  scheint,  dass  in  diesem  Falle  die 
Tischplatte  durch  Resonanz  mittönt;  die  bei 
diesen  Versuchen  erzielten  günstigen  Resultate 
dürften  hauptsächlich  auf  den  Umstand  zurück- 
zuführen sein,  dass  sämmtliche  zu  den  Tele- 
graphentischen der  13  eingeschalteten  Morse- 
stationen verwendeten  Tischplatten  aus  gut 
ausgetrocknetem  massiven  Eichenholze  her- 
gestellt sind,  also  auch  den  unendlich  zarten 
Schwingungen  der  Eisenkerne  der  fest  auf- 
geschraubten Relais  viel  besser  folgen  können, 
als  dies  beispielsweise  bei  den  vielfach  aus 
weichem  Holze  hergestellten  fournirten,  daher 
auch  gegen  die  Luftfeuchtigkeit  viel  mehr 
empfindlichen  und  weniger  schwingungs- 
fähigen Tischplatten  der  Fall  ist 

Jedenfalls  bleibt  die  Thatsache,  dass 
man  telephonische  Gespräche  unter  gewissen 
Umständen  auch  ohne  Zuhilfenahme  von 
Höhrtelephonen  in,  von  den  Sprechstellen 
viele  Kilometer  weit  entlegenen  Räumen 
mithören  kann,  eine  interessante  Erscheinung, 
wenn  eine  praktische  Ausnützung  derselben 
dermalen  auch  nicht  zu  erwarten  ist. 

Vielleicht  bieten  diese  Zeilen  aber  die 
Anregung  zu  weiteren  Versuchen  in  der  an- 
gedeuteten Richtung,  die  aoch  für  die  Praxis 
verwendbare  Resultate  zu  Tage  fördern.** 


Das  Arld'scbe  Drahtbundverfahren. 

Von  M.  LIN0BNBEB6,  Berlin. 


Bei  der  Einrichtung  elektrischer  An- 
lagen aller  Art  spielt  die  Installation  der 
Leitungen  stets  eine  Hauptrolle;  sie  muss 
mit  ganz  besonderer  Sorgfalt  vorgenommen 
werden,  wenn  die  Gesammt-Anlage  tadellos 
functioniren  soll.  Von  grosser  Wichtig* 
keit  ist  dabei  namentlich  die  Herstellung 
von  guten  Vei  bin  düngen  der  einzelnen 
Drähte,  da  durch  mangelhafte  Contacte 
nicht  unwesentliche  Arbeits  Verluste  und  bei 
Leitungen  mit  hoher  Spannung  ernstliche 
Gefahren  entstehen  können. 

Bisher  verband  man  in  der  Regel  die 
blank  gemachten  Drahtenden  bei  schwächeren 
Leitungen  durch  eine  Würgstelle,  bei 
stärkeren  durch  einen  Wickelbund  und 
verlöthete  hierauf  die  Verbindungsstelle  auf 
der  ganzen  Länge. 

Da  dieses  Verfahren  aber  viele  Miss- 
lichkeiten  im  Gefolge  hat,  so  bemühte  man 
sich  seit  längerer  Zeit,  eine  Methode  zu  finden, 
nm  Drähte  ohne  Löthung  rasch  und  dauer- 
haft verbinden  zu  können. 


Von  den  verschiedenen  Verbindungsarten, 
die  in  den  letzten  Jahren  angegeben  wurden, 
erscheint  aber  nur  eine  vollkommen  brauch- 
bar und  beachteoswerth,  nämlich  das  durch 
Patent  geschützte  und  in  der  neuesten  Zeit 
von  der  Firma  Dr.  Schmidmer  &  Co.  in 
Nürnberg  erworbene  Drahtbundverfahren 
von  Heinrich  Arid. 

Ueber  die  Herstellung  dieses  Draht- 
bnndes  theilt  die  „Elektrochem.  Zeitschr.*'  mit. 

Die  blank  gemachten  Drahtenden  werden 
von  entgegengesetzten  Seiten  her  so  in  eine 
Hülse  geschoben,  dass  ihre  Enden  ein  kleines 
Stück  über  die  Hülse  hinausragen. 

Nachdem  dies  geschehen,  werden  die 
Hälsenenden  durch  2  Hebelkluppen,  knapp 
am  Rande  gefasst  uad  spiralförmig  verdreht. 

Die  über  die  Hülse  hinausragenden  Draht- 
enden kann  man  sodann  noch  etwas  umbiegen, 
es  ist  dies  jedoch  nicht  unbedingt  nöthig.  In 
der«elben  Zeit,  welche  die  Herstellung  einer 
guten  Löthstelle  benötigt,  lassen  sich  zehn 
solcher  Verbindungen  ausführen. 


408 


Die  erste  Frage,  die  man  sich  bei  der 
Beartheilung  dieses  Drabtbandet  vorlegen 
isn»8,  ist  die,  ob  in  den  gedrehten  Hillsen 
keine  Oxydation  entstehen^ann.  Eingebende 
Versnche,  die  nach  dieser  Richtang  hin  an- 
gestellt wurden,  ergaben,  dass  eine  Oxydation 
im  Innern  der  Verbindung  nicht  eintritt. 

Die  Hülse  ist  ans  einer  besonderen 
Knpferlegirung  hergestellt  und  hat  eine  der« 
artige  Gestalt,  dass  sie  zwei  dicht  neben 
einander  liegende  Drfihte  möglichst  eng  um- 
fchliesst.  Infolge  dessen  schmiegt  sich  das 
Bronze- Röhrchen  auch  nach  der  Verdrehong 
▼oUstandig  an  die  Drahtenden  an,  welche 
selbst  wieder  direct  fest  aneinandergepresst 
werden,  so  dass  das  Röhrchen  und  die  DrShte 
eine  einzige  metallische  Masse  von  sehr 
vollkommener  elektrischer  Leitungsfähigkeit 
bilden.  Flüssigkeiten,  Gase  ond  Dämpfe  können 
nicht  eindringen  und  die  Veibindangsstellen 
sind  daher  selbft  nach  langer  Zeit  oxydfrei 
und  bieten  wegen  der  grossen  metallischen 
BerührungsBSche  dem  elektrischen  Strome 
keinen  Widerstand. 

Femer  ist  bei  der  Beurtheiinng  in  Be- 
tracht zu  ziehen,  ob  das  Verdrehen  des 
Drahtes  der  Festigkeit  der  Leitung  keinen 
Schaden  thut.  Viele  Zerreissungsversuche 
haben  gezeigt,  dass  die  Verbindungen  voll- 
kommen sicher  sind,  denn  bei  zu  grosser 
Belastung  sind  die  Drähte  oder  Metallseile 
stets  entweder  hinter  oder  vor  den  Verbin- 
dungsstellen gerissen,  nie  aber  haben  diese 
selbst  nachgegeben. 

Das  erwähnte  Drahtbund-Verfahren  ist 
auch  bei  der  Herstellung  von  Abzweigungen 
sowohl  bei  blanken  wie  bei  isolinen  Lei- 
tungen anwendbar  und  leistet  auch  hier 
gute  Dienste. 


Sollen  Abzweigungen  von  isolirten 
tungen  gemacht  werden,  so  bedient 
sich  ganz  runder  Verbindungsröhren.  1 
lassen  sich  leicht  Über  die  isolirten  Di 
schieben.  An  der  Abzweigungsstelle 
dann  die  Isolation  entfernt  und  die  F 
breitgedrückt.  Nach  der  Einführung 
Drahtendes  der  Abzweigung  wird  die  I 
mit  den  Kluppen  wie  gewöhnlich  verc 
Es  entsteht  auf  diese  Weise  eine  Verbin< 
welche  wenig  dicker  ist  als  die  einz< 
Drähte  und  leicht  und  sicher  wieder  i 
werden  kann. 

Das  beschriebene  Verfahren  hat  g< 
Über  dem  Löthen  manche  Vortheile, 
die  neue  Verbindung  kann  von  jeder 
leicht  und  schnell  hergestellt  we 
Es  ist  kein  Löthmaterial  und 
Feuer  dabei  nöthig,  ein  Umstand, 
in  vielen  Fällen  von  grosser  Wichtigkei 
Ausserdem  wird  die  Isolation  nicht  auf 
weitere  Strecke  beschädigt  und  der  1 
nicht  durchgeglüht,  zwei  Momente,  < 
Wichtigkeit  und  Bedeutung  wohl  von  k< 
Elektriker  unterschätzt  werden.  Schlie 
bieten  die  Verbindungsstellen  dem 
trischen  Strome  keinen  grösseren  Vi 
stand  als  die  Leitung  selbst,  ein  Kraftvi 
durch  Wärmeentwickelung  kann  daher 
geschlossen  werden. 

Alle  diese  Gründe  lassen  die  Verweo 
der  neuen  Verbindung  bei  Anlagen 
schwacher  Stromspannung,  also  aucb 
galvanoplastifchen  und  galvanostegischei 
stalten  hauptsächlich  vortheilhaft  ersehe 
da  hier  einem  guten  Contact  der  Leit 
kuppelnngen  besondere  Sorgfalt  gesc 
werden  muss,  wenn  Arbeitsverluste  verm 
werden  sollen. 


I 


Herstellung  von  Starkstromanlagen  in  Frankreich.'*) 


> 


In  Frankreich  ist  die  Herstellung  elek- 
trischer Anlagen  seit  mehreren  Jahren  im 
Verwaltungswege  geordnet.  Das  erste  Decret 
über  die  allgemeine  Regelung  der  Anlage 
der  zur  Fortleitung  elektrischer  Energie  er- 
forderlichen Leitungen  datirt  vom  15.  Mai  1888; 
im  September  1893  ist  ein  Reglement  über 
die  Herstellung  und  den  Betrieb  von  elek- 
trischen Anlagen  auf  den  grossen  Staats- 
Verkehrsstrassen  hinzugetreten.  Sowohl  das 
Decret  als  auch  das  Reglement  enthalten 
eingehende  Vorschriften  zur  Wahrung  der 
öffentlichen  Sicherheit  und  der  zu  Verkehrs- 
swecken dienenden  Telegraphen-  und  Fem- 
sprech  leitnngen . 

Das  Decret  vom  15.  Mai  1888  be- 
stimmt zunächst,  dass  die  Errichtung  elek- 
trischer Anlagen  beim  Bezirks-  oder  Polizei- 
präfecten  anxnmelden  ist,  und  dass  der  Tele- 
graphenbehörde davon  Kenotniss  gegeben 
werden  soll.  Sogar  Anlagen  innerhalb  der 
Grenstn  eines  Giundstücks  unterliegen  der 
Anmeldupgspflichr,  wenn  bei  Wechselstrom 
die  Spannung  60  Volt  und  bei  Gleichstrom 
die  Spannung  500  Volt  Übersteigt. 


Die  Benützung  der  Erde,  sowie 
Verwendung  von  Gas-  und  Wasserleit 
röhren  zur  Rückleitung  des  Strome) 
nicht  gestattet,  auch  müssen  die  Leitt 
von  anderen  Leitermassen,  insbesonden 
Wasser-  oder  Gasröhren  genügend  weit 
femt  sein,  damit  keinerlei  störende  Indncl 
erscheinungen  auftreten  können. 

Diese  Bestimmungen  sind  von 
grOssten  Bedeutung  für  die  dem  öfient] 
Nachrichten  verkehr  dienenden  Leitu 
die  dadurch  gegen  das  Eindringen  frc 
störender  Ströme  so  weit  als  möglic 
schützt  werden  sollen. 

Die  Verwendung  blanker  Leitungen 
erlaubt,  jedoch  müssen  da,  wo  Gef 
entstehen  können,  isolirte  Drähte  b« 
werden.  Die  Isolirung  der  Starkstromleiti 
ist  an  Kreuzungsstellen  mit  Tel^ra 
oder  Fernsprechleitungen  stets  zu  bewi 
auch  an  solchen  Stellen,  wo  Stärkst 
leitungen  in  geringerem  Abstand  als  2  i 
Schwachstroraleitungen  oder  weniger  al 
von  anderen  Leitermassen  verlaufen. 


•)  Archiv  f.  Post  o.  Telegr.  »,  1894. 


409 


Die  Ueberwachnng  der  elektrischen 
Leitungen  liegt  nach  Artikel  12  im  Capitel  III 
der  Post-  nnd  Telegraphen-Verwaltang  ob. 
Weitere  Artikel  behandeln  die  Sicherheits- 
vorkehmngen  in  Maschinenanlagen ;  Control« 
Vorschriften  können  im  Wege  der  Verfügong 
darch  die  Präfecten  erlassen  werden. 

Das  neue  Reglement  enthält  Bestim- 
mnngen  zur  Sichemng  des  öfifentlichen  Ver- 
kehrs in  Betreff  derjenigen  elektrischen  An- 
lagen, die  anf  grossen  Staats- Verkehrsstrassen 
angelegt  werden  sollen.  Im  Eingange  wird 
hervorgehoben,  dass  ausser  den  Vorschriften 
des  besprochenen  Decrets  und  des  Regle-* 
ments  die  von  der  Strassen- Aufsichtsbehörde 
erlassenen  besüglichen  Veroidnnngen,  ferner 
die  Reglements  der  Post«  und  Telegraphen- 
Verwaltnng  und  die  zusätzlichen  Bestim- 
maogen  der  Concessionsurkunden  zu  beachten, 
dass  endlich  für  den  Betrieb  elektrischer 
Bahnen  die  Vorschriften  der  zuständigen 
Aufsichtsbehörde  und  der  Post-  und  Tele- 
graphen-Verwaltung anzuwenden  sind.  Eine 
Reihe  Artikel  behandelt  Vorschriften,  die  bei 
Einreichung  der  Projecte  behufs  der  Con- 
cessionirung  der  Anlage  zu  erfüllen  sind, 
femer  die. Abnahme  und  Prüfung  der  An- 
lagen, die  regelmässige,  während  des  ersten 
Betriebsjahres  mindectens  alle  drei  Monate 
zu  wiederholende  Controle  des  Leitungs- 
und  Isolationswiderstandes,  Aufgrabungen, 
Erweiterungen  und  Veränderungen  von  An- 
lagen n.  s.  w. 

Das  Capitel  II  des  Reglements  gibt 
technische  Speciaivorschriften  für  ober- 
irdische Leitungen. 

Zunächst  wild  bestimmt,  dass  durch 
Aufstellung  der  Stützpunkte  auf  öffentlichem 
Grund  und  Boden  der  Verkehr  nicht  be- 
hindert werden  darf;  die  Stützpunkte  müssen 
in  Betreff  ihrer  Solidität  jegliche  Gewähr 
bieten. 

Soll  die  Leitung  mit  Wechselstrom  von 
mehr  als  200  Volt  Spannung  oder  mit 
Gleichstrom  von  mehr  als  400  Volt  Spannung 
betrieben  werden,  to  liegt  die  Entscheidung 
über  die  Art  der  anzuwendenden  Isolatoren 
dem  Präfecten  anf  Grund  des  Berichtes  des 
Ingenieurs  der  Brücken-  und  Wegebau- Ver- 
waltnng ob. 

Ein  grösseres  Intervall  zwischen  zwei 
Stützpunkten  als  100  m  ist  nicht  gestattet. 
Wird  Wechselstrom-  oder  Gleichstrom  von 
mehr  als  400  Volt  Spannung  verwendet,  so 
müssen  die  Stützpunkte  mit  besonderen  Vor- 
richtungen versehen  werden,  die  eine  Be- 
rührung der  Leitungen  durch  die  Passanten 
gänzlich  ausschliessen.  Bei  Kreuzungen  der 
Strasse  sind  die  Leitungen  mindestens  8  m 
vom  Boden  entfernt  zu  halten,  beim  Ueber- 
gang  über  schiffbare  Flüsse  und  Canäle  min- 
destens 17  m  über  dem  höchsten  Wasser- 
spiegel. Läogs  der  Strassen  ist  der  geringste 
Abstand  der  Leitungen  vom  Boden  anf  tm 
festgesetzt. 

Ueber  die  Fährung  in  bewohnten  Orten 
vrird  Folgendes  bestimmt: 

Die  Hauptleitungen  dürfen  in  der  Regel 
nur  an  den  Häusern,  u.  zw.  mindestens  i  m 


von  den  Fagaden  und  1/2  m  über  den  höchst 
gelegenen  Fenstern,  angebracht  werden;  auf 
flachen  Dächern  müssen  sie  von  den  höchsten 
Dachstellen  mindestens  2^l%m  Abstand  be- 
sitzen. 

Uebersteigt  bei  Wechselstrom  die  an- 
gewendete Spannung  120  Volt  und  bei 
Gleichstrom  400  Volt,  so  dürfen  blanke 
Leitungen  nicht  angewendet  werden.  Ab- 
zweigungsleitungen sind  von  den  Haupt- 
leitungen ab  bis  zur  Verwendungsstelle  isolirt 
herzustellen.  Die  Isolationshülle  muss  min- 
destens 2y^mm  stark  sein  und  genügende 
Widerstandsfähigkeit  bieten. 

Im  Capitel  III  sind  Vorschriften  für 
unterirdische  Leitungen  enthalten.  Hervor- 
zuheben ist  hieraus,  dass  die  Einbettungs- 
tiefe  im  Bürgersteig,  der  allein  als  Lager 
zugelassen  wird,  mindestens  60  cm  betragen 
muss,  und  dass  sowohl  Kabel  in  Röhren  als 
auch  bewehrte  Kabel  verwendet  werden 
dürfen,  dass  ferner  bei  Kreuzungen  von 
Strassen  solche  Vorkehrungen  zu  treffen  sind, 
um  eine  Besichtigung  nnd  Auswechslung  der 
Kabel  ohne  Aufgrabung  des  Fahrdammes  zu 
ermöglichen,  und  dass,  falls  die  elektrischen 
Leitungen  in  der  Nähe  von  Gasrohren  ver- 
laufen, eine  regelmässige  Ventilation  der 
Kabelrohre  stattfinden  muss.  Ebenso  müssen 
die  Untersuchungsbrunnen  ventiliit  werden. 
Der  Isolations widerstand  gegen  Erde  darf 
nirgends  geringer  sein  als  der  Werth  in 
Ohm,  der  sich  ergibt,  wenn  man  das  Quadrat 
der  Spannung    mit    der  Zahl    5    multiplicirt. 

Wie  das  Decret  vom  15.  Mai  1888,  so 
verbietet  auch  das  Reglement  ausdrücklich 
die  Benutzung  der  Erde  als  Rückleitung. 

Bemerkenswerth  ist  noch,  dass  die  An- 
wendung einer  Spannung  von  mehr  als 
10.000  Volc  der  besonderen  Entscheidung 
des  Ministers  der  öffentlichen  Arbeiten  vor- 
behalten bleibt. 

Für  die  Benutzung  der  Staatsstrassen 
zur  Führung  der  Leitungen  wird  eine  be- 
sonders zu  bemessende  Gebühr  erhoben. 

Durch  die  gegebenen  Vorschriften  ist 
den  Bedingiugen  der  Sicherheit  und  des 
Schutzes  des  öffentlichen  Verkehrs  vorläufig 
in  ausreichendem  Maass  Rechnung  getragen 
worden. 

Die  gesetzliche  Regelung  der  Bedin- 
gungen für  die  Herstellung  elektrischer  An- 
lagen ist  indessen  nunmehr  in  Aussicht  ge- 
nommen und  ein  dahin  zielender  Gesetz- 
entwurf im  December  v.  J.  der  Deputirten- 
kammer  vorgelegt  worden. 

Der  Entwurf  ist  aus  den  Berathungen 
einer  Commission  von  Gelehrten,  Indu- 
striellen und  Vertretern  der  Verwaltung 
hervorgegangen. 

In  den  Motiven  wird  ausgeführt,  dass 
das  Decret  vom  15.  Mai  1888  in  manchen 
Punkten  zu  enge  Vorschriften  enthalte,  die 
einer  gedeihlichen  Fortentwickelung  der 
elektrotechnischen  Industrie  entgegenständen. 
An  der  Hand  der  gesammelten  Erfahrungen 
erscheine  es  angängig,  erleichternde  Bestim- 
mungen im  Interesse  der  Förderxmg  dieses 
wichtigen  Zweiges    der    nationalen  Industrie 

81 


410 


^u  treffen.  Der  Artikel  8  des  Geselsentwnrfes 
spricht  daher  die  Aalbebang  des  Decretes 
vom  15.  Mai  1888  ans. 

Eine  der  hauptsächlichsten  Erleich- 
terungen, welche  der  Gesetzentwurf  im 
Artikel  l  gewährt,  besteht  darin,  dats  die 
Anlage  elektrischer  Leitungen  ausserhalb  der 
öffentlichen  Wege  weder  einer  Torgängigen 
Genehmigung  noch  Anmeldung  bedarf,  sofern 
die  oberirdischen  Starkstromleitungen  mehr 
als  10  m  von  Telegraphen  oder  Femsprech- 
leitungen  entfernt  bleiben.  Ist  letzteres  nicht 
der  Fall,  so  bestimmt  der  Minister  für  Handel 
und  Industrie  die  zum  Schutz  der  Tele- 
graphen- und  Fernsprechleitungen  zu  tref- 
fenden Maassregeln. 

Das  Gleiche  gilt  in  Betreff  derjenigen 
Anlagen,  die  gegenwärtig  bestehen  und 
weniger  als  10  m  von  Telegraphen-  oder 
Fernsprechanlagen  entfernt  sind. 

Dagegen  darf  ohne  Genehmigung  des 
Präfecten  weder  oberhalb  noch  unterhalb 
öffentlicher  Wege  eine  Starkstromleitung  ver- 
legt werden  ;  vor  Ertheilung  der  Genehmigung 
wird  die  Post-  und  Telegraphen- Verwaltung 
gehört.  Nur  diejenigen  elektrischen  Anlagen 
der  Eisenbahn -Gesellschaften  im  Bereich 
ihres  Gebietes,  die  im  Interesse  des  Betriebes 
zur  Befriedigung  allgemeiner  oder  örtlicher 
Bedürfnbse  errichtet  werden,  z.  B.  Beleuch- 
tungsanlagen auf  Bahnhöfen,  sind  von  diesen 
Vorschriften    ausgenommen,    weil    derartige 


Anlagen    ohnehin    der    staatlichen    Contro 
unterstehen. 

Der  wichtigste  Artikel  des  Gesel 
entwürfet  ist  der  Artikel  6,  der  den  Schu 
der  Telegraphen-  und  Fernsprechanlag< 
gewährleisten  soll.  Ohne  Hervorhebung  b 
sonderer  Bedingungen  wird  kurz  bestimm 
Jede  elektrische  Anlage  mnss  derart  eing 
richtet  und  unterhalten  werden,  dass  keiner] 
Störung  des  Telegraphen-  oder  Femsprec 
Verkehrs,  sei  es  durch  Indnction,  sei  es  dort 
Stromttbergang  oder  sonstwie,  in  den  vc 
handenen  Linien  eintritt. 

Zur  Ausführung  des  Gesetzes  soll  e 
besonderes  Reglement  vom  Minister  f 
Handel,  Industrie  und  Colonien  nach  A 
hörung  des  Generaldirectors  der  Post-  ui 
Telegraphenverwaltung  erlassen  werden. 

Für  das  Studium  der  technischen  Specii 
fragen  wird  bei  der  Centralstelle  ein  stä: 
diger  Ausschuss  gebildet,  dem  auch  Vc 
treter  der  elektrotechnischen  Industrie  a 
gehören  werden.  Dieser  Ausschuss  dient  z 
gleich  dem  Minister  für  Handel,  Indnsti 
und  Colonien  als  Beirath  bei  Ertheilung  d 
Ermächtigungen  an  die  Präfecten  zur  Co 
cessionirung  elektrischer  Anlagen. 

Falls  der  Entwurf  Gesetzeskraft  erlang 
werden  die  Bestimmungen  des  Reglemer 
ans  dem  September  v.  J.  in  Betreff  ele 
Irischer  Anlagen  auf  grossen  Staats- Verkehi 
Strassen  jedenfalls  durch  das  zum  Gesetz 
erlassende    neue  Reglement    ersetzt  werde 


Leonische  Elemente 


nennt  der  Inhaber  eines  Patentes  seine  unter 
der  Verwendung  von  Harn  zusammengestellten 
Elemente.  Die  Elemente  werden  in  verschie- 
dener Form  gebaut  u.  zw.  als  Latrinen- 
Elemente  zum  Versenken  in  Latrinen  oder 
Canälen,  femer  mit  Erde  oder  Torfmull 
gefüllt,  als  Träger  der  Erregungsflttssigkeit.  **) 
Der  Erfinder,  welcher  sich  schon  seit 
einiger  Zeit  mit  der  Zusammenstellung  solcher 
Elemente  befasst  und  nicht  ungünstige  Er- 
gebnisse nachweist,  hebt  die  Kostenlosigkeit 
rler  Erregerflüssigkeit  und  den  Gewinn  durch 
rlie  Nebenprodncte  hervor.  In  erster  Linie  soll 


die  Gewinnung  von  Salmiak  und  die  Ui 
Wandlung  des  Torfmull  in  werthvolle  Duo 
mittel  erheblichen  Gewinn  erzielen  lasse 
wenn  die  Anwendung  solcher  Elemente  i 
Grossen  gelingt. 

Da  ausser  den  vom  Erfinder  mitgetheilt 
Werthen  keine  Versuchsergebnisse  vorliege 
kann  ein  entscheidendes  Urtheil  erst  gefä 
werden,  wenn  genaue  Versuche  von  m 
betheiligter  Seite  vorliegen. 

Immerhin  ist  die  Sache  nicht  uninteressa 
und  verdient  es,  dass  wir  unsere  Leser  dan 
aufmerksam  machen.*) 


Pariser  NachrJchten. 


Sociöt^  des  ^leotriciens  de  Paris. 
In  der  Sitzung  vom  4.  Juli  machte  der  Prä- 
sident Herrn  Postel-Vinay  Mittheilung 
von  dem  Ableben  des  Herrn  P.  Lemonnier, 
des  früheren  Präsidenten  der  Soci^t^,  und 
besprach  kurz  dessen  thaten reiches  Leben. 
Hierauf  berichtete  Herrn  L.  Brunswick, 
Ingenieur  der  Firma  B  r  ^  g  u  e  t ,  über  die 
Ausstellung  in  A  n  v  e  r  s ;  derselbe  machte 
einige  Mittheilungen  über  die  Gleichstrom- 
Dynamos  von  Pieper  und  D  u  1  a  i  t,  über 
die    elektrische    Beleuchtungsanlage,    welche 


*)  Ein    ftholioher  Yonchlag   ist   schon   vor 
Jshron  gemacht  worden.  D.  B. 


400  iOF  erfordert,  über  einen  Scheinwerl 
von  Schuckert,  welcher  einen  Spiej 
von  1*50  m  Durchmesser  hat  und  150  Am 
Strom  erfordert,  und  über  verschiedene  klei 
Motoren;  hierauf  sprach  derselbe  über  d 
elektrische  Tramway  in  Brüssel. 


Tod  durch  Blektricität  in  Pari 
Am  5.  Juli  wurde  ein  Arbeiter,  welcher  c 
Canäle    für    die    elektrischen   Leitungen    i 


*)  D«r  Patent-Inhaber  Morix  Beichsrit 
V.  Leon  in  Wien,  IX.  Bothe  Löwengasse  10, 
gerne  bereit,  Auskünfte  zu  geben,  besw.  die  Elemei 
im  Betrieb«  n  aeigeu. 


411 


Sectenr  des  Champs  Elys^es  tn  nntenacheii 
hatte,  getödtel.  Der  Arbeiter  hatte  die  Auf- 
gabe, die  Transformatoren  bei  den  einseloen 
Abonnenten  so  nntersncben  und  die  schad- 
haften Stellen  mitzntheilen.  £s  ist  unbe- 
kannt, wodurch  er  einen  elektrischen  Schlag 
erhalten  hat;  er  war  sehr  vorsichtig  und  an 
diese  Arbeit  gewöhnt.  Man  glaubt,  dass  er 
aasgeglitten  und  auf  die  Kabel  des  Primär- 
kreises  in  der  Avenue  des  Champs  Elys^es 
gefallen  ist. 


Ganäle  tut  elektrisohe  Leitungen 
in  Paris.  Die  Elektricitäts-Gesellschaften  in 
Paris  bentttsen  die  gegenwärtige  Zeit,  wo 
sehr  viele  Abonnenten  von  Paris  abwesend 
sind,  um  neue  Canäle  au  bauen.  Die  Cie.  du 
secteur  des  Champs  Elys^es  baut  gegenwärtig 
einen  Canal  in  der  Strasse  Largilliöre,  die 
Cie.  Ekiison  einen  Canal  in  der  Strasse 
Faubourg  Poissoniöre,  die  Abtheilung  des 
Secteur  de  la  place  Clichy  einen  Canal  in 
der  Strasse  d'Anjon. 


Neueste  deutsche  Patentanmeldungen. 

Mitgetheilt  vom  Technischen  und  Patentbnreau,  Ingenieure  MONATH  &  EHRENFEST. 
Wien,  I.  Jasomirgottstrasse  4. 

Die  AnmeldaiigeB  bleiben  aofat  Wochen  aar  Bindohtnehme  Öffentlich  »oBgelegt.  Nach  |  24  de« 
Palent-Geeeteea  kann  innerhalb  dieser  Zeit  Einsprach  gegen  die  Anmeldang  wegen  Mangel  der  Neahelk 
oder  widerrechtlicher  Entnahme  erhoben  werden.  Das  obige  Bareau  beeorgt  Abeohrifken  der  Anmeldungen 
und  Übernimmt  die  Yertretong  in  allen  Einsprache-Angelegenheiten. 


ClMSe 

21.  Seh.      9580.     Bogenlampe. 
Schramm  in  Erfurt. 


Bruno 


3409.  Einrichtung,  um  an  elektromagne- 
tischen Apparaten  die  Einflüsse  der 
Hysteresis  su  beseitigen.  —  Bruno 
Abdank'Abakanomez  in  Paris. 

W.  9661.  Gleichlaufvorrichtung  für 
Motoren,  deren  Drehungsgeschwindigkeit 
mittelst  eines  Elektromagneten  geregelt 
wird.  —  J,  n,  West  in  Friedenau  bei 
Berlin. 

A.  2654.  System  der  Erzeugung,  Regelung 
und  Femleitung  für  Wechselströme  mit 
verschiedenen  Phasen.  —  Allgemeine 
'  ElekirieitätS'  GeaelUchaß  Berlin . 

M.  9282.  Anordnung  der  Feldmagnetwick- 
lung bei  Wechselstromkraft-Maschinen.  — 
Maschinenfabrik  Oerlikon  in  Oerlikon  bei 
Zürich. 


Classe 
21.  Nr. 


76.642.  Verfahren  zur  Umsteuerung 
elektrischer  Treibmaschinen.  —  Elektri- 
citäti 'Actienge»ell$chaft  vorm,  Schuckerl 
&  Co,  in  Nürnberg. 

Nr.    76.674.    Elektrische  Treibmaschine 
mit  hin-  und  hergehender  Bewegung.  — 
H,  S,  Mc,  Kay  in  Boston. 
Nr.    76.676.    Neuerung    an    elektrischen 
Motoren    und    dynamo-elektrischer    Ma- 
schinen. —  8,  Bergmann  in  Berlin. 
Nr.    76.683    Verfahren    zur   Herstellung 
der     Elektrodenplatten     für     elektrische 
Sammelbatterien.  —  O,  E.  Heyl  in  Berlin. 
Nr.  76.698.  Elektrodenplatte  für  Sammel- 
batterien. —  E,  Fraifüce    in  Berlin. 
Nr.    76.703.    Elektrische    Maschine    mit 
Lüftungscanälen.  —  //.   Chitty    in    Cbis- 
wick  bei  London. 

Nr.  76.704.  Poröse  Zelle  für  elektrische 
Sammler  und  dergl.  —  II,  Riqueüe 
in  St.  Jose  ten  Noode,  Belgien. 


LITERATUR. 


„I  Motori  elettricl  a  campo  xna- 
gnetico  rotatorio.^  (Elektromotoren  mit 
magnetischem  Drehfelde.)  Von  Dr.  Angelo 
Banti,  Director  der  Zeitschrift  „Elettri- 
cista**,    Rom,    1894. 

Niemand  ist  besser  in  der  Lage,  ein 
Buch  zu  schreiben,  als  der  Herausgeber  einer 
Zeitschrift,  welche  in  regem  Verkehre  mit 
sllen  Enunziationen  auf  dem  von  ihr  occu- 
pirten  Gebiete  steht.  Allerdings  ist  hiebei 
vorauszusetzen,  dass  der  betreffende  Schrift- 
steller nicht  blos  die  ihm  sngänglichen 
Journale  und  Werke  für  seine  Publikation 
benutzt,  sondern  dass  er,  auch  weitere  und 
mühsamere  Forschungen  nicht  scheuend. 
Alles  studirt,  was  den  einschlägigen  Gegen- 
stand betrifft  und  auf  die  ersten  Quellen 
zurückgeht.  Dr.  B  a  n  t  i  hat  nun  der  kür- 
zeren Procedur  den  Vorzug  gegeben  und 
eine  Reihe  zerstreut  erschienener  Darstellungen 


der  Drehstrom  -  Motoren  systematisch  ge- 
ordnet und  daraus  ein  wunderhübsch  aus- 
gestattetes Büchlein  g^nacht,  in  welchem 
die  historische  Entwicklung  des  in  Rede 
stehenden  Zweiges  der  Elektrotechnik  Be- 
rücksichtigung fand. 

Die  Darstellung  beginnt  nämlich  mit 
einem  geschichtlichen  AperQU  über  die  Dreh- 
ströme und  wird  Professor  Galileo  Ferraris 
wieder  einmal  gegenüber  den  Verfechtern 
der  Erfinderrechte  T  e  s  1  a's  in  Schutz  ge- 
nommen. Wir  können  jedoch  nicht  leugnen, 
dass  die  Argumente  Dr.  B  a  n  t  i's  uns  nicht 
sehr  glücklich  gewählt  für  den  angedeuteten 
Zweck  erscheinen.  Es  wird  gesagt,  dass  weil 
das  amerikanische  Patent  T  e  s  1  a's  später, 
als  die  Publikation  F  e  r  r  a  r  i^s  erschien, 
die  Prioritätsansprüche  des  Letzteren  gegen- 
über jenen  des  Erster en  begründeter  seien. 
Nun,  das  scheint  uns  wohl  Sonne  und  Wind 

31* 


1 


412 


'|i 


sehr  ungleich  vertheilenl  Es  wird  dem 
Frofetsur  Ferrarii  kein  Knndi^r  das 
Verdien«!  bestreiten,  dass  er  es  war,  der 
sebon  1SS5  einen  für  Schnlswecke  be- 
Stirn m!ea  Apparat  conttmirt  hatte,  dessen 
Thätigkeit  auf  der  durch  Wechselströme  in 
geeigneter  Aot^rdnnng  erzeugtem  magnetischen 
Dfebfelde  beruhte:  es  ist  aber  auch  bekannt, 
dftss  der  Gelehrte  und  wenig  auf  praktische 
AuinÜtstung  seiner  Ideen  ausgehende  Pro- 
fessor diesem  seinem  Apparate  keinerlei 
jndu^lricUe  Verwerthung  zumuthete.  Auf 
der  Hndercu  Seite  sehen  wir  einen  jungen, 
phanUftLcvollea  Ingenieur,  einen  begeisterten 
Seher,  der  aHe  Tiefen  und  Höhen  der 
Schöpfung  durchstreift,  um  die  dort  Yer* 
wahrten  Energien  der  Anwendung  der  Elek* 
trideit  dienstbar  zu  machen,  vor  uns,  der 
behauptet,  ohne  Ferrari 's  Arbeiten  gekannt 
£u  hsbcD^  das  mehrgenannte  Princip  des 
Drehleides  erforscht  und  erschaut  und  an 
seine  prnktiache  Benützung  sofort  gedacht 
liab«.  T  e  s  I  n  hat  solche  Beweise  seines 
KöDDens  erbracht  und  eine  solche  Kühnheit 
und  Kraft  der  Intuition  in  seinen  Forschungen 
gezeigt,  dasi  ihm  wohl  umsomehr  Glauben 
Lm  FnÜe  des  Drehstrom-Motors  zuzuschreiben 
isl^  nU  ja  such  den  anderen  Bewerbern  um 
die  Prior [tit  in  dieser  Sache  —  z.  B.  Marcel 
D  e  s  p  r  e  £,  welcher  das  Drehfeld  schon  1881 
erkannt  tu  haben  vorgibt  —  das  Gegen- 
theil  Dicht  nachgewiesen  werden  kann. 
Linsen  wir  <l£vher  Jedem  sein  Recht.  Tesla 
kiLQu  gfl^/  gut  neben  Ferraris  stehen ; 
es  hat  aicli  dner  des  anderen  nicht  zu 
schämen  und  —  wie  wir  die  beiden  Herren 
kennen  —  so  würden  sie  in  liebenswürdiger 
Anerkennung  der  Bedeutung  des  Rivalen, 
eipcr  dem  rindern  den  aus  der  Erfindung 
der  DreL^tröme  entspringenden  Anspruch 
auf  Ruhm  und  Ehre  gönnen,  weil  sie  glück- 
HeherweUe  in  der  Lage  sind,  über  andere 
Grüudc  zu  verfügen,  welche  für  ihre  Ver- 
ewigung geltcmd  gemacht  werden  können. 
Wüia  also  der  Streit?! 

Die  Sprüche  D  a  n  t  e's  ist  es  werth, 
da^  man  ihren  Gebrauch  in  einem  modern 
gehalteneu  eFektrotechnischen  Werke  be- 
festigen lerne!  das  Werkchen  B  a  n  t  i's  ist 
ungemein  ansehend  und  klar  geschrieben. 
Wir  empfehlen  dasselbe  den  des  Italienischen 
auch  nur  halbwegs  kundigen  Lesern  unseres 
Bkttes  aufs  Feste!  J.  Kar  eis. 


UniyersaJ-Index    der   intematio« 
nalen  Faclillteratur.  Der  gewaltige  Auf- 
ichwung  de&    internationalen  Weltverkehres, 
da£  gemeinschaftliche  Interesse,  welches  Ge- 
lehrte,   Fdchiiiünner    und    Industrielle    eines 
und  desselben  Faches  in  aller  Herren  Länder 
unter  einsnder  verbindet,  insbesondere  aber 
die    für    jeden  Fachmann    zwingende  Noth- 
wendigkeit,  von  allem,  was  in  seinem  Fache 
in     nllea    civilisirten     Ländern    geschrieben, 
geleistet    und    erfunden    wird,    so    rasch  als 
möglich  unterrichtet    zu  werden,    haben 
genaniges  Unternehmen  gezeitigt,   von 
tns  soeben    die    ersten  Probenummern 
ragen    sind.     Der    mit    Juli    d.    J.    in 


Leipzig  erschienene  Universal 
dez  der  internationalen  F 
1  i  t  e  r  a  t  n  r  unterzieht  sich  der  dan 
werthen  Aufgabe,  der  gesammten  Fac 
eine  ebenso  rasche  als  verlässliche  un 
schöpfende  Information  zu  bieten,  inde 
die  einzelnen  verwandten  Fächer  zu  Sect 
vereinigt,  und  in  jeder  allwöchent 
eine  Inhaltsangabe  sämmtlicher  F 
Zeitschriften,  sowie  aller  im  '. 
handel  neuerscheinenden  oder  in  Vorher« 
befindlichen  Bücher  bringt  In 
übersichtlicher  Weise  nach  Städten  in  s 
betischer  Reihenfolge  angeordnet,  is 
Uebersicht  des  gewaltigen  Stoffes  von  V 
zu  Woche  dennoch  eine  höchst  einl 
Die  bekannte  Weltfirma  F.  A.  Br 
haus,  bei  welcher  der  Universal  • 
gedruckt  wird,  hat  auch  dessen  Ve 
übernommen  und  der  billige  Preis  von  fl 
pro  Vieteljahr  macht  den  Universal-! 
für  alle  Fachinteressenten  leicht  zugän 
in  deren  Händen  er  bald  einen  e 
nützlichen  als  unentbehrlichen  Behelf  1 
dürfte. 


Lexikon  der  gesammten  Tee 
und  ihrer  Hilfswissenschaften.  Im  Vc 
mit  Fachgenossen  herausgegeben  von 
Lue g er.  —  Erscheint  in  ca.  25  A 
langen.  Preis  pro  Abthlg.  5  Mk.  Deut 
Verlags-Anstalt  in  Stuttgart,  Lc 
Berlin,  Wien. 

Wer  über  einen  Namen,  einen  B 
einen  Gegenstand  aus  dem  vielgesta 
Gebiete  der  Technik  und  deren  Hilfsw 
Schäften  etc.  Auskunft  erhalten  möchte 
wird  im  vorstehend  erwähnten  lexikall 
Nachschlagewerk  das  Gewünschte  find« 


Grundzüge  der  Elektrotecl 
Eine  gemeinfassliche  Darstellung  der  G 
lagen  der  Starkstrom-Elektrotechnik. 
Richard  R  ü  h  1  m  a  n  n,  Dr.  phil.  und 
fessor.  Erste  Hälfte.  Mit  132  Abbildu 
Leipzig.  Verlag  von  Oscar  L  e  i  n  e  r. 
Ladenpreis  Mk.  6. — .  (Die  zweite  1 
erscheint  noch  im  Laufe  dieses  Jahres. 

Die  elektrische  Beleuchtung,  die 
trische  Kraftübertragung  und  die  el( 
technischen  Gesetze  gewinnen  von  Ti 
Tag  grössere  Bedeutung  und  wächst 
für  weite  Kreise  der  Gebildeten  das  Bt 
niss,  Einsicht  in  das  Wesen  der  El 
technik  zu  gewinnen. 

Für  Alle,  die  sich  über  die  Grund 
der  Starkstromtechnik  unterrichten  w 
soweit  sie  nur  die  allgemein  Wissens 
liebe  Vorbildung  besitzen,  ist  dieses 
bestimmt  und  wird  ihnen  ein  werth 
Behelf  sein. 

Die  Bogenlichtschaltungen. 
tische    Darstellung    der    verschiedenen 
wendungsweisen  der  Hauptstromlampe,  N 
schlusslampe  und  Differentiallampe.  Vc 
genieur      Dr.     M.     Luxe  nb  erg.      Lc 
Veriag    von  Hans  Paul.    1894.    Mk.  - 


413 


KLEINE  NACHRICHTEN. 


Ausstellimg  von  Motoren,  Hilfs- 
xnaschinen  und  'Werkzeugen  für  das 
Kleinge'werbe  September  1804  in 
Graz.  Diese,  unter  dem  Protectorate 
Sr.  Excellenz  des  k.  k.  Handelsministen 
Herrn  Gtmdaker  Grafen  Wnrmbrand 
stehende  Ausstellung  wird  in  der  Indostrie- 
halle  daselbst  Yom  i.  bis  einschliesslich 
30.  September  1894  stattfinden.  Die  Ans« 
Btellnng  hat  den  Zweck,  den  Gewerbestand, 
insbesondere  das  Kleingewe^'be  mit  den 
modernen  technischen  Hilfsmitteln  bekannt- 
znmachen,  den  einzelnen  Gewerbekategorien 
die  Leistongen  dieser  Hilfsmittel  dorch  be* 
lehrende,  mit  Demonstrationen  verbundene 
Vorträge  vorzuführen  und  ihnen  Gelegenheit 
zu  geben,  auf  Grund  eigener  Wahrnehmung 
über  die  Anschaffung  der  zur  Vermehrung 
ihrer  Concurrenzfähigkeit  geeignetsten  Hilfs- 
mittel schlüssig  zu  werden,  eventuell  ihnen 
diese  Anschaffung  zu  erleichtern. 

Die  Ausstellung  gliedert  sich  demnach 
in  folgende  Gruppen: 

1.  Motoren  für  Benzin,  Petroleum,  Gas, 
Dampf  und  Elektricität  bis  einschliesslich 
4  EP,  dann  Feuerung  und  Gebläse; 

2.  Gewerbliche  Hilfsmaschinen  für  alle 
handwerksmässigen  und  freien  Gewerbe ; 

3.  Verbesserte  oder  neue  Werkzeuge, 
Geräthe,  Schutzvorrichtungen  und  sonstige 
Behelfe  für  alle  handwerksmässigen  und 
freien  Gewerbe ; 

4.  Roh-  und  Hilfsstoffe.  Halb«  und 
Ganz-Fabrikate  für  das  Kleingewerbe. 


Der  vni.  internationale  Congress 
für  Hygiene  und  Demographie,  welcher 
in  Budapest  vom  i — 9.  September  1894  *^ 
gehalten  wird,  verspricht  ausserordentlich  um- 
fangreich zu  werden.*) 

Die  Arbeiten  des  Congre^ses  werden 
in  zwei  Gruppen  getheilt :  die  hygienische 
und  die  demographische. 

Die  hygienische  Gruppe  gliedert  sich 
in  19,  die  demographische  in  7  Sectionen 
mit  der  folgenden  Eintheilung: 

H  y  g  i  e  n  e.  I.  Aetiologie  der  Infections* 
krankheiten  (Bacteriologie).  —  U.  Prophy- 
laxis der  Epidemien.  —  IIL  Hygiene  der 
Tropenländer.  —  IV.  Hygiene  der  Gewerbe.  — 
V.  Hygiene  des  Kindesalters.  —  VI.  Schul- 
hygiene. —  VlI.  Hygiene  der  Nahrungs- 
mittel.   —    VIU.    Hygiene    der  Städte.    — 

IX.  Hygiene    der    öffentlichen    Gebäude.  — 

X,  Hygiene  der  Wohnungen.  —  XL  Com- 
munications- (Eisenbahn  und  Schiffahrt)  Hy- 
giene. —  XII.  Militär-Hygiene.  —  XIII.  Lebens- 
rettung. —  XIV.  Staatsnrzneikunde.  — 
XV.  Hygiene  des  Sports  (Püege  und  Ab- 
härtung des  Körpers).  —  XVI.  Hygiene  der 
Curorte.  —  XVII,  Veterioärwesen.  — 
XVm.  Pharmade.  —  XIX.  Samariter- 
wesen. 

•)  Vergl.  Heft  V,  8.  132  und  VU,  8.  189 
6X  1894. 


Demographie.  I.  Geschichtliche 
Demographie.  —  II.  Allgemeine  Demographie 
und  Anthropometrie.  —  III.  Technik  der 
Demographie.  —  IV.  Demographie  der  Ur- 
producenten.  —  V.  Demographie  der  gewerb- 
lichen Arbeiterclasse.  —  VI.  Demographie 
der  Städte.  —  VII.  Statistik  der  körper- 
lichen und  geistigen  Defecte. 

Das  Executiv-Comit^  hat  für  jede  ein- 
zelne Section  jene  wichtigeren  Fragen  fest- 
gesetzt, deren  Erörterung  es  für  nöthig  hält ; 
die  letztere  sicherte  es  dadurch,  dass  die 
Referate  Fachantoritäten  anvertraut  wurden. 
Ausserdem  wurde  für  jede  Section  eine 
Reihe  von  Fragen  festgesetzt,  deren  Ver- 
handlung gleichfalls  sehr  erwünscht  schien. 
Durch  diese  Art  der  Vorbereitung  gelang 
es,  ein  nicht  gehofftes  glänzendes  Resultat 
zu  erzielen,  indem  bis  zum  31.  Mirz  in  der 
hygienischen  Gruppe  437,  in  der  demo- 
graphischen 98,  insgesammt  somit  535  Vor- 
träge für  den  Congress  angemeldet  wurden. 

Ein  ferneres  Zeichen  des  dem  Con- 
gress entgegengebrachten  allgemeinen  Inter- 
essses  ist  auch  der  Umstand,  dass  bis  zum 
31.  März  1894  230  amtliche  Vertretungen 
angemeldet  wurden. 

Der  festlichen  ErÖffhungs-Sitzung  des 
Congresses  —  am  2.  September  —  wird 
Se.  kais.  und  königl.  Hoheit  Erzherzog 
Carl  Ludwig  persönlich  präsidiren ;  die  Schluss- 
Sitzung  wird  am  9.  September  abgehalten 
werden. 

In  Verbindung  mit  dem  Congresse  wird 
auch  eine  Ausstellung  veranstaltet,  jedoch 
nur  von  solchen  Gegenständen,  welche  in 
den  Rahmen  der  Hygiene  gehören  und  ent- 
weder auf  die,  in  dem  Programm  des  Con- 
gresses aufgenommenen  und  in  den  Sitzungen 
zur  Verhandlung  gelangenden  Fragen  Be- 
zug haben,  oder  im  Allgemeinen  vom  hygie- 
nischen Standpunkte  wissenschaftliches  oder 
praktisches  Interesse  beanspruchen  und  den 
Mitgliedern  des  Congresses  vorgestellt  und 
demonstrirt  werden  sollen. 

Industrielle  Concurrenz-Anistellung  ist 
ausgeschlossen.  Auszeichnungen  werden  nicht 
geplant,  doch  wird  in  der  Schluss-Sitzung 
protokollarisch  der  Würdigen  Erwähnung 
gethan  werden. 

Mitglied  des  Congresses  kann  Jeder 
werden,  der  sich  für  Hygiene  und  Demo- 
graphie interessirt  und  der  in  die  Casse  des 
Congresses  als  Mitglieds-Beitrag  10  fl.  ö.  W. 
erlegt.  Die  Mitglieder  des  Congresses  er- 
langen hiedurch  das  Recht,  an  allen  öffent- 
lichen und  Sections-Berathungen  des  Con- 
gresses theilzunehmen,  sowie  auch  an  allen 
Festlichkeiten,  Veranstaltungen  und  Aus- 
flügen u.  s.  w.,  welche  durch  den  Congress 
veranstaltet  werden,  und  für  welche  ein  be- 
sonderer Beitrag  nicht  zu  entrichten  ist. 
Jedem  Mitgliede  des  Congresses  kommt 
I  Exemplar  der  „Arbeiten  des  Coogresres"  zu. 

Damen     zahlen     als     Mitglieds -Beitrr 
5   fl.    ö.    W.,    sie    können    jedoch    auf    < 


414 


(} 


^Arbeiten  des  Congroiies^  keinen  Aniprach 

erheben. 

Die  «]ektrlsch6  Bahn  in  Baden. 
Mitt«  vorigen  Monates  wurde  auf  der  Bahn« 
iiDic  Badeo  -  Helenenthal  der  bisherige  Be- 
irieb mittels  Pterden  eingestellt  und  der 
elektrische  Betrieb  eröffnet.  Die 
Um  wand  lutig  »arbeiten  hatte  die  Eisenbahn- 
bau- ttiid  HeiriebsunternehmuDg  Leo  Amol  di 
im  Vereio  mit  der  Elektricitäts-Actiengesell- 
£ch&ft  vormals  Sc  huck  er  t  &  Comp,  in 
Nürnberg  ausgeführt.  Die  Eröffnung  des 
dcktrischea  Betriebes  gestaltete  sich  natürlich 
cu  «inem  Ereigniss,  an  dem  die  ganze  Be- 
völkertiüg  von  Baden  lebhaften  Antheil 
nabni.  Die  mit  elektrischer  Beleuchtung  ver- 
«eheDeu  Waggons,  von  welchen  im  Gänsen 
13  in  Verwendung  stehen,  sind  mit  grosser 
Eleganz  auigestattet.  Sie  enthalten  im  Innern 
12  Sitzplätze  und  4  Stehplätze,  auf  der  vor- 
deren PUttform  3  Sitxplätse  und  2  Steh- 
pKitne,  aaf  der  rückwärtigen  4  Stehplätze. 
Das  Signal  bringt  der  Leiter  des  Waggons 
durch  tlatn  Druck  mit  dem  Fusse  in  Be- 
wegung. Bei  grossem  Andränge  werden  die 
alten  Tramwaywaggons  ao  die  neuen  an- 
gehängt werden.  Die  Fahrzeit  für  die  Länge 
der  LiDte  [st  auf  17  Minuten  normirt.  Die 
Einheitstaxe  beträgt  12  kr.  Die  Waggons 
werden  von  5  zu  5  Minuten  von  5  Uhr 
FrUh  bis   1 1  Uhr  Nachts  verkehren. 


Elektrische  Bahn  von  Baden 
nach  Vöslau.  Seitens  der  Firma  A  r- 
n  ü  i  d  i  in  Wien  und  der  Actien-Ge- 
seltschaft  vormals  Schnckert 
&  C  o.  in  Nürnberg  als  Concessionäre  der 
Localbahp  zeit  elektrischem  Betriebe  von 
Baden  nach  Vöslan  ist  der  B  a  d  e  n  e  r 
Tramw  ay-Gesellscha  ft  der  Antrag 
geitelU  worden  auf  käufliche  Ueberlassung 
der  geiclbcbaftlichen  Pferdebahn,  welche 
von  Baden,  beziehungsweise  Leesdorf  nach 
Kau  Kens  lein  /Uhrt,  um  diese  Pferdebahn  in 
die  projcctirte  elektrische  Localbahn  einzu- 
verleiben. Der  Verwaltungsrath  der  Ba- 
denei  Tram  way-Gesellschaft  hat 
diesen  Vorsehlag  acceptirt,  mit  Rücksicht 
darauf,  dass  die  Betriebsüberschttsse  des 
Pferdeh^hn- Unternehmens  seit  einer  Reihe 
von  Jahren  nicht  hingereicht  haben,  den 
vorhandenen  Verlust-Saldo  zu  beseitigen, 
geschweige  den  Actionären  eine  Verzinsung 
ihres  Capitales  zu  bieten.  Nachdem  auf  eine 
Aenderung  dieser  letzterwähnten  nngün- 
atlgen  Vi^iiältnisse  in  absehbarer  Zeit  nicht 
gerechnet  ^Verden  kann,  ist  die  B  a  d  e  n  e  r 
T^a  mway-Gesellschaft  über  Ver- 
anlassuDg  des  Mutterinstitntes,  u.  sw.  der 
Uesterreichischen  Südbahn-Gesellschaft,  in 
die  nilhereu  Verhandlungen  über  den  Ab- 
verkauf der  gesellschaftlichen  Pferdebahn- 
Unien  £ld  die  elektrische  Localbahn  einge- 
treten. Das  Ergebniss  dieser  Verhandlungen 
Igelit  nun  dahin,    dass    die   Gesellschaft    für 

*^  ^^er  tragung  der  Pferdebahn  an  den 
nüf  oder  den  Rechtsnachfolger  der 
^n  Localbahn  Actien  der  elektrischen 


Localbahn  oder  lolcfae  einer  anderen  1 
Gesellschaft,  welche  den  Betrieb  • 
Bahn  übernehmen  sollte,  im  Betrage 
160.OÖ0  fl.  anagefolgt  erhält  Die  F 
A  r  n  o  1  d  i  in  Wien  und  Schnei 
ft  Co.  in  Nürnberg  haben  solidarisci 
die  Dauer  von  zehn  Jahren  ein  J  a  h 
erträgniss  dieser  Actien  ii 
Höhe  von  4800  fl.,  d.  i.  also  3  Percei 
Nominalbetrages  zugarantiren.  I 
am  5.  Juli  I.  J.  abgehaltenen  19.  ordentl 
Genendversamminng  der  Badener  T 
way-Gesellschaft  wurde  diesa 
trag  des  Verwaltungsrathes,  betreffenc 
Verkauf  der  gesellschaftlichen  Pferd< 
der  Generalversammlung  vorgelegt  um 
die  Generalversammlung  diesen  Verkau 
nehmigt  und  den  Verwaltungsrath  zum 
nitiven  Abschlüsse  des  Verkanfsverl 
ermächtigt.  Sc 

Wiener  Elektriettäts-Gesellsc 
Der  Verwaltungsrath  hat  in  der  V.  01 
liehen  Generalversammlung  vom  27.  Juni 
seinen  Bericht  vorgelegt,  dem  wir  ] 
stehendes  entnehmen.  Die  Absatzverhäl 
der  Centrale  Mariahilf  haben  eine  nict 
wesentliche  Ausdehnung  erfahren,  indei 
Anschlüsse  mit  Ende  des  Berichtsjahres 
Gesammtcapacität  von  22.765  Rechn 
lampen  zu  16  N.-K.  erreichten,  gege 
14  751  des  Vorjahresund  11.833  des  z% 
Vorjahres ;  während  also  der  Zuwacli 
vorigen  Jahre  nur  2918  Lampen  erre 
beziffert  sich  derselbe  heuer  auf  8006  Lai 
in  welcher  Zahl  die  Installation  des  Rain 
Theaters    mit    2860  Lampen    inbegriffe 

An    dieser    Zunahme     participirt 
die    Stromabgabe    für    Kraftübertragun 
nennenswertherem    Maasse    als    bisher 
im    Betriebsjahre    39     Elektromotoren 
zusammen    98*3  IIP   angeschlossen    wu 
Es  sind  dermalen  im  Ganzen  etwa  ibc 
für    die    Zwecke    der    Anstalt    selbst, 
aber  62  Motoren  mit  zusammen   155VS 
in  Betrieb.     Es    stehen    diese    Ziffern 
immer    in    keinem    auch    nur    annähei 
Verhältnisse  zu  den  Vortheilen  und  Ann 
lichkeiten,    welche    der    elektrische    B< 
bietet    und  von  denen  sich  die  betreffe 
Parteien  ja  ohneweiters  jederzeit  überz« 
könnten. 

Der  elektrischen  Kraftübertragung  ( 
die  Centrale  bedienen  sich  dermalen,  a 
der  Centrale  selbst,  noch  62  verschi« 
Betriebe. 

Das  Verhältniss  zwischen    dem  Co 
für  Licht-  und  Kraftabgabe  stellt  sich  d( 
dass  nach  den  Installationen  gerechnet, 
für    Lichtstrom,    iiO/q    für   Kraftstrom 
fallen  würden;    dem  Consum    nach    ist 
Verhältniss  85O/0  zu   150/0. 

Die  durchschnittliche  Benützungsc 
einer  Rechnungslampe  war 

St 
im  i.Viertelj.,  Mai  bis  Juli  incl.  total  ' 
n  2.  „  Aug.  „  Oct.  „  „  I 
,3.        „       Nov.     „  Jänn.    «       ,     2< 


I)  4. 


Febr. 


April 


I 


415 


E^s  ist  also  die  jährliche  Benützungs- 
daaer,  die  Elektromotoren  miteingerechnet, 
519*2  StaBden.  Im  Vorjahre  hetmg  dieselbe 
582*8  Stunden.  Wenn  man  die  Lichtabgabe 
separat  berechnet,  so  ergibt  sich  die  dorch- 
schnittliche  Brenndauer  der  Lampen  mit 
490  Stunden. 

Was  die  technische  Entwicklung  des 
Unternehmens  anbelangt«  so  ist  vor  Allem 
die  Errichtung  einer  starken  Accumulatoren- 
Station  im  Raimund-Theater  zu  nennen, 
'«reiche  den  Theaterbetrieb  von  allen  momen- 
tanen Zufälligkeiten  unabhängig  macht  und 
die  Beleuchtung  eines  so  grossen  Objectes 
gestattet,  ohne  die  Centrale  in  den  Abend- 
stunden stark  zu  belasten. 

Das  Kabelnetz  ist  von  23*498  km  auf 
26*618  km  gestiegen. 

Der  in  der  Gesammtaolage  investirte 
Betrag  ist  ungeachtet  der  bis  jetst  vor- 
genommenen Abschreibungen  von  total 
fl.  i|599.523*i2,  auf  0.  1,660.606*77,  also 
am  ü.  61.083*65  gestiegen. 

Die  Betriebs  -  Einnahmen  sind  von 
fl.  158^98*73  no^  fl.  195.721*93  gestiegen 
and  haben  sich  sonach  um  fl.  37.223*20 
erhöht.  Die  Betriebsauslagen  und  Spesen  haben 
sich  hingegen  nur  um   fl.  5611*73  vermehrt. 

Der  Reingewion  beträgt  nach  den 
statntcnmässigen  Dotirungen  des  Reserve- 
nnd  Emeuerungsfondes  und  unter  Zuziehung 
des  vorjährigen  Gewinnstvortrages  von 
fl.   I869-OX,  fl.  33.137-18. 


Blektrisclie  Anlagen  in  Sarajevo.  In 
einem  „Briefe  aus  Sarajevo"  im  ^Fremdenblatt* 
vom  22.  V.  M.  finden  wir  die  nachstehende 
interessante  Mittheilung,  welche  wir  wörtlich 
wiedergeben:  „Wir  kommen  vom  Bahnhofe 
in  die  Stadt  und  sehen  neben  dem  Miljatschka- 
flfisschen,  das,  nebenbei  gesagt,  mit  unserer 
duftigen  Wien  mancherlei  Aehnlichkeiten 
aufzuweisen  hat,  zahlreiche  Arbeiter,  die 
mit  Haue  und  Schaufel  hantiren.  Auf  Be- 
fragen theilt  man  uns  mit,  dass  hier  der 
„Quai"  erbaut  wird,  auf  welchem  später 
die  elektrische  Bahn,  sowie  die  elektrische 
Station  errichtet  werden  soll.  Elektrische 
Bahn  und  elektrische  Beleuch- 
tung in  —  Sarajevo!  Unser  Wiener 
Localpatriotismus  bäumt  sich  heftig  dagegen, 
da  er  solcherart  getreten  wird,  allein  an 
der  Thatsache  lässt  sich  nicht  rütteln,  dass 
selbst  Sarajevo  voraussichtlich  früher  seine 
elektrische  Bahn  haben  wird,  als  Wien,  die 
Reichshaupt-  und  Residenzstadt  am  Donau- 
strande. Die  Pläne  für  die  Sarajevoer  elek- 
trische Bahn  sind  schon  fix  und  fertig  und 
auch  das  Anlehen  ist  negociirt. 

Ueber  Schwingungen  bei  Blitz- 
entladungen  und  beim  Nordlicht.  Unter 
diesem  Titel  veröfiientlicht  John  T  r  o  w- 
bridge  im  „American  Journal  of  Science** 
und  im  „PhilosophicalMagazine**  einen  Artikel, 
aus  dem  die  „Meteor.  Zeitschr.**  Folgendes 
wiedergibt. 

Wenn  Luft  durch  eine  plötzliche  Ent- 
ladung durchbrochen  wird,  so  verhält  sie  sich 


wie   Glas    oder   ein    anderer   fester   Körper, 
welcher  in  Zickzack-Linien  zerbrochen  wird. 

Photographien  von  kräftigen  elektri- 
schen Funken  lassen  nun  auch  in  der  That 
darauf  schliessen,  dass  die  Blitzentladung 
zuerst  einen  Weg  für  ihre  Schwingungen 
sich  bilden  muss,  indem  sie  den  Widerstand 
der  Luft  mittelst  eines  Funkens  bricht.  Durch 
das  so  in  der  Luft  entstandene  Loch  hindurch 
finden  die  folgenden  Entladungen  statt. 

Die  letzteren  folgen  sehr  rasch  auf 
einander  und  haben  eine  sehr  kurze  Dauer, 
ebenso  ist  eine  Blitzentladung  in  weniger  als 
einer  hnnderttausendstel  Secunde  vorüber. 

Man  hat  schon  bemerkt,  dass  die  elek- 
trischen Entladungen  auf  demselben  Wege 
in  der  Luft  durch  drei  Hunderttausendbtel 
einer  Secunde  hindurch  stattfinden.  In  einer 
solchen  2^it  kann  die  Wärme,  welche  der 
Funken  hervorgerufen  hat,  wohl  noch  nicht 
durch  Leitung  weggeführt  sein.  Wenn  dies 
der  Fall  wäre,  würde  der  Widerstand  der 
Luftstrecke  weseutlich  verändert  worden  sein, 
und  der  Weg  der  Entladung  würde  seine 
Form  geändert  haben.  Wir  hal>en  hier  eine 
Grenze  für  die  Zeit,  welche  die  Luft  braucht, 
um  die  Erscheinung  der  Wärmeleitnng  zu 
zeigen.  Die  Schwingungen.des  Polarlichtes  sind 
nun  aber,  nach  der  Meinung  von  T  r  o  w- 
bridge,  in  keiner  Weise  mit  dem  Pbä« 
nomen  der  oscillatorischen  Entladungen  ver- 
bunden ;  es  haben  schon  viele  Autoren  be- 
hauptet, dass  das  Glühen  von  G  e  i  s  s  1  e  r- 
sehen  Röhren  und  das  Polarlicht  durch  Mil« 
lionen  von  elektrischen  Schwingungen  in  der 
Secunde  hervorgerufen  werde.  Wie  T  r  o  w- 
bridge  glaubt,  ist  diese  Auffassung  ganz 
unrichtig.  

Der  elektrische  Luftballon  in  der 
Industrie- Ausstellung  zu  Antwerpen. 
In  Ergänzung  unserer  diesbezüglichen  Notiz 
im  Hefte  VII  l.  J.,  S.  200,  rheilen  wir  die 
nachstehenden  Details  dieses  Ballon  diri- 
geable  „Belgique*  mit. 

Man  hat  es  natüriich  hier  nicht  mit 
einem  wirklichen  lenkbaren  Luftballon  zu 
thun,  wie  er  von  Professor  Wellner  in 
Brunn  construirt  wurde,  und  dessen  Erfin- 
dung durch  das  zu  erbauende  Modell  sich 
erst  erproben  muss.  Der  Ballon  wird  vom 
Ausstellungsplatz  aus  zur  Börse,  die  eine 
halbe  Stunde  von  demselben  entfernt  ist, 
und  von  da  wieder  zurück  Fahrten  zum 
Preise  von  5  Francs  per  Person  unternehmen. 
Auf  einem  grossen  runden,  von  einer  Bretter- 
wand umschlossenen  Platz,  der  einen  Flächen- 
raum von  1 2.000  ni2  aufweist,  liegt  die  riesige 
Leinwandhülle  des  Ballons,  der  die  lang- 
gestreckte Form  einer  Cigarre  besitzt.  Er 
ist  851/2^  ^^^Z  ^^^  171/2^  breit.  Sein 
Volumen  beträgt,  wenn  er  mit  Leuchtgas 
gefüllt  wird,  13.373  wi8  und  wird  alsdann 
eine  Tragfähigkeit  von  9800  kff  aufweisen, 
welche  in  folgender  Weise  ausgenützt  wird  : 
4400  kg  wiegen  die  Umhüllung  des  Ballons 
und  die  Gondel,  2210%  die  erforderlichen 
Maschinen  und  der  restirende  Theil  von 
3150  kg  fällt  auf  die  Passagiere,  die  Be- 
dienungsmannschaft   und    den    Ballast.     Die 


416 


Gondel,  welche  50  m  lang  und  21/2^  t>reit 
Ut,  ist  vollständig  geschlossen  und  im  Innern 
so  bequem  wie  der  Salon  eines  Passagier* 
dampfers  eingerichtet;  breite  Fenster  ge- 
statten den  Insassen,  das  schöne  Panorama 
zn  geniessen.  Die  Grondel  besteht  ans  drei 
Abtheilangen,  deren  mittlere  dem  Capitän, 
der  durch  Handhabung  verschiedener  Hebel 
den  Ballon  dirigirt,  zum  Aufenthaltsorte 
dient;  der  vordere  Theil  dient  als  Salon  für 
circa  25  Passagiere,  das  Hintertheil  als  Ma- 
schinenraum. 

Vorwärtsgetrieben  wird  das  Luftschiff 
mittelst  Elektricität,  welche  auf  der  Erde 
erzeugt  und  mit  Hilfe  eines  Leitungskabels 
in  den  Maschinenraum  der  Gondel  zu  dem 
daselbst  befindlichen  Elektromotor  geleitet 
wird,  welcher  eine  grosse  Schraube  io  Be- 
wegung setzt.  Der  "Erfinder  des  Ballons,  der 
GenielieutenantLe  Clement  de  St.-Marcy, 
ging  von  der  Anschauung  aus,  die  zum  Be- 
triebe nothwendige  Elektricität  am  Erdboden 
zu  erzeugen  und  sie  mittelst  Drahtseilkabes 
dem  die  Schraube  in  Drehung  setzenden 
Motor  zuzufahren.  Das  Kabelende  ist  ver- 
mittelst beweglicher  Rollen  an  einer  elek- 
trischen Hochleitung  befestigt.  Der  Elek- 
tromotor ist  125  J7P  stark  und  treibt  eine 
Schraube  mit  vier  Flügeln  von  8  m  Durch- 
messer. Die  elektrische  Hochleitung  besteht 
aus  Drahtseilen  von  einer  Gesammttrag- 
kraft  von  75.000  kg,  die  in  einer  Höhe  von 
30  m  durch  die  Stadt  geleitet  werden.  Der 
Ballon  wird  am  Ausstellangsplatz  bis  za  einer 
Höhe  von  300  m  emporsteigen  ond  seine 
Rundfahrt  nach  der  Börse  antreten,  was 
einem  Wege  von  sy^fcm  gleichkommt.  Auf 
dieser  Strecke  sind  in  gleichen  Intervallen 
eiserne  Pfähle  von  je  30  m  Höhe  aufgestellt 
worden,  welche  die  Stromleitungen  tragen. 
Von  einem  wirklichen  lenkbaren  Luftballon 
im  richtigen  Sinne  des  Wortes  kann  also 
absolut  keine  Rede  sein;  es  ist  aber  immer- 
hin interessant  und  wird  ein  sehr  fesselndes 
Schauspiel  abgeben,  den  riesigen  Ballon 
täglich  über  die  Stadt  streichen  zu  sehen. 
Diese  neue  Passagier beförderung,  welche  in 
diesem  Maassstab  noch  nirgends  ausgeführt 
wurde,  dürfte  sich  eines  grossen  Zuspruchs 
erfreuen. 


Elektrische  Beleuchtung  in  S 
ungen  (Sachsen-Meiningen).  Die  i 
Salzungen  hat  vor  einigen  Wochen  das 
gebot  der  Firma  Jung  und  Dittmar, 
Elektricitätswerk  für  Strassen-  nnd  Pr 
beleuchtong  in  Salzungen  zn  Herrichten, 
genommen  und  der  Firma  eine  den 
sprechende  Concession  ertheilt.  Der  in 
Kraftstationen  erzeugte  Strom  wird  ii 
in  der  Mitte  der  Stadt  zu  errichtende  U 
Station  geleitet,  dient  hier  zur  Ladung 
Accnmulatoren,  oder  arbeitet  in  Gemeins 
mit  diesen  auf  das  Leitungsnetz.  Das  let 
wird  in  der  üblichen  Weise  nach  dem  1 
leitersystem  ausgeführt,  nnd  zwar  wc 
mit  Rücksicht  auf  das  Aussehen  der  Stn 
die  Speiseleitungen  unterirdisch  und  die 
theilnngsleitungen  oberirdisch  aosgeführ 
dass  sich  die  Hansanschlüsse  leicht 
stellen  lassen.  Als  erste  Leistung  des  W< 
sind  circa  1000  gleichzeitig  brenn 
Lampen  angenommen.  Für  die  Str» 
beleuchtung  sind  10  Bogenlampen 
120  Glühlampen  vorgesehen,  gewiss 
respectable  Beleuchtung  für  Salznngen, 
allerdings  in  seiner  Eigenschaft  als  Ci 
grossen  Werth  anf  gute  Beleuchtung  1 
mnss.  —  Mit  der  Ausführung  der  An 
welche  noch  in  diesem  Sommer  in  B< 
kommen  soll,  ist  die  „Elektricil 
ActiengesellschaftSchockert  & 
betraut  worden. 


Amerikanisches.  Der  Ap| 
welcher  Anzeigen  auf  die  Wolken  schi 
ist  von  der  Chicagoer  Ausstellung 
New- York  befördert  worden  und  wird 
allabendlich  auf  dem  Gebäude  der  Ze 
„NewYork-World",  wenn  die  Wittemi 
erlaubt,  in  Thätigkeit  gesetzt. 

Zur  Inbetriebsetzung  des  Apparat« 
erforderlich,  dass  der  Himmel  mit  W< 
bedeckt  ist ;  denn  nur  auf  diesen  kam 
Bild,  welches  nach  Art  desjenigen  be 
„Laterna  magica^  hergestellt  wird,  entwi 
werden.  Man  hat  zwar  vorgeschlagen, 
künstliche  Wolken  von  Dampf  u.  s.  ^ 
erzeugen,  doch  hat  sich  mit  solchen  bis 
ein  Effect  noch  nicht  erzielen  lassen. 


Wir  erhielten  folgende  Zuschriß: 

Wien,  am  20,  Juni  1894, 

Sehr  geehrte  Redadionf 

Mit  Bezug  auf  den  im  XII,  Hefte  1894 
Ihrer  geschäfzien  Zeitschrift  gebrachten  Artikel 
de»  Prof  Latachinow  „Project.  der  tnckutrieUen 
Waeaeratoff-  und  Saueratoffgeunnnung  auf 
elekirolytiachem  Wege*'  erlaube  ich  mir  die 
geehrte  Redaction  auf  einen  ähnlichen  Auf- 
aatz,  c/ei*  auazugaweiae  in  den  ^  Mittheilungen 
über  Oegenatände  dea  Artillerie-  und  Oenie- 


CORRESPONDENZ. 


weaena*^  Jahrg,  1893  pag,  489  geb 
vmrdey  hinzuweiaen.  Der  Original -A 
aeWat  iat  im  Decemberheß  1892  der  „Ä 
dCartiglieria  e  genio^  zu  leaen. 

In  wie  weit  daa  italieniaeJie  K\ 
minislerium  nach  der  Methode  Oatuii 
Rechnung  fand^  iat  mir  nicht  weifer  bei 
geworden ;  jedenfalls  verdienen  beide 
thoden  und  die  techniache  Verwerthunt^ 
Hu.  0  die  vollste  Aufmerkaamkeit, 
EochachtungsvoLl 

P....Epi 


Verantwortlicher  Bedaoteur :  JOSEF  EARBIS.  —  SelbstverlaiK  des  Elektrotechniiehen  Yereia 

In  Oommiialon  bei  LBHÜANNIi  WKNTZEL,  Bnohhandlnng  für  TeolmÜL  und  Eniut. 

Draek  Ton  B.  BPDBS  &  Co.  in  Wien,  Y.,  BtrMUMDgMM  16. 


Zeitschrift  für  Elektrotechnilc. 


XJI.  Jahrg.  15.  August  1894.  Heft  XVI. 


ABHANDLUNGEN. 


Umschalter  für  interurbane  Linien  in  Belgien. 

In  dem  vortrefflichen  Buche:  „La  telephonie  historique,  technique, 
appareils  et  proc^d^s  actuels",  welches  in  Liege  bei  Charles  Desoer  (1894) 
erschienen  ist,  hat  der  rühmlich  bekannte  Verfasser,  der  belgische  Tele- 
graphen-Ingenieur Pierard,  ausser  der  historischen  Entwicklung  der 
Telephonie  im  Allgemeinen,  vorerst  jene  Phasen  dieses  Dienstzweiges 
in  Belgien  beschrieben,  welche  zu  seinem  actuellen  Stande  in  diesem  Ver- 
kehrs- und  industriereichen  Lande  geführt  haben. 

Aus  diesem  Buche  ist  viel  zu  lernen. 

In  Belgien  herrscht  bezüglich  der  Telephonie  ein  einheitliches  System; 
ein  System  nennen  wir  die  vernünftige,  nach  vernünftigen  Principien  und 
nach  gewonnenen  Erfahrungen  getroffene  Anordnung  von  Einrichtungen 
zu  bestimmten  Zwecken  und  nirgend  kann  ein  solches  conciser  organisirt 
werden,  als  dort,  wo  eine  einheitliche  Leitung  aus  der  Anordnung 
hervorleuchtet.  Dies  ist,  wie  bereits  erwähnt,  in  Belgien  der  Fall;  in 
einer  Verwaltung,  wo  der  ebenso  zielbewusste  als  intelligente,  unterrichtete 
Mr.  Banneux  der  Chef  des  Telegraphen-  und  Telephonwesens  ist,  der 
alles  in  diesen  Fächern  versteht  imd  in  dem  kleinen  Lande  Grosses  ge- 
schaffen hat. 

Wir  finden  in  diesem,  jedem  Fachmanne  warm  empfohlenen  Buche 
die  Beschreibung  zweier  Umschalter  für  interurbane  Telephonie, 
welche  —  vom  System  van  Rysselberghe  ausgehend  —  Belgien  ihr 
Mutterland  nennen  darf  und  daher  dort  —  so  sollte  man  glauben  —  die 
zweckmässigsten  Apparate  besitzt. 

Wir  führen  nun  die  Beschreibung  dieser  Centralumschalter  unseren 
Lesern  vor  und  hoffen,  dass  dieselbe  zur  Beurtheilung  der  dargestellten 
Einrichtungen  anregen  wird.  Die  beiden  Umschalter  danken  ihr  Entstehen 
Beamten  der  königl.  belgischen  Staatstelegraphen-Verwaltung.  Wir  führen 
sie  dem  Alter  ihrer  Verwendung  nach* vor: 

Interurbaner  Umschalter  in  Brüssel. 

Brüssel  ist  das  Centrum  der  interurbanen  Telephonie  in  Belgien 
und  der  Umschalter  hat  hier  seine  besondere  Wichtigkeit;  daher  auch 
seine  Ausbildung  und  Gestaltung  Ergebnisse  vieler  Erfahrungen  zu  nennen 
sind.  Xj  und  JL2  kommen  von  den  Separator-Condensatoren  der  inter- 
urbanen Linien,  welche  hier  sowohl  als  in  Frankreich  gleichzeitig  zur 
Telephonie  und  zur  Telegraphie  benützt  werden;  diese  Linien 
gelangen  zu  den  Federn  der  Stöpsellöcher  G^  und  Gg  (Fig.  i),  von  denen 
dann  wieder  Verbindungen  zu  den  Rollen  der  phonischen  Signale  A^ 
und  A2  gehen. 

Das  phonische  Signal  ist  dasselbe,  wie  es  aus  den  Darstellungen 
des  van  Rysf eiber ghe'schen  Systems  bekannt  ist.  Weiter  unten  be- 
schreiben wir  es  im  Zusammenhange  mit  dem  Umschalter  von  Delvil) 

82 


418 


(Fig.  4.)  Eine  auf  die  Schonung  der  Batterie  abzielende  Aenderung  d 
Vorrichtung  —  des  phonischen  Anrufes  —  rührt  von  dem  französis 
Ingenieur  de  la  Touanne  her. 

Von  den  Klemmen  r  und  c  (Fig.  i)  gehen  Schnüre  einestheil 
dem  Stöpsel  Wg  (für  einfachen  Draht)  und  zu  dem  Leiter,  der  mit 
in  Verbindung  steht.  Von  uv  geht  eine  Verbindung  zum  Taster  i/^. 
möge  der  Berührung  der  unteren  Theile  der  Stöpsel  W]  und  Wg 
der  Metallfassung  //,  stehen  dieselben,  wie  die  Figur  i  zeigt,  mit 
Umwindungen  des  Translators  B<^  und  B^  in  Contact ;  die  anderen  Ei 
dieser  Umwindungen  sind  unter  sich  und  mit  Erde  T  in  Verbindung. 


Fig.    I. 

h  und  \  sind  die  Druckknöpfe  für  den  Anruf  in  Verbindung  stel 
mit  den  Stöpseln  TF3  und  W^ ;  ihre  unteren  Contacte  führen  —  bei 
zu  dem  Vibrateur  d  und  zur  Batterie  P,  bei  \  aber  zum  Magnetinduct 
in  beiden  Fällen  folgt  dann  Erde  T.  —  /Tj,  H<^  und  Ifg  sind  Umleget 
nach  dem  System  De  war,  wie  sie  weiter  unten  sub  Fig.  5  und  Fi 
dargestellt  und  beschrieben  sind,  an  welche  die  Annonciateure  1 
und  V,  welche  gewöhnliche  Fallklappen  sind,  angeschlossen  erscheii 
wird  einer  der  Knöpfe  gedrückt,  so  wird  der  betreffende  Annoncie 
aus-  und  das  Mikrotelephon  des  Manipulanten  eingeschaltet,  zu  welc 
Mikrophon:  Batterie,  Inductionsrolle,  Element  p  und  Telephon  i  geh(! 


419 


k  ist  ein  Draht,  welcher  zu  allen  Tafeln  des  Localmultiple-Um- 
schalters  geht;  durch  ihn  werden  zum  interurbanen  Umschalter  alle  Mit- 
theilungen entsendet,  k^  ist  die  Rückleitung  eines  mit  Doppeldraht  an- 
geschlossenen Abonnenten.  Wird  im  Stöpselloche  G  gestöpselt,  so  wird 
dieser  Rückleitungsdraht,  wie  auf  der  Figur  ersichtlich,  an  Erde  gelegt. 
/fg  und  Äc'g  sind  zwei  Rückleitungsdrähte,  welche  zu  einer  Tafel  des 
Localmultiples  fuhren;  auch  diese  endigen  an  Stöpsellöchern  Gg  und  G'g, 
i«relche  von  jedem  der  Beamten,  die  am  interurbanen  Umschalter  be- 
schäftigt sind,  leicht  erreicht  werden  können;  auch  hier  werden  durch 
Stöpselung  die  Rückleitungsdrähte  an  Erde  gelegt. 

Gehen  wir  nun  an  die  Figuren  2  und  3,  welche  diejenigen  Theile 
des  Localmultiple-Umschalters  darstellt,  die  wir  zur  Verständüchmachung  der 
Functionen  brauchen  und  am  interurbanen  Umschalter  schildern  wollen. 

W  in  Fig.  3  ist  wieder  ein  Umlegehebel,  System  De  war,  welcher 
in  den    obgenannten    gemeinsamen  Rückleitungsdraht  h    eingeschaltet    ist. 


Fig.  2. 


TT 


Fig.  3. 

b'  ist  ein  Druckknopf,  der  angedrückt,  den  Wechselstrom  aus  dem 
Inductor  M  an  alle  Schalttafeln  des  localen  Multiples  gelangen  lassen  kann. 

In  Fig.  2  ist  f/g  ein  Dewar,  eingeschaltet  in  den  Draht  k^^. 

Vb  ist  ein  Annonciateur,  einerseits  mit  dem  Drahte  /fg,  andererseits 
mit  der  Erde  in  Verbindung. 

Wg  ist  ein  Stöpsel ;  der  centrale  Theil  desselben  steht  mit  dem 
Leitungsdraht  k^^  in  permanenter  Verbindung,  und  der  Mantel  dieses 
Stöpsels  steht  mit  dem  Draht  A-g  in  Verbindung. 

Nun  können  wir  an  die  verschiedenen  Fälle  der  Manipulation  be- 
schreibend herantreten. 

I.  Ein  zweites  interurbanes  Centralbureau  ruft. 

Greifen  wir  auf  Fig.  i  zurück.  Der  Strom  wird  durch  die  Linien  L^  L^ 
zu  den  Stöpsellöchern  G^  G^    geführt,    gelangt    an    die  Umwindungen  de** 
phonischen  Anzeigers  (in  Fig.  4  dargestellt),  zu  den  Drähten  er,  zu  ^ 
Stöpseln   Wl    und     IVg,    von    hier    zu    den    secundären    Wicklungen 

32* 


'II 


420 

Translators  B^  B^^  wo  Stromschluss  oder  Erde  den  Lauf  des  Anri 
beendigen.  Bei  c  und  r  findet  eine  Stromtheilung  statt;  der  abgezwc 
StroTiitheil  geht  über  den  Dewarschlüssel  i/i,  welcher  gewöhnlich  he 
gedrückt  ist,  zum  Annonciateur  V,  der  einen  Widerstand  von  looo  C 
besitzt  und  auf  den  Anruf  nicht  anspricht. 

Der  Beamte    wird    daher   nur  durch  den   phonischen  Anzeiger 
deswen  in  Fig.  4  ersichtlichen  Fallklappe  vom  Anruf  der  entfernten  ir 
urbaren  Centrale  benachrichtigt.    Er  braucht  blos  den  Schlüssel  H^  un 
legen,  um  mittelst  seines  Apparates  nach  der  entfernten  Centrale  sprec 
zu  können. 


2.  Man  ruft  ein  entferntes  interurbanes  Bureau  an 
i'B  Zu  diesem  Zwecke  drückt  man  den  Knopf  h  nieder.  Der  Un 
'■                    brecher  d,   von  der  Batterie  p  in  Thätigkeit  gesetzt,  wird  hiebei  mit  ( 

primären  Stromkreis  B  des  Translators  in  Verbindung  gesetzt.  Die  her 
gerufenen  Inductionsströme  im  Translator  treten  in  die  Drähte  L^  Lg 
es  vollzieht  sich  der  oben  bescliriebene  Stromlauf  in  umgekehrter  Rieht 

3.  Ein  mit  einfacher  Linie  angeschl  ossener  Abonn 
wünscht  die  interurbane  Verbindung. 

Er  läutet  vorerst  seiner  localen  Centrale  und  drückt  sein  Verlar 
aus;  während  dieser  Zeit  hat  der  Abonnent  das  Telephon  am  Ohr 
h^ütcHi  Der  Beamte  (Fig.  i)  des  Localumschalters  drückt  den  Knop 
nieder  und  sendet  so  auf  die  Linie  k  die  Ströme  des  Magnet-Inducton 
welche  an  der  interurbanen  Umschaltetafel  den  Annonciateur  (Fallklappe) 
niederfallen  machen.  Hierauf  legt  der  Beamte  am  interurbanen  Umsch; 
den  Hebel  H^  um,  wodurch  sein  Manipulations- Apparat  mit  dem  Anr 
in  V^erbindung  kommt. 

Der  Beamte  der  Local-Centrale  steckt  den  Stöpsel  Wg  ein  (Fig 
und  zwar  in  das  Stöpselloch  des  Abonnenten.  Wenn  der  Stromkreis  L 
verJiLiigt  wird,  so  genügt  die  obbeschriebene  Manipulation,  um  die  ' 
bindung  zu  bewirken;  man  steckt  den  Stöpsel  W3  in  eines  der  Loche: 
ein  und  ruft:  „Sprechen".  Bei  angebahnter  Verständigung,  die  durch 
diiction  controlirt,  d.  h.  mitgehört  werden  kann,  wird  der  Schlüssel 
umgelegt  imd  die  Mission  des  Beamten  ist  diesfalls  beendet.  Wenn 
\m  fremden  Netze  angerufene  Abonnent  ebenfalls  blos  mittelst  e 
Drahtes  angeschlossen  ist,  so  umfasst  der  Stromkreis  der  hergestel 
Verbindung  folgende  Elemente :  Erde  des  Rufenden,  seinen  Apparat,  s 
Linie,  (las  Stöpselloch  in  der  Local-Centrale,  den  Stöpsel  Wg,  die  Seh 
die  Verbindungsleitung  /c^g,  ein  oder  zwei  Stöpsellöcher  Gg,  den  Stöpsel 
die  r  allklappe  V",  den  Drücker  6,  den  Primärdraht  des  Translators,  Erde 
iSecundäre  Wickelung  des  Translators,  die  Stöpsel  Wj  Wg,  den  Recep 
des  phonischen  Anrufers,  die  Drähte  L^  I^  ^^^  telegrapho-telephonisc 
Stromkreises  (früher  noch  die  Separateur-Condensatoren)  und  dam 
umgekehrter  Reihenfolge  alle  genannten  Bestandtheile  des  anderen  — 
gerufenen  —  Netzes. 

Nach  beendetem  Gespräch  hat  jeder  der  Correspondirenden  al 
läuten,  wodurch  in  jeder  der  interurbanen  Centralen  die  Klappe  V'*'  (Fi^ 
fällt  und  die  Verbindung  gelöst  werden  kann. 

Der  Stöpsel  W^  kann  mit  seinem  cylindrischen,  äusseren  Th 
der  im  die  Schnur  W^  und  an  A  angeknüpft  ist,  an  den  Draht  Ag,  d 
an  den  Annonciateur  von  1000  Ohm  und  an  die  Erde  geführt  wen 
woraus  folgt,  dass  wenn  die  interurbane  Verbindung  hergestellt  ist, 
Versuchslinie  des  anrufenden  Abonnenten  mit  dem  Drahte  Äg  verkn 
ist<  Letzterer  ist  für  den  Moment  isolirt  und  Vß  liegt  an  Erde,  de 
kann    Iß  bethätigt  werden. 


421 

4.  Ein  mit  Doppelleitung  angeschlossener  Abonnent 
verlangt  eine  interurbane  Verbindung. 

Hier  muss  in  Erinnerung  gebracht  werden,  dass  einer  von  den  zwei 
Drähten,  mittelst  deren  der  Abonnent  angeschlossen  ist,  an  dem  localen 
Umschalter  endet,  während  der  zweite  Draht  über  den  interurbanen  Um- 
schalter an  Erde  gefuhrt  ist,  u.  zw.  über  ein  Stöpselloch. 

Es  wäre  beispielsweise  der  Abonnent  127,  dessen  Erdleitung  in 
Fig.  I  mit  ÄTj  bezeichnet  ist.  Bei  seinem  Anruf  vollziehen  sich  dieselben, 
eben  beschriebenen  Vorgänge ;  es  fällt  also  vorerst  die  Meldeklappe  1 27  am 
Localumschalter.  Der  Beamte  setzt  sich  mit  dem  Anrufenden  in  Rapport, 
läutet  sodann  seinem  Collegen  von  dem  interurbanen  Umschalter  mittelst 
des  vorhin  erwähnten  Verbindungsdrahtes  k  und  zeigt  ihm  das  Verlangen 
des  Abonnenten  127,  mit  der  durch  die  Linien  L^  Zg  verbundenen  zweiten 
Stadt  sprechen  zu  wollen,  an.  Mittelst  des  Drahtes  Atq  ^^^  des  Stöpsel- 
loches Gg  wird  nun  die  Verbindung  hergestellt.  An  dem  localen  Um- 
schalter wird  der  Stöpsel  Wg  in  das  Stöpselloch  127  eingesteckt,  während 
am  interurbanen  W}  in  eines  der  Stöpsellöcher  Gg  und  W^  in  das  Stöpsel- 
loch G  eingesteckt  wird,  nachdem  zuvor  die  verlangte  interurbane  Centrale 
avisiit  worden  ist. 

Die  hergestellte  Verbindung  umfasst:  den  Abonnentenposten  127, 
die  Stöpsellöcher  127  am  Localmultipie,  das  eigentliche  mit  Fallklappe 
verbundene  Stöpselloch  127,  Stöpsel  Wg,  Draht  Ä^g,  Stöpselloch  G, 
Stöpsel  Wg,  Stöpselloch  6g,  Stöpsel  W/,  den  Empfänger  des  phonischen 
Anrufes  A^  A^,  Stöpsellöcher  G^  63»  d'®  Leitungsdrähte  L^  Xg  u.  s.  w.  — 
Ferner  aber  die  analogen  Organe  der  zweiten  Station. 

Wenn  der  Abonnent  mit  einem  Einfachdraht  angeschlossen  ist, 
kommen    die   betreffenden  Translatoren    in  den   angedeuteten  Stromweg. 

Die  Fallklappe  V  kommt  in  „Brücke"  oder  Nebenschluss  zum 
phonischen  Anruf  und  dient  als  Schlusszeichen-Apparat.  Der  Draht  W5  und 
Klappe  Tb  (Fig.  2)  sichern  die  Function  der  Versuchslinie. 

5.  Der  interurbane  Umschalter  soll  mit  dem  Local- 
multipie in  Verbindung  gesetzt  werden. 

Der  Stöpsel  W^  wird  in  das  Stöpselloch  Gg  eingesteckt,  der  mit  dem 
Inductor  M  communicirende  Druckknopf  6^  wird  gedrückt. 

Der  Strom  geht  über  W-^  nach  B^  Stöpsel  Wg,  Schnur  W?,  Fall- 
klappe Vb,  zur  Erde.  "Beim  Localumschalter  wird  der  Hebel  H^  umgelegt, 
während  am  interurbanen  dasselbe  mit  H^  geschieht  und  die  Conversation 
zwischen  beiden  Centralen  kann  beginnen. 

6.  Eine  Centrale  verlangt  Verbindung  mit  einer 
anderen. 

Wenn  es  sich  darum  handelt,  zwei  interurbane  Stromkreise  zu  ver- 
binden, so  werden  die  Stöpsel  W,  Wg  in  die  Stöpsellöcher  eingesteckt, 
wo  die  zwei  anderen  interurbanen  Leitungen  enden  und  es  sind  dann  die 
Stromkreise  Ly  Xg  L^x  ^\  derart  verbunden,  dass  nur  V  vis  Schluss- 
klappe ^in  Brücke"  geschaltet  bleibt. 

Die  Localmultipie  in  jeder  Stadt  haben  die  nöthigen  Anrufmittel, 
Verbindungsleitungen  und  Meldevorrichtungen,  um  mit  der  interurbanen 
Centrale  desselben  Ortes  in  Communication  zu  treten. 

Ein  zweiter  in  Belgien  in  Gebrauch  stehender  interurbaner  UmT- 
schalter,  von  M.  T.  Delville,  wurde  von  uns  bereits  im  Jahre  1891 
(IX.  Jhrgg.,  S.  94)  eingehend  dargestellt.  Die  Construction  scheint  sich 
vollkommen  bewährt  zu  haben,  denn  ihre  Beschreibung  hat  unverändert 
im  Buche  von  Pierard    Aufnahme    gefunden.    Behufs    Vergleiches 


422 


der  vorhergehend  dargestellten  Einrichtung  und  fOr  die  neueren  Mitgli 
des  Vereines    wiederholen    wir    die  Schilderung    dieser  Einrichtung. 

Der  nachfolgend  zur  Anschauung  gebrachte  ümschaltehebel  ist 
oben  beschriebene  von  D  e  w  a  r ,  die  Anrufvorrichtungen  und  Melde- A 
rate  mit  phonischem  Charakter  sind  ebenfalls  jene,  welcher  wir  be 
oben  Erwähnung  gethan. 

Beide  Umschalter  werden  in  Antwerpen  in  den  Ateliers  der  „Soi 
du  Telephone  Bell"  angefertigt.  Beginnen  wir  unter  Hinweis  auf  Fi 
die  Darstellung  des  Multiplegestelles  D  e  1  v  i  1 1  e. 


:Hb' 


j-p^^^      Ar 


Z\j  d«n  U'fn^tJ'iittr^  d  Ljr*inpf/#*  X 


Fig.   4. 

Die  beiden  Drähte    der  interurbanen  Linie  L^  L^    gelangen    zu 
Klt*mmen    h^  b^    des    Umschalters   (Fig.   4).    Von   hier   gehen    dies( 
weiter    zu    den   Versuchsklinken   e^  e^   (Stöpsellöcher  zur   Untersudi 
Dil  die  Luftleitung    oder    die  Leitung  im  Umschalteraume    schadhaft 
gut  sei),  von  hier  zur  Blitzschutzklemme  p^  p^,  dann  zum  Umschaltet 
für  Doppelleitungen,  welcher  in  Fig.  5  in  perspectivischer,  in  Fig.  6  aber  ii 
Oheransicht  dargestellt    ist;    von    hier  sind  die  erwähnten  Drähte  zu 
eigentlichen  Stöpsellöchem,  die  zum  Umschalten  oder  unmittelbaren 
stellen  der  Verbindungen  dienen,  gefuhrt. 

Die  Oberansicht  des  Umschalthebels  zeigt  uns  den  Hebel  -4, 
Ebonitstück  E,  die  Ebonitwalzen  B  und  B^,  die  Federn  C^  und  C^  an 
Contacien  N  und  K  anliegend,  und  endlich  die  zwei  Contactfedern  x  ui 


423 


Wird  der  Hebel  A  gegen  den  Leser  zu,  in  der  Richtung  des  Pfeiles 
gedreht,  so  werden  die  beiden  Ebonitwalzen  B  und  J?S  welche  in  den  Aus- 
schnitten des  Ebonitstückes  E  gelagert  sind,  aus  ihrer  Stellung  nach  aussen 
gedrängt  und  es  werden  die  Federn  C^  (ß-  von  A'A'an  dieContacte  x  und  x 


^tt:ji)x- 


Fig.  5. 


Fig.  6. 


Fig.  7. 


gedrückt  Es  kommt  also  auf  die  Stellung  des  Umlegehebels,  den  man  sich 
in  die  Fig.  4  an  die  Orte,  wo  die  Buchstaben  C^  C^  NN  xx  sind,  versetzt 
zu  decken  hat,  an,  ob  das  phonische  Relais  B  oder  der  Manipulations- 
apparat in  die  interurbane  Leitung  L^  L^  eingeschaltet  ist. 


Fig.  8. 

Aus  Fig.  4  ist  auch  die  innere  Einrichtung  des  für  die  interurbanen 
Linien  bestimmten  Umschalters  zu  ersehen.  Die  Feder  f^  des  Stöpselloches 
S^  ist  zu  der  federnden  Hülse  /^  des  Stöpselloches  S^  verbunden,  während 
die  Feder  f^  des  Stöpselloches  S-  mit  einem  Ende  der  secundären  Ro^* 
des  Translators  T  verbunden    ist;    das  imdere  Ende  dieser  Rolle  ist  r 


424 

der  ebenfalls  zum  Stöpselloche  S^  gehörigen  zweiten  federnden  Hüls 
verbunden.  Diese  beiden  Hülsen  sind,  wie  die  Abbildung  zeigt,  in 
wohnlichem  Zustande  von  einander  isolirt. 

Das  Massiv  des  Stöpselloches  S^  ist  mit  einem  Ende  der  Primär 
des  Translators  T  verbunden,  deren  zweites  Ende  ist  aber  zur  I 
geführt. 

Die  beiden  obgenannten  inneren  Contacte  des  Umschaltehebels  fuh 
wie  erwähnt,  zum  phonischen  Aufruf,  welcher  allen  Lesern  aus  der  App« 
anordnung  des  Systems  van  Rysselberghe  bekannt  sein  dürfte; 
Elektromagnet  hat  eine  Membrane  m  vor  sich,  die,  wenn  ein  Wechselst 
den  ersteren  durchfliesst,  wie  bei  einem  Fernsprecher  in  Schwingung  gei 
den  Klöppel  k  abwirft  und  hiedurch  den  Winkelhebel  bei  W  vom  Kern 
Elektromagneten  anzieht,  wobei  die  Nummemklappe  n  der  betreffec 
interurbanen  Leitung  vorfällt.  Beim  Umlegen  des  Hebels  wird,  wie  be 
angeführt,  der  Manipulationsapparat  des  Beamten  in  der  Centrale 
geschaltet.  Dieser  fasst  in  sich  :  das  Hörrohr  O,  das  Mikrophon  M  mit  sei: 
Elemente  t,  die  Anrufbatterie  A  sammt  der  Anruftaste  P  und  endlich 
Inductionsrolle  Ü,  welche  —  je  nach  Umständen  —  sowohl  für  Umwand 
der  Anrufströme,  oder  auch  der  Sprechströme  des  Mikrophons 
dienen  hat. 

Die  Umschalter  für  den  localen  Dienst  des  städtischen  Femsprechne 
sind  in  gesonderten  Räumen  oder  auch  im  selben  Räume  untergebra 
es  führen  von  den  Schnüren  D  dieses  interurbanen  Umschalters,  welche 
im  Stöpsel  H  endigen^  Verbindungen  v  dahin ;  bei  diesem  Stöpsel  H  ist 
Kopf  Z  vom  Körper  durch  einen  Ebonitring  /  isolirt  (Fig.  7).  Wird  di 
Stöpsel  in  das  Stöpselloch  S^  eingeführt,  so  werden  die  beiden  federr 
Hülsen  V-  und  P  mit  einander  verbunden,  wobei  sie  vom  Massiv  des  1 
Schalters  isolirt  bleiben.  Der  zweite  Stöpsel  H^  mit  der  Schnur  D^  in  ^ 
bindung,  führt  zum  zweiten  Draht  des  Abonnenten,  wenn  wir  es  mit  eii 
zu  thim  haben,  der  mittelst  einer  Doppelleitung  an  die  Centrale  anschli< 

Betrieb. 

Im  gewöhnlichen  Zustand  ist  durch  die  normale  Stellung  des  Umh 
hebeis  der  phonische  Aufruf  R  eingeschaltet ;  ruft  die  Fernstelle,  so 
durch  die  hier  leicht  zu  verfolgende  und  aus  dem  früher  Gesagten  bekai 
Stromwirkung  die  Klappe  n  vor.  Hierauf  wird  der  Umlegehebel  durch 
oben  angedeutete  Drehung  mit  den  Contacten  xx  in  Berührung  gebra 
mit  dem  Vibrateur  P  das  Rückmeldungssignal  gegeben  und  das  Verlan 
der  Fernsprechstelle  des  fremden  Netzes  erfragt  (hiebei  ist  das  Anrufr< 
B  schon  ausgeschaltet).  Wird  nun  der  Stöpsel  H  in  das  Loch  S^  eingeste 
so  wird  der  Umschalter  des  eigenen  Netzes  verbunden ;  ein  Druck  au 
alarmirt  den  Beamten  daselbst  (es  findet  eigentlich  bei  y  y  eine  Stromtheil 
sowohl  beim  Anruf,  als  auch  beim  Sprechen  statt),  dem  die  Nummer 
der  Name  des  verlangten  Aboimenten  mitgetheilt  wird.  Ist  die  verlai 
Verbindung  einmal  hergestellt,  so  wird  der  Hebel  wieder  umgelegt,  d; 
nach  Beendigung  des  Gespräches  mittelst  des  phonischen  Anrufes  Viby;elä 
werden  kann.  Dies  war  der  Vorgang,  um  einen  eindrähtigen  Abonnei 
des  eigenen  Netzes  mit  der  interurbanen  Linie  zu  verbinden.  Wenn 
doppeldrähtiger  Abonnent  mit  der  interurbanen  Linie  zu  verbinden  ist, 
wird  der  Stöpsel  H  in  das  Loch  S^  und  der  Stöpsel  //^  der  mit  dem  zwe 
Draht  des  Abonnenten  in  Verbindung  steht,  in  das  Stöpselloch  5^  eingefC 
dann  ist  der  Translator  T  ausgeschaltet  und  nur  das  phonische  R< 
behufs  des  Abläutens  eingeschaltet. 

Sollen,  wie  eingangs  angedeutet  wurde,  in  der  Centrale  zwei  Nach 
centralen  durch  Doppelleitungen   verbunden  werden,    so  bedient  man 


425 


zweier  Paare  von  Schnüren;  die  Stöpsel  (Fig.  8)  H^  //^  werden  in  die 
Stöpsellöcher  Si  S^,  die  Stöpsel  m  m  in  die  Klinken  (Stöpsellöcher)  S^  S* 
gesteckt. 

Der  Annif  der  fremden  Centrale  geschieht,  indem  der  Umlegehebel 
in  Fig.  4  mit  den  Contacten  xx  m  Berührung  gebracht  und  hierauf  der 
Knopt  P  mehrmals  gedrückt  wird.  Dieser  Knopf  setzt  eine  Selbstunterbrechung 
in  Thätigkeit,  wodurch  in  p  (Fig.  9)  primäre,  in  «  secundäre  Wechselströme 
erzeugt  werden,  welche  das  phonische  Relais  der  angerufenen  Centrale  an- 
sprechen lassen;  will  man  diese  Anrufströme  nicht  durch  das  eigene  Hörtele- 


HHgH 


Fig.   9. 

phon  gehen  lassen,  so  wird,  wie  in  Fig.  6  angedeutet  ist,  eine  Kurzschliessung 
desselben  dadurch  herbeigeführt,  dass  beim  Druck  auf  i;  mittelst  des  Knopfes  P 
die  beiden  Federn  k  und  l  aufeinander  zu  liegen  kommen  und  somit  der 
Weg  des  secundären  Stromes  mit  Umgehung  des  Telephons  sich  vollzieht. 
Der  Anruf  mittelst  Voltainductoren  ist  besonders  dort  nöthig,  wo  die  inter- 
urbiinen  Drähte  gleichzeitig  für  die  Telegraphie  dienen.  Die  in  Magnet- 
inductoren  erzeugten  Ströme  gehen  oft  durch  die  Separatoren  auf  die  Tele- 
graphenapparate über.  Wenn  aber  Specialdrähte  zur  Verfügung  stehen,  so 
wird  der  Anruf hebel  v  (Fig.  10)  luimittelbar  an  die  bei  dem  Umlegehebel 
(Fig.  4)  erwähnten  Contacte  xx  angeschlossen;  es  kann  in  diesem  Falle 
auch  ein  Magnetinductor  angewendet  werden.  Die  Drähte,  welche  von  den 
Contacten  N  ^  (Fig.  4)  ausgehen,  sind  unmittelbar  an  den  Avertisseur  V 
angeschlossen. 


Fig.  10. 

Wenn  der  Umschalter  für  den  intenirbanen  Dienst  sich  in  einem  anderen 
Locale  befindet,  als  die  Umschiilter  für  das  interne  Netz,  so  sind  die  Stöpsel  // 
(Fig.  11)  in  eine  mit  dem  Massiv  des  Umschalters  verbundene  metallische 
Hülse  Q  eingesenkt,  von  welchem  aus  die  Verbindung  mit  der  Fallklappe  V^ 
hergestellt  ist,  die  den  betreffenden  Anruf  meldet. 

Die  Localumschalter  können  somit  die  am  interurbanen  Wechsel  be- 
schäftigten Beamten  anrufen  ;  damit  diese  die  reciproke  Operation  vornehmen 
können,  genügt  es,  dass  die  interurbane  Tafel  mit  einem  Stöpselloch  c 
einem  Metallblock,  die  beide  mit  einem  Element  verbunden  sein  müs 


426 


versehen  wird.  Die  Berührung  dieses  StöpseUoches  oder  Blockes  mit  de 
zum  Dienstapparat  führenden  Stöpsel  genügt  alsdann,  den  am  localen  Ui 
Schalter  Diensthabenden  anzurufen. 

Wenn  das  interne  Netz  durchwegs  Abonnenten  mit  Doppelleitung 
einschliesst,  dann  haben  die  Schnüre  D  (Fig.  12)  zwei  Drähte  i  und  2,  c 
Stöpselloch  Sg  in  Fig.  4  ist  dann  entbehrlich  und  statt  der  beiden  Stöp* 
löcher  S^  und  S^  existirt  (Fig.  1 2)  nur  eines  S,  dessen  Feder  /  im  nc 
malen  Zustande  vom  Massiv  isoKrt  ist,  und  ebenso  wie  dieses  zu  den  Draht 
der  interurbanen  Leitung  C^  und  C^  geführt  ist. 


Die  Einführung  des  Stöpsels  HH  (Fig.  12)  in  das  Stöpselloch 
^'enügt,  um  den  Abonnenten  mit  Doppelleitung  des  localen  Netzes  mit  d 
interurbanen  Linie  C\   C^  in  Verbindung  zu  setzen. 

Aus  dieser  kurzen  Beschreibung  ist  zu  entnehmen,  dass  diese  Ei 
richtung  äusserst  einfach  ist  und  folgende  Vortheile  gewährt: 


Fig.   12. 

1.  Die  hauptsächlichsten  Organe  des  Umschalters  sind  am  Vertic 
rahmen  desselben  so  angebracht,  dass  es  leicht  ist,  die  Verbindungen 
untersuchen,  wenn  man  sich  an  die  Rückseite  des  Umschalters  begit 
die  Aufsuchung  der  Fehler  imd  Störungen  ist  ausserordentlich  erleichte 
Da  man  von  der  rückwärtigen  Seite  an  jeder  Reconstruction  des  Ur 
Schalters  arbeiten  kann,  so  ist  der  Diensthabende  nicht  gestört  und  kai 
seine  Thätigkeit  unausgesetzt  vollziehen. 

2.  Wenn  eine  Centrale  anruft,  dann  befinden  sich  nur  jene  Orgai 
m\  Stromkreis,  welche  für  den  Anruf  oder  für  die  Meldung  unentbehrli( 
sind.    Im    ersteren  Fall    blos  die  secundäre  Windung    der  Inductionsroll 


427 

im  letzteren  das  phonische  Relais :  es  können  somit  selbst  sehr  schwache 
Ströme  zur  Wirkung  gelangen. 

3.  Wenn  die  Diensthabenden  verschiedener  Centralen  miteinander 
sprechen,  so  sind  nur  ihre  Telephon-Apparate  im  Stromkreis  eingeschaltet, 
die  Verständigung  ist  daher  wesentlich  erleichtert. 

4.  Der  Inductions-Apparat,  mittelst  dessen  hier  angerufen  wird,  er- 
zeugt nicht  den  störenden  Lärm,  wie  die  RhumkorflFs  ihn  hervorbringen; 
er  reicht  jedoch,  was  seine  Stromstärke  betriflFt,  für  den  phonischen  Anruf 
immer  aus. 

5.  Der  Translator  gelangt  erst  in  jenem  Momente  zur  Wirkung,  wo 
der  Abonnent  mit  einfacher  Leitung  an  die  interurbane  Linie  in  Ver- 
bindung gebracht  wird. 

6.  Das  phonische  Relais  ist  hier  im  Nebenschluss  angebracht;  da  es 
einen  Widerstand  von  800  Ohms  besitzt,  so  schwächt  es  die  Lautstärke 
des  Gespräches  nicht,  was  jedenfalls  stattfände,  wenn  dasselbe  im  directen 
Stromwege  läge. 

7.  Jede  interurbane  Leitimg  hat  ein  Verticalfeld  des  Umschalters  für 
sich;  diese  Eintheilung  erleichtert  die  Installation  und  die  Behandlung  der 
Apparate,  verringert  die  Möglichkeit  der  Irrthümer  und  der  Vermengung 
zwischen  den  Organen  imd  den  Drähten.  Hiebei  beansprucht  eine  inter- 
urbane Leitung  am  Umschalter  nur  die  Breite  von  10 cm;  diese  kann 
jedoch,  wo  Raummangel  vorherrscht,  auf  ein  kleineres  Maass  eingeschränkt 
werden. 

Erkläruiig  des  Ferranti'schen  Phänomens. 

Von  J.  SAHÜLKA. 
(Ans  dem  Elektrotechnischen   Institute   der   k.  k.    technischen  Hoohichnle   im  Wien.) 

Mit  dem  Namen  Ferranti'sches  Phänomen  bezeichnet  man  eine 
Reihe  von  £rscheinao|^n,  welche  sich  darbieten,  wenn  der  secundäre  Kreis 
eines  Transformators,  dessen  primärer  Kreis  mit  einer  Wechselstrom-Maschine 
verbunden  ist»  durch  einen  Condensator  geschlossen  wird.  Die  merkwürdigste 
dieser  Erscheinungen  ist  die,  dass  das  Umsetzungsverhältniss  des  Trans- 
formators steigt.  Gleichzeitig  wird  auch  die  primäre  Spannungsdifferenz 
grösser  und  der  primäre  Strom  schwächer.  Der  Condensator  darf  nicht 
eine  zu  grosse  Capacität  haben,  da  sehr  grosse  Condensatoren  im  Wechsel- 
strombetriebe nur  einen  kleinen  scheinbaren  Widerstand  haben  und  ein 
Condensator  von  unendlich  grosser  Capacität  dieselbe  Wirkung  hätte,  als 
ob  der  secundäre  Kreis  durch  ein  Drahtstück  kurz  geschlossen  würde.  Das 
Umsetzungsverhältniss  kann  durch  Einschaltung  des  Condensators  in  den 
secundären  Kreis  grösser  werden  als  das  Verhältniss  der  Windungszahlen 
des  Transformators.'*')  Eine  richtige  Erklärung  dieser  Erscheinung  ist  bisher 
nicht  gegeben  worden.  Dieselbe  hat,  wie  im  Folgenden  theoretisch  gezeigt 
wird,  nur  in  der  sogenannten  Streuung  der  magnetischen 
Kraftlinien  im  Transformator  ihre  Ursache;  dies  wurde,  auch 
durch  das  Experimemt  bestätigt.  Würden  alle  vom  primären  Kreise  erzeugten 
magnetischen  Kraftlinien  sämmtliche  Windungen  des  secundären  Kreises 
durchsetzen  und  umgekehrt,  so  würde  das  Perranti'sche  Phänomen  nicht 
auftreten. 


*)  Diese  Erscheinung  wurde  in    der  Deptforter  Centrale    an  Transformatoren   beob- 
achtet, welche  einen  Wechselstrom  von  2500  auf  10.000  Volt  transformirten,   wenn  an  der 
secnodAren  Kreis  die  Ferranti'schen  concentrischen  Kabel  angeschlossen  wurden,    welc' 
in  Folge  ihrer  Länge  von  10  Arm  eine  beträchtliche  Capacität  hatten. 


.     428 


Theoretischer  Nachweis. 

Betrachten  wir  zunächst  den  Fall,  wenn  der  secundäre  Krei 
Transformators  nicht  durch  einen  Condensator,  sondern  durch  irgend 
Widerstand  rg  geschlossen  ist,  der  weder  Selbstinduction,  noch  Ca{ 
hat.  Die  primäre  Spaonungsdifferenz  sei  A^  sin  zicnt,  wobei  n  du 
Jer  Perioden  des  Wechselstromes  pro  Secunde  vorstellt.  Der  Ohi 
Widerstand  der  primären  Wickelung  sei  i?^,  der  Ohm'sche  Widerstac 
ganzen  secundären  Kreises  i2^,  die  Coefficienten  der  Selbstinduction  seien 
ikr  der  gegenseitigen  Induction  M,  Bezeichnet  man  mit  t^  t^  die  veri 
3ichen  Werthe  des  primären  und  secundären  Stromes,  so  müssen  bekar 
die  MaxwelPschen  Gleichungen  erfüllt   sein : 

A,  sin  2  i:n  t  =  7?i  H  +  L,  '^  +  .V^ 


=  Ro 


dt 


di, 
dt 


Bezeichnet  man  mit 


j>  =  27cn 

SO  ergibt  sich  nach  der  Maxwell'schen  Formel  für  die  Amplitude  der  £ 
stärke  im  secundären  Kreise  der  Werth  : 

j ^fc 

Die  Amplitude  der  secundären  Klemmenspannung  ist  Ag  =  «/2  ^a 
ümsetzungsverhältniss  ist 

«  =  ^  =  ^**'a 

\  l/(Ä2  +  fc'Ä,)2+p2(L2-A2i,)2 

Die  Grösse  E^  ist  stets  klein  und  kann  vernachlässigt  werden 
auch  in  der  Regel  der  Ohm'sche  Widerstand  der  secundären  Wickelung 
klein  ist,  so  kann  man,  wenn  der  secundäre  Kreis  durch  einen  gi 
Widerstand  rg  geschlossen  ist,  annähernd  setzen :  r2  ^  i?2'  ^^°^  trhSi 
den   Formeln  2)  und  3) : 

31  r, 

u=  — 


fE^+p^{L,-^f 


Ist  der  Transformator  ein  vollkommener,    d.   h.  wenn   keine  Str 
von  Kraftlinien  stattfindet,  so  ist: 


ui3d  daher 


3/2  =  X,X2 


Die  Werthe    von  Xj   und  X., 


_3£ 

verhalten 


El 


sich    in  diesem  Falle  w 


Quadrate    der    Windungszahlen    N^  und  N^    der    primären    und   secuc 
Wickelung;  daher  ist: 


429 

—  ^  Ja 

Wenn  r^  sehr  gross  ist  oder  der  secundäre  Kreis  unterbrochen  ist, 
so  erhält  man : 

u  =  — =. 

Findet  im  Transformator  eine  Streuung  von  magnetischen  Kraftlinien 
statt,  so  ist  M^<.Li  L^.  Es  bleibt  dann  in  der  Formel  4)  das  zweite  Glied 
im  Nenner  stehen  und  folglich  ist 


'Hb 


Nun  ist    überdies  in  diesem  Falle  —  <  f     j^;  daher  folgt 

AV 

Bei  starker  Streuung  der  Kraftlinien  kann    das  Umsetzungsverhältniss 
beträchtlich  kleiner  sein  als  das  Verhältniss  der  Windungszahlen. 

Denken  wir  uns  nun  den  secundären  Kreis    durch    einen   Condensator 
von    der    Capacität    C    geschlossen^    so     hat    man    in    den    Maxwell'schen 

Gleichungen  nur  an  Stelle  des  X2  zu  setzen  ig 0^  weil,  der  Conden- 
sator den  scheinbaren  negativen  Selbstinductions-Co^fficienten  hat.    Die 

Formel  für  t/g  *st  in  gleicher  Weise  zu  ändern,  der  Ausdruck  für  It  bleibt 
ungeändert.  Unter  i^  hat  man  in  diesem  Falle  nur  den  Draht  widerstand  der 
secundären  Wickelung  zu  verstehen ;  es  ist  daher  i^g  ebenso  wie  B^  sehr 
klein.  Die  Amplitude  A2  der  Klemmenspannung  im  secundären  Kreise  wird 
erhalten,  wenn  man  «/g  mit  dem  scheinbaren  Widerstände  des  Condensators 

multiplicirt ;  dieser  ist  -.  Daher  erhält  man: 

p  C 

^=       1^ ^  =-■     •     •     5) 

Wenn  man  B^  und  R2  vernachlässigt    und    für  h    seinen  Werth    sub- 
stituirt,  so  folgt: 

Ao  M 

Findet    keine  Streuung    von  Kraftlinien  statt,    so    ist  M^=^  L^L^    zu 
setzen.  Es  ergibt  sich,  da  das  Vorzeichen  nicht  in  Betracht   kommt : 

Das    Umsetzungsverhältniss    bei    einem    vollkommenen    Transformator 
bleibt  dasselbe,  ob  der  secundäre  Kreis  offen  oder  durch  einen  Condenr 
oder  grossen  Widerstand  geschlossen  ist. 


430 

Wenn  aber  Streuung  von  Kraftlinien  stattfindet,  so  ist  in  der  Poric 

im  Nenner  die  Grösse  Lg  —  T"  von  Null  verschieden.    Da  der  Nenner 

^1 
Differenz    ist,    gibt    es    für   C  passende  Werthc,    welche    die  Differenz 

klein  machen;  dann  kann  aber  der  Quotient  gross  sein.  In  diesem 
wird  ia  Folge  der  Einschaltung  des  Condensators  das  Umsetzungsverhä 
bedeutend  erhöht  werden  können  und  von  der  Capacität  des  Condens 
abhängen.  Bei  der  Beurtheilung  des  Werthes  von  u  aus  der  Form 
darf  man  jedoch  nicht  übersehen,  dass  in  der  Formel  5)  die  Grösse  R^  ~~h 
vernachlässigt  wurde,  und  dass  dies  nur  gestattet  ist,  wenn  das  z 
Glied   einen  grossen  Werth  hat. 

Die  zweite  gleichzeitig  beobachtete  Erscheinung,  dass  die  pri 
Span  nun  gsdifferenz  eines  Transformators  etwas  grösser  wird»  wenn  der  secui 
Kreis  durch  einen  Condensator  geschlossen  wird,  und  dass  gleichzeitig 
primäre  Strom  etwas  schwächer  wird,  ist  dadurch  begründet,  d%w 
scheinbare  Widerstand  des  primären  Kreises  zunimmt.  Ist  nämlich 
sccündäre  Kreis  offen,  so  hat  der  primäre  Krcia  den  scheini 
Widerstand 

Ist  er  durch  einen  Condensator  geschlossen,  so  hat  man  an  I 
von  7?|  und  pX^,  zu  setzen  die  sogenannten  effectiven  Widerständi 
und  //X^',  welche  von  Maxwell  berechnet  wurden,  nur  hat  man  an  1 

von    L.J  wieder  zu  schreiben  X« jr-r;  es  ist: 


W  =  L,- 


J/2  p2  (m2  p2  +  2  Äi  Ro  —  2  p2  L^  ^2  +  ^') 


+ 


B,^  +  p^(L,--^f 


In    der  Formel   7)    hat  der  Nenner    des    zweiten  Gliedes  sicher 
positiven  Werth,  im  Zähler  steht  eine  Difierenz.  Wenn  C  klein  ist,  so  ist 
gross,  dann   ist  das  zweite  Glied   positiv  und  somit 

Äl'2+p2i^.2>iJ^2+p2£^2. 

Die  Erhöhung  des  scheinbaren  Widerstandes  der  primären  Wick 
hat  eine   Erhöhung  des  Aj   und  eine  Abnahme  des  J^  zur  Folge. 

Versu  che: 

Das  Ergebniss  der  Berechnung,    dass  die  Ursache  des  Ferranti' 
"^hänomens  in  der  Streuung  der  magnetischen  Kraftlinien  gelegen  ist,  \ 


431 

auch  durch  den  Versuch  bestätigt.  Es  wurde  zu  diesem  Zwecke  ein 
besonderer  Transformator  verfertigt.  Der  cyltndrische,  gerade  Kern  bestand 
aas  ungefähr  2000  gefirnissten  Eisendrähten,  welche  i  mm  dick  und  41  cm 
lan^  waren.  Die  ganze  Länge  wurde  in  zwei  ungleiche  Theile  getheilt.  In 
dem  kleineren  Theile,  welcher  ein  Viertel  der  Länge  einnahm,  wurden 
zunächst  drei  Lagen  isolirten  Kupferdrahtes  von  je  73  Windungen  gewickelt ; 
darüber  kam  noch  eine  einfache  Lage  von  73  Windungen.  In  dem  langen 
Theile  wurden  drei  Lagen  von  je  219  Windungen  gewickelt  und  darüber 
noch  eine  einfache  Lage  von  219  Windungen.  Die  einzelnen  Lagen  wurden 
von  einander  durch  schellackirtes  Papier  gut  isolirt.  Die  Drähte  waren 
dünn,  weil  der  Transformator  nicht  zur  Abgabe  von  Strömen  bestimmt 
war  und  jeder  einzelne  Versuch  nur  kurze  Zeit  dauerte.  Wenn  sämmtliche 
292  Windungen  in  dem  ersten  Viertel  der  Transformatorlänge  als  primäre 
Wickelung  verwendet  wurden  und  alle  anderen  (876  Windungen)  als 
secundäre  Wickelung,  so  war  eine  sehr  ungleichförmige  Vertheilung  der 
Windungen  und  daher  starke  Streuung  vorhanden.  Das  Verhältniss  der 
Windungszahlen  ist  i  :  3.  Wenn  die  beiden  äusseren  einfachen  Lagen  von 
zusammen  292  Windungen  als  primäre  Wickelung,  die  beiden  inneren 
Spulen  von  zusammen  876  Windungen  als  secundäre  Wickelung  verwendet 
wurden,  so  war  eine  gleichförmigere  Vertheilung  der  Windungen  und  daher 
geringere  Streuung  vorhanden;  das  Verhältniss  der  Windungszahlen  ist 
dasselbe. 

Der  zur  Verfügung  stehende  Wechselstrom  hatte  105  Volt  Spannungs- 
differenz und  5000  Richtungswechsel  in  der  Minute^  Dem  Primärkreis  des 
beschriebenen  Transformators  wurde  noch  ein  Widerstand  vorgeschaltet. 
Die  primäre  Spannungsdifferenz  \  wurde  mit  einem  Hiudraht- Voltmeter, 
die  secundäre  Ag  beim  ersten  und  dritten  Versuche  mit  einem  Elektrometer 
(Multicellular-Voltmeter  von  W.  Thomson),  beim  zweiten  Versuche  mit 
einem  Hitzdraht- Voltmeter    (von  Hartmann  und  Braun)  gemessen. 

1.  Versuch  bei  ungleichförmiger  Vertheilung  der  Windungen.  Bei 
offenem  secundären  Kreise  war  A^  ==  74*0,  Ag  =  I02'0  Volt,  m=  i'38, 
t/j  =  7*6  Amp.  Schaltete  man  in  den  secundären  Kreis  einen  Condensator 
von  5*15  Mikrofarad  (Condensator  mit  paraffinirtem  Papier),  so  war  \  =  75'3, 
Ag  =  I22'7,  u  =  1*63,  J^  =  7*5.  Das  Umsetzungsverhältniss  u  stieg  demnach 
um  iS^/q.  Bei  Einschaltung  von  Condensatoren  mit  kleinerer  Capacität 
stieg  u  um  weniger.  Dass  das  Umsetzungsverhältniss  beträchtlich  kleiner 
ist  als  das  Verhältniss  der  Windungszahlen,  kann  wegen  der  starken  Streuung 
der  Kraftlinien  nicht  überraschen. 

2.  Versuch  bei  ungleichförmiger  Vertheilung  der  Windungeo,  Die 
Spannungsdifferenz  Ag  wurde  mit  einem  Hitzdraht-Voltmeter  gemessen.  Da 
der  Widerstand  desselben  circa  550  Ohm  war,  floss  im  secundären  Kreise 
ausser  dem  Ladestrom  des  Condensators  noch  der  Strom  im  Hitzdraht- 
Voltmeter,  wodurch  die  Erscheinungen  des  F'erranti'schen  Phänomens  etwas 
schwächer  auftraten.  Es  ergab  sich  ohne  Einschaltung  eines  Condensators : 
A^=s63'l,  A2=:85,  u=  i'35;  nach  Einschaltung  des  Condensators  von 
5«I5  Mikrofarad  war  A^  =  637,  Ag  =  96,  u=i*5i.  Ehe  Erhöhung  des 
Umsetzungsverhältnisses  ist  in  diesem  Falle  geringer,  sie  beträgt  nur  1 1'9^/(). 
Dass  das  Umsetzungsverhältniss  ohne  Einschaltung  des  Condensators  kleiner 
ist  als  beim  ersten  Versuche,  kann  nicht  überraschen,  weil  das  Hitzdraht- 
Voltmeter  Strom  braucht  und  der  Widerstand  der  secundären  Wickelung 
5*45  Ohm  betrug.     Die  primäre  Stromstärke  war  6'6  Amp. 

3.  Versuch   bei  gleichförmiger  Vertheilung  der  Windungen.  Es  er 
sich  ohne  Condensator  A^  =  55*6,  A2=i50,  u=:2"70;  nach  Einschal 


432 


des  Condensators  von  5*15  Mikrofarad  A^  =  56*6,  Ag  =  I54'9»  «*  =  - 
Die  primäre  Stromstärke  nahm  ab  von  7*8  bis  77  Amp.  Das  Umseuu 
verhältniss  stieg  bei  Einschaltung  des  Condensators  in  diesem  Falle  nur 
i'5%.  Bei  den  drei  Versuchen  mussten  der  primären  Wickelung 
schiedene  Widerstände  vorgeschaltet  werden,  damit  die  primäre  Stromsti 
resp.  die  Erwärmung  der  primären  Wickelung  nicht  zu  gross  werde. 


I 


t 


liV    '* 


4 

ir 


Zur  Lösung  der  Aluminiumlöthfrage. 

Seitdem  durch  die  Elektrolyse  die  fabrikmässige  Gewinnung  des 
miniums  ermöglicht  wurde  und  durch  stete  Verbesserung  der  Darstelli 
methoden  der  Preis  des  Metalles    ein  immer  niedrigerer  wird,    hat  die 
Wendung  des  Aluminius  für  industrielle  Zwecke  wie  für  die  vcrscbiedei 
Gegenstände  des  täglichen  Lebens    eine    ausserordentliche  Ausdehnung 
Wonnen. 

Ein  Blick  auf  die  alljährlich  ertheilten  Patente  und  namentlich 
brauchsmuster  zeigt,  dass  die  Zahl  der  aus  Aluminium  und  seinen  Legiru 
hergestellten  Gegenständen  bereits  in  die  Hunderte  geht.  Bei  der  zunehme 
Verwendung  des  Aluminius  und  der  Aluminiumlegirungen  bat  sich  je 
ein  Umstand  unangenehm  fühlbar  gemacht:  das  Löthen  des  Aluminiums 
seiner  Legirungen  mit  einem  billigen  und  leicht  herzustellend en  Loth  &chei 
bisher  an  dem  Mangel  eines  richtigen  Plussmittels,  Die  fortscbreit 
Technik  hat  aber  auch  diese  Schwierigkeiten  zu  überwinden  %'erm 
11.  zw.  durch  das  von  Otto  Nicolai  in  Wiesbaden  erfundene  und  in 
Industriestaaten  patentirte  Verfahren  zum  Löthen  von  Alumiiiium,  Alumii 
legirungen  und  anderen  Metallen  mittels  eines  Materiales,  das  ^leichieici 
Fluss-  und  Löthmittel  gebraucht  werden  kann  und  ganz  vorzügliche  Resi 
liefert.  Bei  Verwendung  desselben  als  Flussmittel  können  als  Löthmittel 
hiefür  allgemein  verwendeten  Metalle,  Zinn,  Zink  etc.  genommen  werden. 
Löthung  gelingt  schnell  und  sicher  und  ist  ausserordentlich  dauerhaft, 
richtiger  Wahl  des  Löthmittels  jeder  harten  Löthung  ebenbürtig.  E 
auch  gar  nicht  nöthig,  wie  bisher,  das  Aluminium  vor  dem  Löthe 
schaben  oder  zu  feilen ;  es  genügt,  wenn  das  Metall  sauber  ist.  Als  F 
mittel  ermöglicht  es  jedoch^  auch  noch  andere  Metalle,  Silber,  Ku 
Messing,  Stahl  und  Eisen,  mit  Aluminium  oder  seinen  Le^^irungcn  zu 
löthen;  diesen  Vorzug  der  Universalität  dürfte  ein  anderes  Flussmittel  I 
aufweisen  können.  Gleich  gute  Resultate  werden  bei  der  Verwendung 
Materials  als  Loth   erzielt. 

Zieht  man  noch  die  ausserordentliche  Einfachheit  und  Leichti] 
des  Verfahrens  in  Betracht,  den  Umstand,  dass  ein  vollständiges  Erh 
der  zu  löthenden  Metalle  nicht  nöthig  und  die  Löthung  von  der  den 
grössten  Haltbarkeit  ist,  wozu  noch  der  billige  Preis  des  Fluss-,  h 
Löthmittels  tritt,  so  wird  es  jedem  Techniker  klar,  dass  die  Frage 
Aluminiumlöthung  durch  die  Erfindung  N  i  c  o  1  a  i's  ihre  endgiltige  Lö 
in  der  vollkommensten  Weise  gefunden  hat. 

Nach  Mittheilung  des  Erfinders  wird  sein  Verfahren  mit  bestem  E 
von  einigen  Firmen  angewendet,  unter  anderem  auch  von  der  Alumir 
Industrie-Actiengesellschaft  Neuhausen. 


433 


Zur  Beurtheilung   der  Betriebskosten  elektrischer  Strassen- 
bahnen  mit  oberirdischer  Strom  Zuführung. 


Wenngleich  die  Einfttlitang  des  elek- 
trisclien  Betriebes  auf  Strassenbahnen  jettt 
in  weiten  Kreisen  als  ein  Fortschritt  aner- 
kannt worden  ist  nnd  —  ganz  abgesehen 
▼on  Amerika  —  in  vielen  Städten  die  Um- 
waodloDg  des  Pferdebahnbetriebes  in  elek- 
trischen Betrieb  vor  sich  geht,  wenngleich 
nene  elektrische  Strassen  bahnen  in  Städten 
gebaut  werden,  welche  bereits  Pferdebahnen 
besitzen  nnd  der  elektrische  Betrieb  sieg- 
reich gegen  den  Pferdebabnbetrieb  bleibt, 
so  werden  doch  gelegentlich  noch  immer 
Zweifel  laut,  ob  der  wirthscbaftliche  Nutzen 
der  nenen  Betriebsweite  wirklich  so  erheb- 
lich ist,  wie  die  Fachleute  behaupten. 

Es  kann  daher  nur  nfitzlich  seb,  an 
der  Hand  eines  bestimmten  Bei»p*els  eine 
xiffermässige  Darstellung  der  fUr  die  Beur- 
theilung maassgebenden  Factoren  zu  geben. 
Ein  sehr  geeignetes  Beispiel  ist  die  bekannte, 
im  Jahre  1891  eingerichtete  und  betriebene 
elektrische  Strassenbahn  „Stadtbahn  Halle'', 
mal  welcher  der  elektrische  Betrieb  demnächst 
3  Jahre  besteht  und  welche  auch  insofern 
Interesse  bietet,  als  sie  veranschaulicht, 
welchen  Einfluss  eine  elektrische  Bahn  auf 
eine  Pferdebahn  derselben  Stadt  auszuüben 
vermag,  selbst  wenn  die  Linien  der  letzteren 
als  der  älteren  Bahn  durch  die  veikehrs- 
reicheren  Strassen  führen. 

Die  jetzige  elektrische  Strassenbahn 
„Stadtbahn  Halle*  wurde  im  Jahre  1889  als 
Pferdebahn  erbaut  und  vom  September  1 889  bis 
zum  I.  Juli  1891  als  solche  betrieben.  Sie 
erforderte  innerhalb  dieser  Zeit  einen  Be- 
triebszuschuss  von  38.014*66  M.,  u.  zw. : 

ffir  die  4  Mon.  in  1889  4*10/0  d.  Betriebscapit. 
„    das  Jahr  1890.... 7*2  „    . 

,    1/2  Jahr   1891 4-1  n     n  n 

wobei  die  Verluste,  welche  durch  die  Auf- 
gabe der  animalischen  und  Einführung  der 
elektrirchen  Betriebskraft  naturgemäss  ent- 
standen, nicht  berücksichtigt  sind. 

Im  Jahre  1891  wurde  der  elektrische 
Betrieb  eingerichtet  und  war  am  I.Juli  1891 
auf  allen  Linien  der  Stadtbahn  voll  durch- 
geführt. Derselbe  erbrachte  im  ersten  Ge- 
schäftsjahre unter  Anrechnung  angemessener 
Rücklagen  für  Erneuerung  und  Tilgung  einen 
Reingewinn  von  47.842*96  M.,  das  ist  eine 
Verzinsung  des  Anlagecapitals  von  S'I^/q. 

Zum  Beginne  des  Geschäftsjahres  1892/93 
bestand  die  »Stadtbahn  Halle"  ans  den  ur- 
sprünglich vorhandenen  3  Linien  mit  7*240  Arm 
Bau-,  bezw.  7*740  Xcm  Betriebsläoge,  wozu 
im  Laufe  des  Jahres  eine  neue  Linie  nach 
Wittekind -Trotha  mit  3*255  km  hinzutrat, 
welche  am  20.  October  1892  in  Betrieb  ge- 
nommen wurde  und  während  dieser  8  Vs  Monate 
an  den  Betriebsergebnissen  betheiligt  ist. 

Die  Bahn  hat,  wie  die  ,Z.  d.  V.  deutsch. 
Eisenb.-Verw.*  schreibt,  zur  Zeit  eine  Bau- 
länge  von  10*495  km  mit  12*316  Arm  Betriebs- 


länge ;  sie  leistete  in  der  Zeit  vom  i.  Juli  1892 
bis  Juni  1893 ' 

1,098.782*31  Motorwagenkm. 
und         13.231  02  Anhängewagenkm. 
zusammen  1,112.013*33  Wagenkm. 
und  beförderte  damit  im  Ganzen  2,753.760  Per- 
sonen. 
Die  Fahrgeldeinnahme  betrug  265.342*16  M. 

oder  für  1  Motorwagenkm. 

24- IS  P%. ; 
sonstige    Einnahmen    waren       5.707*29   „ 
gesammte    Betriebseinnahme  271.049*45  M. 

An  Ausgaben  erfoiderte  der 

Betrieb 159.800*37    ^ 

oder  für  i  Motorwagenkm. 

H-55  Pfg.; 

dem  Erneuerungsfonds  wur- 
den überwiesen  ....  30.000* —    „ 

dem    Tilgungsfonds    wurden 

Überwiesen 13.000* —    „ 


Gesammtausgabe  somit  202.800*37  M. 
oder    für    i  Motorwagenkm. 
18*46  Pfg., 

wobei  bemerkt  werden  mag,  dass  die  Bahn 
einen  Einheitstarif  hat  und  das  Zahlkasten- 
system in  Geltung  ist. 

Von  der  Betriebsausgabe  entfallen  auf; 

Kosten  für  den  Fahrdienst,  die 
Unterhaltung  und  Reparatur 
der  Wagen  einbegriffen     .     .     6*42    Pfg. 

Kosten  für  den  Stationsdienst    .     4*13     „ 
«         „    die  Unterhaltung  und 
Beaufsichtigung      der      Bahn« 
strecke  und  der  Strom  Zuführung     1*01     „ 

die  allgemeine  Verwaltung  ein- 
schliesslich der  städtischenPacht 
nnd  der  an  die  Stadt  zu  zahlen- 
den Entschädigung  für  Unter- 
haltung der  durch  den  Ausbau 
des  Unternehmens  hinzuge- 
kommenen Geleise,  sowie  ein- 
schliesslich der  Kosten  für  die 
Personalversicherung ....     2*99     „ 

zusammen     14*55  Pfg. 
gegen  15*11  Pfg.  im  Vorjahre. 

Die  reinen  Zugkosten  berechnen  sich 
einschliesslich  Reparatur  und  Unterhaltung 
der  Wagen  und  der  Kraftstation  auf  1 1*56  Pfg., 
während  die  Zugkraft  allein  4*13  Pfg.  für 
I  Motorwagenkm  gekostet  hat,  wobei  die 
gefahrenen  Anhängewagenkm.  nicht  mit  in 
Rechnung  gezogen  sind. 

Auf  der  neu  erbauten  Linie  nach  Trotha 
wurden  in  der  Zeit  vom  20.  October  1892 
ab,  das  ist  während  81/3  Monate: 

290.620*95  Motorwagenkm.  gefahren 
und     76.944*04  M.  Einnahme  erzielt, 
welche   im   vorstehenden  Ergebniss  mit  ent- 
halten sind. 

33 


434 


Für  das  Kalenderjahr  stellt  sich  die 
Fahreinnahme  in  1S92      auf  210.467*23  M. 
n  j,     1893         n     314.715-56    n 


weist   somit    einen    Zuwachs 

auf   von 104.248*33  M. 

Welchen  Einfluss  die  Einführung  des 
elektrischen  Betriebes  auf  die  Stadtbahn  und 
der  Ausbau  derselben  nach  Bad  Wittekind, 
bezw.  Trotha,  auf  die  neben  der  Stadtbahn 
bestehende  Pferdebahn  .Halle'sche  Strassen- 


bahn*'  ausübt,  lehrt  untenstehende  Zui 
Stellung  der  Einnahmen  beider  Bai 
den  letzten  2  Jahren.  Während 
im  regelmässigen  Fortschreiten  begr 
geht  letztere  in  ihren  Einnahmen 
zurück,  was  der  beste  Beweis  da 
dürfte,  dass  das  Publikum  dem  sei 
und  regelrechteren  Verkehr  der  elel 
Bahn  dem  Pferdebahnbetriebe  gegeni 
Vorzug  gibt. 


Einnahmen. 


der  elektrischen  Strassenbahn  .Stadtbahn  Halle* 


Jänner  .  . 
Februar 
März  .  . 
April  .  . 
Mai  .  .  , 
Juni .  .  , 
Juli  .  .  . 
August  .  . 
September , 
October 
November , 
December 


13.319-20 
13.114-70 
13-663IS 
16.956*20 
17.201*87 

18.430*44 
18.672*45 
19.158*09 
16.351*69 
20.721*51 
20.960*41 
21.917*52 


210.467*23 


18.650*15 
18. 677*03 
24. «53-33 
27.489*30 
29.840*64 
28.750*04 
32.867*14 
29.966*68 
30.507-10 
28.259*10 
22.419*98 
23.135-07 


314.715-56 


der  Pferdebahn  .Halle'sche  Strassenbahn*' 


Jänner  .     , 
Februar 
März     .     . 
April     .     , 
Mai  .     . 
Juni .     .     , 
JuU  .     .     . 
August  .     , 
September 
October 
November , 
December 


14.308* 10 
13.692*90 
14.236.50 
16.916*90 
19.435-40 
22.259*80 
23.119.40 
21.958-50 
17-733-60 
17.089*10 
12.928*50 
12.713*30 


206 . 392  *  00 


11.870*70 
II.457-IO 
13.071*20 
15.450-40 
17.312* 10 
16.438*10 
18.067*00 
16.247-00 
13.995*20 
14.577-70 
10.967*20 
12.228*20 


171 .681*90 


Die  Kupferproduction  der  Welt. 


Das  bekannte  Metallhans  Henry  R. 
Merton  &  Co.  in  London  hat  auf 
Grund  verlässlicher  Angaben,  die  es  in  den 
kupferproducirenden  Ländern  aller  Welttheile 
gesammelt,    auch    für    das  Jahr  1893    einen 


Ausweis  über  die  Kupferprodn< 
sammengestellt  und  demselben  di( 
der  vorhergehenden  Jahre  beigefi 
die  „Oesterr.  Ztschr.  f.  B.  u.  H.  W." 
mittheilt,  erzeugten  in  Tons  ä  10 1< 


436 


Algerien 

Argentinien 

Australien 

BoHvia,  Coro/coro 

Canada 

Chili 

Cap  der  goten  Hoffnung 

Cape  Co 

Namaqaa 

Deutschland,  Mansfeld . . 

Andere  Werke 

England 

Italien 

Japan 

Mexico,  Boleo 

Andere  Werke 

Newfonndland 

Belts-Cove 

TiltCove 

Norwegen,  Vigsnaes .... 

Andere  Werke 

Oesterreich 

Ungarn 

Peru 

Rassland 

Schweden 

Rio  Tinio 

Tharsis 

Mason  &  Barry  . . 

Sevilla ^ 

Portugoeza 

Andere  Werke | 

Calumet  &  H ; 

And.  Lake-W 

Anaconda ' 

And.  W.  i.  Montana, 

Arizona 

Andere  Staaten 
Venezuela,  Quebrada 


fl     0 

C/3 


>  Ü  o  1 


X893 


160 

7.500 

2.500 

♦4.000 

21.350 

5.200 

890 

14.150 

""3.100 

♦400 

2.500 

18.000 

7.980 

500 


1892 


200 

6.500 

2.860 

*3-5oo 

22.565 

5.500 

450 

15.360 

•2.600 

495 

2.500 

18.000 

6.415 
900 

450 
1.940 

785 
625 

I.ioo 
285 
290 

4.900 

735 
3«. 500 
♦11.500 
•4.400 
1.070 
♦900 
♦6.800J 
32.250J 
22.210 
45.000I 
27.000J 
17.160 
9.000J 
3.100 


1891 


120 

210 

7.500 

2.150 

3.500 

19.875 

5.000 

900 

14.250 

♦2.000 

720 

2.200 

17.000 

4.175 
1.025 

540 
1.500 

615 
632 

965 

285 

280 

4.800 

655 

32.000' 

♦10.500 

♦4.150 

875 

890 

♦5.500. 

29.000 

22.505 

20.750 

29.786 

17.723 

8.415^ 

6.500 


1890 


120 

150 

7.500 

1.900 

3.050 

26.120 

5.000 

1.450 

15.800 

♦2.000 

935 

2.200 

15.000 

3.450 

875 

735 
1.000 

925 

465 

1.210 

300 

ISO 

4.800 

830 

30.000' 

♦10.300 

♦5.600 

810 

565 

*4.425; 

26.250 

18.200 

28.600 

20.960 

15.945 
6.370J 
5.640 


Durchschnittspreis  von 


303.975 
£  43  6/9, 


310.845 
£  45  9/6, 


279.491 

£  51  1/, 


269.630 

£   54  i/. 


Kleine  Mittheilungen  aus  Russland. 


Elektrische  Centrale  in  Odessa. 
Am  21.  Jnli  wurde  in  Odessa  die  Ver- 
grösserung  der  von  Ganz  &  Co.,  Budapest 
im  Jahre  1887  begonnenen  elektrischen 
Lichtstation  vollendet,  seitens  der  städtischen 
und  staatlichen  technischen  Organe  über- 
prüft lind  in  das  Eigenthum  der  Stadt  Odessa 
übernommen.  • 

Unternehmer  dieser  Vergrössernng  war 
die  Ingenienrs-Firma  J.  Margnlis  &  Co. 
in  Odessa,  welche  mit  der  Leitung  der  In- 
st allationsarbeiten  den  Ingenieur  J.  N  o- 
V  i  n  s  k  y  betraute. 

Die  elektrische  Anlage  hätte  ursprünglich 
durch    die  Union    Elektricitäts  -  Gesellschaft, 


Berlin  geliefert  werden  sollen.  Die  seit  Ab- 
schluss  des  Vertrages  mit  dieser  Gesellschaft 
zum  Ausbruche  gelangten  deutsch-russischen 
Zollschwierigkeiten  verzögerten  die  Fertig- 
stellung um  mehr  als  sechs  Monate  und  be« 
müssigte  die  Union-Elektricitäts-Gesellschaft, 
Berlin,  auf  die  Ausführung  zu  verzichten  und 
dieselbe  an  die  französische  Thomson- 
Houston  Electric  Cie.  in  Paris  zu 
übertragen.  Diese  letztere  Firma  liess  nun 
für  ihre  Rechnung  die  gesammte  elektro- 
technische Installation  von  der  General 
Electric  Comp,  in  New  -  York  aus- . 
führen.  In  der  noch  für  weitere  Vergrössernng 
genügend    geräumig    gehaltenen    Maschlnen- 


♦)  Geschätzt. 


33* 


436 


halle  worden  neu  aufgestellt :  drei  Thomton- 
Houston-Wechselstrom-Maschineo,  jede  für 
2080  resp.  2308  Volts,  60  Amperes  ond 
1070  Touren  pr.  Min.,  welche  im  Bedarfs- 
falle parallel  geschaltet  werden  können.  Zur 
Erregung  dienen  Thomson  •  Houston  -  Dy- 
namos für  110  Volts  30  Amperes. 

Das  grosse  Schaltbrett  ist  auf  einer 
Gallerte  an  der  Ostseite   der  Halle  montirt. 

Zum  Betriebe  dieser  neuen  Anlage  sind  drei 
verticale  Dampfmaschinen  mit  Condensation 
und  Präcisionsregulirung,  von  je  175  PS 
(Tourenzahl  260)  von  der  Firma  F.  T  o  s  i 
&  C  i  e.  in  Legnano  beigestellt,  welche  auch 
die  gesammten  Rohrleitungen  lieferte. 

Das  Kesselhaus  wurde  um  zwei  Kessel 
k  130  ms  Heizflache,  welche  bei  10  Atm. 
2250%^  trockenen  Dampfes  per  Stunde 
liefern,  vermehrt,  die  in  den  Ateliers  der 
Compagnie  Generale  des  Chau- 
di^res  Inexplosibles  in  Paris  nach 
System  Collet  &  Cie.  angefertigt  wurden. 

Der  Kühlapparat  stammt  von  der  Firma 
Chaligny  &Cie.  in  Paris,  und  wird  von 
einer  kleinen  verticalen  Dampfmaschine  eff. 
lü  HP,  von  }.  B  o  u  1  e  t  &  C  i  e.  in  Paris, 
bedient. 

Zwei  Worthington-Pumpen  besorgen  die 
Wasserbeschaffung. 


Die  Transformatoren  zu  dies< 
grösserten  Anlage,  welche  in  mit  C 
gefüllten  Eisenkästen  montirt  sind  und 
Regel  im  lonem  der  Häuser  unterg 
werden,  stammen  ebenfalls  von  der  Th 
Houston  Co.,  und  diese  Gesellschaft 
Garantie  dafür  übernommen,  dats 
ihren  Maschinen  auch  die  älteren  Gani 
Transformatoren  speise. 

Die     Stromzufühmog    erfolgt 
Hochleitung. 

Zufolge  der  Vergrösserung  diei 
läge  wird  nunmehr  der  elektrische 
betrieb  im  grossen  Stadt-Theater  ein| 
und  die  Leitung  an  das  Centralneti 
schlössen. 

Die  Stadt  Odessa  hat  es  für  viel  f 
hafter  gefunden,  das  Lichturerk  n 
eigener  Regie  zu  führen,  sondern  d 
auf  15  Jahre  zu  verpachten.  Pichi 
Werkes  ist  die  IngeaLcurs- Ftrnia  }, 
&  Co.  und  die  technische  LeUnng  1 
sich  in  den  Händen  des  Ingen  Icui 
V  i  n  8  k  y. 

Bei  dem  beki^oDtea  Reidtthui 
Stadt  Odessa  und  ihrer  Eiawohtier  dl 
wohl  nur  sehr  kurce  Zeit  wäbrea^  1 
neue  bedeutende  Ver^rösierutig  dei 
trischen  Lichtstat loti  üoihweadig  werdi 

Fre 


Grossartiges  Elmsfeuer  ? 


Die  „Meteorolog.  Ztschr."  Heft  I  1894 
schreibt:  Die  ^Archives  de  M^decine  et  de 
Pharmacie  militaires*^  veröffentlichen  folgende 
merkwürdige  Beobachtung,  die  wir  mit 
einiger  Reserve  mittheilen :  Dr.  C  h  e  n  e  t, 
Militärarzt  der  Garnison  Batna  (Algerien), 
befand  sich  am  27.  August  1889  auf  dem 
Rückweg  nach  dieser  Stadt  in  Begleitung 
eines  Landsmannes  und  zweier  Araber, 
welche  den  Franzosen  als  Führer  dienten. 
Alle  Vier  waren  zu  Pferde.  Es  hatte  während 
des  Tags  eine  ungewöhnliche,  erstickende 
Hitze  geherrscht,  und  seit  7  Uhr  Abends  be- 
fanden sich  die  Reiter  ungefähr  161/2  ^^ 
von  Batna  auf  dem  Gipfel  eines  kleinen  un- 
bewaldeten Hügels,  1 300  m  über  dem  Meeres- 
spiegel. Plötzlich  begann  der  Wind  von 
Westen  her  mit  grosser  Heftigkeit  zu  wehen, 
und  ans  dem  benachbarten  Thal  zog  ein 
starkes  Gewitter  direct  auf  die  Reisenden 
los.  Die  Blitze  waren  heller  und  leuchten- 
der, die  Donnerschläge  lauter  als  früher,  die 
Pausen  betrugen  kaum  2  bis  3  See,  während 
allmälig  einige  Tropfen  niederfielen.  Der  Wind 
hatte  sich  ein  wenig  gelegt,  als  plötz- 
lich C  h  e  n  e  t  eine  ungeheuere  weisse, 
kugelförmige  Flamme  unter  den  Beinen 
seines  Pferdes  hervorbrechen  sah,  die 
ihn  vollständig  umhüllte.  Er  spürte  eine 
heftige  Erschütterung  und  merkte  zu- 
gleich, dass  sein  Pferd  von  starken 
zitternden  Bewegungen  befallen  war,  so  dass 
er  einen  Augenblick  glaubte,  es  würde  sich 
überschlagen.  Dann  fühlte  der  Arzt,  wie 
aus    seinen  Fingern  Funken    sprühten,    wie 


sein  Bart  und  seine  Ua^rc  sich  sträub 
endlich  verlor  er  fiir  timge  Motne 
Sehvermögen.  Er  riss  die  Augen  Anr 
um  irgend  etwas  wahrzunehmen,  al 
weisse  Lichteindruck  vetharrte  auf  dt 
haut  —  er  war  gebieudet.  Voller  Ei 
rief  sein  Begleiter  ihm  £u:  ,,Wa£  ha 
denn,  Doctor?  Sic  i^iod  ja  gum  leu 
Werfen  Sie  den  Siab  weg,  den  Sie 
Hand  haben,  er  brennt  l**  Chenet  IL 
Stab  fallen,  dessen  er  dch  bediente, 
Bewegungen  seinem  Pferdes  m  knke 
den  in  der  That  elektrische  Funk« 
sprühten.  Dann  forderte  er  seinen  B 
auf,  unverzüglich   viin  Pferd  zn  steig 

eine  zweite    eleli..»^ ^    Entladung    2 

meiden.  Er  stellte  sich  selbst  auf  di 
die  Augen  immer  noch  fest  geschloss 
mit  dem  Vorsatz,  sich  möglichste  1 
über  die  etwa  noch  folgenden  Ersehe] 
zu  verschaffen.  Einige  Secunden 
sah  Chenet  durch  die  geschl 
Augenlider  hindurch  wieder  eine 
weisse  Flamme,  ebenso  blendend 
erste,  die  ihn  von  allen  Seiten  um 
Innutten  dieser  elektrischen  Phä 
fühlte  er  heftige  Stösse  und  empfand 
zeitig  ein  heftiges  Grauen,  im  f^elbi 
ment  hörte  er  um  sich  her  vielfad 
knatter  und  etwa  i  m  über  feinem 
einen  kurzen,  trockenen  Dinuersch^ai 
bei  der  vorigen  Entladung  äp ruhten 
aus  seinen  Fingern,  und  aU  er  die 
öffnete,  sah  er  sein  Pferd  ganz  in  Fl; 
Im    nächsten  Augenblicke    schon    wi 


437 


eine  dritte  Eotladang,  die  stärker  war,  als  die 
beiden  anderen,  za  Boden.  Er  hatte  die 
Augen  geschlossen,  sah  aber  dennoch  klar 
etwa  50  m  entlang  eine  feurige  Zickzack- 
linie und  zugleich  hörte  er  ein  kurzes, 
schrilles  Geräusch.  Dieser  Blitz  von  röthlich- 
weisser  Farbe  ging  von  Osten  nach  Westen, 
also  in  der  dem  Winde  enigegengesetzten 
Richtung.  Sofort  begann  ein  starker  Regen 
zu  fallen,  der  jedoch  nur  kurze  Zeit  anhielt. 
Chenet  hatte  sich  erhoben.  Es  gab  noch 
einen  vierten,  kugelförmigen  Blitz,  der  ihn 
wie  die  anderen  elektrisirte,  aber  in  ge- 
ringerem Maasse  als  die  frtlheren.  Trotz  der 
Betäubung,  den  Stössen  und  dem  Kribbeln 
in  der  linken  Körperseite  konnte  Chenet 
seinen  Weg  fortsetzen.  An  seinem  Jagd- 
costttm  waren  die  Stickereien  vollständig 
schwarz  geworden;  dagegen  hatte  das  elek- 
trische Fluidum  das  Geld,  das  er  im  Porte- 
monnaie  bei    sich   trug,   verschont.    Am  28. 


Morgens  konnte  er  sich  in  Batna  ent- 
kleiden und  folgende  Erscheinungen  con* 
statiren:  Blutergüsse,  die  sich  in  geschlängelter 
Linie  dahinzogen,  sowie  bräunliche  und 
dnnkelrothe  Flecken  auf  den  linken  Gliedern 
der  äusseren  Seite,  besonders  der  Vorder- 
arme. Diese  Blutergüsse  verschwanden  voll- 
ständig erst  nach  10  Tagen.  Ferner  eine 
Lähmung  des  linken  Armes  und  Vorder- 
armes, sowie  mit  Unterbrechung  auftretende 
Stösse  und  Zuckungen.  Diese  Symptome 
verloren  sich  erst  nach  einem  Monate. 
15  Tage  hindurch  verspürte  Chenet  noch 
eine  bedeutende  Verminderung  der  Ge- 
hörsschärfe, wozu  sich  noch  die  Wahrneh- 
mung subjectiver  Geräusche  gesellte.  Ausser- 
dem hat  dieses  Ereigniss  in  besonderer 
Weise  die  Empfindlichkeit  seines  Nerven- 
systems erhöht,  die  hauptsächlich  während 
des  Gewitters  bemerkbar  wird. 


Neueste  deutsche  Patentanmeldungen. 

Mitgetheilt  vom  Technischen  und  Patentbureau,  Ingenieure  MONATH  &  EHRENFEST. 
Wien,  I.  Jasomirgottstrasse  4. 

Die  Anmeldungen  bleiben  acht  Wochen  aar  Einslohtnahme  öffentlich  aoegelegt.  Nach  |  24  des 
Fatent-Oeeetses  kann  innerhalb  dieser  Zeit  Einsprach  gegen  die  Anmeldung  wegen  Mangel  der  Neuheit 
oder  widerrechtlicher  Entnahme  erhoben  werden.  Dae  obige  Bureau  besorgt  Abschriften  der  Anmeldungen 
und  ttbernimmt  die  Yertretnng  in  allen  Einepruchs-Angelegenheiten. 

Classe 


21.  C.  4961.  Selbstthätiger  Umschalter  fdr 
Bogenlampen.  —  Arthur  Chester  &  J, 
James  RcUhhonne^  London. 

„  H.  12.327.  Elektromotor  mit  auf  einem 
verschränkten  Zapfen  der  Triebwelle 
drehbar  gelagertem  Scheibenanker.  — 
John  M,  Eaffie  in  Dalshannon. 

y,  S.  7636.  Hahnfassung  fttr  elektrische 
Glühlampen.  —  Th,  Seubel  in  Berlin. 

„  Seh.  8389.  Wechselstromtriebmaschine. 
—  ElekCricUäta-Actien-GeselUchaß  vortn, 
Schuckert  &  Co»  in  Nürnberg. 


Olasse 

21.  B.  15.522.  Fernsprechanlage  ohne  Ver- 
mittlungsamt. —  Clement  Bonnard  in 
Parif. 

„  D.  5823.  Elektricitätszähler  für  Wechsel- 
ströme. —  Thomas  IHincan  in  Fort 
Wayne,  State  of  Indiana. 

„  H.  13.796.  Bogenlampe  mit  durch  Ventil 
abgeschlossener  luftdichter  Glocke.  — 
Louis  Emerson  Howard  in  Piainfield. 
V.  St.  A. 


LITERATUR. 


Vom  rollenden  Flügelrad.  Dar- 
stellung der  Technik  des  heutigen 
Eisenbahnwesens.  Von  A.  v.  Schwei- 
ger-Lerchenfeld. Mit  25  Vollbildern 
nnd  669  Abbildungen.  In  25  Lieferungen 
zu  30  kr.  In  Original  -  Prachtband  9  fl. 
(A,  Hartleben's  Verlag   in  Wien.) 

Mit  den  uns  soeben  zugegangenen 
Lieferungen  2 1  bis  25  des  von  uns  wiederholt 
lobend  hervorgehobenen  Werkes,  liegt  das* 
selbe  nunmehr  complet  vor.  Die  letzten 
Lieferungen  beschäftigen  sich  mit  den  B  e- 
triebsstörungen,  an  welche  ein  besonders 
reicher  Abschnitt  über  Kleinbahnen  an- 
schliesst.  Es  gereicht  dem  Verfasser  zum 
besonderen  Verdieoste,  sein  Programm  —  die 
Technik  des  Eisenbahnwesens  in  möglichst 
entsprechender  Form  weiten  Kreisen  zu  ver- 


mitteln —  in  ebenso  geschickter  als  sachlich 
tadelloser  Weise  durchgeführt  zu  haben. 

Wir  fieuen  uns,  die  treffliche  Leistung 
unseren  Lesern  nochmals  warm  empfehlen 
zu  können. 


Adrossbuch  der  elektrischen  Licht- 
anlagen. Enthaltend  in  möglichster  Voll- 
ständigkeit und  vielfach  mit  Angaben  der 
Lampenzahl  etc.  die  Adressen  der  Besitzer 
elektrischer  Lichtanlagen  in  Deutschland,  so- 
wie zahlreiche  nach  Staaten  geordnete  Aus- 
land-Adressen. Preis  Mk.  12. — .  Verlag  der 
„Dampf-Post*,  Berlin  N. 

Hart  mann  <&  Braun.  Bockenheim- 
Frankfurt  a.  M.  Elektrische  Messapparate. 
Ausgabe  1894. 


438 


Ein  sehr  hübsch  ausgestattetes  voll- 
ständiges Verzeichniss  Über  Erzeognisse  der 
Firma  Hartmann  &  Braun,  Fabrik 
wissenschaftlicher  nnd  elektrotechnischer 
Messinstramente  und  Apparate  ist  soeben 
erschienen. 


Die  Hausinstallation  anter  £ 
sichtigung  des  Systems  „Bergmann** 
Leitfaden  für  Mootenre  nnd  alle  Diej« 
welche  die  Herstellung  von  Lichtanla] 
veranlassen  haben.  Von  W.  A  v  e  r  d 
Leipzig.  Verlag  von  Hans  Paul. 
Br.  Mk.  2.—,  geb.  Mk.  2.50. 


KLEINE  NACHRICHTEN. 


I 


f     ^1 


'I 


Die  elektrische  Localbahn  von 
der  Station  Gmunden  in  die  Stadt 
Gmunden.  Bezugnehmend  auf  unsere  dies- 
bezügliche Notiz  im  Hefte  XII  1.  J.  S.  344 
theilen  wir  Folgendes  mit: 

Diese  Bahn  ist  mit  einer  Spurweite  von 
i'om  als  Localbahn  mit  elektrischem  Be- 
triebe nnd  für  eine  Maximai-Fahrgeschwin- 
digkeit von  25  kni  per  Stunde  in  den 
Strecken  auf  eigenem  Unterbau,  von  iSkm 
per  Stunde  in  den  Strassenstrecken  ausser- 
halb der  Ortschaften  und  von  10  ^  per 
Stunde  in  den  Strassenstrecken  innerhalb  der 
Ortschaften  anzulegen. 

Die  circa  2*6  kvi  lange  eingeleisige 
Bahn  beginnt  nächst  dem  Vorplatze  der 
Station  Gmunden  der  k.  k.  Staatsbahnlinie 
Attnang  -  Steinach  -  Irding,  zieht,  theils  auf 
eigenem  Unterbau,  theils  die  bestehenden 
Strassen  benützend,  entlang  der  Bahnhof- 
Znfahrtsstrasse,  dann  der  von  Pinsdorf  nach 
Gmunden  führenden  Strasse,  sowie  entlang 
der  Rosenkranz-  und  Parkstrasse  in  die  so- 
genannte Kupferzeile  und  gelangt  längs  der 
Esplanade  durch  die  Theatergasse  auf  den 
Stadtplatz,  woselbst  die  Bahn  ihren  End- 
punkt erreicht. 

Die  maschinelle  Anlage  der  Central- 
station  wird  für  eine  derartige  Leistungs- 
fähigkeit bemessen,  dass  die  zur  Abwicklung 
des  stärksten  Verkehres  erforderliche  Strom- 
menge jederzeit  zur  Verfügung  steht. 

Die  Zuführung  des  elektrischen  Stromes 
zu  den  Motorwagen  erfolgt  durch  eine  ober- 
irdifche  Stromzuleitung,  welche  in  der  Höhe 
von  mindestens  5*5  m  oberhalb  der  Strassen- 
bahn  derart  geführt  wird,  dass  dieselbe 
von  den  angrenzenden  Gebäuden,  Bäumen 
u.  dgl.  m.  nicht  erreicht  werden  kann. 
Die  Rückleitung  des  Stromes  erfolgt  durch 
die  Schienen  und  werden  die  Schienenitösse 
elektrisch  überbrückt. 

An  Fahrbetriebsmitteln  sind  3  Motor- 
wagen in  Aussicht  genommen.  Die  Personen- 
wagen, welche  einen  Fassungsraum  für 
mindestens  25  Personen  enthalten,  haben 
Spindelbremsen. 

Die  Banner  elektrische  Zahnrad- 
bahn. Seit  vorigen  Sommer  ist  die  von 
Siemens  &  Halske  erbaute  Barmer 
Bergbahn,  die  erste  elektrische  Zahnradbahn 
der  Welt,  in  Betrieb.  Die  Bahn  führt  aus 
dem  Herzen  der  Stadt  in  deren  Strassen 
entlang    und    durch    den  Barmer   Wald    auf 


die  Höhe  der  Bergischen  Lande,  am  T 
thnrm,  einem  besuchten  Aussich tspnnk 
hier  stellt  eine  SehmaUpcrbahn  mit  I,.og« 
betrieb  die  VerLinduag  mit  der  Ru 
Müngstener  Eiseobäbti  her,  welche  d 
such  testen  Ausflugsorte  lUr  Um  gegen 
rührt. 

Die  Bahn    bat    1630111    Grumm 
ersteigt    im    ganzen    170  m    Ilohe^    hm 
durchschnittlich   j  :  lu  Stcigang;   die  sl 
Steigung     ist      1  :  5'4,     der     kleinste 
messer  1 50  m. 

Bei  der  Wnh!  der  BsQart  wunä 
Zahnrad-  dem  Dr:%hr  seil -Sintern  weg« 
in  Erdgleiche  zu  kreuzenden  Strasse] 
gezogen;  der  elektrische  Betrieb 
dem  Dampfbetrieb  vorgezogen,  um 
und  Rauch  in  den  Strassen  der  Sti 
vermeiden. 

Die  Bahn  t^t  zweigcleUig  und  h 
Spurweite.  Die  Znbn^tange  ist  n»ch  Ki| 
bach  ausgebildet  iimi  liegt  io  der  < 
mitte.  Sie  ist  zusnmTneti  mit  den  Sc 
auf  eisernen  Quer^ch  wellen  in  t  ^i  A 
gelagert.  Auf  ötn  Strassenkärpcrn 
Phönixschienen,  Euf  der  frcicfl  Strecke  \ 
schienen  angewenHeU  Um  das  Wandei 
Schienen  und  der  Zahci statinen  zti  verbi 
stützen  sich  diese  mit  bcsoDderen  Ati 
gegen  die  SchwelleD.  Um  den  gesai 
Oberbau  gegen  Abrutschen  £ü  sichern 
alle  30 — 40  m  Qciersch wellen  auf  ti 
gründeten  Pfeilern  fest  verankert. 
Schienen  haben  i>  7n  Lüngc  und  sin 
ruhenden  Stössen  verlegt^  wiilircnd'dic 
Stange  in  Längen  von  3  ht  und  mit  j 
benden  Stössen  ansgefübn  ist.  Die  ! 
Zuführung  ist  eine  oUerirdiäcUe«  In  1 
mitte  liegen  in  5  ^n  Höhe  über  der  : 
kupferne  Längsdi  nl^te^  die  i*oUn  au 
drahten  angehackt  simL  Letztere  ^ 
von  Stützen  an  Ten  Seiten  der  Sü 
dämme  getragen,  die  im  Innern  der 
als  reich  verzierte  Saalen  au«  Manses 
röhr  hergestellt  sind.  Die  Rückleitung  ■ 
durch  die  Schientrt},  die  aa  den  Stosst 
Kupfeidrähten  gütleiLend  vcrbuDden 
Die  Stromspannung  beträgt   ^00  X^it 

Auf  der  Ber^lj^ihti  sind  zur  Z*i 
Personenwagen  im  betriebe;  dre 
enthalten  28  Siiz|Haue,  6— S  i5teh 
sind  8  m  lang,  2-45  m  hrelL  und  m  vi« 
theilungen  getheilt.  Der  Zugang  11 
beiden  mittleren  erfolgt  von  den  SetUi 
zu  den  beiden  äussjercn  von  den  Platifi 


439 


am  Kopfende.  Jeder  Wagen  ist  mit  zwei 
Zahnrädern  nnd  mit  xwei  unabhängig  von 
einander  arbeitenden  Motoren  von  36  PS 
ausgerüstet.  Zwei  an  der  Wagendecke  an- 
gebrachte Contactwellen  entnehmen  den 
Strom  ans  der  Leitung. 

Die  Bewegung  der  Motoren  wird 
mittelst  Zahngetriebe  auf  die  in  die  Zahn- 
stange eingreifenden  Räder  übertragen.  Jedes 
Zahnrad  ist  mit  selbstständiger  Bremsvor- 
richtung ausgestattet,  die  mittelst  Schrauben- 
spindel von  Hand,  von  jeder  Plattform  aus 
hl  Thätigkeit  gesetzt  werden  kann.  Ausser 
diesen  beiden  Bremsen  ist  unter  dem  Wagen 
noch  eine  selbstthätige  Bremse  angelegt,  die 
in  Wirkung  tritt,  sobald  eine  genau  fest- 
gehaltene Geschwindigkeit  von  rund  3*2  m 
in  der  Secnnde  (ii'5  Stundenkilometer) 
überschritten  wird.  Es  wird  in  diesem  Falle 
durch  einen  Centrifugalregulator  eine  ge- 
spannte Feder  ausgelöst,  die  nun  die  Bremse 
anzieht.  Schliesslich  kann  noch  durch  Um- 
schaltung der  Stromsuführung  dem  Motor 
•ine  rückläufige  Bewegung  gegeben  und  da- 
durch eine  kräftige  Bremswirkung  erzielt 
werden. 

Die  Umsetzung  der  Wagen  auf  den 
beiden  Endstationen  erfolgt  mittelst  versenkter 
Schiebebühnen,  die  sich  selbstthätig  auf  die 
Geleise  einstellen  und  mittelst  Elektromotoren 
bewegt  werden. 

Telegraphenlinien  der  Welt.  Eine 
vom  „Handels -Museum**  angefertigte  Auf- 
stellung ergibt  für  das  Telegraphennetz  der 
Erde  eine  Ausdehnung  von  etwas  über 
1,710.000  km.  Davon  kommen  auf  Europa 
612.700,  auf  Amerika  878.100,  auf  Asien 
108.600,  auf  Afrika  34.700  nnd  auf  Austra- 
lien 76.500  km.  Von  den  einzelnen  Ländern 
nehmen  die  Vereinigten  Staaten  von  Amerika 
mit  650.000  Jb»  die  erste  Stelle  ein.  Es 
folgen :  das  europäische  Russland  mit  130.000, 
Deutschland  mit  118.000,  Frankreich  mit 
96.000,  Oesterretch  •  Ungarn  mit  69.200, 
Britisch-Ostindien  mit  63.000,  Mexico  mit 
61.000,  Grossbritannien  und  Irland  mit  55.000, 
Canada  mit  52.000,  Italien  mit  39.000,  die 
Türkei  mit  33.000,  Argentinien  mit  30.000, 
Spanien  mit  26.000,  Chile  mit  25.500  km  etc. 
Ein  ganz  anderes  Bild  ergibt  sich  aber, 
wenn  man  die  Dichtigkeit  des  Telegraphen- 
netzes in  Betracht  zieht.  Dann  steht  in  erster 
Linie  (auf  1000  Icm^  berechnet)  Belgien  mit 
254 Xrm.  Es  folgen:  Deutschland  mit  217, 
die  Niederlande  mit  182,  Frankreich,  die 
Schweiz  und  die  Türkei  mit  180,  Gross- 
britannien und  Irland  mit  174,  Italien  mit  136, 
Dänemark  mit  126,  Griechenland  mit  117, 
Oesterreich-Ungarn  mit  102,  die  Vereinigten 
Staaten  mit  84,  Spanien  mit  52,  Mexico 
mit  31,  Rnssland  (ohne  Finnland)  mit  26, 
Britisch-Indien  mit  12,  Argentinien  mit  11, 
Canada  mit  6*5  km. 

Der  Tod  durch  Elektricltät.*)  Pro- 
fessor  Kratter    hat    einige  Untersuchungen 

•)  VoTgl.  Heft  Xin,  1894,  8.  359. 


über  den  durch  die  Elektricität  vet ursachten 
Tod  an  kleinen  Thieren  mittelst  Wechsel- 
strömen von  hoher  Spannung  angestellt  und 
die  dabei  erzielten  Resultate  auf  dem 
XI.  internationalen  medicinischen  Congress 
in  Rom  mitgetheilt. 

1.  Der  Tod  der  Thicre  erfolgt  in  erster 
Linie  in  Folge  plötzlicher  Hemmung  des 
Athmens,  wodurch  Scheintod  und  bei  län- 
gerer Dauer  dann  der  endgiltige  Tod  herbei- 
geführt wird.  Während  der  Periode  des 
Scheintodes  sind  die  Herzbewegungen  noch 
bemerkbar;  sie  hören  jedoch  nach  zwei 
Minuten  auf.  Nichts  destoweniger  ereignet 
es  sich  nicht  selten,  dass  das  Thier  wieder 
von  neuem  zu  athmen  anfängt,  bis  es  sich 
vollständig  erholt.  Die  Thiere  werden  auch 
nicht  immer  durch  Ströme  von  hoher  Span- 
nung (1500 — 2000  V.)  getödtet,  was  vom 
Nervensystem  abhängt.  Auf  diese  Weise  er- 
klärt es  sich,  wie  Thiere  einem  Strome 
Widerstand  geleistet  haben,  welcher  fast  ohne 
Ausnahme  Menschen  getödtet  hat,  obwohl 
er  unter  denselben  Bedingungen  angewendet 
wurde. 

2.  Ein  anderesmal  erfolgte  der  Tod 
durch  plötzliches  Aufhören  der  Bewegungen 
des  Herzens;  aber  in  keinem  Falle  lässt  sich 
eine  wenn  auch  noch  so  geringe  anatomische 
Veränderung  im  Athmungs-,  Circulations-  und 
Ganglien*System  beweisen. 

3.  Manchmal  trifft  man  auf  Verletzungen 
in  Form  von  geborstenen  Blutgefässen, 
welche  immer  Blutergüsse  herbeiführten. 

4.  Die  anatomische  Diagnose  kann  sich 
durch  besondere  Verbrennungen  und  Ver- 
sen gungen  an  Berührungspunkten  mit  dem 
elektrischen  Strome  ergeben,  die  den  Weg 
des  Stromes  durch  den  Körper  selbst  be- 
zeichnen. St. 


Actien  der  Elektricltäts-Gesell- 
Schaft  vormals  Schuck  ert  &  Co.  in 
Nürnberg.  Am  26.  Juli  1.  J.  hat  die  Sub- 
scription  auf  zwei  Millionen  Mark  Actien 
der  Nürnberger  Elektricität  s-Gesell- 
schaft  vormals  Schuckert  &  Co.  statt- 
gefunden. Der  Erfolg  dieser  Zeichnung  war 
ein  so  grossartiger,  wie  er  selten  bei  der 
Verwerthung  eines  Indnstriepapieres  ver- 
zeichnet worden  ist,  indem  im  Ganzen  bei 
dem  aufgelegten  Betrage  von  zwei  Millionen 
Mark  nominell  bei  85  Millionen  Mark  sub- 
scribirt  worden  sind,  so  dass  also  das  auf- 
gelegte Capital  mehr  als  40mal  überzeichnet 
worden  ist.  Die  Folge  davon  ist,  dass  nur 
der  kleinste  Theil  der  Zeichnungen  überhaupt 
und  auch  dieser  nur  mit  sehr  geringfügigen 
Beträgen  berücksichtigt  werden  kann.  Aus 
dem  Erfolge  dieser  Sabscription  kann  man 
mit  Recht  den  Schluss  ziehen,  dass  die  Zu- 
kunft thatsächlich  der  Elektricität  gehört, 
und  dass  die  Werthe  der  elektrotechnischen 
Indnstriegesellschaften  sich  bei  dem  Anlage 
suchenden  Publikum  einer  fast  stürmischen 
Beliebtheit  erfreuen.  Sehr. 


440 


« 


i; 


';••»' 


Projectirte  Berliner  elektrische  | 
Strassen  bahn.  lo  der  Voran&setzuDg, 
dftss  während  der  Ge werbe- AosstelloDg  im 
Jahre  1896  die  beiteheoden  Verkehrsmittel 
nach  dem  Treptower  Parke  nicht  ausreichen 
durften,  will  die  Firma  Siemens  &  Ilalske 
ans  dem  Mittel pnnkte  der  Stadt  heraus, 
nämlich  von  dem  Platze  hinter  dem  Opern- 
hanse aasgehend  nach  dem  Treptower  Ans- 
stellnngf^parke  eine  elektrische  Slrassenbahn 
anf  ihre  Kosten  anlegen  nnd  hat  auch  schon 
b«im  Magistrate  einen  diesbezQglichen  Antrag 
znr  Genehmigung  eingereicht.  Nach  dem 
Entwürfe  soll  diese  Bahn  mit  unterirdischer 
elektrischer  Stromleitung  nach  dem  Muster 
der  elektrischen  Strassenbahn  in  Budapest 
zur  Ausführung  gebracht  werden. 

Die  Bahn  soll  durchwegs  zwcigeleisig 
aufgebaut  und  mit  der  zuliuigen  grössten 
Geschwindigkeit  befahren  werden.  Sollte 
nach  dem  Vorbilde  von  Budapest  eine  Fahr- 
geschwindigkeit von  durchschnittlich  12  km 
pro  Stunde  innerhalb  der  Stadt  und  2$  km 
ausserhalb  des  Weichbildes  von  Berlin  ge- 
stattet werden,  so  wSrde  die  ganze  Strecke 
vom  Opernhause  bis  zum  Treptower  Parke 
in  nur  30  Minuten  zurückgelegt  werden.  Die 
Bahn  soll  mit  grossen  elektrischen  Wagen 
für  50  Personen,  erforderlichenfalls  noch  mit 
grossen  Anhängewagen  in  beliebig  kursen 
Zwischenräumen  in  beiden  Fahrtrichtungen 
befahren  werden. 

Das  Telephon  im  deutschen 
Heere.  Eine  interessante  militärische  Uebung 
fand  V.  Mts,  t wischen  Berlin  und  Potsdam 
statt.  Es  handelte  sich  dabei  um  das  Legen 
einer  Telcphonleitung  im  Trabe  von  Berlin 
nach  Potsdam.  Zu  diesem  Zwecke  verliessen 
in  fi  übest  er  Morgenstunde  zwei  Cavallerie- 
Patrouillen,  jede  bestehend  ans  einem  Uhlanen- 
officier  und  zwei  Uhlanen-Unterofficieren,  die 
eine  Berlin,  die  andere  zu  gleicher  Zeit  Pots- 
dam. Ausgeiüstet  war  jede  Patrouille  mit 
einem  completen  Telephon-Apparat,  den  der 
eine  Unterofficier  in  einem  Ledei Überzug  auf 
der  Brust  trug,  und  einem  Vorrath  von  ganz 
dünnem  Stahldraht  auf  Rollen,  jede  Rolle 
mit  1000  m.  Das  Legen  der  Leitung  begann 
in  Berlin  vom  Wackgebäude  auf  dem  Pion- 
nicrübung>platze  an  der  Hasenhaide  aus,  in 
folgender  Weise:  Nachdtm  das  Ende  des 
Leitungsdrahtes  mit  der  im  Wachhause  be- 
reits befindlichen  Stadtleitung  in  Verbindung 
gebracht  war,  nahm  der  gleichzeitig  nüt  dem 
Feinsprecher  aufgerüstete  Unterofficier  die 
Rolle,  sie  in  eine  Art  Klammer  nüt  Hand- 
griff steckend,  so  dass  sie  sich  leicht  in  seiner 
Hand  um  sich  selbst  drehte,  litt  er  vielleicht 
dreissig  Schritte  voraus  und  machte  dann 
Halt.  Inzwischen  hatte  der  zweite  Unter- 
officier seine  Lanze  durch  eine  mit  einer 
Gabel  am  Ende  versehene  Stange  um  die 
Hälfte  verlängert.  Der  von  der  Rolle  des 
ersten  Unterofficiers  ausgehende  Draht  wurde 
mit  der  Gabel  gefasst,  beziehungsweise  durch 
dieselbe  geleitet  und  dann  von  dem  zweiten 
Unterofficier  mit  der  verlanget ten  Lanze    in 


die  Kronen  der  am  Saume  der  Hasei 
stehenden  Bäume  gelegt.  Jetzt  wurde 
commandirt.  Der  Officier  gab  die  Ri< 
an,  nur  solche  Wege  und  Chausseen  wü 
die  zur  Seite  mit  möglichst  hohen  B 
versehen  waren.  Der  die  Rolle  fül 
Unterofficier  immer  dreissig  Schritte 
der  zweite  den  abgewickelten  Draht 
in  die  Gipfel  der  Bäume  werfend.  W 
Rolle  ganz  abgewickelt,  a?so  ein  KU« 
Leitung  gelegt,  wurde  gehalten.  Dei 
Unterofficier  sass  ab;  um  seine  in  die 
gesteckte  Lanze  schlang  er  das  End 
Drahtes  und  dieses  wieder  verband  < 
dem  Apparat.  Das  Telephon  war  cinge» 
nnd  die  Verständigung  mit  der  Aus 
stelle  wurde  nachgesucht  Der  Ann 
letzteren  wurde  dadurch  bewerkstelligi 
der  Unterofficier  auf  einem  ganz  wi 
Hom  ein  kurzes  Signal  gegen  eine 
beiden  am  Telephon  befindlichen  Hörer 
Er  brauchte  seinen  Anruf  nicht  zu  n 
holen ;  denn  kaum  war  sein  Signal  ge 
als  auch  schon  ein  gleiches  Signal  voi 
gangsort  deutlich  durch  den  Apparat  e 
Die  mündliche  Verständigung  wurd< 
ebenfalls  geprüft,  dann  schleunigs 
Apparat  ausgeschaltet,  der  Draht  einer 
RoUe  mit  dem  abgelaufenen  verbünd« 
weiter  ging  es  im  Trab.  Bei  jedem 
meter  wiederholte  sich  Einschalten  dei 
phons  und  Nachsuchen  der  Verstaue 
Bei  Teltow  trafen  beide  Patrouille 
sammen ;  Signale  wurden  durch  die  A[ 
bei  den  Endpunkten  gegeben^  dan 
Drähte  miteinander  verbunden,  wob 
Apparate  miteingeschaltet  blieben  ui 
Führer  beider  Patrouillen  hatten  die  ( 
thuung,  mitanzuhören,  wie  die  in  BerlJ 
Potsdam  an  den  Endapparaten  stel 
höheren  Offidere  sich  lobend  Üb< 
schnelle  Legen  und  sichere  Functi 
dieser  neuen  Art  von  Ferufprecheinri 
aussprachen.  Dann  wurde  Befehl  zum  Au 
der  Leitung  gegeben.  Beide  Patr 
machten  den  Weg,  den  sie  gekommen, 
zurück,  dabei  den  Draht  wieder  einsam 
Dos  Legen  der  ganzen  30  km  langen  I 
dtlrfte  kaum  vier  Stunden  in  Anspm( 
nommen  haben. 


Das  Edlson'sche  Kineto 
von  dem  schon  seit  langer  Zeit  sei 
geschrieben  worden  ist,  ist  nun  endli 
Kurzem  in  Chicago  ausgestellt.  Gen 
nommen  ist  dasselbe  nach  einem  B 
des  Berliner  Patentbureaus  G  e  r  s  < 
Sachse  nichts  anderes  als  einer 
„Schnellseher*',  wie  sie  von  Ansc 
und  Anderen  seit  langer  Zeit  gebaut  v 
jedoch  ein  solcher  grossen  Styls.  Die 
der  Vorführung  beträgt  nämlich  30  See 
während  welcher  nicht  weniger  al 
verschiedene  Bilder  in  schneller  Fol( 
das  Auge  treten.  In  Folge  dessen  kan 
ganze  Scenen  mit  den  verschiedenan 
aufeinanderfolgenden  Bewegungen  le 
Wesen  dem  Beschauer  vorführen. 


Verantwortlicher  Redaoteur :  JOSEF  EAREIS.  —  Selbstverla«^  des  Elektroteohnisohen  Ycore 
In  Commiasion  bei  LEHMANN  &  WBNTZEL.  Buchhandlung  Ittr  Technik  und  Kunst. 
Druck  von  B.  SPIES  &  Co.  in  \nen,  Y.,  Stranssengisie  16. 


Zeitschrift  für  Eleictrotechnilc. 


XJI.  Jahrg.  1.  September  1894.  Heft  XVII. 


ABHANDLUNGEN. 


Kraftübertragung  mit  mehrphasigem  Wechselstrom. 

Von  CHARLES  F.  SCOTT.*) 

Die  Kraftübertragung  mit  zweiphasigem  oder  dreiphasigem  Wechsel- 
strom bietet  jede  für  sich  gewisse  Vortheile.  Beim  Dreiphasen-System 
braucht  man  zur  Uebertragung  einer  gewissen  Energiemenge  bei  Anwendung 
der  gleichen  maximalen  E.  M.  K.  um  25%  weniger  Kupfer  für  die 
Leitungen  als  beim  Zweiphasen-System;  die  Selbstinduction  der  Strom- 
leitungen ist  unter  denselben  Umständen  um  57%  kleiner,  und  daher  ist 
auch  der    durch    die  Selbstinduction    verursachte  Spannungsabfall    kleiner. 

Ein  Nachtheil  des  Dreiphasen-Systemes  liegt  aber  darin,  dass  man 
nicht  die  Stromzweige  beliebig  belasten  kann,  während  dies  beim  Zwei- 
phasen-System möglich  ist.  Aus  diesem  Grunde  wurde  das  letztere  System 
für  die  Kraftübertragungs-Anlage  am  Niagara  angenommen.  Das  Zwei- 
phasen-System ist  auch  einlacher  für  die  Stromvertheilung,  weil  man  nur 
zwei  Stromzweige  hat  Zur  Transformation  der  Ströme  braucht  man  nur 
zwei,  beim  Dreiphasen-System  drei  Transformatoren  oder  einen  drei- 
schenkeligen  Transformator,  welcher  mehr  Kosten  und  einen  grösseren 
Arbeitsverlust  bewirkt.  Der  letztere  Umstand  kommt  namentlich  bei  An- 
wendung von  kleineren  Motoren  sehr  in  Betracht,  Das  Zweiphasen-System 
bietet  demnach  wesentliche  Vortheile  für  die  Stromvertheilung,  während 
das  Dreiphasen-System  sich  für  die  Fernleitung  besser  eignet. 


Fig.  I. 

Charles  Scott  hixt  eine  einfache  und  sehr  sinnreiche  Methode 
ersonnen,  um  die  Vortheile  beider  Systeme  zu  vereinigen.  Es  ist  wohl 
bekannt,  dass  die  Resultirende  zweier  Elektromotorischer  Kräfte,  welche 
in  Serie  wirken  und  in  der  Phase  verschieden  sind,  sowohl  dem  Werthe 
als  auch  der  Phase  nach  von  den  beiden  Componenten  im  Allgemeinen 
verschieden  ist.  Wenn  zwei  Elektromotorische  Kräfte,  welche  einen  Phasen- 
unterschied von  90^  haben,  in  Serie  wirken,  so  ist  die  resultirende  E.  M.  K. 
der  Grösse  und  Richtung  nach  durch  die  Hypothenuse  eines  rechtwinkeligen 
Dreieckes  dargestellt,  dessen  Katheten  die  beiden  Componenten  vor- 
stellen. 

Wenn  daher  in  der  Fig.  i  die  Strecken  A  O  und  O  B  die  Com- 
ponenten der  E.  M.  K.  vorstellen,  welche  in  Serie  wirken,  so  ist  die 
Resultirende  dargestellt  durch  die  Linie  AB,  welche  im  Vergleiche  mit 
jeder  Componente  einen  Phasenunterschied  hat. 


♦)  Auszug  aus  „The  Eicctricnl  Englncer",  New- York,  1894,  pag.  254. 

34 


442 


Man  kann  di^  Componenten  so  wählen,  dass  O  B  hiJb  §o  ^ 
ist  wie  A  B,  wie  dies  in  der  Figur  dargestellt  ist.  Es  ist  leicht  einzuse 
dass  dieselbe  E.  M.  K.  O  A  sich  mit  der  Componente  O  C\  welche  e 
Phasenunterschied  von  90^  hat,  aber  entgegengesetzt  gerichtet  und  g 
gross  ist  wie  O  B,  zu  einer  Resultirenden  A  C  zusammengesetzt,  w< 
ebenso  gross  wie  A  B,  aber  in  der  Phase  verschieden  ist.  B  O  und 
^eben  zusammen  B  C.  Die  E.  M.  K.  B  C  lässt  sich  daher  mit  der  in 
Phase  um  90^  verschiedenen  E.  M.  K.  A  O  in  solcher  Art  zusamr 
setzen,  dass  die  Elektromotorischen  Kräfte  A  B  und  C  A  entstehen,  wc 
im  Vereine  mit  B  C  drei  gleich  grosse,  aber  in  der  Phase  um  je 
verschiedene  E.  M.  K.  bilden,  wie  sie  beim  Dreiphasen-System  angewe 
werden. 

Die  Anwendung  dieser  Schaltung  bei  den  Transformatoren  ii 
den  Figuren  2  und  3  dargestellt.  Die  Primärspulen  von  zwei  Tran 
matoren  sind  mit  einem  Zweiphasen-Generator  verbunden;  die  in 
Secundärspulen  inducirten  Elektromotorischen  Kräfte  hal>cn  daher  e 
Phasenunterschied  von  90^.  Die  Secundärspule  des  einen  Transform. 
hat  IOC  Windungen;  von  der  Mitte  derselben  ist  eine  Abzweigung 
macht.  Die  Secundärspule  des  zweiten  Transformators  hat  87  Windun 


AAAAAAAA 
IVNAAAAAAI 


HOOO- 


*— 50- 


-IOO- 


-|000• 


lAAAAAAA/ 

fvWWWI 

—86.7  — 


-100- 


Fig.  2. 


Fig.  3. 


welche  Zahl  ungeßihr  gleich  ist  50.1/^3.  Ein  Ende  dieser  Secundäri 
ist  mit  der  Mitte  der  Secundärspule  des  ersten  Transformators  verbun 
zwischen  den  freien  Wickelungsenden  bestehen  Elektromotorische  Kr 
welche  paarweise  einen  Phasenunterschied  von  120^  haben.  Wenr 
primären  Elektromotorischen  Kräfte  je  1000  V.  betragen,  so  sind  d 
den  Secundärkreisen  der  Transformatoren  inducirten,  respective  100 
Sy  V.,  die  Spannungsdiflferenz  zwischen  je  zwei  der  freien  Wickek 
enden  beträgt  100  V.  Man  erhält  Dreiphasenstrom  und  kann  mit  ( 
selben  Dreiphasen-Motoren  betreiben.  Das  System  der  Kraltübertraj 
kann  so  durchgeführt  sein,  dass  die  von  einem  Zweiphasen-Gene 
erzeugten  Ströme  in  Dreiphasenstrom  umgeformt  werden,  wie  dies  in 
Figur  4  dargestellt  ist.  Die  Windungszahlen  der  Transformatoren  köi 
so  gewählt  werden,  dass  die  Elektromotorischen  Kräfte  durch  die  Ti 
Formation  erhöht  werden.  Die  Fernleitungen  führen  Dreiphasenstrom, 
durch  ein  Ersparniss  an  Kupfer  erzielt  wird.  In  der  Secimdärstation  1 
man  den  Dreiphasenstrom  durch  zwei  Transformatoren  wieder  in  Z 
phasenstrom  umwandeln.  Dieser  kann  zum  Betriebe  von  Zweipha 
Motoren  verwendet  werden;  man  kann  auch  jeden  der  beiden  St 
zweige  mit  Lampen  in  unabhängigerweise  belasten.  Wenn  man  de 
der  Figur  links  gezeichneten  Transformator  mit  Lampen  belastet,  so 


443 


nur  ein  Stromkreis  des  Generators  belastet,  denn  der  Primärkreis  des 
Transformators,  welcher  die  betrachteten  Lampen  mit  Strom  versoi^,  ist 
direct  mit  zwei  Fernleitungen  verbunden,  welche  in  der  Primärstation  mit 
den  Secundär  -  Klemmen  des  unteren  Transformators  verbunden  sind, 
dessen  Primärkreis  mit  dem  einen  Stromkreise  des  Generators  unmittelbar 
verbunden  ist 

Wenn  man  den  in  der  Figur  rechts  gezeichneten  Transformator 
mit  Lampen  belastet,  so  fliesst  der  entsprechende  Strom  des  Primärkreises 
dieses  Transformators  einerseits  durch  die  oberste  der  Dreiphasen-Leitungen, 
andererseits  zur  Mitte  der  Primärwickelung  des  links  gezeichneten  Trans- 
formators, durchfliesst  die  beiden  Wickelungshälften  in  entgegengesetzter 
Richtung,  fliesst  dann  durch  die  beiden  parallel  geschalteten  unteren  Fem- 
leitungen in  die  Primärstation,  daselbst  durch  die  beiden  Wickelungs- 
hälften des  imteren  Transformators  in  verkehrter  Richtung  und  dann  zur 
Klemme  des  oberen  Transformators.  Werden  die  beiden  Hälften  der 
einen  Bewickelung  eines  Transformators  in  entgegengesetzter  Richtung 
durchflössen,  so  ist  der  Spannungsverlust  in  Folge  der  Selbstinduction 
sehr  gering;  in  der  anderen  Bewickelung  wird  kein  Strom  inducirt.  Für 
die  zuletzt  betrachteten  Lampen  liefert  daher  nur  der  obere  Transformator 

3  PHASEN  LEITUNG ' 


v^-^    Uat 


!  PHASEN -5  PHASEN 
TRAN8F0RM0T0R 


100 


m 


pj 


^Jlvlr-' 

o  k> 

o  o 

o  k> 
o 


o 


LAMPEN 


Z  PHASEN  MOTOR      3  PHASEN  MOTOR 


Fig.  4. 


der  Primärstation  Strom,  und  daher  ist  auch  nur  der  zweite  Stromkreis 
des  Generators  allein  belastet.  Der  geringe  Spannungsverlust,  welcher 
dadurch  bewirkt  wird,  dass  der  Strom  den  unteren  Transformator  der 
Primärstation  und  den  linken  Transformator  der  Secundärstation  in  zwei 
Wickelungshälften  in  entgegengesetzter  Richtung  durchfliesst,  wird  dadurch 
compensirt,  dass  in  diesem  Falle  für  die  eine  Stromleitung  zwei  parallel 
geschaltete  Femleitungen  dienen,  wodurch  der  Widerstand  des  Stromkreises 
verringert  wird.  In  der  Secundärstation  können  die  beiden  Transformatoren 
auch  gleichzeitig  den  Strom  für  die  Lampen  und  die  Zweiphasen-Motoren 
liefern.  Man  kann  auch  Dreiphasen-Motoren  unmittelbar  oder  nach  Ein- 
schaltung von  Transformatoren  betreiben.  Bezüglich  der  Regulirung  ver- 
hält sich  der  Generator,  welcher  mit  der  beschriebenen  Dreiphasenstrom- 
Femleitung  verbunden  ist,  ebenso,  als  ob  die  beiden  Stromkreise  des  Gene- 
rators unmittelbar  belastet  würden. 

Das  System  kann  auch  so  abgeändert  werden,  dass  ein  Dreiphasen- 
Generator  mit  einer  Dreiphasenstrom-Feraleitung  verbunden  wird;  in  der 
Secundärstation  wird  der  Strom  mit  Hilfe  von  zwei  Transformatoren  in 
Zweiphasenstrom  umgeformt.  Jeder  der  entstehenden  beiden  Stromkreise 
kann    unabhängig    belastet    werden.     Man    kann    in    dieser  Weise   einen 

84* 


444 


Dreiphasen-Generator  mit  Lampen  belasten,  die  in  zwei,  anstatt  in  dr 
Kreise  geschaltet  sind  und  kann  dadurch  die  complicirte  Regulirung  d€ 
Generators  vermeiden,  welche  sonst  bei  ungleicher  Belastung  notl 
wendig  ist. 

Man  kann  auch  die  beschriebene  Schaltung  dazu  benützen,  um  m 
Hilfe  von  zwei  Transformatoren  einen  Dreiphasenstrom  von  gegeben< 
SpannungsdiiTerenz  in  einen  Dreiphasenstrom  von  anderer  Spannung: 
differenz  umzuformen;  die  Anordnung  ist  in  der  Fig.  5  dargestellt. 


,  :oo  »fTTiT^ ' T ^^ ^ 

\/\A/Wv\M  KaaAAAAA 


NAAA4SAA/VI 


-1000- 


-50 — •- 


4—50 — ^ 


-100 


-100»- 


twwwwi 

86.7 


-100- 


HOO- 


Der  Wirkungsgrad  der  beiden  Transformatoren,  welche  Zweiphaser 
Strom  in  Dreiphasenstrom  umformen,  ist  ebenso  hoch,  als  wenn  di 
beiden  Transformatoren  zwei  unabhängige  Wechselströme  umforme 
^vürden.  Die  Vortheile  des  Tesla' sehen  Systems,  welches  gegen wärti 
in  Amerika  immer  mehr  an  Ausbreitung  gewinnt,  werden  durch  di 
Ijeschriebene  Schaltung  noch  erhöht,  da  für  die  Fernleitung  der  Ström 
noch  günstigere  Verhältnisse  geschaffen  werden. 


Messung  der  Capacität  von  Condensatoren  mit 
Wechselstrom-*) 

Von  J.  SAHULKA. 
(Ans  dem  Elektrotechnischen  Institute  der  k.  k.  technischen  Hochschule  in  Wien.) 

Der  Zweck  der  vorliegenden  Arbeit  war,  zu  untersuchen,  wie  sie 
die  Condensatoren  im  Wechselstrombetriebe  verbalten,  und  insbesonder 
2u  prüfen,  ob  sie  dieselbe  Capacität  haben,  wie  sie  mit  einer  Gleichstron 
Cjuellr  gemessen  wird  oder  nicht.  Die  Capacität  von  Condensatoren,  welch 
m  einen  Wechselstromkreis  eingeschaltet  sind,  könnte  in  der  Weis 
gefunden  werden,  dass  man  die  Stärke  des  Ladungsstromes  und  di 
Spann ungsdifferenz  am  Condensator  misst.  Zur  Untersuchung  verschiedene 
Condensatoren  würde  man  mehrere  Strom-  und  Spannungsmesser  benöthigei 
Nach  den  Versuchen  von  Steinmetz**)  verbrauchen  die  Condensatore 
mit  festem  Dielektricum  im  Wechselstrombetriebc  eine  Arbeit,  welch 
ianerhalb     eines    weiten    Bereiches    dem    Quadrate    der    Spannungsdifferec 


*)  Diese  Abhandlung  und  die  im  Hefte  XVI,  1894,  S.  427,  yeröflfentlichte  „Erklärni 
des  Ferranti^schen  Phänomens*'  erschienen  im  Vorjahre  in  den  Sitz.  Ber.  der  k.  Akad.  d.  Wia 
in  Wien. 

**)  Dielektrische  Hysteresis,  von  Ch.  Steinmetz.    „Elektrotechnische    Zeitschrift 
IJerlin   1892,  S.  227. 


445 

proportional  ist.  Da  ich  nicht  blos  die  Capacität,  sondern  auch  die  Arbeits- 
Verluste  der  Condensatoren  ermitteln  wollte,  wählte  ich  zur  Messung  eine 
Methode,  welche  analog  ist  der  Joubert'schen  Methode  zur  Bestimmung 
der  Selbstinductions-Coefficienten.  Das  Resultat  meiner  Untersuchungen  ist, 
dass  die  Capacität  der  Condensatoren  mit  festem  Diel  ek  tri  cum 
im  Wechselstrombetriebe  beträchtlich  kleiner  ist  als  die 
mit  einer  Gleichstromquelle  gemessene    Capacität. 

Als  Messinstrument  verwendete  ich  ein  Elektrometer,  und  zwar  ein 
Multicellular  -  Voltmeter  von  W.  T  h  o  m  s  o  ft,  mit  welchem  Spannungs- 
differenzen  von  80  bis  400  Volt  gemessen  werden  konnten.  Das  Instrument 
enthält  in  gleichen  Abständen  fibereinander  eine  Reihe  von  Quadranten- 
paaren AA  (Fig.  i),  welche  untereinander  leitend  verbunden  sind,  diese 
bilden  das  feste  System.  In  den  einzelnen  so  entstehenden  Zellen  befinden 
sich  Aluminiumnadeln  B,  welche  untereinander  in  fester  Weise  leitend  ver- 
bunden sind  und  von  einem  feinen  Platindrahte  und  einer  Spirale  getragen 
werden.  Das  Instrument  hat  zwei  Klemmen,  von  welchen  die  eine  mit  dem 
festen  System,  die  andere  mit  den  Nadeln  und  einem  das  Instrument  ein- 
schliessenden  Metallgehäuse  C  leitend  verbunden  ist.  Wenn  zwischen  den 
Klemmen  des  Instrumentes  keine  Spannungsdifferenz  besteht,  so  nehmen 
die  Nadeln  eine  Stellung  zwischen  den  Quadranten  ein.  Wird  das  Instrument 
an    zwei  Funkte  angeschlossen,    welche  eine  Spannungsdifferenz  haben,    so 


Fig.  I. 

werden  die  Nadeln  in  der  Richtung  der  Pfeile  zu  den  Quadranten  bewegt. 
Die  Drehung  ist  stets  kleiner  als  90^.  Die  Ablesung  erfolgt  mit  Hilfe  eines 
Zeigers,  welcher  auf  einer  Scala  einspielt.  Bei  dem  verwendeten  Instrumente 
waren  nur  die  Intervalle  zwischen  120  und  220  Volt  hinreichend  gross, 
um  eine  genaue  Ablesung  zu  ermöglichen.  Um  nun  zu  wissen,  ob  in  jedem 
Falle  die  Capacität  und  der  Ladestrom  des  Instrumentes  vernachlässigt 
werden  kann,  wollte  ich  zunächst  diese  beiden  Grössen  bestimmen.  Dies 
war  mit  keiner  der  bekannten  Methoden  ausführbar,  da  sowohl  der 
Ladestrom,  als  auch  die  Capacität  ausserordentlich  klein  sind.  Die  Be- 
stimmung geschah  in  folgender  Weise :  Um  eine  passende  Spannungsdifferenz 
zu  haben,  wurde  der  zur  Verfügung  stehende  Wechselstrom  von  circa 
100  Volt  Spannungsdifferenz  mit  Hilfe  eines  Transformators,  dessen 
Umsetzungsverhältniss  i  :  2  war,  transformirt.  Es  wurde  hierauf  die 
Spannungsdifferenz  E  zwischen  den  Klemmen  des  Secundärkreises  des  Trans- 
formators gemessen,  wenn  derselbe  nur  durch  das  Multicellular-Voltmeter 
geschlossen  war.  Hierauf  wurde  zu  dem  Voltmeter  ein  bekannter  grosser 
Graphitwiderstand  in  Serie  geschaltet.  Das  Voltmeter  zeigte  nun  eine 
kleinere  Spannungsdifferenz  jE^  an.  Da  das  Voltmeter  als  ein  kleiner  Luft- 
condensator  angesehen  werden  kann,  muss  die  auf  dasselbe  entfallende 
Spannungsdifferenz  E^  (Fig.  2)  im  Vergleich  zu  dem  Ladestrom  J  in  der 
Phase    um    90^    nachfolgen,     während     die    gleichzeitig    auf    den    Graphit- 


446 


widerstand    entfallende    Spannung sdifferenz  Ef'    mit    dem  Strome  J   \ 
Phase  übereinstimmt.^)  Es  ist  daher : 

Da  E  und  Ef  beobachtet  wurde,  ist  Ef'  bekannt;  nun  kenn 
auch  den  Ladestrom 

Ist  n  die  Periodenzahl  des  Wechselstromes,  welche  als  b< 
vorausgesetzt  ist,  so  hat  man: 

J=  ZTcnE'  C 

Der  verwendete  Wechselstrom  hatte  5000  Pol  Wechsel  in  der  Mm\i 
dass  2>  =  2  icn=  262  ist.  In  der  folgenden  Tabelle  sind  die  Resultate 
Versuchsreihe  zusammengestellt.  Die  Grössen  E  sind  in  Megobn] 
Grössen  E^  E^,  Ef*  in  Volt,  J  in  Milliontel- Ampere^  C  in  Mil! 
Mikrofarad  ausgedrückt.  Die  leute  Reihe  enthält  dra  scheinbaren  Wide 
des  Voltmeters  in  Megohm. 


Fig.  2. 


R 

E 

E' 

E^' 

J 

C 

II '05 

207-2 

195*3 

69- 2 

6-26 

122 

3 

20  78 

207 -6 

I77-I 

108-3 

5-21 

112 

3 

33*  lö 

207-6 

154-6 

1386 

4-18 

103  ^ 

3 

41  90 

207-9 

140-3 

153*4 

3-66 

99-6 

3 

52-40 

208  0 

1244 

166-7 

3*i8 

976 

3 

In  Fig.  3  sind  die  Versuchsresultate  graphisch  dargestellt.  Die  1 
der  Abscissen    bedeutet    ein  Volt,    die  Einheit    der  Ordinaten  bedeui 

die  Curve   C  :  — 5-  Mikrofarad,  für  die  Curve  J :  — =-  Ampere,  Wie  ersi 
lo«  10^ 

isty  wächst  die  Capacität  des  Instrumentes  mit  zunehmender  Voltzahl 

musste    sich    ergeben,    weil    bei    zunehmender  Spannungsdifferenz    si( 

Nadeln    zu    den  Quadranten    bewegen.    Würde    man    bei    der  Messui 

bewegliche  System  stets  mit  Hilfe  eines  Torsionsknopfes  in  die  Nulls 

zurückdrehen,     so    wäre    die    Capacität    constant;     dann    könnte    aut 

Scala    über    die    ganze  Peripherie    reichen.    Es  wäre  dann    die  Span 

differenz  E^    und    der  Ladungsstrom  J  proportional  der  Quadratwura 


*)  Unter  E^  J  sind  die  Quadratwurzeln    aus   dem  mittleren  Quadrate  der  t< 
liehen  Spannungsdifferenz,  respective  des  Stromes  verstanden. 


447 


dem  Torsiooswinkel.  Wie  aus  der  Tabelle  ersichtlich  ist,  verbraucht  das 
Instrument  nicht  mehr  Strom  als  ein  Spiegelgalvanometer,  Wenn  für  ein 
Instrument  die  Curve  J  (Fig.  3)  aufgenommen  ist,  so  kann  man  umgekehrt 
mit  dem  Instrumente  grosse  Widerstände  messen,  welche  frei  sind  von 
Capacität  und  Selbstinduction. 

Um  die  Capacität  eines  Condensators  im  Wechselstrombetriebe  zu 
messen,  schaltete  ich  zu  demselben  einen  inductionslosen  Widerstand  R  in 
Serie,  der  von  derselben  Grössenordnung  sein  muss  wie  der  scheinbare 
Widerstand  des  Condensators ;  zu  jedem  Condensator  gibt  es  einen  solchen 
geeigneten  Widerstand.  Mit  dem  Multicellular- Voltmeter  wurde  die  gesammte 
Spanncmgsdifferenz  E^  die  am  Condensator  Ef  und  die  am  Widerstände 
herrschende  E*    gemessen.    Ist    der    Condensator    ein  Luftcondensator,    so 


120 
110 

too 

90 
80 

' 

5"-* 

^^ 

/^ 

.^ 

-^ 

^ 

70 
60 

' 

/^ 

50 

^ 

^ 

^ 

y^ 

,^0 



?0 

10 

w 

100        HO 


/w 


190        200 


Fig.  3. 


kann  E  als  Hypotenuse  eines  rechtwinkeligen  Dreieckes  dargestellt  werden, 
dessen  Katheten  E^  E'*  sind  (Fig.  2).  Hat  er  jedoch  ein  festes  Dielektricum, 
so  ist  E'  im  Vergleich  mit  dem  Ladestrome  J  und  daher  auch  im  Vergleich 
mit  E**  um  einen  Winkel  cp  in  der  Phase  verschoben^  welcher  kleiner  ist 
als  90^,  wie  dies  im  Polardiagramm  (Fig.  4)  dargestellt  ist.  Die  Componente  Ef 
überwindet  den  inductiven  Widerstand  des  Condensators.  Da  das  Dielektricum 
des  Condensators  im  Wechselstrombetriebe  Arbeit  verbraucht,  was  auch 
an  der  Erwärmung  desselben  kenntlich  ist,  so  folgt,  dass  die  Capacität 
des  Condensators  in  jedem  Zeitmomente  eine  andere  ist.  Sowie  nun  die 
Stromstärke  oder  SpannungsdifFerenz  im  Wechselstrombetriebe  definirt  wird 
als  die  Quadratwurzel  aus  dem  mittleren  Quadrate  der  veränderlichen 
Stromstärke,  respective  Spannungsdifferenz,  so  muss  auch  für  die  Capa- 
cität    C     eines    Condensators     im     Wechselstrombetriebe     eine     Definition 


448 


gewählt    werden.    Die  Definition    könnte    mit  Rücksicht    auf  die  Foro 
lauten : 

Der  inductive  Widerstand  eines  in  einen  Wechselstromkreis 
geschalteten  Condensators  ist  gleich  dem  Quotienten  aus  der  durc 
Ladung  des  Condensators  hervorgerufenen  Spann ungsdifferenz  E'  un« 
Stromstärke  J, 

Die  Capacität  O  des  Condensators  ist  gleich  dem  reciproken  W 
des  Productes  aus  dem  inductiven  Widerstände  und  2  ic  n. 

In  der  folgenden  Tabelle  sind  einige  Versuchsresultate  zusan 
gestellt,  welche  an  Condensatoren  angestellt  wurden,  die  paraffinirtes  P 
als  Dielektricum  hatten.  C  ist  die  mit  einer  Gleichstromquelle  in  beka 
Art    gemessene  Capacität  in  Mikrofarad,    der  vorgeschaltete  Widerstai 


ist  Id  Ohm,  E^  E*  E**  in  Volt,    J   in  Ampere    ausgedrückt,    T'  = 


£". 


ist    die    Capacität     des    Condensators     im    Wccbsrlstrombetricbc    un< 
ebenfalls    m  Mikrofarad     ausgedrückt.     Es    wurde    ferner   noch  die  Pb 
Verschiebung  9    und     der    Arbeits  verbrauch   vi    im    Conden^atof    \n 
ausgedrückt  berechnet  gemäss  den  F'ürmeln  i*^ 


Endlich  wurdea  ooch  gerechnet  die  Grösseo: 


P  =  7  cos  Cf 


wie 


Der  untersuchte  Condensator  verhält  sieb 
Luftcoodensator  von  der  constanteti  Cajaacität 
eio  Ohm'scber  Widerstand  p  vorgeschaltet  ist*  Die  Grössi 
welche  durch  die  obige  Formel  deEinirt  ist^  könnte  man  die  effcct  i  vc  C 
cität    des  Condensators  nennen;    diese  ist    ein  wenig  grösser  ah 


i    '■ 

K          E 

E' 

E" 

J 

(•* 

1 

'  1 ' 

p 

1 

1 

1^004 

4000 

206 '9 

147  ^s 

135-2 

00J3S 

0*873 

S60  9' 

0336 

393*7 

4363 

0' 

3 

l^CK>4 

Sooo 

206^8 

132*0 

Hr^ 

00298 

0S62 

SSÖ31- 

0  30S 

346- 6 

441Ö 

6* 

3    '-004 

6000 

Z07  s 

J20^  I 

ibi'  I 

0*0269 

o'^SS 

8bf>    2' 

0-234 

3'>9'i 

4454 

0^ 

4 

1-004 

7000 

ao7-4 

107 'S 

170  0 

0-0243 

0863 

SS''S9* 

0-1S3 

J09-7 

44'3 

0* 

5 

0-514 

9000 

307-6 

139-7 

>45  3 

OOIÖJ 

0440 

Su«3<V 

o'i37 

527*9  8661 

ci- 

6 

2 -618 

2<XK> 

aoy '  i 

t2g^B 

n^  5 

n'ü76j 

2*144 

SS^S' 

0-697 

119*7 

1697 

3' 

*)  Die  Bestimmnog  der  in  einem  Wechselstromapparate  verbrauchten  Energi 
Hilfe  der  Beobachtung  von  drei  Spannangsdififerenzen  wnrde  zuerst  von  A)  r  t  o  n 
Snropner  aasgeführt  Phil.  Mag.,  Bd.  32,  p.  204,  1S91. 


449 

Es  scheint  mir  am  vortbeilhaftesten  zu  seia,  bei  einem  Condensator 
die  efFective  Capacität  C",  sowie  den  Arbeitsverlust,  der  in  ihm  bei  einer 
bestimmten  Spannungsdifferenz  und  Periodenzahl  stattfindet,  anzugeben.  Da 
«ich  die  Grösse  cos  9  als  eine  Differenz  von  grossen  Zahlen  ergibt,  ist  die 
Bestimmung  von  9  etwas  unsicher.  Dadurch  ist  auch  p  und  der  Arbeits - 
verbrauch  etwas  unsicher  bestimmt,  so  dass  sich  namentlich  bei  Spannungs- 
variationen leicht  Abweichungen  ergeben  können,  wie  dies  bei  dem  mit 
Nr.  2  bezeichneten  Versuche  der  Fall  war.  Will  man  ^,  p  und  den  Arbeits- 
verbrauch genau  ermitteln,  so  muss  man  jeden  Versuch  mehrmals  wiederholen 
und  die  Mittelwerthe  nehmen.  Die  Werthc  des  C"  differiren  bei  ruhigem 
Gange  der  Maschine  nur  um   i^/q. 

Nimmt  man  aus  den  ersten  vier  Versuchen,  welche  sich  auf  denselben 
Condensator  beziehen,  das  Mittel,  so  ersieht  man,  dass  das  Verhältniss 
der  C  der  drei  Condensatoren  (i  :  0*510  :  2*6oo)  übereinstimmt  mit  dem 
Verhältnisse  der  Werthe  C  (i  :  0*512  :  2*6o8).  Es  ergaben  sich  aber  die 
Werthe  C"  um  14^/0  kleiner  als  die  Werthe  C.  Man  ersieht  daraus,  dass 
die  Condensatoren  im  Wechselstrombetriebe  eine  kleinere 
Capacität  haben  als  die,  welche  sich  bei  einer  Messung  mit 
einer  G 1  eich  Stromquelle  ergibt;  nur  bei  den  Luftcondensatoren 
kann  dies  nicht  der  Fall  sein.  Die  Ursache  dieser  Erscheinung  liegt  in 
der  Beschaffenheit  des  Dielektricums.  Wenn  auch  dasselbe  einen  sehr 
grossen  Widerstand  hat,  nimmt  es  bei  der  Ladung  doch  elektrische  Energie 
auf.  Bei  der  Entladung  wird  ein  Theil  dieser  Energie  wieder  zurückgegeben, 
wrährend  ein  anderer  Theil  in  Wärme  umgewandelt  wurde.  Aus  diesem 
Grunde  beobachtet  man  bei  der  Verwendung  einer  Gleichstromquelle  sowohl 
einen  zu  grossen  Ladungs-,  als  auch  einen  zu  grossen  Entladungsausschlag 
am  Spiegelgalvanometer,  weil  dasselbe  nicht  blos  die  Elektricitätsmenge 
anzeigt,  welche  die  Belegungen  aufgenommen  haben,  sondern  auch  die, 
welche  vom  Dielektricum  aufgenommen,  respective  bei  der  Entladung 
theilweise  zurückgegeben  wurde.  Im  Wechselstrombetriebe  erfolgt  Ladung 
und  Entladung  in  sehr  kurzer  Zeit,  indem  sich  während  der  Dauer  einer 
Viertelperiode  die  Spannungsdifferenz  vom  Nullwerthe  bis  zum  Maximalwerthe 
ändert.  Daher  hat  das  Dielektricum  bei  jeder  einzelnen  Ladung  nicht 
hinreichend  Zeit,  so  viel  elektrische  Energie  aufzunehmen,  wie  sie  bei 
gleicher  Spannungsdifferenz  von  einer  Gleichstromquelle  aufnehmen  würde ; 
ebenso  gibt  es  bei  der  Entladung  weniger  Energie  ab.  Aus  diesem  Grunde 
ist  es  erklärlich,  dass  die  Capacität  der  Condensatoren  im  Wechselstrom- 
betriebe viel  kleiner  ist  als  bei  Verwendung  von  Gleichstrom.  Man  muss 
daher  für  den  Wcchselstrombetrieb  eine  besondere  Definition  der  Capacität 
geben,  wie  dies  zuvor  gemacht  wurde. 

Betrachtet  man  die  Werthe  für  die  Verluste  A  in  dem  ersten  Conden- 
sator, so  sieht  man,  dass  sie  mit  dem  von  Steinmetz  an  der  citirten 
Stelle  angegebenen  Gesetze,  dass  die  Verluste  dem  Quadrate  des  ^  pro- 
portional sind,  annähernd  übereinstimmen.  Sollte  das  Gesetz  genau  erfüllt 
sein,  so  müssten  die  Zahlen  lauten  0'352,  0'28i,  0'232,  0186. 

Ich  habe  in  gleicher  Weise  auch  die  Capacität  von  Leydnerflaschen 
untersucht,  es  war  aber  dann  nothwendig,  zu  den  Flaschen  einen  Widerstand 
von  ein  Megohm  in  Serie  zu  schalten.  Da  das  Multicellular- Voltmeter  je 
nach  der  Ablenkung  einen  Widerstand  von  30  bis  40  Megohm  hätte, 
durfte  man,  wenn  genaue  Messungen  ausgeführt  werden  sollten,  den  durch 
das  Voltmeter  fliessenden  Strom  nicht  mehr  vernachlässigen.  Die  Berechnung 
gestaltet  sich  dann  etwas  complicirter. 

Bei  zwei  cylindrischen  Leydnerflaschen  von  14  cm  Durchmesser,  deren 
Belegungen    14  cfm    hoch    waren,    und    deren  Glasdicke    im  Mittel   3*60  tmm 


450 


war^  ergab  sich,  wenn  man  den  durch  das  Multicellular-Voltmeter  fl 

Strom  vernachlässigte,    eine  Capacität  von  r-  Mikrofarad,  welcfa 

Flaschen  zusammen  zukommt. 

Eine  ganz  kleine  Leydnerflasche  schaltete  ich  mit  dem  Mull 
Voltmeter  direct  in  Serie.  Man  kann  angenähert  annehmen, 
Spannungsdifferenz  E'  an  der  Leydnerflasche  mit  der  Spannungsdifi 
am  Voltmeter  in  der  Phase  übereinstimmt.  Dann  verhalten  si< 
Grössen  verkehrt  wie  die  Capacitäten.  Die  verwendete  Flasche  hat! 
Durchmesser,  die  Höhe  der  Belegung  war  1 1  cm.  Es  wurde  bec 
E=z  207*6,  E'  ==  190-6;  daher  ist  JB"  =  17*0.  Da  das  Multicellular-1 

bei  der  Spannungsdifferenz  von   190*6  Volt  eine  Capacität  von   — 

farad    hat,     wie    aus    der  Fig.  3     ersichtlich    ist,    so    ergibt    sich 
Capacität  der  Leydnerflasche  der  Werth : 

IIQ      IQO*6 

C"  =  — ^    — ^ =  0-00133   Mikrofarad. 

lo^        17 


Eine  Taschen-Boussole  für  Telegraphen-Aufsichtsc 

Von  W.  MIXA. 

Die    gewöhnlichen    Taschen- Boussolen,     recte  Taschen-Galva 
zeigen  durch  ihre  Nadelablenkung  an,    dass  ein  Strom    durch   sie 
über  die  Grösse  dieses  Stromes  geben  sie  keine  Auskunft. 

Die  Stromverhältnisse  in  Telcgraphenlinien  und  überhaupt  in 
galvanischen  Batterien    betriebenen  Stromkreisen    können    in    Erm 
eines    geeigneten  Strommessers    nur    nach    der  Anzahl    der    einges 
galvanischen  Elemente  und  nach  dem    entweder    gemessenen    oder 
angenommenen  Widerstände  der  Stromkreise  abgeschätzt  werden. 

Das  Bestreben,  eine  genauere  Information  über  die  Stromstä 
Telegraphenlinien  und  über  das  Verhalten  galvanischer  Batterien  ii 
Schlüsse  zu  gewinnen,  führte  mich  zur  Construction  der  in  der  „2 
für  Elektrotechnik"  vom  Jahre  1893,  Heft  XIII  u.  XIV  bescl 
Boussoie,   welche  dem  angestrebten  Zwecke   entspricht. 

Da  jedoch  diese  Boussoie,  wenn  sie  auf  Streckenbereisuni 
geführt  werden  soll,  immer  noch  zu  wenig  handlich  ist,  so  versuch 
eine  handlichere  möglichst  einfache  Taschen-Boussole  herzustel 
Resultat  der  diesfälligen  Versuche  ist  in  nachstehender  Figur  at 
Es  ist  eine  Boussoie,  welche  die  Grösse  eines  massig  starken 
buches  hat,  und,  in  einem  F*iiteral  verwahrt,  bequem  in  der  Rc 
getragen  werden  kann.  Der  Einfachheit  wegen  hat  die  Nadel  keine  Ai 
sondern  wird  abgehoben  und  in  einem  Gehäuse  verwahrt,  das  ober 
Boussolenscala  Platz  fmdet. 

Die  Ablenkungen  der  Nadel  werden  nicht  in  Graden,  sonderi 
pere-Theilcn  angegeben.  Die  Ampere-Theilung  ist  mit  Hilfe  d 
erwähnten  Tangenten- Boussoie  empirisch  ermittelt.  Es  sind  zweierl 
plicationen  angebracht:  eine  für  Ampere-Tausendtel,  die  in  die  < 
zweite  Drahtklemme  mündet,  und  eine  für  Ampere  Hundertel,  di< 
zweite  und  dritte  Klemme  mündet;  erstere  hat  72  Umwindungen  un 
Widerstand;  letztere  7   Umwindungen  und  0*15   Ohm   Widerstand. 

Wenn  die  erste  und  zweite  Klemme  mit  einem  Ausschaltestö 
bunden    sind    (wie    in   der  Figur),    so    ist    die    Multiplication    für 
Tausendtel  ausgeschaltet  und  die  für  Ampere-Hundertel  eingeschalt 


451 


der  Ausschaltestöpsel  nach  rechts  versetzt  wird,  so  ist  die  Multiplication 
für  Ampere-Hundertel  ausgeschaltet  und  die  für  Ampere -Tausendtel  ein- 
geschaltet. Wenn  der  Strom  nicht  durch  eine  der  beiden  Multiplicationen, 
sondern  nur  durch  den  beigegebenen,  in  die  Einkerbung  der  Seitentheile 
des  Boussolengehäuses  einzulegenden  metallischen  Stab  geführt  wird  (in 
der  Figur  unterhalb  des  Grundrisses  der  Boussole  gezeichnet),  zeigt  die 
Nadel  Ampere-Zehntel  an. 

Vom  Theilstrich  O  bis  zum  Theilstrich  30  enthält  die  Scala  Einheiten ; 
vom  Theilstrich  30  bis  50  ist  die  Scala  von  5  zu  5  Einheiten  eingetheilt; 
vom  Theilstrich   50  bis   lOO   von    10  zu    10  Einheiten. 


m 


m 


Fig.  I.  (2/3  nat.  Grösse.) 

Da  derlei  Taschen-Boussolen  zunächst  zum  Gebrauche  für  die  Tele- 
graphenmeister des  k.  k.  Eisenbahn-Betriebs-Directions-Bezirkes  Prag  her- 
gestellt wurden,  so  sind  die  daselbst  vorkommenden  normalen  Stromstärken 
der  Morselinie,  der  Glockenlinie  und  der  Controllinie,  so  wie  die  Strom- 
stärken der  in  Verwendung  stehenden  Calland-  und  Leclanche-Elemenie  bei 
kurzem  Schluss  auf  der  Scala  notirt. 

Die  Anwendung  der  Boussole  ist  die  gleiche,  wie  sie  im  oben  citirten 
Artikel  ausführlich  beschrieben  ist;  sie  kann  sonach  als  Batterieprüfer 
und  als  Linienprüfer  verwendet  werden. 

Um  bei  Ermittlung  der  Polspannung  eines  Elementes  in  einem  äusseren 
Widerstände  von  100  Ohm  einen  Widerstandskasten  entbehrlich  zu  machen, 
ist  dem  Instrumente  eine  bifilar  gewickelte  Widerstandsspule  von  97  Ohm 
beigegeben,  welche  den  Widerstand  der  Boussolenmultiplication  auf  100  Ohm 
ergänzt. 


452 


Wird  das  Element  mit  der  für    eingestellten  Boussole  und 

lOOO 

Widerstandsspule  zusammengeschaltet,  so  kann  die  Polspannung  unn 

von  der  Scala  abgelesen  werden ;  denn  die  Anzahl  der  multipli 

der  Anzahl  Ohm  des  äusseren  Widerstandes  (loo)  gibt  die  Spam 
ZehnteKVoIt  an.  Wo  der  Widerstand  der  Elemente  gegen  den  i 
Widerstand  von  lOO  Ohm  vernachlässigt  werden  kann  (in  der  R( 
Leclanche-  und  Trocken-Elementcn),  kann  die  Polspannung  zugU 
Werth  der  elektromotorischen  Kraft  angesehen   werden* 

Der  Boussole    wird    eine  ihrem  Zwecke    encsprecbende  Anleiti 
Gebrauche  beigegeben. 

Ich  halte  dafür »  dass  ein  derartiger  Strommesser,   wenn  er  aut 
geeignet  ist,  Messungen    mit    jener  Genauigkeit   vorzuoebmeo,     wie 
einem  fOr    wissenschaftliche  Zwecke    gearbeiteten   Messinstrumenie 
wird,    jedem,    der    galvanische  Elemente    zu    behaüdeln     hat,    gute 
leisten    kann,    und    auch    als  Hilfsmittel    des  Unterrichtes    Iq    den  i 
gründen  der  Lehre  vom  Galvanismus  brauchbar  wäre. 


66.  Versammlung  deutscher  Naturforscher  und  Aerzte  In 

24.  bis  30.  September  1S94. 


Auf  der  zu  Nürnberg  1893  abgehalteneo 

65.  Versammlaog  deutscher  Naturforscher  und 
Aerzte  wurde  als  nächster  Versammlungsort 
Wien  bestimmt.  Die  Versammlung  wird  vom 
24.  bis  30.  September  1894  stattfinden. 

Theilnehroer  an  derselben  kann  jeder 
werden,  der  sich  fiir  Naturwissenschaft  oder 
Medicin  interessirt. 

Für  die  Theilneh merkarte  ist  ein  Be- 
trag von  10  fl.  ö.  W.  zu  entrichten ;  die 
Karte  berechtigt  zum  Bezüge  des  Festab- 
zeichens, des  Tagblattes  und  der  anderen 
für  die  Theilnehmer  bestimmten  Dmcksorten, 
zum  Besuche  der  Ausstellung  und  zur  Theil- 
nähme  an  Festlichkeiten;  sie  ist  zu  diesem 
Zwecke  mit  Coupons  versehen,  gegen  welche 
die  entsprechenden  Karten  ausgegeben 
werden.  Weiterhin  berechtigt  die  Theilnehmer- 
karte  zum  Bezüge  von  Damenkarten  ä  5  fl. 
Letztere  legitimiren  die  Besitzerinnen  bei 
den  veranstalteten  Festlichkeiten,  Ausflügen 
u.  s.  w.,  sowie  bei  den  vom  Damen- Aus- 
schuss  vorbereiteten  Uoternehmungen. 

Die  Theilnehmer  karten  sind  bis  22.  Sep- 
tember durch  die  Verlagsbuchhandlung  des 
Herrn  Franz  Deuticke,  I.  Schotten- 
gasse 6,  gegen  Einsendung  des  Betrages, 
vom  23.  September    an  in    der  Kanzlei  der 

66.  Versammlung  deutscher  Naturforscher 
und  Aerzte,  Universität,  I.  Franzensring  zu 
beziehen.  Ebendaselbst  werden  Anmeldungen 
für  den  Beitritt  zur  Gesellschaft  deutscher 
Naturforscher  und  Aerzte  angenommen. 

Das  Tagblatt  wird  täglich  von  9  Uhr 
an  in  dem  dazu  bestimmten  Bureau  der 
Universität  gegen  Vorweisung  der  Theil- 
nehmerkarte  und  Abgabe  des  betrefienden 
Coupons  ausgefolgt.  Dasselbe  wird  das  Pro- 
gramm jedes  Tages,  die  kurzen  Sitzungs- 
berichte des   vorhergehenden  Tages,    ander- 


weitige MittheÜUQgen  hd  die  Tbc 
sowie  die  lA^it  derselben  und  lI 
nungen  cnchultcn^  Um  die  Voll« 
dieser  letzteren  zq  ermöglichen,  \^' 
Theilnehmer  gebeten,  beim  Löseei  i 
nehmerkart«:  seine  Wohnang  nnd 
spätere  Aeuderungen  derselben  ai 
Mit  der  V'ersamniluag  ist  eine 
versitätsgebäude  untergebrachte  A 
verbunden,  zu  deren  Besichtigang  < 
nehmer  vom  24.  bis  30.  Septemb« 
laden  sind.  Dieselbe  zerfällt  in 
theilungen : 

1,  AKkieineine    medidnisch^ual 
schaftliche  Gegenstände ; 

2,  hi=itorische     Aus^tellnDjj     vc 
cinischen   und   nnturhistorischen   Ob 

3,  Aussiellniig     natiirwissen^c 
Lehrmittel  der  österreichischen  Mitt 

Die  ^'ort^jige  finden  in  40  Abt 
statt  u.  zw.:    1.  Mathematik^  2.  Ai 
3.  Geodäile  und   Kartographie,    4. 
logie,  5.  Pliysik,    b.   Mineralogie  ni 
graphie,    7    Chemie,    S.    Pflanzenp) 
und  l'flaf^^t^rlanalumte,  Q*  Systetnati 
tanik  und   FSoristik,    10,  ZooSogie, 
mologie,   12.  Ethnoloj^ie  and  Antbi 
13.  Geoloyje    und   I'fllaeontologie, 
sische  Geographie,     15.  Anatomie, 
siologie,   17.  Piiyaiologtäche  und  me( 
Chemie,   IS.  Chemische  und    mikro 
Untersuchung  der  Nahrungsmittel^   1 
meine  Patholrjgie  utji  pathologische/ 

20.  Pharmakologie     und     Pharma 

21,  PharmacJe^  22^  Interne  Medicin^ 
rnrgie,  34.  Gynäkologie  und  Gel 
25.  Kinderheilkunde,  2t>.  P^ychia 
Neurologie.  37.  Au  gen  heil  künde,  aS 
heilkunde^  ^9  Laryngologic  und  Rl 
30.  Dermati-'ogie  und  Syphilis^  31* 


453 


32.  Medidnalpolizei,  33.  Gerichtliche  Median, 
34^  Medicinische  Geographie,  Statiitik  und 
Geschichte,  35.  Btloeologie  and  Klimato- 
therapie,  36.  Militinanitätswesen,  37.  Zahn- 
heilkunde,  38.  Veterinftrmedidn,  39.  Agri» 
cultnrchemie  and  landwirthschaftliches  Ver- 
sBchswesen,  40.  Mathematischer  and  natnr- 
ivissenschaftlicber  Unterricht. 

Die  Theilnehmer  and  deren  Damen  er- 
halten als  allgemeines  Festabseichen  eine 
weiss-rothe  Rosette  mit  goldenem  Adler  aaf 
schwarzem  Mittelfelde.  Als  besondere  Kenn- 
seichen tragen: 

Der  Vorstand  der  Gesellschaft:  Weisse 
Rosetten  mit  Schleifen. 

Simmtliche  Mitglieder  von  Ansschttssen : 
Weiss-rothe  Rosetten  mit  Schleifen. 

Die  aof  den  Bahnhöfen  fonctionirenden 
Ordner  tragen  weisse  Schärpen  mit  der  Aof- 
schrifc:  „66.  Versammlang  deutscher  Natnr- 
for scher  and  Aerzte.** 

Aas  dem  sehr  reichhaltigen  wissenschaft- 
lichen and  allgemeinen  Programm  seien  hier 
nor  ans  ersterem  die  Vorträge  angeführt, 
welche  für  Elektrotechniker  von  Interesse 
sind. 

4.  AbtheUnng:  Meteorologie.  Sitzangs- 
loc&le:  U.,  Hörsaal  des  geographischen  In- 
stitotes.  Professor  R.  Börnstein;  Lnft- 
elektrische  Beobachtungen  bei  Ballonfahrten. 
Director  Professor  Witt  wer:  Ueber  Lnft- 
elektridtät. 

5.  Abtheilang:    Phjsik.   Sitzangslocale : 
Hörsaal  des  physiluilischen  Institate*,lX.  Bez., 
Türkenstrasse  3.    Professor  H.  H  a  m  m  e  r  1 
(Innsbrnck):    Demonstration    eines    Modells 
ctner    dynamo  -  elektrischen    Maschine,     das 
gesuttet,    mittelst    wandernder    Lichtpunkte 
den    Verlauf    der    Ströme    in    G  r  a  m  m  e's 
Ring    bei    Gleichstrom,    Wechselstrom    und 
Drehstrom    tu   zeigen.    —    Dr.    P.  Bach* 
Ol  e  t  j  e  w  (Sophia)  :    Ueber  die  elektrischen 
E>dströme  Bulganens.  —  Professor  J.  K  1  c- 
m  e  n  d  i  c  (Graz)  :  Ueber  die  Selbstinduction 
in  Eisendrihten.  —  Professor  K.  Z  i  c  k  1  e  r 
(Bränn) :  Ueber  das  Universal-Elektrodynamo- 
meter.  —  Professor  A.  Wassmuth  (Graz)  : 
Die  Anwendung  des  Gaus  s*schen  Principes 
vom    kleinsten  Zwange    auf  die  Physik  und 
insbesondere    Elektrodynamik.    —   Professor 
O.    S  i  m  o  n  y    (Wien) :    Ueber    periodische 
Aufnahmen  des  Sonnenspectrums  vom  Gipfel 
des  Pik  von  Teneriffa  (37  ii  m)  mit  Demon- 
stration   von    im    Sommer    1888    von    dem 
Vortragenden  daselbst  aufgenommenen  ultra- 
violetten Spectren.  —  Dr.  J.  Tuma  (Wien): 
Demonstration     T  e  s  1  a'scher      Experimente 


mit  Strömen  von  hoher  Frequenz.  —  Pro- 
fessor R.  Börnstein  (Berlin) :  Luftelek- 
trische Beobachtungen  bei  Bfdlonfahrten.  — 
Dr.  J.  Sahulka  (Wien):  Nene  Unter- 
suchungen über  den  elektrischen  Lichtbogen. 
—  Hermann  Eis  1er  (Wien):  Thema  vor- 
behalten. —  Professor  P.  N  e  e  s  e  n  (Berlin) : 

a)  Ueber  Messung  von  Verdampfungswärmen. 

b)  Ueber  den  mit  verschiedenen  Quecksilber- 
luftpumpen  erreichten  Verdttnnungsgrad.  — 
J.  Kessler  (Kremsier) :  Der  menschliche 
Körper  als  Elekuidtätsquelle  und  Elektricitäts- 
leiter. 

Professor  Stricker  (Wien)  wird 
Montag  den  24.  September,  Abends  5  Uhr, 
im  Hörsaal  fttr  experimentelle  Pathologie, 
IX.  Allgemeines  Krankenhaus  (LeichenhoO» 
Folgendes  demonstriren :  a)  Das  Potential  eines 
Metalles  in  Flüssigkeit,  b)  Der  Volta'sche 
Gmndversuch  ohne  Contact.  c)  Das  Galvano- 
meter bei  einseitiger  Ableitung  als  Elektro- 
meter, d)  Wirkung  des  negativen  und  posi- 
tiven Poles  auf  den  Menschen. 

Die  Vorstände  folgender  Anstalten  laden 
zu  deren  Besichtigung  ein: 

K.  k.  Sternwarte;  fttr  einen  später  zu 
bestimmenden  Tag. 

Elektrische  Abtheilung  der  „Imperial 
Continental  Gas- Association*',  L  Schenken- 
Strasse  10;  fttr  Freitag  den  28.  September, 
2  bis  3  Uhr  Nachmittags. 

Firma  Siemens  &  Halske,  I.  Augustiner- 
strasse 8 ;  Tag :  nach  Beschluss  der  Ab- 
theilung; Zeit:  swischen  8  und  12  Uhr  Vor- 
mittags oder  I  bis  5  Uhr  Nachmittags.  Zeit- 
dauer der  oberflächlichen  Besichtigung  des 
Etablissements  2 1/2  Stunden. 

Internationale  Elektricitäts-Gesellschaft, 
IL,  Engerthstrasse  199;  Tag  :  nach  Beschluss 
der  Abtheilung,  Zeit :  bis  3  Uhr  Nachmittags. 

Elektrische  Bahn  Mödling— Hinterbrühl ; 
fttr  Donnerstag  den  27.  September,  4  bis 
6  Uhr  Nachmittags. 

7.  Abtheilung:  Chemie.  Sitzungslocale : 
Hörsaal  des  chemischen  Universitäts-Labora- 
toriums, IX.  Währingerstrasse  10.  Ad.  J  o  1 1  e  s 
(Wien):  Ueber  Kesselspeisewasser  und  ttber 
die  Ursache  der  Corrosionen  in  Dampf- 
kesseln. —  J.  O  s er  (Wien) :  Ueber  Elemenur- 
analyse  auf  elektrothermischem  Wege  (mit 
Demonstrationen).  —  J.  M.  E  d  e  r  (Wien) : 
Ueber  ultraviolette  Absorptions-  und  Emissions- 
spectren, mit  Demonstrationen.  —  E.Valenta 
(Wien):  Ueber  die  Photographie  in  natür- 
lichen Farben  nach  der  Interferenzmethode, 
mit  Demonstrationen. 


Installations-Material  für  Schiffsanlagen. 


I.  Allgemeines. 
Auf  keinem  Gebiete  des  Beleuchtungs- 
wesens  hat  sich  das  elektrische  Licht  so 
schnell  und  unbedingt  die  Herrschaft  er- 
worben, als  auf  dem  Gebiete  der  Scbiffs- 
beleuchtung. 


Die  zweifellose  Anerkennung,  welche 
die  Verwendung  des  elektrischen  Lichtes 
auf  Schiffen  sowohl  von  Seiten  des  Schiffs- 
baues,  wegen  der  leichten  und  bequemen 
Montage,  als  auch  von  Seiten  der  Schiffs- 
führuug,  wegen  des  hellen  und  ruhig  brennen- 


454 


I»'* 


den  Lichtes,  gefanden  hat,  ist  der  Grand, 
weshalb  alle  grösseren  Dampfer  der  Neuzeit 
mit  einer  derartigen  Belenchtnng  versehen 
werden. 

Die  Erzeugung  der  elektrischen  Energie 
geschieht  durch  eine  oder  mehrere  Dampf- 
Dynamo-Maschinen,  die  in  der  Nähe  der 
Maschinen-  und  Kesselräume  ihre  Aufstellung 
erhalten  und  ihren  Strom  an  eine  in  mög- 
lichster Nähe  der  Dynamomaschine  ange- 
brachte Schalttafel  abgeben,  von  welcher 
die  einzelnen  Stromkreise  abzweigen.  Die 
Anzahl  dieser  Stromkreise  richtet  sich  nach 
der  Grösse  des  Schififes;  doch  wird  im  All- 
gemeinen folgende  Eintheilung  eingehalten 
werden  können: 

1.  Oberdeck,  ein  Stromkreis. 

2.  Vorderschiff,  ein  bis  zwei  Strom« 
kreise. 

3.  Maschinen-  und  Kesselräume,  zwei 
Stromkreise. 

4.  Achterschiff,  ein  bis  zwei  Strom- 
kreise. 

Hierzu  kommen  noch  gegebenen  Falls 
die  nöthigen  Stromkreise  für  die  Schein- 
werfer. 

Die  Lampen  in  den  Maschinen-  und 
Kesselräumen  (unter  3)  werden  an  zwei 
Stromkreise  so  vertheilt,  dass  die  betreffen- 
den Räume  noch  gleichmässig  mit  halber 
Lampenzahl  beleuchtet  werden,  falls  einer 
der  Stromkreise  versagen  sollte. 

Sämmliche  Leitungen  werden  als  Hin- 
und  Rttckleitungen  verlegt,  da  es  nicht  statt- 
haft ist,  den  Schiffskörper  als  Rttckleitung 
zu  verwenden.  Um  jede  magnetische  Beein- 
flussung zu  vermeiden,  wird  Hin-  und  Rück- 
leitung nebeneinander  verlegt  und  eine  Ent- 
fernung von  mindestens  einem  Meter  von 
allen  Compassen  eingehalten. 

Als  Leitungsmaterial  wird  hauptsächlich 
Kupferdraht  mit  besonders  sorgfältiger  Iso- 
liruDg,  in  Holzleisten  verlegt,  verwendet. 
Die  Holzleisten,  aus  in  Firaiss  gesottenem 
Fichtenholz,  sind  mit  sauber  in  Nuten  ein- 
eingepassten  Deckleisten  versehen.    (Fig.  i.) 


Holsleiste. 


Fig.   I. 

In  den  Kessel-  und  Heizräumen,  sowie  in 
anderen  Schiffsräumen,  welche  aussergewöhn- 
lich  feucht  sind,  wird  asphaltirtes  Bleikabel 
verlegt.  Bei  der  geringen  Aozahl  Lampen, 
welche  hier  meist  angebracht  werden,  dürften 
Abzweigungen  von  diesem  Kabel  innerhalb 
der  feuchten  Räume  sich  leicht  vermeiden 
lauen  dadurch,  dass  man  von  der  ausser- 
halb geführten  Hauptleitung  für  jede  Lampe 
eine  besondere  Abzweigung  einrichtet.  An 
Oberdeck,  für  Positionslaternen  und  Ober- 
deck sbeleuchtung,  findet  eisendrahtarmirtes 
oder  eisenbandarmirtes  Bleikabel  Verwendung. 


II.  G  e  g  e  n  r  i  n  g. 

Von  all  den  bisher  angewandten 
lampen  Systemen  hat  dasjenige,  welc 
Allgemeine  Elektricität 
8  e  11  seh af t  in  Berlin  verwendet,  die 
Verbreitung  gefunden.  Es  ist  dies 
windeiystem. 

Es  war  zunächst  von  Bedeutui 
jenigen  Installationsgegenstände,  wel 
Gewindeanschluss  versehen  sind,  a 
sonders  Glühlampen  und  Bleistöps« 
für  Scbiff^z  wecke  geeignet  hens 
denn  einer  VerwenduDg  in  der  bil 
liehen  Weise  ^taod  der  Umstand  ei 
dass  <Jie  unuiiterbrocb<?nen  stärket 
schwächeren  Erschütterungen,  wie 
der  grossen  Anzahl  der  gleiehteidg 
trieb  befindlichen  Miuchinen  ati  B< 
Schiffet)  £tet4  vorhanden  &ind^  allmi 
Gewinde  lockern  und  so  den  ConI 
heben  wüfdetj.  Um  dies  m  verhittt 
der   Gegetiritig    (Fig,    2)    con^triLiTt 


ßrftnritif   mit 
nud  Gltliti 


welcher  au'^  einem  Metallrtog  best* 
innen  mit  demielben  Gewinde  vene 
wie  der  Fu5:,i  der  Glühlampe,  so 
auf  diesen  genau  p&ssr^  wahrend  ei 
zeitig  an  der  Auiseti^cire  gertnil^rt 
ein  sicheres  Ad  fassen  beim  Festiii 
ermdglichfu. 

Seine  Verwendung  ist  d(e  fc 
Zunächst  seil  raubt  man  den  Gegen 
weit  auf  den  Kn^s  der  Glühlimpe  n 
ein  ber-niemes  Einschrauben  derselbe 
Fassung  möglich  wird.  Ist  darsur  dt 
lampe,,  \v'ir  ^\m%X  üblicbf  in  diese  eil 
so  Zieht  mmn  den  Geg^nring  fest  i 
durch  nicht  nur  ein  dancrad  guter 
löslicher  Contaet  tjebildet,  sonciem  \ 
gesammte  Ka^i^ung  iu  Ihren  einzeloea 
sicher   und    it^l  üusnmmen gehalten   v 

In  entsprechender  Weise  gesch 
Befeatit^iin^  der  BleUlöpsel  tn  den 
heitflch altern,  sowie  ^n  den  BrückenJ 
auf  der  Schalttafel. 

III.  Sicherheitsschalt< 

Die  Sicherheitsschalter  dienen  zi 
rung  der  einzelnen  Abzweigungen  in 
tung  und  sind  durchgehend  doppelpo 
Gonstrnction    (Fig.  3  und  3  a)    ist 
dass  die  Hauptleitung  direct   durch 
durchgeführt    und,    nachdem    der    I 
draht  auf  ein  kurzes  Stück  von  der  \ 
befreit     ist,     im     loneren      durch 
schrauben    die  Verbindung   mit  den 


455 


heitsstöpsel  und  mit  der  Abzweigleitung  her- 
gestellt wird,  so  dsss  also  auf  diese  Weise 
jede  Löthstelle  vermieden  wird.  Die  eigent- 
liche Sicherung  selbst  besteht  in  einem  Blei- 
faden,  welcher  je  nach  der  grössten  zu- 
lässigen Stromstärke  verschieden  dimensionirt 
ist.  Dieser  Bleifaden  ist  in  einem  Stöpsel 
aus  feuersicherem  Material  montirt,  welcher 
aussen  Gewinde    trägt,    mit    dem  er  in  dem 


8ich«rheituchalter. 


Fig. 


8ieherheitSBoh»lt«r  nach 
Abnahme  der  Kappe. 

3  und  3  a. 


Sicherheitsschalter  befestigt  wird.  Bei 
den  Bleistöpseln  wird  ebenso  wie  bei  den 
Glühlampen  zum  Einsetzen  und  Befestigen 
im  Schalter  der  Gegenring  verwendet,  so 
dass  auch  hier,  selbst  bei  den  stärksten 
Erschfitterungen,  ein  dauernd  guter  und  un* 
löslicher  Contact  gebildet  wird. 

Um  das  Einsetzen  falscher  Bleifäden 
für  grössere  als  die  erforderliche  Strom- 
stärke unmöglich  zu  machen,  sind  die  Blei- 
stöpsel für  die  grösseren  Stromstärken  stufen- 
weise kürzer  gehalten,  als  diejenigen  für 
niedrigere  Stromstärke,  während  der  Con- 
tact durch  Schrauben  mit  verschieden  hohen 
Köpfen  gebildet  wird.  Da  letztere  dauernd 
in  der  Fassung  bleibt,  so  ist  es  hiedurch  in 
der  That  unmöglich,  einen  Bleistöpsel  für 
eine  grössere  Stromstärke,  als  durch  die 
Schraube  bestimmt  ist,  in  den  Schalter  ein- 
zusetzen. 

Gegenüber  den  Sicherungen  mit  federn- 
den Klemmen  und  Bleistreifen  haben  diese 
Schalter  den  Vorzug,  dass  der  Contact,  da 
es  ein  Gewinde-Contact  ist,  nie  mit  der  Zeit 
abnehmen  und  schwächer  werden  kann,  wie 
es  bei  Federcontacten  unvermeidlich  ist,  und 
dass  man  eine  Verbindung  nur  durch  den 
Bleistöpsel  selbst  herstellen  kann,  während 
man  bei  den  Sicherungen  mit  Bleistreifen, 
statt  dieser  letzteren,  aus  Bequemlichkeit, 
wenn  nicht  gleich  ein  neuer  Streifen  zur 
Hand  ist,  jedes  beliebige  Stück  Draht  oder 
Blech  einsetzen  kann,  wie  es  thatsächlich  oft 
beobachtet  wird.  Der  Sicherheitsschalter 
ist  mit  einer  Kappe  versehen,  welche  den 
Apparat  gegen  Feuchtigkeit  gut  abdichtet 
und  welche  nur  mittelst  eines  besonderen 
Steckschlüssels    abgenommen    werden    kann. 

IV.     Deck-    und    Schottdurch- 
führungen. 

Die  Deck-  und  Schottdurchführungen 
dienen  dazu,  die  Leitungen  derartig  durch 
Decks-  und  Schottwände  zu  führen,  dass 
dieselben  wasserdicht  bleiben. 

Die  Deckdurchführungen  (Fig.  4)  bestehen 
anszwei  nebeneinander  liegenden  Rohren,  jedes 
für  eine  der  beiden  Leitungen,  welche  durch 


einen  gemeinsamen  Flansch  so  verbunden 
sind,  dass  der  grössere  Theil  der  Rohre 
über  dem  Deck  hervorsteht,  wenn  die 
Durchführung  mittelst  des  Flansches  und 
einer  untergelegten  Gummiplatte  wasserdicht 
auf  dem  Deck  befestigt  ist.  Das  Ab- 
dichten der  Leitungen  in  tien  Rohren  selbst 


Decksdarchführung. 
Fig.  4. 

geschieht  entweder  durch  stopfbüchsenartige 
Muttern  oder  durch  Ausgiessen  der  Rohre 
mit  Chatterton-Compound  etc. 

Jede  Schottdurchführung  besteht  aus 
zwei  gleichartigen  runden  Scheiben  mit 
conisch      gestalteten      Rändern      (Fig.     5), 

BchoUd  arohfQhrung . 

Fig.  5. 

welche  in  einem  entsprechend  grossen  Loch 
der  Schottwand  so  befestigt  werden,  dass 
auf  jeder  Seite  derselben  ein  Theil  sich  be- 
findet. Nachdem  ein  Gummiring  in  das  Loch 
der  Schottwand  gelegt  worden  ist,  werden 
beide  Theile  durch  Bolzen  und  Mutter  fest 
zusammengezogen,  so  dass  hierdurch  der 
äussere  Rand  der  Schottdurchführung  wasser- 
dicht abgeschlossen  ist.  Wird  jetzt  durch 
Beschädigung  des  Schiffskörpers  der  Raum 
auf  der  einen  Seite  des  Schotters  mit  Wasser 
gefüllt,  so  drückt  dieses  auf  den  betreffenden 
Theil  der  Schottdurchführung  und  vermöge 
des  conischen  Randes  derselben  verstärkt  es 
selbstthätig  die  abdichtende  Wirkung  des 
Apparates.  Der  Leitungsdraht  wird  mittelst 
isolirender  Holz*  oder  Hartgummibüchsen 
durch  stopfbüchsenartige  Mattem  mit  Gummi- 
scheiben hindurchgeführt,  so  dass  auch  hier 
ein  einseitiger  Wasserdruck  die  abdichtende 
Wirkung  selbstthätig  verstärkt. 

V.  Anscblussdosen. 

Die  Anschlussdosen  dienen  zum  An- 
schlüsse der  beweglichen  Handlampen  am 
Oberdeck  oder  in  den  Schiffsräumen.  Im 
ersteren  Falle  sind  sie  stets  vollständig  dicht 


456 


gegen  überkommeodes  Wasser  abgetchlossen 
(Fig.  6)t  während  im  zweiten  Falle  (Fig.  7) 
dieser  Abschluss  dnrch  einen  Deckel  mit 
Gnmmiring    nnr    dann    bewerkstelligt    wird, 


Anschlnssdote. 
Fig.  6. 


AnschlatBdose.  Ansohlaitdose  m    Stöptel. 

Fig.  7. 

wenn     die     zugehörige    Lampe    ausser    Be- 
trieb ist. 

Die  ConUctstöpsel  (Fig.  8)  fttr  beide 
Arten  in  jedoch  gleich  nnd  reichen  aus 
bis  zn  Stromstärken  von  10  Amp. 


CoDtaoUtöpMl. 
Fig.  8. 


Die  Anschlnssdose  mit  wasserdichtem 
Abschluss  besteht  ons  einem  Gehäuse, 
welches  innen  die  Contacttheile  zum  An- 
schluss  an  die  Znfühmngsleitungen  enthält 
und  an  dessen  oberen  Rande  aussen  Ge- 
winde eingeschnitten  ist,  in  welches  eine 
Ueberwurfmutter  eingreift,  während  zugleich 
zwischen  dieser  Mutter  und  dem  Gehäuse 
ein  kräftiger  Ring  aus  weichem  Gummi  ein- 
gelegt wird.  Ist  nun  der  Contactstöpsel 
fest  eingesetzt,  so  wird  die  Ueberwurfmutter 
angezogen  und  presst  dadurch  den  weichen 
Gummiring  zusammen,  so  dass  er  sich  fest 
um  den  Contactstöpsel  legt  und  so  einen 
durchaus  wasserdichten  Abschluss  bildet. 
Bei  ausgeschaltetem  Beleuchtungskörper  tritt 
an  Stelle  des  Contactstöpsels  ein  blinder 
Holzstöpsel,  an  welchen  sich  nunmehr  der 
Gummiring  anlegt  und  welcher  durch  eine 
kleine  Kette  stets  mit  seiner  Anschlussdose 
verbunden  ist.  Damit  die  Ueberwurfmutter 
bei  der  Manipulation  des  Ein-  und 
Aus  Schaltens  nicht  gänzlich  losgedreht 
werden  kann,  ist  sie  mit  einer  Nase  ver- 
sehen, welche  rechtzeitig  an  einen  Stift  im 
Gehäuse  anschlägt.  Diese  Anschlussdosen 
6nden  Verwendung  für  Oberdecks-Arbeits- 
lampen, Positions-  und  Staglaternen,  Fall- 
reeplampen u.  s.  w.,  wie  überhaupt  für 
solche  Beleuchtungskörper,  welche  einer 
directen  Berührung  mit  Seewasser  durch 
überkommende   Wellen   ausgesetzt  sind. 

Die  zweite  Art  von  Anschlussdosen 
(Fig.  9)    ist  genau  ebenso  gebaut,    wie    die 


bisher  beschriebenen,  nnr  haben 
der  Abdichtvorrichtnng  einfach  einen 
welcher  einen  Gummiring  enthält  an< 
diesen  die  Dose  gleichfalls  wasscrdi 
schlieist,  wenn  dieselbe  nicht  in  Bet 
Diese  Anschlnssdosen  finden  hanpt 
Verwendung  in  den  Maschinen-  und 
räumen,  den  Zwischendecks,  denHeUegi 


Anicl 


Fig.  g. 

E&  sei  noch  besonders  auf  die 
Dimensionen  dieser  Aii«cbta«sdoBei 
gewiesen  ^  welche  iur  Weiterführun] 
Slromes  bifi  zu  eiiier  Stärke  von  J 
geeignet   sind. 

Zum  Anschluss  eleganter  Steh 
welche  die  ßeleocbtuiig  in  den  < 
unil  Salons  versehen^  dienen  Contaci 
mil  VerbindangüstQpteln  auf  Hartgui 

VI.    Zwischendeckslampen 
schinenraLUEnlampen,  Hs^ndla 

Zur  Heleuchfutig  der  Zwitchc: 
MB^schiaen*  und  Kcfselrttume,  Fallreep 
macht  e^  sich  nothwendjg»  Be!ea< 
korper  Anzuwenden^  welche  etnersei 
lichM  klein  sind^  da  meist  n^r  e 
geringer  Kanm  füi  ihre  Anbriiigi; 
Verfügung  steht,  welche  aber  andi 
durch  eine  feste  und  stabile  Codi 
die  Gewähr  get>cD,  auch  bei  der 
Inanspruchnahme  auf  Scbifleii  dsnei 
£u  ftiuciioniren  und  die  Glfiblaitip 
Üejchadigung  zu   üchtilfen. 

Ef    lind    für    diese  Zwecke   im 
drei     Arten     von     Bei  euch  tu  ngskörpe 
gesehen^   welche  aber  für  ein   und  d* 
^chutikorb  eliigerichretsind.  Letiterer( 


Fig.   lOt 

besteht  aus  einem  Glasstur£,  der  de 
kräftiges  Gitter  vor  Beschädigung  gi 
ist.  Der  untere  Ring  ist  mit  Gewin 
sehen,  mittelst  dessen  der  Schutzkc 
jedem  Untertheil  der  drei  Lamp 
befestigt  werden  kann,  da  Letztere  al 
selbe  Gewinde  wie  der  Scbuizkorb 
Hierdurch  ist  der  Voiriheil  ei  reich 
man  die  Schutskörbe  nntereinand« 
wechseln  kann  und  die  AdxsM  de 
welche  als  Reserve  mitgc führt  werde 
nur  klein  zu  sein  brsucht. 


467 


Der  Untertheil  (ür  die  Zwischendecks- 
lampe (Fig.  ii)  besteht  aas  einer  Holz- 
rosette, welche  den  Gewindering  und  die 
Glühlampenfassnng  trägt. 


Zwiiohendeckslampe. 
Fig.   II. 


Maschinen-    and 
Kessel  ranmlampe . 

Fig.   12. 


Der  Untertheil  für  die  Maschinen-  und 
Kesselraumlampen  (Fig.  12)  besteht  ans 
einem  Metallstttck,  welches  an  seinem  unteren 
Ende  so  mit  Gewinde  versehen  ist,  dass 
man  hier  Gasrohr  einschrauben  kann. 
Letzteres  wird  dann  beliebig  gebogen,  so 
dass  es  auch  zwischen  den  bewegten  Theilen 
der  Maschine  hin  durchgeführt  werden  kann, 
um    die    Lampe    in    der    Nähe    desjenigen 


Maschinen theiles  festzuhalten,  welcher  be- 
leuchtet werden  soll,  während  gleichzeitig 
innerhalb  des  Gasrohres  die  Zuleitung  ge- 
führt wird. 


Handlampe. 
Fig.  13. 
Für  die  Handlampen  (Fig.  13)  findet 
derselbe  Untertheil  Verwendung,  wie  für  die 
Maschinen-  und  Kesselraumlampen,  nur  wird 
statt  des  Gasrohres  der  entsprechende  Hand- 
griff eingeschraubt.  Als  bewegliche  Zuleitung 
für  diese  letztgenannten  Lampen  wird  ein 
gut  isolirtes  Doppelkabel  verwendet,  wobei 
die  Verbindung  mit  dem  Handgriff  durch 
eine  Lederkappe,  die  mittelst  Bindedrahtes 
wasserdicht  aufgesetzt  ist,  Schutz  erhält. 


Die  elektrische  Anlage  in  Weiz  bei  Graz. 


In  dem  lieblich  gelegenen  Markte  Weiz 
bei  Graz  mit  ungefähr  2000  Einwohnern  be- 
steht schon  seit  mehr  als  100  Jahren  eine 
bedeutende  Sichelfabrikation ;  ausserdem  sind 
daselbst  andere  Schmiedewerkstätten,  seit 
neuerer  Zeit  auch  eine  Fonrniersäge,  eine 
Kunstmühle  und  eine  Maschinenfabrik  im 
Betriebe.  Die  verschiedenen  Hammerwerke  und 
Werkstätten  liegen  sehr  zerstreut  an  grösseren 
Mühlgängen  des  im  Sommer  sehr  wasser- 
reichen Weizbaches.  Die  Ausnützung  der 
Wasserkraft  zu  industriellen  Zwecken  in  alt- 
hergebrachter Weise  mit  Mühlrädern  datirt, 
in  Weiz  seit  mehr  als  250  Jahren. 

Erst  seit  ungefähr  zwei  Jahren  ist  nun 
auch  ein  Elektricitätswerk  mit  Turbinen- 
betrieb eröffnet  für  private  und  öffentliche 
elektrische  Beleuchtung  und  Kraftübertragung. 

Das  Elektricitätswerk,  sowie  die  ganze 
Beleuchtungsanlage,  hat  Herr  Franz  Pich  1er 
mit  selbst  construirten  und  aus  der  dortigen 
Maschinenfabrik  gebauten  Maschinen  und 
Apparaten  hergestellt. 

Ein  Mtthlgang  von  1*3  km  Länge,  un- 
weit des  Einganges  der  in  Touristenkreisen 
bekannten  und  theilweise  sehr  interessanten 
«Weizklamm*'  beginnend,  führt  das  dem 
Weizbache  entnommene  Betriebswasser  bis 
knapp  oberhalb  des  Elektricitätswerkes ;  von 
hier  wird  das  Wasser  —  700  Liter  per 
Secunde  —  durch  eine  Röhre  von  80  cm 
Durchmesser  mit  171/9^  Gefälle  auf  das  hori- 


zontale Rad  einer  Turbine  geleitet,  welche  einer 
Maximalleistung  von  120  HP  fähig  ist.  Das 
in  wasserreichen  Zeiten  in  grosser  Menge 
vom  Mühlgange  zugeführte  Überschüssige 
Wasser  stürzt  südlich  vom  Werke  zum  Ab- 
flüsse ab,  um  dann  der  weiteren  Ausnützung 
für  die  Hämmer  und  Werke  im  Markte  Weiz 
wieder  zugeführt  zu  werden. 

Nachdem  aber  in  wasserarmer  Zeit  auf 
den  beanspruchten  Wasserzufluss  nicht  mit 
Zuversicht  gerechnet  werden  kann,  musste 
Herr  P  i  c  h  l  e  r  in  seiner  Centrale  eine 
kleine  Dampfkraftanlage  als  Reserve  vor- 
sehen; eine  stehende  Dampfmaschine  mit 
Meyer-Steuerung  und  Strahl-Condensator  von 
35  HP  nebst  dem  entsprechenden  Dampf- 
kessel genügt  diesem  Zwecke.  Die  Turbine 
betreibt  vorläufig  eine  Wechselstrom -Dynamo 
mit  Trommelinductor,  welche  zwei  in  der 
Phase  um  1/4  Periode  verschiedene  Ströme 
von  je  350  Ampfere  und  80  Volt  liefert; 
eine  zweite  ganz  gleiche  Dynamo  wird  noch 
zur  Aufstellung  gelangen,  wenn  das  Be- 
dttrfniss  hiezu  vorliegt. 

Die  Hauptleitungen  führen  von  der 
Dynamo  zu  zwei  primären  Transformatoren 
in  der  Centrale,  von  welchen  der  inducirte 
secundäre  Strom  von  2000  Volt  durch  die 
Fernleitungen  zu  den  secundären  Transfor- 
matoren geleitet  wird,  deren  16  an  der  Zahl 
möglichst    nahe    an     den    Verbrauchsitellen 

86 


458 


mit  Rücksicht  aaf  den  weiten  Umkreis  des 
ReleuchtuDgSDetses  vorgesehen  sind. 

Die  Leitungen  sind  durchwegs,  auch  im 
Markte,  anf  hohem  Gestänge  geführt,  an 
welchen  zugleich  auch  die  Glühlampen  für 
die  öffentliche  Beleuchtung  und  die  secundären 
Transformatoren  angebracht  sind.  Alle  Stangen, 
an  welchen  der  inducirte  hochgespannte 
Strom  von  2000  Volt  geführt  wird,  sind  mit 
Warnungstafeln  versehen;  es  wird  zu  diesen 
Femleitungen  4I/2  *"^ ^^P^crdraht  verwendet, 
während  zu  den  Leitungen  für  den  primären 
Stromkreis  bei  abseits  liegenden  kleineren 
Transformatoren  theilweise  auch  5  mm  Eisen- 
draht versuchsweise  in  Benützung  kommt, 
welcher  Versuch  sich'bis  jetzt  sehr  gut  be- 
währt hat,  nachdem  bei  diesen  Leitungen 
nicht  so  sehr  die  Leitungsfähigkeit  als  viel- 
mehr die  Bruchfestigkeit  in  Betracht  zu 
ziehen  kommt.  Die  Centrale  liegt  in  nörd- 
licher Richtung,  2' 2  km  von  der  Mitte  des 
Marktes  Weiz  und  4*7  km  von  der  weitesten 
Verbrauchsstelle  entfernt. 

Eine  kleine  Gleichstrom-Maschine  dient 
zur  Erregung  der  Wechselstrom  •  Dynamo ; 
im  Uebrigen  ist  die  Centrale  mit  den 
nöthigen  Nebenapparaten  sehr  einfach  und 
zweckmässig  ausgerüstet. 

Es  wird  gegenwärtig  Strom  für  800 
Glühlampen  von  je  16  Kerzen  geliefert; 
Bogenlampen  sind  nicht  im  Betriebe. 

Hundert  Lampen,  darunter  auch  einige 
von  32  und  50  Kerzen  am  Hanptplatze  des 
Marktes  und  besonders  exponirten  Punkten, 
dienen  zur  öffentlichen  und  ungefähr  900 
Lampen,  wovon  auch  mehrere  von  10  Kerzen, 
zur  privaten  Beleuchtung,  sowohl  in  den 
Wohnungen  und  Geschäftslocalen,  als  auch 
in  den  verschiedenen  Hämmern  und  Werk- 
stätten der  Sicheigewerke,  Handwerker  und 
Industriellen  in  Weiz. 

Man  sieht  heute  in  Weiz  jeden  Familien- 
und  Gasthaustisch  elektrisch  beleuchtet,  je- 
der Schuster,  Schneider,  Tischler  u.  dgl. 
arbeitet  bei  elektrischem  Glühlichte,  ebenso 
der  Essmeister  im  Sichelhammer. 

Die  Gemeinde  zahlt,  sowie  der  Private, 
für    eine    i6kerzige    Glühlampe    per    Monat 


72    kr. ;     Strommesser    sind    nicht    in 
brauche. 

Die    Glühlampen    müssen     von 
P  i  c  h  1  e  r  bezogen  und  von  den  Consni 
bezahlt  werden. 

Die  Bewohner  von  Weiz  dürfei 
daher  nicht  beklagen,  in  ihrer  neu< 
leuchtung  ein  theures  Licht  zu  haben. 

Was  die  elektrische  Kraftübertr 
betrifft,  so  steht  deren  Benützung  in 
allerdings  heute  noch  vereinzelt  da;  e 
bis  jetzt  nur  zwei  Elektromotoren  1 
6  und  1/2  ^^  ^^  Markte  im  Betriebe;  ei 
mit  6  HP  in  der  Kunstmühle  und  letzt 
der  mechanischen  Werk^tälte  eines 
machers. 

Der  Uhrmacher  befahlt  Mefür  ein« 
liehe  PauschaEsumme  von  to  fl.,  Jedoc 
der  Bedlu^tingt  daM  Abends  nach  1 
der  elektrischen  lifll^nchtUDg  der  El 
motor  nicht   mehr   benutzt  werden    dat 

Bionea   karger  Zeit   werden    noch 
kleine  Krfifliibertrftgnngsanlugeo  von  l  — 
zur  EinnciitDDg  gebogcü,    nachdem  d 
stehenden  in  ihrer  an  st  and  dosen  Fftoctio 
die  volle   (iewähr  de*  Gelingens  biete] 

Die  Telephon  leUung  von  der  O 
in  den  Markt,  welche  an  dem  Gestlaf 
Fernleitungen  unterhalb  dieser  ang< 
ist,  wird  eine  von  dem  gefährlichen 
gespannten  Strome  abseits  führende 
Leitung  erhalten,  nachdem  man,  wi 
kannt,  beim  Elektricitätswerke  am  ' 
bache  in  Mühlan  bei  Innsbruck  so  u 
nehme  Erfahrungen  gemacht  hat;  all« 
war  die  Telephonleitung  von  Mühlai 
Innsbruck  oberhalb  der  Fernleitungen 
bracht  und  musste  auf  behördliche  i 
nung  nach  dem  Unglücksfalle  ganz  e 
werden. 

Uebrigens  wird  man  wohl  für 
Zeiten  vergebens  versuchen,  Vorkehmn] 
treffen,  welche  den  Betrieb  von  indnsl 
Etablissements,  sie  mögen  nun  wi 
Zwecke  immer  dienen,  absolut  ge 
zu  gestalten,  sondern  man  wird  sich  n 
denkbar  möglichsten  Vervollkommi 
begnügen  müssen.         Hans  v.  Hellr 


Nachrichten  aus  Ungarn. 


Budapester  elektrische  Unter- 
grundbahn. Die  Budapester  elektrische 
Siadtbahn- Gesellschaft  und  die  Budapester 
Strassenbahn  -  Gesellschaft  haben  als  Con- 
cessionäre  der  elektrischen  Untergrundbahn 
eine  neue  Actien  -  Gesellschaft  unter  dem 
Titel :  Budapester  elektrische 
Untergrnndbahn-Actien-Gesell- 
s  c  h  a  f  t**  gebildet.  Am  10.  v.  Mts.  fand  die 
Constituirung  der  neuen  Actien«  Gesellschaft 
statt.  Zum  Präsidenten  wurde  Josef  Lu  k  a  c s 
gewählt,  ausserdem  in  die  Direction  Moriz 
Balasz,  Joseph  Hüvös,  Heinrich  Jellinek,  Leo 
Lanczy  und  Alexander  Orszag. 

Projectirte  Strassenbahn  mit  elek- 
trischem Betriebe  von  Budapest  nach 


Budafok.(Polilisch-administrativeBeg( 
Der  kgl.  nngar.  Handelsminister  h 
politisch-administrative  Begehung  eine 
Brückenkopfe  einer  der  zu  erbauenden 
Donaubrücken  des  IL  Bezirkes  in  Bi 
ausgehenden,  mit  Berührung  der  Matten 
Salzbäder  bis  Budafok  (Promontor)  1 
den  Strassenbahn  mit  elektrischem  B 
für  den  17.  September  angeordnet  n 
Budapester  Communal  -Verwaltung 
fordert,  an  dieser  Begehung  theilsnn« 
Nach  Ausbau  der  Donaubrücken  w 
projectirte  Linie  mit  dem  Betriebmel 
Bndapester  Stadtbahn-Gesellschaft  für  St 
bahnen  mit  elektrischem  Betriebe  dur 
über  die  Brücke  führenden  Geleise 
letzteren  verbanden  werden. 


469 


Projectirte  Strassenbahn  von 
Budapest  nach  Räkos-Palota.  (Ban- 
ansftthraog.)  Die  Projectmnten  einer  von 
einem  geeigneten  Punkte  an  der  nordwest«' 
liehen  Peripherie  der  Landeshanpt-  und 
und  ReiidensBtadt  Budapest  abzweigenden 
und  mit  theilweiser  Benützung  bereits  vor- 
handener  Strassenzflge,  mit  Berührung  des 
Angyalföld  (Epgelsfdd),  über  Ujpest  (Neu- 
pest) nach  Rikos-Palota  zu  erbauenden 
Strassenbahn  mit  elektrischem  Betriebe  (vergl. 
Heft  XV,  S.  404)  haben  bezüglich  des  An« 
baues  und  der  Ausrüstung  dieser  Linie  ein 
Uebereinkommen  mit  der  Firma  G  a  n  z  &  C  o. 
im  Vereine  mit  der  Ungarischen  Industrie- 
und  Handelsbank  getrofifen.  Das  genannte 
Bau-  und  Finanzirungs^Consortium  hat  nun 
im  Einvernehmen  mit  den  Concessions- 
Werbern  die  hauptstädtische  Communalver- 
waltung  ersucht,  den  ursprünglich  in  Aus- 
sicht genommenen  Ausgangspunkt  der  neuen 
Linie  derart  abzuändern,  um  schon  vom 
Anbeginne  eine  directe  Abzweigung  von 
einem  geeigneten  Punkte  der  Linie  Rudolfs- 
quai—Podmaniczkygaue — Stadtwäldchen  der 
Budapester    Stadtbahn  -  Unternehmung      für 


Strassenbahnen  mit  elektrischem  Betriebe 
zu  ermöglichen  und  derart  die  projectirte 
Linie  mit  dem  Betriebsnetze  der  genannten 
Gesellschaft  zu  verbinden. 


Klektrische  Bergbahn  -  Actien- 
Gesellschaft  in  Budapest.  (Constituirung 
der  projectirten  Unternehmung  als  Actien- 
gesellschaft.)  Unter  Führung  eines  hervor- 
ragenden Budapester  Finanzinstitutes  ist  die 
Gründung  einer  neuen  Budapester  Verkehrs- 
unternehmung unter  der  Firma  «Budapester 
Ber  gbahn-Actiengesellschaft*'  im 
Zuge,  Die  zu  erbauende  Strassenbahn,  bezw. 
Bergbahn  mit  elektrischem  Betriebe,  wird 
von  einem  geeigneten  Punkte  des  rechtsufer- 
seitigen  Donauquai  vom  IL  Stadtbezirke  aus- 
gehen, mit  Berührung  des  „Leopoldifeldes** 
(im  Ofner  Gebirge),  des  „tiefen  Thaies'' 
bis  Budakesz,  mit  Berührung  der  dortigen 
Villeggtatur  über  eine  von  dort  abzweigende 
Flügelbahn  bis  Maria-Remente  und  weiterhin 
bis  Hidegkut  führen.  Die  Linie  wird  theil- 
weise  als  Adhäsions-,  theilweise  als  Zahnrad- 
bahn hergestellt  werden. 


Aus  Italien. 


Klektrische  Bahnen.  Livomo.  Der 
Vertreter  der  Internationalen  Elek- 
tricit  äts- Gesellschaft  ThomsonHou- 
s  t  o  n,  hatte  bei  der  Stadtvertretung  in 
Livomo  die  Concession  zum  Baue  und  Be- 
triebe einer  elektrischen  Tramlinie  ab  Livorno 
nach  der  Cappella  von  Montenero  und  von 
Ardenzo  nach  Artignano,  zusammen  rund 
8  km,  im  September  1893  beantragt  und 
auch  erhalten.  Sowohl  Erzeuger  und  Träger 
der  Triebkraft  wie  die  Wagen  werden  nach 
dem  System   genannter   Gesellschaft   gebaut. 

Klektrische  Tramivay  Mailand- 
Locate-Landriano  -  Vlllanterio.  Durch 
eine  Versammlung  von  Vertretern  der  dies- 
bezüglichen Ortschaften  und  sonstigen  Inter- 
essenten wurde  die  vorgeschlagene  Linie 
bereits  im  Herbst  vorigen  Jahres  als  völlig 
zweckentsprechend  anerkannt  und  zur  Fest- 
setzung der  genaueren  Einzelnheiten  ein 
Ansschuss  gewählt.  Letzterer  brachte  auf 
mehrseitige  Anregung  noch  eine  Verlängerung 
über  Inveruno-Corteleona  und  die  Becca- 
Brücke  über  den  Po  nach  Stradella  in  Vor- 
schlag. Dieser  fand  in  einer  weiteren  Ver- 
sammlung der  Betheiligten  günstige  Aufnahme, 
und  sind  seither  die  Vorarbeiten  im  Gange. 
Es  ist  zu  bemerken,  dass  die  ganze  Linie 
einerseits  deshalb  eine  gute  Zukunft  ver- 
sprichtf  weil  sie  die  Verbindung  von  mehreren 
Ortschaften  mit  dem  Verkehrsmittelpunkt 
Mailand  bewirkt,  welcher  einer  bequemen 
und  regelmässigen  Anschlusslinie  entbehrte, 
andererseits,  weil  der  Strom  sehr  billig  er- 
zeugt werden  kann.  Durch  den  Wasser- 
druck des  Lambro  wird  nämlich  ständig  und 
gewissermassen  umsonst  eine  elektrische 
Kraft  von  —  gering  berechnet  —  mindestens 


300  HP  erzeugt.  Abgesehen  von  der  billigen 
Betriebskraft  für  die  Tramway,  welche  ohne 
Zuhilfenahme  von  Kohle  oder  sonstigem 
Brennmateriale  kaum  150  HP  in  Anspruch 
nehmen  würde,  bleibt  der  Rest  verwendbar 
für  elektrische  Beleuchtung  in  den  betheiligten 
Orten  und  als  Betriebskraft  für  gewerbliche 
Anlagen.  Die  Gemeindevertretung  Vilianterio 
hat  einen  Zuschuss  von  10.000  Lire,  zahl- 
bar in  zehn  Jahresbeiträgen,  dem  Unternehmen 
zugesichert. 

Klektrische  Tramivay  Varese- 
Prlma  Cappella,  Die  Firma  Schuckert 
&  C  o.  in  NtUnberg  hatte  einen  sorgfältig 
gearbeiteten  und  mit  genauen  Einzelnheiten 
versehenen  Entwurf  vorgelegt,  welcher  den 
ursprünglichen  Vorschlag  insoferne  ver- 
besserte, als  an  keiner  Stelle  die  Neigung 
60/0  überschreitet.  Der  frühere  Kostenan- 
schlag betrug  365.000  Lire,  hat  sich  jedoch 
bedeutend  ermässigt.  In  der  Ende  De- 
cember  1893  stattgehabten  Versammlung 
der  Betheiligten,  welche  das  erforderliche 
Capital  gezeichnet  haben,  war  nur  die  kleinere 
Hälfte  der  letzteren  vertreten,  weshalb  die 
Versammlung  sich  als  beschlussunfähig  er- 
klärte, jedoch  behufs  Vermeidung  von  Zeit- 
verlust bis  zu  einer  neuen  Berathung  die 
fachmännische  Prüfung  der  Vorlage  anordnete. 
Aus  dem  Berichte  über  den  Anlageentwurf 
ist  ersichtlich,  dass  die  Bahnlinie,  beim 
Nordbahnhof  zu  Varese  beginnend,  einen 
Theil  der  städtischen  Strassen  durchzieht, 
demnächst  die  Provincial-  und  die  Gemeinde- 
strasse ab  Selva  piana  bis  zu  deren  Ab- 
zweigung nach  Velate,  alsdann  die  Privat- 
strasse Foscarini  verfolgt  und  schliesslich 
bis    zum  Endpunkte    der    Haltestelle    Prima 

35* 


460 


Cappella  auf  eigenem  Unterbau  länfr.  Die 
Gesammtlänge  beträgt  6*3  km.  Die  Länge 
des  eigenen  Bahnkörpers  von  1*2  Xrm  wird  ein- 
schliesslich des  Landankanfes  anf  20.000  Lire 
veranschlagt.  Die  auf  Grand  der  statistischen 
Ermmittlungen  aufgestellte  Berechnung  stellt 
rund  54.000  Lire  Roheinnahme,  35.000  Lire 
an  Betriebs-  nnd  allgemeine  Kosten  somit 
17.S00  Lire  Betriebsüberschnss  in  Aussicht. 
Es  ist  ein  viertelstündiger  Verkehr  mit  einer 
Durchschnitts-Geschwindigkeit  von   I4.km  in 


der  Stunde  vorgesehen.  Die  gesamt 
läge  kann  in  vier  Monaten  voUend 
und  soll  geeignet  sein,  235  Personei 
Stunde  zu  befördern.  In  der  Hi 
Sammlung  am  11.  März  d.  J.  woi 
Entwurf  und  Plan  genehmigt,  sowie  • 
giltige  Bildung  der  Actiengeseilschaft 
Sitze  in  Varese  ausgesprochen.  Das 
derselben  wurde  vorläufig  auf  320.G 
bestimmt,  dargestellt  durch  3200 
k  100  Lire. 


Die  elektrische  Küche. 


In  Amerika,  das  für  alle  Neuerungen 
die  Versuchsstation  zu  sein  scheint,  hat  die 
Elektricität  auch  schon  Eingang  in  die 
Küche  gefunden.  Unsere  jungen  Damen 
mögen  sich  daher  darauf  gefasst  machen, 
dass  sie  später,  anstatt  mit  Steinkohlen  und 
Holz,  elektrisch  kochen  werden.  Das  mag 
sich  anf  den  ersten  Blick  etwas  befremdlich 
ansehen,  es  bietet  aber,  wie  die  anf  der 
Weltausstellung  von  Chicago  angestellten 
Versuche  und  Proben  beweisen,  gar  keine 
Schwierigkeiten  oder  Gefahren.  Versetzen 
wir  uns  einmal  auf  diese  Ausstellung  zurück 
und  betreten  den  Pavillon  des  Bostoner 
Elektricitätswerkes.  Da  sehen  wir  in  einer 
der  Abtheilungen  auf  einem  mit  Linnen  be- 
legten gewöhnlichen  Tisch  einen  würfel- 
förmigen schwarzen  Kasten  ;  auf  einem  andern 
stehen  einige  Blechtöpfe  und  verschiedene 
kreisrunde  schwarze  Platten,  deren  jede, 
ebenso  wie  auch  die  Töpfe,  und  jener 
schwarze  Kasten  mittelst  Drahtes  an  eine 
elektrische  Leitung  angeschlossen  sind.  Auf 
den  ersten  Blick  glaubt  man  sich  in  einem 
chemischen  Laboratorium  zu  befinden,  bald 
aber  bemerkt  man,  dass  es  sich  um  eine 
Küche  handelt.  Da  sieht  man  einen  Neger 
in  dem  bekannten  Kochcostüm  mit  Fleisch, 
Fett,  Mehl  und  Wasser  hantiren,  anch  der 
weibliche  Apostel  der  Elektricität  in  der 
Haushaltung,  Miss  Johnson,  hat  sich  ein- 
gefunden, bereit,  alle  an  sie  gestellten  Fragen 
zu  beantworten. 

Solche  Platten  wie  die  vorstehend  er- 
wähnten werden  übrigens,  wie  die  dort 
liegenden  Exemplare  beweisen,  besonders 
hergestellt,  bezw.  verwendet,  indem  man 
darauf  einen  gewöhnlichen  Topf  oder  eine 
Pfanne  stellt,  denen  sich  die  Hitze  der 
Platte  unmittelbar  mittheilt,  so  dass  man 
auch  auf  diese  Weise  elektrisch  kochen  kann. 
Der  erwähnte  schwarze  Kasten  ist  nichts 
anderes  als  eine  freistehende  Bratröhre.  Für 
den  gewöhnlichen  Hansbedarf  hat  er  50  an 
in  der  Länge  bei  etwas  geringerer  Breite 
und  Höhe,  für  Gasthofsküchen  hat  er  eine 
Länge  bis  zu  1*50  m.  Er  ist  mit  einem 
Futteral  von  Holz  nnd  Asbest  umgeben,  so 
dass  er  sich  während  des  Gebrauches  nur 
massig  warm  anfühlt.  In  einer  der  Seiten- 
wände ist  ein  Guckloch  angebracht,  durch 
das  man,  ohne  dass  der  Kasten  geöffnet  zu 
werden  braucht,  den  Back-  oder  Bratproccss 
überwachen  kann.  Ein  an  dem  Kasten  ange- 


brachtes Thermometer  gestattet  ( 
Wärme  im  Innern  zu  controliren,  b 
regeln.  Sobald  die  Elektricität  zi 
ist,  was  durch  Drehen  einer  Kurbel  gc 
so  ist  die  Platte  binnen  einer  Minut 
binnen  zwei  Minuten  ist  ein  darauf  g 
Bügeleisen  erhitzt,  binnen  15  Minuten 
Liter  Wasser  zum  Sieden  gebracht,  t 
wird  also  durch  die  elektrische  Kuch< 
die  jetzige  sehr  viel  Zeit  gewonnen, 
diesem  Vortheil  bietet  sie  aber  noch 
nicht  zu  unterschätzende  Vorzüge.  Si 
sacht  weder  Staub  noch  Ranch,  noc 
und  man  kann  mit  ihr  bei  ihrer  mi 
Handhabung  schliesslich  in  jedem 
kochen,  wo  eine  elektrische  Leitung  2 
fügung  steht. 

Ausser  diesen  Platten  hat  man  auc 
apparate,  (Pfannen,  Roste,  Theekessel, 
maschinen  etc.)  construirt,  die  einen  de 
Bodeneinsatz  haben,  in  dem  sich  ei 
förmiges  System  von  Metallfäden  1 
die  der  elektrische  Strom  dnrchkreis« 
Zwischen  den  Metallfäden  und  den 
hitzenden  Theilen  des  Apparates 
Glimmerplättchen  eingeschaltet,  d 
Function  obliegt,  die  Drähte  zu  isoli 
die  Ueberleitnng  der  Wärme  anf  ( 
fässwände  zu  bewirken.  Eine  starke 
läge  aus  einer  schlecht  wärmeleitendei 
befindet  sich  zwischen  den  Metallfäd 
denjenigen  Theilen  der  Kochvorrichti 
nicht  erhitzt  werden  sollen,  wodur 
zwecklose  Verschwendung  von  Wän 
mieden  wird.  An  diesen  Apparaten  1 
sich  Klemmen  zum  Einschalten 
Stromkreis.*) 

Ein  elektrisch  heizbarer  Theekes 
eine  solche  Kaffeemaschine  kann  1 
kostbarste  Möbel,  ohne  Beschädig« 
selben,  gestellt  werden,  da  die  Erhitz 
auf  den  zum  Kochen  erforderlichen 
erfolgt. 

Man  stellt  in  Amerika  auch  elc 
Heizvorrichtungen  her.  Dieselben 
auf  demselben  Princip  wie  die  Kocha] 
Mehrere  Platten  des  Ofens  sind  < 
und  mit  feinen  Drahtnetzen  durchwe 
mit  der  elektrischen  Leitung    in  Verl 


*)  Derartige  KocbApparate  waren 
Elektrischen  Au«stellang  in  Wien  b« 
Jahre  1883  ron  unserem  Vereinsrnitgliedi 
Ober-Ing.  Max  J  U  I  1  i  g  ,  ansgettellt. 


461 


gebracht,  die  Stubenwärme  liefern.  Da  die 
elektrische  Heizung,  wie  gesagt,  keinen  Staub, 
keinen  Ranch  und  keine  Gase  verursacht, 
so  ist  sie  zweifellos  gesünder  als  die  Stein- 
kohlen- und  Holzheizung.  Da  sie  ausser« 
dem,  wie  aus   unserer  Beschreibung   hervor- 


geht, auch  weit  bequemer  ist  und  bei  all- 
gemeiner Einführung  auch  wohlfeiler  sein 
wird,  so  ist  nicht  daran  zu  zweifeln,  dass 
man,  wenigstens  in  grossen  Städten,  in  nicht 
langer  Zeit  elektrisch  heizen  und  kochen 
wird. 


Neueste  deutsche  Patentanmeldungen. 

Mitgetheilt  vom  Technischen  und  Patentburean,  Ingenieure  MONATH  &  EHRENFEST. 
Wien,  I,  Jasomirgottstrasse  4. 

Die  Anraoldangen  bleiben  acht  Woohen  aar  Einsichtnahme  Öffentlich  aasgelegt.  Nach  g  24  des 
Pafeeut-Gesetses  kann  innerhalb  dieser  Zeit  Einspruch  gegen  die  Anmeldung  wegen  Mangel  der  Neuheit 
oder  widorreohtlicher  Entnahme  erhoben  werden.  Das  obige  Bureau  besorgt  Abschriften  der  Anmeldungen 
und  nbemimmt  die  Vertretung  in  allen  Sinspruohs-Angelegenheiton. 

Olasse 

21.  R.  8252.  Femsprechanlage.  —  O,  Ritter 
in  Stuttgart. 
„  S.  7685.  Anordnung  eines  inductions- 
freien  Znsatzwiderstandes  bei  Neben- 
schluss -Bogenlampen  für  Wechselstrom. 
—  Siemen$  &  EaUke  in  Berlin. 
„  Seh.  8817.  Wechselstrom  -  Bogenlampen 
mit  Nachstellung  der  Kohlenslifte.  — 
Elektricität$-Ge8elUchaft  vorrn,  Schuckert 
&  Co.^  Nürnberg. 


Classe 

21.  F.  6922.  Aus  einem  Halbseil  bestehender 
elektrischer  Leiter.  —  Feiten  &  Otiille- 
ateme  in  Carls  werk  bei  Mülheim  am 
Rhein. 

„  M.  10,343.  Mikrophoo.  —  B.  Münsberg 
in  Berlin. 

„  M.  10.930.  Schaltwerk  für  zeitweise 
elektrische  Treppenbeleuchtung.  —  Fr^ 
Müller  in  Berlin. 


LITERATUR. 


Bergmann'sches  lnsiallaUons*Sy- 
Stern.  Die  Firma  S.  Bergmann  &  Co. 
in  Berlin  hat  soeben  eine  neue  reich  illu- 
strirte  Preisliste  veröffentlicht  über  die  Berg- 
mann'schen  Rohre  und  das  Installations- 
System  dieser  Firma.  Wir  haben  darüber 
bereits  im  Hefte  V,  1894,  S.  115,  aus- 
führlich berichtet  und  wollen  nur  noch  be- 
merken, dass  der  beste  Beweis  für  die  Güte 
dieses  Systemes  durch  die  Thatsache  erbracht 
ist,  dass  dasselbe  sowohl  in  Enropa,  als  auch 
in  Amerika  eine  grosse  Verbreitung  gefunden 
hat;  in  den  amerikanischen  Städten  ist  in 
sehr  vielen  Palästen  und  Monumentalbauten 
das  B  e  r  g  m  a  n  n'sche  Installations-System 
angewendet.  Vertreter  der  Firma  in  Oester- 
reich  ist  Herr  Ernst  Jordan,  Wien. 


Die  Elektriciiät  im  Dienste  der 
Menschheit.  Eine  populäre  Darstellung 
der  magnetischen  und  elektrischen  Natur- 
kräfte und  ihrer  praktischen  Anwendungen. 
Nach  dem  gegenwärtigen  Standpunkte  der 
Wissenschaft  bearbeitet  von  Dr.  A.  Ritter 
von  Urbanitzky.  Mit  ca.  1000  Abbil- 
dungen. Zweite  vollständig  neu  bearbeitete 
Auflage.  In  25  Lieferungen  zu  30  kr.  Bis- 
her 20  Lieferungen  ausgegeben. 

Die  vorliegenden  Hefte  (16—20)  ent- 
halten die  wichtigsten  praktischen  Anwen- 
dungen der  Starkströme,  nämlich  die  elek- 
trische Beleuchtung,  die  Galvanoplastik,  Elek- 
trochemie, Metallurgie  und  die  elektrische 
Kraftübertragung. 


KLEINE  NACHRICHTEN. 


Elektrische  Bahnen  In  Wien. 
Allem  Anscheine  nach  soll  die  Erledigung 
der  Frage  des  Baues  elektrischer  Bahnen  in 
Wien  nunmehr  beschleunigt  werden,  da  das 
vom  Stadtrathe  zum  Studium  derselben  ein- 
gesetzte Comit<^  Ende  des  Monates  Juli  1.  J.  zur 
Berathung  des  Programmes  für  die  Ausschrei- 
bung einer  Concutrenz  zur  Erlangung  von 
Offerten  für  das  in  Wien  anzulegende  elek- 
trische Bahnnetz  zusammentreten  soll.  Wie 
das  „Fremden-Bl."  mittheilt,  ist  den  Mit- 
gliedern des  Comit^s  der  Entwurf  des  Pro- 
grammes bereits  zugegangen.  Nach  demselben 
wünscht  die  Commune  ein  einheitliches 


elektrisches  Bahnnetz,  welches  die 
Innere  Stadt  mit  den  Bahnhöfen,  Sommer- 
frischen und  anderen  Orten  nächst  Wien 
und  die  Bahnhöfe  untereinander  verbinden 
soll.  Die  elektrische  Bahn  soll  wegen  der 
erwünschten  grösseren  Fahrgeschwindigkeit 
in  der  Inneren  Stadt  und  dem  dicht  ver- 
bauten ^Theile  der  Vorstadtbezirke  unter- 
irdisch, in  dem  freien,  weniger  verbauten 
Territorium  im  Niveau  der  Strasse,  u.  zw.  hier 
beliebig  mit  oberirdischer  oder  unterirdischer 
Stromleitung  geführt  werden.  Demjenigen 
Offerenten,  welcher  den  Intentionen  der  Ge- 
meinde   am    meisten    gerecht    wird  und   ihr 


462 


t 


die  günstigsten  Bedingungen  zn  stellen  in 
der  Lage  ist,  wird  sie  das  Strassenbenütznngs- 
recht  und  ihre  Unterstützung  bei  der  Con- 
cessionswerbnng  zutheil  werden  lassen. 

Interurbanes  Telephonnetz  Jn 
Böhmen.  Am  20.  v.  M.  ist  der  Verkehr 
zwischen  dem  neuerricbteten  Staatstelephon- 
netze in  Schlan  und  den  interurban  verbun- 
denen Staatstelephonnetzen  in  Asch,  Eger, 
Franzensbad,  Karlsbad,  Saaz,  Kladno,  Aussig, 
Teplitz,  Dux,  Brüx,  Prag  und  mit  dem  Staats- 
telephonnetze in  Wien  eröffnet  worden.  Die 
Sprechgebühr  ftlr  ein  gewöhnliches  Ge- 
spräch in  der  Dauer  von  drei  Minuten  be- 
trägt zwischen  Wien  und  Schlan   i  fl.  30  kr. 


Slektricitätsiverke  in  Steyr.  Am 
4.  V.  Mts.  fand  in  Steyr  die  constituirende 
Generalversammlung  der  Actien- Gesellschaft 
„Elektricitätswerke  in  Steyr" 
statt.  Es  waren  38  Actionäre  erschienen, 
dnrch  welche  1097  Stimmen  vertreten  waren. 
Den  Vorsitz  führte  der  Obmann  des  Inter- 
essenten-Ausschusses, Herr  Dr.  Angermann. 
In  der  Versammlung  wurde  bekanntgegeben, 
dass  das  Elektricitätswerk  in  Steyr  mit  einem 
Kostenaufwande  von  rund  150.000  fl.  her- 
gestellt wurde  und  gegenwärtig  bereits 
3000  Glühlampen  installirt  sind.  In  den  Ver- 
wallungsrath  wurden  gewählt :  die  Actionäre 
Dr.  Franz  Angermann,  Andreas  Ecker,  Otto 
Sander,  Johann  Strachowsky  und  Johann 
Scholz.  Bei  der  hierauf  erfolgten  Consti- 
tuirung  des  Verwaltungsrathes  wurden 
Dr.  Franz  Angermann  zum  Präsidenten 
und  Andreas  Ecker  zum  Vice-Präsidenten 
gewählt. 

Elektrische  Bahnen  der  -west- 
lichen Berliner  Vororte.  Die  Veröffent- 
lichung der  Genehmigung  für  die  elek- 
trische Strassenbahn  Gross- 
Lichterfeld  e-Lankwit  z-S  t  e  g  1  i  t  z- 
Mariendorf  (Colonie  Südende) 
ist  nunmehr  im  Amtsblatte  des  Teltower 
Kreise«  erfolgt.  Die  Genehmigung  erstreckt 
sich  auf  folgende  Linien :  erstens  vom  An- 
haher Bahnhof  in  Gross-Lichterfelde  nach 
Bahnhof  Steglitz,  ausgehend  von  dem  öst- 
lichen Ende  der  bestehenden  elektrischen 
Bahn  durch  den  Jungfernstieg,  die  Booth- 
strasse,  die  Berlinerstrasse  und  die  Albrechts- 
slrasse;  zweitens  von  Gross-Lichterfelde  nach 
Steglitz,  ausgehend  von  der  bestehenden 
elektrischen  Eisenbahn  bei  der  Chauss^e- 
und  Schützenstrasse  bis  zur  Einmündung  in 
die  obengenannte  Linie,  der  Albrech tsstrasse ; 
drittens  vom  Bahnhof  Südende-Lankwitz  nach 
Bahnhof  Steglitz,  durch  die  Steglitzer-  und 
Mariendorfer  Strasse  bis  zur  Einmündung  in 
die  erstgenannte  Linie,  sowie  auf  den  Be- 
trieb der  bereits  bestehenden  elektrischen 
Strassenbahn.  Die  Genehmigung  ist  auf 
50  Jahre  ertheilt,  die  Herstellung  und  In- 
betiiebnahme  der  Bahn  muss  innerhalb  sieben 
zum  Bau  geeigneter  Monate  nach  der  Ver- 
öffentlichung der  Genehmigung  erfolgen  ;  für 
den  Fall  der  Nichterfüllung  dieser  Bedingung 


ist  eine  Conventionalstrafe  von  15.OCK 
festgesetzt.  Bei  nicht  ordnungsmässigen 
triebe  der  Bahn  tritt  eine  Conventionall 
von  2000  Mk.  ein.  Die  Fahrgeschwindi 
darf  2$  km  in  der  Stunde  an  keiner  I 
übersteigen,  in  den  Curven  und  an  verk 
reichen  Stellen  ist  sie  auf  10  fem  ii 
Stunde  zn  ermissigen.  Für  die  Linie 
ende-Steglitz  ist  i&-,  für  alle  anderen  L 
15-Minutenverkehr  vorgesehen. 


Elektrische  Anlage  in  Kon 
brück  (Sachsen).  In  dieser  Stad 
vor  Kurzem  eine  elektrische  Centrale 
baut  worden.  In  derselben  sind  vor 
zwei  Gleichstrom  -  Dynamos  der  1 
Siemens  &  Halske  aixfgestdUi  w 
den  Strom  für  cir^a  1000  Glühlampen 
einige  Motoren  liclern.  Zu.  dcti  iJya 
sind  zwei  Batterien  der  H  a  g  e  n  e  r  4 
mulatorenfabrik  parallel  geschaltet.  Die  Sl 
vertheilung  erfolgt  nach  dem  Dreil 
System  mit  oberlrdUchen  Leii^uugea.  Du 
läge  wurde  von  dem  Vertreter  der  I 
Siemens&HaUke,  Herrn  Ci  vil'Ing« 
Oscar  Beyer  Eiu^gcfilhrt^ 

Das  Telephon  in  Serbien, 
man  uns  mittheilt,  ist  nun  auch  in  Sc 
eine  interurbane  TelephonldtuDi»  eitigcl 
u.  zw.  ist  dieselbe  quer  dari^b  daj»  f 
Königreich  von  Nordi^esteu  nach  Süd 
hergestellt  worden.  Dieselbe  verbinde 
Hauptstadt  Belgrad  miL  der  gegen  wii 
Residenz  des  Königs!  Alexaaderint 
Diese  Telephonlinie,  welche  eiue  Liag« 
250  km  hat,  ist  eiae  I>oppelleitung 
3  mm  Silicium- Broncedraht  uni  ist 
Werk  einer  Österreich >i sehen  Firma  \ 
wurde  von  der  Wiener  IVlephuu-  und  M 
phonfabrik  von  J.  B  e  i-  li  n  c  r  herges 
welche  auch  die  Apparate  lieferte.  Aller 
ist  diese  Telephonlinie  vorläufig  noch 
für  die  allgemeine  und  öfLcDt liehe  Bcnül 
sondern  nur  für  den  Verkehr  des  I 
der  Ministerien  und  Staat !jb eh ür den  zwi 
Nisch  und  Belgrad  und  in  Helgrnd 
bestimmt.  Deshalb  hat  sie  auch  tiucli 
Zwischenstationen.  Die  Litiie  Belgrad - 
bildet  übrigens  nur  den  Anfang  eines  gi 
Telephonnetzes,  das  sich  über  ganz  Sc 
erstrecken  soll,  indem  die  serbische  Regi 
beschlossen  hat,  die  Central -Regierui 
Belgrad  mit  sämmtlichen  Kreis-  und  B< 
präfecturen  und  ebenso  die  letzterei 
sämmtlichen  Gemein de-Aemtern  teleph< 
zu  verbinden.  Die  Gesammtkosten 
Telephonnetzes  sind  mit  2,700.000 
präliminirt.  Die  Gemeinde-Aemter  w 
dem  Staate  die  auf  sie  entfallenden  ¥ 
der  telephonischen  Installirung  aus  dei 
meinde-Budgets  ersetzen,  so  dass  der 
nur  die  Kosten  der  telephonischen  Verbii 
mit  den  Präfecturen  zu  tragen  haben 
Dem  Bantenminister  General  Zdravk 
gebührt  das  Verdienst,  diesen  Fort 
auf  dem  Gebiete  der  Cultur  in  Serbiei 
geführt  zu  haben.  Erwähnen  wollet 
noch,    dass  sowohl  die  Apparate  als  d 


463 


sammte  Leitnog  in  der  kurzen  Zeit  tod  nicht 
ganz  5  Wochen  hergestellt  wurden,  und  dasi 
die  Verständigung  eine  tadellose  ist. 


Elektrische  Beleuchtung  und 
Bisenbahn  in  Belgrad.  Seir  vorigem  Jahre 
bereits  besitzt  die  serbische  Hauptstadt  statt 
der  alten  kümmerlichen  Stadtbelenchtung  mit 
Petroleum-Lampen  eine  ganz  modern  ein- 
gerichtete elektrische  Beleuchtungs* Anlage, 
welche  in  vollkommen  befriedigender  Weise 
fnngirt  Die  Hauptstrassen  und  Hauptplätze 
sind  mit  Bogenlampen,  die  Seitenstrassen  da- 
gegen mit  Glühlampen  beleuchtet.  In  letzter 
Zeit  hat  die  Einleitung  der  elektrischen  Be- 
leuchtung in  die  öffentlichen  Locale  und  in 
die  Privatvohnungen  begonnen.  Seit  Kurzem 
wird  die  Elektridtät  auch  als  motorische 
Kraft  zum  Betriebe  einer  kleinen  schmal- 
spurigen Bahn  von  Belgrad  nach  dem 
etwas  mehr  als  5V2  Kilometer  entfernten 
Toptschider  benutzt,  und  diese  zweite  elek« 
trische  Unternehmung  arbeitet  ebenfalls  in 
ganz  tadelloser  Weise.  Von  Viertelstunde  zu 
Viertelstunde  geht  ein  aus  zwei  Waggons, 
einem  geschlossenen  und  einem  offenen,  be- 
stehender Zug  von  der  Belgrader  Terazia 
Dächst  dem  Konak  ab,  und  binnen  einer 
kleinen  halben  Stunde  hält  er  unter  den 
prachtvollen  Bäumen  des  Toptschiderer  Natur- 
parkes und  in  unmittelbarer  Nähe  einer  wohl- 
eingerichteten Restauration. 


Eine  Uminrälzung  im  Kisenbahn- 
-wesen.  (Mittheilnng  des  Berliner  Patent- 
bureau Gerson  &  Sachse.)'^)  Voraus- 
sichtlich schon  im  November  d.  J.  wird  die 
erste  Strecke  der  Chicago  mit  St.  Louis 
verbindenden  elektrischen  Bahn  dem  Be- 
triebe übergeben  werden.  —  Die  Gesell- 
schaft, welche  den  Bau  ausführt,  hat  das 
Recht  erworben,  die  Hauptlinie  mit  wichtigen, 
zu  beiden  Seiten  liegenden  Ortschaften  durch 
Nebenlinien  zu  verbinden  und  die  an  der 
Strecke  liegenden  Städte  auch  mit  Elektricität 
für  Beleuchtungs-  und  andere  Zwecke  zu 
versorgen.  Der  Betrieb  erfolgt  von  vier 
Maschinenhäusern  aus,  welche  in  unmittelbarer 
Nähe  von  Kohlenminen,  die  der  Gesellschaft 
gehören,  errichtet  werden.  Die  Fahrgeschwin- 
digkeit wird  100  englische  Meilen  in  der 
Stunde  erreichen,  so  dass  man  die  Entfernung 
der  beiden  Endstationen  in  drei  Stunden 
zurücklegen  kann,  während  bisher  ein  ganzer 
Tag  erforderlich  war.  Die  Wagen  sind  sehr 
niedrig  gebaut  und  so  eingerichtet,  dass  ihr 
Schwerpunkt  möglichst  nahe  der  Geleise- 
ebene liegt.  Die  Vorderwand  ist  keilförmig 
gestaltet,  um  den  Luftwiderstand  leichter 
Überwinden  zu  können.  Der  ganze  Bau  wird 
so  aufgeführt,  dass  der  Betrieb  auch  nöthigen- 
falls  mit  gewöhnlichen  Dampflocomotiven 
stattfinden  kann.  Das  Anlagecapital  beträgt 
10  Mill.  Dollars. 


*)  Obigeg  Boreau  ertheilt  Abonnenton  dieser 
Zeitung  AuskaoA  über  Patent-  eto.  Angelegen- 
heiten gratis. 


Tod  durch  Elektricität.'^)  In  einem 
Münchener  Privat-Elektricitätswerk  hat  dieser 
Tage  ein  erfahrener  Monteur  den  Tod  ge- 
funden, weil  er  aus  Unvorsichtigkeit  in  Be- 
rührung mit  dem  Strom  gekommen  ist.  Der 
«Bayerische  Courier*^  theilt  nun  folgenden 
Sectionsbefund  mit :  Der  elektrische  Strom 
war  dem  Manne  am  Oberarme  in  der  Nähe 
des  Ansatzes  vom  muskulus  deltoidens,  dem 
hauptsächlichsten  Heber  der  oberen  Extre- 
mität, in  den  Körper  eingedrungen .  Den  Ein- 
tritt des  elektrischen  Stromes  bezeichneten 
fünf  Brandwundflecke.  Der  Strom  ging  von 
da  ans  am  Thorax  entlang  und  am  processus 
ensiformis ;  am  oberen  Theile  des  Brustbeines 
zeigten  sich  wiederum  drei  durch  die  Elek- 
tridtät hervorgerufene  Brandwunden.  Von 
hier  aus  wandte  sich  der  Strom  rein  in  dor- 
saler Richtung  und  verliess  an  der  Wirbel- 
säule den  Körper.  Es  fanden  geradezu  Zer- 
reissungen  der  immerhin  sehr  elastischen 
und  starken  Muskel-  und  Nervengebilde  statt. 
Einen  grossen  Druck  musste  der  elektrische 
Strom  auch  auf  sämmtliche  Blutbahnen  und 
Blutgefässe  des  Körpers  ausgeübt  haben, 
indem  sich  zahlreiche  Blotextravasate  zeigten. 
Es  muss  also  förmliche  Blutstauung  statt- 
gefunden haben,  die  sich  in  Berstuug  der 
Leitungen  äusserte.  Auch  einen  Erguss  ins 
Gehirn  hatte  der  furchtbare  Schlag  zur  Folge. 
Bemerkenswerth  ist  auch  die  Thatsache,  das!«  * 
es  nahezu  zehn  Minuten  dauerte,  bis  der 
Tod  des  Mannes  eintrat. 


Die  epochemachenden  amerikani- 
schen Erfindungen.  In  seiner  Rede 
zur  Feier  des  hundertjährigen  Bestandes 
des  amerikanischen  Patentgesetzes  bemerkte 
Robert  S.  T  a y  1  o  r  —  wie  der  New-Y.  ,Techn." 
berichtet  —  dass  die  Quelle  des  wirklichen 
und  bleibenden  Reichthums  der  Welt  unsere 
Gedanken  sind.  Es  ist  gerade  ein  Jahr- 
hundert, seit  durch  den  Kopf  eines  jungen 
Schullehrers  in  Georgia  der  Gedanke  blitzte, 
dass  man  eine  Maschine  machen  könnte, 
welche  vermittelst  einer  Säge  die  Banmwoll- 
faser  von  dem  Samen  trennen  könnte.  Mit 
diesem  Gedanken  dämmerte  die  Epoche  der 
billigen  Baumwollstoffe  auf.  Sechs  Jahre 
später  erschien  die  Nähmaschine,  um  den 
Stoff  zu  nähen,  und  die  Epoche  billiger 
Kleider  war  geschaffen.  Robert  Fulton 
sagte  einst,  dass  Arkwright,  Watt 
und  Whitney  die  drei  Menschen  sind, 
welche  ihren  Brüdern  das  meiste  Gute  er- 
wiesen haben.  Fulton  selbst  ist  der  vierte. 
Er  eröffnete  die  Epoche  des  Reisens  mit 
Dampf  durch  seine  Dampfschiffe ;  darauf  folgte 
die  Eisenbahn  und  die  Locomotive.  Seit 
Franklin  begann  die  grosse  Epoche  auf 
dem  Felde  der  Elektricität.  Zunächst  hat 
Morse  diese  mysteriöse  Kraft  zur  Ueber- 
iragung  der  Sprache  benützt.  Die  Dampf- 
maschine ist  der  Athem  und  die  Muskel, 
der  Telegraph  das  Nervensystem  des  modernen 
Systems.    In    der  Hervorbringung    des  elek- 

•)  Vergl.  HeA  XVI,  1894,  8.  439. 


464 


tifschen  Lichtes  ist  lier  Mfiif^ch  der  Schöpfung 
niher  gekurrmien,  uk  auf  irgend  einem 
atidi^ren  GeliieEe,  Er  hat  auf  der  Erde  das 
Lkht  iles  Hiii^mcE:;  erzeugt,  ein  wahres  Stück 
SoutjetiÜcht  l  Aber  vielleicht  die  segensreichste 
AJIer  Hrrmdungen  hl  da;.  Telephon.  Die  Epoche 
der  Zeitungen  trat  ein,  Ttiit  Hoe's  Cylinder- 
preFse,  und  die  der  hilligea  Nahrung  mit 
Mr.  Cormick'js  Ernte-Mjiächine !  Und  gibt 
f^  eine  schönere  KrTindüng  als  die  der 
Sc1irei]im;it^k:hintt  ?  Ua^i  einer ikanische  Patent* 
>jsfem  lieruht  auf  zweumdz wanzig  Worten 
rier  Verbs* uni?.  llab^^n  wühl  jemals  zweiund- 
/wniuig  niiilere  t^esj^»n>i:]iüne  oder  geschriebene 
Wnrie  stikb'  segenscciehe  Früchte  für  die 
Menschheit  getragen?' 

Gerechte  Strafe ►  L  utcr  dieser  Spitz- 
mritke  schreibt  das  , Arohiv  f.  P.  u,  Tel.": 
T  e  1  e[)  h  tj  n-N  e  rv  o  ^  e  r  ü  t  nennt  sich  eine  neae 
Aljttft  jener  allgemeinen  Nervenkrankheit, 
wekhe  nach  weEt  verlueiteter  Ansicht  ein 
unvermeidliches  trgebniäs  unserer  von  Dampf 
unJ  lilrklricilät  siyrniisch  vorwärts  getrie- 
heneu  Zeit  sein  s-ail,  ]>Le^.e  besondere  Form 
j^cigt  sich  bisweilen  Iici  F ernsprech -Abon- 
nenten, wenn  der  Ati^cliluss  einmal  versagt 
tuicj  sui>^!f|;e  kJeine  Hin^Iernisse  den  glatten 
Verlntif  der  (.rspräche  stieren.  Leider  lassen 
sJcb  t: in/ eint?  tinnn  7li  beleidigenden  Zornes- 
*  ftüslu  Liehen  hinrei^^sen,  Jte  der  Sprechdraht 
den  meist  g^nz  nnsdialW^cn  Beamten  ge- 
treulich überm iUcU,  die  nber  nicht  unge- 
rugt  tfleiben  ilürfen*  wenn  nicht  der  im 
Fernsjirechv  erkehr  cljensu  wie  in  jedem 
linderen  Verkehr  erfc»nitr]iche  gute  Ton 
ernj;tiich  Schaden  leiden  s<dL  Als  s,  Z.  die 
männlichen  Oenniten  riurch  weibliche  ersetzt 
wurden,  }mllte  man  nULli,  dass  diese  Aus- 
*i.hreiii]ngen  ilen  Uiimun  gegenüber  ver- 
schwinden würden.  Gnvj  scheint  sich  die 
HidTHung  teider  nidit  verwirklicht  zu  haben  ; 
den»  t3tibi.ni;st  i,i&nt\  vi»r  einem  Berliner 
Sihrd!engL*richt  wiecler  tin  solcher  der  Be- 
.tmlenbeleidigurt-:;  An^eklri^fer,  Wie  der  Auf- 
Hichtsbeamte  de*  hetreli^mlra  Amtes  vor  Ge« 
HL  hl  bekundete,  war  dtr  Angeklagte  den 
IleniHlen  hertirs  ak  ein  ungeduldiger  und 
It'icht  7M  lieleidijTiuigeti  ntifjender  Herr  be- 
hnniil,  Am  15.  Nfuember  v.  J.  befand  er 
^Uli  vor  dem  A|i|>aryt  wieder  in  einem  Zu- 
s.'l3iisd  (^rosJier  EjregtheiT.  Er  hatte  längere 
iCeit  ^kh  verge}>lich  bemiiht^  Anschluss  zu 
ri^hnhen,  und  :il^  ^icli  ilanti  das  Amt  meldete, 
iibrtKi'hüUele  er  die  befieüende  Fernsprech- 
(TehJlfm  rntl  ilen  gröblich  fcn  Beleidigungen. 
Vtr  Angekhigfe  htfsü  sjcli  /war  durch  einen 
Auj^tn-  und  Ühren?.eu^'en  bestätigen,  dass 
ei  hii^t  eint-  hnlbe  Stunde  lang  vergebliche 
An^Tieogiingen  gemaiht  luibe,  das  Amt  zu 
crrideii  Uer  SijintüanwaJi  l;oante  aber  darin 
mit  Uecht  keine  Enlschil  Ijgüng  für  diese, 
nnmcndikih  I^r^iucn  uej^enuber  ganz  unge- 
hürige  Aii--seraijhi.j^4uri;^T  L.iirer  Sitte  erblicken 
und  bennir^iile  15Q  Mfiri;  Geldbusse.  Der 
Gerichts  hf^r  trknnntt-  auf  100  Mark,  in- 
derrt  er  e=J  für  unverantwuTÜkh  erklärte,    in 


I  dieser  Weise  gegen  junge  Damen,  < 
bestem  Können  ihren  Dienst  vergeh 
fallend  zu  werden. 


Grossherzogliche  technisch« 
schule  zu  Darxnstadt.  Für  das 
jähr  1894/95  ist  von  Sr.  königl.  Höh 
Grossherzoge,  Flerr  Professor  Dr.  L 
gemäss  Wahl  des  Professoren-Co 
wiederholt  zum  D  i  r  e  c  t  o  r  der  tecl 
Hochschule  ernannt  worden.  Als  : 
treter  desselben  fnngirt  Herr  F 
Dr.  Henneberg. 

Vorstände  der  Fach  abtheil 
sind  für  dieses  Studienjahr  die  nacl 
genannten  Herren :  für  Architektur  F 
Marx,  für  Ingenieurwesen  Professor 
berg,  für  Maschinenbau  Professor  B 
für  Elektrotechnik  Geh.  Hofrath  F 
Dr.  Kitt  1er,  für  Chemie  einscli 
Elektrochemie  und  Pharmacie  I 
Dr.  St  aedel,  für  Mathematik, 
Wissenschaften  und  allgemein  bildend« 
Professor  Dr.  Schering.  —  Als 
Vertreter  der  genannten  Abtb 
Vorstände  fungiren  die  Professoren: 
Wagner,  Sonne,  Dr.  Dippel,  R 
und  Dr.  lienneberg. 

Das  Amt  des  Bibliothek) 
technischen  Hochschule  ist  Herrn  G 
Hofrath  Professor  Dr.  R  o  q  u  e  1 1 
tragen  worden. 

Ein  merkwürdiger  Unglü 
durch  BliUschlag.  Wie  „Elektritsc 
mittheilt,  ereignete  sich  vor  einiger  \ 
einem  der  Arbeiter,  welche  mit  dem  A 
sein  der  Telegraphenstangen  auf  der 
der  Nischegoroder  -  Eisenbahn  be 
waren,  folgender  tragische  Fall. 

Es  war  an  einem  klaren  Tag,  der 
wolkenlos.  Bei  der  Station  Senko 
Wjasnikow,  kletterte  ein  junger  Arb( 
eine  Telegraphenstange,  um  die  Drähl 
festigen.  Nach  einigen  Minuten  stü 
wie  vom  Schlage  getroffen,  mit  d< 
schrei  „zu  Hilfe*^  herunter.  Es  ste 
heraus,  dass  der  Mann  vom  Blitsscl 
troffen  wurde.  Man  bedeckte  i) 
Erde  (? !),  wandte  andere  Belebun 
an,  jedoch  vergebens. 

Merkwürdig  ist,  dass  auch  wähl 
Todes  dieses  Arbeiters  der  Himmc 
so  wolkenlos  war,  wie  früher.  In  der 
von  Senkowo  war  kein  Gewitter.  1 
gungen,  welche  telegraphisch  ein 
wurden,  ergaben,  dass  im  Momei 
Todes  des  Arbeiters  in  Wladimii 
107  Werst  von  Senkowo,  sich  ein  ( 
mit  ungewöhnlichem  Hagelschlag 
Dieses  Gewitter  verzog  sich  nach  I 
Nowgorod,  zerschmetterte  auf  der 
Bogoljubowo  vier  Telegraphenstang 
erschlug  ein  Weib.  Die  Beaugensch« 
ergab  auf  der  unteren  Bauchgege 
den  Füssen    des  Arbeiters   19  Brand* 


VRvautwifiüi'hr-r  Hi'ifu,i  1^  tir;  JOSEF  KAREIS.  —  Selbstverlag  des  Elektroteohnisehen  Ye: 

lu  \'^ ^      >  HnMANN  &  WENTZRL,  Buchhandlung  ffir  Teohnik  und  Kunst. 

'  a.  SPIES  &  Co.  in  Wien,  V.,  StratuuengMM  16. 


Zeitschrift  für  Elel<trotechnik. 


XII.  Jahrg.  15.  September  1894.  Heft  XYIIL 


ABHANDLUNGEN. 


Ueber  magnetische   Verzögerungen    in   Eisenkernen    in 
Folge  periodisch  wechselnder  magnetisirender  Kräfte. 

Von  J.  DECHANT,  Professor  an  der  k.  k.  Staats-Oberrealscbale  im  II.  Bezirke  in  Wien.*) 
Ans  den  Sitzungsberichten  der  kaiserl.  Akademie  der  Wissenschaften  in  Wien. 

Von  den  zahlreichen  Rotationserscheinungen  im  periodisch  wech- 
selnden Magnetfelde,  wie  sie  namentlich  von  E.  Thomson**)  bekannt 
gemacht  wurden,  lässt  sich  eine  Gruppe  dadurch  in  einheitlicher  Weise 
erklaren,  dass  man  die  Wirkung  in  Betracht  zieht,  welche  zwei  periodisch 
wechselnde  magnetisirende  Kräfte,  deren  Phasendifferenz  zwischen  o^ 
und   i8o^  gelegen  ist,  in  einem  Eisenkerne  hervorbringen. 

Leitet  man  um  einen  langen  derartigen  Stab  durch  eine  kurze  Draht- 
spule einen  Strom,  so  pflanzt  sich  von  der  direct  magnetisirten  Stelle  aus 
die  Magnetisirung  so  fort,  dass  die  magnetischen  Momente  der  einzelnen 
Schichten  oder  die  Intensitäten  ihrer  Magnetisirung  abnehmen.  Als  Gesetz 
dieser  Abnahme  wird  bei  Anwendung  von  Gleichströmen  das  einer  geo- 
metrischen Progression  angenommen.***)  Wenn  wir  vorläufig  dasselbe 
auch  für  Wechselströme  als  giltig  annehmen,  und  wenn  M^  das  Maximum 
des  magnetischen  Momentes  an  der  direct  magnetisirten  Stelle  ist,  so  wird 
das  Moment  in  der  Entfernung  x  von  dieser  Stelle  gleich  M^  q—^  zu 
setzen  sein,  wobei  ^  >  i  ist. 

Der  Vorstellung  entsprechend,  dass  eine  Schichte  durch  Vertheilung 
die  folgende  magnetisirt,  muss  ferner  eine  gewisse  Zeit  vergehen,  bis  die 
Veränderungen  des  magnetischen  Zustandes  von  einer  Stelle  bis  zu  einer 
entfernten  fortschreiten,  und  in  der  That  bestätigen  die  Versuche  ver- 
schiedener Forscher  "t")  das  Vorhandensein  solcher  Verzögerungen.  Allein 
dieselben  sind  bei  Eisenkernen,  die  der  Länge  nach  untertheilt  sind,  so 
geringfügig,  dass  wir  vorläufig  davon  absehen  und  im  Gegentheil  annehmen 
können,  deiss  alle  Schichten  unseres  Stabes  gleichzeitig  ihren  Magnetismus 
ändern.  Nehmen  wir  noch  diesen  Wechsel  als  sinusartig  an,  so  ist  das 
durch  diese  erste  Kraft  (I)  an  irgend  einer  Stelle  erzeugte  wechselnde 
Moment 

rn^  =  3/j  q-^  sm  -—  • 

In  ähnlicher  Weise  wird  eine  zweite  periodisch  wechselnde  Kraft  (II), 
die  an  einer  von  I  um  die  Länge  l  entfernten  Stelle  einwirkt    und  deren 

T 

Phasenwechsel  um  ^< —  später    erfolgt,    fijr    einen   zwischen    I  und  II 

gelegenen  Punkt  ein  veränderliches  Moment  erzeugen: 


♦)  Vergl.  Heft  IV  ex  1894,  S.  S^, 

*♦)  Lum.  ölectr.,  30,   1888,  p.  341  und  Bcibl.,   13,  S.  243, 
***)  G.  Wiedemann,  Elcktr.,  III,  S.  541. 
t)  G.  Wiedemann,  Elcktr.,  IV,  S.  262. 


36 


466 


Wenn  nun  tÜe  Inlensitat  der  Mugnetisirun;^  mit  f!cr  magnetiüi 
Kraft  proportional  anij;enonunen  wird,  so  ergibt  sich  als  beiläufige 
druck  für  das  resiUtircnde  Moment 


m^  +  «»g  =  <l^^in  \— ^'L 


wobei 


und 


2Z^ 


Ml  =  Mj^  y-3 ^  -J-  3V^-ä ^'-''  -h  2  3/1  3/2  ?-  '  cos  — ^ 


cot^  =  cot— ^-r  — 


.1     .  '    2rt^ 
ifa '/-^'"'^ sin  ^^- 


•  sm  — =— 


Aus  der  letzten  Formel  ist  unmittelbar  zu  ersehen,  da 
w  a  c  h  s  e  n  d  e  -r  auch  tl  1  e  V  e  r  z  fi  ^  e  r  u  n  g  ^f  z  u  n  i  m  ni  t,  D 
auch  dann  noch,  wenn  die  Abnahme  <ler  ma;j;;netischen  Moment 
nach  einer  *;eo metrischen  IVoj^ression  erlolii,^,  sondern  wenn  nur  Üb 
der  Factor  von  31 1  eine  mit  ,r  abnehmende  und  der  von  A/^  ein< 
zunehmende  Function  bedeutet, 

Ueber  die  durch  die^e  Verzögerung  bedingten  Magnetisini 
htUtnisse  des  Stabes  kann  man  sich  ])assend  auf  graphischem 
eine  Uebersicht  versch^iffen.  Die  Gerade  \—l\  (Fig,  i)  bedeutet  dei 
t heilten  Eisen^t.ib,  auf  den  bt?i  [  und  II  ilie  beiden  maguetidrendei 

3' 

von  gleicher  btärke  und  von  einer  rhasendiflerenz  :^  120"^  — ein 

Die  punktirten  Linien  titellen  die  Ahn  ihme  ()er  magnetischen  M 
Uings  des  Stabes  vor;  Constmirt  man  aus  denselben  untl  der  angenon 
Phasen difierenz  für  verschiedene  Stellen  tles  Stabes  Parallelogram 
geben  die  Diagonalen  derselben  die  Grösse  und  Phase  des  re^iilt 
Momentes  an.  Aus  iler  Lage  derselben  erkennt  m.in  wieder  die 
von  1  gegen  11   hin    wachsende  Ph^isen Verzögerung,    Darunter  ist 


467 

verschiedene  Punkte  der  Wechsel  der  Magnetisirung  während  einer 
Periode  längs  einer  zum  Stabe  Normalen  abgewickelt,  um  daraus  auch 
die  Richtung  der  Magnetisirung,  die  ja  eine  longitudinale  ist,  zu  ersehen. 
Der  Anblick  der  Figur  lehrt,  dass  die  Maxima  der  Magnetisirung  von 
I  gegen  II   vorrücken,    und  zwar  in   der  Zeit  der  zwischen  den  Stellen  I 

T 

und  II  bestehenden  Phasendifferenz  =  ^'.  Nach ^'  beginnt  das  ent- 
gegengesetzte Maximum  bei  I,  um  wieder  während  der  Zeit  ^'  von  I  bis  II 
zu  wandern.  Noch  besser  kann  man  dieses  Vorrücken  an  den  Minimis  der 
Magnetisirung,  d.  i.  an  den  Stellen,  wo  die  Curven  die  Normalen  durch- 
schneiden, beobachten.  Diese  Minima  stellen  gewissermaassen  Folgepunkte 
vor,  da  zu  beiden  Seiten  derselben  die  Magnetisirungsrichtung  entgegen- 
gesetzt ist,  mithin  die  EUementarmagnete  sich  die  gleichnamigen  Pole 
zuwenden  werden.  Da  femer  von  einem  solchen  Folgepunkte  aus  nach 
beiden  Seiten  hin  die  magnetischen  Momente  zunehmen,  so  herrscht 
auf  der  ganzen  Länge  des  Stabes  zwischen  I  und  II  gleichzeitig  derselbe 
freie  Magnetismus.  Nehmen  wir  an,  dass  in  den  Phasen,  wo  die  Curven 
sich  aneinander  drängen,  Nordmagnetismus  herrscht,  so  findet  dort,  wo 
sie  auseinander  weichen,  südmagnetischer  Zustand  statt.  Kurz,  wir  haben 
hier  Verhältnisse,  die  den  fortschreitenden  longitudinalen  Wellen  ähn- 
lich sind. 

Es  ergibt  sich  hieraus,  dass  zwei  periodisch  wechselnde 
magnetisirende  Kräfte  von  einer  gewissen  Phasendiffe- 
renz, die  auf  verschiedene  Stellen  eines  Eisenstabes  einwirken,  fort- 
schreitende magnetische  Wellen  von  veränderlicher  Am- 
plitude aber  verhältnissmässig  geringer  Fortpflanzungs- 
5^  eschwin  digkeit  erzeugen.  Wirfinden  dieletztere,  wenn 
wir  die  Distanz  der  Stellen,  wo  die  Kräfte  einwirken, 
durch  die  Phasendifferenz  dividiren.  Wächst  ^',  oder  auch  T, 

so  nimmt  daher  die  Fortpflanzungsgeschwindigkeit  ab.  Für  T=  —  See, 

43 

T 
>»•'=-- und  /==io cm  istc=i7m. 

4 

Ich  habe  nun  diesen  Fall  folgendermaassen  experimentell  verwirklicht : 
Auf  einen  aus  1/2  mm  dicken  Lamellen  bestehenden  Eisenstab  von  45  cm 
Länge  und  von  rechteckigem  Querschnitt  (4  X  3*5  <^^^)  werden  zwei 
Drahtspiralen  von  je  150  Windungen  und  2  cm  Länge  geschoben.  Die- 
selben werden  von  den  Zweigströmen  eines  Wechselstromes  durchflössen, 
von  denen  der  eine  durch  einen  Kupfervitriolwiderstand,  der  andere  durch 
Selbstinduction  auf  gleiche  Stärke  (3  Amp.)  gebracht  ist.  Der  letztere, 
der  durch  eine  Spule  von  500  Windungen  mit  einem  untertheilten  Eisen- 
kerne geht,  wird  in  seiner  Phase  gegenüber  dem  ersten  nahezu  um  90^ 
verzögert.  Die  in  den  gleichen  Spulen  I  und  II  stattfindende  Selbstinduction 
hat  auf  den  Unterschied  der  Phasen  keinen  Einfluss,  wohl  aber  wird  er 
durch  die  gegenseitige  Induction  der  beiden  Spulen  noch  etwas  vergrössert. 
Werden  beide  Spiralen  in  demselben  Sinne  durchflössen,  u.  zw.  die 
Spirale  I  von  dem  nicht  verzögerten  Strome,  so  wird  nach  dem  Früheren 
die  Verzögerung  von  I  gegen  II  zunehmen,  oder  die  magnetische  Welle 
wird  in  dem  angegebenen  Sinne  fortschreiten.  Wechselt  man  in  einer  Spule 

T 

die  Stromesrichtung,    so  wird    die  Phasendifferenz  um  —  geändert,  sie  ist 

T           IT  \ 

also    0"' =  ""  ( * /»  ^'  ^*  ^^^  Phasenwechsel  des  Stromes  in  II 

36* 


468 

T 

erfolgt  um ^'  früher,  und  die  Welle  wird  die  entgegengesetzte  F 

pflanzungsrichtung  haben. 

Die  Mittel  zum  Nachweise  dieser  Verzögerungen 
im  Allgemeinen  dieselben  wie  diejenigen,  welche  bei  Ferraris'  ma| 
tischem  Drehfelde  zur  Anwendung  kommen. 

Man  kann  also  zunächst  eine  auf  einer  Spitze  schwebende  M  a  g  r 
nadel  anwenden.  Dieselbe  wird  im  allmälig  verzögerten  Magnetf 
wohl  nicht  immer  in  Drehung  versetzt  werden,  es  kommt  dabei 
ihre  anfängliche  Lage  zum  Eisenstabe  an.  Allein  ertheilt  man  ihr  im  Si 
der  Fortpflanzung  der  magnetischen  Wellen  einen  Stoss,  so  dass  sie 
Folge  desselben  eine  Umdrehung  macht,  so  wird  sie  bei  jedem  folgec 
Vorübergang  am  Eisenstabe  einen  neuen  Antrieb  im  Sinne  ihrer  Beweg 
erfahren,  der  ihre  Geschwindigkeit  steigert,  bis  die  Widerstände  mit 
treibenden  Kraft  in's  Gleichgewicht  kommen. 

Man  könnte  auch  eine  um  ihren  Mittelpunkt  drehbare  Kupf 
Scheibe  anwenden,  indem  man  sie  so  aufstellt,  dass  der  Stab  par 
einer  Sehne  ist,  die  beiläufig  um  den  halben  Radius  der  Scheibe  \ 
Mittelpunkte  entfernt  ist  Allein  da  man  die  Scheibe  nicht  zu  dünn  wal 
darf,  damit  die  in  derselben  inducirten  Ströme  nicht  zu  schwach  wer< 
so  wird  sie  im  Allgemeinen  schwerer  in  Bewegung  zu  setzen  sein. 

Das  empfindlichste  Prüfungsmittel  ist  aber  eine  Eisenscheibe, 
entweder  auf  einer  Spitze  schwebt  oder  um  eine  horizontale  Ac 
drehbar  ist  und  so  aufgestellt  wird,  dass  der  Stab  tangential  zum  Rande 
Scheibe  liegt.  Ich  verwendete  Eisenscheiben  von  o*  1 5  mm  Dicke,  die  mi 
nur  ein  geringes  Trägheitsmoment  hatten  und  daher  bald  die  grö 
mögliche  Rotationsgeschwindigkeit  annahmen.  Dieses  Maximum  hc 
nicht  nur  von  der  Stärke  des  Magnetfeldes  ab,  sondern  auch  von 
Dauer  der  Einwirkung  der  vorbeiziehenden  Welle.  Bei  sehr  grosser  F 
Pflanzungsgeschwindigkeit  kann  die  Scheibe  einen  geringeren  Antrieb 
fahren  als  bei  einer  massigen. 

Eine  solche  Scheibe  nimmt  nun  nicht  nur  zwischen  den  Spul 
und  II  eine  der  Fortpflanzungsrichtung  der  magnetischen  Wellen 
sprechende  Rotationsrichtung  an,  sondern  sie  rotirt  auch  —  allerdi 
langsamer  — ,  wenn  sie  ausserhalb  derselben  dem  Stabe  gegem 
aufgestellt  wird,  u.  zw.  stets  im  selben  Sinne  wie  zwischen  den  Spu 
Würde  die  Abnahme  der  magnetischen  Momente  nach  einer  geometrisc 
Progression  erfolgen,  so  könnte  für  die  Punkte  ausserhalb  der  bei 
Spulen  keine  weitere  Phasenverzögerung  mehr  stattfinden.  Denn  für 
Punkte  ausserhalb  der  Spule  II  wäre 

cotT  =  cot.-^  +  — — -^-— ^^^  =  cot  -^-  +  _.__^ 
3/2  7-(^-'>sm-^  sm-^ 

also  constant.  Um  die  vorhandene  Verzögerung  zu  erklären,  müsste  r 
daher  annehmen,  dass  der  Quotient  der  Abnahme  pro  Längeneinheil 
der  Nähe  der  magnetisir enden  Spulen  kleiner  sei  als  in  grösserer  I 
fernung  von  denselben.  Aehnlich  verhält  es  sich  vor  der  Spule  I.  I 
wäre 

cot  cp  =  cot— +  — — ^^L__  =  cot  —  +  ^  -A_ . 

Wenn  man  hier  eine  langsamere  Rotation  der  Scheibe  beobac 
als  nach  der  Spule  II,  so  erklärt  sich  dies  wohl  daraus,  dass  das  AnMracli 


469 


der  Stärke  des  Magnetfeldes  im  Sinne  der  Fortpflanzung  der  Drehung 
hinderlich  ist,  während  die  Abnahme  die  entgegengesetzte  Wirkung  hat. 
Während  hier  magnetische  Verzögerungen  längs  des  Eisenstabes 
durch  eine  etwas  umständliche  Stromtheilung  bewirkt  wurden,  die  aber 
den  Vortheil  bot,  die  Verhältnisse  symmetrisch  zu  gestalten  und  die  Fort- 
pflanzungsrichtung der  Wellen  umzukehren,  hat  E.  Thomson  einfacher 
solche  Verzögerungen  hervorgebracht,  indem  er  ausser  der  primären,  von 
einem  Wechselstrom  durchflossenen  Spirale  eine  in  sich  geschlossene 
secundäre  Spirale  von  wenig  Windungen  auf  einen  Eisenstab  aufschob.  Da 
die  in  der  letzteren  indudrten  Ströme  eine  zwischen  90^  und  i8o<^  gelegene 
Phasendifferenz  besitzen,  so  erzeugen  sie  durch  ihr  Zusammenwirken  mit 
dem  primären  Strome  ähnliche  von  I  gegen  11  hin  zunehmende  Ver- 
zögerungen. Die  secundäre  Spirale  kann  man  auch  in  vortheilhafter  Weise 
durch  einen  Kupferring  oder  eine  Metallröhre  ersetzen.  Auch  den  Fall, 
dass  man  Verzögerungen  durch  Aufsetzen  eines  massiven  Eisenstabes  auf 
den  imtertbeilten  und  direct  magnetisirten  Eisenkern  hervorbringt,  kann 
man  als  hieher  gehörig  betrachten,  indem  die  in  der  Eisenmasse  auftretenden 
Wirbelströme  nicht  nur  die  Phase  der  Magnetisirung  längs  des  massiven 
Stabes  verzögern,  sondern  auch  verzögernd  auf  den  imtertheiiten  Eisen- 
stab zurückwirken. 


nn    fn 


Ol  HO 


Fig.  2. 

Schiebt  man  die  primäre  Spirale  auf  die  Mitte  imseres  Eisenkernes 
und  bringt  man  auf  beiden  Seiten  secundäre  Stromkreise  an,  so  werden 
natürlich  nach  beiden  Enden  hin  Verzögerungen  auftreten,  und  die  Eisen- 
scheibe wird  zu  beiden  Seiten  der  Magnetisirungsspirale  entgegengesetzte 
Rotationsrichtungen  annehmen.  Gegenüber  der  primären  Spirale  selbst 
wird  sie  in  Ruhe  bleiben,  wenn  die  Rückwirkung  der  secundären  Ströme 
beiderseits  gleich  ist.  Sie  wird  sich  hingegen  nach  jener  Richtung  bewegen, 
wo  die  verzögernde  Kraft  bedeutender  ist.  Aehnlich  verhält  es  sich,  wenn 
ein  massiver  Eisenstab  in  seiner  Mitte  wechselnd  magnetisirt  wird.  Die 
Eisenscheibe  wir'd  wieder  auf  beiden  Seiten  nicht  nur  entgegengesetzt 
rotiren,  sondern  sie  wird  gegenüber  der  magnetisirenden  Spirale  nur  dann 
in  Ruhe  sein,  wenn  der  Stab  symmetrisch  bezüglich  derselben  ist.  Sonst 
dreht  sie  sich  nach  jener  Seite  hin,  wo  der  Stab  mehr  hervorragt. 

Zum  Schlüsse  sollen  noch  zwei  Versuche  beschrieben  werden,  welche 
beweisen  sollen,  dass  ausser  den  zwei  magnetisirenden  Kräften  mit  einer 
zwischen  o^  und  180^  gelegenen  Phasendifferenz  auch  die  Abnahme 
der  Intensität  der  Magnetisirung  längs  des  Stabes  eine 
nothwendige  Bedingung  zum  Zustandekommen  dieser 
Verzögerungen  ist. 

Wenn  man  ein  hufeisenförmiges,  lamellirtes  Eisenstück  mit  primärem 
und  secundärem  Stromkreise  umgibt  (Fig.  2),  so  rotirt  die  Eisenscheibe  gegen- 
über beiden  Schenkeln  wie  früher  von  I  gegen  II  hin.  Nebenbei  sei  bemerkt, 


470 

dass  sich  auch  gegenüber  den  beiden  Polen  Rotation  einstellt,  un 
von  II  gegen  I.  Diese  Drehungsrichtung  erklärt  sich  leicht,  wen 
bedenkt,  dass  die  Pole  ungleichnamig  sind,  was  einer  Veränderunj 
Phasenunterschiedes  um  i8o^  gleichkommt,  so  dass  der  von  der 
dären  Spirale  umgebene  Pol  in  seinem  Phasenwechsel  dem  andern 
ist.  Setzt  man  nun  ein  lamellirtes  Eisenstück  auf  die  Pole,  so  nim 
Rotationsgeschwindigkeit  der  Scheibe  ab  oder  wird  bei  schwächer 
gnetisirung  Null.  Denn  in  dem  geschlossenen  magnetischen  Kreii 
die  magnetischen  Momente  von  den  direct  magnetisirten  Stellen  lan 
ab  als  im  offenen,  und  daher  sind  auch  die  Phasenänderungen  g< 
Ein  zweiter  Versuch  ist  folgender:  Wenn  man  um  die  S( 
desselben  hufeisenförmigen  Eisenstückes  Wechselströme  in  ent 
gesetztem  Sinne  herumleitet,  so  dass  an  den  Enden  entgegeng 
Phasen  der  Magnetisirung  auftreten,  und  wenn  mim  ein  massives 
stück  als  Anker  vorlegt,  so  zeigt  eine  über  demselben  aufgestellte 
Scheibe  keine  Rotation.  Denn  trotz  der  Wirbelströme,  die  in  dem 
auftreten,  findet  keine  Phasenverzögerung  statt,  da  derselbe  nahezi] 
stark  in  allen  Theilen  magnetisirt  ist.  Sobald  man  aber  den  Anker 
zurückzieht,  dass  er  nur  mehr  den  Rand  des  einen  Poles  berührt, 
sofort  Rotation  ein  nach  der  Richtung,  als  die  magnetischen  M< 
abnehmen.  Die  Drehungsrichtung  geht  in  die  entgegengesetzte  über 
man  den  Anker  so  weit  vorschiebt,  dass  er  nur  den  Rand  des  a 
Poles  berührt. 

Ueber  die  specifische  Leitungsfähigkeit  des  Kupfers 
Vorschlag  zur  Einführung   einer   einheitlichen  Be2 

nungsweise. 

Vortrag  von  J.  TEICHMÜLLER,    Elektro-Ingeniear    der    Firma  Feiten  &  Guil 
in  Mülheim  am  Rhein,    gehalten    in    der  Jah  reg  Versammlung    des  Verbandes    der 
techniker  Deutschlands  in  Leipzig  1894. 

M,  H. !  Ich  habe  die  Absiebt,  Ihnen  vorzuschlagen,  die  spe 
Leitungsfähigkeit  des  Kupfers  unter  Vermeidung  der  bisher  übliche 
heiten,  nur  noch  in  Einheiten  des  praktischen  elektromagnetischen 
systemes  auszudrücken.  Dieser  Vorschlag  scheint  mir  so  einfach  2 
dass  ich  glaube  mich  auf  wenige  Worte  zu  seiner  Begründung  bescl 
zu  können.  Dabei  bitte  ich  zu  entschuldigen,  wenn  ich  dem  Inhalt 
in  der  Hauptsache  das  wiederhole,  was  ich  in  einem  kurzen  Aufsatze 
^E.  T.  Z."  1894,  Heft  13,  S.  177,  über  denselben  Gegenstand  gesag 
erst  nach  Veröffentlichung  dieses  Aufsatzes  bin  ich  zu  der  Ueberz 
gekommen,  dass  eine  Frage  wie  die  vorliegende  vor  das  Forum  de 
bandes  der  Elektrotechniker  Deutschlands  gehört. 

Wenn  ich  in  der  folgenden  Erörterung  nur  über  das  Kupfer  s 
obwohl  die  Frage  sich  in  ihrem  Kernpunkte  auf  alle  Metalle  bezic 
thue  ich  das  hauptsächlich,  um  mich  um  so  kürzer  fassen  zu  könne 
in  dem  Bewusstsein,  dass  die  vorliegende  Frage,  wenn  sie  für  diese 
tigste  Metall  der  Elektrotechnik  entschieden  ist,  auch  ganz  allgem 
ledigt  ist. 

Eine  Aenderung  des  gegenwärtigen  Zustandes  ist,  meiner  Ansicfa 
dringend  nöthig  wegen  der  Mannigfaltigkeit  der  jetzt  gebräuchliche 
heiten  und  der  daraus  entstehenden  Unklarheit  und  Verwirrung  und 
der  Unzulänglichkeit  der  am  meisten  verbreiteten  Einheiten.  Man 
heutzutage  die  specifische  Leitungsfähigkeit  des  Kupfers  entweder 
Procenten  von  der  des  chemisch  reinen  Kupfers  oder  in  Vielfach 
der  des  Quecksilbers  oder  in  Reciproken  eines   Ohm, 


471 

Die  Mannigfaltigkeit^  welche  hiernach  eine  dreifache  zu  sein  scheint, 
ist  in  Wirklichkeit  viel  grösser,  denn  bei  der  ersten  Art  des  Ausdruckes, 
nämlich  der  Beze  ichnung  der  specifischen  Leitungsfähigkeit 
in  Procenten  von  der  des  chemisch  reinen  Kupfers,  wird  selbst 
wieder  eine  ganze  Reihe  von  Grundzahlen  gebraucht.  Einige  von  diesen 
Zahlen,  welche  den  specifischen  Widerstand  des  chemisch  reinen  Kupfers 
angeben  sollen,  habe  ich  in  dem  vorhin  erwähnten  Aufsatze  angeführt;  sie 
weichen  etwa  um  3*5^0  ^^^  einander  ab  und  gerade  die  am  meisten  ge- 
bräuchlichen Zahlen  haben  den  Nacbtheil,  dass  sie  zweifellos  zu  kleine 
Werthc  angeben,  sodass  man  sich  gefallen  lassen  muss,  von  einer  Kupfer- 
sorte von  über   iOO%  Leitungsfähigkeit  zu  hören. 

Eine  andere  Quelle  für  die  Vervielfachung  dieser  Einheiten  ist  durch 
die  Thatsache  gegeben,  dass  die  am  weitesten  verbreitete  Zahl,  die  Angabe 
von  Matthiessen,  in  Maassen  gegeben  ist,  die  dem  absoluten  Maass- 
system fremd  sind.  Matthiessen  gibt  bekanntlich  an,  dass  ein  Draht  aus 
weichem  chemisch  reinen  Kupfer  von  lOO"  Länge  und  lOO  grains  Gewicht 
bei  6o<>  Fahren  hei  t  einen  Widerstand  von  0,1516  Ö  (B,  A.)  habe.  Will  man 
diese  Zahl  auf  legale  oder  internationale  Ohm,  o^  C,  Länge  und  Querschnitt 
beide  in  Centimeter  und  Quadrat-Centimeter  oder  Meter  und  Quadrat- 
Millimeter  umrechnen,  so  muss  man  nicht  nur  die  Verhältnisszahlen  zwischen 
den  einzelnen  Maasseinheiten,  sondern  auch  den  Temperatur-Coefficienten 
und  das  specifische  Gewicht  des  Kupfers  in  Rechnung  ziehen,  und  durch 
die  Unbestimmtheit  eines  Theiles  dieser  Zahlen  ist  es  erklärlich,  dass  die 
Zahlen,  welche  den  Widerstand  des  Matt  h  i esse n-Kupfers  in  den  letzt- 
genannten Maassen  ausdrücken,  so  häufig  und  oft  so  weit  von  einander 
abweichen. 

Und  keine  von  allen  Angaben  der  specifischen  Leitungsfähigkeit  des 
chemisch  reinen  Kupfers  ist  die  richtige ;  das  kann  mit  Bestimmtheit  be- 
hauptet werden.  Auch  die  neueste  Messung,  die  von  Lagarde,  nach  der 
der  specifische  Widerstand  1*538  legale  Mikrohm-Centimeter  beträgt,  ist 
hiervon  nicht  ausgenommen.  Es  ist  dabei  noch  ein  anderer,  wichtiger  Punkt 
ins  Auge  zu  fassen,  dass  es  nämlich  überhaupt  unmöglich  ist,  eine  b  e- 
stimmte  Zahl  für  die  specifische  Leitungsfähigkeit  des  chemisch  reinen 
Kupfers  anzugeben,  weil  diese  —  stets  dieselbe  Temperatur  vorausgesetzt  — 
nicht  nur  von  den  Verunreinigungen,  sondern  auch  ganz  wesentlich  von  der 
mechanischen  und  molekularen  Beschaffenheit  des  Kupfers  abhängt,  sodass 
sich  also  stets  zwei  Sorten  Kupfer  finden  lassen  würden,  von  denen  die 
erste  chemisch  rein,  die  zweite  verunreinigt  ist,  während  trotzdem  diese  eine 
bessere  specifische  Leitungsfähigkeit  besitzt  als  jene.  Matthiessen  hat 
versucht,  diesem  Umstände  dadurch  Rechnung  zu  tragen,  dass  er  zwei 
Zahlen,  die  eine  für  hart  gezogenes,  die  andere  für  geglühtes  Kupfer,  angab  ; 
diese  beiden  Epitheta  genügen  aber  bei  weitem  nicht,  um  die  wahre  mecha- 
nische Beschaffenheit  des  Materiales  zu  kennzeichnen. 

Aus  alledem  ist  zu  schliessen,  dass  die  specifische  Leitungsfähigkeit 
des  chemisch  reinen  Kupfers  nicht  nur  im  besonderen  des  von  Matthiessen 
so  genannten,  sondern  ganz  allgemein,  eine  durchaus  unpassende  Grundlage 
für  die  Bezeichnung  der  specifischen  Leitungsfähigkeit  der  verschiedenen 
Kupfersorten  bildet.  Und  selbst  wenn  wir  hierunter  das  absolute  Maximum 
der  specifischen  Leitungsfähigkeit  verstehen  und  annehmen  wollten,  dass 
dieses  Maximum  mit  derselben  Genauigkeit  wie  die  Leitungsfähigkeit  des 
Quecksilbers  bestimmbar  und  bestimmt  wäre,  so  dürfte  diese  Angabe  doch 
nicht  als  Einheit  gebraucht  werden ;  aus  mehreren  Gründen  nicht,  mit  deren 
Erörterung  ich  mich  jedoch  hier  nicht  aufzuhalten  brauche,  weil  wir  von 
der  Erfüllung  der  vorausgesetzten  Bedingung  noch  sehr  weit  entfernt   sind. 


472 

Dieser  Art  der  Bezeichnung  gegenüber  hat  nun  die  zweite  Art,  näi 
die  specifi  sehe  Leitungsfähigkeit  inVielfachen  vonder 
Quecksilbers  auszudrücken,  grosse  Vorzüge.  Sie  ist  vollständig  einde 
wenn  man  die  Widerstände  beider  Metalle  auf  O^  C.  reducirt  denkt, 
allerdings  in  der  gewöhnlichen  Ausdrucksweise  (z.  B.  Kupfer  von 
58fachen  Leitungsfähigkeit  des  Quecksilbers)  nicht  zum  Ausdruck  koi 
Ein  grosser  Nachtheil  dagegen,  der  diese  Quecksilbereinheit,  wie  ich  m 
unannehmbar  macht,  liegt  darin,  dass  sie  nicht  mit  dem  absoluten  M 
Systeme  in  directer  Beziehung  steht. 

Diese  Bedingung,  die  mir  unerlässlich  erscheint,  erfüllt  die  dritte 
heit,  das  Reciproke  eines  Ohm.  Sie  wird  wohl  bis  jetzt  am  weni| 
gebraucht,  und  ich  glaube  den  Grund  hierfür  zum  guten  Theil  darin  su 
zu  können,  dass  diese  Einheit  bisher  keinen  Namen  hatte.  Deshalb 
man  beim  Gebrauche  derselben  genöthigt,  zu  der  sehr  hässlichen  und  sei 
verständlichen  Umschreibung  „Leitungsfähigkeit  von  58,  bezogen  auf  O 
zu  greifen,  bei  der  man  ganz  vergisst,  dass  man  es  mit  einer  Einheit 
bestimmten  Dimensionen  zu  thun  hat.  Der  letzte  Congress  in  Chicago 
nun  diesen  Mangel  beseitigt,  indem  er  für  das  Reciproke  eines  Ohm 
Namen  M  h  o  einführte,  und  damit  sind  wir  denn  in  den  Stand  gesetzt, 
specifische  Leitungsfähigkeit  des  Kupfers  in  Einheiten  des  praktischen  < 
Irischen  Maasssystemes  in  einfachster  Weise  auszudrücken. 

Das  Mho  selbst,  die  Einheit  der  Leitungsfähigkeit,  genügt  allein  1 
nicht.  Wir  brauchen  eine  Einheit  für  die  specifische  Leitungsfähij 
und  wenn  wir  diese  messen  und  bezeichnen  wollen,  müssen  wir  uns  aul 
Kubik-Centimeter  beziehen  und  dann,  dem  Megohm-Centimeter  des  W 
Standes  entsprechend,  das  Megamho-Centimeter  gebrauchen.  Dai 
die  Einheit,  die  ich  zum  allgemeinen  und  alleinigen  Gebrauche  empfc 
möchte. 

Die  Einwände,  die  etwa  gegen  sie  erhoben  werden  können,  sind  m< 
Erachtens  bedeutungslos  gegenüber  ihren  Vorzügen,    dass  sie  nämlich 
unzweideutige  Ausdrucksweise    ermöglicht    und    vor    allen  Dingen    auc 
Uebereinstimmung  mit  dem  absoluten  Maasssysteme  ist. 

Zu  den  Nachtheilen  gehört,  dass  der  Name  selbst  schwerfällig  ist 
dass  die  für  das  Kupfer  in  Betracht  kommenden  Zahlen  etwas  ungüi 
liegen ;  wir  müssen  uns  beim  Gebrauche  der  neuen  Einheit  an  Zahlen 
0*58  oder  0'595  gewöhnen.  Aber  so  sehr  es  auch  zu  empfehlen  (st,  ( 
correcten  Zahlen  in  der  Schrift  zu  gebrauchen,  so  wenig  wird  es  scha 
wenn  man  sie  sich  beim  Aussprechen  bequemer  zurecht  legt  und  —  1 
in  der  Weise,  wie  es  bei  langen  Fernsprechnummern  üblich  ist  —  z.  B. 
Zahl  0'595  mit  den  Worten  neunundfünfzig-fünf  liest.  Wir  bewegen 
dann  in  Zahlen,  die  in  Uebereinstimmung  mit  den  Zahlen  „bezogen  auf  O 
sind  (also  Mho,  bezogen  auf  l  m  Länge  und  i  mrn^  Querschnitt,  bedei 
und  deshalb  geläufig  genug  sind,  um  den  Uebergang  zu  der  neuen,  corre 
Bezeichnungsweise  sehr  zu  erleichtern. 

Ein  anderer  Einwand,  der  gegen  das  Megamho-Centimeter  un 
Gunsten  der  Quecksilbereinheit  erhoben  werden  könnte,  ist  der,  dass  c 
für  immer  feststeht,  während  jene  von  der  Genauigkeit  der  Bestimmung 
Ohm  abhängig  ist.  Nun  ist  aber  wohl  anzunehmen,  dass  das  neue  < 
mindestens  einige  Jahrzehnte  unverändert  in  Kraft  bleiben  wird,  und  > 
dann  wieder  eine  Aenderung  nothwendig  wird,  so  wird  sie  vermuthlicl 
klein  sein,  dass  sie  Angaben  von  praktischen  Messungen  kaum  noch 
überhaupt  nicht  mehr  berührt.  Schlimmsten  Falles  würden  eben  bei  < 
solchen  neuen  Festsetzung  die  Angaben  über  die  specifische  Leilungsfähij 
dieselbe  Aenderung  mitzumachen  haben,  der  der  grösste  Theil  von  j 
Maasszahlen  in  der  Elektrotechnik    und    vor    allen  Dingen    auch  die  M 


473 

instrumente,  mit  denen  die  Leitangsfähigkeit  gemessen  wird,  unterworfen 
werden  müssen.  Sicher  ist,  dass  beim  Gebrauche  des  Mho  niemals  die 
alten  Ohmbestimmungen  in  Frage  kommen  können,  da  dieser  Name  vor 
dem  Chicagoer  Congresse  fast  gar  nicht,  der  Name  Megamho-Centimeter 
wohl  Überhaupt  noch  nicht  gebraucht  worden  ist. 

Wenn  ich  nun  zum  Schlüsse  das  Ergebniss  meiner  Betrachtungen 
noch  einmal  in  kurzen  Worten  zusammenfassen  soll,  so  behaupte  ich : 

1.  Der  gegenwärtige  Zustand  in  der  Bezeichnung  der  specifischen 
Leitungsfähigkeit  des  Kupfers  bedarf  dringend  der  Verbesserung. 

2.  Statt  der  zahlreichen  Bezeichnungsweisen  darf  nur  eine  einzige  ge- 
braucht werden. 

3.  Die  specifische  Leitungsfähigkeit  ist  in  Megamho-Centimeter,  die 
Leitungsfähigkeit  in  Mho  auszudrücken. 

Eine  Frage,  wie  die  vorliegende,  bei  der  es  sich  darum  handelt,  tief 
eingewurzelte  Gewohnheiten  auszurotten,  kann  zu  einem  dauerhaften  Ab- 
schlüsse nur  gebracht  werden,  wenn  man  bei  dem  Gebrauche  der  neuen 
Bezeichnungsweise  sich  auf  eine  Autorität  wie  die  des  Verbandes  der  Elek- 
trotechniker Deutschlands  berufen  kann.  Und  da  ich  glaube,  dass  die  Frage 
wichtig  genug  ist,  dass  sie  das  Interesse  dieses  Verbandes  verdient,  so 
erlaube  ich  mir  vorzuschlagen: 

eine  Commission  zu  ernennen,  welche  über  die  Einführung  einer 
einheitlichen  Bezeichnungsweise  für  die  specifische  Leitungsfähigkeit  des 
Kupfers  (und  der  anderen  Metalle),  im  Besonderen  über  die  Brauchbarkeit 
des  Megamho-Centimeters  hierfür  berathen  und  ihre  Entscheidung  dem 
Verbände  der  Elektrotechniker  Deutschlands  sobald  als  möglich  vor- 
legen soll. 

Ein  hierauf  folgender  Beschluss  des  Verbandes  würde  sicherlich  Kraft 
genug  besitzen,  um  wenigstens  in  Deutschland  mit  den  alten  Einheiten  schnell 
aufzuräumen  und  die  ersehnte  Einheitlichkeit  und  Eindeutigkeit  herbeizu- 
führen. 


An  diesen  Vortrag  schloss  sich  folgende  Discussion: 

Herr  Dr.  Feussner  erklärte  die  Einführung  der  vorgeschlagenen 
Bezeichnungsweise  deshalb  für  unnöthig,  weil  man  mit  der  Angabe  des 
specifischen  Widerstandes  auskomme.  Nach  dieser  Anschauung  werde  auch 
von  der  phys.-techn.  Reichsanstalt  verfahren,  welche  als  Ergebnisse  ihrer 
Untersuchungen  nicht  die  Leitungsfähigkeit,  sondern  den  Widerstand,  bezw. 
specifischen  Widerstand  in  Ohm  oder  Mikrohm-Centimeter  angebe.  Das  Wort 
Mho  sei  überdies  ihm  ausserordentlich  unsympatisch,  da  es  eine  Verzerrung 
eines  geachteten  Namens  darstelle. 

Herr  v.  Dolivo-Dobrowolsky  ist  ebenfalls  der  Ansicht,  dass  das 
Ohm  vollständig  ausreiche;  in  der  Allgemeinen  Elektricitäts- Gesellschaft 
werde  schon  seit  langer  Zeit  nur  noch  mit  auf  Ohm  bezogenen  specifischen 
Widerständen  der  Metalle  gerechnet. 

Der  Vortragende  erblickt  in  den  Aeusserungen  der  Vorredner  eine 
grundsätzliche  Zustimmung  zu  seinen  unter  Punkt  l  und  2  aufgestellten 
Behauptungen  und  erklärt,  dass  auch  er  mit  dem  Vorschlage  dieser  Herren 
einverstanden  sein  würde,  wenn  er  nicht  aus  der  Praxis  die  Ueberzeugung 
gewonnen  hätte,  dass  in  der  Leitungstechnik  der  Begriff  der  Leitungs- 
fähigkeit nicht  mehr  entbehrt  werden  könne,  nachdem  derselbe  sich  einmal 
so  fest  eingebürgert  hätte.  Wenigstens  habe  ihm  seine  Erfahrung  abgerathen, 
dem  reinen  Praktiker  oder  dem  Kaufmanne  einen  so  grossen  Sprung  zuzu- 
muthen,  wie  er  in  dem  Uebergange  von  der  Bezeichnung  in  procentualer 
Leitungsfähigkeit  zu  der  in  Widerständen  zu  erblicken  sei,  womit  auch  das 
eingewurzelte  Gefühl  aufgegeben  werden  müsse,  dass  einem  besseren,  werth- 


474 


volleren  Kupfer  eine  höhere  Zahl  zugehöre.  Gerade  für  den  kaufmänn 
Verkehr,  in  welchem  die  falschen  Bezeichnungen  üblich  wären,  sei  di 
führung  einef  neuen  correcten  Bezeichnungsweise  ein  besonders  leb 
Bedürfniss«  Er  gebe  zu,  dass  der  Name  Mho  nicht  schön  sei,  jedoch 
man  sich  bei  Anwendung  desselben  auf  die  Autorität  Lord  Kelvin': 
ihn  vorgeschlagen  und  die  des  Chicagoer  Cong^esses,  der  ihn  angenc 
habe,  berufen.  Im  Grunde  aber  liege  ihm  weniger  die  Einführung  de 
und  Megamho-Centimeter,  als  vielmer  die  Pestsetzung  einer  bestimmte 
correcten  Bezeichnungsweise  am  Herzen.  Welche  dies  sein  solle,  wc 
getrost  der  Commission  überlassen. 

Der  Antrag  wird  hierauf  einer  Commission  überwiesen  und  zw. 
Vorschlag  des  Vorsitzenden  Herrn  Geh.  Regierungsrathes  Prof.  Dr.  S 
einer  der  bestehenden  technischen  Commissionen. 

(Auf  dem  Chicagoer  Congresse  wurde  nur  die  Bezeichnung  Hen 
die  Einheit  der  Inductionscoefficienten  angenommen;  alle  anderen  ' 
schlagenen  neuen  Bezeichnungen  wurden  fallen  gelassen.    D.  R.) 


1  n 


Das  städtische  Elektricitätswerk  Temesvär, 

Die  Stadt  Temesvar  war  bekanntlich  die  erste  Stadt  des  Conti 
deren  Strassen  durchwegs  mit  elektrischer  Beleuchtung  versehen  w 
Die  hiezu  dienende  Anlage  wurde  von  der  International  Ele< 
Company,  Limited  erbaut  und  am  l.  November  1884  in  E 
gesetzt.  Im  Jahre  1887  ging  dieselbe  an  die  Anglo-American-B 
Electric  Light  Corporation,  Limited  und  1891  an  die  B 
Electrical-Engineering  Company,  Limited  über.  Am  1.  Jännei 
wurde  dieselbe  von  der  Stadt  Temesvar  selbst  um  den  Preis  von  200j 
angekauft  und  wird  nun  unter  dem  Titel  „Städtisches  Elektricitätsv 
Temesvar  in  eigener  Regie  betrieben. 

Das  Werk  diente  bis  1888  ausschliesslich  den  Zwecken  der  Str 
beleuchtung ;  von  diesem  Jahre  an  aber  wurden  auch  Privat-Consui 
mit  Beleuchtung  und   Kraft  versehen. 

In  Folge    der  Einführung   der  Privatbeleuchtung    nun,    sowie    < 
wichtiger,  auf  grössere  Oekonomie  hinzielender  Aenderungen  hat  das 
eine  von  der  ursprünglichen  Anordnung,   welche  in  früheren  Artikeln 
Zeitschrift  beschrieben    wurde,    wesentlich    verschiedene    Ausgestaltui 
halten,  welche  in  Folgendem  kurz  skizzirt  werden  möge. 

Das  beleuchtete  Gebiet,  mit  einer  Gesammt-Strassenlänge  von  ca.  ( 
hat  eine  Fläche  von  ca.  10  Am^,  vertheilt  sich  aber  in  Folge  der  g 
Entfernung  zwischen  den  drei  Stadttheilen :  Festung,  Fabrik  und  Jose 
Meierhöfe  auf  ein  Rechteck  von  ca.  6  km  Länge  und  2*5  hn  Breite,  s 
die  Luftlinie  zwischen  der  äussersten  Strassenlampe  und  der  Centrale,  ^ 
in  der  Vorstadt  Fabrik  gelegen  ist,  ca.  4  Am,  die  Leitungslänge 
derselben  ca  8  Am  beträgt. 

Da  die  erste  Anlage  nur  der  Strassenbeleuchtung  zu  dienen  hat 
war  für  die  Stromvertheilung  ein  System  gewählt  worden,  welches  1 
Speisung  einer  relativ  kleinen,  auf  eine  grosse  Fläche  vertheilten  . 
Lampen  die  grösste  Oekonomie  und  Gleichheit  des  Lichtes  gewähi 
und  auch  jetzt  wieder  in  Amerika,  hauptsächlich  zur  Strassenbeleu« 
mit  Bogenlampen,  vielfach  verwendet  wird.*)  Es  ist  dies  das  Syste 
Serienschaltung  bei  constanter  Stromstärke,    welches  den  Vortheil  ha 


♦)  Siehe  unter  Anderem:  „Bogenlicht- Dynamos  auf  der  Weltaasstellung  in  < 
von  Dr.  Sahulka«.  ,Z.  f.  E.-,  Wien,  1894,  VIII,  IX  oder:  ^Die  elektrische  Bcle 
der  Weltausstellung  in  Chicago",  von  Geo.  H.  Mayer  „E.  T.  Z.*,  Berlin    1893,  l 


475 

Anwendung^  der  geringsten  Drahtquerschnitte  auch  der  weitesten  Lampe 
die  gleiche  Stromstärke  und  Spannung  zukommen  zu  lassen,  wie  der  nächsten. 

Die  vollständige  Unabhängigkeit  dieses  Theiles  der  Anlage  von  dem 
sogleich  zu  besprechenden  System  der  Privatbeleuchtung  bietet  ausserdem 
die  Möglichkeit,  sämmtliche  Lampen  auf  einmal  in  und  ausser  Betrieb  zu 
setzen,  sowie  auch  dieselben,  etwa  nach  Mitternacht,  leicht  in  der  Licht- 
stärke zu  reduciren. 

Die  Versorgung  der  Privat-Consumenten  mit  Licht  wurde  nach  dem 
Ganz'schen  Pernieitungsystem  (Wechselstrom  mit  Transformatoren)  durch- 
geführt, welches  sich  in  Polge  der  grossen  Ausdehnung  des  zu  beleuch- 
tenden Rayons  ebenfalls  sehr  gut  bewährt. 

Die  Leitungen  sind  ausnahmslos  oberirdisch  geführt,  theils  auf  Holz- 
säulen, theils  auf  Trägern  unter  den  Dach-Gesimsen  der  Häuser,  da  bei 
der  grossen  Ausdehnung  der  Stadt  eine  unterirdische  Leitung  eine  zu  be- 
deutende Erhöhung  des  Strompreises  bedingt  hätte.  Die  oberirdische  Pührung 
der  Leitung  bringt  wohl  in  Folge  der  Verwendung  hochgespannter  Ströme 
Gefahren  mit  sich,  die  sich  jedoch  durch  sorgsame  Ausführung  und  Ueber- 
wachung  sowie  entsprechende  Sicherheits- Vor  kehrungen  auf  ein  Minimum 
reduciren  lassen. 

Die  Centrale  nimmt  einen  Flächenraum  von  ca.  2000  m^  ein  und 
besteht  aus  dem  Kesselhaus,  dem  daran  stossenden  Maschinenraum,  einem 
kleinen  Tracte  für  Bureaus  einem  Magazin  und  Stallung. 

Die  Kesselanlage  besteht  gegenwärtig  aus  zwei  Lancashire- 
K  esse  In  mit  Gallo  way-Rohren  von  je  ca.  86  m^  und  zwei  Bab- 
cock-Wilcox-Kesseln  von  je  ca.  ito  nfi  Heizfläche;  es  ist  jedoch 
noch  Raum  für  weitere  zwei  Babcock-Wilcox-Kessel  vorgesehen. 
We*gen  der  in  Folge  der  unvorhergesehenen  Ausdehnung  der  Anlage  etwas 
zu  geringen  Dimensionirung  des  Schornsteines  ist  durch  Aufstellung  eines 
4  HP  Ventilators  eine  Verstärkung  des  Zuges  durch  Unterwind  ermöglicht 
worden,  welche  jedoch  vorläufig  nur  ausnahmsweise  nothwendig  wird. 

Die  Dampfmaschinen-Anlage  besteht  aus  einer  liegenden  eincylinderigen 
ca.  160  HP  Dampfmaschine  von  Ganz  &  Co.  und  vier  stehenden  ca.  150  HP 
Compound- Dampfmaschinen  der  Brush  Electrical  Engineering  Co. 
Ld.  London  (Falcon-l'ype) ;  eine  fünfte  solche  Maschine  ist  soeben  in 
Aufstellung  begriffen.*) 

Weiters  ist  eine  grosse  Worthington-Pumpe  zur  Lieferung  des  für  die 
Central-Condensation  (Syphon-Condensator)  nöthigen  Wassers,  sowie  zwei 
Speisepumpen  und  zwei  Injectoren  vorhanden,  welche  das  Wasser  entweder 
der  Condensations-Wasser-Cysterne,  dem  Bega-Canale  oder  einer  Reserve- 
Cysterne  von  ca.  38  m^  Inhalt  entnehmen  können.  Das  Speisewasser  wird 
durch  den  Auspuff  der  Pumpen  vorgewärmt. 

Was  die  Dynamomaschinen-Anlage  betrifft,  so  theilt  sich  dieselbe 
entsprechend  den  zwei  verwendeten  Stromleitungs-Systemen  in  zwei  Gruppen. 

Zur  Strassenbeleuchtung  dienen  vier  Brush-Gleichstrom-Serien-Maschinen 
8  L.,  jede  für  10  Ampere  und  2000  bis  3000  Volt  gebaut,  von 
welchen  jedoch  immer  nur  je  zwei  zum  Betriebe  nöthig  sind,  während  die 
beiden  anderen  in  Reserve  stehen.**)  Jede  dieser  beiden  Maschinen  versorgt 

♦)  Ursprünglich  war  nur  eine  300  HP  Tandem-Maschine  zum  Betriebe  vorhanden, 
welche  jedoch  durch  mehrere  kleinere  Maschinen  ersetzt  wurde,  da  sie  eine  zu  grosse  Ein- 
heit bildete,  und  bei  einer  Störung  an  derselben  nur  eine  nicht  ausreichende  Sigl'sche 
Maschine  als  Reserve  zur  Verfügung  stand. 

♦*)  Anfangs  wurden  vier  Brush  -  Maschinen  zum  Betriebe  verwendet ;  erst  später 
wurden,  freilich  unter  wesentlicher  Erhöhung  der  Betriebsspannung,  zuerst  nur  drei,  dann 
sogar  nur  zwei  derselben  zum  Speisen  derselben  Anzahl  Lampen  herangezogen,  was  nach 
sorgfsütiger  Isolation  der  Leitungen  und  Beleuchtungskörper  sich  ohne  weiteres  durchführen 
liess    und  selbstverständlich  eine  viel  günstigere  Ausnutzung  der  Maschinen  ermöglichte. 


476 

einen  separaten  Serien-Stromkreis,  welcher  theils  hintereinander  gesch; 
lO  Ampere-Bogenlampen,  theils  lO  Amp^re-Serien-Motoren,  hauptsäc 
aber  47  hintereinander  geschaltete  GlQhlampen-Gruppen  speist,  deren 
aus  acht  unter  sich  parallel  geschalteten  16  iVX^Lampen  von  36  Voll 
1*25  Ampere  besteht,*)  so  dass  dieselben  zusammen  ebenfalls  10  Ai 
consumiren. 

Um  eine  Störung  des  Betriebes  durch  Unterbrechung  des  Stromki 
in  Folge  Ausbrennens  mehrerer  Glühlampen  oder  irgend  welcher  Störi 
an  Bogenlampen  oder  Motoren  zu  verhindern^  sind  bei  jeder  Glöhlao 
Gruppe,  respective  jeder  Bogenlampe  und  jedem  Motor  automatische  1 
schluss-Apparate  angebracht,  welche  bei  zu  hohem  Anwachsen  der  Spai 
an  den  Klemmen  dieser  Objecte  durch  Kurzschliessung  der  Zuleiti 
ausserhalb  derselben    die  Continuität  des  Stromkreises  aufrecht  erhalte 

Die  Privat- Beleuchtungs-Anlage,  welche  1888  geschaffen  wurde 
besteht  gegenwärtig  aus  drei  Wechselstrom-Dynamos  der  Type  W6 
einer  solchen  der  Type  A  6,  von  Ganz  &  Co.,  Budapest  (letztere  s( 
in  Aufstellung  begriffen),  sämmtliche  für  2000  Volt  und  40  Ampere 
5000  Polwecbsel  gebaut;  für  zwei  weitere  solche  Maschinen  ist  noch  geni 
Platz  vorhanden. 

Als  Erreger-Maschinen  sind  Gleichstrom -Compound -Maschinen 
Kremcnezky,  Mayer  &  Co.,  Wien  in  Verwendung, 

Weiters  sind  noch  zwei  Mordey-Victori a-Wechselstrom-Masc 
von  je  40.000  Watt  als  Reserve  vorhanden,  von  je  einer  Brush-Vici 
Gleichstrom-Maschine  erregt. 

Sämmtliche  Haupt  -  Dynamo  -  Maschinen  mit  Ausnahme  einer  i 
Dynamo,  welche  mit  der  liegenden  160  HP  Maschine  von  Ganz  & 
direct  gekuppelt  ist,  werden  durch  Seile  angetrieben,  u.  zw.  ist 
Ganz-Dynamo  von  je  einer  separaten  Dampfmaschine  und  je  zwei  E 
Serien-Maschinen  mit  je  einer  Mordey-Maschine  gemeinsam  von  einer  D; 
maschine  betrieben.  Die  Erreger-Maschinen  sind  durch  Riemen  voi 
entsprechenden  Dynamos  angetrieben.  Die  Ganz'schen  -  Wechselst 
Maschinen  speisen  zur  Zeit  des  grössten  Consums  jede  einen  sepa 
Stromkreis,  können  aber  auch  während  des  Betriebes  gewechselt  we 
bei  geringerem  Consum  kann  auch  eine  Maschine  allein  zwei  oder  me 
Stromkreise  zugleich  versorgen,  was  alles  durch  ein  sehr  interessantes 
dem  früheren  Director  Herrn  F.  W.  Clements  erdachtes  Schal 
ermöglicht  wird. 

Von    einem    dauernden  Parallel-Laufen    der  Maschinen   wurde,  d 
Maschinen    solche    älterer  Type    und    von    verschiedenen  Dampfmasct 
Typen  angetrieben  sind,  abgesehen,  jedoch  findet  zum  Zwecke  der  In< 
Ausser-Betriebsetzung     von    Maschinen    ein    solches    für    kurze    Zeit 
Schwierigkeiten  statt. 

Es  dürfte  nicht  uninteressant  sein,  dass  bis  zum  August  dieses  J 
das  Parallelschalten  der  Maschinen  ohne  den  gebräuchlichen  Belasti 
Rheostaten  durchgeführt  wurde,  was  bei  genügender  Schulung  und 
merksamkeit  des  Personales  ohne  Hinderniss  von  statten  ging;  erst 
wurde,  um  eine  grössere  Unabhängigkeit  von  der  Gescbicklichkeil 
Manipulanten  zu  erzielen,  ein  Lampen-Rheostat  aufgestellt. 

*)  Bei  der  ersten  Eiorichtang  waren  weniger  ökonomische  Lampen  von  55 
1*25  Ampere  in  Verwendung  gewesen. 

**)  Die  seinerzeit  in  dieser  Zeitschrift  beschriebenen  Doppellampen  mit  aatomal 
Umscbalt- Vorrichtung  wurden,  wegen  der  zu  grossen  Anzahl  von  mechanischen  Appi 
welche  zu  viel  Controle  und  Reparatur  erheischten,  aufgelassen  und  durch  einfache  < 
***)  Zum  Betriebe  der  Privat-Beleuchtung  war  Anfangs  das  Strassen-Beleuchtuo 
verwendet  worden,  indem  bei  den  einzelnen  Consumenten  entweder  ebenfalls  Gruppe 
je  acht  Lampen,  oder  einzelne  „Bernstein-Glühlampen*  für    10  Ampöre  aufgestellt  w 


477 

Die  zum  Betriebe  nötbigen  Traosformatoren,  welche  gegenwärtig  ia 
der  Gesammtsumine  eine  Leistung  von  ca.  600.000  Watt  repräsentiren, 
sind  theils  in  kleinen  gemauerten  Annoncen-Säulen,  theils  in  Gebäuden  in 
feuersicheren  Kästen  oder  gemauerten  Räumen  untergebracht  und  versorgen 
gewöhnlich  eine  grössere  Anzahl  Consumenten  mit  Strom  von  lOO  Volt 
Spannung, 

Es  ist  hiebei  hervorzuheben,  dass  die  secundären  Wickelungen  der 
Transformatoren  nicht  nur  innerhalb  derselben  Station,  sondern  in  einigen 
Fällen  auch  in  der  Weise  verbunden  werden,  dass  zwei  räumlich  durch 
mehrere  Gassen  getrennte  Stationen  parallel  geschaltet  sind,  so  dass  hie- 
durch  eine  gleichförmigere  Vertheilung  der  Spannung  (ähnlich  wie  bei 
Speisepunkten  von  Ringleitungen)  erreicht  werden  kann. 

Die  Anzahl  der  installirten  Strassenlampen  beträgt  gegenwärtig 
753  Glühlampen  und  i  Bogenlampe,  es  ist  jedoch  eine  Vermehrung  der- 
selben in  Aussicht  genommen.  Bei  Privat-Consumenten  und  im  städtischen 
Theater  sind  ein  Aequivalent  von  ca.  8000  16  iV^- Glühlampen  sowie 
17  Bogenlampen  und  10  Motoren  von  zusammen  10*25  HP,  die  letzteren 
bis  jetzt  ausschliesslich  zum  Betriebe  von  Pumpenanlagen  für  Wohnhäuser, 
installirt. 

Die  Bogenlampen  werden  theils  mit  Gleichstrom  aus  dem  Strassen- 
Beleuchtungsnetz  betrieben,  theils  mit  Benutzung  der  50  Volt-Klemmen  der 
Transformatoren  an  das  Privat-Beleuchtungsnetz  angeschlossen. 

Auch  die  Motoren  sind  zum  grössten  Theile  Serien-Motoren  und  in 
die  Strassenbeleuchtungs-Stromkreise  eingeschaltet ;  es  sind  jedoch  im  Laufe 
dieser  Jahre  auch  mehrere  Anlagen  mit  synchronen  Wechselstrom-Motoren 
von  Ganz  &  Co.  in  Betrieb  gekommen. 

Der  Strom-Consum  wird  zum  grössten  Theile  mittelst  des  Wechsel- 
strom-Zählers von  Shallenberger  (von  der  Westinghouse  Electric  Co. 
Pittsburgh)  gemessen,  jedoch  sind  bei  einzelnen  Glühlampen,  Bogen- 
lampen und  Motoren  auch  Zeitzähler  in  Verwendung. 

Der  Preis  der  gelieferten  Elektricität  stellt  sich  für  die  communalen 
Gebäude  auf  3  kr,  für  Privat-Consumenten  auf  3*625  kr.  per  Hektowatt- 
Stunde,  wobei  der  Austausch  der  ausgebrannten  Lampen  (es  werden  solche 
von  3  Watt  pro  NK  verwendet)  vom  Werke  unentgeltlich  besorgt  wird. 
Ausserdem  sind  vom  i.  Jänner  1894  ^^  Rabatte  von  6 — 20^/q,  dem  totalen 
Jahres-Consum  entsprechend,  in  Wirksamkeit  getreten. 

Für  Bogenlampen  wird  inclusive  Miethe  der  Lampe,  Bedienung  und 
Kohlenersatz  30  kr.  per  Stunde,  bei  Motoren  ebenfalls  30  kr.  per  i  ifPStunde 
berechnet. 

Für  die  Strassenbeleuchtung  ist  eine  Pauschalsumme  von  30.000  fl. 
festgesetzt. 

Das  Elektricitätswerk  hat  eine  vollkommen  selbstständige  Geschäfts- 
gebahrung,  welche  durch  den  Magistrat  unter  Mithilfe  einer  Commission 
überwacht  wird. 

Das  Beamten-Personale  des  Werkes  besteht  aus  dem  Director,  Buch- 
halter, Incassanten  und  einem  Magazineur,  der  zugleich  Buchhaltungs- 
Hilfsarbeiter  ist,  sowie  zwei  Werkführern,  denen  ca.  20  Arbeiter  unter- 
stehen, welche  theils  zum  Betriebe,  theils  zur  Installation  der  Beleuchtungs- 
Anlagen  bei  den  Consumenten  verwendet  werden. 

Das  Werk  rentirt  sich,  seitdem  der  Consum  mittelst  Zählern,  und 
nicht,  wie  anfangs,  auf  Grund  von  Pauschalen  berechnet  wird,  verhältniss- 
mässig  sehr  gut,  und  sind  Störungen  in  Folge  fortgesetzter  Vervollkommnung 
und  Vorsorge  für  genügende  Reserven  sehr  selten  geworden,  was  eine  fort- 
währende Vermehrung  der  Consumenten-Zahl  zur  Folge  hat. 

H.   v.   Billing. 


478 


Bericht  über   die  Industrie,    den  Mandel   und   die  Verkebrsver 
hältnisse  in  Nieder-Oesterreich  während  des  Jahres  1893. 


Die  Handels-  und  Gewerb  e- 
kainn^cr  in  Wien  hat  an  das k.  k.  Handels- 
mmiäterinm  den  vorstehend  erwähnten  Be- 
ticht  erstattet.  Wir  entnehmen  demselben 
jene  Daten,  welche  anf  die  Elektro- 
technik Bezng  haben  und  von  unserem 
Vereine  lum  Theile  beigestellt  wurden. 

Elektrotechnische  Arbeiten. 

Elektrische     Beleuchtung,   und 
Kraftübertragung. 

Der  Betrieb  der  Wiener  Centralstation 
der  Internationalen  Elektricitäts- 
43  esellschaft  hat  sich  im  Laufe  des 
Berichtsjahres  in  günstiger  Weise  fortent- 
wickelt^ und  haben  die  Anschlüsse  an  das 
Kiibeliietz  dieser  Gesellschaft  einen  erfreu- 
iKhen  Zuwachs  erhalten.  Die  Zahl  der  An- 
meldangen  zum  Strombezuge  war  bereits 
im  Jahre  1892  so  angewachsen,  dass 
mit  Beginn  des  Jahres  1893  ^^  ^^^^  ^^r- 
groä&ertiag  der  Wiener  Centralstation,  £n- 
gerth  Strasse,  geschritten  werden  musste. 
Diese  Vergrösserung  umfasst  sowohl  die 
bftuUche  als  maschinelle  Anlage  und  ist  die- 
selbe bts  zum  Herbste  1893  beendet  und  mit 
Beginn  der  Herbstcampagne  In  den  regel- 
mässigen Betrieb  übernommen  worden.  Nach 
VollcDfluDg  dieses  Erweiterungsbaues  besitzt 
die  Centralstation  nunmehr  eine  Ausdehnung 
von  320Q  mS  bebauter  Fläche.  Die  maschinelle 
Anlage  ist  auf  4000  EP  nebst  entsprechen- 
der Kei seistärke  gestiegen.  Das  Kabelnetz 
diesem  Werkes  hat  mit  Ende  des  Berichts- 
jfibreE  eine  Ausdehnung  von  115  X:m  erreicht. 
Die  Znhl  der  an  dieses  Kabelnetz  behufs 
Stromversorgung  angeschlossenen  Lampen 
hat  70.000  Stück  Überschritten,  welche  sich 
s.\i(  150Ü  Abnehmer  vertheilen.  Die  Zahl 
der  Bügenlampen,  welche  von  der  Gesell- 
schaft versorgt  werden,  beträgt  rund  800  Stück. 

Die  von  der  Wiener  Centralstation  ver- 
sorgt cd  Verbrauchsstellen  betreffend,  ist  be- 
Ttiefkenswerth,  dass  die  Lichtanlage  in  der 
k,  k,  Hofburg  zu  Wien  auch  im  Berichts- 
jahre eine  beträchtliche  Erweiterung  erfahren 
bat,  m^em  der  gegen  den  Michaelerplats  zu 
neuerbaute  Tract  gleichfalls  elektrisch  be- 
leuchtet wird.  Die  im  Sommer  des  Jahres  1893 
oeuerÖtTnete  Durchfahrt  durch  die  Burg, 
welche  mit  ihrem  Kuppelbau  eine  architek- 
tonische Sehenswürdigkeit  der  Stadt  bildet, 
hdt  eine  vielbesprochene  Beleuchtung  durch 
einen  reichen  Kranz  von  elektrichen  Glüh- 
Umpen   erhalten. 

Zu  den  verschiedenen,  an  die  Centrale 
der  Interaationalen  Elektricitäts-Geselischaft 
angeschlossenen  Bauten  sind  in  Berichtsjahre 
neu  litrtugekommen ;  das  Gebäude  des 
k.  k.  Finanzministeriums,  die  k.  k.  There- 
«mnliche  Akademie,  eine  Reihe  anderer 
üuterrichtsanstalten,  das  Krankenhaus  Wieden, 
das  k,  k.  Postpacket-Bestellamt,  die  Post- 
ämter am  Staatsbahnhofe  und  Südbahnhofe, 
der  Staatsbahnhof  selbst,  das  k.  k.  Techno- 


j  logische  Gewerbemuseum,  das  Vereinshat 
der  k.  k.  Gesellschaft  der  Aerzte,  das  Kaa 
männische  Vereinshaus,  das  Hans  des  Sehn 
Vereines  für  Beamtentöchter,  das  Adelscasin< 
der  Jockeyclnb,  die  Synagoge  der  polniscl 
jüdischen  Gemeinde  im  IL  Bezirke,  viel 
Palais  etc.  etc. 

Desgleichen  hat  die  Verbreitung  d< 
elektrischen  Beleuchtung  in  den  sonstige 
Verbrauchsobjecten,  wie  Wohngebäuden,  Ii 
stituten,  Bnreaux,  Geschäftslocalitäten,  Gast 
Kaffeehänsem  u.  s.  w.,  in  den  verschiedenste 
Theilen  der  Stadt  zugenommen. 

Bemerkenswerth  ist  femer,  dass,  ai 
geregt  durch  eine  Action  des  Wiener  Cottag« 
Vereines,  die  Gesellschaft  ihre  Kabelleitunge 
mit  Bewilligung  der  Gemeinde  bis  in  di 
Gebiet  des  XVlII.  und  XIX.  Gemeind« 
bezirkes,  somit  Über  das  eigentliche  Vertrag] 
gebiet  verlegt  hat  und  zahlreiche  Familiexi 
häuser  in  den  Anlagen  des  Wiener  Cottag< 
Vereines  mit  elektrischer  Beleuchtung  vei 
sieht. 

Die  Gemeinde  Wien,  welche  der  Vei 
breitung  der  elektrischen  Beleuchtung  volU 
Interesse  entgegenbringt,  erwägt  auch  di 
Einführung  derselben  auf  einzelnen  offene 
liehen  Plätzen  in  Wien,  und  wird  durch  di 
Verwirklichung  dieses  Vorhabens  ein 
wünschenswerthe  Entwicklung  auch  auf  dieser 
Gebiete  befördet  sein. 

Im  Berichtsjahre  hat  die  Nachfrag 
nach  elektrischer  Kraft  für  motorische  Zweck 
und  auch  die  Anwendung  dieses  Kraftbetriebc 
eine  merkliche  Sieigerung  erfahren  indei 
der  elektromotorische  Betrieb  nicht  nur  f(j 
verschiedene  Zwecke  gewerblicher  Thätigke 
eine  steigende  Benützung  gefunden  hat,  sonder 
auch  für  häusliche  Zwecke,  wie  insbesondei 
für  den  Betrieb  von  Aufzügen  (Lifts),  i 
zahlreichen  Gebäuden  vielfach  eingefüh: 
wurde.  Die  Gesellschaft  versorgte  im  Bc 
richtsjahre  31  Elektromotoren  von  i  b: 
10  EP  mit  Elektricität. 

Die  mit  der  steigenden  Production  i 
der  Wiener  Centralstation  vortheilhafter  g< 
wordenen  Betriebsverhältnisse  haben  die  G( 
Seilschaft  in  den  Stand  gesetzt,  ihren  Tar 
für  die  Stromlieferung  herabzusetzen.  Im 
besondere  hat  die  Gesellschaft  auch  di 
Grundtaxe  vollständig  aufgelassen,  was  fi 
die  Einbürgerung  der  elektrischen  BeleucF 
tung,  speciell  in  Wohnungen  von  bestei 
Einflüsse  war. 

Die  Internationale  Elektricitäts-Gesel 
Schaft  hat  im  Berichtsjahre  auch  an  dei 
Zustandekommen  einer  ungarischen  Elel 
tricitäts-Gesellschaft  mitgewirkt,  deren  Thätij 
keit  sich  hauptsächlich  auf  das  Gebiet  d< 
Läuder  der  ungarischen  Krone  erstrecke 
soll.  Dieses  Unternehmen  wird  auch  di 
gesellschaftliche  Centralanlage  in  Fium 
übernehmen. 

Im  Laufe  des  Jahres  1893  ^^^  ^< 
Elektricitätswerk  der  Gesellschaft  zur  Ve 
sorgung    der    beiden    Industriestädte    Bielil 


479 


und  Biala  vollendet  und  dem  Betriebe  Über- 
geben worden,  und  wird  anch  in  diesen 
Städten  ein  erfreuliches  Interesse  ftlr  die  Be« 
ntltznng  der  Elektridtftt  wahrgenommen. 
Dieses  Werk  besitzt  gef^enwärtig  eine  Leistungs- 
fähigkeit von  300  EP. 

Die  allgemeine  österreichische 
Elektricitäts-Gese  11  seh  af  t,  welche 
Gleichstrom  von  4  X  1 1<^  ^o^^  Spannung 
zur  Vertheilnng  bringt,  war  in  Folge  des 
günstigen  Umstandes,  dass  das  von  ihr  adoptirte 
Fünfleitersystem  die  rationelle  Vertheilnng 
von  Gleichstrom  auf  grössere  Entfernungen 
ermöglicht  und  eine  besondere  Betriebs- 
sicherung durch  die  Verwendung  von  grossen 
Accumnlatorenbatterien  gewährleistet,  sowie 
des  weiteren  Vortheiles,  dass  eine  ökonomische 
Beleuchtung  und  weitgehende  Lichttheilung 
durch  Bogenlampen,  die  dank  der  hohen 
Vollkommenheit  der  heutigen  Regulatoren 
auch  in  Innenränmen  mehr  und  mehr  Boden 
gewinnen,  nur  mit  Gleichstrom  durchführbar 
ist,  auch  im  Berichtsjahre  in  der  Lage,  ihren 
Betrieb  wesentlich  zu  erweitem,  und  konnte 
schon  zu  Anfang  desselben  eine  wesentliche 
Rednction  der  Strompreise  eintreten  lassen. 
Letztere  ist  aber  auch  zum  Theile  durch  die 
vortheilhaften  Einrichtungen  der  neuen  Cen* 
tralstation  im  II.  Bezirke  ermöglicht 
worden,  welche  vorlän6g  eine  Maschinen- 
anlage von  2000  HP  enthält  und  mit  Be- 
nützung der  neuesten  Errungenschaften  auf 
dem  Gebiete  der  Maschinentechnik  erbaut 
wurde. 

Von  diesen  letzteren  ist  insbesondere 
anzuführen,  dass  für  den  jetzt  bestehenden 
Complex  von  vier  Maschinen  k  5CX3  EP  ein 
Central  -  Condensator  —  System  Weiss  — 
mit  separaten  Pumpmaschinen  aufgestellt 
wurde,  weiter  die  rauchlosen  Kesselfeuerungen 
nach  Dürr-Gehre  in  Mödliog  und  nach 
Schomburg. 

Das  Kabelnetz,  der  Gesellschaft,  welches 
im  Vorjahre  eine  Tracenlänge  von  32.730  kni 
erreichte  und  6x4  Abnehmer  mit  31.159  Lam- 
pen (redudrt  auf  16  ^A'^-Glühlampen),  dar- 
unter 2.750  Glüh-,  1243  Bogenlampen  und 
42  Motoren  mit  Stromvorrath  umlasste,  ver- 
grösserte  sich  im  Laufe  des  Jahres  1893 
Auf  35.985  km  und  speiste  789  Abnehmer 
mit  44.193  Lampen  zu  x6  NK^  darunter 
32.718  Glüh-,  1778  Bogenlampen  und 
57  Motoren,  welche  zusammen  44.200  Lam- 
pen repräsentiren ;  der  Gesammtanschluss 
repräsentirt  25 1 9  Kilowatt.  Die  Jahresleistung 
betrug  1,230.000  Kilowattstunden,  bezw. 
circa  22  Millionen  abgegebene  Lampen- 
brennstunden.  Mit  der  Erweiterung  des  nur 
auf  den  II.  und  VIII.  Bezirk  ausgedehnten 
Kabelnetzes  wurde  im  Berichtsjahr  begonnen 
und  soll  dieselbe  den  Anmeldungen  ent- 
sprechend fortgesetzt  werden. 

Im  Jahre  1893  wurden  folgende  grössere 
Anlagen  dem  Netze  der  Gesellschaft  an- 
gefügt: 

Das  Kttnstlerhaus,  das  Hauptpostamt,  die 
Marine-Section  des  Krieg^ministeriums,  die 
Gebäude  der  Bodencredit-Anstalt,  der  Depo- 
sitenbank    und     der    JNiederöaterreicbischen 


Escompte-Gesellschaft,  das  Pathologisch-ana*> 
tomische  Institut,  das  Gebäude  der  Papier- 
fabriks-Actien-Gesellschaft  SteyrermÜhl. 

Von  angeschlossenen  Motorenanlagen 
werden  noch  erwähnt :  1 2  Motoren  für  Pumpen 
zum  billigeren  Betriebe  hydraulischer  Auf- 
züge, 3  Motoren  zum  directen  Antriebe  von 
Aufzügen,  vier  zum  Betriebe  von  Diuckereien, 
35  Ventilatoren  etc. 

Bei  der  Wiener  Elektricitäts- 
Gesellschaft,  der  zweiten  in  Wien  mit 
Gleichstrom  arbeitenden  Unternehmung,  er- 
folgten die  Kundenanmeldungen  in  der  Be- 
richtsperiode zahlreicher,  als  in  den  Vor- 
jahren. Erwähnenswerth  ist  der  Abschluss 
der  Unternehmung  mit  dem  Raimundtheater, 
weil  dasselbe  nicht  nur  vom  Kabelnetze  aus, 
sondern  auch  ganz  unabhängig  davon  aus 
der  im  Theatergebäude  aufgestellten  Accu- 
mulatoren- Anlage  mit  Strom  gespeist  werden 
kann,  somit  die  Möglichkeit  gegeben  ist, 
das  Theater  aus  beiden  Stromquellen  gleich- 
zeitig zu  beleuchten,  wodurch  noch  eine  er- 
höhte Betriebssicherheit  geboten  wird. 

Das  Kabelnetz  der  Gesellschaft  hatte 
mit  Ende  December  1893  ci°^  Länge  von 
26*4  km  (gegen  23*9  km  im  Vorjahre)  mit 
einer  Kabellänge  von  ii2Ä:m.  Die  Total- 
leistnngsfähigkeit  der  Dampf  -  Dynamoma- 
schinen betrug  Ende  1893  1300  EP,  jene 
der  Accumulatoren-Batterien  223  Kilowatt. 
An  das  Kabelnetz  waren  am  3 1.  December  1893 
angeschlossen:  21.678  Glühlampen  ä  16  NK 
bei  418  Consumenten,  gegen  13.972  Glüh- 
lampen ä  16  NK  bei  274  Consumenten  mit 
Ende  December  1892.  Hiebei  erscheinen 
die  Bogenlampen  und  Elektromotoren  auf 
Glühlampen  ä  16  NK  umgerechnet. 

Erfreulicherweise  haben  die  Elektro- 
motoren im  Berichtsjahre  grössere  Nachfrage 
erfahren,  und  ist  bei  vielen  Gewerbetrei- 
benden die  ursprünglich  vorhandene  Anti- 
pathie einer  besseren  Einsicht  gewichen.  Mit 
Ende  December  1893  waren  50  Elektro- 
motoren mit  239*7  HP  an  das  Gesellschafts- 
netz angeschlossen,  wovon  9  Elektromotoren 
mit  127*6  EP  im  Dienste  der  Gesellschaft 
selbst  standen  und  zum  Betriebe  von  Gleich- 
strom-Transformatoren, Ventilatoren  eines 
Aufzuges  u.  s.  w.  Verwendung  fanden, 
während  die  übrigen  41  Motoren  mit  zu- 
sammen 112  HP  in  den  verschiedensten  ge- 
werblichen Betrieben  Anwendung  fanden. 

Nachdem  die  vorhandene  Betriebsanlage, 
einschliesslich  der  nöthigen  Reserve,  nur  für 
die  bis  Ende  December  1893  angeschlossenen 
Lampen  und  Elektromotoren  ausreicht,  so 
muss  dieselbe  im  laufenden  Jahre  (1894) 
schon,  entsprechend  dem  Zuwachse,  ver- 
grössert  werden,  und  ist  hiefür  in  erster 
Linie  die  Aufstellung  einer  Accumulatoren- 
Batterie  in  Aussicht  genommen,  während  die 
weitere  Ausgestaltung  durch  Aufstellung  von 
Dampfdynamos  und  Kesseln  erfolgen  soll, 
für  welche  die  nöthigen  Räumlichkeiten  im 
Centralstationsgebäude  bereits  vorhanden 
sind.  Es  wird  hiebei  auch  berücksichtigt 
werden,     dass    die    aufzustellenden    Dampf- 


480 


maschinell     für     dtn     Betrieb     elektrischer 
Stra^senbahnca  geeignet  gind. 

Die  aHerwans  eingetretene  Steigemng 
in  der  Verbreitung  der  elektrischen  Be- 
leuchtung ist  um  so  beachtenswerther  als 
gleichzeitig  auf  dem  Gebiete  der  Gasbe- 
leuchtung namhafte  Fortschritte  erzielt 
wurden.  Es  mögen  diesbezüglich  nnr  die 
neaen  G  as-  Rege  o  et  ali v-Belenchtnngs- A ppai  ate 
und  die  Tcrbei?Kerten  Aoer-Brenner  Erwäh- 
ming  tiudetif  welche  bekanntlich  die  Aus- 
nütiuug  des  Leuchtgases  in  weit  höherem 
Maasse  ermögticheD,  als  dies  bisher  der  Fall 
war.  Trotx^etn  haben  sämmtliche  Wiener 
Cenrralen  für  eSekirische  Stromerzeugung  im 
abgelaufeuen  Jahre  einen  nicht  an  bedeutenden 
Zuwachs  an  Consumenten  erhalten. 

lufibesDudere  war  es  das  k.  k.  Handels- 
mini sterium,  welches  der  Entwicklung  der 
elektrischen  Beleachtung  eine  besondere 
Förderung  sucheii  werden  liess,  indem  in 
den  diesem  Mluisterinm  unterstehenden  In- 
^toten  (Pott-  und  Telegraph en-Aemter  etc.) 
die  ekktriiche  Beleachtung  in  stetig  wach- 
sesdeBi  Aufmaasse  eingeführt  wurde. 

Atich  die  Gemeinde  Wien  bringt  der 
Verbreitung  der  elektrischen  Beleuchtung 
volles  Interesse  entgegen,  nnd  wurde  im  Be- 
rldiisjahrer  bereits  ein  Versuch  mit  elektrischer 
Strassen bele^ch tue  gt  und  zwar  im  Centrum 
der  S^adt,  am  „Kohlmarkt**,  durchgeführt 
void  ein  zweiter  eingeleitet. 

Die  der  Siadt  Wien  gehörige  elektrische 
Anlage  im  neaen  Rathhause  wurde  im  Be- 
richt »jalire  cm  eine  neue  Accumulatoren- 
Battene  rou  circt  40  Kilowatt  verstärkt; 
mach  eifnhr  die  Zahl  der  angeschlossenen 
Lunp^o  nnd  Elelccromotoren  einen  Zuwachs, 
to  Folge  dei&efi  die  Gesammtzahl  der  Lampen 
CO  Ende  des  Jahres  1893  <^uf  2990  Glüh- 
lampen UQd  4J  Bogenlampen  gebracht  wurde. 
AaAAexdetn  waren  S  Elektromotoren,  haupt- 
»ifhiidi  tfkr  Ventilationszwecke,  in  Thätigkeit. 
Nliicret  ober  die  elektrische  Anlage  im  Rath- 
bsBse  Ist  ia  dem  Vereinsorgan  („Zeitschrift 
ftr  E^eklratechaik")  in  periodischen  Auf- 
B  Eadea« 


Die  Verwerihnng  elektrischer  Kraft  für 
cweck«  in  ^Vien  ist  auch  im  Berichts- 
jftkre  aas  dem  Stadium  der  Vorerwägung 
aodn  hkM  bei' ausgetreten.  Hervorragende 
fifbniSMr  m(  diesem  Gebiete  sind  in 
PlIiyuäMPWeii  und  Vorträgen  für  die  Ein- 
tnhfW^  dea  e:ektrischen  Betriebes  auf  der 
■e«£«errichlc»4eti  Stadibahn  und  auf  den 
Weo«7  Traxb  ball  Dt  trecken  nachdrücklichst 
cs»fctj«tee,  Gti'l  hiben  diese  Bestrebungen 
i«a  wifi4i«»t<f»  fl^u  Erfolg  gehabt,  dass  sich 
dic  tt;aa*fe|(ci>e]i<lrfi  officiellen  und  sonst  be- 
Lbcyifi#«  Krci»  für  den  elektrischen  Bahn- 
betfKJ^  Iv^l^La  m  interessiren  begannen. 
t^  h^  *^h  t^ic  .m  laufenden  Jahre  (1894) 
voa  4<f  a^^ytcfMitcrre  ichischen  Statt  halterei 
»tff«M^«^e  lU'jS^ie  über  den  Wiener  Tram- 
wwjh^iftdU  lialiia  cusges prochen,  dass  die 
|i*#»'~  *       tkktrischen  Betriebes    vor- 

Lioien  der  Wiener  Tram- 


way  sich  als  eine  wichtige  Hebung 
Communicationsverhältnisse  erweisen  wl 
und  ist  die  Wiener  Tramway-Gesellsi 
auch  damit  beschäftigt,  das  Project  für 
solche,  mit  elektrischer  Kraft  betrie 
Probestrecke  auszuarbeiten.  Die  technis 
Vorbedingungen  für  die  Verwirklichung 
elektiischen  Bahnbetriebes  sind  ausreic 
gegeben,  und  steht  daher  zu  erwarten, 
in  den  nächstfolgenden  Jahren  auch  dii 
Gebiete  der  Elektrotechnik  hier  in  ^ 
praktische  Würdigung  und  Ausnütsunj 
theil  werden  wird. 

Ausserhalb  der  Hauptstadt  wurden  t 
von  Wiener,  theils  von  auswärtigen  Fb 
elektrische  Anlagen  ausgeführt,  von  wel 
jene  für  die  Stodt  Baden  besondere 
wähnung  verdient,  da  hier  aus  einem  ] 
tricitätswerke  sowohl  der  Belenchtungsbe 
der  Stadt  Baden,  wie  auch  der  Betrieb 
elektrischen  Bahn  Baden  -Vöslau  besti 
wird. 

In  legislatorischer  Hinsicht  hat 
Elektrotechnische  Verein 
Wien  die  Initiative  ergriffen  und  s 
einen  Entwurf  zu  einem  Enteignui 
gesetze  f  ü  r  e  lek  t  r  is  c  h  e  Anla 
ausgearbeitet,  welcher  demnächst  den  ge 
gebenden  Körpern  unterbreitet  werden  8< 

In  Bezug  auf  die  Schaffung  eines 
hördlichen  Regulatives  für  Sti 
ströme  ist  im  Berichtsjahre  bekla| 
werther  Weise  kein  Fortschritt  zuverzeic 
gewesen,  indem  der  bereits  seit  zwei  Ja 
ausgearbeitete  Entwurf  des  Elektrotechnis 
Vereines  die  behördliche  Genehmigung  ; 
nicht  gefunden  hat. 

Telegraphen*«  und  Telephonverkeb: 
Jahre  1893. 

Was  die  Verhältnisse  des  Telegrap 
in  Niederösterreich  betrifft,  gab  es  hier  ' 
graphenstationen  (mit  Ausschiusa  jener 
Privattelegraphen),  und  zwar: 

Staats-  Eisenba] 

Telegraph.        Telegraj 
Jahr  Stationen 

1892 366  218 

1893 375  222 

Die  Tracenlänge  des  Liniennetzes 
der  (auf  verschiedenen  Linien  mehrfach 
zogenen)  Drähte  in  Niederösterreich  bet 

Linien  Drähte 

Jahr  des  Staatstelegraphen 

1892  .      .      .      2.914-85      11.896-17/ 

1893  .     .      .      2.915*98      12.424*19 
Von    den    2,338.381    aufgegebenen 

bührenpflichtigen  Telegrammen  und  den  < 
entfallenden  Tarifgebühren  von   1,771.12 
kommen  auf  den  Local-Postra 
von    Wien    2,025.699    Telegramme 
1,602.809  fl. 

Die  Privat-Telegraphen -Gesellschaf 
Wien  und  Umgebung  hatte    am  Ende 


*)  Ist  bereits  zu  Beginn  d.  J.  geschehen 

D. 


\ 


481 


12  Stationen  im  Betrieb;  die  Länge  der 
Linien  betrag  in  dem  geoannten  Jahre  9*5  Jcni^ 
jene  der  DrShte  31*5  Jan, 

Die  Zahl  der  bei  den  Privat-Telegraphen- 
stationen  aufgegebenen   und  angekommenen 


Telegramme    betrag    77.025    Stück    (gegen 
66.290  Stück  im  Vorjahre). 

Das  Telephonwesen  anlangend, 
weisen  in  Niederösterreich  mit  Jahresende 
nach: 


Staats- 

Privat-                    1 

Telephonbetrieb                              1 

1892 

1893 

1892 

1893 



Netze 

10 

15 

2.883 

56 

204 

272 

276.737 
16.821 

fl. 

X  14.887 

88.739 

23.683 

H 

23 

3.016 

82 

261 

365 

336.355 

24.707 

fl. 

149.376 

57.1  II 

23.982 

I 

41.393 
12 

6.039 

6.183 

14,989.407 

fl. 

595  147 

1,581.989 

336.775 

1 

42.210 

16 

6919 

7.071 

30.182.504 

fl. 
724.410 
142.292 
443.802 

Interorbane  Linien 

Drähte,  Kflometer 

Centralen  nnd  Sprechstellen . 
Tbeilnehmer  (Abonnenten) . 
Telephone 

Verbindungen 

Telegramme  n.  Phonogramme 
Einnahmen 

Errichtnogskosten 

Betriebskosten    

Die  Telephonanlage  im  Arlbergtunnel."*^ 

Von  O.  WEHB,  Witn. 


Bald  nach  der  im  Jahre  1884  erfolgten 
Eröfifnung  der  Bergslrecke  der  Arlbergbahn 
machte  sich  das  dringende  Bedürfniss  nach 
einem  Hilfsmittel  fühlbar,  welches  eine 
schnelle,  einfache  nnd  dabei  doch  vollkommen 
sichere  Verständigung  zwischen  den  beiden 
Tnnnelstationen  St.  Anton  und  Langen  und 
den  im  Tunnel  befindlichen  Personen  mög- 
lich machen  sollte. 

Durch  die  in  die  Glockensignallinie 
zwischen  St.  Anton  und  Langen  einge- 
schalteten Glockensignal-Apparate,  von  wel- 
chen neun  Stttck  in  den  vorhandenen  neun 
Tnnnelkammern  in  der  Entfernung  von  etwa 
I  km  von  einander  aufgestellt  sind,  war 
zwar  gleich  anfangs  die  Möglichkeit  geboten, 
im  Nothfalle  Hilfsfignale  geben  zu  können, 
aber  diese  Einrichtung,  welche  auf  offener 
Bahnstrecke  zur  Noth  ihren  Platz  ausfallt, 
reichte  bei  den  im  Tunnel  herrschenden 
ganz  abnormen  Verhältnissen  nicht  ans. 

In  erster  Linie  musste  man  darauf  be- 
dacht sein,  bei  etwa  eintretenden  Unglücks- 
fällen, die  in  langen  Tunnels  in  Folge  der 
dort  herrschenden  Dunkelheit  und  des  häufig 
sehr  dichten  Rauches  weit  complicirtere  Hilfs- 
actionen  erfordern,  als  dies  auf  freier  Bahn- 
strecke der  Fall  ist,  ein  Mittel  zur  Hand  zu 
haben,  um  von  der  Un fallssteile  aus  auch 
von  nicht  speciell  geschultem  Personale  jede 
erforderliche  Mittheilung  und  Disposition 
rasch,  einfach  und  verlässlich  an  die  Nach- 
barstation gelangen  zu  lassen.  Dann  aber 
ist  eine  solche  Einrichtung  auch  in  ökono* 
mischer  Hinsicht  von  grosser  Wichtigkeit, 
weil    die    beinahe    ständig    im  Tunnel    be- 


schäftigten Arbeiterpartien  durch  dieselbe 
über  etwaige  Zugsverspätungen  und  Unregel- 
mässigkeiten im  Zngsverkehr  zeitgerecht  unter- 
richtet werden  können,  und  die  Arbeit  nicht 
in  nnnöthiger  Weise  früher  als  nothig  ein- 
stellen müssen. 

Als  einfachstes,  sicherstes  nnd  in  der 
Handhabung  bequemstes  Mittel  wurde  schon 
damals  das  Telephon  erkanni,  obwohl  das- 
selbe, speciell  was  die  Herstellung  der  zu- 
gehörigen Mikrophone  anbelangt,  lange  nicht 
jene  Vollkommenheit  erreicht  hatte,  die  es 
heute  besitzt.  Aber  so  naheliegend  auch  die 
Idee  war,  das  Telephon  für  die  genannten 
Zwecke  zu  benutzen,  so  grosse  Schwierig- 
keiten stellten  sich  der  praktischen  Aus- 
führung derselben  in  den  Weg,  weil  das  in 
grossen  M.:ngen  vorhandene  Tropfwasser  in 
den  einzelnen  Tunnelkammern,  in  denen  die 
Apparate  aufgestellt  werden  mussten,  sowie 
die  durch  die  Verbrennung  des  Fenerungs- 
materiales  der  Locomotiven  erzeugten  Gase 
und  die  im  ganzen  Tunnel  angehäuften 
Kohlen-,  Russ-  und  Staubpartikelchen  einen 
im  hohen  Grade  zerstörenden  Einfluss  auf 
die  feinen  Eisen-  und  Stahlbestandtheile 
der  probeweise  anfgestellten  Telephon-Appa- 
rate erkennen  liessen. 

Die  angestellten  Versuche  liessen  daher 
aus  diesen  Gründen  die  Verwendung  be- 
kannter Constructionen  von  Telephonen  un* 
thunlich  erscheinen.  Es  mussle  zur  Con« 
struction    von   ganz    eigenartigen,  gegen  die 


*)  „Ztg.  d.  Vereines   deotaoh.  Esenb.  Yerw.** 

Nr.  62,  1894. 

37 


482 


genannten  Einflüsse  möglichst  anempfind- 
lichen Apparaten  geschritten  werden,  was  om 
so  schwieriger  war,  als  hieftir  gar  keine 
Erfahrungen  aus  der  Praxis  vorlagen. 

Man  entschloss  sich,  jeden  nnr  halbwegs 
entbehrlichen  Eisen-  oder  Stahlbestandtheil 
zu  vermeiden  und  als  Material  für  die  Aussen- 
bekleidung  der  Telephone,  Mikrophone  und 
sonstigen  Hilfsapparate  Hartgummi,  das  als 
gut  isolirend  bekannt  ist  uod  sich  gegen 
Feuchtigkeit  und  Verbrennungsgase  als  ziem- 
lich widerstandsfähig  erwiesen  hatte,  zu  ver- 
wenden. So  wurden  die  Hülsen  zur  Auf- 
nahme der  Telephonroagnete,  sowie  die 
Schalen  zur  Unterbringung  der  Elektro- 
magnetspulen und  der  Membrane  der  1  ele- 
phone  aus  Hartgummi  hergestellt.  Bei  den 
Mikrophonen,  die  nach  System  Ader  con- 
struirt  waren,  weil  man  das  Zusammenkleben 
des  Kohlenkleins  bei  den  allerdings  noch 
exacter  arbeitenden  Kohlenklein-Mikrophonen 
in  Folge  der  vorhandenen  Fenchtigkeit  be- 
fürchtete, wurden  nicht  blos  die  Kästchen, 
sondern  auch  die  Membrane  selbst  aus 
diesem  Material  hergestellt.  Die  gesammten 
zu  einer  Sprechstation  gehörigen,  so  aus- 
geführten Apparate  wurden  in  einem  gnss- 
eisernen  Kasten  von  40  cm  Höhe  und  30  cm 
Breite,  dessen  Thttre  mit  Gummistreifen  ab- 
gedichtet war,  einmontirt  und  dieser  in  einem 
ans  Lärchenholz  hergestellten,  mit  einem 
Schutzdache  gegen  das  Tropf  wasser  versehenen 
Schutzkasten  befestigt.  Dabei  war  die  Ein- 
richtung 80  getroffen,  dass  mit  dem  Oeffnen 
der  Thür  des  Eisenkastens  durch  einen 
automatischen,  ebenfalls  aus  Hartgummi  her- 
gestellten und  mit  Contacten  aus  Hartbronse 
versehenen  Wechsel  die  Mikrophonbatterie 
ein-  und  durch  das  Schliessen  der  Thür 
wieder  ausgeschaltet  wurde.  Diese  Einrich- 
tung wurde  deshalb  gewählt,  damit  die 
Mikrophonbatterien,  welche  bei  gewöhnlichen 
Telephonanlagen  durch  das  Einhängen,  bezw. 
Aushängen  des  einen  Hörtelephons  ein-  oder 
ausgeschaltet  werden,  nicht  unnöthiger  Weise 
im  Schluss  bleiben,  wenn  die  Telephone  von 
einem  Personal  verwendet  werden,  das  mit 
der  Handhabung  solcher  Apparate  weniger 
vertraut  ist. 

Zum  Aufruf  wurden  Wecker  verwendet, 
die  durch  Zinkblechkästchen  vor  äusseren 
Einflüssen  geschützt,  sammt  den  zugehörigen 
Tastern  an  der  Innenseite  des  Holzschutz- 
kastens angebracht  sind. 

Zum  Betriebe  dieser  Wecker  sind 
36  Zink  -  Kupferelemente  verwendet,  welche 
in  der  Station  St.  Anton  zur  Aufstellung 
gelangten. 

Die  so  ausgestatteten  Apparate  sind  in 
den  neun  im  Tunnel  befindlichen  Kammern, 
in  denen  auch  die  Glockensignal  -  Apparate 
stehen,  untergebracht.  Ausserdem  sind  in  den 
beiden  Portalwächterhäusern  je  ein  so  con- 
struirter  Apparat  und  in  den  Stationen  St. 
Anton  nnd  *  Langen  je  eine  gewöhnliche 
Mikrotelephonstation  aufgestellt. 

Sowohl  die  Telephone  als  auch  die 
Wecker  sind  in  einem  eigenen  Schliessungs- 
kreis  für  sich  hintereinander  geschaltet,  und 


ist  eine  von  den  vorhandenen  drei  Leitungen 
bei  beiden  Schliessungskreisen  gemeinsam  in 
Verwendung  genommen  worden. 

Zur  Herstellung  der  metallischen  Ver- 
bindung zwischen  den  einzelnen  Stationen 
im  Tunnel  wurden  dreilitzige  Bleikabel  mit 
Doppelbleimantel  aus  der  Fabrik  von 
C  h  o  d  o  i  r  &  Comp,  in  Wien  verwendet, 
welche  an  der  Tunnel  wand  auf  etwa  1*5  m 
von  einander  entfernten  Stützpunkten  frei 
geführt  sind,  und  in  den  Tnnnelkammero 
in  die  in  den  Holzschntzkästchen  der  Telephon- 
stationen untergebrachten  Kabelkästchen  aus 
Hartgummi  einmünden.  Von  diesen  Kabel- 
kästchen führen  gut  isolirte  und  übersponnene 
Guttaperchadrähte  zu  den  einzelnen  Apparaten. 

Die  Kabelkästchen  wurden  noch  der 
zwischen  Kabellitzen  nnd  Verbindungsdrähten 
mittelst  Klemmen  aus  Hartbronze  fertig- 
gestellten Verbindung  bis  zum  Rande  mit 
Paraffin  vergossen  nnd  dadurch  die  Ver- 
bindungsstellen vor  Oxydation  nnd  Ab- 
leitungen möglichst  geschützt.  Von  den 
Tnnnelportalen  beiderseits  bis  zu  den  Stationen 
St.  Anton  und  Langen  führen  offene,  auf 
eigenem  Gestänge  gespannte  Drahtleitungen 
von  der  ungefähren  Gesammtlänge  von  l  km^ 

Die  nach  längeren  eingehenden  Vor- 
versuchen nnd  Studien  im  Jänner  1887 
fertiggestellte  Anlage  functionirte  anfangs 
zur  vollsten  Zufriedenheit  und  war  während 
der  grossen  Lawinenstürze  in  Langen  im 
Winter  1888/89  das  einzige  noch  vorhandene 
Verständigungsmittel  zwischen  den  Stationen 
St.  Anton  und  Langen,  weil  die  Lawinen 
alle  bestehenden  anderen  Leitungen  voll- 
kommen demolirt  hatten. 

Auch  bei  den  grösseren  Reconstructions- 
arbeiten  und  Geleiseauswechselungen  im 
Tunnel  hat  sich  diese  Einrichtung  stets  aufs 
beste  bewährt. 

Aber  trotzdem  man  bei  der  Herstellung 
dieser  Telephonanlage  mit  grösster  Gewissen- 
haftigkeit zu  Werke  gegangen  war,  zeigte 
es  sich  doch  gar  bald,  dass  alle  angewendete 
Vorsicht  noch  immer  nicht  genügt  hatte, 
die  Apparate  vollständig  vor  den  schäd- 
lichen Einflüssen  im  Tunnel  zu  schützen.  Es 
mussten  nachträglich  noch  die  Multipli- 
cationen  der  Telephone,  die  Inductionsspulen 
der  Mikrophone,  sowie  die  Elektromagnet- 
spulen der  Wecker  ebenfalls  mit  Paraffin 
vergossen  werden,  das  sich  für  diese  Be- 
stand th  eile  als  bester  Schutz  gegen  die  im 
Tunnel  vorhandene  Nässe  erwiesen  hatte. 

Auch  die  Bleikabel,  welche  ursprüng- 
lich ihrer  ganzen  Länge  nach  frei  gefährt 
waren,  mussten  in  den  ersten  zwei  Kilo- 
metern von  den  beiden  Tunnelportalen  aus 
in  Holzschläuchen  gebettet  werden,  da  die 
Vereisungen,  welche  im  Winter  in  sehr  be- 
trächtlichen Mengen  bis  zu  diesen  Grenzen 
vorkommen,  nnd  in  noch  weit  höherem 
Maasse  die  Beschädigungen  der  Kabel  zu 
Folge  hatte. 

Die  so  verbesserte  Anlage  functionirte 
trotz  der  äusserst  ungünstigen  Tnnnelver- 
hältnisse  bis  zum  Jahre  1893  voUkomm^ 
anstandslos,  was  um  so  mehr  zu  verwunden 


483 


ist,  als  z.  B.  der  eiserne  Oberbau  des  Tanneis 
innerhalb  neun  Jahren  derart  vom  Roste 
angegriffen  war,  dass  eine  Auswechselung 
desselben  gegen  imprägnirte  Holzschwellen 
unvermeidlich  wurde,  die  heute  auch  schon 
beinahe  vollständig  durchgeführt  ist. 

Um  die  erwähnte  Zeit  machten  sich  in 
der  Telephonanlage  wiederholt  Störungen 
bemerkbar  und  konnte  die  Correspondenz 
nur  bei  grösster  Gewissenhaftigkeit  in  der 
Instandhaltung  und  durch  sehr  häufiges  Aus- 
wechseln der  einzelnen  Apparatsbestandtheile 
aufrecht  erhalten  werden. 

Eine  genaue  Untersuchung  der  Apparate 
und    des  Kabels    ergab    folgendes   Resultat: 

Der  Isolationswiderstand  der  einzelnen, 
etwa  kilometerlangen  Kabelstücke,  welcher  ur- 
sprünglich 6000  bis  8000  Megohm  betragen 
hatte,  war  in  Folge  der  bei  den  Recon- 
structionsarbeiten  unvermeidlichen  öfteren 
Beschädigungen,  welche  in  der  feuchten 
Atmosphäre  des  Tunnels  ausgebessert  wer- 
den mussten,  bei  einzelnen  Kabelstücken  bis 
auf  0*5  Megohm  herabgesunken  und  er- 
reichte bei  keinem  derselben  mehr  als 
S  Megohm. 

Bei  den  Telephon  -  Apparaten  bildeten 
sich  in  den  Eisenschntzkästchen  trotz  der 
vorhandenen  guten  Gummidichtung  bedeu- 
tende Mengen  von  Condensationswasser,  das 
zerstörend  auf  die  einzelnen  Apparate  wirkte 
und  eine  Quelle  fortwährenderAbleitungen  war. 

Dagegen  wurde  bei  einer,  nur  in  einem 
geräumigen  einfachen,  mit  seitlichen  Ven- 
tilationsöffnungen versehenen  Holzkasten  ein- 
montirten  Telephonstation,  die  seit  etwa 
einem  Jahre  probeweise  in  der  nassesten 
Tunnelkammer  aufgestellt  war,  gar  kein 
Condensationswasser  vorgefunden. 

Da  die  Aufrechthaltung  der  telephoni- 
schen Correspondenz  unter  allen  Umständen 
durchgeführt  werden  musste,  die  sofortige 
Auswechselung  der  Kabel  aber  aus  budge- 
tären  Gründen  unmöglich  war,  entschloss 
man  sich  wenigstens  vorerst  die  Apparate 
selbst  zu  emeuem  und  die  während  des 
sechsjährigen  Telephonbetriebes  auf  diesem 
Gebiete  gesammelten  Erfahrungen  dabei  nach 
Möglichkeit  zu  verwerthen. 

Vor  Allem  wurde  von  der  Verwendung 
der  schon  eingangs  erwähnten  Eisenschutz- 
kästen ganz  abgesehen  und  die  Apparate  in 
geräumige,  aus  gut  ausgetrocknetem  und  ge- 
theerten  Lärchenholz  hergestellten  Kästen 
von  120  cm  Höhe  und  65  cm  Breite  ein- 
montirt. 

Als  Mikrophone  wurden  dieses  Mal 
solche  mit  sehr  groben  Kohlenkletn  gewählt 
weil  die  angestellten  Proben  ergeben  hatten, 
dass  bei  entsprechend  solider  Construction 
und  guter  Dichtung  aller  Fugen  mittelst  Parafin 
mit  diesen  Mikrophonen,  bei  gleicher  Haltbar- 
keit wie  die  früheren,  bedeutend  günstigere 
Lautwirkungen  in  der  Sprache  erzielt  werden 
konnten. 

Die  einzelnen  Apparate  wurden  durch 
Porzellanfüsse    vor    der    directen    Berührung 


mit  den  Holzwänden  des  Schutzkastens  ge- 
schützt und  die  ganze  Anlage  so  angeordnet, 
dass  jeder  Apparat  leicht  ausgewechselt 
werden  kann.  Dieser  Umstand  ist  besonders 
für  die  Instandhaltung  von  sehr  grossem 
Wert  he,  weil  dadurch  jede  Arbeit  an  den 
Apparaten  im  Tunnel  selbst  entfällt  und 
schadhaft  gewordene  Apparate  vom  Instand- 
haltungsorgane im  Tunnel  gegen  fehlerlose 
schnell  und  leicht  ausgewechselt  werden 
können. 

Die  Holzschutzkasten  wurden  dieses. 
Mal  auf  gemauerten  Steinsockeln  so  aufge- 
stellt, dass  sie  durch  grosse  Porzellanisolatoren 
sowohl  vor  der  directen  Berührung  mit  dem 
Sockel,  als  auch  mit  der  Tunnelkammer- 
wand vollkommen  geschützt  sind.  Ebenso 
sind  dieselben  durch  ein  entsprechend  an- 
gebrachtes Schutzdach  vor  dem  von  der 
Decke  der  Tannelkammern  abflieisenden 
Tropfwasser  gesichert. 

Die  einzelnen  Apparate  sind  wie  bei 
der  ersten  Anlage  in  Hartgummi  ausgeführt 
und  die  dabei  unvermeidlichen  Eisenb^tand- 
theile,  sowie  die  Inductionsspulen  und  Elektro« 
magnetspulen  mit  Parafin  vergossen. 

Die  Schaltung  ist  insofern  geändert, 
dass  die  eine  gemeinschaftliche  Leitung  ganz 
fallen  gelassen  wurde  und  die  Telephone 
einen  von  der  Rufanlage  vollkommen  ge- 
trennten Schliessungskreis  mit  metallischer 
Hin-  und  Rückleitung  besitzen,  während  für 
die  Weckerleitung  eine  Drahtleitung  und 
Erdleitung  in  Verwendung  steht.  Es  ist  dies 
von  besonderer  Wichtigkeit,  weil  die  in  den 
Rnfieitungen  entsprechend  der  ganze  Ein- 
richtung am  leichtesten  auftretenden  Ab- 
leitungen dadurch  auf  die  Telephonanlage 
ohne  jeden  schädlichen  Einfluss  bleiben. 

Die  Luftleitung  auf  der  durch  Lawinen 
sehr  gefährdeten  Westseite  zwischen  der 
Station  Langen  und  dem  angrenzenden 
Tunnelportal  wurde  als  Doppelleitung  her- 
gestellt und  als  Endstation  nicht  Langen, 
sondern  die  im  Portalwächterhaus  dieser 
Station  untergebrachte  Telephonstation,  bis 
zu  welcher  das  Kabel  geführt  ist,  einge- 
schaltet. Durch  eine  einfache  Umschalte- 
vorrichtung ist  die  Möglichkeit  geboten,  bei 
zerstörter  Luftleitung  die  telephonische 
Correspondenz  auf  der  ganzen  Anlage  mit 
Ausnahme  der  Station  Langen,  welche  in 
diesem  Falle  ausgeschaltet  ist,  aufrecht  zu 
erhalten. 

Die  nach  Fertigstellung  dieser  neuen 
Anlage  mit  derselben  angestellten  Proben 
ergaben  ganz  überraschend  günstige  Resultate. 

Die  Sprache  war  trotz  des  sehr  geringen 
Isolationswiderstandes  der  Kabel  vollkommen 
deutlich  und  sehr  laut,  das  Condensations- 
wasser, welches  bei  der  ersten  Anlage  ganz 
bedeutende  Zerstörungen  angerichtet  hatte, 
ist  bei  der  jetzigen  Anordnung  gänzlich  ge- 
schwunden, und  haben  sich  seit  dem  halben 
Jahre  des  Bestehens  derselben  keine  auch  nur 
irgend    nennenswerthen    Anstände     ergeben. 

37^ 


484 


Dabei  ist  die  ganze  Anordnaog  derart  ge- 
troffen, dass  sowohl  die  Handhabnng  der 
Apparate  selbst  dnrcb  das  Arbeiterpersonal, 
als  auch  die  Instandhaltung  derselben  durch 
das  damit  betraute  Aafsichtspersonal  keinerlei 
Schwierigkeiten  bietet. 


Wenn  auch  die  schadhaften  Kabel  ein- 
mal durch  nene  ersetzt  werden,  was  jeden- 
falls binnen  Jahresfrist  durchgeführt  sein 
dürfte,  dann  kann  die  Telephonanlage  am 
Arlbergtuonel  wohl  das  Recht  fOr  sich  in 
Anspruch  nehmen,  als  Musteranlage  zu  gelten. 


Verbesserungen  an  elektrolytischen  Zellen. 

Von   THOBCAS  OSANEY    in  Bay  Oity,    Michigan,  Y.  8t.  A. 
Privilegium  Tom  31.  October  1893. 


Die  vorliegende  Erfindung  bezieht  sich 
auf  jene  Art  elektrolytischer  Zellen,  bei 
welchen  Kohlenanoden  snr  Anwendung 
kommen  und  betri£ft  die  Vereinigung  der 
Kohlenanode  mit  einem  elektrolytischen 
Diaphragma  in  der  nachstehend  beschriebenen 
und  durch  die  folgende  Zeichnung  erUnterten 
WeUe. 

Die  Zeichnung  stellt  den  senkrechten 
Mittelschnitt  der  neuartigen  elektrolytischen 
Zelle  dar.  A  ist  das  Gefäss,  B  die  elektro- 
ly tisch  zu  behandelnde  Flüssigkeit  und  (7  die 
Kathode. 


Fig.  I. 

D  und  £  sind  zwei  ineinander  ge- 
steckte Behälter  mit  gelochten  Waodungen, 
zwischen  welchen  ein  Hohlraum  F  gebildet 
wird,  welcher  mit  einem  sich  bei  der 
Elektrolyse  nicht  zersetzenden,  porösen 
Materiale,  wie  es  zur  Herstellung  elektro- 
ly tischer  Diaphragmen  in  Gebrauch  steht  — 
etwa  Asbest  —  gefüllt  wird.  Der  Inneoraum 
des  Mittelbehälters  E  wird  mit  verhältniss- 
mässig  groben  Kohlenstücken  gefüllt,  so  dass 
zwischen  diesen  die  zu  elektrolysirende 
Flüssigkeit  durchtreten  kann. 

Diese  im  Innenbehälter  befindliche 
Kohle  bildet  die  Anode  und  ist  in  irgend 
welcher  bekannter  Weise  mit  dem  Ende 
einer  elektrischen  Leitung  Q  leitend  verbunden. 
Dies  geschieht  am  leichtesten  durch  Ein- 
lassen des  Drahtendes  in  einen  festen  Kohlen- 


stift £,  welcher  in  die,  die  Anode  bildende 
Kohle  eingebettet  wird. 

Um  das  EnlweJcKcü  der  sieb  etwa 
bildenden  Gase  zu  ermögtichrn,  ordnet  maa 
den  Aoodenbehfther  K  derart  &Df  dass  er 
den  Deckel  /  der  Zelle  überragt  und  vcf* 
sieht  das  heraussteh  ende  Stück  mit  Otjrch« 
bohrungen  Jy  durch  welche  die  Gase  eO(< 
weichen  können.  Dies  kfl^nn  auch  durch 
einen  an  passender  Stelle  angebrachten 
seitlichen  Rohraosats  K  geschehen,  wie  in 
punktirten  Linien  auf  der  Zeichnung  ange^ 
deutet. 

L  ist  ein  den  Deckel  dufcbdrlDgendes 
Rohr,  durch  welches  die  Gase  au«  dem 
Kathodenraum  ent  weich  eo  könneo. 

Wird  der  Apparat  praktisch,  etwa  in 
Elektrolyse  einer  ^lctall«a]£*L5sungve^weQdett 
so  wird  diese  in  das  Gefäss  B  ungefähr  bis 
zu  der  in  der  Zeichnung  ao gedeuteten  Höhe 
eingefüllt,  so  dass  sie  dber  den  Durchboh- 
rungen der  beiden  BehaUerwanduDgen  steht. 
Die  Flüssigkeit  dringt  durch  diese  Bohrnngen 
leicht  durch  das  poröse  Material  det  Dia- 
phragmas und  füllt  die  ZwUchearäume 
zwischen  den  Kohienstückchen  ans. 

Der  innere  Behälter  bildet  die  Anoden- 
kammer ;  die  in  ihr  etwa  entstehenden  Gase 
können,  da  die  Füllung  aus  verhältniss- 
mässig  grösseren  Kohlenstücken  besteht,  in 
den  Zwischenräumen  derselben  zum  Deckel 
des  Anodenraumes  aufsteigen  und  durch 
die  Bohrungen  /  entweichen,  während  der 
Kohlenstift  j?,  in  welchem  das  Drahtende  Q 
steckt,  dieses  schützt. 

Es  ist  bekannt,  dass  bei  der  elektro- 
ly tischen  Zerlegung  mancher  Metallsalze,  wie 
beispielsweise  Chlomatriums,  hauptsächlich 
aus  Kohle  bestehende  Anoden  dem  Zerfallen 
ausgesetzt  sind  und  hiedurch  die  Gebrauchs- 
dauer des  Apparates  verkürzen. 

Bei  der  vorbeschriebenen  Zelle  ist  die 
Kohlenanode  mit  dem  Diaphragma  vereinigt, 
dessen  poröses  Material  die  sich  ablösenden 
Kohlentheilchen  verhindert,  sich  dem  in  der 
Kathodenzelle  befindlichen  Prodncte  der 
Zerlegung  beizumischen.  Da  durch  die  be- 
schriebene Gestaltung  des  Diaphragmas  die 
die  Anode  umschliessende  Wandung  oder 
der  Anodenbehälter  gleichzeitig  eine  der 
Diaphragmawandungen  bildet,  wird  Raum 
erspart  und  die  Gesammtanordnnng  der  Zelle 
zu  einer  sehr  billigen  und  äusserst  wirk- 
samen. 


486 


Elektrische  Bleiche  nach  Gebauer-Knoefler. 


Das  Verfahren  besteht  dariiif  dass  durch 
Elektrolyse  aus  verdünnter  Kochsalslösnng 
die  sogenannte  „Bleichlauge*'  (nnterchlorig- 
sanres  Natron)  erzengt  wird. 

Nach  der  „Elektrochemischen  Zeitschrift" 
ist  der  Apparat  der  gebräuchlichen  Filter- 
presse ähnlich  constrnirt  und  besteht  aus 
einer  Reihe  plattenfÖrmiger  Elektroden, 
welche  durch  isolirende  Rahmen  getrennt 
sind  und  ebenso  wie  diese  selbst  auf  den 
beiden  seitlichen  Führongsstangen  des 
Gestells  auf  ruhend,  durch  eine  Spindel 
fest  aufeinander  gepresst  werden,  so  dass 
eine  Reihe  getrennter  Kammern  entsteht, 
welche  bei  der  filterpressenartigen  An- 
ordnung leicht  zugänglich  sind ;  in  jede 
einzelne  dieser  Kammern  fliesst  durch  ein 
Vertheilungsrohr,  u.  zw.  aus  einem  ge- 
meinsamen Saromelgefäss  Kochsalzlösung 
zu.  Dieselbe  wiid  durch  Einwirkung  des 
elektrischen  Stromes  In  fileichlauge  umge- 
wandelt und  fliesst  alsdann  in  eine  ge- 
meinsame Rinne  ab,  u.  zw.  entweder  in  ein 
Sammelgefäss  oder  direct  in  die  Bleich  kufen 
der  betreffenden  Arbeitsmaschinen. 

Die  Ausführung  des  Verfahrens: 
Durch  Stellung  eines  Ventils  und  Beob- 
achtung eines  Thermometers,  was  durch 
einen  Arbeiter  nebenbei  geschehen  kann, 
lässt  sich  der  Zufluss  so  reguliren,  dass 
der  Apparat  Lauge  von  stets  gleich  bleiben- 
der   Conceotration    und  Bleichkraft    erzeugt. 

Eine  besondere  Eigenthümlichkeit  des 
Apparates  liegt  noch  in  der  Schaltung, 
und  zwar  sind  nur  die  Endeleklroden  mit 
je  einem  Pole  der  D3rnamomaschine  ver- 
bunden, während  die  dazwischen  liegenden 
Elektroden  nur  durch  die  in  den  Kammern 
befindliche  Kochsalzlösung  miteinander  in 
leitender  Verbindung  stehen  und  somit  auf 
Spannung  geschaltet  sind.  Auf  diese  Weise 
wird  erreicht,  dass  der  Apparat  ohne 
weiteres  mit  jeder  beliebigen  Dynamo- 
maschine verbunden  werden  kann  und  dass 
dieselbe  Maschine,  welche  Abends  zur  Be- 
leuchtung dient,  tagsüber  elektrische 
Bleichlauge  produciren,  ebenso  aber  auch 
gleichzeitig  beleuchten  und  elektrol3rsiren 
kann. 

Die  Anwendung  der  elektrischen  Bleich- 
l«uge  geschieht  in  derselben  Weise  wie 
die  von  Chlorkalklösung,  nur  dass  sie  in 
bedeutend  schwächeren  Concentrationen 
zur  Verwendung  kommt,  wodurch  sich  die 
grosse  Schonung  des  Bleichgutes  be- 
gründet. 

Die  elektrische  Bleichlauge  hat  sich 
gleich  gut  für  alle  Textilfasem,  insbesondere 


für  Baumwolle  und  Leinen  in  Garn 
und  Gewebe  ebenso  wie  auch  bei  Halb- 
stoffen (Cellulose)  für  Papierfabri- 
kation bewährt. 

Eine  2jährige  Erfahrung  im  Betriebe 
hat  gezeigt,  dass  die  erreichte  Bleich- 
kraft höber  als  bei  der  gewöhnlichen  Chlor- 
kalkbleiche ist ;  dabei  behalten  die  Stoffe 
ihre  Haltbarkeit  und  wird,  wegen  Weg- 
fall der  Kalksalze,  die  sonst  häufig  vor- 
kommende Bildung  von  Flecken  bei  Markt- 
bleiche wie  bei  vorgebleichten  Färbe-  und 
Druck waaren  vermieden.  Der  Bleichprocess 
ist  einfacher;  das  Absäuem  der  Waare  HÜlt 
weg,  womit  auch  die  Entstehung  schädlicher, 
unlöslicher  Kalksalze  auf  der  Faser  aufhört. 
Von  Wichtigkeit  ist  auch  die  stets  gleich- 
bleibende Concentration  der  Bleichflüssigkeit 
und  die  Unabhängigkeit  des  B.eichers  von 
den  Preisschwankungen  des  Chlorkalks. 

Die  Ersparniss  gegenüber  Chlorkalk 
hängt  natürlich  vom  Salzpreise  ab.  Für 
Berlin  stellt  sich  z.  B.  eine  Ersparniss  von 
drca  45%  hieraus: 

Für  eine  Production  von  lo.ooo  kg 
Baumwollwaaren     wurden     gebraucht     circa 

ICO  kg  Kochsalz i*6o  M. 

für  Kohlen s'—    „ 

Amortisation 2* —    „ 

also  zusammen  6'6o  M. 
pro  Tag,  während  früher  in  derselben 
Bleicherei    circa    8o  kg    Chlorkalk  ä  i8  M., 

also 14*40    „ 

(mithin  jetzt  weniger  7*80  M.) 
gebraucht  wurden.  Nicht  einbegriffen  ist 
die  erwähnte  Ersparniss  an  Säure,  die  früher 
zum  Absäuren  der  gechlorten  Waare  be- 
nutzt wurde,  jetzt  aber  wegfällt,  weil  das 
gebildete  unterchlorigsanre  Natron  sehr  leicht 
in  Wasser  löslich  ist. 

Das  auf  elektrolytischem  Wege  herge- 
stellte unterchlorigsanre  Natron  besitzt 
überhaupt  ein  besseres  Durchdringungs- 
vermögen als  Chlorkalk.  Es  ist  bei  Chlor- 
kalkanwendung  anzunehmen,  dass  in  den 
mikroskopisch  kleinen  Poren  kohlensaurer 
Kalk  sich  niederschlägt,  weil  in  der  Faser 
wie  auch  in  der  Lösung  des  Chlorkalkes 
Luft  enthalten  ist.  Die  Einwirkung  des 
Chlorkalks  ist  eine  wesentlich  langsamere 
und  die  Gefahr  des  Gelbwerdens  ein  be- 
kannter Uebelstand,  der  darauf  zurückzufahren 
ist,  dass  Chlorkalk  nur  die  äusseren  Schichten 
der  Faser  bleicht,  während  der  Kern  der 
Faser  wegen  der  Verstopfung  der  Poren 
nicht  genügend  durchgebldcht  wird. 


Aus  Italien. 


Elektrische  Beleuchtung.  Da  die 
Commune  Verona  den  von  der  Gasgesell- 
schaft  angestrengten  Process  verloren  hat, 
wird  die  elektrische    Beleuchtung  nicht  ein- 


geführt werden.  Demzufolge  hört  auch  die 
Concession  der  „Societä  Anonima  Coopera- 
tiva  Veronese**  auf,  die  liquidirt  und  die  An- 
lage verkauft. 


486 


Die  elektrische  Belenchtoog  von  Reggio 
d'£  m  i  1  i  a  erscheint  gleichfalls  bedroht,  da 
die  die  Anlage  ausfahrende  Firma  K  o  o  s  i 
&  Comp,  falllt  erklärt  wurde. 

In  L  o  d  i  schwebt  die  Beleuchtungs- 
anlage mit  Diaphragma -Accumulatoren  in 
Gefahr,  da  die  Accumulatoren«  Unternehmung 
sich  in  Liquidation  befmdet. 

In  Venedig  hat  die  „Societä  Lionese^ 
für  die  elektrische  Beleuchtung  dieser  Stadt 
wie  fast  des  ganzen  venezianischen  Gebietes 
die  Gemeindeverwaltung  aufgefordert,  die 
vor  einiger  Zeit  der  Firma  Walter, 
Mendel  &  Comp,  gewährte  Concession 
zur  elektrischen  Beleuchtung  für  Private 
zurückzuziehen.  Gemäss  dem  Vertrage,  der 
bis  zum  Jahre  1927  obgenannter  Lyoner 
Firma  das  Monopol  für  die  öffentliche  elek- 
trische Beleuchtung  zusichert,  konnte  die 
Gemeinde  nicht  gestatten,  dass  eine  andere 
Unternehmung  Beleuchtungssysteme  einführe. 
Da  sie  es  aber  dennoch  zuliess,  wird  sie 
entweder  die  Concession  zurückziehen  oder 
sich  in  einen  Process  einlassen  müssen,  den 
sie  verlieren  wird,  wie  ihn  schon  zehn 
andere  Städte  verloren  haben,  da  der 
Cassationsgerichtshof  in  jedem  Falle  der 
französischen  Gesellschaft  Recht  zusprach. 

TelegrapheniveseD.  Vor  einiger  Zeit 
wurde  aus  Rom  berichtet,  dass  der  Minister 
für  Postwesen  einige  Reformen  im  Tele- 
graphen- und  Telephondienste  anstrebe,  die 
eine  grössere  Bequemlichkeit  für  das  Publikum 
bieten  und  weniger  kostspielig  wären. 

Eine  derselben,  die  der  Minister  zu  ver- 
wirklichen trachtet,  ist  jene  der  telegraphischen 
Karten  für  Depeschen  mit  acht  Worten  zum 


Preise  von  nur  50  Cent.  Diese  Karten  bilden 
eine  grosse  Bequemlichkeit  für  den  Verkehr 
besonders  zur  Zeit  einer  lebhaften  commer- 
ciellen  und  industriellen  Thätigkeit.  Die 
Taxe  wird  zwar  anfangs  eine  dementsprechende 
Verminderung  der  Einnahmen  im  Gefolge 
haben,  aber  der  Staatsschatz  wird  bald  durch 
einen  vermehrten  Gebrauch  dieser  Karten 
entschädigt  werden. 

Eine  andere  Neueinftthrung  betrifft  die 
Herabsetzung  auf  die  Hälfte  des  Tarifes  für 
die  directen  Depeschen  an  die  Journale. 
Wenn  dies  im  Anfange  auch  etwas  gewagt 
erscheint,  so  wird  man  doch  bald  wahr- 
nehmen, dass  durch  eine  so  grosse  Tarif- 
herabsetzung sich  die  Anzahl  der  telegra- 
phischen Correspondenzen  der  Zeitungen  ver- 
mehren wird.  Auch  die  kleineren  Journale 
werden  hiedurch  in  die  Lage  versetzt  werden, 
einen  eigenen  Correspondenzdienst  einzu- 
richten oder  den  etwa  bereits  bestehenden 
zu  erweitern.  Auf  diese  Weise  kann  der 
Verlust,  den  der  Staatssäckel  auf  der  einen 
Seite  in  Folge  der  Tarifherabsetzung  erleidet, 
auf  der  anderen  durch  eine  sichere  Ver- 
mehrung   der  Einkünfte   compensirt  werden. 

Telephon.  Der  Plan  des  Ministers 
Ferraris,  sehr  viele  interurbane  Telephon- 
linien zu  verwirklichen,  ist  eines  derjenigen 
Projecte,  die,  so  vortrefflich  sie  auch  im  allge- 
meinen sein  mögen,  bei  schlechter  Anwendung 
von  Nachtheil  sind.  Diese  Linien  können  nur 
dann  von  Vortheil  sein,  wenn  sie  zwischen 
aussergewöhnlich  wichtigen  Handelscentren 
bestehen.  In  jedem  anderen  Falle  dürften 
die  aus  denselben  erzielten  Einnahmen  von 
keiner  grossen  Bedeutung  sein.  St. 


Neueste  deutsche  Patentanmeldungen. 

Mitgetheilt  vom  Technischen  und  Patentbureau,  Ingenieure  MONATH  &  EHRENFEST. 
Wien,  I.  Jasomirgottstrasse  4. 

Die  Anmeldangea  bleiben  acht  Wochen  cor  Biniiohtnahme  Offenüioh  anegelegt.  Kaoh  %  24  des 
Fatenfc-GesetBe«  kann  innerhalb  dieser  Zeit  Binepruoh  gegen  die  Anmeldung  wegen  Mangel  der  Neoheit 
oder  widerrechtlicher  Entnahme  erhoben  werden.  Das  obige  Boreaa  besorgt  AbichriAen  der  Anmeldangea 
und  Übernimmt  die  Vertretung  in  allen  Einepmchs-Angelegenheiten. 


Glaese 
21.  F 


7170.  Träger  für  die  untere  Kohle 
von  Bogenlampen.  —  P.  Mrchow  in 
Grabow  bei  Stettin. 

S.  7891.  Wechselstrom  -  Vertheilungs- 
Anlage  für  elektrische  Beleuchtung  mit 
selbstthätiger  Einschaltung  von  Ersatz- 
lampen. —  Siemens  &  Eahike  in  Berlin. 


Glasee 


21. 


P.  6560.  Neuerung  in  der  Herstellung  und 
Befestigung  isolirter  elektrischerLeitungen. 
—  Pei'ci  A;  Schacherer  in  Budapest. 
^-  9793«  Neuerung  an  galvanischen  Ele* 
menten. —  W,  Walker  jun.  in  Birmingham, 
F,  Wilkens  in  Handsworth  &  7.  Lonei 
in  Smethwick  in  England. 


KLEINE  NACHRICHTEN. 


Elektrische  Bahn  von  Bielitz 
nach  Ober-Ohlisch.  Das  Handelsmini- 
sterium hat  das  von  Alois  Bernaczik, 
Fabriksbesitzer  in  Bielitz,  und  Ingenieur 
Max  D  d  r  i  in  Wien  für  den  Bau  der 
schmalspurigen  Localbahn  von  Bielitz  nach 
Ober-Ohlisch  mit  elektrischem  Betriebe  vor- 


gelegte Operat  der  Landesregierung  in 
Troppau  mit  der  Aufforderung  übermittelt, 
bezüglich  dieses  Projectes  die  Tracenrevision 
einzuleiten. 

Diese  elektrische  Strassenbahn  soll  vor- 
erst nur  dem  Personenverkehre  dienen.  Die 
Gesammtkosten  für  die  Bauarbeiten  der  5  km 


487 


Iftngen  Strecke  sind  mit  rund  fl.  166.800 
nnd  jene  fttr  die  elektrische  Einrichtong  mit 
fl.  75.600  präliminirt. 

Klektrische  Localbahn  von  Pre- 
dazzo  nach  Moena.  Das  k.  k.  Handels- 
ministerium hat  dem  Stadtmagistrate  von 
Trient  die  Bewilligung  zur  Vornahme  tech- 
nischer Vorarbeiten  für  eine  schmalspurige 
Locaibahn  mit  elektrischem  Betriebe  von 
Predazzo  nach  Moena  als  Fortsetzung  der 
intendirten  Localbahnstrecke  Castello-Predazzo 
ertheilt. 

£ioe  elektrische  Beleuchtungs- 
anlage in  Brück  a.  d.  Mur.  Im  Ein- 
klänge mit  dem  in  jüngster  Zeit  sehr  be- 
merkbaren Fortschreiten  und  Aufblühen  der 
Stadt  hat  sich  ein  Consortium,  an  dessen 
Spitze  Herr  Baumeister  Andreas  Torabosco 
steht,  behufs  Herstellung  einer  elektrischen 
Beleuchtungsanlage  gebildet.  Wie  der 
„£.  Anz.**  hierüber  mittheilt,  soll  dieselbe  in 
nächster  Nähe  Brucks  gebaut,  als  Kraft 
hieztt  das  grosse  GeHÜle  (3  m)  der  Mur, 
über  200  bis  400  P/S,  je  nach  dem 
Wasserstande,  verwendet  und  mit  zwei  Tur- 
binen, mit  zwei  Dynamos  und  Accumulatoren 
eingerichtet  werden. 


Die  elektristche  Beleuchtung  auf 
der  Messe  zu  Nischni  -  Nowgorod. 
Vor  allem  muss  darauf  hingewiesen  werden, 
dass  laut  Polizeiverordnung  in  dem  Bezirke, 
in  welchem  die  Messe  abgehalten  wird,  kein 
anderes  Licht  benützt  werden  darf  als  elek- 
trisches Licht.  Wir  finden  daher  das  elek- 
trische Licht,  in  Gestalt  von  Glüh-  und 
Bogenlampen,  sowohl  in  der  winzigsten  Bude 
als  auch  dem  gouvernementalen  Palais  und 
in  dem  Theater. 

Nach  der  „E.T.Z.*  befindet  sich  die  Cen- 
tralstelle  für  das  elektrische  Licht  an  einem 
Nebenfiflsschen  der  Oka  in  einem  einstöckigen 
Gebäude.  Das  Erdgeschoss  beherbergt  die 
Kessel,  Dampf-  und  Dynamomaschinen,  und 
das  Stockwerk  die  Kegulir-  und  Messapparate. 
Dak  Ganze  wäre  würdig,  als  elektrotechnisches 
Museum  zu  gelten,  denn  abgesehen  von  den 
Kesseln  und  Dampfmaschinen,  welche  von 
der  Moskauer  Firma  Dobrowich&Nab* 
g  o  1 1  z  beigestellt  sind,  finden  wir  hier  die 
Erzeugnisse  von  Schucker t,  Ganz& 
C  o.,  der  AUgemeinenElektricitäts- 
Gesellschaft  und  vieler  anderer  deut- 
scher und  österreichischer  Firmen.  Hinter- 
einander geschaltet  sind  nur  die  Glühlampen, 
denn  die  Dynamos  arbeiten  mit  230  Volt, 
von  welchen  bis  an  die  Peripherie  des  Licht - 
consums  circa  30  Volt  verloren  gehen,  wes- 
halb auch  zwei  Glühlampen  ä  10,  16,  25 
oder  32  NK  zu  100  Volt  stets  hinterein- 
ander geschaltet  sind.  Die  Speisung  der 
Bogenlampen  erfolgt  von  einer  Special- 
maschine, und  zu  deren  Controliruog  und 
Regulirung  ist  ein  gesondertes  Schaltbrett 
mit  Messapparaten  und  Widerständen  vor- 
handen. 


Als  Monstruositäten  müssen  die  Wider- 
stände charakterisirt  werden.  Wenn  man 
aber  bedenkt,  dass  dieselben  von  einem 
schlichten  Mechaniker,  der  aus  der  ältesten 
Montagezeit  hier  zurückgeblieben,  constrnirt 
werden  mu«sten  —  weil  der  Eingangszoll 
auf  solche  Vorrichtungen  ein  unerschwing- 
licher war  —  und  exact  gearbeitet  sind,  so 
wird  man  auch  dieser  Installation  das  Lob 
nicht  vorenthalten. 

Die  Leitungen  sind  oberirdische.  Um 
bei  eintretenden  Beschädigungen  und  plötz- 
lichem Versagen  der  Beleuchtung  zur  Hand 
zu  sein,  sind  drei  Leute  unter  Leitung  eines 
tüchtigen  Obermonteurs  angestellt,  welche  so- 
fort mit  Drähten,  Isolirmaterialien,  Glüh- 
lampen, Kohlenstiften  etc.  zur  Stelle  sind, 
wenn  man  sie  telephonisch  zur  Hilfeleistung 
requirirt. 

Die  Seele  des  gesammten  elektro- 
technischen Getriebes  Nischni  -  Nowgorods, 
und  zwar  sowohl  jenes  im  Bezirk  der  Messe 
und  in  der  Stadt,  als  auch  des  elektro- 
technischen Getriebes,  welches  sich  auf  der 
Wolga  auf  den  Regierungs-  und  Handels- 
schiffen entfaltet,  ist  Herr  R  j  u  m  i  n,  ein 
ehemaliger  Marineofficier,  der  mit  Stolz  dar- 
auf hinzuweisen  liebt,  aus  wie  vielen  anein- 
ander geketteten  Gliedern  die  heutige  Messe- 
beleuchtung von  8000  Glüh-  und  150  Bogen- 
lampen entstanden  ist.  Betriebsleiter  der 
Centralstation  ist  Herr  Professor  P  o  p  o  f  f, 
welcher  in  der  Zeit  ausserhalb  der  Messe 
in  der  marinetechnischen  Schule  zu  Kron- 
stadt als  Instructeur  für  Maschinen-  und  ins- 
besondere für  elektrische  Beleuchtungs- 
betriebe thätig  ist. 

Nach  Schluss  der  Messe,  also  nach  dem 
25.  September  wird  alles  Demontirbare  aus 
den  unteren  Räumlichkeiten  der  Central- 
station in  die  höchstgelegenen  und  hinüber  in 
die  Stadt  transportirt ;  denn  die  austreten- 
den Gewässer  der  Wolga  und  Oka  erreichen 
an  dieser  Stelle  zuweilen  die  Höhe  von 
15  Fuss,  verschlammen  die  Maschinenanlage 
und  machen  jedesmal  zum  Frühjahr  deren 
gründliche  Reinigung  und  Renovirung  noth- 
wendig. 

Die  Centralstation  genügt  schon  heute 
nicht  mehr  dem  Lichtbedarfe,  und  es  wird 
eifrig  nach  einem  neuen  Platze  für  die  Er- 
richtung einer  grossen  Anlage,  welche  im 
Jahre  1896  auch  die  hier  stattfindende  Aus- 
stellung mit  Licht  versehen  soll,  gesucht. 


Gewinnung  von  Blattgold  durch 
Elektrolyse.  Dem  bekanntlich  bisher  durch 
Schlagen  gewonnenen  Blattgold,  welches  man 
zum  Vergolden  von  Gegenständen  aller  Art 
benutzt,  droht  in  elektrisch  niedergeschlagenen, 
äusserst  dünnen  Goldhäuten  eine  Concurrenz 
zu  entstehen.  Der  Erfinder  des  bekannten 
Glühlampensystems  S  w  a  n  hat,  wie  das 
Patentbureau  Gerson  &  Sachse  mit- 
theilt, durch  Elektrolyse  derartige  dünne 
Niederschläge  von  Gold,  die  sich  ursprüng- 
lich auf  einer  später  zerstörten  Kupferunter- 
lage befanden,    gewonnen.     Es    ist  bekannt, 


488 


wie  dünn  schon  das  geschlagene  Blattgold 
ist.  Die  nach  dem  neuen  Verfahren  ge- 
wonnenen Blätter  haben  jedoch  nnr  den 
fünften  bis  zehnten  Theil  jener  Stärke. 

Unfall  durch  atmosphärische  Elek- 
tricltät.  Arbeiter,  welche  mit  der  Reparatur 
eines  aus  Stahlblech  gebauten  Kreuzers  in 
einem  Trockendock  des  Hafens  von  Norfolk 
in  England  beschäftigt  waren,  hatten  bei 
einem  Unwetter  sich  unter  den  Schiffsrumpf 
geflüchtet,  um  Schutz  vor  dem  Regen  zu 
finden.  Es  trat  aber  dabei  die  merkwür* 
dige  Erscheinung  elektrischer  Condensation 
ein,  wobei  die  Theile  des  Metallkörpers 
elektrische  Ladungen  aufnahmen  und  in 
einem  gewissen  Moment  ihre  Entladung 
durch  die  Körper  der  in  der  Nähe  befind- 
lichen Menschen  sendeten,  welche  die  Rolle 
eines  Entladers  zu  übernehmen  hatten.  Zwei 
der  Arbeiter  wurden  dadurch  getödtet  und 
die  anderen  zu  Boden  geworfen,  ohne  dass 
ihnen  aber  dabei  Schaden  gethan  wurde. 

Zur  Geschichte  des  Begriffes  der 
„Pferdestärke**.  James  Watt  führte 
bekanntlich  als  praktische  Maasseinheit  für 
mechanische  Kraft  die  Pferdekraft  (Horse- 
power)  ein,  u.  zw.  bezeichnet  man  damit 
eine  Kraft  von  75  Secundenkilogrammeter, 
d.  h.  eine  Kraft,  die  im  Stande  ist,  in  einer 
Secunde  75  kg  einen  Meter  hoch  zu  heben. 
Thatsächlich  ist  aber  die  mittlere  Kraft  des 
Pferdes  zu  dieser  Leistung  nicht  ausreichend, 
denn  sie  ist,  wie  neuere  an  250  Pferden 
ausgeführte  Versuche  ergaben,  nur  im  Stande, 
30  kg  in  einer  Secunde  einen  Meter  hoch  zu 
heben.  Die  falsche  Bezeichnung  entstand  auf 
folgende  Weise :  Eine  der  ersten  von  Watt 
construirten  Dampfmaschinen  sollte  in  der 
Brauerei  von  Wiltbread  in  England  ein  bis 
dahin  von  Pferden  getriebenes  Pumpwerk 
in  Bewegung  setzen.  Um  nun,  nachdem 
vereinbart  worden  war,  dass  die  Maschine 
dasselbe  leisten  sollte,  wie  ein  starkes  Pferd, 
eine  möglichst  kräftige  Maschine  zu  erhalten, 
stellte  der  Brauer  die  von  einem  Pferde  ge- 
förderte Wassermenge  in  der  Weise  fest, 
dass  er  ein  kräftiges  Thier  unter  Peitschen- 
hieben unausgesetzt  volle  acht  Stunden  bis 
zur  äusserst en  Erschöpfung  arbeiten  liess, 
und  es  gelang  ihm  so,  zwei  Millionen  Kilo- 
gramm Wasser  fördern  zu  lassen.  Mit  Be- 
rücksichtigung der  Hubhöhe  ergab  dies 
allerdings  eine  Arbeit,  die  dem  Heben  von 
75  kg  um  einen  Meter  in  der  Sekunde  gleich- 
kommt, aber  diess  Ergebnis  ist  eben  unter 
ganz  ungewöhnlichen  Verhältnissen  erreicht 
und  hätte  eigentlich  nicht  als  Grundlage  einer 
technischen  Maassbezeichnung  gelten  sollen ; 
dennoch  ist  es  in  dieser  Weise  verwendet 
und  als  Grundlage  des  Begriffes  „Pferdekraft" 
angesehen  worden.  („Elektr.  Echo**.) 


Zur  praktischen  Beleuchtung  von 
^Werkstätten      scheint     die     umgekehrte 


Bogenlampe,  das  heisst  eine  Bogenlampe, 
bei  welcher  die  den  Lichtkrater  bil- 
dende und  sehr  viel  Licht  ausstrahlende 
positive  Kohle  nicht  wie  gewöhnlich  nach 
unten  zur  Beleuchtung  der  Bodenfläche, 
sondern  nach  oben  gekehrt  ist,  besonders 
geeignet.  Es  wird  auf  diese  Weise  das 
blendende  Licht  beseitigt  und  ein  zerstreutes, 
eine  mildere,  gleichmässige  Beleuchtung  des 
Raumes  ergebendes  Licht  erhalten.  Glüh- 
lampenlicht ist  zwar  weniger  blendend,  aber 
auch  weniger  intensiv,  so  dass  in  diesem 
Falle  entsprechend  mehr  Glühlampen ,  vielleicht 
sogar  L^ue  für  jeden  Arbeitit platt,  angebracht 
werden  mütsen,  woJurch  dieses  Licht  *cbr 
kostspielig  wird.  Betü glich  der  Kosten  von 
Bogen!  ich t  und  GliihKcbt  hat  man  gefucideD, 
dass  eine  10  Ampfere  45-5  Volt  Bogenlampe 
eine  Mnximalkcrtcnkraft  von  2070  CDt wickelte 
und  eine  mittlere  sphärische  Kerzfu kraft  von 
750  ergab^  wovon  64U  unter  die  durch  den 
Lichtbogen  gelegt  gedachte  Horizontal  ebene 
fielen.  Indem  dnrch  die  erwähnte  Methode 
der  Unikebruj^e  der  Lampe  bei  Anwendung 
von  Refledorcn  fast  die  getammte  sphärische 
Kerzenkraft  aasgenuta  werden  kann^  $0  würde 
die  damiT  enieltc  Btleucbtung  gleich werthig 
sein  dem  Lichte  von  4^*^47  sech  zehn  kernigen 
Glühlampen»  welche  bei  50  Watt  per  Lampe 
zum  Betriebe  i^cio  Watt  erfordern^  während 
die  bc/^ekhnete  Bogenlampe  nur  455  Walt 
braucht.  Ei*  würde  somit  die  Beleuch* 
tung  mit  BogeEiIicht  gegenüber  der  Be- 
leuchtUDg  mit  Gtühlicht  eine  Ersparnisi 
von  etwa  400^  ,t  ergeben,  welche  Eripamiss 
sich  nur  inEüfetn  etwa  vermiadern  wüide, 
als  durch  das  Hogea  licht  der  ganze  Raam 
gleichniA'Stg  erhdlt  w^d,  so  da^s  vielleidii 
an  manchen  Stellen  des  RanmeSf  wo  etne 
zeitweise:  hellere  I^elenchtang  erwünscht  lit^ 
noch  eine  Glühlampe  zu  Hilfe  genommen 
oder  auch  überhaupt  eine  etwas  stärkere 
Bogenlampe  verwendet  werden  müsste.  Aber 
wenn  man  auch  eine  doppelt  so  starke  Bogen- 
lampe, wie  die  hier  erwähnte,  benutzen 
wollte,  so  würde  die  Ersparniss  gegenüber 
der  Glühlichtbeleuchtung  doch  eine  ganz 
beträchtliche  sein,  und  dabei  würde  man 
auch  noch  als  Vortheil  zu  rechnen  haben, 
dass  das  nach  obiger  Methode  benutzte 
Bogenlicht  ein  sehr  angenehmes  ist. 


IndigodarstelluD  g  auf  elektrischem 
Wege.  Der  werthvoUe  blaue  Farbstoff  ist  be- 
kanntlich nicht  direct  in  der  in  Ostindien  heimi- 
schen Pflanze  enthalten,  sondern  entwickelt  sich 
erst  bei  der  Gährnng  des  gelblichen  Saftes. 
Viel  schneller  und  mit  noch  viel  schönerer 
Farbe  soll  der  Farbstoff  jedoch  auf  elektrischem 
Wege  ausgeschieden  werden,  indem  die  Pol- 
drähte einer  Batterie  in  die  Kufe  geleitet 
werden.  Es  wäre  der  Beachtung  werth,  ob 
sich  nicht  vielleicht  auf  diese  Weise  eine 
Ausbeute  des  im  Mittelalter  als  Indigopflanze 
benutzten  Färberwaids  mit  Vortheil  erzielen 
Hesse. 


Verantwortlicher  Redaoteur :  JOSEF  KAREIS.  —  Selbstyerls«  des  Elektroteohniiohen  Verein«. 

In  CommiaBlon  bei  LEHMANN  &  WENTZEL,  Buchhandlung  für  Technik  nnd  Kunst. 

Druck  Ton  B.  SPIBS  &  Co.  in  Wien,  V.,  Stmusengnue  16. 


Zeitschrift  fär  EJelctrotechnilc. 


XJI.  Jahrg. 


1.  October  1894. 


Heft  XIX. 


VEREINS-NACHRICHTEN. 
Vorsehläge 

für  die  Verbesserung  der  Verkehrseinrichtungen  in  Wien  durch 
Einführung  des  elektrischen  Betriebes. 


VORWORT. 


Der  Elektrotechnische  Verein 
hat  im  Laufe  der  letzten  Jahre  mehr- 
fach Gelegenheit  gehabt,  sich  mit 
der  Frage  des  elektrischen  Betriebes 
zu  beschäftigen,  und  im  vergangenen 
Winter,  in  Anbetracht  der  seit  Ein- 
beziehung der  Vororte  sehr  dringlich 
gewordenen  Verbesserung  der  Ver- 
kehrseinrichtungen in  Wien,  ein  Comitd 
zum  speciellen  und  eingehenden 
Studium  dieser  Frage   bestellt. 

Das  Ergebniss  dieser  Studien  ist 
in  dem  vorliegenden  Schriftchen 
niedergelegt,  welches  zu  dem  Zwecke 


der  OefFentlichkeit  übergeben  wird, 
auch  weitere  Kreise  über  die  Vor- 
theile  des  elektrischen  Betriebes  auf- 
zuklären, und  zu  zeigen,  dass  der- 
selbe geeignet  ist,  im  Vereine  mit 
einer  entsprechenden  Ausgestaltung 
des  Strassenbahnnetzes  eine  derartige 
Verbesserung  und  Erhöhung  der 
Leistungsfähigkeit  unserer  Verkehrs- 
einrichtungen herbeizuführen,  dass 
den  Bedürfnissen  der  Bevölkerung 
unserer  Grossstadt  im  vollen  Aus- 
maasse  Rechnung  getragen  werden 
kann. 


Wien,  im  September    1894. 

Der  elektrotechnische  Verein  in  Wien. 


Das  Anwachsen  der  Bevölkerung, 
die  Vergrösserung  der  verbauten 
Flächen  und  die  daraus  folgende 
Zunahme  der  Entfernungen  des  Mittel- 
punktes der  Stadt  von  den  einzelnen 
Theilen  und  der  Peripherie  der- 
selben machen  die  Verkehrsfrage  zu 
einer  der  wichtigsten  und  schwierig- 
sten Angelegenheiten  in  allen  Gross- 
städten. 

In  jenen  Städten,  wo  von  vorne- 
herein auf  die  Abwicklung  des  Ver- 
kehres bei  der  Anlage  der  Strassen- 
Züge  und  Feststellung  des  Verbauungs- 
planes  Rücksicht  genommen  werden 
konnte,  wie  dies  z.  B.  bei  den  erst 
in  der  jüngsten  Zeit  entstandenen 
amerikanischen  Städten  und  zum  Theil 
auch  in  Berlin  der  Fall  war,  konnte 


dem  wachsenden  Verkehrsbedürfniss 
der  Bevölkerung  auch  immer  leicht 
entsprochen  werden.  In  dieser 
günstigen  Lage  sind  aber  leider 
die  meisten  eine  grosse  historische 
Vergangenheit  aufweisenden  alten 
Hauptstädte  Europas  nicht,  welche 
in  ihren  ältesten  Theilen  häufig  enge, 
gewundene  Strassen  mit  einer  sehr 
geringen  Aufnahmsfähigkeit  besitzen, 
deren  Grenze  umso  eher  erreicht 
werden  musste,  als  gerade  in  diesen 
Stadttheilen  sich  meistens  der  Ge- 
schäftsverkehr und  damit  auch  der 
dichteste  Wagen-  und  Fussgänger- 
verkehr  concentrirt.  Während  also 
in  diesen  alten  Handels-  und  Cultur- 
centren  dem  steigenden  Verkehrs- 
bedürfniss   in     den    neueren    Stadt- 

38 


490 


theilen  durch  die  Anlage  von  Strassen- 
bahnen  abgeholfen  werden  konnte, 
war  es  meist  nicht  möglich,  diese 
gegenüber  dem  Omnibusverkehr 
wesentliche  Vortheile  bietenden  Bahnen 
auch  in  die  alten  Stadtviertel  zu 
führen,  und  so  blieben  diese  nach 
wie  vor  auf  ein  minderwerthiges 
Verkehrsmittel  angewiesen. 

Dieser  Uebelstand  besteht  auch 
in  Wien  und  die  Klagen  über  die 
Unzulänglichkeit  und  die  Mängel  der 
Verkehrsmittel,  welche  hier  schon 
seit  Jahren  auf  der  Tagesordnung 
stehen,  berechtigen  wohl  zu  dem 
Schlüsse,  dass  die  vorhandenen  Be- 
förderungsmittel dem  Bewegungs- 
bedürfnisse der  Bevölkerung  nicht 
entsprechen,  und  dass  weder  die 
Anlagen  der  Verkehrslinien  noch  die 
Verkehrsmittel  selbst  auf  der  Höhe 
der  Zeit  stehen. 

Vergleichen  wir  die  Zahl  der 
im  localen  Verkehr,  also  von  den 
Strassenbahnen,  Stadtbahnen  und 
Omnibussen  beförderten  Fahrgäste 
in  einigen  Städten  und  entnehmen 
daraus  die  Anzahl  der  Fahrten,  die 
jeder  Bewohner  im  Laufe  eines 
Jahres  macht,*)  so  zeigt  sich,  dass  der 
Verkehr  in  Wien  ein  weitaus  ge- 
ringerer ist  als  in  allen  übrigen  in 
den  Vergleich  einbezogenen  Gross- 
städten. 

Ausserdem  stehen  dem  Publikum 
in  Wien  überhaupt  weit  weniger 
Verkehrsmittel  zur  Verfügung,  als  in 
den    in    den  Vergleich    einbezogenen 


Städten,  und  wenn  man  weiters  be- 
rücksichtigt, dass  gerade  die  wich- 
tigsten dieser  Verkehrsmittel  über- 
lastet sind,  wie  die  fortwährenden 
Klagen  über  die  Ueberfüllung  be- 
weisen, so  muss  zugegeben  werden, 
dass  der  geringe  Verkehr  in  Wien 
zum  Theil  auch  durch  die  nicht  ge- 
nügende Anzahl  der  Verkehrsmittel 
verursacht  ist. 

Das  Wiener  Miethfuhrwerk  er- 
freut sich  mit  Recht  eines  guten 
Rufes,  allein  es  braucht  wohl  nicht 
hervorgehoben  zu  werden,  dass  das- 
selbe nicht  von  der  Masse  der  Be- 
völkerung benützt  werden  kann,  am 
allerwenigsten  aber  von  jenem  Theil 
derselben,  der  auf  gewerblichem  und 
industriellem  Gebiete  thätig  ist.  So- 
mit kann  gegenwärtig  für  die  Be- 
wältigung des  Massenverkehrs  nur 
der  Omnibus  und  die  Strassenbahn 
in  Betracht  kommen,  zu  welchen 
Verkehrsmitteln  sich  nach  ihrer  Voll- 
endung noch  die  Stadtbahn  gesellen 
wird.  Es  unterliegt  nun  wohl  keinem 
Zweifell  dass  die  gross  angelegte 
Stadtbahn  die  Abwicklung  des  Ver- 
kehres in  Wien  wesentlich  erleichtern 
wird,  und  zwar  namentlich  den  Ver- 
kehr zwischen  der  Stadt  selbst  und 
den  an  der  Süd-,  West-  und  Franz 
Josefbahn  gelegenen  Bezirken  und 
Ortschaften,  ebenso  den  Verkehr  der 
ehemaligen  Vororte  untereinander  in 
gewissen  Richtungen. 

Aber  erwarten  zu  wollen,  dass 
die  Stadtbahn  auch  in  hervorragender 


*) 


Anzahl  der 

Name  der 
Stadt 

Jahr 

Einwohner* 
Zahl 

Beförderte 
Personen 

Fahrten 

pro  Jahr  und 

Einwohner 

Anmerknng 

Berlin 

1891 

1,600.000 

224,368.704 

140 

inclusive  Stadtbahn 

Budapest  .... 

1» 

502.244 

29,392.088 

59 

— 

Hamburg .... 

» 

578.200 

52,080.823 

90 

— 

London  

1» 

4,211.056 

490,000.000 

116 

incl.  Untergrundbahn 

NcwYork  . . . 

n 

1,515.301 

404,657.149 

267 

inclusive  Hochbahn 

Paris 

n 

2,423.000 

203,369.295 

84 

'  incl.  Gürtelbahn 

Wien 

n 

1,370.000 

63,553.441 

46 

mit  HauptEOllamta-Linie 

491 


Weise  den  Aufgaben  des  localen 
Verkehres  im  engsten  Sinne  des 
Wortes,  dem  Verkehr  von  Bezirk  zu 
Bezirk,  von  Strasse  zu  Strasse  dienen 
wirdy  wäre  gewiss  unrichtig,  denn 
für  eine  solche  Aufgabe  kann  eine 
Eisenbahn,  die  als  VoUbahn  gebaut 
wird,  nicht  herangezogen  werden, 
schon  deshalb,  weil  selbe  gar  nicht  so 
angelegt  werden  kann,  dass  sie  sich 
den  Hauptrichtungen  dieses  Verkehrs 
anschmiegt.  Dieser  Punkt  soll  übrigens 
später  noch  näher  beleuchtet  werden. 
Die  Abwicklung  des  Localverkehres 
im  engsten  Sinne  des  Wortes  wird 
daher  nach  wie  vor  dem  Omnibus 
und  den  Strassenbahnen  zufallen  und 
wenn  berücksichtigt  wird,  dass  der 
Omnibus  in  Wien  weder  leistungs- 
fähig noch  beliebt  ist,  trotzdem  er 
den  grossen  Vorzug  geniesst,  in  die 
innere  Stadt  dringen  zu  dürfen,  was 
wohl  am  besten  dadurch  zum  Aus- 
drucke kommt,  dass  die  Anzahl  der 
Stell  wagen  seit  dem  Jahre  1883 
von  798  auf  580  im  Jahre  1892 
gesunken  ist,  so  kann  wohl  behauptet 
werden,  dass  die  Hauptmasse  des 
Wiener  Verkehrs  wie  bisher  von 
den  Strassenbahnen  wird  bewältigt 
werden  müssen«  Es  dürfte  kaum  be- 
stritten werden,  dass  die  heute  in 
Wien  vorhandenen  Strassenbahnen 
gegenwärtig  dieser  Aufgabe  nicht 
mehr  gewachsen  sind ;  ganz  abge- 
sehen von  gewissen  ausserordentlichen 
Gelegenheiten,  welche  einen  ausser- 
gewöhnlichen  Massenverkehr  zur 
Folge  haben,  der  sich  nicht  voraus 
berechnen  lässt  und  für  den  daher 
die  Verkehrsmittel  auch  in  solchen 
Städten  nicht  ausreichen,  in  denen 
sonst  ein  bedeutender  Verkehr  leicht 
abgewickelt  werden  kann,  genügen 
erfahrungsgemäss  unsere  Strassen- 
bahnen schon  den  normalen  Anfor- 
derungen des  Geschäftsverkehrs  nicht, 
und  muss  dieser  Umstand  im  Interesse 
der  Bevölkerung  umsomehr  beklagt 
werden,  als  er  schon  seit  vielen 
Jahren  besteht,  ohne  dass  versucht 
worden  wäre,  den  Hauptübelständen 
in  wirksamer  Weise  abzuhelfen. 

Die     bestehenden      Dampftram- 
bahnen sind  im  Wiener  Localverkehre 


nur  von  secundärem  Interesse,  weil 
sie  nur  ein  beschränktes  Verkehrsgebiet 
beherrschen,  auch  sind  die  Erfah- 
rungen, die  man  in  Wien  und  in 
anderen  Städten  gemacht  hat,  nicht 
geeignet,  eine  Vermehrung  solcher 
Dampftrambahnen  im  Inneren  der 
Städte  wünschenswerth  erscheinen 
zu  lassen,  sie  dürften  im  Gegentheil 
Veranlassung  geben,  dass  diese 
Bahnen  nach  und  nach  durch  andere, 
dem  Publikum  zusagendere  Verkehrs- 
mittel ersetzt  werden.  Dagegen  be- 
sitzen wir  in  Wien  ein  weitverzweigtes 
Pferdebahnnetz^  welches  im  Jahre  1 89 1 
von  dem  in  der  Tabelle  I  angeführten 
Gesammtverkehr  von  63-5  Millionen 
52*7  Millionen,  also  83%  entfallen. 
Schon  aus  dieser  Ziffer  ergibt  sich, 
dass  die  Strassenbahnen  das  wichtigste 
Verkehrsmittel  unserer  Stadt  sind, 
und  dass  dasselbe  auch  von  der 
Masse  des  Publikums,  trotz  der 
grossen  Mängel,  ausschliesslich  be- 
nützt wird. 

Es  würde  sich  also  zunächst 
darum  handeln,  diese  Mängel  zu 
beseitigen  und  zu  versuchen,  dadurch 
ein  Verkehrsmittel  zu  schaffen, 
welches  allen  Anforderungen  des 
localen  Verkehrs  zu  genügen  im 
Stande  ist,  wobei  aber  berücksichtigt 
werden  muss,  dass  nicht  allein  den 
gegenwärtigen  Bedürfnissen  genügt 
werden  soll,  sopdern  dass  Maassregeln 
zu  treffen  sind,  durch  welche  die 
Strassenbahnen  im  Vereine  mit  der 
Stadtbahn  so  ausgestaltet  und  ver- 
bessert werden,  dass  die  Verkehrs- 
frage für  die  nächsten  Jahrzehnte  als 
gelöst  betrachtet  werden  darf. 

Wenn  man  aber  verbessern  will, 
muss  man  sich  vorerst  über  die 
Mängel  klar  sein,  um  deren  Beseiti- 
gung es  sich  handelt,  und  in  dieser 
Beziehung  ist  es  wohl  nothwendig, 
sich  zunächst  mit  dem  Netze  selbst 
zu  befassen. 

Da  unsere  Pferdebahnen  in  einem 
Zeitpunkte  entstanden  sind,  in  welchem 
die  erste  Stadterweiterung  bereits  im 
vollen  Zuge  war,  ist  es  ganz  erklär- 
lich, dass  die  einzelnen  Linien  des 
Strassenbahnnetzes  durch  die  Haupt- 
strassenzüge  gelegt  wurden,    die  bei 

38* 


492 


dieser  Gelegenheit  entstaoden  sind. 
Mit  Rücksicht  auf  den  weiteren  Um- 
stand aber,  dass  die  Regulirung  der 
inneren  Stadt  in  absehbarer  Zeit 
nicht  zu  erwarten  war,  hat  man  von 
einer  Durchquerung  derselben  ab- 
gesehen und  unerklärlicher  Weise 
auch  die  Möglichkeit,  einzelne  Linien 
in  den  ersten  Bezirk  zu  führen,  un- 
ausgenützt  gelassen;  es  sind  deshalb 
sämrotliche  Radiallinien  nur  bis  zur 
Ringstrasse  geführt,  um  mit  Hilfe 
dieser  Peripherielinie  dem  Mittelpunkte 
der  Stadt  am  nächsten  zu  kommen 
und  die  einzelnen  Bezirke  mit  einander 
zu  verbinden. 

Es  ist  also  gegenwärtig  dem 
Publikum  die  Möglichkeit  verschlossen, 
mit  dem  Strassenbahnwagen  direct 
in  das  Innere  der  Stadt  zu  gelangen, 
und  verdanken  wir  diesem  Umstände 
eine  stellenweise,  heute  schon  sehr 
störende  Ueberlastung  der  Ring- 
strasse mit  Pferdebahn  wagen,  welche 
mit  Recht  schliesslich  den  Gedanken 
anregte,  den  Radial-  vom  Ringverkehr 
vollständig  zu  trennen. 

Es  ergab  sich  aber  aus  dieser 
Linienführung  der  weitere  Nach- 
theil, dass  einzelne  Radiallinien,  und 
darunter  gerade  sehr  wichtige,  nur 
mit  bedeutenden  Umwegen  erreicht 
werden  können,  dass  somit  der  Radial- 
verkehr, welcher  gerade  in  Wien 
eine  ausserordentlich^  Wichtigkeit 
besitzt,  geschädigt  wurde. 

Werden  noch  weiters  die  un- 
günstigen Neigungsverhältnisse  in 
Betracht  gezogen,  welche  bei  der 
topographischen  Beschaffenheit  un- 
serer Stadt  gerade  auf  stark  be- 
lasteten Radiallinien  unvermeidlich 
werden  und  die  ohnehin  beschränkte 
Liestungsfähigkeit  des  thierischen 
Motors  noch  bedeutend  herabmindern, 
so  ist  es  ganz  erklärlich,  dass  die 
dadurch  bedingte  geringe  Fahrge- 
schwindigkeit, im  Vereine  mit  diesen 
Umwegen,  sich  sehr  fühlbar  macht 
und  Diejenigen,  deren  Zeit  kostbar 
ist,  schon  aus  dem  Grunde,  weil  sie 
zu  Fusse  rascher  an's  Ziel  gelangen 
können,  abhielt,  die  Pferdebahn  zu 
benützen.  Es  kann  daher  für  den 
jeschäftsmann    in    Wien    mit   vollem 


Recht  das  geflügelte  Wort  gelten, 
er  habe  keine  Zeit,  um  mit  der 
Pferdebahn  zu  fahren  ;  Derjenige,  der 
die  Zeit  aber  zur  Verfügung  hätte, 
vermeidet  den  Pferdebahn  wagen  aus 
dem  Grunde,  weil  er  keine  Lust  hat, 
ein  Verkehrsmittel  zu  benützen,  in 
welchem  die  doppelte  Anzahl  von 
Personen  befördert  wird,  als  in  dem- 
selben Raum  haben  und  auch  Raum 
finden  sollen,  und  dieser  Mangel, 
die  so  oft  beklagte  Ueberfüllung, 
entsteht  einerseits  dadurch,  dass  auf 
einzelnen  Linien  die  Intervalle,  in 
denen  die  Wagen  verkehren,  viel  zu 
gross  sind,  und  dass  andererseits 
ein  vollkommen  steifer  Fahrplan  ein- 
geführt ist,  welcher  unmöglich  macht, 
den  nicht  zu  vermeidenden  Schwan- 
kungen des  Verkehrs  dadurch  zu 
folgen,  dass  auf  jenen  Strecken,  auf 
denen  sich  das  Bedürfniss  hiefür 
zeigt,  eine  grössere  Anzahl  von 
Wagen  dirigirt  wird. 

Der  steife  Fahrplan  aber  ist 
theilweise  durch  den  animalischen 
Betrieb  bedingt,  weil  die  Pferde  in 
ihre  Stallungen  zurückkehren  müssen, 
theils  aber  auch  durch  den  Umstand, 
dass  alle  Wagen  von  den  Radial- 
linien über  die  Ringstrasse  geleitet 
werden.  Jede  Abweichung  vom  Fahr- 
plan muss  in  Folge  dieser  Einführung 
sofort  Unregelmässigkeiten  zur  Folge 
haben,  welche  sich  in  besonders 
unangenehmer  Weise  auf  den  Radial- 
linien äussern.  Auch  aus  diesem 
Grunde  wäre  also  die  Trennung  des 
Radial-  vom  Ringverkehr  wünschens- 
werth,  und  fasst  man  die  bisher  er- 
wähnten Hauptmängel  kurz  zusammen, 
so  sind  dieselben: 

1.  Unrichtige  Ausbildung  des 
Netzes,  weil  die  Radiallinien  nicht 
die  innere  Stadt  durchqueren  und 
alle  directen  Wagen  über  die  Ring- 
strasse geführt  werden. 

2.  Zu  geringe  Fahrgeschwin- 
digkeit. 

3.  Zu  grosse  Intervalle  und  zu 
steifer  Fahrplan,  daher  die  Ueber- 
füllung der  Wagen. 

Es  ist  nicht  der  Zweck  dieser 
Auseinandersetzungen,  auf  die  Frage 
der  Ausbildung  und  Erweiterung  des 


493 


Strassenbahnnetzes  näher  einzugehen ; 
aber  es  sei  gestattet,  darauf  hinzu- 
weisen, dass  in  einzelnen  der  prä- 
miirten  Generalbaulinien-Pläne  die 
Durchführung  von  Parallelstrassen 
zu  den  Haupt-Verkehrsadern  der 
inneren  Stadt  in  sehr  glücklicherweise 
gezeigt  wurde,  dass  also  die  Mög- 
lichkeit besteht,  auch  in  der  inneren 
Stadt  Strassen  zu  schaffen,  in  wel- 
chen Strassenbahnen  ohne  Anstand 
geführt  werden  könnten. 

Würde  dieser  Gedanke  zur  Aus- 
führung gelangen,  so  wäre  die  Durch- 
führung der  wichtigsten  Radiallinien 
durch  die  innere  Stadt  und  damit 
auch  die  Trennung  des  Ring-  vom 
Radialverkehr  möglich,  ohne  dass  es 
nothwendig  wäre,  die  directen 
Wagen  aufzugeben,  welche  die  Be- 
völkerung schwer  vermissen  würde. 
Dadurch  würden  schon  einige  der 
Hauptübelstände  im  Strassenbahn- 
verkehr  beseitigt;  bis  zur  vollständigen 
Durchführung  dieser  Regulirung  sollte 
aber  wenigstens  die  theilweise  Ein- 
führung des  Strassenbahnverkehrs  in 
die  innere  Stadt  angestrebt  werden, 
soweit  dort  nämlich,  wo  dieselbe 
mit  Rücksicht  auf  die  Breite  der 
Strassen  schon  jetzt  zulässig  ist. 
Einer  der  fühlbarsten  Mängel  aber 
ist  die  geringe  Fahrgeschwindigkeit, 
deren  Ursache  zunächst  durch  die 
Grenze  gegeben  ist,  welche  die 
Natur  festgesetzt  hat,  weshalb  eine 
Beseitigung  derselben  so  lange  nicht 
erwartet  werden  kann,  bis  der  thierische 
Motor  nicht  durch  einen  anderen 
leistungsfähigeren  ersetzt  wird.  Die 
langsame  Fahrt  macht  sich  umso 
fühlbarer,  je  grösser  die  Entfernungen 
in  einer  Stadt  werden  und  schon 
dieser  Umstand  allein  erfordert  ge- 
bieterisch den  Ersatz  des  Pferde- 
betriebes durch  den  motorischen, 
besonders  mit  Rücksicht  darauf,  dass 
die  Einführung  eines  den  Bedürfnissen 
entsprechenden  Verkehrsmittels  die 
Ausbildung  der  Wohnviertel  möglich 
machen  wird,  welche  für  jede  Gross- 
stadt ein  dringendes  Bedürfniss  sind. 
Bei  dem  heutigen  Stande  der  Technik 
kann  nun  gar  kein  Zweifel  darüber 
bestehen,  dass  für  die  Strassenbahnen 


in  Wien  nur  der  elektrische  Betrieb 
in  Betracht  kommen  kann  und  es 
muss  an  dieser  Stelle  mit  Bedauern 
■  constatirt  werden,  dass  Wien  sich 
in  dieser  Beziehung  nicht  nur  von 
anderen  Grossstädten,  sondern  sogar 
von  unbedeutenden  Provinzstädten 
hat  überholen  lassen,  welche  heute 
schon  auf  glänzende  Erfahrungen 
mit  ihren  elektrischen  Bahnen  hin- 
weisen können. 

Es  ist  nicht  beabsichtigt,  in  den 
folgenden  Auseinandersetzungen  eine 
ausführliche  Darlegung  des  Wesens 
der  elektrischen  Strassenbahn  zu 
geben,  dagegen  sollen  kurz  die 
charakteristischenMerkmale  derselben, 
besonders  mit  Hinblick  auf  die  ver- 
schiedenen zur  Ausführung  gelangten 
Systeme  dargelegt  werden. 

Allen  elektrischen  Bahnen  ge- 
meinsam ist  die  Anbringung  eines 
oder  mehrerer  Elektro-Motoren  an 
Wagengestelle  selbst.  Das  geringe 
Gewicht  dieser  Motoren  im  Ver- 
hältniss  zur  entwickelten  Leistung, 
ebenso  der  geringe  Raum,  den  sie 
beanspruchen,  machen  den  elektrischen 
Motor  für  derartige  Betriebe  besser 
geeignet  wie  den  Dampf-  oder  den 
Gas-Motor. 

Es  ist  leicht  möglich,  unter  dem 
normalen  Wagengestelle  Elektro-Mo- 
toren für  eine  dauernde  Leistung 
von  30  Pferden  unterzubringen  und 
dadurch  gegenüber  dem  Pferdebahn- 
wagen einen  wesentlichen  Vorzug  zu 
erreichen,  da  die  grosse  Leistungs- 
fähigkeit der  Motoren  es  gestattet, 
beim  Betriebe  jeden  Moment  ent- 
sprechend auszunützen. 

Die  Aufmerksamkeit  des  Wagen- 
lenkers ist  bei  diesem  Betriebe  nicht 
durch  die  Pferde  theilweise  von  der 
Strecke  abgelenkt.  Er  ist  auch  nicht 
mit  Rücksicht  auf  die  Schonung  des 
Pferdematerials  genöthigt,  von  den 
Haltestellen  langsamer  anzufahren, 
sondern  kann  vielmehr  unter  Aus- 
nützung des  grossen  Kraftüberschusses 
sofort  vom  Platze  weg  beinahe  die 
volle  Geschwindigkeit  anwenden  und 
jede  freie  Strecke  voll  ausnützen. 

Die    bedeutende   Erhöhung    '^ 
Fahrgeschwindigkeit    hat    aber 


494 


kein  Bedenkea,  da  die  Elektro-Motoren 
es  gestatten,  den  Wagen  in  der 
rasebesten  Fahrt  innerhalb  einer 
Wagenlänge  zum  Stillstande  zu  bringen« 

Gemeinsam  ist  allen  Systemen 
die  Centrale  zur  Erzeugung  des  elek- 
trischen Stromes,  welche  sich  in 
keinem  Punkte  wesentlich  von  einer 
grossen  Dampfmaschinen*Anlage  unter- 
scheidet, weshalb  auch  bei  Aus- 
führung derselben  ähnliche  Rück- 
sichten geboten  sind,  wie  man  solche 
bei  jeder  grösseren  maschinellen  An- 
lage innerhalb  des  Stadtgebietes  zu 
beobachten  gewohnt  ist. 

Ein  Unterschied  zwischen  den 
verschiedenen  Systemen  macht  sich 
erst  bemerkbar,  wenn  es  sich  um 
das  Mittel  des  Transportes  der  Elek- 
tricität  von  der  Erzeugungsstelle  zum 
Motor  handelt.  Diejenige  Lösung, 
bei  welcher  eine  Inanspruchnahme 
der  öfifentlichen  Strassen  nicht  ein- 
tritt und  welche  deshalb  vom  all- 
gemeinen Verkehrsstandpunkte  aus 
als  die  vollkommenste  anzusehen  ist, 
besteht  darin,  den  Strom  an  der 
Erzeugungsstelle  aufzuspeichern  und 
selben  dann  in  geeigneten  Sammlern 
(Accumulatoren)  unterhalb  der  Sitze 
der  Wagen  unterzubringen.  Diese 
Lösung  ist  vom  idealen  Verkehrs- 
standpunkte gewiss  die  vollkommenste. 

Naturgemäss  reicht  die  Füllung 
des  Sammlers  nur  für  eine  bestimmte 
Zahl  von  Wagenkilometern  aus.  Es 
erscheint  nun  wünschenswerth,  diese 
Leistung  so  zu  wählen,  dass  eine 
zu  grosse  Belastung  des  Wagens 
mit  dem  bedeutenden  todten  Ge- 
wicht des  Sammlers  vermieden  wird, 
welch'  letztere  sich  besonders  bei 
Ueberwindung  von  Steigungen  unan- 
genehm bemerkbar  machen  würde. 
Es  muss  deshalb  dafür  Sorge  ge- 
tragen werden,  dass  nach  einer  be- 
stimmten Fahrzeit  mindestens  zweimal 
im  Tage  jeder  Wagen  zu  der  Cen- 
trale oder  den  Ladestellen  behufs 
Erneuerung  seines  Sammlers  ge- 
bracht wird. 

Dies  bedingt  aber  in  ähnlicher 
Weise,  wie  beim  Pferdebetrieb  ge- 
zeigt wurde,  einen  steifen  Fahrplan 
und  muss  daher  durch  entsprechende 


Vertheilung  der  Ladestationen  Sorge 
getragen  werden,  dass  dieser  Nach- 
theil nicht  zu  fühlbar  wird  und  es 
möglich  bleibt,  dem  plötzlich  gestei- 
gerten Verkehrsbedürfnisse  auf  irgend 
einer  Linie  leicht  Rechnung  tragen 
zu  können. 

Bisher  besitzen  wir  nur  Daten 
von  kleinen  Versuchsstrecken  mit 
Accumulatoren,  welche  uns  nicht 
genügend  Anhaltspunkte  darüber 
geben,  ob  die  Anwendung  derselben 
in  technischer  und  finanzieller  Be- 
ziehung so  befriedigende  Resulute 
ergibt,  dass  dieses  System  für  ein 
gross  angelegtes  Netz  etwa  vor- 
geschlagen werden  könnte.  In  An- 
betracht der  grossen  Vortheilc  aber, 
welche  dasselbe  bietet,  wäre  die 
weitere  Ausbildung  dieses  Systemes 
sehr  wünschenswerth  und  kann  daher 
die  Durchführung  von  ernsten  Ver- 
suchen mit  Sammlern  nur  lebhaft 
begrüsst  werden. 

Die  zweite  Lösung  der  Frage 
des  Transportes  der  elektrischen 
Energie  von  der  Centrale  bis  zum 
Motor  ist  die  directe  Zuleitung  des 
Stromes  zu  den  Motoren  mittelst 
unterirdischer   Stromzuführung. 

Dieses  System  ist  bekanntlich 
in  Budapest  mit  gutem  Erfolge  zur 
Anwendung  gekommen  und  bestehen 
über  dasselbe  ausreichende  Er- 
fahrungen. Diese  Art  der  Leitungs- 
führung wird  daher  für  neue  Strassen- 
bahnen  in  solchen  Stadttheilen,  wo 
eine  andere  Art  der  Stromzuführuog 
aus  ästhetischen  Gründen  absolut 
unzulässig  wäre,  in  erster  Linie  in 
Betracht  gezogen  werden  müssen, 
weil  sie  den  Vortheil  bietet,  dass 
das  Strassenbild  in  keiner  Weise  be- 
einträchtigt wird.  Aus  diesem  Grunde 
wird  die  Einführung  dieses  Systems 
wohl  auch  auf  einem  Theile  des  be- 
stehenden Strassenbahnnetzes  in  Frage 
kommen. 

Gegen  die  allgemeine  Einführung 
desselben  auf  den  bestehenden  Pferde- 
bahnen in  Wien  spricht  aber  der 
Umstand,  dass  der  gegenwärtige 
Oberbau,  welcher  bei  Einführung 
des  elektrischen  Betriebes  mit  ober- 
irdischer Stromleitung  belassen  werden 


495 


könnte,  bei  Ausführung  der  unter- 
irdischen StromzufOhrung  umgebaut 
werden  müsste,  wodurch  sehr  erheb- 
liche Mehrkosten    entstehenwflrden. 

Eine  dritte  Lösung,  und  zwar 
wie  hier  gleich  betont  wird,  diejenige, 
welche  im  grossen  Maassstabe  zur 
Einführung  gelangt  ist,  und  welche 
bei  mindestens  95^/0  der  ausgeführten 
elektrischen  Bahnen  in  Benützung  steht, 
ist  die  Zuführung  der  Elektricität  in  den 
Wagen  mittelst  Luftleitung  und  der 
Rückleitung  durch  die  Schienen. 

Durch  diese  Art  der  Leitungs- 
führung wird  der  äussere  Eindruck 
der  Strassen  kaum  mehr  beeinträchtigt, 
als  durch  andere,  als  unentbehrlich 
geltende,  dem  Verkehr  dienende  Ein- 
richtungen, z.  B.  Gas-Candelaber, 
Annoncen-Säulen,  Telegraphen-  und 
Telephonleitungen. 

Jedenfalls  kann  diese  gering- 
f^S^K^  Beeinträchtigung  gegenüber 
den  grossen  Vortheilen,  die  erreicht 
werden  können,  nicht  in  Betracht 
kommen,  wenn  es  sich  darum  handelt, 
die  Einführung  eines  billigen,  schnellen 
und  verlässlichen  Verkehrsmittels  zu 
ermöglichen. 

Thatsächlich  hat  auch  diese  Er- 
wägung eine  grosse  Zahl  von  Stadt- 
verwaltungen in  unserem  Nachbar- 
staate Deutschland,  so  in  Hamburg, 
Bremen,  Hannover,  Leipzig,  Dresden, 
Breslau,  Gotha,  Halle  etc.,  veranlasst, 
trotz  der  geäusserten  Bedenken,  der 
uneingeschränkten  Anwendung  des 
elektrischen  Betriebes  mit  Luftleitung 
ihre  Zustimmung  zu  geben,  und  sind 
diesem  Beispiele  in  unserem  Vater- 
lande die  Städte  Prag,  Lemberg, 
Baden,   Pressburg   bereits  gefolgt. 

Es  darf  auch  nicht  ausser  Acht 
gelassen  werden,  dass  im  Gegen- 
satz zu  den  älteren  Ausführungen,  wie 
z.  B.  die  der  Strecke  Mödling-Brühl, 
die  Techniker  heute  wohl  in  der 
Lage  sind,  die  Führung  der  ober- 
irdischen Leitung  in  den  Strassen  in 
einer  das  Auge  nicht  beleidigenden 
Weise  auszuführen. 

Der  Umstand,  dass  man  bei  An- 
wendung des  elektrischen  Betriebes 
in  der  Lage  ist,  unabhängig  von  der 
Leistungsfähigkeit    des    Motors,     die 


den  Verhältnissen  angepasst  werden 
kann,  das  Wagengewicht  zu  erhöhen, 
gestattet  die  Anwendung  von  weit 
grösseren  Wagen  als  beim  Pferde- 
betrieb und  wendet  man  heute  that- 
sächlich in  vielen  Städten,  die  einen 
bedeutenden  Verkehr  besitzen,  Wagen 
mit  einem  Fassungsraum  von  60  bis 
80  Personen  an.  Die  Möglichkeit, 
grössere  Wagen  einzuführen,  erleich- 
tert die  Abwickelung  des  Verkehrs, 
besonders  auf  solchen  Linien,  die 
erfahrungsgemäss  eine  constant  starke 
Frequenz  aufweisen,  die  mit  kleineren 
Wagen  nicht  mehr  bewältigt  werden 
könnten. 

Man  findet  auch  im  Strassen- 
bahnbetrieb  schon  sehr  häufig  Dreh- 
gestellwagen, welche  den  Vortheil 
besitzen,  auch  die  schärfsten  Bögen 
leicht  zu  durchfahren  und  daher 
nicht  nur  die  Anwendung  von  ausser- 
gewöhnlich  kleinen  Krümmungshalb- 
messern gestatten,  sondern  auch  eine 
äusserst  ruhige,  stossfreie  und  ge- 
räuschlose Fahrt  ermöglichen. 

Die  Geschwindigkeit  der  elek- 
trischen Züge  beträgt  im  Durch- 
schnitt 1 6 — 20km  pro  Stunde,  und  kann 
noch  in  Strassen  mit  einem  dichten 
Verkehr  auf  ca.  15  ^  festgesetzt  wer- 
den. Ausserhalb  des  Rayons  der  dichten 
Verbauung  sind  auch  bedeutend 
grössere  Geschwindigkeiten  zulässig, 
besonders  auf  solchen  Bahnen,  die 
ein  eigenes  Planum  besitzen,  daher  den 
übrigen  Verkehr  nicht  tangiren.  Der 
elektrische  Motorwagen  überwindet 
Steigungen,  welche  beim  animalischen 
Betriebe  unzulässig  sind.  Rampen 
von  10%  und  darüber  sind  auf 
elektrischen  Strassenbahnen  nicht 
selten,  und  werden  seit  Jahren  an- 
standslos befahren  ;  sehr  instructive 
Beispiele  sind  in  dieser  Beziehung  die 
elektrischen  Strassenbahnen  in  Lem- 
berg und  Remscheid,  auf  welchen 
lange  Rampen  mit  Steigungen  von 
60 — ioo^/qq  mit  sehr  scharfen  Bögen 
vorkommen,  welche  ohne  Schwierig- 
keiten von  den  Motorwagen  passirt 
werden. 

Man  hat  die  Frage  vielfach  er- 
örtert, ob  es  zweckmässiger  ist,  den 
Motor  auf  dem  Personenwagen  untf 


496 


1 


zubringen  oder  eigene  Remorqueur- 
wagen  anzuwenden.  Die  Praxis  hat 
dahin  entschieden,  bei  Strassenbahnen 
ausschliesslich  den  Motorwagen,  wel- 
cher gleichzeitig  Personen  befördert, 
anzuwenden,  welchem  Motorwagen 
man  in  Fällen  eines  stärkeren  An* 
dranges  einen,  ausnahmsweise  auch 
zwei  Beiwagen  zufügt;  nur  auf  Bahnen, 
auf  welchen  grössere  Zöge  regel- 
mässig vorkommen,  wie  z.  B.  der 
Süd-London-Bahn,  werden  diese  Züge 
durch  eine  elektrische  Locomotive 
befördert. 

Die  Leistungsfähigkeit  der  elek- 
trischen Bahnen  ist  nach  den  dies- 
bezüglich gemachten  Erfahrungen 
eine  ausserordentlich  grosse ;  wenn 
in  der  Centralanstalt  für  die  erfor- 
derlichen Reserven  gesorgt  ist,  kann 
dieselbe  sogar  in  einer  geradezu 
staunenswerthen  Weise  gesteigert 
werden,  wobei  noch  besonders  be- 
rücksichtigt werden  muss,  dass  man 
wegen  der  Möglichkeit,  den  Wagen 
auf  sehr  geringe  Entfernungen  anzu- 
halten, ohne  Gefährdung  der  Sicher- 
heit auf  Intervalle  von  einer  Minute 
und  sogar  noch  weniger  herunter- 
gehen kann. 

Es  unterliegt  daher  keinem  An- 
stände auf  einer  elektrischen  Bahn, 
wenn  die  Wagen  einen  Fassungsraum 
für  60  Personen  besitzen  und  sich  in 
Intervallen  von  einer  Minute  folgen, 
3600  Personen  in  einer  Stunde  von 
einem  Punkte  nach  einer  Richtung 
zu  befördern ;  sind  die  Motoren 
leistungsfähig  genug,  um  auch  einen 
Beiwagen  ziehen  zu  können,  so  erhöht 
sich  diese  Leistungsfähigkeit  auf 
7200  Personen  und  kann  bei  Redu- 
cirung  des  Intervalles  bis  auf 
^/2  Minute,  auf  das  Doppelte  gestei- 
gert werden.  Solche  Leistungen  sind 
bereits  bewirkt  worden  und  kann 
daher  wohl  mit  Recht  behauptet 
werden,  dass  die  elektrischen  Bahnen 
in  dieser  Richtung  jeder  Anforderung 
zu  genügen  im  Stande  sind,  weil  es 
ohne  weiteres  möglich  ist,  die  An- 
lage dem  zu  erwartenden  Verkehre 
anzupassen.  Als  Beispiel  möge  ange- 
führt werden,  dass  die  Columet 
Electric    Railway    in    Chicago,    eine 


Linie  mit  einer  Betriebslänge  von 
8  km  und  einem  Fahrparke  von 
14  Wagen,  am  lo.  October  v.  J.  in 
10  Stunden  78.000  Menschen,  also 
pro  Stunde  7800  und  pro  Wagen 
und  Tag  5571  Menschen  beförderte. 

Die  Chicago  City  Railway, 
welche  1893  ein  Netz  von  21*2  jrm 
elektrischer  Bahnen,  2S  km  Kabel- 
bahnen und  74  ISrm  Pferdebahnen  be- 
sass,  beförderte  an  demselben  Tage 
757.660  Menschen  in  12  Stunden, 
also  63.138  Personen  pro  Stunde, 
wobei  berücksichtigt  werden  muss, 
dass  nur  die  Kabel-  und  die  elek- 
trischen Linien  bis  zur  Ausstellung 
führten,  also  mindestens  75V0  ^^ 
Gesammtverkehrs  von  diesen  moto- 
rischen Bahnen  geleistet  werden 
mussten.  Ja,  auf  der  New- Yorker  und 
Brooklyn -Bridge -Bahn  wurden  auf 
den  zwei  Geleisen  am  1 2.  October  1 892 
innerhalb  18  Stunden  nicht  weniger 
als  2,231.625,  also  pro  Stunde 
12.424  Personen  befördert. 

Auch  die  während  der  colum- 
bischen  Ausstellung  gemachten  Erfah- 
rungen mit  der  elektrischen  Aus- 
stellungsbahn haben  den  Beweis  er- 
bracht, dass  gerade  die  elektrischen 
Bahnen  eine  ausserordentliche  Lei- 
stungsfähigkeit besitzen,  und  in  dieser 
Beziehung  allen  übrigen  Verkehrs- 
mitteln überlegen  sind.  Es  sei  nun 
gestattet,  die  Vortheilc,  welche  der 
elektrische  Betrieb  bietet,  kurz  zu- 
sammenzufassen : 

Die  Leichtigkeit  des  Stillstandes 
und  der  Umkehrung  der  Elektro- 
motoren und  damit  der  Fahrtrichtung 
und  als  Consequenz  davon  die 
grössere  Geschwindigkeit  und  die 
geringeren  Fahrt-Intervalle  bei  einer 
weit  grösseren  Sicherheit. 

Die  Möglichkeit,  Rampen  zu  be- 
fahren, welche  für  Pferde  unüber- 
windlich sind  und  auch  mit  Dampf- 
locomotiven  nicht  befahren  werden 
können. 

Die  grosse  Elasticität  und 
Leitungsfähigkeit  des  elektrischen 
Betriebes  im  Vergleiche  mit  jedem 
anderen  Betriebe. 


497 


Die  elektrischen  Motoren  ver- 
ursachen keinen  Rauch,  keinen  Aus- 
puffdampf und  keinerlei  andere  Be- 
lästigungen und  Verunreinigungen, 
sind  also  vom  hygienischen  Stand- 
punkte und  in  Beziehung  auf  Ruhe 
in  den  Strassen  das  vorzüglichste 
Betriebsmittel. 

Gegenüber  dem  Pferdebahnbe- 
triebc  fällt  aber  besonders  in  Be- 
tracht :  die  Möglichkeit,  Strassen  mit 
grösseren  Steigungen  mit  einer  ent- 
sprechenden Geschwindigkeit  zu  be- 
fahren, die  Fahrgeschwindigkeit  über- 
haupt mindestens  verdoppeln  zu 
können. 

Die  ungleich  grössere  Leistungs- 
fähigkeit der  elektrischen  Bahn, 
welche  schon  dadurch  gewährleistet 
ist,  dass  grosse  Wagen  angewendet 
werden  können. 

Die  bedeutend  grössere  Sicher- 
heit für  die  Fussgeher,  welche  daraus 
folgt,  dass  die  Wagen  auf  weitaus 
geringere  Entfernungen  angehalten 
werden  können,  als  bei  jedem  anderen 
Betriebe;  schon  dieser  Umstand  ge- 
stattet es,  dass  man  mit  dem  elek- 
trisch angetriebenen  Wagen  auch 
enge  Strassen  passiren  kann,  in 
denen  der  Pferdebahnbetrieb  nicht 
mehr  zulässig  wäre. 

In  Grossstädten  ist  auch  der 
Umstand    von  Wichtigkeit,    dass  die 


Pflasterabnützung  eine  ganz  unbe- 
deutende ist,  die  Verunreinigung  der 
Strassen  aber  ganz  vermieden  wird 
und  durch  den  Wegfall  der  Stallungen 
weitere  sehr  bedeutende  sanitäre 
Vortheile  erreicht  werden. 

Wie  günstig  aber  die  Einführung 
des  elektrischen  Betriebes  sich  auf 
die  Belebung  des  Verkehres  äusserte, 
zeigt  sich  aus  der  unten  angeführten 
Tabelle,*)  in  welcher  die  elektrischen 
und  die  Pferdeeisenbahnen  von  Halle 
und  Pest  einander  gegenüber  gestellt 
sind. 

Der  Verkehr  auf  der  erst  im 
Jahre  1889  eröffneten  elektrischen 
Bahn  in  Pest,  welche  heute  eine  Be- 
triebslänge von  17*9  hm  besitzt, 
gegenüber  jener  der  Pferdebahnen 
von  45*8  km  ist  innerhalb  vier  Jahren 
von  4*4  auf  12*5  Millionen  gestiegen, 
während  die  Zahl  der  beförderten 
Personen  auf  der  Pferdebahn,  deren 
Netz  bedeutend  umfangreicher  ist,  in 
demselben  Zeitraum  sich  nur  un- 
wesentlich vergrössert  hat. 

Ganz  ähnlich  stellt  sich  das 
Verhältniss  in  Halle  und  Hessen  sich 
noch  viele  solche  Beweise  dafür  er- 
bringen, dass  die  Einführung  des 
elektrischen  Betriebes  sofort  eine  be- 
deutende Erhöhung  des  Verkehres 
zur  Folge  hat,  ein  Umstand,  der 
wohl  in  erster  Linie  darauf  zurück- 


Name  der  Gesellschaft 

Jahr 

Beförderte  Personen 

Einnahmen  in 
fl. 

Fester  Pferdebahn ......... 

1890 
1891 
1892 
1893 

1890 
1891 
1892 
1893 

1892 
1893 

1892 
1893 

18,107.543 
17,972.869 
18,638.586 
19.900.457 

4,459.234 

8,619.214 

10,989.172 

12,499.274 

2,063  920 
1,716.819 

1,838.141 
2,753.760 

1,485.180 
1,528.058 
1,585.000 
1,700.000 

275.351 
544.032 
766.117 
919.274 

123.836 
103.009 

126.2S0 
188.829 

Pester  elektrische  Bahn  .... 

Pferdebahn  in  Halle { 

Elektrische  Bahn  in  Halle.. { 

498 


suführeo  ist,  dass  das  Publikum  die 
thm  durch  den  motorischen  Betrieb 
{ebotrn^tß  Vortheile  rasch  erkennt 
und  sirh  des  neuen  Verkehrsmittels 
mit  Vorliebe  bedient. 

Bei  einer  allgemeinen  Einffihrung 
des  elektrischen  Betriebes  in  Wien 
wird  sich  im  Verkehr  mit  den  Vor- 
orten eine  mittlere  Geschwindigkeit 
von  1 5  km  in  der  Stunde  erzielen 
fasten* 

Dies  ist  eine  Geschwindigkeit, 
bei  weicher  die  unvermeidlichen  Um- 
wege bis  zur  vollständigen  Durch- 
querung  der  Stadt  nur  mehr  einen 
verschwindenden  Eiofluss  ausüben 
können*  und  wird  selbe  in  Folge  der 
dadurch  bedingten  ganz  bedeutenden 
Zeilcrsparoiss  gewiss  eine  ausser- 
ürdcntliche  Steigerung  des  Verkehrs 
lur  Folge  haben. 

Gelangen  wir  durch  eine  der- 
artige Verbesserung  unseres  Strassen- 
bahn- Verkehres  nur  auf  200  Millionen 
Passagiere  im  Jahre,  eine  durchaus 
massige  Ziffer,  nehmen  wir  weiter  an, 
dass  jeder  Fahrgast  nur  3  km  per 
Fahrt  zurücklegt,  so  gibt  uns  die 
Einführung  des  elektrischen  Betriebes 
die  Möglichkeit  einer  Zeitersparniss, 
die  wir  bei  einem  Durchschnitts- 
VerdiensJ  des  die  Pferdebahn  be- 
fiützeodcn  Publikums  von  nur  30  kr. 
per  Stutide  mit  mindestens  9  Millionen 
Gulden       im      Jahre       veranschlagen 

Einer  derartigen  Ersparniss  ge- 
genüber erscheint  es  nicht  erfor- 
drrltcbt  eingehend  die  Frage  zu  venti- 
Itren»  inwieweit  der  elektrische  Be- 
irieb eine  Reduction  der  Fahrpreise 
l£e«laUca  wird. 

El  ist  ja  unzweifelhaft,  dass 
die  Ztigf^rdeningskosten  beim  elek- 
tnKHeo  Betrieb  wesentlich  geringer 
atuEaU^n,  wie  beim  Pferdebetrieb, 
jisfiererseits  bedingt  aber  dieser  Be- 
rrieti  wieder  ganz  bedeutende  Capitals- 
Invetttrungen;  so  viel  kann  man  aber 
vf^bi  nach  den  jetzt  vorliegenden 
Ei-fohrungen  annehmen,  dass  insbe- 
KMiJe.'c  im  Verkehr  mit  der  Peripherie 
'4t  der  elektrische  Betrieb 
das    billigste    Beförderungs- 


mittel ist,   über  das  wir  gegen 
verfügen. 

Tritt  daher  ausser  der 
ersparniss  noch  eine  entspre« 
Regulirung  der  Fahrpreise  ei 
kann  gewiss  eine  bedeutend 
nähme  des  Verkehrs  in  Wi< 
wartet  werden ;  es  ergibt  siel 
auch  aus  den  vorstehenden  / 
andersetzungen,  dass  nach  Erss 
Pferdebetriebes  durch  den 
trischen  und  eine  entsprechend 
bildung  des  Netzes  sich  mit  Bes 
heit  die  Beseitung  aller  den  Sti 
bahnen  bisher  anhaftenden  un 
Publikum  mit  Recht  so  schw 
klagten  Mängel  erwarten  lässt 

Es  kann  auch  erwartet  \s 
dass  dieses  erweiterte  und 
Zeitgeiste  entsprechend  einger 
Strassenbahnnetz  dem  Bewe 
bedürfnisse  der  Bevölkerun 
viele  Jahre  fast  überall  vollk 
genügen  wird,  und  dass  dah 
ausnahmsweise  ein  Bedürfniss 
Ausführung  von  kostspieligen 
oder  Untergrundbahnen,  welch 
gens  als  eine  Vermehrung  de 
kehrsmittel  nur  willkommen  gel 
werden  können,  entstehen  wir 

Es  bietet  sich  übrigens 
wo  ein  Generalbaulinienplai 
schaffen  werden  soll,  die  s< 
Gelegenheit,  für  entsprechend 
Strassen  zu  sorgen,  welch 
weitere  Entwickelung  des  St 
bahnnetzes  ermöglichen.  Ents 
die  Stadtvertretung  in  diesem 
dann  wird  sich  auch  eine  1 
für  die  Strassenbahnfrage  find 
gegenwärtig  in  keiner  Stadt  < 
brennende  ist,  wie  in  Wien. 

Es  ist  wohl  am  Platze,  an 
Stelle  auf  die  Frage  zurückzukc 
wie  sich  eigentlich  naturgemä 
Verkehr  in  Wien  in  Zukun 
wickeln  muss  und  soll  diesbe: 
die  dieser  Schrift  angeheftete 
einige  Anhaltspunkte  geben  ui 
besondere  auch  zeigen,  inv 
bei  Bewältigung  des  Verkehr 
Stadtbahn  in  Frage  kommt. 

Wir  müssen  hier    einige 
über    die    Frage    der    Benutz 


499 


einer  Stadtbahn  für  den  Stadtverkehr 
vorausschicken. 

Wie  die  Erfahrung^  zeigt,  können 
wir  auf  eigentliche  Stadtbahnen  mit 
mittleren  Geschwindigkeiten  Ober 
20  hn  in  der  Stunde  nicht  rechnen ; 
die  Entfernung  der  Mitte  der  Stadt 
von  der  Peripherie  beträgt  in  Wien 
rund  IG  hm  und  können  wir  deshalb 
wohl  7*5  hn  als  die  durchschnittliche 
Maximal-Weglänge  im  Verkehr  zwi- 
schen der  Peripherie  und  der  Stadt 
annehmen. 

Kommen  wir,  wie  früher  gezeigt, 
mit  der  elektrischen  Strassenbahn  auf 
eine  mittlere  Geschwindigkeit  von 
15  km,  so  wird,  wenn  in  einem  ge- 
gebenen Falle  eine  Stadtbahn  hier 
direct  mit  einer  parallel  laufenden 
Strassenbahn  concurrirt,  erstere  eine 
Zeitersparniss  von  sieben  Minuten 
gewähren. 

Diese  Zeitersparniss  ist  aber  nur 
eine  sehr  bedingte,  da  zu  dem  mit 
der  Bahn  selbst  zurückgelegten  Wege 
noch  der  Weg  von  und  zur  Station 
kommt. 

Wird  nun  selbst,  wie  in  Wien 
in  Aussicht  genommen  ist,  der  Ab- 
stand der  Stationen  der  Stadtbahn 
I  hm  reducirt  gegenüber  250  m  bei 
der  Strassenbahn,  so  zeigt  eine  ein- 
fache Ueberlegung,  dass,  angenommen, 
es  werden  selbst  auf  der  Stadtbahn 
die  Züge  in  Fünf-Minuten-Zeit-Inter« 
Valien  verkehren,  die  Benutzbarkeit 
der  Stadtbahn  im  Vergleich  mit  der 
Strassenbahn  nur  höchstens  für  einen 
Streifen  von  etwa  250  m  Breite  nach 
jeder  Seite,  gegenüber  einem  Streifen 
von  etwa  200  m  Breite  bei  der 
Strassenbahn  in  Frage  kommen  kann. 

Von  diesem  Gesichtspunkte  aus 
ist  in  dem  anliegenden  Plan  das  von 
den  jetzigen  Strassenbahnlinien  be- 
herrschte Gebiet  einerseits  und  das 
Gebiet  der  zukünftigen  Stadtbahn 
andererseits  durch  entsprechende 
Farbentöne  unterschieden. 

Die  Betrachtung  dieses  Planes 
lehrt  nun,  dass  das  jetzige  Strassen- 
babnnetz  sich  der  derzeitigen  Ver- 
bauung der  Stadt  im  hohen  Grade 
anpasst,   während  dies  bei  der  Stadt- 


bahn naturgemäss  in  sehr  beschränktem 
Maasse  der  Fall  sein  wird. 

Der  Plan  zeigt  weiter,  wie  schon 
früher  betont,  dass  für  den  eigent- 
lichen Localverkehr  die  Stadtbahn 
kaum  in  Frage  kommen  kann,  dass 
vielmehr  in  dieser  Beziehung  nur  die 
ausserhalb  Wien  liegenden  Ort- 
schaften an  der  Westbahn,  Südbahn 
und  Franz  Josef-Bahn  und  einige 
wenige  aus  dem  Plane  ersichtlichen 
schmalen  Streifen  einzelner  Bezirke 
Vortheile  erlangen. 

Nun  liegt  es  aber  sicher  ganz 
besonders  im  Interesse  der  Stadt- 
verwaltung, bei  der  weiteren  bau- 
lichen Entwickelung  der  Stadt  auf 
die  Schaffung  eigener  Wohnviertel 
Rücksicht  zu  nehmen.  Ist  doch  in 
dieser  Beziehung  Wien  von  der  Natur 
mehr  begünstigt  wie  irgend  eine 
andere  Stadt  der  Welt  und  bieten 
besonders  die  Abhänge  des  Wiencr- 
waldes  zwischen  der  Westbahn  und 
Franz  Josef-Bahn  ja  vorzügliche  Ge- 
legenheit zur  Schaffung  von  Wohn- 
vierteln. 

Wenn  solche  Wohnviertel  bis- 
her nicht  im  grösseren  Maassstabe 
entstanden  sind,  so  muss  dies  lediglich 
den  durchaus  ungenügenden  Beförde- 
rungsmitteln zugeschrieben  werden. 
Die  Steigungs-Verhältnisse  in  den 
hier  in  Frage  kommenden  Verkehrs- 
richtungen sind  derart,  dass  eine 
rasche  Beförderung  bei  animalischem 
Betriebe  ausgeschlossen  erscheint, 
und  ist  deshalb  jetzt  die  Bevölkerung 
Wiens  gezwungen,  anstatt  die  im 
Gemeindegebiete  in  gesunder  Lage 
sich  befindenden  Abhänge  des  Wieher- 
waldes zu  bewohnen,  theils  das 
feuchte  und  in  hygienischer  Be- 
ziehung ganz  ungeeignete  Thal  der 
Wien  oberhalb  Hütteldorf,  theils  die 
wohl  gesunden,  aber  in  Folge  ihrer 
grossen  Entfernung  von  der  Bahn 
schwierig  zu  erreichenden  Abhänge 
gegen  die  Südbahn   hin   aufzusuchen. 

Wir  dürfen,  wie  schon  hervor- 
gehoben, nicht  erwarten,  dass  das 
Stadtbahnnetz  in  diesem  Verhältniss 
etwas  zu  Gunsten  von  Wien  änderf 
weil  die  Vollbahn  noch  mehr  an  r' 


500 


Terrain  gebunden  ist,  wie  die  Pferde- 
baha  und  es  vollständig  ausgeschlossen 
erscheint,  dass  uns  etwa  durch  den 
Ausbau  weiterer  Stadtbahnlinien  in 
radialer  Richtung  das  Terrain  zwi- 
scht^n  Westbahn  und  Franz  Josefs- 
B'dhn  zugänglich  gemacht  wird.  Ohne 
irgend  welche  Schwierigkeiten  bietet 
gerade  hier  die  Strassenbahn  mit 
elektrischem  Betriebe  die  vollkom- 
menste Lösung. 

Durch  einen  gross  angelegten 
Verbauungs-Plan  für  die  unverbauten 
Flächen,  wie  er  ja  geplant  ist,  Hesse 
sich  auch  der  Verkehr  in  die  richtige 
Bahn  lenken  und  würde  es  möglich 
seicj  wenn  gleichzeitig  unsere  Ver- 
kehrsmittel entsprechend  verbessert 
werden,  Wien  mit  gesunden  Wohn- 
vierteln für  Jedermann  zu  versehen, 
wie  sich  ähnliche  keine  andere  Stadt 
der  Erde  schaffen  kann. 

Eine  derartige  Einwirkung  auf 
die  Entwicklung  der  Stadt  liegt  ja 
aber  auch  im  Interesse  einer  mög- 
lichst günstigen  Ausgestaltung  der 
Steuerkraft  und  der  gesammten 
socialen  Verhältnisse. 

Selbstverständlich  darf,  wenn 
eine  Umgestaltung  unserer  Verkehrs- 
mittel beabsichtigt  wird,  dieselbe  wie 
schon  hervorgehoben  nur  vom  grossen 
einheitlichen  Gesichtspunkte  aus  er- 
folgen und  ist  mit  der  Concessionirung 
einzelner  Linien  eine  Abänderung  der 
herrschenden  Uebelstände  nicht  zu 
erreichen. 

Ein  Blick  auf  die  Karte  zeigt 
uns,  dass  eine  Regulirung  des  Ver- 
kehres ohne  Mitwirkung  der  bestehen- 
den Strassenbahn-Gesellschaften  nicht 
möglich  ist,  bestehen  doch  kaum  in 
Wien  Verkehrsadern  von  irgend 
welcher  Bedeutung,  welche  nicht  schon 
mit  Schienen  belegt  sind. 

Die  Anbringung  weiterer  Ge- 
leise in  derartigen  Strassen  ist  ja 
mit  Rücksicht  auf  den  Verkehr  voll- 
stäadig  ausgeschlossen,  aber  auch 
ai^gcnommen,  es  könnten  Mittel. und 
Wege  gefunden  werden,  die  Strassen- 
bahn-Gesellschaften zu  veranlassen 
auf  ihren  Strecken  den  Peagever- 
kcbr  zu  gestatten,  so  würden  wir  damit 


auch     noch      keinen    Schritt    w 
kommen. 

Denn  so  lange  auf  diesenStrei 
der  Pferdebetrieb,  wenn  auch 
theilweise,  beibehalten  wird,  kann 
Erhöhung  der  Fahrgeschwindig 
welche,  wie  wir  gezeigt  haben, 
wesentliche  Bedingung  ist,  nicht 
reicht  werden. 

Müssen  wir  aber  mit  diesen 
hältnissen    rechnen,    so    müssen 
auch    die    Frage    ventiliren,     wc 
Schritte    einzuschlagen  sind,    um 
bestehenden    Gesellschaften    zu 
anlassen,  vom  Pferde-  zum  elektris 
Betrieb    überzugehen,    unter    gU 
zeitig      angemessenem    Ausbau 
Netzes. 

Es    ist  naturgemäss,    dass  ( 
Gesellschaften  an  die  Investirun^ 
bedeutender  Capitalien,   wie  selbe 
Einführung  des  elektrischen  Betri 
mit  sich  bringt,  nicht  gehen  köc 
wenn  nicht  früher  eine  entsprech 
Abänderung    der    jetzigen    Vert 
erfolgt.  Ebenso  natürlich  ist  es, 
die    Stadtverwaltung    ihrerseits  i 
den     gemachten     Erfahrungen 
Ausdehnung    der    gewährten    Re 
zur  Strassenbenützung  nicht  gests 
wird,     ohne    eine    angemessene 
rücksichtigung    des    ihr  naturgei 
zustehenden  Einflusses    zu    erlan 

Zur  Beseitigung  der  jetzt 
stehenden  unklaren  Verhältn 
welche  den  jahrelangen  Kampf  zwis 
Stadt,  Staat  und  Pferdebahn-Gc 
Schaft  zur  Folge  gehabt  haben,  fc 
zur  Klarstellung  der  Competc 
für  die  Anlage  und  die  Beaufsichtig 
der  Strassenbahnen  ist  daher 
Schaffung  eines  zeitgemässen  Stras 
bahn-Gesetzes  dringend  erforde 
und  kann  eine  Lösung  der  Verkc 
frage  nicht  erhofft  werden,  so  1; 
nicht  diese  gesetzliche  Grund 
besteht. 

Es  wird  aber  wohl  kaum 
zweifelt  werden,  dass  die  Frage 
Umgestaltung  des  Strassenbahn 
triebes  in  Wien  eine  Frage  von  a 
grösster  allgemeiner  Bedeutung 
und  erscheint    es    deshalb  unzuli 


501 


bei  der  Lösung  dieser  Frage  die 
fiDanzielleQ  Interessen  der  Stadt  in 
erster  Linie  hervorzukehren. 

Die  Stadt  Wien  hat  vor  allen 
Dingen  die  Pflicht,  den  Verkehr  in 
solcher  Weise  zu  regeln,  dass  ihre 
Einwohner  bequem,  rasch  und  mit 
massigen  Kosten  von  einem  Punkte 
der  Stadt  zum  andern  gelangen  können. 

Die  Frage,  inwieweit  die  Ver- 
kehrsmittel eine  Einnahmsquelle  für 
die  Stadtcasse  abgeben  können,  darf 
erst  in  zweiter  Linie  von  Bedeutung 
sein. 

Dass  die  Stadt  eine  Entschädigung 
für  die  Benützung  ihrer  Strassen  von 
Unternehmungen  verlangt,  welche  da- 
durch pecuniäre  Vortheile  erzielen, 
ist  vollständlig  gerechtfertigt;  aber 
die  Höhe  dieser  Entschädigung  soll 
so  gewählt  werden,  dass  eine  drückende 
Belastung  der  Strassenbahn-Gesell- 
schaft,  welche  sich  dann  auch  in 
den  Fahrpreisen  äussert,  thunlichst 
vermieden  wird. 

Werden  einer  derartigen  Unter- 
nehmung im  Vorhinein  unangemessene 
Belastungen,  sei  es  in  der  Form 
directer  Abgaben  an  die  Stadt,  sei 
es,  weil  man  derselben  die  Kosten 
von  Häuser -Einlösungen  aufbürdet, 
welche  eigentlich  der  Stadt  selbst 
zur  Last  fallen  sollten,  oder  durch 
übermässige  Heranziehung  der  Unter- 
nehmung zu  den  Kosten  der  Strassen- 
Instandbaltung  über  jenes  Maass 
hinaus,  welches  der  naturgemässen  Ab- 
nützung der  Strassen  durch  die  Unter- 
nehmungselbst entspricht,  aufgebürdet, 
so  muss  dem  Capital  die  Lust  zu  grossen 
Investirungen  vergehen,  deren  Er- 
trägniss  durch  derartige  Belastungen 
mehr  als  fraglich  gemacht  wird, 
wenn  andererseits  der  Verkehr  durch 
billige  Fahrpreise    gefördert  werden 


soll,  und  man  mit  Recht  von  der 
Unternehmung  verlangt,  dass  selbe 
auch  nicht  lucrative  Strecken  aus 
Verkehrsrücksichten  baut. 

Wir  kommen  nunmehr  zu  den 
Schlussfolgerungen  aus  vorstehenden 
Darstellungen  und  ergeben  sich  selbe 
für  uns  wie  folgt: 

Eine  entsprechende  Entwicklung 
des  Verkehrs  in  Wien  ist  zunächst 
nur  durch  die  allgemeine  Einführung 
des  elektrischen  Betriebes  auf  den 
Strassenbahnlinien  zu  erreichen,  und 
zwar  in  Verbindung  mit  einer  an- 
gemessenen Erweiterung  und  Er- 
gänzung des  Strassenbahnnetzes.  Für 
das  ganze  Strassenbahnnetz  ist  ein  ein- 
heitlicher Tarif  und  die  allgemeine 
Einführung  des  Correspondenzdienstes 
anzustreben. 

Jeden  zweckmässigen  Vorschlag, 
welchen  die  Lösung  vorstehender 
Bedingungen  gewährleistet,  zu  unter- 
stützen, ist  die  Pflicht  der  Stadt- 
Verwaltung,  welche  dadurch  die  In- 
teressen der  Bevölkerung  sowohl  wie 
der  Stadt  selbst  fördert. 

Die  vorstehende  kleine  Schrift 
soll  dazu  beitragen,  weitere  Schichten 
der  Wiener  Bevölkerung  über  die 
Mittel  und  Wege  aufzuklären,  welche 
zur  gedeihlichen  Gestaltung  unserer 
Verkehrsverhältnisse  einzuschlagen 
sind. 

Trägt  selbe  dazu  bei  nur  in  dem 
einen  oder  andern  Punkte  ein  Vor- 
urtheil  zu  beseitigen  oder  eine  irrige 
Anschauung  zu  beheben,  so  wäre 
ihr  Zweck  erreicht,  der  nämlich, 
als  kleiner  Beitrag  zur  gedeihlichen 
Entwicklung  unseres  grossen  Ge- 
meindewesens zu  dienen,  dessen 
Blühen  und  Gedeihen  uns  Allen  an 
die  Seele  gewachsen  ist. 


502 


f  Hermann  Helmholtz. 


li'i 


Eine  der  hellsten  Leuchten,  die  je  dem  Wissenden  und  dem  Wiss 
suchenden  erstrahlt,  ist  erloschen;  eine  jener  Persönlichkeiten  ist 
Helmholtz  am  8.  September  ins  Grab  gesunken,  welcher  alle  Mensc 
aller  Nationalitäten  ihre  Huldigung  bereitwillig  dargebracht,  die  allgen 
als  Pfadfinder  zu  jenen  unerforschlich  scheinenden  Gebieten  gelten, 
das  Stoffliche  und  das  Geistige  aneinander  grenzen!  In  Bezug  auf  di 
Regionen  der  Forschung  hat  seiner  Zeit  der  grosse  Freund  und  ] 
strebende  des  grösseren  Todten,  hat  Dubois-Reymond  das  berül 
gewordene  „Ignorabimus*  ausgesprochen.  Helmholtz  aber  hat  di< 
Wamungsruf  vor  dem  „Betreten  des  Unbetretenen,  vor  dem  Gang 
das  Unerbetene  und  nicht  zu  Erbittende"  nicht  zurückgescheucht! 
grosse  Forscher  hat  die  Entstehung  der  Begriff'e:  „Raum  und  Zeit",  we 
Kant  als  dem  Erkenntnissvermögen  des  Menschen  gleichsam  eingebe 
erklärt,  analysirt  und  die  Anschauungen  des  grossen  Königsberger  PI 
sophen  an  der  Hand  naturwissenschaftlich  festgestellter  Vorgänge  inner] 
unserer  Sinne  und  Erkenntnissorgane  berichtigt. 

Bei  aller  Erfurcht  für  die  Leistungen  des  grossen  Denkheros  ha 
die  Grenzpfähle,  welche  Jener  im  Reiche  des  reinsten  Erkennens  unse 
Vermögen    gesteckt,    selbstständig    weiter    gerückt   und  dem  Gebiete 
Erfahrung  das  gegeben,    was    er   als  ihm  zugehörig  unwiderspred 
gefunden  hat. 

Dass  Helmholtz  bei  diesem  Gange  in  das  Gebiet  der  rein 
Denkvorgänge  sich  mehr  der  Auffassungsweise  G  o  e  t  h  e's  genähert, 
in  so  mannigfachen  Aeusserungen  in  seinen  „Populären  wissenschaftlic 
Vorträgen"  hervor,  und  wirkt  so  ermunternd  für  Jene,  die  auf  die  ai 
nehmste  Weise  über  die  Räthsel  des  Erkennens  belehrt  sein  wollen,  ( 
wir  gut  thun,  auf  diese  unerschöpflichen  Quellen  des  Studiums  gleich 
hinzuweisen.*) 

Hermann  Ludwig  Ferdinand  v.  Helmholtz  wurde  am  31.  August  i 
zu  Potsdam  geboren.  Er  absolvirte  seine  medicinischen  Studien  in  Be 
wurde  im  Jahre  1842  Assistent  an  der  Charite  daselbst  und  1843  Mili 
arzt  in  Potsdam.  Im  Jahre  1848  wurde  er  in  Berlin  Lehrer  der  Anato 
für  Künstler  und  Assistent  am  anatomischen  Museum.  Ein  Jahr  sp 
ging  er  als  Professor  der  Physiologie  nach  Königsberg,  von  da  nach  B 
und  Heidelberg,  um  1871  die  Professur  für  Physik  an  der  Berliner  1 
versität  zu  übernehmen.  Auf  mathematischem  imd  physikalischem  Geh 
ist  die  Zahl  der  von  ihm  gelösten  Probleme  Legion.  Eine  seiner  er 
Abhandlungen  war  der  Feststellung  und  Definition  der  Gesetze  über 
Erhaltung  der  Kraft  gewidmet.  Er  war  der  Erste,  der  den  strengen  Ni 
weis  dafür  erbrachte,  dass  im  arbeitenden  Muskel  chemische  Umsetzun 
stattfinden  und  Wärme  entwickelt  wird.  Er  unternahm  zuerst  Messun 
über  die  Geschwindigkeit  der  Fortpflanzung  des  Nervenagens,  erl 
den  Augenspiegel  und  brachte  die  Lehre  von  den  Farbenempfindungen 
subjectiven  Lichterscheinungen  zu  ungeahnter  Klarheit.  Die  Lehre  von 
räumlichen  Anschauung  durch  den  Gesichtssinn  und  die  Lehre  vom 
hörsinn  verdanken  ihm  ihre  heutige  Ausgestaltung.  In  der  „Lehre 
den  Tonempfindungen"  hat  Helmholtz  seine  akustischen  Untersuchun 

*)  Vorträge  und  Reden  von  Helmholtz  bei  Vieweg. 


503 

zusammenhängend  dargestellt  und  zur  wissenschaftlichen  Begründung  der 
musikalischen  Harmonielehre  verwerthet.  Die  ftiichtbringendste  Thätigkeit 
entwickelte  er  auf  dem  Gebiete  der  Elektrotechnik. 

Auch  uns  in  Wien  ist  er  von  dem  Besuche  der  internationalen  elek- 
trischen Ausstellung  im  Jahre  1883  her  in  Erinnerung.  Er  war  damals  der 
Mittelpunkt  von  Ovationen,  die  ihm  die  Mitglieder  unserer  kaiserlichen 
Akademie  der  Wissenschaften  bereiteten,  deren  Ehrenmitglied  er  war. 
Mit  den  CoUegen  von  der  Akademie  erschien  er  damals  in  der  Aus- 
stellung. Es  führte  ihn  überhaupt  häufig  der  Weg  nach  Oesterreich. 
Sei  es,  dass  er  seinen  Schwager,  den  gegenwärtigen  Landes-Präsidenten 
von  Kärnten,  Herrn  Schmidt  v.  Zabierow,  besuchte,  sei  es,  dass  er 
manchmal  Erholung  in  unseren  Bergen  fand.  Vor  zwei  Jahren  war  er 
während  des  Sommers  in  Madonna  di  Campiglio,  im  letzten  Frühling 
weilte  er  während  der  Anwesenheit  Kaiser  Wilhelm's  in  Abbazia. 

Schon  in  Paris,  im  Jahre  1881  bei  der  ersten  elektrischen  Aus- 
stellung vertrat  er  im  Elektrik er-Congress  die  Einführung  der 
elektrischen  Maasseinheiten,  wie  sie  dann  später  in  der,  von  allen 
Regierungen  der  Culturwelt  beschickten  Conferenz  im  Jahre  1882  als 
^Internationales  Maasssystem  derelektrischenEinheiten" 
in  den  Gebrauch  der  Elektricitätslehren  und  der  Praxis  übergingen.  Dieser 
Congress  vernahm  mit  Staunen  und  Ehrerbietung  die  im  fliessenden 
Französisch  gehaltenen  Reden  des  grossen  Begründers  des  „Gesetzes 
der  Erhaltung  der  Kraft**,  denn  er  sprach  das  Französische 
ebensogut  wie  das  Englische,  in  welchem  er  in  der  Royal  society  und 
zuletzt  auf  dem  Congresse  zu  Chicago,  dessen  Ehrenpräsident  er  war, 
die  fesselndsten  Vorträge,  besonders  jenen  über  „Faraday  und  seine 
Entdeckungen"  hielt.  Die  Leistungen  auf  dem  Gebiete  der  Elek- 
tricitätslehre,  welche  Helmholtz  zu  danken  sind,  können  in  einem 
kurzen  Ueberblick  über  sein  unerschöpflich  reiches  Wirken  nicht  er- 
schöpfend geschildert  werden.  In  einer  wissenschaftlichen  Lebens- 
beschreibung wird  zweifellos  das  alles  gewürdigt  werden,  allein  das  muss 
gesagt  werden,  dass  er  auch  immer  der  Verlebendigimg  der  wissenschaft- 
lichen Begriffe,  wie  kein  zweiter,  seine  herrliche  Gabe,  zu  lehren,  lieh ! 
Im  Elektrotechnischen  Verein  zu  Berlin  hat  Helmholtz  bald  nach  Creirimg 
der  Internationalen  Maasseinheiten  eine  in  seinen  ^Vorträgen**  abge- 
druckte Vorlesung  gehalten. 

Ausser  der  Allmutter  Natur,  in  deren  Schosse  er  so  gerne  Er- 
holung von  dem  „Suchen  nach  dem  ruhenden  Pol  in  der  Erscheinungen 
Flucht**  Labung  fand,  bot  ihm,  so  scheint  es,  nichts  so  sehr  Anregung, 
als  der  grosse  Priester  der  Natur:  Goethe,  dessen  Schriften  ihm  wie 
kaum  einem  Andern  geläufig  waren. 

Anlässlich  der  1892er  Goethe- Versammlung  in  Weimar  hielt  Helm- 
holtz die  Festrede.  An  der  geweihten  Stätte  der  Classicität,  über  welcher 
der  Geist  der  Dioskuren  Goethe  imd  Schiller  schwebt,  rief  der  grosse 
Physiker  den  Deutschen  in  Erinnerung,  dass  die  naturwissenschaftlichen 
Ideen  der  Jetztzeit  bereits  zu  Anfang  des  Jahrhunderts  von  dem  Seher- 
geiste G  o  e  t  h  e's  vorausgeahnt  worden  seien.  Dabei  sprach  Helm- 
holtz den  Wunsch  aus,  es  möchte  dem  deutschen  Volke  nie  an  Männern 
fehlen,  die  gleich  Goethe  die  gesammten  Bildungselemente  ihrer  Zeit 
in  sich  aufgenommen  haben,  ^ohne  dadurch  in  der  Frische  imd  natür- 
lichen Selbstständigkeit  ihres  Empfindens  eingeengt  zu  werden,  und  die  als 
sittlich  Freie  im  edelsten  Sinne  des  Wortes  nur  ihrer  warmen  und  angeborenen 
Theilnahme  für  alle  Angelegenheiten  des  menschlichen  Gemüthes  zu  folgen 
brauchen,   um  den  Weg  zwischen  den  Klippen    des    Lebens    zu  finden". 


II 


504 


Ein  Mann,  der  so  sprach,  konnte  nicht  anders  als  mit  Abnei^ 
der  antisemitischen  Strömung  in  der  Berliner  Studentenschaft  gegenO 
stehen.  Jenes  Manifest  der  Notabein  Berlins,  das  um  das  Jahr  1880 
schien,  gegen  die  antisemitischen  Ausschreitungen  gerichtet  und 
den  erlauchtesten  Gelehrtennamen  der  Berliner  Universität  unterzeicl 
war,  trug  auch  den  Namen  Helmholtz. 

Wie  nur  wenige  Gelehrte  in  unseren  Tagen,  hat  Helmholtz 
Vaterland  auch  vor  dem  Auslande  als  Incamation  deutscher  Gründlich 
und  deutscher  Denkerkratt  repräsentirt.  Als  die  Universität  Montpe 
vor  einigen  Jahren  das  Jubiläum  ihres  siebenhundertjährigen  Bestandes 
ging,  da  war  Helmholtz  der  Gefeierteste  von  Allen.  Montpellier 
eine  altberühmte  medicinische  Schule  und  diese  erging  sich  in  Ovatio 
für  den  Erfinder  des  Augenspiegels.  Angesichts  des  Denkers  vergaj 
die  Franzosen  allen  Deutschenhass.  In  Italien  war  er  wiederholt 
Gegenstand  der  grössten  Auszeichnungen.  Man  sah  in  ihm  als  Phys 
den  Fortsetzer  Galvani's  und  Volta's.  Als  er  zu  Ostern  1891 
Florenz  weilte,  da  fand  ihm  zu  Ehren  in  dem  historischen  Prunksaale 
P<illazo  Vecchio,  in  der  Sala  dei  Cinquecento,  dem  einstigen  Sitzungss 
des  italienischen  Parlaments,  eine  Matinee  statt.  Die  Spitzen  der  Bür 
Schaft  und  der  Wissenschaft  brachten  dem  Fürsten  der  Wissensc 
Ovationen  dar,  wie  sie  die  Italiener,  die  ein  demokratisches  Volk  s 
heute  nicht  mehr  den  Fürsten  von  Geblüt  darbringen. 

Das  Helmholtz'sche  Haus  hing  durch  seine  Familienverbindur 
nicht  mit  dem  grossen  deutschen  Namen  Mo  hl  allein  zusammen.  He 
holtz'  Tochter  ist  an  den  jungen  Siemens,  den  Erben  des  gro 
Werner  Siemens,  demnach  an  einen  der  reichsten  Männer  Berlins, 
mahlt.  Die  respectvoUste  Freundschaft  verband  den  grossen  Theorel 
mit  dem  grossen  Erfinder.  Als  Siemens,  der  Sohn,  das  Fräi 
Helmholtz  ehelichte,  da  toastirte  Dubois  -  Reymond  bei 
Hochzeitsmahle  auf  das  neue  Paar.  Er  wollte  die  neue  Firma  Siem 
&  Helmholtz  hochleben  lassen,  da  aber  sagte  er  aus  langer  Gew< 
heit:  ,Es  lebe  die  neue  Firma  Siemens  &  —  Halske!* 

Helmholtz  war  in  seinem  Aeussern  ein  Mann  von  militäris 
Strammheit.  Er  hat  auch  in  hohem  Alter  die  Allüren  des  einst 
Militär-Arztes  nicht  verleugnet.  Fast  war  er  auch  ein  Schweiger  von  der 
Moltke's.  Wie  an  Moltke,  Bismarck,  Mom  msen  und  Doli  inj 
so  haben  sich  auch  an  Helmholtz'  Conterfei  manche  von  den  ei 
deutschen  Künstlern  versucht.  Welchen  Maler  oder  Bildhauer  hätte 
nicht  reizen  sollen,  die  Gesichtszüge  dieses  stets  arbeitenden  und  ( 
stets  marmorne  Ruhe  verrath enden  Kopfes  darzustellen?  Knaus 
Lenbach  haben  Porträts  von  ihm  gemalt.  Dem  in  Florenz  lebei 
Bildhauer  Hildebrandt  ist  der  grosse  Gelehrte  während  des  F 
lings  1891  bei  seiner  Anwesenheit  in  der  Arno-Stadt  wiederholt  zu  < 
Büste  gesessen.  Wie  kräftig  Helmholtz  auch  war,  so  litt  er  doch  manc 
an  Ohnmachtsanfällen.  Solche  chronische  Zustände  der  Bewusstlosij 
scheinen  über  ihn  auch  in  den  letzten  Wochen  seines  Lebens  gekom 
zu  sein.  Seit  seiner  Amerikareise  im  vorigen  Jahre,  bei  der  er  auf 
Schiffe  unglücklich  fiel,  scheint  seine  Gesundheit  gelitten  zu  haben.  S 
Amerikareise  war  mit  einem  Besuche  Edison's  verbunden,  dei 
Helmholtz  gleich  Werner  Siemens  in  dem  freundschaftlichen 
hältnisse  des  Erfinders  zum  Theoretiker  stand.  Dieser  Besuch  war  eij 
lieh  ein  Gegenbesuch.  Edison  hatte  nämlich  zuvor  bei  H  e  I  m  h 
und  Siemens  in  Berlin  auf  seiner  Europareise  vorgesprochen, 
welcher  G«legenheit  der  Amerikaner  den  beiden  deutschen  Mitstrc 
den  den  Phonographen  demonstrirte. 


505 

Helmholtz  hatte  manche  schwere  Schkksalsschläge  zu  erfahren. 
Seine  erste  Frau  starb  ihm.  MohTs  Tochter  war  seine  zweite  Frau. 
Auch  seine  älteste  Tochter,  Professor  Branco's  Gemahlin,  begrub  er 
früh.  Einen  seiner  drei  Söhne,  Robert,  hatte  die  Natur  etwas  stiemiütter- 
Uch  ausgestattet. 

Nun  ist  seinem  hoffnungsvollen  Sohne  Robert  auch  der  grosse  Vater 
in  den  Tod  gefolgt.  Hermann  Helmholtz  ist  an  demselben  Tage  wie 
der  Graf  von  Paris  gestorben.  Der  Letztefe  nichts  als  ein  prunkvoller 
Name  —  der  Erstere  der  Träger  der  höchsten  Leistungen.  Was  ist  der 
Purpurgebome,  der  die  Herrschaft  über  sein  Vaterland  prätendirte,  im 
Vergleiche  zu  dem  Genius,  der  die  geringsten  Ansprüche  machte  und  die 
höchsten  zu  erfüllen  bis  an  sein  Lebensende  befiissen  war! 

Fruchtbar  wie  in  seinen  Schriften,  war  sein  Wirken  durch  seine 
Lehre,  durch  seinen  imvergleichlich  lebendigen  Vortrag;  am  meisten  aber 
wirkte  er  durch  seine  Anleitung  im  physikalischen  Cabinete.  In  der 
strengen  Schule  Magnus^  Johannes  v.  Müller's  und  anderer  erosser 
Physiker  erwachsen,  hat  er  dem  Experimentiren  einen  bedeutenden,  ja 
den  bedeutendsten  Platz  in  der  Forschung  eingeräumt.  Auf  dem  Natur- 
forschertag in  Innsbruck  (1870)  hat  er  die  Mühen  und  Leiden,  die  Arbeit 
und  Drangsal,  denen  der  Experimentator  ausgesetzt  ist,  in  meisterlicher 
Rede  dargelegt.  Dort  ist  er  auch  einmal  der  Ansicht  seines  Lieblingsdichters 
entgegengetreten,  Welcher  —  allerdings  durch  den  Mund  seines  „Faust**  — 
sagt: 

„GeheimoitsvoÜ  am  lichten  Tag, 

Lä»t  fltch  Natvr  das  Schleien  nicht  benwbeo ; 

Und  was  sie  Dir  nicht  oiTenbaren  mag  — 

Das  nringit  Dn  ihr  nicht  ab  mit  Hebeln  und  mit  Schrauben«* 

Seit  Goethe  dies  geschrieben,  haben  dieFaraday,  die  Liebig, 
die  Joule  und,  wie  so  viel,  Helmholtz  selbst  und  seine  Schüler  der 
Unerforschlichen  gar  Manches  abgezwungen,  was  sie,  die  Spröde,  in  unend- 
liches Geheimniss  Gehüllte,  freiwillig  nidit  sich  hätte  aus  dem  blossen  Ab- 
lauf ihrer  Erscheinui^en  abgucken  lassen. 

Einer  der  vorzüglichsten  Schüler  Helmholtz'  war  der  am  i.  Jänner  d.  J. 
verstorbene  Bonner  Physiker  Heinrich  Hertz.  Ihm  war  es  vorbehalten, 
die  Arbeiten  Farad ay's,  MaxwelFs  und  Helmholtz'  selbst  durch 
schlagende  Versuche  dahin  zur  Evidenz  zu  bringen,  dass  er  die  Identität 
von  Licht  und  Elektricität  als  unwiderlegliche  Wahrheit  nachwies. 
Das  Verhältniss  von  Lehrer  und  Schüler  scheint  ein  inniges  gewesen  zu 
sein.  Helmholtz  schrieb  für  das  posthume  Werk  seines  grossen  Schülers : 
„Die  Principien  der  Mechanik"  eine  Vorrede,  dem  vor  ihm  Ge- 
schiedenen zum  Ruhm,  sich  —  dem  grossen  Meister  —  zur  höchsten  Ehre. 

Ob  man  Helmholtz  nach  seinen  grossen  Geistesgaben  oder  aber 
nach  dem  Gebrauche,  den  er  davon  gemacht,  beurtheilt,  er  bleibt  gleich 
verehrungswürdig.  Wie  eine  Säule  ragt  seine  Gestalt  über  seine  Zeit- 
genossen empor.  Wenn  es  auch  heute,  in  dem  Sinne,  wie  sich  Hum- 
boldt so  nennen  durfte,  Universalisten  nicht  mehr  gibt,  da  jede  Wissen- 
schaft fast  ihren  eigenen  Mann  und  ihn  ganz  braucht,  so  gehört  doch 
Helmholtz  zu  jenen,  welche  von  dem  hohen  Streben  beseelt,  zu  er- 
kennen, „was  die  Welt  im  Innersten  zusammenhält**,  bei  aller  gewissen- 
haften Hingabe  an  Fachstudien  specieller  Art,  den  Blick  ins  Universum 
tauchte,  aus  dessen  unendlichen  Weiten  er  unumstössliche  Naturgesetze 
zur  Belehrung  und  zum  Nutzen  der  Menschheit  hervorgeholt  hat.  Sein 
Andenken  wird  so  lange  geehrt  bleiben,  so  lange  Wissenschaft  bestehen  wird. 

J-  K. 

89 


506 


ABHANDLUNGEN. 


Untersuchung  der  Stromcurve  von  Wechselströmen 

Hilfe  der  Resonanz. 

Von  J.  PUPIN.*) 

Sowie  sich  ein  Ton  im  Allgemeinen  aus  mehreren  einfachen  1 
zusammensetzt,  deren  Schwingungszahlen  ganze  Vielfache  der  Schwing 
zahl  n  des  Grundtones,  d,  i.  des  Tones  mit  der  kleinsten  Schwing 
zahl  sind,  so  ist  auch  ein  alternirender  Strom  oder  eine  alterni 
elektromotorische  Kraft  im  Allgemeinen  aus  mehreren  einfachen  altemin 
Strömen  oder  elektromotorischen  Kräften  zusammengesetzt,  welch 
Sinusgesetz  befolgen  und  Periodenzahlen  haben,  welche  ganze  Vie 
der  Periodenzahl  n  des  Wechselstromes,  respective  der  elektromotori 
Kraft  sind,  welche  die  kleinste  Periodenzahl  hat  Die  mathematische  F 
für  einen  Wechselstrom  lautet  demnach  allgemein: 

t  =  t/j  sin  (ö)  <  —  ^i)  -f-  »^2  sin  (2  (o  t  —  cpg)  +  *^8  sin  (3  w  t  —  Ts)  +  • 

Dabei  ist  (o  gleich  2  it  n.  Sowie  bei  einem  zusammengesetzten  Ton 
einfachen  Töne  mit  höherer  Schwingungszahl  im  Allgemeinen  eine  1 
Intensität  haben,  so  sind  auch  die  Amplituden  Jg  *^3  •  •  •  ™  Allgem 
klein  im  Vergleich  zur  Amplitude  J^  des  Wechselstromes  mit  der  Hei 
Periodenzahl.  Einzelne  Glieder  der  Reihe  können  fehlen;  die  spa 
Glieder  kommen  wegen  tier  Kleinheit  der  Amplituden  J  nicht  in  Bet 

Einen  zusammengesetzten  Ton  kann  man  mit  Hilfe  von  Resonat 
welche  auf  die  Tonhöhen  n,  2n,  3n  .  .  .  abgestimmt  sind,  analy 
da  der  Resonator  nur  dann  mittönt,  wenn  der  Ton  mit  der  entspreche 
Schwingungszahl  in  dem  zusammengesetzten  Tone  enthalten  ist.  In  an« 
Weise  kann  man  einen  Wechselstrom  analysiren.  Der  Resonator 
diesem  Falle  gebildet  von  einem  Stromkreise,  der  aus  einer  Spul< 
Selbstinduction  und  einem  in  Serie  geschalteten  Condensator  besteht 
Ohm'sche  Widerstand  der  Spule,  die  kein  Eisen  enthalten  möge,  sei  r 
der  Selbstinductions-Coefficient  mit  X,  die  Capacität  mit  C  bezei( 
Wenn  die  Bedingung 

erfüllt  ist,  so  ist  für  eine  im  Stromkreise  wirkende  altemirende  elc 
motorische  Kraft  von  der  Periodenzahl  n  die  Selbstinduction  durc 
Capacität  compensirt.  Der  Stromkreis  verhält  sich  in  diesem  Falle  wi 
einfacher  Stromleiter  von  dem  Ohm* sehen  Widersfcmde  jB;  daher  tri 
starkes  Anwachsen  des  Stromes  ein,  während  in  jedem  anderen  Fall 
Stromkreis  einen  grossen  scheinbaren  Widerstand  hat,  und  dahe 
Stromstärke  schwach  ist.  Würde  die  Periodenzahl  der  wirksamen  el< 
motorischen  Kraft  allmälig  verändert,  so  tritt  erst  in  unmittelbarer 
der  Periodehzahl  n  das  starke  Anwachsen  des  Stromes  ein.  Diesi 
scheinung  wird  elektrische  Resonanz  genannt.  Wenn  in  dem  betracb 
Stromkreise  die  Selbstinduction  unverändert  bleibt,  dagegen  die  Cap 
des  Condensators  4,  9,  i6mal  kleiner  gewählt  wird,  so  tritt  die  Resi 
auf,  wenn  die  im  Stromkreise  wirkende  elektromotorische  Kraf 
Periodenzahl  2n,  ßn,  4n  .  .  ,  hat. 


*)  Auszug  aus  den  „Transactions  of  the  American  Institute  of  Electrical  Engineers^ 
New-York. 


507 


Die  Versuchsanordnung,  welche  Pupin  anwendet,  um  die  ein- 
zelnen einfachen  Wechselströme  zu  finden,  aus  denen  ein  Wechselstrom 
zusammengesetzt  ist,  ist  in  der  Figur  dargestellt.  Dabei  ist  angenommen, 
dass  der  Primärstrom  eines  Transformators  untersucht  werden  soll.  In  den 
Stromkreis  wird  ein  inductionsloser  Widerstand  a  h  eingeschaltet ;  derselbe 
sei  mit  r  bezeichnet.  Die  Spannungsdifferenz  zwischen  den  Enden  des- 
selben variirt  genau  nach  demselben  Gesetze  wie  der  Strom,  Zu  06  ist 
ein  Nebenschluss  angebracht,  bestehend  aus  einer  Spule  c  ohne  Eisen  'mit 
hoher  Selbstinduction  imd  imgefiLhr  10  Q  Widerstand,  zu  welcher  ein  Con- 
densator  d  in  Serie  geschaltet  ist,  dessen  Capacität  in  Stufen  von  codi  mf 
verändert  werden  kann.  Mit  /  ist  ein  Rheostat  bezeichnet,  welcher  dazu 
dient,  den  Widerstmd  des  Stromkreises  eventuell  zu  verändern.  An  die 
Klemmen  des  Condensators  ist  ein  elektrostatisches  Voltmeter  e  ange- 
schlossen. Solange  die  Capacität  imd  Selbstinduction  in  dem  Zweigstrom 
sich  nicht  compensiren,  zeigt  das  elektrostatische  Voltmeter  eine  sehr 
kleine  Spannimgsdifferenz  an.  Wenn  jedoch  die  obige  Bedingimgsgleichimg 
für  die  Compensation  erfüllt  ist,  zeigt  es  eine  grosse  Spannungsdifferenz 
an.  Verringert  man  allmälig  die  Capacität  des  Condensators  von  einem 
grossen  Anfangswerthe  an,  so  tritt  die  Resonanz  das  erstemal  ein,  wenn 


000 


Fig.    I. 

die  obige  Bedingungsgleichung  erfüllt  ist.  Aus  den  Angaben  des  elektro- 
statischen Voltmeters  kann  man  unmittelbar  die  Intensität  J^  ermitteln. 
Es  hat  nämlich  die  entsprechende,  zwischen  den  Punkten  a  b  herrschende 
alternirende  Spannungsdifferenz  die  Intensität  J^r.  Die  Intensität  tj  des 
Stromes  im  Zweige  c  d  ist  gleich  dem  Quotienten  aus  J^r  und  dem  0hm- 
schen  Widerstände  des  Zweiges.  Die  am  Condensator  gemessene  Span- 
nungsdifferenz ist  gleich  dem  Quotienten  aus  i^  und  co  C;  aus  der  beob- 
achteten Spannungsdifferenz  kann  man  umgekehrt  Ji  berechnen.  Schaltet 
man  hierauf  am  Condensator  eine  viermal  kleinere  Capacität  ein,  und 
tritt  dabei  keine  Resonanz  auf,  so  ist  ein  einfacher  Wechselstrom  mit  der 
Periodenzahl  2  n  im  Stromkreise  nicht  vorhanden.  Man  schaltet  die  Capa- 

C  C 
citäten  -,  -,  etc.  ein.    Aus    den  Ablesungen    des   elektrostatischen   Volt- 

4  9 
meters  findet  man  unmittelbar  die  entsprechenden  Intensitäten  Jj,  Jg»  *^3  •  •  • 
und  kann  daher  die  Formel  für  den  untersuchten  Wechselstrom  aufschreiben. 
Entsprechend  der  Formel  kann  man  auch  die  Stromcurve  aufeeichnen. 
Zu  bemerken  ist  noch,  dass  durch  den  in  den  Stromkreis  eingeschalteten 
Widerstand  r  die  Stromcurve  des  zu  untersuchenden  Stromes  wenig  ver- 
ändert wird,  weil  der  Widerstand  r  nicht  gross  zu  sein  braucht.     J.  S. 


39* 


508 


N 


Pupin's  System  der  Multiplex-Telegraphie  mit  Hilfe 
elektrischen  Resonanz*) 

Bei  den  verschiedenen  Systemen  der  Multiplex-Telegraphie,  n 
in  Anwendung  sind,  muss  sich  stets  in  der  Empfangsstation  eine  Sf 
gabel,  ein  Rad  oder  ein  anderer  Apparat  synchron  mit  einem  Ap] 
tler  Aufgabestation  bewegen.  Die  Erzielung  des  Synchronismus  erfi 
stets  eine  sehr  sorgfiütige  Justirung  und  verursacht  oft  grosse  Sch^ 
keit.  Nach  dem  von  Pupin  vorgeschlagenen  Systeme  braucht  nu 
den  beiden  Stationen  keine  synchron  laufenden  Apparate  zu  haben. 
Methode  beruht  darauf,  dass  man  in  einen  Stromkreis  gleichzeitig  We 
ströme  von  verschiedener  Periodenzahl  entsendet  In  der  Empfangs 
\  erzweigt  sich  der  Stromkreis  in  mehrere  Zweige.  In  jedem  Z 
IkeSndet  sich  eine  Spule,  welche  Sdbstinduction  hat,  ein  in  Serie  ge 
teter  Condensator  und  ein  Relais  oder  Telephon.  Die  Capadtät  der 
(iensatoren  ist  so  gewählt,  dass  in  den  einzelnen  Zweigen  die  Selbstindi 
der  Spule  für  verschiedene  Periodenzahlen  n^f^  n^  .  .  compensirt  i 
den  einzelnen  Zweigen  herrscht  daher  nur  dann  eine  merkliche  S 
stärke,  wenn  in  die  Linie  ein  Wechselstrom  von  der  ent^redu 
Periodenzahl  entsendet  wird.  Dabei  verwirren  sich  die  Zeichen  nicht, 
die  einzelnen  Wechselströme  unabhängig  von  einander  bestehen.  I 
hier  an  das  System  von  Gray  erinnert    Bei    diesem    werden    mit 


II  III 


'M'Ü 


-^^ 


Fig.    I. 


von  Stimmgabeln,  welche  verschiedene  Schwingungszahlen  haben,  g 
zeitig  Stromimpulse  in  die  Linie  entsendet  In  der  Empfangsstation  W( 
durch  diese  Impulse  Stimmgabeb,  welche  auf  die  gleichen  Schwing 
z^üilen  abgestimmt  sind  wie  die  in  der  Aulgabestation,  in  Bew< 
gesetzt;  dadurch  erfolgt  die  Zeichengebung.  In  der  Fig.  i  ist  die  Ven 
Anordnung  dargestellt,  welche  Pupin  bei  der  Demonstration  s 
Sj-stemes  im  Columbia  College  in  New- York  anwendete  In  der  i 
Stition  waren  drei  Aitematoren  I  11  III  aufgestellt,  welche  mit  Hilf 
eingeschalteten  Transformatoren  Wechselströme  in  die  Linie  entsenc 
die  respective  die  Periodenzahlen  70,  130  und  250  hatten.  In  den  Pr 
kreis  eines  jeden  Transformators  war  ein  Morse-Sdilüssel  eingesd 
Die  Linie  war  an  beiden  Enden  an  Erde  geschlossen;  der  Wldei 
iier  Linie  war  durch  drei  in  Serie  geschaltete  Lampen  i^  I2  ij  vc 
350  Q  \Mderstand  ersetzt  In  der  Empfangsstation  waren  an  die 
drei  Zweige  angeschlossen.  Jeder  enthielt  eine  Spule  X,  die  Selbstindi 
hatte,  einen  Condensator  i\  einen  Elektromagnet  S  mit  bewegii 
Anker  und  war  dann  an  Erde  geschlossen.  Die  Capadtät  der  (S)i 
s^itoren  war  so  gewählt,  dass  in  den  drei  Zweigen  die  Selbstindi 
der  Spule  respective  fiir  die  Periodenzahlen  70,   130  und  250  comp« 


•>  AttSTCg    ans    ,Thc  Electricml    Engineer"    Ncw-York   1S94,  pag.  509.    Figi 
i«2iseIbeB  Hefte  pag.  510. 


509 

war.  Jeder  Elektromagnet  tönte  nur  dann,  wenn  in  die  Linie  ein  Wechsel- 
strom von  der  entspredienden  Periodenzahl  entsendet  wurde;  dabei 
konnte  die  Zeich^igebung  auch  gleichzeitig  mit  zwei  oder  mit  allen  drei 
EHektromagneten  erfolgen.  Wird  die  Capadtät  in  einem  Zweige  verändert, 
so  hört  der  Elektromagnet  auf  zu  tönen.  Jeder  Zweig  braucht  für  eine 
bestimmte  Periodenzahl  nur  einmal  justirt  zu  werden.  In  der  Figur  sieht 
man  noch  bei  IV  einen  Altemator  von  anderer  Periodenzahl  und  in  der 
ersten  Station  einen  Empfangsapparatj  welche  dazu  dienen,  gleichzeitig 
eine  Nachricht  in  entgegengesetzter  Richtung  in  die  erste  Station  zu  senden. 
Pupin  glaubt,  dass  man  gleichzeitig  vierzig  Telegramme  durch  einen 
Draht  senden  kann,  wobei  man  Wechselströme  verwenden  könnte, 
deren    Periodenzahlen    von    25    bis  1000    in    Stufen    von  25   ansteigen. 

J.  s. 

Die  Entstehung  elektrischer  Erdstrome. 

Von  P,  BACHMETJEW.») 

Was  ist  ein  elektrischer  Brdstrom?  Diese  Frage  hat  eine  historische 
Vergangeobeit  und  findet  ihren  Anfang  schon  zur  Zeit  Amperes.  Nach- 
dem Ampere  seine  Theorie  des  Magnetismus  aufgestellt  hatte,  die  darin 
besteht,  dass  ein  jeder  Magnet  ein  Solenoid  ist  und  dass  die  sogenannten 
Amp^e-StrÖme  den  Nordpol,  der  sich  vor  uns  befindet,  entgegengesetzt 
dem  Sinne  des  Uhrzeigers  umkreisen,  begannen  verschiedene  Physiker  diese 
Ströme  auf  der  Erde  zu  suchen,  weil  dieselbe  alle  Eigenschaften  des 
Magnetes  besitzt.  Eines  vergassen  sie  jedoch  zu  berQcksichtigen,  nämlich, 
dass  wenn  auch  der  Magnet  nach  der  Theorie  A  m  p  ^  r  e's  ein  Solenoid 
ist,  darin  die  Ampere-Ströme  nicht  unmittelbar  zu  finden  sind.  Wenn  wir, 
in  der  That,  zwei  diametral  entgegengesetzte  Punkte  desselben  Magnetes, 
von  einem  beliebigen  Querschnitt,  mittelst  Drähten  mit  einem  empfindlichen 
Galvanometer  verbinden,  bekommen  wir  keinen  Strom  ;  wenn  wir  aber 
zwei  Punkte  eines  Solenoids  verbinden,  erhalten  wir  sofort  einen  Strom. 
Daraus  folgt,  dass  zwischen  einem  Magnet  und  einem  Solenoid  ein  Unter- 
schied existirt.  In  einem  Magnet  sind  die  Ampere-Ströme  geschlossen  und 
ohne  Elektroden,  d.  h.  sie  haben  keinen  Anfang  und  kein  Ende,  der  kQnst- 
liche  Solenoid  jedoch  besitzt  Ströme,  die  von  den  Elektroden  ausgehen, 
folglich  eine  Potential-Differenz  haben. 

Ungeachtet  dessen,  dass  man,  wie  gesagt,  die  Existenz  der  Amp^re- 
StrÖme  in  einem  Magnet  nicht  unmittelbar  nachweisen  kann,  versuchten 
viele  Forscher,  diese  Ströme  in  der  Erde,  als  einem  Magnet,  zu  finden. 

Der  Erste  war  Fox  (Phil.  Trans,  p.  399.  1830),  dann  Phillips, 
Becquerel  (C.  R.  19  p.  1052)  und  Andere:  sie  befestigten  eine  Metall- 
platte  an  einer,  eine  andere  Metallplatte  an  einer  anderen  Erdstelle,  und 
bei  der  Verbindung  dieser  Platten  n^it  einem  Galvanometer  bekamen  sie 
einen  Strom.  Dieser  Strom  jedoch  war  nicht,  wie  es  sich  nachträglich 
herausgestellt  hatte,  ein  Ampere  -  Strom,  sondern  ein  thermo-elektrischer 
Strom,  weil  die  Temperatur  der  einen  Platte  wesentlich  verschieden  von  der 
der  anderen  Platte  war  (bei  Becquerel  z.  B.  war  die  eine  Platte  mit 
Schnee  bedeckt,  die  andere  tauchte  in  eine  warme  Quelle). 


*)  In  der  66.  Versammlung  deutscher  Naturforscher  und  Aerzte  in  Wien,  deren 
Programm  im  Hefte  XVII.  S.  452  d.  Ztscli.  enthalten  ist,  hielt  Herr  P.  Bachmetjew, 
Professor  der  Physik  an  der  höheren  Schule  in  Sofia,  einen  Vortrag  :  „Ueber  die  elek- 
trischen Erdströme  Bulgarien s.**  Wir  finden  dieses  Thema  in  der  „Elektri - 
tschestwo**  behandelt  und  glauben,  dass  die  Wiedergabe  unseren  Lesern  willkommen  sein 
wird.  D.  R. 


510 


Die  nachträglichen  Versuche  unternahm  man  mit  langen  Telegr 
Drähten,  in  denen,  nach  Berechnung,  der  thermo-elektrische  Strom  in 
des  grossen  Widerstandes  sehr  schwach  werden  oder  ganz  versch 
musste ;  man  vergass  jedoch  die  chemischen  Ströme,  welche  sich  in 
der  Wirkung  der  nassen  Erde  auf  die  Metallpiatten  bilden  mussten, 
Erdplatten  dienten  und  meist  aus  Zink  waren ;  es  kamen  dabei 
verständlich  auch  ziemlich  starke  Polarisations-Ströme    zum  Vorsehe! 

Daher  können  die  Versuche  von  Bar  low  (Phil.  Trans.  I.  p.  6l. 
Blavier  (Etudes    d.     courants    tellur.    Paris     1884),    G.    B.    Airy 
Trans,  p.  465,   1862;  p.  215,  1870),  von  Stephan  (Sitzb.  d.  preus 
Akad.    d.  Wissensch.   39.    p.   787,   1886)    und  Anderer    nicht    als    l 
gelten  und  berücksichtigt  werden. 

Der  erste  Versuch  in  der  wahren  Richtung  wurde  von  H 
Wild  gemacht.  (Etn.  Rep.  20.  p.  167,  1884.  M^m.  de  TAcad 
St.  Petersburg  31.  1883;  p.  32,  1885.)  Wild  vergrub  die  Zinkpl 
in  Zwischenräumen  von  je  i  km  von  einander  in  die  Erde  und  ^ 
sie  mit  einem  Galvanometer,  wobei  die  Linie,  welche  das  erste  PI 
mit  dem  zweiten  verband,  von  West  nach  Ost,  und  die,  welche  da 
Plättchen  mit  dem  dritten  verband,  von  SQd  nach  Nord  ging.  Auf 
läge  der  Ströme,  die  er  vom  ersten  und  zweiten  Paar  bekam,  wc 
die  vorhin  erwähnten  Nebenströme  berechnen,  erreichte  jedoch  ni< 
friedigendes,  wie  er  es  selbst  nachträglich  eingestand.  (A.  Wild,  U 
TAcad.  Imp.  des  so.  7.  Serie,  p.  32,  1885.  C.  Schering,  ( 
Nachr.  p.   81,   1884.) 

Im  Jahre   1888  veröffentlichte  Brande r  seine  Dissertation:   ^ 
zur  Untersuchung  elektrischer  Erdströme**  *)  an  der  Universität  zu  h 
fors;  derselbe    hatte    zur  Messung    der  Erdströme    bei  St.  Gotard 
Schweiz  besondere  Elektroden  verwendet,    die    keine    bemerkbaren 
ströme  lieferten.  Diese  Elektroden    bestanden  aus    porösen  Thon-Cy 
gefallt  mit  der  wässerigen  Lösung  von  Zinkvitriol,  in  welche  die  mit 
Galvanometer  verbundenen  amalgamisirten  Zinkplättchen  eingetaucht 
Die    einzige  Linie    war  gkm    lang;    die    Versuche,    welche    sieben 
dauerten,  ergaben  das  Vorhandensein  wirklicher  Erdströme. 

(Schluss  folgt.) 


Nachtrettungsapparat  mit  elektrischem  Lichte  für  See- 

FlussschifTe. 

D.  R.  G.  M.  Nr.  20.460  und  23.341. 


Der  abgebildete  Nachtrettangsapparat 
vermag  drei  im  Wasser  liegende  Leute  mit 
Ueberschnss  an  Auftrieb  zu  tragen. 

Ueber  seinem  eigentlichen  Schwimm- 
körper steht  auf  einem  starken  DrahtgerOst 
ein  GlOhücht,  welches  das  Erkennen  des 
Apparates  auf  eine  Entfernung  von  etwa 
2000  m  ermöglicht.  Dieses  Glühlicht  wird 
durch  eine  in  dem  Apparat  untergebrachte 
Sammlerbatterie  gespeist  und  entzündet  sich 
selbslthätig,  sobald  der  an  einer  geeigneten 
Vorrichtung  aufgehängte  Apparat  ins  Wasser 
fällt  Die  Fallhöbe  kann  hiebei  eine  ganz 
beliebige  sein,  ohne  dass  eine  Beschädigung 


des  Apparates  oder  einzelner  Tb 
selben  zu  befürchten  wäre. 

Da  die  Sammelbatterie  die 
speicherte  elektrische  Kraft  zwei 
lang  uDgeschwächt  bewahrt  und  < 
Ablauf  dieser  Zeit  neu  geladen  werci 
so  ist  die  Verwendung  des  Appara 
auf  diejenigen  Schiffe  beschränkt, 
Dynamomaschinen  an  Bord  haben, 
für   alle    Schiffe     möglich    und    voi 

Der  Schwimmkörper  des  App) 
aus  einer  doppelten  Lage  wasserdich 
wand  hergestellt  und  mit  Rennthi 
gefüllt ;  er  kann  ausser  der  in  der  A 


*)  Diese   seltene   Broschüre    bekam    ich    dlrect   vom   Autor,    da   sie   in  ke 
wissenschaftlichen  Zeitschriften  abgedruckt  wurde. 


511 


dargestellten  jede  andere  beliebige  Form 
und  Tragfähigkeit  erbalten,  s.  B.  anch  lo 
-^staltet  werden,  dass  die  zn  Rettenden  in 
einer  sackartigen  Vertiefung  des  Apparates 
▼on  diesem  getragen  werden.  In  einer  mit 
Holz  aasgekleideten  Kammer  des  Schwimn»- 
körpers  ist  in  einem  doppelten  Kasten  eine 
Sammelbatterie  mit  Gelatine-FOliung  nnter- 
l^ebracht,  welche  die  Gltlhlampe  6  Stunden 
lang  speist  und  an  jeder  Gleichstrom-Dynamo- 
msischine  wieder  geladen  werden  kann.  Be- 
sondere Verschlüsse  verhindern  einerseits 
'willkflrliche  Verschiebungen  des  Sammlers 
innerhalb  der  Kammer,  selbst  wenn  der 
Rettungsapparat  sich  bei  den  Schwankungen 


durch  ein  Gerippe  von  verzinnten  Stahl- 
drflhten  getragen,  welches  auch  den  Schwimm- 
körper umfasst  und  dadurch  eine  krttftige 
und  sichere  Verbindung  desselben  mit  der 
Lampe  herstellt«  Eine  geschliflene  Linsen- 
glocke aus  starkem  Glase  vermehrt  die 
Leuchtkraft  der  Lampe  bis  zu  der  angegebenen 
Leuchtweite  und  schützt  dieselbe  im  Verein 
mit  einem  Stahldrahtkorbe  gegen  Wellen- 
schlag und  Stösse. 

Innerhalb  dieser  Glocke  sind  auch  die 
Verbindungen  der  Zuleitungsdrähte  mit  der 
Lampe  und  die  sehr  einfach  gestaltete, 
selbstthätige  Ausschaltung  dieser  Verbindung 
angeordnet,    so    dass    auch    diese  wichtigen 


Fig.  I. 


des  Schififes  noch  so  heftig  bewegt,  und  ge- 
stattet andererseits,  denselben  zum  Laden 
leicht  aus  der  Kammer  herauszuheben. 

Wenn  in  einzelnen  Fällen  auf  eine  Er- 
leichterung des  jetzt  rund  50  kg  betragenden 
Gewichtes  des  Apparates  besonderer  Werth 
gelegt  werden  muss,  so  würde  sich  dies  durch 
eine  Verkleineruug  der  Batterie  unter  ent- 
sprechender Verminderung  der  Leuchtdauer 
der  Lampe  erschwer  erreichen  lassen. 

Derartige  Sammelbatterien  mit  Gelatine- 
füllung  leiden  weder  durch  die  Erschütterungen 
des  Schiffes,  noch  durch  das  Fallen  des 
Apparates,  wie  durch  fast  zweijährige  Ver- 
suche festgestellt  wurde. 

Die  Glühlampe  hat  16  Normalkerzen 
Lichtstärke  und  wird  auf  einem  Metallteller 


Theile  vollständig  gesichert  sind.  Die  Aus- 
schaltung des  Stromes  wird  bei  dem  hängen- 
den Apparat  durch  das  Gewicht  des  Schwimm- 
körpers bewirkt,  während  bei  dem  freifallen- 
den und  schwimmenden  Rettungsapparat  vier 
kräftige  Federn  die  Lampe  selbstthätig  in 
den  Strom  einschalten. 

Die  Durchführung  der  Stromleitung 
durch  den  wasserdichten  Deckelverschluss 
der  Kammer  für  den  Sammler  ist  so  au- 
geordnet, dass  sie  über  und  unter  diesem 
Deckel  leicht  gelöst  werden  kann;  es  ist 
dadurch  möglich,  die  Spannung  des  Sammlers 
jederzeit  festzustellen,  ohne  diesen  aus  dem 
Schwimmkörper  oder  den  Apparat  aus  seiner 
Aufhängevorrichtung  herausnehmen  zu  müssen. 


612 


Alle  ftromfiUic«näeB  Tbeile  »lad  torg- 
iShig  iftoUrt,  wobei  aber  Gmomi,  Guttapercha 
und  äbnUche  MaterUliea,  w^cbe  mter  dem 
EisfliiM  der  Witteruag  q>rdde  und  brachig 
werden,  nar  da  verwendet  sind,  wo  de  darch 
besondere  EinbttUang  in  Leder  gegen  dieieo 
J£inflnM  geacbOtat  werden  können« 

Zn  den  Dichtungen  üt  aat  dem  gleichen 
jGnmde  mit  Fett  getrftnktes  Leder  verwendat 
worden,  das  sich  im  BedarlilaUe  leicht  ans* 
wechseln  iXist. 

Die  Melalltheile  haben  einen  achUtien- 
den  Ueberzng  erhalten.  J>ie  UolstheUe  worden, 
am  ein  Rissigwerden  oder  Werfen  zn  ver* 
iiiodern,  den  Witteningaeinflflesen  gaas  ent- 
zogen. 


An  dem  Schwimmkörper  sind  via 
Xffreifriage  befestigt,  welEhe,  nebec 
Kettangsepparat  sohwimoMnd,  dem  za  i 
den  das  £r€sssea  desselben  erleichten 
eines  oder  mehrerer  dieser  kleinen 
können  auch  grosse  Rettangsringe  m 
aageordnet  werden,  von  denen  der  Gi 
stehend  nnd  gegen  den  Angriff  di 
gcMchert  getragen  werden  kann,  ohi 
festhalten  za  müssen. 

Eine  Anfhängerorrichtang  Ifti 
&ettnngsapparat  wird  anf  Wanach  mitge 
aie  ist  so  gestaltet,  dass  die  Anslöeai 
selbea  von  beliebig  vielen  Stellen  des ) 
elektrisch  oder  am  Anfhäageort  durch 
Handgriff  erfolgen  kann. 


Das  Eisenbahnprogramm  der  Stadt  Wien. 


An  leitender  Stelle  haben  wir  ansere 
„VorschlXge  fttr  die  Verbesserung  der  Ver- 
kehrseinridituDgen  in  Wien  durch  Einführung 
des  elektrischen  Betriebes**  publicirt.  Nun 
scheint  den  leitenden  Personen  der  Stadt- 
verwaltung die  Frege  der  elektrischen  Bahnen 
endlich  eüie  brennende  zu  werden  und  be- 
streben sich  dieselben,  [die  Action  in  Fluss 
zu  bringen. 

Im  Stadtbauamte  wird  seit  einiger  Zeit 
an  einem  Programme  gearbeitet,  welches  alle 
elektrischen  Linien  enthalten  soll,  deren 
Ausführung  sich  für  die  nächste  Zeit  vom 
Standpunkte  des  öffentlichen  Interesses  als 
wünschenswerth  erweist.  Dem  Magistrate 
liegen  aus  sftmmtlichen  neunzehn  Bezirken 
die  verschiedenartigsten  Vorschläge  und 
Wünsche  vor  ;  unter  den  oft  sehr  weitgehenden 
Desiderien  muss  eine  sorgfältige  Auswahl 
getroffen  werden,  weil  man  vorwiegend  solche 
Linien  herstellen  wfl],  deren  Bauführung 
einem  möglichst  grossen  Interessentenkreise  zu- 
gute kommt  und  die  doch  eine  ausreichende 
Rentabilität  versprechen.  Hiebei  wird  natür- 
lich besonders  auf  jene  Bezirke,  Gegenden 
oder  Strassen  Rücksicht  genommen  werden, 
welche  bisher  noch  keine  Bahn-  oder 
Tramwayverbindung  besitzen  und  doch  durch 
ihren  lebhaften  Verkehr  einer  derartigen 
Communication  dringend  bedCUftig  sind.  Be- 
sondere Wichtigkeit  hat  auch  die  Frage,  ob ' 
die  neuen  Bahnen  im  Strassengrunde  oder 
oberirdisch  zu  bauen  sind.  Die  Entscheidung 
soll  dem  einzelnen  Falle  überlassen  bleiben ; 
in  der  inneren  Stadt  würden  die  Strassen - 
bahnen  selbstverständlich  unterirdisch  ge- 
führt werden,  während  in  den  äusseren 
Bezirken  einzelne  Linien  als  Hochbauten  er- 
richtet werden  könnten.  Die  Ausarbeitung 
des  Programms  erfordert  aus  allen  diesen 
Gründen  besondere  Sorgfalt  und  Vorsicht  und 
dürfte  einen  beträchtlichen  Theil  des  heurigen 
Herbstes  in  Anspruch  nehmen.  Der  Pro- 
gramm-Entwurf des  Stadtbauamtes  muss  vom 
Stadtrathe  überprüft  werden,  und  die  end- 
giltige  Beschlussfassung  über  die  zu  er- 
bauenden Linien  steht  dem  Gemeinderathe 
zu.  Auch  für  die  Action  der  Wiener  Gemeinde 


ist  das  vorbereitete  Localbahngeset 
wesentliche  Vorbedingung.  Der  Ba 
Strassenbahnen  soll  nämlich  nach  dei 
würfe  dieses  Gesetzes  dadurch  gc 
werden,  dass  sich  die  Regierung  d 
mächtigung  ertheilen  lässt,  bei  Bahi 
geschlossenen  Städten  anf  das  Heimfa 
zu  Gunsten  des  Staates  zu  verzieht! 
diesem  Falle  würde  das  Heimfallsre 
die  Gemeinde  Übergehen,  nnd  die 
Stadtverwaltung  könnte  leichter  Bc 
gungen  für  den  EUsenbahnbau  gev 
da  die  zu  errichtenden  Bahnen  ihr  do( 
einer  gewissen  Zeit  in  das  Eigenthum  ] 
würden.  Bevor  das  Localbahngeseta 
ist,  kann  also  die  Gemeinde  nicht  i 
Entscheidung  über  die  Strassen! 
schreiten.  Der  heurige  Spätherbst 
aber  trotzdem  nicht  ungenützt  verstr 
weil  in  dieser  Zeit  das  Programm  i 
Bahnban  ausgearbeitet  und  über  < 
wählenden  Linien  Beschlnss  gefasst 
soll.  Dem  Stadtbauamte  liegt  eine 
von  Projecten  ftlr  den  Bau  elekl 
Strassenbahnen  in  Wien  vor.  Die 
Siemens  &  Halske  hat  der  Gemein 
Strassenbahn  -  Project  übermittelt, 
wesentlichen  Inhalt  wir  seinerzeit  mit( 
haben.  Das  Project  ist  insofeme  am  w« 
vorgerückt,  als  bereite  sämmtliche 
plane  ausgearbeitet  sind. 

Ferner  liegt  ein  Project  vor,  i 
die  Länderbank  im  Vereine  mit  der  ^ 
Tramway- Gesellschaft  überreichte. 
JProject  beschränkt  sich  zunächst  bl 
zwei  neue  Linien:  eine  Untergrundbs 
der  inneren  Stadt  und  eine  untarii 
Verbindungslinie  nach  Penzing;  im 
handelt  es  sich  aber  um  eine  jformell 
gestaltung  des  Netzes  der  Wiener  Tn 
welches  eventuell  mit  elektrischem  B 
autgestattet  werden  soll.  Alle  diese  u 
anderen  Projecte  bedeuten  jedoch  nod 
Offerten,  sondern  vollständig  unverbii 
Vorschläge,  und  werden  vom  Stadtbi 
lediglich  als  schätzenswerthes  Materi 
das  auszuarbeitende  Programm  angi 
Auch    die  Thatsache,    dass  bereite  mc 


513 


dieser  Projectaoteii  seiteDS  der  Regiernng 
Voroonoetaioneii  ertbcflt  wordeo  smd,  bt  ao 
lieh  ohae  Bedentoiigy  da  aolche  Voroon» 
cicstionea  iPölHg  Qnprijndieierlich  nnd  nnd  in 
der  Regel  keinem  vertnwentvttrdigen  Be- 
werber ▼orentluüten  werden.  Im  Kretie  der 
Stadtferwaknng  besteht  die  Absicht,  sa  Ende 
des  jetsigen  oder  s«  AnCsng  des  folgenden 
Jahres  einen  Concors  Ükr  die  vom  Gemeinde- 
imthe  approbirten  Bahnlinien  aasxnschreiben 
and  entweder  allgemein  oder  an  eine  be- 
schränkte Ansahl  von  Reflectanten  die  Aal- 
fordemng  snr  Stellung  von  Oflerten  zn  richten. 
In  den  Kreisen  der  Stadtvertretnng  werden 
selbatverständlich  dieChancen  der  bestehenden 
Projecte  besprochen.  Die  bisherigen  PHtfaogen 
haben  sn  der  Uebeneogung  geführt,  dass 
keines  der  überreichten  Projecte  in  der  vor- 
geschlegenen  Form  sich  sar  Ansffihinng  dgne 
nnd  dass  die  Bewerber  anter  allen  umständen 
sich  sn  Abändernngen  nnd  Ergänzangen  ent- 
schUessen  mOssten.  Was  speciell  den  Plan 
der  Tramway  betrifft,  so  verweist  man  anf 
das  äusserst  ungünstige  Verhältniss  sa  der 
Commnne,  sowie  anf  die  berechtigten  Be- 
schwerden, welche  sich  gerade  m  leUter  Zeit 
gegeo  die  Betriebsftthrang  dieser  Gesellschaft 
gesteigeit  haben.  Die  Gemeinde  würde  für 
diejenigen  Linien,  deren  Ban  sie  ansschreibf, 
verschiedene  Begünstigungen  gewähren  nnd 
nankentUch  den  Strastengmnd  für  den  Bahn- 
ban  sn  billigeren  Bedingungen  abtreten,  als 
dies  sonst  in  oormaler  Weise  bei  Banführungen 
zu  geschehen  pflegt.  Auch  in  anderen  Rich- 
tungen kann  die  Gemeinde  das  Entstdien  von 
Strassenbahnen  wesentlich  fördern,  da  ihr  ja 
eine  weitgehende  Ingerens  auf  alle  Bau- 
führuDgen  zusteht.  Es  wäre  die  höchste  21eit, 
dass  der  Bau  neuer  Strassenbahnen,  welche 
namentlich  die  Communication  in  und  mit 
den  Vororten  erleichtem,  endlich  in  Angriff 
genommen  würde.  Diese  Bahnen  würden  nicht 
nur  den  Verkehr  in  verschiedenen  Bezirken 
heben,  sondern  auch  den  Haupt-  und  Local- 
4inien  der  Wiener  Stadtbahn  Anregung  und 
Alimentation  bringen.  Speciell  für  die  Vororte 
werden  die  zu  erbauenden  Strassenbahnen  von 
besonderer  Bedeutung  sein,  weil  sie  die  Ten- 
denz der  Bevölkerung,  ihre  Wohnung  dem 
Centrum  näherzurttcken,  abschwächen,  und 
auch  solche  Pertonen  zum  Wohnen  in  den 
Vororten  bewegen  würden,  denen  dies  bisher 
wegen  der  weiten  Entfernung  und  der  man- 
gelnden Verbindung  mit  den  inneren  Bezirken 
unmöglich  war. 

In  der  Gemeinderathsiitzang  vom 
21.  September  1.  J.  stellte  GR.  Herold 
folgende    Interpellation:    Die    Entscheidung 


des  Gemeinderathes  über  die  Errichtung 
elektrischer  Bahnen  In  Wien  ist  bekanntlich 
vertagt  worden,  weil  der  Gemeinderath  vor- 
her Gewissheit  haben  wollte,  dass  in  dem 
neuen  Localbahngesetz  das  HeimfaUsrecht 
für  städtische  B^aen  den  Gemeinden  zu- 
gesprochen werden  wird.  Unter  einem  wurde, 
als  diese  Vertagung  genehmigt  wurde,  von 
einem  einheitlichen  Project  für  elektrische 
Bahnen  gesprochen.  Wenn  ich  nnn  auch  nach 
wie  vor  der  Meinung  bin,  dass  elektrische 
Bahnen  in  Wien  hätten  gebaut  werden  können 
und  sollen,  auch  wenn  über  das  Heimfalls- 
recht keine  endgiltige  Entscheidnog  getroffen 
und  ein  einheitlicbet  Project  nicht  ausge- 
arbeitet ist,  so  aneikenne  ich  doch,  dass 
eine  der  Stadt  günstige  Lösung  der  Frage 
und  eine  systematische  Ausführung  elektrischer 
Bahnen  nach  einheitlichem  Programme  von 
Vortheil  sind. 

Ich  richte  nun  an  den  Herrn  Bürger- 
meister die  Anfrage: 

1.  Hat  er  sich  Gewissheit  versdisfft,  ob 
in  den  Gesetzentwurf  für  Localbahnen,  der 
dem  im  October  zusammentretenden  Reichs- 
rathe  vorgelegt  werden  soll,  die  Bestimmung 
aufgenommen  vrurde,  dass  das  HeimfaUsrecht 
den  Gemeinden  zugesprochen  wird? 

2.  Wenn  der  Herr  Bürgermeister  hier- 
über noch  keine  Kenntniss  hat,  ist  er  geneigt, 
sich  baldigst  vom  hohen  Handelsministerium 
Über  den  Inhalt  des  neuen  Gesetzentwurfes 
über  Localbahnen  Kenntniss  za  verschaffen 
und  auf  Grund  derselben  die  Vorarbeiten 
für  den  Bau  elektrischer  Bahnen  in  Wien  mit 
aller  Energie  fortzusetzen? 

3.  Sind  vom  Stadtbsuamte  irgend  welche 
Vorarbeiten  für  ein  einheitliches  elektrisches 
Bahnnetz  ausgeführt  worden  ?  Und  wenn  dies 
nicht  der  Fall  wäre,  ist  der  Herr  Bürger- 
meister geneigt,  dahin  su  wirken,  dass  diese 
Vorarbeiten  mit  aller  Beschleunigung  auf- 
geführt werden,  damit  nicht  wieder  Baujahr 
am  Baujahr  verloren  gehe? 

Vorsitzender  Bürget meister  Dr.  GrÜbl 
erwidert,  dass  nach  seinen  Informationen  die 
Regierung  eine  Vorlage  vorbereite,  darch 
welche  sie  ermächtigt  werden  soll,  in  ein- 
zelnen Fällen  auf  das  Heimfallsrecht  zu 
Gunsten  der  Gemeinden  zu  verrichten.  Diese 
Vorlsge  dürfte  dem  Reichsrathe  im  Herbste 
unterbreitet  werden.  Bezüglich  der  elektrischen 
Bahnen  habe  das  Stadtbauamt  ein  Programm 
ausgearbeitet,  das  dem  vom  Gemeinderathe 
eingesetzten  Comit^,  betreffend  die  elek- 
trischen Bahnen,  zugewiesen  worden  sei. 
Dieses  Comite  werde  schon  demnächst  wieder 
eine  Sitzung  abhalten. 


Ausstellung  ^on  Elleinmotoren  in  Prag. 


Die  gewerbliche  Section  unseres  Handels- 
amtes fasst  ihre  Aufgabe,  dem  Kleingewerbe 
jnit  allen  ihr  zu  Gebote  stehenden  Mitteln 
das  imter  der  Concurreuz  der  Fabriken  und 
nnter  dem  Einfluss  anderer  ungünstiger  Zeit- 
jrerhältnisse  so  sehr  erschwerte  Fortkommen 


SU  erleichtem,  sehr  ernst  an.  Die  mit  Hilfe 
des  vom  Staate  subventionirten  k.  k.  Techno- 
logischen Gewerbe-Museums  veranstalteten 
Ausstellungen  von  Wien,  Gras  und  Prag 
sind  solche  Mittel  der  Behörde,  den  Gewerbs- 
mann   mit    den    Fortschritten    der    Technil 


514 


vertraut  tu  machen ;  ein  Mittel,  das,  wie  der 
Handelsminister  bei  Eröffnung  der  Aus- 
stellung in  Graz  am  i.  September  sich  aus- 
drückte, dazu  leiten  soll,  den  Motor  als 
hilfreichen  Bestandtheil  der  Productions- 
Einrichtungen  und  nicht  etwa  als  Feind  des 
Kleingewerbes  ansehen  zu  lernen. 

Während  in  Graz  die  Eröflnung  der 
Ausstellung  durch  die  erwähnte  Anwesenheit 
des  Uandelsministert  und  einer  Reihe  an- 
derer öffentlicher  Functionäre,  worunter  wir 
mit  Vergnügen  auch  den  Professor  der  Elek- 
trotechnik, Herrn  Dr.  A.  v.  £  1 1  i  n  g  s- 
hausen  anführen  können,  eines  würdigen, 
ja  splendiden  Exterieurs  nicht  entbehrte, 
musste  tich  Prag  bei  diesem  Anlasse  damit 
begnügen,  dass  der  Präsident  der  Handels- 
and Gewerbekammer  und  der  Regierungs- 
vertreter bei  dieser  Behörde,  nebst  einer 
nicht  sehr  reichen  Anzahl  von  Function ären 
der  Gemeinde  und  des  Laudesausschusses 
die  Ausstellung  eröffnete.  Dieselbe  ist  jedoch 
viel  reicher  beschickt,  als  jene  zu  Graz 
and  mit  Freude  können  wir  constatiren, 
dass  dieElektrotechnikan  der  ebenso 
gehaltvollen,  wie  schönen  Veranstaltung 
einen  hervorragenden,  ja  den  ersten  An- 
theil  hat. 

Eis  sind  bei  dieser  Exposition  vertreten 
die  Firmen :  Duffek  &  Com.  aus  Prag, 
Siemens  &  Halske  aus  Wien  und 
Ganz  &  Comp,  aus  Budapest  und 
Leobersdorf.  Die  erstgenannte  Firma  hat 
Klingelwerke,  Haustelephone  und  Haustele- 
graphen in  sehr  eleganter  Ausstattung  und 
ziemlich  reich  vorgeführt. 


Die  Firma  Siemens  &  Hals 
bisher  mit  ihrer  Anordnung  nicht 
Die  Firma  Ganz  &  Comp,  aber  l 
sehr  interessante  Zusammenstellnn( 
Wechselstrom-Apparaten  vorgeführt,  i 
viel  zu  lernen  ist.  Interessant  sind  die 
formatoren  von  Wechselstrom  und 
Strom,  zwei  synchrone  Wechselstrom-Ii 
-und  eine  grössere  Anzahl  von  sehr 
Exemplificationen  der  Anwendunj 
Wechselstrom-Motoren  für  häusliche  i 
werbliche  Zwecke.  Bügel-  oder  Plätte 
gewöhnliche  Wäsche  sowie  für  Krag« 
Manchetten;  Ventilatoren,  Zimmei 
Bürsten,  Stiefel-  und  Schuhbürsten ; 
Bohr-,  Fraise«  und  Schneidmaschine 
Art,  werden  durchwegs  mit  Wechsc 
Motoren  betrieben.  Sehr  interessant 
Darstellung  der  Möglichkeit,  zwei  Vi 
Strom-Maschinen  ohne  jede  Schwierigl 
ohne  jeden  Anstand  parallel  zu  » 
Dieses  seiner  Zeit  so  schwierig  ei 
Problem  hat  die  Firma  Ganz  &  ( 
auf  elegante  Weise  und  vollständig 
so  dass  ein  jeder  gewöhnliche  Ma 
Wärter  —  und  wäre  der  Antriebsmot« 
so  ursprünglich  und  einfach  in  sein 
struction  —  die  Operation  mit  ein 
zigen  Handgriff  auszuführen  verma 
Wahrnehmung  der  Phasengleicbheit  u 
Übereinstimmung  ist  bei  der  G  a  n  z'sc 
Ordnung  ungemein  erleichtert.  Wir  1 
auf  die  ganze  Angelegenheit  nochn 
rück.  Die  G  a  n  z'sche  Abtheüung 
mehr  als  ein  Drittel  der  ganzen  Am 
in  Anspruch. 


Nachrichten  aus  Ungarn. 


ir 


Projectirte  Untergrundbahn  mit 
elektrischem  Betriebe  in  Budapest. 
(Baukosten.)  Die  effectiven  Baukosten  der  in 
Budapest  zu  erbauenden  Untergrundbahn 
mit  elektrischem  Betriebe  sind  mit  rund 
fl.  3,600.000  bemessen;  es  kommt  daher  je 
I  km  doppelgeleisiger  Bahn  auf  ca.  fl.  1,000  000 
zu  stehen.  Die  Concessionäre  sind  verpflichtet, 
die  Linie  unter  der  Andräisystrasse  bis 
Ende  1S95  herzustellen  und  den  Betrieb  der 
gesammten  Linie  vom  Giselaplatze  bis  zum 
Thiergarten,  wo  selbe  in  das  Stadtwäldchen- 
Niveau  heraustritt,  am  i.  April  1896  dem 
öffentlichen  Verkehre  zu  übergeben.  Im 
Interesse  der  Ueberwachung  der  vorschrifts- 
mässigen  Ausführung  des  Bahnbaues,  Con- 
trolirung  der  Einhaltung  der  Bautermine 
und  Ueberwachung  der  Qualität  und  Quan- 
tität der  Baumaterialien  wurde  ein  unter 
Vorsitz  des  Ministerialrathes  Ladislaus  Vörö  s 
des  königl.  ungarischen  Handelsministeriums 
tagendes  gemischtes  Executivcomit^  einge- 
setzt, in  welchem  die  interessirten  Staats-, 
Cnmitats-  und.  Communalbehörden,  sowie 
der  hauptstädtische  Baurath  durch  Delegirte 
vertreten  sind.  Dieses  Comit^,  zu  dessen 
Sitzungen  nach  Maassgabe  auch  die  Ver- 
treter der  Concessionäre  und  der  Bauunter- 
nehmung   beizuziehen    sind,    ist    ermächtigt. 


Zwischenfragen  technischer  Natur,  F 
täten  etc.,  wenn  zulässig,  in  kurzen 
zu  erledigen  und  zu  ordnen. 


Projectirte  Strassenbahn  mi 
trlschem  Betriebe  vom  V.  £ 
Budapests  nach  Räkos-Palota. 
tisch-administrative  Begehung.)  Am  i 
tember  fand  unter  Führung  des  Sectioi 
Stettina  des  königl.  imgarischen  ( 
ministeriums  die  politisch-administrai 
gehung  der  von  der  Firma  G  a  n  z  &  < 
im  Vereine  mit  der  ungarischen  Bi 
Industrie  und  Handel  vom  V.  Bezirk 
pests  (Leopoldstadt)  aus  über  Uj  - 
Rdkos-Palota  projectirten  Strassenei 
mit  elektrischem  Betriebe  statt 
Commission  waren,  nebst  den  Vi 
der  interessirten  Staats-,  Comitat 
Commnnal-Behörden  und  der  Projc 
auch  jene  der  königl.  ungarischen 
bahnen,  deren  Geleise  von  der  pro 
Bahn  theilweise  übersetzt  werden  i 
Budapester  SudtbahnGesellschaft  für  S 
bahnen  mit  elektrischem  Betriebe,  a 
sumtiver  Anschlussbahn,  beigezogen, 
dem  bezüglich  dieses  projectirten  Am 
ein  Uebereinkommen  zwischen  d< 
tretem    der    beiden    Untern ehmunge 


B15 


läufig  nicht  erzielt  werden  konnte  und  ins- 
besondere die  Frage  des  in  Aassicht  ge- 
Bommenen  Fnchtenyerkehres  anf  der  pro« 
jectirten  neuen  Linie  auf  yon  der  Stadtbahn- 
Gesellschaft  geltend  gemachte,  statutarisch 
motivirte  Hindemisse  stiess,  mustte  bis  zur 
Ausarbeitnng  eines  neuen  Entwurfes  eine 
diesbezügliche  Ergänzungs  -  Begehung  ange- 
ordnet werden,  und  konnte  nur  der  im 
Bereiche  des  ExtraviUans  gelegene  Theil 
der    projectirten  Linie  begangen  werden. 


Die  elektrische  Beleuchtung  in 
S.  A.  UJhely.  Bei  der  am  5.  t,  M.  ab- 
gehaltenen Offerten  •  Verhandlung,  betreffend 
die  Einführung  der  elektrischen 
Beleuchtung,  wurde  das  günstigste  An- 
gebot der  Wiener  Firma  Kremenezky, 
Mayer  &  Co.  angenommen.  Dieselbe  er- 
hielt unter  der  Bedingung  die  Concession  zur 
Einführung  der  elektrischen  Beleuchtung,  dass 
sie  für  die  zur  Beleuchtung  der  Stadt  uöthigen 
200  Flammen  einen  jährlichen  Betrag  von 
2700  fl.  erhält.     Nach    40    Jahren    geht  die 


ganze    Einrichtung   in    das   Eigenthum    der 
Stadt  über. 

Telephon!  e.  Wie  wir  hören,  trägt 
sich  der  ungarische  Handelsminister  mit  dem 
Plane,  jede  grössere  Stadt  Ungarns  mit  der 
Hauptstadt,  sowie  auch  untereinander  tele- 
phonisch zu  verbinden.  Diese  Telephonyer- 
bindung  soll  in  erster  Reihe  adnun istrat iven 
Zwecken,  dann  aber  auch  dem  öffentlichen 
Verkehre  dienen.  Handelsminister  L  u  k  ä  c  s 
wird  noch  in  diesem  Jahre  hiezu  Vom  Reichs- 
tage einen  grösseren  Credit  verlangen.  Das 
bereits  vollkommen  ausgearbeitete  Project, 
soll  innerhalb  2 — 3  Jahren  ausgeführt 
werden. 

Die  Arad-Csanäder  Eisenbahn  -  Gesell- 
schaft hat  sämmtliche  Stationen  ihrer  Eisen- 
bahnlinien mittelst  Telephons  verbunden. 
Auch  einzelne  Ortschaften  des  Comitats 
werden  jetzt  mit  dem  Comitatssitze  verbunden, 
so  dass  in  drei  Monaten  das  Telephon  fast 
in  sämmtlichen  Ortschaften  des  Arader 
Comitats  eingeführt  sein  wird. 


Aus  Italien. 


Elektrische  Kraftübertragung.  In 
Folge  der  grossen  Zunahme  der  Kraft- 
übertragungs  -  Anlagen  in  Italien  hat  das 
Parlament  im  verflossenen  Juni  die  recht- 
lichen Bedingungen  durch  ein  Gesetz  fest- 
gestellt, das  die  Uebertragung  der  elek- 
trischen Ströme  auf  grössere  Entfernung 
regelt,  die  zur  Vertheilang  der  Energie  für 
industrielle  Zwecke  bestimmt  sind. 

Dieses  Gesetz  genügt  nicht.  Es  ist 
wahrscheinlich,  dass  man  in  kurzer  Zeit  die 
Wasserkräfte  des  Landes  in  grossem  Maasse 
für  elektrische  Kraftübertragungs  •  Anlagen 
ausnützen  wird.  Es  dürften  nicht  blos  die 
grossen  Bahnen  elektrischen  Betrieb  er- 
balten, sondern  auch  die  Localbahnen.  Mit 
Rücksicht  auf  die  Leichtigkeit  der  Fem- 
leitungen der  Energie  durch  elektrische 
Ströme  ist  es  beinahe  gewiss,  dass  mit  der 
Zeit  die  Regierung  und  die  Provinzen  Sub- 
ventionen für  Localbahnen  mit  Dampfbetrieb 
nicht  mehr  in  der  entsprechenden  Weise 
gewähren  werden. 

Die  Spannungen,  welche  bei  der  elek- 
trischen Kraftübertragung  angewendet  werden, 
müssen  ebenfalls  gesetzlich  geregelt  werden. 
Die  elektrische  Spannung  wird  das  erste 
Thema  sein,  über  welches  der  „Congresso 
Economica**  in  Mailand  am  25.  September 
d.  J.  verhandeln  wird,  ein  Thema,  welches 
nur  eine  Folge  der  Debatten  in  der  Deputirten- 
kammer  am  28.  April  und  im  Senate  am 
5.  Juni  1.  J.  ist  und  die  gleichfalls  darauf 
hinzielten,  diesbezüglich  ein  Gesetz  zu 
schaffen. 

Das  Thema  wird  folgendermassen  lauten : 
„Die  VerwerthuDg  der  hydraulischen  Kräfte 
mit  Bezug  auf  die  nationale  Oekonomie  und 
eventuelle  Vorschläge  hinsichtlich  eines  Ge- 


setzes, welches  die  Uebertragung  auf  grössere 
Entfernung  und  die  Vertheilung  der  Energie 
für  industrielle  Zwecke  regelt." 


Telephonanlagen  zwischen  den 
grösseren  Städten  Italiens.  Nach  einer 
dem  Minister  für  Post-  und  Telegraphen- 
wesen gegebenen  Versicherung  ist  bereits 
ein  Gesetzentwurf  für  eine  Anlage  von 
Telephonlinien  zwischen  den  bedeutenderen 
Städten    des   Königreiches    in  Vorbereitung. 

Die  Anzahl  dieser  Linien  beträgt  8, 
nämlich:  , 

Rom-Neapel,  Rom-Genua-Turin,  Rom- 
Florenz-Mailand,  Turin-Mailand,  Turin  Genua, 
Genua  -  Mailand,  Mailand  -  Venedig,  Rom- 
Florenz- Venedig. 

In  der  Folge  werden  nach  Ueberein- 
kunft  mit  Frankreich,  mit  der  Schweiz,  mit 
Deutschland  und  Oesterreich  Verbindungen 
mit  Paris,  Bern,  Berlin,  Wien  und  Triest 
errichtet 

Elektrische  Traznway  Benevento- 
Candinathal.  Um  die  Linie  Benevento- 
Neapel  um  37  km  abzukürzen,  haben  die 
Ingenieure  Niseo,  Civita  und  C  a  n  e  v  a 
ein  Project  für  eine  normalspurige  elek- 
trische Tramway  von  Benevento  und  Can- 
cello  nach  dem  Candinathal  aufgestellt. 
Dieses  Project  ist  im  Principe  schon  vom 
Oberen  Rathe  für  öflentliche  Arbeiten  ge- 
nehmigt worden.  Die  Linie  hat  eine  Länge 
von  38.5  km  und  berührt  die  Orte  San 
Feiice  a  Cancello,  Arienzo,  Arpaia,  Airala, 
Montesarchio,  Arpaise  udd  Apollosa.  Die 
Kosten  werden  auf  2,400.ocK>  Lire  veran- 
schlagt. St 


516 


Neueste  deutsche  Patentanmeldungen. 

Mitgetheilt  vom  Technischen  nnd  Patentboreao,  Ingenienre  MONATH  &  EHRENF 
Wien,  I.  JasoBirgottstrasse  4« 


Di«  AnmeldwigAa  bl«ib«n  »oht^  Wochen  max  ElBiiehtnahsM  OffenlUah  »iMg«l«at.  H«oh  j 

neb  gegen  die  Anmeldung  wegen  Mangel  < 
odef  widerreohüioher  Entnahme  erhoben  werden.  Da«  obige  Bnrean  beiorgt  Abschriflen  der  Anme 


F«t«ut-Oeietsee  kann  innerhalb  dieser  Zeit  Sinepmeh 


:  der 


nsd  tibemimmt  die  Yertcetnng  in  allen  Binepmehi-Angelegenheiten. 

2U  S.  7857.  Vielfach-Umschalter    fttr  Fera- 

■prcchanlagen.  —  Siemens  &  HaUike  in 

Berlin. 
^    C,  4918.  FtÜlmatse    fOr  Braonstein-Ele- 

mente.  —    Ohemnüner  EauUelegraphen' 

Tdephori"   tmd   BlitxableUer'Bauan»talt 

A,  Ä,  Tranit»  in  Chemnitz. 
^    K.    XX. 796.    Schaltungsweise    znr   Kup- 

pdnng   und  Entkuppelong    yon  Neben- 

schlnss-Elektromotoren  anter  Benfltznng 

der  Extraströme.    —  Fr,  KlmgelfusB  in 

St.  Ludwig,  Eis. 
^    L.    8435.    Aasführungsform    der    darch 

Patent  19.026  geschtltxtenelektr.  Sammler. 

—  L.  Lamhotte  in  Brüssel, 
if    S«  7705.  Elektr .-Maschine,    bei    welcher 

die  Verbindungsdrähte  zwischen  Anker- 

windungen  und  Stromwenderstegen  einer 

InductioDSwirkung  unterliegen.  —  W,  Br, 

Sayer»^    H,   Ä,  Jfaoor,    W,    A,  Coulson 

dt  Sam.  Mavor,  sfimmtliche  in  Glasgow. 
^    G,  8322.  Vorrichtung  zum  Anrufen  einer 

beliebigen    Stelle    in    Telegraphen-   und 

Fernsprechanlagen.  —  Fr,  Trinks^  Natalis 

k  Co.,  Commandit-Geseüschaft  auf  Actien 

m  Braunschweig. 


21.  H.  13.772.  Anordnimg  der  Theil 
Elektromotors  behufs  Herstellux 
Ventilations-Canälen.  —  Freder, 
in  London. 

,  Scb.  9512.  Einrichtung  zur  R« 
der  Lichtstärke  von  Bogenlampei 
sprechend  dem  jeweiligen  Bedttrfni 
Firma  Schoeüer  &  J<ihr  in  Opla< 

,  W.  10.168.  Femsprechempfäng< 
JuL  H,   Weit  in  Friedenan  b.  Be 

„  £.  4206.  Isolator  mit  Vorrichte 
Drahtbefestigung.  —  Elektricitäta ' 
QeeelUchaft  vormals  Sckuckert  & 
Nürnberg. 

,  Seh.  9077.  Verfahren  zur  Her 
von  Elektroden  fttr  elektrische 
Sammler.  — Accumulaiortn-  Werke 
wald,  Schäfer  Sl  Heinemann, 

„  K.  11.530.  Schaltvorrichtung  zui 
lung  der  Umlaufzahl  von  Strom 
motoren.  —  0,  L,  Kummer  &  Co,  i 
den-Niedersedlitz,  und  Emil  Fisi 
Niedersedlitz  b.  Dresden. 

^  W,  11.584.  Wechselstrom-Triebm 
mit  durch  magnetische  Verzögern 
zeugtem  Drehfeld.  —  A,  Kolbe  in 
fürt  a./M. 


KLEINE  NACHRICHTEN. 


X)ie  elektrische  Beleuchtung  in 
d^r  k.  k.  Hofburg  ist  erweitert 
Würden,  indem  nunmehr  auch  die  Apparte- 
ments Ihrer  kaiserl.  Hoheit  der  Frau  Kron- 
prinzessin Stephanie  und  der  Frau  Erzherzogin 
ElisJibeth  mit  elektrischem  Lichte  eingerichtet 
werden.  Die  Gesammtzahl  der  in  der  Hof- 
burg installirten  Lampen  beträgt  derzeit 
JDcI.  der  Redoutensäle  über  6000  Stück.  Mit 
der  obigen  Arbeit  wurde  die  Firma  B.  Egg  er 
&  Co.  betraut,  welche  auch  die  früheren 
EiEidcbtungen  hergestellt  hat.  Die  Strom- 
liefcrung  besorgt  die  Centrale  der  Inter- 
natiüaalen  Elektricitäts-Gesellschaft. 


Die  elektrische  Beleuchtungs-Än- 
lage  im  'Wiener  Rathbause  wird  be- 
trächtlich ausgestaltet,  indem  in  zwei  weiteren 
Tratten  die  elektrische  Beleuchtung  mit 
einem  Kostenaufwande  von  circa  23.000  fl. 
eingerichtet  wird.  Die  in  den  Sitzungssälen 
det  Stadtrathes  und  des  Magistrats- Gremiums 
iLOch  bestehende  Gasbeleuchtung  soll  entfernt 
werden.   Nach  Durchführung  dieser  Arbeiten 


wird   das   Rathhaus   durchaus   elektris 
leuchtet  sein. 


Elektrische  Beleuchtung  des 
Städter  Theaters.  Mit  Beginn  d< 
jährigen  Theatersaison  hat  auch  das 
in  der  Josefstadt,  welches  bisher  als  < 
unter  allen  Wiener  Theatern  noch  x 
beleuchtet  war,  die  elektrische  Belei 
eingeführt.  Das  Theater  wurde  unl 
neuen  Direction  in  allen  seinen  Räi 
keiten  elegant  adaptirt,  und  Zaschau 
wie  Bühne  elektrisch  installirt.  Im 
sind  über  600  Glühlampen  und  eine 
von  Bogenlampen,  letztere  specie 
Bühnenzwecke  installirt  worden.  £ 
sammte  Einrichtung  wurde  von  der  I 
nationalen  £1  e  k  tr  i  ci  t  ä  t  s 
Seilschaft  ausgeführt,  aus  deren 
netz  auch  die  Stromliefemng  für  < 
leuchtongsanlage  besorgt  wird.  Die 
abgehaltene  Beleuchtungsprobe  hat 
wie  ungemein  stark  das  Josef städter  ' 
durch  die  elektrische  Beleuchtung  gei 


517 


hmt,  iinbesondere  im  Vergleich  za  früher, 
wo  das  Theater  in  eine  für  ein  Vergnttgongs- 
Etabiitsement  gana  anpassende  Dämmernng 
gehellt  war,  und  man  nnr  mit  Mühe  selbst 
bei  Toller  Belenchtnog  das  Anditoriom  über^ 
achanen  konnte.  Es  ist  zweifellos,  das  durch 
dieae  modemisirte  Umgestaltung  anch  der 
Zuspruch  dieser  Volksbühne  eine  lebhafte 
Steigerung  erfahren  wird. 

Blektrische  Untergrundbahn  In 
'Vtrien.  Dm  Handelsministerium  hat  der 
O  est  erreichischen  Länderbank 
in  Wien  die  Bewilligung  zur  Vornahme 
technischer  Vorarbeiten  für  nachfolgende  als 
Untergrundbahnen  herzustellende  Locatbahn- 
linicn  mit  eldctriichem  Betriebe  in  Wien  auf 
die  Dauer  eines  Jahres  ertheilt,  und  awar: 
X.  für  eine  Linie  von  der  Ferdinand»- 
brücke  unter  der  Dominikanerbastei,  der 
Wollzeile,  dem  Stefansplats  und  der  Klmtner- 
strasse  zurElisabethbrficke;  2.  für 
ein«  Linie  von  der  EUsabethbrttcke  unter  der 
Opemgasse,  dem  Opern«,  Burg-  und  Franzens« 
ring,  der  Schottengasse,  Freiung,  Renngasse, 
dem  Concordiaplatz  und  der  Heinrichsgasse 
znm  Franz  Josef- Quai  und  3.  für 
eise  von  der  sub  2  beschriebenen  Linie 
beim  Opernring  ausgehende  Absweigong 
unter  der  Babenberger-  und  MariahiHer« 
Strasse  zum  Westbahnhof. 


Bine  eleKtrlscbe  Bahn  In  Bielltz. 
Die  Errichtung  einer  elektrischen  Central- 
station  in  Bielitz  durch  dieinternationale 
Elektricitftts  -  Gesellschaft  hat 
bei  der  Bevölkerung  von  Bielitz  den  lang 
gehegten  Gedanken  der  Schaffung  einer  elek- 
trisdien  Localbahn  der  Verwirklichung  nahe- 
gerückt. Wie  wir  bereits  berichteten,  haben 
die  Herren  Alois  B  e  r  n  a  c  i  k  und  Max 
D  ^  r  i  beim  Handelsministerium  die  Vor- 
coQcession  ffir  eine  solche  elektrische  Local- 
bahn erlangt,  und  ist  nun  die  Errichtung 
dieser  Bahn  schon  für  die  allernächste  Zeit 
gesichert.  Die  Bahn  hat  den  Zweck,  einer- 
seits eine  bequeme  Verbindtmg  vom  Bahn- 
hofe in  Bielitz  nach  der  Stadt  und  anderer- 
seits den  insbesondere  im  Sommer  starken 
Verkehr  von  Btelits  nach  dem  Zigennerwalde, 
einer  Sommerfrische  in  der  Umgebung  von 
Bielitz,  zu  vermitteln. 

Für  die  RenUbilität  des  Bahnunter- 
nehmens  ist  vor  Allem  maassgebend,  dass 
die  Gesammtzahl  der  in  der  Bahnstation 
Bielitz  ankommenden  und  abreisenden  Per- 
sonen allein  jährlich  über  600.000  beträgt. 
Es  ist  beabsichtigt,  zur  Exploitirung  des 
Bahnuntemehmens  eine  locale  Actien-Gesell- 
f«chaft  zu  gründen  mit  einem  Capitale  von 
fl.  250.000  und  hat  sich  zur  Vorbereitung 
und  Durchführung  der  weiteren  Schritte  ein 
eigenes  Actiooscomit^  gebildet,  welches  aus 
angesehenen  Indastriellen  des  Bezirkes  Bie- 
litz besteht.  Dieses  Actionscomit^  erlässt 
eben  einen  Aufruf  an  die  Bielitzer  Bürger^ 
Schaft  mit  der  Einladung,  sich  an  der  zu 
gründenden  localen  Actien- Gesellschaft  zu 
betheiligen,  und  ist  an  den  Sympathien,  mit 


welchen  die  Actfon  des  Comil^  unter  den 
Bewohnern  allseitig  begriUst  wird,  zu 
schliessen,  dass  die  veranstaltete  Subscription 
znr  Aufbringung  des  zu  investlrenden  Capttales 
von  dem  besten  Erfolge  begleitet  sein  wird.  Die 
Anlage  und  der  Betrieb  der  Bahn  soll  nach 
dem  von  dem  Actionsoomit^  aufgestellten 
Programme  durch  die  Internationale 
Elektricitäts- Gesellschaft  ge- 
sdiehen,  und  soll  die  Kraftlicferung  aus  der 
vorerwähnten  CentralstAtion  dieser  Gesell- 
schaft in  Bielitz  besorgt  werden.        Sehr. 

Intarorbana  Telephon«Linie  Brunn- 
Ohnütz.  Am  15.  September  d.  J.  wurde 
die  interurbane  Telephon  -  Linie  Brünn- 
Olmüts  in  Betrieb  gesetzt  und  mit  diesem 
Zeitpunkte  audi  der  interurbane  Verkdir 
mit  dem  bestehenden  Staatstelephoa^etse  in 
OlmüU  eröffiiet 

Der  interurbane  Tdephonverkehv  mit 
dem  Staatstelephon-Netse  in  OlmüU  wird 
sich  {luf  die  Staat8telephon*Netse  in  Brunn, 
Iglan  und  Wien  erstrecken. 

Als  Sprechseit-Einheit  sind  drei  Minuten 
festgesetzt,  in  welche  jedoch  die  zur  Mani- 
pulation erforderliche  Zeit  nicht  inbegriffen  ist 

Die  Sprechgebtthr  für  ein  gewöhnliches 
Gespräch  in  der  Dauer  von  ^i  Minuten 
betritgt  zwischen  Wien  und  Olmüts  Einen 
Gulden.  

Zu  den  Projeoten  der  Berliner 
elektrischen  Hochbahn.  Bevor  die  Firma 
Siemens  &.  Halske  mit  ihrem  Project 
zur  Anlegung  der  elektrischen  HochlMÜm 
Warschauer-Brfleke-2^1ogtscher  Garten  an 
die  Oeffentlichkeit  trat,  hatten  der  Unter- 
nehmer Schweder  und  andere  schon  vor 
einigen  Jahren  dem  Magistrat  ein  dasselbe 
Ziel  verfolgendes  Hochbahn-Projcct  für  den 
Süden  Berlins  mit  einer  ZwdgUnie  Sdiloss- 
platz  -  Halle*sdies  Thor  zur  Genehmigung 
unterbreitet;  letzteres  wurde  jedoch  seiner 
Zeit  vom  Magistrate  abgelehnt  Kürzlich  hat 
der  genannte  Unternehmer  sein  Project  dem 
Magistrat  abermals  vorgelegt  und  dabei  hervor- 
gehoben, dass  demselben  vor  dem  der  Stadt- 
verordneten-Versammlung zur  Annahme  em- 
pfohlenen Siemens  &  Halske'schen  Project 
der  Vorzug  zu  geben  sei,  weil  es  den  Ver^ 
kehrsbedürfnissen  des  Südens  der  Stadt 
besser  Rechnung  trage.  Der  Hauptvorsug 
seines  Projectes  sei  insbesondere  darin  zu 
suchen,  dass  der  grösste  Theil  der  Haupt- 
strasse dieser  Bahn  in  die  Mittellinie  des  zu 
überbrückenden  Landwehrcanales  zu  liegen 
komme,  wodurch  jede  Störuog  des  Strassen- 
verkehrs längs  des  Canals  vermieden  würde, 
ohne  dadurch  die  Schifffabrt  zu  beeinträch- 
tigen. Die  von  ihm  projectirte  Hochbahn 
nehme  ferner  in  dem  verkehrsreichen  Stadt- 
theil  am  Schlesischen  Bahnhof  ihren  Anfang, 
überschreite  im  Zuge  der  Fruchtstrasse  die 
Spree,  werde  über  die  Köpnikerstrasse  hin- 
weg in  die  Manteufelstrasse  bis  zum  Lau- 
sitzer PlaU  und  am  Görlitzer  Bahnhof  vor- 
bei durch  die  Grünauerstrasse  bis  zum  Land- 
wehrcanal   geleitet,    den    sie    mit  einer  Ab- 


518 


zweignng  vom  projectirteD  Bahnhof  bis  zum 
Zoologischen  Garten  ununterbrochen  ver« 
folge.  Durch  diese  Abweichung  der  Trace 
von  der  Siemens'schen  würde  den  Reitenden, 
welche  die  Görlitzer  und  Anhalter  Eisen- 
bahn benutzen,  eine  billige  und  schnelle 
Fahrgelegenheit  nach  den  im  Süden  und 
Südwesten  gelegenen  Stadttheilen  erschlossen. 
Wichtiger  als  alle  Abweichungen  von  der 
Siemens  &  Halske'schen  Linie  sei  die  Ab- 
weichung vom  Halle'schen  Thor  nach  dem 
Schlossplatz.  Diese  Zweiglinie  soll  ihren  An- 
fang oberhalb  der  Belle  Alliance-Brücke 
nehmen,  über  die  Gitschinerstrasse  hinweg, 
durch  das  Grundstück  Gitschinerstrasse  109 
und  durch  die  südlich  des  Belle  Alliance- 
Platzes  gelegenen  Grundstücke  geführt 
werden,  wo  sie  sodann  beim  Grundstücke 
Lindenstrasse  2  in  die  Lindenstrasse  treten, 
diese  bis  zur  Commandantenstrasse  verfolgen, 
das  Grundstück  Commandantenstrasse  81 
durchqueren  und  ihren  Lauf  weiter  auf  dem 
Terrain  des  zugeschütteten  Grünen  Grabens 
bei  Ueberschreitnng  der  Beuth-,  Seydel-  und 
Wallstrasse  bis  zur  Spree  nehmen  soll.  Die 
Mittellinie  dieses  zu  überbrückenden  Stromes 
soll  die  Fortsetzung  der  Bahn  bis  oahe  zur 
Schleuse  aufnehmen  und  weiter  in  der  Mittel- 
linie des  sich  abzweigenden  Spreeannes  bis 
zu  ihrem  Ausgangspunkt  vor  dem  Rothen 
Schloss  in  der  Stechbahn  geführt  werden. 
Der  Unternehmer  will  der  Stadt  die  Bahn 
bereits  nach  10  Jahren  überlassen.  Zugleich 
theilt  er  dem  Magistrat  mit,  dass  die  dem 
Vorsitzenden  des  Ausschusses  der  Stadt- 
verordneten -  Versammlung  für  elektrische 
Hochbahnen  überreichte  Denkschrift  weiteren 
Aufschluss  über  die  technischen  Einrich- 
tungen der  Bahn,  über  Fahrzeiten,  Tarife  u.s.w. 
gebe. 

Projectlrte  Berliner  elektrische 
Strassenbahn.  Dem  Berliner  Magistrat  ist 
jetzt  der  umfangreiche  Entwurf  eines  Spree- 
Tunnelbaues  zur  Verbindung  der  Vororte 
Treptow  und  Stralau,  sowie  für  die  sich 
anschliessenden  elektrischen  Strassenbahn- 
linien  Treptow-Görlitzer  Bahnhof  und  Stralau- 
Oberbaumbrücke  unterbreitet  worden.  Der 
Unternehmer  (Ingenieur  Peine)  ersucht 
um  baldige  Genehmigung,  damit  die  Bahn 
zu  Anfang  des  Jahres  1896,  also  noch  vor 
Eröflfnung  der  Berliner  Gewerbe-Ausstellung, 
in  Betrieb  gesetzt  werden  könne.  Femer 
theilt  er  mit,  dass  das  ihm  zur  Seite  ste- 
hende Consortium  bereit  sei,  zum  Bau  der 
Brücke  über  den  Schifffahrts*  Canal  im  Zuge 
der  Wienerstrasse  einen  von  der  Stadt  zu 
bestimmenden  Beitrag  zu  leisten.  Gleich- 
zeitig plant  der  Unternehmer  die  Weiter- 
führung der  Bahn  von  der  Wienerstrasse  durch 
die  Grünauer-,  Reichenberger-,  Ritter-,  Junker- 
und  Markgrafenstrasse  bis  zum  Treffpunkt 
derselben  mit  der  Behrenstrasse.  Der  Fahr- 
preis auf  der  ganzen  lybkm  langen  Strecke, 
und  selbst  wenn  sich  dieses  Bahnnetz  noch 
erweitern  sollte,  ist  auf  xo  Pf.  berechnet, 
wodurch  der  Einheitspreis  zur  Anwendung 
kommen  würde.    Nach  dem  Project  soll  die 


elektrische  Bahn  in  der  Wienerstrasi 
dem  Görlitzer  Bahnhof  beginnen,  die  ^ 
Strasse  entlang  gehen  und  den  Schifffafa 
mittelst  einer  zu  erbauenden  Brücke 
schreiten  ;  sodann  soll  sie  in  die  Lohi 
Strasse  einbiegen  und  dann  weiter 
werden  im  Kiefholzweg,  im  Bouch^^ 
der  Köpeniker  Landstrasse  und 
Parkallee.  Hier  soll  sie  in  die  offene  ' 
einfahrt  eintreten.  Nachdem  die 
mittelst  des  langen  Tunnels  unterfali 
tritt  die  Bahn  nach  Ueberwindung  d 
fahrtssteigung  in  die  Dorfstrasse  zu 
um  diese  bis  zu  ihrem  Ende  zu  dnrc 
Von  hier  aus  soll  sie  in  der  Strati 
dem  Stralaner  Thore**  weitergefHb 
soll  beim  Treffpimkt  derselboi  n 
Warschauerstrasse  ihren  vorläufigei 
punkt  erreichen.  Der  Untemehno 
eventuell  auch  bereit,  die  Bahn  von  1 
durch  die  Mühlen-  imd  Fruchtstrai 
zum  Küstriner  Platz  weiter  zu  führei 

Die  elektrischen  Motorwagen, 
das  Aussehen  gewöhnlicher  Stras» 
wagen  haben  und  für  je  20  Sitzplät 
12  Stehplätze  eingerichtet  sind,  werd 
je  zwei  Motoren  von  je  10 — 15  J 
gerüstet,  deren  jeder  eine  Wag« 
vermittelst  einmaliger  Zahnradüb« 
treibt.  Die  Wagen  sollen  an  verkehrt 
Tagen  eventuell  mit  Anhängewagen  fij 
falls  32  Personen  in  Zwischenräum« 
3  oder  5  Minuten  und  an  den  übrigei 
in  solchen  von  7 — 10  Minuten  c 
folgen.  Während  der  kalten  Jahreaz 
für  die  Heizung  der  Wagen  Sorge  g 
werden.  Die  Wahl  des  elektrischen  ; 
soll  den  zuständigen  Behörden  vorl 
sein.  Der  Unternehmer  bringt  in  Vo 
die  Hauptstrecke  mit  oberirdischer  S 
fflhmng,  die  Anschlusslinie  aber  mil 
irdischer  StromzufÜhrung  hersustellei 
Banausführung  des  Tunnels  soll  ki 
mit  einem  Durchmesser  von  3*2  m  na< 
beim  Bau  der  elektrischen  Untergru 
beabsichtigten  Verfahren  bewirkt  ^ 
das  im  wesentlichen  darin  besteht,  (j 
dem  Tunnelnmfang  gleichlro»M«dei 
cylinder  mittelst  hydraulischer  Press 
wärts  getrieben  und  hierdurch  die  I- 
für  den  Tunnel  geschaffen  wird,  l 
Errichtung  der  elektrischen  Kraftsta 
die  Erwerbung  eines  Grundstückes  in 
von  etwa  45  a  Flächeninhalt  vorgesel 


Elektrische  Schmr  ebebahn.  L 
ist  ein  neues  Project  für  eine  elektrisch! 
bahn  den  staatlichen  und  städtischen  B( 
unterbreitet  worden ;  es  handelt  sich  v 
„Schwebebahn"  nach  dem  System 
Langen,  nach  welchem  die  Pe 
beförderung  mittelst  freischwebendei 
gender  Wagen  bewirkt  werden  soll, 
dieses  System  enthält  die  den  Bc 
unterbreitete  Vorlage  folgende  näheren  1 
lungen :  Die  Bahn  besteht  im  Wesentlic 
einem  in  luftigen  eisernen  Gitterwei 
gestellten,  unten  offenen  I^ängsträger,  * 
in  entsprechenden  Abständen    durcli 


519 


oder  Stützea  getragen    wird.    Inneihalb  des 
Gitterwerks     sind     die    Schienen     befestigt, 
welche    das  Bahngeleise    bilden.    Anf    dem 
Geleise  laufen  wagenartige,  zweckentsprechend 
coDstrmrte    niedere    Gestelle    von    je    zwei 
Achsen;  an  je  zwei    solchen  Gestellen,  also 
an  vier  Achsen,    hüngt    in  Federn    der  Per- 
sonenwagen,   ^ner    der    Hauptvorzüge    der 
Schwebebahn  gegenüber    den    gewöhnlichen 
Hochbahnen  soll  in    der  sehr  viel  grösseren 
Fahrsicherheit    beruhen.    Entgleisungen,   die 
grösste    Unfallgefahr    im  Hodibahnbetriebe, 
sollen    bei    der   Schwebebahn    absolut    aus- 
geschlossen sein,  weil  die  Schienen  nicht  nur 
von  oben,    sondern    auch    von  unten    durch 
Gegenrollen,  welche    bei  Gefahr    in  Betrieb 
treten,  gefasst  werden,    was  bei  Bahnen  ge- 
wöhnlichen SjTstems    bekanntennassen    nicht 
möglich    ist.     Anch    im    Uebrigen    soll    die 
Schwebebahn    weitgehende  Sicherungen  be- 
sitzen, welche  nur    bei  ihr  durch    ihr  eigen- 
artiges und  neues  System  möglich  sind.  Die 
Elasticitit    der    Eisenconstruction    der   Bahn 
gewährleiste     ferner     eine     ausserordentlich 
ruhige  Fahrt.  Die  Federung  in  den  Aufhänge« 
Organen  soll  eine  rationellere    sein    als    bei 
Bahnen  gewöhnlichen  Systems.  Weitere  Vor- 
züge sollen    in  der   Möglichkeit,  sehr  kleine 
Krümmungen  zu  durchfahren,  liegen,  femer 
in  der    sehr  einfachen  Anlage   von  Weichen 
und    Kreusungen    und    in    der  Leichtigkeit, 
sich  den    verschiedensten    örtlichen  Verhält- 
nissen anzupassen,  so  dass  sie  selbst  in  engen 
Strassen    noch     ausfahrbar    seien     und    ihre 
eigenartige  Construction    fast    kein  nennens- 
werthes    Geräusch    verursache.    Ein    Haupt- 
vorzug soll  endlich  der  Umstand  sein,    dass 
der    Wagenverkehr    auf   den  Strassen    nicht 
behindert  wird,  weil  die  Tragpfeiler  auf  den 
Bordschwellen   ruhen  werden,    von    wo    aus 
sie  sich  nach  oben  hin  bogenartig  vereinigen 
und    den    Bshnkörper    tragen.    Der    Betrieb 
der    Schwebebahnlinie    soll    so    eingerichtet 
werden,  dass  die  grösstmögliche  Beförderuugs- 
Geschwindigkeit  und  Billigkeit  geboten  wird. 
In  letzterer  Beziehung  wird  beabsichtigt,  einen 
Einheitssatz  von  lo  Pfennigen    für  beliebige 
Entfernungen    in  der  Richtung  einer  Dnrch- 
querung  des   Stadt weichbildes,  also  anch  für 
die  ganze  Linie  Zoologischer  Garten-Treptow 
einzuführen.    Alle    Wagen    sollen    nach    Art 
der  Pferdebahn  nur  eine  Classe  führen  und 
die  Beförderung  soll  in  ZOgen  von  etwa  drei 
Wagen  oder  zur  Zeit  schwächeren  Verkehrs 
in  einzelnen  Wagen,  welche  je  40  Personen 
fassen,  in  rascher  Folge  bewirkt  werden. 

Blektrische  Traction  In  Paris.  Die 
„Compagnie  des  omnibus**  in  Paris  macht 
gegenwärtig  verschiedene  Versuche  über  die 
Traction  mit  comprimirter  Luft.  Seit  mehr 
als  einem  Monate  hat  man  Versuche  auf 
der  Linie  St.  Augustin — Cours  de  Vincennes 
gemacht  und  dabei,  wie  es  scheint,  zahlreiche 
unangenehme  Erfahrungen  gemacht.  Trotz- 
dem hat  man  diese  Betriebsart  seit  18.  Sep- 
tember eingeführt.  Es  wird  sich  darum 
handeln,  mehrere  Linien  mit  elektrischem 
Betrieb  bei  Ausnützung  dei  Druckluftanlagen 


einzurichten;    dazu  ist  aber  die  Zustimmung 
des  Conseil  municipal  de  Paris  nöthig. 

Kinnahnxen  der  „Gompagnle  Edi- 
son*'.  Seit  I.Jänner  bis  31.  August  1894  ^ 
trugen  die  Einnahmen  der  „Compagnie  Edi- 
son*^ in  Paris  1,795.747  Francs;  im  Jahre  1893 
war  die  Summe  für  die  gleiche  Zeitperiode 
1,745.115  Francs.  Die  Mehreinnahme  beträgt 
daher  50.632  Francs.  Bemerkenawerth  ist, 
dass  in  jedem  Monate,  selbst  im  Sommer, 
eine  Mehreinnahme  ersielt  wurde. 


lotemationale  Elektrldtäts  -  Ge- 
sellschaft. Während  des  heurigen  Sommers 
haben  die  Anmeldungen  für  elektrische  Be- 
leuchtung bei  der  Internationalen  Elektridtäts- 
Gesellschaft  einen  Zuwachs  erhalten,  wie  ein 
solcher  noch  in  keinem  Jahre  erreicht  worden 
ist*  Die  21ahl  der  zum  Anschlüsse  an  das 
Kabelnetz  angemeldeten  Lampen  hat  die 
Höhe  von  92.000  überschritten,  und  täglich 
nimmt  die  Nachfrage  nach  elektrischer  Be- 
leuchtung und  auch  nach  elektromotorischer 
Kraft  für  verschiedene  Verwendungen  zu. 
Die  von  der  Gesellschaft  mit  Strom  ver- 
sorgten Objecte  vertheilen  sich  auf  alle  alten 
Wiener  Gemeindebesirke  und  sogar  über 
deren  Gebiet  hinaus  bis  auf  das  Cottage- 
Viertel.  Das  gesellschaftliche  Kabelnetz  be- 
sitzt gegenwärtig  eine  Ausdehnung  von  mehr 
als  130  km.  Wie  wir  erfahren,  ist  die  Inter- 
nationale Elektridtäte- Gesellschaft  in  letzter 
Zeit  auch  einigen  Projecten  für  elek- 
trische Localbahnen  erfolgreich 
näher  getreten,  so  dem  Unternehmen  einer 
elektrischen  Trambahn  vom  Bahnhofe  Bielitz 
durch  die  Stadt,  den  Zigeunerwald  nach 
Ohlisch  —  wir  berichten  hierüber  an  anderer 
Stelle  — ,  femer  einer  elektrischen  Local- 
bahn  von  Teplitz  nach  Eichwald,  welch' 
letztere  Bahn  nebst  der  Personen-Beförderung 
auch  den  Frachtenverkehr  der  umliegenden 
hervorragenden  Industriebezirke  vermitteln 
wird. 

Eine  neue  Elektridtäts  -  Gesell- 
schaft m  Berlin.  Unter  Mitwirkung  eines 
Finanz-Consortiums,  bestehend  aus  der  Dis- 
conto-Gesiellschaft,  der  Dresdner  Bank,  der 
Darmstädter  Bank,  sowie  den  Häusern  Bleich- 
röder  imd  Born  &  Busse  wird  die  Gründung 
einer  Actien-Gesellschaft  behufs  Ausführung 
von  UotemehmuDgen  auf  dem  Gebiete  der  Elek« 
tridtät  beabsichtigt  Eine  Actien  •  Emission 
soll  vorläufig  nicht  stattfinden. 

Verein  europäischer  Glühlampen- 
Fahrlkanten.  Die  Mitglieder  des  ,  Vereines 
europäischer  Glühlampen-Fabrikanten**  hielten 
vom  10. — 12.  September  a.  c  ihre  usuelle 
Vierteljahrs- Versammlung  in  Frankfurt  a./Main 
ab.  Die  betheiligten  Fabriken  waren  voll- 
ständig ohne  Ausnahme  vertreten  und  accep- 
tirten  einstimmig  die  auf  die  Durchführung 
der  bisherigen  Beschlüsse  sich  beziehenden 
Detailbestimmungen. 

Die   Meldung    des  Präsidiums    vr 
offlciell  kundgegebenen  Absicht  mehrere 


520 


Verebi  biaher  lerDgebUrt>eBer  Fabriken,  der 
CoiiYcxitloii  beizutreten,  erregte  lebhafte  Be- 
friedigung und  es  wurde  beschlowen,  fttr 
deuMiftchet  in  Gemeiniduift  mit  den  Ver- 
tretern dieser  Fabriken  eine  Conferenz  inra- 
berauBcn. 

„Oekonometer*'  wird  die  Arndt'idie 
Gararaage  (Patent  Nr.  70.829)  genannt, 
welche  ycn  der  Mascfainesfabrik  Ww.  Jobann 
Schnbinacber  in  Köln  am  Rhein  fabricirt  wird. 
Der  Zweck  dieser  Gaawaage,  welche  aU  Ana- 
rilstungsstttck  dem  Dampfkessel  beizugeben  ist, 
lässt  die  Zntammensetanng  der  Ranchgase 
jederzeit  erkennen,  om  durch  Berflckrichtignng 
dieser  Erkenntaiss  die  gröastmöfüehe  Kohlen» 
ersparnisa  crsielctt  zu  lassen,  wit  das  Patent- 
bnreau  Gersoo  h  Sachse,  B^ior  schreibt,  zeigt 
auf  einer  Scala  die  Waage,  welche  sicii  unter 
Glasversdllusa  befindet,  beständig  den  Bestand 
der  Raochgase  an  Kohlensäure  an.  Ist  dieser 
Bestand  zn  gering,  so  ist  aaf  eine  zu  reidi- 
liche  Lnftznftlhirung  zu  sdiliesaen,  und  letztere 
zu  Termindem.  Es  kann  aber  auch  die  Luft- 
zuf&hmng  zu  gering  lein,  in  welchem  Falle 
sidi  KohlenoKjd  bildet  auf  Kosten  sich 
sonst  entwickelnder  Kohlensäure,  oder  es 
kann  durch  unrichtige  Bedienung  des  Feners 
der  Kohlenaänregehalt  herabgedrflckt  werden, 
was  alles  am  Zeiger  der  l^aage  erkenntlich 
ist.  Es  sind  durch  Benutzung  dteses  Oekono« 
meters  in  der  kurzen  Zeit  seines  Bestehens 
sdion  in  yieten  Fabriken  erhebliche  Erspar- 
nisse an  Kohlen  ersidt  and  swedanätsige 
Aenderungen  der  Feuenmgsanlagen  getroffen 
worden.  

Bühnentechnik  und  Elektricitftt. 
Durch  die  Presse  läuft  gegenwärtig  die  Nach- 
richt, dass  Edison  sich  neuerdings  ftlr  die 
Btthnenrechnik  interessire,  um  diese  mit  Hilfe 
der  Elektridtitt  einfacher  und  besser  zu  ge- 
stalten. Nun  hat  aber  der  bekannte  Bflhnen- 
techniker  Karl  Lautenschläger  in  Mtlo- 
chen,  der  sich  schon  seit  Jahren  mit  dem  Project 
eines  elektrischen  Bflhnenbetriebes  befasste, 
und  unablässig  an  Neuerungen  arbeitete,  seine 
Versuche  so  weit  ausgedehnt,  dass  schon  in 
einigen  Wochen  im  Hoftheater  zu  München 
Theile  des  elektrischen  Betriebes  praktisdi 
zur  Vorführung  gebracht  werden  können. 
In  Verbindung  mit  einem  grossen  süd- 
deutschen Etablissement,  welches  die  elek- 
trotechnische Ausfahrung  ttbemommen  hat, 
wird  Lantenschläger  die  Verwandlungen  der 
l^esammten  Maschinerie  auf  elektrischem 
Wege  selbstthätig  vornehmen;  es  werden 
Prospectzttge,  Flugwerke,  Cassettenanfzüge, 
das  Oeffnen  der  Cassettenklappen,  das  Drehen 
der  Btthne,  die  Versenkungen,  kurz  Alles, 
was  bisher  mit  der  Hand  gemacht  werden 
musste  und  ein  grosses  Arbeitspersonal  er- 
forderte, Lärm  erzeugte  und  doch  nicht 
immer  tadellos  functioniren  konnte,  elektro- 
motorisch bewegt  werden,  und  zwar  kann 
mit  Hilfe  des  im  Hause  vorhandenen 
elektrischen  Stromes  von  einem  oder 
von   mehreren    beliebigen  Punkten    aus    die 


ganze  Maschinerie  dirigirt  werden« 
werden  künftig  die  Thaaterarbeiter 
mehr  zor  Herfaeiachaffdng  und  zum  Auli 
der  Decorationen  nöthig  sein,  und  wki 
durch  nicht  blos  eise  wesentliche  Brtpi 
sondern  anch  eine  badeutcnde  Erieicfat 
im  Betrieb  erzidt  werdcB.  Im  Mine 
Hoftbeater  ist  Alles  für  dicae  Ncnemi 
Voriiereitung,  die  Vorprobcm  haben  di 
wartete  günstige  Resultat  ergeben;  das 
blem  ist  gdöst,  anf  der  Stätte,  wo  bal 
lieh  aoch  die  dektrische  Bthneabeleuc 
snerst   in  Deutachland    zur   Einltthmni 

langt  (iSSt).  

lOOJährlges  Jubiläum  der  ! 
grephie.  Am  29.  August  d.  J.  wa 
loojährige  Jubiläum  der  ersten  tdegraphi 
Depesche.  Im  Sommer  1794  wurde 
den  französischen  Physiker  Claude  C  h  a 
(geb.  1763,  gest.  1805)  die  erste 
graphenlinie,  die  zwischen  Paris  und 
vollendet.  Natürlich  handelte  es  sieh 
nicht  um  den  heutigen  elektrischen, 
dem,  um  den  alten  optischen  Telegra] 
bd  dem  auf  der  ganzen  Strecke 
grössere  Zahl  von  Stationen  (zwischen 
und  Lille  22)  derart  verthdft  waren, 
jede  Sta^on  die  nächstvorhergehende 
nächstnachfolgende  sehen  konnte. 
Station  bestand  aus  einem  Signalhaus« 
dnem  hoch  über  das  Dach  emporrag« 
Signdmaste;  letzterer  trug  drei  beweg 
vom  Innern  des  Häuschens  verstellbare  J 
mit  welchen  sich  eine  Reihe  bestim 
verabredeter  Figuren  bilden  liess.  Gab 
nun  den  Figuren  die  Bedeutung  von  ] 
Stäben  und  Ziffern,  so  konnte  man  beli 
Wörter,  Sätze  etc.  von  Station  zu  Sl 
weitertelegraphiren.  Wie  „Die  Elektri« 
mittheilt,  Wurde  die  erwähnte  Tdegra; 
linie  Paris-Ulle  im  August  1794  zur  Ü 
mittelung  der  ersten  tdegraphischen  Dep 
benutzt,  indem  man  von  Lille  nach 
die  Einnahme  der  Stadt  und  Festung  € 
durch  die  Truppen  der  französischen  R^ 
meldete.  Die  Depesche  brauchte  zum  D 
laufen  der  rund  30  geographische  h 
langen  Linie  kaum  20  Minuten  (eine  füi 
malige  Verhältnisse  ausserordentlich  g 
Geschwindigkeit)  und  wurde  beim  Eint 
dem  Convent  übermittelt,  der  sofort  bescl 
Cond^  solle  von  nun  an  „NordlibfC*  bei 
und  die  Erklärung  hinzufügte,  »dass 
Nordarmee  nicht  aufhöre,  sich  um  das  \ 
land  verdient  zu  machen*.  Beschlusi 
Erklärung  sollten  unmittelbar  wieder  < 
den  C  h  a  p  p  e'schen  Telegraphen  nadi 
und  von  da  durch  Eilboten  nach  Norc 
befördert  werden.  Unter  gespanntester 
merksamkeit  einer  grossen  Zuschauermenj 
gannen  die  Signalarme  auf  dem  Louvre 
Pariser  Aofangsstation  der  Tdegraphenlin 
spielen,  und  nach  kaum  1V4  Stunde  k< 
C  b  a  p  p  e  dem  Convente  die  Rflckmd 
seines  Correspondenten  In  Lille  überg« 
dass  die  Depesche  richtig  angekommen 
der  Eilbote  abgesandt  sei. 


Veraotwortlicber  Redaoteur :  JOäEF  KA&EI8.  —  Sdbstverlaa  des  Blektrotechniaohen  Vwefa 

In  Commlsslon  bei  LEHMANN  &  WENTZEL,  Budihandlung  Ar  Tedmik  und  Kunst. 

Druck  von  R.  SPIES  <i  Co.  in  Wien.  V..  Straussemcaase  16. 


i*_ 


:    i 


(41 


Zeitschrift  fär  Elektrotechnik. 

XII.  Jahrg.  15.  October  1894.  Heft  XX. 


ABHANDLUNGEN. 


Methode    der    graphischen  Darstellung    der    Stromcurve 
veränderlicher  Ströme. 

Von  ALBERT  CREHORE.*) 

Die  Schwierigkeit,  einen  Apparat  zu  construiren,  welcher  die  ver- 
änderliche Intensität  von  Wechselströmen  graphisch  darstellt,  liegt  darin, 
dass  die  beweglichen  Theile  wegen  ihrer  Trägheit  sich  nicht  hinreichend 
rasch  entsprechend  den  Stromveränderungen  bewegen  können.  C  r  e  h  o  r  e 
verwendet,  um  diese  Schwierigkeit  zu  umgehen,  in  seinem  Apparate  die 
Drehung  der  Polarisations-Ebene  des  Lichtes  durch  ein  von  dem  veränder- 
lichen Strome  erzeugtes  magnetisches  Feld.  Die  Methode  stützt  sich  auf 
zwei  Gesetze.  Nach  dem  Satze  von  V  e  r  d  e  t  ist  die  Verdrehung  der 
Polarisationsebene  eines  monöthromatischen  Lichtes  proportional  der 
Intensität  des  magnetischen  Feldes.  Naah  dem  Satze  von  B 1  o  n  d  1  o  t  ist 
die  Zeit,  welche  verfliesst,  b;^  ein  entstandenes  magnetisches  Feld  die 
entsprediende  Drehung  der  Polarisatiohsebene  des  Lichtes  hervorbringt, 
verschwindend  klein.  Der  Apparat  besteht  aus  einer  Glasröhre,  welche 
einen  inneren  Durchmesser  von<r4'cm  und  eine  Länge  von  70*15  cm  hat. 
Diese  mit  Schwefelkohlenstoff  gefiillte  Röhre  ist  mit  einer  öi'Scm  langen 
Spule  umgeben,  welche  2900  Windungen  eines  isolirten  Kupferdrahtes 
enthält.  Vor  der  Röhre  befindet  sich  eine  senkrecht  zur  Achse  geschnittene 
Quarzplatte,  ein  Nicol  als  Polariseur  und  ein  Heliostat,  welcher  die  auf- 
fallenden Lichtstrahlen  parallel  zur  Achse  der  Röhre  reflectirt.  Hinter  der 
Röhre  befindet  sich  ein  Nicol  als  Analyseur,  ein  Spectroskop  und  ein 
lichtempfindlicher  Papierstreifen,  welcher  sich  in  einer  Richtung,  die  senk- 
recht zum  erzeugten  Spectrum  ist,  mit  entsprechender  Geschwindigkeit 
bewegt.  Das  Sonnenlicht  wird  durch  den  ersten  Nicol  polarisirt ;  die  Lage 
der  Polarisationsebene  hängt  von  der  Stellung  des  Nicol  ab.  Die  Quarzplatte 
verdreht  die  Polarisationsebene  der  einzelnen  Lichtsorten  um  einen  Winkel, 
dessen  Werth  der  Wellenlänge  des  betreffenden  Lichtes  verkehrt  proportional 
ist  Die  Polarisationsebene  des  violetten  Lichtes  wird  daher  stärker  gedreht 
als  die  des  rothen.  Wenn  durch  die  Spule  kein  Strom  fiiesst,  so  erleidet 
das  Licht  beim  Durchgange  durch  den  Schwefelkohlenstoff  keine  Ver- 
änderung, respective  die  Lage  der  Polarisationsebene  der  einzelnen  Licht- 
sorten wird  nicht  verändert.  Bei  irgend  einer  Stellung  des  Analyseurs 
ist  im  Spectrum  stets  ein  dunkler  Streifen  vorhanden,  welcher  der  Licht- 
sorte entspricht,  die  wegen  der  Lage  ihrer  Polarisationsebene  nicht  durch 
den  Analyseur  durchgehen  kann.  Dreht  man  den  Analyseur,  so  wandert 
der  dunkle  Streifen  je  nach  der  Rotationsrichtung  gegen  das  rothe  oder 
gegen  das  violette  Ende  des  Spectrums.  Man  kann  dem  Analyseur  eine 
solche  Stellung  geben,  dass  sich  der  dunkle  Streifen  in  der  Mitte  des 
Spectrums  befindet.  Lässt  man  die  Spule  von  einem  Strome  von  con- 
stanter  Stärke  durchfliessen,  so  erscheint  der  dunkle  Streifen  an  einer 
anderen  Stelle  des  Spectrums ;  es  werden  nämlich  die  Polarisationsebenen 
der  einzelnen  Lichtsorten  während  des  Durchganges  derselben  durch  den 

♦)  Aus  „E 1  e  c  t  r  i  c  a  1  Power*  A.  VI,  pag.  233—236. 

4Ö 


1 1' 


522 

SchweJflkuhlenstoff  gedreht.  Die  Richtung,  nach  welcher  der  du 
StreitcTi  abgelenkt  wird,  und  die  Grösse  der  Ablenkung  hängen  von 
RicIiLuniL^  uod  Stärke  des  Stromes  ab.  Aus  der  Grösse  der  Ablenl 
k-inn  ni  tu  die  Stärke  des  Stromes  ermitteln.  Am  einfachsten  ist  es, 
Aj/purat  i.-[npirisch  zu  aichen,  indem  man  einen  Strom  von  bekcu 
SU'nke  ^l^l^ch  die  Spule  sendet  und  die  Ablenkung  des  dunklen  Stre 
heobnchtet.  Wird  durch  die  Spule  ein  Wechselstrom  gesendet,  so  äi 
i.ich  ilis  erzeugte  magnetische  Feld  genau  der  Stromstärke  entsprech 
aich  i.]\e  Ablenkung  des  dunklen  Streifens  (Punktes)  im  Spectrum  er 
^enau  Ilt  Stromstärke  entsprechend.  Auf  dem  sich  senkrecht  zum  Spec 
beweut'n^len  lichtempfindlichen  Papierstreifen  wird  die  Stromcurve  pl: 
uraphyt,  Hin  Nachtheil  der  Methode  besteht  darin,  dass  durch  die  in 
l^tifunkiL-is  eingeschaltete  Spule  des  Apparates  der  zu  imtersuchende  S 
voran r| Uli  wird.  J. 


Die  Entstehung  elektrischer  Erdströme. 

Von  P.  BACHMETJEW.*) 
(Schlnss.) 

Auf  iJiese  Weise  ist  es  ersichtlich,   dass  Erdströme   wirklich  exisl 
wLMm   >fcr   auch,    nach    dem    vorhin  Erwähnten,    keine  Ampere-Ströme 
könriLäu   Auf  welche  Weise  entstehen  aber  diese  Ströme  in  der  Erde? 

Mit  iler  Absicht,  diese  Frage,  wenn  auch  nur  wenig,  zu  bcleuc 
st t Ute  jt  li  im  vorigen  Herbst  geeignete  Versuche  in  der  Tiefebene 
huliii  iLti,  in  einem  vollkommenen  Flachlande,  das  mit  sehr  niederem 
b(!di*Lkt,  weit  von  Dorf  und  Stadt  entfernt  ist.  Die  Zeit  war  gun 
üinij^c  W  LP  eben  vor  dem  Versuche  und  auch  zur  Zeit  des  Versuches 
CS  Uf-iler  ^^ercgnct  noch  geschneit.  Bei  den  Versuchen  wurden  die  vc 
urUrr^tUt  lii'-n   und  geprobten   Brander'schen  Elektroden  verwendet. 

iJie  Gegend  wurde  vorher  nivellirt  und  zur  Untersuchung  ein  i 
uFtlii'ht  r  tjuadrant,  dessen  Radius  =  8o  m  war,  genommen.  Längs 
Hüj^pHs  w  Lirden  in  gleichen  Zwischenräumen  sieben  Gruben  gegraben, 
Ufi.  Mi  wrkhe  man  die  genannten  Elektroden  steckte  und  mit  Sanc 
Hthilitrif;  ausserdem  wurde  im  Mittelpunkte  eine  achte  Elektrode  vergr; 
iJii*  Mir  kl  roden  waren  mittelst  isolirter  Drähte  mit  einem  Commutator 
(iann  mit  rinem  Galvanometer  von  Widemann,  der  in  einem  besonc 
Häii^t  h^n  aufgestellt  war,  verbunden.  Die  Central-EIektrode  war  immer 
^ui  f|i  r  Prripherie  vertheilten  abwechselnd  mit  dem  Galvanometer  verbun 
siuriii  kniiiue  man  die  Erdströme  in  verschiedenen  Richtungen,  die  d 
ihr  {jvjudrant-Radien  bestimmt  waren,  messen.  Die  Beobachtungen  m; 
nijiTi    fich-   halbe  Stunde   während   36   Stunden. 

Ausser  dem  Strome  wurden  noch  die  Lufttemperatur  und  der  W 
^EiUil    -.Iv:    verschiedenen   Linien  (mit  der  Erde)  beobachtet. 

1h  stellte  sich  nun  heraus,  dass  der  Strom  in  den  verschiec 
Liith  IL  uu  lit  gleich  stark  war.  Der  stärkste  Strom  wurde  in  der  Linie 
iua  Irfji  Tuagnetischen  Meridian  einen  Winkel  von  30^  bildete,  beobac 
-.ir  u.ii  wjn  Süd- West  gegen  Nord-Ost  gerichtet.  In  anderen  Linien 
rt  ^iJi\^^iHicr  mit  der  Vergrösserung  des  genannten  Winkels  gegen  i 
J  l     \^\^^\     i'r-srri  Verkleinerung    gegen  Norden.     In    der  West-Ostlinie    war 

^  ^L   b^Ui   &u^ar  negativ,  d.   h.   er  ging  von  Ost    nach  West.     Ausserdem 

^oiii^^tärke  auch   von   der  Zeit  ab,  änderte  sich  jedoch  gleichzeitig 
Strom-Minimum   wurde   um   3    Uhr  Nachmittags,   Strom-Maximun 
Fl  üh  beobachtet. 


523 

Die  nachfolgenden  Versuche  im  Hofe  der  höheren  Schule  in  Sofia 
zeigten  mit  einer  Linie  dasselbe  —  sie  währten  einen  Monat. 

Leider  kann  ich  nicht  meine  Resultate  mit  denen  anderer  Beobachter 
vergleichen^  da  es  unbekannt  ist,  was  für  Ströme  sie  als  negativ  und, 
welche  als  positiv  bezeichnet  haben ;  sonst  könnte  mein  negatives  Minimum 
bei  ihnen  das  positive  Maximum  sein,  und  umgekehrt.  Wir  können  nur  die 
extremen  Werthe  im  Laufe  der  Erdstrom-Veränderung  vergleichen.  Solche 
Extreme  beobachteten:  Brander,  Barlow,  Airy,  Tromholt,  *)  La- 
me n  t  **)  und  Stephan. 

Die  Extreme  wurden  von  den  verschiedenen  Gelehrten  in  verschiedenen 
Ländern  stets  in  der  Früh  oder  gleich  nach  Mittag  beobachtet,  was  auch 
mit  meinen  Beobachtungen  zusammenfällt. 

Was  die  Richtung  des  Stromes  anbelangt,  so  fanden : 

Blavier von  SW  nach  NO 

Wild „     SW      ,      NO 

Walker*»»)...      „     SW       „NO 

Palmierit) »      SW       „NO 

Airy »     SW      „NO 

Lemströmft). .      »        W       „         O 

(annähernd). 

Diese  Resultate  stimmen  wiederum  mit  den  meinigen  überein. 

Hier  muss  ich  bemerken,  dass,  wie  die  Berechnung  zeigt,  die  Haupt- 
richtung des  Stromes  nicht  immer  constant  blieb,  sondern  im  Laufe  von 
24   Stunden  in  den  Grenzen  von  9^  schwankte. 

Kehren  wir  wieder  zur  Frage  zurück:  wie  entstehen  die  Erdströme? 
Auf  diese  Frage  antworten  verschiedene  Beobachter  verschieden,  nämlich : 
B  a  r  1  o  w  betrachtet  den  Strom  als  in  der  Erde  entstanden  und  glaubt,  dass 
derselbe  nichts  gemein  hat  mit  der  atmosphärischen  Elektricität. 

De  la  Rive  kommt  mit  Hilfe  theoretischer  Betrachtungen  zum  Schlüsse, 
dass  die  durch  verschiedene  Gründe  in  der  Erde  erregte  Elektricität  mit 
den  Wasserdämpfen  in  die  Atmosphäre  (hauptsächlich  am  Aequator), 
von  da  durch  die  Windströmung  zum  Nordpol  gelangt,  sich  als  Polar-Licht 
entladet,  in  die  Erde  zurückgeht  und  von  da  wieder  zum  Aequator  kommt« 
Wir  können  jedoch  an  diese  Muthmassung  nicht  glauben,  weil  darnach  die 
Winde  eine  constante  Richtung  vom  Aequator  gegen  Norden  und  Süden 
haben  müssten. 

Lamont,  bekannt  durch  seine  Untersuchungen  über  Magnetismus 
und  Elektricität,  denkt  sich  den  Erdball  mit  negativer  Elektricität  geladen, 
welche  von  der  Witterung  und  von  der  24stündigen  Bewegung  der  Erde 
abhängt.  Die  elektrische  Ladung  wird  durch  die  Anziehungskraft  anderer 
geladener  Himmelskörper,  insbesondere  der  Sonne,  in  Bewegung  gesetzt, 
weshalb    sich    elektrische    Flut    und  Ebbe    und    folglich  Erdströme  bilden. 

Blavier  erklärt  die  Erscheinung  der  Ströme  in  den  Telegraphen- 
drähten folgendermassen :  in  den  oberen  Schichten  der  Atmosphäre  fliesst 
ein  elektrischer  Strom,  der  die  täglichen  Variationen  und  Perturbationen 
der  Magnet-Elemente  bewirkt ;  und  dieser  Strom  verursacht  in  den  niederen 
Luftschichten  den  elektrischen  Strom  entgegengesetzter  Richtung,  der  auch 
in  den  Telegraphendrähten    zum   Vorschein  kommt.    Der  erste  Strom  kann 

*)  S.  Tromholt.  Nature.  28.  Mai  1885,  p.  88. 
**)  Lamont.  Der  Erdstrom.  Leipzig  1862. 
♦♦♦)  C.  V.  Walker.  Phil.  Trans,   i.  p.  203,   1862,  p.  89.   1861. 

t)  L.  P  a  1  m  i  e  r  i.  Rend.  dell'  Acad.  delle  Se.  Napoli  IV.,  pag.  164,  1890.  Lnm. 
ölectr.  38,  p.  51,  1890. 

ff)  S.  Lemström.  Om  Polar  juset.  1886.  Stockholm. 

40* 


} 


n 


524 


sich    durch    die  Uebertragun^    der  elektrischen    Massen    durch    die  ^ 
die  in  den  oberen  Luftschichten  von  Südost  gegen,  Nordwest  gehen 

Preece*)  meint,  dass  in  Anbetracht  der  gleichzeitigen  Ersch 
des  Polarlichtes  und  der  Sonnenflecken  die.  Revolutionen  in  der  S 
Atmosphäre  die  magnetischen  und  elektrischen  Bewegungen  auf  dei 
Oberfläche  bewirken. 

Wild  betrachtet  die  Sonne  auch  als  die  Ursache  der  Perturbj 
und  in  den  von  ihnen  hervorgerufenen  Inductionsströmen  sieht  er 
störende  Kraft,  welche  sich  gleichzeitig  und  gleichartig  über  die 
Erde  ausbreitet;  die  vielen  Revolutionen,  welche  nur  auf  einen  beschr 
Theil  der  Erdoberfläche  magnetisirend  wirken,  ebenso  das  Polarlicht 
sich  seiner  Ansicht  nach  durch  verschiedene  Entladungen  der  in  de 
angehäuften   Luft-  und  Erdelektricität  erklären. 

Ungeachtet  der  scheinbaren  Glaubwürdigkeit,  dass  die  Soni 
Magnet  oder  elektrischer  Körper  die  Ursache  der  Magnetstürme,  wU 
der  in  der  Erde  entstehenden  Erdströme  ist  —  dafür  soll  das  Zusa 
fallen  der  Sonnenflecken-Periode  mit  der  Periode  der  Magnet-  und  der 
tricitäts-Revolutionen  auf  der  Erde  sprechen**)  —  können  wir  doch 
mit  einer  derartigen  Erklärung  der  Erdströme  einverstanden  sein,  und 
aus  dem  Nachfolgenden:***) 

W.  Thomson t)  (Lord  K-clvin),  der  berühmte  Physiker  a 
Liverpooler  Universität,  hielt  bei  der  Eröflfnung  der  Jahresversammlu 
königlichen  Gesellschaft  am  30.  November  1892  eine  Rede,  in  c 
beweist,  dass  die  Sonne  als  Magnet  oder  elektrischer  Körper  auf  der 
keine  elektrischen  und  magnetischen  Revolutionen  verursachen 
^eil  —  wie  die  Berechnung  nachweist  —  die  Sonne  nicht  über  jene 
Kraft  verfügt,  die  sich  auf  diese  enorme  Entfernung  (20  Millionen  j 
ausbreiten  könnte.  Der  berühmte  Gelehrte  schliesst  seine  Rede  folg 
massen : 

^Auf  diese  Art,  in  diesen  acht  Stunden  des  nicht  allzu  kr 
Magnetsturmes  müsste  dieselbe  Arbeit  für  die  Ausbreitung  der  magnet 
Wellen  in  allen  Richtungen  geleistet  werden,  welche  Arbeit  die 
während  ihrer  viermonatlichen,  regelmässigen  Wärme-  und  Lichtausstr; 
leistet!  Dieses  Resultat,  scheint  mir,  widerspricht  vollständig  der  Am 
dass  die  Stürme  des  Erdmagnetismus  von  der  magnetischen  Wirkui 
Sonne  abhängen,  oder  von  irgend  einem  anderen  dynamischen  Facto 
sich  in  der  Sonne  oder  ihrer  Atmosphäre  befindet.  Wie  es  scheint,  r 
wir  annehmen,  dass  die  erwähnte  Abhängigkeit  der  magnetischen  v 
von  den  Sonnenflecken  nicht  wirklich  ist,  und  dass  das  scheinbare  Zusa 
fallen  der  zwei  Perioden  ein   nur  zufä  11  ig  es  Zusammenfallen  ist.'' 

Nach  einer  derartigen  Rede  Thomson's  müssen  wir  zugei 
dass  die  Sonne  nicht  unmittelbar  mit  Hilfe  ihrer  magnetischen  und 
trischen  Inductionsfähigkeit  eine  merkbare  Aenderung  in  den  magnel 
und  elektrischen  Elementen  der  Erde  hervorzurufen  im  Stande  ist,  ' 
Wild,  Preece,  Lamont  und  Andere  angenommen  haben. 

Aus  dem  Vorhergehenden  ist  es  klar,  dass  man  die  Ursacfc 
Erdströme  auf  der  Erde  oder  in  ihrer  Atmosphäre  zu  suchen  hat, 
schon  gesagt  wurde,  sahen  viele  Gelehrte  ihre  Ursache  in  der  atmosphäi 
Elektricität  und  nahmen  zu  diesem  Zwecke  Luftströmungen  in  den  i 
Luftschichten    an^    die    jedoch    bis    jetzt  noch  nicht  bewiesen  wurdei 

*)  W.  H.  Preece.  Report  of  the  62  Meeting  of  the  British  Association 
burgh.  p.  656.  1892. 

**)  W.  Ellis.  Proc.  Roy.  Soc.  52,  p.   191,   1892. 
*♦*)  Siehe  „Elektritschestwo"   1893,  pag»  3^3' 
t)  Lord  Kelvin.  Proc.  Roy.  Soc.  52,  p.  317.  1892. 


625 

Gegentheii,  der  Akademiker  Wild  theilte  mir  in  einem  Privatschreiben 
mit,  dass  die  von  ihm  systematisch  vorgenommenen  Messungen  der  atmo- 
sphärischen Elektricität  zu  keinem  Analogon  bezüglich  ihres  Verhältnisses 
zu  den  Erdströmen  führten. 

Somit  kann  auch  unsere  Atmosphäre  nicht  als  die  Quelle  der  Erd- 
ströme betrachtet  werden. 

Wenn  man  den  24stündigen  Gang  des  Erdstromes  in  der  Sofianer 
Tiefebene  mit  demselben  Gange  der  Temperatur  vergleicht,  so  bemerkt 
man  ein  verblüffendes  Uebereinstimmen  dieser  beiden  Erscheinungen.  Ich 
führe  hier  keine  Zahlen  und  Curven  an,  weil  Daten  von  mir  an  einer 
anderen  Stelle*)  mitgetheilt  wurden;  ich  erwähne  nur,  dass  Strom-Maximum 
in  der  Zeit  mit  Temperatur-Minimum  zusammenfällt  und  umgekehrt.  Wenn 
wir  die  Curve  des  24stündigen  Erdstromganges  mit  der  Curve,  gezeichnet 
von  Thermograph  (auf  der  meteorologischen  Central*  Station  in  Sofia)  ver- 
gleichen, so  ist  die  Uebereinstimmung  nicht  nur  allgemein,  sondern  auch 
partiell.  Es  muss  hier  das  eine  bemerkt  werden,  nämlich  :  Strom-Minimum 
(nach  Mittag)  trifft  bezüglich  des  Temperatur-Maximums  um  circa  i^g  Stunden 
später  ein,  und  Strom-Maximum  trifft  aber  um  beiläufig  so  viel  früher 
als  das  Temperatur-Minimum  ein. 

In  Anbetracht  derartiger  Anologien  darf  man,  ohne  nachzugrübeln, 
die  Temperatur  als  die  unmittelbare  Ursache  der  Erdstromentstehung  be- 
trachten, d.  h.  die  Erdströme  durch  thermo  -  elektrische  Kräfte  entstanden 
(denken.  In  der  That,  zur  Bildung  der  thermo-elektrischen  Ströme  ist  das 
Eintreffen  zweier  Hauptumstände  nothwendig :  eine  Temperatur-Differenz 
und  ein  Unterschied  in  der  Beschaffenheit  der  Leiter.  Wollen  wir  sehen, 
ob   diese  Umstände  auf  der  Erdkugel  eintreffen. 

Die  Erdoberfläche  besteht  zum  Theil  aus  Erde,  thcil weise  aus  Wasser, 
wobei  die  Erde  nicht  überall  gleichartig  ist.  Was  die  Temperatur  der 
Erdkugeloberfläche  anbelangt,  so  ist  sie  nicht  überall  gleich,  was  von  ver- 
schiedenen Ursachen  abhängt:  Erstens  der  Wechsel  der  Jahreszeiten,  z.  B. 
wenn  wir  auf  unserer  Hemisphäre  Sommer  haben,  so  ist  auf  der  südlichen 
Hemisphäre  Winter  und  umgekehrt ;  zweitens  von  ganz  localen  Ver- 
hältnissen :  Wolken,  Winde,  Berge,  Thäler  u.  s.  w.,  z.  B.  neben  einer 
hohen  Temperatur  eines  Thaies  kann  eine  niedere  Temperatur  irgend  eines 
mit  ewigem  Schnee  bedeckten  Berges  bestehen. 

All  das  zusammengenommen  ist  auch  die  Bildungsursache  der  Erd- 
ströme. Die  „localen"  thermo  -  elektrischen  Ströme  wirken  einander  ver- 
stärkend oder  schwächend,  sie  müssen  stets  eine  Resultirende  geben, 
die  wegen  leicht  einleuchtender  Gründe  (Tag  bei  uns,  Nacht  auf  der  süd- 
lichen Hemisphäre)  nie  Null  werden  kann. 

Wo  die  Verhältnisse,  welche  die  Entstehung  der  thermo-elektrischen 
Ströme  verursachen,  günstiger  sind,  werden  auch  die  Erdströme  stärker 
sein,  z.  B.  gebirgige  Gegenden,  Meeresküste  etc.  Die  Beweise  hiezu  finden 
wir  in  den  Beobachtungen  von  Wild.  Bei  ihm  haben  bei  magnetisch« 
ruhiger  Zeit  die  stärksten  Erdstrom-Schwankungen  die  Grösse  von  0008  Volt 
angenommen,  bei  der  Elektroden-Entfernung  von  i  km ;  wenn  wir  aber 
in  seinen  Strömen  noch  das  Vorhandensein  von  chemischen  Strömen  be- 
rücksichtigen, so  ist  die  Potential-Differenz  in  Pawlowsk  noch  geringer. 
Bei  mir  ist  die  Potential  -  Differenz,  bei  einer  Elektroden  -  Entfernung  von 
I  km,  im  Maximum  0'o650  Volt.  Bei  denselben  Bedingungen  bekam 
Brander  in  der  Schweiz  0*0526.  Daraus  folgt,  wie  auch  zu  erwarten 
war,  dass  auf  grossen  Ebenen  (Russland)  der  Erdstrom  schwächer  ist  als 
in  Berggegenden  (Bulgarien,   Schweiz). 


*)  „Zeitschrift  der  Physik.- CheiBlgfl||«^^elUchafc**,  Petersburg. 


lemlifllMj^^c 


l 


526 

Die  Thermo-EIektricität  ist  jedoch  nicht  die  alleinige  Ursact 
Erdstrom-Entstehung.  Es  existirt  noch  eine  wenig  bekannte  Ersehe 
welche  den  elektrischen  Strom  auf  der  Erde  hervorruft. 

G.  Quincke,*)  Professor  an  der  Heidelberger  Universität,  ent 
im  Jahre  1859,  dass  beim  Durchsickern  des  Wassers  durch  eine  geb 
Thonplatte  sich  ein  ziemlich  starker  Strom  bildet;  die  Spannung  err 
wenn  das  Wasser  unter  einem  Drucke  von  3  Atmosphären  durchsii 
den  Werth  von   i   Volt. 

Die  Dicke  und  Oberfläche  der  Platte  übten  keinen  Einfluss  i 
Stromspannung  aus;  und  nur  die  Beschaffenheit  der  Platte  und  die  Plus 
selbst  beeinflussten  den  Strom.  Bei  reinem  Wasser,  welches  durch  verscl 
Gegenstände  bei  l  Atmosphäre  Druck  durchsickerte,  bekam  er  fc 
Grössen  (wobei  die  elektromotorische  Kraft  des  Daniell-Elementes  ; 
angenommen  wurde) : 

Schwefel 977'07 

Quarz- Sand 6 20*49 

Schellack-Pulver  ....    330-01 

Seide Ii5'45 

Gebrannter  Thon  .  .  .      36' 15 

Asbest 22'i5 

Porzellan I9'86 

Elfenbein 3*10 

Thier-Membrane  ....         i'5i 

Beim  Mengen  des  Wassers  mit  Säuren  oder  Salzlösungen  i 
Stromspannung  geringer,  beim  Mengen  mit  Alkohol  oder  Seifen 
grösser. 

Wie  aus  der  Tabelle  ersichtlich,  entsteht  ein  besonders  starker 
bei  einem  uns  am  meisten  interessirenden  Gegenstand,  beim  Quan 
Wenn  wir  die  elektromotorische  Kraft  Daniell  =  i'i  Volt  annchm 
wird  die  elektromotorische  Kraft  beim  Durchsickern  des  reinen  V 
durch  Quarz-Sand,  bei  einem  Druck  von  i  Atmosphäre  gleich  6*825  Vo 

Ich  will  hier  nicht  die  Versuche  anderer  Physiker  mit  gl2 
Capillar-Röhrchen  zum  Zwecke  der  Gesetzbestimmungen  dieser  neuei 
trischen  Ströme,  welche  Quincke  diaphragmatische  Ströme  nennt,  c^^^ 

Im  Allgemeinen  fand  man,  dass  die  elektromotorische  Kraft  nie 
der  Länge  und  Dicke  der  Röhre  abhängt,  sondern  nur  von  ihrer  Mi 
beschaffenheit,  und  dass  sie  dem  Drucke  gerade  und  dem  Reibungs-Coeffi 
und  der  Leitungsfähigkeit  umgekehrt  proportional  ist. 

Helm  hol  tz**)  gibt  die  mathematische  Theorie  dieser  Ersch 
indem  er  sie  mit  der  umgekehrten  Erscheinung  der  „elektrischen  Endos 
entdeckt  von  Reuss***)  in  Moskau  im  Jahre    1807,   verbindet. 

Weil   bis  jetzt  noch    die    constanten    Grössen    des    diaphragma 
Stromes  der  Schwarzerde,  des  gewöhnlichen  Sandes  und  des  Schnee 
wie  auch  ihre  Abhängigkeit  von  der  Temperatur,   unbekannt  waren, 
ich  im  Verein  mit  Herrn  P.   Pentschew,    Student  an  der  höheren 
in  Sofia^  die  noth wendigen  Versuche  und  Messungen  an. 

Das  zu  untersuchende  Material  kam  in  einen  hohen  und  geräi 
Glascylinder  mit  Boden  (/i=  104  cm,  2  r  =  9*5  cm),  das  Wasser  g( 
in  das  Gefäss  entweder  von  oben  oder  von  unten.  Die  dabei  < 
elektromotorische  Kraft  wurde  mittelst  Platin-Elektroden,  die  siel 
und   unter  dem  gegebenen  Körper  befanden,  gemessen.  Zur  Entfernui 

*)  G.  Quincke.  Pogg.  Ann.   107,  p.   i,   1859;   iio,  p.  38,   1860. 
♦♦)  Helmholtz.  Wied.  Ann.  7,  p.  351,   1879. 
***)  Reuss.  M^m.  de  la  soc.  imp.  des  natural,  k  Moscou.  2,  p.  327,  1809. 


527 

dabei  entstehenden  Polarisations-Ströme  wurde  die  Compensations-Methode 
angewendet. 

Diese  Versuche  führten  zu  folgenden  Resultaten : 

Die  elektromotorische  Kraft,  die  beim  Durchsickern  des  gewöhnlichen 
Wassers  durch  einen  gewöhnlichen  Sand  bei  einer  Temperatur  von  1 20^  C. 
und  beim  Drucke  der  Quecksilbersäule  von  760  mm  entsteht,  ist  gleich* 
0"30l  Volt;  für  die  Schwarzerde  war  sie  0*207  ^^^  ^^^  Schnee  —  immer 
unter  denselben  Bedingungen   —  etwa  0'2   Volt. 

Die  elektromotorische  Kraft  wächst  mit  der  Temperatur;  so  war  das 
Anwachsen  beim  Gebrauche  von  gewöhnlichem  Wasser  und  weissem,  ge- 
branntem Thon  (als  Diaphragma)  circa  5%,  bei  einer  Temperaturerhöhung 
von    l^. 

Aus  diesen  Zahlen  ist  ersichtlich,  dass  diese  Ströme  eine  ziemlich 
hohe  Spannung  erreichen  können. 

Somit  sind  neben  der  Thermo-Elektricität  auch  die  „Durchsickerungs- 
Ströme**  als  Ursache  der  Erdstrom-Entstehung  zu  betrachten.  Die  atmo- 
sphärischen Niederschläge  dringen  in  die  Erde  und  bilden  sogenannte 
Grundwässer,  welche  —  wie  die  Beobachtungen  der  Wiscounsin-Station 
(Nordamerika)  zeigen  —  in  steter  Bewegung  sich  befinden  und  nach  dem 
Eindringen  in  die  Erde  elektrische  Ströme  bilden. 

In  dieser  Beziehung  ist  der  Zusammenhang  interessant,  den  die  genannte 
Station  zwischen  der  Temperatur  und  der  Bewegung  des  Grundwassers 
gefunden  hat :  Die  Krümmungs-Punkte  der  Wasserhöhe  n- 
Curven  fallen  mit  den  Krümmungs-Punkten  der  Boden- 
Temperatur  zusammen. 

Da  die  Boden-Temperatur,  wenigstens  die  (^er  oberen  Schichten, 
niemals  constant  bleibt,  so  kann  man  daraus  schliessen,  dass,  wenn  auch 
im  gegebenen  Momente  keine  Niederschläge  stattßnden,  die  elektrischen 
Durchsickerungs-Ströme  trotzdem  vorhanden  sein  müssen,  weil  die  Bewegung 
des  Grundwassers  vorhanden  ist. 

Somit  muss  der  Erdstrom,  hauptsächlich  aus  thermo-elektrischen  und 
Durchsickerungs-Strömeu  bestehend,  denselben  Gang  haben  wie  die  Tempe- 
ratur, was  auch  meine  Versuche  in  der  Tiefebene  von  Sofia  beweisen. 

Wenn  auch  die  Durchsickerungs-Ströme  auf  der  Erdkugel  noch  nicht 
unmittelbar  untersucht  wurden,  d.  h.  nicht  von  anderen  Strömen,  die  den 
Brdstrom  bilden,  gesondert  untersucht  wurden  (was  ich  nächstens  zu  thun 
beabsichtige),  so  sind  doch  einige  Thatsachen,  die  ihr  Vorhandensein  be- 
stätigen, bekannt. 

So  hat  Lamont,  indem  er  eine  Elektrode  in  die  Erde  vergrub  und 
die  andere  in  einen  Brunnen  senkte,  einen  Strom  erhalten,  den  er  den  Erd- 
strom nannte.  Die  Variation  dieses  Stromes  war  stärker  als  bei  dem  Fall, 
wo  beide  Elektroden  gleich  tief  in  die  Erde  vergraben  waren. 

Vom  erwähnten  Gesichtspunkte  aus  betrachtet,  war  die  Strom-Variation 
deshalb  stärker,  weil  Lamont,  als  er  die  beiden  Elektroden  nicht  zu  tief 
in  die  Erde  vergrub,  mit  einer  bestimmten  Stromspannung  zu  thun  hatte; 
als  jedoch  ein  Plättchen  tiefer  vergraben  wurde  als  die  anderen,  oder  in 
einen  Brunnen  versenkt  wurde,  so  ist  diese  Spannung  grösser  geworden, 
da  auch  der  Durchsickerungs-Strom,  wegen  der  hydrostatischen  Druckdifferenz, 
dazu  getreten  ist. 

Derselbe  Gelehrte  stellte  fest,  dass  während  des  Regens  oder  des 
Schneiens  der  Erdstrom  stärker  wird.  Diese  Thatsache  spricht  auch  für 
das  Vorhandensein  der  Durchsickerungs-Ströme.  Dieselbe  Erscheinung  wurde 
auch  von  Wild  constatirt,  welcher  behauptet,  dass  im  Herbst  und  Frühling 
(d.  h.  zur  Zeit  der  grössten  Niederschläge)  die  Erdströme  kräftiger  sind 
als  im   Winter  und  Sommer. 


i 


"ä. 


528 


Palmicri*)  sagt  dircct,  dass  der  Regen  die  Erdströme  hervo 
wenn  er  auch  ihre  Entstehung  auf  die  atmospärische  Elektricität  be 
welche  Elektricität  wir  nach  den  vorhin  angeführten  Beobachtungen  W 
nicht  berücksichtigen  können. 

Der  wichtigste  Umstand  jedoch,  der  zu  Gunsten  des  Vorhandei 
-der  Durchsickerungs-Ströme  spricht,  besteht  darin,  dass  Palmieri  zwi: 
Resina  und  Vesuv,  und  Brander  zwischen  Airolo  und  St.  Gotard 
Erdstrom  beobachteten,  der  immer  von  weniger  hohen  zur  höheren  Stelle 
Das  erklärt  sich  vom  Gesichtspunkte  der  Durchsickerungs-Ströme  ( 
die  Differenz  des  hydrostatischen  Druckes  auf  dem  Berge  und  bei  s( 
Fusse.  Beim  Fusse  muss  die  Feuchtigkeit  (Grundwasser),  unter  hol 
hydrostatischen  Drucke  als  auf  dem  Berge  stehend,  nach  dem  Gesetz« 
Durchsickerungs-Ströme  auch  ein  höheres  elektrisches  Potential  gebe 
auf  dem  Berge,  und  der  Strom  muss  deshalb  ohne  Zweifel  von  unten  1 
gehen. 

Somit,  alles  Gesagte  resumirend,  schliesse  ich:  Die  Erdstr 
entstehen  in  Folge  zweier  Haupt  urs  ac  hen :  der  thci 
e  1  ek  t  risch  en  S  t  röme  und  der  elekt  rischen  Durchsickern 
S  t  röme. 

Ich  berühre  hier  nicht  die  nicht  erforschten  Einflüsse  anderer  N< 
ströme  auf  den  Erdstrom,  wie:  das  Verwesen  der  Organismen,  das  Wa 
der  Pflanzen,  Flut  und  Ebbe  im  Ocean,  Eisschichte  etc. ;  ohne  Zweife 
einflussen  auch  diese  Ursachen  die  Erdströme. 

Die  Bedeutung  der  Erdströme  kann  nicht  nur  in  der  Wissen: 
(wie  z.  B.  bei  der  Erklärung  des  Erdmagnetismus),  sondern  auch  in 
Praxis,  beim  Anwachsen  des  Materials,  sehr  gross  werden.  Wenn  mai 
bedenkt,  dass  durch*  die  Sonnen-Energie  auf  der  Erde  (unter  Andi 
eine  grosse  Menge  Wasser  verdunstet,  **)  so  ist  das  schon  genügend 
den  Technikern  neue  Gesichtspunkte  für's  Ausbeuten  der  Naturkräfte  i] 
Art  des  Erdstromes  zu  eröffnen. 

Wollen  wir  hoffen,  dass  die  Zeit  nicht  mehr  ferne  ist,  wo  auci 
Erdströme  der  Menschheit  nutzlich  sein  werden.***)  A. 


In  der  ^Meteor.  Ztscht.**  finden  wir  unter  der  Spitzmarke  „] 
ströme"   folgende  Nachricht: 

„Nature"  bringt  (Bd.  49,  S.  554)  die  folgende  Mittheilung  von  F 
W.  H.  Preece:  Der  königl.  Astronom  hatte  die  Freundlichkeit,  mii 
continuirlichen  photographischen  Aufzeichnungen  über  die  Erdströme,  w 
während  der  grossen  magnetischen  Störung  am  20.  und  21.  Februar 
traten,  zu  zeigen,  und  dieselben  wiesen  so  heftige  und  plötzliche  Aenden 
auf,  dass  ich  unsere  Hauptstationen  mit  Telephonen  versah  und  sie  veranl; 
dieselben  zu  beobachten,  sobald  sich  Anzeichen  einer  Störung  zeigten, 
geschah  denn  auch  am  30.  und  31.  März.  Herr  Donnithornein  Llanfain  j 
Anglesea,  berichtet:   „Samstag  um  2*  zeigte  das  Telephon  Krachen  und 


*)  L.  PalmicrL  Lum.  dlectr.  38,  p.  51,   1890. 

**)  Nach  dcD  BerechnaDgeo  des  Prof.  A.  U.  Wojejkow    verdansten  pro    S< 
2,400.000  m8,    was  in  einem  Jahre    die  immense  Summe    von  67.200  A:mS  ausmacht, 
klimatischen  Verhältnisse  der  Erde",  p.   109,   1884.) 

***)  Interessant  ist,  dass  C.  Flamarion  in  seinem  letzten  Roman:  „Das  En< 
Welt''  auf  das  Grundwasser  als  eine  Energie- Quelle  hinweist,  welche  von  der  Mens 
nach  dem  Vereisen  der  Ströme  und  der  Abschwächung  der  Sonnenausstrahlung  vervi 
wird.  Vielleicht  ist  es  nur  Zufall,  aber  bald  darauf  (18.  December  1893)  schrieb  die  ] 
Akademie  der  Wissenschaften  einen  Preis  (von  2500  Frcs.)  auf  das  Thema  aus: 
Untersuchung  der  Grund wässer,  ihre  Entstehung,  Richtung,  die  Erdschichten,  die  von 
durchdrungen  werden  und  deren  Beschaffenheit.*' 


529 


Art  pfeifeodes  Geräusch.  Der  stärkste  der  Erdströme  hatte  17*7  Milli- 
amperes." Herr  Miles  in  Lowiestoft  berichtet:  „Lärm  auf  der  Linie  408 
(Liverpool-Hamburg),    derselbe  glich    dem  eines  stark  rotirenden  Schwung- 


rades. 


.Das 


Krachen  war  so,  als  ob  schweres  Fuhrwerk  in  der  Entfernung 
vorbeifahre."  ,Am  31,  März  2^/2*  Erdströme  auf  allen  Linien.  Ganz  eigen- 
thümliche,  zauberische  Töne ;  einige  hohe  musikalische  Grundtöne.  Letztere 
glichen  jenen  von  Sirenen,  welche  zuerst  langsam  bewegt  werden.  Die 
Dauer  betrug  über  20  Sec.*^  Es  beobachteten  somit  ganz  unabhängig  drei 
verschiedene  Beobachter  Störungsgeräusche  im  Telephon,  welche  gleichzeitig 
mit  Sonnenflecken,   Erdströmen  und  Nordlicht  auftraten.      Die  Redaction. 


Ueber  die  Induction  in  Fernsprechleitungen. 


In  einem  Vortrage,  den  der  Ober-Post- 
raih  und  ständige  Hilfiarbeiter  im  Reichs- 
Postamt,  Herr  M  ü  n  cb,  im  Elekrotecbniscben 
Verein  in  Berlin  über  die  Entwickelnng  des 
Fernsprechwesens  in  der  Reicbs-Telegrapben- 
▼erwaltung  gehalten  bat  und  dessen  Abdruck 
derselbe  ans  frenndlicbst  gestattete,  ver- 
breitete sich  der  Vortragende  in  längerer 
AnsführuDg  auch  über  die  vielnmstrittene 
Frage,  auf  welche  Ursachen  die  in  den 
Femsprecbleitnngen  anftretenden  Indnctions- 
erscheinnngen  znrücksuführen  und  dnrcb  welche 
Mittel  letztere  ftir  den  Betrieb  möglichst  nn- 
scbädlicn  zu  machen  sind.  Wir  lassen  den 
betreffenden  Theil  des  Vortrages  nachstehend 
folgen. 

„Em  hervorragender  Theil  der  von  der 
Reichs  -  Telegraphen  Verwaltung  dem  Kern- 
sprecher  gewidmeten  Fürsorge  entfällt  auf 
die  Herstellung  und  den  Betrieb  der  Fern- 
sprech-Verbindnoganlagen.  Dieser  Zweig  des 
Fernsprechwesens,  welcher  besweckt,  den 
Sprechverkehr  zwischen  mehr  oder  weniger 
weit  von  einander  entfernten  'Orten  zu  ver- 
mitteln, hat  sich  ans  sehr  kleinen  Anfängen 
entwickelt.  Die  ersten  derartigen  Anlagen 
verbanden  Berlin  mit  Charlotten  bürg,  Ham- 
burg mit  Altona,  Barmen  mit  Elberfeld, 
Cöln  mit  Deutz.  Heute  sprechen  wir  mit 
spielender  Leichtigkeit  von  Berlin  nach 
Elbing  und  Thorn,  nach  Cöln,  Breslau,  Ham- 
burg. Eine  Linie  Berlin-Frankfurt  (Main)  ist 
in  der  Ausführung  begriffen.  Das  Jahr  1893 
hat  abgeschlossen  mit  432  solcher  Anlagen 
mit  einer  Linienlänge  von  zusammen  3S.079  km 
Leitung.  Die  längste  Linie  verläuft  von 
Berlin  Über  Posen,  Gnesen,  Bromberg,  Danzig 
und  Elbing  bis  Königsberg  —  die  letztge- 
nannte Stadt  hat  allerdings  Umstände  halber 
noch  nicht  in  den  Verkehr  einbezogen  wer* 
den  können  —  auf  eine  Entfernung  von 
765  km.  Die  mit  zwei  Schleifleitungen  aus- 
gerüstete Linie  Berlin-Cöln  hat  eine  Länge 
von  b^i  km;  es  folgen  die  Linien  Hambnrg- 
Schwerio-Stettin  mit  363  km^  Berlin-Breslau 
mit  352  km^  Berlin-Hannover  mit  329  km^ 
Berlin-Hamburg  mit  295  km  u.  s.  w. 

Die  ersten  Verbindungsanlagen  waren 
als  Einzelleitungen  hergestellt.  Sobald  indess 
dazu  übergegangen  wurde,  derartige  Anlagen 
von  grösserer  Ausdehnung  auszuführen,  er- 
gab   sich    eine    Beeinträchtigung     der    Ver- 


ständigung, indem  in  den  Einzelleitungen 
störende  Erdgeräusche  in  Folge  der  Ver- 
schiedenheit des  elektrischen  Potentials  an 
den  Erdplatten  auftraten.  Wurden  gemein- 
same Erdleitungen  für  Telegraphen-  und 
Fernsprechleitungen  benutzt,  so  hörte  man 
in  den  Sprechleitungen  starke  Morse-,  bezw. 
Hughes-Geräusche.  Dasselbe  ergab  sich,  wenn 
die  Sprechleitungen  an  dem  nämlichen  Ge- 
stänge mit  Telegraphenleitungen  oder  auch 
nur  in  der  Nähe  solcher  Anlagen  geführt 
wurden.  Endlich,  wenn  zwei  oder  mehr  Lei- 
tungen an  demselben  Gestänge  angebracht 
waren,  beobachtete  man  in  den  Leitungen 
em  starkes  Mitsprechen,  d.  h.  man  verstand 
deutlich  in  einer  Leitung,  was  in  einer  an- 
deren gesprochen  wurde.  Die  Versuche, 
das  Mitsprechen  in  den  Einzelleitungen  zu 
beseitigen,  schlugen  fehl.  Dahin  gehört  der 
Vorschlag  von  Preece,  die  Lage  der  ver- 
schiedenen Drähte  von  Stützpunkt  zu  Stütz- 
punkt zu  ändern.  Da  die  Entfernung  der 
Leitungen  unter  einander  nur  einen  geringen 
Einfluss  auf  die  Induction  ausübt,  so  liess 
sich  durch  eine  solche  Anordnung  eine  Bes- 
serung nicht  erzielen.  Nach  Vorschlägen  von 
Wilson  in  Chicago  und  von  Hughes 
sollten  in  die  Leitungen  entgegengesetzt  ge- 
wickelte Inductionsrollen  geschaltet  werden, 
so  dass  dieselben  den  Inductionswirkungen 
der  betreffenden  Leitungen  auf  einander  das 
Gleichgewicht  hielten.  Wegen  des  wechseln- 
den Zustandes  der  Leitungen  ist  dieses  Mittel 
selbst  für  nur  zwei  Leitungen  ohne  Erfolg ; 
aui^serdem  würden  bei  einer  grösseren  An- 
zahl von  Leitungen  die  letzteren  mit  grossen 
Widerständen  belastet  werden.  Bei  zehn 
Leitungen  z.  B.  würden  schon  45  Draht- 
rollenpaare ndthwendig  werden.  Von  anderen 
Seiten  wurde  die  Einschaltung  von  Elektro- 
magneten, Ableitungen  unter  Verwendung 
von  Condensatoren  u.  s.  w.  in  Vorschlag  ge- 
bracht. Den  besten  Erfolg  erzielte  man  noch 
durch  Anbringung  eines  zu  den  Sprech- 
leitungen parallel  geführten  Drahtes  aus  gut 
leitendem  Material,  der  an  seinen  Enden  mit 
guten  Erdleitungen  verbunden  wird.  Ein 
solcher  Draht  verhindert  einerseits  die  un- 
mittelbare Ueberleitung  der  Sprechströme 
von  Leitung  zu  Leitung,  indem  er  wegen 
seines  geringen  Widerstandes  die  über  die 
Isolatoren  abgeleiteten  Stromtheile  aufnimmt 


530 


and  abführt,  andererseits  schwächt  er  das 
Mitsprechen,  indem  in  ihm  kräftige  ent- 
gegengesetzt gerichtete  Indnctionsströme  er- 
zengt werden,  so  dass  anf  die  benachbarten 
Sprechleitnngen  nur  die  Differenzen  der  in- 
dncirten  Ströme  einzuwirken  vermögen.  Auch 
dieses  Mittel  schwächte  also  wohl,  beseitigte 
aber  nicht  das  Mitsprechen. 

Die  Reichs- Verwaltung  entschloss  sich 
daher  sehr  bald,  Verbindungsleifungen  für 
grössere  Entfernungen  nur  als  Doppel* 
leitungen,  und  zwar  an  besonderen  Gestängen 
herzustellen.  Es  zeigte  sich  aber,  dass  auch 
solche  Leitungen  von  störendem  Mitsprechen 
nicht  frei  waren,  sobald  zwei  oder  mehr  Lei- 
tungen auf  grössere  Entfernungen  an  dem- 
selben Gestänge  verliefen.  Als  Ursachen 
konnte  man  gelten  lassen  mangelhafte  Iso- 
lation, also  Ueberleitungen  von  einer  Schleif- 
leitung auf  die  andere,  ferner  elektro- 
magnetische und  elektrostatische  Induction. 
Die  Meinungen  gingen  freilich  darüber  aus 
einander,  welcher  diener  Störungsursachen  der 
wichtigste  Einfluss  zuzuschreiben  sei,  und 
diese  Frage,'  in  wie  hohem  Grade  sie  auch 
die  betheiligten  Kreise  beschäftigte,  blieb 
unentschieden,  da  es  nicht  gelang,  eine 
Methode  zu  finden,  vermöge  deren  die  ver- 
schiedenen Einflüsse  getrennt  sicher  zur 
Beobachtung  gebracht  werden  konnten. 

Der  durch  die  ungleiche  Entfernung  der 
Leitungen  unter  einander  bedingten  elek- 
trischen Einwirkungen  suchte  man  sich  nun, 
so  gut  es  ging,  zu  erwehren. 

In  England,  wo  die  Verbindungs- 
leitungen zumeist  an  gewöhnlichen  Tele- 
graphengestängen angebracht  wurden,  führte 
man  seit  dem  Jahr  i88i  die  Schleifleitungs- 
drähte derart,  daits  sie  in  je  vier  Stangeninter- 
vallen einen  ganzen  Schraubengang  bildeten. 
Diese  Methode  wird  auch  jetzt  noch  viel- 
fach angewendet.  Die  Isolatoren  sind  zu 
dem  Zweck  an  Querträgern  versetzt  ange- 
bracht, 'und  die  beiden  Leitungszweige  der 
Schleife  nähern  sich  auf  diese  Weise  den 
inducirenden  Leitungen  und  entfernen  sich 
von  denselben  in  symmetrischer  Folge.  Die 
in  den  Schleifendräbten  inducirten  elektro- 
motorischen Kräfte  sind  dann  gleich  und 
entgegengesetzt  gerichtet,  ihre  algebraische 
Summe  ist  also  gleich  Null.  Sind  zwei 
Sprechleitungen  anzubringen,  so  werden 
beide  Schleifendraht  paare  um  einander  ge- 
dreht. Sie  sind  dann  nicht  nur  gegen  die 
Telegraphirleitungen,  sondern  auch  gegen 
einander  geschützt. 

Diese  Leitungsconstruction  erfüllt  den 
angestrebten  Zweck,  so  lange  es  sich  um 
die  Anbringung  von  höchstens  zwei  Schleif- 
leitungen handelt;  die  Ausführung  ist  indess 
unbequem;  auch  bietet  die  Construction  Ge- 
legenheit zu  Leitungsstörungen,  deren  Auf- 
suchung dadurch,  dass  die  Leitungen  in  den 
Feldein  sich  kreuzen,  erschwert  wird.  Sind 
mehr  als  zwei  Sprechleitungen  anzubringen, 
so  versagt  die  Construction. 

Im  Februar  1885  habe  ich  eine  ein- 
fache Construction  angegeben,  bei  welcher 
eine    beliebige  Anzahl    von    Schleifleitungen 


an  demselben  Gestänge  angebracht 
kann.  Sie  besteht  darin,  dass  die 
derselben  Schleife  in  gewissen  Inte 
an  den  Stangen  in  sich  gekreuzt  ^ 
Sind  die  Leitungen  gut  isolirt  und  b 
sich  dieselben  Überall  in  gleichen  Abi 
von  einander,  so  entstehen  in  der  ind 
Leitung  gleiche,  aber  entgegengesel 
richtete  elektromotorische  Kräfte, 
algebraische  Summe  gleich  Null  ist 
zwei  Schleifen  gegenseitig  indnctioni 
gestalten,  würde  theoretisch  nur  erfor 
sein,  eine  Schleife  genau  in  der  M 
kreuzen.  Für  die  Praxis  thut  man 
gut,  wie  bereits  erwähnt,  die  Kren 
in  gewissen  Intervallen  zu  wiederhole 
eine  dritte,  vierte  u.  s.  w.  Schleifleitu 
gebracht  werden,  so  sind  die  Kren 
punkte  so  zu  wählen,  dass  jeder  induci 
Leitnngsstrecke  einer  Schleife  ein 
langes,  in  seiner  Mitte  gekreuztes  Sei 
stück  gegenübersteht.  Bei  n  Schleifen 
Zahl  der  anzubringenden  Kreuzungen  = 
Diese  Methode  hat  in  constructivei 
sieht  den  Nachtheil,  dass,  soll  sie  siel 
sam  erweisen,  viele  Kreuzungen  ang< 
werden  müssen  ;  vortheilhaft  ist  dt 
dass  die  ganze  Leitung^anlage  ohne  Ki 
in  den  Feldernverläuft,  aho  übersichtlicl 
und  dass  in  der  anzubringenden  Leitu 
keine  Beschränkung  besteht.  Diese  Leitu 
struction  hat  übrigens  grosse  Verbreite 
funden  ;  in  Amerika,  wo  dieselbe  doga 
nochmaligen  Erfindung  und  Patentirui 
würdigt  worden  ist,  sind  die  Leitung« 
grossen  Verbindungsanlagen  nach  d 
gegebenen  Princip  construirt,  in  ( 
Weise  hat  dasselbe  auf  die  Ferusprc 
Brüssel-Paris  und  Paris- London  (auf 
sischem  Bod^)  Anwendung  gefunden^ 
so  bei  verschiedenen  Anlagen  in  Ei 
Oesterreich  u.  s.  w.  In  neuerer  Z« 
Postrath  C  h  r  i  s  t  i  a  n  i  darauf  aufm 
gemacht,  dass  zwei  Schleifen  sich 
seitig  nicht  induciren,  sobald  die  Pi 
aus  den  Abständen  der  in  gleichen 
auf  einander  wirkenden  Drähte  gleic 
Schleifen,  welche  nach  diesem  Syste 
Btruirt  werden,  müssen  eine  geringe  Sei 
breite  besitzen,  d.  h.  die  Leitung: 
einer  Schleife  müssen  möglichst  na 
einander  liegen  ;  sie  geben  daher  lei 
Berührungen  Anlass.  Im  Anschlnss 
Christian  i'scben  Vorschlag  hat 
w  i  n  k  e  1  die  Frage  einer  theoretischen 
suchung  unterzogen  und  eine  Methode  a 
bringung  von  drei  in duct ionsfreien  S< 
Angegeben,  welche  aber  nöthigt,  die 
ander  gehörigen  Leitungszweige  in  ung 
Abständen  anzubringen. 

Alle  hier  aufgeführten  Leitui 
struction en  haben  den  gemeinsamen 
dass  sie  elektromotorische  Kräfte,  wc 
mich  so  ausdrücken  darf,  in  latente 
Stande  enthalten.  Tritt  nämlich  auch 
einer  Stelle  in  einer  Leitung  eine  ] 
Schliessung  ein,  sei  es,  dass  die  1 
einen  Baumzweig  berührt,  oder  da 
Regenwetter  über  einen  beschädigten  J 


531 


eine  Verbindung  mit  der  Erde  hergestellt 
wird,  oder  dass  die  isolirten  Drähte  der 
Zimmerleitiing  bei  einer  Betriebsstelle  an 
feuchten  Wänden  geführt  werden  n.  s.  w., 
so  tritt  sofort  ein  Mitsprechen  zwischen  dieser 
Leitung  und  allen    übrigen  Leitungen  auf. 

Eine  Leitungsconstruction,  welche  das 
Mitsprechen  verhindern  soU,  darf  daher  in 
den  benachbarten  Leitungen  überhaupt  keine 
elektromotorischen  Kräfte,  weder  elektro- 
magnetische noch  elektrostatische,  erzeugen. 
Dieser  Forderung  entspricht  theoretisch  nur 
eine  Construction,  und  zwar  diejenige,  in 
der  die  Ebenen  zweier  Schleifleituogen  senk- 
recht auf  einander  stehen  und  der  Abstand 
des  einen  Zweiges  der  einen  Schleife  von 
jedem  der  beiden  Zweige  der  anderen  Schleife 
flberall  gleich  gross  ist.  Denn,  da  die  indu- 
cirenden  Kräfte  zweier  Schleifendrähte  ent- 
gegengesetzt gerichtet  sind,  so  ist  unter 
diesen  Umständen  die  Summe  der  inducirien 
Kräfte  in  jedem  Mas^entheilchen  des  indu- 
drten  Leiters  gleich  Null. 

Die  Reichs-Telegraphenverwaltung  ent- 
schloss  sich  daher,  fürFern.«prechverbindungs- 
Leitungen  grundsätzlich  besondere  Gestänge 
an      Landwegen     zu     errichten     und     diese 
höchstens  mit  zwei  Schleifleitungen,  in  senk- 
recht gekreuzten  Ebenen,    zu   belasten.     Bei 
normalen    Verhältnissen     sind     die    so    ge- 
schalteten Leitungen    fast    gänzlich    frei,  so- 
wohl   von  Geräuschen  als  auch    von  gegen- 
seitigem Mitsprechen,  und  die  Verständigung 
ist  daher  auch  eine  sehr  gute.    Nach  diesen 
Grundsätzen  ist  bis  in  die  neueste  Zeit  ver- 
fahren worden.     Es  ist   aber  klar,    dass  der 
Ausbau  der  Verbindnngsleitungen  in  der  an- 
gegebenen Weise  nur  so    lange  möglich  ist, 
als  zur  Aufstellung  von  Gestängen  geeignete 
Strassen    zur  Verfügung  stehen.     Die    ioten- 
sive  EntWickelung    des   Reichs-Telegraphen- 
netzes,  die  vielen  Anschlüsse  an  Stadt-Fern- 
sprecheinrichtungen und  die  grosse  Zahl  der 
Veibindnngsanlagen      haben     aber     nament- 
lich    in    den     verkehrsreicheren     Gegenden 
dahin  geführt,  dass  die  wichtigeren  Strassen 
bereits    zu     beiden    Seiten     mit    Gestängen 
haben  besetzt  werden  müssen.    Es  ist  daher 
schon  jetzt    vielfach    äusserst    schwierig  und 
nur    unter  grossem  Kostenaufwand    möglich, 
neue   Gestänge  für   Fernsprech- Verbindungs- 
anlagen   durchzubringen.     Es    ist    also    nur 
eine  Frage    der    Zeit,    dass    die  Verwaltung 
auf  dem  beschrittenen  Weg  entweder  einzu- 
halten oder    andere  Hilfsmittel    zu  ergreifen 
genöthigt  sein  wird,  wenn  nicht  die  weitere 
Entwickelung     dieses     wichtigen     Verkehrs- 
mittels gänzlich   in  Frage    gestellt   sein  soll. 
Ich  muss  hier  bemerken,    dass  die  Er- 
fahrungen,    welche     zu     dem     angegebenen 
Constructionsprincip    geführt  haben,    zurück- 
datiren  auf  die  Zeit,  als  für  die  Fernsprech- 
leitungen   noch    allgemein    Eisendraht    ver- 
wendet wurde.    Nach  dem  Uebergange  vom 
Eisen    zur  Bronze    lag  zunächst  kein  Anlass 
vor,    von    dem  bisherigen  Principe  der  Lei- 
tungsconstruction     abzuweichen.      Allerdings 
war  es  der  Aufmerksamkeit  der  Verwaltung 
nicht     entgangen,      dass      das     Mitsprechen 


zwischen  Einzelleitungen  aus  Bronzedraht 
sich  weniger  geltend  machte  als  früher,  und 
es  war  auch  in  einzelnen  Fällen  bereits  mit 
Erfolg  der  Versuch  gemacht  worden,  für 
kürzere  Entfernungen  drei  ans  Bronzedraht 
hergestellte  Schleifleitungen  an  demselben 
Gestänge  anzubringen.  Es  befestigte  sich  so 
allmälig  die  Meinung,  dass  die  Bronze- 
leitnngen  in  weniger  hohem  Maasse  als  die 
Eisenleitungen  der  gegenseitigen  inductorischen 
Einwirkung  ausgesetzt  seien.  Die  in  vorhan- 
denen Leitungen  angestellten  Versuche  Hessen 
es  angezeigt  erscheinen,  zur  Klärung  dieser 
wichtigen  Frage  mit  einem  grösseren  Ver- 
suche vorzugehen.  Der  Herr  Staatssecretär 
des  Reichs-Postamts  genehmigte  daher,  dass 
aus  Anlass  eines  hervorgetretenen  Bedürf- 
nisses zwischen  Frankfurt  (Main)  und  Mann- 
heim, also  auf  eine  Entfernung  von  rund 
88  km,  neben  zwei  Doppelleitungen  eine 
dritte  Doppelleitung  an  demselben  Gestänge 
hergestellt  würde.  Das  Ergebniss  dieses 
Versuchs  ist  ein  ausserordentlich  günstiges 
zu  nennen,  alle  drei  Leitungen  sind  seit 
einigen  Monaten  im  Betriebe  und  in  so  hohem 
Grade  frei  von  Mitsprechen,  dass  nur  bei 
gespannter  Aufmerksamkeit  wahrgenommen 
werden  kann,  dass,  aber  nicht,  was  ge- 
sprochen wird.  Bei  Schleifleitungen  von 
sehr  grossen  Längen  haben  die  Versuche  kein 
ganz  so  günstiges  Ergebniss  geliefert.  Schaltet 
man  z.  B.  die  beiden  Schleif  leitnngen  Berlin- 
Cöln  statt  in  senkrechten  Ebenen  in  parallelen 
Ebenen,  so  kann  man  wohl  das  in  der 
anderen  Leitung  Gesprochene  verstehen  ; 
aber  auch  hier  ist  die  Stärke  des  Mit- 
sprechens so  unbedeutend,  dass  ich  es  für 
unbedenklich  halten  würde,  auch  neben  diesen 
Leitungen  eine  dritte  und  mehr  Leitungen 
anzubringen.  Es  kommt  hinzu,  dass  die  in- 
ductorischen Verhältnisse  um  so  günstiger 
sich  für  die  Praxis  gestalten,  je  mehr  Lei- 
tungen sich  an  dem  Gestänge  befinden,  weil 
dann  Inductionsströme  höherer  Ordnung 
entstehen,  in  Folge  deren  die  in  den  ein- 
zelneu Leitungen  pulsirenden  Stromwelien 
sich  zum  Theile  gegenseitig  vernichten.  Ich 
darf  noch  erwähnen,  dass  auf  Anordnung 
des  Herrn  Staatssecretärs  gegenwärtig  um- 
fangreiche Versuche  auf  den  neuerdings  in 
besonderer  Constructiou  ausgeführten  Fern- 
sprech -VerbinduDgsanlagen  Hannover-Ham- 
burg und  Hannover-Bremen  angestellt  werden, 
welche  voraussichtlich  in  der  besprochenen 
Frage  weitere  Klarheit  schaffen  werden. 
Auch  wird  dabei  versucht  werden,  die 
Frage  zur  Entscheidung  zu  bringen,  inwieweit 
das  in  längeren  Leitungen  noch  beobachtete 
Mitsprechen  auf  Induction  oder  auf  Ueber- 
leitungen  zurückzuführen  ist.  Vielleicht  wird 
sich  Gelegenheit  bieten,  Über  die  Ergebnisse 
an  dieser  Stelle  noch  zu  berichten. 

Ich  habe  bereits  darauf  hingewiesen, 
dass  z.  B.  zwei  Schleif  leitnngen  aus  Eisen- 
draht, welche  in  parallelen  Ebenen  ge- 
schaltet sind,  starkes  Mitsprechen  zeigen. 
Zwei  derartige  Leitungen,  welche  wie  die 
Berlin-Cölner  Leitungen  auf  650  ibn  zusammen- 
laufen,   würden    —    vorausgesetzt,    dass  auf 


532 


eilte  so  grosse  EntfernoDg  in  Eisenleitangen 
eine  Verstüodigung  überhaupt  sa  erzielen 
wäre  —  gleichzeitig  nicht  betrieben  werden 
können,  weil  das  Mitsprechen  so  stark  sein 
würde,  dass  man  oft  nicht  wttsste,  in  welcher 
der  beiden  Leitungen  gesprochen  wird.  Es 
entsteht  nun  die  Frage,  auf  welche  Umstände 
daa  abweichende  Verhalten  der  Bronzeleituogen 
gegenüber  den  Eisenleitnngen  znrückxu- 
Itihren  ist. 

Dass    ein    unmittelbarer  Stromübergang 
von  einer  Schleifleitung  auf  die  andere  hier- 


bei keine  bedeutende  Rolle  spielen  ka 
leicht  einzusehen.  Für  beide  Leitung 
sind  stets  dieselben  Isolationsvorrichl 
—  Porzellandoppeiglocken  —  vcrf 
worden;  ihr  Widerstand  ist  also  de 
geblieben ;  auch  die  Abmessungen  hinsii 
der  Anbringung  der  Isolationsvorricht 
haben  eine  Aenderung  nicht  erfahre 
bleibt  also  keine  andere  Erklärung,  al 
das  abweichende  Verhalten  der  beidei 
tung^arten  auf  das  für  die  Leiter  verw< 
Material  zurückzuführen  ist. 


(Schluss  folgt.) 


Ankerbewegung    für    elektrische    Apparate,     bei    welchen 
bewegende  Kraft  w^ährend  des  ganzen  Weges  dieselbe  bleil 

Von  CarlFerd.  SCHOELLEB  und  Bad.  Herrn.  JAHB.  („OeBterr.-UBgar.  Uhrm.-Ztg."*) 


Bei  den  gebräuchlichen  Einrichtungen 
zur  Erzeugung  einer  hin  und  her  gehenden 
Bewegung  eines  Ankers  zum  Betriebe  elek- 
Irischer  Apparate  muss  dieser  Anker  eine 
einsprechende  Strecke  von  den  die  be- 
wegende Kraft  ausübenden  Elektromagnet- 
polen  entfernt  liegen.  Da  nun  die  magne- 
tische Kraft  mit  dem  Quadrate  der  Ent- 
femung  abnimmr,  so  ist  es  mit  Rücksicht 
VLixt  die  Anfangsbewegnug,  in  welcher  die 
mcignetiche  Kraft  auf  eine  verhältniss- 
mässig  grosse  Entfernung  wirken  muss,  noth- 
wendig,  dem  Elektromagneten  grosse  Dimen- 
äiQiien  zu  geben.  Daraus  entspringt  dann 
wieder  der  Uebelstand,  dass  bei  der  An- 
Tiiiherung  des  Ankers  an  die  Pole  die 
magnetische  Kraft  übergross  wird  und  aus 
dietter  Ursache  ein  sehr  starker  Schlag  gegen 
die  Anschlagstifte  erfolgt,  der  unter  Um- 
sraoden    die    Zwecke    des    Apparates     ver- 


Fig.  I. 
citeln  kann.  In  der  durch  Fig.  i  sche- 
inAtisch  veranschaulichten  Anordnung  eines 
Elektromagnets  sind  diese  Uebelstände  ver- 
mieden, d.  h.  die  Kraftäusserung  auf  den 
Aoker  ist  hier  auf  dem  ganzen  Wege  der 
Bewegung  gleich,  und  der  Elektromagnet 
kann  deshalb  zugleich  in  kleineren  Dimen- 
lionen  für  einen  bestimmten  Zweck  ausge- 
führt werden.     Im  Wesentlichen  besteht  die 


neue  Anordnung  aus  der  Comblnation 
Elektromagnets  von  gerader  Polzah 
einem  solchen  von  ungerader  Polzahl, 
der  Betrieb  durch  ein  Comutiren  der  i 
richtung  und  des  dadurch  bedingten  W< 
der  Polarität  in  dem  einen  Elektrom 
erzielt  wird.  Der  feststehende  E 
magnet  A  hat  die  drei  Pole  a,  b 
von  welchen  bei  Stromschluss  die  ' 
äusseren,  a  und  c,  gleich  po!arisirt  sin 
mittlere,  b.  aber  die  entgegengesetzt 
larität  hat.  Der  bewegliche  Anker  ist 
einen  um  die  Achse  o  drehbaren,  mi 
Polen  d  und  e  versehenen  Elektroi 
ersetzt.  Die  Anschlagstifte  a  und  a^  s 
gesetzt,  dass  die  beweglichen  Pol< 
Ankers  B  stets  nur  ungefähr  mit 
Drittel  ihrer  Breite  unter  die  entsprech 
Pole  des  Elektromagnets  A  eintreten, 
Batteriepole  sind  mit  den  Drähten  p 
verbunden.  Wie  man  aus  der  Darsi 
ersieht,  führen  die  Drähte  p  und  i 
Strom  über  die  Bewicklung  der  drei 
des  Elektromagnets  A  zum  Stromwenc 
dessen  Construction  beliebiger  Art  sein 
Die  Enden  der  Bewicklung  des  beweg 
Elektromagnets  B  sind  gleichfalls  a 
Stromwender  C  geschaltet.  In  A  wir 
dieser  Anordnung  die  Polarität  stet 
selbe  bleiben,  dagegen  wird  dieselbe 
wechseln,  je  nachdem  am  Stromwender 
i'i  und  t's  mit  I2  oder  i  mit  13  und  t| 
verbunden  ist.  Bei  der  ersteren  Seh 
des  Stromwenders  (durch  gestricheltpui 
Linien  angedeutet)  nimmt  der  bei 
tretende  positive  Strom  der  Batterie  f 
den  Weg  :  p,  Bewicklung  der  Kei 
und  a,  Stromwender  C  (über  t's  1*2) 
Wicklung  der  Kerne  e  und  d  des  £1 
magnets  B,  Stromwender  C  (über  t  ij 
Wicklung  des  Kernes  c  und  über  n 
negativen  Pol  der  Batterie.  Ist  dagege 
Stromwender  auf  die  zweitangeführte 
tung  (durch  punktirte  Linien  anged 
gestellt,  so  hat  man  folgenden  Weg  d 
p    eintretenden    positiven    Stromes:    f 


*)  Im  Bilde  ist  der  Stromlaaf  um  den 
irrtbtlmlioh  rerkehrt  angedeutet. 


533 


wickloDg  der  Kerne  b  und  a,  Stromwender 
C  (über  1*3  t),  Bewicklang  der  Kerne  d  nnd  e 
(umgekehrt  gegen  früher),  Stromwender  C 
(aber  1*9  t'i),  Bewickinng  des  Kernes  e  nnd 
über  n  xnm  Nordpol  der  Batterie.  Bei  diesem 
Stromlsnfe  wird  bei  a  und  c  immer  ein 
Sfldpol*),  bei  b  aber  ein  Nordpol  sein.  Be- 
findet sich  nnn  der  Stromwender  in  solcher 
Stellung,  dass  in  B  d  ein  Südpol,  e  ein 
Nordpol  ist,  so  wirkt  wegen  der  gleichen 
PolaHtfit  a  auf  d  und  b  aaf  e  kräftig  ab- 
stosseod,  nnd  es  wird  der  nnr  mit  etwa 
einem  Drittel  seiner  Polflächen  vor  den  be- 
treffenden Polflächen  des  Magnets  A  liegende 
Anker  B  daher  nach  rechts  bewegt.  Gleich- 
zeitig wirkt  aber  auch  der  Nordpol  b  auf 
den  Sädpol  c2,  nnd  der  Südpol  0  auf  den 
Nordpol  e  anziehend,  wodurch  der  Anker  B 
gleichfalls  einen  Antrieb  nach  rechts  erhält. 
Es    ist    leicht    einzusehen,    dass    bei    dieser 


Einrichtung  die  Anziehungskraft  auf  der 
einen  Seite  in  demselben  Maasie  wachsen 
wird,  als  die  Kraft  der  Abstossung  yon  der 
anderen  Seite  abnimmt,  nnd  dass  somit  der 
Anker  B  während  des  ganzen  Weges  einer 
gleichbleibenden  Kraftwirkung  unterliegt. 
Wenn  der  Anker  die  pnnktirt  gezeichnete 
Stellung  dl  «i  einnimmt,  so  wird  durch  die 
Umstellung  des  Stromwenders  die  Polarität 
»einer  Kerne  umgewechselt,  und  es  wieder- 
holt sich  das  geschilderte  Spiel  in  der  ent- 
gegengesetzten Richtung.  An  dem  Wesen 
der  Erfindung  wird  natürlich  nichts  geändert, 
wenn  man  etwa  A  beweglich  nnd  B  fest 
oder  die  Polarität  von  B  constant  nnd  die 
von  A  veränderlich  macht.  Man  kann  also 
statt  des  einen  Elektromagnets  mit  con^ttanter 
Polarität  einen  permanenten  Magnet  ver- 
wenden oder  auch  die  ganze  Anordnung 
durch  Vermehrung    der    Pole    vervielfachen. 


Die  elektrische  Bahn  von  Baden  nach  Vöslau. 


In  Ergänzung  unserer  diesbezüglichen 
Mittheilungen  auf  S.  31,  263,  287,  366 
nnd  414,  1894  dieser  Ztsch.  bringen  wir  die 
nachstehenden  Details  über  diese  elektrische 
Bahn. 

Diese  verdankt  ihre  Entstehung  dem 
vor  Jahren  rege  gewordenen  Wunsche,  den 
an  der  Sfldbahn  und  in  der  Nähe  von  Wien 
liegenden  Curort  Baden,  sowie  den  mit 
diesem  eng  verbundenen  Markt  Weikersdorf 
elektrisch  zu  beleuchten.  Da  sich  aber  zu 
Folge  der  durchgeführten  Berechnungen  die 
Anlagekosten  für  die  elektrische  Beleuchtung 
im  Vergleiche  zu  den  erreichbaren  Vortheilen 
zn  hoch  stellten,  so  war  man  darsuf  bedacht, 
dnrch  eine  weitergehende,  intensive  Aus- 
nfltznng  der  nothwendigen  elektrischen  Cen- 
tralstation  nicht  nur  eine  leichtere  Be- 
schafi'ung  der  hierfür  erforderlichen  Capl- 
talien,  sondern  auch  eine  bessere  Verzinsung 
dieser  selbst  zn  ermöglichen.  So  wurde  man 
fast  natnrgemäss  nnd  ohne  jeglichen  Zwang 
auf  den  Gedanken  geleitet,  die  in  Baden 
bestehende  4,  km  lange  Pferdebahn,  welche 
von  dem  Sädbabnhofe  in  das  wegen  seiner 
Schönheit  bekannte  Helenenthal  führt,  in 
eine  Bahn  mit  elektrischem  Betriebe  umzu- 
gestalten, an  sie  eine  Zweigbahn  nach  dem 
etwa  5  km  entfernten  Curort  Vöslau,  der 
ebenfalls  an  der  Südbahnlinie  Wien-Triest 
liegt  und  wegen  seiner  schönen  Lage  und 
milden  Vollbäder  viel  besucht  wird,  aozn- 
sch Hessen  nnd  beide  Curorte  nebst  dem 
Markte  Weikersdorf  elektrisch  zu  beleuchten. 
Das  Project  einer  Ringbahn  um  den  Curort 
Baden  mnsste  wegen  der  ablehnenden  Hal- 
tung des  Gemeinderathes  aufgegeben  werden; 
dagegen  ist  eine  Zweiglinie  zu  dem  am 
Wiener  -  Nenstädter  Canal  liegenden  Com« 
mnnalbade  zn  Leesdorf  in  Ausficht  ge- 
nommen. 

Am  i6,  Juli  d.  J.  wurde  die  Bahn 
Baden- Helenentbai  —  also  die  ehemalige 
Pferdebahn    —    als    elektrische    Bahn    dem 


Betriebe  übergeben ;  die  Linie  Baden-Vöslau, 
welche  vom  Kleppersteig  im  Curort  Baden 
ausgeht  und  Über  Goldegg  vorläufig  bis  zum 
Vollbade  in  Vöslan  führt,  soll  in  der  aller- 
nächsten Zeit  eröffnet  werden  ;  dem  baldigen 
Ausbaue  des  geplanten  Netzes  scheinen  sich 
manche  Schwierigkeiten  entgegenzustellen ; 
doch  darf  mit  Rücksicht  anf  die  frische 
Thatkraft  des  Concessiouärs,  des  Ingenieurs 
Fr.  Fischer,  eine  endliche  glückliche  Be- 
hebung derselben  erwartet  werden. 

Mit  Rücksicht  darauf,  dass  die  Pferde- 
bahn in  Baden  normaUpurig  ist  und  ein  Um- 
bau derselben  nicht  möglich  war,  da  eine 
Einstellung  ihres  Verkehres  unzulttssig  er- 
schien, musste  die  ganze  Bahnanlage  mit  der 
normalen  Spur  ausgeführt  werden.  Ober- 
und  Unterbau  der  Pferdebahnlinie  blieben 
unverändert.  Die  Linie  Baden-Vötlan  ist 
5*1  km  lang  ;  die  Neigung«-  und  Richtungs- 
verhflltnisse  sind  sehr  günstige ;  von  den 
Kunstbauten,  welche  hergestellt  werden 
mussten,  wttre  nur  die  Eiienbrücke  über 
den  Schwechatfluss,  welche  eine  Spannweite 
von  17  m  und  abgesonderte  Fahr-  und  Geh* 
wege  erhält,  speciell  zu  erwähnen ;  ausser 
ihr  war  nur  eine  Reihe  kleinerer,  in  sehr 
bescheidenem  Mansse  conitruirtcr  Durch- 
lässe auszuführen. 

Die  Bahn  wird  eingeleiiig  mit  drei  Aus- 
weichen, sum  Theil  auf  eigenem  Unterbaue 
hergestellt;  in  der  Haltestelle  Soos  und  in 
der  Station  Vöslau  werden  je  eine  Warte- 
halle errichtet.  Der  Oberbau  besteht  auf 
Strossengmnd  aus  Rillenichienen,  auf  eigenem 
Unterbau  aus  breit fU«sigen  Schienen  auf 
hölzernen  Querschwellen.  Die  Zuleitung  de« 
Stromes  erfolgt  für  das  ganze  Nets  ober- 
irdisch. Die  Anwendung  dieses  Syttemi  war 
mit  RUckticht  auf  den  Umstand  geboten, 
dass  die  Hahn  vorwiegend  ungepflasterte 
Strassen  durchzieht  und  wie  erwähnt,  zum 
Theil  auf  eigenem  Unterhaue  liegt.  Hierbei 
wurde    im    Weichbilde    des    Curortes    allen 


534 


üMhciischeD  Anforderuogen  vollkommen 
RechanDg  getragen.  An  der  Kante  eines  der 
beiden  Bürgerdteige  stehen  in  Entfernung 
von  durchschnittlich  409»  schön  geformte 
unrl  vertierte  eiserne  Säulen  von  nahezu 
^  m  Höhe  mit  2*25  m  langen  Auslegearmen ; 
an  lenen  Stellen,  wo  die  Mitte  des*Geleises 
mtrhr  als  2*25  m  von  den  Säulen  entfernt 
lir^tf  sind  zu  beiden  Seiten  der  Fahrstrasse 
srnche  Säulen  angeordnet  und  wird  deren 
Verbindung  durch  dUnne  Spannseile  aus 
Flii^sstahldraht  bewirkt,  an  denen  die  Con* 
UcUeitung  isolirt  aufgehängt  ist;  in  engen 
Strassen,  wo  der  Verkehr  die  Aufstellung 
Vim  Säulen  verbot,  hat  man  diese  zuletzt 
erwähnten  Spannseile  unmittelbar  an  den 
Heusern  beiderseits  der  Fahrstrasse  befestigt. 
Wir  können  aus  eigener  Anschauung  und 
Erfahrung  bestätigen,  dass  diese  durch  die 
überirdische  Stromznleitung  bedingten  An- 
k^^en  das  fast  durchwegs  freundliche,  an- 
baut hige  Strassenbild  nirgends  beeinträchtigen 
utjd  auch  den  Verkehr  in  keiner  Weise  be- 
hitidcrn. 

Ausserhalb  der  genannten  Curorte  dienen 
eiti fache  hölzerne  Mäste  als  Träger  der  Contftct- 
leiiang.  Diese  selbst  läuft  in  einer  Höhe  von 
45  bis  5  m  und  besteht  ans  einem  7  mm 
hturken  Kupferbronzedraht ;  sie  ist  in  mehrere 
Scciionen  getheilt,  deren  jede  durch  eine 
besondere,  entweder  unter-  oder  oberirdisch 
geführte  Leitung  der  elektrische  Strom  zu« 
geführt  wird.  Die  Abnahme  des  letzteren 
erfolgt  durch  eine  ContactroUe,  die  sich  an 
emem  auf  dem  Wa^sendache  befestigten 
dünnen  Stahlrohre  befindet.  Die  Central- 
£taÜon  erhebt  sich  an  Stelle  der  früheren 
Vlt;rdebahnremisen  in  Leesdorf;  sie  umfasst 
dr<ii  Dampfmaschinen,  die  zusammen  360  HP 
Itpfern,  und  drei  Dynamomaschinen  aus  den 
Werkstätten  der  Elektri  c  i  t  ä  t  s-Ge  s  e  11- 
s  '.  haft,  vormalsSchuckert  &Comp. 
in  Ntlrnberg,  welche  überhaupt  die 
ganzen  elektrischen  Installationen  besorgt 
Jiat.  Die  Motorwagen  enthalten  18  Sitz- 
Udd  14  Stehplätze,    sind    mit  Schutzvorrich- 


tungen an  den  eisernen  Untergestelle 
Signal-  und  Warnungsglocken  und  mit 
Spindelbremse  ausgerüstet ;  sie  können 
fünf  Glühlichtlampen  zu  je  10  Normal] 
beleuchtet  werden  ;  doch  ist  auch 
zwei  Petroleumlampen  für  eine  Nothlx 
tung  vorgesorgt. 

Jeder  Wagen  trägt  zwei  Motorei 
von  einander  unabhängig  arbeiten  ui 
550  Umdrehungen  in  der  Minute  j< 
Leistung  von  8  EP  bieten;  sie  sii 
Untergestelle  des  Wagens  zwischen 
beiden  Wagenachsen  befestigt,  auf 
ihre  Bewegung  durch  Zahnräder  übei 
wird.  Die  Rückleitung  des  Stromes 
durch  die  Schienen. 

Die  Fahrgeschwindigkeit  darf  ine 
der  Ortschaften  10  km,  auiserhmlb  dei 
am  Tage  2$  km  und  in  der  Nacht 
in  der  Stunde  nicht  überschreiten, 
wird  also  vom  Mittelpunkte  Badens  z 
Vollbädern  in  Vöslau  in  etwa  15  ^ 
gelangen,  während  jetzt  bei  Benützn 
Pferdebahn  in  Baden,  der  Südbahn  u 
Omnibus  vom  Bahnhofe  in  Vöslau  1 
Bädern  daselbst  30  Minuten  nicht  g' 
und  sich  die  Kosten  wegen  der  dr 
schiedenen  Verkehrsmittel,  die  benützt  ^ 
müssen,  verhältnissmässig  sehr  hoch  1 
Wenn  man  erwägt,  dass  die  Zahl  d< 
gaste,  die  Vöslau  und  Baden  alijährli 
herbergen,  mindestens  20.000  betrag 
die  an  der  neuen  elektrischen  Bahn 
den  Orte  zusammen  wohl  auch 
20.000  Einwohner  zählen  ;  wenn  man 
berücksichtigt,  dass  der  Sddbahnverl 
den  beiden  Curorten  jährlich  weil 
1,000.000  Reisende  umfasst,  und  die 
bahn  in  Baden  durchschnittlich  im 
220.000  Personen  beförderte,  —  s« 
man  der  eben  beschriebenen  elekt 
Bahn  wohl  eine  freundliche  Zukunft 
sagen  und  von  ihrem  Einflüsse  a 
Emporblühen  der  beiden  Curorte,  ( 
durchzieht  und  verbindet,  das  Bes 
warten. 


Nachrichten  aus  Ungarn. 


Projectirter  Bau  einer  Strassen- 
balin  mit  elektrischem  Betriebe  vom 
Ufer  des  Balaton  (Plattensee)  aus 
über  Keszthely  nach  dem  Badeorte 
H^vtsz.  Die  Interessenten  des  Comitates 
Zu  La  und  insbesondere  der  Stadt  Keszthely 
uud  des  Badeortet  H^visz  haben  den  Bau 
einer  vom  Ufer  des  Balaton,  nnd  zwar  vom 
Bndeplatze  ans  in  die  vom  See  noch  ziem- 
liL:h  entfernt  liegende  Stadt  Keszthely  nnd 
Dach  Durchquerung  derselben  bis  zum 
hchtammbade  H^visz  führenden  Strassenbahn 
WkH  elektrischem  Betriebe  beschlossen.  Die 
Endstation  der  projectirten  Linie  wird  gegen« 
über  dem  Landungsplatze  der  Seedampfer 
gelegen  sein,  sie  wird  die  kürzeste  Ver- 
bindung zwischen  der  Localbahn  Balaton- 
Sztut-György-Keszthely  und  weiterhin  Kesz- 


thely -  Sümeg-Ukk-Kis-Czell   und   d( 
dampfer*Coursen  vermitteln. 


Budapester  Stadtbahn  -  G 
Schaft  für  Strassenbahnen  mit 
trlschem  Betriebe.  (Festste 
ei  n  es  St  at  Utes  für  denLei 
transport  auf  der  Budap 
Fri  edhofbahn.)  Die  Umänd 
arbeiten  an  der  bisher  mit  Dampfki 
triebenen,  vom  Rochus  -  Spitale  an 
Köbdnya  (Steinbruch)  bis  znm  Centi 
hofe  nächst  Kerepes  führenden,  vo 
lieh  zum  Transporte  von  Leiche 
stimmten  Linie  der  vorstehend  gei 
Gesellschaft  sind  bereits  so  weit 
schritten,  dass  noch  im  Laufe  des  h 
die    elektrische    Kraft    zur  Verwendu 


535 


langen  wird.  Der  königl.  nngar.  Handels- 
minister  hat  aas  diesem  Anlasse  die  Bada- 
pester  hauptstädtische  Mnnicipal- Verwaltung 
aufgefordert,  ihm  bis  spätestens  I.  Nov.  1894 
ein  Statut  vorzulegen,  in  welchem  sowohl 
die  Betriebsmodalitäten  für  ausschliesslich 
xum  Leichentransporte  und  deren  Begleitung 
verwendete  Sammel-  und  ExtraxÜge,  als 
aach  für  jene  Züge  festgestellt  sind,  welche 
für  die  von  Leichentransporte  getrennte  Be- 
fördemng  von  sonstigen  Passagieren  und 
P'rachten  bestimmt  sind. 


Budapester  Strasseneisenbahn-Ge- 
sellschaft  für  Strassenbahnen  mit 
Pferdebetrieb.  (Pro jectirte  Umgestal- 
tnngderLinienfÜrelektrischen 
Betrieb.)  Diese  Gesellschaft  ist  bei  der 
Bndapester  hauptstädtischen  Communalbe- 
hörde  nm  Anordnung  der  politisch-admini- 
strativen Begehung  ihres  gesammten  Betriebs« 
netzes  im  Interesse  der  projectirten  Um- 
gestaltung desselben  für  elektrischen  Betrieb 
eingeschritten.  Die  Communalbehörde  hat 
hierüber,  obswar  die  Finanzirungsfrage  dieser 
Transaction  noch  nicht  in  bindender  Weise 
geregelt  ist,  dennoch  beschlossen,  nach  er- 
folgter ministerieller  Genehmigung  die  ge- 
wünschte Begehung  ehestens  zu  veranlassen, 


damit  die  projectirte  Transformation  noch 
vor  Beginn  der  Millenniums-Ausstellung  aus 
geführt  werden  könne.  Die,  wenn  auch  vor- 
läufig nur  prindpielle,  Erledigung  dieser 
Frage  ist  für  die  Gesellschaft  von  umso 
grösserer  Wichtigkeit,  als  hievon  die  Mög- 
lichkeit einer  baldigen  Ausführung  mehrerer 
in  Aussicht  genommener  Linien  abhängig 
ist,  bei  deren  Anlage  und  Bau  sie  a  priori 
auf  die,  wenn  auch  nachträgliche,  Ein- 
führung des  elektrischen  Betriebes  Rück- 
sicht zu  nehmen  gedenkt,  sobald  die  Ein- 
führung desselben  gleichzeitig  auf  allen  Linien 
des  Gesammt-Betriebsnetzes  stattfinden  wird. 


Strassenbahn  znit  elektrischem 
Betriebe  in  Fiuzne.  (Ertheilung  der 
Vor  CO  n  c  ess  i  on  von  Seiten  der 
städtischen  Communalbehörde.) 
Die  Communalbehörde  der  Stadt  Fiume  hat, 
vorbehaltlich  der  ministeriellen  Genehmigung, 
der  Ungarischen  Elektricitäts- 
Actien-Gesellschaft  die  Bewilligung 
zur  Vornahme  technischer  Vorarbeiten  für 
eine  im  Bereiche  der  Stadt  Fiume  zu  er- 
bauende, vom  Scoglietto-Platze  ausgehende 
und  vorläufig  bis  zur  Westgrenze  des  städti- 
schen Gebietes  führende  Strassenbahn  mit 
elektrischem  Betriebe  ertheilt. 


Aus  Italien. 


Die  Elektrlcität  in  Rom.  Die  Allge- 
meine Gesellschaft  für  die  elektrische  Beleuch- 
tung von  Rom  wird  binnen  Kurzem  einen 
Entwurf  für  die  elektrische  Beleuchtung  der 
ganzen  Stadt  vorlegen.  Hiedurch  veranlasst, 
beabsichtigt  die  Tramway-Gesel  Ischaft  anstatt 
der  Pferdebetriebskraft  auf  ihren  Linien  jene 
mittelst  Elektricität  einzuführen. 


Reformen  im  Post-  und  Tele- 
grapheowesen«  Die  Herren  Maggiorino 
Ferraris  und  Luigi  Rava  beschäftigen  sich 
gegenwärtig  mit  einer  Personalorganisation  im 
Post-  und  Telegraphen  wesen.  Weiters 
wurden  neue  Verordnungen  für  die  Errich- 
tung von  300  neuen  Landespostämtern,  die 
gleichzeitig  den  Vorzug  besitzen,  an  Tele- 
graphenlinien zu  liegen,  erlassen.  Die  an 
diesen  Linien  gelegenen  Gemeinden  haben 
hiebei  die  Verpflichtung  übernommen,  sich 
bei  diesen  neuen  Einrichtungen  mit  einem 
Betrage  von  je  150  Lire   zu  betheiligen. 

St. 


Die  elektrische  Beleuchtung  von 
Neapel.  Ingenieur  De  Benedetti  aus 
Mailand  hat  dem  Syndicus  von  Neapel, 
Grafen  Del  Pczzo,  ein  Gesuch  um  eine 
Concession  für  die  elektrische  Beleuchtung 
dieser  Stadt  überreicht,  worin  er  einen  be- 
deutenden Kostennachlass  gegenüber  dem 
von  der  Gasgesellschaft  und  der  Allgemeinen 
Gesellschaft  für  elektrische  Beleuchtung  auf- 
gestellten  Preise  anbietet. 

Die  Verwjiltung   hat  die 
der  Ca  Uli  o«   vqu  ^ü,'>oo  Fu 


für  dieses  Unternehmen  dienen  sollten,  ab- 
gelehnt, nachdem  nur  der  Stadtrath  die  Be- 
fugniss  hat,  der  Gasgesellschaft  im  Annahms- 
falle, wenn  er  es  für  angemessen  findet,  neue 
Bedingungen  aufzuerlegen. 

Vom  Syndicus  einberufen,  ernannte  der 
Stadtrath  im  verflossenen  Juni  eine  Com- 
mission  von  18  Mitgliedern,  die  den  Zweck 
halte,  diese  Angelegenheit  einem  genauem 
Studium  zu  unterziehen. 

Dieser  Commission  nun  hat  der  Syn- 
dicus die  am  19.  Juli  vom  Ingenieur  De 
Benedetti  formulirten  Vorschläge  mitgetheilt. 

1.  Wird  die  Dauer  der  Concession  auf 
18  Jahre  festgesetzt,  nach  welchem  Zeit- 
punkte das  gesammte  Material  in  das  Eigen- 
thum  der  Stadt  Übergeht. 

2.  Die  Energie  wird  der  Stadt  zu  einem 
Preise  von  70  Cent,  per  Kilowattstunde 
Überlassen  mit  einer  Reduction  von  5  ^  für 
die  Lampen,  bei  denen  die  jährliche  Brenn- 
dauer 2000  Stunden  übersteigt. 

3.  Den  Privaten  wird  das  Kilowatt  zu 
L.  1.20  abgegeben  mit  einer  Reduction  von 
10 — 30  ^,  je  nach  der  Grösse  des  Consums. 

4.  Den  Privaten  wird  vollkommene 
Freiheit  in  Bezug  auf  die  Errichtung  von 
Elektricitätswerken  gelassen. 

5.  Aufhebung  der  Cautionen  der  Abon- 
nenten und  Feststellung  des  Verbrauches  auf 
14  Tage. 

6.  Einzahlung  eines  Garantiefondes  von 
L.  30.000  gegenwärtig  oder  einer  höheren 
^mme,    wenn    der  Stadtrath    es    für    ^ngt' 


536 


In  einem  am  23.  Juli  an  das  Journal 
yll  Paese"  gerichteten  Briefe  vertheidigt 
sich  De  Beuedetti  gegen  gewisse  Einwen- 
dungen. Dass  er  beispielsweise  den  Ver« 
kaufspreis  von  L.  0*70  per  Kilowattstunde 
zu  dem  Zwecke  festgestellt  habe,  um  die 
Galgesellschaft  zu  einer  Herabmiuderung  des 
Preises  von  L.  0*80  zu  veranlassen.  Die 
einzige  Thatsache,  dass  er  Öffentlich  dem 
Stadtrathe  eine  Caution  von  Frcs.  30.000 
angeboten  habe,  beweise  gerade  die  Ernst- 
haftigkeit seiner  Vorschlflge. 

De  Benedetti  meint  weiten,  dass  die 
Anlage  des  Netzes,  wie  es  der  Concessions- 
vertrag  vorhersieht,  sich  ungefähr  auf 
Frcs.  200.000  belaufen  würde,  und  dass 
nach  den  Kosten  der  Grundfläche  die  jähr- 
liche Ausgabe  fttr  Brennmaterial  nicht  Francs 


10.000      überstiege.      Wenn     man 
Rechnung  Über  jede  Ausgabe  und  A 
rung   des   Materiales   führte,    käme  d 
duction  der  Kilowattstunde  auf  einen 
geren  Betrag  als  L.  070  zu  stehen. 

In  Frankreich,  wo  mehrere  Elekl 
gesellschaften  über  Werkstätten  mit 
betrieb    und   nicht  über  hydraulische 
verfügen,   stellen  sich  die  Productioi 
sogar  nur  auf  L.  0*32. 

Die  Vorschläge  De  Benedetti^s 
wahrscheinlich  abgelehnt  werden,  u 
der  Gasgesellschafc  zu  acceptiren,  < 
sehr  grosse  Anzahl  von  Actien  d 
gemeinen  Gesellschaft  für  elektrisc 
leuchtung  besitzt,  den  Preis  zwar  pe 
Wattstunde  mit  L.  0*72  feststellt,  jede 
grössere  Sicherheit  bietet^ 


Neueste  deutsche  Patentanmeldungen. 

Mitgetheilt  vom  Technischen  und  Patentbureau,  Ingenieure  MONATH  &  EHREN] 

Wien,  I.  Jasomirgottstrasse  4. 

Die  Anmeldungen  bleiben  aoht  Woohen  aar  Einslohtnahme  Öffentlich  ansgelefft.  Kaoli 
Patent-GeMtses  kann  innerhalb  dieser  Zelt  Binspraoh  gegen  die  Anmeldung  wegen  Mangel  dei 
oder  widerreohtlioher  Bntnahme  erhoben  werden.  Dm  obige  Bniean  besorgt  Absoi»iflen  der  Anm 
und  ttbemimmt  die  Tertretnng  in  allen  Bintpmchs-Angelegenheiten. 

Olasie 

20.  A.  3865.  Vorrichtung  zum  Anzeigen  der 
Fahrrichtung  und  Abfahrtszeit  für  Eisen- 
bahnzüge, Schiffe  u.  s.  w.  —  Allgemeine 
ElektricitäU'Geseütchaft,  30./4.  1894. 
42.  L.  8528.  Phonogramm-Cylinder  mit  die 
Schallschwingungen    aufnehmenden    Ge- 
winde. —  Henri  Jules  Lioret,  7./ 12.  «893. 
45.  Z.   1830.    Elektrisch    betiiebener    Kipp- 
pflug. —  F,  Zimmermann  &  Co,  10./2, 
1894. 
75.  K.   11.678.  Seifen-Diaphragma  für  elek- 
trolytische    Zwecke.     —    Carl   Kellner, 
18./4.  1894. 
20.  J.  3374-    Selbstthätige   Läutevorrichtung 
fttr  Strassenbahnwagen  u.  dergl.  —  Emil 
Jacobitz,   II. /6.  1894. 
„    S.  7694.  Federnde  Lagerung  bei  Strom- 
abnehmern   für    elektrische  Bahnen    mit 
oberirdischer  Zuleitung.    —    Siemem  & 
Ealtke,  23./ 12.  1893, 


Clane 

21.  S.  8053.  Selbstunterbrechungtvor 
mit  drehbar  gelagerter  Strom 
feder.  ^  S,  Siedle  &  Söhne, 
1894. 

Neueste    deutsche    Pat< 
ertheilungen. 
Olass« 

15«  77*781.  TypenschreibmaKchine    1 
kehrter  Schaltung.  —  Wyckoff^  l 
&  Benedict  vom  10./8,  1892  at 
„    77.782.      Elektrische     Typenscl 
schine  mit  Einrichtung  zum  Femac 
—  A,  D.  Neal  und  H.  F,  Nea 
30/12.   1892  ab. 
21.  77.615.      StromschlnssvorrichtuE 
mehrere    Stromkreise.     —    Akt 
Eermes  vom  5.77.  1893  ab. 
n    77'677.    Widerstands  -  Regelung 
tung.  —  F,  Jordan  vom  1 7.73. 


LITERATUR. 


Elektrische  W^echselströme  von 
Glsbert  Kapp.  Autorisirte  deutsche  Aus- 
gabe von  Herman  Kaufmann.  Mit  zahl- 
reichen in  den  Text  gedruckten  Figuren. 
Verlag  von  Oscar  Lein  er  in  Leipzig,  1894. 

In  der  aus  früheren  Werken  bekannten 
leichtfasslichen  Art  behandelt  der  Verfasser 
das  schwierige  Gebiet  der  Wechselitröme 
und  macht  die  sum  Verständniss  der  Witkung 
von  Transformatoren,  Wechselstrom- Dyna- 
mos und  Motoren  nöthigen  Grundbegriffe 
klar.  Der  Aufwand  an  mathematischen 
Formeln  ist  dabei  gering.  Für  jene,  welche 
mit    den    Lehren    der    Mathematik    weniger 


vertraut    sind,    hat    der    Uebersette 
erläuternde    Abschnitte    beigefügt. 
Buche  findet    man  auch    zahlreiche, 
grossen  praktischen  Erfahrung  des  V 
gemachte  Mittheilungen.  Die  ersten 
schnitte  behandeln  die  Messung  des 
der  Spannungsdifferenz    und    Energi 
die    Bedingung    fär    die   maximale 
leistung     im     äusseren      Stromkrei» 
Wechselstrom-Dynamo.  In  den  nach 
Abschnitten  sind  die  Wechselstrom-] 
behandelt;  im  siebenten  Abschnitte 
Transfornaatoren  beschrieben,  im  ad 
neunten    ciie    Centralstationen ;    im 


537 


Abschnitte  ist  die  Parftllelschaltung  der 
Wechselstrom-Dynamos  erörtert;  die  drei 
letzten  Abschnitte  enthalten  die  Beschreibung 
der  Wechselstrom-Motoren.  In  diesem  Theile 
des  Bnches  wird  bei  der  Besprechnng  der 
Mehrphasen- Motoren  die  Anwendung  der 
Drei-  und  Mehrphasenströme  zam  Betriebe 
von  Motoren  für  vortheilhafter  erklärt  als 
die  Anwendung  von  Zweiphasenstrom;  es 
sei  hier  bemerkt,  dass  die  günstigen  Er- 
fahrnngen,  welche  man  in  Amerika  an  den 
neuen  T  e  s  1  a'schen  Zweiphasen-Motoren 
machte,  die  Unrichtigkeit  der  seit  dem  Jahre 
1891  verbreiteten  Ansicht  erwiesen  haben, 
dass  ein  Zweiphasen-Motor  einen  schlechteren 
Wirkungsgrad  haben  müsse  als  ein  Drei- 
phasen-Motor. Der  auf  Seite  133  beschrie- 
bene Wechselstrom-Motor,  welcher  der  Form 
nach  eine  Gleichstrom-Dynamo  mit  unter- 
theiltem  Feldmagnet  ist,  wurde  bereits  von 
Elihu  Thomson  lange  vor  dem  Jahre  189 1 
construirt. 

Grundriss  der  Elektrotechnik.  Für 
den  praktischen  Gebrauch  für  Studierende 
der  Elektrotechnik  und  zum  Selbststudium. 
Verfa«st  von  Heinrich  Kratzer  t,  Ingenieur 
und  Lehrer  der  Elektrotechnik  an  der  k.  k. 
Staatsgewerbeschule  in  Wien,  X.  II.  Theil. 
Transformatoren,  Accumulatoren,  Elektrische 
Beleuchtung  und  Kraftübertragung  mit  be- 
sonderer Berücksichtigung  der  elektrischen 
Eisenbahnen.  Mit  281  Abbildungen.  Leipzig 
und  Wien.  Franz  Deut  icke.  1894.  Preis 
broschirt  4  fl.  80  kr. 

Mit  dem  II.  Theile  seines  Grundrisses 
der  Elektrotechnik  hat  der  Verfasser  ein 
Werk  fertig  gestellt,  das  sowie  der  I.  Theil 
derselben  Arbeit  allgemeine  Anerkennung 
finden  dürfte;  in  demselben  sind  die  wich- 
tigsten Gegenstände  aus  dem  Gebiete  der 
Starkstrom'Elektrotechnik  zum  Abschlüsse  ge- 
bracht. 

Der  erste  Abschnitt  behandelt  die  wesent- 
lichsten Lehren  und  die  zumeist  angewendeten 
praktischen  Ausführungen  von  Wechsel-, 
Mehrphasen-,  Gleichstrom-  und  gemischten 
Transformatoren.  Der  nächste  Abschnitt  be- 
handelt die  Accumulatoren.  Nach  den  Grund- 
lehren sind  solche  praktische  Constructionen 
beschrieben,  welche  sich  in  der  elektro- 
technischen Industrie  nach  vieljährigem  Ge- 
brauche als  leistungsfähig  erwiesen  haben. 
Der  dritte  Abschnitt  bietet  in  erschöpfender 
Weise  alles  über  die  elektrische  Beleuchtung, 
was  die  Einrichtung  elektrischer  Beleuchtungs- 
anlagen und  Centralstationen  erfordert.  Dieser 
Abschnitt  bespricht :  Allgemeine  Lehren, 
Lampenregulatoren,  Glüh-  und  Bogenlicht, 
Hilfsapparate,  Automaten,  Controlapparate, 
Schaltbretter,  Stromvertheilung,  Leitungen, 
Beschreibung  von  Centralstationen  und  Vor- 
theile  der  elektrischen  Beleuchtung.  Der 
letzte  Abschnitt  bringt  die  elektrische  Be- 
leuchtung in  zweckmässig  gewählter  Form. 
In  diesem  Abschnitte  ist  die  Beleuchtung 
elektrischer  Bahnen  besonders  berückaichtigt. 

In  den  Kosten  der  clektTi!i«:hen 
Licht-  und  Kraftanlagen  sind  DnrchscbDittx- 


preise  von  Dynamos,  Elektromotoren,  Appa- 
raten u.  8.  w.  zusammengestellt.  Praktische 
Regeln  des  Verfassers,  welche  zu  augen- 
blicklichen Schätzungswerthen  elektrischer 
Anlagen  führen,  schliessen  diesen  reich« 
haltigen  Abschnitt. 

Das  ganze  Werk  entspricht  den  neue- 
sten Anforderungen  und  den  praktischen  Be- 
dürfnissen, die  an  einen  Grundriss  der  Elektro- 
technik gestellt  werden  können  und  ist 
daher  bestens  zu  empfehlen. 

Klektrische  Kraftübertragung  und 
Kraftvertheilung.  Nach  Ausführungen 
durch  die  Allgemeine  Elektricitäts- 
Gesellschaft.  Berlin  1894.  Verlag  von 
Julius  Springer. 

Der  ausserordentliche  Bedarf  an  elek- 
trischen Beleuchtungs-Einrichtungen  hat  die 
elektrotechnische  Industrie  in  wenigen  Jahren 
aus  kleinen  Anfängen  zu  einer  ansehnlichen 
Grossindustrie  entwickelt.  Indessen  ist  diese 
Entwickelung,  so  bedeutend  sie  auch  sein  mag, 
nur  klein  im  Vergleiche  zu  derjenigen,  welche 
mit  Sicherheit  noch  vor  Ende  dieses  Jahr- 
hunderts zu  erwarten  ist.  Durch  die  elek- 
trische Kraftübertragung  und  Kraftvertheilung 
hat  sich  die  elektrotechnische  Industrie  Ab- 
satzgebiete von  ungeahnter  Ausdehnung  er- 
schlossen. Sehen  wir  von  dem  elektrischen 
Betriebe  der  Trambahnen,  welcher  zweifel- 
los in  der  Zukunft  überall  eingeführt  werden 
wird,  ab,  so  bleibt  noch  ein  weites  Gebiet 
der  elektrischen  Kraftübertragung  Übrig, 
welches  für  die  zukünftige  Entwickelung  der 
Elektrotechnik  bestimmend  ist.  Alle  Zweige 
der  Industrie,  und  voran  der  Maschinenbau, 
haben  ein  grosses  Interesse  daran,  kennen 
zu  lernen,  was  die  elektrische  Kraftüber- 
tragung zu  leisten  vermag.  Dies  zu  zeigen 
und  gleichzeitig  eine  Anleitung  zur  Pro- 
jectirung  und  annähernden  Veranschlagung 
zu  geben,  ist  der  Zweck  des  vorliegenden 
Buches.  Dasselbe  behandelt  systematisch  das 
ganze  Gebiet  der  Kraftübertragung  und 
Kraftvertheilung.  Die  Behandlung  des  Stoffes 
ist  so  gehalten,  dass  jeder  gebildete  Laie 
der  Darstellung  vollständig  zu  folgen  ver- 
mag. 

Der  I.  Abschnitt  behandelt  das  Wesen 
der  elektrischen  Kraftübertragung,  die  Gleich- 
strom- und  Drehstrom-Dynamos  und  Motoren 
sowie  die  Femleitung  der  Ströme. 

Im  Abschnitte  2  wird  zunächst  die  elek- 
trische Kraftübertragung  mit  den  mechanischen 
Transmissionen  in  Parallele  gestellt  und  an 
der  Hand  von  genauen  Beobachtungresultaten 
nachgewiesen,  dass  durch  Ersatz  der  mecha- 
nischen Transmissionen  durch  elektrische 
30 — 70^  an  Kraft  erspart  werden  kann. 
Diese  Zahlen  allein  dürften  hinreichend  sein, 
das  Interesse  eines  jeden  Industriellen  für 
die  elektrische  Kraftvertheilung  wachzurufen. 
Als  Resultat  der  kritischen  Vergleichung  mit 
anderen  KraftUbertragungRarbeiten  ergibt  sich, 
dass  hinsichtlich  der  Oekonomie  nur  Druck- 
wagger mit  der  Elektricitiit  tr^mcu triften  \■^^^\\ 
dasi  aber    die    ElektrlclUt    vot  itoy^t^^k- 


538 


Im  Abschoitt  3  werden  der  Antrieb  mit 
den  verschiedenen  Gleichstrom-  nnd  Dreh- 
strom-Motoren, die  dazu  erforderlichen  Schal- 
tungen und  Regulirvorrichtungen  näher  be- 
sprochen. 

Abschnitt  4  enthält  gewissermassen  die 
Nutzanwendung  des  Vorhergegangenen,  in- 
dem er  an  zahlreichen  Beispielen  die  Vor- 
theile  des  Elektromotorenbetriebes  erläutert. 
So  beschreibt  Capitel  14  die  direct  be- 
triebenen Ventilatoren;  Capitel  15  enthält 
Beschreibungen  von  elektrisch  betriebenen 
Kreiselpumpen  und  KolbenpTimpen ;  Ca- 
pitel 16  behandelt  elektrisch  betriebene  Auf- 
züge für  Personen  und  Waarcn  ;  Capitel  17 
zeigt  die  Anwendung  des  Elektromotors  auf 
Laufkrähne ;  Capitel  18  auf  Drehkrähne ; 
Capitel  19  behandelt  Bohrmaschinen ;  Ca- 
pitel 20  Drehbänke  mit  elektrischem  An- 
triebe. 

Von  besonderem  Interesse  für  die 
Zuckerfabrik  anten  und  Textilindustriellen 
dürfte  das  Capitel  21  sein,  welches  die  Vor- 
züge des  Elektromotors  für  Centrifugen- 
betriebe  illustrirt.  Capitel  22  dürfte  das 
Interesse  des  Technikers  für  Kälteanlagen 
erregen.  Es  behandelt  den  elektrischen 
Betrieb  von  Eismaschinen,  welche  nunmehr 
auch  dort  installirt  werden  können,  wo  die 
Aufstellung  von  Dampfmaschinen  oder  Gas- 
motoren unthunlich  ist.  Der  Eisenbahn. 
Ingenieur  findet  in  Capitel  23  elektrisch  be- 
triebene Drehscheiben  und  Schiebebühnen. 
Der  Bergbau-  und  Hütten-Ingenieur  findet 
im  nächsten  Capitel  Anwendungen  des  Elek- 
motors  für  seine  Zwecke.  Schliesslich  wird 
auch  der  Marine-Ingenieur  im  letzten  Capitel 
vieles  finden,  was  sein  Interesse  erregen 
dürfte,  so  z.  B.  elektrisch  betriebene  Hilfs- 
maschinen an  Bord,  elektrisch  betriebene 
Boote  und  schliesslich  einen  elektrisch  be- 
triebenen Wagen  zur  Ermittelung  der  Wasser- 
reibung von  Schiffsmodellen. 

Abschnitt  5  enthält  als  Anhang  Preis- 
tabellen der  Dynamomaschinen,  Elektro- 
motoren sowie  der  Zubehörtheile. 

Die  vorstehende  Inhaltsübersicht  lässt  i 
erkennen,  dass  das  Buch  nicht  nur  dazu  be* 
stimmt  ist,  den  Leser  mit  den  Fabrikaten 
der  Allgemeinen  Elektricitäts  -  Gesellschaft 
vertraut  zu  machen,  sondern  dass  diese  Auf- 
gabe zurücktritt  gegenüber  der  Darstellung 
der  wissenschaftlichen  Principien  der  elek- 
trischen Kraftübertragung  und  Kraftverthei' 
lung,  dem  rechnerischen  Nachweise  der  her- 
vorragenden Oekonomie  des  Elektromotoren- 
beiriebe?,  sowie  der  Vorführung  derjenigen 
Anwendungen  des  Elektromotors,  welche 
aus  dem  Stadium  des  Experimentes  heraus- 
gelangt sind  in  den  Bereich  der  modernen 
kritisch  abwägenden  Praxis. 


Mit  431   Abbildungen,  dritte  erweiterte 
läge,   1894. 

Die  Thatsache,    dass  die   beiden  e 
Auflagen     dieses    Buches     so    schnell 
grififen  wurden,    beweist  das  Bedürfniss 
die  Brauchbarkeit  des  Werkes. 

Der  Fabrikant,  der  Unternehmer, 
jeder,  der  sich  für  den  Gegenstand  interc 
findet  in  dem  Buche  eine  brauchbare  U 
sieht  und  Unterweisung  auf  diesen  Gel 
der  Elektrotechnik  unter  Berücksichti 
der  neuesten  Erfahrungen  und  Fortsc 
der  Praxis  und  Wissenschaft. 

Der  Stoff  ist  in  dieser  neuesten  e 
terten  Auflage  in  sechs  Abschnitte  nnd 
Anhänge  vertheilt.  Der  erste  Abschnitt 
hält  Allgemeines  über  die  elektrischen 
lagen;  daselbst  sind  die  VorbegriiTe 
Stromerzeuger  und^der  Leitungsbau  beha 
Der  zweite  Abschnitt  enthält  die  Bes( 
bung  der  Haustelegraphen-Anlagen  und 
Allgemeines,  die  Beschreibung  der  App 
die  Schaltungen,  allgemeine  Regeln  füi 
Ausführungsarbeiten,  Wahl  der  Mater; 
und  der  Batteriestärke,  Unterhaltung 
Betriebsstörungen  der  Anlagen.  Im  d 
Abschnitte  werden  die  Telephon-An 
beschrieben  und  zwar  die  Apparate, 
phon-Stationen,  Umschalter  und  Schaltu 
wie  Betriebsmaterial,  Unterhaltung  un< 
triebsstörungen.  Der  vierte  und  fünfte 
schnitt  behandelt  Wasserstands-Anzeigei 
Blitzableiter;  der  neu  hinzugefügte  s< 
Abschnitt  die  elektrischen  Prüfungen 
Elementen,  Batterien,  der  Leitungen 
Erd  widerstände. 

Das  Werk  ist  in  eingehender  und 
anschaulicher  Weise  abgefasst,  wozt 
grosse  Anzahl    guter    Abbildungen    bei 


Anleitung  zum  Baue  elektrischer 
Haustelegraphen-,  Telephon-  und 
Blitzableiter  -  Anlagen.  Herausgegeben 
von  der  Actien-Gesellschaft  Mix&Genest, 
Telephon-,  Telegraphen-  und  Blitzableiter- 
Fabrik    in    Berlin,    Hamburg    und    London. 


Die  Herstellung  der  elektris 
Glühlampe  von  £.  A.  Krüger. 
72  Abbildungen  und  5  Tafeln.  Veriaj 
Oscar  Lein  er  in  Leipzig. 

In  dem  Buche  sind  die  gebräuchlii 
Glühlampen,  die  zugehörigen  Fassunge 
Contacte  in  den  ersten  drei  Absch 
genau  beschrieben  und  auf  den  beigege 
Tafeln  abgebildet.  Die  vier  nächsten 
schnitte,  welche  den  grössten  Theil 
Buches  einnehmen,  handeln  über  di 
brikation  der  Glühlampe.  Dieselbe  : 
sehr  ausführlicher  Weise  beschrieben 
findet  daselbst  viele  Mittheilungen,  die 
in  anderen,  denselben  Gegenstand  l 
delnden  Büchern  vergeblich  sucht.  '. 
zahlreiche,  schön  ausgeführte  lUustrai 
wird  das  Verständniss  erleichtert.  Sämm 
an  Glühlampen  auszuführende  Mesa 
sind  in  diesem  Capitel  ebenfalls  beha 
Der  achte  Abschnitt  enthält  Tabellen 
die  verschiedenen  Glühlampen ;  man 
daselbst  Angaben  über  die  erford< 
Stromstärke  und  Spannung,  über  den 
verbrauch  pro  Kerze,  über  die  Abi 
der  Leuchtkraft  und  Zunahme  des 
Verbrauches  mit  der  Brenndauer  der  L 
Man  vermisst  in  dem  Buche  nur  einig 


539 


theiinngen  aber  die  in  Amerika  gegenwärtig 
schon  ziemlich  verbreiteten  Stöpsellampen, 
welche,  um  einen  Conflict  mit  den  Inhabern 
der  Edison  Patente  zu  vermeiden,  von  der 
Westinghonse  Co.  und  anderen  Firmen  ver- 
fertigt   werden;    über    die    in    Europa  ge- 


bräuchlichen  Lampen    wird  aber  jedermann 
die  gewünschten  Aufschlüsse  finden. 

Seydel's  Führer  durch  die  technische 
Literatur  1894.  Pol3rtechni8che  Buchhandlung 
A.  S  e  y  d  e  1,  Berlin  W. 


KLEINE   NACHRICHTEN. 


Elektrische  Bahnen.  In  der  am 
27.  V.  M.  stattgehabten  Sitzung  des  Sub- 
Comitds  für  elektrische  Bahnanlagen  referirte 
Dr.  H  a  c  k  e  n  b  e  r  g  über  die  Grundzäge 
des  Programms  für  elektrische  Bahnanlagen. 
Nach  eingehender  Debatte  wnrden  folgende 
Punkte  des  Programms  angenommen: 

I.  Soll  der  directe  Verkehr  aus  dem 
ersten  Bezirke  in  die  entfernteren  Stadtbezirke 
und  in  die  Sommerfrischen  ermöglicht  werden, 
wobei  die  Stationen  der  Stadtbahn  und  die 
Bahnhöfe  der  Hauptbahnen  in  Anschluss  zu 
bringen  sind.  2.  Der  erste  Bezirk  ist  ent- 
weder von  zwei  sich  schneidenden  Linien  zu 
durchqueren  oder  mit  geschlossenen  oder 
offenen  Ringen  zu  durchfahren.  3.  Unter  Be- 
rücksichtigung obiger  Grundsätze  ist  auf  eine 
Linienführung  a)  in  den  Prater  und  in  die 
Donaustadt,  b)  zum  Central-Friedhofe  mit 
eventueller  Fortsetzung  bis  Schwechat  und 
Kaiser- Ebersdorf,  c)  durch  den  zehnten  Be- 
zirk, d)  nach  Penziog,  e)  nach  Ottakring, 
f)  nach  Dornbach  und  Neuwaldegg,  g)  nach 
Gersthof  und  Pötzleinsdorf,  h)  nach  Grinziog 
und  Sievering  Bedacht  zu  nehmen. 

Bei  diesem  Punkte  wurde  die  Berathung 
abgebrochen.  In  der  nächsten  Sitzung  ge- 
langen die  übrigen  Punkte  zur  Berathung. 
Der  wichtigste  betrifft  die  Frage,  ob  Unter- 
gmnd-.  Hoch-  oder  Niveaubahnen  gebaut 
werden  sollen. 

Wiener    Tram^way  -  Gesellschaft 

In  den  letzten  Tagen  haben  hier  Berathungen 
mit  Herrn  Isidor  Löwe,  dem  Vorstande  der 
Actien  -  Gesellschaft  Ludw.  L  ö  w  e  &  Co.^ 
stattgefunden.  Dieselben  hatten  die  Frage 
des  elektrischen  Betriebes  zum 
Gegenstande.  Bekanntlich  ist  die  Actien- Ge- 
sellschaft Löwe  bei  der  Elektriciiäts  -  Ge- 
sellschaft in  Hamburg,  sowie  bei  der  Union 
Elektricitäts- Gesellschaft  in  Berlin  interessirt. 
Es  würde  sich  demnach  um  die  Lieferung 
der  elektrischen  Maschinen  handeln.  In  An- 
betracht des  gegenwärtigen  Standes  der 
Tramway-Frage  im  Altgemeinen  und  des 
Baues  elektrischer  Linien  insbesondere  hatten 
jene  Besprechungen  indess  blos  einen  in- 
stractiven  Charakter,  so  dass  irgend  welches 
positive  Resultat  von  vornherein  nicht  in 
Aussteht  zu  nehmen  gewesen  ist. 

elektrische  Beleuchtung  der  Wie- 
ner Universität.  Das  Unterrichtsministerium 
hat  die  Vervollständigung  der  elektrischen 
Lichtinstallation  im  Gebäude  der  Wiener 
Universität  genehmigt  und  angeordnet,  dass 


noch  im  laufenden  Jahre  die  Einfühmng  der 
elektrischen  Beleuchtung  in  den  beiden 
grossen  Tnmsälen  der  Universität  bewerk- 
stelligt werde.  Nach  Maassgabe  der  verfüg- 
baren Geldmittel  sollen  nach  und  nach  auch 
die  bisher  noch  mit  Gas  beleuchteten  Uni- 
versitäts-Institnte  die  elektrische  Beleuchtung 
erhalten.  „E.  T.  Z.« 

Elektrische  Beleuchtung  in  Prag. 
Mit  der  elektrische  Beleuchtung  des  Wenzels- 
platzes und  zwar  der  Anbringung  der  grossen 
KU  i\  k'schen  Bogenlampen,  deren  Ge- 
sammtzahl  43  beträgt,  wurde  bereits  be- 
gonnen. 

Der  städtische  Elektrotechniker  Herr  Franz 
Pelikan  legte  dem  Stadtrathe  ein  aus- 
führliches Elaborat,  die  Versorgung  Prags 
mit  elektrischem  Lichte  betreffend,  vor.  Das 
Elaborat  enthält  fünf  verschiedene  Projecte. 
Der  Stadtrath  beschloss,  das  Elaborat  in  An- 
betracht der  Wichtigkeit  der  Sache  verviel- 
fältigen zu  lassen  und  allen  Mitgliedern  des 
Stadtrathes  und  des  Stadtverordneten-Colle- 
giums  zu  übermitteln.  „El.  Anz.^ 


Das  Interurbane  Telephonnetz  in 
Böhmen.  Sonntag  den  30.  v.  M.  wurde 
der  Verkehr  zwischen  dem  neu  errichteten 
Staats-Telephonnetze  in  Beraun  und  den 
interurban  verbundenen  Staats-Telephonnetzen 
in  Prag,  Pilsen  und  mit  dem  Staats-Tele- 
phonnetze in  Wien  eröffnet.  Der  inter- 
urbane Verkehr  zwischen  dem  neu  errichteten 
Staats-Telephonnetze  in  Beraun  einerseits 
und  der  Telephon-Centrale  in  Wien  anderer- 
seits beschränkt  sich  hinsichtlich  der  letzteren 
auf  die  an  dieselbe  angeschlossenen  öffent- 
lichen Sprechstellen  (Staats-Telephon-Sta- 
tionen), sowie  auf  die  Wiener  Staats-Abon- 
nenten-Stationen. Die  Sprechgebühr  für  ein 
gewöhnliches  Gespräch  in  der  Dauer  von 
drei  Minuten  beträgt  zwischen  Wien  nnd 
Beraun   i   fl.  30  kr. 

Elektrische  Gentralstation  in  St. 
Wolfgang.  Das  ElektricitäUwerk,  welches 
die  Wiener  Bauunternehmerfirma  Stern  & 
Hafferl  dort  errichtete,  besteht  aus  zwei 
Dynamomaschinen  mit  rund  200.000  V. 
Leistungsfähigkeit,  der  hiezu  gehörigen 
Westinghouse  -  Dampfmaschine  und  einem 
Com  wall  -  Dampfkessel.  Die  maschinellen 
Einrichtungen  liefern  die  Fürst  Salm'schen 
Werke  in  Blansko,  die  elektrische  Einrich- 
tung die  Firma  Egger  &  Co.  in  Wien. 
Von  der  Centrahtation    aus    wird    eine  An- 

41* 


540 


xfthl  BogenUmpen  and  ein  aaf  der  Schafberg- 
■pitie  aafgcstellter  Motor  in  einem  Strom- 
kreiie  betrieben.  Der  Motor  ist  mit  einer 
Dynamo  gekuppelt.  Diese  letztere  Einrichtung 
dient  als  Transformator  des  hochgespannten 
Stromes  in  Niederstrom,  da  die  Beleuchtung 
im  Schafberghfttel  mit  Glühlampen  von  i  lo  V. 
Spannung  bewirkt  wird.  Sowohl  in  der 
Centrale  in  St.  Wolf  gang,  als  auch  auf  der 
Schaf  bergspitze  sind  Automaten  aufgestellt, 
welche  bestimmt  sind,  falls  irgend  ein  Kurz- 
schluss  eintreten  sollte,  sofort  automatisch 
die  Maschine  auszuschalten. 


Die  Telephonie  im  Dienste  der 
österr.-ungar.  Armee.  In  dem  gemein- 
samen Budget,  welches  den  Delegationen  der 
österreichischen  und  ungarischen  Reichsver- 
tretung vorgelegt  wurde,  findet  sich  als  ein 
bemerkenswerthes  Erforderniss  ein  Posten 
von  25.000  fl.,  welche  für  die  Anschaffung 
und  Ausrüstung  von  14  vollständigen  Tele- 
phonabtheilungen beansprucht  werden,  die 
der  Verbindung  der  Corpscommanden  mit 
ihren  Corpstraincommanden  dienen  sollen. 
Mit  diesem  Posten  wird  eine  Ueberschreitung 
des  irtther  in  Aussicht  genommenen  Gesammt- 
präliminares  angekündigt,  weil  sich  die  Noth- 
wendigkeit  ergeben  hat,  ein  verbessertes, 
kostspieligeres  Telephonkabel  zu  beschaffen. 
In  der  Motivirung  wird  auf  die  grossen  Vor- 
iheile  hingewiesen,  welche  die  Verwendung 
und  Ausnützung  des  Telephons  im  Kriegs- 
falle, sowie  für  militiirische  Zwecke  im  Felde 
überhaupt  darbietet.  „E.  T.  Z.** 

Zu  den  Projecten  der  Berliner 
eleKtrischen  Hochbahn.  Der  Ausschuss 
der  Berliner  Stadtverordneten-Versammlung 
sur  Vorberathnng  der  Magistrats  vorläge  hin- 
sichtlich der  Anlage  einer  von  der  Firma 
Siemens  &.  Halke  beabsichtigten  elek- 
trischen Hochbahn  innerhalb  des  städtischen 
Weichbildes  (vergl.  Heft  XIV,  lS94,S.  386). 
hielt  am  u\  und  13.  ▼.  M,  eine  mehr- 
stündige Sittung  ab.  Der  Ausschuss  beschloss 
twei  Lesungen  vortuuehmen,  und  einigte 
»ich  in  der  ersten  Lesung  dahin^  der  ge- 
nannten Firma  die  Zustimmung  an  ertheilen 
lur  l^nutsuug  derjenigen  stäitischen  ört'eot- 
hchen  Strassen,  Wejje  und  Hätte,  welche 
und  soweu  sie  xur  Herstellung  der  Bahn 
eiforvlerlich  Mnd,  Oie  Bahn  soll,  vorbehsut- 
'.ich  der  Festste.. ung  im  Einseinen,  in  foljjcn- 
vlcm  •*Uj;c  her^este.ll  weraen:  Warschauer» 
st  ras^sen- Bracke  (^lUhnhot  der  S:aat>b>*hn\ 
neu  :u  eil^Auenvie  Oberbauuibrucke,  Commu- 
aikalK^rs«e^,  am  Sch'.csischen  llior,  Ska- 
l.::er>:raNse,  am  Ko:tbas<f  TJ\or,  am  NVasser- 
:av^,  G.:>cii.n<T*rraj;se,  am  Ha  besehen 
Thor,  Ha.e>chcs  Uier,  cn:er  g>ichre:ti}:er 
Iv-'^xM^chreit-aj;  vies  Cana.s  un.:  der  B^ha 
n*c>.  vier  l  ,;vver.wi,,;ers;rasse  und  der  l'cler- 
sc*^T'  ung  vicT  IVt^xiamer  H-Sn  rsvh  .iem 
lVt?<».:;i^\i::.  rj.  >*>:rasje  b;$  \\>:vh>.  J- 
5Cic?-e  aÄ  äer  /.et''cr.>:'Ä>>e.  In  der  H.hc 
.•\*r  l -ic^VeriB  ".' :e'^;-A^>e  ?.  ".  -m  we^ert  .vrhc'n 
ir'rr     .'vr;    lV-.„:   ,:r^     .•>.*>   V.jt;  i  k.  t.  ;:^^^    vier 


tcher  Grundstücke  eine  Abzweigung 
Norden  bis  in  die  Gegend  des  Vor 
vor  dem  Potsdamer  Bahnhofe  geführt  w 
Die  Daner  dieser  Zustimmung  uüd  C 
migung  toll  90  Jahre  betragen  und  mi 
Datum  der  staatlichen  Genehmigunj 
ginnen.  Ein  Antrag,  die  Zeitdauer  n 
30  Jahre  zn  bemessen,  erhielt  nicl 
Mehrheit  des  Ausschusses. 

Die  Hauptpunkte  der  Berathnng  b: 
die  Gegenleistung  der  Firmi 
der  Tarif.  In  Bezug  auf  den  Tarif 
Folgendes  beschlossen:  Der  Fahrprc 
für  die  ersten  10  Jahre  10  Pfg.  ffii 
Theilslrecke,  20  Pfg.  für  2—3  Theilst 
in  der  III.  Classe  und  10  Pfg.  überall 
in  der  II.  Wagenclasse  betragen.  Nac 
lauf  der  10  Jahre  soll  für  jede  Fahrl 
Rücksicht  auf  die  Länge  derselben  ' 
10  Pfg.  für  die  IIL  und  20  Pfg.  i 
II.  Classe  bezahlt  werden.  Nach  den 
tragsentwnrfe  soll  bis  zum  Abiaul 
30.  Jahres  nach  dem  Datum  der  staai 
Genehmigung  der  Erwerb  der  Bahn 
der  Stadtgemeinde  Berlin  ansgescbloss< 
und  erst  dann  und  in  Zukunft  imm 
von  10  zu  10  Jahren  ausgeübt  v 
können.  Es  wurde  in  der  zweiten  I 
beschlossen,  dass  der  Erwerb  bis  zni 
lauf  des  20.  Jahres  ausgeschlossen  sei 
§  II  des  Magistratsentwnrfes,  welch« 
Grundsätze  zur  Ermittelung  de 
werbspreises  für  die  etwaige  U 
nähme  der  Bahn  seitens  der  S 
gemeinde  innerhalb  der  G)ncession 
enthält,  lautet :  „Bei  Ermittlung  des  Er 
preises  finden  die  §§  42  Nr.  4  a  bis 
Eisenbahngesetzes  vom  3.  Novembei 
und  §  31  des  Gesetzes  vom  28.  Juli 
sinngemässe  Anwendung,  abo  wird: 
Grunde  gelegt  das  jährliche  Einko 
welches  die  Firma  im  Durchschnitt 
letzten  5  Jahre,  rückwärts  vom  Uebern 
tage  an  gerech  net,  gehabt  hat.  Ah 
kommen  gelten  die  Ueberschdsse,  ^ 
als  Actienzinsen  oder  Dividenden  v« 
werden  und  zwar  unter  Hinznrechnni 
zur  Tilgung  der  Schulden  oder  des  < 
capitals,  zur  Verbesserung  oder  Gcs 
erweiterung,  sowie  zur  Bildung  vo 
neuerungs-  und  Reservefonds  verwe 
Beträge.  Von  dem  ermittelten  Durchs« 
wird  beim  Erwerb  seitens  der  Stadtgei 
der  2 5 fache  Betrag  bezahlt.  6)  Wenn 
den  letzten  10  Jahren,  vom  Uebemahi 
ab  rückwärts  gerechnet,  Jahre  vorg^c 
sein  sollen,  in  denen  die  Firma  mit  ** 
aus  dem  Betriebe  gearbeitet  hat,  m 
ihr  noch  neben  dem  vorstehend  (t 
dachten  Erwerb spreis  ein  solcher  Verh 
setiT,  soweit  er  nicht  schon  dorcfa  G 
aus  Jahren  desselben  Zeitraumes  g 
i>t<  Als  Verlast  ans  dem  Betriebe 
d:e  eni^cn  Summen,  welche  in  den  ein 
l^e:r;eb>  a^vnea  fehlten,  nm  eine  Dir 
von  5"  ,  zahlen  xa  konnea.  Was  C 
ÄU<  .iem  Betr. che  beieatet,  ergibt  sid 
Bic:;  ^^n  sel.s*.  *•  Dt^c^cn  nberaimi 
S'.i.: Ixense  a  ^e     i:e     Scaa.iea     dct 


541 


nehmQDg,  wogegen  auf  sie  alle  etwa  Tor« 
handenen  Activforderungen,  sowie  die  Er- 
neaerangtfond«,  nicht  aber  auch  etwa  vor- 
handene Reservefonds  übergehen.  Ueber  das 
Verbältniss  der  Dotimng  von  Reseivefonds 
sttr  Dotirnng  von  Erneuernngsfonds,  steht 
der  Stadtgemeinde  ein  Controlrecht  zu;  bei 
mangelndem  Einverständnisse  entscheidet  ein 
Schiedsgericht,  d)  Die  Stadtgemeinde  tritt 
nicht  ohne  weiteres  in  die  Verträge  mit  den 
Beamten  und  Arbeitern  des  Unternehmens 
ein.  Ueber  diesen  Eintritt  bleibt  beim  Er- 
werbe besonderes  Abkommen  vorbehalten; 
mangels  Zustandekommens  eines  solchen 
unterbleibt  der  Eintritt.** 

Nach  eingehender  Berathung  entschied 
sich  der  Ausschuss  dahin,  die  Bestimmun- 
gen unter  b)  gans  fallen  zu  lassen, 
im  Übrigen  aber  den  Paragraphen  mit  einigen 
unwesentlichen  Aenderungen  anzunehmen. 

Bei  der  hierauf  folgenden  zweiten  Le- 
sang  wurde  die  Bestimmung  we(;en  der 
Gegenleistung  der  Firma  Siemens  &  Halske 
dahin  festgesetzt,  dass  bei  einer  jährlichen 
Roheinnahme  bis  zu  6  Millionen  Mark  20/q 
und  für  jede  Million  Mark  mehr  0*250/0  mehr, 
mindestens  aber  vom  4.  Jahre  ab  20.CXX)  M. 
jährlich  zu  zahlen  sind.  Damit  ist  die  Durch- 
berathung  des  Vertragsentwurfes  im  Aus- 
schuss beendet. 


Die  elektrische  Bogenlampe  (Pa- 
tent Nr.  76.994)  von  Paul  Schmidt  in  Ber- 
lin, Müllerstrasse  25,  besitzt,  wie  das  Berliner 
Patentbnreau  Gerson  &  Sachse  mittheilt, 
eine  Vorrichtung  an  dem  für  die  Regulirung 
des  Kohlenabstandes  bestimmten  Uhrwerke, 
durch  welche  die  sich  während  des  Betriebes 
beständig  ändernde  Gewichtsdifferenz  zwischen 
der  oberen  und  unteren  Kohlenkerze  un- 
schädlich gemacht  wird.  Dabei  kann  diese 
Vorrichtung  unal^hängig  von  dem  Regulir* 
werk  eingestellt  werden  und  ohne  Einfluss 
auf  die  ebenfalls  von  Hand  vorzunehmende 
Aenderung  der  Lage  der  Kohlen  zu  ein- 
ander. 

Durch  Erkenntnlss  des  ersten 
Civilsenats  des  Reichsgerichtes  vom 
22.  September  ist  das  D.  R.  P.  Nr.  68.121, 
Schleifmaschine  für  parabolische  Flächen, 
für  nichtig  erklärt  worden,  und  zwar  weil 
es  gegenüber  dem  Schucker  tischen 
Patente  auf  Parabolschleifmaschine  keine 
patentfähige  Erfindung  enthalte. 

Steuerung  von  Schiffen  durch 
Elektricität.  Der  Franzose  B  e  r  s  i  e  r  hat 
einen  Apparat  construirt,  durch  den  der 
Compass  die  Arbeit  des  Steuermannes  ver- 
richtet, und  zwar  vermöge  der  Anwendung 
des  elektrischen  Stromes.  Weicht  das  Schiff 
von  seinem  Curse  ab,  für  den  das  elektrische 
Instrument  eingestellt  worden  war,  so  be- 
thätigt  ein  frei  werdender  elektrischer  Strom 
einen  kleinen  Motor,  der  das  Steuer  dreht, 
und  zwar  so  lange,  bis  das  Schiff  in  seinen 
allen  Lauf  ^uiückgckehrt  ist.  Der  Motoi 
hört  dann    von  selbst    zu    arbeiten  auf,    bis 


wieder  eine  Abweichung  Torkommt.  Zwei 
Monate  lang  hat  der  sehr  empfindliche 
Apparat  sehr  gut  und  ohne  jemals  zu  stocken 
gesteuert.  Seine  Haupt vortheile  sind :  Grössere 
Genauigkeit  und  kein  Wegverlust  durch  Ab- 
weichung vom  Laufe,  wie  es  gewöhnlich 
durch  das  Steuern  mit  der  Hand  verzeichnet 
wird. 


Probeversuche  mit  Accumu- 
latorwagen  wurden  vor  Kurzem  von  der 
Grossen  Berliner  Pferdebahn-Gesellschaft  in 
Moabit  angestellt,  die  bisher  befriedigend 
unter  grosser  Theilnahme  von  Fachleuten 
und  Angehörigen  der  Sicherheitsorgane  ver- 
laufen sein  sollen.  Die  Accumulatorwagen 
unterscheiden  sich  fast  durch  nichts  von  den 
gewöhnlichen  Pferdebahnwagen,  nur  dass 
die  Sitze  breiter,  der  Mittelgang  aber 
schmäler  ist,  und  dass  auf  den  beiden  Perrons 
halbkreisförmige,  mit  Platten  bekleidete  Aus- 
buchtungen vorhanden  sind,  die  oben  auf 
ihrem  horizontalen  Abschluss  ein  kleines 
Speichenrad  zeigen,  durch  dessen  Drehung 
der  Kutscher  die  Aus-  oder  Einschaltung 
des  Stromes  bewirken  kann.  Die  von  der 
Accumulatorenfabrik  A.-G.  in  Hagen  ge- 
lieferten Accumulatoren  stellen  ein  erheb- 
liches Gewicht  dar  —  sie  bestehen  aus 
88  Zellen,  von  denen  jede  32  kg  wiegt,  so 
dass  ein  Gesammt  •  Gewicht  von  Über 
66  Centnem  herauskommt.  Jede  Zelle  be- 
steht aus  21  Elektroden.  Diese  88  Zellen 
sind  unter  den  Sitzen  eines  jeden  Wageos, 
die  eben  aus  diesem  Grunde  breiter  ge- 
macht sind,  aufgestellt  und  für  die  Fahr- 
gäste unsichtbar.  Sollen  die  Zellen,  die  zu 
vier  Gruppen  von  je  22  Stück  vereinigt 
sind,  geladen  werden,  so  werden  seitlich 
des  Wagens  Klappen  hochgehoben,  und 
jede  Gruppe  mittelst  Rollen,  die  auf  Schienen 
laufen,  auf  die  ausserhalb  stehenden  Böcke 
geschoben.  Innerhalb  21/2  Stunden  ist  der 
Ladeprocess  beendet.  Jeder  Wagen  ist  für 
31  Fahrgäste  bestimmt  und  vermag  mit  der 
in  seinen  Accumulatoren  aufgespeicherten 
Kraft  vier  Stunden  zu  fahren.  Die  Ge- 
schwindigkeit darf  auf  polizeiliche  Anordnung 
nicht  grösser  als  die  der  gewöhnlichen 
Pferdebahn  wagen  sein,  nämlich  zwölf  Kilo* 
meter  in  einer  Stunde.  Die  Schnelligkeit 
könnte  selbstverständlich  eine  höhere  sein, 
wenn  die  polizeiliche  Beschränkung  fortfiele. 
Schwierigkeiten  haben  sich  bei  den  bisherigen 
Proben  nur  an  den  Steigungen  ergeben. 
Hier  war  der  Gang  etwas  langsamer.  Das 
Halten  vollzieht  sich  ungemein  schnell,  je- 
doch ohne  Ruck,  wie  denn  auch  beim  An- 
zug von  einer  plötzlichen  Erschütterung 
nichts  zu  merken  ist.  Ausser  der  gewöhn- 
lichen Bremse  kann  noch  eine  elektrische 
Nothbremse  in  Wirksamkeit  gesetzt  werden, 
die  den  rollenden  Wagen  zum  sofortigen 
Halten  zwingt.  Wie  der  „Elektr.  Anz." 
schreibt,  dürften  die  Accumulatorwagen  mit 
beginnendem  Winterfahrplan  auf  der  Linie 
„Criminalgericht  (Alt-Moabit)- Grossgörschen- 
strassc  (Schöneberg)^  in  ständigen  Betrieb 
gesetzt     werden.     Zwei     Accumulatorwagen 


542 


werden  fuhren,  während  der  dritte  geladen 
wirdp  Der  übrige  Verkehr  auf  der  gedachten 
Strecke  wird  durch  Pferdekraft  bewältigt. 
Augenblicklich  wird  mit  dem  Proben  der 
WsgcD,  die  sich  jzu  bewähren  scheinen, 
DOch  foitgcfahren. 


'Wagenheizung  mittelst  £lektrl- 
cltät.  Ein  eben  so  originelles  als  praktisches 
llei^ungssystem  ist  während  der  kalten  Jahres- 
zeit für  die  Wagen  der  elektrischen  Zahn- 
radbahn auf  dem  Mont  Salöve  in  Anwen- 
dung. Da  während  des  Winters  der  Betrieb 
gewohnlich  auf  den  Verkehr  von  vier  Wagen 
beschränkt  ist,  so  wird  ein  Theil  elektrischer 
Energte  verfügbar;  diese  überschüssige  Elek- 
tddsat  —  lo  PS,  pro  Wagen  —  dient 
daiEu,  um  die  Heizung  der  Wagen  zu  be- 
werkslelligen.  Der  Heizungsapparat  besteht 
aus  zwei  Widerstandsrahmen,  die  im  Innern 
des  Wngens  unter  den  Sitzbänken  hart  an 
den  KiLätenwänden  der  Wagenkopfseite  unter- 
gebracht sind.  Ihr  Umfang  ist  in  der  Länge 
o*S2ö  n*,  in  der  Höhe  0*300  m,  in  der  Breite 
o'iSo  m.  Jeder  Rahmen  enthält  42  aus 
galvantsirtem  Eisendrahte  von  1*5  mm  Durch- 
mcsÄcr  hergestellte  Spiralen,  während  die 
Lauge  aller  Spiralen  in  einem  Rahmen 
5' 9  2  m  bei  24  mm  Durchmesser  beträgt.  Die 
üt^^ninmtlänge  der  zur  Heizung  eines  Wagens 
cirfurd etlichen  Spiraldrähte  beläuft  sich  auf 
500  m.  Der  Strom  geht  direct  aus  dem  mit 
dci  Leitungsschiene  in  Contact  stehenden 
^jihbUcD  in  die  Spiralen.  Die  durch  den 
rirtgei chatteten  Widerstand  absorbirte  Strom- 
üiarke  beträgt  15  Amp.  bei  500  Volt  und 
fepriisentirt  eine  Energie  von  etwa  10  PS, 
Da  die  Temperatur  des  Eisendrahts  100  0 
errekht,  wird  die  Luft  rasch  erwärmt.  So- 
gHr  m  Tagen  eisigster  Kälte  genügen  10 
biä  15  Minuten  Stromcirculation,  um  eine 
bchai^Uche  Wärme  im  Innern  des  Wagens 
{i5"2<j0)  herzustellen.  Die  Regulirung  der 
Iteuiing    geschieht    durch    den     Conducteur 


mittelst  eines  anf  der  vorderen  Pia 
befindlichen  Stromunterbrechers.  Die  j 
Werkstätten  der  Bahn  in  Etrebiferc 
gestellte  Heizeinrichtung  soll  sich  gt 
währt  und  bisher  im  Winter  zu  voll 
friedenheit  der  Passagiere  functionirt  i 
-Der  Selbstkostenpreis  des  Heizapparat 
läuft  sich  auf  ungefähr  60  Francs  f1 
Wagen.  „Schweiz,  Bau-Z 


Der  Schiareizerische  Elektro 
niker-Verein  hielt  am  30.  v.  M. 
VII.  Jahresversammlung  in  Luzem  ab 
Programm  weist  neben  den  eigen 
Vereinsgeschäften  eine  Reihe  wichtige 
handiungsgegenstände  auf,  von  dene 
gende  allgemeinem  Interesse  begegnen  d  1 
Bericht  und  Antrag  des  Vorstandes  üb 
Jahrbuch  und  die  Preisaufgabe.  Beric 
Vor>tandes  über  eine  eidg.  elektrotecl 
Prüfstation  (Aichstätte).  Vorschriftei 
treffend  Starkstromanlagen  und  speciell 
Spannungsleitungen.  Nach  dem  Bänke 
Hotel  du  Lac  fand  ein  gemeinsame 
Bug  nach  Zug  zur  Besichtigung  des  d< 
Elektricitätswerkes  mit  Gleichstrom  - 
formation  und  Accumulatoren  statt. 


KlektrJsche  Klsenbahn  in  Mini 
Ausgabe.  In  Dellwood,  Minn.,  h: 
ein  Banquier  aus  St.  Paul  eine  Privat« 
bahn  von  der  Station  bis  zu  seinem 
sitz  bauen  lassen.  Der  „Zug"  beste! 
einem  Motorwagen  und  zwei  „Waggon 
je  5  Fuss  Länge  und  2  Fuss  Breite, 
weite  14  Zoll.  Zur  Leitung  des  S 
dient  eine  dritte  Schiene.  Die  „C 
Station*'  besteht  ans  einem  zweipfc 
Petroleum  -  Motor  und  einer  gleichwe 
Dynamomaschine.  Die  Strecke  hat  nt 
kurze  Steigungen  von  10  *und  16  Pi 
sie  ist  550  Fuss  lang.  „Der  Bahnzug 
fördert  sechs  Personen. 


CORRESPONDENZ. 


Urmvrkungen  zu  den  „UntersucJiungen  über 
di  n  W irJaingtiprad  von  Motoren  und  Uynamo- 
mfifithinen   ohne  Anwendung  von  Bremszaun 

und  Dynamometer.'*^ 

■  ■ 

UiUer  diestm  Titel  tourde  auf  Seite  352 
ifü.^  13.  Heß  es  der  ^Zeitschrift  für  Elektro- 
UtJtnik*'f  Jahrgang  1894,  vom  Ingenieur  Carl 
LriiÄ  ein  AufaaJz  veröffentlic/U,  der  mehrere 
f.*nrkhtigkeilen  enthalt^  welche  mich  nöthigen, 
>ir   cm^r  Besprechung  zu  unterziehen. 

/ji  dem  erwähnten  Artikel  tcei'den  als 
EinUltitng  die  Messver fahren  von  llopkinson, 
Iftnnmd  tmd  Cartlew  kurz  erläutert  und  die 
^achfhiile  dieser  Unlersuchungsmethode  her- 
i^vwqrhtthtn,  um  din  Vorlhcil  der  hier  neu 
cimf£fftfpeiten  Methode  klarer  vor  Aufjcn 
fithrtu  zu  können» 


Es  ist  da  hei  der  Cardew'schen  J 
bemerkt^  dass  auch  sie  auf  der  f 
Voraussetzung  beruhe^  dass  der  \Vi\ 
grad  der  Maschine  derselbe  sei  bei  V 
düng  als  Generator  tcie  als  Motor. 

Es  ist  allgemein  bekannt^  da 
Cardew'sche  Methode  von  dieser  1 
Setzung  vollständig  unabhängig  ist,  Wei 
jede  der  drei  venvendeten  Maschinen 
als  Molor  und  dann  als  Generator  i 
so  kann  gegen  diese  Methode  wohl  dt 
xcurf  eines  grösseren  Zeitaufwandes^  1 
aber  der  einer  falsdien  Voraussetzun 
Herr  Lenz  bemerkt^  erhoben  werden. 

Die  Auflösung  der  sechs  Gleit 
mit  sechs  Unbekannten  liefert  nadi 
Jiichfnng  hin  vollständig  genaue  und 
f echt  bare  liesultate. 


543 


Waa  die  Beachreibunff  der  eigenen  Mt' 
thode  betrifft^  so  gdü  Hei  r  Lern  auf  folgende 
Weise   vor : 

Der  mit  M  bexeichnefe  Motor  wird  bei 
einer  bestimmten  TourenzaJU  leer  laufen  ge- 
lassen  und  die  dazu  nofhwendige  Arbeit  Lm 
bestimmt. 

Dann  wird  der  Motor  mit  der  unbe* 
lasteten  Dynamo  gekuppelt  und  die  im  Motor  M 
verbrauchte  Arbeit  A  gemessen. 

Von  dieser  Arbeit  A  wird  Lm  abge- 
togen^  und  diese  Differenz  gibt  die  im  Motor  M 
für  den  Leerlauf  der  Dynamo  D  ver- 
brauchte  Arbeit  Ld  =  A  —  Lm» 

Auf  Seite  354,  Zeile  5  heistt  es:  „Auch 
ist  Lm  =  Constante^^,  Dieses  Lm,  die  Leer» 
laufsarbeit  des  Motors,  welche  äquivalent  ist 
der  Summe  aus  dem  Eff'edverlust  durch 
Wirbefstromej  plus  dem  Verlust  durch 
JfysteresiSf  plus  dem  Verlust  durch  die 
Lagerreibung  und  Luflunder stand  und  durch 
den  KwTucfiluss  der  Spulen  durch  die 
Bürsten,  ist  nur  dann  eine  Constante,  wenn 
der  Motor  immer  unbelastet  bei  derselben 
Tourenzahl  liefe.  Wird  der  Motor  belastet, 
so  ändert  sich  Lm  u.  zw,  vmsomehr,  je 
grösser  die  Belastung  ist. 

Denn  bei  grösserer  Belastung  des 
Motors  ist  der  seiner  Armatur  zugeführte 
Strom  bedeutend  stärker,  somit  auch  die 
Einwirkung  dieses  Armaturstroms  auf  das 
magnetische  Feld  intensiver  als  beim  Leer» 
lauf.  Dadurch  wird  das  magnetische  Feld 
ein  anderes  sein  als  das  beim  Leerlauf, 
Wenn  aber  die  magnetischen  Felder  ver. 
schieden  sind,  so  werden  auch  die  Leerlaufs- 
arbeiten bei  diesen  verschiedenen  Feldern 
einen  verschiedenen  Werth  besitzen,  d,  h,  Lm 
wird  keine  Constante  sein, 

Folgen   wir    den  Ausführungen   weiter: 

Die  Dynamo  wird  belastet  und  leistet 
inclusive  des  Ankerverlustes  (J2  W)  die 
Arbeit  L$  bei  derselben  Tourenzahl, 

Die  für  diese  Arbeit  Le  dem  Motor 
zugeführte  Energie  sei  Lx»  Es  werden  dann 
für     verschiedene    Belastungen    die    Bruch' 

werthe      -  =  J57  gebildet ;    Lm-\-  Lx  -{-  Ld 
Lx 

wird  auf  der  Abscissenaxe,        -  auf  der  Or- 
L% 

dinafenate  eines  rechtwinkligen  Coordinaten- 

Systems   aufgetragen  und  md  Hilfe  der  da- 

durch  erhalttnen  Curve   der   Werth  E=Eo 

für  Le  =  0  bestimmt. 

Dieses  Eo  und  die  einzelnen  Curoen' 
punkte  sind  nun  nach  den  Ausführungen  des 
Herrn  Lenz  falsch  bestimmt.  Denn  Le  setzt 
sich  nicht  nur  aus  der  thatsächlich  geleisteten 
Arbeit  der  Dynamo  und  aus  dem  Energie* 
Verlust  in  der  Armatur  derselben  zusammen, 
sondern  enthält  auch  noch  den  Energie- 
vertust  durch  den  Kurzschluss  der  Armatur- 
spulen  durch  die  Bürsten, 

Dieser,  in  der  Abhandlung  des  Eerrn 
Lenz   unberücksichtigt  gelctssene     Werth    be- 

stimmt  sieh  nach  der  Formel  — - — ,  ujobei  n 

4 

Tourenzahl  pro  Seeunde,    l  Selbstin ductiomt' 


Coefßcient    der    Armatur  und  i  die    Strom- 
stärke bedeutet. 

Durch  diesen  von  Herrn  Lenz  nicht 
gekannten  oder  unberücksicJitigt  gelassenen 
Betrag  werden  die  Curoenpunkte  eine  andere 
Lage  bekommen  und  somit  auch  der  an^ 
genäherte   Werth  Eo. 

Ich  sage  der  angenährte  Wetth  Eo, 
denn  seihst  bei  Berücksichtigung  oben  an- 
geführter Bemerkung  ist  Eo  niemals  genau 
auf  exacle  Weise,  sondern  nur  durch  ein 
graphisches     Näherungsverfahren     bestimmt. 

In    der  Formel  für    den    Wirkungsgrad 
^       LDEo-\-Le 
'^^         Lm+LD+Lx 


kommt  auch  Ld  vor, 


die  Arbeit,    welclie  dem  Motor  für   die  leer- 
laufende   Dynamo    zugeführt    werden    mnss. 
Auch  diese  hat  der   Verfasser  als  Con- 
stante erklärt. 

Dies  ist  wieder  eine  Unrichtigkeit, 
Denn  nehmen  wir  an,  a  wäre  die  noth- 
wendige  mechanische  an  der  Welle  der 
Dynamo  zu  leistende  Arbeit,  um  die  Armatur 
derselben  ohne  Belastung  {also  stromlos)  mit 
der  betreff'enden  T\mrenzahl  zw  dreJien, 
so  wird  diese  Arbeit  a,  welche  also  nur  zur 
Ueberwindung  der  passiven  Widerstände  und 
Hysteresisverluste  etc,  verwendet  wird,  sofort 
einen  andern  l^erth  erreichen,  wenn  wir 
die  Dynamo  belasten,  da  der  in  der  Armatur 
jetzt  vorhandene  Strom  auf  das  Feld  zurück- 
wirkt und  eine  Aenderung  desselben,  somit 
auch  eine  Aenderung  der  Leerlaufsarbeit 
bewirkt.  Dies  wäre  in  der  Dynamo,  Wenn  sich 
nun  das  a  ändert,  so  muss  sich  selbstver- 
ständlich auch  die  zur  Leistung  der  Arbeit  a 
dem  Motor  zugeführte  Energie  Ld  ändern. 
Der  Vorgang  wird  aber  noch  verwickelter 
durch  den  Umstand,  dass  auch  im  Motor 
mit  steigender  Belastung  das  magnetische 
Feld  sicli  ändert  und  schon  aus  diesem 
Gründe,  bei  Annahme  eines  constanten  a, 
sich  das  Ld  ändern  müsste.  Da  aber  das  a 
selbst  variiert,  so  muss  umsomehr  das  Ld 
bei  verschiedener  Belastung  verschieden  sein, 
tcoraus  folgt,  das  es  niemals  einer  Constanten 
gleichgesetzt  werden  kann,  wenn  man  nur 
irgendwie  auf  Genauigkeit  und  Weglassung 
falscher  Voraussetzungen  Anspruch  madien 
will, 

Ali  ScJdussbetrachtung  ergibt  sich : 
Da  Lm,  Eo  und  Ld  niemals  Constante 
sind  und  nach  dem  vorliegenden  Elaborat 
nicht  genau  bestimmbar  sind,  so  wird  die 
Methode  des  Herrn  Lenz  nicJä  viel  ge- 
nauere Werthe  wie  die  dynamometrisclien 
Methoden,  jedenfalls  aber  viel  ungenauere 
als  das  von  ihm  angefochtene  Verfahren  Car- 
dew*s  ergeben.  A,  Grau, 

Wien,  den  13,  August  1894, 

Entgegnung  zu  den  Bema'kungen  des  Hetm 

August  Grau  über  den  von  mir  im  Hefle  lü, 

Seite  852    der    ,Z.  /.  ^.^,    Jahrgang    IH94 

veröffentlichten   Artikel, 


Den   ersten  Angriff  wendet  Herr  Grau 
gegen  meine  Behauptung^    das9  Lm    {womit 


544 


IrJi  die  Leerlavfaarbeit  hei  einer  bestimmten 
Tourrnzahl  bezeichnet  habe)  eine  Connfante 
»ei  und  motivirt  diese  BeJiauptung  mit  den 
Wörtern 

„Diete»  Lm^  die  Leerlavftarbeit  des 
Motors'*  M,  *,  w,  bis:  ,  Wird  der  Motor  be- 
lustefy  so  ändert  sich  Im  u,  zw,  umsomehr, 
Je  grösser  die  Belastung  ist,** 

liiezu  erlaube  ich  mir  zu  bemerken, 
dass  man  von  einer  Leerlaufsarbeit  nur  bei 
vollkommen  unbelasteter  Dynamo  sprechen 
kann,  wie  schon  das  Wort  Leerlaufs  arbeit 
hiei*  jeden  Laien  in  unverkennbarer  Weise 
ausdrückt. 

In  den  nächsten  Worten  von:  ^Denn 
bei  grösserer  Belastung*  bis  „d.  h,  Lm  wird 
keine  Constante  sein**  erklärt  Herr  Orau^ 
dass  die  Verluste  in  einem  Motor  mit  wach- 
sender Belastung  wachsen,  und  schliesst  dar- 
aus  auf  die  Tnconstanz  von  Lm  in  einem 
total  unrichtigen  Schlüsse,  da  die  Verluste 
einer  belasteten  Dynamo  nie  aU  ihre  Leer^ 
laufsarbeit  angesehen  werden  können  und 
auf  letztere  gan»  ohne  Einfiuss  sind^  woraus 
folgt,  dass  Lmy  tveil  in  keiner  Weife  von 
diesen  veränderlichen  Verlusten  beeinflussf, 
eine  absolute  Constante  sein  muss. 

Im  weiteren  will  ich  noch  hinzufügen, 
tlass  ich  die  Veränderungen  der  Verluste  im 
Motor  bei  steigender  Belastung,  welche  be- 
sonders bei  einem  Serien  -  Motor  nicht  zu 
verflachlässigen  sind,  in  meiner  Abhandlung 
vollständig  berücksichtigt  habe, 

Lt 

Die  }\erthe  •=—  stellen  uns  gewisser- 
L% 
massen  ein  Umsefxungsverhältniss  dar,  und 
die  Curve,  die  wir  bilden,  die  Veränderung 
dieses  Verhältnisses,  Wenn  nun  das  Um- 
settungsverhältniss  der  mit  Fremdstrom  er- 
regten Dynamo  mit  der  entsprechenden  Cor- 
recfnr  (besüglich  des  Ankerverlustes  und  des 
Xtischlages  ftir  die  Lee^laufsarbeit  der  Dy- 
namo)^ wie  ich  dies  gethan  habe,  gleich  der 
Einheit  ist,  so  ist  auch  der  Wirkungsgrad 
des  Motors  berechenbar. 

Weiters  bestreitet  Herr  Orau,  dass  der 
Werth  /To  richtig  bestimmt  sei  %cegen  des 
Sichtberiicksichtigens  des  Kurzschlusses  an 
den  Armafurspulen  und  zweitens,  dass  Eo 
nicht  genau  bestimmbar  sei 

Der  ersiere  Einwtmd  wird  ßir  prak- 
tisy'he  Messungen  ohne  jede  Bedeutung,  tienn 
AftrNAi»,Vr  ]Vr/iM(  beträgt  rund  O'i^a  €ies 
fiva'r»  Ff  (des  bei  gut  cotisfmirten  Dynamos, 
Do  iarch  konnte  in  der  Berechnung  des 
WirkuHiTf<irades  ein  kleiner  Fehler  entstehen, 
DUse  kUine  Cncorrcciheit,  eine  to^ge  der 
VerHOch\*ssi7unp  des  Spu^enkttrzsc  hl  Misses, 
*cird  %ihrr  h.v^  keiner,  tcorauf  ich  pUich 
SU  rt.  V*  klv  "w  -I  fn  teer  de, 

Beic^ich  der  Bestimmung  des  }\erthes 
r-^  /o  if*  n«  bemerken^  d^iss  Fo  mit 
;VuVn  b^\ch^pcn  G'^d  der  Amiuhcrtmp 
rrrtt t'e^t  trer.im  Jt.irin.*  ifir  htüss^H  nur    «.'.> 


kl einem ^  iras  ohne  Schwierigkeit  durch^ 
werden  kann. 

Da  die  Curve  für   -  -  in  jenen  3 

aber  nahezu  eine  Gerade  ist,  so  kann 
grassier  Schärfe   imd  nicht,    wie  Herr 
behauptet,     in    unexacter     Weise     he 
werden. 

Auch  die  Formel  in  =  -= — ; — =:— 
^  Lm+Lv 
erklärt  Herr  Grau  für  unrichtig^  weil 
seiner  Ansicht  Ld  die  Leerlaufsarb 
Dynamo  nicht  eonstant  ist,  eineAnsic^ 
wie  früher  erwähnt,  auf  dem  gänzlich  f 
Begriffe  beruht,  welchen  Herr  Grau  si 
dem  Worte  Leerlaujsarbeit  bildet, 
nun  folgenden  Bemerkungen  zieht  Hen 
den  Schluss,  dass  die  von  der  Dyna 
leistete  Arbeit  unrichtig  ermittelt  sei 
der  Nichtberücksichtigung  der  Eys 
arbeit  in  der  Dynamo, 

Die  Dynamo  ist,  wie  ich  in  o 
handlung  anführte,  mit  constantem  . 
Strom  erregt,  es  kann  deshalb  eine  Vi 
rung  der  Hysteresisarbeit  nur  dadur 
stehen,  dass  auf  der  ArmeUw  Contra- A 
Windungen  bei  Belastung  entstehen  ;  t 
trägt  der  Hysteresisverlust  in  einer  D\ 
maschine  im  Mittel  '  i'ö^/Q  der  bei 
lastung  abgegebenen  Arbeit,  Die  ( 
Amphrewindungen  auf  der  Armatur  h 
bei  starkem  Bürsten-  VersteUungsunni 
der  Feld'Amptrewindung,  Die  Kraj 
zahl  ändert  sich  um  weniger  als  5< 
ja  fast  alle  Dynamomaschinen  eine  < 
Magnetisirung  erfüllten,  dass  der 
ITieil  der  Magnetisirungscurve  übers 
ist.  Der  Hysteresisverlust  wächst 
als  die  Kraftliniendichte,  welche  ihn 
ruft,  so  dass  man  annehmen  kann,  di 
auch  die  Hysteresisarbeit  um  5^/q  vei 
Eine  falsche  Annahme  um  5C0/q  u>äi 
ohne  Bedeutung,  une  sich  aus  Folgendi 
ergibt. 

Der  Hysteresisverlust  beträgt  circt 
der  abgegebenen  Arbeil  bei  Vollbel€ut\ 
die  Meuchine  mit  Fremdstrom  erregt 
kann  nur  eine  Aenderung  dieser  Hyi 
arbeit  um  6^/q  eintreten,  d,  h,  60/^  tw 

der  totalen  Leistttnq.  also =  ( 

Fehler,  sagen  wir  rund  0'10/q,  Dies 
Fehler  verringern  abrr  den  Fehler,  di 
den  Kurtschluss  lier  Spulen  entstehi 
mit  ttmehmender  Stromstärke  loäci 
VerUut  durch  Kurzsehluss  der 
während  der  Hysteresisverlust  ahmm 
kann  daher  m  Mittel  ein  Fehler  ©oi 
in    der    Messung    aufhreten. 

Ich  schliesse  meine  Emtgegmmg 
Vcberseugung,  dass  jeder  Praktik 
Theoretiker  eine  Hlrkungsgradbesii 
tre'che  bis  auf  O-.^o  q  genau  ist,  als 
und  nich\  wie  Eerr  Gram  heroMsy 
hat,  als  fa'fch   bezeidtnel,  Carl 

Bny^Vyn,  ar.i  t4,  Septesnher  18 


V«r»riwt>ithci!i*x  Kn^iacteor:  JOSKF  RARRIS.  —  Selbstverlfti:  dm  Fl rHrntncilmimiini  Y« 
U  C^aateioa  Ui  LEHMANN  k  WSNTZKL,  Bsohbtndlvi«  Ar  TMhBik  i»d  T 
tMO(  TAH  R.  SPTKS  A  Oo,  In  wlaa.  T..  TmiMfmuwn  16. 


Zeitschrift  für  Elektrotechnik. 


XJI.  Jahrg. 


1.  November  1894. 


Heft  XXI. 


VEREINS-NACHRICHTEN. 


OhroDlk  des  Vereliies. 

30.  Mai.  —  Sitzung  des  Eisen- 
bahn-Comit6s. 

22,  Jun  i.  —  Sitzung  des  Eisen- 
bahn-Comites. 

14.  Juli.  —  Ausschuss- 
sitzung. 

In  dieser  Sitzung  ist  der  Bericht 
und  die  Antragstellung  des  Eisen- 
bahn-Comit^s  bezüglich  des  von  dem- 
selben ausgearbeiteten  Referates 
„Vorschläge  für  die,  Ver- 
besserung der  Verkehrs-Ein- 
richtungen in  Wien  durch 
Einführung  des  elektrischen 
Betriebes"  vorgelegt  worden. 

Es  wurde  beschlossen,  dass  dieses 
Referat  mit  Beischluss  eines  Planes 
von  Wien  nicht  nur  im  Vereins- 
Organe  veröffentlicht,  sondern  auch 
als  Broschüre,  im  Verlage  des 
Elektrotechnischen  Vereines  und  in 
Commission  bei  Lehmann  und  Wentzel, 
herausgegeben  und  zum  Selbstkosten- 
preise von  60  kr,  bezogen  werden 
kann.  Weiters  wurden  der  Vereins- 
präsident, Herr  Hofrath  Ottomar 
Volkmer  und  der  Obmann  des 
Eiseobahn-Comit^s,  Herr  Ingenieur 
Fr.  Fischer  ersucht,  diese  Broschüre 
den  hohen  k.  k.  Ministerien  des 
Innern,  des  Handels  und  der  Finanzen, 
der  hohen  k.  k.  Statthalterei  für 
Oesterreich  u,  d.  Enns,  der  k.  k.  Ge- 
neral-Inspection,  dem  Herrn  Bürger- 
meister der  Stadt  Wien  und  noch 
anderen  Behörden  und  Functionären 
persönlich  zu  überreichen,  was  auch 
seither  geschehen  ist. 

Der  Elektrotechnische  Verein 
kann  mit  Befriedigung  auf  diese 
Action  zurückblicken,  mit  der  er 
seinen  Theil  beigetragen  hat  zur 
Klärung  und  Förderung  dieser  für 
Wien  so  ausserordentlich  wichtigen 
und  dringenden  Angelegenheit. 


Es  erfüllt  uns  auch  mit  Genug- 
thuung,  dass  die  gesammte  Wiener 
Tagespresse,  sowie  auch  verschiedene 
Fachjournale,  unsere  Vorschläge 
durchaus  sympathisch  begrüsst  und 
eingehendst  besprochen  haben,  wofür 
wir  an  dieser  Stelle  unserem  Danke 
Ausdruck  verleihen. 

Den  Mitgliedern  des  „Eisenbahn- 
Comites*,  welche  sich  in  selbstloser 
Weise  ihrer  Aufgabe  unterzogen 
haben,  sei  hiemit  nochmals  der 
wärmste  Dank  ausgesprochen. 

24.  September.  —  36.  Ex- 
eu rsion. 

Montag  den  24.  September 
wohnten  die  Mitglieder  des  Elek- 
trotechnischen Vereines,  einer  Ein- 
ladung Professor  S  t  r  i  c  k  e  r's  folgend, 
einer  Demonstration  elektrischer  Ver- 
suche in  dessen  Hörsaale  bei.  Herr 
Professor  Stricker  war  leider  durch 
ein  Unwohlsein  verhindert  zu  er- 
scheinen, und  wurden  die  Versuche 
von  dessen  Assistenten,  Dr.  Max 
Reiner,  vorgeführt. 

Gezeigt  wurde  zunächst,  dass 
bei  Ausführung  des  Volta'schen  Grund- 
versuches das  Plattenpaar  elektrische 
Energie  aufweise,  nicht  nur,  wenn 
die  Platten,  wie  es  gewöhnlich  ge- 
schieht, aus  dem  unmittelbaren  Con- 
tacte  gerissen  werden,  sondern  auch 
dann  noch,  wenn  sie,  nur  auf  eine 
gewisse  Distanz  einander  genähert, 
jetzt  plötzlich  entfernt  werden  — 
wenn  sich  also  eine  isolirende  Luft- 
Schicht  zwischen  beiden  befunden  hat. 

Die  Ausschläge  des  Elektro- 
meters nehmen  allerdings  in  dem 
Maasse  ab,  als  die  Distanz  beider 
Platten,  i.  e.  die  Höhe  der  isolirenden 
Luftschicht,  wächst;  die  factische 
Berührung  der  beiden  Platten  ist  also 
zwar  quantitativ  von  Bedeutung, 
kann    aber    nicht    das    Wesen    jener 

42 


646 


von  Volta  aufgedeckten  Erscheinung 
ausmachen. 

Dass  die  Luftschicht  in  unserem 
Falle  thatsAchlich  als  Isolator 
wirke,  und  nicht  etwa  als  f  euch  t er 
Leiter  zwischen  beiden  Metallen  — 
ein  Einwurf,  der  an  den  Vortragen- 
den nach  Beendigung  jener  Demonstra- 
tionen thatsächlich  gerichtet  wurde  — 
erhellt  aus  Folgendem :  Würde  die 
Luftschicht  zwischen  beiden  Platten 
in  der  That  als  feuchter  Leiter  fun- 
giren,  so  wÄre  die  Anordnung  eines 
galvanischen  Elementes  gegeben. 
Dann  müsste  Zink  naturgemäss  (an 
dessen  freiem  Pole)  negativ  elek- 
trisch geladen  sein,  es  erweist  sich 
aber  beim  Volta'schen  Versuche 
positiv  elektrisch,  u.  zw.  gleich- 
giltig,  ob  sich  die  beiden  Platten 
wirklich  berührt  hatten,  oder  eine 
Luftschicht  zwischen  ihnen  einge- 
schaltet war. 

Dass  der  Conuct  an  sich  nicht 
das  Wesen  jener  von  Volta  aufge- 
deckten Erscheinung  ausmache,  be- 
weist Stricker  noch  aus  der  folgen- 
den zweiten,  von  ihm  ausgeführten 
Variation  des  Grundversuches  :  Wird 
die  Bewegung  der  Platten  gegen- 
sinnig, d.  h.  bringt  man  die  Platten, 
anstatt  sie  von  einander  zu  entfernen, 
jetzt  aus  einer  gewissen  Distanz 
(etwa  20  ctn)  einander  plöulich  nahe, 
lassen  sie  gleichfalls  elektrische  Ener- 
gie nachweisen,  aber  nun  Energien 
von  geändertem  Vorzeichen.  Jetzt, 
beim  Annähern,  ist  Zink  negativ,  , 
Kupfer  positiv  elektrisch  geladen.   . 

Ujinn  bestimmte  R.  nach  der 
Meihovie  S  t  r  i  c  k  e  r's  das  Potential  ■ 
eines  Metalies  in  FlüssiVkeit,  Zu 
diesem  Zwecke  war  die  Flüssigkeit, 
7*4  :i^  O^^  re^p,  (w  S  C>^,  durch  eine 
F>ü>>  3:te::sc?aule  mit  dem  feuchten 
Frorc.v'he  verbunden.  Es  wjur  näm- 
ch  e  a  IT  t  WjLsc>er  durchfeuchteter 
4.V0"?:  :a  G*as*  und  Kautsch utröhrcn 
V-?  <^r-.'';>  j^-r  Versxe.iuc^  ;edes 
CcntJictrs,       mohlisolirt 


*i-' 


e::::r:.sci;e      lu      ener 
*  -     <  .-^      unmei:     des 


zwischen  dem  Metalle  und  < 
Quadranten-Paare  des  Elektrome 
herstellte.  Im  gegebenen  Mom 
wurde  die  Flüssigkeit  durch  c 
feuchten  Bausch  mit  der  feuci 
Erdleitung  verbunden.  Dabei  crv 
sich  Zh  in  Zn  S  O^  n  e  g  a  t  i  V,  dag< 
Cm  in     CuS  O^    positiv  elektri 

Weiters  demonstrirte  R, 
Nullpunkt  der  Spannung  nach  1 
Ermann.  Es  wurde  von  einem  na 
Faden  e  i  n  s  e  i  t  i  g  zu  dem  Quadrao 
Paare  abgeleitet  und  dann  nach 
Methode  Stricke  r's,  von  dem  na 
Faden  gleichfalls  einseitig  di 
ein  Galvanometer  zur  Er 
Uebereinstimmend  liessen  beide  ^ 
suchs-Anordnungen  einen  Nullpi 
in  der  Mitte  des  Fadens  erken 
während  beiderseits  von  diesem  ^ 
punkte-  wachsende  Ausschläge 
halten  werden  konnten,  die  an 
beiden  Enden  des  Fadens  Max 
u.  zw.  Maxima  von  entgegei 
setztem  Vorzeichen  wurden. 

Der    nasse   Faden    wurde    c 
nach     dem     Vorgange    Strick 
durch  eine  Reihe  von  hintereinai 
geschalteten  Glühlampen    ersetzt 
von     blanken     Stellen,     welche 
Leitung  zwischen  je  zwei  Gluhlan 
aufwies,  in  gleicher  Weise    die 
seitig    messbare  Spannung  bcstio 
Es    ergab     sich,    dass    die    mitl 
Glühlampe     den    Nullpunkt    enth 
trotzdem  sie  genau    so    hell  lenc 
wie  die  übrigen. 

Es  bleibt  also  für  keine  anc 
Annahme  Raum,  als  diejenige,  we 
Stricker  in  seiner  Monogra] 
,Ucber  strömende  Elektricitäi 
vertritt :  dass  sich  von  beiden  Pi 
der  Stromquelle  aus,  Ströme 
cotgegengescutem  Vorzeichen,  j* 
Strom  aber  mit  allmäligcr  Aboa 
seiner  Gesammt -Energie  in  den  1 
aren  Leiter  er^iesse.  Beide  Str 
Summiren  sich,  menn  sie  in  c 
^^  ^angesetzter  R;chtung  di 
denselben  Leiter  Liessen,  wie  sii 
der  Re^ei    zur    LmscGung^    in     t 


ea    l 


*^'  5 


•^  Wäb    r,    Leipj:^.    b«    Fr,    D 


Li  c   l>^i  a.   iv^i^ 


547 


mische,    optische,    magDetische  oder 
chemische  Energie  verwendet  werden. 

Leitet  man  einseitig  ab,  so 
fliessen  durch  den  Ableitungsdraht 
aliquote  Theile  beider  Ströme  in 
derselben  Richtung  zum  Elektro- 
meter oder  zur  Erde  —  dann  kommt 
nur  die  Differenz  beider  Ströme 
zur  Wirkung,  daher  in  der  Mitte  der 
linearen    Strombahn    ein    Nullpunkt. 

Als  letzter  Versuch  endlich  diente 
der  am  Menschen  ausgeföhrte  Nach- 
weis, dass  der  Strom  negativer 
Elektricität  in  physiologischer  Be- 
ziehung, insbesondere  in  seiner 
Wirkung  auf  den  Muskelnerven,  eine 
erheblichere  Wirkung  ausübt,  als  der 
Strom    positiver    Elektricität. 

17,  October,  —  Sitzung  des 
Vortrags-     und     Excursions-Comit^s. 

19, October. —  Ausschuss- 
Sitzung. 

In  derselben  wurde  der  Beginn 
der  Vortrags-Saison  1894/95  mit  dem 
21,  November  1.  J.  festgesetzt. 

Das  Vortrags-Programm  wird 
später  verlautbar t  werden. 


Neoe  HItgUeder. 

Auf  Grund  statutenmässiger  Auf- 
nahme traten  dem  Vereine  als  Mit- 
glieder bei: 

Als  Stifter: 
Der  Fabriken -Versicherung  s- 
Theilungs  -  Verband     in 
Wien. 

Als  ordentliche  Mitglieder  die 
Herren : 

Ha  üb  er  J.  B.,  Optiker  und  Me- 
chaniker, Innsbruck. 

Wolf  Carl,  k.  k.  Bau-Eleve,  Wien. 

Vsgteöka  Franz,  k.  k.  Bau-Eleve, 
Prag. 

Deckert  &  Homolka,  Etablisse- 
ment für  Elektrotechnik,  Prag. 

Norberg -Schulz  Thomas,  Direc- 
tor  des  Elektricitätswerkes, 
Christiania, 

Bauer  Carl,  Berg-  und  Hütten-Di- 
rector  a.  D.,  Innsbruck. 

Bernaczik  Alois,  Fabriksbesitzer, 
Bielitz. 

Heitzinger  Josef,  Elektriker  der 
Südbahn,  Wien. 

Köstler  Hugo,  Ober-Ingenieur  der 
k.  k.  Staatsbahnen,  Wien. 


ABHANDLUNGEN. 


Untersuchungen  über  den  elektrischen  Lichtbogen.*) 

Von  J.  SAHULKA. 

Im  elektrischen  Lichtbogen,  welcher  mit  Gleichstrom  zwischen  gleich- 
artigen Elektroden  erzeugt  wird,  besteht  bekanntlich  zwischen  der  positiven 
Elektrode  und  dem  Lichtbogen  eine  grosse,  zwischen  dem  Lichtbogen  und 
der  negativen  Elektrode  eine  kleine  Spannungsdifferenz ;  diese  Erscheinung 
lässt  sich  am  einfachsten  unter  der  Annahme  von  elektromotorischen  Kräften 
erklären,  welche  im  Lichtbogen  auftreten.  Bei  dem  mit  Wechselstrom  er- 
zeugten Lichtbogen  beobachtet  man  mit  einem  zur  Messung  alternirender 
Spannungs-Differenzen  dienenden  Voltmeter  zwischen  jeder  Elektrode  und 
dem  Lichtbogen  einen  gleichen  Spannungsunterschied.  Das  Vorhanden- 
sein von  elektromotorischen  Kräften  im  Lichtbogen  wurde  von  vielen 
Physikern  bestritten,  welche  die  Erscheinungen  nur  unter  der  Annahme 
von  Uebergangswiderständen  erklären  wollen.  Um  direct  elektromotorische 
Kräfte  beobachten  zu  können,  welche  im  Lichtbogen  auftreten,  ist  es  vor- 
theilhaft,  denselben  mit  Wechselstrom  zu  erzeugen,    weil  in  diesem  Falle 


*)  Der  Inhalt  dieses  Aafsatzes  ist  ein  Auszug  ans  der  in  der  kais.  Akad.  d.  Wiss. 
in  diesem  Jahre  veröffentlichten  Abhandlung  und  bildet  den  Inhalt  eines  Vortrages,  welcher 
vor  der  Versammlung  der  Naturforscher  und  Aerzte  in  Wien  gehalten  wurde. 

42* 


548 

die  durch  Uebergangswiderstände  oder  andere  Widerstände  von  cc 
stantem  Werthe  hervorgerufenen  Spannungsverluste  periodisch  veränderl 
sind,  während  die  auftretenden  elektromotorischen  Kräfte  das  Zeich 
nicht  zu  ändern  brauchen  und  daher  getrennt  von  den  ersten  Spannung 
Verlusten  beobachtet  werden  können.  Es  ist  auch  naheliegend,  in  dies< 
Falle  Elektroden  aus  ungleichem  Materiale  zu  verwenden,  weil  zu  v< 
muthen  ist,  dass  in  diesem  Falle  elektromotorische  Kräfte  in  analog 
Weise  wie  bei  einem  Thermo-Elemente  auftreten.  Man  beobachtet  th 
sächlich,  dass  sich  ein  Wechselstrom-Lichtbogen,  welch 
zwi  sehen  ungleichartigen  Elektro  den  erzeugt  wird,  w 
die  Quelle  einer  gleichgerichteten  elektromotorisch« 
Krait  verhält;  im  Stromkreise  fliesst  ein  Gleichstrom. 
Erzeugt  man  den  Wechselstrom-Lichtbogen  zwischen  ho 
zontal  gestellten  gleichartigen  Elektroden,  so  fliesst  im  Stro; 
kreise  kein  Gleichstrom.  Man  findet  jedoch,  dassder  Lichtbogen  neg 
tiv  elektrisch  ist  im  Vergleich  zujeder  der  beiden  Elektrode 
Bringt  man  zwischen  dem  Lichtbogen  und  einer  Elektrode  einen  Nebe 
schluss  an,  so  fliesst  in  diesem  ein  Gleichstrom.  Die  merkwürdigen  F 
sultate,  welche  man  erhält,  wenn  man  die  Spannimgsdifierenzen  zwisch 
dem  Lichtbogen  imd  den  Elektroden  misst,  sprechen  dafür,  dass  im  Licl 
bogen  thatsächlich  elektromotorische  Kräfte  auftreten,  weil  man  diese  1 
scheinungen  nicht  unter  der  Annahme  von  periodisch  veränderlichen  oc 
Constanten  Widerständen  erklären  kann.  Die  Resultate  der  Versuche  mög 
nun  mitj(etheilt  werden;  dieselben  wurden  in  Gemeinschaft  mit  d 
Herren  H.  Eisler,  Dn  M.  Reithoff  er  und  Ober-Ingenieur  Böhn 
Raffay  ausgeführt. 

Wechselstrom-Lichtbogen  zwischen  Eisen  und  Kohle 

Der  zu  den  Versuchen  verwendete  Wechselstrom  wurde  aus  d( 
Kabelnetze  der  Internationalen  EHektridtäts-Gesellschaft  in  Wien  entnomm 
und  mit  Hilfe  eines  Transformators  auf  loo  V  transformirt ;  die  Periode 
z;\hl  ist  2500  pro  Minute.  Die  eine  Elektrode  bestand  aus  einem  417 
dicken  StUlKhen  aus  weichem  Eisen,  die  andere  aus  einer  10  mm  dick 
Dochtkohle.  Eine  homogene  Kohle  erwies  sich  für  die  Versuche  als  1 
geei^et,  weil  sich  der  Lichtbogen  dann  nur  sehr  schwer  bilden  Hess  u 
nur  kurze  Zeit  andauerte.  Die  leichte  Zerstäubbarkeit  der  Kohle  schi 
eine  nothwendiue  Bedingung  zu  sein,  dass  der  Lichtbogen  dauernd  < 
halten  bleibe.  Die  Elektroden  wurden  in  verticaler  Stellung  verwand 
d.is  FJsenstalKhen  als  obere  Elektrode;  an  demselben  bildet  sich  < 
TVopfen  von  flüssigem  Eisen.  Von  demselben  gehen  Dämpfe  in  der  Foi 
eines  blauen  Kegels  aus,  welcher  die  Spitze  an  der  Oberfläche  c 
Tropfens  hat ;  der  Kegel  ist  von  rothen  Dämpfen  umgeben.  Legt  m 
*ui  die  Elektroden  ein  Galvanometer  an,  so  wird  die  Magnetnadel  abj 
lenkt;    eine    in    den    Stromkreis    eingeschaltete    Tangentenboussole    ze 

*}  Am  Schlosse  d«s  Vortrages  bemerkte  Herr  t.  L  a  g  g  i  n,  dttss  bereits  J  a  m 
e«i  MamevTrier  im  Jahre  iS^i  diese  Thatsache  beobachtet  habe« ;  die  Resultate  < 
Versuche  $»d  im  Kande  04  der  Comptes  rendos  pag.  1015  mitgetheilt.  Der  Lkhtbo] 
varoe  twisch««  cuem  d^nae«  Koh.eas$ifte  and  einem  Metallkk>txe  oder  Qaecksüber 
xe±4:t.  Im  5;n>mkrase  trat  eia  GleKh^trom  anf;  die  elektromotortsdie  Kraft  warde  du 
Ver^,c:vii  mrt  ctacr  Baasen  -  Batterie  g^niaden.  Bei  dem  x wische«  Eisea  aad  Kohle 
rri^tea  licV:bv^§*a  warde  der  Wetth  der  elektromotorischea  Kraft  g'etch  dem  rotk 
Bjl»«««E  cmeB^e•  (eraaiea,  wthrend  er  sich  ia  den  im  Folgen dea  beschriebeaea  Versad 
la  ^?7"''  Wvs  er^lx  l\e  in  diesem  A^satie  gemachten  Berechnangea  sind  m  der  Abhai 
hts|:  '«v'a  J  a  m  I  n  aicbt  ectValtea,  ebea^o  asch  akht  die  sehr  merkwärdigea  Rcsalti 
wv'.vh«  bet  der  Me$$ua$  der  Spanasaj^i^aerea rea  erhalten  wardea,  «eCcke  awiscW»  < 
t:ek:rvv*ea  aad  dem  L^rÄ:X^^eB  besteiea. 


549 


ebenfalls  an,  dass  im  Stromkreise  ein  Gleichstrom  oder  gleichgerichteter 
Strom  fliesst,  welcher  eine  Componente  des  gesammten  Stromes  bildet. 
Der  Gleichstrom  fliesst  im  Lichtbogen  vom  Eisen  zur  Kohle.  Für  die 
in  der  Secundär  -  Wickelung  des  Transformators  T  (Fig.  i)  erzeugte 
periodisch  veränderliche  elektromotorische  Kraft  bildet  der  Lichtbogen 
und  der  demselben  vorgeschaltete  ReguHrwiderstand  2?  den  äusseren 
Kreis,  während  für  die  im  Lichtbogen  erzeugte  elektromotorische  Kraft 
von  constantem  Vorzeichen  der  Widerstand  i?  und  die  Secundär -Wicke- 
hing des  Transformators  den  äusseren  Kreis  bilden.  Das  Schema  der 
Versuchsanordnung  ist  aus  der  Figur  ersichtlich :  £  ^  ist  der  Lichtbogen ; 
2)  ist  ein  Elektrodynamometer  von  Siemens  &  Halske  zur  Messung 
der  gesammten  Stromstärke  J\  p  ist  ein  in  den  Stromkreis  eingeschalteter 
inductionsloser  Widerstand  von  o-i  ß,  an  dessen  Enden  ein  Torsions- 
Galvanometer  Q^  von  Siemens  &  Halske  von  iQ  Widerstand  nebst 
Vorschaltwiderstand  9Q  angeschlossen  war;  W  ist  die  dickdrahtige  Spule 
eines  Wattmeters  von  Ganz  &  Co.,  dessen  dünne  Spule  nebst  Vorschalt- 
widerstand (zusammen  1000 ö)  zwischen  die  Pimkte  AB  geschaltet  war; 


VV\AAAAAV\AA/ 

r-AAAAAA/^— 1 


mit  H  ist  ein  Hitzdraht  -  Voltmeter  von  Hartmann  &  Braun  be- 
zeichnet, mit  welchem  die  gesammte  zwischen  den  Punkten  A  B  herrschende 
Spannungsdifferenz  A  gemessen  wurde;  Q^  ist  ein  Torsions-Galvanometer 
von  I  fl  Widerstand,  welchem  ein  Widerstand  von  999  Q  vorgeschaltet 
war.  Mit  dem  Galvanometer  Q^  wird  die  zwischen  den  Punkten  AB 
herrschende  gleichgerichtete  Spannungsdifferenz  A^  gemessen.  Aus  den 
Angaben  des  Galvanometers  G2  findet  man  die  Stärke  J^  des  im  Strom- 
kreise fliessenden  gleichgerichteten  Stromes. 

Zwischen  den  Punkten  A  B  besteht  ausser  Ä^  noch  eine  periodisch 
veränderliche  Spännungsdifferenz ;  wenn  dieselbe  allein  gemessen  den 
Werth  A2  hätte,  so  ist,  wie  sich  durch  Rechnung  nachweisen  lässt: 


A  =  l/Ai2  +  A22 I) 

Der  Strom  setzt  sich  in  analoger  Weise  aus  J^  xmd  einer  periodisch 
veränderlichen  Componente  zusammen;  wenn  diese  allein  gemessen  den 
Werth  ^2  hätte,  so  ist  in  analoger  Weise : 

j^VjJT^ 2) 


660 


Zwischen  der  altemirenden  Stromcomponente  und  der  zwischen 
Punkten  A  B  bestehenden  altemirenden  Spannungscomponente  bes 
eine  Phasenverschiebung  ^.  Das  Wattmeter  gibt,  wie  sich  durch  Rechi 
zeigen  lässt,  den  Werth  an: 


Die  Grösse: 


W  =  J2  ^2  cos  ?  —  *^i  -^1 

^2  =  ^2^2  COS  Cp 


stellt  die  Arbeit  vor,  welche  dem  Wechselstrom  entspricht  und  zwis( 
den  Punkten  AB  auf  Seite  des  Lichtbogens  verbraucht  wird,  d.  i. 
Wechselstromarbeit  im  Lichtbogen.  Die  Grösse 

stellt  die  Arbeit  vor,  welche  dem  Gleichstrom  J^  entspricht  und  zwisc 
den  Pimkten  A  B  auf  Seite  des  Transformators  verbraucht  wird.  Das  V\ 
meter  gibt  die  Differenz  dieser  Grössen  an.  Da  nun  die  Arbeit  W^ 
Kosten  der  Arbeit  W^  entsteht,  stellt  die  Differenz  den  Arbeitsverlus 
Lichtbogen  dar. 

In  der  folgenden  Tabelle  sind  die  Resultate  einer  Versuchst 
mitgetheilt,  welche  dadurch  erhalten  wurde,  dass  der  Vorschaltwidersta: 
imd  somit  auch  die  Stromstärke  geändert  wurde.  Die  einzelnen  Grö 
sind  in  den  Einheiten  Ampere,  Volt,  Ohm  und  Watt  ausgedrückt. 

Die  Grössen  Jg  ^2  ^'2  sind  entsprechend  den  Formeln  i,  2,  3,  d 
Rechnung  gefunden.  Jeder  einzelne  Werth  ist  ein  Mittelwerth  von  3 — 5 
lesungen ;  dieselben  differirten  gewöhnlich  nur  in  den  Zehnteln.  Bemerk 
werth  ist,  dass  der  Werth  des  A  während  der  ganzen  Versuchsreihe 
zwischen  den  Grenzen  74*5  und  75*5  schwankte.  Nur  dann,  wenn 
die  Elektroden  sehr  weit  von  einander  entfernte,  so  dass  der  Lichtb« 
abriss,  stieg  A  bis  80  V,  während  Aj  bis  23  V  sank.  Bei  sehr  kurzer  L 
bogenlänge  war  A,  etwas  grösser  als  der  in  der  Tabelle  stehende  W 
Die  Kohle  war  während  der  Versuche  in  einer  Holzzwinge  befei 
welche  ohne  Anwendung  einer  Mikrometer-Schraube  mit  der  Hand  ir 
entsprechende  Distanz  gezogen  wurde. 


Nr. 

Ai 

A 

^ 

/ 

A 

^2 

w 

w. 

»« 

cos  9 

r 

I    ,28-8 

75-0   693 

564  276 

4- 92 

91  S 

79- 5 

1710 

0-501 

2*89 

3< 

2      289 

75-0   692 

6-38' 3*12 

S-56 

II7-7 

90'2 

207-9 

0-540 

2-89 

3' 

3     a8-6 

75-3. ^-7 

908 

464 

7-80 

1682 

132-7 

300-9 

0554 

2-04 

3^ 

4     283 

75*5    70-0 

9*50  4*93 

8i2Ji83-7 

139- 5 

323 -2 

0  569-2-04 

33 

5     i8-7 

752    69-5|io-78  545 

9-30|  190-2 

156-4 

346 -6 

0536 

1*64 

3 

6     275 

758    7o-6Jii-6s  571 

IOI5|222-9 

157-1 

380-0 

0530 

164     3( 

7 

29*9 

74*5 

68-2 

13-67 

6-94 

11*78 

ai4-3 

207-5 

421*8 

0-525 

1*15 

y 

Der  im  Stromkreise  fliessende  Gleichstrom  variirte,  wie  aus 
Tabelle  ersichtlich  ist,  zwischen  276  und  6-94  A;  über  diesen  W 
konnte  man  nicht  hinausgehen,  weil  sonst  eine  zm  grosse  Menge 
Eisenstlbchens  schmolz  und  abtropfte.  Die  beobachtete  gleichgerid 
Sp.mnungsdifferenz  variirte  innerhalb  der  Grenzen  27-5  bis  29*9  V. 
Werth  für  den  Cosinus  der  Phasenverschiebung  ist  berechnet  nach 
Formel : 


cos 


r  — 


J2  A2 


551 

Der  effective  Widerstand  r  des  Lichtbogens  ist  in  der  Weise  gerechnet, 
dass  der  Arbeitsverlust  W  im  Lichtbogen  durch  das  Quadrat  der  gesammten 
Stromstärke  J  dividirt  wurde.  In  dem  Werthe  r  ist  aber  auch  der 
Widerstand  p  =  0'iQ,  sowie  der  Widerstand  des  Elektrodynamometers, 
der  dicken  Spule  des  Wattmeters  und  der  Zuleitungen  enthalten;  die 
letzteren  Widerstände  betragen  zusammen  auch  circa  o*i  ß,  so  dass  der 
effective  Widerstand  des  Lichtbogens  um  circa  0*2  fl  kleiner  ist  als  der 
in  der  Tabelle  stehende  Werth.  Das  Güteverhältniss  der  Umsetzung  des 
Wechselstromes  in  Gleichstrom  würde  sich  daher  günstiger  ergeben  als 
aus  den  in  der  Tabelle  stehenden  Werthen;  ebenso  würde  sich  die 
Phasenverschiebung  im  Lichtbogen  allein  etwas  grösser  ergeben.  In  der 
Tabelle  sind  noch  die  Werthe  für  die  Grösse  E  angegeben,  welche  nach 
der  Formel: 

berechnet  ist.  Die  Grösse  E  könnte  man  als  die  im  Lichtbogen  erzeugte 
gleichgerichtete  elektromotorische  Kraft  ansehen;  die  einzelnen  Werthe 
weichen  nicht  viel  von  dem  Mittelwerthe  37'7  V  ab. 

Das  Auftreten  des  gleichgerichteten  Stromes  J^  und  der  gleich- 
gerichteten Spannungsdifferenz  \  könnte  auch  durch  die  Annahme  von 
Widerstandsänderungen  im  Lichtbogen  erklärt  werden.  Es  wird  nämlich 
während  der  einen  halben  Periode  hauptsäclilich  das  Eisen,  während  der 
nächsten  halben  Periode  hauptsächlich  die  Kohle  zerstäubt.  Dies  kann  zur 
Folge  haben,  dass  der  Widerstand  in  den  aufeinander  folgenden  halben 
Perioden  ungleich  gross  ist.  Man  müsste  annehmen,  dass  der  Widerstand 
des  Lichtbogens  abnimmt,  wenn  die  Kohle  die  Kathode  ist,  damit  der 
entstehende  gleichgerichtete  Strom  die  beobachtete  Richtung  hat.*) 

(Schluss  folgt.) 


Accumulatoren   in    der   Central-Station    „Sawitzky    und 

Strauss*^  in  Kijew. 

Von  O.  E.  STRAUSS. 
(Aus    „Elektritschestwo''.) 

Die  Abonnenten  der  Station  in  Kijew  sind  in  fünf  Gruppen  einge- 
theilt;  eine  jede  Gruppe  bekommt  ihren  Strom  von  einem  Knotenpunkte. 
Die  Spannung  auf  der  Station  wird  auf  1 30  Volt  erhalten,  in  den  Knoten- 
punkten jedoch  übersteigt  die  Spannung  nicht  iio  Volt.  Von  hier  zweigt 
sich  der  Strom  zu  den  verschiedenen  Abonnenten  ab;  der  Spannungs- 
verlust beträgt  etwa  8  bis  9  Volt,  so  dass  die  Abonnenten-Lampen 
IOC  Volt  Spannung  erhalten.  Bei  der  Berechnung  der  Stärke  der  Drähte 
vom  Knotenpunkte  zu  den  einzelnen  Abonnenten  wurden  immer  die 
Maximal-Anzahl  der  gleichzeitig  brennenden  Lampen  und  die  Entfernung 
der  Abonnenten  vom  Knotenpunkte  berücksichtigt. 

Nur  ein  Abonnent,  und  zwar  der  wichtigste,  nämlich  das  Kijewer 
Stadt-Theater,  ist  unter  besonderen  Bedingungen.  Das  Theater  befindet 
sich  in  der  nächsten  Nähe  der  Station  (ca.  5  5  m),  und  bei  dieser  relativ 
geringen  Entfernung  (andere  Knotenpunkte  sind  ca.  750,  860,  900  und 
1200  m  von  der  Station  entfernt)  muss  man  die  Spannung  um  25  Volt 
reduciren. 


"**)  J  a  m  i  n  und  Moneavrier  haben  den  Widerstand  des  Lichtbogens  ermittelt, 
welcher  zwischen  Eisen  and  Kohle  darch  Gleichstrom  erzeagt  wird,  nnd  konnten  keinen 
Unterschied  finden,  wenn  die  Stromrichtnng  gewechselt  wnrde.  Dies  spricht  dafür,  dass  der 
bei  Anwendung  von  Wechselstrom  entstehende  gleichgerichtete  Strom  durch  eine  gleich- 
gerichtete elektromotorische  Kraft  erzeugt   wird. 


552 

In  das  Theater  gelangt    der  Strom  durch  ein  Kabel,    bestehend 
vier  6  mm  Drähten,   deren    gesammte  Querschnittsfläche  =  113  mm^ 

Im  Theater  befinden  sich  1185  Lampen;  gleichzeitig  brennen  jed 
nicht  mehr  als  500 ;  die  übrigen  werden  nur  zu  Lichteffectcn  und  ferb 
Bühnenbeleuchtung  verwendet.  Ursprünglich  hat  man  auf  der  Station  ei 
grossen  Rheostat  aufgestellt,  der  aus  36  parallel  gespannten  Eisendräh 
jeder  von  2  mm  Durchmesser,  gebildet  war.  Dieser  Rheostat  war  de 
berechnet,  dass  er  6250  Watt  in  Wärme  verwandelte  und  dieser  un^ 
zeihliche  Verlust  an  elektrischer  Energie  dauerte  fast  täglich  während 
Vorstellungen,  d.  h.  von  7  Uhr  bis  1 1  Uhr  Abends,  was  allabendlich  c 
40  Plerdestunden  ausmacht.  Der  Rheostat  wurde  nur  wegen  der 
schleunigung,  mit  der  der  Bau  ausgeführt  wurde,  aufgestellt. 

Die  Installirungs- Arbeiten  begannen  im  Mai  1891,  am  30.  Auj 
desselben  Jahres  (der  Beginn  der  Oper-Saison)  musste  das  Stadt-The 
schon  elektrisch  beleuchtet  werden.  Jetzt  aber  ist  der  grosse  Rhec 
ausser  ThäUgkeit  und  statt  desselben  ist  auf  der  Station  eine  Accuj 
latoren-Batterie  aufgestellt,  deren  Aufgabe  darin  besteht:  erstens 
Stromspannung  zu  verringern,  und  zweitens  die  Stadt  mit  Sti 
—  während  der  Zeit  des  geringsten  Verbrauches,  das  ist  bei  Tag  — 
versehen. 

Die  Accumulatoren-Batterie  wurde  von  der  Firma  Paul  Wahl  & 
in  Wyborg  geliefert,  System  E.  F.  S.,  Type  L  17.  Es  sind  im  Gan 
72  Elemente  aufgestellt;  für  diese  Batterie  ist  ein  Theil  des  Kesselraui 
durch  eine  Glaswand  abgetheilt,  hinter  welcher  sich  die  genannte  Batt 
befindet.  Zum  Zwecke  einer  besseren  Ventilation  ist  auf  dem  Dache 
Rohr  mit  einem  Wulpert'schen  Aufsatze  angebracht.  Ein  jeder  Accumul 
steht  auf  vier  isolirenden  Gelassen.  Damit  man  in  das  Innere  der  Accui 
latoren  sehen  kann,  sind  deren  Holzdeckel  in  der  diagonalen  Rieht 
entzwei  geschnitten;  der  Schnitt  geht  durch  Löcher,  durch  welche 
Drähte  gehen;  deshalb  kann  man  beide  Deckeltheile  leicht  auseinai 
nehmen,  ohne  die  Accumulatorentheile  irgendwie  zu  berühren. 

Anfangs  wurde  gesagt,  dass  von  der  Station  bis  zum  Theater  25  ^ 
verioren  gehen.  Es  wäre  freilich  einfacher,  im  Theater  Glühlampen 
120  Volt  anzubringen,  aber  es  stellte  sich  heraus,  dass  im  Handel  k< 
Lampen  von  verschiedener  Lichtstärke  und  dieser  Spannung  vorhan 
waren.*)  Da  man  5  Volt  bei  der  Leitung  zum  Theater  und  im  Im 
desselben  3  Volt  Spannungsverlust  annahm,  musste  man  auf  der  Sta 
eine  derartige  Accimiulatoren-Batterie  aufstellen,  welche  noch  die  weit« 
20  Volt  consumirt.  Die  Potential-Differenz  bei  den  Klemmen  dei 
ladenden  Accumulatoren  ist  =2-5  Volt,  folglich  musste  man  zur  / 
^leichung  eine  Reihe  von  acht  Accumulatoren  haben,  und  weil 
Type  L  17  beim  Laden  nicht  mehr  als  30  Ampere  aushält,  musste  i 
l>ei  einem  Strom  von  250  Ampere  (soviel  geht  gewöhnlich  ins  St 
Theater)  neun  solche  Reihen  nehmen  und  alle  parallel  verbinden. 

Das  Verbindungs-Schema  ist  in  der  Fig.   i  dargestellt 

Mit  «  sind  die  positiven  und  die  negativen  Leiter  bezeichnet, 
automatisch  mit  den  Polen  der  DvTiamo-Maschine  verbunden  sind;  ü 
die  automatische  Vorrichtung:  wenn  ihre  Zunge  in  die  Bürste  a  föUt, 
i;e]*\ngt  der  Strom  aus  -7-  *  dimrh  die  Ausschalter  A-,  A*  .  .  .  .  direct 
Theater.  Wenn  aber  die  Zunge  von  B  in  der  Bürste  b  steckt  (wie 
lier  Zeichnung  imgedeutet),  so  i^eht  der  Strom  erst  durch  die  neun  A< 


*^  Dk  SpuABiiDg  kmnn  in  der  Centrale  nicht  aaf  130  Volt  constant  gebaltcn  wei 
soniem  mnn  je  nach  der  Belftstnng  T&riirt  werden,  daher  konnte  man  im  Thenter  li 
IJO  oder   IJ5  Volt  Lampen  anwenden.  D. 


553 


mulatoren-Reihen  und  dann  erst  ins  Theater.  Mit  Hilfe  der  Ausschalter 
k,k,k ... ,  und  der  an  denselben  angebrachten  Rheostaten  kann  man  die  Strom- 
spannung im  Theater  reguliren.  Ausserdem  kann  man  mittelst  R  (indem 
man  R  mit  o  verbindet)  den  Strom  nicht  durch  die  Accumulatoren,  sondern 
durch  den  eisernen  Rheostat  gehen  lassen. 

Am  =  Amperemeter,   V=  Voltmeter  und  P  =  Bleisicherungen. 

Eine  derartige  Verbindung  der  Accumulatoren,  wie  sie  auf  der  Zeich- 
nung dargestellt  ist,  dauert  nur  während  des  Ljidens.  Ein  besonderer 
Quecksilber- Commutator  verbindet  alle  Elemente  in  eine  Reihe;  bei  dieser 
Verbindung  sind  sie  im  Stande,  einen  Strom  von  140  Volt  Spannung  und 
30  Ampere  Stärke  durch  10  Stunden  zu  liefern. 

Somit  wird  die  Batterie,  in  neun  Reihen  aufgestellt,  zu  acht  Elementen 
in  jeder  Reihe,  mit  einem  Strom  von  200  bis  250  Ampere  geladen; 
durch  jeden  Accumulator  geht  ein  Strom  von  22  bis  27  Ampere;  das 
Laden  dauert   4^/2  Stunden    während    eines  Abends   (so  lange  währt  ge- 


^ 


Mr«- 


P 

iHHHHHHHIs 
iHHHHHHHl^ 
^HHHHHHHh 
iHHHHHHH^ 

iHHHHHHH'f^ 


^h  r 


-o- 


Fig.    I. 

-wohnlich  die  Vorstellung  im  Theater).  Entladen  werden  die  Accumulatoren 
von  Früh  bis  zum  Ingangsetzen  der  Maschine  am  Abend,  wobei  die 
Stromstärke  30  Ampere  nicht  übersteigt. 

In  der  nachfolgenden  Tabelle  sind  einige  Daten  mitgetheilt,  die  einen 
BegriiT  von  der  Arbeit  der  Accumulatoren-Batterie  während  der  ver- 
gangenen Periode  geben. 

In  der  Colonne  I  dieser  Tabelle  sind  die  Jahre  und  Monate  ver- 
zeichnet, während  welcher  die  Accumulatoren  thätig  waren.  Die  Zahlen 
der  folgenden  vier  Colonnen  sind  nach  den  Aufzeichnungen  der  Stations- 
Journale  berechnet,  in  welche  jede  halbe  Stunde  die  Resultate  aller  auf 
der  Station  befindlichen  Messapparate  eingetragen  werden.  Die  zweite  und 
dritte  Colonne  enthalten  Daten,  die  sich  auf  das  Laden,  die  vierte  und 
ftlnfte  Colonne  Daten,  die  sich  auf  das  Entladen  der  Accumulatoren 
beziehen.  Die  sechste  Colonne  gibt  an,  wie  oft  die  Tages -Be- 
leuchtung  mit  Hilfe  der  Accumulatoren    bewirkt  wurde.    Die  Zahlen   der 


554 


i 


siebenten  Colonne  bezeichnen  den  Nutzeffect  der  Accumnlatoren 
centen  ausgedrückt.  Es  wurden  die  Ampere-Stunden  der  vierten  < 
durch    die  respectiven  Zahlen   der  zweiten  Colonne  dividirt  und  i 
multiplicirt.  Die  Colonne  VIII  enthält  den  Nutzeffect  in  Procenten, 
sich  beim  Vergleiche  der  respectiven  Kilowatt-Stunden  ergibt. 
Wollen  wir  diese  Tabelle  näher  betrachten: 


I. 
Zeit 


X891  October  . , 
November  , 
December  . 

1892  Jtfnner  . . . . 
Febrnar  . . . 

Mär» 

April  . . . . . 

Mti 

Juni 

JuH 

AogQit .  .  .  , 
September  , 
October  . . . 
November  , 
December  , 

1893  Jäooer  

Februar  . . . 

MÄrt 

April  . . . . , 

Mai 

Juni 

Juli 


Laden 


IL 

Ampere- 
Stunden 


1.726 
2.068 
2.521 

2.673 
1.788 
168 
396 
960 
3.5>o 
4.048 
3.686 
3.654 
5.842 
3.539 
3.506 
4.218 
4.589 
6.051 
5.586 
6. 112 
6.105 
3.906 


IIL 

Kilowatt 
Stimden 


248 
287 

385 
267 

24 

56 
138 
505 
582 
530 

525 
841 
509 
504 
605 
659 
869 
802 
880 

879    „ 
562 


Entladen 


IV. 

Ampere- 
Stunden 


I.OIO 

1.699 
2.207 

2.413 

I.I02 

85 

333 
682 
2.870 
2.594 
2.637 
2.988 
4.706 
3.045 
3.436 
3.683 
4.085 
5.187 
5.055 
5.469 
5.258 
2.952 


V. 

Kilowatt. 
Stunden 


121 

204 
265 
287 

'31 
II 

39 
82 

344 
316 

329 
362 

565 

356 

402 

426 

482 

602 

592 

640  I 

665 

345 


VI. 


1« 


30 
31 
31 
21 

4 
3 
7 
30 
3» 
3» 
30 
31 
30 
31 
31 
28 

31 
30 
31 

30 
20 


76.652  i  11.020  I 63.532 


7.516     562 


Arbeits-L 
in  0/q  be 


vn. 

Ampere- 
Stunden 


58 
82 

87 
90 
61 
51 
84 
71 
82 

64 
73 
82 
81 
86 
98 
87 
89 
85 
90 
90 
86 
75 


83 


Die  Arbeitsleistung  während  des  October  1891  (58%)  is 
dem  Normalen.  Es  kam  daher,  weil  bei  der  Aufstellimg  der 
Accumulatoren-Ritterie  man  dieselbe  wiederholt  laden  muss.  Bei 
täglichen  Benützung  der  Batterie  ist  ein  derarti*<er  unzweckmässig 
lust  »m  elektrischer  Elnergie  unvermeidlich  und  deshalb  sollte  man 
lieh  bei  der  Fraise  der  ökonomischen  Ausnützung  der  Batterie  die 
Monate  unberücksichtigt  lassen.  Die  geringe  Leistimg  im  Febnis 
{6v^  ^0  rührte  davon,  dass  man  unbedingt  mehr  laden  musste,  als  g 
Kch;  Der  Fasching  fiel  in  die  erste  H:illte  dieses  Monats,  es  wi 
Theater  bei  Tag  und  Abend  gespielt,  die  Accumulatoren  wurde 
m.il  im  Lviufe  von  24  Stunden  geladen  und  entluden  sich  nur  i 
kurzen  Spanne  Zeit.  Am  17.  Februar  begannen  die  grossen 
die  Vorstellunijen  wurden  eini^estellt  und  damit  hörte  auch  das 
leiden  der  Accumulatoren  auf.  Die  Daten  vom  März,  April  u 
ilClrien  nicht  zu  sehr  ins  Gewicht  fallen,  weil  die  Benützung  der  A 
htyytK^n  in  diesen  Monaten  eine  sporadische  war,  indem  im  Tliei 
sehen  iiespielt  wuale.  Während  dieser  drei  Monate  wurde  bei  Taj 
mit  Hilte  der  kleinen  D\namo-Maschine  l>eleuchtet,  und  waren  die 
ke>sel  ununterbrochen    m   fhäii ekelt.     Es    Wvir  nicht  rationell,    die 


555 

mit  einer  Heizfläche  von  120  m^,  für  einen  Strom  meist  unter  30  Ampere 
zu  heizen ;  deshalb  wurde  an  die  Accumulatoren  eine  Leitung  angeschlossen^ 
die  es  ermöglichte,  die  72  Elemente  rasch  in  zwei  parallelen  Reihen  zu 
verbinden.  In  einer  jeden  dieser  beiden  Reihen  ist  ein  Zusatz-Rheostat  und 
ein  Ampere-Meter  vorhanden.  Ein  derartiges  unmittelbares  Laden  (und 
nicht  durch  das  Theater)  der  Accumulatoren  begann  Ende  Mai  1892  ;  ge- 
laden wurden  sie  gewöhnlich  bei  Nacht,  wo  die  Abonnenten  die  Beleuch- 
tung unterbrechen  und  die  allgemeine  Belastung  sich  verringerte ;  es  dauerte 
gewöhnlich  von  10  Uhr  Abends  bis  3  Uhr  Nachts.  Besonders  stark  wurden 
die  Accumulatoren  im  October  1892  mitgenommen,  weil  der  Accumu- 
latorenstrom  hie  und  da  för  die  Lieferung  des  Erregerstromes  für  drei 
Dynamo-Maschinen  (för  die  Strassen-Beleuchtung)  benützt  wurde  und  zeit- 
weise die  Batterie  auch  parallel  zur  Dynamo  angeschlossen  wurde,  um 
das  zu  liefernde  Stromquantum  zu  vergrössem. 

In  der  ersten  Hälfte  des  Jahres  1893  mussten  die  Accumulatoren 
ziemlich  stark  arbeiten  und  da  haben  sie  gezeigt,  dass  ihr  Nutz-Cocffident, 
was  die  Grösse  anbelangt,  vollständig  befriedigend  sei.  Indem  wir  die 
Resultate  der  22  Monate  vergleichen,  finden  wir,  dass  die  mittlere  Arbeits- 
leistung der  Accumulatoren  bezüglich  der  Ampere-Stunden  83%  ausmacht, 
bezüglich  der  Kilowatt-Stunden  jedoch  68%.  Der  grösste  Theil  der  von 
den  Accumulatoren  herrührenden  Elektricitäts  -  Energie  würde  imzweck- 
mässig  verloren  gehen,  wenn  in  die  Theater-Leitungen  der  Rheostat  und 
nicht  die  Accumulatoren  eingeschaltet  würde.  Vom  Juli  1893  ist  die  Zahl 
der  Abonnenten  derart  gewachsen,  dass  auch  die  Tages-Beleuchtung  von 
der  Batterie  nicht  mehr  bewirkt  werden  kann,  und  dieselbe  deshalb  ausser 
Thätigkeit  gesetzt  wurde.  Von  Zeit  zu  Zeit  wird  die  Dichte  der  Flüssig- 
keit gemessen,  verdünnte  Schwefelsäure  dazu  gegossen  und  die  Batterie 
ein  wenig  geladen,  um  sie  immer  leistungsfähig  zu  erhalten. 

Während  fast  dreijähriger  Thätigkeit  wurden  an  den  Accumulatoren 
(ausser  Reinigung)  keine  namhaften  Reparaturen  gemacht.  Nach  der  vor 
Kurzem  stattgefundenen  Untersuchung  kann  behauptet  werden,  dass  die 
Batterie  in  vorzüglichem  Zustande  sich  befindet.  A.  B. 


Fahrversuche    mit   den  Waddel-Entz-Accumulatoren  in 

Wien.*) 

Wie  bekannt,  beabsichtigte  die  Accumulatorenfabrik-Actien- 
Gcsellschaft,  Geoeralrcpräsentanz  Wien,  atlf  der  Strecke  der  alten 
Wiener  Tramway-Gcsellschaft,  u.  zw.  von  Penzing  nach  Rudolfsheim  Ver« 
Suchsfahrten  mit  Accumulatorenwagen  vorzunehmen,  u.  zw.  derart,  dasa 
der  Trambahn« Betrieb  auf  der  Strecke  Rudolfsheim-Penzing  und  zurück 
ausschliesslich  mit  Accumulatoren  wagen  durchgeführt  werden  sollte. 

Ein  weiterer  Wagen  sollte  zwischen  den  Pferdebahnwagen  von  Rudolfs- 
heim im  regelmässigen  Turnus  nach  dem  Praterstern,  u.  zw.  über  die 
Mariahilferstrasse,  Burggasse,  Ring,  Praterstern,  zurück  über  den  Ring, 
Babenbergerstrasse,  Mariahilferstrasse  geleitet  werden. 

Die  Absicht,  auf  der  obenbezeichneten  Strecke  die  Fabrversuche  vor- 
zunehmen, wurde  aus  technischen  Gründen  geändert,  u.  zw.  werden  d  i  e 
Versuche  auf  der  Strecke  Hütteldorf-Mariahilfcrgürtel  in 
nächster  Zeit  eröffnet  werden. 

Diese  Linie  hat  den  grossen  Vortheil,  da  auf  derselben  die  Dampf- 
tramway  verkehrt,    dass    man    auf    derselben    mit   grosser  Geschwindigkeit 


♦)  Vergl.  Heft  XIV,   1894,  S.  377. 


556 


£ibrai  kaae.    Man     findet  somit    auf  dieser  Strecke  mit  i,    resp.  2 
{i    Wagea    «lebt    in  Reserve)    sein    Auslangen,    während    auf    der    S 
Fcnsisg-RudoJfsUeim,  um  dort  ausschliesslich  mit  Accumulatoren    zu 
nsindeiteoff  5   Wagen  nothwendig  geworden  wären. 

IiD  Intercsie  der  Vorfahrung  der  dauernd  möglichen  höherei 
tchwtndigkeitf  wie  sie  dem  elektrischem  Betriebe  im  Vergleiche  zu  den  1 
bahnen  eigen  ist,  ist  es  aber  unerlässlich,  dass  sämmtliche  auf  einer  5 
verkehrende  Wagen  mit  gleicher  Geschwindigkeit  müssen  fahren  k 
Atii«erdem  föhrt  diese  Strecke  in  einer  Entfernung  von  circa  30< 
der  Fabrik  der  Accumulatoren- Fabrik- Actien-Gesellschaft  vorbei,  w< 
zur  Zeit  eine  Ladestation  errichtet  wird. 

Von  d&r  Fabrik  aus  wird  zur  Ladestation  eine  Freileitung  gele^ 
Zwecke  der  Ladung  der  Accumulatoren,  und  entfällt  mit  dieser  Anoi 
die  Notbwendigkeit,  die  geladenen  und  entladenen  Accumulatoren  v< 
Fabrik  nach  Penzing,  resp.  umgekehrt  per  Achse  zu  transportiren,  0 
Fenziog  eine,  fCir  Versuchszwecke  immerhin  theuere  maschinelle  AnL 
schaffen. 

Um  ditL  V'crsuchsfahrten  in  kürzester  Zeit  zu  ermöglichen,  h 
Accumulatoren  Fabrik- Actien- Gesellschaft  zwei  Wagen  aus  New 
kommen  lassco«  die  dortselbst  bereits  9  Monate  lang  auf  der  Second-/ 
in   Betrieb   waren. 

Ei  ist  eine  bekannte  Thatsache  und  von  allen  Seiten  anerkannt 
die  technische  Möglichkeit  vorliegt,  mit  Accumulatoren  zu  fahren.  Vo: 
compecentcn  Seiten  wird  der  Accumulatoren-Betrieb  als  der  ideale  elek 
Betrieb  bingestellt,  doch  ebenso  einstimmig  ist  auch  die  Meinung  verl 
dasa  der  Accumulatoren-Betrieb  heute  noch  nicht  wirthschaftlich  sei. 

Die  Ac  c  uraula  toren-Fabrik- A  et  ten->Gesellsc  h  af  t  i 
Grund  der  Untersuchungen,  die  sie  in  Amerika  angestellt  hat,  u 
Grund  der  dort  gewonnenen  Resultate,  vom  Gegentheile  überzeugt, 
neuen  Kupfer- Zink -Accumulatoren  der  Waddel-Entz-Compan 
jene  Eigenschaften  besitzen  sollen,  die  für  die  Traction  nothwendi 
und  die  den  Blei- Accumulatoren,  die  bis  jetzt  nur  für  derlei  Zwe 
Frage  kamen ^  fehlen. 

Die  hiesigen  Fahrversuche  sollen  dem  Zwecke  dienen,  in  die 
der  WirthschafiMchkeit  dieser  neuen  Kupfer-Zink-Accumulatoren  für  Tra 
zwecke  Klarheit  zu  bringen. 

Damit  die  Zahlen  dir  Betriebskosten,  die  aus  diesen  Versuche 
Wonnen  werden,  als  möglichst  unanfechtbar  betrachtet  werden  könne 
die  AccumutatoreD-Fabrik-Actien-Gesellschaft  eine  Commission  gebet( 
Versuchcp  resp.  die  Zahlen-Ergebnisse  dieser  Versuche  zu  überprüfei 

Den  Eintritt  in  diese  Commission  haben  folgende  Herren  zuges 

1,  Herr    Stadcbau-Director    Berger,    k.    k.    Ober-Baurath    im    ^ 

Stadcbauamte; 

2,  „      Ober-Inspector  Glück  der  k.  k.  General-Inspection  der 

Eisenbahnen ; 

3,  ^      Hofrach  Kar  gl  der  k.  k,   Staatsbahnen; 

4>  n  Ingenieur  Klose,    Elektrotechniker    im  Wiener  Stadtbai 

5.  ^  Ober  Ingenieur  Kö stier  der  k.   k.  Staatsbahnen; 

6.  ,  Ingenieur  Ross,  Elektrotechniker; 

7.  „  Ccntral-Inspector    Rotter    der    k.    k.    pr.    Kaiser    Ferdi 

Nord bahn ; 
B,      ^      Professor    Seh  lenk    vom  Technologischen    Gewerbe-Mi 


557 


9.  Herr  Hauptmann  Schmidt-Altherr,    Vertreter  von  Fr.  Krupp   in 
Essen ; 
lo.       ,      Ober-Ingenieur  Uli  mann    der  Neuen  Wiener  Tramway-Gesell- 
schaft. 
Die  Fahrversuche    werden  voraussichtlich  Mitte    bis  Ende   November 
beginnen  und  darf  man  auf  die  Resultate  die  dabei  gewonnen  werden,  be- 
gierig sein.  Wir  werden  hierüber  seinerzeit  berichten. 


Ueber  die  Induction  in  Fernsprechleitungen. 


(Schlnss.) 


Dftss  das  elektrische  Verhalten  von 
Eisen-  und  Knpferdrähten  nicht  genan  über- 
einstimmt, ist  lange  bekannt.  Man  weiss, 
dass  die  in  Eisendrähten  auftretende  Selbst- 
indaction  erheblich  grösser  ist  als  in  Kapfer- 
drlhten,  and  dass  dieser  Umstand  mit  der 
Magoetisirbarkeit  des  Eisens  im  Zusammen- 
hang steht.  Wie  ein  in  einem  Draht  ent- 
stehender oder  verschwindender  Strom  in 
ebem  zweiten  benachbarten  Draht  einen 
Indnctionsstrom  hervorrufen  kann,  so  inducirt 
er  anch  beim  Entstehen  und  Vergehen  einen 
Strom  in  sich  selbst,  den  sogenannten  Extra- 
strom, der  beim  Schliessen  des  Stromkreises 
dem  primären  Strom  entgegengesetzt,  beim 
Oeffnen  des  Stromkreises  gleichgerichtet  ist. 
Wenn  nnn  auch  die  elektromotorische  Kraft  der 
Extraströme  ebenso  wie  die  elektromotorische 
Kraft  der  übrigen  Indnctionsströme  im  All- 
gemeinen von  dem  Stoff  der  Drähte  anab- 
hängig ist,  in  denen  sie  erzeugt  werden,  so 
treten  doch  wesentliche  Verstärkungen  der 
Extraströme  auf,  wenn  der  Draht  aus  einem 
magnetischen  Metall,  also  z.  B.  aus  Eisen 
besteht.  Indem  beim  Durchleiten  eines  Stromes 
durch  einen  solchen  Draht  die  magnetischen 
Moleküle  sich  um  die  Achse  desselben  im 
Kreise  herum  transversal  lagern,  induciren 
sie  einen  dem  hindurchgeleiteten  entgegen- 
gesetzten Strom,  welcher  sich  zu  dem 
Schliessungsextrastrom  addirt.  Beim  Oeffnen 
des  Stromes  kehren  die  Moleküle  mehr  oder 
weniger  in  ihre  unmagnetischen  Lagen  zurück 
und  erzeugen  dadurch  einen  dem  öffnuogsextra- 
strom  gleichgerichteten  Strom.  Während  nun 
an  geradlinigen  Drähten  von  unmagntischem 
Metall  die  Extraströme  kaum  wahrnehmbar 
sind,  treten  sie  in  Folge  der  transversalen 
Magnetisirung  an  Eisendrähten  stark  hervor 
und  verzögern  das  Zustandekommen  des 
primären  Stroms.  Dies  ist  bekanntlich  eine 
der  Ursachen,  warum  mittels  Eisenleitungen 
auf  grössere  Entfernungen  nicht  gesprochen 
werden  kann.  Während  für  einen  nicht- 
magnctisirbaren  Draht  von  der  Länge  l  und 
dem  Radius  p  die  Selbstin duction 

Q  = 


=  2nig-y  —  075|/ 


ist,    ist  das  Potential  eines  Eisendrahtes  auf 
sich  selbst 


in  welchem  Ausdruck  k  die  Magnetisirungs- 
constante  des  Eisens  bedeutet. 

Dieser  Umstand  ist  in  Bezug  auf  die 
Induction  zwischen  Eisendrähten  bisher  nicht 
genügend  gewürdigt  worden ;  die  transversale 
Magnetisirung  eines  Eisendrahtes  bewirkt  in 
einem  parallel  zu  demselben  gespannten 
Eisendraht  ebenfalls  eine  Magnetisirung  und 
in  Folge  dessen  Extraströme,  die  dem  eigent- 
lichen Indnctionsstrom  an  Stärke  bedeutend 
überlegen  sind  und  sich  in  den  Hörapparaten 
der  Femsprechleitungen  als  Mitsprechen  zu 
erkennen  geben.  Ich  bin  daher  auch  geneigt, 
das  in  Bronzedoppelleitungen,  welche  in 
parallelen  Ebenen  geschaltet  sind,  auftretende 
geringe  Mitsprechen  wenigstens  zum  Theil 
auf  das  nicht  zu  vermeidende  Vorkommen 
von  Eisenmolekülen  in  der'  Bronze  zurück- 
zuführen. 

Ich  werde  mir  gestatten,  am  Schlosse 
meines  Vortrages  durch  ein  einfaches  Ex- 
periment den  Nachweis  zu  erbringen,  dass 
in  der  That  zwischen  zwei  Eisendrähten  eine 
stärkere  Induction  stattfindet  als  zwischen 
zwei  Kupferdrähten. 

Während  die  Fernsprech-Verbindungslei- 
tungen  ausHiu-  und  Rückleitungen  bestehen,  fin- 
den für  die  Anschlussleitungen  der  Theilnehmer 
bekanntlich  Einzelleitungen  Verwendung.  Es 
ist  daher,  um  eine  Theilnehmerleitung  mit 
einer  Fernleitung  in  Verbindung  zu  bringen, 
nothwendig,  einen  Zwischenapparat  einzu- 
schalten, welcher  die  Sprechströme  aus  der 
Einzelleitung  in  die  Schleif  leitung  und  aus  dieser 
in  die  Einzelleitung  überträgt.  In  der  ersten  Zeit 
wurde  von  gewöhnlichen  loductionsrollen 
Gebrauch  gemacht ;  die  Uebertragung  war  aber 
so  schwach,  dass  über  Verbindungsleitungen 
von  auch  nar  wenigen  Kilometern  Länge 
eine  Verständigung  nicht  zn  erzielen  war. 
Es  war  daher  als  ein  bedeutender  Fortschritt 
zu  begrüssen  als  Herr  Postrath  Landrath 
im  Jahre  1SS4  dem  Reichs- Postamt  einen 
Uebertrager  vorlegte,  dessen  Wirkung  den 
bis  dahin  verwendeten  Inductionsrollen  weit 
überlegen  war.  Dieser  Uebertrager,  welcher 
noch  heute  allgemein  selbst  für  die  ausge- 
dehntesten Verbindungsanlagen  mit  gutem 
Erfolge  Verwendung  findet,  besteht  aus  einem 
geschlossenen  Hufeisen,  welches  mit  zwei 
bifilar  gewickelten  Drahtrollen  ausgerüstet 
ist,  von  denen  der  eine  Draht  als  primäre, 
der  andere  als  secundäre  Rolle  zu  dienen 
bestimmt  ist.    Die  Spulen  haben  eine  Länge 


558 


von  1 5  cm,  beiitzen  einen  inneren  Dnrch- 
mesier  von  i6  mm  und  einen  ängseren  von 
28  mm  ;  auf  jede  Spnle  sind  2  Drähte  in  je 
2260  Windungen  mit  einander  aufgewickelt. 
Die  Hohlräume  der  Spulen  lind  mit  lackirten 
Eisendrähten  von  je  i  mm  Durchmesser  aus- 
gefllllt.  Die  beiden  so  gebildeten  Eisenkerne 
sind  an  ihren  Enden  durch  massive  Eisen- 
platten von  7  mm  Dicke  mit  einander  ver- 
bunden, so  dass  die  magnetischen  Kraftlinien 
eine  geschlossene  Bahn  in  Eisen  finden. 
Herr  Landrath  wurde  sur  Wahl  der  an- 
gegebenen Form  durch  die  Ueberlegung  ge- 
führt, dass  eine  starke  Inductionswirkung  nur 
durch  Verwendung  bedeutender  Eisenmassen, 
deren  Anordnung  in  geschlossener  Hufeisen- 
fonn  die  grösste  Wirkung  versprach,  sich 
erzielen  lasse,  und  dass  eine  gleich  starke 
Uebertragrung  aus  der  Einseileitung  in  die 
Schleife  und  umgekehrt  durch  die  bifilare 
Wickelung    am    sichersten    erreicht    werden 

könne. 

Mit  den  Vorzügen,  welche  der  Land- 
rath'sche  Uebertrager  besitzt,  sind  aber  ge- 
wisse Nachtheile  verbunden.  Zunächst  ver- 
anlasst der  Hufeisenkern,  dass  das  Maximum 
der  Magnetisirung  nicht  schnell  genug  erreicht 
wird,  und  dass  andererseits  zum  Verschwinden 
des  Magnetismus  eine  gewisse  Zeit  erfor- 
derlich ist.  Die  Verzögerung  des  Ent- 
stehens und  Vergehens  des  Magnetismus 
übt  aber  auf  .  die  Bildung  der  Induc- 
tionsströme  einen  verzögernden  Einfluss  aus, 
indem  dieselben  so  lange  andauern,  als  der 
Magnetismus  des  Eisens  sich  ändert.  Femer 
bilden  die  bifilar  gewickelten  Drähte  einen 
kräftigen  Condensator;  seine  Capacität  ist 
bedeutend,  gleich  0*12  Mikrofarad,  und 
ebenso  seine  Selbstinduction,  welche  für 
jeden  Draht  0*80  Quadranten  beträgt.  Es 
liegt  auf  der  Hand,  dass  alle  diese  Umstände 
einerseits  eine  erhebliche  Schwächung,  ande- 
rerseits eine  Veränderung  der  Schwiogungs- 
curve  zur  Folge  haben  müssen.  Ich  habe 
daher  seit  längerer  Zelt  umfassende  Versuche 
angestellt,  um  eine  Form  des  Uebertragers 
zu  finden,  die  mit  den  angeführten  Fehlem 
in  möglichst  geringem  Grade  behaftet  ist, 
und  ich  habe  gefunden,  dass  alle  Umstände, 
welche  complicirte  magnetische  und  elek- 
trische Erscheinungen  hervorzurafen  geeignet 
sind,  vermieden  werden  müssen.  Ich  bin 
daher  zu  der  einfachsten  Form  der  Induc- 
tionsrolle  zurückgekehrt.  Ein  aus  sehr  fein 
vertheiltem  Eisen  gebildeter  Stab  von  15  cm 
Länge  und  28  mm  Durchmesser  ist  mit  einer 
primären  Rolle  aus  0*2  mm  Draht  umgeben, 
welche  2350  Umwindungen  enthält  und 
einen  Widerstand  von  155  Q  besitzt.  Die 
über  die  primäre  Rolle  geschobene  secundäre 
Rolle  hat  ebenfalls  2350  Umwindungen  und 
einen  Widerstand  von  256  Q,  Die  Selbst- 
induction eines  primären  Drahtes  beträgt 
0*085  Quadranten,  die  des  secundären 
0*130  Quadranten,  während  die  des  Land- 
rath'schen  Uebertragers,  wie  bereits  erwähnt, 
o'8o  Quadranten,  also  durchschnittlich  das 
Achtfache  beträgt.  Die  Capacität  meines 
Uebertragers  ist  fast  unmessbar. 


Der  neue  Uebertrager  zeichnet  sie 
dem  bisherigen,  abgesehen  von  grö 
Kraft  der  Uebertragung,  besonders  di 
aus,  dass  er  die  Sprache  mit  grösserer 
heit  und  Deutlichkeit  überträgt;  anss 
besitzt  er  die  Eigenschaft,  die  in  der  L 
vorhandenen  Nebengeräusche  gänzlic 
beseitigen.  Sie  werden,  meine  Herren,  ni 
selbst  Gelegenheit  haben,  über  das 
verhältniss  der  beiden  Uebertrager  su 
Urtheil  zu  bilden. 

Nachdem  bei  uns  Femsprechleit 
bis  zu  rand  Soo  hm,  beiläufig  die  f 
Länge  für  derartige  Leitungen  in  E 
und  in  Amerika  Leitungen  von  1500  Xn 
mehr,  wie  die  zwischen  New-Yorl 
Chicago,  hergestellt  worden  sind  ui 
bestem  Erfolg  betrieben  werden,  da 
wohl  aussprechen,  dass,  so  weit  oberir 
Anlagen  in  Frage  kommen,  dem  menscli 
Unternehmungsgeist  in  technischer  Bezi 
Schranken  nicht  gesetzt  sind ;  es  ist  led 
allerdings  in  hervorragender  Weise, 
Finanzfrage,  bis  in  welche  Femei 
menschliche  Stimme  übertragen  werden 
Es  wird  nur  darauf  ankommen,  ob  d 
deutenden  Kosten  mit  dem  Nutzen,  de: 
artige  Anlagen  zu  leisten  vermögen,  in 
günstigen  Verhältnisse  stehen. 

Anders  liegt  die  Sache,  wenn  es  sich 
handelt,  das  gesprochene  Wort  über 
Gewässer  zu  tragen.  Nach  dieser  Ri< 
bietet  sich  die  Aufgabe  dar,  Kabel  z 
struiren,  welche  die  kleinsten  elekti 
Schwingungen  ohne  erhebliche  Defori 
fortzuleiten  gestatten.  Immerhin  darf 
ein  Zeichen  der  Zeit  bemerkt  werden 
sich  auf  diesem  Gebiete  bereits  die 
Regungen  zeigen.  Ich  gedenke  dab« 
Ideen,  welche  Professor  Silvanus  Tl 
8  o  n  auf  dem  Elektriker-Congress  zu  C 
Über  dieses  Thema  in  so  interessanter 
entwickelt  hat,  sowie  der  eingebende! 
suche  ,  welche  von  der  Firma  S  i  e  1 
&  H  a  1  s  k  e  vor  nicht  langer  2^t  Üb< 
gleichen  Gegenstand  angestellt  wordei 

Endlich  darf  ich  erwähnen,  dass  ] 
bungen  anfangen  sich  geltend  zu  mach* 
dieUebermittelung  des  Gedankens  untei 
tzung  des  Fernsprechers,  aber  ohne  Leit 
durch  die  Luft  —  zu  ermöglichen,  mit 
Wort:  ohne  Leitung  zu  telegraphiren. 

Ich  erinnere  dabei  an  die  Vei 
welche  von  Herrn  Preece  vor  einig( 
in  dieser  Richtung  angestellt  wordei 
(vergl.  „Archiv"  1894,  S.  ix).  Im 
von  Bristol  wurde  auf  dem  Festland 
Leitung  von  1267  Yards  Länge  an  S 
angebracht,  und  parallel  zu  derselbe 
der  Insel  Fiatholm  —  3*1  Meilen  entf« 
ein  isolirter  Draht  von  600  Yards 
ausgelegt.  Wurde  nun  in  die  auf  den 
lande  befindliche  Leitung  ein  starker  W 
Strom  geleitet,  so  konnten  auf  de 
Unterbrechungen  des  Stromes  in  dt 
der  isolirten  Leitung  verbundenen  Fen 
wahrgenommen  werden ;  es  wurde  au 
Weise  eine  gewisse  Verständigung 
die  genügte,  um  eine  Mittheilung  von 


669 


Unde  luich  der  Insel  zu  befördern.  Herr 
P  r  e  e  c  e  ist  nnn  swar  der  Meinung,  dass 
dieerr  Versuch  nicht  geeignet  sei,  beispiels- 
wc»e  die  Frage  wegen  telegraphischer  Ver- 
bindung von  loseln  oder  von  Leachtthürmen 
mit  dem  Festlande  ohne  Verwendung  Ton 
dicecten  metallischen  Leitern  su  lösen ;  gleich- 
wohl möchte  ich  glauben,  dass  es  möglich 
sei,  nnf  dem  beschrittenen  Wege  zu  einem 
befriedigenden  Ergebniss  zu  gelangen.  Aller- 
dings mOsste  man  davon  absehen,  als  Geber 
und  EmpHinger  in  gewöhnlicher  Weise  ge- 
spannte oder  sonst  isolirte  Leitungen  zu  ver- 
wenden; man  mflsste  sich  vielmehr  als 
Geber  solcher  Apparate  bedienen,  welche  starke 
elektromagnetische  Kräfte  entsenden,  und  zu 
EmpHlngem  solche  Einrichtungen  wählen,  die 
die  ausgestrahlten  Kraftlinien  in  grosser 
Attsahl  aufzufangen  vermögen.  Man  würde 
also  als  Geber  und  Empfänger  zweckmässig 
findig  gewundene  starke  Drähte,  und  zwar 
ave  den  oben  entwickelten  Gründen  Eisen- 
drähte verwenden  müssen. 

Ich  habe  hier  zwei  Bretter  von  je 
75  cm  im  Quadrat,  auf  welchen  je  eine 
Spirale  aus  3  mm  stsrkem  Eisendraht  an- 
geordnet ist,  deren  Enden  auf  der  Rückseite 
an  Klemmen  befestigt  sind.  Wird  nun  in 
die  eine  Spirale  eine  starke  Stromquelle  und 
eine  Morsetaste,     in   die  andere  Spirale  ein 


Fernhörer  eingeschaltet,  und  werden  beide 
Spiralen  parallel  zu  einander  aufgestellt,  so 
hört  man  in  den  Fernsprechern  die  durch 
die  Taste  gegebenen  Morseaeichen,  selbst 
wenn  die  Spiralen  6  m  weit  aus  einander 
stehen.  Die  von  dem  Geber  entsendeten 
magnetischen  Kraftlinien  sind  übrigens  so 
kräftig,  dass  sie  Femhörer  ohne  jede  leitende 
Verbindung  zum  Ansprechen  bringen,  sobald 
man  sie  der  sendenden  Spirale  nähert.  Macht 
man  dagegen  denselben  Versuch  mit  zwei 
ganz  gleich  angeordneten  Spiralen  aus 
Kupferdraht  von  ebenfalls  3  mm  Durch- 
messer, so  ist  die  Inductionswirkung  eine 
ungleich  geringere.  Der  mit  der  Empfänger- 
Spirale  verbundene  Femhörer  gibt  die 
Morsezeichen  nur  bis  auf  eine  Entfernung 
von  etwa  3  m  wieder. 

Bei  Verwendung  von  Eisendraht  und 
Spiralen  von  zweckmässiger  Anordnung  so- 
wie von  entsprechend  grossem  Durchmesser 
wird  man  also  wohl  in  der  Lage  sein,  auch 
über  grössere  Entfernungen  hinweg  ohne 
Leitung  telegraphische  Zeichen  zu  befördern. 
Im  Uebrigen  bestätigt  dieser  Versuch,  dass 
die  Inductionswirkungen  zwischen  Eisendraht- 
leitungen, wie  oben  ausgeführt  worden  ist, 
denjenigen  zwischen  Kupferdrähten  erheblich 
überlegen  sind.**) 


Elektrischer  Alarmapparat  für  Thüren,  Geldschränke,  Fenster 

und  dergleichen. 

y<m  FRIEDBIGH  BAUER,  Schlossermeister  and  CABL  HBNTZSOHBL,  Tisohlermelster,  beide  in  Berlin. 

(ö.-n.  Uhnn.  Z.) 


Eine  ContactYorrichtung,  welche  mit 
dem  Schlosse  einer  Thüre  derart  in  Ver- 
bindung gebracht  frirdf  dass  der  Riegel  des 
Schlosses  den  Contact  öffnet,  wenn  das 
Schloss  zugesperrt,  und  schliesst,  wenn  das 
letztere  geöfifnet  wird.  Fig.  I  zeigt  die  Vor- 
richtung mit  geschlossenem,  Fig.  2  mit  ge- 
öffnetem Contacte.  In  Fig.  3  ist  die  Vor- 
richtung im  Grundrisse  zur  Anschauung  ge- 
bracht. Fig.  4  und  5  zeigen  ein  Detail,  den 
Contactschnber,  im  Auf-  und  Kreuzrisse. 
u  a  ist  eine  winkelförmige  Platte  ,auf  welcher 
der  Contacthammer  6  bi  in  zwei  Winkelklöben 
drehbar  und  unter  der  Einwirkung  der 
Drahtfeder  /stehend  montirt  ist.  Ein  Prisma 
aus  isolirendem  Material,  der  Contactschube  m , 
ist  Yon  zwei  Metallwinkeln  z  s^  derart  ein- 
geklemmt, dass  er  mit  ziemlicher  Reibung 
auf  und  ab  bewegt  werden  kann.  Die  Metall- 
winkel X  xi  sind  mittelst  der  Schrauben  0  0 
an  den  senkrecht  stehenden  Theil  der  Platte  a 
geschraubt,  jedoch  durch  die  Isolirplatte  r 
und  eine  isolirende  Schraubenverkleidung 
▼on  dieser  Platte  a  isolirt.  An  den  Schrauben  i  t'i 
der  Metallwinkel  z  zj  werden  die  Leitungs- 
drähte eingeschaltet.  Zwei  Contactfedern  c  ci 
sind  an  dem  Prisma  m  befestigt  und  legen 
sich  mit  ihren  abgerundeten,  federnden 
Enden  innen  an  die  Metall winkel  an«  wo- 
durch die  sichere  leitende  VcrbinduDg  dieser 
Federn  zu  den  bei  1 1*1  eingeschaltetea  Drähtrr 


Fig.   I. 


Fig.  3. 


^X 


1^* 


Fig.  4'  Fig,  5. 


*)  VerBuehe  über  Telegraphie  ohne  Ver- 
bindungsdraht  wurden  auch  Ton  Edison  gemacht, 
indem  er  in  awel  entfernten  Stationen  grosse,  mit 
DriLbt  b^wIrL  T'  T..r  ^n  Aufit«l]te.  DU  Strom^ 
11  '  StidüCtlüP  aiif  ein- 
D.  B. 


560 


bergestelh  iit.  Die  LeitungsYcrbindang  des 
Apparates  mit  der  Glocke  und  der  Batterie 
ist  beim  Grandriss  (Fig.  3)  ichematisch  dar- 
geatelU«  Die  Wirkungsweise  veraoschaalicheD 
Fig.  1  ufid  2.  Wird  der  Riegel  B  des 
Schlotes  vorgeschoben,  also  das  Schloss 
gesperrt  (Fig.  2),  ist  also  der  Contact- 
hammer  6  £|  von  den  Contactfedem  c  q  ab- 
gehoben) Qxid  der  Stromkreis  daher  unter- 
brq<:heu  ;  iqbald  jedoch  der  Riegel  beim 
AufsperreQ  des  Schlösset  snrückgezogen  wird 


(Fig.  i),  legt  sich  der  Contacthammei 
der  Einwirkung  der  Feder/  an  die  C 
federn  t  t|  und  stellt  dadurch  eine  h 
Verbindung  derselben,  mithin  Contact 
her.  Die  Glocke  läutet  dann  so  lang 
der  Schuber  m  aufgezogen  wird,  w 
die  Federn  t  t|  ausser  Verbindung  n 
Metallring  t  S|  kommen.  Die  Bewegui 
Schubers  m  nach  aufwärts  ist  durch 
einem  Schlitze  der  Platte  r  und  a  stel 
Stift  9  (Fig.  5)  des  Schubers  begrenz 


Elektrische  Vorrichtung,  mittelst  -welcher  Jede  Uhr  In  eine  Slf 
oder  \7eckuhr  umgestaltet  werden  kann. 

Von  FBANZ  CZIKE   and  ANDBEA8  FALLEB  in  KOaaegh.  (O.-n.  Uhrm.  Z.) 


Ftg,  1,3  und  3  zeigt  die  Vorrichtung  in  drei 
Ansichten,  Fig.  4  ihre  Verbindung  mit  einer 
Uhr.  Auf  einer  Platte  A  aus  isoliiendem  Ma- 
terini i^t  auf  der  einen  Seite,  welche  demZiffer- 
blatte  zugekehrt  wird  und  also  die  untere 
5eite  genannt  werden  kann  (Fig.  i  und  Fig.  2 
rechts),  ein  von  einer  Drahtfeder  bethätigter 
Kluppenhebel  angebracht,  mit  welchem  die 
Platte  na  den  Rahmen  des  Zifferplattes  der 
Uhr  geklemmt  wird.  Auf  der  oberen  Seite 
dieser  Piatte  (Fig.  3  und  Fig.  2  links)  be- 
enden dch  vier  Schraubenklemmen  a  a^  und 


Minntenwelle  aufliegt.  Bei  a  und  «|  1 
man  die  Leitungsdrähte  ein,  Ton  ^ 
der  eine  direct,  der  andere  ttber  die 
zur  Batterie  führt.  Der  Minutenzeig 
Uhr  ist  entweder  ganz  aus  isolirende 
terial  hergestellt  oder  nur  mit  einer  ii 
den  Spitze  versehen,  er  wird  also  st 
einmal  über  die  leicht  ausweichende 
feder  tj  streichen,  ohne  eine  leitend 
bindung  von  der  Feder  t|  zur  LAmel 
zu  befrirken,  dagegen  ist  diese  leitenc 
bindung  und  damit  Stromschluss  lofo 


Fig.  I. 


Fig.  2.         Fig.  3. 


r  fi,  von  welchen  je  zwei  (»  mit  r  und  *| 
mit  ri)  durch  Metalllamellen,  l  und  Zj,  leitend 
mit  «iD  linder  verbunden  sind.  Mit  der 
Klemmschraube  r  wird  eine  Metallwelle  n  n| 
befestigt,  um  welche  eine  feine  Drahtfeder  i 
gewundeo  i^t,  deren  senkrecht  von  der  Welle 
«bscehcndes  Ende  t'i  (Fig.  2)  gegen  das 
ZiiTerblntt  gerichtet  wird,  so  zwar,  dass  es 
Jq  der  vom  Stundenzeiger  der  Uhr  bestrichenen 
Krela dache  liegt.  Mit  der  Schraube  r^  wird 
dagegen  eine  Federlamelle  o  0|  derart  fest- 
gestellt,   dass    das  Ende    derselben    auf   der 


Fig.  4. 

gestellt,  wenn  der  Stundenzeiger  die  I 
berührt.  Es  läutet  dann  die  Glocke  so 
bis  die  erwähnte  Berührung  aufhör 
entweder  selbstthätig  beim  Weiterrüdi 
Stundenzeigers  oder  durch  Verschiel: 
Platte  A  geschieht.  Nachdem  man  in 
der  eingangs  geschilderten  Anordnui 
Befestigung  mittelst  des  Kluppenhel 
Platte  auf  jedem  beliebigen  Punkte 
Zififerblatt  herum  verschieben  kann,  1 
möglich,  das  Signal  auf  jeden  Zeitpui 
einen  gewöhnlichen  Wecker  einzustel 


Zur  Ausbreitung  der  elektrischen  Beleuchtung  und  Kraftü 
tragung  in  Oesterreich-Ungarn. 

].  Elektrische  Beleuchtung. 

fl)  Nieder' OeaterreicJi, 

ta  E  r  1  a  c  h  :  Die  Spinnerei  der  Firma 
L,  Abele t  &  Söhne  wird  gegenwärtig  durch 
ilie  Firma  B.  Egger  &  Co.    in  Wien  mit 


einer     elektrischen    Beleuchtungsanlaj 
sehen. 

In  H  a  r  1  a  n  d  bei  St.  Pöltei 
Harlander  Spinnerei  der  Actien*GeM 
vorm.  Math.  Salcher  &  Söhne,  erhall 
vorgenannte    Firma,    als    Vergrösseru 


561 


bestehenden  Anlage,    eine  weitere  Maschine 
fdr  250  Glühlampen. 

In  Wien:  Trotz  der  sehr  verbilligten 
Tarife  der  hiesigen  Centralstationen  finden 
es  besonders  Fabriksbesitser  noch  lohnend, 
sich  eigene  Bdenchtnngsanlagen  anfzostellen. 
Eben  jetxt  wird  die  Aufzngsfabrik  von 
A.  Fretssler  hier,  durch  die  Firma  B.  Egger 
&  C  o.  in  Wien  mit  einer  elektrischen  An- 
lage für  2CX>  Gltlhlampen  versehen. 

b)  Böhmen  und  Mähren. 
I^er  gegenwärtige  günstige  Stand  der 
Indnstneverhältnisse  dieser  Kronländer  äossert 
sich  nach  in  der  regen  Zonahroe,  welche  die 
elektrischen  Beleachtongsanlagen  der  dortigen 
Fabriks-Etablissements  in  der  jüngsten  Zeit 
wieder  erfahren  haben.  So  werden  z.  B. 
gegenwärtig  dorch  die  Firma  B.  Egger&Co. 
in  Wien  nachstehende  Installationen  ansge- 
führt,  und  zwar: 

OlCkh-      Bogen- 
lampen   lampen 
io  I  g  1  a  u  (Mähren) : 

Tuchfabrik  E.  Kern  &  Sohn     300         8 

Teppichfabrik   D.  Kohn  & 
Sohn 150       — 

Spiritusfabrik  Weiss  &  Feld- 
mann         60         4 

in  Te  plitz  (Böhmen): 

Band-Fabrik  Brüder  Unger- 
leider 50       — 

Schirmbestandtheile-  Fabrik 
Stein  &  Neltel 180       — 

Spitzen-Fabrik  S.  Rindskopf      60       — 

Tischlerei  G.  Streit 60       — 

in  S  a  1  m  t  h  a  1  (Böhmen)  : 

Holzschleiferei    H.    Dnbsky       50       — 
in  Reichenau  (Böhmen) : 

Weberei  H.  Stiassny's  Söhne     300         2 
in  Leitmeritz  (Böhmen) : 

Lederfabrik  Brüder  Taussig     100         2 
in  B.  K  a  m  n  i  t  z  (Böhmen) : 

Weberei,    Hotel    und    Ma- 
schinenfabrik Flor.  Hübel.{J^.B^^ 
in  Zwickau  (Böhmen) : 

Weberei  I.  Niessner 400       — 

in  B  e  n  s  e  n  (Böhmen) : 

Spinnerei  Gebr.  Grohmann     200       30 
in  Rothkosteletz(Böhmen): 

Weberei  L.  Abele»  &  Söhne     100       — 
in  Neutitschein  (Mähren): 

Maschinen-Fabrik  C.  Drössler   200         2 

Schon  aus  dieser  kurzen  Zusammenstellung, 
welche  nur  einen  Theil  der  Anlage  angibt, 
welche  die  genannte  Firma  eben  in  Böhmen 
und  Mähren  ausführt,  kann  man  das  erfreuliche 
Moment  constatiren,  doss  auch  kleine  Eta- 
blissements den  Vortheil  der  elektrischen 
Beleuchtung  nunmehr  zu  erkennen  beginnen, 
und  sich  deren  Benützung  angelegen  sein 
lassen.  Besonders  auffallend  sind  die  dadurch 
gebotenen  Vorzüge  in  kleinen,  abgelegen 
situirten  Fabriken,  welche  mit  Wasserkraft 
arbeiten,  und  die  bis  jetzt  mit  Petroleum 
beleuchten  mussten.  Durch  die  hohen  Preise 
und  Transportkosten  desselben  kam  die 
letstere  Beleuchtungsart  z.  B.  in  einer  der 
voraogeführten  Fabriken  so  theuer  in  stehen, 


dass  sie  jährlich  die  Hälfte  der  Anschaffungs- 
kosten der  elektrischen  Anlage  an  Ausgaben 
erforderte.  Es  steht  zu  hoffen,  dass  solche 
Umstände  der  Einführung  der  Elektridtät 
ausserordentlich  förderlich  sein  werden,  und 
verdienen  deshalb,  bekanntgegeben  zu  werden. 

c)  ühffam. 
Der  ungemein  rapide  Aufschwung  der 
Industrie  in  Ungarn  hat  im  Gefolge  auch 
ein  entsprechendes  Bedürfniss  nach  Licht. 
Die  Budapester  Fabrik  der  Firma  B.  Eg  ger 
&  Co.  hat  eine  sehr  grosse  Zahl  von  Be- 
leuchtungs-Anlagen in  Ausführung,  und  seien 
hievon  nur  hervorgehoben  : 

Glüh-     Bogen- 
lampen   lampen 
Maschinen  -  Fabrik  F.    Walser 

Budapest 400       15 

Palais,     Theater     und     HÄtel 

F.  Dunyerszky,  Neusatz  . . .     600         2 
Zucker-Fabrik  M.  Vasarhely. .     200         8 

Ilona- Bad,  Fiume 400       — 

Druckerei    K.    Romwalter     & 

Sohn,  Oedenburg 50       — 

cQ  Bosnien. 
Die  ökonomische  Selbstständigkeit  der 
Reichsländer  äussert  sich  auch  in  den  daselbst 
emporblühenden  grossen  Unternehmungen. 
Zu  den  bedeutendsten  derselben  zählt  wohl 
die  „Erste  bosnische  Ammoniaksoda-Fabrik* 
in  Dolni-Tuzla.  Dieselbe  erhält  auch  eine 
elektrische  Beleuchtungs-Anlage  im  Umfange 
von  350  Glühlampen  und  25  Bogenlampen, 
deren  Ausführung  der  Budapester  Fabrik  der 
Firma  B.  Egger  &  Co.  übertragen  ist. 

2.  Elektrische  Kraftübertragung, 
a)  OeMterreich, 

Es  ist  eine  Thatsache,  dass  die  ausser- 
ordentlichen Vortheile  der  elektrischen  Kraft- 
übertragung, welche  bisher  wohl  ziemlich 
vernachlässigt  worden  war,  nunmehr  bei  uns 
doch  allmälig  anerkannt  werden.  Besonders 
Fabriken  beginnen  dieselbe  anzuwenden. 
Die  Firma  B.  Egger  &  Co.  in  Wien, 
welche  dieses  Gebiet  der  Elektrotechnik  mit 
besonderer  Vorliebe  pflegt,  hat  momentan 
mehrere  interessante  Anlagen  dieser  Art  in 
Bau.  So  erhält  die  Aufzugs-Fabrik  von  A. 
Freissler  in  Wien  eine,  mit  einem  6pferdigen 
Elektromotor  betriebene  Tischlerei. 

In  den  Werkstätten  der  Südbahn-Ge- 
sellschaft in  Marburg  wird  eben  auch  ein 
neuer  Tract  mit  einem  I2pferdigen  Motor 
versehen. 

h)   Ungarn, 

Die  Maschinen  -  Fabrik  F.  Walser  in 
Budapest  wird  mehrere  ihrer  Arbeitssäle 
ganz  mit  elektrischer  Kraftübertragung  be- 
treiben, und  gelangen  hiefür  zwei  Elektro- 
motoren von  je  16  HP  Leistung  zur  Ver- 
wendung. Die  Ausführung  dieser  Anlage 
erfolgt  durch  B.  Egger  &  Co. 

c)  Elektrische  Aufzüge  in  Oeiterreieh- Ungar 
Die     ausserordentliche    Beqnemlichk« 
Sicherheit  und  Billigkeit   des 


562 


tri*cher  Perjson^ß-  and  Lasten  -  Aufzüge  im 
Ani^hlm&e  nn  städtische  Centralen,  hat 
^emn  Ein  führ  iing  mächtig  gefördert,  und 
hüben  skh  ansere  ersten  Aufzugsfirmen, 
»,  B.  F.  Wertheim  &  Co.  in  Wien,  A. 
F  r  e  i  K  5  1  e  r  m  Wien  u.  a.  m.  daher  ver- 
ftnlas^t  geftindcDf  durch  entsprechende  Special- 
CoDstnictionen  dieselben  mit  Elektromotoren 
XU  comblulreji.  Es  gelangen  eben  jetzt  über 
30  solcher  AufjEüge  in  Wien  und  Budapest 
in  versdbie<leDea  Neubauten,  u.  zw.  sowohl 
Hc^ielSf  aU  Wohnhäusern,  zur  Aufstellung, 
DQd  wird  di«  Lieferung  des  elektrischen 
Theiles  derselben  durch  B.  E  g  g  e  r  &  Co., 
Wien,  besf^r^r.  Diese  Firma  hat  sich  längere 
Zeit  mit  der  Herstellung  eines  entsprechen- 
den ElektrocDOtors  und  Reversirapparates  für 
difö«Q  Zweck  befasst,  und  ist  es  ihr  ge- 
Inngeo,  eiaee  3*5 pferdigen  Motor  für  220  Vol»^ 
SpAnnung  fa  construiren,  der  blos  600  T.  p.  M. 
mAcht,  und  einen  wirklichen  Nutzeffect  von 
über  BoO/tj  ergibt.  Derselbe  wird  mit  einer 
Schraube  ohne  Ende  direct  gekuppelt,  welche 
mitteU  Wnrtnrad  die  Aufzngstrommel  be- 
treibt« Dieser  Reversirapparat  arbeitet  sehr 
zufriedeasteUend,  da  er  keiner  Wartung  be- 
darf,  and  jc^diA^eder  Ungeübte  die  Bedienung 
des    Aukuges    vornehmen    kann.     In    Folge 


der  Funkenlosigkeit   des  Apparates  en 
auch  Auswechselungen  und  Keparatnrc 

d)  Elektrische    Kraftübertragung    im 
haue. 
Der  Firma  B.  E  g  g  e  r  &  Co.  in 
welche    bereits    mehrere,    dem    nngoi 
Staate,    sowie  Privaten    gehörige    Ber| 
mit  elektrisch    betriebenen  Fördermasc 
Pumpen  und  Steinbrechern    eingericht« 
wurde  kürzlich  auch  der  Auftrag  über« 
die    diesbezüglichen    Einrichtungen    ii 
Goldgruben  von  Stantien  &  Becker  in 
Almas  (Kolozo'er  Comitat)    und    Vere 
(Weissenburger  Comitat)  auszuführen, 
dürften    mit    unter    die    grössten  dera 
bis   jetzt    bestehenden    Anlagen     falle 
gelangen    ungefähr    150    HP   zum    B 
von    Fördermaschinen,    Pampen    und 
latoren  zur  Vertheilung.     Vorläufig    k( 
sechs  Elektromotoren  zur  Aufstellung, 
mit  einer  Spannung    von  $00  Volt  ar 
und  werden    diese,    sowie  auch    die  > 
widerstände    und    sonstigen    Apparate 
jenen  Spectal-Constructionen  ausgeführt, 
B.    Egger   &   Co.    für    Bergwerksb« 
ausgearbeitet    haben,    und    die    sich 
ihrer  Zweckmässigkeit  rasch  einbürger 


Vortrag  über  Tesla'sche  und  Hertz'sche  Versuche,  gehal 
von  F.  Dähne  in  Prag. 


Der  Vii^rl rügende  beschäftigte  sich  haupt- 
sacHlich  mit  einer  Frage,  die  trotz  der 
hohen  Entwicklung,  welche  derzeit  die  Ver- 
wesdung der  Elektricität  als  technisches 
Ililfsmittel  erreicht  hat,  zu  den  dunkelsten 
Partien  der  Naturwissenschaft  gehört.  Es  ist 
dtc£  die  Krttge  nach  dem  eigentlichen 
Wesen  der  elektrischen  Erscheinungen  und 
ihrem  Zusammenhange  mit  den  übrigen 
Natarkritrien^  insbesondere  mit  Wärme  und 
Licht.  Die  Beantwortung  dieser  Frage  knüpft 
merkwüTdigt:r weise  an  eine  Erscheinung  an, 
■welche  lu  den  bereits  in  frühester  Zeit  be- 
kannten gehört,  nämlich  an  den  elektrischen 
Funken.  Herr  Dähne  zeigte  zunächst  mit 
Hilfe  eines  kräftigen  Ruhmkorü'schen  In- 
fluctors  die  Erscheinung  des  elektrischen 
Funkens  in  der  Luft,  sodann  im  luftver- 
dünoten  Räume  und  demonstrirte  in  schlagen- 
rler  Weise  die  intermittirende  Natur  des 
dem  Induktor  scheinbar  ununterbrochen  ent- 
strömeniTeri  Funkens  im  Gegensatze  zu  der 
ci^nstanten  Lichtwirkung  der  Glühlampe. 
Der  Hoitj'sclie  Apparat  zur  Funkenanalyse 
leigte  dem  E'nblikum  die  Zerlegung  des 
^ankeQs  in  eine  Gruppe  von  Theilentladun- 
gen  mitteht  äusserst  rasch  rotirender  Funken- 
atrecken.  Zu  den  brillantesten  Experimenten 
des  ersten  Vortragsabends  gehörten  die 
Tesla'sdien  Versuche  Über  Wechselströme 
boclüfter  Spannung  und  Frequenz.  Nachdem 
der  Vortragende  die  Unempfindlichkeit  des 
menschliche  ti  Körpers  für  diese  äusserst 
Htark  Be^pannien  Ströme  demonstrirt  hatte, 
leigte     ders^elbe     die     merkwürdigen    Fern- 


wirkungen des  elektrischen  Funkens 
in  die  Nähe  der  mit  dem  Inducto: 
bundenen  Metallplatte  gebrachte  Röhi 
luftverdünntem  Räume  zeigte  äusserst 
Lichterscheinungen,  welche  auch  dao 
traten,  als  der  Vortragende  sich  soz 
selbst  in  den  Strom  einschaltete.  Di« 
logie  der  elektrischen  Erschein unge 
denen  des  Schalles  führte  Herr  D  S 
nachdem  er  mittelst  einiger  elem< 
Demonstrationen  die  Knoten  ste! 
Wellen,  das  Mitklingen  gleichgesti 
tönender  Körper  und  das  Aufhöret 
Resonanz  bei  Beschwerung  des  einen  K 
(Stimmgabel)  mit  einem  Gewichte 
Verlängerung  und  Verkürzung  einei 
tönenden  Luftsäule  gezeigt  hatte,  i 
einer  Reihe  äusserst  gelungener  I 
strationen  vor,  aus  denen  wir  insbes 
das  elektrische  Abstimmen  von  Lc 
flaschen  auf  Resonanz,  die  Demona 
der  elektrischen  Wellen  und  deren  K 
punkte  in  Drähten  und  die  Versch 
dieser  Knoten  durch  Veränderung 
Apparatendimensionen,  hervorheben  \ 
Bei  dem  ersteren  Experimente  wurd 
Leydnerflasche  in  den  Stromkreis  c 
ductors  eingeschaltet  und  in  einer  ge 
Entfernung  von  derselben  eine  zweii 
veränderlicher  Leitungslänge  aufgestel 
oft  nun  der  Demonstrator  die  Lei  tun 
dieser  letzteren  Flasche  den  der  ei 
gleichstellte,  zeigten  sich  an  der  is 
Flasche,  ohne  dass  die  geringste  Verb 
swiflchen    den    beiden    Flaschen    bes 


563 


bitte,  FuDkeDerieheiniiBgeB,  während  die 
geringste  Veränderung  in  der  Leitnngilfinge 
der  isolirten  Flasche  diese  „elektrische 
Resonane*'  zum  Aufhören  brachte.  Hiebet 
zeigte  Herr  D  S  h  n  e  in  schlagender  Weise 
die  merkwürdige  Thatsache,  dass  Metalle, 
welche  doch  ffir  directe  Elektricitäts- 
dbertragnngen  die  besten  Leiter  abgeben, 
sich  in  diesem  Falle  als  Nichtleiter  erweisen, 
während  die  gewöhnlichen  Isolatoren  als 
gnte  Leiter  für  elektrische  Schwingungen 
erschienen.  Eine  zwischen  die  beiden 
Leydnerflaschen  gebrachte  Holz-  oder 
Kantschnkplatte  zeigte  nämlich  nicht  den 
geringsten  Einflnss  anf  den  Fortgang  des 
Experimentes,  während  eine  in  gleicher 
Weise  verwendete  Metallplatte  die  Resonanz- 
erscheinnngen  sofort  znm  Aufhören  brachte. 
In  gleich  anschaulicher  Weise  gelang  es 
Herrn  D  ä  h  n  e,  die  Knotenpunkte,  sowie 
die  Länge  der  elektrischen  Wellen  nachzu- 
weisen, und  anf  Grund  dieses  Experimentes 
den  Zuhörern  die  Art  der  Berechnung  der 
Geschwindigkeit  des  elektrischen  Funkens 
klar  zu  machen.    Es    folgten    äusserst  inter« 


essante  Experimente  ttber  die  Reflexion  der 
elektrischen  Wellenbewegung  mittels  cy- 
lindrisch-parabolischer  Metallspiegel,  wobei 
die  elektrische  Fernwirkung  mit  Hilfe  eines 
Projections-Elektroskopes  vergrössert  und  so 
dem  ganzen  Publikum  zur  Anschauung  ge- 
bracht wurde.  Den  Abschluss  der  elektri- 
schen Experimente  bildeten  Versuche  über 
die  entladenden  Wirkungen  von  Licht  auf 
elektrische  Körper,  indem  gewisse  Metalle 
ihre  elektrische  Ladung  lediglich  durch  Be- 
lichtung verloren.  Gleichsam  als  Zugabe 
machte  uns  der  Experimentator  noch  mit 
einer  Reihe  äusserst  gelungener  akustischer 
Experimente  bekannt,  betreffend  die  objective 
Darstellung  des  durch  Ansprechen  erzeugten 
Schwingungszustandes  einer  elastischen  Mem- 
brane. Mit  Hilfe  eines  Seifenbläschens  als 
Membrane  und  des  Projectionsapparates  ver- 
anschaulichte Herr  D  ä  h  n  e  dem  Publikum 
eine  vollkommene  optische  Abbildung  des 
Sprechens  und  Singens,  wobei  die  wech- 
selnde CooBguration  der  Membrantheilcben 
bei  den  verschiedenen  Vocalen  und  Tönen 
auf  das  Klarste  in  die  Erscheinung  trat. 


Neueste  Patentnachrichten. 

Blitgetheilt  rom  Technischen  und  Patentbureau,  Ingenieur  MONATH. 

Wien,  I.  Jasomirgottstrasse  4. 

Die  Anmeldungen  bleiben  acht  Woohen  aar  Bintiehtnahme  Offentlioh  ausgelegt.  Kaob  8  24  des 
Patent-Gesetses  kann  innerhalb  dieser  Zeit  Binspruoh  gegen  die  Anmeldung  wegen  Mangel  der  Neuheit 
oder  wideireohüioher  Entnahme  erhoben  werden.  Das  obige  Bureau  besorgt  Abschriften  der  Anmeldungen 
und  flbemimmt  die  Vertretung  in  allen  Binspruohs-Angelegenbeilen. 


Oesterreichische  Patent- Anmel- 
Cl«.e  düngen. 

20.  Zustimmungseinrichtung  für  Blockappa- 
rate. —  Siemens  &  Halske  24,78 . 

„  Unterirdische  Stromzuführung  für  elek- 
trische Eisenbahnen.  —  Oscar  A.  En- 
höh.  6./9. 

„  Automatischer  Stationsanzeiger  für  Fahr- 
zeuge. —  Moriz  TVeül.  12./9. 

21.  Neue  Femsprechanlage.  —  Georg  Bitter, 
10./8. 

„    Entdeckung  der  Mächtigkeit  der  Contact- 

wirkung    zweierlei    Metalle.    —  Johann 

Liitke.  23.78. 
„    Elektrische    Löth-    und    Schweiss-Appa- 

rate.  —  Dr.  H»  Zerener.  23. /8. 
y,     Elektrischer  Universal-Zeichen-Indicatcur. 

—     Pierre    Lacombe    und    L,    Boitdet, 

24/8. 

„  Neuerungen  an  Vorrichtungen  zum 
Schliessen  elektrischer  Leitungen.  — 
Herbert  V.  Kecsen.  10./9. 
„  Neuerungen  an  Mikrophonen.  —  Josef 
Silowsky  Jb  Johann  Capek.  24.79. 
45.  Elektrischer  Temperatur  -  Melder  für 
Futtertristen.    —   Jtdbis  Erdilyi.    10./6. 

Deutsche    Patentanmeldungen. 

Olasse 

21.  D.  6246.  Typendrucktelegraph  zum  ver- 
sandtfahigen  Bedrucken  von  Formu- 
laren u.  s.  w.  —  WiUielm  Drewell  28.73. 
1894. 


Glasse 

21.  H.  13.388.  Isolirring  mit  Klemmvor- 
richtung für  zwei  elektrische  Leitungen. 
—  Eartmann    &    Braun.    17./4.   1893. 

„  G.  8845.  Verfahren  zur  Entlüftung 
von  Glühlampenbirnen  und  ähnlichen 
Gefässen.  —  Fram  Quilleaume  und 
Ewald  OoUstein,  7.76.   1894. 

y,  D.5887.Verfahren  zumBetriebe  s3mchroner 
Wechselstrom-Motoren.  —  Olof  Dahl 
und  Simeon  Lee  Philips,  8.78.  1893. 

„  H.  14.739.  Haltevorrichtung  für  in  Ring- 
isolatoren verlegte  Leitungen.  —  Hart' 
mann  cft  Braun,  23.75.   1894. 

„  P.  6845.  Lüftungseinrichtung  für  elek- 
trische  Maschinen.  —  Pösehmann  Sc  Co, 
14.72.   1894. 

n  ^*  799^*  Vermöge  magnetischer  Schirm- 
wirkung belastet  anlaufender  Einphasen- 
wechselstrom-Motor. —  Soc{dt6  Anonyme 
pour  la  transmission  de  la  Force  par 
VelectricUi.  26.75.  ^894. 

20.  M.  9962.  Flüssigkeitsbremse  mit  elek- 
trischer und  mechanischer  Steuerung.  — 
Denis  Philippe  Martin^  Emile  Hervais 
&  Frantpis  Loppe,  14./7.  1893. 
„  G.  9164.  Antrieb  für  Signale,  Weichen 
und  dergl.  mit  Ausgleich  der  durch 
Temperaturschwankungen  im  Doppel- 
drahtzuge hervorgerufenen  Längenände- 
rungen. —  J,  Gast,  20.78.  1894. 


564 


3u.  L,  9046.  Schraulcenkurbel  mit  Vorläate- 
2 wun g ,  —  Locaiitoiivfabrik  Krauts  tfe  Cowip. 
]6./S.  1894, 
„    W*  9711.  —  Sutioasanzeiger.  —  QuBiav 
Wthc.  13./!,   J894. 

35.  U.  937.  Steuerung  für  elektrisch  be- 
tri^bdnc  Dreh-  oder  Lanfkrähne.  — 
Vnimi    Eltki  rlcä^  -  Oeidlschaß,    1 7 ./ 1 . 

1894* 

49»  ß«  S5'347<  GraTlrmaschine  mit  elek- 
trischer StkhelbethätignDg.  —  Charles 
Clifford  Brvchur.  31./10.    1893. 

20.  H.  14.671.  Bremü*  nnd  Läutevorrichtung 
für  Fuhrwerk.    -^  Emat  Eelmich,    1./5. 

1894. 

„  U  8662.  Strom^euleitangs-Canal  für  elek» 
tri«che  Bahnen,  —  Eduard  Lachmann, 
W2.   1S94* 

^  S.  7003,  El^ktriiche  Bahn  mit  Trans- 
fonnatorcDbetrieb.  —  Siemens  &  Halske. 
5./13.  1S92. 
31.  U,  14^345.  Inflaentmaschine,  deren  Er- 
rege rieh  eibe  durch  die  Antriebscheibe 
gebildet  wird.  —  Eermann  Eunoitz 
&  Co.  6p/3.   1S94 

„  N,  3196.  MikrüpJion.  —  Wasili  Ale- 
ütandrmekx    Nieotajczuk,  4./6,   1894. 

„  O,  :^tiS.  Kabclvertheilnngskasten  mit 
Dampffama.     —     J.    Obermayer,    6./6. 

1894- 
53.  O.  zoi  I.  EinHchtuDg  znr  elektrolytischen 

ReiDiEüog     von     Wasser.      —       Gustav 

Oitpermann   17,/ 11.   1893, 
ao.  11.     14^155.    Durch    elektrische    Treib- 

maschme    bewegtes    Sign alstell werk.    — 

Ealf  SiffnGLCimij)any,   11./12.   1893. 
fl    J»  343  7  ■  Kinc  an  Weichenverriegelangen 

itL  der  Sigtialleitmig  angebrachte  Draht- 

scheere«  —  MaxJ\idel&  Co.  29./S.  1894. 
„    S,  7832.  EsnrkhtüDg  znr  Verhütung  von 

UnfüUen  bei  stromdarchflossenen  Kabeln. 

—  Sieme-ns  Ät   Ilahke,  3./3,  1894. 

II.  A,  3619.  Elektrische  Bogenlampe.  — 
Ai-^hur  S,  Ätii^aUr,  I9./9-    ^893. 

„  A,  4001.  Aot Hebevorrichtungen  für  das 
Zeiger  werk  bei  Elektricitätszählern,  die 
auf  dem  Ganguatcrschied  von  Uhr-  und 
Laufwerken  beruhen.  —  Dr.  E,  Aron, 
14./S.   1894, 

„  M*  984*>.  Vorrichtung  zur  Uebermittelung 
TüQ  Drucks  eichen  aaf  elektrischem  Wege. 

—  Dtmahi  Mtirray  29./5.   1893. 

q  M.  J  0.686.  Ei t^ftlhrungsg  locke  mit  Dop- 
peMnulirmum  für  Kabelleitungen.  — 
FrUz  Meya\  474.   1894. 

n  S,  7699,  Wellensortirer  für  das  Vielfach- 
Fern  sprechen  und  das  Vielfach-Tele- 
ijTaphireu  miltel^  einer  einzigen  Leitung. 

—  Südiii  Anfjit^mc  potir  la  transmission 
dt  la  force  par  l'iUctrieiU,  28./12.  1893. 

74,  E*  3970.    Elektrische    Anrufvorrichiuiig. 

—  Effidric  SeUcffifT  &  Signal  Company . 
23,/tü.   1S93. 

Deutsche    Puteotertheilungen. 

K,  7^,1176,  DuTch  Elektriciiät  geheizte 
i*rea*pUtte  fär  Appreturzwecke.  — 
E,   Q(aifin:  vom  35.75.   '893  ab. 


Olasse 

21.  78.061.  Einrichtung  sar  Henrorbri 

eines  Kreislaufes  des  flüssigen  El 
lyten  in  galvanischen  Elementen 
elektrischen  Sammlern.  —  jP.  5 
vom   10./ X.  1894   ab. 

n  78.075.  Elektrische  Maschine.  —  W 
sehe  vom  20./5.  1893  *^' 

„    78.081.     Anker      für     elektrische 
schinen.    —    M,    Bahner    vom 
X893  *b. 

„  78.084.  Stromwender  zum  Ladei 
elektrischen  Sammlern  mit  We 
Strom.  —  C.  Liebenovo  vom  2 
1893  ab. 

„  78.086.  Schaltungsweise  der  Er 
Wicklungen  durch  elektrische  Sai 
betriebener  Nebenschluss  -  Motorc 
L,  Schröder  vom  23V 12.  1893  <^b, 

„    78.108.  Ankerkern    für    elektrisch« 

schinen.  —  E,  Benn  vom  I3./5«  18 

42.  78.080.  Elektrischer  Tempera turans 

—  Bennert    &    Zetzsche    vom 
1893  ab. 

57«  77*992.  Vorrichtung  zur  gleichz« 
Erzeugung  einer  grösseren  Anzah! 
Blitzlichtern.  —  S.  Ch.  WilUami 
J,   A.  Shepard  vom  13./9.   1893 

83.  78.113.  Elektrische  Nebenuhr.  — 
Wiseman  vom  20./7.   1893  *^b. 
4.  77.807.    Elektrische  Zünd-    und    1 
Vorrichtung  für  Lampen.  —  F,  B, 
ridi  vom  23./4.   1893  ^b. 

21.  77.925.  Elektrischer  Apparat  zur  g 
zeitigen  Erzeugung  von  Ozon  und 

—  E.  Andreoli   vom  16./11.    189 

39.  77.810.  Verfahren  zur  Herstellung 
Isolirmasse  aus  Stearinpech.  —  J.B 
hielm  vom  3.79.   1893  ab. 

40.  77.881.  Ferrosilicium-Anode.  —  C. 
ner  vom  22.79.  1891  ab. 

n  77.896.  Elektrischer  Ofen.  —  F.  C 
vom   X9./1.   1894  <^b. 

»  77.907.  Elektrolytisches  Verfahre 
F,  3f.  Lyte  vom  10.74.  1894  i^h. 
42.  77.849.  Elektrische  Vorrichtung 
Controliren  der  An-  bezw.  Abwes< 
von  Arbeitern  an  der  Arbeitsstell 
E.  A.  Meyer  vom  14./3.  1894  "h, 
74.  77.8x2.  Elektrischer  Wärmemelde 
Bennert  &  Zetzsche  vom  23.79.  i8( 

„    77.825.    Elektrische    Glocke'.    — 

iVest  vom  19.7x2.  X893  ab. 
12.  78.146.  Vorrichtung  zur  continuir 
Speisung  elektrolytischer  Flüssigke 
Setzungsapparate.  —  F,  Beü  vom  3 
1893  ab. 
20.  78.191.  Schutzvorrichtung  für  Str 
bahnwagen.  —  Baron  Dr,  B.  v,  3i 
hausen  vom   1.76.   1894  ab. 

„    78.220  Steuerung  für  Weichensiell 
mit  elektrischem  Betriebe.  —  Ö. 
Culin  vom   15.72.   1894  ab. 

„  78.250.  Stellvorrichtung  für  die  S 
schlussräder  bei  Zugdeckungssignal 
richtungen.  —  Ch,  II,  Bradrick  & 
Karr  vom  25.711.   1893  ab. 

w  78.304.  Weichen-Signal  und  Co 
laterne.  —  A,  Doppke  vom^2 1 .74.  18 


566 


21.  jS,isb,  LeitoDgskappelaDg  mit  veotil- 
artigen  Stromschlossstacken.  —  V  Edler 
o.  PeftoZ,  /.  Schacht  and  W.  Schuhe 
vom  8./4.  1893  A^* 

,  78.151.  Controleinrichtnng  für  selbst- 
thätige  Ferntprech-Umschalter.  —  F. 
NM  vom  19./ 12.   1893  ^^' 

«  78.154.  Gleichlaafvorrichtaog  für  Mo- 
toren, deren  Drehungsgeschwindigkeit 
mittelst  eines  Elektromagneten  geregelt 
wird.  —  /.  i/.  West  vom  23./ 12.  1893 
ab. 


OImso 

21.  78.195.     Motor .  Eiektricitätszähler.     — 
C.  Eaab  vom  28./6.  1892  ab. 
n    78.299.  Elektricitätszähler    als  Ladungs- 
nnd  Entladungszeiger  bei  Accumalatoren . 
—  L,  Schröder  vom  23./ 1.  1894  ab. 

40.  78.237.  Verfahren  nnd  Vorrichtung  zum 
Erhitzen  von  Tiegeln  mittelst  eines  elek- 
trischen Lichtbogens.  —  A.  Ch,  Oirard 
&  E.  A.  Street  vom   13./5.  1894  ab. 

74.  78.131.  Leitungsanordnung  zum  Schutze 
gegen  unbefugte  Unterbrechung  bei 
elektrischen  Alarmvorrlchtungen.  —  St. 
V,  üomocki  vom  21./6.   1892  ab. 


LITERATUR. 


R.  Boulvln.  Trait^  ^^mentaire  d'^lec- 
tricit^  pratique ,  2.  61ition,  Bmxelles, 
A.  Manceaox  ^diteur,  Paris,  Bemard  &  Cie. 
^ditenrs.  1894. 

Tn  diesem  488  Seiten  starken,  mit  zahl- 
reichen schematischen  Illustrationen  ver- 
sehenen Buche  ist  die  Lehre  von  der  stati- 
schen Elektricitfit,  vom  Magnetismus  und 
Galvanismns  in  elementarer  Weise  behandelt ; 
ferner  ist  daselbst  das  Wichtigste  ans  der 
Starkstromtechnik,  Telegraphie  und  Tele- 
pbonie  zusammengestellt.  In  jedem  Ab- 
schnitte sind  die  Grundversuche  und  die 
Gesetze,  welche  man  aus  denselben  ableitet, 
in  sehr  klarer  Weise  dargestellt ;  das  Ver- 
stSndniss  wird  noch  durch  zahlreiche,  atis 
der  Praxis  entnommene  Beispiele  erleichtert. 
Bei  der  schematischen  Anordnung  des  Stoffes 
ist  es  auch  dem  Anfänger  leicht  gemacht, 
das  Buch  zu  verstehen  und  sich  einen  guten 
Ueberblick  über  das  behandelte  Gebiet  zu  ver- 
schaffen. Die  einzelnen  Abschnitte  behandeln : 
I. — 6.  Statische  Elektricität,  7.  Magnetismus, 
8.  Elektrische  Ströme,  9.  Elektromagnetismus, 
10.  MaasssjTStem,  11.  Batterien  und  Thermo- 
sänlen,  12.  Galvanometer,  13. —  x6.  Messun- 
gen, 17.  Induction,  18. — 23.  Starkstrom- 
technikf  24.  Telegraphie  und  Telephon  ie, 
25.  Atmosphärische  Elektricität. 

Annuaire  de  rAssociation  Suisse 
des  Klectrlciens.  Jahrbuch  des  schweizeri- 
schen elekrotechnischen  Vereines.  5.  Jahr- 
gang 1894.  Redigirt  von  Dr.  A.  D  e  n  z  1  e  r, 
Zürich.  Buchdruckerei  von  Jacques  Bollmano, 

1894. 

Das  Jahrbuch  enthält  im  I.  Theile  die 
Vereinsmittheilungen  und  den  Abdruck  der 
Norm  zur  Berechnung  des  Hono- 
rars für  Ingenieure  des  allgemeinen  Ma- 
schinenbaues, der  Elektrotechnik  und  des 
Heizungs-,  Beleuchtungs*  und  Ventilations- 
faches, angenommen  vom  schweizerischen 
Ingenieur-  und  Architekten- Verein  und  vom 
schweizerischen  elektrotechnischen  Verein . 
Der  II.  Theil  enthält  einen  Bericht  über  den 
Bau  und  Betrieb  des  Elektricitäts- Werkes  der 
Sudt  Zürich.  Der  III.  Theil  enthält  die 
Statistik  der  elektrischen  Anlagen  in  der 
Schweiz  im  Jahre  1893,  ^^^  Ucbersicht  der 
schweizerischen  Centralstationen,  den  Extrail 


statistique  du  Rapport  de  TAdministration 
f^d^rale  de  t^l^graphes  sur  sa  gestion  en 
1893,  i^^  ^i^  Liste  des  brevets  suisses  con- 
cemant  l'^ectridt^,  pris  en  1893.  ^^r  vierte 
Theil  enthält  Adressen. 


Elektrische  Wechselströme  von 
Gisbert  Kapp.  Bei  Besprechung  dieses 
Buches  im  vorigen  Hefte,  pag.  537,  wurde 
irrthümlich  behauptet,  dass  der  auf  pag.  133 
beschriebene  Wechselstrom-Motor  mit  einem 
von  Elihn  Thomson  constiuirten  iden- 
tisch ist.  

Einrichtung  und  Betrieb  der  für 
landwirthscbaftliche  und  der  als  Mo- 
toren der  Klein-  und  Grossindustrie, 
so\trle  elektrischer  Lichtmaschinen 
dienenden  „Loco mobilen**  für  Land- 
wirthe ,  Baumeister ,  Industrielle,  Cultur- 
ingenieure,  Maschinenwärter,  Gewerbeschulen 
leichtfasslich  dargestellt  von  Georg  Kosak. 
Vierte  neubearbeitete  Auflage,  gr.  8^, 
137  Seiten  mit  66  Abbildungen.  Preis  ge- 
heftet I  fl.  50  kr.,  eteg.  in  Leinwand  gebun- 
den I  fl.  80  kr.  Wien.  Verlag  von  Spiel- 
hagen &  Schur  ich. 

Das  uns  vorliegende  Buch  enthält  im 
engsten  Rahmen  alles  in  Bezug  auf  Loco- 
mobilen  für  den  Besitzer  und  Wärter  solcher 
Motoren  Wissenswerthe  und  steht  auch  in 
Bezug  auf  neueste  Constructionen  auf  der 
Höhe  der  Zeit. 

Wir  wollen  hier  nur  erwähnen,  dass  in 
dem  Buche  die  derzeit  als  mustergiltig  be- 
währten neuesten  Locomobilsysteme  der 
Weltfirmen  C.  Wolf  in  Buckau-Magdeburg, 
Clayton  St  Shuttleworth  etc.  durch  treffliche 
Abbildungen  und  eingehende  Erklärung  vor- 
geführt  werden  und  selbst  die  für  den  Be- 
trieb kleinerer  landwirthschaftlicher  Ar- 
beitsmaschinen bereits  vielfach  eingeführten 
neuesten  „Petrolenmgas-Locomobilen**  volle 
Berücksichtigung  gefunden  haben. 

Der  Werth  des  Buches  wird  aber  für 
den  Praktiker  besonders  dadurch  erhöht, 
dass  alle  auf  die  sichere  und  zweckmässige 
Wartung  solcher  Motoren  bezüglichen  Er- 
fahrungsregeln vollständig  enthalten  sind. 

Wir  können  daher  dieses,  auch  vom 
Verleger  durch  gefällige  Ausstattung  be- 
dachte Buch  aufs  beste  empfehlen. 


566 


KLEINE  NACHRICHTEN. 


SlektrlBche     Bahnen     in    Wien. 

be^u^ncrhuicnd  auf  unsere  Mittheilangen  in 
den  Ucfteti  XVII  S.  461  und  XX  S.  539 
berichten  wir,  dass  das  Comit^  zur  Be- 
bnndlung  elektrischer  Verkehrsanlagen  in 
Wien  am  1 7.  v.  Mts.  eine  Sitzung  abhielt, 
in  welcher  die  Berathung  über  das  von  Dr 
Ilackenberg  erstattete  Referat,  betreffend 
die  Grundsätze  für  die  Schaffung  eines  Bahn- 
uetzes  mit  elektrischem  Betriebe  in  Wien 
fort  gesetzt  wurde.  Die  Punkte  x  bis  3, 
welche  die  herzustellenden  Bahnlinien  be- 
treten, vrarden  bereits  in  der  Sitzung  vom 
37.  September  erledigt.  Punkt  4  der  Vor- 
Inge wurde  in  der  vom  Referenten  bean- 
tragten Fdssang  angenommen  und  lautet  nun- 
mehr : 

Die  Bahnlinie  sind  in  dem  vom  Ringe 
umschlossepen  Gebiete  der  inneren  Stadt, 
sowie  in  den  verkehrsreichen  Strassen  der 
anderen  Bezirke  unterirdisch  (eventuell  als 
Hochbahnen),  in  den  übrigen  Theilen  der 
Bedrke  im  Strassen  planum  mit  unterirdischer 
ader  oberirdischer  Strom  Zuführung  und  Strom- 
leitung £u  projectiren. 

Die  übrigen  Punkte  lauten  nach  den 
Beschlüssen  der  Commission  folgender- 
masten  : 

5.  Ucber  die  Wahl  der  Spurweite,  der 
KiUmmangsradien  und  der  Gefällsverhält- 
nisse haben  die  Projectanten  Vorschläge  zu 
erstaltcn,  ebenso  über  die  Art  der  Anlage 
der  Stationen  und  über  die  Wagentypen. 
Normale  Spurweite  wird  vorgezogen.  — 
6.  Die  AuEführung  kann  in  mehreren  Bau- 
periodeti  ^eächehen  und  hat  der  Projectant 
djeiifalls  Anträge  zu  stellen.  —  7.  Der  Ver- 
k  e  h  r  iu  iiD  ganzen  Stadtgebiete  einheit- 
lich zu  (gestalten  mit  einem  im  Projecte 
auÄUgebenden  Tarifsatze.  —  8.  Der  Pro- 
jectaut  bat  Vorschläge  über  die  Dauer  der 
Benützung  Jes  städtischen  Grundes  und  über 
die  Art  uod  Höhe  der  hiefür  an  die  Ge- 
meitide  in  leistenden  Abgabe  zu  erstatten, 
llicbci  ii»t  da»  Heimfallsrecht  an  die  Gemeinde 
Wien  hmskbclich  der  ganzen  Anlage  des 
elektrischen  Bahnnetzes  sammt  Betriebs- 
t^tnblissemcnts  und  Stromerzeugungs-Anlagen, 
sowie  der  Fahrbetriebsmittel  in  Aussicht  zu 
nchmoü.  —  9,  Der  Projectant  hat  die  Art 
ua[]  Huhf  iJer  zu  bietenden  Sicherstellung 
antageben.  Die  Gemeinde  wird  die  ein* 
mtcicbcndeu  Projecte  prüfen  und  mit  den 
Eiureiijhem  der  zur  Durchführung  geeignet 
btfrnniieneD  Projecte  behufs  Festsetzung  eines 
Vertrages   in   weitere  Verhandlung  treten. 

lue  Bestimmung  der  ursprünglichen 
Varla^c,  ^vonsch  auf  die  bestenenden  Tram- 
wfi)**  AnJHgL'U  entsprechend  Rücksicht  zu 
»dmien  L^t^  sowie  Vorschläge,  welche  einen 
cinheitlii^hen  Verkehr  des  elektrischen  Bnhn- 
neUe.^  ütui  Tramwaynetzes  mit  einheitlichen 
TRrJf»at£en  und  voller  freier  Ucbergangs- 
filMljkcit  der  Passagiere  sichern,  als  wünschens 
^rUi  erktürt  werden,  wurde  fallen  gelassen. 


Der  Staats  voran  schlag    pro    IS 
für  das  Telegraphenwesen  enthält  c 
Fülle    von  Daten,    welche    den  steten  Fi 
schritt    dieser    Verkehrsanstalt    deutlich 
kennen  lassen.  Bei  den  Telegrapheneinnahn 
resultirt    eine  Einnahme    von    4,682.180 
also    gegen  das    vorangegangene  Jahr    m 
um    418.000    fl.    Die    Telegraph eneinnali 
war  innerhalb  der  letzten  zehn  Jahre  mc 
fachen  Schwankungen  nnterwoifen,  wozu 
durch  die  Cholera  herbeigeführte  Restrid 
des  Verkehres    und    der   neue  Telegraph 
tarif  vom  Jahre   1892    wesentlich    beitrag 
Sehr  bedeutend  ist  die  Ausbreitung  des  Ti 
phons,    seine  Einnahmen  sind    in  steter 
nähme     begriffen.     Auch    schon    im    ers 
Vierteljahre    1894    zeigte    sich    eine  weit 
Steigerung    dieses    Ertrages    um    37.390 
Für    das    Jahr    1895    ist    gemäss    der    tl 
kräftigen  Fürsorge    unserer  Post-  und  T« 
graphenverwaltung    für   die  Erweiterung 
Telephonnetzes    die    Telephoneinnahme 
990.000  fl.,-   also  um   1 10.000  fl.  höher, 
heuer  präliminirt.     Denn    ganz    so    wie 
Telegraphennetz   im    heimischen    und  inl 
nationalen  Verkehre    durch    die  Herstellt 
neuer  Verbindungsleitungen  (Wien-Frankfi 
Hamburg,    Leipzig)    und    das    pneumatis 
Röhrennetz  in  Wien  ausgestaltet  werden  s 
ist    die  umfangreiche  Erweiterung  des  im 
nrbanen  Telephonverkehres,    die    Neuanl 
einer  grösseren  Anzahl  von  Telephonleitunj 
in  Aussicht    genommen.    Für    diese    letzt 
Ausgabe  sind  240.000  fl.  präliminirt. 


Elektrische  Centrale  in  Graz. 
Arbeiten  in  der  elektrischen  Centrale,    ü 
welche  wir  im  Hefte  XII,   1894,   Seite  3 
bereits  berichtet    haben,    sind    nunmehr 
auf  die  Rohrleitungen  nahezu  vollendet, 
dass    die    Eröffnung    derselben    thatsäch 
im    Laufe     des     nächsten    Monats    erfolj 
kann.     Die    Mauerung     für    die  Sockel 
grossen     gnsseisernen     Kandelaber     in 
Herrengasse  wird  Ende  dieser  oder  Anfa 
nächster     Woche     in     Angriff       genomn 
werden.     Die    Kandelaber    besitzen    die 
trächtliche  Höhe  von  7  Metern    und    hä 
die    Bogenlampe,     welche    eine    Leuchtk 
von    600    Normalkerzen    besitzt,    an    ein 
kunstvoll     verzierten     „Bischofsstab**    gq 
die   Strasse.    Die    Kandelaber    gewähren 
ihrem  ^  geschmackvollen    Aufbau    ein    im 
santes     grossstädtisches    Aussehen.     In 
Herrengasse      kommen     im     Ganzen     ni 
Kandelaber  zur  Aufstellung,     und    zwar 
jeder      Seite      in      einer     Entfernung 
70  Metern,  aber  derart,  dass  zwischen  z 
Lampen  auf  der  einen  Seite  je  eine  auf 
anderen  Seite  der  Strasse  errichtet  wird. 


Allgemeine  Oesterreichtsche  Ele 
tricitäts-Gesellschaft.  Der    Verwaltui 
rath       der      Allgemeinen      Oesterreichisc 
Elektricitäts- Gesellschaft    veröffentlichte 
19.  V.  M.  eine  Kundmachung,    laut  welc 


667 


behufs  Erhöhnng  des  GeselIschafts*Capitals 
von  vier  auf  fünf  Millionen  Gulden  5000 
neue  Acüen  zu  200  fl.  ansgegeben  und  den 
Actionären  zum  Cnrse  von  235  fl.  aogeboten 
werden.  Die  neuen  Actien  partidpiren  ab 
I.  J£nner  1895  an  den  Geschäftserttägnissen, 
dagegen  werden  auf  die  früheren  Einzahlun- 
gen fttnf  Percent  Zinsen  bis  Eude  1894 
vergütet.  Das  auf  die  neuen  Actien  einge- 
zahlte Capital  ist  dazu  bestimmt,  jene  In- 
vestitionen zu  decken,  welche  mit  Rück- 
sicht auf  den  namhaft  gestiegenen  Strom- 
bedarf zur  Erweiterung  der  gesellschaft liehen 
Betriebsanlagen  und  des  Kabelnetzes  er- 
forderlich sind. 

Klektrische  Bahnen  in  Budapest. 
Ans  Budapest  wird  berichtet:  In  der  Sitzung 
der  Stadtvertretung  am  x8.  October  1.  J. 
wurde  das  Ansuchen  der  Pferdebahn-Gesell- 
schaft, ihre  sämmtlichen  Linien  auf  elek- 
trischen Betrieb  einzurichten,  im  Principe 
genehmigt.  Zugleich  wurden  die  von  der 
Gesellschaft  vorbereiteten  Pläne  als  Grund- 
lage der  weiteren  Verhandlungen  acceptirt. 
Mit  Rücksicht  «uf  die  grossen  Kosten  dieser 
Umgestaltungs- Arbeiten  wird  die  Pferdebahn- 
Gesellschaft  genöthigt  sem,  ihr  Actien-Capital 
wesentlich  zu  erhöhen. 


Telephon  Wien -Berlin.  Die  Er- 
öffnung der  Telephonlinie  Wien-Berlin  (vergl, 
Heft  Xm,  X894,  S.  366),  welche  für  Anfang 
November  projectirt  war,  wird  sich  einige 
Zeit  verzögern.  Die  Ursache  liegt  in  den 
grossen  Schwierigkeiten,  die  sich  bei  der 
Herstellung  der  Linie  auf  österreichischem 
Gebiete  ergeben,  und  durch  ungünstige 
Terrain-  und  Witterungsverhältnisse,  sowie 
durch  den  Unterbau  hervorgerufen  wurden. 
Die  Fertigstellung  der  Verbindung  wird  des- 
halb erst  gegen  Mitte  dieses  Monats  erfolgen, 
und  in  der  zweiten  Hälfte  des  November  soll 
dann  die  Eröfifnung  stattfinden. 


Elektrische  Beleuchtung  In  Bu- 
dapest. In  Betreff  der  elektrischen  Be- 
leuchtung des  Generalversammlungs-Saales 
im  neuen  Stadthause  haben  die  Budapester 
Allgemeine  Elektridtiitsgesellschaft  (Gas- 
gesellschaft) und  die  Ungarische  Elektricitäts- 
geiellschafi  (Ganz  &  Comp.)  Offerte  ge- 
stellt. Die  erstere  der  beiden  Gesellschaften 
fordert  für  die  Installation  3830  fl.  und  für 
die  Beleuchtung  selbst  60  Percent  des  Ein- 
heitspreises, die  letztere  Gesellschaft  für  die 
Installation  6933  fl.  17  kr.  und  für  die  Be- 
leuchtung selbst  90  Percent  des  Einheits- 
preises. Die  Offerte  der  Budapester  Allge- 
meinen Elektricität!=gesellschaft  stellt  sich 
sonach  für  die  Installation  um  3103  fl. 
17  kr.  und  für  die  Beleuchtung  um  30  Per- 
cent wohlfeiler  dar.  Das  Ingenieuramt,  zur 
Begutachtung  der  beiden  Offerten  aufge- 
fordert, empfiehlt  die  vortheilhaftcre  Offerte 
der  Budapest  er  Allgemeinen  Elektricitäts- 
gesellschaft  zur  Annahme. 


Elektrische  Eisenbahn  in  Aussee. 
Die  Besitzer  des  dortigen  elektrischen 
Werkes  beabsichtigen  eine  elektris^che  Eisen- 
bahn vom  Bahnhofe  Aussee  in  den  Markt 
Aussee  nach  Alt  -  Aussee  zum  Fusse  des 
Loser  zu  erbauen  und  haben  die  erforder- 
lichen Schritte  zur  Erlangung  der  Vorcon- 
cession  unternommen. 


Berliner  elektrische  Hochbahn. 
Die  Firma  Siemens  ftHalske  ist  bei 
der  Stadt  Berlin  vorstellig  geworden,  den 
auf  Grund  der  Beschlüsse  der  Stadtverord- 
neten abzuschliessenden  Vertrag  über  die 
elektrische  Hochbahn  so  viel  als  möglich 
zu  beschleunigen  und  vorläufig  schon  eine 
grundsätzliche  Erklärung  über  die  Geneigt- 
heit der  Stadt  zur  Hergabe  der  Strassen 
für  Zwecke  der  elektrischen  Hochbahn 
herauszugeben,  damit  auf  Grund  dieser  Er- 
klärung seitens  des  Polizeipräsidiums  die 
erforderlichen  Concessions  -  Verhandlungen 
schon  vor  erfolgtem  Vertragsabschlüsse  mit 
der  Stadt  eingeleitet  werden  können.  Die 
Firma  Siemens  &  Halske  glaubt,  dass  bei 
sehr  beschleunigter  Herausgabe  der  Con- 
cession  wenigstens  der  weniger  schwierige 
Theil  der  elektrischen  Hochbahn,  nämlich 
der  von  der  MÖckernstrasse  bezw.  vom 
Halle'schen  Thor  bis  zur  Warschauerstrasse 
bezw.  bis  zum  Schlesischen  Thor  zur  Ge- 
werbe-Ausstellung im  Jahre  1896  fertiggestellt 
werden  kann. 

Die  Berliner  Elektricltätswerke 
erzielten  einen  Bruttogewinn  von  2,880.320 Mk. 
(gegen  2,592.099  Mk.  im  Vorjahre).  Der 
Reingewinn  beträgt  1,293.057  Mk.  (gegen 
I1O89.375  Mk.  im  Vorjahre).  Die  Dividende 
wurde  mit  ioV2%  (gegen  8V2V0  ^™  Vor- 
jahre) bemessen.  Die  Stadt  Berlin  erhält 
367.762  Mk.  als  Abgabe  und  133.292  Mk. 
als  Gewinnantheil.  Der  Geschäftsbericht  be- 
tont, dass  die  Gesellschaft  das  elektrische 
Licht  zum  Gebrauchslicht,  zum 
Licht  der  Minderbegüterten  machen  will. 
Dem  städtischen  Gaswerke  werde  das  Heizungs- 
wesen überlassen  bleiben.  Grosse  Tarif-Er- 
leichterungen seien  für  das  elektrische  Licht 
geplant;  zunächst  gehe  die  Grundtaxe  für 
jede  Lampe  ab  Jänner  1895  &°f  eine  Mark 
zurück.  Im  Laufe  des  Jahres  1895  ^^^^  diese 
Grundtaxe  ganz  fallen.  —  Da  steht  also  ein 
scharfer  Concurrenzkampf  zwischen  Elek- 
tricität  und  Gasglühlicht  bevor. 

Telephon  Berlin-Kopenhagen.  Von 
der  deutschen  und  dänischen  Telegraphen - 
Verwaltung  wird  über  die  Anlage  einer  tele- 
phonischen Verbindung  zwischen  Berlin- 
Kopenhagen  verhandelt.  Die  Leitung 
soll  über  Hamburg,  Kolding,  Odense  gehen. 
In  dem  diesjährigen  Finanzgesetze  sind 
217.000  Kronen  für  die  Anlage  der  Leitung 
vorgeschlagen. 

II.  Congress  der  „SocletA  econo- 
miche**  in  Mailand.  Derselbe  wurde  am 
25.  September  1,  J.  eröfifhet.  Das  erste  Thema, 


568 


' 


iiUcT  welche»  auf  Vorschlag  von  Laigi 
1 .  II  /  /.  ;i  T  i  die  Discussion  eröffnet  wurde,  war : 
.liier  Vt-rtheilong  der  hydraulischen  Kräfte 
mh  J'c^.ug  auf  die  nationale  Oekonomie  und 
(!V(;nlüt;][e  Vorschläge  hinsichtlich  eines  Ge- 
.ser/cs,  das  die  Uebertragung  der  Energie 
nur  grüssere  Entfernung  und  deren  Verthci- 
lun^  für  industrielle  Zwecke  regelt.** 

in  der  am  26.  statt  gefundenen  Sitzung 
refeiirtt:  Sacheri,  dass  die  Commission  in 
Uchdrcmstiromung  mit  den  verschiedenen 
Tropon ernten  in  der  Lage  sei,  dem  Congresse 
i'nt  dfiiTittiven  Beschlüsse  über  das  in  der 
Er<tt^ri     Sitzung    verhandelte    Thema    vorzu- 

r)tc  selben  lauten  folgendermassen : 

1 .  Der  Artikel  14  des  Gesetzes  vom 
Hi,  August  1884,  inwieweit  er  die  Re- 
irjeTiing'^  und  Gemeindeverordnungen,  wie 
sie  vi>n  den  Gemeinden  für  die  zu  den  Do- 
inäiven  Dicht  gehörigen  Wasserläufe  ange- 
\v«niieE  werden,  betrifft,  ist  in  eine  ver- 
Ueiifierttre  Form  zu  bringen. 

Jetie  Verordnungen,  obwohl  sie  im 
tic1itij^L!n  Verhältnisse  zur  Anzahl  der  Pferde- 
kt:tKe,  die  man  von  dem  zum  Gebrauche 
der  l^Ltricbskraft  zur  Verfügung  dtehenden 
W n 5 Kffi  Volumen  und  Gefälle  erhält,  stehen, 
Mficn  nach  mit  der  Feststellung  einer  Steuer- 
einheit per  Pferdekraft  abgestuft  sein,  die 
üiih  uui  der  Vergrösserung  der  Kraft,  die 
maxi  T'clmffen  will,  vermindert. 

2.  Es  möge  die  Gefahr  vermieden 
werden,  dass  die  gewährten  Concessionen 
(jC|^tn>tand  einer  Speculation  werden,  und 
ein  M.nopol  für  hydraulische  Kräfte  entstehe. 

j .  Soll  bei  Concessionen  für  Eisenbahnen 
und  'Irnmways  die  Anwendung  der  Elektri- 
citpit  ^ei^uttei  werden,  und  auf  diese  allein 
dit  [^rglinstigungen  des  Gesetzes  vom 
t>.  tKtember  1879  Anwendung  fioden.  Die 
Uf^unstjgnngen  des  Gesetzes  vom  25.  Juni 
1  ^^»5  lictreffs  der  Expropriationen  und  auch 
die  i\t:>  Gesetzes  vom  7.  April  1891  über 
Ti^lFvbnDuetze  sollen  auf  KraftÜbertragungs- 
itu[n^t.ri  inm  Betriebe  der  Privateisenbahnen, 
rrni^^s^Ly«,  Bergwerke  und  anderer  Unter- 
EiehnniTigen  von  öffentlicher  Nützlichkeit  aus- 
sei lehn  r   werden. 

4.  ]  las  Gesetz  vom  10.  August  1884  für  die 
ITerleiitiDg  des  Wassers  und  das  Regulativ 
vutii  20,  November  1893  '^°d  dergestalt 
zu  iiTüNlitidren,  dass  alle  Gesuchsangelegen - 
he^;rrA  von  Concessionen  für  die  Wasscr- 
hfnu^i^Lng  vereinfacht  und  beschleunigt 
utfriitn,  indem  diese  Concessionen  dem 
M>  in^iL  t  für  Industrie  und  Handel  oder  einem 
iTi  1  I  i'^c  der  wahrscheinlichen  administrativen 
1  >rLt.'tiiriitiiirung  zu  errichtenden  Departement 
JU.T  F'.u:  släufe  zugewiesen  werden. 

5  Sind  bei  den  Verordnungen  für  die 
Anvv^t'  iQg  des  Gesetzes  vom  7.  Juni  1894 
■i,',i*  :l:c  Bestimmungen  zu  entfernen,  die  in 
J[fu  V  r  Mir^nungen  Üb«r  den  Telephonbetrieb 
«tn^^Tt'  nn     und     diesbezüglich     denen     vom 


25.  Juli  1892  beigefügt  sind,  welct 
Widerspruche  mit  dem  neuen  Gesetze  1 
und  dem  Fortschritte  der  Wissenschaft 
ent.«pr|chen. 

6.  Im  Falle  solcher  Verordnung 
gelegentlich  einer  Gesetzesfinderung  n 
folgende  Bestimmungen    beigefügt    we 

Wenn  bei  Auslegung  des  Artikels 
Gesetzes  über  die  Leitung  der  elektri 
Kraft  eine  gerichtliche  Hilfe  in  Ans 
zu  nehmen  wäre,  soll  der  Präsident 
Gerichtshofes  zur  unmittelbaren  Ent 
dnng  über  die  Ausführung  der  elektri 
Kraftübertragung  ermächtigt  werden, 
schadet  aller  dem  Expropriirten  aus  d( 
6nitiven  Entscheidung    zustehenden    R 

7.  Legislative  Bestimmungen  ftti 
elektrischen  Anlagen  sollen  immer  im 
der  grössten  Freiheitsprincipien  er 
werden,  indem  sie  in  Betreff  der  offen t 
Sicherheit  vermeiden,  solche  Anlagen 
stehendien  Normen  zu  unterwerfen. 
Beschlüsse  wurden  alle  acceptirt. 


Rlseme  Telegraphenstangen 
Auftrage  des  Reichs-Postamtes  hat  die 
postdirection  zu  Oppeln  einen  Venuch 
stellen,  der,  wenn  er  befriedigende  Rei 
liefert,  im  ganzen  Reiche  zur  Durchffl 
gelangen  soll.  Es  wird  nämlich  bei 
tigt,  die  hölzernen  Telegraphenstangen 
eiserne  zu  ersetzen,  Die  Kosten  werde: 
allerdings  wesentlich  höher  stellen  a 
den  jetzt  in  Gebrauch  befindlichen  hol 
Telegraphenstangen  ;  jedoch  glaubt 
dass  sich  durch  die  Dauerhaftigkei 
Materiales  die  Mehrkosten  mindestens 
gleichen  werden. 

Rlne  Betriebs  -  Gresellschafi 
elektrische  Kraft.  Aus  Frankfurt 
berichtet :  Die  Verhandlung  wegen  Erri( 
einer  neuen  Betriebs- Gesellschaft  für  e 
sehe  Kraft  in  Anlehnung  an  die  Elc 
täts-GeseUschaft  Schuckert  werden  ii 
nächsten  Tagen  zur  Constituirung  de 
Seilschaft  führen.  Das  Actiencapita 
trägt  16  Millionen  Mark  mit  einei 
Zahlung  von  25  Percent.  An  der  Grfl 
sind  ausser  der  Schuckert-GeseUschs 
Schaaffhausen'sche  Bankverein  in  Kök 
Hamburger  Commerzbank,  die  Bank! 
Ladenburg  in  Mannheim  u.  a.  m.  bet] 


Die  elektrotechnische  Fabrl 
&  E.  FeiD,  Stuttgart,  hat  auf  der  deu 
Bäckerei-,  Conditorei*  und  Kochkunsi 
Stellung  zu  Stuttgart  eine  kleine  elek 
Centrale  mit  einer  Leistung  yon  nn 
20.000  Watt  für  Abgabe  von  elektri 
Strome  für  Beleuchtung!-,  Kraftttbertn^ 
und  Heizzwecke  aufgestellt.  Es  wurde 
Firma  die  goldene  Medaille  mit  Diploi 
einer  Ehrengabe  zuerkannt. 


Vf*rM<twort]ioher  Badaotenr:  JOSEF  KABRIS.  —  Selbstverlas  des  BlektrotMlmiMhaB  Yerei 
In  Oommialon  bei  TiKHMAKNjfc  WENTZKL,  Bnohhanuimg  fttr  TeehBik  md  KimiL 
Draek  mm  &.  SPIBS  Ik  Oo.  in  Wloi.  Y.,  ninnwi^f  t  IS. 


Zeitschrift  für  Elel(troteGfinil<. 


XII.  Jahrg. 


15.  November  1894. 


Heft  xxn. 


VEREINS-NACHRICHTEN. 


Program 

für  die  Vereinsversammlungen 
im  Monate  November  1894.  (Be- 
ginn  der  Vortrags-Saison    1894/95.) 

(Im    Vortragssaale     des    Wissenschaft- 
lichen Club,  I.  Eschenbachgasse  g,  7  Uhr 
Abends.) 

2 1 .  November.  —  Discussion  : 
.,Zur  Frage  der  Einführung 
el  ektrisch  er  Bahnen  in  Wien", 
eingeleitet  von  Herrn  Hugo  K  ö  s  1 1  e  r  , 


Ober  -  Ingenieur    der    k.    k.    Staats- 
bahnen. 

28.  November.  —  Vortrag  des 
Herrn  J.  Kessler,  k.  k.  Professor 
a.  d«  Staats  -  Gewerbeschule  in 
WicnX.,  :  „Ueber  die  Abhängig- 
keit der  elektromotorischen 
Kraft  galvanische  r  Elem  ente 
von  d  er  Tem  per  a  t  urdi  ffe  r  e  nz 
der  Pole.  (Mit  Demonstration  der 
Messapparate    von  Czeija  &  Nissl    in 

Wien.)        ^.      „         .      ,    . 

Die  Vereinsleitung. 


ABHANDLUNGEN. 


Untersuchungen  über  den  elektrischen  Lichtbogen. 

Von  J.  SAHULKA. 
(Schluss.) 

An  dem  Lichtbogen  wurden  auch  die  Spannungsdifferenzen  zwischen 
den  Elektroden  und  dem  Lichtbogen  mit  Hilfe  eines  aperiodischen  Spiegel- 
Galvanometers  von  Siemens  &  Halske  gemessen,  welchem  ein  Wider- 
stand von  10'' Ö  vorgeschaltet  war;  die  Spulen  des  Galvanometers  hatten 
circa  31.000  Windungen.  Das  in  den  Lichtbogen  eingeführte  Kohlen- 
stäbchen war  ^mm  dick.  Bei  den  Versuchen  wurde  der  Lichtbogen  als 
positiv  elektrisch  im  Vergleich  zu  beiden  Elektroden  gefunden.  Bei  einem 
Versuch    (Fig.  2)    waren    die  Spannungsdifferenzen    in  Volt    ausgedrückt: 


2S.3 


U.ff 


Fig.  2. 


\32,8 


LE=  32*8,  LK==^  4*6,  K  £=  28*3.  Bei  einem  anderen  Versuche  mit  sehr 
kurzem  Lichtbogen  war  XÄ'=34-s,  LA' =3-9,  Ä'£'=3cr6.  Wenn  der 
Lichtbogen  nicht  sehr  kurz  war,  hatte  die  Spannungsdifferenz  KE  immer 
die  in  der  früheren  Tabelle  angegebenen  Werthe.  Die  Ablesungen  wurden 
nur  gemacht,  wenn  das  in  den  Lichtbogen  eingeführte  StUbchen  selbst  weiss- 

44 


570 


glühend  war.    Weon  sich    während    der  Dauer    des  Versuches   die  L 
bogenlänge   beträchtlich  änderte,  so  war  die  Beziehung 

KE=LE—LK 

nicht  ganz  genau  erfüllt. 

An  dem  Lichtbogen  wurden  einige  sehr  merkwürdige  Erscheinuj 
beobachtet,  die  theilweise  nicht  erklärt  werden  konnten.  Beobachtet 
die  Spannungsdifferenzen  zwischen  den  Elektroden  und  dem  Lichtb< 
mit  Hilfe  der  früher  erwähnten  Torsions-Galvanometer  von  i  ß  W 
stand,  welchen  ein  Widerstand  von  999  Q  vorgeschaltet  war,  so  findet 
ganz  andere  Spannungsdifferenzen  als  in  dem  Falle,  wenn  der  Galvanom 
kreis  einen  Widerstand  von  lo^ö  hatte.  Die  bei  einer  Versuchsreihe  erhalt 
Resultate  sind  in  der  Fig.  3  dargestellt.  Zu  den  Versuchen  wurden  drei  Tors 


41 


r» 


27.2 


27,2 


Fig.  3. 


Galvanometer  verwendet;  die  Richtungen  der  Spannungsdifferenzen 
ihre  Werthe,  in  Volt  ausgedrückt,  sind  in  der  Figur  angegeben.  Wei 
die  Spcinnimgsdifferenzen  KL  und  LE  gleichzeitig  gemessen,  so  ei 
sich  die  gesammte  Spannungsdifferenz  KE  als  Summe  der  beiden  Th 
Misst  man  aber  eine  der  Spannungsdifferenzen  E  L  oder  L  K  allein,  ( 
eventuell  gleichzeitig  mit  KE^  so  hat  jede  der  beobachteten  Spannu 
differenzen  E  L  oder  L  K  das  entgegengesetzte  Zeichen  im  Vergleich 
Spcuinungsdifferenz  KE.  Die  bei  mehreren  Versuchen  für  die  Spannu 
differenz  EL  gefundeneji  Werthe  variirten  von  5*4  bis  107  F;  die  We 
für  LK  variirten  zwischen  2*2  und  3*8  V,  Schaltet  man  zwischen  £"  ui 
gleichzeitig  das  Torsions-Galvanometer  und  das  Spiegel-Galvanometer  n 
den  entsprechenden  Vorschalt  widerständen  und  zwischen  L  K  kein  Galv 
meter  ein,  so  beobachtet  man,  im  Falle  der  Zweig  des  Torsions-Galv 
meters  geschlossen  ist,  dass  beide  Galvanometer  eine  gleiche  Spannu 
differenz  von  5*4  bis  10*7  V  anzeigen,  die  vom  Eisen  zum  Lichtbc 
gerichtet  ist.  Sobald  man  den  Zweig  des  Torsions-Galvanometers,  wel 
auch  aus  einem  einfachen  Widerstände  von  1000  ß  bestehen  kann,  ui 
bricht,  zeigt  das  Spiegel-Galvanometer  augenblicklich  eine  entgegengej 
gerichtete  Spannungsdifferenz  an,  die  circa  32  V  beträgt,  wie  dies  in 
Fig.  2  dargestellt  ist.  Schaltet  man  zwischen  EL  das  Torsions-Galv 
meter  oder  einen  einfachen  Widerstand  von  1000  ß,  zwischen  LK 
Spiegel- Galvanometer,  so  zeigt  das  letztere,  wenn  der  Zweig  des  Torsi 
Gcilviinometers  geschlossen  ist,  eine  von  der  Kohle  zum  Lichtbogen  gericl 
grosse  Spannungsdifferenz  von  circa  35  Fan,  während  das  Torsions-Galv; 
meter  eine  entgegengesetzt  gerichtete  Spann ungsdifferenz  von  5*4  bis  10 
anzeigt.  Die  Differenz  der  Angaben  beider  Instrumente  ist  stets  gleich 
zwischen  den  Elektroden  gemessenen  Spannungsdifferenz  von  circa  2 
Unterbricht  man  den  Zweig  des  Torsions-Galvimometers,  so  zeigt 
Spiegel-Galvanometer  augenblicklich  eine  vom  Lichtbogen  zur  Kohle 
richtete  Spannungsdifferenz  von  3  bis  4  V  an,  wie  dies  in  der  Fig.  2 


571 

gestellt  ist.  Man  kann  den  Zweig  des  Torsions-Galvanometers  sehr  rasch 
schliessen  und  unterbrechen;  die  Aenderung  des  Ausschlages  des  Spiegel- 
Galvanometers  erfolgt  sofort. 

Diese  Resultate  kann  man  unter  der  Annahme  von  elektromotorischen 
Kräften,  welche  an  den  Elektroden  des  Lichtbogens  allein  auftreten,  nicht 
erklären;  man  müsste  annehmen,  dass  schon  dnrch  die  schwachen 
Ströme,  welche  durch  den  Zweig  des  Torsions-Galvanometers  fliessen, 
elektromotorische  Kräfte  am  Mittelstäbchen  erregt  werden. 

Ein  merkwürdiges  Verhalten  zeigte  der  Lichtbogen,  wenn  der  Ver- 
such gemacht  wurde,  die  in  ihm  entstehende  gleichgerichtete  elektro- 
motorische Kraft  zu  compensiren,  um  dadurch  ihren  Werth  direct  zu  be- 
obachten. Der  •  Versuch  wurde  mit  Hilfe  einer  Accumulatoren  -  Batterie 
von  60  V  Klemmenspannung  gemacht ;  es  gelang  nicht,  den  Gleichstrom 
zum  Verschwinden  zu  bringen,  da  der  Lichtbogen  stets  sehr  klein  wurde 
und  verlöschte. 

Auf  Vorschlag  des  Herrn  Böhm-Raffay  wurde  hierauf  der 
Wechselstrom  auf  200  V  transtormirt,  und  in  den  Stromkreis  zwei  Licht- 
bögen Eisen-Kohle  geschaltet,  damit  sich  ihre  gleichgerichteten  elektro- 
motorischen Kräfte  gegenseitig  compensiren.  Auch  in  dieser  Weise  konnte 
die  Compensation  nicht  erreicht  werden.  Die  Stärke  des  im  Stromkreise 
fliessenden  gleichgerichteten  Stromes  J^  imd  die  an  einem  Lichtbogen 
gemessene  gleichgerichtete  Spannungsdifferenz  A^  waren  in  einem  labilen 
Zustande.  Je  schwächer  Jj  war,  desto  kleiner  wurde  A^;  der  kleinste 
beobachtete  Werth  war  9  V.  Wenn  die  in  einem  der  Lichtbögen  er- 
zeugte gleichgerichtete  elektromotorische  Kraft  das  Uebergewicht  erlangte, 
dann  stieg  \  rasch  auf  20,  40,  ja  selbst  65  F,  wobei  dann  der  Versuch 
in  Folge  Abtropfens  der  Eisenelektrode  ein  Ende  hatte.  Der  Lichtbogen 
zeigt  demnach  das  merkwürdige  Verhalten,  dass  die  beobachtete  gleich- 
gerichtete Spannungsdifferenz  desto  kleiner  wird,  je  mehr  der  Gleich- 
strom zum  Verschwinden  gebracht  wird.  Wenn  der  Gleichstrom  sehr 
schwach  war,  so  war  auch  die  gesammte  Spannungsdifferenz  A  an  dem 
Lichtbogen  beträchtlich  kleiner,  als  die  in  der  Tabelle  angegebenen  Werthe ; 
der  kleinste  beobachtete  Werth  war  40  V. 

An  dem  Lichtbogen  wurde  noch  eine  Beobachtung  gemacht,  welche 
dafür  spricht,  dass  derselbe  aus  disruptiven  Entladungen  besteht,  wie  schon 
G.  Wiedemann*)  annahm  und  E.  Lecher**)  an  dem  mit  Gleichstrom 
zwischen  Eisenelektroden  erzeugten  Lichtbogen  experimentell  bewies.  An 
die  Elektroden  wurde  ein  Telephon  angelegt,  welchem  ein  Condensator 
von  2V2  ^f  vorgeschaltet  war.  Zieht  man  die  Elektroden  auseinander,  so 
dass  der  Lichtbogen  unterbrochen  wird,  so  hört  man  im  Telephon  einen 
Ton,  welcher  der  Periodenzahl  des  verwendeten  Stromes  entspricht.  Wird 
der  Lichtbogen  gebildet,  so  hört  man  einen  stärkeren  und  höheren  Ton, 
der  vielleicht  durch  disruptive  Entladungen  bedingt  ist.  Wenn  man  den 
Lichtbogen  mit  Gleichstrom  bildet,  so  hört  man  im  Telephon  ein  starkes 
Sausen. 

Wechselstrom -Licht  bogen  zwischen   Kohlenelektroden. 

Die  zu  den  Versuchen  verwendeten  Kohlen  waren  7  mm  dicke 
Dochtkohlen,  das  in  den  Lichtbogen  eingeführte  Kohlenstäbchen  war 
3  mm  dick.  Wurde  der  Lichtbogen  zwischen  den  vertical  gestellten 
Elektroden  erzeugt,    so    war    die  obere  Kohle  negativ  elektrisch  im  Ver- 


♦)  G.  Wiedemann.  Elektricität  1885,  Bd.  4,  S.  835  u.  855. 
*♦)  E.  L  c  c  h  c  r.  Neue  Versuche  über  den    gal?.    Lichtbogen.  Sitz.-Ber.  d.  k,  Akad. 
d.  Wis».   1887.  n,   1007. 

44* 


572 

gleich    zur    unteren,    gleichgiltig   welche   Kohle   als   obere  Elektrode 
I  wendet  wurde.  Der  mit  einem  Torsions-Galvanometer  beobachtete  Spannu 

1  ]  imterschied    war   von    der   Stromstärke    abhängig   und    stieg   bis    2'i 

L  Wurden    die    beiden  Kohlen  horizontal  angeordnet,    so    zeigte  das 

^J  sions  -  Galvanometer  keinen    Spannungsunterschied    an;     im    Stromki 

j.'  fliesst  auch  kein  Gleichstrom.     Um  zu  prüfen,  ob  das  in  den  Lichtbc 

[  eingeführte  Kohlenstäbchen  die  zu  messenden  Spannungsdifferenzen  be 

,  flusst,  wurde  dasselbe  imd  eine  der  dicken  Kohlen  als  Elektroden  für 

Lichtbogen  verwendet.     In    diesem    Falle  war  stets  das  dünne    Stäb( 
positiv    elektrisch  im  Vergleich   zur    dicken   Kohle,    doch  betrug    die 
messene  Spannungsdifferenz  im  Maximum  3  V.  Dieser  Umstand  kann 
im  Folgenden  beschriebene  Erscheinung  nicht  wesentlich  befeinflusst  ha 
Bei  den  Versuchen  waren  die  Hektroden  horizontal    gestellt,    das  Mi 
Stäbchen  war  von  oben    in    den   Lichtbogen  eingeführt.    Misst    man 
einem    Galvanometer    die    Spannungsdifferenzen,    so    findet    man, 
swischen    dem    Lichtbogen    und    den    Elektroden    eine    gleichgerich 
Spannungsdifferenz  besteht.    Der  Lichtbogen    ist  dabei    negativ    elekti 
im  Vergleich    zu    den  Kohlenelektroden.    Die  Spannungsdifferenz    bei 
wenn    das  Mittelstäbchen    in    den  Kern  des    Lichtbogens  hineinragte, 
Maximum  7  V;  es  ist  dabei  gleichgiltig,  ob  man  zur  Messung  ein  Spie 
oder    ein    Torsions-Galvanometer    verwendet.    Die    früher    erwähnte 
scheinung,  dass  das  Mittelstäbchen  bei  Stromdurchgang   positiv   elekti 
ist    im  Vergleich  zu    den    dicken    Kohlen,    kiinn  auf    die  zwischen 
Lichtbogen  und  den  Elektroden    gemessene  Spannungsdifferenz    nur 
kleinernd  eingewirkt  haben;  man  kann  daher  die  beobachtete  Spannu 
differenz  von  7  V  nicht  der  Beschaffenheit  des  Mittelstäbchens  zuschrei 
Bringt  man  zwischen  dem  Lichtbogen  und  einer  Elektrode  einen  Nel 
schluss  an,  so  fliesst  in  diesem   eine  gleichgerichtete  Strom-Compone 
die    Nadel    einer    eingeschalteten     Tangenten-Boussole     wird    abgele 
Wurde  der  Widerstand  des  Nebenschlusses  sehr  verkleinert,  so  ereigi 
es  sich  häufig,    dass  der  gesammte  Strom    von  der    dicken  Kohle    d 
den  Nebenschluss  zum  Mittelstäbchen    und  von  diesem  durch    den  Li 
bogen  zur  zweiten  Kohle  floss,    so  dass  zwischen  der  ersten  Kohle 
dem  Mittelstäbchen  kein  Lichtbogen  bestand.  In  diesem  Falle  wurde 
Mittelstäbchen    zur  Elektrode,    und  da  dasselbe  im  Vergleich    zur    die 
Kohle  schwach  positiv  elektrisch  wird,  so  änderte  der  von  der  Tangen 
Boussole  angezeigte  gleichgerichtete  Strom  die  Richtung. 

Dass  zwischen  den  Elektroden  und  dem  Lichtbogen  eine  gle 
gerichtete  Spannungsdifferenz  besteht,  kann  nicht  überraschen.  Wähl 
einer  halben  Periode  des  Wechselstromes  ist  die  Kohlenelektrode 
positive  Elektrode,  in  der  nächsten  halben  Periode  ist  sie  die  negi 
Elektrode ;  nun  ist  in  der  ersten  halben  Periode  der  Spannungsuntersc 
zwischen  der  Kohlenelektrode  und  dem  Lichtbogen  grösser  als  in 
zweiten;  daher  muss  sich  eine  resultirende  gleichgerichtete  Spannu 
differenz  ergeben.  Dieselbe  kann  jedoch  möglicher  Weise  auch  e 
Constanten  Werth  haben,  welcher  von  den  aufeinander  folgenden  ha 
Wechselstromperioden  gar  nicht  beeinflusst  wird.  Aus  Versudien,  wc 
gemacht  wurden,  wenn  das  Mittelstäbchen  nicht  in  den  Kern  des  L 
bogens  hineinragte,  konnte  geschlossen  werden,  dass  selbst  ins  F 
schwacher  Ströme,  welche  durch  einen  zwischen  der  Kohlenelekfc 
und  dem  Mittelstäbchen  eingeschalteten  Widerstand  von  1000  Q 
selbst  einigen  100.000  ß  flössen,  an  dem  Mittelstäbchen  elektromotori 
Kräfte  entstehen ;  bei  Anwendung  eines  Widerstandes  von  lO^  Q  w 
diese  Erscheinung  nicht  mehr  beobachtet  Die  Versuchsresultate  we 
nachträglich  mitgetheilt  werden.    Es    ist    daher  umsomehr    zu    schlies 


573 

dass  auch  an  den  Elektroden  selbst  elektromotorische  Kräfte  auftreten, 
welche  die  Ursache  der  bei  den  beschriebenen  Versuchen  beobachteten 
gleichgerichteten  Ströme  und  Spannungsdifferenzen  sind.  Auch  die  Resul- 
tate, welche  bei  dem  zwischen  Eisen  und  Kohle  erzeugten  Wechselstrom- 
Lichtbogen  erhalten  wurden,  namentlich  die  Constanz  des  berechneten 
Werthes  E  und  die  Unveränderlichkeit  des  Widerstandes  des  Lichtbogens, 
welche  J a m i n  und  Maneuvrier  d urch  Versnche  constatirten,  wenn 
sie  Gleichstrom  anwendeten  und  denselben  comutirten,  sprechen  dafür, 
dass  in  dem  Lichtbogen  thatsächlich  elektromotorische  Kräfte  auftreten. 
Man  muss  dies  selbstverständlich  dann  auch  beim  Gleichstrom-Lichtbogen 
voraussetzen.  Dadurch  wird  die  Richtigkeit  der  Ansicht,  welche  E diu n  d, 
Hofrath  von  Lang  imd  Andere  über  den  Lichtbogen  hatten,  bestätigt, 
obwohl  dieselbe  nach  den  Versuchsresultaten,  welche  von  Lang*)  er- 
hielt, eigentlich  keiner  Bestätigung  bedarf.  Dass  andere  Physiker,  welche 
die  auftretenden  elektromotorischen  Kräfte  nach  dem  Aufhören  des  Licht- 
bogens finden  wollten,  zu  einem  negativen  Resultate  gelangten,  kann 
nicht  überraschen.  Die  elektromotorischen  Kräfte  müssen  ja  nicht  durch 
Polarisation  bedingt  sein.  Wenn  dieselben  z.  B.  thermo-elektrischer  Art 
sind,  so  können  sie  nicht  beobachtet  werden,  wenn  man  zwischen  zwei 
Kohlenelektroden  einen  Gleichstrom-Lichtbogen  erzeugt,  den  Stromkreis 
unterbricht  und  die  zur  Berührung  gebrachten  Kohlen  mit  einem  Galvano- 
meter verbindet.  Audi  in  dem  Falle,  wenn  die  Kohlen  nicht  zur  Be- 
rührunj^  gebracht  werden  und  sich  zwischen  denselben  nach  der  Unter- 
brechung des  Stromes  noch  eine  leitende  Gasschichte  befindet,  können 
bereits  andere  Verhältnisse  bestehen,  als  während  der  Zeit  des  Strom- 
durchg^mges  durch  den  Lichtbogen.  Es  ist  ja  möglich,  dass  die  elektro- 
motorischen Kräfte  nur  während  und  in  Folge  der  Zerstäubung  der 
Elektroden  auftreten.  '*'*) 


Zur  Präge  der  elektrischen  Strassenbahnen. 

Die  Frage  des  elektrischen  Betriebes  der  Strassenbahneo  ist  nicht 
nur  in  Wien,  sondern  im  Allgemeinen  eine  acute  geworden. 

Im  In-  und  Auslande  wird  diese  brennendste  aller  Verkebrsf ragen  in 
Facbvereinen,  fn  Wort  und  Schrift  behandelt,  denn  die  rapide  Entwickelung 
der  Elektrotechnik  und  die  grossen  Erfolge  die  in  den  letzten  Jahren  die 
Anwendung  der  Elektricität  zur  Fortbewegung  von  Fahrzeugen  errungen 
bat,  macht  es  allen  Jenen,  die  neue  Verkehrsunternehmungen  ins  Leben 
rufen  oder  die  Schaffung  neuer  Communicationsmittel  fördern  wollen  oder 
sollen,  zur  Pflicht,  ein  eingehendes  Studium  darüber  zu  pflegen,  ob  der 
elektrische  Betrieb  nicht  geeignet  erscheint,  sowohl  die  bereits  bestehende 
Betriebsweise  zu  verdrängen,  als  auch  bei  neuen  Anlagen  von  vorneherein 
den  Sieg  davon  zu  tragen. 

Der  Elektrotechnische  Verein  in  Wien  hat  ein  gewichtiges 
Votum  in  seiner  Publication  :  ^Vorschläge  für  die  Verbesserung 
der  Verkehrseinrichtungen  in  Wien   durch  Einführung  des 


*)  Sitz.'Ber.  d.  kais.  Akad.  d.  Wiss.  Bd.  9  t,  pag.  844  ond  Bd.  95  pag.  84. 
♦*)  Während  des  Vortrages,  welcher  vor  der  Versammlng  der  Natar- 
forscher  und  Aerztc  in  Wien  gehalten  wurde,  bediente  «ich  der  Vortragende  zum 
Nachweise  der  auftretenden  Gleichströme  der  Tangenten-Boussolen.  Herr  Prof.  L  e  c  h  e  r 
bemerkte  hiezu,  dass  nach  seinen  Beobachtungen  die  Nadel  jeder  Tangenten-Boiissole  von 
Wechielstrom  abgelenkt  werde,  und  dass  man  nur  mit  einer  besonders  construirten  Bous* 
sole  einen  Gleichstrom  in  diesem  Falle  nachweisen  könnte  !  Der  Vortragende  hat  dies  nie- 
mals bemerkt,  da  die  von  ihm  verwendeten  Tangenten  -  Bonssolen  stets  magnetisirte  Stahl- 
•  nadeln  und  keine  Weicheisen-Nadeln  hatten. 


574 

elektrischen  Betriebes*'  abgegeben,  und  ist  zu  hoffen,  da 
darin  dargelegten  Vortheile  dieses  Systemes  bei  den  massgebenden  i 
Würdigung  finden  werden. 

Der  hiesige  Verein  für  die  Förderung  des  Local- 
Strassenbahnwesens  hat  sich  in  den  leuten  Tagen  ebenfalls  mit 
Frage  beschäftigt,  indem  Ingenieur  Z  i  f  f e  r  über  den  Bericht  des 
Paul  van  Vloten  referirte,  welchen  dieser  in  der  VIII.  Genera 
Sammlung  des  Internationalen  permanenten  Strassenl 
Vereines  (Union  internationale  permanente  de  Trami 
—  vom  20.  bis  25.  August  1894  zu  Köln  a.  Rh.  abgehalten  —  erst 
Dieser  Bericht  bietet  so  viel  interessante  und  werth volle  Daten,  da 
Auszug  desselben  unseren  Lesern  gewiss  willkommen  sein  wird. 

Punkt  VI  der  Tagesordnung  der  vorstehend  genannten  Genei 
Sammlung  lautete:  Berathung  der  Frage,  betreffend  den 
trischen  Betrieb.  Der  Referent  hierüber,  Herr  Paul  van  VI 
Ingenieur  in  Brüssel,  hat  auf  Kosten  des  Vereines  die  bedeutenderen  E 
mit  elektrischem  Betriebe  in  Deutschland,  Frankreich,  Italien  und  der  S< 
besucht  und  das  Ergebniss  seiner  Studien  in  einem  umfangreichen  un( 
werthvollen  Berichte  niedergelegt.  Wenn  die  Abhandlung  hinsichtlii 
Kosten  und  der  Rentabilität  nicht  alle  Gesichtspunkte  völlig  erschöp 
ist  dies  damit  begründet,  dass  manche  Gesellschaften  die  Ergebnisse 
Betriebe  vorläufig  noch  geheim  halten,  und  andere  sogar  baten,  di 
zur  Verfügung  gestellten  Daten  nicht  zu  veröffentlichen. 

Aus  diesem  Berichte  geht  hervor,   dass  der  elektrische  Strassei 
betrieb  seit  einigen  Jahren  eine  grosse  Bedeutung  gewonnen  hat;  die 
Entwickelung  desselben  ist  aus  nachfolgender  Tabelle  zu  ersehen: 

I.  Jänner  1891  i.  Febmar  1894 

Verein,  Staaten  V.  Nordam.  4000^  6000  Wag.  12,02g  km*)  18.20c 
Europa 71    „        140     „  309-9    »  706 

In  den  verschiedenen  Ländern  Europas    sind    die   Ende    1893  i 
triebe  oder  im  Baue  befindlichen  elektrischen  Bahnen  folgenderweise  vei 

Im  Betriebe        Im  Baue        Znsan; 
Länge  in  Kilometer 

Belgien      .     .      .      , 3*2  18*5  21 

Deutschland i02*o  66*  i  16I 

England 71*4  21*4  9: 

Frankreich 41*4  29*0  70 

Italien 13-0  —  i^ 

Niederlande 4*9  —  ^ 

Oesterreich-Ungarn 33*4  —  3, 

Rumänien —  5*5  « 

Russland 3*0  70  i( 

Schweden  und  Norwegen      ...  —  6*5  ( 

Schweiz .  23*6  iO'6  3. 

Serbien —  lO'O  i( 

Spanien 14-0  —  i^ 

Zusammen     .  309*9  I74*ö  48. 

In    den    Vereinigten  Staaten    sind    fast    säromtliche    elektrische 
nach  dem  Trolley- Systeme  (Luftleitung  und  Rückleitung  durch  die  Sei 

*)  Die  officielle  Strassenbahn-Statistik  gibt  für  Amerika  am  i.  Jänner  i& 
Gesammtbahnlänge  von  19.326^7»  und  zwar:  elektrischer  Betrieb  12.029  ibn,  Pferd 
5327  A:m,  Kabelbetrieb  1059  X:m  ond  Dampfbetrieb  gii  km, 

**)  Die  Wagenzahl  bezieht    sich    auf  die  Motor-    and    die  Anhängdwagen.  E 
am  I.  Jänner  1S94  552  Motor-  nnd  154  Anhängewagen,  zusammen  706  Wagen  im 


mit  Luftleitung  u.  zw. 


575 

eingerichtet,  während  in  Europa  von  den  44  Linien,  die    am   i.   Jänner  im 
Betriebe  waren, 

3   mit  Accumulatoren  betrieben  wurden, 

3   mit  doppelter  Rohrleitung, 

1  mit  Rohrleitung  u.  Rückleit.  durch  die  Schienen, 
27  mit  Trolley-System, 

8  mit  Centralleitung  oder  Schiene, 

2  mit  unterirdischer  StromzufQhrung. 

Wie  in  Amerika^  weist  auch  in  Europa  das  Trolley-System  zur  Zeit 
die  grösste  Ausbreitung  auf.  Hier  hat  sich  die  kilometrische  Ausdehnung  der 
elektrischen  Bahnen  in  drei  Jahren  vervierfacht.  Trotzdem  ist  die  Bedeutung 
des  europäischen^  elektrischen  Strassenbahnnetzes  verhältnisömässig  noch 
sehr  gering,  wenn  man  bedenkt,  *  dass  in  einer  einzigen  Stadt  Nordamerikas 
und  zwar  in  Boston  die  elektrischen  Bahnen  eine  namhaft  grössere  Aus- 
dehnung besitzen,  wie  sämmtliche  elektrische  Bahnen  Europas  zusammen 
gerechnet. 

Obgleich  der  elektrische  Strassenbahnbetrieb  zuerst  in  Europa  ver- 
sucht und  angewendet  worden  ist,  so  hat  sich  derselbe  doch  besonders  in 
Amerika  vervollkommnet  und  ausgebreitet.  Kein  einziges  von  deii  ursprünglich 
angewendeten  Verfahren  (Accumulatoren,  Stromleitung  im  Strassenniveau, 
oberirdische  oder  unterirdische  Doppelleitung)  hat  auch  nur  annähernd  die 
Verbreitung  gefunden,  wie  das  sogenannte  Trolley-System,  und  man  kann 
wohl  sagen,  dass  die  ausgedehnte  Anwendung  und  der  industrielle  Erfolg  des 
elektrischen  Strassenbahnbetriebes  der  Einführung  dieses  Systemes  zuzu- 
schreiben ist. 

Dieses  System  wurde  zum  erstenmale  —  gegen  1888  —  in  Minnea- 
polis  und  darauf  in  Richmond  angewendet.  Trotz  der  Uebelstände,  welche 
sich  anfangs  einstellten,  gestaltete  sich  die  Richmonder  Anlage  zu  einem 
grossartigen  Erfolge  für  den  elektrischen  Betrieb;  von  dieser  Zeit  an 
entstanden  allerorts  neue  Anlagen  und  hat  der  elektrische  Betrieb  die  ein- 
gangs angeführte  Entwickelung  genommen. 

Es  ist  unzweifelhaft,  dass  in  Folge  dieses  grossartigen  Aufschwunges, 
den  das  System  mit  Luftleitung  in  Amerika  genommen  hat,  dasselbe  mehr 
wie  jedes  andere  zur  Verbesserung  aller  Details  der  speciellen  Ausrüstung 
der  elektrischen  Strassenbahnen  beigetragen  hat.  Es  ist  schwer,  vorauszu- 
sagen, ob  auch  in  Zukunft  dieses  System  den  Vorrang  beibehalten  wird ; 
jedenfalls  aber  können  die  meisten  Verbesserungen  auch  bei  den  mittelst 
Accumulatoren  oder  mittelst  unterirdischer  Stromzuleitung  betriebenen  Wagen 
angebracht  werden. 

Die  Vortheile  des  elektrischen  Betriebes 

gegenüber    dem  Pferdebetriebe    lassen    sich    wie    folgt    zusammen- 
fassen : 

Eine  grösser  Fahrgeschwindigkeit  der  Wagen  und  Verminderung  der 
Haltezeit  in  den  Endstationen ;  eine  bessere  Ausnützung  des  Betriebsmateriales, 
weil  jeder  Wagen  täglich  eine  grössere  Strecke  durchfahren  kann ;  die 
Möglichkeit^  Strecken  mit  starken  Steigungen  —  bis  i  :  10  —  zu  betreiben; 
eine  beträchtliche  Fahrgeschwindigkeit;  das  Anhängen  von  einem  oder 
mehreren  Beiwagen,  wodurch  bei  starkem  Andränge  die  Bewältigung  des 
Verkehres  bedeutend  erleichtert  und  damit  eine  grosse  Elasticität  des  Betriebes 
bedingt  wird;  eine  erhöhte  Betriebssicherheit,  weil  die  Wagen  trotz  ihrer 
grösseren  Fahrgeschwindigkeit  im  Nothfalle  durch  Umschalten  des  Motors 
sofort  zum  Stehen  gebracht  werden  können ;  die  Möglichkeit,  in  Gegenden, 
wo   starke  Schneefälle  eintreten  können,  die  Betriebsunterbrechungen  durch 


576 

elektrisch  betbätigte  Schncepflüge  und  Salzwageo  fast  gänzlich  ^z 
meiden. 

Auch    die  ErmässiguDg    der  Tractionskostea,    der  Wegfall  der 
PferdekrankheiteD  und  hohe  Futterpreise  entstehenden  Verluste,   die   1 
Beleuchtung    der  Wagen,    sowie  die  Möglichkeit,  Wasserkräfte    zur 
erzeugung  zu  verwenden,  fallen  ins  Gewicht. 

In  Folge  dieser  Vortheile,  welche  dem  Publikum  durch  den  elekt 
Betrieb  geboten  werden,  und  daher  eine  wesentliche  Vermehrung  de 
kehres  bedingen,  erzielen  auch  die .  Gesellschaften  eine  entsprechende 
einnähme,  was  überall  constatirt  wurde,  wo  der  elektrische  BetrJ 
SteUe  des  Pferdebetriebes  eingeführt  worden  ist. 

Als  Vortheile  des  elektrischen  Betriebes  gegci 
dem   Dampfbetriebe  sind  anzuführen : 

Die  Verminderung  des  Zugsgewichtes  durch  das  Entfallen  der 

tlocomotiven  und  dadurch  eine  Ersparniss  in  den  Anlagekosten  der  Bah 
der  Oberbau    und    die  Kunstbauten  leichter  und    daher  billiger  .  her 
I  werden    können ;    der    Wegfall    des    mindestens    lästigen    Rauches, 

f  Städten  besonders    zu  berücksichtigen  ist;    die  Einführung   eines    Bc 

I  mit  häufigem  Wagenverkehre.  Im  Vergleiche  zu  den  Pampfmaschinen  er 

die  elektrischen  Motoren  weniger  Aufsicht  und  Unterhaltung.  Die  Loqc 
selbst  kann  zur  Beförderung  von  Passagieren  nicht  benutzt  werden,  c 
fahren  und  Anhalten  kann  nicht  so  rasch  erfolgen  wie  bei  den  elekt 
Motorwagen  ;  ausserdem  ist  bei  diesen  die  Uebertragung  der  Bewegu 
[  Motors  auf  die  Räder    sanft  und  verursacht  keine  Stösse,    wie   solci 

den  Locomotiven  der  Fall  ist  und  wodurch  leicht  ein  Gleiten  der 
räder  veranlasst  wird ;  daher  können  elektrische  Bahnen  mit  Steigung 
zu   1o^/q  ohne  Zahnstange  anstandslos  betrieben  werden. 

Wenn  auch  das  sogenannte  Tro Hey-System  zur  Zeit  die  weitge 
Verbeitung  gefunden   hat,   ist  es  dennoch    interessant, 

die  Vor-  und  Nachtheile  der  verschiedenen  Systeme 

zu  erwähnen,  weil  die  Vorliebe,  welche  einem  gegebenen  Verfahren  eni 
gebracht  wird,  in  Folge  gewisser  Verbesserungen,  welche  an  den  Ap, 
vorgenommen  werden,  auf  ein  anderes  übertragen  werden  kann.  Es 
um  so  wahrscheinlicher,  weil  die  Luftleit;ung  in  manchen  Städten  £ 
düngen  begegnet,  welche  sich  namentlich  auf  das  Aussehen  des  ^ 
und  die  Störungen,   welche  dasselbe  veranlassen  kann,    beziehen. 

Bei  dem  Accumulatorenbetriebe  findet  keine  Verunziere 
Strassen  statt,  und,  was  noch  wichtiger  ist,  kann  dieses  Verfahren 
Unfälle  oder  Störungen  an  den  Telephonanlagen  verursachen,  noch  eine 
liehe  Wirkung  auf  die  Wasser-  und  Gasleitungen   ausüben. 

Bei  diesem  Systeme  ist  jeder  Wagen  von  dem  andern  voll 
unabhängig;  kommt  ein  Unfall  bei  einem  Wagen  oder  in  der  Kraf 
vor,  so  hat  dies  für  den  Betrieb  im  grossen  Ganzen  keine  erhebliche  « 
zur  Folge,  hingegen  ist  jeder  einzelne  Wagen,  weil  er  ein  besonderes 
die  Accumulatoren-Batterie,  mit  sich  führt,  desto  mehr  einem  Unfal 
geseut. 

Nimmt  man  zwei  ganz  gleiche  Betriebe  an,  d.  h.  mit  derselben  St 
länge,  gleicher  Wagenzahl  u.  s.  w.,  wovon  der  eine  mittelst  Accuma 
der  andere  mit  directer  Stromleitung  eingerichtet  ist,  so  werden  di< 
die  Accumulatoren  einerseits,  durch  die  Leitung  andererseits  unm 
verursachten  eventuellen  Unfälle  im  ersten  Falle  im  Verhältnisse  zur  ' 
zahl,   im  zweiten   im   Verhältnisse  zur  Linienlänge  stehen. 

Die  Dampfmaschinen  und  Dynamos  einer  Kraftstation,  worin 
mulatoren  geladen  werden,    siud    nicht    den    plötzlichen  Sprüngen    v 


577 

fortwdhreodeo  Aenderungen  in  der  Kraftproductiou  ausgesetzt,  welche  bei 
dem  Betriebe  mit  unmittelbarer  Stromzulettung  beobachtet  werden  und 
arbeiten  daher  in  Bezug  auf  Leistung  und  Kohlen  verbrauch  unter  viel 
gunstigeren  Bedingungen. 

Da  ferner  die  Ladezeit  der  Accumulatoren  nicht  unbedingt  der  Be- 
triebsdauer entsprechen  muss,  sondern  länger  sein  darf,  kann  unter  sonst 
gleichen  Betriebsverhältnissen  bei  dem  Accumulatorenbetriebe  die  omschi- 
nelle  Anlage  der  Kraftstation  kleiner  sein  als  bei  den  directen  .  Strom- 
zuführungs-Systemen. 

Im  Vergleiche  zu  den  Betrieben  mit  directer  Stromzuführung  stellt  sich 

der  Accumulatorenbetrieb  um  so  günstiger,  je  länger  die  Linie  ist,  weil  die 

Leitungskosten    mit    der  Linienlänge    im    unmittelbaren  Verhältnisse   stehen 

,  und   letztere  in  der  Praxis  bei  der  Berechnung  des  Gewichtes  der  Batterien 

wenig  oder  gar  nicht  in  Betracht  gezogen  wird. 

Bei  den  in  den  verschiedenen  Betrieben  angewendeten  Accumulatoren 
können  die  Wagen  mit  einer  Ladung  40  bis  50  km  durchlaufen  und  es 
können  daher  Linien  von   20  bis  25  km  Länge  betrieben  werden. 

Die  Anwendung  des  Accumulatorenbetriebes  ist  zur  Zeit  durch  den 
hohen  Anschaffungspreis  und  die  bedeutenden  Unterhaltungskosten  der 
Batterien  beschränkt;  die  unaufhörliche  peinliche  lieber  wachung,  welche 
dieselben  benöthigen,  steht  der  Verbreitung  dieses  Verfahrens,  besonders 
bei  grösseren  Betrieben,  ebenfalls  im  Wege.*) 

Die  Verfahren  der  unmittelbaren  Stromzuführung,  welche 
in   Europa  angewendet  sind,  können  folgenderweise  eingetheiit  werden : 

(  Doppelte  Rohrleitung 

f  Rohrleitung 

^Directe  Zuführung 

TroUey. 
ContactroUe    j^j^    ^j^^^   g^^^^^j^    .^    ^^^ 

Kraftstation. 


Luftleitungen  \ 

I  Rückleitung  durch 

I      die  Schienen 


Unterirdische  r  Doppelleitung  in   einem  Canale 
Leitungen    \  Einfache  Leitung  und  Rückleitung  durch  die  Schienen. 

!Der  Stromleiter    ist    fortwährend    mit   der  Kraft- 
station verbunden. 
Der  Stromleiter    ist    in  Sectionen-  eingetheiit  und 
nur  während  er  von  dem  Wagen  befahren  wird, 
mit  der  Kraftstation  verbunden. 

I.  Doppelte  oberirdische  Rohrleitung.  Zu  Gunsten  dieses  Systemes  kann 
erwähnt  werden,  dass  dasselbe  auf  die  Telephon-  und  Telegraphenleitungen 
keinen  Einfluss  ausübt,  weil  die  Hin-  und  Rückleitung  in  geringer  Ent- 
fernung von  einander  angebracht  sind  und  mit  der  Erde  nicht  in  Ver- 
bindung stehen.  Dagegen  bietet  dasselbe  folgende  Nachtheile  :  Unvor- 
theilhaftes  Aussehen  der  Rohrleitung,  complicirte  Weicheneinrichtung  und 
hohe  Anlage-  und  Unterhaltungskosten  der  Leitung.  Bei  den  bestehenden 
Betrieben  ist  wenig  darauf  Bedacht  genommen  worden,  die  Hauptleitung 
in  Theilstrecken  mit  Speiseleitungen  einzutbeilen,  wodurch,  wenn  eine 
Störung  in  irgend  einem  Theile  der  Leitung  eintritt,  der  ganze  Betrieb 
zum  Stocken  gebracht  werden  kann.  Die  nach  diesem  Systeme  ausgeführten 
Anlagen  in  Frankfurt,  Magdeburg,  Vevey  und  Mödiing-Brühl  stammen  noch 


♦)  Wir    machen    hier    anf    die    einschlägige  Nachricht  im  H^fte  XX [,  1894,  S.  555 
d.  Ztsch.  aufmerksam. 


578 

aus  der  ersten  Zeit  der  Anwendung  des  elektrischen  Betriebes   her  x 
dasselbe  keine  weitere  Verbreitung  gefunden. 

2.  Einfache  Rohrleitung  und  Rückleitung  durch  die  Schienen,  I 
gleiche  zu  dem  vorstehenden  Systeme  gestattet  dieses  Verfahren  eii 
minderung  der  Anlagekosten  der  Luftleitung.  Die  Anwendung  einei 
isolirten  Rückleitung  bringt  jedoch  alle  jene  Umstände  mit  sich, 
der  Rflckleitung  durch  die  Schienen  anhaften.  Dieses  System  ist  c 
mal^  u.  zw.  in  Clermont-Ferrand,  angewendet  worden. 

3.  Luftleitung  (TroUeyJ  und  Rückleitung  durch  die  Schienen,  Bei 
Verfahren  ist  die  Einrichtung  vereinfacht,  das  Aussehen  der  Leituc 
befriedigender,  die  Anlage  biUiger  und  die  Unterhaltung  leichter,  li 
ist  die  Stromleitung  in  Theilstrecken  eingetheilt  worden  und  wird  dei 
durch  Speiseleitungen  (Feeders)  zugeführt.  Hiedurch  verursacht  ein 
welcher  auf  einem  Punkte  der  Linie  eintritt,  keine  unmittelbare  I 
des  ganzen  Betriebes  ;  die  Spannung  bleibt  in  der  ganzen  Leitung  pi 
gleich  und  kann  daher  für  den  Leitungsdraht  ein  geringer  coi 
Querschnitt  angenommen  werden,  wie .  immer  auch  die  Stärke  d< 
kehres  sei. 

Wenn  auch  zugegeben  werden  muss,  dass  die  Vorurtheilc, 
diesem  Systeme  allgemein  entgegen  gebracht  worden  sind'  und  no 
gegengebracht  werden,  und  auf  dem  unschönen  Aussehen,  sowie  < 
geblichen  Gefahren  einer  solchen  Anlage*  in  grossen  Städten  beruhet: 
trieben  waren,  so  hat  doch  diese  Meinung  die  Verbreitung  des 
Systemes  in  Europa  verzögert.  Die  Vortheile,  welche  das  Publi 
dem  elektrischen  Betriebe  findet,  lassen  jedoch  diese  Einwendungen 
verschwinden. 

Ein  bedeutenderer  Uebelstand  besteht  in  den  Störungen, 
dieses  System  in  Folge  der  unter  gewissen  Umständen  zwischen  de 
leitung  und  den  Telephonleitungen-  eintretenden  Induction  und  < 
nicht  isolirten  Rückleitungen  unvermeidlichen  Stromverlustes  in  dem  Te 
und  Telegraphendienst  verursachen  kann^  wie  nicht  minder  in  g 
Fällen  in  den  schädlichen  elektrolytischen  Erscheinungen  bei  den  Gi 
Wasserleitungen.  Es  können  jedoch  durch  gewisse  Vorsichtsmaassreg 
der  Anlage  der  Luft-  und  Rückleitungen,  deren  einfachste  und  : 
wirksamste  die  ist,  dass  der  elektrische  Widerstand  der  Rückle 
durch  alle  möglichen  Mittel  vermindert  werde,  die  schädlichen  Einwii 
so  bedeutend  abgeschwächt  werden,  dass  dieselben  in  der  Praxis  ni 
Gewicht  fallen. 

4.  Luft-  und  Rückleitung  durch  die  Schienen  in  Verbindung  n 
in  der  Kraftstation  aufgestellten  Accumulatoren-Batterie,  Durch  dies 
fahren  werden  einige  Uebelstände  des  zuletzt  beschriebenen  Systems, 
besonders  bei  Strecken  mit  starken  Steigungen  und  geringem  V 
hervortreten,  vermindert  oder  gar  vollständig  gemieden.  Bei  solcl 
trieben  kommen  nämlich  die  bedeutendsten  Schwankungen  in  der  j 
leistung  vor.  Es  gibt  Bahnanlagen,  bei  .  welchem  die  Maximalleisti 
Maschinen  das  vier-  oder  fünffache  der  durchschnittlichen  Normal 
beträgt,  wo  die  Stromstärke  plötzlich  von  o  bis  zum  Maximum  übe 
und  welche  daher  unter  ungünstigen   Bedingungen  arbeiten. 

Diesem  Uebelstände  kann  in  sehr  einfacher  Weise  durch  eine 
Kraftstation  aufgestellte  Accumulatoren-Batterie  abgeholfen  werden. 
Batterie,  welche  von  den  Dynamos  der  Centralstelle  fortwährend  ii 
Ladung  gehalten  wird,  gibt  in  den  Augenblicken,  wo  starke  Anford 
an  die  Kraftstation  gestellt  werden,  den  nöthigen  Strom   an  die  Leit 

Bei  zahlreichen  Beleuchtungs  -  Anlagen  hat  eine  solche  Com 
von    Dynamos  und   Accumulatoren  sich   in   Bezug  auf  die  Betriebskos 


579 

bewährt.  Die  Maschinen  und  Dynamos  arbeiten  ohne  Stösse  und  immer 
oiit  voller  Belastung  und  wird  der  durch  die  Anwendung  der  Accumulatoren 
bedingte  Arbeitsverlust  durch  die  Ersparnisse,  welche  sich  auh  dem  regel- 
mässigen Gang  der  Maschine  ergibt,  reichlich  aufgewogen.  Endlich  können 
langsam  laufende  Maschinen  gewählt  werden,  wodurch  ebenfalls  ein  Vor- 
theil  in  Bezug  auf  die  Unterhaltung  der  maschinellen  Anlage  und  die  Spar- 
samkeit des  Betriebes  erzielt  wird. 

Es  sprechen  aber  noch  andere  Erwägungen  zu  Gunsten  dieses  Systems, 
Die  Spannung  bleibt  constant,  der  Betrieb  ist  für  eine  gewisse  Zeit  ge- 
sichert, selbst  wenn  an  der  Betriebsmaschine  ein  Unfall  eintreten  sollte; 
steht  eine  Wasserkraft  zur  Verfugung,  selbst  eine  solche,  welche  zu  schwach 
ist,  uro  unmittelbar  die  Maximalleistung  zu  verrichten,  so  kann  sie  voll- 
ständig ausgenützt  werden,  indem  man  sie  während  24.  Stunden  arbeiten 
lässt  und  die  aufgespeicherte  Kraft  in  einer  kürzeren  Zeit  verbraucht. 

Dort,  wo  eine  grosse  Anzahl  Wagen  in  Betrieb  ist,  fallen  jedoch  die 
meisten  Vortheile,  welche  wir  zu  Gunsten  dieses  combinirten  Systems  an- 
geführt haben,  weg,  weil  sich  die  an  die  Kraftstation  gestellten  Anforde- 
rungen gewissermassen  ^usgleichc^n.  In  Europa  hat  dieses  System  eise 
einzige  Anwendung  und  zwar  in  Zürich  gefunden. 

5.  unterirdische  Doppelleitung  mit  offenem  Cand,  Dieses  System  be- 
dingt in  den  Strassen  keine  sichtbaren  Anlagen  ;  es  bildet  daher,  neben 
dem  Accumulatoren  --Betriebe,  die  eleganteste  Lösung  der  Frage  des  elek- 
trischen Betriebes  in  den  Städten ;  dasselbe  verursacht  ausserdem  keine 
Störungen  bei  dem  Telegraphen-  und  Telephonbetrieb,  und  übt  auf  die 
Gas-  und  Wasserleitungen  keinen  schädlichen  Einfluss  aus.  Jedoch  sind  bisher 
die   hohen  Anlagekasten  der  unterirdischen  Leitungen  und  die  Schwierigkeiten, 

.  welche  deren  Unterhaltung  bietet,  der  Verbreitung  dieses  Systems  im  Wege 
gestanden.  Eine  der  Hauptschwierigkeiten,  welche  sich  bei  diesem  Ver- 
fahren in  seiner  jetzigen  Form  gezeigt  haben,  besteht  darin,  dass  die 
Leitungen  nicht  ordentlich  vor  dem  Schmutze  und  Staube  geschützt  werden 
können,  welche  durch  den  Schlitz  in  den  Canal  eindringen  und  dass  in 
Folge  dessen  Störungen  und  Stromverluste  entstehen,  welche  eine  geringere 
Betriebssicherheit  und  eine  kostspieligere  Unterhaltung  als  bei  den  Luft- 
leitungen bedingen.  Eine  grossartige  Anlage  nach  diesem  Systeme  besteht 
in   Budapest. 

6.  Unterirdische  Stromleitung  mit  offenem  Canal  und  Rückleitung  durch 
die  Schienen,  Wie  das  vorbeschriebene  System  bietet  dieses  Verfahren  den 
Vortheil,  dass  dasselbe  in  dem  Ansehen  der  Strassen  keine  Veränderung 
hervorbringt.  Jedoch  gibt  die  Rückleitung  durch  die  Schienen  zu  Strom- 
verlusten und  den  übrigen  bereits  angeführten  Uebelständen  Veranlasfsung. 
Eine  einzige  Anwendung  dieses  Systems  besteht  in   Blackpoel. 

7.  Leitung  im  Bahn-Niveau^  wobei  die  Leitung  ununterbrochen  mit  der 
Kraftstation  in  Verbindung  steht.  Dieses  sehr  einfache  Verfahren,  welches 
übrigens  keine  besondere  Eigenheit  aufweist,  kann  nur  dort  Verwendung 
finden,  wo  die  Bahn  auf  eigenem  Planum  liegt  und  der  Bahnkörper  dem 
Publikum  unzugänglich  ist.  Es  darf  nicht  daran  gedacht  werden,  ein  solches 
System  in  den  Strassen  einer  Stadt  anzuwenden,  wegen  der  Gefahr,  welche 
die  im  Pflaster  liegende  Leitung  verursachen  würde.  Dieses  Verfahren 
findet  bei  Localbahnen  und  Hoch-  und  Untergrundbahnen  Verwendung, 
woselbst  die  Hin-  und  Rückleitung  durch  die  Schienen  im  Allgemeinen  un- 
beanstandet erfolgen  kann. 

Das.  System  hat  sich  übrigens  gut  bewährt,  die  Unterhaltung  und 
Beaufsichtigung  der  Leitung  bietet  keine  Schwierigkeiten,  die  Isolirung  ist 
eine  genügende  und  die  Anlagekosten  sind  verhältnissmässig  gering.  Die 
bekanntesten  Anwendungen  auf  Vicinalbahnen  sind  die  von  Leesbroek,  Ne"- 


580 

und  Portrush,     und    auf  Stadtbahnen    die    Liverpooler    Hochbahn    u 
Londoner  Untergrundbahn. 

8.  Leitung  im  Bahn-Aiveau,  wobei  die  Stromleiter  nur  während 
dem   Wagen  befahren  werden,    mit    der  Kraftstation  verbunden  sind. 
sehen     von    den    der  Rückleitung    durch    die    Schienen    anhaftenden 
ständen    kann  man    diesem  Systeme  noch  den  unvermeidlichen  Stroa 
vorwerfen,   welcher  zwischen  der  ungenügend  isolirten  Hauptleitung  u 
Schienen  entstehen  muss,  ferner  die  Complication  der  gesammten  Anoi 
die    Störungen,    welchen    die    unter     der    Strassenoberfläche    angebi 
Apparate  und  die  Gefahren,  welchen  die  Passanten  ausgesetzt  sind, 
Augenblicke,    wo  eine  solche  Störung  eintritt,    auf  dem  Geleise  vcr 
sowie  endlich  die  bedeutenden  Anlagekosten. 

Obgleich  die  ganze  Einrichtung  sehr  interessant  und  äussere 
reich  erdacht  ist,  hat  dieses  neue  Verfahren  doch  noch  nicht  lange 
erprobt  werden  können,  um  zu  gestatten,  ein  endgiltiges  Urtheil  abzi 
Bisher  ist  dieses  System  nur  in  Lyon  angewendet  worden. 

Was  die  Einführung  des  elektrischen  Betriebes 
baupt  anbelangt,  so  bezeichnet  Herr  P,  van  Vlotcn  denselben  fü 
tische  und  Vorortebahnen  mit  starken  Steigungen  und  grossem  V 
-  am  vortheilhaftesten.  Bei  allen  Betrieben,  die  der  Referent  besuch 
bei  welchen  der  Pferdebetrieb  durch  den  elektrischen  Betrieb 
■  worden  war,  betrug  die  Mehreinnahme  bei  unveränderter  Fahrtaxe 
40Ö/q,    in  einigen  Fällen  sogar  8o%  und  darüber. 

Der  Referent  bespricht  sodann  die  zu  wählende  Ausrü: 
die  Geleise,  die  elektrische  Verbindung  zwischen 
Schienen,  die  Luftleitung  und  der  e  n  B  efes  ti  g  ung,  diel 
Stationen,  die-Kessel,  Dampfmaschinen  und  Nebenein 
t  u  n  g  e  n. 

Es  würde  uns  zu  weit  führen,  hierauf  näher  einzugehen  und 
wir  nur  eine  uns  besonders  interessant  scheinende  Stelle  hervor, 
jene   über  die  nöthige  Betriebskraft. 

Die  für  jeden  in  Betrieb  zu  stellenden  Wagen  nöthige  Betric 
kann  nur  dann  genau  bestimmt  werden,  wenn  man  das  Gewicht  der 
die  Fahrgeschwindigkeit,  das  Längenprofil  und  die  Trace  der  Strccl 
Verkehr  u.  s.  w.  kennt;  man  kann  jedoch  annähernd  annehmen  das 
Für  horizontale  Strecken,  für  jeden  in  Betrieb  zu  ste 
Wagen  am  Schaltbrett  ungefähr  8 — lo  PS  zur  Verfügung  stehen  i 
was  ungefähr  12  — 15  PS,  am  Dampfcylinder  gemessen,  entspricht 
ein  Beiwagen  angehängt  werden,  so  kann  die  für  einen  Zug  vc 
Wagen   erforderliche  Betriebskraft   15 — 20  PS  betragen. 

Auf    Linien    mit    Steigungen    bis    zu     1:20    erforder 

Motorwagen    16 — 20  PS  und  jeder  Wagen  mit  Beiwagen   20 — 25   P, 

Auf  Linien  mit  starken  Steigungen  müssen  für  jeden 

wagen   20 — 30  PS  und  mit  dem  Beiwagen    31  —  38    PS  gerechnet  ^ 

Es  ergibt  sich  daraus  annähernd    die  für  die  Kraftstation,    abj 

von   der  Reserve,  vorzusehende  Betriebskraft. 

Hinsichtlich  der  Dynamos  und  Apparaten  wird  bemerkt,  dass 
einer  Maschine  und  einer  Dynamo  bestehenden  Einheiten  immer  allg< 
angewendet  werden.      Es  folgt  daraus,  dass  die  Stärke  der  Dynamo 
deren  Construction  unmittelbar  von  der  Stärke  und  Construction  der 
maschine     abhängt.      Im    Allgemeinen    wird    eine     Spannung    von     5, 
600   Volt,  an  den   Klemmen  der  Dynamo  gemessen,  angenommen. 

Was  die  Construction  der  Dynamos  anbelangt,  so  kann  nich 
fältig  genug  darauf  geachtet  werden,  dass  die  Isolirung  dieser  Mas 
welche  bei  hoher  Spannung    einen  durch    die  Erde    zurückgeleiteten 


581 

erzeugcQ    und    ausserdem    gauz    uogeheuren  StromschwaokuaireD  ausgesetzt 
sindy   so  vollkommeo  wie  nur  immer  möglich  hergestellt  werden. 

Ausser  den  gewöhnlichen  Mess-,  Regulir-  und  Sicherheits- Vorrichtungen, 
welche  bei  allen  elektrischen  Anlagen  nöthig  sind,  empßehlt  es  sich,  für 
jede  Dynamo  einen  selbstthätigen  Ausschalter  vorzusehen,  welcher  dazu 
bestimmt  ist,  den  Strom  zn  unterbrechen,  sobald  die  Stromstärke  in  einer 
solchen  Weise  zunimmt,  dass  sie  die  Isolirung  der  Dynamos  gefährden 
könnte. 

In  den  meisten  europäischen  Betrieben  haben  die  Wagen  die  gewöhn- 
liche Strassenbahnwagenform  mit  Längssitzen,  12  bis  20  Sitzplätze  und  10  bis 
20  Stehplätze  auf  den  Perrons.  Bei  starkem  Verkehre  sind  die  grossen 
Wagen  vortheilhafter,  weil  die  Tractionskosten  derselben  nicht  viel  be- 
deutender sind,  als  bei  kleineren  Wagen. 

Im  Allgemeinen  ist  es  als  vortheilhaft  anerkannt  worden,  den  Be- 
wegungsmechanismus an  das  Untergestell  zu  befestigen  und  dieses  so 
anzuordnen,  dass  es  leicht  von  dem  Wagenkasten  getrennt  werden  kann.  Fast 
immer  ist  die  Aufhängung  des  Kastens  eine  doppelte  und  zwar  ruht  zu- 
nächst das  Untergestell  in  der  gewöhnlichen  Weise  federnd  auf  den  Achs- 
büchsen, und  ist  ferner  der  Kasten  selbst  mittelst  anderen  Federn  auf  dem 
Untergestelle  befestigt. 

Die  Uebertragung,  Zur  Zeit  wird  fast  allgemein  die  Bewegung  des 
Motors  mittelst  in  Oel  laufender  Zahnräder  auf  die  Achsen  übertragen. 
Das  Getriebe  des  Motors  greift  unmittelbar  mit  einem  auf  die  Achse  auf- 
gekeilten Zahnrad  ein ;  in  diesem  Falle  schwankt  das  Verhältniss  der  Um- 
drehungsgeschwindigkeit des  Getriebes  und  des  Zahnrades  gewöhnlich 
zwischen  4  und  5. 

Die  doppelte  Uebertragung  mit  Mittelwelle,  welche  zwar  gewisse  Vor- 
theile,  namentlich  in  Bezug  auf  das  geringere  Gewicht  der  Motoren  bietet, 
wird  immer  seltener  angewendet  und  bald  nirgends  mehr  anzutreffen  sein. 
Die  Zahnradflbertragung  bietet  einen  einzigen  Uebelstande,  d.  i.  das 
unangenehme  Geräusch,  welches  sie  verursacht;  diesem  Uebelstand  kann 
jedoch  in  der  Praxis  durch  verschiedene  Mittel  bedeutend  abgeholfen 
werden. 

KettenQbertragung  wird  noch  in  einigen  Betrieben  angewendet ;  dieses 
System,  welches  ursprünglich  bei  den  ersten  Betriebseinricbtungeo  versuchs- 
weise eingeführt  war,  ist  seitdem  nach  und  nach  aufgegeben  worden,  weil 
die  Kettenglieder  sich  rasch  abnützten,  die  Kette  in  Folge  dessen  sich  ver- 
längerte und  schliesslich  riss. 

Obgleich  die  Schneckenübertragung  ohne  jeden  Stoss  und  geräuschlos 
läuft,  hat  man  dieselbe  doch,  wegen  der  bedeutenden  Kraftverluste,  welche 
sie  mit  sich  bringt,  gänzlich  aufgegeben. 

Dasselbe  ist  mit  der  Stangenübertragung  der  Fall, 
Motoren  ohne  jede  Uebertragung  sind  bisher  in  Europa,  wenigstens 
für  Strassenbahnen,  nicht  in  Anwendung  gebracht  worden.  Dieses  System, 
bei  welchem  der  Anker  direct  auf  die  Achse  oder  auf  einen  mit  der  Achse 
fest  verbundenen  Muff  aufgekeilt  wird,  ist  bisher  nur  bei  sehr  starken  elek- 
trischen Locomotiven  angewendet  worden.  Trotz  seiner  grossen  Einfach- 
heit hat  dieses  Verfahren  doch  seine  Fehler,  worunter  namentlich  das 
kolossale  Gewicht  der  langsam  laufenden  Motoren  und  die  zu  grosse 
Solidarität  zwischen  Motor  und  Achse  zu  erwähnen  sind. 

In  den  meisten  Fällen,  und  besonderes  dort,  wo  starke  Steigungen 
auf  den  Strecken  vorkommen,  sind  die  Wagen  mit  zwei  Motoren  ausge- 
rüstet ;  diese  Anordung  gewährt  eine  grössere  Sicherheit,  weil  im  Falle, 
dass  ein  Motor  beschädigt  werden  sollte,  der  Wagen  immer  anstandslos 
nach  der  Remise  zurückfahren  kann.      Das  System    bedingt    jedoch    höhere 


582 

Aaia^e*  ood  Lotcrbaltuagskosten   als  dasjenige,  bei  velcbcm  nur  ein 
«t^nc/^  Motor  rorbanden  ist. 

HffUßren.     Die  Strassenbahn-Motoren  charakterisiren    sich    dur 
«rii:er!#tiie  EigenthOmlichkeiten,  worunter  folgende  eine  besondere  Erv 
I  7^^'i>^Ä^ai :  Die  eigenartige  Anordnung  der  Bärsten,  welche,    ob  dei 

i'x^  o^lfT  röckwäru  läuft,  in  derselben  Stellung  verbleiben,  femer 
»"ra/^acjj     von     Kohlenbürsten,     welche     weniger    Aufsicht    beding 
f^,  .*rr,v>re«    nicht    so    scharf    abnützen    und    weniger   Funken  erzeu 
^.  iK  Unteilbarsten,    endlich    sind     die  Motoren    mit   einem  Schutzkast 
f  vv^a,  wtUMer  zur  Besichtigung    geöffnet    werden  kann.     Was  letzt 

^/'^^\n'l  anbelangt,  werden  neuerdings  die  Magnete  so  construirt,  < 
^  vtt  die  Schutzvorrichtung  bilden  (bei  den  sogenannten  Wat 
WvvyfTnj,  Ringförmige  Anker  sind  allgemeiner  verbreitet  als  die  ti 
i6fa,g«rn,  weil  letztere  schwerer  zu  repariren  sind. 

In  den  neuesten  Einrichtungen  werden  jetzt  auch  mehrpolige  ] 
verwendet,  welche  langsamer  rotiren  und  deren  specifische  Leistun 
keit  bei  gleichem  Gewichte  grösser  ist. 

Die  Steuerung  des  oder  der  Motoren  kann  auf  verschieden 
hervorgebracht  werden.  Das  einfachste  Verfahren  besteht  darin,  da 
Anfahren  ein  todter  Widerstand  eingeschaltet  wird,  welchen  man, 
der  Wagen  im  Gange  ist,  wieder  ausschaltet.  Dieses  Verfahret 
keinen  Nachtheil,  wenn  der  Widerstand  nur  bei  dem  Anfahren  eingc 
und  nicht  dazu  benützt  werden  braucht,  um  die  Pahrgeschwindigl 
Wagens  während  der  eigentlichen  Fahrt  zu  reguliren. 

Wenn  jedoch  die  Fahrgeschwindigkeit  auf  bestimmten  Streck 
schieden  sein  muss,  oder  wenn  auf  ebener  Strecke  und  auf  Steiguo 
derselben  Geschwindigkeit  gefahren  werden  soll,  würde  dieses  V 
einen  bedeutenden  Kraftverlust  verursachen.  In  diesem  Falle  n 
Fahrgeschwindigkeit  auf  eine  rationellere  Art  regulirt  werden,  u.  z>ä 
auf  die  Magnetspulen  eingewirkt  wird,  welche  entweder  hintereinanc 
parallel  geschaltet  oder  auch  mit  einem  Shunt  verbunden  werden 
oder,  wenn  der  Wagen  mit  zwei  Motoren  ausgerüstet  ist,  indem  man 
dem  noch  die  Motoren  selbst  hintereinander  oder  parallel  verbindet. 
Verfahren  auch  angewendet  wird,  so  wird  doch  stets  bei  dem  h 
sowie  beim  üebergange  von  der  Hintereinander-  zur  Parallelschalti 
Motoren  ein  todter  Widerstand  eingeschaltet. 

Die  Umsteuerung  für  das  Vor-  und  Rückwärtsfahren  wird  s< 
fach  durch  Umschaltung  des  Stromes  im  Anker  bewirkt,  währ 
Stromrichtung  in  den  Magneten  unverändert  bleibt.  Es  ist  vorth< 
die  Umschaltung  'im  Anker  vorzunehmen,  weil  dessen  magnetisch 
kleiner  ist,  als  diejenige  der  Magnete. 

Eine    elektrische    Nothbremsvorrichtung    kann    auf    zwei  vers 
Arten   hergestellt  werden,  u.  zw.  entweder  durch  Umsteuerung  des 
was   ungefähr    dem    Bremsen    mit  Gegendampf    bei    den    Locomoti 
spricht,    oder    indem    die    von  dem  als  Dynamo   wirkenden  Motor 
elektrische  Energie  von  einem  Widerstand  aufgenommen  und  absorb 

Im  Allgemeinen  wird  der  Wagen  sehr  schnell  zum  Stehen  g 
u.  zw.  auf  3 — 4  m.  Die  Möglichkeit,  augenblicklich  anzuhalten 
Leichtigkeit,  mit  welcher  der  Stillstand  hervorgebracht  wird,  bilden 
Vortheile  des  elektrischen  Betriebes  im  Innern  der  Städte.  Diese  enc 
Mittel  dürfen  jedoch  nur  dann  angewendnt  werden,  wenn  es  sie 
bandelt,  einen  Unfall  zu  verhüten,  weil  die  Motoren,  durch  die  ui 
elektrische  Energie,  welche  in  einem  Augenblicke  in  dem  Anker  ; 
wird,  Gefahr  laufen^  beschädigt  zu  werden. 


583 


Was  die  Handhabung  der  Steuerungen  betrifft,  so  haben  die  einen 
nur  eine  Kurbel,  welche  zugleich  für  das  Vor-  und  für  das  Rückwärts- 
fahren dient,  während  für  die  Bremse  eine  besondere  Stellvorrichtung  vor- 
handen ist ;  in  gewissen  Fällen  haben  diese  Apparate  einen  einzigen  Griff 
für  die  Umsteuerung  und  die  Bremse  und  eine  Kurbel  für  die  Fahr- 
geschwindigkeits-ReguIirung.  Die  Handhabung  ist  bei  allen  Systemen  in 
der  Regel  sehr  leicht. 

Die  Wagen  sind  ausserdem  noch  mit  verschiedenen  Neben-Apparaten 
ausgerüstet,  wie  Blitzableiter,  Bleisicherungen,  Sicherheitsausschalter, 
welche  den  Wagen,  während  derselbe  an  den  Endstationen  stillsteht,  von 
der  Leitung  trennen.  Schalt  Vorrichtungen  für  die  Lampen  u.  s.  w. 

(Schluss  folgt.) 


Elektrodenplatten  für  Sammelbatterien. 

Von  HENBT  HERBEBT  LLOYD,  ElektrotMhniker  in  PhUadelphia,  Fa.,  V.  8t.  r.  A. 
OoBterr. -Ungar.   Pririleginm  rom  6.  Februar   1894. 


Vorliegende  Erfindung  betrifft  die  Her- 
stellung von  Elektrodenputten  haaptsXchlich 
für  solche  Batterien,  welche  plötzlichen 
Stössen  bezw.  einer  rauhen  Behandlung,  wie 
beispielswebe  auf  Eisenbahnen,  ausgesetzt 
sind.  In  diesen  wird  oft  ein  Kurzschluss 
durch  die  von  den  in  den  Elektroden  platten 
eingefügten,  aus  wirksamem  Material  be- 
stehenden Einsätzen  sich  ablösenden  Theile 
hervorgerufen,  welche  sich  am  Boden  der 
Batterie,  indem  sie  ihren  Weg  durch  die  in 
den  Isolationsplatten  vorgesehenen  Leitungs- 
canäle  für  den  Elektrolyt  gefunden  haben, 
ablagern,  und  hier  schliesslich  durch  ihr  An- 
wachsen einen  Kurzschluss  herbeiführen.  Um 


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diesen  Uebelstand  zu  beseitigen,  sind  die 
Leitungscanäle  für  den  Elektrolyt  auf  beiden 
Seiten    der    Isolationsplatte    versetzt    gegen- 


einander, sowie  die  in  den  Platten  vorge- 
sehenen Aussparungen  gegenüber  den  Platten 
angeordnet  und  grösser  als  diese  ausgebildet. 
Die  sich  bei  der  Zersetzung  der  Einsätze 
ablösenden  Theile  fallen  in  die  Aussparungen 
der  Isolationsplatten  und  lagern  sich  hier  ab. 
Die  wenigen  Theile  dagegen,  welche  durch 
die  Leitungscanäle  zum  Boden  der  Zelle  ge- 
langen, lagern  sich  hier  nicht  in  einer  ge- 
raden Linie  wie  bisher,  sondern  in  einer 
unterbrochenen  zickzackförmigen  Linie  ab, 
die  eine  Vereinigung  der  losgelösten  Theile, 
wie    dies    bei  den    jetzigen  sich  gegenüber- 


ü!' 


\\\  1/ 


Fig.  2. 
liegenden  Canälen    eintrat,  ausschliesst.    Zur 
grösseren    Sicherheit    gegen  Kurzschluss    ist 
dabei  das  die  positive  Elektrodenplatte   ein- 


584 


hüllende  Asbestgewebe  Über  die  antere,  bis- 
her freie  Fläche    der    Platte    hinweggeführt. 

Auf  nachstehender  Zeichnung  zeigt: 

Fig.  I  in  theilweisem  Schnitt  und  An- 
i^icht  eine  mit  Gewebe  geschützte  bezw. 
aberzogene  positive  Elektrodenplatte  und  an 
jeder  Seite  derselben  angeordnete  negative 
Elektrodenplatten,  die  von  einander  durch 
Isolationsplatten  getrennt  sind. 

Fig.  2  ist  ein  Schnitt  nach  der  Linie  2 — 2 
der  Fig.  i,  in  welchem  Theile  einer  clektro- 
1y tischen  Zelle  veranschaulicht  sind,  und 

Fig.  3  ist  ein  Schnitt  nach  der  Linie  3 — 3 
der  Fig.   i. 


Fig.  3. 

In     der    Zeichnung     ist     a    eine     mit 
Löchern    ai    und    Ansätzen    a^     versehene 
Platte,    b  sind  in  den  Löchern  al  derselben 
angeordnete,    aus    wirksamem   Material    wie 
Bleichlorid  mit  oder  ohne  eine  Beimischung  von 
Zinkchlorid  bestehende  Einsfitze,    deren  freie 
Flächen    in    einer  Ebene    mit    der   Platte  a 
liegen.  Diese  Einsätze  6  werden  am  Heraus- 
fallen aus  der  Platte  durch  ihre  Form  (bei  6^) 
Fig.  3  verhindert.  Bei  Herstellung  der  Elek- 
trodenplatten wird    um    die  Einsätze  a  pas- 
sendes Material    von    stärkerem  QuerBcbnitt 
gegossen,    worauf   beide    durch    Zusammen- 
pressen der  Platte    unter  hohem  Druck  und 
die  dadurch    erfolgte  Ausdehnung  derselben 
innig  mit  einander  verbunden  werden.    Die 
Vorder  flächen   der  Platten  a  sind  durch  mit 
Längsrinnen    und  Oeffnungen    c^    versehene, 
aus  Celluloid,  Hartgummi,  Holz  oder  anderem 
Material    bestehende  Isolationsplatten  c    ge- 
schützt, deren  Löcher  bezw.  Aussparungen  cl 
mit  der  Anzahl  der  Einsätze  übereinstimmen. 
Die  Längsrinnen  oder  Cauäle  c9  von  zweck- 
mässig   V-förmigem    Querschnitt    verbinden 
die  Aussparungen  ci  untereinander    und    er- 
möglichen   dadurch    eine    ungehinderte  Cir- 
culation  des  Elektrolyts.  Die  Canäle  c8  sind, 
um  die  Isolationsplatten  nicht  zu  schwächen, 
auf  beiden  Seiten  derselben  versetzt    gegen- 
einander angeordnet,  d  sind  durch  die  Ein- 
sätze h  führende  Löcher,  um  dem  Elektrolyt 
freien  Zutritt    zu    den    inneren  Theilen    der 
Einsätze    zu    gewähren,    e    ist    ein  säurebe- 
ständiges, aus  Asbest  oder  anderem  Material 
bestehendes  Gewebe  bezw.  Stoff,  in  welchem 
die    positiven    Elektrodenplatten    eingehüllt 
werden,  wobei  dasselbe  gleichzeitig    die  der 
Elektrode  zugekehrten  Seitenflächen  der  Iso- 
lationsplatten überdeckt.   Oben  beschriebene 
Elektrodenplatten  können    zum  Gebrauch  in 
Secundärbatterien    hergerichtet    werden,     in 
welchem  Falle  die  positive  Elektrodenplotte  in 
eine    elektrolytische  Zelle    gesetzt    wird,    in 
welcher    die    negative    Elektrodenplatte    aus 
Blei  oder  anderem    geeigneten  Material  be- 


steht, und  wird  hiebet  die  Umwandl 
Einsätze  b  in  wirksames  Material  do 
Elektrolyt  in  bekannter  Weise  bewirl 
Reihen  solch^  negativer  und  positivei 
können,  wie  Flg.  2  zeigt,  in  die  Zelle 
Secundärbatterie  oder  eines  Accamali 
Fetzt  werden.  Hierbei  ist  zu  bemerk 
die  Flächen  der  positiven  Elektrode 
durch  das  Asbestgewebe  e  überdei 
die  Isolationsplatten  c  zwischen  der  ] 
und  negativen  Elektrode  derart  ani 
werden  müssen,  dass  die  Löcher  e^  d 
mit  den  Einsätzen  b  der  Platten  a 
stimmen.  Die  Isolationsplatten  c 
hierbei  die  Elektrodenplatten,  ol 
freien  Zutritt  des  Elektrolyts  zum  wi 
Material  zu  stören,  so  dass  die  Ele 
platten,  in  geeigneter  Weise  gelac 
entladen  werden  können.  Ausserdem 
die  Isolationsplatten  e  die  Elektrode 
die  Einwirkung  des  elektrischen 
bezw.  gegen  Zersetzung  durch  densel 
wird  daher  aller  verfügbare  Strom  : 
dation  bezw.  chemischen  Einwirkung 
wirksame  Material  verwandt. 

Das  Gewebe  c,  welches  die  freil 
Flächen  der  Einsätze  6  der  positiv 
trodenplatte  überdeckt,  gibt  der  O 
des  wirksamen  Materials  einen  HaJ 
dadurch  der  Zerstückelung  und  sehn« 
Setzung  desselben  vor  und  gesti 
Platten  auch  vortheilhaft  dazu  zu  vei 
wo  dieselben,  wie  beispielsweile  ai 
bahnen,  plötzlichen  Stössen  und  ein< 
Behandlung  ausgesetzt  sind. 

Wie  aus  der  Zeichnung  ersieht! 
die  Aussparungen  c^  in  der  Isolatioi 
grösser  als  die  Einsätze  6  in  den  El( 
platten  o.  Dieselben  dienen  haup 
dazu,  die  von  den  Einsätzen  b  d 
Einwirkung  des  Elektrolytes  sich  at 
Theile  aufzunehmen,  so  dass  diesell 
zum  Boden  der  Zelle  /  gelangen 
Die  wenigen,  trotzdem  durch  die  < 
zum  Boden  der  Zelle  /  gelangend« 
lagern  sich  hier  durch  die  versetzt« 
zeitig  eine  Schwächung  der  Isolatioi 
vermeidende  Anordnung  der  Cani 
einer  unterbrochenen  zicksackförmij 
ab.  Eine  Vereinigung  dieser  Thei 
Stös^e,  wie  es  bei  den  gegenüber 
Canälen  der  bisherigen  Isolationspli 
tritt,  sowie  eine  Anhäufung  derselbe 
dass  ein  Kurzschluss  der  Elektrod 
herbeigeführt  wurde,  ist  bei  der  ^ 
Anordnung  der  Canäle  <ß  ausge 
Zur  grösseren  Sicherheit  gtg 
schluss  ist  dabei  das  die  positive  El 
platte  einhüllende  Asbestgewebe 
untere,  dem  Boden  der  Zelle  /  z 
Fläche  der  Platte  hin  wegführt. 

Durch  die  versetzte  Anordx 
Leitungscanäle  c2  in  der  Isolatio 
wird  gleichzeitig  der  Vortheil  erre 
bei  gleicher  Stärke  der  bisher  v< 
Isolationsplatten  in  einer  Zelle  m 
trodenplatten  untergebracht  werdet 


585 


Elektrische  Bahnen  in  Wlen.^ 


In  der  am  8.  d.  M.  abgehaltenen 
Sitzung  des  Comit^s  für  die  elektrischen 
Bahnen  in  Wien  hielt  Magistratsrath  L  i  n  s  - 
b  a  n  e  r  einen  Vortrag  Über  die  Regierangs- 
vorläge  für  die  Localbadinen  nnd  die  Wünsche, 
welche  die  Gemeinde  in  Bezng  auf  dieses 
Gesetz  dem  Reichsrath  bekannt  geben  soll. 
Es  wurde  beschlossen,  über  diese  Angelegen- 
heit noch  eine  Sitzung  abzuhalten  und  den 
Gegenstand  mit  Rücksicht  auf  die  Kürze  der 
Zeit  sofort  in  den  Stadtrath  zu  verhandeln. 
Von  den  Offerenten,  welche  den  Bau  elek- 
trischer Bahnen  in  Wien  vorgeschlagen 
ha.ben,  sind  folgende  Linien  in  Aussicht  ge- 
nommen: Die  O  es  ter  reich  ischeLänd  er- 
bau k:  I.  Von  der  Station  Ferdinandsbrücke 
der  Stadtbahn  unter  der  Dominicaner- 
bastei, Wollzeile,  dem  Stephansplatz  und 
der  Kärntnerstrasse  zur  Sution  Elisabeth - 
brücke  der  Stadtbahn  ;  2.  von  der  Elisabeth- 
brücke  unter  der  Friedrichsstrasse,  Opem- 
gasse,  dem  Opern-,  Burg-  und  Franzens- 
ring, der  Schotten gasse,  Freyung  und  Renn- 
gasse, dem  Concordiaplatz  und  der  Heinrichs- 
gasse zur  Station  Franz  Josefs  Quai  der 
Stadtbahn;  3.  von  einem  Punkte  der  Linie 
auf  dem  Burgring  unter  der  Babenbergerstrasse 
und  Mariahllferstrasse  nach  dem  Westbahn- 
liof.  Die  Anglobank:  i. Praterstrasse-Fran- 
zensbrückenstrasse  Franzensbrücke  •  Prager  - 
strasse-ObereWeissgärberstrasse-Vordere  Zoll- 
amtsgasse -  Am  Heumarkt  -  Technikerstrasse  - 
Obstmarkt  •  neben  der  Scbikanederbrücke-Ge- 
treidemarkt  -  Museumstrasse  •  Lastentrasse  - 
Landesgerichtsstrasse  -  Schwarzspaniertrasse, 
oder  2.  durch  die  Berggasse  und  RossauerlMnde 
zur  Brigittabrücke  ;  3.  Grillparzerstrasse  - 
Franzensring  -  Mölkerbastei-  •  Schottenbastei  - 
Ilelferstorferstrasse  -  Rockhgasse  -  Börseplatz- 


Börsegasse  -  Concordiaplatz  -  Salzgries  -  Kohl- 
messergasse -  Adlergasse  •  Ferdinandsbrücke ; 
4.  Stephaniebrücke-Obere  Donaustrasse,  oder 
Ferdinandsstrasse  -  Untere  Donaustrasse  -  Am 
Schüttel-Schüttelstrasse-Sophienbrticke ;  Ste- 
phaniebrücke-Stephaniestrasse-Leopoldsgasse 
bis  zur  Malzgasse,  oder  durch  die  Leopolds- 
gasse -  Obere  Augartenstrasse-Klosterneubur- 
gerstrasse  bis  zur  Wenzelsgasse;  5.  Wallüsch- 
gasse  •  Seilerstätte  -  Schwarzenbergstrasse-Ca- 
novagasse- Heugasse  -  Wiedener  Gürtel-Laxen- 
burgerstrasse  -  Quellenplatz  -  Quellengasse; 
6.  Ferdinandsbrücke-Franz  Josefs-Quai-Morzin- 
platz  -  Marc  Aureistrasse  -  Tnchlauben  -  Kohl- 
markt -  Michaelerplatz  -  Reitschulgasse- Augu- 
stinerstrasse -  Operngasse  •  Getreidemarkt-Ma- 
riahilferstrasse  -  Neubaugürtel  -Westbahnhof- 
Feiberstrasse  bis  zur  Rudolfstrasse  in  Rudolfs- 
heim. Ferner  haben  ähnliche  Projecte  über- 
reicht :  die  Allgemeine  Elektricitäts- Gesell- 
schaft in  Berlin  und  Rietschi  &  Comp.,  dann 
die  Kahlenberg-Eisenbahn-Ge- 
Seilschaft:  Von  der  Döblinger-Haupt- 
strasse-Hirschengasse-Grinzittgerstrasse-Wien- 
strasse-Nussdorferstrasse  -  Langackerweg  zum 
Anschlüsse  an  die  Zahnradbahn,  Obkircher- 
gasse  -  Si verin  gcr  Hauptstrasse- Wiesen  dorf er- 
gasse  in  Unter-Sievering.  Die  Neue  Wie- 
ner Tramway-Gesellschaft: 
Liechtensteinstrasse-Schottenring- Wipplinger- 
strasse-Börseplatz-Börsegasse-Concordiaplatz- 
Salzgries-Morzinplatz-Kohlmessergasse-Adler- 
gasse-Ferdinandsbrücke;  weiter  ein  Project 
von  Hermann  Frühe:  Währingerlinie- 
Gürtelstrasse-Anastasius  GrÜngasse-Friedhof- 
strasse-GymnosiiTmstrasse-Parkstrasse-Türken- 
schanzpark  -  Neuer  Döblinger  Friedhof-Pötz- 
leinsdorf-Neustift  am  Walde-Salmannsdorf- 
Neuwaldegg. 


Die  elektrischen  Anlagen  in  Spital  a.  d.  Drau. 

Von  Victor  Otto  Keller. 


Im  Kronlande  Kärnten  sind  bereits  zwei 
Gemeinden,  deren  Strassen  elektrisch  be- 
leuchtet sind,  nämlich  die  Stadt  Wolfs- 
berg im  Lavantthale  (vergl.  Heft  V, 
1894,  S.  132)  und  der  freundliche  Markt 
Spital  a.  d.  Drau,  welcher  seit  dem 
Aufschwünge  des  Seebades  Millstadt  —  als 
letzte  Bahnstation  und  Ausgangspunkt  des 
Verkehrs  nach  Millstadt  —  an  Bedeutung 
gewonnen  hat 

Während  die  elektrische  Centrale  in 
Wolfsberg  erst  gegen  Ende  des  Jahres  1893 
in's  Leben  gerufen  wurde,  hat  in  Spital 
bereits  im  März  1892  der  Gemeinderath  und 
Besitzer  des  dortigen  Brauhauses,  Herr  Josef 
S  o  r  g  o,  in  richtiger  Erkennung  der  Vor- 
theile  einer  billigen  Wasserkraft,  mit  dem 
Baue  einer  Centralstation  für  elektrische 
Beleuchtung  begonnen,  welche  schon  im 
Juli  desselben  Jahres  vollendet  war.  Die 
Stromabgabe  erstreckt  sich  nicht  nur  auf 
die    Strassenbeleuchtung,     vielmehr    ist    die 


2^hl  der  bei  Privatconsumenten  installirten 
Lampen  bedeutend  überwiegend. 

Die  Centrale  liegt  am  linksseitigen 
Canale  der  Spitaler  Wasserwerke  in  der 
Nähe  der  eisernen  Gitterbrücke  über  die 
Lieser.  In  der  Centrale  befinden  sich  die 
Turbinen,  die  Dynamos  und  die  zum  Be- 
triebe erforderlichen  Nebenapparate. 

Von  den  zwei  Jonval-Turbinen  erfordert 
die  grössere  bei  einem  Gefälle  von  1*2  m 
2*9  mS  Wasser  per  Secunde.  Dieselbe  macht 
28  Touren  und  beträgt  ihre  Leistung  36  HP, 
Die  zweite  kleinere  leistet  bei  50  Touren 
25  EP  und  beansprucht  bei  einem  Gefälle 
von  2  7»  1*25  wi8  Wasser  pro  Secunde.  Die 
beiden  Turbinen  arbeiten  auf  eine  Trans- 
mission und  von  dieser  auf  die  Licht- 
maschinen. —  Die  Maschinenanlage  besteht 
zur  Zeit  aus  zwei  parallelgeschalteten 
Siemens'schen  Nebenschlussmaschineu   (Type 


♦)  Vrgl.  Heft  XXI  1694  S.  566. 


45 


&86 


\} 


II 


nHS),  welche  fttr  eine  MaximaUeiBtiiDg  von 
je  loo  Ampere  bei  circa  iio  Volt  gebaut 
tmcl.  —  Das  Schaltbrett  trägt  ausser  zwei^ 
automatischen  Ausschaltern  and  den  Regnlir- 
widerstinden  je  2  Ampere-  nnd  Vottmeter, 
ferner  einen  ErdschlntspriEfer  nnd  endlich 
ein  Alarmklingelwerk  fOr  den  Fall,  dass  die. 
Spannung  104  Volt  flbersteigen  sollte. 

Die  Stromabgabe  nach  den  Verbrauchs« 
stellen  geschieht  in  zwei  Stromkreisen,  von 
denen  der  eine  xnm  Hanptplatze  mit  den 
anstotsenden  Strassen,  der  andere  in  die 
sogenannte  Vorstadt  gefUirt  ist.  Die  Leiton- 
gen  sind  dnichwegs  oberirdisch  und  frei- 
liegend nnd  dOrfle  die  gcaammte  Länge  des 
LcitnngSDetxes  nngefthr  12  lau  betragen.  Die 
öfientliche  fielenchtmig  besteht  gegenwärtig 
in  36  Glfihlampen  zu  10  nnd  16  NJL  Die- 
selben werden  z«m  Tbcile  von  Caodeläbem 
nnd  Coasokn,  snm  Theile  von  hölzernen 
Masten  getragen.  Die  Masdiinen  werden 
mit  eintretender  Donkelbeit  in  Betrieb  ge- 
netzt nnd  bei  Sonnenaufgang  abgestellt.  Mit 
Berft^sicht^gong  der  daraus  resultirenden 
Brenadaner  saUt  die  Gemeinde  einen  Pau- 
schalbetrag von  300  fl.  jährlich  für  die  ge- 
aawmlf  öffentliche  Beleuchtung.  Unter  gleichen 
Modalitäten  sahlen  die  Privatconsumenten 
pro  Lampe  and  Jahr : 

Für  eine  10  ^A^Glflhlampe  8  fl. 
•        »     16    «  ,  10  . 


Die  Zahl  der  in  Wohnhäusern, 
Schaftsgebäuden  und  Geschäftslocalen 
lirten  Glahlampen  beträgt  nahezu  40 
zwar  sind  dies  gleichfalls  Lampen  zu 
16  NK.  Die  Maschinen,  welche  bi 
während  des  Tages  stille  standen, 
von  nun  an  auch  tagsfiber  zu  Zwed 
elektrisdien  Kraftflbertragung  in 
kommen  und  wird  in  allernächster  Z 
einer  Kraftflbertragung  in  das  Brauhi 
Anfang  gemacht 

Ausser  dieser  grösseren  Anlage 
den  sich  in  der  Umgebung  von  Spit 
eine  Anzahl  kleinerer  Lichtanlagen, 
hauptsächlich  zur  Beleuchtung  indu 
Etablissements  dienen  und  die  hi< 
kurz  angeführt  werden  mögeo.  Von 
elektrisch  beleuchteten  Fabriken  wi 
erwähnen:  Die  Holzstoff-Fabrik  in 
mit  circa  200  Glfihlampen,  die 
Kunstmühle  mit  70—80  Lampen,  di 
säge  der  Gebrüder  Feltrinelli  mit  2 
und  30  Glflhlampen  und  die  Maut 
von  Prosper  Waltl  mit  17  Gldhlami 
hiezu  erforderlichen  Dynamomaschinen 
sämmtlich  durch  Turbinen  getrieben 
Mauthmfihle  dient  als  Motor  ein  ei 
Wasserrad  ältester  Coostruction). 
Dynamomaschine  in  der  HoIzwaar< 
von  Eliomelly  in  Oberaich,  welche  e 
Glahlampen  speist,  ist  die  einzige, 
mit  Dampf  betrieben  wird. 


Der  deutsche  Verein  zur  Förderung    des  Wohles    und  der 

düng  der  Frauen 


eröffiaete  am  7.  d.  M.  den  heurigen  Cyklus 
der  von  ihm  slljährlich  veranstalteten  wissen- 
schaftlichen Vorträge,  deren  Ertrag  bdcannt- 
lich  zur  Gründung  eines  deutschen  Lehre- 
rinnenheims in  Prag  verwendet  wird,  mit 
einem  Vortrage  des  Dr.  Johann  P  u  1  u  j, 
k.  k.  Professors  an  der  deutschen  technischen 
Hochschule,  „Ueberdie  elektrische 
Induction**.  So  wissenschaftlich  auch 
dieses  Thema  dem  äusseren  Anscheine  nach 
nnd  so  wenig  ansiehend  es  für  ein  snm 
grösseren  Theile  aus  Damen  bestehendes 
Auditorium  an  sain  scheint,  so  populär  nnd 
kichtüssslich  wusste  es  Prof.  P  n  1  u  j  zu  ge- 
stalten. In  gffschickter  Erfassung  der  gege- 
benen Verhältnis^  erklärte  der  Vortragende 
von  vom^kerein,  er  werde  auf  weitschweihge 
tbeoflctische  Erörterungen  verzichten  nnd  sein 
▲nditorinm  lieber  an  der  Hand  von  Demon- 
atrationeB  in  das  Wesen  der  elektrischen  In- 
dnctioB  einweihen.  So  hielt  er  denn  auch 
keinen  Vortrag  im  eigentlidien  Sinne  des 
Wortes,  der  dann  durch  Experimente  er- 
gänzt vmrde,  sondern  seine  Vorlesung  setzte 
si^  aus  einer  Reihe  von  Experimenten  zu« 
sammen,  die  durch  nebenbei  gegebene  Er- 
lintenmgen  verständlich  gemacht  wurden. 
Nach  einigen  einleitenden  Worten  über  das 
Wesen  der  Elektridtft  seigte  Prof.  Pu  luj, 
wie  Ströme  durch  geeignete  Beweguog  eines 
geschlossenen  Leiters  im  magnetischen  Felde 


der  Erde  entstehen  und  wies  solche  n 
einer  anfeinen  Wandschirm  projicirten  1 
nadel  nach;  die  elektrodynamische] 
kungen  der  Inductionsströme  und  dec 
schiedenartige  Verwendung  darunter,  a 
Erglühen  und  Phosphoresciren  verscfa 
Gegenstände  in  Vacuumröhren,  die  Bei 
des  Transformators,  das  Schmelze 
Drähten,  die  Regulimng  der  Lichtii 
bei  den  elektrischen  Glühlampen  n 
seigte  der  Vortragende  ebenso  geschi 
die  schönen  Erscheinungen  in  den  bei 
P  u  1  u  j*schen  Radiometern  und  gab  1 
lieh  eine  kurze  Erklärung  der  Gn 
des  Telephons.  Spedell  die  hiebei 
nomnkenen  Demonstrationen  waren 
interessant:  Der  Nachweis  des  XJebe 
von  einer  Telephonleitnng  auf  die 
in  Folge  der  gegenseitigen  Inducti« 
deutliche  Uebertragung  des  Singeni 
fens,  Violinspielens  nnd  Trompetet 
ans  einer  ziemlich  entlegenen  W 
des  Hauses  —  der  Vortrag  tu 
Hörsaale  des  Prof.  Puluj  in  de 
nischen  Hochschule  statt  —  wobei 
sondere  das  Schiusaexperiment  gros« 
resse  erregte,  nämlich  die  ^sichtbare 
Übertragung**,  indem  durch  eine 
Telephon  befestigte  Seifenlamelle  die 
wellen  auf  einen  Wandschirm  projid 
die  Trompetentöne  auf  demselben  g« 


587 


nuLMen  aogeseichnet  wordeo,  Prof.  P  a  1  a  j 
schlost  teinea  Vortrag  mit  etwa  folgenden 
Worten  ;  y,^^''  b<ib^n  heute  Gelegenheit  ge- 
habt, viele  ErBcheinnngen  zu  sehen.  Wie 
ein  rothet  Band  sieht  sich  durch  dieselben 
das  Gesetz  der  Erhaltung  der  Energie.  Wir 
sind  im  Stande,  eine  Energie  umzuwandeln, 
z.  B.  mechanische  in  elektrische,  wir  können 
verschiedene  Aendenmgm  mit  ihr  vornehmen 
aber  wir  können  sie  nicht  zerstören.  Und 
das  ist  das  grosse  Princip,  welches  erst  in 
nnserem  Jahrhunderte  erkannt  wurde  und 
welches  jetzt  so  vielfach  angewendet  wird. 
Aber  schon  im  Jahre  1636  hat  Cartesius 
dieses  Princip  ausgesprochen  :  ,,Gott  hat  in 
der  Welt  eine  bestimmte  Menge  von 
Materien  erschaffen  und  eine  bestimmte 
Menge      Energie      und      der     Mensch      ist 


ebensowenig  im  Stande,  die  Materie  zu  ver- 
nichten, wie  er  nicht  im  Stande  ist,  die 
Energie  zu  zerstören«^  Man  kann,  wie  ge- 
sagt, Materie  wohl  umwandeln,  z.  B.  i  kg 
Eis  \n  i  kg  Wasser,  dieses  in  i  fe^  Dampf, 
diesen  in  Knallgas^  SanerstofiT  und  Wasser* 
Stoff  u.  s.  w.,  und  wenn  man  einen  elek* 
trischen  Funken  durchgehen  Iflsst,  so  kann 
man  wieder  die  Rückverwandlung  vornehmen 
und  wieder  bis  aufs  Eis  kommen.  Aber 
vernichten  kann  man-  die  Materip  nicht  und 
ebensowenig  jene  Bewegnngsformenv  Ich 
schliesse  mit  dieser  kurzen  Bemerkung,  um 
die  Bedeutung  dieses  grossen  Gesetzes  noch- 
mals hervorsuheben.**  Lebhafter  Beifall  lohnte 
Prof.  P  u  1  u  j  nach  seinen  anr^enden,  nahe- 
zu zwei  Stunden  währenden  Demonstrationen, 
die  durchwegs  tadellos  gelangen. 


Nachrichten  aus  Ungarn. 


Projectlrter  Bau  einer  Strassen- 
eifienbahn  mit  elektrischem  Betriebe 
im  Bereiche  der  Stadt  Pressburg. 
(Concessions- Urkunde.)  Der  „Vasuti  ^s  köz- 
lekedesi  közlöny"  Nr.  118  und  119  vom 
3.  und  5.  October  1.  J.  verlautbart  den 
Wortlaut  der  der  «G  a  n  z*8chen  Eisen- 
guss-  und  Maschinenfabrik  8- 
Actiengesellschaft''  in  Budapest 
(Filiale  Leobersdorf  bei  Wien)  und  der 
Firma  Lindheim  &  Comp,  ertheilten 
Concestionsurkunde  für  ein  im  Bereiche  der 
Stadt  Pozsony  (Pressburg)  zu  erbauendes 
Strasseneisenbahnnetz  mit  elektrischem  Be- 
triebe, und  zwar  für: 

a)eine  vom  unteren  Ende  der  Vit^zutcza 
(Rittergasse)  ausgehende,  durch  die  Duna- 
sor  (Donanzeile)  über  den  Halter  (Fisch- 
platz), den  S^lat^r  (Promenadeplatz),  die 
Kösza-utcza  (Rosengasse),  den  Väsärt^r 
(Marktplatz),  den  Nagy-Lajos- Platz,  die 
Frigyes-füherczeg-utcza  (Erzherzog  Fried- 
richgasse), die  Stefaniegasse  und  die 
Marczalgasse  bis  zum  Hauptbahnhofe  der 
Station  Pozsony  der  Linien  (Wien-)  March- 
egg — Pozsooy — Budapest  und  Pozsony — 
Nagy  -  Szombat  —  (Tyrnau)  —  Galgöcz  — 
Lipötvdr(FreistadtI— Leopoldstadt)— Zsoloa 
(Silleio)  der  kgl.  Ungarischen  Staats- 
bahnen, soirie  der  in  deren  Betrieb  stehen- 
den Marchthalbahn,  das  ist  der  Linie 
Po28ony — Drfv^ny — Ujfalu  (Theben — Neu- 
dorf)— Szakolcza  (Skalitz)  führende  Linie ; 

b)  für  eine  von  der  Linie  a)  am  Väsärt^r 
abzweigende,  über  die  Korhiz-utcza  (Spital- 
gasse) und  die  Kereszt-utcza  (Kreuzgasse) 
bis  zum  Bahnhofe  der  im  Beiriebe  der 
kgl.  Ungarischen  Staatsbahnen  stehenden 
Linie  Pozsony — Szombathely  (Press bürg — 
Steinamanger)  führende  Linie; 

c)  für  eine  von  der  Linie  o)  vom  Vdsdrt^r 
abzweigende,  über  die  Barossgass^e  und 
Jostigasse  bis  zur  Donau-Dampfschifffahrts- 
Station  führende  Linie ; 

d)  für  die  als  Fortsetzung  der  Linie  a)  von 
der  Vit^z-utcztt  bis  zur  Patronenfabrik 
führende  Linie. 


Die  Linien  sind  mit  einer  Spurweite 
von  I  m  auszuführen  und  der  Oberbau  mit 
20kg  schweren  Vignol-Stahlschienen  herzu- 
stellen. Die  Central-Stromerzeugnngs-Station 
ist  mit  TroUey-Motoren  einzurichten;  die 
höchst  zulässige  Stromspannung  ist  mit 
500  Volt  bemessen.  Die  Daner  der  Gesell- 
schaft, mit  dem  Sitze  in  Pozsony,  ist  auf 
50  Jahre  bestimmt. 

Die  *  elektrische  Untergrundbahn 
In  Budapest  macht  grosse  Fortschritte.  In 
dem  vom  Oktogon  bis  zum  Ende  der  An- 
drassystrasse  reichenden  Theile  ist  der 
Tunnel,  in  welchem  die  Waggons  verkehren 
werden,  bereits  fertiggestellt,  obwohl  die 
Arbeiten  erst  Anfangs  September  begonnen 
haben.  Es  leidet  keinen  Zweifel,  dass  man 
die  Bahn  bis  zur  Milien  niums-Ausstellimg 
dem  Verkehre  wird  übergeben  können. 


Budapester  Strasseneisenbahn- 
Gesellschaft  für  Strassenbahnen  mit 
Pferdebetrieb.  (Umwandlung  des  gesell- 
schaftlichen Betriebsnetzes  für  elektrischen 
Betrieb.*)  Die  Direction  der  Budapester 
Strasseneisenbahn- Gesellschaft  ist  bei  der 
hauptstädtischen  Communal-Verwaltimg  um 
Abhaltung  einer  politisch-administrativen 
Begehung  ihrer  Linien  anlässlich  der  pro- 
jectirten  Einführung  des  elektrischen  Betriebes, 
im  Bereiche  des  gesammten  gesellschaft- 
lichen Betriebsnetzes  eingeschritten  und  hat 
das  diesbezügliche  technische  Elaborat  bereits 
vorgelegt.  Die  hauptstädtische  Municipal- 
behörde  hat  ferner  beschlossen,  mit  der 
Direction  der  Gesellschaft  im  Interesse  der 
Lösung  der  finanziellen  Fragen,  sowie  auch 
zur  Erledigung  der  Frage  des  Heimfailsrechtes 
in  Verhandlungen  zu  treten  und  im  Falle 
eines  günstigen  Resultates  die  im  gegen- 
seitigen Einvernehmen  getroffenen  Verein- 
barungen der  Generalversammlung  des 
hauptstädtischen  Municipiums  (Gemeinderath) 
zur  Ratificirung  vorzulegen.  Die  Gesellschaft 


*)  Vergl.  Heft  XX  1894  S.  684. 


45* 


588 


benb^ichti^t,  niibesclinJi^t  des  continairlich 
aufrecht  £11  «i-haltcaJcn  gegenwärtigen  Be- 
iriebe j,  die  uiit  der  Umwaadlung  des  Mo- 
tors verbiiü denen  Vorbereitungs-  und  Um- 
gcäSäUun^sAibeiicn  diirart  durchza  fahren , 
dn.*s  nach  deren  Fertig.^iellting  der  elektrische 
Betrieb  im  Bereiche  Lies  Gtsamtnetzes  gleich- 
ie;l5ji   aufijenomiuen   werden  kann. 


Proj«(4irle  Strassenbahn  mit  elek- 
trischem Bc^tdebe  voa  Budapest 
mach  Promoiitor.  ( IV»!] tisch  -  administra- 
Tir«  iLc^eliüEig.)  Ini  Anschlüsse  an  unsere 
Mutkeilaug  im  Hefi  XVIl  1894,  S.  458  be 
ti^htcQ  wir:  Eode  Sd|»tember  fand  die 
joIiii&cL'iLjaiintstrstLve  Ite^ehung  einer  von 
fciJip^t  (11.  BcTTik  Üfen-Täbdn)  bis 
rT>>cQ\>Et'}r  2.U  erbauenden  Strassenbahn  mit 
«*e%;r.».hcni  i^cTricbe  slatL  Die  von  der 
a^^sisebr  bereiL4  im  Ibüe  begriffenen  Staats- 
:}r^.ke  HÄ^h^c  i!cm  ^'unibiitt^r  (Zollamtsplatz) 
4a%eht;Li€  Linie  n^i  ein  integrirendes  Glied 
ieser  voa  der  Hu^^j^ter  ^^tfidtbahn  -  Gesell- 
-^$tt  t-r  :?tri*»er  bahn  eil  mit  elektrischem 
fcVa^«;^  pr*>  cctirTcQ  Lrg^ßzungslinicn  ihres 
Be:nel-*ctf^e$>  ty'ic  wird  vom  Vimhäzt^r 
%4i  cx*zh  Vtrtühr!uTi4j  licr  im  Anschlüsse 
iB  i.t  Lisitf  tni  Eertiche  der  grossen  Ring- 
*-xti.-c  r^  crLrt^Q.Jeii  ijjailinie  mit  dem 
gtüoitiiico  <!L?nauI:nl£fufi;r£«itigen  Betriebs- 
^mn  itr  Gtiitf!_i-:h«it  verbunden  werden, 
;e*^l5izi«^  iszh  ait  4 na  für  den  IL  und 
ill  i-ex;:£  (^Olta>  t  r.jjttSirten  donaurechts- 
iisTs«dtn*sn  L*Q4«ii  Die  Kromon torer  Linie 
•  ^1  rufe?  BÄi  lur  l^n  Personenverkehr, 
-w's.isfs  jL£»i»  -Ol  l^tcjeüc  der  Approvi- 
^.^Tit,-  :er  »lisj  tsiA  U,  ftlr  den  Frachten- 
ic^lcij  e*:£^rr*'.^:et  ««rien. 


£i5eiibahD-Pri>jecte.  (Eitheilnng  von 

\  *  r,  -^ . « -  f  - 1^  I:'  r r  * .  2 : gl,  Ungar.  Handels- 
•s^iTcr  it'  :.tz  SzJ:.  LTUianicn  im  Simie 
itfT  >'=:r^krti:sQ  ^  ^^utu  üe  Bewilligung 
,*f  V.rLt.t:s^e  :^^:.r-_i^^ritr  Vorarbeiten  für 
ii^-tr,>  £i_   i-t.;  „LSifie  Lisenbahnlinien  er- 

i      ^!  :    E^^Aj^     %   :x     22.     September, 

Z.  j:a"  --•  ^^^  K:^^»^  Nz^gy,  dem  Alc- 
l*ji?tr  -i  '"*i:;i  Uli  lem  Eugen  Knebel 
tx  i  i-.'-:rs     i«i     til^     von    der    Station 

:,  r  :.  it_j  -T'rrir.ii^ ;i in gcr)  ausgehendes, 
1  •r'-t  I  ,-s  j^  ieiü  Miyer*schen  Eisen- 
.Vj»5**e       aistre?s^"5      m     Bereiche     der 


.zy   fj-^  li 


jptplatze  aus  sich 

-  ^;n     verzweigendes 

-  -    elektrischem  Be- 
lE^  Jahres. 

»^  Octobcr  Z.  60230, 


*^si  llektricitäts- 
I  7  . «  ^  ~^  1 1 1  in  Budapest  im 
,-T.i:;  "•  :;nen  die  Bewilli- 
-  t  t  '  "  ^^ber  Vorarbeiten 
•---  l^  ^Mit  Fiume  xu 
-  -  1  mit  elektrischem 
;  _  .**  ^»  Jahres  eitheilt. 
vom    Scogijclto- 


dem  Scarpanplatze,  die  Andrassystrasi 
Via  Adamicb,  dem  Elisabethplatze,  d 
Allesandria,  dem  Deäkcorso,  die  Via  d( 
und  weiterhin  über  die  Voloscaer  ] 
Strasse  bis  zur  Westgrenze  der  städi 
Gemarkung  führen. 


Elektrische  Uhren  in  Bud£ 
Wie  die  „E.  T.  Z.«  mittheilt,  hat  d 
garische  Handelsministerium  dem  S 
des  Budapester  Polytechnikums, 
Julius  J  a  m  b  o  r  die  Concession  ertheilt 
trische  Uhren  in  Budapest  einzuricht< 
zu  betreiben.  Die  Anlage  wird  ii 
achlusse  an  die  Kabelleitungen  der  | 
elektrischen  Centralstationen  ansgefühi 
den;  es  ist  beabsichtigt,  diese  ele 
betriebenen  Uhren  auf  den  Öffien 
Strassen  und  Plätzen,  sowie  ähnlich  1 
den  Telephonapparaten,  in  Wohnunge 
Geschäftslocalitäten  gegen  eine  z 
Abonnementsgebübr  anzubringen.  Dei 
cessionär  liegt  es  zunächst  ob,  auch  ( 
willigung  der  Stadtgemeinde  für  sei 
jeci  zu  erhalten,  und  wenn  diese  Ge 
gung  —  wie  sicher  zu  erwarten  — 
nächst  erfolgt  sein  wird,  dürft 
Verwirklichung  dieses  Projectes  nicht 
auf  sich  warten  lassen. 


Elektrische  Beleuchtung  in 
mark.  Dem  Beispiele  des  Zipser 
ort  es  Iglö  folgend,  welcher,  wie  wir 
berichtet  haben,  eben  die  elektrisc 
leuchtuDg  einführt,  hatte  sich  au< 
Nachbarstadt  K  e  s  m  a  r  k  für  die  Err 
eines  Elektricitätswerkes  entschiedet 
vrurden  die  beztiglichen  Arbeiten  derar 
und  rasch  betrieben,  da;s  die  Strass' 
Stadt  bereits  seit  Anfang  October  elc 
beleuchtet  sind.  Nebst  der  öffentlich 
leuchtung  sind  der  Installation  auch 
zahlreiche  private  Consumobjecte  gti 
die  sofort  nach  Fertigstellung  der 
liehen  Installationen  angeschlossen  1 
Die  Errichtung  und  der  Betrieb  der 
Irischen  Anlage  geschieht  in  Kesma 
Kosten  und  in  Regie  der  Gemeinde. 


plttUc     ^^%^S=-^ 


-.€    Fiumaragasse, 


Ungarische  Electricitäts  -  A 
Gesellschaft.  Am  18.  October  1. 
eine  Directionsraths-Sitzung  dieser  Gese 
stattgefunden,  in  welcher  der  l 
Director  Herr  Bela  Fischer,  ül 
im  ersten,  eben  abgelaufenen  Betriel 
zu  verzeichnende  Entwicklung  der  Budj 
Centrale  dieser  Gesellschaft  Bericl 
stattete.  Diesem  Berichte  sind  nac 
^E.  T.  Z.*  die  folgenden  bemi 
werthen  Daten  entnommen :  Bis 
12.  October  1.  J.  waren  an  K^bda 
verlegt.  An  dieses  Kabelnetx  waren 
schlössen  ooS  Stromabnehmer,  der< 
stallationeo  eine  Strominanspruchnahn 
i,S22.3c>o  Watt  repräsentiren,  was 
Anzahl  von  32.451  Normal -Glühl 
gleichkommt. 


589 


Die  Zahl  der  angeschlossenen  Bogen- 
lampen beträgt  685,  die  der  Motoren 
37  Stück  von  zusammen  58  P8,  Im  Ver- 
gleiche zu  der  Entwicklnog  von  elektrischen 
Centralstationen    in    anderen    in-    nnd    aus- 


ländischen Hauptstädten,  sofern  dieselben 
gleichfalls  nach  dem  Stande  ihres  erstjährigen 
Betriebsjahres  beurtheilt  werden,  sind  diese 
Daten  sehr  bemerkenswerth . 


Neueste  Patentnaclirichten. 

Bütgetheiit  vom  Technischen  und  Patentborean,  Ingenieur  MONATH, 
Wien,  L  Jasomirgottstrasse  4. 

Die  AnmaldaiigMi  bleiben  aoht  Wochen  aar  Binstohtnahnie  öffentlich  ausgelegt.  Nach  |  34  des 
Patent-Oesetaet  kann  innerhalb  dieser  Zeit  Binipruoh  gegen  die  Anmeldung  wegen  Mangel  der  Neuheit 
oder  widerrechtlicher  Entnahme  erhoben  werden.  Das  obige  Bureau  besorgt  Abschriften  der  Anmeldungen 
und  übernimmt  die  Yertretung  in  allen  Sinspruchi-Angelegenheiten. 


Deutsche    Patentanmeldungen. 
Clats« 

21.  E.  4214.  Verfahren  zur  Veränderung  der 
Umlaufsgeschwindigkeit  mehrpoIigerEIek- 
(Tomotoren.  —  /.  -4.  Easberger  Berlin. 
9./6.  1894. 

39.  J.  3248.  Verfahren  zur  Herstellung  eines 
zur  Bereitung  von  Fahrstrassen- Aspbalt- 
pflaster und  als  Umkleiduog  isolirter 
Drähte  für  Kabel  etc.  geeigneten  Ma- 
teriales.  —  Carl  JoBt^  Frankfurt  a.  M. 
15./1.   1894. 

48.  S.  8063.  Elektrolytisches  Verfahren  zur 
Herstellung  von  Metallpulver.  —  Joseph 
Sachs j  New- York.  26./6.  1894. 
14.  D.  6190.  Elektromagnetisch  beeinflusste 
Ventilsteuerung  für  Kraftmaschinen.  — 
Annuthe  Bdcombe,  Bordeaux  und  Pierre 
Lamtna,  Pauillac.  26./2.  1894. 
21.  H.  14.849.  Maschine  zum  Einbringen 
der  wirksamen  Masse  in  Elektrodeo- 
gitter  für  elektrische  Sammler.  —  Paul 
Höfchen,  Bcrlio.   18./6.   1894. 

„  J.  3252.  Bogenlampe.  —  William  Jan- 
dus,  Cleveland.  22./ 1.   1894. 

„  W.  9925.  Elektrodeuplatte  für  elektrische 
Sammler  mit  Schutzdecke  zur  Verhin- 
derung des  Abfallens  der  wirksamen 
Masse.  —  Dr.  Jacob  Wershoven^  Neu- 
mühl-Hamborn.  2./4.  1894. 
31,  G.  9162.  Vorrichtung  zur  Herstellung 
von  Blei-  oder  Zinkstreifen.  —  Carl 
Günther^  Kaiserslautem.  17./8.  1894. 
21.  D.  6180.  Selbstthäiiger  Gesprächszähler 
für  Fernsprechanlagen.  —  Aug,  Deides' 
heimer^  Neustadt.  21./2.   1894. 

„  K.  12.106.  Stromschliesser  mit  zwei 
Druckknöpfen.  —  Herbert  Vivian  Keeson, 
London.   10./9.   1894. 

,  L.  8914.  Verfahreo,  die  Gangunterschiede 
von  Pendelpaaren  an  Elektricitätszählern 
festzustellen.  —  Carl  LiebenoWj  Hagen. 
2./6.   1894. 

y,  M.  10.518.  Verfahren  zur  Erzeugung 
eines  vollkommen  luftleeren  Raumes  in 
Glählampeu.  —  Arturo  Malignani^  Udine. 
10/2.   1894. 

„  R.  8750.  Aufzugswinde  fttr  elektrische 
Bogenlampen.  —  Hermann  BeiUzsch^ 
Meissen.  30/4.  1894. 

40.  Rotirende  Elektrode.  —  Henry^  Al<mzo 
House  sen.  8c  Henry  Alojizo  Eouse  Jr., 
East  Cowes  und  Robert  Bintoul  Simon^ 
London  20./8.  1894. 


Classe 

83.  A.  3975.  Elektrische  Uhrenanfziehvor- 
richiung  mit  Stromschliesser  und  Strom- 
unterbrecher.   —  C.  Arnold,   Hamburg. 

23-/7'  1894. 
21.  A.  3975.    Ausführ nngsform    der    in  der 
Patentschrift  45.217    beschriebenen  Pen- 
delregelungsvorrichtnng  bei  Elektricitäts- 
zählern. —  Dr.  H.  Aron,  Berlin,  24.77. 

1894. 
„    A.    4000.    Vorrichtung    zur    Verhütung 

falscher  Angaben  an  Elektricitätszählern 

mit  Differeniialwerk.    —    Dr.  H,  Aron^ 

Berlin.   14./8.  1894. 
„    C.  5048.    Thermo-elcktrischc  Säule.    — 

Harry  Barringer  CoXy  Hartford.    17./4. 

1894. 
n    T.  7737.  Typend rucktelegraph.  —  Robert 
Ashworth  Fotoden,    Philadelphia.   21./8. 

1894. 

„  J.  3224.  Femsprechstelle  mit  selb  st - 
thätiger  Gebührenerhebung.  —  ^.  Ja- 
cobsen,  Christiauia.   11./12.   1893. 

„  K.  12.015.  Selbstthätiger  Wecker  für  Fern- 
sprechanlagen. —  Chr,  Hugo  Krützfeldt^ 
Kiel.   13./8.  1894. 

„  L.  9066.  Trockenelement.  —  F.  Lud- 
vigsen^  Copenhagen.  30./8.   1894. 

y  N.  3227.  Kohlenstab  für  elektrische 
Bogenlampen.  —  Niewerth  &  Cte., 
Berlin.  9-/7.    1894. 

n  S.  7971.  Hilf  Sausschalter  an  Unter- 
brechuDgsvorrichtungen  für  elektrische 
Ströme.    —    Siemens  &  Halske,    18./5. 

1894. 
„    Seh.  9036.  Elektrische  Bogenlampe.    — 
Carl  Schleyder^  Tabor.  31./7.   1893. 
45.  P.  6964.  Elektrische  Anzeigevorrichtung 
für    Fischangeln.    —    Edward    Poppo- 
witsch,  Brooklyn.  3.77,   1894. 

Deutsche    Patentertheilungen. 
Classe 

20.  78.350.  Elektrisch  betriebenes  Signal- 
stellwerk. —  W,  Fiedler,  Charlotten- 
burg, vom  7./2.  1894  a^« 

„  78.427.  Schaltvorrichtung  bei  elektrischen 
Bahnen  mit  Theilleiterbetrieb.  —  E,  Lan- 
gen,  Köln  a.  Rh.,  vom  11./3.   1894  ab. 

21.  78.311.  Elektromotor  mit  auf  einem 
verschränkten  Zapfen  der  Trieb  welle 
drehbar  gelagertem  Scheibenanker.  — 
J.  M,  Haffie,  Dalshaonon-Cottage,  vom 
26.75.  1892  ab. 


590 


ClMte 

21.  78.313.    Wecbselstromtriebmaschine.   — 
Elektriciläla  -  Aciien  -  OeseUtchaft    vorm, 
Sehuckert  &  €0,,  Nünberg,  vom    ii./ii. 
1892  ab. 
9    78.338.  HahnfassuDg  für  elektrische  Glüh- 
lampen.   —    PA.     Seubel^     Berlin    vom 
30./11.  1893  *l>- 
«    78.354.    Seibstthätiger    Umschalter     für 
Bogenlampen.  —  A.  Chealer  <ft  J.  J.  Rath- 
bone,  London,  vom  25.72.   1894  ab. 
,    78.456.     Fernsprechanlage     ohne     Ver- 
roittelnngsamt.  —  C,  Bormard  Sc  Dr.  F,  Ä. 
Piaty  vom   17./12.   1893  »b. 

42.  78.320.    Phonograph    mit    Einrichtung, 
die     Membranspannung      verändern     zu 


GlMM 

können.    —    Ch.  A,   Bandatlt 
vom   I./8.   1893  Ab* 

48.  78.361.  Elektrolytisches  Verfa 
Erzeugung  von  Draht  o.  dergl. 
Sandera^  Eastbourne,  vom  22.73. 

49.  78.445.  Vorrichtung  zur  Herste 
Metall  überkleideter  Isolirrohre 
trische  Leitungen.  —  S.  Bergmai 
Berlin,  vom  22.74.   1893  ab. 

74.  78.326.  Einrichtung  zur  eU 
Fem  Übertragung  von  Zeigersi 
—  J,  Galten^  Amsterdam,  v< 
1893  ab. 


LITERATUR. 


Polytechnische  Bibliothek  XIL  Se- 
verin  Weiler-Dynamomaschine.Magde- 
bürg  1894.  Faber^sche  Buchdruckerei.  In  dem 
Buche  beschreibt  Herr  Clem.  S  e  v  e  r  i  n 
eine  Dynamomaschine  zu  45  Glühlampen, 
welche  er  nach  den  von  Herrn  Professor 
W  e  i  1  e  r  gegebenen  Regeln  und  Anweisun- 
gen verfertigte,  und  die  dazu  gehörige  Licht- 
anlage. Im  Anhange  fügte  Prof.  W  e  i  1  e  r 
die  Berechnung  zweier  kleiner  Dynamo- 
*  maschinen  und  eines  Elektromotors  zu 
10  mkg  hinzu. 

Der  praktische  Elektriker.  Popu- 
läre Anleitung  zur  Selbstaofertigung  elek- 
trischer Apparate  und  zur  Anstellung  zuge- 
höriger Versuche  nebst  Schlussfolgerungen, 
Regeln  und  Gesetzen.  Mit  350  in  den  Text 
gedruckten  Abbildungen  von  Professor 
W.  Weiler.  Zweite  vermehrte  und  ver- 
besserte Auflage.  Leipzig  1893.  Verlag  von 
Moriz  Schäfer. 

Das  Buch  enthält  eine  Anleitung  wie 
man  sich  elektrotechnische  Apparate  mit 
einfachen  Hilfsmitteln  verfertigen  kann  ;  da- 
bei ist  das  ganze  Gebiet  der  Elektrotechnik 
berücksichtigt.  Bei  den  Erläuterungen  finden 
sich  jedoch  häufig  Stellen,  welche  der  Fach- 
mann nicht  billigen  kann,  und  welche  den 
Anfänger  irreführen.  So  wird  z.  B.  bei  der 
Beschreibung  des  Kupfer- Voltameters  pag.  116 
von  einer  elektromotorischen  Kraft  der 
Polarisation  gesprochen.  Bei  Besprechung 
der  Spannungsmesser  findet  man  aufpag.  155 
die  Stelle :  n^^^^^  ^^"^  ^^°  beschriebenen 
Tangenten-Riog  (i  Amp.  bei  45O  Ausschlag) 
mit  sehr  feinem,  seideisolirtem  Kupferdraht 
so  auf,  dass  der  Widerstand  des  Ringes 
100    Ohm    beträgt,      so     entspricht     einem 


Nadelausschlag  von  45O  eine  Strom 
von  10  Volt.**  Wie  viele  Windun; 
wählen  soll,  ist  nicht  gesagt. 

Nach  keiner  der  Methoden,  di 
„Eichung**    der    Voltmeter,  pag.   ij 
geben    sind,     könnte    man     ein 
aichen,    dessen  Bereich    die  E.  M. 
hydroelektrischen  Elementes    überst 
Capitel  über  Beleuchtungsanlagen, 
im  Abschnitte  e,  welcher  über  die  1 
handelt,     findet    sich    eine    Figur 
welcher    Larapen     in    Parallelschall 
zeichnet  sind,  wobei  neben  jeder  L 
Rheostat  angebracht  ist,  der  mit  H 
Umschalters  anstatt  der  Lampe  eio| 
werden    kann.    In    der  Erläuterung 
pag.  209  und  210  gesagt:  „Verwei 
in  einer  Beleuchtungsanlage    bald  a 
nur    einige  Lampen    und    will    ma 
Elektridtätsquelle  nicht  jedesmal  d< 
ändern,  so  lässt  man  einen  Strom  ( 
Leitung  fliessen,  der  imstande  ist,  all< 
zu  speisen,    schaltet  aber  zugleich  : 
Lampe    einen  Rheostaten    parallel, 
ein    Stromwender     mit    2    Richtno| 
Strom  entweder  in  die  Lampe    ode 
Widerstand     schickt.  .  .  .     Diese 
verzehren  zwar   den  Strom    unnütz« 
allein    sie    sind    unumgänglich    not 
ohne    ihre  Verwendung    wäre    der 
an    den  Lampen,     infolge    der    we< 
Stromstärke,  noch  viel  bedeutender, 
gesehen    von    der    Ungleichheit    in 
leuchtung.**     Bei    Besprechung    der 
Schaltung  der  Glühlampen  auf  pag. 
behauptet,    dass    alle   Kohlenfäden 
werden,  wenn  nur  einer  zerbricht, 
Verfasser  hätte  sich  auf  den  technol 
Theii  allein  beschränken  sollen. 


KLEINE  NACHRICHTEN. 


Elektrische  Beleuchtung  in  Lai- 
bach. Die  Frage  der  Einführung  der  elek- 
trischen Beleuchtung  wird  demnächst  im  Ge- 
meinderathe      zur     Entscheidung      gebracht 


werden,    da    der    Vertrag    mit  der 
Gasgcsellschaft    am   i.  Jänner    1896 
Zum  Betriebe  der  Centrale    ist    die 
kraft  der  Save  in  Aussicht  genomneo 


691 


diesem  Zwecke  eioe  etwa  22  km  lange 
Leitung  von  Krainburg  nach  Laibach  mit 
einem  Kostenaufwande  von  800.000  bis 
900.000  fl.  projectirt. 


KlektrlBche  Stadtbahn  in  Olxnütz. 
Die  Firma  Lindheim  &  Comp,  in 
Wien  bewirbt  sich  seit  Ungerer  Zeit  bei 
der  Stadtgemeinde  Olmütz  um  die  Con- 
cesaion  znr  Anlage  einer  elektrischen  Stadt- 
bahn. Noch  ehe  dieses  Ansuchen  der  Er- 
ledigung sugeführt  wurde,  hat  sich  eine 
aweite  Baufirma  gemeldet,  welche  gleich- 
falls die  Errichtung  einer  elektrischen  Stadt- 
bahn in  Olmütz  anstrebt.  Die  Stadtgemeinde 
Olmttts  ist  daher  in  der  Lage,  zwischen 
zwei  concurrir enden  Baufirmen  wählen  zu 
können.  Wie  der  ,,£lektro-T."  mittheilt, 
soll  der  Firma  Lindheim  &  Comp,  von 
Seite  der  Stadtgemeinde  eröffnet  werden, 
dass  dieselbe  gegen  die  Anlage  einer  elek- 
trischen Stadtbahn,  welche  vom  Beamten- 
viertel, bezw.  vom  Stadtparke  aus  zum  Bahn- 
hofe führen  soll,  im  Principe  nichts  einzu- 
wenden hat,  dass  sie  auch  behufs  Anlage 
der  Bahn  den  öffentlichen  Strassengrnnd  zur 
unentgeltlichen  Benützung  für  eine  Reihe 
von  Jahren  einräumen  will,  dass  sie  aber 
mit  Rücksicht  darauf,  dass  das  Erträgniss 
der  Mautbgebühren  auf  der  neuen  Babnhof- 
strasse  bei  Errichtung  einer  elektrischen  Stadt- 
bahn geschmälert  werden  wird,  als  Ent- 
schädigung für  deoEntgang  der  Mautbgebühren 
den  jfthrlicben  Betrag  von  fl.  2500  an- 
sprechen werde.  Was  die  Errichtung  einer 
elektrisdien  Central-Anlage  betrifft,  [soll  der 
vorerwähnten  Firma,  welche  auch  diese  Er- 
richtung aostrebt,  bekannt  gegeben  werden, 
djiss  die  Stadtgemeinde  nach  Ablauf  des 
Vertrages  mit  der  Elektricitäts- Firma  H.  &  M. 
Passinge  r  sich  die  Errichtung  einer 
elektrischen  Centralstation    selbst    vorbehält. 


Klektrische  Localbahn  Gmunden. 
(Betriebseröffnung.)  Im  Nachbange  zu  unserer 
diesbezüglichen  Mittheilung  im  Hefte  XVI 
1894,  S.  438  berichten .  wir,  dass  am  13.  Au- 
gust 1.  J.  die  schmalspurige  Localbahn  mit 
elektrischem  Beiriebe  von  der  Station 
Gmunden  der  Salzkammergutbahn  in  die 
Stadt  Gmunden  mit  den  Stationen  Gmunden 
(Staats bahnhof)  uod  Stadtplatz  Gmunden 
und  den  dazwischen  gelegenen  Haltestellen 
zam  grünen  Wald,  Kraftstation,  Rosenkranz, 
Stadtpark  (Ausweiche),  Parkstrasse,  Hotel 
Bellevue  und  Postgebäude,  dem  Öffentlichen 
Verkehre  Übergeben  wurde.  Den  Betrieb 
auf  dieser  nur  für  den  Personen-  und  Ge- 
päcksverkehr eingerichteten  Localbahn  führt 
die  Firma  Stern  &  Hafferl  in    Wien. 


Prager  Trainway.  Aus  Prag  wird 
berichtet:  Bekanntlich  strebt  ein  österreichisch- 
deutsches Banken- Consortium,  an  dessen 
Spitze  die  OesterreichischeLänder- 
b  a  n  k  und  die  ZivnostenskaBanka 
stehen,  eine  Transformation  der  Prager 
Tramway  an,  welche  einer  belgischen  Ge- 
sellschaft gehört.    Die  Prager  Tramway  soll 


in  ein  rein  österreichisches  Unternehmen 
umgewandelt  werden,  wobei  der  Ausbau  des 
Netzes  unter  gleichzeitiger  Einführung  des 
elektrischen  Betriebes  ins  Auge 
gefasst     wird. 

Die  Angelegenheit  soll  schon  in  der 
nächsten  Sitzung  des  Stadtrathes  in  Ver- 
handlung kommen. 


Neue  Telepbonlinlen.  Am  i.  d.  Mts. 
wurde  im  Anschlüsse  an  die  bereits  be- 
stehende Telephonleitung  Wien  -  St.  Polten 
eine  neue  interurbane  Telephonlinie  St.  Polten- 
Wilhelmsburg-Lilienfeld-Hainfeld  in  Betrieb 
gesetzt.  Nebst  den  bei  den  Post-  nnd  Tele- 
graphen-Aemtem  Wilhelmsburg,  Lilienfeld 
und  Hainfeld  errichteten  Telephon-Centralen 
und  den  an  dieselben  angeschlossenen 
Abonnenten  -  Stationen  wurden  auch  die  bei 
dem  Post-  und  Telegr«phen-Amte  in  Traisen 
errichtete  Telephonstelle,  sowie  die  anläsa- 
lich  des  Ausbaues  des  Telephonnetzes  in 
St.  Polten  an  die  daselbst  neu  errichtete 
Centrale  angeschlossenen  Abonnenten-Statio- 
nen dem  Verkehr  übergeben.  Die  Sprech- 
gebühr für  die  Stationen  untereinander  be- 
trägt für  ein  Gespräch  in  der  Daner  von 
drei  Minuten  30  kr.,  die  Sprechgebühr  für 
den  Verkehr  dieser  Stationen  mit  Wien  für 
dieselbe  Sprechzeiteinheit  50  kr.  Zur  selben 
Zeit  wurde  auch  die  interurbane  Telephon- 
Linie  Oedenburg  -  Wien  und  Oedenburg- 
Budapest  eröffnet. 

Beivilligung  zur  Vornahme  tech- 
nischer Vorarbeiten  für  eine  Local- 
bahn mit  elektrischem  Betriebe 
eventuell  für  eine  Dampftramivay 
vom  Bahnhofe  König  gr Atz  einerseits 
in  die  Stadt  gleichen  Namens  und 
andererseits  zu  den  Ziegelöfen  bei 
Freihöfen.  Das  k.  k.  Handelsministerium  hat 
dem  Reichsraths-  und  Landtagsabgeordneten 
Wenzel  Formdnek  in  Königgrätz  die  Be- 
willigung zur  Vornahme  technischer  Vor- 
arbeiten für  eine  I^ocalbahn  mit  elektrischem 
Betriebe  eventuell  für  eine  Dampftramway 
vom  Bahnhofe  Königgrätz  einer- 
seits in  die  Stadt  gleichen  Namens  und 
andererseits  zu  den  Ziegelöfen  bei 
Freihöfen  im  Sinne  der  bestehenden 
Normen  auf  die  Dauer  von  6  Monaten  er- 
theilt. 


Laboratolre  central  d'ölectricitö. 
12  et  14,  rue  de  Suel,  k  Paris.  Organi- 
sation der  daselbst  errichteten 
Unterrichtsanstalt  für  ange- 
wandte Elektrotechnik.  Das  La- 
boratoire  central  hat  zwei  verschiedene 
Zwecke  zu  erfüllen:  i.  Die  Aichung  nnd 
Prüfung  von  Apparaten  auszuführen.  2.  Eine 
Unterrichtsanstalt  für  angewandte  Elektro- 
technik zu  sein.  In  ersterer  Beziehung  be- 
hält das  Laboratotre  die  bisherige  Organi- 
sation, In  den  Unterrichts-Cnrsen  sollen  die 
Ingenieure  jene  praktischen  Kenntnisse  er- 
langen können,  welche  sie  bei  dem  gegen- 
wärtigen Stande  der  Elektrotechnik  bedürfen. 


TT 


592 


f 


T^i^lia^  leder  Natkmalität  und  beliebigen 
A^ten  ic^osca  «afgeDommen  werden.  Wenn 
9rh  i\e%eibiem  sber  nicht  dnrch  ein  Zeugniss 
iber  tie  oöch'^cB  Vorkenntnisse  ausweisen, 
«n  'labes  me  eine  Prflfnng  ans  den  folgenden 
Ge^^nxtsLndem  z«  bestehen :  Elektricitätslehre, 
MatüoBank.  Mechanik  nnd  allgemeine  Physik. 
Zr«  Vticerrciit.4^eld  betrigt  200  Frcs. ;  die 
H^rte  jt  'lom  Eintritt,  der  Rest  am  I.  Man 
BM.  enrrcnres. 

D«r  Vtucrrkht  nmCasst :  einen  Cnrs  von 
'/* — Ij  \'^r*r i^gem  aber  Elektrotechnik,  einen 
•lois  *nn  2i:  —25  V'ortrigen  über  Messknode, 
^me  R^iiie  vn«  Bcsprcchnngcn  Aber  specielle 
•lapres,  praiTsc^  Uebnngen  in  der  Elektro- 
'grmnk.  ueöasgca  in  der  Werkstätte,  Aa^- 
srocsmo^  «ca  Prcjectea  für  elektrische  An- 
Fabriken  nnd  Central- 
Ltc  Vortrige  finden  von  9 — 12, 
-b  Uhr  statt.  Nach 
laiuiiiiymi^  ics  Uaterridits-Cnrses  wird  den 
I.^ini;ai  enne  Fnst  tob  i — 2  Monaten  zur 
Jkasmmaran:^  ier  Qtnen  gestellten  Probleme 
^'.miarc^  Ltje  Frlfnag  wird  im  Sommer  ab- 
b«stekt  ans  swei  Theilen.  Zn- 
dx  Prolessorea  eine  Prüfnng 
zae  VC«  Directions-Comit^  des 
wurxrnire  erwarte  Commission,  welche 
F  a  '^:e<£am  der  Soö6i6  internationale 
i  -.eerr*ctc9B  besteht.  Die  Zöglinge,  welche 
>  ?  inxo^  besteWn,  erhalten  ein  Diplom  ; 
:b    «BcrxnccMien  Taxen    werden   spiter 

i  können  mit  Zastimmnng 

nach    Toa    aaderen    Personen 

i.:^     csacs    ITnterrichtsgeldcs     von 

.^     ---rrs.  >esacä£  werde«.  Die  Miigiieder  der 

^.u:r«T?    rx^>c«  Ä  iea  Besprechnngen  Zntritt 

^  c      »r-T-u;«  nur  ia$  Jahr  1S94.  95  beginnen 

ja   4  a^a»^,    leÄ  3*  DecCÄber, 


:^r'n2«rxi7.c«n  mit  elektrischer  Zün- 
.j»^  V.«  v.^<«rr.-SA».Cnlef»ehmang  der 
aa«  .x..3cak.«-R<r^ranc  ToUfuhrt  bem 
^-^•t  '  ^-r  L4S!<ec«iiaee  Sprengangen  im 
^^.c*-.«     i«r  IVniM    taa    HersteUnng    von 

.  ui-^na^tÄ     X*diicÄ  sich  bei  diesen 

.rfii^^tw^*    w^icö«    »it  elektrischer  Zün- 

,^     -sr^  K^i.1-^    wecriea,   Schwierigkeiten 

-c-^    ^w-^a,   av-^*   ii<  Fama  Siemens 

.  V  ^   Anvi   i«c  FV-tessoc  der  Elektro- 

.  ,    »    Kzii,a.  C^-:  r  i  c  k  l  e  r,     mit    der 

.  ^  ^.r^ui.  aa  ^V,  aad  Stelle  die  lar 
Ä^  .^..^  «<^  >c-^:«a  Scii«5ef;ikeiiea  er- 
.  .c»    ,  .va   5.  i^oua^p«  la  F*«<*^ 

:.:iaÄ  lu«  Btax^«  ▼^^^  Unter- 
»..mm    tt   »«r-^  ^ »'«  Fiiirang 

,^  ^ea  F  «kiricitits. 
^  .  .  40V-  ,^  F--raa  FtL  Ho.tt- 
i.       ^.a-K     tt    Fraai'^rt    a.  M,    Kt 

\.       Xj.rv.ua.  >aai.    rir  l>ear^h. and 

-     ^  .,,^  Sauba.-^.  e«e  Ge^ 


Seilschaft  zum  Baue  von  Untergr 
(mit  beschränkter  Haftung)  in  ] 
gründet  worden. 

Das  mit  einem  Stammcap 
600.000  Mk.  ausgestattete  Untern« 
absichtigt,  in  Deutschland  und  im 
den  Bau  von  Untergrundbahnen  in 
zu  nehmen  und  hat  zu  diesem  7 
Erfahrungen  der  beiden  genani 
striellen  Etablissements,  sowie  e 
denselben  gehöriger  Patente  auf 
biete  des  Tunnelbaues  erwoi 
Directoren  sind  bestellt  der  Regiei 
Baurath  Schnebel,  Mitglied  der  K 
Eisenbahn-Direction  zn  Bromberg. 
Ober-Ingenieur  Lauter  von  der 
Holtzmann  &  Comp. 

Ueber  diese  neuerrichtete  C 
wird  noch  mitgetheilt,  dass  das  Ui 
in  der  jetzt  gewählten  Form  als 
suchsgeselischaft  gedacht  ist.  Zun 
die  Concession  für  eine  Verbindnn] 
Ansstellungsplatze  für  die  1896« 
Gewerbe-Ausstellung  in  Treptow 
werden,  welche  die  Allgemeine  E 
Gesellschaft  schon  früher  in*s  Ai 
hatte.  Der  Bau  soll  ab  Schlesis< 
hofe  als  Untergrundbahn  nntc 
Spree  hergestellt  werden,  um  so  < 
gmndsystem  in  seiner  praktischen  / 
vorzuführen. 

Die  n^i^in^^'uge  einer 
liehen  Benennung  für  Eil 
suhl",  welche  der  O  e  s  t  e  r 
sehe  Ingenieur-  und 
tekt^en-Verein  in  Wi< 
arbeitet  hat  nnd  welche  wir  im 
1894,  S.  72,  veröffentlichten,  1 
Erlass  des  k.  k.  Handelsmini 
28.  September  1894,  Z*  5S03 
simmtliche  Verwaltungen  der  öster 
Privatbahnen  gerichtet  —  für  den 
Verkehr  eingeführt. 

Es  heisst  in  diesem  Erlasse : 

.Die  fachliche  Prüfung  diei 
Züge  hat  ergeben,  dass  dieselben 
Ressortstandpnnkte  geeignet  erscl 
einer  festen,  den  Bedürfnissen  des 
entsprechenden  Benennnngsweise  i 
wodurch  den  vorhin  erwähnten  U< 
abgeholfen  vrürde. 

Das  Handelsministerium  sieht 
veranlasst,  in  Uebereinstimmung 
Vorgange  des  k.  k.  Ministeriums  d 
weichet  die  Einführung  der  fra^ 
Zeichnungen  für  den  Dienstgeb 
politischen  Veraraltung  und  bei  d( 
mea  Behörden  in*s  Auge  fasst,  d 
Verfiignng  für  den  Dienstbereich 
bahnverwaltnng  zu  treffen,  und  w( 
nach  die  geehrten  Verwaltungen  1 
geladen,  sich  im  dienstlichen  Ver 
den  Aufsichtsbehörden,  wie  auch 
geaieia  fortan  der  in  Rede  stell 
Zeichnungen  bedienen  zu  wollen.* 


S  H  WKXT 


jT  A  WESTXKlsÄc 


V., 


dm  Elektroteohninhen 
für  Technik  und  Kmi 
16. 


Zeitschrift  für  Elel<trotechnil(. 


XII.  Jahrg. 


1.  December  1894. 


Heft  XXIII. 


VEREINS-NACHRICHTEN. 


Ohronlk  des  Vereines. 

21.  November,  —  Beginn  der 
Vortrags-Saison  1894*- 1895.  Dis- 
cussion:  »Zur  Frage  der  Ein- 
führung elektrischer  Bahnen 
in  Wien**  eingeleitet  von  Herrn 
Hugo  Koestler,  Ober-Ingenieur  der 
k.  k.  österr.  Staatsbabnen. 

Präsident  V  o  Ik  m  e  r  übernimmt 
den  Vorsitz  und  heisst  die  Anwesen- 
den Vereinsmitglieder  anlässlich  des 
Saisonbeginnes  willkommen.  Nach 
einer  Aufforderung  an  jene  Herren, 
welche  während  des  Sommers  Ge- 
legenheit hatten,  Neues  und  Interes- 
santes auf  elektrotechnischem  Ge- 
biete zu  sehen,  recht  lebhaft  und 
activ  an  den  Vereins  vortragen  oder 
Discussionen  theilzunehmen,  fragt  der 
Vorsitzende,  ob  Jemand  diesbezüglich 
eine  Mittheilung  zu  machen  wünscht. 
Herr  Ingenieur  R  o  s  s  bemerkt,  dass 
es  sehr  wünschenswerth  wäre,  wenn 
regelmässig  Referate  über  interessante 
elektrotechnische  Neuheiten  aus  den 
deutschen,  englischen,  französischen 
und  italienischen  Fachjournalen  hier 
stattfänden  und  stellt  den  Antrag, 
es  möge  dahin  gewirkt  werden, 
dass  mehrere  Herren  sich  in 
diese  Aufgabe  theilen  ;  er  für  seine 
Person  erklärt  sich  gerne  bereit,  ein 
solches  Referat  hinsichtlich  der  eng- 
lischen Blätter  zu  übernehmen. 

Der  Vorsitzende  dankt  wärm- 
stens  Herrn  Ingenieur  R  o  s  s  für 
diese  mit  Beifall  aufgenommene  An- 
regung und  bemerkt,  dass  er  diese 
Angelegenheit  in  der  demnächst 
stattßndenden  Ausschusssitzung  auf 
die  Tagesordnung  setzen   werde. 

Hierauf  ertheilt  der  Präsident 
Herrn  Koestler  das  Wort  zu 
seinem  eingangs  erwähnten  Vortrage. 

Nachdem  der  Vortragende  kurz 
die    neuesten  Erfahrungen    auf    dem 


Gebiete  des  elektrischen  Betriebes 
angeführt  hatte,  erinnert  er  an  die 
Denkschrift,  in  welcher  das  vom 
Vereine  zum  Studium  der  Verkehrs- 
frage in  Wien  eingesetzte  Comite 
sich  für  die  schleunige  Einführung 
des  elektrischen  Betriebes  auf  den 
bestehenden  Strassenbahnen  ausge- 
sprochen hat;  er  erwähnte  sodann 
des  Umschwunges  in  der  Meinung 
der  Strassenbachfachleute,  welche  die 
Anwendung  des  elektrischen  Betriebes 
als  entschieden  im  öffentlichen  In- 
teresse liegend  erklären,  weil  durch 
denselben  nicht  nur  eine  grössere 
Geschwindigkeit,  sondern  auch  eine 
weit  grössere  Leistungsfähigkeit  er- 
reicht werden  kann. 

Als  besonders  erfreulich  be- 
zeichnete es  der  Vortragende,  dass 
nunmehr  auch  der  vom  Stadtrathe 
zum  Studium  des  elektrischen  Be- 
triebes bestellte  Ausschuss  sich 
rückhaltlos  für  denselben  ent- 
schieden habe;  den  wegen  Schaffung 
eines  elektrischen  Bahnnetzes  in 
Wien  gefassten  Beschlüssen  dieses 
Ausschusses  müsse,  so  weit  es  sich 
um  die  Bestimmung  der  Verkehrs- 
linien selbst,  ferner  die  Verbindung 
der  neuen  Linien  mit  der  Stadtbahn 
und  den  Hauptbahnhöfen,  sowie  die 
Einführung  eines  einheitlichen  Be- 
triebes und  Tarifsatzes  handelt,  voll- 
ständig beigepflichtet  werden. 

Dagegen  glaubt  der  Vortra- 
gende, dass  gegenwärtig  die  Noth- 
wendigkeit,  die  Radiallinien  durch  die 
innere  Stadt  und  die  verkehrsreichen 
Strassen  der .  übrigen  Bezirke  unter- 
irdisch oder  als  Hochbahnen  zu 
führen,  nicht  besteht;  in  einzelnen 
der  Generalregulirungsprojecte,  be- 
sonders in  jenem  der  Gebrüder 
M  a  y  r  e  d  e  r  ,  ist  in  sehr  glücklicher 
Weise     gezeigt,      dass     die    Durch- 

46 


594 


fübrung  von  ParallelstrasseD  zu  den 
heutigen  Verkehrsadern  in  der  inneren 
Stadt  ganz  gut  möglich  ist,  und 
spricht  Ober-Ingenieur  Koestler 
die  Ansicht  aus,  dass  durch  diese 
Parallelstrassen  Bahnen  im  Strassen- 
Niveau  geführt  werden  können,  und 
dadurch  nicht  nur  die  Durchführung 
des  Verkehrs  durch  die  innere 
Stadt  in  einer  billigen  und  dem 
Publikum  zusagenden  Weise,  sondern 
auch  die  rasche  Regulirung  gerade 
der  engsten  und  finstersten  Stadt- 
theile  und  eine  bedeutende  Werth- 
erhöhung  der  Baugründe  in  den- 
selben erreichbar  wäre. 

Dagegen  sei  zu  fürchten,  dass 
die  Unterpflasterbahnen,  welche  wohl 
allein  in  Betracht  kommen  können, 
wegen  ihrer  Kostspieligkeit  nicht  so 
rasch  zustande  kommen  werden,  als 
dies  im  Interesse  der  dringend 
erforderlichen  Verbesserung  der  Ver- 
kehrsverhältnisse in  Wien  nothwendig 
wäre;  überdies  ist  auch  die  Verbin- 
dung dieser  Unterpflasterbahnen  mit 
den  bestehenden  Strassen  bahnen  eine 
schwierige  Aufgabe,  und  schliesslich 
würde  zweifellos  das  Publikum  Niveau- 
bahnen vorziehen,  und  es  den  Unter- 
grundbahnen nicht  leicht  werden  die 
Bevölkerung  zu  gewinnen. 

Es  müsse  auffallen,  dass  in  den 
in  Rede  stehenden  Ausschuss  -  Be- 
schlüssen keine  Bestimmung  über 
die  für  die  elektrischen  Bahnen  zu- 
lässige Fahrgeschwindigkeit  enthalten 
sei,  und  dass  femer  der  betreffenden 
Pferdebahnen  keinerlei  Erwähnung 
geschehe.  Die  Absicht,  bei  der  Re- 
organisirung  des  localen  Verkehres 
ia  Wien  auf  diese  vorhandenen  Ver- 
kehrsmittel keine  Rücksicht  zu  nehmen, 
lasse  sich  durch  das  gegenwärtige 
Stadium  des  erbitterten  Kampfes 
zwischen  Pferdebahn  und  Gemeinde- 
Verwaltung  erklären ;  da  aber  die 
Concession  der  Wiener  Pferdebahn- 
Gesellschaft  bis  zum  Jahre  1925 
dauert  und  diese  ihre  Geleise  der- 
malen in  allen  wichtigen  Radial- 
strasseu  bereits  liegen  hat,  müsse 
im  Interesse  der  Bevölkerung  ge- 
wünscht werden,  dass  diese  Ver- 
kehrs-Untemehmung    ihren    nicht    zu 


rechtfertigenden  Standpunkt  e 
verlasse  und  sich  dazu  entscb 
einen  billigen  Vergleich  mit 
Stadt  anzubahnen,  weil  dann 
die  Durchführung  des  von 
Commune  in  Aussicht  genom 
Verkehrsprogramm  es    möglich 

Vielleicht  bietet  das  neue  ] 
bahn-GesetZy  ♦*)  das  auf  zeitgec 
Grundlage  aufgebaut,  entscl 
freudig  begrüss^  zu  werden  vei 
nach  seiner  wohl  bald  zu  erw 
den  Genehmigung,  die  Handl^a 
einer  Revision  des  Tramwayverti 
es  ist  auch  zu  hoffen,  dass  di< 
suche  mit  dem  Accumulatorenbei 
die  demnächst  beginnnen  solle 
einen  günstigen  Erfolg  verspr 
die  Umgestaltung  der  bestel 
Pferdebahnen  in  elektrische  w 
lieh  erleichtern  werden. 

Jedenfalls  sind  wir  im  abl 
den  Jahre  der  Lösung  der  Ver 
frage  bedeutend  näher  gekc 
und  muss  im  Interesse  der 
kerung  gewünscht  werden,  ds 
nächsten  Jahre  die  Entsch< 
endlich  getroffen  werde  und  di 
richtungen  für  den  localeo  V 
in  Wien  in  zeitgemässer  um 
Bedürfnissen  der  Bewohner  ei 
chendeo  Weise  ausgestaltet    w 

In  der  hierauf  folgenden  D 
beklagt  es  Ingenieur  Ross, 
das  stadträthliche  ^Comit6  zi 
handlung  elektrischer  Verkehrsa 
ip  Wien"  den  Punkt  4  seiner 
Ißge  mit  folgender  Fassung 
nommen  hat :  „Die  Bahnlinien  s 
dem  vom  Ringe  umschlossene 
biete  der  inneren  Stadt,  so^ 
den  verkehrsreichen  Strasse! 
anderen  Bezirke  u  n  t  e  r  i  r  < 
(eventuell  als  Hochbahnen  •  .  . 
zu  projectiren,"***)  und  begründ 

*)  Wir  macheo  hier  auf  die  ' 
Entscheidnng,  welche  swiscbeo  dem 
Präsidium  aod  dem  Magistrate  ia  Bei 
treffend  die  Umwandlung  der 
Pferdebahnen  in  elektrische  Bahn« 
merksam,  welche  wir  auf  S.  ölt 
Heftes  reproduciren. 

**)  VergL  das  auf  S.  614  diese 

befindliche     Referat     über     die     Sts 

Sitzung  vom  22.  November  1894,  hc 

das  neue  Localbahn-Gesets.  ] 

*♦♦)  Vergl.  Heft  XXI,   1894.  S. 


595 


damit,  dass  unterirdische  oder  Hoch- 
bahnen unrentabel  und  unbeliebt 
sind  und  fahrt  einschlägige  Daten 
als  Beweise  seiner  Ansicht  an, 

Ingenieur  Klose  gibt  seiner 
subjectiven  Meinung  hierüber  dahin 
Ausdruck,  dass  diese  Entscheidung 
des  Stadtrathes  wohl  darauf  zurück- 
zufahren   sein   dürfte  y    dass  Projecte 


über  derartige  Anlagen   bereits  vor- 
liegen. 

Nachdem  sich  Niemand  weiter  zum 
Worte  meldete,  spricht  der  Vor- 
sitzende dem  Herrn  Ober-Ingenieur 
K  o  e  s  1 1  e  r ,  unter  lebhaftem  Beifalle 
der  Anwesenden,  für  dessen  inter- 
essante Mittheilung  den  Dank  aus 
und  schliesst  hierauf  die  Versammlung, 


ABHANDLUNGEN. 


lieber  die  mit  vielplattigen  Influenzmaschinen  erzeugten 
elektrischen  Condensatorschwingungen  in  ihrer  Anwen- 
dung auf  die  sogenannten  Tesla'schen  Versuche. 

Kach  den  Experimeotalvorträgen  des  Geh.  Hofrath  Dr.  A.  TOEPLER  in  Dresden,  berichtet 

von  Dr.  M.  TOEPLER.*) 

In  der  Sitzung  der  physikalischen  Abtheilung  der  Naturforscher- 
Versammlung  vom  2j.  September  hat  Prof.  Dr.  Toepler  aus  Dresden 
eine  in  versdiiedenen  Richtungen  interessante  Reihe  von  Experimenten 
mit  einer  20plattigen  Influenzmaschine  vorgeführt,  um  den  anwesenden 
Fachmännern  die  vielseitige  Anwendbarkeit  dieses  Hilfsmittels  und  dessen 
besondere  Eignung  zu  Beobachtungen  auf  dem  Gebiete  der  sehr  raschen 
elektrischen  Schwingungen  zu  zeigen.  Das  Grundschema  der  Maschine, 
bekanntlich  einer  Erfindung  des  Vortragenden,  ist  schon  im  Jahre  1865 
durch  Abbildung  und  Beschreibung  veröffentlicht,  in  der  Fachliteratur  aber 
lange  Zeit  wenig  beachtet  worden.  Die  späteren  Ausführungen  des  Grund- 
gedankes  haben  zu  denjenigen  Constructionsdetails  geführt,  welche  seit 
den  Beschreibungen  vom  Jahre  1879  und  1880  als  bekannt  vorausgesetzt 
werden  können.  **)  Es  ist  neuerdings  noch,  um  gewisse  Störungen  im  An- 
gehen der  Maschine  zu  beseitigen,  die  Anordnung  der  sogenannten  Ver- 
theiler  zweckentsprechend  modificirt  worden,  auch  sind  alle  Zwischen- 
scheiben der  Maschine  mit  Nebenconductoren  (nach  Holtz)  versehen 
worden,  wodurch  die  Intensität  des  Maschinen^tromes  für  sehr  hohe 
Polspannungen,  die  zuweilen  ^erwünscht  sind,  erhöht  wird.  Die  Trocken- 
haltung des  Luftraumes  im  Maschinengehäuse  geschieht  nicht  durch  Er- 
wärmung, sondern  wie  bei  den  ältesten  Maschinen  auf  chemischem  Wege, 
nämlich  mittelst  Schwefelsäure. 

Begonnen  wurden  die  Demonstrationen  mit  der  Vorführung  Hertz- 
scher Versuche  in  neuer  Form.  Ein  einfacher,  gerader  Resonanzstab,  an 
dessen  Ende  sich  ein  vom  Vortragenden  construirtes  ballistisches  Elektro- 
skop  anschloss,  wurde  als  Secundärleiter  durch  die  im  freien  Räume 
fohne  Hohlspiegel)  fortgepflanzten  Wellen  erregt ;  die  Elektroskopwirkungen, 
welche  weder  der  Beihilfe  einer  Zambonischen  Säule  noch  der  5piegel- 
äblenkung  bedurften,    wurden  durch  Projection  sichtbar  gemacht.     Mittelst 


*)  Der  Berichterstatter,  welcher  an  der  Aasftthmng  der  mitgetheüten  Experimente, 
in  Gemeinschaft  mit  Herrn  Dr.  J.  Freyberg  in  Dresden,  betheiligt  war,  hat  aof  Wansch 
der  Redaction  nnd  mit  Zostimmong  des  Vortragenden,  seines  VaterS|  das  Referat  für  die 
Zeitschrift  für  Elektrotechnik  übemommcD. 

^^)  Vergl.  Berl.  Akad.  Her.  Dec.  1879,  P>^*  9^^  !  insbesondere  Elektrotechn.  Zeitschr. 
Febr.  1880  und  Oct.  1882;  aach  das  Lehrbuch  von  MüUer-PouiUet-Pfaundler, 
<9.  AuB.  und  G.  Wiedemann,  Lehre  von  der  Elektridtät  1893. 

46* 


596 

dieses  einfachen  und  höchst  übersichtlichen  Hilfsmittels  zeigte  de 
tragende  u.  A.,  dass  die  Influenzmaschine  leicht  zwei  ganz  versch 
Arten  wirksamer  Primärfunken  liefert,  welche  sich  wesentlich  du 
Verhalten  gegen  Luftströme  und  andere  Einflüsse  unterscheiden.  Es 
nachgewiesen,  dass  Primärfimkenströme  existiren,  deren  Resonanz^ 
sich  völlig  ausblasen  lässt. 

Da  diese  Experimente  nebst  den  angewandten  Hilfsmitteln 
physikalisches  als  elektrotechnisches  Interesse  besitzen,  und  da  de 
tragende  ihre  Mittheilung  und  Erörterung  sich  vorbehalten  hat,  s< 
von  einer  näheren  Besprechung  abgesehen.  Dagegen  dürfte  eine 
Art  von  Experimenten,  auf  welche  der  Vortragende  einging,  au 
Elektrotechniker  von  Interesse  sein.  Der  Vortragende  zeigte  ni 
dass  sich  mit  der  20plattigen  Influenzmaschine  die  physikalis 
Grunderscheinungen  der  sogenannten  T  es  la' sehen  Vers 
demonstriren  lassen,  obwohl  diese  Maschine  zum  Betriebe  nur  ein€ 
beitsaufwand  von  etwa  t*^  bis  -i^  HP  erfordert.  Eine  ähnliche  D 
stration  jedoch  mit  Benützung  einer  noch  wirksameren,  nämlich 
sechzigplattigen  Maschine,  deren  Arbeitsverbrauch  etwa  ^  HP  I 
hatte  der  Vortragende  bereits  am  12.  Juli  der  naturforschenden  Gese 
„Isis"  in  Dresden  vorgeführt.  Da  die  Erörterungen  auf  diese  älterei 
suche  mehrfach  zurückkamen  und  da  diese  letzteren  wegen  ihrer  grC 
Vollständigkeit  in  praktischer  Hinsicht  wohl  noch  mehr  Beachtun 
dienen,  so  soll  über  sie  im  Nachfolgenden  zunächst  etwas  ausfÖJ 
berichtet  werden,  u.  zw.  unter  Anlehnung  an  eine  in  der  Zeitschr 
Gesellschaft  „Isis"  bereits  vorliegende  Mittheilimg.  Der  Bericht  düi 
einer  technischen  Fachschrift  um  so  mehr  am  Platze  sein,  als  a 
Naturforscher- Versammlung  am  26.  September  ebedfalls  Tesla'schi 
suche  in  grosser  Vollendung,  allerdings  mit  den  mächtigen  Ström« 
Wiener  städtischen  Elektricitätswerkes,  von  Herrn  Dr.  Tuma  voq 
worden  sind.  Vom  praktischen  Standpunkte  dürfte  es  nicht  über 
sein,  zu  wissen,  wie  sich  die  auf  den  bekannten  elektrischen  Condei 
Schwingungen  beruhenden  sogenannten  Tesla'schen  Erscheinunge 
zwar  der  Physik  keine  neuen  Entdeckungen  eingebracht,  dem  Pr« 
aber  Ausblicke  auf  neue  Anwendungen  der  Elektricität  eröffnet 
gestalten,  wenn  man  an  Stelle  der  magneto  -  elektrischen  Indu 
maschine  die  bis  jetzt  technisch  so  wenig  beachtete  elektrostatisch 
beitsverwandlung  benutzt 

Das    Schema  '  der    von    Prof.    Toepler    angegebenen    Vei 
anordnung  ist  das  folgende.  (Vergl.  nachstehende  Fig.   i.) 

Die  von  dem  Influenzmaschinenstrome  direct  gespeisten 
belegungen  A^  B^  zweier  Leydner  Flaschen  entladen  sich  durch  die  Fi 
strecke  F  viele  M«il  in  der  Secunde.  Bei  der  grossen  Maschine  erhäJ 
mit  Flaschen  mittlerer  Grösse  leicht  gegen  100  Funken  von  3  mm  i 
weite  in  der  Secunde.  Der  dabei  entstehende  oscillirende  Ausglei< 
Aussenbelegungen  A  B  wird  durch  den  Transformator  D  geleitet,  < 
Einrichtung  später  beschrieben  wird.  Thoeretisch  kann  man  die  Sai 
ansehen,  als  ob  in  dem  nur  durch  die  Glasdicken  der  Leydner  Fl 
imterbrochenen  Leitercyklus  Fab  D cdF  während  der  Entladung 
eines  jeden  Funkens  ein  Wechselstrom  mit  angenähert  durch  die  Rec 
angebbarer  Frequenzzahl  circulirt. 

Ein    Hauptvortheil    der    Anwendung    der    Influenzmaschine    fi 
Demonstration    besteht    nun  darin,    dass    sie  schon  ohne  Weiteres 
hochgespannten  Hochfreciuenz-Wechselstrom  liefert,  der  dann  nach 
sowohl  auf   niedrigere    als  auf  viel  höhere  Spannung   transtormirt  \ 
kann. 


597 


Weitere  Vorzüge  liegen  in  den  Symmetrieverhältnissen,  die  gerade 
hier  leicht  nachweisbar  sind.  Man  erkennt  sofort,  dass  bei  der  gleich- 
massigen  Elektridtätszufuhr  von  ±El  zw  den  Innenbelegungen  A^  B^,  wie 
sie  der  vielplattigen  Influenzmaschine  eigen  ist,  in  der  Aussenleitung  cDb 
die  Influenzelektncitäten  (2.  Art)  der  Aussenbelege  fortwährend  neytralisirt 
werden,  so  dass  der  Spannungszustand  dieser  Aussenleitung  fast  Null 
bleibt.  Erst  beim  Ausbruch  des  Funkens  in  F  entstehen  starke  Potential- 
differenzen in  cD6,  den  oscillatorischen  Bewegungen  entsprechend. 

Bei  unsymmetrischer  Anordnung  entstehen,  wie  man  leicht  einsieht, 
einseitige  statische  Ladungen,  welche  erhebliche  Stönmgen  veranlassen 
können. 

Der  Funkenstrom  F  der  Influenzmaschine  bedarf  übrigens,  weil  ihm 
die  Aureolenbildung  fehlt,  der  Beihilfe  eines  Luftgebläses  oder  der  Zer- 
reissung  durch  Einwirkung  eines  Magnetfeldes  nicht.  Vielleicht  ist  dieser 
Umstand  an  dem  verhältnissmässig  guten  Gelingen  der  Versuche  mit  der 
Influenzmaschine  wesentlich  mitbetheiligt. 

Maschine 


F 


Ä' 


B' 


Fig.   I. 

Dass  der  Ausgleich  im  Schliessungsbogen  zwischen  A  und  B  in  der 
That  ein  osdllirender  ist,  lässt  sich  folgendermassen  zeigen.  Wird  in 
diesen  Schliessungsbogen  ein  Geisslerrohr  geschaltet,  so  zeigt  dasselbe 
das  sogenannte  Kathodenlicht  an  beiden  Polen;  dies  erklärt  sich  daraus, 
dass  bei  rasch  wechselndem  Kathoden-  und  Anodenlicht  an  derselben 
Elektrode  schliesslich  nur  das  lichtstärkere  und  ausgepr^ere  Kathoden- 
licht scheinbar  continuirlich  sichtbar  wird.*)  Im  Gegensatze  hierzu  zeigt 
natürlich  die  einfache  Rhumkorflf- Entladung  bei  denselben  Röhren  einseitig 
Kathoden-  und  Anodenlicht  getrennt. 

Die  im  folgenden  zunächst  beschriebenen  Experimente  beziehen  sich 
auf  gewisse  Eigenthümlichkeiten,  welche  nur  den  hochgespannten,  sehr 
rasch  wechselnden  Strömen  eigen  sind,  welche  übrigens  nach  den  theo- 
retischen   oder  praktischen  Untersuchungen  verschiedener  Physiker  schon 


*)  Diese  Erscheinung  bei  Oscillationen  ist   bekanntlich  von  E.  Wiedemano  und 
E  b  e  r  t  genauer  untersucht   worden. 


598 

früher  theils  bekannt,  theils  vorherzusehen  waren.  Eine  besonders 
tante  Eigenschaft  rasch  wechselnder  Ströme  besteht  z.  B.  darin,  das 
selben  häufig  den  Weg  durch  schlechte  Leiter  oder  gar  Nichtleiter 
jenigen  durch  sehr  gute  Leiter  anscheinend  vorziehen;  dies  zeigt  folg 
Versuch,  der  sich  den  analogen  Tesla'schen  und  E.  Thomson' 
Experimenten    anschliesst. 

(Schlnss  folgt.) 


Zur  Frage  der  elektrischen  Strassenbahnen. 

(Schlass.) 

Die  Oekonomie  des  Systemes  und  die  Kostenaufstellun 

HierGber  kann  der  Referent  —  wie  schon  Eingangs  erwähnt  wut 
nur  in  beschränktem  Maasse  Mittheilungen  machen. 

Die  bei  dem  elektrischen  Betriebe  angewendeten  Geleise,  kos 
der  Regel  25.000  bis  30.000  Frcs.  pro  Kilometer  einfachen  Geleises  je 
dem   Schienenprofile    und    der    Art    der  Verlegung    des  Oberbaues, 
die  Wagen  schwer  sind  und  bei  starkem  Verkehre,  kann  der  Preis    j 
32.000  bis  33.000  Frcs.  pro  Kilometer  betragen. 

Bei  den  Luft-  und  RQc  klei  tungen  im  Allgemeinen  kann 
nommen  werden,  dass : 

I   1(m    einfachen    Geleises    mit    Holzmasten     und    Querdrähten, 
irdischer    Speiseleitungen,    mit    einem    Leitungsdrahte    von    8  mm    I 
messer,  Verbindungsdrähten  von  9  mm  an  den  Stössen,  inclusive  Aufi 
und   Wiederherstellen  des  Pflasters  zwischen  6750  bis   11. 100  Frcs.  1 

I  km  doppelgeleisiger  Strecke  würde  unter  denselben  Beding 
11.050   bis   18.600  Frcs.  kosten. 

I  km  Luftleitung  mit  Holzmasten  und  eisernen  Armauslegern 
fertig  gestellt  6 150  bis  9600  Frcs. 

I  km  Leitung  mit  Rosetten  und  Querträgern  kostet  5900  bis  930c 
für  eine  eingeleisige  und   1 0.9 50  Frcs.  für  eine  doppelgeleisige  Bahn 

I  km  Leitung  mit  eisernen  Masten  aus  Gitterwerk  und  Querd 
kostet  12.200  bis  14.700  Frcs,  für  ein  einfaches  und  17.200  Fr 
ein  doppeltes  Geleise. 

I  km  Leitung  mit  Masten  aus  Stahlröhren  und  Querdrähten 
15.500  bis  18.000  Frcs.  für  eine  eingeleisige  und  20.500  bis  23.50< 
für  eine  doppelgeleisige    Bahn. 

I   km  Leitung   mit  Masten  aus  Stahlröhren    und  Armauslegem 
12.500  bis    15.000  Frcs.    für    das    einfache    und    17.500  bis  22.00c 
für  das  Doppelgeleise. 

Demgemäss  betragen  beispielsweise  die  wirklichen  Anlagekostei 
eingeleisigen  Linie  mit  zwei  Ausweichungen  pro  Kilometer  für  das  Le 
materiale  und  Schutzvorrichtungen  2700,  Weichen  und  Kreuzungei 
Masten  7200,  Speiseleitungen  2500,  «Stoss  Verbindungen  1500, 
schiedenes   loo,  in  Summa   14. 300  Frcs. 

Für  eine  doppelgeleisige  Bahn  in  West-Europa  mit  Masten  aus 
röhren  und  Armauslegern  bei  unterirdischer  Speiseleitung  hat  das 
mctcr  Doppclgeieise  41.950  Frcs.  gekostet. 


599 

Bei  einer  gleichen  Anlage  in  Süd-Europa  mit  Masten  aus  Stahl* 
röhren,  Querdrähten  und  oberirdischer  Speiseleitung  hat  die  Leitungsanlage 
pro  Kilometer  40.800  Frcs.  gekostet. 

Diesen  Angaben  können  wir  folgende  Anlagekosten  von  unterirdischen 
Leitungsanlagen  gegenüberstellen : 

ßlackpodl:  43.750  Frcs.  pro  Kilometer  einfachen  Geleises.  (Unter- 
irdische Leitung  und  Rückleitung  durch  die  Schienen.) 

Budapest:  lieber  100.000  Frcs,  pro  Kilometer,  (Unterirdische  Doppel- 
leitung.) 

Auf  die  Kosten  der  Maschinen  un.d  Apparate  derCentral- 
stationen  können  wir  nicht  näher* eingehen,  weil  die  Preise  je  nach  der 
Art  der  Maschinen  und  Neben  -  Apparate  und  auch  je  nach  den  Firmen, 
welche  dieselben  bauen  oder  verkaufen,  sehr  verschieden  sind. 

Motorwagen-Untergestelle  mit  Radsätzen  und  Bremsen,  jedoch 
ohne  Motor  und  Transmissionen  kosten  ungefähr  1000 — 1200  Frcs.  Motoren 
von   15  PS  kosten  mit  der  Uebertragung"  2500— 3000  Frcs. 

Die  , Controller**  oder  Regulatoren  und  die  verschiedenen  Neben- 
Apparate  inclusive  der  Beleuchtungs- Vorrichtung  kosten   1200—2200  Frcs. 

Hinsichtlich  der 

Anlagekosten 
führen  wir  das  Folgende  an: 

Ueber  den  Accumulatorenbetrieb  dürften  genaue  Angaben  hinsichtlich 
der  zur  Zeit  bestehenden  Einrichtungen  nur  einen  relativen  Werth  haben. 
Die  Kosten  der  mecbanischen  Ladevorrichtungen  schwanken  je  nach  der 
Anzahl  und  Grösse  der  Batterien  zwischen  500  und  1000  Frcs.  Abge- 
sehen von  den-  Batterien  kostet  die  elektrische  Ausrüstung  der  Wagen  un- 
gefähr denselben  Preis  wie  bei  den  Systemen  mit  ober-  oder  unterirdischer 
Stromzuführung.* 

Der  Preis  der  Accumulatoren  selbst  schwankt  zwischen  1*50  und  2  Frcs. 
pro  Kilogramm  inclusive  Behälter,  Isolatoren  etc. 

In  Bezug  auf  die  Anlagekosten  sind  die  Vortheile  des  Accumulatoren- 
betricbes  um  so  bedeutender,  je  länger  die  Linien  und  um  so  geringer,  je 
stärker  der  Verkehr, 

Wir  kommen  nun  zu  den  Anlagen  mit 

Luftleitxingen. 
Anlagekosten  einer  doppelgeleisigen  Bahn    in  West-Europa« 

8*8  km  Länge,  wovon  800  m  eingeleisig  sind.  Die  gesammte  Geleise- 
länge inclusive  Zufahrtsgeleise  zur  Kraftstation  beträgt  circa  1 8  km.  Die 
Speiseleitungen  sind  unterirdisch  angelegt.  Die  Stromleitung  wird  durch 
Masten  aus  Stahlrohren  mit  Armauslegem  und  Rosetten  getragen.  Die  Ge- 
sammtleistungsfähigkeit  der  Maschinen  der  Centralstation  beträgt  750  PS. 
Die  Anlage  gestattet  einen  jährlichen  Betrieb  von  1,000.000  Motorwagen- 
und   1,000.000  Beiwagen-Kilometer. 

Frcs. 
Kraftstation  incl.  FondameDte  der  Maschinen  nnd  Apparate,    incl. 

Gebäude ', 355.000 

Sämmtliche  Leitungen 352 .600 

Betriebsmaterial,  23  Untergestelle  mit  je  2  Motoren,  Beleuchtungs- 

Vorrichtung  für  21  Beiwagen,  Beleuchtungsanlage  des  Depots  .      466.000 

Verschiedenes laooo 

Zusammen..    1,183.600 
Hiezu  kommenr  noch  r  *  Grunderwerbi  *  -Grande,  •  Erneuerung    der  Ge- 
leise etc. 


600 


Anlagekosten  der  elektrischen  Strassenbahn    in  Marseil 

Die  Anlage  ist  für  700.000    bis  800.000  Wagen-Kilometer    pro  Ji 

berechnet.  (Beiwagen  werden  nicht  verwendet.) 

^                                                                   '  Frcs. 

Geleise 360.000 

Gebäade,  Hof  der  Kriftstation,  Kessel  und  Kamin 175.000 

Dampfmaschioea  ond  Dynamos  (3  ä  lOO  PjS>) 100.000 

Luft-,  Remisen-  and  Zufahrtleitnngen 226.000 

Betriebsmateriale,  18  Untergestelle  mit  zwei  15  PiS-Motoren 220.000 

Auslagen  zum  Schutze  der  Telephonleitungen 70.000 

18  Wagenkasten,  Werkstätte 149.000 

Generalunkosten,  Verwaltungsgebäade 145.000 

Zusammen . .  i  ,445 .000 

Kostenanschlag  für  eine  Linie    im  südlichen  Europa, 

für  welche  die  Einführung  des  elektrischen  Betriebes  beschlossen  ist. 

Länge  der  Bahn  lO-iooXcm;  Länge  des  einfachen  Geleises  16*450  i; 
Luftleitung;  unterirdische  Speiseleitungen;  2  Röhrenkesseln  von  242 
Heizfläche;  2  direct  gekuppelte  horizontale  Verbundmaschinen  mit  Condc 
sation  von  250 — 330  PS;  2  Mehrpolige  Dynamos  zu  215  Kilowatt;  27  \ 
schlossene  und  27  Sommerwagen;  Einrichtung  von  27  Beiwagen;  V< 
richtung  zur  elektrischen  Beleuchtung  sämmlicher  Wagen. 

Die  Einrichtung    ist  für   l,ooo.ooo   Motorwagen-Kilometer    (Beiwag 

nicht  inbegriffen)  berechnet. 

Frcs. 

Kraftstation 330.200 

Leitung ; 167.550 

Betriebsmaterial  und  Beleuchtung  der  Remisen 615.500 

Sicherheitsvorrichtung  zum  Schutze  der  Telephonleitnngen 18.750 

Werkstätteneinrichtung,  Generalunkosteni  Bjaoleitong 183.240 

Zusammen  ••  1,315,240 

Anlagekosten  der  Züricher  Trambahn. 

Bahnlänge  4*6 /rm.  Einfaches  Geleise  mit  Ausweichungen. 

Die  Anlage  ist  für  470.000  Wagen-Kilometer  pro  Jahr  berechnet. 

Frcs. 
Kraftstation     (Maschinen,    Kessel,    Dynamos   und    Accnmalatoren- 

Batterie) 124.300 

Luftleitung  und  Rückleitnng  (in  der  Stadt  eiserne  Masten,    ausser- 
halb Holzmasten) 45.000 

Rollendes  Material,  12  Wagen  mit  je  einem  Motor  Ton  15  Kilowatt  136.800 

Verschiedenes ! 10.700 

Zusammen^.  316.800 

Oberirdische  Doppdrohr- Leitung, 

Anlagekosten  einer  Bahn  mit  oberirdischer    doppelter 
Rohrleitung  (Frankf ur t-Off enbach). 

Die  Anlage  ist  für  525.000  Wagen-Kilometer  berechnet. 

1892— 1893 
Frcs. 

Grunderwerb  und  Gebäude 190.000 

Geleise    und    Concession,    6617  m    einfaches    Geleise    mit    3  Aus- 
weichungen        212.500 

Stromleitung 72.500 

Dampfmaschinen    und  Dynamos:   i  Maschine    von  115  P5,    i  von 

120  FS  ohne  Condensation,  4  Dynamos  zu  150  KUowatt 1 11.500 

Betriebsmaterial:  Wagenkasten,  Motoren,  Uebertragung  u.  s.  w...,       11 1.500 

Betriebs«UtensLlien ^ 6.370 

Bnreau-UtensUien 2.520 

Gesammtwerth .      706.890 


601 

Anlagekosten  einer  Bahn    mit  oberirdischer    doppelter 
Rohrleitung  (Ve  v  ey-M  ontreux). 

Länge  der  Bahn  10*414  Xrm  eingeleisig  mit  Ausweichungen.  Die  Anlage 
ist  für  550,000  Wagen-Kilometer  berechnet. 

FHb, 
Granderwerb  nnd  Verschiedenes 20.328*84 

a)  Bahn  anläge:  Geleise,  Schwellen,  Schienen  n.  s.  w 228.230*96 

b)  Leitnngsanlage:    Masten,    Consolen,  Röhren,    Befestigungs- 

mittel,  Montining  der  Leitung 128.957 *92 

c)  Gebäude  der  Bahn:  Dep6t,  Werkstälte  u.  «.  w 19.574*48 

</)  Telephon-  nnd  Signal-Vorrichtnngen    1.005*60 

e)  Rollendes  Material  (12  Wagen) 94.000*00 

/)  Mobilarand  Utensilien 5.462*95 

Gesammt'Anlagekosten  am  i.  Jänner  1889..     497 '5^* 75 

In  Folge  von  Aenderungen,  die  an  der  Bahn  vorgenommen  wurden, 
Vermehrung  des  Betrtebsmateriales  u.  s.  w.,  betrugen  die  Anlagekasten  am 
I.  Jänner  1894: 

Frcs. 

Bahnanlage  u.  s.  w 543 . 1 18*  92 

Rollendes  Material  (23  Wagen) 167 .  805  *  59 

Mobilar  nnd  Utensilien 7.661*72 

718.586*23 

Tractions -Kosten. 

Accumidatoren-Betrieb, 

Trambahn  von  dem  Haag  nach  Scheveningen.  10 — 12  Wagen, 
welche  zusammen  36.000  km  monatlich  durchfahren.  Fast  ganz  ebenes  Terrain, 
wo  die  stärksten  Steigungen  10  und  17  mm  pro  Meter  betragen,  aber  viele 
Curven.  Kohlenpreis   19  bis  20   Frcs,  pro  Tonne. 

Pro  Wagen-Kilometer 
Centimes 

Personal 8*  74 

MaterialYerbranch:    Kohlen,  Oel,    Fett,  Pntsbaum- 

wolle  u.  8.  w 5  •  1 1 

Unterhaltung  und  Erneuerung  des  Mechanismus 

der  Wagen 2*15 

der  Maschinen  nnd  Kessel 0*67 

der  Ladevorrichtung 0*10 

der  Dynamos  nnd  des  Schaltbrettes 0*28 

der  Accumulatoren 5  *  50 

Zusammen..  22*55 

Diese  Tractions-Kosten  von  22*55  Centimes  pro  Wagen-Kilometer 
sind  anscheinend  ziemlich  bedeutend ;  es  muss  jedoch  berücksichtigt  werden, 
dass  es  sich  hier  um    14  bis   16  Tonnen  schwere  Wagen  handelt. 

Betrieh  mit  Luftleitung, 

In  den  im  Norden  Europas  gelegenen  Betrieben  schwankt  der  Kohlen- 
preis (in  die  Kraftstation  geliefert)  zwischen  10  und  20  Frcs.  pro  Tonne ; 
der  Kohlenverbrauch  pro  Wagen-Kilometer  zwischen  1*2  hg  und  5  hg  und 
die  betreffenden  Auslagen  zwischen  1*68  und  6*5  Centimes,  einer  mittleren 
Ausgabe  von  3*  17  Centimes  pro  Wagen-Kilometer  entsprechend. 

Das  zur  Krafterzeugung  und  zur  Unterhaltung  der  Kraftstation  nöthige 
Personal  kostet  ungefähr  1*25  bis  2  Centimes  pro  Wagen-Kilometer;  den 
gleichen  Betrag  kostet  das  Personal  in  den  Remisen  und  den  Werkstätten, 

Die  Unterhaltung  der  Luft-  und  Rückleitungen  kostet  im  Allgemeinen 
zwischen  0*25  und  ©'45  Centimes  pro  Wagen-Kilometer. 


602 

ßetriebskosten    von    drei    in  Central-Europa  gelegenen  Ba 

A»  Bahn    auf    ebenem    Terrain,     1500 — 1600    Motorwagen -Kik 
pro  Tag, 

B,  Bahn  auf  ebenem  Terrain  und  mit  schwachen  Steigungen  2000  1 
wagen-Kildmeter  pro  Tag. 

C.  Bahn  mit  hügeligem  Terrain,  Steigungen  bis  zu  /\9/q^  3000  V 
Kilometer  pro  Tag. 

Pro  Wagen-Kilometer 

A.              B.  C. 
Centimes 

Unterhaltung  der  Gebäude  und  Remisen 0*3500  o'oooo  0'0375 

j,              und  Reinigung  der  Geleise  ..... .   0*5050  0*7000  i'020C 

„               der  Luft-  und  Rückleitungen 0*3300  0*3425  0*3105 

„  und  Erneuerung  der  Maschinen  und 

Dynamos 0*0800       0*0870  o*  120c 

„  und  Erneuerung  der  Wagen  (f^hne 

und  Material) 4*4600       4*5310  5*i5o< 

Technische  Leitung i  *  2500       o*  8350  i  •  1 70c 

Kohlen,  Oel,  Fett 2*7100       3*2200  3*3iO( 

Löhne  der  Maschinisten  und  Heizer 1  *  3750       i  *  3900  1  *  750c 

Beleuchtung  und  Heizung  der  Remise 0*0900  0*2800  o*ioo( 

Verschiedenes 0*9500      0*1650  o'oooc 

12*1000  11*5505  I2*968( 

In    diesen  Zahlen    sind  die  Lohne  der  Kutscher  und  Schaffner, 
Sicherungen^  Steuern,  Abschreibungen  und  Unfälle  nicht  einbegriffen. 

Betrie-bskosten    einer  Bahn    im    Norden    Europas 

fast  vollständig  auf  ebenem  Terrain,  2000  Wagen-Kilometer  pro  Ta 
zwar  1850  Motorwagen-  und  150  Beiwagen-Kilometer.  Kohlenpreid  19*50 
pro   1000  hg.  Schnellrotirende  Maschinen   mit  Condensation. 

Pro  Wagen-Kilometer 13*679  Centimes 

Die  reinen  Tractionskosten,    d.  h.  die  technische  Leitung^    die 
für  die  Kraftstation  und  die  Remise    und    sämmtltche  Reparaturen  be 
ungefähr  9*35  Centimes    pro  Motoren wagen-Kilometer    und    11*85  ^^ 
pro  Zug  von  zwei  Wagen  (ungefähr  1/4  niehr). 

Betriebskosten     der    Tramway     von    Marseille, 

55.000  bis  60.000  Am  pro  Monat.  Kohlenpreis  31*75  Frcs.  pro  ' 

April   1894         März  1894 
Pro  Wagen-Kilometer 3 ' ' 65  33* 80  Centimes. 

Obgleich    diese  Angaben    sich    nur    auf    zwei   Monate  beziehen 
i  sprechen    dieselben     doch     den     durchschnittlichen     Ausgaben     bei     < 

Betriebe. 

Betriebskosten  der  Tramway  in  Genua. 

6000  Wagen-Kilometer  pro  Monat.  Kohlenpreis  30  Frcs,   die 

Pro  Wagen-K 
CentiD] 

Personal 1 2  *  65 

Betrieb    1 2  *  7< 

Werkstätten  und  Remise 6  *  6c 

Material  ien«Verbraach ^ 26  *  4^ 

Zusammen .     58  *  5( 


6oa 

Elektrische  Bahn  von  Florenc  nach  Fiesole« 

13.800    Wagen  -  Kilometer    pro    Monat.     Kohlenpreis    30    Frcs.    die 

Tonne.    Sehr  schwierige  Terrainverhältnisse ;    Kohlenverbrauch  5Y2  %  pr^ 

Wagen-Kilometer.  _      _,.        __., 

^  Pro  Wagen-Kilometer 

Centinies 

a)  Unterhaltnog  der  Geleise,  Material  und  Verschiedenes 6  *  00 

b)  „              der  Lnft-  und  Rückleitnngen i  *  80 

c)  „              der  Wagen 12  •  80 

<0  Generainnkosten 30' 59 

e)  Betrieb  und  Beleachtang 7*10 

Zosammen .  •     58*29 

Kostenanschlag  von  der  Elektricitäts-Gesellschaft  für  den  Betrieb  des 
im  südlichen  Europa  gelegenen  Bahnnetzes  aufgestellt  und  garantirt,  dessen 
Anlagekosten  Seite  600  angegeben  worden  sind. 

Die  Bahn  liegt  in  hügeligem  Terrain;  es  kommen  Steigungen  von 
15  bis  zu  60  mm  pro  Meter  vor.  Tägliche  Anzahl  von  Wagen-Kilometern  2000. 
Kohlenpreis  28  bis  30  Frcs.  pro  Tonne.  Direct  gekuppelte  Maschinen  mit 
Condensation. 

Centimes 

Direction i  •  1 15 

Erzeugung  d«r  Betrieb. kraft   (  »>  K^veÄrVu-ci.- .'  M99 

Zagkosten  Üer  Wagen 0*831 

Unterhaitang   and  Reparatur   i  a)  Löhae 2 * 411 

des  rollenden  Materials         (  b)  Material 1*815 

Unterhattmng  der  Maschinen  and  Kess«i 0*590 

^                     der  Luft-  ond  Rück  leitungen 0*432 

Unvorhergesehene  Auslagen 0*582 

Zosammen..       13*987 

In  den  Preis  sind  nicht  inbegriffen:  die  Unterhaltung  und  Reinigung 
der  Wagenkasten,  die  Löhne  der  Kutscher  und  ßchaffner,  der  Verwaltungs- 
rath,  die  Steuern,  Taxen  und  Versicherungen,  die  Fahrscheine,  4ie  Unter- 
haltung der  Gebäude^    Unfälle  und  Schäden  und   die  Kosten  der  Beiwagen. 

BetriebskQß.t^n.  f^qr.P.l.ek.trA^cKQP.R^hn  in  Zürich. 

Luftleitung  mit  einer  Accumulatoren- Batterie  in  der  Kraftstation« 
1260  Wagen-Kilometer  pro  Tag,  Kohlen  verbrauch  1*4  Kilo  pro  Wagen-Kilo- 
meter, Kohlenpreis  30  Frcs.  pro  Tonne.  Schwieriges  Terrain. 

Centimes 

Verwaltung  und  Direction ,...  2*78 

Erzeugung  der  Betrieh  skraft:  Kohlen  und  Löhne 8*42 

Tractionskosten 5*25 

Unterhaltungskosten 7*60 

Verschiedenes  und  Abschreibung 3*26 

Zusammen..         27*31 

Tractionskosten-Garantie,  welche  für  den  im  westlichen 
Europa  gelegenen  Betrieb 

dessen  Anlagekosten  Seite  599  angegeben  wurden,  von  der  Baugesellschaft 
gewährt  worden  ist.  Kohlenpreis  15   Frcs.  pro  Tonne. 

Jährliche  Leistung  der  Motorwagen  in  Kilometer. 

800.000       850.000       900.000       950.000       1,000.000 
Pro  Wagen-Km.  rund  Centimes      12*40  12  00  ii*75  ii*45  11*25 


604 

Doppelte  oberirdischcRohrlcitung^.  Betriebsk 
der    elektrischen    Bahn    von    Frankfurt    nach    Offen 

Betriebskonten  pro  Wagea -Kilometer. 

1889— 1S90  1890  — 1891  1891  —  1892  1892- 

Centimca ,...       30"56S              30*762               30*772  30 ' 

AnEähl  der  darchfaiircaea  Kilocn. .     519.770             522.360            523. 430  516* 

B  t:  t  r  i  e  b  3  ko  s  IC  n    der    elektrischen    Bahn    von    Vevey 

Montreux. 

Oberirdische  Doppellei lung.  Die  elektrische  Betriebskraft  wird 
Turbinen  erzeugt.  Massige  Steigungen,  Jährliche  Leistung  545.406  ^ 

Kilometer. 

Gesell afujflhr   1893.  Pro  Wagenkil< 

I.  G  e  b  e  r  a  1  u  n  k  o  £  t  e  □.  Centimei 

ö)  PcrsoDal  ..*......... 2  •  555 

h)  Diverse  Auslagen » . . o*  377 

II.  Unter  b«^ltuDgnndBeiiDfsicht]£^uiigderGeI  eise. 

ü)  Perton&I , , , , I  •  477 

b)  Uüterhcdiuag  und  Eroenening , -4*424 

c)  Diverse  Ausgaben 0*251 

HI.  Betrieb. 

a)  Fersooal .,.,.., 5  *  692 

b)  Diverse  Auigaben ...,...,, 0*424 

IV'.Zngdienst    üod    Unlerbaltung     de»     Betrieb  s- 

MjLterinles, 

a)  Personal 6*  568 

b)  Unterhaltung  nod  Ertieueruog  des  rollenden  Matcriales  5*310 

c)  Material -Verbrauch 6*002 

d)  Diverie  Aualagett  .,.,.,,, , , 0*598 

V,  Diverse  Ausgaben......... i'457 

Zusammen..  35*195* 

Betriebskosten     der     elektrischen  Bahn    von    Montferrand 
H  o  y  a  t.  Oberirdische  Rohrleimng  und  Ruckleitung  durch  die  Schie 
(  Jährliche    Leistung    in    Wagen-Kilometer    425.OOO.     Sehr    sch^ 

'  Terrain- Verhältnisse.  Kohlenprcis    19  Frcs.   pro  Tonne. 

Pro  Wngen-Küometer , 5» '950  Centime 

Bevor  wir  schliessen,  wollen  wir  noch  einer  sehr  interessant 
bl icatjon  des  Herrn  Rob,  v.  Reckenschuss  über  Strassenbafa 
Amerika  erwähnen  und  speciell  jenen  Tbeil  hervorheben,  welch 
Concessionirung  solcher  Bahnen  behandelt*  Wenn  wir  hierüber  uns  A 
vor  Augen  halten,  so  bat  das  seinen  Grund  darin,  dass  das  Tem| 
welchem  dort  von  der  Concessionirung  an  bis  zur  Inbetriebsetzunj 
Strasseobabn  vorgegangen  wird,  so  sehr  gegen  jenes,  wie  man  es  1 
liebt,  verschieden  ist.  Man  weiss  jenseits  des  Oceans  die  Wicl 
vollendeter  städtischer  Verkehrsmittel  in  hohem  Grade  zu  schätze 
finden  die  Unternehmungen  stets  allseits  grosses  EntgegenkommcE 
Formalitäten  bei  der  Concessionirung  einer  Strassenbahn  werden  ; 
ordentlich  rasch  erledigt^  und  meist  ist  in  einer  amerikanischen  St 
•  neue  Bahn  vollendet,  ehe  sie  in  Europa  über  das  Stadium  des  Vorpr 

hinausgekommen   ist* 

Die  Geselischaftp  welche  sich  um  die  Erlaubniss  zum  Bau  und  B 
cioer  Strassenbahn  Lewerben  will,  muss  vor  Allem  die  notariell  begh 
schriftliche    Zustimmung    der    Eigen thümer    von    —    dem    Wcrthe  m 

*)  Tn  diesem  Betriebe  beträgt  die  Einnahme  pro  Wagen -Kilometer  41  Cent! 


605 


mindestens  der  Hälfte  jener  Grundstöcke  erlangen,  welche  an  die  von  der 
geplanten  Linie  durchzogenen  Strassen  grenzen.  Geliogt  es  nicht,  diese 
Erklärungen  zu  bekommen;  was  jedoch  nur  selten  der  Fall  ist,  so  kann 
sich  die  Gesellschaft  an  das  Obergericht,  the  Supreme  Court,  wenden, 
welches  eine  Commission  ernennt,  deren  Aufgabe  es  ist,  mit  den  Parteien 
zu  verhandeln  und  ein  endgiltiges  Urtheil  Aber  die  Zulässigkeit  der  neuen 
Bahn  zu  fällen*  Das  Concessions-Gesuch  muss  nebst  den  eben  genannten 
Einverständniss  -  Erklärungen,  bezw.  der  gerichtlichen  Entscheidung,  eine 
genaue  technische  Beschreibung  der  Bahn,  die  Namen  der  Gründer  und 
jene  der  Directoren  für  das  erste  Jahr  enthalten.  Ferner  ist  die  Höhe  des 
Gesellschafts-Capitals  anzugeben,  und  es  ist  der  Nachweis  zu  erbringen, 
dass  lo^/o  <ies  Capitales  gezeichnet  sind.  —  Die  Dauer  der  Concession  ist 
verschieden ;  sie  ist  entweder  unbeschränkt  oder  erstreckt  sich  auf  einen 
bestimmten  Zeitraum.  In  manchen  Staaten  wird  der  Strassenbahn  -  Gesell- 
schaft die  Concession  für  eine  Zeit  von  zwanzig  Jahren  ertheilt,  nach  deren 
Ablauf  die  betreffende  Stadtverwaltung  das  Recht  hat,  die  Bahn  sammt 
allen  zum  Betriebe  nöthigen  Anlagen  zu  einem  von  unparteiischen  Sachver- 
ständigen festzusetzenden  Preise  zu  übernehmen;  kauft  die  Gemeinde  nach 
Ablauf  der  bestimmten  Frist  die  Bahn  nicht,  so  läuft  die  Concession  weitere 
fünf  Jahre,    nach  welchen  die  Stadt  abermals  das  Uebernahmsrecht  besitzt. 

Amerika  ist  eben  in  diesem  Zweige  der  Transporttechnik  der  alten  Welt 
weit  vorangeeilt«  Sowie  die  Eisenbahnen  im  Laufe  der  zweiten  Hälfte 
dieses  Jahrhunderts  eine  grossartige  Ausbildung  und  stets  wachsende  Be- 
deutung erlangten,  so  werden  sich  während  der  nächsten  Jahrzehnte  die 
Strassenbahnen,  u.  zw.  jene  mit  elektrischem  Betriebe,  in  den  europäischen 
Städten  entwickeln  müssen.  Die  Erleichterung  des  Verkehres  in  den 
Städten  ist  für  deren  Aufschwung  von  derselben  Wichtigkeit  wie  die  An- 
lage von  Eisenbahnen  für  das  Wohl  des  Landes.  Und  wie  sehr  dies  ins- 
besondere für  Wien  gilt,  wissen  wir  Alle. 

Wien,  im  October   1894.  Maximilian  Zinn  er. 


Telephon  Wien-Berlin. 


Die  Arbeiten  behufs  definitiver  Fertig- 
stellung der  Telephonlinie  Wien-Berlin  (Vergl. 
Heft  XXI,  1894,  S.  567)  sind  beendigt  und 
fanden  am  22.^  v.  M.  zwischen  den  staat* 
liehen  Organen  in  Wien  und  Berlin  die 
ersten  Sprechversucbe  statt,  welche  ein  ziem- 
lich gutes  Resultat  ergaben.  Eis  wird  bald 
gelingen,  die  kleinen  Mängel  zu  bebeben,  so 
dass  diese  wichtige  interurbane  Linie  in 
kürzester  Zeit  dem  öffentlichen  Verkehre  wird 
Übergeben  werden  können.  Von  informirter 
Seite  kommen  uns  über  diese  grosse  tele- 
phonische Anlage  die  nachstehenden  Mit- 
theilungen zu:  Nachdem  schon  durch 
mehrere  Jahre  einzelne  Grenztelephon- 
verbindungen zwischen  böhmischen  und 
sächsischen  Orten  bestanden  hatten,  wurde 
seitens  des  deutschen  Reichspostamtes 
im  Frühjahre  1894  <li®  Errichtung  einer 
directen  Verbindung  zwischen  den  Haupt- 
städten beider  Reiche  in  Antrag  gebracht. 
Man  ging  hier  sehr  bereitwillig  auf  diesen 
Vorschlag  ein  und  im  August  d.  J.  wurden 
in  einer  Conferenz,  welche  in  Prag  zwischen 
dem  Staatssecretär  Dr.  v.  Stephan  und 
den  Vertretern  des  österreichischen  Handels- 
ministeriums stattgefunden  hat,  die  näheren 


Modalitäten  dieser  Verbindung  vereinbart 
Die  geringen,  für  Telephonleitungsar beiten 
hierzulande  zur  Verfügung  stehenden  Mittel 
haben  die  österreichische  Verwaltung  ver- 
anlasst, zunächst  nur  die  Herstellung  eines 
Stromkreises  in  Aussicht  zu  nehmen 
und  diesen  in  möglichst  billiger  Weise  her- 
zustellen. Die  Ausführung  erfolgte  demgemäss 
durch  Zuspannen  einer  Leitung  auf  dem  beste- 
henden Gestänge  zwischen  Wien  und  Aussig. 
Mit  dieser  Zuspannungsarbeit  wurde  im 
September  d.  J.  begonnen.  Man  wird  zuge- 
stehen müssen,  dass  diese  Arbeiten  verhält- 
nissmässig  sehr  rasch  durchgeführt  worden 
sind,  namentlich  wenn  man  erwägt,  dass  die- 
selben mit  namhaften  Schwierigkeiten  ver- 
bunden waren.  Diese  lagen  namentlich  darin, 
dass  in  der  StreckeWien-Prag  bereits  vierDrähte 
gespannt  waren,  daher  die  neu  zu  spannen- 
den Drähte  so  tief  zu  liegen  kamen,  dass 
vielfach  Auswechslungen  von  niederen 
Säulen  gegen  höhere  erfolgen  mussten,  und 
zwar  in  einer  Weise,  dass  hiedurch  auch 
nicht  die  geringste  Störung  des  bestehenden 
regen  Telephonbetriebes  erfolgte.  Für  die 
Zuspannung  wurde,  wie  für  alle  längeren 
Leitungen,  4  mm  starker  Silicium-Bronzedraht 


606 


VC r Wendel,  Der  Anichlta^s  ^er  beiderseitigen 
h*t  i  tntpgsE  heile  erfolgt  m  Pet«T&  walde  (Sachsen). 
Die  Leitang&Iniige  beträgt  auf  österreichischem 
Gebiete  circa  430^^71,  suf  cieütschem  Ge* 
biete  etwas  über  200  km,  Berüglich  des  Be- 
tri ebes iwurde  zwischen  denbeideu  Staatsverwal- 
tui}gci%  vetcinbfirt,  d«^»  derselbe  ganz  so 
wie  »ui  dtD  obterreicliUcheti  inierurbanen 
Linien  erfolgt.  Für  eine  Ge&prächszeiteinheit 
in  der  Datier  von  drei  ^iinuten  wurde  eine 
Gebühr  von  drei  Mark  =  1  fi.  80  kr.  fest* 
geseUt,  Dringende  Gespräche  ^ind  ebenso 
wie  auf  anderen  intern rb an en  Lmien  zulässig 
und  kosten  glcichfsdls  das  Dreifache  der  nor- 
tnaten  Gebühr«  Man  darf  wohl  annehmen, 
riflss  sich  in  nicht  all^o ferner  Zeit  die  Noth- 
wendigkeit  der  EtabUmi^g  einer  zweiten 


directen  Linie  herausstellen  1» 
denn  bei  dem  regen  Verkehre,  der  zwis4 
Wien  und  Berlin  besteht,  dürfte  mit 
einen  Linie  kanm  das  Auslangen  gefui 
werden.  Der  Sprechverkehr  wird  vorli 
von  Wien  aus  von  der  Centrale,  den  F: 
telephonämtern  und  den  Thdinehmern 
Staatstelephon,  von  Berlin  aus  von 
Centrale  und  den  staatlichen  Filialän 
stattfinden.  In  einem  späteren  Zeitpui 
wenn  erst  das  Wiener  Privatte 
p  h  o  n,  wie  zu  erwarten  steht,  in  den  Be 
der  Staatsverwaltung  übergegangen  sein  \ 
dürfte  auch  der  Anschluss  des  Privattelepl 
an  die  intemrbane  Linie  Wien-Berlin  ac 
werden. 


Ueber  Kugelblitze. 


Herr  F.  S  a  n  t  e  r,  Professor  am  königl. 
kealgjmnasinm  in  Ulm  0.,  d,  Donau,  hat 
seine  beiden  Abhandlungen  zum  Programme 
dieser  Unterricht&aDfrtalt  für  diLS  „Archiv  für 
Fost  nnd  Telegraphie*^  umgearbeitet.  Unter  Hin- 
weis anf  nähere  einschlägigen  Mittheilungen 
im  Hefte  III  1S941  ^'  73'  entnehmen  wir 
diesem  Anfsat^e  dal  Nachfolgende. 

Eine  der  merk  würdigsten  und  inter- 
eisan testen  Erscbeinungen,  die  man  in  der 
Aimofphäre  beobachien  kann,  ist  zweifellos 
die  Erscheinung  eine«  Kngclblitzes,  d.  h. 
einc5  Blitrcs,  der  in  GestRlt  einer  feurigen 
Kngel  wahrgenommen  wird. 

Der  charnktejiBtbche  Uoterschied  der 
KugelbliUe  von  den  Zickzack-  und  Flächen- 
bliuen  besteht  in  ihrer  Dauer,  ihrer  Ge- 
schwindigkeit und  ihrer  Form.  Während, 
wie  allgemein  beka^nnt  ist,  der  zickzackförmige, 
ächmulc,  jvcbarf  gezeichneLe  BUtz  und  eben- 
so der  oberflächlich  mit  unbestimmten  Um- 
rissen erscheinende  BüU  uut  einen  Augen- 
blick, und  zwar  meist  weniger  als  ViOOO  Se- 
cnnde,  d&uert,  sind  die  Kugelbliue  oft 
j,  3,  10  u,  s.  w,  Secunden^  ja  oft  ver- 
schiedene Minuten  Ung  sichtbar.  Sie  be- 
wegen sich  iieraHch  langsam  von  den 
Wolken  zur  Erde,  so  dass  das  Auge  deut- 
lich ihren  Lanf  zu  verfolgen  nnd  ihre  Ge- 
«chwiDdigkcit  in  schätzen  vermag.  Ihre  Be- 
wegung kann  mit  dem  Flug  eines  Vogels, 
dem  Laufen  eines  Thiers  oder  dem  Rollen 
einer  Kegelkugel  verglichen  werden,  und 
fast  stets  zeigten  sie  sich  dem  Beobachter 
IQ  kugeU  oder  eifdriniger  Gestalt.  Gewöhn- 
lich sind  mit  der  Erscheinung  der  Kugel- 
bliue Ktarke  elektrische  Entladungen  der 
Atmosphäre  verbunticn  ;  nur  selten  wird  von 
eiaem  einzeinen  Kugelblitz  berichtet,  dem 
andere  Blitze  weder  folgten,  noch  vorangingen, 
jedoch  waren  die  aonsiigeo Begleiterscheinungen 
der  Atmos-phäre  stets  gcwiitcrähnliche.  Die 
übrigen  Kennzeichen  und  nicht  stichhaltig. 
Bald  erscheinen  die  Kugelblitze  vor  einer  Ent- 
ladung, bald  nach  cioer  solchen,  zuweilen 
veischwinJen  sie  apurios,  zuweilen  explodiren 
sie  anter  starkem  Krachen,  das  mit  dem 
Getansch     eines     Pistolen-,     Flinten-      oder 


Kanonenschusses,  eines  Schusses  aus  ei 
grossen  Mörser  oder  aus  20,  ja  sogar 
gleichzeitig  abgefeuerten  Kanonen  verglic 
oder  von  dem  behauptet  wird,  dass  noch  nie 
ein  solch'  schrecklidies  Krachen  gehört  wo 
sei.  Oft  folgen  Kugelblitze  den  Dachkantex 
Häuser,  manchmal  dem  Blitzableiter,  e 
so  oft,  fast  Öfter,  verzichten  sie  auf 
artige  Wegweiser  und  irren  umher 
jedes  erkennbare  Gesetz  und  Ziel. 
Lichtstärke  wird  verschieden  angegeben 
scheint  bisweilen  nicht  gross  zu  sein ; 
erscheinen  sie  mit  einer  rothen  Flac 
wie  der  Zünder  einer  Bombe,  bald  hi 
lassen  sie  einen  Streifen  hellen  Lichtes, 
eine  bei  Nacht  abgefeuerte  Rakete. 
Grösse  wird  mit  einem  Kinderball,  e 
Hühnerei,  der  Grösse  der  Faust,  < 
kleinen  Kanonenkugel,  einem  Kinderl 
einem  Mannskopf,  einem  Cricket-Ball,  < 
Kanonenkugel  grössten  Kalibers, 
Bombe,  mit  der  Mondscheibe,  der  Soi 
Scheibe,  einem  kleinen  Fässchen,  einer  T( 
sogar  mit  einem  grossen  Mahlstein 
glichen.  Bald  drehen  sich  die  Kugeil 
mit  grösserer  oder  geringerer  Geschwii 
keit  um  sich  selbst,  bald  schleudern 
Flammen  oder  Funken  nach  allen  Seiten 
von  sich,  bald  theilen  sie  sich  in  mehrere  k 
Kugeln,  sowohl  in  der  Atmosphäre  S4 
als  auch  erst,  nachdem  sie  auf  dem 
boden  angelangt  sind.  Beim  Durchs« 
der  Atmosphäre  sind  sie  oft  von  e 
starken  Zischen  begleitet,  vielfach  verbi 
sie  in  der  Atmosphäre,  in  der  Nähe 
Erdbodens  und  besonders  in  den  Häi 
einen  Schwefelgeruch,  der  zuweilen  so 
ist,  dass  den  Menschen  der  Tod  durcl 
sticken  droht.  Die  Kugelblitze  bewegen 
in  gerader,  krummer  oder  wellenförr 
Linie,  mitunter  steigen  sie  wieder,  nacl 
6ie  sich  gegen  den  Erdboden  hin  gei 
haben,  in  die  Atmosphäre  zurück,  ohne 
Erdboden  erreicht  zu  haben,  auch  bew 
sie  sich  in  schräger  Richtung  in  der  '. 
des  Bodens  Über  die  Erdoberfläche  d 
oder  sie  scheinen  aus  der  Erde  en 
zusteigen.     Eine     der     merkwürdigsten 


607 


Si'heinQogeD,  die  man  bei  Kugelblitzen  sehen 
kann,     besteht    darin,    dass,     nachdem     die 
Kugelblitze  den  Erdboden  erreicht  haben,  sie 
manchmal  vrit  ein  Gummiball  mehrere  Male 
auf-  und  abhttpfen.   Manchmal    dringen    die 
Kugelblitze,   trotz    ihres  Volnmens,    in    sehr 
enge  Oeffnnngen  ein  und  nehmen  bei  ihrem 
Aastritte  wieder  ihr  nrtprüngliches  Volumen 
an.     Durch    Thüren,    Fenster,    den    Kamin, 
oder  indem  sie    eine  Mauer  oder    das  Dach 
durchbrechen,    dringen    die    Kugelblitze    in 
die  Wohnungen    der  Menschen    ein,    durch- 
laufen zuweilen    mehrere  Zimmer,    um    ent- 
weder   zu    zerplatzen,    ganz    geräuschlos    zu 
verschwinden  oder  endlich  wieder  durch  den 
Kamin,  ein  Fenster  oder  eine  Thflr  ins  Freie 
zu  gelangen.  Auf  freiem  Felde  verschwinden 
die  Kugelblitze  oft    in    einem   Bach,    einem 
Sumpf  oder  in  einer  Schwemme.  Manchmal 
scheinen  die  Kugelblitze  einfach  vom  Wind 
davongetragen  zu  werden,  in  anderen  Fällen 
stehen  sie  auf  ihrer  Bahn  einige  Augenblicke 
still.  Die  Wiikungen  der  Kugeiblitze  auf  dem 
Erdboden    und    in    den    Häusern    sind    im 
Allgemeinen  dieselben,  wie  die  der  gewöhn- 
lichen Blitze,    doch    sind  sie    zuweilen    von 
enormer  Heftigkeit.  Es  kommt  vor,  dass  der 
Boden    von    Kugelblitzen    ganz    durchfurcht 
und  austgehöhlt  wird,    und  sehr  oft    weiden 
die  von  ihnen  getroffenen  Gegenstände  aus- 
gebohrt oder  durchlöchert,  ohne  dass  jedoch 
immer     die     getroffenen     Körper,     Häuser, 
Thürme,  Schiffe  u.  s.  w.    in  Brand    versetzt 
werden.  Die  Wirkungen  der  Kugelblitze  auf 
den  Menschen  sind  verschiedener  Art:   bald 
laufen    die  Kugelblitze    unter  Personen   um- 
her, ohne  diese  auch  nur   im  Geringsten  zu 
verletzen,  bald  versetzen  sie  ihnen,  ohne  sie 
XU  berühren  und  ohne  zu  explodiren,  -  mehr 
oder  weniger    heftige  Schläge,    zuweilen  er- 
zeugen sie  leichte  Verwundungen  und  haben 
in  manchen  Fällen  schon  den  Tod  von  Per- 
sonen  herbeigeführt.    Auch    ein    bestimmtes 
LMad  scheinen  sie  nicht  zu  bevorzugen  ;  man 
besitzt  eine  Reihe    von  Beispielen  ^von    den 
verschiedensten  Ländern,  wie  auch  von  hoher 
See.  Sie  scheinen  auch    an    keine  Jahreszeit 
gebunden  zu    sein ;    im  Sommer,    d.  h.    zur 
Zeit  der  Gewitter,    sind    sie  etwas    häuBger 
als  in  anderen  Jahreszeiten,    doch    ist    auch 
die   Anzahl    der    im    Winter    aufgetretenen 
Kugelblitze    relativ    sehr    gross.    Am    Tage 
scheinen  sie   häufiger    vorzukommen  als    bei 
Nacht;  doch  mögen  bei  Nacht    die  nicht  in 
-die    Häuser    eindringenden    Kugelblitze    der 
Beobachtung  vielfach  entgehen. 

Nach  A 11  ua  rd,  dem  Director  des  Obser- 
vatoriums am  Puy  de  D6me,  kann  man  nicht 
selten  zur  Zeit  eines  Gewitters  Mengen 
kleiner  Feuerkugeln  auf  den  Kücken  des 
Berges  auffallen  sehen. 

Für  alle  aufrichtigen  theoretischen  Me- 
teorologen wurde  die  Verlegenheit,  in  welcher 
sie  sich  der  Erscheinung  der  Kugelblitze  gegen- 
über befanden ,  um  so  grösser,  je  mehr  die 
Meteorologie  in  den  letzten  Jahrzehnten 
bemüht  war,  den  Forderungen  einer  exacten 
Wissenschaft  gerecht  zu  werden.  Da  es 
weder  in  der  Natur    noch  unter    den  physi- 


kalischen Experimenten  analoge  Erschei- 
nungen gab,  welche  zur  Erklärung  der 
Kugelblitze  hätten  herangezogen  werden 
können,  so  war  die  wissenschaftliche  Unter- 
suchung zunächst  darauf  beschränkt,  über- 
haupt die  Glaubwürdigkeit  und  den  objec- 
tlven  Thatbestand  des  Berichteten  zu  prüfen. 
Da  jedoch  die  Glaubwürdigkeit  der  berichten- 
den Autoren,  eines  Arago,  B  abinet,  Tait, 
J  a  m  i  n  u.  A.,  meist  über  allen  Zweifel  er- 
haben war,  so  konnte  nur  die  Frage  ent- 
stehen, ob  die  unmittelbaren  Beobachter, 
welche  in  der  Regel  keine  berufsmässigen 
Forscher  waren,  vielleicht  subjectiven  Täu- 
schungen anheimgefallen  seien,  d.  h.  ob  die 
beobachteten  Feuerkugeln  nicht  etwa  das 
Ergebniss  einer  optischen  Täuschung  und 
vielleicht  nur  Nachbilder  blendender  Blitze 
waren.  So  sagt  Prof.  Dr.  W.  G.  Hankel,  der 
Herausgeber  von  Aragos  Werk,  in  einer  im 
IV.  Bande,  S.  45  gemachten  Anmerkung, 
dass  nach  seiner  Meinung  die  Kugelblitze, 
d.  h.  die  feurigen  Kugeln  mit  langsamer 
Bewegung,  in  Wirklichkeit  nicht  existiren, 
sondern  nichts  weiter  als  subjective  licht- 
erscheinungen,  als  BlendungsbÜder,  sind, 
welche  der  vorhergehende  Blitz  im  Auge 
zurückgelassen  hat.  Diese  Ansicht  scheint 
sich  zum  Theil  noch  bis  in  die  neueste  Zeit 
hinein  bei  einigen  Gelehrten  erhalten  zu 
haben,  hat  doch  Sir  William  Thomson  in 
der  Versammlung  der  British  Association  zu 
Bath  im  Jahre  1888  geäussert,  dass  er  die 
Berichte  über  Kugelblitze  für  übertrieben  und 
vielleicht  nur  für  eine  Folge  optischerTäuschung 
halte.  Gewiss  wären  diese  Zweifel  berechtigt, 
weiin  die  Beobachtungen  immer  nur  von 
einer  Person  gemacht  worden  wären.  Allein 
in  den  meisten  Fällen  wurden  die  Kugel- 
blitze gleichzeitig  von  mehreren  Personen 
gesehen,  und  es  würde  mindestens  zu  einem 
grossen  psychologischen  Räthsel  führen,  wenn 
man  einfach  alle  Berichte  damit  beseitigen 
wollte,  dass  man  sie  für  unglaubwürdig  er- 
klärte. „Wohin  würden  wir  denn  kommen,*' 
fragt  Arago,  „wenn  wir  alles  leugnen  wollten, 
was  wir  nicht  leicht  erklären  können?**  In 
der  Tbat  ist  auch  von  den  meisten  Meteoro- 
logen die  Thatsache  der  Kugelblitze  auf 
Grund  der  zahlreichen  Berichte  zugegeben 
und  gelehrt  worden,  wenn  gleichwohl  sie 
alle  bei  dem  Mangel  einer  endgiltigen  Er- 
klärung sich  eines  Gefühls  der  Unsicherheit 
und  Verlegenheit    nicht    erwehren    konnten. 

Arago  hat  eine  Reihe  sehr  aoschaulicher 
Berichte  Über  Kugelblitze  gesammelt,  denen 
von  späteren  Beobachtern  weitere  Beispiele 
hinzugefügt  worden  sind.  Da  es  jedoch  an 
einer  vollständigen,  sämmtliche  bekannten 
Beispiele  über  Kugelblitze  umfassenden  Samm- 
lung bisher  fehlte,  so  hat  der  Verfasser  es 
unternommen,  eine  solche  aufzustellen.  Die 
Sammlung  enthält  213  möglichst  ausführlich 
beschriebene  Beispiele  von  Kugelblitzen ;  sie 
ist  vom  Verfasser  als  II.  Theil  der  Pro- 
gramm-Abhandlung des  Ulmer  Realgymna- 
siums (1892)  herausgegeben. 

Die  von  verschiedenen  Forschem,  wie 
Arago,    Du    Moncel,     De     Tes- 


608 


tan,  Abbe  Moigno,  Hilde« 
brAndssoD,  Graf  Pfeil,  Suchsland, 
aufgestellten  ErkJlirnngsversoche  reichen  viel 
lu  »ehr  m  üas  Gebiet  der  reinen  Hypothese, 
als  dass  man  näher  darauf  eingehen  könnte. 
Dagegen  scheint:  es  dem  französischen  Phjrsiker 
Gastoa  F  I  a  □  t  ^  in  Paris  (gest«  am  24.  Mai  1889 
tti  Paris)  gelQQfjren  zu  sein,  auf  experimen- 
tellem Wege  Erscheinungen  hervorsnrufen, 
welche  in  gewisser  Weise  als  Analogon 
£n  Kugelblitztn  aufzufassen  sind.  Planta 
hat  dtirch  Veriucbe  gezeigt,  dass  die  pon- 
derbble  Materie  unter  dem  Etnfluss  einer 
fntlcht^geti  dynamischen  Elektricitätsquelle 
die  Kugelgestalt  anzunehmen  bestrebt  ist. 
Diese  Eigenschaft  wurde  zuerst  an  Flüssig- 
keiten nachgevi^icEen,  indem  dort  leuchtende 
Flüssigkebtskngeln  beobachtet  wurden.  Durch 
VermehniDg  der  Spannung  ergaben  sich 
fogar  in  der  Lo^ft,  welche  mit  Wasserdampf 
vermischt  ist,  wirkliche  Feuerkugehi. 

Planta  glaubte  daher  aus  diesen  Ver- 
suchen seh  Hessen  zu  dürfen,  dass  auch  die 
In  der  Natur  vorkommenden  Kugelblitze 
durch  EJektricitfltsströme  erzeugt  werden. 
Bei  heftigen  Gewittern,  sagt  Planta,  bei 
denen  in  der  Atmosphäre  grosse  Elektricitäts- 
mengen  vorhanden  sind,  können  die  Ent« 
ladungen  wie  die  eines  mächtigen  elek- 
trischen Stromes  von  sehr  hoher  Spannung 
vor  &ich  gehen,  lo  dass  der  Blitz  in  Kugel- 
gestalt erscheinr,  während  bei  weniger  hef- 
tigen Gewittern  der  Blitz  die  geradlinige 
oder  geschlängelte  Form  annimmt  und  mit 
ilen  Funken  einer  gewöhnlichen  Elektrisir* 
maschine  verglichen  werden  kann. 

Die  Natur  der  Kugelblitze  scheint  die- 
selbe £u  £ejti,  wie  diejenige,  der  in  den 
oben  erwähnten  Versuchen  erzeugten  Feuer- 
kugeln. Die  Kugeln  scheinen,  nach  Planta, 
aus  glühender,  verdQnnter  Luft  und  aus  den 
bei  der  Zersetiuug  des  Wasserdampfes  ge- 
bildeten Gasen  tu  bestehen,  welch'  letztere 
sich  ebenfalls  in  glühendem,  verdünntem  Zu- 
stande beßoden. 

Wenn  such  eine  Wasseroberfläche  zur 
Erzeugung  lenchtender  elektrischer  Kugeln 
nicht  unbedingt  nothwendig  ist,  da  sich 
solche  anch  überhalb  einer  metallischen 
Oberß  Eiche  ergaben,  so  erleichtert  doch  das 
Vorhandensein  von  Wasser  oder  Wasser- 
«iampf  ihre  Bildung  oder  ist  bestrebt,  ihnen 
ein  grüBseres  Volumen  zu  geben,  und  zwar 
entsprechend  der  Anwesenheit  der  Gase, 
welche  bei  der  Dissociation  des  Wassers  in 
hoher  Temperatur  entstehen. 

Auch  scheint  die  feuchte  Luft  zur  Er- 
zeugung iler  Kugelblitze  günstiger  zu  sein, 
und  man  hat  sie  oft  theils  auf  über- 
schwemmtem Hoden  (in  Folge  eines  starken 
Regeng  US  sc»),  theils  in  einer  mit  Feuchtig- 
keit gesättigten  Atmospäre  beobachtet. 

Die  Farbe  der  Kugelblitze,  welche  wie 
diejenige  der  gewöhnlichen  Blitze  äusserst 
verschiedenartig  iit,  hängt,  nach  Planta,  von 
dem  WasEergehalte  der  Atmosphäre  und 
von  der  in  Betracht  kommenden  Elektricitäts- 
menge  ab. 


Wenn  der  Wasserdampf  in  reicl 
Menge  vorhanden  ist,  so  herrscht  der 
die  Zersetzung  erzengte  Wasserstoff 
und  der  Kugelblitz  nimmt  dann  eine 
Färbung  an,  weil  dies  die  für  den  W 
Stoff  in  verdünntem  Zustande  beim  I 
fliessen  eines  starken  Stromes  sich  zeij 
charakteristische  Färbung  ist. 

Wenn  andererseits  der  elektrische 
eine  verhältnissmässig  geringe  Stärke  1 
findet  in  geringerem  Maasse  eine  Verdü 
und  Zersetzung  statt,  und  der  Xug 
nimmt  dann  mehr  eine  bläulich-violett 
verdünnten  Luft  zukommende  Farbe  t 

Die  verschiedenen  dazwischen  lieg 
Nuancen  würden  sich  nach  Planta  dur 
verschiedenen  Mischungsverhältnisse  zw 
den  verdünnten  Gasen  der  Luft  un 
Wasserdampfes  erklären  lassen. 

Durch  Zusammenfassung  aller  at 
oben  erwähnten  Versuchen  sieb  ergeh 
Resultate  kommt  Planta  zu  nächste! 
Schlnssfolgerung : 

Die  Kugelblitze  stellen  eine  lauj 
entweder  direct  oder  auf  dem  Wege  < 
fluenz  vor  sich  gehende  TheilentUdni 
Elektricität  der  Gewitterwolke  dar, 
diese  Elektricität  in  ausnahmsweise  mä< 
Menge  vorhanden  ist,  und  sobald  die 
selbst  oder  die  stark  elektrisirte  feucht 
Säule,  welche  sozusagen  die  Elektrode 
sich  dem  Erdboden  sehr  nahe  befinde 
gestalt,  dass  sie  diesen  fast  vollstänc 
reicht  oder  von  ihm  nur  durch  eine  iso^ 
Luftschicht  von  geringer  Stärke  getrei 

Eine  besonders  interessante  Gattu 
Kugelblitzen  bilden  die  sogenannten 
kranzblitze  (Eclairs  en  chapelet),  auch  F 
Punkt-  oder  Funkenblitze  genannt.  Bei 
Erscheinungen  zeigt  sich  entweder  dei 
Lichtstrahl  in  einer  Reihe  glänzender  ] 
oder  kleiner  Kugeln  aufgelöst,  oder  eii 
zackblitz  zerfasert  sich  am  Ende  in  spr 
Funken.    Die  Rosenkranzblitze  scheine 
Planta  qne  Art  Uebergangsstadium  v 
gewöhnlichen ,    geschlängelten    oder 
linigen  Form   der  BUtze   in  die  der 
blitze  zu  sein. 

Da  die  zur  Erklärung  der  Kug 
von  Planta  angestellten  Versuche  ge 
Secundärbatterien  erfordern ,  welche 
jedem  physikalischen  Cabinet  zur  Ver 
stehen,  und  da  die  Wiederholung 
übrigen  atmosphärischen  Elektricität 
ladungen  mit  der  Influenzmaschine  { 
so  stellte  sich  F.  v.  Lepel  die  A 
auch  die  Erscheinung  der  Kugelblit 
der  Influenzmaschine  nachzuahmen, 
Lösung  dieser  Aufgabe  ist  ihm  in  de 
gelungen,  und  er  konnte  mit  Hilf« 
kräftigen  Influenzmaschine,  ähnlich  ^ 
den  Plant^^schen  Versuchen,  die  Erscli 
wandernder  Funkenkügelchen  hervc 
(Eine  eingehende  Beschreibung  der  v. 
sehen  Versuche  findet  sich  in  diese; 
Schrift,  VIII.  Jahrg.  1890,  X.  Heft, 
bis  490.)  Die  v.  Lepel'schen  Versuche 
dass  die  sog.  statische  Elektricität,  en 
den  bisherigen  Ansichten,  allerdings  in 


609 


Ut,  Analoga  der  Kugelblitze  im  Kleinen  zn 
liefern.  Diese  Versuche  dürften  vielleicht 
geeignet  sein,  das  Studinm  der  Kugelblitze 
leichter  verfolgen  zu  lassen,  als  es  mit  den 
grossartigen  Plant^'achen  Vorkehrungen  mög- 
lieb  ist. 

Wenn  auch  eine  endgiltige,  unantastbare 
Erklärung  der  eben  so  merkwürdigen  als 
seltenen  Erscheinung  der  Kugelblitze  bis 
jetzt  nicht  gefunden  ist,  so  kann  man  jedenfalls 
dem  Prof.  Dr.  L.  Weber  (Zeitschrift  der 
deutschen  meteor.  Ges.,  1885,  S.  125)  bei- 
stimmen, wenn  er  sagt,  dass  man  sich  vor 
der  Hand  damit  begnügen  müsse,  die  Existenz- 
frage der  Kugelblitze  auf  Grund  der  Plant^- 
schen  (und  neuerdings  der  v.  Lepel'schen) 
Versuche  sowie  der  zahlreichen  Berichte  zu 
bejahen  und  die  speciellere  Erklärung  ein- 
zelner Formen  der  Erscheinung  von  weiteren 
Untersuchungen  zu  erwarten. 

Schlussbemerkung. 
Bei  Berichten    über   Kugelblitzbeobach- 
tungen, für  deren  Einsendung  der  Verfasser 
sehr  dankbar  sein  würde  sollten  womöglich 
folgende  Punkte  genau  beachtet  werden : 
I.  Genaue  Zeitangabe  der  Erscheinung  nach 
Eintritt    und    Dauer.     Bei    Kugelblitzen 
mit  sehr  langsamer  Bewegung  wird  man 
die  Bahn  Secunde  für  Secunde  angeben 
können.     Die  Angabe   der  Zeit,    wann 
das  Phänomen  eintrat,    dient  dazu,  um 
festzustellen,  ob  an  anderen  Orten  etwa 
wahrgenommene  ähnliche  Erscheinungen 
zeitlich  mit  jener  zusammenfielen,    also 
eine  allgemein  verbreitete  Neigung  zum 
Eintreten  von  Kugelblitzen  angenommen 
werden  kann. 
I(.  Beschreibung   der  Oerllichkeit.     Wurde 
die  Erscheinung  im  Freien  oder  in  Ge- 
bäuden bemerkt?  Befinden  sich  sumpfige 
Stellen    oder    Gewässer    in    der   Nähe? 
Schien    die  Kugel   dort    herzukommen  ? 
Ist  der  Boden  eisenhaltig  ?    Wurden  an 
derselben    Stelle    früher    schon    Kugel- 
blitze wahrgenommen? 
IIL  Der  Weg    des    Kugelblitzes.     Sah  man 
ihn    deutlich    von    der    Wolke    herab- 
kommen?    Hatte    er    eine    horizontale 
Bahn  und  zog  niedrig  Über  den  Boden 
hin  ?     Ging    er  von   der  Erde  aus  nach 


oben?  Welchen  Weg  schlug  er  etwa 
in  Gebäuden  ein?  Welche  Spuren 
hinterliess  er  und  welche  Zerstörungen 
wurden  etwa  angerichtet?  Ging  der 
Kugelblitz  Metallen  nach  oder  wurde 
seine  Bahn  nicht  merklich  dadurch  be- 
einflusst  ? 

IV.  Aussehen  des  Kugelblitzes.  Welche  Form 
und  Grösse  hatte  er?  (Hier  sind  Zeich- 
nungen sehr  erwünscht.)  Wie  war  seine 
Farbe?  Hatte  er  eine  Dunsthülle  um 
sich?  Verbreitete  er  fühlbare  Wärme 
oder  einen  bestimmten  Geruch?  In 
welcher  Weise  verschwand  er? 
V.  Witterungsverhältniss.  Trat  der  Kugel- 
blitz während  eines  Gewitters  auf? 
Zeigte  letzteres  sonst  Eigenthümlich- 
keiten?  Wurde  er  am  Beginn  während 
der  grössten  Intensität  oder  gegen  Ende 
des  Gewitters  wahrgenommen?  Wurden 
mehrere  Kugelblitze  während  des  Ge- 
witters gesehen,  oder  etwa  auch  Funken- 
blitze? Wie  verhielt  sich  der  Kugel- 
blitz zum  Donner?  Wurden  bei  einem 
plötzlichen  Donnerschlag  (also  nach 
einem  gewöhnlichen  Blitz)  plötzlich 
Kugeln  gesehen,  oder  donnerte  es 
(kanonenschussartig?),  als  das  Phänomen 
verschwand?  Falls  ein  gleichzeitiges 
Gewitter  nicht  stattfand,  ereignete  sich 
ein  solches  vorher  oder  nachher  und 
wie  lange?  War  die  elektrische  Span- 
nung der  Luft  bedeutend,  und  wodurch 
gelangte  man  zu  dieser  Ansicht?  Wie 
waren  der  Luftdruck  und  die  Tempe- 
ratur? Welche  Wolkenformen  wurden 
wahrgenommen?  Fiel  Regen  Schnee, 
Graupeln,  Hagel,  herrschte  Nebel? 
Wurden  St.  Elmsfeuer  gesehen  und  ver- 
schwanden diese  mit  dem  Auftreten  des 
Kugelblitzes  oder  begannen  sie  nun 
erst? 

VI.  Von  welchen  Personen  wurde  der  Kugel- 
blitz wahrgenommen?  Hatten  diese 
schon  von  solchen  Erscheinungen  gehört 
oder  nicht?  Erleichterte  ein  kurz  vor- 
hergegangener greller  Blitz  die  Mög- 
lichkeit einer  optischen  Täuschung  oder 
nicht?  Wie  lange  nach  dem  Vorfall 
wurde  zur  wissenschaftlichen  Prüfung 
des  Thatbestandes  geschritten  ? 


Wirkung  eines  magnetischen  Feldes  auf  den  menschlichen 

Organismus. 


Die  industrielle  Verwerthung  der  elek- 
trischen Kraft  gewinnt  eine  so  weite  Aus- 
dehnung, dass  eine  Unzahl  von  Menschen, 
Arbeiter  wie  Ingenieure,  immer  wieder  in 
die  Wirkungssphäre  eines  mehr  oder  minder 
mächtigen  magnetischen  Feldes  geräth,  oder 
in  dem  Bereiche  irgend  eines  Apparates  zur 
Hervorbringung  elektrischer  Energie  auch 
längere  Zeit  in  einem  solchen  Felde  ver- 
weilen muss.  Können  hieraus  besondere 
Wirkungen  auf  den  menschlichen  Organis- 
mus entstehen  und  welcher  Art  mögen  diese 
Wirkungen  sein  ? 


Die  gründliche  Beantwortung  dieser 
Frage  war  das  Ziel  einer  Reihe  von  durch 
die  Herren  Peterson  und  K  e  n  n  e  1 1  y 
durchgeführten  Experimente,  über  deren 
Ergebniss  ein  Bericht  in  der  Zeitschrift 
„L'Eleclricil^  vorliegt.* 

Die  Resultate  dieser  Versuche  sind  für 
die  in  der  Industrie  thätigen  Arbeitskräfte 
überaus  beruhigend,  denn  sie  gipfeln  in 
der  Erkenntniss  der  Wirkungslosigkeit  ma- 
gnetischer Felder  auf  den  Organismus. 
Einige  interessante  Details  der  einschlägigen 
UntersnchoDgen  mögen  hier  angeführt  werden. 

47 


610 


Die  Experimentirenden  unterwarfen  aaf 
d»s  Platta  des  Mikroskops  gebrachte  pnl- 
verittrfe  Bhrk^lf]>erchen  der  Einwirkung 
eines  mtgiietitchen  Feldes  von  5000  Ein- 
lief len  und  eoattAtirten,  dass  keinerlei  Polari- 
Htkiu  erfolgte.  Auch  frisches  Blut  zeigte  im 
rnagneiiscliea  Felde  nicht  die  geringste  £r- 
icKeinung  vom  folarisatioD,  Bewegung  oder 
ScKwtnguiig,  Ein  in  einem  Cy linder  eine 
gcftchlosseoer  Hand,  welcher  während  ffinf  • 
Stunden  der  Einwirkung  eines  magnetischen 
Feldes  mit  det  Intensität  von  ein-  bis  ewci- 
tmusend  Eioheiren  ausgesetzt  war,  erschien 
nicht  im  geriogsteo  angegriffen,  ganz  eben- 
fo  ein  Kind  unter  den  gleichen  äusseren 
Bedingungen« 

Bemerken^werth  war  der  Versuch  mit 
der  Einfiihruftg  des  Kopfes  eines  Menschen 
m  ein  mächtiges  magnetisches  Feld.  Man 
konnte  den  Strom  hemmen  und  wieder  frei- 
gebeuj  ohne  dus?  das  betreffende  Individuum 


dies  gewahr  wurde.  Weder  hinsichtlic 
Empfmdungsein drücke  und  der  Reisbi 
noch  in  Bezug  auf  Blutumlanf,  Atl 
oder  Sehnenreflexe  konnte  irgend 
Wirkung  notirt  werden.  Auch  die 
Serie  der  ExperimentCi  mit  einem  W< 
Stromfelde  von  280  Prioden  in  der  Se< 
ergab  nur  das  gleiche  Resultat 

Aus  diesen  Ergebnissen  ziehen  d 
perimentirenden  Ingenieare  nnd  Physic 
den  berechtigten  Schluss,  dass  der  m 
liehe  Organismus  unempfindlich  tei 
gegen  die  mächtigsten  Elektromagnet« 
dass  die  magnetischen  Gleich-  oder  W< 
ströme  weder  auf  das  in  dem  Blute 
haltene  Eisen  noch  auch  den  Kreialao 
Blutes,  die  Ciliar-  oder  protoplasm 
Bewegungen,  die  Empfindungs-  ode 
wegungsnerven,  noch  auf  das  Gehirn  : 
einen  wahrnehmbaren  Einflnss  ausübei 


Aus  Italien. 


Die  elektrische  Beleuchtung  von 
Tosoanellfi.  Am  8.  August  1.  J.  wurde 
die  AnJnge  fUr  die  elektrische  Beleuchtung 
von  Toscanelta  der  Oeffentlichkeit  übergeben. 
Der  Strom  von  tiKio  F Klemmenspannung,  der 
von  einer  Wech^eUtrom-Maschine  der  neuen 
Type  Oerlikon  erzeugt  wird,  wird  zum  Ver- 
thdlungipnnkt  durch  eine  ca.  1400  m  lange 
Leitang  gcfiihTt. 

Ein  ciniiger  Transformator  wandelt  die 
St^annang  zu  einer  für  die  Glühlampen  ge- 
eigneten UDi.  Die  Zahl  der  Primär leiter, 
welche  zum  Transformator  gehen,  beträgt 
»wei,  die  det  SecundKrleiter,  welche  vom 
Transformator  weggehen,  beträgt  drei;  die 
Stromvcrlheiluog  im  secundären  Kreise  findet 
nach  dem  Drelleitersysteme  statt;  dadurch 
wird  eine  Er&pa:rn[£5  an  Kupfer  erzielt. 

Die  Potentialdifferenzen,  die  man  an 
den  Klemmen  der  beiden  Secnndärspnlen  er- 
hält fiiürl  SD  nähernd  gleich  gross,  wenn  man 
dafür  Sorge  getragen  hat,  die  Lampen  in 
einer  für  jede  Spule  annähernd  gleichen 
Zahl  zu  vertheilcn. 

ISei  dieser  Anlage  wird  eine  bedeutende 
Eriparniss  ans  der  doppelten  Thatsache  er- 
jtlcU|  dftsa  man  Über  relativ  schwache 
J^ecundärleitungen  und  nur  über  einen  Trans- 
formator verfügt. 

Die  für  die  Dynamo  nothwendige  Be- 
trieb fikraft  wird  dem  Flusse  Marta,  einem 
Abfliiise  des  Sees  von  Bolsena,  entnommen. 
Eine  Turbine  ntft  Verticalachse  von  der 
Firma  A.  CaUoni  aus  Bologna  setzt  die 
Wech^eUtroni- Maschine  Oerlikon  von  33  KIV 
mitlekt  Tran^mU&ioDsriemen  in  Bewegung. 

In  d«r  Er]Eeu(^ungsstation  befinden  sich 
ausser  den  Transfürmatoren,  welche  für  die 
für  Stntinti£bclendjlnDg  nothwendigen  Lampen 
Dud  den  Controbpparat  bestimmt  sind,  auch 
ein  Ausgleich  st  ran  ^formator,  mittelst  dessen 
das    Voltmeter     die    bpannungsdifferenz    im 


Centmm  der  Stadt  anzeigt,  wie  grosi 
immer  die  Anzahl  der  Primär-Amp^re  i 
Leitung  sein  mag. 

Durch  eine  einfache  Handhabui 
Schiebers  der  Turbine  gelingt  es  sehr 
das  Secundärpotential  von  iio  1 
Centrum  der  Stadt  constant  zu  erl 
Die  Anlage  wurde  vom  Ingenieur  R.  L  e 
ausgeführt.  Die  Öffentliche  Strassenbe 
tung  wird  durch  120  Glühlampen  b< 
stelligt ;  die  Firma  Angelo  F  r  i  g  o  hi 
kurzem  auch  300  Lampen  fUr  Priva 
leuchten  zu  können. 


Das  elektrische  Licht  in  Verc 
Infolge  Urtheils  des  Cas8ationsgerichtsh< 
dem  von  der  Lyoner  Gasgesellschai 
hängig  gemachten  Processe  als  Concessii 
für  die  Beleuchtung  von  Verona  geg< 
Gemeindeverwaltung,  die  einer  andere 
Seilschaft  vor  einigen  Jahren  die  Conc 
für  die  elektrische  Beleuchtung  dieser 
ertheilt  hatte,  wurden  die  Werkstätten 
Gesellschaft  definitiv  am  4.  August  1.  ] 
schlössen. 

Sache  der  Gemeinde  wäre  es  ni 
gewesen,  den  vor  vielen  Jahren  mi 
Lyoner  Gesellschaft  eingegangenen  V 
zu  halten.  Es  ist  nur  zu  wünschen, 
in  dieser  Angelegenheit  doch  noch  ein  fi 
schaftlicher  Ausgleich  zu  Stande  komm 

Von  anderer  Seite  wird  uns  über  diej 
gelegenheit  berichtet :  Der  Municipalrai 
Societä  corporativa  d'illun 
zione  elettrica*'  hat  gestattet,  den  B 
einzustellen  und  hat  gleichzeitig  Unter! 
lungen  mit  der  Gasgesellschaft  einge 
da  diene  es  übernommen  hat,  die  elekt 
Beleuchtung    zu    demselben  Preise  wie 

•)  Vergl.  Heft  XVUI  1894.  S.  486. 


611 


mit  Gas  herznsteUeo.  Auch  wurde  denelben 
SU  gerJDgeo  Kosten  eine  hydraulische  Kraft 
von  4CK>  EP  zur  Verfügung  gestellt.  Die 
Gasgesellschaft  hat  das  Monopol  für  die 
öffentliche  Beleuchtung  bis  3i.Decemberi922 
und  nützt  diese  Begünstigung  mit  aller 
Kraft  aus.  Es  ist  daher  wahrscheinlich,  dass 
die  Unterhandlungen  zu  keinem  guten  Re- 
sultate führen  werden. 

Die  locale  Presse  spricht  bereits  von 
der  Aufstellung  strenger  Vorschriften  über 
das  zu  liefernde  Gas  und  von  anderen  Re- 
pressalien, welche  eventuell  die  Gasgesell- 
Schaft  zu  günstigeren  Forderungen  veranlassen 
könnten.  St. 


Die  elektrische  Beleuchtung  und 
die  elektrische  Traxnvray  in  Brescia. 
Dem  Gemeinderathe  wurde  ein  Vorschlag 
über  die  Anlage  von  Tramwaylinien 
mit  elektrischem  Betriebe  vor- 
gelegt, welche  verschiedene  Punkte  der  Peri- 
pherie mit  dem  Centrum  der  Stadt  verbinden 
sollen. 

Die  EinfUhruug  der  elektrischen 
Beleuchtung  wird  sich  wegen  einiger 
bei  dem  Baue  der  Centralstation  eingetrete  nen 
Schwierigkeiten  verzögern.  Auch  wird  an 
Stelle  der  alten  mangelhaften  Anlage  eine 
neue  ausgeführt  werden.  St. 


Elektrische  Tramway.  Ingenieur 
G.  Ferrando  hat  dem  Syndicus  von 
Palermo  ein  Gesuch  um  die  Concession 
zur  Anlage  eines  vollständigen  Tramwaynetzes 
mit  elektrischem  Betriebe  in  dieser  Stadt 
überreicht.  Obgenannter  übernimmt  den  Be- 
trieb auf  eigene  Rechnung  ohne  weitere  Be- 
lastung für  die  Gemeinde. 

In  V  a  r  e  s  e  hat  die  Firma  Thomson- 
Houston  einen  Vertrag  für  den  Bau  einer 
elektrischen  Tramway  unterzeichnet,  welche 
die  dortige  Eisenbahnstation  mit  Santa  Maria 
Montana  über  das  Dorf  St.  Ambrogio  ver- 
binden soll.  Diese  Linie  wird  eingeleisig 
und  normalspurig  sein.  Der  Fahrpark  wird 
aus  vier  Motorwagen  mit  je  zwei  Motoren 
zu  25  EP  mit  einem  Fassungsraume  für 
50  Passagiere  und  aus  vier  anderen  gewöhn- 
lichen Wagen  bestehen.  St. 

Elektrische  Tramway  Varese- 
Santa  Maria  Montana.  Die  Firma  Thom- 
son-Houston hat  den  Baucontract,  be- 
treffend eine  elektrische  Tramway,  welche 
Varese  mit  S.  Maria  Montana  verbinden  soll, 
unterzeichnet.  Die  über  S.  Ambrogio  führende 
Linie  ist  eingeleisig  und  schmalspurig.  Das 
rollende  Materiale  wird  bestehen  aus  vier 
Motorwagen  ä  25  PS  mit  einem  FossungS' 
räume  für  50  Personen,  und  vier  gewöhn- 
lichen Wagen. 


Guyer-Zeller'sches  Jungfrau-Bahnproject. 


Der  Schweizerische  Bundesrath  bean- 
tragte in  seiner  diesbezüglichen  Botschaft 
an  die  Bundesversammlung  die  Ertheilung 
der  Concession  für  genanntes  Project  an 
Herrn  Ad.  Guyer-Zeller,  zu  Händen 
einer  zu  bildenden  Actiengesellschaft. 

Herr  G  u  y  e  r-Z  e  1 1  e  r  führt  in  seinem 
Berichte  aus,  dass  die  bereits  bestehenden 
Jungfr.iu-Bahnprojecte  Köchlin,  Locher  und 
Trautweiler,  welche  den  Ausgangspunkt  im 
oberen  Lauterbrunnenthal  wählen,  schon  aus 
technischen  Gründen  kaum  jemals  zur  Aus- 
führung gelangen  könnten.  Durch  die  Er- 
öffnung der  Wengernalpbahn  sei  nunmehr 
die  Basis  zu  einem  neuen  Projecte,  dem 
vorliegenden,  geschaffen  worden,  für  welches 
in  verkehrswissenschaftlicher  Beziehung  die 
gleichen  Gründe,  wie  bei  den  früheren  Pro- 
jecten,  geltend  gemacht  werden  könnten. 

Die  Bahn  geht  von  der  Station  Scheidegg 
der  Wengernalpbahn  westlich  am  Fallboden- 
hnbel  vorbei,  direct  bis  vor  den  Fuss  des  Eiger- 
gletschers,  wendet  sich  hier  in  östlicher  Rich- 
tung und  nachher  in  südlicher  im  Tunnel 
um  das  Eigermassiv  herum  zur  Station  Eiger 
(etwa  3200  m  über  dem  Meeresspiegel), 
welcher  Tunnel  ähnlich  der  Axenstrasse 
durch  Galerien  offen  gelegt  werden  soll, 
zieht  sich  dann  in  gerader  Linie  ganz  im 
Tunnel  zur  Station  Mönch  hinauf,  von  hier 
nach  dem  Jungfraujoch  hinunter,  77  m  unter 
demselben  durch  und  gelangt  hierauf, 
spiralenförmig    um    das    oberste  Massiv    des 


Berges  sich  herumziehend,  auf  das  jedem 
Fuhrer  bekannte,  im  Sommer  schneefreie 
Plateau,  von  wo  aus  die  Jungfrauspitze 
mittelst  eines  senkrechten  Tunnels  und  Ele- 
vators erreicht  wird. 

Die  Länge  der  Bahn  beträgt  total 
12*3  A:m,  die  Maximalsteigung  260O/0Q,  die 
Spurweite  O'So  m,  der  Minimalradius  60  m. 
Zwischenstationen  sind  projectirt  am  Eiger- 
gletscher,  am  Eiger  und  am  Mönch,  Halte- 
stellen bei  der  Grindelwald-  und  Guggi- 
gleischergalerie. 

Als  Betriebskraft  ist  Elektricität  vor- 
gesehen, wozu  die  nöthige  Wasserkraft  am 
Tümmelbach,  eventuell  an  der  Lauterbrunnen- 
oder  Grindelwaldlütschine,  gewonnen  würde. 

Die  Tunnels  sollen  in  angemessenen 
Intervallen,  jedenfalls  an  den  Ausweichstellen, 
elektrisch  beleuchtet  werden.  Wo  es  an- 
geht, sollen  behufs  Ventilation  und  Ver- 
kürzung des  Materialtransports  beim  Baue 
aus  dem  Gebirge  herausführende  Qner- 
scbiäge  gemacht  werden. 

Der  summarische  Kosten  Voranschlag  be- 
trägt 8,000.000  Frcs.  oder  650.400  Frcs. 
für  I  km  der  Bauläoge ;  350.000  Frcs.  sind 
für  elektrische  Installationen  und  Rollmaterial 
eingestellt. 

Die  Rentabilitätsberechnung  des  Con- 
cessionsgesuches  nimmt  eine  Frequenz  der 
Station  Eiger  von  1 0.000  Personen  und  der- 
jenigen auf  der  Jungfrau  von  7000  Personen 
an  uod  veranschlagt  die  bezüglichen 

47* 


612 


EEttoatiEnett  auf < . .  —  „ ,   SJo^ooo  Frcs* 

Die       Detriebsaus« 

gnbcQ     auf    cu* 

sammen  ,,,.».  60,000  Frca. 

Die  Emlagc  m  den 

ErneneruQgs^  u. 

Reservefocd  aaf  S2.000    ^      142^500     ^ 
>vaH  eineti  Betriebs  über  seh.  von .   387.50U  Frc4. 
ergäbe. 

In  emer  zweiten  EiDgube  ist  diese 
Reclmtiiig  in  der  Wette  müdiJicifti,  da^s  die 
Rendite  aaf  tots]  jbo.oco  Frcs.  verna schlugt 
UQd  da5  Baticapital  in  4  Millioiiea  Actien 
und  4  NfillioneD  Obtigatiocen  etngetheiU 
wird,  sodass  fUr  erstere  5%  Dividende  und 
fiir  leiütere  41^/^  Zinsen  berechnet  werdeit 
köQaen. 

Das  ConcessionsgcEnch  kommt  ta  dem 
Schluaäe,  dass  keine  Aus^ergewgbn Heben  Ban- 
£chwier;gkeiten  zu  übtrrwiuticn  sein  werden. 
Der  nrapi-ün^jlich  gchcgtea  Ikfürcbiung,  4a5s 
tlje  anfänglich  105  m  unter  dem  Schnee- 
^chdtel  des  Juug^raujoches  projectirte  Tucjoel- 
läge  auf  Eis  s^to<i£en  könnte  und  dc&balb 
noch  tiefer  gelegt  werden  müsste^  wird  in 
der  letzten  Eingab^ä  kein  Raum  mehr  ge- 
geben, weil  €i  sich  gezeigt  habe,  dat«  die 
oberhalb  de&  GnggigletsdierK  vorspringe  ade 
KeUpartie  ganz  nshe  an  das  Jungfraujoch 
h er aü reiche»  ^udaJis  dl«  dortige  Firndecke 
kaiim   die  Dicke  von  50  ni  haben  könne» 

Was  eadljch  die  wohl  von  neuetu  auf- 
tauchende  Frage  betreffe,  ob  bei  einer  raschen 
Abuahcne  des  «atmosphärischen  Drackes  die 
Gesundheit  der  Reisenden  gefährdet    sei,  so 


habe    der    Concessionspetent    hterttbc 

Luftschi ffer  S  p  e  U  e  r  i  n  i  interpellirt,  ' 
seinerseits  diese  BefttrchtuDg  für  nobej 
hält,  da  er  schon  mit  Personen  verac 
ster  Constitntion  im  Ballon  über  400 
stiegen  sei^  ohne  dass  dieselben  be 
Beschwerden  verspürt  hätten,  welchi 
stand  sich  dadurch  erklärt,  dass  d 
treffenden  auf  jene  Höhe  gebracht  r 
ohne  dass  das  Hers  dabei  mehr  als  in 
Zustand  Arbeiten  müsse. 

Der  Dnndesrath  übermittelte  das 
£iir  Vernehmlassung  den  Regiemngc 
Bern  und  Wallis,  Dieselben  erhöbet 
Einwendungen* 

Der  Concessionsentwnrf  entspri 
dlgetn einen  den  fttr  die  früheren 
gebirgsbahoen  aufgestellten  Bedinj 
Die  Bau  Frist  Ut  anf  5  Jahre  erhöht  1 

Für  die  teute  Strecke  vom  £n< 
der  Zahnradbahn  bis  auf  den  Gipl 
Jungfrau  bleibt  die  Fortsetzung,  bez 
nehmignng  des  Setriebssystemes  dan 
Bundcsraih  bis  nach  Einreichung  der 
plane  vorbehallca. 

Ntn.  ist  der  auf  Antrag  der  Conc 
pctenicn  aufgenommene  Artikel,  wclc 
Jung  ff- au  bahn  der  Wissenschaft  di 
machen  üoH^  indem  er  die  Gesellscha 
pflichiet,  ein  s ländiges  Observatorii 
meteorologische  und  anderweitige  tel 
physikalische  Zwfccke  einzurichten  1 
unterhaken. 

Die  IJin-  und  Rückfahrt  soll  4 
kosten. 


N'eueste  Palen tnach richten-  . 

Milgetheilt  vom  Tecbnischco  und  Patcntbureaa,  Ingenieur  MONATH. 

Wien,  h  JaJiomirgotlsitrasse  4, 

Xi\4s^  AnmiilduDitAü    bli>lb(!a    »cht  Wochäa   aar    KibiSoUtnabm«  Uffaiitilioh  aaigalegt.    Ifach 
l**t«til-tiefti3ix«A  kuiu  luaiärbAlb   dieier  Z«U  Kiniprucb    e*g^a   di«  AntüK^ldimg   wegen  Mangel  der 
odür  widerreLbilich&r  Eotiiatiiiie  arhabaD  wsrdfts.  Dm  obi^i»  BarAki^  b««orgt  Abeohriflen  der  Anme 
uuil  aberutiuint  dio  Yertretnntf  ta  alUn  £liifli}TUCh»'Äi!ig«legeDUcit4n. 


Deutsche     Patentanmeldungen. 

S,  S,  Stil,  Warmpressen  von  Geweben 
mitieist  aU  Elektrickättletter  ausgeblEdeter 
nnd  durch  den  eiek irischen  Strom  er- 
hitzter PreBsspäne.  —  Jiütu»  SiAvftrt^ 
Reicheubach,  23, /7,  1894, 
341,  N.  29JD.  Neuerimtl**!  *^  Klockcin- 
nchtungeo.  —  Fr,  Nalalü^  Braun  schweig, 

ai,  H-  14.607*  Einrichtung  znr  Verlängerung 
der  Brenn  dniier  des  oberen  Kohlenstahe^ 
bei  elektrischen  BogenlatnpeD*  —  F, 
Ilaritimuth  &  Ct\,  Wien,  i6,/4*  1S94. 
^  l\  690b,  Auf hjtfigc Vorrichtung  für  Bugcn- 
lampen  mit  VermcHlnng  des  lierabh.ingen« 
der  Leiter.  -^  H'tÜfß  loqc,  Mojskau. 
5,  6.   1S04. 

41),  C,  4^94<  Reinigung  von  Zinksalzlösungen 
auf  elektrolytischem  Wege,  —  Farktr 
Coffi^ttGfl  ChotUe,  New -York.  S./t,  1S94, 

47.  K,  7ÖÜJ,  Kugellager  mit  einer  durch 
Klcmmung  uachsienbaren  Laaffluchc.    — 


Claiaa 

Frie^  &  Ilöpßmger^    Schweinfurt, 
1894. 

20.  H,  14.782  Oberbau  für  elel 
Eisenbahnen,  —  Eoerder  Bert 
mvi  BUntniüerein^  Iloerde.    576. 

15,  E.  4193,  Masse  zum  Hiotergiesse 
vanlscher  Niederschläge.  —  Electrt 
vanojilüttlBcJifi  AnstaU,  H.  Feiti 
Flock j  Köln,   17./5.   1894. 

21.  G.  S963.  Verfahren  zur  Herstellu 
Elektroden  für  elektrische  Samm 
Hermann    Jhinze,    Berlin.    22./5. 

^    T.  4206.    Umschalter  für  Vermit 

hmter  von  l'crnsprechleitungen.  - 

ph'm^Apparai'Fabrik  FV,  WelUa^ 

16./7.  j894^ 
26,  P,    0825.    Deckenlampe    für    Gli 

beleuchiung.    —  Julius  Pintseh^ 

i9,/4-  iS'M> 
37.  if^   i4-'*2  7,  Blitzableiter  mit  bewe 

Auflnrigspitze,     —     Eduard     Hc 

Koburg,   14./Ö.   1894. 


613 


01mm 

40.  K.  10.820.  Elektrolytisches  Verfahren 
zvLT  Darstellung  von  reinem  Chrom  und 
Mangan  nnd  deren  Legimngen.  —  Firma 
Friedrich  Krupp,    Essen.    Si./S*    1893. 

63.  K.  1 2.1  II  Elektrische  Glocke  far  Fahr- 
räder. —  Carl  Kahfif  Oschatz.  11./9. 
1S94. 

74.  A.  4068.  Stromschlnssvorrichtung  für 
ThOren.  —  Actien-Oeteütchaft  Mix  & 
OeneHf  Berlin.  5./10.  1894. 

75.  K.  12.227.  Apparat  zur  Elektrolyse, 
mittelst    ruhender    Quecksilber-Kathode. 

—  Dr.  Carl  KeUner,  Wien  nnd  Hallein. 
22./ 10.  1894. 

83.  P.  7010.  Uhrstellvorrichtnog  mit  selbst- 
thätiger  Auslösung  des  gesperrten  Pen- 
dels beim  Versagen  des  Elektromagnetes. 

—  La  Frecision,  Sociiti  Anonyme  de 
Mecanique  et  cCelecbiciti^  Brüssel.  31./7. 
1894. 

Deutsche    Patentertheilungen. 

CiasM 

20.  78.665.  Pyrotechnisches  Nothsignal  für 
Eisenbahnen.  —  F,  A,  Fox  und  /?.  H, 
Robert»^  New- York,  vom  29./$ .  1894  ab. 

20.  Streckenstromschliesser.  —  F,  Natalig, 
Braunschweig,  vom  6./2.   1894  <l^* 

21.  78.626.  Elektricitätszähler  für  Wechsel- 
ströme. —  Th.  Duncan,  Fort  Wayne, 
vom  21./6.  1893  ab. 

n  7S*^77*  -^^3  einem  Hohlseil  bestehender, 
elektrischer  Leiter.  —  Fellen  &  Ouille- 
aume^  Carlswerk  b.  Mtthlheim,  vom  9./7. 

1893  ab' 

,  78.701.  Schaltapparat  zum  Vergleiche  von 
Spannung  und  Stromphase  parallel  zu 
schaltender  Wechselst rommaschioen.  — 
Eleklrieität»  -  Aclien  -  GeaelUchafl  vorm, 
Schuckert  k  Co.y  Nürnberg,    vom  22.73. 

1894  ab. 

„  78.728.  Wechselstrombogenlampe  mit 
stetiger  Nachstellung  der  Kohlenstifte.  — 
EUÜricitata  -  Actien  -  OeseUachaft  vorm. 
Schuckert  &  Co.,  Nürnberg,  vom  3-/5. 
1893  ab. 

75.  78.732.  Diaphragmenkasten  für  elektro- 
lytische Zwecke.  —  Carl  Pieper,  Berlin, 
vom  20./ 1.   1894  ab. 

83.  78.719.  Elektrische  Aufziehvorrichtung 
für  Uhren  und  andere  Triebwerke.  — 
De  H,  Aren,  Berlin,  vom  19./5.  1894 
ab. 
3.  78.763  Stoffschneidevorrichtung  mit  elek- 
trischem Antrieb.  —  J,  Smith^  Ncw- 
York,  vom  8./12.   1893  ab. 

20.  78.813.  Stromzuführungsvorrichtung  bei 
elektrischen  Bahnen  mit  unterirdisch 
verlegten  Haupt-  und  Theilleitern.  — 
Laiorence  eledric  Company,  New-York, 
vom  14./ 3.   1894  ab. 


Olasse 

20.  78.838.  Neuerung  an  Stations-  und 
Haltestellenanzeigem.  —  O,  Schmidf, 
Berlin,  vom  18./11.  1893  ab. 

21.  78.755.  Fernsprechanlage.  —  G,  Ritter, 
Stuttgart,  vom  31./8.  1893  ab. 

„  78.761.  Träger  für  die  untere  Kohle 
von  Bogenlampen.  —  P.  Firchow,  Gra- 
bow,  vom  18./11.  1893  ab. 

„  78.764.  Anordnung  eines  inductions- 
freien  Zusatzwiderstandes  bei  Neben- 
schlussl^ogenlampen    für    Wechselstrom. 

—  Siemens    &    HaUke,    Berlin,     vom 
17./12.   1893  ab. 

o  7S*775*  Wechselstrom-Vertheilungsanlage 
ftir  elektrische  Beleuchtung  mit  selbst- 
thätiger  Einschaltung  von  Ersatzlampen. 

—  fernem  &  Ealske,  Berlin,  vom  4.74. 
1894  ab. 

„  78.787.  Schaltwerk  für  zeitweise  elek- 
trische Treppenbeleuchtung.  —  F.  Müller^ 
Berlin,  vom  26./6.  1894  ab. 

n  7S*7S9*  Regelungseinrichtung  für  elek- 
trische Treibmaschinen,  bei  welcher  bei 
Aus-  bezw.  Einschaltung  von  Anker- 
wicklungen auf  die  Stärke  des  magne- 
tischen Feldes  geändert  wird,  —  Berliner 
Maaehifienbau-Actien-GeselUchaft  vormals 
X.  Sehwartzkopffj  Berlin,  vom  28.72. 
1893  ab. 

0  78.796.  Stromschlusswerk  mit  Einrich- 
tung zur  Vermeidung  des  Unterbrechnngs- 
funkens.  —  H,  Grau,  Kassel,  vom  4.78. 
1893  ab. 

„  78.804.  Mikrophon.  —  B.  Münsberg, 
Berlin,  vom  30.712.  1893  ab. 

„  78.825.  Verfahren  zur  Umwandlung  von 
Wechselströmen  beliebiger  Spannung 
in  Gleichströme  von  ebenfalls  beliebiger 
Spannung  und  umgekehrt.  —  M,  Hutin^ 
Paris,  und  M,  Leblanc^  Raincy,  vom 
6./ 10.  1892  ab. 

n  7^-^33*  Wechselstrom  -  Maschine  mit 
Stromwender,  in  deren  einzelne  Anker- 
spulen Nutzwiderstände    geschaltet  sind. 

—  M,    Hutin,    Paris,  und    M,    Leblanc, 
Raincy,  vom  29.76.  1893  ab. 

n  7^*^37*  Elektrische  Leitungen  mit  ein- 
geklöppelten Isolirkörpem.  —  Perei  & 
Schacherer,  Budapest,  vom  16.71 1.  1893 
ab. 

g  78.841.  Neuerung  an  galvanischen  Ele- 
menten. —  W.  Walker  Jun.,  Birmingham, 
vom  15.72.  1894  ab. 
„  78.865.  Verfahren  zur  Herstellung  von 
Accumulatorenplatten.  —  W,  A,  Boese, 
Berlin,  vom  20./9.  1892  ab. 
85.  78.766.  Anode  für  die  clcktrolylische 
Wasserreinigung.  —  E,  Hermite,  E,  J, 
Paterson  und  Ch,  F.  Cooper,  London, 
vom  12.71.  1894  ab. 


LITERATUR. 


Die  Elektricität  Im  Dienste  der 
Menschheit.  Eine  populäre  Darstellung 
der     magnetischen    und    elektrischen    Natur- 


kräfte  und  ihrer  praktischen  Anwendungen 
Nach  dem  gegenwärtigen  Standpunkte  der 
Wissenschaft  bearbeitet  von  Dr.  A.  R  i  1 1  <~ 


T 


614 


vonUrbanitzky.  Mit  looo  Abbilduogen. 
Zweite,  vollstäudig  nea  bearbeitete  Au  Sage. 
VolUtändig  in  25  Lieferungen  zu  30  kr. 
In  Original- Pracbtband  9  fl.  A.  Hartieben's 
Verlag  in  Wien. 

Die  Bedeutung,  welche  die  Elektro- 
technik Cast  in  allen  Zweigen  menschlichen 
Schaffens  ermngen  hat^  macht  es  erklärlich, 
dass  man  überall,  wohin  nnr  überhaupt 
menschliche  Cultur  gedrungen  ist,  darnach 
strebt,  sich  mit  den  hervorragendsten  Er- 
rungenschaften der  modernen  Elektrotechnik 
bekannt  zu  machen.  Obwohl  nun  gute  Fach- 
zeitschriften bereits  zu  Gebote  standen,  machte 
sich  doch  bald  der  Wunsch  nach  einem  zwar 
umfassenden,  aber  auch  jedem  Gebildeten 
verständlichen  Werke  geltend.  Diese  Aufgabe 
hat  als  Erster  der  Verfasser  der  „Elektricität 
im  Dienste  der  Menschheit**  gelöst,  und  wie 
die  allgemein  günstige  Aufnahme  bewies, 
mit  vollem  Erfolge.  Der  Inhalt  des  ge- 
sammten  Werkes  zerfällt  in  die  drei  Haupt 
abthbilungen  :  Magnetismus  und  Elektricität, 
Erzeugung,  Umwandlung  und  Leitung  elek- 
trischer  Ströme  und  die  praktischen  An- 
wendungen der  Elektricität.  Die  I.  Haupt- 
abtheilung bringt  als  Einleitung  eine  ge- 
schichtliche Darstellung  der  Forschungen 
über  Magnetismus  und  Elektricität ;  hieran 
reihen  sich  die  magnetischen  und  elektrischen 
Grunderscheinnngen,  die  atmosphärische 
Elektricität,  der  Erdstrom,  das  Nordlicht, 
die  galvanische  Elektricität,  Induction  und 
Elektricität  im  Thier-  und  Pflanzenreiche. 
In  der  II.  Hauptabtheilung  wird  die  Er- 
zeugung der  elektrischen  Ströme    dargestellt, 


dann  werden  die  Umwandlungs-  und 
lirungsmetboden  erläutert,  und  schlj 
finden  die  Leitungen  eine  entsprechen 
führliche  Schilderung.  Di«  HL  ] 
abtheilung  umfasst  sämmtliche  Anwenc 
der  elektrischen  Ströme  und  ist  i 
Unterabtheilnngen :  i.  Das  elektrische 
2.  Galvanoplastik,  Elektrochemie  und  E 
metallurgie,  3.  Die  elektrische  Kral 
tragung,  4.  Die  Telephonie  nn4  5. 
graphie  und  Signalwesen,  abgetheilt. 

Zur  Frage  der  elektrischen 
senbabnen.  Vortrag,  gehalten  im  Hau 
sehen  Elektrotechniker  -  Verein  von 
Krüger.  C.  F,  W.  Wamccke,  Bucl 
lung  in  Hannover,  1894.  Preia  70  Pfj 
Für  und  Wider  für  die  Anlage  elekt 
Strassenbahnen  wird  dmch  Vergleic 
den  Pferde-,  Dampf-  und  Kabelbahn« 
gehend  besprochen ;  dabei  sind  insbes 
die  Bahnen  mit  oberirdischer  Zuleitu 
rücksichtigt.  Die  Urtheile  der  Magistrs 
Gera,  Halle,  Breslau  sind  abgedrucV 
zwei  Tabellen  beigegeben.  Die  Brc 
dürfte  allgemeines  Interesse  erregen. 

Der  Prospect  Nr.  58  sammt 
liste  der  Elektrotechnischen  Fabrik  C. 
Fein  in  Stuttgart,  welcher  soeb 
dem  Drucke  gekommen,  ist  sehr  reich 
Er  umfasst  Feuermelde-,  Alarm-  und 
Sprech  •  Apparate,  Centralstations  -  Ap 
und  Einrichtungen,  elektr.  Wächtero 
Apparate,  Leitungsmaterialien  etc.  Die 
besteht  seit  dem  Jahre  1867. 


KLEINE  NACHRICHTEN. 


Das  Localbabn- Gesetz.  In  der  am 
22.  V.  M.  beim  Bürgermeister  Dr.  G  r  ü  b  1  ab- 
gehaltenen Sitzung  des  Comit^s  für  elektrische 
Bahnanlagen  in  Wien  referirte  Stadtrath  Dr. 
Hackenberg  über  den  von  derRegierung  dem 
Abgeordnetenhause  vorgelegten  Gesetzent- 
wurf, betreifend  die  Anlage  und  den  Betrieb 
von  Local-  und  Kleinbahnen,  und  stellte 
nach  eingehender  Begründung  den  Antrag, 
an  die  Regierung  und  die  beiden  Häuser 
des  Reichsrathes  eine  Petition  zu  richten, 
mit  welcher  um  Abänderung  der  genannten 
Regierungsvorlage  in  nachstehender  Weise 
gebeten  wird: 

I.  Die  im  Artikel  5,  lit.  d)  enthaltene 
Beschränkung  der  Steuerbefreiung 
auf  die  Zeit,  ah  die  eigenen  Erträgnisse  der 
Localbahn  nach  Abrechnung  der  gesetzlich 
zu  entrichtenden  Steuern  sammt  Zuschlägen 
ausreichend  sind,  um  das  gesammte  geneh- 
migte Anlage-Capital,  und  zwar  die  Anlehen 
mit  höchstens  vier,  das  Actien-Capital  mit 
höchstens  fünf  Perceut  zu  verzinsen  und 
planmässig  zurückzuzahlen,  habe  dann  zu 
entfallen,  wenn  eine  autonome  Körper- 
schaft die  Concession  erworben  hat.  Wenn 
dies  unter  keiner  Bedingung  möglich  wäre, 
wird    gebeten,    in    dem   Falle,    als    eine 


autonome  Körperschaft  die  Concessic 
worben  hat,  die  Steuerbefreiung  weni 
bis  zur  Grenze  einer  fünfpercentigen 
zinsung  des  gesammten  Anlage-Cj 
zu  gewähren.  2.  Die  im  Artikel  ( 
Königreichen  und  Ländern  zugestandei 
freiung  von  den  Stempeln  und  Gek 
sei  auch  den  Bezirken  und  Gemeinde] 
zuräumen.  3.  Im  Artikel  8  wäre  zi 
stimmen,  dass  auch  den  Obligationei 
von  Bezirken  oder  Gemeii 
mit  staatlicher  Genehmigung  anfgenomi 
Anlehen  die  Pupillar-Sicherheit  zugest 
werde.  4.  Das  im  Artikel  12  den  im  S 
betriebe  befindlichen  Bahnen  einger 
P^agerecht  ist  auch  den  im  Be 
der  Königreiche,  Länder,  Bezirke  um 
meinden  stehenden  Bahnen  einzurä 
Darüber,  ob  und  unter  welchen  Bedingt 
Privatunternehmungen  gegenseitig  sieb 
Pöage  einzuräumen  haben,  entscheid« 
Falle  des  NichtZustandekommens  einer  U 
einkunft  das  k.  k.  Handelsministerium. 
Artikel  16  welcher  festsetzt,  dass 
Kleinbahnen  jene  für  den  öffentlichen 
kehr  bestimmten  Localbahnen  „von 
untergeordneter  Bedeutung*'  zu  versi 
sind,    welche    „ohne  Verbindung    mit 


615 


Eisenbahn  höherer  Ordnung  oder  lediglich 
mit  einseitigem  Anschlüsse  an  eine  solche 
Etsenbnhn*  ansschliesslich  den  örtlichen 
Verkehr  in  einer  oder  zwischen  benachbarten 
Gemeinden  vermitteln,  seien  die  unter  An- 
f^hrungsseichen  stehenden  Worte  auszulassen. 
Dagegen  wäre  als  neue  Bestimmung  in  diesen 
Artikel  aufzunehmen,  dass  die  Concessions- 
daner  einer  Local*  als  Kleinbahn  ausnahms- 
weise, wenn  dieselbe  von  einzelnen  König- 
reichen oder  Ländern,  Bezirken  oder  Ge- 
meinden erworben  wird,  bis  zu  90  Jahren 
verlängert  werden  kann.  6.  Artikel  19,  welcher 
von  der  Festsetzung  der  Fahr-  und  Fracht- 
preise handelt,  sei  dahin  zu  ergänzen,  dass 
in  dem  Falle,  als  zur  Anlage  und  zum  Be- 
triebe der  Kleinbahn  eine  öffentliche  Strasse 
benatzt  wird,  vor  Feststellung  der  Fahr- 
ond  Frachtpreise  die  Zustimmung  jener 
autonomen  Körperschaft  zu  denselben  einzu- 
holen ist,  in  deren  Verwaltung  sich  die  be- 
treffende Strasse  befindet.  Das  der  Staats- 
verwaltung vorbehaltene  Recht  zur  Fest- 
setzung ermässigter  Maximaltarife,  im  Falle 
die  Bahn  in  zwei  auf  einander  folgenden 
Jahren  das  Anlage-Capital  nicht  mit  tfi/Q  ver- 
zinst, soll  entfallen,  wenn  der  Betrieb  der 
Kleinbahn  durch  eine  autonome  Körperschaft 
stattfindet,  7.  Es  sei  eine  Bestimmung  in 
das  Gesetz  aufzunehmen,  durch  welche  nor- 
mirt  wird:  Alle  jene  nach  den  bestehenden 
Gesetzen  der  Staatsverwaltung  zustehenden 
Befugnisse  öffentlich  rechtlicher  Natur,  die 
nach  dem  Gesetze  der  staatlichen  Einfluss- 
nahme  entzogen  sind,  werden  der  Competenz 
jener  autonomen  Körperschaft  (Königreiche, 
Länder,  Bezirke,  Gemeinden)  zugewiesen,  in 
deren  Gebiete  sich  die  Bahn  befindet.  Durch- 
zieht die  Bahn  mehrere  Bezirke  oder  Ge- 
meinden, so  stehen  diese  Befugnisse  dem 
LandesausBchusse  zu.  Im  Falle  eine  solche 
Bahn  das  Gemeindegebiet  von  Wien  berührt, 
so  stehen  diese  Befugnisse  der  Gemeinde 
Wien  zu.  8.  Im  Artikel  20  möge  die  Be- 
stimmung Aufnahme  finden,  dass  auch  den 
Kleinbahnen  die  im  Artikel  5  normirte 
Steuerbefreiung  von  30  Jahren  ge- 
währt werde.  Weiters  möge  eine  dem  Ge- 
setze vom  II.  Mai  1 871  und  vom  30. März  1875 
analoge  Bestimmung  für  sämmtliche  Arten 
von  Kleinbahnen  ohne  Beschränkung  auf  die 
Höhe  des  Fahrpreises  festgesetzt  werden. 
9.  Im  Artikel  23  sei  die  weitere  Beschrän- 
kung aufzunehmen,  dass  die  Bestimmungen 
dieses  Gesetzes  nur  dann  auf  bestehende 
Bahnen  der  im  Artikel  i  dieses  Gesetzes 
bezeichneten  Art  angewendet  werden  können, 
wenn  jene  autonomen  Körperschaften,  in 
deren  Verwaltung  sich  die  öffentlichen 
Strassen  befinden,  welche  für  die  Anlage 
und  den  Betrieb  der  betreffenden  Bahnen 
verwendet  werden,  ihre  Zustimmung  ertheilen. 
Ausserdem  werden  noch  einige  minder  we- 
sentliche Aenderungen  beantragt. 

Der    Referenten -Am  rag    wurde    vollin- 
haltlich genehmigt. 

Interurbaner      Telephonverkehr. 
Am    20.    V.    M.    ist    der    Verkehr    auf   der 


interurbanen  Staatstelephon-Linie  Reichen- 
berg-Friedland im  Anschlüsse  an  die 
interurbane  Staatstelephon- Linien  Reichen- 
berg -  Tannwald,  Reichenberg  -  Grottau  und 
Reichenberg-Prag-Wien  eröffnet  worden.  Der 
interurbane  Verkehr  zwischen  dem  neu  er- 
richteten Stadttelephon  -  Netze  in  Friedland 
einerseits  und  der  Telephon-Centrale  in  Wien 
andererseits  beschränkt  sich  hinsichtlich  der 
letzteren  auf  die  an  dieselbe  angeschlossenen 
öffentlichen  Sprechstellen  (Staatstelephon - 
Stationen),  sowie  auf  die  Wiener  Staats- 
abonnentenStationen. 


Klektrische  Strassenbahn  Wien« 
Kagran.  lieber  dieses  Schmerzenskind  der 
Unternehmungslust  auf  elektrischem  Gebiete 
in  Wien,  worüber  wir  schon  im  Mai- Hefte  1893 
S.  210  und  im  Hefte  XII 1,  J.,  S.  102  schrieben, 
verlautbart  nun,  dass  die  Vorconcessionäre 
für  diese  projectirte  elektrische  Strassenbahn, 
die  Bau-Unternehmung  Ritschi  &  Comp.,  mit 
der  Berliner  Union-Elektricitäts-Gesellscbaft 
in  Verbindung  getreten  sind.  Dieselben  beab- 
sichtigen in  Gemeinschaft  mit  der  genannten 
Firma  die  Concession  zum  Bau  und  Betrieb 
der  projectirten  elektrischen  Strassenbahn 
Wien-Kagran  zu  erwirken.  Die  Concessions- 
verhandlungen  sollen,  wie  verlautet,  dem  Ab- 
schlüsse nahe  sein. 

Elektrische  Waggon-Beleuchtung. 
Auf  der  Strecke  Wien  -  Salzburg  fand  am 
20.  V.  M.  eitle  probeweise  Beleuchtung  der 
Waggons  mittelst  Accumulatoren  statt.  Diese 
officielle  Schlussprobe  hat  in  Gegenwart 
mehrerer  Beamten  der  k.  k.  österreichischen 
Staatsbahnen,  u.  zw.  der  Herren:  Ober-In- 
spector  Altenburger,  Revident  Sie  bei, 
Inspector  C  a  r  m  i  n  e  aus  Linz  und  von  der 
General-Direction  die  Ingenieure  v.  Gro- 
bois  und  Haagen,  stattgefunden  und  es 
soll  dabei  —  nach  der  „N.  Fr.  Pr."  — 
constatirt  worden  sein,  dass  es  mit  Hilfe  des 
Systems  M.  Engl  möglich  sei,  einen  Waggon 
durch  40  Stunden  mit  drei  Glühlampen  zu 
ie  16  NK  Lichtstärke  bei  einer  Belastung 
von  130  fc^,  wovon  54  Xtji/ active  Masse  sind, 
bei  voller  Lichtstärke  zu  beleuchten.  Alle 
Lampen  brennen  unabhängig  von  einander, 
wodurch  ein  Verlöschen  der  gesammten 
Waggonbeleuchtung  unmöglich  ist ;  femer 
werden  die  Accumulatorenkasten  an  Stelle 
der  bisherigen  Gas-  oder  Oellampen  vom 
Dache  aus  eingeschaltet  und  die  Reisenden 
sind  im  Stande,  die  Lichtstärke  von  der 
inneren  Waggondecke 'aus  in  ähnlicher  Weise 
durch  eine  einfache  Vorrichtung  zu  reguliren, 
wie  die  Waggonbeheizung.  Die  Beleuchtung 
mit  diesen  Austria- Accumulatoren  soll  sich 
drei-  bis  viermal  billiger  als  die  bisherige 
stellen. 

Bewilligung  zur  Vornahme  tech- 
nischer Vorarbeiten  lür  eine  mit 
Dampf-  oder  elektrischer  Kraft  zu 
betreibende  Localbahn  von  der  Sta- 
tion Bozen  der  k.  k.  priv.  Südbahn- 
Gesellscha't    über    Ober-^Bozen    und 


616 


1 


Klobenstein  auf  das  Rittnerhom.  Das 
k.  k.  Handelsministerinm  hat  dem  Präsi- 
denten der  Handels-  und  Gewerbekammer 
in  Bozen,  Johann  K  o  f  1  e  r  im  Vereine  mit 
Dr.  Edmund  Zallinger-Thurn,  Ad- 
vocat  in  Bozen  und  Cnrvorstand  in  Gries, 
die  Bewilligung  zur  Vornahme  technischer 
Vorarbeiten  für  eine  mit  Dampf-  oder  elek- 
trischer Kraft  zu  betreibende  Localbahn  von 
der  Station  Bozen  der  k.  k.  priv.  Sttdbahn- 
Gesellschaft  über  Ober-Bozen  und  Kloben- 
stein auf  das  Rittnerhom  im  Sinne  der  be- 
stehenden Normen  auf  die  Dauer  eines 
Jahres  ertheilt. 


Umwandlung  der  Berliner  Pferde- 
bahnen In  elektrische  Niveaubahnen. 
Nach  längeren  Verhandlungen  zwischen  Ver- 
tretern des  Berliner  Magistrats  und  des 
Polizeipräsidiums  hat  der  Magistrat  folgenden 
Beschluss  gefasst:  Polizeipräsidium  und  Ma- 
gistrat sehen  die  Umwandlung  der  Pferde- 
bahn in  elektrische  Niveaubahnen  als  nächst 
zu  erstrebendes  und  nachdrücklich  zu  for- 
derndes Ziel  an.  Ob  hierbei  das  System 
der  oberirdischen  oder  unterirdischen  Kabel- 
leitung, oder  das  der  Accumulatoren  zu 
wählen  sein  wird,  soll  einstweilen  vor- 
behalten bleiben. 


Erleuchtung  des  Berliner  Reichs- 
hauses. Die  Innenräume  des  Reichshanses 
erstrahlten  am  29.  October  1.  J.  in  elek- 
trischem Lichtglanz.  Es  wurde  nämlich  von 
dem  Baurath  Heger  und  dem  Baumeister 
W  i  1 1  i  g  unter  Zuziehung  von  CoUegen  und 
Elektrotechnikern  eine  Probe  der  Beleuch- 
tung vorgenommen.  Dieselbe  fiel  zu  grosser 
Zufriedenheit  aus,  nur  in  den  verschiedenen 
Lesesälen  fand  man  noch  eine  Verstärkung 
des  Lichtes  nothwendig  und  wurden  dazu 
die  erforderlichen  Anordnungen  getroffen. 
In  der  hellen  Beleuchtung  kam  überall  die 
vornehme  Wirkung  der  architektonischen 
Gestaltung  und  des  bildhauerischen  Schmucks 
zu  hoher  Geltung.  Zu  dem  elektrischen 
Glühlichte  liefern  die  „Berliner  £  1  e  k- 
tricitätswerke**  den  Strom ;  die  An- 
lagen sind  unter  Leitung  des  Herrn  In- 
spectors  Otto,  welcher  zu  der  Prüfung  zu- 
gezogen worden  war,  von  der  „Allge- 
meinen Elekt  ricit  äts  -  Ge  se  1 1- 
Schaft"  ausgeführt  worden.  Die  Zuführung 
des  Stromes  geschieht  durch  neun  Kabel, 
die  sich  zu  je  drei  nach  dem  Süden,  Osten 
und  Norden  vertheilen.  Drei  Kabel  führen 
jedesmal  zu  einem  Hauptvertheilungs- 
Sch alter felde,  von  dem  dann  einzelne  Ab- 
zweigungen nach  den  einzelnen  Stockwerken 
gehen.  Den  Verbrauch  des  Stromes  zeigen 
Aron'sche  Elektricitätszähler  an.  Die  für 
die  Lampen  nothwendigen  Drahtleitungen 
belaufen  sich  auf  40.000  m  und  auf  6000  m 
asphaltirte  Kabel,  bilden  somit  eine  Gesammt- 
läoge  von  über  sechs  deutschen  Meilen.    In 


dem  Gebäude  befinden  sich  62  Bogen 
von    denen    16    mit    einer    L^uchtki 
15.000    Kerzen    auf   den    grossen    S 
saal  entfallen.     Ausserdem    umfasst 
leuchtung  noch  5000  Glühlampen, 
geleitete  Strom  hat  eine  Stärke  von  31 
p^res  und  erfordert  eine  Gesammtstä 
360  HP»     Davon  werden  300  HP 
Beleuchtung,  60  für  Ventilatoren  ge 
die  durch  vier  Schachte    die  Luft  v< 
einziehen.      Wird     der     ganze     Strc 
3900  Amperes  in  Anspruch    genom 
entstehen  dadurch  etwa  200  Mk.  Kc 
die  Stunde.     Das    ganze    Haus   kam 
drei    Schalter    auf  einmal  erhellt  we 


Elektrischer  Strassenbahnl 
in  Madrid.  Die  in  Belgien  ansässige 
pagnie  des  tramways  de  M 
d'£  s  p  a  g  n  e  hat  mit  der  neuere 
Belgien  mit  einem  Grundcapital  voi 
Hon  Francs  gegründeten  Compagnie 
tion  electrique  einen  Betriebsvert 
schlössen,  wobei  die  Allgemeine  Elelc 
Gesellschaft  in  Berlin  die  Bürgscl 
letztgenannte  Gesellschaft  übemomi 
Nach  diesem  Vertrage  Übernimmt 
nannte  belgische  Elektricitäts-Gesellsc 
ihre  Kosten  die  Umänderung  de: 
anläge  und  der  Betriebsmittel,  fei 
Betrieb,  die  Unterhaltung  und  Er] 
der  Betriebsmittel  mit  Ausnahme  de: 
für  die  Verwaltung  und  Dircction 
hält  als  Entschädigung  bei  einem  ^ 
bis  zu  900.000  Wagen-Kilometer  o 
für  das  Wagen-Kilometer,  bei  ein 
kehr  von  900.001  bis  1,200.000 
Kilometer  o'386  Pes.,  bei  einem  ^ 
von  1,250.001  bis  1,500.000  Waj 
meter  0'376  Pes.,  bei  einem  Verke 
1,500.001  bis  1,750.000  Wagen-K 
0*366  Pes.,  und  bei  einem  Verke 
mehr  als  1,750.000  Wagen  -  K 
0*356  Pes.  für  das  Wagen-Kilomete 

Von  dem  nach  Bestreitung  dj 
triebsentdchädigung  verbleibenden  Re 
erhält  die  Eigenthumsgesellschaft 
350.000  Francs  in  Gold  (durchsch 
Ertrag  der  drei  letzten  Jahre) 
35.000  Francs  zur  Deckung  der 
tungs-  und  Directionskosten.  V 
ferneren  Ueberschnsse  erhält  die 
thümerin      bei      einem      Verkehre 

1 10.000  Wagen- Kilometer  50O/0,  b( 
Verkehre     von       iio.ooi — 160.00c 

160.001  — 210.000  60O/0,  210.001- 
65O/0  und  bei  einem  Verkehre  v 
als  260.000  70O/0. 

Ausserdem  überlässt  aber  die  1 
führerin  der  Eigenthumsgesellschi 
loO/o  des  von  ersterer  erzielten  G 
Die  Hauptversammlung  der  Madrider 
bahn-Gesellschaft  hofft  ans  diese 
trage  erhebliche  Vortheile  zu  erzi« 
hat  ihn  mit  Freuden  angenommen. 


Verantwortlicher  Redaotenr :  JOSEF  KAREIS.  —  Selbstverlag  des  Elektroteohniaohen  y< 
In  Commlaaion  bei  LEHKANM  h  WENTZEL,  Buobhandlong  Ar  Technik  und  Kumt 
Dmok  Yoa  B.  SPIB8  fr  Co.  in  Wien,  V..  StraaMengiMe  16. 


Zeitschrift  für  Elektrotechniic. 


XJI.  Jahrg. 


15.  December  1894. 


Heft  XXIV. 


ABHANDLUNGEN. 


Ueber  die  mit  vielplattigen  Influenzmaschinen  erzeugten 
elektrischen  Condensatorschwingungen  in  ihrer  Anwen- 
dung auf  die  sogenannten  Tesla'schen  Versuche. 

Nach  den  ExperimentaWortrSgen  des  Geh.  Hofrath  Dr.  A.  TOEPLER  in  Dresden,  berichtet 

von  Dr.  M.  TOEPLER. 

(Schluss.) 

Ein  sehr  dicker  massiver  Kupferbügel  o  6  in  Fig.  2  von  8  mm  Dicke 
und  40  an  Länge,  setzt  den  raschen  Schwingungen  so  erheblichen  Wider- 
stand entgegen,  dass  eine  bei  g  als  NebenscWuss  eingeschaltete  Glühlampe, 
deren  Widerstand  etwa  ico.ooo  Mal  grösser  ist  als  der  des  Kupferbügels, 
in  lebhaftes  Glühen  kommt. 


Fig.  2. 

Dieses  merkwürdige  Verhalten  erklärt  sich  aus  der  bei  sehr  raschem 
Stromwechsel  ungeheuer  anwachsenden  Intensität  der  sogenannten  Extra- 
ströme (Selbstinduction),  welche  wie  eine  verzögernde  Kraft  (Impedanz) 
auf  die  Schwingungen  im  Bügel  wirkt.  Diese  hat  zur  Folge,  dass,  wie 
insbesondere  Stefan  mathematisch  erwiesen  hat,  Hochfrequenzströme 
nicht  im  ganzen  Querschnitt,  sondern  in  einer  sehr  dünnen  Schicht  längs 
der  Oberfläche  der  Leiter  fliessen.  Letzterer  Umstand  ist  der  wesentliche 
bei  obigem  Experiment;  dies  lässt  sich  dadurch  zeigen,  dass  ein  nach 
innen  federndes,  sehr  dünnes  Kupferblechband  (von  nur  o*i  mm  Dicke) 
in  der  aus  Fig.  2  ersichtlichen  Weise  auf  den  dicken  Kupferbügel  ge- 
schoben, die  Helligkeit  der  Lampe  sofort  sehr  auffallend  herabsetzt.  Der 
leitende  Querschnitt  wird  durch  die  HinzufQgung  des  Blechbügels  nicht 
wesentlich  vergrössert,  wohl  aber  die  Leiterober  fläche;  dieser  muss 
daher  im  Sinne  der  Stefan'schen  Resultate  der  hauptsächliche  Einfluss 
zugeschrieben    werden.    Fliessen    die    Hochfrequenzströme    nur   in    einer 

,48 


618 

ilu^ser^t  dünnen  Oberflächenschicht,  so  leitet  der  Bügel  nach  Hinzufü 
des  l^lechstreifens  viel  besser;  die  durch  die  Glühlampe  gehenden  Zi 
stri'mi.*  müssen  sehr  geschwächt  werden,  was  in  der  That  geschieht. 

Eine  zweite  nicht  minder  merkwürdige  Eigenthümlichkeit  der  E 
fr eqiicnz- Wechselströme  besteht  in  ihrem  Verhalten  zu  Eisenmassen, 
i^t  ln.kannt,  dass  langsam  verlaufende  Wechselströme  (oder  St 
Schwankungen  überhaupt)  in  ihren  Inductionswirkungen  auf  Nachbar 
(VülLpt-fnduction)  durch  benachbarte  Eisenmassen  imterstützt  werden.  E 
die  Pi  imärspirale  eines  gewöhnlichen  Rhumkorff-Inductoriums  eingeschob( 
isoliites  Eisendrahtbündel  verstärkt  das  Leuchten  einer  in  die  Secuj 
Spirale  geschalteten  Geisslerröhre  ganz  auffallend.  —  Hochfrequenz- Wec 
stri"niL^  zeigen  gerade  die  umgekehrte  Erscheinung,  ihre  Volta-Indu 
wlw]  vlurch  Eisenmassen  herabgesetzt.  Um  dies  zu  zeigen,  wird  über 
kleine  Primärspirale  mit  nur  lO  Windungen  (4  cm  Durchmesser)  eine 
Gutt.qjercha  gehüllten  Kupferdrahtes  von  2  mm  Dicke,  eine  Nebens] 
von  nur  3  Windungen  desselben  Drahtes  geschoben,  zwischen  deren  f 
?^ndeii  eine  S  Kerzenlampe  eingeschaltet  ist.  Letztere  glüht  beim  Hind 
knteii  der  Condensator-Oscillationen  durch  die  Primärspirale  lebhaft; 
111  diL*  Achse  der  letzteren  ein  Eisenbündel  der  obigen  Art  eingeführ 
wird  hierdurch  das  Glühen  fast  bis  zum  Erlöschen  geschwächt, 
dn^i^'e^'en  ein  Bündel  isolirter  Kupferdrähte  eingeführt,  so  zeigt  sich  1 
Schwächung.  Dass  natürlich  auch  durch  Induction  im  Innern  (Foucault 
Strilirie)  die  Wirkung  auf  die  äusseren  Windungen  herabgesetzt  wc 
krmn,  lässt  sich  in  einfacher  Weise  dadurch  zeigen,  dass  bei  Einfi 
eines  mit  einem  Stanniolstreifen  umklebten  Glasrohres  von  3  cm  D 
niesser  die  Lampe  auch  fast  erlischt. 

Es  ist  zweckmässig,  bei  diesen  Versuchen  Glühlampen  zu  benu 
welche  für  6  bis  10  Volt  Spannung  angefertigt  sind.  Freilich  werdei 
unter  dem  Einflüsse  der  rapiden  Condensatorentladungen  stossweisc 
\ iel  in^heren  PotentialdiflFerenzen  beansprucht,  also  verhältnissmässig  rai 
all  genutzt. 

Zur  Ausführung    der   beschriebenen  Versuche    genügt  übrigens 
scluin  anstatt  der    drei  secundären  Windungen  eine  einzige   aus  e 
2  ritt  hreiten,  starken  Kupferbande. 

ßei  den  im  Folgenden  zu  beschreibenden  Experimenten  mit  grösi 
Tranhiormatoren  wurde  eine  Reihe  verschiedener  Spulen  gebraucht. 
>iell)en  waren  folgendermassen  hergestellt.  Auf  verschiedene  Glasglo 
von  26  cm  oder  31cm  Durchmesser  imd  18  cm  Höhe  des  cylindris 
i  heiles,  welche  paarweise  in  einandergeschoben  werden  konnten,  y 
Dr.tUl^piralen  aufgewickelt.  Einige  dieser  Spiralen  bestanden  aus  mehi 
getrennten,  parallel-geschalteten  Lagen,  zur  Verminderung  der  Dämj 
un»I  ^elbstinduction.  Der  Kupferdraht  war  1V2  bis  2  mm,  bei  den  Secu; 
s[>ir*Jeii  für  Höchstspannung  niu*  i  mm  stark  und  dick  mit  Guttap< 
uinluillt.  Vor  seinem  Aufwickeln  wurden  die  Glasglocken  mit  Wachs 
zu-en.  Nach  beendigtem  Wickeln  wurden  alle  Windungen  vorsichtig 
Par.illjn  umgössen.  Die  Zuleitungsdrähte  waren,  wo  Gefahr  der  Sc 
entlnl«tngen  nach  den  Windungslagen  bestand,  mit  Glimmerpiatten 
schüUL 

Ms  wurden  verwendet  (bei  der  grossen  Maschine): 
>\n\\o  I,    26cm  Durchm.,    2  mm  starker  Draht,  3  Windungen,   2fa 

*^      III|     26  „  „  2    „  „  „28  „  3    , 

'     IV,    31  „  „  I  „  „  „64  „  I  , 

Natürlich  sind  zum  Gelingen  der   beschriebenen  Versuche    die  a 
l>cnin  Dimensionen  nur  im  Grossen  und  Ganzen  wesentlich. 


619 

Es  lässt  sich  zunächst  zeigen,  dass  zwischen  den  Windungen  der 
iriducirenden  und  indudrten  Spirale  eine  merkliche  mechanische  Wechsel- 
wirkung, nämlich  eine  Abstossung  besteht.  Schwebt  über  dem  oberen 
Ende  der  verticalen  Spule  IV  conaxial  ein  geschlossener  Aluminiumring, 
mittelst  Seidenfäden  von  der  elastischen  Spirale  einer  JoUy'schen  Feder- 
waage getragen,  so  wird  derselbe  beim  Spiel  der  Condensator-Oscillationen 
sehr  merklich  gehoben;  er  kann  durch  rhythmische  Unterbrechung  des 
Maschinenstromes  in  sehr  lebhafte  Schwingungen  versetzt  werden.  Der 
Vortragende  schreibt  diese  Abstossung  der  Mitwirkung  der  Dämpfung  zu. 

Die  zunächst  beschriebenen  Versuche  sind  besonders  interessant,  da 
es  sich  bei  ihnen  um  Stromwirkungen  handelt,  wie  sie  mit  elektro- 
statischen Maschinen  wohl  noch  nicht  beobachtet  worden  waren.  Es  handelt 
sich  nämlich  um  die  Hinuntertransformation  auf  niedrigere 
Spannung  mit  entsprechend  vermehrter  Stromintensität,  was  ja  bei  den 
an  sich  schon  hohen  Spjmnungen  des  Iniluenzmaschinenstromes  keine 
Schwierigkeit  hat.  Es  ist  hierzu  nur  nöthig,  im  Transformator  den  Primär- 
draht aus  vielen,  den  Secundärdraht  aus  wenigen  Windungen  bestehen 
zu  lassen. 

Wird  über  Spule  III  ein  einfacher  Kupferring  von  8mm 
Dicke  gehalten,  in  den  eine  5  Kerzenlampe  eingeschaltet  ist,  so  leuchtet 
dieselbe  schon  auf,  wenn  der  Ring  noch  lo  cm  oberhalb  der  Primärspule 
sich  befindet.  Wird  er  über  die  Spule  geschoben,  so  wird  die  Lampe 
weissglühend  bis  zum  Durchbrennen. 

Benützt  man  als  Secundärleitung  ein  starkes  Kupferband  und  schliesst 
dieses  mittelst  eines  Stückes  dünnen  Eisendrahtes,  so  wird  letzteres  als- 
bald durchgeschmolzen;  eine  Eisenfeile  an  den  Kupferbandenden  ge- 
strichen gibt  Sprühfunken  wie  bei  einer  vielplattigen  Accumulatorbatterie ; 
selbst  wenn  man  das  Kupferband  nur  neben  die  Primärspule  hält,  be- 
kommt man  schon  lebhaftes  Funkensprühen. 

Wird  Spule  III  als  primäre.  Spule  II  als  secundäre  benutzt,  so  ist 
der  Secundärstrom  absolut  unfühlbar,  eine  Schlagweite  kaum  vorhanden. 
Geht  ein  Secundärstrom  zwischen  zwei  Graphitstäben  hindurch,  deren  unterer 
ein  ebenes  Ende  besitzt,  auf  das  der  obere  sich  mit  einer  Spitze  durch 
sein  eigenes  Gewicht  stützt,  so  entsteht  eine  Art  kleines  Bogenlicht  Ein 
zugespitzter  Eisenstift,  auf  dem  ebenen  Graphitstiftende  aufstehend  zeigt 
dieselbe  Erscheinung  unter  sehr  lebhaftem  Funkensprühen.  Dieselbe  An- 
ordnimg der  Spulen  genügt  auch,  um  eine  grössere  Glühlampe  mit  1 2  cm 
langem  Kohlefaden  zu  vollem  Leuchten  zu  bringen.  Alle  diese  Erschei- 
nungen zeigen  sich  durchaus  den  Wirkungen  starker,  aber  niedrig  ge- 
spannter Ströme  analog. 

Derselbe  Transformator  lieferte  auch  einen  blendend  hellen  Arons- 
schen  Quecksilberlichtbogen.  (Vergl.  Berl.  phys.  Ges.  21.  Oct.  1892.)  Der 
Apparat  hierzu  bestand  nach  Angabe  des  Vortragenden  aus  zwei  concen- 
trischen  Barometerrohren,  mit  gemeinsamem,  ballonartig  erweitertem 
Vacuum.  Zwischen  den  oberen  Enden  der  beiden  von  einander  isolirten 
Quecksilbersäulen,  deren  Höhe  sich  leicht,  selbst  während  des  Versuches, 
reguliren  lässt,  geht  dann  der  niedrig  gespannte  Strom  unter  Bildung  der 
genannten  Lichterscheinung  über. 

Wesentlich  interessantere  Erscheinungen  ergeben  sich  jedoch,  falls 
der  schon  hochgespannte  Strom  des  Maschinencondensators  auf  noch  viel 
höhere  Spannung  transformirt  wird. 

Wendet  man  Spule  II  als  primäre,  Spule  III  als  secundäre  an,  so 
ist  die  hierdurch  erhaltene  Spannimg,  besonders  falls  man  schon  an  und 
für  sich  hochgespannte  Condensatorentladungen  benutzt,  recht  bedeutend. 
Mit  dieser  Anordnung    lassen  sich  elektrische  Büschel    in  der  Tesla'schen 

48* 


620 

Weise  zeigen,  indem  bei  einer  rückwärts  belegten  und  mit  dem  einen  1 
verbundenen  Glasplatte    durch  Verbindung    des    anderen  Poles    mit   e 
aut  der  Vorderseite  aufgeklebten  Stanniolfigur,  diese  sich  mit  einem  Kra 
von    Büschelentladungen    umgibt,     welche    die    unbedeckten    Theile 
Glasscheibe  in  zahllosen  Strahlen  laden  und  entladen. 

Für  eine  Reihe  weiterer  Versuche  ist  folgende  Spulencombina 
zweckmässig:  primär  III,  secundär  IV.  Wird  der  eine  Pol  der  Secun 
spule  zur  Erde  abgeleitet,  und  nun  der  andere  Pol  von  einer  is 
stehenden  Person  angefasst,  welche  in  der  zweiten  Hand  einen  Pol  e 
Geisslerröhre  hält,  so  leuchtet  diese  auf;  besonders  hell,  falls  der  an( 
Pol  des  Rohres  noch  mit  einer  kleinen  Leiterfläche  (hier  eine  aufgese 
Kupferblechscheibe  von  8  cm  Durchmesser  verbunden  wird.  Es  schw 
dann  die  Elektricität  aus  der  Secundärspule  durch  den  Menschen  und 
Geisslerrohr  in  deren  äusseres  Polende  und  zurück  im  Rhythmus  des 
raschen  Wechselstromes. 

Mit  der  grossen  Maschine  und  der  oben  angegebenen  Anordi 
(III,  IV)  lässt  sich  weiter  einer  der  interessantesten  Versuche  Tes 
zeigen,  nämlich  das  Leuchten  einer  einpoligen  Glühlampe,  das  heisst  € 
Lampe  mit  frei  endigendem  Kohlefaden,  welcher  einpolig  an  den  Tr 
formator  angeschlossen  ist.  Dabei  kann  die  Zuleitung  vom  einen  I 
der  Hochspannungsspule  direct  oder  durch  eine  isolirt  aufgestellte  Pe; 
erfolgen,  während  das  andere  Ende  der  Spule  mit  der  Erde  verbunder 
Hierbei  ist  es  nun  eine  störende  Eigenschaft  des  Hochspannungs-Wecl 
Stromes,  dass  er  an  der  Glaswand,  gegenüber  dem  Kohlefadenende  (oder  ü 
haupt  gegenüber  jeder  ihn  ausstrahlenden  Spitze),  grosse  Wärmewirkui 
erzeugt.  Es  wird  daher  die  Glasbirne  rasch  sehr  heiss.  Dies  zu 
hindern,  kann  die  den  Versuch  anstellende  Person  mit  Erfolg  jenen  1 
der  Glasbirne  in  ein  grösseres  Gefäss  mit  Wasser  tauchen,  wodurch 
selbe  zugleich  die  für  das  Gelingen  erforderliche  Capacität  erlangt, 
einzige  unangenehme  Empfindung  beim  Durchgange  des  hochgespan 
Wechselstromes  durch  den  Körper  ist  die  Wärmewirkung  an  der 
und  Austrittsstelle.  Bei  der  Stromintensität  der  6oplattigen  Maschine 
es  freilich  nur  möglich,  den  Kohlefaden  auf  etwas  mehr  als  Rothglut 
erwärmen.*)  Die  Ergiebigkeit  der  angewandten  Maschine  scheint 
vollen  Gelingen  des  Versuches  nicht  auszureichen.  Dass  die  mit  ob 
Spiralen  erhaltenen  Wechselströme  ungeachtet  der  Spannungserhöl 
noch  merkliche  Zündkraft  besitzen,  zeigt  sich,  indem  ein  zwischen 
beiden  Pole  gehaltenes  Stück  Baumwolle  sofort  in  Brand  geräth. 

Eine  noch  erheblich  höhere  Spannung  gibt  die  Combination :  I  pri 
IV  secundär.  Die  Spannung  im  secundären  Kreise  wird  hierbei  so 
deutend,  dass  die  ganze  Spule  trotz  der  Guttapercha-  und  Paraffii 
kleidung  von  Büschellicht  wie  mit  leuchtendem  Spiimgewebe  umspoi 
erscheint,  mehr  noch  die  freien  Enddrähte.  Wird  die  Primärschlag^ 
auf  vs  cm  erhöht,  so  versagt  der  Transformator  den  Dienst,  indenr 
der  ganzen  Länge  der  Paraffinhülle  ein  Funkenspiel  übergeht  **)  1 
über  das  die  Transformatorfunken  in  der  Faserrichtung  gehen,  wird 
splittert;  über  eine  benetzte  Gypsplatte  schlagen  bis  zu  15  cm  lange  Fun 


*)  Das  Glühen  ist  von  eigenlhamlichen  Ertcheinungen  begleitet,  die  aoch  T 
beobachtet  hat.  Der  Kohlefaden  ist  wie  mit  einer  leuchtenden  Gashaut  ttbersogei 
welcher  zuweilen  blendende  Partikel  des  Fadens  hervorsprühen. 

**)  Bei  dem  benützten  Spiralenpaar  war  das  TransformationsrerhSltniss  etwa 
gefunden  worden.  Die  obige  maximale  Beanspruchung  der  Secundärspirale  entspricl 
her  etwa  500.000  Volt ;  man  sieht,  zu  welch'  enormen  Spannungen  die  Influenzauu 
mit  genügend  isolirtem  Transformator  führen  würde,  wenn  das  volle  Maschinenpol 
mit  Flaschen  funken  von  12  bis  15  cm  Schlagweite  hätte  angewandt  werden  können. 


621 

zugleich  zeigen  die  Polenden  die  bekannten  Funkenverästelungen.  Dass 
es  hierbei  trotz  der  grossen  Feuchtigkeit,  also  Leitfähigkeit  der  Gypsplatte  zu 
derartigen  Funkenentladungen  kommt,  spricht  wieder  für  den  osdllatorischen 
Charakter  der  Fimken.  Der  Versuch  erklärt  sich  nämlich  durch  die  Be- 
schränkung der  Leitung  auf  die  Oberfläche.  Durch  Ueberführen  über  mit 
Graphitpulver  ganz  schwach  bestäubtes  Papier  lassen  sich  Funkenströme 
von  30  cm  Länge  erhalten. 

Bekanntlich  haben  die  Experimente  mit  Hochfrequenz- Wechselströmen 
auch  zu  merkwürdigen  physiologischen  Ergebnissen  geführt,  welche 
wohl  noch  näher  zu  untersuchen  sind.  Schon  durch  die  Versuche  von 
D'Arsonval  ist  bekannt,  dass  rasch  schwingende  Ströme  auflallender- 
weise  von  dem  menschlichen  Körper  beim  Durchgange  gar  nicht  (oder  bei 
kleinen  Ein-  imd  Austrittsstellen  nur  an  diesen)  unangenehm  empfunden 
werden.  Eine  kleine  Glühlampe  mit  sehr  dünnem,  2  cm  langem  Kohle- 
faden geräth  imter  Anwendung  des  letzteren  Transformators  in  leb- 
haftes Glühen,  falls  sich  zwei  Personen  in  den  Hochspannungs- 
stromkreis des  letztgenannten  Transformators  parallel  einschalten,  und 
zwar  durch  Eintauchen  der  Hände  in  mit  Salzwasser  gefüUte  Tröge,  in 
die  der  Strom  durch  grossplattige  Elektroden  eintritt,  Erschütterungen 
werden  bei  dem  Experimente  nicht  empfunden.  Selbst  bei  Einschaltung 
nur  einer  Person  ist  die  physiologische  Wirkung  kaum  merklich.  Die 
Thatsache  erscheint  vom  physikalischen  Standpunkte  auf  den  ersten 
Blick  paradox.  Man  könnte  nämlich  die  Transformation  auf  hohe 
Spannung  mittelst  des  Influenzmaschinenstromes  auch  ohne  Inductions- 
spiralen  ausführen,  indem  man  entsprechend  kleinere  Condensatoren  wählt, 
diese  aber  mit  entsprechend  grösserer  Funkenlänge  entladet.  Man  würde 
hierdurch  sogar  zu  noch  rascheren  Schwingungen  gelangen,  sicherlich 
würde  aber  die  Entladung  schmerzhaft  empfunden  werden.  Der  Wider- 
spruch löst  sich  durch  die  Erwägung,  dass  es  sich  in  beiden  Fällen  um 
zwei  keineswegs  analoge  Processe  handelt. 

Eine  andere  bemerkenswerthe  Eigenschaft  besitzen  gewisse  oscilla- 
torische  Funkenströme  von  sehr  hoher  Schwingungszahl.  Sie  geben  an  die 
Nachbarschaft  trotz  grosser  Intensität  wenig  Wärme  ab.  Am  bequemsten 
lässt  sich  dies  mit  den  sogenannten  Extrastromfunken  zeigen,  welche  im 
Nebenschlüsse  einer  in  den  Schliessungskreis  des  Doppelcondensators  ein- 
geschalteten Spirale  entstehen,  falls  kleine  Leydener  Flaschen  angewendet 
werden.  Wird  im  Schema  Fig  i.  der  Transformator  D  beseitigt,  und 
an  seine  Stelle  eine  Spule  von  5  cm  Durchmesser  mit  20  Windungen 
2  mm  starken  isolirten  Kupferdrahtes  eingesetzt,  so  erhält  man  in  einer 
Funkenstrecke,  welche  zwischen  c  und  b  zur  Spule  parallel  geschaltet  wird, 
Extrastromfunken,  welche  dem  erzeugenden  Funken  bei  F  an  Länge  und 
Helligkeit  gleichkommen.  Diese  Extrastromfunken  haben  nun  die  Eigen- 
thümlichkeit,  dass  sie,  so  lange  die  Funkenlänge  nicht  mehr  als  0-3  cm 
beträgt,  angefasst,  ja  längere  Zeit  fest  zwischen  zwei  Finger  genommen 
werden  können,  so  dass  man  den  Funkenstrom  hell  durch  die 
Muskel-  imd  Gewebetheile  scheinen  sieht,  ohne  andere  als  massige 
Wärmeempfindung.  (Der  Funkenstrom  zeigt  dabei  keine  Veränderung, 
die  Elektricität  geht  nicht  durch  den  Finger,  sondern  über  ihn 
hin,  wie  gewöhnliche  Funkenströme  über  einen  Isolator.)  Am  Ende 
zweier  paralleler  Drähte  überspringend,  lässt  sich  der  intensive  Funken- 
strom z.  B.  bequem  zur  Beleuchtung  der  Mundhöhle  etc.  benützen,  ohne 
Gefahr  der  Verbrennung.  Man  kann  bei  den  letzteren  Experimenten  die 
Spirale  auch  durch  einen  passenden  Flüssigkeitswiderstand  ersetzen. 

Zur  Erklärung  sei  bemerkt,  dass  der  Extrastromfunken  eine  Brücke 
für  die  Condensator-Oscillationen  bildet,  deren  Frequenz  dann  nicht  mehr 


der  Selbstinduction  der  Spirale,  sondern  derjenigen  des  durch  den  Fu 
hergestellten  Kurzschlusses  entspricht;  es  entstehen  daher  thatsäc 
ungeheuer  rasche  Oscillationen. 

Mittelst  solcher  durch  Selbstinduction  erhaltenen  Funkenströme  2 
der  Vortragende  auch  den  Einfluss  des  Eisens  auf  Hochfrequenzst 
in  einer  neuen  Form ;  ein  in  die  Spirale  eingeführtes  Eisendrahtbi 
verkleinerte  sehr  wesentlich  die  Schlagweite  der  obigen  Extrastromftu 

Von  Tesla's  sämmtlichen  Versuchen  haben,  neben  der  Erschei 
an  der  einpoligen  Glühlampe,  auf  das  Laienpublikum  wohl  wenige  so 
Eindruck  gemacht,  als  das  selbstständige  Leuchten  von  Geisslerröhre 
Experimentirraume,  welcher  von  den  elektrischen  Schwingungen  duri 
wird,  die  von  den  ausserhalb  des  Raumes  angebrachten  Endplatten 
Transformatorleitung  ausgehen.  *) 

Bei  Anwendung  der  Influenzmaschine  können  diese  von  T  e  s  1 
grössten  Maassstabe  ausgeführten  Experimente  in  kleinerer  Form  wi* 
gegeben  werden.  Hierbei  ist  wieder  Spule  1  als  primäre,  Spule  I 
secundäre  zu  benützen.  Zwei  quadratische,  vom  Transformator  gesj 
Zinkplatten  von  60  cm  Seitenlänge,  getrennt  durch  vier  Glasstäbe,  h 
ein  würfelförmiges,  seitlich  offenes  Gehäuse,  isolirt  aufgestellt.  In  ihn 
findet  sich  ein  hölzernes  Tischchen  und  auf  demselben  mehrere  Gei; 
röhre  mit  und  ohne  Elektroden,  deren  Enden  Kupferblechscheiben 
8  cm  Durchmesser  tragen.  Stehen  die  Röhren  in  dem  Gehäuse, 
läuft  ihre  Achse  normal  zu  den  Zinkflächen,  so  leuchten  sie  beim 
der  Oscillationen  sofort  sehr  intensiv  auf,  obgleich  sie  mit  den  ! 
platten  in  keinerlei  Verbindung  stehen.  **)  Werden  die  Geisslerrohr 
doch  auf  das  Tischchen  im  Gehäuse  hingelegt,  so  erlöschen  sie  sc 
da  jetzt  ihre  Achsen  parallel  zu  den  Zinkplatten  laufen.  Umgekehrt 
nügt  ein  einfaches  Wiederaufstellen  der  Geisslerröhren,  um  sie  so  zu  s 
wieder  anzuzünden.  Doch  auch  ausserhalb  des  beschriebenen  H; 
leuchten  empfindliche  Jodröhren  bis  auf  2  m  Abstand  von  demselben, 
gleich  in  diesem  Falle  bei  dem  geringen  Abstände  der  Zinkplatter 
die  Differenz  der  Einwirkungen  beider  wirksam  ist.  (Besonders  emp 
liehe  Jodröhren  erhält  man,  falls  man  als  Elektroden  zwei  lange  P 
drahte  wählt,  die  im  Geisslerrohre  auf  8  bis  10  em  Länge  in  etwa 
Entfernung  parallel  nebeneinander  laufen.) 

Auch  alle  Erscheinungen  in  sogenannten  Crookes'schen  Röhre 
Phosphorescenz,  Fluorescenz  etc.  lassen  sich  durch  hochgesp; 
Wechselströme  brillant  zeigen,  wobei  natürlich  stets  Kathodenlich 
beiden  Polen  sichtbar  wird. 

Wie  aus '  dem  Gesagten  hervorgeht,  sind  mit  der  grossen  öoplat 
Maschine  die  sogenannten  Tesla- Versuche  so  ziemlich  vollständig  ausfÖli 
theilweise  sogar  mit  sehr  gutem  Erfolge,  *)  wenn  auch  nicht  so  glän: 


*)  Gerade  diese  Versuche  bieten  für  den  mit  hohen  Spannongen  vertrauten  Ph 
wenig  Nenes.  Bei  der  vom  Vortragenden  im  Jahre  1870  in  Gras  anfgeitellten 
ipannungs-Influenzmaschine,  welche  70  cm  lange  Fanken  lieferte  (vergl.  T.  über  „Ini 
maschine  nnd  Indnctorium*',  Elektrotecho.  Zeitschr.  Oct.  1882),  leuchteten  elektrod< 
VacuumrÖhren  schon  auf  mehrere  Meter  Entfernung  stossweise  auf,  wenn  sie  dem  gela 
Conductor  rasch  genfihert  wurden.  T  e  s  1  a's  Beobachtung,  dass  Vaccuumröhren  erst 
leicht  ansprechen,  wenn  sie  vorher  schon  erregt  waren,  ist  bekannt  und  von  £.  W  i 
mann  ausführlich  beschrieben  worden. 

**)  Das  Leuchten  ist  so  intensiv,  dass  es  bei  Tageslicht  gezeigt  werden  kann. 
***)  Diese  Möglichkeit  haben  übrigens  schon  H  i  m  s  t  e  d  t  nnd  H.  £  b  e  r  t  anged 
dem  letzteren  verdanken  wir  auch  eine  wissenschaftliche  Besprechung  der  Tesla- Ve 
in  der  „Naturwissenschaftlichen  Rundschau **,  Jahrg.  XI.  Derselbe  hat  bekanntlich  au 
Vereine  mit  E.  W  i  e  d  e  m  a  n  n  seit  einer  Reihe  von  Jahren  auf  dem  von  Tesla  btetr< 
Gebiete  Untersnchnugen  angestellt. 


623 

als  unter  Anwendung  mehrpferdiger  Magnetinductionsmaschinen.  Der 
Unterschied  ist  aber  dem  Anscheine  nach  nicht  so  gross,  als  man  nach 
-dem  Verhältnisse  der  aufgewandten  mechanischen  Arbeiten  wohl  erwarten 
sollte. 

Was  nun  die  Demonstration  der  Tesla-Erscheinungen  mit  der  kleineren 
Maschine  betrifft,  welche  Prof.  Dr.  T  o  e  p  1  e  r  in  Wien  benutzte,  so  ge- 
lingt dieselbe  natürlich  nur  in  entsprechend  beschränkterem  Maassstabe, 
jedoch  mit  zu  Vorlesungszwecken  vollkommen  ausreichender  Deutlichkeit 
der  physikalischen  Grunderscheinungen.  Als  Transformator  wurde  benutzt 
eine  Spule  von  12  cm  Durchmesser  mit  3  Windungen,  dreifach  aus  2  mm 
starkem,  isolirtem  Küpferdrahte  gewickelt,  und  eine  zweite  von  14  cm 
Durchmesser  mit  20  Windungen,  einfach  gewickelt  aus  i  mm  starkem 
Drahte.  Die  Herstellung  geschah  in  der  schon  für  die  grossen  Spulen  be- 
schriebenen Weise.  Auch  hier  gelang  gut  die  Demonstration  des  Impe- 
danzversuches, des  Arons'schen  Quecksilberlichtbogens,  überhaupt  der 
Experimente  mit  niedrig  gespanntem  Strome,  ebenso  der  Versuch  mit  dem 
Extrastromfunken.  Auch  konnte  bei  Hochspannimgstransformation  das 
^ndständige  Leuchten  einer  in  der  Hand  gehaltenen,  sehr  empfindlichen 
Geissler'schen  Jodröhre  gezeigt  werden.  Zur  Anstellung  des  Versuches 
mit  der  einpoligen  Glühlampe,  sowie  des  D'Arsonval'schen  Experimentes, 
reicht  die  Leistungsfähigkeit  der  kleinen  Maschine  freilich  bei  weitem 
nicht  aus.  Der  Vortragende  äusserte  nach  Alledem  in  Uebereinstimmung 
mit  T  e  s  1  a  die  Ansicht,  dass  die  Technik,  wenn  sie  jemals  in  die  Lage 
käme,  von  hochgespannten  Condensatorschwingungen  in  grösserem  Maass- 
stabe Gebrauch  zu  machen,  hierzu  voraussichüich  die  Arbeitsverwandlung 
durch  elektrostatische  Kräfte  in  Anwendung  bringen  werde.  Man  werde 
geeignete  Influenzmaschinen  bauen^  zwar  nicht  in  der  jetzt  üblichen,  für 
physikalische  Zwecke  freilich  vortrefflichen  Weise  mit  Spitzenkämmen  und 
Isolatorflächen,  sondern  man  werde  auf  solche  Formen  der  Maschine  zu- 
rückgreifen, bei  denen  die  Influenz  auf  gute  Leiter  in  Anwendung  kommt. 

Zum  Schlüsse  wurde  noch  gezeigt,  dass  die  vielplattigen  Influenz- 
maschinen zu  Experimenten  mit  gfbssen  Leydnerbatterien  unzweifelhaft 
^as  beste  Hilfsmittel  sind. 


Ueber  Relaisbau. 

Um  für  die  vorliegende  Arbeit  eine  Basis  zu  finden,  habe  ich  Ex- 
perimente mit  Platincontacten  angestellt  deren  Resultat  hier  im  ersten  Theile 
behandelt  wird. 

I. 

Die  bei  einem  gewöhnlichen  Linien-Relais  benützten  runden  Platin- 
contacte  haben  einen  Durchmesser  von  2  mm  und  berühren  sich  mit  ihrer 
ganzen  ebenen  Fläche  von  ca.  3  mm^.  Wenn  diese  Flächen  vollkommen 
metallisch  rein  sind,  so  ist  das  Minimum  des  nöthigen  Druckes  behufs  Her- 
stellung eines  Stromüberganges  (für  telegraphische  Zwecke)  durch  die  Con- 
tacte  hindurch,  mittelst  einer  leichten,  aus  Aluminium  hergestellten  empfind- 
lichen Waage  nicht  zu  ermitteln,  indem  theils  die  Adhäsion,  theils  die 
Massenanziehung  einen  Contactschluss  nach  erfolgter  Berührung  der  Platin- 
ftächen  auch  ohne  Gegengewicht  bewirken  und  daher  eine  Messung  der 
hierzu  erforderlichen  Kraft  vereiteln. 

Zur  Trennung  dieser  Contacte  ist  eine  Kraft  von  3 — 5  mg  und  nach 
einem  gegen  diesA|^^^ttB|l^||ai  Druck  von  100  g  sogar  eine  solche  von 
ca.   10  mg  2urjJH|^^^^^^^*terBclben   erforderlich. 


624 

Wird  ein  elektrischer  Strom  von  o*oi6  A,  in  welchem  ein  Sei 
apparat  mit  ca.  300  Ohm  Widerstand  eingeschaltet  ist,  durch  diese 
tacte  hindurch  geleitet,  so  ist  sogar  eine  Kraft  von  5 — 25m^zurTrec 
derselben  nothwendig.  Es  ist  daher  wahrscheinlich,  dass  der  bei 
Stromunterbrechung  entstehende  Inductionsstrom,  mit  dem  gleich 
abfliessenden  galvanischen  Strome  vereint,  eine  Verschmelzung  eins 
Partikelchen  der  beiden  Contacte  bewirkt,  zu  deren  Trennung  alsdann 
grössere  Kraft  gebraucht  wird. 

Mit  Rücksicht  auf  das  verhältnissmässig  ungenaue  Resultat,  hinsicl 
des  zur  Lösung  der  Contacte  erforderlichen  Kraftaufwandes  von  5 — 2, 
verwendete  ich  zu  meinen  weiteren  Versuchen  Contacte  aus  einem 
dicken  Platindraht,  von  denen  der  obere  kegelförmig  in  eine  stumpfe  S 
(in  eine  ebene  Fläche  von  ca.  0'2  mnfi  auslaufend)  zugefeilt,  der  u 
jedoch  mit  einer  ebenen  Fläche  versehen  und  dem  oberen  symmei 
gegenüber  gestellt  wurde.  Nach  erfolgter  Berührung  beider  Contacte 
trotz  der  Verkleinerung  der  sich  berührenden  Flächen,  noch  i  — 3  n 
ihrer  Trennung  im  stromlosen  Zustande  nothwendig ;  während  des  S 
durchganges  sind  jedoch  merkwürdigerweise  wieder  5 — 25  mg  zur  Trec 
derselben  erforderlich. 

Es  ist  somit  augenscheinlich,  dass  die  spitzige  Form  der  Contac 
stromlosen  Zustande  wohl  ein  günstigeres  Resultat  ergibt,  dass  jedocl 
sogenannte  Klebenbleiben  derselben  im  geschlossenen  Stromkreise  < 
deren  Form  nicht  verändert  wird.  Bringt  man  indessen  einen  Nebensc 
von  etwa  1200  Ohm  an  die  Contacte  derart  an,  dass  nach  erfolgter 
nung  derselben  der  Inductionsstrom  über  den  Nebenschluss  abfliessen 
so  wird  sowohl  das  Klebenbleiben,  als  auch  die  sonst  bei  jeder  S 
Unterbrechung  auftretende  Funkenbildung  vollständig  behoben,  inden 
Entladung  durch  den  Nebenschluss  erfolgt.  Hierbei  wird  natürlich  auc 
zur  sicheren  Trennung  der  Contacte  erforderliche  Kraft  auf  3  mg  (D 
herabgesetzt. 

Es  ist  nun  die  Frage  am  Platze:  „Welche  Kraft  braucht  ein  1 
zur  Bewegung  des  Ankerhebels  resp.  zur  Schliessung  ^und  Oeffoung 
Contacte?** 

Bei  der  Ruhestromschaltung,  welche  in  der  Eisenbahntelegraphie 
herrscht,  arbeitet  ein  Relais  von  300  Ohm  Widerstand  normal  mit  O* 
oder  (o'Oi  .  lO"-^  cm  Vi  gVt  sec-^)2  .  (300  .  10®  p  sec— ^)  =  300.000  Ergs 

Bei  ungünstiger  Witterung  ist  wegen  Ableitung  des  Stromes,  in 
geringeren  Isolationswiderstandes,    eine  Verständigung    zwischen    zwei 
tionen  noch  möglich,  wenn  nach  erfolgter  Stromunterbrechung  in  der 
Station,    eine    Strom differenz  (Schwächung)    von  0*0005  A    in    der  an 
erzielt  wird ;  die  elektrische  Energie  ergibt  in  diesem  Falle : 

(0*0005  .  10-^  cm^l^  g^*  sec"*)2  .  (300  ,  10®  g  sec— ^)  =  750  Ergs. 

Nachdem  aber  zur  Schliessung  und  Oeffnung  der  Contacte  b 
3  Ergs,  resp,  Dynen  genügen,  so  ist  sofort  zu  ersehen,  wie  unökono 
die  gegenwärtig  in  Verwendung  stehenden  Relais  arbeiten,  indem  dies 
selbst  bei  der  empfindlichsten  Einstellung,  mittelst  welcher  es  noch  mi 

750 
ist,  sich  zu  verständigen,    750  Dynen,    oder   — ^ —  =  250,  d.  i.  das  25c 

o 
der  zu  diesem  Zwecke  absolut  nothwendigen  Kraft  brauchen. 

Um  die  Ursachen  dieser  Kraftvergeudung  zu  erforschen,  habe  ic 
Egger'sches  Relais  einer  Analyse  unterworfen.  Zum  besseren  Verstäi 
der  dabei  erzielten  Resultate  werde  ich  hier  einige  Dimensionen  < 
Rede  stehenden  Relais  anführen  : 


625 

Gewicht  des  Elektromagnetes 97  g 

Länge           der  Elektromagoetschenkel 7*12  em 

Durchmesser  ^                      „                      0'86  „ 

Querschnitt     ^                      ,                       0*594  ^^^ 

Mittlerer  Abstand  der         ^                       4*28  cm 

Länge  des  Joches 6'26  „ 

Breite     „          „       1-22  „ 

Höhe      »         r>      0'45  „ 

Gewicht  des  Ankers 16  g 

I-Snge       „         „         5*4  cm 

Breite        ,          ,         i  „ 

/o  52,it\ 

Querschnitt  des  Ankers    I j    0392  cm,^ 

Gewicht  des  completen  Ankerhebels 50  g 

Entfernung  des  Ankers          von   der  Achse.  . .  3*1  cm 

n            de«"  Contacte          „        ^          «...  5*9  w 

„               „    Spiralfeder      ^       „          «...  3-6  „ 

Windungszahl  der  Drahtspulen 8000 

Spulenwiderstand 300  Ohm 

Bei    der    als    normal  angenommenen  Stromstärke   von  O'OI  Ä    wurde 
die  Tragkraft  des  Elektromagnetes  mit  3378^  befunden. 
Nach  Maxwell  ergibt  dieses  Gewicht: 


^  ,^  ,        Magnetische  Linien^  .  Polflächen  B^  A 

P  TGramm^  =  — = 

^  ^  8.  TU.  981  8.Z.981 


oder 


=P 


B  =  1/    3378.  8  .3^16.  981  _  3^^^  magnetische  Linien. 


Die  magnetisirende  Kraft  (U)  beträgt: 

4  .  «  Windungen  Stromstärke        4  .  ic  ,  8  ,i 

Länge    des    magnetischen    Kreises  10  26*76  .  10 

4  .  3'i^i6  .  8000  .  O'OI  

~  2676.  10  ~  ^"^ 

Die  Durchlässigkeit  (u.)  des  zur  Construction  des  Elektromagnetes 
verwendeten  Eisens  im  Verhältniss  zur  Luft  ist  daher: 

B        8372  . 

[i  =  —  = 4-  =  2226. 

^        H        376 

Hopkinson  fand  bei  gut  ausgeglühtem  Schmiedeisen: 
B  9000 

womit  der  von  mir  gefundene  Werth  der  Durchlässigkeit  fast  identisch  ist. 
Aus  dieser  Uebereinstimmung  kann  man  den  Schluss  ziehen,  dass  das  zu 
den  Elektromagneten  verwendete  Eisen  den  besten  englischen  Sorten 
entspricht. 

Trotzdem  sind  die  englischen  Relais  den  unserigen  weit  überlegen  ; 
in  Oesterreich  hat  sich  j^nämlich  das  Princip  eingebürgert,  die  Relais  so 
massiv  als  möglich  zu  bauen,  um  dieselben  gegen  Beschädigungen  zu 
sichern :  die  englische  Telegraphenverwaltung  legt  dagegen  den  grössten 
Werth  —   u.    zw,    mit    Recht    —    auf    die    grösste  Leistungsfähigkeit  der 


626 

Apparate  bei  dem  geringsten  Verbrauch  an  elektrischer  Energie  ond  s 
dieselben  vor  Beschädigungen   durch  Gehäuse. 

Unsere  Relais  müssen  daher  —  im  Vergleiche  zu  den  englisch« 
als  plump  bezeichnet  werden.  Der  Elektromagnet  eines  Egge  r'schen 
bat  eine  Länge  von  iS'S  cm  gegen  5*9  cm  eines  englischen  Normal-] 
Mtister  A,  welcher  allerdings  doppelt  vorhanden  ist ;  durch  diese 
doppelung  wird  indessen  nur  die  Wirkung  auf  den  Ankerhebel  ven 
der  schädliche  Einfluss  langer  Elektromagnetkerne  auf  die  Entstehun 
niagnetischen  Rückstandes  jedoch  fast  ganz  beseitigt.  In  dem  Eli 
mag^nete  des  von  mir  untersuchten  Relais  beträgt  der  magnetische  '. 
stand  20^/0  nach  einer  Magnetisirung  durch  0*0l  A  :  die  englischen  El 
magaetkerne  dürfen  bei  der  Uebernahme  vom  Fabrikanten  keine 
magnetischen  Rückstandes  zeigen,  nachdem  ein  Strom  von  0*1 
durcb  den  Spulendraht  von  400  Ohm  geleitet  worden    ist. 

Der  Ankerhebel  eines  Egge  r'schen  Relais  wiegt  50^,  jene: 
kleinsten  englischen   Apparates  nur  5  g. 

In  Folge  der  unpraktischen  horizontalen  Lagerung  der  Achs 
Ankerhebels,  üben  die  Zapfen  derselben  bei  normaler  Einstellung  folg 
Druck  auf  die  Lager  aus: 

Gewicht  des  Ankerhebels 50  <7 

magnetische  Zugkraft    20  „ 

Zugkraft  der  Spiralfeder     48  ^ 

Zusammen   118^ 

Von  der  letzteren  Zugkraft  werden  28  g  zur  Compensation  d< 
der  Ankerseite  des  Hebels  befindlichen  Mehrgewichtes  gebraucht,  wä 
die  restliche  Kraft  von  zg  g  zum  Abreissen  des  Anher hebeis  verwendet 

Die  Reibungsgrösse  der  Zapfen  in  den  Lagerlöchern  wurd< 
0'4  g,  der  Reibungscoefficient  mit 

= =  o'33%  befunden. 

0-4  295  ^'^  '° 

Anstatt  der    eingangs  ermittelten  Kraft    von  3  Dynen,    braucht 

nach  das  Relais  mindestens  : 

Reibungsgrösse 0-4      g 

Zugkraft  zur  Trennung  der  Contacte 0*025  * 

Druckkraft    0'02     ^ 

Zusammen  0*445  g 


od 


I 


er  o*445  .981  =  437  Dynen,  d.  i.  das   I46fache  j-^^j   an  Kraft. 

Die    zuletzt    angeführte  Druckkraft    ist    zur    Paralysirung    der 
vorbeifahrende  Eisenbahnzüge  oder  schwer    belastete    Wagen    entsteh 
Erschütterungen    nothwendig,    weil    sich    sonst    die    Contacte    locken 
unleserliche  Schrift  hervorrufen  würden. 

Nachdem  man  zur  Erregung  dieser  geringen  Kraft  von  437  E 
mittelst  welcher  das  Relais  noch  arbeiten  kann,  750  Ergs  verbrauci 
werden   von  der  Stromarbeit 

iu   nutzbare  magnetische  Arbeit  umgesetzt« 

Unter  Beibehaltung  desselben  Güteverhältnisses  sollte  man  dahc 
Erregung  der  minimalen  Kraft  von   3   Dynen  nur 

1/3  :  1/437  =0':  0*0005,  d.  i.  0-000043  ^ 
oder  00000432  .  300  .  lo*^  =  5*5   Ergs,  benöthigen. 


627 

Die  Spielweite  des  Ankerhebels  kann  äusserst  kurz  bemessen  werden  ; 
die  Contact-(SteIl-)Schrauben,  deren  Ganghöhe  0*9  mm  beträgt,  brauchen 
blos  um  einen  Grad  auseinander  gedreht  zu  werden,  um  zwischen  den- 
selben einen  Spielraum  für  die  Bewegung  des  Ankerhebels  zu  bilden  und 
Schliessung  und  Trennung  der  Contacte  zu  bewirken.  Wegen  der  Uneben- 
heiten der  Platinflächen  bleiben  jedoch  die  Contacte  bei  dieser  Einstellung 
zuweilen  auch  nach  dem  Stromschluss  in  Berührung,  folglich  müssen  die 
Contactschrauben  mindestens  um  2^  gedreht  werden,  damit  eine  sichere 
Schliessung  und  Oeffnung  derselben  erfolgen  kann. 

Nachdem  der  Anker  ungefähr  in  der  Mitte  zwischen  der  Achse  und 
den  Contactien  am  Ankerhebel  befestigt  ist,  so  bewegt  sich  derselbe  zwi- 
schen den  Stellschrauben  nur  um 


2^  ,  0-9 


:  0*0025  mm 


2  .360O 

Auf  diesem  kurzen  Wege  von  0*0025  mm  kann  man  das  magnetische  Kraft- 
feld als  gleichförmig  annehmen.  Unter  der  Einwirkung  der  Kraft  von 
437  Dyncn  wird  die  Arbeit,  welche  an  dem  Ankerhebel  zwischen  den 
beiden,  durch  die  Stellschrauben  auf  o  00025  cm  begrenzten  Niveauflächea 
geleistet  wird,  nur  ca.  437.0*00025  =  o*i   Erg.  betragen. 

Gewöhnlich  beträgt  die  Spielweite  des  Ankerhebels  o*i — 0*5  mm. 
Bei  dieser  Einstellung  ist  der  Anschlag  an  die  Contacte  so  kräftig,  dass 
die  Contactflächen  durch  denselben  einerseits  ziemlich  rein  erhalten  werden, 
andererseits  geringere  Ablagerungen  sich  in  Folge  des  grösseren  Druckes 
gar  nicht  fühlbar  machen.  Erst  wenn  es  wegen  feuchten  Wetters  noth- 
wendig  ist,  das  Relais  empfindlich  einzustellen,  müssen  gewöhnlich  auch  die 
Contacte  mit  Schmirgelpapier  gereinigt  werden.  In  der  vorliegenden  Ar- 
beit handelt  es  sich  jedoch  nur  um  die  empfindlichste  Einstellung  des  Relais, 
wobei  der  Ankerhebel  bei  jeder  Bewegung  nur  etwa  O'i  Erg  verbraucht, 
welcher  Werth  daher  im  Folgenden  unberücksichtigt  bleibt. 

In  der  Ruhestromschaltung  arbeitet  ein  Relais  zwischen  O'OI  und 
0*01 — 00005^;  hieraus  ergibt  sich  ein  Güteverhältniss  des  Apparates  von 

001 

=  20. 

0*0005 

Wollte  man  dasselbe  Güteverhältniss  in  der  vorliegenden  Berechnung 
der  Minimalkraft,  welche  zum  Betriebe  eines  Relais  absolut  nothwendig  ist, 
beibehalten,  so  könnte  man  mit 

^,  ,    ,    0*00086    10 

0*000043  •  20  =  o*ooo86  Af   oder  =  — - 

o-oi  116 

oder  rund  mit  o*i  der  gegenwärtig  für  ein  Relais  nöthigen  Stromstärke 
auskommen.  Da  es  indessen  praktischer  ist,  die  Stromstärke  von  0*01  A 
unverändert  beizubehalten,  dagegen  den  Widerstand  so  viel  als  möglich  zu 
reduciren,  so  dürfte  man  mit 


/o*ooi'\2 

l  o-oi  j   ~ 


300.    =3   Ohm 

\  o-oi  ) 

per  Apparat  auskommen  und  anstatt  des  einen  Relais  mit  300  Ohm  Wider- 
stand, könnten  100  Apparate  ä  3  Ohm  Widerstand  mit  derselben  elek- 
trischen Energie  betrieben  werden. 

Der  Elektromagnet  des  Egge  r'schen  Relais  wird  bei  normaler  Strom- 
stärke nur  mit 

—-=2841^ 

1-189 


628 

beansprucht.    Trotzdem  würde    für  ein  Relais  zu  3   Ohm    schon   eio 
schnitt  von 

o-oi2.  3.  io7 

^ =  o'05  mm^ 

2.981  I 


2841 

genügen ;  man  kann  daher  sowohl  den  Elektromagnet,  als  auch  die 
zum  Relais  gehörigen  Bestandtheile  so  klein  und  zart  herstellen,  als 
Anforderung  an  deren  Dauerhaftigkeit  gestattet. 

Aus    den  hier  gegebenen  Erläuterungen    lässt    sich  auch   der 
ziehen,  dass  die  elektrische  Energie  um  so  besser  ausgenützt  wird  je 
die  Dimensionen    des  Relais,    insbesondere    aber  des  Ankerhebels    g 
sind ;    ein  Relais,    welches    man  in  einem  Taschenuhrgehäuse    unter 
könnte,  wäre  daher  —  wenigstens  nach  meiner  Ansicht  —  das  bea 

Die  Zapfenreibungy  zu  deren  Ueberwindung  der  grösste  Th 
Stromarbeit  verbraucht  wird,  könnte  durch  sachgemässe  Lageru 
Ankerhebels  auf  prisroaförmige  Schneiden  oder  auf  Spitzen  fast  gai 
mieden  werden;  auch  in  Lochsteinen  (Rubinen)  wäre  durch  senkrec 
Ordnung  der  Ankerhebelwelle,  welche  unten  mit  einer  Spitze  au 
sogenannten  Decksteine  aufruhen  würde,  die  Zapfenreibung  eine  a 
und  würde  bei  zarter  Ausführung  des  Apparates  kaum  i — 2  Dyo 
tragen. 

Die  Spiralfeder  —  für  normale  Arbeit  eingestellt  —  gen( 
ungünstiger  Witterung  nicht  mehr,  um  den  Anker  abzureissen ;  < 
vermag  nämlich  nur  ca.  30  g  der  magnetischen  Zugkraft  zu  über 
Nachdem  aber  sowohl  durch  Ableitung  als  auch  in  Folge  Ausschaltei 
grösseren  Anzahl  von  Stationen  wegen  Gewitter  (Blitzgefahr),  wo 
Batterien  der  betreffenden  Stationen  eingeschaltet  bleiben  und  sc 
Stromstärke  mitunter  bedeutend  erhöhen,  wodurch  die  magnetiscl 
kraft  auf  50  g  (unter  ungünstigen  Umständen  sogar  noch  höher) 
kann,  so  ist  der  Telegraphist  oft  bemüssigt,  den  Ankerhebel  mitt( 
Stellschrauben  höher  zu  stellen,  um  die  Zugkraft  des  Elektromago 
vermindern. 

III. 

Um  den  geschilderten  Uebelständen  abzuhelfen,  möchte  ich  sog 
Dosenrelais,  welche  sowohl  in  Deutschland  als  auch  in  England  sei 
Jahrzehnten  im  Gebrauche  stehen  und  sich  gut  bewährt  haben  - 
Benützung  des  von  mir  hier  bereits  beschriebenen  Nebenschlusses, 
auch  der  übrigen  Andeutungen  —  in  Vorschlag  bringen.  Ein  de 
Relais  wäre  durch  das  Gehäuse  gegen  Staub  und  Beschädigung 
schützt;  durch  die  Unterdrückung  der  Funken  würden  auch  die  ( 
stets  rein  bleiben ;  die  Contact-(Stell-)Schrauben  —  einmal  in  der  Teleg 
werkstätte  richtig  eingestellt  —  wären  im  Betriebe  nicht  mehr  zu  v« 
und  brauchten  daher  auch  nicht  aus  dem  Gehäuse  nach  Aussen  gel 
werden;  die  Schraube  zur  Justirung  der  Spannfeder,  welche  allein  i 
Gehäuse  hervorstünde,  würde  eine  tadellose  Justirung  und  Functioni 
Apparates  ohneweiters   ermöglichen. 

In    Folge    des    Nebenschlusses    würde    durch    die    Drabtspule 

Schreibapparates    mit    einem  Widerstand  von  300  Ohm  —   dessen 

6  .  o'q8 

durch  6  Elemente  oder   =o*oig6  A  unterhalten  wird  — 

300 

6  .  o*q8 

thätigen  Zustande  ein  Strom    von  ; =  00030  A    fliessi 

300  4"  1200 


629 

durch  die  wirksame  Stromarbeit  auf  O'OIQÖ  —  0*0039  =  0'0i57  A  oder  um 

-T  ==  -  rcducirt  werden  möchte. 

0-0196       5 

Obwohl  der  Apparat  auch  mit  dieser  elektrischen  Energie  gut 
fanctioniren  würde,  so  könnte  man  auch  diese  scheinbar  schwache  Seite 
dieses  Vorschlages  zum  Vortheile  des  hier  entwickelten  Systems  aus- 
nützen, indem  man  durch  Aufwicklung  des  Nebenschlussdrahtes  auf  die 
Drahtspulen  des  Schreibapparates  mit  entgegengesetzt  gerichtetem  Strom- 
lauf nicht  allein  diese  Schwächung  ganz  beseitigen,  sondern  auch  den  In- 
ductionsstrom  reduciren  könnte.  Ebenso  wenig  wäre  hierbei  eine  raschere 
Erschöpfung  der  Batterie  (Callaud-EIemente)  zu  befürchten,  da  die  Strom- 
entnahme ohnehin  so  gering  ist,  dass  dieselbe  die  durch  Diffusion  in  den 
Elementen  aufsteigende  Kupfervitriol lösung  nicht  verbraucht,  wodurch  die 
letztere  bis  zu  den  Zinkringen  aufsteigt  und  durch  Zersetzung  und  Ablage- 
rung an  den  Zinkpolen  die  elektromotorische  Kraft  schwächt,  welcher 
Uebelstand  durch  die  vorgeschlagene  Anordnung  zum  Theile  behoben 
werden  könnte. 

Den  Werth  dieses  Relais  würde  man  aber  ganz  besonders  bei  un- 
günstiger Witterung  beurtheilen  und  schätzen  lernen,  da  dessen  Ueberlegen- 
heit  hierbei  eigentlich  erst  zur  Geltung  käme«  Eine  Telegraphenlinie  ist 
nämlich  umso  schlechter,  je  grösser  ihr  Widerstand  ist.  Ein  Beispiel  über 
die  Correspondenzfähigkeit  einer  längeren  Telegraphenlinie  während  einer 
Ableitung  wird  das  Gesagte  besser  illustriren : 

Widerstand  eines  Relais  ca 350  Ohm 

„  einer  Boussole 60     , 

„  „      Batterie  ä  6  Elemente  ä  0-98  Volt     60     „ 

Widerstand  einer  completea  Station     470  Ohm 

Länge  der  Linie 200  hm  ä  8  Ohm 

Widerstand  der  Linie  (8  .  200) 1600      „ 

Anzahl  der  Stationen 22      ^ 

Totaler  Widerstand  der  Linie  (8  .  200 -f- 22  .  470)   11940  Ohm 

Es  werden  hier  die  Folgen  einer  partiellen  Ableitung  von  etwa 
400  Ohm  in  der  Entfernung  von  30  hfn  von  Anfangspunkte  der  Linie  in 
Betracht  gezogen;  ausserdem  wird  vorausgesetzt  dass  in  diesem  Linientheile 
4  Stationen  eingeschaltet  sind. 

Die  Stromstärke  (J*^),  welche  vom  Anfangspunkt  bis  zur  Ableitungs- 
stelle  herrscht,  ist: 

j  ^  £,  (lg  +  w^  +  JS^a  u?  ^ 

^      23-52  (400  +  9820)  +  105-84  .  400      ^  0-0II04  A 

400  .  2120  -|-  400.9820  -f-  2120  .  9820 

und  zwischen  der  Ableitungsstelle  und   der  Endstation: 
j  ^  £2  (^  +  ^^i)  +  ^1  u?   ^ 

105-84  (400 +  ^"o)  + ^3-52 -400      _  0-010788  A. 

400   .   2120   +   400-   9S2O   -f-   2120.9820 

Unterbricht  nun  der  Telegraphist  in  der  Endstation  den  Strom  durch 
Niederdrücken  des  Tasters,  so  wird  die  Stromstärke  im  ersteren  Linientheile 


630 


auf   ; =  0*00933  *^  reducirt    und    somit   eine  Stromdifferei 

400  +  2120  ^ 


;  ^      ,        000171  I  .  ,  . 

{  001 104  —  0*00933  :=  0-00171  A  oder  —  =  -r-  erzielt    und 

*  0*01104         o 

auch  eine  gute  Arbeit  auf  den  Apparaten  ermöglicht ;     wenn  dagege 

selbe  in  der  Anfaogsstation  geschieht»  so  wird  der  Strom  zwischen  d 

leitungsstelle  und  der  Endstation  nur  auf  \ — ;; —  =  0*010356^ 

^  400  +  9820  ^^ 

gedrückt  und  folglich  nur  eine  Stromdifferenz  von  O'0 10788  —  O'Oio, 

0*000432         I 

=  0*000432  A  oder  — ;  =  —  erreicht.  Nachdem  aber  das  Reh 

^  0*010788        25 

mit  einer  Stromdififerenz  von  —  noch    zu    arbeitea    vermag,    so    ist 

20 

diesen  Umständen  eine  Verständigung  über  die  Ableitungsstelle  (ohne 

legen)   unmöglich. 

Wenn  es  nun  gelingen  sollte,  ein  Relais  mit  einem  Widerstac 
10  Ohm  bei  sonst  gleicher  Leistungsfähigkeit  herzustellen,  so  würd 
folgendes  Resultat  erzielen : 

Widerstand  eines  Relais lO  Ohn 

„  einer  Boussole 60     , 

^  „  Batterie  ä  2  Elemente  ä  0*98  Volt .  20     „ 

Widerstand  einer  Telegraphenstation 90  Ohn 

Die  Besprechung  des  kürzeren  Linientheiles  ist,  mit  Rücksic 
die  in  diesem  Falle  noch  günstigeren  Verhältnisse,  ohne  Interesse  un< 
daher  unterbleiben. 

Zwischen  der  Ableitungsstelle  und  der  Endstation  würde  fo 
Stromstärke  herrschen: 

^  WW^  +  U?  U?2  +  «t'i  M?2 

^   35-28  (400  +  600)  +  7*84  .  400    ^  ^^^^ 
400  .  600  +  400  .  2980  +  600  .  2980 

Nach  einer  Stromunterbrechung  seitens  der  Anfangsstation  würde  die 

stärke    zwischen    der    Ableitunesstelle    und    der    Endstation  — — +- 

^  400+2 

=  0*01044^  betragen.  Es  würde  also  eine  Stromdififerenz  von  0*01 

^      ,        0*00149  1  1  .     . 

—  0*01044  =  0*00140  A  oder  -^—  =  -^  ents|;ehen  und  eine   \ 

^  001 193  8 

liehe  Correspondenz    über    die  Ableitungsstelle  nach    beiden  Seiten  ( 

liehen. 

Wegen  der  auf  manchen  Bahnen  oft  allzugrossen  Anzahl  von  i 
Linie  eingeschalteten  Stationen,  ist  die  Abwicklung  der  Correspondc 
den  gegenwärtig  im  Gebrauche  stehenden  Apparaten  von  der  Wit 
abhängig,  indem  während  eines  Landregens  oder  dichten  Nebels  n 
soeben  geschilderten  analoge  Störungen  eintreten  und  eine  direct 
ständigung  auf  solchen  Linien  zwischen  weit  von  einander  ent 
Stationen  oft  tagelang  unmöglich  machen. 

Nachdem  man  durch  Einführung  empfindlicherer  Apparate  nicht 
etwa  4  Elemente  per  Station  ersparen    würde,    deren  Erhaltungskost 


631 


Neuanschafifungf  neuer  Relais  in  wenigen  Jahren  decken  dürften,  sondern 
auch  eine  namentlich  für  den  Eisenbahnverkehr  nicht  zu  unterschätzende 
höhere  Betriebssicherheit  erzielen  könnte»  so  glaube  ich,  dass  die  vor- 
liegende Arbeit  geeignet  sein  dürfte,  competente  Kreise  zum  Studium  dieser 
schwachen  Seite  der  Telegraphie  anzuregen.  F.  Schebesta. 


Einbau  der  Zellen  elektrischer  Sammler  (Accumulatoren). 

Von  W.  A.  BOESE  in  Berlin. 
Oetterr.-nngar.  Privilegiom  vom  27.  Jnni  1894. 


Die  Erfindung  bezweckt,  die  Zellen 
ehier  elektrischen  Sammelbatterie  (Accomn- 
lator)  in  einem  sie  mnschliessenden  Kasten 
so  einxnbaoen,  dass  die  Erschütterungen, 
denen  die  Batterie  auf  längeren  Eisenbahn-, 
Trambahn-  oder  Überhaupt  Wagenfahrten, 
auf  Schiffen  u.  s.  w.  ausgesetzt  ist,  die  Ver- 
bindung der  2^en  untereinander  nicht 
lösen. 

Der  neue  Einbau  besteht  darin,  dass 
die  Zellen  B  (die  z.  B.  aus  Glas  bestehen 
können)  in  einem  Kasten  A  von  beliebiger 
Höhe  angeordnet  und  dann  mit  einer  Masse 
umgössen  werden,    die    nach    dem  Erkalten 


(Pecharten),  Steiokohlentheer  —  Asphalt, 
BrauDkohlenpech,  Torfpech,  Schusterpech, 
Schiffspech. 

3.  Wachsartige  Körper,  wie:  Bienen- 
wachs,  Walrat,  Stearin. 

4.  Parafiin. 

5.  Gemische  der  sub  i — 4  angegebenen 
Stoffe. 

Fig.  I  zeigt  einen  Accumulator,  dessen 
Zellen  B  in  den  Kasten  A  auf  die  be- 
schriebene Art  eingebaut  sind; 

Fig.  2  ist  ein  Horizontalschnitt  und 
Fig.  3  ein  Querschnitt    durch    die  Bat- 
terie. 


Fig  I. 


in^-Li^z^z^''^^  '/^-''V^^^^  '^/yy/^^y^y/y/^m 


"C 


_j 


m 


''r---A^-'^7^^:7^-^-'^^ 


h  Uaurt 

Fig.  2. 


h  Harz 


Fig, 
fest  wird,  aber  in  sich  doch  eine  gewisse 
Elasticitat  besitzt.  Diese  Masse  Mit  die 
Zwischenräume  zwischen  den  Zellen  und  den 
Kasten  wänden,  sowie  zwischen  je  zwei 
Zellen  aus ;  auch  kann  die  Masse  den  Boden 
des  Kastens  bedecken,  oder  es  kann  eine 
Filzplatte  auf  den  Kastenboden  gelegt 
werden. 

Zum  Umgiessen  der  Accumnlatorzellen 
werden  angewandt: 

1.  Harzige  Körper,  wie :  gemeines 
Fichtenharz,  Terpentin,  Colophonium,  Da- 
marmastix,  Elemi,  Schellak,  Copal. 

2,  Asphaltartige  Körper  wie:  natürlich 
vorkommender  Asphalt,    künstliche  Asphalte 


Die  erstarrte  Masse  h  bettet  die  Zellen  B 
unverrückbar  fest  ein,  besitzt  aber  doch  so- 
viel Elasticitat,  um  das  Zerspringen  der 
Glaswände  der  Zelle  zu  verhüten,  was  ein- 
treten würde,  wenn  die  Zellen  in  eine  harte 
Masse  wie  Metall  oder  Stein  sUrr  ein- 
gebaut wären. 

Kommt  einmal  durch  Stoss  oder  dergl. 
ein  Bruch  vor,  so  verhütet  die  Masse  6, 
die  die  Zellen  dicht  umschliesst,  ein  Ans- 
fliessen  des  Elektrolyts,  so  dass  die  Func- 
tion der  Batterie  durch  das  Zerspringen 
einer  Zelle  nicht  unterbrochen  wird. 


632 


Elektrisch  betriebene  Centrifugen. 


Die  Centrifagen  eignen  sich  wcg^D  ihres 
ißtermittireüden  Betrieben  und  ihrer  hohen 
UmdrehuDg^tihl  besonders  gut  uad  wirth- 
«chnftlich  vortheilhftft  für  directen  elek^ 
trischen  Antrieb, 

So  gilt  wie  unbranchber  erwies  sieb 
jedoch  hicftlr  der  Gleichitrommotor,  da. 
mnerseits  darch  die  Vibrationen  der  Centri- 
fngenweile  ein  fnnk^nloaes  Lnafen  desselben 
kaum  £ü  erreichen  war,  anderer^citfi  aber 
die  fortdauernde  Ueberwachung  oad  Be- 
dienung des  ComniQtfttore  nüd  Bürsten  äppa^ 
rnte$  darch  dte  AnordonDg  des  Motors 
unterhalb  der  Centrifngea welle  ausser ordent- 
licb  er^hwert  wurd«* 


Des  weiteren  ist  aber  der  Dd 
niotor  noch  im  Stunde^  mit  eiB 
grösseren  UeberlaslnDg  aDZulaofen, 
bei  einem  ents^prechenden  Gleichttn 
möglich  Ut.  Dies  ist  gerade  für  dei 
fngfn- Betrieb^  bei  welchem  grosse 
in  Bewegung  zu  setzen  sind^  tinbedii 
wendig  und  wird  durch  eine  besondi 
structlon  de«  Ankers  erreicht. 

Besteht  die  Aulage,  wie  es  m 
Fall  £a  sein  pßegt^  aus  eiuer  grosse 
zahl  von  Cent ri fuge n^  so  wirken  b 
lassen  etaer  derselben  die  schon 
triebe  beßndlichen^  ebenso  wie  be 
niisiiioDS"  An  trieb,     durch    ibre    Schw^ 


Fig. 


Alle  diese  Uebclstände  fallen  bei  dem 
A.  E,  C'Drchslro.mmotor  D,  R,  P.  Nr,  510S3 
weg^  da  er  weder  Commutator  noch  Bürsten- 
apparst  be&itit.  Er  erfüllt  Tielmchr  infolge 
dieses  Umstaades  und  seiner  übrigen  gliq- 
stigen  Eigenschaften  alle  Bedingungen  [für 
einen  sicheren  und  Zweckmässigen  Cen- 
tlifugen-Be  trieb» 

Er  behlilt  nämlich  seine  Geschwindigkeit 
in  noch  höherem  Maasse  als  der  Gleich- 
Strommotor  unter  allen  Umstüadeu  bei^ 
indem  seine  Umdrebungssah]  nur  entsprechend 
einer  Aendcrwng  der  autreibenden  Dampf- 
maschine  wechselt,  fo  da»s  also  mir  für 
deren  gute  Reguli rung,  wie  bei  Trausmissious- 
be trieb  üblich,  Sorge  au  tragen  ist. 


mit  und  unterstützen  dadurch  dei 
lassenden  Motor.  Tritt  nämlich  e 
mehruug  in  der  Belastung  der  Ma 
Station  ein^  so  wird  zunächst  die 
maschine  und  mithin  auch  die  Dynamoi 
das  Bestreben  haben,  etwas  in  der  Umd 
zahl  nachzugehen«  Die  Ccutr Ifagen 
mit  ihnen  verbundenen  Elektromoto 
jedoch  in  Folge  der  Schwungmasse  de 
fugen  zunächst  noch  an  ihre  bisher 
drehungazahl  gebunden  und  wirken  ] 
hierdurch  als  Dynamom aschin en,  so  dii 
maschinen  unterstüt^eud. 

Die  Cenfrifugen*Drehstrommota 
den  von  der  Allgemeinen  Elektric 
Seilschaft  bisher  in  folgenden  Grössei 


633 


Bezeichnung 
des  Motors 

Umdrehungen 

in  der  Minute 

circa 

Pferdestärken 
bei  voller  Ge- 
schwindigkeit 
circa 

DRC» 
DRCöo 
DRCeo 
DRCw 
DRCioo 

lOOO 
lOOO 

700 
700 
500 

I 

2-5 
4 
7 

5 

Jede  Centrifuge  besteht  im  Allgemeinen 
ans  einem  Gehäase,  in  welchem  sich  um 
eine    senkrechte  Welle  die  Schlendertrommel 


zwischen  Anker  und  Polring  aber  nur  wenige 
Millimeter  betragen  darf,  so  ist  dieser  letz- 
tere so  befestigt,  dass  er  gemeinsam  mit 
Anker  und  Welle  an  den  Schwingungen 
theilnehmeu  kann.  Zu  diesem  Zwecke  ist  der 
Polring  mit  beiden  Lagern  oben  und  unten 
durch  Arme  verbunden. 

Diese  Anordnung  hat  Verwendung  ge- 
funden unter  anderem  in  der  Textilindustrie 
für  Zeug-Centrifugen,  Fig.  i,  deren  mecha^ 
nischen  Theil  der  Firma  Alb.  Fesca&Co., 
Berlin,  hergestellt  hat. 

Eine  grosse  Bedeutung  hat  femer  der 
Centrifugen-Betrieb  fttr  Zuckerfabriken,  und 
hier  wurde  denn  auch  die  Wichtigkeit  des 
elektrischen  Antriebes    schnell  erkannt. 


Fig.   2. 


bewegt.  Jedoch  scheiden  sich  die  einzelnen 
Centrifugen-Constructionen  nach  der  Auf- 
stellungsart ihrer  Gehäuse  und  der  Befesti- 
gung der  Wellenlager  in  demselben  in  vier 
Gruppen. 

Bei  der  ersten  Gruppe  ist  das  obere 
Wellenlager  durch  Spannstangen  zwischen 
Gummipuffern  mit  dem  festen  Gehäuse 
verbunden,  während  das  untere  Spurlager 
mit  Kugelgelenk  etc.  versehen  ist,  um  den 
während  des  Ganges  auftretenden  Schwan- 
kungen der  Welle  um  die  Gleichgewichts- 
achse folgen  zu  können.  Es  ist  also  hierbei 
das  Centrifugen- Gehäuse  fest,  während  die 
Trommel  mit  ihrer  Welle  elastisch  gela- 
gert ist. 

Da  der  Anker  des  Elektromotors  direct 
auf     der     Welle    sitzt,     der     Zwischenraum 


Die  A.  E.  G.  hat  zunächst  far  Zucker- 
fabriken die  nach  der  bisher  beschriebenen 
ersten  Art  der  Anordnung  hergestellten 
Brod-Centrifugen,  Fig.  a,  mit  elektrischem 
Antriebe  versehen. 

Bei  einer  zweiten  Art  von  Centrifugen , 
den  Adant- Centrifugen,  sind  die  Lager  der 
Welle  mit  dem  Gehäuse  fest  verbunden  und 
ruht  die  ganze  Construction  auf  dem  unteren 
Kugellager,  während  das  Gehäuse  selbst 
oben  elastisch  befestigt  ist.  Dieselben  stammen 
in  ihren  mechanischen  Theilen  von  der 
Maschinenfabrik  Grevenbroich,  vormals 
Langen  &Hundhausen.  Bei  anderen 
Centrifugen  einer  dritten  Art,  welche  in 
ihrem  mechanischen  Theile  von  S  e  1  w  i  g 
&  Lange,  Braunschweig,  gebaut  sind,  i  st 
sowohl  das  Gehäufte  als  auch  die  Lagerup 

49 


634 


d€t  Welle  eine  feste,  wobei  der  Polring 
direct  in  das  Centrifagen- Gehäuse  einge- 
setzt iit. 

Eine  yierte  Construction  hat  die  Weiton- 
Centtifuge.  Dieselbe  besteht  ans  einer  frei 
nach  tiDten  hängenden,  sich  nicht  drehenden 
Stange,  welche  an  ihrem  oberen  Ende  mit 
cmer  Kugellagemng  verseben  ist.  Ueber 
dieee  Stange  ist  die  hohle  Centrifagen  welle 
gc!ichoben,  welche  oben  den  Anker  des 
Efektromotors  trägt.  Der  mechanische  Theil 
dieser  Centrifagen  wird  hergestellt  von 
WatEon  &  Laidia  w,  Glasgow,  und 
von  Orthwein,  Karasinki&  Co., 
Warschau. 

Welche  Bedeutung  gerade  für  die 
Zuck  erfahr  ication  die  neue  Verwendung  der 
EEektricität  hat,  geht  aus  dem  Umstände 
hervor^  dass  sofort  nach  dem  Bekanntwerden 
der  oben  genannten  Veröffentlichung  drei 
grosse  derartige  Fabriken  die  A.  £.  G.  mit 


der  Aufstellung  elektrisch  betriebener 
fugen  beauftragten.  Es  sind  dies  die 
P.  Seh  w  engeres  Söhne  in  Ue 
a.  Rh.,  Fr.  M  eye  r*s  Sohn  in  1 
münde  und  Czakowitzer  Zuckerfabrik 
e  1 1  e  r  &  Co.  (Böhmen). 

Die  oben  genannten  Zockerf 
entschlossen  sich  bei  dieser  Gele 
gleichseitig  zur  Einführung  der  elekl 
Kraftübertragung  mittelst  Drehstron 
für  andere  Theile  ihrer  Betriebe.  lo 
dere  beschloss  die  Firma  P.  Schwe 
Söhne  bei  dem  Neubaae  ihrer  Fab 
elektrischen  Betrieb  vollkommen  d 
führen  und  sämtliche  Maschinen  und  A 
durch  Drehstrommotoren  zu  betreibe! 
diese  Anlage  sind  dazu  91  Motoren 
sammen  circa  490  Pferdestärken  noth< 
welche  zam  grossen  Theil  in  neu 
origineller  Weise  mit  den  anzutrei 
Maschinen  direct  gekuppelt  sind. 


Die   Ausnützung   der  Wasserkraft  des  Wurmbaches   in  Mi 

bei  Innsbruck. 


Vor  ungefähr  10  Jahren  wusste  man  in 
InnEbmck  vom  Wurmbache  nicht  viel  mehr 
als  heute  der  im  weltabgelegenen  Hochthale 
hausende  Aepler  von  dem  bei  ihm  in  wilden 
Cascaden     vorbeirauschenden    Gebirgsbache. 

Der  einzige  Unterschied  bestand  nur 
darJD,  dass  der  alle  Kennzeichen  eines  steil 
abstürzenden  Gebirgswassers  in  sich  tragende 
Wurmbach  in  Mttblau  schon  lange  Jahre 
zum  Betriebe  einiger  grösserer  Mühlen  und 
Fabriken  diente,  während  der  vielleicht  nicht 
ao  wasserreiche  Hochgebirgsbach  nur  für 
einige  kleinere  Mühlen  oder  Holzsägewerke 
die  Wasserkraft  lieferte. 

E$  war  im  Jahr  1886,  als  Schreiber 
dicües  unter  Hinweis  auf  die  dazamal  in 
AusTührung  begriffene  elektrische  Anlage  zur 
Ausnutzung  der  Emme  in  Dorenberg,  einige 
Stadt  Väter  der  Landeshauptstadt  Innsbruck 
aufmerksam  machte,  dass  der  Wurmbach  zu 
gkichen  Zwecken  dienstbar  gemacht  werden 
könnte.  —  Antwort  darauf  war:  die  Ge- 
nie lüde  habe  zu  solchen  Anlagen  kein 
Geld;  die  Elektrotechnik  stehe  noch  auf 
schwachen  Füssen. 

Wie  sieht  die  Sache  heute  aus?  Ein 
gros^e^  Elektricitätswerk  und  zwei  Kraft- 
übertragungs-Anlagen entnehmen  bis  jetzt 
dem  Wnrmbache  ihre  Betriebskräfte  ;  es  gibt 
keinen  Platz  mehr  am  Wurmbache,  der  noch 
nicht  zur  Ausnützung  für  elektrische  Zwecke 
in  Betracht  gezogen  ist. 

Das  Wasserrecht  am  Wurmbache  ist 
nunmehr  kostbar  geworden. 

Die  elektrische  Beleuchtung  ist  übrigens 
in  Mühlau  schon  seit  1886  in  einer  dortigen 
KüUKtmühle  eingerichtet;  diese  erste  elek- 
trische Anlage  ist  um  so  interessanter,  wenn 
erwähnt  wird,  dass  hiezu  keine  specielle 
Turbinenanlage  nöthig  war;  dasselbe  ober- 
schlächtige  Wasserrad,  welches  die  Mühle 
betreibt,  besorgt  auch  den  Betrieb  der  Licht- 
mn  seh  ine. 


Die  frühere  elektrische  Abtheik 
österr.  Waffenfabriks-Gesellschaft  in 
hatte  diese  Anlage  eingerichtet  und  a 
Glühlampen  beigestellt,  welche  voi 
waren. 

Nach  Verlauf  von  mehr  als  2V2 
Anfang  1889,  stellte  sich  die  Nothi 
keit  heraus,  die  Betriebskraft  in  der 
zu  erhöhen.  Eine  neue  Wasserrad 
Turbinenanlage  in  der  Mühle  selbst 
man  aber  nicht  ausführen  und  so 
der  Mühlenbesitzer  nicht,  die  während 
Zeit  gemachten  neuesten  Fortschril 
dem  Gebiete  der  elektrischen  Kri 
tragung  sich  zu  diesem  Zwecke  di 
zu  machen.  —  Die  Maschinenfabrik  C 
bei  Zürich,  welche  bekanntlich  dazuma 
die  Kraft übertragungs- Anlagen  Krieg 
Solothurn,  Dorenberg-Luzem  in  der  S 
in  Plovene  und  Pordenone  in  Italien 
führt  hatte,  richtete  auch  diese 
Kraftübertragung  am  Wurmbache  h 
lau  ein. 

Es  werden  hier  50  EP  dui 
primäre  Anlage  gewonnen  und  aul 
Entfernung  in  die  Mühle  zum  the 
Betriebe  derselben  übertragen. 

Mittlerweile  war  das  Project  de 
einer  Centrale  für  Innsbruck  am  Wur 
aufgetaucht;  die  Gemeinde  Innsbmc 
jedoch  diesem  Projecte  fern.  —  Dei 
Ganz  &  Co.  in  Budapest  war  es  vorb 
mit  ihrem  Transformatoren  -  Syste: 
Landeshauptstadt  Innsbruck  zu  be 
dass  man  die  Wasserkraft  des  Wurn 
mit  Vortheil  ausnützen  könne. 

Im  Vereine  mit  dem  Gaswerke 
burger  Gesellschaft)  in  Innsbruck  wni 
Bau  durchgeführt  und  am  17.  Augu: 
zur  Vorfeier  des  Kaisers  Geburtstaj 
neue  Elektricitätswerk  mit  glänzenc 
leuchtung  einzelner  Strassen  und  G 
Innsbruck's  eröffnet. 


635 


Dio  Entfernimg  des  am  Warmbache 
gelegenen  Elektricitätswerkes  von  der  Stadt 
beUägt  3  km. 

Vorläufig  waren  a  Turbinen  ä  i6o  EP 
in  der  neuen  Centrale  zur  Aufstellung  ge- 
langt; seit  ungefähr  iVa  Jahren  ist  eine 
gleiche  dritte  dazu  gekommen ;  eine  vierte 
kann  noch  von  dem  verfügbaren  Wasser 
betrieben  werden. 

Anfänglich  hatte  man  mit  Schwierigkeiten 
SU  kämpfen,  technischen  und  anderen.  Die 
nngleichmässige  Tourenzahl  der  Turbinen 
wurde  durch  die  Verwendung  des  neuen 
Präcisions-Regulators  von  Ganz  vollständig 
behoben. 

Andere  Schwierigkeiten  verursachte  der 
adfänglich  sehr  geringe  Stromconsum,  wohl 
hauptsächlich  begründet  durch  den  im  An- 
fange fixtrten  hohen  Lichtpreis  nebst  einer 
Grnndtaze  und  verweigerter  Aufstellung  von 
Elektricitätsmessern ;  viele  Bewohner  Inns- 
brucks zeigten  sich  der  neuen  Centrale  un- 
günstig gesinnt  und  es  wurde  Propaganda 
für  ein  Concurrenz-Untemehmen  gemacht. 

Die  grösseren  Lichtconsumenten  ver- 
pflichteten sich  dieser  geplanten  Centrale, 
welche  auf  Dampfbetrieb  mit  Gleichstrom 
und  Fünfleitersystem  eingerichtet  und  mi; 
Ende  Juli  1891  eröffnet  werden  sollte.*) 

Wir  glauben,  dass  heute  die  Gemeinde- 
verwaltung von  Innsbruck  wohl  zur  Einsicht 
gekommen  ist,  dass  die  ^brennende  Frage ^ 
im  Jahre  1890  nicht  die  richtige  Lösung 
gefunden  hat.  Die  weitmöglichste  Aus- 
nutzung einer  so  günstig  gelegenen  Wasser- 
kraft, als  welche  der  Wurmbach  in  Mühlau 
für  die  aufstrebende  Fremdenstadt  Inns- 
bruck von  Jahr  zu  Jahr  mehr  zur  Geltung 
kommt,  kann  nur  Vortheile  und  Gewinn  ein- 
bringen. 

Das  geplante  Concurrenzwerk  war  und 
hätte  nie  die  Unterstützung  der  Gemeinde 
finden  solleUi  da  es  keine  Aussicht  auf  Erfolg 
hatte. 

So  ist  es  nun  gekommen,  dass  das 
Oaswerk  jetzt  im  Vereine  mit  dem  Elek- 
tricitätswerke  am  Wurmbache  die  gewonnenen 
Wasserkräfte  vortheilbaft  verwerthen  kann 
trotz  der  durch  die  drohende  Concurrenz 
bedeutend  ermässigten  Lichtpreise. 

Zur  Zeit  der  vorjährigen  (1893)  Landes- 
ausstellung in  Innsbruck,  welche  eine  reich- 
liche elektrische  Beleuchtung  hatte,  wurde 
in  der  Centrale  am  Wurmbache  mit  einem 
Maximum  von  iio — 112  Amperes  gearbeitet, 
so  dass  die  benützten  drei  Wechselstrom- 
maschinen k  40  Amperes  beinahe  voll  be- 
lastet waren. 

Wir  kommen  nun  zur  weiteren  Aus- 
nützung des  Wurmbaches,  welche  als  die 
jüngste  und  vorläufig  letzte  zu  verzeichnen  ist. 

Im  Jahre  1892  wurde  nämlich  eine 
zweite    selbstständige    Kraftübertragungs- 


*)  Siehe  „Z.  f.  B.**  1890,  Seite  297,  und  1892 
S«ite  475. 


anläge  von  120  HP  auf  i  km  Entfernung 
für  die  Lodenfabrik  Weyrer^s  Söhne  eröffnet. 
Sowie  die  erste  für  die  Kunstmühle  liegt 
auch  diese  zweite  Anlage  im  tiefen  Ein- 
schnitte des  Wnrmbaches  nnd  musste  der 
Platz  hiefür  entsprechend  den  Terrain- 
verhältnissen förmlich  abgezwungen  werden. 
Eine  Anlage  reiht  sich  unmittelbar  an 
die  andere  und  wurde  auch  die  zweite  von 
der  Maschinenfabrik  Oerlikon  in  Zürich  aus- 
geführt. Die  150  m  langen  Zuführungsrohre 
haben  einen  Durchmesser  von  900  mm  und 
bringen  750  2  Wasser  per  Secunde  dem 
horizontalen  Rade  einer  Girard-Turbine  mit 
32  m  Gefälle  zu.  Die  verwendete  öpolige 
Compound-Dynamo  mit  horizontalem  roti- 
renden  Inductor  ist  direct  gekuppelt  und 
hat  eine  Leistungsfähigkeit  von  650  Volt 
und  160  Amperes;  der  Strom  dient  zum 
Betriebe  von  zwei  Elektromotoren  von  zu- 
sammen 120  PS  in  der  Lodenfabrik. 

Recapituliren  wir  also,  so  sehen  wir, 
dass  heute  dem  Wurmbache  ungefähr  600  EP 
im  Ganzen  zur  elektrischen  Beleuchtung  und 
Kraftübertragung  entnommen  werden,  wobei 
man  aber  allen  Anscheine  nach  nicht  mehr 
lange  stehen  bleiben  wird. 

Nachdem  aber  der  Wnrmbach  einen 
verhältnissmässig  sehr  kurzen  Lauf  von  seinem 
Ursprünge  ober  der  sogenannten  Mühlauer 
Klamm  bis  zur  Einmündung  in  den  Inn 
unter  der  Reichsstrasse  zwischen  Innsbruck 
und  Hall  besitzt,  so  wird  der  zu  weiteren 
selbstständigen  elektrischen  Anlagen  man- 
gelnde Platz  am  Wurmbache  einer  weiteren 
Ausnützung  desselben  die  naturgemässe 
Grenze  stecken. 

Dies  voraussehend,  haben  daher  in 
jüngster  Zeit  zwischen  den  das  Wasserrecht 
am  Wurmbache  besitzenden  Gemeinden  und 
Privat-Interessenten  Verhandlungen  stattge- 
funden, die  als  Resultat  ergaben,  dass  heute 
nur  mehr  eine  kleine  Strecke  unterhalb  der 
bestehenden  Centrale  frei  erscheint,  welche 
die  Gemeinde  Mühlau  ausnützen  will. 

Der  Landeshauptstadt  Innsbruck  ver- 
bleibt somit  zu  einer  etwaigen  selbstständigen 
Anlage  der  ungünstige  Platz  oberhalb  der 
Mühlauer  Klamm  von  der  Wehranloge  für 
die  bestehende  Centrale  bis  zum  Ursprünge 
des  Wnrmbaches;  allerdings  ist  dieser  zu 
jenen  eigenthümlichen  Gebirgsbächen  zu 
zählen,  welche  schon  beim  Ursprünge  eine 
bedeutende  Wassermenge  besitzen. 

Es  sollen  schon  Vorstudien  gemacht 
und  auch  das  Wasserrecht  des  Wurmbaches 
für  diesen  Theil  von  der  Gemeindeverwal- 
tung Innsbruck  gekauft  worden  sein. 

Im  Allgemeinen  findet  die  elektrische 
Beleuchtung  in  Innsbruck  nicht  eine  solche 
rasche  Verbreitung,  wie  in  anderen  Städten 
welche  Elektricitätswerke  haben  ;  es  stehen 
gegenwärtig  rund  3000  Glüh-  und  20 — 30 
Bogenlampen  im  Betriebe;  auch  die  elek- 
trische Kraftübertragung  für  Zwecke  des 
Kleingewerbbetriebes  findet  nicht  die  Theil- 
nähme  der  dabei  Interessirteo. 

49* 


636 


Die  Wärdignog  dieser  Umstände  scheint 
Ursache  zu  sein,  dass  der  Licht  preis  be- 
sonders für  Grossconsumenten  in  allerjUngster 
Zeit  weiter  ennässigt,  nämlich  die  Gmnd- 
taxe  völlig  aufgelassen,  die  Rabatte  bei  mehr 


als  500  Stunden  Brenndauer  erhöht,  and  die 
Elektricitätsmetsermiethen  von  20  Glühlampen 
angefangen,  erniedrigt  wurden. 

Hans  V.  Hellrigl. 


Telephon  Wien-Berlin. 


Ueber  diesen  Gegenstand  haben  wir  — 
unsere  Mittheilungen  im  vorigen  Hefte  ergän- 
zend —  noch  Folgendes  nachzutragen.  Am 
I,  December  um  7  Uhr  Früh  wurde  die  in- 
ternationale Telephonlinie  Wien-Berlin  in 
Betrieb  gesetzt.  Der  durch  diese  Linie  zu 
vermittelnde  Verkehr  erstreckt  sich  vorläufig 
auf  die  Telephon -Centrale  Wien  nebst  den 
an  dieselbe  im  Localverkehre  angeschlossenen 
öffentlichen  Sprechstellen  und  staatlichen 
Theilnehmem  einerseits  und  das  in  Berlin 
sammt  Vororten  bestehende  Telephonnetz 
andererseits.  Die  Sprechgebühr  für  ein  ein- 
faches Gespräch  in  der  Dauer  von  drei  Mi- 
nuten beträgt  i  fl.  80  kr.,  während  für 
dringende  Gespräche  die  dreifache  Gebühr 
erhoben  wird.  Die  Sprech  gebühr  wird  fällig, 
sobald  die  Anmeldung  dem  aufgerufenen 
Amte  übermittelt  worden  ist,  und  eine  Rück- 
erstattung der  Sprechgebühr  findet  nur  dann 
statt,  wenn  ein  angemeldetes  Gespräch  durch 
ein  im  Betriebsdienste  vorfallendes  Verschul- 
den unausgeführt  geblieben  ist,  während  die 
im  internen  Verkehre  geltende  Bestimmung, 
wonach  für  durch  Verschulden  der  Partei 
nicht  zu  Stande  gekommene  Gespräche  nur 
eine  Inhibirungsgebühr  berechnet  wird,  auf 
den  Verkehr  Wien-Berlin  vorläufig  nicht  An- 
wendung findet.  Die  Gebühr  für  nicht  zu 
Stande  gekommene  Gespräche  ist  sohin  na- 
mentlich auch  dann  zu  entrichten,  wenn  der 
gewünschte  Theilnehmer  im  fernen  Orte  bei 
betriebsfähiger  Leitung  den  Anruf  nicht  be- 
antwortet oder  es  ablehnt,  in  ein  Gespräch 
einzutreten,  und  wenn  derjenige  Theilnehmer 
von  welchem  die  Anmeldung  herrührt,  auf  die 
Unterredung  verzichtet,  beziehungsweise  nicht 
mehr  antwortet,  nachdem  die  Verbindungs- 
leitung für  ihn  zur  Benützung  bereitgestellt 
worden  ist.  Die  Ausdehnung  eines  Gespräches 
über  drei  Minuten  hinaus  ist  nur  in  dem 
Falle  zugelassen,  wenn  au  der  weit  ige  Gesprächs- 
anmeldungen nicht  vorliegen.  Die  Dienst- 
stunden für  den  in  Rede  stehenden  Verkehr 
sind  (nach  mitteleuropäischer  Zeit)  bis  auf 
Weiteres  für  die  Telcphon-Centralen  Wien 
und  Berlin  anf  die  Zeit  von  7  Uhr  Früh  bis 
lö  Uhr  Nachts  festgesetzt. 

In  der  Geschichte  der  Entwicklung  des 
modernen  Verkehrs  wird  der  28.  November 
1894  als  ein  bedeutungsvoller  Tag  verzeichnet 
sein,  denn  an  diesem  Tage  sind  die  ersten 
telephonischen  Gespräche  zwischen  Wien 
und  Berlin  geführt  worden.  Vom  tech- 
nischen Standpunkte  bietet  die  neue  630  km 
lange  Femsprechleitung  wohl  nichts  besonders 
Bemerkenswerthes,  denn  wir  haben  in  Oester- 
reich  schon  auf  längeren  Strecken  ge- 
sprochen.  Die  Strecke  Wien-Triest  ist  nicht 


viel  kürzer,  und  die  Sprechversuche  anf  der 
1 100  km  langen  Leitung  Bodenbach-Triest 
haben  die  glänzendsten  Resultate  ergeben. 
Auch  hat  man  schon  mit  gutem  Erfolge 
versucht,  eine  telephonische  Verständigung 
zwischen  Hamburg  und  Triest  herbeizuführen. 
Die  Bedeutung  der  neuen  Telephon-Verbin- 
dung liegt  darin,  dass  zum  erstenmale  die 
Hauptstädte  zweier  grosser  Reiche  dnrch 
eine  Fernsprechstelle  mit  einander  verbunden 
wurden. 

Einer  Einladung  der  hiesigen  Post-  und 
Telegraphen-Direction  folgend,  fanden  sich 
am  vorstehend  genannten  Tage  Vertreter  der 
Wiener  Presse  und  Correspondenten  Berliner 
Biälter  in  der  Central-Telephon-Sution  in 
der  Wipplingerstraase  ein,  um  die  neue  Ver- 
bindung zu  erproben.  Die  Station  wurde  in 
der  letzten  Zeit  mit  Rücksicht  auf  die  colos- 
sale  Ausdehnung,  welche  der  Telephon- 
verkehr genommen,  räumlich  vergrössert ; 
den  bisher  aufgestellten  Zellen  wurden  fünf 
neue  angereiht,  welche  mit  ausgezeichneten 
Apparaten  versehen  sind.  Der  Vontand  der 
Post-  und  Telegraphen-Direction,  Hofrath 
von  K  a  m  1  e  r,  und  der  Vorstand  der 
Telegraphen  -  Central  -  Station,  Regiemngs- 
rath  Pilz,  waren  aowesend,  um  im  Vereine 
mit  den  Beamten  der  Telephon-Centrale  die 
ersten  Sprechversuche  zu  leiten. 

Alle,  welche  Gelegenheit  hatten,  sich 
daran  zu  betheillgen,  waren  hoch  befriedigt. 

Die  Stimme  des  in  Berlin  Sprechenden 
war  klar  und  deutlich  vernehmbar  und  ohne 
störendes  Nebengeräusch. 

Man  kann  nicht  anders  sagen,  als  dass 
diese  Einführung  einen  sensationellen  Erfolg 
errang.  Schon  am  Morgen  des  i.  December 
meldeten  sich  so  viele  Personen,  die  sich 
mit  der  deutschen  Reichshauptstadt  in  tele- 
phonischen Verkehr  setzen  wollten,  dass  den 
Beamten  in  Wien  sofort  klar  wurde,  es  sei 
unmöglich,  auch  nur  die  Hälfte  der  ange- 
meldeten Gespräche  zu  absolviren.  Nicht  nur, 
dass  auf  der  Hauptcentrale  der  Verkehr 
ein  ungewöhnlich  reger  war,  auch  viele 
Abonnenten  bei  der  Staats-Telephonleitnng 
meldeten  sich  und  was  speciell  die  Börse 
betrifft,  die  man  bei  der  Schaffung  der  neuen 
Telephonverbindung  in  erster  Reibe  berück- 
sichtigte, so  war  der  Andrang  dort  ein  der- 
artiger, dass  von  vornherein  die  Ausführung 
aller  Anmeldungen  ausgeschlossen  erschien« 
Es  blieb  daher  bei  der  Telephon-Centrale  an 
der  Börse  kein  anderer  Ausweg  übrig  als 
die  Reihenfolge  der  Parteien,  die  sich  ge- 
meldet hatten,  durch  das  Los  zu  entscheiden. 
Während  der  beiden  Börsestunden  wurden 
im  Ganzen    36  Gespräche    absolvirt  .gegen- 


637 


ttber  einer  mehr  als  doppelt  so  grossen  Zahl 
von  Vormerkungen.  Unter  allen  Umständen 
aber  haben  die  Wahrnehmungen  des  ersten 
Tages  bereits  Ein  Resultat  zur  Folge  ge- 
habt :  die  Telegraphen-Direction  weist  bereits, 
dass  die  eine  Telephonlinie,  die  gegen- 
wirtig  nach  Berlin  führt,  völlig  unzureichend 
erscheint  und  dass  mit  aller  Raschheit  an 
die  Enichtung  einer  zweiten  Linie  ge- 
schritten werden  muss. 

Wie  wir  hören,  soll  nicht  blos  der  Bau 
einer  zweiten,  sondern  auch  der  einer 
dritten  Linie  in  Aussicht  genommen  werden. 
Vermuthlich  dürfte  aber  auch  schon  in  der 
aUernächsten  Zeit  von  Wien  aus  der  Vor- 
schlag an  das  Berliner  Amt  ergehen,  die 
Sprechzeit  bis  ttber  die  zehnte  Abendstunde 
hinaus  auszudehnen. 

Ans  Börsen-Kreisen  kommt  uns  folgende 
Mittheilung  zu : 

,,Die  Eröffnung  des  Telephons  zwischen 
den  Börsen  Wien  und  Berlin  hat  am 
I.  d.  M.  eine  Wirkung  hervorgerufen,  welche 
nicht  den  Zwecken  dieser  Verbindung  ent- 
spricht. Anstatt  das  Geschäft  zu  beleben, 
hat  es  die  Operationen  der  Arbitrage  fast 
nnmöglich  gemacht  und  den  Verkehr  sehr 
Weinträchtigt.-  Die  Ursache  liegt  in  dem 
Umstände,  dass  vorläufig  blos  eine  Zelle  zur 
Disposition  steht,  welche  fortwährend  be- 
lagert war.  Dieser  eine  Sprechraum  stand 
natürlich  in  keinem  Verhältnisse  zu  der 
grossen  Zahl  von  Firmen,  die  denselben  be- 
nutzen wollten.  War  aber  eine  Firma  •  so 
glücklich,  zum  Apparate  zu  gelangen,  und 
wollte  dieselbe  hierauf  die  praktischen  Con- 
sequenzen  ihres  Gespräches  ziehen,  so  er- 
regte dies  sofort  allgemeine  Aufmerksamkeit 
und  der  Effect  war  vereiielt.  Der  Telegramm- 


verkehr, auch  der  ,| dringende",  hatte  bei- 
nahe vollständig  aufgehört,  weil  derselbe 
durch  das  Telephon  überholt  wird.  Unter 
solchen  Umständen  erscheint  das  Arbitrage- 
geschäft  mit  Berlin,  insolange  nicht  eine 
erhebliche  Vermehrung  der  Sprechzellen 
erfolgt,  geradezu  in  Frage  gestellt." 

Für  diesen  letzteren  Umstand  kann  je- 
doch die  Telegraphen- Verwaltung  nicht  ver- 
antwortlich gemacht  werden,  die  Schwierig- 
keit, die  hier  vorliegt,  haftet  dem  börslichen 
Geschäftsverkehre  an,  dessen  Eigenthttmlich- 
keiten  gerecht  zu  werden,  nicht  Sache  der 
Staatsverwaltung,  wenigstens  nicht  in  dieser 
angedeuteten  Richtung  sein  kann. 

Technisch  und  physikalisch  genommen 
bedeutet  die  Herstellung  der  Linie  Wien- 
Berlin  einen  grossen  Erfolg.  Trotzdem  der 
Draht  auf  Hunderte  von  Kilometern  para- 
lell  mit  den  bereits  am  selben  Gestänge 
gespannten  altern  Stromkreisen  läuft,  trotz- 
dem derselbe  —  oft  nur  durch  einige  Meter 
oder  •  die  Strassenbreite  getrennt,  auch 
mit  Telegraphenleitungen  parallel  geht,  solche 
auch  vielfach  kreuzt  und  Übersetzt,  trotzdem 
er  in  grosser  Anzahl  innerhalb  der  Städte, 
die  er  passirt,  sehr  nahe  an  andere  Drähte 
auf  dem  Dachgestfinge  heranrückt,  ist  auf  der 
Linie  Wien-Berlin  keine  Spur  telegraphischer 
oder  telephonischer  Induction  wahrnehmbar. 
Allfälliges  Ueberhören  rührt  nur  ans  den 
Localnetzen  Wien  oder  Berlin  her. 

Die  Lautübertragung  ist  —  Dank  den 
vortrefflichen  österreichischen  sonorklingen- 
den Mikrophonen  —  eine  verzügliche,  wogegen 
die  von  Berlin  ausgehende  zwar  rein,  aber 
schwächer  als  die  von  Wien  aus  bewirkte 
ist.  Die  Berliner  somit  sind  —  als  Em- 
pfänger    —  im  Vortheil.  J.  K. 


Neueste  Patentnachrichten. 

Mitgetheilt  vom  Technischen-  und  Patentbureau,  Ingenieur  MONATH. 
Wien,  I.  Jasomirgottstrasse  4. 

Die  Anmeldungen  bleiben  acht  Wochen  cor  Elnsiohtaahme  öffentlich  »asgelegt.  Nach  §  24  dea 
Fatent-Oesetaes  kann  innerhalb  dieser  Zeit  Einipraoh  gegen  die  Anmeldung  wegen  Mangel  der  Neuheit 
oder  widerrechtlicher  Entnahme  erhoben  werden.  Das  obige  Bureau  beeorgt  Abschriften  der  Anmeldungen 
und  abemimmt  die  Vertretung  in  allen  Einspruchs-Angelegenheiten. 


Deutsche     Patentanmeldungen. 
Claase 

20.  £.  3918.  Motorwagen  mit  vereinigter 
elektrischer  und  mechanischer  Regelang. 
—  Ernst  Egger^  Ferd.  Avg.  Weaael  und 
Aaron  Naumburgj'Styf -York, 2b./S.  1893. 

„  E.  4205.  Kupplung  mit  regelbarer  Ge- 
wichtsübertragung des  Tenders  auf  den 
Motorwagen.  —  EtektricitäU-Actlengeseü' 
tchaß  vorm,  Schuckerl  &  Co.^  Nürnberg. 
1./6.   1894. 

„  R.  8949.  Stromzuführung  für  elektrische 
Bahnen  mit  Theilleiterbetrieb.  —  Augtjut 
Hast  in  Nürnberg.  7./8.   1894. 

21.  A.  3876.  Einrichtung  zum  selbstthätigen 
Einklinken  ausgeklinkter  Meldeklappen 
an  Schaltvorrichtungen  für  Fernsprech- 
netze. —  Antwerp  Telephone  and  elec- 
trical   Works,  Anvers.  7./5.  1894. 


Classe 

21.  H.   14.968.  Anordnung    der    Eisenkerne 
für  elektrische  Messinstrumente.  —  Hart» 
mann  &  Braun^  Bockenheim.  16./7.  1894. 
„    O.  2180.    Aufzugsvorrichtung    für    elek- 
trische   Lampen.  —    Wilhelm    Oaenherg^ 
Hagen.  4/ 10.   1894. 
„    S.  7615.  Wcchseiklappe  für  Fernsprech- 
ämter.   —    Siemens   &    EalakCf    Berlin. 
20./11.  1893. 
^    S.  7906.  Vorrichtung  zur  Veränderung  der 
Leuchtstärke  einer  Anzahl  verschiedener 
Lampengruppen    für   Bühnenzwecke.  ^^ 
Sieviens  &  Ealske  Berlin.    12./4.  1894. 

26.  M.  10.861.  Einrichtung  an  elektrischen 
Gas-,  Zünd-  und  Löschvorrichtungen 
zum  selbstthätigen  Umschalten  der 
Elektromagneten.  —  Oscar  von  Morstein 
Berlin.  2./6.   1S94. 


638 


36,  St,  3974.  Elektrische  Wasserheizvorrich- 
tnng.  —  Paul  Stoh  in  Stuttgart  und 
Friedrich  Wühelm  Schindler' Jenny,  Ken- 
nelbach. I./8.   1894. 

42.  K.  12.100.  Halter  für  das  Schreib*  und 
Sprech werkzeng  von  Pbonografen.  — 
A.  Kölfzow,  Berlin.  8./9.  1894. 

20.  F.  7641.  Ein  Doppeldrahtzttg- Antrieb 
zum  Stellen  bezw.  Verriegeln  von  Wei- 
chen,   Signalen    oder    dergl.  —  C,  Fie- 

,    brandig  Bromberg.  5./7.   1894. 

L.  8756.  Unterirdische  Stromzuführung 
für  elektrischen  Bahnbetrieb.  —  Fatd 
Lucas,  Berlin.  22./3.  1894. 

„  L.  8970.  Geschwindigkeitsregler  für  Eisen- 
bahn- und  andere  Fahrzeuge.  —  Fmü 
Lachmann,  Berlin.  27./6.  1894. 

„  M.  11.144.  Merkzeichisn  mit  Beleuch- 
tung für  Eisenbahngeleise.  —  Robert 
Ehlert    und     Faul    Moedebeck,     Berlin. 

19./9.  1894. 

21.  G.  8717.  Kohlengries-Mikrophon.  -« 
Richard  öalle^  Berlin.  30./ 1.  1894. 

^    L.    9067.      Verfahren,    die    Gangnnter- 
schiede     sich     drehender     Räder     oder 
dergl.    an  Uhrwerken    für    Elektridtäts- 
zähler    festzustellen.  —    Carl  Liebenow, 
Hagen.   1./9.  1894. 
9    P.  6917.    Elektrische    Bogenlampe.    — 
Rudolf   Ferl    und    Georg     Funtschart, 
Wien.  II. /6.  1894. 
„    S.  8028.  Stenerungsvorrichtung  für  elek- 
trische   Treibmaschinen.    —  Siemens  & 
Ualske,  Berlin.  12./6.  1894. 
„    V.  2182.  Fest»  teil  Vorrichtung  für   Mess- 
geräthe    zur  bequemen    Scalenablesung. 
—  John    van   Vlek    in    New- York    und 
Edward   Weston,  Newark.    30./4.  1894. 
„    W.  9962.  Einrichtung  zum  Messen,  Um- 
schalten und  Regeln  elektrischer  Ströme. — 
Addison  Goodyear  Waterhouse,  Hartford, 
17./4.  1894. 

75.  B.  16.106.  Elektrolytische  Herstellung  von 
Alkali  und  Erdalkali-Halogenaten.  — 
Henry  Blumenberg  jun,  South  Mt,  Ver» 
non,  New-York.  7./5.   1894. 

68.  P.  7000.  Thürschloss  mit  elektrischer 
Auslösung  des  Fallenkopfes.  —  E.  Jan- 
der,  Posen.  27.77.   1894. 

21.  F.  7068.  Ein  elektrisches  Kabel,  welches 
durch  Anwendung  einer  Sicberheits- 
leitung  die  Funkenbildung  im  Falle 
einer  Kabelbeschädigung  verhindert.  — 


Olaise 

Feiten   &    Quiüeaume,  Carlswerk,   Mül- 
heim a./R.  19./9.  1893. 

21.  K.  11.727,  Anlassverfahren  für  Drehfeld- 
triebmaschinen, deren  Betriebsströme 
durch  eine  Stromwende- Vorrichtung  von 
einer  Gleichstrom-Maschine  abgenommea 
werden.  —  Adolf  Kolbe,  Frankfurt  a./M. 

4-/5.  1894. 
75.  R.  8905.    Elektrolytisches   Diaphragma. 
—  Adolph  Rickmann   in  London.  i6-/7. 
1894. 

Deutsche   Patentertheilungeo. 
GUssa 

20.  78.933  Zustimmungseinrichtuog  für  elek- 
trische Blockapparate.  —  fernen»  & 
Ilalske,  Berlin,  vom  I7./4.  1894  ab. 

21.  78.954.  Elektrische  Maschine,  bei  welcher 
die  Verbindungsdrähte  zwischen  Anker- 
windungeo  und  Stromwenderstegen  einer 
Inductiouswirkung  unterliegen.  —  W,  B. 
Savers,  H,  A,  Mavor^  W,  A,  Coulscn 
und  8,    Mavor^   Glasgow,    vom    3I./I2. 

1893  »b. 

42.  78.920.  Elektrischer  Fahrpreisanzeiger 
für  Fuhrwerke  aUer  Art.  -^  W.  A. 
NikolajcKuk,  vom  23.75.  1894  <^b* 

75.  78.906,  Verfahren  und  Vorrichtung  zur 
Elektrolyse  mit  Quecksilber-Kathode.  — 
A,  Sinding  -  Larsen,  Christiania,  vom 
16.712.  1893  Ab. 

21.  78.973.  Füllmasse  für  Braunstein -Ele* 
mente.  —  Chemnüter  HausUlegraphen^^ 
Telephon-  und  Blitzableiter  "  BauanMaU^ 
A,  A,  Thranitz,    Chemnitz,   vom    2171« 

1894  ab. 

„  79.010.  Bogenlampe.  —  B,  Schrmnm^ 
Erfurt,  vom  18.73.   ^^94  a^- 

Q  79.018.  Vorrichtung  mit  getrennten 
magnetischen  Kreisen  zur  Umformung 
von  Mehrphasenstrom.  —  Elektricitätg» 
Actien  -  Gesellschaft  vorm,  Schuckert  & 
Co,,  Nürnberg,  vom  13.72.   1894  ab« 

n  79*034«  Vorrichtung  zum  Anrufen  einer  be- 
liebigen Stelle  in  Telegraphen-  und  Fem- 
sprechanlagen. —  F,  Trinks,  Braun* 
schweig,  vom  12.77.  1893  ^b. 

n  79*^37*  Einrichtung  zur  Regelung  der 
Lichtstärke  von  Bogenlampen,  ent- 
sprechend dem  jeweiligen  Bedürfnis?.  — 
SchöUer  &  Jahr,  Opladen,  vom  l6./2. 
1894  ab. 


KLEINE  NACHRICHTEN. 


Ein  Traznway  -  Erlass  der  k.  k. 
Statthai  terel.  Grosses  Aufsehen  erregte 
in  der  Wiener  Gemeinderathssitzung  vom 
27.  V.  M.  die  Mittheilung  Dr.  L  u  e  g  e  r's, 
dass  in  der  am  selben  Tage  stattgehabten 
Sitzung  des  Stadtrathes  ein  Stattbalterei-Er- 
lass  ddto.  25.  November  1894,  in  Sachen 
des  Tramwaybetriebes  zur  Verlesung  ge- 
langte, worin  der  Gemeinde  die  Schuld  an 
dem     Fortbestande      der     Uebelstände     im 


Tramwayverkehre  aufgebürdet  wurde. 

Uns  interessirt  hauptsächlich  jene  Stelle 
dieses  Erlasses,  worin  der  Vorwurf  erhoben 
wird,  dass  «die  Ausgestaltung  des 
Netzes  der  Wiener  Tramway-Ge- 
s  eil  Schaft,  insbesondere  aber  die 
Einführung  des  elektrischen 
Betriebes,  beziehungsweise  die 
vorläufige  versuchsweise  Acti- 
virung  dieses  Betriebes  auf  der 


639 


TraDSTersallinie,  trotz  der  vor 
la^nger  Zeit  in  dieser  Beziehung 
seitens  der-  Tramway-  Gesell- 
schaft vorgelegten  Projeete,  re- 
spective  an  die  Gemeinde  ge- 
richteten Gesuche,  noch  immer 
der  Verwirklichung  harre  n". 

Dies  verdient  festgenagelt  zu  werden! 
Dann  heisst  et  weiter: 

n  Wenngleich  die  Statthalterei  die  Schwie- 
rigkeiten nicht  verkennt,  welche  der  raschen 
Lösung  dieser  wichtigen  Fragen  entgegen- 
stehen, so  kaon  sie  doch  nicht  umhin,  zumal 
namentlich  die  ehebaldigste  Ein- 
führung des  elektrischen  Be« 
triebes  im  eminentesten  ö  f  f  e  n  t- 
liehen  Interesse  gelegen  ist,  neuer- 
lich auf  das  nachdrücklichste  darauf  hinzu- 
weisen, dass  eine  erspriessliche  Lösung  der 
ganzen  Traroway-Frage  nur  von  einem  ziel- 
bewussten  und  einheilUchen  Zusammenwirken 
aller  bethelligten  Factoren,  insbesondere  aber 
der  Staatsverwaltung  und  der  Gemeinde,  zu 
erwarten  steht. 

Die  Statthalterei  hat  diesen  Standpunkt 
bis  nun  in  allen  ihren  Verfügungen  einge- 
nommen und  wird  auch  in  Zukunft  an  den 
Ergebnissen  der  Eoqu^te- Verhandlung  getreu 
festhalten.* 

Wie  schon  erwähnt,  hat  dieser  Statt- 
halterei-Erlass  in  Gemeinderathskreisen  grosse 
Erregung  hervorgerufen  und  soll  schon  in 
den  nächsten  Tagen  den  Gegenstand  ein- 
gebender Erörterungen  bilden,  deren  Er- 
gebniss'  dieser  Behörde  vorgelegt  werden 
wird. 

Man  erklärte  im  Gemeinderathe,  spe- 
ciell  Über  die  vorstehende  Angelegenheit, 
ungefähr  Folgendes :  Wenn  man  die  Thätig- 
keit  der  Gemeindevertretung  von  Budapest 
lobend  hervorhebe,  dann  möge  man  auch 
der  Unterstützung  gedenken,  welche  dieser 
Körperschaft  von  Seite  der  ungarischen 
Regierung  zu  Theil  werde,  während  in 
Wien  das  gerade  Gegentheil  der  Fall  sei. 
In  jedem  Falle  lehne  der  Gemeinderath  die 
ihm  anfgelostete  Verantwortung  auf  das 
Entschiedenste  ab.  Der  Gemeinderath  habe 
nur  den  Willen,  die  Regierung  aber  die 
Macht,  den  heutigen  Tramwayzuständen 
ein  Ende  zu  machen.  Zeige  die  Regierung 
den  Ernst,  Verkehrsverhältnisse  zu  schaffen, 
wie  sie  anderwärts  längst  bestehen,  dann 
werde  gewiss  auch  der  Gemeinderath  nicht 
Zandern,  im  Vertrauen  auf  die  Unterstützung 
der  Regierung,  den  Bau  elektrischer  Bahnen 
möglichst  zu  fördern. 

Hier  streiten  sich  zwei,  der  dritte  aber 
—  das  Publikum  —  lacht  nicht,  sondern 
leidet! 


Die  Umwandlung  der  Budapester 
Pferdebahn  in  eine  elektrische  Bahn.  *) 
Aus  Budapest  wird  unterm  2.  d.  M.  be- 
richtet :  Im  Laufe  eines  Vormittags  wurde 
gestern  eine  Action  begonnen  und  nahezu 
durchgeführt,  welche  bestimmt    ist,    im  Ver- 

♦)  Vergl.  Heft  II,  8.  42 ;  XHI,  S.  860 ;  XX, 
S.  685,  und  XXII,  S.  687. 


kehrsieben  der  mit  Riesenschritten  vorwärts- 
strebenden Metropole  Ungarns  eine  grosse 
Umwandlung  herbeizuführen.  Es  handelt  sich 
nämlich  um  die  Umgestaltung  des  beiläufig 
achtzig  Kilometer  umfassendem  Netzes  der 
Budapester  Pferdebahn  in  eine  elek- 
trische Bahn.  Bei  der  bezüglichen 
Verhandlung  waren  sämmtliche  betheiligten 
Behörden  und  Unternehmungen  vertreten. 
Eingeleitet  wurde  die  Berathung  durch  den 
Präsidenten  der  Commission  Ministerialrath 
V  ö  r  ö  s.  Die  Commission  beschloss,  in  Be- 
zug auf  die  Richtung  der  Linien  und  auf 
die  Trace  die  vorgelegten  Pläne  und  das 
dazugehörige  Programm  der  Gesellschaft  im 
Allgemeinen  zur  Grundlage  der  Begehung 
zu  nehmen.  Es  wurde  bezüglich  sämmt- 
lieber  aufgetauchten  Detailfragen  —  zumeist 
technischer  Natur  —  vollständige  Ueber- 
einstimmung  erzielt.  Die  Centralstrom- 
anläge  für  das  Pester  Netz  wird  vorerst  mit 
2000,  später  mit  4000  HP  errichtet  werden. 
Für  das  Ofner  Netz  ist  eine  zweite  Station 
zu  erbauen.  Nach  etwa  fünfstündiger  Be- 
rathung constatirte  der  Vertreter  des  Handels- 
ministeriums die  volle  Ueberein- 
stimmung  aller  vertretenen  Be- 
hörden der  Hauptstadt  und  dei>be- 
theili  gten  Bahnen. 

Elektrische  Tramivay  In  Pilsen. 
(Politische  Begebung.)  Von  der  k.  k.  Statt- 
halterei in  Prag  war  die  politische  Begehung 
hinsichtlich  des  vom  Bürgermeisteramte 
Pilsen  vorgelegten  Projectes  für  eine  elek- 
trische Tramway  in  der  Stadt  Pilsen  unter 
Leitung  des  bei  der  k.  k.  Sutthalterei  für 
Böhmen  in  Dienstesverwendung  stehenden 
Bezirkcommiuärs  Heinrich  Mahling  auf  den 
23.  November  anberaumt. 


Elektrische  Strassenbahn  in  Mün- 
chen. Laut  Beschlusses  des  Geroeindecol- 
legiums  wird  der  elektrische  Betrieb  auf  der 
Linie  Färbergraben-Isarthal-Bahnhof  ent- 
sprechend den  Beschlüssen  des  Magistrats 
eingeführt. 

Elektrische  Beleuchtung  in  Wams- 
dorf. Die  Frage  dieser  elektrischen  Beleuch- 
tung, worüber  wir  bereits  im  Hefte  X  d.  J. 
S.  287  berichtet  haben,  scheint  nun  doch  der 
Verwirklichung  näher  zu  kommen.  Die 
Firma  Siemens  &Halske  lässt  näm- 
lich jetzt  ein  vollständiges  Project  aus- 
arbeiten, welches  auf  deren  eigene  Gefahr 
aufgeführt  wird,  falls  sich  dortige  Interes- 
senten mit  einem  Theile  des  Anlagecapitals 
an  der  Unternehmung  betheiligen. 


Das  städtische  Elektricitätswerk 
In  Sarajevo,  *")  das  sich  jetzt  im  Baue  be- 
findet und  im  Frühjahre  vollendet  sein  wird, 
ist  nach  dem  Dreileitersysteme  eingerichtet. 
Damit  dieses  Elektricitätswerk  auch  am  Tage 
voll  ausgenutzt  werden  kann,  ist  eine  Unter- 


B.  416. 


*)  Vergl.  Hoft  XI,  1894,  8.  810  u.  Hef 


640 


Station  in  der  Stadt  eingerichtet,  etwa  i  '5  km 
von  der  Centrale,  wo  während  des  Tages 
Accnmulatoren  geladen  werden,  die  dann 
Abends  zur  Abgabe  von  Strom  fflr  den 
Lichtbedarf  verwendet  werden  können.  Anch 
wird  tagsüber  der  Strom  zu  motorischen 
Zwecken  abgegeben  werden  und  ausserdem 
wird  dieses  Elektricittttswerk  zum  Betriebe 
der  elektrischen  Strassenbahn  den  nöthigen 
Strombedarf  liefern.  Diese  Strassenbahn 
zieht  sich  vom  Bosoabahnhofe  an  der  Tabak- 
fabrik bei  dem  Elektricitätswerke  vorüber 
auf  dem  neuerbauten  Quai  bis  zur  Lateiner- 
brücke, von  hier  wird  sie  später  zum  Ma* 
gistratsgebäude  verlängert  werden,  wobei  sie 
in  dieser  Ausdehnung  etwa  4*5  km  lang  sein 
wird.  Die  Zuleitung  wird  Überall  eine  ober- 
irdische sein,  wodurch  die  Anlage  sehr  ver- 
billigt wird.  Die  Bahn  hat  nirgends  sehr 
scharfe  Curven  zu  überwinden;  die  Spur- 
weite ist  mit  76  cm  bemessen,  doch  ist  der 
Verkehr  von  Wagen  mit  grossem  Fassungs- 
räume  geplant.  Dieselben  sind  über  8  m  lang, 
2*50  m  breit  und  haben  48  SitzpläUe.  Für 
spätere  Zeiten  ist  der  Bau  einer  Strecke, 
welche  von  der  obigen  abzweigend  nach  dem 
neuerbanten  Landesspitale  führen  soll,  in  Aus- 
sicht genommen.  Im  Laufe  der  Zeit  ist  es  auch 
möglich,  dass  die  ursprüngliche,  bis  zum 
Bosnabahnhofe  führende  Strecke  bis  nach 
dem  etwa  9  km  entfernten  Curorte  und 
Schwefelbade  Hidze  verlängert  wird,  da  der 
Verkehr  zwischen  diesen  zwei  Orten,  nament- 
lich zur  Zeit  der  Cursaison,  ein  äusserst 
lebhafter  ist.  In  denjenigen  Gassen  und 
Strassen,  wo  die  Hänierflucht  voll  ausgebaut 
ist,  hat  man  unterirdische  Kabel  gelegt,  so 
wie  die  meisten  Hauptzuleitungen  mit 
Kabel  eingerichtet  wurden.  Wo  dagegen 
örtliche  Verhältnisse  es  zuliessen,  wurde  die 
oberirdische  Zuleitung  gewählt,  welche  aus 
Kupierdrähten  auf  imprägnirten  Holzmasten 
besteht.  Dass  sich  das  tu  erwartende  Licht 
einer  regen  Theilnahme  erfreut,  ist  daraus 
ersichtlich,  dass  man  nicht  im  Stande  ist, 
allen  Aufträgen  von  Installationen  Genüge 
zu  leisten.  Um  das  Publikum  über  die 
nöthigen  Wandarme,  Lustres  und  Beleuch- 
tungskörper informiren  zu  können,  hat  die 
Firma  Siemens  &  Halske  eine  Aus- 
stellung dieser  Objecte  veranstaltet. 


Die  elektrische  Beleuchtung  in 
Feldkirchen  (Kärnten)  von  deren  Ein- 
führung wir  bereits  im  Maihefte  d.  J., 
Seite  281  berichtet  haben,  wurde  am 
25.  V.  M.  in  Betrieb  gesetzt.  Unternehmer 
der  Beleuchtungsonlage,  die  zwei  Central- 
Stationen  mit  800  Glühlampen  umfasst,  ist 
der  dortige  Mühlenbesitzer  Franz  Gross, 
welcher  den  Betrieb  vereint  mit  seinem 
Mühlenbetriebe  führt.  Hiedurch  und  begünstigt 
durch  den  Umstand,  dass  die  Anlage  mit 
Wasserkraft  betrieben  wird,  war  Herr  Gross 
imstande,    die  Anlage  auszuführen  und  den 


Consnmenten  sehr  massige  Preise  zu  be- 
rechnen. Die  ganze  Anlage  wurde  von  der 
Firma  B.  £  g  g  e  r  &  Co.  in  Wien  aos- 
geführt. 

Deutscher  polytechnischer  Verein 
in  Böhmen.  In  der  Wochenversammlnng 
vom  30.  November  1.  J.  hielt  Herr  k.  k.  In- 
genieur Emil  Müller  einen  Vortrag  über 
„Neuere  Ansichten  über  Elek- 
t  r  i  c  i  t  ä  t*.  In  einer  kurzen  Einleitung  hob 
der  Vortragende  zunächst  hervor,  dass  man 
in  neuerer  Zeit  die  Erscheinungen  des  Ma- 
gnetismus, der  Elektricität  und  Optik  durch 
die  Annahme  von  Substanzen,  auf  welche 
die  Schwere  nicht  wirkt,  von  sogenannten 
Imponderabilien,  zu  erklären  versucht  hat. 
Zwischen  den  Erscheinungen  dieser  Hanpt- 
gebiece  der  Physik  wurden  nämlich  Be- 
ziehungen constatirt,  die  es  sehr  wahr- 
scheinlich machen,  dass  dieselben  auf  Aeusse- 
rungen  eines  und  desselben  imponderablen 
Mediums,  des  sogenannten  Lichtäthers,  zu- 
rückzuführen sind.  Der  Vortragende  erwähnte 
weiters  des  Unterschiedes  zwischen  den 
alten  Anschauungen,  welche  in  der  Annahme 
sogenannter  Fernkräfte  bestanden,  und 
der  neueren  von  F  a  r  a  d  a  y  und  Max- 
well aufgestellten  Theorie,  welche  die  ver* 
schiedenen  Wirkungen  auf  sogenannte  Nahe- 
kräfte zurückführt.  Beim  Studium  der 
neueren  Anschauungen  ist  es  daher  noth- 
wendig,  sich  mit  den  erwähnten  Nahe- 
kräften, deren  conseqnente  Annahme  in 
letzter  Zeit  einen  grossen  Fortschritt  in  der 
Erforschung  magnetischer  und  elektrischer 
Erscheinungen  zur  Folge  hstte,  vertraut  zu 
machen.  Hierauf  folgte  eine  kurze  Za- 
sammenfassung  der  Faraday  -  MaxweU'schen 
Ideen,  wobei  als  Beispiel  die  Erscheinungen 
der  elektrostatischen  Induction  unter  Annahme 
der  sogenannten  dielektrischen  Polarisation 
in  sehr  klarer  Weise  erklärt  wurden.  Nach 
einer  Erläuterung  der  sogenannten  elektro- 
magnetischen Theorie  des  Lichtes  wurden 
einige  Wechselwirkungen  zwischen  elektri- 
schen, resp.  magnetischen  und  optischen  Er- 
scheinungen beschrieben,  welche  die  An- 
nahme bectätigen,  dass  dieselben  auf  Za- 
standsänderungen  derselben  Substanz,  des 
mehrfach  erwähnten  Aethers,  zurückzuführen 
sind.  Zum  Schlüsse  erklärte  noch  der  Vor- 
tragende das  Wesen  der  H  e  r  t  zischen  Ver- 
suche, welche  wohl  als  die  glänzendste  Be- 
stätigung der  Faradsy-Mazwell'schen  Theorie 
angesehen  werden  können. 

Ingenieur  Müller,  welcher  mit  Recht 
in  Prager  technischen  Kreisen  als  ein  eifriger 
Verbreiter  der  Fortschritte  der  reinen  und 
angewandten  Elektrici  tätsieh  ren  bezeichnet 
wird,  erntete  reichen  und  wohlverdienten 
Beifall  von  der  Versammlung,  welcher  unter 
anderen  auch  Oberbaurath  K  a  r  e  i  s ,  Prof. 
P  u  1  u  j  sowie  andere  hervorngende  Tech- 
niker anwohnten.  ^^£     ^^ 


Vera&twortlieher  Bedaotenr:  JOSEF  KABRIS, 
In  Commisaion  bei  LBHKANN  h  WENT! 
Dmok  von  B.  SPIBS  ai  Co.  in 


Selbstveria«  des  Elektrotaohniaehea  YeraiBfl. 
Bnchliandlnng  für  Technik  und  Kamt. 
len«  Y.,  StranasengMM  16. 


APR  2  8  i343