HANDBOUND
AT THE
UNINERSITY OF
TORONTO PRESS
4
7^3 C
ENGLISCHE STUDIEN
DRITTER BAND.
1J
ENGLISCHE
STUDIEN.
Herausgegeben
D-^- EUGEN KÖLBING,
ao. Professor der englischen Philologie an der Universität Breslau.
III. band.
Verlag von Gebr. Henninger.
\880.
Parts. £on6on.
(67. Rue Richelieu.) [57 & 59. I.udgate Hil
F. Vieweg, Librairie A. Franck. Trübner & Co.
I(ciü*!?or!.
(5J4. Broadway.)
B. Westermann & Co.
3
^6
^cf-S
Unberechtigter nachdruck aus dem inhalt der Engl. Studien ist untersagt.
Uebersetzungsrecht vorbehalten.
INHALT DES DRITTEN BANDES.
v^^^-v^^, . Seite
Die Folk-lore society in London. Von Felix Liehrecht i
Notizen zur altenglischen grammatik. Von F. H. Stratmann 13
Beiträge zur feststellung und erklärung des Shakspearetextes. III. Von Ed.
Ticssen 15
Zu Pope's Essay on criticism. Von Felix Bobertag 43
Kleine beitrage zur erklärung und textkritik englischer dichter. I. II. Von
E. Kölbi?tg 92. 273
Die wissenschaftliche grammatik und der englische Unterricht. Von W. Vietor 106
Chaucers 'House of Farne' in seinem verhältniss zu Dante's 'Divina Commedia'.
Von A. Rambeau 209
Verbesserungen zu altenglischen Schriftstellern. Von F. H. Stratmann . . 268
Ueber die bestimmte (schwache) form der adjective im Altenglischen. Von
F. H. Stratmann 272
Altengl. -ere (-sere, -are). Von F. H. Strattnann 273
Zur englischen balladenpoesie. Von Felix Liebrecht 334
Ueber die wähl des lesestoffes im englischen Unterricht auf der realschule
erster Ordnung. Von Hugo Ottmann 338
Tomas Beket, epische legende, von Laurentius Wade (1497), nach der ein-
zigen h. im Corp. Chr. Coli. Cambr. 298, p. I ff. herausgegeben von
C. Horstmann 409
Zur altenglischen glossenlitteratur. Von E. Kölbing 469
Notizen zur angelsächsischen grammatik. Von F. H. Stratmann .... 462
Report of the Tests Commitee of the St. Petersburg Shakspeare Circle Febr.
28th 1880. By y. Harrison, J. Goodlet and R. Boyle 473
LITTERATUR.
Sammlung altenglischer legenden , grösstentheils zum erstenmale heraus-
gegeben von C. Horstmann. Heilbronn, Henninger. 1878. Von
E. Kölbing 125
Reinhold Baumstark , Thomas Morus. Freiburg, Herder. 1879. Von
7- Caro 135
Vincenz Knauer, William Shakspeare, der philosoph der sittlichen welt-
ordnung. Innsbruck, Wagner. 1879. Von 0. S. Seemann . . 138
JiTarl Knortz, Longfellow. Literar-historische Studie. Hamburg, Grüning.
1879. Von F. Bobertag 144
Friedrich Kluge, Beiträge zur geschichte der germanischen conjugation.
Quellen und forschungen. XXXII. Strassburg , Trübner. 1879.
Von H. Moeller 14S
M. Konrath , Beiträge zur erklärung und textkritik des William von
Schorham. Berlin, Weidmann. 1878. Von ^. Kölbing . . . 164
Felix Liebrecht , Zur Volkskunde. Alte und neue aufsätze. Heilbronn,
Henninger. 1879. Von E. Kölbing 172
Lehr- und üi)ungsbücher für die englische spräche. III. A. Grammatik
und littcraturgeschichte. Von G, IVendt. B. Schulausgaben
englischer classiker. Von //. Ottmann. IV. Von C. Deutsch-
bein^ VV. Münch , C. Humbert und //. Ottmann. V. Von
//. Ottmann 174. 387. 510
Programmschau. I. Von E. Kölbing 190
Litterarische Notizen 198. 4CX> 530
Rev. Walter IV. Sheat, An etymological Dictionary of the English
Language arranged on an historical basis. Oxford , Clarendon-
Press. 1879—80. Part. I. II. Von /''. //. Stratmann . . 356. 505
VI Inhalt.
Seite
Karl Warticke, On the Formation of English Words by means of
Ablaut. Halle, Niemeyer. 1878. Von David Asher 357
Danion T. Snider, System of Shakespeare's Drama s. In two Volumes.
St. Louis, Jones. 1877. Von C. Blasius 359
The Works of William Shakspere. Edited, with a prefactory memoir,
critical notes, and introductory notices, by W. IVagner. Hamburg,
Grädener. 1879. Von O. S. Seema?tn 369
Ä'arl Ehe, Eine aufführung im globus- theater. Weimar, Huschke.
1878. Von 0. S. Seemann 369
E. Hermann , Die bedeutung des Sommernachtstraums für die Shake-
speare-biographie und die gcschichte des englischen dramas.
Erlangen, Deichert. 1877. — Derselbe: Shakespeare der kämpfer.
Die polemischen hauptbeziehungen des Midsummer-Night's Dream
und Tempest urkundlich nachgewiesen. Abth. I — IV, Erlangen,
Deichert. 1879. Von 0. S. Seemann 370
0. Brenner, Angelsächsische sprachproben mit glossar. München,
Kaiser. 1879. Von Karl Körner 379
La chanson des runes, texte, introduction et notes par Botkine. Hävre,
1879. Von Karl Körner 380
A M. de Sainte- Ciaire, A dictionary of English, French, and Germans
idioms , figurative expressions , and proverbial sayings. London,
Dulau & Co. Part. I. 1878. Von W. Vietor 381
Berichte über englische Gesellschafts-publikationen. I. — New Shakspere-
Society. Series I, 6. Series IV, 2. Series VI, 6. Von O. S. Seema/in 398
An etymological Dictionary of the English Language arranged on an
historical basis by the Rev. IValter IV. Skeat , M. A. Part. II.
Oxford: at the Clarendon Press. 1880. Von F. H. Stratmann , 505
Notes on Elisabethan Dramatists with conjectural eraendations on the text.
By K'arl Elze. Halle, Niemeyer. 1880. Von 0. S. Seemann . 506
Franz Baacke: Vorstudien zur einführung in das verständniss Shake-
speare's. Vier Vorlesungen. Berlin , Angerstein. Von 0. S. See-
mann f)0%
A throw for a throne , or the prince unraasked. By the lata sergeant
Time , with an introduction and references by Chancery Lane, Esq.
London, Wilson and Son. Von O. S, Seemann 509
MISCELLEN.
Das neapler fragment von Sir Isumbras. Von E. Kölbing .... 200
Vorlesungen über englische philologie an den Universitäten Deutschlands,
Oesterreichs und der Schweiz, im sommersemester 1879, im Winter-
semester _ 1879 — 1880, im sommersemester 1880 . . . p. 203. 404, 536
Zeitschriftenschau 205. 406. 538
Berichtigungen. Von O, Brenner 207
Eingegangene recensionsexemplare 207. 407. 540
Wilhelm Hertzberg. Von W. Sattler 401
Nachträge zu Englische Studien Bd. IL Von F. H. Stratmann . . . 403
Zu Richard Rolle de Hampole. Von E. Kölbing 406
Berichtigungen 408
The Dublin ms. of the alliterative romance of Alexander. By J. H.
Hesseis 531
Havelok the Dane and the Norse king Olaf Kuaran. By Gustav Storm 533
Eine unbekannte handschrift des Ancren Riwle. Von E. Kölbing . . 535
Berichtigung. Von E. Kölbing 54I
Nachträge und Berichtigungen 542
DIE FOLK-LORE SOCIETY IN LONDON.
Nachdem es längere zeit im werke gewesen war, eine derartige
gesellschaft zu gründen , ist dies nach Überwindung verschiedener
Schwierigkeiten endlich im vorigen jähre geglückt, und aus dem mit-
gliederverzeichnisse ersehen wir, dass sich eine ansehnliche reihe eng-
lischer gelehrten von ruf derselben angeschlossen. Wir nennen bei-
spielsweise den frühern minister Gladstone, Sir John Lubbock, Max
Müller, E. B. Tylor (verfasser der Early History of Mankind,
von Primitive Culture u. s. w.), W. R. S. Ralston (verfasser von
The Songs of the Russian People, von Russian Folk-
Tales u. s. w.), dann den veteran der Folk-Lore, William J. Thoms
(herausgeber der Notes and Queries) und so noch viele namen von
gutem klang, so dass sich wol annehmen lässt, dass, wenn die theil-
nahme der mitgHeder sich nicht blos auf die Zahlung der jährlichen
beitrage beschränkt, sondern auch in wirksamerer weise bei der
herausgäbe der gesellschaftschriften sich kundthut, letztere in nicht
langer zeit eine bedeutende stelle in der betreffenden literatur einzu-
nehmen versprechen. Bis jetzt ist von denselben der erste band er-
schienen (Folk-Lore Record, vol. I), auf dessen inhalt ich hier
etwas genauer eingehen wiU, um dann noch einige andere auf > Volks-
kunde« bezügliche bemerkungen und mittheilungen daran zu knüpfen,
die meist England angehen.
Den in rede stehenden band eröffnen S o m e West S u s s e x
Supers titions lingering in 1868. Collected by Char-
lotte Latham. Es sind ungefähr 200 nummern von mannigfachem
interesse, denen ein beigefügter alphabetischer index eine erhöhtere
brauchbarkeit verleiht. Allerdings finden sich unter den aufgeführten
abergläubischen meinungen und Vorstellungen sehr viele auch anders-
woher bekannte, weil sie nämlich auch in andern provinzen Englands
E. Kölbing, Englische Studien. III. i. I
2 F. Liebrecht
angetroffen werden, wie schon aus den 'Choice Notes from »Notes
and Queries't. Folk Lore'. London 1859. hervorgeht; indess ist es
doch von Wichtigkeit, die provinzielle Verbreitung derselben näher kennen
zu lernen, abgesehen davon, dass sich oft genug Verschiedenheiten
in einzelnen puncten herausstellen. — Auf vergleichende Zusammen-
stellungen mit in andern ländern vorhandenem aberglauben geht
frau Latham nicht ein ; ich selbst will folgende hervorheben ; so heisst
es hinsichtlich der elster (18): »Perhaps it is the hope of averting
by extreme civility the evil which the magpie is about to bring upon
them that induces Sussex people of every class to take off their hats
and bow to this bird whenever it suddenly appears on their left hand.«
Dies weist auf einen ehemaligen elsterncultus hin, wie von einem
solchen sich auch jetzt noch spuren in Poitou finden, wo auf den
gipfel eines hohen baumes ein strauss von haide und lorber der
elster zu ehren angebunden wird, weil sie den einwohnern durch
ihr geschrei den nahen wolf anzeigt : porter le crepe ä la pie ; Grimm,
Deutsche mythol.^, 640. Eine elster zu tödten bringt grosses Un-
glück, wie Grose s. v. Pianet anführt, was gleichfalls auf ihre heilig-
keit hinweist ; und auch wenn sie sonst für hexen und daher für
Unglücksvögel gelten (Kuhn, Westfäl. sagen 2, 51), so weist dies
darauf, dass sie ehedem für göttinnen, die in ihrer gestalt erschienen,
angesehen wurden; vgl. Grimm a. a. o. 991 und frau Latham (i)
und (2). Andern elsteraberglauben aus Norwegen s. in meinem buch
»Zur Volkskunde«. Heilbronn 1879, ^' 3^1> ^^- ^20. 122. —
(23) »Another egg superstition is that the bottom of the shell should
always be broken through by you after you have eaten the contents . . .
to disappoint the witches who would otherwise put out to sea in
them.« Dieser aberglaube findet sich wie in Deutschland und Holland
so auch in Portugal wieder; s. Zur Volkskunde, s, 375. —
(35) »Those women who would avoid becoming mothers of an
overwhelming progeny must not allow any one to rock their cradles
when they are empty:
If you rock the cradle empty
Then you shall have babies pleuty.«
Das wiegen leerer wiegen ist vieler orten verpönt, selbst in
China, doch der grund wird verschiedentlich angegeben; s. Zur
Volkskunde, s. 361 f. — (69) »Some of us think that at a certain
period the cuckoo changes into a hawk.« Von einem bauern, der
seine frau ermordet hatte, heisst es in einer schwedischen sage, dass
er von unserm Heiland, als dieser einst mit Petrus im lande umher-
Die Folk-Lore Society in London 2
zog, in einen kuckuk verwandelt wurde und dieser »noch heutzutage
sein mörderisches wesen beibehalten hat; denn, nachdem er
kuckuk gewesen ist, verwandelt er sich in einen
Sperber, und der erste vogel, auf den er stösst, ist die kleine
bachstelze , die seine pflegemutter gewesen war und ihn auf-
erzogen hatte«. Hyltdn - Cavallius, Wärend och Wirdame i, 345,
— (83) »Not many years ago a farmer residing on the western
border of Sussex and Surrey seriously declared that the witches
were in the habit of riding his horses by night, as they were
often found by him in the morning covered by dirt and Perspiration,
and in a State of great exhaustion. This marvel, too, like many of
our ghost stories might probably be accounted for by the lawless
practice of the gangs of smugglers, who took the liberty of borrowing
the farmers' horses for the night-work of bringing up their kegs of
brandy from the coast.« Es verhält sich jedoch hiermit ganz anders,
s. Grimm a. a. o. 11 93 f.; und schon bei Lucrez 4, 986 ff. heisst es:
Quippe videbis equos forteis, quom membra iacebunt
In somnis, sudare tarnen spirareque semper,
Et quasi de palma summas contendere vireis
Aut quasi carceribus patefactis saepe quiete.
— (85) »If you nail a horseshoe that you have picked up over
your door it will prevent all witches and evil spirits crossing the
threshold.« Dies ist auch schwedischer und irischer aberglaube;
Grimm, Deutsche myth.\ anhang, s. CXV, nr. 151; Scheible's
Kloster 9, 85 (nach dem Ausland 1836, nr. 179); s. auch Simrock,
Deutsche myth.4 357 und Cox, Mythol. of the Aryan Nations 2, 127.
— (103) »Matrimonial and other fortunes are also told by the white
marks on the finger nails. The seers commence with the thumb,
and say 'a gift', and judge of its probable size by that of the mark
etc.« Vgl. Wuttke, Der deutsche volksaberglaube u. s. w., 2. Aufl.,
§ 309. — (115) »We hive another infallible remedy for whooping
cough in whatever may be prescribed by the rider of a piebald
horse.« Thorburn, Bannii or our Afghan Frontier. London 1876,
p. 151 hörte dort die mutter eines kindes, das die bräune hatte,
sagen : »I'U go out on the road to morrow, and ask the first horse-
man I see riding a grey horse what remedy to apply, and whatever
he says I'U do.« Vgl. Zur Volkskunde, s. 361, nr. 7. — (127)
Ein gebet gegen den Zahnschmerz: »As Peter sat weeping on a
marvel [marble ?] stone, Christ came by and said unto him, Peter,
what hailest thou — Peter answered and said unto him, My Lord
I*
A F. Liebrecht
and my God, my tooth eaketh. Jesus said unto him, Arise, Peter,
and be thou hole ; and not the only but all them that carry these
lines for my sake, shall never have the tooth ake.« Frau Latham
fand dies gebet auf dem vorsetzblatt eines Book of Common
Prayer, welches aus dem besitz eines landmannes in Sussex in den
ihrigen übergegangen ist und woraus sie es verbati m et literatim
abgeschrieben. Sie fügt hinzu: ;xThe belief is that the possession of
a bible or a prayer book with this legend written in it is a charm
against tooth-ache!« Ein ähnliches gebet gegen Zahnschmerz findet
sich bei Wuttke (aus Westf.): »Petrus stand unter einem eichbaum;
da kam unser herr Christus und sprach zu ihm : 'Was fehlet dir, du
bist ja so traurig?' Da sprach Petrus: 'Warum sollt' ich nicht traurig
sein r meine zahne wollen mir verfaulen.' Sprach unser herr Christus :
'Geh hin in den grund, nimm wasser in den mund und spuck es
wieder in den grund.' Im namen des vaters u. s. w.« Im lütticher
lande hat man folgendes gebet gegen den Zahnschmerz : »Apolline,
que fais-tu lä? Je suis ici pour mon chef, pour mon sang et pour
mon mal de dents. Apolline, retourne - toi ; si c'est une goutte de
sang, eile tombera; et si c'est un ver, il mourra. Dites cinq pater,
cinq ave ä l'intention des 5 plaies de N. S. J^sus, et faites le signe
de la croix sur la joue avec le doigt en face du mal que l'on ressent,
disant: Dieu t'a gudri, et vous etes gudri.« — (128) »For the eure
of rupture in the children. A child so afiflicted must be passed nine
times every morning on nine successive days at sunrise through a
cleft in a sapling ash etc. etc.« Hinsichtlich derartiger heilungen
vermittels durchkriechens oder durchziehens durch spalten und
höhlungen in bäumen, felsen u. s. w. (man nennt dies b ö g e 1 n ,
s. Simrock, Deutsche myth.^ 537), wodurch ursprünglich eine sym-
bolische neu- oder Wiedergeburt bewerkstelligt werden soll, s. meine
bemerkungen zu Gervas. von Tilbury, s. 170 f. und Zur Volks-
kunde, s. 397. — (140) »Recipe for hydrophobia: a slice of the
liver of the dog that bit you, to be boiled and eaten. (141) An
approved remedy for wounds inflicted with a sharp Instrument (akin
to Sir Kenelm Digby's sympathetic eure by the anointing of the
weapon that made the wound ; see also Bacon's Natural History,
nr. 998) is to keep it polished and bright until the injured part is
healed.« Diese beiden nummern gehören zusammen und bilden ein
ganzes in folge der homöopathischen grundidee, dass das, was schadet,
auch heilt; s. hierüber Zur Volkskunde, s. 353 f., nr. 21. —
(193) »If the feathers of game-birds, or of pigeons, are mixed up
Die Folk-Lore Society in London e
with the other feathers of the bed on which a dying person lies,
they are supposed to prolong the death - struggle. « Dies ist auch
norwegischer aberglaube ; s. Zur Volkskunde, s. 331, nr. 156,
wonach auch die hühner eine sogenannte 'unruhfeder' am leibe
haben. — (194) »Doors and Windows are frequently thrown wide
open in the Chamber of death, in order that the spirit may have a
freer passage when it leaves the body;« und in der weiter unten zu
erwähnenden abhandlung The Folk-Lore in France, p. 102,
heisst es: »In L' Examen de las Supersticius (r), a theological
tract, the penitent is asked whether he has ever removed the roof
from a sick man's hat, that the soul might more easily fly away.«
Die diesem aberglauben zu gründe liegende Vorstellung habe ich ein-
gehend erörtert Z u r Volkskunde, s. 371 ff., nr. 31. — (195) »The
belief is very common that a mother's longing to keep her dying
child on earth lengthens its last struggles, and that violent grieving
for the dead will prevent their resting in their graves in peace.«
Auch anderwärts findet sich dieser glaube vielfach wieder ; s. Grimm,
Deutsche myth.^, 885, sowie meine anführungen in Gervas. von
Tilbury, 197 f. und in den Gott. gel. anz. 1861, s. 437 ; füge ferner
hinzu Grohmaun, Aberglauben in Böhmen und Mähren, s. 113,
nr. 845 und s. 190 zu nr. 1345 ; Rochholz, Schweizersagen aus dem
Aargau 2, 304 und Hardung, Romancero Portuguez. Leipzig 1877.
II, 150 ff. : Santo Antonio e a Princeza. Zu den klassischen
citaten Schenkl's in Pfeiffer's German. 11, 451 (zu K. M. nr. 3),
füge endlich noch den appendix epigramm. nr. 125 (in der Anthol.
Gr. ed. Jacobs, vol. II. Leipzig 18 13):
»"Aqji ytrsiciCorra fx'6 ßäaxuvog rignuae öniuwv
oxKüxuiörA^TTi^ sari/ov eis ki'<St]v'
fifJTSQ i/J^, &Q^vci)V ftnonctvfo, Xrj^ov 6(Svi)^ucöv
Xnl X07T(TWV «V'd'^f olxTov ünoaTQiqiXKi."
Der eben besprochene aberglaube ist der letzte in der Sammlung
der frau Latham, welche die umfangreichste mittheilung des vor-
liegenden bandes bildet. Demnächst folgen vermischte (Miscellane-
o u s) aufsätze und zwar zunächst Notes on Folk Tales von
Ralston, worin derselbe in ganz vortrefflicher weise und mit grosser
sachkenntniss die bedeutendsten der letzterschienenen arbeiten auf
dem gebiete der märchenliteratur sowie die natur, die beschaffenheit
und den ursi)rung der märchen und bei dieser gelegenheit auch
den von Hahn in seinen griechischen und albanesischen märchen ge-
machten versuch einer classifizirung der märchenstoffe bespricht, dessen
6 F. Liebrecht
vortheile und schwächen er darlegt, seine behauptungen durch ein-
gehende Untersuchung einzelner erzählungen unterstützend, worauf er
dann seine eigene ansieht, wie eine derartige eintheilung vorzunehmen
sei, an der Sammlung der brüder Grimm darthut. Der aufsatz ist
im höchsten grade lesenswerth. Demnächst folgt Folk-I. ore of
France von A. Lang, eine kurze skizze dieses gegenständes ent-
haltend , dann Some Japan Folk-Tales, mitgetheilt von
C. Pfoundes, zur zeit wohnhaft zu Tokio in Japan, von denen jedoch
einige schon aus Mitford's Tales of Old Japan bekannt sind
(nämlich The bewitched Tea-Kettle, Momotaro undTamo
Mono Maye, bei Mitford The accomplished and lucky
Tea-Kettle, The Adventures of little Peachling und The
Vampire Cat ofNabeshima, obwol letztere erzählung viel aus-
führlicher ist und mancherlei abweichungen enthält); die sage von
Susa No and the Orochi findet sich auch in J. F. Campbell's
Circular Notes und daraus in Zur Volkskunde, s. 72 f.
Bemerkenswerth ist in dieser sage der zug, dass der drache, der das
mädchen verschlingen soll, durch absichtlich hingestellte gefässe mit
starkem getränke berauscht und in diesem zustande von Susa No ge-
tödtet wird. Dieser zug findet sich in zahlreichen erzählungen wieder ;
s. Benfey im Ausland 1858, nr. 34 (wiederholt im Orient und
Occident i, 346), Kuhn, Herabkunft des feuers u. s. w.,
s. ^;^ — 36, F. L. W. Schwartz , Sonne, mond und sterne,
Beriin 1864, s. 79 f. — A Folk-Tale of theHidatsa Indians
und Various Superstitions of the Hidatsa Indians sind
mitgetheilt von E. B. Tylor nach einem die ethnographie dieses
Volkes behandelnden werke von Washington Mathews. Unter anderm
heisst es darin: »It is believed by some of the Hidatsa, that every
human being has four souls. They account for the phenomena of
gradual death, where the extremities are apparently dead while con-
sciousness remains, by supposing the four souls to depart one after
another at different times. When dissolution is complete, they say
that all the souls are gone, and have joined together again outside
of the body.« Vgl. hierzu das von mir oben bd. I, s. 176 ff. (Drei
Seelen) mitgetheilte, — In Chaucer's Night S p e 1 1 bespricht Thoms
die stelle in The Miller's Tale:
»Lord Jhesu Crist, and seynte Benedyht
Blesse this hous from every wikked wight,
Fro nyghtes verray, the white Paternostre
When wonestow now, seynte Petres soster.«
Die Folk-Lore Society in London y
Hinsichtlich des verray verweist Thoms auf die in Kuhn und
Schwartz's Norddeutschen sagen, s. 508, erwähnte Wera, Werra.
Das white Paternostre stammt aus dem Enchiridion Papae
Leonis »first pubHshed at Rome in Latin in 1502, and several
times reprinted and early translated into French, in which language
it has passed through many editions.« Die französische Übersetzung
des in rede stehenden gebets lautet wie folgt: »Petite Paternotre
blanche, que Dieu fit, que Dieu dit, que Dieu mit en Paradis. Au
soir m'allant coucher, je trouvis trois anges ä mon lit couches, un
aux pieds, deux au chevet, la bonne Vierge Marie au milieu, qui me
dit que je me couchis, que rien ne doutis.« S. hierüber Zur Volks-
kunde, s. 3C)i f., nr. 7. Der dritte punkt in der stelle aus Chaucer,
nämlich »seynte Petres soster« bleibt unerklärt. — Hierauf folgen
Plant-Lore Notes to Mrs. Latham'sWest Sussex Super-
stitions von James Britten, woraus ich folgendes anführe. In der
letztgenannten Sammlung lautet nr. 61: »The watchfulness of the
Evil Spirit makes it dangerous to go out nutting on a Sunday, and
worthy mothers may be heard warning their children against it by
assuring them that, if they do so, the Devil will hold down the
branches for them. We have a saying amongst us, 'as black as the
Devil's nutting-bag', which seems associated with this belief. « Hierzu
bemerkt herr Britten: »In Sufifolk and Kent, and in Lincolnshire,
Holy Rood Day (sept. 14'^) was supposed to be the special occasion
when nutters were likely to meet the devil, or 'to come to grief of
some kind'. This is the more stränge, seeing that the same day
was recognised by others as especially suited to nutting. Thus in
'Grim the CoUier', Act II, sc. 1 we have the lines :
'To morrow is Holy Rood day
When all a nutting take their way'.«
Indess dieser scheinbare Widerspruch löst sich alsobald, wenn man
sich erinnert, welcher natur der oben erwähnte 'grief of some kind'
ist, gegen den namentlich »worthy mothers« ihre kinder (und be-
sonders wol ihre töchter) zu warnen pflegen ; denn «ein nieder-
deutsches Sprichwort sagt, wenn viele nüsse wachsen, giebt's viele
kinder der liebe; in der Montagne noire (in den Cevennen) heisst
es: 'lorsque l'annde est fertile en noisettes, il y a beaucoup de
naissances illegitimes'; im Elsass 'wo's nusse git, git's au bengel'.«
Mannhardt in der zeitschr. f. deutsche mythol. 3, 100. Das nüsse-
sammeln, wobei mädchen und junge burschen in der heimlichkeit
g F. Liebrecht
der Wälder und dichten gebüsche in die nächste berührung kommen,
erklärt das entstehen dieser Sprichwörter auf die leichteste weise. —
Yorkshire Local Rhymes and Sayings (verfasser nicht ge-
nannt). Hier wird unter anderm ein rechtsalterthum besprochen, auf
welches auch John Taylor 'the water poet' in den folgenden zeilen
anspielt :
»At Hallifax the law so sharpe doth deale,
That whoso more than thirteen pence doth steale,
They have a jyn that wondrous quick and well
Sends thieves all headless into heaven or hell.»
Ueber dieses Halifax Gibbet Law s. auch Zur Volks-
kunde, s. 430. Aber so expeditif auch in dieser Stadt die gerech-
tigkeit gegen tuchdiebe gehandhabt wurde, so ist es doch eine Über-
treibung, wenn es in einem älteren werke heisst: »men will before
they deliberate, first executing [sie] the prisoner, then enquiring of
his demerits, as men say they doe at Halifax;--.; wozu ich bemerke,
dass, wenn schon nicht genannte Stadt, aber doch andere in diesem
rufe Stehen , nämUch Lidford (Co. of Devon) , wie der reim besagt :
»First hang and draw,
Then hear the cause by Lidford law ; «
S. Blount's Tenures of Land etc. ed. Carew Hazlitt. Lond.
1874, p. 195 ff., und in demselben sinne spricht man auch von
Jedwood justice, wie ich irgendwo gelesen; doch heisst letztere
Jeddart justice in der Westm. Rev. July 1849, P- 45^- — Di-
vin ation by theBlade-Bone von Thoms behandelt einen be-
kannten gegenständ; s. Tylor's Primitive Culture i, 124 f. (2 <^- ed.
deutsch ebenfalls i, 124); Grimm, Deutsche myth.^ 1233 erwähnt diesen
aberglauben als sich auch bei den Circassiern findend; er fand sich
femer bei den vlämischen ansiedlern in Wales (Girald. Cambr.
Itin. Cambriae i, 11), die ihn wol aus ihrer heimath mitbrachten,
und in einem afghanischen gedichte heisst es: »When, with the
mind, I examined the Shoulder bone of prediction, I saw
that« etc.; s. Selections of the Poetry of the Afghans etc. by Captain
H. G. Raverty. London 1862, und endlich heisst es bei Idrisi (tra-
duit par Jaubert. Paris 1836, p. 234): »Toutes ces tribus (Berber-
stämme zwischen Telemsan [Tlemcen] und Tahara, letzteres von
ersterem vier tagereisen und ebenso w^eit vom meere entfernt) . . . sont
remarquables par leur sagacite , par leur esprit et surtout par leur
habilite dans l'art de lire dans l'avenir au moyen de pronostics
Die Folk-Lore Society in London n
tirds de l'omoplate des moutons.« — Index to the Folk-Lore
in the first Series of Hardwicke's 'Science Gossip',
vols. I — 12 (1865 — 1876), von James Britten, gewiss eine sehr ver-
dienstliche arbeit für die besitzer dieser Zeitschrift ; mir selbst war sie
jedoch bisher (zu meiner schände muss ich es gestehen) auch nicht
einmal dem titel nach bekannt, was ich dem index zufolge um so
mehr hinsichtUch des inhalts bedaure. — Some Italian Folk-
Lore von Henry Charles Coote gibt die Übersetzung von zehn mär-
chen der Comparetti'schen Sammlung. Er sagt: »Signor Comparetti's
collection consists of seventy tales. With it as a whole I have no
business at present, my only intention being to deal with those
stories which have their counterparts in France,« und bemerkt
schliesslich : »My extracts could be easily and largely augmented, but
they are sufficient to show as well the close affinity between the two
mythologies , as also another fact , that French fairy tales are not
Gallic and local except by accident. They have come into Gaul
from some where eise. They have not grown up there.« Wenn
jedoch der Verfasser hinsichtlich der in Perrault's 'Cendrillon' vor-
kommenden pantoufles de verre äussert, dieselben seien nur
»an invention, er perhaps, a mistake of M. Perrault, for pantoufl es
de V a i r , « so scheint dies nicht richtig, da auch in Campbell's Tales
of the West Highlands in einer version des märchens 'von der
königstochter, die ihr vater heirathen wollte', gleichfalls gläserne
schuhe vorkommen. — Hierauf folgt ein aufsatz Wart and Wen
C u r es von James Hardy und endlich ein anderer F a i r i e s a t
Ilkley Wells von Charles C. Smith. — Hiermit enden die selb-
ständigen aufsätze, und daran reihen sich dann Notes, Queries etc.
Erstere enthalten kurze auf 'Folk Lore' bezügliche notizen, die
Queries dagegen fragen über denselben gegenständ, um deren be-
antwortung gebeten wird; so z. b. heisst es p. 246: »The Merry
Dun of Dover. Many years ago I heard a gentleman , who in
early life had been in the merchant service, give an account of a
remarkable phantom-ship called 'the Merry Dun of Dover', a vessel
of such enormous proportions that a boy who had been sent up to
the mast-head was a grey-headed old man by the time he got back
on the deck. I have an impression that he quoted an old bailad
on the subject, but as to this , I am not quite certain. Can any-
body furnish the complete legend of 'the Merry Dun of Dover ?'c
Eine Verweisung auf Müllenhoft's sagen , märchen und lieder aus
Schleswig-Holstein und Lauenburg. Kiel 1845, s. 235 f. nr. CCCXXIII
lO F. Liebrecht
»Das Riesenschiff Mannigfual« dürfte diese frage vielleicht erledigen.
Auch in der schleswiger sage heisst es unter anderem : ^/Die matrosen,
die jung in die takelage hinaufklettern, kommen bejahrt, mit grauem
bart und haar, wieder herunter,« ganz ebenso, wie die englische sage
berichtet. — Den schluss des bandes bilden zwei selten Notices
and News, worin wir z. b. folgendes lesen: >:'Members of the So-
ciety will be glad to learn that the government has determined
to bear the expence of Publishing the Bushman collections made
by Dr. Bleek, and now carried on by Miss Lloyd. Miss Lloyd,
to whom the task of continuing Dr. Bleek's Bushman investi-
gations has been entrusted , is thinking of starting a periodical
of small size devoted to Bushman, Hottentot, and Kaffir Folk-lore.«
Inzwischen ist die erste Heferung dieser Zeitschrift erschienen und
mir von miss Lloyd freundlicher weise zugesandt worden; sie trägt
folgenden titel : Folk-Lore Journal, edited by the Working Committee
of the South African Folk-Lore Society. Vol. I. — Part. L January
1879. Cape Town 1879.' Die mitgetheilten drei thiermärchen (eins
der Kaffern, zwei der Setschuäna) geben sowol das original wie die
Übersetzung, worüber ich an andererstelle ausführlicher berichten werde.
Ich habe mich oben gelegentlich des Halifax Gibbet law
auf Blount's Tenures ofLand andCustomsofManors be-
rufen und will nun hier noch bei dieser gelegenheit einige andere in
demselben werke erwähnte bemerkenswerthe Tenures besprechen ; so
heisst es s. v. Bockhampton, Co. of Berks (ed. HazHtt
p. 29 f.): »William Hoppeshort holds half a yard-land, in that town,
of our lord the King, by the service of keeping for the King six
damsels, to wit, whores, at the kost of the King. This was called
pimp-tenure (Willielmus Hoppeshort tenet dimidiam virgatam terrae
in eadem villa de domino Rege, per servitium custodiendi domino
Rege [1. Regi] sex damisellas, sc. meretrices, ad custum domini Regis.
Plac. Coron. apud Windesor, 12 Edw. I. Rot. 28 in dorso. — Jacob's
Law Di ct., sub voce Pimp-Tenure).« Von dem ausdruck mere-
trices heisst es an einer anderen stelle (s. v. Gateshill p. 126):
»The word meretrices was heretofore used for lotrices, or laun-
dresses. — Blount. Tralatitious Terms, meretrix meant formerly
what it now means. Gustos metricium pubhce venalium in Lupanari
de Roth. — A [i. e. Allan of Dariington, s. p. XII].« Letztere er-
klärung ist, wenigstens was die in rede stehende stelle betrifft, sicher-
lich die richtige, was nicht nur aus der bezeichnung pimp-tenure
zur genüge erhellt, sondern auch durch folgende stelle aus Rud.
Die Folk-Lore Society in London l j
Hildebrand's 'Beiträge zur Sittengeschichte des mittelalters' (Ger-
mania lo, 133) bestätigung erhalten dürfte: »Also gab man, wie es
scheint, einem gaste auch eine Jungfrau als gesellen [gesellschafter],
wie ja Jungfrauen und frauen einem helden auch sonst zu besonderen
ehren mannesdienst thaten, den schild abnahmen, die rüstung an-
legten u. drgl. Das biligen ist wohl nur eine erweiterung dieser
gesellikeit, die schon dem -entarten der sitte angehört; eine
ähnliche sitte kommt übrigens bei wilden stammen, z. b. im südHchen
Afrika vor, dass man einen gast in ähnlicher weise versorgt. Bei
uns war sie noch im 16. Jahrhundert fürsten gegenüber
in gebrauch, nur dass man dazu hilfe aus dem frauen-
hause suchte.« Ueber die weite Verbreitung dieser sitte und nicht
nur unter wilden Völkern s. meinen aufsatz »Die Zimmerische chronik«
in der Zeitschrift für deutsche culturgeschichte. Neue Folge. 1872.
I, 371 ff., wo die angeführten stellen sich noch leicht vermehren
Hessen. Ja, man kann sogar fragen, ob das in rede stehende tenure
von Bockhampton nicht ursprünglich darin bestand, dass der lehns-
mann seine eigene frau oder tochter dem lehnsherrn bei dessen ein-
kehr in seinem hause beilegen musste und ob dieser dienst nicht
erst später die obige mildere gestalt erhielt. Eine lehnsleistung dieser
art würde dem rohen geist der älteren zeit vollkommen entsprochen
haben; vgl. Zur Volkskunde, s. 416 ff. — Shirefield, Co. of
Hants (p. 278). »John de Wintershul holds the manor of Shire-
field, in the county aforesaid by the serjeanty of finding a serjant to
keep the hired female servants in the army of our lord the king
(Johannes de Wintreshul tenet manerium de Shyrefend, in com. prae-
dicto , per serjantiam inveniendi unum serjantum ad custodiendum
meretrices in exercitu domini Regis).« Auch hier ist das wort me-
retrices, wie es scheint ,, unrichtig durch 'hired female servants'
übersetzt ; denn jener 'serjantus ad custodiendum meretrices in exercitu
domini Regis' findet sich auch in den deutschen beeren des 16. Jahr-
hunderts als hurenweibel wieder. Grimm, Wörterb. s. v. erklärt
diesen so: »Weibel, der die aufsieht über die einem beere nach-
ziehenden gemeinen weiber, überhaupt über den tross, den man huren
und buben nannte (Frisch i, 477c), führte;« und Schmeller-Frommann
Wörterb. =^ 2, 829: »Hurenweibel, der den tross und huren und
buben in der zucht hatte. Fronsperger v. 1555.« Die huren bildeten
ursprünglich wol den hauptgegenstand der zucht dieses weibels,
von dem er auch den namen erhielt. — Essington, Co. of
Stafford: »The lord of the manor of Essington (either by himself.
12 F. Liebrecht
deputy, or Steward) oweth, and is obliged yearly to perform, service
to the lord of the manor of Hilton, a village about a mile distant
from this manor. The lord of Essington is to bring a goose every
New-Year's Day, and drive it roimd the fire, in the hall of Hilton,
at least three times (which he is bound to do as mesne lord;, whilst
Jack of Hilton is blovving the fire. This Jack of Hilton is an image
of brass of about twelve inches high, kneeling on his left knee, and
holding his right band upon his head and his left upon pego, or his
viretrum (1. veretrum), erected, having a little hole at the mouth, at
which being filled with water, and set to a strong fire, which makes
it evaporate like an aeolipile , it vents itself in a constant blast , so
strongly that it is very audible, and blows the fire fiercely. — VVhen
the lord of Essington has done his duty, and the things are per-
formed he carries his goose into the kitchen of Hilton Hall, and
delivers it to the cook , who having dressed it , the lord of Essing-
ton, or his deputy, by way of further service, is to carry it
to the table of the lord paramount of Hilton and Essington,
and receives a dish of meat from the lord of Hilton's table for his
own mess, and so departs.« Wir haben es hier, wie ich glaube, mit
einem uralten opferdienst zu thun und daher in dem oben geschil-
derten 'Jack of Hilton' ein ursprünglich heidnisches götzenbild zu er-
kennen, wie deren noch mehrere vorhanden sind und von denen das
Manneken - piss zu Brüssel das bekannteste ist. Sie stellten wahr-
scheinlich den durch seinen ingens priapus ausgezeichneten Fricco
(Freyr, Fro) dar, s. J. W. Wolf, Beiträge zur deutsch, mythol. i,
io6 ff., und über den frodienst der Sachsen in England s. die von
A. Kuhn, Westfäl. sagen 2, 137 aus Kemble's werk mitgetheilten
stellen , wo das simulacrum priapi ganz besonders hervorgehoben
wird. Es ist daher auch wohl anzunehmen, dass der jetzt noch auf
demschloss zu Sondershausen befindliche vielbesprochene Püsterich,
obgleich ihm der (früher vorhandene?) priapus fehlt, wegen seiner
im übrigen mit 'J^ck of Hilton' genau übereinstimmenden gestalt
ebenso wie dieser ursprünglich ein götzenbild darstellte, worauf übri-
gens auch die sich daran knüpfenden sagen hinweisen. Bechstein
nämlich in seinem 'Sagenschatz des Thüringerlandes' 4, 54 erzählt
über den Püsterich folgendes: »Einer der letzten burgmänner auf
Rothenburg, ein herr von Tütcherode, liess eine unterirdische kapelle
von Schutt und steinen räumen ; da ward ein seltsames metallenes
bild gefunden, in eines dicken knaben gestalt, unförmlich, welcher
eine band auf das haupt, die andere auf den linken Schenkel gelegt
Die Folk-Lore Society in London l ^
hielt, und kniete. Es war aber das linke bein halb abgebrochen und
der rechte fuss. Auf dem haupte und am munde befand sich eine
kleine Öffnung. Von diesem bilde ging bald die allgemeine sage,
dass es ein götzenbild aus der heidenzeit gewesen, und weil es die
eigenschaft hatte, wenn entzündlicher stoff in dasselbe gefüllt, jede
der zwei Öffnungen verkeilt und das bild auf glühende kohlen gesetzt
wurde, mit geräusch die pfropfe von sich zu stossen und rauch und
flammen gleichsam auszupuhsten, so wurde es püsterich, pühster ge-
nannt. Damit sollen nun die heidenpriester, wo die Rotenburg nachher
erbaut wurde, einen tempel gehabt (man nennt noch den weg, der
von Kelbra durch den wald emporführt, den heimweg, und ein stück
land, etliche morgen gross, den haingarten, was an heidnische opfer-
stätten erinnert) und manches gaukelwerk, das volk zu schrecken und
ihm zu drohen, verübt haben.« An der identität des durch 'Jack of
Hilton' und den 'Püsterich' dargestellten gegenständes lässt sich
durchaus nicht zweifeln, und dass dies ein götzenbild gewesen, ist
nach dem gesagten mehr als wahrscheinlich ; aus welcher zeit aber
die jetzt noch vorhandenen metallfiguren stammen, die wol nach-
bildungen älterer bilder sein mögen, ist schwer anzugeben. Die eigen-
schaften der dampfkugeln (aeolipilae) waren den alten, namentlich
den Römern (Vitruv) bereits bekannt; von ihnen mochten sie die
Germanen (die priester?) gelernt und sie bei gewissen götterbildern
in anwendung gebracht haben.
Lüttich.
Felix Liebrecht.
NOTIZEN ZUR ALTENGLISCHEN GRAMMATIK.
ap.
Holtzmann meint, gram, i, 193 und 223, dass angls. ap nicht
möglich sei und eap dafür eintreten müsse. Diese regel scheint mir
nicht begründet zu sein. Betrachten wir die zum beweise angeführten
Wörter: clapu könnte bei langem a kein u haben, vergl. Sievers in
Paul's und Braunes Beiträgen i, 490; dann kann aber auch das
dazu gehörende clapian kein ä haben ; (ge)tap, tapian kommt sicher
auch ursprünglich a zu, woraus später teapian, wie mndrd. aus tawen,
H
F. H. Stratmann
tauwen, touwen, althd. aus zawen, zowen (d. i. zouwen) entstand;
vergl. Grimm, Gram. (3. ausg.) i, 92. Die s. 181 als brechungen
aufgestellten ea (fea[p], hreap, streap) sind = got. au.
t
soll nach F. Koch, gram, i, 86, schon im 14. Jahrhundert den laut
ei (ai) gehabt haben; als beweis führt er an airn (eisen) >.Man. ^v-,
eie: hie Chaucer. Damit andere forscher nicht, wie W. Scherer,
z. gesch. d, d. spr. 130, dadurch irre geleitet werden, bemerke ich
hierzu, dass diese behauptung durchaus unbegründet ist : airn , wenn
es wirklich in Maundevile für iren steht (ich kann es weder seite 4,
noch cap. 4 finden) kann nur ein fehler sein, denn s. 50 findet sich
richtig iren ; eie (gespr. eje) in Chaucer-manuscripten ist eigenthüm-
lichkeit des Schreibers, da Chaucer ie (ie) schreibt, C. t. a 2680 ; vergl.
ausserdem A. Ellis, On early Engl. pron. p. 573.
Dass nach R. F. Weymouth, der überhaupt keine Veränderung
der laute zugiebt, i in Süd-England von jeher den laut ei gehabt
haben soll, On Engl. pron. p. 11, will ich nur beiläufig ervvähnen.
Orchard
ist nicht, wie ich in der zweiten aufläge meines altengl. Wörterbuches
angenommen habe, aus angls. ortgeard, sondern aus orceard, das
wahrscheinHch für früheres ortceard, ortgeard (wie craeftca für craeftga)
steht, entstanden. Also der gewöhnliche Vorgang: altengl. cha =
angls. cea. Ich mache auf diesen irrthum aufmerksam , weil ten
Brink, Anglia i, 523, dadurch zu einer falschen folgerung veranlasst
worden ist.
k für d.
Eine merkwürdige vertauschung von d mit k findet sich in
toke Mat. (ed. by Hardwick) 13, 15 und 24, 51 = tode (gen.
pl.), ibid. 13, 42, tope 25, 30.
d^rke st. gen. a. ex. 2237 ; prompt. 119 = derde.
kain Havel. 31 und 1327 = thain, ibid. 2184.
Notizen zur altenglischen grammatik je
Ich muss mich vorläufig damit begnügen, die thatsache zu con-
statiren und fränkisch (kölnisch) wik, riken = wid, riden, zur ver-
gleichung beizubringen.
Nom. und accus, pl. der mascul.
Dem grundsatze des Altenglischen, das s im nomin. und accus.
plur. der masculina zu bewahren, gegenüber zeugen folgende beispiele,
deren zahl sich wol noch vermehren lassen wird, von dem zeitweisen
Vorhandensein einer neigung, das selbe, wie im althd., aufzugeben.
cnihte La^. 28403^), geste st. gen. a. ex. ^), Hörn, fische Trev.^),
erle Rob.
Krefeld.
F. H. S trat mann.
BEITRÄGE ZUR FESTSTELLUNG UND ERKLÄRUNG DES
SHAKSPEARETEXTES.
III. *)
Coriolanus.
A. I. sc. I. He did it to that end:
That weist nicht, wie D. erklärt, auf das folgende hin, sondern auf
die vorhergegangene äusserung des ersten bürgers : but that he
pays himselfwith being proud. Statt des Colons ist also
ein semicolon zu setzen.
Ibid. Thou rascal, that art worst in blood to run,
D. versteht unter rascal ein mageres wild. Es bedeutet einen
elenden hund, von schlechtester race zum jagen, der anfangs voraus-
rennt, aber nicht bis zu ende aushält.
i) Dieselbe form fordert der reim an mehreren andern stellen, z. b. 9858,
pe king and alle his cnihtes
wakeden alle nihte.
2) Die belegsteilen sind aus dem wörterbuche zu ersehen.
3) Noch im neuengl. : I20 fish were caught. The Standard, Febr. 17, 1879.
4) Vgl. bd. II, hcft I u. 2, p. 185 u. 440.
i6 Ed. Ti essen
Ibid. Worshipful mutiners,
D. meint, mutin er werde wie p ioner, enginer, auf der ersten
silbe betont. Das ist nicht richtig ^ mutin er wird wie das verbum
to mutine auf der zweiten silbe betont, im gegensatz zu mu tineer,
welches der betonung von to mutiny folgt.
Ibid. He is grown
Too proud to be so valiant.
Wahrscheinlich muss hinter proud ein komma stehen und die stelle
übersetzt werden: er ist zu stolz geworden, als dass er so tapfer
sein dürfte.
Ibid. Opinion, that so sticks on Marcius, shall
Ofhis demerits rob Cominius.
His demerits, das sich wie his fault s in des Brutus folgender
rede nur auf Cominius beziehen kann, will D. auf Marcius beziehen.
Sc. 4. Thou art left, Marcius:
In Verbindung mit der folgenden klage um des Marcius verlust, der
mit dem eines theuren kleinods verglichen wird, ist statt left ohne
zweifei lost zu lesen.
Sc. 5. See here these movers,
D. sieht in dem worte movers die doppelte bedeutung: regsame,
geschäftige leute, und: leute, die nicht stand halten. Das wort kann
zwei andere bedeutungen haben, die hier besser passen. Movers
sind leute, die in öffentlichen Versammlungen antrage stellen, und
auch leute, die ihre wohnung wechseln oder andern beim umziehen
behülflich sind. Marcius sieht die Römer mit allerlei hausrat
beladen.
Sc. 6. Butforourgentlemen,
D. meint, Marcius nenne die plebejer im beere (the common file)
ironisch our gentlemen, übersetzt also but for durch: aber was
betrifft. Die stelle heisst in Verbindung mit dem folgenden: Wären
unsere edeln nicht gewesen, — der plebs verkroch sich wie die
maus vor der katze. D.'s erklärung gibt die widersinnige construction :
der dem Cominius berichtete, die Volsker hätten die Römer zurück-
geschlagen, meldete zwar die Wahrheit, aber unsere herren plebejer
verkrochen sich wie die maus vor der katze.
Ibid. O me, alone!
Das heisst unzweifelhaft, wie Heath es auffasst : lasst mich los ! Die
von D. und andern versuchten abweichenden deutungen sind wenig
befriedigend.
Beiträge zur feststellung und erklärung des Shakspearetextes. III l y
Sc. 8. Not Afric owns a serpent, I abhor
More than thy fame and envy.
D. erklärt envy durch hassenswürdigkeit. Würde Sh. sagen: ich
verabscheue deine hassenswürdigkeit? Aufidius verabscheut den
Marcius, weil dieser berühmt ist und um seinen rühm beneidet wird.
Sc. 9. Well might they fester ^gainst ingratitude,
And tent themselves with death.
tent lässt sich nur gewaltsam erklären und muss sehr wahrschein-
lich taint heissen. Wenn des Marcius wunden vergessen würden,
wäre es nicht mehr als billig, dass sie, gegen den Undank sich auf-
lehnend, in eiterung und tödtlichen brand übergingen.
Ibid. To undercrest your good addition.
D. : »To undercrest erklärt Heath richtig mit to wear beneath
the crest asapart ofacoatofarms.« Der beiname Corio-
lanus ist entweder zu denken als etwas über IV^arcius schwebendes,
an das mit seiner helmzier hinanzureichen er sich bemühen will,
oder als eine urkimde, unter die er sein wappen drücken will.
Sc. IG. I cann ot,
Being a Volsce, be that I am.
D. : »Als Volsker kann ich mich nicht in meiner eigentlichen natur
zeigen oder geltend machen.« Eher ist wahrscheinlich: ich kann
nicht ertragen, das zu sein, was ich als Volsker bin.
Ibid. Embarquements all of fury,
Embarqiiements ist so augenscheinlich ein druckfehler für
embarguements, dass letzteres hätte in den text gesetzt werden
sollen.
A. II. sc. I. Said to be so mething imperfect, in fa-
voving the first com piain t.
D. : »Es heisst von mir, ich sei etwas schwach darin, dass ich die
erste klage oder beschwerde begünstige, dass ich dem ersten sich
beschwerenden recht gebe, ohne die sache weiter zu untersuchen.«
W^ie ist das nur denkbar? Menenius wirft gleich darauf den tribunen
i^or, als richter ungerecht und ungeduldig zu sein ; sollte er dies
:hun, nachdem er zugegeben hätte, ihm selbst werde ähnliches zur
ast gelegt? The first complaint heisst unter andern: das erste
ibel. Vielleicht ist darunter die strafe der erbsünde zu verstehen :
nit schmerzen sollst du kinder gebären. Menenius als alter jung-
;esell mag zugeben wollen, dass er in bezug auf das schöne ge-
chlecht schwach gewesen ist.
E. Kölbing, Englische Studien. III. i. 2
l8 Ed. Tiessen
Ibid. set up the bloody flag against all patience,
D. : ^Jhr erklärt aller geduld den krieg, zieht gleichsam die blutige
kriegsflagge auf.'^ Die tribunen thun dies, wenn die kolik sie quält;
unter dieser muss ein mit blutabgang verbundenes leiden zu ver-
stehen sein.
Sc. 2. who bonneted into their estimation and report.
To bonnet, meint D., sei ein sonst nicht vorkommendes verbum.
Es kommt allerdings, soviel ich weiss, bei Sh. nur an dieser stelle
vor; das ähnlich gebildete to cap findet sich dagegen im Othello:
Three great ones of the city, in personal suit to make
me his lieutenant, oft capp'd to him. D. liest freilich off-
c a p p ' d.
Ibid. We recommend to you, tribunes ofthe people,
Our purpose to them.
Nicht: was wir dem" volke zugedacht haben, sondern: was wir von
ihm verlangen.
Sc. 3. For once we stood up about the corn,
Nach D.'s auffassung steht for für because; der satz hiesse also:
weil wir einmal wegen des getreides aufstanden. Dann müsste we
aber vor once stehen. For heisst hier denn, und in once steckt
when; denn einmal, als wir wegen des getreides aufstanden.
Ibid. Your enigma?
D.: »Elliptisch für: ist das ein räthsel, v/as ihr mir da aufgebt?«
Nein: was ist die auflösung eures räthsels?
Ibid. beofftothemmostcounterfeitly: 1
D. : »To be off to = sich mit jemandem abfinden.« Es wäre
interessant, die autorität für diese Übersetzung zu kennen. Be off
to them heisst dasselbe wie' bonnet to them: nimm die kopf-
bedeckung vor ihnen ab.
Ibid. Iwill not sealyourknowledgewith showingthem,
(seil, my wounds.) Dies passt nicht zu Coriolans sarkasmen; ich
möchte einer weiteren erwägung anheimgeben, ob statt s e a 1 vielleicht
sc ab gelesen werden könne.
Ibid. Why in this wolvish toge should I stand here,
In der schrift über Colliers alten corrector verwarf D. das wort
togue, für tongue der ersten fol., welches er jetzt , freilich mit
ungewöhnlicher Orthographie, adoptirt. Es dürfte sich empfehlen,
hier auch eine zweite emendation des alten correctors gelten zu
Beiträge zur feststellung und erklärung des Shakspearetextes. III jq
lassen und woolless togue zu lesen, was allen erklärungen und
anderweitigen änderungen von woolvish tongue vorzuziehen und
mit dem späteren: his humble weeds, in Übereinstimmung ist.
Eine wölfische toga lässt sich ja erklären, wenn man annimmt,
Coriolan vergleiche sich dem wolf im schafskleide ; die erklärung er-
scheint aber doch gar zu gezwungen.
Ibid. He has it now; and by his looks, methinks,
'Tis warm at his heart.
D. : »Es kocht in seinem herzen vor Ungeduld und ingrimm.« Ganz
gewiss nicht; it in 'tis warm at his heart bezieht sich auf it
in he has it now: es erwärmt sein herz; er ist erfreut oder stolz,
sein ziel erreicht zu haben. Im augenblick des erfolges vergisst man
der überstandenen mühe ; der tribun ist schwerlich ein so schlechter
menschenkenner, um in diesem augenblick in Coriolans herzen Un-
geduld und ingrimm vorauszusetzen. Man denke an die stelle im
Macbeth : Thouhast itnow, king,Glamis, Cawdor, all etc.
Ibid. that we labour'd
(No impediment between) but that you must
Gast your election on him.
D. : »Der Zwischensatz ist elliptisch: ohne ein dazwischentreten zu
gestatten. « Wahrscheinlicher : als ginge es nicht anders ; als hindere
den Coriolan nichts, zum consul gewählt zu werden.
Ibid. This mutiny were better put in hazard,
Than stay, past doubt, for greater.
D. : »Es ist besser, den gegenwärtigen aufstand zu riskiren, als über
ein bedenkliches zaudern hinaus auf einen grösseren zukünftigen auf-
stand oder anlass zum aufstände zu warten.« Past doubt heisst
nicht : über ein bedenkliches zaudern hinaus ; die richtige Übersetzung
der stelle ist : der ausgang des gegenwärtigen aufstandes ist ungewiss ;
dennoch ist es besser ihn zu wagen, als abzuwarten, ob zu anderer
zeit ein grösserer aufstand mit unzweifelhaftem erfolge ins werk ge-
setzt werden kann.
A. III. sc. I. 'T was from the canon.
Johnson erklärt dies durch contrary to the established rule,
Mason durch according to rule; D. hält erstere erklärung für
die plausiblere; sie sind beide falsch. Coriolan fragt: Mark you
his absolute shall? Darauf antwortet Cominius ironisch: es war
aus den gesetztafeln, — wie z. b. thou shalt not kill.
2*
2 0 Ed- Tiessen
Ibid. The hörn and noise o' the monster's,
D. meint, of the monster's sei ebenso incorrect und ebenso
Shakspearsch, wie a bastard of the king's deceased in
K. John. Zwischen beiden stellen ist ein erheblicher unterschied;
der Sprachgebrauch a son of myfather's, einer von meines vaters
söhnen, ist weder incorrect noch specifisch Shakspearsch , während
weder Shakspeare noch sonst ein Engländer schreiben würde ; the
hörn and noise of the monster's (statt monstcr), weil das
ungeheuer nicht mehr als ein hörn hat und nicht mehr als einen
lärm macht. Dagegen wäre wieder ganz correct: a hörn and noise
of the monster's.
Ibid. That is the way to lay the city flat;
Diesen und die drei folgenden verse, worin die fortdauer des tribunats
mit den schärfsten worten als verderblich bezeichnet wird, gibt D.
dem Cominius ; der natur der sache nach kann nur Coriolan sie
sprechen. Die unmittelbar darauf bezügliche antwort des Sicinius -'
This deserves death, will D. in der consequenz jenes irrthums
an des Sicinius frühere rede: You are at point to lose your
liberties etc., anknüpfen.
Ibid. Sir, those cold ways
That seem like prudent helps, are very poisonous.
Die von Johnson vorgeschlagene lesart very poisons ist unzweifel-
haft richtig. Hinter ways gehört ein komma.
Ibid. Stand fast;
We have as many friends as enemies.
Auch dies kann nur Coriolan sprechen ; D. lässt den besonnenen
Cominius sich der allgemeinen stimme der Senatoren widersetzen.
Ibid. To eject him hence,
Were but one danger, and to keep him here,
Our certain death.
Theobalds lesart our danger gibt eine bessere antithese zu our
certain death und an und für sich einen besseren sinn; sie ge-
hört unbedingt zu den zweifellosesten emendationen.
Ibid. the service of the foot,
Being once gangren'd, is not then respected
For what before it was —
D. interpungirt den satz ohne noth als unvollendeten ; durch ein
fragezeichen geschlossen, gibt er einen vollständigen sinn : wird also
der dienst des fusses, wenn dieser einmal schadhaft geworden ist.
Beiträge zur feststellung und erklärung des Shakspearetextes. III 2 l
nicht mehr in bezug auf die Vergangenheit geschätzt? — überein-
stimmend mit den früheren worten des Menenius : Ol be's a limb
that has but a disease.
Ibid. Where he shall answer, in a lawful form,
In peace, to his utmost peril.
D. : »To his utmost peril ist wörtHch = auf seine äusserste ge-
fahr, oder umschrieben : wenn Coriolan sich nicht verantwortet, so
setzt er sein leben aufs spiel.« Auf seine äusserste gefahr heisst:
at his utmost peril; tohis utmost peril heisst : seiner äusser-
sten gefahr; Coriolan soll sich gegen alle anklagen, auch gegen die
ihn aufs äusserste gefährdenden, in frieden verantworten dürfen.
Sc. 2. whowaswont
To call them woollen vassals;
Was woollen vassals für einen sinn gibt, ist unerforschlich.
Wooden vessels hat Volumina die plebejer genannt.
Ibid. When one but of my ordinance stood up,
Ordinance, von D. durch autorität, ermächtigung, erklärt, steht
offenbar für order, stand, und ist so auch von Johnson aufgefasst
worden.
Ibid. I have a heart as little apt as yours,
Die von dem CoUierschen corrector hier eingeschobene zeile :
To brook control without the use of anger,
welche ü. nicht einmal in der anmerkung erwähnt, hätte aufnähme
in den text verdient. Das unvermittelte auftreten des ausdrucks my
use of anger in der nächsten zeile lässt in der that vermuthen,
dass eine zeile ausgefallen ist.
Ibid. But with such words, that are but roted in
Yourtongue, thoughbutbastards, and syllables
Ofno allowance, to your bosom's truth.
Die überaus einfache Wiederherstellung der offenbar verdorbenen
zweiten zeile :
Your tongue, but bastard-thoughts, antl syllables
scheint den herausgebern bisher entgangen zu sein. Statt roted
durfte rooted zu lesen sein.
Ibid. Yet, were there but this single plot to lose,
This mould of Marcius, they to dust should
gri n d i t ,
Wenn this single plot, wie D. meint, den fleck erde bedeutete.
2 2 Ed. Tiessen
auf dem Marcius gerade steht, würde es diesem sehr gleichgültig
sein, ob this single plot zu staub zermahlen würde oder nicht.
Es bedeutet aber das stück erde, aus dem er besteht. Das hinzu-
gefügte this mould of Marcius, dieser erdenklos, aus dem er
gemacht ist, lässt darüber vollends keinen zweifei.
Ibid. Come all to run: let
Thy mothcr rather feelthy pride, than fear
Thy dangerous stoutness;
Run, für ruin, einer der wenigen druckfehler der Deliusschen aus-
gäbe. — D. bemerkt zu der stelle: :^To fear mit dem accusativ =
um etwas besorgt sein. Volumnia will lieber die schlimmen folgen
seines stolzes handgreiflich fühlen, als stets in ungewisser besorgniss
leben vor den gefahren, die sein stolz mit sich bringen kann.« In
dem Worte rather handelt es sich um das, was Coriolan soll, nicht
was Volumnia will. Lass alles in trümmer gehen ; lass lieber deine
mutter deinen stolz fühlen, als deine gefährliche hartnäckigkeit fürchten
(und dich davon abzubringen suchen). To fear kann hier auch
direct active bedeutung haben : besorgt oder bedenklich machen.
Sc. 3. Given hostile strokes, and that not in the presence
Of dreaded justice, but on the ministers
That do distribute it;
D. : »Not ist emphatisch gebraucht: er hat die feindlichen streiche
geführt nicht in der anwesenheit der ehrwürdigen gerechtigkeit, was
vielleicht verzeihlich gewesen wäre, sondern etc.« Das hat keinen
sinn ; Coriolan wird ja eben beschuldigt, in gegenwart der ehrwürdi-
gen gerechtigkeit feindliche streiche geführt zu haben ; not kann
nur eine, allerdings ungewöhnliche, ellipse für not only sein.
A. I. sc. I. y our son
Will or exceed the common,
Der doppelsinn, den D. hier herauslesen will: Euer söhn wird aus
dem kämpfe mit den plebejern siegreich hervorgehen, kann nicht
darin liegen.
Sc. 5. Thouhastbeatmeout
Twelve several times.
Nach D.s meinung gehört out nicht zu beat, sondern out twelve
several times heisst: volle zwölf male.
Ibid. He will mow down all before him, and leave his
passage polled.
To poll, von D. durch entblössen, ausplündern erklärt, heisst: das
Beiträge zur feststellung und erklärung des Shakspearetextes. III 23
kopfhaar kurz abschneiden, die ränder eines documents glatt be-
schneiden. Hier bedeutet es wahrscheinlich : die köpfe abschneiden.
Vergl. sc. 6. As many coxcombs, as you threw caps up,
will he tumble down.
Ibid. Reason: becausethey thenlessneedoneanother.
Seil.: the reason is; nicht, wie D. will, it is reason.
Sc. 6. as many coxcombs.
coxcombs heisst hier weder narrenmützen noch narren, sondern
Schädel.
Sc. 7. So hated, and so banish'd: but he has a merit,
To choke it in the utterance.
Wenn man liest: he has but a merit, wird der sinn hergestellt,
ohne dass es nöthig ist, mit D. hinter banish'd eine unausfüllbare
lücke zu vermuthen. Das verdienst, welches Coriolan hat, hat er
nur, um es in der geburt zu ersticken.
Ibid. And power, unto itself most commendable,
Hath not a tomb so evident as a chair,
To extol what it has done.
D.s eigene erklärung, wie die Stauntons und wie die vermeintliche
emendation Leos sind so wenig befriedigend, dass man sich billig
wundern darf, die von andern herausgebern angenommene lesart
hair für chair, welche alle Schwierigkeiten der stelle beseitigt, gar
nicht erwähnt zu finden.
A. V. sc. I. It was a bare petition of a State
To one whom they had punish'd.
bare heisst zwar krhl und bloss, wird aber hier vielleicht besser
durch unfruchtbar übersetzt. Das gnadengesuch eines Staats , an
einen, dem dieser Staat selbst keine gnade erwiesen , kann nicht
anders als unfruchtbar sein.
Ibid. what he would do,
He sentin writingafterme, — whathewouldnot;
Bound with an oath to yield to his conditions:
D. : »Er verpflichtete mich durch einen eid, seinen bedingungen mich
zu fügen. «< Aus des Cominius erzählung geht klar hervor, dass
Coriolan nur das eine wort »rise!« zu ihm gesprochen, ihn dann
mit einem stummen wink entlassen und ihm seine bedingungen schrift-
lich nachgeschickt hat. In demselben schreiben ist gesagt worden,
Coriolan sei durch einen eid gebunden, sich selber diesen bedingungen
24
Ed. Tiessen
ZU unterwerfen, d. h. er könne schlechterdings nichts mehr für die
Römer thun.
Sc. 2. Ihavetumbledpast thethrow, and inhispraise
Have almost stamp'd the leasing.
Es ist nicht denkbar, dass Menenius das eben gebrauchte bild plötz-
hch fallen lassen sollte; ich vermuthe in leasing, ausser der be-
deutung : lüge, die vielleicht verloren gegangene : hinterwand einer
kegelbahn oder Umzäunung eines b o wling-green, an welche die
über das ziel hinausgerollte kugel angeprallt wäre.
Sc, 3. A ver y li ttle
I have yielded to.
D. begnügt sich anzumerken: >^to in der zweiten folioausg., too in
der ersten.« Weder die eine noch die andere lesart gibt einen sinn.
Aus dem folgenden ergibt sich, dass Coriolan sagen will: nur einer
Wenigkeit hätte es bedurft, um mich zum nachgeben zu bewegen;
daher will ich niemand mehr anhören. Die emendation: I had
yielded to, liegt hienach auf der band.
Ibid. out of that I'll work
Myself a former fortune.
D. ist mit der erklärung: ein glück, wie Aufidius es besass, ehe
Coriolan zu ihm kam, nicht zufrieden, sondern will lesen : ein glück,
das in der vordersten reihe steht. Diesen begriff hat former nicht.
Troilus and Cressida.
A. I. sc. I. Before the sun rose, he was harnessedlight,
Dies giebt keinen guten sinn, selbst wenn man mit D. light durch
behend, gewandt, übersetzen dürfte. Ohne zweifei ist tight zu
lesen.
Ibid. Pand. Himself? Alas,poorTroilusl Iwouldhewere.
Cress. So h e is.
Pand. Condition, Ihad gone barefoot tolndia.
D.: »Condition steht elUptisch: unter der bedingung (d, h. dass
Troilus er selbst wäre) wollte ich barfuss nach Indien gehen.« Um-
gekehrt : Wenn ich barfuss nach Indien gegangen wäre, wäre Troilus
er selbst.
Beiträge zur feststellung und erklärung des Shakspearetextes. III 2K
Ibid. Cress. Will he give you the nod?
Pand. You shall see.
Cress. If he do, the rieh shall have more.
Das heisst: wer hat, dem wird gegeben: Pandarus wackelt ohnehin
mit dem köpfe. D. erklärt irrthümlich: »Wenn er Euch weiter nichts
gibt, als ein kopfnicken, so besitzen die reichen mehr als Ihr.«
Sc. 3. Sith every action that has gone before,
Whereof we have record, trial did draw
Bias and thwart.
Hinter draw fehlt ein komma.
Ibid. As venerable Nestor, hatch'd in silver,
D. hat wahrscheinlich das wort arms, wappen, bei einem englischen
commentator missverstanden; er erklärt, to hatch bedeute: etwas
auf Waffen einlegen , eingraben. Nestors greises haar umgibt das
antlitz wie ein silbernes wappenfeld.
Ibid. When that the general is not like the hive.
Die deutung, dass unter the general nicht das volk, sondern der
feldherr verstanden sei, ist nicht, wie D. meint, die plausiblere, son-
dern die einzig mögliche. Die ganze rede des Ulysses soll die noth-
wendigkeit der centralisation des befehls nachweisen.
Ibid. Insisture,
Dieses wort, dessen erklärung D. Schwierigkeiten macht und das er
als druckfehler für in fixture anzusehen geneigt ist, hat vermuthlich
dieselbe bedeutung, wie consistency. Die lesart in fixture
würde den sinn des ganzen satzes hoffnungslos verderben.
Ibid. Peaceful commerce from dividable shores,
D. : »Wenn commerce und dividable ihre gewöhnliche betonung
behalten sollen, so ist vor peaceful ein wort wie or oder and zu
setzen.« Dann erhielte freilich commerce die gewöhnliche betonung,
aber es entstände eine neue Schwierigkeit, indem dividable in sehr
ungewöhnlicher weise dreisilbig gelesen werden müsste.
Ibid. Such to-be-pitied and o'er-wrested seeming
Da o'er-wrested einen durchaus angemessenen sinn gibt, ent-
behrt D.s. conjectur, Sh. möge o'er-jested geschrieben haben,
des anhalts.
Ibid. And with a palsy, fumbling on his gorget,
Palsy ist adjectivisch , fumbling subjectivisch gebraucht, ersteres
mit der bedeutung paralytisch; das komma hinter palsy muss daher
fortfallen.
20 Ed. Tiessen
Ibid. The purp ose is perspicuous even as substance,
Whose grossness little characters sum iip:
D. : »Der zweck ist so sichtbar, wie ein körperhches wesen, dessen
ganzes aus einzelnen kleinen zahlen besteht, dessen totalität sich in
einzelnheiten berechnen oder wahrnehmen lässt.« Perspicuous
heisst aber: durchsichtig; a substance whose grossness little
characters sum upist eine Substanz, deren dicke mit einer kleinen
zahl auszudrücken ist, also eine dünne und deshalb durchsichtige
Substanz. Sollte D. mit dieser auffallenden erklärung einem eng-
lischen commentator gefolgt sein?
A. III. sc. I. love'sinvisiblesoul
Die conjectur: visible soul ist so unzweifelhaft, dass danach der
text hätte berichtigt werden müssen.
Ibid. Come, your disposer is sick.
Dass Pandarus den von Paris gebrauchten ausdruck disposer wie-
derhole, weil er ihn nicht verstehe, ist nicht glaublich ; offenbar legt
er nur einen andern sinn hinein. Der satz hat offenbar den sinn :
ihr seid auf dem holzwege; möglich, dass disposer so viel wie
dispositor, regierender planet, bedeutet. Man denke an die stelle :
the moist star,upon whose influence Neptune'sempire
Stands, was sick almost to doomsday with eclipse.
Sc. 2. When that the watery palate tastes indeed
Love's thri ce-reputed nectar?
Dass die lesart der Qs., thrice-repured, kein druckfehler, son-
dern weit besser ist, als thri ce-reputed, unterliegt schwerlich
einem zweifei. D. erklärt the watery palate als den durstigen
gaumen, der wie der wasserziehende mond den nectar der liebe be-
gierig einsauge. Die erklärung liegt weit näher; watery palate
heisst: wässernder gaumen. Der mund wässert dem Troilus nach
jenem nectar.
Ibid. As true as steel, as plantage to the moon,
Plantage, nach D. pflanzung, heisst plantago, wegerich. Ver-
muthlich gehört dieser, wie unter andern die mondraute, botry-
c h i u m , zu den pflanzen , auf welche dem monde ein einfluss zu-
geschrieben wurde.
Sc, 3. I do not strain at the position,
D. : »Ulysses urgirt nicht so sehr den satz,« — »to strain at ist
eigentlich = an etwas drücken.« Es steht hier in demselben sinn,
Beiträge zur feststellung und erklärung des Shakspearetextes. III 27
wie in to strain at gnats and swallow cameis, mucken
seihen und kameele verschlucken, also = an etwas anstoss nehmen.
A. III. sc. 3. Howsomemencreepinskittishfortune's
hall,
Whiles o thers play the idiots i n hereyes.
D. : »Während andere sich lächerlich machen, indem sie sich eifrig
um Fortunas gunst bemühen.« Gerade das gegentheil ist gemeint:
die glücksgöttin hat ihre äugen auf sie geworfen, aber sie sind zu
blöde, es zu bemerken. Wie passte die stelle sonst auf Achill
und Ajax?
Sc. 4. w h e n I a m h e n c e ,
ril ans wer to my lust;
D. : »Wenn ich fort bin , will ich antworten nach meinem belieben ,
will ich auf dein begehren thun, was mir beliebt.« To my lust ist
aber dativ; Diomed will nicht dem Troilus antworten, sondern seiner
eignen lust, d. h. seine lust büssen.
Sc. 5. Blow, villain, tili thy sphered bias cheek
Outswell the colic of puff'd Aquilon.
Ohne zweifei ist sphered-biass ' d zu lesen.
Ibid. And wide unclasp the tables of their thoughts
To every tickling reader.
D. übersetzt: »Jedem leser, den es kitzelt.« Es heisst aber: Jedem
leser, der sie kitzelt, — also entweder these encounterers oder
the tables of their thoughts. Wenn ich nicht irre, gibt es in
England einen Volksglauben , dass die seekrabbe die muscheln am
gelenk kitzelt und dadurch nöthigt, sich zu öffnen.
Ibid. What shall be done
To him that victory commands?
D. : »Demjenigen, den der sieg zum sieger bestimmt.« Umgekehrt:
that ist subject, victory object: demjenigen, der dem siege ge-
bietet.
Ibid. So be it; either to the uttermost,
Or eise a breath.
Die anmerkung, in der D. auf an after-dinners breath in a. II.
sc. 3 verweist, scheint nicht zutreffend. Ajax und Hcctor sollen sich
nicht eine motion machen, wie man sie sich nach tische macht, son-
dern so lange kämj)fen, bis sie einhalten müssen, um athem zu
schöpfen.
28 Ed. Tiessen
Ibid. For Hector, in his Ijlaze ofwrath, subscribes
To tender objects;
In dem als belegstelle aus K. Lear citirten : All cruels eise sub-
scrib'd, ist to subscribe wahrscheinlich transitiv gebraucht.
Ibid. any drop thou borrow'dst from th}' mother,
My sacred aunt,
Sacred heisst hier schwerlich: verklärt, selig; vielmehr: mir heilig,
unverletzlich.
Ibid. I shall forestal thee, lord Ulysses, thou!
Das thou! ist mit der anrede lord Ulysses in keinen Zusammen-
hang zu bringen ; es wäre nur an der stelle nach einem schimpf-
oder Spottnamen , und auch dann nur , wenn diesem namen ein an-
deres thou voranginge. Die von D. verworfene lesart though ist
daher unbedenklich aufzunehmen.
A. V. sc. 2. May worthy Troilus be half attach'd
With that which here his passion doth
express?
To be attached übersetzt D.: ergriffen sein oder empfinden, muss
also may hier durch kann übersetzen. Es heisst aber: darf, und to
attach hat hier denselben sinn, wie anderswo in I attach your
Word: Darf Troilus auch nur halb beim worte genommen werden
für das, was seine leidenschaft spricht?
Sc. 3. For we would give as much to violent thefts,
So versucht D. die verdorbene stelle der Fol.: For we would
count give much to as violent thefts, wieder herzustellen;
gleichzeitig bezeichnet er im text eine vorhergegangene zeile als aus-
gefallen und ergänzt deren inhalt in der anmerkung recht gewaltsam.
Das wunderbarste ist, dass ihm Tyrwhitts richtige lesart: For we
would give much, to use violent thefts, bekannt war. For
steht für be cause.
Ibid. Their eyes o'ergalled with recourse oftears;
Recourse of tears, von D. mit thränenstrom übersetzt, hat ver-
muthlich die doppelte bedeutung: wiederholter thränenerguss und
thränenreiche bitte.
Sc. II. Sit, gods, upon your thrones, and smile at
Troyl
Zwischen dieser lesart und der Warburtons : smite at Troy, scheint
sich die wage auf die seite der letzteren zu neigen.
Beiträge zur feststellung und erklärung des Shakspearetextes. III 20
Ibid. And thou, great-sized coward,
Womit hat Diomed verdient, dass D. diesen ausdruck auf ihn be-
zieht? Great-sized ist ein charakteristisches epitheton für Achill;
ein feigling wird dieser mit recht genannt, weil er eben den Hector
meuchlings umgebracht hat.
The Tempest.
A. I. sc. 2. VVho having, unto truth, by telling of it,
Made such a sinner ofhis memory,
To credit his own lie, —
By telling ofit kann nicht ohne bestimmte beziehung aufgefasst
werden, sondern sich nur auf his own lie beziehen.
Ibid. out o'the Substitution,
And executing the outward face of royalty,
With all prerogative:
Dies gehört nicht zu dem vorhergehenden : he did believe he
was indeed the duke, sondern zu dem folgenden: he nee his
ambition growing.
Ibid. On their sustaining garments not a blemish,
Sustaining garments können nur die kleider sein, welche die
schiffbrüchigen über wasser hielten. Die von D. als die wahrschein-
lichere bezeichnete erklärung: die kleider, welche ohne schaden das
meerwasser über sich ergehen Hessen, gibt für die ganze zeile fol-
gende Übersetzung: auf ihren kleidern, welche das seewasser ohne
schaden über sich ergehen Hessen , hatte dasselbe keinen flecken zu-
rückgelassen.
Ibid. And are upon the Medi ter ranean flöte,
B o u n d s a d 1 y h o m e f o r N a p 1 e s ,
Flöte übersetzt D. durch fleet; es bedeutet afloat; sie sind auf
dem mittelmeer unterwegs.
Ibid. urchins
Shall forth, at vast of night, t hat the y may work
All exercise on thee:
In der Fol. heisst es in dieser stelle: Shall for that vast of
night that they may work, all exercise on thee: die tiefe
30
Ed. Tiessen
nacht wird als die zeit bezeichnet, in der es den kobolden erlaubt
ist, ihr wesen zu treiben. Die von ü. als evidente textverbesserung
adoptirte lesart ist eine erhebliche Verschlechterung.
Ibid. He does hear me,
And that he does I weep: myselfam Naples;
D. : »Da er todt und ein geist ist, so kann er mich hören, und dass
er das kann, das beweine ich.« Die richtige erklärung ist viel ein-
facher: der könig von Neapel hört mich, denn ich bin es selbst.
Ibid. I fear, you have done yourselfsome wrong:
D. : »Ferdinand hat sich selbst zu nahe gethan, indem er sich für
verwaist und demnach für den könig von Neapel hält und erklärt. '<
Prospero stellt sich indess, als halte er Ferdinand weder für einen
könig, noch für den söhn eines königs, und spricht dies gleich dar-
auf noch rücksichtsloser aus.
Ibid. Make not too rash a trial of him, for
He's gentle, and not fearful.
Das für das verständniss der stelle massgebende wort rash un-
beachtet lassend, erklärt D. fearful durch schrecklich und gentle
durch sanft, nennt folglich SmoUets richtige erklärung: he is of a
lofty spirit and not to be intimidated, »zu gesucht«.
A. IL sc. I. He could not miss it.
D. : »Er konnte in seiner Schilderung der insel nicht fehlgehen.« —
Adrian schildert die insel als uninh abitable and almost inacc es-
sible und stockt dann; Sebastian hilft ihm spottend ein: yet; nun
sagt Adrian wirklich yet, und Antonio: er konnte das jedennoch
nicht verfehlen.
A. III. sc. I. But these sweet thoughts do even refresh
m y 1 a b o u r s , •'•»
Most busiest when I do it.
Most busie lest der Fol. ist ohne sinn, most busiest hier
aber geradewegs widersinnig. Das richtige most busiless liegt ja
so nahe.
Sc. 3. Praise in departing.
D. erklärt, »lobe nicht zu früh,« hält also praise für das verbum,
während es das hauptwort ist. Prospero will sagen , Alonso lobe,
wie man Schauspieler beim abgange, oder vielleicht wie man ster-
bende lobt.
A. V. sc. I. That now lie füll and muddy.
Füll, irrthümlich für f o u 1.
^Beiträge zur feststellung und erklärung des Shakspearetextes. III -7 1
The Winter's Tale.
Zu den gründen , welche dafür sprechen , dass der entwurf zu
diesem stück noch unter Elisabeth entstanden und dass es zu einer
apologie Anna Boleyns bestimmt gewesen ist, kann ich vielleicht
einen hinzufügen. A. I. sc. 2 des wintermärchens heisst es :
Still virginalling
Upon his palm? —
Dies seltene wort virginalling gewinnt nun eben dadurch an
Interesse, dass das Stammwort virginals in den acten des processes
gegen Anna Boleyn vorkommt. — Mark Smeton, der am hofe Hein-
richs als musiker in gunst gestanden, war einer von denen, die des
ehebruchs mit der königin beschuldigt wurden, und soll zugleich der
einzige gewesen sein, der sich schuldig bekannt und das bekenntniss
auf dem schaffot wiederholt hat. In einem briefe des gefangen-
wärters der königin an Cromwell heisst es, zu den ihr beigegebenen
frauen habe sie geäussert, Smeton sei niemals in ihrem zimmer ge-
wesen, ausser in Winchester, und dort habe sie nach ihm geschickt,
to play on the virginals. (Froude, Hist. of Engl.) —
A. I. sc. 2. but were they fal se
As o'erdyed blacks,
D. : »O'erdyed blacks scheint nach einer Sh.' sehen ideenassocia-
tion die nur äusserlich aufgetragene, übertünchte trauer zu bedeuten.
Andere erklären = trauerzeug, dessen ursprüngliche schwarze färbe
durch eine andere aufgetragene hindurchscheint. Mit einer deutung
Hanmers : blacks dyed too mach, and therefore rotten,
stimmt eine conjectur Stauntons überein: oft -dyed blacks, was
auch in Websters Duchess of Malfi vorkommt.« Schade um
diesen aufwand von Scharfsinn: blacks sind schwarze und o'er-
dyed blacks eben weiss angemalte schwarze.
Ibid. whom I from meaner form
Have bench'd, and rear'd to worship.
Wenn, wie D. meint, bench'd mit rear'd to worship zu ver-
binden wäre, müsste das komma fortfallen. Ben che d heisst indess
raised to the bench, auf die richterbank erhoben; man kann
daher nicht construiren benched to worship.
Ibid. I am appointed him to murder you.
Ich bin als derjenige ausersehen, der Euch ermorden soll. Die von
D. für möglich gehaltene erklärung : ich bin ihm ausersehen oder be-
2 2 ^tl. Tiessen
Stimmt, Euch zu morden, ist ganz unzulässig; eher noch könnte man
vielleicht mit riicksicht auf die frage: By whom, Camillo? ver-
muthen : I am a p p o i n t b y h i m.
Ibid. by a man which ever
Profess'd to him ,
Die erklärung: »der sich immer zu ihm bekannte, -■< ist nicht genau;
der sinn ist : der sich immer gegen ihn für seinen Freund ausgab.
A. II, sc. I. this business
Will raise us all.
To laughter, as I take it.
To raise to laughter erklärt D. : »dem gelächter preisgeben.«
Es heisst : zum lachen erregen.
Sc. 2. norguiltyof,
If any be, the trespass of the queen.
D. ; »If any be bezieht sich auf das folgende trespass: wenn
die königin wirklich gefehlt hat.'-< Er construirt also: if there be
any trespass. Die richtige construction ist: if any one be
guilty of the trespass of the queen, wenn überhaupt irgend
jemand des der königin zur last gelegten vergebens schuldig wäre.
Sc. 3. for the harlot king
Is quite beyond mine arm, out of the blank
And level of my brain, plot-proof;
D. : »Brain == das gehirn, das plane zum verderben des Polixenes
ersinnt , wird näher bestimmt durch plot-proof = gegen solche
anschlage gesichert.« Unverständlich. Plot-proof bezieht sich auf
Polixenes, nicht auf das gehirn des Leontes.
Ibid. Who's there?
Who's there wird wie w h o w a i t s ? gebraucht, um einen diener
herbeizurufen. In der that antwortet dem Leontes ein diener: My
lord, — während D.s erklärung gemäss, wonach der könig nun
erst die im hintergrunde wartenden hofleute gewahr würde, einer von
diesen antworten müsste.
Ibid. your physician,
Your most obedient counsellor, yet that dares
Less appear so in comforting your evils,
Than such as most seem yours.
Das appear so, welches D. auf your physician und your
counsellor bezieht, bezieht sich nur auf das most obedient in
Beiträge zur feststellung und erklärung des Shakspearetextes. ITI ^^
your most obedient counsellor; Pauline wagt, weniger gehor-
sam zu scheinen, als des königs anscheinend ergebenste diener.
Ibid. A mankind witch!
Eine hexe aus menschhchem geschlecht, im gegensatz zu den hexen,
die nicht von der erde und doch auf ihr sind; keineswegs, wie D.
erklärt, ein mannweib.
A. III. sc. 3. A savage clamour! —
Well mayl getaboard! — This is thechase;
I am gone for ever.
D. fasst a savage clamour als den lärm der jagd, und this is
the chase als das gejagte thier. A savage clamour bezieht
sich nur auf das gebrumm des baren; this is the chase aller-
dings auf eine jagd, nur dass dabei der bär den Jäger und der mensch
Antigonus das wild vorstellt. Davon weiss der alte schäfer nichts,
der, wie aus seiner folgenden rede hervorgeht , in der that jagdlärm
im gewöhnlichen sinne zu hören geglaubt hat.
A. IV. sc. 3. He teils her something
That makes her blood look out.
Hierzu nur eine reminiscenz. Colliers alter corrector liest : that
wakes her blood, — look on't. Lothar Bucher pries in einem
seiner briefe an die Nationalzeitung diese vermeintliche Wiederher-
stellung des grundtextes, die auch D. in seiner schrift über den alten
corrector gelten Hess, während er sie jetzt, mit recht, unerwähnt lässt.
Ibid. necklace-amber,
Perfume for a lady's Chamber;
Dass per fume, wie D. für wahrscheinlich hält, apposition zu neck-
lace-amber sein sollte, ist deshalb nicht möglich, weil bernstein
nur dann als wohlgeruch dienen kann, wenn er verbrannt wird. Mit
bernsteinkorallen pflegt man nicht zu räuchern.
Ibid. Clamour your tongues, and not a word more.
Clamor your tongues sagt der clown für c h a r m your
tongues.
Ibid. Five justices' hands at it,
J u s t i c e s , von D. unbestimmt mit gerichtspersonen übersetzt , sind
friedensrichter.
Ibid. ma r ry her;
And(with my best ende avours in your ab sence)
Your discontenting fathcr strive to qualify,
Kölbing, Englische Studien. U\. 1. 3
34
Ed. Tiessen
D. glaubt, Sh. habe den faden der construction verloren und zu
strive to qualify Camillo als subject gedacht. Die construction
ist: and where you, with the help of my endeavours in
yourabsence, may strive to qualifyyour father.
Ibid. If I thought it were a piece of honesty to
acquaint the king withal, Iwould not do't:
D.: »Wenn ich glauben könnte, es sei ein redliches stück vom prin-
zen, das ich seinem vater verrathen könnte, so würde ich es nicht
thun.« — Der prinz ist im begriff, sich heimhch davon zu machen,
und Antolycus sagt : Wenn ich glaubte , es würde redlich gehandelt
sein, den könig damit bekannt zu machen, würde ich es nicht thun.
Ibid. hath not my gait in it the measure of the court?
I n i t kann sich nur auf m y gait beziehen, heisst also in i t s e 1 f.
Ibid. and on this stage
(Where we offen d er s now) appear, soul-vex'd,
And begin, why to me?
Für diese vermeintliche Verbesserung der fol. , welche letztere die
parenthese erst nach appear schliesst, ist D, um so mehr zu tadeln,
da ihm Steevens' Wiederherstellung bekannt war:
(Where we offenders now appear,) soul-vex'd,
Begin: »And why to me?«
Cymbeline.
A. I. sc. I. I never do him wrong,
But he does buy my injuries to be friends.
D. übersetzt to be friends: »als ob es wohlthaten oder freunde
wären«, und bezweifelt Malones ganz natürliche erklärung, der könig
kaufe die kränkungen, welche die königin ihm zufügt, ihr zu theurem
preise ab , damit sie nur wieder gut mit ihm sei. Es könnte sich
nur etwa fragen, ob to be friends auf my injuries zu beziehen
sei, so dass nicht die königin, sondern die kränkungen, die sie ihm
zufügt, versöhnt werden würden.
Ibid. And sear up my embracements from a next
With bonds of deathl
Beiträge zur feststellung und erkläning des Shakspearetextes. III ^ c
Warum hier nicht Singers selbstverständliche emendation seal up
in den text aufgenommen worden, ist schwer zu fassen.
Ibid. I'll place it
Upon this fairest prisoner.
Fairest prisoner ist Imogens arm, nicht sie selbst.
Ibid. Fiel — you must give way.
Fie bezieht sich nicht auf die Verwünschungen des königs, sondern
ist wie das folgende gegen Imogens hartnäckigkeit gerichtet.
Sc. 4. As he could make me with this eye or ear
Distinguish him from others.
In der Fol. steht his eye or ear; dies bedurfte keiner Verbesserung.
Der sinn ist : so lange er sehen oder hören konnte, dass ich ihn von
andern unterschied.
Sc. 5. we had very many there could behold the sun
with as firm eyes as he.
D. : »Der zuversichtlich genug war, um selbst den hellen bUck der
sonne auszuhalten.« Die redensart ist eine sprüchwörtliche und der
französische edelmann will damit nur sagen, dass viele seiner lands-
leute es mit Posthumus in den diesem nachgerühmten eigenschaften
aufnehmen konnten.
Ibid. rather shunned to go ev6n with what I heard,
than in my every action to be guided
by others' experiences:
D. : sPosthumus, als junger mann auf reisen, vermied eher sich nach
dem zu richten, was er von andern hörte, als dass er sich in jedem
thun durch die erfahrungen anderer hätte leiten lassen. « Gerade das
gegentheil ist gemeint : Posthumus scheute sich vielmehr, auch nur so
weit zu gehen, wie er hörte, dass er gehen dürfe, als sich in jeder
seiner handlungen durch anderer erfahrungen leiten zu lassen. Sonst,
will er sagen, hätte er sich nicht so leicht darein gefügt, den fran-
zösischen edelmann einen streit beilegen zu lassen, der seinem ge-
reiften urtheil jetzt keineswegs als ein geringfügiger erscheint.
Ibid. though I profess myself her adorer, not her
friend.
D.: »Wenn er auch in folge solcher erklärung eher für ihren anbeter,
als für ihren liebhaber gelten sollte.« Nein: obwol er, d. h. un-
geachtet solcher erklärung, sich als ihren anbeter, nicht als ihren
geliebten bekennt.
3*
36
Ed. Tiessen
Ibid. You are a friend, and therein the wiser.
You are afraid, wie Warburton liest, ist klärlich das richtige.
Sc. 6. And shall do.
Dies antwortet Pisanio auf die worte der königin: Think on my
words; es heisst natürlich: I shall think on them. D.s er-
klärung lautet: >:• Pisanio wird nicht nur daran denken, sondern auch
handeln (do).''<
Sc. 7. but yet heaven's bounty towards him might
Be us'd more thankfully. In himself, 'tis much;
In you, — which I accounthisbeyondall talents, —
Whilst I am bound to wonder, I am bound
To pity too.
Ihm hat der himmel an eigenen talenten viel verliehen ; in euch, in
der ich sein über alle talente schätzbarstes besitzthum sehe, muss
ich die ihm vom himmel erwiesene wohlthat nicht nur anstaunen,
sondern auch bedauern. Dies scheint dem sinn der schwierigen stelle
besser zu entsprechen, als einerseits D.s erklärung und andererseits
Stauntons Veränderung der interpunction, bei der die letzten beiden
Zeilen in der luft schweben.
Ibid. then by-peeping in an eye
Einzig möglich ist 1 i e p e e p i n g.
Ibid. with diseas'd ventures
Nicht, wie D. erklärt, sie selbst setzen sich aufs spiel, sondern wer
sich mit ihnen einlässt.
Ibid. The credit, that thy lady has of thee,
Deserves thy trust;
D. erklärt, der gute glaube, den Imogen in betreff ihres gatten hege,
verdiene das zutrauen, das er ihr schenke. Dann wären die folgen-
den worte: and thy most perfect goodness her assur'd
credit, ohne genügenden gegensatz; the credit thy lady has
of thee heisst aber auch wörthch : der credit in dem sie bei
dir steht.
Ibid. andshallmakeyourlord
That which he is, new o^er:
Nicht : ich werde euren gemahl wieder für das erklären, sondern :
noch einmal so sehr zu dem machen, was er ist; seil, indem ich
ihm unsere Unterhaltung berichte.
Beiträge zur feststellung und erklärung des Shakspearetextes. III -j-j
A. IL SC. 3. thou wert dignified enough,
Even to the point ofenvy, if't were made
Comparative foryourvirtues, tobestyled
Nach D. bezieht sich it auf to be styled; es bezieht sich auf the
point of envy: würden eure beiderseitigen tugenden nach dem
massstabe gemessen, mit dem der schärfste neid misst, so erwiese
man dir ehre genug, hiesse man dich etc.
A. III. sc. 2. I see before me. man; — norhere, nor here,
Nor what ensues, but have a fog in them,
That I cannot look through.
Die interpunction und D's derselben entsprechende erklärung der
ersten zeile ist keinenfalls richtig ; ausserdem muss sie der Intention
des dichters gemäss unzweifelhaft lauten :
I see before my eyes nor here, nor here,
wenn auch Sh. selbst geschrieben haben sollte: before me, man.
Sc. 4. Yourmeans abroad,
You have me, rieh;
Ihr habt mich, der ich reich bin, ist der klare sinn; D. will zu rieh
suppliren means.
Sc. 5. This paper is the history ofmy knowledge
D. spricht, mit beziehung auf Pisanio's aussage a. V. sc. 5., von
einem angeblichen briefe des Posthumus. Der brief, von dem dort
die rede ist, a feigned letter, ist ein wirklich von Posthumus an
Imogen geschriebener brief, der erdichtete thatsachen meldet und den
Pisanio ihr in der zweiten scene des dritten acts überreicht und von
ihr zurückempfängt.
Ibid. true to thee,
Were to be false, which I will never be
To him that is most true.
Der sinn wird durch ein komma am schluss der zweiten zeile wesent-
lich verbessert.
A. IV. sc. I. alike conversant in general Services, and
more remarkable in single oppositions:
Cloten sagt, er sei ebenso vertraut wie Posthumus mit dem öffent-
lichen dienst im allgemeinen, und hervorragender, wenn man seine
einzelnen befähigungen denen des Posthumus gegenüberstelle. D. ver-
steht unter general Services kriegsdienst in reih und güed, und
unter single oppositions Zweikampf, wo der einzelne mit dem
einzelnen kämpft.
38
Ed. Tiessen
Sc. 2. Co ward s father cowards, and base things sire base:
D. hält to father und to sire für synonym, und übersetzt letzteres
durch: zum vater haben, als vater anerkennen. To father heisst
aber jedenfalls: vater von einem sein.
A. V. sc. I. yousomepermit
Tosecond illswith ills, each eider worse,
And make them dread it, to the doers' thrift.
Um Theobalds naheliegende emendation dreaded für dread it
nicht annehmen zu dürfen, schliesst D. sich der abenteuerlichen er-
klärung M. Masons an, der them auf some bezieht und thrift
durch Seelenheil erläutert. Dreaded für dread it gelesen, heisst
die stelle : andern erlaubt ihr, übel auf übel zu häufen, eins schlimmer
als das andere, und macht diese übel, zum nutzen der thäter, ge-
fürchtet.
Sc. 3. the enemy full-hearted,
Lolling the tongue with slaughtring,
D. : »Der feind streckte gleichsam wie ein raubthier die zunge aus,
um das blut des gemetzeis zu schlürfen.« Nein, es hing ihm wie
einem ermüdeten hunde die zunge aus dem halse ; er war erschöpft
vom schlachten.
Ibid. who deserv'd
So long a breeding,
D. : »Er verdiente wohl eine so lange erhaltung des lebens.« Er-
haltung des lebens? Die stelle bezieht sich auf an ancientsoldier,
und so long a breeding heisst: eine so lange Übung im kriegs-
handwerk.
Ibid. Or we are Romans,
D. h. sonst sind wir für euch Römer; doch nicht mit dem von D.
angegebenen sinn, dass sich Belarius mit seinen söhnen zu den
Römern schlagen wolle.
Ibid. For, being now a favourer to the Briton,
Stauntons erklärung, being a favourer beziehe sich auf das un-
mittelbar vorhergehende h i m , sc. d e a t h , ist zweifellos richtig.
Sc. 5. Your daughter, whom she bore in hand to love
With such integrity,
D.: »D. h. sie Hess die Imogen fälschlich glauben, dass sie sie liebte.«
Imogen wusste, woran sie mit der königin war; diese spiegelte den
Übrigen vor, dass sie Imogen liebe.
Beiträge zur feststellung und erklärung des Shakspearetextes. III ^Q
Ibid. I see a thing
Bitter to me as death.
D. meint, dies beziehe sich auf die gefan genschaft des Posthumus.
Imogen sieht aber nur erst den Jachimo, und dessen anblick ist es,
was ihr bitter ist wie der tod, Posthumus wohnt unerkannt dem
verhör und geständniss Jachimo's bei, und tritt dann erst hervor.
Ibid. Ifthis be so, the gods do mean to strike me
To death with mortal joy.
D. : »Mortal joy = eine freude, welche tödtet.« Das ist zweifel-
haft; mit einer tödtenden freude tödten, wäre keine geschmackvolle
ausdrucksweise. Die freude selbst ist todt, wenn Imogen todt ist.
Ibid. I had a feigned letter ofmy master's
Auch hier spricht D. von einem falschen briefe des Posthumus. Der
brief, wie schon oben ausgeführt, war echt; nur sein inhalt auf
täuschung berechnet.
King Henry the Eigth.
A. I. sc. I. Whom from the flow of gall I name not,
D. versteht: ich mache ihn aus ärger nicht namhaft. Es heisst viel-
leicht eher: ich nenne ihn nicht aus ärger so, sc. top-proud.
Sc. 2. By sick interpreters (once weak ones)
Statt once ist or zu lesen.
Ibid. To every county
Where this is question'd,
D. : »Wo es bis jetzt gerichtliche Untersuchungen wegen der ver-
weigerten Steuer gab.« Vielmehr: wo die rechtsgültigkeit der steuer-
forderung bestritten wird.
Ibid. How grounded he his title to the crown
Upon cur fail?
U p o n o u r fail heisst upon our dying without issue, nicht
blos: nach unserm abieben, für den fall, dass wir nicht mehr da
wären.
Sc. 3. Short blister'd breeches,
D. : »Kurze und dabei wie blasen dickgeschwollene hosen.* Die
40
Ed. Tiessen
blase, an welche D. denkt, heisst bladder; blister ist eine blase
auf der haut und blistered heisst mit solchen blasen bedeckt, ein
bild, welches auf die mit i)uffen besetzten hauts de chausses der
zeit ganz anwendbar ist.
Ibid. An honest country lord, as I am, beaten
A longtime out ofplay, may bring his plain-song,
And have an hour of hearing; and, by'r lady,
Held current music too.
D. : »Einige hgg. ändern willkürlich das held, zu dem I supplirt
wird, in hold um.« Dass held nicht in hold umgeändert werden
darf, ist richtig; aber wie soll zu held I supplirt werden? Der sinn
ist: his plain-song is held to be current music.
Sc. 4. Here's to your lordship; and pledge it, Madam,
For 'tis to such a thing, —
Für lordship, welches in den vers nicht passt und sich auf den
cardinal beziehen müsste, ist jedenfalls ladyship zu lesen. Lord
Sands gehorcht der aufforderung des cardinals: cheer your neigh-
bours, indem er seiner nachbarin zutrinkt. Er fordert sie auf, ihm
bescheid zu thun, und das to such a thing, mit der antwort der
dame : you cannot show me, lässt vollends keinen zweifei.
A. IL sc. I. I now seal it;
And with that blood will make them one
day groan for't.
D. bemerkt: »Mit dem blute, mit welchem ich meine treue und
Wahrheit besiegele,« construirt also: I will with that blood make
them groan for it. Die richtige construction ist: with that
blood which will make them groan for it. Statt des Semi-
kolons hinter seal it muss folglich ein komma stehen.
Sc. 2. Rome, the nurse ofjudgment,
D. : »Rom, von dem jedes endurtheil ausströmt.« Danach wäre bei
j u d g m e n t an die milch aus der ammenbrust zu denken. J u d g -
ment ist indess als das forensische urtheilsvermögen und Rom als
dessen ernährerin aufzufassen.
Sc. 3. Yet, ifthat quarrel, fortune, do divorce
It from the bearer,
That quarrel, Fortune, hält D. für die zänkische Fortuna. Es
bedeutet: jener scheidungsgrund, die laune des glucks.
Beiträge zur feststellung uud erklärung des Shakspearetextes. III 41
Se. 4. Where power s are your retainers, and your
w o r d s ,
Domestics to you, serve your will, as't please
Yourself pronounce their office.
Dabei kommt heraus: your words, being domestics to you,
serve your will. D. hätte also besser gethan, Tyrwhitt's lesart
w a r d s aufzunehmen : Where powers are your retainers,
your wards, your domestics, and serve your will.
A. III. sc. I. Take heed, forheaven's sake, take heed,
lest at once
The bürden of my sorrows fall upon ye.
A t once, sofort , kann nicht gemeint sein ; once stellt vers und
sinn her.
Sc. 2. Within these forty hours Surrey durst better
Have burnt that tongue than said so.
D.: »In wenigen tagen würde Surrey alles darum geben, mich nicht
beleidigt zu haben, weil ihn die räche dafür treffen wird.« Diese
auslegung entspricht weder dem Wortlaut noch dem thatsächlichen
zusammenhange. Wenn von der zukunft die rede sein sollte, könnte
es nicht heissen within these forty hours; damit sind die eben
vergangenen vierzig stunden gemeint. Ferner : der cardinal weiss,
dass er hoffnungslos in Ungnade gefallen ist, kann also nur von der
Vergangenheit sprechen. Noch vor kaum vierzig stunden hätte Surrey
eher seine zunge verbrannt als Wolsey einen verräther geheissen.
A. IV. sc. I. Ne ver greater ,
Nor, I'll assure you, better taken, Sir.
Better taken, von D. mit: besser eingerichtet, erklärt, heisst besser
aufgenommen, willkommen geheissen.
A.V. sc. 2. Men'sprayersthenwouldseekyou, not their fears.
D. : »Zu fears ist dem sinne nach ein anderes verbum als seek,
das nur zu prayers recht passt, hinzuzudenken.« Warum? Man
würde Euch dann aus liebe, nicht aus furcht, den hof machen.
Ibid. To me you cannot reach, You play the spaniel,
Die D. bekannte emendation: To me, you cannot reach, you
play the spaniel, musste in den text aufgenommen werden.
Ibid. Now let me see the proudest
He that da res most, but wag bis finger at thee:
A2 Ed. Tiessen, Beiträge zur feststellung und erklärung des Shakspearelextes. III
The proudest he, that dares most, ist undenkbar. Man
muss lesen : let me see the proudest, he that dares
most, etc.
Pericles.
A. I. sc. I. testy wrath
Could never be her mild companion.
Dass, wie D. vermuthet, her mild companion so viel heissen
solle wie companion ofher mildness, darf man selbst bei dem
unbekannten dichter, dessen werk Pericles grösstentheils ist, nicht
vorau.«;setzen. Mild ist einfach ein druckfehler, entweder für wild
oder für vild.
Sc. 2. That time ofboth this truth shall ne'er convince,
To convince, von D. durch bezwingen erklärt, heisst in bezug auf
truth: der falschheit überweisen.
A. HI. sc. I. Quiet and gentle thy conditions!
Conditions sind ebenso hier wie in der von D. citirten stelle aus
Timon nicht lebensverhältnisse, sondern naturanlagen.
A. IV. sc. 6. O, Sirl I can be modest. —
That dignifies the renown of a bawd, no
less than it gives a good report to a
number to be chaste.
Die naheliegende emendation whore für number scheint keinem
der herausgeber eingefallen zu sein. D. findet an dem sinnlosen
number gar nichts auszusetzen.
Stettin.
Ed. Tiessen.
F. Bobertag, Zu Popes Essay on criticism. a^
ZU POPES ESSAY ON CRITICISM.
Bereits im ersten bände der Engl. Studien s. 529 habe ich ge-
legenheit genommen, auf die treffliche, aber, wie es scheint, noch
nicht vollendete ausgäbe der Popeschen werke und briefe von
Whitwell Elwin aufmerksam zu machen. Nicht allein, weil mir die
ausgäbe, welche ich damals nur aus der Quarterly Review kannte,
jetzt selbst vorliegt, mag mir gestattet sein, noch einmal mit wenigen
Worten darauf zurückzukommen, sondern auch, weil die nachstehende
abhandlung die bestätigung dessen, was ich damals behauptete, liefert,
nämlich, dass »mr. Elwin's Pope« für alle ferneren eingehenden Pope-
studien unentbehrlich sein dürfte. . Denn ich verdanke derselben
eine anzahl notizen und hinweise, welche andere ausgaben nicht
hätten liefern können, oder die wenigstens nur mit hülfe eines ausser-
halb Englands kaum zu erreichenden materials und mit grosser mühe
wären zu finden gewesen. Abgesehen hiervon bieten Popes werke
in dieser kostbaren ausstattung ebenso wie noch eine ganze reihe
von bedeutenden dichtem, für deren 'würdige äussere erscheinun^
wir England fortdauernd die freigebigsten opfer bringen sehen , uns
Deutschen anlass zur bewunderung und nachahmung, und ohne
zweifei interessant ist es auch , wie deutlich sich in Elwin's Pope
zeigt, dass in England zwischen dem gelehrten und dem gebildeten
publicum nicht der scharfe unterschied wie bei uns besteht. Es ist
nicht blos, dass in England in den gebildeten, bücher lesenden und
kaufenden schichten der gesellschaft mehr geld und mehr guter
wille, es für bücher auszugeben, vorhanden ist als in Deutschland,
und man infolge dessen dort ein buch , welches die ansprüche des
gebildeten und des gelehrten zugleich befriedigt, und noch dazu in
sehr splendidem druck und papier, auf den markt bringen kann,
während man hier mit zwei ausgaben, einer für den fachmann und
einer für das grössere publicum , beide aber möglichst billig , der
nachfrage entgegen zu kommen würde versucht haben. Es ist auch
eine nicht zu verkennende thatsache, dass in England die ansprüche
des gelehrten überhaupt denen des gebildeten näher stehen , sie sind
allgemeinerer art, aber weniger streng in gewissen einzelnen gebieten,
sie gehen von ästhetischem, culturhistorischem, moralischem interesse
44 ^- B'Jbertag
ebenso aus wie von philologischem und literarhistorischem, das philo-
logische und literarhistorische interesse macht sich bei weitem nicht
so einseitig als bei uns , aber auch lange nicht so energisch geltend
und sucht sich seine befriedigung mit einem geringeren aufwände
von mittein und methode. Da wir auf die literarhistorischen bezüge
von Popes Essay on criticim weiter unter einzugehen haben werden,
so sei es hier nur gestattet, durch einige beispiele anschaulich zu
machen, wie weit unsere sprachwissenschaftlichen ansprüche an be-
scheidenheit hinter denen, die die neueste Pope-ausgabe voraussetzt,
zurückstehen.
Zu V. 171
Some figures monstrous and mis-shaped appear
ist die bemerkung Wakefields angeführt iA violation of grammatical
propriety, into which many of our first and most accurate writers
have fallen. »Mishapen»') is doubtless the true participle.«
Zu v. 233—34
A perfect judge will read each work of wit
With the same spirit that its author writ:
findet sich eine note De Quinceys ^The Bible never descends to the
mean colloquial preterites of »chid« for »did chide« or »writ«
for »did writec^ , but always uses the full-dress word »chode« and
»wrote«. Pope might have been happier had he read his Bible
more, but assurely he would have improved his English.«
Zu v. 692
And the monks finished what the Goths begun
lesen wir wieder von Wakefield : Here he form^s the tenses wrong.':
Es kann nicht einen augenblick zweifelhaft sein, dass es in
Deutschland keinem Studenten der modernen philologie einfallen wird,
eine solche bemerkung, wie die drei angeführten zu machen oder,
falls sie von einem gelehrten früherer zeiten gemacht worden sind,
aufzuwärmen. Und einmal angenommen , aber nicht zugegeben,
wenigstens nicht für deutsche ^•erhältnisse , dass diese noten für die
nicht gelehrten leser nützlich oder nothwendig seien, so ist ersichtlich,
dass man sie bei uns in einer ausgäbe , die auch für gelehrte be-
stimmt ist, unbedingt bei seite lassen müsste. Doch will ich mich
i) Ob mishapen für misshapen ein druckfehler, eine schruUe Wakefields oder
auf irgend eine art zu rechtfertigen ist, vermag ich nicht zu entscheiden.
Zu Popes Essay on criticism ac
feierlich gegen den verdacht verwehrt haben, als sollten hiermit die
englischen literatoren überhaupt oder die verdienst- und pietätvollen
herausgeber Popes insbesondere lächerlich gemacht werden. Ja nicht
einmal ein Vorwurf soll ihnen damit gemacht sein, denn zu bestimmen,
was sie ihrem englischen publicum darzubieten haben, masse ich mir in
keinem punkte an, nur die Verschiedenheit ihres und unseres literari-
schen lebens soll durch die heranziehung der gewählten beispiele
aufgezeigt werden. Und gern mögen wir Deutschen anerkennen,
dass, wenigstens was die vollständige verwerthung des in den grossen
dichtem enthaltenen bildungsstoffes zum nutzen des geistigen lebens
der gesammten nation anlangt , die art , wie die Engländer so etwas
anfassen, unserem verfahren den rang abläuft.
Mit dem gesagten sind , wie mich dünkt , die gesichtspunkte
bereits zum grossen theil angedeutet , von denen aus ein ausländer
es unternehmen darf, zu den arbeiten der Engländer für die hervor-
ragendsten werke ihrer grossen dichter und Schriftsteller etwas hinzu
zufügen , sowie auch die rechtstitel , auf die ein Deutscher die hoif-
nung stützen kann , hiermit nichts werthloses , wenn auch nur be-
scheidenes^ /u liefern. Was die literarhistorische behandlung anlangt,
so dürfte die Verschiedenheit der richtung des deutschen betrachters
vielleicht vorzugsweise in einer consequenteren und weiter ausgreifen-
den nutzbarmachung der thatsache liegen, welche unser Hettner am
besten in den worten ausdrückt , mit denen er seine geschichte der
englischen literatur und zugleich die der literatur des XVIII. Jahr-
hunderts überhaupt eröffnet. »Goethe vergleicht die geschichte der
Wissenschaft mit einer grossen fuge ; die stimmen der Völker kommen
erst nach und nach zum Vorschein. Namentlich für die literatur der
letzten Jahrhunderte ist dies gleichniss äusserst bezeichnend. Die
drei grossen culturvölker , die Engländer, Franzosen und Deutschen,
setzen der reihe nach ihre stimmen ein ; das eine volk führt das thema
fort, wo es das andere abbricht ; und durch alle drei geht ein so durch-
aus in sich einiger, gemeinsamer grundton, dass nirgends ein wahrhaft
lebenskräftiger gedanke auftaucht, der nicht sofort das allgemeine
eigenthum der ganzen gebildeten weit wird.« An und für sich neues,
d. h. bisher noch ganz unbekanntes material zur erweiterung unserer
erkenntniss historischer thatsachen und persönlichkeiten herbeizu-
schaffen, wird die pflicht und der vorzug der gelehrten sein, welche
den einzelnen erscheinungen national und geographisch zunächst
stehen , und den Vorwurf, dies nicht genügend gethan zu haben,.
k9,nn man den Engländern bei keinem ihrer bedeutenden männer
4 6 F. Bobertag
machen, im gegentheil, sie gehen hierin bis ins kleinste. Eine ganz
rohe Zeichnung, welche die gesichtszüge von Popes mutter rlarstellen
soll , wird uns nifht vorenthalten , sie schmückt den ersten band
unserer ausgäbe, und wir werden auch belehrt, dass sich das original
im besitze des herrn Edward Cheney Esq. befindet. Doch liegt es hie
und da in der art, wie die Engländer für ihre grossen schriftsteiler
sorgen , dass ein ausländer material heranziehen kann , welches in
seiner beziehung zu einer bestimmten forschung neu ist, oder wenig-
stens neu behandelt werden kann oder muss. Und auch das bringt
diese art, deren resultat im wesentlichen eine vervollkommnete form der
ausgaben cum notis variorum ist, mit sich, dass manche fragen und
Streitpunkte auf einer stufe der unentschiedenheit stehen bleiben, welche
nicht in der natur der sache liegt , mag nun eine erschöpfende ent-
scheidung bei der einzelnen frage denkbar und thunlich sein oder nicht.
Wenn Johnson gesagt hat: «The Essay on Criticism is one of Popes
greatest works, and if he had written nothing eise, would have
placed him among the first critics and the first poets cet. und Lady
Mary Montegue : >J admired mr. Pope's Essay on Criticism at first
very much , because I had not then read any of the ancient critics,
and did not know that it was all stolen,« so ist das erste ein so
schiefes und oberflächliches urtheil und das zweite eine so kahle
absprecherei, dass man beides entweder ganz weglassen oder schärfer
in seiner Unrichtigkeit nachweisen könne , als in der einleitung ge-
schehen ist. Johnson lässt eine anschauung von poesie erkennen,
welche kein gebildeter des volkes, das Chaucer und Shakspeare her-
vorgebracht hat, haben darf, und ihre herrlichkeit ist einfach un-
verschämt gegen einen mann, der denn doch an geistiger Selbständig-
keit und kraft noch bedeutend über ihr steht.
Doch hierauf müssen wir zurückkommen , und es ist zeit , dass
wir zur sache selbst übergehen.
Vom Standpunkte der geschichte des geschmackes in der poesie
ist vielleicht der Lockenraub das interessanteste werk Popes, der
Essay on criticism ist seine interessanteste schrift schlechthin, ohne
Voraussetzung und gesichtspunkt , für jeden literarisch gebildeten.
Wer nur immer sinn für schlagenden ausdruck, feinen geschmack,
geistvolle einfalle, sinnreiche bemerkungen hat, dem muss es eine
freude sein , diese kleine lehrdichtung wiederholt zu lesen. Dazu
kommt für den ausländer, der entweder mit bewustsein zu seiner
Übung oder doch wenigstens theilweise unwillkürlich in seine
spräche überträgt, die deutlichkeit , mit der hier die starken seiten
Zu Popes Essay on criticisni a-j
der englischen spräche hervortreten, namentlich ihre Fähigkeit, die
grösste knappheit mit der grössten klarheit zu verbinden. Kein
wunder, dass der Essay on er. in dem engUschen Schulunterricht
eine so bedeutende rolle spielt, denn er bietet eine in eminentem
sinne bildende lectüre. Dieses urtheil über den ersten allgemeinen
eindruck wird sicher bestehen bleiben müssen , wenn auch manche
einzelheiten für sich genommen im gegensatze zu dem ganzen stehen.
Freilich wird durch das bewusstwerden des unmittelbarsten eindruckes
bei einem solchen gedichte wenig klarheit über seinen literarischen
Charakter vermittelt werden, und aus der höhe des interesses, welches
es uns einflösst, auch wenn wir es ohne jede Voraussetzung lesen, geht
nicht hervor, dass es von bestimmten gesichtspunkten aus betrachtet
weniger interessant sein wird. Schon die abstracte, rein schematische
frage , welcher gattung es angehöre , führt auf erwägungen von ver-
hältnissmässig grosser tragweite. Es ist eine didaktische dichtung,
und zwar die letzte lehrdichtung , welche in den neueren Hteraturen
eine grosse rolle gespielt hat. Es ist auch , so zu sagen , in seiner
art die letzte abrundung des von Horaz als gegenständ poetischer
behandlung aufgefassten themas, denn Horaz dichtete über die dich-
tung, später folgen ihm hierin nach, Vida, Lope, Boileau und andere
weniger bekannte, so dass das thema, wieweit es überhaupt in versen
zu behandeln sein mag, erschöpfend behandelt sein mochte. War es nun
nicht ein feiner und zeitgemässer einfall, noch eine dichtung über das
schreiben über dichtungen zu schreiben? Pope schloss auch hier ab,
er that das , was noch fehlte , was allein vernünftigerweise noch zu
der Sache geschehen konnte. Wer zuletzt zu worte kommt , hat ein
grösseres verdienst , wenn er manches neue vorbringt , als der erste
redner, wenn er lauter neues sagt, und wenn in Popes Essay nichts
neu wäre , als jener gedanke , der uns zunächst allein interessirt , so
wäre dieser gedanke der ausführung und durchführung werth, und
Pope hätte dadurch anspruch auf eine stelle im gefolge des Horaz.
Aber auch dass ein junger dichter als erstes grösseres werk eine
didaktische dichtung schafft, ist für die aufifassung , die jene zeit von
der poesie hatte, bedeutend. Zweifel an der berechtigung einer
dichtung, deren hauptzweck belehrung war, fielen damals in ganz
Europa keinem menschen ein. Wenn jemand damals in England,
Frankreich oder Deutschland Lessings bekannte ansieht über den
werth eines kleinen liedchens im vergleiche mit einem grossen lehr-
gedicht geäussert hätte, so würde man ihm eine zu niedrige auf-
fassung von der moralischen und geistigen würde der poesie vor-
48 F- Bobertag
geworfen haben , und wie philisterhaft ist nicht noch die auslegung
der schweizer kritiker von dem miscere utile dulci !
Schliesslich ist zur allgemeinen Schätzung von Popes Essay und
seiner Originalität doch auch darauf aufmerksam zu machen , dass
er, wie von den ersten versen an durch das ganze gedieht hin-
durch aufs deutlichste hervortritt, die absieht hatte, die literarischen
zustände seiner zeit , das treiben der englischen dichter, Schöngeister,
kritiker zu schildern, wie er es kannte und im guten und schlimmen
selbst erfahren hatte. Elwins ausgäbe liefert genügendes material,
namentlich durch den briefwechsel , um sich darüber ein urtheil zu
bilden , wie weit er in der Verwirklichung dieser absieht gekommen,
und man wird nicht blos anzuerkennen haben, dass er deswegen lob
verdient, weil er uns in lebhaften zügen und meist trefflichen bildern
Skizzen von charakterköpfen und typen des damaligen belletrtistischen
lebens in England liefert , sondern er hat hierin mehr geleistet , als
er beabsichtigte, indem seine eigene person und sein charakter als
mensch und Schöngeist, wie er aus dem Essay , seinen bemerkungen
dazu und den darauf bezüglichen briefen entgegentritt, in diesem
bilde eine grell beleuchtete hauptfigur und nothvyendige ergänzung
des ganzen darstellt. Was kann bezeichnender sein als der zank
zwischen Pope und Dennis, welchem jener seine grimmig glotzenden
äugen vorgerückt hatte, worauf dieser, in der Überzeugung, nunmehr
ganz gemein werden zu dürfen, antwortete, Pope könne sich glücklich
schätzen, nicht in dem von ihm so hoch gepriesenen alten Griechen-
land geboren zu sein, weil dann sein leben (seiner unglücklichen
körperbildung wegen) nicht länger gewesen sein würde als das eines
seiner gedichte, nämUch einen halben tag. Und wenn leider auch
in unseren tagen ungerechte literarische angriffe persönlich ausfällige
antworten hervorrufen, so dürfte die kleinliche art und weise doch
unmöglich geworden sein, mit der Dennis sich beklagte, dass ihm Pope
durch seinen angriff zu einer zeit ärger bereitet habe, als es ihm
ohnehin (schulden halber) schlecht ging. Hierauf hat Pope zunächst
allerdings geäussert, wenn er das gewusst hätte, so würde er seinen
satirischen ausfall unterdrückt haben, später hat er aber nicht unter-
lassen können, der öffentlichkeit mitzutheilen , welcher art das miss-
geschick seines gegners gewesen ').
i) Die den lärm verursachenden verse Pope's waren 585 — 587 des Essay:
But Appius reddens at each word you speak,
And Stares, tremendous, with a threat'ning eye,
Like some fierce tyrant in old tapestry,
vergl. Elwins Pope, vol. II, s. 12 ft".
Zu Popes Essay on criticism ^n
Zur literarhistorischen betrachtung eines dichterischen erzeug-
nisses gehört auch die aufmerksamkeit auf sein verhältniss zu der
persönlichen entwickelung des Verfassers. Auch hierbei stösst der
forscher auf thatsachen, die ihn komisch berühren müssen. Ich be-
daure, nicht den ganzen passus in der einleitung, der über die ab-
fassungszeit des Essay handelt und in welchem das material zur be-
stimmung derselben mit grosser sorgfalt zusammengetragen zu sein
scheint, hierher setzen zu können, und das nur auszugsweise mit-
theilen zu müssen, was unverkürzt viel mehr objectiven humor bieten
würde. Auf den titel der quartausgabe von 1 7 1 7 setzte Pope ;
»written in 1709«; erzählt hat er, die dichtung sei 1707 entstanden;
Warbuton, der am genauesten über Popes arbeiten unterrichtet, aber
ein sehr grosser Verehrer des dichters und ein ziemlicher querkopf
war, nennt den Essay das werk eines noch nicht zwanzigjährigen
Verfassers, was Pope nur bis mai 1708 gewesen ist. Ein andermal
hat Pope selbst gesagt, er habe den Essay 1709 geschrieben, ein
andermal, er habe ihn 1706 Walsh gezeigt, und so weiter. Die summa
ist, dass es mit der sehr frühen abfassungszeit (vor 1709) wohl eine
ähnliche bewandtniss haben wird, wie mit Heinrich Heines adliger
mutter , d. h. Popes eitelkeit wird , sich an einen nicht mehr nach-
zuweisenden umstand anklammernd, ihn bewogen haben, im gespräch
seine leistung zurück zu datiren, um die gut klingende wendung von
den noch nicht zwanzig jähren zu stützen. Wir halten uns an die
zeit der ersten ausgäbe, 17 n, und an den unbezweifelten umstand,
dass der Essay eine zeit lang ungedruckt gelegen hat. Dies genügt,
um die dichtung als ein jugendwerk zu bezeichnen, denn demnach
muss es fertig gewesen sein, ehe Pope sein dreiundzwanzigstes jähr
vollendet hatte.
Fassen wir nun den Essay on criticism als jugendwerk genauer
ins äuge , so wird sich ein doppeltes abnormes verhalten nicht ver-
kennen lassen. Vorzüge, welche sonst jugendliche dichter und ihre
werke zu haben pflegen, frische der empfindung, vorwalten einer
unerschöpflichen phantasie über die reflexion, leidenschaftlicher aus-
druck, tiefe der seelenstimmung , kurz alle die eigenthümlichkeiten,
die das innere leben des Jünglings von dem des mannes unter-
scheiden und sich in seinen Worten und handlungen ausdrücken, sind
hier nicht zu finden. Es kann nichts verschiedeneres geben als
unseren Essay und Werther, Götz, Die räuber, Cabalc und liebe, oder
auch um bei den englischen dichtem zu bleiben und das beispiel
eines wesentlich reflectirenden und subjectiven dichters heranzuziehen,
E. Kölbing, Englische Studien. III. i. 4
CQ F. Bobertag
Shelleys früheste dichtungen. Was aber die feliler betrifft, welche
von jugendlichen dichtem begangen zu werden pflegen, so finden
sich alle diejenigen, welche nicht mit den fehlenden Vorzügen des
juvenil-poetischen typus untrennbar verbunden sind. Die mangel-
hafte beherrschung der form tritt verhältnissmässig hervor, es
kommen plattheiten und härten des stils vor, die consequenz
der gedanken lässt sich zuweilen vermissen , und einige male
mangelt den urteilen und auffassungen die volle geistige durch-
dringung.
Auf der anderen seite aber setzen uns die starken seiten des
Essay erst recht in Verwunderung, wenn wir das jugendliche alter
des Verfassers in betracht ziehen. Von Johnsons urteil: »a work,
wich displays such extent of comprehension, such nicety of distinction,
such acquaintance with mankind, and such knowledge both of ancient
and modern learning, as are not often attained by the matur
est age and longest experience <^< ist das lob der menschenkenntniss,
wie sie selten von dem reifsten alter und der längsten erfahrung er-
reicht wird, mindestens nicht übertrieben. Pope zeigt auch hier,
dass er ein genie erster klasse für diese art der erkenntniss war, es
lässt sich als einzige Vervollkommnung seiner anläge in dieser rich-
tung nur noch hinzudenken, dass er ein besserer mensch hätte ge-
wesen sein können, und es ist ein tragisches geschick in der literatur,
dass sich mit einer solchen urtheilskraft für moralische qualitäten
nicht ein grösseres und wärmeres herz verband. Aber wer darf den
Stab über einen schwächlichen jungen mann brechen, der glänzende
begabung, brennenden ehrgeiz, einen der schönsten köpfe, die es je
gegeben hat, und einen buckel besass, wenn in einer kleinlichen zeit
und in mehrfach unangenehmen Verhältnissen — man denke an sein
glaubensbekenntniss — in seiner seele bitterkeit , neid und anderes
giftkraut aufwuchs ?
Auch der »extent of comprehension '< und die .nicety of dis-
tinction« Popes tritt trotz der einzelnen in dieser beziehung eine
art Jugendlichkeit verrathenden stellen deutlich hervor. Er ist sich
auch seiner stärke wohl bewusst, Unklarheit, mangel an feinheit des
Verstandes und geschmackes, »dullness«, wie er sich gern ausdrückt,
weiss er am schärfsten zu tadeln, »sense« führt er im gegensatz dazu
nur allzuoft im munde, und dasselbe gilt von dem noch dazu be-
denklich vieldeutigen »wit«. Es mag hierfür und zugleich für die
verhältnissmässige unvollkommenheit der form als beleg dienen, dass
er das wort s e n s e zehnmal, das wort w i t zwölfmal allein im reime
Zu Popes Essay on criticism c j
verwendet, letzteres nicht einmal immer mit correcter bindung').
Doch darf dergleichen nicht als hauptsache für die verhältnissmässige
unreife oder richtiger mangelnde künstlerische reife des Essay geltend
gemacht werden , das hiesse Pope als einen versifex behandeln und
beurtheilen. Die erste stelle nehmen die mängel ein, welche wir
bemerken, wenn wir, um Popes eigene worte zu brauchen,
Still with itself compared his text peruse,
das heisst diejenigen , welche von den ihm später eigenen Vorzügen
am meisten abstechen. Das sind aber ohne zweifei die Verstösse,
welche aus einer mangelhaften anwendung des Verstandes hervor-
gehen und in der schon angedeuteten inconsequenz des gedankens
oder mangelhaften geistigen durchdringung des Stoffes sich zeigen.
Um wenigstens einige beispiele anzuführen, sei auf die ziemlich grobe
Verwechselung von poesie und musik in der sonst in glänzendem
Stile gehaltenen stelle v. 374 ff. hingewiesen, sowie auf den aus der
neigung, die sachen möglichst auf die spitze zu treiben, entstandenen
Widerspruch zwischen v. 20
Most have the seeds of jiidgment in their mind
und V. 27,
And some made coxcombs nature meant but fools,
denn die von der natur zu thoren bestimmten gehören dem zu-
sammenhange nach mit zu den oben charakterisirten leuten. Von
der jugendlichen neigung , alles recht positiv und uneingeschränkt zu
behaupten, lässt sich Pope noch mehrere male zu Übertreibungen
und ungenauigkeiten hinreissen, und am meisten, dünkt mich, in der
stelle V. 52 ff., wo er zu der behauptung gelangt, dass sich verstand
und gedächtniss nicht in einem individiuum verbinden können. Den
jungen gelehrten, der seine gleichnisse bisweilen aus büchern statt
aus der Wirklichkeit nimmt, verrathen solche Schiefheiten wie die,
dass er den maulthieren das beiwort heavy giebt (v. 39) wovon
ihnen gerade das gegentheil zukommt, und dass er dem äuge eines
gelbsüchtigen die schwäche zuschreibt, alles gelb zu sehen, wobei er
dem Lucrez nachgesprochen hat. "Wenn ich mich , wie selbst-
verständlich, bei der anführung dieser beispiele auf die in den noten
Elwins gegebenen urtheile hervorragender Engländer stütze , muss
ich zwar darauf hinweisen, dass die beispiele allerdings aus jenen
i) Nämlich mit dclight 237 : 238 und mit lighl 301 : 302, vergl. cinl.
s. 25 f.
52 F- Bobertag
noten noch zu vermehren sind, dass ich aber nicht mit allen
ausstellungcn , die dem dichter von seinen landsleuten gemacht
worden sind, einverstanden sein kann. Manches im commentar ist
denn doch wohl »hypercritical').«
Von Boileau muss unten noch des weiteren die rede sein, an
dieser stelle darf nicht unberücksichtigt bleiben , dass ein allgemeiner
vergleich von Boileaus art poetique mit unserem Essay sehr leicht
die klarere und einfachere disposition des Franzosen bemerken lässt.
Mit den dem Popeschen werke eigenen zuge von Jugendlichkeit
steht die grosse fülle von gelehrsamkeit, welche darin ausgelegt wird,
in einem sehr nahen verwandschaftsverhältniss , und schon deswegen
wäre sie werth , einen augenblick dabei zu verweilen , auch wenn
Johnson's »Knowledge both of ancient and modern learning« nicht
zu einem gewissen Widerspruche reizte. Der überreiche ausputz der
dichtung mit citaten, anspielungen , literarischen namen und be-
merkungen mag theils seine veranlassung in dem Stoffe haben, theils
auch , mit dem masse jener zeit gemessen , weniger durch übermass
anstossen als bei unserem geschmack. Aber die gelehrten dinge
selber und einzeln betrachtet, zeigen allzuoft, dass Pope um jeden
preis recht viel »learning« zu zeigen bestrebt war, auch um den
preis der ungenauigkeit und schieflieit seiner angaben. Gleich die
Schilderung des Verhältnisses zwischen kritik und poetischer production
bei den Griechen (v. 92 — 105), in welcher ein enges ineinander-
greifen beider behauptet wird, passt auf keine periode der griechi-
schen literatur, aber besonders gegen das ende hin, wo er auf die
verschiedenen theoretiker der alten zu reden kommt und einen kurzen
abriss der geschichte des guten geschmacks zu geben versucht, wird
das gesagte einleuchtend. Was von Dionysius von Harlicamass gesagt
wird, ist nichtssagend und verräth ebenso wie die darauf folgende
i) Z. b. V. II und 12
In poets as true genius is rare
True taste as seldom is the critics share
scheint mir den tadel einer »extravagant assertion« nicht zu verdienen, denn Pope
redet hier nicht von einer angemessenen Würdigung poetischer erzeugnisse, sondern
von der aufgäbe kritischer schriftsteiler, und sein recht, die ansprüche an einen
kritiker hoch zu spannen, ist durchaus unbestreitbar. Auch die verse 112 und 113
Some on the leaves of ancient authors prey,
Nor time nor moth e'er spoiled so much as they
scheinen mir mit unrecht getadelt zu werden. Durch verkehrte auslegung und
schlechte edition kann ebensogut bewirkt werden, dass gute bücher ihren zweck
nicht erfüllen, als wenn sie von der zeit und den motten beschädigt worden wären.
Es ist eben hier nicht an ein vernichten, sondern an ein beschädigen zu denken,
und dann ist das gleichniss durchaus correct.
Zu Popes Essay on criticism e^
bemerkung über Petronius, dass sich Pope entweder gar nicht oder
doch sehr oberflächhch mit diesen Schriftstellern beschäftigt hatte.
Das schlimmste, was ihm passirt, möchte aber sein, dass er als den
dichter, welcher die blüthezeit der italienischen kunst und dichtung
repräsentiren soll, Hieronymus Vida nennt, der ihm freilich als be-
arbeiter des nächsverwandten themas leicht einfallen konnte, der aber
in keinem falle Dante, Petrarca, Ariosto und Tasse in schatten stellen
durfte. In doppelter beziehung schief ist der inhalt der verse
715—718
But we, brave Brilons, foreign laws despised,
And kept unconquered, and uncivilized;
Fierce for the liberties of wit, and bold
We still defied the Romans, as of old.
Denn die behauptung, dass der geschmack der Engländer in der
dichtung von fremden einflüssen frei geblieben sei, ist gerade im
munde Popes fast monströs, und dass die alten Briten den Römern
getrotzt, ist nicht mehr und nicht weniger als das gegentheil von
der thatsächlichen Wahrheit. Und wenn auch Pope in den folgenden
versen die erste der behauptungen einschränkt, so mildert dies nicht
die Schiefheit derselben, denn dass einige leute von feinerem geschmack
auf die alten hingewiesen, ist eine verschwindende nebensache gegen-
über der abhängigkeit gerade der von Pope repräsentirten richtung
von dem klassisch-französischen geschmacke. Nationale eitelkeit als
eine gewisse entschuldigung von Popes Verblendung gelten zu lassen,
scheint mir in anbetracht seines gesammten Charakters als Schriftsteller
und mensch nicht angemessen. Hier und anderwärts , wo er zum
rühme seines Vaterlandes zu weit geht, dürften eher concessionen an
die nationale eitelkeit seiner landsleute, welche damals nach Smollets
Schilderung besonders stark und naiv gewesen sein muss, als ausbrüche
wirklichen innerlichen vaterlandsgefühls und nationalstolzes zu sehen
sein. Doch sei eingestanden , dass der ärger und die schäm , die
unser einer, sobald er auf den punkt des nationalgefühls zu reden
kommt, über seine eigenen deutschen landsleute empfindet, der neid,
den der sitdiche werth der komischsten patriotischen vorurtheile der
Engländer in uns erregt, vielleicht das urtheil über die herzlichkeit
von Popes Patriotismus trübt.
Aber im Griechischen sind wir bessere menschen , und da
kleinigkeiten auch manchmal ergötzlich sind, will ich es den eng-
lischen gelehrten nicht ungestraft hingehen lassen, dass sie ihrem
dichter den »Stagyrite« nicht aufgemutzt. Die Vaterstadt des Ari-
CA F. Bobertag
stoteles heisst tj ^layeiQog bei Herodot, Thukydides und Strabo,
TU ^raysiga bei Diogenes Lautius, t] ^zayeiQa bei Dio Chrysotosmus,
niemals und nirgend aber ^xayvga. Und um noch eine ziemlich
untergeordnete kleinigkeit zur spräche zu bringen : Warton bemerkt
zu Pope V. 267 ff., wo die anekdote von don Quijote erzählt wird:
The incident is taken from the Second Part of Don Quixote , first
written by Don Alonzo Fernandez de Avellanda, and afterwards
branslated or rather imitated and newmodelled by no less an Author
than the celebrated Le Sage (Ehvins comm. s. 49 anm. 6.) Diese
notiz ist ungenau, denn schon John Dunlop hat bemerkt, dass diese
geschichte nicht in dem originale des Avellaneda steht, sondern von
Le Sage eingeflochten ist ; vgl. Dunlop-Liebrecht s. 334, Doch nun
mag es mit der gelehrsamkeit genug sein, und nur noch erwähnt
werden , dass bei Pope falsche historische auffassungen vorkommen,
welche seiner zeit und kirche , nicht aber ihm zur last fallen , wie,
dass die Gothen als typus der barbarei verwendet werden, und sein
ausfall auf Wilhelm III. und seine zeit. (v. 692 und 544 f.).
Aus dem thema des Essay on criticism geht , wie bereits ange-
deutet, der eminent literarische Charakter der dichtung und die grosse
zahl und mannigfaltigkeit der darin hervortretenden literarischen
bezüge mit nothwendigkeit hervor, und demgemäss drängt sich jedem
wissenschaftlichen betrachter diese seite auch als die wichtigste auf.
Wenn wir diese hauptsache nunmehr ins äuge zu fassen uns an-
schicken, so dürfte der Übersichtlichkeit wegen sogleich eine Unter-
scheidung zu machen sein. Es handelt sich um litterarische bezüge von
zweierlei art , erstens um die Verwandtschaft oder abhängigkeit,
der Popeschen dichtung von anderen literarischen erzeugnissen,
zweitens aber um die ansichten Popes über literatur und poesie
überhaupt und die in seinem gesichtskreis gezogenen erscheinungen
aus diesem gebiete insbesondere.
Als Überleitung von der eben besprochenen gelehrsamkeit des
Essay zu seinen bedeutenden und interessanten literarischen bezügen,
welche diese bezeichnung im vollen sinne verdienen , kann uns ein
hinweis auf die blossen anklänge oder nachbildungen einzelner stellen,
auf die »imitations^:, wie man das damals nannte, dienen. Ohne den
nachweisungen solcher bezüge in der neueren litteratur die bedeutung
zuzuschreiben , die sie in der mittelalterlichen , in der zeit der ge-
schriebenen bücher, haben und die ihnen noch jetzt von manchen
beigelegt zu werden scheint, halte ich diese imitations denn doch bei
Pope der beachtung für werth, weil sie für seine schriftstellerei und die
Zu Popes Essay on criticism ec-
einer ganzen anzahl von dichtem seiner zeit bezeichnend sind und
als- eine zierde, ein beweis von belesenheit und geschmack galten.
Die ausdrücklichsten Zeugnisse hierfür sind die noten Popes und
Warburtons, worin sie auf die parallelstellen aus alten autoren hin-
weisen, und eine stelle aus dem Hieronymus Vida, den Pope, v/ie
oben bemerkt, über gebühr erhebt, scheint ihm bei seinem ver-
fahren vorgeschwebt zu haben. Wenigstens enthält sie so auffällig
genau die anweisung dazu, dass es gestattet sein möge, sie als
klassischen ausdruck der mode, welcher Pope allerdings in den
grenzen eines verständigen und selbständigen talentes huldigt, die
aber in ihrem extrem zu den centones führte, hier herzusetzen. Sie
lautet Poet. lib. III. v. 210 ff. ^)
Atque ideo ex priscis semper quo more loquamur
Discendum, quorum depascimur aurea dicta,
Praecipuumque auidi rerum populamus honorem.
Aspice vt exuuias, veterumque insignia nobis
Aptemus: rerum accipimus nunc clara reperta,
Nunc seriem, atque animum verborum, verba quoque ipsa
Nee pudet interdum alterius nos ore locutos.
Cum vero cultis moliris furta poetis,
Cautius ingredere, et raptus memor occule versis
Verborum7indiciis, atque ordine falle legentes
Mutato: noua sit facies, noua prorsus imago.
Munere (nee longum tempus) vix ipse peracto
Dicta recognosces veteris mutata poetae.
Saepe palam quidam rapiunt, cupiuntque videri
Omnibus intrepidi, ac furto laetantur in ipso
Deprensi, seu cum dictis, nihil ordine verso,
Longe alios iisdem sensus niira arte dedere,
Exueruntque animos verborum impune priores:
Seu cum certandi jjriscis succensa libido,
Et possena diu, sed enim male condita victis
Extorquere manu iuuat, in meliusque referre :
Ceu sata, mutatoque solo felicius olim
Cernimus ad coelum translatas surgere plantas.
Pope hat, wenn er auch weder im entferntesten so viel, noch so
oft wie Vida mit den Worten die gedanken borgte, doch in der
that alle arten der entlehnung von einzelheiten genau nach den
Worten seines lehrers ausgeführt, sowohl wo er die »imitation» notirt,
als wo der hinweis fehlt. Ich muss zur einzelnen begründung dieser
thatsache auf den in dieser beziehung äusserst mühsam und sorg-
i) Ich citire Vida nach der ausgäbe von Ch. A. Klotz. Altenburgi 1766.
e6 F- Bobertag
fältig hergestellten commentar bei Elwin verweisen. Aus ihm ergiebt
sich auch der grosse umfang des kreises von dichtem und prosaikem,
welche Pope dieser art von literarischen complimenten und anleihen
für würdig erachtet hat, während ich mich hier auf seine Vorgänger
im engsten sinne, Horaz, Hieronymus Vida und Boileau beschränke,
deren werke ich genau verglichen und aus ihnen noch manches
den bereits bemerkten anklängen hinzufügen konnte.
Die einzelnen vergleiche mögen sich nach der folge der stellen
in Popes Essay richten.
Pope V. 48 — 51.
Be sure yoiirself and your own reach to know,
How far your genius, taste, and learning go ;
Launch not beyond your deplh, but be discreet
And mark that point where sense and dullness meet.
Horat. d. a. p. 38 — 40.
Sumite materiam vertris, qui scribitis, aequam
Viribus et versate diu, quid ferre recusent.
Quid valeant humeri.
Hier. Vida. poet. 1. I, 39. 40.
Tu vero ipse humeros explorans consule primum,
Atque luis prudens genus elige viribus aptum.
Pope V. 68 — 73.
First follow natura, and your judgment frame
By her just Standard, which is still the same:
Unerring nature, still divinely bright,
One clear, unchanged, and universal light,
Life, force, and beauty, must to all impart,
At once the source, and end, and test of art.
Hier: Vida. poet. 1, U, 455 — 458.
Praeterea haud lateat te, nil conarier artem,
Naturam nisi vt assimulet, propiusque sequatur.
Hanc vnam vates sibi proposuere magistram:
Quicquid agunt, huius semper vestigia servant.
Boileau a. p. eh. I, 37. 38.
Aimez donc la raison. Que toüjours vos ecrits
Empruntent d'elle seule et leur lustre et leur prix.
Die folgende parallele bietet wenig wörtlichen anklang, aber
desto mehr ähnlichkeit des gedankens, und zeigt dabei, wie Boileau
Zu Popes Essay on criticism c*r
im ausdruck derselben sache viel klarer war als Pope, der bei dem
bestl-eben, sich recht gesucht auszudrücken, undeutlich geworden ist:
Pope V. 80—86.
Some, to whom heav'n in wit has been profuse,
Want as much more, to turn it to its use ;
For wit and judgment often are at strife,
Though meant each other's aid, like man and wife.
'Tis more to guide, than spur the muse's steed;
Restrain his fury, than provoke his speed ;
The winged courser, like a gen'rous horse,
Shows most true mettle when you check his course,
Boileau a. p. eh. I, 39 — 48.
La plüpart empörtes dune fougue insensee,
Toüjours loin du droit sens vont chercher leur pensee.
Ils croiroient s'abaisser dans leurs vers monstrueux,
S'ils pensoient ce qu'un autre a pu penser comme eux.
Evitons ces exc^s. Laissons ä ITtalie
De tous ces faux brillans l'eclatante folie.
Tout doit tendre au bon sens: mais pour y parvenir,
Le chemin et glissant et penible ä tenir.
Pour peu qu'on s'en ecarte, aussi-tot on se noie.
La raison, pour marcher, n'a souvent qu'une voie.
Pope 96.
(Greece) Held from afar, aloft, th'immortal price.
Vida. p. 1. in, 8—10.
Jam te Pierides summa en de rupe propinquum
Voce vocant, viridique orstentant fronde coronam
Victori . . .
Boileau a. p. eh. IV, 230.
Et vous montrer de loin la couronne et le prix.
Pope 119 — 121.
Know well each ancient's proper character;
His fable, subject, scope in ev'ry page ;
Religion, country, genius of his age:
Horat. d. a. p. 114 — 117.
Intererit multum Davusne loquatur an heros,
>Iaturusne senex an adhuc florente iuventa.
Fervidus, et matrona potens an sedula nutrix,
Mercatorne vagus cultorne virentis agelli,
Colchus an Assyrius, Thebis nutritus an Argis.
-g 1'". Bübertag
Boileau a. j). eh. III, 112 — 114.
Conservez a chacun son propre charaiere.
Des si^cles, des pai's, ^tudiez les moeurs
Les climats fönt souvent les diverses humeurs.
Poi)e V. 124—129.
lic Ilomer's works your study and delighl,
Read them by day, and meditate by night;
Thence form your judgment, thence your maxims bring,
And trace the muses upward to their spring.
Still with itself compared, his text peruse ;
And let your comment be the Mantuan muse.
Horat. d. a. p. 268. 269.
.... Vos exemplaria graeca
Nocturna versate manu, versate diurna.
Hieron. Vida p. 1. I, 109— 114.
lamque igitur, mea cura, puer penetralia vatum
Ingrediatur et Aonia se proluat \-nda.
Janique sacrum teneris vatem veneretur ab annis,
Quem Musae Minci herbosis aluere sub antris,
Atque olim similem poscat sibi numina versum,
Admirans artem, admirans praeclara reperta.
ibidem 123 — 128.
Nee non interea Graios accedere vates
Audeat et linguam teneris assuescat vtramque
Auribus, exercens nunc hanc, nunc impiger illam.
Nulla mora est : nostro Aeneae conferet igneis
Aeacidem flagrantem animis, Ithacumque vagantera,
Atque ambos saepe impellet concurrere vates,
Boileau a. p. eh. II, 27. 28.
Que leurs (Theocrite et Virgile) tendres ecrits, par les Graces dictes,
Ne quittent point vos mains, jour et nuit feuilletes.
Pope V. 152—155.
Great wits sometimes may gloriously oftend,
And rise to faults true critics dare not mend;
From vulgär bounds with brave disorder part,
And snatch a grace beyond the reach of art.
Boileau a. p. eh. IV, 78 — 80.
Quelquefois dans sa course un esprit vigoureux
Trop resserre par l'art, sort des r^gles prescrites,
Et de l'art meme apprend ä francher leurs limites.
I
Zu Popes Essay on criticism eg
Pope V. 171 — 174.
Some figures monstrous and mls-shaped appear,
Considered singly or beheld to near,
Which, but proportioned to their light or place,
Due distance reconciles to form and grace.
Horat. d. a. p. 361 — 363.
Ut pictura, poesis: erit, quae, si propius stes,
Te capiat magis, et quaedam, si longius abstes ;
Haec amat obscurum, volet haec sub luce videri.
Pope V. 180.
Nor is it Homer nods but \ve that dream.
Horat. d. a. p. 359.
quandoque bonus dormitat Homerus.
Pope V. 239 — 242.
But in such lays as neither ebb nor flow,
Correctly cold, and regularly low,
That, shunning faults, one quiet tenor keep,
We cannot blame indeed, but we may sleep.
Boileau a. p. eh. I, 71 — 74.
Un Stile trop egal et toujours uniforme,
En vain brille ä nos yeux; il faut qu'il nous endorme.
On lit peu ces auteurs nes pour nous ennuier,
Qui toujours sur un ton semblent psalmodier.
Pope V. 257. 258,
And if the means be just, the conduct true,
Applause, in spite of trivial faults, is due.
Horat. d. a. p. 351—353
Verum ubi plura nitent in carmine, non ego paucis
Offendar maculis, quas aut incuria fudit
Aut humana parum cavit natura ....
Pope V. 335.
Be not the first by whom the new (words) are tried.
Horat. d. a. p. 129. 130.
Rectius Iliacum carnicn diducis in actus,
Quam si proferres ignota indictaque primus.
Pope 358.
Leave such to tune their own duU rhymes . . .
6o F. Bobertag
Büileau a. p. eh. IV, 53 — 55.
Gardez vous d'imiter ce rimeur furieux,
Qui de ses vains 6crit lecteur harmonieux,
Aborde en r^citant quiconque le salue; . . .
Der ganze abschnitt Popes, worin er von dem sprachlichen
ausdrucke und dem gebrauche und bau der verse handelt, v. 305 —
383 lehnt sich an Hieronymus Vida 1. III. namentlich von v. 329 ab
sowohl in bezug auf den inhalt als auf einzelheiten des ausdruckes
auffallend an, und es genügt nicht, um dieses verhältniss zu
veranschaulichen, einzelne stellen des neulateiners als parallele zu
Popes (365)
The Sound must seem an echo to the sense
auszuheben, jedoch sind beide abschnitte, besonders der in dem
überhaupt viel breiteren Vida zu lang, um sie hier ganz mitzutheilen,
wesshalb ich diesmal nicht umhin kann, dem leser das selbstaufschlagen
zuzumuthen. Nur sei noch bemerkt, dass die weiter oben schon
bemängelte stelle Popes (374 — 383), wo er musik und verskunst
identificirt, sich da findet, wo er mir die spuren seines Vorbildes zu
verlassen scheint. Auch deswegen, aber nicht allein deswegen,
möchte ich diese entlehnung als die bedenklichste bezeichnen, die
sich Pope überhaupt erlaubt hat.
Pope 418 — 423.
What woeful stuff this madrigal would be,
In some starved hackney sonneteer, or me !
But let a lord once own the happy lines,
How the wit brightens ! how the style refines !
Before his sacred name flies every fault.
And each exalted stanza teems with thought !
Horat. d. a. p. 3S2 — 384.
Qui nescit, versus tarnen audet fingere. Quidni?
Liber et ingenuus, praesertim census equestrem
Summam nummorum vitioque remotus ab omni
und ib. 428.
. . . clamabit enim : Pulchre ! bene ! recte !
Boileau a. p. eh. I, 193 — 197.
Un flatteur aussi-tot cherehe a se recrier.
Chaque vers qu'il entend le fait extasier.
Tout est charmant, divin; aucun mot ne le blesse ;
II trepigne de joie, il pleure de tendresse :
II vous comble par tout d'eloges fastueux.
Zu Popes Essay on criticism 6l
Pope V. 444. 445.
Scotists and Thomists, now, in peace remain,
Amidst their kindred cobwebs in Duck-lane.
Boileau a. p. eh. III, 331—333.
Leurs tas au magasin, Caches ä la lumiöre,
Combattent tristement les vers et la poussiere.
Laissons-les donc entre eux s'escrimer an repos;
Pope V. 514. 515.
Now, they who reach Pamassus' lofty crown,
Employ their pains to spum som others dov^Ti.
Boileau a. p. eh. IV, 115 — 118.
Du merite eclatant cette sombre rivale
Contre lui, chez les grands , incessament cabale,
Et sur les pi^s en vain tachant de se hausser,
Pour s' egaler a lui, cherche ä le rabaisser.
Pope V. 520. 521.
To what base ends, and by whats abject ways,
Are mortals urged through sacred lust of praise.
Boileau a. p. eh. IV, 119. 120.
Ne descendons jamais dans ces läches intrigues.
N'allons point a l'honneur par des honteuses brigues.
Pope V. 610 — 621.
Such shameless bards we have ; and yet, 'tis true,
There are as mad, abandoned critics too.
The bookfui blockhead, ignorantly read,
With loads of learned lumber in his head,
With his own tongue still edifies his ears,
And always list'ning to himself appears.
All books he reads, and all he reads assails,
From Dryden's Fables down to Durfey's Tales.
With him most authors steal their works, or buy ;
Garth did not write his own Dispensary.
Name a new play, and he's the poet's friend
Nay, showed his faults — but when would poets mend?
Boileau a. p. eh. IV, 59 — 68.
Je vous Tai deja dit, aimez qu'on vous censure,
Et souple ä la raison, corrigez sans murmure.
Mais ne vous rendez pas d^s qu'un sot vous reprend.
Souvent dans son orgueil un subtil ignorant,
Par d'injustes d^goüts combat toute une pi^ce ;
Blame des plus beaux vers la noble hardiesse.
62 F. Bobertag
On a beau refuter ses vains raisonnements:
Son esprit se complait dans ses faux jugements;
Et sa foible raison, de clarte d^pourvüü,
Pense, que rien n'^chappe ä sa debile vüe.
Pope V. 622 — 625.
No place so sacred from such fops is barred,
Nor is Paul's church more safe than Paul's churchyard :
Nay, fly to altars; there they'll talk you dead ;
For fools rush in where angels fear to tread.
Horat. d. a. p. 475.
Quem vero arripuit, tenet, occiditque legendo.
Boileau a. p. eh. IV, 53—58.
Gardez vous d'imiter ce rimeur furieux,
Qui de ses vains ecrits lecteur harmonieux,
Aborde en recitant quiconque le salüe ;
Et poursuit de ses vers les passans dans la nie.
II n'est temple si saint, des anges respect^,
Qui soit contre sa muse un Heu de surete.
Pope V. 702.
Stones leaped to form and rocks began to live.
Horat. d. a. p. 394 — 396.
Dictus et Amphion, Thebanae conditor arcis,
Saxa movere sono testudinis et prece blanda
Ducere quo vellet.
Boileau a. p. eh. IV, 147 — 150.
Qu'aux accens, dont Orphee emplit les monts de Thrace,
Les tigres amollis depouilloient leur audace:
Qu'aux accords d' Amphion les pierres se mouvoient,
Et sur les murs Thebains en ordre s'elevoient.
Boileau a. p. eh. IV, 205. 206.
Quelle savante lyre, au bruit de ses exploits,
Fera marcher encor les rochers et les bois ?
Hiermit mag es genug sein , obwohl die angeführten beispiele
noch bedeutend vermehrt werden könnten, »Wer suchen will
im wilden tann , manch waffenstück noch finden kann. Ist mir
zu viel gewesen.« Denn es kam mir namentlich darauf an, die art
und weise, wie Pope entlehnte, anschaulich zu machen, und es wird
für den, welcher das hier gebotene aufmerksam vergleicht, deutlich
Zu Popes Essay on criticism 6^
werden, dass zunächst der lady Montague urtheil ein sehr unberech-
tigtes ist, ja sein unrecht würde nur noch deuthcher hervortreten,
wenn jemand das verzeichniss solcher anklänge zu einer möglichst
absoluten Vollständigkeit brächte. Der unterschied zwischen Pope
und einem plagiarius, der sich aus noth mit fremden federn schmückt,
ist ein sehr grosser. Pope nimmt — das geht aus der mehrzahl der
oben angeführten stellen hervor — aus seiner erinnerung Wendungen
und einzelne ausdrücke, die bei der lectüre seiner Vorgänger sich
jener eingeprägt hatten ; doch sein gedanke war meist vorhanden,
ehe er nach einem ausdrucke im gedächtnisse suchte und ihn fand,
er war in den meisten fällen dessen , was er meinte , sicher , ehe er
sich zu anwendung einer »Imitation« bei der darlegung seiner ge-
danken entschloss. ' Oft bringt er die worte, die er entlehnt, in einem
modificirten sinne und in anderer Verbindung vor — das kürzeste
beispiel ist der schlummernde Homer — und wenn stellen gefunden
werden können, in denen die anlehnung Popes an den ausdruck
eines dem seinigen nicht ganz gleichen gedankens auf die klarheit
seines ideenzusammenhangs nicht vortheilhaft eingewirkt hat, so
gehören dergleichen einerseits zu den bereits erwähnten juvenilen
schwächen des Essays, andererseits sprechen sie im gründe genommen
doch ebenso gut für die Selbständigkeit seines denkens. * Doch darauf
ist zurückzukommen , hier liegt uns die präcisirung dessen , was mit
der ihm zugeschriebenen Selbständigkeit des denkens gesagt sein soll,
nahe, ehe wir das innere verhältniss seines werkes zu denen seiner
Vorgänger besprechen. Negativ muss diese präcisirung freihch zuerst
sein , denn Popes Selbständigkeit ist nichts weniger als schöpferisch,
neue ideen über die sache, neue gesichtspunkte bei auffassung des
Wesens der poesie hat er nicht; es fällt in die äugen, dass er nie
daran denkt, etwa allgemeine ansichten, die früher gegolten hatten,
zu beseitigen, nach seiner meinung war an dem, was Horaz, Hieron.
Vida, Boileau von dem wesen der poesie hielten, nichts zu ändern,
die kunst des dichters ist genau dieselbe geblieben , was ihre grund-
erfordernisse und princiiiien anlangt. Aber die selbständige beobach-
tung des einzelnen , die scharfe l)etrachtung der vielen besonderen
und zum theil kleinen dinge, die zu beachten sind, das ist seine
starke seite. Der ganze Essay besteht aus meist feinen bemer-
kungen, und diese bemerkungen sammelte Pojie bei seiner lectüre
und in der theilnahme an dem literarischen leben seiner zeit. Er
hat sie schon deswegen in eminentem sinne selbst gemacht, weil sein
starkes selbstbewusstsein, seine sellistliebe, seine grosse eitelkeit in
64 f • Bobertag
persönlichster weise an den Vorgängen in der weit der »wits»
interessirt und in mitleidenschaft gezogen war. Dies verleiht seiner
dichtung eine scharfe frische, welche wir mit vergnügen empfinden,
auch wenn wir nicht immer wissen können, welche obscuren kritiker
er bei den Charakteristiken der fehlerhaften methoden, dichtungen zu
beurtheilen, lebhaft vor äugen hatte, und in welcher weise nicht bloss
sein guter geschmack, sondern seine eitelkeit durch ausstellungen an
eigenen oder durch bewunderung fremder erzeugnisse verletzt worden
war. Viele von den literarischen bezügen dieser art sind in den
anmerkungen von mr. Elwins Pope erklärt, alle zu erklären wird
natürUch nicht möglich sein, da der dichter selbst es verhindert hat.
Hauptsache für uns bleibt Popes inneres verhältniss zu seinen
speciellen Vorgängern, das heisst die beziehung des Inhalts seines
Werkes zu dem inhalte der Art poetique Boileaus und der lateinischen
dichtungen von Vida und Horaz. Ich will nicht wiederholen, was
ich bereits an anderer stelle im allgemeinen über das thema Popes
und sein verhältniss zu dem Boileaus ausgesprochen, es wird sich
aber zeigen, dass Popes beziehungen zu Boileau die engsten und
interessantesten sind, und dass der Engländer direct an den Fran-
zosen angeknüpft hat, grund genug, auf dieses verhältniss zunächst
näher einzugehen.
Seine meinung über Boileau theilt Pope selbst im Essay mit.
Nachdem er die blüthe der künste und der poesie in der zeit der
renaissance in Italien geschildert hat, wobei, wie bereits bemerkt,
Hieronymus Vida als Vertreter der poesie viel zu gut weg kommt,
fährt er v. 709 fort:
But soon by impious arm from Latium chased,
Their ancient bounds the banished Muses passed.
Thence arts o'er all the northem world advance,
But critic-learning flourished mort in France;
The rules a nation, born to serve, obeys ;
And Boileau still in right of Horace sways.
Das unzutreffende der folgenden stelle :
But we, brave Britons, foreign laws despised,
And kept unconquered, and uncivilized;
Fierce for the liberties of wit, and bold,
We still defied the Romans, as of old
ist bereits aufgezeigt worden, es ist aber klar, dass Pope seinen
landsleuten in bezug auf den eifer für die freiheit des poetischen
geistes nicht recht giebt, sondern vielmehr, wenn er auch vorhin den
Zu Popes Essay on criücism 6^
sclavensinn der Franzosen als grund ihres gehorsams gegen die
regeln der kritik bezeichnet hat, doch in diesem punkte von den
Engländern denselben sinn verlangt, denn er fährt fort;
Yet some there were, among the sounder few
Of those who less presumed, and better knew,
Who durst assert the juster ancient cause,
And here restored wit's fundamental laws.
Darin liegt eine rückhaltlose anerkennung der Verdienste Boileaus
als kritiker, wie schon in der hervorhebung der blüthe der kritik bei
den Franzosen, aber allerdings verdeckt durch die behauptung, dass
die von Pope gut geheissenen kritiker die gerechtere sache der alten
gegen die unbotmässigen englischen dichter — vielleicht befand sich
Shakspeare unter der ungesunderen mehrzahl — verfochten hätten.
Dass auch hierin etwas schiefes liegt, dass Pope in einem ähnlichen
irrthum befangen war, wie die Gottschedsche schule, wenn sie be-
hauptete, den Engländern, aber nicht den Franzosen zu folgen,
während sie die von den Franzosen abhängigen Engländer nach-
ahmte, wird sich sogleich zeigen.
Er fragt sich, an welcher stelle Popes thema und sein gedanken-
gang sich mit Boileaus berührt ; die bedeutung der aufstellung grade
dieses themas durch Pope ist schon bezeichnet worden , und es ist
hinzuzufügen, dass Pope seinen stofif gemäss seinem thema disponirt.
Dies zeigt sich darin, dass Pope im gegensatze zu allen seinen Vor-
gängern, auch zu denen im weiteren sinne, d. h. den Schriftstellern,
welche seit Aristoteles über poesie geschrieben, nicht die verschiedenen
gattungen der poesie in betracht zieht , geschweige denn sie zu ein-
theilungsmomenten im plane seines gedichtes macht. Das viele, was
er über poesie vorbringt, muss sich den theilen der disposition unter-
ordnen, welche sich aus dem wesen und den arten der kritik er-
geben. Wenn also aufrecht zu erhalten ist, dass Pope über poesie
ebensoviel wie über kritik spricht, so steht doch fest, dass er sein
werk nur in rücksicht auf die aufgäbe, über kritik zu reden, angelegt
und geplant hat, und soweit steht er Boileau ganz selbständig gegen-
über, als dieser eben über poesie handelt und nach diesem thema
seine musterhafte disposition gebildet hat. Nun aber redet Boileau
nicht allein über poesie, sondern auch über kritik, und insofern ist
Popes Essay nicht eine abhandlung über ein ganz selbständiges thema,
sondern eine ergänzung, ja zum theil eine erweiterung Boileaus.
Es lohnt sich zum zwecke der genaueren erläuterung dieses
Verhältnisses, welches viel positiver und specieller ist, als man sich
E. Kölbing, Englische Studien. HI. i. 5
56 F. Bobertag
ohne besondere veranschaulichung vorstellen kann, dem gedanken-
gange Boileaus nachzugehen und, an dem von Pope nicht benützten
rasch vorbeieilend, bei den stellen, wo er einsetzt, etwas mehr auf
das einzelne zu sehen, wobei allerdings die bedeutung der wörtlichen
anklänge gegen die anschaulich werdende Verwandtschaft der gedanken
ziemlich in schatten treten wird.
Boileau beginnt sein lehrgedicht mit der Versicherung, dass natür-
liche begabung für den dichter unbedingt nothwendig sei, dann aber
müsse einsieht in die besondere art seines talents vom dichter ge-
fordert werden, ferner gesunder sinn und verstand. Zu vermeiden
sind extreme, Weitschweifigkeit, einförmigkeit , niedrigkeit des stils,
schwulst. Es folgen ermahnungen zur genauigkeit im versbau, an sie
knüpft sich ein blick auf die entwickelung der französischen literatur
von Villon bis auf Malherbe, mit besonderer rücksicht auf die
metrische form. Weiter mahnt Boileau, klar und grammatisch richtig
zu schreiben, sich nicht zu übereilen, viel feile zu gebrauchen und
sowohl gegen sich selbst ein strenger kritiker zu sein, als auch das
urtheil einsichtsvoller freunde zu beachten. Verschaffet euch, so führt
er diesen punkt von v. i86 bis zum ende des ersten gesanges weiter
aus, verschaffet euch freunde, bereit euch zu censiren, sie seien die
aufrichtigen vertrauten eurer Schriften, die eifrigsten gegner eurer
fehler. Ihnen gegenüber soll man sich der anmassung des autors
entledigen, doch vom freunde den Schmeichler wol unterscheiden,
denn viele klatschen beifall, die uns verspotten und betrügen. Rathen
soll man sich gern lassen, niemals loben. Diese Schmeichler sind
an ihrem lauten, entzückten, uneingeschränkten beifall kenntlich, die
Wahrheit ist nie so ungestüm, der verständige freund ist streng, un-
erbittlich gegen die fehler und nachlässigkeiten in stil und anordnung,
duldet keinen schwulst, tadelt bald den gedanken, bald den ausdruck,
nimmt bald an einer unklaren satzbildung, bald an einem zweideutigen
wort anstoss. Freilich wollen die dichter dergleichen oft nicht hören,
spielen gleich die persönlich beleidigten und haben auf alles eine
rechthaberische antwort, obwol sie behaupten, die kritik zu lieben,
aber nur, weil sie jemand suchen, dem sie ihre gedichte vorlesen
können. Haben sie dies bei einem erreicht, so suchen sie andere
u. s. w., und haben deshalb erfolg, weil es ebenso viele thörichte
bewunderer wie thörichte dichter gibt. Ein narr findet immer einen
noch grösseren, der ihn anstaunt.
Der zweite und dritte gesang handeln von den einzelnen
gattungen: idyll, elegie, ode, sonett, epigramm, rondeau, ballade,
J
Zu Popes Essay on criticism 67
madrigal, satire, vaudeville, tragödie, deren wesen, geschichte u. s. w.
ausführlicher besprochen wird, heldengedicht, komödie.
Der vierte gesang nimmt einen neuen anlauf mit allgemeinen
regeln über die dichtkunst. In der poesie soll man nur nach dem
höchsten grade der Vollkommenheit streben. Das haupthinderniss
ist Selbstüberschätzung, das beste mittel dazu ist gute kritik. Auf
sie kommt Boileau von v. 59 des vierten gesanges an zurück. Ohne
murren soll man sich der Vernunft beugen und bessern, ohne sich
jedoch dem tadel eines narren zu fügen. Denn ein spitzfindiger
Ignorant greift wol aus unbegründetem Widerwillen ein stück an,
tadelt die edle kühnheit der schönsten verse. Man mag seine eitlen
erörterungen widerlegen, so viel man will, grade seine falschen ur-
theile machen, dass er sich für geistreich hält, und so schwach sein
verstand, so gross seine Unklarheit ist, er meint doch, nichts entgehe
seinen blöden äugen. Seine rathschläge bringen gefahr, wer sich an
sie hält, begeht fehler. Einen solchen censor aber soll man wählen,
der von gesundem verstände geleitet und von gelehrsamkeit erleuchtet
ist. Sein sicherer griffel findet sogleich die stellen heraus, deren
schwäche man sich selber verhehlt, er gibt uns in fällen, wo wir
uns unsicher fühlen und schwanken, durch seine entscheidung ge-
wissheit und Zuversicht. Er wird dir sagen, dass ein begabter dichter
in echter begeisterung bisweilen die ihn beengenden kunstregeln durch-
brechen und sich gerade darin als echter künstler bewähren kann.
Aber solche vollkommene kritiker finden sich selten, mancher macht
gute verse und hat über die leistungen anderer gar kein urtheil.
Nachdem Boileau in v. 85 und 86 seine eigene werthe person
als ein solches kleinod präsentirt hat, beginnt er mit dem bekannten
gedanken, dass das utile cum dtdci in der poesie zu geben sei, eine
reihe von ermahnungen, welche sich an die eben angestellten er-
örterungen des Wesens eines wahren kritikers insofern sehr gut an-
schliessen, als sie zum grössten theile sich sowol auf das verhalten
des dichters als des kritikers beziehen lassen.
Auch moralische qualitäten sind nothwendig. Die seele und die
sitten des dichters spiegeln sich in seinen werken, nur edle bilder
jener sollen in diesen sich darbieten, verwerflich sind die Schrift-
steller, welche der ehre und tugend gefahren bereiten und das laster
reizend darstellen. Doch haben die allzustrengen finsteren geister
unrecht, welche von der liebe in der poesie gar nichts wissen wollen,
hier kommt es allein auf die behandlung an. Da talent ohne gutes
herz nichts hilft, so soll der Schriftsteller vor niedriger eifersucht sich
5.
68 ^^ Bobertag
hüten, welche ein kennzeichen der mittelmässigkeit ist. Sie spinnt
als finstere nebenbuhlerin des glänzenden Verdienstes bei den grossen
ihre ranke. Da ihre versuche, sich über jenes zu erheben, fruchtlos
ausfallen, sucht sie, um die gleichheit herzustellen, es herabzuziehen.
Ebendeshalb soll der dichter in seiner kunst nicht seinen ewigen
beruf erblicken, er soll die freundschaft pflegen, treue und glauben
halten, nicht bloss in seinen werken anmuthig und liebenswürdig sein,
sondern auch mit menschen zu verkehren und zu leben wissen, ferner
nur um des ruhmes willen arbeiten, nicht um schmutzigen gewinn,
wenngleich dem edlen geiste auch der gerechte lohn seiner arbeit
zukommt.
Denn (v. 133), um als lohnendes handwerk betrieben zu werden,
dazu ist die würde der poesie, welche ihr wegen ihres engen Zu-
sammenhanges mit der gesammten cultur zukommt, eine zu hohe. Die
rede ist die stimme, das organ der Vernunft. Ehe dieses organ im
Stande war, die Vernunft geltend zu machen^ herrschte unter den
menschen die natürliche rohheit (la grossi^re nature). Dieser zustand
der brutalen gewalt hatte ein ende, als die kunst der rede der roh-
heit entgegentrat, die in wäldern zerstreuten menschen sammelte,
Städte gründend und das verbrechen mit strafen ahndend Sicherheit
schuf. Diese Ordnung, so meldet die sage, war die
frucht der ersten verse: des Orpheus worten gehorchten die
wilden thiere, denen Amphions die steine, in versen erklangen die
Orakelworte ApoUons aus dem munde des gottbegeisterten priesters.
Homer und Hesiod traten auf, die poesie ward die lehrerin der
Weisheit für die menschen. Darum zollten ihr die Griechen göttliche
Verehrung, erst die dürftigkeit späterer zeiten Hess die kunst ihrer
hohheit vergessen und zum käuflichen gewerbe werden. Darum
sollen die dichter sich erinnern, dass Apollo ihnen nichts als einen
namen und einen lorbeer verheisst. Freilich, ein hungriger dichter
wird nicht auf dem Hehkon wandeln können, aber, das ist auch in
unseren zeiten, wo das talent so erhabenen schütz findet und ein
erleuchteter fürst dem Verdienste den mangel abwehrt, nicht zu be-
fürchten.
Hieran schliesst sich nun der obligate höfische preis Ludwig XIV.
auf eine feine und passende weise an. Auf diese letzte höchst be-
deutende gedankenreihe Boileaus (von v. 133 an) haben wir zurück-
zukommen , zuvörderst wenden wir uns zu den vorher ausführlicher
ausgehobenen erörterungen zurück, welche in dem deutlichsten und
nächsten verhältniss zu Popes thema und seiner entfaltung stehen.
Zu Popes Essay on criticism 6 g
Boileau kommt, wie wir gesehen, in zwei abschnitten seines werkes,
im ersten und im vierten gesange, auf den nutzen und das wesen
der echten kritik zu sprechen, und zwar behandelt er an der ersten
stelle den wahren kritiker im gegensatze zum Schmeichler, an der
zweiten im gegensatze zum krittler.
Es liegt sogleich auf der hand, dass Pope diese grunddisposition,
welche in den erörterungen Boileaus liegt, aufgenommen hat. Auch
bei ihm zerfallen die schlechten beurtheiler poetischer werke in un-
verständige oder niedrig gesinnte bewunderer und in superkluge oder
böswillige tadler. Die einzelnen unterabtheilungen gewinnt er, indem
er die vorurtheile oder die sonstigen geistigen und moralischen
schwächen, welche die urtheile eines schlechten kritikers entwerthen
können, besonders bespricht. Den fehlem stellt er die entgegen-
gesetzten guten eigenschaften gegenüber, zu anfang und ende seiner
erörterungen gibt er allgemeine betrachtungen, und zwar zu anfang
über die geistigen erfordernisse eines guten kritikers sowie über die
objectiven quellen gesunder kritischer grundsätze, zu ende über die
persönliche beschafifenheit eines idealen beurtheilers in bezug auf
geistige bildung und moralische gesinnung. Dass hierbei die Schil-
derung der krittler ausführlicher wird als die der Schmeichler, liegt
in der natur der sache und in der grösseren manichfaltigkeit der
anlasse, die Pope hatte, sich persönlich über ungerechte und unfähige
kritiker zu ärgern.
Es dürfte überflüssig sein, hier noch auf einzelheiten einzugehen,
um nachzuweisen, dass Pope einerseits wirklich an die beiden ab-
schnitte über den nutzen und die bedingungen einer echten kritik
bei Boileau anknüpft, dass er viele gedanken Boileaus über poesie
an passender stelle in seine erörterungen über kritik einflicht, dass
er aber in der bereits näher bezeichneten weise seine Selbständigkeit
wahrt. Denn die genaue kenntniss des Popeschen Essay muss ja
hier vorausgesetzt werden, und je eingehender die lectüre desselben
sein wird, um so mehr wird sich das gesagte im ganzen und im
einzelnen bestätigen.
Einen hinweis auf Popes Selbständigkeit grade in der benützung
Boileauscher gedanken und Wendungen sind wir ihm aber noch
schuldig. Wir haben schon oben zu den verscn Popes 68 — 73 be-
merkt, dass ihm hierbei ausser einigen versen Vidas sicherlich für
seinen vers 72 der 37. und 38. vers des ersten gesanges Boileaus
vorgeschwebt haben muss, und dem aufmerksamen leser wird nicht
entgangen sein, dass bei dem Franzosen von der Vernunft, bei dem
•jO ■ F, Bobertag
Engländer von der natur die rede ist. Dieser umstand gewinnt an
bedeutung, wenn wir die verse Boileaus, welche den beiden aus-
gehobenen vorangehen, beachten, nämlich v. 27 — 36;
Quelque sujet qu'on traite, ou plaisant, ou sublime,
Que toüjours le bon scns s'accorde avec la rime.
L'un et l'autre vainement ils semblent se hair;
La rime est une esclave, et ne doit qu'obeir.
Lors qu'ä la bien chercher d'abord on s'evertue,
L'esprit ä la trouver aisöment s'habitue.
Au joug de la raison sans peine eile fl6chit ;
Et loin de la gener, la sert et l'enrichit.
Mais lors qu'on la neglige, eile devient rebelle ;
Et pour la ratraper le sens court apr^s eile
Ainiez donc la raison. Que toüjours vos Berits
Empruntent d'elle seule et leur lustre et leur prix.
Wenn wir hierzu den ganzen Zusammenhang der Popeschen
stelle von v. 68 — 79 vergleichen, so muss in die äugen springen,
dass Pope auch die ganze ausgehobene stelle des Boileau im sinne
gehabt, ohne grade sich ihr in mehr als ein paar ausdrücken, die
übrigens auch deutlich die vermittelung der englischen Übersetzung
von Soame und Dryden aufzeigen ') , wörthch anzuschliessen. Von
diesen anklängen aus aber zu dem urtheile zu gelangen, dass Popes
gedanke von dem Boileaus abhängig gewesen sei, wäre vorschnell
und ungerecht. Denn während Boileau die einkleidung des sinnes
durch den reim dem sinne und somit die poetische form dem ver-
nünftigen Inhalt entgegensetzt, lässt Pope diesen gegensatz ganz fallen
und stellt die natur an die stelle der Vernunft und dieser die kunst
gegenüber. Dass die begriffe Popes natur und kunst denen Boileaus
Vernunft und vers nicht an deutlichkeit und greifbarkeit gleichkommen,
ist gewiss, aber eine sache für sich. Zeigt sich aber Popes gedanke
schon, wenn wir allein das verhältniss dieser beiden kurzen stellen
betrachten, selbständig, so gewinnt er noch mehr an ursprünglich-
keit, wenn wir ihn im zusammenhange mit der ganzen denkweise
des dichters auffassen. Boileau redet von der natur als einer quelle
der poesie niemals, überhaupt weiss er den begriff natur nicht in ein
positives verhältniss zur kunst zu setzen, ja er gebraucht seinen begriff
i) Die stelle der Übersetzung lautet nach dem commentar s. 37, anm. 4:
Love reason then, and let whate'er you write
Borrow from her its beauty, force and light.
Ob die vorhergehenden verse dieser Übertragung weitere anklänge mit Popes stelle
zeigen, kann ich nicht feststellen, da mir der text derselben nur in den citaten
Elwins vorliegt.
Zu Popes Essay on criticism y I
von natur so, dass sie in einen schroffen gegensatz zur cultur und
kunst tritt. Ch. IV, 133 ff.:
Avant que la raison, s'expliquant par la voix,
Eüt instruit les humains, eüt enseigne les lois
Tous les hommes suivoient la grossi^re nature.
Pope stellt dagegen seine natur durch andere stellen noch in ein
licht, welches verräth, dass er mindestens danach rang, die poesie
auf eine ihm ihrem wesen nach vielleicht noch dunkle, aber objectivere
quelle zurückzuführen. V. 88 ff.:
Those rules of old discovered, not devised,
Are nature still, but nature methodised ;
Nature, like liberty, is but restrained
By the same laws which first herseif ordained.
V. 130 — 140:
When first young Maro in his boundles niind
A work t' outlast immortal Rome designed,
Perhaps he seemed above the critic's law,
And but from nature's fountain scorned to draw;
But when t'examine every part he came,
Nature and Homer were, he found, the same.
Convinced, amazed, he checks the bold design:
And rules as strict his laboured work confine,
As if the Stagyrite o'erlooked each line.
Leam hence for ancient rules a just esteem ;
To copy nature is to copy them.
V. 235 f:
Sur\'ey the whole, nor seek slight faults to find
Where nature moves, and rapture warms the mind;
V. 293 ff.:
Poets, like painters, thus unskilled to trace
The naked nature, and the living grace,
With gold and jewels cover ev'ry part.
And hide with Ornaments their want of art.
True wit is nature to advantage dressed ;
V. 311 ff. :
False eloquence, like the prismatic glass,
Its gaudy colours sprends on ev'ry place;
The face of nature we no more survey,
All glares alike, without distinction gay :
V. 484 ff.:
So when the faithfuU pencil has designed
Seme bright idea of the mastcr's mind,
»7 2 F. Bobertag
Where a new world leaps out at his command,
And ready nature waits upon his hand u. s. w.
V. 652:
Who conquered nature, should preside o'er wit.
V. 724:
Nature's chief master-i)iece is writing well.
Man wird zugeben müssen, dass sich aus diesen stellen — in
den anderen, wo das wort nature vorkommt, braucht es Pope in
dem conventioneilen sinne des gewöhnlichen lebens — keine besonders
lichtvolle anschauung gewinnen lässt, aber es leuchtet auch ein, dass
man Pope unrecht thut, wenn man annimmt, er meine Aveiter nichts
als Homer, wenn er natur sage'). Es ist nicht zu bezweifeln, dass
sich ihm die Wirkung seines unklaren und ziemlich formlos gedachten
naturbegriffes in der poesie am deutlichsten in Homer darstellte, dass
er weiter keine concreten Vorstellungen als die poesie des Homer zur
erläuterung dessen, was er mit seiner natur wollte, würde beizubringen
gewusst haben. Aber mindestens eine in hohem grade selbständige
Wendung der auffassungen Popes gegenüber Boileau, deren verdienst
grade durch die klargelegte thatsache der vielfachen anknüpfung an
seinen Vorgänger noch mehr ins licht gestellt wird, haben wir ihm
denn doch hier zuzuschreiben. Wenn er die natur als quelle der
kunstregeln darstellt, wenn er verlangt, dass man, wo sie nur vor-
handen sei, unbedeutende fehler übersehen solle, wenn er sie mit der
lebendigen anmuth zusammen und dem äusserUchen schmucke in der
kunst als das höhere und zu seiner darstellung höhere fähigkeiten
erheischende hinstellt u. s. w., so brauchten wir wol nicht unsere
tiefere historische einsieht in das wesen der poesie, um zu erkennen,
dass hier keineswegs ein blosser Wechsel technischer ausdrücke mit
geringer modification der bedeutung vorliegt. Dass wir grade in dem
lichte unserer erweiterten einsichten auch einen ansatz zu wesentlichem
fortschritt zu erblicken haben, wird sich später zeigen.
Zunächst haben wir, um nicht abzuirren, noch einiges über Popes
verhältniss zu seinen zwei anderen Vorgängern hinzuzufügen. Ueber
Popes meinung und seine einzelnen beziehungen zu und entlehnungen
aus Vida will ich das schon gesagte nicht wiederholen. Dass er sich
in der Stellung seines themas und der anordnung seiner theile nicht
an diesen anschliessen konnte , liegt in der art und disposition von
i) Vergl. den commentar, s. 37, anm. 2.
Zu Popes Essay on criticism •» -t
Vidas poeticorum 11. IIL Denn Vida gibt in deutlichem hinblick
auf Quintilian eine abhandlung de institutione poetae, d. h. ein ideal
der lateinisch- humanistischen renaissancebildung , die in einem per-
fecten versifex gipfelte, und als dessen höchste aufgäbe betrachtete
Vida die möglichste erreichung des musters aller dichter, Virgil.
Wenn also Pope auch den classiker der zeit Leos X. als dichter
übermässig hoch stellt, so weicht er doch in der Würdigung der an-
tiken classiker als theoretiker nicht unbedeutend von ihm ab. Vidas
Oberflächlichkeit, mit der er Virgil über Homer stellte, zeigt sich
schon in den oben zu Pope v. 124 — 129 ausgehobenen stellen,
noch deutlicher in einem briefe an die Cremoneser, worin er sagt :
.... Virgilius noster, quem poetarum omnium (non de nostris tan-
tum, verum etiam de Graecis loquor) facile principem ponimus.
Huius ego quoties, patres optimi, diuinum poema lego, videtur vir ille
mihi non tantum historiam scribere , sed de ea ipsa arte praecepta
tradere voluisse , quantum Graecis ipsis , a quibus hanc disciplinam
accepimus, defuisset, ü/que de hac arte dicendiitn esse, quod de caeteris
Omnibus dici posset, nostros videlicet, quae ab aliis accepere, ea
semper meliora reddidisse. ')
Von diesem albernen gerede sticht denn doch die art, wie Pope
das verhältniss Virgils zu Homer darstellt (vergl. die bereits aus-
gehobenen verse 124 — 140 s. 58 und 71 dieses aufsatzes) sehr vor-
theilhaft ab , unbeschadet alles dessen , was man gegen seine auf-
fasstmg und bearbeitung des Homer und seine poetische aus-
schmückung der nachricht des Servius ^) sagen mag. Aber mehr
als alles andere lehrt uns sein Homer selber, dass wir auch in den
i) Ich entnehme diese stelle aus der Klotzschen ausgäbe M. Hieronymi
Vidae de arte poetica libri tres. Commentarium de poetae vita et carminibus
addidit Christ. Adolphus Klotzius. Altenburgi 1766. Der brief entstand auf grund
der bitte der Cremoneser an Vida, ihnen das buch zu übergeben. Er that es,
und es wurde auf kosten seiner Vaterstadt veröffentlicht. Die oben cursiv ge-
druckte stelle lautet bei Klotz, der sie selbst als verdorben bezeichnet, »quoue de
hac arte est, quo^. Ich habe sie verbessert, ohne für mehr als den richtigen sinn
einstehen zu können.
2) Die bemerkung des Servius zu Virg. Ecl. VI, 3
Quum canerem reges et proelia . . .
lautet : Gesta regum Albanorum, quae coepta omisit, nominum asperitate deterritus.
Cl. Donati vita, Virg. VIII. Scripsit etiam, de qua ambigitur, Aetnam. Et mox
cum res Romanas inchoasset, offensus materia, et nominum asperitate, ad Bucolica
transiit; maxime ut Asinium Pollionem, Alphenum Varum, et Cornelium Gallum
celebraret. — Man sieht, dass hier von dem, was Pope erzählt, auch nicht ein
wort steht, und Popes verfahren illustrirt auf eine schlagende weise, wie ihm jeder
gedanke an eine historische entwickelung der poesie abging und er nicht im
mindesten daran zweifelte, dass Virgil genau dieselbe auffassung wie er gehabt
haben müsse. Auch dies tr.Hgt zur bestimmung der engen grenzen bei, in denen
sich Popes gedanke an den Zusammenhang von natur und poesie bewegte.
y4 r. Bübertag
Worten richtiger Würdigung, die ilim Pope hier widmet, nur eine
nicht zur fruchtbringenden einsieht reifende mehr oder minder dunkele
ahnung einer Wahrheit vor uns lialjcn, deren klarere erkenntniss mit
der entdeckung ihrer tragweite nothwendig hätte verbunden sein
müssen und sich mit der Überschätzung des versifex Vida nicht hätte
vertragen können. Dass aber Pope weit entfernt war, zu sehen, wie
tief seine gelegentlichen gedanken an den Zusammenhang \ on natur
und poesie in alle doctrin und thcorie einzugreifen bestimmt waren,
zeigt sich uns wol am deutlichsten aus der oben mit den anderen
ausgehobenen stelle v. 130 — 140 (s. 71 dieser abhandlung), welche,
wiefern ich Popes denkart und ausdrucks weise nicht im ganzen miss-
verstehe, den zweck hat, die ahnung oder unklare Vorstellung, die
ihn anzog, deren er sich aber nicht zu bemeistern wusste, dadurch
bestimmter zu machen, dass er einen grossen theil derselben fahren
liess und sich auf den bestimmt formulirten grundsatz von der
mustergültigkeit der alten zurückzog. Dass aber hier ein zurückziehen
und aufgeben wirkUch vorliegt, beweisen wieder die anderen stellen,
die doch deutlich zeigen, dass sich das, was Pope natur nennt, auch
anderwärts als bei den alten findet, und der ausdruck natur verbietet
anzunehmen, Pope habe sich dieses unklar geahnte prinzip der poesie
so gedacht, dass es sich nur aus den alten dichtem einem neueren
offenbaren und mittheilen könne. Aber dem sei, wie ihm wolle, klar
ist, dass von einer abhängigkeit der gedanken Popes von denen
Vidas keine rede sein kann, und dass Pope durch seine ansieht von
Homer und Virgil sich von seinem Vorgänger wesentlich zu seinem
V ortheil unterscheidet. Und dieses urtheil muss zur ehre Popes denn
doch noch sehr verallgemeinert werden. Grosse und tiefe gedanken
sind überhaupt nicht die sache des kunstreichen bischofs von Alba,
und wenn auch Pope seine theorie der plagiate an ihm selbst und
^■ielen anderen in praxis umgesetzt hat, so ist der wesentliche unter-
schied wieder der, dass eben Pope zu seinen gedanken und be-
merkungen ausdrücke und Wendungen entlehnt, Vida aber mit den
Worten auch die gedanken nimmt, wie er sie findet, und nur, da es
auf verwerthung der copia verborum und phrasium ankommt, darauf
sieht, dass die mit den zusammengestellten werten und phrasen nun
einmal verbundenen gedanken, um mit Rabener zu reden, auf eine
ohngefähre weise zusammenhängen — eine geistige leistung, die frei-
lich bis heutigen tages die eigentliche seele der lateinischen stil-
übungen ist.
Dass, um auf den erfinder der poesie über die poesie zu
I
Zu Popes Essay on criticism «e
kommen, Pope wol befähigt war, die starken Seiten des Horaz zu
würdigen und sein talent in ein erspriessliches verhältniss zu dem
Römer zu setzen, liegt auf der band. Q. Horatius Flaccus und
Alexander Pope sind zwei geistesverwandte , wie es vielleicht in der
literatur wenige gibt. So verschieden die bedingungen waren, unter
denen ihre talente reiften, die talente selbst, das, was beide von
geburt zum dichter mitbrachten, glichen einander in seltener weise,
nur dass Horaz mit einer grösseren masse derselben mischung von
Stoffen, mit einem höheren grade derselben Verbindung von kräften
ausgestattet war. Was wunder, dass es Pope auch ^•erstanden hat,
seinen ältesten und angesehensten Vorgänger vortrefflicher als irgend
einen anderen dichter zu charakterisiren : v. 653 ff.
Horace still charms with graceful negligence,
And without method talks us into sense ;
Will, like a friend, familiarly convey
The truest notions in the easiest way.
He, who supreme in judgment, as in wit,
Might boldly censure, as he boldly writ,
Yet judged wit coolness, though he sung with fire ;
His precepts teach but what his works inspire.
und ebenso natürlich ist es, dass es Pope gelingen musste, sich Horaz
im besten sinne zum muster zu nehmen und seinem vorbilde mit
gutem erfolge nachzueifern. Im besten sinne nahm er ihn sich zum
muster, indem er nicht Horazische gedanken breit trat oder sein
werk mit citaten und anklängen aus der Ars poetica spickte — denn
er bleibt hierbei, zumal wenn wir die mode seiner zeit in rechnung
ziehen, in den bescheidensten grenzen — sondern indem er den leb-
haften Stil, den kurzen, gedrängten und doch leichten ausdruck und
die vortrefflichen bilder und vergleichungen des vollendetsten stihsten
unter den römischen dichtem zu erreichen strebte. Was den erfolg
"dieses strebens betrifft, so habe ich nirgend die bemerkung gefunden,
dass Popes stil dem des Horaz weit näher stehe, als der des
Boileau , will mir aber deshalb das verdienst, dies zuerst entdeckt
zu haben, nicht zuschreiben, weil es zu deutlich vor äugen liegt,
vorab die bilder und gleichnisse , und natürlich , weil diese stil-
elemente am mindesten von der Verschiedenheit der spräche und
nation alterirt werden , dann aber auch die muntere rede , die von
einem gegenstände scheinbar planlos und doch logisch auf den
anderen springt, oder zu ihm gleitet oder ihn anstreift, die scharfen
antithesen, die sinnschweren Wörter, die anschaulichen immer con-
creten Vorstellungen, welche nie oder sehr selten das vcrständniss
•7 6 F- Bobertag
hemmen, aber fortwährend den leser hindern, flüchtig über den text
hinwegzueilen. Das verhältniss der auffassungen Popes und seiner
kunstprincipien zu den anderen dichtem und theoretikern, welche in
seinem Essay charakterisirt oder wenigstens erwähnt werden, stimmt
mit dem Standpunkte, den er den eben besprochenen gegenüber ein-
nimmt, sehr wohl zusammen, wobei seine aus oberflächlicher kennt-
niss hervorgegangenen einzelnen irrlhümlichen angaben natürlich
nicht in betracht kommen. In betreff dieser letzteren sei auf Elwins
commentar hingewiesen, aber auch die stellen des Essay, welche
alte und neue dichter ausser den schon erwähnten erwähnen, können
wir sehr kurz abmachen, obwohl sich ein halbes hundert dichter und
gelehrte in den 744 versen versammelt finden. Unter den dichtem
seines eigenen Zeitalters erhält Dryden selbstverständlich die erste
stelle, und es ist ein feiner ausdruck von Popes fester Überzeugung
hiervon, dass er ihn nicht direct lobt, sondern seine grosse als all-
gemein anerkannt voraussetzt wie v. 383 :
And what Timotheus was, is Dryden now
V. 458 ff.:
Pride, malice, folly, against Dryden rose,
In various shapes of parsons, critics, beaus ;
Might he return, and bless once more our eyes,
New Blackmores and new Milbournes must arise:
And such as Chaucer is, shall Dryden be
All books he reads, and all he reads assails,
From Dryden' s Fables down to Durfey's Tales
V. 483:
V. 616 ff.
Als bezeichnend kann auch noch erwähnt werden, dass Pope an der
zuzweit ausgehobenen stelle denn doch nicht umhin kann, sofort
hinzuzufügen v. 464 :
Nay, should great Homer lift his awful head,
Zoilus again would start up from the dead.
Argumenta ex silentio mögen sehr oft sehr verdächtig sein, aber
bisweilen sind sie nicht allein unverdächtig, sondern höchst charak-
teristisch und interessant, und wenn man dies von irgend einem
solchen argumentum sagen kann, so gilt es von der bedeutung, die
dem schweigen Popes über Shakspeare in der ganzen gedanken-
masse seines Essay beigelegt werden muss. Freilich, wo sollte denn
Pope von Shakspeare reden? In seiner dichtung war so wenig
Zu Popes Essay on criticism yy
platz für Shakspeare wie in einer Gellertschen fabel für den ge-
fesselten Prometheus sein würde, eine dem heroen zum zehnten theile
gerecht werdende Würdigung hätte ja Boileaus und Popes ganzes
ästhetisches system in stücke zersprengt. Eine neue zeit musste
neue ausgangspunkte der betrachtung bringen, ehe man von begriff-
lichen grundsätzen und anschauungen aus , ehe man im zusammen-
hange einer mehr oder weniger systematischen theorie Shakspeare
zu würdigen vermochte. Man kann darin, dass Pope, der in seinem
werke über poesie den namen Shakspeares nicht einmal nennt,
noch auf ihn irgendwo anspielt, eine ausgäbe desselben versucht hat,
eine andeutung sehen, dass Pope selber nahe an der grenze jener
neuen zeit stand, und es ist die aufgäbe des letzten abschnittes dieser
abhandlung, dies aus seinem Essay selber nachzuweisen und zu be-
leuchten.
Das bedürfniss, Popes Stellung als theoretiker klar zu erkennen,
seine doctrinen nicht allein scharf zu formuliren , sondern sie auch
mit den anschauungen, auf denen er fusste, und mit denjenigen,
denen die seinigen weichen mussten , in die richtige Verbindung zu
setzen, ist nicht schwer nachzuweisen und ergibt sich aus mehreren
gründen. Ich habe versucht, in der bereits in diesem blatte ver-
öffentlichten abhandlung über seinen Lockenraub die einseitigkeit und
■consequenz seiner ansichten von der poesie an seiner kunstübung
aufzuzeigen. Von einem solchen dichter sind wir jedenfalls auch
stark ausgeprägte theoretische anschauungen zu erwarten berechtigt,
deren interesse durch den umstand, dass der Lockenraub dem Essay
on criticism nachfolgte, nur gesteigert wird, ein umstand der aber
zugleich erklärt, warum wir die auffassungen Popes im Essay nicht
in dem grade wie sie aus dem Lockenraube indirect sich ergeben,
.entwickelt zu tage treten sehen werden.
Ferner verdient der theoretische inhalt von Popes Essay des-
wegen besondere aufmerksamkeit , weil diese dichtung nicht allein,
wie in Elwins ausgäbe nachgewiesen ist, in England in den schulen
bis auf die gegenwart eine nicht unbedeutende rolle spielt, sondern
auch in Deutschland unterrichtliche Verwendung findet. Wie ich in
dieser ganzen abhandlung bemüht gewesen bin, den pädagogischen
gebrauch des Essay im äuge zu behalten und durch hinweis auf die
Schwierigkeiten wie den nutzen einer eingehenden lectüre auf die
nothwendigkeit einer sehr sorgfältigen sachlichen und sprachlichen
erklärung beim schulgebrauch aufmerksam zu machen, so möchte ich
hier noch ausdrücklich das bedürfniss betonen, die schüler einer real-
lyg F. Bobertag
schul-prima bei der lesung des essay auf die besonderen und von
den jetzt geltenden in mehreren jjunkten abweichenden auffassungen
Popes aufmerksam zu machen. Denn nur, wenn dies in einer
klaren und verständlichen weise geschieht, kann einer Verwirrung
des geschmackes und des denkens über ästhetische dinge vorgebeugt
werden, welche in den oberen classen der realschule durch die ge-
ringere lectüre der alten, die geringere sprachliche bildung der real-
schüler und ihre ausgebreitetere bekanntschaft mit der viel bunteren
und an gegensätzen reicheren neueren litteratur ohnehin näher liegt
als auf den gymnasien. Die freude, Popes Essay on criticicm mit
seinen schillern zu lesen, welche der realschullehrer vor dem gym-
nasiallehrer voraus hat, wird er durch ein Studium Popes erkaufen
müssen , welches nicht weniger mühsam sein dürfte , als die Vor-
bereitung auf die lectüre des Tacitus, Plato oder Horaz in der gym-
nasial-prima.
Endlich aber gehört Pope zu denjenigen englischen dichtem,
deren grundsätze und kunstübung in unserem vaterlande schnelle und
lebhafte aufmerksamkeit erregten, weil Popes thätigkeit in eine zeit
fiel, da sich der geschmack Deutschlands anschickte, grade Über-
wirkungen von der art, wie sie von der französirenden schule der
Engländer ausgehen konnten, leicht aufzunehmen, denn das bekannt-
werden Popes in Deutschland fällt in die Gottschedsche zeit. Die
Verwandtschaft des geschmackes in der Gottschedschen schule mit
Pope ist bekannt und auch weiter oben schon angedeutet worden ;.
ich beschränke mich deshalb, indem ich auf den abschnitt des
Deetzschen buches »Pope in Deutschland«, zu dessen ergänzung das
folgende zugleich dienen soll, verweise, auf den Essay on criticicm.
Nachzutragen ist folgende, wenn man ihre qualität an und für sich
allein berücksichtigt, nicht mit unrecht ziemlich der Vergessenheit
anheimgefallene schrift: »Versuch einer critik aus dem Englischen
des herrn Pope. Nebst einem versuche einer critik über die deut-
schen dichter'), auch einer zugäbe einiger kleineren Schriften, von
M. Gottfried Ephraim Müller. Dresden 1745, bei George Conrad
Walther, königl. hof-buchhändler. « In der vorrede redet der Ver-
fasser, welcher im jähre 1745 evangelischer pfarrer in der umgegend
von Dresden war und sein fortkommen dem in den kleinen Schriften
gerühmten grafen Brühl verdankte, von der französischen bearbeitung
i) Dieser eigene versuch ist hier nur neu abgedruckt. Vergl. Beyträge zur-
crit. historie. Stück XXIX. (Leipz. 1842.) Nr. 9. Bd. 8. S. 173.
Zu Popes Essay on» criticism n q
des Essay on criticicm durch den abbe Resnel , erwähnt Brockes
und der Gottschedin Übertragungen aus Pope, behauptet aber, dass
die seinige die älteste sei, da er sie 1736 angefangen und schon
länger als zwei jähre zu stände gebracht habe. Ob er, wie gleich-
falls in der vorrede versprochen wird, später weitere nachrichten über
die poesie der Engländer gegeben hat, weiss ich nicht. Der Über-
setzung des Essay ist der überaus incorrect interpungirte text —
woher er ihn habe, sagt Müller nicht') — gegenüber gestellt, und
ihr anfang lautet:
Wer sagt mirs, welcher wohl der ungeschicktste bleibt?
Ob der, der elend denkt? ob der, der übel schreibt?
Doch, unter beiden, ists ein schlimmeres verbrechen,
Den witz uns zu verdrehn, als die geduld zu schwächen.
Nun hat man zwar nicht hier, noch dort noch minder, recht ;
Was einer elend schreibt, das tadeln zehne schlecht.
Vor dem hat sich ein thor, für sich allein, verlohren ;
Jetzt macht sein albrer reim, in prosa, noch mehr thoren!
Hat unser urtheil nicht mit uhren viel gemein ?
Ein jeder, sind sie schon, im gang, nicht überein,
Wird doch der seinen traun. Giebts lauter gute dichter?
Und sind die critici nicht oft die schlechtsten richter?
Wen zur critik und kunst des himmels reines licht
Nicht, von natur bestimmt, der taugt zu beyden nicht.
Lasst andre, dies verstehn, auch andre herzhaft tadeln,
Die lehren, die sich selbst, durch eigne Schriften, adeln.
Auf eignem witz bestehn, ist der scribenten brauch.
Thuns nicht die critici, mit ihrem urtheil auch?
Will man die urtheilskraft mehr und genau ergründen,
So wird man ihren sitz, fast bei den meisten, finden
Man bringt zwar, von natur, ein dunkles licht heraus ;
Doch auch den schwächsten strich zieht man vollkommen aus,
Entwerft den besten riss, vom grossen bis zum kleinen,
Und wählt die färben schlecht, wie elend wird er scheinen ?
So schadet falsche kunst der trefflichsten natur.
Der schulen irrlicht führt auf manche falsche spur;
Und manche macht der wahn und dünkelwitz zum thoren,
Und, wenn er Weisheit sucht, geht sein verstand verlohren.
Doch genug! Das mitgetheilte genügt, um Pope glücklich zu
preisen, dass er diese Übersetzung seines werkes nicht gelesen hat.
Grade seine trefflichste eigenschaft, die klarheit, ist in dem deut-
schen gewande so in ihr gegenthcil verkehrt, dass kein mensch
i) Vergleiche die interessanten notizen bei Deetz a. a. 0.
;go F. Bobertag
namentlich den letzten passus ohne das Englische verstehen kann.
Man »bringt hier gar kein licht heraus '<, nicht einmal ein dunkles,
kurz Müller, der in seinen kleinen gedichten wie in der kritik seiner
landsleute keine üble lust zeigt, so etwas wie ein deutscher Pope zu
werden, hat sein vorbild in vielen stellen gar nicht verstanden.
Doch fassen wir Popes ansichten, die lehren des theoretikers,
ohne uns auf den Standpunkt der beurtheilung des dichters zu stellen,
ins äuge , um sie im lichte der entwickelung des theoretischen
denkens über die poesie zu erblicken. Die erinnerung daran, dass
wenige Jahrzehnte nach Popes blüthezeit sich eine auf erforschung
der poesie entlegener zeiten und Völker gegründete anschauung der
Sache, welche den namen der historischen auffassung vollkommen
verdient, zu gestalten anfing, genügt, um uns zu überzeugen, dass
Pope wenigstens der zeit nach dieser reform der theorie nahe stand.
Was seine anschauungen an und für sich betrifft, so ist zunächst zu
bemerken, dass er nach seiner eigenart und angemessen der ent-
wickelungsstufe, die er bei abfassung des Essay on criticicm erreicht
hatte, sie zwar klar, aber mit mässigung und ohne Schroffheit vor-
trägt. Wir knüpfen an das an, was weiter oben über seinen ge-
brauch des Wortes und begriffes »nature« gesagt ward, um Popes
Selbständigkeit gegenüber den Vorstellungen Boileaus zu würdigen.
Es bedarf keines besonderen nachweises, dass Pope mit den sätzen
v. 297 :
V. 139. 140:
und V. 724
True wit is nature to advantage dressed.
Learn hence for ancient rules a just esteem
To copy nature is to copy them.
Nature's chief master — piece is writing well.
die grundanschauung, welche aller kunstpoesie, wonach die poesie
etwas auf grund allerdings natürlicher begabung zu erlernendes ist,
aber immer von dem einzelnen durch lernen von denen , die es
früher gelernt haben, begriffen wird, zu gründe liegt, deutlich aus-
spricht. Auf die gefahr hin, langathmig genannt zu werden, oder
denen, die in nichts anderem als neuem material und textkritischen
erfolgen kennzeichen wahrer wissenschaftlichkeit erbUcken, etwas zu
sagen, was sie, ohne direct widerlegt werden zu können, vorgeben
dürfen, längst gewusst zu haben, muss ich mir, um die Vorstellungen
Popes vor einer unbilligen beurtheilung zu schützen, erlauben, auf
eine oberflächliche betrachtungsweise aufmerksam zu machen, welche
Zu Popes Essay on criticism 8l
allerdings nicht von irgend einer wissenschaftlichen schule vertreten
oder sonst wie in der wissenschaftlichen methode, mit der jetzt
literarhistorische forschungen betrieben werden, scharf zur geltung
gebracht, doch durch Schulbücher, Unterricht, übUche Stichwörter und
so weiter sich fester gesetzt hat, als gut ist, und zu deren beseitigung
sich gerade in rein wissenschaftlichen arbeiten wenig gelegenheit
bietet. Es ist die ansieht, dass nach der auffassung der dichter,
welche in näherem verhältniss zur französischen classik stehen, also
derjenigen, welche mehr oder weniger einseitig in ihren dichtungen
den begriff der kunst- oder gelehrten-poesie verwirklichen, die poesie
darum etwas erlernbares sei, weil sie »reine verstandessache« sei.
Diese durchaus oberflächliche auffassung, welche sich einem wirk-
lichen eindringen in die denkweise der jener richtung angehörigen
männer entgegensetzt, wird nicht blos mit grosser plumpheit auf den
gegensatz zwischen Gottsched und den Schweizern angewendet , so
dass es herauskommt, als ob nach Gottsched die poesie so etwas
wie mathematik gewesen, und Bodmer und Breitinger die phantasie
und das gefühl entdeckt hätten, sondern sie drängt sich auch mit
allerlei falschen berufungen auf Lessing und Herder in die Würdigung
der französischen classiker ein und verwirrt folgerichtig auch das
verständniss eines dichters wie Pope. Ist denn überhaupt alles in
dem masse reine verstandessache, als es geeignet ist, von vielen er-
lernt zu werden? Angenommen, dass der an sich recht wenig bie-
tende ausdruck »reine verstandessache <; auf die mathematik voll-
kommen passte, so müsste die mathematik unter den schuldisciplinen
diejenige sein, welche allen ohne unterschied der individuellen be-
gabung am leichtesten verständlich zu machen wäre, wogegen die
tägliche erfahrung den lautesten protest erhebt. Wir wollen uns hier
nicht dabei aufhalten, zu erhärten, wie in unserem Jahrhundert die
von den romantikern ausgegangene und von gewissen theologischen
schulen in ihrer weise unterstützte feindschaft gegen den verstand,
die dann in historischen und philologischen disciplinen ihr analagon
in einer abneigung gegen begriffliches denken fand, in einer zugleich
abstracten und plumpen auffassung und anwendung der Kantschen Unter-
scheidung zwischen erkennen, begehren, fühlen irrthümlich eine art recht
zu finden meinte, sondern wir wollen nur gegen die einfühning von
begriffen, die einst ihre jetzige rolle nicht spielten, in die denkweise der
Vorzeit protestiren. Wenn man jenen plumpen gegensatz «wischen dem
verstände, der so viel unheil angerichtet haben soll, und dem so-
genannten gefühl, welches als Universalmittel angepriesen wird, ganz
E. Külbing, Englische Studien. UI. i. u
82 F- Bobertag
bei Seite lässt, wird man sich leicht in die Vorstellungen der dichter
und theorctiker finden, welche die poesie so auffassten, wie eine
Wissenschaft, zu der man natürliche begabung, fleissiges Studium und
tüchtige lehrer und Vorbilder braucht. In welcher Wissenschaft kann
man denn ohne natürliche begabung dazu fortschritte machen, und
kann man in irgend einer grosses leisten ohne so etwas wie genier
Und liegt denn das so ohne weiteres auf der band, dass es mehr
grosse gelehrte als grosse dichter gibt? Die Humboldte, Kante und
Grimme sind nicht dichter gesät als die Goethe und Schiller, kurz
es lag der irrthum früherer zeiten gar nicht darin, dass sie die summe
der bedingungen, die den einzelnen grossen dichter machen , der
summe derjenigen, welche den einzelnen grossen gelehrten machen,
sich im ganzen als gleichwerthig dachten, und zwar lag der irrthum
hierin deshalb nicht, weil das gar kein irrthum ist, sondern sie ver-
kannten die Qualität der bedingungen und die grössere abhängigkeit
des dichters und künstlers überhaupt von weiteren bedingungen,
die zu denen des gelehrten in viel weniger enger beziehung stehen :
nationalität , spräche, religion, äussere lebensverhältnisse , politische
zustände und dergleichen. Wenn es einer sache erst einen rechten
anstrich gibt , wenn man sie dialektisch fasst, so können wir sagen :
sie betrachteten die poesie eben darum als sache des einzelnen, weil
sie sie als sache aller betrachteten, denn was sache aller ist, das ist
eben auch sache des einzelnen, nicht sache der grösseren gemein-
schaften und gruppen, die zwischen der menschheit und dem indivi-
duum liegen. Wo die grösseren und kleineren gemeinschaftsformen
als solche träger der cultur sind, in den culturgebieten, welche das
Vorhandensein und das leben gewisser gemeinschaftsformen voraus-
setzen, hat eben der einzelne bestimmter und enger begrenzte be-
dingungen des Schaffens als in anderen, die, wie die Wissenschaften,
nur von der geistigen beschafifenheit einzelner menschen, dem Vor-
handensein oder der erreichbarkeit des geistig zu erfassenden ma-
terials und ganz allgemeinen bedingungen der entwickelung eines
einzelnen geistes abhängig sind. Was in der zweiten hälfte des
vorigen Jahrhunderts gefunden wurde, war dies, dass die poesie ein
sich forterbender schätz der Völker, ein nationalbesitz sei, man soll
sich aber doch darüber nicht täuschen, dass diese bemerkung viel-
leicht allerdings einigen genies oder tiefsinnigen geistern aufgedämmert
wäre, niemals aber allgemeine geltung gewonnen und sich als ein
das völlig empirische, historische und philologische forschen be-
herrschendes axiom festgesetzt hätte, wenn man nicht eine anzahl
Zu Popes Essay on criticism 83
von dichtungen kennen gelernt hätte, denen die kraft des poetischen
eindruckes von allen in einem sehr hohen grade zugesprochen
werden musste, die aber nach ihrer beschaffenheit auf eine sehr viel
andere weise entstanden sein mussten, als dichtwerke bei modernen
und hochgebildeten Völkern zu entstehen pflegen, und als man sich
seit Aristoteles her die entstehung von dichtungen zu denken ge-
wohnt war. Wer da glaubt, dass die mit dem aufschwunge der
speculativen philosophie in Deutschland ja unleugbar verbundenen
tieferen einsichten in das wesen aller kunst und somit auch der
poesie in den arbeiten der männer, welchen wir die feststellung der
eben erwähnten thatsachen, denen wir unsere jetzige auffassung von
der entstehung der Homerischen dichtungen , des Nibelungenliedes,
vieler abschnitte im Alten testamente u. s. w. verdanken, eine rolle
spielen, der muss nie einen blick in die beweisführung eines F. A.
Wolff, eines Lachmann gethan haben. Niemand kann gegen jede
ästhetisch-philosophische theorie widerhaariger sein, als gerade diese
meister der höheren kritik, aber gerade diese fast fanatische rein-
erhaltung der philologischen methode war nothwendig, um die tiefere
erkenntniss der poesie des kindes- und Jünglingsalters der Völker, als
etwas an sich selbst thatsächlich ausgemachtes fest- und vor der
mitleidenschaft von den Veränderungen der philosophischen Systeme
und Standpunkte sicher zu stellen. Es soll nicht geleugnet werden,
dass uns die Kantische philosophie und die sich an sie anschliessende
speculative entwickelung auch allein tiefere einsichten in das wesen
des schönen, der kunst, der poesie zugeführt haben würde, als sie
Pope und seine Zeitgenossen und Vorgänger besassen, aber man darf
sich wol fragen, was aus diesen einsichten in der neuesten zeit, da
die speculative philosophie in abgang kam und den grössten theil
ihres machtgebietes im stich lassen musste, da zugleich von den
lehrstühlen der geschichte, philologie, theologie, physik, physiologie,
botanik, chemie und so weiter gegen Hegel und die seinigen das
kreuz gepredigt wurde , würde geworden sein , wenn unsere richti-
geren auffassungen von poesie nicht längst bessere stützen gefunden
hätten.
Weiter auf diese Vorgänge im wissenschaftlichen leben des
letztverflossenen Jahrhunderts einzugehen, ist nicht nöthig , da wir
dies hier nur deshalb zu thun haben, um zu zeigen , dass man von
ihnen eben abstrahiren muss , um denen , die vor ihnen lebten und
dichterisch thätig waren, nicht unrecht zu thun, wenigstens ihrer
anschauungsweise, ihrem bewusstsein von dem, was sie schufen. Denn
6»
84 F. Bobertag
dass wir ihren poetischen erzeugnissen selbst von unserem fort-
geschrittenen Standpunkte aus nicht entfernt den poetischen werth
zusprechen können, welchen ihnen ihre Zeitgenossen beilegten, glaube
ich schon früher in bezug auf Pope entschieden genug ausgesprochen
und auch begründet zu haben. Wenn man anders den eben hervor-
gehobenen wissenschaftlichen fortschritten des letzten Jahrhunderts
die tragweite und bedeutung beimisst, wie ich sie eben andeutete,
wird man sich , dünkt mich , leicht in Popes ansieht finden können,
ja man wird einerseits sagen müssen , dass er nach dem umfange
seiner erfahrung über beschaffenheit und entstehung von dichtungen,
nach dem ihm vorliegenden literarhistorischen material nicht anders
denken konnte. Man wende hier nicht ein, dass Pope ja den Homer
kannte. Ohne analogien , ohne induction , ohne beobachtung einer
anzahl von erscheinungen , welche von einander nicht abhängig
sind, ist eine feststellung von gesetzen historischer entwickelung nicht
möglich, und den historischen Wissenschaften fehlt das sichere mittel,
analogien zu erzwingen, welches den naturwissenschaften zur seite
steht, das experiment. Man sehe nur Popes Homer an, so wird
man bemerken, dass er in Homer das sah, was er aus analogie der
anderen ihm vorliegenden dichtungen, welche kunstdichtungen, werke
einzelner waren, zu sehen und zu beobachten gewohnt war, und man
soll auch nie vergessen, dass denn doch die philologisch -historische
kritik an dem NibelungenUede, dem Alten testament, den liedern der
Edda u. s. w. ein material gefunden hat, an welchem sie die
Verschiedenheit in der entstehung von dichtungen aus kindlichen und
jugendlichen kulturperioden von dem schaffen der einzelnen kunst-
dichter klarer und schärfer ins licht zu stellen vermochte, als an der
Ilias und Odyssee. Aber nicht allein Popes theoretischen Standpunkt
in seinen grundlagen wird man sich dann als historisch begründet
voUkomm.en erklären können, sondern man wird auch die Sicherheit
bewundern müssen, mit der er die letzten consequenzen zog, mit der
er zu einem resultate kam, welches schliesslich als der gedanke
bezeichnet werden muss , der seinem Essay die berechtigung des
themas , der anläge und durchführung gegenüber den verwandten
arbeiten seiner Vorgänger verlieh und eben darum auch als der
eigentliche schlüssel zum verständniss und zur Würdigung dieses
Werkes anzusehen ist.
Es ist bereits ausgeführt worden , dass Popes Essay schon des-
halb das recht der neuheit zukommt, weil er auf den gedanken
gekommen war, den gedichten über die poesie ein gedieht über das
Zu Popes Essay on criticism 85
urtheilen und denken über die poesie hinzuzufügen. Es ist aber noch
zu zeigen, dass wir hier nicht blos eine rein logische oder dialektische
reflexion vor uns haben, die in infinitum fortgesetzt werden kann, so
dass auf die theorie der theorie oder die kritik der kritik eine theorie
zur dritten potenz und eine kritik der kritik der kritik u. s. w. mit
demselben recht folgen könnte. Nein, Popes unternehmen beruht
auf einem klaren und reellen gedanken, eben jener nur bei ihm
fruchtbar gewordenen letzten consequenz der von ihm aufgenommenen
und wohldurchdachten anschauungen , und dieser gedanke ist die
Überzeugung von der absoluten untrennbarkeit der theorie und praxis
in der poesie. Die Überzeugung steht für Pope so fest'), dass man
von ihm sagen kann, er behaupte die völlige identität des dichters
und des kritikers, der kritiker sei ihm soviel kritiker, wie er dichter
ist, und der dichter soviel dichter, wie er kritiker ist. Nur muss
man Pope so verstehen, dass die gleichmässige ausbildung beider
thätigkeiten oder fähigkeiten in einer person eben sein ideal ist —
wahrscheinlich sah er dies vollständig nur in sich selbst^) zur
Wirklichkeit geworden. Aber man darf nicht den versen 1 1 ff .
In poets as true genius is rare,
True taste as seldom is the critic's share;
Both must alike from heav'n derive their light,
These born to judge, as well as these to write.
die meinung unterlegen, dass von zwei verschiedenen menschenklassen,
dichtem und kritikern, ausgesagt werden soll, sie seien beide auf
natürliche anläge angewiesen, sondern man muss sich t o judge und
to write als zwei beschäftigungen denken, die vollkommen nur dann
betrieben werden können, wenn sie von einer person betrieben wer-
den. Und demgemäss sind auch die verse 28 ff.
In search of wit, these lose their common sense,
And then turn critics in their own defence ;
Each bums alike, who can, or cannot write,
Or with a rival's, or an eunuch's spite.
All fools have still an it ching to deride,
And fain would be upon the laughing side.
If Maevius scribble in Apollo' s spite,
There are who judge still worse than he can write.
aufzufassen. Wit ist in Popes terminologie mehr die productive kraft,
common sense mehr die fähigkeit der beurtheilung des schönen
i) Es bedarf nur der andeutung, das.s auch Boileau sich dieser auffassung
genähert hat. Cf. s. 67 dieser abh. — =) Wie auch Boileau. S. 67.
36 F. Bobertag
in der poesie, jene braucht man zum dichten, diese zur kritik, beide
sind aber nur zusammen recht lebens- und leistungsfähig , und die
trennung der praxis und theorie, dass jemand vom dichter zum
kritiker wird, Hegt in nichts anderem, als dass ihm beides fehlt. Wo
beide thätigkeiten von verschiedenen personen ausgeübt werden , da
ist das eben ein zeichen, dass die beanlagung zu beiden fehlt. Wer
aus mangel an productivem talent theoretiker wird, thut dies aus
ganz verwerflichen gründen, nämlich weil er seine eigenen schlechten
erzeugnisse in schütz nehmen will , weil er spott- und tadelsüchtig
ist, weil das gefühl seines Unvermögens neid und hass gegen den
berufneren hervorbringt. Kurz, es werden in diesen versen zustände
geschildert, welche durch ihre offenbare unerspriesslichkeit zeigen
sollen, dass die theilung der arbeit hier verderblich und durchaus
verwerflich sei. Dass diese auffassung die richtige sei, lehren die
beiden verse 1 5 und 1 6 :
Let such teach others who themselves excel,
And censare freely, who have written well,
die den kürzesten und klarsten ausdruck von Popes meinung ent-
halten und nur darum leicht ihrer tragweite nach unterschätzt werden
können, weil Pope unmittelbar darauf sagt:
Authors are partial to their wit, 'tis true,
But are not critics to their judgement too?
eine ausdrucksweise, welche, wenn man den sinn der beiden vorher-
gehenden verse nicht scharf auffasst und genau festhält, gleich wieder
so verstanden werden kann, als ob Pope hier denn doch für die
theilung der arbeit einträte. Der sinn und die logische Verbindung
der vier verse ist aber genau besehen so : nur diejenigen , welche
selbst ausübende künstler sind, sollen sich der theorie unterfangen
und kritik üben. Dies ist nun leider nicht so, darum stehen sich
dichter und kritiker rechthaberisch und eigensinnig gegenüber, ohne
sich verständigen und ohne sich gegenseitig belehren und unterstützen
zu können. Wenn man Pope auf grund der kurzen geschichte der
kritik, welche er weiter unten gibt, gefragt hätte, wie er denn seine
behauptung mit dem preise des Aristoteles vereinigen könne, so würde
er vielleicht weniger in Verlegenheit gewesen sein, als wir auf den
ersten blick glauben möchten. Er würde geantwortet haben, dass
eine ausnähme die regel nicht störe, und dass Aristoteles wol nur
seiner vielen beschäftigung wegen nicht dazu gekommen sei, als
dichter aufzutreten. Dass er es gekonnt, habe er ja doch bewiesen,
Zu Popes Essay on criticism g-
die beispiele von Horaz und Boileau seien massgebender, es müsse
ja auch nicht jeder das, was er verstehe und könne, als schriftsteiler
öffentlich zeigen. Es würde uns zu weit führen und Wiederholungen
in unerwünschter anzahl zur folge haben, wenn wir auf alle die
stellen, bei denen man die eben entwickelte anschauung Popes im
äuge behalten muss, eingehen wollten, und eine fortlaufende erklärung
des gedankenzusammenhangs im Essay ist ebensowenig meine absieht
wie eine vollständige darstellung seines Systems. Dass aber Pope
selbst zwar das bewusstsein hatte, er habe eine consequenz gezogen,
welche auf grund der geltenden auffassungen logisch richtig sei, aber
doch ahnte, dass sie wohl auf anfechtungen stossen würde, geht
auf interessante weise daraus hervor, dass er zwei stellen classi-
scher autoritäten als stützen seines satzes herbeizieht, eine aus der
Rhetorik ad Herennium, die er für eine schrift Ciceros hielt, und
eine aus Plinius.') Er irrte sich hierin nicht, denn Elwins an-
merkungen zeigen, dass sich gewichtige stimmen gegen seine
behauptung erhoben. "Wenn ich auch diesem commentare die
kenntniss der interessanten stellen Roscoes und Addisons verdanke,
möge es doch nicht für unbescheiden gelten, dass ich die art und
weise, wie die sache im commentare behandelt wird, nicht als sach-
gemäss bezeichnen kann. Man mag davon absehen , dass das erste
der lateinischen citate als ciceronianisch ohne remedur stehen ge-
blieben ist, denn ich weiss nicht , ob die für den erklärenden lehrer
hier liegende falle m England ebenso gefährlich sein mag, als sie
bei uns ohne zweifei ist. Aber es ist nicht in der Ordnung, dass
eine klare behauptung , deren bedeutung für den Standpunkt Popes
jedem literarhistorisch und ästhetisch gebildeten leser einleuchten
muss, eben nur als einzelne schiefe behauptung behandelt wird, da
doch die nothwendigkeit , historisch auf diesen punkt einzugehen,
grade durch die stelle aus dem Tatler, »It is ridiculous for any man
to criticise on the works of another who has not distinguished him-
self by his own Performances, <; sich von selbst nahe legt. Es hat
doch seine in der entwickelung der theorie liegenden gründe, dass
ein Roscoe ganz anders urtheilte und dass Addison den 19. october
17 10^) ganz ebenso urtheilte wie Pope, wenn man unter theorie
nicht allein das systematisch ausgebildete und buchmässig fixirte
i) Die erste lautet: »Qui scribit artificiose, ab aliis commode scripta facile
intelligere poterit,« die zweite: »De pictore, sculptore, fictore, nisi artifex, judicare
noii potest.« — 2) Dass Pope diese stelle, wie es im commentar als möglich hin-
gestellt wird, copirt habe, ist aus chronologischen gründen nicht anzunehmen.
88 F. Bobcrtag
nachdenken über die dichtkunst, sondern die von den Vertretern des
literarischen Charakters einer zeit festgehaltenen und bei ihrer kunst-
übung in anwendung gebrachten ansichten und einsichten versteht.
Der Charakter der periode Popes mit seiner Verständigkeit und seiner
richtung auf das moralische, wie er sich in den moralischen Wochen-
schriften Spectator, u. a. ausspricht, wie er das ganze schriftstellerische
wirken Addisons bezeichnet, diese Verständigkeit, welche zugleich
und untrennbar gesunder menschenverstand, moralische vernünftigkeit
und geläuterter ästhetischer geschmack zu sein sich bestrebt, bildet
den hintergrund, auf dem wir den gedanken Popes, der in den
Worten --^Let such teach others u. s. w.'< liegt, zu erblicken haben,
um ihn richtig zu würdigen. Wenn nun Pope diesen gedanken klar
ausspricht und ihn in seinem ganzen Essay festhält, ja durch ihn —
und dies dürfte noch ein hauptbeweis für die bedeutung jener verse
sein — durch ihn sich zu dem hirngespinnst des engen ineinander-
greifens der theorie und kunst bei den Griechen verführen las st, wenn
er Horaz hauptsächlich lobt, weil er dichter und theoretiker zugleich
war , wenn dann eine auffallende parallelstelle bei Addison , welcher
selber, wie auch andere hervorragende persönlichkeiten, mit gleichem
erfolge producirte und kritisirte, gefunden wird, so haben wir es hier
mit einer damals in geltung stehenden allgemeinen ansieht zu thun,
welche Addison und Pope nur besonders scharf formulirten. Und
nun messe man einmal die relative Wahrheit und berechtigung jener
Vorstellungen von der erlernbarkeit der poesie und der einheit von
theorie und kunst — nicht an Shakspeare, Nibelungenlied und
Psalmen, sondern an Popes eigener poesie, an dem Lockenraub und
an dem Essay über den menschen, so kann man nicht nur fragen:
was ist denn hier auffallendes? sondern man muss fragen: was kann
verständlicher sein und was hängt besser und klarer zusammen als
eine solche ideenreihe?
Wie mir scheinen will, wird aber in dem commentar zu der in
rede stehenden stelle Popes nicht allein der Wichtigkeit und tragweite
derselben kein genügendes recht, sondern auch der sinn seiner worte
an und für sich dürfte vielleicht nicht scharf genug aufgefasst sein.
Ich brauche nur auf das, was ich schon weiter oben S. 85 zur
vertheidigung Popes hinsichtlich der zwei verse 11 und 12 gesagt
habe, hinzuweisen und zu bemerken, dass die äusserung Roscoes
wie die des commentars, um gegen Pope gerecht zu sein, scharf
zwischen dem schriftstellerischen auftreten als beurtheiler und
theoretiker und dem masse der urtheilsfähigkeit , welches die rechte
Zu Popes Essay on criticism gn
Würdigung eines kunstwerkes bedingt , unterscheiden müssten , was
beide nicht thun. Die verse 15. 16 legen diese nothwendigkeit
durch das wort teach nur noch viel näher, obwohl mir es nicht im
mindesten zweifelhaft erscheint , dass Pope auch bei dem t r u e
taste in V. 12 ganz klar und ausscMiesslich an die befähigung zur
literarischen kritik über werke der dichtkunst gedacht hat. Pope
schreibt überhaupt seinen Essay vom ersten bis zum letzten buch-
staben für solche, welche ästhetisch-kritische abhandlungen, Zeitungs-
artikel oder bücher verfassen wollen ; gebildeten Leuten eine anleitung
zum genusse von dichtungen zu geben, ist ihm niemals eingefallen,
und jene Verfasser von kritischen Schriften sollen nach seiner meinung
ihre berechtigung zum urtheilen durch eigene poetische leistungen
nachweisen.
Als ergebniss dieser ganzen erörterung steht, für mich wenigstens,
also fest, dass Pope nicht allein mit vorbedacht den satz von der
nothwendigen einheit von kritik und production auf- und seinem
Essay voranstellt, sondern dass er damit auch etwas durchaus in
den auffassungen seiner zeit begründetes, etwas damals ganz ver-
nünftiges und richtiges sagt. Wie wir über die ganze gruppe von
anschauungen , auf der sein satz ruht , also auch über diesen satz
hinweggekommen sind, habe ich schon anzudeuten mich bemüht, imd
es scheint mir hier nicht der ort, weder weit ausgreifende beziehungen
in der literatur des vorigen Jahrhunderts aufzusuchen, noch die
Wandelungen des geschmackes ins einzelne zu verfolgen. Aber eins
möchte ich noch fragen: Wären wir Deutschen denn wirklich viel
klüger als Pope, wenn die entwickelung unserer nationalliteratur nicht
über Lessing hinausgekommen wäre?
Ehe ich aber völlig abschliesse, möchte ich noch darauf hin-
weisen, dass wir in den theoretischen dichtungen Popes und Boileaus,
so sehr sie im ganzen als endpunkte einer langen entwickelung, als
abschliessend zu betrachten sind, dennoch bereits die spuren und
keime der nach ihnen deutlich durchbrechenden tieferen einsieht in
das wesen der poesie vorfinden. Wir dürfen uns auch deswegen
hierbei noch einen augenblick aufhalten, weil es billig ist, dass nicht
blos gezeigt werde, inwiefern der Engländer über den Franzosen,
sondern auch, inwiefern dieser über jenen hinausgeht, dass also beide
in einzelheiten ihrer zeit vorauseilen.
Freilich nur in einzelheiten und auch nur ahnend und die
ahnung nur flüchtig festhaltend. Bei Pope haben wir diese ahnungen
einer tieferen einsieht in der einführung der Vorstellung »natura < zu
QO F. Bobertag
finden, und es ist in bezug hierauf schon zur genüge nachgewiesen
worden , wie wenig entwickelte begriffe alles zeigt , was er darüber
sagt. Es mag hier nur noch aus dem gesichtspunkte , von dem wir
in diesem augenblick die sache betrachten, hinzugefügt werden , was
uns bei der vergleichung des Popeschen und Boileauschen gedanken-
ganges nicht interessiren konnte , nämlich dass P'opes begriff von
der natur, wiefern sie in bezug zur kunst tritt, zwei modificationen
hat, eine subjective und eine objective. Wenn wir jene als natürliche
anläge bezeichnen, diese als Wirklichkeit, so verbessern wir die
unfertigen gedanken des dichters, aber es ist kein zweifei, dass in
der einen Vorstellung die keime zu dem begriffe >^genie<^^ , in der
anderen die zu dem begriffe >matur« liegen, und es ist bekannt, dass
diese begriffe oder vielmehr die sie bezeichnenden worte — denn
die grosse menge hat nur mit worten zu thun — wenige decennien
nach Pope das feldgeschrei der neuerer auf ästhetischem gebiete
wurden. Somit liegen in den stellen Popes,') wo »nature« in einem
auf die poesie bezogenen sinne vorkommt, meiner meinung nach die
wichtigsten ahnenden ausblicke des dichters auf die zukunft vor.
Es ist aber nicht im mindesten zweifelhaft, dass diese ideenkeime,
hätten sie zur entwickelung bei ihm gelangen sollen , nicht allein
seine theoretischen einsichten auseinander gesprengt , sondern auch
seine kunstübung aus dem geleise gebracht und lahm gelegt haben
würden. Der dichter, welcher auf den durch den Lockenraub er-
worbenen lorbeeren ausruhen wollte, musste sich gegen die bedeutung
des »genies« und der »natur« ablehnend verhalten.
Auch bei Boileau finden wir stellen , welche schon an Vor-
stellungen anklingen, die weit später erst zur geltung gelangten, weil
sie erst in einer anderen zeit ihrer tragweite nach gewürdigt werden
konnten. Ich meine hier namentlich die stelle, deren gedankengang
schon auf seite 68 angegeben und als höchst bedeutend bezeichnet
worden ist. Was Boileau hier sagt , tritt zwar nicht so mit dem
deutlichen augenscheine der neuheit wie die Pope'sche »nature« auf,
denn stellen, welche von der poesie alles gute für die menschen ab-
leiten, sind so alt wie die poesie selber, und es soll die möglichkeit
nicht bestritten werden, dass Boileau, wie bei vielen anderen stellen,
so auch bei v. 133 ff. des vierten gesanges aussprüche oder längere
ausführungen von antiken Schriftstellern im äuge gehabt hat (sicher
i) Ich will diese stellen nicht noch einmal einzeln herbeiziehen, da es dem
leser sehr leicht werden muss, meine ausführungen in ihnen begründet zu finden
und sie oben schon zusammengestellt sind.
Zu Popes Essay on criticism 91
wol die stelle Ciceros , wo ratio und oratio sinnig nebeneinander
gestellt werden), aber es wird schwerlich vor Boileau jemand mit
solcher klarheit und soviel tiefblick die würde der poesie aus ihrem
zusammenhange mit den idealeren gebieten der kultur hergeleitet
haben. Die poesie als die cultivirte rede überhaupt, als die erste
form des ausdruckes der kultur in der spräche, als die sprachliche
form des menschlichen gemeinschaftsbewusstseins, des rechts, der
religion, das sind ideen, die wir, nur in glänzenderer und gereifterer
gestalt, bei Herder und Jacob Grimm wiederfinden. So nahe ist denn
doch niemand früher und auch unter Boileaus Zeitgenossen keiner
der anschauung gekommen, dass die poesie ursprünglich nichts
anderes war , als der sprachliche ausdruck für das alles , was über
das gemeine tägliche leben des leibes und das egoistische interesse
des einzelnen menschen hinauslag. Wenn Boileau länger bei dieser
ideenreihe verweilt hätte , so würde er sicher auf die folgerung ge-
kommen sein, dass die poesie überall älter sei als die prosa, dass die
einzelnen gattungen sich aus einer urpoesie müssten entwickelt haben,
dass die poesie der urzeit ein besitz der Völker gewesen sei, und auf
eine menge von dingen, welche ihn an einsieht hoch über leute wie
Scaliger, Gerardus, Vossius u. s. w., die ihn an gelehrsamkeit wie
riesen überragten , gestellt haben würden. Zu solchen folgerungen
war noch nicht die zeit da, warum, braucht nicht erst erörtert zu
werden. Das ergebniss aber steht fest, dass die beiden grössten
theoretiker und feinsten geschmacksrichter der rococcozeit jeder auf
einem anderen punkte einer tieferen einsieht in das wesen der poesie,
als sie selbst vertraten , nahe gekommen sind , und zwar Pope einer
tieferen psychologischen und philosophischen, Boileau einer historischen
auffassung. Ob ich vielleicht in dem bemühen, möglichst genau die
grenzen der einsieht Popes festzustellen , etwas zu weit gegangen
bin, mögen andere beurtheilen, und dies wird sich namentlich zeigen,
wenn es jemand unternimmt, den ganzen gedankengehalt des Essay
genau zu zergliedern und zu systematisiren , so wie ich die punkte,
welche mir historisch die wichtigsten schienen , schärfer aufzufassen
versucht habe. Als umfassendste Vorarbeit hierzu dürfte immer noch
Warburtons commentar anzusehen sein , doch kann man dem , der
ihn wort für wort zu benutzen hat, nicht gerade dazu gratuliren.
Breslau, märz 1879.
Felix Bob erta a;.
Q2 E. Kölbing
KLEINE BEITRÄGE ZUR ERKLÄRUNG UND TEXT-
KRITIK ENGLISCHER DICHTER.
I.
i) Beövulf V. i68 f.:
N6 he pone [g]if stol gretan moste,
mä|)dum for metode, ne his myne wisse.
Nach den früheren, im ganzen wenig gelungenen erklärungen
dieser stelle sind kürzlich zwei neue aufgestellt worden, welche beide
der beachtung werth erscheinen, Körner (Engl. stud. II. p. 249)
versteht unter gif stol den thron gottes^ und meint, die myne zeige
sich in der spendung von kleinoden. »Grendel bewohnte nebelige
moore und den menschen unbekannte gegenden, in düsteren nachten
hielt er sich in Heorot auf, da ihm das himmlische reich
verschlossen war.« Ich kann mich mit dieser auffassung aus
mehreren gründen nicht befreunden. Erstens glaube ich nicht, dass
es angeht, den artikel pone durch das folgende: for metode, zu
erklären, wie K. will; pone muss vielmehr auf ein vorhergehendes
subst, zurückweisen. Zweitens aber passt viaddiim schwerlich zur
bezeichnung eines so geistigen dinges , wie der gabenstuhl gottes.
Und endlich scheint mir der von Körner geforderte gedanke dem
zusammenhange fremd zu sein: vor und nach diesen versen ist nur
von dem schaden die rede, welchen Grendel in der halle Heorot
anrichtet ; dass derselbe sich vergebens nach dem eintritte in das
himmlische reich gesehnt haben sollte, scheint mir der ganzen
theologischen auffassung dieses unthiers (um mich so auszudrücken)
seitens des dichters oder der dichter zu widersprechen.
Eine zweite deutung versucht Wülcker, Anglia I. p. 185 f. Er
bemerkt sehr richtig: »Wenn man gelesen hat, wie Grendel grämlich
und zornig über den bau von Heorot ist, dann, dass er nachts in die
halle geht, aus welcher die Dänen vor ihm geflohen, liegt, meiner
ansieht nach, die frage am nächsten, nicht, warum setzt er sich
nicht auf den in der halle stehenden thron, sondern, warum reisst
er nicht die ganze halle zusammen?« Er versteht demzufolge unter
gif stol die ganze halle Heorot und gibt gretan durch angreifen , ver-
heeren, wieder. Soweit bin ich ganz mit ihm einig; wenn er aber
Kleine beitrage zur erklärung und textkritik englischer dichter. I g 7
die folgenden worte: 7ie his mytie wisse, übersetzt mit: noch trug er
verlangen darnach (das vorhergesagte zu thun) , so vernichtet er
selbst wieder das ansprechende , welches in seiner auffassung lag.
Wozu dann vorher die pathetische Versicherung, dass der Schöpfer
ihn an der Vernichtung der halle hindert, wenn er selbst keine lust
dazu hat? Und auf die frage, warum er kein verlangen darnach
trug, fehlt uns vollends die antwort; Wülcker hat diese frage auch
nicht aufgeworfen. Ich verstehe die obigen worte so : und wusste
auch nichts von seiner (sc. des Schöpfers) absieht, d. h. er wusste
nicht, dass es in des Schöpfers plan lag, ihn bei einem seiner besuche
in der halle zu verderben, sonst würde er dieselbe überhaupt nicht
einmal betreten haben. Myfie in der bedeutung: cogitatio, intentio,
ist durch die parallelstellen bei Grein hinreichend gesichert. Andrer-
seits konnte dem hörer oder leser die beziehung dieser worte nicht
lange zweifelhaft bleiben, da gleich im nächsten abschnitte des
gedichtes der held Beövulf, den der schöpfer als Werkzeug für die
ausführung seines planes benutzt, in die erzählung eingeführt wird.
Ich übersetze also v. 168 f: Nicht vermochte er den königssitz
zu zerstören , das prachtgebäude , vor dem schöpfer , noch wusste
er etwas von seiner absieht. Ohne diese erklärung für unfehlbar
halten zu wollen, möchte ich sie wenigstens zu weiterer erwägung
empfehlen.
2) Assurapcioun de notre dame, edd. Lumby);
fragment (== A) v. 163 f
Sone, help me nu ihc haue ned,
pat me haue of pe feond no dred.
V. 164 lies ine (= ihc ?ie) für i/ie.
3) Das. v. 226:
And hym |)uste heo was sori.
fyusfe wird im glossar p. 138 für diese stelle mit »thought«
wiedergegeben und von pi/ite, it seemed, getrennt. Ich wusste aber
wirklich nicht, von welchem verbum diese form abzuleiten sein sollte.
*) Eine Untersuchung über die quelle dieses gedichtes muss ich so lange auf-
schieben, bis ich mir eine abschrift der, wie es nach den p. 125 f. gegebenen
proben scheint, sehr wichtigen Cambridger hs. Dd. I. I. verschaffen kann. Nur
das sei bemerkt , dass die behauptung des herausgebers (p. VIII) , von den zwei
von Tischendorf edirten lat. fassungen des Transitus Mariae »the latter corresponds
almost exactly with our english Version« schon insofern unrichtig ist, als lat. B.
von der vision des Thomas nichts weiss. Auch von der Interpunktion der ausgäbe,
die nicht immer ganz so sorgfältig ist, als man es wünschen sollte, sehe ich im
folgenden ab.
«4, E. Kölbing
Nun bemerkt Lumby selbst p. IX, dass in der hs. öfters s für 3
geschrieben sei; es ist also sicherlich auch hier ßi/^fe zu lesen.
4) Vollständige version desselben gedichtes (= B)
V. 18 ff.:
He callid no men mo him to
and Seide: »Womnian, lo here pi sone,
and, man, take hure to moder in good wone,
and penkef) on niy sorwe nowe,
how I hange here abowe,
how I hange apon a tre,
ful sore I wote hit rewef) pee.
Dass hier schon Jesus seine mutter der obhut des Johannes
übergibt, ist unpassend, da dieses factum v. 52 ff. noch einmal
berichtet wird. Durch die vergleichung von engl. A ergibt sich,
wie dieser fehler entstanden ist. Es heisst nämlich dort v. 16 ff.:
Ne clepede he hym feren no mo,
and sede: »Wif, lo her pi child,
f)at on pe rode is ispild:
nu ihc am honged on pis tre,
wel sore ihc wot, hit rewep pe.
Ein minstrel, der das lied vortrug, setzte für c/iiM, v. 17, sone
ein , wodurch ihm die folgende zeile aus dem gedächtniss kam ; er
erinnerte sich nun zur unrichtigen zeit an das bekannte : Mulier, ecce
filius tuus! (Joh. 19 v. 26) und bezog so/ie fälschlich auf Johannes,,
statt auf Jesus, was ihn veranlasste, auch das: Ecce, mater tual im
folgenden verse beizufügen. Es ist das ein interessantes beispiel für
die beeinflussung des textes durch mündliche Überlieferung ; denn bei
einer abschrift hätte das ja nicht passiren können.
5) Das. v. 26 ff. :
Wipowte gilt I pole dede;
but pei have wille to louen me,
for wham I hange on pis tre,
the Jewis me deden mychel schäme,
ther of hadde I neuer blame.
Ich weiss nicht, wie der herausgeber v. 27 verstanden hat: so
wie die worte hier stehen, scheinen sie mir keinen sinn zu geben..
Die entsprechenden verse in A lauten (v. 22 fif.):
Bipute gult ihc polie pis ded.
Mine men pat a^te me to loue,
for whan ihc com fram heuene abuue,
me hauep idon pis ilke schäme.
Ihc naue no gult, hi bup to blame.
Kleine beitrage zur erklärung und textkritik englischer dichter. I gs
Aus A V. 23 ergibt sich, dass wir B v. 27 natu für haue ein-
zusetzen haben : Aber sie haben keinen willen, mich zu lieben etc.
6) Das. V. 75 f.:
Thei louede hure wel with al here myzt,
sehe it serued and pat was ryjt.
Der herausgeber macht dazu die randbemerkung : She serves all
that need aid. Im glossar ist seruen nicht aufgeführt, und so ver-
muthe ich , dass er die worte : sehe it serued, missverstanden hat ;
serued steht gewiss für deserued, also: sie verdiente es, sc. dass man
sie hebte; vgl. Guy of Warwick, edd. Zupitza, v. 2581 f.:
I loue the dewke ouyr all thynge ;
he hath hyt seruyd, wythoute lesynge.
Dass an der entsprechenden stelle von A (v. 70: for heo
seruede hem 7vel ri^te) seruen anders aufgefasst ist, darf uns nicht
irre machen.
7) Das. V. 225 f.:
lohan and pe apostles, where so |)ei bene,
schulle alle come for to sene.
Die entsprechende stelle in A (v. 221 f.) lautet:
lohan and pe apostles, whei hy be,
alle hi schulle come to me.
Es ist deshalb in B v. 226 hinter come sicherlich j}ie einzuschalten.
8) Das. v. 317 ff.:
Than seide Petyr to seynt Ion:
»Whi art pou so sory a mon ?
Whi wepistou and what is pee?
For felaschip teile fiou me,
I schal p)ee seie, seynt Ion,
whi I am so sory a mon.
But seie me fürst, for godes loue,
whi ^e am hider icome,
and weryn so wide isprad ;
seiep what haf) 50U hidre ilad?«
Die vorliegende Schreibung dieser zeilen in der ausgäbe ist
widersinnig; darnach würde die ganze rede v. 318 — 26 dem Petrus
angehören, der doch v. 327 aufs neue zu sprechen anfängt. Mit
V. 321 muss vielmehr die rede des Johannes einsetzen, der auf
die frage des Petrus antwortet. Dieser durch den Zusammenhang
geforderte sinn wird gewonnen, wenn wir mit einer unbedeutenden
q6 E. Kölbing
änderung in v. 321 seyd für seynt schreiben. Der fehler in der hs.
erklärt sich leicht dadurch , dass der Schreiber gewohnheitsmässig
seytit zu dem namen Jon fügte, während andrerseits Jon öfters ohne
dies adj. erscheint, vgl. v. 308. Ebenso gut kann natürlich auch
seid vor scynt ausgefallen sein, wodurch der vers noch gebessert wird.
Die richtigkeit dieser auffassung hat Lumby selbst durch seine rand-
bemerkung: St. John first enquires how he 7vas come , anerkannt.
Um so auffallender ist seine textconstruktion.
9) Das. V. 605 ff, :
He ^af hem alle his blessinge
and stye to heuen f)er he is kynge.
To hym fio seide seynt Jon :
Felawes, go we soone anon etc.
Zu V. 12 1 bemerkt Lumby richtig , him sei = hetn oder letzteres
dafür einzusetzen. Ebenso verhält es sich aber auch mit dem him
in V. 607, wo offenbar nicht Christus, sondern die apostel angeredet
werden.
10) Das. V. 609 f.
And turne we |)is processioun,
and synge we faire |)orw |)is toun.
Was soll turne mit dem blossen accusativ hier heissen? Man
kann doch die procession nicht umwenden lassen, ehe sie über-
haupt arrangirt ist! Es ist wol hinter we , to einzuschieben: und
wenden wir uns zu dieser procession.
11) Das. V. 611 ff. :
Ther was a lew hem amonge,
off pe apostles harde pe songe,
to f)e beere he cam lepand etc.
Der herausgeber macht zu dieser stelle die randbemerkung :
A crip^led Jew hears their sotig , as they go through Jerusalem.
Dass der fragliche Jude ein krüppel ist, scheint Lumby aus v. 665 f.
zu schliessen :
Off fote, of honde he hadde myzt,
alle his lymes bicome ful ry^t.
Er Übersieht aber dabei, dass derselbe erst zur strafe für den
beabsichtigten frevel an Maria's leiche den gebrauch seiner glied-
massen verloren hat; vgl. Transitus Mariae B, bei Tischendorf
p. 131 u. : Et ecce unus ex illis, qui erat princeps sacerdotum
Judaeorum in ordine suo, repletus furore et ira dixit ad reliquos etc.
Kleine beitrage zur erldärung und textkritik englischer dichter. I q^
P. 132: Et statim aruerunt manus ejus ab ipsius cubitibus et ad-
haeserunt lecto.
12) Das. V, 621 f.:
Praie pi lord, ^if I mai so be,
that he haue mercy on me,
V. 621 ist it für / zu lesen.
13) Das. V. 623 ff. :
»Thenke«, quod pe lewe, »what I pee dede,
when pou was wdth us in pat stede,
when pi lord was ytakyn,
and pou haddest him forsakyn.
Oure mayne pee knewe pat ilke nyjt
bothe bi speche and by syzt,
and seiden alle, for I stode pee bi,
that pou was of Jhesus companye.
Thou seidest with wordes and with pouzt,
for sope pat pou knewe him nouzt.
Praie pi lord of moche myzt,
and his moder pat art so bry5t etc.
Ich habe diese lange stelle ausschreiben müssen, da es auf den
Zusammenhang ankommt. Der Jude erbittet Petri fürsprache bei
gott, indem er sich auf einen dienst beruft, den er jenem früher
geleistet haben will. Er hatte ihn nämlich gegen die beschuldigung
vertheidigt, dass er ein anhänger Christi sei; vgl. Tisch, a. a. o.
p. 132: Memos esto quod, quando in praetorio ancilla ostiaria te
recognovit et dixit ceteris ut calumniarentur tibi, tunc ego locutus
sum pro te bona; Konr. v. Heimesfurt, Mariae himmelfahrt v. 694
(HZ. Vm. p. 186):
do schuof ich daz man dich lie gän,
bes. auch Marien himmelfahrt, herausg. von Weigand, v, 1266 ff.
(HZ. V. p. 549):
Las dir gedenken wi ich dir
gefriste zveinmal dinen lip,
do daz cananesche wip [so nach Haupt' s emend.]
dich inme garten ane sprach
so vbelliche vn iach
dv weres Jesvs ivngeren ein;
do sprach ich alles vor dich nein.
Wie ist nun im englischen gedichte der in den gesperrt ge-
druckten Worten der anderen Versionen enthaltene gedanke wieder-
gegeben? Doch sicherlich nicht in v. 629: for I stodc pee bi; diese
E. Kölbing, Englische Studien. III. i. 7
gS E. Kölbihg
eingeschalteten worte können nur den sinn haben: (ich muss das
wissen, sc. dass alle dich beschuldigten) denn ich stand neben dir.
Verschwiegen kann aber der dichter den gedanken nicht haben, auf
welchen der Jude bei seiner bitte das hauptgewicht legt. Ich schlage
desshalb vor, v. 631 / seit/e für /0« seidest einzusetzen. Dadurch
wird der geforderte sinn gewonnen , namentlich auch volle Über-
einstimmung mit dem zuletzt citirten mhd. gedichte erzielt. Ausser-
dem ist in V. 634 is für art zu lesen.
14) Das. V. 758 ff.:
Thei leide fe bodi in a stone
and bileft alle in pat stede,
as oure ladi hadde hem bede,
and wüke {)er al {)at nyjt
Lumby macht die randbemerkung : They leave the body , tut
watch tiear iL Das ist mindestens ungenau ; er scheint bileß transiti\
aufgefasst zu haben: sie Hessen (den körper) ganz an der stelle,
während es intransitiven sinn hat : sie blieben alle an der stelle.
15) Das. V. 769 f. :
That manna bitokened hure clene lyf,
that sehe was modre, maide & wyf.
Ich möchte hier, indess nur vermuthungsweise , für v. 770 die
lesung vorschlagen :
that sehe was modre & maidenwyf.
modre und' wyf sind keine rechten gegensätze. Vgl. Wülcker, Alt-
englisches lesebuch I, 8, 48:
maiden, wif and fol wymmon,
WO Ziipitza, Ztschr. f. österr. gymn. 1875 p. 131 vorschlägt, maiden-
wif als ein wort zu lesen, um einen schärferen gegensatz zu uymfnon
zu gewinnen. Vgl. auch das bekannte : 7nater et puella.
16) Das. v. 821 fr.:
Thou ne woldest leue, Thomas,
that oure lord fram deth ras.
Come pou art mysbileuyd
and tales ynow J)ou canst fynde.
Die zwei letzten verse müssen schon des fehlenden reimes wegen
als verderbt angesehen werden, und ich wundere mich, dass der
herausgeber w€der einen besserungsversuch gemacht, noch den schaden
Kleine beitrage zur erklärung und textkritik englischer dichter. I qq
Überhaupt ferwähnt hat. Der vers Hesse sich dadurch herstellen,
dass man schriebe :
Come, misbileuyd art pou
and tales canst |)ou fynde ynow.
Aber auch Come passt nicht sonderlich. Ist es in Thomas zu
ändern ?
17) Floriz and Blauncheflur, v. 257 fF., 261 ff., 701 ff.
Anglia I, p. 473 f. hat Zupitza eine anzahl stellen der
Lumby' sehen ausgäbe dieses gedieh tes besprochen und die dort ge-
botenen lesungen theils emendirt, theils anders erklärt als der Heraus-
geber. Auffallend ist mir dabei nur, dass er das zunächst liegende
mittel zum verständniss und zur besserung des textes, nämlich das
französische original, dabei ganz unbeachtet gelassen hat, ob-
wol dasselbe längst gedruckt und leicht zugänglich ist. Ich trage
die vergleichung desselben für die drei in betracht kommenden stellen
hier nach. Zu v. 257 ff. vgl. frz. (Floire et Blanceflor, ed. du Meril)
p. 69' f.:
Les gardes qui en la tor sont,
les genitaires pas n'en ont.
Zu V. 261 ff. Vgl. frz. p. 70, II ff.*
Li amirals tel cos turne a,
que une ferne o lui tenra
un an plenier et noient plus.
Zupitza's änderung von sune (v. 262) in ivtme, die er nur mit
»vielleicht« einführt, erhält dadurch eine wesentliche stütze.
Zu v. 701 ff. vgl. frz. p. 109, 9 f.:
Moult volentiers dont trestornassent
le jugement, se il osassent.
Zupitza's Schreibung fay für say wird dadurch als richtig er-
wiesen. Verwechselung von / und s oder ein druckfehler liegt wie bei
Zup. no. 49 (48 ist ein druckfehler) auch in Assumpcioun A v. 138 vor:
for ihc was fent as messager,
WO natürlich sent zu lesen ist.
18) Das. V. 127 ff. :
And 5erne he hap his oste biso5t,
])at he him helpe wi|) al his l^o^t,
in Babilloine o{)cr wher abeo,
fiat he mi^te hire iseo.
Der Herausgeber erklärt a in v. 1 29 in glossar durch hc, bezieht
7*
loo E. Kölbing
also das pron. auf Floriz, aber, wie mir scheint, mit unrecht. Es
handelt sich ja nicht darum, ob er in Babylon oder sonstwo ist,
sondern wo Blauncheflur sich aufhält, da er sie sehen will; a ist
also = she.
19) Das. V. 616 :
Sonc wcre herc sore^^ren cu]).
So druckt Lumby. sorcyrcn wird im glossar nicht erklärt und
ist mir wenigstens völlig unbekannt. Das vom herausgeber durch
cursivdruck als abgekürzt bezeichnete er ist gewiss zu streichen ;
könnte nicht das von ihm für er gelesene häkchen eine Verlängerung
des / von 7nup in der vorhergehenden zeile sein ? Der sinn der
zeile ist dann ganz klar: bald wurden ihr sorgen kund. Dem zu-
sammenhange nach würde man freilich lieber het?i statt here lesen.
Im originale fehlt diese erwägung.
20) SirDegrevant, herausgeg. von Halliwell, v. 205 ff. :
Sir, and he may as he ment,
his game wolt he never Stent,
thyself and he may the hent,
I teile the, for y-schent.
So interpungirt der herausgeber v. 207 fif., aber nach meiner Über-
zeugung unrichtig; wie er sie aufgefasst hat, ist mir nicht klar ge-
worden. Ich schreibe:
thyself, and he may the hent,
I teile the for yschent.
und übersetze : Dich selbst, wenn er deiner habhaft werden kann, ich
erkläre dich für geschändet \ teilen findet sich oft mit dem part. yschent
verbunden, meist allerdings ohne for; vgl. Marina, edd. Böddeker
v. 104 u. 152 (s. auch Engl. st. II, p. 512 f.).
21) Das. v. 557 fif. :
I wolde aske tham na mare
but hyr body all bare,
and we frendes for evermare,
what doel that I drye !
Halliwell macht keine bemerkung zu der stelle, aber es scheint
mir unzweifelhaft, dass v. 559 hinter we ein verbum ausgefallen ist,
vielleicht rvere ; vgl. v. 562 : Think, that 3*? ere eneniys.
22) Das. V. 1113 ff.:
He was stalwor^th in stoure,
ffor he loved paramoure ;
Kleine beitrage zur erklärung und textkritik englischer dichter. I iqi
^ the lady lay in the toure
that shuld be hys mak.
Ich halte diese interpunktion für unrichtig, weil ich lady als
object zu he loved auffasse ; andrerseits ist lady allerdings auch subject
zu lay. Ich streiche also das semicolon nach paramoure und mache
ein comma hinter toure; der sinn ist: denn er liebte heiss die dame,
welche in dem thurme sich befand, die seine gemahlin werden sollte ;
vgl. Sir Bevis v. 34 fif. :
Of Almayne J)at emperur
hire hadde loved paramur
wel par beforen.
23) Gregorius-legende nach der Vernon-hs. (edd.
Horstmann in Herrig's Archiv, 1876) v. 411:
f)e clop of selk heo kneu^ on him a boue, |)at heo tok him in to fie flood.
Der herausgeber fragt: »<?« him aboue st. him obone, wie
Havel, itiele obofte, wel obone ?<(■ Zupitza bemerkt dazu (Steinmeyers
Anzeiger III, p. 94), diese vermuthung sei ihm unbegreiflich. »Wie
will H. him obone hier verstehen? Hoffentlich nicht: das seidne
kleid sah sie auf seinen knochen? Denn eine solche geschmacklosig-
keit wird er doch dem dichter, den er so hoch stellt, nicht zutrauen.
Meinte er aber etwa abo7ie als nördliche form = abotie, so hätte er
nicht die formein aus dem Hav. herbeiziehen sollen. Ich sehe in
dem pleonasmus on him aboue keinen grund , die stelle für verderbt
zu halten.« Der erste grund, der Horstmann zu seiner änderung be-
stimmte, lag jedenfalls in der gewinnung des besseren reimes zu sone,
und da n und u meist sehr ähnlich geschrieben werden, so er-
scheint die correctur an sich als ganz unbedenklich. Es ist ferner der
form nach bei texten, die nicht gerade dem süden angehören, oft
schwer oder gar nicht zu entscheiden, ob abone = above oder =
o?i bone ist. Klar ist freiUch die bedeutung in Eger and Grine
v. 305 ff. (Bishop Percy's Folio Manuscr. I, p. Ti(>z)'.
Shee gaue me 2 shirts of raines in fere,
put them next my body ; I haue them here,
and my owne shee did abone,
wo abone = darüber. Fraglich ist dagegen der sinn des wortes in
Sir Amadas v. 614 ff. (bei Weber III, p. 269):
»Sir, at the yate ther is a knyght,
the feyrest that euer Y sey in syght,
I02 £• Kölbing
markyd vnder mone,
sir, on a mylke-wbyte stede,
the same colour bis is wede,
that h? hase 9 bone.
abone reimt mit sone und mone, ist also der form nach gesichert.
Was endlich den sinn angeht, so scheint mir die schärfe, mit
welcher Zupitza Horstmann's conjectur als »gesch macklos '< abweist
und sogar für unbegreiflich erklärt, nicht ganz gerechtfertigt zu sein,
da me. bon oder bones öfters für: «leib« gebraucht wird, ohne dass
damit, wie bei unserem »knochen«, an den nebensinn der unschönen
magerkeit gedacht würde; vgl. z. b. Sir Perceval v. 266 ff. (Thornton
romances p. 11), wo es von dem beiden der erzählung heisst:
' The chylde hadd nothyng that tyde,
that he my^te inne bis bones hyde,
bot a gaytes skynne.
Le bone Florence of Rome v. 97 ff. (Ritson III, p. 5):
He had more mystyr of a gode fyre,
of bryght brondys brennyng schyre,
to beyke hys boones by.
Bei Mätzn^r, Spiachpr. II, i, p. 171 finde ich diese bedeutung nicht
berücksichtigt. Ich v^^ill durch das gesagte über die obigen stellen im
Gregorius und Sir Amadas keinesweges endgültig entschieden haben,
doch sieht sich vielleicht dadurch jemand veranlasst, bei der lectüre
auf ähnliche ausdrücke zu achten.
24) Politische lieder IV, v. 64 (Böddeker: Altenglische
dichtungen p. in):
f)at f)0u shalt me wedde and weide to wyf.
Böddeker macht zu diesem verse die anmerkung : »weide. Da
dieses verbum nicht nur : regieren, beherrschen, sondern auch : be-
sitzen, bedeutet, so ist die annähme eines irrthums (weide für wele)
nicht absolut geboten. « Böddeker hat sehr wol daran gethan, sich so
vorsichtig auszudrücken, denn die änderung von weide in wele würde
direkt falsch sein. Die verba tuedde und beeide kommen nämlich
wiederholt neben einander vor, genau in demselben sinne wie hier;
vgl. Amadas v. 428 ff, (Weber III, p. 261):
Ther schall no mon hur wed ne weide,
bot he that beyres hym best in feld ;
he schall wyn her theyre.
Kleine beitrage zur erklärung und textkritik englischer dichter. I j^-}
Auch einzeln wird weide oft vom ehelichen besitze gebraucht;
vgl. The squyr of lowe degre v. 369 ff. (bei Ritson III, p. 160):
But yf he myght that lady wjmne,
in wedlocke to weide withouten synne,
and yf she assent hym tyll,
the squyer is worthy to have none yll.
Le bone Florence of Rome v. 352 flf. (bei Ritson III, p. 16):
But sir, he seyde, al so mote y the,
thyn eyen mon sehe never see,
to weide yyt nodur to wynne,
Instructiv für diese bedeutung von weide ist auch Sir Perceval
of Galles v. 1338 ff. (Thornton romances p. 52):
Who that may his bon be,
salle hafe this kyngdome and me,
to weide at his wille.
25) Maximion v. 11 (das. p. 245):
purpre «S: pal he droh.
Böddeker citirt zu diesem verse aus Halliwell : The robes
of persons of rank are constantly mentioned as made of purpure
palle, und fügt hinzu: »Hiernach sollten wir annehmen, dass
& zu elidiren wäre.« Aber die Wortfügung: purpre and pal kehrt
auch sonst wieder, wenn auch nicht gerade häufig; vgl. The anturs
of Arther at the Tarnewathelan II, v. 5 f. (bei Robson : Three early
english metrical romances p. i):
Hur hud of a haa hew, that hur hede hidus,
of purpure and palle werke, and perre to pay.
Das. XXXV, v. I (a. a. o. p. 16):
Hit was prudlyche ypi5te of purpure and palle.
26) Geistliche lieder XVII, v. 76 (das. p. 227):
f)yn Gune tleysh, |ie world, pe fend.
So wurde die zeile von mir gegen Bödd. auf grund der lesart
der Laud hs. in diesem blatte, bd. II. p. 508, geändert. Das. p. 539
habe ich noch zwei parallelen für die Zusammenstellung dieser drei
feinde des menschen aus William von Schorham mitgetheilt. Es ist
vielleicht nicht überflüssig, darauf hinzuweisen, dass, wie freilich auch
von vorn herein zu erwarten war , dieselbe nicht blos in englischen
gedichten vorkommt. Sie kehrt z. b. auch wieder in dem altfranz.
I04 ^- Kölbing
gedichte : Le besant de dieu (herausgeg. von Martin, Halle 1869)
V. 40g ff. :
Chescun home a treis enemis.
L'un est chescun jor en son vis,
que james ne s'en partira
e tuteveies li rira.
Li autres est soz sa chemise,
e li tiers, qui les dous atise,
est entor lui e nuit e jur:
mes Tome aureit si grant peor,
se 11 veeit celui el vis,
que 11 s'enragereit tut vis :
por ceo se ceile le cuvert,
qu'il ne vait mie a descovert.
Cist est l'ancien enemi,
qui tuz jorz a home trai.
C'est eil qui fist home pecchier
e sur defens le fruit mangier.
Eine weitere parallele aus dem Chasteau d'amour des Robert
Grosseteste bringt Martin p. XVIII f. bei, desgl. eine aus Boner's
Edelstein p. 124. Ich wiederhole die frage Martin's a. a, o, : »Wo
findet sich wol zuerst diese auch von meister Eckhart (ed. Pfeiffer 114,
15) wiederholte trilogie?«
27) Chaucer, Canterbury tales, Prol. v. 52 f.:
Ful ofte tyme he hadde the bord bygonne
aboven alle naciouns in Pruce.
Morris äussert sich in der 6. aufläge seiner aus wähl aus Chaucer
p. 119 noch sehr zweifelhaft über diese stelle, indem er bemerkt:
Some commentators think bord = board, table, so that the
phrase signifies: he had been placed at the head of the dais, or
table of State. Dann wird noch Marsh's vermuthung, bord oder
bourd sei = mhd. buhiirt, erwähnt. Es kann um so weniger ein
zweifei über die richtigkeit der ersteren erklärung obwalten, als die-
selbe phrase in genau derselben bedeutung noch sonst wiederkehrt,
wo von einem buhurt schlechterdings nicht die rede sein kann; vgl.
The cokwoldes daunce v. 200 ff.'):
Than seyd thei all at a word,
that cokwoldes schuld begynne the bord
and sytt hyest in the halle.
i) citirt aus Halliwell's noten zu Sir Eglamour of Artois (Thornton romances
286).
Kleine beitrage zur erklärung und textkritik englischer dichter. I iqc
Ein synonymer ausdruck ist: the deyse beginnen, vgl. Sir Eglamour
of Artois V. 1258 fF. :
Two kyngys the deyse began,
syr Egyllamowre and Cr}-styabelle thai;.
28) Das. V. 169 ff.:
And whan he rood, men mighte his bridel beere
gynglen in a whistlyng wynd as cleere,
and eek as lowde as doth the chapel belle.
Morris citirt in der anmerkung p. 124 f. parallelen aus Wycliffe
und Spenser. Es ist nicht uninteressant, dass dieser sport auch in
den früheren romanzen wiederholt erwähnt wird ; vgl. Le bone
Florence of Rome v. 166 ff. (bei Ritson III, p. 8):
Thorow the towne the knyghtes sänge,
and ever ther bryght brydyls ränge,
makeyng swete mynstralcy.
Launfal v. 949 ff. (bei Ritson I, p. 211):
Her sadell was semyly sett,
the sambus wer grene felvet,
ipaynted with ymagerye,
the bordure was of belies
of ryche gold and nothyng elles,
that any man myghte aspye.
King Alisaunder v. 175 ff. (bei Weber I, p. 12):
A muyle, al so whit as mylk,
with sadel of gold, semely of selk,
was ybrought to theo quene,
with mony bellis of selver schene,
yfastened on orfreys of mounde,
that hongon adoun to theo grounde,
Eger and Grine v. 974 ff. (Bishop Percy's Folio manuscript. I,
p. 384 ff-):
His steed was of a furley kinde,
with raines of silke raught to his band,
with bells of gold theratt ringand.
In einer note zu der zuletzt angeführten stelle verweist Furnivall
auf Chaucer. Die schellen scheinen also entweder am zügel oder
am sattel befestigt gewesen zu sein.
Breslau, im mai 1879.
E. Kölbing.
lO^ W. Victor
DIE WISSENSCHAFTLICHE GRAMMATIK UND
DER ENGLISCHE UNTERRICHT.
Wenn auch die praktische lösung der pädagogischen tagesfrage
»gymnasium oder realschule?« wol noch in der ferne steht, so haben
wir doch allem anschein nach von der nächsten zukunft nur eine
zunähme in der entfremdung zwischen den beiden Schwesteranstalten
zu erwarten. Die grenzlinie, welche schon deutlich genug zwischen
dem humanistischen und dem realistischen gebiete hervortritt, wird
denn auch den altsprachlichen und den neusprachlichen Unterricht
immer schärfer von einander scheiden. Die lateinischen stunden in
der realschule wie die französischen und englischen im gymnasium
werden für beide parteien mehr und mehr zu verlorenen positionen
im feindesland.
Von manchen seiten wird nun freilich behauptet, der schulbetrieb
der klassischen sprachen sei von dem der neueren nach ziel und
methode so gründlich verschieden, dass man die äussere trennung
als konsequenz der inneren betrachten könne. Das gegentheil von
dieser behauptung scheint mir eher zuzutreffen. Je mehr man dort
von der einseitig philologisch-kritischen, hier von der rein mechanisch-
praktischen verwerthung der sprachen zurückkommt, je mehr man
beiderseits einsieht, dass es ohne verständniss keine kenntniss
gibt, desto näher rücken sich die ziele. Die einheit der auffassung
und der arbeit auf allen gebieten der heutigen Sprachwissenschaft
bietet eine sichere bürgschaft dafür, dass auch der innere zusammen-
schluss der sprachlichen disziplinen auf unsern schulen aller äusseren
Spaltung zum trotz in der zukunft nur enger werden wird; denn
jeder neuen entwicklungsphase in der Sprachwissenschaft folgt eine
solche im Sprachunterricht. Sprachwissenschaft und naturwissenschaft
hinwieder verknüpft immer fester das verwandtschaftUche band der
historisch-vergleichenden forschung. Man klagt über die stets wachsende
menge heterogener disziplinen auf unsern lehranstalten. Wer weiss?
Vielleicht krystaUisirt sie die zukunft zu einer einzigen, vielseitigen,
aber durchsichtigen lehre von der natürlichen entwicklung.
Sicherlich aber nicht die nächste zukunft. Wie langsam die
schule dem fortschritt der Wissenschaft nachfolgt, das zeigen sehr
Die wissenschaftliche grammatik und der englische Unterricht 107
deutlich unsere lehrbücher. In der absieht, »die forderungen der
wesenthch umgestalteten Sprachwissenschaft mit denen des praktischen
Unterrichts möglichst in einklang zu bringen«, veröffentlichte Georg
Curtius vor siebenundzwanzig jähren seine griechische schulgrammatik.
Für das Lateinische wäre die lösung dieser aufgäbe an sich schon
minder schwierig gewesen; und doch besitzen wir noch heute in
Deutschland keine lateinische schulgrammatik, die es gewagt hätte,
in die fussstapfen jenes bahnbrechenden werkes zu treten; nur die
Vorläufer lassen sich bis jetzt blicken. Am wenigsten ist von dem
einfluss der modernen Sprachwissenschaft noch in unserer französisch-
englischen schullitteratur zu verspüren, wie sehr auch einerseits die
romanisch -englische philologie und andrerseits der neusprachliche
Unterricht an bedeutung und ausdehnung in den letzten jähren ge-
wonnen haben. Diese auf den ersten blick befremdliche thatsache
erklärt sich leicht aus dem umstand, dass unsere französischen und
englischen schulgrammatiken, weit davon entfernt, eine eigne, grund-
verschiedene methode zu befolgen, es bei der nachahmung der in
den lateinischen und griechischen gerade herrschenden methode be-
wenden lassen. Kein zweifei, dass auch das zum ziele führt. Warum
aber hinter schwerer belasteten Wegweisern zurückbleiben, wenn weg
und ziel so klar vor äugen liegt? Die aufgäbe, die ergebnisse der
wissenschaftlichen grammatik für die schule zu verwerthen, ist doch
bei den modernen sprachen ungleich dringlicher und, zumal beim
Englischen, auch ungleich leichter als bei den klassischen.
Die wissenschaftliche grammatik bezieht sich bis jetzt fast aus-
schliesslich theils auf die sprachlaute, theils auf die flexionsformen.
Während die ersteren nun bei einer todten spräche sich nur mit
mühe aus den erhaltenen Schriftwerken annähernd erschliessen lassen,
sind sie bei einer lebenden durch lautphysiologische Untersuchungen
auf direktem wege verhältnissmässig leicht und sicher festzustellen ;
und für das Englische ist in dieser bezi^hung schon recht viel ge-
than. Auch in bezug auf die flexion bietet gerade das heutige Eng-
lisch den grossen vortheil , dass bei der Sparsamkeit des neueng-
lischen in der Verwendung flexivischer mittel und bei seiner nahen
Verwandtschaft mit unserer hochdeutschen muttersprache der Zu-
sammenhang seiner flexionsformen sowol unter sich als auch itiit
den entsprechenden hochdeutschen ein ausserordentlich klarer und
instruktiver ist. Wie sehr sich in der that gerade beim englischen
Unterricht das wissenschaftlich richtige zugleich als das praktisch vortheil-
hafteste bewährt, hoffe ich durch die folgende detailbetrachtung zu zeigen.
Io8 W. Victor
I. LAUTLEHRE.
Unsere englischen grammatiken beginnen nach dem vorbild der
lateinischen und griechischen mit dem aiphabet und knüpfen daran
bemerkungen über die ausspräche der buchstaben. Dieses verfahren
ist bei den klassischen sprachen allerdings fast das einzig mögliche,
da unsere kenntniss des altgriechischen und altrömischen lautbestandes
in den blütheperioden beider sprachen zur aufstellung eines physiologisch
genau begründeten lautschemas nicht ausreicht. Andererseits dürfen
wir immerhin annehmen , dass die uns überlieferten Schreibungen
wenigstens annähernd lautgetreu die beiden sprachen in ihrer klassi-
schen zeit darstellen. Wird nur noch der in bezug auf die nicht
bezeichnete lateinische vokalquantität eingerissenen aussprachebarbarei
ein ende gemacht (und man ist ernstlich daran) , so ist den an-
sprüchen, welche Lateinisch und Griechisch als todte Schriftsprachen
in rein lautlicher hinsieht an die schule machen können, fürs erste
genüge geleistet.
Anders steht es mit den neueren sprachen. Hier, wo die laute
selbst der Untersuchung zugängUch sind, brauchen wir nicht von den
buchstaben auszugehen, und damit ist im gründe schon gesagt, dass
wir es auch nicht dürfen. Es kann uns ja nur darum zu thun
sein, den schülern zu einem einblick in den lautorganismus selbst,
nicht in das buchstabenabbild desselben, zu verhelfen. Wir dürfen
die Schrift um so weniger zum ausgangspunkte nehmen, je unvoll-
kommener dieselbe den lautbestand wiedergibt. Die heutige englische
Schreibung thut dies aber bekanntlich in möglichst unvollkommener
weise. Gibt sie uns doch statt des bildes der spräche, wie sie jetzt
im reiferen alter aussieht, ein gemälde, welches dieselbe, von wenigen
strichen abgesehen, in jüngeren jähren darstellt. Sie überlässt es
dem beschauer, sich die jugendhchen züge, einen nach dem andern»
in die gereifteren zu übersetzen und so sich selbst mühsam das ge-
mälde im geiste umzumalen. Kein wunder, wenn auch das so ent-
stehende porträt gar oft kein wohlgetroffenes wird und der maier das
original nachher vielleicht nie mehr mit unbefangenen äugen an-
sehen lernt.
So wie ein klarer einblick in den genetischen Zusammenhang
und die Verwandtschaft der sprachlaute bei der alphabetischen be-
handlung der lautlehre fast unmöglich wird, so stösst auch die er-
fassung der einzelnen laute an und für sich bei diesem verfahren auf
grosse Schwierigkeiten. Denn einmal wird der einzelne laut nicht
Die wissenschaftliche grammatik und der englische Unterricht jog
nach seiner ihn erst fest bestimmenden Stellung zum ganzen laut-
organismus erkannt, und zweitens ruft die ihm anhaftende Verkleidung
durch das schriftzeichen oft ein nachher schwer zu bekämpfendes
vorurtheil in bezug auf die natur des lautes hervor.
Die im Englischen gebrauchten buchstaben sind dem schüler als
solche von vornherein bekannt. In vielen fällen ist der unterschied
zwischen den beiden lauten, welche dasselbe zeichen einerseits im
Englischen und andererseits im Deutschen repräsentirt, ein solcher,
der dem ungeschulten obre des schülers durchaus entgeht. In allen
diesen fällen legt der schüler sofort dem buchstaben auch für das
Englische denselben werth bei, den er ihm im Deutschem oder ge-
nauer, in seiner provinziellen ausspräche des Deutschen, tagtäglich
zu geben gewohnt ist , und setzt , was das schlimmste ist, allen
späteren, wenn auch noch so häufigen korrekturen von selten des lehrers
die grösste hartnäckigkeit entgegen. Ist der unterschied zwischen
den beiden lauten so bedeutend, dass der schüler sich für seine aus-
spräche von dem schriftzeichen emanzipiren muss, so setzt er doch
wieder nur denjenigen laut seiner heimatlichen mundart, der für seine
auffassung dem gehörten am nächsten oder gar gleich kommt, und
verfährt dann wie oben. Wie viele schulen gibt es z, b. in Süd-
und Mitteldeutschland, in denen die tönenden verschluss- und reibe-
laute des Englischen und Französischen nicht tonlos, ja wie viele, in
denen tonloses th und tönendes th, tonloses s und tönendes s nicht
allesammt als tonloses, weiches, dorsales s — in jedem falle doppelt
falsch — gesprochen werden? Aber auch in norddeutschen schulen
gibt es aussprachen, die das prädikat »grauenvoll«, welches Traut-
mann der »in der grossen mehrzahl unserer schulen« gehörten aus-
spräche beilegt, vollkommen verdienen.
Wissenschaftliche und praktische interessen fordern hier gleich
dringend baldige abhilfe. Gründlich helfen kann uns hier meiner
ansieht nach nur eine durchgreifende reform der lautlehre nach dem
zuerst von Trautmann, Anglia I, s. 588 ff. aufgestellten programm.
Wir dürfen nicht warten, bis die wissenschaftlichen grammatiken von
Koch, Mätzner und Fiedler ihre lautlehre umgestaltet haben \ denn
diese behandeln ja neben dem heutigen Englisch zugleich die Schrift-
sprache früherer perioden, und unsere praktischen crfordernisse exi-
stiren für sie nicht. Wir müssen vielmehr direkt aus den lautj)hysio-
logischen quellen schöpfen. Selbstverständlich kann es sich nur
darum handeln, die schüler mit den nllereinfachsten und wichtigsten
thatsachen aus der lautphysiologie bekannt zu machen. Zu unserem
i'lO VV. Victor
zwecke reicht das vollkommen hin, und dass auch die im Stoffe
liegenden Schwierigkeiten keine unüberwindlichen sind , haben wol
die Trautmann'schen vorschlage gleich zur genüge bewiesen. In
meiner kürzlich erschienenen forme7ilehre {Engl, schülgrammatik,
I. theil)'^) habe ich den versuch gemacht, bei noch viel grösserer be-
schränkung das nöthige zu bieten. Ich darf im allgemeinen wol
auf das von Trautmann und mir a. a. o. gegebene, sowie auch auf
meine bemerkungen Engl. Studien II, s. 226 ff. verweisen und will
nur den letzteren in bezug auf einige von Trautmann noch nicht er-
ledigte punkte einzelnes hinzufügen.
I. Vokale.
Eine scheidung von »i« und »i' (offenes >/«), sowie von »u«
und »ü« (offenes »?^«), wie ich sie in § 3 meiner schülgrammatik
vorgenommen habe, wird vielleicht von dieser oder jener seite ge-
tadelt werden. Dass das kurze englische »/'« und das kurze eng-
lische »?^« in der that gleich »i« und »ü« sind, wird freilich niemand
bestreiten. Aber für die schule könnte die Unterscheidung überflüssig
erscheinen. Norddeutsche schüler, deren eigenes kurzes »/« eben-
falls gleich »1« ist, werden allerdings sogar ganz von selbst, wenn
sie überhaupt kurzes »/« sprechen, das richtige treffen, süddeutsche
aber überall ihr helleres kurzes »i« eintreten lassen. Nur im auslaut
(wie in very) ist der offnere laut auch dem süddeutschen ohre ohne
weiteres deutlich; ein umstand, der nicht selten die irrige meinung
veranlasst, als ob das auslautende kurze »/« im Englischen von dem
inlauteaiden verschieden, nämlich ersteres gleich »i«, letzteres gleich
»i« sei. Gleich müssen beide jedenfalls gesprochen werden. Dass
es aber nicht gleichgiltig ist, ob man »i« oder »i« setzt, sondern
dass die offnere ausspräche »i« auch praktisch wichtig sei, beweist
u. a. auch — Punck, der seine englisch redenden Franzosen bekannt-
lich consequent tnees statt miss sagen lässt. Wer Piijich nicht gelten
lassen will, der vergleiche Ellis, Ott Early Efiglish pronunciation, IV,
s; 1105^: »No Englishman naturally says (siks)^); it would sound
to him like (siiks)^) seeks\ and fe\v are able to produce the sound
without much practice. It is best reached by pronouncing seek, teat,
peep with great rapidity. This (i)'*) is the touch-stone of foreigners,
i) Leipzig (Teubner) 1879. — ^) (') bei Ellis bedeutet reines »i«. — 3) Die
Verdopplung (ii) drückt die länge aus. — 4) (i) ist offenes »i«.
Die wissenschaftliche grammatik und der englische Unterricht m
especially of romance nations. It occurs in Icelandic, and is often
heard in the North of Germany.«
Mit »ü« verhält es sich geradeso. »This vowel«, heisst es bei
Ellis a. a. o. IV, s. 1114'^, »dififers from (u)'), as (/) from (i), and
just as an Englishman finds (bit) very difficult and (b/t) easy, so
(b«k) is to him easy, and the Scotchman's (buk) so difficult that he
puts it down as (buuk), heard in Yorkshire. Distinguish also English
p7i// (p«l) and French pou/e (pul) from each other, and from poo/
(puul), heard for pii// in Shropshire.«
Auch langes *z« und y>u« vor r sind in Wahrheit gleich langem
»i« und »ü». Ellis sagt darüber a. a. o., IV, s. 1099* : »There
are four of these {x}") diphthongs in English, in ear, air, oar, oor,
which are, I believe, in the pronunciation of strict Speakers («i, eei,
ooJ, ura)^) , that is (//', de', öo', ?/«')"♦) when not before a vowel,
and (//'r, ^er^), öo'r, mi'r) always before, and admissibly not before,
a vowel.« Man vergleiche ferner Sweet, A history of English sounds,
s. 67 (»In the present English hardly any vowel has the same sound
before r as before other consonants«) und sonst, namentlich den
Zusatz hinter dem inhaltsverzeichniss : »Note also the tendency to
lower uu^) before r, as shown in the almost universal ybb(r)'^) for
yuur (possessive of yuu). In the vulgär pronunciation this is carried
out in all words, so that the combination unr is entirely lost. Thus
we have pbb?^) for pmtr , shbbd for shuur etc.'< Man darf unbe-
denklich dazu fügen, dass in allen diesen fällen der laut in der ge-
bildeten ausspräche wenigstens zu langem »ü« geworden ist.
Langes »^;« vor r, welches Walker und folglich auch unsere
Schulwörterbücher noch theils als »o« (z. b. in pork), theils als »o«
{z. b. \Ti fofk) bezeichnen, ist überall gleich langem offenem »d«.
Sweet setzt durchgängig sein »^«. Ellis gibt, wie G. Bell und, von
der länge abgesehen, auch M. Bell, in der oben zitirten stelle, IV,
s. 1099'', den laut als (00), d. h. langes offenes italienisches und
französisches »0«, an und bemerkt, dass noch offneres »(?<!: (die
länge des vokals in loani) ausserordentlich häufig sei ; und er schreibt
• ) Man vgl. die anmerkungen zu der soeben zitirten stelle, — 2) Das um-
gekehrte (i) bezeichnet bei Ellis das nicht anlautende, vokalische »;«. Vgl. unten
»mittellaute«. — 3) (ee) ist die länge von »e« in »E. r/ic-t, G. /(tt, ¥. Ji'f/ic ,■
(ou) die länge von »I. o aperto, F. homme* ; über (ü) und (im) s. die vorher-
gehenden anmerkungen. — ■♦) Der akut deutet betonung an ; der apostroph «simple
voice«. — 5) (e) ist geschlossenes »^< : »F. £■'/»•«. — 6) Bei Sweet langes »u«. —
7) ^00* bei Sweet ist langes offenes »6«. — 8) Umgekehrtes ».'« ist offenes
j»Ö« (but)
112 W. Victor
auch bisweilen so. Auch gebildete Engländer, die nicht lautforscher
von fach sind, erklären übereinstimmend, dass sie nicht daran dächten,
den von Walker statuirten unterschied zu machen.
Den umgekehrten fehler begehen Walker und seine nachschreiber,
wenn sie für den vokallaut in pain und pair dasselbe zeichen setzen.
Von dem ersteren laut nachher. Den letzteren bestimmt Ellis, wieder
in der mitgetheilten stelle IV, s. 1099^, theils als (ee), d. h. als
länge des mittleren >^e« in met, theils als (ce), d. h. als länge des
französischen und itahenischen geschlossencti »^« (== »^«). Die an-
gäbe in den lesenswerthen Notes on pronmiciaüon vor Webster's
Wörterbuch stimmt zu dem ersten theil der Ellis' sehen; die bezeich-
nungen von M. Bell (von der länge abgesehen) und Smart ebenfalls.
Sweet dagegen schreibt stets tcc« (langes offenes »6«). Hiemach
setzt man am besten langes mittleres »e« (e) an; doch lässt sich
wol auch die bei uns gewöhnliche bezeichnung des »langen ä« vor
r als »äh« rechtfertigen.
Unverantwortlich und fast unbegreiflich ist hingegen die in
unsern Schulbüchern immer wieder von neuem vorgebrachte behaup-
tung, dass man das (geschriebene) »lange iz« in fate und das »lange
ö« in note wie »eh« (oder gar »äh<-< 1) und oh spreche. Ich weiss
nicht, wie lange man schon in England auch in andern als rein
fachwissenschaftlichen Schriften lehrt, dass beides keine einfachen
vokallängen, sondern diphthonge seien. Jedenfalls kann man es schon
seit fünfzehn jähren in den nicht etwa auf die amerikanische aus-
spräche basirten Notes vor Webster's Wörterbuch (1864) lesen. Sehr
klar und bündig spricht sich sodann wenigstens seit 187 1, wahr-
scheinlich aber schon viel länger, Gull in seinem vortrefflichem auf-
sätzchen On pronunciation vor dem (in etymologischer hinsieht werth-
losen) Wörterbuch von Ogilvie aus: »Six of the vowels are diph-
thongs, of which three, viz. those in the key-words, fate, pine and
oil, end in e of ine, and those in iiote, tiibe, and pound, end in o
of move.« Auch der praktische Orthographie - reformer Evans sagt,
A plea for spelling reform (1877)'), s. 25: »The independant long
sound that corresponds nearest to e in pen (that is, a in vane, ai in
vain, ei in vehi) when not occurring before r, we regard as often,
if not always, diphthongical in English speech. « =)
i) Zuerst in Pitman's Phonetic Journal gedruckt. — 2) Die in England ge-
brauchten Schulgrammatiken, sogar die gründlichen werkchen von Smith und Mason,
stehen freilich noch auf dem alten Standpunkte. Pmich hingegen, der seine lands-
leute fay aytay (j'ai ete) u. dgl. sagen lässt, hat auch hier wieder bessere ohren^
Die wissenschaftliche grammatik und der englische Unterricht u^
Wichtiger für uns ist das urtheil der lautphysiologen und or-
thoepisten von fach. Wie es damit steht, sagt uns Sweet a. a. o.,
s. 70: »The diphthongic character of our /<?' and öd has been dis-
tinctly recognized by our leading phoneticians , especially Smart
and Bell.« Er bemerkt dann, Bell analysire die zwei diphthonge als
»^/«, y>öu« ; er jedoch finde in seiner eignen ausspräche, dass die
zweiten demente nicht völlig entwickeltes »/« und »2^« seien, sondern
in der mitte zwischen ^00« imd ->uu«, bezw, »^'< und »/« ständen
(also, wie ja auch meist bei unsem deutschen diphthongen, »ü« und
»i« sind), und fährt fort : »This indistinctness of the second elements
of our e'i and öu explains the difficulty many have in recognizing
their diphthongic character. Mr. Ellis, in particular, insists strongly
on the monophthongic character of his own ees and 00s. I hear his
ee and 00 as distinct diphthongs, not only in his English pronun-
ciation, but also in his pronunciation of French, German and Latin. « ')
Sehen wir denn, Avas Ellis selbst darüber sagt. Er erklärt a. a. o.,
IV, s. 1108'' (wo er M. Bell's »key-word« eigA^ bespricht), die aus-
spräche »(/i), or rather fäj, and even (aeV)« =') von Südengländern,
namentlich von leuten aus Essex, gehört zu haben, aber die Ver-
kürzung des ersten elements sei ungewöhnlich, und man könne höch-
stens auf fe'eij bestehen. »The sound^, fährt er fort, -is insisted on
by Smart, who says, 'The English alphabetic accented a, in the
mouth of a well-educated Londoner, is not exactly the sound which
a French mouth utters either in /^e or in /e^e, being not so narrow
as the former, nor so broad as the latter. Moreover, it is not quite
simple, but finishes more slenderly than it begins, tapering, so to
speak, towards the sound' of e in me.« ElHs wendet dagegen ein,
das erste element laute ihm wenigstens feej [langes geschlossenes »e«].
Es gebe übrigens Londoner, die in der that den laut zu fij [^^ii]
hinübergleiten liessen, wie denn auch oft französische lehrer über
die ausspräche (hoouUei) statt (hoote)^) klagten; aber die hörbarkeit
dieses fij sei nicht immer die gleiche. Hierauf geht Ellis zu seiner
eignen ausspräche über und legt Verwahrung ein gegen die von dem
schottischen phonetiker Murray vorgenommene abänderung seines
i) Diese stelle zitirt Max Müller in einem artikel On spelUng, der nach der
aprilnnmmer der 1876er Fortnightly Review von Pitman in »gradual phonotypy«
separat gedruckt worden ist. Das ee und 00 obiger stelle ist in diesem Wieder-
abdruck (s. 32) fälschlich als »i« und »ü« verstanden, und, wie es nach dem
ganzen Zusammenhang aussieht, auch wol im original. Es sind aber »e« und >ö'
bei Sweet gemeint. — 2) (a*) ist der laut in »E. man, .a/, sad^. Ueber (e, i, i)
und nachher (ccl) s. o. — 3) Zugleich auch mit zerebralem statt dentalem t.
Kölbing, Englische Studien. III. i. 8
114
W. Victor
(ce, oo) in (iei, öou), zu der Murray, wie Ellis zitirt, folgendes be-
merkt hatte: >J have ventured to diffcr from Mr. Ellis's transcrip-
tion ') only so far as to write the long ä and ö (eei, oou), as they
are ahvays pronounced in the south, and as I seem to hear them
from Mr. Ellis himself, although he considers them theoretically as
only (ee, oo).«. Nach einer abschweifung über ähnliche holländische
laute spricht sich Ellis dann dahin aus, dass er niemals (^e\) oder
(c'i) mit vollkommenem (i) und selten oder niemals (iei, ä) mit voll-
kommenem (i) sage, sondern höchstens zu einem nachher als »pala-
talised voice« bestimmten (j) übergehe. >I admit, however'<, fügt
er aber ausdrücklich hinzu, »that in speaking English, and especially
in such words as pay, 7nay, say, before a pause, my (ee) is not uni-
form, but alters in the direction of (i) I think also that I am
inclined to this vanish before (t, d, n) in eight, weight, plate, paid,
pain, but not so decidedly nor so regularly as in the former case.«
Vor (p, b, m; k, g) weiss Ellis von diesem »vanish« nichts. Mit
der bemerkung dagegen: »I think that generally the vanish vanishes
when the utterance is rapid, as in 'äorta, aerial'i geht er sogar noch
weiter als die meisten andern phonetiker, die in diesem falle den
laut als jedesmal, nicht nur gewöhnlich, monophthongisch betrachten.
In bezug auf das ganz analoge »^« in tiote kann ich mich nun
kürzer fassen. Ich setze nur hierher, was Ellis a. a. o., IV, s. 115 2 ^
darüber sagt: >As regards my own pronunciation, I feel that in
know, sow V., etc., regularly, and in 710, so, etc., often, I make this
labial change, indicated by (oo\v) 2) I think that (00) developes
into (odw) most readily before the pause, the (k) and (p) series
I find the tendency least before the (t) series. This, however, is
crossed by the vocal action of (1, n, r), which develope a precedent
('h)^), easily rounded into ('hrc), and hence generating (oo'a').«*)
Das endresultat ist offenbar kein anderes als das, dass wir trotz
Ellis' abweichender theorie in der schule zu lehren haben : ä m fate
und ö in note sind diphthonge, deren zweites dement vi« und »u^,
oder genauer (gerade wie bei den deutschen diphthongen) »i« und
»ü« ist.
Die ersten glieder beider diphthonge bestimmt Trautmann a. a. o.,
s. 587 als »6« und »ö«. Nach den oben zitirten angaben der eng-
i) Eine von Murray in seinem buche Dialect of South Scotland abgedruckte
»paläotypische« Umschrift des loo. psalms. — 2) (w) ist »diacritic, labial modi-
fication of preceding letter«. — 3) »A scarcely audible (a) [»o«] , as Cockney
park«. — 4) Vgl. auch Ellis a. a. o., I, s. 234.
Die -wissenschaftliche grammatik und der englische Unterricht 1x5
lischen phonetiker dürfen wir, wie mir scheint, doch höchstens »ei«
und »oü« ansetzen. Die ausspräche >t7" und »bu«- (mit offenem
»6« und »ö«) weist Sweet a. a. o., s. 71 zuerst ausdrücklich der
»populär Speech« zu und nennt sie nachher eine »peculiar exaggera-
tion«, die allerdings auch bei gebildeten nicht selten sei. Da unsere
Schüler nur zu sehr zu der offenen ausspräche wenigstens des
»langen ^« hinneigen, so ist es vielleicht noch besser, mit Bell und
Ellis auf >;d« und ;ö'-< als erstem dement zu bestehen.
Ueber die halbvokale y und w ist von den lautphysiologen viel
gestritten worden, aber hier, wo es sich um die Schulpraxis handelt,
wenig zu sagen. Die halbvokalische natur des w scheint der sache
nach allgemein anerkannt, und ebenso die genaue analogie zwischen
w und j'. Auf grund der von Ellis a. a. o., IV, s. 1149^ ff. unter
bezugnahme auf Brücke, Merkel etc. gegebenen auseinandersetzung,
wonach y nicht die tönende palatale spirans (der tönende laut zu
ch in fnilch) ist, habe ich dasselbe nicht wie Trautmann als »j« zu
den konsonanten gestellt , sondern dem w (") analog auch wirklich
als halbvokal (') behandelt.
Der Verbindung wh widmet Ellis a. a. o., IV, s. 1125^ ff. nicht
weniger als vierzig enggedruckte spalten. ^) Trotz allem, was er dort
über wk vorbringt, dürfen wir, glaube ich, für die schule von der
definition und darstellung »h"« (zu gunsten von »"h« oder »"h"«)
nicht abgehen. Dass die aspiration sehr häufig ganz unterbleibt,
mag der schüler gelegentlich hören.
2. Konsonanten und Mittellaute.
Bei der behandlung der konsonanten ist nächst dem unter-
schied zwischen verschlusslauten und reibelauten vor allem der unter-
schied zwischen tonlosen und tönenden lauten klar zu machen. Der
Süd- und mitteldeutsche schüler muss zu allererst tönende konsonanten
hören lernen. Gibt der lehrer die nöthigen bemerkungen über die
bildung der laute, insbesondere über die mitwirkung der Stimmbänder
bei den tönenden, und spricht er dann die lautpaare ^p« — »b-,
»f« — »v« etc. mit recht deutlicher Unterscheidung der beiden laute
wiederholt vor, so hat der schüler den unterschied, welchen er, ohne
darauf hingewiesen zu sein, niemals hören würde, bald erfasst. Die
mehrzahl der schüler ist nun auch sogleich im stände, die gehörten
i) Einige davon kommen allerdings auf einen interessanten exkiirs über die
neuindische ausspräche des Sanskrit.
S*
1 1 6 W. Victor
lautpaare ohne besondere Unterstützung richtig nachzusprechen. Bei
den tönenden verschlusslauten b«, d<, /g« bedarf es freilich im
anfang noch grosser aufmerksamkeit und häufiger nachhilfe von
Seiten des lehrers. Auch zeigen viele süd- und mitteldeutsche schüler
anfänglich grosse abneigung gegen das bestimmtere tönende labio-
dentale »v« und wollen dafür ihr mattes tonloses bilabiales w setzen.
Gegen die einschmuggelung von .f-lauten aller art für die beiden ///
muss man ebenfalls beständig auf der hut sein.
Weniger widerstand findet im norden und im süden zerebrales
»r« und »b<, die mir schon wegen der eigenthümhchen klangfarbe
unerlässlich scheinen. Aber auch bei >^n«, »d«, »t«, >^z'<, >^§'<') sollte
man auf der zerebralen ausspräche bestehen, wenn es auch in der
that nicht leicht ist, dieselbe durchzusetzen. Denn, wie Sievers,
Grundzüge der lautphysiologie, s. 50 hervorhebt, gerade diese eigen-
thümliche zungenstellung gibt neben der lippenpassivität der eng-
lischen ausspräche ihre charakteristische färbung. So bemerkt auch
EUis a. a. o. IV, s. 1095^: »Lepsius quotes the / in tmvn as an
example of the dental t: and this is a common mistake of foreigners,
and one of the greatest obstacles in the way of their acquiring the
pronunciation of English«, und s. 1096^: »It is strictly necessary
in a work inten ded for English people , to make the distinction
between the usual English (t d) and foreign dental (t d) clear to
the eye.« ^)
Ein buchstabe, mit dem man es in der schule sehr leicht zu
nehmen pflegt, ist das r. Und doch bildet das r einen der schwie-
rigsten punkte in der neuenglischen lautlehre.
Mit dem anlautenden r kann man sich schon eher abfinden.
Obwohl Ellis a. a. o., IV, s. 1098^ f. Bell's »untrilled (r)« nicht als
normales gelten lassen will, so scheint es mir doch das beste, in
der schule zu lehren, dass (wie auch Sievers a. a. o., s. 52 erklärt)
englisches r schwingungslos ist; denn auch bei dem EUis'schen an-
lauts-r sind jedenfalls die Schwingungen im vergleich zu denen
des deutschen dentalen und Uvularen r verschwindend gering.
1) In bezug auf »z« und »s« darf man grössere freiheit der artikulation gestatten,
da neben der zerebralen auch die alveolare vorkommt. Es versteht sich von selbst,
dass man bei der übersieht der laute beide mit den oben angeführten zusammen-
stellt.— 2) Die letztere Forderung würde man umgekehrt ja auch an ein für Deutsche
bestimmtes buch stellen müssen. Um die phonetischen wortbilder nicht mit
diakritischen zeichen zu überladen, habe ich in meiner Schtdgrammatik die eng-
lischen zerebralen laute nicht besonders bezeichnet, aber den unterschied von den
deutschen in § 8 stark hervorgehoben. Dass er konsequent beobachtet wird, kann
nur der lehret durchsetzen.
Die wissenschaftliche grammatik und der englische Unterricht. 1x7
Eine ganz eigenthümliche rolle spielt nun aber das englische r,
wenn es nicht im anlaut steht. Nach Ellis a. a. o., IV, s. 1099^
ist es hier ein (0- : ähnlicher) unbestimmter laut, dem man das von
Ellis als gerollt angesehene anlauts-r hinzufügen könne, aber, ausser
vor vokalen, selten hinzufüge. Mit den vorhergehenden vokalen
bilde es, wie oben schon zitirt, die vier durch ear, air, oar, oor dar-
gestellten diphthonge. Nach Sweet a. a. o., s. 67 schwächt sich
auslautendes r zu einem blossen »vocal murmur<; ab oder wird auch
ganz abgeworfen, vor einem vokal jedoch stets beibehalten. Dass
beide dasselbe meinen, zeigt Sweet's Schreibung, der nicht anlautendes
r nur durch »p« (=»0«) bezeichnet, wenn ein konsonant folgt, hin-
gegen durch »^r«, wenn ein vokal folgt, oder wenn das r im wort-
auslaut steht, also im anlaut des nächsten wortes ein vokal folgen
kann. Wir könnten nun das auslautende r geradezu als »o« be-
handeln und würden damit dem stark gerollten r vieler deutschen
Schüler wenigstens im auslaut einen riegel vorschieben. Anlautendes
und nicht anlautendes r würden aber dann in einem grade ver-
schieden erscheinen, welcher der Wirklichkeit nicht entspricht, und der
Schüler würde das anlautende /- dann erst recht seinem deutschen r
gleichsetzen. Auch müsste er dann doch wieder besonders dahin
iristruirt werden, hinter dem >o« das r in der bindung wirklich
auszusprechen. Ich glaube, es ist zugleich theoretisch und praktisch
das beste, den schüler von vornherein zur zerebralen, nichtgeroUten,
tönenden ') ausspräche des englischen r anzuhalten und alle r der
Schrift als solche »r« zu behandeln. Vor einem vokal wird ein so
artikulirtes r schon von selbst etwas deutlicher, und zwar gerade
deutlich genug hervortreten.
Auch das r nach »ä« kann man, wie mir scheint, unbedenklich
stehen lassen. Denn wenn auch in der that der aussprachliche unter-
schied von father und farther nach Sweet »purely imaginary<^ sein
wird"), so darf man doch nicht vergessen, dass, wie z. b. Sweet
a. a. o., s. 7 1 erinnert, auch das > ä> in father kein reiner mono-
phthong, sondern mit einem >sHght vocal murmur« verbunden ist.
TJebrigens schreibt Sweet selbst ^fMciing- (farthing) neben -ifand^r^
(father), und sogar ^>hart'. (hart, heart) ; dagegen >star<i., >far<i., ttar»
etc. (wo das »r'-- nur für die bindung gilt).
Eine andere Schwierigkeit liegt noch in der frage, wie weit eng-
i) Dass der ton in der Verbindung //■ oft verloren geht und r fast zu »ä«
wird, sage man dem schüler gelegentlich. — ') Ma-v Müller will d.is a. a. o.,
s. 32 nicht zugeben.
1 1 8 W, Victor
lisches ;- als silbenbildend zu betrachten sei. Ueber /, vi, n in fällen
^'\^ principal, s€Ven sagt Ellis a. a. o., IV, s. 1108'': >/The tendency
is clear towards syllabic ('1, 'm, n), but there is much 'educated' or
rather 'oithogra]jhic' resistance.« Sicherlich wäre es thöricht, von
unsern schülern einen unterschied zwischen principal und principle
u. dgl. zu verlangen. Sogar Verfechter einer vereinfachten prak-
tischen Orthographie verzichten bereits auf einen besonderen vokal
vor /, m, n von 7ieedle, bosoni, cven.
Es versteht sich hiernach beinahe von selbst, dass das überhaupt
fast zum vokal gewordene »r« im Englischen ebenfalls silbenbildend
vorkommt,') und dass wir die unbetonten endsilben ar, er, ir, or, 7ir,
yr etc. sämmtlich als blosses silbenbildendes »r« aufzufassen haben.
Wenn Sweet ydaaß^rv. (laughter) etc. schreibt, so bezieht sich das
angehängte »r« wie bei T>star«. (star) etc. eben nur auf die bindung
und »9« steht für auslautendes »r«. Ellis schreibt sogar bird bloss
mit vokahschem »r« : (bad) und bemerkt dazu a. a. o., IV, s. 1156'':
»Whether, as I speak, the words bird bud are distinguished other-
wise then by the length of the glide, or of the (d), I am not sure,
but . . . the effect is that of (baad, bad).«
Nun noch ein wort über die bezeichnung der laute zur
veranschaulichung der ausspräche. Die annähme der von Trautmann
vorgeschlagenen neuen zeichen verbietet sich für den druck von
selbst. Wie sehr ich aber auch die von ihm so konsequent durch-
geführte Scheidung der zeichen für tönende und für tonlose laute zu
würdigen weiss, so müssen wir, glaube ich, dennoch soweit wie nur
möglich die buchstaben des lateinischen alphabets schon um des-
willen beibehalten, weil deren Verwendung dem schüler auf die ein-
fachste weise einen einblick in die geschichte des englischen laut-
wandels vermittelt. Man braucht ihm dann nur zu sagen, dass im
allgemeinen die buchstaben im Englischen ursprünglich dieselben
lautwerthe gehabt haben, wie noch jetzt im Deutschen, dass aber die
englische Orthographie im grossen und ganzen auf dem Standpunkte
des 15. Jahrhunderts stehen geblieben ist. Sieht er nun late und
»leit« neben einander, so weiss er, dass late geschrieben wird, weil
das wort früher »late« gesprochen wurde, und begreift, dass sich
dieses »ei« durch langes »d« und »d« hindurch aus dem »ä« ent-
wickelt hat. 2)
i) Man vgl. country (3-silb.), sir (2-silb.) etc. bei Shakspere. — 2) Der primaner
müssle ohnehin erfahren, dass zu Shakspere's zeit anders gesprochen wurde als jetzt
(a in man noch »a«, u in but »ü«, a in bake »ä-<, ea \x\ feast »e« etc.).
Die wissenschaflliche grammatik und der englische Unterricht i i g
Eben weil nun der schüler etwas von dem wie und warum ver-
steht, ist auch die gefahr, dass er beim englisch-schreiben durch die
nebeneinanderstellung der gebräuchlichen (late) und der phonetischen
Schreibung (»leit«) in Verwirrung gerathe, nicht gross. Auch will ich
keineswegs die lautgetreue bezeichnung zu derselben Verwendung
empfehlen, welche die Walker'sche in manchen lehrbüchem gefunden
hat. Der text des lehrbuches, welches meines erachtens vorwiegend
lesebuch sein muss, dürfte überhaupt keine Vokabelverzeichnisse ent-
halten. Die phonetische wiedergäbe würde sich also nur in dem
angehängten wörterbuche finden und ausserdem je nach bedürfhiss
an der schultafel angewandt werden. Im letzteren falle mag man
zur vorsieht jedesmal die gebräuchliche Schreibung danebensetzen
und die phonetische etwa in klammern einschliessen. Am besten
knüpft man dabei wohl an die lautirübungen an, die jedenfalls nütz-
hcher sind als das gewöhnhche buchstabiren, namentHch als das
buchstabiren mit enghscher benennung der buchstaben (z. b. »si, ei,
*ü, dzi, eit?5, ti« — »köt«). Der schüler soll sich klar darüber sein
und bleiben : die buchstaben sind dieselben wie im Deutschen ; aber
die laute — darauf kommt es anl
Dass die schüler recht bald mit dem gesetz der konsonantischen
lautverschiebung bekannt werden , ist eben so fruchtbringend wie
leicht durchführbar. Bei Schülern, die zugleich Lateinisch oder gar
auch Griechisch lernen, ist natürlich die erste stufe (unverschobene
konsonanten) mit zu berücksichtigen. Passende beispiele bieten sich
gelegentlich dar \ für die erste erläuterung findet man auch z. b. in
Fiedler's Wissenschaftlicher grammatik der englischen spräche!, 2. aufl.,
s. 3 ff. geeigneten stoff.
II. FLEXIONSLEHRE.
Entschliesst man sich, die lautlehre in der angedeuteten weise
in der schule zu behandeln, so wird der schüler, wie ich hoffe, nicht
nur zu einer klareren erkenntniss der neuenglischen laute und zu
grösserer korrektheit und Sicherheit in deren gebrauch gelangen,
sondern damit auch zugleich den jetzigen lautbestand als moment
einer fortschreitenden lautentwicklung begreifen lernen. In derselben
weise können und müssen wir, wie mir scheint, unsere schüler zu
einer mehr historischen auffassung auch der flexionslehre hinführen,
indem wir auch in dieser hinsieht vor allem den thatsächlichen
sprachstand in ein möglichst klares licht stellen. •)
i) Welche rolle die fle-xion in der spräche spielt, welche funktionell sie
bei den nomina und verben hat — mit andern worten, warum es Itberhaujit eine
I20 W- Victor
Besitzt die jetzige sprachperiode an und für sich nur ebensoviel
historisches recht wie jede der früheren, so hat sie in der schule
ohne zweifei ein grösseres ; und wenn man an das heutige Englisch
den flexionsmassstab einer älteren zeit anzulegen und in dem grossen
formenreich thum ein ideal zu erblicken pflegt, hinter dem die Sprache
nun immer weiter zurückbleibt, so ist das eine auffassung, die viel-
leicht in die studirstube , sicherlich aber nicht in das schulzimmer
gehört. Die gelehrte forschung mag mit bedauern auf die trümmer
der alten formenherrlichkeit hinschauen; die schule kann in ihnen
nur ruinen sehen, aus denen das neue leben der jetzigen spräche
erblüht ist.
Und verfall der flexionsformen ist doch auch nicht verfall der
spräche. Das Neuenglische hat auf den gebrauch von personal-
endungen fast gänzlich verzichtet. Die spräche ist darum keines-
wegs verarmt ; sie zieht es nur vor, die personalverhältnisse wieder
durch getrennt stehende fürwörter zum ausdruck zu bringen. Ja
man darf behaupten, dass das formenarme heutige Englisch sprach-
lich über dem formenreicheren Angelsächsischen oder gar dem
Griechischen und dem Sanskrit steht. Wo das Englische mit / do.
we do, you do, they (oder einfach) do ausreicht, muss das Sanskrit
bei auch zweilautiger wurzel (d^a) einen apparat von achtzehn (statt
sieben) silben und fast fünfzig (statt fünfzehn) lauten in bewegung
setzen 1
Verkümmern wir daher auch der lebenden englischen flexion
zum mindesten in der schule ihr gutes recht nicht. Erstens dürfen
wir nicht in herkömmlicher weise die neuenglische flexionslehre auf
die Orthographie statt auf die laute gründen, und zweitens wenigstens
so lange auf neue Verhältnisse keine ihnen nicht entsprechenden
alten bezeichnungen anwenden, als wir diese bezeichnungen daneben
auch noch in dem alten sinne gebrauchen wollen und müssen.
Letzteres geschieht in unsern Schulbüchern ganz regelmässig
flexion gibt: darüber pflegt sich der schüler (der die ganze grammatik meist als
unabwendbares übel mit stoischem gleichmuth über sich ergehen lässt) durchaus
nicht so klar zu sein, wie man es denken könnte. Es wird daher auch beim Eng-
lischen nicht überflüssig sein, die nominal- und die verbalflexion der nachherigen
eintheilung entsprechend etwa mit folgenden kapitelübersichten zu eröffnen :
Die flexion der hauptwörter ist i) bezeichnung der zahl, d. h, Unterscheidung
der mehrzahl von der einzahl ; 3) Bezeichnung der /alle, d, h. der Beziehungen des
Wortes zu andern Wörtern im satze. Beides zusammen nennt man deklination.
Die flexion der Zeitwörter ist i) bezeichnung der zeit; 2) der redetveise ; j) der
zahl; 4) der person; j) der grundform. Alles dies zusammen heisst konjugation.
(Die lateinischen termini lasse ich nur der kürze halber hier weg.)
Die wissenschaftliche grammatik und der englische Unterricht 121
z. b. bei der behandlung der deklination. Verbindungen wie of ihe
child oder to iny friefid sind auch im modernsten Englisch eben nichts
anderes als Verbindungen einer präposition mit einem kasus, und
nicht selbst erst kasus : ersteres nicht der genitiv von the child, denn
dieser heisst the chiUfs; letzteres nicht der dativ von my friend,
denn dieser ist mit dem akkusativ zum objektiv zusammengewachsen
oder, wenn man lieber will, in den akkusativ aufgegangen und lautet
mit diesem, gerade wie der nominativ, my Jriend. Dass im Eng-
lischen bei den namen lebender wesen sehr häufig und bei den sach-
namen fast durchgängig Umschreibungen mit of und to (aber auch
for etc.) eintreten, wo wir im Deutschen den genitiv oder dativ
setzen, ist nicht nur kein grund dafür, jene Umschreibungen genitiv
und dativ zu nennen, sondern vielmehr ein grund dagegen, da wir
auch im Deutschen neben unsern kasus ganz gleiche Umschreibungen
in ganz analoger weise verwenden. Eine derartige bezeichnung mag
anfänglich dem schüler eine kleine mechanische Übersetzungshilfe
sein; auf die dauer wird sie ein grosses verständnisshinderniss für
ihn bilden.
Viel bedenklichere folgen noch hat der erstgenannte fehler
unserer sämmtlichen Schulbücher, bei der dai Stellung der flexion statt
der spräche selbst, wieder in zu getreuer nachahmung der griechisch-
lateinischen Schulgrammatik , die schrift zu gründe zu legen. Der
schüler lernt z. b. bei der deklination, der regelmässige plural werde
durch anhängung von s, nach den »vier Zischlauten (I) s, sh, x und
r/ü« von CS, gebildet. Horsc und erst recht judge folgen nun für ihn
natürhch der >regel<', nicht der für die Zischlaute geltenden »aus-
nähme«, während sie in Wahrheit auf zischlaute ausgehen und >ez«
(oder »iz«) als endung annehmen. Dass das e von horscs und judgts
» mitgesprochen <' wird, muss er nun freihch als neue »ausnähme«
noch dazu lernen ; warum es so ist, erfährt er meistens nicht. Wenn
nun auch noch das angehängte jt in allen fällen gleich gesprochen
wird (und das geschieht vielfach), so bekommt der schüler nun und
nimmer ein richtiges bild von der englischen pluralbildung, und
wenn er alle die gebräuchlichen regeln sammt zugehörigen aus-
nahmen zehnmal auswendig wüsste. Noch weniger ahnt er, dass
genau die nämliche dreitheilige bildung:
ez nach den Zischlauten (z, s, z, t) \
z „ andern tönenden lauten als z und z ;
s „ ,, tonlosen ,, ,, s ,, s
nicht nur beim regelmässigen plural, sondern auch beim genitiv der
122 ^' Victor
einzahl und der nicht regelmässig (auf >>ez'<, »z«, »s«) gebildeten
mehrzahl, und endlich bei der 3. person singularis im indikativ des
präsens zur anwendung kommt, und dass mit hinzunahme der durch-
aus analogen regelmässigen präteritum- und partizipbildung durch
ed ?iac/t de7i lauten d und t ;
d ,, andern tonenden als d \
t ,, ,, tonlosen ,, t
der formen auf »iii« flngj, der komparation und der adverbialbildung
der ganze regelmässige flexionsapparat zusammengestellt ist.
Die Zusammenstellung, welche an wissenschaftlicher genauigkeit
wie an praktischer kürze kaum etwas zu wünschen übrig lassen wird,
ist aber in der that eine vollständige ; denn was neben den auf die
angegebene art regelmässig gebildeten an flexionsformen noch übrig
bleibt, sind theils kontraktionen, theils reste früher lebendiger, jetzt
aber versteinerter bildungen.
Da wird man wohl einwenden, diese völlige nichtberücksichti-
gung der Orthographie würde die grösste konfusion in den schrift-
lichen arbeiten der schüler im gefolge haben. Im gegentheil. Die
Schüler wissen schon von der lautlehre her, dass sogar in der ver-
wahrlosten Orthographie nicht blosse willkür herrscht. Man zeige
ihnen durch eine übersichtliche Zusammenstellung von orthographi-
schen regeln^), dass auch in der Schreibung der flexionsformen
gleiche fälle überall gleich behandelt sind, und sie werden ortho-
graphische Verstösse viel leichter vermeiden, als wenn sie, wie seither,
für jeden fall eine besondere regel zu lernen und zu befolgen hätten.
Auf jene Zusammenstellung ist bei jedem von ihr betroffenen para-
graphen der flexionslehre zu verweisen. ^)
i) Die in meiner Schulgrammatik (§ 14) gegebene setze ich mit weglassung
der beispiele hierher:
7) Stummes y>e« fällt ab vor »ed«, »er«, »es«, »est«, *ing« ; nach »u« auch
vor »ly« (noch kürzer: vor flexions-^ etc.).
2) Statt »ie« 7uird »y« geschrieben vor ting«,
$) Statt »0« wird »oe« geschrieben vor »s«.
4) Statt »y« wird nach einem konsonanten »ie« geschrieben vor »s«.
jj Statt »y« wird nach einem konsonanten »i« geschrieben vor »ed«, »ert,
»est«, »eth« ; bei mehrsilbigen Wörtern auch vor »ly«.
ö) Ein einfacher endkonsonant wird nach betontem kurzeiu vokal verdoppelt
vor »cd«, »er«, »esti-, »ing«; eififaches »l« auch nach unbetontem.
y) »II« wird vor »ly« vereinfacht.
Bem. i) s) ^) gdten auch für die alte personalendung »eth«,
2) Einzelne «ausnahmen« sind hier allerdings nicht zu umgehen; denn wenn
z. b. bei manchen Wörtern auf o im plural oes, bei andern os geschrieben wird,
so ist das eben nur orthographische willkür. Statt nun dem schüler mit hin-
weis auf die lektüre einfach zu sagen; Die Wörter auf »io«, sowie einige auf
»o« behalten »0«, plagt man ihn mit os- und ö^j-listen , die sehr schwankend
Die wissenschaftliche grammatik und der englische Unterricht 123
Die eintheilung der flexionsformen in regelmässige und veraltete
unregelmässige wird ebenfalls von vielen selten, und zwar auf das
entschiedenste missbilligt werden. Der ausdruck »regelmässig« gilt
ja vielen geradezu für unwissenschaftlich: in der grammatik, pflegt
man zu sagen, gebe es keine Unregelmässigkeit. Die natürlichen ge-
setze gelten freilich in den sprachen ebenso gut wie sonst aus-
nahmslos. Aber nicht überall und nicht immer überwiegt dasselbe
gesetz ; und wenn eine bildung als in einer gewissen sprachperiode
nicht regelmässig bezeichnet wird, so ist damit nicht gesagt, dass
sie nicht gesetzmässig sei oder nicht auch einmal regelmässig ge-
wesen sein könnte. So ist es mit den nicht auf »ez«, »z« oder »s«
gebildeten englischen pluralen, und so auch, von einigen kontraktio-
nen abgesehen, mit den nicht auf »ed<, »d« oder »t« gebildeten,
präteritalformen. Die spräche überträgt ihnen keine neue arbeit und
gibt ihnen so zu sagen nur noch das gnadenbrot. Das wird man
vielleicht zugeben, aber trotzdem das streichen der »starken verben«
als besonderer der regelmässigen oder » schwachen •-< paralleler klasse
für aller historischen grammatik widersprechend erklären. Gesetzt
denn, wir nehmen eine solche starke klasse an. Welche verben ge-
hören hinein? Auch solche, welche früher einmal stark waren, oder
nur diejenigen, welche jetzt stark sind? Mourn, swallow, weigh,
fare, glide u. a. waren im Altenglischen oder Angelsächsischen stark.
Niemand denkt daran, diese verben noch jetzt zu den starken zu
rechnen. Also setzen wir nur diejenigen verben in die starke klasse,
welche heutzutage stark sind. Das kennzeichen kann nur »präteritum-
bildung ohne suffix« sein. Für burst z. b. ist nun weder in der
starken, noch in der schwachen klasse räum ; und — wird man feed,
nieet etc. unter den starken verben dulden wollen? — Noch weniger
ist es möglich, die denn etwa glückhch zusammengebrachten starken
verben wieder nach reduplikation und ablaut in so und so viele
Unterklassen zu vertheilen, die allen perioden der ^historischen gram-
matik« zugleich entsprächen.
Wir werden uns auch hier wieder mit dem \ ersuche, einer ein-
zigen Periode, und zwar der jetzigen, gerecht zu werden, begnügen
müssen. Ich schlage folgende eintheilung vor:
i) Regelmässige präteritumbildung (s. o.).
sind und deren wörter dem Schüler auch nicht zur hälfte in seiner praxis je vor-
kommen. Armer tertiancr ! Warum lässt man ihn nicht lieber ein Longfellow-
sches gedieht lernen oder im freien umherspringen !
124 ^^' ^'^^'^''> ^''^ wissenschaftliche grammatii< und der englische Unterricht
2j Anäere Präteritumbildungen.
a) Verwandlung des auslauts d in t.
bj Blosse Veränderung des Stammvokals.
c) Anfügung von d oder t und zugleich Veränderung im prä-
sensstatnme selbst.
j) Präteritumstamm gleich dem präsensstamm.
Mit Heranziehung wenigstens des Neuhochdeutschen ist die histo-
rische entwickking der einzelnen gruppen zu erläutern.
Die anordnung der unter 2) und 3) gehörigen verben lässt man
wohl am besten den schüler nach einer ihm vorliegenden alphabeti-
schen liste der »verben mit unregelmässigen Stammformen':^ selbst
besorgen. Nach derselben liste mag er auch die im Englischen und
Neuhochdeutschen erhaltenen starken formen in einer art petrefakten-
sammlung vergleichend nebeneinanderstellen.
Dass wir endlich die formen mit (e)st und t/iou aus dem para-
digma zu der 3. person singularis auf eth in die anmerkung ver-
weisen müssen, ist schon von anderer seite wiederholt hervorgehoben
worden.
Die Zusammenstellung der konjugationsformen zu vollständigen
paradigmen gewinnt sehr an klarheit, wenn man nach dem von der
Sanskrit-grammatik gegebenen beispiel einer Scheidung der spezial-
tempora und der allgemeinen tempora die einfachen und die zu-
sammengesetzten Zeiten auseinanderhält.
Wiesbaden.
W. Vietor.
LITTERATUR.
Sammlung altenglischer legenden, grösstentheils zum ersten male heraus-
gegeben von C. Horstmann. Heilbronn. Gebr. Henninger. 1878. IV und
228 SS. 80. Pr. M. 7,50.
Dr. Horstmann, dessen name auf dem gebiete der altenglischen legenden-
forschung bereits einen guten klang hat , beschenkt uns hier mit einer Samm-
lung von einzelnen legenden , welche als vorläuferin seiner grossen ausgäbe
des südenglischen legendencomplexes für die Early english text society anzusehen
ist. Das buch zerfällt in zwei haupttheile: I. Sammlung des ms. Vernon, bruch-
stück einer metrischen Übertragung von legenden aus des Jacobi a Voragine:
»Legenda Aurea«. II. Einzellegenden, i. Kindheit Jesu; abdruck zweier hand-
schriften. 2. Canticum de Creatione, zwei verschiedene behandlungen der sage
von Adam und Eva, die eine in sechszeiligen Strophen, die andere in kurzen reim-
paaren abgefasst. 3. Zwei fassungen der legende von Magdalena ; die erste, in
langzeilen von acht hebungen, deren je zwei durch reim gebunden sind, ist der
südenglischen legendenmasse entnommen ; die zweite version ist in kurzen reim-
paaren abgefasst. 4. Marina. 5. Eufrosyne, beide in kurzen reimpaaren, 6. Cristine,
von William Paris, in achtzeiligen Strophen. 7. Dorothe, in demselben versmasse.
8. Erasmus, in reimpaaren, nach zwei hss. edirt. 9. A disputisoun bytwene a
cristenemon and a Jew, in sechszehnzeiligen Strophen. 10. Roberd of Cisyle, nach
fünf hss. kritisch edirt. Das letzte stück: pe lyff of Adam and Eue, in prosa,
bezeichnet der herausgeber als »Beilage zur Creatio mundi.
Den Wiederabdruck des Canticum de Creat. und der legende der Eufrosyne,
die bereits in der Anglia und in den Engl. Studien aufnähme gefunden hatten,
kann ich im blick auf die fülle von ungedrucktem material nicht ganz gerecht-
fertigt finden, zumal da doch wol jedem käufer dieses buches jene beiden fach-
blätter zur Verfügung stehen dürften, i) Ich hätte statt dessen z. b. gern die von
H. p. 227 erwähnte zweite prosaversion der Adams-legende edirt gesehen, damit
uns dies material vollständig vorläge. Anders steht es bei der Marina, da Horst-
mann's buch und Böddekcr's Altcnglische dichtungen, wo dieses stück p. 254 ff.
steht, ziemlich zu gleicher zeit erschienen sind.
i) Ich will, um einer unrichtigen auslegung dieser worte vorzubeugen, aus-
drücklich bemerken, dass sich iierr Ilorstmann über die aufnähme der Eufrosyne
in diese Sammlung in aller form mit der Verlagshandlung und mir verständigt hat.
120 Litteratur
Die bei der wiedergäbe der hss. befolgten principien sind im wesentlichen
dieselben, wie in Horstmann' s früheren ausgaben; die auflösungen von abkürzungen
sind, was man nur billigen kann, durch cursivdruck markirt. Weniger sagt es
mir zu, dass die hälften von compositis in ihrer trcnnung belassen sind. Hier
hätte wenigstens die Zusammengehörigkeit durch einen bindestrich angedeutet werden
sollen. Im übrigen haben wir keinen grund, daran zu zweifeln, dass hier wie
sonst die ausgaben auf sorgfältigen und äusserst gewissenhaft gefertigten abschriften
beruhen. Der beigegebene apparat ist freilich ziemlich knapp und beschränkt
sich auf das allernothwendigste. Eingehendere berücksichtigung der quellen finden
wir nur im ersten theile des buches, wo der lateinische urtext aus der Legenda
Aurea mit eingestreuten bemerkungen über sein verhältniss zu der englischen Über-
tragung am fusse der selten beigegeben ist, ein verfahren, für welches man dem
herausgeber nur dankbar sein kann. Wenn der Verfasser, abgesehen von diesem
abschnitte, sich wenig oder gar nicht auf quellenuntersuchungen einlässt, so liegt
eine hinreichende entschuldigimg dafür in dem umstände, dass er durch die Ver-
hältnisse gezwungen ist, an einem orte zu leben, wo ihm die dazu unentbehrlichen
hülfsmittel (die überdies schwer zu transportiren sind: ich denke bes. an die Acta
Sanctorum) nicht zu geböte stehen.
Ich gehe nun zu einzelbemerkungen über.
I. Sammlung des ms. Vernon.
1. S. Paula. V. 92: clannes of bodi in clofing. Vielleicht ist and clofing
zu lesen; vgl. lat. : munditiam corporis atque vestium. — V. 134 ff. lauten:
Whon i sauh |)at heo so louh,
aut of {)e hous I me drouh.
And whon J)at i was out iworf)e,
I abod til heo com forpe;
pen I him asked hou he hedde isped
of J)e wordus |)at I him red.
Im Urtexte entspricht: Cum beatus pontifex post »nilia horamenta exiissei
foras^ quae7-enti ?nihi quid egisset, etc. Zu pontifex bemerkt Horstmann: »engl. /,
sc. Jerom«. Das beruht auf einer Verwechslung; v. 134 — 136 ist vom Übersetzer
hinzugefügt, auch dem sinne nach leicht entbehrlich; ivx pontifex (= engl, pope,
V. 132) steht im engl, heo (== he, v. 137). — V. 191 versicles entspricht genau
dem lateinischen versiculos der vorläge; Horstmann hat solche direkte wortgleich-
heit öfters durch gesperrten druck der betr. lat. worte angedeutet ; es ist nur zu
bedauern, dass er das nicht noch viel öfter gethan hat. —
2. S. Ambrosius. Diese legende sowie die folgende hatte auch ich vor
mehreren jähren copirt in der absieht, dieselbe später herauszugeben: unsere ab-
schriften stimmen ganz genau zusammen; einige kleine differenzen sind belanglos;
nur lese ich v. 150 wol richtiger wimmen statt Horstmaim's wommen; fe für feiy
v. 683, ist wol nur ein druckfehlen). — Zu v. 752 fragt der herausgeber in der
anmerkung: »Im~ms. fehlt ne? V. 751 ff. lauten:
i) Gegenüber einer hämischen auslassung in der Anglia I, p. 376 ist viel-
leicht die bemerkung nicht überflüssig, dass ich nach wie vor wesentlichere differenzen
zwischen meinen copien und den ausgaben anderer, wo mir solche aufstossen, be-
sprechen werde ; freilich bin i c h mir bewusst , das im Interesse der sache zu
C. Horstmann, Sammlung altenglischer legenden I 2 7
. . . He bad him leeue neuer pQ mo
pat ha made deol and wepte so,
for pei passed J)is world fro etc.
Das übersetze ich so: Er bat ihn, desshalb noch lange nicht zu glauben, er
empfände schmerz und weinte so, weil sie aus dieser weit gegangen seien, über-
einstimmend mit der lat. direkten rede : iVe me ptitetis ßere quod recesserint. Die
einsetzung eines ne in v. 752 würde geradezu fehlerhaft sein. — V. 804 bezeichnet
Horstm. das wort message durch ein ausrufungszeichen als auffallend ; ich kann
an der redensart: senden on message, nichts auffälliges finden. — v. 1031. per]
I. per. — V. 1035 f. lautet in der hs. und bei Horstm. :
Sire, he seide, wi{) myn entent
is to receyue f)e sacrament.
7vip wird zu streichen sein; vgl. Chaucer B. v. 142: But schortly for to
teile is myn entente; wip kann irrthümlich aus der vorigen zeile wiederholt sein.
3. De quadam virgine in Anthiochia (sie!). V. 228 f.:
pat I to auoutrie am icome,
mayde mowe passe hol and sume!
Horstm. bemerkt zu v. 228: «Das relat. ist ausgelassen nach /.« Um uns
den ausfall eines relat. pron. nach einem personalpronomen im Englischen glaub-
lich zu machen, müssten doch wol erst parallelstellen beigebracht werden. Ich
vermuthe, dass am zu streichen und icome für das part. praet. zu halten ist, —
V. 299. ownekynde] 1. owne kynde mit der hs. Ebenso v. 430 mypreyere] 1.
my preyere.
5. S, Bernard. V. 103, Hinter ^<7j;/)cV gehört ein colon. — V. iio. hire
ist wol zu streichen. — V. Ii6. Der sinn von: he was not boren, ist mir nicht
klar. — V. 334: a mon to kepe him seif to nessche. Vgl. zu der construction
Chaucer, Cant. tales B. v. 665: It is ful fair a man to bcre him evene; ähnlich
wird auch zu beurtheilen sein Zup. Uebungsbuch p. 63, v. 81 [aus Patience]:
pis is a mervayl message a man for to preche \ amonge enemys so mony etc. —
V, 742 topurdel] 1. topur del.
6. S. Augustin. V. 84. laddej 1. radde. — V. 136 f . :
Heo sauh bi hire stonde a child louely
and asked hire pe cause whi
pat heo was so sori.
Horstm. bemerkt zu v. 137: »relativisch«. Diese bemerkung wäre zu 4
V. 277 f.;
Mi lord god, of mihtes most,
and bouht vs alle pal weren lost.
sowie zu Eufrosyne v, 647:
per was a monk & hadde but on ei^e,
thun , während andere leute dabei nur von dem beweggrunde ausgehen, dem
betr. fachgenossen etwas anhängen zu können. Uebrigens beruhen bei mir der-
artige angaben in der regel auf collation des gedruckten textes mit der hs., wo
versehen so gut wie ganz ausgeschlossen sind. K.
128 Litteratur
am platze gewesen ; hier handelt es sich wol einfach um eine auslassung des sub-
jectes, welches im vorigen satze^als object fungirt hat. Vgl. Zup. zum Guy v. lo,
wo ähnliche stellen namhaft gemacht werden. Es hätte dort auch auf Heyne's
anm. zu Beöv. v. 49 verwiesen werden können. Uebrigens ist — beiläufig be-
merkt — diese construction nicht auf die mittelenglische spräche beschränkt; vgl.
Aelfric, Genesis, cap. 37, v. 25 : And pa hig -aioldon etan, hig gesäwon twegen
Ysma/uiitisce wegfarende tuen ciivian 0/ Galaad, and laeddon zvytlgemang on
hira olfendum and tyrwan and stacten on Egypta land. Vgl. Gottfr. v. Strassb'
Tristan v, 10222 ff. :
Frouwe, gedenket wol dar an,
daz ich iu guot unde leben
an iuwer ere hän ergeben,
unde empfi enget mich also.
Das. V. 1053 1 f.:
V. 455 f. lauten;
Da dunket mich sin rede guot,
und rate ouch, daz ir ez tuot.
I hem bar longe in my f)0uht
And in to sloupe pei me brouht.
Horstmann markirt broiiht durch ein ausrufungszeichen und bemerkt zu
V. 456: T>in to statt out of? Ich glaube nicht, dass zu ändern ist, denn der eng-
lische vers ist eine genaue Übersetzung der entsprechenden lat. werte: et assumc-
hant gravcm torporetn, was doch wol heissen soll : und brachten mich zu tiefem
nachsinnen. Die Übertragung ist freilich mehr wörtlich als geschickt. Dagegen
glaube ich, dass im folgenden verse (457): To Mm fat com doun fro fe valeye \
of wepyng = lat. et adscendenti a convalle plorationis, für doun, up einzusetzen
ist. — Anm. zu v. 902. 363 ff.] L 563 ff.
7. Savinian et Savina. V. 46. Der punkt hinter floure ist in ein
comma zu verwandeln. — v. 83 ff. halte ich für einen fragesatz, ebenso wie die
entsprechenden worte des lat. urtextes. Die einfügung von pou in v. 86 hinter
but scheint mir gerechtfertigt. — V. 160. Nach also ist durch versehen ein punkt
statt eines comma' s gesetzt.
II. Einzellegenden.
1. Kindheit Jesu. Es sind unter diesem titel zwei verschiedene re-
censionen desselben gedichtes hinter einander abgedruckt: die einzel Überlieferung
der ersten ist unstreitig besser, aber die zweite übertrifft sie wesentlich an Voll-
ständigkeit. Das verhältniss beider fassungen zu einander sowie zu dem lat. Ur-
texte und der wegen mehrerer eigenthümlichkeiten sehr interessante dialekt, in dem
die dichtung ursprünglich abgefasst ist, bedarf noch einer genaueren Untersuchung.
Ueber eine episode dieser dichtung vgl. Engl. st. II, p. 117 f. Ich bemerke hier
nur weniges. Zu a). V. 123. Auch ich las in der hs. erst Freud es, habe
aber bei der revision derselben die lesung H'reudes herausbekommen; jedenfalls
wird man also die stelle noch einmal nachsehen müssen. — V. 420 :
He deyid throu here nyste.
Was bedeutet nyste ? Ich möchte vorschlagen, zu schreiben :
Throu here nyfie deyid he,
he im reime auf be — fre — gle.
C. Horstmann, Sammlung altenglischer legenden I2q
Zu b). V. 113:
Wyth a wold yew gan pay mete.
Für a wold ist wol an old zu lesen (vgl. a v. 109). — V. 133:
Frawdys was wrope and nydel ode.
Zu ode bemerkt Horstm. : ^ode st. loode.-« Das wort wiederholt sich Cantic.
V. 286: ^tct bad me Michel wip ward od (im reime z.\if god). Dass in beiden
fällen od für tvod verschrieben ist , ist nicht wahrscheinlich ; ich glaube eher an
eine entlehnung vom nord. odr, um so mehr, als neben od auch ooth vorkommt
(Prompt, parv. 372 und 531, bei Stratm.3 p. 647). — Mit Horstmann's bemerkung
zu V. 350 vgl. jetzt Stratmann, Engl. st. II, p. 316 f. Es ist erwähnenswerth,
dass während dort in allen beispielen auf das urspr. c ein / folgte, hier diese Ver-
wandlung von j in sc auch vor t vorkommt, vgl. poscte v. 351. foscescon Le
bone Florence of Rome v. 1180; niascun = masoun, Floriz and Blaunch. edd.
Lumby v. 326. — V. 526:
Y wend pat ye had be wolde men.
Für wolde lies wode.
2. Canticum de Creatione. a) aus ms. Trin. Coli. Oxf. 57. Vgl. hierüber
Engl. st. II, p. 269 ff. u. in den literar. notizen. — V. 280 f. perfore he oiuip wip
leine atzd lytn j Worschipen nie, and y 7io:;t hym. lerne tind lym können doch kaum
verschiedene worte sein, sondern dasselbe wort mit verschiedener färbung des
Stammvokals. Solche Verbindungen sind ja allerdings nicht unerhört, vgl. Böddeker,
Altengl. dicht, p. 170: pat swete and swote, indessen doch nur, wenn eine be-
sondere emphase beabsichtigt wird, was hier nicht gerade der fall ist ; vielleicht
ist für lerne, lipe zu lesen ^ lip and lim ist eine sehr häufige Verbindung, die auch
in diesem gedichte noch wiederkehrt. — V. 564. Nach noz,t streiche den punkt,
der in dem abdruck in der Anglia auch wirklich fehlt. —
b) aus ms. Auchinl. Edinb. Von diesem gedichte sind nur zwei frag-
mente überliefert, deren erstes nach Laing's druck wiedergegeben ist, während der
abdruck des zweiten auf einer copie der miss Toulmin Smith beruht. Laing's
ausgaben sind im ganzen ziemlich zuverlässig, daher auch dieses stück wenig be-
denken rege macht. — Für lectrure, v. 49, ist zu lesen lettrurc, vgl. z. b. Eu-
frosyne v. 55; c und t sehen sich im Auchinl. ms. sehr ähnlich. — Für iniduerd
(v. 130) ist, wie Zupitza (Anz. f. d. a. IV, p. 249) zu demselben worte im Purg.
s. Patr. v. 118, 4 richtig bemerkt hat, midnerd zu lesen; « und u werden im
Auchinl. ms. sehr ähnlich geschrieben. — V. 203. yf mi pcnance weren ybroke.
Ich weiss nicht, wie sich Horstmann den plural des verbums bei penance zurecht
gelegt hat, begreife aber, wie Laing zu dieser lesung gekommen ist. Wahrschein-
lich bietet die hs. wer ; dies häkchen pflegt Laing unrichtig durch cn aufzulösen ;
vgl. meine anm. zu St. Patr. Purg. v. 137, 5 (Engl. stud. I, p. 113). Mag nun
diese vermuthung richtig sein oder nicht , jedenfalls ist were zu schreiben. —
V. 402 interpungirt Horstmann : and dede hein in pe way, to gon. Er sieht also
to gon für eine art apposition zu den vorigen worten an ; das komma nach way
ist aber zu streichen , da don oft in diesem sinne mit to und dem inf. verbunden
wird, vgl. Mätzner, Sprachpr. II, i p. 656.
Kölbing, Englische Studien. 111. 1. 9
j^Q Litteratur
3. Magdalena, a) aus ms. Laud. 108, fol. 190. Diese Fassung, welche,
wie oben bemerkt , einen integrirenden Iheil der südlichen legend^nmasse bildet,
hat der herausgebet jedenfalls als gegenstück zu der folgenden isolirten version
hier zum abdruck gebracht, was an sich nur zu billigen ist ; indessen wundere ich
mich, dass er gerade ms. Laud. 108 zu gründe gelegt hat, da diese hs. nachweis-
lich von allen — wenigstens mir bekannt gewordenen — legendenhandschriften
am freiesten mit dem texte geschallet hat, namentlich auch in der Orthographie
viele absondcrlichkeiten aufweist ; ich würde, wenn man nicht eine kritische aus-
gäbe bieten wollte, was, wie ich gern zugebe, bei diesen texten mit besonderen
Schwierigkeiten verbunden ist, ms. Harl. 2277 gewählt haben. Beim beginn neuer
abschnitte hat Horstm. die zeilen eingerückt, ebenso wie in früheren texten; aber
auch hier ist dies zuweilen mitten im satze geschehen, z. b. v. 86, 132, 190,
206 etc, wo mir der grund nicht ersichtlich geworden ist.
Diese version der Magdalenen-legende schliesst sich im allg. genau an die
lat. fassung der Legenda aurea (bei Grässe p. 407 ff.) an; nur ist die scene in
dem hause des pharisäers ausführlicher als dort nach Luc. 7 v. 36 ff. behandelt.
Ich halte da eine stelle im engl, texte für verderbt. Es ist von dem Wucherer
(usurer) die rede, welcher zwei Schuldner hat; da heisst es v. 120 ff.:
And nopur of heom nadde, ^wareof pe dette forto 5elde.
Huy zolden, po he it creuede, ase pe bok us telde.
zwe|)ur of heom tweine cudde him more loue J)o?«
»Maister, he pat more 5af, me |)inche, so mote i go.«
Die erste hälfte von v. 121 übersetze ich: Sie zahlten, als er es forderte; darin
liegt aber ein widersprach zur vorigen zeile: Keiner hatte soviel, um die schuld zu
bezahlen. Wir erwarten nach dem urtexte v. 42: Der Wucherer schenkte beiden
die summe. Freilich vermag ich nicht, durch eine einigermaassen plausible con-
jektur diesen sinn herzustellen und wäre begierig, die lesung der anderen hss.
kennen zu lernen. Diesem sinne entsprechend ist dann auch in den Worten :
Maister , he pat more Zaf , pat als dativ aufzufassen und zu übersetzen : Meister,
der, dem (er) mehr gab. ßat als dativ ist wiederholt belegt, vgl. Zup. zum Guy
V. 5462, Sonst bemerke ich zu diesem texte folgendes.
v. 121, Die form telde versieht Horstm. mit einem ausrufungszeichen ; aber
die form ist auch sonst nachzuweisen (z. b. Seven sages v. 798; vgl. Stratm.3
p. 559) und ohne alle Schwierigkeit auf ae. tealde zurückzuführen. — v. 163. Dem
in den Wörterbüchern nicht angegebenen Worte ohne wird in der anm. mit recht
altnordischer Ursprung vindicirt; nur lautet die altn. form nicht Sims, wie H. an-
gibt, sondern Slmr. — v. 483. Nach mu7-ie fehlt ein comma. —
Die zweite version , aus dem berühmten Auchinleck ms. in Edinburg , ist
nach abschriften von miss Toulmin Smith und mir edirt. Die wenigen differenzen,
die Horstmann's abdruck von meiner copie aufweist, sind von geringem belang.
Nur in v. 129 liegt offenbar ein missverständniss vor. Die zeile lautet nach meiner
lesung: of ihüs in carnaccun. Die letzten zwei worte sind zusammenzuziehen
und zu lesen : incarnacciun = fleischwerdung, was vorzüglich gut zum sinne passt
(vgl. auch Cantic. de Creat. v. 1183: fro pe incarnacioim of Jhesu^. c mit
einem darüber gesetzten striche oder länglichen haken ist gerade in dieser hs.
oft durch ci aufzulösen. Die copistin hat dafür d gelesen , und in folge dessen
hat Horstm. in Carnacdun gedruckt und dazu bemerkt: -»carnacdum st.
C. Horstmann, Sammlung altenglischer legenden x?l
capharnaum?'t Aber es wäre doch merkwürdig, wenn Magd, aus dem leben Christi
gerade nur seine begegnung mit dem hauptmann von Capemaum herausgegriffen
hätte! — Ich finde es ferner nicht richtig, dass H. die 12 nach v. 560 weg-
geschnittenen verse nicht mitgezählt hat , zumal da , wie aus meiner copie zu er-
sehen war, die anfangsbuchstaben der zeilen erhalten sind ; für den fall , dass sich
in Zukunft noch eine zweite hs. dieser dichtung finden sollte, theile ich dieselben
hier mit: S, J), &, H, O, 5, B, B, V (?), p, J), Y (?). — Warum sind v. 153 und
172 eingerückt? — v. 228 f.: T^if foii rnii^t pi lord so prein \ of whom pat pou
so prechep ous etc. Auffallend ist die form prechep , wofür man prechedest oder
preched er\va.rte.\.. — v. 371: Loke atow no more wepe. Horstm. bemerkt dazu:
i>atow = pat powi , scheint also anzunehmen, dass am anfang / abgefallen ist.
Aber at ist eine nicht seltene conjunction nordischen Ursprungs , die sich so gut
wie pat mit pow verbinden kann, vgl. Mätzner a. a. o. p, 131. — V. 621 ff. lauten
in der hs. :
J)o he f)is tiding herd pan.
Maximin, pe holi man,
He ponked hei^eliche Jhesu Crist
J>at he of pat tiding wist
pat sehe him f)e bode sent.
Horstmann vermuthet v. 625 für sehe him, iche tim, was ich nicht zu verstehen
bekenne ; es handelt sich doch blos um eine einmalige botschaft. Zudem bietet
die überlieferte lesart, wie mir scheint, gar keinen anstoss, nur muss man nach
wist (v. 624) ein komma setzen und diese und die folgende zeile als parallelsätze
ansehen : er dankte Jesu Christ dafür , dass er von dieser neuigkeit künde erhielt,
dass sie ihm die botschaft sandte.
Ueber die legende von der Marina (4) vgl. Engl. st. II, p. 509 ff,
5. Euphrosyne. Dies gedieht ist eine ziemlich wortgetreue Übersetzung
der ersten lateinischen version in den Acta Sanctorum Febr. II, p. 537 — 41. Als
beweis schreibe ich hier nur den urtext zu der schönen klagerede des Pathnucius
aus, als er seine tochter vermisst, engl. v. 377 — 86. Sie lautet lat. :
Heu, heu, filia dulcissima! Heu lumen oculorum meorum, consolatio vitae
meae ! Quis meam invasit facultatem? Quis meam possessionem sparsit? Quis
vineam meam siccavit? Quis meam lucernam extinxit? Quis spem meam
fraudavit ? Quis pulchritudinem filiae meae violavit ? Quis putas lupus agnam
meam dissipavit? Qualis locus talem vultum tegit?
Am Schlüsse dieser rede begegnen wir allerdings einer verschiedenen auf-
fassung in beiden texten , ohne dass sich die Verwandtschaft derselben auch hier
ganz bestreiten Hesse ; lat. : Terra, terra, non celes sanguinem meam, donec videam,
quid Eufrosynae 1 filiae meae, contigerit; engl. v. 393 f.: Alias, eorpe , pou dost
me pyne \ pou kniest pe blöd of Enfrosyne. Ausser dieser abweichung habe ich
mir nur noch eine andere angemerkt ; lat. \ .... et putavimus, quod pater illius,
qui eam desponsaverat , venerit et tulerit eam ; engl. v. 361 f.: pen supposed hir
fader pat he hedde hire fet \ pat scholde hire "vedde loipoute let. Diese diffcrenz
mittels einer conjectur im engl, texte zu beseitigen, empfiehlt sich um so weniger,
als dieser sachlich zur zweiten lat. version (A. S. p. 543») stimmt: arbitrabatur
(sc. pater) eam abiisse ad sponsum,
9«
j^2 Litteratur
Engl. V. 301 ff. :
J)e abbot seide to him ri^l j)us:
j){)ou art welcome, dwellc her wif) vs !
What is \)i name?« f)cn seide he.
»Smaragdus« heo seide, »men callen me«.
Horstmann, Engl. st. I, p, 306 bemerkt zu v. 303: »/le wol st. s/ie, da 304
/wo« und ebenso im zweiten abdruck: "he st. s/ie.-'< Aber ich sehe gar keinen
grund, /le auf die Jungfrau zu beziehen, zumal da in der folgenden zeile /leo seide
folgt; V. 303 ist zu übersetzen: Wie ist dein name? sagte er dann. Vgl. lat. :
Dicit ei senex: iBene venisti , fili: ecce rnonasterium ; si placet, habita iiobiscum.
Et dicit ei senex ille: Quod est nomen tnnvi? Dicit ei: Smaragdus. — Zu
V. 560: Bt(t in to helle wepen and gon, bemerkt Horstmann in beiden ausgaben:
»Der vers scheint fehlerhaft.« Gewiss, aber das richtige ist sehr leicht herzustellen ;
man lese: But wepen and in to helle gon; vgl. lat.: yam descendam lugens in
inferniim. — V. 657. Der punkt hinter bisette ist zu streichen.
6. Cristine, von William Paris. Dies gedieht schliessl sich inhaltlich
an die fassung der Cristinen-legende in der Legenda aurea (bei Grässe p. 419 ff.)
an; vgl. u. a. v. 161 f.:
IVhithotityne honour and shame 1 I say , j abhomynabille to gode arte
ßoit = lat.: Sine honore et ptidore et abominabilis deo. V. 177 f.: She saide:
Christyne , my doughter derc , \ Of bothe myue yene pou arte the lighte = lat.:
Filia mea Cristina, luinen octilorum. V. 291 f.: Shc saide: Fülle vnhappy
mane! \ Of Criste pis grace rcsceyuede hatte I. = lat.: Ctii illa: stulte et infelix,
a Christo hatte accepi gratiam! Dass trotzdem nicht direkt diese fassung als
quelle des gedichtes anzusehen ist, lehrt der umstand, dass LA. für den namen
Dyons (v. 305) Elius (p. 420 3 ) bietet, während die sonst sehr gekürzte version
in den Acta Sanctorum Julii V, p. 496 auch Diott liest. Ebenso nennt LA.
nicht den namen des vaters der heiligen , und den namen des Zauberers {Marces,
v. 407) finde ich sonst nirgends angegeben. Darum ist es auch schwer zu ent-
scheiden, ob v. 57 — 64, V. 81 — 88, V. 125 — 28, v. 145 — 52, v. 235 f., v. 273 — 80,
V. 355 — 60, V. 470 — 80, für die sich in LA. nichts entsprechendes findet, eigen-
thum des dichters oder aus seiner vorläge entnommen sind. — V. 223 f. interpungirt
Horstmann folgendermassen :
Thou arte, fader, y teile it the,
Of Satane fende, pat cursyde wyghte.
was er jedenfalls übersetzen will durch: Du stammst, vater, ich sage es dir, vom
Satan, dem feinde, her, dem verfluchten wesen. Der lat. urtext : tu es pater ipsius
Sathanae, lehrt, dass das komma nach arte zu streichen ist. — V. 284. He luiste in
worlde what he niyghte done. Der sinn verlangt niste für wiste, denn aus prinzip
schlägt sich niemand selbst vor die stirn (v. 285 f.). Dieselbe änderung ist in dem fast
gleichlautenden v. 482: He zuiste in ivorlde whate he da niyghte, vorzunehmen, wie
schon das bitte der folgenden zeile lehrt. Diese abweichung von der hs. ist um
so unbedenklicher, als noch ein drittes mal dieselbe w für n bietet, vgl. Horst-
mann's bemerkung zu v. 344. — V. 301 ff.:
Thus he thrette hire euer nyghte.
Thate she shulde one fe morne alway ;
Yit was he dede for alle his myghte,
Ande Cristyne lyuede a merye maye.
C. Horstmann, Sammlung altenglischer legenden 123
Der sinn von al-way in v. 302 ist mir nicht klar; schon wegen des gegen-
satzes von dede und lyuedc in den folgenden zeilen vermuthe ich , dass statt
dessen deie zu lesen ist. — V. 516. Statt des punktes hinter fro ist ein komma
zu setzen.
7. Dorothe aus ms. Harl. 5272. Wenn Horstm. bemerkt (p. 191): »Diese
leg. ist eine freie Übertragung der lat. leg. d. s. Dorothea i. d. Leg. Aur.« , so
übersieht er, dass die Dorotheen- legende bei Grässe (p. 910) unter den klein
gedruckten nachtragen steht , die mit der LA. nichts zu thun haben. Im übrigen
trifft diese angäbe zu. Schon das gleiche metrum deutet darauf hin, dass dies
gedieht und das vorhergehende demselben Verfasser (William Paris) beizulegen
sind ; stehen sie doch auch (H. p. 183) in der hs. hinter einander. — Auffallend
ist der construction nach v. 288 : Deoclisian and Maximian pene emperouris of
Home, eine art absoluter nominativ, falls nicht vielmehr etwas verdorben ist.
Im lat. entspricht ( p. 9 1 1 8 ) : sub Diocletiano et Maxirniano imperatoribiis
Romanorttm.
8. Erasmus. Der recensent im Lit. centralblatt (1879, p. 214) hat schon
mit recht geltend gemacht , dass hier der abdruck zweier hss. sich nicht recht-
fertigen lässt. Das gedieht ist eine sehr gekürzte Übertragung der Erasmus-
legende im anhange der LA. (p. 890 ff.). — \. 8. Nach pryncipally ist der
punkt in ein komma zu verwandeln. — V. 65. And after shreive anone cavi
aiiother. Wenn auch allenfalls after als adv. angesehen und shreive zu another
genommen werden kann, so ist es mir doch viel wahrscheinlicher, dass nach after,
this ausgefallen ist.
9. A disputisoun bytwene a cristenemon and a Jew. Der heraus-
geber bemerkt über dieses gedieht, es sei «im dialecte und wahrscheinlich vom
dichter der Susanna«. Das wäre nach Trautmann's Untersuchung (vgl. Engl.
St. II p. 268) ein Schotte und wahrscheinlich identisch mit dem Verfasser
des Morte Arthure. Freilich bedarf diese frage noch einer eingehenden Unter-
suchung.
10. R oberd of Cisyle. Von diesem interessanten gedieht wird uns hier
eine kritische ausgäbe geboten. Es ist zu bedauern, dass wir über die quelle der
englischen fassung gar nichts wissen ; nur ist sehr wahrscheinlich, dass ihr ein frz.
fabliau zu gründe liegt. Ueber verwandte Stoffe vgl. v. d. Hagen's Gesammt-
abenteuer, bd. I.
Beilage zur Creatio Mundi; Jie lyff of Adam and Eue aus ms.
Vernon fol. 393. Der ausgäbe zu gründe liegt eine abschrift Furnivall's. —
P. 220, uff.:
J>e watres vndur heuene Crist made togeder weende, and alle heore stremes,
in a luytel stounde , and sende hem forji , for |iat Jie druye eorj^e schulde bringe
forj) fruit; and {jo he cleped |)is waler gcdcring.
Das letzte sätzchen kann unmöglich richtig sein; mindestens nuiss esheissen;
and po he cleped pis ivater-gedeting tnere. Vielleicht sind aber auch noch hinter
cleped mehrere worte weggefallen und wir haben zu lesen : and po he cleped pat
druye eotpe and cleped pis ivater-gedering tnere. Das augc des Schreibers konnle
leicht von dem ersten cleped auf das zweite abirren; vgl. Gen. cap. i v. 10: Et
vocavit deus aridain , tcrram , congregationcsqtic aquarttin apcllavit maria.
P. 221, 29;
I was er eny of 50U weore, I wol be euere to Jie he.xte.
134
Litteratur
Man lese euene für euere; vgl. z. 27 : and I tuoI be lyk /<• hexte fat is
abouen vs. — P. 222, 27: And: »Neddre etc. Hinter and sind doch wol einige
Worte, wie: god spac to ße , ausgefallen, wobei dann natürlich neddre nicht zur
rede gehören würde. — P. 226, 13 :
And |)o louh Adam and neuer aryst.
Hinter louh hat der herausgeber , um es hervorzuheben , ein fragezeichen gesetzt,
ich weiss aber nicht recht, warum, denn diesen zug bieten die anderen Versionen
auch; vgl. Cantic. v. 847 f. : Whanne Adam hadde it herd al sayn, \ He lawed
lowde, so 7vas he fayn, \ for alle his grete mone. Leg. of the h. r. p. 71,
V. 329: And in his life pan ones he logh. Auch der form nach ist das wort
nicht auffallend. — P. 226, 17: alle skinnes\ 1. alles kinnes. — P. 227, 11,
Die Worte : and of his moder , stehen durch einen schreib- oder druckfehler zwei-
mal im texte. — P. 227, 22 f. :
For Adames children, po pe folk haden rif Adames pynen, but soone etc.
Ich glaube, dass dieser satz verderbt ist, weiss aber keine Besserung vorzu-
schlagen.
Ich füge endlich ein alphabetisches verzeichniss derjenigen in den vorliegen-
den texten vorkommenden worte bei , welche weder bei Stratmannn 3 , noch bei
Mätzner und Halliwell aufgeführt sind. Es wäre wünschenswerth , dass jeder
herausgeber sich dieser für ihn am wenigsten mühevollen arbeit selbst unterzöge.
affluence, affluentia, p. 81; afturmete, nachmittag, p. 17; apt, aptus,
p. 68; benfesour, wolthäter, p. 77; blessedhed, heiligkeit, p. 82; bordel-
place, lupanar, p. 28; bordel-sted, dass., p. 32; chef-moneye, capitale,
p. 55; vgl. Mätzner s. v. chef; chefprest, presbiter, p. 71; comendable,
commendabilis , p. 18 ff.; crauen, unpersönlich gebraucht, p. 48: Aftur opur
matere par pe nou^t craue = nach anderem Stoffe darf dich nicht verlangen;
Mätzner s. v. crauen hat diesen gebrauch nicht belegt; durable, ausdauernd,
p. 109; edificacioun, erbauung, p. 52; eloquensye, eloquentia, p. 82;
emperorite, potestas imperii, p. 22 ; enprisonement, gefangenschaft, p. 48;
feruor, gluth, p. 192; forseid, vorhin erwähnt, p. 97; fortalt, ver\\ünscht?
p. 205; fortrauay len , fatigare, p. 97; fotpage, pedissequa, p. 74; gilerie,
überlistung, p. 225; gloren, glänzen, p. 47; sonst nur in der bedeutung spectare
belegt (Stratm. 3 p. 270; Hall. p. 403); griuelin g, stupefactus, p. 94; halsnien,
beschwören (=halsien), p. 161; hedook, dolor capitis, p. 42 ; japerye, nugae,
p. 70; meble, beweglich, p. 48; bei Hall. p. 547 nur als plur. angeführt;
mihtinesse, magnificentia, p. 83 ; mielch- wumman, amme, p. 156; mysse-
kend, schlecht unterrichtet, p. 116; morre, welche färbe? p. 109 zweimal;
nobelte, Vornehmheit, p. 70; olme, wüthend, p. 152; vgl. Horstm. anm.
z. d. St.; ouerreden, überlesen, p. 81 ; outen, manifestum facere, p. 179;
pament, pavimentum, p, 22; post-comoun, der gesang nach der communion,
P- 59) proportiont? p. 74; pourpul, purpur, p. 206; prostrat, se pro-
sternens, p. 97; rehet, fröhlichkeit , p. 207; vgl. Horstm. z. d. st.; repref,
Vorwurf, p. 128; repreyne, arguere , p. 15; reuoken, revocare, p. 55;
skofen, spotten, p, 97; bei Stratm. 3 p. 490 ist nur das subst. angeführt;
sharment, zauber, ^ charment, p, 108; vgl. shaunce, Sir Degr. v. 1079; sikel,
kränklich, p. 151; sonenny^ht, sonntagsnacht, p. 162; tapissen, tabescere,
P- 70; vgl. Horstm. z. d. st.; translaten, transferre, p. 84; trauaylen, in
activem sinne: fatigare, p. 177; tre-croppe, baumkrone, p. 120; unlikenes,
Reinhold Baumstark, Thomas Morus j-jc
dissimilitudo, p. 65; unlofsum, unangenehm, p. 74; unschomefast, scham-
los, p. 23 ; un trist, treulos, p. 79; Stratm. führt nur das subst. auf; werkere,
operosus , p. 83 ; v e r s i c 1 e , versiculus , p. 7; wikked-tonged, mit böser
zunge, p. 77; vyleynliche, bösartig, p. 75 ; voluptuosite, jucunditas p. 74.
Ich will diese anzeige nicht schliessen , ohne nochmals das verdienst zu be-
tonen , welches herr Horstmann sich durch abdruck und bearbeitung so vielen
wichtigen und neuen materiales aus der me. legendenlitteratur ervvorben hat. Möge
es ihm nicht an zeit und ausdauer fehlen, seine grössere legenden-ausgabe zu einem
glücklichen abschlusse zu führen !
Breslau, april 1879. E. Kölbing.
Reinhold Baumstark, Thomas Morus. Freiburg im Breisgau, Herder' sehe
Verlagsbuchhandlung. 1879. Preis M. 2.
Von jeher war Thomas Morus ein lieblingsgegenstand ultramontaner geschichts-
schreiber, der namentlich gelegentlich aufgekommener conflicte zwischen Staat und
kirche als ein leuchtendes muster eines blutzeugen hervorgekehrt wurde , der am
unzweideutigsten nur eben lediglich um des päpstlichen primats und seiner juris-
direction willen von der höchsten Staffel menschlichen glucks und menschlicher
ehren herabstieg und mit der sokratischen ironie eines Girondisten den köpf auf
den henkerblock legte. Und die thatsache , dass der tragische opfergang in einer
für die kirche so ungemein wichtigen epoche stattfand, dass der Vorgang eine
episode in jenem weltgeschichtlichen drama bildete, da England sich der herrschaft
Roms mit einem energischen entschlusse entzog, gab dem schon an sich für
kirchlich gesinnte gemüther so erbaulichen thema einen hintergrund , der die
persönlichkeit des lordkanzlers wie sein Schicksal noch mit einem besondern relief
ausstattete. An der vielfaltigen forschung und behandlung dieses lebenslaufs
haben sich auch wiederholt deutsche schriftsteiler betheiligt, und ich darf ins-
besondere auf die fleissige und sinnige schrift Rudhard's an dieser stelle um so
mehr hinweisen , als die vorstehend angezeigte populärer gehaltene darstellung in
nicht geringem masse von jener abhängig zu sein scheint. Herr Reinhold Baum-
stark weiss sich zwar an vielen stellen seines buches in ausgesprochenem eifer mit
der Originalität seiner meinungen, ansichten, behauptungen zu affichiren, aber bei
genauerer betrachtung findet man, dass die abweichungen dieser neusten darstellung
im wesentlichen nur auf den dem Verfasser eigenthümlichen ethischen anschauungen
beruhen, welche herr Baumstark dem leser nicht vorzuenthalten, recht beflissen ist.
Es geht ein sehr subjectiver zug durch die erzählung, und am ende derselben haben
wir von den maximen, lebensansichten und Weltanschauungen des herrn Reinhold
Baumstark beinahe ebensoviel erfahren als von denen des Thomas Morus. Das
bezieht sich sogar auf äussere umstände. Er kann es z. b. »nicht begreifen und
erklären«, wie ein mann von der richtung des Morus (d. h. nach der uliramuntanen
auffassung) eine Vorliebe für Lucian fassen konnte ; nicht als ob er gegen Lucian
ein vorurtheil hätte — bewahre — hat er docii selbst (herr B.) »in mehreren
seiner Schriften sich Lucian genannt, ohne bis auf den heutigen tag in den fall
eines gewissensscrupels gekommen zu sein«. Diejenigen also, welche die anonyme
literatur unserer tage verzeichnen , erhalten demnach die schöne notiz , dass der
Lucian des deutschen kullurkampfes im 19. Jahrhundert in Kirchhöfen bei
136
Litteratur
Krotzingen scrupellos zu hause ist. Was dem Lucian von Kirchhöfen an den
»meisten schriftstellerischen bearbeitungen des grossen kanzlers« vornehmlich als
mangel erschien, bestand in drei dingen: »Erstens bezwecken sie zu absichtlich
und zu ausschliesslich die Verherrlichung ihres gegenständes« (das geht auf Rudhard
besonders) ; »zweitens stellen sie ihn zu losgelöst vom hintcrgrund seiner zeit, nur
als einzelfigur und nicht als theil eines grossen gesammtbildes dar« (das geht auf
Rudhard) ; und drittens »verwenden sie zwar sehr grosse mühe auf entfaltung und
Schaustellung ernster und gründlicher gelehrsamkeit (das geht namentlich auf
Rudhard), aber zu wenig fleiss auf eine den leser anziehende und befriedigende
sprachliche darstellung«. »In allen diesen beziehungen strebt herr B. nach dem
gegentheil« — aber wie wir leider hinzusetzen müssen, bis auf den einen punkt
von der Schaustellung der ernsten und gründlichen gelehrsamkeit nicht mit
besonderem glück. In diesem einen eben erwähnten punkte aber gelingt ihm der
gegensatz gegen die »meisten bearbeitungen« ganz vortrefflich, und da dies dem
»streben« des Verfassers entspricht, so wollen wir nicht untersuchen, ob nicht und
wie viel bei diesem erfüllten vorsatz eine gewisse natumothwendigkeit mitgewirkt
hat. Sonst aber fällt die arbeit des herrn B. , wenn anders die »meisten
darstellungen« wirklich an den bemerkten fehlem litten , doch nur mit diesen
»meisten« auf dieselbe linie. Denn wenn auch unser Verfasser seinen beiden in
der that nicht absolut lobt und »verherrlicht« , so sind doch die leisen schatten,
die er an ihm zu bemerken hat, wesentlich nur in dem mangel an Übereinstimmung
zwischen Morus und herrn Baumstark begründet , der in solchen fällen immer
hervorhebt, wie er selbst unter den gegebenen bedingungen gehandelt haben würde.
So z. b. würde er, klüger wie Morus, von seinem könige zum dienste für den Staat
berufen, überhaupt nicht unter die politiker gegangen sein. Das, und die kleinen
paganistischen Schäkereien in der Utopia und allenfalls noch die thatsache, dass
der lordkanzler nicht zeitig genug den köpf aus der gefahr zu ziehen wusste, das
sind so die dunkeltöne, die herr B. seinem bilde behufs differenzirung von den
»meisten« aufsetzt. i) Nicht die »meisten«, aber manche haben früher immer einen
dunklen schatten in dem leben des Morus in seiner starren ketzerverfolgung , in
der rücksichtslosen weise gefunden , mit welcher er hängen , köpfen , verbrennen
liess , als er die macht in bänden hatte ; aber herr B. ist gerade in diesem punkte
der entschiedene apologet seines beiden, der »von den 31 monaten seiner kanzler-
schaft nach den englisch-katholischen (!) forschungen nicht weniger als zwei-
undzwanzig (sie!) ohne blutvergiessen um der religion willen gelassen hat«.
Und insofern es sich »bestimmt« nur um »rückfällige und nicht reuige ketzer«
gehandelt hat, fällt nur gar jeder »persönliche Vorwurf« in sich selbst zusammen.
Wir müssen herrn B. darin vollkommen recht geben, dass jedes nur auf die
»Verherrlichung« des Thomas Morus ausgehende lebensbild sich von der Wahrheit
in vielen stücken wird entfernen müssen, aber wir bestreiten der uns vorgetragenen
biographie licht und schatten irgendwie der Wahrheit gemäss vertheilt zu haben,
und wir bestreiten dem tendenziösen und befangenen autor durchaus den besitz
der freien gesichtspunkte, von denen einzig und allein die Wahrheit oder ein ver-
1) Unter anderem macht unser Verfasser dem Thomas Morus einen vor\vurf
daraus, dass er sich kein vermögen gesammelt hat. Das sei Christenpflicht, aber
Morus hätte eben seine geringschätzung des reichthums von »den verirrten
heidnischen philosophen« gelernt. Das kommt davon!!!
Reinhold Baumstark, Thomas Monis
137
hältnissmässiger grad von Wahrheit erlangt werden kann. Wir geben herm B.
selbstverständlich auch darin recht , dass zu einem klaren verständniss der In-
dividualität des Morus und zu einer psychologischen erklärung der Widersprüche
zwischen dem Verfasser der Utopia und dem ketzerhammer und dem katholischen
blutzeugen man nur durch die einordnung der erscheinung in »das gesammtbild
der zeit« gelangen kann, aber wir bestreiten ihm nach der gelieferten probe ein-
mal die fähigkeit, das mächtige, vielfach verschlungene und mit ungemeiner grosse
umkleidete »gesammtbild« gerade dieser epoche zu liefern, und zweitens bei der
befangenheit und einseitigkeit der anschauungen des Verfassers die ernste absieht,
ein solches darzustellen. In einem wirklichen gesammtbilde , das übrigens (siehe
ausser den Engländern Ranke, Englische gesch. Bd. I) auf herm Baumstark gar
nicht erst gewartet hat, würde es z. b. einen nicht unwichtigen räum eingenommen
haben, einen wie grossen antheil an dem abfall Englands von dem römischen
System ebensowohl als an dem Justizmorde des Morus die thorheit , Verblendung,
nachlässigkeit, Verkommenheit und habgier der römischen curie und ihrer creaturen
gehabt haben ; in einem wahren gesammtbilde würde die grosse katastrophe in
England nicht lediglich als persönlicher ausfluss der despotischen anlagen
Heinrichs VIII. dargestellt worden sein , sondern gezeigt werden , dass diese nur
den kleinen anstoss gaben, um das ohnehin bis an den rand gefüllte gefäss zum
überlaufen zu bringen, und den Wolsey und den Campeggi dürften keine phrasen-
gewobenen mäntelchen umgehängt werden, blos weil sie cardinäle waren. Und
dass die abfälligen Schimpfereien auf den humanismus , in dessen eigenartigem
wesen einzig und allein die auflösung für das räthsel gesucht werden muss, dass
der fürsprecher der demokratischen republik , der ämter- und priesterwahl , des
communismus und der ausgedehntesten religionstoleranz mit dem anbeter des
päpstlichen primats , dem ketzerfeind und dem Vorkämpfer der römischen Juris-
diction in einem köpfe platz hatten , dass die geringschätzung des humanismus in
der art unseres Verfassers in dem gesammtbilde nur vorkommen könnten, wenn es
auf eine Verzerrung ankäme, wird keinem unbefangenen sich entziehen. Auch
würde in einem gesammtbilde, das weniger mit den färben der tendenz und mehr
mit denen unbehinderten Wahrheitstriebs gemalt wäre, Erasmus wol eine liebevollere
beurtheilung und kennzeichnung erhalten, als von dem Lucian von Kirchhöfen,
der denn doch vielleicht gut gethan hätte, sich die frage vorzulegen, ob er nicht
in einen »gewissensskrupel« fallen könnte, wenn er mit mehr Verwegenheit als
berechligung vermöge seines dünnen wissens sich herausnimmt, den imposantesten
aller cisalpinischen humanisten anzugeifern. Uebrigens lässt der Verfasser denn
doch die möglichkeit zu , dass selbst Morus aus »menschlicher eitelkeit« auf die
freundschaft »mit dem ersten gelehrten der zeit« einiges gewicht gelegt haben
könne; gewisses darüber weiss freilich nur gott, »dem,« wie herr B. bescheiden sich
ausdrückt, »ich in seinem urtheil nicht vorgreifen darf« , — aber eventuell könnte
er es also. Was doch so ein ultramontaner Lucian nicht alles kann, schade dass
er so wenig darf. Eins aber, müssen wir sagen, kann herr Baumstark wirklich
nicht : nämlich eine so ungemein schwierige geschichtsepoche und einen so ganz
eigenartigen Staatsmann schildern , wie er sich vermessen hat. — Es bleibt uns
also nur noch, den dritten fehler der »meisten bearbeitungen« des in rede stehenden
gegenständes zu berühren, nämlich den mangel einer ''anziehenden und befriedigenden
sprachlichen (sie!) darstellung«. Es lässt sich nicht verkennen, herr B. schreibt den
hübschen glatten styl der kulturkämpferisch geübten Zeitungsschreiber, welcher am
138
Litteratur
passenden und unpassenden orte immer die erbauliche homilie mit besonderem
geschielt einzuflechten und von jedem erzählten sofort die moralische nutz-
anwendung zu ziehen versteht, aber was die »sprachlich befriedigende darstellung«
anbetrifft, so müssen wir gestehen, dass uns die des herrn B. noch weniger
befriedigt, als ihn die der »meisten«. Denn die »meisten« schreiben z b. nicht:
»ins bett zu liegen« (s. 124), »vereigenschaftet« (s. 115), »die herbe« (s. 152),
»mönchische strengheiten« (s. 219), »heiligmässig« (s. 226), »zum beweise wurde
sich berufen« (s. 240); »sie können die altgriechische literatur« (s. 94); auch
dürfte es wol kaum befriedigen , zu lesen : »das verhältniss der herrschaft zum
dienstboten ist in unserer zeit fast allenthalben ein rein formelles, abstractes (sie !)
vertragsverhältniss«. Vermuthlich hängt es mit dem »streben«, keine gelehrsamkeit
zur schau zu stellen, zusammen, w^enn herr B. (s. 205) Heinrich VIII. einmal
»von dem heiligen stuhle eine kaiserliche (!) kröne« erhalten lässt, oder wenn er
den bekannten historiker der spanischen literatur in München, »v. Schach« (s. 211),
und das bekannte mitglied der florentiner platonischen akademie (s. 22) Pico di (!)
Mirandola nennt, und schon im elften lebensjahre »1474« (1!) sterben lässt. Aber
da es sich dabei um die gelehrsamkeit nicht handelt, sondern nur um gesunden
sinn, den zur schau zu stellen ja nicht prohibirt ist, möchte ich mir nur noch die
frage erlauben, wie sich herr B. die form des landes »Utopia« denkt, wenn er
ihm eine grösste breite von 200,000 schritt und einen umfang von 500,000 schritt
gibt. Wird da das land nicht ein gar zu handtuchmässiges aussehen bekommen ?
Nach Morus soll aber Utopia bekanntlich einen das meer einschliessenden halbkreis
— ein amphitheater bilden. Indessen ist bei Rudhard auch schon von den 2- und
500,000 schritten zu lesen.
Breslau. J. Caro.
Vincenz Knauer. William Shakespeare, der philosoph der sittlichen welt-
ordnung. Innsbruck. Wagner' sehe buchhandlung. 1879. Pr. M. 6.
Gibt es eine sittliche weltordnung oder ist diese ziemlich beliebte ausdrucks-
weise nur ein missbrauch der deutschen spräche? Der begriff des sittlichen fällt
ganz und gar in die Sphäre des menschengeistes ; Selbstbeherrschung und rücksicht
auf fremdes wohl und wehe bilden die grundlagen der Sittlichkeit, und von beidem
zeigt die weltordnung keine spur, sie folgt starren gesetzen, kümmert sich nicht im
mindesten um lust und leid empfindender wesen und hat auf die prädicate sittlich-
unsittlich eben so wenig anspruch, wie auf irgend welche andere bezeichnungen
menschlichen beifalls oder missvergnügens. Wol gibt es eine sittliche weit, die
weit menschlichen thuns und lassens , deren Ordnung der mensch feststellt , eine
sittliche weltordnung aber existirt nicht. Und Shakespeare ein philosoph? Dass
er eine selbständige und vollkommen abgeschlossene lebens- und Weltanschauung
besass, hat nie jemand bezweifelt, ein wirklich grosser dichter Avird stets auch ein
helldenkender , das allgemeine intuitiv auffassender köpf sein müssen und der
grosseste aller dramatiker war es, wie sich von selbst versteht, im höchsten grade;
will man ihn deshalb einen philosophen nennen, so mag man das immerhin thun,
glücklich gewählt aber finden wir den titel des vorliegenden buches durchaus
nicht. Es enthält eine art von blumeniese aus Shakespeare's stücken , nach sehr
verschiedenartigen gesichtspunkten, mitunter um lieblingsansichten des Verfassers zu
V, Knauer, W, Shakespeare, der philosoph der sittlichen weltordnung i^g
illustriren , ausgewählt, und durch erläuterungen , parallelstellen aus zahlreichen
anderen Schriften , exkurse und herzenserleichterungen mannichfacher art vermehrt
und verlängert. Das Vorwort bemerkt: »Die vielfach mir dringend empfohlenen
werke von Ulrici, Gervinus und Rümelin, die theilweise sich mit dem hier
von mir behandelten thema beschäftigen, habe ich vor Vollendung meines buches
absichtlich nicht gelesen, um meine eigene auffassung in keiner weise durch
die macht eines mir überlegenen geistes beeinflussen zu lassen. <? Dieser stolzen
bescheidenheit gegenüber behält die forderung ihr recht, dass vor dem druck
einer schrift der Verfasser derselben mit der gesammten einschlagenden literatur
möglichst genau sich bekannt gemacht habe. Dr. Knauer ist offenbar nicht der
mann , der es liebt zum hundertsten mal zu sagen , was neun und neunzig mal
schon gesagt worden, oder thesen zu vertheidigen, die längst \viderlegt sind, diese
übelstände vermeidet man nur, wenn man das bereits veröffentlichte kennt und von
der eigenen arbeit unerbittlich streicht, was nicht neu oder nicht haltbar ist. Den
hochgenuss, den er bei seiner durch zwei Jahrzehnte fortgesetzten arbeit häufig
empfunden, bezahlt der aufmerksame leser nicht selten mit ermüdung.
Aus dem ersten abschnitt, »Die menschliche Willensfreiheit«, wird schwerlich
jemand erfahren, was dr. Knauer unter Willensfreiheit versteht. Erst soll der
mensch frei sein , weil er ein selbstbewusstes wesen ist , das wenigstens über den
gebrauch eines theils seiner kräfte sich selbst zu bestimmen vermag (p, 9) ; mit
dem selbstbewusstsein soll der freie wille stehen oder fallen ; die Willensfreiheit
besteht, so lange überhaupt das klare selbstbewusstsein vorhanden und unser geist
nicht von äusseren , leiblichen einflüssen getrübt und in seiner Wirksamkeit ge-
hindert ist (p. 13). Dann aber wird die Locke' sehe definition , der auch wir bei-
stimmen, als richtig angenommen, und die lautet: »Sind die auf den willen
wirkenden motive von der einsieht des besseren erleuchtet, so heisst er frei« (p, 14).
Wie steht es nun mit der freiheit der Jago, Edmund, Richard III ? Von der ein-
sieht des besseren sind sie doch wahrlich nicht erleuchtet, und trotzdem vertritt
dr. Knauer die Willensfreiheit dieser Scheusale. Er äussert (p, 18): »Ueberhaupt
müssen wir uns vor dem irrthum sicher stellen , als ob mit der behauptung der
menschlichen Willensfreiheit auch behauptet würde, dass alle oder auch nur die
meisten willensacte der menschen aus freiem entschluss erfolgten. Im gegentheil
kann und muss sogar zugegeben werden, dass die mehrzahl derselben ohne
eigentliche wähl und entscheidung vor sich gehe Dies führt uns
folgerichtig zu zwei der interessantesten erwägungen ; einmal nämlich zur annähme
eines doppellebens und doppelten lebensprinzips im menschen, einer geistig selbst-
bewussten und freien Substanz in lebendiger Verbindung mit einem bruchtheil des
allgemeinen unfreien naturprinzips , . . . . und zweitens zu der . . . bemerkung,
dass der höchste grad der freiheit eben nicht wahlfreiheit ist, sondern entschieden-
heit des willens , daher bei bereits mit sich fertigen Charakteren , sei es im guten
oder im bösen, an die stelle des wählens und entschliessens die entschlossenheit
tritt.« Das stimmt schlecht zu Locke's erklärung, nach welcher entschlossene
Schurken ganz gewiss unfrei sind. Nach der annähme unseres autors bestehen wir
aus einem freien und einem unfreien prinzip, die mit einander oft ringen. Allein
er spricht sich nicht klar darüber aus, ob er uns frei nennt, wenn das freie prinzip
siegt, und unfrei, wenn das unfreie die oberhand behält; er legt den ton immer
und immer wieder auf das selbstbewusstsein, so p. 258: »Das vollkommen klare
selbstbewusstsein aber ist die conditio sine qua non des freien willens.« Wann
140
Litteratur
aber ist z. b. Edmund's selbstbevvusstsein vollkommen klar? Während er mit aus-
gezeichneter Überlegung seine schandthateu ausführt ? Während er beim herannahen
des todes ruft: >Gutes möcht' ich thun , trotz meiner eignen art.«? Oder ist es
vollkommen klar in der ersten langen periode seines lebens und in der zweiten,
leider so kurzen, gleichfalls? Das wörtchen »frei« erhält erst dann einen sinn, wenn
hinzugefügt wird, wovon das »frei« genannte frei ist. Folgt der wille, frei von bösen
antrieben, der Vernunft, so heisst er im gewöhnlichen Sprachgebrauch, wie Locke
richtig erklärt, »frei«. Aber dabei ist nicht zu vergessen, dass die Vernunft, von
welcher er somit abhängt, bei den verschiedenen Individuen, ohne ihre eigene
Verschuldung, einen sehr verschiedenen grad hat und sogar bei demselben
Individuum nicht in jedem augenblick gleich stark ist. Die Jugend, welcher
dr. Knauer sein buch widmet, wird sich in seinem ersten, grundlegenden kapitel
schwerlich zurechtfinden, und wenn sie daselbst liest (p. 11), es ergebe sich aus
dem selbstbewusstsein und der freithätigkeit »mit nothwendigkeit der schluss auf
die substantielle, monadische, einfach geistige natur« des ich, wird sie nicht fragen :
wie kann etwas substantielles, monadisches, einfach geistiges jemals zu- oder
abnehmen, jemals sich verändern ? Wird etwa behauptet, das ich des neugeborenen
und das ich des gereiften menschen ist unverändert dasselbe geblieben ? Die
antwort auf diese wohlberechtigten fragen fehlt.
Im zweiten kapitel »Das sogenannte unlösbare problem des idealismus gelöst
durch Shakespeare. Beigabe: Shakespeare als Vorläufer Kant's» wird der unter-
schied zwischen träum und wachen und die frage erörtert, »existirt eine aussen-
welt, oder bin vielleicht ich das einzige existirende wesen?« Das thema interessirt
den Verfasser äusserst lebhaft und seine Voreingenommenheit macht ihn sogar ein-
mal ungerecht. Schopenhauer meint (p. 38), »wenn jemand angekleidet schlafe,
mittlerweile aufwache , etwas unternehme , was keine spur seines geschehenseins
hinterlasse, und dann wieder fortschlafe, so gebe es nach dem abermaligen erwachen
für die Wirklichkeit des geschehenen durchaus kein sicheres merkmal.« Darin hat
er unbedingt recht. Dr. Knauer entgegnet , ich erlaube mir anzumerken , »dass
ich selbst , der ich in meinem berufe zu allen stunden der nacht zu kranken ge-
weckt werde, dieser behauptung Schopenhauers in folge hundertfacher erfahrung
widersprechen muss.« Er hat aber im eifer übersehen, dass Schopenhauer mit
gutem bedacht gesagt hat: »was keine spur seines geschehenseins hinterlasse«.
Durch diese worte verliert dr. Knauers einwand alle kraft, denn sein thun hinter-
lässt ja jedesmal spuren und hoffentlich die wohlthätigsten.
Viel interessantes und anregendes enthalten die drei folgenden abtheilungen,
»Das geistige und leibliche in Shakespeare's menschen« ; »Das erbliche im
menschen. Mit einem excurs über physiognomik« ; und »Shakespeare's erotik« ;
doch fordern sie auch häufig zu entschiedenem Widerspruch heraus. Nur ein paar
beispiele. Einen dualismus zwischen körper und geist, wie er p. 72 ff. vertreten
wird , erkennt selbst der weitestgehende , bornirteste materialismus an. Wer hätte
jemals geleugnet , dass gedanken und gefühle andere arten von phänomenen sind
als die mechanischen, physikalischen und chemischen Verrichtungen des lebenden
körpers? Die prinzipienfrage dreht sich nur darum: ob jene noch selbstständig
fortbestehen , wenn diese aufgehört haben , und das substantielle , monadische,
einfach geistige ich dr. Knauer's bleibt reine , dem beweis nicht zugängliche
glaubenssache. Auch der geist im Hamlet beweist dem ungläubigen nichts, und
wenn der Verfasser einmal vorurtheilsfrei lesen wollte, was z. b. dr. Hermann
V. Knauer, W, Shakespeare, der philosoph der sittlichen weltordnung j^j
Baumgart in seiner trefflichen schrift über Hamlet ausführt, so würde er sehen,
wie anders und doch wie logisch zusammenhängend sich die grandiose tragödie
auffassen lässt. Höchst wunderlich und .'nur durch die Voreingenommenheit des
Verfassers für seine seelentheorie begreiflich ist sein schluss, (p. 83) Horatio denke
an die doppelnatur des menschen, wenn er, von Bernardo gefragt: »Wer da?
Horatio?« erwidert: »Ein stück von ihm.« (A piece of him.) Hätte das »Ein
stück von ihm« diese bedeutung, so entstünde ja die frage, welches stück wir
denn vor uns haben, den körper ohne den geist foder den geist ohne den
körper ? — Ganz und gar gegen unseren geschmack verstösst die aufdröselung der
balkonscene in Romeo und Julie , um das : omne animal post coitum triste, an
Romeo zu erweisen ! Und wesshalb müssen denn die^zeilen
»I doubt it not ; and all these woes shall serve
For sweet discourses in our time to come, «
durchaus auf deutsch lauten :
»Ich zweifle nicht, und all dies leiden dient
In Zukunft uns zu heiterem geschwätz;«
wesshalb nicht lieber:
Gewiss, gewiss, und all dies leiden wird
Dereinst uns noch zu süssem kosen dienen.
Gedanken und bemerkungen von allerlei art umfasst das folgende, längste
kapitel »Zur ethik, herzenskunde und religion.« Manches darin liest sich ganz
gut, manches leidet an breite, z. b. die abhandlung über stolz und eitelkeit, die
sich kurz durch die sätze erledigen lässt: der stolze handelt für sich, um in seinen
eigenen äugen zu bleiben, was er ist; der eitle handelt für andere, um in deren
äugen mehr zu scheinen als er ist. Manches leidet an resultallosigkeit , z. b. die
causerie (der Verfasser selbst gebraucht diesen ausdruck für seine darstellungsweise)
über die unzuverlässigkeit des weiblichen geschlechts. Henry Percy verschweigt
seinem Käthchen , was Brutus seiner Porlia anvertraut. Wozu dergleichen ?
Manches ist mehr als zweifelhaft, z. b. die behauptung (p. 177), dass gute köpfe
nicht viel geistige getränke vertragen. Gegen Cassio und den prinzen Johann
stellen wir Agathon, Aristophanes und Sokrates aus Platon's gastmahl. — Manch-
mal bleibt nichts übrig, als bedenklich den köpf zu schütteln, z. b. wenn der
Willenstheorie des autors zu liebe (p. 176) der »geistige adel« Richard's III, der
sich in seiner Selbstbestimmung offenbart , und die thatkraft und Selbständigkeit
des imponirenden könig Claudius gegenüber dem wortreichthum und der thaten-
armuth Hamlel's zum Vorschein kommen; wenn (p. 213) Leontes' eifersucht eine
»nicht ganz grundlose«, dennoch aber (p. 283) Hermione eine »falsch beschuldigte«
sein soll ; wenn kurzweg (p. 220) zu lesen steht : »Je mehr die geschichtsforschung
zu den letzten quellen ihrer erkenntniss vordringt , desto deutlicher wird , dass in
dem vielbesungenen goldenen Zeitalter die ganze menschheit in ähnlicher weise
wie jene eingeborenen Amerika's unter ihren unmittelbar aus der väterlichen gewalt
hervorgegangenen Stammeshäuptern friedlich die erde bebaute« ; (??") wenn die
schöne und verführerische, aber pflichtvergessene und leichtfertige Jessica, die ihren
vatcr schamlos bestiehlt, eine »erquickende erscheinungs tine »holde Wunderblume
aus dem morgenlande«, »ein stehender typus unter den Judenmädchen« (p. 231. 232)
genannt wird! — Auch das grosse problem kommt zur besprechung (p. 304):
142
Lilteratur
«Wie kann mit der existenz eines gottes, das heisst doch eines
höchst weisen und gütigen Urhebers, erhalters und lenkers der
weit, das böse überhaupt bestehen?" Dr. Knauer meint, nur bei zwei
Weltanschauungen könne, ernsthaft genommen, von einer theodicee die rede sein,
erstens beim Parsismus, nach welchem ein gutes und ein böses prinzip sich von
ewigkeit her feindlich begegnen und Ormuzd also gerechtfertigt ist, wenn er
Ahriman bekämpft, so viel es irgend in seinen kräften steht ; und zweitens bei
der Weltanschauung Shakespeare's, wie er sie seltsamer weise bezeichnet. »In
dieser ist die geschöpfliche freiheit so hoch gestellt, dass ohne frage das sie miss-
brauchende geschöpf befähigt ist, seinem schöpfer in ähnlicher weise gegenüber
zu treten, wie Ahriman, der beherrscher der finsterniss, dem lichtgott Ormuzd.
Sobald gott ein freies wesen schafft, in dem sinne nämlich, in welchem Shake-
speare die freiheit nimmt (??), hat selbst der allmächtige und allwissende seiner
alimacht und allwissenheit schranken gesetzt, die er, ohne sich selbst untreu zu
werden, ohne die freiheit des geschöpfes und mit ihr seinen göttlichen schöpfer-
willen aufzuheben, nicht verletzen darf. Was hindert uns aber dann, ein von
anbeginn her von gott gesetztes, mit noch grösserem einfluss auf die gesammt-
schöpfung als wir, die bewohner des kleinen, dunklen planeten erde, ausgerüstetes
wesen anzunehmen, welches in seiner freigewollten abkehr von gott eine rolle
spielt, wie jener biblische »lügner vom anbeginn", der darum auch als Satan,
d. h. Widersacher, Beizebub (ursprünglich Baal-Zebub, d. h. gott der miss-
schöpfung, des Ungeziefers) und sogar als »fürst dieser weit« bezeichnet wird.«
Was uns hindert ? So lange wir nur phantastisch das bild ausmalen , nichts ;
sobald aber die logik mitredet, alles. Ein freies wesen lässt sich nicht
schaffen. Der schöpfer mag es anfangen, wie er will, das geschaffene bleibt
von ihm abhängig, denn er hat ihm ja alles und jedes verfertigt und zugemessen,
Stoff und form, körper und geisl, triebe und Widerstandskraft. Und ehe er
dieses wesen schuf, ehe der allmächtige und allwissende seiner allmacht und
allwissenheit schranken setzte, wusste er da nicht, dass er seiner alimacht etwas
undenkbares zumuthe, nämlich den ungedanken: erst aus nichts etwas zu machen,
und dann nicht zu wissen, ob es nach wünsch gerathen sei, es prüfen zu müssen.
Der mensch, der vorgefundene stoffe verarbeitet, probirt nachher, ob er seinen
zweck erreicht hat, der schöpfer aber , der selbst seine Stoffe erschafft, kennt ihre
schwäche und stärke auf's haar genau und braucht nicht mehr experimente zu
machen. Wo man diese hirngespinnste logisch anfasst, da zerreissen sie wie
Spinngewebe, das nur auf fliegen berechnet ist, die freilich drin hängen bleiben.
Eine theodicee hat diese Weltanschauung nicht; sie steht rathlos vor dem
dilemma: entweder gott schuf die weit und schuf mit ihr auch das übel; oder
Gott schuf die weit und das übel kam gegen seinen willen in seine schöpfung.
Im ersten fall gibt es keine theodicee, im zweiten gibt sich diese Weltanschauung
als eine selbständige auf und fällt mit dem Parsismus zusammen. Shakespeare
ist ein treuer Spiegel des lebens und ein solcher wirkt ethisch ; theologie und
metaphysik sind sehr achtungswerthe richtungen des geistes, aber das leisten sie
nicht, was der spiegel des echten dichters leistet. Dr. Knauer wendet mit recht
das auf die bibel gemünzte dislichon auf Shakespeare an:
Hie liber est, in quo quaerit sua dogmata quisque,
Invenit in illo dogmata quisque sua, —
V. Knauer, W. Shakespeare, der philosoph der sittlichen weltordnung iax
es müsste wunderbar zugehen, wenn sich in ihm nicht eine Weltanschauung fände,
welche gar keiner theodicee bedarf. Sie sähe im menschen ein wesen, das nur
relatives erfassen kann, die idee des absoluten, des unfassbaren aber eben dess-
wegen bilden muss. Das gute und seine gegensätze, das übel und das böse,
fallen in das gebiet des relativen, und mit ihnen alles, was gelingen und miss-
lingen kann, was mit zwecken, planen, absichten, strebungen u. s. w. zusammen-
hängt, hinter diesem gebiet aber fordert die menschliche Vernunft die ahnung des
absoluten. Dem gebühren dann keine menschlichen qualitäten mehr, weder ein-
fache noch zur höchsten potenz erhobene, denn da sie alle der Sphäre der rela-
tivität entnommen sind, so müssen sie mit einander in Widerspruch gerathen, jede
muss der Vollständigkeit wegen ihren gegensatz fordern, die liebe den hass, die
Vernunft die beschränktheit, die kraft die schwäche, und im absoluten verschwindet
das relative. In dieser Weltanschauung bedarf nichts der rechtfertigung als das
handeln des menschen, und je mehr in den menschen das gefühl der verantwort-
lickeit zunimmt , desto sicherer ist auf das gesteigerte wohl der gesellschaft zu
rechnen .
Ausser einem präludium über Patriotismus (p. 273) gehört noch der ganze
letzte abschnitt » Shakespeare' s Stellung zur rechtsphilosophie und zur socialen
frage« der politik an. Der Verfasser plaudert über dieses weitschichtige thema,
wie über so viele andere, natürlich nicht erschöpfend oder durchgreifend, aber
nicht uninteressant. Bisweilen kann man ihm beipflichten, bisweilen nicht. Ihm
gilt Buckingham in Richard III. (p. 344) als »der rechte Stereotypabdruck dessen,
was man heutzutage mit dem namen servilliberalismus bezeichnet.« Buckingham
ist gewissenlos, um des persönlichen vortheils willen zu wirklichen schandthaten
fähig; was berechtigt dr. Knauer zu der unerhörten behauptung: »Die meisten
jener zeugenfertigen und superklugen Girondisten , die unter dem messer der
guillotine verbluteten, waren seines wurfes?« Bekanntlich sind unter umständen
absolute monarchieen und republiken ebenso brauchbare Staatsformen wie con-
stitutionelle monarchieen, und daher ist es falsch zu sagen (p. 360): »jDem
menschen aber, der synthese von geist und natur, entspricht als
die, seinen beiden lebenselementen gleich massig rechnung tra-
gende regierungsform die gemässigte monarchie mit erblichem
thron und adel und gewissenhafter Vertretung aller im Staate
vorhandenen geistigen potenzen.« Ueber die beste staatsform ent-
scheiden nicht von allem concreten abstrahirende raisonnements, sondern die that-
sächlichen, aus der historischen entwickelung des jedesmal in rede stehenden
Volkes her\'orgegangenen umstände. Was sollte beispielsweise die heutige Schweiz
mit der gemässigten monarchie und erblichem thron anfangen, und menschen,
die aus geist und körper bestehen, sind doch die Schweizer auch ? Endlich wird
noch die sociale frage behandelt, mit welcher tiefe, erhellt aus dem schluss des
buches: »Doch wäre es bei redlichem zusammenwirken ein leichtes, die nunmehr
unaufschiebbare sociale reform noch jetzt in der zwölften stunde~ohne jede gefahr
und gewalt den unsauberen bänden der massenhetzcr von profession zu entwinden,
um bald genug mit Miranda sprechen zu können:
»O wunder!
Wer sind die herrlichen geschöpfe hier? —
Wie schön der mensch ist! Wack're neue well,
Die solche bürger trägt!«
144
Litteratur
Allerdings, es wäre ein leichtes, bei redlichem zusammenwirken, d. h. wenn die
gebildeten und besitzenden klassen ihre Überlegenheit nicht missbrauchten , und
gleichzeitig die ungebildeten und armen schichten aufhörten, unerfüllbares zu ver-
langen, wenn alle weit ihre pflicht und Schuldigkeit thäte. Wären die menschen
von jeher vernünftig gewesen, so gäbe es keine socialen fragen, da sie aber, der
mehrzahl nach, weder die »bessere einsieht« hatten und haben, noch ihr folgten
und folgen, wenn sie sie hatten und haben, so — werden papier und drucker-
schwärze für unabsehbare zeit zu den dringendsten bedürfnissen der denkenden
menschheit zählen. —
Dresden. O. S. Seemann.
Karl K n o r l z : Longfellow. Literar - historische Studie. Hamburg. Herman
Grüning. 1879. 123 seilen. 8°.
Populäre monographieen über beliebte dichter der gegenwart und jüngsten
Vergangenheit sind ein bedürfniss, mehr noch für die gebildeten als für die ge-
lehrten. Denn die kenntniss jener wird, wenn sie aus den werken der dichter
unmittelbar geschöpft wird, stets eine mehr oder weniger unvollständige und un-
übersichtliche sein. Fast niemand wird sich auf diesem wege ein gesammtbild
des lebens und der thätigkeit eines ihn ansprechenden dichters verschaffen, aber
ein solches zu besitzen, daran wird jedem liegen, der nicht bloss einige seinen
Stimmungen und anschauungen entsprechende gedichte oder gar nur »schöne
stellen« mit befriedigung hinnimmt, sondern über den schriftsteiler, von dem er
manches oder vieles kennt , auch etwas verhältnissmässig vollständiges , ab-
gerundetes und zusammenhängendes wissen möchte. Und auch solchen, die von
diesem bedürfniss kein bewusstsein haben, ist mit dessen befriedigung gedient,
wobei mir eine danie einfällt, welche M. Saphir liebte, aber einzig und allein
wegen des »reizenden« gedichtes »Möchte wissen, wenn ich bald begraben werde
sein«, da ihr die anderweitigen erzeugnisse dieses ätherischen lyrikers unbekannt
waren .
Zu den dichtem, denen es unter umständen ähnlich ergehen könnte, gehört
unzweifelhaft Henry W. Longfellow, und darum wäre die Studie von Karl Knortz
eine dankenswerthe arbeit, auch wenn der Verfasser die oben bezeichnete aufgäbe
einer monographie in der form eines populären essay weniger klar aufgefasst und
weniger lobenswerth gelöst hätte.
Das buch zerfällt in zehn abschnitte : Lyrische gedichte, Idyllen, Der spanische
Student, Die »Goldene legende«. Göttliche tragödie. Christus, Hiawatha, Wirthshaus-
geschichten (»Tales of a Wayside inn«), Neuengland-tragödien, Dante-übersetzung,
prosaische Schriften. »Poems of Places, Poets and Poetry of Europe.« Man muss
ohne bedenken anerkennen, dass der herr Verfasser dasjenige, was der hauptzweck
einer solchen monographie immer sein soll, nämlich, wie schon angedeutet, ein
übersichtliches und deutliches gesammtbild von der individuellen poetischen an-
läge, der entwickelung und den werken des dichters zu geben, nicht anders als
geschickt und sachgemäss geleistet hat. Referent hat, wie wahrscheinlich sehr
viele Zeitgenossen, Longfellow in seiner Jugend kennen gelernt und verdankt ihm
nicht blos einen theil seiner kenntniss der englischen spräche, sondern hat sich
auch selbstverständlich für seine dem Jünglingsalter so sehr zusagende poesie da-
Karl Knortz, Longfellow I^c
mals erheblich begeistert, »A Psalm of life. What the heart of ihe young man
Said to the psalmist« und j>Footsteps of angels» nebst einem stück der Golden
Legend in deutsche verse übertragen, freilich mit keinem anderen erfolge als der
einsieht seiner mangelhaften befähigung zu diesem geschäft. Jedenfalls spricht es
für die darstellung des herrn Knortz nicht allein, dass referent eine anzahl der
vor zwanzig jähren empfangenen poetischen eindrücke dadurch wieder lebendig
werden fühlte, sondern auch, dass er mehrfach infolge der vollständigen und ver-
ständigen erörterungen des Verfassers sich davon überzeugte, dass er damals Longfellow
überschätzt hat. Ja er kann nicht umhin zu gestehen, dass er in einigen punkten
nicht übel lust hatte, vielleicht noch weiter als herr Knortz zu gehen. In bezug
auf »die Goldene legende« — um gleich etwas hervorzuheben — glaube ich in
der that, dass man seine ausstellungen schärfer ausdrücken und strenger motiviren
kann, Sie ist denn doch ein durchaus verfehltes product eines talents, welches,
zur gemüths- und gedankenreichen lyrik, zur darstellung von zarten und edlen
sittlichen zuständen und naturstimmungen , so wie religiöser motive geschaffen,
sich gelüsten Hess, seine äugen vermessen zum Faust zu erheben — denn dies ist
die verirrung und das unglück des dichters. Zwei dinge haben in der dichtung
meines erachtens alles in schiefe Stellung gebracht und confundirt, erstens, dass
Longfellow den Lucifer den Urheber des heilungsplanes sein lässt, wodurch der dichter
augenscheinlich die herrschaft über den stoff verloren hat, und zweitens, dass er
durch kirchen- und bibelgläubige auffassung des grössten theiles des legendarisch-
mythologischen Stoffes die tief philosophische oder meinetwegen symbolische Ver-
wendung und belebung, die freilich nicht in seinen kräften lag, eliminirte. Das
bestreben, sich mit den classikern anderer nationen, wie es scheint, vornehmlich
der deutschen, zu messen, bildet überhaupt einen wesentlichen charakterzug an
Longfellow, vielleicht ist das aber, wie auch herr Knortz im ganzen die Sache
aufzufassen scheint, weniger ein charakterzug des dichters und des menschen als
des Amerikaners, obgleich es bei dem anspruchslosen und bescheidenen persön-
lichen Charakter Longfellows zweifelhaft bleibt, was er sich eigentlich hierbei ge-
dacht hat. Jedenfalls ist es eine beantwortung verdienende frage, ob wol Long-
fellow selber geglaubt habe, mit der Goldenen legende so etwas wie einen Faust
gemacht, mit seinem Schiffsbau Schiller' s Glocke übertrumpft und mit seiner Masque
of Pandora die Prometheussage corrigirt zu haben. Dagegen spricht, dass Long-
fellow nicht allein ein guter Übersetzer war, was ohne eine gewisse bescheidene
hingebung nicht wol denkbar ist, dafür die bei den nicht übersetzten, sondern
als gegenstück nachgebildeten dichtungen deutlich hervortretenden anstrengungen,
selbständige auffassungen geltend zu machen und den stoff gründlich zu ver-
ändern. Da ich nicht weiss , ob das gesammte dem herrn Verfasser vorliegende
material anhaltspunkte zur entscheidung hierüber bietet, kann ich es ihm natür-
lich nicht zum Vorwurf machen , dass er nichts entschieden hat. Dass er selbst
in Amerika gelebt und den Schauplatz des lebens und wirkens Longfellows aus
eigener anschauung kennen gelernt hat, erhöht den werth seines werkchens be-
trächtlich ; kann man doch zum verständniss eines solchen lyrikers und erzählers
als Longfellow war, niemals genug von seinem privatleben wissen.
Nicht eine tadelnde ausstellung, sondern nur eine vielleicht von dem herrn
Verfasser oder auch anderen zu benutzende andeutung soll es sein, wenn ich mir
erlaube, darauf aufmerksam zu machen, dass die schon berührten anlehnungen
Longfellows an deutsche dichter nicht ohne frucht zun^ gegenstände einer be-
Kölbing, Englische Studien. III. i. lO
146
Litteratur
sonderen und eingehenden behandlung gemacht werden könnten. Es sei mir ge-
stattet, dies an einer stelle aus den Footsteps of angels, die mir schon lange auf-
gefallen ist, nachzuweisen.
Gleich die erste strophe dieses gedichts lautet:
When the hours of Day are numbered,
And the voices of the Night
Wake the belter soul, that slumbered,
To a holy, calm delight ;
Wir haben hier offenbar eine reminiscenz an Goethes Faust (Theil I. Studir-
zimmer ; Faust mit dem pudel hereintretend) vor uns:
Verlassen hab ich feld und auen
Die eine tiefe nacht bedeckt,
Mit ahnungsvollem, heil'gem grauen
In uns die bessre seele weckt.
Das >Wake the better soul« lässt keinen zweifei über die anlehnung aufkommen.
Dies wäre nun allerdings nichts besonders wichtiges und eines unter ein paar
hundert beispielen , die sich unschwer heraussuchen lassen. Interessant aber ist
es, dass Longfellow hier Goethe richtiger verstanden zu haben scheint, als sein
mit recht berühmtester erklärer Heinrich Düntzer. Denn dieser sagt noch 1857
in seinem commentar s. 220, anm. i zu der grammatisch ohne zweifei fehler-
haften stelle". »Auffallend ist im vierten verse die einheit weckt, wofür man
wecken erwartet, da als subject nur feld und auen genommen werden kann.
Weniger hart würde die stelle sein, wenn im zweiten verse statt die, das stände,
was sich zunächst auf feld allein beziehen würde.«
Meine auffassung, die ich Longfellow verdanke — wir dürfen den Ameri-
kanern auch andere dinge als tabak, kartoffeln und nähmaschinen verdanken —
geht dahin, dass »weckt« um jeden preis auf »nacht« zu beziehen, Düntzers Vor-
aussetzung, dass nur »feld und auen« als subject genommen werden können, un-
richtig sei. Ich sagte um jeden preis, es wird sich aber sogleich zeigen, dass der
preis, den wir zahlen, geringer ist als was es sich Düntzer kosten Hess. Faust
hat eben feld und auen verlassen, also steht er nicht mehr unmittelbar unter
ihrem eindrucke, und die empfindungen, die sie in tagesbeleuchtung in ihm
weckten, waren ja auch anderer, zuletzt weit bedenklicherer natur gewesen als
seine jetzigen, waren nichts weniger als aus seiner besseren seele gequollen. Wenn
man endlich annimmt, dass allein feld und auen die bessere seele wecken, so
passt das ahnungsvolle, heilige grauen, mit dem sie sie dann wecken würden,
so wenig dazu, dass Faust etwas ganz unverständliches sagen würde, wogegen
dies zur nacht vortrefflich stimmt. Eine grammatische härte bleibt nun allerdings,
wie schon angedeutet, auch bei meiner auffassung bestehen — denn vorschlage
zur textverbesserung sind hier ausgeschlossen — , aber wägen wir den fehler,
welchen Goethe nach Düntzer macht , gegen den ab , welchen ich glaube an-
nehmen zu müssen, so ist der vortheil auf meiner seite, da die beziehung des
Wortes weckt auf feld und auen — vom sinne ganz abgesehen — ein grober
congruenzfehler zwischen subject und prädicat ist, die auf nacht dagegen nur
einen subjectwechsel in einem zusammengezogenen relativsatze voraussetzt. Der
unbedingt bessere sinn und der verhältnissmässig geringere grammatische anstoss
bei meiner erklärung dürften die entscheidung meines erachtens sehr leicht
machen.
Karl Knortz, Longfellow l^y
Es liegt nicht in meiner aufgäbe, von den einzelnen theilen des Knortzschen
buches inhaltsangaben zu liefern, die oben angegebenen capitelüberschriften,
■welche eine zweckmässige und verständige disposition darstellen, sagen dem,
welcher sich über Longfellow unterrichten will, genug davon und empfehlen die
lectüre des buches. So bleibt , da es keinen zweck hat , meine etwa in ein-
zelnen punkten noch von dem herm Verfasser abweichenden ansichten, geltend zu
machen, nur noch übrig, einiges zu erwähnen, was man lieber hinwegAvünschen
möchte, nicht infolge abweichender auffassungen, sondern lediglich im interesse
des Werkes selber. Hierher gehören einzelne mängel des im ganzen sehr an-
sprechenden, weil lebhaften und klaren stiles. Warum auf seile i die aufgäbe,
»den Charakter der lyrischen poesie mit einem einzigen worte so erschöpfend und
genau wie möglich« zu bezeichnen, eine »selbstgestellte« genannt wird, ist nicht
abzusehen, und muss auffallen, da es doch schliesslich niemandes willkür ist, dinge,
von denen er redet, richtig und bündig zu bezeichnen. Das vorhergehende »will»
motivirt das »selbstgestellte« nicht, denn hier will man eben, was man soll und muss.
»Die rührende legende von Christum und der tochter des sullans« ist ein
lapsus calami, welcher in Deutschland, wo bildung und verstand noch sehr viel
mit lateinischem masse gemessen wird, einen für den Verfasser ärgerlichen anstoss
erregen wird. Eben in diese kategorie gehört s. 69 einem gefühllosem
manne. S. 70 ist die rede von Bodmer's Noachide und Patriarchaden, es muss
heissen und anderen P.
An einigen stellen wird der wissenschaftlich gebildete einen höheren grad
von genauigkeit in den thatsächlichen angaben wünschen, und an anderen geht
der herr Verfasser zu weit mit seinen verwerfenden urtheilen über historische er-
scheinungen, über die ein solches urtheil bei gründlicher kenntniss und Über-
legung eben nicht gefällt werden kann. Luther als den buchstabenhelden (s. 74)
des Protestantismus zu bezeichnen, ist nicht möglich, von keinem Standpunkte
aus, da er sich gerade mit dem buchstaben bekanntlich mehrfach geniale will-
kürlichkeiten erlaubt hat. Was dem herm Verfasser in dem satze auf s. 72 »der
Apostelgeschichte zufolge , in der wir nichts über seine (des Judas Ischariot) ver-
meintliche (warum vermeintliche ?) reue erfahren, findet er seinen tod durch einen
Sturz, wobei jedoch nicht gesagt wird, ob derselbe ein zufälliger oder absichtlicher
warn für eine Verwechselung oder sonst für ein irrthum passirt ist, weiss ich nicht,
aber Apostelgesch. I, 18 steht: Dieser hat erworben den acker um den ungerechten
lohn und sich erhenket und ist mitten entzwei geborsten, und alle seine ein-
geweide ausgeschüttet.« Dass Longfellow den verräther auf Hakeldama den
Selbstmord begehen lässt ist allerdings , wie herr Knortz vorher richtig bemerkt,
nicht historisch zu rechtfertigen.
Der satz auf s. 70 »höchstens liest man, wenn einen sein beruf zwingt,
jedem in die literaturgeschichte eingesargten schund eine gewisse aufmerksamkeit
zu schenken, die ersten drei gesänge (des Messias), um sich zu vergewissem, dass
die allgemeine annähme, dieselbe hätten die Unsterblichkeit Klopstocks zu ver-
antworten, auf sicherer basis beruhe« gibt keinen klaren sinn. Wenn Klopstocks
Unsterblichkeit keine calamität ist, kann von verantworten keine rede sein, wenn
der herr Verfasser meint, dass die beregte allgemeine annähme falsch sei, muss
er sagen »ob die a. a« . . . auf sicherer basis beruhe, oder »dass sie auf keiner
sicheren basis beruhe«. Uebrigens stimme ich, letzeren fall angenommen, mit ihm
überein , denn Klopstocks Unsterblichkeit beruht auf den Verdiensten , die er
lo*
148
Litteratur
sich um die belebung der deutschen literatur durch seine gesammtthätigkeit er-
worben, obgleich seine werke uns nicht mehr ein schatten von dem sind, was sie
seinen Zeitgenossen waren ; auf den ersten drei gesängen des Messias beruhte nur
sein ansehen und sein rühm bei den Zeitgenossen, welche wiederum das mittel
für ihn wurden, belebend und gestaltend, namentlich auf die entwickelung einer
edlen poetischen sj^rache, einzuwirken und dem seinerzeit eben nothwendigen
idealismus in der poesie eiiigang zu verschaffen. Ob herr Knortz das wort schund
auf Klopstocks Messias auch anwenden will, wird nicht ganz klar, ist es der
fall, so muss man diese stilistische wendung beklagen, weil es ihm an kraft-
ausdrücken fehlen wird , um Schönaichs Hermann und gedämpfte Hunnen, sowie
Hoffmannswaldaus galante gedichte zu bezeichnen, wenn er einmal auf sie zu
reden kommen wird.
Die notiz (s. 56), dass die Legenda aurea des Jacobus a Voragine ihren namen
der aufnähme der geschichte vom armen Heinrich verdanke , kann schon deshalb
nicht richtig sein, weil sich diese geschichte eben nicht in dem J. a Voragine findet.
Doch diese und einige ähnliche Verstösse sind einzelheiten , welche den ge-
sammtwerth des buches nicht besonders vermindern , so dass es ohne bedenken
möglichst weiten kreisen zur lectüre recht warm empfohlen werden kann.
Breslau, mai 1879. Felix Bobertag.
Friedrich Kluge: Beiträge zur geschichte der germanischen conjugation.
(Quellen und forschungen XXXII.) Strassburg, Trübner, 1879. IX und 166 ss.
8°. Pr.: M. 4.
Das vorliegende buch behandelt in den kapiteln II, III, V das germanische
Präteritum, den aorist im Germanischen und das germanische präsens. Als ein-
leitung ist vorangeschickt kap. I 'Zum vocalismus' und eingeschaltet ist kap. IV,
betitelt 'Das germanische accentgesetz', ausserdem sind noch einige excurse ein-
gefügt, die zur erklärung einzelner punkte des consonantismus nöthig waren. Ich
will im folgenden nur die wichtigsten ergebnisse des buches vorführen und einige
punkte, in denen ich ihm widersprechen muss, hervorkehren, und zwar nicht die
Ordnung des buches einhaltend, sondern, der bessern übersieht wegen und damit
nicht zusammengehöriges, wie die bemerkungen über die reduplicirenden verben,
auseinandergerissen werde, in der reihenfolge, in welcher diese gegenstände in
unsem grammatiken behandelt zu werden pflegen.
Mit vollem rechte ist den 'Beiträgen zur geschichte der germ. conjugation'
das einleitende kapitel zum vocalismus vorangestellt worden, denn es gibt die
nothwendige grundlage , auf der sich alles übrige aufbaut. Der \'f. spricht sich
(s. 32 ff.) für die ansieht aus, dass das in ursprünglich betonter silbe stehende (im
verbum im präsens erscheinende) ai au, in Europa ei eu, die ursprüngliche ge-
slalt der wurzel darstellt, das in unbetonter silbe eintretende / u dagegen , das
früher als »wurzelvocal« galt, aus jenem geschwächt ist. Dieselbe ansieht ist
früher schon für die auf / und ti ausgehenden wurzeln von Leo Meyer (Vergl.
gr. I, 343), für sämmtliche /- und 7/-wurzeln zuerst von L. Geiger (Urspr. u. ent-
wickelung der menschl. spr. I, 164 ff., 429 ff.), dann von Begemann (Schw. prät.
I,x, II, xl) ausgesprochen, vgl. auch Kern, Taalkundige bijdragen I, 33 ff., und die
aum. von Joh. Schmidt, Kuhn's Ztschr. XXIV, 312: jetzt haben gleichzeitig mit
dem vf. verschiedene gelehrte unabhängig von einander dieselbe ansieht aufge-
stellt, Fick in Bezzenberger's Btr. IV, 167 ff., Paul in seinen und Braune's Btr.
F. Kluge, Beiträge zur geschichte der germanischen conjugation j^g
IV, 439, VT, Il6 und in seinem Vortrag auf der philologenversammlung zu Gera,
der ref. Kuhn's Ztschr. XXIV, 518 f. (soeben auch F. de Saussure in dem unten
genannten buch s. 124 ff.), und dieselbe wird keinem zweifei mehr unterliegen
können. Die grundsprache besass demnach nur a-wurzeln. — Mit der herleitung
der / u aus ai au stimmt vorzüglich zusammen die von BrugTnan, Stud. IX, 285 ff-
begrüriÖete annähme selbstlautender r n m der grundsprache (aus denen die im
part. prät. erscheinenden germ. ttr til un uni), ai au : i u = ar an '. r n. Diese
consequenz weist aber Kluge ab. K. nimmt statt selbstlautender liquiden und
nasale für die grundsprache lautgruppen an (von ihm durch kleineren druck ge-
kennzeichnet), bestehend aus schwachem vocal und schwacher liquida oder eben
solchem dem verklingen nahe kommendem nasal. Diese annähme , in der er mit
andern zusammentraf, ist aber inzwischen widerlegt worden, l) schon durch die
von K. selbst s. 19 gemachte bemerkung, dass im Sanskrit >& ^ vor selbstlautendem
r und dem Vertreter von selbstlautendem nasal k g bleiben , krmi- wurm , gata-
gegangen (aus gmtd-), während sie sich hätten in palatale wandeln müssen, wenn
zwischen dem k g und dem r n m der vocal der ursprünglichen Wurzelsilbe in
reducirter gestalt wie K. will sich erhalten hätte, 2) durch die von Bezzenberger
in seinen Btr. III, 133 ff. gemachten .beobachtungen 'zur lehre von den silben-
bildenden consonanten'. Aus den letzteren ergibt sich, a) dass den in frage
stehenden liquiden und nasalen kein vocal voraufgegangen sein kann, denn un-
erklärlich wäre sonst litauisch Mgas lang aus * Igas aus *dlgas, griech. inschr.
ßagvce/uevor = /naovdfisvov aus *^^v.., das s/r aus sr in lit. sfirna reh =
böhm. si-na und ebenso, wie hinzugefügt werden kann, das st statt s in unserm
germ. worte an. stormr ae. as. storm hd. stürm m. aus * srmä-, * srmt- (s. Kern,
Taalk. bdr. I, 38), b) dass wenigstens den nasalen auch kein vocal gefolgt sein
kann, griech. Saavg, aus * SvGvi, da a zwischen vocalen beseitigt wäre. (Dass
dem / u selbstlautendes r n m parallel ging, ist jetzt 3) klargestellt durch den
glänzenden nachweis Saussures s. 239 ff., dass auf dieselbe weise wie die ge-
dehnten t ü auch gedehnte selbstlautende r n w, genauer selbstlautende -|- mit-
lautende / u, r n m, in der grundsprache erwachsen sind.) Kluge's einziger ein-
wand (s. 33) gegen das selbstlautende r n /«, dass dieses auch in der reduplica-
tionssilbe vorliegen müsste, ist leicht zu beseitigen (s. u. s. 151): K. selbst würde
dagegen protestiren, wenn man mit der entsprechenden bemerkung sein zweites a
der grundsprache abweisen wollte. Es bleibt also gegen K. bei der annähme
silbenbildender r n ni der grundsprache, welche nicht wunderbarer sind als die
ebenso entstandenen silbenbildenden / « m in tonloser silbe , geschrieben el en
em, in nhd. Wörtern wie vogel, boden, handeln, haltend aus ahd. al an am. Aus
silbenbildenden r n der grundsprache , hervorgegangen in unbetonter silbe aus
}'a na nach consonanten , sind auch die germanischen ru nu im präsens got.
trtidan, den participien brukans u. s. w. entstanden, nicht mit K. aus schwachem
rn mit folgendem schwachen vocal, s. Brugman, Kuhn's Ztschr. XXIV, 25S2,
ref. ebd. 5052, Kluge s. 38 ff., 64 f., Paul, Btr. VI, iio ff. — Der hauptsatz
in dem von K. entworfenen System des vocalismus geht dahin, die grundsprache
habe nicht ein «, sondern zwei von vorne herein verschiedene «-laute besessen,
aus denen sich zwei ß-reihen entwickelt haben. Der eine a-laut sei vertreten
durch griech. « germ. e, das mit griech. o germ. a ablautet, der andere durch
griech. a == germ. a, ablautend mit griech. ä germ. ö. Derselbe satz, der, als
der vf. schrieb, durchaus neu war, ist inzwischen auch von anderer seite aufgestellt
ISO
Litteratur
worden, von Brugman und Osthoff, Morph, unters. I, 14 anm., 238 anm., Paul,
Btr. VI, III: Kluge aber war der erste, der ihn ausführlich zu begründen suchte,
indem er zeigte, dass griech, « = germ. a (von Kluge »ai» , von Osthoff und
Paul i>A« geschrieben) mit e (dem »aj«) und o (dem »dj« der grundsprache)
in keinem ablautsverhältniss steht. Es bedurfte dazu des im letzten paragraphen
des buchcs gegebenen nach weises, dass in dem germ. a des präsens der verben
wie Jaran for und der reduplicirenden verben zwei verschiedene vocale, der eine
«^ griech. -lat. o, der andere = griech. -lat. <z, zusammengefallen sind, und dass-
nur die verben mit a = griech. -lat. o formen von ablautenden verben (mit e im
präsen.s) neben sich haben können. Fälle wie nord. pjörr = javQOs, taurus,
ahd. epur == lat. aper, die der vf. aber gar nicht erwähnt, können den satz, dass
das griech. -lat. a und das c grundverschieden sind, nicht umstossen, denn mehr-
fach ist unter consonantischem einflusse a secundär aus ai == europ. e hervor-
gegangen (vgl. Kuhn's Ztschr. XXIV, 521), und manchmal -wird auch das um-
gekehrte geschehen sein. Für die germanische grammatik wird die Unterscheidung
zweier vocalreihen, die wir die ^-reihe und die a-reihe zu nennen haben werden,
für alle zeit ihre richtigkeit behalten und von praktischem nutzen sein : die ver-
gleichende grammatik aber kann sich unmöglich dabei beruhigen. Die statuirer
des zweiten a werden schwerlich recht behalten, wenn sie sagen. Kluge (s. 16),
die möglichkeit, dass die beiden «-reihen späte entwickelung einer einzigen seien,
müsse mit 'entschiedenheit geleugnet werden', Paul (a. a. o.), dass diese beiden
reihen auf 'zwei grundvocale' zurückzuführen seien, und dass 'es keine silbe gab,
welche nicht den einen von ihnen enthielt', Osthoff (s. 268), das feminine indo-
germ. -ä- habe mit dem -a- der masculina und neutra phonetisch nichts zu
schaffen, sondern sei 'ein suffix von völlig anderer herkunft', sondern es wird sich
wahrscheinlich herausstellen, dass, ebenso wie die alte dreitheilung unserer wurzeln
in z-, ti- und ö-wurzeln denselben sinn hatte, welchen eine theilung der semitischen
•wurzeln in »a) b) wurzeln mit j und v als mittlerem consonanten, c) sämmtliche
übrige« gehabt hätte, die annähme von zweierlei a-wurzeln etwas ähnliches ist,
wie wenn im Semitischen einander entgegengesetzt würden »a) wurzeln mit äleph.
als erstem, zweitem oder drittem radical und b) sämmtliche übrige wurzeln». Das
charakteristische derjenigen a-reihe , die sich in a und ä bewegt , wird ein con-
sonantisches dement gewesen sein, welches die eigenschaft hatte, ein vorangehendes
oder (im anlaut) folgendes a^ (das in der letzten zeit der grundsprache ein ä ge-
wesen sein wird) in reines a zu wandeln, und das mit vorhergehendem vocal a
ZVL reinem langem ä zusammenschmolz. Schreiben wir dieses dement mit Osthoff"
und Paul A. Die feminina auf -0 sind gegen das a (01, s. 152 u.) des masculins
neutrums um dieses dement reicher, -ä = -aA (die feminina auf skr. -t gr. -la
sind -tA). i) Dasselbe lange ä enthält i,i^&w, zu dem sich alsdann ().a9^ov ver-
hält genau so wie zu Xslnfa Hmov, zu (ffvyco S(fvyov: im Germanischen sehe
ich das entsprechende lange ä des präsens in den verben wie blotati, hrbpan.
Dieses lange ä mit Kluge »aa« oder mit Osthoff und Paul »^2« zu schreiben
erscheint mir als ein Schematismus, der thatsachen verkehrt: verhielte sich wirk-
lich t '• o = a : ä, also kürze zu kürze, wie kürze zu länge, dann würde daraus
folgen, dass die beiden »grundvocale« nicht allein qualitativ, sondern auch quan-
i) Das Germ, und das Ostital. setzen für den nom. sing, -ä^ (aus -öj^) voraus.
Das ä ist nicht mehr als das neutr. as neben a ein »>suffix von völlig andrer herkunft«.
F. Kluge, Beiträge zur geschichte der germanischen conjugation ici
titativ verschieden gewesen wären. Dem lat. rädo und vädo gegenüber sind mir
skr. räda(ti) und ae. wadan mit ihren genossen wie goth. alan, lat. alo, aorist-
präsentien wie skr. tudä(ti), goth. trtidan, lat. dl-vido. i) Dass kurzes a, wie es
im Gr.-Iat. erscheint, ebenso wie z und u auf ursprünglich unbetonte silbe hin-
weist, hat ref. schon Kuhn's Ztschr. XXIV, 468 auf grund seiner beobachtungen
behauptet. Die betonten kurzen a sind nicht anders zu beurtheilen, als die zahl-
reichen betonten turn, z. b. in vr ka- wolf und den von Kluge s. 21 ange-
führten germ. Wörtern. Die verben auf -ja- wie hafja = lat. capto, die früher
in unserer klasse noch zahlreicher gewesen sein werden, skr. nd(ja(ti), ndhja(tij,
verhalten sich den verben mit i u r n derselben präsensklasse völlig analog.
Hübschmann und mit ihm Kluge (s. 53) schliessen aus dem mit dem skr. und
lat. i u unvereinbaren griech. f der reduplicationssilbe in Xikoma, 7i^(f€vya sehr
wahrscheinlich, die grundsprache habe bei den i- und «-wurzeln im singular des
perfects «i, im plural / und u als vocal der reduplicationssilbe gehabt. Dass
auch bei den A-v/urzeln , wie die thatsachen lehren , so gut wie bei sämmtlichen
übrigen, im singular des perfects Cj in der reduplicationssilbe galt, gr. r^^JjA«, ist
bei unserer auffassung natürlich: für K. ist es auffällig und nur als »uralter,
bereits indogerm. fall von uniformirung des reduplicationsvocals« zu deuten.
Wir dürfen annehmen, dass im plural bei den «- und r-wurzeln ein selbstlautendes
« [s. Bezz. III, 312] r, bei den ^-wurzeln ein a in der reduplicationssilbe seine stelle
hatte, — K., indem er bei diesem Schlüsse die i- und u-itihe nicht als innerhalb,
sondern als ausserhalb der a-reihe stehend betrachtet , schliesst aus der existenz
eines langen i und t't, dass es auch in beiden a-reihen je eine dehnung geben müsse.
Bei der aufsuchung dieser begeht er aber eigenthümliche missgriffe. Die dehnung
der £r-reihe soll griech. w, die der a-reihe gemeingriech. t], im Germ, sollen beide
dehnungen in dem einen e (das er ungut als germ. ä ansetzt) got. e zusammen-
gefallen sein. Griech. w soll = germ. e, dagegen in der Wurzelsilbe nie =
germ. ö sein (es gibt aber ein germ. ü, das europ. ö ist im perfect der verben wie
reda rah'op). Das europ. ^ ist sicher nicht mit Kluge vocal der y^-reihe : K. setzt
die Wurzel von Tl9r\fii^ indem er von ^t- schweigt, als ^-wurzel an, ebenso die
von se- säen (vgl. Brugman, Morph, unters. I, 33) und sämmtlichen verben e-ö.
Es gab in der letzten periode der grundsprache zu den drei kürzen a-i a^ a (mit
Collitz e o d) drei entsprechende längen äi ä-^ ä [e ö a): bei K. erscheinen diese
in den nothwendig den leser verwirrenden gestalten 0 ' ä j «2 (es nimmt über-
haupt in den sprachwissenschaftlichen büchern derjüngsten zeit eine Schriftsprache
überhand, die nur für die äugen leserlich, für die zunge unle.sbar ist).
i) Vgl. Fick, Bezz. Btr. IV, 169 ff., ref. Kuhn's Ztschr. XXIV, 519. Dieselbe
ansieht ist soeben ausführlich dargelegt in dem buche von Ferd. de Saussure,
Memoire sur le Systeme primitif des voyelles, Lpz. 1879, s. 51 ff. Saussure stellt
ausser dem A noch ein zweites wurzelhaftes element derselben art auf für wurzeln
wie stufe ' und 2 rfw-, stufe o Jo-, und er hätte für wurzeln wie stufe « &r\- germ.
de-, 2 germ. de-, o ^g. skr. /li- lat. a in ratus , satus (s. 140 ff.) nach meiner
ansieht noch ein drittes aufstellen sollen. Diese wurzelhaften demente werden als
consonan tische {A die tönende, E die tonlose kehlkopfspirans ? , O das kehlkopf-r?)
aufzufassen sein. Die schwache stufe vor consonanten entstand wol nicht durch
»ausfall des öj«, sondern durch kürzung nach früher geschehener contraction, » u
wäre kürzung von e ö, contraction von a-^i a^u in unbetonter silbe. — Am besten
schreiben wir die wurzeln nach wie vor diu, kap, ark , atig , ghua und daneben
dann sk folgen , pk kochen , indem wir in semitischer weise nur die consonanten
schreiben statt saka, paka, dajava, kaeipa, 'araka, ^avaga, g/iai'a'a.
152
Litteratur
Den consonantismus berührt der vf. nur gelegentlich. S. 132: die Ordnungs-
zahlen hatten im Germanischen nach der verschiedenen betonung theils ein / im
Suffix (ahd. ftordo, ahtodo, -zcndo), theils d (ahd. siliunto, niunto^ zehanto); das
Altenglische hat das / verallgemeinert, wie das Gothische, soweit es uns überliefert,
das (/. S. 25 anm., 131 beseitigt K. eine ausnähme von Vemer's gesetz: goth.
-fafs = skr. päti-s in iruffads, hundafads etc. zeigt darum d, weil in diesen
compositen ursprünglich das erste glied den ton trug, in den genannten beispielen
dessen endvocal. Diese erklärung ist ohne zweifei die richtige: auch ref. hat
sich bei lesung des Verner'schen aufsatzes die sache alsbald so zurecht gelegt. —
S. 127 ff", gibt K. einen 'excurs über gothisch dd und ge\ Er zeigt, dass die
gemeingermanischen Verstärkungen der/ v, aus denen die goth.-nord. verschluss-
laute -\- j V hervorgingen, im ursprünglichen accent ihren grund haben: die Ver-
stärkung ist eingetreten nach ursprünglich betontem kurzem vocal, z. b. in an.
negg n. herz das K. = vöo^ aus ^nöjos setzt, doch unterbleibt die Verstärkung
des J vor v und die des v vor j\ z. b. in goth. niujts, sie tritt aber nicht ein
nach ursprünglich unbetontem vocal, wie in goth. /reis = skr. prijä-s. So er-
klärt sich der grammatische Wechsel der verben wie ae. bUowan bleaw — blwwon
blo-iven (Holtzmann, Altd. gr. 224), den aber das Gothisch-nordische durch analogie-
bildungen auszugleichen pflegt. Dem gesetz widerspricht (goth.) nitin neun: der
grund wird nicht der von K. vermuthete gewesen sein, dass sich das zahlwort
'neun' in gemeingerm. zeit in seiner betonung an 'acht' anschloss, sondern die
vorliegende form wird aus den obliquen casus des Germani.schen stammen, die
ebenso wie im Indischen, worauf auch K. hinweist, das suffix betonten, ebenso
stammt das hd. (Notk.) fünf und das ihm entsprechende lat. quinque mit dem
Vertreter eines betonten silbenbildenden nasals aus den obliquen casus (urspr.
pdnkn^ instr. pnkabhis aus pnkabhis). Zu goth. * faus an. fär aus germ. favä-
stimmt nicht das vom verf. bei seite gelassene ae. feaiu (ne. few") : dieses ist wol
germ. fauvä- aus *faugvä- = lat. pauctts. — Den Vertretern der velaren laut-
reihe der grundsprache im Germanischen ist s. 42 ff. ein excurs gewidmet. In
welchem falle erscheinen die velaren der grundsprache im Germ, als //-' ff) "v f^'i
in welchem als reine kg h? Der verf. sucht zu zeigen, dass die labiale affec-
tion vor hellen vocalen (germ. e i) eintritt, daher goth. kvens, vor dunkeln aber
unterbleibt, goth. haidiis. Sie tritt femer nicht ein im anlaut vor consonanten,
wol aber im silbenauslaut vor folgendem r l n. Der stamm germ. hva- der
starken casus des Interrogativs müsste die labiale affection dem hve- der schwachen
casus, gen. goth. hvis = gr. t^o, abl. ahd. hwemu u. s. w., verdanken. i) Ebenso
würde die differenz goth. saihvan ahd. se/ian mit K. von germanischer flexion
seho sehvezi stammen (als unterscheidendes merkmal zwischen den beiden zweigen
i) Die ß-stämme sind alle a^-, also e-stämme: das a^ hat ursprünglich nur
in den starken casus seine stelle. Die endung des gen. plur. m. n. got. -/ ist
-äjw, d. i. Ol mit dem von Osthoff, Morph, unters. I, 207 ff. nachgewiesenen suffix,
dieselbe endung wahrt das als possessiv verwandte as. ti/a, iuwa fries. u/e, iuwe
(Behaghel ebd. 276 f.). Die endung des abl. sing, -ä^d zeigt sich in got.
hvamme-h , hvarjatnme-h , und den lat. adverbien auf-?, S. C. facilumed , osk.
amprußd, der instrum. -ä^ in goth. hve, fe, sve. Griech. toTs ist umgebildet nach
TO«', ebenso osk. -;'/}.f, umgekehrt lat. ht nach loc. his, abl. hibiis, ibus (Neue 22 196)
mit a-^i = skr. tebhjas , ebhjas. Ein rest des -öj in der composition sind die
griech. (f(Q^-novog etc., s. Osthoff, Das verbum in der nominalcomp. 167.
(S. dazu Saussure s. 90 f., 118 anm.)
r. Kluge, Beiträge zur geschichte der germanischen conjugation ij-j
des Germanischen aber ist Zimmer' s 'ostgerm. kv gv kv = westgerm. k g h' zm.
streichen: in ae. stincan etc. musste das v im Englischen und Deutschen nach
langer silbe lautgesetzlich schwinden, es zeigt sich aber im Friesischen regelmässig
am ?<-umlaut, z. b. Sylt stjunk stinken, sjung singen, junk euch beiden, jzink
(*djunk) dunkel, Ijtmg heidekraut). S. 39 nimmt K. anstoss am einfachen k in
goth. gabruka = ahd. brocco : die Wörter verhalten sich wie ahd. pah = ae. becc
(s. Kuhn's Z. XXIV, 507), das kk ist aus kv entstanden (velaren auslaut darf man
schliessen aus skr. bhanäkti : brekan ^ bhunakti : brükari). Auch hier würde das
kv nach K.s regel aus den obliquen casus stammen, vgl. ae. sacu gen. etc. sacce.
Es spricht manches für K.s annähme , obwol einzelne formen wie ae. hwosta
husten (das hw vom verb * hwdfan, ne. wheezef) dagegen sprechen. Ich glaube
aber, dass die frage nach den bedingungen, unter denen die labiale affection hervor-
tritt, nicht innerhalb der germanischen grenzen entschieden werden kann. Wir
können goth. hva gewiss nicht von lat. quod und auch das germ. / gewiss nicht
vom gr. n (= urspr. /&) trennen. Sollte aber Kluge's annähme richtig sein, so ist
doch, dass die labialisirung im Germanischen wie Kluge und vor ihm Holtzmann
wollen mit der palatalisirung im Indisch-iranischen im engsten Zusammenhang
stehe, unmöglich: es könnten nur gleiche bedingungen aus gleichem auf ver-
schiedenen gebieten von grund auf verschiedenes hervorgerufen haben. Unmöglich
kann im Germanischen k g vor hellen vocalen kv gv geworden sein, während es
im Indoiranischen palatal ward : dieser Übergang wäre vor dunkeln vocalen erfolgt,
vor hellen findet er sich gewiss nirgends. Wenn K.s regel richtig ist, kann die-
selbe, glaube ich, nur so erklärt werden, dass die 'velaren' mit Havet und Collitz
(Bezz. Btr. III, 192) in der grundsprache nicht einfache ,^-laute, sondern /6«-laute
oder geradezu /&-laute + v waren , in welchen lautgruppen das v vor einem
helleren vocal blieb, während es vor einem ihm selbst ähnlicheren dunkeln vocal
schwand, i) Die indisch-iranische palatalisirung ii^tx k g gh vor hellen vocalen
berührt K. auch s. 8. Ich bemerke hier, dass ich noch an keiner stelle, wo von
der wichtigen entdeckung die rede war, 2) welche den meisten deutschen forschem,
wenigstens den an der peripherie wohnenden, zuerst durch Collitz laconischen
ausspruch Bezz. Btr. II , 305 bekannt ward , auf die vollkommene analogie hin-
gewiesen gefunden habe, welche zu dem indisch-iranischen Übergang der k g vor
i) Gegen Collitz aber muss ich daran festhalten, dass die 'palatalen nicht
/&-laute Sans phrase, sondern wirkliche palatale waren: der im osten unseres
Sprachgebiets eingetretene palatalismus und die fälle der /-epenthese, denen Collitz
die note s. 190 widmet (die aber nicht zur stütze einer sonstigen ansieht heran-
gezogen sind , sondern weil sie selbst eine erklärung zu fordern schienen) , sind
nur aus ki oder kj etc. zu erklären. Da.ss palatales k nicht zu velarem werden
kann, darf der am wenigsten behaupten, welcher lehrt, dass e lm a werden
konnte. Im Dänischen auf Seeland geht k g -\- j, wie es auf Fünen gesprochen
wird , vor hellen vocalen regelmässig in (palatales) k g über, gjcrnc (mit je =^ an.
ia) , jetzt Seel. gerne. — Kluge schreibt die palatalen der grundsprache i' g,
während er die velaren durch einen untergesetzten strich kennzeichnet. Ich
schreibe die palatalen der grundsprache, wie sclion früher f ?: mit denselben zeichen,
wie sie uns vom Ae. ungesucht geboten werden, schreibe ich die palatalen des
Sanskrit und des Iranischen , es scheint mir jedem gesunden geschmack zu
widersprechen, wenn das Indisch-iranische neuenglisch 0, }') transskribirt wird.
2) Bei Saussure s. iiS sehe ich, dass derselbe in den M6m. de la soc. de
lingu. [III, 359], die mir nicht zu geböte stehen, dasselbe geselz dargelegt hat,
das bei uns Collitz und Verner fanden.
154
l.itteratur
a = curup. e in palatalc das Französische bietet. Sanskr. ca- %a- in carus kessel
=» an. hverr, ^änis wcib = goth. kvens ist auf genau demselben wege aus /t/z- ^<7-
entstanden, wie franz. cha- ja- in char carrus, afrz. jal gallus aus lat. ca- ga-.
Man sagt, dass im Französischen lat. c g vor a zu cli j geworden sei: dass aber
ein a dieses bewirkt habe, ist völlig unmöglich. Vielmehr ging im Galloromani-
schen jedes lateinische a wie im auslaut so im inlaut in ä über (wie das a im
Englisch-friesischen), cäntäre, viiccä, cäu/ä, und dieses ä wirkte die palatalisirung
des c g. (Dass c g, vor diesem ä stehend, aus dem Gallisch-lateinischen ins Ger-
manische stets als palatale herübergenommen wurden, ne. cheefe caseus, cheap zu
lat. caupo, gegenüber kitchen coquina, suchte ich in meiner 'Palatalreihe' (Leipzig
1875) s. 60 zu zeigen.) Zu gleicher zeit erfuhr k g vor e /, das nur in jungem
germ. wörtem bestand, dieselbe palatalisirung, nachdem die gemeinromanische
durch e i bewirkte vollendet war. Dieses ä ging dann später (genau so wie das
ä aus a im Friesischen, fries. agc = ae. cage^ beides aus äugä , aber fries. stre
aus sträu) vor mehrfacher consonanz, also auch vor mitlautendem u -j- consonant,
in a über, ausser vor den Vertretern von lat. verschlusslaut -];• r l , daher franz.
chcvre aber chape aus cäprä, cäppä. Genau so wie chofe aus cäu/ä aus caufa
entstand sanskr. präs. codati aus cäudäti aus kdudati.
S. 59 ff. sucht K. eine erklärung des im plur. prät. der verben mit e im
präsens und folgendem einfachen consonanten erscheinenden germ. c. Seinen
negativen resultaten kann man hier nur durchaus zustimmen, setun kann unmög-
lich lautgerecht aus der grundform hervorgegangen sein, aus der sanskr. sedtis auf
lautgesetzlichem wege entstand. K. findet nur zwei fälle, in denen c durch er-
satzdehnung aus e entstanden sein könnte, goth. mcna mond und an. vär = lat.
ver. Dieses letztere wort ist ausser im Nordischen und dem me. (schott.) zver auch
im Nordfriesischen in sämmtlichen mundarten als einzig übliche benennung des
frühlings vorhanden und zwar als masculin, auf rj auslautend, z. b. Sylt urs Amrum
wos (aus 7vurs), welches rs vielleicht durch Versetzung des r entstand, wie in afr.
ür/e Rq. Si^g, ?r/V« eisen (Sylt =). Aber K. erkennt mit recht, dass uns das / in
diesen beiden wörtem für unsere frage wenig hilft. Als einzige fomien, in denen
das ie lautgesetzlich entstanden sein kann, weist er schliesslich auf etttn und das
verlorene ezun. K. meint, es 'wird mancher geneigt sein, das e von jenen beiden
formen ausgegangen sein zu lassen: er selbst theilt diese erklärung 'nur unter
allem vorbehält' mit. Ich halte bis zu dem punkte, wo der verf. sich uns ent-
zieht, seine ausführung für richtig, und ich wage es, mich hier zu jenen 'manchen'
zu stellen, die herum aus etuvt erklären möchten, denn mir steht diese erklärung
seit längerer zeit fest : nur ist mir das ed- in ctutn = edimus nicht contraction
aus e-ed-, sondern von anderer art. Jessen, Tidskr. for filologi I, 205 unten f.
hat gezeigt, dass auch im sing, gemeingermanisch e galt, goth. fr-et^ an. ät, ae.
dt , ahd. äz, fr-äz, dem e in lat. edi, gr. %S-r\Sa, skr. äda entsprechend. Es
existiren von den consonantisch auslautenden einsilbigen (d. i. der conj. auf -7ni
folgenden) stammen der aoristpräsentien mit dem vocal e keine formen mit 0 :
es gibt von es, ed, ei, präs. esmi etc., kein os, od, oi (griech. ot/uog = skr. ema-s
ist eimo-s mit dem von Fick, Bezz. Btr. I, 10 ff. dargelegten Übergang von c
in o). Ein o erscheint nur von zweisilbigen wurzeln auf -e (den sog. themati-
schen vocal): Oj scheint «2 zu werden, wo in der folgenden silbe ein a^ ge-
schwunden ist, wir haben 3Äa2r neben Mara mit Oj (jenes in skr. bibharmi),
raiigk neben raigha (skr. Whmi neben Xfixw), -Ö2«/- aus anta (formen wie
F. Kluge, Beiträge zur geschichte der germanischen conjugation jce
XoiTtos wären ra2i^ + ß). Jene ed es , zu denen ursprünglich auch wol sed
sitzen gehörte, hatten im perf. sing. ?. i) Auch im Lateinischen sind die perfecta
wie s^di nicht auf lautlichem wege aus solchen wie tnemini hervorgegangen: das
lateinische und germanische c des perfects hat mit dem skr. e in sedtis nicht das
geringste gemein, nur im Altirischen ist wie im Indischen ein f-perfect durch er-
satzdehnung entstanden (s. Windisch, Kuhn's Ztschr. XXIII, 246 ff.). Sobald ed
und genossen im Germanischen wie in den verwandten dialekten im präsens in die
klasse europ. dherö übergetreten waren, konnten deren perfecte auf die dieser
klasse einwirken. Zum sing, mit e (in den formen nach Wirkung der auslauts-
gesetze angesetzt), et s?f, gehörte ein plural mit kurzem e, e(um, setufn. Welche
gestalt zu gleicher zeit die perfecte der verben wie heran, gebart hatten, sehen wir
an den präteritopräsentien : »tag megutn (s. Kluge s. 62, vgl. ref. Kuhn's Ztschr.
XXIV, 448) neben man mtinu/n, skal sktilum ohne reduplication, also gab gebum
(nicht gegbum), stal stulutn, brak briikum. et eturn konnte sich in dieser gestalt
nicht halten, so wenig wie fcr farum., weil der vocal des plurals dem des präsens
gleichlautete: die länge des singulars ward daher auch dem plural mitgetheilt
etum, setum = sedimus, genau wie sköbum = scäbimus, gr. Te&rjXaiuiV. In der-
selben läge aber befand sich gab gebum. Einzig mag megum blieb, weil hier
kein grund zur beseitigung bestand und weil die form als präsens empfunden
ward, alle andern perfectplurale mit kurzem e aber schlössen sich der Umformung
von etum zu ettim an, gebum. (Ebenso gingen feminina wie ahd. geba goth. giba
in solche wie das jüngere gäbe über). Auch der einzige vorhandene reduplicirte
perfectplural von gleicher silbenzahl, dedum -un = skr. dadhimd, dadhiis, ae.
dedon (über ae. didon as. dedun s. u.), machte diese Wandlung mit, goth. * de dun,
ae. dddun, as. dädun, ahd. tätun. Dafür wirkte der sing, mit a, ^ab, auf den sing,
mit e: * set musste einem sat weichen. Einzig et hielt sich, doch musste es
später im hd. az der Übermacht erliegen. Später als gab * gebum, dürfen wir an-
nehmen, verloren die verba wie b7-ak * brtikiim (doch s. d. anm.) ihren ursprünglichen
plural, indem sie sich der analogie von sat setum anschlössen, weit später wohl
die verba stal * stuium, am spätesten, nämlich erst vor unseren äugen im deutschen,
erlagen die verba mit anlautendem cons. -\- r n, auslautendem sk st (doppeltem
geräuschlaut , von K. nicht sehr gelungen 'unechte doppelconsonanz' genannt),
der analogie, ahd. brästum neben an. as. ahd. brustum\ s. Kluge s. 62 — 66.
Das beste des vielen guten in Kluge's buch ist meiner ansieht nach das
über die starken verben mit a im präsens an zwei getrennten stellen gesagte,
kap. II, § 2 'Die germ. reduplication und ihre geschichte' und kap. V, § 2 'Zur
wZ-conjugation'. Selbst wenn das buch nichts weiter enthielte als diese beiden
abschnitte, würde es als ein sehr nützliches und zu rechter zeit erschienenes zu
bezeichnen sein. Dass die reduplicirenden verben im Germanischen im perfect die
reduplicationssilbe betonten , war schon aus verschiedenen indicien bekannt.
1) Die wurzeln sind die von Saussure s. 166 ff. verzeichneten, ursprünglich wol
Z'-wurzeln (s. o. 151*). Nach S. gehörte auch bhreg brechen, hierher: das (von K.
geleugnete) germ. ö aus älterem ö zeigen ae. broc torrens ahd. bruoch palus, ae.
sot fuligo = lit. sodis zum caus. sodmti slav. saditi setzen (unser satjari ist eine
neubildung , jünger als das prät. sat). Zu erwarten war für den perfectsingular
dieser verben europ. ö (vgl. ^JwJij): das e ist wol eingetreten nach der glcichung
präs, a perf. ä, also präs. e perf. e. saislep dankt sein c unsern verben, in den
plural drang das e in setum zugleich mit sesleputii.
156
Litteratur
S. 72 ff. führt K. einen dieses unwiderleglich beweisenden umstand auf, der bis
dahin eigenthümlicherweise übersehen war: der grammatische Wechsel bei den
reduplicirenden vcrben weicht ab von dem bei den ablautenden verben üblichen,
die reduplicirenden verben mit grammatischem Wechsel haben auch im singular
des prät. ebenso wie im plural und im part. prät. den tönenden wurzelauslaut
und nur im präsens den tonlosen. Dies beweisen prät. ae. feng, hing zu fort,
hon. Vom früheren Wechsel des p d in /alfan stammt die doppelform ahd.
falJan und faltan. Goth. skaidan, ae. scädan im gegensatz zu fries. sketha, ahd.
sceidan haben den tonlosen consonanlen des präsens dem tönenden der übrigen
verbalformen erliegen lassen, während, wenn der grammatische Wechsel der bei
den ablautenden verben geläufige gewesen wäre, das Gothische überall / zeigen
und das Ae. und Ahd. den Wechsel gewahrt haben würden. Das verb kann un-
möglich aus einer auf urspr. d oder dh auslautenden wurzel hervorgegangen sein,
also mit caedo (Fick 13, 815) nichts zu thun haben. K. erschliesst mit Sicherheit
ein zu gründe liegendes skait- (skit): ich freue mich, diesem und zugleich noch
einem andern wichtigen Schlüsse des Verfassers die bestätigung geben zu können,
indem ich die von dem verf. nicht gleich gesehene, vielleicht aber inzwischen ge-
fundene etymologie hinzufüge (s. u.). — Das a der verben wie faran for und
der reduplicirenden ist entweder = gr.-lat. a oder = gr.-lat. o, danach sondern
sich diese verben in zwei gruppen gänzlich verschiedenen Ursprungs, die im Ger-
manischen zusammengefallen sind. Die einen sind verben wie alan = lat. alere,
aukan augere, zusammengestellt von K. s. 67 und 159 f. (zu streichen \9.\. fallan,
denn 'Kuhn Btr. VIII, 2' beweist eben das gegentheil) : diese beruhen auf
.<4-wurzeln und bei ihnen sind nebenformen von ablautenden verben unmöglich.
Die andern, wie malan = lat. moiere , zusammengestellt s. 152 und 160 f.
(haldan hat a = 0 \w colo^ vgl. ßovxoJ^os, goth. haldandans ßoOxovres ! zu ver-
gleichen sind die Zusammenstellungen Scherer's, zGDSz 249 ff., 267 ff.), können
ein ablautendes verb mit e im präsens, oder reste eines solchen, neben sich haben.
So steht an. ve/ia neben ahd. roa/zan, an. ve//a neben ahd. ~va//an ae. 7vea//an,
an. brjöta neben ae. briatan. Perfecte von ablautenden verben neben redupli-
cirenden sind z. b. an. sveip svipum, prät. zu sveipa, a.&. gang zm. gang an. Kluge
erkennt, eine frühere vermuthung Delbrück's aufnehmend, in dem präsens dieser
verben wie ahd. wahan, gangan ein urspr. reduplicirendes präsens auf -7ni. Die
reduplication schwändet wie in as. dorn = ri&Tifii, die Stammabstufung wird auf-
gegeben und das verb auf -mi tritt schliesslich in die conjugation auf -ö über,
wie goth. iia aus e'dmi. Diese reduplicirten und jene ablautenden verben stehen
neben einander als zwei präsensformen von derselben wurzel , wie skr. bibharmi
und bhärämi, ciketmi und cetämi, Delbrück stützte seine annähme durch die ent-
sprechung goth. fara = skr. piparmi, aus pipäirmi, Kluge fügt noch zwei be-
weisende beispiele aus derselben klasse hinzu. Ein beispiel aus den redupli-
cirenden verben, das K. vermisst, gibt skaida, hervorgegangen gemäss dem ge-
sagten aus urspr. skiskäjtmi. Diese form liegt vor in skr. ciketmi ich unter-
scheide, nehme wahr. Der bedeutung nach verhalten sich das germanische und
das indische verb zu einander genau so wie xqivco und cemo. Vgl. das ver-
hältniss von blandan mischen (das also a^ hat) zum adj. blind. Die geistigere
bedeutung der indischen sprossen unserer wurzel haben wir in unserem beschcid
(wissen, sagen), zs,. gisked, ae. gescäd ~u>itan, mhd. bescheiden, verständig, klug.
Unser mhd. geschide gescheit stimmt in der Wurzelsilbe genau zu skr. cetas n. einsieht.
F. Kluge, Beiträge zur geschichte der germanischen conjugation jcn
Skr. k//a- m. wille, begehren berührt sich mit unserm entscheid, ae. scadan decernere.
Der form nach verhält sich skaidan zu skr. w. cit genau so wie stautan zu tud,
lat. tundere^ perf. skaiskaid ist = skr. ciketa wie staistaut = tutöda. Den anlaut
sk für skr. cit = slav. «7 beweist lit. skaityti etc. (vgl. Curtius, Grundz. * 481):
im Sanskr. ist das s abgefallen wie in pdfjämi, im Germ, haben wir neben der
form mit s die ohne j in haidus = skr. ketü-s helle, an. keid n. , ae. hador
ahd. heitar (: skr. citrä- = goth. baitrs : bitter) wie nicht selten , z. b. an. fjorr
= j-//«-, fries. strote kehle = ae. prote, fries. skokka pl. garben (ne. shock) = nd.
hocken. Ich halte das bestehen der entsprechung skaida = cikettni für eine nicht
geringe bestätigung der durch Kluge in engeren grenzen neu begründeten an-
nähme Delbrück's. Das verbum auf -mi mit a = gr.-lat. 0 und das neben ihm
mögliche präsens auf -ö mit e in der Wurzelsilbe hatten ursprünglich nur ein
perfect. Die reduplicirenden verben mit a = gr.-lat. o besassen ursprünglich ein
ablautendes perfect. Während K. noch s. 83 für an. sveip svipum zu sveipa die
erklärung Wimmer's aus einem ablautenden verb svtpa die 'einzig mögliche' nennt
und die annähme, das perfect habe (natürlich gleichzeitig mit den perfecten zu
ablautenden verben, vor der Verschiebung des accents auf die reduplicationssilbe)
die reduplication einfach aufgegeben, als unwahrscheinlich abweist, sieht er s. 162
im perfect gang des Beöw. (pl. * gungon) das perfect zu gangan wie es bei un-
getrübter entwickelung sich gestalten musste. Ein solches ablautendes perfect zu
einem seiner präsensform nach reduplicirenden verb konnte natürlich ein ab-
lautendes verb neu ins leben rufen, svaip svipum ein * sveip an. — Im § 3 des
kap. II wendet sich der verf. speciell zum reduplicirten prät. im Altenglischen.
S. 97 — 100 gibt er eine Zusammenstellung der hierher gehörigen ae. präterital-
formen, die dankenswerth ist. Neben dem ältesten synkopirten typus, reord aus
rerod, und dem ^-typus, sced aus skeskaid, ist bei weitem überwiegend der eo-
typus, reozu aus rirow. Zur erklärung dieses t'ö-typus stellt K. die hypothese auf,
derselbe sei ausgegangen von verben mit anlautendem tu oder cons. -|" "'S '"^
denen er nach Unterdrückung des wurzelvocals durchaus gesetzmässig eingetreten
sei, wewald weivld weold, hwehwop hwehwop hwewop hweivp hweop, und habe
sich von diesen formen, 10 an der zahl, auf etwa 25 weitere verben ausgedehnt.
Ich glaube nicht, dass diese ansieht aufrecht zu halten ist. Wie das ae. c im
redupl. prät. nicht von dem e der verwandten dialekte, ahd ea, zu trennen ist,
so das ae. eo nicht von dem , wenn auch in geringerer ausdehnung erscheinenden
ahd. eo., an. j6. Ohne über die art wie die einsilbigen präterita aus den älteren
zweisilbigen reduplicirten hervorgegangen sind an dieser stelle irgend etwas
weiteres sagen zu wollen, glaube ich, dass an der ansieht festzuhalten ist, für
welche die thatsachen sprechen, dass der /ö-typus von dunklerem wurzelvocal her-
rührt, der ^-typus von einem zur zeit der aufgebung der ursprünglichen redupli-
cirten formen in der alten Wurzelsilbe vorhandenen helleren vocal. co haben also,
was K. selbst 'der erwägung anempfiehlt', sämmtliche verba rnit germ. c und au.
Zu jenen gehören auch alle verben wie cmncan cncow da diese germanisch im
präsens ^, im perfect ö hatten, soweit hier nicht der synkopirte typus platz griff,
leort neben Icot aus lelot {cniozv entstand zunächst aus kckno-u, wie sco'v aus
SCS07V, nicht aus einem germ. kcknea wie K. s. 68 vermuthet seiner ansieht
wegen, dass gr.-lat. ö nicht = germ. r', sondern = germ. e sei, und dass die
verba c — ^ von y4-wurzeln, die e — e von nicht .-/-wurzeln stammen, cnicnv ist
genau =■ lat. növi^ das lat. v des perfects und das 7v unserer verben ist identisch).
158
LiUeratur
slep setzt also eine der gothischen genau entsprechende fijrm mit dem präseas-
vocal im pcrfect voraus. Das alid. ia as. e an. e setzt bei allen verbcn derselben
klasse diesen präsensvocal voraus, indem die form der perfecte wie goth. saislep
sich verallgemeinerte, auch im Ae. ruft das prät. slep nachbildungen hervor, lit,
ondred. Für den synkopierten typus mit eo kann man die regel aufstellen: derselbe
stellt sich im Ae. ein bei allen mit einfachem r oder / anlautenden verben, an rädan
schliesst sich ondradan an , nur das prät. von rowan konnte sich der analogie der
zahlreichen präterita auf e-ow von verben der beiden gruppen präwan und growan
nicht entziehen. Nur für die verba mit germ ai könnte Kluge's hypothese richtig
sein : das eo in siuapan swcop neben hatan ket, läcan lec, scadan sctd kann in der
that vom 7u stammen, und sceod eine analogiebildung sein. Das \)r'i.i. geong (so ist,
wie ich glaube, zu schreiben) giong neben /eng, heng steht seit langem auf meiner
liste der Wirkungen eines ursprünglichen palatals im Germanischen (welche die von
Kluge s. 46 mit recht verlangte eingehendere nachprüfung früher von mir vor-
gebrachter resultate zum zwecke hat) ; wenn durch die wirkung des palatals,
welcher erklärung Kluge s. 84 zustimmt, gefan und getan zu geofan und geotan
und ein präsens gingan zu geongan wird (mit e =7), dann konnte auch ebenso'
ein gegang zu geögang werden, woraus geong. Die ae. präteritalformen der re-
duplicirenden verben mit germ. a vor / oder n -j- cons. lassen sich dann unter
die folgende formel bringen, wenn auch nicht zugleich erklären: i) die verba mit
/ -)- cons. haben im prät. ae. eo, woraus durch Verkürzung eo, in folge der
Wirkung des «-farbigen /, 2) nasal -j- cons. a) nn hat eo, b) nasal -j- media hat
e, blcnd, feng, heng, geng (gieng), doch gilt neben dem letzten auf grund spe-
cieller lautvorgänge giong. Vgl. Scherer, Ztschr. f. ö. g. 24, 298 ff., zGDSz 283 f.
Ueber goth. iddja und das verhältniss von ae. eode zu demselben haben der
verf. (kap. III, § 2) und der ref. (Kuhn's Ztschr. XXIV, 432 anm.) zu gleicher
zeit im wesentlichen die völlig gleiche ansieht ausgesprochen. Goth. iddJa ist
aorist oder, was hier genau dasselbe, imperfect von iA gehen: die 3. sing, ist
germ. eijö, nach Kluge's gesetz aus ijäf, genau entsprechend dem skr. djät, die
I. sing, hat die gestalt der 3. sing, angenommen (dem verf. ist auch die l. sing,
lautlich = skr. äjäm). Die 2. sing, ist nicht belegt : keiner bezweifelt, dass sie
iddjes lautete, keiner zweifelt also daran, dass im Gothischen die analogie des
schwachen prät. wirken musste (für den, welcher mit Paul, Btr. VI, 209 ff. annimmt,
dass im germ. yV z\x je geworden, ist goth. * iddjes aus älterem eijöz ein vorzüg-
liches beispiel). Goth. iddjedun hält ref. für die nämliche speciell gothische
analogiebildung: der verf. hält es für möglich, dass es eine germanische bildung
sei, nach dem vorbild von dedun neben dedun in der gestalt cjedun neben ejun
geschaffen (dann wäre doch wol *ejun entstanden). — ejö, woraus goth. iddja,
musste ae. * eo werden. Die erklärung der vorliegenden ae. form eode pl. eodon (mit
eo = me. /, was me. reime zeigen, s. jetzt ten Brink Ztschr. f. d. a. XXIII, 65) gibt
sich leichter nach der ansieht des verf., die aber auf sehr schwacher basis steht,
als nach der des ref. Dem verf. ist eodon, nach dem sich dann eode bildete,
regelrecht aus jenem * eijedun hervorgegangen. Ich nehme dagegen an, dass das
prät. * eo pl. * eo-n (in dieser oder schon früher in älterer gestalt), für den ge-
brauch unmöglich geworden, auf englischem boden zu eo-de So-don sich umbildete.
Der Vorgang ist genau derselbe wie z. b. im italien. eravamo aus lat. erämus.
Dieselbe ist die ansieht ten Brink's (aao. 66), wenn man bei ihm präteritum statt
perfect lesen darf: ten Brink erkennt in der ersten silbe von ae. io-de das starke
F. Kluge, Beiträge zur geschichte der germanischen conjugation leg
Präteritum, das im Gothischen in der gestalt iddja erscheint, von dem Angeln als
stamm zur bildung eines schwachen prüteritums verwandt. (Vgl. lat. stäbam, ge-
baut auf dem gründe eines älteren * stä-m = griech. iaTi\v).
Das Präteritum des verbs 'tun' und dessen verhältniss zu den endungen des
schwachen Präteritums wird von K. fast ebenso erklärt wie von Scherer zGDS«
321 ff. Ae. dide, ahd. teta erklärt K. im kap. II, § 4 als ein perfect, das goth.
* daido gelautet hätte, dem perf. saiso zu vergleichen, aus germ. i. sing. * dedöa,
3. *dedöe. War die endung der i. sing. perf. mit Brugman -m, dann ist goth.
-0 aus -p-m richtig angesetzt, war sie aber mit Kluge -a, dann musste schon in
der grundsprache die endung der i, sing, wie die der 3. sing, durch contraction
mit dem vocal der Wurzelsilbe schwinden, germ. didö, woraus goth. »didac, im
westgerm. aber eine form auf -u, ae. »dedtid hätte entstehen müssen. Goth. saiso
ist germ. (3. sing.) sesöve = lat. (mit stufe i statt 2) sevit, das v musste nach ö
im Ostgerm, schwinden. Nach goth. 2 sing, saisost erschliesst K. ein * daidost,
dessen reflex er im ae. didest sieht. Das st in saisost aber ist als Vertreter eines
älteren vt anzusetzen, wenn Verner Ztschr. f. d. a. XXI, 431 f. mit recht das st in
goth. ansts, alabrunsts, ahd. brunst, runsi, kunst, den prät. onsta, konsta aus urspr.
vt erklärt hat: im Nordfriesischen erscheint im prät. und part. pass. eben der-
selben (redupl.)verben, die im Ae. das w zeigen, statt des erwarteten d ein st,
Amrum z. b. rtist ruderte, gerudert (aus roste, rost) sonst ist dies nordfries. s dem
in an. rera, sera gleichzusetzen und auf das s des schwachen aorists zurückzu-
führen). Ref. sieht mit Bezzenberger (Zacher's Ztschr. V, 475) in ae. dide, ahd.
teta ein imperfect. Das / in dide weist auf das / der präsensreduplication =
griech. t, bei zu gründe gelegter perfectreduplication würde ae. / statt e des
grundes entbehren. Das präsens germ. dömi ist nicht genau = griech. Ti&rifxt,
sondern wäre ein 'Tt^w/j.c, das germ. wahrt wahrscheinlich den urspr. vocal a^
der reduplicirten präsentien, dhidhä^mi wie pipd^nni, während das griechische den
vocal des urspr. aoristpräsens annahm, dhiiini wie ä-ismi: germ. ö und griech. e
verhalten sich hier wie umgekehrt yvta- zu kne-. Ebenso ist also das germ. im-
perfect ein urspr. ä dhidhd^m und wäre ein gr. "iTi&wv. Das ahd. as. -a fries.
ae. -e aus -ö-m ist dasselbe wie im acc. fem., die 3. sing, hat die gestalt der
I. sing, angenommen. Das germ. ö zeigt die 2. sing. as. dedos mit herübernahme
der primären endung aus dem präsens as. dos, ahd. tttos, das regelrecht aus dJsi
entstand, ebenso ist das engl. -fries. st dasselbe wie im präsens ae. des-t aus dösi.
K. erklärt mit Scherer as. dedos durch formübertragung aus dem schwachen Prä-
teritum, während ae, didest dem schwachen prät. sein st mitgetheilt haben soll.
Für Scherer und Kluge ist die Übereinstimmung der endungen des vermeintlichen
perfects des verbs 'tun' und des schwachen präteritums auf mechanischem und
zum grössern theile auf psychologischem wege secundär erwachsen, während,
wenn wir in as. deda, ae. dide ein imperfect sehen, diese Übereinstimmung eine
selbstverständliche und nothwendige ist.
Das schwache präteritum hat sicher (Scherer zGDS^ 323) die endungen des
aorists. Das deutsche -a fries.-engl. -e der i. sing, ist das eben gesehene (älteres -o
aus -ö-m s. bei Begemann 184). Das westgerm. ö zeigt die 2. sing. ahd. -os, dasselbe
ö mit aufgegebener Stammabstufung zeigen die alemannischen und im Isidor auf-
tretenden pluralformen -om -or -on. Den endungen des schwachen präteritums
im Gothisch-nordischen liegt aber nicht mit Kluge -c-m etc., sondern -e-m -e-s -e-t
zu gründe. Das altnord. -a der i. sing, kann -e-m oder -ö-m sein, das goth. -a
j6o Litteratur
an. -/■ der 3. sing, aber ist genau -e-t, 2. sing. goth. -es an. -ir ist genau -i-s.
Das an. -ir ist Kluge 'dunkel', obwol er das richtige vermuthet , das gothische
-des aber ist er genöthigt, mit Holtzmann und Job. Schmidt auf eine sehr com-
plicirte weise aus dem perfect zu erklären, da er der ansieht ist, dass dem griech.
id^g skr. ädhäs ein goth. »das« hätte entsprechen müssen (goth. fadar entstand
nicht aus germ. fadii-, sondern ist entweder der vocativ mit goth. ar aus er, oder
es ist germ. fade = lit. -e skr. -ä, ebenso dann an. fadi-r etc., das r wie im
Südeurop. nach der analogie der übrigen casus nachträglich angefügt). Dem goth.
plur. -edum -/ wird ein -em -ep mit aufgegebener Stammabstufung zu gründe ge-
legen haben (s. u.). Die differenz zwischen dem gothisch-nordischen -e-m und
dem deutsch-englischen -ö-m sei hier einstweilen nur constatirt: einzuräumen ist,
dass ein germ./«" aus y^ in goth. iddjes diese differenz wie andere derselben arl
(Osthoff, Morph, unters. I, 249 ff.) lösen könnte, der zu gründe liegende vocal müsste
wie in iddja und lat. eram germ. ö = südeurop. ä sein (wenn das schwache
Präteritum mit dem aorist griech. * fd^v etwas zu thun haben sollte, dann müsste
wie das griech. das 7] des aorists ins präsens, so das westgermanische das ö des
präsens in den aorist hinübergenommen haben).
Dem verf. gibt es zwei wirklich vorliegende germanische indicative des aorists,
goth. iddja und das -ida des schwachen präteritums. Das schwache prät. erklärt
der verf. s. Iioff. (Amelung's annähme Ztschr. f. d. a. XXI, 229 ff. aufnehmend
und modificirend) als eine periphrastische bildung, bestehend aus dem acc. eines
nomens und dem aorist ida ^ €&riv, lausida löste = ^laus ida* »machte los«.
Die zusammenrückung habe nach dem wirken der auslautsgesetze stattgefunden,
indem das verb sich dem nomen enclitisch anschloss. Diese ansieht des Verfassers
ist unhaltbar: er selbst gibt sich in bezug auf dieselbe «keinen grossen hoffnungen
hin«. Hätten wir nur das Sanskrit und das Germanische, dort, neben den peri-
phrastischen bildungen des perfects abgeleiteter verben, in den Veden die ent-
sprechende bildung des aorists, wie viddm dkar, plur. äkrati (Benfey vollst, gr.
§ 854), dem das griech. sein uxr]v ly^vovTO an die seite setzt, im Germanischen
das schwache präteritum, und hätten wir keine andern verwandten dialekte vor
äugen, dann läge zur aufstellung einer Zusammensetzungstheorie fürs Germanische
die berechtigung vor. So aber ist es durchaus unstatthaft, das germanische
schwache prät. von völlig gleichartigen bildungen der ve^^vandten dialekte zu
trennen, um ihm eine besondere erklärung anzupassen. In der art der bildung
stimmt zum germ. schwachen prät. der griechische, aus intransitiver zu passivischer
bedeutung gelangte schwache aorist auf -^r]v. Das lateinische imperfect auf -bam
stimmt, zwar nicht lautlich im consonanten (s. Osthoff, Jen. litztg. 1878, s. 486),
aber in der art der anfügung dieses elements genau zum germ. schwachen prät,
(am)äbat verhält sich durchaus wie (salb)oda, ebenso stimmt das litauische im-
perfect auf (3. sing.) -davo. Keine erklärung des germanischen schwachen Prä-
teritums ist annehmbar, welche nicht gestattet, die genannten formen in ent-
sprechender weise zu erklären. Den präteriten goth. kunfa, pühta etc. sucht K.
in einem excurs s. 1 20 ff. gerecht zu werden , indem er diese schwachen präterita
zu starken verben als neubildungen erklärt, erzeugt durch den analogieschluss, part.
nazida- : ktmpa-, also prät. (goth.) -ida : kitnpa. — Den griechischen starken
intransitiv-, dann passivaorist auf -y\v hat Brugman: Morph, unters. I, 71 ff. ohne frage
richtig, den schwachen aorist auf -d^-r\v befriedigend erklärt. Wie Brugman von
%pX-y]-v ausgehend über t(fävr\v zu li.v&r]v gelangte, so haben wir für amäbam
F. Kluge, Beiträge zur geschichte der germanischen conjugation jöi
von eram aus es-ä-m, für lit. -davo vom litauischen prät. 3. sing, (lik)-o, i. 2. plur.
-ome -Sie (nach cons. -j- urspr. 7 -e -eme -ete) auszugehen, im gegensatz zu Scherer,
dem (zGDSz 322) griech. i(fäv7]V, lat. era»i, lit. /ik<) durch falsche analogie aus
dem periphrastischen aorist gr. -x^riv, lat. -bam, lit. -davo erzeugte weitere forma-
tionen sind: so ist also auch im Germanischen von einem aorist auf -ä-m, oder
auf -e-m wie (ßlrjv, oder auf -ö-i>i wie taXwv auszugehen, um zum /-präteritum
und zum schwachen prät. zu gelangen. Einen aorist auf -ä-tn wie erafti sahen
wir in ejä-m, goth. iddja: diese eine form, und ebenso das lat. eram, werden
ursprünglich genossen gehabt haben. Aoriste von der art wie lit. liko, griech.
lXinr\ ('blieb zurück' = 'ward verlassen'), mit dem augment dreisilbig, sind im
Germanischen schwer von neubildungen aus dem plural des perf. nach der analogie
des Singulars des schwachen prät., wie es z. b. älteres nhd. stige und unser -wurde
sind, zu unterscheiden. Die nord. präteriten keil, freri können solche ältere
aoriste sein (gusct, pruset). Als ein solcher erscheint ferner olli, prät. zu valda:
da das perfect reduplicirend sein musste, liegt die möglichkeit einer neubildung
aus dem plur. perf. hier ferner als bei jedem andern verb. Das prät. oUi ullu
zeigt, durch seinen vocal, dass das a in valda ein «2 sein muss, durch sein //
aus Ip, dass dem d nicht ein dh, sondern ein t zu gründe liegt (das präs. an.
valda wie falda = goth. falpan, das Id des präs. aus dem perf., das // des prät.
aus dem älteren präs.): dasselbe t zeigt altir. ßaith f. (/-stamm) herrschaft , die
slavisch-litauischen Wörter (Fick, Wb. 3 II, 469, Joh. Schmidt, Voc. II, 125)
müssen also aus dem germanischen entlehnt sein, dem sie auch fast zu ähnlich
sehen. Es hindert uns ferner nichts im ae. prät. funde fand (s. Kluge 126
anm.) einen aorist zu sehen (*pntd-ni): jedenfalls können wir die form hier des
beispiels wegen als solchen verwenden. Wie es mit den genannten präteriten
auch stehe, das Germanische und ebenso das Italische werden gleich dem Litaui-
schen den alten starken aorist auf den thematischen vocal (gus6-m, pnt6-7n), der
nach dem verlust des augments diesen dialekten zur bezeichnung der Vergangen-
heit nicht mehr genügte, durch einen nach Vorbildern wie ejä-m, hä-tn neuge-
schaffenen abgelöst haben, ebenso bildet das Italische den conj. präs. der verben
auf -o nach der analogie der verben mit dem auslaut A, legam, mit ä statt mit
ö t, nach eain von ja (das c durch Übertragung von eo aus eimi). Zu gleicher
zeit musste ein /-präteritum (-to-m), das für's Germanische vorauszusetzen ist, wie es
im Griechischen, i^fxct^Tov, sßXaatov (Curtius, Das verbum d. g. sp. II, 10), und in
weiter ausdehnung im Irischen besteht (Windisch, Kuhn's Btr. VIII, 442 ff.), diese
Umbildung (zu -tä-ni) mitmachen. Zu beachten ist, dass an. olla, 2l&. funde C^vltd-in,
pntd-in) vor der endung ein t hatten. Ein /-präteritum von der art wie wir es
voraussetzen, ist ahd. forahta (*prktd-mj neben dem participium goth. faurhtSy
ae. forht, as. ahd. foraht. Derselben 'art, nur eines präsens auf -to-, wie ahd.
foralitan, neben sich entbehrend, sind fulita, hatihta, vaurhia, ahd. ivorahta zu
präsentien auf -jo- (s. Kluge s. 120 flF., 148 f.). Hinzuzufügen ist sohta, das in
allen dialekten ausser dem Gothischen hierhergehört, ahd. suo/ita, mhd. suchte
(Weinhold Mhd. gr. § 369) : das an. sotta und ebenso die nordfries. furm setzen
mit nothwendigkeil ein germ. /-präteritum voraus. Das verbum ist ein starkes :
das präsens sokjan, genauer * sokvjan (das Nordfriesischc fordert das f), steht
neben einem * soka/i, das in dem hd. suohhan, wo es der Wirkung des / cntbelirt,
gefunden werden kann , nicht anders als neben vopan vopjan, neben hropan
hröpjan (nordfries.), ni^h^n flokan ßokjan (fries., iiiederd.), dieses = slav. //«?<?
Kölbing, Englische stiulicn, IIT. i. II
102 Litteratur
griech, nl^oau) (zu gründe liegt den verschiedenen präsensfurmen, nl^yvv/ui,
n)ti^<o, \?Li. plango, wobei wir vom ^-laut absehen, ein 2i[\.ts pldgmi plagmes).
Vgl. brukan, goth. hrtikjan. Das o des prät, sohta stammt vom präsens, oder
zugleich, wie das a in brähta, pähta und as. warahta , vom perfect , das in der
gestalt ivark, brang, *fank, *baug, * sesok, feßok neben dem prät. worhta etc.
bestanden haben muss, bis perfect und präteritum in der function zusammenfielen.
Dasselbe a zeigt in einigen fällen auch das irische /-präteritum. — Dem germani-
schen d des Präteritums der denominativen verba ist nicht anzusehen, ob es aus
einem t vor betonter endung oder aus einem dh hervorgegangen ist. Die bildung
ist aber entschieden leichler zu erklären, wenn wir das d mit Begemann als laut-
gesetzliche entwicklung eines / ansehen. Auch im Irischen erscheint das ursprüng-
lich gleiche / unter verschiedenen bedingungen in verschiedener gestalt , nach
vocalen als spirant th, woraus d. Wir hätten dann im Germanischen nur 6in
schwaches präteritum, ein /-präteritum. Bestand im Germanischen in grösserer
ausdehnung neben einer präsensbildung auf -jo- ein präteritum auf -/ä-, und be-
standen neben demselben keine andern noch geläufigeren Vorbilder für die Schaf-
fung eines Präteritums, — andere sind uns fürs Germanische nicht bekannt — ,
dann konnte für die denominativen verben, welche ja nicht von jeher bestanden,
sondern zum grössten theile erst in jüngerer zeit erwachsen sind, ein präteritum
in keiner andern gestalt geschaffen werden, als in der es uns wirklich vorliegt.
Sowol vom präsens aus gesehen, 3. sing, vr'g-je-ti, tnk-je-ti , bhügh-je-ti , prät.
vrg-td-t etc., also präs. jugd-je-ti jocht, prät. jugä-td-t, als auch vom part. pass.
aus (unser verfahren ist hier das dem K.'s entgegengesetzte), vrg-to-s etc., ebenso
jugä-to-s, domi-to-s, also prät, domi-td-t, i. sing, -td-m, germ. tamidd^ zähmte:
das ergebniss war das gleiche. Da aber germ. d auch urspr. dh sein kann, und
im Griechischen und Litauischen ein schwaches präteritum mit dh besteht , so
bleibt die möglichkeit, dass wir im Germanischen neben dem /-präteritum,
goth, vaurhta , ein (/Ä-präteritum , tamida , haben. Wollen wir dieses an-
nehmen, dann müssen wir verfahren, wie Brugman, Morph, unters. I, 78 für
das Griechische verfuhr: wir müssen als ausgangspunkt für das a%-präteritum ein
präsens auf -dho- aus dem Germanischen aufsuchen, wie für das /-präteritum das
geläufige präsens auf -/f-, neben dem präteritum in ahd. forahtan erhalten, die
Vorbedingung war. — Unsere germanischen präterita, die starken wie goth. iddja,
an. olla, ae, futtde^ die schwachen wie vaui-hta und endlich tamida, wahrten wie
lat. erämus, lit. likome den langen vocal im plural : erhalten ist dieser zustand
beim schwachen prät. im ahd. Is. -dorn -dS>i, alem. -ton -tot -ton. Gothisch
musste entstehen I. pl. *iddjem^ *vaiu-htem, *ta>Hldcm, 2. -ep. Das vorliegende
-e-dum, -e-dup ist ein product wie die endung der 2. plur. perf, im Spanischen,
-e-is (amästeis d. i. *-ste-tts aus -stis, entstanden durch anlehnung an die übliche
endung z. b. in habe-is aus -tis). Die gothische form setzt für die zeit, wo dieselbe
geschaffen ward, ein -dum -dup -dun (-e-dum) als sehr geläufige endung voraus.
Das germanische verb besass drei scharf von einander geschiedene zeiten, präsens,
Präteritum (oder lieber imperfect) und perfect. Neben dem schwachen präteritum
muss natürlich auch ein schwaches perfect bestanden haben, wie es die verwandten
sprachen besitzen, ein /^-perfect wie das griechische, oder ein z^-perfect wie das
lateinische, 3. sing, -vit, i. plur. -vimiis, was sich im Germanischen ausnehmen
würde als ein 3. sing. * salbä-ve^ 3. plur. *salbö-vihi, oder ein /-perfect wie das
sabellische, 3. sing, -ted, 3. plur. -tens (aus -tet -fnt nach Bugge, Kuhns Ztschr.
F. Kluge, Beiträge zur geschichte der germanischen conjugation i6^
XXII, 385 ff.), welches germanisch 3. sing. * salbö-pe, 3. plur. salbö-dt'in sein
würde, gothisch 2. sing, «salbo-st«, 3. »-/«, plur. »-dum -dtip -dune. Dieses
/-perfect dürfen wir dem Germanischen mit ziemlicher Sicherheit zuschreiben. Das
Germanische besass ein /-präteritum und ein /"-perfect , wie das Sabellische neben
dem italischen 6h- (ital. /"-) -imperfect auch ein i$,^-perfect besass. In jüngerer
zeit mussten im Germanischen präteritum und perfect zusammenfallen, da sich bei
betonung der Stammsilbe der plural des starken Präteritums *fundöm, vom plur.
perf. fundum, und ebenso die plurale des schwachen Präteritums und perfects
durch ihre tonlose endung nur wenig unterschieden. Das vergangenheitstempus
der denominativen verben, wie es sich beim zusammenfall der bedeutungen des
imperfects und perfects festsetzte, fügte im Nordischen, Englisch-friesischen und
dem grösseren theile des Deutschen zu den singularformen des schwachen Prä-
teritums die plural- (und optativ-)formen des schwachen perfects. Das starke
Präteritum nahm ebenso, so weit es sich überhaupt vor dem perfect hielt, im plural
(und opt.) die endungen des perfects an, an. olli ullu, keri kuru, ae. funde ftindon,
zu gleicher zeit setzte sich das prät. des verbs 'tun' zusammen aus dem sing, des
imperfects, ae. dide, as. deda, ahd. teta, und dem plural etc. des perfects, ae. dadun
as. dädun ahd. tättm (s. o. s. 155, ae. didon und as. dedtin werden analogiebildungen
nach dem sing. sein). Im Gothischen trug wol * dida * dedtin dazu bei, dass sich
zum sing, iddja, skulda, fiasida der plur. -edim bildete , ausserdem gab es gewiss
damals noch eine schwache if-conjugation (slav. -e-ti, präs. -e-Jett), z. b. ein goth.
* fallen sich freuen, in deren plur. perf. -edun eine geläufige endung war (diese
und ebenso die goth. o- und a/-conj. werden erst später das -dun des perfects in
-dedun gewandelt haben). Der sing, des schwachen perfects erwies sich als nicht
mehr brauchbar: präsens und perfect waren im sing, nicht genügend unterschieden.
Von den endungen des schwachen perfects aber (2. sing. * salböst, 3. * salböp)
stammen wol die suffixe der 2. 3. sing, des präsens im Englisch-friesischen -st -p,
und ebenso auch sonst erscheinendes -st in der 2. sing. — Ref. ist also der
ansieht, dass Begemann (Schw. prät. Berlin 1873, Ergänzung Berlin 1874) wie in
seiner erklärung des ablauts, so auch in der des schwachen Präteritums in der
hauptsache vollständig recht hatte.
Kluge's buch, wenngleich an einigen stellen etwas breit, ist sehr reichhaltig:
ich habe bei weitem nicht auf alles eingehen können, z. b. des verf. bemerkungen
zum accentgesetz und zur Chronologie des verbs unerwähnt gelassen und noch
verschiedene vom verf. aufgeworfene fragen nicht berührt. K. lässt von den ver-
wandten sprachen das Slavische und Litauische so gut wie ganz unberücksichtigt,
obwol die heranziehung derselben an einigen stellen, z. b. s. 18 die anführung
der slav.-lit. entsprechungen der germ. ur ul un um, dem zwecke dienlich ge-
wesen wäre, doch ist ihm hieraus ein Vorwurf nicht zu machen. Gegen her-
gebrachte etymologien zeigt der verf, eine, wenn auch mir in einzelnem zu weit
gehende, sicher lobenswerthe skepsis. Von seinen eignen aufstellungen auf diesem
gebiete ist einiges sehr gut, entschieden zurückzuweisen ist aber seine herleitung
des goth. piuda mit pius, pivi aus einer wurzelform tiv (s. 12), aufgestellt, unter
verschweigung der formen des entsprechenden wortes im Litauischen, Keltischen
und Italischen, zur beseitigung des eu in unbetonter silbe. Dass ei cu ursprünglich
nur in betonter, / u nur in unbetonter silbe stehen konnte, ist zwar ein sicheres
lautgesetz: trotzdem finden sich, von accentverrückungen abgesehen, die in der
richtung vom suffix nach der Stammsilbe zu geschehen pflegen, einige bildungen,
II»
j6« Litteralur
die in ihrer uns vorliegenden gestalt gegen dieses gesetz Verstössen, so sicher
tctitd, germ. f>cndS (goth, fiiitiia, an. fjöd etc.), ebenso z. b. die Wörter deivö-s
(liviis, veicö-s haus. Goth. pius, ßivi sind tek"ö-s, lekxi'A^ dazu an. fjönn diener
mit pjöna etc. dienen aus Ickuno-s. — Die art, wie der verf. die germanischen
grundformen ansetzt, ist sehr anfechtbar. Er will diese (s. VIII) 'nicht in ihrer
jüngsten gestalt, sondern in einer der grossen accentvcrschiebung vorausgehenden'
geben, und in den corsonanten geht er auf die zeit vor dem cons. auslautsgesetz
zurück, das ihm jünger ist als die lautverschiebung, dabei aber setzt er die vocale
in einer gestalt an, die im ganzen betrachtet, gegenwärtig erst etwa ein und ein
halbes Jahrtausend alt ist, einer solchen die (vom ä aus t und fürs Gothische auch
wol vom o aus « abgesehen) zwar im räumlichen sinne, nicht aber das wort in
zeitlichem sinne genommen , eine gemeingermanische gewesen ist. Er schreibt /
für e vor nasal ■\- cons. trotz Tacitus Fenni und jüngerer lehnwörter, die für die
erkenntniss der zeit des Übergangs des e in i einen anhält bieten, wie vientha,
S. 147 lehrt K., dass präsentia auf -ja wie biiijan, ha/Jan sich in den gruppen
vegan, akan zu halten vermochten wegen der gleichheit des präsensvocals: diese
erklärung ist gewiss richtig, aber erst dann, wenn K. nicht das i 'bereits in ge-
meingerm. zeit' entstanden sein lässt, sondern bedja- als germ. präsensstamm an-
setzt. Haben wir neben Fenni Hertminduri, Burgundiones, Burcana (Plin. IV,
27) u. dgl. , so schliesse ich daraus, dass silbenbildendes « r im Germanischen
nicht on or, sondern sofort nn ur ward, mit einem ?<, das später zu 0 ward unter
denselben bedingungen wie das ii der grundsprache. Die ansetzung gemein-
germanischer (' für u verdankt ihre entstehung dem Schlüsse: 'aussergoth. e ist älter
als goth. /, folglich o älter als goth. ti . Der schluss ist falsch, weil unser germ.
0 , das einmal dem e parallel war , gerade den entgegengesetzten weg einschlug,
indem es zu a ward, oleum (lautend oleu) goth. alev. Germanische o aus u hat es
wol gegeben, aber auch diese wurden a (ahd. «r- ae. a- aus oz-^ entstanden vor
der Verschiebung aus iis vor tönenden lauten, wie germ. vor der Verschiebung
nezdo nest, germ. ez, hd. er, aus is). — Der wortindex zu K.'s buch erfüllt seinen
zweck nur sehr unvollkommen, da die meisten Wörter im buche überhaupt nicht
in ihrer uns vorliegenden goth., an., ae. , ahd. gestalt. sondern in ihrer germ.
grundform angeführt sind: auch diese hätten unter der bezeichnung 'Germanisch'
ins Wortregister aufgenommen werden müssen.
Die Schwierigkeiten, welche der druck bot, sind im ganzen vorzüglich über-
wunden. Druckfehler finden sich mehrere, einige «i statt öj (s. 34,2. 160,24),
und andere, die aber im zusammenhange kein missverständniss hervorrufen können
[s. 77,29 1. nach, 79,27 bläsinn, 85,23 Vocal. II, 445, 107,12 dikiiiäs, IIS»? mörfredo,
123,25 bdiiga, 133,5 ^^« 23,118, ebd. 7 ahd. zehanio, 145,31 Verb., i6i,g ae.
(statt an.) 162,37 Prät. (statt Präsens)], ausser s. 45 anm., wo doch gewiss 'mög-
licherweise' statt 'unmöglicherweise' zu lesen ist.
Kiel.
Hermann Möller,
M. Konrath, Beiträge zur erklärung und textkritik des William von Schorham.
Berlin, Weidmann' sehe buchhandlung. 1878. 63 ss. 80. Pr. : M. 2,50.
Thomas Wright's ausgäbe der dichtungen des William von Schorham erschien
1849. Sie genügte bekanntlich den ansprüchen, welche man heute an einen
M. Konrath, Beiträge zur erklärung und textkritik des W. v. Schorhain iße
kritisch edirten text stellt , nicht im mindesten. Freilich war auch die aufgäbe,
einen solchen herzustellen , keine leichte , denn die einzige handschrift , welche
existirt oder bis jetzt wenigstens bekannt geworden ist, ist nicht etwa das original,
sondern eine abschrift, gefertigt von einem manne, welcher selbst schon an vielen
stellen seine vorläge eben so wenig verstanden hat , wie etwa — um ein gerade
dem ref. nahe liegendes beispiel zu wählen — der Schreiber der venetianischen
hs. IV des frz. Rolandsliedes die seinige. Zum überfluss hat sich auch noch ein
selir ungeschickter correktor gefunden , der den text — wenn auch gewiss in der
besten absieht — nach kräften verschlechtert hat. Wenn man bedenkt, dass zu
alledem noch eine ziemliche anzahl lesefehler Wright's kommen, so wird zuzugeben
sein, dass die philologische bearbeitung dieses dichters eine ebenso schwierige wie
dankbare aufgäbe sein musste. Und doch ist in den dreissig jähren, die seit er-
scheinen der ausgäbe hinter uns liegen, verhältnissmässig wenig dafür geschehen.
Mätzner , Morris und Wülcker in ihren lesebüchern , sowie Zupitza in seiner be-
sprechung des letzteren, haben zwar manche stellen in den von ihnen abgedruckten
stücken emendirt , aber eine revision des gesammten textes auf grund einer neuen
collation der hs. hatte bisher niemand vorgenommen. Dieser aufgäbe hat sich
nun dr. Konrath unterzogen und bietet uns in der obengenannten schrift die
resultate seiner Untersuchungen dar, jenachdem das ms. selbst im verhältniss zu
Wright das richtige bietet und den sinn in befriedigender weise herstellt oder die
emendation erst durch conjecturen gewonnen werden muss. Am übersichtlichsten
wäre es vielleicht gewesen, wenn diese beiden classen wirklich getrennt worden,
d. h. der verf. uns erst die ergebnisse der collation vollständig mitgetheilt und
dann seine eignen erörterungen über den text hätte folgen lassen. Indess will ich
darüber mit ihm nicht rechten. Doch bedaure ich , dass der verf. sich darüber
nicht ausspricht, ob er alle falschen lesungen Wrigftt's in seiner schrift notirt
hat; so muss man bei weiteren forschungen immer fürchten, auf unsicherem gründe
zu bauen. Konr. bemerkt ausdrücklich (p. 4) , er werde nur solche conjecturen
bringen, die entweder eine ungezwungene begründung finden oder einer solchen
gar nicht bedürfen, und fügt zur erläuterung hinzu: «Denn ich glaube, dass es
besser sei, ein verderbniss stehen zu lassen, wie es ist, als durch eine geschraubte
erklärung oder gewaltsame Veränderung des textes eine im besten falle problema-
tische heilung versuchen zu wollen.« Um gleich hieran anzuknüpfen , so ist die
beobachtung allerdings sehr richtig, dass j^eine beträchtliche zahl verderbter stellen
für jetzt wenigstens einer völligen heilung trotzen dürften« ; andrerseits wäre es
aber auch für jemanden, der sich so eingehend mit dem texte beschäftigt hat, wie
Konrath, leicht gewesen, alle nach seiner ansieht unverständlichen oder verderbten
stellen, etwa am Schlüsse seiner arbeit, summarisch aufzuführen ; es würde dadurch
nicht nur die aufmerksamkeit der faciigenossen auf dieselben gelenkt , sondern
auch dem beurtheiler der vorliegenden leistung seine arbeit präcisirt und dadurch
wesentlich erleichtert worden sein.
Um zu dieser selbst überzugehen, so ist es nicht zu leugnen, dass etwa die
hälfte der von Konrath vorgenommenen emendationen geradezu auf der band
lagen und von jedem gefunden werden mussten, der mit einiger Sorgfalt den text
durchnahm ; die andere hälfte — und das ist immer noch eine recht stattliche
anzahl — verdient warme anerkennung und liefert ein gutes zeugniss für den
Scharfsinn und die tüchtige philologische methode des Verfassers. Die meisten
besserungen sind überzeugend; aber auch, wo man das nicht direkt sagen kann,
l66 Litteratur
gestehe ich , nichts besseres an die stelle setzen zu können. Ich beschränke mich
darum auf ein paar beiläufige bemerkungen.
Die äiiderung auf [>. 143 der Wright' sehen ausgäbe von /ooi; in /00z, welche
Mätziier noch nicht vorgenommen hatte , wird direkt bestätigt durch Hugo de
St. Victore, welcher bei bes])rechung der confirmation, um die es sich hier ja auch
handelt, sagt (Op. ed. J. P. Migne II, p. 459): Chrisma ex oleo et balsamo
conficitur , quin per oleum infusio gratiae , per balsamum odor honae famae
designatur. Geradezu übersetzt findet sich diese stelle bei Schorham p. 43 : For
bäume toknef lyues /00s, | cy/e mercy to ivynne.
Die letzte Strophe auf p. 20 bespricht Konrath auf p. 15. Mit seinen
dortigen ausführungen bin ich ganz einverstanden , nur halte ich es für wahr-
scheinlich, dass für my chalis in der ersten zeile fc chalis zu lesen ist; vielleicht
auch in my blöde für of my blöde? Vgl. Luc. 22, v. 20: Hie est calix novum
testamentum in sanguine meo.
P. 31 10 will Konrath (p. 22) für Ine folke lesen: To fe folke. Der vers
wird hier wie in der folgenden zeile glatter, wenn der artikel wegbleibt. — Zu
p. 60 3 hat vor Konrath (p. 34) schon Mätzner s. v. abere, me ergänzt. — Konr.
p. 38. S. 89] 1. S. 80.
Zuweilen könnte der verf. seine behauptungen noch schärfer fassen ; so
bemerkt er z. b. p. 43 u. zu Wright p. 991 ff.:
And elles nere hy5t nau^t
Forbode amange pe hestes tenne:
|)e, f)at seggep hyt nys nau5t
So, hare wy^t hys al to fienne.
»Forbode wird des rythmus wegen besser zur vorhergehenden zeile genommen,
desgleichen So«. Diese änderungen in der abgrenzung der Zeilen sind vielmehr
unumgänglich nöthig.
P. 94^ ff. Ueber diese stelle handelt Konrath p. 41 ; er streicht mit recht ne
auf z. 3. Es ist aber wol auch ausserdem für And teile, z. 2, Bot teile zu
schreiben, schon wegen des fanne in der folgenden zeile.
P, 1 1519 ff. Vgl. Konrath p. 50. Er lässt den punkt hinter bep , z. 22,
stehen ; aber die folgenden zeilen :
Wanne hy y{50u5t bep o[)er yspeke
Oper ydon in stat
A^e pe lawe of god, to breke
J)e hestes pat he hat.
gehören doch sicherlich zu demselben satze , so dass der punkt in ein komma zu
verwandeln ist.
Ich glaube ferner, dass neben den von Konrath richtig gebesserten und den
von ihm und uns als vorläufig unheilbar anzusehenden stellen sich doch noch eine
ganze anzahl, von dem Verfasser nicht berücksichtigter, findet, wo die emendation
nicht so sehr fern liegt. Ein paar davon, die dem unterzeichneten bei der lectüre
aufgefallen sind, mögen hier kurz besprochen werden,
i) P. 1620 ff,:
perfore ne habbep pat ping
Nauzt böte pe bare signe.
M. Konrath, Beiträge zur erklärung und textkritik des W. v. Schorham i(5y
Die parallelstelle p. i6 6 f. ;
For hi ne fonge|) nau^t pat ping,
Bote pe bare signe
weist darauf hin , dass naui^t zur vorhergehenden zeile zu ziehen ist. Vielleicht
ist es geradezu hinter habbep einzuschieben.
2) P. 20i7:
He toke pe coppe wip pe wyne and water.
Die zeile ist auffallend lang; pe vor xuyne ist wol zu streichen.
3) P. 92 7 ff.:
Ten bestes havej) yhote god,
Ase holy wryt ous tealde,
O pe two tablettes of ston
Wy|) hys fynger bealde.
He hys wrot Moyses bytoke
Wylom by da^es ealde etc.
So interpungirt Wright, und scheint damit sagen zu wollen , dass yhote und
0 pe two tablettes zusammengehört, ebenso dass ivrot Substantiv ist und von bytoke
abhängig. Beides ist aber unmöglich. Es ist vielmehr zu schreiben :
Ten bestes havej) yhote god,
Ase holy wryt ous tealde ;
O pe two tablettes of ston
Wip bis finger bealde
He hys wrot [and] Moyses bytoke
Wylom by dajes ealde etc.
Die einschiebung von and in der vorletzten zeile, die das metrum nicht stört,
wird kaum zu umgehen sein. Zur construction vergleiche man noch p. 92 i5 ; In
ston ich wot pat he hys wrot.
4) S. 9213 f.:
To wyse man hou schal wel
pese ten bestes healde.
Des metrums und sinnes wegen ist hinter hou wol he einzuschieben.
5) P. 95 8 :
Be-hyjt pe childe oper py best.
Für /f ist wahrscheinlich// zu schreiben. Die Schreibung Be-hy^t ist natürlich
auch fehlerhaft ; I. Be hyjt = Sei es.
6) P. 9618. Hier müssen wol acht zeilen ausgefallen sein, da zu defaittt —
caiite noch zwei reimworte fehlen, und ebenso zu tenty — sente. Oder stecken
gerade in diesen reimworten fehler? Eine weitere auslassung von zwei versen in
diesem gedichte hat Konrath p. 46 nachgewiesen,
7) P. 979 ff.:
And pat pou ne werche nauzt,
Ac gest to pyne gloutynge,
Oper in eny oper folke
In pleye of pretynge.
pou halst wel wors pane masseday,
panne manne myd hys workynge ;
parefore to pe al yhoUiche
pat day to holy pynge.
l68 Litteratur
Der sinn ist offenbar folgender: Wenn du auch nicht arbeitest, statt dessen
aber den feiertag in schwelgerei oder mit sonstigem unfug hinbringst , hältst du
ihn noch weniger als der, welcher arbeilet. Vgl. Ayenbite of Inwyt p. "] ^ fif. :
Ac more zenci^cp pe ilke, fet dispendef pane zonday and pe festes ine zenne and
ine hordoni and in opre zennes ayc god. Diesem sinne gemäss ist erstens /«? für
pat zu schreiben, eine vertauscliung, die nach Konrath's ausführungen (p. 6 f.) bei
Schorham öfters vorgenommen werden muss. Z. lo ist ftlr pyne, Pyne zu setzen,
wie wahrscheinlich auch die hs. bietet. Nach pretynge ist statt des punktes ein
komma zu setzen, da mit z. 13 der nachsalz beginnt. Z. 13 f. enthält eine auf-
forderung zu heiligem wandel am sonntag; es muss z. 15 do pe für to pe ge-
schrieben werden ; diese construction von don ist überhaupt nicht selten und kehrt
auch bei Schorham noch öfters wieder; vgl. p. 176: and do kam to devocioun ;
p, 93": Do pe to nonc lecherye ; p. 10418: pan pat to scnne hym dep. Z, 12
verstehe ich nicht.
8) P. 989 f.:
And he fiat spillej) mannes lyf,
Venjounse hyt schel awyte.
Was bedeutet aioyte ■> Ist etwa dafür acwite zu lesen: Rache wird es wettmachen,
sühnen? Uebrigens ist z. 8 i\xr /ytel. lyte zu schreiben, wegen des reimes: smyte —
atwyte — acivyte.
9) P. 98 19:
And 5et seint Johan pe wangelyst,
■pe wangelyst ist gewiss als ein wort zu schreiben , denn ich bezweifle , dass hier
das anlautende e wegfallen könnte. Auch hier (vgl. Konr. p. 52) passt yohn
besser in den vers als jfohan. Wie mag die hs. hier lesen?
10) P. 9822 :
He seche {)at he hym sla^e.
Lies: sechep. Die hier angezogene stelle steht l Joh. 3 v. 15: Omnis , qui odit
/fairem suum, homicida est. Den reimworten zufolge [dra^ep — gnaz,ep — drawep
[1. dra^epl) erwartete man sla^ep ; aber wie verträgt sich das mit der construction
des Satzes?
11) P. 9915 abbe'\ 1. 7iabbeP
12) P. I003 ff. :
To hermy in body man
0|)er in hys ojier pynge,
Oj)er in hys saule, and J)at hys worst,
In peryl for to brynge.
In peryl for to brynge steht parallel zu to hermy; daher ist wol i>i vor hys saule
zu streichen.
13) P. 1024 ff.:
And |)ey man be fram belle ywered
J>our5 repentaunce here,
^et ne may naujt some man be spared
Fram purgatories fere,
pat he ne schel soffry |5er hys who,
As he hiis here atenkt,
And her nys fer namore {)erto
panne hys fer dereynt.
M. Konrath, Beiträge zur erklärung und textkritik des W. v. Schorham i6q
Atenkt ist sinnlos ; es ist attcynt (atteinen = überführen) zu schreiben , reimend
auf dereynt. Der sinn der letzten zwei zeilen ist nicht klar. Vielleicht könnte
man schreiben:
And per nys fer namore perto,
f)anne hys her dereynt.
= Und dort (sc. im purgatorium) ist des feuers nicht mehr, als hier bewiesen ist,
nämlich in bezug auf seine sünden. Der sinn des ganzen satzes wäre dann : Dem
feuer im Purgatorium kann niemand entgehen, wenn er auch der hölle entflieht.
Er muss da sein leid erdulden , je nachdem er hier überführt ist ; dagegen hat er
allerdings dort auch nicht mehr zu leiden , als er hier verschuldet hat. Vgl.
p. 1034 f.:
And 5et pe tyt f)e lasse fer,
Whanne f)e falp to be dead,
worin ein ähnlicher gedanke liegt. Doch möchte ich dieser conjectur keine zu
grosse Sicherheit beimessen.
14) P. 109 17 ff.:
Of senne alle manere
Seve develen prynces bef),
J)at sevene [ms. pene] certeygne,
f)at Cryst kest out hyt sey{),
Of Marie Maudeleyne,
J)at goospel J)at ne weyp.
So Wright und wol auch die hs. ; tveyp^ wenn richtig, könnte von we^en =
weigh , abgeleitet werden, was hier, wie mir scheint, keinen sinn gibt, oder von
weggen = agitare, was auch nicht passt. Vielleicht ist leyp oder le^p (vgl. p. 100 7)
zu lesen. Die geistlichen dichter weisen oft darauf hin , dass die heilige schrift
nicht lügt. Der ganze satz würde dann so zu construiren sein:
J>at sevene certeygne,
{)at Crist kest out, hyt se^l^
Of Marie Maudeleyne
|>at goospel, ]f)at ne le5|).
= Sicherlich die sieben, welche Cristus austrieb; das erzählt von M. M. das
evangelium, welches nicht lügt.
15) P. II2I3:
{)ys senne hys over nyce.
over nyce ist als ein wort zu schreiben. Das komma am Schlüsse der folgenden
zeile ist zu streichen.
16) P. II46 f.:
Es ist wol zu lesen:
Of glotonye hys foure,
f)e boke spekep openlyche.
Of glotonyes foure
J)e boke spekef) openlyche.
Denn erstens kann man z. 6 doch wol nicht wiedergeben durch: \'on Völlerei
kommt viererlei , da eben die im folgenden genannten sünden nur abarten dieses
lasters sind, und ferner würde z. 5 in der luft schweben. Ich übersetze: Von
170
Litteratur
vier arten von Völlerei spricht das buch in klarer weise. Aehnlich heisst es im
Ayenbite of J. p. 5li8fif. : pis zenne [sc. glotounye] him to-delf ase be saynt
Gregory e ine vif bo^^es. Vor ine vif maneres nie zene^ef be mete and be drinke.
Oper uor fet , fet tne cth and dryngf to-uore time. ofer to lostuolliche. ofer
out of mesure. ofer to ardontliche.
17) P. 115 13 f.:
And ofte hyt dof) moni kepe
|>at man vk-akynge f)encke[).
Wegen wakynge ist es mir sehr wahrscheinlich , dass z. 13 ftir mony kepe,
mon i slepe zu lesen ist. Für fenckep ist wol wegen des reimes mit bryngef,
fingef einzusetzen ; freilich könnte auch umgekehrt bringef in hrengep geändert
werden, vgl. p. 61^.
18) P. 116 1 f.:
And ist zu streichen.
19) P. 117 1 f.
Her by fiou my^t, man, yseo,
And hou here ende hys sour.
Meche hys pat me synge^ and redep
Of hyre pat al mankende gladeji,
Es ist gledep zu schreiben, vgl. Ayenb. p. 2661 gledye, p. 2383 glediep.
20) P. 118 10 ff.:
And |50u me bede, soster, synge,
And alle into one songe brynge
Here swete joyen fyve.
Ist für and^ z. 10, ac zu schreiben? Vgl. p. 118, z. 16. Um einen gegen-
satz handelt es sich beide male.
21) P. 13219 ff.:
{)ou ert Hester, fiat swete I)ynge,
And Assever, pe ryche kynge,
{)ey hej) ychose to hys weddynge,
And quene he he|) avonge ;
In Mardocheus, J)y derlynge,
Syre Aman was yhonge.
In Mardocheus ist unverständlich ; ist vielleicht of für in zu lesen und das
Semikolon nach avonge zu streichen ? Dann würde der sinn sein : Ahasver hat
dich aus Mardachai's hand zur königin empfangen. Mardachai hatte Esther ja in
der that adoptirt.
22) P. 1332 f.:
J)Ou erte pe ryjte nayre Rachel,
Fayrest of alle wymman.
nayre verstehe ich nicht. Da n und ii in der hs. kaum zu unterscheiden sind
(vgl. Konr. p. 10), so lese ich uaire. Der Superlativ desselben wertes in der
nächsten zeile hindert das nicht, diese häufung dient nur der emphase.
M. Konrath, Beiträge zur erklärung und textkritik des W. v. Schorham j y x
23) P. 135 '3 ff.:
J)at eny soche be crystene man,
God forbede, and naugt for pan
Wey soep al day,
|)at menye ycrystnedde were
Farefj ryt ase hy nere
Naujt of pe fay.
Hinter menye ist ein relativpronomen nicht zu entbehren ; wir gewinnen das
richtige sehr leicht dadurch , dass wir nach day ein kolon setzen und die worte :
ßa< menye, umstellen.
24) P. 137^ ff.:
fjaj f)at be fals, me may aspye
• By wytnesse of philosophye
And Clerkes feie.
Wie sonst öfters /a§ für pat der hs. einzusetzen ist, so hier wol fat für /a?,
denn der sinn ist doch: Dass das falsch ist, kann man erkennen. Ob feU richtig
ist, ist mir auch noch nicht ganz sicher; man erwartet ein wj/«. of phil. paralleles
Substantiv, welches von Clerkes (plur.) abhängt.
25) P. 138 19 ff.:
Ever was pys ylke my^tte,
And ever wor^, bye gode ryte:
Ne say naujt nay !
Hou mytte hyt and eft bygynne,
pet nede ne|) of none gynne,
Ac al do niey ?
Nach Hou myite hyt fehlt offenbar ein verbum , welches einen gegensatz zu
eft bygynne bildet ; es wird also deye oder cese zu ergänzen sein.
26) P. 1394 ff.:
Herto acordep oure fay,
{)at holy cherche ne; eche day
Wel merye syng|).
In a song ofte by note:
Quicunque vult pet hys yhote,
Ryjt ase me singe|).
singeß im reime auf syngf ist sehr matt , und überhaupt hat die schlusszeile , so
wie sie hier steht, wenig sinn. Es ist unbedenklich pingß für singef einzusetzen ;
vgl, Ayenb. p. 18 iS; ase 7ne fingp. Uebrigens hat Konrath (p. 16 f.) schon
darauf hingewiesen, dass in unserer hs. die dentalen Spiranten zuweilen verwechselt
werden.
27) P. 1443 ff:
He hedde nede of none gynne.
Ne jet hou ne^, to wonye ynne,
{)ou kepe nym.
Für hou ist wol nou zu lesen. Der dichter spricht von dem gegensatz
zwischen der zeit vor erschaffung der weit und jetzt, und meint, gott habe damals
so wenig einer wohnung bedurft als jetzt. Denselben gegensatz haben wir
p. 147 16 ff.
172
Lilteratur
28) P. 1456;
\Vyf)oute crede.
Diesen ausdruck verstehe ich nicht; vielleicht ist zu schreiben: iVypouU
dredc.
29) P. 147 16 ff.:
Ac o blysse hys nys naujt folfeld,
hys ist überflüssig.
30) P. 150 10 ff.:
Hy [)at ne hylde wyf) pe left,
Stale wo.xe f^at nevere eft
senejy ne niyjtte.
Steckt in Stale woxe vielleicht das adj. stalworpe? Dann würde der sinn
des Satzes sein: Sie, die es nicht mit der linken hielten, die braven, die konnten
in Zukunft nicht mehr sündigen; vgl. p. 15020: fat chose ary^t and faste stode.
Noch ein schlusswort. Die Wright'sche ausgäbe der gedichte Williams
von Schorham ist nicht nur schlecht , sondern auch selten. Möchte desshalb
Konrath seinen »Beiträgen« recht bald eine neue ausgäbe des dichters folgen
lassen !
Breslau, april 1879.
E. Kölbing.
Felix Liebrecht: Zur Volkskunde. Alte und neue aufsätze, Heilbronn.
Gebr. Henninger. 1879. XVI u. 522 ss. 80. Pr. : M. 12.
Es war eine vortreffliche idee von Felix Liebrecht, seine seit einer langen
reihe von jähren in den verschiedensten Zeitschriften erschienenen kleineren und
grösseren abhandlungen zur sagen- und märchenkunde , zur novellistik , zu den
Volksliedern , zur mythologie , zur allgemeinen litteraturgeschichte und kenntniss
besonderer ausdrücke und redensarten bei verschiedenen Völkern hier sorgfältig
^evidirt in einem stattlichen bände dem publikum darzubieten. Ich fasse mich über
das buch hier kurz, erstens, weil dasselbe einer besonderen empfehlung nicht bedarf,
es auch an berufeneren lobrednern nicht fehlen wird, und zweitens, weil dasselbe
seinem inhalte nach nur zu einem geringeren theile dem gebiete der englischen
Philologie direkt angehört. Speciell hieher gehören die aufsätze: Zu den Nugae
Curialium des Gualterus Mapes (p. 25 ff.), Godiva (p. 103 ff.), Schottischer aberglaube
(p. 358 ff.), Kiltgang(p. 378 ff.), Skimmington (p. 384), Zur englischen volkslitteratur
(p. 481 ff.), Englische redensarten (p. 493 f.). Fander, fanner — Gooseberry
(p. 499 f.), Erkyin (p. 500 f.). In einer ganzen anzahl anderer aufsätze sind
wenigstens englische parallelen zu den darin behandelten sagen und gebrauchen
besprochen, so zum Mäusethurm (p. 3). Endlich aber — und darin liegt
nach meiner ansieht ein hauptwerth des vorliegenden werkes — wirkt das buch
durch die zur vergleichung beigebrachte fülle von material äusserst anregend auf
den leser ; vielerlei , was demselben auf den betreffenden gebieten , sei es bei der
lectüre oder bei der beobachtung des Volkslebens unklar geblieben ist, wird dadurch
in ein neues licht gerückt werden , und ich zweifele nicht daran , dass diese
Felix Liebrecht, Zur Volkskunde.
173
Wirkung in manchen nachtragen und neuen belegen von verschiedenen Seiten sich
bekunden wird. So will denn auch ich zum Schlüsse ein paar anspruchslose
bemerkungen beifügen, die sich bei der lectüre ergeben haben.
In dem aufsatze: Romulus und die Weifen (p. 17 ff.) spricht der verf. über
den umstand , dass bei alten Völkern die abstammung eines menschen von einem
thiere nicht für etwas schimpfliches , sondern vielmehr für eine ehre angesehen
wurde; vielleicht darf man vergleichen Helgakv. Hundingsbana I, v. 19;
En ek hefi, Helgi,
Hi^dbrodd kvedinn
konung öneisan
sem kattar son.
P. 47 f. wird die sage von Sylvester II behandelt und litteratur darüber
angegeben ; man vergleiche die Übertragung dieser sage auf pabst Celeslin , über
die ich Engl. st. II , p. 267 gesprochen habe. P. 49. Ueber die beschlafung
todter frauenzimmer vgl. die Saga af Damastu ok Jöni Smälands konungi ; hier
will der riese Alheimr die reize der todten Gratiana geniessen , weil er bei ihren
lebzeiten nicht dazu gekommen sei (Germania XVII, p. 195); dieselbe saga ist
p. 59 f. zu vergleichen, wo es sich um das zurückkehren scheintodter aus dem
grabe handelt. — Zu p. 239 ff. vgl. , was die Partonopeus-sage und verwandte
Stoffe anlangt, Bartsch's Germanistische Studien II, p. 55 flf. , namentlich p. 106 ff.
(analyse der Gibbons saga und des neuisl. märchens Sigurdr Köngsson),
sowie Reinh. Köhlers soeben erschienenen interessanten aufsatz: La Fabula del
Pistello da l'agliata (Zeitschr. f. rom. phil. III, p. 73 ff.). — Die abhandlung :
»Ein fuchsmythus (p. 26O ff.) war mir bei herausgäbe des Skaufhalabälkr (Beiträge
p. 242 ff.) leider unbekannt geblieben, — Die sage von dem hegenden faden (p. 305)
könnte mit den schicksalsfäden , welche die Nomen weben , verwandt sein ; man
vergl. die bekannte stelle, Helgakv. Hund. I, v. 3 ff.
Sneru 'pxr af afli
«frl^gpattu,
{)ä er borgir braut
f Bralundi ;
\>XT um greiddu
gullin simu
ok und mänasal
midjan festu.
pXT austr ok vestr
enda fälu,
Jjar atti 1 o fdu ngr
1 a n d d m i 1 1 i etc .
Man hat die letzten zeilen so aufgefasst, als ob dadurch Helgi's reich in
bezug auf seine grenzen bestimmt werde ; es hindert uns aber nichts, anzunehmen,
dass durch eine derartige hegang sein reich geschützt werden soll.
E. Kölbing.
174
lyitteratur
LEHR- UND ÜBUNGSBÜCHER FÜR DIE ENGLI.SCHE;SPRACHE. HI.
A. Grammatik und lilteraturgeschichte.
Prof. dr. A. Hoppe. Lehrbucli der englischen spräche für schulen (nicht für
den Selbstunterricht). Erster theil ; elenientarbuch. Mit besonderer berücksichti-
gung der ausspräche und angäbe letzterer nach dem phonetischen System der
methode 'l'oussaint-Langenscheidt. Berlin. I-angenscheidt. 326 ss. M. 2,40.
Wir sagen dem bekannten verf. des supplem. lex. unseren aufrichtigen
dank, dass er seine gründliche kenntniss der engl, .spräche in einer der schule
höchst willkommenen weise verwerthet hat. Das vorliegende »elementarbuch c ver-
dient uneingeschränktes lob und wird der aufmerksamkeit der fachcollegen an
jeder art von schulen — auch realschulen I. O.! — auf's wärmste empfohlen.
Wir gestehen offen, nach vielen selten hin neue gesichtspunkte für den Unterricht
daraus erhalten zu haben.
Zu gründe gelegt ist dem ganzen lehrgange das T. L. aussprachesystem,
für dessen Vorzüge das buch einen glänzenden beleg bietet. Voran gehen »Vor-
übungen im lesen der aussprachezeichen und im hervorbringen der dem Englischen
eigenthümlichen laute.« Jedes der folgenden (15) kapitel zerfallt in zwei theilc,
ausspräche und grammatik, denen sich entsprechende Übungen anschliessen. Bis
kap. VII ist für die Übungen die ausspräche interlinear gegeben (also das wort
im text nicht entstellt !) Für ausspräche wie grammatik ist die zahl der Übungs-
stücke (also der deutschen und englischen) jedesmal drei, wodurch auch ver-
schiedenen kursen rechnung getragen werden kann. Jedem stück geht eine reihe
neuer (möglichst etymologisch gruppirter) vocabeln vorher. Keine derselben er-
scheint ohne ihre nummer als nachweis, wo die ausspräche im Zusammenhang
nachzusehen ist ; letzterem zwecke dient ausserdem ein doppelregister am ende
des buches.
Die methode ist, wie man sieht, nicht ganz neu ; das verdienstliche liegt
in der consequenten und peinlich gewissenhaften durchfühning. In diesem masse
ist auch unseres wissens die ausspräche noch nicht als hauptfactor für die er-
lernung des Englischen behandelt worden. Es ist hier in der that für den
lernenden kaum möglich, eine falsche ausspräche in sein ehr aufzunehmen. Mit
vollem recht lässt H. keinen unterschied zu zwischen elementarer und »der höheren
ausspräche, welche die s. g. feinheiten umfasst« (einl.). Es ist ja auch in erster
linie zu erstreben, dass der schüler jedes neue wort nicht nur richtig geschrieben
sieht, sondern auch richtig aussprechen hört. Darum bleibt im text das wortbild
unverändert ; und den richtigen laut hat der schüler längst im ohr, ehe er das
wort praktisch anwendet. Nach demselben grundsatz, einer falschen gewöhnnng
des ohres möglichst vorzubeugen, wird gleich im i. kapitel über »das lesen der
-Wörter im Zusammenhang« gehandelt , ein punkt, der in fast allen lehrbüchem
übersehen ist — ferner in kap. VIII über haupt- und nebenton und den einfluss
des accentes auf die ausspräche unbetonter silben. In vielen dieser falle dürften
Engländer selbst vom verf. aufklärung über ihre ausspräche erhalten.
Je weiter das werk fortschreitet, desto grösseren räum nimmt das gramma-
tische ein. Nur wer den Stoff in dem grade, wie H., beherrscht, ist im stände,
mit richtigem tact wesentliches vom unwesentlichen zu scheiden. Was gegeben
ist, scheint uns unanfechtbar. Wie in der ausspräche, erhält der schüler auch in
Lehr- und Übungsbücher für die englische spräche. III I y e
diesem theile nur das gute und klassische und dieses in einer bestimmten, knappen
form. Ein gutes stück arbeit steckt jedenfalls in den beispielen. Der verf. ist
mit erfolg bestrebt gewesen, auch hier selbstständig vorzugehen, und seine muster-
sätze weniger anderen derartigen büchern zu entnehmen als guten originalschrift-
stellem. Die beispiele werden mit dem fortschreiten des lernen inhaltsvoller;
auch in den lesestücken zeigt sich eine wolberechnete Steigerung. Im Deutschen
wie Englischen wird dem lehrer das vorwiegen des sprüchwörtlichen willkommen
sein. Gelegentliche anmerkungen, besonders synonymischer natur, sind wol ge-
eignet, den Schüler auch nach anderen selten hin anzuregen, enthalten zudem
auch manches, was sich sonst nicht in den lehrbüchern findet.
Das buch soll »für den Privatunterricht, wie er gewöhnlich betrieben wird^
sowie für die mittelschule ganz ausreichen« (vorwort). Der vortheil eines buches
— also mit ausschluss von besonderem lexikon und lesebuch — ist allgemein
anerkannt. Wir glauben nur, dass sich das vom verf. im vorwort angedeutete
bedürfniss — eine reihe von deutschen stücken, welche lediglich mit hülfe des
elementarbuches zu übersetzen wären — sehr bald herausstellen wird. Wir
unsererseits würden kein bedenken darin finden , wenn das buch selbst in diesem
sinne erweitert und auch gegen den schluss die lectüre zusammenhängender stücke
mehr berücksichtigt würde ; beides könnte auf kosten der einzelnen sätze ge-
schehen, wenigstens der englischen, deren zahl wir in jedem fall mehr ein-
geschränkt sehen möchten. Danach müsste dann allerdings auch der index ein-
zurichten sein, und es dürfte sich vielleicht empfehlen, denselben auch dahin zu
erweitern, dass wörter aufnähme finden , die in der ausspräche abweichen, ohne
doch im buche selbst vorzukommen ; mit anderen worten wir wünschten, dass
dieses elementarbuch auch dem mittelschüler über seine Schulzeit hinaus ein blei-
bendes hülfsmittel zu sein noch geeigneter gemacht würde.
In bezug auf die äussere einrichtung möchten wir empfehlen, die paragraphen
resp. kapitel neben die nummern der selten zu setzen, um das jetzt recht schwie-
rige aufsuchen derselben zu erleichtern. Vielleicht auch dürfte das streben nach
raumersparniss im interesse grösserer Übersichtlichkeit etwas zurückzudrängen sein;
das reiche material stellt durch seine enge gruppirung und sein an sich etwas
buntes aussehen an die lernlust oft zu grosse anforderungen ; selbst mancher lehrer
lässt sich gewiss durch diesen übelstand abhalten, dem buche die ihm zukommende
beachtung zu schenken.
Die correctheit des druckes ist bei einer arbeit, welche eine so ungewöhn-
liche detailausführung verlangt , besonders Janzuerkennen. Störende druckfehler
sind uns nur in geringer zahl aufgestossen. Hier sei nur erwähnt, dass s. 223
wollen (neben swoln) und mown (neben mowed) vergessen ist, sowie s. 205 neben
bereft des jetzt gebräuchlichen bereaved. Für mediocrity in der bedeutung
»mittelstand« (s. 127) fehlt mir ein beleg. Die ausspräche wßss'-köt für
waistcoat (s. 51) wird von Webster wol mit recht auch für England als
»colloquial« bezeichnet. Lomond (Loch L.) hört man an ort und stelle nur mit
langem o.
Der verf. verspricht für die oberste stufe der realschule — als zweiten
theil des lehrbuches — eine »grammatik«. Möchte dieselbe bald erscheinen
und der pädagogik auf diesem gebiete nicht weniger elire machen , als das
elementarbuch !
176
Littcratur
Prof. dr. Sachs: Synchronistische tabellc zur politischen und litterärgeschichte
Frankrcich's und England's. Nebst anhang. Zum gebrauch in den oberen
klassen der schulen. M. 0,60.
Diese tabelle, deren zweck ist »lehrern und schtilem zum nachschlagen und
vergleichen zu dienen« ist an sich eine verdienstliche arbeit. Nur wünschten wir,
dass sie, für das Englische, wenigstens gleichmässiger und nach einem leicht er-
kennbaren grundsatze gearbeitet wäre. Als führerin durch die klassische litteratur
ist sie zu fragmentarisch, auch nicht ganz zuverlässig. Für den lehrer mag viel-
leicht hier und da eine programmarbeit erwünscht sein ; der werth einer solchen
ist für den schüIer meist null ; für letzteren würde auch u. a. ein hinweis auf
Hettner richtiger sein, als das werk Pinkerton's oder von Mrs. Gore, eine er-
wähnung von Prior und Gay und Grays Elegy wichtiger, als die angäbe der
jähre, in denen Scott's romane erschienen sind. Der lehrer verfügt über andere
mittel, sich zu orientiren. Für die revue des deux mondes gibt es ein gutes
register und für die programme hat Varnhagen ein gleiches ausgearbeitet ; wol
aber würde für den lehrer ein hinweis auf die gar nicht erwähnten englischen
Zeitschriften wichtig sein. Während letzterer also vielfach überflüssiges findet, geht
es dem schüler nicht besser, da er auch auf werke verwiesen wird, die ihm nach
dem heutigen stand unserer Schülerbibliotheken und auch nach dem durchschnitts-
standpunkte seiner eigenen bildung kaum zugänglich sein dürften. — Eine genaue
revision ist wünschenswerth. Die form Lion-Heart ist jedenfalls, wenn sie über-
haupt vorkommt, die ungewöhnliche neben The Lion-Heartes oder Coeur-de-Lion ;
Euphues erschien 1579, nicht 1590; man schreibt Lady W. Montagu (ohne e).
S. 16 steht 1777 — 1859 H. Hallam, nichts weiter ? ! Bei Irving (der s. I5mitlrwing
geschrieben ist) fehlt z. b. das leben von Goldsmith, bei Bulwer's romanen Rienzi.
Es scheint, als wenn überhaupt der Verfasser nur seiner individuellen neigung bei
der auswahl der aufzunehmenden werke und Verfasser gefolgt wäre. Vanity Frir
erschien 1847 — 48, nicht 1846. Ein ^^Appendice pour servir d'introduction a la
lecture des principaux ouvrages dramatiques des litteratures frangaise et anglaise«
ist bis auf eine kleine abhandlung über die einrichtung des englischen theaters
französisch geschrieben, übrigens recht orientirend. Die »most important modern
theatres« (kurz vorher liest man theater) lassen einige vermissen, welche in den
letzten jähren das klassische Schauspiel pflegen, z. b. Lyceum, Princess of Wales'
Theatre, während dadler's (nicht daddler's) wells erst seit ganz kurzer zeit
»revives Shakespere's plays« und Covent-Garden nur für die oper ist.
Nach alledem würde die tabelle nach unserm dafürhalten einer günstigeren
aufnähme sicher sein, wenn sie hauptsächlich das interesse des schüIers berück-
sichtigte ; denn die idee im anschluss an die politische geschichte eine tabellarische
Übersicht über die culturgeschichte und litteratur zu geben, muss als glücklich
bezeichnet werden.
Dr. W. Vietor: Englische schulgrammatik. Erster theil. Formenlehre. Leipzig,
Teubner 1879,
Wir müssen es uns vorbehalten, auf diese arbeit nach dem erscheinen des
zweiten theiles des lesebuches zurückzukommen, das in kurzem erscheinen soll.
Der verf. ist mit vielen fachmännern der ansieht, dass durch die stärkere betonung
der lectüre zusammenhängender lesestücke auch in den neueren sprachen bessere
resultate beim Unterricht erzielt werden würden. Die methode ist gerade in bezug
Lehr- und Übungsbücher für die englische spräche. III. lyy
auf die neueren sprachen weniger neu ; auch ist sie nicht für jede art von schulen
angebracht. Darauf aber wird später zurückzukommen sein.
Die vorliegende formenlehre ist jedenfalls eine vortreffliche arbeit. Sie em-
pfiehlt sich zunächst durch die consequente durchführung der lautlehre nach den
(ich meine von Helmholtz entwickelten) gesetzen. So viel ich weiss, ist das zum
ersten mal in einer schulgrammatik geschehen , der versuch scheint völlig ge-
lungen; er allein rechtfertigt die arbeit des verf. Endlich erscheint die englische
ausspräche auch dem schüler im lautlichen zusammenhange, und nicht als reine
Willkür ; auf grund dieser eintheilung des alphabetes wird er sich sicherer und
schneller orientiren ; in jedem falle tritt auch dem schüler sofort die wissenschaft-
liche Seite der ausspräche entgegen. Die weitere ausführung derselben überlässt
verf. dem lehrer ; wir hoffen indess, dass demselben im lesebuche ein gewisser
methodischer resp. praktischer gang vorgezeichnet werden wird. Gestehen wir
nur, dass die klage des Verfassers (in der einleitung) über die »vielfach wahrhaft
barbarische ausspräche der schüler« ihre berechtigung auch in bezug auf viele
collegen hat, die auf das formalbildende element dieser Übungen oft zu geringen
werth legen. Auch denen wird das bücheichen manchen guten wink geben.
Mit der eigentlichen formenlehre sind wir nicht weniger einverstanden. In
knapper, verständlicher fassung ist die flexionslehre nach den resultaten der
historischen Sprachforschung gegeben ; zu besonderer empfehlung gereicht die bei-
behaltung des objective case, wodurch dem schüler eine falsche auffassung des
Verhältnisses zwischen dativ und accusativ von vorn herein unmöglich ge-
macht wird.
In folgenden kleinen ausstellungen möge der verf, unser interesse an der
Verbreitung des buches erkennen.
§ 5 scheinen mir neben si zur bezeichnung von weichem seh (z) zu und su
zu fehlen.
§ 21 : die Übersetzung von »deer« durch »hirsche« ist wol nicht zutreffend.
§ 41 scheint uns bem. 2 nicht glücklich gefasst zu sein; »hundred und
thousand bekommen nur dann im plural die endung s, wenn sie allein stehen.«
§ 59: some what neben what als Substantivpronomen scheint, besonders für
die schule, gewagt.
§ 80: die ausspräche (kurz!) bin für been ist wol die allein zulässige.
S. 26: bade wird gesprochen, als stände bad. Neben sat fehlt die andere
Schreibweise säte, sowie das part. rode, welches gebräuchlicher ist als ridden.
Der druck ist bis auf forget (s. 27) statt forgot durchweg correct; die aus-
stattung die bekannte gute der Teubnerischen ausgaben.
Dr. J. W, Zimmermann. Grammatik der englischen spräche, mit vielen be-
legstellen und Übungsstücken für die oberen klassen höherer lehranstalten.
Neunte, durchaus verbesserte aufi. Halle. Schwetschke 1878. 279 s.
Zimmermann's »lehrbuch« und »grammatik« gehören, nach der zalil ihrer
auflogen zu urtheilen, zu den verbreiteisten hülfsmitteln des englischen Unterrichtes.
Jenes hat in 6 jähren 12 unveränderte auflagen erlebt, von der grammatik er-
schien die erste im jähre 1867. Wenn wir trotzdem in das allgemeine lob nicht
einstimmen, so werden wir das schon des weiteren motiviren müssen. Die neue
aufläge bietet dazu um so mehr Veranlassung, als sie als durchaus verbessert be-
Kölhi n g. Englische Studien. III. i. 12
178
Litteratur
zeichnet wird und in der that auf schritt und tritt die sorgfaltigste Überarbei-
tung zeigt.
iJas »wissenschaftlich« der ersten aufläge steht nicht mehr auf dem titel-
blatt mit recht ; denn obgleich der verf. eine in sich abgeschlossene behandlung
der grammatik und speciell der syntax gibt, ist dieselbe nicht wissenschaftlich zu
nennen. Wir fürchten auch, es wird einige zeit vergehen, ehe wir unsem schalem
eine solche englische grammatik werden in die hand geben können, wie es
Lattmann für die lateinische spräche erreicht hat ; die englische Unterrichtsmethode
scheint noch nicht so weit vorgeschritten zu sein. Doch liegt ein trost darin,
dass man sich an vielen gelehrtenschulen noch nicht hat entschliessen können,
eine nach der Lattmann'schen methode gearbeitete grammatik einzuführen ; noch
herrscht fast absolut Ellendt-Seifert ; wie wenig anspruch er aber auf die herr-
schaft hat, zeigt eine abhandlung von dir. Marg im programm des gymnasiums
Meseritz (1878).
Die ursprüngliche eintheilung ist beibehalten: l) formenlehre und Wort-
bildung ; 2) Satzverhältnisse ; 3) hülfstabellen. Das sehr sorgfältig gearbeitete
Wortregister dagegen ist jetzt nicht mehr am ende des buches (wo es doch pas-
sender ist) , sondern vorangestellt. Die unterabtheilungen behaupten dieselbe
reihenfolge. Im kleinen aber ist mit einem unverkennbaren fleisse überall gefeilt
und revidirt, und manches früher störende ausgemerzt.
Aber der hauptmangel des buches tritt uns aus der neuen aufläge noch mehr
entgegen. Unter der breite und Weitschweifigkeit leidet die klarheit. Wir ver-
weisen speciell auf die behandlung der reflexiven verba (§§ 335 — 346) des be
stimmten artikels (352 — 366). Auch können wir es in einer solchen grammatik
nicht billigen, dass bald vom deutschen bald vom englischen sprachgebrauche
ausgegangen wird. Das fremde idiom soll grundsätzlich den ausgangspunkt bilden ;
damit verträgt sich sehr wol eine gelegentliche bezugnahme auf verwandte gram-
matische erscheinungen in anderen sprachen. Manches detail würde durch diese
behandlungsweise zu sparen sein, während es hier der auffassung des idiomatischen
geradezu hinderlich ist. Als beispiel greifen wir §§ 323 und 329 heraus: Dort
werden die verba des wegnehmens und vorenthaltens (to conceal, hide etc.) er-
wähnt, hier werden im gegensatz zum deutschen Sprachgebrauch »verba, welche
eine trennung, entfernung und befreiung ausdrücken» mit derselben construction,
wie jene (from) angeführt. Nun aber liegt beiden regeln dieselbe grammatische
auffassung, die der trennung, zu gründe ; diese ist zu entwickeln, dann ergeben
sich die einzelfalle von selbst ; letztere alle aufzusuchen und anzuführen, ist nicht
die aufgäbe einer grammatik. — Wir dürfen auch nicht auf eine wissenschaftliche
besprechung der präpositionen verzichten; den versuch sollte, nachdem doch die
vorarbeiten von Mätzner gemacht sind , jede wirkliche grammatik machen, damit
wir endlich dahin kommen, jenes reiche gebiet für unsere oberklassen wissen-
schaftlich ergiebig zu machen. Es muss unter allen umständen von der englischen
präposition ausgegangen und womöglich ihre begriffliche erweiterung oder Ver-
engung auf grund der sprachgeschichtlichen entwickelung dem schüler, für den
das Englische ein hauptfach ist, mitgetheilt werden; daneben kann ja ein anhang
phraseologischer art praktischen zwecken dienen, etwa als memorirstoff, bei dem
die rücksicht auf die deutsche präposition zu entscheiden hat.
Auf der andern seite würden wir gern darauf verzichten, das gesammte
gebäude der grammatik wieder aufgeführt zu sehen. Ist es nöthig, des breiteren
Lehr- und Übungsbücher für die englische spräche. III. I^q
vom wesen des einfachen und zusammengesetzten satzes zu sprechen , oder vom
subject und object, wenn schülern, wie doch vom Verfasser angenommen wird,
diese begriffe längst durch das Lateinische oder Französische geläufig geworden
sind? Wir halten daher diesen ganzen apparat für mehr oder weniger bailast.
Auch möchten wir principiell erklären, dass nach unserer ansieht eine zu häufige
rücksichtnahme auf lateinische oder französische grammatik für das englische
nicht angebracht ist; der schüler ist nur zu geneigt, das, was neben jenen
sprachen als armuth erscheint, die einfachheit des grammatischen baues, für
eine armuth in der spräche überhaupt zu halten und sich dadurch vom erkennen
der Schwierigkeit, abhalten zu lassen, die eben auf einem ganz anderen ge-
biete liegt.
Eine Scheidung zwischen wirklichem regime und blosser präpositionaler er-
gänzung vermisst man bei Z. durchweg. S. 178 stehen to look at, to bark at,
to play at, auf einer linie! Die an sich richtige bemerkung in s. 333: »Auch die
verba und einige adjective sind durch verschiedene präpositionen zu ergänzen,
wenn verschiedene beziehungen auszudrücken sind« sollte viel früher gemacht
werden und kann an dieser stelle nur irre führen. Wohin muss man kommen,
wenn bei ausdrücken wie z. b. to ask for, after, to, der schüler auf das auswendig-
lernen verwiesen wird, auf das erlernen so und so vieler combinationen, welche
auch die vollständigste tabelle nicht bieten kann! Dann treffen, wie es z. b.
§ 333 geschieht, phraseologische ausdrücke zusammen, welche schlechthin nur
lexikalisch geordnet werden können : »To break of entwöhnen von — to break
in (a horse) dressiren — to break in on herfallen über« etc. Was hat (gram-
matisch!) in mit a horse zu thun: und wie verschieden ist die grammatische
function von »to break in on« von »to break one of?« — Wenn irgendwo, muss
sich auf diesem reichentwickelten gebiete die grammatik hüten, zu viel zugeben;
dieser gefahr aber konnte Z. um so leichter entgehen, als er am ende des buches
sehr sorgfältige und vollständige tabellen der complemente gibt. —
Was letztere betrifft, so würde sich wiederum Nr. V bedeutend reduciren,
wenn in der casuslehre das verhältniss von dativ und accusativ klargestellt wäre.
Z. will 77 verba auswendig lernen lassen, welche abweichend vom deutschen
transitiva sind !
Die meisten regeln sind zu breit und nicht recht klar gefasst ; einen knappen
ausdruck findet der verf. fast nie; mit dem einprägen derselben sieht es also be-
denklich aus. § 340, I heisst es: »Mit dem reflexivum pflegen im Englischen
namentlich nur solche transitiva gegeben zu werden, als deren object man
sich einen anderen gegenständ zu denken geneigt ist, als das persönliche sub-
ject selbst.« Hier zeigt sich eine gute beobachtung des Sprachgebrauches so
verklausulirt, dass der schüler sich schwer hindurchfinden wird. — In § 170 be-
spricht der verf. einen bekannten gebrauch der Elisabethanischen zeit (z. b. con-
federate auch als part. = confederated, vgl. Abbot, Shakespere grammar, § loi)
in einer, wie uns scheint, irreleitenden weise: »Von den Zeitwörtern, die aus dem
lateinischen part. perf. entstanden sind, kommen mehrere zugleich als eigenschafts-
wörter vor. Doch wird in der heutigen prosa die form des englischen part. ]>erf.
durchweg vorgezogen, und besonders in zusammengesetzten Zeiten ausschliesslich
gebraucht.« Die abweichung von »der heutigen prosa«, die doch allein von Z.
behandelt wird, konnte wol überhaupt unerwähnt bleiben oder in einer anmerkung
angebracht werden, für die lectüre Shakespere's.
12»
jJ5o Litteratur
Der anglicismus: He lias been dead these seven ycars findet seine einfachste
erklärunjj durch den gebrauch des demonstratifs, wie das deutsche: ich bin diese
woche nicht bei ihm gewesen. Es braucht also gewiss nicht (s. 233) von einer
dem Deutschen nicht geläufigen auffassung gesprochen zu werden ; ebenso wenig
scheint uns das beispiel aus W. Irving : »he is dead and gone these eighteen
years« eine abweichung von der regel zu statuiren, wenn letztere nur auf natür-
liche weise erklärt wird, wenn man nämlich these im äuge behält. — Und warum
soll § 234 »Here I bring you a letter" nicht auch im Englischen erlaubt sein?
Muss da immer I hr.ve broiight stehen? Wozu da eine regel? Lässt doch der
verf. selbst §§ 230 und 242 den gebrauch des präsens statt des futur's zu, was ja
in vielen fällen auch nur dem leichteren gcnus dicendi angehört.
«With (§ 331, 10) gibt meistens die Ursache abnormer zustände an: pale
with — angry with — to part with — to comply with« etc. etc. Was soll man
sich bei dieser erklärung denken, und wie darf man in dieser weise zusammen-
stellen ?
Aus einer vergleichung von §§ 248, 249, 439, 2 ergibt sich eine Unklarheit
in bezug auf den passivischen gebrauch des part. praes. in »the house is building.»
Was ist das eigentlich richtige? Z. scheint darüber keine feste ansieht gebildet
zu haben, obgleich die frage schon von Mätzner (II, 55) entschieden ist.
In § 259 scheint es bedenklich — mit rücksicht auf den sehr gewöhnlichen
fehler, im bedingten satze die einfache tempusform zu wählen — I had =• ich
hätte zu setzen.
Wegen ihrer Vollständigkeit und Zuverlässigkeit halten wir die formenlehre
für den besten theil des buches. Nur können wir den werth ganz vereinzelter
hinweise auf die alte spräche nicht einsehen. Letztere würden gerechtfertigter
erscheinen, um z. b. the — the (je — desto) und to go a — fishing zu erklären.
Von jenem spricht Z. als bestimmtem artikel (wenigstens muss es der schüler
so auffassen); weiter heisst es: »der artikel a tritt als verstümmelte präposi-
tion auf.«
Statt der sehr zahlreichen, meist aber recht kurzen beispielssätze würden wir
lieber weniger, aber vollständigere und oft auch (z. b. s. 170) inhaltsreichere
sehen. Die angäbe der quellen ist in vielen fällen unterlassen; man wird daher
die frage verzeihen, ob alle sätze guten originalschriftstellem entnommen sind.
Hier und da ist uns ein zweifei aufgestiegen. Woher ist z. b. Teil the stranger
come in (§ 309). It has done raining? — Aehnliches schwanken in der behand-
lung von dingen, die man in einem Schulbuch doch nicht als bloss äusserlich be-
zeichnen kann, zeigt sich in der terminologie ; neben »verba« »wie pronomen"
finden sich formen wie »femininis«, »conditional perfecti«, »reflexiva« in steter
abwechslung, ebenso steht bald der accent zur bezeichnung der ausspräche, bald
fehlt er.
Im einzelnen sei folgendes bemerkt. § 355 ist für theatre im abstracten
sinne kein beispiel gegeben. Wir fürchten, der Verfasser konnte kein solches
finden. — § 38 fehlt die form bereaved neben bereft; jenes ist jetzt gebräuchlicher.
— § 258 wünschten wir eine bestimmte erklärung über den gebrauch des con.
junctiv's im guten modernen Englisch. Die (nach Schmitz gegebene) anmerkung
verwirrt den schüler vollends.
§ 303 fehlen neben to accept of die verba admit, approve, allow.
§ 347; nay als negation? — Ist veraltet.
Lehr- und Übungsbücher für die englische spräche. III. l8l
§ 421, 3 passt bei »I had as lief« nicht das beispiel für den infinitiv.
§ 468: ''but what statt but (that)« ist wol kaum zu empfehlen.
Die zahl der druckfehler ist unbedeutend, störend nur s. 143 dehne statt
defini. Die ausstattung des buches ist zu loben.
Dr. W. Reuter. Lehrbuch der englischen, spräche. Für höhere lehranstalten
bearbeitet. 2. aufläge, umgearbeitet und erweitert. Saarlouis 1877. Stein.
Dieses lehrbuch, dem wir im allgemeinen eine günstige aufnähme prophezeien
möchten, befolgt einen von dem gewöhnlichen ziemlich abweichenden gang. Es
zerfällt in zwei haupttheile, denen eine »Vorschule« (ausspräche und Übersicht der
redetheile enthaltend) vorausgeschickt ist ; der erste haupttheil (cursus) zerfällt
wieder in drei stufen: i) Formenlehre. 2) Erweiterung derselben und das nöthigste
aus der syntax. 3) Deutsche Übungsstücke, woran sich in einem »Anhang« eine
»auswahl von lesestücken in prosa und versen« schliesst. Der zweite cursus ent-
hält die syntax und zwar in englischer spräche. Letzterer ist an sich entschieden
zu loben; der schüler sieht zum theil bekannte dinge in einem neuen und voll-
ständigeren gewande. Femer ist zu loben, dass die Übungsstücke sich nicht an
einzelne regeln anschliessen, sondern an ein ganzes kapitel.
Im Vorwort vermissen wir eine bemerkung darüber, für welche schulen an
eine einführung besonders gedacht ist. Der titel sagt »für höhere lehranstalten«.
Welche sind damit gemeint? Schwerlich realschulen I. Ordnung? Für mittel-
schulen reicht es schon darum nicht aus, weil der phraseologische theil unberück-
sichtigt geblieben. Am geeignetsten scheint es uns für schulen, wo das englische
fakultativ getrieben wird, und für den Privatunterricht.
Fleiss und geschick muss man dem verf. besonders in der behandlung der
I. stufe nachrühmen. Die regeln sind — im anschluss an vorgedruckte beispiele
— knapp und gxtt gegeben. Letzteres lässt sich mit rücksicht auf grammatische
Zuverlässigkeit von der weiteren arbeit weniger sagen und schlägt in das gegen-
theil um, sobald die regeln im englischen gewand erscheinen. Die fassung: Ad-
jectives are used as abstract substantives with the article (s. 141) ist mindestens
unklar, wenn nicht geradezu falsch. S. 144 wird für den mustersatz Nr. 10:
»she was beauty's seif« (NB. doch wol keine gewöhnliche construction !) die regel
gemacht : »Jnstead of itself referring to an abstract noun we sometimes find the
possessive case foUowed by seif.« Was heisst s. 147 unten: »That (relativum)
is never used, when its autecedent is a clause of a sentence?« Die Unterscheidung
zwischen shall und will (s. 150) ist sehr bedenklich; und welche consequenzen
könnte nicht ein schüler aus der regel s. 155, 3 ziehen, dass »intransitive verbs
are put into the passive voice by changing the dative case into the subject ?<r —
Die behandlung der präpositionen hat der verf. sich etwas leicht gemacht ; will
man da überhaupt definitionen geben, so muss es genauer geschehen ; in keinem
falle mag man die deutsche bedeutung missen ; warum diese weggelassen ist, sieht
man nicht recht ein.
In den beispielen verräth sich eine grosse Selbständigkeit ; sie sind meistens
neu gesammelt und auch im elementaren theile gut gewählt. Die zusammen-
hängenden Übungen verdienen ein gleiches lob ; nicht recht wollen uns dagegen
die englischen lesestücke der zweiten stufe gefallen, die einige recht schwerfällig
stylisirte anekdoten enthalten.
l82 Litteratur
Eine gründliche behandlung der ausspracheregcln sollte ein solches lehrbuch
nicht vermissen lassen. Die vorgedruckten leseübungen können sie nicht ersetzen.
Sollte aber der verf. dies für eine neue aufläge beabsichtigen, so möchten wir u. a.
empfehlen, das o in »nor« nicht dem o in »nord« gleichzustellen, und den laut
ou genauer, als durch den hinweis auf »thau« zu erklären, und s. 7 die endung
son in allen eigennamen scharf sprechen zu lassen.
In bezug auf Interpunktion und Silbentrennung herrscht eine grosse willkür.
Sachlich möchten wir bemerken, dass s. 23 das 2. particip von ride gewöhnlich
rode heisst, dass s. 55 to avail und cuntent mit unrecht unter die »eigentlichen
reflexiva« aufgenommen sind, dass (s. 56) neben I grieve auch die unpersönliche
form existirt. Ileisst »wits« *wilze«? S. 64 scheint es, als wenn man nur to get
an admission sagen könnte. S. 135 wird the = je, desto als »article« bezeichnet 1
Warum soll to yield = eintragen nicht den objective case ohne to nach sich
haben ?
Die zahl der druckfehler ist nicht unerheblich ; besonders störend sind s. 14
Per perfect Teuse ; s. 62 which statt wish ; s. 135, 4 prec^^ded ; s. 146 proposi-
tion statt preposition ; s. 150, 6 opion statt opinion; s. 165 boarder statt border;
s. 174, 18 tiding statt tidings.
Dr. Chr. Rauch. English Repetitional Grammar. Englische repetitions-gram-
matik. Berlin 1879. Oehmigke. 80. 118 s. i M.
Eine recht fleissige arbeit, die sich zu repetitionen im ganzen wol empfiehlt^
Ueber den werth des englischen theiles aber möchten wir hauptsächlich aus zwei
gründen streiten; einmal wird man doch zu einer Wiederholung sich des kürzesten
weges bedienen, also nur den deutschen theil benutzen ; dann aber können wir
nicht zugeben, dass die behandlung der grammatik in englischer spräche dem
lehrer ein »zwar enges, aber so nützliches gebiet« gewährt, »auf welchem er die
Schüler zu einer geläufigen beherrschung des ausdruckes, zum sprechen über einen
■wissenschaftlichen gegenständ anleiten kann.« Und wenn wir auch einräumen,
dass die englische fassung der regeln recht viel abwechselung im ausdruck bietet,
so ist dieselbe doch keine lectüre, welche die allgemeine sprachliche bildung bei
dem Schüler erheblich zu fördern vermöchte ; noch weniger würde das Englische
einen geborenen Engländer befriedigen, welcher deutsche schulen in seiner mutter-
sp räche zu unterrichten hat. — Wenn wir somit vom englischen theile absehen,
so müssen wir vom deutschen sagen, dass derselbe das nöthigste in sachgemässer
und praktischer weise zusammenstellt und auf die gewöhnlichsten fehler stete
rücksicht nimmt ; freilich darf das nicht so weit gehen, dass man vor all what
direct warnt; das ist ein gefährliches mittel, fehlem vorzubeugen. Hier und da
macht sich eine unnütze gelehrsamkeit breit, z. b. bei den unregelmässigen verben,
■wo doch der hinweis auf andere sprachen nicht im Interesse einer repetition liegen
kann. Dem im Vorwort ausgesprochenen grundsatz, »das nothwendige, aber auch
nur das nothwendige« zu geben, wird verf. mit dem fortschreiten des buches all-
mählich untreu ; es nähert sich da mehr oder weniger einer systematischen gram-
matik ; soll sie aber das sein, so würden wir gegen manchen punkt, z. b. das
gerundium, »I am to« und besonders die präpositionen erhebliche einw/sndungen
machen müssen. Andererseits möchten ■wir für eine »Repetitional Grammar«
gerade den phraseologischen bestandtheil der präpositionen, etwa in form von
Lehr- und Übungsbücher für die englische spräche. III. 183
tabellen zum auswendiglernen empfehlen, derselbe kommt bei R. am schlech-
testen weg.
Zu s. 46 und 47 bemerken wir, dass and oft auch nach thousand stehen
muss. — S. 73 soll ea in heard wie in leapt gesprochen werden. — S. 38:
»Speaking of the languages we say : the English, the French« als »Remark« zum
art. def. ist wol ein versehen. — S. 16 steht zweimal das unenglische apostrophy
statt apostrophe. — S. 18 das veraltete ancient für ensign = fahne.
Für eine neue aufläge, die wir dem bücheichen wünschen möchten, müssen
wir eine gründliche revision des druckes empfehlen ; die zahl der druckfchler ist
im höchsten grade störend ; wi-thout s. 88 würde besser with-out zu trennen sein.
Dr. K. M eurer. Englische Synonymik. Für den schulgebrauch zusammen-
gestellt und erläutert. Cöln. Roemke & Co. 1879. 120. 168 s. M. 1,50.
Wir glauben im sinne, wenn nicht aller, sicherlich der meisten fachcollegen
zu handeln, wenn wir dem verf. für diese Synonymik unsere volle anerkennung
aussprechen, sowie der Verlagsbuchhandlung unsern dank für die gefällige aus-
stattung des sehr handlichen büchelchens. Eine Synonymik für oberklassen ist ein
lange gefühltes bedürfniss, dem durch das sog. bescheiden auftretende werkchen
wesentlich abgeholfen wird. Es ist nach den besten englischen quellen, denen es
auch die beispiele entlehnt, bearbeitet, geht aber, was ein hauptvorzug ist, vom
deutschen begriffe aus ; ein doppeltes register erleichtert das auffinden der be-
handelten gruppen.
Bei einer solchen arbeit, die unseres wissens ausser Melford und Klöpper
die einzige dieser art für das Englische in Deutschland ist, versteht es sich von
selbst, dass man in der gruppirung der Synonyma, in der heranziehung des einen
oder weglassung des andern nicht immer mit dem verf. übereinstimmen wird ;
manches ist bei der ganzen Zusammenstellung individuell. Aber der anfang zu
einer sich erweiternden und vervollkommenden schulsynonymik scheint uns recht
glücklich gemacht zu sein; der rahmen ist gegeben, und wenn vielleicht viele
collegen auf das hineinziehen des etymologischen, hie und da auch auf bestimm-
tere definitionen grossen oder den grösseren werth legen, auch recht häufige Wörter,
wie etwa to want — to need, snake — serpent, ape — monkey, waare, kleider,
noch darin vermissen, so kann das alles leicht nachgeholt werden in späteren auf-
lagen, die wir der »Synonymik« in recht grosser zahl zu wünschen keinen anstand
nehmen.
Hamburg.
Dr. Gustav \V e n d t .
B. Schulausgaben englischer classiker.
Pictures from Italy by Ch. Dickens. Für die oberklassen höherer lehranstalten
mit anmerkungen und erläuterungen , herausgegeben von d r. Th. Weischer.
Leipzig und Cöln. C. Reissner & Ganz 1879. M. 1,25.
Die wähl des Stoffes motivirt der herausgeber im vorwort so : Unseres wissens
ist vorstehendes werk des unsterblichen humoristikers zu schulzwecken bisher noch
nicht veröffentlicht worden, und hoffen wir daher (?) durch herausgäbe desselben
unserer studirenden Jugend einen wesentlichen dienst zu leisten.« Wenn man
schon in der Wissenschaft an der verdienstlichkeit mancher editio princeps unserer
publikationslustigen zeit zweifeln darf, so hat in der pädagogik die heranziehung
184 Litteratur
neuen lesestoflfes nur dann berechtigung, wenn er durch seine innere vortrefflich-
keit bereits vorhandenes verdrängen kann. Gegen den grundsatz, dass nur das
beste gerade gut genug für die jagend sei, Verstössen die publikationen der
modernen philoIogie nur zu häufig. Der altklassische schulmann ist durch die
bcschränkthcit des gebieles und durch die zum theil Jahrhunderte lange tradition
in der wähl des lesestoffes weniger missgrilTen ausgesetzt. Die modernen sprachen
sind erst sehr spät zur anerkcnnung ihrer wissenschaftlichen berechtigung gelangt,
und rücksichtlich der schulischen behandlung sind die Vertreter derselben noch
weit von der Übereinstimmung und also best begründeten festigkeit entfernt,
welche den Unterricht im Lateinischen und Griechischen so vorzüglich auszeichnen.
Man liest z. b. auf allen gymnasien in tertia Caesar, in secunda Vergil, in prima
Horaz ; kann dem ein ähnlicher allgemein anerkannter canon in den modernen
sprachen entgegengestellt werden ? Und doch ist solche conformität aus mehr als
einem gründe wünschenswerth und wird erzielt werden müssen.
Die wähl des herausgebers kann unsere billigung nicht finden. Denn weder
gehört das werk zu den besten leistungen des autors, noch ist der behandelte
gegenständ für den schüler besonders anziehend oder fruchtbar. Wenn im Vor-
wort »auf die prächtige Schilderung des römischen carnevals« besonders verwiesen
wird, so scheint es, dass es für sekundaner doch weit wichtigere dinge gibt, auf
welche sie ein halbes oder gar ein ganzes jähr hindurch fleiss und aufmerksamkeit
zu concentriren haben, als die gelungenste darstellung des römischen camevals,
die sie übrigens bei Goethe finden. Zu einem vergleich mit der »italienischen
reise« und dem »zweiten aufenthalt in Rom« fordern die Pictures from Italy
geradezu heraus und halten ihn doch — in der hier gebotenen gestalt — am aller-
wenigsten aus. — Wird dadurch also das ansehen der ausländischen Hteratur ge-
fördert? Auch ist die oft stark subjektive und satirische darstellung des eng-
lischen humoristen weit weniger für die schule passend als die ruhige des deut-
schen dichters. Kurz, das buch verdient die auszeichnung nicht, an der erziehung
unserer jugend mitzuarbeiten.
Auch die pädagogische behandlung genügt unsern ansprüchen nicht ; tadel
verdient es, wenn die anmerkungen dinge erklären, die der schüler bei einiger
aufmerksamkeit selbst finden kann. Die note i auf p. i war ganz unnöthig,
denn aus p. 7 und 8 kann jeder schüler das nöthige schliessen. Soll denn die
lectüre nur eine art von repetition grammatischer regeln sein, oder soll sie nicht
vielmehr alle kenntnisse und fähigkeiten des jungen geistes in anspruch nehmen?
Wozu also diesen so leichten und vielleicht ganz interessanten schluss vorweg
nehmen? Dasselbe gilt von p. 131, 2. Der schüler kann, sobald ihm ein ganzes
vorgelegt wird, nicht oft genug darauf hingewiesen werden, dass er die erklärung
nur in dem buche selbst und in seinem geiste zu suchen hat; und je mehr ein
buch sich selbst erklärt, um so mehr taugt es für die schule. — Was soll p. 15
zu the Lilliputian men die note: »Gullivers Travels v. Swift 1667 — 17450:?
Entweder kennt der schüler die Lilliputian men aus seiner märchenlectüre, und
dann ist die note überflüssig, oder er kennt sie nicht, und dann hilft sie ihm
nichts. Ebenso ungenügend ist p. 130 die bemerkung: »The Castle of Otranto,
titel einer erzählung von Horace Walpole« ; hier wäre eine Charakteristik dieser
Schauergeschichte, oder eine passende Inhaltsangabe der betreffenden stelle nöthig
gewesen. — Auch die lexikalischen anmerkungen müssen zum theil getadelt
werden; p. 97, 2 heisst to back nicht »hinter etwas herfahren«, sondern »rück-
Lehr- und Übungsbücher für die englische spräche. III. 185
-vvärts fahren" = to drive backward; p. 98, 2 ist to take down mit »ausräumen«
übersetzt; es muss aber ^»herausnehmen« oder »herunternehmen« heissen, da die
leute doch nicht hinter dem glas sassen. Nicht immer ist der beste ausdruck ge-
troffen, und das darf man doch von der Übersetzung des lehrers für den schüler
verlangen: p. 99, 2 abreast »in einer reihet' für »nebeneinander«; es wird hier
ja von zwei dimensionen gesprochen. — Ungenau ist auch p. 123, i what with
— what with »theils — theils« ; das with muss zu feel giddy construirt und also
in der note gestrichen und das semicolon nach sulphur muss durch ein komma
ersetzt werden. — Einige leichte setzerfehler wird der schüler selbst verbessern
können. — Die bezeichnung der ausspräche der eigennamen ist das beste. —
Tales of a Grandfather, being a History of Scotland by Sir \V. Scott. Aus-
gewählt mit anmerkungen und theilweiser accentuirung von dr. David
Bendan. Mit einer karte von Schottland und regententafel . Berlin 1879.
Friedberg & Mode. Ausgabe mit Wörterbuch.
Von der schottischen geschichte ist gewiss jedem professor, der sie nicht zu
seinem Studium gemacht hat, nicht mehr bekannt, als was man bequem auf einen
bogen zusammendrucken könnte. Der herausgeber legt hier tertianem ein buch
von 21 bogen vor, welches die geschichte Schottlands bis 1625 behandelt. Er
muss also wol der ansieht sein, dass die schüler so ziemlich alles, was sie gelesen
haben, wieder vergessen dürfen. Dieser meinung aber müssen wir auf das ener-
gischste entgegen treten. Bei der langsamen schullectüre ist der geist gezwungen,
so lange und so intensiv bei den einzelnen momenten der vorgelegten erzählung
zu verweilen, dass bei einer massig guten, d. h. nicht allein grammatikalien trak-
tirenden Interpretation das gedächtniss die hauptzüge des Stoffes in sich aufnehmen
muss und soll. Es folgt hieraus, dass man unrecht thut, den jugendlichen geist
an einem stoff zu bilden, der sich in seinen bildungsgang nicht organisch einfügt.
Nun die ausgäbe selbst. Voraus geht eine kurze skizze von Scott's leben.
Wir haben an derselben den stil zu rügen und die constante Schreibung Waverly
Novels. Wir vermissen das wichtigste, die angäbe der bedeutung des dichters
für die Weltliteratur. Während ferner The Vision of Don Roderick, Rokeby,
Bride of Triernan, The Lord of the Isles, The Field of Waterloo, Harold the
Dauntless aufgezählt werden, findet man von den romanen ausser Waverley nur
Ivanhoe, Kenilworth, Woodstock und Nigel genannt.
Die anmerkungen unter dem texte enthalten der »vorrede« zufolge syn-
taktische und grammalische regeln nur sehr spärlich »um dem lehrer nicht gänz-
lich das wort abzuschneiden« , dagegen »etymologische, synonymische, geogra-
phische und sachliche erklärungen in reichlicher menge«. Zunächst muss bemerkt
werden, dass für den geistigen Standpunkt, dem man diese erzählungen eines
grossvaters als nahrungskost anbieten darf, in den anmerkungen, wenn nicht quan-
titativ, doch sicherlich qualitativ zu viel geschehen ist. Für die arbeitstheilung
möchte der lehrer von vorneherein dem herausgeber vielleicht wenig erkenntlich
sein, da er ihn nur in der schulgrammatik zum worte kommen lassen will. Doch
gemach ; er wird mehr als genug zu thun haben, wenn nicht mit den gramma-
tischen Schwierigkeiten des autors, doch mit der berichtigung seines herausgebers.
p. 10, 13 ist ganz müssig, da der Deutsche die englische construction nach-
machen kann, wie auch der Engländer die vom herausgeber gewünschte wendung
hätte brauchen können. Dasselbe gilt von p. 16,9 etc. p. ll,9 wird »sich
x86 Litteratur
empören« ein echtes reflexivverb genannt. Da echte reflexivverba solche sind,
die nur das rcflexivpronomen als object zu sich nehmen, Wendungen aber wie:
»diese frechheit empörte alle«, »du empörst mich mit deiner frechheit« etc. durch-
aus correct sind, so ist >sich empören« kein echtes reflexivverb. ]). 20, 5 liesst
man: »was come = had come, war da« also eine anmerkung, die cunfundirt,
was sie hätte trennen sollen etc. p. 245, 7 zu indebtcd : das b ist stumm, auch
die ausspräche von doubt, debt, erklärt sich aus dem franz. doute und dette, und
weil eine media nicht mit einer tenuis sich verbindet, ohne jene in eine tenuis zu
verwandeln; vergleiche scriptum, haupt etc.« Niemand wird diese anmerkung
sonderlich klar finden ; für das Deutsche ist sie in dieser fassung geradezu falsch
cf. treiben, trift ; graben, gruft ; mögen, macht; bringen, bracht etc.
Das schlimmste aber, und in dieser hinsieht müssen wir das buch geradezu
für gefährlich erklären, ist die etymologie. Auch wir theilen mit dem herausgeber
die ansieht, dass die resultate auch dieser Wissenschaft schulzwecken dienlich ge-
macht werden können, ja sollen. Wir erkennen sogar in ihnen ein vortreffliches mittel
zur verstandesbildung durch begriffsentwickelung, durch welches die modernen
sprachen, da sie sich der beiden wichtigsten glieder der germanischen und romani-
schen Sprachfamilie bedienen können, den altklassischen gefährlich überlegen sind ;
aber wir sind weit davon entfernt, alle wörter, die in den bildungskreis der schule
gehören, etymologisch behandeln zu wollen. Wir beschränken vielmehr die ety-
mologie ausschliesslich auf den bereich der für den schüler fassbaren regeln.
Wenn m.in ihn beispielshalber knight knecht, night nacht, brought brachte etc.
zusammenstellen und dann das gesetz abstrahiren lässt, dass ght cht entspricht,
so wird er sich dieses vermeintlich selbst erworbenen besitzes freuen und freudig
gebrauch davon machen. Das wichtige, weil bildende und productive, ist nicht
die kenntniss des etymons in einem einzelnen falle , sondern das mehreren ein-
zelnen fällen zu gründe liegende allgemeine. — Doch der herausgeber hat seinen
Standpunkt in der vorrede zum Wörterbuch selbst bezeichnet, freilich nicht mit der
nöthigen präcision. Er sagt : »In dem vorliegenden wörterbuche sind vorzugs-
weise die ausspräche und etymologie berücksichtigt worden.« Etwas weiter unten
heisst es dann: »Es kam dem Verfasser gar nicht auf eine wissenschaftliche ety-
mologie der englischen wörter an, sondern er wollte nur dem schüler einen finger-
zeig oder besser eine feste (!) handhabe geben, durch welche er das neue wort
vermöge der ideenverbindung sich besser aneignen, einprägen und wieder leicht
ins gedächtniss zurückrufen könnte.« Das heisst also, der herausgeber begnügte
sich da, wo er die etymologie nicht glaubte geben zu sollen, mit mnemotech-
nischen kunstgriffen. Die mnemotechnik ist aber heutzutage überall da, wo sie
irrthum erzeugen könnte, von der pädagogik verworfen worden. Mit recht. Das
wichtigste ist das wie, nicht das was. Sodann aber, das nothwendige — dafür
muss der planvolle Unterricht sorgen — wird dem gedächtniss weit naturgemässer
durch repetition eingeprägt, das übrige kann man, wenn es anders nicht zu be-
festigen ist, getrost dem zufall preisgeben. — Das bedenklichste aber ist, dass der
verf. zwischen wirklicher etymologie und mnemotechnischem mittel, keine durch-
gehende Unterscheidung macht. Welch' eine Verwirrung muss nun in den jungen
köpfen entstehen ! — Was soll der schüler anfangen mit p. 9, 7 ^^franz. rage
(rasen) vergl. wrath und roth (werden vor zorn)« ? Hier sind aus pädagogischer
rücksicht drei wurzeln zusammengeworfen : rabies , vräd und rauds. Was mit
p. 245, I »fickle verwandt mit lat. vacillare und unserm wackeln«? Was sollen
Lehr- und Übungsbücher für die englische spräche. III. l8y
femer die vielen mit dem fragezeichen versehenen etymologien ? Will der verf.
auch diese als eine feste handhabe betrachtet wissen ? Nicht wenige etymologien
sind geradezu falsch: p. 9, 2 »fierce von ferus oder ferox wild« p. 9, 3 heathens
>die heiden von heath die haide, das flache land, im gegensatz zu den Städten,
wo das christenthum zuerst platz griff.« Wol sind beide Wörter desselben Stammes,
aber sie sind in falsche ideenverbindung gesetzt; der heide ist nach seinen wilden
sitten, nicht nach seinem wohnsitz benannt. In derselben anmerkung heisst es
dann mit tadelnswerthem mangel an präcision weiter: »von paganus kommt auch
pays und paysan.« p. 4, 4 »ous ist eine adjectivendung , entstanden aus der
franz. endung eux, euse.« Der verf. war zu dieser falschen anmerkung keines-
wegs dadurch genöthigt, dass er nicht auf das Altfranzösische rekurriren durfte.
Er musste einfach sagen: der lat. endung -osus, welche »voll von«, »reich an«
bedeutet, entspricht die franz. endung -eux, euse, und die engl, ous. — p. 248, i
»Frith oder Firth von lat. fretum« ; und p. lO, 5 liest man; »Zigeuner (Zieh-
Gauner) ! « —
Der bereits gerügte mangel an präcision und consequenz macht sich sehr
oft bemerkbar. So heisst es in der vorrede zum Wörterbuch : »Die deutsche sperr-
schrift ist oft als mittel auf die ableitung hinzudeuten angewandt worden.« Wes-
halb fehlt das etymon bei able, während man unter first liest "superl. zu fore« ?
Weshalb fehlt es bei adopt? etc. Weshalb ist aggression von aggressum her-
geleitet? etc.
Dass der herausgeber einen versuch, ja sogar einen für die fachgenossen be-
achtenswerthen , gemacht hat , den englischen Unterricht durch etymologisiren
interessanter zu machen, soll bereitwilligst anerkannt werden, dass dieser versuch
aber zu der für die schule unumgänglichen Vollkommenheit gediehen sei, muss
nicht minder entschieden in abrede gestellt werden.
Shakespere-lesebuch. Als erste stufe der Sh.-lectüre für höhere lehr-
anstalten ausgewählt, mit erklärenden anmerkungen und einem abriss der
Sh. -grammatik versehen von dr. Karl M eurer. Dazu ein Wörterbuch,
C. Roemke & Co. Cöln 1879. Pr. : M. 1,20 und M. 0,40.
Soweit die ansichten hinsichtlich der wähl des lesestoffes sonst differiren
mögen, darin ist man einig, dass der primaner der realschule in die Schöpfungen
des meisters des modernen dramas eingeführt werden soll, wie dem primaner des
gymnasiums, gleichsam als belohnung seiner griechischen Studien, die ideale weit
des Sophocles sich aufthut. Das internationale interesse, welches seit dem letzten
viertel des vorigen Jahrhunderts der genius Sh.'s ohne Unterbrechung fand, ist der
grund, dass nicht nur die wissenschaftlichen Untersuchungen zu einem epoche-
machenden abschluss gediehen , sondern ihre resultate in einer zahl weit ver-
breiteter Standard works leicht zugänglich geworden sind. So kann der lehrer mit
sicheren strichen den literarischen hintergrund zeichnen, von dem die riesengestalt
Sh.'s sich abhebt ; er kann die idecn des dichters entwickeln, seine ausdrucks-
weise analysiren, kurz Sh, ist im weitesten sinne schulreif geworden. Diese gün-
stigen Verhältnisse haben eine reihe von Schulausgaben hervorgebracht, zu denen
auch diese beiden bücheichen gehören. Der verf. hat sein lesebuch für die
Sekunda bestimmt. Er beabsichtigt also — streng pädagogisch vom leichten zum
schwereren vorschreitend — den schüler so weit zu fördern, dass ihm Sh, auf
prima nicht mehr fremdartig vorkomme.
l38 Littcratur
Es ist klar, dass auf diese weise die sachliche und ästhetische interpretation
in der obersten klasse an tiefe und genuss bedeutend gewinnen milsste. Allein
es fragt sich, ob man es dennoch nicht vorziehen wird, dem sekundaner, dessen
geist nicht fragmente, sondern wol ein ganzes verlangen kann, ein anderes werk
vorzulegen, dessen gedankliche, wie grammatische Schwierigkeit zu Sh. eine Vor-
stufe bilden würde. Ref. wenigstens möchte sich nicht dazu entschliessen, die
lectüre in secunda zu einer präparation auf Sh. herabzudrücken.
Das lesebuch zerrällt in drei theile. — Der erste enthält 54 kurze stellen
gnomischen inhaltes , der zweite 18 längere stücke, die der verf. nach ihrem
Inhalte besonders betitelt hat: i. Der fiuss aus Gent, of Ver. II, 7; 2. der
Schwimmer. Temp. V, l etc. Diese beiden abtheilungen sind es namentlich, die
uns in Opposition zu ihm bringen. Das drama ist seiner natur nach ein so or-
ganisches ganze, dass dem dichter durch eine solche zerbröckelung stets unrecht
geschielit. Dazu kommt , dass uns selbst durch glänzendste einzelheiten den
geistigen ansprüchen eines secundaners weniger genüge geleistet zu werden
scheint, als durch ein ganzes, das doch stets eine vielfach zusammengesetzte ge-
dankenentwickelung bietet. Der secundaner wird im Lateinischen, Französischen,
in der mathematik, den naturwissenschaften bereits zur Umfassung einer stattlichen
gedankenreihe angespannt ; aus welchem gründe will man das Englische von der
betheiligung an der höchsten pädagogischen aufgäbe, der bildung des geistes, aus-
schliessen? Derselbe Vorwurf trifft zum theil auch noch den dritten abschnitt,
welcher grössere zusammenhängende stücke aus dem Merchant und aus Caesar
enthält , denen zum verständniss kurze Inhaltsangaben haben vorausgeschickt
werden müssen.
Die hauptabsicht des verf. war, den schüler mit den grammatischen eigen-
thümlichkeiten bekannt zu machen. Er ist dabei selbst mit raumverschwendung
verfahren. Denn als eine solche muss man es bezeichnen, wenn die regeln viel-
fach zuerst unter dem text und dann noch verweise auf die betreffenden para-
graphen des anhanges gegeben werden. Hätten nicht die verweise allein genügt ?
Trotzdem fehlt manches; so p. 12, i die regel über die bedeutung des mit the
substantivirten adjectivs, p. 63, 2 die von Alex, Schmidt gemachte beobachtung
über den Wechsel des accents zweisilbiger adj. und part. Falsch ist p. 100: »das
adv. steht bisweilen statt des adj., z. b. In Belmont is a lady richly left, auch
der sinn ist durchaus nicht = a rieh lady is left, sondern = in Belmont lives
an orphan lady who has a large inheritance. Oberflächlich ist p. 59 zu what
says the silver with her virgin hue ? Die anmerkung: »silver ist hier als Fem.
gebraucht. Gr. § 4« (wo man übrigens, wie immer, auch nichts weiter findet) ;
her ist hier durchj virgin veranlasst, und dieser einfluss des attributiven begriffes
auf die grammatische form ist ein Charakteristikum Sh.'s Das fehlen des arlikels
in dem verse With spectacles on nose and pouch on siele musste p. 26, 7 um so
mehr durch die form der englischen bühnenweisungen erklärt werden, als die
ganze stelle so anhebt: All the world's a stage. And all the men and women
merely players, und so schliesst: Last scene of all etc. p. 33, 7 hiesse es besser:
Tiber bei Sh. immer ohne arl. — Dass die auslassung des rel. pronomens im
nominativ heutzutage durchaus unstatthaft sei, ist auch nicht richtig; cf. Koch,
Historische grammatik, bd. II2, v. Zupitza p. 294.
Wenn der verf. nur darüber »aufschluss zu ertheilen versucht hat, was der
schüler sich nicht selbst erklären kann«, so erscheint es uns überflüssig, wenn
Lehr- und Übungsbücher für die englische spräche. III. l8g
z. b. p. 13, I meaner = lower, poorer erklärt wird, p. 13, 3 taste of = suffer,
p. 13, 8 finds = feelä. Diese erklärungen beruhen auf einer Unterschätzung der
geistigen reife der secunda. Uebrigens verstösst namentlich die zweite gegen den
geist der stelle; die bedeutung von taste darf nicht verloren gehen, und auch of
ist ausdrucksvoll, p. 46, 3 war eine Verweisung — wenn überhanpt eine an
merkung nöthig war — auf das folgende vorzuziehen, p. 58, 4 ist Launcelot
nicht ein bursche »der es zu nichts bringt<', sondern vielmehr, wie Schmidt im
gegensatz zu Delius richtig erklärt, einer, von dem der Jude keinen vortheil hat,
der ihm alles durchbringt = good for nothing. p. 42, 10 wird Ate so erklärt :
»eigentlich die furie der Zwietracht, hier die rächerin des Unrechts«. Ate aber ist
eigentlich die Verblendung, die unwiderstehliche gewalt, die den menschen zur
unthat fortreisst. — An dem Wörterbuch missfällt, dass der verf. nicht überall von
der grundbedeutung ausgegangen ist; die ableitung der passenden bedeutung hätte
dann in den meisten fällen der arbeit des Schülers überlassen sein können. Falsch
ist »gnarl nagen«.
Bibliothek van Buitenlandsche Schrijvers, onder Redactie van T. H. De Beer,
Leeraar aan de Hoogere Burgerschool te Goes. Nr. 4. Dickens, The Chimes,
uilgegeven door T. H. De Beer. Maasluis, J. van der Endt & Zoon.
Fr. 1,40.
Wir haben es hier jedenfalls nicht mit einer Schulausgabe zu thun. Denn
abgesehen davon, dass ein Schulbuch wol auch in Holland als solches bezeichnet
wäre, schliesst schon die nahe beziehung des sujets zu der socialen frage unserer
tage die Chimes von der schule aus. Der herausgeber, ein enthusiastischer Ver-
ehrer von Dickens muse, hebt in einer kurzen einleitung über seinen autor die
lebenswahrheit seiner darstellungen hervor, die er gegen den Vorwurf tendenziöser
färbung nicht durchaus glücklich vertheidigt. In einer zweiten einleitung be-
leuchtet er dann die behandlung der socialen frage in den Chimes. Auch hier
findet er überall Übereinstimmung mit der Wirklichkeit. Er wird nicht müde, die
philanthropische darstellung der untersten Volksschicht mit eigenen worten zu be-
kräftigen ; so hat er es sich nicht versagen hönnen, am ende nach einer längeren
apostrophe p. 133: »O, gij, die dit leest etc. noch Southey's Complaint of the
poor als wirkungsvolles Schlussstück hinzuzufügen. Diese freude an dem Stoff ist
auch seiner behandlung zu gute gekommen.
In den toelichtingen sind die schwierigeren Wörter und Wendungen unter
dem texte treffend übersetzt; wo dies nicht genügte, kurze sprachliche erklärungen
hinzugefügt. Die erläuterungen zeugen von lebendiger auffassung des mährchens,
genauer kenntniss des englischen lebens, von beherrschung der spräche, belesen-
heit in der englischen und deutschen litteratur und feinem verständniss der dich-
terischen Intentionen cf. p. 41, 9. Die aanteekeningen (p. 125 — 134) machen
auf einige eigenthümlichkeiten des Stiles aufmerksam, freilich ohne in die tiefe zu
gehen ; besonders aber sollen sie das verständniss einzelner scenen, personen und
motive, die vielleicht von einem flüchtigen leser nicht genügend gewürdigt werden
möchten, durch hervorhebung des wichtigen fördern. Für den ernst, mit dem
der herausgeber an dem buche gearbeitet hat, spricht schon deutlich p. 131 die
anmerkung zu p. 108. — Nach dieser probe zu urtheilen, muss man dem unter-
190
Litteratur
nehmen, das sich auch auf französische und deutsche werke erstreckt, das beste
gedeihen wünschen.
Wkiluurg a/lahn.
H u go Ottmann.
PROGRAMMSCHAU.')
I.
Barlaam und Josaphat, eine prosaversion aus ms. Egerton 876, fol. 301.
Von C. Horst mann. [Programm des königl. kathol. gymnasiums zu Sagan.
Progr. von 1877, no. 166.] Sagan 1877. 17 ss. 40.
Nach einer einleitung, die in kurzen zügen den werth und charakter der alt-
englischen litteratur vorführt, macht uns Horstmaun mit einer prosasammlung von
legenden bekannt, die in drei hss. erhalten ist und deren Inhalt p. 5 f. genau
angegeben wird. H. äussert sich nicht darüber, aus welcher zeit die hss. stammen
und somit ist es ohne autopsie und genaue vergleichung einzelner stücke unmöglich,
festzustellen, wie diese Sammlung sich zu Caxton's Golden Legend verhält. Nach
einigen notizen über graphische eigenthümlichkeiten der hss, (p. 6) folgt der text
(p. 7 — 17) der Barlaams-legende, der als eine willkommene ergänzung der
vom herausgeber früher edirten poetischen Versionen dieses Stoffes zu bezeichnen
ist. Derselbe ist nur in zwei von den erwähnten drei hss. erhalten, da die dritte
an der entsprechenden stelle defect ist.
Ueber das verhältniss der beiden hss. zu einander äussert sich Horstmann
dahin, ms. Egerton 876 (E) sei »correkter und ursprünglicher» als ms. Harl. 4775 (H)
und »scheine diesem, wie aus manchen eigenthümlichen lesarten zu schliessen, als
vorläge gedient zu haben« (p. 5). »Als vorläge des ms. Harl. glaube ich eben
ms. Egert. ansehen zu müssen, da öfter gerade ein fehler des ms. Egert. zu
eigenthümlichen lesarten anlass gegeben hat« (p. 17). Horstmann hat dem-
gemäss E seiner ausgäbe zu gründe gelegt und diesen text mit der peinlichsten
genauigkeit wiedergegeben, die sich, was ich nicht billigen kann, auch auf die in
der hs. recht ungleichmässige interpunktion erstreckt. Von den Varianten von H
sind »die wichtigeren und charakteristischen« in den noten angeführt, während
die lesarten dieser hs. nur dann in den text aufgenommen sind , wenn E
offenbare fehler aufweist. Je wünschenswerther es erscheinen muss , die ganze
Sammlung edirt zu sehen , um so weniger wird eine kurze nachpriifung von
Horstmann's verfahren überflüssig erscheinen.
Die vorliegende englische version der Barlaams-sage ist — um zunächst
Horstmann's mittheilungen nach dieser seite hin zu ergänzen — eine ziemlich
wortgetreue Übersetzung der lat. fassung in der Legenda aurea des Jac. a Voragine
(edd. Grässe, p. 811 ff.). Es wird also zunächst zu untersuchen sein, ob etwa
einzelne lesarten von H. genauer zu LA. stimmen , als E. Das ist in der that
i) Wenn durch einführung dieser rubrik der. Engl. stud. H, p. 294 auf-
gestellte, grundsatz über die besprechung von programm-abhandlungen aufgegeben
erscheint, so dürfte dies in dem theilweise veränderten charakter des blattes eine
hinreichende erklärung finden. Die red.
Programmschau I n I
der fall. Man beachte: Engl. E. p. 7, 13 f.: and zuhanne he herde tt ; H. : and
whanne the kinge herde it; LA. p. 811 : Quod rex audiens. — P. 8, 56 f.:
E.: and ther for ye will leite the glorie of this worlde and becoine a monke; H.
bietet ixix ye: saie that ye. LA.: et idcirco gloriam regni te velle derelinquere et
monachorum habitum assumere a sseras. Hier liegt die vermuthung nahe, dass
der Schreiber von E. statt des ersten ye gleich das zweite geschrieben hat. —
E. p. 12, 26 f.: where he shulde neuer finde ?nete ne clothe ; H. liest nother für
neuer, und dem entsprechend LA. p. 817: ubi nee cibum nee vestimentum
inveniens. — E. p. 13, 2 f.: it semithe tue that thou hast more thanne LXV yere
of age. H. bietet die zahl LXX; vgl. LA. p. 818: Amplius, pater, mihi appares
LXX annorum. Ebenso heisst es in der norde, poet. version v. 821 f. (Horstm.,
Altengl. legenden p. 236): Fader^ pine elde yf pou wolde ken, \ pou semes of sexty
leeres and ten; süde. version v. 784 ff. (a. a. o. p. 135) '• '^eiivis, quap fosaphat,
and more iwis, \ for I it may segge al wit oute wene, \ pat pou art of elde s i x ty
ger and tene.^) Die zahl LXV kann leicht aus p. 12, 91 (XLV)^hier eingedrungen
sein. — E. 15, 49 ff. : and thanne the tnaister squier that was about the hing
Saide to hym in his borde. in Ins borde bekenne ich nicht recht zu verstehen ; H.
hat statt dessen: in game , und LA. p. 821: spathantis regis lud endo dixit. —
E. p. 16, 33; Horstm. bemerkt unter 18): »H. fügt hinzu: and also beddis richelie
araied ^ welcher zusatz sich auch in den poetischen Versionen findet.« Es ist mir
unbegreiflich, dass er aus dieser Übereinstimmung keine weiteren Schlüsse gezogen
hat; die gleichheit ist natürlich auf den gemeinsamen urtext zurück zu führen,
LA. p. 822: lecti lucidi cum pretiosissimis ornamentis. — E. p. 16, 57 f.: and
thanne Theodore come with hym to the kinge; H. liest: and thanne Th. come to
hym with the kinge = LA. p. 823: Tunc Theodas cum rege ad cum intravit. —
E, p. 16, 73: and lefte his kingdom to his sone; H. schreibt für his: alle the
= LA. p. 823: et totum regnum filio suo ditnittens. — Es ergibt sich, dass
an einer ganzen anzahl von stellen H. , E. gegenüber, die ursprüngliche lesart
bietet. Wenn Horstmann's annähme, dass E die vorläge von H war, richtig
wäre , so müsste also der Schreiber von H seinen text nach der lat. Urschrift
durchcorrigirt haben , was wenig glaublich erscheint ; viel näher liegt es doch , E
und H aus einer gemeinsamen vorläge (x) abzuleiten; was Horstm. p. 17 übei
das verhältniss von H zu E bemerkt, ist dann auf das verhältniss von H zu x zi
übertragen. Diese gemeinsame vorläge von E und H muss aber schon eine copie
und zwar keine sehr sorgfältige , gewesen sein ; dies ergibt sich aus einer anzahl
gemeinsamer fehler, aufweiche Horstmann nur theilweise hingewiesen hat. Gleich
der erste satz ist unvollständig, da zu Barlaham das verbum fehlt ; ich vermuthe, dass
zeile 2 für whotn , him einzusetzen ist; in LA. weicht die construction ab. —
P. 7, 22: O thou /ole of thi witte. Diese worte sind schwerlich richtig über-
liefert; nach fole ist wol and und ein adjectiv ausgefallen, von dem of th. iu.
abhängt; vgl. LA. p. 811: 0 stulte et mentis perdite. — P. 7, 24: thou hast made
a childes play. Nach inade ist the zu ergänzen ; vgl. LA. a. a. o. : ludum
pHcrorutn te fecisti. — P. 8, 68: tvent statt wcnd ^ — P. 9, 32. Nach sight sind
") Wenn es in derselben fassung v. 7S3 heisst; / wot , quap pis oper , fvf
and sixty ger myn elde ist, so ist, was Horsiuiann übersehen hat, für sixty un-
zweifelhaft fourty einzusetzen , nicht nur weil so alle übrigen Versionen lesen,
sondern weil sonst die pointe des ganzen satzes verloren geht.
192
Litteratur
mehrere zeilen weggefallen, LA. p. 813 z. 10 v. u.: Alia autem vice qutndam
valde senem — z. 7 v. u. : visionis miractiltitii. Im Engl, erscheint die erwähnung
der lengthe of langt lyff ganz unvermittelt. — Interessant ist die folgende stelle,
p. 9, 52 ff. : and spake 'luith the kinges yongest sone. Nach dieser lesart hätte der
könig auf einmal mehrere söhne, während p. 7, 53 ausdrücklich berichtet wurde,
dass er nach langer zeit endlich 6inen söhn bekommen hatte. Denn so wie hier
von the kinges yongest sone die rede ist, so gleich darauf z. 57 und 71 von the
kinges eldest sone. Darin muss also ein fehler stecken. LA. p. 814 heisst es:
accedensque paedagogo filii regis locutus est; vgl. süde. version v. 250
(a. a. o. p. 120): fat to pe childus mayster ryzt he is icome ; norde.
Version v. 282 (a, a. o. p. 219): pe kynges sone ftiaysler he fond at hom. Was
die prosaversion anlangt , so kann man allerdings in zweifei .sein , ob man es mit
einem versehen des Übersetzers oder des Schreibers von x zu thun hat; mir ist am
wahrscheinlichsten, dass in der vorläge von x die worte: the kinges sones inayster,
undeutlich geschrieben oder verlöscht waren, die lesung von x : the kinges yongest
sone also auf einer verunglückten conjectur beruht ; der Schreiber dieses textes
sah sich dann genöthigt , an den angeführten stellen zur Unterscheidung eldest
vor brother einzuflicken ; an anderen hat er das freilich vergessen , und so
ist z. 64 f. das 1 ichtige : of the kinges sone und z. 76 to the kinges sone stehen
geblieben. An der letzteren stelle hat die hs. H diese unrichtige Scheidung zwischen
mehreren prinzen consequenter weiter geführt , wenn sie liest : the kinges oldest
sone, his brothir. — Dass p. ii, 44 hevi für 7nen zu schreiben ist, bemerkt auch
der herausgeber in den noten ; vgl. LA. p. 816: Arbtisttila uniiiscujusque vita est,
quae per horas diei et noctis quasi per nmrem album et nigrtim incessanter con-
sumitur. P. 12, 35. pei-shedenj \. perisheden. — P. 13, 54 f. : wherfor thi pride
and wicked wille hathe >nade this zuode ayenst nie with good right. The astronomers
in thi birthe saide etc. Diese sätze sind, so wie sie hier stehen, mehrfach fehler-
haft. Erstens sind die worte: this zuode, sinnlos und auch der besserungsversuch
von H: me thus zvoode , ist missglückt; für this ist the einzusetzen; ziiode ist
natürlich ein infinitiv. Zweitens kann der könig doch unmöglich sagen, sein söhn
wüthe gegen ihn »mit gutem rechte«. Die worte with good right, hinter welchen
in E ein punkt steht, gehören vielmehr zum folgenden satze; vgl. LA. p. 819:
Quapropter pravitas voluntatis tuae et contentio effrenata adver sus caput meum te
ins anire fecit. Merito astrologi in nativitate tua dixerunt etc. P. 14, 54 ist
für Caldees, Greces einzusetzen; vgl. LA. p. 820: Graeci quoque nefandos homines
deos putant. — P. 14, 63 f. Horstm. macht unter 6) darauf aufmerksam, dass
her sich auf die Venus bezieht; abgesehen davon, dass auf den vorigen zeilen
ausschliesslich von Jupiter die rede war, gibt y^r := denn, z. 63, gar keinen sinn;
hinter avoutrie muss der schreiber von x einen ganzen satz ausgelassen haben, vgl.
LA. p. 820: . . . . ut adulteria committeret . Venerem quoque deat?i adulteram
esse dicu7tt ; nam aliquando habuit moechum Martern, aliquando Adonidem. —
P. 16, 29 f. : and the fruit of that place was right faire to be had. So nach
Horstmann's angäbe beide hss. Für had ist wol seen zu lesen; vgl. LA. p. 822:
visu speciosissinii.
Von den hier aufgeführten fällen sind diejenigen zu scheiden , wo der
englische text eine Verschlechterung des lat. originales repräsentirt, ohne dass man
es wagen dürfte, Verbesserungen vorzunehmen. Dahin gehört p. 7, 25 f.: yef
tkou wilt here a ptaier of me; LA. p. 811: si hujus a me rationem audire
Programmschau j q ^
desideras. — P. il, i8 f. : and [so ist mit Horstmann für they zu lesen] letyn her
evyn cristen deye for htinger ; LA. p. 8i6: et animas s uas fame mori permittunt.
In der that handelt es sich gar nicht um die hartherzigkeit derer, die die weit
lieben, sondern um die Vernachlässigung des seelenheiles. Der Übersetzer oder
abschreiber scheint den übertragenen , geistigen sinn des »vor hunger sterben*
nicht verstanden zu haben. — P. 1 1 , 54 ff. : . . . . //^ that hiiithe the -uiorlde is
like to a man that hadde III frendes, of zvhiche he loued the fürst astnoche as hym
selff-, the secounde a litell lasse thanne hym selff , and the thridde as litell or not.
Vgl. LA. p. 816: Similes sunt iterum mundi amatores ho mini , qui tres amicos
haöuit, quorum umtm plus quam se, sectmdtim tantum quantum se, tertium fninus
quam se et quasi nihil dilexit = süde. poet. vers. v. 507 ff., norde, vers. v. 543 ff.
In der prosaversion ist die liebe je um einen grad heruntergeschraubt, was
geschmacklos erscheint, und was heisst : as litell or not ? as für a ?
Es erhellt aus diesen Zusammenstellungen , dass für eine kritische ausgäbe
dieser legendensammlung, wenigstens so weit nur zwei handschriften zur Verfügung
stehen, E zwar zu gründe zu legen ist, die abweichenden lesarten von H aber
viel öfter in den text aufzunehmen sind, als Horstmann dies gethan; sind sprach-
lich beide lesungen möglich , so entscheidet der lateinische Urtext. In der ge-
staltung des textes über x hinauszugehen, wird häufig unthunlich sein , aber jede
sachliche differenz zwischen LA. und der englischen prosa wird in den anmerkungen
erörtert werden müssen.
Ich knüpfe daran noch einige weitere bemerkungen zu dem von Horstmann
construirten texte. P. 7, $1 ^,: In this mene tyme that the hinge had no childe
bi his wiff longe tyme, atte the laste he hadde a sone , and was called Josephat.
Horstmann bemerkt unter 3): »that zu tilgen.« Ich glaube jedoch, dass wir dazu
kein recht haben , denn die allerdings sonderbare und unbehülfliche englische
construction schmiegt sich ziemlich eng an die des Originals an, LA. p. 8ii:
Intcrca dum rex liberos non haberet , puer ei piilcherrimus nascitur et yosaphat
appellatur; that entspricht direct dem lat. dum. — P. 13, 30 f.: and feined that
he had take barlaam. Horstm. versieht das wort barlaam hier mit einem ein-
geklammerten ausrufungszeichen , um es als auffallend zu bezeichnen. Ich finde
aber an demselben nichts bemerkenswerthes , vgl. LA. p. 819: se Barlaam cepisse
dixit. — P. 15, 41 ff.: and thanne there was brought before hym horses and
Juelles , golde and siluer and precious stones , and mani other thinges , and tolde
hym the valu of eueri thinge. Dass das subject eines satzes fehlen darf, wenn
dasselbe wort als casus obl. im vorigen vorgekommen war, ist bekannt; vgl. o.
]). 128. Dass dies aber auch möglich sein sollte, wenn das wort in der passiven
construction des vorigen satzes verborgen liegt , ist mir wenigstens neu , und ich
glaube vorläufig noch, dass vor tolde, thei einzuschieben ist. Das fehlen des
pron. vor blamed , p. 16, 52, ist dagegen nicht zu beanstanden. Endlich beachte
man das and am eingange des hauptsatzes p. 16, 10.
Ohne das verdienst schmälern zu wollen , welches herr Horstmann sich auch
durch die vorliegende publication um die englische philologie erworben hat, kann
ich doch nicht umhin , darauf hinzuweisen , dass die nichtberiicksichtigung
der lateinischen quelle sich gerade bei dieser arbeit in recht empfindlicher
weise geltend macht.
Kölbing, Englische Studien. IIT. i. I3
I QA Litteratur
Ernst Regel; An inquiry into the phonetic peculiarities of Barbour's Bruce.
[Nachgelieferte arbeit zum programm der realschule erster Ordnung mit Vorschule
zu Gera. Ostern 1877. Progr. von 1877, no. 577.] Gera 1877. 22 ss. 40.
Nach einer summarischen Übersicht über begriff und geschichte des schottischen
dialektes stellt sich der verf. die aufgäbe, durch vergleichung der lautverhältnisse
in Barbour's Bruce mit denen im Cursor mundi den nachweis zu liefern, dass die
altscholtische spräche der in den gleichzeitigen nordenglischen denkmälem ver-
tretenen sehr nahe verwandt ist , wobei noch vielfach das moderne Schottisch,
repräsentirt durch Bums, berücksichtigung findet.
Die arbeit ist mit augenscheinlicher liebe zur sache gefertigt, die belegstellen
durchweg vom Verfasser selbst gesammelt. Freilich leidet dieselbe auch an nicht
unerheblichen schwächen. Erstens ist die übergrosse abhängigkeit des verf. von
Koch in bezug auf die construction des englischen Vokalsystems tadelnswerth.
Der aufbau des Vokalsystems, wie es regel p. 5 f. genau nach Koch bietet, war
von diesem selbst aus Schleicher's Compendium entlehnt ; dass man seit dem er-
scheinen dieser beiden verdienstlichen werke über jenen punkt zu wesentlich
anderen ansichten gelangt ist, z. b. die annähme der Verstärkung von a, i, u durch
a und ä ganz antiquirt ist, scheint herrn Regel unbekannt zu sein. P. 9 ist wieder
die entwickelungsreihe : /, e, eo statt e, eo, i aufgestellt u. s. w. Femer sind die
kenntnisse des verf. bezüglich der ältesten periode der englischen spräche und der
gesetze, nach denen die entwickelung der laute sich vollzieht, noch keinesweges
sicher zu nennen. Ich greife einzelne belege heraus. S. 7 o. heisst es: »some-
times a inclines to / in Ags. (v. Koch I, 37). In the same way we see in the
Bruce: hing IV, 30 (ags. hangan) =■ to hang.« Aber ae. (= ags.) existirt
hangan nicht, sondern nur hon und hangjan. Unter der Überschrift eä (ebendas.)
vermengt Regel kurzes und langes ca, wenn er neben bcald und eald, neäh (goth.
nehv) und geär = year anführt. S. 8 wird ae. fager mit langer stammsylbe
(f^gcr) angesetzt. Das. wird unter c als »modification of b" — nebenbeigesagt,
ist »modification« eine wenig gelungene wiedergäbe von »umlaut« — auch heran
= to hear angeführt ; das der nicht vorkommende ae. inf, secjan für secan oder
secean. P. 10 wird schott. bknke und blink von ae. blican abgeleitet, was laut-
lich unmöglich ist. Das. wird der ae. inf. sla?i = to slay statt sleän ange-
setzt u. s. w.
Trotz dieser mängel der vorliegenden abhandlung möchte ich den Verfasser
dringend aufmuntern , seine altenglischen Studien fortzusetzen und zu vertiefen,
da ich nicht daran zweifle, dass er dann im stände sein wird, reiferes und besseres
auf einem gebiete zu leisten, auf dem es noch so sehr an arbeitern fehlt.
H. R ehr mann: Essay concerning Anglo-Saxon poetry. [Jahresbericht über die
höhere bürgerschule zu Lübben. Progr. von 1877, no. 88.] Lübben 1877.
20 ss. 40.
Der verf. dieser abhandlung hat sich durch die wähl des Stoffes selbst der
möglichkeit, eine selbständige, wissenschaftliche leistung an den tag zu fördern,
beraubt; m. a. w., die idee, auf 20 quartseiten über angelsächsische poesie im
allgemeinen schreiben zu wollen, ist von vorn herein als eine verfehlte zu be-
zeichnen. Dies urtheil wird nicht alterirt durch das zugeständniss, dass die ab-
handlung allerdings von einiger belesenheit in den ags. dichtem zeugt, sowie
dass bes. abschnitt 4 (Anglo-Saxon poetry compared with that of Gemiany) und
Progranimschau XQ5
15 f. (Paraphrases and metaphors ; eraphaticalness of diction) einige recht
hübsche beobachtungen enthalten. Der sprachliche ausdnick lässt manches zu
wünschen übrig.
Dr. Ehlerding: German and Latin elements in the English language. [Pro-
gramm der städtischen höheren bürgerschule zu Nauen. Progr. von 1877, no. 90].
Nauen 1877. 9 ss. 40.
Die abhandlung ist durchaus werthlos, da sie nur allbekannte dinge wieder-
holt, die in jeder wissenschaftlichen grammatik zu finden sind.
Dr. Löwe; Ueber die phraseologie der englischen spräche mit belegstücken aus
einer deutsch -englischen phraseologie des verf. [Herzogliche höhere bürger-
schule zu Bernburg. VIII. Jahresbericht. Progr. von 1877, no. 555]. Bernburg 1877.
40 SS. 40.
Der Charakter dieser abhandlung, die, wie der titel schon besagt, ein Vor-
wort zu und auszüge aus einem seitdem längst erschienenen buche desselben verf.
bietet, also auf selbständigen werth keinen anspruch macht, enthebt mich der Ver-
pflichtung, dieselbe hier eingehender zu besprechen.
M. Kr um mach er: Geschichtliche und literarhistorische beziehungen in Shak-
speare's Hamlet. [Progr. der realschule I. ordn. zu Elberfeld. Progr. von 1877,
no. 389]. Elberfeld 1877. 22 ss. 40.
Der verf. dieser abhandlung, welcher sich mit der neueren Hamlet-litteratur
wol vertraut zeigt, beschäftigt sich mit den zügen des dramas, welche weder aus
Saxo noch aus poetischen zwecken hergeleitet werden können, und unterwirft die
annähme mancher erklärer, dass wir es hier theils mit anspielungen auf geschicht-
liche ereignisse, theils mit einflüssen anderer Schriftwerke zu thun haben, einer
kritischen nachprüfung. Das resultat derselben ist — und darin kann man dem
verf. nur beistimmen — im wesentlichen ein negatives: weder aus der gleich-
zeitigen schottischen (Maria Stuart) noch aus der englischen (graf Essex) oder
dänischen und schwedischen geschichte lassen sich auch nur mit einiger Sicher-
heit motive zu dem drama ableiten. Die erörterung über den Euphues (p. 13 ff.j
erscheint innerhalb des rahmens dieser arbeit als unnöthig breit ; der Verfasser
hätte wol einige bekanntschaft mit dem inhalte und Charakter dieses romans
voraussetzen können, um so mehr, als, soviel ich sehe, die frage nach dem ein-
fluss des Euphuismus auf Shakspeare's werke, nicht wesentlich gefördert wird.
Bekanntschaft mit den Schriften Giordano Bruno's wird aus den stellen, welche
Kr. nach Tschischwitz anführt, nicht entfernt bewiesen, wie ersterer mit recht be-
hauptet; dagegen ist Shakespeare's bekanntschaft mit Puttenham's Art of english
poetry zuzugeben. Den schluss der lesenswerthen arbeit bildet eine kurze erörte-
rung über die juristischen kunstausdrücke im Hamlet.
Köhler: A glance at Lord Byron as a dramatist. [Wissenschaftliche abhand-
lung zu dem Jahresbericht des Grossherzoglichen Marien-gymnasiums zu Jever.
Progr. von 1877, no. 542]. Jever 1877. 11 ss. 40.
Der verf. geht von dem Byron so oft gemachten Vorwurf aus, er zeichne in
all seinen dichtungen nur sich selbst, es fehle ihm die schöpferische befähigung,
manichfaltige charactere zu schildern. Nach des verf, ansieht wird dies widerlegt
tgö
Litteratur
durch Hyron's dramcn , in denen zwar schliesslich wieder derselbe Charakter zu
tage tritt, wie in den übrigen dichtungen, während die sonstigen motive; wirk-
lich tragische conflicte, ausbrüche der leidenschaft, starke ausjjrägung von liebe
und hass u. s. w. uns diese einseitigkeit möglichst vergessen lässt. Er wirft
ferner die frage auf, wie l'yron dazu gekommen ist, sich an das klassische drama
mit seinen gesetzen anzuschliessen. Der verf. führt dieselbe zurück auf die er-
bitterung über die scharfe kritik, die seinen Hours of Idleness zu theil geworden
war: unter anschluss an die klassischen schriftsteiler und gewissermassen unter
dem schütze derselben tritt er allen anders gesinnten entgegen. Dazu kam —
und darin schliesst sich der verf. an Brandes an — sein Widerspruchsgeist, der
ihn Pope verehren Hess, weil die Lake school poets nicht aufhörten, ihn anzu-
greifen. Im folgenden weist der verf. aus der darlegung der verschiedenen ent-
wickelung der griechischen und der modernen tragödie nach, dass die letztere
ihrer entstehung und ihren Stoffen |nach sich für die beobachtung der einheiten
nicht im geringsten eignete und dass die spätere einführung derselben ein nutz-
loser kämpf gegen das im volksbewusstsein eingewurzelte gewesen wäre, wie sich
an der ungünstigen aufnähme, welche Byron's dahin zielender versuch in England
fand, deutlich genug zeigt. Je weniger aber Byron selbst wegen der subjectiven
richtung seiner poesie sich zum dramatiker eignete , um so erklärlicher wird uns
seine abneigung gegen Shakspeare und die litteratur des Elisabethanischen Zeitalters
überhaupt, die gerade die eigenschaften in hohem masse aufzuweisen hatte, welche
ihm fehlen. Am Schlüsse gibt der verf. eine eintheilung von Byron's dramen
und fügt einige bemerkungen über das wichtigste seiner historischen dramen,
Sardanapalus, bei.
Man wird den zwar nicht neuen, aber geschickt entwickelten urtheilen des
verf. ohne bedenken beistimmen.
W. J. Rehdans: An exact accounl and critical examination of Sir Walter
Scott's poem : »The Lady of the lake«. [Beilage zum programm des königl.
kathol. gymnasiums zu Culm. Progr. von 1878, no. 4]. Culm 1878. 31 s. 40.
Die abhandlung zerfällt in 6 abschnitte. Der erste handelt von Scott's
epischen dichtungen im allgemeinen und stellt die urtheile der verschiedenen
kritiker über die Lady of the lake zusammen ; der zweite bespricht die ver-
schiedenen in dem gedichte zur anwendung kommenden metra; der dritte gibt
eine klare Übersicht über die geographischen Verhältnisse, woran sich unter IV
geschichtliche notizen schliessen. V schildert die bewohner des schottischen hoch-
landes, ihre kleidung und waffen, ihre Wohnungen und sonstige lebensweise, so-
wie ihren Charakter. VI gibt den ersten theil einer Inhaltsangabe, deren fort-
setzung am Schlüsse in aussieht gestellt wird.
Der mit W. Scott's werken vertraute leser wird in dem heftchen nichts
neues finden; der, welcher zum ersten male an die dichtung herantritt, wird die
fliessend und gewandt geschriebene abhandlung zur orienlirung gern durch-
blättern.
A. Wienhold: Kurze darstellung der philosophischen anschauungen Thomas
Carlyles. Hauptsächlich nach dessen Sartor Resartus. [V. Progr. der städti-
schen realschule zu Borna. Progr. von 187S, no. 448]. Borna 187S. 14 ss. 40.
Programmschau igy
Eine sehr ansprechende skizze, offenbar hervorgegangen aus warmem In-
teresse für den autor und einem eingehenden Studium seiner Schriften. Es ergibt
sich, dass die schrift: Sartor Resartus im wesentlichen als eine Selbstbiographie
Carlyle's anzusehen ist, in der derselbe seinen geistigen entwickelungsgang schil-
dert. In seinen philosophischen anschauungen berührt er sich vielfach mit Kant,
Fichte und Novalis. Dabei erbaut sich seine philosophie auf dem gründe der
ethik, und die christliche religion ist die krönende glorie, der leib und die seele
unserer modernen cultur. Diejenigen kritiker, welche ihn einen pantheisten
nennen, verkennen seine ansichten durchaus ; dagegen ist seine Vorliebe für den
puritanismus deutlich hervortretend. Wenn der verf. am Schlüsse den wünsch
ausspricht, es möchte jetzt, nachdem Carlyle den Faust ins Englische übertragen
habe, sich doch auch recht bald jemand finden, der den Sartor Resartus in ein
deutsches gewand kleide, so kann man diesem wünsche nur beistimmen. Uebrigens
dürfte gerade der verf. vorliegender abhandlung durch seine Vorstudien dieser
aufgäbe in besonderem masse gewachsen sein.
Dr. Gustav Schneider: Ueber die ausspräche der englischen vocale im
13, Jahrhundert und vordem; die fortentwickelung derselben im 14., 16., 17.
und 18. Jahrhundert bis zur endgültigen feststellung ihrer ausspräche. [Progr.
der Wöhlerschule zu Frankfurt a. M. Progr. von 1878, no. 335]. Frankfurt a. M.
1878. 45 SS. 40.
Diese ziemlich umfangreiche, in englischer spräche abgefasste abhandlung
über ein wichtiges thema der historischen englischen grammatik ist leider wenig
mehr als ein plagiat von A, Ellis berühmtem werke: On early english pronuncia-
tion, welches vom verf. nicht ein einziges mal citirt wird.») Ein paar mal
auf den ersten selten verweist er auf Koch's und Mäzner's (sie!) grammatiken,
spricht auch mehrmals von dem gelehrten Hicks (sie!) p. 11, am öftesten jeden-
falls citirt er seine History of the english language, die er offenbar für ein sehr
epochemachendes werk hält. Belege für meinen oben ausgesprochenen Vorwurf
zu geben, halte ich für unnöthig ; jeder leser, der die betreffenden abschnitte in
beiden büchern neben einander hält, kann sich ohne langes suchen davon über-
zeugen. Dass herr Schneider die abschnitte anders anordnet wie Ellis, auch
eine anzahl beispiele selbst aufgesucht und seine beobachtungen an seinen eng-
lischen und schottischen pensionären (p. 25 f.) mit verwerthet hat, das ändert
natürlich an dieser thatsache nicht das mindeste. Abschnitte, wo er selbständio-
zu sein versucht, wie in Chapter I, wimmeln von missgriffen und falschen auf-
fassungen ; man höre z. b. p. 4: '>Ea varies with e and even y : neah (nigh,
nahe), nehst and nyhst (nighest , next, am nächsten). Von einem unterschied
zwischen ea und ed oder von umlaut scheint der verf. nie etwas gehört zu haben.
P. 5 : ^ is a sound which is more frequently short than long ; it is no original
sound, but arises from a ox i This sound is little used and less so,
when it is long: bletsian^ blessian (to bless, segnen) — • see Mäzner's grammar.
But ed or eo were used instead : redd or read (red — roth) ; deoful (devil ,
teufel). When long, e is like ?: herun or hyrutt [sie!] (to hear, hören)
P. 6: U passes intofo (varying with io)\ in some words it is e which is more
prevailing in the pronunciation, in others it is o which is more distinctly heard:
l) Ellis name wird einmal genannt (p. 22).
IqS Litteratur
Jreopan (crec]), kriechen); deof (deep, tief); höf (love, lieben); ßeoge (fly,
fliege) — p. 24: The o sound is interchanged for a; this interchange
had already taken ])lace in the Semi-Saxon period, owing to the influence of the
North-Anglian dialect Als beispiele werden gerlond und hond angeführt.
Sapienli sat !
Albert Verron: The construction or arrangement of words and sentences in
the present english language. Part II. Construction of the members of a
sentence. [Sechsundzwanzigster Jahresbericht über die realschule erster Ordnung
zu Münster für das Schuljahr 1877 — 78. Progr. von 1878, no. 311]. Münster
1878. 24 s. 40.
Eine in elegantem English geschriebene, klar und durchsichtig abgefasste
Zusammenstellung, die der natur der sache nach zwar keinen selbständigen wissen-
schaftlichen werth für sich in anspruch nehmen kann, wol aber geeignet ist, für
Übungen im englischen ausdruck in oberklassen deutscher schulen zu gründe ge-
legt zu werden. Die gegebenen belege scheinen durchweg auf selbständigen
Sammlungen zu beruhen. Vielleicht entschliesst sich der verf., die einzelnen in
Programmen verstreuten abschnitte mit der zeit zu einem buche zu verarbeiten ;
ich glaube nicht, dass er sich dadurch den Vorwurf zuziehen würde, die vor-
handenen grammatischen hülfsmiltel um ein überflüssiges vermehrt zu haben.
Zwei weitere programm-abhandlungen, welche nicht sowol dem gebiete der
englischen litteraturgeschichte als vielmehr dem der philosophie und der pädagogik
angehören, mögen zum Schlüsse wenigstens erwähnung finden:
Zwerschke: Hume's Enquiry concerning human understanding, in bezug auf
den fortschritt der erkenntnisstheorie gewürdigt. [VI. Jahresbericht über die
städtische höhere bürgerschule zu Striegau. Progr. von 1877, "o. 184]. Striegau
1877. 19 s. 40.
Stapelfeld: Locke on education. [VII. Jahresbericht über die realschule zweiter
Ordnung zu Crimmitschau auf das Schuljahr 1877/78. Progr. von 1878, no. 450.]
Crimmitschau 1878. 29 s. 40.
E. Kölbing.
LITTERARISCHE NOTIZEN.
Nicolaus Delius: Abhandlungen zu Shakspere. Elberfeld. Verlag von
R. L. Friderichs. 1878. XXVI u. 448 ss. 80.
Da die hier in einem sammelbande vorliegenden abhandlungen sämmtlich
schon im Jahrbuche der deutschen Shakespeare-gesellschaft abgedruckt sind, so sind
wir hier einer eingehenden besprechung derselben überhoben. Viele Interessenten,
welche zwar das erwähnte Jahrbuch nicht mithalten, wol aber die berühmte
Shakespeare - ausgäbe von Delius besitzen , werden diese Separatausgabe seiner ab-
handlungen als ein willkommenes Supplement zn der ersteren begrüssen.
Litterarische notizen
199
Vita Adae et Evae. Herausgegeben und erläutert von Wilhelm Meyer
aus Speyer. Aus den Abhandlungen der k. bayer. akademie der Wissenschaften
I. cl. XIV. bd. III. abth. München, in commission bei G. Franz. 1879.
66 ss. 40.
Diese schöne arbeit verdient hier insofern erwähnung , als auch mehrere
englische Versionen der höchst interessanten legende existiren, über die ich Engl,
stud. II, p. 269 ff. kurz gehandelt habe. In einem theile der modernen Versionen
ist die Adams-sage mit der vom kreuzholze Christi verquickt ; vgl. a. a. o.
p. 271 ft". , wo ich leider die Legends of the holy rood , edd. Morris, unberück-
sichtigt gelassen habe. Es hat bereits lateinische fassungen gegeben, welche diese
Verschmelzung aufweisen ; wenn dieselbe eingetreten ist, wird noch einer weiteren
Untersuchung bedürfen.
E. K.
M IS GELLEN.
DAS NEAPLER FRAGMENT VON SIR ISUMBRAS.
Da wir nach einer notiz in der Anglia I, p. 393 eine neue kritische ausgäbe
des Sir Isumbras zu erwarten haben, so ist vielleicht die mittheilung des Neapler
fragmentes, dessen anfang von D. Laing in den Reliquiae ant. II, p. 67 und von
Halliwell, The Thornton romances, Lond. 1844, p. 269 abgedruckt ist, nicht un-
willkommen. Ich habe es 1876 an ort und stelle copirt. Das bruchstück beträgt
übrigens nicht 121 Zeilen, wie Laing angibt, sondern 122.
He l>at made hepe (!) hevyn ant^ erthe
And al this worlde in daies sevyn,
That is ful of myghth.
Send US alle his blessyng,
5 Las and more, olde and yong,
And kepe us day and ny^t.
Y wol you teile of a kny5t,
That was doujty in ilke a fight,
In towne and eke in fielde.
10 Ther durst no man his dynt abide
With spere ne with Schilde.
Man he was riebe ynowe,
Ox to drawe in his plowe
And stedis in his stalle.
15 Man he was curteyse and hynde,
Every man was his frende,
He was lord of alle.
Curteis and hynde he was,
His name was clepid sir Isombrase,
20 Bothe curteis and fre.
The grettist of his curtesy
Ne couthe ther no man discry,
A fülle good man was he.
Giemen he lovid in halle
25 And zave ham robus of riebe palle,
Bothe golde and eke fe.
Of curtesie he was kyng,
His curtesie had no endyng,
In worlde is none so fre.
Das Neapler fragment von Sir Isumbras 201
30 As feire a wife had he,
As eny in erthe my5t be,
As y teile it ^owe ;
And knave-childryn had he thre,
As feire as eny my^t be,
35 For thei were feire ynowe.
Into his hert a pride was brou5t,
pai of god is workis he had no rou^t,
His merci for to nemne.
So longe he rayned in hi5e pride,
40 That god nolde no lengir abide,
But send to him a stevyne.
So hit bifiUe uppon a day,
The kny5t went furthe him to play,
His forest for to se ;
45 And as he went in a narowe way,
A fowle he hurd him to say,
That säte uppon a tre
And seid: Welcome, Isumbras,
Thow hast for5ete whate thou was
50 For pride and gold an fe.
The kynge of hevyn wel gretith the:
In ^outhe oper elde thou getist poverte.
And chese, whethir thou haddist lever to be.
With careful hert and sikyng sere
55 He fiUe uppon his kneys there
And his hondis up he hilde:
»Worldis welthe y wol forsake
And to Cristis merci me take,
Myne hert to him y ^ilde.
60 In yowthe y may ride and go,
In ilde y may nou^t do so,
Mi bonus wol wax olde.
Lord, 5if thi wille be,
Yn youthe send hit me,
65 And welthe in myne elde.
Awey the fowle takith his fli^t
And al alone leuys the kny^t,
Ful sone he went his way ;
And whan he had the fowle forlore,
70 His stede, that was so 1151 bifore,
Vndir him gan die.
His houndis and his hawkis bothe
Wenten to wode, to him were lothe,
Ilke one to dyvers way.
75 What wondir was |ian, [lei he were wo:
On fote him hovith for to go,
To payne turnyth alle his play.
202
85
90
Miscellen
And also bi the wude hc went,
A litil knave was to him sent,
80 Thal come him a5ayne.
He come to tel him a wond^r - lithing,
That brende wal (!) al his thing
And his bestis slayne:
Lord, ther nys nou;! kft on lyve,
liut 5oure childryn and 50ur wyve,
Bi ihü that me bou5t!
He seid: ^if thei may on lyve be,
Mi wife and my childryn III,
Alle drede me rijt nou^t.
And alle he went silve alone,
His hurde-men [mett] he ilke one ;
He seid: Whate eylith yowe?
pey seid, her fee was from hem revid:
»Lord, no thing is yowe bilevyd
95 An ox to your plowe !
Thei wept alle and did hem ille.
The kny5t bade ham alle be stille:
I ne wete yow this wo!
God jevith us and god take,
100 And at his Wille riche he make
And pore men also.
A deleful si5t he gan ther se:
His wife and his children thre
Out of the fyre were fled,
105 As nakid, as thei were borne ;
Thei sittith stille undur a thorne,
Brent (?) out of hare bed.
Ne chongid he no thing of his ble,
Tille he sawe ham nakid be,
110 That ere were comely clad.
The ladi bade ham be blithe:
Y se your fadur come ful swithe,
For no thinge be ye adradl
Thei wepte alle and made gret care.
115 The knyjt bade ham leve har fare
And wepe not so sore.
Alle that care that we be yn,
It is for our wikkid syn:
Worthe we were wel more.
120 And we al conne no work wirch,
Our frend of us schulle be jirch,
Over londe y rede we fare. E. K ö 1 b i n g .
Vorlesungen über engl, philologie an den Universitäten Deutschlands etc. 203
VORLESUNGEN ÜBER ENGLISCHE PHILOLOGIE AN DEN
UNIVERSITÄTEN DEUTSCHLANDS, ÖSTERREICHS UND
DER SCHWEIZ,
IM SOMMERSEMESTER 1879.
Basel: Englisches kränzchen: lectüre des Beovulf — pro f. Heyne. Eng-
lisches kränzchen — pro f. Soldan.
Berlin: Englische grammatik, IL theil ; flexionslehre — pro f. Zupitza.
Shakspeare's Heinr. IV, I. th. — derselbe. Im seminar — Pierce Ploughman
derselbe. Syntactische Übungen unter Zugrundelegung von Imman. Schmidt;
Uebungsbeispiele zur einübung der englischen syntax — lector Napier.
Uebungen im englisch-schreiben und sprechen — derselbe.
Bern: Byron, ausgewählte dichtungen — privatdocent Weber.
Bonn: Angelsächsische grammatik — pro f. Birlinger. Historische
grammatik der englischen spräche — pro f. Delius. Shakspeare's Tempest —
derselbe. Anfangsgründe der englischen spräche — pro f. Bise ho ff. Fort-
setzung der anfangsgründe der englischen spräche — derselbe. Englische gram-
matik für geübtere, mit mündlichen und schriftlichen Übungen — derselbe.
Englische gesellschaft — derselbe.
Breslau: Erklärung ausgewählter stücke aus Zupitza' s Altenglischem übungs-
buche — privatdocent Kölbing. Englische abtheilung des seminars für rom.
und engl, philologie, lectüre des me. gedichtes : Sir Tristrem, und besprechung
freier arbeiten — derselbe.
Czernowitz: Vac.
Erlangen: Romanisch - englische gesellschaft: Shakspeare's Merchant of
Venice — pro f. Vollmöller.
Freiburg i. B. : Angelsächsische grammatik und erklärung des Beövulf —
prof. Paul.
Giessen: Chaucer's Canterbury Tales — prof. Lemcke. Romanisch-
englische gesellschaft — derselbe.
Göttingen: Shakspeare's König Lear — prof. Th. Müller. Uebungen
in der engl, spräche — derselbe. Angelsächsische grammatik und lectüre des
Beövulf — privatdocent Bechtel.
Graz: Englische grammatik und lectüre — lector Oppler. Vorlesungen
in engl, spräche über engl, litteratur — derselbe.
Greifswald: Angelsächsische und altenglische sprachproben nach Zupitza's
Übungsbuch — prof. Hoefer. Beövulf — prof. Schmitz. Vergleichende
etymologie und Synonymik der französischen und englischen spräche — der-
selbe. Im seminar: Byron — derselbe. Byron's leben und werke nebst er-
klärung des Manfred — privatdocent Varnhagen. Mittelenglische Übungen
nach Zupitza's Übungsbuch — derselbe.
Halle: Geschichte der angelsächsischen literatur — privatdocent
Gering. Angelsächsische grammatik und erklärung ausgewählter angelsäch-
sischer Sprachdenkmäler — derselbe. Milton's Samson Agonistes — prof.
Elze. Uebungen des englischen seminars — derselbe. Englische syntax —
derselbe. Elemente der englischen spräche — lector Aue. Shakspeare's
Merchant of Venice — derselbe. Praktische Übungen im englischen seminar
— derselbe.
204
Miscellen
Heidelberg: Geschichte der englischen litteratur von Milton — Byron —
pro f. Ihne. Im germanisch -romanischen seminar: Englisch -deutsche und
deutsch-englische Übungen — derselbe; altenglische Übungen — privatdocent
Neumann.
Innsbruck. Englische spräche, l. curs., elementargrammatik mit Übungen
— lector Roes. 2. curs., exercises on the rules of syntax — derselbe.
Jena: Bcövulf — prof. Sievers.
Kiel: Interpretation von Chaucer's Canterbury Tales und praktische
Übungen im neuenglischen — prof. Stimmin g. Altenglische grammatik —
privatdocent Möller. Altenglische Übungen — derselbe. Shakspeare's
Macbeth mit erläuterungen — lector Heise. Englische Übungen — derselbe.
Königsberg: Englische Übungen im seminar — prof. Kissner.
Leipzig: Entwicklung des englischen dramas bis Shakspeare; über
Shakspeare's leben und werke — prof. Wülcker. Geschichte der angel-
sächsischen litteratur nebst erklärung der kleineren angelsächsischen denkmäler —
derselbe. Altenglische Übungen nach seinem altenglischen lesebuche II (?) —
derselbe. Geschichte der englischen litteratur im 17. und 18. Jahrhundert —
privatdocent Traut mann. Neuenglische Übungen (übersetzen aus dem Deut-
schen ins Englische) — derselbe.
Lemberg: Englische spräche — lector Kropiwnicki.
Marburg: Chaucer's Canterbury Tales — prof. Stengel. Uebungen des
roraaniich-englischen seminars — derselbe.
München: Shakespeare's Julius Caesar (continued) — prof. Breymann.
Im seminar: stilistische und textkritische Übungen — derselbe; praktische
übungtn im übersetzen — derselbe. Interpretation von Shakespeare's Richard II.
— prof. Bernays. Germanische Übungen (Angelsächsisch und Altenglisch) —
prof. Hofmann, Angelsächsische prosa — privatdocent Brenner.
Münster: Geschichte des franz. und engl, drama's im mittelalter — prof.
Körting. Shakspeare's leben und werke — derselbe. Altenglische Übungen
— derselbe.
Prag: Englische spräche — lector Holzamer.
Rostock: Chaucer's Canterbury Tales — privatdocent Lindner.
Strassburg: Geschichte der englischen litteratur seit 1500 — prof. ten
Brink. Im seminar: Spenser — derselbe. Einführung in das Studium der
englischen spräche — lector Levy. Jtlilton's Paradise lost — derselbe. Im
seminar: Sheridan's Comedies — derselbe.
Tübingen: Milton' s Paradise lost — prof. Milner. Englische gram-
matik — derselbe. Im seminar f. n. spr. : Englisch in 2 cursen — derselbe.
Wien: Englische raetrik in historischer entwickelung , I. theil — prof.
Schipper. Erklärung von Miltons Jugendgedichten — derselbe. Im seminar:
Textkritische Übungen über die englischen Alexiuslegenden — derselbe. Prak-
tische Übungen — derselbe.
Würzburg: Englische Übungen — prof. Mall.
Zürich: Byron et ses oeuvres (franz. Vortrag) — prof. Breitinge r.
Byron's epische gedichte, Übersetzung und erklärung — derselbe.
Professor N. Delius in Bonn hat seine professur niedergelegt , um sich von
jetzt ab nur mehr litterarischen arbeiten zu widmen.
Zeitschriftenschau
205
ZEITSCHRIFTENSCHAU.
Anglia II, 2. 3. heft. Abhandlungen. Zur versbildung der Anglo-
Normannen. Von H. Suchier. Zu mittelenglischen gedichten ; I. Zu den streit-
gedichten zwischen körper und seele. IL Eine Marienklage. III. Ein scherz.
Von H. Varnhagen. Byron's verhältniss zu Pope. Von S. Levy. Beiträge
zur neuenglischen präpositionslehre. IV. Von W. Sattler. Ueber die angel-
sächsischen gedichte von Gudlac. Von F. Charitius. Zu Marlowe's Faust. Von
W. V/ agner. Dryden's bearbeitung Chaucer' scher gedichte. I. Palamon and
Arcite. II. Cock and fox. Von O. Schoepke. Aus englischen bibliotheken.
I. Salisbury und London: Te deum laudamus. Hymnus Athanasii. 4, psalm.
Chaucer's Boetius, Angels.-lat. Sprüche. II. Exeter: Exeterbuch. Das gedieht
Ruine: einleitung, text und anm. Botschaft des gemahls. Von R. Wülcker.
How the Plowman learned his Pater Noster. Von R. Köhler. Golagrus and
Gawain. Einleitung. Text. Von M.^Trautma nn. Das ags. gedieht Andreas und
der dichter Cynewulf. Von A. Fritzsche. Thomas Wright. Von R. Wülcker.
Nachträge. Zu Anglia II, 253. Zu Anglia II,' 230 u. 246. Von R. Wülcker.
A couple of protests. Von F. Furnivall. Recensionen und anzeigen.
Altenglische dichtungen des ms. Harl. 2253. Mit grammatik und glossar her-
ausgeg, von dr. K. Böddeker, Berlin 1878. Von J. Schipper. Drei Shakspeare-
studien von E. Hermann. I. Die bedeutung des Sommernachtstraumes für die
Shakspearebiographie und die geschichte des engl, dramas. Erlangen 1S77. Von
L. Proescholdt. i. Chr. Marlowe's Tragedie of Doctor Faustus. Wilh intro-
duction and noles by W. Wagner. London 1877. 2. Marlowe's Tragical History
of doctor Faustus, and Greene's Honourable History of Friar ßacon and Friar
Bungay. Edited by A. W, Ward. Oxford 1878. Von W. Wagner. Angel-
sächsisches glossar von H. Leo. Alphabetischer index dazu von W. Biszegger.
Halle 1877. Von E. Sievers. Ueber die neuesten Veröffentlichungen des Chaucer-
Society. Von J. Koch. A dictionary of English, French and German idioms,
figurative expressions and proverbial sayings by A. M. De Sainte-Claire. Berlin
1878. Von D. Asher. Nachtrag von M. Trautmann. Aufruf zur Sammlung
• für die Shakspeare-bibliothek. Verzeichniss der eingelieferten recensionsexemplare.
Eine bibliographie von 1877 'st diesem hefte wenigstens leider noch nicht bei-
gegeben. Dagegen sind beigebunden 2 blätter, deren Inhalt sich betitelt : Einige
bemerkungen zu: Englische Studien II, s. 265.1)
i) Die leser beider blätter brauchen nicht zu fürchten , dass auch ich ihre
geduld für vier selten persönlichen Streites in anspruch nehmen werde, zumal der
Inhalt von Wülcker's »Bemerkungen« nur geeignet ist, meiner früheren erklärung,
dass «ich mich ausser stände sehe, eine derartige pulemik weiter fortzusetzen«,
weitere begründung zu verleihen. Wer unbefangen das von beiden selten vor-
gebrachte nachprüft, wird nämlich sich ohne grosse mühe davon überzeugen können,
i) dass die Anglia in der that unregelmässig erscheint (vgl. z. b. Wülcker's ver-
sprechen p. 1,0 f. mit dem wirklichen erscheinen des heftesl). 2) Dass herr
Wülcker sich wissentlich einer Unwahrheit schuldig macht, wenn er
p. 2 behauptet, er habe in seinem urthcil über meine Ormulum-vergleichung »nur
des herrn doctors [vgl. Lessing's Antiq. bricfe no. 57: »Was ist denn etc.] eigenste
Worte abgedruckt«. Die worte, welche ich Engl, st, I, p. 541 als entstellung
markirte , die er hier aber natürlich verschweigt [^White's fehler fallen fast
alle in eine abtheilungt] , gehören einzig und allein dem »herrn profcssor«
an. 3) Dass es sich an der von Wülcker unter 5) angezogenen stelle ganz und gar
2o6 Miscellen
Jahrbucli der deutsclien S li a kesp carc -gcsel Ischaf l , lieraus-
gegeben von Karl Elze. Vierzehnter Jahrgang. K. Elze, Eine
auffUhrung im Globus- theater. Einleitender vertrag zur Jahresversammlung der
deutschen Shakespeare -gesellschaft. A. Freiherr v. Loen, Jahresbericht für
1877 — 78. Vorgetragen in der Jahresversammlung zu Weimar am 24. april 1878.
Bericht über die Jahresversammlung zu Weimar am 24. april 1878. W. Bolin,
Hamlet in Schweden. Paul Wislicenus, Zwei r.euentdeckte Shakespeare-
quellen. J. Thümmel, Ueber die sentenz im drama, namentlich bei Shakespeare,
Goethe und Schiller. R. Prölss, Werder's Hamlet -Vorlesungen. T h, Elze,
Italienische skizzen zu Shakespeare. Zweite folge. N. Delius, Fletcher's
angebliche betheiligung an Shakespeare's King Henry VHI. R. Gericke,
Romeo and Juliet nach Shakespeare's manuscript. W. Wagner, Neue con-
jecturen zum Mucedoros. Derselbe, Verbesserungsvorschläge zu Shakespeare.
G. Freih. Vincke, König Eduard IH. — ein bühnenstück? Statistischer
überblick über die Shakespeare -aufführungen deutscher bühnen vom i. juli 1877
bis 30. juni 1878. Wolf Graf Baudissin — Theodor Döring — W. G. Clark.
Shakespeare in Island. N. Delius, Ueber die letzten publicationen der »New
Shakspere Society«. Litterarische Übersicht. Miscellen: I. Englische Schauspieler
in Kassel. II. John Spencer in Regensburg. III. Hamlet in Regensburg. IV. Zu
sonelt 121. A. Cohn, Shakespeare - bibliographie 1877 und 1878. Zuwachs der
bibliothek der deutschen Shakespeare-gesellschaft seit mitte märz 1878. Aufruf.
Archiv für das Studium der neueren sprachen und litteraturen.
Herausgegeben von L. Herrig. 61. band. Heft 2 — 4. H. Isaac,
Zu den sonetten Shakespeare's. IV., p. 177 — 200. V., p. 393 — 426. Re-
censionen. K. Leo, Angelsächsisches glossar. Von E. Henrici, p. 336.
Fiedler und Sachs, Wissenschaftl. grammatik der engl, spräche. 1. bd. 2. aufl.
Von V. Witthöft, p. 337. O. Ritter, Anleitung zur abfassung von englischen
briefen mit zahlreichen englischen mustern und deutschen Übungen. Von
Wolpert, p. 348. G. Garcke, Englische schulgrammatik. II. theil. Neu
bearbeitet von H. Fernow. Von G. W e n d t , p. 346. C. Humbert , Englands
urtheil über Moli^re. Von Mahrenholtz, p. 348. Four chapters of North' s
Plutarch etc. Edited by F. A. Leo.
nicht um collationen, sondern um eine editio princeps der Patriks-legende und
um die grundsätze bei der auflösung von abkürzungen handelte, und dass Wülcker,
um die richtigkeit meiner behauptung nicht zugeben zu müssen , dieselbe lieber
gefälscht hat. Der die Ebert'sche arbeit betreffende Vorwurf hebt sich dadurch
ganz von selbst.
Am Schlüsse gibt sich W. den anstrich , als ob die »angriffe« nur von mir
ausgegangen wären, und erklärt, er werde mir nur noch antworten, wenn ich ihn
als autor angreife. Nun, er hat es sich von einem fachgenossen, der sogar eifriger
mitarbeiter seiner Zeitschrift und mit der begründung der Studien garnicht ein-
verstanden ist , ohne Widerspruch zu erheben , sagen lassen , der ärger der Anglia
über die begründung der Studien habe sich »in nicht ganz passender weise luft
gemacht«. Dadurch wird die Sachlage genügend gekennzeichnet. Was den zweiten
punkt aber anlangt , so empfehle ich ihm als thema für eine solche »antworte
meine bemerkungen über seinen commentar zu: BIou northerne wind (Engl. stud. II,
p. 504 f.), in denen er einen sogar recht kräftigen angriff auf sich »als autor« finden
wird. Ich aber schliesse mit der Versicherung, dass solche angriffe, wie sie
z. b. die herren Wülcker und Brandl gegen mich gerichtet haben, mir die freude
an meinem uneigennützig ins leben gerufenen unternehmen am allerwenigsten zu
verderben geeignet sind. E. K.
Eingegangene recensionsexemplare 207
Zeitschrift für deutsches alterthum und deutsche litteratur.
XXIII. band. B. ten Brink: eode, p. 65—67.
Anzeiger f. d. a. u. d. 1. 5. band. Cynewulfs Elene, herausgegeben
von J. Zupitza. Von B. ten Brink. M. Konrath: Beiträge zur erklärung
und textkritik des William von Schorham. Von H. Varnhagen.
Academy, 1879. Besprechung von Holt's ausgäbe des Ormulum, p. 330.
R. Ellis, On two passages in Keats , p. 414. E. Dowden, Wordsworth and
Bums, p. 479.
BERICHTIGUNGEN.
Eine nochmalige collation der von mir buchstäblich abgedruckten texte in
meinen »Angelsächsischen sprachproben« ergab einige berichtigungen, die ich hier
mittheilen will. L. s. 246 ofslogon ; 28 zweimal twa hund statt swa hund, dagegen
swa him; 356durhteoä; 36S dod; 383 beon; 452 fiam ; 466 geladedon; 473 pxt;
48iiJ)ses, ebd. gedeauas ; 5o3 ne; 53 7 Trumwine; 55 v. 3 upstige ; 59 9 swidre;
von accentuirten i ist nur ein theil von mir bezeichnet, ae mit ' konnte ich nicht
wiedergeben. Ausserdem sind leider einige druckfehler stehen geblieben ; ich sehe
von leicht zu verbessernden versehen, wie d statt d, ab und notire hier: s. 10 13
cyddon ; 133 gewilnjende; 17 10 fiära; 191 edre; 562 stowe v. 15 ele ; 682 äht ;
681 ceht ; 775 foding ; 80' -Isedan ; 93** säwol ; in einigen infin. ist -on statt -an
stehen geblieben. Die etwa fehlenden worte des glossars , wie asfre , godgild,
awecgan u. a., sind vom lehret leicht zu ergänzen, Forwernan heisst » verweigern <r,
leöd kommt bekanntlich auch im sing, vor; of^yrst ist ^ ofpyrsted. Weitere
sachliche besserungen von anderer seite sind mir am willkommensten.
München, 12. juli 1879. Oscar Brenner.
EINGEGANGENE RECENSIONSEXEMPLARE.')
Bis zu abschluss dieses Heftes sind ausser von den oben besprochenen von
folgenden werken recensionsexemplare bei der redaction eingegangen:
f La chanson des runes. Texte anglo-saxon, traduction et notes par
L. Botkine. Havre , Imprimerie Lepelletier, rue sery 47. 1879.
Robert Gericke: Romeo and Juliet nach Shakespeare's manuscript.
Separatabdruck aus dem Shakespeare -Jahrbuch , band XIV.
f An etymological dictionary of the english language, arranged on an historical
basis. By the Rev. Walter W. Skeat, M. A. Part. I. A — dor. Oxfordi. At
the Ciarendom press. 1879.
■)■ Herm. Bretschn eider: Englisches lesebuch für real- und höhere biirger-
schulen, nebst wörterbucli mit aussprachebezeichnung. Hannover. Hahn'sche
buchhandlung. 1879.
t Wiemann: Englische schiilerbibliothek I. Gotha. G. Schloessmann. 1879.
fGeorgeBoyle: Idiomatisches Englisch für Deutsche. Eine Sammlung der
gebräuchlichsten redensartcn und anglicismen. Berlin, verlag von V, A. Herbig.
1878.
i) Die mit einem f bezeichneten Schriften werden im niiclisten hefte der
Studien besprochen werden.
2o8 Miscellen
•(•Georg Storme: Materialien zum übersetzen aus dem Deutschen ins
Englische. 2. aufl. Hannover. Carl Meyer. 1876.
•)•£. Hermann: Drei Shakespeare-studien. I. Die bedeutung des sommer-
nachtstraums für die Shakespeare - biographie und die geschichte des englischen
dramas. Erlangen. Deichert. 1877. U. Shakespeare der kämpfer. Die po-
lemischen hauptbeziehungen des Midsummer-Night's Dream and Tempest urkund-
lich nachgewiesen. Abtheilung I. Shakespeare wider John Lyly. Erlangen.
Deichert. 1879.
Joh. Storm: Engelsk filologi. Anwisning til et videnskabeligt Studium af
de engelske sprog. For studerende, laerere og viderekomne. I. Det levende
sprog. Kristiania, Forlagt af Alb. Camniermeyer. 1878.
Thum: Anmerkungen zu Macaulay's History of England. [29. Jahresbericht
der realschule mit progymnasium zu Reichenbach i. V. 1879, progr. no, 480.]
Reichenbach i. V. 1879.
M. Kummacher, Englische miscellen. [Vierter bericht der städtischen
höheren töchterschule zu Kassel.] Kassel. 1879.
f H. von Hagen, Ueber die altfranz. Vorstufe des Shakespeare' sehen lust-
spieles »Ende gut alles gut«. Hallenser dissertation. 1879.
f Karl Warnke, On the formation of english words by means of ablaut.
Halle a. S. Niemeyer. 1878.
fAngelsächsische sprachproben mit glossar von Oscar Brenner.
München. Kaiser. 1879.
Zeitschrift für romanische philologie. Herausgegeben von G. Gröber.
III. band. Heft i. Supplementheft II, bibliographie 1877. Halle a. S. Nie-
meyer. 1879.
Anglia. Zeitschrift für englische philologie. Herausgegeben von R. P. Wü 1 k er
und M. Traut mann. II. band. 2. und 3. heft. Halle a, S. Niemeyer. 1879.
Engl, stud., bd. II, p. 268, z, 2 f. sind, als auf einem versehen meinerseits
beruhend, zu streichen.
E. K.
Pierer'sche hofbuchdruckerei. Stephan Geibel & Co. in Altenburg.
CHAUCER'S 'HOUSE OF FAME' IN SEINEM VER-
HÄLTNISS ZU DANTE'S ^DIVINA COMMEDIA'.
INHALT.
Einleitung. Chaucer und die italienische litteratur.
§ I. Aehnlichkeit des 'House of Farne' und der 'Divina Commedia im
allgemeinen.
§ 2 — 15. Aehnlichkeit in einzelnen zügen.
§ 2. Die anrufungen im 'House of Farne' und in der 'Divina Commedia'.
§ 3. Die genauigkeit Chaucer's und Dante's in der Zeitangabe ihrer Visionen.
§ 4, Die Inschrift auf der wand des tempels der Venus — die Inschrift
über dem thor der hölle.
§ 5. Virgil und die gemälde im tempel der Venus.
§ 6. Die einöde im ersten buch des 'House of Farne' — der dunkle wald
im ersten gesang der 'Divina Commedia'.
§ 7. Dante's drei träume im 'Purgatorio' und der adler in beiden ge-
dichten.
§ 8. Chaucer's adler — Dante's Virgil und Beatrice.
§ 9. Phaethon und Icarus im Inf. XVH und im zweiten buch des eng-
lischen gedichtes.
§ 10. Die lange rede des adlers über die luft, den laut und den n\{.
§ II. Der eisfelsen im dritten buch des 'House of Fame' — der berg der
reinigung in Dante's 'Purgatorio'.
§ 12. Chaucer und Dante gestehen beide die Unzulänglichkeit ihrer kräfto
ein — der eine bei der Schilderung der Schönheit des palastes der
Fama — der andere bei der beschreibung des paradieses.
§ 13. Der hofstaat der königin Fama — die hierarchie in Dante's 'Paradiso'.
§ 14. Der palast des gerüchtes (House of Rumour) — Par. XXVHI und
Inf. III.
§ 15. Einige zerstreute parallelstellen.
Schluss.
Kölbing, Englische Studien. III. ?. I4
2IO A. Rambeau
BÜCHER, SCHRIFTEN UND AUSGABEN, DIE IN DER AB-
HANDLUNG BENUTZT ODER ERWÄHNT WORDEN SIND.
Tlie Poetical Works of Geoffrey Chaucer. Editcd by Richard Morris. With
Memoir by Sir Harris Nicolas. London: Bell and Daldy York Street Covenl
Garden. In Six Volumes. (Erste vorrede von l866.)
The Poetical Works of Geoff. Chaucer. In Fourtecn Volumes. The Mis-
cellaneous Pieces from Urry's Edition 1721, the Canterbury Tales from
Tyrwhitt's Edition 1775. Edinburg: At the Apollo Press, by the Martins,
Anno 1782.
Thomas Tyrwhitt, Introductory Discourse to the Canterbury Tales. — In
seiner ausgäbe der poetischen werke des Geoffrey Chaucer. London : George
Routledge and Sons. 1874.
Sir Harris Nicolas, Life of Chaucer. In Richard Morris' ausgäbe.
A Compendious History of English Literature, and of the English Language,
from the Norman Conquest. By George L. Craik, 2 Vol. London 1861.
History of English Poetry from the I2th to the Close of the l6th Century. By
Thomas Warton. Edited by W. Carew Hazlitt. In 4 Volumes.
London 1871.
Etüde sur G. Chaucer considere comme imitateur des trouv^res. Par E.-G.
Sandras. Paris 1859.
Chaucer. Studien zur geschichte seiner entwicklung und zur Chronologie seiner
Schriften von Bernh. ten Brink. Münster 1870.
Geoffrey Chaucer's Canterbury - Geschichten , einleitung. Von Wilhelm Hertz-
berg. Hildburghausen 1870.
Chaucer in seinen beziehungen zur italienischen literatur. Dissertation von
Alfons Kissner. Marburg 1867.
E. Fiedler, Zur beurtheilung des Chaucer, im Archiv für das Studium der
neueren sprachen und literaturen , herausgegeben von Herrig und Viehoflf,
II, p. 151 f., 390 f. Jahrgang 1847.
Hertzberg, Nachlese zu Chaucer, Jahrbuch für romanische und englische
literatur, herausgegeben von L. Lenicke VIII, p. 129 f. Jahrgang 1867.
Adolf Ebert, Kritik des buches von Sandras über Chaucer, Jahrbuch für ro-
manische und englische litteratur, herausgegeben von A. Ebert, IV, 85 f.
Jahrgang 1862.
Bilder aus Alt-England von Reinhold P auli, Gotha 1876: VII, Zwei dichter,
Gower und Chaucer, p. 192 f.
Chaucer's 'House of Farne' in seinem verhältniss zu Dante's 'Divina Commedia' 2 1 1
La Divina Commedia di Dante Allighieri, ed. Carlo Witte, Berlino 1862.
Dante Alighieri's Göttliche Comoedie, metrisch übertragen und mit kritischen und
historischen erläuterungen versehen von Philalethes, 3 th. Leipzig 1868.
Vocabolario Dantesco par L. G. Blanc, Leipsic 1852.
P. Virgilii Marouis Aeneis, ed. Forbiger, Lipsiae 1845.
F. Ovidii Nasonis Metamorphoses, ed. Jahn, Lipsiae 1832.
Francesco Petrarca. Rime con l'interpretazione di Giacomo Leopardi e con
note inedite di Eugenio Camerini, Volume Unico. Milano 1876.
Pope's Works. Edited by Joseph Warton. Basil: printed and sold by
J. J. Tourneisen 1803.
Einleitung. Nachdem bekanntlich schon Tyrwhitt auf Chaucer's
italienische quellen hingewiesen (Introductory Discourse to the C. T.)
und auch Warton in seiner Geschichte der englischen poesie (II, 296)
erklärt hatte, Chaucer habe die werke Dante's und anderer italienischen
Schriftsteller gekannt, erhob sich eine starke Opposition gegen diese
ansieht: Sir Harris Nicolas und Craik waren es, die den einfluss der
italienischen Utteratur auf Chaucer's werke und selbst seine kenntniss
der italienischen spräche in Zweifel zogen. Der erstere sagt in seinem
'Life of Chaucer' p. 14, 15: 'That Chaucer was not acquainted with
Italian, may be inferred from his not having introduced any Italian
quotation into his works, redundant as they are with Latin and
French words and phrases.' Craik sagt in seiner Englischen litteratur-
geschichte I, 272 :'.... it is by no means certain that it was so,
and some circumstances seem to make it rather iniprobable that Chaucer
was a reader or Student of Italian.' — und s. 276 : 'It may be
questioned , then , if much more than the fame of Italian song had
reached the ear of Chaucer.' Jedoch haben bereits mehrere, be-
sonders deutsche, gelehrte diese radicale ansieht bekämpft und zu
widerlegen gesucht, und sie haben, der eine mehr, der andere weniger,
Chaucer's kenntniss der italienischen litteratur und die abhängig-
keit seiner geistigen erzeugnisse von derselben betont: Fiedler'),
i) Im Archiv für das Studium der neuern sprachen und literaluren, II, 150:
'In meiner beurtheiiung von Craik's Ilistory of English Litcraturc and Lcarning
(Blatter für literarische Unterhaltung 1846, p. 154—156) habe ich gegen Craik
und andere zu zeigen versucht, dass Chaucer wirklich italienisch verstamlen haben
muss, und dass er aus den grossen italienischen dichtem des vierzehnten Jahr-
hunderts nicht nur stolTe für seine gedichte entlehnte, wundern häufig lange stellen
14*
2 12 '^- Rambeau
Sandras'), Pauli*), Ehert^), Hertzberg'*), Kissner^), ten Brink^) und
andere.
Chaucers 'House of Farne' geliört, wie ten Urink in seinem buch
über Chaucer erwiesen hat, zu der zweiten periode seiner litterari-
schen erzeugnisse — zu jener jjeriode, die nach der rückkehr des
dichters von seiner ersten italienischen reise im jähre 1373 beginnt
und sich bis 1384 ausdehnt, vgl. ten Brink s. 37. Während dieser
ganzen periode zeigt er sich abhängig besonders von der italienischen
litteratur, während der französische einfluss in der ersten periode
seines geistigen Schaffens vorherrscht^).
Nach Sandras (s. 122) und Kissner (s. 68) war es Pope 8), der
zuerst die behauptung aufstellte, dass Chaucer die idee seines 'House
of Fame' von Petrarca's 'Trionfo della Fama' erhalten hat^). Die
wort für wort übensetzte' ; — und II, 401: 'Ueber das, was Chaucer dem Italieni-
schen verdankte, habe ich, wie schon oben gesagt, bereits in den Blättern für
literarische Unterhaltung gesprochen'. — Prof. ten Brink bemerkt in seinem buch
über Chaucer s, 186, dass diese kritik, auf die sich Fiedler hier bezieht, gar nicht
an der angegebenen stelle zu finden ist. [Doch vgl. diese ztschr. 1846, no. (nicht
pag.) 154—156. E. K.]
i) Er spricht über den einfluss der italienischen litteratur auf Chaucer's gedichte
in seiner 'Ftude sur Chaucer', allerdings mit einer gewissen Parteilichkeit für die 'trou-
vöres'. S. 41 scheint er es fast zu leugnen, dass Chaucer viel aus Dante entlehnt hat;
aber wenigstens in bezug auf das 'House of Fame' unterschätzt er durchaus nicht
Dante's einfluss, wie wir weiter unten sehen werden. — 2) Vgl. 'Bilder aus Alt-Eng-
land' s. 213: 'Mit welcher ehrfurcht gedenkt er Dante's und schaltet in geschickter
Übersetzung sogar verse aus der Göttlichen comuedie ein'. — 3) In seiner kritik von
Sandras' buch, Jahrbuch IV. — 4) Er tritt Sir Harris Nicolas entgegen in der einleitung
zu seiner Übersetzung der Canterbury-geschichten s. 43, anm. 68, und Jahrb. VIII,
s. 156 billigt er Kissner's argumentation, in der dieser beweist, dass Chaucer verse
des Boccaccio unmittelbar übersetzt hat. — 5) Vgl. seine schrift: 'Chaucer in seinen
beziehungen zur italienischen literatur'. Er beweist darin Boccaccio's directen ein-
fluss auf Chaucer durch eine sorgfältige vergleichung einiger ihrer werke, aber er
unterschätzt offenbar (s. 66) Dante's einfluss auf Chaucer's poesie. Er glaubt, dass
Dante's geist zu erhaben gewesen ist, als dass Chaucer zu weilergehenden nach-
ahmungen von ihm hätte angeregt werden können. — 6) In seinem buch über
Chaucer von s. 39 an. — 7) Ich verweise wieder auf ten Brink's Untersuchungen. —
8) Aber sieh ten Brink's anm. 52: 'Hat Pope vielleicht die ihm beigelegte ansieht
in der vorrede zur ersten ausgäbe seines Temple of Fame (vgl. Chalmers E. P, I,
XIV) ausgesprochen ? In der mir vorliegenden ausgäbe (l'he works of Alexander
Pope. London 1736, III, i ff.) habe ich sowohl in dem kurzen advertisement,
als auch in den anmerkungen eine dahin gehende äusserung vergebens gesucht'.
Auch ich konnte eine derartige bemerkung weder in dem 'advertisement' vor dem
'Temple of Fame' in Joseph Warton's ausgäbe von Pope's werken (Basil. : printed
and sold by J. J. Tourneisen 1803) vol. II, s. 55 finden, noch in der note, die
am anfang der ersten ausgäbe dieses gedichtes stand und deren beibehaltung
J. Warton für zweckmässig hielt. In dieser note bespricht Pope die allegorische
poesie und, indem er fortfährt, sagt er nur: 'Almost all the poems in the old
Provengal liad this turn ; and from these it was that Petrarch took the idea of
his poetry. We have his 'Trionfi' in this kind; and Boccace pursued in the same
track. Soon after Chaucer introduced it here, whose 'Romaunt of the Rose',
'Court of Love', 'Flower and the Leaf, 'House of Fame', and sonie others of his
writings, are master-pieces of this sort'. — 9) Th. Warton ist sogar geneigt, zu glauben,
dass seine ursprüngliche quelle eine provengalische dichtung gewesen ist, vgl. II, 33 i .
Chaucer's 'House of Farne' in seinem verhältniss zu Dante's 'Divina Commedia'
213
grundlosigkeit dieser hypothese , die sich Kissner (s. 68) noch nicht
entschliessen konnte als falsch abzuweisen, ist von ten Brink (s. 89)
überzeugend nachgewiesen worden'). Was die beiden gedichte ge-
meinschaftlich haben , ist nur zufäUig : sie bestehen beide aus drei
theilen, und Petrarca' s gedieht sowie das dritte buch des 'House of
Farne' erwähnen personen , die sich rühm erworben haben. Dies ist
die ganze ähnlichkeit. Petrarcas dreith eilung in seiner hymne ist
nur willkürlich, während sie in Chaucer's allegorischem gedieht durch
den fortschritt und die entwicklung der erzählung bedingt und noth.
wendig gemacht ist. Es ist ein anderes italienisches gedieht, dem
Chaucer die idee zu seinem 'House of Fame' entnommen hat :
Dante's göttliche comoedie. Schon Sandras (s. 117 f) und nach
ihm — vollständiger — ten Brink (s. 89 f.) haben den übermäch-
tigen einfluss des Dantischen geistes auf Chaucer in seinem 'House
of Fame' bewiesen ; er zeigt sich in der that in diesem gedieht in
viel grösserem maasse als in irgend einem andern werke Chaucer's.
In der folgenden abhandlung will ich versuchen, eine genaue
und gründliche vergleichung von Dante's 'Divina Commedia' und
Chaucer's 'House of Fame' zu geben-), und hoffentlich wird der leser
sehen, dass einige neue punkte der ähnlichkeit und analogie
von mir entdeckt sind, und einige andere, die schon vor mir be-
sprochen oder berührt worden sind, hier in einem etwas verschiedenen
licht erscheinen. Vielleicht knüpfe ich später einmal an die vor-
liegende arbeit an, um sie zu erweitern und zu vervollständigen. Ich
würde noch zu untersuchen haben , wie weit sich der einfluss der
Dantischen und dann überhaupt der italienischen poesie auch in
andern werken Chaucer's erstreckt, und so würde ich mit benutzung
der seit der Veröffentlichung von Kissner's schrift in diesem gebiete
erschienenen arbeiten und erreichten resultate ein gesammtbild von
Chaucer's beziehungen zur italienischen litteratur zu entwerfen im
Stande sein.
i) Uebrigens sagt sclion Sandras (s, 122): 'Mais entre l'hymnc italicn et la
Satire anglaise, aussi riebe en fantaisie qu'en r(Jflexions philosopliiques, il est diffi-
cile de saisir des points de contact'. u. s. \v. — 2) Oft hat der englische dichter
nicht nur aus Dante, sondern auch aus andern quellen zu gleicher zeit geschöpft.
Abgesehen von Dante ist nämlich Chaucer's 'House of Fame' noch von Virgil,
Ovid, Cicero's 'De republica' und Macrobius' 'Comnient. in Somnium Scipionis',
dem 'Roman de la rose', von Hoclius, Alanus de Insulis und Machault beeintlusst
worden, vgl. ten Brink s. 95 — loi. In meiner abhandlung kommen nur einige
dieser quellen in betracht — in allen fällen, wo ihr einlluss wahrscheinlich oder
möglicher weise mit dem Dante's zusammentrifft.
214
A. Rambeau
§ 1. Sowohl Chaucer's 'Housc of Fame' als Dante's 'Divina
Commedia' beschreiben einen träum oder eine vision als ein be-
deutendes ereigniss im leben ihres Verfassers ; beide gedichte haben
dieselbe eintheilung in drei bücher: eine eintheilung, die durch die
besondere und eigenthümliche entwicklung in jedem der beiden ge-
dichte bedingt ist. Und doch — auf den ersten blick — wie ver-
schieden erscheinen diese gedichte in ihrem Inhalt und colorit !
Weder das erste noch das zweite noch das dritte buch des 'House
of Farne' entsprechen ihrem inhalte nach genau den drei bezüg-
lichen theilen der göttlichen comoedie. Und wie stark contrastirt
der feierliche ernst, den man in der ganzen 'Divina Commedia' von
anfang bis zu ende bewundernd wahrnimmt, gegen den muthwilligen
und humoristischen ton'), der oft genug in Chaucer's gedieht trotz
des ernsthaften, demselben zu gründe liegenden characters das
lächeln des lesers erregen muss. Wie komisch ist jene stelle im
zweiten buch , wo Chaucer beständig in furcht und angst schwebt
und kaum dem adler zu antworten wagt, wenn dieser ihn zu trösten
und zu ermuthigen sucht; und wie launig und scherzhaft ist des
adlers anrede z. b. II, v. 377 — 379:
He gan and seyde, 'Be seynt Jame,
Now wil we speken al of game.
How fairest Ihou ?' quod he to nie.
Ferner sind die scenen des dritten buches eher grotesk und
sonderbar als grossartig. Dante hat in der englischen nachahmung
seine epische majestät verloren : was im italienischen gedieht erhaben
und grossartig ist, wird oft in Chaucer's versen fantastisch, vgl.
Sandras s. 120. Während Dante's überirdische und doch (wenigstens
im ersten theil) so naturwahre Schilderung in uns fast den glauben
erweckt , dass wir wirklich sehen , was er thut , und wirklich hören,
was er spricht, so dass wir oft unwillkürlich die unwirklichkeit der
von ihm erzählten begebenheiten vergessen , liebt es der englische
dichter den leser von zeit zu zeit daran zu erinnern, dass alles, was
er beschreibt und erzählt, weiter nichts als ein träum ist.
Tlius in dreaming and in game,
Endeth this lytel booke of Fame.
i) Kissner (s. 71 — 72) sieht sogar nur eine satirische tendenz im dritten buch
und ist geneigt, eine absichtliche ironie dem ganzen gedieht zuzuschreiben, indem
er von einem tiefsinnigen grundgedanken , wie ihn Sandras in der englischen
dichtung erkennt, nichts wissen will. Vgl. Sandras s. 120: 'C'est le poete qui se
console du present an entrevoyant l'avenir'.
Chaucer's 'House of Farne' in seinem verhältniss zu Dante's 'Divina Commedia'
215
Mit diesen worten schliesst Chaucer sein gedieht (III, 1079 — 80),
an dessen anfang er gesagt hat I, 57 — 58:
.... But oonly that the holy roode
Turne us every dreme to goode ; . . . .
Ganz dem entsprechend macht der leicht dahin hüpfende acht-
sylbige vers, den Chaucer selbst n 'lyght and lewed ryme (III, 6)
nennt, den eindruck des neckischen, spielenden gegenüber dem
würdevollen ernst des feierlich dahingleitenden elfsylbigen verses der
göttlichen comoedie ').
Nichts desto weniger kann man bei einer genauen prüfung der
beiden gedichte eine gewisse analogie und Übereinstimmung selbst
in ihrer anläge und in dem allgemeinen sinn der in ihnen enthaltenen
allegorien entdecken. Sowol der Verfasser der 'Divina Commedia
als der dichter des 'House of Fame' schauen bereits auf ein ziemlich
langes , arbeitsreiches leben zurück ; beide haben einen punkt in
ihrem leben erreicht, wo sie sich unglücklich fühlen und mit sich
und ihrer läge unzufrieden sind. Dante ist
Nel mezzo del cammin di nostra vitaa)
und hat also bereits sein 35. jähr vollendet; er hat sich im dunklen
wald des irrthums und der sünde verirrt und ist nicht im stände,
allein ohne beistand den richtigen weg zu finden und aus dem wald
herauszukommen (Inf I). Er hat sich von der betrachtung der
göttlichen dinge abgewandt und Aveltlichen bestrebungen hingegeben,
da er thätigen antheil an der aufregenden politik seiner Vaterstadt
Florenz genommen und sich in die Streitigkeiten ihrer zwei poli-
tischen Parteien eingelassen hat^). Dies ist der sinn von Beatrice's
rede und Dante's bekenntniss in Purg, XXX, XXXI, weim wir ihre
Worte des allegorischen gewandes entkleiden und sie mit allem , was
wir von dem leben des grossen Italieners während jener zeit aus der
geschichte wissen , vergleichen. Dante hat wol seinen irrthum er-
kannt, er empfindet reue, aber es ist niemand da, der ihm in seiner
unglücklichen läge helfen kann (Inf. I, anfang), - Chaucer's gemüth
war zur zeit der abfassung seines gedichtes in einem ähnlichen zu-
stand, natürlich muss man die Verschiedenheit des Charakters, der
0 Vgl, ten Brink, s. iio und s. 88 — 89. Er nennl Chaucer's gedieht eine
comödie nach Dantischem muster, ein heiteres und leichtes gegenstück zur
'Divina Commedia' (s. 90). — 2) Inf. I, i. Vgl. Philalcthcs' anni. in seiner
Übersetzung der göttlichen comoedie. — 3) Noch im jähre 1300 — in dem jähre,
in das Dante seine vision versetzt. Vgl. Philalethes' anm. Inf. I, i und am
schluss des ersten gesanges.
2i6 A. Rambeau
nationalität und der socialen Stellung der beiden dichter in anschlag
bringen. Das leben des englischen dichters hat sich trotz seines
eifrigen strebens und Schaffens so gestaltet, dass er sich gedrückt
und gedemüthigt fühlen muss. Denn um seine existenz zu sichern,
ist er gezwungen, den grössten theil seiner zeit seinen alltäglichen,
eintönigen geschäften als steuercontroleur (comptroUer in the custom-
house) zu opfern; er muss tag aus tag ein eine mühselige arbeit
verrichten , der er als fein fühlender dichter keinen geschmack ab-
gewinnen kann, die ihn vielmehr anwidert und sogar einen lähmen-
den, abstumpfenden einfluss ('petrifying' , wie Tyrwhitt sagt, vgl. II,
148) auf seine dichterische thätigkeit ausübt. Vgl. H. o. F. II,
144—152'):
For when thy labour doon al ys,
And hast ymade rekenynges,
Instid of reste and newe thynges,
Thou goost home to thy house anoon,
And, also dombe as any stoon,
Thou sittest at another bocke,
Tyl fully dasewyd ys thy looke,
And lyvest thus as an heremyte,
Although thyn abstynence ys lyte.
und III, 922—928 :
Soch routhe hath he of thy distresse,
(That thou suffrest debonairly,
And wost thy-selfen outtirly,
Disesperat of alle blys,
Syth that fortune hath made amys
The frot of al thyn hertes reste
Languish and eke in poynt to breste,) ....
Empfindlich für lob und tadel oder Vernachlässigung, wie jeder
autor, fühlt er sich in seinem dichterstolz beleidigt, da seine littera-
rischen erzeugnisse, die fruchte einer ziemlich langen dichterlaufbahn
(von 1366 — 84) bei seinen Zeitgenossen nicht die wol verdiente, von
ihm erhoffte anerkennung gefunden haben , wie wir aus einer
anspielung im 'House of Fame' (III, 783 f.) schliessen können, wo
er mit komischem pathos versichert, er mache sich nichts aus rühm,
vgl. ten Brink, s. 107 — 8. — Wenn Chaucer sein alltägliches ge-
schäft beendet hat, ist es seine einzige erholung, sich zu seinen ge-
i) Schon Tyrwhitt (Preface X, note e) erklärte diese stelle als eine an-
spielung auf jenes amt. Chaucer war steuercontroleur von 1374 bis 13851
vgl. ten Brink s. 114, Hertzberg, Canterbury-geschichten, einl. s. 31, auch
Craik I, 282.
Chaucei's 'House of Fame' in seinem verhältniss zu Dante's 'Divina Commedia' 217
liebten büchern zu begeben (vgl. II, 149); er beschäftigt sich dann
eifrig mit dem Studium der dichter : Dante's , den er ja gründlich
kennt , wie wir aus mehrern stellen , die wir später zu besprechen
haben werden , ersehen können , besonders aber Virgil's. Dies be-
deutet offenbar der gläserne tempel der Venus , wohin er sich im
träum versetzt glaubt (I, 119 — 479), und dessen wände er mit ge-
mälden, die der Aeneide entnommene scenen darstellen, geschmückt
sieht, vgl. ten Brink s. loi — 2. Aber sobald er es wagt, aus diesem
zaubertempel herauszugehen , d. h. seine bücher und dichterischen
Studien zu verlassen , — sogleich wird er an sein einsames freuden-
loses dasein erinnert : er sieht nichts als eine weite , dürre wüste
rings um den tempel (I, 480—491). Diese trübe gemüthsstimraung
des englischen dichters oder , wenn wir wie Chaucer allegorisch
sprechen wollen , diese einöde , in der sein geist nach dem verlassen
seines Zufluchtsortes sich befindet, entspricht der traurigen, ver-
lassenen läge des itaUenischen dichters im i. canto des Inferno i — 62.
Aus dem unerträglichen zustand geistigen elends werden beide
dichter durch den directen beistand des himmels erlöst, vgl. Inf. II,
H. o. F. II, 100 f., III, 917 f.: Dante wird durch die weiten, die
jenseits des grabes liegen, die höUe, das fegefeuer und das paradies,
geführt und sieht am ende seiner wunderbaren reise die gottheit
selbst, so dass er den rechten weg, den er verloren, finden kann
(cf. Inf. II, 98 f. und Purg. XXVI, 58)'), und es ihm von nun an
unmöglich wird, sich je von gott wieder abzuwenden (cf. Par.
XXXIII, loi, 102). Chaucer wird in den stand gesetzt, den palast
des ruhmes (House of Fame, III — v. 777) und den palast des
gerüchts (House of Rumour, III, 910 — 1068) zu sehen, um sich von
der nichtigkeit des ruhmes zu überzeugen, nach dem er vergeblich
gestrebt hat, da er noch immer trotz seiner bisherigen litterarischen
leistungen ziemlich unbekannt ist^), und um 'new tidings' zu hören,
nach denen er sich in seinem vereinsamten leben gesehnt hat^), so
dass er dadurch getröstet und mit seinem geschick versöhnt wird
1) Quinci su vo jier non esser piii cieco.
2) Cf. ten Brink s. 107 und sieh oben. — 3) Cf. H. v. F. III, 794— 799 :
Quod Y, 'That wyl Y teilen the,
The cause why Y stonde here.
Sonime newe tydyngis for lo lere,
Somme newe thingo, Y not what,
Tydynges other this or that,
Of lüve, or suche tliinges glade
2l8 A. Rambeau
und gestärkt und erfrischt an seine arbeit zurückkehren kann. Cf.
H. o. F. III, 1077 — 1078:
Whcrefore to study and rede alway,
I purpose to do day by day.
Es ist die philosophie , die unter dem allegorischen bild eines
göttlichen Sendboten Dante sowol als Chaucer über ihren traurigen
zustand emporhebt und sie zur erkenntniss der Wahrheit führt ; denn
der vogel des Jupiter, der adler, der Chaucer hinauf zum palast des
ruhmes 'bct^aeefi hcaven arid earth and scci (II, 207) trägt, bedeutet
die tröstende, belehrende philosophie') für den englischen dichter
ebenso wie der vom himmel gesandte^ weise führer Virgil für Dante.
Selbstverständlich hat aber jeder der beiden dichter seine eigne
Philosophie , die zu seinem eigenthümlichen , individuellen Charakter
passt, vgl. § 8. — Erst am ende des zweiten buches erreicht Chaucer
das ziei**ei}ier hiftreise , so dass in dieser hinsieht das dritte buch,
in dem er erst den palast des ruhmes und den palast des gerüchts
sieht, der ganzen Wanderung Dante' s durch die hölle, das Fegefeuer
und das paradies vom 3. canto des ersten theiles bis zum schluss
der göttlichen comoedie entspricht. Das zweite buch, wo der adler,
indem er Chaucer durch die luft trägt, ihm von dem, was er sehen
soll, bericht erstattet und ihm erzählt, zu welchem zweck und von
wem er (der adler) zu ihm gesandt worden ist, würde dann genau
dem I. canto von v. gi an und dem 2. des Inferno entsprechen,
wo Dante's führer. Virgil, sich über denselben gegenständ auslässt.
Jedoch ist zugleich das zweite buch des englischen gedichtes, da es
eine luftreise beschreibt, in vielen punkten speciell mit der Wanderung
Dante's durch die lO Sphären oder regionen des himmels in seinem
dritten theile, dem paradiese , zu vergleichen. Aber andererseits ist
dieser theil, da er das ende und letzte ziel der Dantischen vision
schildert, auch dem dritten buch des 'House of Fame', wo Chaucer
ja das ziel seiner reise , die beiden paläste , wirklich erst sieht und
auf grund eigner anschauung beschreibt, analog, und wir werden
später mehrere übereinstimmende zügc im dritten theil des italieni-
schen und im dritten buch des englischen gedichtes zu verzeichnen
haben. Sie beginnen z. b. mit derselben anrufung des Apollo, und
hier sind Chaucer's worte eine fast wörtUche Übersetzung der
Dantischen verse (Par. I, 13 f.). Die anrufung der musen und des
i) Vgl. ten Brink s. 103 — 104 ; er verweist auf II, 464 — 470, 471 — 476.
Vgl. auch Sandras s. 121 — 122.
Chaucer's 'House of Farne' in seinem verhältniss zu Dante's 'Divina Commedia' 219
gedankens ('Thought'J an der spitze des zweiten buches hat dagegen
sehr wenig oder fast nichts rcit der anrufung der musen am anfang
von Dante's 'Purgatorio' (I, 8 f.) gemein und ist vielmehr eine Über-
tragung der anrufung, die wir im 2. canto (von v. 7 an) seines 'In-
ferno' finden 1); und zwar stehen diese sich entsprechenden anrufungen
(H, o. F. II, IG f. und D. C. Inf. II, 7 f.) in beiden gedichten an
jener stelle, wo die dichter sich eben anschicken, ihre phantasie-reise
anzutreten, vgl. ten Brink s. 90. Dies ist der grund, warum die
anrufung am anfang des ersten buches des 'House of Farne' (von
v. 67 an) nichts analoges im ersten theile des Dantischen gedichtes
haben kann; auch entspricht weder der einleitende discurs über
Visionen und träume, mit dem Chaucer sein gedieht eröffnet, noch
die beschreibung des tempels der Venus , mit der er fast das ganze
erste buch (v. 119 — 479) ausfüllt, als ganzes genommen, irgend einem
abschnitt in der 'Divina Commedia. — Uebrigens verweist Chaucer
direct auf Dante's 'Inferno' im ersten buch bei der Schilderung von
Aeneas' höUenfahrt, v. 447 — 50:
Which who-so willeth for knowe,
He most rede many a rowe
On Virgile or in Claudian,
Or Daunte, that hit teile kau 2).
Nachdem wir im vorhergehenden einen gewissen grad von all-
gemeiner ähnlichkeit und Übereinstimmung zwischen Chaucer's
'House of Farne' und Dante's 'Divina Commedia' festgestellt haben,
wollen wir im folgenden diese Verwandtschaft der beiden gedichte
oder diese abhängigkeit Chaucer's von Dante durch constatirung
mehrerer besonderer züge, die die zwei gedichte gemeinschaftlich
haben und in denen sie einander ähnlich sind, bestätigen und näher
erläutern. Wir sprechen zuerst von den anrufungen.
§ 2. Chaucer beginnt planmässig jedes seiner drei bücher mit
einer anrufung gerade so wie Dante (Inf. II, Purg. I, Par. I). und,
wie bereits oben bemerkt, hat er am anfang des zweiten und dritten
1) Wir haben nachher genauer über diese anrufungen unter den 'besondern,
ähnlichen zügen' im folgenden paragraphen zu sprechen. — 2) Im zweiten buch
spielt Chaucer an der stelle, wo von Sternen die rede ist, vielleicht auf Dante's
paradics an, wo ja so oft ausführlich von dem wesen der gestirne gehandelt wird,
vgl. H. V. F. II, 504—505:
1 leve as wele, so God me spede,
Hern that write of this matcrc,
220 ^- RjiTnbeau
buches zwei von Dante's anrufungen (Inf. II, Par. I) genau nach-
geahmt. Obgleich in der anrufung, die die erzählung des ersten
buches einleitet (v. 66 f.) und die der englische dichter an den gott
des Schlafes (god of sleep) richtet ') , sich nichts entdecken lässt,
was irgendwie einer stelle der göttlichen comödie ähnlich wäre , so
findet man doch in dem unmittelbar darauf folgenden gebet Chaucer s
zu gott für *hem that hyt Iure (I, 83) etwas, was uns an die ersten
verse von Dante's 'Paradiso' erinnert, insofern er gott nennt:
'. . he that niover ys of alle
That is and was, and ever shalle' (I, 81 — 82).
Vgl. Par. I, 1-3:
La gloria di colui che tutto move
Per l'universo penetra e risplende
In una parte piü, e meno altrove. —
Die feierliche anrufung im zweiten buch des 'House of Farne
lautet V. IG — 20 :
Now faire blisfuUe, O Cipris 2),
So be my favor at this tyme !
And ye me to endite and ryme
Helpeth, that on Pamaso dwelle,
Be Elicon the eiere welle.
O Thought, that wrote al that I matte,
And in the tresorye hyt shette
Of my brayne ! now shal men se
Yfany vertu in the be,
To teilen al my dreme a r y g h t ;
•' Now kythe thyn engyne and might!
Die verse 12 — 20 sind (vgl. § i) eine ziemlich wörtliche, wenn
auch stark erweiterte Übersetzung von Inf. II, 7 — 9:
O Muse, o alto ingegno, or m'aiutate;
O mente che scrivesti cio ch'io vidi, *
Qui si parra la tua nobilita te3).
Ohne zweifei entsprechen diese Dantischen verse am genauesten
Chaucer's anrufung der musen und des gedankens ; aber der eng-
lische dichter mae dabei auch zu gleicher zeit noch an andere an-
i) Hierbei wurde Chaucer von Machault's 'Fontaine amoureuse' beeinflusst,
cf. ten Brink s. 100, Sandras s. 118. — 2) Auch Dante nennt Venus (als stern)
'la bella Ciprigna , Par. VIII, 2. — 3) Vgl. ten Brink s. 90; in einer anm. s. 185
bemerkt er, dass Chaucer das ital. 'mente' und lat. ^mens' mit 'thought' zu über-
setzen pflegt.
Chaucer's 'House of Farne' in seinem verhältniss zu Dante's 'Divina Commedia' 22 1
rufungen der musen, die wir in der göttlichen comoedie finden, ge-
dacht haben. Vgl. Inf. XXXII, 10—12:
Ma quelle Donne aiutino il mio verso ,
Ch' aiutaro Amfion a chiuder Tebe,
Si che dal fatto il dir non sia diverso.
Purg. I, 7 — 12:
Ma qui la morta poesl risurga,
O sante Muse, poich^ vostro sono,
E qui Calliope alquanto surga,
Seguitando il mio canto con quel suono
Di cui le Piche misere sentiro
Lo colpo tal, che disperar perdonoi).
Par. XVIII, 82-87:
O diva Pegasea^), che gl' ingegni
Fai gloriosi, e rendili longevi
Ed essi teco le cittadi e i regni,
lUustrami di te, si ch' io rilevi
Le lor figure com' io 1' ho concette;
Paia tua possain questi versi brevi.
(v. 87 = H. o. F. II, 20.)
Purg. XXIX, 37-42:
O sacrosante Vergini, se fami,
Freddi, o vigilie mai per voi soffersi,
Cagion mi sprona, ch' io merc^ ne chiami.
Or convien ch' Elicona per me versi
Ed Urania m'aiuti col suo coro,
Forti cose a pensar, mettere in versi.
V. 40, WO Dante das wort 'Elicona zur bezeichnung der musen-
quelle auf dem berg Helicon gebraucht , scheint Chaucer veranlasst
zu haben, dem 'Elicon das epitheton 'the clere welle zu geben
(II, 14). -
Sandras s. 122 — 3, Kissner s. 70 und ten Brink s. 93 haben
schon die ähnlichkeit und Übereinstimmung in der feierlichen an-
rufung des Apollo, mit der der dritte theil des 'House of Farne' so-
wol als der 'Divina Commedia' anfängt, hervorgehoben. Vgl. H.
o. F. III, I — 19:
O God of science and of lyght,
Apollo, thurgh thy grete myght,
i) Von dieser anrufung der musen sollte man wegen der stelle, wo sie an-
zutreffen ist (cf. §1), erwarten, dass sie den Chaucer'schen versen am anfang des
zweiten buches (10 — 20) am ähnlichsten sein würde, aber in der that entspricht
sie denselben am allerwenigsten. — ^) = Musa, vgl. Philalethes' anm.
A. Kambeau
This lytel laste boke thou gye !
Nat that I wilne for maistryc
Here art poetical be shewed.
But, for tlie ryiuc ys lyglit and lewcd,
Yit niake hyl suniwliat agrcable,
Though sonime vers faylc in a sillable ;
And Ihat I do no diligencc,
To shewe crafte, but o sentence.
And yif devyne vertu thow,
Wilt helpe me to shewe now,
That in myn hede ymarked ys,
(Loo, that is for to menen this,
The Ho US of Farne for to descryve)
Thou shalt tho sc me go as blyve
Unto the next laurer Y see,
And kysse yt, for hyt is thy tree.
Now entreth in my brest anoon.
Par. I, 13—27
Ob uono Apollo, all' ultimo lavoro
Fammi del tue valor si fatto vaso,
Come domandi a dar l'amato alloro.
Infino a qui Tun giogo di Parnasso
Assai mi fu, ma or con ambo e due
M' h uopo entrar nell' aringo rimaso.
Entra nel petto mio e spira tue
Si , come quando Marsia i) traesti
Della Vagina delle membre sue.
O divina virtü, se mi ti presti
i) Chaucer erwähnt Marsyas und sein Schicksal im dritten buch au der stelle,
wo er die pfeifer Cpipers) rings um den palast des ruhmes (Hotise of Farne) und
unter ihnen Marsyas erblickt, v. 139 — 142:
And Marcia that lost her skynne,
Bothe in face, body, and chynne,
For that she wolde envien, loo,
To pipen bet than Apollo.
Der englische dichter hielt offenbar 'Älarcia für eine frau (cf. her, she) und Hess
sich wahrscheinlich durch die ital. form 'Marsia täuschen, die, verglichen mit der
masculinen endung '«/ im lat. und '0' im ital., wie eine feminine form aussieht.
Mindestens beweist dieser fall, dass Chaucer beim begehen des Versehens nicht
sowol an lateinische als vielmehr an italienische verse gedacht hat ; und vielleicht
hat er sich dabei der form 'Marsia' in den oben erwähnten versen der göttlichen
comoedie erinnert, und dies ist um so eher möglich, da die erw ähnung der 'Marcia
(v. 139) von der stelle, die jene Dantischen verse wiedergiebt (v. i — 19), gar
nicht so sehr weit entfernt ist. — Uebrigens hat schon Craik (I, 287) dies ver-
sehen Chaucer's bemerkt, aber er hat sich wol gehütet, daraus einen schluss zu
ziehen, der mit seinem zweifei an Chaucer's kenntniss der italienischen spräche
und litteratur unverträglich gewesen wäre.
Chaucer's 'House of Farne' in seinem verhältniss zu Dante's 'Divina Commedia' 223
Tanto, che l'ombra del beato regno
Segnato nei mio capo io manifesti,
Venir vedra' mi al tuo diletto legno,
E coronarmi allor di quelle foglie,
Che la materia e tu mi farai degno.
Wenn Dante kurz darauf einen hohen grad von bescheidenheit
beweist, indem er v. 34 — 36 sagt:
'Poca favilla gran fiamma seconda:
Forse retro da nie con miglior voci
Si preghera perch^ Cirra risponda'.
SO finden wir auch diesen zug gerade an derselben stelle des eng-
lischen gedichtes, allerdings in ganz verschiedener weise ausgedrückt,
vgl. oben III, 4 — 8.
§ 3. Im ersten gesang der göttlichen comoedie giebt Dante
genau die tages - und Jahreszeit , in der seine vision stattfindet , an :
er tritt nämHch seine reise im frühling früh am morgen an, vgl. Inf.
I> 37—41:
Tempo era dal principio del mattino
E il sol montava su con quelle stelle
Ch' eran con lui, quando l'amor divino
Mosse da prima quelle cose belle. — ,
Aus einer andern stelle (Inf. XXI, 112 — 114) erfahren wir, dass
der tag des aufbruchs der todestag Christi im jähre 1300 ist. Vgl.
Philalethes' anmerkungen zu diesen beiden stellen, ausserdem in
bezug auf die Chronologie der göttlichen comoedie Inf. XX, 126,
Inf. XXIX, 10, Purg. X, 14, Purg. XVIII, 76. — Der englische
dichter hat es sich angelegen sein lassen, in seiner Zeitangabe ebenso
bestimmt wie sein vorbild zu sein ; bevor er uns seinen träum er-
zählt, erwähnt er zweimal das genaue datum der begebenheit.
Vgl. H. o. F. I, 63:
. . . The tenlhe day now of Decembre ; . . .
I, 108 — 114:
Now herkeneth, as I have yow seyde,
What that I niet or I abreyde.
Of Decembre Ihe tenthe day,
Whan hit was nyght, to slepe I lay,
Ryght ther as I was wonte to done,
And Tille on slepe wonder sone, ....
§ 4. Kaum ist Chaucer eingeschlafen , so träumt es ihm , er
befände sich in einem gläsernen tempel, dem tempel der Venus. In
nachahmuns seines italienischen Vorbildes lässt er uns hier auf einer
224
A. Kamben u
wand eine inschrift sehen , die , wie eine art einleitung , die folgende
beschreibung der gemälde, mit denen die wände geschmückt sind,
ankündigt. H. o. F. I, 141 — 50:
I fonde that on a walle ther was
Thus writen on a table ofbras:
'I wol now say yif I kan,
The armes, and also the man,
That first came, thorgh bis destanee,
Fugityfe of Troy countree.
In Itayle with ful moche pyne,
Unto the strondes of Lavyne.'
And tho began the story anoon
As I shal teile yow echoen.
Diese inschrift ist sehr passend eine freie Übersetzung der ersten
verse des wohlbekannten Vorspiels von Virgil's Aeneide, v. i — 3:
yVrma virumque cano, Trojae qui primus ab oris
Italiam fato profugus Laviniaque venit
Litora, ....
Sie bereitet den leser für die gleich darauf geschilderten, der
Aeneide entnommenen, mannigfaltigen scenen, die in den Wandgemälden
des tempels dargestellt sind , vor : gerade so wie jene berühmte in-
schrift, die Dante über dem thore der hölle erblickt, uns die furcht-
baren, herzerschütternden scenen vorausahnen lässt, die Dante eben
im begriff ist bei seiner Wanderung durch die unterweit mit eignen
äugen zu sehen und unserem geiste vorzuführen. Vgl. Inf. III, i — 12:
'Per me si va nella cittä dolente.
Per me si va nell' eterno dolore,
Per me si va tra la perduta gente.
Giustizia mosse il mio alto fattore:
Fecemi la divina potestate,
La somma sapienza e il primo amore.
Dinanzi a me non für cose create,
Se non eteme, ed io eterna duro:
Lasciate ogni speranza, voi, ch' entrate!'
Queste parole di colore oscuro
Vid' io scrilte al sommo d'una porta.
§ 5. Virgil ist, wie man leicht erkennt, sowol für die 'Divina
Commedia' als für das 'House of Fame' von hoher bedeutung, und
seine Aeneide ist jedenfalls von grossem einfluss auf beide gewesen.
Oflfenbar theilt Chaucer Dante's liebe und achtung') für den grossen
i) Virgil ist Dante's verehrter führer, herr und meister, vgl. Inf. II, 140:
'Tu duca, tu signore e tu maestro.'
Beinamen, die seine liebe, hochachtung, bewunderung und dankbarkeit für seinen
Chaucer's 'House of Fame' in seinem verhältniss zu Dante's 'Divina Commedia'
225
lateinischen dichter; denn er führt in seinem gedieht zu wiederholten
malen den namen Virgil's an und beruft sich auf ihn als gewährs-
mann drei mal im ersten buch ^), wo er die in der Aeneide erzählten
meister bezeugen, finden sich in grosser menge im 'Inferno' und 'Purgatorio'.
Vgl. Purg. XVIII, 2 L'alto Dottore, 7 quel padre verace, 13 dolce Padre caro ;
Purg. IX, 43 /'/ mio conforto ; Inf. VIII, 7 al mar di tutto il senno; Purg. XXIII,
13 O dolce Padre; Purg. XXV, 17, XXVII, 52 Lo dolce Padre mio; Purg. XXVII,
41 al savio Duca; Purg. XXI, 131 AI mio Dottor; Par. XV, 26 nostra maggior
Musa. Gleich im ersten gesang seiner göttlichen comoedie bringt er dem be-
wunderten genius seines lehrers in begeisterter rede seine huldigung dar, Inf. I,
79-87 :
'Or se' tu quel Virgilio, e quella fönte,
Che spande di parlar si largo fiume ?'
Risposi lui con vergognosa fronte.
'O degli altri poeti onore e lume,
Vagliami il lungo studio e il grande amore.
Che m'ha fatto cercar lo tuo volume.
Tu se' lo mio maestro e il mio autore :
Tu se' solo colui, da cui io tolsi
Lo hello Stile, che m'ha fatto onore.'
Und wenn er Statins im Purg. XXI, 94 — 99 sagen lässt:
'AI mio ardor für seme le faville.
Che mi scaldar, della divina fiamma,
Onde sono allumati piu di mille;
Dell' Eneida dico, la quäl mamma
Fummi, e fummi nutrice poetando :
Senz' essa non fermai peso di dramma.'
und im Purg. XXII, 64—65:
' Tu prima m'inviasti
Verso Parnasso a ber nelle sue grotte, . . .'
und wenn er zu Statius im Purg. XXI, 124 — 126 sagt:
'^Questi, che guida in alto gli occhi miei,
E quel Virgilio, dal quäl tu togliesti
Forza a cantar degli uomini e de' Dei.' — ,
so sehen wir deutlich, dass Dante mit diesen worten ausdrückt, was er selbst für
Virgil fühlt und was er selbst ihm zu verdanken glaubt. Ausser Purg. XXI, 97
(sieh oben) weist er in seinem gedieht noch mehrere mal direct auf Virgil's Aeneide
hin: Inf. V, 13; Inf. XXVI, 82; Par. XV, 26 — und besonders Inf. I, 73—74,
wo Virgil, der ihm eben plötzlich als retter im dunklen, gefahrvollen wald er-
schienen ist, sich ihm zu erkennen giebt:
'Poeta fui, e cantai di quel giusto
Figliuol d'Anchise '
I) H. o. F. I, 375-378:
ßut al the maner how she dyede,
And al the wordes that she seyde,
Who-so tu knowe hit hath purpos.
Rede Virgile in Eneydos,
I, 447—450:
Which who-so willeth for knowe,
He most rede many a rowe
On Virgile or in Claudian,
Or Daunte, that hit teile kan.
Kölbing, Englische stiiUicn. III. 2. I5
2 20 A. Rainbeau
thaten und abenteuer für die beschreibung der Wandgemälde des
Venustempels benutzt. Auch Dante liebt es hier und da, interessante,
für seine zwecke i)assende stellen aus dem werke seines meisters zu
erwähnen oder anzudeuten, und es trifft sich hierbei ziemlich häufig,
dass Chaucer unter den mannigfaltigen scencn, die in jenen gemäldcn
dargestellt sind, denselben gegenständ behandelt, der gelegentlich
auch von dem italienischen dichter verwerthet worden ist. Wenn
nun an solchen stellen einige ausdrucksweisen und Wörter des 'House
of Farne' den von Dante gebrauchten ähnlich oder gleich sind , so
wird dies wol oft nur zufällig sein, und man kann nicht zweifeln,
dass Chaucer auch hier , gerade so wie in den scenen , von denen
sich nichts in der göttlichen comoedie findet, unmittelbar die verse
Virgil's selbst übertragen hat. Jedoch ist man berechtigt anzunehmen,
dass diese ähnlichkeit einzelner Wendungen und Wörter, wenn sie sich
wirklich an den betreffenden stellen zeigt, wenigstens von einer
dunkeln erinnerung Chaucer's an entsprechende verse des Dan-
tischen gedichtes herrühren kann, und es ist auf alle fälle möglich,
dass der engUsche dichter manchmal an derartigen stellen nicht
bloss Virgil , sondern zugleich auch Dante , der , wie wir bereits ge-
sehen haben und noch sehen werden, an so vielen andern stellen
seines 'House of Farne' sein vorbild gewesen ist , bewusst oder un-
bewusst nachgeahmt hat. Ist es ja doch keineswegs gegen seine
gewohnheit, verschiedene autoren zu gleicher zeit auf sich einwirken
zu lassen (vgl. einleitung), und es lässt sich oft nicht entscheiden,
ob er bei einem gegenstände mehrere quellen vor äugen gehabt und
zusammen benutzt, oder einer derselben den vorzug gegeben und sie
ausschliesslich für seinen zweck verwerthet hat. Der leser möge
selbst urtheilen und die folgenden , sich auf scenen der Aeneide be-
ziehenden parallelverse des 'House of Fame' und der 'Divina Com-
media' vergleichen , von denen einige nur eine sehr geringe oder
Chaucer spielt auf Virgil an, ohne seinen namen ausdrücklich zu nennen, I, 311 — 314:
In suche wordes gan to pleyne
Dydo of hir grete pej'ne,
As me mette redely;
None other auttour alegge I.
Im dritten buch, v. 153 — 154, sagt er:
Ther herd I trumpen, Messenus,
Of whom that si:>eketh Vergilius.
und V. 393—395
That Latyn poete V i r g i 1 e ,
That bore hath up longe while
The fame of pius Eneas.
Chaucer's 'House of Fame' in seinem verhältniss zu Dante's 'Divina Commedia'
227
gar keine ähnlichkeit aufweisen, abgesehen davon, dass sie denselben
Stoff behandeln.
H. o. F. I, 151— 156:
First sawgh I the destruccioun
Of T r o y , thorgh the Greke Synonn,
With his false forswerynge,
And his chere and his lesynge
Made the hors broght into Troye,
Thorgh which Troyens lost al her joye.
Inf. XXX, 98, 118:
L'altro h il falso Sinon greco da Troia
Ricorditi, spergiuro, del cavallo, ....
Inf. XXVI, 59—60:
L'aguato del caval che fe' la porta
Ond' usci de' Romani il gentil seme. —
H. o. F. I, 157 — 161, 163, 166 — 168:
And aftir this was grave, alias,
How 1 1 y o u n assayled was
And wonne, and kynge Priam yslaine.
And Polite his sone, certayne,
Dispitously of daun Pirrus
Whan that she sawgh the castel hrende,
And how he fled, and how that he
Escaped was from al the pres.
And tooke his fader, Anchises,
Inf. XXX, 13-15:
E quando la fortuna volse in basso
L'altezza de' Troian che tutto ardiva,
Si che insieme col regno il re fu casso, ...
Purg. XII, 61—63:
Vedeva Troia in cenere e in caverne:
O Ilion, come te basso e vile
Mostrava il segno che H si discerncli)
i) Das oben erw.Hhnte bild von der Zerstörung Troja's geliört zu den sculp-
turcn oder hautrcliefs, mit denen Dante bei seiner Wanderung durch das fegefeuer
den weissen marmorfclsen des ersten gesimses (io?-nicc) auf dem bcrg der reinigung
bedeckt sieht, und welclie beispiele der demuth (esem/'i J' umililä, Purg. X, 29 f.)
und beispiele bestraften stolzes (esenipi di supcrbia., Purg, XII, 16 f.) darstellen.
Ich halte es für möglich, dass Chaucer von diesen bedeutsamen bildern, die sicli
nach einander im 'Purgalorio' Dante's blicken zeigen, zu der hübschen idee an-
geregt worden ist, Virgil's poesie, mit der sich sein geist gerade zur zeit der ab-
fassung seines 'House of Farne' viel beschäftigte (cf. § i), der anschauung seiner
15*
2 38 ^- I^ambeau
Inf. I, 73—75:
. . . canlai di quel giusto
Figliuol d' Anchisc che venne da Troia,
Poich^ il superbo Ilion fu combusto, —
H. o. F. I, 240—244, 256—261, 373—374:
She made Eneas so in grace
Of Dido, quene of that contree,
That, shortly for to teile, she
Became hys love, and lete hyni doo
That that weddynge longeth too
shee
Made of hym, shortly at 00 worde,
Hyr lyfe, hlr love, hir luste, hir lorde ; u. s. w.
.... She rofe hir seife to the herte,
And dyede thorgh the vvounde smerte ....
Par. IX, 97—98:
Ch^ piü non arse la figlia di Belo,
Noiando ed a Sicheo ed a Creusa, ....
Inf. V, 61—62:
L' altra h colei, che s'ancise amorosa,
E ruppe fede al cener di Sicheo ; . . . . —
H. V. F. I, 439—450:
And also sawgh I how Sybile
And Eneas, beside an yle,
To helle wente, for to see
His fader Anchyses the free.
How he ther fonde Palinurus,
And Dido, and eke Deiphebus,
And every torment eke in helle
Sawgh he, which is longe to teile.
Which who-so willeth for knowe,
He most rede many a rowe
On Virgile or in Claudian,
Or Daunte, that hit teile kan.
Dante, auf dessen Schilderung der höllenqualen Chaucer hier in
der letzten zeile hinweist, erwähnt zweimal die von Virgil berichtete
leser in einer reihe von charakteristischen gernälden bei der Schilderung des Venus-
tempels im ersten buch vorzuführen. Man beachte, dass beide dichter die ver-
schiedenen scenen ihrer bilder mit einander nur dadurch verbinden, dass die neuen
scenen einfach mit Worten wie e vedea (Purg. X, 49), vedca (Purg. XII, 25, 31,
34), vedeva (Purg. XII, 28, 61), vedea io (Purg. XII, 43) — First sawgh I
(I, 151), And next that sawgh I (I, 162), And I saugh next (I, 174), Ther
sawgh {saugh) I (I, 193, 198, 209, 212, 219, 221 u. s. w.) eingeführt werden.
Chaucer's 'House of Fame' in seinem verhältniss zu Dante's 'Divina Commedia 220
Wanderung des Aeneas durch die geisterweit: im allgemeinen im
Inf. II, 13 — 27, wo D. zu V. sagt:
'Tu dici, che di Silvio lo parente,
Corruttibile ancora, ad immortale
Secolo ando, e fu sensibilmente.' u, s. w.
Dann spielt er im Par. XV auf die schöne stelle der Aeneide (Hb.
VI. 684 f.) an, wo Aeneas von seinem vater in den elysäischen ge-
filden erblickt wird, vgl. Philalethes' anm., v. 25 — 27:
Si pia l'ombra d' Anchise si porse,
Se fede merta nostra maggior Musa,
Qu ando in Elisio del figlio s'accorse.
Dido versetzt Dante in den zweiten kreis (cei-chio) der hölle
unter die fleischlichen sünder (carnali), Inf. V, 85 :
Cotali uscir della schiera ov' ^ Dido, . . .
und vgl. oben, v. 61 — 62. —
H. o. F. I, 457—458:
And how he Turnus reft his lyfe,
And wanne Lavina (= Lavinia) to his wife; . . .
Dante deutet dieselben ereignisse, die von Chaucer im ersten buch
von V. 451 an erzählt werden, in einer der visionen an, die auf dem
dritten gesims (cornice) des berges der reinigung (Purg. XVII) seiner
entzückten phantasie erscheinen und beispiele des Jähzornes (esempi
diracondia) darstellen: er sieht in dieser vision Lavinia (v. 34 — 39),
wie sie über den Selbstmord ihrer mutter Amata wehklagt. Vgl.
Purg. XVII, 37—39:
Ancisa t' hai per non perder L a v i n a ;
Or m' hai perduta ; io son essa che lutto,
Madre, alla tua pria ch' all' altrui ruina.
Morris schreibt 'Lavinia in seiner ausgäbe (H. o. F. I, 458),
jedoch so, dass man sieht, dass er selbst erst das '/' eingeschoben
und in der ihm vorliegenden handschrift ^Lovina gefunden hat ;
Urry liest in seinem text 'Lavina\ Bei Dante ist die form 'Limittd
im Purg. XVII, 37 durch den reim gesichert, obwol er die form
'Lavinia innerhalb des verses 126 Inf IV (im 'Limbo') gebraucht:
. . . . e vidi il re Latino
Che con Lavinia sua figlia sedea.
Die echte lateinische form dieses namens ist 'Lavinia ; vgl. Virg. :
Filia prima manu flavos Lavinia crines ....
(cf. Philalethes anm. zu Purg. XVII, 39). — Man würde daher zu
230
A. Kamljeau
dem schluss berechtigt sein, dass Chaiicer die form 'Lcmind nur
deshalb angewandt hat, weil er sich irgend eines italienischen
verses, wo dies wort im reim zu finden ist, vielleicht sogar gerade
der erwähnten stelle im Purg. XVII erinnerte, — wenn es nicht
schiene, als ob es bereits zwei formen in der lateinischen spräche,
wenigstens für das adjectiv dieses namens (Laviniis . Lavinius) , ge-
geben hätte").
§ 6. Ueber die bedeutung des dunkeln waldes am anfang der
göttlichen comoedie und der dürren , weiten wüste am ende des
ersten buches des 'House of Fame' haben wir bereits in § i ge-
sprochen und constatirt , dass sie den trüben geistigen zustand der
beiden dichter zur zeit der abfassung ihrer werke allegorisch aus-
drücken. Ausser der allgemeinen ähnlichkeit der idee zeigt sich hier
in beiden gedichten eine gewisse, wenn auch wenig in worten greif-
bare analogie in den einzelheiten der Schilderung. Vgl. H. o. F. I,
480 — 491 :
When I oute at the dores came,
I faste aboute me behelde,
Then sawgh I but a large fei de,
As fer as that I myghte see,
VVithouten toune, er house, er tree,
Or bussh, or gras, or eryd londe;
For al the felde nas but sende,
As smale as man may se yet lye
In the desert of Lybye ;
Ne no maner creature,
That ys yformed be nature,
Ne sawgh I me to rede or wisse.
Inf. I, 2 — 7 :
. . Mi ritrovai per una selva oscura,
Chö la diritta via era smarrita.
Eh quanto a dir quäl era \ cosa dura
Questa selva selvaggia aspra e forte,
Che nel pensier rinnuova la paura !
Tanto ^ amara, che poco ^ piü morte: . . .
i) Vgl. Aen. I, 2 — 3:
.... Laviniaque venit — Litora
Einige herausgeber schreiben hier ^ Lavinaque , cf. Forbiger's anm. — Chaucer ge-
braucht übrigens bei der Übersetzung dieser worte (cf. § 4) 'Lavyne im reim und
zwar entweder für 'Lavina = Lavinia\ wie in I, 458, oder wol für die sladt
Lavinium. Vgl. I, 147 — 148;
.... In Itayle, with ful moche pyne,
Unto the strondes of Lavyne (Lavine bei Ürry).
Chaucer's 'House of Farne' in seinem verhältniss zu Dante's 'Divina Commedia' 231
In V. 64 desselben gesanges nennt Dante den öden ort, wo er
sich befindet, 'grau disertd und in v. 29 den bergabhang am ende
des bewaldeten thales 'la piaggia disertd . Er ist nicht nur durch
die gefahr drohende erscheinung des panthers, des löwen und des
wolfes (v. 32 — 60) erschreckt, sondern schon, bevor er sie zu gesicht
bekommt, — gerade so wie Chaucer — durch die traurige einsam-
keit und rauheit der gegend. Der englische dichter betet, von
furcht und angst ergriffen, zu Christus (I, 492 — 495):
'O Christe', thought I, 'that art in blysse,
Fro fantome and illusioun
Me save !' and with devocioim
Myn eyen to the hevene I caste
Dante ruft in seiner gefahrvollen , verzweifelten läge Virgil, der,
ihm zuerst unbekannt, plötzlich vor seinen äugen erscheint, um hilfe
an, V. 64 — 66 :
Quand' io vidi costui nel gran diserto,
Miserere di me, gridai a lui,
Qual che tu sii, od ombra, od uomo certo. —
Schliesslich bitte ich den leser, Dante's beschreibung der wüste
oder beide, die den dritten cirkel (girone) des siebenten kreises (cerchio)
der hölle bildet, zu betrachten und H. o. F. I, 482 — 488 (siehe oben)
mit Inf. XIV, 8 — 15 in bezug auf gleichartige Wendungen und Wörter
zu vergleichen:
(v. 8 — 9) Dico che arrivammo ad una landa,
Che dal suo letto ogni pianta rimove.
(v. 13 — 15) Lo spazzo era un' arena arida e spessa,
Non d' altra foggia fatta che colei,
Che fu da' pi^ di Caton giä soppressa.
(v. 15 = der libyschen wüste, cf. Philalethes' anm.) —
§ 7. Wir haben oben (§1) bemerkt, dass sich Dante's gross-
artige Vision von Chaucer's träum besonders dadurch unterscheidet,
dass er sie so beschreibt, als ob alles von ihm erzählte sich nicht
im träum, sondern in der Wirklichkeit zugetragen hätte , als ob seine
reise durch die drei reiche der geisterweit ein wirkliches ereigniss
seines lebens gewesen wäre. Jedoch hat Chaucer im 'Purgatorio'
drei träume (IX, i f., XVIII, 143 f. und XIX, i f., XXVII, 91 f.)
vorgefunden, bei deren Schilderung der italienische dichter fast eben-
so umständlich und genau als Chaucer (I, 109 — 119, III, 1069 f.)
berichtet , wann und wie er einschlief und , nachdem er ein traum-
gesicht gesehen hatte, aufwachte. Sicher hat der goldgefiederte
232
A. Rambeau
adler, den Dante im ersten dieser träume erblickt, dem englischen
dichter die hauptsächlichen züge zu seiner schönen Ix-schreibung des
wunderbaren, allegorischen adlers am ende des ersten und am an-
fang des zweiten buches — und vielleicht auch l>is zu einem ge-
wissen grad die idee zu seiner phantastischen luftreise im zweiten
buch an die band gegeben»). Vgl. Purg. IX: Dem dichter träumt,
er sehe einen adler, wie er hoch oben am himmel schwebt, v.19 — 21 :
In sogno mi parea veder sospesa
Un' aquila nel ciel con penne d' oro,
Con r all aperte,
Chaucer erweitert') diesen kurz, aber um so prachtvoller aus-
gedrückten gedanken zu einer längern Schilderung, wie er sich über-
haupt darin gefällt, alle einzelheiten mit der kunst vollendeter klein-
malerei und mit behaglicher breite auszumalen , so dass er sich
manchmal selbst in seinen worten wiederholt. Vgl. I, 496 — 507 :
Thoo was I war at the laste,
That faste be the sonne, as hye
As kenne myght I with myn ye,
Me thought I s awgh an egle sore,
But that hit semede moche more
Then I had any egle seyne.
But, this as soothe as deth certeyne,
Hyt was of golde, and shone so bryght,
That never sawgh men such a syght,
But-if the hevene hade ywonne
AI newe of God another sonne ;
So shon the egles fetheres bryghte, ....
Der adler beginnt zu kreisen und ist bereit herabzuschiessen.
Purg. IX, 21, 25 — 28:
edacalareintesa:
Fra me pensava: Forse questa fiede
Pur qui per uso, e forse d' altro loco
Disdegna di portarne suso in piede.
Poi mi parea che roteato un poco, . . ,
H. o. F. I, 508, II, 21 — 25:
And somewhat dounwarde gan hyt lyghte.
This egle of whiche I have yow tolde,
That shone with fethres as of golde,
Which that so highe gan to sore,
I gan beholde more and more,
To se her beaute and the wonder;
0 Vgl. Sandras s. 119 f., ten Brink s. 92. — 2) Vgl. auch die folgen-
den verse.
Chaucer's 'House of Farne' in seinem verhältniss zu Dante's 'Divina Commedia'
333
Plötzlich schiesst der adler herab , so furchtbar oder so schnell
wie der blitz. Purg. IX, 29:
. . . Terribil come folgor discendesse, . . .
H. o. F. II, 26 — 32 :
But never was ther dynt of thonder,
Ne that thynge that men calle foudre,
That smote sommetyme a toure to powdre,
And in his swifte comynge brende,
That so swithe gan discende,
As this foule when hyt behelde,
That I a-roume was in the felde; . . .
Der adler ergreift den dichter und trägt ihn hoch hinauf zum
himmel empor. Purg. IX. 30 :
. . . E me rapisse suso infino al foco , . .
H. o. F. II, 33—40:
And with hys grymme pawes strenge,
Withyn hys sharpe nayles longe,
Me, fleynge, in a swappe he hente,
And wilh hys sours ayene up wente,
Me caryinge in his clawes starke,
As lyghtly as I were a larke,
How high, I cannot teile yow,
For I came up, Y nyste how
Als Dante im träum den adler erblickt, wie dieser noch oben
am himmel schwebt, erinnert er sich der sage des Ganymed. Purg,
IX, 22 — 24:
Ed esser mi parea la dove furo
Abbandonati i suoi da Ganimede
Quando fu ratio al sommo consistoro.
An dieselbe geschichte muss auch Chaucer denken, während er
schon in den klauen des adlers emporgetragen wird. H. o. F. II,
76, 80—84:
'O Güd', thought I,
'I neyther am Ennock, ne Elye,
Ne Romulus, ne Ganymede,
That was ybore up, as men rede,
To hevene with daun Jupiter,
And made the goddys bottiler. '
Der adler, der böte des Jupiter (II, loi — 103), redet Chaucer V«
mannes vois an (II, 48). Auch dieacn zug liat vielleicht der eng-
lische dichter der göttlichen comoedie entnommen : im sechsten
234
A . Rambeau
kreis des paradieses, der sphaere des Jupiter, trifft Dante das symbol
des kaiserthums, den aus wunderbaren lichtem zusammengesetzten
adler (aquila imperiale), der zu ihm spricht, vgl. Par. XVIII,
XIX, XX. —
Zugleich wird man kaum die möglichkeit bestreiten können,
dass Chaucer's beschreibung der Schnelligkeit und des aussehens
seines allegorischen adlers noch von einer andern stelle des 'Purga-
torio' beinflusst worden ist: Purg. II, 13 — 45, wo sich ein engel in
einem boot mit ungeheuerer geschwindigkeit der insel oder des
meerumflossenen berges der reinigung nähert, indem er seine flügel
als segel gebraucht. Man vergleiche einige analoge ausdrücke in den
bezüglichen versen der beiden gedichte und beachte die thatsache,
dass die entsprechenden stellen gewissermaassen das einleiten, was
• die dichter im zweiten theil ihrer werke erzählen wollen. Dies
würde demnach einer jener fälle sein, wo zwei oder mehr reminis-
1 cenzen zugleich bei der Schilderung desselben gegenständes an
I Chaucer's geist vorübergezogen sind, ohne dass er mit bevorzugung
' einer, die andere, resp. die andern ganz und gar zurückzudrängen
vermocht hat. Vgl. Purg. II, 13, 16 — 18:
Ed ecco
. . . . m' apparve, s' io ancor lo veggia,
Un lume per lo mar venir s i r a 1 1 o ,
Che il mover suo uessun volar pareggia.
H. o. F. I, 496 f.:
Thoo was I war at the laste, ....
oder, wie Urry liest:
Tho was I wäre, lo! at the laste, ....
und 11, 26 — 30 (siehe oben), verse, die von den obigen versen
des zweiten gesanges des 'Purgatorio' in der form sehr verschieden
sind, aber auch eine wunderbare Schnelligkeit schildern.
Vgl. ferner Purg. II, 21 — 23, 37 — 38:
Rividil piü lucente e maggior fatto.
Pol d' ogni lato ad esso m' appario
Un non sapeva che bianco:
. . . Poi come piu e piü verso noi venne
L' uccel divino, piü chiaro appariva; ....
H, V. F. I, 503—504, II, 24—25 f.:
Hyt was of golde, and shone so bryght,
That never sawgh men such a syght
. . I gan beholde more and more,
To se her beaute and the wonder; u. s. w.
Chaucer's 'House of Fame' in seinem verhältniss zu Dante's 'Divina Commedia' 2'?<
§ 8. Der adler, der Chaucer durch die luft hinauf zur hohen
Stadt und bürg des ruhmes im zweiten buch trägt und ihm gegen
ende des dritten buches noch einmal entgegentritt, ist ein symbol
der Philosophie, aber einer sehr humoristischen art von philosophie,
die ihn tröstet und mit seinem loos versöhnt (cf. § i) , und ent-
spricht, wie man leicht erkennt, sowol dem Virgil , der als repräsen-
tant der menschlichen Weisheit oder philosophie Dante durch die
höUe und das fegefeuer führt, wie der Beatrice, die als sinnbild der
göttlichen Weisheit oder theologie ihn durch das himmlische paradies
geleitet. Einerseits weist der adler mehr analogie mit der gestalt
der Beatrice auf, weil sie ihren Schützling in die luft hinauf zu
den Sternen erhebt und ihn durch die zehn reiche des himmels
führt; andererseits gleicht er wieder mehr der person des Virgil,
weil es vor allen dingen und zu allererst Virgil ist, der Dante in
seiner traurigen, gefährlichen läge trifft, aus derselben befreit und
ihm zum führer wird (Inf. I. 62 f.), und weil, wie wir oben (§ i, 2)
gesehen haben, die anrufung am anfang der Wanderung, die Dante
mit Virgil unternimmt, (Inf. II, 7 f.) mit der anrufung vor Chaucer's
luftreise in des adlers krallen, abgesehen von erweiterungen , zum
grössten theil identisch ist.
Chaucer ist halb todt vor angst, als er vom adler ergriffen und
hoch hinauf zum himmel emporgetragen wird (II, 41 — 45), und
fürchtet sich auch noch (v. 76 f.) lange nachdem er wieder zu
bewusstsein gekommen ist (v. 56). Der adler schilt ihn wegen
seiner angst, II, 48 — 49 :
.... and seyde, 'Awake !
And be thou not agaste, for shame!'
Auch Virgil macht dem Dante wegen seiner feigen furcht vor-
würfe, als dieser die reise durch die geisterweit mit ihm anzutreten
zögert, Inf. II, 121 — 123:
'Dunque che ^ ? perch^, perchö ristai ?
Perch^ tanta vilta nel core allette?
Perch^ ardire e franchezza non hai?' —
Danach spricht der adler freundlich zu Chaucer und sucht den
erschreckten zu beruhigen (II, 51 — 91). In ähnlicher weise hat Virgil
seinen Schützling zu ermuntern , als dieser den muth verliert , nach-
dem er vergebens den berg der tugend (il dilettoso monte) zu er-
klimmen versucht hat, Inf. I, 76 — 78, und im 'Purgatorio' , als er
von dem mysteriösen, gold-gefiederten adler geträumt hat und beim
236
A. Rambeau
erwachen von dem vergangenen träum noch geängstigt wird. Purg.
IX, 40—43. 46—49:
.... Che mi sco.ss' io, si comc dalla faccia
Mi fuggi il sonno, e diventai ismorto
Come fa 1' uom che spavenlato aghiaccia,
. . . . Non aver tema, disse il mio Signore:
Fatli sicur, ch^ noi siamo a buon punto:
Non stringer, ma rallarga ogni vigore.
Tu se' omai al Purgatorio giunlo ; . . . .
Vgl. damit H. o. F. II, 41 — 45, 6^ — 69, 72 — 74:
For so astonyed and asweved
Was every vertu in my heved,
What with bis sours and with my drede,
That al my felynge gan to dede;
For-whi hit was to grete affray.
.... And thoo gan he me to disporte,
And with wordes to comforte,
And sayede twyes, 'Seynt Mary !
Thou arte noyouse for to cary,
And nothynge nedith it, pardee ;
For, al-so wis God helpe me,
As thou noon härme shalt have of thi» ;
Let see ! darst thou yet loke nowe ?
Be ful assured, boldely,
I am thy frende.' ....
Beim lesen dieser verse möge man sich erinnern, dass der eben
erwähnten stelle des Dantischen gedichtes die beschreibung des
adlers (Purg. IX) voraufgeht, die wir schon oben (§7) gelegenheit
hatten mit der erscheinung des adlers in Chaucer's gedieht zu ver-
gleichen. — Als Chaucer nachher von neuem durch einen fürchter-
lichen lärm, der von dem palast des ruhmes herkommt, erschreckt
wird, ermuthigt ihn der adler wieder, indem er sagt II, 535 — 537:
'Nay drede the not therof, quod he,
Hyt is nothinge wille biten the,
Thou shalt non barme have truely.' i) —
1) Aus der göttlichen comoedie füge ich noch zwei andere parallelstellen
hinzu. Inf. XVII: Dante zögert, als er das ungeheuer Geryon erblickt, das ihn
und seinen führer durch die luft in den achten kreis ('cerchio') der höUe hinab-
tragen soll, und wird nun von Virgil ermahnt, vor ihm auf den rücken des un-
gethüms zu steigen, v. 81 : *
.... 'Or sii forte ed ardito . , . ,'
Purg. XXVII, 20 — 36: Dante fürchtet sich, in das feuer der reinigung einzutreten,
und sein führer spricht zu ihm folgendermaassen v. 31 — 32:
Pon giü omai, pon giü ogni temenza,
Volgiti in qua, e vieni oltre sicuro; . . . .
Chaucer's 'House of Fame' in seinem verhältniss zu Dante's 'Divina Commedia'
237
Beide dichter stellen ungefähr dieselben betrachtungen an , die
natürlich der besonderen läge eines jeden angemessen sind: Dante,
bevor er seine Wanderung antritt, indem er noch zögert, Virgil zu
folgen, — Chaucer am anfange seiner luftreise, indem er schon in
den krallen des adlers liegt. Vgl. Inf. II, 10 — 13 f.:
lo cominciai: Poeta, che mi guidi,
Guarda la mia virtü, s' ella h possente,
Prima che all' alto passo tu mi fidi.
Diese worte richtet Dante mit zagendem herzen an seinen führer ;
und, indem er fortfährt, gedenkt er des Aeneas und des St. Paul, die
die geisterweit gesehen , ohne ihren verweslichen körper verloren zu
haben, und sagt zuletzt v. 31 — 36:
Ma io perch^ venirvi ? o chi '1 concede ?
lo non Enea, io non Paolo sono:
Me degno a cid nh io n^ altri '1 crede. Etc.
Ebenso wird Chaucer, als der adler mit ihm zum himmel empor-
fliegt, dadurch an das Schicksal derer erinnert, die vor ihm in einer
ähnlichen läge gewesen sind. H. o. F. II, 76 — 84:
'O God', thought I, 'that madeste kynde,
Shal I noon other weyes dye?
Wher Joves wol me stellefye,
Or what thinge may this sygnifye?
I neyther am Ennok, ne Elye,
Ne Romulus, ue Ganymede,
That was ybore up, as men rede,
To hevene with daun Jupiter,
And made the goddys bottiler.' i)
Kaum sind ihm diese recht beunruhigenden gedanken aufgestiegen,
da weiss sie auch schon der adler. II, 85 — 91 :
Loo, this was thoo my fantasye !
But he that bare me gan espye,
That I so thought and seyde this:
'Thou demest of thy-selfe amys ;
For Joves ys not theraboute,
I dar wel putte the out of doute,
To make of the as yet a sterre '
Dies«) erinnert uns an die fähigkeit Virgil's^) und Beatrice's,
Dante's geheime gedanken wahrzunehmen'*). —
i) Cf. ten Brink s. 91. — 3) Vgl. auch II, 4S4:
'Lat be', quod he, 'thy fantasye, . . . .'
3) Cf. ten Brink s. 91. — "«) Vgl. Purg. XV, 127—129:
Ed ei: Se tu avessi cento larve
Sopra la faccia, non mi sarien chiuse
Le tue cügitazion, quantunque parve.
238
A. Kambcau
Die lange rede (II. 92 f.), die der adler auf diese freundlichen
Worte (II, 85 — 91) folgen lässt, und in der er seinem Schützling
den zweck seiner sendung erklärt , entspricht der rede Virgil's im
ersten (v. 91 f.) und im zweiten 'canto' des 'Inferno' (cf. § i); und
in den versen, mit denen der adler seinen langathmigen discurs ein-
leitet, II, 92 — 96:
'. . . But er I bere the raoche ferre,
I wol the teile what I am,
And whider thou shalt, and w h y I c a m
• To do thys, so that thou take
Goode herte, and not for fere quake.'
— bemerkt man eine gewisse Übereinstimmung (vgl. ten Brink s. 91)
mit Virgil's worten in Inf. II, 49 — 51:
'Da questa tema acciocch^ tu ti solve,
Dirotti, perch' io venni, e quel che intesi
Nel prinio punto che di te mi dolve.'
Vorher hat Virgil bereits dem Dante gesagt (Inf. I, 67 — 75), ^''^^
und was er ist. Vgl. damit oben H. v. F. II, 93 und ausserdem
V. IOC — 103. — Wie wir aus diesen reden Virgil's und des adlers
sehen, sind beide Sendboten des himmels. Der adler ist vom
donnergott Jupiter gesandt (II, 100 — 104), um Chaucer für den eifer,
den er durch seine poetischen werke im dienste der Venus und des
Cupido bewiesen hat, zu belohnen (II, 107 — 130) und ihn aus seinem
arbeitsamen und doch einsamen imd langweiligen leben (II, 136 —
152) auf einige zeit hinauf zum hause des ruhmes (II, 155) zu
bringen; der dichter soll dort 'new tidings hören (II, 167) und so
frischen muth und anregung zum poetischen schaffen erhalten (v. 163).
Den Virgil haben ,tre donne betiedette fiella co?-te del cield ') geschickt.
Eine derselben ist Beatrice (II, 70), und sie ist es, die dem Virgil
den göttlichen auftrag übermittelt und ihm befiehlt, Dante zu helfen,
als dieser in todesgefahr schwebt und sich vergebens bemüht, sich
— und zahlreiche andere stellen: Inf. X, 18, XVI, 118 — 122, XIX, 39, XXIIT,
25—30, XXVI, 73—74, Purg. XIII, 76, XVIII, 4—8. — Dante's führerin im
paradiese, Beatrice, liest als repräsentantin der göttlichen Weisheit die innersten
gedanken seines geistes mit noch grösserer klarheit. Vgl. Par. XXIX, IO — 12:
Poi comincio : Io dico, non domando
Quel che tu vuoli udir, perch' io 1' ho visto
Dove s' appunta ogni ubi ed ogni quando.
— und Par. I, 85, II, 27—28, IV, 16, 19, VII, 16, 52, XIV, 10 f., XVII, 4, 7,
XXI, 49—51, XXVII, 103, XXVIII, 97 f.
i) Vgl. Inf. II, 124 — 125 und vorher. Sieh Philalethes' erklärung dieser
allegorischen frauen Inf. II, anm. 20. Die erste derselben ist danach die Jung-
frau Maria.
Chaucer's 'House of Farne' in seinem verhältniss zu Dante's 'Divina Commedia'
239
von der sünde zu befreien (Inf. II, 106 — 108, Purg. XXX, 109 —
138): Er soll ihn dadurch retten, dass er ihm die schrecken der
hölle, ^le pei'dute gejiti (Purg. XXX, 138), und 'qucgli spirti che purgan
se (Purg. I, 66) zeigt. — Barmherzigkeit und mitleid ist der innere
grund des auftrages, den Virgil und der adler empfangen haben.
Vgl. H. o. F. II, 106, 153—154:
Certeyn he hath of the r o u t h e , . . , .
And therfore Joves, thorgh hys grace,
Wol that I bere the to a place, ....
So sagt auch Virgil im Inf. II, Beatrice habe zu ihm folgender-
maassen gesprochen (v. 69, 72):
L' aiuta si ch' io ne sia c o n s o 1 a t a
Amor mi mosse, che mi fa parlare ').
Was den ausdruck beim verkünden der botschaft betrifft, so kann
man wenigstens am anfang der verse, in denen Virgil und der adler
ihren Schützlingen erzählen , wohin sie sie bringen wollen, und was
dieselben sehen sollen^), eine gewisse analogie nicht verkennen.
Vgl. H. o. F. II, 154—156, 164 f.
... I bere the to a place,
Which that hight the House of Fame, . . .
For truste wel that thou shalt here,
When we be come there as I seye,
Mo wonder thynges, dar I leye,
Of Loves folke moo tydynges, u, s. w.
Inf. I, 114 f . :
E trarrotti di qui per loco eterno,
Ove udirai le disperate slrida,
Vedrai gli antichi spiriti dolenti,
Che la seconda morte ciascun grida :
E poi vedrai color, che son contenti
Nel fuoco, u. s. \v.
Der adler ist immer bereit , Chaucer über alles , was sie auf
ihrer reise treffen oder sehen, und was derselbe sonst zu wissen
wünschst, auskunft zu geben. In derselben weise handeln Dante's
führer, Virgil und Beatrice: beispiele finden sich fast in jedem ge-
i) Ferner antwortet Dante im Purg, XXVI, als ihn die biissenden seelen
des siebenten kreises fragen, warum er, obwol noch nicht gestorben, dorthin ge-
kommen sei, V. 59 — 60 :
Donna ^ di sopra che n' acquista grazia,
Per che il mortal pel vostro mondo reco.
2) Vgl. Dante, Inf. I, 114 — 123, Chaucer weitliüifig und, wie gewöhnlich,
mit mehr einzelhciten als Dante, II, 154 — 216.
240
A. Rambeaii
sang •). Auch werden sowol Chauccr als Dante von ihren führern
auf bemerkenswerthe dinge oder erscheinungen aufmerksam gemacht.
Z. b. sagt Beatrice in der Sphäre des Saturn, Par. XXII, 19 — 24:
'Ma rivolgili omai inverso altrui ;
Ch' assai illustri spiriti vedrai,
Se com' io dico 1' as petto ridui.'
Com' a lei piacque gli occhi dirizzai,
E vidi cento sperule, che insieme
Pill s' abbellivan coi mutui rai.
Vgl. H. o. F. II, 417—426:
'Now turne upward,' quod he, 'thy face,
And beholde this large place,
This eyre ; but loke thou ne be
Adrad of hem that thou shalt se;
For in this regioun certeyn,
Dvvelleth many a citezeyn,
Of which that speketh dann Plato.
These ben eyrysshe bestes, lo!'
And so saw Y alle that meynee,
Boothe goone and also flee.
Wenn der adler sich immer sehr freundlich in seinem gespräch
zeigt und mit Chaucer in ganz familiärer weise plaudert^), so ist
dies, abgesehen von dem humoristischen ton seiner plauderei, sehr
1) Als Chaucer endlich seine furcht und angst los geworden ist, wünscht er
von dem adler näheres über den palast des ruhmes zu erfahren, II, 546 f., und,
als er im dritten buch den adler wieder erblickt, nachdem er eben den palast des
ruhmes verlassen hat, verlangt er auch die wunder des palastes des gerüchtes
(House of Ru7nour) zu sehen, III, 905 f. Ebenso ist Dante, nachdem er Virgil's
rede vernommen hat, bereit, ihm zu folgen, und begierig, die wunder der hölle
und des fegefeuers zu sehen, vgl. Inf. I, 130 f., II, 136 f. Ausserdem gibt es
zahlreiche stellen, wo Dante seinen fiihrer um auskunft über dinge, die er auf
seiner Wanderung sieht, bittet, z. b. Inf. X, 4 f. Der adler und Virgil erfüllen
gern diesen wünsch ihrer Schützlinge. Vgl. H. o. F. III, 934 — 936:
' And wisse and teche the aryght,
Where thou maist most tydynges here,
Shaltow here anoon many oon lere.'
Inf. X, 16—18:
'Pero alla dimanda che mi faci
Quinc' entro satisfatto sarai tosto,
Ed al disio ancor che tu mi taci.'
2) Der adler nennt Chaucer in der anrede 'heausir' (II, 135) oder 'Geß'rey
(221); er sagt zu ihm II, 74: 'I am thy frende.'
II, 377—379:
'. . . Be seynt Jame.
Now wil we speken al of game.
How fairest thou ?'
III, 910 — 911 :
'Petre ! that is myn entente,'
Quod he to me ; 'therfore Y duelle,
Chaucer's 'House of Fame' in seinem verhältniss zu Dante's 'Divina Commedia'
241
wol mit dem wohlwollenden benehmen von Dante's führem zu ver-
gleichen. Virgil nennt ihn 'Figliuol mid , Inf. III, 121, Purg.
XXVII, 20^), und sogar seine erhabene freundin Beatrice, die er
gewöhnlich ^Madonna oder 'Donna mid nennt, redet ihn mit 'fratd
an, Par. VII, 58, 130. —
Sowol Chaucer als Dante werden während ihrer reise durch
die himmlischen regionen von ihren führern ermahnt, von ihrem
hohen Standpunkt auf das, was unter ihnen liegt, herabzublicken.
H. o. F. II, 380—381 :
. . . 'Now see,' quod he,
'By thy trouthe, yonde adoune/ . . .
Par. XXII, 128 — 129, Beatrice spricht:
'. . . . Rimira in giü, e vedi quanto mondo
Sotto li piedi gia esser ti fei ; . . . .'
und wieder XXVII, 76—78:
Onde la Donna, che me vide assolto
Dell' attendere in su, mi disse : Adima
II viso, e guarda come tu sei volto.
Sie schauen herab. H. o, F. II, 388 — 395 :
And Y adoun to loken thoo,
And behelde feldes and playnes.
And now hilles, and now mountaynes,
Now valeys, and now forestes,
And now unnethes grete bestes,
Now lyveres, now citees,
Now tounes, and now grete trees,
Now shippes seyllynge in the see.
Nachher blickt Chaucer wieder hernieder, ohne dazu besonders
aufgefordert zu sein, v. 456— 461 :
Tho gan I loken under me,
And behelde the ayerisshe bestes,
Cloudes, mystes, and tempestes,
Snowes, hayles, reynes, wyndes.
And hir gendrynge in hir kyndes,
Alle the wey thrugh whiche I came ; . . . .
1) Purg. XXVII, 44-45 ■•
indi sorrise
Come al fanciul si fa ch' h vinto al pome.
Vgl. H. o. F. II, 454—455:
And gladded me ay more and niore.
So feythfuUy to me spake he.
Kölbing, Englische Studien. III. i. l6
24^2 ^' Ranibeau
Pai. xxir, 133—135. 151— 153:
Col viso ritornai per tutte e quantc
Le sette spere, e vidi qucsto globo
Tal, ch' io sorrisi del suo vil sembiante ;
L' aiuola i) che ci fa tanto feroci,
Volgendom' io con gli etemi Gemelli
Tutta ni' apparve dai colli alle foci.
und wieder, Par. XXVII, 79 — 84:
Dair ora ch' io avea guardato prima,
Io vidi mosso me per tutto 1' arco
Che fa dal mezzo al fine il primo clima ;
Si ch' i o V e d e a di lä da Gade il varco
Folie d' Ulisse, e di qua presso il lito
Nel quäl si fece Europa dolce carco.
Chaucer, der während dieser gespräche mit dem adler höher und
höher steigt (II, 453), denkt und fühlt (II, 462 — 482) dabei ähnlich
wie Dante im ersten canto des 'Paradiso', als er, Beatrice an-
schauend , mit ihr hoch hinauf zu den Sternen fliegt. Vgl. H. o, F.
II, 471—476:
Thoo gan V wexen in a were.
And seyde, 'Y wote wel Y am here ;
But wher in body or in gost,
I not ywis, but God, thou wostl'z)
i) Dies wort, mit dem Dante seine Verachtung für die kleinheit und gering-
fügigkeit unserer erdkugel ausspricht, und das er auch Par. XXVII, 86 in dem-
selben sinn und in ähnlichem Zusammenhang gebraucht, erinnert an den ausdruck
'prikke' womit Chaucer die erde kurz nach der ersten der oben erwähnten stellen
des zweiten buches vergleicht, II, 396 — 399 :
But thus sone in a while hee
Was flowen fro the grounde so hye,
That al the worlde, as to myn ye,
No more semede than a prikke; . . . .
'Aiuola' bedeutet nach Blanc eine dreschtenne und drückt als bezeichnung der
erdoberfläche ungefähr dieselbe idee wie ein punkt (prikke = point, cf. Morris
Gloss.) als bezeichnung der von hoch oben erblickten und daher unendlich winzig
erscheinenden erde aus. Ich halte es deshalb wegen des Zusammenhanges, in dem
die betreffenden Wörter von Dante und Chaucer angewandt sind, für wahrschein-
lich, dass sich der englische dichter jener zwei stellen der Göttlichen comoedie
oder wenigstens der ersten erinnert hat , wenn er auch zu gleicher zeit an einen
satz im 'Somnium Scipionis de republ.' VI, 16 gedacht haben mag. Diesen hält
ten Brink (s. 97) für das wirkliche original von H. o. F. II, 398 — 399. —
2) Denselben gedanken, der von Chaucer in den versen 473 — 474 und von Dante
in den v. 73 — 75 ausgedrückt ist, kann man in der bekannten Paulinischeu stelle
finden, wo der apostel von seiner entzückung im dritten himmel sagt, sie sei ge-
schehen, 'ob im k'örper, ob ausser devi körper, ich weiss es nicht, gott weiss es'.
Vgl. Philalethes' anm. zu Par. I, 75. Chaucer's verse übersetzen St. Paul's worte
sogar wörtlicher, und diese mögen als die gemeinschaftliche quelle für beide dichter
betrachtet werden; indess zeigt der Zusammenhang der ganzen stelle in H. o. F.
II, 471 f., dass dem geiste des englischen dichters dabei die Dantischen verse
vorschwebten, obwol er sich zugleich der genauen worte des apostels erinnerte.
Chaucer's 'House of Fame' in seinem verhältniss zu Dante's 'Divina Commedia' 243
For more clere entendement,
Nas me never yet ysent.
Par. I, 70—75:
Trasumanar significar per verba
Non si poria; pero 1' esemplo basti
A cui esperienza grazia serba.
S' io era sol di me quel che creasti
Novellamente, Amor, che 11 cielgoverni,
Tu il sai, che col tuo lume rai levasti.
Nachdem sich der adler noch zum schluss erboten hat, den dich-
ter über die gestirne zu belehren, wofür aber dieser scherzhafterweise
eine völlige gleichgültigkeit fingirt (II, 491, 503)'), langen sie end-
lich (II, 515) in der nähe des palastes des ruhmes an. Die Schil-
derung ihres nahens weist einige analogie mit dem anfang von Inf.
III, wo Virgil's und Dante's eintritt in die hölle beschrieben wird-),
wenn nicht in worten und Wendungen, so doch wenigstens im ge-
dankengang, auf: Sie hören beide — Chaucer beim nahen und Dante
beim eintreten — ein furchtbares geräusch; die art desselben und
sein Ursprung werden genau beschrieben, H, o. F. II, 517 — 533,
Inf. III, 22 — 30; beide werden von furcht ergriffen-^); es entspinnt
sich ein gespräch zwischen dem geführten und dem führer in betreff
des geräusches und des ortes, wo es entsteht, H. o. F. II, 517 —
537. 546—574, Inf. III, 32—51- —
Wie Virgil nicht den Dante in das himmlische paradies, das
eigentliche ziel seiner reise, begleitet (Inf. I, 123) und im Purg.
XXX, 49 plötzlich verschwunden ist, so befiehlt der adler dem
Chaucer, allein weiter zu gehen (II, 543), nachdem er ihn in eine
Strasse der Stadt des ruhmes auf seine füsse gestellt hat. Virgil
überlässt Dante seinem eignen, nun gereinigten willen, Purg. XXVII,
131, 140 — 141, nachdem er ihn durch die hölle und das fegefeuer hinauf
zum irdischen paradies (paradiso terrestrc) geführt hat, und weist auf
1) Er glaube, sagt er (II, 505) ;
, . . Hem that writc of this matere, . , .
Mit diesen worten meint er unter anderen wol auch besonders Dante, vgl. eine
anm. in § i. — 2) Wir werden weiter unten seilen (§ 14), dass das heulen und
schreien, das Virgil und Dante bei ihrem eintritt in die hölle hören, zugloicli auch
dem tumult und lärm, der aus dem palast des geriiclilcs hervorkommt (im dritten
buch), entspricht, besonders da eine andere stelle, die sich in beiden gedichten
findet, ganz in der nähe von der beschreibung des geräusclies anzutreffen ist. —
3) Vgl. Inf. III, 24, 31:
Perch' io al cominci.ir ne lagrimai.
. . . Ed io, ch' avea d' orror la testa cinta, ....
Cliaucer drückt den grad seiner furcht auf leomische weise aus, II, 534:
But yt dütli me for ferc svvete.
16*
2 44 ^" ^^""b*^^"
Beatrice, als seine künftige führerin, hin (v, 136). Die menschliche
Weisheit kann Dante fortan nichts mehr helfen ; an ihre stelle tritt
daher die göttliche Weisheit: Beatrice erscheint ihm, Purg. XXX,
sie will von nun an im himmlischen paradiese seine lehrerin und
führerin sein, Purg. XXXIII, 24 f. — Der adler verabschiedet sich
(II, 577 f.) von Chaucer am fusse des felsens, auf dem der palast
des ruhmes erbaut ist : die philosophie, die den geist des dichters der
ihn abstumpfenden langeweile der alltäglichen geschäfte entrissen und
hinauf zu den wundern des himmels versetzt hat, lässt ihn nun allein.
Er hat im palast des ruhmes alles mit seinen eignen äugen zu sehen,
er ist fortan auf sein anschauungsvermögen, auf die erfahrung, wie er
selbst sagt, angewiesen. Der adler will ihn durch seine eigne er-
fahrung den beweis von dem, was er ihm während der luftreise von
dem palast des ruhmes erzählt hat , selbst finden lassen ; er sagt II,
368-75:
'. . . . '1 hou shalt have yet, or hit be eve,
Of every word of thys sentence,
A preve by experience;
And with thyn eres heren wel,
Toppe and taylle, and everidel,
That every word that spoken ys,
Cometh into Farnes House, ywys,
As I have seyde ; what wilt thou more ?'
Diese erfahrung (experience)'-') entspricht daher im dritten buch
des 'House of Fame' der göttlichen Weisheit oder theologie in Dantes
'Paradiso' ; aber es fehlt eine vollständige analogie, weil die erfahrung
in Chaucer's gedieht nicht personificirt ist. Man mag ten Brink zu-
geben, dass eine allegorische Verkörperung dieser geistigen kraft im
dritten buch leicht zu entbehren ist. Aber der englische dichter
zeigt sich darin nicht consequent ; denn der adler, der ausserhalb des
palastes des ruhmes geblieben ist , trifft Chaucer wieder nahe bei
dem palaste des gerüchtes (III, 900) und trägt ihn dort hinein durch
ein fenster (III, 939). Ausserdem darf man nicht den geheimniss-
vollen mann vergessen, der innerhalb des palastes des ruhmes den
dichter plötzlich anredet (III , 779), ihm einige auskunft über den
palast des gerüchtes ertheilt und ihn dann in das thal, wo dieser
palast liegt (III, 827), hinabführt. Demnach entsprechen in dem
letzten theil des dritten buches der mann und der adler zusammen
i) ten Brink (s. 105) nennt die fähigkeit, auf die Chaucer künftig ange-
Aviesen ist , 'productive phantasie' . Wegen des v. 370 (II) möchte ich sie eher
geradezu erfahrung oder anschauungsvermögen nennen.
Chaucer's 'House of Farne' in seinem verhältniss zu Dante's 'Divina Commedia' 245
der Beatrice, die den Dante in und durch das himmlische paradies
geleitet. —
Wir haben also gesehen, dass die allegorischen gestalten, deren
sich Dante und Chaucer in ihren gedichten bedienen, sich in mancher
hinsieht analog sind, und dass Chaucer auch in diesem punkt vom
italienischen dichter beeinflusst worden ist. Jedoch war er nicht im
Stande, in der durchführung seines planes in bezug auf die personi-
ficationen ebenso consequent als sein vorbild zu sein.
§ 9. Mit recht bemerkt ten Brink (s. q8), dass der anfang der
stelle im zweiten buch des 'House of Fame', wo Chaucer die milch-
strasse erblickt (II, 427 — 431), auf die Ciceronische darstellung der-
selben im 'Somnium Scipionis de republ.' VI, 16 hindeutet. Indess
hat der englische dichter ohne zweifei bei der Schilderung von
Phaethon's abenteuer (II, 432 — 448), an das er durch den anbhck
der milchstrasse erinnert wird, an einige versa in Dante's Inferno
XVII gedacht ^) ; dieser erzählt nämlich hier, wie er auf dem rücken
des Geryon durch die luft hinunter zum achten kreise (cerchio) der
höUe getragen wird, und vergleicht die angst, die er während dieses
rittes empfindet, mit der furcht, von der Phaethon und Icarus er-
griffen worden sind, als sich dieselben in einer ähnlichen läge be-
fanden. Die verse, in denen Chaucer die sage von Icarus zum
gegenständ des gespräches der zwei luftreisenden macht, indem der
adler durch die unermessliche höhe, zu der sie bereits in ihrem
fluge emporgestiegen sind, daran erinnert wird, sind in der that
nicht weit von der stelle entfernt, wo der englische dichter von dem
Schicksal des Phaethon spricht. Vgl. Inf. XVII, 106 — 108 2):
Maggior paura non credo che fosse,
Quando Feton abbandonö li freni ,
Per che il ciel, come pare ancor, si cosse: . . . .
i) Vgl. ten Brink s. 92 — 93, Sandras s. 121, Kissner s. 69 — 70. — Ovid's
beschreibung von Phaethon's fahrt im wagen des Sonnengottes (Metamorph, II,
150 f.) hat jedenfalls dem englischen dichter auch einige züge an die hand ge-
geben, vgl. ten Brink s. 97, Warton II, 332. Ueberhaupt hat Chaucer in der
ganzen Schilderung seiner luftreise die mannigfaltigsten reminiscenzen verwerthet.
Sandras (s. 120) verweist auf Cicero, Virgil, üvid, St. Paul, Boetius, — die alle
analoge Situationen beschrieben haben. — 2) Auf die sage von Phaethon spielt
Dante auch noch an einigen andern stellen seiner 'Divina Commedia' an ; er nennt
die sonne Par. XXXI, 124 — 125:
. . . . i 1 t e m o che mal guido Fetonte, . . . .
— Phaethon selbst Par. XVII, 3:
Quei ch' ancor fa li padri a' figli scarsi ; . . , .
— den thierkreis Purg. IV, 71 — 72:
la strada,
Che mal non seppe carreggiar Feton, ....
246 •^' R-'^mbeau
H. O. F. II, 428, 432—435, 443—446:
Se yonder, loo, the galoxie,
. , . Thal ones was ybrente wyth hete,
Whan the sonnes sonne, the rede,
That highte Phetoun, wolde lede
Algate his fader carte, and gye.
.... and lat the reynes goon
Of his hors ; and they anoon
Gönne up to mounten, and doun descende,
Til both the ayre and erthe brende; .. . .
Dante fährt fort Inf. XVII, 109 — 113:
N^ quando Icaro misero le reni
Senti spennar per la scaldata cera,
Gridando il padre a lui : Mala via tieni.
Che fu la mia, quando vidi ch' i' era
Neil' aer d' ogni parte,
Vgl. H. O. F. II, 405 — 407, 411 — 416:
.... 'No wonder nys/
Quod hc; Tor half so high as this,
Nas Alexandre Macedo
. . . Ne eke the w rech che Didalus
Ne his childe, nyse Ykarus,
That fleegh so highe, that the hete
His wynges malte, and he fei wete
In myd the see, and ther he dreynt,
For whom was maked moch compleynt.
§ 10. Um ZU beweisen, dass die epische erhabenheit der gött-
lichen comoedie in der englischen nachahmung verloren gegangen
ist, sagt Sandras (s. 120): . . . 'il (le trajet) se change bientot en
une espece d'ascension d'a^ronautes , qui s'entretiennent sur des ma-
tieres seien tifiques'. Aehnlich urtheilt Kissner s. 71. Jedoch hat
bereits ten Brink (s. 92) darauf hingewiesen, dass es im Dantischen
gedieht durchaus nicht an analogien zu der langen, naturgeschicht-
lichen erörterung im zweiten buch des 'House of Fame' (v. 221 — 344)
fehlt. Der gegenständ dieses Vortrages und die art und weise , wie
An die erste dieser drei stellen klingen im H. o. F. II die verse 434 — 435 (sieh
oben) an. — Ausserdem glaube ich, dass Chaucer den griechischen namen der
milchstrasse 'galoxie' (v. 428, bei Urry: Galaxie = ne. galaxy) sehr wol von
Dante, der dieselbe Par. XIV, 99 'galassia' nennt, gelernt haben kann ; wenigstens
ist es nicht absolut nothwendig, mit ten Brink (s. 98) anzunehmen, dass er den
griechischen namen dem commentar des Macrobius I, 4 (galaxias) entnommen
hat. Das wort kommt übrigens, wie ten Brink erwähnt, auch bei Martianus Ca-
pella, dessen werk Chaucer ebenfalls gekannt zu haben scheint (cf. ten Brink
s. 99), vor.
Chaucer's 'House of Fame' in seinem verhältniss zu Dante's 'Divina Commedia' 247
derselbe darin behandelt wird , sind keineswegs , wie Sandras und
Kissner zu glauben scheinen, ganz gegen den geschmack des grossen
italienischen dichters'). Die ungeheuere Weitschweifigkeit, die wir
darin bemerken, beruht allerdings zum theil auf Chaucer's vorliebe
für kleinmalerei, und wir haben schon mehrmals beobachten können,
wie er sich darin gefällt , jedes ding mit allen seinen einzelheiten in
behaglicher breite zu beschreiben ; indess sind auch in der göttUchen
comoedie einige stellen ähnlichen inhalts von nicht unbeträchtlicher
länge , vgl. die anm. Ferner darf man nicht die rede des adlers
eine unnütze episode nennen ; denn sie ist mit der haupterzählung
ebenso gut als jene zahlreichen wissenschaftlichen oder dogmatischen
erörterungen der 'Divina Commedia verbunden, insofern sie ebenfalls
dazu dient, den dichter über ihm unverständhche dinge aufzuklären,
und ihm darin auseinandergesetzt wird , warum jeder laut empor-
steigen, und warum der palast des ruhmes (House of Fame) in
der luft zwischen himmel, erde und see (II, 207) liegen muss, vgl.
ten Brink s. 92. — Beide dichter äussern betreffs des gravitations-
gesetzes sehr ähnliche ansichten , wobei einige der von ihnen ge-
brauchten ausdrücke ziemlich identisch sind. Vgl. Par. I, 109 — 117^^):
Neil* ordine ch' io dico sono accline
Tutte natura, per diverse sorti,
Piü a 1 p r i n c i'p i o loro e men vicine ;
Onde si movono a diversi porti
Per lo gran mar dell' essere, e ciascuna
Con istinto a lei datOj che la porti.
Questi ne porta il foco inver la luna,
Qesti nei cor mortali ^ permotore,
Questi la terra in s^ stringe ed aduna.
H. o. F, II, 221 — 228, 234 — 238, 245 — 247:
'Geffrey, thou wost ryght wel this,
That every kyndelyS) thynge that is,
1) Man vergleiche jene oft spitzfindigen, scholastischen vortrage, die von
Virgil, Beatrice und andern geistern über physicalisclie, dogmatische, theologische
und philosophische fragen dem Dante gehalten werden: z. b. Virgil's discurse" über
die eintheilung der untern hölle gemäss den drei arten von lästern in der Aristo-
telischen ethik (Inf. XI), über die eigenschaften der geister (Purg. III), über die
liebe (Purg. XVII, XVIII), dann Marco Lombardo's Vortrag über den eintluss der
constellationen und den freien willen (Purg. XVI) und Statius' abhandlung über
die entstehung der seele (Purg. XXV). Im 'Paradiso' werden an mehreren stellen
die verwickeltsten fragen von Heatrice mit grosser subtilität und manchmal
auch Weitschweifigkeit erörtert: Par. I, IV, VII, VIII, XIX, XX, XXVIII; in
Par. XXIX, 10- 145 lässt sie sich weitläufig über die erschaffung der engel und
ihre zahl, und in Par. II, 61 — 148 über die Ursache der mondflecken und die
verschiedenen lichter der gestirne aus. — 2) Es ist ein theil eines jener langen
wissenschaftlichen vortrage der Beatrice, sieh die vorhergehende anm —
3) kyndely = natural (Morris' Gloss.).
248
A. Uambeau
Ilatli a kyndely stcde ther he
May best in hyt conservcd be;
Unto whicjhe place every thynge,
Thorgh his kyndely enclynynge,
Moveth for to come to,
Whan that it is awey therfro.
. . . Ryght so sey I, be fire, or soune,
Or smoke, or other thynges lyglite,
Alwey they seke upward on highte,
While eche of hem is at his large;
Lyghte thinges upwarde, and dounwardc charge.
(bei Urry: Light thinges up and hevie down charge.)
. . . Thus every thinge byhisreasoun
Hath his propre mansyoun,
To which he seketh to repaire, '
Mit bezug auf das feuer vgl. H. o. F. II, 234 f. (und 223 — 224)
mit Purg. XVIII, 28—30:
Poi come il foco movesi in altura,
Per lasua forma ch' h nata a s a 1 i r e
Ladove piu in sua maleria dura; . . . .
Diese Übereinstimmung der beiden gedichte in wissenschafdichen
ansichten und sogar ausdrücken mag sich theihveise durch den um-
stand erklären lassen, dass Dante und Chaucer ungefähr in dem-
selben Zeitalter gelebt haben, und beide die schüler der scholastischen
Philosophie gewesen sind. Aber wenn Chaucer II, 249 — 252 den
adler sagen lässt:
'Loo, this sentence ys knowen koiithe
Of every philosophres mouthe,
As Aristotile and daun Platoun,
And other clerkys many oon . . . .' — ,
SO irren wir uns wol nicht in der annähme, dass in der letzten zeile
auch auf Dante als einen der 'clerks' angespielt wird. Uebrigens hat
dieser dem Aristoteles, welchen Chaucer als einen gewährsmann für
die von ihm ausgesprochenen theorien bezeichnet, offenbar die philo-
sophischen ansichten , die er im elften canto des 'Inferno' vorträgt,
entnommen '). —
i) Denn er meint Aristoteles' ethik und physik, wenn er Virgil sagen lässt,
Inf. XI, 79—81, loi — 104:
'Non ti rimembra di quelle parole,
Colle quai la tua Etica pertratta
Le tre disposizion che il ciel non vuole;
. . . E se tu ben la tua Fisica note.
Tu troverai non dopo molte carte,
Che r arte vostra quella, qnanto puote,
Segue, '
Chaucer's 'House of Farne' in seinem verhältniss zu Dante's 'Divina Commedia' 240
Am schluss seiner ebenso langen als gelehrten erörterung (II,
221 — 344), die der adler drolliger weise einen einfachen beweis
(v. 346)
'Withouten any subtilite
Of speche, or gret prolyxite , . .'
(II, 347 — 348 nennt, will er nun auch wissen, ob Chaucer ihn wirk-
lich verstanden hat (II, 345 — 363). Er wünscht, dass der sinn
seiner worte richtig und vollständig von seinem Schützling erfasst
wird, ebenso wie Virgil im Purg. XVIII, 2 — 3, nach seinem discurs
über die liebe ; und um das verständniss seiner worte zu erleichtern,
hat er, wie Beatrice im Purg. XXXIII, dieselben dem schwachen
intellect seines zuhörers angepasst. Beatrice sagt zu Dante, nachdem
sie ihm die von ihm kurz vorher gesehene allegorie vom wagen,
greif und bäum zu erklären versucht hat, Purg. XXXIII, 73 — 77 :
Ma perch' io veggio te nello intelletto
Fatto di pietra ed, impietrato, tinto,
Si che t' abbaglia il lume del mio detto,
Voglio anco, e se non scritto, almen dipinto,
Che il te ne porti dentro a te,
Vgl. H. o. F. II, 346, 352—355:
'. . . Have I not preved thus symply, . . .
Pardee, hit oughte the wel lyke ;
For harde langage, and hard matere
Ys encombrouse for to herei)
Attones ; wost thou not wel this ?'
§ 11. Der eisfelsen (röche of yse III, 40), auf dessen spitze
Chaucer das ziel seiner luftreise, den palast oder das haus des
ruhmes, erblickt (III, 26), ist in mancher hinsieht analog dem berg der
reinigung, auf dessen gipfel Dante und Virgil das irdische paradies
(paradiso terrestre , Purg. XXVIIy' finden ; dies ist der ort , von dem
der italienische dichter mit Beatrice aufbricht , um das letzte ziel
seiner Wanderung, das himmlische paradies zu erreichen (Purg.
XXXIII, 145). Der fels des 'House of Fame' und der berg der
göttlichen comoedie sind beide hoch und steil und schwer zu er-
Vgl. Philalethes' anmerkungen. — Aristoteles und Plato, die auch der englische
dichter zusammen nennt (II, 251), erwähnt Dante als j)hilosophen, die sich ver-
geblich bemüht haben, das 'warum' der dinge zu erkennen, Purg. III, 43 — 44:
Io dico d' Aristo tele e di Plato,
E di molti altri
i) Urry liest:
Is incombrous for the to here ....
250
A. Kambcau
Steigen : für Dante und Chaucer ist es eine mühevolle arbeit , die
höhe hinaufzuklimmcn')- Vgl. H. o. F. III, 25 — 29:
. . . IIow 1 gan to Ihys place aproche,
That stood upon so hygh a röche,
Hier slant there noon in Spayne.
But up I clombc \v i t h alle p a y n e ,
And though to clymbe grevede me,
Purg. III, 46—51 :
Noi divenimmo intanto al pi^ del monte:
Quivi trovammo la roccia si erta,
Che indarno vi sarien le gambe pronte.
Tra Lerici e Turbia, la piü diserta,
La piü romita via h una scala,
Vcrsü di quella, agevole ed aperta,
— nachher IV, 19 f, und dann v. 40 — 43:
Lo sommoer' alto che vincea la vista,
E la costa superba piü assai,
Che da mezzo quadrante a centro lista.
Ig era lasse, ....
§ 12. Endlich ist Chaucer auf dem gipfel des hohen felsens
angelangt; aber bevor er uns von dem palast und dem hofstaat der
edlen königin (III, 319) Fama zu erzählen beginnt, sieht er sich ver-
anlasst , zu erklären , dass es seine und jedes menschen kräfte über-
steige, die wunderbare Schönheit dieses ortes zu schildern (III, 77 —
92). In ähnlicher weise gesteht auch Dante die Unzulänglichkeit
seiner dichterischen kraft am anfang des Taradiso' ein, bevor er die
erhabenen wunder des himmels zu besingen sich erkühnt. Vgl. H,
o. F. lU, 76 — 92:
. . . And fonde upon the cop a woone,
That alle the men that ben on lyve
Ne han the kunnynge to descrive
The beaute of that ylke place,
Ne coude casten no compace
Swich another for to make,
That myght of beaute be hys make ;
Ne wonderlyche so ywrought,
That hyt astonyeth yit my thought,
And maketh alle my wytte to swynke
On thilke castel to bethynke.
So that the grate beaute
The caste, the curiosite
1) Cf. Sandras s. 123, Kissner s. 70.
Chaucer's 'House of Farne' in seinem verhältniss zu Dante's 'Divina Commedia' 251
Ne kan I'not to yow devyse,
My wit ne may me not suffise.
But natheles alle the substance
I have yit in my remembrance; ....
Par. I, 4 — 12 :
Nel ciel che piu della sua luce prende
Fu' io, e vidi cose che r i d i r e
N^ sa, n^ puo chi di lassü discende;
Perch^, appressando s^ al suo disire,
Nostro intelletto si profonda tanto.
Che retro la memoria non puo ire.
Veramente q u a n t ' io del regno santo
Nella mia mente potei far tesoro,
Sara ora materia del mio canto»),
Dass Chaucer sich auch hierbei von seinem italienischen vorbild
hat beeinflussen lassen, ist um so wahrscheinlicher, weil die anrufung
des Apollo, mit welcher der dritte theil der göttlichen comoedie und
des 'House of Fame' eingeleitet wird, und die, Avie wir früher (§ 2)
gesehen haben , in beiden gedichten zum grossen theil identisch ist,
sich ganz in der nähe der betreffenden stellen befindet: diese an-
rufung steht nämlich in Chaucer's gedieht, einige zeilen vorher, am
anfang des dritten buches , während Dante dieselbe unmittelbar
darauf folgen lässt.
§ 13. Sandras sagt in seinem buch über Chaucer (s. 125): 'Les
groupes de poetes , de menestrels , de Jongleurs, ainsi que les cate-
gories de suppliants qui viennent demander oubli , cdlebrite , gloire
solide, vaine r<fputation, sont imites de la hierarchie qui rdgne dans
le pays des ämes, tel qu' il s'est revele k Dante'. Man muss wol
mit ten Brink^) die allgemeine richtigkeit dieser behauptung zugeben.
Denn jene verschiedenen gruppen , aus denen der königliche hof-
staat der Fama im dritten buch des englischen gedichtes besteht,
werden unsern blicken in einer ähnlichen Ordnung und mit einer
i) Zu wiederholten malen bekennt Dante, dass es ihm unmöglich ist, die
Schönheit der Beatrice zu beschreiben, und es ist merkwürdig, wie an den ver-
schiedenen stellen eine gewisse Steigerung des ausdruckes im bekenntniss seiner
Unfähigkeit wahrzunehmen ist: Purg. XXXI, 139 — 145, Par. XVIII, 8 — 12,
Par. XXIII, 55 — 60, Par. XXX, 19 f., 31 f. Einige der dabei gebrauchten wörter
und rcdeweisen erinnern an ähnliche in Chaucer's vcrsen III, 76 — 92, besonders
in den ersten, wo von der Schönheit des ortes gesprochen wird (v. 79, 82) ; indess
kann diese Ubereinstinnnung möglicher weise eine rein zufällige sein. — ») Wie
schon dieser gelehrte bemerkt hat, verkannte Kissner (_s. 71") die bedeutung des
Wortes 'hierarchie' ; Sandras versteht darunter offenbar nicht bloss die neun rang-
ordnungen von engein im 28. canto des 'Paradiso', sondern alle seelencategorien
des Dantischen himmels.
252
A. Rambeau
ähnlichen mannigfaltigkeit vorgefiihrt , wie die verschiedenen rang-
klassen von seligen geistern , die die hierarchie des himmels im
Taradiso' bilden. Vor allem kann man die schaaren der sänger,
erzähler (gestiours) und spiellcute (III, 103 — 164), die in nischen
oder, wie Chaucer sagt , 'habitadcs rings um den palast der Fama
aufgestellt sind und von rühm (fame) 'singen und sagen' ' j , mit den
sieben categorien von seelen vergleichen, die in den sieben planeten-
regionen vertheilt sind und ihr seliges leben damit zubringen , dass
sie lobgesänge zu ehren gottes und der himmelskönigin Maria er-
schallen lassen (Par. II — XXI). Zugleich ist die anordnung der
seligen geister des neuen und alten bundes, die auf den blättern
der himmlischen rose im Empyraeum (Par. XXXII) sitzen und ver-
schiedene reihen und gruppen bilden, analog der aufstellung der
Sänger und musiker auf den für die einzelnen schaaren abgesonderten
platzen um den palast der Fama. Auch die übrigen bewohner der
letzten drei regionen des Dantischen himmels sind nicht von der
vergleichung auszunehmen: die neun rangordnungen der engel in der
neunten sphäre erscheinen wie neun chöre von himmlischen spiel-
leuten, die beständig gottes lob singen. Vgl. Par. XXVIII, 94 — 96 :
lo sentiva osannar di coro in coro
AI punto fisso che li tiene all' ubi,
E terra sempre, nel quäl sempre foro ; . . .
und V. 118 — 120, wo Dante von drei dieser gruppen sagt:
Perpetualmente Osanna sverna
Con tre melode, che suonano in tree
Ordini di letizia, onde s' interna.
Die zwölf Schriftsteller und dichter, die von Chaucer namentlich
angeführt werden und auf pfeilern neben dem throne der königin
Fama stehen (III, 329—429) nennt Sandras (s. 123) sehr passend
die Würdenträger (dignitaires) ihres hofes. Sie repräsentiren die
rühm verkündende geschichte und dichtkunst, und ihnen entsprechen
somit als verkündiger der religiösen Wahrheit jene 24 lehrer der
i) Vgl. H. o. F. III, 103—110:
And eke in ech of the pynacles
Weren sondry habitacles.
In whiche stode, alle withoute,
Ful the castel alle aboute,
Of al nianer of mynstralles,
And gestiours, that teilen tales
Bothe of wepinge and of game,
Of alle that longeth unto Fame.
Chaucer's 'House of Farne' in seinem verhältniss zu Dante's 'Divina Commedia'
253
christlichen kirche (Dottori della Chiesa) in der vierten sphäre des
himmels, die sich in zwei concentrischen flammenkreisen — zwölf
im innern, zwölf im äussern — um Dante drelien (Par. X — XIII). —
Die pfeiler, auf denen die schriftsteiler und dichter des hofes der
königin Fama stehen, sind aus verschiedenen metallen und Stoffen
verfertigt oder sonst wie in ihrem aussehen unterschieden'); es wird
dadurch der verschiedene character ihrer Schriften ausgedrückt, ge-
rade so wie die planeten Mond, Mercur, Venus, Sonne, Mars, Jupiter
und Saturn, deren regionen von den sieben rangordnungen der seligen
geister in Dante's 'Paradiso' bewohnt werden , die mannigfachen
grade der Seligkeit oder des gnadenstandes derselben anzeigen , vgl.
Par. III, 82, 90. — Mehrere oder vielmehr die hervorragendsten
der dichter, die in Chaucer's 'House of Fame' als Würdenträger des
hofes der königin Fama auftreten , sind von Dante als die berühm-
testen Vertreter der antiken poesie in die vorhöUe (Limbo, Inf. IV)
versetzt^): alle, ausgenommen Statius. Vgl. Inf IV, 86 — 90, Virgil
spricht zu Dante :
Mira colui con quella spada in mano,
Che vien dinanzi a* tre si come sire,
Quegli \ Omero poeta sovrano,
L' altro e Orazio satiro, che viene,
Ovidio h il terzo, e 1' ultimo Lucano.
Chaucer zählt diese dichter in derselben reihenfolge auf, nur dass
er Virgil an stelle des Horaz setzt. H. o. F. III, 375—376:
Ful wonder hye on a pilere
Of yren, he, the gret Omere; . ..
V- 391—393. 396—397. 407—409:
Tho saugh I stonde on a pilere,
That was of tynned yren clere,
That Latyn poete Virgile; . , .
i) Vgl. III, 340—343:
. . . Upon a piler stonde on highe,
That was of 1 e d e and yren fyne,
Ilym of secte Satumyne,
The Ebrayke Josephus the olde, . . .
Chaucer nennt das eisen '■Martes mctaV (356), das blei 'the metal of Sattime'
(359)- — Statius steht
'Upon an yren piler stronge,
That peynted was, al endclonge,
With tigres blöde in every place, . . .' (367 — 369);
Homer '0« a pilere of yren (375 — 376); Virgil 'on a pilere, that uuis of tynned
yren clete' (391 — 392); Ovid auf einem pfeiler von kupfer (397); Lucan auf einem
pfeiler ^Of yren wroght ful stiirnily (408); Claudian auf einem pfeiler von
Schwefel 'lyke as he rcere 'ivoode (418). — =) Cf. Sandras s. 124, tcn IJrink s. 94.
— Kissner (s. 71) erkennt darin keine analogie.
2CA A. Rambcau
And next hym on a piler was
Of coper, Venus clerke, Ovide, . . , .
Thoo saugh I on a pilcr by,
Of yren wroght ful sturnily,
The grete poete, daun Lucan, ....
Auch Virgil ') gehört von rechtswegen zu der erlauchten gesell-
schaft der berühmten dichter des alterthums im 'Limbo' der 'Divina
Commedia' ; denn er wird hier auf folgende weise willkommen ge-
heissen, Inf. IV, 80 — 81:
Onorate 1' altissimo poeta ;
L' ombra sua torna, ch' era dipartita.
Statius, den Chaucer zuerst in der reihe der dichter erwähnt,
wird von Dante im fünften kreis des fegefeuers getroffen ; und zwar
erscheint er deshalb nicht in der vorhöUe zusammen mit den andern
dichtem des alterthums, weil er, wie Dante annimmt, gegen das
ende seines lebens heimlich zum christlichen glauben bekehrt worden
ist, vgl. Sandras s. 124 und Philalethes' anm. Purg. XXII, 83. Im
Purg. XXI, 88 — 92 sagt Statius, indem er von sich selbst redet;
Tanto fu dolce mio vocale spirto,
Che, Tolosano, a sä mi trasse Roma,
Dove mertai le tempie ornar di mirto.
Stazio la gente ancor di la mi noma:
Cantai di Tebe, e poi dal grande Achille, . . .
Vgl. H. o. F. III, 370—373:
The Tholauson that highte Stace,
That bare of Thebes up the fame
Upon his shuldres, and the name
Also of cruelle Achilles.
Somit macht der englische dichter denselben fehler wie Dante =),
indem er Tolosa (Toulouse) für den geburtsort des Statius hält,
während dieser wahrscheinlich in Neapel geboren wurde, cf. Phila-
lethes' anm. Purg. XXI, 89. —
Wenn man zugibt, dass der hofstaat der königin Fama der
hierarchie des Dantischen paradieses entspricht, so wird man auch
nicht eine gewisse analogie zwischen der Jungfrau Maria, der königin
des himmels, und der göttin des ruhmes (Goddesse of renoim III, 316)
oder königin (v. 319) Fama, welche die erhabene Stadt des ruhmes
beherrscht , leugnen können ; allerdings haben dennoch ten Brink
i) Ueber die bedeutung des Virgil für beide gedichte sieh § 5. — 2) Auch
Hertzberg (Nachlese zu Chaucer, Jahrb. VIII, 163) glaubt, dass Chaucer diese
irrige ansieht seinem italienischen vorbilde zu verdanken hat.
Chaucer's 'House of Fame' in seinem verhältniss zu Dante's 'Divina Commedia'
255
(s. 96) und Sandras (s. 123) recht, wenn sie darauf hinweisen, dass
die persönliche erscheinung der göttin (H. o. F. III, 279 f.) sehr
an die Virgilische beschreibung der Fama in der Aeneide IV, 176 f.,
181 f. erinnert. — H. o. F. III, 266 — 277:
But in this lusty and ryche place,
That Farnes halle called was,
Ful moche prees of folke ther nas,
Ne crowdyng, for to mochil prees.
But al on hye, above a dees,
Sit in a see imperialle,
That made was of a rubee alle,
\Vhich that a carbuncle ys ycalled,
Y saugh perpetually ystalled,
A femynyne creature ;
That never formed by nature
Nas suche another thing yseye,
Man vergleiche diese und die vorhergehenden und folgenden
verse mit Dante's Schilderung der himmlischen rose (Rosa Celeste) im
Empyraeum. Par. XXX, 124 — 127, 61 — 66:
Nel giallo della rosa sempiterna,
Che si dilata, digrada e redole
Oder di lode al sol che sempre verna, ....
E vidi lume in forma di riviera
Fulgido di fulgore, intra due rive
Dipinte di mirabil primavera.
Di tal fiumana uscian faville vive
E d' ogni parte si mettean nei fiori.
Quasi rubin che oro circonscrive.
In der rose befindet sich die unzählige menge der seligen geister,
V. 112 — 114:
Si soprastando al lume intorno intorno
Vidi specchiarsi in piü di mille soglie,
Quanto da noi lassu fatto ha ritorno.
Dieses reich wird von der Jungfrau Maria regiert, die auf dem
höchsten kreis am rande der himmlischen rose ihren sitz hat , Par.
XKXI, 115— 117:
Ma guarda i cerclii fino al piu remoto,
Tanto che veggi seder la Regina,
Cui questo regno ^ suddito e devoto.
Der himmelskönigin dienen mehr als tausend engcl, Par. XXXI,
130—132:
Ed a qucl mezzo, con le penne sparte.
Vidi piü di mille Angeli feslanti,
Ciascun distintu e di fulgore e d' arte.
256
A. Kamheau
Vgl. ferner H. o. F. III, 303 — 316. Die musen stehen um den
thron der göttin Fama und preisen in laut schallenden, harmonischen
gesängen ihren namen :
But, Lorde ! thc pcrry and the richcsse
I saiigh sittyng on this godessc !
And Lord ! the hevenysshe melodye,
Of songes ful of armonye,
I herd aboutc her trone ysonge
That al the paleys walles ronge !
(So senge the myghty Muse, she
That cleped ys Caliope,
And hir eighte sustren 1) eke
That in her face semen meke)
And evermo eternally,
They synge of Farne as thoo herd Y,
'Herycd be thou and thy name,
Goddesse of renoun or Fame.'
Vorher (220 — 22 1) rufen ihre herolde:
'. . . God save the lady of thys pel,
Our oune gentil lady Fame, . . .'
Auch zum rühme der himmelskönigin Maria ertönen liebliche
melodien. In der achten Sphäre des paradieses dreht sich Gabriel
in gestalt einer fackel um Maria Stella maris, und singt das lob der
herrin des himmels'^), Par. XXIII, 97 — 100:
Qualunque melodia piü dolce suona
Quaggiü, e piü a s^ l'anima tira,
Parrebbe nube che squarciata tuona,
Comparata al sonar di quella lira, ....
Der lobgesang des engeis Gabriel wird, als dieser zu singen
aufhört, von den andern lichtgestalteten geistern fortgesetzt, Par.
XXIII, 110 — III, 127 — 129:
e tutti gli altri lumi
Facean sonar lo nome di Maria.
. . . Indi rimaser li nel mio cospetto,
Regina coeli cantando si dolce
Che mai da me non si parti il diletto.
Vgl. auch Par. XXVI, 67—69:
un dolcissimo canto
Risono per lo cielo, e la mia Donna
Dicea con gli altri: Santo, Santo, Santo.
1) Dante nennt die musen in ähnlicher weise Polinnia con le suore,
Par. XXIII, 56. — 2) Donna del cid, Par. XXIII, 106.
Chaucer's 'House of Fame' in seinem verhältniss zu Dante's 'Divina Commedia' 2 t; 7
— und Par. XXVII, 1—3 :
AI Padre, al Figlio, allo Spirito Santo
Coniinciü : Gloria, tutto il Paradiso,
Si che m' inebbriava il dolce cantoi}.
Was das aussehen der königin Fama selbst betrift't (III, 278 —
302), so findet man selbstverständlich in Dante's gedieht nichts genau
entsprechendes, da in demselben die person der Fama nicht auftritt;
aber wenn auch Chaucer den grössten theil dieser Schilderung Virgil
entlehnt hat (siehe oben), so ist es doch möglich, dass er dabei
zu gleicher zeit durch einige verse der göttlichen comoedie beein-
flusst worden ist , oder wir müssen annehmen , dass beide dichter,
Chaucer sowol als Dante , einige züge , die sie in bezug auf diese
oder eine ähnliche beschreibung gemeinschaftlich haben , von der-
selben quelle — von Virgil 2) erhalten haben. Die gestalt und die
i) In den versen 218 — 316 iJII) mag Chaucer auch einige züge verwende:
haben, die er in jener stelle der göttlichen comoedie fand, wo Dante den Iriumph
der kirche (Trionfo della Cliiesaj im irdischen paradiese (Faradiso Tcrrestre) und
das erscheinen der Beatrice schildert, Purg. XXIX, XXX: so entsprechen die
herolde, welche der königin Fama ihren gruss zurufen und aus der halle des pa-
lastes kommen, als Chaucer eben eintritt (^III, 218 f.), den 24 greisen des triumph-
zuges, die singend die baldige ankunft der Beatrice ankündigen, Purg. XXIX, S5 — 87 :
Benedetta tue
Nelle figlie d' Adamo, e benedette
Sieno in eterno le bellezze tue.
2) Um diese frage in ein helleres licht zu stellen, citire ich die bezüglichen
parallelverse aus dem 'House of Farne' und der Aeneide. H. o. F. III, 278 — 286:
For altherfirst, soth for to seye,
Me thoughte that she was so lyte,
That the lengthe of a cubite,
Was lengere than she semede be ;
This was gret marvaylle to me,
Hir seif so wonderly streighte,
That with hir fete the erthe she reighte.
And with her hed she touched hevene,
Ther as sliynen sterres sevene.
Aen. IV, 176 — 177 :
Parva metu primo, mox sese adtollii in auras,
Ingrediturque solo, et caput inier nubila condit. —
H. o. F. 287 — 292:
And therto eke, as to my witte,
I saugh a gretter wonder yitte,
Upoii her eyen to beholde,
But certeyn V hem never tolde.
For as feele yen hadde she,
As fetheres upon foules be, . . . .
Aen. IV, iSi— 182:
MonstvunT horreurfum, ingens, cui, quot sunt corpore plumae.
Tot vigilcs oculi subter, mirabile dictu —
H. o. F. 298 — 300:
And soihc to teilen also shee
Had also feie up stondyng eres
And tonges, as on bestes heres ; . . .
Kölbing, Englische Studien. Hl. 2. I7
258
A. Rambeau
äussere erscheinung der Fam.i, wie sie vom englischen dichter be-
schrieben wird, erinnert nicht wenig an Dante's groteske Schilderung
des Lucifcr im Inf. XXXIV, 28 f. : Lucifer ist, wie die göttin Famj
(III, 283 — 286), von ungeheuerer grosse, v. 30—33; sein haupt hat
drei gesiebter (v. 38—45) und sechs äugen (v. 53), vgl. v. 37—38:
O quanto parve a me gran maraviglia,
Quando vidi tre faccc alla sua testa !
cf. H. o. F. III, 287 — 291; ein flügelpaar ragt unter jedem antlitz
hervor, v. 46 — 47 :
Sotto ciascuna uscivan due grandi all,
Quanto si convenia a tanto u c c e 1 1 o ; . . . .
cf. H. O. F. III, 301 — 302. —
Ausserdem lässt sich noch die erscheinung des geheimnissvollen
greifes, der Christus als den gottmenschen bedeuten soll, im Purg.
XXIX — XXXI zur vergleichung heranziehen. Das aussehen dieses
wunderbaren greifes wechselt beständig, Purg. XXXI, 122 — 126:
La doppia fiera dentro vi raggiava,
Or con uni, or cor» altri reggimenti,
Pensa, lettor, s' io mi maravigliava,
Quando vedea la cosa in s^ star queta,
E neir idolo suo si trasmutava.
So ändert sich fortwährend die grosse der Fama, vgl. III, 279 —
286 in der anm. — Vgl. ferner Purg. XXIX, 109, 112 — 114:
Esso tendea in su l'una e 1' altr' ale . . .
Tanto salivan, che non eran viste;
Le membra d' oro avea, quanto era uccello,
E bianche 1' altre di vermiglio miste.
V. 112 entspricht dem v. 285 im dritten buch des 'House of
Farne' (siehe anm.), die beiden letzten verse (113 — 114) erinnern ein
Aen. IV, 183:
Tot linguae, toticfem ora sonant, tot subrigit auris, —
H. o. F. III, 301—302:
And on hir fete wexen saugh V
Partriches -winges redily,
Aen. IV, 180:
.... pedibus celerem et pemicibus alis. —
Chaucer missverstand den sinn dieses verses, indem er pemicibus mit perdicibus
verwechselte. — Die verse 174— 175» Aen. IV;
Fama, malum qua non aliud velocius uUum
Mobilitate viget,
sind vom englischen dichter in Dido's leidenschaftlicher declamation gegen die
böse Fama (unkke Farne) I, 349 f. benutzt worden, cf. ten Brink s. 95.
Chaucer's 'House of Farne' in seinem verhältniss zu Dante's 'Divina Commedia'
259
wenig an die v. 296 — 297 (HI), die nichts analoges in Virgil's be-
schreibung der Fama haben,:
Hir beere that oundye was and crips,
As burned gold hyt shoon to see.
Diese annähme gewinnt dadurch an wahrscheinhchkeit, dass die
vier mystischen thiere der Apocalypse, die Chaucer an derselben stelle
des dritten buches erwähnt, von Dante in den versen , die der Schil-
derung des greifes ^■orausgehen , genau beschrieben werden . Purg.
XXIX, 92, 94 — 96, IOC, 103 — 105 :
Vennero appresso lor q u a 1 1 r o a n i m a 1 i , . . . .
Ügnuno era pennuto di sei ali,
Le penne piene d' occhi; e gli occhi d' Argo,
Se fosser vivi, sarebber cotali
Ma leggi Ezechiel, che li dipigne ....
E quali i troverai nelle sue carte,
Tali eran quivi, salvo ch' alle penne
Giovanni h meco, e da lui si diparte.
Vgl. H. o. F. III, 291—295:
For as feele yen hadde she,
As fetheres lipon foules be,
Or weren on the bestes foure,
That Goddes trone gunne honoure,
As Johann writ in thapocalips.
Zum hofstaat der Fama gehören auch die schaaren von bitl-
stellern'), die vor dem thron der göttin erscheinen (III, 436 f.), um
sie um rühm oder guten ruf wegen ihrer guten werke (v. 468, 523,
572), um Vergessenheit ihrer guten handlungen {v. 606, 618), um
rühm trotz ihres unthätigen, faulen lebens (v. 643, 684), trotz ihres
schlechten lebens (v. 723) imd sogar wegen ihrer bösen handlungen
(v. 740) zu bitten. Diese neun categorien sind zwar zusammen mit
den andern gruppen des königlichen hofstaates der Fama, wie Sandras
I i) Sie nähern sich mit grossem l.Hrm der halle des riihnies, III, 431 — 435:
A Iherdanoyse aprochen blyve,
' That ferd a s b e e n d o o n in an h i v e ,
Ayen her tynie of oute fleyinge ;
Ryghl suche a maner m u r m u ry n g e ,
For al the world hyt semode mo.
Dasselbe gleichniss — wenn auch in kürzerer fassung — findet sich in Dante's
Inf. XVI, I — 3, wo sich der dichter dem abgrunde nähert, der den siebenten
kreis (cerchio) der hölle von dem achten trennt, :
Gia era in loco ove s' udia il rimbombo
Deir acqua che cadea nell' allro giro,
Simile a quel che 1' arnie fanno rumho; . . .
260 A. Rambeau
schon bemerkt hat (siehe oben), eine nachahniung der hierarchie des
Dantischen paradieses ; aber wenn wir sie allein betrachten und er-
wägen, wie jede dieser neun schaaren von bittstellern einen ver-
schiedenen Charakter repräsentirt oder wenigstens von den andern
abgesondert auftritt, und wie sie alle nach einander auf ihr gesuch
ihr besonderes urtheil von der richtenden Fama empfangen, so
müssen wir wol an den plan , der nicht blos in Dantes j^aradies,
sondern überhaupt in seinem ganzen gedieht herrscht, erinnert werden.
In der that scheinen mir die neun klassen von bittstellern ganz
analog jenen mannigfaltigen categorien der sündigen, büssenden und
seligen seelen in den neun kreisen des 'Inferno' , in den sieben
kreisen des 'Purgatorio' und in den sieben planetenregionen des
'Paradiso' zu sein , von denen jede in ihrer eignen weise, je nach
ihren verschiedenen sünden, fehlem oder tugenden, entweder in der
hölle leidet, oder im fegefeuer büsst, oder im paradies die himmlische
Seligkeit geniesst. Natürlich muss man bei diesem vergleich von
einem punkt ganz absehen : während gerechtigkeit, strenge gerechtig-
keit die entscheidungen des Dantischen gottes lenkt, fällt die Fama
in Chaucer's gedieht ihre urtheilssprüche mit launenhafter willkür, und
diese Ungerechtigkeit ist gerade der hervorstechendste charakterzug
dieser göttin (III, 448 — 458).
§ 14. Nachdem wir oben (§ 2, 12, 13) gesehen haben, dass das
dritte buch des 'House of Farne' in mehrern punkten dem 'Paradiso'
der 'Divina Commedia' analog ist , tragen wir kein bedenken , auch
anzunehmen, dass sich Chaucer bei der beschreibung des palastes des
gerüchtes (House of Rumoiir), die das ende des dritten buches einnimmt,
durch den 28. gesang des 'Paradiso' hat beeinflussen lassen. Dieser
palast ist von dem palast des ruhmes (House of Farne) , wo die
königin Fama mit ihrem hofstaat ihren eigentlichen sitz hat, nicht zu
trennen , sondern hängt in der that eng mit demselben zusammen ;
denn die gerüchte und neuigkeiten (tidings), die aus dem palaste des
gerüchtes entweichen , fliegen sofort zu ihrer gebieterin , der göttin
Fama , die ihnen nach ihrer beschafifenheit ihren namen gibt und
ihre dauer bestimmt (III, 1020 f.), cf. ten Brink s. 106 — 107. In
Chaucer's Schilderung des palastes des gerüchtes sind es drei dinge,
die an die neunte Sphäre des Dantischen himmels, den 'Cielo Cristal-
lino', im Par. XXVIII erinnern: der grosse umfang des palastes, die
erstaunliche Schnelligkeit seiner Umdrehungen und die unzählige
menge von leuten, die der englische dichter dort antrifft. — Im Par.
XXVIII, 16 — 36 sieht Dante einen hell leuchtenden punkt, der die
Chaucer's 'House of Farne' in seinem verhältniss zu 'Dante's Divina Commedia' 261
einheit und iintheilbarkeit gottes bedeutet , und neun feurige , con-
centrische kreise, die sich unaufhörlich um diesen punkt drehen: der
erste und engste der kreise, der dem 'primum mobile' entspricht (cf.
Philalethes' anm. zu Par. XXVIII), bewegt sich mit einer jede andere
bewegung übertreffenden geschvvindigkeit, v. 25 — 27 :
. . . . intorno al punto un cerchio d'igne
Si girava si ratto, ch' avria vinto
Quel moto, che piü tosto il mondo eigne.
Vgl. H. o. F. III, 916, 834—836:
So faste hit whirleth, lo, aboute
And evermo, so swyft as thought,
This queynte hous aboute wente,
That nevermo stille hyt stente
Grenzenlos ist der umfang des äussersten kreises, der den wun-
derbaren tempel lichtgestalteter engel einschhesst, Par. XXVIII, 53 — 54 ;
In questo miro ed angelico templo,
Che solo amore e luce ha per confine ; . . . .
und vgl. V. 31 — 33. — Auch der palast des gerüchtes ist von un-
geheuerer grosse, III, 887 — 889:
And loo, thys hous of which I write,
Syker be ye, hit nas not lyte ;
For hyt was sixty myle of lengthe, ....
Zahllos ist die schaar der engel, die in gestalt von funken die
neun feuerkreise bilflen, Par. XXVIII, 92 — 93:
Ed eran tante, che il numero loro
Pill che il doppiar degli scacchi s' ininiilla.
Auch die zahl der leute, die Chaucer innerhalb und ausserhalb
des palastes umhergehen sieht, ist grösser, als man je zusammen er.
blickt hat, H. o. F. 944 — 952. —
In bezug auf ausdrücke und Wörter zeigt allerdings Chaucer's
beschreibung des palastes des gerüchtes eine grössere und genauere
Übereinstimmung mit einer stelle im Inferno'), in der vorhalle
(Vestibolo) der höhe , wo der italienische dichter den langen zug
der Seelen derer,
'Che visser senza infamia e senza lodo,' (III, 36)
und
•Degli angeli che non furon libelli,
N^ für fedeli a Dio, ma per s^ furo,' (III, 3S — 39)
erblickt. Dies ist wieder einer jener fälle , wo sich zwei oder mehr
i) Auf diese parallelstelle hat bereits ten Brink (^s. 94) hingewiesen.
202 A. Rambeau
reminiscenzen zugleich dem gciste des englischen dichters bei der
darstelliing desselben gegenständes aufgedrängt haben. Vgl. Inf. III,
52—57:
Ed io, che riguardai, vidi una insegna,
Che g i r a n d o correva t a n t o r a 1 1 a ,
Che d' ogni posa mi pareva indcgna:
E dietro le venia si lunga tratta
Di gente, ch' i' non avrei mai creduto,
Che morte tanta n' avesse disfatta.
Vgl. H. o. F. III, 916, 834 — 836 (oben citirt) und v. 944 — 950:
But whiche a congregacioun
Of folke, as I saugh rome aboute,
Some within and some withoute,
Nas never seen^ ne shal ben eft,
That, certys, in the worlde nys left,
So many formed be Nature,
N e d e d e so many a creture, ....
Gleich nach v. 836 und v. 950 (von v. 952 an) folgt die be-
schreibung des grossen geräusches, das aus dem palast des gerüchtes
hervortönt, und daher lässt sich dieses wol auch mit dem getöse
und getümmel, das Dante und Virgil vernehmen, als sie die vorhalle
der hölle betreten, kurz vor v. 52 im dritten canto des Inferno, ver-
gleichen, obwol sich dabei keine wörtlich übereinstimmenden ausdrücke
nachweisen lassen (vgl. § 8). — Uebrigens darf man nicht ausser
acht lassen, dass das eigentliche und hauptsächliche vorbild für den
palast des gerüchtes (Hozise of Rumotir) und auch theilweise für den
palast des ruhmes (House of Farne) in dem Chaucer'schen gedieht
das haus der Fama, wie es von Ovid in seinen Metamorphosen XII,
39 — 63 beschrieben wird, gewesen ist: diese abhängigkeit Chaucer's
vom lateinischen dichter tritt besonders klar in bezug auf das ge-
räusch, die zahllosen eingänge, die grosse menge von leuten, die zu
dem orte kommen, und die herumfliegenden gerüchte, her\"orO. Der
einfluss des grossen Italieners auf die Schilderung der zwei häuser
oder paläste ist offenbar nur secundär und kann nur im Zusammen-
hang mit andern stellen , wo sich sein einfluss auf das englische ge-
dieht mit grösserer deutlichkeit zeigt, erkannt und verstanden werden.
§ 15. Im letzten capitel habe ich noch über einige zerstreute
stellen des 'House of Farne' zu sprechen , in denen Chaucer den-
i) ten Brink (s. 96) vergleicht H. o. F. II, 204 f. mit Metam. XII, 39 f.,
H. o. F. II, 525 f. mit Met. XII, 48 f., H. o. F. III, 855 f. mit Met. XII,
44 f. und H. o. F. III, 944 f. mit Met. XII, 53 f.
Chaucer's 'House of Farne' in seinem verhältniss zu Dante's 'Divina Commedia' 263
selben gegenständ, wie Dante in einigen versen der göttlichen co-
moedie , behandelt oder andeutet , und in denen er wahrschein-
licher oder nur möglicher weise ihm nachgeahmt hat oder sich
durch verse des italienischen gedichtes hat beeinflussen lassen. —
Nach der erzählung von dem elenden geschick der Dido im ersten
buche führt der englische dichter in v. 388 — 426 mehrere beispiele
von männern , die sich wie Aeneas treulos gegen ihre geUebte ge-
zeigt haben, an. Die meisten personen oder ereignisse, um die es
sich in diesen beispielen handelt, erwähnt auch Dante an verschie-
denen stellen seiner göttlichen comoedie. Vgl. H. o. F. I, 388 — 396:
Loo Demophon, duke of Athenys,
How he forswore hym ful falsly,
And trayied Phillis wikkidly,
That kynges doghtie was of T r a c e ,
And falsly gan hys tenne pace ;
Par. IX, 97 — 102:
Ch& piü non arse la figlia di Belo (= Dido),
.... N^ quella Rodopeia (= Phyllis), che delusa
Fu da Demofoonte, n^ Aleide
Quando lole nel cor ebbe richiusa.
H. o. F. I, 397—404:
Eke lo how fals and reccheles »
Was to Breseyda Achilles,
And Paris to Enone,
And Jason to I s i p h i 1 e ,
And eft J a s o n to M e d e a ,
Ercules to Dyanira;
For he left her for Y o 1 e ,
That made hyni Cache hi» deth, parde.
Jason ist von Dante in die erste bulge (bolgia) des achten kreises
(cerchio) der hölle unter die Verführer versetzt worden, um dort für
den an der Hypsipyle und der Medea begangenen verrath bestraft
zu werden. Inf. XVIII, 86, 91 — 93, 95 — 96:
Quelli ^Jason
Ivi con segni e con parole ornate
Isifile ingannu, la giovinetla.
Che prima tutte l'altre avea ingannate ....
Tal colpa a tal martiro iui condanna;
Ed anco di M c d c a si fa Vendetta.
Vgl. auch H. o. F. III, 323 — 324:
Hercules,
Th.U with a shert hys lyfc Ics!
264 ^- Rainbcau
Auf diehf sage von Hercules und Dei.iniia sj^ielt der italienische
dichter im Inf. XII, 67—69 an:
quegli i Nesso
Che inori per la bella Deianira,
E fc' di st la Vendetta egli stesso.
Auch die geschichte von Theseus und der Ariadne, die Chaucer
im ersten buch v. 405 — 426 ziemHch ausführlich erzählt, ist von
Dante im Inferno wenigstens angedeutet. H. o. F. I, 405 — 414:
ricnv fals eke was he, Theseusi);
Thal, as the story telleth us,
How he betrayed Adriane;
The devel be hys scmles bane:
For had he lawghed, had he loured,
He moste have be devoured,
Yf A d r i a n e ne had ybe.
And, for she had of hym pite,
She made hym fro the dethe escape,
And he made hir a ful fals jape ; . . . .
Vgl. Inf. XII. 16 — 20; Virgil sagt zum wüthenden Minotaurus
beim hinabsteigen zum ersten cirkel (gironc) des siebenten kreises
(cerchio) der hölle:
Forse
Tu credi che qui sia il duca d' Atene,
Che SU nel mondo la morte ti porse ?
Partiti, bestia, ch^ questi non viene
Ammaestrato della tua sorella, . . . .
Mit dem anführen der vorhergehenden parallelstellen habe ich
nicht sagen wollen, dass Chaucer die kenntniss der darin behandelten
oder angedeuteten fabeln des alterthums durch das Studium der gött-
lichen comoedie erhalten hat. Selbstverständlich waren diese und
ähnliche antike sagenstoffe ein gemeingut des mittelalters , und das
verzeichniss von verlassenen geliebten und treulosen liebhabern (I,
388 — 426) verdankt der englische dichter offenbar zum grössten theil
dem Ovid als seiner letzten und ursprünglichen quelle; er selbst
verweist auch kurz vorher (I, 379^ auf Ovid's Episteln (oder He-
roiden), die jedenfalls auch dem italienischen dichter bekannt gewesen
sind. Jedoch können wir wol mit einem ziemlich bedeutenden grad
von gewissheit annehmen, dass alles, was Chaucer in Ovid von den
durch den verrath ihrer liebhaber unglücklich gewordenen frauen
i) Urry liest:
Ho\\- false was eke 1 ) u k e Theseus, .
Chaucer's 'House of Farne' in seinem verhältniss zu Dante's 'Divina Commedia' 26 ^
gelesen und für das erste buch seines 'House of Farne' verwerthet
haben mag, nicht bloss durch seine eigne phantasie, sondern auch
durch andere reminiscenzen , besonders durch die erinnerung an
einige stellen der göttlichen comoedie, die er, wie wir zur genüge
gesehen, so gründlich studirt hat, in seinen versen nicht unwesentlich
modificirt worden ist. Wenigstens glaube ich, dass, wenn der dichter
des 'House of Farne', den Demophoon und den Theseus herzöge
nennt (duke of Athenys I, 388; bei Urry : Duke Theseus \, 40 5 \ dies
wahrscheinlich die Übersetzung eines italienischen ausdruckes ist,
vgl. // duca d'Atefie Inf. XII, 17. —
Vom hass der Juno gegen das thebanische geschlecht berichten
Chaucer und Dante mit ähnlichen worten. H. o. F. I, 198 — 201 :
Ther saugh I the, crewel Juno,
That art daun Jupiteres wife,
That hast yhated, al thy lyfe,
Alle the Troyanysshe bloode, . . .
Inf. XXX, 1—3:
Nel tempo che Giunone era crucciata
Per Semele contra il sangue tebano,
Come mostro una ed altra fiata, . . . .
Gegen das ende des zweiten buches drückt der englische dichter
eine geringe entfernung ungefähr auf dieselbe weise aus, als Dante
an zwei stellen seiner göttlichen comoedie. H. o. F. II, 538 — 540 :
And with this word both he and V
As nygh the place arryved were
Asmenmaycastenwithaspere.
Inf. XXXI, 82—84:
Facemmo adiinque piu lungo viaggio
Volti a sinistra ; ed al trar d' un balestio
Trovammo l'altro assai piu fiero e maggio.
Purg. III, 67—69:
Ancora era quel popol di lontano,
Dico, dopo li nostri, mille passi,
Quanto un buon gittator trarria con niano«), . ..
1) Die zweite stelle ist besonders ähnlich den üben erwähnten versen des
'House of Farne'. Aber da die bezeichnung der entfernung mittelst eines Ver-
gleiches mit einem speerwurfe oder armbrustschus^e so sehr gewöhnlich ist, si.'
kann Chaucer diesen ausdruck, dun er in II, 53S — 540 gebraucht, sehr wol selbst
gebildet oder von irgend einem andern schriftsteiler als Dante entlehnt haben.
Jedoch bleibt immerliin die mögHchkcil bestehen, dass er denselben seinem ita-
lienischen vorbilde zu verdanken hat, da es ja so viele andere fälle giebt, wo er
Dante augenscheinlich nachgeahmt und seine verse mehr oder weniger wörtlich
übertragen hat.
266 ^- l^ambcau
Der stand der nerromanten, die in Chaucer's gedieht auch zum
hofstaat der göttin Fama gehören und von ihm gleich nach den
Sängern und spielleuten aufgeführt werden (III, 169 — 191) > spielt
auch bei Dante eine rolle : die Schwarzkünstler und Wahrsager nehmen
die vierte ])ulge (bolgla) des achten kreises (cerchioj der hölle
(Inf. XX) ein. Man beachte, wie beide dichter das geschärt der
hexen und zauberer in ähnlicher weise darstellen. H. o. F. III,
172 — 180 :
. . . Olde wiches, sorceresses,
That use exorsisaciouns,
And eke thes fumygaciouns ;
And Clerkes eke, which könne wel
Alle this magikes naturel,
That craftely doon her ententes,
To maken, in certeyn ascendentes,
Ymages, lo, thrugh which magike,
To make a man ben hool or syke.
Inf. XX, 116 — 117, 121 — 123:
Michele Scotto fu, che veramente
Delle magiche frode seppe il gioco.
. . . Vedi le triste che lasciaron l'ago,
La spuola e il fuso, e fecersi i n d i v i n e ;
Fecer malie con erbe e con ima^o.
Simon Magus, der vom englischen dichter unter den zauberern
(Syvion Magus III, 184) erwähnt wird, steht an der spitze der dritten
bulge (bolgia) desselben kreises im vorhergehenden gesange und hat
der klasse der sünder , die sich in dieser befinden , den namen ge-
geben (Shnoniaci) ; Inf. XIX beginnt mit folgendem ausruf:
O Simon mago, o miseri seguaci, ....
Proserpina wird von Chaucer (III, 421 — 422)
'Proserpyne,
That quene ys of the derke pyne,'
genannt. Dante bezeichnet (Inf. IX, 43 — 44)
'le feroci Erine'
als
'le meschine
Della regina dell' eterno pianto.'
Den letztern ausdruck bezieht Blanc (Voc. Dant.) auf die Proser-
pina, während Philalethes (cf. anm. v. 44) darunter Hecate verstan-
den wissen will. —
Chaucer's 'House of Farne' in seinem verhältniss zu Dante's 'Divina Commedia'
267
Inf. XXXI, 12 — 13 sagt der italienische dichter, indem er Nim-
rod's hörn meint;
Ma io senti' sonare im alto corno,
Tanto ch' avrebbe ogni tuon fatto fioco, . . .
So vergleicht Chaucer den lauten klang der trompete des Aeolus
mit dem schall des donners, III, 590 — 592:
And blew it est, and west, and southe.
And northe, as lowde as any thunder,
That eyery wight hath of hit wonder, ....
Schluss. In unserer Untersuchung glauben wir den einfluss von
Dante's 'Divina Commedia' auf Chaucer's 'House of Fame' nicht bloss
indem allgemeinen gedankengang und der anläge dieses gedieh tes
(§1), sondern auch in vielen einzelnen punkten (§2 — 15) zur genüge
dargelegt zu haben. Unter diesen übereinstimmenden und ähnlichen
Zügen haben wir mehrere stellen bemerkt, wo Chaucer, wenn auch
meistens ziemlich frei, die verse seines grossen Vorbildes übersetzt
hat , und wir schliessen daraus , dass er die göttliche comoedie im
original gelesen und studirt haben muss, weil wir gar keinen eng-
lischen schriftsteiler kennen, der zur zeit oder vor der zeit Chaucer's
das Dantische gedieht oder andere italienische werke in seine mutter-
sprache übertragen hätte. Dieser schluss erhält dadurch mehr Wahr-
scheinlichkeit, dass wir im dritten buch des 'House of Farne' v. 139
eine italianisirte , lateinische wortform Marcia (= Alarsia statt Mar-
syasj , die der englische dichter wie eine weibliche behandelt, ent-
deckt haben'). Wir müssen natürlich diesen fall zusammen mit
jenen zahlreichen, von Kissner (s. 15 — 17) angeführten fällen er-
wägen, in denen Chaucer sich für die reime seines gedichtes 'Troilus
and Creseide' derselben Wörter, als Boccaccio für die reime seines
'Filostrato' , bedient, vorausgesetzt, dass diese Wörter sowol in der
italienischen als englischen spräche vorhanden sind , indem einige
derselben gar nicht im Lateinischen gefunden werden; dazu kommen
noch einige, nur äusserlich anglisirtc, rein italienische und eigentlich
unenglische Wörter und Wendungen innerhalb seiner verse (cf. Kissner
s. 17) und eigennamen, die im reime eine italienische endung statt
der lateinischen aufweisen (cf Kissner s. 18 — 19).
Alle diese thatsachen — zusammengenommen — beweisen fast
zur evidenz, dass Chaucer einen italienischen t c x t von Dante's
') Vgl. eine anni, in § 2.
2^8 V. II. Sliatmann
Göttlicher comoedie sowol als von andern italienischen werken (vgl.
Kissner, ten Brink u. a.) benutzt hat, — dass er die italienische
spräche wirkHch verstanden und die italienische litteratur
durch eignes Studium der originale gekannt hat. Endlich ist uns
glücklicher weise ein factum aus dem leben des dichters
bekannt, welches die Wahrscheinlichkeit unseres Schlusses zur gewiss-
heit macht. Aus aufgefundenen Urkunden wissen wir, dass er sich
schon vor der abfassung des 'House of Farne' (1384) zweimal —
von 1372 bis 1373 und von 1378 bis 1379 — im vaterlande Dante's
aufgehalten hat '). Es ist unglaublich , dass Chaucer während dieses
zweimaligen aufenthaltes in Italien die gelegenheit versäumt haben
könnte, die italienische spräche, deren bereits damals bedeutende
litteratur er mindestens dem rufe nach schon vorher gekannt haben
musste, zu lernen.
Marburg, märz — Strassburg, oct. 1879.
A. Rambeau.
VERBESSERUNGEN ZU ALTENGLISCHEN
SCHRIFTSTELLERN.
Old English Homilies, first Series,
s. II, z. 2, in dem satze wet we on pisse middelerd liuien sod
scrift ist pet, anstatt wet, und luuen (luven), anstatt liuien,
zu lesen.
s. 15, z. 26, pu tobreke wed durge, lies peddunge.
s. 29, z. 13, ist ^itseres, anstatt ^itteres, zu lesen.
s. 33, z. 18, pah ^e gan of sunne (lies sume) ower sunne to böte.
s. 41, z. 26; strengre pen eani purg (lies ping) to polien.
s. 53, z. 26, pet is pes deofles hindene, anstatt hindene ist wahr-
scheinlich hindere (impedimentum) zu lesen.
s. 97, z. 33, widutan fore (ferer).
s. 121, z. 14, ist grette, anstatt greite, zu lesen.
s. 157, z. 5, hate (anstatt hare) teres, wie s. 155, z. 28.
1) Vgl. ten Brink, anm. 30 und 31.
Verbesserungen zu altenglischen Schriftstellern 260
La^amon,
V. 1448. to nimen his heortes & his hindes:
& al pa deor Jjat ich finde,
hindes erweist sich durch den reim als Schreibfehler für hinde
(acc. pl. fem.}. Aehnliche fehler finden sich noch viele , die der
künftige herausgeber nicht unberücksichtigt lassen darf.
'^- 4537- P^i^) ^''it al towöde to scifren.
anstatt towöde ist towede (d. h. towende) zu lesen.
V. 5097. cussede and cluppede :
cudie meies.
cussede und cluppede kann nur für cussed und clupped stehen,
da das praeteritum custe und clupte heisst: der fehler erklärt sich
leicht dadurch , dass der Schreiber den strich durch das d für das
abkürzungszeichen für e gehalten hat.
V. 8091. pe kirig warp riches per in:
riches ist nicht »riches«, wie Madden meint, sondern = richels,
recheis (incense), Diction. 456 a.
V. 8621. AI swa heo pus leien stille:
& bidiemde heore wille.
cK: bidiemde ist Schreibfehler für and- , oder anbidende , was durch
die lesung des jüngeren manuscripts (abidinge) bestätigt wird.
V. 17 130. For mi gjest is bfeliwis :
Madden druckt bael iwis und übersetzt btel durch wrathful (im Glos-
sary steht bael ezul), ohne begründung; b^eliwis (= bjeluwis) ist alt-
isl. bolviss, malum portendens.
V. 17402. and cumed mid stre(n)gde :
^if ^e hine ma^en sturien.
an statt cumed ist wol cunned (cxperiviini) zu lesen.
V. 30607. heo wunden up seiles to coppe.
coppe ist wol schreib- oder lesefehler für toppe; vgl. v. 1339.
V. 30664. mid navere nare lisse:
pat Edwine hit nuste.
navere ist Schreibfehler für ncnevere; lisse schreib- oder lesefehler für
liste, wie der reim lehrt.
270
!•", II. Stratniann
Hali Meidenhad,
s. 7, z. 14, spa (lies spa) hit fared.
s. II, z. 21, Ha mei eft greuen, lies grenen.
z. 26, worldes alefnesse (lies alesnesse) Jnirh hwan |5e (lies
pe) beon iburhen.
z. 28, f>u a liest, lies: ahest.
s. 13, z. 9, totpeame, anstatt totvveane?
s. 15, z. 16, tospelled, anstatt to swolled.
■/.. 22, overstihen, anstatt overstiken.
s. 21, z. 29, iwis (lies i |)is) world.
s. 23, z. 32, hwat kep to (lies kepte) him.
z. 35, as pe (lies pe) ear biheten.
s. 25, z. 14. Aut (lies ant) te unseli horlinges.
s. 27, z. 29, ist wol tpemen, anstatt tweinen, zu lesen,
s. 35, z. 18, ga pe, anstatt pe.
s. 37, z. 21, & nule widhuhe (lies pidbuhe) pat ping.
s. 39, z. 2, spidre, anstatt spidre.
s. 43, z. 17, as ewel (lies ase pel) ander grei as under grene.
King Hörn (ed. by R. Lumby),
V- 353- Rymenhild . . .
Gan lynne wij) hire mupe
lynne ist verschrieben, wenn nicht verlesen, für lyhhe (hlihhe).
V. 1013. Hi strike seil &: mäste
anstatt & ist wahrscheinlich on zu lesen.
V. 1250. pat neure (hi) ne scholde
Hörn neure bitraie
neure ist ein Schreibfehler für no(h)wer (nusquam) •).
Floriz and Blauncheflur-),
V. 129. In Babilloine oper wher abeo
abeo steht für (h)a beo.
i) Anders Mätzner, Sprachproben I, l, p. 227. E. K.
2) Vgl. bd. III, I, p. 99 f. Der vorliegende aufsatz Stratmanns ging bei
der red. anfaug oct. ein, als das erste heft dieses bandes eben ausgegeben wurde.
Unser beider bemerkungen zu Fl. and Bl. sind also ganz unabhängig von ein-
ander entstanden. E. K.
Verbesserungen zu altenglischen Schriftstellern 271
V. 190. & to Daris beon iknewe
iknewe für iknowe; ebenso v. 401.
V. 218. bipute ist = wijjute; das b kann ich mir nur
als verunstaltetes oder verlesenes p erklären ; vgl.
fia (l..pa) wes his du^ede La^. 8281,
wozu der Herausgeber bemerkt: »sie man. pr., but the tail of the p
erased man. sec.«
V 286. ist, anstatt cassidoines, calsidoines und
V. 288. anstatt oniche, onicle zu lesen.
V. 298. Schulle sute arewe under {)at treo
lies sitte a rewe.
V. 305. Ha bulmej) up so he were wod
bulmej) ist wulmej) = welmef). Diction. 629b, vgl. v. 218.
V. 497. Ac pe^ Floriz for^e rae
for^e ist verschrieben für fordete.
v. 616. Sone were here sore^^/'cn cup
natürlich sore^en; was der Herausgeber für ein abkürzungszeichen ge-
halten hat, kann ich mir nicht denken.
v. 675. anstatt guld ist gult zu lesen.
Nachtrag. Herr prof Skeat, den ich ersucht hatte, das ms.
noch einmal einzusehen, schreibt mir eben : »In Consulting Floriz
and Blauncheflur to day, I found the ms. beautifuUy and clearly
written; you can hardly misread it. The points you speak of are
nearly all correctly printed. L. 129, a beo, the a being a little way
from beo. L. 288, oniche looks more like onicle; it is either 1, or
an imperfect h. L. 298, sute may be sitte; if so, the t is very
Short, and the i not dotted. L. 616, sore^'en. >
Krefeld.
F. H. S tratmann.
272
K. H. Siralmanu
ÜBER DIE BESTIMMTE (SCHWACHE) EORM DER
ADJECTIYE IM ALTENGLISCHEN.
Da dieser theil der englischen grammatik bisher noch nicht
ausführlich behandelt worden ist, so glaube ich vielen lesem einen
dienst zu erweisen , wenn ich meine notizen darüber hier mittheile.
Die c[uellen sind abgekürzt wie im wörterbuche.
J)U efela {jeop & släpe Mat. 25, 26. {)as hälgan gastes 12, 31.
J)am pisen pere 7, 24. Jjane strängen 12, 29. on mine spidre
healfe 20, 23. pCi gödan (göden) 5, 45 u. 13, 48. ge desigen &:
blindan 23, 17. pa Ijlinde 9, 28. pas heagestan Luke i, 35. [pas
heagestes i, 32.]
pe pisa mon hom. i, 107. se gode man 237. pes hälgan
(häl^a, hälfen, häl^e) gastes 99 u. loi. [pes liviendes godes sune
83J. of pe formen 243. on pere aide la^e 87. f)ös blaca tadden
53. pä hälie da^es 11. pes riche men 53. of pä ilca men 43. mid
p\ häli^e potien 239.
pes ilce geares Sax. chron. 251 u. 255. [pes ilces geares 252,
254 u. 257.] on pa iica tima 251. on pone seolve minstre 255.
pe aide king La^. 2959. pes riche kinges 2901. [pes he^es
kinges 44.] pene melden nomen 7125. pan ilke stude 124. päre
iedelen yElienor 42. pa ufere hand 2482. pä riehen 2616. pä
qvike men 2480. on pön ilke dawen 2403.
pene füle put a. r. 88. i den ilke hüse 68. o de sike halve
112. pe ate(l)liche pinen 116.
pan ilke song o. a. n. 742. after päre longe tale 140. pan
ahte manne 389.
pen aide deovel Kath. 1189. pe deade fd/e todten) 1060.
pe gode mannes bene Orm. 1459.
of pe kveade beste ayenb. 26. pe greate Ihordes 16. of pe
greaten 139.
Aus diesen beispielen geht hervor , dass das Altenglische sich
genau an das Angelsächsische anschliesst und abweichungen selten
vorkommen.
Krefeld.
F, H. Stratmann.
Altengl. -ere (-sere, -are) 273
ALTENGL. -ERE (-^RE, -ARE).
angels. -ere, althd. -äri, -eri, mhd. -sere, -ere, got. -areis (-äreisr),
lat. - ärius (?) ') habe ich , nach der bisher geltenden ansieht ^) , im
Wörterbuche mit kurzem e geschrieben ; nach wiederholter erwägung
der reime
Hamun pe ridere:
smat his a^ene ifere. La^. 9289.
& mid him brohte here :
an hundred ridaere. 15089.
möchte ich jetzt wol, für La:5amons zeit, langen vokal annehmen.
Ich mache diese mittheilung, um mitforscher zu veranlassen,
diesen punkt in betrachtung zu ziehen.
Krefeld.
F. H. Stratmann.
KLEINE BEITRÄGE ZUR ERKLÄRUNG UND TEXT-
KRITIK ENGLISCHER DICHTER.
II.
zu DER MITTELENGLISCHEN STORY OF GENESIS AND
EXODUS.
Vorbemerkung. Von diesem gedichte sind ausser den zwei
ausgaben von Morris (The Story of Genesis and Exodus, an early
english song, about a. d. 1250. Now first edited from a unique
ms. in the library of Corpus Christi College, Cambridge, with intro-
duction, notes and a glossary, by Richard Morris. London 1865. —
Second and revised edition. 1873) einzelne abschnitte in englischen
lesebüchern abgedruckt und commentirt worden, nämlich i) v. 29 —
408 in Wülcker's Altenglischem lesebuch, 2) v. 1281 — 1346 in
Zupitza's Altenglischem Übungsbuch; 3) v. 1907 — 2536 in Mätzner's
Altenglischen sprachproben I. i. Wo ich abweichende auffassungen
dieser gelehrten, Morris gegenüber, unerwähnt lasse, stimme ich mit
ihnen überein. In demselben falle lasse ich Morris' eiirene besserunErcn
i) s. Pott, Etymol. forschungen 2, 596, — 2) Grimm, I). gram. 2, 12S;
Iloltzmann, Altd. gram, i, i, 5.
E. K öl hing, Englische Studien. III. 3, 18
274 ^- Kölbing
in der zweiten aufl. unbcsprochen. — Die folgenden erörterungen
stützen sich zum grössten theil auf die quelle des gedichtes, die
Historia scholastica des Petrus Comestor (Hs.), welche ich citire nach
Patrolügire cursus completus ed. I. P. Migne. Series II. Tom.
CXCVIII. Das verdienst, diese vorläge gefunden oder sie wenigstens
zuerst als solche bezeichnet zu haben , gebührt ten Brink (Gesch. d.
engl. litt. I p. 247). Noch sei bemerkt, dass wenn ich hier und im
folgenden immer nur von »dem gedichte« spreche, ich damit einer
eingehenderen Untersuchung über den oder d i e dichter von Genesis
und Exodus durchaus nicht vorgreifen will (vgl. ten Brink a. a. o. p.
248); eine weitere prüfung dieser frage liegt ausserhalb des rahmens
meiner abhandlung.
i) V. I f.:
Man og to luuen dat rimes ren,
de Wissed wel de logede men,
Morris' randbemerkung : »Man ought to love those who instruct
the lewd«, ist mindestens ungenau; de bezieht sich auf rimes: Man
soll den verlauf, die entwickelung des reimgedichtes lieben, welches
laien gut unterrichtet. V. 6 ist hem auffallend, gegenüber him v. 3,
9, II, 12.
2) V. 35 f.: ■
Wit and wisdam, and luue godd,
and fer ear bidohte al in his modd,
Wülcker versteht richtig: »Verstand, weisheit und liebe [ist] gott,«
und verbindet damit die folgende zeile. Aber wenn er in der anm.
zu V. 36 sagt: »Unser dichter liebt es, wie v. 49 — 52, v. 167 u. s. w.
zeigt , verba aus dem zusammenhange ergänzen zu lassen , so darf
man wol hier ergänzen: Wit and wisdom and luue is god,<s. so be-
merke ich, dass wenigstens die zwei von ihm beigebrachten stellen
ohne beweiskraft sind; denn v. 49 ff. ist was boren einfach aus dem
vorigen satze zu ergänzen, nicht aber aus der luft zu greifen, und
was V. 167 : And de sexte dais ligt, anlangt, so wird doch beim ver-
gleich von V. 114, 130 etc. und beim blick auf die verstümmelte
form des verses kein kritiker darüber in zweifei sein , dass cajn nur
durch die nachlässigkeit des copisten ausgefallen ist. Ich glaube
also, dass auch v. 35 is direkt in den text zu setzen ist.
3) V. 45 ff-:
Of hise Word, du wislikei) mune,
Hise Word, dat is, hise wise sune,
i) wi'ssike bei Morrisz ist natürlich druckfehler.
Kleine beitrage zur erklärung und textkritik englischer dichter. II 275
de was of hin fer ear bi-foren
Or ani werldes time boren.
Wie Morris und nach ihm Wülcker, v. 45 aufgefasst haben, wenn
sie so interpungiren, weiss ich nicht. Der sinn ist doch wol : In be-
treff seines wortes sei weishch dessen eingedenk etc. Dem entspre-
chend schUesse ich mich bezüglich der interpunktion des folgenden
verses an Wülcker an.
4) V. 54 flf. :
Hali froure weit oc dat migt;
FoT dhre persones and on reed,
On migt and on godfulhed.
Morris übersetzt v. 54 in auf!.' p. 120: »Holy comfort wiel-
deth [exercises] also that might [the Holy Ghost] ; in aufl.=
p. 120: also that might [the Holy Ghost] wieldeth holy con-
solation,« was — nur etwas klarer ausgedrückt — auf dasselbe
herauskommt: migf wird als subject, hali froure als object aufgefasst.
Ohne auf die erklärung der stelle sonst weiter einzugehen, bemerkt
Wülcker mit recht, hall froure sei die Übersetzung von paracletus.
Dann ist aber hali froure == Holy Ghost, und als subject anzusehen :
der heilige tröster verfügt auch über diese macht. Das ist aber
auch die einzige auffassung von v. 54, die sich mit den zwei fol-
genden Versen in logischen Zusammenhang briri^gen lässt.
5)V. 73f-:
dis ik wort in ebrisse wen,
He witen de sode dat is sen.
Wülcker bemerkt zu v. 73: »Diese stelle übersetzt Morris p. 121 :
This Word is according to Hebrew opinion (tradition)? Welches
wort? Wir müssen word im sinne von gerücht, erzählung, nehmen,
wie es sich auch z. b. in Orm 7152 findet.« Er scheint also zu
übersetzen : Diese erzählung ist hebräischer tradition entsprechend.
Dann ist aber doch wol nach ^oort, is einzuschieben. Die richtigkeit
dieser erklärung, die ja im wesentlichen Morris schon beabsichtigte,
wird bestätigt durch Hs. cap. IV : Illud primo die , istud secundo
factum est; et cum hujus diei opus bonum fuerit, ut creterorum,
tarnen non legitur de eo: vidit Deus quod esset bonum. Tradunt
enim Hebraei, quia hac die angelus factus est diabolus
Satana el, id est Lucifer.
6) V. 78 ff.:
His firnic kindo dei was a-gon,
On walkenes turn wid dai and nigt
Of fourc and twcnti time rigt ;
i8*
2^6 E« Kölbing
des frcnkis men o francc nioal
it nemnen »un iur^naturaU.
And euere gede de dai biforn,
siden dat newe werld was boren,
Til ihcsus crist fro helle nam etc.
Die vermuthung tcn Brink's (a. a. o. p. 247), der dichter habe
ausser seiner hauptquelle vielleicht den Comput des Philipe von
Thaun für sein werk benutzt, stützt sich wol hauptsächlich auf diese
stelle, vgl. Li cumpoz (edd. Mall. Strasb. 1873) v. 323 ff.:
Luur apelent jur
E la nuit tenebrur;
Sin est divisiun
Par itele raisun :
Li uns est puplials,
Li altres n a t u r a 1 s ;
Li puplials cuntient
Duze hures s| maintient:
E li na t Urals j urz
Vint e quatre en sun curs.
V. 271 ff.:
Nuls hom ne se merveilt
Ne pur 90 ne s'esveilt,
Que la nuit ainz numai
E le jurn puis posai ;
La nuit ert devant jur,
Quant nostre creatur
Le jurn devant posat
E la nuit tresturnat
Par sa surrectiun
E par mult grant raisun.
E qo signefiat
Qu'en pechiet nus truvat
E de grant tenebrur
Traist les sons a luur,
Ki ja nen iert trublee
Ne pur nuit obscuree.
Zu dieser zweiten stelle habe ich keine parallele in der Hs.
finden können ; zu der ersten dagegen vgl. Hs. Gen. cap. III : Et
sie completus est dies unus naturalis. Indess, wenn der dichter
auch diesen technischen ausdruck an sich aus andern quellen hat
lernen können, wie von Philipe von Thaun, so beweist gerade die
anführung des französischen namens , dass , wie ten Brink a. a. o.
sehr richtig bemerkt, ihm »wenigstens die normannische klerikale
poesie nicht fremd war.« Bei der zu zweit angeführten stelle handelt
Kleine beitrage zur erklärung und lextkritik englischer dichter. 11 2 7 7
es sich nur um gleichheit des Inhaltes, die leicht durch die annähme
einer gemeinsamen quelle erklärt werden könnte.
7) V. 95 ff. :
do god bad ben de firmament
AI abuten dis walkne sent,
Of waters froren, of yses wal,
dis middel werld it luket al.
Für walken, 7uolken gibt Wülcker p. 227 b nur die bedeutung:
wölken (sie!) an. Aber v. 96 ist: dis walkne doch sicherlich wieder-
gegeben durch: dies himmelsgewölbe ; vgl. Bödd., Alte, dicht, p. 179:
ase sterres bep in welkne. V. 97 f. übersetze ich : . . . . von gefrorenen
wassern , von einem eiswalle , es umschliesst diese weit ganz. Vgl.
Hs. cap. IV : Fecit ergo ea die deus firmamentum in medio aquarum,
id est, quandam exteriorem mundi superficiem ex aquis congelatis, ad
instar crystalli consolidatam etc. Soweit läge also gar kein bedenken
vor. Aber Wülcker stösst sich an dem ausdruck: yses wal, und be-
merkt zu V. 97 : ■»yses wal, vielleicht yses sival? Hall, to lie in the
swale, i. e. in the cold air. North. -Frb. S7vale = shade, in Opposition to
sunshine, bs. let us walk, or sit, in the swale.« Kühl, frisch, scheint
in der that die ursprüngliche bedeutung dieses wahrscheinlich auf
das isl. svalr zurückzuführenden adjectivs zu sein ; die bedeutung :
schattig, ist wol erst davon abzuleiten ; ob isl. svalar , ein bedeckter
gang, welches Stratm. ^ p. 547 a herbeizieht, auch hierher gehört, er-
scheint mir zweifelhaft. Also hier nach Wülcker's meinung : kühle
eismassen. Aber man spricht wol von gefrornem wasser im gegen,
satz zu flüssigem, auch von eiskaltem wasser im gegensatz zu warmem ;
aber was das e i s betrifft , so dürfte die hinzufügung : kühl, als
überflüssiger luxus zu bezeichnen sein, da bekanntlich dasselbe nie
warm ist; überdies weiss ich für den gebrauch des plur. von zs keine
parallelstellen. Stünde also STcal im ms. , so würde es in wal ge-
ändert werden müssen.
8) V. 147 f :
In geuelengdhe worn it mad,
in Reke-fiUe, on sunder shad.
Zu V. 148 behandelt Wülcker in einer langen anmerkung den
namen Rckcßlle. Er schwankt zwischen märz und sept. und sagt
darüber schliesslich: »Am meisten dürfte sich vielleicht empfehlen,
JRekeßlle = märz zu nehmen, d. h. die zeit von mitte märz bis mitte
april. Dieser termin umfasste alsdann ein acquinoctium (v. 148) und
könnte auch april genannt werden.« Diese auffassung dürfte sich
278 E, Kölbing
aber nicht nur »vielleicht am meisten empfehlen«, sondern steht
vielmehr unanfechtbar fest. Die erschafifung der gcstirne wurde nach
dem berichte des dichters (v. 147) so gehandhabt , dass dadurch
aequinoctialzeit entstand. Um welches acquinoctium es sich aber
handelt, kann uns nicht zweifelhaft sein , wenn wir uns der ziemlich
bekannten tradition erinnern , dass die erschaffung der weit in den
märz falle; unser commentator bemerkt darüber cap. V: In Martio
factum (sc. mundum) dogmatizat Ecclesia. Wülcker wendet freilich
ein: »Allein wie verhält sich dazu v. 3134, wo gott zu Moses sagt:
dis sal gure firmest moned ben? Denn im September beginnt das
jüdische jähr.« Er legt sich dann die sache dahin zu recht, dem
dichter möge, da er mit dem Latein vertraut war (vgl. v. 13), vor-
geschwebt haben , dass mit dem märz zwar nicht das jüdische , wol
aber das alte römische jähr begann. Zum glück können wir einer so
künstlichen erklärung entrathen. Mit dem monat Tisri, dessen an-
fang auf den 14. sept. unsrer Zeitrechnung fällt, beginnt allerdings
das jüdische bürgerliche jähr; das jüdische festjahr aber, um das es
sich doch hier in erster reihe handelt, beginnt mitte märz ; der erste
monat desselben, Nissan, dürfte also mit Rekefille identisch sein.
Dazu stimmt vortrefflich , was Petrus Comestor, Hs. Exodus cap.
XXV bemerkt: »Iterum dixit Dominus ad Moysen: Mensis iste sit
vobis primus in mensibus anni (Exod. XI).« Hie est Aprilis, id est
lunatio Aprilis, quae in Martio saepe inchoat. Hie dicitur ab He-
braeis Nissan Congruentius videtur fieri ab Hebr^is in
Martio, in quo et mundus conditus legitur. Dass diese bestimmung
über den Jahresanfang zusammenhängt mit der einsetzung des Passah-
festes , und dass dies nicht im sept. gefeiert wird , sondern gerade
eben im Nissan, hat Wülcker bei seiner ganzen argumentation ausser
acht gelassen 1 — Nach Rekefille hätte W. das von Morris richtig
gesetzte comma beibehalten sollen.
9) V. 173:
And him to fremen and do frame.
So ms. Wülcker folgt Morris' vorschlage, indem er to für do
in den text setzt, da, wie er richtig bemerkt, eine infinitiv - form do
sich sonst im gedichte nicht belegen lasse ; diese habe stets don ge-
lautet. Ich finde nur nicht, dass die Verwandlung einer media in die
tenuis eine leichtere änderung ist, als die hinzufügung eines Striches über
dem 0; dö = don; don frame findet sich auch v. 2540: he dede de
Ebris frame.
Kleine beitrage zur erklärung und textkritik englischer dichter. II 279
10) V. 205 f.:
God seif dor quile liket is,
An un-lif quuanne it wile mis.
Neben seinem Vorschlag , unlif in tmlik zu verwandeln , den
Wülcker mit recht adoptirt hat, erwähnt Morris in aufl.^ noch kurz
als zweite erklärung: ■>->unlif= displeasing.« In aufl.^ dagegen heisst
es: -»un-lifh evidently an error for un-lief = displeased = O. E. ufi-
leqf.« Dazu stimmt die Übersetzung von v. 204 — 206: »^Vhilst it
(the soul) followed holy will, | God's seif the while is pleased, | And
displeased when it loves sin.« Aber erstens ist v. 204 gewiss dem
sinne nach zur vorigen zeile gehörig, denn dor quiles im Vordersatz
und dor quile im nachsatz wäre doch sehr hart. Ferner könnte ja
allerdings lef oder unlef persönlich gebraucht werden, was öfters
vorkommt ; aber liket is kann nicht heissen : is pleased , und durch
Morris' erklärung wird ein neuer, dem zusammenhange fremder ge-
danke eingeführt : vgl. Hs. cap. IX : Similitudo in virtutibus , quia
bona, justa, sapiens Similitudine vero s^epe privatur. Wir
werden also um so mehr bei der früheren erklärung bleiben müssen,
als nach des herausgebers eigner notiz das f von lif in der hs.
einem verstümmelten k ähnlich sieht.
ir) V. 229 f . :
And heled him dat side wel,
dat it ne wrocte him neuere a del.
wrocte ist nicht mit Wülcker p. 228 von wrecchen , erwecken, abzu-
leiten ; es muss vielmehr heissen : schmerzte, wie schon Morris richtig
gesehen hat; vgl. ae. veorc in der bedeutung: mühsal, schmerz.
Diese bedeutung muss dann auf das davon abgeleitete verbum
vyrcean übergegangen sein. Hs. bietet allerdings nichts entsprechen-
des, wol aber Cursor Mundi v. 627 f . : Vte of his side, als sais fe bokc, \
W it-oteit sare a rib he tok. Vgl. Caedm. Gen. v. 179 f.
12) V. 309 ff. :
Get ic wene I can a red,
dat hem sal bringen iwel sped ;
for, gef he don, dat god forbead,
dat sal hem bringen to do dead.
And sal get dis ilke dai,
dor buten hunte, if ic mai.
buten hunte erklärt Morris in der ersten aufläge durch: >without
search, or hunting, without delay,« was Wülcker schon mit recht zu-
rückgewiesen hat. In aufl." fügt er hinzu : or thereabout to hunt
2?o ^- Kölbing
or search , und kommt damit der richtigen erklärung näher ; ich
weiss nur nicht, wovon dieser Infinitiv nach seiner ansieht abhängen
soll. Wülcker schlägt fragweise vor, zu übersetzen: Darum, nach
diesem ziele jage ich, ob ich es vermag. Das fehlen von y wäre
da doch ziemlich hart. Es ist mir unbegreiflich, dass beiden heraus-
gebern die einfachste interpretation dieser zeilen entgangen ist; v.
313 f. sind zusammenzunehmen und zu übersetzen: und will noch
diesen selben tag darnach jagen, ob ich es vermag; afid sali v. 313
schliesst sich an an Get ic wene v. 309. Wie Wülcker v. 314 auf-
gefasst hat, wenn er davor einen punkt setzt, ist mir nicht ersichtlich.
13) V. 324 f.
Quat oget nu dat forbode owold
dat a tre gu forboden is,
Wülcker gibt v. 324 wieder durch: »Was soll dieses machtgebot
(= dat forbode of tuold) ?'i Wenn er die von Mätzner zu v. t 944 ge-
sammelten parallstellen beachtet hätte, so würde er diese vermuthung
wahrscheinlich unterdrückt und Morris' deutung acceptirt haben.
14) V. 345 ff.:
Unbuxumhed he hauen hem don,
Unbuxumhed is hem cumen on:
Unwelde woren and in win
Here owen limes hem widin.
unbuxumhed hat Wülcker richtiger erklärt als Morris, aber in der
deutung von v. 347 f. irren beide; Morris: »Their own limbs within
them were powerless and in strife;« Wülcker, ihm folgend: »denn es
waren (wurden) schwach, geriethen in streit, ihre eigenen glieder an
ihnen.« Der umstand, dass »schwach werden« und »in streit ge-
rathen« nicht dasselbe ist, scheint auch dem deutschen Herausgeber
keine skrupel bereitet zu haben. Ich übersetze: Sie (sc. Adam und
Eva) waren schwach, und in aufruhr ihre eignen glieder an ihnen.
Vgl. Hs. cap. XXII: Et sicut inobedientes fuerunt suo superiori, sie
et membra cceperunt moveri contra suum superius , id est rationem.
15) V. 351 f.:
do gunen he same sriden,
And limes in laues hiden.
Sehr auffallend ist das fehlen eines Possessivpronomens oder artikels
vor same und liynes. Ist vor beiden Worten here einzusetzen? Das
metrum würde dadurch nicht zerstört, sondern eher verbessert werden.
16) V. 359:
Quo seide de dat du wer naked
Kleine beitrage zur erklärung und textkritik englischer dichter. II 281
Wülcker setzt am Schlüsse dieser zeile gar kein zeichen , Morris
in beiden auflagen ein semicolon. Der sinn verlangt ein Fragezeichen.
Ich glaube , dass hinter dieser oder der folgenden zeile eine anzahl
verse ausgefallen sind, die den inhalt von Gen. 3, 11 — 13 ent-
hielten , der doch im laufe der erzählung nicht gut entbehrt werden
kann.
17) V. 437 f.:
for dat he made him manige fon,
(Jor he dhogle he stonden agon.
Morris 2 fasst p. 208 a stondeti als pl. prät. auf und übersetzt:
opposed. Aber das müsste doch stodeii agon heissen (vgl. v. 3543).
Ich halte stonde für einen infinitiv und übersetze: dadurch machte
er sich manche feinde; dort gedachte er ihnen zu widerstehen.
Dann muss freilich für das zweite he in v. 438 hem geschrieben
werden. Vgl. Hs. cap. XXVIII: Civitates munivit, et timens quos
Icedebat, ob securitatem suos in urbibus collegit.
18) V. 441 f.:
Teilen ic wile so birde bad,
Adam, caym, enos, iraab.
Vgl. Hs. cap. XXVIII: Porro Henoch genuit Irad. Sowol
wegen der lat. namensform als wegen des reimwortes bad wird Iraad
für Iraab einzusetzen sein.
19) V. 457 f.:
Of merke and kinde and helde and ble
sundring and sameni[n]g tagte he.
Morris bemerkt p. 130: yfnerke refers, perhaps , tho the form,
shape etc. of the cattle. Ich beziehe diesen ausdruck auf Hs. a. a. o. :
et greges ordinavit et characteribus distinxit; also etwa: nach dem
merkzeichen.
20) V. 459 f.:
Jobal is broder song and glew,
Wit of musike, wel he knew.
Die brüder können doch nicht beide Jobal heissen ^ v. 459 ist
dafür gewiss Tobal (= lat. Tubal) zu lesen.
21) V. 525 f.:
dur is writen quat agtc a wold,
dat dis werld was watcr wuld.
Morris sagt p. 131: -»watcr wold, destroyed by water, wold
may = walled , flooded , from laalle/!. « Diese herleitung ist sicher-
282 E- Kölbing
lieh unrichtig. Ich (ühre wo/ä, wie in v. 255, auf weiden zurück;
water 7vold ist wol als ein wort zu fassen und zu übersetzen mit :
durch wasser überwältigt.
22) V. 607 :
de seuendai est ut it tog.
Hier ist die von Morris p. 131 vorgeschlagene änderung von estm
eß, die für v. 77 mit recht zurück gewiesen ist, gerechtfertigt; vgl.
Hs. cap. XXXIV: Post dies septem iterum emisit eam.
23) V. 635 ff.:
God gat it a token of luuen,
Taunede him in de wa[l]kene abuuen
Rein-bowe, men cleped read and blo.
So interpungirt Morris und übersetzt demgemäss p. 234: />God
granted it in token of love, | showed him in the welkin above |
a rainbow, they call it, red and blue.« Dabei ist namentlich auf-
fällig, dass reinbowe ohne artikel steht und men cleped sonderbar
nachhinkt , denn mit reed and blo kann man diese worte doch un-
möglich verbinden. Ich interpungire so :
God gat it; a token of luuen
taunede him in de walkene abuuen,
reinbowe men cleped, reed and blo.
Das heisst : Gott gewährte es [sc. die bitte des Noah] ; ein
liebeszeichen wies er ihm oben in den wölken; regenbogen nennen
es die menschen, roth und blau. Vgl. Hs. cap. XXXV: Pepigit eis
deus , quod ultra non fieret diluvium , et in signum foederis hujus
posuit arcum suum in nubibus, wodurch wenigstens meine anordnung
der ersten worte unterstützt wird. Im übrigen glaube ich , dass die-
selbe gar keiner rechtfertigung bedarf.
24) V. 651 f.:
AI it is writen ic teilen mai
of his kin bi his liue dai.
Ich vermuthe, dass für al it, als it oder as it zu lesen ist, denn
die form al für als = wie, ist mir wenigstens unbekannt und der
sinn ist doch: Wie es geschrieben ist, will ich es erzählen etc.
25) V. 715 ff.:
dor fader and bredere and childre and wif
Him bi-stoden wid sorwes strif;
do dogte thare on his mod,
long bigging is here nogt god.
Kleine beitrage zur erklärung und textkritik englischer dichter. II 283
Morris gibt als inhalt dieser verse an : »Much strife was there
between father and brother, children and wife. Terah did not care
to remain long in this town.« Terah wäre also wegen in seiner
famiüe ausgebrochener Streitigkeiten ausgewandert. Aber erstens ist
bistanden ein nicht selten gebrauchter euphemismus für bestatten,
vgl. V. 1455 f.: Boden ysaac and ystnael \ Hmi bi-stoden wurlike
and weh Vgl. auch v. 3857 f. Ferner heisst 5/rz/" nicht nur streit,
sondern auch: ungemach, mühsal, vgl. v. 268: deades strif. Ich
übersetze also: Da bestatteten ihn vater und brüder und kinder und
weib mit mühseliger trauer.
Für den Zusammenhang mit den zwei folgenden zeilen vgl. Hs.
cap. XLI : Thare ergo odio habens terram propter luctum Aran, nee
Valens sustinere injurias quae fiebant ei , ut ignem coleret, statuit
peregrinari. Die worte nee — coleret sind vom engl, bearbeiter
nicht berücksichtigt worden ; auf sie v. 715 f. zu beziehen , wäre
natürlich ganz unthunlich.
26) V. 739 f.:
Sex ger and fiftene mo
Adde Abram on is elde do.
Für sex ist natürlich sexti zu lesen; vgl. Gen. 12, 4.
27) V. 741 f.:
Abram tok loth wid sarray,
Hise agte, and erue he ledde him bi,
Morris setzt in beiden auflagen ein comma hinter agte, scheint
also hise agte als apposition zu Sarray aufzufassen: »his wealth,«
was man nicht billigen kann ; agte und erue gehört unzweifelhaft
zusammen.
28) V. 755 f:
God quad to abram: »al dis lond
sal cumen in to is kinnes hond.c
So Morris. Aber entweder ist is in di zu verwandeln, oder
al — hond als indirekte rede anzusehen \ dass das letztere richtiger
ist, beweist v. 827 f.: der het god abre dat tagte lond \ Sal cumen
al in his kinnes hond, wo es auch Morris nicht eingefallen ist, rede-
striche zu setzen.
29) V. 797 ff. :
Vt of egipte, riche man,
Wente abram in to lond canaan ;
And loth hise neue and sarray
bileften bi-twen betel and ay,
284 ^- Kölbing
dor he qiiilum her wisten wunen,
Or hc weren to cgipte cumen.
Wenn wir so interpun[(ircn , erhalten wir den sinn , dass Abram
weiter in das land Canaan zieht , während Lot und Sara zwischen
Betel und Ay zurückbleiben, eine angäbe, die thatsächlich unrichtig
wäre. Es ist vielmehr das semicolon nach canaan zu streichen und
nach Sarray ein comma zu setzen. Vor bilcftcn ist and oder he zu
ergänzen, was stilistisch durchaus nicht hart erscheint.
30) V. 811 ff.;
dor wunede abram henden ebron,
dat bürge an oder man lid on,
It atted cariatharbe,
On engle speche fowre cite ;
fowre arbe cariatht am in,
for dat fowre biried dor ben.
man in v. 812 ist sinnlos; es ist nani dafür zu lesen; vgl. Hs.
cap. XLV: Hebron civitas est, quae et Cariatharbe dicitur. V. 815
bedarf wenigstens einer erklärung , die erst durch vergleichung des
lat. Urtextes ermöglicht wird; Hs. cap. XLV: Hebron civitas est,
quae et Cariatharbe dicitur, id est civitas quatuor. Arbe enim quatuor,
Cariath civitas; ibi enim sepultus est Adam maximus etc. Ich über-
setze also V. 815 f : Vier (arbe) sind in Cariath , weil dort vier
begraben sind. Genau genommen hätte ja Cariath auch erklärt
werden sollen.
31) V. 825 f.:
Quor abram wunede, dor wex bi
An ok' dat was of gibi.
gibi führt Morris unter den eigennamen auf, ohne eine weitere
erklärung beizufügen. Man vgl. Hs. a. a. o. : Habitabat autem ibi
Abram circa quercum vel terebinthum Quam pro nomine
Josephus vocavit, dicens: »Habitabat Abram circa ilicem« quae
vocatur Agyga , vel Ogig , vel Dirpsi. Sollte in of gibi der name
Ogig stecken? Warum Morris ok mit einem apostroph versehen hat,
ist mir nicht klar geworden.
32) V. 863:
dre hundred men and XIII wigt.
Gen. 14, 14 ist von 318 knechten die rede. Da sonst der
dichter in der wiedergäbe der zahlen sehr genau zu sein pflegt, so
ist wol anzunehmen, dass nach X ein V ausgefallen ist.
Kleine beitrage zur erklärung und textkritik englischer dichter. II. 28 S
33) V. 867 f.:
dat hird he folged als to dan,
On heued-welle of flum iordan,
Morris fasst (p. 212 s. v. dati) dan auf als ein ortsadverb, doch
vgl. Gen. 14, 14 und Hs. cap. XL VI: et prosecutus est eos usque
Dan, qui est unus de fontibus Jordanis, et ab eo oppidum Dan
dictum est, quod nunc Penasas dicitur. dan, wofür wol besser dan
zu schreiben ist, ist also ein Ortsname.
34) V. 869 f. :
dor he wenden ben siker on nigt ;
Abram he brogte wel newe figt.
Obwol he in v. 870 allenfalls als apposition zu Abram an-
gesehen werden könnte, so wäre doch he = kern dem sinne viel
angemessener; vgl. Hs. a. a. o. : et irruit super eos nocte. Vgl. v.
1009, wo ebenfalls hinter Abraham he für hem überliefert und vom
herausgeber richtig abgeändert worden ist.
35) V. 873 f.:
so heg, so long, ne spared hem nogt,
Alle he ben dor to gronde brogt.
Sollte long wirklich richtig sein? Ich vermuthe dafür log oder
low; vgl. Havel, v. 1324: To pe shole covien heye afid lowe. Etwa
auch he für hem? he wäre dann auf Abram und seine leute zu
beziehen.
36) V. 885 f. :
for lotes luue fei him dus rigt,
borwen he ben wel of dat figt.
V. 885 umschreibt Morris in der randnote so: »All this he
did for love of Lot,« wobei he sich natürlich auf Abram bezieht.
Dieser aufifassung widerstrebt aber das verbum feil c. dat. , welches
mehr auf ein leiden , als auf eine thätigkeit hinweist. Ich glaube
also, dass him = hem, wie öfters, und der sinn ist: Wegen [Abram's]
liebe zu Lot geschah ihnen so, wozu die nächste zeile sehr gut passt.
37) V. 909 f.:
Sodomes king bed dor abram,
AI agte and erf, wid-uten man,
Alle hes hadde wid mighte bi-geten.
Morris bemerkt dazu p. 137: y>wid-ntc)i man = exccytt the men.
The rhyme seems to require us to read nam ; the meaning would
then be: without exception or reserve.« Erstens weiss icli nicht,
286 E. Kölhing
wie er diese letztere bedeutung aus 7iavi gewinnen könnte , und
zweitens spricht der urtext deutlich genug für die alte lesung-, vgl.
Gen. 14, 21: Da mihi animas, cetera tibi tolle. Zu dem ungenauen
reime vgl. übrigens v. 921 f.: bigan: ahram , woran der herausgeber
nicht anstoss genommen hat.
38) V. 917 f.:
Ebruis seiger», wune hem vvex her
To algen ilk fiftcne ger,
for loth was fifti winter hold,
Quan abram him bi-told.
Morris macht die randbemerkung : Then first began the custom
of keeping the x5th year holy.« Das steht aber mit dem ßfii der
folgenden zeile in direktem Widerspruch. Für fiftene muss es also
etwa ßftude heissen. Vgl. Hs. cap. XLVII : ob hoc autem institutus
est quinquagesimus, quia tunc erat Lot, ut dicunt quidam,
quinquaginta annorum.
39) V. 929 f.
Quad he: »quat sal me weldes wäre,
Quane ic child-les of werlde fare;
Damak eliezers sune.
In al min weide sal he wunen?«
Nach V. 932 hat ein punkt und nicht ein Fragezeichen zu
stehen; dagegen gehört letzteres hinter v. 930. Vgl. Gen. 15, 3
und Hs. cap. XL VIII : Quid dabis mihi ? Ego vadam absque liberis,
ac Damascus filius Eliezer procuratoris mei, erit hseres meus.
40) V. 937 ff.:
dre der he toc, ilc dre ger hold,
And sacrede god on an wold;
of godes bode he nam god kep,
A net, and a got, and a sep ;
Euerilc of dese he delte on two.
And let hem lin on sunder so,
Vndelt hes leide quor-so hes tok;
And dor a duue and a turtul ok,
Sat up on-rum til heuene he tok.
And of do doles kep he nam
Gredi foueles feilen dor-on,
V. 943 Übersetzt Morris: »Undivided he laid them where-
so he took (brought) them,« und bemerkt dazu: »This line refers
to the ■»duue and a turtuh in the foUowing line. See Gen. XV, 10.«
Mir scheint aber , dass dieser sinn erst dann gewonnen wird , wenn
Kleine beitrage zur erklärung und textkritik englischer dichter. II. 287
wir V. 943 und 944 umstellen , was ich denn auch unbedenklich
empfehlen möchte. Ferner geht der herausgeber ohne ein wort weg
über den fehlenden reim in v. 945 f. : tok — nam, der sonderbarer
weise als etwas ganz selbstverständliches p. 253 unter -ok im
Index of rimes figurirt, während er doch schlechterdings unmögÜch
ist. Der fehler scheint in tok zu stecken : nachdem der abschreiber
einmal die beiden vorhergehenden zeilen vertauscht hatte, konnte er
am Schlüsse der folgenden leicht dadurch irre gemacht werden, dass
in seiner vorläge in der that auf ok das reimwort tok folgte, und
dasselbe anstatt des neuen reimwortes zu nam einsetzen. Und ab-
gesehen davon lässt sich die diesem worte im glossar p. 211a vin-
dicirte bedeutung: took (notice), schwerlich rechtfertigen. Was frei-
lich an die stelle von tok zu setzen ist, vermag ich vorläufig nicht
zu sagen. Vgl. Hs. cap. XL VIII: aves autem non divisit (= v.
943 f.), et dum exspectaret praeceptum dom.ini de modo immolandi
(v. 945 f.), descenderunt volucres super cadavera (v. 947). Man er-
wartet für tok ein verbum des sehens, und für sat up eher sat
domi. Ich muss die völlige heilung dieser stelle einer geschickteren
band überlassen. Nach v. 546 gehört ein colon ; Morris setzt gar
kein zeichen.
41) V. 948 f. :
dat dogte abram wel iwel don,
kagte is wei, whan it was nigt,
do cam on him vgging and frigt.
kagte is wei gehört zum vorigen satze und ist durch eine
schärfere interpunktion von den folgenden worten zu trennen, welche
eine ganz neue scene einleiten. Vor kagte ist wol 6^ ausgefallen.
42) V. 959 f.:
oc siden sulde in here hond,
bi-cumen dat hotene lond.
Das comma hinter hofid ist sinnlos.
43) V- 965 f.:
Ghe bitagte abre maiden agar;
Ghe wurd wid childe and hem two bar.
ford siden ghe bi abram slep,
Of hire leuedi nam ghe no kep,
lieber v. 966 bemerkt der herausgeber keine sylbe. Und doch
liegt der sinn der worte: and hcm trao bar, durchaus nicht so ganz
auf der Oberfläche. Man vgl. zunächst v. 2145 f.: do 7vas vndcr
/lim dannc putifar \ and Jus 7vif , dat hcm so fo-bar. Morris er-
288 E- Kölbing
klärt to-bar im glossar p. 211^ durch: falsely accused, eine bedeu-
tung, die offenl)ar nur für die letztere stelle gemacht ist und über-
dies zu kern nicht passt. Mätzner zu v. 2145 möchte für heni , hini
schreiben und to- bereu mit distress, affHct, übersetzen, eine bedeu-
tung, die durch die beigebrachten parallelstellen nicht genügend ge-
rechtfertigt erscheint. Vielmehr hat to - beren die bedeutung : aus
einander bringen, verfeinden , und diese passt an beiden stellen ganz
gut. Potiphar's frau brachte ja wirklich durch ihre Verleumdung
Zwietracht zwischen Potiphar und Joseph , und ebenso kam durch
Hagar streit zwischen Abram und Sara, vgl. Gen. 6, 5. Es wird
also für two bar, to-bar zu lesen sein. Auch v. 1292 steht two
statt to. Der grund des anstosses wird im folgenden verse berichtet^
es ist da also wol for statt ford zu schreiben.
44) V. 981 f.:
And seide ghe sulde sunen wel
And timen and clepen it smael.
Morris bemerkt zu stnael: »A metrical license for ismciel.<i
Aber es wäre doch auffällig, wenn gleich das erste mal, wo der
name genannt wird, er in entstellter form erschiene. Worauf soll
sich ferner // beziehen? Das wort child ist vorher nicht vorge-
kommen. Dagegen ist ein object überhaupt entbehrlich, da es schon
im verbum sunen liegt und daraus leicht ergänzt werden kann. Ich
glaube also , dass ii stnael zusammen zu ziehen und iistnael als für
istnael verschrieben anzusehen ist.
45) V. 1003 f.:
Quuo ne bar danne is merk him on
fro godes folc sulde he be don.
is könnte sich doch höchstens auf godes in der folgenden zeile
beziehen, was sehr gezwungen erscheint. Man erwartet dis merk,
nämlich die beschneidung, von der vorher die rede war. Vgl.
Hs. cap. L. : cujus caro circumcisa non fuerit, peribit anima illa de
populo suo.
46) V. 1013:
bred, kalues fleis, and flures bred,
Aufl.^ p. 168 hat Morris anerkannt, dass bred gebraten heisst
und dass also das comma nach diesem worte zu streichen ist; eben-
so aufl.2 im glossar p. 176a. Dagegen ist im texte, wol nur aus
versehen, das comma stehen geblieben; vgl. Hs. cap. LI: et vitu-
lum assatum.
Kleine beitrage zur erklärung und textkritik englischer dichter. II 28g
47) V. 102g f . :
Ghe glente and dhogte, migte it not ben,
And ghe dat sulde her wid childe be sen.
glentc gibt Morris im glossar p. 1 88a durch: »looked affrighted,
stared in astonishment, « wieder, und fügt hinzu: »It signifies originally
merely to shine, look.« Von dieser grundbedeutung lässt sich aber
eben so gut die bedeutung: schmunzeln, ableiten, und diese fordert
hier der Zusammenhang. Die construction der folgenden zeile ist
entstellt; das sie eröffnende and ist wahrscheinlich nur vom Schreiber
nach analogie der zwei nächsten zeilen angefügt. Ich lese : dat ghe
sulde her wid childe be sen.
48) V. 1045 fif. :
Quad god: »find ic dor ten or mo,
Ic sal meden de stede for do.«
Durste Abraham freinen nunmor,
Oc wente agen wid herte sor.
Vor V. 1046 erscheint die erzählung merkwürdig abgekürzt, ein
umstand , den ich auf eine auslassung seitens eines abschreibers zu-
rückführen möchte. Es brauchen nur, was sogar sehr wahrscheinlich
ist , mehrere sätze mit Quad god. begonnen zu haben , so konnte
leicht das äuge des abschreibers von dem ersten auf das letzte ab-
irren. Für eine solche auslassung spricht namentlich der ausdruck
in V. 1047 ' Durste Abraham frei7ien nunmor, während er doch blos
(iine frage gestellt hat. Uebrigens ist die randbemerkung des heraus-
gebers : »God promises to spare the cities for the sake of five right-
eous,'?; die in beiden auflagen steht, ungenau, denn v. 1045 ^^t nur
von te7i or mo die rede.
4g) V. 1067 f. :
He boden him bringen ut o-non,
do men dat woren didir in-gon.
Das comma nach ut onon ist zu streichen.
50) V. 1084 ff.:
If da frend hauest and wi[l]t don red,
Bid him, or day, redi ben,
Zu him V. 1085 bemerkt Morris nichts, wahrscheinlich, weil er
frend für einen sing, hält; dagegen spricht aber v. 10S7 : sulen he.
Frend kommt auch sonst als plur. im gcdichte vor, z. b. v. 1775.
Also ist wol hcm für him zu lesen.
E. Kölbing, Englische Studien. III. 2. I9
290 E. Kölbing
51) V. 1103 f.:
do an^jeles seiden: "we suleii it sren,
dor quile du will d(jr-innc bcii ;
Morris sagt p. 140: »srcn, if correct, might signify screen , but
it seems to be an error iox fren , to set free, and hence to save."
Ich finde, dass sren, decken, beschützen, sehr gut passt, zu einer
änderung also kein grund vorliegt. Hinter v. 1104 gehört ein punkt
und das zeichen des redeschlusses.
52) V. 1107 f.:
Oc siden loth wcnle ut of hine,
breiide it dhunder, sanc it erde-dine.
lieber hine sagt Morris p. 140: >hi7ie = him, the name of the
town being regarded as of the mascuHne gender.« Aber das ist doch
sehr unwahrscheinhch , besonders da die Stadt gleich im folgenden
verse als neutrum betrachtet wird, hine ist wol vielmehr eine Schrei-
bung für hinne = heonene.
53) V. 1147 f-:
Hu he migten vnder-gon
Here fader, dat he ne wore dor gon.
Der sinn der zweiten zeile ist mir unklar : Wie sie ihren vater
betrügen möchten, dass er nicht dorthin ginge oder gegangen wärer
Man erwartet allenfalls, dass er nicht von hinnen ginge, d. h. ent-
weder an einen andern ort oder aus der weit, sc. ehe sie ihren
zweck erreicht hätten. Ich wage nicht, eine bestimmte änderung
vorzuschlagen , um so weniger , als der lat. commentar uns keinen
anhält bietet.
54) V. 1151 ff.:
.... And on eider here a knaue bi-geten,
dis ne mai nogt ben for-geten.
dis maidenes deden it in god dhogt,
de fader oc drunken ne wiste he it nogt.
Dieser interpunktion zufolge gehört v. 1 1 5 2 dem sinne nach
zum vorigen. Aber gerade diese geschichte ist pikant genug, um
eine ausdrückliche mahnung, sie nicht zu vergessen, überflüssig er-
scheinen zu lassen. Die mahnung gehört vielmehr zu der in den
zwei folgenden versen enthaltenen erwägung. Es ist also nach bi-
geten ein punkt, nach for-geten ein colon zu setzen. Zu v. 1154
ist zu bemerken, dass ein sätzeverknüpfendes oc allerdings am ende
wie am anfange des satzes stehen kann , aber doch schwerlich in
Kleine beitrage zur erklärung und textkritik englischer dichter. II 2QI
der weise wie hier in der mitte; ausserdem ist die zeile zu lang und
somit wol dies oc einfach zu streichen.
55) V. 1168:
bi-twen cade and vr, y-wis.
Für vr ist wol Sv7- zu lesen; vgl. Gen. 20, i.
56) V. 1195 f.:
J)0 wulde god bi-sewen so
of olde abraham and o sarra so.
Die in den anmerkungen zur zweiten aufläge von Morris zu v.
1195 gemachte notiz: -»so in this line seems an unnecessary ad-
dition of the scribe's,« gehört offenbar vielmehr zu v. 1x96 und er-
scheint für diese als berechtigt, so, v. 1195, wird als soa zu lesen
sein, um auf sa7-ra reimen zu können; vgl. Wülcker zu v. 81. Dem
abschreiber erschien der reim ungenau und er fügte so bei.
57) V. 121 1 f.:
Wintres ford-wexen on ysaac,
And ysmael was him un-swac.
Often it gan ysaac un-framen,
And ysmael pleide hard gamen.
V. 121 2 Übersetzt Morris p. 143: ; And Ishmael was to him
(Isaac) disagreeable.-; Er ^xW2lX\. uustvac durch displeasing, distasteful,
unter hinweis auf ein ae. swcec , savour, taste. Diese ableitung er-
scheint mir aber wenig begründet und ich ziehe hauptsächlich in
rücksicht auf den Zusammenhang die auch von Stratmann^ p. 603 b
fragweise vorgeschlagene: unschwach, d. h. stark, kräftig, vor; vgl.
elde swac v. 1528, wo ich keinen grund sehe, mit Morris gegen die
hs. eldes wac abzutheilen. Morris' erklärung passt nämlich nicht zum
folgenden verse, denn worauf soll sich // beziehen? während nach unsrer
erklärung es auf Ysmael's stärke zurückweist, die für Ysaac allerdings
unangenehme folgen hatte, denn Ysmael pleide hard gatnen. Vgl. zu
dieser stelle Hs. cap. LVI : Dumque simul luderent Israael et Isaac,
major laedebat minorem.
58) V. 1261 ff.:
Ilis. IX. was tema for-dan,
Is dor a ku[njglond tenian ;
And XII. of de cedinia,
Het a kunglond esten fro da.
Der erklärung von v. 1261 f. auf p. 144 entsprechend ist das
comma vor, nicht hinter for-dan zu setzen. V. 1163 ist falsch
überliefert •, man lese : and of de XII. Cedima. Endlich schlägt Morris
19*
2Q2 E. K(>lbing
fragweise vor, cstcn in c/ten zu verwandeln, was im blick auf flen
lat. Urtext zurückzuweisen ist. Man vgl. Hs. cap. LVI : 'J'hemain
nonus, a (juo Themam, ([uae est ad austrum ; Cethunia ultinius, a quo
Cethema, (jua; est ad orientem.
59) V. 1345 f-:
Sarra was fagen in kiiuies wune,
dat hire bilcf dat tlere sune.
Morris übersetzt v. 1345: '»Sarah was naturally glad ; /// kindcs
icnine = after the manner of kinde (natiire).« Zupitza verweist p.
134^ s. v. wunc auf 7f^7/, wonne, und gibt hier als me. formen: icufine,
7uune an, die letztere jedenfalls in rücksicht auf die vorliegende stelle.
Unter kind scheint er p. 85 ^ dasselbe zu verstehen wie Morris, wenn
er als bedeutungen angibt: natur, natürliche eigenschaft , art, ge-
schlecht. Er will also wol übersetzen : Sara war erfreut in natürlicher
wonne. Ehe man eine solche neue deutung aufstellt, sollte man aber
doch die verwandten ausdrücke in demselben gedichte in betracht
ziehen. Man vgl. also v. 971 : G/ic hcld hire hard in dralles zvune —
nach art einer magd. V. 1655: Laban fagnede him in frendes wune —
wie ein freund zu thun pflegt. V. 1405 f . : Sent he was dider, for kinde
7vune, I After a wif to ysaac his sune — nach gewohnheit der Verwandt-
schaft, d. h. entsprechend der sitte, die frau aus der eignen Verwandt-
schaft zu wählen. V. 1651 f.: And kidde he was hire inouies sune^ \
And kiste hire after kind es ivune — wie es unter verwandten üblich
ist. So wird also auch liier /// kindes wune heissen : nach gewohn-
heit der Verwandtschaft, d. h. wie es von einer mutter zu erwarten
war. Jene erklärung von imtnc ist aber auch vom sprachlichen
Standpunkte aus verwerflich, denn wenn auch diese form mit ein-
fachem n hier möglich wäre [Stratm.^ p, 656 a führt kein beispiel
dafür an, doch vgl. gutie v. 3135], so müsste dem dialekte des
gedichtes zufolge die form winne oder mindestens wine lauten und
könnte nicht mit sune reimen. In einer zweiten aufläge des
:>Uebungsbuches« dürfte also diese vermeintlich bessere deutung zu
redressiren sein.
60) V. 1366 ff.:
Wid michel swiuc he dider cam
At a welle wid-uten de tun ;
dor he leide hise semes dun,
Vgl. Hs. cap. LX: Perrexitque Mesopotamiam ad Charbem,
urbem Nachor. Multo quidem tempore et labore Fecit
autem camelos accumbere juxta puteum aute urbem, impotatos nolens
Kleine beitrage zur erlclärung und textkritik englischer dichter. II 203
introducere. Aus dem urtexte ergibt sich , dass des Herausgebers
interpunktion unrichtig ist ; nach cam gehört ein semicolon, während
das hinter tun stehende zu streichen ist.
61) V. 1389 f.:
for kindes luue he was hire hold,
Wid beges and ringes boden of gold.
Das couima nach hold ist zu streichen, da doch wol hold wid
zusammengehölt: seine freundlichkeit zeigend durch, obwol ich in
andern germ. dialekten eine ähnliche Verbindung nicht nachzuweisen
vermag.
62) V. 1408:
To ysac-is bi-ofte wile ic crauen.
Der herausgebet hat vergessen , nach dieser zeile den schluss
der rede zu bezeichnen.
63) V. 141 1 f.:
Quan god haued it so bi-sen,
Alse he sendet, als it sal ben.
Diese zwei zeilen hat Morris in klammern eingeschlossen, wol
um anzudeuten, dass sie eine nicht zur erzählung gehörige erwägung
des dichters enthalten. Sie sind aber vielmehr als rede Labans auf-
zufassen, wenn das auch nicht direkt ausgesprochen ist, vgl. Gen. 24,
50: Responderunt Laban et Bathuel: A domino egressus est sermo,
non possumus extra placitum ejus quidquam aliud loqui tecum.
64) V. 143 1 f.:
Or he wel homward cumen was,
Ysaac was cume to gerasis.
Der schlechte reim : 7vas : Gerasis ist schwerlich ursprünglich.
Im Urtexte lautet der name Gerara , daher also wol Gerasas oder
Geraras zu lesen ist. Dass der abschreiber eigennamen entstellt
hat, ist uns ja schon öfters begegnet').
65) V. 1455 f--
boden ysaac and ysmael
Him bi-stoden wurlike and wel.
Morris' Übersetzung: »mourned for (bewailed) him worthily and
well«, ist aus dem Wortlaute nicht zu gewinnen. Dass bistatidcn ein
1) Ich kann also diesen reim so wenig wie v. II 59 f.: <',*,'''''■ undcrgon als
beleg ansehen für «eine ganz eigenthüniliche form in dem gleichklang derselben
consonanten am ende der verse« (llilmer: lieber die spräche der ae. Story of
Genesis and Exodus. Sondcrsh. 1876, p. 3). Im letzteren falle ist einfach a^on
einzusetzen; vgl. v. 2243 ^•'- 'K^^^" ■ '•"'«•
2 94 '''• '"^'''biiig
euphemistischer ausdruck zu sein scheint für Ijestatten, wurde bereits
u. unter 25) bemerkt. Hier wird diese ansieht direkt bestätigt
durch den lateinischen urtext , Hs. caj>. I.XII: Et sepelierunt eum
Hismael et Isaac in spekinca duplici cum uxore sua.
66) V. 1465 ff.:
(lo wurd rebecca childre bere,
dat ghe feite ful time in gcre ;
At on burdene ghe under-stod
two de weren hire sibbe blöd.
V, 1467 f. Übersetzt der herausgeber so: »At one bürden she
bore two, who were to her akin of blood'« Aber ich glaube nicht,
dass under-stod den sinn von bore haben kann. Ich schlage dem-
nach folgende interpunktion von v. 1466 ff. vor: dat ghe feite ful
time in gere \ at on burdetie , ghe jmder-stod , \ two de weren hire
sibbe blöd = so dass sie die ganze zeit im jähre (d. h. während
ihrer Schwangerschaft) fühlte bei einer bürde zwei, so begriff sie, die
ihrem blute entstammt waren.
67) V. 1469 f.:
Alse dhute hire day and nigt,
Alse he wrogten and figt.
Morris bemerkt zu v. 1470: •i>and= an = in; or eise y^^/ must
be an error for fagt = fought; and nigt = nagt.<s- Aber da die
zeile auch ausserdem auffallend kurz ist , liegt es doch viel näher,
vor and den ausfall eines synonymums zu ßgt anzunehmen und etwa
camp zu ergänzen \ vgl. Lay. v. 4347 : comp and ifiht.
68) V. 148 1 f.:
Esau wilde man buntere
And Jacob tarne man tiliere.
Das fehlen des verbums ist auffällig; vielleicht ist nach EsaUy
was ausgefallen.
69) V. 1503 ff.:
de firme sune at ofTrende sei
Was wune ben scrid semelike and wel,
and sulde auen de bliscing
Or or de fader dede his ending;
And at heg tide and at gestning,
de gungere sune geuen de bliscing,
Ich musste der construction des satzes wegen die ganze stelle
ausschreiben, obwol ich specieller hier nur mit den zwei letzten
Zeilen zu thun habe. Morris gibt p. 147 heg tide wieder durch : hey
Kleine beitrage zur erklärung und textkritik englischer dichter. II 295
(high) days; Stratm.^ p. 2 98 ^ führt das wort an, vergleicht mhd.
hochzit und setzt fragweise die bedeutung : nuptials an. In dem
Worte liegt diese bedeutung wenigstens an sich nicht, und auch im
Urtexte ist sie nicht angedeutet , vgl. Hs. cap. LXVIII : Habebat
enim primogenitus vestem specialem, qua induebatur, tantum in
sacrificio offerendo , et recepturus finalem benedictionem a patre.
Ipse in solemnitatibus, in conviviis benedicebat minoribus. Aus
dieser stelle erhellt auch , dass die unter dem texte stehende bemer-
kung des herausgebers zu giingere: an error for eider e , irrig ist; de
gungere sone (= lat. minoribus) ist als dativ aufzufassen.
70) V. 1519 f.:
An hundred so mikel wex his tile.
So may god fride dor he wile.
Morris übersetzt p. 148: »A hundred times as much waxed his
honour, so may god prosper where he will.« Im glossar dagegen
gibt er tile durch gain wieder. Stratm.^ p. 563^ setzt fragend die
bedeutungen: cultus, fructus, dafür an. Das wort scheint sonst nicht
vorzukommen, hängt aber offenbar mit tilie und tilien zusammen und
muss hier »bodenertrag« heissen. Vgl. Gen. 26, 12: Sevit autem
Isaac in terra illa , et invenit in ipso anno centuplum , benedixitque
ei dominus. Dieselbe bedeutung hat tilyyng, Bödd. Alte, dicht,
p. 102.
71) V. 1527 f.:
And helde gede on ysaac,
Wurdede sighteles and elde swac.
wurdede steht hier für weard. Doch würde es unrichtig sein,
die letztere form dafür einzusetzen ; denn es handelt sich um eine
form Verwechselung zwischen den verben laurden fieri, und wurdien,
aestimare, in ähnlicher weise wie im verlaufe der spräche im praet,
feallan und fellan verwechselt werden, vgl. Zup., Anz. f. d. a. IV,
p. 256. Anders Mätzner zu v.. 201 1. Stratmann erwähnt diese
form nicht. Umgekehrt steht v. 1826 wurde statt wurdede.
72) V. 1545 f.:
danne he wiste him on gode sei,
He him bliscede holdelike and \ve].
Der sinn wird verbessert, wenn wir on gode sei zur zweiten zeile
ziehen, also das comma nicht nach sei, sondern schon nach ///>//
setzen. Der urtext bietet nichts entsprechendes.
2g6 E- Kölhing
73) V. 1547 f-:
"Heucne dew and crdes fetthed,
Of win and olie fulsum-hed.«
Morris hat p. 149 diese zwei veise richtig übersetzt; aber dieser
blosse nominativ oder accus, ohne verbum ist doch sehr auffallend.
Man erwartet etwas dem lat. : det tibi deus , entsprechendes ; oder
ist vor Heuene eine von blisccde abhängige präposition weggefallen^
so dass eine direkte rede überhaupt nicht vorliegt? Letzteres ist mir
das wahrscheinlichste.
74) V. 155 1 f.:
Wel blide and fagen was iacol) do,
for blisced he wente his fader fro.
Nach v. 1552 ist eine lücke in der erzählung, denn es wird mit
keinem worte berührt, dass Esau erscheint und um den segen bittet.
Das kann freilich allenfalls auf zwei zeilen gestanden haben ; soviel
wird also mindestens als ausgefallen anzusetzen sein. Die Wahr-
scheinlichkeit von lücken haben wir ja auch früher schon constatirt ;
vgl. unter 16) u. 48).
75) V. 157 1 ff.
do gan esau dangen and sen,
Quilc is bliscing migte ben ;
In heuene deu, and erdes smere,
Gatte hhn bliscing dat him was gere.
In V. 157 1 ist für esau, ysaac einzusetzen, denn es ist Isaac's,
nicht Esau's sache, den segen zu überlegen; ebenso wird für v.
1573 f. Isaac als subject verlangt. Vgl. auch Hs. cap. LXXII :
Cumque et ipse a patre benedictionem postulasset, et patri haesi-
tanti in quo ei benediceret, vehementer instaret, motus Isaac, ait.
Zu V. 1574 bemerkt Morris p. 149: -granted him blessing that was
precious to him; gere is evidently an error for dere , beloved, dear,
precious.« Aber gere ist doch wol == ae. gearu = paratus: der
segen, der noch für ihn bereit, d. h. übrig war.
76) V. 1577 f.^
Quad esau »grot sal bi-cumen,
And wreche of iacob sal binumen«.
Diese verse übersetzt Morris so: »Quoth Esau: The time of
mourning shall pass away, and I shall take vengeance of (on) Jacob.«
Erstens hat bi-awien nicht die bedeutung: pass away, und zweitens
wird gerade der umgekehrte sinn gefordert, vgl. Gen. 28, 41:
Kleine beitrage zur erklärung und textkritik englischer dichter. II 207
Venient dies luctus patris mei. Was die Übersetzung des folgenden
verses anlangt , so ist dieselbe natürlich ungenau , wodurch stets der
zweck der Übertragung verfehlt wird. Es handelt sich doch um den
sinn von bi-nuf/ieti. Im glossar der ersten aufläge wird dies wort
mit bereft, taken away, rescued, placed , und speciell für diese stelle
mit : be taken erklärt. In der zweiten aufläge ist dieselbe von den
übrigen ganz getrennt. Die von M. gegebene erklärung ist ja richtig,
aber es müsste dann auch im texte für bifuwien, be numen geschrie-
ben werden.
77) V. 1579 ff.:
Oc rebecca wiste dat dhogt,
dat hate was in hise herte brogt,
for-di ghe iacob warnen gan,
And sente him to his broder laban.
Für his, V. 1582, ist hire zu schreiben, denn Laban war bekannt-
lich nicht lacob's, sondern Rebecca's bruder.
78) V. 1594:
Ne bode ic no lengere werides lif.
Hinter diese zeile gehört das zeichen der geschlossenen rede.
79) V. 1599 ff.:
Long weie he gan to-ward aram,
bi cananeam ford he nam,
And wulde nogt dat folc bi-twen
Herberged in here huses ben.
He lay bi luzan ut on nigt.
Der herausgeber macht die randbemerkung : »Jacob went a long
way about, in order to avoid the houses of the Canaanites. At
Luz he tarried all night.« Diese angäbe beruht auf einer falschen
auffassung des Zusammenhanges. Erstens hat v. 1599 nicht den
sinn: Er machte einen grossen umweg auf seiner reise nach Haran,
sondern nur: Er trat den langen weg nach Haran an, heist also
weiter nichts, als was Gen. 28, 10 steht: Pergebat Haran. Für den
ausdruck vgl. v. 1633: Longe weie he siden ouer-cam. Der wünsch,
die häuser der Canaaniter zu vermeiden , hat vielmehr zur folge,
dass er sich im freien lagert. Vgl. Hs. cap. LXXII : Per Chananneam
vero iter faciens, timuit incolas terrre Timuit ergo Jacob,
apud aliquem provincialium introire et sub divo jacebat. Cum auteni
venisset juxta Luzam vespere etc.
80) V. 1609 ft". :
And de louerd der uppe a-buuen
Lened dor-on ; and [Jacob] wurd ul-suuen,
2g8 K. Kölbing
Morris bemerkt dazu: T>Lened = leaned; Init the ms. also
sanctions leued = remained ; a7id [Jacob] 7vurd ui-sui/en . and Jacob
became cast out of (aroused from) bis sleep.« Der urtext lautet,
Gen. 28, 13: et dominum innixum scalae dicentem sibi. Daraus
ergil)t sich zunächst , dass die Icsung leued abzuweisen ist. Ferner
ist allerdings der sinn der folgenden worte richtig angegeben , aber
die einschiebung von Jacob ist unthunlich , weil dadurch die zeile zu
lang wird: wir gewinnen denselben sinn und zugleich eine con-
struction , welche sich auf das engste an die der Vulgata anschliesst,
wenn wir statt lened , lened ■= lenend schreiben. Dann ist von v.
1603 ^Vi Jacob stets das subject und braucht hier nicht neu eingefügt
zu werden.
81) V. 1627:
Her ic sal offrendes here don.
Die identischen worte her und here in derselben zeile können
nicht richtig sein. Selbst wenn man das erste streicht, ist die zeile
noch lang genug.
82) V. 1637 ff.:
And dre flockes of sep dor-bi,
dat dor abiden al for-di;
dor was nogt wune on & on,
dat orf dor to water gon,
Oc at set time he sulden samen,
dor hem-self & here orf framen.
In diesen zeilen bekundet die interpunktion der ausgäbe mehr-
fach eine unrichtige auffassung. Erstens gehört v. 1638 nach for-
di kein semicolon , sondern ein colon , da der grund erst in den
folgenden zeilen genannt wird; ferner ist v. 1639 das comma nach
on &= on falsch : entweder muss es ganz w-egfallen oder wenigstens
vor 011 Q^ on stehen , denn der sinn ist : es war nicht sitte, dass
die schafheerden einzeln zur tränke gelassen %vurden. Endlich
muss wol auch v. 1641 das comma nach samen wegfallen. Morris
sagt zwar p. 150: sulden safnen = should assemble,« und nimmt
letzeres wol im intransitiven sinne, zieht also honseif auf der folgen-
den zeile zu framen. Ich dagegen ziehe es zu samen : sie sollten
sich dort versammeln und ihr vieh versorgen. Denn es ist doch
nicht die rede davon , dass die hirten dort wasser trinken wollen.
Zu der ganzen stelle vgl. Hs. cap. LXXIV: .... et venit ad pu-
teum in agro , opertum lapide grandi , juxta quem tres greges acccu-
babant. Cumque dixisset pastoribus, ut adaquarent greges, et ad
Kleine beitrage zur erklärung und textkritik englischer dichter. II 200
pastum reducerent, accepit morem ibi esse, non amoveri lapidem,
donec omnes greges convenirent, nee Heere greges particulatim
adaquare.
83) V. 1643 ff.:
Jacob des hirdes freinen gan,
Hu fer ist heden to laban ;
Wel he seiden and swide wel,
»loc ! her his dogter rachel.r<
Morris bemerkt über diese verse nichts, aber ich halte das über-
Heferte für verderbt. Zunächst war v. 1644 als direkte rede zu be-
zeichnen. Ferner ist die folgende zeile sehr merkwürdig: Wol sagten
sie und sehr wol:, und v. 1646 ist keine antwort auf Jacob's frage.
Nun vergleiche man Gen. 29, 5 f . : Quos interrogans : Numquid, ait
nostis Laban, filium Nachor? Dixerunt: Novimus. Sanusne est?
inquit. Valet , inquiunt , et ecce Rachel , filia ejus , venit cum grege
suo. V. 5 ist im engl, gedichte etwas anders gefasst; statt die hirten
zu fragen , ob sie Laban kennen , fragt er , wie weit es bis zu ihm
sei. Sachlich kommt beides auf dasselbe heraus. Aber das Wel
und: swide wel von v. 1645, welches uns oben so auffällig war, be-
kommt sofort einen befriedigenden sinn , wenn wir diese worte als
zur rede des hirten gehörig und als wiedergäbe des lat. Valet 1 an-
sehen. Daran schliesst sich dann v. 1646 genau so an, wie die
entsprechenden worte der Vulgata. Aus alledem folgt aber, dass
nach V. 1644 ein verspaar ausgefallen ist, in welchem die ant-
wort der hirten auf Jacob's erste frage und die zweite frage Jacob's
über das befinden seines oheims enthalten war. Ich schreibe also :
Jacob des hirdes freinen gan :
»Hu fer ist heden to laban?«
»Wel«! he seiden, and: »swide wel!
loc her his dogter rachel ! «
84) V. 1647 f.:
Sep he driuen dis welle ner,
for ghe hem wulde wattre der.
he driuen ist auffallend; erwartet wird vielmehr: ghe drof, denn
wir wissen sonst nichts davon , dass die anderen hirten , die ja
Laban's schafe gar nichts angehen, sie ihr zur tränke getrieben
hätten; vgl. Gen. 29, 9: nam greges ipsa pascebat. Hat vielleicht
der abschreiber he driuen nach analogie von he seiden, v. 1645, ge-
200 E. Kölbing
bildet? Doch würde ich nicht wagen, ohne wthercs jf/ie drof '\n
den text zu setzen.
85) V. 1657 f.:
Jacob tolde him for quat lie sw.inc
So fer, and laban herte ranc ;
He cude liim der-of wel gret dhanc.
V. 1658 übersetzt Morris durch: and Laban's heart was wrung
(with pity)«, allerdings fragweise, und fügt hinzu: >for ra?ic read
wranc = wrang.« Diese auffassung ist gewiss irrig: die ausdrucks-
weise wäre doch zu sonderbar, herte -ranc ist wol ein zusammen-
gesetztes adjectiv und epitheton von Laban; vgl. Orm. v. 9622:
Jleh falle and ra?mc onn corpe. Dann ist natürlich auch das semi-
colon hinter ranc durch ein comma zu ersetzen.
86) V. 1663 f.:
Laban bi-tagte him, siden to sen,
His hirdenesse dat il wel ben.
Das comma muss hinter siden stehen; vgl. Hs. a. a. o.: Tan-
dem curam gregis eum habere decrevit.
87) V. 1703 f.:
Lia siden two sunes bar,
Zabulon(.) last(.) or ysakar.
Aus anmerkungen und glossar der ausgäbe ist nicht zu ersehen,
wie Morris diese stelle aufgefasst hat. Nach last muss ein comma
stehen : Zabulon zuletzt , vorher Ysakar. Die sonderbare ausdrucks-
weise erklärt sich dadurch , dass es für den dichter schwierig war,
die eigennamen im reime zu verwerthen. Vgl. Gen. 30, 18 ff.
88) V. 1709 ff.:
Longe haued nu iacob ben her,
wid laban fülle .XIH. ger;
Leue askede hem hom to faren,
Da V. 1 7 1 o nur von Laban die rede gewesen ist , so ist wol
hem (v. 17 11) in hwi zu verwandeln.
89) V. 1715 f.:
serue he scrided dat .VII. ger,
dat he bi-leue and serue him her.
Mit Morris' erklärung von v. 17 15 bin ich nicht einverstanden;
vor allem anstössig ist mir das zweimalige serue, am anfang v. 17 15
und in der mitte von v. 17 16. Vielleicht ist gerne (= eifrig, leb-
haft) für serue zu lesen und dat in v. 1716 zu streichen.
Kleine beitrage zur erklärung und textkritik englischer dichter. II -joi
90) V. 1719 f.:
forward is mad of alle sep,
Of ones bles iacob niin kep,
And if of do spotted cumen,
do sulen him ben for hire numen.
Aufifallend ist der inf. nim, der doch wol nicht so ohne weiteres
sich an forward is 7tiad anschliessen kann. Vielleicht ist sul vor nim
weggefallen; vgl. sulen in v. 1722.
91) V. 1745 f.:
danne fleg he to mesopotaniam,
And drog to-ward cananeam.
Für to mesopotaniam muss es frotn inesopotatiiam heissen, denn
Caram liegt eben in Mes. ; vgl. v. 1359 fF. : Abraham sente eliezer \
to lond mesopotanie fer, \ To caram, dor is fader lay.
92) V. 1771 f . :
f)0 [q]wad iacob: »yuel ist bitogen.
Min swinc a-buten din holde drogen.
Morris bemerkt p. 151 zu v. 177 1: -»yuel ist bitogen, evil is
there accused = wrongfuUy has accusation been made i. e. I am
accused of a crime, bitogen , the p. p. of biteon, signifies also be-
fallen, bitogen may be an error for bilogen.<i. Zu v. 1772: »My
labour about thy property is drawn (taken up) , i. e. I am troubled
about thy property.« Diese erklärung ist vollständig verfehlt. Der
sinn dieser verse ist vielmehr : Uebel ist angewendet meine mühe,
ertragen um deinen reichthum. [Nachträglich sehe ich, dass Mätzner,
Wtb. I p. 274 diese auffassung zu theilen scheint]. Vgl. Hs. cap.
LXXIX: Iratusque Jacob improperavit , quod pro diligenti servitio
viginti annorum non meruerat, ut ipse omnem supellectilem suam
scrutaretur.
93) V. 1777 f.:
And make we it her an hil of ston,
Name of witnesse be der-on.
// ist Überflüssig und wol zu streichen.
94) V. 1799 f.:
And iordan he dede ouer waden,
Orf & nien, wid weide laden.
Das comma am Schlüsse von v. 1799 ist zu streichen, denn dede
bedeutet: Hess, machte, nicht: that, als umschreibendes verbum.
^02 E. Külljing
95) V. 1820 ff.;
dat ste[cle] was calci phanuel,
for he nam ouer phanuel ;
And it wurd ligt and he sag wcl
Quor esau a-gen him cam.
V. 1821 ist unverständlich; die statte kann nicht Phanuel ge-
nannt worden sein, weil er dieselbe überschritt. Offenbar soll aber
auch in dieser zeile der name gar nicht erklärt werden; vgl. Gen.
32, 31: Ortusque est ei statim sol , postquam transgressus
est Phanuel. Für /c;r wird also /^r^/ zu schreiben sein; die um-
gekehrte Verwechselung beobachteten wir oben unter 43). Hinter
V. 1820 gehört ein punkt, hinter 1821 ein comma.
96) V. 1837 f.:
dat newe bürg was him to frame,
Mad and cald of is owen name.
Morris erklärt him to frame durch : for his own use, wogegen
nichts einzuwenden ist. Aber mad gehört sicherlich dazu: für seinen
eigenen nutzen erbaut. Das comma hinter frame ist also zu streichen.
97) V. 1899 f.:
Oc esau, seyr [and] edon
Lond ydumeam wunede on.
a7id fehlt in der hs. und ist vom herausgeber ergänzt. Ich
halte diese ergänzung für unrichtig. Vgl. Hs. cap. LXXXV: Et
rediit Esau ad montana , quai dimiserat , et dicta est terra Idumaea
ab Edom , quae prius Bosra dicebatur Videtur etiam in
Genesi quod eadem terra ante Esau etiam dicta fuit Seir. Dieser
erörterung zufolge , die der dichter adoptirt zu haben scheint , ist
also Seyr , Edon und Ydtwiea identisch. Für and wird demnach or
zu lesen, und Lond ydumeam, als apposition dazu, in commata ein-
zuschliessen sein.
98) V. 1907 f:
For sextene ger Joseph was cid,
Quane he was in to Egipte sold.
Mit diesen versen beginnt der abschnitt, welchen Mätzner in
seinen Sprachproben abgedruckt hat. Er hätte indess zwei verse
früher anfangen sollen , trotz der initiale, die ihn bestimmt zu haben
scheint , da das for doch entschieden auf die beiden vorhergehenden
seilen : XII ger or ysaac was dead \ Jacobes sunes deden un-red;
zurückweist.
Kleine beitrage zur erklärung und textkritik englischer dichter. II ■503
99) ^^- I915 f-
for-di wexem wid gret nid
And hate, for it in ille lid,
Mätzner's conjectur {wid him für ivicf) ist der \on ihm nicht
erwähnten von Morris, welcher lesen will : for-di he wexeti wid gred
nid, unbedingt vorzuziehen. In der folgenden zeile ist Morris' einschub
von herte hinter ille mit Mätzner aus metrischen wie sachlichen
gründen zu verwerfen. Aber auch seine erklärung: quia situm est
in malo , ist wenig befriedigend. Man erwartet den sinn : weil es
ihnen übel gefiel. Aber wenn es auch anginge, in in hevi zu
ändern, so dürfte doch die zusammenziehung von liked zu lid sich
schwerlich sonst belegen lassen. Allerdings wäre es genau derselbe
fall, als wenn in nordenglischen denkmälern tan für taken vorkommt.
100) V. 1923 :
do Seide his fader, : »hu mai dis sen
Zupit/^a bemerkt, Ztschr. für österr. gymn. 1875 p. 125, Morris
sei in der zweiten aufläge bezüglich der erklärung dieser stelle
Mätzner gefolgt »ohne ihn zu nennen.« Das ist aber nicht die
einzige stelle , wo Morris so verfahren ist ; ich habe mir noch v.
1934, 1989, 1992, 2030, 2042, 2062, 2119, 2179, 2280, 2302,
2487, 2510, 2524 notirt. Ich bin weit entfernt, dem vortreff-
lichen , in all seinen arbeiten so uneigennützigen englischen ge-
lehrten, den Vorwurf böswilligen verschweigens machen zu wollen ;
aber das wort Suum cuique, hat doch auch bei der philologischen er-
klärung alter denkmäler sein recht und seinen werth.
loi) V. 1933 f :
In sichern feld ne fonde hem nogt,
In dotayin he fond liem sogt.
Zu v. 1943 bemerkt Mätzner nach Morris, zvurde sei = icurd
he; ebenso ist Yner fonde ^= fond he.
102) V. 1993 f. :
So niichel fe dor is hem told,
He hauen him bogt, he hauen sold.
V. 1994 bietet eine eigenthümliche ausdrucksweise, die bei
Morris luid Mätzner unbesprochen geblieben ist. Der sinn kann ein
zweifacher sein, entweder: So wie sie [sc. die Ismaeliter] ihn gekauft
hatten , so haben sie ihn nun wieder verkauft ; oder — und dieser
deutung würde ich den vorzug geben: Sie [sc. Potiphar] haben ihn
304 ^- Kölbing
gekauft, jene [sc. die Ism.] haben ihn verkauft, d. h. es wurde soviel
geld geboten, dass der handel zum abschluss kam.
103) V. 1995 ff.:
Putifar was wol riche mall,
And he bogte iose]>h al fordan
He wulde don is kxhur-hed
wid ioseph, for liise faire-hed,
Oc he wurd do so kinde cold,
To don swilc dede adde he no wold ;
swilc selde cam him fro a-buuen,
God dede it al for ioseph luue[n].
Bissop in eliopoli
Men seid he was siden for-di.
Mätzner bemerkt zu v. 1999: »Das fürwort ist hier und im fol-
genden verse nicht wol auf Joseph , sondern auf Pharao [offen-
bar verschrieben für Potiphar] zs beliehen. Die randbemerkung
von Morris : 'But Joseph was strengthened from above' , deutet
darauf, dass er die fürwörter auf Joseph bezog, wie dies mit ///w
v. 2001 allerdings geschehen könnte, obgleich nicht nothwendig ist.
Denn was v. 2003 etc. folgt, berechtigt, alles auf Potiphar zu be-
ziehen.« Dazu ist zu sagen, dass das him in v. 2001 doch auf
keinen fall auf Joseph bezogen werden dürfte , wegen des folgenden
verses : God dede it al for ioseph Itiue. Morris' oben von Mätzner
citirte randnote verstehe ich überhaupt nicht. Ferner will Mätzner,
im anschlusse an Morris, offenbar v. 2001 f. dem sinne nach zum
vorigen ziehen, da er nach v. 2000 nur ein semicolon, nach v. 2002
einen punkt setzt. Aber der dichter hätte doch unmöglich die ge-
schlechtliche impotenz des Potiphar als swilc selde bezeichnen können 1
Dieser ausdruck bezieht sich vielmehr auf das folgende, v. 2003 f.
Des Potiphar ernennung zum bischof von Heliopolis war wirklich ein
glück, weil eine hohe ehrenstellung damit verbunden war. Es gehört
also hinter v. 2000 ein punkt, da hier der satz abgeschlossen ist.
V. 2002 ist eine eingeschobene bemerkung. Vgl. zu dieser ganzen
stelle Hs. cap. LXXXVIII: Sed tradunt Hebr^ei, quod videns Joseph
elegantem , .emit eum ut misceretur ei. Dominus autem custodiens
Joseph, illum adeo infrigidavit, ut deinceps impotens fuerit coire, et
tanquam eunuchus esset , ita quod videntes eum hierophanti are-
factum, de more suo eum pontificem HeHopoleos, id est domus solis,
creaverunt, et honoratior erat quam ante in principatu..
204) V, 2035 f.:
de wite is hise(.) de right is hire,
God al:migtin de sode shire.
Kleine beitrage zur erklärung und textkritik englischer dichter. II ^05
Es ist mir unbegreiflich, wie Mätzner der ersten aufläge von
Morris darin folgen konnte, dass er erst hinter v. 2036 die rede
schliessen lässt. Ich verstehe namentHch nicht, wie er dann v. 2035
hire erklären will. Morris hat in aufl.^ richtig die rede schon mit
V. 2034 schliessen lassen. V. 2035 f, enthalten eine persönliche
bemerkung des dichters.
105) V. 2051 f.:
Joseph hem seruede dor on sei,
at here drink and at here mel.
Mätzner: »<?« sei wie an sei, on a time.« Ich halte die er-
klärung: timely, welche Morris im glossar für v. 1537 aufstellt, auch
hier für die richtigere -, vgl. Gen. 40 , 6 : Ad quos quum introisset
Joseph mane et vidisset eos tristes etc.
106) V. 2053 f. :
He herde hem murnen, he hem freinde for-quat
Harde dremes ogen awold dat.
Da v. 2053 ungebührlich lang ist, so ist wol das zweite, sehr
leicht entbehrliche kein zu streichen. Dass hinter for-quat bei
Mätzner gar kein zeichen steht, beruht wol nur auf einem versehen,
denn diese zeile mit der folgenden zusammen zu nehmen , ist doch
unmöglich.
107) V. 2191 f.;
For do was Josep sore for-dred,
dat he wore oc dhurg hem for-red.
Morris' , von Mätzner citirte , auch in der zweiten aufläge bei-
behaltene erklärung ist natürlich falsch. Mätzner's deutung: >that
he also (Benjamin) were through them destroyed,« wird zum über-
fluss noch durch das lat. original als richtig bestätigt; vgl. Hs. cap.
XCIII : Timebat enim, ne forte et in illum aliquid deliquissent.
108) V. 2204 ff.:
Wrigtful \ve in sorwe ben,
for \ve sinigeden quilum or
on hure broder michil mor,
Morris und Mätzner erklären wrigtful durch sinful , guilty , was
dem Wortlaute nach natürlich auch richtig ist. Aber das ist nicht
der sinn, welchen der Zusammenhang fordert; wir erwarten vielmehr:
Mit recht sind wir in sorgen: vgl. Gen. 42, 21: Merito h.Tc
patimur, qtiia peccavimus in fratrem nostruni. Ist das ic zu streichen
und rigtful zu schreiben?
E. Külbing, Englisclie Studien. HI. i. 20
3o6 E. Kölbing
109) V. 2235 f.:
do quad iudas: »us sal ben hard,
If we no holden him non fonvard.
Mätzner versäumt es, wie Morris, aufl.', nach Joruiard das
zeichen des redeschlusses zu setzen. Morris aufl.^ hat das rectificirt.
Dasselbe gilt für agcn, v. 2250.
110) V. 2241 f . :
do quad he: »quan it is ned,
And ne can no bettre red'.
quan it is ncd übersetzt Mätzner durch: since it is necessary.
Aber das von ihm selbst angeführte: Si sie necesse est, beweist,
dass quan hier wie oft = wheti ist. Ferner dürfte für das von
Morris in der Übersetzung supplirte , von Mätzner sogar in den text
aufgenommene ic , v. 2242, besser no?i ergänzt werden: und wenn
niemand sonst einen besseren rath weiss.
II i) V. 2291 f . :
He dede hem wassen and him biforen
And sette hem as he weren boren.
Weder Morris noch Mätzner merken an , das eines der beiden
and überflüssig ist. Ich halte das zweite für unberechtigt.
112) V. 2298 — 2304.
Diese verse sind in sofern von besonderem interesse, als weder
in der Genesis noch in Hs. sich ein ähnlicher passus findet. Ich
muss es unentschieden lassen , ob sie auf der phantasie des dichters
beruhen oder auf einer anderen quelle.
113) ^'- 2335 ff-:
Wid-dan dat du fride Beniamin;
ic ledde ut on trewthe min,
dat he sulde ef[t] cumen agen
Mätzner schiebt, nach dem vorgange von Morris, v. 2336 nach
iedde, him ein. Aber man könnte doch auch ein rel. pron. im acc.
suppliren: welchen ich ausführte etc. Damit wäre die Überlieferung
gerechtfertigt. Belege für den ausfall des rel. pron. in diesem ge-
dichte habe ich Germ. XXI p. 371 zusammengestellt.
114) V 2371 f.:
Al-so feie ödere dor-iil.
He bad ben in is faderes wil,
Das comma nach dor-til , welches sich bei Morris und Mätzner
findet, ist als unrichtig zu streichen.
Kleine beitrage zur erklärung und textkritik englischer dichter. II ^07
116) V. 2405 f. :
siden ic gan on werlde ben,
Her vten erd, man-kin bi-twen ;
Mit diesen versen schliesst Jacob's rede , in der allerdings der
Schlussgedanke fehlt, Gen. 47, 9: et non pervenerunt usque ad dies
patrum meorum , quibus peregrinati sunt. Die folgenden vier verse,
welche von den herausgebern noch mit zu der rede gerechnet werden,
sind nur eine ausführung folgender worte des conimentators , Hs.
cap. XCVIII : Peregrinationis dixit , quia sancti vitam hanc pro in-
colatu habent. In Jacob's munde würden sich diese worte höchst
sonderbar ausnehmen.
116) V. 2432 :
He dogt wid hem raste to hauen.
Für hem ist wol him zu schreiben und nur auf Christus zu be-
ziehen , von dem ja auch zunächst vorher allein die rede war.
Aehnlich Hs. cap. C : Cura fuit sanctis sepeliri in terra, qua sciebant
Christum resurrecturum. Uebrigens ist die randbemerkung bei Morris
in beiden ausgaben falsch : »Jacob bad Joseph promise to bury him
in Hebron, where Abraham was laid, and his eiders before him.«
In den anmerkungen p. 158 dagegen sind die worte: and his eldere
(v. 2429) richtig bezogen.
117) V. 2497 f. :
Alle he feilen him dor to fot,
to beden mede and bedden oc.
Mätzner bemerkt: »Der zusatz and bedden oc, ist als überflüssige
ausführung auffällig.« Daraufhin wahrscheinlich versucht Morris in
der zweiten aufläge eine neue erklärung: -»bedden oc = heoden oth
= to ofifer oath [of obedience].« Das ist mindestens recht nach-
lässig ausgedrückt, denn oc kann doch unmöglich = ofh sein.
Morris' meinung ist aber offenbar, beoden und od wirklich in den te.Kt
zu setzen, was in anbetracht dessen, dass das entsprechende reimwort
fot lautet, recht annehmbar erscheint. Durch den urtext wird diese
conjectur allerdings nicht unterstützt.
118) V. 2539 f:
Pharao kinges rigte name
Vephres, he dede de ebris frame ;
Ich kann nicht glauben , dass dieser satz richtig überliefert ist.
Erstens ist für kinges wol hing des zu lesen: der könig Pharao,
dessen richtiger name Vephres [ist], er begünstigte die Ebräer. Da
20*
3o8 E. Kölbing
ferner N und V sich in den hss. sehr ähnlich zu sehen pflegen, so
wird man wol auch berechtigt sein, Ncphrcs für Vep/ires einzusetzen ;
vgl. Hs. ?'.xodus, cap. II: Ab illo enim, sub quo fuit Joseph, qui pro-
prio nomine dictus est Nephres, octavus regnavit etc.
119) V. 2551 ff.:
J)o sette sundri hcm to waken
His tigel and lim, and walles maken,
burges feien ; and ramesen
durge here swinc it walled ben.
Morris bemerkt zu v, 2553: !>/eten seems to be an error for
seien, made.« Doch vgl. Exod. i, 11: Aedificaveruntque urbes
tabernaculorum Pharaoni , Phitom et Ramessen. Das engl, feien ist
demnach jedenfalls = Phitom, also ein eigenname , wodurch Morris'
besserungsvorschlag sich erledigt. Natürlich ist nun auch das semi-
colon hinter fctcn zu streichen.
120) V. 2560 ff. :
He deden hem crepen dikes long,
And wide a-buten burges gon,
And cumen der ear was non ;
And if dat folc hem wulde deren,
de dikes comb hem sulde weren.
V. 2560 Übersetzt Morris so: »They caused them to creep
along (or through) dikes,« und fügt hinzu: »dikes = oe. diches,
may here signify subterraneous passages , burrows ; or perhaps dikes
= sewers, from the allusion to muc and fen.« Was hier gemeint
ist, erfahren wir ganz genau aus dem commentar, wo es a. a. o.
heisst: Tertium etiam addidit opus, secundum Josephum, ut fluvium
per multas derivationes dividerent, et circumdarent civitates fossatis,
ne eas inundare fluvius valeret. Ich kann mir nun zunächst nicht
vorstellen, dass v. 2560 richtig überliefert ist. Ist crepen richtig, so
ist hem zu streichen , denn es ist doch nicht sowol davon die rede,
dass die Ebräer in den graben herumkriechen, als dass sie dieselben
erst auswerfen müssen 5 also: Sie, d. h. die kinder Israel, Hessen
lange graben dahinkriechen , sich erstrecken. Aber sonderbar bleibt
der ausdruck und mir ist creopen in dieser übertragenen bedeutung
sonst nicht vorgekommen. Viel gewaltsamer wäre es freilich , wenn
man crepen in deinen verwandeln wollte, doch vgl. Lay. I, 394:
Heo leiten deluen diches. P. Langt, v. 13684: For to delven a dych.
Dann wäre natürlich hem beizubehalten und he auf die Egypter zu
beziehen. Ferner sagt Morris allerdings nicht direkt, wer subject zu
Kleine beitrage zur erklärung und textkritik englischer dichter. II 309
gon und ciwien ist, aber auf grund seiner Übersetzung von v. 2561 f.:
»And wide about (through) the cities to go, | And come, where none had
been before,« möchte ich glauben, dass er diese zeilen auf die Ebräer
bezieht. Es sind aber nach dem obigen und bes. nach v. 2564 f.
die dikes gemeint. Für v. 2564 finde ich nichts entsprechendes im
original; zu comb bemerkt Morris: »crest or top(?).« Es ist darunter
offenbar der durch die ausgeworfene erde entstandene dämm zu ver-
stehen. Mit dat folc sind die IsraeHten selbst gemeint, nicht im all-
gemeinen »their ennemies«,
121) V. 2592 ff. :
dre moned haued ghe him hid,
durste ghe non lengere him for-helen,
Ne ghe nc cude de wateres stelen.
Morris macht zu v. 2594 die note: »Nor could she take him
stealthily (secretly) of (from) the water; or stelen may signify to still,
to quiet.« Beide erklärungen sind sprachlich und sachlich unmög-
lich. Exodus und der commentar lassen uns im stich. Vielleicht
ist wateres verschrieben für waiteres, welches Stratm.^ p. 618^ bei
Wich in dem sinne von speculator nachgewiesen hat; stelen hiesse
dann : entziehen, und de waiteres wäre als dativ anzusehen. Dadurch
würde wenigstens ein erträglicher sinn gewonnen.
122) V. 261 1 ff. :
Egipte wimmen comen ner,
And boden de childe leiten der,
Oc he wente it awei wid rem,
Of here bode nam he no gern,
Morris übersetzt diese vier verse folgendermassen : »Egypt's
women came near, | And bad [her] leave the child there, | But she
took it away with a cry (scream) ; | Of their command took she no
heed.« In der randnote heisst es gar: »Egyptians wanted her to
destroy the child.« Eine sehr verunglückte interpretation I leiten ist
nicht = let , lassen , wie es Morris versteht , auch nicht etwa =
impedire; es ist vielmehr mit einer kleinen Veränderung teilen zu
schreiben; vgl. v. 2621 : on was teile he softe atied lagt. Ich über-
setze demnach : Egyptische frauen näherten sich und boten dem
kinde ihre brüste dar; und er drelite sie mit geschrei weg; um ihr
anerbieten bekümmerte er sich nicht. Die richtigkeit dieser auf-
fassung , die an sich schon nicht sehr fern lag , wird schlagend be-
stätigt durch den commentar, vgl. Hs. cap. V.: Et cum ^'gyptiffi
plures ei admovissent ubera ad lactandum, faciem avertebat.
•jjo ^- Külbing
123) V. 2643 f.:
Bissop Eliopoleos
sag dis timing, & up hc ros.
Morris bemerkt: »tfis timitjg = this occiirence, this timely assi-
stance.'< Die erste crklärung ist richtig; die zweite mir wenigstens
für diese stelle völlig unverständlich.
124) V. 2654:
And he toc is hu migt he it dolen,
So lesen beide auflagen. In der ersten p. 159 übersetzt der
herausgeber dieser interpunktion entsprechend : »and he took (con-
sidered) how he might use them (i. e. what he niight do with
them).« Dass diese erklärung haltlos war, hat M. selbst eingesehen
und sie in der zweiten aufl. durch folgende ersetzt: ^and he took
them; hou was he able to bear it?« Diese interpretation , die ich
für richtig halte , erfordert aber auch eine veränderte interpunktion
im texte; es ist zu schreiben: And he toc is; hu migt he it dolen}
125) V. 2675 ff.:
Teremüth un-edes migte timen
dat moyses sal wid hire ford-nimen,
Or haue he hire pligt & sworen,
dat him sal feid wurdful ben boren.
Morris übersetzt: j^Teremuth scarcely might bring it about (pre-
vail) I That Moses shall with them forthgo, | Ere she have her pled-
ged and sworn, ] That to him shall be borne (kept) honourable faith,«
und bemerkt dazu : zS'jG. hire, an error for heni, them. 2677. he ==
ghe == she.« Man fragt sich bei dieser erklärung zunächst, weshalb
denn Teremüth die betheiligung des Moses am kriegszuge so schwer
durchsetzen konnte, da doch die Egypter von ihren göttern gerade
eben an einen Ebräer gewiesen waren ? Wenn ferner he = she ist,
also sich auf die prinzessin bezieht, auf wen soll sich dann hire be-
ziehen? Oder soll auch in diesem verse hire für hem verschrieben
sein? Der lat. commentar führt uns auf die richtige erklärung der
ganzen stelle; Hs. cap. VI: ... ^gyptii acceperunt responsum, ut
auxiliatore uterentur Hebrseo ; et vix obtinuerunt a Terimith , ut
exercitui, quem paraverant, Moysen praeficeret ducem, prius prsestitis
sacramentis , ne ei nocerent. timen ist ebenso aufzufassen, wie in v.
1763 f.: Ic was for-dred de migte timen, \fro me dine doutres bi-nimen.
Dort übersetzt es Morris durch: occur, happen, befall, doch erwarten
wir vielmehr den sinn : gefallen, belieben ; denn das gefürchtete hing
Kleine beitrage zur erklärung und textkritik englischer dichter. II ^n
doch von dem willen Labans ab. Vielleicht Hesse sich diese be-
deutung durch die mehrmals im gedichte nachweisbare: gedeihen
(vgl. Morris zu v. 2361), vermitteln? Ich fasse also auch hier Tereinuth
als dativ und ümen als: belieben. Wenn ferner v. 2676 hem im
texte stünde, so wäre dagegen nichts einzuwenden ; aber der lesung
hire steht doch gewiss das untadelige und dem Urtexte entsprechende:
Jure = exercitus, näher. Vgl. auch v. 2679: Moyses was loiiered of
dat here. he in der folgenden zeile sind natürlich die Egypter. Ich
übersetze also : Teremuth mochte es kaum gefallen (d. h. sie war
wenig damit einverstanden), dass Moses mit dem heere fortziehen
soll , ehe sie ihr gelobt und geschworen haben , dass ihm ehrenvolle
treue gehalten werden soll.
126) V, 2681 f.:
Bi a lond weige he wente rigt,
And brogte vn-wamede on hem figt.
unwarnede gibt Morris p. 161 durch: unexpected wieder. Diese
bedeutung lässt sich jedoch aus dem worte nicht gewinnen. Es
kann vielmehr nur: ungewarnt, heissen und muss auf hem, d. h. die
Äthiopier , bezogen werden ; vgl. Hs. a. a. o. : per terram duxit
exercitum itinere breviori, ut improvisos .-^thiopes prseveniret. Auf-
fallend ist dabei allerdings die Wortstellung. Ist zu schreiben: And
brogte on hem vn-warnede figtc' Dieselbe lesart lässt sich, wie Morris
ganz richtig bemerkt, in v. 480 für unwarde einführen; auch die
von uns aufgestellte bedeutung passt dort sehr gut.
127) V. 2692 :
Luue-bonde hire ghe it dede for-di.
So schreibt Morris in beiden auflagen; luue-bonde gibt er im
glossar p. 195*' durch: power of love, wieder. Wie er aber dann
den rest der zeile verstanden hat, ist mir unfasslich. Für bonde ist
bond zu schreiben und dies als die 3. pers. sing, praet. von binden
aufzufassen, das angehängte e ist wahrscheinlich aus dem bonde in
der folgenden zeile hier eingedrungen. Nach hire gehört ein comma.
Also : Liebe band , fesselte sie ; deshalb that sie es. Für den aus-
druck vgl. Sir Tristrem v. 791 : Sonve so Tristrem band, u. sonst.
128) V. 2699:
He was of an strong migt wis,
^Er war in einer starken macht weise wäre doch ein höchst
sonderbarer ausdruck; trotzdem bemerkt Morris kein wort zu iliesem
verse. Man vgl. Hs. a.a.O.: Proinde Moyses tamiuam vir peritus
-^12 E. Kölbing
astrorum duas imagines sculpsit etc. Ich bin auf grund dieser
Worte überzeugt, dass der dichter geschrieben hat : He was of astro-
fio?nye wis. Es leuchtet sofort ein, dass meine conjectur, wie sie
vortrefflich zum urtexte stimmt, so auch dem überlieferten texte
ausserordentlich nahe steht. Zu entfernen ist nur das n von an und
der untere schwung des g in sträng; y steht in der Schreibung ig
nahe und ebenso ist / von e in den hss. oft schwer zu unterscheiden.
Der idee des abschreibers lag das wort astrotwmye hier fern und so
zerlegte er es in ihm geläufige worte. Zu der construction vgl. Ha\ .
V. 282 : of alle peives was she wis.
129) V. 2703 f. :
He fest is in two ringes of gold,
Gaf hire de ton, he was hire hold.
Morris bemerkt zu v. 2704: >^Two lines seem missing after this
line. We might supply the foUowing : And quan awei nimen he
wolde I Gaf hire de toder, he was hire colde.v. Ich gebe zu, dass
diese vermuthung scharfsinnig ist : gleichwol lehrt der commentar,
dem dies geschichtchen entnommen ist, dass sie auf einem irrthum
beruht ; Hs. a. a. o. : Cumque paribus annulis eas inseruisset, alterum,
scilicet oblivionis annulum, uxori praebuit, alterum ipse tulit, ut sie
pari amore, sie paribus annulis insignirentur. Coepit ergo mulier
amoris viri oblivisci, et tandem libere in ^gyptum regressus est.
130) V. 2719 f.:
wende he dat non egipcien
dat hadde it wist, ne sulde a sen.
Morris übersetzt: »He weened that no Egyptian | Had known it,
or should have seen it.« dat neben it in derselben zeile ist schwer-
lich richtig; dat dürfte fälschlich aus der vorigen zeile wieder-
holt sein.
131) V. 2752 fif.:
And dede hem tidelike to tune gon ;
And ben sone hon:i numen;
And b[i]foren here fader cumen,
Das semicolon hinter v. 2752 und 2753 ist in ein comma zu
verwandeln ; das subject zu ben liegt , wie oft , in dem hem der
vorigen zeile.
132) V. 2766 :
first Gerlon, siden eliezer.
Hs. cap. VII bietet Gerson; da s und / in den hss. leicht zu
Kleine beitrage zur erklärung und textkritik englischer dichter. II 713
verwechseln sind, so sind wir berechtigt, Gersoti für Gerlon in den
text zu setzen.
133) V. 2787 f.:
Nu am ic ligt to fren hem deden,
And milche and hunige lond hem queden.
queden heisst hier nicht : to promise , wie es in der anm. zu
dem verse übersetzt wird , sondern : einräumen , überlassen , was in
den Zusammenhang viel besser passt; vgl. Exod. 3, 8: .... et
educam de terra illa in terram bonam et spatiosam , in terram quse
fluit lacte et melle.
134) V. 2803 f.:
Werp nu to token dun dat wond.«
And it warp vt of hise hond,
and wurd sone an uglike snake,
In V. 2804 darf das subject schwerlich fehlen; es ist wol he
it zu schreiben, aber im verse nur als eine sylbe zu zählen, vgl.
V. 2807.
135) V. 2808:
And it a-non a wond it bi-cam.
Dem Stile unseres denkmals ist das doppelte it nicht angemessen
und ich trage deshalb kein bedenken, das zweite zu streichen, obwol
ich nicht bestreiten will, dass sich für einen solchen überfluss von
pronominibus aus anderen dichtungen parallelen beibringen liessen.
136) Vi 2817 ff.:
Louerd, ic am wanmol, vn-reken
Of wurdes, and may ic Juel speken.
Nu is ford gon de dridde dai,
Sende an oder; bettre he mai.«
V. 2819 gibt in diesem zusammenhange keinen sinn, denn gott
spricht hier mit Mose zum ersten male. Der verlangte sinn ist am
klarsten ausgesprochen im commentar, Hs. cap. IX : Et ait Moyses :
Obsecro, Domine, mitte alium ; nam impeditioris lingure factus sum,
ex quo locutus es ad servum tuum, nee etiam eloquens sum ab heri et
nudius tertius. V. 2819 ist offenbar eine wiedergäbe von nudius tertius.
Man vermisst aber im engl, gedichte vor diesem verse den gedanken :
und ich bin nicht beredt geworden seit — . Entweder ist ein vers-
paar ausgefallen oder der dichter hat seine vorläge missverstanden.
Auf jeden fall ist v. 2819 dem sinne nach zum vorigen zu nehmen,
während der folgende vers ein separater satz ist.
•JI4 E. Kölbing
137) V. 2843 ff.:
An angcl, wid an dragen swcrd,
In de weie made him offerd,
for dat he ledden feren swike,
de sulden him deren witterlike.
Zu V. 2845 niacht der Herausgeber die anmerkung: uferen
swike, unfaithful companions , that is , bis two sons wbo were un-
circumcised. hc = they rtfers to Moses and bis wife." Die erstere
erklärung ist scbon desbalb unricbtig, weil Moses überbaujjt nur zwei
söbne bat (v. 2765) und andrerseits v. 2841 ausdrückbeb angegeben
ist, dass nur der eine unbescbnitten war. So können also unter
feren stvike nicbt zwei unbescbnittene kinder gemeint sein. Desbalb
wäre es aucb widersinnig, wenn unter he Moses und sein weib ver-
standen wären. Da ferner v. 2844 und 2846 mit hhn docb nur
Moses gemeint sein kann , so vermutbe icb , dass für he ledden , he
ledde zu lesen und aucb dies auf Moses zu bezieben ist. Unter /rr^«
s'iüike ist dann Moses' frau und die zwei söhne zu versteben. Vgl.
Hs. cap. X : .... occurrit ei Dominus , id est angelus , evaginato
gladio, et volebat occidere Moysen, scilicet, quia uxorem ducebat et
filios contra voluntatem Dei ; essent enim impedimento.
138) V. 2876 ff.:
ic wäre al dat du was binumen,
And swanc and michil sorwe dreg,
Get ist vnsene hu ic it bi-teg ?
Morris übersetzt v. 2876 so: :>I defended so tbat tbou wast
rescued.« Aber ivarc kann docb unmöglich, wie p. 216^ und p.
XXXVI angenommen wird , sing, prset. des scbwacben verbi wergen
sein! Mätzner, Wtb. I p. 257^ nimmt bmumen für beraubt, macbt
aber zu %uarc ein fragezeicben. Vielleicbt ist bare = barg dafür zu
lesen, was dem sinne nacb sebr gut passen würde: leb rettete alles,
dessen du beraubt warst. — V. 2878 gibt Morris so wieder: :Yet is it
unseen (it is a secret) bou I accompbsbed it?« eine deutung, die mir
ziembcb dunkel erscheint. Der sinn ist vielmebr : Nocb bat es sieb
nicbt berausgestellt , wie icb sie , d. b. meine arbeit und sorge , an-
gewandt babe. Vgl. v. 3625 f.: VII. moned dor-btiten he ben, \ And
here swinc wel he bi-ten. Dem sinne nacb stimmt dazu aucb Hs.
cap. XI: .... et commemoravit labores et pericula quje pro eis
tulerat, et quod pro eis condignam non acceperit retributionem.
139) V. 2888 ff.:
More swinc do was hem leid on.
Hem-seluen he fetchden de chaf
Kleine beitrage zur erklärung und textkritik englischer dichter. II ■? i c
de men dor hem to gode gaf.
And dog holden de tigeles tale.
Auffallend ist v. 2888 das einfache: he fetchden , wo es sich
um eine neue, erst in ausführung zu bringende forderung Pharao's
handelt; und wovon ist v. 2891 der inf. holden [das prset. dieses
verbums lautet in diesem denkmal held\ abhängig? Für he fetchden
ist vielleicht zu lesen : he sulden fetchen, wodurch die zeile noch nicht
ungebührlich verlängert würde , von diesem sulden würde dann auch
holdeil abhängen; oder es ist für he fetchden, to fetchen zu lesen;
dann würden beide inf. von v. 2888 abhängig sein.
140) V. 2903 f. :
Min milche witter name eley
He knewen wel, and_^ely.
In der anmerkung zu v. 2903 ist der herausgeber in zweifei,
ob er milche durch great oder durch mild wiedergeben soll. Die
identificirung mit michel würde schon wegen der dann zu statuiren-
den , auffallenden metathesis Schwierigkeiten bereiten \ ferner aber
weist der lat. urtext auf die richtigkeit der anderen erklärung hin ;
Hs. cap. XII .... sed pietatem et sapientiam, ad quas pertinent
Eli et Eloi Vel non indicavi.
141) V. 2933 — 2939.
Die vorläge dieser verse ist mir unbekannt. Vgl. o. zu v. 2298 ff.
142) V. 2959:
lannes and mambres, wiches wod,
Hs. cap. XIV liest Tannes für lannes. I und T ist in den hss.
sehr ähnlich, daher wol nur ein lesefehler des alten abschreibers oder
des herausgebers vorliegt. Für diese und ähnliche stellen wäre eine
nochmalige einsieht der handschrift wünschenswerth.
143) V. 2967 f :
And aaron held up his hond,
to de water and de more lond ;
Da Morris zu diesem verse nichts bemerkt und überdies das
wort more-lond im glossar und bei Stratm. ^ p. 402 ^ fehlt, so ist die
notiz vielleicht nicht überflüssig, dass more-land = sumpfland, moor-
land ; vgl. Hs. cap. XVI : die ad Aaron ut extendat manum super
llumina, rivos et paludes.
144) V. 2991 f. :
And do dede men and herf wo,
Anger and tene, sorge and wo.
-Jl6 E. Kölbing
Dies doppelte wo, noch dazu im reime, kann nicht ursprünglich
sein. Ich vcrmuthe mo für das erste luo: menschen und \ieh ausser-
dem. Derselbe reim findet sich v. 353 f.
145) V. 2999 f-:
for euere eld dis king on-on,
And wernede dis folc vt to gon.
on on ist getrennt zu schreiljen : denn immer hielt dieser könig
an einem fest.
146) V. 3053 ff.:
od Seide de folc to pharaon,
»Nu ic wot we haue niis-don ;
Moyses, do dis weder charen,
And gu sal [ic] leten ut-faren.
Morris macht die randnote : »The Egyptians beseech Moses to
remove this plague.«- Daraus ergibt sich, dass er de folc, v. 3053,
für das subject des satzes hält. Aber die darauf folgende rede kann
unmöglich vom egyptischen volke halb an Pharao, halb an Moses
gerichtet sein ; überdies hat auch das volk garnichts zu erlauben.
Vielmehr ist Pharao subject und de folc to = to de folc, ein Sprach-
gebrauch, der ja nichts auffallendes hat.
147) V. 3061 f. :
dis weder is softe, And dis king hard,
And breked him eft dat forward,
hhn als sing, liesse sich allenfalls für einen dat. ethicus er-
klären; wenn wir aber v. 3099 f, vergleichen: His herte do wurd
dwcrt a?id hard, | And al he brak hem [dat] forward, so ergibt sich,
dass him entweder in hem zu ändern, oder selbst für eine plural-
form anzusehen ist.
148) V. 3115 f.:
AI we sulen is wid vs hauen ;
»Woldff, quad god, »wile dor-of crauen«
So interpungirt Morris und gibt wold im glossar, p. 220^ durch
sacrifice wieder. Aber diese bedeutung , welche an sich sehr gut in
den Zusammenhang passte , ist für das wort garnicht nachzuweisen.
Morris hat sie wahrscheinlich blos erschlossen aus dem part. wold,
welches er durch killed , slain , übersetzt und unrichtiger weise von
ae. cwelian ableitet, während es vielmehr von 7vealdan kommt. Ich
übersetze: Macht, sprach gott, will ich darüber beanspruchen, ge-
stehe aber gern, dass diese deutung wenig befriedigt. Vgl. Hs.
Kleine beitrage zur erklärung und textkritik englischer dichter. II -? j y
cap. XXXIII: Nee remanebit ex eis ungula, praesertim cum adhuc
ignoremus quid debeamus immolare. Ich empfehle die stelle vor-
läufig zu weiterer erwägung.
149) V. 31 19 f.:
for se ic gu more-ouer nu,
dead sal me wreken ouer gu.
So bietet die hs. In der ersten aufl. schlägt Morris fragweise
be für vie vor, übersetzt aber in den noten p. 162 : ^Death shall
wreak me over you (i. e. you shall be punished with death).« In
der zweiten aufl. hat er aber be in den text aufgenommen und über-
setzt p. 163: »Death shall be avenged over you«, eine construction,
die mir als neuenglische nicht ganz unbedenklich erscheint — doch
das muss der herausgeber natürlich besser wissen — die ich aber
als mittelenglische überhaupt nicht acceptiren kann. Ich halte die
von Morris aufgegebene erklärung, welche die lesart der hs. bei-
behält , noch jetzt für die richtige ; das einzige auffallende daran ist,
dass für ouer nicht das gewöhnlichere on oder of steht. Vielleicht
ist ouer nur aus der vorigen zeile eingedrungen.
150) V- 3133 ff-:
Siden quad god to moysen,
»dis sal gure firmest moned ben,
do gune men de mone sen
In april Reke-fille ben.«
Dieser interpunktion zufolge gehörten v. 3135 f. noch zu der
rede gottes, während dieselben vielmehr die Übertragung einer notiz
des commentator's enthalten. Vgl. Hs. cap. XXV: Iterum dixit
Dominus ad Moysen: Mensis iste erit vobis primus in mensibus anni.«
Hie est Aprilis, id est lunatio Aprilis quae in Martio ssepe inchoat.
Die rede umfasst also nur v. 3134.
151) V. 3x38 ff.:
danne he lereden hem newe wunen ;
»Euerilc ger, more to munen,
Euerilc hus-folc de mai it dauen
On ger sep oder on kide hauen.
Wenn he Icrcdcn hcm richtig überliefert ist , so heisst das : sie
lernten für sich, was ja erträglich ist, ebenso wahrscheinlich ist mir
aber, dass lerede für lereden zu schreiben und auf gott zu beziehen
ist; vgl. Hs. a. a. o. : Et adjecit dominus: Decima die etc. Wie
dem auch sei, so ist es unrichtig, v. 3138 — 53 als directe reilc zu
bezeichnen , wie dies der herausgeber gethan hat ; dagegen spricht
^t8 E. Kölbing
schon das sulde in v. 3 141. Endlich möchte ich noch fragen, wovon
V. 3140 der inf. hauen (denn an die dritte jjers. pkir. prais. zu
<lenken, wie in v. 3680, verl)ietet der /usamnienhang) abhängig sein
soll? Ich vermuthe, dass suld davor ausgefallen ist.
152) V. 3151 ff.:
lleucd and fet, and in rew mete[n]
lesen fro de bones and eten,
Wid wridel and vn-lif bread.
Morris erklärt rew im glossar p. 202^ durch: bitter, und führt
es auf ae. hreinv zurück, welches aber meines wissens diese bedeutung
nicht hat; in rew mete = in bitterer speise, soll also heissen: in
bitteren kräutern, was eine sehr sonderbare ausdrucksweise wäre.
Dem zusammenhange nach muss inrew-mete = intestina sein; vgl.
Exod. 12, 9: Caput cum pedibus ejus et intestinis vorabitis. Hängt
inrew etwa mit hrif , venter , zusammen ? Vgl. mldrif , Zwerchfell,
wofür auch midref vorkommt, vgl. Stratm. s. v. Zu wridel bemerkt
Morris: »Can it mean haste? (see Ex. 12, 11). At first sight it
seems to be a derivative of 7virt (by metathesis wrii) , an herb ; but
the mention oi reTti ineie[n] in 1. 315 1 renders this rather doubtful.'!
wridel = haste, ist natürlich nur eine willkürlich gerathene bedeu-
tung, die sich auf nichts stützen kann. Da wir nun inrew-mete
anders erklärt haben, hindert uns nichts, wridel als herbs zu nehmen,
vgl. Exod. 12, 8: et azymos panes cum lactucis agrestibus.
153) V. 3154 ff.:
de bi-leuen brennen he bead.
»de dure-tren and de uuerslagen,
wid ysope de blöd ben dragen ;
dat nigt sal ben fest pasche.«
Auch hier ist Morris im irrthum, wenn er v. 3155 — 57 als
directe rede kennzeichnet; denn wovon soll der inf. ben abhängen?
Und auch das sal in der folgenden zeile zwingt dazu nicht, ben
dragen ist offenbar von bead abhängig, hinter dem nun natürlich ein
comma zu stehen hat. Aber auch so kann v. 3155 f wol noch
nicht in Ordnung sein ; ich möchte fragweise vorschlagen : on dure-
tren and uuerslagen \ zmd ysope de blöd ben dragen = er gebot . dass
auf thürpfosten und die obere schwelle mit ysop das blut aufgezogen,
gemalt werden sollte. Vielleicht liegt auch der fehler in de blöd.
Vgl. Exod. 12, 7: Et sument de sanguine ejus et ponent super
utrumque postem et in superliminaribus domorum , in quibus come-
dent illum.
Kleine beitrage zur erklärung und textkritik englischer dichter. II ^ I Q
154) ^"- 3172:
for here swinc-hire he nu hauen ;
swinc-hire gibt Morris in der ersten aufl. p. 163 wieder durch:
wages, labour-hire , übersetzt also wol den vers so : denn sie haben
jetzt ihren arbeitslohn. In aufl.^ wird die ganze zeile so übersetzt:
»For their toil they now have hire.<; Diese Übertragung halte auch
ich für richtig ; nur muss dann der verbindungsstrich zwischen swinr
und hire fortfallen.
155) V. 3183 f.:
Oc de ail haued so wide spiled,
dat his graue is dor-vnder hiled,
ail erklärt Morris hier wie v. 3066 durch: hail. Er scheint an
die Wirkungen des hageis zu denken, der als eine der plagen Egypten
verwüstet hatte. Aber es wäre doch merkwürdig, wenn dessen
Wirkungen so lange fortgedauert hätten. In der that beruht auch
diese auffassung auf einer falschen lesart; vgl. Hs. cap. XXVII:
Factum est autem, ut Nilus praeter solitum adhuc inundaret terram,
in qua erat sepulchrum Joseph. Für ail ist also //// zu lesen. Wie
diese verschreibung entstanden ist, lässt sich freilich nicht ausmachen.
156) V. 3217 f.:
On horse fititi dhusent men,
X score dhusent of fote ren.
fifiti ist doch wol nur ein Schreibfehler i\\x fifti. of fote ren über-
setzt Morris p. 164 durch: swift of foot. Aber ein adj. reu = swift
ist sonst nicht nachweisbar. Dagegen existirt ein subst. rcji = course,
an welches wol hier zu denken ist: 200000 von fusslauf, d. h. von
fussvolk.
157) V. 3225 f.:
And if he dore ben bi-set,
Ilk he sulen ben hunger gret.
he sullen bett verstehe ich nicht. \''ielleicht ist In-re/i für l>cn zu
lesen ; der abschreiber übersah das abkürzungszeichen für ;•(•. Ueber
die bedeutung von bereu: tragen, eidulden, vgl. Matzner, Wtb. I
p. 206 f.
158) V. 3255 f.:
Bi-foren hem fleg an skige brigt
dat nigt hem made de weige ligt ;
V. 3256 ist doch wol zu übersetzen: welche nachts ihnen den
•7 2 0 E. Kölbing
weg hell machte. Aber ich bezweifle, dass der blosse acc. nigt diese
bedeutung haben kann. Man erwartet dafür nigtes oder o nigt (vgl.
V. 3293)-
159) V. 3269 f.:
dor-quiles ben do kinges cunien
Ouer, and hauen de londes numen ;
Morris schlägt am rande fragweise vor, kindes für kinges zu lesen.
Diese conjectur kann unbedenklich in den text gesetzt werden, vgl.
Hs. cap. XXXI: filii autem Israel secundum Josephum ad contra-
positam venerunt terram.
160) V. 3295 f.:
pe fifte suriuren dat he deden,
In de desert sur, on drie steden.
Das comma nach dedeft beweist, dass der herausgeber dat für
ein relativ-pronomen hält; da jedoch kein hauptsatz darauf folgt, so
ist es als demonstr. pron. anzusehen, welches die vorhergehenden
Worte wieder aufnimmt; demgemäss ist das comma nach deden zu
streichen : Den fünften aufenthalt, den machten sie in der wüste Sur,
an trockener statte.
161) V. 3305 f.:
An[d] then and sexti palme tren
bi do welles men migte sen.
Morris schlägt am rande fragweise vor, te?i für then zu lesen
Diese conjectur ist in den text zu setzen, vgl. Exod. 15, 27: et
septuaginta palmse.
162) V. 3331 :
Quad moyses! loc ! her nu bread,
Morris hat nach ;///, is in klammern hinzugefügt. Diese ergän-
zung scheint mir nicht nothwendig zu sein, vgl. v. 1646: loc her
his dogter rachel!
163) V. 3337 f.:
for it malt at de sunne-sine,
Oc oder fir for-hadede hine.
forhadede erklärt Morris in der ersten aufläge p. 164 durch: con-
secrated it by burning, und wiederholt diese deutung aufl.^ p. 185 ^.
Daneben schlägt er, allerdings zweifelnd, p. 165 vor, forhardede =
hardened, zu lesen. Stratm.^ p. 216'' macht nur ein fragezeichen
zu dem worte. Die zuletzt angeführte vermuthung des herausgebers
erweist sich nun wirklich als richtig; vgl. Hs. cap. XXXIV: ....
Kleine beitrage zur erklärung und textkritik englischer dichter. II ^ 2 I
quia, cum incalescebat sol , liquefiebat , quod miraculosum erat , cum
ad ignem durum fiebat.
164) V. 3355 f.:
Harde he bi-haluen der moyses,
And to god he made is bi-men.
Der reim: moyses: bimen wird p. 243 im Index of rimes ange-
führt. Aber moyses ist sicherlich nur ein Schreibfehler für moysen.
Derselbe reim findet sich wieder v. 2893 f.
165) V. 3371 :
He weite dor stone and iaboch,
Vgl. Hs. cap. XXXVI: Hos dicit Josephus pugnaces, inhabi-
tantes Goboch, vel laboth, et Petram. Daraus ergibt sich, dass
stone die englische Übersetzung von Petra und also als ein eigenname
anzusehen ist. Bei Morris fehlt das wort im Index of names.
166) V. 3387 f.:
Quane it wurd war, vr and aaron
He is under-leiden wid an ston,
In V. 3387 haben wir den nicht seltenen fall, dass zu zwei,
durch und verbundenen, eigennamen das verbum im sing, tritt; das
comma hinter war, welches erst in der zweiten aufläge eingesetzt ist,
ist demnach zu streichen. V. 3388 übersetzt Morris: »They supported
them with a stone,« wobei them auf hondes (v. 3385) zu beziehen
ist. Diese Übertragung entspricht der Überlieferung, aber es er-
scheint doch bemerkenswerth , dass der englische dichter damit von
seiner vorläge abweicht; vgl. Exod. 17, 12: Manus autem Moysi
erant graves; sumentes igitur lapidem, posuerunt subter eum, in quo
sedit; Aaron autem et Hur sustentabant manus ejus ex utraque parte.
167) V. 3408 ff.:
And tagte him siden witterlike
Vnder him helpe.s ödere don,
dat folc stering to streng[t]hen on.
helpes wird im glossar p. 190* durch helpers übersetzt. Ich
bezweifle aber, dass helpes diese bedeutung haben kann und glaube
vielmehr, dass helpers in den text zu setzen ist.
168) V. 3447 f.:
If ye listen lefful to me,
Ic wile min folc owen be.
Morris bemerkt zu v. 3448: »May we not read: Ic 7i<iU min
folc cnoT-oen be = I will be known to my people?« Er würde
E. Kölbing, Englische Studien. III. 3. 21
•12 2 E- Küllnng
diese vermuthung nicht aufgestellt haben, wenn er die vorläge dieser
verse beachtet hätte; vgl. Exod. ig, 5: Si ergo audieritis pactum
meum, eritis mihi in peculium de cunctis jwpulis. Diesem sinne
entspricht das überlieferte ganz genau ; höchstens wäre man geneigt,
hinter wik , ye einzuschieben , aber auch das kann leicht aus der
vorigen zeile supplirt werden.
169) V. 3450 f.:
And him heten euerilc del,
dat hem bided, sulen he don.
Ich glaube nicht, dass v. 3451 sich das fehlen des subjectes
rechtfertigen lässt; nach dat ist hc einzuschieben. In v. 3450 lässt
sich he eher aus Israel in v. 4449 suppHren , aber auch hier scheint
die kürze des verses auf einen ausfall hinzudeuten.
170) V. 3455 ff.:
Abute dis munt du merke make,
If erf or man dor-one take,
It dead dolen, wid stones slagen,
Or to dead wid goren dragen.
dis frig[t]ful [folc] dus abiden,
Quiles dis daiges for[d] ben gliden.«
Die blosse präsensform : It dead doleji , ist hier , wo es sich um
ein gebot handelt , auffällig , obwol nicht unmöglich ; indessen ist
mir auch auf grund der Wortstellung wahrscheinlich, dass hinter //,
sal oder sulen ausgefallen ist. V. 3459 f. zieht Morris mit unrecht
zu der rede gottes ; sie enthalten einfache erzählung. Dies hat der
herausgeber, wie es scheint, p. 166 durch seine Übersetzung an-
deuten wollen, aber seine interpunktion im texte steht damit in
Widerspruch.
171) V. 3461 ff.:
J)e dridde daiges morge quile,
dunder and leuene made spile,
On dis munt stod, and skies cast,
And dinede an migtful hornes blast.
Spile übersetzt Morris in den anmerkungen beider auflagen mit
ravage , destruction , was sicherlich falsch ist, denn es steht nirgends
etwas davon, dass die blitze, oder gar der donner, Verheerungen an-
gerichtet hätten. Aufl.^ p. 207 dagegen erklärt er es mit sport,
play, was auch nicht sehr gut passt. Das wort ist im Englischen
selten und darum schwer zu erklären ; vielleicht ist tnade spile wieder-
zugeben durch: trieben ihr wesen; diese bedeutung würde auch für
Kleine beitrage zur erklärung und textkritik englischer dichter. II ^23
V. 2977 passen. V. 3463 übersetzt Morris: »On this mount stood
a cloud's shadow; and = an = a (see 1. 3475)«'). In dem verse,
auf welchen M. hier verweist, steht an für and, was sehr gewöhn-
lich ist. Aber dadurch wird doch nicht die umgekehrte möglichkeit
bewiesen , dass and für a stehen kann ! Das ist auch in der that
undenkbar. Mätzner, Wtb. I p. 402, s. v. cast sagt: ■>>du?ider arid
leuene and skies cast [wurf des luftgewölbes , als Umschrei-
bung von nubes densissima, Exod. 19, 16].« Er fasst also die drei
Worte: dunder , leuene und skies cast als einander parallelstehend, wol
zu dem verbum: made spile gehörig. Aber wie mag er sich dann
die Worte: On dis munt stod , zurecht gelegt haben? Der einzige
ausweg wäre die annähme , dass vor On ein relat. pron. im nom.
zu suppliren wäre: der blitz, [welcher] auf diesem berge stand, was
doch wiederum sachlich nicht angeht. Ich kann nach alledem nicht
umhin, auf Morris' Übertragung von v. 3463 zurückzukommen, nur
dass ich nicht and = a ansetze, sondern einfach atid als für a7i
verschrieben hinstelle, und letzteres in den text setze; also: Auf
diesem berge stand die form einer wölke, wodurch der sinn des lat.:
et nubes densa operuit montem, ganz klar ausgedrückt wird. Das
comma nach stod ist dann natürlich zu streichen.
172) V. 3466:
Slep dor non de dane up-waked.
Das kann doch nur heissen : 'Es schlief dort keiner der da auf-
wacht' , während gerade der umgekehrte sinn verlangt wird ; diesen
gewinnt man aber sofort, wenn man dane in da ne zertheilt; vgl.
V. 554: dat it ne wexc at inore hun-frame.
173) V. 3469 f.:
Oc he cam faiger and fer hini to
And gan wid hem speken so.
Statt /rt;4''^r ist \\o\ faigen zu lesen, vgl. Hs. cap. XXXIX: Tan-
dem Isetus apparuit Moyses. hini brauchen wir nicht in kern zu
ändern, da es sich auf folc, v. 3468, beziehen kann.
174) V. 3474 ff.:
Oc he de slog, gu for to wreken,
Egypte, an weige made in de se,
And let adam fonden de tre
de noe barg, and abraham
Ledde vt in-to lond canaan ;
i) Dieser aufstellung schliosst sich Ilihner a. a. o. p. 29 an.
21'
324 ^- Kölbing
Of olde abraham and of sarra bigeten
Dede ysaac, of olde teten ;
de gaf ysaac so manige sunen,
de Josep dede so riche wunen.
V. 3476 f. Übersetzt Morris so: »and who let Adam discover
the tree which preserved Noah, and led Abraham' etc. Stratm.'
p. 192a scheint dieser erklärung beizustimmen, insofern auch er let —
barg als einen satz aufführt. Aber ich muss bekennen , dass die
seltsame sage nie zu meinen ohren gedrungen ist , die davon er-
zählt, dass Adam einen bäum entdeckt hat, welcher später Noah
rettete. Die erklärer müssen sich darunter wol die arche vorgestellt
haben, aber erstens kann diese nicht de tre genannt werden, und
zweitens hat Adam dieselbe nicht entdeckt , sondern Noah sie selbst
erst erbaut. Diese deutung dürfte also einigermassen bedenklich
sein. Ich setze nach tre ein comma und übersetze : Und den bäum
Adam versuchen liess, welcher (sc. gott) Noah rettete und Abraham
ausführte in das land Canaan. Zu dieser bedeutung von fonden vgl.
V. 3367 f. dat stede was cald temptatio, \ for he do god fondeden so.
Dass meine Übersetzung einen vernünftigen sinn gibt, wird wol nie-
mand bestreiten. Der urtext stimmt freilich nur theilweise zu derselben ;
er lautet für v. 3471 ff., Hs. a. a. o.: Hodie non audietis Moysen, filium
Aram, et locabeth , sed illum qui pro vobis percussit Egyptum , qui
per mare iter dedit, [qui cibum de coelo misit, potum de petra con-
cessit], per quem Adam de fructibus terrae commedit, Noe ex im-
bribus ereptus vel exceptus est ; Abraham Chananzeam obtinuit, Isaac
natus est de senibus, Jacob prole ditatus, Joseph sublimatus. — Aus
diesen worten der vorläge ergibt sich femer noch, dass v- 3481 für
ysaac, iacob in den text zu setzen ist, wie Morris p. 166 nur frag-
weise vorschlägt. V. 3482 überträgt M. so: vand who gave Joseph
such rieh gifts (abilities).« Ich halte wunen für einen infinitiv und
übersetze : und welcher Joseph so herrlich wohnen liess ; dieselbe
construction von don findet sich v. 3479 f.
175) V. 3487 ff-'-
He ledde hem to de muntes fot,
Non but non fordere ne mot,
And on is broder aaron.
Morris : »None might go further except Nun, | And also his
brother Aaron.« Nun für non einzusetzen, empfiehlt er auch am rande
des textes. Aber wer ist denn dieser räthselhafte Nim, dem hier auf
einmal eine so wichtige sendung anvertraut wird und der sonst im
Kleine beitrage zur erklärung und textkritik englischer dichter. II ^25
ganzen gedichte nicht wieder vorkommt? Mir ist nur e'in mann
dieses namens bekannt, nämlich der vater Josua's ; dieser war aber
doch nicht zugleich der bruder Aaron's. Kurz, mir ist diese ver-
muthung des herausgebers nicht recht begreiflich. Die sache liegt
sehr einfach: der abschreiber hat statt Moyscs , wie seine vorläge
bot, das am anfange der zeile stehende non aus versehen noch
einmal geschrieben. Vgl. Hs. a. a. o. : Ascenderunt autem, domino
jubente, Moyses et Aaron, ultra terminos ; sacerdotes, id est majores,
et populus non transierunt.
176) V. 3513 f.:
False witnesse dat du ne bere,
Ne wid de lese no ma[n] ne dere.
Der bestimmte artikel vor lese ist auffällig; man erwartet dafür
di. Die idee dieser zeile ist dem commentar entnommen; Hs. cap.
XL wird zu diesem geböte bemerkt; Hie prohibet omne mendacium.
177) V. 3533 f.:
And nemeld it beseel.
Arid two ödere to maken it wel.
beseel ist nach v. 3621 und Exod. 31, 2 in besseleel zu corri-
giren. In bezug auf nemeld bemerkt Morris p. 166: t> nemeld ■=
neniend = nemned , named , appointed.« Das wort nemlen neben
nemnen kommt auch sonst noch vor, vgl. Stratm.^ p. 415 '^j der
übrigens die vorliegende stelle nicht anführt; der sinn des wortes
kann nur: ; nennen < oder > ernennen« sein; daran kann sich aber
nicht der acc. der person und der sache schliessen ; hinter nemeld
ist wol to ausgefallen.
178) V. 3557:
»Loruerd, mcrci!« quad moyses.
In beiden auflagen gibt Morris an, die hs. lese lonerd; aber
warum hat er nicht die gewöhnliche form des wortes : loiierd, in den
text gesetzt, wie v. 3563 im selben falle? Was mag es überhaupt
mit der form: loruerd für eine bewandtniss haben? V. 3661 steht
dieselbe wieder im texte, und hier, wie es scheint, auf grund der hs.
Und auch in einer kentischen predigt, Zup. Uebungsbuch XIX, 27, ist
lorverde überliefert. Wenn nicht wirklich eine solche nebenform von
louerd existirt hat, so ist eine derartige Wiederholung desselben
Schreibfehlers mindestens merkwürdig.
179) V. 3593 f.:
On oder stede men writen sen,
XXIII dhusent dat dor ben.
7 20 E- Kölbing
Es handelt sich nicht darum, wie viele anwesend oder be-
theiligt waren, sondern wie viele an jenem tage starben. Hinter
dar ist also wol dead ausgefallen.
i8o) V. 3603 f.:
Or du dis folc wid milche mod,
Or do min name ut of din boc.
Da Morris es zwar für nöthig gehalten hat, tnilc/ic mod zu er-
klären, dagegen or in v. 3603 weder in den noten noch im glossar
erwähnt, so muss man vermuthen, dass er or — or mit aut — aut über-
setzt hat. Dann würde aber in v. 3603 das verbum fehlen, or ist in
diesem verse vielmehr der imperativ von oren, ae. ärian, gnädig sein ;
vgl. Orm. V. 5702 ff. amid drihhtin att hiss endedayL^ Shall
arenn him annd millcenn himvi. Also: Sei du barmherzig gegen dies
volk mit mildem sinne oder etc. Vgl. Exod. 32, 32: aut dimitte
eis hanc noxam, aut, si non facis, dele me de libro tuo quem
scripsisti.
181) V. 3647 f.:
dis folc is after softe togen,
And hauen swinc in weige drogen.
Morris übersetzt v. 3647 : »This folk has after pleasure gone,«
und gibt im glossar p. 206'' für diese stelle als die bedeutung von
softe an : lust, pleasure. Also : das volk ist seinem vergnügen nach-
gegangen? Aber dieser sinn passt nicht und auch für softe lässt
sich obige bedeutung nicht nachweisen. Ich übersetze: Das volk ist
ruhig nachgezogen, nämlich der wölke.
182) V. 3654:
And brenninge he calde dat stede.
brenninge gehört in den namenindex; vgl. Num. 11, 3 und Hs.
Num. cap. XIV: .... vocavitque nomen loci illius Incensio.
183) V. 3693 f.:
Moyses bi-sogte, and sehe wurd fer
And frend, and cam dat broder ner.
frend wird weder in den noten noch im glossar erklärt;
ich bekenne es nicht zu verstehen und weiss auch keine sichere
besserung vorzuschlagen ; nur vermuthe ich , dass in frend and ein
part. praes. steckt, \v\q fagnand = laetata, oder etwas ähnliches.
184) V. 3724:
And wenden in-to egipte agen;
Kleine beitrage zur erklärung und textkritik englischer dichter. II 327
An das ende dieser zeile gehört statt des semicolon's ein punkt
und das zeichen der geschlossenen rede.
185) V. 3747 f.:
Oswas was moyses eam,
And chore was is bernteam
Der hier Oswas genannte mann heisst Num. 16, i Isaar. Viel-
leicht ist an eine Verwechselung der initialen O und / zu denken,
sei es von seiten des alten abschreibers oder des jetzigen copisten
der hs.
186) V. 3751 f.:
Hem two .II. hundred man,
And two do .XL. and ten.
Morris' vermuthung, dass v. 3752 to für huo zu schreiben sei,
ist zu billigen. Dagegen ist es ihm merkwürdiger weise entgangen,
dass in diesem satze das verbum fehlt; nach hem ist etwa folweden
zu ergänzen; vgl. Hs. cap. XX: complices secum habuit ducentos
quinquaginta de levitis majoribus.
187) V. 3759 ff.:
To-morwen bed her alle redi,
And ilc gure oder stonde bi ;
And ilc gure hise reklefat,
And fier dor-inne and timinge on dat.
V. 176 1 fehlt wiederum das verbum; ich ergänze takc vor hise\
vgl. Hs. a. a. o. : ToUite turibula vestra. Zu Urninge bemerkt
Morris p. 167: a timinge seems to be an error for time ge, wait ye.«
Es bedeutet vielmehr : räucherwerk, und entspricht dem lat. thymiama,
auf das es auch sprachlich zurückgeführt werden muss. Die endung
-nge beruht allerdings wol auf einer entslellung durch die schuld des
abschreibers. Vgl. Hs. a. a. o : .et ponite thymiama super ea.
188) V. 3768 ff.:
Moyses wid folc is to hem numen,
In here teld he stouden agen
Moyses and vr, [&] ne wulde gon.
So schreibt Morris im texte, während er in der anni. zu v.
3770 die änderung von vr in vt vorschlägt. Die richtigkeit dieser
vermuthung ist so evident , dass der herausgeber gut thun wird , sie
in einer neuen aufläge in den text zu setzen und den personennamen
Vr im Index of names zu streichen. Dagegen beruht die Verweisung
auf Num. 16, 12 auf einem versehen; es handelt sich vielmehr um
V. 25 f.
328 E. Kölbing
189) -V. 3777:
Swilc eiidesid vn-bi-wcn hauen.
Im glossar p. 181'' heisst es: ^Endesid may be an error für
unsid, from'< (?). Allerdings kommt dies genau so wie endedäg ge-
bildete wort nur hier vor, aber das ist kein grund , es zu verwerfen :
vielmehr hätte der dichter gar keinen passenderen ausdruck wählen
können : Eine solche letzte reise treten sie unerwartet an. Eine art
reise war es ja in der that, vgl. Num. 16, t^^: descenderuntque vivi
in infernum.
190) V. 3781 ff.:
For chore wel wisle dat
Gret fier wond vt of is reclefat,
And üf is fere on and on,
V. 3781 verstehe ich nicht und der herausgeber schweigt über
diesen vers. Was wusste denn Chore wolr Und worauf bezieht
%\cy\ for ? Vielleicht ist für iviste, mite zu lesen: In bezug auf Chore
wisse wol dieses: etc. Hs. bietet keinen weiteren anhält: Sed ec
ignis egressus est de thuribulis Core.
191) V. 3785 f.:
Oc aaron al hol and fer,
Cam him no fieres swade ner.
Aaron könnte allenfalls als absoluter nominativ aufgefasst werden ;
ich glaube aber eher, dass stod dahinter ausgefallen ist; vgl. Hs. a.
a. o. : Aaron st ante illseso.
192) V. 3796:
dor [h]aued a skie hem wel bi-togen.
Das erst in aufl.^ in klammern zu aiied gefügte h ist wieder
zu streichen, da dieselbe form auch sonst noch ohne h vorkommt,
vgl. v. 2425. Ebenso steht es natürHch mit adde v. 3804.
193) V. 3871 f.:
Ones he smot dor on de ston,
And miste, and sag de water gon.
Für de watcr muss es tio water heissen. Vgl. Hs. cap. XXIV:
Cum ergo percussisset prius virga silicem, quia desperaverat , n o n
manaverunt aquse. Secundo vero ictu etc.
194) V. 3916:
Oc he slugen king of basaan.
Aus der randnote: »The king of Bashan is slain«, sowie daraus,
Kleine beitrage zur erklänmg und textkritik englischer dichter. 11 ^29
dass Oc in dem namenverzeichniss fehlt, ergibt sich, dass Morris oc
für die partikel hält. Dann wäre aber das fehlen des artikels vor
king auffällig. Oc ist unzweifelhaft der narae des königs, vgl.
Num. 21, 32: Et occurrit eis Og rex Basan. Also: Oc schlugen sie,
den könig von Basan.
195) V. 3927 f.:
Balaam wid-[h]eld him dor dat nagt
To witen quat him sal wurden tagt.
him = hem; vgl. Num. 22, 8: Ille respondit: Manete hie nocte
et respondebo quidquid mihi dixerit dominus.
196) V. 3935 f.:
O morgen seide he: »fare ic nogt,
for bode is me fro gode brogt.
Auch hier ist wo\ for- bode zu schreiben, wie v. 3932 und 324,
vgl. Num. 22, 13: Ite in terram vestram, quia prohibuit me
Dominus venire vobiscum.
197) V. 3941 fif. :
J)og balaac king me goue hold,
His hus ful of siluer and of gold,
Ne mai ic wenden her bi-neden«;
Godes wurd is cumen als it is queden ;
Oc or or ge wenden agen,
dis nigt ic sal fonden and sen«.
Wie der herausgeber wenden in v. 3943 auffasst, ist aus dem
glossar nicht zu ersehen. Die vergleichung des Urtextes zeigt den
richtigen weg für das verständniss , Num. 22, 18: Si dederit mihi
Balac plenam domum suam argenti et auri, non potero immutare
verbum domin i, dei mei, ut vel plus, vel minus loquar. Daraus
ergibt sich, dass das semicolon nach bi-neden zu streichen und erst
nach zvurd zu interpungiren ist. Ich übersetze also: Ich kann nicht
hier unten gottes wort abwenden ; es ist gekommen , wie es ausge-
sprochen war. her bineden heisst: hier auf der erde, im gegensatz
zum himmel, vgl. v. 9 : Her bi-neden and dmid ahmen. Zu is cunicn
ist godes wurd als subject zu suppliren. Auffallend erscheint, dass
V. 3946 zu fonden und sen das object fehlt. Doch ist dies so leicht
hinzuzudenken, dass es unberechtigt sein würde, desshalb den ausfall
eines verspaares anzunehmen.
198) V. 3957 ff-:
Sellic dogte balaam for-di,
And bct and wentc it to de sti
T-jQ E. Kölbing
Bi - twcn two Walles of ston ;
Eft stod dis angel hiin agon.
Das semicolon gehört liinter sfi, und die beiden folgenden verse
sind dem sinne nach zusammen zunehmen, vgl. Num. 22, 23: Quam
cum verberaret Balaam et vellet ad semitam reducere, stetit angelus
in angustiis duarum maceriarum, quibus vineaa cingebantur.
199) V. 3977 f.:
So was dis were to wunder brogt,
dhog de asse spac, frigtede he nogt.
Morris übersetzt v. 3977 : So was this man to mischief
(grief) brought«. Diese erklärung passt aber nicht zu dem inhalte
der folgenden zeile. Den beabsichtigten sinn bietet Hs. a. a. o. :
Assuetus iste monstris ad vocem asinae non expavit. Aus
den überlieferten worten dürfte dieser sinn freilich schwer zu ge-
winnen sein, und da auch ich eine sichere besserung nicht vorzu-
schlagen weiss, muss die stelle eines geübteren kritikers warten.
200) V. 4015 f. :
He wente on oder stund or stede,
Betre timing dor-fore he it dede,
V. 4016 wird vom herausgeber so übertragen: »He did it for
better success«. Wie er diesen sinn aus den überlieferten worten ge-
winnen will, ist mir unklar geblieben ; das hätte doch etwa heissen
müssen: For betre timing he it dede. Und v. 4015 könnte dann nur
heissen: Er wandte sich zu anderer zeit oder anderem orte, was
sonderbar ausgedrückt wäre, abgesehen davon, dass v. 4012: And
ledde heni deden on oder stede., schon dasselbe erzählt war; übrigens
muss dort wol hini für hem stehen, vgl. Num. 23, 14: Cumque
duxisset eum in locum sublimem. Ich glaube also, dass v. 4015
wefide für wente zu lesen ist, wie v. 4017 steht, diese worte konnten
ja von einem abschreiber leicht verwechselt werden — und inter-
pungire dann so : Jfe ivende on oder stund or stede \ betre titning[e] ;
dor-fore he it dede = Er hoffte zu anderer zeit oder ort besseren
erfolg; desshalb that er es. Vgl. zum sinne Hs. cap. XXXIII:
. . . secundum errorem gentilium putans omnia locis inesse et tem-
poribus, et deum sicut hominem posse mutari.
201) V. 4045 f. :
Oc dan balaam wente a-gen,
Tagte he balaam quat migte ben
dis folc to dere etc.
Kleine beitrage zur erklärung und textkritik englischer dichter. II 231
Morris macht die richtige randnote: »Balaam teaches Balak how
to injure the Israelites«. Trotzdem hat er übersehen, dass der ab-
schreiber in v. 4046 aus versehen wieder balaam statt balaac ge-
schrieben hat. Oder liegt etwa nur ein durch beide auflagen gehen-
der druckfehler vor?
202) V. 4049 ff. :
»de ginge wimmen of din lond,
faiger on sigte an softe on hond.
And brigte on hewe, on speche glad,
"Wid dgere sal ic sondes sad
de du ten vt gen dis man.
V. 4052 Übersetzt Morris p. 168 so: »in haste shall I set apart
as messengers«. Diese deutung ist schon insofern verfehlt, als Balaam
zwar den rath gibt, mit der ausführung desselben aber gar nichts zu
thun hat. Auf den zu erwartenden sinn weist Hs. cap. XXXIV:
. . . consilium dedit eis, ut virgines, quarum specie illudi posset
castitas, circa tentoria Israel cum exeniisvenalibus mitterent.
Dadurch erklären sich wenigstens sofort die worte sondes sad als:
gute gerichte. Da ferner, wie schon bemerkt, der Sprecher mit der
ausführung des Vorschlages nichts zu thun hat, so muss sal ic ver-
dorben sein. Nun übersetzt der commentator selbst exenia in einer
note durch peregrinorum fercula ; es handelt sich also um für die
Israeliten seltene, auffallende gerichte; vielleicht ist demnach sal ic
in sellic zu ändern und für dgere, dere zu schreiben. Also : mit kost-
baren, seltenen und guten gerichten. Das einzige, was meines er-
achtens bei dieser erklärung bedenken erregen könnte, ist die häufung
von unverbundenen adjectiven bei dem worte sondes. Wenn jemand,
ohne der überliefenmg gewalt anzuthun, diesen übelstand beseitigen
kann, so soll mir seine Verbesserung willkommen sein. Jedenfalls
kommt inzwischen meine deutung der Wahrheit näher, als die des
herausgebers.
203) V. 4059 ff.:
Bute-if du migt forden dis red,
And hem fro godes luue led,
And fonde to wenden dus here dhogt,
for \vi ne wopen ne helped nogt«.
Morris : »unless thou canst follow this advice and Icad them
from god's love, and seek to turn thus their thought, for war nor
weapon helpeth not«. Ich vermag das for zu anfang der letzten
zeile weder im Urtexte noch in der neuenglischen Übertragung zu ver-
-j •! 2 E. Kölbing
Stehen, es sei denn, dass man den mit Buteif eingeleiteten satz zum
vorigen zieht und mit for einen neuen satz beginnen lässt, was in-
haltlich nicht angeht. Ich glaube demnach, dass for zu streichen
ist ; vgl. zum sinne dieser verse Hs. a. a. o. : . . . ut eos transgredi
leges patrias facerent, et deos colerent alienos, ut sie, deo suo irato
eis, vel ad modicum tempus humiliarentur ; deo enim eis propitio,
nee bella nee pestis aliqua eos corriperent.
204) V. 4066 :
In sichin singede Israel.
Gemeint ist S'ittim (Num. 25, i). Da nun ch und /// wie in
anderen hss. so in dieser sich graphisch sehr nahe zu stehen pflegen
(vgl. V. 3299 f.), so darf hier ohne bedenken sithhn in den text ge-
setzt werden.
205) V. 4077 f.:
Godes wreche dor haued of-slagen
XXIII dusent of dagen.
Da, wie schon öfters bemerkt, der dichter die zahlen genau zu
reproduciren pflegt, so sei erwähnt, dass nach Num. 25, 9 XXJIII z\x
schreiben wäre. Ebenso ist wol nach Num. 26, 51 v. 4090 für XX,
XXX zu lesen.
206) V. 4092 ff.:
Was non of hem told in tale or,
do moyses tolde hem and aaron,
dan [h]e gunnen fro egipte gon.
Vten iosue and caleph.
Alle alles he driuen in deades weph.
Der punkt nach gon ist zu streichen; vgl. Num. 26, 65 und
Hs. cap. XXXVI : inter quos nullus fuit eorum qui numerati fuerant
a Moyse et Aaron, praeter Josue et Caleb.
207) V. 4109 f. :
God hem andswerede : »iosue
Ig wile ben loder-man after de.
Für hem muss him gelesen werden ; vgl. dagegen Wülcker zu
V. 180.
208) V. 4127 f . :
do .XII. twelue kinderedes, on and on,
He gaf bliscing bileue gon.
bileue erklärt der herausgeber p. 174^ durch quickly, indem er
es wahrscheinlich mit bi Ufe identificirt, was nicht gebilligt werden
Kleine beitrage zur erklärung und textkritik englischer dichter. II -iß •?
kann, gon sieht er als part. prset. an und gibt es p. i88a durch
departed wieder ; also : rasch verschwunden ; aber wir erwarten doch
eher : ehe er ging, oder : in der absieht zu gehen ; also etwa : bi leue
[to] gon = um mit (ihrer) erlaubniss zu gehen? Indessen befriedigt
diese erklärung noch nicht ganz. Ausserdem muss natürlich v. 4127
entweder XII oder twchie \vegfallen.
209) V. 4132 ff . :
durg god him was siden dat on.
der he starf inne. de moab lond,
His bodi was biried wid angeles hond,
Ueber den sinn von v. 4132 geben die anmerkungen keinen
aufschluss. Man kann doch nur übersetzen: durch gott ward ihm
darauf das allein zu theil. Aber damit würde auf etwas noch zu er-
zählendes hingewiesen, während das hier gemeinte — das sehen des
gelobten landes — schon in den vorhergehenden versen berichtet
war. Vielleicht ist für siden, giuen zu lesen, obwol ich die ver-
schreibung nicht zu erklären vermag. V. 4133 ist der ganz sinnlose
punkt nach inne zu streichen, vgl. Deut. 34, 5 : Mortuusque est ibi
Moyses, servus domini, in terra Moab.
210) V. 4153:
Esdras is witnesse of [his] sage.
He was wel wis of de olde läge.
Dass vor sage ein wort ergänzt werden muss, ist wahr, nur
dürfte his nicht die richtige ergänzung bilden. Vgl. Hs. Deut. cap. XX:
Hoc capitulum finale, ut ferunt, apposuit Esdras, sicut ab illo loco:
»Ascendit Moyses« usque ad hunc locum ferunt Josue apposuisse.
Unter sage ist also die erzählung von dem tode des Moses gemeint;
es ist folglich dis statt his einzusetzen.
Wenn ich diese kritischen notizen zu einem der hervorragendsten
englischen gedichte des 13. Jahrhunderts hiermit verötfendiche, so
bilde ich mir keinesweges ein, überall das richtige getroffen oder auch
nur alle der erklärung bedürftigen stellen erörtert zu haben. Gar
manche erklärungen des herausgebers sind mit stillschweigen über-
gangen, nicht weil ich mit denselben einverstanden war, sondern nur,
w-eil ich nichts besseres zu bieten wusste. Schon wenn es mir ge-
lingen sollte, durch meine arbeit die aufmerksamkeit der fachgenossen
334
F, Liebrecht
in höherem grade als sie ihm bisher zu theil geworden, auf dieses
interessante denkmal zu lenken , würden die vorhergehenden seilen
nicht umsonst geschrieben sein.
Breslau, im sept. 1879.
E. Kölbing.
ZUR ENGLISCHEN BALLADENPOESIE.
In der »Collection of seventy-nine Black-Letter
Ballads and Broadsides, printed in theReign of Queen
Elisabeth between the years 1559 and 1597 etc. London
1870« befinden sich zwei bailaden, von denen die eine (p. 227)
so lautet :
»What lyfe ist beft? The nedy is füll of woe and awe,
The welthy füll of brawles and quarells of the law ;
To be a maryed man how much art thou beguiled,
Seeking thy reft by carking still for houfhold, wif and child!
To tili it is a toyle to grace t-) a gredy gaine,
And such as gölten is wilh drudging and with paine.
A fhrewd wyfe bringes debate, — wiue not and neuer thriue.
Children are a Charge, — childlefs, the greateft lack aliue ;
Youth witlefe is and frayle, age fickly and forlorne ;
Then best it is to dye betime, or neuer to be borne.«
Die andere ballade, überschrieben »A Paradox« (p. 192), lautet:
»What lyfe is beft to lead in cittya) or in towne?
In th' one both witt and wealth, court getts us great renown ;
The country keepes in health, bringes quietnes of mind,
Where wholfome ayre with exercife and pretty Sportes we find.
Wed and thou haft a bed of folace and of ioye;
Wed not and haue a reft without anoy 3) ;
The fetled loue is fafe, fwete is the loue at large ;
Thy children are thy com forters, no childrun are no charge ;
Youth lufty is and getts, age honnord is and wife;
Then not to dye or be vnborne is beft, by my aduife.«
Der herausgeber bemerkt zu ersterem gedichte; »This is in
manuscript and signed by the initials I. G. in a monogram. It is
similar in character and evidently by the same writer as the poem
i), to graze? — 2) country? — 3) Dieser vers ist unvollständig.
Zur englischen balladenpoesie -? -? e
already printed at p. 192, but it is on a separate paper, and
apparently another essay.« Ob es sich damit so verhält, steht dahin;
denn beide balladen sind Übersetzungen oder bearbeitungen zweier
epigramme der Anth. Gr. 1. IX, no. 359, 360, deren ersteres (von
Posidippos oder dem komödiendichter Plato) fragt, »welchen lebens-
pfad man wol einschlagen solle. Auf dem markte {ayoQÜ, forum)
herrsche streit und arges treiben, zu hause aber sorgen; auf dem
lande grosses mühsal ; auf der see schrecken ; in der fremde, wenn
man was besitzt, ängstlichkeit 5 wenn man nichts besitzt, so ist es
noch schlimmer. Ist man verheirathet, so fehlt es nicht an kümmer-
nissen \ bleibt man ledig, so lebt man verlassen ; hat man kinder, so
hat man verdruss ; ein kinderloses leben ist Verödung. In der jugend
handelt man unverständig, im alter dagegen ist man erschlafft. Wenn
man also zu wählen hätte, so sollte man entweder nicht geboren
werden oder gleich nach der geburt sterben.«
Hierauf nun antwortet Metrodoros in dem zweiten epigramm,
»dass man jeden lebenspfad einschlagen könne; denn auf dem markte
finde man rühm und rüstiges treiben, zu hause aber erholung ; auf
dem lande den reiz der freien natur ; auf der see gewinn ; in der
fremde, wenn man was besitzt, ansehen ; wenn man nichts besitzt,
helfe man sich selber. Ist man verheirathet, so lebt sich's im schösse
der familie gar gut; bleibt man ledig, so lebt man noch besser; hat
man kinder, so hat man freude, ein kinderloses leben aber ist sorgen-
frei. In der jugend ist man kräftig, im alter dagegen geehrt. Man
hat also nicht nöthig zu wählen, ob man lieber nicht geboren werden
oder gleich nach der geburt sterben solle; denn beides ist gut.«
Nach dem hier mitgetheilten also möchte es scheinen, als ob
der Verfasser der ersten bailade nur das epigramm no. 359 gekannt
oder auch dasselbe allein nur habe übertragen wollen, während der
besitzer der gedruckten balladen, welcher auch das darauf folgende
epigramm kannte, durch eine Übersetzung desselben jenem antwortete
imd letztere auf einem losen blatte der sammlung einfügte. —
In den Roxburghe Ballads. Edited by Charles Hindley.
London 1873 befindet sich vol. I, p. 409 ff. ein »Song of an Eng-
lish Merchant, borne at Chichester«, worin berichtet wird, wie dieser
kaufmann in der Stadt Emden bei einem streite einen mann tödtetc
und deshalb zum tode verurtheilt wurde. Als er bereits auf dem
schaffot stand und nur noch, che er sein haupt auf den block legte,
der wittwc und den zwei kleinen kindern dos von ihm umgebrachten
eine grössere geldsumme vermachte,
ZZf'
F. I.iebreclit
j>Thi.s was no sooner spoke,
But that to Stint his griefe,
Ten goodly Maids did proffer him
For love to beg his life:
This is our law, quoth they,
We niay your death remove,
If you, in lieu of uur good will
will grant to us your love.
Brave Englishman, quoth one,
'Tis I will beg thy life!
Nay, quoth the second, it is I,
If I must be thy wife !
'Tis I! the third did say;
Nay, quoth the fourth, 'tis I.
So each one after other said,
still waiting his reply.«
Der kaufmann jedoch will das anerbieten der Jungfrauen nicht
annehmen, bis endlich eine derselben erklärt, sie wolle ihm im tode
folgen und zusammen mit ihm sterben, da sie ihn innig liebe.
»But can it be, hee said,
That thou dost love mee so? —
'Tis not by long acquaintance, sir,
whereby true love doth grow ! c
Der kaufmann wurde gerührt, ebenso das umstehende volk, das
in ein beifallsgeschrei ausbrach,
»And said it had great pitie been
so sweet a man should die.«
I goe, my Love, shee said,
I riin, I flye for thee!
And, gentle Headsman, spare a while
My Lover's life for mee !
Unto the duke shee went,
WTio did her griefe remove;
And with an hundred Maidens more,
shee went to fetch her Love.
With musicke soundlng sweet
The formost of the traine,
This gallant maiden like a Bride,
Did fetch him backe againe:
Yea hand in hand they went
Unto the church that day.
And they were married presently
in sumptuous rieh array.
Zur englischen balladenpoesie -y-y-j
Diese bailade gründet sich auf einen alten weitverbreiteten rechts-
brauch oder gewohnheitsrecht, das ich in meinem buche : Zur Volks-
kunde, p. 433 f. besprochen, und wonach ein Verbrecher von der
todesstrafe befreit wurde, wenn eine Jungfrau sich entschliessen konnte,
ihn zu heirathen. —
In denselben Roxburghe Ballads vol. I, p. 434 fif. begegnen wir
einer bailade, überschrieben »Faire fall all good Tokens or A pleasant
new Song, not common to be had, Which will teach you to know
good tokens from bad';. Sie enthält eine grosse zahl von Wahr-
zeichen, aus denen man die zukunft erkennen kann, und die alle
scherzhafter art sind, wie etwa folgende :
»He that hath gain'd much silver
and doth possesse much gold,
It is a token that he shall be rieh,
if he his substance hold :
But he that hath but little störe
and spendeth all and something more,
It 's a token that he shall dye poore,
to say't you may be bold;«
und von gleicher art sind alle andern Vorzeichen. Das ganze lied
erinnert an das deutsche von der :>Zigeunerin« in Simrock's Volks-
lieder nr. 368, wo es heisst:
»Gieb blanker bruder gieb mir wein,
Und lass die hand mich sehn,
So will ich wahrhaft prophezein
Was sicher wird geschehn.
Merk auf es ist ein hohes wort
Und liegt viel Weisheit drin,
Sind vierundzwanzig stunden fort,
So ist ein tag dahin.
Sobald es nacht geworden ist
Sind alle katzen grau,
Und wenn der mann die männin küsst,
So küsst er seine frau.« U, s. w.
Zwischen dem engHschen und dem deutschen volksliede herrscht
eine gewisse innere Verwandtschaft; doch sind wol beide selbständig
entstanden. —
Die in rede stehende Sammlung enthält auch vol. II. p. 312 ft.
eine bailade, betitelt .The little Bar ly-Corne«, eine der zahl-
reichen Versionen, die mit demselben namen in England und Schott-
land verbreitet sind , obwol Burns' bearbeitung dieses stoftes die
E. Kölbing, Englische Studien. III. 2. 22
338
H. Ottmann
bekannteste sein dürfte. Aber auch in Deutschland war letzterer nicht
unbekannt , wie ich entnehme aus dem antiquarischen katalog von
Calvary & Co. in Berlin 1864, nr. 45, p. 16, wo aufgeführt ist:
;v Wurst -Beschreibung, Span -Neue. Darinnen nicht allein von unter-
schiedlichen Nationen der Missgeburten, der ketzerischen Würste, son-
dern auch von Verfertigung der echten Sächsischen Würste gehandelt
wird, Wobey auch Martyrologia Hordei, wie das Edle
Gersten-Korn so viel Marter ausstehen muss; zum Druck
befördert durch Marcus Knackwurst, übersehen durch Johann Wurst-
horn, Stadschreibern in dem Westphalischen Schwein-Paradiese. Ge-
druckt zu Schweinfurth im Lande Wursten durch Hans Darm. 1689. 4.'
I.ÜTTICH.
Felix Liebrecht.
ÜBER DIE WAHL DES LESESTOFFES IM ENG-
LISCHEN UNTERRICHT AUF DER REALSCHULE
ERSTER ORDNUNG.
Die aufnähme des Englischen in den kreis der schuldisciplinen
ist noch nicht zwei lehrergenerationen alt, und erst seit jüngster zeit
konnte der Staat über lehrkräfte verfügen, welche das Studium der
englischen spräche wissenschaftlich hatten betreiben können. Bedenkt
man, dass bei diesem mangel einer sichern und allen gemeinsamen
grundlage den lehrern vielfach eine dilettantenhafte Sprachfertigkeit
als lehrziel vorschwebte, so wird man die unfertige vielköpfigkeit im
englischen Unterricht sehr begreiflich finden. Vornehmlich zeigt sich
diese in dem mangel an Übereinstimmung in der behandlung der
grammatik und in der wähl der lectüre. Während selbst im Fran-
zösischen einige treffliche leistungen auf dem gebiet der schulgramma-
tik viel antiquirte lehrbücher von der concurrenz ein für alle mal
ausgeschlossen haben, und man die pädagogische methode wol im
grossen ganzen als gefunden bezeichnen kann, machen in der eng-
lischen grammatik noch die verschiedenartigsten producte sich das
terrain streitig. Nicht minder weit divergiren die ansichten über den
zu wählenden lesestoft". Die vielfach ungebührlich vorherrschende
richtung auf die praktische Verwendung der spräche hat hier einer
anzahl von Schriftstellern den weg in die deutsche schule geöffnet,
Ueber die wähl des lesestoffes im englischen Unterricht etc. 339
welche diese auszeichnung nicht im mindesten dem von ihnen be-
handelten, oft sehr unbedeutenden stofif, sondern lediglich ihrer glatten,
dem conversationston und dem briefstil nahestehenden spräche ver-
danken. Da die menge solchen mittelgutes gross ist, so sieht man
sich in einen embarras de richesse versetzt, aus dem oft genug nur
rein persönliche rücksichten geholfen haben mögen, zumal die
pädagogische tradition noch keinen anhält bot. Denn wenn die
tradition für die lebenden sprachen auch weniger autorität haben
wird, als für die alten, insofern als die lebendige entwickelung
des lehrobjektes den Unterricht nie zu todter abgeschlossenheit ge-
langen lassen kann, so würde doch die entwickelung der englischen
spräche und litteratur in der hier in rede stehenden zeit ein aufgeben
einer tradition, falls sie bestanden hätte, nicht bedingt haben. Die
actuelle divergenz ist aber um so betrübender, als die aussichten auf
eine baldige Verständigung über die einheitliche wähl der schulautoren
eine sehr geringe ist. Zunächst wird man die sehr menschlichen
äusserungen verletzten Selbstgefühles fürchten müssen ; die einzelnen
anstalten, resp. lehrer, werden geneigt sein, an der einmal getroffenen
wähl festzuhalten. Und das mittel, sie zur vertheidigung derselben
zu nöthigen? — Die direktoren-conferenzen haben bis jetzt unsrem
gegenstände zu wenig aufmerksamkeit geschenkt, und bis zur Schei-
dung der realschule von dem gymnasium in diesen berathungen wird
man eine gründliche und erfolgreiche behandlung unserer frage um
SO weniger erwarten können , als die erstere bei den Vorsitzenden
provinzialschulräthen nicht selten auf missgünstige vorurtheile stösst.
So lange aber die frage nur privater erörterung, etwa in gelegent-
lichen Programmen, überlassen bleibt, so lange es ihr nicht gelingt,
die allgemeine aufmerksamkeit, wenigstens der zunächst betheiligten,
zu gewinnen und zu fesseln, sei es in folge einer officiellen anregung,
sei es in folge einer bedeutenden darstellung, — so lange steht zu
befürchten , dass das bedeutende , was gelegentlich zu ihrer lösung
beigetragen wird , die beabsichtigte und wünschenswerthe Wirkung
nicht hat, weil die indolenz jeder und der egoismus jeder nicht selbst
gewünschten neuerung feind ist. Inzwischen besteht bei erfahrenen
Schulmännern der wünsch nach bescitigung der buntsclieckigen Ver-
schiedenheit, welche hinsichtlich der Icctüre auf unsren realschulen
sich findet. Diesem wünsche haben wir die »Bemerkungen über
die französische und englische lektüre in den obern
reale lassen« (Ruhrort, Brendow (!^' Sohn 1879) "^'on dr. Münch,
direktor der realschule erster Ordnung zu Ruhrort a. Rhein , zu ver-
34°
n. Ottmann
danken, welche er seinem Jahresbericht 1878 -1879 vorausgeschickt
hat. Diese »Bemerkungen", behandeln zur hSlfte also auch unser thema.
Der Verfasser erkennt die ganze Wichtigkeit der frage, wenn er
verlangt, dass »die lectüre im mittelgrund der Studien bleiben muss>
(p. 4). Deswegen aber soll sich der lesestoff durch seinen Innern
werth als würdig erweisen; er meint (p. 5) »mit einem worte etwa
das, was man im deutschen Unterricht lesen würde, wenn es deutsch
geschrieben wäre.« Diese kurze formel ist wol nicht sehr glücklich
und nur im gegensatz zu der ansieht aufgestellt, welche von der be-
deutung des lesestoffes für die geistige ausbildung des schülers mehr
oder weniger absehend, die entscheidimg den rein sprachlichen gründen
zuweist; aber um so kräftiger drückt sie die ansieht des Verfassers
aus, der das hauptcriterium in dem gedankengehalt findet. Und wer
könnte ihm aufrichtig die Zustimmung dabei versagen? Lässt sich
doch a priori annehmen, dass dem manne, der bedeutende gedanken
producirt, auch die correcte form zu geböte stehen wird, während die
correcte form oft genug inhaltslos ist. Aber die grossen Schriftsteller
schreiben meist nicht die spräche des gemeinen lebens, und in der
conversation erörtert man nur ganz ausnahmsweise bedeutende ge-
danken; so wird der schüler mit dem elevated style bekannt, und die
diction des gewöhnlichen lebens bleibt ihm fremd. Wenn er auch
seine eigenen gedanken in einer »preciösen« form mit einiger ge-
läufigkeit aussprechen könnte, so wird es ihm doch unmöglich sein,
den auseinandersetzungen eines Engländers aus seiner gesellschafts-
sphäre, geschweige eines unter ihm stehenden, zu folgen. Dieser
einwurf trifft unsern Verfasser keineswegs unvorbereitet. Er hat ihn
sogar vorausgesehen, aber in richtiger erkenntnis der Stellung der
schule zum leben weist er diese banausische aufgäbe zurück, er vin-
dicirt dem fremdsprachlichen unterrichte auch auf der realschule die
höchste aufgäbe: die bildung des geistes und des Charakters. Darum
hebt er es wiederholt hervor, dass die ansieht verkehrt sei, »dass die
»deutsche' ausbildung im deutschen Unterricht allein gegeben werden
könne« (p. 11); und er hegt die Überzeugung, dass auch der real-
schule erster Ordnung ein idealer charakter anhaften soll (p. 4).
P. 6 — 8 geben dann eine skizze von der verschiedenartigkeit der
lectüre auf den verschiedenen anstalten, die sich nicht allein auf das
quantum, die autoren, sondern in sehr befremdendem grade auch auf
die classen erstreckt, in denen dieselben autoren, dieselben werke
dem unterrichte zu gründe gelegt werden. Wol nur aus übertrie-
bener rücksichtnahme — das material ist ja aus allen zugänglichen
Ueber die wähl des lesestoffes im englischen Unterricht etc. ^aj
Programmen geschöpft — ist die nennung der anstalten unterblieben.
Eine rein tabellarische Übersicht, nach richtigen gesichtspunkten auf-
gestellt, wäre hier vermuthlich recht lehrreich gewesen : das alter der
anstalt, ihre geographische läge, alter und rang der lehrer etc. hätten
wohl fruchtbare gesichtspunkte abgegeben, und selbst die geschichte,
■welche diese sache (sicherlich auch hat, wäre — nicht bloss für
unsere frage — instructiv gewesen. Doch der Verfasser hat nur
»bemerkungen« liefern wollen; wir haben also kein recht, eine nach
irgend einer seite erschöpfende abhandlung von ihm zu fordern. — •
Auf p. g beginnt das scrutinium : »Wie ist's nun mit dem ge-
halt der gewählten lectüre?« Zuerst wird die leichtere waare der
privatlectüre und der cursorischen classenlectüre zugewiesen : »Es mag
da die liebenswürdige Dickens'sche erzählung, vielleicht der Scott'sche
roman , es mag Longfellow, auch Marryat, auch Goldsmith's Vicar
seine rolle spielen, und eigenthch ist auch nur hier Irving's Sketch
Book am platze« (p. lo). Darauf wird die frage aufgeworfen:
»Und welche nahrung ist es denn, die wir unserer Jugend als regel-
mässige bieten sollen?« Die »bemerkungen« stellen hier noch ein-
mal »einige allgemeine gesichtspunkte« auf, die bei der wähl mass-
gebend sein sollen : »Was nur das gefühl angeht, sei es auch das
moralische, kann nicht der stoff werden, den mann und Jüngling mit-
einander in ernster, treulicher arbeit bewältigen, nicht die nahrung,
durch welche dieser seinen geist zur stufe jenes emporbilden soll.« —
»Das denken muss vor allem in anspruch genommen werden (auch
bei tüchtiger poesie ist das in erster linie ja doch der fall). Das
denken des Schülers aber muss auch, wenigstens nachdem er zeit ge-
habt hat, einzudringen, die gedanken des autors wirklich bewältigen
können, so dass kein residuum bleibt von blossem wortstoff, vager
empfindung oder nebelhafter Vorstellung.« Sodann lässt der Verfasser
die einzelnen litterarischen genres revue passiren. Er erinnert kurz
an die mängel der historiker, missbilligt aber zu grosse strenge, weil
sonst schwerlich auch nur einer sich behaupten könnte. Die scrupel,
welche Robertson, Hume, Lingard, Macaulay erregt haben, müssen —
er spielt bei den drei ersten nur auf sie an — nicht so schwer-
wiegend sein, als ihre Vorzüge ; denn , wie Münch selbst eingangs
dieses abschnittes sagt: »Für die historiker verlangt man fast allent-
halben, verlangen durchweg die autoritäten den breitesten räum.« Er
empfiehlt sodann besonders die biographie (j). 12), ohne eigentlich
ein repertoir dafür zu geben. Ob man lebensbeschreibungen von
»männern der friedlichen Wissenschaft« zulassen dürfe, »hängt mit
342
H. Ott mann
allgemeinen wichtigen fragen zusammen , die die zukunft zu lösen
haben wird: (p, 13). Die /rein exactwissenschaftlirhen Schriften
werden kurz zurückgewiesen mit den werten: >/ Machen wir nicht
einen wichtigen Unterrichtszweig zur magfl eines andern. Behalten
wir das hohe ziel einer allseitigen, harmonischen ausbildung oder viel-
mehr anregung im äuge.« Freilich scheint diese ansieht des Ver-
fassers nur für den heutigen stand der naturwissenschaften zu gelten,
nicht für den, den er voraussieht, da »die naturwissenschaften in den
deutschen Unterricht hineinreichen werden.« — Er urtheilt ferner, j'dass
alles, was in die Sphäre der flüchtigen essays, der plauderei, auch der
briefe, und auch fast alles, was in die bloss litteraturgeschichtliche
schlägt, keinen regulären lectürestofif abgeben kann;« nur Macaulay's
Milton scheint ihm zu verführerisch imd Clive und Hastings ent-
rücken ihm leider den jugendlichen geist in eine zu fern liegende
Sphäre. — »Die grossen parlamentsredner der Engländer« werden
»in sorgfältiger auswahl und Zubereitung« als >/ angemessene« lectüre
bezeichnet. — Ueber die philosophischen werke urtheilt Münch —
zugleich eine probe seiner wenig entschiedenen spräche — p. 14 so:
»Wenn eine so ernste anforderungen stellende lectüre den meisten
nicht nahe genug zu liegen scheinen w^ird, so wird man doch mit
nichten sich ihr gegenüber unter allen umständen ablehnend verhaltea
dürfen. Nur wird das terrain für eine geistige bethätigung dieser
art doch immerhin mehr im deutschen Unterricht zu finden sein.« —
Zur poesie übergehend, will Münch die lyrik mit vollem recht auf
»eine massige anzahl von proben« beschränkt wissen. Von der epi-
schen dichtung erscheint ihm the Paradise Lost am unbedenklichsten.
Das drama repräsentirt allein Shakespeare, dessen Caesar, Macbeth,
Coriolanus , Richard II. und Merchant of Venice allgemein in die
erste linie gestellt werden. Am schluss lehnt es der Verfasser ab, ein
facit zu ziehen und einen canon zu entwerfen, denn nur wenige wür-
den sich binden wollen oder beherrschen lassen. Auch sei seine ab-
sieht nur gewesen, es fühlbar zu machen (p. 18), »dass das was
unserer lectüre noch recht eingehender, strenger und vielseitiger prü-
fung unterliegen müsse.« Jedermann und insonderheit wir sind dem
Verfasser, den ernster idealismus und ruhige besonnenheit auszeichnen,
für seine bemerkungen zu grossem danke verpflichtet, \venn gleich
wir im ganzen eine entschiedenere spräche und zuweilen ausführungen
statt zager andeutungen gewünscht hätten. Die abhandlung macht
den eindruck, als hätte der Verfasser mit vielem zurückgehalten aus
furcht, kein echo zu finden oder polemik hervorzurufen ; der Verfasser
Ueber die wähl des lesestoffes im englischen Unterricht etc. ^43
fühlte sich vielfach allein, wo er gerne einen kampfgenossen zur seite
gehabt hätte.
Wir wenden uns nun der frage zu: Weshalb ist eine einheit-
hche schullectüre anzustreben ?
Wenn es englische werke gibt, die sich gar nicht oder weniger
als andere zu lehrmitteln eignen — eine Voraussetzung, die wol nie-
mand im ernste bestreiten wird, — so folgt ebenso unstreitig, dass
es einige bücher geben muss, die dem schulzwecke am besten dienen.
Da ferner — darin sind die pädagogen einig — die Schulzeit, speciell
die dem englischen Unterricht zufallende, im verhältniss zu dem zu
erreichenden ziel gar kurz bemessen ist, so wird es pflicht jedes
lehrers sein, die möglich beste methode, die möglich besten lehr-
mittel anzuwenden. Also werden die werke, welche bei der prüfung
sich als die geeignetsten herausgestellt haben, alle andern verdrängen
müssen. Diese argumentation ist nicht neu und scheint pedantisch,
aber sie ist darum nicht minder am platze. — Wie erklärt sich nun
die Verschiedenheit? Besteht verdacht, dass die schullectüre vielfach
ohne Überlegung gewählt sei? Welcher grund liegt denn vor, zu be-
zweifeln, dass jede anstalt oder jeder fachlehrer mit grösster gewissen-
haftigkeit bei der auswahl verfahren sei? Keiner, bezüglich der ge-
wissenhaftigkeit , aber angesichts der weit aus einander gehenden
Wahlresultate genug, bezüglich der wahlcompetenz — ganz abgesehen
von der Verschiedenheit des ins äuge gefassten lehrziels. Ja, es liesse
sich sogar denken, dass bei der Schwierigkeit der aufgäbe in manchen
punkten das richtige überhaupt noch nicht gefunden sei. Die päda-
gogik ist in praxi eine kunst; ihre ausübung besteht in der jederzeit
passenden anwendung der auf ihrem gebiete gemachten erfahrungen.
Diese aber sind bis jetzt weder in einer zu systematischem aufbau
genügenden Vollständigkeit vorhanden — wir erinnern beispiels halber
nur daran, dass eine so wichtige frage wie die, wann induction, wann
deduction anzuwenden sei, für den sprachlichen Unterricht noch gar
nicht entschieden ist — noch, so weit sie gemacht sind, gemein-
gut aller altern , geschweige der Jüngern pädagogen geworden.
Während ferner die taktischen leistungen der höheren officiere einer
scharfen praktischen prüfung unterliegen , wird die tüchtigkeit eines
lehrers noch keineswegs darnach beurtheilt, wie weit er sich die all-
gemein angenommenen pädagogischen grundsätze zu eigen gemacht
hat und bei seinem unterrichte anwendet. Wie wäre es sonst mög-
lich, dass hier ein erster oberlehrer bei Plato wie bei Homer immer
nur auf die hypothetischen sätze zurückkommt und von den ideen
344
H, Ottmann
des ersteren und der Schönheit des zweiten zum höhn seiner schüler
nichts weiss? Oder dass dort ein anderer bei Moliere unablässig
versfüsse nachzählt, ein dritter bei Shakespeare nur nach abweichungen
vom modernen Sprachgebrauch sucht? — Wenn solche arge fehler
bei der interpretation durchaus nicht selten sind, ist man da nicht
zu der ansieht berechtigt, dass nicht alle fachlehrer bei der wähl der
lectüre competent, wenigstens bei weitem nicht gleich competent sind r
Und darum soll man den unleugbaren missgriffen vorbeugen, sich
über einen canon einigen, der — das mag vor der band unausge-
schlossen bleiben — einige parallelglieder haben könnte.
Welche gründe liegen denn vor, jedem lehrer oder jeder anstalt
die wähl ganz frei zu lassen? Sollen nicht alle realschüler von den-
selben anfangen zu demselben ziele geführt werden ? Wie kann das
anders geschehen, als auf demselben wege und an denselben lehr-
mitteln? — Man kann einwenden, — und hat es gethan (cf. auch
Münch, Bemerkungen p. 9) — dass die verschiedene individualität
des lehrers wol auch ganz verschiedenen Stoff erheischt, und dass der
eine seiner ganzen anläge und bildung nach die schüler an einer
moralischen erzählung so weit fördert, als der andere an einem histo-
riker. Dass dieses bis auf die vocabelkenntniss in rein sprachlicher
beziehung der fall sein könnte , soll zugegeben werden ; allein die
Verschiedenheit der genres und ihrer ideenkreise wird doch bei ge-
nauerer erwägung das paritätische verhältniss aufheben, je nachdem
man der moral oder den historischen thatsachen die grössere päda-
gogische Zweckmässigkeit zuschreibt. Aber dieser hätte seine
schüler an dem historiker, jener an der moralischen erzählung nicht
so weit gefördert, wie sie es an den Stoffen ihrer eigenen wähl ver-
mocht haben. Will man diesen einwurf gelten lassen, so müsste man
mit dem Wechsel des lehrers auch jedes mal auf wünsch des letztern
Wechsel der lectüre eintreten lassen. Sodann aber — und das ist
das w^ichtigste — je mehr pädagogische erfahrungen man zu seinem
eigenthum macht und je mehr freude man an der lehrthätigkeit als
solcher gewinnt, um so mehr wird das persönliche interesse zurück-
treten , das pädagogische hervortreten , so dass der stoff , der aner-
kannter massen dem erziehungszwecke am besten dient, auch der
am meisten willkommene ist. Kurz, wer der individualität des lehrers
sogar auf die wähl der lectüre einfluss gestattet, verkennt die selbst-
lose aufgäbe der pädagogik.
Eine concentration der lectüre auf einige wenige werke muss
ganz vorzüglich dem unterrichte zu gute kommen. Die pädagogische
Ueber die wähl des lesestoffes im englischen Unterricht etc. •?45
schriftstellerei, welche jetzt zu einer, fast möchte man sagen, unüber-
sehbaren, jedenfalls aber unübersichtlichen breite angeschwollen ist
und noch immer im wachsthum begriffen scheint, wird sich in ihren
tüchtigsten repräsentanten eben diesen auserwählten werken zuwenden
mit der allgemeinsten beifalles sichern absieht, zu zeigen, wie sie am
besten für die schule auszunutzen seien. Dann lässt sich hoffen, dass
aus dem commentar zu Schulausgaben alles, was nicht hineingehört,
verschwinden, das unzuverlässige und falsche durch das richtige er-
setzt werden wird. Dann darf man wol auch hoffen — was nicht
weniger noth thut — pädagogische ausgaben entstehen zu sehen, die
auch dem erfahrenen lehrer eine dankenswerthe anregung und Weiter-
bildung bieten, dem jungen aber zur einführung in die methode und
ihre praktische anwendung ganz unentbehrlich sein werden. Wir
verstehen unter pädagogischen ausgaben solche , die den text in
extenso so behandeln, wie es der lehrer in der classe thun soll. Wir
besitzen ein vortreffliches buch , welches nicht nur die theorie des
deutschen aufsatzes entwirft, sondern auch in praxi lehrt, wie der
lesestoff zu themen zu verarbeiten und die schüler zu ihrer behand-
lung anzuleiten seien. Eine nicht minder verdienstliche that wäre
eine theoretische interpretationslehre mit concreten beispielen und
mustern oder ausführliche bearbeitung einzelner werke von diesem
gesichtspunkte aus. Eine allen oder auch nur den wesentHchsten
pädagogischen ansprüchen genügende interpretation ist eine der
schwierigsten leistungen, und es fehlt nicht an männern, die im lehr-
amt ergraut sind und dieser aufgäbe , ich will nicht sagen , nicht
immer, sondern vielmehr immer nicht gewachsen sind. Sie nimmt
den lehrer nach so vielen selten in anspruch, dass es überaus schwer
ist, den anforderungen der grammatik, des lexikons, der sachlichen
erklärung, der richtigen darstellung des gedankens etc. gerecht zu
werden. Und doch hängt davon ausserordentlich viel ab. Man be-
hauptet, wenigstens lehrt das unsere erfahrung, nicht zu viel, wenn
man sagt, dass nur in den seltensten fällen die diesen vier theilen
der interpretation gewidmete zeit und mühe in normalem verhältniss
stehen. Wie häufig absorbirt das wort den geist ! Dass hier also ein
immenses arbeitsfeld liegt, wird jeder zugeben. Wir wählen noch ein
concretes beispiel , mit absieht ein sehr einfaches, aus Dickens
A child's History of England, einem vielfach zur schullectüre benutzten
werke, das auch Münch p. 12 für tertia a und secunda b cmi)fichlt.
Dort heisst es in der erzählung von den Streitigkeiten zwischen
Johann und seinem neffen Arthur : The people of Brittany had becn
-746 !!• Otlmann
fond of hini from his birth , and had requested that he might Ije
called Arthur, in remembrance of that dimly-famous English Arthur,
of whoni I told you early in this Ijook, whom they believed to have
been the brave friend and companion of an old king of their own.
Dass diese stelle in beziehung auf grammatik und worterklärung für
Obertertianer und für untersecundaner nicht ganz gleich behandelt
werden kann, liegt auf der hand ; z. b. die synonyma von to request
zu behandeln, scheint uns für die obertertia verfrüht. Noch grösser
ist der unterschied hinsichtlich der Sacherklärung, Dem Obertertianer
genüge die Weisung des autors, wenn, was ich augenblicklich nicht
controliren kann, er anders eine abgeschlossene erklärung bietet; in
der untersecunda wird von dem stände der historischen und littera-
turgeschichtlichen kenntnisse ein weiteres eingehen, und der grad
desselben, auf Arthur und den weiterhin im texte erwähnten Merlin
abhängig zu machen sein. Wie geschieht dies am besten? Wie
schildert man diese nebelhaften gestalten der geschichte und der
epischen dichtung, so dass man allen verständlich wird und der
poetische reiz doch nicht ganz verloren geht? Gäbe es eine päda-
gogische ausgäbe dieser History of England, so wäre mit ihrer be-
handlung dieser stelle ein festes fundament für weitere Verbesserungen
gegeben ; jetzt bleiben alle auf diese stelle gewandten bemühungen
vereinzelt, und das gelungene auf den unmittelbaren Wirkungskreis
des Anders beschränkt. Es versteht sich von selbst, dass diese stelle
verhältnissmässig nur sehr geringe Schwierigkeiten hat; aber es sollte
gezeigt werden, wie auch stellen, die nicht zu den »harten nüssen«
gehören, selbst bei fleissiger präparation nicht immer glücklich be-
handelt werden mögen. — Eine solche ausgäbe, wie wir sie im sinne
haben, müsste auch eine musterübersetzung enthalten. Die über-
setzungskunst ist keine leichte, und ihr wesen wird ganz verschieden
aufgefasst: bald wird möglichst wördicher anschluss an das original
verlangt, so dass die Übersetzung den deutschen sprachcharakter ver-
leugnet, bald ein flüssiges glattes Deutsch, in dem niemand das ori-
ginal erkennt. Die englische spräche besitzt bei aller Verwandtschaft
mit der deutschen eine anzahl grosser und höchst wirkungsvoller
syntaktischer freiheiten, deren unsere muttersprache entbehrt. Sie hat
ausserdem in ihrem Wortschätze viele sehr bezeichnende und charakte-
ristische ausdrücke und Wendungen, mit deren wiedergäbe nicht der
Schüler allein oft vergebHch ringt. Wenn z. b. in jener oben citirten
stelle dr. Gustav Schneider (Englisches lesebuch^, Frankfurt a. M.
1876) dimly-famous erklärt: matt bekannt, d. h. wenig bekannt, so
Ueber die wähl des lesestoffes im englischen Unterricht etc. ■y^n
scheint uns dieser ausdruck den sinn des Originals nicht zu treffen ;
es heisst vielmehr »sagenhaft berühmt«, aber doch genügt diese Ver-
sion nicht ganz, denn sie entfernt sich dem wort nach zu weit
vom englischen ausdruck. Vielleicht gibt es eine auch nach dieser
seite befriedigende Übersetzung. Gerade in beziehung auf das fin-
den des treffenden wortes kann man sagen, dass der eine nur nach
langer mühe oder nie auf das verfällt, was dem andern — viel-
leicht in folge einer zufälligen ideenassociation — von selbst kommt.
Und doch handelt es sich nur um ein wort ; man erlasse es uns, eine
längere passage anzuführen. Dass die hier nur kurz berührten
Schwierigkeiten der grammatischen behandlung, der sacherklärung,
der Übersetzung sich unausgesetzt wiederholen, und dass, je nachdem
sie mehr oder weniger glücklich vom lehrer überwunden werden, der
Unterricht in ganz verschiedenem grade fruchtbringend und erspriess-
lich sein muss, bedarf ebenso wenig eines beweises, wie dass es
wünschenswerth wäre, dass man in unserer zeit, wo man dem flüch-
tigsten und unbedeutendsten dauer und bestand zu verleihen im
Stande ist, die unzweifelhaft zahlreichen glücklichen lösungen von
interpretationsschwierigkeiten im interesse des pädagogischen fort-
schrittes fixirte, sammelte und der öffentlichkeit übergäbe. Je grösser
aber das repertorium ist, aus dem die einzelnen schulen ihre lectüre
hervorholen, um so weniger fortschritte wird die methode der inter-
pretation machen. Also auch darum ist eine bedeutende einengung
des arbeitsfeldes höchst wünschenswerth , dass die arbeitskraft in die
tiefe gehe.
Nachdem wir nun gezeigt haben , dass aus der masse des vor-
handenen materials das beste sich muss auswählen lassen, dass ferner
triftige gründe für die berechtigung der isolirung der einzelnen an-
stalten nicht vorgebracht sind , noch schwerlich vorgebracht werden
können , dass endlich für die methode und Sicherheit des englischen
Unterrichts überaus viel bei der Übereinstimmung unmittelbar und
mittelbar wird gewonnen werden , wollen wir nunmehr die gesichts-
punkte angeben , welche nach unserer meinung bei der wähl des
lesestoffes massgebend sein müssen.
Das Englische dient als schuldisciplin zunächst dem obersten
zwecke, den die realschule hat. Setzt man nun das wesen dieser in
die Vorbereitung zum praktischen leben, so wird man auch im fremd-
sprachlichen Unterricht so viel als möglich die richtung auf das prak-
tische einschlagen müssen. Theilt man aber der realschule die auf-
gäbe zu, ihren schillern vornehmlich an den naturwissenschaften, der
348
H. Ottmann
itiathematik und den modernen sprachen diejenige reife des geistes
zu geben, welche wir kurz als >^maturität« bezeichnen, so wird fliese
ideale aufgäbe zum weitaus grössten theil dem sprachlichen Unterricht
zufallen. Der Charakter desselben schwankt innerhalb eben der
gränzen wie der der realschule und wird auch erst mit diesem fest-
gestellt werden. Wer stetig das ziel verfolgt , seine schüler in all-
gemein geistiger hinsieht in dem sprachlichen Unterricht so weit zu
fördern, als dies der charakter der modernen sprachen und litteraturen
zulässt, wird mit diesem ziel zugleich das andere erreichen : die real-
schule auf gleiche höhe mit dem gymnasium heben. Dass dieses
ziel überhaupt erreichbar ist, dass speciell den modernen sprachen die
kraft innewohnt, die sie mit den alten an pädagogischer leistungsfähigkeit
rivalisiren lässt , das ist nicht bloss unsere Überzeugung , das ist ein
urtheil, das im publicum bereits platz gegriffen hat und noch immer
mehr eingang finden wird, je grösser die fortschritte der romanischen,
anglischen und germanischen philologie sein, und je emsiger und ge-
wissenhafter ihre resultate, soweit es angeht, auch pädagogisch werden
verarbeitet werden. — Seitdem nun den abiturienten der realschule
erster Ordnung gewisse Studienfächer zugänglich gemacht worden sind,
ist der kämpf, in welchen die beiden höchsten schulanstalten noth-
wendigerweise eintreten mussten, durch den entschiedenen erfolg, den
die inferiore errungen hat, in eine phase getreten, welche niemand
für stabil halten wird. Der sieg hat jene partei gereizt, diese zu
weiterem vordringen ermuthigt. Diese Situation ist für die vordringende
von dem denkbar grössten vortheile, da sie sie immer von neuem an
ihre pflicht mahnt, ihre kräfte aufs höchste anzuspannen. Dadurch
aber — und das scheint uns entscheidend — dass der unmittelbare
Zusammenhang der realschule mit der Universität hergestellt ist und
in noch immer höheren grade erstrebt wird, ist eigentlich ihr idealer
Charakter bereits entschieden. Wenn sie sich anheischig gemacht hat,
moderne philologen für die Universität vorzubilden , so liegt ihr auch
hinfort ob, die sprachen — damit haben wir es hier zu thun — mit
all der Sorgfalt und dem fleisse zu behandeln, die es dem gymnasium
möglich gemacht hat , so zahlreiche und vortreffliche jünger der alt-
klassischen philologie heranzubilden. Dann besteht vor allem die
aufgäbe für sie, die schullectüre auf das gewissenhafteste zu wählen,
das gute dem besten, das gemeine dem edlen, das niedrige dem er-
habenen zu opfern. Dann muss die lectüre dem jugendlichen geiste
die edelste nahrung bieten : einen tiefen , ethischen gehalt , reife und
bedeutende gedanken in vollendeter form. — Dieses princip schliesst
Ueber die wähl des lesestoffes im englischen Unterricht etc. -j^q
von vornherein alle technologischen und naturwissenschaftlichen
Schriften von der classenlectüre aus.
Ein anderer grundsatz ergibt sich daraus, dass das Englische
sich selbst zweck ist. Der schüler soll die englische spräche so weit
kennen lernen und sich aneignen, dass er englische prosa und eng-
lische poesie — besondere Schwierigkeiten abgerechnet — mit Sicher-
heit und einiger leichtigkeit in das Deutsche übertragen kann , dass
er ferner dinge , die seinem ideenkreise angehören , ohne sonderHche
Verstösse gegen grammatik und lexikon schriftHch behandeln oder
sich mündlich mit einiger geläufigkeit über sie aussprechen kann.
Das ist dab lehrziel. Weder wird also ein überblick über die englische
litteratur von ihm verlangt, noch kenntniss der alten spräche, noch —
und darauf legen wir viel nachdruck — die fertigkeit zu conversiren.
Die Sprechübungen sollen also nicht einen »kleinen Engländer«
züchten, sondern sollen die geisteskraft stählen durch die dreifach
schwierige aufgäbe, das in fremder spräche gesprochene rasch und
richtig aufzufassen , zugleich den respondirenden gedanken zu produ-
ciren und zwar in englischer form. Hieraus folgt, dass alle, welche
in ihrer wähl über Shakespeare zurückgreifen wollen (cf. Münch p. 7
»selbst an Chaucer — den Prologue der C. T. — wird leise ge-
dacht«), einen argen fehlgrifif thun. Ebenso wenig vermögen wir den-
jenigen beizustimmen , welche die benutzung einer Chrestomathie em-
pfehlen. Das litterargeschichtliche bild, das man damit geben will,
entbehrt doch des Zusammenhanges und der festen züge, welche allein
verständniss und behalten ermöglichen. Dagegen leistet ein solches
buch, das von allem etwas bietet, ohne je ein ganzes auch nur in
den grundzügen zu geben ') , der unseligen vielwisserei, die im prak-
tischen leben wie auf der Universität von so verderblichen folgen ist,
den bedenklichsten Vorschub.
Wir unterlassen es , alle folgerungen aus dem zweiten princip
zu ziehen, und wenden uns zum dritten, das sich aus dem verhältniss
des EngUschen zu den übrigen disciplinen ergibt. Man hat schon
lange den grundsatz aufgestellt und vielfach durchgeführt, dass der
fremdsprachliche Unterricht durch seinen lectürcstoft" den realicn, vor-
nehmlich der geschichte, und der litteratur so viel als möglich zur
i) Dies ist von Ploetz im Manuel bei den klassischen dramen geschehen ;
wird aber das verlangen nach dem ganzen durch solche vivisection nicht getödtet ?
Beide, Ploetz' Manuel und Ilerrig's IJritish authors, haben es zu sehr auf litterar-
geschichtliche Vollständigkeit abgesehen, um für die schule verwendbar zu sein:
Tikfoi' fjfuiav nuvxog-
35°
II. Ottinann
Unterstützung dienen solle. In der that muss dieser grundsatz als
eine der glücklichsten entdeckungen auf dem gebiete der pädagogik
betrachtet werden. Wählt man nun solche abschnitte der historie,
von welcher der schüler im geschichtsunterrichte bereits ein summa-
risches bild erhalten hat, so muss bei richtiger behandlung dem
Schüler die Wichtigkeit der kenntniss des details zum bewusstsein
kommen, d. h. man erzeugt oder nährt den im praktischen wie im
wissenschaftlichen leben nicht hoch genug zu schätzenden trieb nach
erkenntniss der letzten Ursachen. Und bei diesem genre sollte man
meinen , würde die wähl nicht schwer werden. Denn welches volk
kann sich grösserer geschichtsschreiber rühmen, als das englischer
Aber man hat oft an dem parteistandpunkte der englischen historiker
anstoss genommen. Ich glaube, mit unrecht. Erstens w'ird man doch
stets nur ausgewählte Partien aus den historikern lesen können ; so-
dann scheint es, verkennt man, wie lehrreich gerade eine abweichende
darstellung sein kann, sobald der belehrende interpret die irrthümer
und ihre möglichkeit aufzeigt. In der schule soll der jüngling lernen,
wie er ein buch zu lesen habe ; er darf nicht ohne kritik recipiren.
Daraus aber folgt, dass wir historische Stoffe erst einem reiferen geiste
vorlegen würden , vor der secunda jedoch für unzweckmässig halten.
Dann aber müssen die so beliebten und weit verbreiteten kinderbücher
von Scott und Dickens von der liste der schuUectüre ein für alle mal
gestrichen werden ; ihre darstellungsweise ist dem ernst der geschichte
zu wenig angemessen. Man kann getrost behaupten, dass kein buch,
das ein französischer oder englischer autor für die Jugend seines
landes bestimmt hat, ein gutes deutsches Schulbuch abgibt. Der
grund liegt auf der hand. Ist das buch gelungen , so hat der Ver-
fasser seinen gegenständ dem jugendlichen fassungsvermögen voll-
ständig angepasst, d. h. der junge leser kann alles selbst verstehen,
er soll also eines lehrers entrathen. Dagegen muss die schuUectüre
über dem niveau des schülers stehen ; der interpretirende lehrer soll
ihm das volle verständniss erst erschliessen , so dass der jugendliche
geist durch die kraft und kunst seines beistandes sich staunend zu
der geistigen höhe des autors gehoben fühlt. Dieser gewnnn ist ein
unvergleichlich höherer als der einiger Jahreszahlen und namen. Wer
mit diesem ernst die englische schuUectüre auffasst, der muss die
beiden oben genannten geschichtsbücher für den schulgebrauch als
unzulänglich erklären. — Man darf aber auf der anderen seite die
anforderungen an die fassungskraft des schülers auch nicht über-
spannen. Man darf ihn nicht in ein ihm ganz fremdes gebiet ver-
iJeber die wähl des lesestoffes im englischen Unterricht etc. ßci
setzen, in das sich nur die bevorzugten mit mühe hineindenken und
das den jungen jähren durchaus fern liegt. Das geschieht aber un-
seres erachtens, wenn man »parlamentsreden« schillern vorlegt. Wir
knüpfen unsere auseinandersetzung, um dem Vorwurf vager allgemein-
heiten zu entgehen, an Edmund Burke's reden On American Taxation
und On Conciliation with America von dr. J. C. A. Winkelmann, Gotha
1864. Es liegen uns hier also zwei der bedeutendsten reden, von
einem der bedeutendsten redner aller zeiten vor, die sehr wol geeignet
sind , eine eingehendere kenntniss eines historisch sehr bedeutenden
factums zu vermitteln. Die ausgäbe zeichnet sich durch sorgsamen
fleiss aus. Prüfen wir, ob sie unsere ansprüche zufriedenstellt. Zu-
nächst erregt es bedenken, dass der herausgeber eine mehr als dreissig
Seiten umfassende historische einleitung') hat geben müssen, um ein
rechtes verständniss zu ermöglichen. Der schüler wird also , selbst
wenn ihm die befreiung von Nordamerika aus dem geschichtsunter-
richt bekannt ist, eine, sagen wir es geradezu, übergrosse masse
von details in sich aufzunehmen haben. Diese dem gedächtniss zu
übergeben , wird dem lehrer mindestens fünf bis sechs , dem schüler
wol noch mehr stunden kosten. Die lectüre selbst macht dann die
kenntniss der parlamentarischen technologie nothwendig, deren wahre
bedeutung doch erst recht verstanden wird, wenn man viel zeit auf
ihre erklärung verwenden kann. Auch auf die geschichte der eng-
lischen Constitution muss man nicht selten näher eingehen und wird
sich darin doch auf dürftige fragmente beschränken müssen. Soll die
Übersetzung endlich einigen werth haben , so wird auch sie die dem
schüler völlig fremde spräche des parlaments nachzuahmen haben.
Man sieht, da die fremdartigkeit des sujets es fast unmöglich macht,
an bekanntes anzuknüpfen , so wird die [xaiixaTiyir] xexvi] hier zu
schänden , der schüler wird fast nur receptiv , nicht productiv sein
können. Schon dieses ist ein grosser übelstand \ schlimmer aber noch,
dass das neue, was er aufnimmt, ganz ausserhalb des kreises der
schule liegt , welche weder das gebiet der politik betreten , noch ge-
flissentlich ein politisches interesse wecken darf. Wenn Münch p. 1 1
wünscht, dass in der lectüre die »beziehung zum öffentlichen leben
(d. h. keineswegs bloss zum politischen) möglichst vorwiegen« solle,
so scheint uns dieser forderung durch die historiker ein völliges ge-
nüge geleistet zu werden ; wir stimmen Schrader durchaus bei , der
die politischen redner dem schüler vorenthalten wissen will. — Aber
i) Dazu kommt noch eine biographie Burke's auf 12 seilen.
352
II. Ottmann
auch der deutschen Htteraturgcschichte kann die englische lectüre we-
sentliche dienste leisten. Mit recht verlangt man für das achtzehnte
Jahrhundert von dem abiturienten eine bedeutende quellenkenntniss.
Der lehrer des Deutschen kann und muss bei dieser wichtigsten werde-
pcriode unseres modernen geistes im gymnasium auf Homer und
Sophokles recurriren. Und die realschule, die ihren Zöglingen diese
dichter nur in Übersetzungen vorführen kann — ? Die realschule soll
dafür durch eine gründliche bekanntschaft mit Shakespeare und Milton
entschädigen. Es ist nicht nöthig hier zu zeigen, welch ein mächtiger
bundesgenosse der erstere unserem grossem kritiker war, ebenso wenig
wie dass der andere das feuer des Titan - dichters ununterbrochen
nährte.
Es bleibt nun noch übrig, den entwurf eines canons zu ver-
suchen auf grund der gewonnenen principien. Er soll nur die classen
secunda b und a und prima umfassen; in der tertia wird die zeit
doch fast ausschliesslich jedenfalls überwiegend von der grammatik
in anspruch genommen sein. Wir setzen also voraus, dass der schüler
in die untersecunda mit einer sicheren kenntniss der formenlehre und
der wichtigsten syntaktischen regeln eintrete.
Für die secunda b schlagen wir nun Defoe's Robinson Crusoe
vor. Diese wähl wird vielleicht frappiren ; wir wissen wenigstens
nicht , dass man diesen Vorschlag schon einmal gemacht und aus-
geführt hat. Gleichwol wagen wir ihn und bitten, ihn einer kritik
zu unterziehen , weil uns dieses berühmte buch viele Vorzüge zu ver-
einigen scheint, die man schwerlich alle noch einmal zusammen finden,
dürfte. Es ist genugsam bekannt, welch hervorragende rolle dieses
buch in der geschichte der deutschen pädagogik spielt ; aber vielleicht
haben die philantropen dieses buch heut zu tage mehr in misscredit
gebracht. Es wird daher nöthig sein, seine Vorzüge kurz anzugeben.
Das buch ist vollständig von ethischen gedanken durchsetzt, ohne
dass irgendwo sich moralisirende suada zeigte; es bietet der phantasie
nicht nur einen reizvollen stoff, sondern führt so präcise bilder vor,
dass ein auffassen des ganzen und aller theile auch für den jugend-
lichen geist durchaus möglich ist. Das buch stellt in unnachahmlicher
einfachheit und Schlichtheit die anfange der cultur bis zur Staaten-
bildung dar; der lehrer wird also oft gelegenheit haben, die schüler
auf die bedeutsamkeit des ihnen schon längst bekannten romans.
hinzuweisen : das buch , bei welchem der spielende knabe manch
thörichten träum gesponnen , weckt in dem Jüngling bei ernster be-
trachtung grosse und tiefe gedanken, eine neue weit geht ihm auf^
Ueber die wähl des lesestoffes im englischen Unterricht etc. ■sc-i
er ahnt die Wahrheit der poesie. Sodann aber kann man sich kaum
einen Stoff denken, der günstiger wäre für die anfange von Sprech-
übungen : die schHcht historische darstellung, die klare gegenständlich-
keit, die den Übergang zum gewöhnlichen leben nahe legenden Ver-
hältnisse etc. Auch die spräche ist einfach und doch nicht zu leicht,
nur würde es wol gerathen sein , in der Schulausgabe hier und da
zu gunsten des modernen Sprachgebrauchs kleine änderungen vor-
zunehmen , denn noch dürfen dem schüler keine archaismen be-
gegnen.
Nachdem die anfange aller geschichte dem schüler in dich-
terischem gewande entgegen getreten, soll er auf obersecunda mit
der pragmatischen geschichte bekannt werden. Das thatsächliche,
das er den hauptmomenten nach schon kennt , soll in seinen ma-
teriellen und ideellen Ursachen und in seinen vielverzweigten Wir-
kungen ihm vorgeführt werden. Natürlich kann diese eingehendere
kenntniss nur für einige besonders wichtige epochen der geschichte
gegeben werden. Weil nun die englischen historiker sich durch ihren
grossen umfang auszeichnen , und auch weil dem schüler ein sich-
versenken in alle details wie dem geschichtsforscher nicht zugemuthet
werden kann , so scheint es geboten , sich mit passenden umfang-
reichen ausschnitten aus der historik zu begnügen, etwa nach art der
Historical Series von Hermann Schütz. Wir gewinnen damit einen
fesselnden , in ethischer wie allgemein bildender beziehung eminent
fruchtbaren stoff, welcher den schüler zugleich mit einer litterarischen
gattung und ihren Vertretern bekannt macht, in welcher die Engländer
ausgezeichnetes geleistet haben. —
Der schüler hat sich mittlerweile für das historische gebiet eine
sichere und auch umfassende vocabelkenntniss und die fähigkeit des
raschen Verständnisses der erzählenden prosa erworben. In einem
Sommersemester soll ihn daher auf prima Macaulay's erstes capitel
der History of England in die reflexion über grössere geschichts-
perioden einführen, und das zweite capitel desselben werkes dann
eine glänzende probe kulturhistorischer ausfüUung der grossen umrisse,
welche ihm die politische geschichte bietet, geben. — Bisher ist vielleicht
mit ausnähme einiger wenigen gedichte von Wordsworth , Hemans,
Longfellow, die etwa in tertia gelegentlich eine stelle gefunden haben,
dem schüler nur prosa vorgelegt worden. Mit gutem bedacht. Die
englische spräche zieht zwischen der poetischen und der diction der
prosa eine scharfe demarcationslinie, und schon dadurch ist es an-
£. Kölbing, Englische Studien. HI. a. 23
354
H. Ottmann
gezeigt, zuerst eine umfangreiche und sichere kenntniss der prosa-
sprache zu erstreben. Dazu kommt, dass man zum verständniss der
poesie eine grössere geistige reife voraussetzt. Wir haben sie daher
bis zu dem Zeitpunkte verschoben, da der zöghng bereits einen grossen
theil des besten unserer vaterländischen htteratur kennt und zum theil
sogar bereits verarbeitet hat , so dass er für die Schönheit des poeti-
schen ausdrucks, für die feinheit der form, für die dichterische auf-
fassung bereits empfänglich ist. In einem anderen sommersemester
soll ihm dann Miltons Paradise lost ein würdiges beispiel erhabener
poesie geben. Zwei Wintersemester aber muss Shakspeare occupiren.
Die meisten von uns erinnern sich gewiss jetzt noch gerne an
die stolze freude , die sie empfanden , als sie die erste zeile von
Sophokles lasen und griechischer wohllaut sie in den tempel geleitete,
von dem aus die weit und das leben in idealer Verklärung sich dar-
stellt. Was dem gymnasium Sophokles, das muss der realschule
Shakspeare werden. Er ergreift den jugendlichen sinn nicht so leicht,
wie der griechische dichter, aber er übertrifft letzteren um vieles an
dramatischer kraft. Wir ersparen es uns dies mal, auf eine musterung
der einzelnen stücke einzugehen. Dass wir der lyrik keine stelle
in unserm canon angewiesen haben, wird jeder pädagoge erklärlich
finden und billigen.
Noch ein wort über die privatlectüre. Viele und darunter Münch
widerrathen sie. Man sagt, dass kraft und zeit des schülers genugsam
in anspruch genommen sei, und was davon noch frei sei, dürfe der
deutschen lectüre nicht entzogen werden. Zudem sei es gefährlich,
den Schüler daran zu gewöhnen, minder sorgfältig zu lesen. Diesen
einwänden begegnet man einfach damit, dass man nicht schwierige
autoren zur privatlectüre wählt, sondern solche, denen die kraft des
Schülers für sich allein gewachsen ist. Und dabei verfährt man dann
am sichersten, wenn man ihm zur privatlectüre auf der oberen classe
das buch in die band gibt, das in der nächst unteren zur statarischen
diente. Er hat sich bereits in das buch genügend eingelesen und
soll nun die probe ablegen — und das ist der überaus wichtige zweck
der privatlectüre — , ob er im stände ist, zunächst wenigstens für
diese schrift der hilfe des lehrers zu entrathen. Durch dieses ver-
fahren und bei massvollen pensen wird nicht nur kein erhebliches
zeitquantum der deutschen lectüre entzogen, sondern das freudige
gefühl der allmählich sich entwickelnden Selbständigkeit wird die ar-
beit auch zur angenehmen machen. Nach stufenweiser entwöhnung
von des lehrers Unterstützung könnte man dann im zweiten prima-
üeber die wähl des lesestofFes im englischen Unterricht etc. -?c£
jähre den versuch einer — natürlich bis auf gewissenhafteste con-
trole — gänzHch selbständigen lectüre wagen etwa mit The prisoner
of Chillon, Ivanhoe, the Christmas Carol etc.
Wir sind am ende unserer diesmaligen auseinandersetzung. Wie
weit unsere vorschlage tadel , wie weit sie lob verdienen, mögen un-
sere erfahreneren berufsgenossen entscheiden. Unsere absieht war
nicht sowol, einen pretenciösen canon zu entwerfen, als vielmehr
die Ventilation einer frage wieder anzuregen und womöglich in fluss
zu bringen, von deren lösung wir uns für die realschule die grössten
vortheile versprechen.
Weilburg a/lahn.
Hugo Ottmann.
LITTERATUR.
An etymological Dictionary of the English Language arranged on an historical
basis by the Rev. Walter W. Skeat, M. A., Elrington and Bosworth pro-
fessor of Anglo-Saxon in the Universily of Cambridge. Part. I. A — Dor.
Oxford; at the Clarendon Press. MDCCCLXXIX.
Dieses werk ist ganz anders angelegt und viel reichhaltiger als Wedgewood's
Dictionary: es enthält alle gebräuchlichen wörter. Von jedem worte wird zuerst
eine kurze geschichte, dann die verwantschaft und endlich der Ursprung gegeben.
Die in den letzten jähren erschienenen hilfsmittel sind fleissig benutzt. Dass das
buch somit viel neues und gutes bietet, brauche ich kaum zu sagen ; die mir auf-
gefallenen mängel sind folgende : s. 3 a , unter a back, hätte nicht abakke (aus
Pauli' s schlechter ausgäbe von Gower; das ms. hat sicher a bak), sondern a bac
(bak), Stratm, Diction. 3 ed. p. 41b, als m (alt)engl. angegeben werden sollen:
bac ist hier accusativ. s. 7b, acre, altengl. aker (masc), nicht akre. s. 13a, ag-,
angnail ist altfris. og-, ongneil. s. 14a, bei ait hätte altengl. eit (Diction. 177 b)
angeführt werden sollen, s. 27b, anvil, altengl. anfeit, anfeld, angels, anfilt, ist
nicht von althd. anevalz zu trennen und nur auf fealdan zurückzuführen, s. 31b,
dass arbour = harbour (altengl. hereber5e) ist, scheint mir lange noch nicht aus
gemacht zu sein; s. altengl. arber (Diction. 37a), Das adjectivische arch ist
nichts anderes, als das in archbishop, archfiend ; angls. earg, earh wird im neu-
engl. zu (provinz.) arrow , argh, ergh , wie mearg, mearh zu marrow, beorg zu
barrow , bargh. s. 32b, art , angls. eart; das northumbr. ard ist nicht älter,
sondern entartet: die personenendung t ist aus dem präterit. (vergl. scealt) ein-
gedrungen, s. 43 b, avast ist wahrscheinlicher ital. abbasta, span. abasta, als
houd vast. s. 45 b, awe ist nicht angls. oga, sondern altisl. agi = angls. ege.
Das unter awkward angeführte altisl . öfigr , afigr ist nicht vorhanden , ebenso-
wenig altsächs, avuh. s. 46a, awn ist altengl. awene, agune (fem.) gr. a/va; s.
Diction. 41a. Nicht set awork, sondern a work, steht bei Shakespeare, s. 47 b,
bacon, mhd. bache, nicht backe, s. 48b, bag. altisl. baggi ist nicht = belgr,
sondern altfranz. bague. s. 49 a, balk, altisl. balki (n-stamm), nicht balkr. s. 51b,
bare, angls. baer, nicht bare. s. 52 a, bark, altisl. berkja, gehört, nach form und
bedeutung, nicht dazu; angls. beorcan mit brecan zu identificiren ist sehr gewagt,
s. 55b, beach (uferkiesel) hat lautlich und begrifflich nichts mit schwed. backe
(hügel) gemein, beard, altengl. beard, berd, nicht berde. s. 56b, bed, altengl.
bed, nicht bedde; an der angeführten stelle »Chauc. Prol. 291«, kommt das wort
W. Skeat, An etymological Dictionary of the English Language -jcy
nicht vor; Chauc. C, t. ed. Furniv. a 293 (ed. Wright 295) steht beddes (gen.
singul.). Die altengl. form von beech ist beche, s. Diction. 49b, wo auch die
angls. form bece belegt ist. s. 60b, besom, angls. nur besma, nicht besem.
Wie bet (wette) = abet sein kann, sehe ich nicht ein. s. 63a, bight ist altengl.
bijt und wahrscheinlich angls. byht; s. Diction. 73 b. s. 64 a, bird, angls.
bridd (^= bridj, ja-stamm), kann auf keine weise von bredan, das selbst im angls.
nicht einmal nachgewiesen ist , abgeleitet werden, s. 64 b, bissen, angls. blsene,
aus bt und sene , nicht für biseond. Bit (bisse) ist angls. bita gen. bitan (masc.) ;
angls. bite gen. bites ist neuengl. bite (biss); s. Diction. 75 a. s. 66 a, bleach,
altengl. blechen, angls. bl^can , von bläc , bl&c, Diction. 78a. Bleak, altengl.
bleik; bleiken, Havel. 470, ist nom. pl. s. 66 b, bless, angl. bletsian hat eben-
sowenig mit blissian gemein, wie s. 67a, angls. bilde, mit blican . s. 68. die be-
merkungen über blotch, blunder, blunt, blur, blurt wären besser fortgeblieben.
Blush ist angls. blyscan, s. Diction. 81 b. Bluster, altengl. blustren, kann nicht wol
mit altisl. blästr verglichen werden, s. 69 b, hole ist altengl. bol, nicht hole. s. 71b,
bother = pother , altengl, puderen, s. 73 a, bower, altengl. bour, nicht boure ;
an der angeführten stelle steht der gen. boures. s. 73 b, brad ist zunächst altengl.
brad (Diction. 88 a). s. 74 a, braid, altisl. bregda, brigda ist kein von dem subst.
bragd abgeleitetes verb, sondern ein wurzelverb; da nun die prämisse falsch ist,
so muss auch der schluss falsch sein. s. 76 a, breese (bremse) ist altengl. brese
(Diction. 93a), angls. breosa, briosa (Leos gloss. 511). s. 78b, broil (backen),
altfranz. bruiller (Roquefort gloss. i, 190). s. 79a, broom, altengl. brom (masc),
nicht brome; an der angeführten stelle steht bromes (nom, pl.); s. Diction. 96a.
s. 107 a, chill , holl. kil, ist durchaus verschieden von altengl. chile , chele; über
das verb chill, altengl. chillen, vergleiche Grimms D. wörterb. 5, 511. s. 113a,
claw (klaue) ist weder mit clew (knäuel), noch mit cleave (kleben) verwandt ; die
Wurzel ist erhalten in altisl. kla (kl& , klo, kleginn). s. Il6a, clove, altengl.
clove, angls. clufe, nicht cluf; s. Diction. 122b. s. I33bi coop, zunächst altengl.
cope. s. 144a, cross beruht auf altisl. kross.
Krefeld, ii. juli 1879. F. H, Stratmann.
On the Formation of English Words by Means of Ablaut. A Grammati cal Essay
by Karl Warncke. Ph. D. Halle a. S. Max Niemeyer, 1878. 54 ss. 8°.
Pr. m. I, 20.
In dieser gründlichen monographie über die bildung englischer Wörter ver-
mittels des ablauts tritt der Verfasser in die fusstapfen Friedrich Koch's, dessen
von dr. Eugen Wilhelm nach dem tode des Verfassers 1873 herausgegebene
»Linguistische allotria« (Eisennch, J. Bacmeister) auch auf diesem speciellen ge-
biete bahnbrechend waren, wenigstens so weit es sich um eine wissenschaftliche
anordnung der laut-, ablaut- und reimbildungen handelte. Sein nachfolger,
Warncke, der ausserdem selbstverständlich noch alle seine ül>rigen Vorgänger, eng-
lische wie deutsche , benutzt hat , hat den gegenständ noch erschöpfender dar-
gestellt und auch die durch ablaut gebildete conjugation der sogenannten
starken verben und den daraus hervorgehenden Substantiven und adjecliven seiner
betrachtung unterzogen. Natürlich ist er auch hier wieder Koch gefolgt, und hat
dessen Classification der verben, wie er sie in seiner historischen grammatik auf-
358
Littcratur
gestellt, adoptirt. Ich habe an der, wenn auch nicht umfang- doch inhaltreichen
Schrift nur einige wenige, theils sachliche, theils formelle oder stilistische aus-
stellungcn zu machen, und da ich der Überzeugung bin, dass der rechte mann der
Wissenschaft in einer beurtheilung seiner leistung , namentlich in einer fachzeit-
schrift, nicht blos gelobt, sondern auch belehrt sein will, so will ich sie, so un-
bedeutend meine belehrung auch gegenüber der, die man aus seiner schrift
schöpfen kann, sein mag, auch nicht vorenthalten.
Sachlich also bemerke ich , dass s. 8 «bulrush« nicht als beispiel vom
deutschen u-laut vor oh angesehen werden darf, wie es nach der aufstellung dort
den anschein hat; denn man spricht rush aus. Möglich, dass Wamcke nur einen
weiteren beleg für u vor 1 damit beabsichtigt hat; dann ist aber seine absieht
nicht klar genug ausgedrückt (typographisch wäre das sehr leicht gewesen) und
hätte auch die ausnähme von der unmittelbar vorangehenden regel angegeben
werden sollen.
S. 21. Weder rimple noch rumple ist mir in der bedeutung von »to knit
one's brows«, welche sie »besonders» (particularly) haben sollen, bekannt.
Wenn der Verfasser am Schlüsse den gebrauch des ablautes als specifisch
teutonisch bezeichnet , so vergisst er oder weiss vielleicht nicht , dass er auch in
den semitischen sprachen eine grosse, ja viel grössere rolle spielt als in den ger-
manischen , insofern durch änderung des vocals (und was ist das anderes als ab-
laut ?) aus dem einfachen activen verbo (dem kal im Hebr.) die causative und
passive form (aus lamad, limed und lumod, also a — i — u) gebildet wird. Whitney
sagt zwar in seinem »The Life and Growth of Language« (Henry S. King & Co.,
London, 1875. s. 249), nachdem er das arabische verb in seinen vielfachen ab-
wandlungenbesprochen: »These forms at once suggest our sing, sang, etc., already
often used as illustrations ; yet there is an immense difference between the two
cases«, doch sehe ich nicht ein, wesshalb man den semitischen ablaut, der ja,
wie eben angedeutet, ganz regelrecht geordnet ist, wenn anders Heyse und andere
nach ihm recht behalten, dass dem a die erste Stellung in der entwickelung der
form, i und u die zweite Stellung in derselben auf der wurzel gebührt. E und o
können nach ihm nur die dritte stufe einnehmen und in der reinen wurzel nicht
vorkommen, was er durch die reihenfolge brach, brich, bruch, brechen, gebrochen
belegt. Nun auch im Hebräischen sehen wir die bildung des Infinitivs und
particips präsens durch o und e (lam^d, lom^d) sowie das e in piel und das o in
puol die zweite stelle einnehmen, freilich auf dem Wurzelbuchstaben. Wenn aber
der ablaut im Semitischen mehr bewirkt als im Teutonischen , wenn er ausser der
Verwandlung der tempora auch noch andere Veränderungen im worte hervorbringt,
und ihm eine causative und passive bedeutung zu geben vermag, ist das ein
grund, eine solche bildung »unorganisch« zu nennen, wie Whitney in der oben
angeführten stelle es thut? Es scheint mir eine solche Unterscheidung auf reinem
vorurtheil oder einer gewissen Voreingenommenheit zu beruhen, und wenn einst
die von Fürst und Raumer behauptete Verwandtschaft der semitischen mit der
arischen sprachfamilie besser begründet und endgiltig festgestellt sein wird, dann
wird man wol auch den semitischen ablaut als gleichwerthig mit dem germanischen
ansehen.
Sprachlich sind mir allerdings mehrere ungenauigkeiten aufgefallen , wenn-
gleich ich die schrift auch nach dieser seite hin im ganzen nur beloben kann. Zu-
K. Wamcke, On the Formation of English Words 3^0
nächst stiess ich auf s. 7 und passim auf die falsche präposition Jto« nach inherent,
was »in« nach sich haben muss.
ibid. f. i. (for instance) ist keine gebräuchliche abkürzung, sondern e, g.
oder (doch selten) f. e. (for example).
p. 8. »when 11, 1 -)- cons., or sh are following« ist eine unrichtige anwen-
dung der umschreibenden form: es muss heissen follow. Ebenso (ibid.) verhält
es sich mit dem iwhich are also displaying«.
ibid. Hier fiel mir zuerst das so oft vorkommende »on the other side« für
hand, auf. Letzteres begegnete mir nur einmal.
p. 9. »that might engage us to think» sollte heissen: induce us.
p. II. j>a secondary part« ist nicht ganz idiomatisch, wenigstens nicht in der
dortigen Verbindung; eher: a subordinate part. Der ganze satz ist überhaupt sehr
unklar gefasst.
ibid. für »we shall little hesitate« wäre hesitate little oder besser noch : we
have little hesitation, zu setzen gewesen.
ibid. »Has already been exposed« ist unenglisch; es müsste heissen: stated.
Ebenso das »a great part of the words« in der folgenden zeile , wo es (a great)
number of the w. heissen sollte.
p. 13. Der satz »But in no other point« bis »as here« ist mehrfach un-
richtig, jjhas« sollte vor »the liberty« stehen. "In no other point« und >so
much set forth« sind beide nicht idiomatisch.
p. 14. «no small a number«. Die transposition des artikels tritt nach dem
Worte no nur dann ein, wenn ihm der comparativ folgt ; nach dem positiv ist er
überflüssig.
p. 15 z. 2 v.o. Für »completely« müsste complete stehen, da es sich auf die
»list of words« , nicht aber auf entweder das vorangehende give oder das nach-
folgende to compile bezieht.
p. 19 »devolves from such articles« ist unenglisch. Man spricht von devolve
upon, nicht dev. from. Der verf. meinte wol: is evolved from.
Es lasse sich jedoch niemand, der das behandelte thema gründlich studiren
möchte, durch diese kleinen ausstellungen abhalten, sich das schriftchen anzu-
schaffen.
Leipzig, im september 1879. David Asher.
System of Shakespeare's Dramas. By Den ton T. S nid er. In two volumes.
St. Louis: G. J. Jones and Company 1877. i)
Aus dem fernen westen der neuen weit kommt ein werk über den so viel-
fach erklärten und vielfach so unerklärlichen britischen dichter zu uns. iWas
kann da überhaupt noch neues gesagt werden?« wird mancher fragen, der einen
blick auf die Shakespeare-litteratur unserer zeit geworfen hat. Zehn generationen
sind seit den lebzeiten des grossen dichters vorübergezogen, und wie ein an-
schwellender Strom sind die Schriften über Shakespeare rings um seine werke an-
i) Da weder das Shakespeare- jalirbuch nocii die Anglia eine bi.sprechung
dieses werkes gebracht haben, so dürfte diese, freilich etwas spät erscheinende an-
zeige desselben noch immer vielen willkommen sein. Die red.
360
Litteratur
gewachsen , bis man kaum ein land mehr findet , das nicht seine Shakespeare-
gelehrten und kritiker, seine Shakespeare-clubs und gesellscliaften hätte.
Und doch gibt Snider's bucli wesentlich neues. Er selbst sagt in seiner
einleitung, die ein Schlüssel zu dem ganzen werke ist, zuerst, was der leser nicht
darin finden wird. Das philologische dement, grammatikalische, metrische, kurz
zum text gehörige und andere ähnliche Untersuchungen, sind gänzlich weggelassen.
Die historische seile ist ebensowenig berücksichtigt. Das rein litterarische dement,
die art der kritik, welche die Schönheiten des dichters hervorhebt, fehlt ebenfalls:
»die poesie Shakespeare's muss dem leser überlassen bleiben, denn sie wendet
sich an das gefühl und die einbildungskraft, während sich die kritik an den
verstand wenden sollte.«
Das ziel des buches ist vielmehr: »jedes drama als ein ganzes zu zeigen, in
seinen gedanken , seiner Organisation und den Charakteren ; dann die verwandten
dramen in ein grösseres ganze, nach ihren gemeinsamen, fundamentalen principien
zu gruppiren, und endlich alle dramen des dichters als ein ganzes zu betrachten
— kurz Shakespeare in eine einheit zusammenzufassen.'«
»Das drama ist auf die ethische weit basirt, seine collisionen müssen sich auf
elemente stützen , welche der ethischen weltordnung inne wohnen , und seine
lösungen müssen , wenn sie wahr — und das ist dasselbe wie künstlerisch , sein
sollen, in Übereinstimmung mit dieser Ordnung sein. Deshalb sollten wir, um das
drama beurtheilen zu können, etwas von dieser ethischen weit wissen, wir sollten
ihre Widersprüche und harmonieen kennen, ihre principien und die art ihrer Unter-
ordnung, oder wenn wir diese dinge nicht schon wissen, so kann das drama uns
die nöthige belehrung geben.«
Hier kommen wir auf den punkt, in dem Shakespeare's wahre grosse liegt.
Andere Schriftsteller haben ihn vielleicht in der Vollendung der form , in der
meisterschaft der spräche , in der Schönheit der bilder , in der Charakteristik oder
in der Organisation der handlung erreicht. Unerreicht aber, erhaben über allen
steht Shakespeare in seinem verständniss der ethischen weltordnung.
Diese seite seines genius, welche immer sehr unvollständig aufgefasst und
gewöhnlich in den aufsätzen der kritiker gänzlich übergangen ist , bildet die basis
von Snider's beurtheilung. Er führt uns also zuerst in die ethische weit des
dichters ein, zeigt uns ihre Organisation und die abstufung ihrer principien, welche
sehr verschiedener art sind und deshalb oft in conflict kommen. Das höher
stehende princip muss das niedrigere unterwerfen. Das was am wahrsten ist, muss
die überhand behalten , denn das gesetz ist überall Unterordnung unter das ver-
nünftige.
»Die ethische weit wird in zwei abtheilungen eingetheilt: die institu-
tionelle und die moralische. Beide sind im Shakespeare' sehen drama dar-
gestellt. Beide sind formen einer rationellen weltordnung. Die erstere ist ob-
jectiv, ausserhalb des individuums existirend, obwol sie zugleich ein product
seiner innersten geistigen natur ist. Die letztere ist subjectiv , liegt im Indi-
viduum selbst, und bestimmt es nach seinen eigenen ideen von recht und pflicht
zu handeln.
Institutionen scheinen etwas gänzlich ausserhalb des menschen liegendes zu
sein, und doch sind sie wirklich die Schöpfungen seiner Vernunft. Sie scheinen
zu Zeiten ihm sogar feindlich, aber sie sind in Wahrheit sein grösster schütz, ja
T. Snider, System of Shakespeare's Dramas -»Öi
sogar die nothwendige bedingung seiner rationellen existenz. Nur durch sie kann
er sich über die engen grenzen der Selbstsucht zu einem universellen leben empor-
schwingen. Von ihrem geist erfüllt hat er das göttliche in sich und vermag er
sich zu dem heroischen charakter zu erheben. Das Individuum kann durch sie
instinctiv oder bewusst geleitet werden. Das erste list die gewöhnlichere, das
zweite die vollkommenere weise; oder es kann sich ihnen widersetzen, und sie mit
erbarmungsloser feindschaft verfolgen. Daraus entstehen die coUisionen in diesem
bereiche.
Die institutionellen demente können in folgende 4 unterabtheilungen
eingetheilt werden:
i) das eigenthum
2) die familie
3) der Staat
4) der welthistorische geist. i)
Wir dürfen nicht vergessen, dass dies an und für sich nur principien, ge-
danken sind , dass sie erst durch das medium des Individuums zur Wirklichkeit
werden können. Der mensch muss mit ihrem geiste erfüllt sein , dann ist er ihr
träger, ihr repräsentant. Sie werden so zur tiefsten grundlage des Charakters.
Aber das Individuum ist der freie wille, es kann alle die institutionellen principien
als führer seiner handlungen verwerfen , und seiner eigenen ansieht von pflicht
folgen. Auf diese weise kann der gewissenhafte» mensch , der es ehrlich und auf-
richtig meint, in einen Zwiespalt mit dem ganzen bereich der institutionen kommen,
von der höchsten bis zur niedrigsten. Hier treten wir in eine neue Sphäre ein,
die zweite grosse abtheilung der ethischen weit: das moralische element.
Es gehört ebenso in das bereich der ethik wie das institutionelle element.
Auch hier finden wir Unterordnung unter ein höheres gebot , welches jetzt das
innere gesetz der pflicht ist. Das Individuum hat hier in sich selbst den absoluten
Prüfstein seines Verhaltens, es stellt sich selbst als das höchste über alles ; es folgt
seiner eigenen ansieht vom recht gegenüber den bestehenden formen des rechts.
Das subjective gewissen greift so die objectiven institutionen an und zerstört sie.
Dies ist der grösste Widerspruch unseres eigenen Zeitalters , der überall zu den
heftigsten kämpfen führt , von deren intensität Shakspeare's werke nur einen
schwachen schattenriss geben.
Aber die ethische weit hat auch ihre negative seite , welche im Shakspeare'-
schen drama hinlänglich dargestellt ist. Das individuum, welches diesen negativen
geist repräsentirt, streitet gegen beide, sowol das moralische wie das institutionelle
element, und es kann für dasselbe keine ethische rechtfertigung geben. Man kann
hier zwei classen bemerken, die mit manchen zügen in einander übergehen: i) der
gleichgültige schlechte mensch , der jede Unterordnung verweigert oder unfähig
1) Dieser world-historical Spirit — wir würden ihn vielleicht mit Wallenstein
den weltgeist nennen — bedarf der erklärung. Snider gibt sie in folgenden
Worten : . . . . the world-historical Spirit , . is a power above the State, destroying
it, or calling it into existence, in accordance with the higliest principle of History.
Nations rise and fall ; there must be soniething which conlrols these mighty
changes. It is the suprome ethical authority, whose clearesl indication is found
in the two Roman plays which portray the transitiun from the Republic to the
Empire, but it is really the deep, governing principle of the entire Ilistorical Serie.-.
-?62 Litteratur
dazu ist und nur seinen begierden folgt, und der thätige schlechte mensch, welcher
sucht, die ganze ethische weit in ihren beiden formen zu zerstören.
Die folgende tabellarische Übersicht mag dazu dienen, das allgemeine resultat
dieser eintheilung der ethischen weit zur anschauung zu bringen.
!cigenthum
familie
Staat
weltgeschichtlicher geist
Die ethische
weit
moralisch 1
(subjectiv) / '^^^ g^'^'" '^^ gewissens
j der natürliche mensch
° I der Schurke
Viele werden es für zweifelhaft halten , ob der dichter ein ethisches system,
wie es eben auseinander gesetzt ist , mit bewusstsein ausgearbeitet und es in der
abstracten spräche der philosophie formulirt habe. Solch eine procedur war seiner-
seits durchaus nicht nöthig für seine poetische arbeit. Es war ausreichend , dass
er wahrhaft und vollständig die praktische weit ergriff, und ein bild von ihr in
ihren wesentlichen zügen gab. Das schliesst die soeben dargelegte ethische grund-
lage ein.
Die Charaktere des dramas sind die träger dieser abstracten ideen. Eins
oder mehrere der erwähnten principien müssen von dem Individuum besitz ergreifen
und zu den bewegenden triebfedern seiner handlungen werden. Darin liegt der
tiefste grund des charakters, welcher nur in seinen beziehungen zur ethischen weit
richtig verstanden werden kann. Hieraus folgen auch die drei classen der charactere :
die institutionelle person , die moralische person und die negative person oder der
Schurke.
Die Shakespeare-kritik ist besonders reich an character-analysen. Seit Schlegel
hat es eigentlich nur eine methode gegeben, um Shakspeare's dramatische kunst
zu kritisiren, obgleich in anderer hinsieht die Verschiedenheit gross genug gewesen
ist. Diese methode bestand darin , zuerst irgend ein abstract moralisches oder
psychologisches princip als die idee des Stückes hinzustellen, und dann die ver-
schiedenen charactere, einen nach dem andern vorzunehmen, je nach der laune
des kritikers. Die Shakespeare - essays sind eigentlich nur eine reihenfolge von
character-beschreibungen gewesen, ohne innerlichen Zusammenhang, eine gallerie
von porträts in zufälliger anordnung. Jede architektonische proportion , jede ent-
wicklung des individuums, jede bewegung des ganzen, kurz alles, was gerade be-
sonders dramatisch ist, muss auf diese weise weggelassen werden.
Dies ist der schwierigste theil der Shakespeare-kritik, und Snider hat seine
eigene methode , die dramatische struktur und die dramatische bewegung zu ver-
folgen, dargelegt. Er bedient sich dazu der fäden und bewegungen.
l) Der dramatische faden kann in seiner composition eine einzelne
person oder eine oder mehrere gruppen benutzen. Die leser Shakespeare's haben
ohne zweifei die gruppe mit ihrer central - figur bemerkt, um welche die unter-
geordneten charactere sich sammeln. Zuweilen durchlaufeu diese gruppen das
stück getrennt , öfter noch verschlingen sie sich mit anderen gruppen. Aber der
faden sucht in Übereinstimmung mit den in frage stehenden principien zu com-
T. Snider, System of Shakespeare's Dramas ^6^
biniren. Er kommt mit anderen fäden in streit oder vereinigt sich mit ihnen , je
nach dem bedürfnisse der handlung. Der faden legt deshalb besonderen werth
auf den gedanken. Es mag derselbe sein, wie der der gruppe, oder auch ein ver-
schiedener. Der zweck dieser fäden ist, [die Organisation des Stückes kräftig her-
vortreten zu lassen. Die anzahl der fäden ist in den verschiedenen dramen ver-
schieden ; ihre zweckmässige anordnung ist einer der wichtigsten punkte der
dramatischen kunst. Zu viele verursachen zusammengesetztheit und Verworrenheit,
zu wenige bringen einfachheit und kahlheit hervor. Die fäden sollten ausserdem
im drama bis zu einem gewissen grade verschlungen sein, obgleich sie in der kritik
sorgfältig getrennt werden müssen. Jenes sucht die verschiedenartigen elemente
zusammenzuschmieden, während diese die spalten entdecken muss, mögen sie auch
noch so geschickt vereint sein.
2) Die dramatische bewegung. Jeder faden bewegt sich vorwärts zu
einem gipfelpunkt , und das ganze bewegt sich vorwärts zu einem gipfelpunkt,
dann kommt ein Übergang zu einem neuen gedanken und einer neuen Sachlage.
Alle fäden, welche sich zusammen durch eine phase der handlung bewegen, nennt
man eine bewegung des Stückes , worin sich immer ein gemeinsames princip der
Übereinstimmung oder des Zwiespalts finden sollte. Dann folgt eine neue phase,
welche sich logisch aus der vorhergehenden entwickelt , dieses ist wieder eine be-
wegung mit ihren verschiedenen fäden, von denen jeder für sich entwickelt werden
muss. Die Schlussbewegung ist die auflösung , welche alle fäden zusammen in
einklang bringt.
Selbst wenn man zweifelt, ob sich Shakespeare das gerüst jedes seiner dramen
genau so m.it der feder vorgezeichnet habe , so ist doch nicht zu bezweifeln , dass
er eine methode der arbeit besass, ein bestimmtes System von regeln, welches ihn
bei seinem schaffen ebenso leitete, wie die griechischen Schriftsteller sich durch die
festen regeln ihrer kunst leiten Hessen.
Die lebensgesetze des poetischen Schaffens bestimmen den schaffenden lange,
bevor die theorie die kunstformeln dafür gefunden hat, und in seinen besten
stunden mag der dichter eine innere freiheit und grosse erhalten, welche ihn weit
über die beschränktheiten seiner zeit erhebt, sagt G. Freytag in seiner Technik des
dramas, und wenn wir das recht haben, dies wort auf irgend einen dichter der
neuzeit anzuwenden, so dürfen wir es sicher von dem einen behaupten, der bahn-
brechend den germanischen geist mit seiner freien Selbstbestimmung, als kunst-
object an die stelle des antiken helden und des unerbittlichen fatums setzte.
Die Shakespeare' sehen dramen gewinnen n der scharfen beleuchtung, welche
Snider's analysen bis in das innerste gewebe der liandlungen und motive
dringen lässt , eine klarheit und durchsichtigkeit , die uns ihren wahren wcrth im
hellsten lichte zeigt. Selbst diejenigen werke, welche auf den ersten blick am
wenigsten geeignet scheinen, die grossen und unveränderlichen gesetze der ethischen
weit zur darstellung zu bringen, gewinnen unter dieser beleuchtung eine logische
consequenz, einen inneren Zusammenhang der charactere und handlungen, der be-
gebenheiten und ihrer Wirkungen.
Nehmen wir Othello! — Der erste eindruck , den dieses drama auf den Icser
macht, ist sicherlich nicht, dass die Unschuld belohnt und das laster bestraft werde.
Die motive für den Untergang Dcsdemona's sind nicht so klar, dass unsere theil-
nahme für die schöne und unschuldige frau des mohren sie anders als das opfer
der blinden eifersucht betrachten könnte. Ihr Schicksal scheint uns, ohne ihr
3^4
Litteratur
eigenes verschulden, dem fatum der alten näher stehend , als unserer eigenen auf-
fassung von schuld und strafe. Es hat etwas zufälliges, unberechenbares und un-
verhältnissmässiges in seiner dämonischen willkUr. Ebenso scheint die eifersucht
des mohren schwer vereinbar mit seiner natur, von der selbst Jago sagt :
The Moor is of a free and open nature
that thinks men honest that but seem to be so.
Eine solche natur war nicht angelegt zur eifersucht, und trotzdem wählt Jago
gerade diesen weg, um den mohren und Dcsdemona zu verderben.
Doch folgen wir Sniders leitung: Das drama ist in drei wesentliche ab-
theilungen oder bewegungen getheilt. Die erste enthält den äusseren conflict in
der familie. Das recht der tochter , einen mohren zum gemahl zu wählen, ist
gegen den willen des vaters bestätigt. Beide theile wenden sich an den Staat,
welcher zu gunsten der heirath entscheidet , und Othello führt seine frau trium-
phirend fort. Desdemona's schuld ist hier angedeutet. Aber der Staat, der keinen
unterschied der racen in seinen gesetzen kennt, gibt Othello nicht nur recht in
seinem Zwiespalt mit Brabantio, er überträgt ihm auch den Oberbefehl aufCypern.
Der Soldat und held Othello ist für den Staat der erste träger seiner existenz.
Die zweite bewegung zeigt den inneren conflict in der familie zwischen mann
und frau. Das verheirathete paar, obgleich erfolgreich in seinem äusseren zwist
mit dem vater, wird jetzt entzweit, denn zwischen so verschiedenen characteren
ist keine sichere und dauernde ethische einheit möglich. Eifersucht muss entstehen.
Jago ergriff nur das, was schon vorbereitet war, und benutzte es zu seinen eigenen
zwecken. Die dritte bewegung ist die Vergeltung, welche jedem menschen die
folgen seiner eigenen thaten heimbringt.
Das drama setzt die liebe, entführung und heirath von Desdemona und
Othello voraus. Diese bilden den einzigen faden der ersten bewegung. Durch
diese Verbindung kommen drei hauptpersonen in conflict. Zuerst der abgewiesene
freier Roderigo , der vom vater verworfen ist und anscheinend von der tochter
nicht beachtet wurde. Trotzdem besteht er auf seinen Werbungen. Das grosse
ziel seines lebens ist, ihre band zu gewinnen, und er ist willig, bedeutende summen
dafür zu opfern. Durch diese schwäche wird er ein Spielzeug vonjago's intriguen,
der ihn mit hoffnungen hinhält und aus seiner börse nach belieben zieht.
Der zweite feind ist Jago , dessen hass nicht so sehr gegen die heirath als
gegen die person Othello's gerichtet ist. Daher spielt er nur eine untergeordnete
rolle in der ersten bewegung des drama's, eine um so wichtigere freilich in der
zweiten coUision. Es ist eine der ersten pflichten des kritikers, die verschiedenen
motive, welche Jago leiten, zu entfalten und in gehörige Ordnung und klarheit zu
bringen. In seiner Unterhaltung mit Roderigo gibt Jago als grund seines hasses
an , dass er im dienst zurückgesetzt sei , indem ein weniger erfahrener und ver-
dienter officier ihm von Othello vorgezogen wäre. Von jetzt an will er für sich
selbst sorgen, da niemand anders seine ansprüche beachtet. Er nimmt sich vor,
alle mittel, die er in der gewalt hat, für seine zwecke zu gebrauchen. Alles,
ehrlichkeit, treue, moralität soll mit füssen getreten werden, wenn es ihm im wege
steht. — Aber um sein ziel zu erreichen, braucht er Verstellung. »Ich bin nicht,
was ich bin!« — ist seine kurze und treffende erklärung.
Jago behauptet in der stärksten weise die Oberherrschaft der vemunft. Der
mensch kann aus seinem körper und seinen begierden machen, was er will. Aber
T. Snider, System of Shakespeare's Dramas -iße
seine Vernunft erhebt sich nicht über subjective Schlauheit. Er erkennt die be-
deutung keines ethischen princips an. Die tugend ist nur schein , liebe nur be-
gierde, der ruf eine einbildung. Schon Roderigo gegenüber hat er sich verstellt,
indem er ihm das falsche motiv seines hasses gegen Othello angegeben. Darin
schon handelt er in Übereinstimmung mit seinen grundsätzen. Seine worte sind
nur für Roderigo bestimmt, den er als Werkzeug zu gebrauchen wünscht, und dem
er deshalb irgend eine erklärung als motiv seiner handlung geben muss. Aber
der wahre grund vonjago's hass ist in seinem ersten und auch in dem folgenden
Selbstgespräch gegeben, doch nie in seinem gespräch mit anderen. Er glaubt, dass
Othello seine frau zur untreue verleitet habe.
AjThe thought thereof
Does like a poisonous mineral gnaw my inwards,
And nothing can or shall content my soul
Till I be evened with him«
sagt er zu sich selbst, den er sicherlich keinen grund hatte zu täuschen. Auch
ist es nicht mit seiner berechnenden Schlauheit vereinbar, anzunehmen, dass er sich
irrte. Dieses motiv ist seiner räche angemessen, ohne dasselbe wäre Jago ein
unnatürlicher charakter, eine monstrosität. Snider legt auf diesen punkt ein
hauptgewicht. — Zwar lässt sich nicht mit völliger bestimmtheit nachweisen, dass
Othello wirklich gethan, was Jago von ihm vermuthet — wahrscheinlich ist, nach
läge der dinge, dass sein verdacht gerechtfertigt war, wenngleich der dichter keinen
grund haben konnte, in irgend welche einzelheiten einzugehen — zweifellos ist,
nach Snider, dass hier der hauptantrieb zu Jago's handeln liegt. Er meint,
man begeht einen psychologischen irrthum , wenn man die Zurücksetzung als das
hauptmotiv seines hasses ansieht. Jago ist nicht der mann, einem andern die
Wahrheit, sich die lüge zu sagen. Warum hat denn Shakspeare sich des Selbst-
gesprächs bedient, wenn er nicht den innerlichen grund seines handelns ausdrücken
wollte, den er anderen nicht mittheilen konnte? Dass die kränkung seiner mili-
tärischen ehre in Jago's herz ein feindseliges gefühl gegen seinen vorgesetzten her-
vorrief, Süll nicht geläugnet werden , allein Snider glaubt nicht , dass jemand
um solcher kränkung willen nicht nur den vorgesetzten , sondern auch dessen frau
werde tödten wollen. Etwas schlimmeres als den tod über einen menschen zu ver-
hängen, der einen untergebenen nicht avanciren liess, wäre ganz und gar nicht im
verhältniss zu der beleidigung ; aber seine frau auch mit zu vernichten , wäre ge-
radezu schaudererregend. Dann wäre Jago ein ungeheuer, ein wildes thier, und
brauchte überhaupt gar keine motive , selbst die Vernachlässigung der beförderung
nicht, um irgend einen act von toller grausamkeit zu begehen. Aber was wird
dann aus dem werth und der Schönheit des dramas? — Ausserdem ist es Shake-
speare's regel, alle seine bedeutenderen charactere zu motiviren. Solch ein geschöpf
wie ein reiner, ungemischter Schurke (the villain pure and simple) kommt in keinem
seiner werke vor. Das zweite motiv ist daher das wahre, und zugleich ein voll-
kommen genügendes. Jago's famijie ist durch Othello zerstört, deshalb will Jago
die familie seines feindes wieder zerstören. Deshalb ist Desdemona in die Ver-
geltung eingeschlossen. Er vergilt so dem mohren gleiches mit gleichem. Sein
betragen ist logisch, und seine räche ist nur so gross, wie die empfangene be-
leidigung.
Der dritte gegner der heirath ist der vater. Hier haben wir den wesentlichen
366
IJtteratur
theil der ersten bewegung : den conflict der familie , der in den Staat übertragen
wird. Durch Jirabantio's opiiosition entsteht die collision, welclie Shakspeare immer
mit besonderer Vorliebe behandelt ; das recht der wald der tochter gegenül>er dem
willen der eitern.
Man hat oft geglaubt, dass das tragische geschick Desdemona's durch ihren
ungehorsam motivirt sei, aVier diese auffassung verträgt keine prüfung. Shakespeare
rechtfertigt überall das recht der wähl', wo es der einzige Streitpunkt ist. Darin
ist er dem modernen rechtsgefühl treu. Es kommt der frau zu , iiiren mann zu
wählen, denn sie, und nicht ihr vater , sollen mit ihm die einheit der empfindung
bilden, welche die basis der familie sein muss. — Doch selbst wenn wir einen
grad von schuld in solchem betragen finden , so ist es sicherlich keine tragische
schuld, welche die Zerstörung des individuums rechtfertigt. Shakspeare's ethischer
codex i.st ganz entschieden gegen eine solche annähme , denn er vermittelt diese
conflicte stets durch den triumph der tochter.
Der fall von Romeo und Julia kann nicht als beweis gelten, denn auch er
hat einen besonderen grund des tragischen geschicks. Sicherlich entspringt Julia' s
Schicksal nicht der Opposition gegen die vom vater bestimmte heirath.
Es muss also ein anderes motiv gefunden werden, und der dichter hat nicht
versäumt es anzudeuten. Es liegt in der thatsache , dass zwischen mann und frau
die Verschiedenheit der racen existirt. Eine ethische einheit ist unter solchen um-
ständen unmöglich. Der abstand ist zu weit, wenigstens in dem jetzigen zustande
der menschheit. Die familie ist wie alle anderen Institutionen auf Vorschriften ge-
gründet. Diese Vorschriften haben für die ehe gewisse grenzen festgestellt, welche
nicht verletzt werden können, ohne das ethische gefühl zu verletzen. Das princip
der Vorschrift ist jedem Zeitalter und allen nationen in verschiedenem grade eigen.
Alle wahrhaft moralischen menschen theilen es , und diejenigen , welche es über-
treten, werden als verworfene betrachtet. Der unterschied des ranges zerstört oft
die möglichkeit einer ethischen einheit, wenn auch die betreffenden von derselben
race und aus demselben lande sind.
Es fehlt nicht an einer rationellen basis für ein so starkes gefühl. Sie be-
steht darin, dass, wo ein so grosser unterschied existirt, die einheit, welche von
der familie verlangt wird, unmöglich ist. Beide theile'wissen, dass sie ein ethisches
Clement der ehe verletzt haben, daher kommt der dunkle argwöhn, dass ein anderes
ethisches element der ehe : die keuschheit , ebenso leicht verletzt werden könnte.
Deshalb wird die eifersucht , welche Othello rasend macht , wol selten verfehlen,
solcher Verbindung zu entspringen , und sie zu einer quelle von bitterkeit und
elend zu machen.
Desdemona ist eine ehe eingegangen , welche für die familie unmöglich ist,
deshalb wird sie durch dieselbe vernichtet. Das wahrhaft tragische element ihres
characters wird nun erklärlich. Auf der einen seite ist sie die reinste und un-
schuldigste der frauen. Ihre liebe und hingebung sind vollkommen. Sie ist in
ihrer Stellung als frau so treu, dass viele menschen keine rechlfertigung für ihr
Schicksal finden. Aber während sie im höchsten grade dem einen ethischen prin-
cipe treu ist, verwirft sie das andere gänzlich. Das ganze bereich der Vorschriften,
welches sich auf den unterschied der racen gründet, verwirft sie und heirathet
einen Afrikaner. Während sie in schönster weise der familie treu ist, ist sie dem
gesetz , worauf die familie beruht , untreu. Der ehe zu liebe verletzt sie die be-
dingung der ehe. Das tragische pathos liegt deshalb in der thatsache , dass sie
^ ;
T. Snider, System of Shakespeare' s Dramas 207
den mann heirathet, den sie liebt, was ihr recht ist, und doch dabei sich in schuld
bringt. Die collision mit ihrem vater ist zulässig , die mit ihrer race nicht ; das
heisst, die eine ist nicht tragisch , das andere ist es. Wenn Othello kein mohr
wäre, so würde kein motiv für Desdemona's geschick da sein, und umgekehrt,
wenn sie kein unrecht durch ihre verheirathung beginge, so wäre es schwer zu
sagen, weshalb der dichter sich die unnöthige mühe gemacht haben sollte, Othello
zu einem mohren zu machen.
Eine richtige beurtheilung dieses gegenständes ist nicht ohne Schwierigkeiten
in unserer zeit. Dergleichen ansichten werden leicht als vorurtheile behandelt.
Aber es scheint keinem zweifei zu unterliegen , das Shakespeare die race als ein
ethisches dement der ehe auffasst, und sie der keuschheit an die seite setzt. Auch
unterscheidet er sich darin nicht sehr von der grossen majorität der jetzigen mensch-
heit. Der philanthrop müsste noch gefunden werden, der willig wäre, seine tochter
einen Afrikaner heirathen zu lassen. Seine abneigung entspringt nicht nothwendiger
weise aus vorurtheil , sondern aus der Überzeugung , dass eine solche Verbindung
unethisch ist. Das leben des paares -würde eine fortwährende tragödie sein.
Die zweite bewegung zeigt den inneren conflict in der familie ; einen conflict,
der alle theilnehmer vernichtet. Die scene ist nach Cypern verlegt, und Othello
ist der erste machthaber der insel. Der Zwiespalt mit der äusseren weit ist ge-
schlichtet; der innere Zwiespalt entwickelt sich. Jetzt wird Jago zur hauptfigur.
Sein zweck ist, das paar zu trennen. Er hält Roderigo, Cassio und Emilie mit
einer band, Othello und Desdemona mit der anderen. Das complot, um die ehe
des mohren zu zerstören, wird durch alle Stadien der intrigue verfolgt.
Jago's methode ist, bei Othello die wildeste eifersucht zu entflammen. Aber
der mohr ist von einem edlen offenen character, nicht misstrauisch oder zur eifer-
sucht geneigt. Das problem ist jetzt zu zeigen , wie ein mensch ohne anläge zur
eifersucht , doch zur tödtlichsten eifersucht gebracht werden kann. Ohne ein er-
klärendes motiv würde Othello's character ein Widerspruch sein.
Hier zeigt sich die ganze berechnende Schlauheit Jago's, und in ihm haben
wir zugleich eine der meisterhaftesten psychologischen characterzeichnungen des
dichters. Jago kennt den einen punkt in Othello's character, der" dem misstraueii
offen ist, und er baut seine plane darauf. Von dem halbangedeuteten verdacht,
der schlauen, scheinbar beruhigenden warnung : »Othello beware of jealousy«, welche
die eifersucht anregen muss, bis zum höhepunkt ist alles scharf berechnet. Othello's
vertrauen ist zerstört, sein argwöhn rege gemacht, und bis zu dem punkt der an-
klage , hat sich sein offner , vertrauender character in einen zustand von wahn-
sinnigem argwöhn und blinder, eifersüchtiger wuth bringen lassen, für den es
keinen andern ausgang gibt, als durch den tod Desdemona's die beleidigte ehre
zu rächen. Ohne die Voraussetzung der eigenen schuld wäre diese Wandlung un-
denkbar. Die böse that sinkt tief in das bewusstsein des thäters, und färbt sein
ganzes späteres leben. Ungesehen und ungeahnt von der weit prägt sie sich der
eigenen seele ein, und bahnt so den weg für die Vergeltung an. Eine solche
characterdarstellung wiegt die moralpredigten eines ganzen Zeitalters auf. Sie ist
es , die den Othello zu einem der bedeutendsten von allen Shakespeare' sehen
dramen macht.
Die dritte bewegung des Stückes , die Vergeltung, folgt. Die tragische Vor-
bereitung der früheren theile ist jetzt zum abschluss geführt. Roderigo greift
Cassio an, aber wird von Jago getödtet. Es ist seine gerechte strafe, denn er
368 Litteratur
beabsichtigte Verführung und mord. Othello hat Desdemona getödtet. Eifersucht
und verletztes chrgefühl haben ihr werk vollbracht. Jage wird entlarvt. Seine
bösen plane werden von Emilie biosgelegt. Jago versucht sie zum schweigen zu
bringen, und da er das nicht kann, erdolcht er sie. Othello sieht die Wahrheit
plötzlich aufleuchten. Er selbst will jetzt nicht länger leben. Sein versuch, Jago
zu tödten, misslingt. Der letztere hat grösseresj^unrecht vom mohren gelitten, als
er ihm zugefügt, deshalb kann er von ihm seine strafe nicht empfangen.
Indem Snider den gesammtinhalt des Stückes zusammenfasst , fmdet er,
dass diese tragödic sich hau]jtsächlich mit einer bezielning der familie, — der
von mann und frau — obgleich der vater Desdemona's auf kurze zeit erscheint,
beschäftigt. Es zeigt drei paare, die alle drei in regelmässiger abstufung negative
»phasen« — wie er es nennt — der ehe darstellen. Zuerst Othello und Desde-
mona, deren Verbindung sich auf liebe und treue gründet, die aber doch der noth-
wendigen bedingung der familie widerspricht. Deshalb wird ihr bund zerrissen
und beide sterben. Das zweite paar ist Jago und Emilie, welche verheiralhet sind,
aber keine gefühlsgleichheit als basis ihrer ehe haben. Beiden fehlt es an liebe
und wahrscheinlich auch an treue. Auch sie werden vernichtet. Das dritte paar
ist Cassio und Bianca, die nicht verheirathet sind, aber doch die beziehungen der
beiden geschlechter in feindschaft gegen die existenz der familie zeigen. Beide
bleiben am leben. Der dichter scheint andeuten zu wollen, dass sie keine tragische
Verletzung einer Institution begangen haben , in die sie gar nicht eingetreten sind.
Daneben laufen mehrere verschlingungen dieser personen , welche andere negative
»phasen« der ehe zeigen, wie die beziehungen zwischen Othello und Emilie, und
die eigenthümliche Stellung Roderigo's und Desdemona's. Im allgemeinen ist das
eheliche band der familie geschildert, und das drama kann deshalb die tragödie
von mann und frau genannt werden.
Diese bemerkungen mögen genügen , um dem deutschen leser einen begriff
von dem Snider' sehen buch zu geben. Auf den ersten blick wird ihm manches darin
auffallen: vielleicht flösst ihm schon der titel »System des Shakespeare'schen
drama's« bedenken ein. Denn, lässt sich der genius m ein System zwingen, oder
hat er nach einem solchen gearbeitet ? Indessen kann erwiedert werden , dass bei
der Universalität des Shakespeare'schen geistes manchem auch wieder eine orien-
tirung in bezog auf die verschiedenen gebiete, die er berührt, willkommen sein
mag. Eine solche ist in unzweifelhaft verständiger weise von Snider gegeben.
Hervorzuheben ist , dass durch die scharfe beleuchtung , in die der Verfasser
die einzelnen stücke stellt, die übersichtliche gruppirung sowol der handlung wie
der personen, namentlich aber durch die enge Verknüpfung der motive
der hauptpersonen mit der handlung manche stücke (vornehmlich Othello,
aber auch andere, man vergleiche Macbeth) ein neues Interesse gewinnen.
Mit der klarheit und Übersichtlichkeit des Inhalts geht hand in hand eine
sehr klare und durchsichtige darstellung, welche überall den geschulten denker
und einen philosophisch wie ästhetisch gebildeten geist verräth. Die nachlässige
Schreibweise, deren sich einzelne unserer Schriftsteller auf diesem gebiet bedienen,
findet sich in dem buch des Amerikaners nirgends : sein stil zeigt überall, dass er
von dem ernst und der würde seines gegenständes erfüllt ist. Auch die art von
polemik, wie sie gerade in bezug auf Shakespeare von manchen deutschen kritikem
betrieben wird , liegt ihm fem. Nirgends jenes mitleidige achselzucken über den
unverständigen dilettantismus oder über die »sog. kritik« u. dgl.: Snider spricht
W. Wagner, The Works of William Shakspere -?6q
seine meinung aus in klarer verständiger spräche, die sich offenbar an das gebildete
publikum im allgemeinen richtet und überlässt diesem publikum seine meinung zu
theilen oder zu verwerfen.
So können wir denn mit gutem gewissen dieses buch der aufmerksamkeit der
Shakespearefreunde empfehlen, indem wir es zugleich als ein erfreuliches zeichen
begrüssen, dass auch in dem vielgeschmähten dollarlande der sinn für poesie
und die ideale des lebens mehr und mehr boden gewinnen und sich be-
festigen wird.
Wiesbaden, april 1879. C. Blasius.
The Works of William Shakspere. Edited, with a prefatory memoir, critical
notes, and introductory notices, by W. Wagner, Ph. D. Part. i. Hamburg.
Karl Grädener. 1879.
Von dieser , in der form der Asher' sehen CoUection of English authors ge-
druckten, neuen ausgäbe Shakespeare's liegen uns »The Tempest« vollständig, die
»Two Gentlemen of Verona« bis fast zum ende des zweiten actes vor ; das ver-
sprochene »prefatory memoir« fehlt noch. So weit sich bis jetzt urtheilen lässt,
hält der rühmlich bekannte herausgeber alles , was der verlagsbuchhändler an-
kündigt, er liefert einen sorgfältig nach den ältesten und besten quellen her-
gestellten text, mit vollständiger angäbe der lesarten der ersten folio-ausgabe, einer
auswahl der von früheren herausgebern gemachten conjecturen und bringt auch
mehrere selbstständige Verbesserungen. Die beiden einleitungen orientiren über
Chronologie und quellen und geben die resultate der neuesten forschungen. Was
den Vorwurf betrifft, Shakespeare lasse in den »Two Gentlemen« den Proteus zum
kaiser gehen und dann beim herzog von Mailand auftreten , so schiebt professor
Wagner die schuld auf die ersten editoren, »who joined two different versions of
one and the same play without paying any attention to the inconvenience thus
created.« Aber Steevens und Mason haben darauf aufmerksam gemacht, dass gar
kein versehen stattfinde , da sowol deutsche kaiser gelegentlich in Mailand resi-
dirten, als auch während ihres aufenthaltes in dieser stadt noch herzöge von Mai-
land vorhanden waren. — »Titus Andronicus« und »Pericles« stehen schon in der
1833 ini Verlage von Ernst Fleischer in Leipzig erschienenen Shakespeare-ausgabe ;
die hier besprochene wird neben diesen beiden als unecht angefochtenen stücken
auch noch »Edward III« und »The two noble kinsmen« enthalten.
Dresden, O. S. Seemann.
Karl Elze: Eine aufführung im globus- theater. Vortrag bei der 14. Jahres-
versammlung der deutschen Shakespeare -gesellschaft zu Weimar am 24. april
1878. Weimar. Verlag von AI. Iluschke. 187S.
Gewiss haben die zuhörer dem kenntnissreiclien vortragenden lauten beifall
gespendet, und die leser werden ihm gleichfalls dank wissen für seine lebhafte
Schilderung der theaterverhältnisse Londons im anfang des 17. Jahrhunderts, so
wie für die menge der sonstigen interessanten notizen über persönlichkeiten und
zustände jener zeit. Auch die form, in welcher er so viel wisscnswerthes anmuthig
Kölbing, Englische Studien. III. 3. 24
T ^ o Litteratur
vorbringt, das gespräch zwischen dem augsburger goldschmied , der behäbigen
bürgersfrau aus der city und dem kaufmannslehrling , verdient anerkennung, nur
der ort der Unterhaltung ist möglichst unpassend gewählt; die drei plaudernden
benutzen eine Vorstellung des Hamlet, um während derselben einander ihre erleb-
uisse und bemerkungen mitzutheilen. Wir freilicli erfahren dadurch gar manches
und amüsiren uns vortrefflich, aber sollen wir glauben, dass die nachbarschaft ge-
duldig ertrug, was für sie doch nur störendes geschwätz sein konnte?
Dresden. O. S. Seemann.
E. Hermann: Die bedeutung des Sommernachtstraums für die Shakespeare-
biographie und die geschichte des englischen dramas. Zugleich die zweite voll-
ständig umgearbeitete aufläge der Studie über Shakespeare's Midsummer-night's
Dream. Erlangen, verlag von Deichert. London, Fr. Thimm. Newyork,
Westermann & Comp. 1877.
Derselbe: Shakespeare der kämpfer. Die polemischen hauptbeziehungen des
Midsummer- Night' s Dream und Tempest urkundlich nachgewiesen v. E. Her-
mann. Abth. I. Shakespeare wider John Lyly. Abth. II. Shakespeare wider
Ben Jonson (Tempest und Volpone). Shakespeare und Spenser (Willy und
Aetion). Abth. III. Skakespeare wider Greene, Marlowe und Nash. Abth. IV.
Die abfassungszeit des Sommernachtstraums. Erlangen , verlag von Deichert.
London, Fr. Thimm. Newyork, Westermann & Comp. 1879.
Wenn »Grammatici certant et adhuc sub judice lis est« , so bleibt es dabei,
auf endgiltige entscheidung muss man verzichten. Hat einer die Streitfrage
.'durchaus studirt, mit heissem bemühn«, so ist er partei geworden, darf also nicht
richten, und redet er als laie, so fehlt ihm die corapetenz. Können die sach-
verständigen sich nicht verständigen, dann gibt es überhaupt keine Verständigung,
das ist das endergebniss unserer lectüre des ersten der oben genannten bücher.
Der Verfasser behauptet (p. 2) »Shakespeare's drama, welches den titel »A Mid-
summer-Night' s Dream führt, ist eine allegorische dichtung» , und diese ansieht
sucht er bis in die geringfügigsten kleinigkeiten durchzuführen. Die tendenz des
Sommemachtstraums (p. 23) »ist gegen die demoralisirenden und erschlaffenden
eindrücke der ausschreitungen einer grob sinnlich erregten, namentlich aber sexuell
überreizten phantasie gerichtet.« (p. 156) »So behaupte ich denn mit bestimmt-
heit: der Sommernachtstraum ist wirklich jene die reform der englischen bühne
behandelnde dichtung; und ich behaupte ferner, Shakespeare hat das auch
klar und deutlich ausgesprochen ...» Er zählt das stück zu den sogenannten
masken-dramen , welche bekanntlich um kunstregeln und Wahrscheinlichkeit sich
nicht zu kümmern brauchten, und sagt (p. 173) »dass es dem dichter erst möglich
gewesen sein kann, unsere maske, welche zum grossen theile eine komische parodie
seiner eigenen tragödie ist, zu dichten, nachdem er sich jähre lang in der ein-
gehendsten weise mit seinem Stoffe beschäftigt hatte, und dadurch dessen absoluter
herr geworden war.« Er sieht in der Titania (p. 52) »die geburtshelferin der
dichterischen phantasiegestalten, die königin dieser traumweit der phantasie; man
mag sie kurzweg den genius der dichterischen phantasie nennen.« Ihm gilt
Oberon als (p. 56) »die durch reflexion zu den gesetzmässigen bedingungen
E. Hennann, Die bedeutung des Sommemachtstraums etc. ^71
unseres daseins zurückgelangende Vernunft, die geistige natürlichkeit selbst. <r
Er erklärt (p. 56) »Mein Standpunkt ist kurz folgender: elfenkönig Oberen und
elfenkönigin Titania sind zusammen die Vertreter der poesie in abstracto , wie
Theseus und Hippolyta die Vertreter der poesie in concreto d. h. der englischen,
strenger noch der Shakespeare'schen poesie. Denn Theseus ist der dichter
selbst und Hippolyta seine geschulte , geläuterte phantasie , etwa in derselben
weise, wie Titania und Oberon sich als genien der poesie, d. h. der härm o nie,
des ordnenden, wesentlich kritischen geistes, und der phantasie
gegenüberstehen und ergänzen. Den ersteren theil beider Seelenfunktionen fasst
Shakespeare als den männlichen theil des dichtergeistes auf und personificirt ihn
in Oberon. Die phantasie dagegen erscheint ihm als weib , das der herrschaft
und befruchtung durch jene erstere hälfte bedarf; sie wird daher durch Titania
vertreten.«
' Herr Hermann , der seine collegen, die Shakespeare-forscher, fast immer sehr
derbe anfasst, schont sich selbst nicht im geringsten. Er schreibt (p. 92); »In
der ersten aufläge meiner Studien habe ich nachzuweisen gesucht , dass Robin der
geist der satire sei. Ich muss ehrlich gestehen, dass ein verkümmerterer gedanke
sich kaum je in meinen schädel geschlichen hat. Gerade das reflectirende element
des Satirikers hat Shakespeare nicht weniger von Robin Good-fellow fern gehalten,
wie die volksage; beide behandeln ihn als kind, als muthwillig schalkhaftes und
echt kindisch täppisches kind-. . . . Ich nehme daher hiermit meine erste deutung
Robins reumüthig zurück und begnüge mich fortan in ihm den repräsentanten des
neckischen zufalls in kindesgestalt zu sehen«. In ähnlicher weise rectificirt er sich
häufig , man darf also dem autor seine rauhe manier nicht gerade schlimm aus-
legen; wie unangenehm sie auch berührt, ihm schadet sie am meisten. Wie aber
steht's mit der neuen deutung ? Wird er sich nicht entschliessen müssen eine
dritte zu suchen, die besser passt? Denn für Oberon, den »ordnenden, wesentlich
kritischen geist« schickt es sich durchaus nicht, einem »täppischen kinde« , dem
»neckischen zufall« , die ausführung seiner befehle anzuvertrauen. Shakespeare,
der »sich jähre lang in der eingehendsten weise mit seinem stoffe beschäftigt
hatte«, war nicht der mann, der solche fehler beging.. Entweder ist Oberon nicht
der wesentlich kritische geist oder Puck nicht der neckische zufall.
In Theseus erblickt der Verfasser (p. 97) »die irdische Verkörperung des
vernunftgemässen gebrauches der dichterischen phantasie« , Theseus ist ihm »der
dichterfürst« , und bei Hippolyta glaubt er die deutung wagen zu dürfen (p. 9S)
»in dem weibe, was (?) dem zeugenden dichterfürsten liebend zur seite steht, seine
kunstrichtung , d. h. sein kunstideal verkörpert zu sehen«. Schritt vor schritt
angelt herr Hermann nach allegorien und findet (p. 102) »die Ortsbestimmung in
a wood of Crete besagt also einfach : auf einem englischen tiieater«. Erstaunt
würde man fragen, wie ist dergleichen möglich? hätte man nicht auf der vorher-
gehenden Seite schon gelesen: »Es lässt sich keinen augenblick daran zweifeln,
dass er (Shakespeare) die bedeutung des namens Kreta = Candia sehr wol kannte,
und Kreta hier für das häufig von ihm gebrauchte Albion gesetzt hat. Das
»Gehölz« (wood) stellt in seiner allegorie die bühne dar;« . . . Tappt man einmal
auf einem dunkeln irrweg, dann kommt man leicht zu wunderlichen gesiebten.
Als erläuterung der worte des Theseus, act. IV, scene I: »My hounds are bred
out of the spartan kind« heisst es (p, 103) »Gehen wir, wie wir zweifellos
müssen , bei dem verständniss dieser gleichnissrede von dem vergleiche aus , dass
24*
, « 2 Litteratur
Oberon des Theseus förster ist, so gewinnen wir von selbst die Vorstellung, dass
unter Thesetls' hunden dessen gedanken und Vorstellungen zu verstehen sind , mit
denen er im Wildparke der dichtkunst jagt. Was aber sagt Theseus von diesen
jagenden gedanken ? iVur einige punkte seien hervorgehoben : er rümt von ihnen •
their heads are hung
With ears that sweep away the moming-dew.
Wie Oberon sich an der fröhlichen morgensonne erfreut, so rühmt der dichterfürst
Theseus von sich , dass seine gedanken vom frischen morgenthau gestärkt und
gelabt werden; . . . Theseus rühmt aber ferner von seinen spürenden gedanken,
sie seien slow in purfuit, vorsichtig und bedächtig auf ihrer suche, um nicht von
der rechten fährte , vom rechten ziele abzukommen , sondern mit den zugleich
zweckmässigsten und schönsten mittein das wahrhaft dichterische zu schaffen;«
u. s. w. In solch dürre steppen kann ein verständiger, kunstsinniger mann sich
verlaufen, wenn der böse geist der deutelei sich seiner bemächtigt !
Wollte man herm Hermann die bodenlosigkeit seines Standpunktes klar
machen, so würde man ein buch schreiben müssen, und überzeugen würde man
ihn doch nicht, denn er glaubt, und der echte glaube ist unerschütterlich
und gründefest; wir begnügen uns mit zwei nicht allzu langen bemerkungen.
Nach Seite 225 soll »das hauptthema unserer maske nicht sowol die feier der an-
kunft eines bühnenrefomiators, sondern die heilung der Titania sein«. Betrachten
wir diesen Vorgang. Die ganz gesunde elfenkönigin — angeblich die phantasie —
liegt im streit mit ihrem galten , — angeblich dem kritischen geist — dem sie
ein kind nicht ausliefern will , das sie einer verstorbenen freundin zu liebe
erzieht. Sie ist in vollem recht , er im unrecht , aber er ist der stärkere , macht
sie absichtlich geisteskrank, zwingt sie auf diese höchst unedle manier zur nach-
giebigkeit und versetzt sie dann wieder in ihren früheren, gesunden zustand zu-
rück. Selbstverständlich bedient er sich bei beiden thaten der Zauberkunst, und
schwerlich geht es mit rechten dingen zu, wenn jemand in diesen scenen, wie
anmuthig sie auch sind, den kern des ganzen sieht. Und noch ein zweites. Hätte
der Verfasser recht, wie unzweckmässig verfuhr dann Shakespeare, als er ein stück
schrieb , das alle weit falsch und nur herr Hermann richtig versteht. Er selbst
macht sich den einwand (p. 206): »Wie war es möglich, dass das englische
theaterpublicum sich durch ein so complicirtes gewebe feinster Symbolik, wie das-
jenige des Sommernachtstraums nach meiner auffassung ist , hindurch finden
konnte, so dass es den dichter verstand?« Uns dünkt die antwort, welche er
auf diese wichtige frage ertheilt, sehr ungenügend. Aus gründen, die er für un-
zweifelhaft erklärt, nimmt er an, dass das stück zur einweihung des Globus-
theaters gedichtet sein muss , »der festival summerday, der hier gefeiert wird, ist
nicht der wirkliche Johannistag, sondern die Inauguration des Globe«. Die sache
scheint uns durchaus nicht zweifellos gewiss , aber vielleicht hat er recht. Was
würde daraus folgen? Er sagt (p. 239): »Nun stelle man sich aber die erste
aufführung des Sommemachtstraums unter solchen Verhältnissen vor, wie ich sie
so eben als möglich (!) geschildert habe, und man vsärd zugestehen müssen, dass
alsdann die Symbolik und allegorik des Stückes sofort eine so deutliche spräche
reden, dass der zuschauer unfehlbar die tendenz des dichters in der hauptsache
erkennen musste. Das erste auftreten Bottoms mit seinen genossen, die namen
dieser künstlerheroen an sich schon, mussten ihm sagen, in welche Sphäre er versetzt
E. Hermann, Die bedeutung des Sommernachtstraums etc. 7-j x
war. Damit war aber auch der Schlüssel zum verständniss der Titania gegeben,
und wer diesen hat, für den ist das ganze kein geheimniss mehr«. Unserer an-
sieht nach ist Titania auch ohne Bottom ganz verständlich und man kann sie ver-
stehen, ohne in ihr die symbolisirte phantasie zu erblicken, die erst krank gemacht
werden muss, um dann geheilt zu werden. Unser autor fährt fort: »Dass alle
details, namentlich die feinen satirischen anspielungen sofort gleich allgemein ge-
fasst sein sollten, ist undenkbar; sehr unwahrscheinlich ist mir aber auch, dass
bei diesen ein allgemeines verständniss beabsichtigt ist; die detailarbeit ist für
die einzelnen wissenden und kenner, nicht für das publicum im grossen ganzen
berechnet. Das grosse publicum soll nur durch die grossen reformatorischen
ideen in ihrer ganzheit gepackt und fortgerissen werden. Und diese möglich-
keit war dem dichter allerdings dadurch geboten, dass er das glück hatte, an die
eröffnung des Globe anknüpfen zu können. Ohne jenen grossartigen historischen
Zusammenhang aber verliert der Sommernachtstraum sein Interesse , wie auch
Troilus und Cressida] nur aus seinem zeitgeschichtlichen zusammenhange heraus
verstanden, empfunden und gewürdigt werden kann.<t Wir entgegnen: bestand
das grosse publicum des Globe aus dem s. 212 geschilderten rohen, brutalen
mob , so war es absolut unfähig, »die grossen reformatorischen ideen« auch nur
zu ahnen, und bestand es, wie wir annehmen, der mehrheit nach aus gebildeten
dementen, so bedurfte es der grossen reformatorischen ideen gar nicht, um die
Zuschauer zu fesseln, wie wir heute noch gefesselt werden, wir, die von jenen
ideen nicht das mindeste bemerken. Der Sommernachtstraum erhält, wie der Ver-
fasser (p. 10) unbefangen eingesteht, »unsere phantasie in ununterbrochener thä-
tigkeit« , und der hohe werth des Stückes beruht eben darauf, dass es gebildete
menschen fortwährend in anregendster weise unterhält. Wie Beethoven den ersten
satz seiner C-moll Symphonie aus einem höchst einfachen thema herausgesponnen,
so Shakespeare den Sommernachtstraum aus dem trivialen satze: Liebe macht
blind. Er hat , ohne an sie zu denken , seinen commentatoren , forschem , aus-
und hineinlegern wacker zu thun gegeben, und sie arbeiten munter und unver-
drossen. Fände der meister die nöthige müsse um sich mit ihnen zu beschäftigen,
wie Theseus würde er gar manchem sagen :
I will hear that play ;
For never any thing can be amiss,
When simpleness and duty tender it.
Our sport shall be, to take what they mistake :
And what poor duty cannot do.
Noble respect takes it in might, not merit.
Mühsame und umfassende arbeiten hat das oben als zweites genannte werk
offenbar gekostet , nur erquickt es ebenso wenig als das erste. Es zeigt dieselbe
rückhaltslose Offenheit im eingeständniss der zahlreichen irrthümer des autors,
aber auch dieselbe Schroffheit im aburtheilen, dieselbe geringschätzung anders
denkender, dieselbe Voreingenommenheit für seine absonderliche auffassung. Nach
kräften hat herr Hermann die Übersichtlichkeit erschwert. In der über vierzig
Seiten langen einleitung redet er (p. 30, 34, 36, 37) von einer menge von ab-
handlungen , die er vorlegen wird , aber ein einfaches inhaltsverzeichniss , wie
374
Litteralur
andere Schriftsteller es ihren werken beifügen, fehlt leider. Er erblickt fort-
während Intentionen des dichters, Fingerzeige und beziehungen , wo kein anderer
sterblicher sie wahrnimmt, er ist, wie er (p. 9) zugesteht, *der einzige von allen
Shakespeare -commentatoren, der im Sommemachtstraum einen wesentlich theo-
retisch-ästhetischen inhalt findet«. Alle achtung vor dem muth, mit welchem er
seine Überzeugung vertritt. Bekehrt er die weit, so wird sein rühm dereinst gross
sein, vorläufig muss er die Unannehmlichkeiten seiner Stellung ertragen. Er sieht,
was kein anderer sieht , also entweder sind die andern blind , oder er leidet an
hallucinatiorien , und für blind halten die andern sich nicht. .Schwerlich wird der
aufsatz »Lyly's Gallathea und .Shakespeare's Sommemachtstraum« irgend jemand
davon überzeugen, dass Shakespeare mit seinem stück ästhetisch-theoretische lehren
verkünden wollte, oder dass er auf die Gallathea besondere rücksicht nahm , aber
man wird sich wundern, weshalb herr Hermann (p. 60) meint, Theseus habe die
beiden athenischen liebespaare aus dem wirrsale der müssiggängerischen liebe
befreit. Müssiggänger im sinne unseres autors waren die aristokratischen herren
und damen vor beginn des Stückes und sie bleiben es nach dem schluss
desselben. Mit Lysander und Demetrius treiben Oberon und Puck ihr neckisches
spiel , Hermia und Helena gerathen nur durch die beiden Jünglinge in mitleiden-
schaft, sie lieben, unverändert und treu, jene ihren Lysander, diese ihren Deme-
trius, — wo findet sich eine spur von der rolle des befreiers, die Theseus zufallen
soll? Er trifft zufällig die schlafenden, er befiehlt, sie durch hörnerschall und
Jagdgeschrei zu wecken, aber von ihrer Verblendung befreit sind die beiden
jungen Athener vorher schon durch Oberon und Puck. Warum soll das hom-
blasen ein »Oberon'sches« (p. 300) sein? Hat Oberon etwa dem jagdgefolge des
Theseus zauberhörner verliehen? Wo steht eine sylbe davon? Wo erfahren wir
etwas von der «entschiedenen geistesvervvandtschaft« , von dem »unaufgeklärten,
unsichtbaren Zusammenhang« (p. 63 Bed. d. som.) zwischen Theseus und Oberon?
Litterar-historisch bei weitem wichtiger (p. 60), aber lange so häufig nicht
(p. lOl) wie zwischen dem Sommemachtstraum und der Gallathea sollen die be-
ziehungen des Sommernachtstraums zu Lyly's Woman in the Moone und Endimion
sein. Ihrer vermeintlichen ^Wichtigkeit angemessen füllen sie zweihundert und
einige siebenzig , mitunter recht dürre, selten. Da wird uns zugemuthet einzu-
sehen (p, 114), »dass die rückkehr zum idealen naturzustande das eigentliche
ästhetische ziel des Sommemachtslraums ist;« da soll uns gezeigt werden, (p. I2i)
»Oberon repräsentirte in des dichters Vorstellung das auf fester moralischer grund-
lage ruhende ideal des ästhetisch schönen , und Robin die angeborene anläge zu
diesem ideal;« da sollen wir lernen, Puck- Robin sei die figur, welche »die na-
tionale kindesunschuld Englands vertritt« (p. 162). Einmal über das andere
räumt herr Hermann seine »vollkommene« missdeutung angeblich symbolischer
figuren und stellen auf das freimüthigste ein. Er bekennt (p. 162 — 163), dass
er die stelle in Robins Zauberformel , die mit den Worten beginnt : »Jack shall
have JilU »betreffs ihres symbolischen gehaltes vollkommen missdeutet« habe, dass
die Sache »gerade umgekehrt« liege. Er gesteht (p. 309), dass er irrte, als er
Hippolyta für die Vertreterin von Shakespeare's muse nahm , vielmehr soll sie
jetzt »neben Theseus, dem dramaturgen, die Schauspielkunst« vertreten. Diese
Unsicherheit wiederholt sich gar oft , trotzdem aber wird er keinen augenblick irre
an seiner grundüberzeugung : symbolisch gedeutet muss werden . Sein unauf-
hörliches schwanken, sein ewiges behaupten und widerrufen liefert seinen gegnem
E. Hermann, Die bedeutung des Sommemachtstraums etc. 275
das beste argument. Wie soll man glauben, Shakespeare habe fast in jeder zeile
des Stückes symbolisirt und allegorisirt , wenn der mann , der es versichert , selber
so wenig im klaren darüber ist, was Shakespeare eigentlich meinte! Eine Ver-
ständigung mit dem autor ist nicht möglich, er sieht durch eine allegorisch-
symbolisch gefärbte brille, und wenn er sie ablegt, erscheinen ihm die thatsachen
in falschem licht. Nur noch ein einziges beispiel. Er sagt (p. 162), Lysander
werde von seinem liebestaumel »so jammervoll willenlos, gleich einem glocken-
klöppel, zwischen Hermia und Helena hin und her geworfen, wie nur immer die
marklose gestalt des lylyschen Endimion wankend zwischen der Cynthia und
Tellus hin und her gezerrt werden kann.« Ausführlich hat herr Hermann den
Inhalt des Endimion mitgetheilt, und nach dieser mittheilung besteht die ähnlich-
keit zwischen Lysander und Endimion höchstens darin, dass , genau besehen,
beide nicht schwanken. Endimion schwankt nie zwischen Cynthia und Tellus,
sondern heuchelt gegen die letztere. Die zuschauer erfahren das in deutlichen
Worten (p. 66): »With Tellus, faire Tellus, have I dissembled«. Lysander
schwankt ebenso wenig. Er wird durch Zauberei für einige stunden geisteskrank,
kein ruhig überlegender mensch macht ihn verantwortlich für das, was er als irr-
sinniger redet und fühlt; so lange er bei vollem verstände ist, liebt er treu seine
Hermia, von heuchelei ist bei ihm gar nicht die rede, und doch findet unser
autor die beiden Charaktere ähnlich. Wie soll man mit einem manne über färben
disputiren, dem schwarz vorkommt, was alle andern leute roth sehen?
Wir sagten oben: hätte der Verfasser recht, wie unzweckmässig verfuhr dann
Shakespeare, als er ein stück schrieb , das alle weit falsch und nur herr Hermann
richtig versteht. Den gleichen einwurf hat privatim ein Verehrer der Alexander
Schmidt' sehen auffassung erhoben, und zwar, wie der autor (p. 307) berichtet,
auf persönlich verletzende art , in einem polterigen, ihm gegenüber durch und
durch unangemessenen brief. Obschon er selbst gewiss nicht als muster der höf-
lichkeit gelten darf, obschon er erwarten muss, das echo seiner eigenen, oft sehr
kräftigen ausdrücke zu vernehmen, mag der ton des Schreibens, das wir nicht
kennen, zu missbilligen sein, jedenfalls mangelt der antwort, die auf der genannten
seile ertheilt wird, vorläufig alle beweiskraft. Dass er heute mit seiner auffassung
allein dasteht, gibt herr Hermann ohne weiteres zu, dann aber liegt es doch auf
der hand, dass er, wenn er sich glauben oder überhaupt nur freundliches gehör
verschaffen will, deutlich nachweisen muss, zu Shakespeare's zeit wäre seine art
das stück anzusehen, die allgemeine gewesen. Das hätte der an fang sein müssen
und nicht das obendrein vorläufig fehlende ende. An der citirten stelle heisst
es (p. 308) : »Ich werde dagegen an Nash's Summer's Last Will and Testament,
sowie an dem Aetion in Spenser's Colin Clont zeigen, dass diese beiden dichter,
deren autorität gegenüber sich wol selbst Schmidt bescheiden muss , in der that
meine auffassung des Sommemachtstraums theilen, und jeder einsichtsvolle wird
darin einen unumstösslichen beweis für meine auffassung finden.« In der uns
vorliegengen abtheilung wird das grosse versprechen noch nicht erfüllt, und die
Worte (p. 320) : »Ich glaube nicht, dass irgend einer meiner leser jetzt noch einen
zweifei an den ästhetisch polemischen beziehungen des Sommemachtstraums zum
Endimion im grossen ganzen hat,« scheinen uns keinesweges gerechtfertigt. Im
gegentheil, wir glauben, noch ist niemand überzeugt, und wiederholen, wenn der
Verfasser nicht allererst zweifellos nachweist, Shakespeare's Zeitgenossen hätten
im Sommernachtstraum ein stück gesehen, das tlieoretisch - ästhetische doctrinen
376
Litteratur
durch allegorisch-symbolische figuren verbreiten sollte, so verschwendet er nutzlos
bei der mitwell seine mühe und seine zeit.
Etwa zehn wochen, nachdem obige Zeilen geschrieben waren, ging uns die
zweite abtheilung von »Shakespeare der kämpfer« zu, »Shakespeare wider Ben
Jonson (Tempest und Volpone). Shakespeare und Spenser (Willy und Aetion).«
Was wir von der ersten sagten, gilt auch von dieser, sie bekundet grossen fleiss
und regen eifer für die vertretene sache, aber der autor sieht theils mehr, theils
anders als seine mitmenschen, er geräth deshalb in Streitigkeiten mit ihnen, über-
zeugt sie selten und nur in nebendingen, und wird sich kaum je von anderen
überzeugen lassen. Aller weit ist es unzweifelhaft, dass in manchen von Shake-
speare's stücken anspielungen auf personen und vorfalle seiner zeit enthalten sind,
vermuthlich gehen die worte (in dem, Theseus vorgelegten programm der vor-
bereiteten Schaustellungen) :
»The thrice three Muses mouming for the death
Of leaming, late deceas'd in beggary.»
satirisch gegen Spenser, vielleicht ist der Tempest des dichters abschied von der
bühne , aber an die hier wieder versuchte symbolisirung glauben wir nicht,
Shakespeare soll sich das verdienst vindicirt haben, »die englische Schauspielkunst
indirect als dichter bis zu der erreichbaren höhe gefördert zu haben. Diese
historische thatsache versinnbildlicht er, indem er den Ferdinand von seinem vater
Alonso und dessen begleitern Antonio und Sebastian durch Prospero's zauber
trennen, dann aber, nachdem er eine periode schwerer dienstbarkeit bei Prospero
überstanden, durch Miranda's einfluss zu einem leben idealer naturschönheit über-
führen lässt« (p. 386). Ariel's Wesenheit »bezeichnet die befreiung der phantasie
von den fesseln der gemeinen empirischen Sinnlichkeit, des historischen Stoffes
mit allen seinen unästhetischen und unharmonischen Zufälligkeiten» (p. 369).
»Der Vertreter der Schauspielkunst ist im Tempest Ferdinand« (p. 385). »Der
sonstige inhalt des Tempest ist im wesentlichen eine Versinnbildlichung der kämpfe,
welche der dichter glücklich bestanden, und denen zum trotz es ihm durch gottes
wunderbare fügung möglich geworden, seiner tochter [der dichtkunst] nicht blos
das leben zu retten, sondern sie auch zur musterhaften Schönheit an leib und
seele auszubilden <r (p. 389). Die analyse von Ben Jonson' s Volpone zeigt, dass
Ben Jonson sich fruchtlos bemühte, Shakespeare lächerlich zu machen, eine fehde,
von Seiten Shakespeare' s gegen Ben Jonson geführt, können wir aus dem Tempest
nicht herauslesen. Herrn Hermanns chronologische Untersuchungen sind gründlich
und scharfsinnig, seine bestimmungen der zeit, in welcher der Sommernachtstraum
und der Sturm auf die bühne gekommen, aller Wahrscheinlichkeit nach richtig,
was wir jedoch am gespanntesten erwartet haben, das fehlt noch, nämlich der
nachweis, dass des dichters Zeitgenossen herrn Hermanns allegorische auffassungen
theilten. Zwar widmet er der elegie Spenser's »The Teares of the Musesi und
dessen »Colin Clonts Come Home Againe« volle hundert selten, zwar erhebt er
es fast zur gewissheit, dass mit dem »pleasant Willy« des ersten gedichts und dem
Aetion des zweiten nur Shakespeare gemeint sein kann, allein, was beweist das
für die kühne behauptung, Shakespeare's Zeitgenossen hätten, gleich herrn Her-
mann , den Sommernachtstraum symbolisch aufgefasst ? Spenser schildert unter
E. Hermann, Die bedeutung des Sommernachtstraums etc. ■}^^
der maske von schäfern die dichter am hofe der königin Elisabeth. Die in rede
stehenden verse lauten :
And there, though last not least, is Aetion,
A gentler shepherd may nowhere be found,
Whose muse, füll of high thoughts' invention.
Does like himself heroically sound.
Es gehört eine überreiche phantasie dazu, in diesen zeilen die symbolische natur
des Sommemachtstraums zu finden. Nash wird in dieser abtheilung nur flüchtig
erwähnt; eine Inhaltsangabe seines »Summer's Last Will and Testament«, und
was weiter zugesagt ist, nebst mehreren anderen abhandlungen \vird erst die noch
zu erwartende dritte serie bringen. Möge sie überzeugender ausfallen als die zweite.
Endlich empfangen wir die dritte und vierte abtheilung von »Shakespeare
der kämpfer«, mit den Überschriften »Shakespeare wider Greene, Marlowe und
Nash« und »Die abfassungszeit des Sommernachtstraums«. In der vorrede reicht
hier der Verfasser seinen gegnern die hand zur Versöhnung, er gibt ihnen recht
mit ihrem gefühl , dass der Sommemachtstraum nichts sei als ein heiterer träum,
beansprucht aber für sich als historiker das verdienst, eine menge der thatsachen
enthüllt zu haben, welche dem dichter die unterläge für seine traumvisionen
lieferten. Er gesteht zu, die leser auf einem »holperigen pfade« geführt, sie durch
die masse der von ihm entdeckten anspielungen fast erdrückt zu haben, aber »es
kann«, wie er sagt, »kein glänzenderes zeugniss für die künstlerische Vollendung
des Sommemachtstraums geben, als dass heute die ästhetik durch meine anti-
quarischen nachweisungen sich so gekränkt fühlt. Ueberall ist der allerdings
massenhafte fremde stoff nichts gewesen für Shakespeare als historisches motiv,
wie ich dies ja auch immer gesagt habe; die formgebung, also die eigentliche
kunstproduction, ist durchaus selbstständiges werk geblieben, deren gesetze die
Organisation seines ganzen kunstwerks vorgeschrieben haben«. Auf diesem boden
kann jedermann friedlich neben ihm hergehen. Treuherzig bekennt er auch dieses-
mal wieder irrlhümer, in die er verfallen, wir unsererseits mögen manches für blos
von ihm untergelegt halten, woran Shakespeare wirklich gedacht hat, aber wenn
es bei dem vergleich von Shakespeare's Oberen mit dem Auberon im Hues de
Bördele (p. 581) heisst: »Auberon ist der sittliche läuterer Huon's, wie Shake-
speare's Oberen der sittliche läuterer Titania's und der athenischen jeunesse dor^e«,
so verharren wir, aus den oben bereits angeführten gründen, in unserem Unglauben.
Ebensowenig vermögen wir einzusehen, es sei (p. 583) »der schütz des jungfräu-
lichen amazonenthums gegen die lockenden Verführungen Titania's, was den
Oberen bewogen, endlich gegen Titanien einzuschreiten«, und was sonst in diesem
genre herrn Hermann gewiss erscheint. Vielleicht hat Shakespeare Dunbar's alle-
gorisches gedieht »The golden Terge« gekannt, einen einfluss dieser dichtung »auf
Oberon's vision und einige andere theile des Sommemachtstraums« nehmen wir
aber trotz des Verfassers darstellung nicht deutlich wahr, und Shakespeare's Oberon
will uns, auch nach dem, was herr Hermann mittheilt, in keine sichtbare be-
ziehung zu Greene's Oberon treten. Ein anhang zur dritten abtheilung »Die be-
ziehung des Sommemachtstraums zu Christopher Marlowe und Thomas Nash«
bringt ausführlich den inhalt von Nash's »Summer's Last Will and Testament«.
An der absieht Nash's, den Sommemachtstraum zu verhöhnen, kann kein zweifei
378
Litteratur
obwalten. Durchaus nicht überzeugt sind wir von der richtigkeit der Hermann'-
schen Übersetzung der bekannten stelle der I'yramus- und -Thisbe-comödie,
Most radiant Pyramus, most lily-white of hue , . . etc.
Sollte z. b. Shakespeare, um Lyly zu verspotten, sich ein »höchst lilienhaft un-
schuldiges geschrei« (p. 617) erlaubt haben? Und gesetzt, unser autor träfe das
richtige, dann hätte Shakespeare in höchst verzwickter weise der Thisbe worte mit
folgendem sinn in den niund gelegt: Pyramus, der du bis zu Lyly, Marlowe,
Nash etc. strahlst, du abgeschmackter Lyly, du talentvoller aber verwilderter
Greene, du geistreicher spötler Nash, du holdseliger Jude Marlowe, gewiss werde
ich mit dir, Pyramus, am tölpels grabe zusammentreffen. — Angenommen, Shake-
peare hätte das wirklich gewollt, dann müsste er sich damit entschuldigen, das»
auch dem besten einmal etwas geistloses aus der feder fliessen könne. Keinenfalls
beweist die Nash'sche satire, der Sommernachtstraum sei eine allegorische dichtung;
es liegt doch eine gewaltige kluft zwischen dem Vorhandensein mehrfacher an-
spielungen und beziehungen auf personen und ereignisse jener zeit und einer sym-
bolisirung, in welcher z. b, Theseus der dichterfürst Shakespeare, und die ohren
von Theseus' hunden .Shakespeare' s gedanken bedeuten sollen.
Die vierte abtheilung: »Die abfassungszeit des Sommernachtstraums« hat den
zweck, Hermann's ansieht, das stück sei zur eröffnung des neuerbauten Globus-
theaters im jähr 1595 geschrieben, über jede anfechtung zu erheben. Ob die
sachverständigen überzeugt sind oder ob sie den gründen gründe entgegenstellen,
wird die zukunft entscheiden, uns fehlt die specialkenntniss, die erforderlich ist,
um in dieser frage zu einer eigenen meinung zu berechtigen. Je mehr wir uns
in die deductionen des Verfassers einsenken, desto wahrscheinlicher wird uns die
richtigkeit seines glaubens ; allein wir dürfen nicht vergessen, dass bei dem mangel
an sicheren nachrichten die scharfsinnigsten combinationen und constructionen auf
schwankendem gründe stehen, dass die gelungensten conclusionen in nichts zer-
fallen, wenn eine einzige der zahlreichen prämissen sich als falsch ausweist. Dass
Shakespeare in Italien gewesen ist, dass er auf dem hin- oder rückwege durch
Deutschland gekommen, gilt dem Verfasser für gewiss, er bezweifelt, dass es beide
male geschah (p. 752), er lässt »ihn mit gott anfang oder mitte 1591 England
den rücken kehren«, lässt ihn ein jähr fortbleiben, er kommt (p. 765) «zu dem
nicht unbedeutenden resultate, dass Shakespeare selbst augenzeuge einer aufführung
der Schönen Sidea durch englische comödianten zu Nürnberg gewesen ist, und
dass es die erinnerung an dieses erlebniss ist, was auf den Tempest eingewirkt
hat, insbesondere auf den auftritt eingewirkt, wo Ferdinand zum holztragen ver-
dammt ist« u. s. w. Warum nicht? Allerdings darf man auch fragen: woher
wissen Sie das?
Shakespeare-forscher werden nicht umhin können sich mit dem werk ein-
gehend zu beschäftigen, da es, abgesehen von seiner excentricität, oft eine polemik
entwickelt, die beachtung verdient, und bisweilen ansichten aufstellt, die einer
Prüfung werth sind. Shakespeare-verehrer mögen probiren, wie weit sie im stände
bleiben, dem für seine ideen begeisterten autor zu folgen.
Dresden, october 1879. O. S. Seemann.
O. Brenner, Angelsächsische sprachproben mit glossar ^-jg
Angelsächische sprachproben mit glossar von O. Brenner. München 1879; VIII
und 104 SS. Pr. : Mk. 1,80,
Mit plan und ausführung des vorliegenden werkchens können wir uns nur
vollständig einverstanden erklären. Die texte sind mit verständniss ausgewählt und
gewähren einen hinreichenden einblick in den sprachzustand zu den verschiedenen
Zeiten; auch sind in einem anhange der nordhumbrische und kentische dialekt,
wenngleich etwas spärlich, vertreten. Nach 62 selten text folgen deren etwa 40
mit dem glossar, der erstere ist bis p. 22 normalisirt, von da ab aber in der Ortho-
graphie der mss. Gegen etwaige vorwürfe in bezug auf die normalisirung hat sich
der Verfasser schon im vorhinein durch seine bemerkung gedeckt , sie sei »stark,
vielleicht auf kosten der Wahrheit im ganzen«. Dahin dürften z. b. gehören p. 10
qf sinufii geworhtutn für gcworkte, eine häufige, bereits in meiner »Flexionslehre«
berührte erscheinung; p, 14, 16, 20 sindon für sind; p. 26 würde ich die häufige
form ärSd ohne die anmerkung (lies ärceded) gelassen haben u. a. m. Die
änderung von be-pceht (p. 10) in bewäht halte ich für verfehlt, ersteres steht
im ms., es entspricht besser dem sinne, und ist aus dem Ags., häufiger noch
aus dem Ae. zu belegen. Das glossar zeigt, dass wir es nicht, wie ich zuerst
annahm, mit einem druckfehler zu thun haben. Im ersten hefte des III. bandes
dieser Zeitschrift gibt der Verfasser selbst einige berichtigungen, denen ich hier
noch folgende anreihe — von ausgefallenen interpunctions- und accentzeichen,
Verwechselung von d und d u. ähnl. nehme ich keine notiz — : p. 4^ lies ge'uorhte,
93 undergeat, 20 2 fästed! (fästan?), 26» wit , 2710 tilge on. Im glossar sind
ausgefallen: aweged 9,1, besceran 89, (Dtihnuna? 187), folcriht 267, (geornung,
das p. 20 8 nach des Verfassers ansieht vielleicht zu lesen wäre), gelcd 523, land-
gemerc 168, sundorfeoh 279, wtfcydde 22 1; auch wendelsä 30 2 \ir\A unleanod 296
hätten angeführt sein können. In andern fällen würde es für die zeitersparniss
bei der häuslichen Vorbereitung des Studenten vielleicht erwünscht gewesen sein,
bei der wirklich im text vorkommenden form eines Wortes wenigstens einen hin-
weis auf die normalisirte anstatt diese allein zu besitzen ; so bei andcfn auf ondefn,
bei yrfe auf erfe, bei fnimest auf forma^ bei gieinen auf geniefi, bei myn^iing auf
nünijung, bei niede auf /leade, bei geivyld auf ^oeldan etc. Gegen die angäbe
der bedeutung der wörter lässt sich wenig einwenden , ebenso gegen die an-
genommenen ursprünglicheren formen. Aus der ansetzung einer der letzteren
gearcian = arkon ergibt sich, dass der Verfasser dieses wort für ein compositum hält.
Dagegen spricht, dass letzteres kaum in einem andern dialekte vorkommen dürfte
und im Ags. entschieden nicht vorhanden ist, femer das part. pass. bei Layamon
i^arked, indem wir alsdann die compositionspartikel ge zweimal hätten: i5arked =
ge - ge - arked. Wir werden wol eine nebenform von gcatiman anzunehmen haben.
Das wort findet sich besonders häufig im Ae. ; sollte der Verfasser also anderer
meinung sein, so wäre es interessant deren begründung zu vernehmen. Ortsnamen
hätte ich gerne mehr erklärt gesehen; dass z. b. Grantabrycg = Cambridge ist,
wird der Student nicht leicht errathen und ist gut zu wissen ; mir war Granta's
halls bei Byron (then would, unroofd, old Granta's halls pedantic inmates füll
display) lange unverständlich. In bezug auf Sillcndc hätte ich Thorpe's er-
klärung = Seeland, verworfen und die jetzt gewöhnlichere angenommen ; im nach-
trag findet sich übrigens: Sillcnde = Holstein (Sliland?).
An diesen kleinen ausstellungcn, die den werth der arbeit nicht beeinträclvtigen,
mag es genügen. Wir freuen uns über das sehr brauchbare und sorgsam gearbeitete
ßSo Litteratur
bücheichen, das bei äusserst niedrifjem i)reise auch äusserlich sich hübsch präsentirt
und bei seinem bequemen format zur mitnähme in da>» colleg ganz geeignet erscheint.
Die weiteste Verbreitung ist demselben zu wünschen und wird ihm auch kaum fehlen.
Hamhurg, october 1879. Karl Körner.
La chanson des runes, texte, traduction et notes par Botkine. Havre 1879.
Der vorliegenden Übersetzung des ags. Runenliedes gehen einzelne, deutschen
gelehrten entlehnte, bemcrkungen über die runen im allgemeinen voraus (p. 3-— 9),
die wol, um ihren zweck zu erreichen, etwas ausführlicher hätten ausfallen dürfen.
Dann folgt der textabdruck genau nach Grein nebst der Übersetzung (p. 9 — 15),
schliesslich die anmerkungen von p. 15 — 23. Der Verfasser scheint unseren früheren
rath beherzigt zu haben, denn er hat sich dieses mal mehr als in seiner Über-
setzung des Beowulf bemüht »ä rendre en frangais toutes les toumures du modele«
und sich vorgenommen »de ne sacrifier aucun detail de composition pour atteindre
une plus grande elegance de style«. Nach meiner ansieht hätte die wörtlichkeit
der Übersetzung indess vielleicht eine [noch grössere sein dürfen, um den rechten
nutzen zu stiften. Wie ich die sache ungefähr auffasse, möge der Verfasser aus
dem zweiten theile meiner binnen kurzem erscheinenden "einleitung« ersehen.
Nur dafür, dass einzelnes nicht wörtlich genug wiedergegeben oder nicht richtig
gefasst ist, will ich ein paar beispiele anführen, da weitere bemerkungen sich aus-
schliesslich gegen Grein, dem Botkine durchweg folgt, richten und eine längere
auseinandersetzung beanspruchen würden; hierzu fehlt mir augenblicklich die müsse.
Str. I gif he wile for drihtne domes hleotan ist übersetzt durch: s'il veut choisir la
gloire du seigneur, anstatt durch s'il veut participer ä la gloire devant le (en face
du) s. Str. 7 ivnrcna gekwäm är and ivtwist de byd odra käs : de tous les proscrits
dans le deniiment l'appui et la ressource, für l'a. et la r. (subsistance) ä chacun
des proscrits qui est depourvu d'autres choses; str. % wen ne briiced de can weäna
lyt: l'espoir ne jouit point; il connait peu de maux etc. anstatt: celui qui (ne)
connait (que) peu de maux n'a pas besoin de l'espoir; die von Grein vorgeschlagene
änderung wenne = wynne ist bei dieser auffassung der stelle wol überflüssig ;
Str. 9 hnvgl Jnüyr/t 0/ heofones lyfte durch : la grele est portee par l'air du ciel,
anstatt durch 1. gr. tombe (du haut) de l'a. ; str. 10 fehlt die Übersetzung von
geJnvcvdre; str. 13 wynan on edle wird zu lesen sein: wynna on edle und wie
parallel zusammengehören heard hrusan ftsst und wyrtrutiium undenuredod, so
hyrde fyres wynna on edle (vgl. dazu edelwynri) = Wächter, Unterhalter des feuers
am freudensitze (in der trinkhalle). In str. 16 scheint mir sigel doch das tages-
gestirn, die sonne zu bezeichnen, demgemäss schlage ich vor in dem folgenden
verse /lim für /line zu lesen, welches erstere sich bei verben der bewegung ja so
überaus häufig findet. Ibid. od hi brimhengest bringed to lande ; nach der Über-
setzung: jusqu'ä ce qu'ils am^nent leur coursier marin au rivage liegt hier ein
constructionsfehler vor; es muss heissen: jusqu'a ce que le c, m. les ram^ne au r. ;
Str. 18 scheint geladen = bewachsen, nach der Übersetzung charge de für couvert
de mit gehladen verwechselt zu sein; str. 19 fehlt die Übersetzung von for eorlum
und ebenso str. 23 die von on bolde o/tust etc. Also immer noch genauer! und
damit die rechte philologische genauigkeit erreicht werden kann, möchte ich mir
den rath erlauben, vorläufig an die Übersetzung und bearbeitung der leichteren,
1
A. M. de Sainte-Claire, A dictionary of English, French, and German idioms -jgi
erzählenden stücke zu gehen; vielleicht auch wäre es gerade für einen Franzosen
eine dankbare aufgäbe, die fehler bei Taine in seiner sonst so trefflichen Histoire
de la lit. angl. zunächst in den ags. stellen durch eine correctere Übersetzung der-
selben auszumerzen. Daneben aber sei dem Verfasser warme anerkennung für seine
fleissigen, uneigennützigen bestrebungen ausgesprochen 1
Hamburg, october 1879. Karl Körner.
A dictionary of English, French, and Gennans idioms, figurative expressions, and
proverbial sayings, by A. M. de Sainte-Claire, B. A., B. Sc. and L.,
assisted by E. Pasquet for the French, and by dr, O. Kölscher for the German,
London, Dulau & Co. (Berlin, Langenscheidt'sche Verlagsbuchhandlung.) 1878.
Part I, VIII und 48 s. gr. 40. Pr. : 3 sh.
Die vorrede dieses auf ungefähr vierzehn hefte berechneten englisch-fran-
zösisch-deutschen idiomatischen Wörterbuchs geht von der unbestreitbaren thatsache
aus, dass die meisten leute, welche eine fremde spräche erlernt und vielleicht fünf
oder gar zehn jähre auf grammatik, übersetzen und andere schriftliche Übungen
verwandt haben, weit davon entfernt sind, diese spräche wirklich zu beherrschen.
Den grund sieht der Verfasser in der grossen menge der nicht in den bereich
der grammatik fallenden idiomatischen ausdrücke, die, wie der Verfasser sagt, gar
kein individuelles dasein haben, sondern nur in der vergleichung mit einem a/Ur
ego in einer andern spräche existiren, wörtlich übersetzt aber entweder gar keinen
oder doch einen andern sinn ergeben. Da sich die idiomatischen Wendungen auf
wohldefinirte, praktische regeln nicht zurückführen lassen, fährt der Verfasser fort,
so bleibt nichts übrig als das auswendiglernen. Doch so etwa 125,000 [?] fran-
zösische und 82,000 [?] deutsche idioms auswendig zu lernen, das darf man nach
.der ansieht des Verfassers wol von einem professional linguist, nicht aber von
einem gewöhnlichen sterblichen erwarten. Für accompUshed könne nun aber nie-
mand gelten, der nicht wenigstens einige tausend idioms bewältigt hat. Wer es
so weit nicht gebracht hat, der muss zu einem buche seine Zuflucht nehmen, wird
aber in den gewöhnlichen Wörterbüchern in der regel vergeblich hilfe suchen.
Damit hat der Verfasser jedenfalls wieder recht; und wenn er es nun unternommen
hat, in einem zunächst für Engländer berechneten nachschlagebuch die im vergleich
zum Französischen und Deutschen idiomatisch erscheinenden englischen Wendungen
und redensarten nebst ihren französischen und deutschen äquivalenten zusammen-
zustellen, so darf er gewiss auf den dank nicht allein seiner landsleute, sondern
auch derjenigen Franzosen und Deutschen rechnen, welche in einer der beiden
für sie fremden sprachen zu schreiben haben. Letztere, Franzosen und Deutsche,
können freilich nur dann von dem buche gebrauch machen, wenn sie bereits
wissen, unter welchem englischen Stichwort ihre eigne, französische oder deutsche,
Wendung zu suchen ist. Bei der einrichtung des buches war es nämlich (nach
angäbe der vorrede) der plan des Verfassers, eine alphabetische Classification
eines jeden wertes in der englischen spräche zu geben, welches nach seiner
Stellung im satze oder in folge eines bedeutungswechsels, den es durch die an-
wendung verschiedener pr.äpositionen oder adverbien erfährt, im vergleich mit
seinem französischen oder deutschen äcjuivalent entweder für sich ein /(//('/// bildet
oder den satz, in welchem es vorkommt, idiomatisch machen hilft.
Die alphabetische anordnung der englischen Stichwörter macht das auffuulen
382
Litteratur
derselben sehr leicht. Es fragt sich aber, ob der suchende auch immer gerade
in demjenigen wort, unter welchem der verfxsser die betreffende wendung ver-
zeichnet hat, das Stichwort vermuthen wird. Mir scheint der Verfasser in dieser
hinsieht nicht durchaus das richtige getroffen 7.u haben. So liegt, um gleich beim
ersten artikel (a) zu bleiben, das idiomatische der ausdrücke luhat a beauty ; what
a pity^ doch offenbar nicht in dem <7, sondern in den Substantiven beauly (wo
allerdings 7uhat a beauty shc is, nicht aber das einfache zuhat a beauty steht) und
pity. Die Wendungen Iie dicd an exile in France; he was born a cripple ; he died
a rieh vian sollten meines erachtens unter die und born stehen. He is not much
of an artist würde ich ebenfalls nicht hierher, sondern unter mttch setzen, und
auch / have a good mind to whip you gehört nicht unter a, sondern unter juind,
wenn auch^ rein äusserlich betrachtet, gerade das wörtchen a »den satz im ver-
gleich mit seinem deutschen äquivalent (ich habe grosse lust Sie durchzuprügeln)
idiomatisch machen hilft«. Eine so mechanische auffassung hat der Verfasser mit
recht, auch abgesehen von der »anwendung verschiedener präpositionen und ad-
verbien«, nicht durchgeführt. Es ist nur zu bedauern, dass er nicht überall den
in andern Wörterbüchern geltenden grundsatz befolgt hat, ohne rücksicht auf »das
[meist doch wol richtiger: das unter mehreren vorhandenen gerade gewählte]
deutsche oder französische äquivalent« das den kern der redensart bildende wort,
in der regel Substantiv oder verb, zum Stichwort zu machen. Die vom Verfasser,
wie wir oben gesehen haben, adoptirte definition eines idiom ist offenbar nicht die
richtige. In all haste z. b. ist und bleibt ein idiomatischer ausdruck, gleichviel,
ob das deutsche äquivalent zufällig ganz entsprechend »in aller eile« lautet oder
nicht. Hiemach wären nach meiner ansieht in dem vorliegenden hefte nicht
wenige Wendungen an ihrer jetzigen stelle zu streichen und anderwärts unterzu-
bringen. Es versteht sich von selbst, dass in manchen, wohl zu erwägenden fällen
die aufnähme unter zwei Stichwörtern zugleich nicht nur statthaft, sondern geradezu
nothwendig ist.
Ein Missstand ist es, dass die durch die alphabetische anordnung bei den Stich-
wörtern allerdings erzielte »facility with which reference can be made« (vorrede)
sich nicht auch auf die zu einem und demselben Stichwort gehörigen redensarten
erstreckt. Das alphabetische princip Hess sich hier freilich nicht wol durchführen,
da die mit dem Stichwort in den einzelnen fällen verbundenen Wörter oft ganz
willkürlich gewählte beispiele sind und sein müssen. Warum aber sind nicht z. b.
einerseits die ausdrücke he is a lawyer (chemist, tailor) ; is he a Frenchman {an
Fnglishman, a German) ?; she is a zvidow; the child is an orphan; he is a pri-
soner of the State — andrerseits he died an exile in France ; he was born a cripple ;
he died a rieh man, dann wieder what a fine day it has been; what a scoundrcl;
what a pity ; what a beauty; zuhat a noise you fnake etc. zusammengestellt?
Noch mehr vermisst man eine bestimmte Ordnung z. b. unter about. Hier stehen
die Wendungen mit der präposition und diejenigen mit dem adverb, beide in den
verschiedensten bedeutungen, bunt durch einander. Es kostet in der that mühe,
die phrasen do not go about in that dress ; he is to weak yet to get about rnuch ;
he is always travelling about; how did that come about?; what are you loitering
about? ; everything was lying about in confusion etc. mit den Verbindungen to go
about, to get about etc. aus Wendungen wie / have seen him about it; call about
the end of the week; what are you thinking about? ; don't say anything about it
etc., wo about mit dem zeitwort nicht enger zusammenhängt, herauszufinden. Je
A. M. de Sainte-Claire, A dictionary of English, French, and German idioms ^o^
länger der artikel, desto schwieriger wird natürlich das aufsuchen einer redensart.
Man muss eben sämmtliche angeführten idioms von anfang bis ende durchlesen.
Schon bei den grösseren artikeln des vorliegenden heftes, welche übrigens die in
der vorrede als maximum in aussieht gestellte anzahl von 300 redensarten noch
lange nicht erreichen, ist das eine recht zeitraubende arbeit.
Wenn sich der Verfasser vorgenommen hat, jedes englische wort, welches
selbst oder mit andern ein idiom bildet, aufzuführen, so ist sein ziel zu weit ge-
steckt, als dass es auf den ersten anlauf hätte erreicht werden können. Vieles
bleibt natürlich noch nachzutragen. Vielleicht kann der Verfasser bei einer zweiten
aufläge von den folgenden, beiläufig gemachten notizen manches verwerthen. Die
in dem wörterbuche ganz fehlenden Stichwörter bezeichne ich durch *.
a. — as a teacher, as an author als lehrer, als schriftsteiler;
as a beverage for break/ ast or supper als getränk beim frühstück oder
abendessen;
of a dull rvhite von schmutzig weisser färbe, schmutzig weiss ;
grew a darker bitte wurde dunkler blau ;
painted a bright red grell roth angestrichen ;
Romola. A Novel. Romola. Roman ;
a new edition neue ausgäbe.
(Anderes, wie: this tnay be taken as a specimen dies mag als probe gelten;
to win as a prize als preis gewinnen ;
to feel a sense of . . . das gefühl (gen.) haben ;
to have a prospect of . . . (die) aussieht auf . . . haben ;
to win a reptitation for . . . sich einen namen durch . . . machen etc. ;
at a late hour zu später stunde ;
with a loud voice mit lauter stimme ;
upon a large scale in grossem massstabe;
in a State «t/" ... im zustand (gen.) ;
in a Position to . . . \x\. der läge, zu ... ;
/ am not a man to . . . ich bin nicht der mann, der . . . etc. ;
to raise to a rank -uiith ... zu demselben rang wie . . . erheben ;
in a Word mit einem wort ;
at a glance auf einen blick ;
in a breathing in einem athem ;
to a man wie ein mann etc.
steht wol besser bei den betreffenden Substantiven) ;
* abatement. of which no — can be made woran nichts nachgelassen werden
kann ;
ab out. to go — one s usual occupations seinen gewöhnlichen geschäften nach-
gehen ;
above. — human nature übermenschlich;
absent. beard — bart fehlt;
* abstraction. to express — s abstractes, abstracte begriffe ausdrücken;
acces sion. his — to our cause sein beitritt zu unsrer sache;
accident. — retained him er wurde zufällig zurückgehalten, aufgehalten;
according, — to circumstances, — to size je nach umständen, je nach der
grosse ;
the Gospel — to St. John evangelium St. Johannis ;
384
Litteratur
account. on no — (whatever) auf keinen fall;
to give little — 0/ . . , wenig (zu) berichten (wissen) über;
— s differ die berichte weichen ab ;
to take into — in rechnung bringen ;
action. quick in — schnell bei der hand;
ivith keyless — ohne Schlüssel (am bügel) aufzuziehen;
actual. the — thing gerade das ;
add. if to this is — ed a . . , kommt hierzu ein . . .;
to — fuel to the fire öl ins feuer giessen ;
address, to — in prayer im gebet anrufen;
adjoin. — ing entrance to . . . eine thüre von . . .;
admission, — luith address card einlass gegen vorzeigen der karte;
advance (v.). to be — d vorgeschoben sein (mil.) ;
(n.) ?io — in priccs Preiserhöhung findet nicht statt ;
advantage. to show more to — ein vortheilhafteres aussehen geben;
displays to the best — lässt im günstigsten lichte erscheinen ;
advice. by his — auf seinen rath;
affect, — s the mind with . . . erfüllt mit . . .;
affection. the suhject of his — s der gegenständ seiner Zuneigung;
afford, — s grounds for hopes lässt hoffen;
— j btit little hope lässt nur wenig hoffnung übrig;
after, wave — ivave welle auf welle;
age. a stout bov of his — ein für sein alter kräftiger knabe;
" ag ent. at all — s^ of the tisual — ^ in allen (den gewöhnlichen) niederlagen ;
aggravate. to — into . . . sich zu . . . verschlimmem;
aghast, — with astonishment starr vor staunen;
agony, silent — stummer schmerz;
in an — of terror in todesangst ;
in an — of tcars in thränen aufgelöst ;
is — for her ist ihr fürchterlich ;
agr eeable. if — to him wenn ihm das recht ist;
aid (v.). — s to convey a clearer meaning trägt zur Verdeutlichung bei;
(n.) to give — hilfe leisten;
aiin. to take a long — at . . . lange nach . . . zielen;
aj a r. absohitely — sperrangelweit offen ;
alar/n. — ed by (neben 7vith) . . . beunruhigt durch . . .;
a II. by — the best makers aus den ersten (renommirtesten) fabriken ;
— through Italy durch ganz Italien;
— in all alles in allem ;
allow. — s the heat to pass through it ist ein (guter) Wärmeleiter;
allowance. a liberal — to schools bedeutende ermässigung für schulen;
alone. he was left — to his own reflections er sah sich seinen eignen ge-
danken überlassen ;
alter na te. — d 7vith . . . abwechselnd mit . . .;
am id. — shotits of laughter unter schallendem gelächter;
afio n. ever and — dann und wann ;
announce. Messrs. N. äf Co. beg to — N. & Cie. beehren sich anzuzeigen;
another. — Alexander ein zweiter Alexander;
A. M. de Sainte-Claire, A dictionary of English, French, and German idioms ^85
answer (v.). to — rvith one's head that , . . mit seinem köpf dafür haften,
dass . . . ;
to her request he — ed auf ihre bitte (hin) antwortete er;
to — to one to (inf.) ... es em. gegenüber verantworten, dass man . . .;
(n.) no — was returned es erfolgte keine antwort;
answerable. to stand — to the laws vor dem gesetz verantwortlich (zu ver-
antworten) sein ;
anticipate. to — from the perusal of . . . schon aus . . . (er)sehen ;
any. a house of — »lagnitude ein einigermassen grosses haus;
appear. as — s f'om , . . wie aus . . . erhellt;
ap p earance, to — dem anschein nach;
is equal in — to sieht aus wie (gleicht) ;
has every — of . . . sieht genau aus wie . . .;
makes a striking — gewährt einen auffallenden anblick;
his positively last — will take place in ... er tritt zum unwiderruflich letzten
male in . . . auf;
apple. the — of my eye mein augapfel ;
application. on — auf wünsch (auf verlangen);
inay de had on — to . . . ist von ... zu beziehen ;
app ly. it came to — aftenvards to . . . es wurde später auf . . . angewandt ;
apprehend. every thing is to — ed das schlimmste ist zu fürchten;
apprehension. they trembled from — s of . , . s\q. zitterten (aus furcht) vor . . .;
without entertaining any — of . . , ohne im geringsten an ... zu denken ;
arm, to withhold one's — from . . . seine hand von . . . abziehen;
7vitA an infant in his — mit einem kind auf dem arm ;
to clasp one in one s arms einen in die arme schliessen ;
* armour. in complete — in voller rüstung;
arms. clash of — , force of — waffengeklirr, Waffengewalt;
brother in — Waffenbruder;
to take (up) — die waffen ergreifen ;
to gather in — unter die waffen rufen (treten);
to get under arms unter die waffen treten ;
to summon to — zu den waffen rufen ;
the drums beat to arms die Trommeln rufen zu den waffen ;
arise. — s into a hill erhebt §ich zu einem hügel;
around. ifnmediatcly — his person in seiner unmittelbaren Umgebung;
array. — ed with paper caps mit papiermützen ausstaffirt;
article. to avoid rieh — j of diet fette speisen vermeiden;
as. — for . . . was . . . betrifft ;
so — to (inf.) so, dass . . . ;
— 7ve read on, — I pass beim weiterlesen, im vorbeigehen;
gradually tapering — it rises sich nach oben verjüngend ;
/ thoiight — miich ich habe es mir wol gedacht ;
is — old — the ^th Century findet sich schon im (stammt aus dem) 4. jaiirh. ;
— distinguished from ... im unterschied von . . . ;
— / may say möchte ich sagen ;
in — good hands in ebenso guten bänden ;
Kölbing, Englische Studien. III. 3. 25
386
Litteratur
ask. — for B.'s pens man fordere B.-feflern;
to — shelter um obdach bitten;
aspect. to wear a gloomy — einen düstern anVjlick gewähren, einen dilstem
eindruck machen ;
assert. to — oneself to l>c . . . behaupten ... . zu sein;
/ heard this — ed to be . . . ich habe versichern hören, dass dies . . . ist;
assist. — ed by unter mitwirkung von . . .;
to — in . . . in (bei) . . . unterstützen (beistehen) ;
a s so ci ate. — in command mitbefehlshaber;
at. — Hearing these words, he . . . als er diese werte hörte etc;
attach. possesses all the solemnity of feeling — ed lo . . . macht ganz den
feierlichen eindruck (gen.) . . .;
attack. for — zum angriff;
giving security from the — of burglars diebessicher ;
atteinpt. the first — s at picture-writing die ersten versuche in der bilderschrift;
attend. evening pai'ties — ed privatvorstellungen in abendgesellschaften ;
all happiness — you! alles glück sei mit dir! ;
attention, to give (one's) — to sth. seine aufmerksamkeit einer sache schenken ;
special — given to . . . specialität : . . . ;
to invite — to . . . aufmerksam machen auf . . . ;
to call (particttlar) — to . . . (besonders) aufmerksam machen auf . . . ;
to draw one's — upon (neben to) . . . jmds. aufm, auf . . . lenken ;
object of — to him gegenständ seiner aufmerksamkeit;
with the dosest — to econoniy durchaus auf sparen berechnet;
* au gilt, for — / kno~ii soviel ich weiss;
*aug7ir. this — j- i II for . . . das ist eine schlimme Vorbedeutung für . . .;
awake. to — />vw sbimber aus dem Schlummer erwachen.
An der deutschen wiedergäbe der englischen ausdrücke (von der französi-
schen rubrik dürfen wir hier absehen) lässt sich vieles tadeln. Wenn die Über-
setzung wirklich dem in der vorrede angegebenen zweck entsprechen soll , so
muss sich der deutsche ausdruck in allen den fällen von dem englischen emanci-
piren, wo eine wörtliche Übertragung kein »idiomatisches Deutsch« sein würde,
andrerseits dürfte aber auch nicht ohne noth eine von der englischen abweichende
Wendung gewählt werden. Gegen beides ist häufig gefehlt. Beispiele finden sich
wieder gleich auf der ersten seile. Bei »er ist ein advocat (apotheker, Schneider) «
wäre das »ein« besser weggeblieben. »Verlassen Sie Ihre schlechte lebensbahn«
documentirt sich sofort als Übersetzung des englischen abandon yottr evil cotirse of
life. What is it all about? heisst doch eher »was gibt's denn eigentlich?« als
»was soll das heissen?« That is jiist about it ist durch »so steht's mit der sache«
auch nicht glücklich wiedergegeben. What are you talking about! ist wol nicht
»was schwatzen Sie denn da?« sondern »das verstehen Sie ja gar nicht!« »Die
uhr ist im begriff zehn zu schlagen« müsste heissen »die uhr wird sogleich zehn
schlagen« etc. Der herausgeber wird sich in bezug auf den deutschen text für
die folge wol noch mehr correcturen von selten seines deutschen mitarbeiters ge-
fallen lassen müssen als in der vorliegenden ersten lieferung. Dass nicht etwa
der letztere, dr. O. Hölscher, an den mangeln der deutschen abtheilung die
schuld trägt, beweist z. b. die nach englischen quellen ganz musterhaft ge-
Lehr- und Übungsbücher für die englische spräche. IV ^87
schriebene einleitung zu seiner soeben in der Weidmann' sehen Sammlung er-
schienenen Schulausgabe von Robertsons Karl V.
Im ganzen genommen ist de Sainte-Claire's Dictionary of English, French,
and German idioms jedenfalls ein recht brauchbares, praktisches buch. Für die
gründliche eigne kenntniss einer spräche kann dasselbe selbstverständlich keinen
ersatz bieten. Denn nicht nur grammatisches und idiomatisches Französisch oder
Deutsch sind, wie der Verfasser in der vorrede bemerkt, zwei sehr verschiedene dinge,
sondern auch zwischen einer Zusammenstellung von grammatischen regeln nebst
einer coUection idiomatischer Wendungen und dem lebendigen Organismus einer
spräche ist ein sehr grosser unterschied. So lange wir fremde sprachen an ein-
zelnen regeln und sätzen lernen wollen, werden wir allerdings auf ein wirkliches
verständniss der spräche von vornherein verzichten und froh sein müssen, wenn in
praktischen fragen unsrer rathlosigkeit ein werk wie das vorliegende zu hilfe
kommt.
Wiesbaden, november 1S79. W. Victor.
LEHR- UND ÜBUNGSBÜCHER FÜR DIE ENGLISCHE SPRACHE.
IV.')
Englisches lesebuch für real- und höhere bürgerschulen nebst Wörterbuch mit aus-
sprachebezeichnung von H. Bretschn eider, realschul-oberlehrer. Hannover,
Hahn'sche buchhandlung 1879. 8°, 344 selten. Pr. : Mk. 2,40.
Schon wieder eine neue englische Chrestomathie , wird mancher der herreu
fachgenossen ausrufen , hat sie denn auch eine berechtigung zu ihrer existenz ?
Wir stehen nicht an, ihr dieselbe aus voller Überzeugung zuzusprechen und zwar
um so mehr, da sie namentlich für solche schulen berechnet ist, die das Englische
nur zwei bis drei jähre treiben, die sich also nicht gut auf die lectüre verschiedener
Schriftsteller einlassen können, und da sie nach einigen seiten hin neue und nach
unserem dafürhalten praktische wege eingeschlagen hat. So hat der herr Verfasser
nicht abgerissene stücke über die verschiedensten gegenstände ausgewählt, sondern
in der bauptsache sich darauf beschränkt, lesestücke vorzuführen, deren Inhalt sich
auf England und englische Verhältnisse bezieht. Deshalb finden \vir nicht nur eine
fast zusammenhängende erzählung der englischen geschichte von the Invasion of
Britain by J. Caesar bis James I. (nach der jugendschriftstellerin Mrs. Markham),
sondern auch viele stücke über Englands geographische läge, klima, politische und
kirchliche Verfassung , producte , heer, flotte , über englische sitten und gebrauche,
ferner biographien einiger hervorragender männer wie Shaksjieare, Milton , Scott,
Penn, Stephenson u. s. w. Dabei ist die geschichte sehr geschickt mit charakteri-
stischen ausschmückungen versehen, so z. b. die geschichte Alfreds mit dessen be-
kanntem dramatisirten .aufenthalte beim hirten, die geschichte Kanuts mit dem ge-
i) Eine uns vorliegende, ausführliche liespiechung der Wciilmann' scheu
»Sammlung englischer Schriftsteller mit deutschen anmerkungen« musste leider aus
niangel an räum für das nächste heft zurückgelegt werden. Die red.
25*
388
Litteratur
sprach zwischen ihm und seinen höflingen , die geschichte Jakobs mil einigen
proben aus der bibelübersetzung , die biographie Shakspeares mit 2 Tales von
Ch. Lamb (ihe Merchant of Venice und the Taming of the Shrew).
In ähnhcher weise ist das ganze bis Seite 221 durchwoben mit passenden
fabeln, anecdoten, erzälilungen, gesprächen u. s. w. Alsdann folgen von seile 221
bis 244 verschiedene gedichte , von seile 245 — 252 die vocabeln zu nr. i — 12, von
seile 253 — 267 bemerkungen über vorkommende synonyme und erklärungen über
personen und sachcn', von seile 268 — 338 das alphabetische Wörterbuch, von
seile 340 — 342 die ausspräche der eigennamen. Den schluss bildet eine karte von
England mit den im texte vorkommenden Ortschaften. Der stil der betreffenden
leseslücke ist meist einfach und leicht, weder hochtrabend, noch niedrig-komisch,
noch satirisch.
Lob verdient auch die äussere ausstattung , die beigegebenen porträts , der
druck und das papier des buches, sowie der massige preis (mk. 2,40).
Nach alle dem ist zu erwarten, dass das buch sich in unsern schulen bald
bahn brechen und eine zweite aufläge erleben wird , in welcher dann die noch
vorhandenen mängel beseitigt werden können.
Als solche sehen wir zunächst eine kleine inconsequenz in der aussprache-
bezeichnung an. Während nämlich der gewöhnliche kurze laut der vocale a, e, i,
o, y mit ä, ö, i, e, y bezeichnet ist, nimmt der herr Verfasser beim gewöhnlichen
kurzen u zu einem punkte unter dem u, also u, seine Zuflucht.
Auf seile IX heisst es: »Die mit einem zeichen versehene silbe hat auch den
accent. Bei mehreren zeichen ist das der betonten silbe grösser und fetter ge-
druckt.« Leider ist dies mehrmals nicht der fall, oder der unterschied der typen
ist so gering, dass er nicht leicht zu erkennen ist, z. b. seile 5 Augustin, seile 248
Römän, seile 251 real, seile 308 melamürphöse, seile 399 muscülär. Wir möchten
herrn Breischneider für diese fälle empfehlen, entweder den betreffenden vocal
fett drucken zu lassen , oder die betonte stelle mit einem ' zu versehen.
Endlich sind eine verhältnissmässig grosse zahl von druckfehlern stehen ge-
blieben ; ausser den bereits seile 343 angeführten sind uns noch mehrere aufgefallen,
so z. b. seile 12 minstrel statt min'strel, seile 127 herring st. herrings, seile 154
bans St. buns, seile 246 säid (?), seile 249 persue und persuit richtig im texte
seile 4 pursue und pursuil, seile 308 mortgage st. morfgage, seile 328 stifle st.
stlfle; seile 341 muss es vor Aesop unten st. oben heissen.
Trotz dieser mängel , die den werlh des buches nur wenig beeinträchtigen,
gehört diese Chrestomathie zu den besten , und können wir sie daher namentlich
für realschulen II. o. und verwandte anstallen aus voller Überzeugung warm
empfehlen.
Georg Slorme, Materialien zum übersetzen aus dem Deutschen ins Englische.
Lyceum I. Hannover. Zweite aufläge. Hannover, Carl Meyer. 1876. 8°.
96 seilen. Pr. : geh. mk. i .
Wer neben den Übungsstücken der in seiner schule eingeführten grammatik
noch Stoff zum übersetzen braucht , der findet hier einen geeigneten ; denn das
buch enthält 172 prosaische und 13 poetische stücke. Durch die unten stehenden
englischen vocabeln wird die Übersetzung den schülern sehr erleichtert werden ;
freilich hätten die Wörter mit einer aussprachebezeichnung versehen sein sollen,
denn oft genug werden nun die schüler um der ausspräche willen doch das lexikon
Lehr- und Übungsbücher für die englische spräche. IV 389
zu rathe ziehen müssen. Hier und da fehlt auch die Übersetzung eines wortes,
das sie möglicherweise nicht einmal im Wörterbuch finden werden, z. b. seite 2
ein altermann (d. h. rathsherr, stadtrath), seite 21 speisestunde.
Was übrigens die Übertragung deutscher gedichte in eine fremde spräche von
selten der schüler betrifft , so können wir uns mit derselben nicht befreunden.
Leidet schon die prosa durch die Übersetzung, so noch vielmehr die poesie. Wenn
die Übersetzung der letzteren noch einigen werth haben soll , so müsste sie wenig-
stens in entsprechendem versmasse und reimen gemacht werden , und das dürfte
doch von unsern schülern zu viel verlangt sein.
Abgesehen von diesen wenigen ausstellungen ist das buch wegen der mannig-
faltigkeit seines Inhaltes und der einfachheit des satzbaues namentlich für die
beiden secunden der realschulen empfehlenswerth.
Idiomatisches Englisch für Deutsche. Eine' Sammlung der gebräuchlichsten redens-
arten und anglicismen von George Boyle, professor der englischen spräche
an der königl. preussischen vereinigten Ingenieur- und artillerieschule, docenten
an der berliner akademie für moderne philologie. Berlin 1878. Verlag von
F. A. Herbig. Pr. : ungeb. mk. 1,20.
Dies buch enthält auf 140 seilen in deutscher alphabetischer Ordnung eine
Sammlung der geläufigsten und nützlichsten redensarten der deutschen und eng-
lischen spräche, die, wie der herr Verfasser in der vorrede sagt, vor acht jähren
begonnen und in dieser zeit oft in der schule und im Privatunterrichte angewendet
worden ist. In einem anhange finden sich die häufigst citirten stellen aus der
bibel und den beliebtesten englischen Schriftstellern, namentlich Shakespeare. Durch
diesen inhalt hilft das buch einem gefühlten bedürfnisse ab. Denn wenn die
schüler die Schwierigkeiten der syntax überwunden haben und zur anfertigung freier
arbeiten übergehen sollen , finden sie neue Schwierigkeiten namentlich darin , dass
sich viele ausdrücke gar nicht wörtlich übersetzen lassen. Das vorliegende buch
wird in vielen fällen hierbei, sowie bei Sprechübungen sehr gute dienste leisten.
Was die idiomatischen ausdrücke an und für sich anlangt , so dürfte daran
kaum etwas auszusetzen sein; höchstens hätte noch öfter ein zweiter ausdruck
angegeben werden können, z. b. seite 46 einem gesellschaft leisten to keep one
in countenance, dazu noch das gewöhnlichere to bear (keep) one Company, seite 68
er legt sich darauf he makes it his study, dazu noch to apply one's seif to.
Aus dem gesagten ergibt sich , dass das buch in den obersten classen recht
gut zu gebrauchen ist.
Zwickau, Deutsch bein.
W. Schlee, Die geschichte Englands. Erster theil : Von der Britenzeit bis 1399.
Für die oberen classen der realschulen I. o. zum übersetzen ins Englische be-
stimmt und mit lexikalischen und grammatikalischen bemerkungen versehen.
Bielefeld, in commission bei M. Pfeffer. 1879.
Die für den Unterricht in den neueren sprachen an den realschulen angesetzte
Stundenzahl ist zu klein, als dass die lehrer in diesen fiichern nicht d.irauf bedacht
sein sollten, die zeit möglichst auszukaufen. Sie müssen, in ermangelung eines
besseren, auch die der grammatik, d. h. die dem übersetzen in die fremde spräche
gewidmete zeit dazu benutzen, um ihre schüler mit der geschichte und lilteralur-
390
Litteratur
geschichte des Volkes bekannt zu machen. Aus diesem gründe möchte ich ihnen
ftlr's Französische besonders die Bertram'schen Übungsbücher und das von Wiillen-
weber empfehlen.
Für das Englische scheint, dem titel nach, Jaep's England einen ähnlichen
zweck zu verfolgen ; jedoch ist mir das buch noch nicht zu gesicht gekommen.
Die vorliegende arbeit von Schlee spricht schon auf dem Umschlag ihren zweck
deutlich aus.
Sie macht nicht darauf anspruch, eine neue quellenmässigc forschung zu sein,
sondern ein aus verschiedenen englischen und deutschen geschichlswerken ab-
geleitetes hülfsmittel, um den englischen Unterricht in den oberen classen der real-
schulen sachlich zu vertiefen, indem sie die schüler genauer mit der ge-
schichte der Verfassung und mit dem leben des Volkes bekannt macht.
Der Verfasser hat sich bemüht, einfaches, gutes Deutsch zu schreiben und
nicht die muttersprache im interesse der leichtigkeit der Übersetzung verdreht, was
noch manchmal zu geschehen pflegt. Unten an den selten finden sich hinweisungen
auf die grammatik von Gesenius (Halle, Gesenius), welche den schüler an einige
besonders wichtige grammatische erscheinungen der englischen spräche erinnern
sollen. Häufig wird durch eine frage das nachdenken auf den synonymischen
unterschied verschiedener ausdrücke hingelenkt. Neben diesen grammatischen finger-
zeigen finden sich vocabeln ; personennamen nur da , wo die englische form sich
von der deutschen unterscheidet. Der Verfasser hat, wie er erklärt, alle diese be-
merkungen nicht am ende des buches zusammengestellt, weil das buch für
solche schüler bestimmt ist, die bereits wissen sollen, dass sie nicht für den lehrer,
sondern für sich lernen.
Ich habe das buch genau durchgelesen und im grossen und ganzen bin ich
mit demselben einverstanden. Der stoff ist in einer dem zweck entsprechenden
weise bearbeitet. Beispielsweise mache ich auf einige, für schüler besonders lehr-
reiche stellen aufmerksam : seite 9 die ableitung der endungen -cester und -coln aus
castra und colonia, street aus strata ; seite 30 die ableitung der endung by in vielen
Ortsnamen in Yorkshire, Lincoln, Nottingham , überhaupt in dem ganzen Danelaw
aus dem dänischen bye = dorf, Stadt, flecken; seite 61 die bemerkung über das
verhältniss der englischen und französischen demente in der englischen spräche
des 18. Jahrhunderts, lieber diesen gegenständ hat sich Walter Scott in dem an-
fang seines Ivenhoe in einer ebenso richtigen wie geistreichen und interessanten
weise ausgesprochen. Die stelle sollte keinem schüler der obersten classen un-
bekannt sein , und verdiente in dem buche abgedruckt zu werden. Passend ist
femer die hinweisung auf die Canterbury Tales seite 80, die erklärung von curfew
Seite 84 und 85 , vvo wiederum auf Scott's Ivanhoe hingewiesen werden könnte •
die besprechung der Magna charta seite 99 ; die hinweisung auf Shakspeare
seite 105; die erklärung des titeis Prince of Wales seite 119, die bemerkung
über die krönung der englischen könige seite 123, über die commons und die
Magna charta seite 127 bis zum schluss des capitels ; und endlich die hinweisung
auf Shakspeare seite 166. Die grammatikalischen fingerzeige, fragen und hin-
weisungen auf Synonyma sind gleichfalls zweckentsprechend. Dass an mancher
stelle dem einen in dieser hinsieht zu viel, dem andern zu wenig des guten gethan
sein mag, versteht sich von selbst,
Soll ich nun noch bemerken, was ich bei einer etwaigen zweiten aufläge an
dem buche geändert wünschte, so wäre es vor allem die stelle der vocabeln.
Lehr- und Übungsbücher für die englische spräche. IV ^gi
Freilich hat der Verfasser recht, dass die schüler der ersten classe wissen sollen,
dass sie für sich und nicht für den lehrer lernen. Weiss aber ein jeder, was er
wi.ssen soll? Und selbst wenn man es weiss, handelt man nicht oft gegen
besseres wissen und gewissen ?
Mit der sprachlichen behandlung des Stoffes bin ich im ganzen einverstanden.
Dasjenige , was ich in dieser hinsieht verändert sehen möchte , bezieht sich meist
auf den gebrauch von fremdwörtern , die Wortstellung und die zu häufige Wieder-
holung derselben ausdrücke rasch auf einander.
So z. b. Seite 32, zeile 6 von oben steht »cousin« statt »vetter«, seite 36 in
der dritten zeile und in der mitte »monarchie« und »des legitimen nachfolgersf.
Warum nicht »königsherrschaft« und »rechtmässig«; seite 37 oben »gouverneure«
für »Statthalter«, seite 160 ganz unten Hesse sich »frivole anklage« vielleicht
durch »unbegründete a,« wiedergeben. Freilich möchte hier vielleicht das fremd-
wort um des darin enthaltenen nebensinnes den vorzug verdienen. Gerade von den
Franzosen kann man lernen, dass man fremdwörter nur da anwenden soll, wo sie
gar nicht zu entbehren sind. Vorliegendes buch leidet nicht mehr, vielleicht we-
niger an dem genannten fehler als die meisten anderen , die in Deutschland ge-
druckt werden. Aber gerade wegen der grossen Verbreitung desselben ist es nöthig,
dass darauf aufmerksam gemacht werde. Einen komischen und manchmal wider-
lichen eindruck machen diese fremdwörter in büchern, wo auf die Franzosen und
auf die armuth und Jämmerlichkeit ihrer spräche geschimpft wird ; und da findet
man sie eben am meisten.
Ein anderer punkt , in dem man von den Franzosen lernen kann , ist die
Wortstellung, und es gibt schwerlich etwas, worin bei uns mehr gefehlt wird. In
dieser hinsieht mache ich auf folgende stellen aufmerksam. Seite 37 oben:
»Die adlig wegen ihres landbesitzes warenc, besser »die wegen ihres 1. adlig
waren«. Seite 52, zeile 11 : Statt »sein mann mit leib und und gliedern sein«,
besser »mit 1. und g. sein m. s.« Seite 81 unten; Statt »selbst indessen auf dem
festlande durch fehden mit seinen rebellischen vasallen zurückgehalten<, lieber »selbst
i. durch f. m. s. r. v. auf dem f. zurückgehalten«.
Endlich die Wiederholung derselben ausdrücke. Seite 37 steht in vierzehn
Zeilen achtmal »waren«, dazu mehrmals »viele« und »sehr viele« rasch aufeinander,
sogar in einer zeile »aber« und »stand« beide wiederholt, wo sich das eine »aber«
leicht in »jedoch« umwandeln liess. Seite 42 unten kann ein aber in »auch« um-
geändert werden, um die Wiederholung des wortes zu vermeiden: »Auch war dafür
gesorgt«.
Einige druckfehler: Seite 31, zeile il von unten steht »Eanterbury« für
»Canterbury« ; seite 45, zeile l »das« statt »dass« ; seite lOl unten »abschiessen«
statt »abschliessen« ; seite 163 unten: des herzog statt herzogj.
Nun noch folgende einzelheilen. Seite 37 oben heisst es: »alle übrigen
der angelsächsischen bevölkerung«, lieber: »die ganze übrige agls. bevölkerung«.
Seite 42 unten: »diese härten zu mildem«, muss heissen: »dass diese härten ge-
mildert werden«. Seite 46 unten lies: ixias sogenannte- trivium« statt ^tüm so-
genannte« trivium. Seite 72 oben: »die kämpfe Heinrichs IL, welche er«, besser:
»die kämpfe, welche Heinrich IL«. Seite 88, zeile 6 finden wir wieder einen in
unsern neueren Schriftstellern überaus häufig Ivorkommenden fehler: Richard«,
heisst es daselbst, »blieb in gefangenschaft , aus der*. Da gefangenschaft ohne
artikel steht , kann »der« sich nicht darauf zurückbeziehen. Seite 1 10, zeile 5
392
Litteralur
lies; »eiiKT-f jüngere« sohnes« statt »ein jüngerer söhn«. Seite 145 in der mitte
stellt: »durch die bevölkerung dieser Stadt mit Engländern«, muss heissen: »da-
durch, dass er diese Stadt mit Engländern bevölkerte«.
Die von mir gemachten ausstellungen mögen zeigen, dass ich das buch auf-
merksam gelesen, und wenn ich es zum schluss, auch wegen seiner formellen
eigenschaften, nochmals empfehle, dieser empfehlung mehr werth geben. Was
die fortsetzung betrifft, so wäre es vielleicht rathsam, sie kürzer zu fassen, damit
nicht die brauchbarkeit des buches unter dem zu grossen umfang leide.
Bielefeld. C. Humbert.
Englische Chrestomathie von F. A. Nicolai. Iserlohn. Bädecker. 1879.
Dem »bedürfniss der englischen lectüre auf der ganzen mittleren stufe höherer
lehranstalten« durch eine neue Chrestomathie entgegen zu kommen, was der heraus-
geber als sein ziel bezeichnet, halten wir für einen richtigen gedanken. Unter der
Unzahl von englischen lehrbüchern , die fort und fort entstehen , fehlt es auch an
Chrestomathien nicht. Aber entweder machen sie sich durch angäbe der Wort-
bedeutungen unter dem texte für besonnenen Unterricht unmöglich , oder es wird
durch gänzliches fehlen eines vocabulars dem jungen schüler mehr als gut ist zu-
gemuthet, oder man hat an auswahl und anordnung des Stoffes anstoss zu nehmen.
Wie die auswahl der in den oberen classen zu lesenden Schriftsteller mit viel
Willkür und incompetenz geschieht, so kann auch für die Chrestomathie der mittel-
stufe weit mehr gewissenhaftigkeit gefordert werden. Dass aber auf dieser stufe,
ober-tertia und unter-secunda, eine Chrestomathie überhaupt gebraucht werde, halten
wir für sehr wünschenswerth. Denn der anhang von lesestücken , welchen die
grammatischen lehrbücher für diese stufe zu geben pflegen, ist knapp ; es ist
schon dem lehrer zu viel zugemuthet, wenn er immer dasselbe lesen soll, und den
Schüler regt es an, ein eigenes lesebuch zu haben; sogleich aber einen autor ein-
zuführen , empfiehlt sich deswegen nicht , weil auf grössere mannigfaltigkeit des
Stoffes zu mehrerer orientirung in der spräche und zur gewinnung eines ordent-
lichen vocabelschatzes werth gelegt werden muss.
Der versuch Nicolai's bewegt sich, um dies sogleich zu sagen, in den bahnen,
die auch wir einschlagen würden und längst eingeschlagen zu sehen wünschten.
Bei befriedigender äusserer ausstattung enthält die Chrestomathie ein reiches ma-
terial, grosse mannigfaltigkeit bei guter Ordnung, lauter abgerundete und durchweg
für den schüler geeignete und interessante stücke. Sie vermeidet die sonst sich
so breit machenden kinderbücherextracte, sie steigt bis zu Schriftstellern wie Milton,
wie Carlyle, zu rednern wie Brougham hinauf, und verlässt auch in diesen frag-
menten doch nicht eigentlich das niveau der jungen leser. In dem poetischen
theile sind allerdings vorwiegend die gedichte vertreten, welche einmal herkömm-
licher weise in dergleichen anthologien figuriren und welche sich keineswegs alle
so besonders eignen. Byron's »Fare thee well« z. b. ist durchaus kein gedieht
für kinder, und wie man es als solches verwenden will, ist eigentlich unbegreiflich,
dennoch figurirt es stets in diesen Sammlungen. Mit etlichen sachen von Tennyson
und auch von Moore ist es kaum anders. (Eine andere neuere Chrestomathie hat
es freilich sogar für passend gehalten, als allerersten lectürestoff für die abtheilung
der »Unterstufe« Moore's »Last rose of summer« zu geben !) Dass bei Nicolai
Lehr- und Übungsbücher für die englische spräche. IV ■jq'i
unter den gedichten die Ordnung vom leichteren zum schwereren durchgeführt sei,
können wir nicht überall finden ; das ist überhaupt nicht leicht, und übrigens eine
majigelhafte folge hier kein unglück. Dass das sentimentale stark vorwiegt, ist
einer jener züge , die sich nun einmal in englischen anthologien herkömmlich
finden. Dafür fehlt aber auch kräftigere poesie nicht, und die aufnähme der stücke
aus Shakspeare, Milton und Byron ist nicht zu missbilligen.
So hätten wir denn das buch gern willkommen geheissen und zum practischea
gebrauch empfohlen. Aber wir haben auch ausstellungen zu machen , und zwar
gewichtige. Ja, dieselben sind so gross, dass wir uns trotz allem gesagten mit
dem buche — vorläufig wenigstens — durchaus nicht befreunden können und
dürfen. Mit obigem ist im gründe doch nur der plan anerkannt, der ja bei einer
Chrestomathie immerhin die hauptsache ist. Die gesammte ausführungsarbeit aber
lässt gewaltig zu wünschen übrig. Wir können schon nicht gleichgültig sein gegen
die grosse zahl von druckfehlern, welche das buch durchziehen (mit Narative com-
position beim register beginnend, und so weiter, im poetischen theile am störendsten
hervortretend, aber dann namentlich auch anstössig im Wörterbuch, wo »to get
assistance hülfe leisten«, »night-grown«, «occurrenje«, »streng///«, »to draw a com-
parison einen verdienst machen« herausgegriffene beispiele sind.) Das verzeich-
niss dieser errata zu entwerfen fühlen wir uns nicht veranlasst. Schlimmer ist,
dass die fassung der noten durchweg von ärgerlicher nachlässigkeit ist. Auf ge-
wähhheit des ausdrucks , auf sprachliche und sachliche präcision , auch nur auf
stilistische correctheit wird, wie es scheint, durchaus nicht reflectirt. Die gelehrten-
titel des herausgebers auf dem titelblatt contrastiren seltsam mit der, um ein ganz
gelindes wort zu gebrauchen, unwissenschaftlichkeit seiner glossen. Da dieser Vor-
wurf nicht leicht ist, so muss uns gestattet sein, etliches beweismaterial hieher-
zusetzen, von dessen erläuterung wir aber vollständig absehen dürfen. Pag. 55:
Doge, der oberste Staatsbeamte, welcher auch Duke of Venice hiess. 59: The
Moors , Einwohner von Mauritiania (jetzt die Barbareskenstaaten) im norden von
Afrika. Sie waren ein zweig der Araber oder Mohamedaner, Sie heissen auch
Saracenen d. h. östliche Völker. 61: A new route to the East. Dieser weg ist,
bis zu einer ausdehnung wenigstens, ersetzt durch den Suezcanal. 70: The Co-
lisaeum, ein sehr grosses amphitheater in Rom, in welchem kämpfe mit wilden
thieren und andere Vergnügungen aufgeführt wurden. 83 : The Rocky Mountains.
Diese gebirgskette durchzieht ganz Nordamerika , von norden nach süden. Der
höchste berg dieses gebirges ist Freemont Peak ... in den Wind River Moun-
tains ... Im norden , in den Chippewayan Range gibt es noch einige höhere
berge, z. b. Mount Hooker und Mount Brown etc. 87: Orpheus , . . Seine ge-
schicklichkeit als dichter und musiker ging so weit, dass felsen und bäume ihm
folgten. 106: Bedouins , ein stamm herumwandernder Araber, welche in zelten
wohnen und in Arabien und einigen theilen Afrika's, welche an Asien grenzen,
vereinzelt und zerstreut leben. 108: German Diet, die Zusammenkunft der fürsten,
welche den bund des deutschen reiches bildeten. Diet hiessen diese Zusammen-
künfte, weil die Sitzungen von tag zu tag stattfanden (lat. dies ein tag). Die
letzte Zusammenkunft fand im jähre 1866 in Frankfurt statt. Das parlament des
neuen deutschen kaiserreiches kommt in Berlin zusammen, ib.: Feudalisni , das
regierungssystem, unter welchen länder von einem vasallen, von einem oberen oder
höheren gehalten wurden, und zwar unter der bedingung, dass der erstere dem
letzteren militärische dienste leiste. Iil: Talmud, das buch, welches das alte
394
Litlcrauir
jüdische gesetz enthält. 141 : The Samson. Sanison war der grosse militärische
richter und befreier Israels etc, ib.: The Epicurean. Die Epicuräer waren die
nachfolger des Epicurus, welcher 271 v. Chr. starb. Ihr charakteristisches merkmal
war das vergnügen. 142 : The Sophist. Die Sophisten waren eine untere klasse
von lehrcrn in Athen, welche sich mit Wortspielen beschäftigten.
Wer wird noch weitere belege hören wollen ! Sie ständen reichlich zur Ver-
fügung, Unter solchen umständen kann eine praktische Verwendung der Chresto-
mathie gar nicht eigentlich in frage kommen und eine Verbreitung des buches
könnte nur durch künstliche mittel erwirkt werden. Zum mindesten würden wir
der Verlagshandlung rathen, eine gratis -beilage zu offeriren und zu versenden,
welche den leser in den stand setzte, binnen einiger stunden mit dem rothstift die
hunderte von emendationen vorzunehmen, welche die unumgängliche Vorbedingung
der brauchbarkeit bilden würden. Kommt es zu einer zweiten, in den genannten
beziehungen umgearbeiteten aufläge, so wollen wir dem buche die anerkennung
wünschen und zollen, die es für jetzt durch jene gebrechen verscherzt.
Ruhrort. W. Münch.
Englisches lesebuch für höhere lehranstalten. Mit erklärenden anmerkungen,
präparation, Wörterbuch, aussprachebezeichnung. Von dr. F. J. Wershoven
und A. L. Becker. Cöthen. Otto Schultze. 1880.
An englischen lesebüchem, die für die erste stufe der lectüre bestimmt sind,
besteht kein mangel ; die oft wiederholten versuche liefern einen evidenten beweis
für die Schwierigkeit der aufgäbe. Die spräche muss sich innerhalb der grenzen
des für die schule wichtigsten wortvorrathes bewegen ; in der ausdrucksweise muss
ein allmählicher fortschritt von dem beiden sprachen verwandten zu dem speci-
fisch englischen typus wahrgenommen werden; der stil soll schlicht und einfach
sein, die prosa bei weitem überwiegen. Der stoff darf, da die rein sprachliche
Seite der lectüre noch am meisten aufmerksamkeit und fleiss verlangt, nur wenig
anspruch an die fassungskraft des Schülers erheben, ohne doch eines ernsten In-
teresses zu entbehren. — Das uns hier vorliegende buch zeichnet sich scharf
genug von andern producten derselben kategorie aus. Wershoven, der in seinen
Studien eine realistische richtung zu verfolgen scheint (cf. Technical Vocabulary
english and german. I^eipzig, Brockhaus 1876), hält dafür, dass »das fremdsprach-
liche lesebuch mit dem lande, der anschauungsweise, den eigenthümlichen Verhält-
nissen des fremden volkes einigermassen bekannt machen« soll. Er hat daher
»besonders solche darstellungen gegeben, welche sich auf England und seine be-
wohner beziehen«. Zugleich aber erkennt er die richtigkeit der forderung an, dass
der lesestoft" den »Zusammenhang mit den übrigen Unterrichtsgegenständen« suchen
soll. Er hat daher besonders der englischen geschichte und der geographie des
britischen reiches genügendes und ansprechendes material entlehnt ; auch die
naturwissenschaften sind mit sechs nummern vertreten. Man wird diese wähl im
ganzen gewiss sehr billigen. Gegen einzelnes muss man aber wol einspruch er-
heben, z. b. gegen das stück p. 43 betitelt: History of England in the Ijth
Century aus Macaulay's geschichtswerk. Ich zweifele, ob ein Obertertianer folgen-
den satz verstehen kann: Then it was that the great English people was formed,
that the national characler began to exhibit those peculiarities which it has ever
since retained, and that our fathers became emphatically islanders, islanders ont
Lehr- und Übungsbücher für die englische spräche. IV ^ge
merely in geographica! position, but in their politics , their feelings and their
manners. Solche reflexionen haben doch erst einen werth, wenn sie sozusagen
eine latente detailkenntniss frei machen. Welcher Obertertianer aber ist im besitz
der zum wahren verständniss des obigen satzes nöthigen geschichtskenntnisse ? Ich
glaube, die erfahrung lehrt sie sogar nicht bei jedem primaner und Studenten
vorauszusetzen. Ebenso anfechtbar ist stück 6 auf p. 34, welches einige allgemeine
betrachtungen aus Mommsen's Römischer geschichte bringt. The shores of this
Inland sea were in ancient times peopled by various nations, belonging in an
ethnographical and philological point of view to different races, but constituting
in their historical aspect one whole. Gehören solche betrachtungen nicht in ein
collegium historicum? Auch das achtzehnte, umfangreichere stück (p. 52): The
cid english drama, wäre besser ausgeschieden worden. Denn von der art der
kirchlichen aufftihrungen gibt diese nummer doch kein bild, und der schüler ver-
fugt nicht über die kenntnisse, die darin vorausgesetzt werden: the drama, as in
Greece so in England, began in religion. — Their »Dumb Showc and their
»Chorus« leave their trace in the regulär drama. — Was nützt es ferner zu wissen:
Ralph Roister Doister is our earliest picture of London manners ; it is divided
into regulär acts and scenes and is made in rime, wenn man mit dem inhalt un-
bekannt bleibt ? Gegen das ganze richtet sich vernichtend die frage : ist es rath-
sam, den schüler mit einer erscheinung in der entwickelung des fremden Volkes
bekannt zu machen, so lange er die entsprechende seines eigenen volkes — auch
nicht einmal oberflächlich kennt? — Auffallend ist es auch, dass wir p. 71 einem
kurzen ausschnitt aus Macaulay's Lord Clive begegnen — The black hole! Und
die Passages from the Bible, die uns schon p. 25 — 28 begegnen, wie sollen sie
die billigung der pädagogen finden ? Wir wollen nicht hoffen, dass die rücksicht
auf die litteratur, in die nach Wershoven (cf. Vorwort) ein lesebuch ebenfalls ein-
führen soll, ihn zu diesen missgriffen verführt habe. Auch einige curiosa sind
aufgenommen: A Ride on an Alligator und Round the World. Aber das werth-
volle und gute überwiegt doch bei weitem, und ein lesebuch bietet immer die
glückliche chance, dass die revidirende wähl des lehrers das unpassende übergehe.
Eine besonders gute auswahl hat der Verfasser in der Poetry getroffen. —
Zu den 16 ersten stücken, meist fabeln, hat der Verfasser vollständige prä-
parationen am ende des buches gegeben. Er hat sich dabei nicht auf die angäbe
sämmtlicher vocabeln beschränkt, sondern auch an allerlei grammatische regeln er-
innert. Dies neue verfahren wird gewiss mit beifall aufgenommen werden. Aber
für verfrüht halten wir die synonymischen anmerkungen. Wem noch die Ortho-
graphie der verba auf y nicht|geläufig ist, dem muss man eine Unterscheidung von
to teil und to say, von to hear und to listen noch nicht zumuthen. Hinter der
präparation folgen dann nach art der Questionnaires in Ploetz' elementarbuch
Questions, die man nicht minder willkommen heissen wird. Der schüler ist so in
den stand gesetzt, auf die eventuellen fragen des lehrers die antwort vorzubereiten,
so dass den sehr nützlichen Sprechübungen nicht zu viel zeit geopfert zu werden
braucht. Von p. 11 ab sind jedem stück nur kurze anmerkungen beigegeben
worden, die manches lehrreiche enthalten, was der schüler sonst schwerlich irgend-
wo finden möchte. Erfreulich ist es ferner, dass der Verfasser hier oft an das
Französische angeknüpft hat; auch das Lateinische hätte er mehr heranziehen
können, z. b. to a man = ad unum omnes, während die beiden ableitungen aus
dem Griechischen (p. 177) besser weggeblieben wären. — Die bezeichnung der
396
Litteratur
ausspräche ist durcliweg sorgfältig und gut; er bedient sich dabei dreissig Schlüssel-
wörter. — Das Wörterbuch aber enthält manche liicke; wir haben folgende vo-
cabelii, zum theil unbekanntere, vergeblich darin gesucht: agog (p. 151), to baßte
(p. 152), to bawl (p. 152), to bequeath (p. 84), to brace (p. 152), casement
(p. 157), colleague (p. 78), compliance (p. 79), crazy (p. 157), to crop out (p. 38),
to dangle (p. 152), firkin (p. 27), to forego (p. 80), to gall (p. 152), gambol
(p. 152), to glitter (p. 41), gorgeous (p. 41), hale (p. 154), loop (p. 152), to
lumber (p. 154), mighty (p. 31), mop (p. 153), to muffle (p. 155), to pave
(p. 103), to pillage (p. 41), rashness (p. 79), to reek (p. 152), rig; to run a rig
(p. 152), to root (p. 146), to run up (p. 38), to scamper (p. 154), to scorch
(p. 41), to smoke (p. 41), to sparkle (p. 41), sexton (p. 157), to snort (p. 152),
salvation (p. 162), to season (p. 162), to stray (p. 76), to loss (p. 41), to trundle
(p. 153), turnpike (p. 152). Auch manche Jandere Unebenheiten finden sich, so
namentlich Ungleichheit in der behandlung der gleichlautenden substantiva und
verba. — Jeder sachverständige weiss, welch eine dornenvolle arbeit die anfertigung
eines glossars ist; — aber lehrt nicht die erfahrung, dass eine so auffällige un-
vollkommenheit von dem nachtheiligsten einflusse auf die lust und den fleiss des
Schülers ist, der rath und hilfe da suchen soll, wo er sie so oft nicht gefunden?
Englische schüler-bibliothek, herausgegeben von dr. A. Wiemann, rector der
höheren bürgerschule zu Eilenburg. I, bändchen: biographien berühmter männer.
Mit einem verzeichniss der redensarten. Gotha. Schloessmann 1879. 160. ii6ss.
»In seiner encyclopädie des philologischen Studiums der neueren sprachen
gibt prof. B. Schmitz denen, die sich fertigkeit im zusammenhängenden schreiben
erwerben wollen, unter anderen den rath, solche werke zu lesen, die sich durch
einfachheit oder vielmehr 'individualitätslosigkeit' ihrer spräche auszeichnen. Ich
glaube, auch als erste lectüre möchten solche werke sich eignen. Das hat mich
bewogen, vorliegende 'lebensbeschreibungen berühmter männer' (sie sind der Penny
Cyclopaedia entnommen) herauszugeben.« Wir haben hier nicht den von Schmitz
aufgestellten grundsatz zu discutiren, aber die anwendung, welche Wiemann von
ihm macht, erscheint sofort sehr bedenklich. Encyclopädische artikel verfolgen
zumeist den zweck, den gereiften mann, der die politischen und socialen Verhält-
nisse seiner zeit versteht oder doch zum mindesten mit klarem bewusstsein mitten
in ihnen lebt, und der im grossen und ganzen eine bereits abgeschlossene bildung
besitzt, rasch zu orientiren. Sind sie daher verständig abgefasst, so werden sie in
knappester kürze die wissenschaftlichen resultate der hauptsache nach zusammen-
stellen. Sie werden mithin jener wärme entbehren, welche den liebevollen antheil
des Verfassers an seinem gegenstände bekundet, jener wärme, welche jeder selbst-
ständigen einzeldarstellung eigen ist, und deren der jugendliche geist in so hohem
grade bedarf. Die kürze ferner, welche für das erfahrene mannesalter berechnet ist,
wird dem schüler zur sibyllinischen dunkelheit, denn bei ihm mangeln all die Voraus-
setzungen, welche die encyclopädie machen muss. — Aber wenn diese aprioristische
ansieht in diesem concreten falle falsch wäre? — Nach art der vitae des Cornelius
Nepos, die auf vielen anstalten den schüler in die lateinische lectüre einführen,
hat der Verfasser zehn lebensbeschreibungen ausgewählt: Miltiades p. i — 6,
Leonidas p. 6 — 8, Themislocles p. 8 — 22, Hannibal p. 22 — 35, Tiberius Gracchus
Lehr- und Übungsbücher für die englische spräche. IV ■jgy
p. 36 — 41, Gaius Gracchus p. 42 — 45, Attila p. 46 — 54, Charlemagne p. 54 — 62,
Columbus p. 62 — 77, Wallenstein p. 77 — 98. Zunächst ist es schwer, ein durch-
greifendes principium electionis zu erkennen. Wenn man schon an Nepos' werk,
das (loch nur fragmentarisch auf uns gekommen ist, die lücken in der Zusammen-
stellung getadelt hat, so muss man diesen Vorwurf hier mit noch viel grösserem
rechte erheben. Sodann beschränkt sich das lateinische buch, so wie es uns vor-
liegt, hauptsächlich auf die beiden wichtigsten Jahrhunderte der griechischen ge-
schichte, während hier der schüler innerhalb eines Schuljahres — das quantum
dürfte gerade hinreichen -^ durch einen Zeitraum von 2000 jähren gejagt wird.
Zum einzelnen. Dass in den dem antiken alterthum angehörenden biographien
hier und da eine moderne färbung bemerkbar ist, wird man bei ihrer quelle ebenso
erklärlich und natürlich finden , als wenig empfehlend für ein Schulbuch. Von
einem prime minister of Athens mag ein populärer schriftsteiler allenfalls reden,
aber in unsem schulen wollen wir diesen terminus vermeiden. — Wie weit die
darstellung zuweilen die fassungskraft eines Obertertianers übersteigt, beweist unter
andern folgender passus : Heeren has briefly noticed the transition which took
place in the character of Athenian statesmen from the warrior like Themistocles
and Miltiades to the warlike rhetorician like Pericles, and thence to the orator
who to his rhetorical skill united no military prowess (p. 5). Mit diesen worten
wird ein gebildeter mann, auch ohne genauere kenntniss der griechischen ge-
schichte, einen tiefen sinn verbinden, denn er kennt die gegensätze, auf welche es
hier ankommt, aus eigener erfahrung, und weiss, welch einen gewaltigen einfluss
der leitende Staatsmann auf den charakter seines volkes oder umgekehrt dieser auf
jenen ausübt ; aber für einen Obertertianer, dem der begriff des rhetorician schwer-
lich klar werden wird, sind solche reflexionen zu hoch. — Manche betrachtungen
sind auch schief, so, wenn es von Miltiades heisst: he, whom all ages have
regarded as the defender of liberty, began his career as an arbitrary ruler, and
on only one occasion in his whole life was engaged on the side of freedom (p. 4).
Seinen hass gegen die Perser hatte Miltiades mit grosser furchtlosigkeit mehrfach
bethätigt, so bei der brückenwache, im jonischen aufstände; zwar war er ein
aristokrat und TVQarvog, aber gereichte es ihm deshalb minder zur ehre, dass er
amicior omnium libertati quam suae dominationi war? Will Wiemann tertianem
den unterschied zwischen nationaler und demokratischer freiheit erklären? — Zu
oft sind nur anspielungen vorhanden, wo eine den quellen folgende detailerzählung
wünschenswerth wäre. The Parians defended themselves braveiy, and, if we may
believe Herodotus, Miltiades had recourse to magic, in the practise of which he
received a wound etc. (p. 4). Diese erzählung des Herodot wird den Schülern
gewiss, und wahrscheinlich auch dem grössten theil der lehrer unbekannt sein ;
wäre hier nicht wenigstens eine kurze inhaltsangabe von Herodot VI, 132 als
anmerkung nöthig gewesen? — Die nachtheilige Wirkung des encyclopädischen
Stils zeigt sich auch in der vita des Columbus. Wenige Charaktere dürften so an-
ziehend für die jugend sein als der berühmte Genuese: hier ist die geschichte so
rührend wie ein roman, selbst die romantische Staffage ist reichlich vorhanden.
Muss die geschichte von dem edlen märtyrer seiner idee nicht nothwendiger weise
einen tiefen ethischen eindruck im gemüthe des lesenden hinterlassen? Aber frei-
lich nicht, wenn, wie hier, alles mit wenigen Schlagwörtern abgethan wird ! — Die
sehr spärlichen anmerkungen beziehen sich fast ausschliesslich auf die ausspräche,
besonders der eigennamen ; nicht priicis genug ist p. I : j^ch in eigennamcn wie k«,
398
Litteratur
vergleiche Chattain, Chaucer etc. Zur sachlichen erklärung ist nur sehr gering-
fügiges gesteuert, ein halbe-^ dutzend lakonischer daten aus der litteraturgeschichle ;
aber auch diese sind nicht immer gegeben, \>. 15 fehlt z. b. bei Ctesias jede be-
merkung. Auch den allerdings bekannten, s])anischen versen : A Castilla y a
Leon Nuevo mundo dio Colon — die acentos agudos fehlen auch im texte —
hat der herausgeber es nicht für nöthig erachtet, eine Übersetzung beizugeben. —
Entschiedenes lob verdienen dagegen die p. 99— 116 angehängten redensarten, die
zum memoriren sich eignen und dem schüler auch bei der präparation gute dienste
leisten können, sobald man consequent die kenntnis-, der grundl>edeutung aller
vocabeln von ihm verlangt.
Weiijuro a'Lahn. Hugo Oltmann.
BERICHTE ÜBER ENGLISCHE GESELLSCHAFTS - PUBLI-
CATIONEN.
I.
New Shaksperei) Society. Series I, 6. Series IV, 2. Series VI, 6. Publisht
for the New Shakspere Society by N. Trübner & Co., 57, 59, Ludgate Hill,
London, E. C, 1879.
Die seit 1874 bestehende New Shakspere Society erstaltete im juli 1875 den
ersten bericht über ihre thäligkeit, im august 1879 hat sie den zweiten veröffent-
licht und gleichzeitig die bücher versendet, welche sie in diesem jähre herausgiebt.
Ihre publicationen vertheilen sich auf acht serien, I The Society's Transactions ;
II Shakspere's Plays; III Originals and Analogues of Shakspere's Plays ; IV Shak-
spere-Allusion Books ; V The Contemporary Drama; VI Works on Shakspere's
England ; VII Mysteries, Miracle-Plays, Interludes, Masks, Comedies elc, up to
Shakspere's time; VIII Miscellanies. Nur die erste, vierte und sechste der serien
konnten diesesmal berücksichtigt werden und zwar jede mit nur einem bände, da
die verfügbaren gelder mehr nicht erlaubten. Sollte durch eingehen rückständiger
beitrage, den zutritt neuer mitglieder, oder durch Schenkungen die casse wachsen,
so würde noch die zweite serie bereichert werden, Henr}' V: c. a revisd edition of
the Play, by Walter G. Stone, Esq. liegt zum druck bereit,
»Transactions of the New Shakspere Society 1877^1879. Part II. A Time-
Analysis of the Plots of Shakspere's Plays: I. Comedies. II. Tragedies. III.
Historie«. By P. A. Daniel.« lautet der titel des zur ersten section gehörenden
Werkes. In sehr interessanter weise, — so erzählt der bericht, — war von prof.
Wilson, mr. Halpin und prof. Grant White die frage angeregt worden, -sne lange
zeit in jedem stück Shakspere's verfliesse. Der comite glaubt, eine genaue be-
antwortung dieser frage stehe in enger beziehung zu Shakspere's kunst, und da er
fand, dass mr. Daniel das von mr. Halpin aufgestellte zeitgerüst des Merchant of
i) So buchstabirt der dichter seinen namen in den einzig unzweifelhaft echten
Unterschriften, die von ihm vorhanden sind.
(The Founder's Prospectus of Nov. 1873. Revisd.)
Berichte über englische gesellschafts-publicationen. I •9qq
Venice mit leichter mühe umstürzte, so ersuchte er ihn, seine forschungen zu er-
weitem und für künftige kritiker von Shakspere's »long and short time» die zahl
der tage festzustellen, welche die handlung jedes Stückes erfordert, die zeit zu be-
stimmen, welche vom anfang jedes Stückes bis zu dessen ende verstreicht. Mr. Daniel
ist dem wünsch nachgekommen und die frucht seiner mühe wird nun dem publi-
cum vorgelegt. Eine auf seine angaben gestützte theorie hat der autor noch
nicht gegeben, er fordert auf, seine berechnungen und Veranschlagungen erst sorg-
sam zu prüfen. Bei Romeo und Julie und bei Julius Caesar hat sich, wie aus
zwei anmerkungen her\'orgeht, Widerspruch bereits erhoben. Mr. Daniel wartet
auf weiteren, natürlich wohlbegründeten, und bittet die leser seiner Schemata um
ihre gedanken über die »long and short time theory«. Der bericht meint (p. 8):
»It was clear that no salisfactory theory of Shakspere's art in dealing with the
immensities, or nothings, of Time and Space could be got at, unless the facts
were first ascertaind, to found the theory on.» Das ist gewiss richtig, nur darf
man an der möglichkeit zweifeln, Shakspere's theorie der kunstgemässen Ver-
wendung von zeit und räum im drama ausfindig zu machen, selbst wenn es fest-
stehen wird, wie er in jedem seiner stücke die zeit behandelte; ja, man darf
fragen, ob überhaupt für diesen theil der dichterischen thätigkeit eine theorie
möglich ist?
Zur %aerten serie erscheint »Shakespeare's Centurie ofPrayse; Being Materials
for a History of Opinion on Shakespeare and his Works, A. D. 1591 — 1693.
By C. M. Ingleby; LL. D. Second Edition, Revised , with many Additions.
By Lucy Toulmin Smith«, ein buch, das, wie mr. Ingleby's vorrede zur ersten
ausgäbe vorweg erklärt, keineswegs nur lob enthält, sondern seinen titel vielmehr
dem vorherrschenden Charakter seines stoftes entlehnt. Hier und da kommt auch
tadel zum Vorschein bei den massenhaft zusammengetragenen stellen genannter
und anonymer dichter und schriftsteiler aus dem Jahrhundert 1591 — 1693; man
sieht, Shakspere's rühm ist noch nicht objectiv befestigt, er fasst allmälig erst
Wurzel. Grosse männer, wie Lord Brooke, Lord Bacon, Seidon, Sir John Beau-
mont, Henry Vaughan, Lord Clarendon nennen weder seinen namen, noch spielen
sie je auf ihn oder eines seiner werke an. Seine volle grosse wird noch von nie-
mand erkannt, die ihn am höchsten schätzen, vergleichen ihn mit Spenser, Sidney,
■Chapman, Jonson, Fletcher und geringeren, und weisen ihm gewöhnlich den
zweiten platz an. Aber auf seine dichtungen und personen wird immer und immer
wieder bezug genommen und eine sehr dankenswerthe liste (p. 469) gibt über-
sichtlich die zahl und die seite der mitgetheilten stellen, — Falstaff hat damals
den stärksten eindruck gemacht — nebst einem zeichen, ob das citat vor oder
nach 1642 fällt. Zur vorliegenden zweiten, von Lucy Toulmin Smith besorgten
ausgäbe hat die dame eine besondere vorrede geschrieben. Durch notizen dr.
Ingleby's, mehrerer freunde und correspondenten, sowie durch eigene Studien ist
es der herausgeberin gelungen, die anzahl der citate und anmerkungen von 228
auf 356, und die der in den anhängen erwähnten werke von 25 auf 41 zu erhöhen.
Manche anführungen liefern \\nchtige data zur feststellung der chronologischen
•Ordnung der stücke, und glänzend erfüllt die mühsame arbeit ihren zweck: alles
zu sammeln, was im besagten Jahrhundert über Shakspere und seine werke, direct
oder indirect, gedruckt oder handschriftlich sich auffinden lässt.
Für die sechste serie, Shakspere's England, sorgt »Phillip Stubbes' Analomy
of tlie Ahuses in England in Shakspere's Vouth, A. D. 15S3. Part. L (CoUated
400
Littcratur
with other Editions in 1583, 1585, and 1595.) With cxtracts from Stubbes' Life
of bis Wife, 1591, and bis Perfect Pathway to Felicitie, 1592 (1610), and BP.
Haliington on the Ten Cummandments, 1588: also The Fourtb Book of Thomas
Kirchmaier's (or Naogeorgus's) Regnum Papismi, or Popish Kingdome (English
by Barnabe Googe, 1570), on Populär and Popish Superstitions in 1533. Edited
by Erederick J. Furnivall«. Das splendid ausgestattete, höchst curiose buch bringt
auch eine heliographische wiedergäbe (von M. Dujardin) des Virtue'schen kupfer-
stichs : die procession der königin Elisabeth zur hochzeit des Lord Herbert und
der Miss Anne Russell in Hunsdon House, Blackfriars, am 16. juni 1600; holz-
schnitte Elisabelhischer kostume und ein memorandum über dieselben von dem
Rev. J. W. Ebsworth ; einen bericht über Stubbes und seine werke, und notizen
über die kleider und sitten seiner zeit. Wir bemerken noch, dass diesesmal § 2
des ersten theiles von Stubbes' Anatomy vorliegt, dass § i bereits 1876 erschienen
ist, und dass der zweite theil des Werkes, im manuscript fertig hergestellt, nur auf
die geldmittel wartet, die erfordert werden, um ihn in die weit treten zu lassen.
Dresden. O. S. Seemann.
LITTERARISCHE NOTIZEN.
Edward Dowden, Shakspere , sein entwickelungsgang in seinen werken. Mit
bewilligung des Verfassers übersetzt von Wilhelm Wagner. Heilbronn. Verlag
von gebr. Henninger. 1879. Pr. M. 7,50.
Die zweite aufläge der englischen ausgäbe dieses werkes hat in diesem blatte
(bd. I, p. 513 ff.) eine sehr anerkennende besprechung erfahren, so dass wir es
nur mit freude begrüssen können, dass dasselbe nun durch eine deutsche Über-
setzung auch weiteren kreisen zugänglich gemacht wird. Was aber den werth der
Übersetzung als solcher betrifft, so wird derselbe durch den namen des Verfassers
schon hinreichend verbürgt ; Dowden selbst spricht sich in einem briefe an den Über-
setzer darüber folgendermassen aus: I am sure, the task was a difficult one; as
far as I can judge, you have succeeded admirably. I have tumed to several para-
graphs which I thought might be particularly difficult to translate and you seem
to me not only to have conveyed the meaning but to have preserved more of the
form of the original than I should have supposed possible.
E. K.
W. Dreser, Englische Synonymik für die oberklassen höherer lehranstalten sowie
zum Selbststudium. Wolfenbüttel. Druck und verlag von Julius Zwissler. 1879.
Von diesem buche liegt uns der erste probebogen vor. Auf grund
desselben erlauben wir uns, schon jetzt unsere herren fachgenossen auf diese neue
Synonymik hinzuweisen; denn sie zeichnet sich aus durch klare definition der
begriffe, durch reiche auswahl der belegstellen und durch weise berücksichtigung
der etymologie. Wir behalten uns vor, ausführlicher auf dieses buch zurückzu-
kommen, so bald es vollständig erschienen ist.
Zwickau. C. Deutschbein.
M I S C E L L E N,
WILHELM HERTZBERG.
Am 7. juli d. j. starb zu Bremen nach längerer schmerzlicher krankheit ein
mann, dessen name weit über die mauern seiner adoptirten heimath hinaus als
Schulmann wie als gelehrter einen gleich guten klang hat.
Wilhelm Adolf Boguslav Hertzberg, geb. zu Halberstadt den 6. juni 1813,
studirte 1831 — 1835 '"^ Halle und Bonn. Nachdem er in Halle promovirt und
sein Probejahr in Halberstadt abgehalten, wurde er ostern 1837 in das seminar
für gelehrte schulen in Stettin aufgenommen und bekleidete eine damit verbundene
hülfslehrerstelle am dortigen gymnasium. Seit 1840 an der höheren bürgerschule
in Elbing angestellt, wurde er, kaum 32 jähr alt, im frühjahr 1S45 ^^^™ director
derselben ernannt. In dieser Stellung verblieb er dreizehn jähre, bis er, einem
rufe nach Bremen folgend, im September 1858 die leitung der dortigen handels-
schule übernahm, dieselbe aber ostern 1866 bei prof. Gravenhorst's abgange mit
der des gymnasiums vertauschte.
Dies der äussere rahmen eines reichen lebens. Denn ein reiches, wie un-
gemein thätiges leben war es, aus dem ihn der tod noch in seiner vollen geistigen
kraft dahingerafft. Hertzberg's bedeutung als schulmann zu würdigen, ist hier
nicht der ort. Ebenso kann seiner vielseitigen und anregenden thätigkeit auf po-
litischem wie auf religiösem gebiete nur im vorbeigehn gedacht werden; in Ver-
sammlungen und vereinen aller art wirkte er unermüdlich mit rath und that, und
wusste sich bei aller entschiedenheit seines auftretens die allgemeine achtung, die
anerkennung auch andersgesinnter zu gewinnen. Daneben entfaltete er eine be-
deutende litterarische thätigkeit, deren eine seite ihm auch ein andenken bei den
lesern dieser blätter sichert. Von haus aus klassischer philologe, wurde er durch
einen zufall dem Studium der neueren sprachen zugeführt, indem er im winter 1849
sich genöthigt sah, aushülfsweise den Unterricht des Englischen selbst zu über-
nehmen, weil der betreffende lehrer bei der mobilmachung eingezogen war. Dies
jst denn auch der Wendepunkt in seiner litterarischen thätigkeit ; wenn auch manche
Übersetzungen römischer dicliter noch in eine spätere zeit fallen, so wandte sich
Hertzberg doch fortan mit Vorliebe dem Englischen zu, und seine erst 1866 ver-
öffentlichte Chaucer-übersetzung war bereits in Elbing vollendet und oft in freundes-
kreisen vorgelesen worden.
Ein feiner kenner des klassischen alterthums und seiner sprachen, besass er
aber dieselben umfassenden kenntnisse auf dem weiten gebiete der deutschen
K öl b ing, Englisclie Studien. 111. 2. 26
4o;
Miscellen
lil'cratur wie der modernen sfirachen. Haben seine Übersetzungen ihm einen
dauernden platz in unserer litteratur gesichert, so dürfen seine leistungen für
Clhaucer geradezii als bahnbrechend bezeichnet werden. Neben einem feinen gefühl
für den rhythmischen woiilklang der spräche, für dichterische Schönheiten, besass
er die gäbe, dieselben voll und rein zum ausdruck zu bringen, und selbst mit
einem reichen humor begabt, hatte er das volle verständniss für denselben, wo er
ihn bei anderen fand. Für die Vielseitigkeit des eigenen geistes spricht die grosse
Verschiedenheit der von ihm übersetzten Schriftsteller und werke.
Hertzberg war aber kein Übersetzer im gewöhnlichen sinne des wortes ; ver-
stand er es meisterhaft, in form und ausdruck das original mit all seinen fein-
heiten und eigenthümlichkeiten wiederzugeben, so dass es nicht blos ein fremder
gast in deutscher gewandung erscheint, so vergass er darüber keineswegs die
nöthige rücksicht auf eine getreue wiedergäbe des sinnes. Mit der gewandtheit
des Übersetzers verband er vielmehr den ganzen Scharfsinn, die interpretationskunst,
die kritische methode des geschulten philologen, und unterstützt eben so sehr
durch die vielseitigste belesenheit wie durch ein gedächtniss, das ihn selbst in
einzelheiten nicht leicht im stich Hess, leistete er in der erklärung nicht geringeres
als auf dem gebiete der Übersetzung. Ein schlagendes beispiel dafür ist seine
bereits erwähnte Chaucer-übersetzung. Die auch dem umfange nach bedeutende
einleitung, die zahlreichen anmerkungen enthalten eine fülle interessanter Unter-
suchungen, geistvoller bemerkungen, und geben ein überaus lebendiges und an-
ziehendes bild nicht nur von der persönlichkeit des dichters, seinen lebensverhält-
nissen, schriften und seinen Verdiensten um die bildung der englischen spräche,
als deren »angelstern« er bereits von seinem unmittelbaren nachfolger und schüler
Lydgate gepriesen war, sondern auch von dem lande, den zeiten, in denen er ge-
lebt, mit ihren von der gegenwart so verschiedenen und doch wieder das ver-
ständniss der gegenwart bedingenden anschauungen imd brauchen. Charakteristisch
für seine art zu arbeiten ist, wie er mit hülfe eingehender astronomischer be-
rechnungen seines freundes prof. Scherk aus der von früherem erklärern nicht be-
achteten andeutung, v. 17, 321 ff.:
»Somit begann des mondes ascension
Im Sternbild waage sich gemach zu heben,
Als wir des dorfes end' erreichten eben.«
den 28. april 1393 mit Sicherheit als die zeit feststellte, »in welche Chaucer sich
die Canterbury Tales verlegt dachte«. Hertzberg selbst bezeichnete dies freilich
nur »als einen der triumphe, welchen die mathematische und astronomische Wissen-
schaft bisweilen auf dem gebiete der geschichte feiert".
Trotz aller erfolge indessen, die er auf litterarischem gebiete errungen, ver-
leugnete sich keinen augenblick seine liebenswürdige bescheidenheit ; sie bewies er
auch in dem täglichen verkehr mit freunden und jüngeren collegen, und wie er
stets bereit war, anderen vom eigenen reichen wissen mitzutheilen, so stand er
nie an, selbst bei anderen rath und aufschluss über fragen einzuholen, die ihm
zweifelhaft erscheinen mochten. Mittheilsam wie er war, fühlte er das bedürfniss
des geistigen austausches, sei es in mündlicher Unterhaltung, sei es in schriftlichem
verkehr, und so hatte er sich bis in die neue weit hinaus einen grossen kreis von
freunden und Verehrern gewonnen, die alle seinen verlust schmerzlich empfinden
und aufrichtig betrauern werden.
Wilhelm Hertzberg AO'i
Von den zahlreichen, in Zeitschriften und zeitungen zerstreuten abhandlungen
und aufsätzen sind nur die bedeutenderen in nachstehende chronologische Übersicht
von Hertzberg's Schriften aufgenommen.
1835. Quaestionum Propertianarum specimen de S. Aurelii Propertii amicitiis et
amoribus.
1838. Uebersetzung des Properz.
1843 — 1845. Propertius. 3 bände in lateinischer spräche.
1845 — 1846. Ueber den begriff der antiken elegie in seiner historischen ent-
wicklung. (Prutz, Litterarhistorisches taschenbuch.)
1846. Babrios' fabeln übersetzt, nebst abhandlung über die historische ent-
wicklung der fabel.
1847. Uebersetzung der alexandrinischen eiegiker. (Zeitschrift für alterthums-
wissenschaft,)
1854. Uebersetzung der erotischen gedichte des Ovid.
1856. Uebersetzung der kleineren gedichte, welche dem Virgil zugeschrieben
werden.
1859. Uebersetzung von Virgil' s Aeneis.
1861. Uebersetzung von vier comödien des Plautus.
1862. Uebersetzung von Catull's gedichten.
1864. Uebersetzung von neun Satiren des Juvenal.
1864. Zur geschichte und kritik der deutschen Übersetzungen antiker dichter.
(Preussische Jahrbücher.)
1853. Uebersetzung von Tennyson's gedichten.
1864. Uebersetzung von Scott' s Lord of the Isles.
1866. Uebersetzung von Chaucer's Canterbury Tales.
1867. Nachlese zu Chaucer. (Jahrb. für roman. und engl, litteratur.)
1868 — 1871. Uebersetzung von Shakespeare's Heinrich VIII., Liebes leid und
lust, Comödie der irrungen. Die beiden Veroneser, Titus An-
dronicus, Troilus und Cressida, Ende gut alles gut und Cym-
beline für die neue ausgäbe der Schlegel-Tieck' sehen Übersetzung,
mit einleitung und erklärung.
1871. Die quellen der Troilus -sage in ihrem verhältniss zu Shakespeares
Troilus und Cressida. (Jahrb. d. Shakespeare-ges. bd. 6.)
1872. Lord Byron. (Preussische Jahrbücher.)
1873. Uebersetzung der Californischen novellen von Bret Harte.
1878. The Libell of English Policye. 1436. Text und metrische Übersetzung.
1878. Metrisches, grammatisches, chronologisches zu Shakespeare's dramen
(Shakespeare-jahrb. bd. 13.)
Bremen, im october 1879. W. Sattler.
NACHTRÄGE ZU ENGLISCHE STUDIEN, BD. II.
S. 118: Ane (al-one) 2975, (uni) 15354 und 24747, (imam) 4903, sonst
dne; 1^'ve (rcliqutum) 23233, sonst läve; &h (habet) I3479i sonst dh; glJed
(lapsus est) 195 17, sonst gläd ; r*d (rode) 195 16, sonst rdd ; sith (lapsus est)
24043 und 27635, sonst sdh ; scÄ;n (shonc) 20608, neben scdn ; biswibc (iecepit)
26 •
ÄQ, Miscellen
13508 und 17456, sonst biswäc ; wJet (o?<J«) 7262 und 26072, sonst wdt ; ifufeten
(vocatus) 6992 und 7018, sonst ihaten ; bdut CboatJ 23321, sonst bdt ; |>* (tum)
1253, 2869, 7271 und 15 113, sonst {)ä. Sollte i: in den beiden letzten fällen ein
Schreibfehler für a sein?
S. 317 embscntden Luke 1, 59.
ofsclawen La^. 554. isclawen 1047.
sclade (dat.) 1.05. 5644*.
F. H. Siratmann.
VORLESUNGEN ÜBER ENGLISCHE PHILOLOGIE AN DEN
UNIVERSITÄTEN DEUTSCHLANDS, ÖSTERREICHS UND
DER SCHWEIZ,
IM WINTERSEMESTER 1879/80.
Basel: Shakespeare's Hamlet — pro f. Soldan.
Berlin: Abriss der altenglischen litteraturgeschichte und erklärung von
Kynewulf's Elena — pro f. Zupitza. Geschichte der englischen litteratur seit
Elisabeth — derselbe. Im engl, seminar: Textkritische Übungen an einem ge-
dichte des 13. oder 14. Jahrhunderts — derselbe. Anfangsgründe der englischen
spräche — lector Napier. Im seminar: Uebungen im mündlichen und schrift-
lichen gebrauche der englischen spräche — derselbe.
Bern: Vac.
Bonn: Ueber Shakespeare's leben und werke — prof. honor. Delius.
Anfangsgründe der englischen spräche — prof. Bischoff. Uebungen über fran-
zösische und englische spräche in seiner gesellschaft — derselbe. Grammatik
der englischen spräche — derselbe.
Breslau: Geschichte der englischen litteratur bis zum elisabethanischen
Zeitalter — privatdocent Kölbing. Anfangsgründe der englischen spräche —
derselbe. Englische abtheil uiig des seminars für romanische und englische
Philologie: Interpretation des Beöwulf und besprechung freier arbeiten —
derselbe.
Czernowitz: Vac.
Erlangen: Historische grammatik der englischen spräche: lautlehre —
prof. Vollmöller. Ueber Shakespeare's leben und werke — derselbe. Ro-
manisch-englische gesellschaft: Sheridans School for scandal — derselbe.
Freiburg i. B. : Vac.
Gi essen: Romanisch-englische gesellschaft — prof. Lemcke. Im neu-
philologischen seminar: Englische Stilübungen — prof. Pichle r. Leetüre und
interpretation englischer Schriftsteller — derselbe.
Göttingen: Angelsächsische grammatik und Beöwulfslied — prof. Th.
Müller. Uebungen in der englischen spräche — derselbe. Angelsächsische
Übungen — privatdocent Bechtel.
Graz: Englische grammatik und lectüre — lector Oppler, Vorlesungen
in englischer spräche über englische litteratur — derselbe.
Greifswald: Seminar für französische und englische philologie, die münd-
lichen Übungen anschliessend hauptsächlich an Shakespeare's comödien — prof.
Vorlesungen über engl, philologie an den Universitäten Deutschlands etc. ^05
Schmitz. Alt- und mittelenglische Übungen nach Zupitza's Altenglischem übungs-
buche — privatdocent Varnhagen.
Halle: Shakespeare' s leben und werke — pro f. Elze. Das pseudo-
Shakspeare'sche lustspiel Mucedoros — derselbe. Uebungen des englischen
Seminars — derselbe. Angelsächsische Übungen (Beöwulf) — privatdocent
Gering. Englische extemporalia — lector Aue. Macaulay's essays Lord
Clive und Warren Hastings — derselbe. Praktische Übungen im englischen
Seminar — derselbe.
Heidelberg: Die syntax der englischen spräche — pro f. Ihne. Im
germanisch-romanischen seminar : Englisch-deutsche und deutsch-englische Übungen
— derselbe. Historische grammatik der englischen spräche — privatdocent
Neu mann. Im germanisch-romanischen seminar : Altenglische Übungen; Chaucer
und Spenser — derselbe.
Innsbruck: Englische spräche, i. curs, elementargrammatik mit Übungen —
lector Roes. 2. curs (in englischer spräche), einübung der syntax und Chresto-
mathie — derselbe. Shakespeares King John — derselbe.
Jena: Vac.
Kiel: Uebungen im Neuenglischen — pro f. Stimming. Shakespeare's
King John — lector Heise. Englische grammatik — derselbe.
Königsberg: Historische grammatik der englischen spräche — pro f.
Kissner. Interpretation ausgewählter altenglischer denkmäler — derselbe.
Leipzig: Altenglische litteraturgeschichte bis 1500 — prof. Wülcker.
Erklärung von Shakespeare's Tempest mit Zugrundelegung eines nicht moderni-
sirten textes — derselbe. Altenglische Übungen — derselbe. Historische
grammatik der englischen spräche — privatdocent Trautmann. Uebungen
im lesen und sprechen des Neuenglischen — derselbe.
Lemberg: Englische spräche — lector Kropiwnicki.
Marburg; Shakespeare's Romeo and Juliet — prof. Stengel. Romanisch-
englisches seminar — derselbe.
München: Altenglische Übungen — prof. Hofmann. Marlowe's life and
works, critical study of his dr. Faustus (im seminar) — prof. Breymann.
Französisch-englische Übungen als Vorbereitung für das seminar — derselbe.
Erklärung von Shakespeare's Hamlet — prof. Bernays.
Münster: Encyclopädie und methodologie der romanischen und englischen
philologie — prof. Körting. Altenglische Übungen — derselbe.
Prag: Englische spräche — lector Holzamer.
Rostock: Historische englische grammatik — privatdocent Lindner.
Strassburg: Englische metrik — prof. ten Brink. Marlowe's Faustus
— derselbe. Im seminar: Altenglische Übungen — derselbe. Shakespeare's
Much ado about nothing — lector Levy. Englische syntax — derselbe.
Uebungen im englischen seminar — derselbe.
Tübingen: Beuwulf — prof. v. Kelle r. Shakespeare's As you like it,
und Hamlet — prof. Mi Ine r. Englische grammatik — derselbe. Curse im
seminar — derselbe.
Wien: Historische grammatik der englischen spräche — prof. Schipper.
Englische metrik, II. theil — derselbe. Im seminar, obere abth. : Altenglische
AOG Miscellen
Übungen nach Zupitza's Altenglischem Übungsbuch: untere abth. : Praktische
übunf^en im Neuenglischen — derselbe.
Würzburg: Ilislorische gramniatik der englischen spräche — prof. Mall.
Zürich: Shakespeare's Hamlet (Übersetzung und erklärung) — prof.
li r e i t i 11 g e r.
ZU RICHARD ROLL?: DE HAMPOLK.
English Prose Treatises of R. R. de H. ed. by George G. Perry, London
1866 p. 8 findet sich folgender satz :
ffor many are, {lat never have halde pe ordyre of lufe agaynes {laire frendys
sybbe or ffremede, bot outhire Jiay lufe |)aym over mekill or {)ay lufe pam
over lyttill, settand thaire thoghte unryghtwysely on thaym, or |)ay lufe thaym
over lyttil, yf f)ai doo moghte all, as f)ey wolde tili ])ame.
Weder Perry, noch die übrigen herausgeber der Moralia de natura apis
(Mätzner, Engl, sprachpr. I, 2, p. 127, Zupitza, Altengl. Übungsbuch p. 57,
Wülcker, Altengl. lesebuch I, p. 117 f.) haben angemerkt, dass die oben gesperrt
gedruckten worte, or-lyttill, zu streichen sind. .Sie sind nicht blos überflüssig, da
sie gleich darauf widerholt werden, sondern unterbrechen sogar den Zusammenhang,
da der mit settand beginnende satz nur eine erläuterung der worte : outhire pay
lufe paym over mekill, enthält, sich also unmittelbar an diese worte anzuschliessen hat.
E. Kölbing.
ZEITSCHRIFTENSCHAU.
Anglia III, heft i. Abhandlungen. Zur te.xtkritik des 'King Lear'.
Von A. Schmidt. Zu Anglia I, 5 ft'., 195 ff. und 286 ff. Von J. Zupitza.
Eine unbekannte handschrift der Ancren Riwle. Von J. Zupitza. Ueber Dryden's
bearbeitung Chaucer' scher gedichte. (Schluss.) Von O. Schöpke. Zu mittel-
englischen gedichten: IV. Zu den Sprüchen des heil. Bernhard. V. Noch einmal
zu 'Long Life'. Von H. Varnhagen. Beiträge zur präpositionslehre im Neu-
englischen. Von W. Sattler. Zur angelsächs. Übersetzung der Dialoge Gregors.
Von H. Krebs. Der Beöwulf und die isländische Grettissaga. Von H. Gering.
Zu Marlowe's Faustus. Von L. Pröscholdt. Beiträge zur erklärung englischer
Schriftsteller: I. O. Collman: Zu Addison. II. H. Varnhagen: Zu Shake-
speare. Ein angels. leben des Neot. Von R. P. Wülcker. Ueber die aus-
lassung des engl, relativpronomens. Von O. Lohmann. Disguised Compounds
in Old-English. By H.Sweet. The preterite of 'cuman'. By H.Sweet. English
etymologies. By H. Sweet. Heinrich Leo. Von R. P. Wülcker. Berichtigung
zu Anglia II, p. 441. Von R. P. Wülcker. Recensionen und anzeigen.
Englische Studien. Herausgegeben von E. Kölbing. Von R. P. Wülcker.*)
i) Ich habe aus dieser, einen druckbogen langen besprechung wenigstens
soviel gelernt, dass Wülcker gesonnen ist, seine persönlichen angriffe gegen mich
als redakteur mit den üblichen waffen (widerholung des schon mehrmals vor-
gebrachten — natürlich spielen die Stratmann' sehen emendationen zu Eule und
nachtigall wieder eine hauptrolle ! — ■ Verdrehungen meiner worte etc.) fortzusetzen,
freilich wol mehr zu seiner eignen genugthuung, als zur befriedigung der leser der
Anglia. Meinem früher ausgesprochenen entschlusse gemäss denke ich nicht daran,
auf diese kleinlichen häkeleien zu repliciren. E. K,
Zeitschriftenschau
407
Ueber die neuesten Veröffentlichungen der Chaucer-Society. Von J. Koch. Shake-
speare's dramatische werke. Erläutert von Prölss. Von I>. Pröscholdt. Besprechung
einiger Schulbücher und bemerkungen über die r-laute. Von M. Trautmann.
Archiv für das Studium der neueren sprachen undlitteraturen.
Herausgegeben von L. Herrig. 62. band. i. 2. heft. H. Isaac, Zu den
Sonetten Shakespeares. VI., p. i — 30. Schluss, p. 129 — 172. C. Stoffel:
Der accusativus cum infinitivo mit for im Englischen, p. 209 — 216. Recensionen.
Anglia. II. band. i. heft. Von D. Asher, p. 117 f. Sonnenburg, Grammatik
der englischen spräche nebst methodischem Übungsbuche. 6. aufl. Von B. Leh-
mann, p. 217 ff. Sachs, Synchronistische tabelle zur polit. und literärgesch.
Frankreichs und Englands, p. 226 f. Schlessing: Handbuch der engl, conver-
sationssprache. Von D. Asher, p. 227. Gesenius, A bock of english poetry for
the use of schools. Shakspere-lesebuch. Von K. Meurer. Th. B. Macaulay,
History of England. Ein abschnitt aus dem ersten cap, bearbeitet von F. C.
Schwalbach, p. 229. Programmenschau. Homburg, Die composition des Beöwulf,
Barlaam und Josaphat , eine prosaversion aus ms. Egerton 876. Von C. Horst-
mann. E. Regel: An in.quiry into the phonetic peculiarities of Barbour's Bruce,
p. 231—234.
Litteraturblatt für germanische und romanische philologie.
Unter mit Wirkung von Karl Bartsch herausgegeben von (). Behaghel
und F. Neumann. Nr. i. 2. P. 17 ff. An etymological Dictionary of the
English Language, arranged on an historical basis. By the Rev. Walter W.
Skeat. Part I, A — Dor. Von Henry Nicol. P. 60 f. M. Konrath, Beiträge
zur erklärung und textkritik des William von Schorham. Von K. Böddeker.
Anzeiger für deutsches alterthum und deutsche litte ratur,
6. band, i. heft. Altenglische dichtungen des ms. Harl 2253. Mit grammatik
und glossar herausgegeben von K. Böddeker. Von J. Zupitza, p. 1^38. Eng-
lische Alexiuslegenden aus dem XIV. und XV. jahrh. Herausgegeben von
J. Schipper. Von J. Zupitza, p, 38 — 49.
Zeitschrift für österreichische gymnasien. 1879. Altengl. dichtun-
gen etc. edd. Böddeker. Bespr. von H. Varnhagen. P. S39 — 55.
EINGEGANGENE RECENSIONSEXEMPLARE. ^
Bis zu abschluss dieses heftes sind ausser von den oben besprochenen von
folgenden werken recensionsexemplare bei der redaction eingegangen :
Karl Elze: Notes on Elizabethan dramatists with conjectural emciulatioiiN
of the text. Halle. Niemeyer. 1880.
f J. Hensel: CoUection polyglotte de proverbes. SiJrücluvörtliche lebens-
regeln in fünf sprachen. Deutsch, englisch, französisch, italienisch, lateinisch.
Berlin, Kortkampf. [1879].
f John Earle: A book for the beginner in Anglüsa.\on comprising a shorl
grammar, some selections from the gospels and a parsing glossary. Second cdition.
Oxford, at the Clarendon Press. I S79.
i) Die mit f bezeichneten schriften werden im nächsten hefte der Studien
besprochen werden.
4o8
Misccllen
Alfred Katterfeld; Roger Ascham. Sein leben und seine werke mit
besonderer berücksichtigung seiner berichte über Deutschland aus den jähren 1550 —
'553- Strassburg. Karl J. Trübner. 1879.
•f Franz Baacke: Vorstudien zur einführung in das verständniss Shake-
speare's. Vier Vorlesungen, gehalten in dem vom berliner bezirksverband des
deutschen lehrervereins gebildeten: «Institut wissenschaftlicher Vorlesungen für
lehrer« Berlin. Angerstein. [1879.]
f Beöwulf. Mit ausführlichem glossar herausgegeben von Moritz Heyne.
Vierte aufläge. Paderborn. Schöningh. 1879.
f H. Sweet. An Anglo-Saxon Reader. Second edition. London. Mac-
millan and Co. 1879.
Bibliotheca normannica. Denkmäler Normannischer litteratur und
spräche, herausgegeben von H. Suchi er. I. Reimpredigt. Halle. Niemeyer. 1879.
Maistre Wace's Roman de Rou et des ducs de Normandie. Nach den
handschriften von neuem herausgegeben von dr. Hugo Andresen. Zweiter band.
Heilbronn. Gebr. Henninger. 1879.
Alt französische bibliothek, herausgegeben von dr. Wendel in
Förster, i. band. Chardry's Josaphaz, Set Dormanz und Petit Plet. Dichtungen
in der anglonormannischen mundart des XH. jahrh. Herausgegeben von John
Koch. Heilbronn. Gebr. Henninger 1879. — 2. band. Karl' s des grossen reise
nach Jerusalem und Constantinopel. Ein altfranzösisches gedieht des XI. jahrh.
Herausgegeben von Eduard Koschwitz. Heilbronn. Gebr. Henninger. 1880.
Hugo Ott mann: Die Stellung von V4 in der Überlieferung des altfran-
zösischen Rolandsliedes. Eine textkritische Untersuchung. (Marburger dissertation.)
Heilbronn. Gebr. Henninger. 1879.
An etymological dictionary of the english language, arranged on a historical
basis. By the Rev. Walter W. Skeat. M. A. Part II. Oxford. At the
Clarendon Press. 1879.
Zeitschrift für romanische philologie. Herausgegeben von G. Gröber.
III. band. Heft II. III. Halle a/S. Niemeyer. 1879.
Anglia. Zeitschrift für englische philologie. Herausgegeben von R. P.
Wülcker und M. Trautmann. III. band. Heft I. Halle a/S. Niemeyer. 1879.
Zeitschrift für neu französische spräche und litteratur mit besonderer berücksichti-
gung des Unterrichts im Französischen auf den deutschen schulen, herausgegeben
von G. Körting und E. Koschwitz. Band I. Heft I. Oppeln und Leipzig.
Eugen Franck. 1879.
Litteraturblatt für germanische und romanische philologie. Unter mitwirkung
von K. Bartsch herausgegeben von O. Behaghel und F. Neu mann. Nr. 1.2.
Heilbronn. Gebr. Henninger. 1880.
BERICHTIGUNGEN.
Band II, p. 5038 herrscher] 1. häscher.
'1 )! P- 5*^3 15 mindestens gesagt] 1. zum mindesten.
n .. P- 533 14 aus ä] 1. nur ä.
„ III, p. 2779 f. wiedergegeben] 1. wiederzugeben.
Pierer'sche hofbuchdruckerei. Stephan Geibel & Co. in Altenburg.
THOMAS BEKET.
EPISCHE LEGENDE, VON LAURENTIUS WADE (1497),
nach der einzigen hs. im Corp. Chr. Coli. Cambr. 298, p. i ff.,
herausgegeben von C. Horstmann.
Dieses, in form und stil den legenden Lydgate's nachgebildete
eposartige gedieht des Laurentius Wade, eines klostermönches von
Canterbury, nach seiner eigenen angäbe grösstentheils aus den
»Tomys« des Herbert Bosham übertragen, während die sage von
der wunderbaren geburt des Thomas und 2 miracula dem bischof
Johanes von Exeter entnommen sind (der dichter selbst gibt
gewissenhaft überall seinen »auctor« an), ist einzig im Ms. 298 des
Corp. Chr. Coli, zu Cambridge erhalten. Dieses ms. , fol. , papier,
c. 1500 geschrieben (gleichzeitig mit der dichtung) , enthält ausser
diesem , den anfang bildenden gedichte werthvoUe lateinische prosa-
schriften zur geschichte der kirche von Canterbury, so: De jure et
primatu Dorobornensis ecclesie super Eboracensem , anno 1072 que
Lanfrancus proclamabat (erzählt die gründung und geschichte dieser
kirche und seiner erzbischöfe , auch des Thomas Beket) ; Donaciones
et acquisiciones maneriorum cum ecclesüs totius prioratus ecclesie
Cantuar. concesse et confirmate ; dann De Regibus Anglorum (ab) anno
dom. 662 (eine chronik bis 1485); De archiepiscopis Cantuar. quanto
tempore in archiepiscopatu vixerunt et in quo gradu et dignitate
prius erant ab a. d. 599; dann Obitus domini Thome Bonghier
presbit. cardinalis et Cantuar. Archiepiscopi. Hierauf folgt in alt-
englischer prosa The descrypcion of the pageantes made in the Cyte
of London att the recevynge of the most excellent pryncys Charlys
the fyfte Emperoure and Henry the VIH kynge off Englonde. Dann
noch latein. Nomina monachorum ecclesie Cantuar., und endlich in
Kölbing, Englische Studien. III. 3. 26**
4IO
C. Horstmann
anderer älterer band Cronica de successionibus et gestis Eborac.
archiepiscoporiim (u. a. des h. Paulin, Cedde, Johannes, Wilfrid).
Der dichter gibt eine Verherrlichung seines »kirchlichen« beiden,
in einer weise, wie sie nur in den besten oder schlimmsten zeiten der
./hero-worship': möglich ist. Das gedieht ist ein interessantes denkmal
einer zeit, die, von der natürlichen spräche der poesie verlassen, unter
dem Studium der lateinischen rede ganz in den bann der lateinischen
syntax gerathen ist , deren fremdartigste constructionen ( absolute
participien , accus, c. inf. , relativer satzanschluss , eingeschaltete
Sätze, auslassung der fürwörter als subjecte) und kühnste y^erioden
nachgebildet werden; man könnte sagen, die rede steht unter der
herrschaft des particips , welches als träger des Satzes oft selbst das
verbum finitum verdrängt.
Das ms. ist voll von abbreviationen , deren auflösung mehrfach
schwierig ist. Im nachfolgenden abdruck ist die die pluralendung
bezeichnende schleife , im einklang mit der vorherrschenden endung,
durch js aufgelöst; er ist beibehalten (doch könnte dafür in euer,
fader u. s. w. ebensogut auch ir, yr gesetzt werden) ; w' durch wyf/i ;
p mit strich durch ar bei parson (so meist ausgeschrieben, doch auch
person 1765), p^rfitt (aber ptv-fecte), parteyne, durch er bei pmll,
p<?;'ceve (ausgeschrieben 1842), p<?rforme (ausgeschrieben 2 2 1 6), durch
or bei temp<;^al], fav£7rd, gegeben. Das ^artige zeichen, welches sonst ur
vertritt und bei p?/rse 1383, creat//re vertreten muss, habe ich in ow^,
yow^, rigow^, towo= durch r (ebensogut wäre re), in pow^ = poor
durch r, aber in dem ebenso geschriebenen pow^ = power, welches
sowohl mit howTe 953, rygow^ 666, hono^ 699, looi (dieses reimt
mit before 702), confessour 435, confortour 1696, als auch mit
here 1163, 1835 reimt, also einsilbig und zweisilbig zugleich
verwendet ist, durch ur (pow//;-, ebensogut wäre powor) gegeben,
welches nach bedürfnis einsilbig (vgl. dooure 1954) oder zweisilbig
(vgl. prayour) gelesen werden mag ; für Cant^bury findet sich aus-
geschrieben Cantorbury. cöii ist durch c/on aufgelöst; oft ist nicht
zu unterscheiden, ob cion oder tion (z. b. mencion oder mention) zu
lesen ist (aber stets ction). — Lästig für den herausgeber ist be-
sonders der gebrauch der striche und schleifen an wortschliessenden
11, d, g, h und ht, m, n (fast alle so schliessenden w'örter haben diese
zeichen) und oft an p (pp) , k, f (ff), während t stets ohne solche
erscheint (doch ist das häufige, mit t und te wechselnde, tt wol nur
aus der verdickung des in älteren mss. häufigen haarstriches an t
entstanden); diese zeichen sollen nach alter tradition und auch
Thomas Beket, epische legende All
wohl noch nach der absieht des Schreibers e bezeichnen, ^\^e es sich
auch in vielen fällen (z. b. ande 1051, frome, kinge, wiffe, bisshoppe,
Lodowyke) ausgeschrieben findet (jedoch nicht nach 11, ht), obwol es
ohne jede geltung als laut oder Casusbezeichnung ist. Die Schreiber
folgten in ihrem gebrauche der tradition, wie auch noch die ältesten
drucke diese schleifen bewahrt haben ; je jünger die hs. ist , desto
zahlreicher und willkürlicher werden diese zeichen, die besonders im
anfang des 15. Jahrhunderts (auch in schottischen mss.) wuchern. Die
consequenz würde verlangen , sie alle durch e aufzulösen oder alle
wegzulassen ; nur dürfte man im letzteren falle nicht vergessen, dass
auch das ausgeschriebene e am ende so vieler Wörter keine andere
geltung hat als diese zeichen selbst ; auch in der mitte der Wörter
hat sich e oft eingeschmuggelt, wie bei sayed, cowed u. a.
Herbertum Bosue, virtute virum renitentem,
Inclita gesta Thome penna sequatur arans.
Cuius scripta sequor cum Ruth, que messis aristas
Rure Booz legit sedula terga sequens.
Messuit Herbertus, sed ego iam colligo spicas,
Gesta Thome pingens, qui m//ii prestet opem,
Scribere quod valeam sacra gestaque texere metro,
Que cum rore rigent celibe corda pia.
Here begynnyth^ the lyff« offe Seynt Thomas off Cantorbury archAysshoppif,
translatyd« in-to our^ vulgare tonge owt off a boke, callyd^ Thomys, by a brotherc-
off Crislys Church^ in Cantorbury. Except the pröcesse off his marvylous byrthif
and^ II myracles, the whichf wrythyth^ and^ tochethf on^ Johnt' Bysshopp^ off
Exceter , as shalbe knowen^ by thys wrytynge : Secundum Johanem Exoniens. , as
for a directe wnto the reder;; to knowe the ont' prt^cesse ffrom^ the other«". For
the translatour off this litilk werke hath^ takenif ffor his cheffe auctor«* Mastert'
Herbert Bosham, auctor off the forsayd« boke off Thomys. ad laudem dci omni-
potentis & laureati sui Martiris Thome.
Prologus in vitam sei Thome.
O ye Vi-rtuous soutvayns, spiritualk- andf tef/iporaWe,
And^» a\\e ye deuoute people , botht* more and<' lesse,
Thatt thys now shallf here, hartely I ]v-(7ye yow all«'
To Supporte my imp<7-fect/on<-, off low ly gentylnesse ;
412
C. Horstmann
5 For the lyeff? hcr^ I purpose wyth your pacience to reherse
Off seynt Thomas, the Llissedr laureatt martir dcre,
Thatt dyed^ ffor the churchys ryght^' onely in Crist^5 werr^.
And^ so to begynne, for me grace here procure
Thys blissed^ Thomas, Cristj5 ffamoiis clerke,
lo Thatt now by hys swett meanr I may so endure
God<' only to be pleased^ in thys prirsent werke,
To the encrese off hys fame eu^rmore ftyff & sterke
Our motherr, all^-holy church^, in liberty to vphold^.
Andt' thus now to pr(7cede 'wyih your ffavor^? I shalbe bold^.
Incipit vita cum actibus Archimartiris Thome Cantuariensfs
archiepiscopi , translata a Laurentio Wade, claustrali
commonacho ecclesie xpi Cantuariensis.
De mirabili ortu sei Thome. Scdm Johanem Exoniensem.
1 5 The custome off alk-holy churchd* is laudable & ffamous
Off glorious sayntji lyves to make memorialk'.
So now off this archymartyr off Ynglond<r victorious
I px^rpose -wyth your pacience to make suwme rehersall^,
Thatt for the churchi? ryght^ gatt the laurealk.
2o Born^ att Londons, Gilbert Bekett hyght^ his ffathers name,
A burgesse off Londone, a xm.ne off vertuous ffame.
De peregrinacione Gilberti Beket in terram sanctam , et
incarceracione eius ibidem , cum famulo suo Ricardo
nomine.
The which^ in hys bachellery toke the holy Crosse,
Content -wyth a s<:'ruant, thatt hyght^ Richarde,
And^ went into the holy londe off a sadde p/^rpose:
25 To visett there the holy placys, off deuoc/on^ inwardr.
And^ as they romyd^ by the fyld_j'^ the sepultur«? toward^,
Takyn^ were wyth saresons, and^ in-to pr/son^ cast anon^ —
As one John^ , bisshop^ off Excetere , in his wrytyng^ makith^
mention^.
De custode carceris nomine Admiraldo, et filia eius Matilde.
Auetor off this inicyalk pr^cesse, the whichf Herbert doth^ nott
toche —
30 Wnder a mast^r Jaylerr, thatt Admyraldd? hyght^,
By the space off a yere & an^ halff^ — the wylL: off god<? was soche.
The which<? Admyrald^ hadc a doughtrr, füll«' fayr wnto syght^,
Whos name was Mawde, as this auctor shewytht" ryght^:
The which^ wnto this Gylberte Bekett cast all^ here love
35 And^ synglarly hym^ loved<? all<' erthly men<? above.
De familiari collocucione Admiraldi cum Gilberto.
Thys Admyrald^ above alk' thatt in his danger^ wer^
Thomas Beket, epische legende 4l5
And^ wndyr his custody, this Gylbert wold^ have, of favowr, sure,
Some tyme att his tabyll^, and«? wold^* cowmyn^ w^yM hym<? there
Off dyu^rse ryty^- & sectys aftyr his wylk and^ plesur^;
40 And^ to here oflf owr fayth^ gave grete delyte & eure,
The which^ Gilbert hym^ shewydi?, shortly to expresse,
As this auctor rehersith^ in his autentyke processe.
De Matilde, filia Admiraldi, custodis carceris.
Then aft^rwardi? this Mawde, as this auctor seyth^,
Game wnto Gilbert wyf/i mynde attentyff^
45 And^ shewyd^ hym^ alk hyr harte, how she wold<? take our«? fayth^
Yff thatt he wold^ hyr mary & take hyr to hys wyff^,
And^ also wold^ delyu^r hym^ owt off his danger^ ryffe.
The which^ he diffymylyd^ to pr^mytt hyr anon^,
Ferynge the fifar^ subtyle caste off ffemynyn^ decept/on^.
50 Then^ lernyd^ she off hym^ this engliffTi word_j'5 thre:
Englond^", Londons, Bekett, & kept them^ well^* in mynd^.
And^ aft^r on^ a nyght sodenly brake prison^ he,
WyfA Richarde, his man^ & lovynge seruant hynde ;
And^ so cam^ to Englonde, v.yf/i soch^' shyffte as they cowd^ fynde.
55 And^ whent' this mayd^ hard^- off this, grete sorow she toke then^,
Bycause she had^ hym<' lost, that she loved^ above a.\\e men^.
De fuga Matildis in Angliam post Gilbertum.
When aft^r she ffownde a season^, anont* she gan^ p^rsue,
Forgetynge ffather & mother, pmiyly on<? a nyght,
And^ cowpanyed^ her wyf/i pylgrymys, & so in-to Englond^ drewe.
60 Andt' att the last cam^ wnto Londons, as sone as she myght«?.
In vyle aray, as the story shewythi? \vs ryght^,
Wandrynge by the stretys, and^ euer thus cryed«' ahvay:
London^", Bekett, as this auctor doth^ reporte & say.
De aduentu Matildis in ciuitatem London.
The children^ off the citee folowynge her^ alk-abowte
65 Wppon^ hyr wondrynge, & castyd^' vyle mogg^ in hyrt' face.
Then<: off a chaunce the forsayde Richarde came owte,
Herynge off such^ a stranger, to se whatt she was.
The which^ anon^ he knew, & she hynKr in thatt case.
And when^ thatt she hym<? saw, fifor Joy iyWe downr &
sownde,')
70 As this auctor reportyth^, off whomr I take my grownde.
Then hastely this Richarde? vnto his masttr ran<',
And^ shewydd' hym^* oflf hyr cowmynge the soithf- truly.
When^ Gilbert herd^ off this, lyke a very gentilmaiv
Cowmawndyd^ his s^rmaunte to haue hyr in by <S: by
i) sownde st. swounde.
4M
C. Horstmann
7 5 Into a füll sadf mat^-^'ne-ys howse, as shewyth^ the story.
Where off alk thyngy^ necessary myriistredd" was she
And^ iorihe-wyth newly arayde, acordynge to hyr degree.
Quomodo Gilbertus consuluit episcojjuni London de Matilde.
Then Gilbert dowtynge in mynde whatt way myght take,
Havynge suspecte the cause off hyr^ cowmynge her^,
80 Shortly wnto Paules drew for hyr sake
Andc- questyned^" wyth the bysshop^ off London«? \htxe
Whether^' he myghtif mary, or noo, wylh herr^,
Bycause she was ant' hethyn^ woman«',
And nott cristynedr, att thatt season^» than^.
85 And^ when^" Gilbert had^ shewydr the hole pr^cesse by & by,
How off hyrr^ in hednesse fyrst toke acquayntance
And^ matrymony \\:u\c diffymylyd^ •wyth \\yne co«dicionally, —
As I before haue made by rehersalk playne remewbraunce :
To the whichi' anon^ spake a sad^ man^ off substance,
QO The bisshop^ off Chichestyr^, in voyce off prophecy
And^ sayd^, thatt for his church^ god^ had^ pr^vyd^ som^' gret
thyng p^rby.
De baptismo Matildis et nuptijs inter Gilbertum et ipsam.
Then^ by the counselh' off the bysshoppj'jr this mayden^
cr/stnydd' was,
And^ att hyrr<? baptym^ VI bysshoppj's present wer^.
And^ soithdy anont' aftyr wythyn^ shorte space
95 Solemply wer maryed^, as the story makyth^ mynde herr.
And^ in the fyrst nyght^ thatt they lay in co/nugalli? maner^,
Our^ blessed^ patrone, laureate martyr Thomas,
Betwen^ thenii^ boithd' was begotyni? : soch^ was ther^ fortunat grace.
De secunda peregrinacione Gilberti ad terram sanctam.
The next day folowynge sadly thowght Gilbert thoo
100 Wnto the holy londe to take hys way agaynf
In way off pilgrymage, as showitht* ws this aucto«;- loo.
For the whichf chawngyd^" mrrvelously his chere, c^v'taynd".
This p^^-cevynge his wyfife to hym^ anon^ sayd^ playn<?:
»Syr, whatt is hitt now thatt in countenaunce so thowghtfulk ye bee ?
105 Off alk loves, the cause disclose yow now wnto me 1 v.
To whom^ thani? spake this Gilbert anon^ forth(?-ryght^
And^ sayd^: »dere wyffe, ffrome yow I muste departe
Agayn^ wnto the holy londe by the grrt'ce ofF god^ almyght«?;
Now have I her<? wnto yow shewyd^ soithly all^ my harte.«
110 To the which anon^ she spake fülle smarte
And^' sayd^: »syr^, I pray yow, yfif yow wylk thedrr agayn^ reche,
Lett Richarde' rest wyt/i me, as an^ Int^vp/rtor for my speche ! «
Off this Gilbert was glad^, as this auctor makitht' reme/z/b^rt-unce,
Thomas Beket, epische legende Äl"?
Disposed^ his howse, his wyffe, and<' seruantys also
115 Andt' obsequyously demawndyd«^, off veray spowsely plesaunce,
This Richarde to serve his wyff in his absence thoo.
Thus sadly in alk goodly man«- departyde, his pylgr/mage to do.
And^ in his absence many visions in her^ slepe had^ I-wys
His wyff, and^ on^ off themr, as this aucto//r rehersith, truly
was this:
Visio facta Matildi in absencia sponsi.
120 She thowght thatt the Tamys flod«? in-to hyrr^ läppe ran^ —
On^ a nyght as she lay in hyre' slepe & dreme.
By the which^* was prt'nosticat anon<' forihe-wj^A thanc?
Thatt she sholdd' bere a childe' which^ shold^ be fulk gret in
the reame,
The lyght<? off whos fame shold^ overalk geve his sheme,
125 Havynge grete people wnder^» his gou^rnaunce & curt-:
Toknyd by the waters, aft<^r the reuelac/on^ off blissed^
Johnr, sur^.
Dies Natiuitatis sei Thome Cant(uarensis) archiepiscopi.
Moo visions she hadr, whichf I now over-passe & lett goo, —
As this auctor^ rehersith^ iS: shewithr in his boke, —
Bycause I wold^ be shoite now her^ in my processe lo —
130 Who lyst them^ know, wppon^ his werke lett them^ loke.
And^ now shalh' I shew whatt day his natiuite boke :
The day off seynt Thomas off Inde truely hitt was,
And^" aftyr hym^ callyd^ andr namydr Thomas.
Regressio Gilberti in Angliam.
Then^ aftrr thre yer^ past & an^ halff truely
135 This Gilbert retorned^ home to his wyfe agayn<?
From^ the holy londe, as shewyth^' ws the story,
And^ foundt' v/yf/i hyrr.:' this elegant childe Thomas, playn^.
Off the which*' he was inwardly very glad^ (^ fayn«'
And hyghly thankyd^' godi? in hys mynd<' manyfold^
140 Thatt he had<r sent hym^ this childr, fiilh; angelyke to behold^.
Thys chyldr off god<? chosynr, In.spiredr \\y/// aWc grace,
Wnto scole sett by hys lovynge frendj'^ dere,
Wondyrfully toke doctryne withynr a lytilh' space,
Before alk his compers thatt in the scole were.
145 Fyrst att A.B.C his lesson^ dyd^ take & lere,
Submyttyng^ hymr-silff wnder^ dew correct/onr
Att scole \vy//i palme c^ rode, off vrrtuous subiect/on«'.
Here off his childhod^? I shortly oiuv-passe
And^ fewe thyngri- toche dont' in that tendre age,
150 Except now here I shalU' shew by goddj'^y grace
Thatt the noble clerke wrythr off triie reportage,
Master Herbert Boshamr, a discipylh' off his fulU- sage :
^ 1 6 C. Horstmann
The which«? rehersith^, wnto mynde as I drawe,
Off a visyon^, in his yougyth^-») thatt blissed^ Thomas sawe.
Visio facta sco Thome in infirmitate existenti. (Tho. I.)
155 Sorr visett') wyt/i a fevyr, cast all^ in a gret swett,
As in his bed<? lay, langwysshynge full^' sore :
A certayn^ fayre lady humbly dydt' hynit' grete,
Off Statur^ and bevvty nom- such^ sene before:
The which^ wnlo his helth^ dyd^" hymr restore,
160 And^ wnto his handj'^ delyu^rd^ II keys off gold^ pur^,
Saynge wnto hym^ thes word_;^^ thatt folowyth^, sur<?:
»Thomas , thes keys, now takyn^ her^ wnto the,
They be the II keys off celestialk paradyse,
Thatt in thy custody her(?-aftyr shalbe«
165 \<!yth thys vanyffhyd^, as the story doith<r devyse.
And<^ by hyr^ made hole, fromt' his bed^ dyd^ aryse.
Consyderyng<r the yerys off childhod^ overgon^ & past,
Wnto allr curialyte & yTiyne stody gave alk his cast.
De continencia Sei Thome. (Tho. IL)
Yett, off a godly gyfte, amonge the T^g)'s sensuall^"
170 Off flowrynge youth^', Inwardly abhorred(? sor^
Obloquy and^* dedly lesynges \\yth-z}iS.e,
Wyth sobyr loke shonysshed hitt as venym^ eu^rmor«?;
How-be-hitt he folowed^ the pompe off secular^ lor^,
Eu^r yett wyih holy seynt Bryce kept v^rtuous chastyte,
175 As Herbert makyth mynd<? who list hym^ serch^ & see.
Fyrst curyous in his yough(t)^=) sStcr a\\e cowrtly gyse,
And^ sodenly, by hym^-sylff alon^ as he wente,
Enspiredif so vfyth grace, thowght^ agayn^ to aryse
And^ to renew his olde lyf^, thatt he had^ myfpente.
180 Aftyr the wylk off godi? anon^ verament
Game vnto Theobaldd', a godly spiritualk man^,
Archbisshop<f off Cant/^rbury andt* metropolitane".
Quomodo Theobaldus fecerat ipsum archidiaconum Cantuar.
Soch^ was his grace, thatt Theobald^ hym^ toke
In-to hys s^ruyce and^ ga\e hyme his ordres alk,
185 Except pr/sthodi?. who lyst Herbert se & loke,
There shalk he fynde my trew testymonyallr:
Ine which<: p;-<?cesse he makyth^ memorialk
Thatt Theobald^ hym^ made archdiacon^* off Cant?^rbury,
For vertu &: cu;/nynge, to gyde that sad^ consistory.
i) Ms. 1. eher visett als bisett, so auch 2047. — 2) st. youthe od. 1. yongithe?
Thomas Beket, epische legende aij
Quomodo cancellarius Anglie factus est.
190 This blessedt' Theobald.?, callynge to remewbraunce
Off our^ Thomas the grete pollicy & prudence,
Evyr so circuwspecte in gret thyngji'i' oft* substance,
Gave vnto hym^ grete lavde wytA sobyr sad«' adu^rtence.
So sore spronge the fame off his magnificence,
195 Thatt hitt cam<' att the last vnto the kyng^y.y ere:
For the which^ off Englond^ made hym«' his Chaunceler^.
Herbert in his boke thus playn^ makitht' ment/on<?:
Lyke as our^ Thomas in wysdom^ dydt' encrese,
So euer in favor off veray entere affection«?
200 The kynge hym^ had^, off prmcely hyghnes,
Nonc" off councelk so nere — soch^ was his besynes.
For whatt ourt' Thomas dyd^ in causys lowe or grete,
Ever off" the kynge ffulk gretly was accepte.
De obitu Theobaldi Cant(uariensis) archieiscopi et electione
sei Thome. (Tho. III.)
When thatt Theobaldt- from this iyght^ & sheme
205 Off this p/rsent lyffe- was takent' hens away
Aftyr the course off" deth^: sort' morned^ alk the reame,
Fun<7-ally was buryedf andf depe laydt' wndyr clay :
Anont' in-to Fraunce, wher as kynge Henry lay,
Wordc' off this came. and^, as sheAvyth<? ws the story,
210 Sent ovyr, ow;- Thomas to be archbisshopt' off" Cantw-'-bury,
By Richarde de Luce, wyf/i a lettyr off legacy
Wnto prior Wybert andr all<' the hole co/zuent
Off Cant/f-rbury : thatt they anon<? sholdf hy
"Wnto Westmynistert' in Londons, to chose, off this entent,
215 Wyt/i other statys off the londe off wyllfulk consent,
Solemply in the name off the holy trynyte
Chauncelert' Thomas archbisshop^ off Canturhuiy see.
Visio facta sco Thome in itinere.
AffttT- his elect/on^ to Cant?/;-bury dyd^ drawe,
The day to abyde off his holy consecrac/on*?.
220 In his iornay on^ a nyght^ in a visyont' sawe
Aperyngc wnto hymf ane honorable parson«'
Thatt gave hym^ X talent).»', and^ so vanysshedt' his \isiont':
The whicht- secretly shewyd;' wnto a clerke oft" hys,
Herbert off Bosham<', thatt wrote this story Iwys.
De consecracion^ sei Thome.
225 Removed<? fromr Londons, as Herbert dothf reporte,
Came vnto Cant/^rbury, consecrat for-to be.
Grete confluence oft" people theder dyd^" resort,
Kölbing, Englische Studien. III. 3. 27
4i8
C. Horstmann
Lordj'S cS; cowmens, wnto that solewpnytee.
The saterday oft" pentecost made jjristc was he,
230 The nex(t) day folowyng^ consecratt truely was
On holy trynyte sonday, our^ blessed^ prelat Thomas.
Contencio inter episcopos quis eorum consecraret eum.
Before his consecrac/on^ fyll<' a grete variaunce
Amonge the bisshoppv5 ffor this solewpnytee
W)'/'//yn<' themr-silft"r, as the story makith^ reme?«braunce,
235 Thatt day who shold^' hedr-my nisten- be.
The archbisshopp^' oft" Yorke sayd<', hitt shold«- be he.
»Nay«, seid^ Henry off" Wynchester^', >^oft' duty myn^ office,
For now the see oft" Londons voyd^ & vacant is.<
The bysshop<' off" Rochestert' tho spake & sayd^ :
240 »Nay verely, hitt is I, off" old^ antiquytec —
Andt' for hymt'-silft't- this reasonr he laydr:
»Off" off'yce I chapleynr wnto Cant^/rbury see.«
Them' shortly they agred^, for peace & ^nytee,
Thatt the bysshopp^ off" Wynchester^ here shold<f do the dede.
245 And^ so by hymt' was consecrate, in Herbert as we rede.
The solempnyte past off" his holy consecrac/ont',
Castyngt" away hys purpylU' wedjFJ" alk
Sodenly changed^ newly iorthc-wj/Zi anon<?
Boith^ lyfe & conu^rsac/on^ acordynge to his palli?,
250 To be as a myrrore wnto his subiectj-i- alk';
Gave hym^ to prayor, wach^ & contemplac/on<? —
Thus renewyd<? his \\f(e off^ a godly inspirac/on^.
De prima mensa corporali et primo mandato.
When^ the sonne had w/Z/^drawe his lyght^
And^ the mone by derke lyst shew hyr^ face,
255 In the dullt' silence oft" the derke nyghtf
Thyrtene powr men^ had^ our^ Thomas,
Gyrt wji/i ane apvrne, in a secret place
A(n)d^ gave every mant" a grote, as shewyth the story,
Also wasshydt' ther^ fete nyghtly by &: by.
De secunda mensa corporali et secundo mandato.
260 The ffyrst mawndey don^ in the dulnes off the nyght^,
A new Company cam^ yn<', by nombre XII, anon^,
Sett down^, by an^ officer^' servyd anon^ forth-ryghtf
Wjt/i wasshyng^ & metjs in fulk plentuous foysonr,
Noo syluer^ vesselk att thatt godly convyvion^,
265 Callyd^ the II<^^, in the crispyng^ off" the day.
Thus co/ztynually vsed^ our^ blessedr p?-^latt alL'way.
De tercia mensa corporali et tercio mandato.
The III<^« mawnday in the ffulk lyghtt' oft" the day
Thomas Beket, epische legende 4IQ
Ordynyd^ to be had^, off a godly devoute ^ele,
The powr men^ had^ yn^, mynistred^ (oTthe-wytk allway,
270 Namydt' prt'bendarijs, a hundreth«?, att that mele
By brothrenf, deputydr wyf/i hitt so to dele,
Thatt bare the pursys off custome euer iha.ne
For the pow;- people, as the story reherse can<r.
Et ita nouus homo nouum hominem Cristum induit.
Thus our^ Thomas renewyngt' hys old^ lyff^
275 Had^ thes III mawndes, repr^rsentyng^ thus
The thre masses don^ att the bUssed^ fest Natiff^
Off oun' redemerif, swett Crist Jesus ;
With^ this new oblac/on^' and^ sacrifice misterious
Furbiffhynge the fyhh<;' off a.\\e rusty vanyte,
280 By chaunce off a new lyff^ toke a new Natiuitee. —
O ye p/rlattri- alle, oft" devotiont' pure here
Lett nott this swete obstruaunce yowr handv-s- now passe,
Our goddly prHatt wnto yow here examplere,
As yow have herd^: now folow ye thatt trace,
285 Nyghtly, as he dyd^, yo^^r lyifly tyme and^ space,
Folowyng^ our^ savyoure, bUssed^ Crist Jhesu,
Thatt thys fifyrst ordeynyd«? both^ ffor hym^ & yow ! —
De mensa sacre scripture.
Afift^r this obs^ruaunce, wy^/i a.\\e devotion^
Done by his own<? p^rson^ secretly in the nyght^,
290 Made mention^ off befor^, and^ alk follyi^ to reste gon^ ;
Contente wji/i a Utilk slep^, went to his stody ryght^
Wjf/i a clerke off his, thatt Herbert Bosham^ hyght^,
And^ gaderyd«? owt off scryptun' morcellv^ on^ by on^,
His mynd^ to fede wjt/i spirituallt' refectionf.
295 Feryng^ off holy scryptur^r the grete sentence derke,
Off^ veray grete wysdonid" determyd^' in hys mynd^
Att stody never to be wjf/iowt som^ ffamous clerke,
Thatt by his vertuous instruct/ond' the Hghtf off scr/pt?/re
myght<' fyndr.
His lectur^ redd^, cowmaundyd«' our^ prHatt kynd^
300 His redar^» to departe. andt' ever alon^ wold^* bee,
In lecturd* & prayourt', tylU' thatt the clok^ smote three.
Secundo hie de mensa altaris.
Thus ffed(? att the table oKc holy scrypturf
Andr spyrytually refresshyd^' wvf/i thatt swete brede,
Openly canv forth<', afttv- the story sure,
305 Att thre off cloke — thus we fyndf & rede —
So att another lyk tab/lle hymt' to refeede:
27*
420
C. Ilorstmann
Wyth allt' (leuotion<', as the story dotlif devyse,
Toke his swete mele off god(l).y dyvyne s^ruyce.
The brede off this mele, cullyd«' divyne s^rvyce,
310 Thiis bakyn^ att the ovyn^ off bornynge devoc/on<';
Preparyd«? our prdatt in alU' goddly wyse,
Goyngf to the table off the blessed consecrac/on^ —
The heddt'-table callydi^' off ourc saluac/on^ :
Wher he recevydf in fforme off brede tv: wyne
315 The very body off Criste, our^ v^-z-tuoiis Thomas benygne.
Nö/a quoii archiepiscopus non celebrauit cotidie ob reueren-
ciam sacramenti.
The dayes I ovtrgoo andf shortly lett them passe
Thatt he wnto churchr camr ofif a goddly mynd^',
W)'/// alk devot/bn^ att seasons to here his masse.
For dayly he wold^ nott synge — thus we rede & ffyndf —
320 Only off reurrence, by confessionc off his mynd^,
Sayng^ -vfyth blessed<? centuryon^ this blissed^ prdatt Thomas:
»Lord^, I nott wordy to receyve the into my synfulk place.«
De feruenti deuocione sei Thome in celebracione.
And^ when^ he was revestyd^ as a p^rlatt spyrytualk,
Pr^cedyng<? wnto the awter in his pontificalk aray,
325 Solempily to do sacryfyce and^ to make oblac/on^ wj/Zz-alk
For hym^ & for alk other: mekyd«;- hymt' invvardly alkway,
And^ in his devoc/ons the terys on^ the awter lay ;
So fervently ont' the passiont' off Cryst his mynd^ layd<',
That his devociont' was n\oxe p^rcevyd^ then^ the \iordys thatt
he sayde.
330 Ofif his mynd^ to rep/rsse the vaveryng^ thowghty^ vayne
Thatt sodenly fiyttydf in the holy masse whyle ;
»Ofif cathecumynis« callyd^, as shewyth^ the story playn<r,
Callyd^r for a boke, his mynde to reconcyle,
By blessed<? Anselme made wndyr an^ elegant style ;
335 For his enchiridion^ had^ in his handj)'5-, certayne,
Ofif swete meditac/ons to qwyk his mynd^ agayne.
Qualiter festinanter peregit celebracionem propter diuersas
caiisas.
Att this hygh^ sacryfice fifulh' shortly woldf he bee,
Feeryng^ ylk angellj.f thatt wer inWe p^rhycyous,
As vayn^ thowghtj'^y ffiiyttynge ofif prone fifragilitee
340 In myend<? att thatt swete oblac/oni? fifulk glorious.
Thus ordyryd^ hymi?-silff this prdatt vertuous
Wyth short devocion^ ther vayni? corsys to subdue,
And^ thus hastely he recevyd^ owr savyo?^r Cryst Jesu.
Thomas Beket , epische legende 42 1
Qualis fuerat in auditorio.
The solempnytee off the masse fynyffhedr & doone",
345 Went from^' the churchd' aftyr the maner & guyse
Wnto the auditory -wyth alk hys anon^,
Accordyng to his charge , the lawe to exercyse ;
And^ satt as a Jugge, to execute Justyce,
Wj'M hys brethren^ andt" bysshoppj'i' cowprovynciall^,
350 By lawe to discusse alk causys sutalk.
De euitacione auaricie.
The vicious receyte oft" false avaryce,
Had^ whilom^ in the courte onely for mede —
By which^ was defacyd^ the ftame oft' Justyce —
Wtterly he refused^; in his story as we rede;
355 From<' such«' suspecte receytj's he kept hym^ in dede,
Ande oft" alk them^' in whos causis he had^ besynes
Not one halpeny wold^ take: except a disshe oft" gentilnes,
The which^, oft" curtesy & vertuous vrbanytee,
Euermore thowght, he myght^ nott gladly refuse.
360 Thus kepte he hym^'-silfi" fronif false cupiditee,
Tn example oft" other : this was his dayly wse. —
O allt' ye Jugg_)'5, this to your^ mynd^ reduce,
Off" goddly remembrance folowyng«? this blissed^ man<r!
And^ grace, dowtles, wyth yow euer shalk folowe than(?. —
Nichil emitur aut venditur in causis , nee cera nee cartule
nee sigillum.
365 Nott onely our Thomas the fifalse covetyce dyd^ ftbrsake
Oft" goldf & syluer, as the story dotht' devyse,
Butt as vyle mowggt' euermore woldr hitt take,
Tredyng^ hitt wnder ftbte in hatt oft" false avaryce ;
Oft" veray compassion«' andf trew ^ele oft" Justice
370 All^ thynge was so cowmyn^ in courte & in howseholdf
Thatt wax, cartule, nor seale ther sholdt- be boughtf ^^' soldt".
Showydi? by anc abbatt, as the story doth<- reherse,
Havynge in courte causis to be execute ;
Nowe to one, now to an^ other offierd«* wyth gladnes
375 Large gold^, to be sped«* shortly off his fwyte;
His profers refused<? off" thenif there depute
To be officers, andd' spedd«* wj7//outent- syluerc or goldf.
Thus covetyce leyd<^ aparte, Justyce was wpholdf.
De mensa cori)orali Archiepiscopi.
Afftr/- the wse custymable oft" the p;-<'latt than«-,
380 When6' thatt oft" the courte alh' causys discussed«' wen-,
Frome the auditory went this blessydc man«-
Abowt hyghf noone directly wnto dynere;
422
C. Horstmann
Grace sayd^, satte downt' afterr his manerr
In the my(ldj.f offe the table, and^ his clerkv^ hadr tlianif
385 Att his ryght^ hand^, and^ att his left handc monkv^ (S: rehgiowJ men^.
His ffamous clerkji.f nott sene in the chawncery
Off fulk grete wysdomr and^r sad«* discretionr
Yett att his table they eiK-rmore satt ffull*? nye,
Most metely so to bee, for ther^ cowmunycac/onf.
390 Knyghtes & other gentyl|;.y satt by thein<?-silff alont*
Att a syde-table, apoynted*: honestly for ther degree,
Lyst the lectur^ off his bord<^ wnto themt- shold(? tedious bee.
De lectura in mensa sei Thome,
Off old^ ordynaunce befor hym^ redde the lectura
His crosse-beran', and^ for hym^ was made a seete.
395 And^ att certayn^ pawsys this blessed^ prdatt, sure,
Wold^ cowmyni? off thatt lectura, & som^'-tyme wold<? eete.
Dyu^'rsitees off day//tes hadde euer att his mete,
And^ ftullt' sobyrly had hys ey wnto the bordv^ alk
Rewardynge -wyt/i hys own^: dysshe ou^r alle the hall^.
De nobiUum filijs nutritis cum archipresule.
400 Yonge gentilmen^, lordr^ sonnys off byrth^ bore,
Hadd<' dayly att bord^, byfore hymt' forto kerve,
Off^ duty so proclaymydt', as his pr^decessours dyd^ before:
The second^ chyld^r alkway obsequyously hym<' dyd<' serve.
Lyke as the kynge the heyer^r wold«- take & conserve,
405 So eu^r the archbisshopp«? off old^ antiquytee
The second^? son<;- had^, off veray ryght^ & dutee.
Habuit secum regis fiUum et regni heredem.
Amonge a.\\e his yongt' lordj'5 as a pr/nce pr^emynent
In byrth^ &: blod^' had^ the kyngy^ owne so/me
And^ heyer^, whichd? was eu^rmore homble, dylygent,
410 Off fifylialk lowlynes and^ hartly entere afifectiont',
This prdatt att his table, wyi/i gladd* subiection^
Dayly to serve hym^. ever redy wold^ he bee,
Seynge att his bord<? the ordyr off humanytee.
To whom^ this pMatt wjf/i smylynge cowntenaunce
415 Att his table haddt' wordj'^ off lordly plesur^,
This yonge prmce to please off bourdly plesaunce,
Consyderynge his byrth^ off gladd^ v^rtuous norture.
Furder now lett ws see wjf/i sadf mynd^ demure
Howe thatt his borde shone bryghtf out'ralk
420 Wyt/i clergy, younge prmcys, and^ dayntes most specialis.
Furnesshedi' was his table wyf/i great dayntes certayn^
Off dyuers man(?/-s. yet lytyll^ toke he off thatt,
Thomas Beket, epische legende 42?
Off sobyr^ discreczbn^ from^ alk surfetty^ dyd^ hym^ refra)Ti^
And^ fedd^ hym^-silff moderatly, this v^rtuous prdatt.
425 A brother off his on^ a seasom-, thatt att his table satt,
Off holy conu<?/-sac/on6?, notyde this prelatt goode
Bycause thatt he fedd^ hym^ ^vyth so grete chaunge off foode.
The whichf our blessedi? Thomas p^rcevyd^ ffullf welk,
And^ sayd^ to hym^: »my brother, wyth greter gredynesse
430 Thow etyst thy hard^ bene, (Sc mor off^ hitt hast thy fylk
Than^ I off my fesaunte iwWe delicat in swetnes.«
This brother wsed^ groce metys, as the story doth^ expr^sse,
And^ our Thomas for alk his delycat refection^
Wnethys feit in his body eny flesshly rebellyon^.
Qualiter euitabat cantilenas dissolutas siue ad lasciuiam
pertinentes.
435 A brother^ off ours and^ a discrete confessour
Off hyva.e thys secretly in confessiont' knew. —
O sober v^rtuous temp^raunce, alk was by thy pow//r,
Wyth thy suster abstynence, ffulk hygh^ in vertew ! —
And^ e\xer hys bord^ voyde, as the story dotht' ws shew,
440 Off alk man^r off karoUj'j' & songj'^ dissolute,
Sowndyng^ to luxury off harpe, pipe and^ lute.
Qualis fuerat in ordinibus celebrandis.
Now forthere' lett ws proced^ and^ mencion^ her make,
In ordyrs gevyngf off whatt behavyowr he was.
The saterday oüc pentecost pr/sthodt' dydf he take,
445 As was shewyde' befor^, owr blessedt' p/rlatt Thomas.
In septembr^ folowyngc, as the tyme came to passe
Off quattuor tempore, ordyrs \xyt/i fulk gret solempnytee
In his own^ pr^pyr parsont- devowtly halowydt' hee.
Obsequyously, sobiirly, andf wyfh great inward^ ffeer^,
450 Dredyng<? off eny other the offensefulk lyfff
Thatt shold^ take ordres in his presence theerf,
Wnder thes wordj'i- he spake anon«? ffulk ryfft' :
»Brothreni', r&xnonhre yow wyth myndt' intentyfft',
Andt' suffer nie nott here in the name off Jesu
455 ^V>'///out serchf off conscience to sett my handv.y on^ yow.«
Behold^ we now here, w^yth vertuous sobernes
How by hys dredfull«' sercht' toke sure experience
In discussynge off his charge wyth veray gret besynes,
Thatt the worme off slewythf sholdc not bytc his conscience.
460 Füllt' holsome exhortac/ons had^r eu<r in audience
Opynly wnto o.\\c themt' thatt ordres shold«- take,
In discharge off hys conscience, as the story me//cion^ doth make.
424
C. Horstmann
De prMijs') ecclesie perditis que a laicis recuperanda
censuit. (XVI.)
Now aft^r the imp^'rfection«- oft' my riule dulnes,
Only off" grace andr goddjj meke suff'crance,
465 Here I overpasse off" bis spiritiiall^:' hesynes
And^ shortly now shalk shew off bis tewporall^' demaunce,
How off bis lost londj'5 wold<' make recoveraunce,
Takerii' from^ bis cburcb^, lyst move a question^
Wnto tbe heed^-statj'.>- oft" the land^r, off" a Juste intentiond".
470 Callynge wnto mjnde the wayes wnpr^fytable
Oft' bis pr^-decessow/'S , ff"or lake off" dew callynge,
Or eis by o])\:)ressiom' made weke and^ wnhable
Off wordly chaunce in ihexe wnstable beynge —
'V\'^her pow«r is grete non^ hasty recoverynge ;
475 Yett owr Thomas fferyng^ noo worldly myght,
Wher opynly he baddf wronge, callyd^ for bis ryght^.
The man^r londri- lost aft^r tbe vulgare
"Were callyd^ fee-fermys, p^rteynynge wnto bis table :
Tbe which^ att bis co;'«myng^-in all occupiers excludydr wer
480 And^» the maners in his own^ hand^'i- had^- firme & stable
W^/z^out eny eflchetynge or p/vcesse off" lawe sutable.
For wher tbatt lie knew thatt he was wrongfully Iniuryed^,
Fulk wysely wnto bis pr^pyr ha.ndys alk lol\i'5 recovered^.
And^ chefly wnto recover gave his saddr appliaunce.
485 For tbe ff"ee thatt was callyd^ off" Will/^mi de Rose
Sevyn^ knyghtjj- ff"eeys, off" longe contynuaunce,
Off" the wbicbt' by eflchetynge hadd^' takynt- a grete losse.
Tbis matyr he delayed^ aff"trr his saddd' purpose,
Abydyng^ tbe kyngvj- cowmynge-over agayn^,
490 Tbatt was in Norma;;dy, to haue Justice certayn^.
Contencio inter archiprefulem et comitem Glourrnie.
Att thatt präsent tyme ff"yll<' a grete varyaunce
Bytwen^ hym«? & the Erle oft" Glosyter tyghtt-
For tbe castylk off" Tonbryge wjf/i tbe partenawnce
Thatt yold^ honiage to the archbisshopp^' oft" oldt* duty & rygbtf.
495 Tbe Erle wrothf sent over wjf/i alk his myghtt'
Wnto the kyngjs good^ grace : or he sboldt' comt' over^.
From^ wbos desyre the kynge removedt- hys eer<'
De aduentu Regis in Angliam.
Andi? herd^ hym^ nott; butt as a p/vnce fulld' glorious
Made sayle in-to Ynglondt' ande havenydr att Soutbamptoner
500 Fulk pr(?sperously, as mynt' auctor shewyth ws,
i) Ms. pri^diis.
Thomas Beket , epische legende A^e
There recevyd^ off the archbisshopp^ wjt/i the yonge pr/nce,
his son^,
And^ off many other grete sta.tys wnder reuerent salutac/on^.
So where the kynge wjf/i our^ Thomas hadd^ mett,
Off hym^ hadd^ gretter Joy then^ off his sonc that he begett.
De famihari colloquio inter Regem et archiepiscopum.
505 Our Thomas considerynge the kyngi'^ ffatigac/on^',
Thatt he had^ by the occasion«? off the stormy see,
Off the kyng<? toke leve wnd^'r humble salutac/ont'
Andi? home wnto his hostage wy^/i aWc his cowpany went he.
The next day mett wy^/i the kynge, apoyntedt' so to be.
510 Andi? went to-gedres in famyhar co;«municac/on^,
Wyf/i gretter Joy thent' I can^ here reherse or make off' menc/on^.
De recessu archipresuHs a rege.
Aftyr this glad^ familiaritee wy^/iyne dayes ffew
Our*? Thomas wjtA the yonge pr/nce toke leve off the kynge.
His adu^rsaryes wyf/idrQw them^, & there facys wold^ nott shew,
515 Bytwene the kynge & hym^ the gret love p^rcevynge;
They hyd^' them^, they went away, ther quareUji" dissimylynge.
And^ our Thomas wjt/i Joy enowght' retornyd«' home agayne
W>'/^ his ahiwpne , the yonge pr/nce : so wyllynge the kynge,
certayne.
De profectione archipresuHs ad consilium Turonense. (XVII.)
Anon^ äfft«?;- this ffulk shortly then^ sent
520 Blissed^ pope Alexander, the III'^^ off thatt name,
Wnto a.\\e cristen^ churchis, off this entent :
Att Turonense to haue a counselk', & ou/- Thow^/s to be att
that same,
For a fcisme thatt was wnto the churche grete dififame.
Andt' ffor the whichf (!)') owr blissedf p/rlatt p/rparydt' hym^ anon^
525 Att that generaWe counselk to be in his own^ pr^^pyr p^^-son^.
Havynge \vy(/i the kyngjs goode grace dayes off cowmynycac/on^,
Or thatt he was alle redy to passe ou<7- the see,
And<? delyUd'Adt' wnto hymt^ tlie yonge p/-/nce, his sonn-.
Soo wj'Z/i Ucence hadd^, camc' wnto Romeney,
530 Wher he toke shyppe, andf havend«' att Graveney
In Flawnders, and^ worshypfully there receyvydt' was
Off Erle PhiHpp^', owr prt'latt vertuous Thomas.
De receptione archipre(su)Us in Normannia a nobilibus patrie.
The next day camf to hym<- the nobles ot^" Norma//dy
Wj^/i alle the Joy thatt they cowedf devise or make \
535 Grete hono^r and worshypp*' he haddr ther«' truely,
And^ thorought' alh- the contree lyke a pr/nce was take
By cytees & castell r^r ffbr the kyng 1 y sake ;
i) 1. forthe-wyth.
426 ^' Horstmann
Where as he went wnclyr the kyngji dominac/on^
Grete chcr<r hc hadd^ in euery good^ cytee dv: town^.
540 'Ihe 111'^'= day folowyng<' \vy//i grete worshypp^ sure
Att Thorens, a towre, was recevyde owr blesscd^ Thomas,
And^ wjf/i the koniyng^ off this holy prdatt demure
\\\e the hole cytee made grete Joy ^: solace :
>.\tt whos cowmynge grete multitude ther was
545 Off cyty^ens and^ Strange archbisshopp^'5 than^,
Cardinallyj also, to welcom^r this blessed^ man«?.
De aduentu archipresulis ad summum pontificem.
Off theni^ thatt folowed^ so grete was the multitude,
When<? thatt he came to salute the popys holynesse,
BothdT off yonge & old^, lernyd^" & alsoo rüde,
550 Thatt the pope was constrayned^ by force off that prese
His chambre to fforsake: and<? cam^ owt \vvf/i a.]\e gladnesse
His parson^ to see, recevyd<? hym<? & off cowpassion^ prest,
Left hym^ wnd^r thiswordi'^: »goo, brother«', & take thy restl«
De reuersione archiepiscopi in Angliam consilio finito.
By certayn^ dayes the counselk ther halowedi? & don^,
555 Off ^^s church^ to renevv the pr/uylegyes oldi?
Wnto the popys holynesse made humble peticion^.
Off the which^ he hadd^ a graunte : desyre whatt he wold(?.
This had^, wyt/i licence retorned^, as he shold^,
Home in-to Ynglond«?, andf, shortly to expresse,
560 Off the kynge was v/yf/i alle reu^rence recevyde & gladnesse.
De duobus episcopis, v^ Wyntoniensi et Herefordensi.
Theys dayes stode vacant in his provynce
The bysshoprych^ off Wynchest^;-, & off Hereford^ eke.
Wnto Wynchestre electe was oonf Roger wvf/i reuerence,
The 'ErVys son^ off Glocert^r, ffulk v^rtuuos, meke;
565 Wnto the see off Herforde electe in man^r lyke
Robert de Molondown^, a fulk nobile man^,
A gret clerke also forsoitht- called^' then^».
Thes bisshopp;'^ II, befor off made' remewbraunce,
For holy lyfe & cu«nyngr consecrat ther wer»?
570 Off owr blessed Thomas, wyf/i solempne obs^ruaunce
By ordinatt instituc/om', consuetude & manere;
The which^ euer (toke hede) ') wjf/i a goddly mynd^ here
Thatt noon^ by hym<? consecrat mowghtt' bee
Butt lyff & conu^/-sac/on^ wj'M his charge dyde agree.
De dedicacione monasterij de Redynge.
575 Afft^r this consecrac/ons callyd^ ow;- vtvtuous prdatt
A certayn^ off the bysshoppji comprovyncialk,
The monastery off Redynge to halow is: dedycatt, —
i) Im ms. fehlt das verb ; oder 1. im reime had fere ?
Thomas Bekett, epische legende 427
The kynge soo wyllynge & präsent amonge them^ alk, —
Bylte & ffowndyd^ by his grawndfader, a man^ ryallf,
580 Whos body &: bonys rest in thatt monastery —
On^ whos blessed^ swete sowie now ]hesu. haue mercy !
De Translacione Sei Edwardi Regis et Confess(oris) apud
West(mynyster).
Thatt same yere our^ Thomas and^ blissed^ prdatt
Game to Westmynyster, the kynge wyllynge soo,
Gloryous seynt Edwarde soleniply to translate,
585 The kynge beynge präsent, wyf/i many statj'^ moo,
Bysshoppji'^, abhatys, monkes, thatt dede to doo.
And^ toke wpp^ this bhssed^ corse «St shryned«? hitt rychely
Amonge the gloryous saynt^y^ thatt ther rest & ly.
De initio dissentionis inter Regem et archiepiscopum. (XVIII.)
The grete dissention^ here fyrst thus grew
590 Bytwen^ the kynge & owr blyssedi? Thomas
By men^ off the church<' — sorowfulk here to rew —
Thatt gave themt' inordinatly wnto vycious trespas.
Amonge alk' att a season^ a pryste taken^ was
By the ffrendj'j' off one slayn^, accused^ off homicyde,
595 Browght^ wnto his ordinary, Justyce to abyde.
Thys pryst was taken^ in the bisshopp/^f provynce
Off Sarysbury, the which^ was his ordynary thoo.
The preyst denyed^ his deede & offense,
Shewyng^ thatt he was wrongfuUy doo wntoo,
600 And^ axte his purgat/onc wj'///owtyn^ eny wordj.y moo.
The which<: he cowed^r nott make: bat takynt' as in hitt defecte
And^ soo there co/zvycte, on^ thatt he was detecte.
Qualiter eps Sar. consuluit archiepiscopum et de sentencia
archiepiscopi.
The bisshopp^, seyng^ thys, to the archbisshopp^ sent
To have his sadd^ advyce, counselU' <;^: reed<::
605 The lay growgynge to avoyde : off this entent,
Thatt in his correctiont' he myght<' suerly procede.
The archbisshopp6' this sentence gave shortly in dede
Thatt the preyst sholdf be depryvedf off alU- churchly autorytee
And^ putt in-to a monastery, in p^rpetualh- penaunce to bee.
Item de Canonico Lincolniensi.
610 Also abowte this tyme another mysfortune befelh'
By a certayndT chanonf off Lyncolif sce, thatt was
Called^ Philippt' de Broys, as the story dothc ws teilt':
Off whomr a cowiilaynte was made wnto the kyng )'.y good^* gracQ
By a Jugge off his wppont' this grcvous trespas,
428 C- Horstmann
615 Sayng^ how thatt this Philipiv openly in audience
Rebiikyd^ hyrrid' wyth gret wordvJ ^: sett hym^* att noo reu^rence.
Nott only v/yih hym^ was grevcdr Ihc kynge here in dede,
IJutt yfyf/i o\\e the churchr, as was shewyd^" to uw;- Thomas.
Für the which^ this Philippe he acytedr, as we rede,
620 Sharply hymt' to ponysshe on»^ this greate trespasse —
To paece so the kyng;-^ mynde, thus here his wylk was;
This pryste openly -wyi/i roddys was bete fulk sore,
Banysshed^ and^ depryvedf fromr allr his prystly honour^.
'J"he kynge as yett nott content y/yth thys,
625 P»ycause he was nott ponysshede by hand^'j temporalk,
The which^ off Ire desyred^, fafe here he feryd^" Iwysse
The ryguous resistens ofif owr Thomas spiritualk —
The kyng6' ever styfir<? to susteyn^ his pow«r ryalk,
The archbisshopp^ in lyke wyse ever as styffV as hee
630 The church^ to preserue andr kepe hytt in lybertee.
The kynge here heryng^ by frowardr relacion^
Thatt he cowedd" nott kepe wnder soch^ open^ offence
Donr by the church^, ffor ther easy spiritualh' correctionr :
Callyd^ our Thomas wyih allr bysshoppj'^f ofif his provynce,
635 The clergy hoole, to apere before hys hy presence
In London/: att Westmynyster wj7//0W'tyn^ eny delay
Acordyng^ to his mynd^ ont' a ccriaync deputyd^ day.
The cause openly expownedr expressly there
Off there callynge, the kynge thus spake a-lofte :
640 Yff eny pö-rson^ off the church^ wer taken^ ever-where
V^yth open^ dedly cryme, anon(? he shold^ be browghti?
To temporalk execut/on^, as he hadi? des^ruyd^* and^ sowght?,
Lyst he shold^ contynew, thys reason^ for hym<' aleagynge,
More proner to be noyfulk by hys cursydt' lyvynge;
645 W_y^/;out sSxcr spiritualk payn^ a bodely shold^ sewe —
Off ther ordres the') amyssyon^ havyng^ noo regard«'
The whicht', in contemplaciont" off ther ordres fulL' of \ertue,
Abasshyd^ were nott to shew such<? opend' vyces wtwardc;
And^ sayd^ they were worse in his dorne inwardd'
650 Then^ eny other in ther syghtly for-passynge owtrage,
Havynge: off holy ordres the grete dygnytee & p;7uylage;
Wherfore more sharper they constrayned^ shold^ bee,
In soch^ open*? transgresses fowndr fectyff or guylty,
By ryguousnesse off lawe cyvylL- to have penalytee ;
655 For soo in the canon^ is shewydd' evydently:
Gast them in-to temporalk handvjr, takynd" wyfh soch^r vylony,
i) Ms. tho!
Thomas Beket, epische legende 420
And^ lett them^ have aher ther wyckyd^ deserte
The sharpe ponyshment of lawe te7;/poralk that is so smerte.
Thys consell^ hadd^ the kynge ofif such^ thatt were experte
660 In both^ lawes and^ ffavordc his grete hye \')arsone,
As men^ lernyd^, openly and^ nott in secrete coverte
Shewydf thatt alle suche by there dorne andf reason^
Sholdt' nott take exile nor in monastery punyabnt' —
Thus mente they by the II pr/stj5 remembredf before,
665 Which^ toke m^rcyfulk correction^ aftyr spirytuall^ lore ;
For aWe such«? as had^ des^ruyd^ off lawe the grete rygowr
Shold^ nott in monasterys take corrigible penaHtee,
Nether shold^ be exiled^ by eny spiritualk ordinary pow«r,
Butt rather<? shold^ be sentt to the hand^y^ off the temporaltee
670 And^ eu^'r-more aftr/- as s^ruantj'i' ther to bee
In p<?rpetualk') s^ruytute wnder the sharpe correction^
Ofif temporalk iustice, ffor ther open^ transg(r)ession^ ;
Addynge yett here thatt wnder the lawe off Moises
Thatt alle transgressours wjT'/zowtynt? eny ordyr off excepc/on^
675 Bodely sholdt' be ponysshedd' after the qualitee off ther transgresse,
Body for body, ey for ey, thus recevyng^ the grete payn^ talyon^,
As the peple, so the prest, aft^r goddj'i' iuste flagycion^,
Favordd' by no grace for pmiylege or dignytee,
Butt more sharper then«' eny other they sholdt correcte bee.
680 :)My sout'/'a.ne lordt', kynge andt' pr/nce belovedt' dere,
Our mother, alk'-holy churcht', is mother in generalis
Off kyngdome & prysthodf; the which^ hath^ now here
Two kyng^'^ , two lawes , two Juredictions , two coz/strayntj .y
w^'M-allt'.
Two kyngj'5: the kynge ofif hevyn*:' Crist Jh<'^us immortalU',
685 The kyng^ off the erthf; two lawes: tewporallt' &: dyvyne;
Two Juredictions : Juredictiont' spiritualk' & te;«porall<', as we fyne ;
Two constrayntj'j' : one for the body ys,
Another for the sowie, to brydylU' the mynde.
And<' neyther ofif themt- sup^vfluous may be Iwys,
6go And^ thes suffice, as we rede andt' fitynde.
Wherfor, we ofif the churchr, ofif owr spiritualU- kynde
In ordres havyng^r a tokynt' mysteryous
In the crown^ off owr hedd^, owr kynge is above, Jht'^-us:
Ofif whomt' ment- ofif the church*' take ther dignytee,
695 Ordres and«? office; thatt wndyr noo kynge terestrialk
Ofif co«gruence and^r reasonc the churchf may goodly bee,
Havyngf ther great pow«r ofif the kynge celestyallf.
i) ms. perpetuauall. Nach 679 ist eine lücke?
430
C. Horstmann
To whorn^ pr/nces resort andi? take ther powur ryall^*
Off septyre and^- swerd^', to hold^- wpp ther knyghtly honour.
700 Wherfor he is owr kynge, thatt hathd- gevyn«' \vs soch^
powur.
For wndyr his lawe we governaunce novv take
By the constituc/ons off old^ fathers, thatt were before
For WS so prövydyd^: how may eny pr/nce now a wrake
By crueltee on^ hym^ thatt gave hymt' his honöur^",
705 Wnpetefully, seyngr in his handi'j the lorde off all^" socourr,
Andt' tho handj'j^ wyf/iout reuerence to byndt' in vylony,
Drawyngi? wnto the galowes, as a lay thefe, to dy?
Hitt beco?;/myth^ nothynge a pr/ncely magnyficence
Thatt handv^ to toche in eny vylynous wyse
710 Off whome enery kynge taketh^ in his presence
Both<' grace andr the blessyng^ off celestiallc benefice;
By whos mystery allf your comfort fyrst dotht- aryse,
For att the altarf by office off mynystraciont'
They grace wnto yow pr^curc to your eu^z-lastyngi" saluacion^.
715 Trowthr hitt is, and^ agreth^" metely vfjt/i reason<:,
Thatt, iff eny off the church^ be putt aparte
From^ allt' prestly honotir ffor open^ oftencj'^ donr
And<' soo fronid' the church^- delyu^rdt- wnto the tewpt'ralk
handr^ smarte,
To be in temporalk s^ruytute aftyr ther desert,
720 Stondyngi? wnder the pow?/r off seculare Jurediction^,
So takyn^ as oon^ off yowrs and«? wnd^r yowr correction^r ;
And^ therfore, here-aftyr thorowgh^ such^ myschaunce
Iff eny off ws falk in-to the infliction^ off temp<?ralk iustice,
Thatt is nott ow-'-s aftyr churchly ordinaunce
725 Butt yowrs — and^ noont' may hitt goodly despice — :
Your sharpe executiont' off the swerd^' doth^ aryse
Fulk resonably to be alowed^, iff your iustice wyf/i equytee
Be execute w^///out malice or fauorable parcialitee.
As ffor this thatt ye adde, shewyng^ on^ this wyse :
730 Thatt we owght none to banysshe off reason^ manifoldi?
Out off eny pr^vynce off very trew iustice,
Bycause the land^ yowrs by pow//r off temporallr hold.?:
Wnto this here we answere wnder wordri' cold^
Thatt owr kynge is lord^" ovrr yow & off yo?/r londri' alle
735 And^ is the fulnesse theroffi?, as holy Dauid^: makith^ memorialk.
So now than^ by the ordinaunce decreedt- so byfore
Off owr holy faders, by owr kyn^.y grete auctoritee,
Lordt' off alld" the ertht-, by whos legacy eucrmore
Hole pow/zr we take thatt rewelk the spiritualtee :
740 Sonie? tyme we banyssh and^ by pn^iscriptiont' co/^dempne we
Thomas Beket, epische legende •2-ji
AÜer the grefe off the dafawte thatt is shewyd^ & don^ —
Excepte only deth^, which^ longeth^ to your execution^.
Beholdi? we now here: here be svverdj'^ two,
Wnder whos constraynti,s- andt' sharpe auctorytee
745 Stondith^ spiritualk correctiond' and^ temporalk alsoo,
Both^ Joyned^ in on^, and^ noo rebellyon^ in them^ may bee ;
Iff on^ cannott helpe, another may supplee
Off thes twoo lawes the execution^ playnt',
And^ thes suffice, as the gospell^' shewyth^, certayn<\
750 Bycause thatt ye say we arrr prone to alU' yllt-,
Onely off this defawte, aftyr yowr opynyon^,
- Deniyng^ in owr offene;.? folowyng^' fy//fulk'') wylk
Hitt gretly requyretht' strayte temporallc execution<';
Int' somd; hitt may be so as the offence is don^ ;
755 Yett lett WS here take brethr havyngt' thes swerd_>'j' twoo
By sad^ examinacionr, or executiont' we doo.
Albe-hitt pr/str.y andf decans off the oldt' testament
For opyn^ offene;.? had^ ther bodely punytion«-:
Whatt dotht' hitt force now att this tyme present,
760 Syth^ owr new kynge in his new lawes is fiük' off remyssyon^,
Hys Jugeme«t_>'5 newe, for the oldr are past andt' gonr?
Wherfor^ now, sout'^-ane lorde off pr/ncely magnyficence,
Procure ws noo new constrayntji^ in Jobardy off conscience!«
Forsoth^" the kynge wjf/i this nott gretly amovedt' was,
765 Safe onely here trobledt' off yrefulh' manere,
Seyng^ agayn^ hym^' owr archbisshoppr Thomas
Wjf/i his cowprovyncyallys in one how consta;/t they were.
He moved^ this questyon^ among^" them^- alh' there :
Whether they entendydc wj'//;owt eny symulaciont-
770 The statutj'5- to obs^rtie thatt longedc to his crown«'?
Wnto the which^, wy^/i councelh' hadc before
Off his cowprovyncialfcy and^ lernyd^- ment- fulk wyse,
The archbisshopp answerd^: to observe them^ eurrmore,
The churchf honoi/r savedt', a.{ter reason^- &: iustice.
775 And<r thus the alle' agreedt- wndr/- one sadf advyce,
Except bisshopp<' Hillary off Chichester, a man<' hiWr good*?,
Made chaunge off sentence, to peace the kyngj'i' mode.
The kyngji'5 mode nothynge wjt'M this redrefl,
Butt, yfyf/i rebukj'i- for wrath^, yre and<- hatt
780 Heryngr off" alle the bisshoppjjr, wjf/i sorow was opprest,
Thatt sayd<' : »savyng<' the church^- hono/zr,': retornedr to the prdatt
And<' sayed«': ffulh- venym?/jr was the sentence off thatt;
Wherfore he asked<', and<' off hitt madc repetycion^- aga)ii<':
Iff his statutj'i- they woldf obstvue w)7//owtyn/- oMectiont' playnr.
i) Ms. sylfuUt'.
432
C. Horstmann
785 The archbisshopp^ wnto this full<' sobyrly anon^ spake
An(l<' sayd<': tliatt he wj/// hys off trcw fydelitce
Woldr obsrrue his Statut)-^ & v/yt/i hilt an^ othc take —
The church^' honowr saved<^ and^* kept in libertee ;
In other wyse by newe cohertion^* he neurr bownde wold<' bee,
790 Shewyng^ thatt old^ fathers off the church^ eurrmore
Haddr decreed^" for men^ off the church^, sog to be swore.
The day past, the nyght<' dravvyng fast on^,
Allt' the day sore vexyd^, the kyngc arose in his rage,
Nott salutyngt' the bisshopp_>'5 for grete indignacion«'.
795 The bisshoppis also arose andr went wnto ther hostage.
And^ in ther removyng^' he thatt myndyd^" to swage
The kyng Vi' mode, the archbisshoppr rebukyd^ sore,
Bycause he chaunged<' ther sentence wr/Z/out couwsell^' had^ before.
The next day the kynge in his hott wyldf mode
800 Askyd^' off the archbisshopp^ by a strayte repeticion^
Munic/ones & honowrs thatt the archbisshopp<' good^
Off hym^ hadr takynr before, and^.' soo was discharged^ anon^
Off the Chauncellers office, in short conckisionc.
The kynge noo-man^ sakityngr, in the crispyngr off the day,
805 As for a token<^' off grete Ire, wnto Londons toke his way.
Som^ off the bisshoppj'i folowed<? anon^ -wyth grete fere
Hastely the kynge, onely off this entent,
Off chaungeable mynde to folowe his manere,
The archbisshopp^' forsakynge, as men^' inobedient,
810 Wj'///outynf' licence off hymr, knowlege or assent.
Iff this were well^ don^, alk such«? as now be gone
By course off deth^, god^ Juge them*? one by one —
For hitt is nott co;nienient on^ me here to take
Sochd' Jugement, or prdattj'^ frowardly to mysdeme.
815 Butt one thynge I knowe, and<? an^ note here I make:
Thatt grete peryll<? is in false brethren^ — how doth^ hit to
yow se(me)?
Fro the begynnyng^ off the world^' in eur;-y realme
Wnto the end^ theroff<: this shallf nott fayle to endure ;
A\\e other pmllj'i may rest, butt this wnethis, füllt- sure.
820 Amonge the bytter agonyes andt' temptac/ons all^
The p^rilk off ffalse brethren*' dayly kepitht' werr^
W)'//; thenit^ thatt goddt' onely by his grace doth^ calk
Wnto his saved^ nombre. ffor as goldf the ffurnor (!)
And^ as the fflayle wnto the graynf is tryer^,
825 So wnto a ryghtuous man^ evyr wytho^\\.yne dowte
Is a brother false, who Hfl to sercht' the trowthd" owt.
As chaff blown^ away by course off the wynde,
Soo forsoke the bisshoppj^y owr blissed^ Thomas here,
Thomas Beket, epische legende A-y-y
Except a fewe wjf/i ws lefte behynd»?,
830 Aude they only taryd<? prevely for^ fere.
Alone we abode, alone we satt here,
By many dayes abydynge the kyng;;'^ good^ grace,
Hopyngt' off comforte. thus alon^ taryed^ owr Thomas.
Forsoth^ {orthe-wjf/i many statys grete,
835 This behold }Tig^, off very grete cowpassion^
The archbisshopp they exhortedf andif sore dyd^ entrete
To desyre the k}'ngj'5 grace off a sadd^ entencion^;
And<? whatt godnes ther grew, they shewyd^ in conclusyon^,
Off peace, ande' whatt evyll^ off discencion^;' eke —
840 Thus talkydf they as fryndj.f wjiA this prdatt meke;
Addyngt' also, whatt sympulnesse ther grewe
By the occasyon^ off one litillt' word<? contencyous,
Andt' whatt ingratitude off hitt dyd^ folow & sew
In losyngd' off the kyngj\f favo«r, thatt was so benyvolous
845 Wnto hym^- before, sharply shewyng^" thus ;
And^ thatt now shold^ lake off dissencion^ ryfif^,
Movedi? to chaunge the sentence thatt caused^ all^' the stryff^,
Alk' off this litilk slawndryng^ word^, before off made me/zcioni?,
;>Savyng<' the church^ honour-i, rehersydt' by owr Thomas,
850 As hitt ronr, aüer the kyngj'i- grogefulk opynyont',
Wjf/i the which^' inwardly he sore movedt' was, —
Andd' here-wppon^^ was growndyd^» alle seynt Thomas trespasse.
The which^ he to chaunge desyryd was gretly.
In swagyng<? off the kyngj'i- mode, that peace myght^ grow therby.
855 Tofore a\\e other here fyrst made pifrsuasyon^
Off Chichester see bisshopp^ Hillary.
Wherfor, thus p(!';-suadydd', in short conclusion^
The archbisshopp^ wnto Oxenford^' went füllt- hastyly,
Off this entent : to make p/'^mys by & by
860 The sentence to chaunge thatt moved^ the kynge to Ire,
And<? offerdr gladly for peace to folow alk' his desyre.
Wherby the kyngr.J mode su^ynvhatt alaydt' was,
Andr shewyd«' by countenaunce grett^v lovyng^' chere
Then^- he shewydc before, wnto owr blessed«' Thomas,
865 Butt nothyngt' as he dydt' aft^r his old<' manere.
The kynge tho saydi? thatt he wyllyd^* here
An^ obligacion^ to be hadd^ wnder alk- ther seale
Hys statutj'.? to ratyfy, by the story as we feie.
Wj/Zi this camt* forth^ wjM alk hasty resorte
870 Sochd' as off longe tyme haddt- bene malicyous-wyse
Prone to alU- ylk", as the story doth«- reporte,
Andt' they pr/suadyd«- the kynge aftyr theyr sotell<- advyse
To expresse here his statutvjr sodenly att a tryce.
K öl hing, Englische Studien. HI. 3. 28
4 •7 4 C' Horstmann
The kynge tlnis prrsuadydi- saydt-: off auncyon/' lordjj old^
875 The knowiegc oft" ther reheise and^ councell^- abyde wold^.
And(' thatt here-aftyr noo controversy sholdt' aryse or sprynge
Bct\ven<' the spiritualtee and<' the lord;.? temporall<'
By reasonr off eny scisme or occasyonr off usuri^yng,^- —
Andt' this testified*' \vell<- .spoken<- was off the lordji all<-.
880 Yett this aftyr the trewyth^- in effecte very mortall^'
And^ foomf was off eu^Hastyng^' debate, in short condusyon^,
Ministryng<? for swete hony eysyllr, gall<r andr poyson^'. —
O cursyd^ envy, mother off all<' c-ontentionr,
Foome off detraction^', which^- sorowest in pr^sperytee,
885 Whatt hast thow browght ynr by thy sotellr invencion^
Warrr here for peace, that Joyest in adur/'sitee —
Thus ioyned^: to Sathan^, onely by thy soteltee
Wnd^r color off peace begynnyng^ here debate
Betwen^ the kynge here andt- owr wrtuous p;rlatt! —
890 Yett the kynge, oft" grete love to be thowghtr, shewydf here
Peace betwen^ the churcht' and^ the tempt?raltee —
Butt in conclusyonr full^ Htill^ hitt dyd^ apere ;
Att Clarendowne callyd^» off his gret auctorytee
A counsellr gen^-rallr, thatt satisfied^' he mowght^ bee,
895 Off all^ his lordj.j, desyredf ther fullr sore
All<? thyngj'j' to be p^rformyd^ promysed^ hymt before.
Where in the pr^-sence off the councelk liole
Fyrst to folow here the kyngj'i- ententt
Our Thomas made preas wv//^outyn^ eny dole,
900 To p^rforme the kyngj,? wylU' off wylfulL' consent
In manrr wj//i an^ oth^, this pr<'latt reucrent ;
This sentence levynge off originall^' dissencion^"
»The churchd' hono?/;- saved^r«, before oft" madi" mewcion^.
Andf wjiM on^ consent in this man^r alk hole wyllydd' to seale
905 The bisshopp_i'5, thatt were prrsent there, cowprovyncyall^,
The which^ before att Oxenford^ hadr councelh' so to dele,
By grete p^rsuasyon^ oft" stat_r5, lordes temporallr,
Andi? in the induction^' off this charytee causyd^ all^
WytA ffratemalli? compassion^', as the story makyth mynd^ —
910 Who lyst Herbert reede, the trowth^' there shalk he fynd^.
In this gretly sorowyd^ owr Thomas here :
Two blessedi? pr^lattj-i' off compassion^ inwardly
Lyfl by pryncely powur they shold«' be in daungere,
Henry, bysshoppd' off VVynchest<'r, and^- Jocelyn^- off Sarysbury —
915 For thes two good^' ment' oft" rancor^ andt' envy
Were eurr hadir suspecte in causys concernyng^- the churcht':
Wherfore ow/- Thomas thowght sobyrly alL' thyng6' to werch«?.
The Statut/^ rehersyd^ by aunfyon^ lordj«^ temporall^',
Thomas Beket , epische legende 4^X
Chosyn^ by the hole councelk themr to open^ & shewe
920 Byfor^ the avchbisshoppr andf his brethrenf all*':
Ourr Thomas answerdf thus wnd^'r wordj'i' fewe:
»My lordj.f all<', thatt sytt now here arewe,
In thes statutvi' I nothyng^ experte, god^ to borow,
. The day now passith^: deferre we a.\\e tylk to-moro\ve«.
925 \V)'/// this answere plesyd^, the hole counsell^ arose
Andc att there departure drew to ther hostage a.\\e.
The next day they ressemblydd- att thatt counselk' dose.
Where off the Statut vi' was made opend' rehersall^,
And^ theiY the articles knowend' amonge the lordj'^f alk,
930 Andd" ofif soch^ as knewe themt' many wer^ shewyd^ and^ layde,
Off envy hadd^ to owr Thomas , to make the church^ hand-
mayde.
The kynge ofif this in knowlege very Ignorant,
In the feri? sotelk' fraude here off dissention^'
Off enmys wnto ow;- Thomas, in the churchr-cause constant,
935 Havynge noo knowlege off ther corrupte ententionr —
Yonge bothd' two in this, as the story makith^ mentionr, —
Saf^ only by the relacion^ off ansyonr lordr^ old«!- —
As myn»? auctor shewyth<?, who lyst his boke behold^.
Off the selff statutj.y thatt parteynede wnto the kynge,
940 Concernynge the libertee off his grete powur ryallr,
An^" endentur^ was cast forth^', ow?- Thomas p/rsent beynge.
Off the whichd" now here shalbe made memorialU',
Andr specially thenii;' toch^ by a short rehersall^
Thatt causedd' ow/- new martyr only to dy,
945 As Herbert mynr auctor shewyth, who lyst se his story.
i) The fifyrst article was this, by his pr^cesse as I see:
Thatt, iff ther fyllf eny co«trou<7-sy off varyance to aryse.
Betweni' seculars «S: clerk^'i-, or amonge clerk/.y for the auctorytee
Ofif adwowsonr a.ndc p/rsentacion«? ofif eny benefyce,
950 In the tewporalh' courte shold^ be tretyd^ & det^;-myd<- by Justice.
Our Thomas here fyrst spake & sayd<': dedly thys sowndt-,
Andd" by this wyckydr inue^cion«- the churchr shold«- be co/ifowndi ;
This sore rebukyngc, also shewyd<' att thatt how;-
Whatt incowuenience wnto the church*- shold<' falh%
955 Prrcevynge here thatt pristj'i' by temporalL- powwr
Sholdr be dismyssed*- from^ ther propyr Juge spirituall^-;
Andf the knolege off this controuersy was for no Juge tewporall^,
Saf^ onely this longethi? wnto the spiritunll^ courte,
Or eis the churchc by this sholdif take dobulif- hurte.
960 2) Here folowethr an^ other article wykkvd<-, wrytyn«- in this
byll<-,
The whichc- dedfully begynnythc- thus now here :
2S»
43Ö
C. Horsmann
Thatt, iff clerky^ were attached^ or accused^ off eny ofifense
full^' yll«",
Off this warned^, before a temporallif Juge they sholfi^- apere
And<' there before hym^ geve a full<' answere ;
965 In causes examyned^', yff they had^ convicte bee,
Wnto the church^' never aft^r for comforte they shold^ flee.
Wnto this havynge ere -wyih sobyr sad^ adurrtisment
And<' here havynge a more clere parfytt wnderstondynge,
Ourr archbisshopp p^vccvydt' off a godly entent
970 Thatt alk was dedfullr conteyned<: in thatt wrytyng<';
Andd' by hitt he knew the fyrst toke his hedt'-spryngf
Off envyous conspiracy and^ venemous malyce,
The suburrsyon«' off all^ spirituall^ liberty as this playnly dyd^
exp;-<'sse.
For here he knevve by this wyckyd^ dedefulk decree
975 Thatt clerkj'^ in causys bothr spirituall^ and^ tewporall^
Wnto the kyngj.? officers browght^' shold<' bee
To take execucionr, agayn^ dX\c lawe spiritualk ^
By this grete inco//uenience mowith^ chaunce & falk
Wnto men^ off the churchr, thowght^ owr Thomas,
980 The which^ wtterly he daTnpned(f in the audience that he was.
3) Folowyngly here was shewyd^ an^ other wyckyd^ decree,
Wrytyn<? in the same bylk, and^ evyn^ thus hitt was :
Nott lawfull^? for archbisshoppj'^ & grete pßrsons off dignytee,
W_v///owten^ Hcence off the kynge owt off the realme to passe;
985 And^ iff hitt hadd^ so plesid^ the kyngj-r good^ grace
Them^ to licenciatt, a prf myse they sholdt' make sure :
In goyng^ and«? co;«mynge to hym^ noo hurte pr(?cure.
The archbisshoppt' wnto this made saddr obiection«:',
Vcrcexynge by this thatt owt-pilgrymages & vowes off volu«tee
990 Here shold^' sease, by the sentence off this prtmiulgation^,
And^ ever aftyr wnto the churchi- obedience voyde sholdt' bee,
The realme as a prison^- by this inventyff^ crueltee ;
The hedd^-pfl-rsons off thatt same shold«: stondf in wors cowdicion^
Then^ p^rsons p^-matt, wndyr srruytute and^ law subiection^.
995 »Whatt, and^ hitt so befell^, off a devoute mynd^ here
Pilgrymage were vowedi? wnto holy places oner the see,
The cause honest and^* Juste? or whatt, iff eny dissenciont' were
Betwen«? the hedde-prmce off the churchf »Sc the prmce off the
tewp^raltee :
The church^ calUth^ in causys off necessitee,
1000 The kynge inhibith^ off hy pryncely powwr —
To whom^ shalk we obey and^ fyrst geve here hono//;-:
Shold^ nott the church^' haue here pr^'eminence,
Off whom^ all^ prynces take ther powz^r ryalle-.
Thomas Beket, epische legende 4^7
As hitt is shewyd^ before ? now then^, ofif congruence,
1005 Cristvj' vicar^ oweth^ to be obeydd? here in especiall^
Before eny other kynge or prynce terestriall<'.
For WS hitt behoveth^, as scripture reherse can^,
Godd^ more to obey than^ eny erthly mane'.
Forsoth^, men^ off the church^ wnto the kynge thus bounde,
loio Both^ vowe & obedience aft^r the forme now here
Off this wyckyd^" article, all*? shold^ be in the kyngjs honde,
Wnto the church^ in grete pmudice, as by this hitt shold*? apere. «
The archbisshopp^ to this spake, & agreidd' in sadi^ manere:
Thatt none owte off the realme shold.? passe wiMout licens hadd^ •,
1015 Butt to ley a caucyon^' by ane ooth^-, wtteAy he hitt forbadd^.
4) Here folowyth^ an^ other article, wher wyllythi? by ordinaunce
The kynge: thatt none thatt holdith^ off hym*? as for ther
chefe hedd^',
Lord),? nether ther mynysters, by eny chaunce off varyaunce
The church^ shold^ exco;;/munycatt, by his decree & reed^;
1020 In his londe also none Interdiction^ sholdr procede,
He beyngc in his realme, butt he hadd' knowlege off hitt before,
Or his chefe Juge in his absence — decreid^ thus eurrmore;
Thatt in his courte mowght<? be had^ ordyr off Justyce,
There to be tretyd^ & endydd', tochyngr & co//cernyng<' the kynge
1025 Andt' all^ causes off the churchr, he decreid<', hitt sholdc suffice
In thatt courte to be endydr aft^v- iuste discussynge.
In the ordinaunce off thys Statute owr Thomas präsent beyng(?
Bare wytnesse playn^ thatt the churchd" by this shold^- bee
Ever wnder bondage and^ voydd- from^ all^ libertee;
1030 »Prestj,y, which^ ar^ chosen^ as dukj5 and<' pr/ncys spiritualk
Goddj'^ people to guyde, by this deprivyde sholdr be
Off all^ spiritualk knyghthod^, the whichr off" the pr/nce celestiall^
They fifyrst toke ther swerd^' off ther grete auctorytee
x\nd<' pow//r have to wnlose andr byndr oft" ther hy sou^rantee
1035 Kyngys & -princys, as holy Dauidi' makithr mynde —
Who list his psalter^' loke, ther shalL- he hitt rede & fynde;
So prcstj's by thys, as dukes off cristenr knyghthoddf*,
Fronv ther honour shold^- be here putt aparte,
Wnto whomt' longethi' oft" veray spiritualhodd«*
1040 To discerne goodf from<' ylh- aftyr ther propyr arte,
And^ the clene fromt- the poUute, the leprous to feuyr & parte
Aftyr the discrecion^ off ther grete auctorytee
Andr ffulk arbitrement, by powur off ther spiritualltee.cv
5) Iff the archdecan^- p^-r-case here as meane ordinary were
1045 In causys hadd^* & pr^cesse off eny appellacyon<- :
Iff the p?^>cesse in his courte knowenr cowed«' nott be endyd<f
there,
438 ^- Hürstniann
Wiito the bys.shop<', «S:, nott ther sped<', wnto the a^chbisshop^•
sholdf make appellac/on<' ;
And<- iff the archbusshop^' fawted«- off Juste execucionr,
The controurrsy wnto the kynge sholdt? retorne agayn^
1050 Andc soo only by his wyllt- in the archbisshopp>,y courte
endyd<: playn<'.
Anon«- wnto this wj//i bokh- spech^ ande face
Our^ Thomas answerd^ andr saydr: by this ])romu\ga.ctone
All^ arch<bisshopp^.y as pmures shold^" be in this case,
Iff by ther consent this sholde be sofferd^- andt- donr,
1055 Shewed^' among^ all^ in the takynge off ther pallyon^;
Addynge this dedly to be sofferd^- in grete preiudice
Wnto the churcht* off Rome, to the which«» frely alle flee for Justice.
6) Another article amonge alli" now foloweth here
Shewyd^ wndyr this dedly canon<', the church^' to oppresse,
1060 As the Story makyth^- myndf in sorowfullr manere,
The which^ thus begynnythr, as I shall^- reherse:
The vacac/ons off archbisshoppryches , & so forth , to expresse,
Offe bisshopryches, abbayes, pWoryes, hole in generalis'
The rentjs and^ owt-charges woldf haue of ther londj.y all^.
1065 Wnto this shortly spake owr archbisshop«? then^*
And^ sayd^: »nott sittynge wnto a pr/ncely magnyficence
To hold^ by eschetynge the goodjs off powr menr;
As for a grete argument agayn^ prynces off reu^rence,
For the goodj'^ off powr menc causethd" nott in sentence
1070 The helpe off a princj'i' sowie, socowr or redemption^,
As openly here is shewydt' by this wyckydf invencion^.
How-be-hitt thatt other before in tymes past
PdT-aventdV- in ther tyme off lyklyhod^- have so don^,
The consequence off hitt as sacrilege att the last
1075 Toke finallf ende, in playnf conclusyon^'.
And^ iff we wppon^ this may take noo correction«',
The churcht" to assist, aftyr owr powur andf myghtt-,
Yett we shall«' neu.?;- consent agayn^ the church^ ryght^.«
7) Here foloweth^ in thatt same irregulär«' canon^:
1080 Thatt, when«" the churchf stoddf viduatt off hyr spirituallf make,
And^ the dayes past off hyr funeraWi' weyemetacyont' :
The kynge sholdt' demawnd^, hyr mornyng<- to a-slake,
Be a new election<? thatt a spo\yse she sholdt' take
Off his pr^pyr choyse, andt- in his chapellf the election^
sholde bee,
1085 Hys wyse lord_;'^ prrsent wjf/i fulk grete solempnytee.
Our^ archbisshopp^ here-wyi/i, as a grete hedd^-patrone,
In this as in all«? other havyng^ counsell<r before,
Anone' answerd^: by this new lawe & new forme off election^,
Newly inducte agaynt' the ordinaunce of the church<f eutv-more.
Thomas Beket, epische legende 4^0
logo The holy institucion<? off Rome by this shold^ be forlore;
The whichc was nott lawfulU' for a syngular^ neweltee
No kynge to brynge ynr agayni? the churchys libertee.
•■> Nether hitt behoueth^ hymt' wjy/zout the grete auctorytee
Off owr holy father, the pope, and^ the hole churcht' \nyuerssL\le,
iog5 Most specially on^ soch^ parsons grete off dignytee
In the churcht, as by a new ordinaunce, in soch^ an^
ilond^' small^
To chose eny p/rlatt by his grete pow«/- ryall^;
And^ he his wyll^f hadd^ here , alle shold^ torne the churcht
to grame,
For 3.\\e owt-kyngj'i- wold^ take example off thatt same^«
II CO Also here addyng^, as in way off grete reasonf:
-vSoch^ spiritualk princjs and^ parsons off grete dignytee,
Gov^rnowrs off so grete people, to procura' ther<? saluacion^,
Shold^ take this election^- amonge the rüde layfee')
And^ in placj'5 where j)rmcys^) obsequiously honoz^rd^ bee« —
1105 Tobe chosynd' and^ confyrmed^' in eny soch^* place
Inwardly sorowed^ owr blessedr prelatt Thomas ;
Answeryng^ alsoo wndyr this saddd' obiection^':
»How-be-hitt thatt here-before p;-/nces^) in tyme past
Haue so donr, as tyrantes, by cruelk vsurpacion^,
II IG Wnlawfully they dyd^, aftrr ther wylfulU- cast.
Wherfort' owr forefathers, wnto the churcht' thatt were fast,
The electionf haue approbatt ordynedr by the churche.
Who varyetht' agayn^, the contrary wnlawfulU' dotht' worch^.« —
Off this statutj'j, by ws now openly here exprest,
II 15 Oryginall^ cause ofif the hate shewydt' to ow/- Thomas,
Forgyedd' so by enymyes thatt were fullr redy c^ p;rst
The churcht to oppresse, off a malicious compasse —
How opync hitt is now by there dedly trespasse
The Just cause shewyd^ off owr prelattys pr^scripcion<'
II 20 As eke ofif hys martyrdom^, in full<' short conclusiont- ! —
The statutis wrytyn^ andf exp/rssyd«-, byfore ofif made mez/ciont',
In the forme ofif an^- endenture, att thatt councelU* gen^valL-,
The kynge demaundydf owr Thomas andr the bisshopprj- one
by one
In confirmacionr ofif his desyre to sett-to ther seali\y alL*.
1 1 2 5 Owr archbisshoppt", wvf/i this to bretht- in especialh-
Sore movedf-, yett lothe here the kynge to displease,
Full^ wysely made delay, tylh- by councelL- he myghtt- take ease.
Consyderynge here wyt/i saddd' adu<rtisment
Fyrst the frawdi'^'*) dole off his ennymyes all(-,
i) 1. laytee. — ») Ms. a p/vncjj. — 3) ms. princens. — ■♦) 1. frawd«^:
440
C. Horslmann
1130 In mynd(r vvylled^' never to geve ffull^ assent
To sett-to his seale, Ijutt to hono?/r his [irince ryall^
Amonge the grete \ordvs att thatt audience gen^rall^,
Thatt hy this tlier gretc malyce he niyght^- peace & stenl —
Thus euer owr blessed^ archbisshopp^ in myndr thowght^
& ment.
1135 Prrceyvyng^ inwardly how weyghty this acte was,
And^ also wj/Z/owt counsell^ thowght nothyngr wold^" doo,
Oft" this amongr hys bretlirenr owr blessedr prrlatt Thomas
Hadd^ sadd^ cowmunycacyon^ att thatt season^ theo.
A bylk off this articles he toke wjt/i hyrnt* also,
II 40 The archbisshopp^ q/') Yorke an^ other had^, as the story
doth^ say,
The kynge the thyrde. so fro the courte we toke owr way.
De archipresulis mesticia et planctu.
Forsoith^', in owr iorney owr holy blessed^ pr^latt
Above alle maner^ sore trobulyd^ was in mynde ;
Musynge by hym^-sylff^, from^' a.\\e Company segregate
1145 Rode alone, and^ spake to none, agayn^ his old^ custom^ kynde
The cause off this thought^ to owt-serch<? and^ fynde
A disciple off his, thatt wrote this story here,
Prifsumedt' and(f sayde : >4ordif, whatt is hitt thatt yow chaunge
yowr chere?«
Wnto whom^ the archbisshopp^ thus spake & sayed^:
II 50 »No marvelk forsoithi? all^-be-hitt now I chaunge my chere,
To see the church^- off Inglond^ by me now made handmayde
Thatt my prrdecessoz/rs so prudently have rulydd" many a yere
Amonge so grete p^rellj'i', as the wrytynge caiw wyttnes bere,
For whom^ wnto blod^-shedynge they have fowght^' here-
before —
1155 Andc now by my wrechydnes subdued^ for eurrmore!«
De consolacione discipuli ad magistrum.
Wjt/i word;'5 off consolacyonr wnto hym^ tho spake
Hys dere belovedt' disciple, Herbert, certayn<i':
»My lorde, now trust in godd', andif lett yo?/r sorow aslake 1
And^r iff thatt ye haue falled^,^) yett mekely aryse agaym'!
1160 Petyr denyed^ Crist, as the gospelle" shewyth^ playn.?,
And^ sorowed^ wyf/i teerys the falk off his denyeng^,
Andf afftrrward^' was made stronge in his agayn^-rysynge.
Wherfor^ I trust thatt god^ hath^ sewyd^ now here
Whatt trobylk yow shalld" suffer onely now for his sake,
1165 The which^" frome the palace by pr/ncely pow?/r,
And^ nott oft' the church<?, pr^sumed^ thys see to tak^.«
i) ms. or St. 0/, — 2) falled st. failled.
Thomas Beket, epische legende 44^ X
\Nyfh this, as the story mencyon^ doth^ make,
His sorovv aslaked^, andr somwhatt comforte was
Off thes consolatory vfordys, owr blessedd* pr<?]att Thomas.
Qualiter archipresul a viro di^ostoMco sit absolutus.
1170 Afiftyr thys -wyth-yne few dayes, callyng wnto mynde
The grugge off his consciens, ow;- blessed^ p;rlatt Thomas,
In allt' goodly haste, a remedy to seke and^- fynde,
Sent wnto the pope, wnder whos \)0\\ur alk was
SorowfulL' hartj'i- to wnlose off eny spir3^tuall^ trespas ;
1175 -^ medicyne sowght, in showynge off his wounde,
By a byllt' made his confessyonr, andr so a remedy fownde
In the meane whyle thatt his messanger^ went,
Absteynedi!' hym^ from^* the altar^, off fulk grete contrytyon^',
Abowte XL dayes : tylle' thatt the pope had^ hym^ sent
II 80 By hys messanger^ wyth a wrytyngr the grace off his absolucion^.
The whichr shortly came agaynr, ande why? in conclusyon^:
The pope att SenoiT^e tho lay in Fraunce
For a scisme thatt was , as the story makith^' remewbraunce.
Off whom«', besyde the benefytt off his absolucion^,
II 85 Grete consolacion^ toke by wrytynge apostolicall^,
Exhortedt' also off lovynge paternall^' affection^
Strongely to susteynt' wyih gladnes his charge pastoralk.
Thus by the pope asoyled^' and^ confortyd^ v^yth-a\\e,
Fulk spiritually was refresshyd^ att theis brest^'i- twayn^
1190 Off owr mother, holy church^, this blessed^" pz-iflatt, playn^'.
Forsoithr, as we haue now here sayedr before,
Consyderyngr thatt att Senon^ the pope so nygh^ was,
And^ thynkyng^' thatt confessiom' most helfulk eU(?/-more
By wrytyngt' cowedt' nott be, nor owght to be, in no case :
1195 Wherfore pr^'vyly here thowght owr blessedf Thomas,
Noon<^ knowyng^, the see to attempt and«' take
And«' so in his own^ prt';-son<' wnto the pop<' his co//fession<' make.
Amonge alh' the statutri', before off made rehersall^,
Was this: thatt noo pn-latt or parson^ off grete reutvence
1200 The realme shold^' passe w^VZ/oute licence specialis
Haddt' off the kynge or ofü" his chefe Jugge in his absence ;
Yett the arch<'bisshopp<', nott fiferynge this offence,
Attemptydr twyse the see, andr dryvynr to lond<' agayn«-
MXer the wyllr off godr, by his dement so resisted<' playn«-.
1205 \Nyih this openly knowenr, the people astonyd«- wer<-,
And^ off hitt ekr m<rvelyd«- the nobylles of^" the londt- all«-,
The bisshopp).y trobled<-, the kynge gretly moved«- inwardly here
Thatt so sodenly lu- durst p/vsumc to breke his statutjjr regalU*.
The archbisshoppt' wnderstandynge thatt his p/v'nce beloved«'
specialL'
442
C. Ilorstmann
I2 10 Wyih this sorc amoved^, andf god^ thoughu- nott plesyd^ eke,
Hastely went to Wodstoke, ffor he loved^ the kynge none lyke.
The kynge dissimulynge allr thatt off hym^ he harde,
Andf recevyd^' hym^ wyth hcmour , yett nott wyih soch^
hartely plesurt-
As he was wonte ; off the which^ coniectyd^ inward^
12I5 Our^ Thomas he enformed^ off his hasty pr^vy departur^,
Dissimulyd^ as in Jape one to hedwyte hym^ sure
As to be thowght^ why he durste be so bold^
To forsake his londr as nott able them^ two to holdr.
The archbisshopp^: forsoith^ havyng^ knowiege here
1220 Thatt the good^ harte off the kynge haddd" loste & mynde,
Departydt' wyth licence, sorowfuUy in countenaunce & chere
And^ thowght^ wythyne hyme-silff, as by his story we ffynde.
The whichr secretely to his shewydr, his balys to wnbynde,
Thatt eu<:/'more aftrrwardi' shamefuUy wold^r geve place
T 2 2 5 Or manly stonde by his quarell^, our^ blessed^ prdatt Thomas.
De citacione archipresulis apud Northamptoii.
Aftyr^ thes referendaryis in voyce off dedly sowne
Maliciously shewydt" wnto the kyngj'^ good^ grace
Thatt owr^: prelatt the statut;,r off Clarendowne
Wold^ nott observe, wnto the which^ he sworne was.
1230 Wppont' the whicht' the kynge acyted^ our^ Thomas
P^remptory to appere wv//;outynt' eny delay
AttNorthampton^ pöHiament before hym^ wppon^ a deputyd^ day.
For CCCCCli (!)') beynge chaunceler^ owr Thomas
Att thatt pörleament sore trobuled^ agaynst alk ord^r ofF ryght^
1235 Accusedt' off ptvjury andf Juged<' shortly by the bisshoppjj was.
For the which^" wnto Rome made appellacion^: tyght^,
Departydif fromt' thatt p^-Heament secretly by nyghtr,
His discipulk wyth hym^, that this story wyth his pent? dyd^ grave,
And^ att Eastry hyd^ hym^ in a prevy conclave.
De recessu archipresulis.
1240 Where thorow a litillc hole herd^' allf srruyce dyvyne,
The people nott knowyngf thatt in the church^ were,
And^ aftyr masse this prelatt devowtt andr benynge
Blessed*' them^ alk wyth many a salt bitter teere.
And^ on^ alh' fowlonday w_;7/?owt eny shypp-governer^
1245 Conveyd^ was by two prestj5 in the darkenes befort' day
In a litill^' böte, a.r\de havenyd^ in Flaundres att Graveney.
Qualiter archipresul Pontiniacum ad peregrinandum elegerit.
And^ so forth^" fro thens, shortly to procede,
Game wnto Senon^r, where as the pope lay.
i) So das ms. ; der sinn dieser stelle ist mir verborgen.
Thomas Beket , epische legende AA-y
And^ by the pope gladly cowmend^', in his story as we rede,
1250 Wj'//^ grete reurrence wnto the pr^'clare monastery offPountenay:
Where liberally was mynystred^ and^ allt' his, day by day,
Off all^ mancr thyngj,y necessary wjf/i alle hartly corage,
Nygh^ by the space off II yere in his grete p^Hious
pilgrmiage.
Ther beyng^ in grete quyett the archbisshopp^ and^ alk his,
1255 Kynge Henry wnto the pope his Imbassiators sent.
And<' there nott sped^ off ther^ cowmynge Iwys:
W>//i the which^ the kynge amoved^ and^ gretly discontent,
For Ire then^ demaundydt' he anon^ verament
Alk the archbisshoppj'5' goodj'i' eschetyd^ to be,
1260 And^ alk his pr^geny to be exiledr, off very grete crueltee.
De exilio cognacionis sei Thome.
None sparyng^ alas — whatt was his grete cruelnes ! —
The tendre infantj'i- thatt in the cradellj'j' lay,
The agedd' fathers impotent, wj'Mout pyte, marcyles,
Women^ in childbede, alle banysshedf ont' a day.
1265 Demawndyd^ thatt the churdv for hym^» sholde- nott pray —
The which^ for heretyly^ and^ wnfaythfuU^ people all^
0ns a yere, the church^, hath^ a specialli? memorialkl
And^ a.\\e soch^ off his kyn^ thatt were off lawfulk age
Chargid^ to be swom^, only off this entent —
1270 Straytly on^ a boke, in his ffuryous rage —
The sorow off blessed^ Thomas to encrefe & augment :
Thatt they sholdt' nether tary, sese ne Stent
Tylltr they hadt' founde hymf owte — a cruellf dede, alas.
And^ SO camt' to Pownteney, where as seynt Thomas was.
1275 The pope & kynge Lodowyke, thatt reignedt' tho in Fraunce,
Heryng^ off this for-passynge cruellt' dede,
Hasty made provision^ for ther bodely sustenaunce,
Off charitabyll^' cowpassyonc, in this story as we reede.
Suchr was ther grace in ther necessitee andf neede,
1280 Thatt bettyr they lyvedr ther^, wj'//;outynd' wordj.y moo,
Thant' euer they dydc in Englondt' — the wyllf off gode
was soo.
The cruelty off this ordinaunce begant- ffyrst, as we fynde,
A certayn^' childf off p<7'dicion<', thatt Ra//nulffe de Brooks
hyght.-,
The which^ off oldi* malyce hatyd^ our^ Thomas in mynde
1285 Andf wnd<r the kynge hadt- the archbysshoprych«-. this cruell^r
wyckyd«- knyght
Dyspoyled«' off his goodj'j, as a tyrant, all«- thatt he myghtt- —
Yctt p;vservyd<' he the goodii off the monkvj- in Cant<rbury :
This don^ by the wyll<- off god<' ^^ \^rior Wybert_;'.f grete poUicy.
444
C. Horstmann
Qualiter archiepiscopus cepit arcius viuere.
Forsoitlu- her^ considerynge, this \Yrtuous godly prdatt,
1290 The grete multitude off liis lynage putt in proscryption^-,
Wyih the which^ the payn^ off his exile was augrgentydt' by thatt,
Yett disposed^- hym^ to lyve strayter^', off a godly entencyoni?;
Bcsyde the sherte off here thatt next hys body had^ on^,
And^ sharpe disciplyn^ thatt he toke prevely in way off penaunce,
1295 Content was wj7// inilme/ztarijs aftr/- Cistercine«cialli' reguläre
obsmiaunce.
By the which^* grete abstinence fyll^ in-to a sekenes,
Off yowthi' norysshed<' wpp wyih delicatt metj'i- playn^.
Secretly counsellydr to leue his grete straytnes
'J'hillt'') thatt he was restoredc' wnto his helthr agayn^,
1300 Chaunged^ his dyett : made hole anont' certayn^,
Lovyd^ by god<' in his grete werk;.«- a\\e
Thatt fqworgeth^^) & sparith^ whomt' by raercy Hfl.e ca.\\c.
Qualiter archiepiscopus motus est a Pontiniaco.
Kynge Henry, aftr/- this, off Inwardt' bernyngr Ire
Sent over {onre Thomas tho beyng^ att Pownteney)
1305 To the generali«' chaptrr off Cistersence, ande straytly dyd^
theme requyr(e),
On^ Jobardy off ther possessions thatt wnd<r his domynyoni? lay
To avoide his enemy thatt they hade socourd«* many a day.
Wppone this, certayne fathers in the hole chapt^'r name
Game to our^ Thomas and^ shewyd^ hym^- evyn^ this sarae
13 IG Andi? besowghtt' hymr off charytee wxth alk humble reuerence
Off" lordly consideracion^' wnto his myndd" calk,
Thatt by hym^ ther ordyr myght^ take none inco«uenyence.
Wnto the whiche onxc Thomas gaffe this sade responsalle :
»Fathers & brothrene, entyrly belovede alle,
13 15 By niyn^ occasionr, ftulk sory wolde I bee,
To see yoiir hourte that haue shewyde ws so grete humanytee.«
De recessu archipresulis a Pontiniaco.
Addynge also ande sayde one this lowly manere:
Thatt, where hitt plesithe gode to provyde off his goodnesse
For hyme ande his a place, he wolde nott tary there.
1320 Ande so toke his leve wj//i love att his recesse,
Sent to kynge Lodowyke, besowghte hyme off his hyghenesse
To soco«r hyme ande his , ffor att Pownteney no \engcr
myghte tary,
Ande shewyde hyme the cause why: by^) the occasyone off
kynge Hariy.
1) Ms. thilk St. tili. — =) = scourgeth. — 3) Ms. by by.
Thomas Beket , epische legende 445
The kyng^ heryng^ thys, fore m<?rvyled^ in his mynd^
1325 And^ shewydi? all^ thatt he hard^ wnto thern«? thatt stode abowte,
Sayeng^: »O relligion^, wher^ shall^ we the fynde?
Which^' we belefte dede to the world^ wjf/iowtyne dowte,
The world^ now feryng^, ft'rom^ the thow haste cast owte,
Recevydf' as a.nc exile in causis for the church^.
1330 Alasse, o relligioni?, why hast thow thus now werch<?!«
Wyf/i this he retorned<' wnto the messang^r agayn^,
Sayeng«': »go to thy lord^ and^ shew thus in my name:
Thatt I ofif hym^ and^' all^ his ham<?') fulk gladd* and fayn^.
And^ alk the world^ hym^ forsake, yett shalk I nott doo the same.
1335 Byd^ hym^ chose anone, and^ putt me in noo blame,
Att his own^ plesur^ in my diciont- and<? take a place,
And^ all^ ihyngys I shall^ proyyde for hym^ by goddj'j' grace.«
The messang^r this heryng^, licenciatt to retorne
Wnto our^ Thomas, andd" shewydf hym^ the kyngj'5 mynde,
1340 Gladly the kyng^ thankydr, andt' att Senon^^' chose to soiowrne,
The cytye so cowmodious, the people hberall^ andt' kynde,
Plenty ofif alk thynge ther^ euery mant' myght^ fynde.
Soo from^ Pountenay, two yer^ aftr;- his hard^ pilgrymage,
Departyde, in love off the brothrenr, andt: to Senon^t' toke
his viage.
De sompno archipresulis in recessu a Pontiniaco.
1345 The day off owr departyng^, in owr Jornay as we wentt,
Our^ archbisshopp^ sodenly begann to chaunge his chere :
Sorowfully syghed^, v/yf/i terys his face besprentt,
And^ nothyng^ mery aftyr his oldt' manert-.
The abbatt ofif Pownteney wnto hym^ drewe füll.;' nere,
1350 Off this entent, shortly now to expresse:
To inquyre and^ know the cause off his hevynesse —
As a frynd^ famyhar^, wayteng^ a metely season^.
Tho*) whom^ owr Thomas thus spake andd" sayde:
»O father abbatt, noo wondert' heiY' by reason^
1355 All^-be-hitt now my mynde wy//i sorow be ou^rfplayde.
Be secrett now my lyfe-tyme, as my tnist in yow is laydel«
»Yes, godly prHatt,« sayd<? the abbatt, »thatt shalL- bee j
Off trust whatt thatt yow shew , shall^ neu^v be difcou^rdt'
by me.«
Wj/*/^ this sayed^' to the abbatt owr blessed^- Thomas dere:
1360 »My fatheiv abbatt, in a dreme me thowght<' this nyght<-
The kynge off Englond^- and<' I before the pope were
In his auditory, onely fibr the church<- ryght«-
1) Aam = am, mit unorgan, //. — 2) ms. tlio st. to.
^,46 C. Horstmann
Stry\ yngiT. the pope toke my j>arte ande fau^rd^-') me wj/// alld-
his rayght^',
The cardina11;'5 yfy/h the kynge. and/- \vi7// thatt me thowght^
than^
1365 IUI knyghti'j wytk bryghtr s\verd_}.y paryd^- my brayn<:-pan^.
Andr by this reuelacion^ forsoith I knowe
Thatt I nott as a dreme in vayn<' shold<' hitt take here,
The which/" now viyth sorow I amr overthrowe.
Nott onely for the vision^ is alU' my moornyng^ chere —
1370 For the whiche 1 owght^* in a.\\e humble manere
Yold<- thank_).f to godc, while I haue my lyfly breth/-,
Thatt in my slepe thus hathr shewyd^ the ordyr off my deth^ —
Butt onely now for them^ I sorow most in my harte
Thatt have now folowed«' & sufferd^' grete troble for me,
1375 The whiche? suerly, I know, by detht* when^ I shall<f parte,
As shepe wantyng^ ther herdman^ disp^rsyd^ they shall<- bee.«
This vision^ wnto another^' abbatt secretly shewydr he,
Thatt testimony in the mowth^ myght^ stondt' off twaynr,
So thatt his vision^ aftyr his deth^ shold^ nott be had^ in vayn^.
Quahter archipresul Senonis a Francis sit exceptus.
1380 Thus Jornayng^, from^ Pountenay to Senon^^ cam<' ow;-
Thomas,
And^ off blissed^ hew recevyd^ (of)^) the archbisshoppc off thatt
cyty
In grete Joy yvyih the clergy and^ all^ the people thatt ther^ was,
And^ off the kyngys pwrse full<? plentuously mynystred^ in
eu^ry degree.
And^ whenr thatt kynge Lodowyke aftyr hys owne voluntee
1385 Game to the cytye : wnto the churchd' fyrst wold^ resorte,
And^ aft^r wnto owr Thoraas as a prynce, hym^ to comforte.
De commendacione Francorum.
As old«? bok_;'j wryte andi? make memoriall^',
The people off Fraunce Avere stronge & myghtj'
In lusty fresshe eloquence, prompte andr naturalis.
1390 Butt whatt be they now aftyr the new storyr
Most largefull.^ in guyftv^, replenysshed^ allii' wyfh mercy,
Specially wnto oppressyd^ strangers, thatt banysshedi? bee,
Glad<' euer to comforte, off Inwardt- entere pytee.
Thatt we haue sene att ey ande' also herdt' and^' feite
1395 In pt'/'fecte knowlege by very true experience,
How noble Fraunce hath,? wyth ws gentilly delte —
The historiall^ thus wrytith^, who liste sech^ his sentence —
i) Ms. fau^rd st. fau^rd. — 2) of fehlt im ms.
Thomas Beket, epische legende aaj
Ofif old^ callyd^-: »dou^ce Fraunce«, this realme, ofif grete
reu^rence,
For the plentuousnes ofif ffruytes thatt theryn^' habounde,
1400 For the holsom^ ayers and^ man^rs of the people ther^» v<frtuous,
Jocounde.
De cardinalibus missis a papa pro pace reforma^da.
Shortly anone, aftyr thatt we cam(? wnto Senys,
Browght^ tydyngji'j- owr Rome-messangers wj'/z^owtyn^ lees
Thatt II cardinallv5 wer^ cowmiynge, sent by the pope Iwys,
Willyam*?' off Pavy, an(d) ') one Otho , to treate off pease,
1405 The which^ iomayed^" by ws andt' ther legacy dydt' exprt'sse
Wnto owr Thomas, andr wyf/i hitt pleasid«': goddj.y honowr
savyd^' ;
And^ so from^- ws in-to Normawdy wnto kynge Henry went &
laborydi".
W_)'M the kynge thert' taryenge noo litilk tyme & space,
And<? camt' nott to ws, nor shewyd^ how they hadr doo,
1410 The kynge so willynge, as off hym<? sayedt' was,
Afft^rward^" so shewyd^, w_>7/;owte wordvi' moo ;
For the tyme he prolonged^ and^ off pease litilk wylled^ also,
And^ iff he pease wyllyd^, all^ was by simulacyon*^ —
Thus myn^ auctor wrytith^ andt- gyffithd' autentyk^- relacyont'.
141 5 Seyngt? now her<'^), this cardinallj^ both^ twayn^*,
Thatt ther legacy shold^ nott in vayn^ bee,
Offtyn^-tymes cam^ to the kynge, tretyng^ off pease certayn^,
Attentifly, assiduously, acordyng^ to theri? dutee
Sekynge pease, and^ noo way off pease the founde for certayntee ;
1420 Soo yett they retornedt' to ws andt' hade cowmunycac/ont' off thatt,
Lyfl noo thyng^ they sholdd' doo andt' allf to seme frustratt.
Ouri? metyngf to-ged^rs bytwenr thes II castellj's was :
Off Tyre & Gysor, in the co«fyniont' off Fraunce & Norma«dy.
The nyghtf before had<' a dreme owr blessedt' Thomas,
1425 The whichc in the mornyngt- goyngt' to owr ptzrlyament by & by
Sayedt': thatt one offerd<' hym*" in a pece off gold<' veraly
Venym^ — shewydt- aftt-r by Willyamc Pavy in wordii p^v-suabyll^
In wtteryngt: off his pease, very swete and^- delectabyll<-.
In his begynnyng^- good<' wordjs andf pacyficatt
1430 Wtterdr att ere, butt inwardly, who list to behold«-,
Nott litilh-, butt gretly, agaynr the church«- alL- thatt
Andr the liberty then-off was thatt he rehersydf- & told«'.
We this herynge consydred^ wji/i sobyr mynd<- cold«-,
Befon* shewyd<- to ws off owr Thomas the nocturnall«- vysyon^,
1435 Andt' anone we co;;iecte hys dreme fylh' to a trewe conclusyonf.
i) Ms. ö« St. afiJ. — 2) this fehlt?
448
C. Ilorstmann
For whatt cause and«: such^" otherr, aWc thatt the legatt>'j sayed^
Was hokk suspecte off owr archbisshoppd' Thomas,
Shewyd^ by ther^ counsellf that noo mencionc sholdr be layde
Off Clarendowne Statut;^, for the which^ (t;his') pä^rliament was.
1440 How they favored^ the kyngjs parte, here I over^passe,
Wherby owr pease was infccte wjMout hope off pease certayn^.
Thus f^romr ws they deprt'rtyd^ & retorned^ to the kynge agayn^.
Seynge herr-by the cardinalljj ther<? cowde be take noo pease
For the kynge & the realme, they renewed^ ther^ appellacyon^
1445 In the audience off the cardinallj-f wnto the popys holynesse,
Andt' for them^-selff^' , eke for the/- church;'^ reappelydd- anone.
Wji/t grete honowr son^ aftyr, in shorte conclusyon^-,
The cardinalh'^, rewardydr off the kynge füllt- nobylly,
Retorned^ wnto Rome wyf/i grete Joy andf glory.
1450 Herr fyrst poi)e Alexandra att the gladdf instance
Oft blissedt' kynge Lodowykf theys legatt_>.y ou<:r sentt
Onely by pease to stynte the grete varyaunce
Betwenc kynge Henry and^ owr Thomas off Kentt,
The kynge to have pease nott disposedtr hertr verament,
1455 As myn^ auctor shewytht-. wherfort' I overf passe
And^ shortly now shalk shew when^ the tyme off pease was.
This blessed^ Lodowykt', seyng<? the pope so desyrous,
Pease in alk condicion^ glad^ to have, and^ fayn^
As a chyld^ off pease, wjf/i myndf affectuous,
1460 Off ow;- pease to be a mediatowrf gaff hys mynd^ certayn.?
Lyke a prynce devoute, ow;- pease to optayn^-,
Wjf/i Henry owr kynge hadt' cowmunycaciont- off pease,
Pease ws to procure as a mediato?^r list nemv- sease.
De pace reformata inter regem et archiepiscopum.
To shewe her^ how sort" movedf was in his p^rilous exile
1465 Wjj^A^ the yonge kyngj^ coronacyon^ owr archbisshopp^ Thomas,
The processe is longe. wherforc I sett hert' my style
Frome thatt longe processe andt' lett hitt hert' overrpasse,
Andf shortly now shalk shew, only by goddri' grace,
Wherf pease was takenf, the place ande' also the day,
1470 W_yf/i yowr vertuous supporte andtr make no lengrr delay.
This pease was takene' att the saddr instaunce
Off blessedt' Lodowykr on^ Mary Magdalena day,
In a mede, callyd^ »traytors mede« in Fraunce —
As Herbert wryth^, so shalk I reporte andf say —
1475 I^ the confynyon^ off Camotuse & Cynomanny — this is
no nay —
i) Ms. kts st, t/its.
Thomas Beket , epische legende 4.A.Q
Betwen^ thes II castellj'^ : Vyefvy and^- Fretewall^.
Andi? thus was owr pease taken^, as hitt folowth^ her^ \vj'fA-a.\\e.
In a certayn^ playn^', sev^;-att from<' alk other^*,
The kynge and^ owr Thomas hadd^ secrett cowmunycac/on^r,
1480 On<? horsebakd' as they rode, the on<? wjtA the other^.
Amonge alk he besowght^ off the kynge a peticion^,
For the Iniuryes don<' to his church in the coronacyon«?
Off Henry, his son^, by the archbisshopp^ ofif Yorke in his
absence
Wjf/i his suffragans, them^ to ponyssh that wnlawfully gaff
hym^ assistence.
1485 The kynge this graunted^ gladly, as we reede.
Wherfor^ in the syght^ off the people thatt pr^ent wer^
Our^ Thomas lyght^ down^ from^" his horse anon^ in dede,
Fallyng^ downi? wnto the kyngys fote in all,? humble maner<?,
Hyghly the kynge thankyd^. and,? as he wold<f reascendc ther^
1490 On^ his horse, the kynge lyght^ downi^, takyngd' his stiropp,
certayn^:-,
And^ left wpp owr Thomas wppon^ his horse agayn^,
Sayng^ thus: »hitt becowmyth^ off vertuous humanytee
The inferior to serve the gret^r off reuerence.«
The people this heryng^, musyd^ for^ certayntee')
1495 Thatt the prynce list shew soch^ homble obedience;
And^ som^ att hitt sorowyd^ off grete malivolence,
The which^ befor^ off envy haddt' made discorde
Betwen«? the kynge and^ hymr, as myn^- auctor^- doth^ recorde.
Her^ made att-on*» the archbisshopp^' andt' the kynge,
1500 Wher^' frendly they depä-zlydr in most frendly wyse.
And<? \vyi/iyx\c dayes fewe wyfh the kyngj^ wrytynge
Messangers were sent to the kyngj'j- Justyce
Into Englondd', as the processe doith^ devyse,
Aftyr ryght^ wnto owr Thomas and^ zWe his to restore
1505 In full^ hole possession^ all^ thatt they had^ in Englond«" before,
Chefly, by pr^^mys made wythowiyne eny glose,
For the castell^ off Saltwode wyth the portenau;/ce,
Also for the knyght-feys ofif Wyllyam^' Roose,
Pflirteynyng^ to his church^' off longe co/ztynuaunce,
15 10 Off the whichr amonge alU' had<' a grawnte in Fraunce.
Also cowmaundyd*' the messangers , iff they went all^- in vayn^
In-to Englondc, nott to passe, butt comr to hym<- agayn^.
Aftyr this he decreyd^ ffulh- i)rudently then<-,
'^yih messangers beforr sent in-to Englond<- thoo
i) Ms. centaytttee.
Kölbing, Englische Studien. 111. 3. 29
^tQ C. Horstmann
15 15 Twf) other chefe noble, famous, wyse men^ :
Johiv Sarysbury, -wyth Herbert, thatt wrote this story loo,
Wysely to make serchi^ whichr were fren(l>\y di: foo,
And^ to knowe the trewyth«^ off his eschetyd^- possessycn*?
Whatt ordyr was takynr by pr^mys off restytucyon^.
1520 So fortlv we went to shew owr message sure,
Andr founde the kynge lycng.^ sckc in Normandy
Off a fevyr tercyan^, aftyr the cowmynr reporturff.
Where lengrr we taryed^ than<f we had^* hoped^ v^rely.
The kynge made hole, we presyd^ forth^ by & by
1525 Wnto his hyghnes and^ shewyd^ wherfor^ we wer^ sent.
Andr att thys tyme he here deferrydr ws off owr entent.
Yett att the last by ow;- grete instaunce laborious
The kynge havyngr his wordj-f to mast^r John^ Sarysbury,
Which^' spake in owr Thomas name, to whomr he saydf thus,
1530 Ws to delyurr, as shewyth the story:
>^OJohnr, as for the castell^, I shalL- nott delyurr yow, wrely,
Tylk thatt I see otherr behavyor in yow toward^ me as yett
Then^ I haue sene before, I doo yow welk to wytt.'^
By this we wnderstode infecte was ow;- message,
1535 And^ off this answer«' we knewe whatt aftrrward^ sholdi? falk.
Wherfor in-to Englondif" we forsoke owr vyage,
As we wer^ enioyned^, and^ retorned«? to ow;- mast^r w_)'M-alk,
The archbisshopp^ this heryng<f wy/// vexacion^* mentalis,
Fulk sore was amoved^, as shewythi? ws the story,
1540 Wj'//i the pr^mysse off a kynge so false & deceptory.
De primo accessu archipresulis ad regem post pacem.
This beryng^ hevy, parsonally anon^ wentt
Wnto towor off Thoren*?" ow;- v^;-tuous p;-datt Thomas,
Wher^ as the kynge hadif poynted^ a prt-Hiament,
^yth the noble Erle off Bleese, thatt Theobaldr callydi? was;
1545 Andif sharply ther^ spoke w^nto the kyngj\f good^ grace,
Shewyng^ how variabyll«^ he w^as off his promys
In restitucion^ before grauntedt-, as myn<' auctor shewyth^ Iwys.
Then^ att the last the kynge, thorowgh^ the meane & request
Off the Erle and^ other^ nob}41j'5 thatt tho p;-^sentt were,
1550 He grauntyd^ ow;- Thomas a very sure bebest
Off a plenary restitucyonr amonge allr the statj-^ there —
Wyllynge hym^ to tary in allr pryncely manerr
Tylk he cam-^ in-to Englonde, — wppon.? his good,? aberynge,
As myn^ auctor shewyth^, who list serch^ his wTytynge.
De secundo accessu eius ad regem.
1555 V\yth this the archrbisshopp^' anone' gaft" place
And<' wj'Mdrew hym(f a seasone' owte oft" his pr^sence.
Thomas Beket, epische legende 4SI
Att the last retorned*? wnto the kynge owr Thomas,
Nothyng^ to desyre, butt to procure his benyvolence.
And^ att whos cowmyng^, ^syth all^ pryncely reuerence
1560 The kynge hymr recevyd^ in most amyable wyse,
Thatt eu^/-y man«? myght^^ hitt note, as the story doth^ devyse.
Amonge all^ the kynge wnto owv- Thomas thus spake
Merely: »whatt is hitt thatt thow wyllt nott folow my wyll<f?
Certaynly thani? alk into thy handj^ I shold^ take
1565 And^ p^'rforme in alli? thy desyre to fulkfylk.«
Our^ Thomas this herynge, in mynde fulk styll^
Remembryd^ thus wrytyn^' in the gospelk for certayntee:
»Yff thow falk down^ & hono«r me, all«? shalk I geve to the.«
De preparaciont' archipresuUs ad patriam.
The next day, licencyatt, removedr from^ the kynge
1570 And«' retorned^ wnto Senon^*:', thatt noble cytee,
To prepar^ allf this redy for his home-goynge.
Wheri^ the lord;.y off Fraunce recevyd^ hym^ aftyr hys degree,
Andd" specially kynge Lodowyk^ wyth alk pr/ncely humanytee,
Alk thyngj'^f p/-(?vyd}nge beforf for hym<!' & hys, necessary,
1575 Wnto the nombre off a C horsys, as shevvyth the story.
Andd' att his departyng^, wyth many a salt byttcv ter^
Hys face besprent, toke licence off the kynge
Andf off alk the lordi,y off Fraunce thatt präsent wer^,
And^ hartely them^ thankyd^ for his grete cherysshynge.
1580 Thus licencyatt, thorowgh^ Fraunce cam^ rydyng^
And<? shyppydf' att Wyttsand«', as the story makithr mynde.
Wher^ godr had^ hym<' sent both«- fayr^ wedyr & wynde.
Andi?" or thatt he toke shypp^, his messangere sentt over^
Wi//; the popes lettyrs, for the bisshoppj'.y a generalis suspensyon.^.
1585 Off the whichr some off them«' came wnto Doverr,
Willynge to passe the see aftyr there entention<' :
Roger«' archbisshoppr off Yorke , Gilbert Felyott bisshopp^ oft'
London«',
And«" Jocellyne oft" Sarysbury, rcceyved«' then* wnwarly
Lett(?/-s off ther^ Qxcom}?iun\c2icione , thatt crowned«- the yong«'
kynge wnlawfully.
1590 Aftyr this on«" a day, as we roomyd«' by the see-stronde,
The wether«" to behold«' & owr shyppj'jr, \\yf/i owr Thomas,
A shypp«- we p«'/-cevyd^ cowmyng«' owt oft" Englond«'
Toward«" owr havyn^ saylyng«' a lusty pase.
And«' oft" the sh)'pmen«' we axed«- whatt tidyngj'i- ther«- was
1595 And«- whatt talkynge in Englond«' oft' ws was hadd«'.
Some answerd«? and«* sayed«*: nothyng«* butt good«' & gladd«'.
Att the last wyt/i the goui-z-ner«-, thatt the shypp«- shold«- guyde,
The disciple, thatt this wrote, oft' ow;- blessed«- Thomas
452
C. Horslmann
'VJylk hyxac hadf cowmunycac/on<' secretly a-syde
1600 And<- asked^ hym^ the trewth^ whatt the talkyng^ was.
He answerd^ andr sayed^: ^'O ye wrechys, alas,
hWi- the londe wyth yow is amovedd', & likly ye ar*? to be slayn^,
For the cursynge specially off the bisshopp^^, certayn^.
Ther") hath conspired^ ayenst yoiir mast^r reu^rrent,
1605 Off therr propyr malice or by the froward^ wylk off other<r,
Wy/// the l)isshopp^^, before rehersyd^, Raynold«? Waren^, vice-
count off Kent,
And<^ Geruase Cornelia, Ranulff Broke in a.xrc\our waytyngr yowr
co;//myng<'-ovyr ;
The which yest^rday ye cursed/- in the town^ off Dovyr.«
This saydr, toke his leve, & thanked^ hym^ hyghdy
1610 For the trewyth^', andf this he shewyd^ wnto owr Thowas
secretly,
Sayngf*: »Syr, thus and^ thus sayd^' wnto me faythfuUy
The governeiY off the shypp^ thatt hath^ taken^ porte her^.«
And<? as my lord^ and^ I brake off this matter newly,
A felowe off owrys famylyar^ drewe wnto ws fuU^ ner^,
161 5 Callyd^ Gu«tar^, a man^ symple, thatt dred<? god^ y/yt/i kxe,
Wndesyredr this heryng^, sodenly wnto owr Thomas sayd«- hee :
»Hitt wer^ wysdom^ to tary, tyll^ off pease we had^ a grett^r
suertee.«
Responsio discipuli ad magistrum.
And^ vfyih thatt wnto Bosham^' sayd^' owr vYrtuous Thomas :
»Whatt sayst thow now here wnto this?«
1620 Bosham^- thus answerd^': »yff hitt please your good^ grace,
The mesur^ off my litill^ wytt hitt excedith^' to shewe Iwys ;
Yett iff ye co;«maund^ me, I shalk shew as my mynd^ dothi?
gysse.
Bett<?r hitt weir now to goo forth^, passe and^- proced^,
And^ rather^ to dye, thani? to retorn^, yff hitt werr nede.«
1625 Thys sayed^, shortly anont' gaff answeri^ owr Thomas:
»Hard^ is thys sayengif, and^ who shalk hitt fullfyll^.«
Wnto hymr thatt spake before, gyvyng^ counselk: in noo case
Owr Thomas Englond^ to entree aftyr his mynd<? & wyllc,
Expr^ssyng^ his name anon^ sayd^ thus hym^ tylk:
1630 »O Guntare, the lond^ I see, and^ by favor off god^ I shall<?
Entyr, suerly knowyng^ thatt I shalk shedi? my blöd*? yfyth^\\e.^
.The VIII'^ yer^ off his consecracion^ & the VIP'^ yer^ off his
exyll^,
The which^ was in the yer^ suerly off grace
A thowsand^ a hundreth^ thre score & ten«? ffull«',
i) Ms. ther st. thei od. tliat?
Thomas Beket, epische legende 4^X
1635 Entyrd<? the see owr v^rtuous prelatt Thomas
And^ londyd^ att Sandwych^, as the wyll^ off god^ was,
Wher<? off his wj/// alk Joy recevyd.?, as myn^ auctor doth
record(?,
Sayngi?: »Missed^ be he thatt is com^ in the name off owr lord^U
The knyght^i^, before rehersyd«?, aft^r ther hope vayn<?
1640 Decevyd^', wenyng^ ws to haue londyd^' att arii? other*? place,
Toke ther^ armour hastyly and^ cam^ to Sandwych^ playn<?,
Wnethis made salutac/on^, & fersly spake to owr Thomas,
Enserchyng^' the cause why thatt he so hasty was
In the e\co/n7?ii/n\c:\.ciov\e off the bisshoppj'j" att his fyrst co;//myng^
1645 To the trobylk off a\\e the lande & the displesur^ off the kynge.
The archbisshopp^' full^ cowldly answerd^ agayn^:
»Here have I now wnto the kynge doo noo trespasse
Nor wnto the realme ; for, thatt I haue done, certayn^,
Was \^y/h the permyssion^ and^' free wyll^ off his goodd' grace.«
1650 The iniury don^" by the bisshopp,^^ wnto his place,
Sayed^', cowed^» nott remayne wj'///out sharpe correction^,
Anoyntyngd" the yonge kynge off wsurpacion^.
Forsoth^», herynge the kynge her^ as doer^ off the dede
Praysed<?, the knyghtj/^ gan^» to speke niore coldlyer^
1655 And^ made grete instaunce, in the story as we reede,
For the absolucion^ off the bisshoppj^ there.
The which^ to his counsell^ deferryd^ ther^ answer^
Tylk thatt the next day he cam^ to Cantorbury.
And^ soo the knyghtj^ dep^rtyd^, as shewyth^ the story.
1660 The next day owr Thomas to Cantorbury drewe.
Wher^ off alV the powr people recevyd<' was
Gladly, as goddys angelU-, and<' hym<' dydr pursewe
Clusteryng^ to-geders, old^, yonge, anr hasty pas ;
Some p;-c^stratt fyll^ down<' before owr blessed^' Thomas,
1665 Some putt off ther^ garment_>'i' andr cast themr in the way,
Sayng^': >; welcome in the name off owr lord^' this dayl<s
Prestj'5^ wyth ther^ parisshones by the way hymr mett,
Salutyng<- ther^- father^ and^* askyng^- his blessynge,
WyM ordinatt procession*? Joyfully sett,
1670 Grosses before them<', and<' fuU^' devoutly syngyng«-,
The bellys in eurry coste lustely ryngynge.
Wnethis to Cantorbury myght^* com^- thatt day —
The resorte off the people so grete was in the way.
Wher^ fulk solemply agaynr he recevydr was
1675 Off a\\e his dere brethren^* there in the most ioyfull<- wyse,
W^/// salt byttrr terys raylyng^- down<' by ther<' face
For Joy and<' gladnes, as the story doth^- devyse.
And^ prostratt he fy]l<- down<- aft<7- the regulär«- guyse
454
C. Horstmann
Enteryng^" his church^ wy/h i\\\\e grete devoc/on^,
1680 Prayed<r, arose, and^ ther^» gaff his benediction^*,
Our^ Thomas, stondyng<' in his episco[)all<' see,
Recevyd^' allr his brcthren^' in the küsse off pease.
This donr , aftyr in-to the chapt^'r-housc went hee
Ax\<^e made a full^ clere sermon^ l^efore the grete preas,
1685 Whos antetheme was this, wyMowtyn*? eny les : —
Non habem/^5 hie ciuitatem manentem e. c. , —
Thatt is in owr mothertonge as moch^ thus to say :
Here we havc noo cytee to reste ws in ahvay.
The sermonr don<', wyih allr the grete solempnytee
Off thatt same fest, wyth his into the palyce went,
1690 Ledyng^' all^ thatt same day in grete felycytee.
The next day retornyd<' wnto hym<? verament
The knyght_)',f, -wyth certayn^ clerkyj, off this entent :
To have a inWe answer^ off ther<r peticion^,
The which^ was onely thys: the bisshopp,)/^ absolucion^.
Responsio sei Thowe mihtibus de episcopis exco;«w?/«icatis.
1695 Our^ Thomas wnto them^ full^ wysely gaff this answer^:
»Wy/'/i the sentence and<' decree off the popys powwr
Nott lefull^ in eny wyse for me to dele wyth here.«
Yett neu<:'rthelesse he sayd^ as a comforto?^r :
Yfif a caucyon<f myght^ haue to save hys \\onour,
1700 Off the popys ratyfyeng^ he durst be bold^
Them^ to assoyle, yff they here the church<? obey wold<' —
Or eis thus answerd«? & sayd^: this wold^ he nott doo.
V^yth the which^' the knyght^^ full^ sore amoved«- wer^,
And^- yNyth indignacion^ hastyly went hym^ froo,
1705 Havyngr prowed^' worAys, abusyons for to here,
As vaync auctor Herbert gevyth knowlege fullr clere.
Amonge a\\e one off them^ rehersyd^ before,
Rafe Brockt', his cursyd^ tonge exaltyd^ eu^rmori?.
And^ yett owr Thomas, as a man^ fuU^ pacyentt,
17 10 Behaved^ hym^* as he herdr nothyng*^ off therr mode,
Havyng^ noo man^r off reproves veramentt
Therr malicious angerc to encrese : he was so veray goode.
The clerk_>'5, wyt/i the knynghtj'^y sentt, anon<' they yode
Agayn^' wnto the bisshoppj^ thatt acursed^ werr,
1 7 1 5 Shewyng^ off ther^ peticion^ whatt was the answerr.
Theni' hitt was talkyd^ in this maner^" off forme (!) thoo
Thatt two off the bisshopp_>'i- woldr gladly enclyne,
The bisshopp^ off Londons, andr off Sarysbury alsoo,
Here to be asoyled«' off owr Thomas benynge.
1720 Butt the archbisshoppr off Yorke, off spirytt malyngne,
Thomas Beket, epische legende acc
Chaunged^ ther mynd^, whos confidens was alle in good^,
And^ soo both^ two wyt/i hyni^ here flyllf acursyd^ stood«'.
De episcopis regem iterum contra archiep. instigantibus.
By whos grete sotelk dedly persuasyon^ *
Over the see they went, off the kynge to haue socour^.
1725 And^ fownde hyme' in Norma«dy att his mansyonc
Besyd^" the good^' cytee off Baioce, called^' Burr^,
A Utill^ befor^ cristmas, as shewyth^ myn^ auctord".
The kynge off them^ salutyd^, fyll^ down^ to his foote,
Besechyngr his good^ grace off refuteous boote ;
1730 Off a croked^ mynde shewyng^ on^ this wys^
How thatt owr blessed^ Thomas att his home-co/«myng<f
Haddd? them^ trobled^, and^ off a false froward^ surmyse,
The hole realme eke, to the disshonor^" off the kynge ;
The cause necessary and^ honest alegynge
1735 For ther^ excuse, was for the coronacyon^
Off his very trewe heyre andf dere beloved^ son.?.
Thus by ther^ occasyon<? ffuU^ dedly to here
The kynge wtterly was sett agaynst owr Thomas,
Provokydi? wnto hote yre aher this maner^"
1740 In dyuers wayes, as shall^ be shewyd^', or I passe.
Butt now here shall^ retorn^ onely by godys grace
My style wnto owr Thomas, andt" shewe here in deede
Att his cowmynge-yn^ off his demene, as I reede-
Ourr Thomas aftyr his cowmyng^ w_>'///yn^ dayes fewe
1745 Wnto the yonge kynge sent Richard*'', pr/or off Dovyr,
A man^ eloquent, to certifye & to shewe,
As his grete duty was, off his co;«myngf ovyr.
And<' shewyd^ as he was cowmaundydt-, wyt/i mynd^ sobyr,
Excusynge owr Thomas for the Suspension^
1750 Off the bisshopp^yj, by the wylk off his father don^;
Addyngr also thatt he myndyd<^' \\y//iynr short space
Fullr redy wold<' make to vysett his hyghnesse.
The yong<' kynge wold^ nott her^' his messang^'r in noo case
Nor his wordj^ accepte, as shewyth^' the processe — :
1755 Nott off the chyld^y^ mynde we take her«- this, doutlesse,
Butt onely for fere off his ffather in deede,
As in the legend«- we evydently may reede.
Wherfor owr messangrr and<' owr lovydf brothen-
In the kyngv-y courte hadi- noo cherefull<' countcnaunce,
1760 l'eryngt' the kyngys father — cowed<' be none other<'.
This sene, shortly, as the story makith«- remembraunce,
Ourr messang<r came andr shcwyd<' the trew cyrcuwstaunce,
How off the yonge kynge his message was nott herd<- playn<-,
Andi' none othen' answert* browght«' wnto owr Thomas agayn<-.
.-g C. Horstmann
1765 Thys heryng^, prepared^" hynv in his ownr persona
To visett the yonge kynge. ande aftrr his provynce
Ryally recevyd^, wReiK» he cam^ to Londons,
As a hedd^-patron^, wy/Zi all^ humble reuerence.
To whomf fromr the yonge kynge, as shewyth^' the sentence,
1770 Game messagc \\yi/i Inhibicion^, as we reedr:
Thatt further^ in-to the reahrie he sholdr nott proced^.
This heryng^- his enmyes, thatt fiirther shold^- nott passe,
Full^' prowdly left wp they herr tlier^ he(ld>'^ a-hy,
Manasshyngr owr good^* prHatt andr Joyfulk off this case;
1775 And^ chefely they thatt were off Brock_>'s progeny ;
Amonge alV one thatt hyght^ Robert, Mh' shamefully
In grete despyte smote off owr Thomas-his horse-tayle
Thatt caryed<? the kechyn^ stuffc in his owt-travayle.
De sacerdote reHquias ei deferente, ex visu sei Laurencii.
secundum Johanem Exoniensem.
Soo wnto Cantorbury owr pr^latt turnedr agayn<',
1780 To solempny^e ther^' the grete fest off Cristmas.
And^ in a boke as I haue red<? certayn^,
By Wrothamif- cam^ owr blessedr Thomas:
Wyf/i whome mett a powr prest, as he gan^ passe,
And^ toke hym^ relyques off seynt Cicele & Laurence,
1785 Prevely betwen^ them^ bothr, as shewythr the sentence.
Then^ owr good^ Thomas asked<' the priste anon^
How thatt he here knew thatt they soch^ reHques wer^.
He sayed^: seynt Laurence apperydi? in a vision^
Wnto hym<? & so shewyd^, by this pr^-y tokyn<f here:
1790 Thatt newly broken^ ye feit yo«r shert off heer^,
Brethyngf whether ye myghtd' make chaunge or noo,
Reserchidr yo//r-selff, andr founde hitt all^* hole thoo.«
Wnto this the archbisshopp^ amonge all<? other^
Sayd^: »in the v^rtew off the holy gost now blyve
1795 And^ in the way off obedience I charge the, my brotheri?,
To nomani!' this tellr, me beyngr heir alyve!«
Wnto this anont' answerdi? the prest füllt- ryve:
»Nay, my dere lord^', thatt shalk I never in noo case.«
And^ thus he dep^rrtydi? fronv owr blessed(r Thomas.
De gestis ejus in die natalis domini.
1800 Then^ aftyrwardr in his pontificalk aray
Red<f the gospellr off" Cristi\j generacion^
On<!' Crist>'5 blessed,? nyghtr, & sänge hy-masse that day
Att the hyght- altar^- wyf/i ffulL' grete deuocionr.
And,? in thatt masse whyle made a fulk clere sermon^,
1805 Where he had^ grete audience both<' oft" yonge «S: old^,
And<? cursyd^ ther^ certayn^- off the old,? kyng_)'5 howsehold^,
Thomas Beket, epische legende acj
Specially Raft> Brocke, and^" Robert, hys brotheri",
Thatt had^ dishonest bis horse in way off despyte,
Openly by nam^ in thatt pres, befor^ alV other^,
1810 By the grete censure off the church^ them^ both^ to requyte.
Also in bis sermon^', as rfiyn^" auctor doth(? wryte,
Shewyd^ thatt he shold^ nott longe in this liff here
Tary — for the which^ sorowyd^' alle thatt p/rsent were.
Masse don^, in-to bis palace wentt to bis mete,
181 5 Worshupfully servyd,?, as a pr<?latt sholdd' bee;
Made mery wyt/i bis Company, and^ flessbe dyd^" ete,
Howbebitt on<? fryday was thatt solempnytee —
More reUgious eu.f'rmor^' thus Jugyd^ bee
So for to doo thenr other-wyse forto absteyn^,
1820 Obeyng^ ay the p;rcept off the church^, certaynd».
De recessu discipuli ab eo.
The next day aftyr, as the story makytb<' mynde,
Heryng^ off bis deth^ the grete conspiracion^,
Callyd^ bis discipyll^ beloved^, trewe and<' kynd^,
• Herbert ; bavyng^ secrett wordj'^ to hym»? alon^ ,
1825 Sayeng^": »I haue disposed<? the to go fortb^' anon^
Wnto my lord^ Lodowyk«-, thatt kynge off Fraunce is,
And^ eke to my dere brotber«? archbissbopp^ off Senys,
And^ to other^" ryall^ stat^yi- off thatt noble countree;
Thatt tbow sbalt here sbew wnto them^ tbe \era)' sotb^
1830 Off owr pease, thatt tbow hast herd^' & dayly mayst see:
How pease we can<' none bave & how owr faynede' pease doth^-,
Hopyng^ off pease, andd" alk to trobylk now goithir.«
W}>//i thatt wept bis discipylb- wj'f/ioute wordjs moo
And^ sayd^: »alas, father^, wby dost tbow here now soo?
1835 Forsotb^ verely I knowe andc sure I amd" now here
Thatt neu^r in this flessb^ I sbalb' see the agayn<'.
I purposidr, feytbfully aftyr my trew pow«r
By the to stonde, butt I see all^* is in vaynr;
Hitt semyth^ tbow sekyst here occasyon^' playn^'
1840 Frome the frute off thy ende to defraude me thys day,
Thatt wnto this tyme haue be stedfaste \vj//i the alhvay,
Nor eu^T sbalbe, as I perceve & guys,
No partynerr her^ off thy etcrnaWe glory,
Which^ hath be felovv \\y//i tbe in grete paynys.c
1845 To whom^ answerd«' owr Thomas, as sbewyth«' the story,
Wy//i teerys berstyng^ owt : »nott soo, my son<\ truely ;
Off thy frutefulb- desyre mayst nott be defraudyd<- wellr
Fulfi[yllyng<' the pr<'cept oft" thy fatbep- Cv: councelb*.
Forsoth^, thatt tbow sayst and<- wcpist now for«',
1850 Truely & in deede bitt shalb' sbortly now com«- to passe:
458 C. Horstmann
For in this flessh ihow shalt neuer see me mor^;
Andf yett I wylk thatt thow shalt goo, sayd^ owr Thomas,
Pr/ncipally bycause here the kyng^^ good^ grace
Hath the suspecte in causys off the church^*.
1855 Departe on^ my blcssyng<' and^" here my wyll^ now werch^l«
The 111'^= day off cristmas, which^ was seynt John^ day,
In the derke nyght^-, for fere off foraudefullr gyle
Off owr grete enmyes, thatt lay by the way,
Ws to betrappe aftrr ther^ false sotellr grete wyle,
1860 Evyr now and^ than^", shortly here to compyle:
He ranne to bis niaster^» wyf/i many a salt bitt^-r tere
Askyng^' bis patrrnall^- blessynge, «S: so toke bis leve here.
De Ira regis iterata per einscopos excowwi^mcatos.
Now here hitt folowythr how the bisshopp_>'j thre,
Rehersyd^ before, stondyng^' excommunycatt,
1865 Off malece, agayn^- the ordyr^ off charytee
Accusydt' wnto the oldf kynge owr vrrtuous prHatt.
For the which^», as shewyth^' ws the story platt,
Heryng^r ther^" complayntj-^, was sett wppon^ Ire
And^ in maner<? by bis word^5 bis deth<? gan«? to conspyre,
1870 Openly sayeng^ in bis grete furious mode —
Offtynr-tymes off inward<' Irous inflammacyom'
Brekyng^ owt in a dedly voyce, as ') a mani? wood^,
Cursyng^ all^ them^ thatt by bis gyft or collacyon^
Had^ takyn^ eny benefyte off temporall^ pr^mocyonr,
1875 Demyng^ wnto hym^ they wer^ alkway obnoxious
Soferyng<? one prrste so sore to troble bis realme thus.
Thus oft in bis brennyngi- Ire made replicacion^.
This beryng^- IUI kn(y)gbt_)'j-, thatt nygh(? hys body were,
The soverayn«? lord^ to please off a corrupte entencyon^
1880 Fovthwyf/i, a sure vow made owr Thomas to sie bert",
And^' gladly conspired^' aftyr ther^ cruelk maner^
In the deth off owr archbisshoppe, theis IUI mortalb' fon^',
Wbos names shalbe sbewydr folowyngly here anond':
De nominibus militum.
The fyrst hyght^' Hew Alorvelb', the II'^^ Reynoldr Berson^,
1885 The Illde Will/;7m Tracy, the IIIP»^^ Richarde Bryte.
All^ the wnto the old<^ kynge cubiculars werc echeon^-,
Off nature prone & redy cruelly to smyte,
The wbicb^' in bloddc-sbedyng^ they eu^;- haddf delyte.
Sworne to-geders, saylyngt' in-to Englond«' yoode
1890 Andd' sodenly mette att-ons in the castelb' off Saltwod<r.
i) Ms. ad St. as.
Thomas Beket, epische legende 45^
Wher^fore grete tryuwphe thes ministres off the fyend^
Hadd<? thatt day and«? by fortune wer^ made bold^*,
Seyngd' thatt wyth them^' was bothd' water^' and^ wynde
And^ so prosperoiisly mett att the castell^' hold^,
1895 Demyng^ thatt god«? her^ for them^ pr^vyd^ so wold^.
And^ ther«?- they tretyd^ alk thatt day and^ nyght^
Off owr Thomas deth^ ^^yth Raff<f Brockt', thatt cursed^- knyght^-.')
The next day, which^ was holy Innocentj^ day,
Wjk//ü cursedf Company wnto Cantorbury dyd^ dresse
1900 Thes IUI cruellt' knyghtj'^, in ther^ knyghtly best aray,
WyM thenv nothynge beryng^ biitt armowr; in woodnesse
Som^ cam^ \syth swerdj^ and<? gle\ys, yett pr^vyly neu^rtheles,
Lyfl owr blessedd- Thomas fro them^ shold^ away fle —
Which^ never^ myndyd^ so, butt rather^- to dye thowght^ he.
De militibus armatis irruentibus in palacium cum cohorte.
1905 The next day, the V^'^^ day off Crystj-i- byrth^, sure,
Thes knyghtj'^ prowdly in-to the pale^e ran^-
Aboiit the houre off evynsong^», as fonnys \\'ythovXyv\e norture
Havynge no salutacyon^ to non^ erthly man^,
Game in-to the chambyr where owr Thomas satt than^',
1910 Serchynge iff he the bisshoppi'^ wold^^ assoyle or noo
Suspendyd^ andi? excom»iun\c3itt att thatt season^ thoo.
To whom^ myldly owr archbisshopp^ gaff this answer^,
Sayeng^: »hitt farr^ excedith^- the pow7/r here off me
To wnlose which so straytly ar now bownd^ her<>,
191 5 Nott by me, butt by the pojjys fullr grete auctorytee.«
WyiA this, grennyngr wyf/i ther teth^- on^' hym^-, for certayntee,
Went owt andr hastely armyd^ them^' anon<'
Besydd' the garden^' there, thes IUI cruelk' fon<'.
The knyghtp-, thus armyd^-, gaderyngr there Company,
1920 Wyit/i swerdj'5 andi;' other<- sharpe instrumentr^ sun-
By the wyndows off the pale^e brake in by & by,
The doores for (exe kepte by seruaunti'j-, so havynge' eure.
And^ they thatt satte in the chambyre wyf/i owr prelatt demure,
Feryng^ thys grete noyse, att ere when^' they hytt hard<',
1925 Moved(^' owr Thomas to avoydi' for his sure safgard*'
In-to the churchr, for a more sure place.
Whos advyce forsoke, andf kept his chambyr styll<-,
As one thatt feryd<' nott deth^- in noo-maner^- case;
Wnethys they cowedt' constraync hym,' to folow ther<- wylL- —
1) Unten steht unter dieser strophe v. a. li. :
Willielmus Trasye, Rcginaldiis filius Vrsi,
Richardus Hrito, ncc nun Moreuiliw.r Hugo,
Tlioniam marterium fccere subire beatuni.
460 C. Horstmann
1930 V>y grace forsoth/' his chere in this strayte article
Was litill<' chaunged^, so thatt ther^" cowd^ nott aper^
In hym^- by countenaunce off deth^ noo msLiirr off fere.
Thus gcyng^- in-to the church^ wy/Zi a softe pace,
Nott seyngi? his crosse borne in his presence
1935 Shortly for hitt callyd<' owr blessed«? prrlatt Thomas,
Andr taryed^ tylU' hytt cam^, as shcHyth^* the sentence ;
Folowyng^ owr savyour<' Crist off a spiritualh' fervence,
Preparedc hym^'-silff wnto the Crosse off dethr
In the church^-cause tyll<' thatt he gave wpp his breth^.
1940 Thus enteryng^ in-to the church^ this blessedf manr,
Anont' alk soch as waytedr on^ hymr ther^"
Fledd^' from^ hym*' and^" in-to the crowyd).? ran^
Off the church^ and^ crept wnder the awters for fer«?;
Somf" shettyd^" the church-dorys in hasty maner^
1945 Wj^/i lok^ & key and^ barrydr them^ fulk faste,
Thatt none shold^ entyr by force, this was ther<f caste.
Thes knyghtj.f & manifquellers folovved^ hym^ by & by
In armowr wj/^ swerdj^ sharpe, bryght & clere,
And^ att the churchd'-gatj.y made a terribyll^' cry
1950 Sayng^": >.ye thatt be wj///yn<', opynr the doorys here!-^
OuH' Thomas, this herynge, co//'miawndyd(? anon«' there
The dorys to be open^, and^' saydd-, for certayntee :
The churchi' as a castell^ owght^ nott kepte to bee.
The levys made opyn^ off the church<'-doour^,
1955 Fersly ran^ yn^ thes IUI knyghtj.«- cruelk.
Andd" one off them<' cryed^': »wher^ is this traytouri??«
Wnto this owr Thomas into silence fell^.
An^ other^" also cryed^, as myn^ auctor doth^ tell^:
»Where is the archbisshopp^?« owr Thomas here spake anon^:
i960 »I am^ he; whatt wold^ ye, my mortalk fooys echon«'?«
To whom^ agayn^ prowdly thatt knyght.?' anon^" sayd^ platt:
»Thowe here shalt dye andd' no lengt-r in this life bee.«
Our«? Thomas tho answerd^*: »fuhr glad^- I am^ off" thatt,
In the ryght<' off the church andr to kepe hitt in libertee.
1965 Sithr thatt my hede desyre so sore now here all^ ye,
I Charge yow on<' my curse andr also in goddv^ name:
Monk, secular^ ye nott noye, butt ley onr me the blam^l«
Wy^/i this rebukydt' the cruellr knyghtj'^ therr
Off ther^' enteryngr pr^sumptuous and^ full^ inordinatt,
1970 Thatt so vyolently durst entyr the motherr-church here.
And«» one off them<' by the habergyoni^' toke owr prdatt
Wjf/i myghtc off hand^, thatt he nygh^- fyllr down^ platt
Wnto the pavyment — this was Wyllyam^ Tracy,
As aftyrwardd- he confessydr, thus shewyth^ the story.
Thomas Beket, epische legende a6i
1975 Wnto ane other^ wyf/i a swerd^» drawne-, thatt Reynolds hight^,
Sayed^: ^O Reynolds, I haue ben^ beneficialL' wnto the,
Andf now co;«myst to me here in harnesse bryght^?'<
Wy/k thatt by the palk to(ke)^) the archbisshopp he,
Sayng^: »now shalte thow hitt know, com^ owt here wj'//? me!«
1980 W>7/i myght^ pluckyd^ his palk owt off his hand<: agayn^
And^ sayed^: »nay, thatt I wyll^ nott do now thy wyll^, here
playn^. «
Thus here for the church^-ryght^ owr blessed^ Thomas
Seyng^ thatt desyred«* deth^ here drew hym^ ny,
Fylk down^ on^ hys kneys devoutly, when' he was,
1985 Befor^ the autor^^) off seynt Benett, andf left wpp hys handj'5 hy,
Sayeng^ thes last wordj'i', as shewyth the story :
.>Wnto god^" and(' owr blessedr lady , seynt Denys & patrt'nys
echon^
Off this church^ I me cowmend«? in the church-cause here alon^. '<
(Deo et beate Marie et scis huius ecclesie patronis beatoque
Dionisio martiri commendo meipsum et ecclesie causam.)
And^ -wjik this Wyllyamr Tracy his swerd^ owt drewe,
1990 Leftyng^ wpp his handr, made profyr to smyte.
This seyngi' a clerke off his, full^ stedfast and^* trewe.
Thatt folowed^ to see the ende, as mynt' auctor dothf wryte,
Starte-to and^, wj h hys arme to bere off the stroke quyte,
Hasty cam^ on^; -^yth the whichr sore woundyd^- was,
1995 In defence off his mastrr, owr blessed^' Thomas — :
Whos remewbraunce in the blessyng<' off godr be,
Callyd<' Edwarde Grymr, borne, who list loke.
In the castell^ off Cantorbury, as shewyth the auctoritee
Off master^ Herbert Bosham^', thatt wrote this boke.
2000 This clerke, thus hurte, hys arme away toke.
And«? the remanent off the stroke fylk one owr Tho/^ms hed^-,
Thatt by his face the pz/rpyllf blodt- rayled<' down^ redd^".
y^yth the fyrst stroke thatt he toke, fylk off hys pilion.?;
And^ for all(!' his blody hed^" made his prayers as yett.
2005 The second^ stroke anon^- gave hym<? syr Reynoldt- Berson^-,
W_)'/// the whichr wnto almyghty godc gave wpp his spiritt.
The III'^^ paryd^' off his crown^-, as mynr auctor doth wryte.
The IIIP'^' in the same wounde fleryd<' both«- blöd«- and«- brayn<-,
Brak«: his swerdr poynt andc left hitt in the church«-, certayn«-.
De enormitate sacrilegij.
20 TO Thes horrible homycydes nott yett content wyth this,
One off themt* retornedt' & bt'sprenkyld«- both brayn^- v*v: blöd«*
Over all«' the pavyment wj7// the i)oynt off his swerd«- Iwys,
i) Ms. to St. toke. — 2) Ms. autor od. aiitcr?
462 C. Horstmann
Robert Brockr he hyght^. and^ ahyre his Company yode
Into the cytee, and<^ in jjlacys wher^' thatt tliey stode
2015 Mudc grc'tc triuwj^he oft" ther^- far^-passyng^ cruell^ dede,
VVhoos tyranny off Nero the tyranny farc dydf excede. —
O sorowfulU' spectakyll^', o wnherd-off (:riidel)te
Off thenid* thatt werc callyd<' hcre as cristenr menr,
Worse then^* paynymes which^ off hyrthr cV natyuytee
2020 Folowyngr ther^' forefathers eurr \vnfa\thfullr \ve ken^"!
This homycyde inexecra])yllr excede alle othen- thenr,
As children^' sleyngt' therc father<' wi7//yn<' his s]j/>//uall(? niodirf
wombe,
Thatt now in his p//;-pyll<' wede folowethr the celestialk lombe. —
Thus dyed.^ for the churchc-ryght^' laureat Thomas der<',
2025 Thatt feryd<' nott the thretj'5 off thes cruellr knyghtjT allr,
Nor sought<' the glory off terrestrialk dignytee here
Butt onely the grete Joy thatt is perpetuallr.
Yerys off owr lordc, to make true rehersalk,
A thowsand^ a hunderyd^ threscore andc tenr playn^,
2030 On^ tvvysday, the XXIX'' day off decembre, certayn^.
De martirio ejus cognito in Jerusalem infra dies XV.
And^" aft^r the passyon^ off owr blessedr new martyr
His Martyrdom^ wythyn^ XV dayes knowenr was
In Jerusalem, as the story makith^ mencion^' clere.
Andr how hitt was knowenr, I shall<^ nott lett hitt passe.
2035 A patriarkr off Jerusalem, Eraclius thatt callyd^ was,
Subdued^* by paynymes, and^ aftrr his sore grete oppresse
Game into Englondc?', to haue helpe off knyghtly prowesse.
Andi? a.(ter this as hitt chauncedr anon^-,
Talkynge was had<' off ow;- blessed^- archimartr;- Thomas
2040 Wnto the patriark^', and^' ordyr off hys holy liff & co;/u^rsacyom'.
The patriark(:' tho shewyd^ how wi7//yn^ the tyme «Sc space
Off XV dayes in Jerusalem his deth^ knowenr was
And^ in all^ thatt realme raade opyn^ thorowe,
As ye shalk here nowe the ordyr & maner^ howe.
2045 In thatt famose realme therr is a certaynr abbay,
Wher^ as a blessed^ monk^^ off holy conurrsacyonr
Was visett wy7// sekenes andr dyedr thatt same day
Thatt owr Thomas was slayn.^, as the story makith^ mencyon«'.
The which^ the abbott loved^ off a spiritualk affectionr
2050 And^ desyred^ hynv aftyr his deth^ to com^ agaynr,
Yff god^ wold^' p^rmytt, to shewe howe he flode, certayn^.
This graunted^?, andd" aft^r the historialli* pr^cesse
V^ythyne fewe dayes this monk^ cam^ agayn^
Wnto his abbott, acordyng^ wnto his promysse,
2055 And^ shewydr thatt he was in grete Joy, certaynr;
Thomas Beket , epische legende • a6^
Also, when^ he departyde from^ his body, playn^
Sayed^, borne wpp by angellj'i' was andr sawe owr lord^ ;
And<? aftyr hym^ camr a grete man^, as he dyd^ recordi?,
Cowducte by a.nge\\}'s v^yth grete solempne pr^cessyon^,
2060 In whichi? were patriarkj'jr, ^^ro^^\\Q^Xys , apostelljj andc" saynt)-^
all^ —
Off ther^ grete nombyr the story makyth^ no mencioiv:
Soch^ was the multitude, off thatt syght^" celestiall^ ;
This man^ stode befor<' owr lord^ as a martir laureall^,
His hed^ alk to-rent, whos purpyll^ blod^ down^ ran^
2065 Oute off his wounde; to whom^ owr lordr sayde than«?:
»Thomas, thus hitt becowmyth^ an^ actiff spirituall^' knyght^
To entyr into the palece off his pr/nce and^ lordf,
And^" wj'/// this addyd^ also anorid* forth^-ryght^ :
»No lesse Joy I geve the« — as the story doth^ recorde —
2070 »Than^' I haue geve to Petyr« — this was a glorious word(f!
Andi? viyth this a crown^ dyd^' sett on^ his brokyn^ hed^
Off goldr, m<?rvelous grete, in his story as we rede.
And^ also thus addyd(' the dede monkr, thatt spake:
»Suerly, this Thomas was the grete archbisshoppr off Ca//torbury,
2075 Slayn<" in theis dayes onely for the churchis sake,
And^" thus camt' to owr lord^" sittynge in hevynr hy.
Note, fathert', my sayng^', the tokens and<' tyme onely«
Sayed^ this dede brother*? wnto the abbott thoo,
»For by feithfull^' co/wmen^ relacion^ hereaftyr wyllr prove soo.
2080 Now sithr off this glorious martyr the p;rcious ende
By me now here is shewydr wnto th)- reu^vent patr/-nytee,
Fromd* hens forth^ in mynd^ never^" dowtfulL', comprfhendi?
Off my helth«? eu^Hastyng^ andr infynyte felicitee,
Specially bycause otherr my prophecy shall<^ shew to thee
2085 Here-aftd"/- off this martyr thatt I nowe have shewyd<- the befor^«
Wj'//' this vanysshed^ away andc neu^v aftyr sene eny more,
The father off the monastery and^ abbott reu^rent,
Joyfulh' off this monkj'j- dethr and<- gladr reuelacyont',
In alh' goodly hast wnto the patryarkr went
2090 And^' the hole processe to hymc opynd<', off a spirituall<'
entencion^.
Tlie which^' patriark^' aft^vwardr, as before off I made me//cionf,
Cowmyng^' fro Jerusalem^- towardr the fowyth<' (!")
Told<' this in Englondc wyth his ownc p/vpyr mowj'th.
De gestis i)Ost martirium.
Thus brought^' to end(' the dethr off this prrlatt good<',
2095 Thes scelerous knyghtr.s" into the palece went.
Som^' toke owt the palefrydr.y thatt in the stabilli-f stode,
Some bete his scruauntj'i-, andc som<' his beddyngv- away hent,
464 ^* Horstmann
Som<' brakc wpp his coferse aftrr ther cruell^ entent
And^ bare away truly all^ thatt therr pr^cyous was ;
2100 Thus amonge them^ dcvydyd<' the ticsur^- off owr Thomas.
The wrytyng v5 off his churchc andf the \)rh\y\egys, fo\vnd<' ther<',
By Raffe Brocke in-to Normaz/dy to the kynge were browght.
Ande amonge alle they fownde tvvo shertyj off here,
The whiche they cast owte as vyle thyngj^ off nowghte;
2105 Ande some off thatt cowpany for feere spake in there thowghte,
Seynge off his grete perfectione so evydent tokyne ande sygne,
And^ sayed^: >>thys was the seruant off owr sa.\your Ihesn
benynge. '<
Aftyr thys one off the sacrilegys, sorowfulie off his deede,
Forthynkynge inwardly off thatt here he hade done,
21 10 Wnto his diocesane bisshopp secretly, as we rede,
Fülle penytently came ande shewyde hyme in co//fessyone
How in this dedly dede he was thatt fyrst sett one,
Ande whatt Joy thereoff he made, rehersyde in especialle,
Off owr Thomas dethe before hys Company alle;
21 15 Ande (orthwjf/i shewyde in his confessyone thoo
Thatt, as sone as they hade done this cruelle deede,
The erthe wndyr theme, as they went, quaveryde soo
As hitt wolde haue glott theme yne — thus we reede.
This gostly fathere, shortly here to procede,
2120 Was one Bartholomew, bisshopp off Exetere thene;
The knyghte VVillyame Tracy, one off this cruelle mene.
(Sc. Johanem Exon.)
Jorneynge alle nyghte aftyr the hade owr Thomas slayne,
Thes knyghtj'5 in the morny«ge came wnto his manere,
Callyde Southe-Mallynge, ande there in the halle certayne
2125 Wnarmyde theme & one the grete tabylle leyde there armore.
The tabylle lept wpp ande cast hitt away fülle ferre,
Off there sacrilege denyenge the cursede mynystracione —
Ande the tabylle there yett in remewbraunce off this miracle done.
In the meane tyme off thes knyghtr^ the fare cursede dede
2130 Diuulgate ande made opyne thorow alle the cytee,
Wj'f/i grete lamentacyone mane, womane, as we rede,
Rane in-to the churche, the rufuUe corse to see;
Knockynge there brestj'^, fylle downe one there knee
Ande worshyppede deuoutly there patrone reuerent,
2135 Envoluede alle in blöde lyenge one the pavyment —
Thus lienge as yett wppone the harde marbylle-stone.
Wnethis there was one of thatt grete confluence : —
Ethyr wjf/i this blody flode there naptkyns were besprent echone,
Or eis wj'/A hitt was intyncte there fyngers of grete reuerence,
2140 Ande some wyf/i thatt precious blöde, as shewyth the sentence,
Thomas Beket, epische legende ^ßc
Made crosses on^ ther^ fronte and^ wrote his holy name: —
So thatt ther^ was none but he had^ a portion^ off thatt same.
Att the last aft^r this, when^ evyn^-songe shold^ be song«?,
About thre off the bell*' in the begynnyng^ off the nyght^,
2145 The monk>'^ toke the skulk' thatt by his fronte honge
And^ clappt hitt to the hed^ as goodly as they myght^,
And^ leyd^ the corse wppon^ a beer^ anon^ forth^'-ryght^,
Bar^ hitt thorow the quyer and^ sett hitt befor^ the hygh^
awtert",
And^ wachydt' hitt allf nyghtf, \vyf/ijma.ny a salt bitttr teer*?.
De forma iam examinati corporis.
2150 The wovvnde wellyd^' oute blood^ alU' the nyghti?,
Wher^ as the corse stoode, rewfully to loke on,?.
And<? yett owr Thomas lay wnto eu^ry ma«nys syght^
As he had^ be in a slepe, dowtyd dede or non^;
Off thatt body so fayre was the cowposicion^,
2155 Thatt hitt bar^ wyttnesse in this präsent mortalitee
He as a brother^ off angellj'^ in eud'rlastyng*' Joy to bee.
In the mornyng^ retornyd^ wnto the towne agayn^
The cursed^ progeny off themr spokyn^ off before,
Ferfully sayng^ thatt they wold<' certayn^
2160 Cause this blissede' body wyt/i horsys to be tore,
Out off the Cytee — ye, andc now here whatt mor^,
They inhibett thatt this body bnryed^ sholdc bee
Amonge the holy bisshoppj-^ off this gloryous see.
De sepultura ejus.
This heryng^, the brothren<? and^ monkj.? off the place
2165 Went to the corse in all«? hasty manen-,
Toke from^' hymf the clothys in which^ he slayn^ was,
And^ fownd^ next his fiesshe a shert off sharp here,
Ouer thatt a coole hoodles suchr as blake monkjj wer^;
Andr buryedr hym*: in vestime;/tr.f , as a bisshopt' sholdt* be,
anont»,
2170 Before the awter off seynt Austyn*- <S: blessed<- baptist Johnr,
In the wnd<v-crofte, as the story makythr myndr,
Prevely, for feen- the doorys abowt made fast,
In a new tombe off stone, off godr pr^vydyd^-, as we fynde,
And*' therynr neuer before eny corse leyd<r or cast.
2175 Thus dyedc and*' was buryed^ owr new martyr att tlie last,
Thomas, p/-/matt off Englond*-, yerys off Cristr.? incarnacion^
A thowsandf' füll*- a hunderyd*- sevynty anil<- one.
De peregrinacione Lodowyci regis Francorum ad martircm.
Her*' foloweth*", how thatt Lodowyke, the most cristen*' kyngc
Off Fraunce, came to Cantorbury as a prynce ryall*-,
Kölbing, Englische Studien. III. 3. 30
466
C. Horstmann
2180 To honor/* this hlessedr martyri^ ^yth solempne offerynge,
Gold^ and/' wyne, wherr as he lay in his depe buryall^" ;
\^yth a pece off gokl<?, as the story makithr memoriall^',
And^ off wyne C mwys, off pryncely liberalitee,
As for a yerly tribute wndyr his grete patent for cur/- graun-
tyd^ hee.
De mesticia regis Henrici de morte martiris.
2185 Also her^" folowyngly now shall/? I shortly reherse & shewe
How thatt kynge Henry sorowedr .the cruell^" deede
Off this maityrj.y deth<' wndyr word^^ fewe,
Andr whatt sorow for thatt he toke inwardly, as I reede.
XL dayes satt waylyngr andr wyth nothyngr dyd.^ hymr feede,
2190 Except onely he toke his foode off ahiiondr mylkr,
And^ cast away his robys bothr off goldr andr ^yWc, —
Thus solitary satt as a prince fullr penytent.
Andr att the fyrst knowlege off this patricydi?
Wnto pope Alexander anon«f he sent
2195 Grete famous clerkji'5, hys sowie helthr to provyde,
And<' mekydr hymr-selff the church councelk to abyde.
The pope, this herynge, anonr made over^ com«?
Theodone cardinalU' off Portuence , andr Albert chauncelerr of
Rome.
The which legattj.y, thus sent, hadd^ fulk auctoryte thoo
2200 To assoyle the bisshoppj'5 thatt stode thenr suspend<?
Or<? exco^w/z/zicatt, as the scripturr shewyth ws loo,
And<' the kyngj.y spiritualk helth,;' to pr^vydr att the last ende. —
For this cause the pope thes legatj'j- lyst overr sendr,
Only off buxomnesse & off his specialis m^rcy andf grace,
2205 To the cowfort off alk-holy church^ & to the relefe off the
kyng^^y trespas.
The whidv one the excesse thatt he dydr in owr Thow^s dethi^.
In the face off the churcht' \syth full«^ grete co//tricionif
Fullf godly promysede' ame«dment, as Herbert saythr,
And^ gladly wyllydr for hitt to make dew satisfaction<?.
2210 And^ swore before the cardinallj'^ for his purgacyon<'
Thatt by his cowmaundment owr Thomas was not slaynr,
Butt gretly sorowyd^' his dethr, as the story shewyth playn^-.
Also made anr oth wpponr the holy gospell^*:
Thatt, whatt mani^r off iniu//xionr sholdr be putt hymr wnto
2215 In way off penaunce, as mynr auctor doth<? ws'telk,
Fulk gladly saydf, thatt he woldr hitt performe and<f doo.
Thenr was he enioynedr, as the story shewythi? ws loo,
Two hundrethr knyghtj'5 to fyndr') by the space off a yere
Into the holy land*;- to warrr on<? goddj'^ enymys there.
i) Ms. fynde od. fynde?
Thomas Beket, epische legende 467
2220 Also the inordinatt statutj.? spokyn^ off, att Clarendown^
Browghtt' in by hym«' agayr»."' the vniu^rsall,^ church wele,
Swore to adnichilatt ande wtterly to putt them^ do\vn<?
And^ ne\er aftyr for his tyme wjt/i them«' more to dele;
And^ all^ oihere consuetudys, as he cowedr p^rceve and^ feie
2225 In his dayes wsyd^ off eny froward«? wyllfulnesse,
He wyllyd^ to be temp^ratt by the advyce off the pop^y^
holynesse.
Also in the prt'sence off thes legattj^ he swore
Thatt the church^ off Cantorbury in soch^ pö;-fitt condicion^r
He \vold<' gladly sett andif wyllfuUy to hitt restore
2230 Alk that he w_j7//hylld(:' by eny cause off wyckydt" dissencioni?
Betwen^ owr Thomas & hym*?, as Herbert makith mencion^,
In plenary restitucyon^ — thus wylfully he sworne was,
In way off satisfactiont' to redeme his trespas.
In this and^ many otherc' off lowly homble obedience
2235 Submyttydt^ hym^-sylff wnto all<' churchly correction^,
As I haue shewyde' before, to redeme his offence,
And<' toke off the legattj's many other^ secret iniu^/xion*^
Fulli? pryncely & gladly on^ hope off remission^.
So his body hole wnto ther^» hand^'jr co;«myttyd^ then^»,
2240 Lyke a prynce penytent, in example off otheri!' vaenr.
Also his son<' anc oth^ then^ ther^- he toke
His ffathers penaunce gladly to supplee,
If thatt he is ') lifff here he had^ forsoke
By the course off deth^- & chaunce off owr mortalitee.
2245 This was his extt'rior penaunce, as I haue redi? »Sc see
By mastrr Herbert Boshamr — who list hym^ behold^,
There shalk he fynde the trewyth off alle that I haue told«".
De dissencione orta inter reges, patrem et filium.
Anon^ aher ther^ fyllf suchr a sedicious werr^
Betwene the old<' kynge & the yonge kynge, his sonne,
2250 Thatt the old^ kynge wnethys wyst whethen-
To flee for comforte, as the story makyth mencion^-.
In this trobyll^ anon^' he thowght^' onf" the miracles donr
Att owr Thomas tombe, dayly thatt god^- ther<- for hym<f
wrought<- ;
As a devoute pilgryme to visett hymr anon.- he thowght«-.
De peregrinacione regis ad martirem et penitencia ejus.
2255 So from^ Normawdy, wher^" fyrst arose his rebellyom-,
Game wnto Cantorbury. & when«- off the church,- he had^
a syght(',
Lyghtyd<' down,- from<- his horse, as Herbert makith me//cion^;
1) Ms. he is st. his.
30*
468
C. Horstmann
Indued<' Avy/// a vyle garment, barefote, throwgh the canell^
ryght^
Game wnto owr Thomas tonibe, & therr all^* that day & the
next nyght<'
2260 Fastyngf wachid^ & prayde this martyr off socour^ benynge,
And<' toke lowly off the hole co«uent wy/A roddys disciplyne;
Quahter rex consuetudines malas et statuta de Clarendown^
abdicauerit.
And then^' openly dampnedr the statut>'5 off Clarendownr,
Whichr caused^ betwen^* hym<:' & the seynt dissencion^ original!^,
Andr prmcely decreed^ alk good<' statutj'5 to be obsd'ruydr anon^.
2265 Butt here is to be sorowed^, alas, whatt dayly now do fall^:
Soch^' dedly statut_y^ or worse to be thowght wy^/i all^
Inducte by sofferance — wherfore, Crist knowythr, hitt is neede
Now off a new Thomas or soch an^ other^-, for that') his
blod^ to sheede. —
De hostibus regis debellatis propter peregrinacionem eius
ad martirem.
The next day, off deuocyon^ the kynge & trew pilgryme
2270 Demawndyd^ off this laurealk martyr to be had<' a masse.
Andi' glad(' tydyngj^ anonr aftyr cam^' wnto hym^':
Thatt the kynge off Scottj'5, his grete enymy, takyn^- was.
His sonne wjM his assistence, as by fortune came to passe,
Sodenly wer^* takyn^' away, as the story evydently shewyth ws.
2275 Andi? euer aftyr had^ pease , by the meanys off this martyr
glorious.
De penitencia et morte sacrilegorum.
Here folowyth^ off the IUI knyghty^, thatt full^ penytent wer^.
The which^ wnto the holy londf toke ther<' grete Jornay,
In way off penaunce, and^ dyed^ wi///ynr thre yer^'.
Except Wyllyamr Tracy, thatt lay languyffhyng^ by the way,
2280 The which^ rottyd^ above grownd^", as the story doth^ say,
And^ yett dyed^ as a penytent, wyf/i his Company, as we reede,
By the meritt^^ off this martyr, thatt socour^ all^ att neede.
De canoni^acione martiris.
Pope Alexander^-, then^- heryng^ how att his tombe &: buryalk
The crepill;'5 impotent werr made to walke & goo
2285 And^ a\\e languysshyng<? in sekenes, as the story makith^
rehersallf,
Wer^ therd" restored^ to helth^, -wy t/iowtyne ony word^^ moo,
The dede reysed^ to liff.? — the wylk off godd' was soo :
i) Ms. the mit überschriebenem t, st. that.
Thomas Beket, epische legende a6q
For the which^ the pope cowmawndyd^ the forsayd^ legatys
twayn^
To canony^e hym^, & his festy^ soleniply to be kept, playn^.
Translator operis finem facit.
2290 To whom^" wyf/i all^ deuocion^ now lett ws hartely pray,
And^" wjf/i this subsequent prayer«? thus shall^ I end^ & sease:
O laureat prrcious martyr, pr^serue the church^' allway,
Our^" kynge, wy^A the cowmynaltee, & send^ ws rest & pease \
The hed(?-father^ off this monastery, wyf/i alk his, both more
& lesse,
2295 Pr^serve off specialis grace; & pray for the quyk & dede,
Which^ for the church^-cause list gladly thy blod^ shede!
Yerys off owr lordd' god^, truly to expresse,
A thowsand^ fowr^ hundreth^' four^-score sevy//tene put therto
A brother^ off this monastery gaf his glad^ besynes
2300 This Story to translate in-to owr vulgare' tonge thoo,
Out off a nobylk boke: callyd«' Thomys, loo.
Whos name nott here expressyd^, yett lett ws off blessed^
memory
Recowme^dif hym^ wnto this blissed^ saynt, that hath^' shewyd«?
WS her«? this story.
ZUR ALTENGLISCHEN GLOSSEN - LITTERATUR.
Unter dem titel: Aus englischen bibliotheken. I.
Salisbury und London, hat Wülcker, Anglia II, p. 354 — 374
proben aus altenglischen glossen-handschriften veröftentlicht. Soweit
diese texte handschriften des Britischen museunis entlehnt sind, habe
ich kürzlich eine nachcoUation vorgenommen, deren resultate ich hier
im Interesse der sache mittheilen will.
Hymnus Athanasii nach Royal ms. 2. B. V. p. 360 ^
annese] Hs. annesse. p. 360'' Ne que mit der note 7 : So die
hs.] Neque ist hier ebenso als ^in wort geschrieben, wie z. 8.
p. 360" persona] Hs. pr/'sona.') p. 360'* sp/r//«s sancfi
mit der note 9: Hs. sprs sei.] Hs. bietet sps sei. p. 360 '^
i) Ich bemerke ausdrücklich, dass ich beim lateinischen texte den cursivdruck
abgekürzter sylben für ziemlich zwecklos halte ; wird dies princip jedoch einmal
adoptirt, so muss es auch consequent durchgeführt werden.
ATO E. Kölbing
sp/r//«s mit der note lo: Hs. sps.] Hs. sps, wie auf der vorigen
zeile. p. 361,3 synderlice] Hs. synder lice. Hier, wie öfters,
ist das glossirende wort in zwei theilen geschrieben , weil ein buch-
stabe des glossirten (hier das t in sin^illatim) weit über die
zeile hinaufragt. Eine wenigstens einmalige notiz darüber wäre doch
wol wünschenswerth gewesen, p. 361 „ quawque] Hs. qua. f/tqu f.
p. 361 7 crii//ana mit der note 19: Hs. xfi^n^] Hs. /^iana;
cf. note 28. p. 362= a patre] Hs. apatre genau wie z. 6.
p. 362^° efnece] Hs. efn ece, ohne dass ein langer buchstabe
die worthälften trennt, p. 362, sed] Hs. Sed. p. 363" iesus
cristus mit der note 30: Hs. ihs XQS] Hs. ihs XQ^- ^^^ ^^^'
gefügte erörterung über die Schreibung des wortes war überflüssig,
p, 363 '3 exsubstantia] Es liegt kein grund vor, diese worte
zusammenzudrucken, da viele andre ebenso nahe aneinander stehen.
Ebenso war z. 19 In secula getrennt zu drucken, p. 363 ^ di-
uinitatew] 1. diuinitatem. p. 364'° sie] Hs. sie = sie«/,
wie es auch der Zusammenhang fordert. p. 364'^ deaduw]
Hs. deadum. p. 364^' he ^esaet] Hs. he^esset. p. 365=*
firmit^rque] Hs. fiTmiterquf. p. 365^ oratio — laud.] mit
fetterer röthhcher schrift geschrieben, ebenso wie der anfang: hym-
nus — int. und Incip. de fide. p. 365 ^ in terra] Hs. in terra,
p. 365^ ^odes] Hs. 5 ö d e s. Das mit dem abkürzungszeichen identische
zeichen über o kann schwerlich etwas anderes als ein längenzeichen
sein. p. 365" we ^ebiddaj) f)e] 1. we^e biddap de. p. 365 '*
omnipotens mit der note 37: Hs. omnips.] Hs. omnips.
P-SÖSio^ sittest] Hs. sitest. p. 365^ nosfra.m] YLs. nos fra.m.
p. 3652 ^ea la ^se] Hs. ^eala ^e. Bei der Sorgfalt, welche be-
züglich der wiedergäbe des lateinischen textes wenigstens beabsichtigt
war, muss es wunder nehmen, dass von den lateinischen rand-
noten zu beiden seiten des textes, die von derselben band wie dieser
geschrieben und durch verweisungszeichen mit ihm verbunden sind,
nicht das mindeste erwähnt ist. Ich notire als probe nur die auf
fol. 183"^ stehenden. Links. Zu saluus: coramdeo in iudicio.
Zu fidem: quae in uniuersa ecclesia teneri debet. Zu
latamque: hoc est incorruptam, ut nihil minuas, nihil
addas. Zu trinitate: ut credamus trinitatem et unitatem
in uno esse. Zu patris: ex his tribus unus quisque per
se sonat. Rechts. Zu opus: Operationem, id est neces-
saria prsebeat uoluntatem. Zu hasc est: quid hoc,
nisi ut unum deum credamus in tribus personis. Zu
Zur altenglischen glossen-litteratur 471
neque confundantes: utSabellius, qui ipsum dicit esse
patrem in persona quem et filium ipsum et spiritura
s an et um. Wenn diese noten auch nicht zu den glossen in be-
ziehung stehen, war doch eine notiz über dieselben durchaus
nothwendig.
Psalm 4 in cod. Cotton. Vespas. A. I. Wülcker weiss
offenbar nicht, dass diese berühmte handschrift schon vollständig von
Stevenson edirt ist, obwol er aus demselben buche ein stück im
ersten bände seines »Altenglischen lesebuches< abgedruckt und dazu
bemerkt hat (p. 126): »Die ältere Übertragung ist interlinear-. Bei
kenntniss dieser ausgäbe würde er wenigstens einige seiner flüchtig-
keitsfehler vermieden haben. p. 366^ middy] Hs. mid dy.
p. 366'^ ^ebraeddes] Hs. ^ebreddes. p. 366^ hrefie] Hs.
hwefie. Das. heortan] o ist garnicht erkennbar, r halb. p. 366^
graues] Hs. graues, p. 366'° soecad mit der note 8: So die
hs.] Hs. soecad. p. 366 '^ qunm mit der note 9: Hs. hat hier
wie unten qüm.] qüm war nicht durch q?^um, sondern durch
quofu'am aufzulösen, p. 366''* ^ehered] Hs. ^e her ed. Das.
cleofiu] Hs. cleopiu. p. 366 '^ exaudiet] Wülcker erwähnt
zwar, dass clamauero in derselben zeile in clamarem corrigirt
worden sei, verschweigt aber erstens, dass diese änderung von anderer
hand bewirkt worden ist , die mit derjenigen , die z. 9 das s in
graues beigefügt hat (W. anm. 6), identisch ist, und zweitens, dass
von derselben hand exaudiet in exaudiuit verwandelt worden
ist, um zu clamarem zu passen, p. 366'^ da de] Hs. da de.
p. 366'^ biod] Hs. biod geinbryrde. Das letztere wort hat
Wülcker ganz weggelassen, p. 366'^ conpungi] Hs. conpun^i.
p. 366 2^ domi'no] Hs. dfio = dom/no. p. 366="* cweodad]
Hs. mon^e cweodad. Das erstere wort hat Wülcker wieder über-
sehen, p. 366^5 si^nificatum ] Hs. si^natum. p. 368^
hwsetes] Hs. hw(^'tes; doch vgl. anm. 3. p. 368^ ^emon^-
faldade mit der note 14: Hs. ^emon:^ nicht 5emoni^...] In
der hs. ist i unter n nachgetragen und nach dem zweiten 5 scheint
e ausradirt zu sein.
Psalm 4 in cod. Gotton. Tib. C. VI. p. 370^ ^od] Hs.
^öd. p. 370''' ^emaeni5fyld] Hs. ^emaenigfyld. p. 370'^ f-/ mit
der note 7 : Hier steht auch im Latein ein abkürzungszeichen für t/]
Das abkürzungszeichen & steht aber nicht blos hier, sondern im
lateinischen texte dieses psalms durchweg, p. 370'^ requiesca;//
mit der note 8 : i in diesem worte über der zeile nachgetragen.]
472
V. H. Siratmann
Hs. reqescä. i über ([ bedeutet bekanntlich ui ; es ist also auf-
zulösen: reqw/escaw. Von einem nachgetragensein des i kann
nicht die rede sein. p. 370'^ ^esettest] Hs.^e seiest. Note 10,
z. 4 V. u. constituisti] Hs. constitue.
Psalm 4 in Royal Ms. 2 B. V. [>. 369 ^ pt mit der
note 2: So die hs.] Hs. bietet deutlich pu. p. 371 ^ tohwon]
to hwon. p. 371'° magni] Hs. ma^ni. Warum gerade in
diesem lat. texte für das 5 der hs. g gedruckt ist , sieht man nicht
ein. p. 371''' adeum] Hs. ad eum. p. 371^° incubilibus]
Hs. in cubilibus. Das. conpungimini] Hs. r^wpungimini.
Die Sätze in Lat. und Ags. in derselben hs. p. 374^
Hat] Hs. Hat. Das. alapad] Hs. aläj)ad. Das. apeostrad
mit der note i: So die hs.] Hs. apeostrad.
Soviel zur sache. Beiläufig bemerkt , hat Wülcker hier zum
ersten male bewiesen, was er »als editor unveröffentlichter — oder
von ihm für unveröffentlicht gehaltener — texte zu leisten vermag. '<
Hoffentlich sind die vorarbeiten zu der zweiten ausgäbe von
Grein's Bibliothek der angelsächsischen poesie sorgfältiger gemacht,
denn sonst müsste man bedauern, dass dieses wichtige werk nicht in
andere hände gelegt worden ist.
Breslau, mai 1880.
E. Kölbing.
NOTIZEN ZUR ANGLS. GRAMMATIK.
Angls. funde, purde als praeterit. indicat.
Funde ist von Grein, gloss. i, 296, mehrfach als präter. indic.
belegt; purde (Genes. 2564) wird zwar, gloss. 2, 679, als conjunct.
aufgeführt, ist jedoch, ebenso wie altengl. purde, purd (st. gen. a. ex.
272 u. 283), indicat.
In den angls- grammatiken findet sich über diese formen nichts.
F. Kluge, Beitr. z. gesch. d. germ. conjug. p. 126, hat eine erklärung ver-
sucht ; er nimmt an, dass fundon als zusammengesetztes (schwaches) Prä-
teritum aufgefasst und davon funde, fundest als singul. gebildet worden sei.
Diese erklärung wäre für angls. funde, purde wol annehmbar; für d.
fund (Spee), wurde muss sie aber abgewiesen werden. Meine ansieht
Notizen zur altenglischen grammatik aj^
ist nun, dass in funde, purde eine angleichung der ersten und dritten
person an die zweite person singul. stattgefunden hat, wie im altengl.
c6me (AI. L. c 511), neuengl. gave, broke, d, sunge, brache. Ob
fundest später nach analogie des zusammengesetzten Präteritums, oder
des präsens, gebildet worden ist, muss ich einstweilen dahingestellt
sein lassen.
Angls. dohtor
wird von Grein und andern, wegen des dat. dehter'), mit 6 ge-
schrieben. Man scheint dabei von der ansieht ausgegangen zu sein,
dass das aus ursprünglichem u entstandene o nicht in e umlauten
könne. Diese ansieht ist aber irrig: denn in exen (Rushw.) exin
(Lindisf.) John 2, 14 liegt der umlaut e von o ofifenbar vor. Im
altengl. wird die kürze des o bezeugt durch Orms Schreibung
dohhterr.
Krefeld. F. H. S tratmann.
REPORT OF THE TESTS COMMITTEE OF THE
ST. PETERSBURG SHAKSPEARE CIRCLE.
PART I. RUN ON LINES.
I. Definition of a run on or unstopt line.
The last word of a run on (unstopt) line must form part of the
same simple proposition, as the first word of the foUowing line.
II. Special cases in the application of the above rule.
The grammatical construction is interrupted , and consequently
the line is not run on, in the following cases.
1. When the line ends in, or the next begins with, an interjection
or interjectional phrase, a vocative, an apposition, or a case absolute.
2. When the line ends in a noun, and the following line
begins with a participle or adjective, which cannot, with the phrase
connected with it, be placed before the noun.
i) »Die länge des inneren vocals scheint durch den dat. sg. dehter erwiesen.
F. Kluge, Beitr. 41.
.H. J. llarrison, J. Goodlet and R. Boylc
III. Examples o f interru j) t i o n.
I. An interjection or interjectional phrase.
!»He sleeps. Good Heavens!
Why give you sleep to this mlemperate beasl-
2. f >By my love,
Same, line 36. l This is a quaint one.«
3. f »Thou spread'st thine arms, and tak'st upon thy breast,
Same, Act V. Sc. IV. | Alas , defenceless.«
'*■ I I An advocate for an impostor. Hush !
Tempest. Act I. Sc. II. i ^^^^ ^^.^^^^^
line 477. '
2. A vocative.
e, \ "O deav father,
Same, line 466. l Make not too rash a trial of him.«
6. ) »Thy case, dear friend,
Same, Act II. S. 1. 290. \ Shall be my precedent.«
'' 1 uWhy thou wert better let me have the port
Maid's Tragedy, Act IV. -v j^^^^^^ , j ^^j ^j^ ^^^^ ^^^^ f^^ ^^g^_.
Sc. II. '
8_ f — »for which, King,
Same, Act V. Sc. 2. ll'm come to kill thee.«
3. An apposition.
"■ — »suggests the King, our master,
Henry VIII. Act V. Sc. i.-^„ ^,. , ^ ,^ ,\
•' 1 To this last costly treaty.«
line 164. y
Isl've heard him utter to his son-in-law.
Lore Abergavenny«
._.
line 136.
4. A case absolute.
I — »him in eye
Same, Act I. Sc, I. •! ,, ... , • •
' 1 Still him in praise.«
line 30. '
12.
Hamlet Act V. Sc. I.
line 39.
»Marcellus and myself,
The bell then beating one.«
Iß. r »She once being lood'd
Ant. and Cleop. Act III. \ The noble niin of her magic, Antony,
Sc, VIII. line 25. l Claps on his sea wing.«
14. / »The sea being smooth,
Troil and Cress. Act I. ■! How many shallow bauble boats dare sail
Sc. III. line 34. I Upon her patient breast.«
Report of the Tests Committee of the St. Petersburg Shakspeare Circle ^ye
'5- . [
Field Amends f. Ladies <
Act I, Sc. I. line 4. \
5. A participle or adjective.
a) Line not run on.
»I am the rib
Field . .. ^„„.>.. . „ , . ^. ^
Belongmg to his breast.
16. J »Tis like a dog
Same. \ Shut out at midnight.«
17. j »A brief epitome of virtues, which,
Maid's Tragedy, Act L < Dilated on at large, and to their merit,
Sc. I. line 91. l Would make an ample story.«
18. ( ^Young Fortinbras,
Hamlet Act I. Sc. 2. < Holding a weak supposal of our worth,
line 17. ' Or thinking« —
19. I
,,.,,_, , . -. »Mine arms thus, and mine hair blown with the wind,
Maid s Tragedy Act IL < „,., , , ,
,. ^ I Wild as that desert.»
Sc. 2. line 69. l
20.
Same, Act IIL Sc. i.
line 139.
21.
Hamlet Act L Sc. V.
line 35.
22. (
, ^ \ . ^ »Walks discontented , with her watery eyes.
Maid s Tragedy, Act I. S o . .v »u
" ' 1 Bent on the earth.«
»this World holds not a wife
Worthy to take her room.«
»Tis given out that, sleeping in my orchard
A serpent stung me.«
Sc. I. line
b) Line run on.
„ . ^^^ »For I am so overcome with iniuries
Maid's Tragedy, Act IIL { ,. , ,<•,., t 1 -^ *•
° I Lnheard of, that 1 lose consideration.«
Sc. 2. line 104. i
■ , „ »and when they die, like tales
Same, Act. IV. Sc. i. ■
' 1 111 tuld and unbelieved.«
line 257. '
IV. Instances oflines not run on.
25. (
, „ I »which gives me such lamenting
T. N. K. Act I. Sc. I. < , , ^
I As wakes my vengeance.«
26. (
* „ I »A falsehood in its contrary as great
Tempest Act I. Sc. 2. -( , j t.
•^ ,. I As my trust was.«
line 95. y
27. / "Thou shalt be as free
Same, line 501. l As mount and winds.«
476
28.
Rom. a. Jul. Act
Sc. III. linc 244.
29.
Same, line 301.
30-
Macbeth, Act I. Sc. IV.
line 10.
31-
Tam. of Shrew Induct.
Sc. I. line 69.
32-
L. L. L. Act IV. Sc. III.
line 339.
33-
Win. Tale Act. V. Sc. i.
line 151.
34-
Macbeth Act V. Sc. III.
line 24.
35-
Com. of Er. Act I. Sc. 2.
line 97.
36.
All's Well Act V. Sc. III.
line 97.
37-
Coriolanus Act II. Sc. i.
line 235.
38-
Henry VIII. Act I. Sc. i.
line 135.
39-
Maid's Tragedy, Act III.
Sc. 1. line lOi.
40.
Henry VIII. Act I. Sc. i.
line 66.
J. Harrison, J. Goodlct and K. Boyle
i»A sleeping jjotion which so took effect
As I intendcd.»
J »There shall no figure at such rate be set,
\ As that of true and faithful Juliet.
»'1\> throw away the dearest thing he owed
As' twere a careless trifle.«
»My lord, I Warrant you will play our part
As he shall think» —
— sas sweet and musical
As bright Apollo' s lute strung with his hair.«
»Welcome hither,
As is the spring to the earth.«
»And that which should accompany old age
As honour , love , obedience , troops of friends,
I must not look to have.«
»They say this town is füll of cozenage
As, nimble jugglers that deceive the eye.»
«I could not answer in that course of honour
As she had made the overture.«
»As if that whatsoever god who leads him
Were slily crept into.«
«be to yourself
As you would to your friend.«
»I walk me^hinks,
On water, and ne'er sink.«
»I cannot teil
What heaven hath given him.«
4.. {
, line 74. l
{
138. l
Same
42.
Same, line 213.
43
Same , line 138,
— »to appoint
Who should attend on him.«
— »tili you know
How he determines farther.«
»or proclaim
There' s difference in no persons.«
Report of the Tests Committee of the St. Petersburg Shakspeare Circle a-j-j
44-
N. W. P. O. D. Act II.
Sc. I. line 52.
45-
Same, Act V. Sc. I.
line 60.
46.
Tempest Act III. Sc. i.
line 39.
47-
Cymbeline Act III. Sc. V.
line 39.
48.
Tempest Act I. Sc. 2.
line 19.
»will nor cold
Nor hunger kill him.«
»You'll be still the same
That you %vere to your AUworth.«
»Indeed the top of admiration ! Worth
What's dearest to the world.c
»She's a lady
So tender of rebuke.»
»Of whence I am, nor that I am more better
Than Prospero.«
49. J »1 boarded the King's ship ; now on the beak,
Same, line 195. l Now in the waist, the deck.«
50.
Same Act IV. Sc. i.
line 160.
— »treason, felony
Sword, pike, knife , gun.«
V. Instances of lines run on.
{»She did confine thee,
By help of her more potent ministers
And m her most unmitigated rage,
T .^ 1
Into a cloven pme.«
NB. The 2d of the lines is doubtful; it is not run on , if »confine^ be
supposed understood with iiand«.
1:2. f »within which rift
{
Same, line 277.
Imprisoned thou didst painfully remain.»
53, J j)The red plague rid you
Same, line 364. l For learning me your language.«
•' I »Ebbing men, indeed,
Tempest Act. III. Sc. h { .. ^ . ,
^ .. , I Must often do so.«
line 226.
55-
Henry VIII. Act
Sc. I. line 39
56.
"• {tu
»Certainly,
e Cardinal is the end of this.«
^ ■ I »I love, too,
Maid's Tragedy, Act UA ^^ ^^^^^ ^ ^^.,^.^,^ .^^ ,^^,^ ^^^
Sc. I. line 37- ' s 1 1
57. I
Tempest Act II. Sc. i, -^
line 162. y
»but nature shall bring forth,
own kind, all foison, .1II abundance.«
^»8 J. Ilarrison, J. Goodlet and R. Boyle
58. f »which to do
Same, line 222. \ Trebles thee o'erc —
.■*^' I »all good secming
■' I By thy revolt, O husband, shall be thought< —
Sc. IV. line 57- '
1»thou wert dijjnified enoueh,
Even to the point of plory.«
I «Their dwarfish paees were
Henry VIII. Act I. Sc. i- ■! . , , • „ •„
' I As cherubims, all gilt.«
line 22. y
62. f »to climb stecp Hills
Same, line 126. \ Requires slow pace at first.«
63. f »There is no English soul
Same, line 146. l More stronger to direct you than yourself.»
64. f — "I do know
Same, line 155. \ To be corrupt.«
65. f »I am sorry
Same, line 204. \ To see you ta'en from liberty.«
66. f
_ „ . TT^ I »and yet
N. W. P. O. D. Act II. {„, , ... . \. ... ,. , ^
I Ine chap- fallen justice did his best.«
Sc. 1. line 4. l f J
67. {
, , ^ ,. I »no husband's death
Field. Amends f. Ladies {
, ,. I Stand I in doubt on.«
Act I. Sc. I. line 42. \
I »Some man on the back of law
Field. A Woman is a ■( .
^ ^ ^ I May nde and ruie it.«
weather-cock, Act I. Sc. I. l
. ^ ,. I »Despair, on both sides of my discontent
Field. Amends f. Ladies < „ ,,
I lells me.a
Act III. Sc. 2. last lines. l
I «which wise God, indeed
Field. A Woman is a ■{ ^ , ,.
, . ^,r r. I Doth seldom give.« —
weather-cock, Act IV. Sc, i . l
71 • f
,. , , ^ ,. »The rack, strappado, or the boiline boot,
Field. Amends f. Ladies ^ „, ,j r . „
^ „ I Should never force me teil.«
Act I. Sc. I. l
»And left thee there where thou didst vent thy groans
O^. X.. ^
line 280.
73. f »thou shalt be pinched
72. f
, ., „ »And left thee there where tho
Tempest Act I. Sc. u. ■( .
. „ I As fast, as mul-wheels stnke.«
Ime 280. l
{
»LCt V. I
7. l
Same, line 329. l As thick as honeycomb.«
74-
■^ X , . -TT I »whistle to me
Rom. a. Jul. Act V. < . . , ^, , , , , . ,
^ I As Signal that thou hears t somethmg approach.»
OC« Xi-J.« illlc
Report of the Tests Committee of the St. Petersburg Shakspeare Circle a-jq
^ I "And wi
I As far as
III. sc.v.|:^"*'„'"ys;
I As well as I
75-
Merch. of Ven. Act \'
line i6.
ith an unthrift love did run from Venice
as Belmont.«
76.
Rieh, III. Act
line 6
good Lord, your grace's words shall serve,
had seen, and heard them spealcc
NB. It will be observed that the commas are disregarded in Nos 51 (for
ist a. yd lines), 54, 55, 56, 57, 60 and 71.
VI. The 5'^ act of the Tempest and the i^' scene of
Henry VIII are taken as tests of the principles
adopted.
Run on Hnes in the Tempest. Act V.
2. time 66. senses 145. supportable 232. noises
7. together 67. mantle 147. I 236. beheld
14. chiefly 69. sir 153. lords 237. master
16. drops 70. graces 156, words 243. natura
18. affections 71. cruelty 157. have 244. oracle
21. feeling 79. understanding 160. strangely 246. on
23. sharply (?) 80. tide 164. nor 249. every
26. fury 98, asleep 175. prove 254. Company
27. is 99. boatswain 176. son 265. one of them
29. extent 104. amazement 180. blessings 273. with them
34. foot 105. guide 190. father 274. you
36. that 108. prince 191. she 275. I
38. pastime iio. bid 194. have 279. they
39. rejoice 113. pulse I95. father 292. look
41. bedimmed 119. Prospero 197. 1 295. ass
43. vault 120. cannot 199. with 300. train
44. thunder 123. taste 205. issue 301. rest
46. promontory 124. you 206. rejoice 302. waste
47. up 128. time 207. down 303. make it
48. comment 131. brother 208. voyage 306. morn
49. forth 132. forgive 211. dukedom 308. nuptial
50. magic 133. require 221. found 310. where
51. required 137. since 224. when 311. long
53. that 140. patience 225. service 312. must
55. comforted 142. grace 227. strengthen 315. catch.
NB. 23 sharply ? — If passion be considered a verb , the line is not
run on.
This makes 100 run on Hnes, and as then are 318 blanc versa
lines in the act, 7 lines being rhynie. and 12 prose, the percentage
is 31, 44.
48o
J. llarrison, J. Goodlet and R. Boylc
Run on
lincs in
Henry VIII. Act I.
Sc. I
3.
admire
55.
bulk
103.
towards you
168.
Cardinal
4-
agrec
59.
grace
104.
read
«75-
puppy
5.
whcn
60.
lipon
105.
potency
178.
came
9-
clung
61.
allied
106.
that
180.
betwixt
II.
weighed
62.
spiderlike
107.
not
181.
amity
12.
time
65.
bugs
109.
sword
182.
league
13.
lost
67.
eye
"5-
Buckingham
183.
privily
15.
married
68.
pride
120.
I
185.
emperor
16.
dog
71.
begins
121.
best
191.
Cardinal
17.
last
73.
lipon him
122.
book
193.
sorry
20.
they
75-
file
125.
loüks
194.
were
22.
were
77.
honour ?
126.
reviled
199.
earl
24.
bear
80,
know
127.
instant
200.
I
25.
labour
81.
have
131.
hüls
201.
name
26.
masque
82.
never
132.
like
203.
perish
27.
night
83.
many
134-
England
204.
sorry
32-
discerner
84.
on' em
137-
down
205.
on
34.
challenged
86.
of
141.
outrun
207.
nothing
35-
perform
88.
values
146.
soul
209.
heaven
39-
affect
89.
man
150.
along
212.
thing
40.
everything
90.
was
152.
but
215-
pleasure
44.
did
91.
broke
153-
intelligence
216.
from
46.
limbs
93-
aboded
154.
when
217.
bodies
48.
dement
95.
attached
158.
know
222.
Cardinal
50.
discretion
98.
purchased
161.
place
225.
on.
52.
feed
99-
business
164.
master
53.
he
lOI.
difference
166.
glass
Remarks.
Line 18 (French) would be run on, if the adjectives which follow were
taken separately: in that case »all clinquant« alone might be placed before »the
French«, but »all clinquant, all in gold« could hardly be so placed. The
Committee, on the whole, think the construction in favour of not separating «all
clinquant« from »all in gold«, and have consequently counted the line as endstopt.
Line 77 (honour) may be doubted. The construction is extremely irregulär, for
»upon« would more naturally replace »To«. The Committee think that »he meant
to lay upon« is understood after »To whom« , and that »honour« is directly
connected with »lay upon« , in which case the line is run on :
This makes 107 lines run on, and, as then are 226 lines in
the scene, the percentage is 47, 34.
VII. Mr. FurnivaU's counting ofRun on lines.
All the investigations of the Committee have led them to the
conclusion that they cannot accept the counting of run on lines as
given by the writers of the New Shakespeare Society. The details
Report of the Tests Committee of the St. Petersburg Shakspeare Circle ^gi
for »Henry VIII« and for the »Two Noble Kinsmen« are given in
the papers of the NSS., and in every instance the Committee
have found they dififer. In the i^' scene of »Henry VIII« , Mr.
Furnivall gives 123 run on Hnes, i. e. 54, 66 per cent, a difference
of 7, 32% from the result obtained by the Committee.
Above all , the Committee object , to the NSS. , writers not
having given any distinct principle or rule, by which differences may
be tested. The ear alone cannot decide on such points, that being
a purely subjective test, There ought to be a logical test, and the
Committee have attempted to provide one.
That Mr. FurnivaU's System, whatever it be, disagrees with that
of the Committee in limine is apparent from the sample lines
which that gentleman gives in the preface to the Leopold Shakspeare.
They are taken from »Henry VIII«, Act II, Sc. 4, lines 186 to
209. In these 23 lines the Committee disagree with Mr. Furnivall
in three typical cases, lines 186, 192 and 193.
Line 186.
»First methought
I stood not in the smile of heaven« :
Mr. Furnivall counts this run on, but »that« is understood after
»methought«, and the second line is a totally distinct proposition
from » methought « .
Line 192.
»Or died when they were made, or shortly after
This World had air'd them.«
Mr. Furnivall again counts run on, and the Committee not.
»Died« is understood after the second »or«, and »shortly after« is
an adverb belonging to it, while »that«, in the sense of »when«,
is understood before >>this world had air'd them«. The latter, there-
fore, is a separate clause, and not in the same simple proposition
as »after«.
Line 193.
»hence I look a thought
This was a jiulgement on me.«
Mr. Furnivall counts this run on , but it is exactly a similar
case to that of line 186, and there are two distinct propositions.
The Committee farther contend that, if Mr. Furnivall be right
in the above instanccs , he must be wrong in the following cases,
or vice versa.
E. Kölbing, Englisclic stiKÜen. III. 3. 11
482 J- Harrison, J. Goodlet and R. Doyle
, . 00 / »that my lady's womb
Line 188. \ .^ .
I If it conceived a male child by me.«
, . f »you remember
Line 207. < '
I IIovv under my oppression I did reek.»
T • f »that's to say
Line 203. < '
I I meant to rectify my conscience.«
Mr. Furnivall rightly counts these three lines not run on, and
presumably because he considers the grammatical construction inter-
rupted, but in that case lines 186, 192, and 193 are also endstopt.
Mr. FurnivaU's instances are, therefore, clearly contradictory,
and shew the necessity of a logical test.
PART II. LIGHT AND WEAK ENDINGS.
I. Definition of light and weak endings.
1. The general characteristic is that of monosyllabic grammatical
forms , separated , at the end of a line , from the words with which
they are connected,
2. The distinction between Ught and weak endings is partly
grammatical and partly scansional. A weak ending, to which belong
all the monosyllabic prepositions and conjunctions , and no other
parts of speech, never has any pause after it. A light ending may
have a sUght pause upon it.
3. The light endings consist of the following forms : — a pronoun
in the nominative, separated from its verb; an auxiUary from its
participle or Infinitive : a relative from the clause which it introduces,
or from its governing verb ; an article, or pronominal adjective from
its Substantive; an adverbial conjunction from the clause which it
introduces.
II. Remarks on the above.
The Committee present the above definition as a Suggestion to
be tested by further work. They have admitted the euphonical
Clement only to the extent, of adopting it as a scanning test between
lio-ht and weak endings, and of excluding from either all non —
monosyllabic forms , as well as most contracted monosyllabic ones.
The details, on which they differ, from the writers of the
NSS. will be shown by the tables which follow, and will then be
discussed. One point , however, must be at once noticed. In
drawing up their lists, the Committee have not confined themselves
Report of the Tests Committee of the St. Petersburg Shakspeare Circle ^S^
to the forms which are found in Shakspeare, they have classed
together all sirailar monosyllabic forms , the only way , in their
opinion, of obtaining a logical grammatical test. The fact of a
particular form not having been employed at the end of a line
which is run on, even if the negative be granted, does not prove
that it may not be so used. Many light endings are found in
Massinger which Shakspeare has not used.
III. List of light endings.
Forms in Ingram's list with additions by Committee.
fam, «.i, .c, C..V,, ..«c, ,.v..^, , ,
to be < , . , , I wast, wert, beest.
\ be, Y--
art , is, are, was, were,
been (i)
■to have, have, hast, has, hath, had (i). l hadst.
!can, could, de, does, dost, doth(i), r dare (2), durst (2), let, must,
did , may, might , will, would, I need (2), ought (2), — dar'st (2),
shall, shalt, should. j didst, mayst, mightst, wilt, wouldst,
l shouldst, canst, couldst.
Pers. pro. I, thou, he, she, we, you (3), they, it (3), ye, there (4).
fWhat (s) , which (5), who (s), f
Rel. pro. .^ ^ Yi' ^^^' ^^^' { as, but, whose (5).
^ 1 whom (5), l ^^^
. f how (6), when (6), where (6), | ,
Adv. conj. I^^i^y^ö)^ |whence(6).
Form counted weak by Ingram but light by Committee.
Rel, pro. that.
Forms not in Ingram's list but accepted by Committee.
imy, thy, his, her, its, our, your,
their, one's, own, a, an, the, no,
same, yon(d).
^ . , r , , , ,• 1 rthis, that, these, those, all (3),
Pronominal forms counted both as adj. ; and , , , , , , ^ , ^
■! both (3), each (3), some (3),
as subst. m nommative. | , , , ^^^ ^""
l such (7).
Pronominal forms counted as subst. in no- f , .
V none (3), no.
mmative. l
l) Only as an auxiliary. — 2) Not when foUowed by to. — 3) Only in nom.
followed by verb. — 4) As in »there are« and »is there^ ? — 5) The relative
forms are counted as adj. or as subst. and also when interrogative. — 6) These
forms are counted whethcr interrogative or not. — 7) »Such« is only counted by
Ingram when followed by »as«, or by »an» or >a«.
31*
^84 J. Harrison, J. Goodlct and R. Boyle
IV. List of weak endings.
Forms countetl light Ijy Ingram biit weak by Committee.
Prep, like, through.
Conj, ere, so, though, whilc, whilst, yet.
Prep, f .
„ . \ since.
Conj. \
Forms in Ingram's list with additions by Committee.
f , , I l^oth, eise, lience, lest, sith, still,
Con . \ and, as, if, or, nor, Ihan, that, < ,
■^ l l thence.
f ... . , f down, near, next, nigh, off, out,
Prep. \ at, by, from, in, of, on, to, with. <
l l round, save, up.
?'P- {but, for.
Conj. l
V. Points in Ingram's list rejected by Committee.
1. »But = only« , because an adverb.
2. The counting »since« as an adverb, through its non-
restriction.
3. »Such« followed by »as«, because the Une is never run on.
4. The Committee object to the exclusion of the relative and
adverbial conjunctional forms when interrogative.
5. The counting »like« as an adjective, through its non-
restriction.
6. The Committee object to admitting »so« when followed by
»as« , because it is then always an adverb, and the line is not
run on.
7. The Committee object to the exclusion of »if« in »as if«.
NB. The other points are shown by the tables themselves.
VI. Discussion ofthe points on which the Committee
differ from Ingram's lists.
I. If »into« and »upon« be admitted, among the light-endings^
then the foUowing prepositions, with two conjunctions, must also be
admitted.
About, above, across, after, against, along, amid(st), among(st),
athwart, before, behind, below, beneath, between, betwixt, beyond,
during, except, over, under, unto, within, without, and the conjunctions
until and although.
Report of the Tests Committee of the St. Petersburg Shakspeare Circle 48 e
2. Why should »though«, »tili«, and »through« , be counted
light-endings, and »than«, »from« and »with'< weak endings?
3. The only adjective form in Ingram's list (if »likc: be not
intended) is »such«, and that with restrictions which the Committee
dissallow, but all the pronominal adjective monosyllabic forms, for
instance »my«, »this«, and »no« are as much light-endings as vhec
or »is«.
4. Ingram admits »shalt«, but then why not admit »wilt«, and
the other forms of the 2'^ person singular of the auxiliaries which
the Committee have added?
5. Ingram admits »can«, »may«, and »do«, but the Committee
contend that he ought to admit also »must'<, »dare«, »need«, »let«,
and »ought«.
6. The Committee can see no reason for admitting »I«,
»thou« etc., and not adding »it« and »ye« ; for admitting >who« etc.,
and not adding »ascs and »but« as relatives.
7. If the personal pronouns be admitted in the nominative,
why should not »one«, »none«, and other pronominal forms be also
admitted in the nominative?
8. If »such« be admitted, why should not »the«, »an«, and »ac
be also counted?
9. The Committee have not admitted any purely adverbial
forms, for then all monosyllabic adverbs must be admitted, such as
»not«, »too« , »more« , »less« etc. The Committee admit only ad-
verbial conjunctions, as »when« and »where«, »still« and »yet« (for
the details, see § VII, 5 and § VIII, 3). Ingram clearly admits
»but«, and probably »since«, as an adverb. The Committee only
count these forms as conjunctions, which introducing a subordinate
clause cannot be transposed, and in that case, if monosyllabic, they
are weak. The forms which have a relative meaning, as »when«,
are counted light-endings.
10. Ingram does not admit the interrogative relative forms, nor
the interrogative adverbial forms, but the Committee consider »who-,
»why« etc. equally light-endings whether interrogative or not.
11. If Ingram rejects such forms as »my« , »this« and »no«
because they are adjective forms, why does he not restrict nvhich«
and »what« to their simple relative use? Both these forms may be
adjectives without being interrogative.
12. The additions made by the Committee to the monosyllabic
conjunctions, and prepositions , are based on the principle tliat they
aS6 J- Harrison , J. Goodlet and R. Boyle.
are all now so used, for instance »save« , which was evidently not
originally a preposition.
13. It may be as well here to mention why the Committee
have not adinitted the following contracted prepositional forms. —
'bove, 'fore, 'gainst, long, 'mid(st),
'mong(st), 'thwart, tween, 'twixt.
The Committee consider that the contraction deprives them eupho-
nically of the character even of a light-ending. The forms >'till«
and »though« have been admitted, because they are the original forms.
14. Ingram does not give »there« at all, but the Committee
consider it clearly a light ending when it replaces a pronoun, as in
>there are« and »is there« ? In such phrases it has lost all relation
to place, and is a pure »formal« word, and when place is required^
»there« is added again, as in »there are six there«.
15. The Committee think they have now shown, that Ingram's
list of the light and weak endings is as far removed from any
logical basis, as Furnivall's system of counting run on lines. The
contradictions in both cases can only be supposed to have arisen
through the ear alone having been made the guide.
The Committee may have erred in some of the details of their
work on the light and weak endings , but they feel convinced that
their principle, of making the test more grammatical than euphonical,
is the right one, and they invite its füllest application to their own
conclusions. In order to make this easier, examples will now be
given, by quotation, of all the points in detail.
VII. Instances of light endings.
It has been thought unnecessary to give examples of the cases
in which the Committee agree with Ingram's list.
I. Auxiliary verbs.
1. f »His secrets to be scann'd by those who ought
Paradise Lost, Book VIII. \ Rather admire.«
2. f — »yet that dare
Winters Tale, II. 3. 54. l Less appear so in comforting your evil.«
3. f »Dost thou dare
Manfred, H. 4. l Refuse to Arimanes on his throne.«
^' . \ »I durst
b -a -er y -j j^^^g swom she would never have made scruple on't.«
The Antiquary, II. l. '
»I have decided, sir; 't'is vain ! you need
{»I have decided, sir;
Urge me no farther.«
Report of the Tests Committee of the St. Petersburg Shakspeare Circle aSj
Henry VIII, III. 2. 419
7-
T. N. K. I. 2. 71.
8.
Cymbeline, III, 2. 71.
Emp. of East, III. 4. \
f
Variation of above. l
. "• I
Lover s Melancholy, IV. 3.I
/
Roman Actor, IV. 3. \
13.
Broken Heart, IV. 5.
Variation of above.
15-
Bashful Lover, II. 6. 82.
16.
Samson Agonistes.
n-
City Madam, II. 2.
17a. f
Variation of above. l
18. r
N. W. P. O, D. I. I. \
.9. I
Bashful Lover, III. 3. l
20. f
Joannah Baillee Orra, IV. 3, \
21.1
»I know his noble nature — not to let
Thy hopeful service perish quite.«
»That fears to do härm: good dares not! Let
The blood of mine that's sibbe to him.«
»nay you must
Forget that rarest treasure of your cheek.»
2d per so n singular.
>When thou wert
Thrust, as a stranger, from thy father's home.«
»When thou wast
'i"hrust< — —
»In Cyprus. — Come to trial: if thou beest
Eraclea, in my bosom I can find thee.c
»But such as I might pardon, if thou hadst
In wantonness like Nero fired proud Rome.c
»What new change
Appears in my behaviour that thou dar' st
Tempt my displeasure.«
«What new change
Appeared in my behaviour that thou didst
Tempt my displeasure.«
»Conceard in this thou mayst
Pass through the evening's guards.«
»Divine impulsion prompting how thou might st.
Find some occasion to infest our foes.«
»But bind him fast by thy sorceries, and thou shalt
Be my revenue.«
— — jithou wilt
Be my revenue.«
»Thou couldst arrive at forty pounds, thou wouldst
Live like an emperor.«
»In this obscure abode, 'tis fit thou shouldst
Consume thy youth.«
>I will return to see it ere thou can st
Three times repeat the letters of thy name.«
i>Thou dar' st not say thou couldst
Climb to the height which he hath won.«
22.
Roman Actor, IV, 2.
2. Personal pronouns.
— »With such true feeling
Thou arguest against thyself, that it
Works more upon me.«
f »But let it
iLiv
Two Foscari, Li. l Live on, so the good die not.«
488 J- Harrison, J. Goodlet and R. Hoyle
24. f "Or do ye
Cain , II. I. l Sweep on in yuur unbounded revelry.i
25. f »was t here
The Guardian, IV. 2. i No forward page or footman in ibe city.<
26. f *But there
Cain, II. 2. l Are sume things still which woman« —
i»ere the sun
Be broad upon the Atlantic there
Shall be a voice of weeping.«
3. Relative pronouns.
28. f »Of these thy Compounds on such creatures as
Cymbeline, I. 5. 19. l We count not worth the keeping.«
f »Experience teaches us, as many as
\ Believe in honour no advantage take.!^
f — »it is the same as
30. {
[ You yourself have urged.«
31. f »Had I been silent, not a — but
Marino Faliero, II. 2. l Had kept me in bis eye.«
32. f — »the Giants' stairs on whose
Two Foscari, V. i. l Broad eminence I was invested duke.«
4. Interrogative pronouns.
33. f »In what
Werner, III. 4. lA maze hath my dim destiny involved me.«
34- f »what are ye? what
{i
Cain, II. I. \ Is this blue wilderness of interminable air«
35- f »A punishment and a reward, oh which
The Cenci, III. i. 34. l Have I deserved?«
^ f — »then teil me, which
36. I
Prediction you believe in?«r
37- j »Upon reversions! who advances? Who
N. W. P. O. D. V. 3. \ Shows me the way?-<
• What, madman, hast thou done? Say, whom
Hast thou, in thy blind fury, slain?«
f »And now, my lords, the question ! it is whose
"^ * l Denial gains belief?«
3S.{
5. Adverbial Conjunctions.
The forms »how« , »when« , »where« , »why« , and s-whence«
are all derived from the stem »who« and retain somewhat of a
relative meaning, for which reason they have been classed among
the light endings. Even when they end a clause, a subordinate
^lause is always implied after them, as in »I will teil you why (he
Report of the Tests Committee of the St. Petersburg Shakspeare Circle 489
did it)«, »though, of course, the line is not then run on. They are,
consequently , never pure adverbs. The interrogative sense changes
nothing.
The forms »here« and »there« have no relative meaning, being
derived from the stems »he« and »the« and they never really intro-
duce a subordinate clause, for when they do accidentally begin one,
they may always be transposed. They are , therefore , rejected as
pure adverbs.
a) Affirmative use.
40. f — »and teach me how
Tempest, I. 2. 334. l To name the bigger Light.«
41. f — »Phoebus, when
I. T. N. K, I. 2. 85. \ He broke his whipstock.«
42. f »for where
Coriolanus, I. 10. 13. II thought to crush him in an equal force.«
er why
Macbeth, I, i. 16. l Upon the blasted heath you stop our way.«
44. f «from whence
43. (
\i, I. I. 16. l U
Par. Lost, Book X. 1. SS. \ Eden, and all the coast extended lay.«
b) Interrogative use.
45. f »Where is she, sir? How
Cymbeline, III. 5. 41. l Can her contempt be answered?=r
46. f »How now fellows ! — When
.. {
G. D. of Flor. IV. I. l Shall we have this lusty dance!«
47. J »Where is Marlino? Where
A. Very W^oman, II. 3. \ Have you concealed him?c
48. f »Mylord, from whence
Duke of Milan, III, 3. 42. l Grows this amazement?«
49. f »WTiy
Tempest, II. i. 200. \ Doth it not then our eyelids sink?»
c) Forms w h i c h are always adverbs.
50. f »So here
Virgin Martyr, V. i. 9. l Will I my drolleries.»
51. f »What desperate fool durst raise a tempest here
Woman , I. i. l T
52. J «Faith, search our pockets, and, if you find there
A. Very Woman, I. i. l To sink himself."
52. f «Faith, search ou
Same. l Comfits of amberris,«
53. f »Access unto her fatl
G. D. of Flor. I. 2. l Make füll discovery of her.^»
53. f »Access unto her father's house, and there
I. 2. l
490
J. Harrison , J. Goodlet and R. Buyle
54-
Renegado,
IV. I,
55-
Cain, I,
. I.
56.
Same
57.
Renegado,
IV. 2,
58.
Sardanapalus, IV. I.
59.
60.
G. D. of Flur., I. 2.
61.
Maid of Honour, III. 2.
62.
Bashful Lover, I. i.
6. Possessive pronouns.
As adjectives,
j »My patient sufferings might exact from my
1 Most cruei creditors, a füll remission.«
j — »And, my Adah , my
l Own and beloved.«
f .Thy
l Fond parents listened.«
»This brought to
A general, fighting in the head of his
Victorious troops.«
— «at last
It settled into tearless silence; her
Pale face and glittering eye.«
{»The Council have approved the plan ; well, they
Look only at success, they see not its
Dangers so rank, so evident.«
j — »nor can our
) Election be disparaged.«
{"'Tis a false accusation. In this, this your
Most memorable Service. <
f — »who, by their
\ Brave furniture and habiliments for the war.«
i^When the event has proved us wrong, then one's
Wise friends are all agog to teil one how
One might have helped it.<
64. [ »Cedars once shaken with a storm, their own
Maid of Honour, III. 2. \ Weight grubs their roots out.«
7. Demonstrative pronouns.
a) As adjectives.
[ »Give him a name and keep it such from this
65-
Bondman, V. 3.
66.
Renegado, IV. 3.
67.
Emp. of Fast, III. 4.
68.
G. D. of Flor., II. 3.
69.
\ Unequal competition.<
f »Can there be strength in that
\ Religion that suffers us to tremble?«
f »Take heed, put not these
l Strange trials on my patience.»
f »Till it be quench'd with the enjoying those
l Delights which to achieve — «
_. r T^ 1 /r- , — 'On thy brow the same
Vespers of ralemio »l'el. < ^ ,. ..,,,.
, I Commanding spint holds its native State.«
70.
{bI
take to witness all the Gods, and yon
ue firmament, that I — «
Report of the Tests Committee of the St, Petersburg Shakspeare Circle ^qj
b) As substantives in nominative,
71. f »This
Tempest, I. 2. 444. l Is the third man that e'er I saw.«
72. f » — and that
Werner, I. I, l Is more than I can say. «
73. f — «Whatever these
The Guardian, V. 4. l Have laid before you.«
— »for those
Believe it who are counted wise< —
8. Indefinite and distributive pronouns.
a) As a d j e c t i V e s.
75. f »See all
G. D. of Flor., II. 2. \ The roof perfumed.«
76. f iWould they had snatched both
{;
Cain, Li. l The fruits or neither.«
77. \ — »and watered all the ground, and eack
Par.Lost, Book VII. 1.335.) P'^nt of the field.«
78. f — üpray you send me some
Virgin Martyr, IV. 3. l Small pittance of that curious fruit.«
79. f — »but with thanks to God for such
Henry VIII. II. 4, 152. l A royal lady.«
80. f »Nor content with such
Par. Lost, Book I. 1. 399.1 Audacious neighbourhood.c
NB. Surely »such«? is as much a light ending in 80 as in 79, but Ingram
only admits the latter.
b) As substantives in nominative.
81. f »Go in and cheer the king; he rages; none
CymbeUne, III. 5. 67. l Dare conie about him.«
82. (
^ . , , ^. ■,. ,T *In its mid-iourney. If that such a one
Cartwnght s Ordinary, II.< ,„ ,,,.,,,,. . , •
bhall thmk you 11 win, you must wm; tis a äue« —
_ „ .,„,„.. »'Till at the ford of Tordan, vvhither all
Par. Regained , Book IV. <^ _, , , ^ . „ . •;
" , I Flocked to the Baptist.»
1. 510. l '
84. f — »and \ve can both
Jul. Caesar, I. 2. 98. \ Endure the winter's cold as well as be.
85. f — »both
Henry VIII. II. 2. 121. l Fell by cur servant;s.«
86. i >Let each
Paradise Lost, B. VI. ■! His adamantine coat gird well , and each
1. 541—2.
87.
Jasper Mayne. The
'^^^*y|s.
■; His adamantme coai
l Fit well his heim.«
where some
,, , ^^, , Say 'tis an o'er erown porpoise.
Match, III. • 1 -^ b f f
.g2 J- Harrison, J. Goodlet and R. Boyle,
88. f — »and as such
The Prclude, Book III. ( Were wanting here, I took« —
89. f — »would not such
Browning's I-uria, II. l Look to themselves in such a chance as mine.«
c) S u c h f o 1 1 o \v e d b y » a s « .
— »where as such
As are born only for themselves and lived so,
Though prosperous in worldly understanding,
Are but like beasts of prey.«
— »but she shal! be such
As, walk'd your first queen's ghost, it shall take ioy
To see her m your arms.«
NB. Here, as always, as after »such« begins a subordinate clause, for it is
a relative; consequently, when we get »such as< , »as« may be a light ending,
but »such« cannot be. Compare Nos. 28, 29 and 30.
9. Pronominal forms used substantively , but not in nominative
foUowed by verb.
These are not light endings, even when the Hne is run on.
92. f »Or glorious shew of royally rendering it
Emp. of East. III. I. 246.I Both loved and terrible.«
9_j. f »I would have made ye
Cain,. I. I. 1 Gods» —
94. f j>From this
Two Foscari, III. I. l Learn you to sway your feelings.«
9^. f — »Nor these
Manfred, I. 2. \ Alone, but with them great powers.«
96. j — »and in that
Cymbeline, I. i. 18. l I'll no gain saying.f<
97. j »then add to that
D. of Milan, III. I. lA tale of king Tigranes.«r
98. f »That
Two Foscari, I. i. \ They ought to ansvver.«
99. f — »that is, all those
Same, IV. i. l Of noble blood.«
100. f — »which of these
Manfred, II. I. \ May call me lord.«
»I allow these
ourishes of fortune.«
lOI. I
D. of Flor., II. 1. I As fl
V. 4. l Of e
Bashful Lover, I. i. ll ever noticed in him — «
102. J »I except none
The Guardian, V. 4. \ Of eminence in Italy.«
103. f — »this is all
Report of the Tests Committee of the St. Petersburg Shakspeare Circle aq^
. IGuilty, I
104, J — »we were both
The Picture, IV. 4. \ Guilty, I grant, in tendering our affection.«
105. J — »her love to both
Ant. a. Cleop,, II. 2. 137.1 Would, each to other« —
— »and give to each
(His
{
106. .
His due. «
— »and give to some
' Iheir due.«
I »But I know this is
_, , ^ ' ^^^ But a trial of my temper, and as such
Emp. of East, III. 2. 1 , . . •' ^ '
' 1 do receive it.«
109. f — »and now 'tis such
I
Werner, I. I . \ The past seems paradise. «
— »to such
Two Foscari, I. i. l I leave it.« —
HO. I
bscari, I. i. II
Nos. 103 and 109 are not run on.
10. Cases in which jwhat«, »which« and »whom« are not counted.
The Committee admit »what« and »which« when relatives, either
as adjectives or as substantives, and, in the latter case, either in the
nominative on the objective, in the same way they admit »who« and
»whom«. They also admit the relatives as interrogative forms.
The Committee however do not admit relatives or interrogatives
when, independent of case, they are separated from a verb or clause
at the end of a line.
{»In all its innocence compared to what
Thou shortly niayst be.«
{»from which
I never thought to be divorced.«
— »and with whom
Nothing can err. «
f — »or from whom
l Received you spending nioney?«
11. Adjective pronominal forms not coimted when used absolutely.
III.
Cain, II.
2.
112.
Two Foscari ,
V. I
113-
Cain, III.
I.
114.
City Madam,
I. I.
Marino Faliero, II. I
— • »These same drops of blood
Shed shamefully, shall have the whole of his
For their requital.«
— »but yet accept it for
116. I The thanksgiving of him who spread it in
Cain, II. I, j The face of heavcn, bowing his own
\ Even to the dust.»
494
J. Harrison, J. Goodlet and R. Boyle
117.
iDid I
»And froni the same
receive it.«
ii8.
Lord Falkland, The
Marriage Night, II. i.
119.
Same, IV. i.
12. The article.
»News quotha? Indeed, sir, the truth is I am a
Shoe maker by niy trade.«
120.
Same.
121.
Virgin Martyr, IV. 3.
»Hut, Madam, had I the use of that key for an
Hour or two.«
»Please you, but spare an
Idle hour from your sleep, we'll allow't again in
The total of your business (I must not lose his
Money), If you can smile you shall not want a
Subject ; besides we shall have the wit of a
Handsome lady or two, and hear their voices.«
»The power I serve
Laughs at your happy Araby, or the
Elysian shades.«
»And who's the other^ One Mistress Holland the
Jasper Mayne, The City i ^^^^^ sempstress on the Exchange.«
Match, III. I. '
VIII. Instances of weak endings.
I. Prepositions and conjunctions counted light by Ingram and
weak by Committee.
123. f j>anger is like
Henry VIII. I. i. 132. l A füll hot horse.«
124. f 'An easy penance and I shall pass through
Virgin Martyr, V. 2. \A gentle cleansing fire.«
125. f "Subdue the Furies, which so wrung you ere
Marino Faliero, IV. 2. | You were decided.«
[ »I am contented so thou >\-ill have it so.»
•v »I am contented so
18. I Thou will have il so.^
f — »and though
I. \ He never yet took Orders.«
»and he as 't were
Inviting death, by looking like it, while
His death alone can save you.«
{»Even whilst
That doubt is passing thro' your mind.c
f »Your fears are true, and yet
\l
126.
Variation of
Rom. and Jul. III. 5.
127.
Maid of Honour, I
128.
Werner, II. 2.
129.
The Cenci, IV. 3.
130.
Guardian, V. 4.
131-
Hemans Vespers of
Palermo, II. I.
must with grief relate it.«
»Gentle brother! yet
'Tis in your choice to imitate ihat heaven.«
Report of the Tests Committee of the St. Petersburg Shakspeare Circle 40 e
132. J »And pawn mine honour for their safety; since
Cymbeline I. 6. 193 \ My lord hath interest in them.«
{«\Ve have waited since
Our last demand, 'tili now three months are gone.«
2. Conjunctions added by Committee.
J Otl
IWc
{
134. I Some say thou art a woman,
Field. Amands for J Others a man; and many thou art both
Ladies II. I. l Woman and man.-
135. f — »health suffers in thee ; eise
The Prelude Book VI. \ Such grief for thee would be the weakest thought.c
{»'tis a theme
Snigle and of determined bounds ! and hence
I c:
136.
Same Book I.
choose it rather at this time.
137
{»He would not thou his evil purpose, lest
:
{;
He should affright her purity.c
»A tale of horror! Need I teil it sith
e know its end.«
139. f "Still
Philip van Artevelde l.5.\An ardent soul was Lannoy's.«
{"Fears and scruples shake us ;
In the great band of God I stand ; and thence
Against the undivulged pretence I fight
Of treasonous malice.«
3. Adverbial forms distinguished from conjunctions.
The forms »hence« and thence« have no relative tense like
»whence«, but they become conjunctions when they refer to conclu-
sions, for they introduce a subordinate clause being monosyllables
they are classed as weak endings.
»Else«, »so«, »still«, »yet« have been classed as conjunctions,
for these same reasons, but they may also be adverbs.
>Then« has not been accepted by the committee as it is ahvays
an adverb.
»Ere« is ahvays a conjunction.
»So« and »as« are adverbs before adjectives, participles, or other
adverbs. »Ere«, »to«, »yet« are arbitrarily counted light by Ingram
>So is often an adverb in the tense of »in such a way.«
No 150 will thou that when »as« foUows »so«, >so« closes the
line, >as« beginning a subordinate clause, yet Ingram specially counts
»so« in this case.
.Q^ J. llarrison, J. Güodlet and R, Royle.
a) A(lver])ial forms which havc also been counted as conj unclions.
141. f y> — not far froin hence
Bashful love, I. i. U havc a lonely dwelling.«
142. f »Nor cvcr ihence
Paradise Lost, Book I. \ Had risen or heaved his head.«
( ^This child was prisoncr to the tomb and is
^^^' \ By law and process of good nature thence
"Winters Tale, II. 2. 60. | „ , j r u- 1
l Freed and enfranchised.«
144. f »Thank heaven you were not — all had eise
Marino Fal. , II. 2, \ Been marred.«
145. f " — or eise
Bashful Lover, V. 3. \ The Services he offers are not real.«
146. f Which often hath no less prevailed than so
Winters Tale, II. I. 54. \ On your command.«
147. f — »as il determines so
Ant. &Cleop. III. 13. 16. \ Dissolve my life.«
148. I »Pretends to ward off sin, and fit than so
Paradise Regained, Bock 1.1 Purified to receive him pure.«
i — »and even so
^"' •{ The eeneral subject to a well-wished king
M. for M. II. 4. 26. K V .1, •
^ l In it their own part.«
f Well, the blind godess yet may tum it so
■' ' l As we may have success.«
NB. This line is not run on.
151. f «for, still
Bashful Lover, II. 2. l My resolution wavering, I so love.«
152. f — »and are still
The Guardian, IV. i, \ Excellent wrestlers at the close hug.«
153. ( — »'tis yet
Same , II. 4. \ An embryon.
154. f »I am not prepared yet
Same, III. 4. l To leave the world.«
b) Adverbial forms never used conj unctionally.
155. f »The veins unfilled, our blood is cold, and then
Coriolanus, V. i. 51. \ We part upon the morning.«
156. f »I only then
Emp. ofEast, III. 2. l3.\Am rieh and happy.«
157. \ The smallness of a gnat to air, and then
Cymbeline, I. 3. 106. l Have tam'd mine eye and wept.«
158. f 'wherefore then
Same, III. 4 106, \ Didst undertake it.
{;■
Report of the Tests Committee of the St. Petersburg Shakspeare Circle ^q^
Ant. and Cleop, 159. II. f »He feil upon me ere admitted ; then
2. 75. \ Three kings I had newly feasted.«
NB. in Nos 155, 156, 157 and 159 »then« is a simple adverb. In 158 it is a
niere expletive, »wherefore« really introduces the clause. »Then« is often used thus.
160. f »not your gaoler, then,
Winter's Tale, I. 2. 59. \ But your kind hostess.«
161. f Sard. »Then
Sardanapalus, IV. l We but await the signal.«
f »Ile owns his pride and his ambition then
1 We knew that he was poor. «
«You all agree that 'tis but justice, then
am resolved to exact the penalty.«
NB. In all these cases »then« has an adverbial meaning.
i»Nature craves
All dues he rendered to their owners; now
What nearer debt in all humanity
Than wife is to her husband. «
165. f »For, sure, there's no Converting of 'em; now
Henry VIII I. 3. 43. l An honest country lord, as I am.«
166. ( — »what
Variation of 164. l Nearer debt now in all humanity.«
{»but now I feel
My littleness again
— »but now
[ feel my littleness again.«
NB, »Now« is thus in the same category as »then.«
168. J — »and thus
The Cenei, IV. 4. \ Write on unsteady eyes.€
169. f »Thus
Marino Faliero, II. I. l 'Twas not a foolish dotard's vile caprice.
170. f »well
Same, IV. 2. ( The die is thrown.«
I171. f »Well, too well
Same, III. 2. \ I know that we must do such things as those.
NB. AU these words even when they seem to have something conjunctional
ahout them are really pure adverbs sometimes interjectionally used.
c) Examples of »as.«
Conjunctional use.
»Have I graced thee
Beyond thy rank and entertained thee as
A fricnd and not a servant.«
172.
Duke of Milan II.
173. f »Teil me how Wales was made so happy as
Cymbeline, III. 2. 62. \ To inherit such a haven.«
Kölbing, Englische stildien. III. 3. 3^
4q8 J- Harrison, J. Goodlcl and K. IJoyle.
174. f »Which musl he evcn a-) swiftly foUow'd as
Winter's Tale, I. 2. 409.! I meaii tu utter it.»
175. { — »here as
Jul. Caesar, II. i. 106. II point my sword the sun arises.«
Adverbial use,
Nos. 26, 27, 32, 73, 75, 76 of Part I contain instances of »as« used ad-
verbially. It is in such cases the second »as« which is a conjunction. The foi-
lowing Variation of 27 part I, »as« is used adverbially i. e. is not a weak ending.
f »for thou shalt be as
\ Free as mount and wind.'
4. »Elsec as a pronoun.
176.
177.
Par. Lost. Book VIII
i
— »here passion first I feit,
Commotion Strange ! in all enjoyments eise
Superior and unmoved.«
NB. Is here clearly not to be counted light.
5. »If« in »as if« wrongly rejected by Ingram.
j »Rui
l 'Twe
Coriol. IV. 2. 123. \ 'Twere a perpetual spoil.«
In this construction »if« always belongs to the second line, and the line
which »if« ends is consequently run on. Compare the foUowing rases in which
*if« is also run on.
179. f »Mistake nie not — to save my life — for if
Same, IV. 5. 86. tl had fear 'd death.« —
180. f — »and if
Cain, II. 2. 1 1 have thought, why recall a thought that« —
181. f »I cannot weep — I would I could — but if
L. Foscari, II. i. l Each white hair on this head were a young life«
What difference can there be, whether »if« is preceded by »as« or by »for«
»and« or »but« ? It is a weak ending in all these cases.
6. Piepositions added by Committee.
f »In converse passed the time as they rode down
l The vale.« —
183. fBut my occasions carrying nie so near
G. D. of Flor. II. 3. lYour hospitable house.«
f »Whence came the shot you know not, standing next
l
i8a
' The victim as he feil.
185. f »Now drew they nigh
Par. Lost, Book IV. \ The westem point.«
186. f »And then I turned my weary eyes from off
Cain, I. I. \ Our native and forbidden Paradise.«
Report of the Tests Committee of the St. Petersburg Shakspeare Circle ^qg
187. f »Strange good, that must arise from out
Cain, II. 2. l Its deadly opposite.»
188. f »But first witli narrow search I must walk round
Par. Lost, Book IV. l This garden and no corner leave unspied.«
f — »no proof by him advanced save
l Empty noise and declamation.»
I »Back were we bomC; until again straight up
\ The steep ascent we rushed.«
7. Forms which are prepositions , conjunctions and adverbs.
These examples are given because Ingram clearly counts »but«
as an adverb, and probably »since« also. He, moreover, makes
since a light ending.
a) As adverbs.
191. J »They have but
Cain, I. I. l One answer to all questions.«
192. \ — »who three hours since
Tempest, V. 136. l Were wrecked upon this Island.«
b) As prepositions.
f — »vow think none but
I 93 . < ^
l He whom you love should dare» —
»Since« has been given in No. 133.
c) A s c o n j u n c t i o n s.
194. r »It is no act of common passage, but
Cymb. III. 4. 94. \A strain of rareness.«
»Since« has been given in No. 132.
8. Forms rejected by Committee.
(Ingram admits »into« and >.'uponc as light endings.)
a) All dissyllabic prepositions and conjunctions.
195. [»Protect mine innocence or I fall into
Henry VIII. V. i. 142. \ The trap is laid for me.<
I »Heaven will one day open
„ .,, * < The kings eyes that so long have slept upon
Same, II. 2. 43. | t^, • , r, , ,
i 1 his bold bad man.«
197. f »Let o'er her father's household, nor within
Fatal Dowry , I. i. l The house where she was bom.«
198. f »Should raise this man, or pull down that without
Emp. of East. II. i. \ Her licence.«
— »when you may
Have them brought bound before you, is beyond
, ■ 7 ' /
My apprehension.c
32*
coo J- Harrison, J. Goodlct and R. 13oyle
200. J »Wcre tliere no necessity in your request, although
"Winter's Tale, I. 2. 22. \'T were necdful I dcnied it.«
201. j mI had thought, sir, to have held my peace unlil
Same, line 28. l You had drawn oaths from him.«
(»Phoebus, when
He broke his whipstock and exclaimed against
TU u r .u
Ine houses of the sun.«
203. f »The French dames held for courtesy above
Par. of Love , I. 5. l All ladies of thc earth.«
204. f iLet US look sadly and give grace unto
T. Nob. Kins, V. 4. 4i4.\ The funeral of Arcite,«
NB. These examples explain what was said § VI.
b) All contracted p repositional for ms,
205. f »That it shall make a counter reflex 'gainst
T. Nob. Kins. I. i. 105. l My brother's heart.«
206. \ »To prate and talk for life and honour 'fore
Winters Tale, III. 2. 42. 1 Who please to come and hear.«
— »which can distinguish 'twixt
The fiery orbs above and the twinned stones
Upon the numbered beach.«
NB. The other forms given § VI, 13. are exactly similar.
c) All prepositions used adverbially.
208. f »Gave wings to my propension and cut off
Troil. and Cress. II. 2. I33.\ All fears attending on so dire a project.«
209. f — »and \ve lay by
Same, II. 3. 86. l Our appertainments.«
210. J — »and put on
Same, III. 3. 50. \A form of strangeness."
211. r — »thou hast beat me out
Coriol. IV. 5. 127. \ Twelve several times.«
212. f »And thou, Posthumus, that then didst set up
Cymbel. III. 4. 90. \ My disobedience.«
213. f »And science still beyond them were chained down
Cain , II. I. I To the most gross« —
214. f »Who owned it never more will need it, save
Werner, IV, 1. | In that which it may purchase from your altars.
From these examples it will be clear that a preposition can
only be counted as a weak ending when used in a strictly
prepositional sense.
Report of the Tests Gommittee of the St. Petersburg Shakspeare Circle 501
IX. Alphabetical list oflight and weak endings.
94 Light.
a
doth (i)
none (3)
was
all (5)
durst (2)
one (3)
wast (9)
am
each (5)
one's (6)
we
an
had (I)
ought (7)
were
are
hadst (l)
our
wert
art
hath (i)
own (6)
what (4) (5) (8)
as (rel.)
have (i)
same (6)
when (4)
be
he
shall
whence (4)
been
her
shalt
where (4)
beest
his (6)
she
which (4) (5) (8)
both (pron.) (5)
how (4)
should
who (4)
but (rel.) (7)
I
shouldst
whom (4)
can
is
some (5)
whose (4)
canst
it
such (5)
will
could
its
that (5)
wilt
couldst
may
the
would
dare (2)
mayst
their
wouldst
dar' st (2)
might
there (pron.) (7)
why
did (i)
mightst
these (5)
ye
didst (l)
must
they
yon(d)
do(i)
my
this (5)
you
does (i)
need (2)
those (s)
your.
dost (l)
no (pron.) (7)
thy
45 Weak.
and
hence
on
thence
as
if
or
though
at
in
out
through
both
lest
round
to
but (prep.
and
conj.)
like
save
while
by
near
since (prep. a. conj.)
whilst
down
next
sith
with
eise
nigh
so
up
ere
nor
still
yet.
for (prep.
and
conj.)
of
than
from
off
that
i) Only as aux. — 2) Not when followed by »to«. — 3) Only in non>
with verb. — 4) Interr. form counted. — 5) As adj. or subst. in nom. —
6) Only before a subst. — 7) Not as adverb. — 8) May be in adjective. —
9) In Elisabethan poetry seems always to be supplanted by >wert«.
eo2 J- Harrison, J. Goodlet and R. Doyle.
X. Reasons for adojjting a grammatical Standard.
It has already been pointed out to what extent the Committee
have admitted the euphonical element in their system of tests , and
that they have kept to a grammatical definition as the surest basis.
Their reasons are as follow. The earhest stage of English dramatic
verse was the regulär lo syllable blank verse without any deviations.
Gradually double endings made their appearance. About the close
of the lö'"^ Century dramatic poets began to use run on lines freely.
Light and weak endings made their appearance about the close of
the first decade of the 17'^ Century and finally verse degenerated
in to broken-up prose. Instances of this last process may be found
in the Two Noble Kinsmen, and in many dramas belonging to the
third and fourth decade of the Century. Among the quotations
No. 120 from Lord Falkland's :^Marriage Night < is an interesting
example of the change mentioned.
It does not follow that any particular author must have gone
through this whole process , some kept themselves as free as was
possible to them from all changes, some kept to one particular
metrical peculiarity , while others threw themselves heartily into all.
The above mentioned changes in the versification represent the whole
of the great movement of the age, from the greatest regularity of
blank verse to prose. The dramatists of the period , as they feit
the increasing necessity of expressing their thoughts untrammeled by
rule or precedent, gradually threw off the fetters their predecessors
had imposed on them tili at last thought Struck out its own proper
form instead of being lengthened or shortened to suit the verse.
It is evident that this development aflfects the construction of a
writer's phrases, the Constitution of his verse, the position of words
in his lines , all which are matters for grammatical analysis, More-
over the points indicated are exactly those with which the run on
line test and the light and weak ending test are concemed, the tests
in fact with which the Committee undertook to deal. They hope
they have given the first impulse to a movement which will put the
whole question on a firmer basis than it has tili now occupied.
XI. Use of the tests.
The Committee consider that metrical tests alone cannot be held
to settle a question of authorship or chronology, when unsupported
by other proofs. They can never be relied upon against external
Report of the Tests Committee of the St. Petersburg Shakspeare Circle 503
evidence nor with certain restrictions against clear allusions in the
text. They become doubtful whenever there is a general aesthetic
argument, such as the development of character, against them. If
they are found to agree with ascertained external evidence, in certain
cases, they become, in the absence of that in other cases of great
importance, and the aesthetic argument must be very strong which
upsets them.
The tests then give us the results of principles which are
capable of a logical demonstration, and are in their own sphere the
more valuable, because free from the great weakness of aesthetic
arguments, their subjective dement. The attacks on so called
;>finger criticism« unreasonably oppose the metrical tests to aesthetic
arguments , as if they involved the denial of the latter ; on the
contrary the tests are based on the principle that the style of an
author developes and changes with time.
The Committe recommend the use of percentages for the
calculation of results, instead of the proportion of one line to so
raany adopted by the New Shakspeare Society, the latter system not
by any means giving so distinct a view of the results obtained.
Prof. Herzberg used percentages for his results for double endings
in Shakspeare' s plays.
The Committee also recommend that in all calculations of run
on lines , or of light and weak endings, the number of the Hne and
its .last word should be marked , as otherwise no control of the
counting is possible.
Drawn up by J. Harrison.
J. Goodlet.
R. Boyle.
Some of the abreviations in the foregoing quotations.
T. N. K. = Two Noble Kinsmen.
N. \V. P. O. D. = A New Way to Pay Old Debts (Massinger).
E. of East = Emperor of the East (Massinger).
Rom. Aclor = Roman .\ctor (Massinger).
City Mad. = City Madam (Massinger).
Bash. Lover = Bashful Lover (Massinger).
The Guard. = The Guardian (Massinger).
C04 J- H'irrison, J. Goudlet and R. Hoyle
Duke of M. =■ The Duke of Milan (Massinger).
G. D. of Flor. = The Great Duke of Florence (Massinger).
A. V. Woman = A. Very Woman (Massinger).
Vir. Martyr = The Virgin Martyr (Massinger).
Ken. = The Renegado (Massinger).
M. of Honour =» The Maid of Ilonour (Massinger).
Bond. = The Bondman (Massinger).
Pict. = The Picture (Massinger).
Fat. Dowry = The Fatal Dowry (Massinger).
These arc the plays of Massinger which have been used. Shakspeare's
plays will be easily recognisable. The rest have been given under the nanies of
the respective authors.
LITTERATUR.
An etymological Dictionary of the English Language by W. W. Skeat. Part. II.
Dor — Lit.
Die erste lieferung dieses werkes habe ich oben s. 356 — ^357 besprochen; hier
noch einige bemerkungen zu der vorliegenden zweiten lieferung.
S. 177b, dough , altisl. deigr (m.) , nicht deig. s. 178a, drag ist nicht
= draw, sondern ein derivat davon : altengl. draggen ; auslautendes g beruht immer
auf gg. s. 178b, drain, angls. drehnian, kann lautgesetzlich nur von angls. *drehn =
mhd. trahen (gutta, lacrima) abgeleitet werden, obgleich das altndrd. trahn ein angls.
trehn erfordert. Bei drake wäre die heranziehung von d. gänserich (s. Grimms wb.)
u. s. w. besser unterblieben, s. i8oa, drip, altengl. drippen, dän, dryppe, ist denomi-
nativum von altengl. drippe, dän. dryp, nicht = angls. drypan, noch weniger =
altisl. driupa. Droll kann, dem laute und der bedeutung nach, wol nicht altisl. troll
sein. s. 180 b, drone , altengl. drane (nicht dran), fem. i- stamm, ist, wegen
althd. treno , nicht zu drone (drönen) zu stellen; s. Grimms wb. 2, 1433.
Drought, angls. drugad, nicht drugade. s. 182b, dumb, unflectirt altengl. dumb,
nicht dumbe ; an der angeführten stelle haben die besten handschriften domb,
doumb , wie der vers auch erfordert. Ich kann hier die bemerkung nicht unter-
drücken , dass der Verfasser überhaupt besser gethan hätte , für das altenglische
einfach mein Wörterbuch zu citirem), anstatt irgend eine stelle heraus zu greifen,
auf gefahr, den leser dadurch irre zu führen, s. i88b, embers soll altengl.
emmeres oder emeres sein; ich kenne nur eimeri (Diction. 177b). s. 202a, fadge
mit altengl. fczen zusammen zu stellen, ist nach den lautgesetzen nicht möglich;
es ist nur auf faggen zurück zu führen , wenn auch ein solches verb noch nicht
nachgewiesen werden kann. s. 204a, farrow ist nur als verb aufgeführt und zur
vergleichung das subst. altengl. farh u. s. w. herangezogen; das verb heisst
altengl. farjen (Diction. 193 a). s. 204b, fat , angls. f;vtt , ist = * f;i.Hed , nicht
= altisl. feitr, mhd. veij. Father, sanskr. 7^rTT' "''^'^'^ P'*-''- I'^^^thom, altengl.
fadme, fadme , fedme , fedme (Diction. 194a), nicht fadom ; an der angeführten
stelle steht fadme (pl.). s. 205a, fear, altengl. fer ist belegt Diction. 189a.
Feather, altengl. fe{)ere (f.), sanskr. ^^I^", ^(i^^ ("•)• ^- -°5''' f^'"y. angls.
feig, nicht felgu, weil langsilhig (vergl. help) ; nach der von Grimm mitgetheilten
stelle (Alfreds Boethius, ed. Rawlins. p. 128) muss aber auch feige i^stannn felgan)
1) etwa so, allengl. dumb, domb, doumb, dorn, doum .Slralm. diction. l66b.
5o6
Litteratur
bestanden haben, s. 207 a, fetch , altengl. fecchen prät. fa;hte (Diction. 195 a);
fette ist prät. von fetten , das nichts mit fecchen gemein hat ; das angls. feccan
findet sich in Ettmüllers lexikon 337. Fever, die wurzel von lat. febris ist wol,
wie allgemein angenommen , fervere xmd die vergleichung mit gr. (fößoq und
angls. l)ifian unstatthaft. s. 207b, fiddle , altengl. fidele (Diction. 205a).
s. 208b, fin , altengl. finne. s. 209a, fme, altengl. fJn, nicht fine (Diction. 203b);
an der angeführten stelle steht der superlat. fineste. Fir, altengl. firre. s. 211a,
flatter, altengl. flatcrcn (palpare, volitare, adulari) hat mit flakeren nur ähnlichkeit
in der bedcutung (mate ist keineswegs = make) ; meine vergleichung mit altholl.
flatteren, altisl. fladra (Diction. 206a) wird wol bestehen bleiben müssen. Von
flavour kann ich nur sagen, dass es altfranz. flaveur ist. s. 211b, fleck, altengl.
flek ist l)is jetzt noch nicht aufgefunden. Flee ist wol altengl. fleon ; das prät.
fledde (oder fledde) kann nur zu einem infinit, fleden gehören , der wirklich vor-
handen ist, s. Diction. 207 a. Fleece ist altengl. fleos , fles , flüs , angls. fleos,
flies, fl^s. s. 212a, flinch mit altengl. flecchen, franz. flechir zusammen zu stellen,
ist doch wol etwas zu gewagt, s. 214a, foam, altengl. fam, föm (m.), alt- und
neuhd. feim, wie engl. loam, d. leim. s. 224a, fuss mit angls. füs zu vergleichen
ist mehr als gewagt, s. 235 b , gleam , angls. gl&m ist nicht zweifelhaft , weil
kurzes x vor m nicht stehen kann (s. Holtzmanns altd. gram. 1,1, 177); ausser-
dem zeugt das altengl. ee, ea für langen vokal; angls. glÄ^m wäre ahd. *gleim,
von der wurzel glim, die im mhd. glimen prät. gleim noch bewahrt ist. s. 249a,
gut, altengl. gut pl. guttes mit gote zu identificiren verbietet, abgesehen von der
Verschiedenheit des vokals, die gemination des consonanten. s. 251 b, hail, altengl.
hazel, hawel »by loss of 5 or w« sollte heissen : by loss of e (as in A. S. hsegl,
O. Icel. hagl) and vocalization of 5. s. 254b, hare = sanskr. \t}i^ \k} ist noch
nicht erwiesen, s. 260 b, hedge , altengl. hegge (fem. ja -stamm) kann angls.
nur hecg gelautet haben, vergl. neuengl. edge = angls. ecg; angls. hege pl. hegas
(mascul. i- stamm), altengl. hei, ist neuengl. (prov.) hay. s. 261b, hell,
angls. hell, hei, nicht helle; an der von Grein angeführten stelle (Genes. 319)
steht der accusat. helle, s. 262 a, hen , das entsprechende wort fehlt im altisl.;
hcena (nicht hsena) gehört zu altndrd. hon. s. 277b, husky, a corruption of
husty , dieser satz hätte wol des beweises bedurft ; es hätte zuerst ein adjectiv
hpostig , hostig und dann der Wechsel von 6 u und t k nachgewiesen werden
müssen, s. 325 a , layer ist meines erachtens nur eine andere Schreibung von lair
und von der wurzel lag gebildet ; layer von lay ist einer der legt, wie in
bricklayer. Lazy = altfranz. lasche ist nicht wahrscheinlich; das dem altfranz.
lasche entsprechende engl, lash kommt in Suffolk wirklich vor. s. 325 b, lea,
altengl. Ie5e (novalis) gehört schwerlich zu angls. leah , althd. loh (lucus).
s. 327 a, ledge , altengl. legge, mhd. lecke, kann wie edge, nur ein fem. ja-
stamm und daher nicht mit dem altisl. u- stamm logg identisch sein.
Krefeld. F. H. S tratmann.
Notes on Elisabethan Dramatists with conjectural emendations on the text. By
Karl Elze. Halle. Max Niemeyer. 1880.
Anmerkungen und textemendationen zu werken dramatischer dichter des
lisabethischen Zeitalters , welche von dem gelehrten Verfasser in verschiedenen
Karl Elze , Notes on Elisabethan Dramatists etc.
507
deutschen und englischen Zeitschriften niedergelegt , wenig beachtet und bald ver-
gessen waren , erscheinen hier gesammelt und durch neue vermehrt als buch , um
in dieser gestalt grössere aufmerksamkeit zu erregen und leichter im andenken zu
bleiben. Mit anerkennenswerther Offenheit gesteht professor Elze in der vorrede,
dass muthmassliche Verbesserungen oft augenblicklichen einfallen ihr entstehen
verdanken und , ohne sorgsame prüfung der Stichhaltigkeit , schnell gedruckt wer-
den , um die priorität des glücklichen Anders zu wahren. Natürlich laufen dabei
nicht selten irrthümer mit unter, die der redliche forscher dann freimüthig bekennt,
und das thut unser autor mit den worten : »I hereby eat those conjectural
emendations of Elisabethan dramatists which I have hitherto published and which
are not contained in my editions of Elisabethan plays , in Messrs Warnke's and
Proescholdt's editions of »Mucedorus« , and in the present collection.« Er fährt
dann fort: »let me breathe the hope that the emendations published in those
editions and in this collection may not need, at some future day, to be subjected
to the same Satumian process.« Die gewähr für alles und jedes wird wol niemand
übernehmen , aber bei weitem das meiste empfiehlt sich in hohem grade durch
guten sinn, einfachheit und unterstützende parallelstellen, in deren staunenswerthem
vorrath schwerlich einer seiner collegen herrn professor Elze übertreffen dürfte.
»Most of the so-called pseudo-Shakespearean plays have been handed down
to US«, heisst es mit recht p. 16, »in a State of such rank corruption , that a
critic who attempts to amend them, must be allowed to walk 'with a larger tether'
than is granted elsewhere.« In keinem einzigen falle hat unser autor die ihm
gern zugestandene freiheit missbraucht; ob er den ursprünglichen text überall
wirklich getroffen hat , wird er selbst dahingestellt sein lassen , die ersten
42 nummern — so viele beschäftigen sich mit der erwähnten kategorie — sind
entschieden Verbesserungen. Auch die stellen, welche Chapman, Greene, Marlowe,
Shakespeare und Fletcher behandeln , geben keinen anlass zu einwänden , bei
nr. 52 jedoch wird mancher fragen, ob es in der that »would be of no common
interest to know exactly what Shakespeare meant by 'grey eyes' and what colour
of the eyes stood highest in favour with Elisabethan England.« Was so sehr
vom individuellen geschmack abhängt, erlaubt keine allgemein zutreffende antwort.
Wer wollte heut zu tage entscheiden , ob in Deutschland blaue , schwarze oder
braune äugen am höchsten geschätzt werden ? Es handelt sich um die frage,
ob im Tempest 1 , 2 , 270 l'rospero die Sycorax blue-eyed oder blear-cyed hag
nennt. Dergleichen niuss unentschieden bleiben und bleibt unentschieden ohne
die mindeste gefahr , da der sinn beider worte hier genau derselbe ist , nämlich
»widerwärtig«, »ekelhaft«. Blear-eyed versteht sich von selbst und blue-eyed be-
deutet »the livid circles round the eyes«. — Nr. 57 soll nachweisen, dass in The
Two Gentlcmen of Verona IV, 4, 206 statt »statue« zu lesen sei »shadow« mit
der bedeutung : bild. Die bei Ernest Fleischer 1833 erschienene Shakespeare-
ausgabe sagt in der anmerkung zu dieser stelle (p. 955) : »My substance should
be statue in thy stead.« It appears from hcnce, and a passage in Massinger, that
the word statue was formerly used to express a portrait.« Ol) sonst noch
statue für portrait vorkommt, welche stelle von Massinger gemeint ist, und ob ihm
die noliz genügt , um shadow fallen zu lassen , kann man dem urtheil unseres
autors anheim geben. — Sehr annehmbar erscheinen die emendationcn 60 : A
Midsummer- Night's Dream V, I, 59: That is , hot ice and wondrous sable
snow ; — 61: Ibid. V, i, 309: Moon, lose thy light, Dog, take thy Ihght ; —
eo8 Litteratur
69: The Taining of the Shrew I, i , 28: To suck the sweets of Greek philo-
sophy; — 75: King John II, 2, 455 Ilere's a bray; — 76: Ibid. III, i, 104
Is scolding amity and painted peace ; — 77. Ibid. IV, i, 7 Unseemly
scruples ! fear not you ! look to't; — 78: Il)id. I\', i, 41 And, like the watchful
minutes do the hour; — 79; Ibid. I\', 2, 55 If what in trust you have , by
right you hold; — 85: Timon of Athens IV, 3, 419 Vour greatest want is , you
want muck of me; — 90: Hamlet I, 4, 36 The dram of evil Doth all the
noble substance often daub To his own scandal, — wobei zweifelhaft bleibt, ob
man lieber dout == do out oder daub lesen will; — 92: Ii;id. III, i, 67 When
we have shuffled off this mortal soil; — 94: Ibid. III, 4, 169 And either
master the devil or throw him out; — 96: Ibid. IV, 5, 105 The ratifiers and
props of every worth ; — 97: Ibid. IV, 7, 21 Convert his gyves to greaves; —
99: Ibid. V, I, 299 Woul't drink up Nilus.^ Mit den Veränderungen der
redenden personen , welche die nummern 71, 72, 81, 82, 84, 86, 87, 89 vor-
schlagen, wird man sich gern einverstanden erklären. Die abhandlung über den
berühmten morris - dancer Will Kemp (p. 66 — 76) vertheidigt siegreich gegen
Mr. Dyce die ansieht unseres autors von Kemp's literarischen leistungen und zeigt
an dem beispiel des verstorbenen Mr. R. Simpson , dass englische kritiker sich
eben so weit verirren und ins blaue verlieren können , wie deutsche. Sollte es
nicht - eingeweihten seltsam vorkommen, dass volle zehn seiten (p. 86 — 96) der
erörterung gewidmet werden, ob Hamlet »four hours« oder »for hours* together
in the lobby umhergeht , sollten sie meinen , das sei durchaus gleichgiltig , da in
beiden fällen der sinn genau derselbe ist, nämlich »stundenlang«, so liegt das nur
daran, dass sie nicht-eingeweihte sind. Der geschmack an solchen Untersuchungen
stellt sich erst en mangeant ein ; nur der kenner wird arbeiten zu schätzen wissen,
wie sie in den nummern 81 und 92 geboten werden.
Dresden. O. S. Seemann.
Franz Baacke: Vorstudien zur einfiihrung in das verständniss Shakespeare's.
Vier Vorlesungen. Berlin S\V. Verlag von W. E. Angerstein. IV -{-91 p. 8°.
Vom berliner bezirksverbande des deutschen lehrervereins einstimmig auf-
gefordert, hat der Verfasser vier von ihm im genannten verein gehaltene Vorlesungen,
die ursprünglich für den druck überhaupt nicht bestimmt waren, dennoch drucken
lassen. Der beifall der zuhörer wird wol in erster linie der kunst des mündlichen
Vortrages gegolten haben , wenn man sie liest , wirkt die broschüre nicht eben
günstig. Ob sie das verständniss Shakespeare's fördern kann, bleibe dahingestellt,
jedenfalls wird man sie mit grösserem nutzen zur hand nehmen , nachdem man
den dichter bereits aus seinen werken ordentlich kennen gelernt , als vorher. Die
politischen , die gesellschaftlichen , die literarischen und die bildungs - zustände
Englands zur zeit der königin Elisabeth und ihres nachfolgers Jakob sind oft genug
trefflich geschildert worden ; dasselbe gilt von der entwickelungsgeschichte des
englischen dramas. Sucht man Shakespeare's Stellung zu allen diesen Verhältnissen
durch citate aus seinen werken zu bestimmen , so setzt man die bekanntschaft mit
denselben voraus, führt aber nicht in ihr verständniss ein. Herr Baacke citirt
Pope's Worte: »Shakespeare ahmte die natur nicht nach, sondern die natur selbst
Chancery Lane , A throw for a throne, or the prince unmasked SOQ
sprach durch ihn.« Das beweist, wie wenig das verständniss des mannes gefordert
werden kann durch erörterungen über den Jugendunterricht, den er genossen, über
die schreibekunst seines vaters , nebst einer masse von anderen dingen , —
erörterungen , deren schluss immer ein fragezeichen bildet. Für fachmänner , für
leute , denen es auf genaue künde alles dessen ankommt , was sich irgend von
Shakespeare wissen lässt , haben derartige Untersuchungen und mittheilungen ihre
berechtigung und ihren werth , aber was leisten sie zur » einführung in das ver-
ständniss« des grossen Briten? Eben so wenig wie die aufzählung der ausgaben,
die seine werke erlebt , und die darstellung der Schicksale , die sein andenken ge-
troffen haben. Zahlreiche druckfehler tragen nicht dazu bei , den geschmack an
der lektüre zu erhöhen. Herr Baacke sagt, der ' seufzer ist nicht ganz unberechtigt«,
den dr. Johnson ausstiess : es ist zu beklagen , dass ein solcher dichter eines
kommentares bedarf. Gewiss erlaubt er hinzuzufügen : und dass kommentare er-
scheinen, die nichts kommentiren.
Dresden. O. .S. .Seemann.
A throw for a throne, or the prince unmasked. By the late sergeant
Zinn, with an introduction and references by Chancery Lane, Esq. London :
Wilson and son.
Der selige herr Zinn, den der titel »sergeant« als hohen rechtsgelehrten be-
zeichnet, und der pseudonyme herr »Chancery Lane«, der sich als »kanzlei-gässchen«
ebenfalls zur zunft bekennt , geben ihren elaboraten das vornehme motto » Caviare
to the general« und erklären damit, dass sie sich nur an ein besonders auserwähltes
publikum wenden. Es handelt sich um den scherz, den fall »Hamlet contra Claudius«
als noch unentschiedenen prozess aufzufassen und die sache vor die geschworenen
zu bringen, die unter dem vorsitz des lord-oberrichters, die anwälte beider parteien
anhören. Herr .Shakespeare, der rechtsbeistand Hamlet's, hat, in der aller weit
bekannten tragödie , die sache seines dienten meisterhaft verfochten , nun ergreift
für se. majestät den könig Claudius herr Silento das wort. Gelegentlich reden
der Vorsitzende , mitglieder der jury und herr .Shakespeare mit , der letzte nur ein
einziges mal so, dass es seiner würdig klingt, nämlich in dem satz : »Brevity is
the soul of wit, recollect.« Herr Silento bemüht sich zu zeigen, wie bodenlos sein
hoher Schützling verleumdet worden. Auf 140 engbedruckten octavseiten führt er
aus , nichts sei dem könige vorzuwerfen als die übereilte hochzeit , im übrigen sei
er ein vorzüglicher herrscher und edler Charakter gewesen , nie habe er daran ge-
dacht , seinen bruder zu morden , selbst seinem bösartigen neffen gegenüber habe
er nur nothgedrungen sein leben vertheidigt. Herr Shakespeare erzähle geschickt,
was der von Hamlet unterrichtete Horatio ihm mitgetheilt habe, allein keine Zeugen-
aussagen, keine dokumente, keine nachweisbaren thatsachen sprächen für die Wahr-
heit der scheinbar so wohl zusammenhängenden behauptungen , genau betrachtet
erwiesen sie sich als ein fadenscheiniges , nur auf den efi'ekt zugestutztes gewebc
von Widersprüchen , erschleichungen und physischen und psychischen unghiulilich-
und Unmöglichkeiten. An vereinzelten drolligen stellen und komischen einfallen
fehlt es nicht, man lächelt bisweilen, aber 140 lange, besonders gegen das ende
recht schwülstige seiten für den im gründe genommen frostigen spass, das ist aller-
dings, nur etwas anders verstanden, »kaviar für's volk«.
Dresden, O. S. Seemann,
CIO LiUeratur
LEHR- UND ÜnUXGSBÜCIIER FÜR DIE ENGLISCHE SPRACHE.
V.
Es liegen uns diesmal neunzehn nuiniuern der »Weidmann'schen Sammlung
enjjlischer Schriftsteller mit deutschen anmerkungen^ zur besj^rechung vor. Das
unternehmen dieses bedeutenden Verlegers , im verein mit nahmhaften gelehrten
und Schulmännern eine samndung englischer Schriftsteller herauszugeben , welche
dem Stande der Wissenschaft und der bedeutung der englischen spräche in dem
lehrplan unserer höheren lehranstalten entspräche , wird von dem sachverständigen
publikum mit freuden begrlisst werden. Die grundsätze, welche die an der spitze
stehenden männer (prof. Schmitz, dr. Pfundheller, dr. Lücking) in der ankündigung
als richtschnur für die mitarbeiter und zur orientirung des publikums niedergelegt
haben , verdienen volles lob. Nur hätten wir gewünscht , dass man bei der be-
zeichnung der ausspräche die gleichsetzung mit deutschen lauten von vornherein
ausgeschlossen hätte , da sich die englische klangfarbe auf diese weise doch nicht
fixiren lässt. Englische Schlüsselwörter , wie sie Webster anwendet , hätten dem
zweck besser gedient. Hinsichtlich der etymologie hätte ausführlicheres festgesetzt
werden sollen. Die ankündigung sagt nur: »Die etymologie soll nicht vernach-
lässigt werden , und es soll nie versäumt w-eiden , dem schüler durch eine unge-
zwungene nachweisung der entstehung des wortes den begriff desselben klarer zu
machen.« Einige herausgeber haben sich durch diesen satz nicht gehindert ge-
funden, angls. got. ja selbst sanskr. und arab. Wörter zur erklärung der etymologie
heranzuziehen. Haben sie darin im einverständniss mit den leitern gehandelt?
Sodann fällt es auf, dass, obschon laut 5 der ankündigung die einleitung auch über
die zeit des Schriftstellers , den damaligen Standpunkt der kunst und Wissenschaft,
der das werk angehört etc. auskunft geben sollte, dieses meistens unterblieben ist,
obschon es oft wichtig genug war. — Wir wollen nur noch bemerken , dass wir
bei unserer besprechung die realschule erster Ordnung im äuge hatten.
Tales of a Grandfather (History of Scotland) by Sir Walter Scott. Aus-
gewählt und mit anmerkungen versehen von dr. Emil Pfund hei 1er. 1876.
p. XIV + 258. 80. M. 2,25.
Scott' s History of Scotland erfreut sich wegen ihrer leicht verständlichen
spräche, ihrer bündigen, den jugendlichen geist anmuthenden fonn einer weiten
Verbreitung auf unsern höhern lehranstalten, trotzdem ihr stoff nur in sehr geringer
beziehung zu der entwickelung unseres volkes steht und ihr in dieser summari-
schen darstellung und den ethisch erhebendsten partien das nöthige detail fehlt.
So wichtig seine lektüre für die englische Jugend ist, die in dem buche ein klares
bild von der geschichte eines für die nationale entwickelung wichtigen faktors er-
hält, so unwichtig scheint das buch für die deutsche Jugend zu sein. Dass man
dennoch so vielfach auf diese wähl verfallen ist und hartnäckig an ihr festhält,
hat seinen grund darin , dass man in sprachlicher hinsieht keine bessere glaubte
treffen zu können , und dass man auf der stufe , für welche die Tales bestimmt
sind, aus leicht verständlichen gründen weder ein lesebuch noch ein auf litterarische
Übersicht abzielendes florilegium recht am platze fand. — Es ist von Wichtigkeit,
zu constatiren , dass etwas ein nothbehelf ist. Der herausgeber hat seine ausgäbe
für Obertertianer (p. IV) berechnet, und demnach die meiste Sorgfalt der ausspräche
gewidmet. Leider bezeichnet er dieselbe nicht, wie Webster, durch eine anzahl
Lehr- und Übungsbücher für die englische spräche. \'. cii
Schlüsselwörter , sondern durch den acutus , gravis , den horizontalen strich , den
halbkreis und durch deutsche laute in deutschen wörtem. Da nun die deutsche
ausspräche ihre sehr bedeutenden landschaftlichen unterschiede hat , so ist durch
ein solches verfahren eine richtige ausspräche um so weniger gesichert, je weniger
aufmerksamkeit man auf den höheren schulen der deutschen ausspräche \v-idmet.
Auch muss man gegen manche bezeichnungen einspruch erheben : » i wie langes
deutsches ei in fei, bleiben« ist sicherlich nicht richtig, der englische laut
liegt mehr nach ai , und dem ü würde ich löffel lieber an die seite stellen
als götter ; auch »ä = e in ehe, gehen« ist doch nicht richtig. In den
text sind nur die vier oben erwähnten lesezeichen über schwierigere Wörter
gesetzt ; vielleicht wären auch sie besser unter denselben verwiesen, zumal die aus-
führlicheren anweisungen doch bereits dort zu suchen sind. — Unter den gram-
matischen anmerkungen ist uns aufgefallen, dass der herausgeber consequent gegen
den terminus : auslassung des relativs opponirt , den er durch den anderen
»unbezeichneter relativsatz« ersetzen will. Die p. 5 gegebene erläuterung ist wenig
überzeugend : »the people they had called in : unbezeichneter relativs (sie !), nicht
zu erklären durch auslassung des relativsatz (sie !) , sondern durch attraction : das
volk, welches sie herbeigerufen hatten,« und p. 40 the great crime they had been
guilty of »unbezeichneter relativsatz mit nachgestellter präposition = of which
he had been guilt)'.« Ueber den grund dieser erscheinung hat die Wissenschaft
noch nicht das letzte wort gesprochen , und in pädagogischer hinsieht dürfte sich
die beibehaltung des alten terminus auch darum empfehlen, weil er, me P. selbst
zeigt, das charakteristische der erscheinung scharf bezeichnet und dem Sprachgefühl
der modernen Engländer entspricht. In der etymologie ist sicher des guten zu
viel geschehen. Einige recht gute schulgrammatiken , namentlich C. Deutschbein
und Immanuel Schmidt , haben den sehr billigenswerthen versuch gemacht , bei
den englischen vocabeln an die germanische Verwandtschaft zu erinnern. Aber sie
haben sich wohlweislich innerhalb der schranken des neuhochdeutschen gehalten.
Einen Obertertianer , dem noch die ausspräche gewöhnlicher Wörter nicht geläufig
ist, mit angelsächsisch zu bestürmen, müssen wir als einen pädagogischen missgriff
bezeichnen. Und welch schwierige dinge werden da producirt, p. 19 »lord: ags.
hlaford, laford , schott. laird ; hläf, neuengl. loaf, leib; der zweite theil wird am
besten zu fassen sein als veard deutsch wart; also wörtlich: brotherr.« p. 29
»sheriff, ags. .scir - gerefa , also der shiregraf.« Ob irgend ein Obertertianer dies
also ohne weiteres verstehen wird? Dabei läuft auch ein kleines versehen mit
unter, so wenn p. 29 eise mit deutsch aller, e, s zusammengebracht wird. Gegen
die etymologie im allgemeinen haben wir nichts, nur muss sie taktvoll behandelt
werden. Wir glauben wol , dass die derivation des Wortes cattle von capitale,
wenn man bereits dafür zeit übrig hat , auch von Obertertianern begriffen werden
kann ; auch so einfache, sich innerhalb des modernen Englisch und unserer spräche
bewegende herleitungen , wie p. 27 handsome »von hand (hand) und some ent-
spricht der deutschen endung sam ; daher ursprünglich handlich t, billigen wir
durchaus. Uebrigens müssen wir bemerken, dass die etymologien im ganzen selten
sind. Die synonymik ist nicht berücksichtigt worden. Die sachliche erklärung ist
auf das nothwendigste beschränkt worden. Der druck ist correct.
c j 2 Litteratur
Gulliver's Travels. A Voyage tu I.illiput and Brobdingnag by Jonathan
Swift. Für den schulgebrauch bearbeitet von E. .Schridde. Herlin , 1877.
X+163 p. 80. M. 1,50.
Die berühmte .satyre des dechanten von St. l'atrick zieht das »jugendlich
unliefangene geniüth« als naives märchen an. Es fragt sich nun, ob ein solches
spiel der phantasie — hier nur eines einzelnen , mag es noch so gefallig und an-
sprechend sein, dem ernste der schule gerecht wird. Ich glaube, man wird ver-
neinend antworten müssen. Auch dürfte manch aufgeweckter Obertertianer dem
lehrer, der bei der naiven auffassung der dichtung stehen bliebe, hie und da einen
streich spielen. Hinter der ceremony in his majesty's great Chamber of State, nach
welcher die sprünge über den stock mit blauen , rothen und grünen bändern be-
lohnt werden , wird auch das jugendliche nachdenken noch etwas besonderes ver-
muthen ; auch an anderen stellen dürfte sich die Unzulänglichkeit des naiven
Standpunktes zeigen. Nun hat freilich diese composition Swifts mit der des grossen
spanischen novellisten das gemein , dass sie ganz abgesehen von ihrer ursprüng-
lichen tendenz ein satyrisches bild des lebens überhaupt giebt. Von diesem Stand-
punkt der Interpretation muss nothwendig die lektüre dieser schrift an tiefe und
ernst ausserordentlich gewinnen. Aber thut man dem jungen geiste nicht unrecht,
wenn man ihm ein ganzes jähr hindurch eine satyrische richtung giebt, zumal der
spott so bitter ist, und der schüler über seine berechtigung nicht urtheilen kann? —
Die spräche ist freilich von entzückender einfachheit und anmuth.
Der herausgeber hat seiner ausgäbe im grossen ganzen den text aus Laurie's
Entertaining Library zu gründe gelegt , in welchem der Stil ohne bedeutende
änderungen modernisirt ist. Hierfür kann er nur auf beifall rechnen. In dem
biographischen (p. VII — X) ist, was man nicht minder billigen wird, nur eine
Skizze der wichtigsten lebensverhältnisse des autors gegeben. Von seinen Schriften
werden nur the tale of a tub, die drapier's letters und Gulliver's travels erwähnt.
Die aufgäbe, welche der herausgeber hier zu lösen hatte, bot eine grosse Schwierig-
keit, die er nicht ganz überwunden hat. Bei der Interpretation enthält er sich
jedes hinweises auf die satyrische bedeutung der schrift, in der biographie aber ist
der autor nur als satyriker und streber charakterisirt. p. VII die »hoch berühmt
gewordene satyre : the tale of a tub, — ein seitenstück zu Lessing 's erzählung von
den drei ringen, aber im Swift' sehen sinne!« Was soll der schüler damit an-
fangen? p. IX »1726 erschien sein berühmtestes werk: Gulliver's travels, eine
satyre von demselben geiste der erbitterung beseelt, wie die drapier's letters; und
doch ist es hauptsächlich bekannt als kinderschrift ; gewiss ein merkwürdiges
zeugniss für die genialität des Verfassers , ,dass er mit einer in gift und galle ge-
tauchten feder ein unterhaltungsbüchlein für die jugend schreiben konnte, das noch
heute, nach 150 jähren, das entzücken der kinderweit bildet.« Hier wird der
schüler auf den geheimen sinn des lustigen märchens aufmerksam gemacht, und
doch soll er — so scheint es wenigstens — • auf die tiefere erkenntniss verzichten.
Wollte Schridde den Obertertianern ein märchen bieten , so hätte er von der
satyre schweigen müssen ; schilderte er den autor als einen der grössten satyriker
aller zeiten« und »Gulliver's travels als sein berühmtestes werk« , so musste er
dieses auch als satyre interpretiren. Hat er etwa diese heikle arbeit ganz dem
lehrer überlassen wollen ? Sein hauptaugenmerk hat der herausgeber der bezeich-
nung der ausspräche zugewandt, die er im texte'durch accente und striche andeutet,
Lehr- und Übungsbücher für die englische spräche. V. e i •^
deren lautäquivalente man in der p. V und VI zusammengestellten , 43 nummem
enthaltenden tabelle findet. Dabei ist aber häufig die tonsilbe des wortes nicht
gehörig bezeichnet worden, so p. 3 mäthemätics, alwäys, p. 6 m^antime. Wo
diese zeichen nicht auszureichen schienen , ist die ausspräche auf deutsche weise
umgeschrieben unter den text gesetzt, p. 7 orationzC. 26) orehschen. Statt der
oft wiederholten einzelheiten wären besser zusammenfassende regeln aufgestellt worden,
so über die verba auf fy, über die Verkürzung der Stammsilbe bei Weiterbildungen,
ableitungen: southern p. 61, über stummes w u. a. m. Da femer am ende ein aus-
führliches glossar beigegeben ist, wäre die ausspräche wol am besten in dieses ver-
^viesen worden, so dass der schüler bei dem vorlesen hätte zeigen müssen, dass seine
präparation sich auch auf die ausspräche erstreckt hat. Auch an grammatischen
bemerkungen hat es der herausgeber nicht fehlen lassen. Hier und da vermisst
man präcision. p. 27 the above^3) articles; 13) »above fast wie ein eigenschafts-
wort gebraucht, doch ist dahinter zu ergänzen said oder mentioned.« Dieser ge-
brauch findet sich schon im ags. Beda 5 , 10 min iü magister und wird von
Zupitza in Koch's Engl, gramm. II 2, 1878, durch composition erklärt. Zu to
have me sent back wird p. 53"*) angemerkt: >to have wird im engl, wie ein
transitives zeitwort gebraucht und hat dann das object unmittelbar hinter sich,,
während, wenn es hülfszeitwort ist, das object hinter dem particip steht«. Das liess
sich doch weit passender ausdrücken, p. 67 zu which ... I thought it best to do
heisst es unten: »it, im deutschen überflüssig, darf im Engl, nicht fehlen, wenn
es in einem relativsatz vom infinit, abhängig ist und diesem voransteht , « it ist
aber object zu thought und nicht zum infinitiv, der sein object in which hat.
Zu p. 99, The queen would have had me sit. >I will und I would have mit
folgendem infinit, ohne to hat die bedeutung wünschen, gern sehen.« Es wäre
zu schreiben gewesen acc. c. inf. Der etymologie enthält sich der herausgeber,
und wo er sie berührt, erinnert er mit pädagogischem takt nur an nhd. wort-
formen. Auch die sachlichen erläuterungen genügen zum verständniss. Zwar
hätte in der anmerkung p. 57, 18) »black bull ist bezeichnung des hauses; die
engländer lieben es, auch privathäuser in grossen Städten mit besonderen namen
auszuzeichnen« auf die entstehung und den grund dieser bezeichnung hingewiesen
werden sollen , cf. Macaulay Hist. of Engl. III ; und befremdend ist zu der stelle
p. 53 : I shall not trouble the readers with the difficulties I was under, by the
help of certain paddles, which cost me len days to make, in getting my boat to
the royal post of Blefuscu, die erläuterung: »'gewisse rüder' nennt er sie in
erinnerung an die mühe, die sie ihm gemacht haben.« — Einige druckfehler sind
zwar übersehen, aber auch für den schüler meist ohne weiteres zu corrigiren.
Tales from Shakspeare by Charles Lamb, herausgegeben und erläutert von
L. Riechelmann. 1877. ^ + 3°? P- 8°. M. 2,70.
Der vorrede entnehmen wir folgende über die absieht des hcrausgebers
orientirende worte: »Es eignen sich wol alle stücke recht gut zur privatlectüre, da
sie ein abgerundetes und nicht zu umfangreiches ganzes bilden, und, was ja auch
ihr Verfasser für die heranwachsende jugend seines landes beabsichtigte, auf die
spätere lectüre des grössten dramatikers der neuem zeit vorbereiten.« Und weiter
unten: »Die noten sind für den Standpunkt des angehenden Obertertianers be-
rechnet ; es wird also die kenntniss der elementaren formlehro und der einfacheren
syntaktischen regeln vorausgesetzt.« — Soll die privatlectüre wirklich schon in
E. Kölbing, Englische Studien. III. 3. 33
514
Litteratur
in a beginnen ? Und mit diesem buche, dessen prosa mit Shakspeare' scher diction
getränkt ist, dessen geschichten von den Verhältnissen der gegenwart zum grossen
theil durch die kluft der renaissance-romantik getrennt sind? Zur privallectüre
wird sich zumal auf einer stufe, wo der schüler noch mühe hat, die rudimenle zu
beherrschen, stets nur reine prosa, und zwar möglichst einfache, empfehlen. —
Welchen nutzen wird der Obertertianer von dieser Vorbereitung haben ? Der nutzen
wird sich , glaube ich , auf die kenntniss der fabel beschränken. Beabsichtigte
Lamb nichts mehr zu geben ? Die feine Charakteristik, die künstlerische gruppirung
des vielseitigen Stoffes, das humoristische lächeln, die wähl des ausdrucks, alles
das geht verloren. Wäre es da nicht besser, die quellen Shakspeare's in moderner
spräche lesen zu lassen ? Zudem scheint eine solche Vorbereitung auf Shakspeare
überflüssig. Dem schüler stehen, wenn nicht theatralische darstellungen, vortreff-
liche Übersetzungen zur disposition, und lässt man es nur an anregung nicht fehlen,
so wird er diese schon von selbst zu seiner privatlectüre machen. Auf den jungen
Engländer wirkt der zauber dieser erzählungen auch ohne dass er seines grundes
sich bewusst wird, auf den Deutschen erst mit der kenntniss dieses. — Die an-
merkungen behandeln die ausspräche mit anerkennenswerther Sorgfalt , ebenso wie
die grammatik, wobei gelegentlich der .Shakspeare' sehe Sprachgebrauch berührt
werden musste, und einiges wichtige aus der Synonymik; hie und da wird auf
die herkunft aufmerksam gemacht, doch greift der herausgeber, auf alle weit-
hergeholte gelehrsamkeit verzichtend, in durchaus lobenswerther weise nicht über
das Neuenglische hinaus. Kurz, die anmerkungen können des allgemeinen beifalls
sicher sein, wenn man auch hin und wieder etwas von der Übersetzung und inter-
pretation des herausgebers abweichen wird; so ist an der stelle p. 6: Sycorax,
who with age and envy was almost bent double, die auslegung »doppelt gebückt«
irrthümlich , das müsste doch double bent heissen ; hier ist double prädicatives
adjectiv und zu verstehen wie in to double the leaf of a book, cf. Tempest I, 2, 257
Sycorax, who with age and envy Was grown into a hoop. Und That's my
delicate Ariel würde ich anstatt mit »da lobe ich meinen A.« vorziehen wiederzugeben
mit »daran erkenne ich meinen A.«, oder noch besser geradezu »das ist
mein A.«
History of England by David Hu me. Erklärt von dr. Otto Petry. Erster
theil (X— 1216). 1879. 310 p. 80. M. 2,70.
In der schullectüre der gymnasien nimmt die alte geschichte den weitaus
breitesten räum ein ; Nepos , Cäsar , Livius , Cicero , Sallust , Tacitus repräsentiren
überall die römische, Xenophon, Herodot, Thucydides, Demosthenes die griechische
geschichte. In den realschulen hat man keineswegs in gleicher einmüthigkeit die
geschichtsschreibung der Franzosen und Engländer in den Vordergrund gestellt.
Und doch hätte man gut gethan , dem rivalen hierin nachzuahmen. Zwar hat
man den Franzosen unzuverlässigkeit der forschung, tendenziöse Parteinahme vor-
geworfen, allein unter dem vielen findet sich sicher auch des guten und trefflichen
genug: Segur, Thierry und Mignet könnte und sollte man in den canon auf-
nehmen, und die englische geschichtsschreibung verlangt schon wegen der grossen
historischen und stilistischen leistungen ganz besondere beachtung. Der realschüler
erhält so einen tieferen einblick in das zusammenwirken der drei hauptfactoren der
europäischen geschichte, und diese kenntniss, mehr noch die aus der schullectüre
resultirende anregung kann, ja muss für seine weitere entwickelung von dem weit-
Lehr- und Übungsbücher für die englische spräche. V. gjg
gehendsten einfluss sein und ihm in der richtigen auffassung der actuellen staats-
verhältnisse einen entschiedenen vortheil vor dem vorzugsweise in antiken zuständen
bewanderten altclassisch gebildeten geben. Wir begrüssen daher diesen ersten
theil der ausgäbe von Hume's Geschichte Englands um so freudiger, als der
herausgeber sich seiner aufgäbe mit grossem geschick entledigt hat. Die Schreib-
weise Hume's zeichnet eine stille grosse und heitere anmut aus, die diction bewegt
sich innerhalb eines nicht gar grossen wortgebietes, so dass der schüler sich leicht
hineinliest und sein geist ohne anstrengung im laufe der lectüre die ausdrucks-
weise des autors annimmt, und so der grund zu einem guten und gewandten stil
gelegt wird. Ueber die textconstitution hat sich der herausgeber des weiteren in
der »vorrede« ausgelassen; wir glauben, man wird sein verfahren durchaus billigen.
In der »biographischen einleitung« p. 5 — 28 ist hauptsächlich im anschluss an
John Hill Burton's Life and Correspondence of David Hume, 1846, ein lebens-
volles bild des mannes und seiner rastlosen thätigkeit entworfen , und dabei , was
wir hervorheben wollen, vor allem auch auf die Stellung hingewiesen, welche das
vorliegende werk in der englischen geschichtsschreibung einnimmt. Die anmerkungen
enthalten nur sachliches; die ergebnisse der neueren forschung (Lappenberg-Pauli)
sind zur correctur herangezogen ; aber es bleibt dem lehrer noch viel zu thun
übrig, denn der herausgeber »will gern den Vorwurf auf sich nehmen, eher zu
wenig als zu viel gegeben zu haben.« Auf p. 90 ist eine Stammtafel der sächsischen
könige seit Egbert, p. 93 eine der anglo-dänischen könige von England, p, 165
eine der nachkommen Wilhelms des eroberers bis zu Heinrich III eingeschaltet.
Nach halbjähriger classenlectüre kann dies buch auch schon in IIb zur privatlectüre
dienen. Wir hoffen die baldige fortsetzung des werkes.
The Life and Voyages of Christopher Columbus by Washington Irving.
Vorgeschichte und erste entdeckungsreise. Erklärt von E. Schridde. 1878,
208 p. 80. M. 1,80.
Das leben eines mannes, der sich durch rastlose Studien auf die höhe seiner
zeit geschwungen, der mit nicht wankender energie Jahrzehnte lang an der realisation
seiner bestbegründeten idee arbeitet , dessen genius durch mittellosigkeit gefesselt
und dem gelächter preisgegeben in sich die hoheit eines fürsten birgt, der endlich
bis zuletzt den selbst erkannten pfad verfolgend, das ziel seiner edeln begeisterung
erreicht: kann es ein erhabeneres vorbild für die Jugend geben? Für unsere Jugend,
der das ruhelose streben der friedlichen Wissenschaft mutatis mutandis ähnliche
kämpfe nicht ersparen wird ? Es ist überflüssig, an die bedeutung der entdeckung
zu erinnern, die an dem Wendepunkt der neueren zeit als höchster markstein ragt,
man wird auch ohne weitere worte zugeben, dass man sich keinen besseren lese-
stoff wünschen kann, um fruchtbare keime des tiefsten ethischen Idealismus in den
empfänglichen geist der Jugend mit voller hand zu streuen und weitreichende
perspectiven vor ihm aufzuthun.
Vorausgeschickt hat der herausgeber eine kurze biographie Irving' s , die das
lebhafte vielseitige Interesse , welches der schrifsteller allem schönen und guten
entgegen brachte, zur genüge hervorhebt. Der herausgeber hat in riclitiger
Würdigung der bedeutung des detail die kleinere ausgäbe verworfen und sich dafür
auf den ersten theil des zweibändigen werkes beschränkt. Niemand wird ihn
tadeln. Als appendix hat er noch Irving's besuch in Palos hinzugefügt, der ent-
weder willkommen sein oder nicht incommodiren wird. In den anmerkungen ist
33*
5x6
Litteratur
in schwierigeren fällen die ausspräche noch berücksichtigt worden (p. 178 buoyancy
spr. boi-cn-cy, das u ist doch nicht stumm). Etymologien findet man nur ver-
einzelt und nirgends macht sich dabei die gelehrsamkeit ungebührlich breit.
Grammatikalische und lexikalische bemerkungen sind bei weitem vorwiegend, aber
auch hier ist durchaus nicht zu viel geschehen , selbst aus dem französischen hat
der herausgeber keine parallelen beigebracht , so dass dem schüler die aufgäbe
nicht zu leicht gemacht und der lehrer durch nichts eingeengt ist. p. 201 — 208
werden von erklärungen historischer und geographischer namen in alphabetischer
Ordnung eingenommen. Der druck ist im ganzen correct. p. 205 wird der fluss,
an dem Loja liegt, Henil geschrieben, weshalb? Man kann Xenil, auch Genil
schreiben , wenigstens spricht der Andalusier stets so aus ; die Schreibung Henil
begegnet uns hier zum ersten mal. Sollte damit dem Deutschen die ausspräche
erleichtert werden, so könnte man es gelten lassen, p. 195 capitaz für capataz,
p. 194 Garci für Garcia. Wenn Irving p. 192 die oft wiederkehrende anrede der
Spanier hombre durch Zounds wiedergiebt, so hätte die anmerkung auch über
diese wiedergäbe etwas sagen können. Die ausspräche der wenigen spanischen
namen ist unbezeichnet geblieben, was wir für keinen grossen fehler halten. Wir
wünschen dem buche eine recht weite Verbreitung auf unsern realschulen , für
deren untersecunda es vortreffliche dienste leisten kann und wird.
The Alhambra by Washington Irving. Herausgegeben von C. Th. I-ion.
1877. XX4-282 p. 80. M. 2,40.
Dass die »Alhambra« eine herrliche Schöpfung ist, kann niemand freudiger
eingestehen als referent, der während seines dreijährigen aufenthaltes in Andalusien
gelegenheit hatte, die Schilderung von land und leuten wahr und fein, die wieder-
gäbe und gestaltung der leicht gesponnenen, von arrieros und gitanos colportirten
volkssagen treu und künstlerisch zu finden. Auch ist von ihm in Granada selbst
dieses buch einem theil seines englischen Unterrichts zu gründe gelegt worden.
Gleichwol hält er — den Vorwurf der inconsequenz abwehrend — das buch für
die lectüre unserer realschulen nicht geeignet , weil es weit besserem und noth-
wendigerem platz machen muss. Das buch hat seiner zeit auch in Deutschland
grosses Interesse für Spanien erweckt, aber es war nicht seine schuld, wenn das
Interesse nur vorübergehend war. Welche bedeutung haben diese schönen phantasie-
gebilde für unser leben, für unsere Jugend? Selbst die landschaftlichen und volks-
charaktere , die gelegentlichen Streiflichter , die auf das sociale leben fallen , so
bewundernswürdig sie sind , wir können ihre kenntniss bei unserer Jugend ohne
jeden nachtheil für sie vermissen. Dazu kommt, dass dem schüler bei der lectüre
zweierlei fremdartiges zugleich entgegentritt : die englische spräche , mit der er
noch zu wenig vertraut ist, und das orientalisch-spanische leben, von dem er fast
nichts kennt. Um der phantasie reizende nahrung zuzuführen, braucht man doch
nicht gerade etwas von unserm gesichtskreis so weit abliegendes zu wählen. — Die
sehr langathmige skizze »über Washington Irving's leben und Schriften« leidet an
Überladung mit oft ganz untergeordneten einzelheiten ; auch hätte sie sorgfältiger
stilisirt werden sollen. Wir lassen nun einige bemerkungen nach der reihe der
Seitenzahlen folgen, p. 2 zu 4) his eye = him, also object, nicht subject. p. 3
»to indulge, in sich hingeben,« ist undeutsch, »sonst wol auch reflexiv gebraucht:
let me indulge, »man möge mir verstatten«. Hier verführt die falsche interpunction
dazu, indulge an dieser stelle für reflexiv zu halten, p. 4 contempt of effeminate
Lehr- und Übungsbücher für die englische spräche. V. cj-j
indulgences nicht Verachtung weibischer leidenschaften , \vie der herausgeber will,
sondern weibischer Verweichlichung. — »To straggle , umherschweifen , zerstreut,
einzeln wandern, ziehen; vergl. to stray und deutsch strecken.« Was soll diese
vergleichung ? p. 5 «blunderbuss, doppelbüchse« ! gemeint ist der spanische
trabuco , eine art kurzer flinte mit weiter auswärts gebogener mündung ; damit
erledigt sich auch note 35, wo es »trabuco span. Carabiner* heisst. — »alforja span.
quersack, felleisen; vom arab. al-chorg«. Wir bemerken nur, dass mit diesem buch
nach des herausgebers meinung (p. V) der schüler zum ersten mal an die lectüre eines
englischen Schriftstellers herangehen soll, — p. 6, 48) »barren (von bare, bar, bloss),
unfruchtbar, trocken«. Woher stammt diese etymologie? p. 7 »inflections, ab-
wechselung (der stimme)«, besser biegung, modulation. — p. 8 »griech. chasma von
chaeno (sie!), gähne.« Was hilft das dem, der nichts vom Griechischen versteht?
»Worsted (spr. wurstid), wollen.« Das r ist stumm. — »orange spr, orrensch mit
weichem seh«, der r-laut ist zu stark bezeichnet. — p. 9, weshalb ging der heraus-
geber bei erklärung der bedeutung von to perch nicht von dem subst. aus; er liebt ja
die ableitung so sehr, dass er vor Italienisch, Spanisch, Griechisch, Angelsächsisch,
Normannisch, Dänisch, Schwedisch, Gothisch, Arabisch nicht zurückschreckt ! Hier
hätte die sich auf das Neuenglische beschränkende etymologie einen adäquaten
begriff des verbums gegeben und der schüler hätte für watch-towers perched on
lofty peaks selbst eine bessere Übersetzung finden können, als »gegründet, er-
baut«. — »mound (angels. mund, lat. mons), dämm, wall, hügel.« In der
etymologie scheint herr dr. Lion Specialforschungen gemacht zu haben. Wenn die
Verwandtschaft des wortes berücksichtigt werden sollte , musste an »mund« in
Vormund erinnert werden, p. 11 »rateros ; span von ratear kriechen, ratero
kriechend; daher rateros schleichdiebe.« ratero und ratear kommen beide von
rata her. p. 12 »to gossip schwatzen (nach der ableitung erste, aber veraltete
bedeutung von gossip ist gevatter).« Weshalb fehlt hier die etymologie? p. 13
»redoubtable, auch ohne b geschrieben, franz. redoutable von redoute, schanze,
Sammelplatz (reducere, reductus), schreckschanze.« Bedarf es weiterer belege, um
den etymologischen theil der anmerkungen, der als ein pädagogischer fehlgriff
bezeichnet werden muss, auch wissenschaftlich als unzuverlässig zu bezeichnen ? —
p. 15 with choice Valdepefias wine, dazu note 218: »peha, fels, klippe. Die
kämme in dem westlichen cantabrischen oder dem asturischen gebirge führen meist
den namen Penas.« Wozu diese bemerkung? Soll der schüler daraus auf die
läge von Valdepenas schliessen? Dieser berühmte weinort liegt südlich von
Manzanares an der Strasse nach Jaen. — p. 22 Majo kann nicht so ohne weiteres
mit Stutzer übersetzt werden, es lässt sich nicht durch ein wort wiedergeben, daher
hat es auch Irving im texte beibehalten: »ein mann aus dem volke, der in haltung,
kleidung und benehmen ein freies und selbstbewusstes wesen zur schau trägt.« —
p. 24 enthält die anmcrkung zu in the time of the French Invasion nur die etwas
unbestimmte notiz »unter Napoleon I.« — p. 36 patio ist nicht sowohl ein hof
am hause, als im hause. — p. 47. Die erklärung von Dolores wäre besser ganz
unterblieben; »die schmerzensreiche« ist falsch. Die ausspr.iche der spanischen
Wörter ist nicht durchgängig bezeichnet und die der englischen nicht frei von ver-
sehen. — Wir wollen hier mit unsern anmerkungen einhalten. Der herausgeber
hätte seine eigene erfahrung befragen sollen, die ihm in seiner Stellung doch nicht
fehlen kann, und der Versuchung zu glänzen, die ihm sein stofT bot, widerstehen
5i8
Litlcratur
sollen. Es ist eben so leicht, anfängern durch fremdartiges zu imponiren, als
methodisch verkehrt.
Bracebridge-Iiall ; or The Humorists. A Medley by Washington Irving.
Erklärt von C. Th. Lion. Bd. I. 1878. 223 p. 80. M. 2,10. Bd. II.
1879. 186 p. 80. M. 1,80.
Bracebridge - Hall ist eine stattliche reihe von Schilderungen aus dem eng-
lischen landleben, personen und zustände betreffend, die der dichter, dessen stärke
in der auffassung und wiedergäbe des einzelnen beruhte, nicht organisch zusam-
mengefügt, sondern nur in einen nothdürftigen rahmen gebracht hat, damit die
skizzen sich in ihrer Vereinzelung nicht zerstreuen möchten. Die composition —
die ä la tausend und eine nacht eingeschalteten novellen verletzen geradezu den
hauptcharakter — wäre ihre achillesferse, wenn nicht Irving selbst auf sie so wenig
gewicht gelegt hätte. Da bekanntschaft mit den englischen Verhältnissen bei den
Schülern eine angenehme zugäbe wäre, so werden vielleicht einige anstalten zu
diesem geistreichen buche greifen, obschon das hier geschilderte zum grösslen
theil antiquirt ist, ja vieles schon zu des autors zeiten antiquirt war, der einige
alte prachtstücke in seiner gallerie anbringen wollte. Zu bedenken wird immer
sein, ob die Jugend der porträtmalerei wirklich das nöthige verständniss entgegen
bringt, und welcher nutzen ihr aus der bekanntschaft mit diesen Aktionen erwach-
sen kann. Der herausgebet will auch mit diesem werke die englische lectüre
beginnen. Mir scheint das nicht rathsam. Schon der Wortschatz des autors ist
viel zu reichhaltig. Der anfänger kann das lexikon keinen augenblick aus der
hand legen und prägt seinem gedächtnisse Wörter ein, für die er keine Verwen-
dung findet, während er viele nothwendige noch nicht besitzt. Und das sujet —
de Omnibus rebus et de quibusdam aliis — leistet der jugendlichen Zerstreutheit
bedenklichen Vorschub. Doch nun zum einzelnen. Der biographische abriss ist
aus der Alhambra unverändert herübergenommen. Auch hier zeigt sich in sehr
störender weise, wenn auch nicht so oft, bei gelegenheit der etymologien eine
ungebührliche gelehrsamkeit : griech. — aber memento wird übersetzt — ags., got.,
afr., norm., ital., ahd. Wörter werden zum beweis der abstammung citirt. Es
werden natürlich nur die schwierigen Wörter behandelt, von den übrigen wird wol
der Schüler schon das nöthige wissen. Einige curiosa fehlen auch hier nicht,
p. 50 »minuet, frz. menuet, menuett (von mener: führtanz)«, p. 58 »revelry
(lärmende) lustbarkeit (vom lat. rabio)« statt rabies, wie Scheler will, oder rebellare
— das ich, da die sache doch zweifelhaft scheint, auch aus pädagogischer rück-
sicht bevorzugen würde — nach Diez. p. 79 »mess (frz. mets, lat. mensa) tisch,
insbesondere regimentstisch.« p. 187 »to chill (lat. gelu, frz. geler) gefrieren, er-
starren machen«, dies könnte vielleicht auch der schüler bereits corrigiren, p. 198
auto da fe ist nicht span. sondern port. Den kleinen excurs über namby-pamby
wollen wir hier hersetzen, p. 77 »namby-pamby bezeichnet als subst. und adi.
weichliche Sentimentalität.« Das wort wird übereinstimmend für eine scherzhafte
entstellung des namens Ambrose Phillips gehalten, »Another of Addison's favou-
rite companions was Ambrose Phillips , a good whig and a middling poet, who
had the honour of bringing into fashion a species of composition, which has been
called after his name, Namby- Pamby.« Macaulay. Demnach haben wir uns die
entstehung des wortes so zu denken ; man suchte nach einer passenden bezeich-
nung für eine weichlich-sentimentale Schreibweise , und da zufällig der name des
Lehr- und Übungsbücher für die englische spräche. V. ein
Schriftstellers, der sich darin hervorthat, die bequemsten, am leichtesten auszu-
sprechenden buchstaben des alphabets m, b, p (papa, mama) bot, so war
damit das wort, das an und für sich demnach nur als onomatopoetisch
(naturlaut) zu erklären ist, um so leichter gefunden: in gleicher weise erklärt
sich das gleichbedeutende »nimini-pimini«. Die erklärung ist weder richtig noch
klar. — Der grammatik hat der herausg. nicht dieselbe aufmerksamkeit gewidmet,
sondern sich öfters auf andeutungen beschränkt, so p. 5°^') P- 5^^^ ^tc. Bei to
drink in a glass ist das in nicht instrumental (p. 45), sondern rein local zu fassen;
der hinweis auf den frz. Sprachgebrauch fehlt, p. 33 I hke his hobby passing
well wird his hobby passing »sein steckenpferdreiten» übersetzt, während passing
abverbial gebraucht ist, wie es von Shakespeare bis in unsere zeit oft genug zu
finden ist; cf. übrigens p. 112. p. 56 ist bei to sky-lark it der merk\vürdige ge-
brauch von it übergangen worden, während der bedeutung des verbums fast
6 Zeilen gewidmet sind. p. 91 yclept »genannt», nichts weiter. — Die ausspräche
hätte ebenfalls sorgfältiger behandelt werden können, so liest man h^resy , —
shire = sh^re, wobei ^ = ih in h^, mh etc. — In der auffindung passender über-
setzungswörter ist der herausgeber oft nicht sonderlich glücklich gewesen; p. 39
wiry »eig. von dralit, vom körperbau: gedrungen«. Was soll das fragezeichen
hinter yard ruthe p, 49? Ein zweifei ist hier doch ganz unmöglich, p. 5' sweet
bags »säckchen». — Die sachlichen bemerkungen sind zwar zahlreich genug, bei
der buntheit des Inhalts konnte das auch nicht anders sein ; allein öfters enthalten
sie gerade das nicht, worauf es ankommt, so p. 3833, 3836, 4323, wo der Inhalt
der Pamela angegeben werden musste; p. 68 abigail »kammermädchen (böses
weib)«. Hat der herausgeber le verre d'eau nicht gelesen? Es hätte auch ver-
wiesen werden müssen auf I. Samuel. 25. p. 81 10 wäre Chaucer ebenso erwäh-
nenswerth gewesen wie Boccaccio, Hans Sachs wird genannt, aber nicht Fried.
Halm, dessen Griseldis einige schüler vielleicht schon auf der bühne gesehen haben.
Die autoren, aus denen Irving die kapitelüberschriften gewählt hat, hat Lion grund-
sätzlich übergangen. — Wir hätten es lieber gesehen, wenn einige stellen aus dem
texte ausgeschieden worden wären, die in die schule nicht gehören, zumal sie sich
nirgends so leicht beseitigen lassen; so vor allem p. 78 von I saw him — playing
the mischief with the girl und der ganze XII. abschnitt: Wives. — Im zweiten
bände ist der herausgeber mit den anmerkungen weit sparsamer gewesen. Er ge-
fällt weit mehr. p. 32 »he had been horsed es war auf ihm geritten , bildlicher
ausdruck zur bezeichnung sclavischen gehorsanis« ist irrthümlich ; to horse bezeich-
net eine schulstrafe, und kann mit »auspeitschen« übersetzt werden. — p. 139
»sheet fläche, daher sheeted rain platzregen« ; wird der schüler nun sheeted rain
richtig verstehen?
Letters of Lady Mary Wortley Montagu. Erklärt von dr. II. Lambeck. 1S78.
227 p. 80. M. 2,10.
»Wie ich von competenter seile erfahren , ist innerhalb der letzten zwanzig
jähre keine neue ausgäbe der »Letters of Lady Montagu ^ in deutschland erschienen.
Gleichwohl verdienen dieselben keineswegs der Vergessenheit anheimzufallen, und
dürfte durch die creignisse der neuesten zeit , den russisch - türkischen krieg, in
manchem jugendlichen leser der wünsch rege geworden sein, jenes volk des Orients,
dessen sitten von den unsrigen in vieler beziehung gar sehr abweichen, und heute
noch im wesentlichen dieselben sind, wie sie vor hundert jähren waren, in einer
520
Litteratur
auf eigene beobachtung und vorhergegangenes Studium gestützten darstellung
kennen zu lernen.« Mit diesen worten führt der herausgebet sein buch ein. Aber
erstens ist es in der pädagogik aus gutem gründe wol nicht brauch, den wünschen
der Zöglinge in so wichtigen fragen, wie die die wähl des lesestoffes betreffende,
entscheidende rechnung zu tragen. Zweitens scheint es höchst gefährlich, den
einfluss politischer constellationen in die schule zu leiten. Wir bezeichnen daher
jene molivirung als nicht hinreichend. Auch glauben wir nicht, dass der nach-
weis von der Innern vortrefflichkeit gelingen wird, um diesem buche einen blei-
benden platz in dem schul-repertoire zu vindiciren. Weder der gegenständ noch
die desultorische und oberflächliche behandlung desselben, welche der briefform
anhaftet, berechtigen es zu solcher auszeichnung. Der fliessende und elegante stil
spricht um so weniger entscheidend zu seinen gunsten, als es nicht an lesens-
wertheren werken fehlt, welche dieselben eigenschaften besitzen. Die dem con-
versationston nahe stehende spräche möchte vielleicht als ein hoher vorzug geltend
gemacht werden; doch bedenke man, dass die schule dieser praktischen seite der
spräche doch nur untergeordnete bedeutung beilegen kann. Der grösste theil der
noten beschäftigt sich mit der etymologie. Der herausgeber hat das hervortreten
dieses elementes als ein Charakteristikum seiner behandlungsweise dargestellt und
sich selbst darüber in der vorrede geäussert. Dass die schüler etymologischen
demonstrationen mit interesse (oder neugier) folgen, kann jeder ohne erfahrung
glauben. Es verhält sich damit genau ebenso wie mit den physikalischen und
chemischen experimenten. Dagegen fragt sich, wieviel sie von dem vorgetragenen
behalten, und wieviel zeit solche — doch nicht ganz einfache auseinandersetzungen
beanspruchen. Herr dr. Lambeck beabsichtigt hauptsächlich zweierlei : er will dem
Schüler das lernen der vocabeln erleichtern und die erkenntnis von der organischen be-
schaffenheit der spräche beibringen. Beide absiebten sind sehr lobenswerth und auch
erreichbar; nur muss man sich, um die erste zu erreichen, auf das dem schüler
bekannte sprach- und sogar vocabelgebiet beschränken. Wer aber, wie der heraus-
geber, einen tertianer oder secundaner mit so bunten dingen bestürmt, wie p. 144 zu
chimneys »kamin, Schornstein, frz. cheminee, älter chimenee, mlat. caminata, ein
mit einer feuerstätte (gr. xü^ivog (kaminos) brennofen == dxu-tvos (akm-ino-s)
skr. agman-ta ofen) versehenes gemach, mhd. kemenäte, kemnäte« , der lebt in
starken illusionen, wenn er damit eine erleichterung geschaffen zu haben glaubt.
Um die Zusammengehörigkeit der sprachen zu demonstriren, bedarf es doch auch
keiner so weiten übergriffe über das gebiet der schule hinaus; mit lat., frz., engl.,
nhd. und mhd., das letztere nur zur aushilfe, kann der geschickte lehrer das er-
reichen, was auf der schule überhaupt erreichbar ist. Wird innerhalb dieser ge-
biete das verwandte hervorgehoben, erklärt und ausgenutzt , so wird der schüler,
dessen geist, wie die erfahrung lehrt, oft nur zu sehr zu analogieschlüssen neigt,
schon die feste Überzeugung von der Verwandtschaft der sprachen untereinander
erlangen. Vor allem aber muss es als verkehrt bezeichnet werden , wenn man in
der schule fälle, über die adhuc sub judice lis est oder die besondere Schwierigkeiten
bieten und darum in gelehrten werken besondere berücksichtigung erfahren haben,
vorzugsweise behandelt, wie diese noten es zum theil thun ; das heisst den grund-
satz verkennen, dass das einfachste das instruktivste ist. Um einen begriff zu geben
von dem umfange des Sprachgebietes, welches der herausgeber in contribution
setzt, geben wir einen auszug aus den »abkürzungen« : ags., ahd., altengl., afr.,
altnord., arab., dän., dtsch., engl., fr., goth., gr., hebr., it., lat., mhd., mlat., ndd.,
Lehr- und Übungsbücher für die englische spräche. V. e 2 I
nhd., nfr., pers., pg., pr., rom., skr., sp. — Es darf nicht mit schweigen über
gangen werden, dass grosser fleiss auf die adnotation verwendet ist, der sich auch
in den sachlichen bemerkungen zeigt.
The Prisoner of Chillon, a fable by Lord Byron. Herausgegeben und mit an-
merkungen versehen von F. Fischer. 1877. 20 p. 8°. AL 0,30.
Dass Byron, dessen hochfliegende gedanken, dessen gewaltige gefühle, dessen
kühne, oft dunkele ausdrucksweise, dessen melodische spräche ihn den grössten
dichtem aller zeiten zuzuzählen nöthigen, dennoch wegen seiner unhaltbaren und
der Jugend besonders gefährlichen Weltanschauung, von der schule ausgeschlossen
bleiben muss, ist für den englischen Unterricht nicht genug zu beklagen. Um den
primaner wenigstens nicht ganz unbekannt mit dem grossen Britten zu lassen, hat
man kleinere gedichte , welche von dem bittern weitschmerz weniger inficirt sind
und doch genug von der eigenart des dichters haben, gewählt. Unter diesen ist
besonders der gefangene von Chillon. Diese einzelausgabe ist daher gewiss vielen
willkommen. Der herausgeber beginnt mit einer concisen »biographischen notiz«
und lässt darauf »einleitendes« über Chillon und Bonnivard folgen. In den an-
merkungen beschränkt er sich in den weitaus meisten fällen auf kurze Übersetzungen
schwieriger ausdrücke, die wol nicht jedem zusagen werden. — Wir wollen hier
nur noch hinweisen auf den Widerspruch, der zwischen dem gedanken des Sonnet
on Chillon und dem schluss des gedichtes besteht. Das erste beginnt mit einer
dithyrambischen Apostrophe an die Freiheit :
Brightest in dungeons, Liberty! thou art,
For there thy habitation is the heart
The heart which love of thee alone can bind ;
Und das gedieht, das nicht ohne einwirkung auf Chamisso (in Salas y Gomez)
geblieben ist, schliesst so :
My very chains and I grew friends,
So much a long communion tends,
To make us what we are — even I
Regained my freedom with a sigh. —
Das gedieht eignet sich sehr gut zu einer ferienlectüre.
Lord Clive und Warren Hastings, die gründer des indo -britischen reiches. Zwei
essays von Thomas Babington Macaula y. Für die oberen klassen
höherer lehranstalten bearbeitet von K. Böddeker. Mit einer karte von
H. Kiepert. 1876. XII. 284 pg. 80. M. 2,70.
We have always thought it stränge that , while the history of the Spanish
empire in America is familiarly known to all the nations of Europe, the great
actions of our country men in the East should, even among ourselves, excite little
interest. Every schoolboy knows who imprisoned Montezuma, and who strangled
Atahualpa. But we doubt wether one in ten , even among English gentlemen of
highly cultivated minds , can teil who won the battle of Buxar, who perpetrated
the massacre of Patna, whether Surajah Dowlah ruled in Oude or in Travancore,
er whether Holkar was a Hindoo or a Mussulman. Diese worte Macaulays zeigen
auch eine bedauerliche lücke in unserer allgemeinen bildung auf, und die beiden
essays, die so vorzüglich geeignet sind, die lücken, welche der geschichlsunterricht
522
Litteratur
gewöhnlich lässt, auszufüllen, sind schon um dieserhalb, abgesehen von ihrer
vollendeten darstellung, ein trefflicher lectUrestoff. Den ersteren hält der heraus-
geber für secunda besonders geeignet, während er den andern für die prima reser-
viren will. Wir stimmen dieser theilung bei, denn in Warren Hastings sind die
Verhältnisse weit schwieriger und complicirter, nur wird man nicht gut den zweiten
lesen, ohne den ersteren gelesen zu haben. — Die biographischen notizen über
Macaulay sind gar zu dürftig; es wäre wünschenswerlh gewesen, dass dem doch
schon reiferen schüler das immer interressante bild von dem rastlosen wissen-
schaftlichen leben des ausserordentlichen mannes in breitem zügen entworfen wäre.
Die »einleitung« p. XI — XV enthält in kurzen umrissen die geschichte Indiens bis
Clive. — W^eshalb der herausgeber die ganze einleitung Macaulay's bis: had scar-
cely ever produced a man more truly greal either in amis or in Council wegge-
lassen hat, ist uns nicht ganz klar, zumal da er p. 41 doch auf Malcolm und sein
buch zurückkommen muss. Zur bessern übersieht ist die biographie in abschnitte
zerlegt, deren erster »Clive's Jugend bis zum beginn seiner militärischen laufbahn
1725 — 46« überschrieben ist, der zweite: »Clive als fähndrich. Politische läge
Indiens um 1750«, der dritte: »Clive zum zweiten male soldat. Kampf der
Engländer mit den Franzosen um die herrschaft in Indien 1750—53», der vierte:
»Clive in England 1753—55", die fünfte: »Begründung der englischen herrschaft
in Bengalen (schlacht bei Plassey) 1755—60«, der sechste: »Clive's zweiter aufent-
halt in England. Wirren in Bengalen 1760 — 64«, der siebente: >Lord Clive zum
letzen male in Indien. Reformen. Mai 1765 — Januar 1767», der achte: »Lord
Clive's letzte rückkehr nach England und sein tod 1767 — 74«. Eine ähnliche
gliederung findet sich im zweiten essay. — Die grammatischen, synonymischen
und begriffentwickelnden anmerkungen verdienen lob, nicht minder der umstand,
dass der herausgeber, der seine gelehrsamkeit bereits an anderen orten zur genüge
bewiesen hat, bei den etymologien, die er gelegentlich einstreut , auf dem terrain
der schule bleibt. Ans ende des buches (p. 224 — 74) sind die historischen und
sachlichen bemerkungen, die, wie man sieht, recht reichlich ausgefallen sind, ver-
wiesen. Die specialkarte von Kiepert ist eine schätzenswerthe beigäbe.
The Lady of the Lake by Sir Walter Scott. Erklärt von H. Löwe.
1878. 209 p. 80. M. 1,80.
Unter Scott's dichtungen in gebundener rede nimmt the Lady of the Lake ent-
schieden den ersten rang ein. Das schottische hochland tritt uns hier in meister-
hafter Schilderung entgegen, die composition ist nicht weniger bewundemswerth
als das colorit, und die poetische Stimmung bleibt durchweg auf derselben höhe
der Verklärung. Auch die form, in der Scott weit von der meisterschaft Byron' s
entfernt ist, zeigt nicht mehr die Unebenheiten wie im Lay of the last Minstrel.
Es kann nur erspriesslich sein, so vortreffliche repräsentanten einer hohen gattung
der Jugend vorzuführen. — Als einleitung dient «Introduction to edition 1830«.
Zur Interpretation konnte der herausgeber die sehr verdienstliche ausgäbe W.
Wagner's benutzen ; er hat es auch nicht unterlassen, von dem seinigen dazuzuthun.
Namentlich gehören ihm eine reihe von etymologien. W^enn sich bei diesen
auch die ags. gelehrsamkeit nicht gar zu sehr hervordrängt, so wäre sie doch
besser ganz unterdrückt worden. Auch missfallen so unbestimmte Wendungen wie
»verwandt mit«, »erinnert an«, zumal sie nicht immer denselben grad der Ver-
wandtschaft bezeichnen. Oefters liest man »die herkunft des wortes ist dunkel».
Lehr- und Übungsbücher für die englische spräche. V. 523
Dies kann der lehrer leicht erfahren, dem schüler, für den diese anmerkungen doch
in erster linie bestimmt sind, dürfte auch noch manches andere dunkel sein. Die
Verweisungen auf das Lay of the last Minstrel ed. Henkel helfen dem schüler
■wol auch nichts, da schwerlich beide epen in der schule gelesen werden dürften.
— In der Übersetzung schwieriger ausdrücke hat der herausgeber oft zu viel gethan,
vor allem durfte die grundbedeutung niemals fehlen. Ich \\ürde mich principiell
auf die erklärung des idiomatischen beschränken und die wähl des passenden
Wortes der arbeit des schülers überlassen, der schon zu einer gewissen herrschaft
über seine muttersprache gelangt sein muss. I, 354 ^ Step more true nicht »natür-
lich, leicht», sondern »sicher, verlasssam«. I, 521 zwischen portico und porch
besteht doch ein synonymer unterschied, etc. Bei den archaismen hätte wol
Shakespeare durchgängige berücksichtigung verdient. I, 616 hätten wol die namen
der drei nornen aus Völuspa , 20 angeführt sein können: Urd, Skuld, Werdandi.
II, 513 hätten die verbalen Zusammensetzungen mit out im Zusammenhang be-
trachtet werden sollen, und so der unterschied klar gemacht werden zwischen
bildungen wie to out-herod und to ut-beggar. II, 235 jeopardy »gefahr, ist das frz.
jeu parti getheiltes spiel», soll das genügen? Ueberhaupt wird der lehrer noch
genug hinzuzufügen haben; doch das ist kein fehler, und für das gegebene wird
man im ganzen dankbar sein. Besonders verdient es hervorgehoben zu werden,
dass der herausgeber einige male auf die kunst der composition hingewiesen hat;
es hätte noch öfter geschehen können. Solche bemerkungen fördern die rechte
Würdigung der dichtung, erhöhen den genuss und sind auch für die freie dar-
stellung des schülers von nutzen. — Der behandlung des reimes ist hinreichende
beachtung zu theil geworden.
The Lay of the Last Minstrel by Sir Walter Scott. Herausgegeben von dr.
Wilhelm Henkel. 1878. XXXII u. 123 p. 80. M. 1,50.
The Lay of the Last Minstrel steht weit hinter The Lady of the Lake
zurück. Die oft wechselnde form, das wunderbare, von dessen glaubhaftigkeit
uns die kraft des dichters nicht hat überzeugen können, beeinträchtigen die Wir-
kung bedeutend. Auch das landschaftliche element tritt nicht in so scharfen um-
rissen hervor. Da nun das bessere mit recht der feind des guten ist, so wird
man die ^^Jungfrau vom see« dem »Liede des letzten Minstrelc vorziehen. — Die
»einleitung« p. IV — XVIII giebt einen abriss von Scott's leben. Darauf folgt
»Introduction to edition i830<f. p. XIX — XXXI. Dem commentar >liegen zunächst
die bei wiederholter lectüre des Lay in Prima gemachten erfahrungen zu gründe«.
Herr dr. Henkel ist ordentlicher lehrer am grossherzoglichen gj'mnasium zu Jena,
so erklären sich die vielen griechischen wörter und Wendungen , die der heraus-
geber bei den etymologien , der erklärung von grammatikalien und der Unter-
scheidung von synonymen heranzieht. Die sachlichen erklärungen genügen. Zu
der anmerkung I, 269, welche den herausgeber selbst nicht befriedigt, setzen wir
folgendes hinzu: benefit of clergy = the exemption of the persons of clergymen
from criminal process before a secular judge , — a privilege which was extended
to all who could read, such persons being, in the eye of the law, clerici or Clerks.
This privilege was abridged and modified by various Statutes, and finally abolished
in the reign of George IV. Webster s. v. clergy. Auch über acton II, 61 giebt
derselbe lexicograph die nöthige aufklärung nach Halliwell: A quilted leathcr
524
LitleraUir
jackct üften worn ander a coat of mail. Der grösstc mangel dieser ausgäbe sind
die vielen druckfehler im text und in den anmerkungen.
A Christmas Carol in prose, being a Ghost-Story of Christmas by Charles
Dickens. Herausgegeben und mit anmerkungen versehen von F. Fischer.
1877. 87 p. 80, M. 0,75.
Unter den Schriftstellern , welche der Victorian period angehören , wird an
weitleuchtenden rühm Dickens von keinem überstrahlt; seine popularität reicht bis
an das ende de^ civilisirten weit. Schon diese thatsache, zumal sie in dem wirk-
lichen verdienst des dichters begründet ist, Hesse es wünschenswerth erscheinen,
die Schüler auf der obersten Stufe durch sorgfältige Interpretation einer novelle
desselben in das Studium seiner werke einzuführen. Dazu kommt nun aber noch,
dass die humoristische darstellungsweise und namentlich die spräche so eigenartig
ist, dass nur durch eine tüchtige anleitung das verständniss ohne nachhilfe ange-
bahnt werden kann. Wir halten es im Interesse der gründlichen kenntniss der
englischen spräche für durchaus wünschenswerth, dass etwas von Dickens auf der
schule gelesen werde. Die aufgäbe, die damit an den lehrer gestellt wird, ist
allerdings eine ausserordentlich schwierige. Denn es gehört dazu eine sehr um-
fassende kenntniss der spräche, der sitten, des lebens, der einrichtungen und locahtäten
Londons, und nur wenige lehrer haben lange genug in der hauptstadt gelebt und
ihre zeit dem modernen England gewidmet, um dieser aufgäbe gewachsen zu sein.
Die weihnachtsmährchen empfehlen sich zu einer einleitenden lectüre nicht nur
wegen ihres massigen umfanges, sondern auch als eine von Dickens geschaffene
gattung. Von der weihnachtsballade giebt es zwei recht gute ausgaben : die von
dr. Riechelmann, Teubner 1873, welche also Fischer schon benutzen konnte und
die von dr. Immanuel Schmidt, Spener'sche buchhandlung 1879. Auf diese wer-
den wir später einmal zurückkommen, jetzt wenden wir uns zu der vorliegenden.
Sie beginnt mit einer sehr kurzen »biographischen notiz» über den Verfasser p. 5
und 6. Die anmerkungen beschränken sich auf die Übersetzung einzelner aus-
drücke und Wendungen und etliche Sacherklärungen. Das besondere der Dickens-
schen spräche ist zu wenig berücksichtigt worden, p. 8 wird stave mit »vers«
übersetzt, Stollen oder strophe entsprechen besser, p. 10 cut up »angethan«,
wol = affectus, ergriffen, wiry, nicht »borstig« , sondern = thin and pointed as
vrire (Riechelmann), p. 12 dead against you nicht »als todtes kapital«, denn
dead ist adverbial wie in dead ahead, vollständig, geradezu, direct. p. 33 des-
pondent poplar nicht »gedrückt«, sondern jammervoll, kläglich, p. 38 hätte der
tanz eine ausführliche beschreibung verlangt ; ohne dieselbe bleibt die stelle un-
verständlich, p. 39 cork-screw, thread-the-needle »kunstausdrücke beim tanz«,
aber was bedeuten sie? p. 43 wooden platter »flaches holz«, weshalb nicht höl-
zerne Schüssel? p. 45 acquainted with a move or two »gehörig bescheid wissen«,
ist damit etwas erklärt? p. 68 left it to his Company »seinen geschäftstheilhabern«,
falsch, Scrooge hatte ja nach Marley's tode keinen, cf. Riechelmann p. 78. p. 69,
die den pall-bearers vom undertaker gelieferten black gloves werden nicht
zurückgegeben, p. 72 why wasn't he natural in his lifetime? natural »liebevoll«;
das hätte der schüler doch besser übersetzt. — Diese ausgäbe hat an den beiden
oben genannten zwei gefährliche rivalen. —
Lehr- und Übungsbücher für die englische spräche. V. e2e
The Cricket on the Hearth. A Fairy Tale of Home by Charles Dickens.
Herausgegeben und mit anmerkungen versehen von F .Fischer. 1877. 90 p.
8°. M. 0,90,
Dieses mährchen erfreut sich mit recht fast derselben popularität wie das
eben besprochene. Die behandlung, die es von selten des herausgebers erfahren
hat, ist dieselbe wie oben bezeichnet. Wenn er auch hervorhebt (p. 3), »dass das
stück in erster reihe um seines Inhaltes willen gelesen werden soll« , so war er
damit doch nicht der mühe überhoben, die philologische seile seiner aufgäbe in
gründlichster weise zu behandeln und durfte dem schüler die fruchte seines Studiums
der londoner Umgangssprache und der seines autors nicht vorenthalten. Der
schullectüre darf die philologische basis nicht fehlen. — Hier sind noch einige
bemerkungen zu den foot-notes: p. 7 naturally positive von natur »hartnäckig«,
wol vorzuziehen »rechthaberisch«, p. 9 like a something wiry »ein unwidersteh-
liches etwas; wiry aus draht«, soll wiry hier mit unwiderstehlich wiedergegeben sein?
man übersetzt am besten wol : gleich etwas wie draht. The kettle began to spend
the evening, der kessel »begann gemüthlich zu werden«, besser: den abend zu
geniessen. Maudlin nightingale, nicht »hässlich«, vielmehr »klagselig«, p. 10
the Cricket did chime in »sich am gespräch betheiligen« ; vorhin ist stets von
gesang die rede, also: hier setzte das heimchen ein. Weshalb fehlt p. 15 jede
bemerkung zu a Will of the Wisp? p. 18 scraps of current conversation, »bruch-
stücke der gewöhnlichen Unterhaltung«, besser: brocken des jeweiligen gesprächs.
p. 20 features well defined »abgegrenzt, gescheitelt«, scharf umrissen. «To make
a dead set upon a person, jemanden fortwährend belästigen« ; es musste der jagd-
ausdruck dead set erläutert werden. Die blosse notiz »anspielung auf die sieben
schläfer von Ephesus« dürfte doch auch nicht genügen etc. — Dass die Inter-
pretation in vielen punkten lob verdient, soll bereitwilligst anerkannt werden. Vor
der hand wird man wol in der schule zu dieser ausgäbe greifen müssen, doch
wird dem lehrer noch viel zu ergänzen bleiben. — Schliesslich wollen wir hier
noch den wünsch aussprechen, dass Dickens' werke der gegenständ ernster philo-
logischer Studien werden möchten. Wer im besitz der nöthigen mittel ist, dem
steht hier ein feld offen, auf dem er goldene fruchte ernten kann.
Shakespeare's ausgewählte dramen. Band I: Coriolanus. Herausgegeben von
AI. .Schmidt. 1878. 254 p. 80. M. 2,25.
Bis vor kurzem stand die Delius'sche ausgäbe des Shakespeare ohne rivalen
da; der studirende griff zu ihr als dem zugänglichsten hilfsmittel. Die Verdienste
des ehrwürdigen gelehrten um Shakespeare werden nicht herabgesetzt, wenn man
heute auf ihre mängel aufmerksam macht. Die bearbeitung, welche zum ersten
mal eine sichtung des in drittehalb Jahrhunderten aufgespeicherten interpretations-
materials lieferte, war zunächst recht ungleich: sie erklärte bald leicht verständ-
liches, bald überging sie schwieriges , bald citirte sie die Interpreten mit ihren
erklärungsversuchen in einiger Vollständigkeit, bald enthielt sie wichtiges nicht.
Auch in textkritischer hinsiciU konnte sie nicht genügen. Dessenungeachtet hat
die ausgäbe, welche das bedürfniss des grossen kreiscs der Shakespeare-verehrer zu
befriedigen vorzüglich geeignet war, segensreich gewirkt, und konnte bereits
wiederholt stereotypirt erscheinen. Doch dem zweck des philologen und der
schule entspricht sie heutzutage nicht mehr ganz. Während man bis dato noch
immer auf eine leicht zugängliclie texlkritische ausgäbe vergebens gewartet hat,
526
Litteratur
fehlt es nicht an Schulausgaben , welche die arbeit des Bonner gelehrten M-eiter
fortsetzen. So entstanden namentlich die einzeleditionen der Clarendon-Press und
in Deutschland die der Weidmann'schen und Teubner'schen Verlagsbuchhandlung.
Der herausgeber des obigen Stückes, durch sein .Shakespeare-lcxicon weit über die
grenzen unseres Vaterlandes allen studirenden freunden des grossen Briten rühm-
lichst bekannt, bietet uns hier ein buch, das so zu sagen wie eine reife frucht von
dem bäume seiner langjährigen ernstesten Studien herabgefallen ist. — Die Ortho-
graphie ist, wie es für seinen zweck geboten war, die moderne; dass »die alte
Schreibung beibehalten worden, wo sie augenscheinlich in verschiedener ausspräche
ihren grund hatte,« wird man gewiss billigen. — Vorausgeschickt ist ein leben
Shakespeare' s , das, ohne das fabelgespinnst ganz unberücksichtigt zu lassen, in
der lichtvollen hervorhel^ung des rein thatsächlichen und in der sichern skizzirung
der zum verständniss nöthigen Zeitumstände mustergiltig genannt werden kann.
Die dann folgenden »einleitenden bemerkungen zum Coriolan« schliessen sich
ebenso würdig an. Die textgestaltung anlangend hat sich der herausgeber, wo es
irgend anging , conservativ an die folio von 1 623 angeschlossen , ein verfahren ,
das , zumal wo keine quartos vorliegen , längst allgemein anerkannt worden ist.
Er löst die aufgäbe, die lesart der folio zu rechfertigen, mit glücklichem erfolge,
und überall fühlt man die Sicherheit philologischer Solidität. So wird I, I, II4
taintingly restituirt , während im Wörterbuch noch tauntingly nur mit eben dieser
stelle belegt war. I, 4, 31 möchten wir you herd of — um so mehr beibehalten,
als diese lesart an dem worte nichts ändert , während zu you herd of biles and
plagues der schluss des gedankens , wie S. selbst zugibt, nicht passt. II, 3, 122
hätte der herausgeber zur Sicherung seiner lesart eine parallelstelle beibringen
müssen für den harten ausdruck why in this wolvish tongue should I stand
here. Dass Shakespeare das wort togue gekannt hat, kann doch .S. nicht be-
zweifeln wollen. Auch III, 2, 21 steht the things = plebejer analogielos da;
thing wird zwar oft zur verächtlichen bezeichnung von personen gebraucht , aber
stets ist es dann von einem charakterisirenden attribut begleitet , oder es folgt als
anrede dem pron. thou. Aber den vorgebrachten conjecturen ist es noch immer
vorzuziehen. III, 2, 32 wird die erklärung : »ehe Coriolan sich so demüthigen
sollte, dass es ihm ans herz, an die seele geht,« das richtige sein. III, 3, iio
ist die lesart der folio unanfechtbar , ebenso 1 30 but , welches schon Staunton
richtig vertheidigt hat, cf. Delius. Ebenso wird IV, 4, 14 hours und IV, 5, 171
one beibehalten, wie auch schon Delius gethan. — Mit emendationsvorschlägen
ist der herausgeber sehr sparsam ; er hat nur vier versucht und zwei davon hat er
aufgegeben. Wo er sie macht, sind sie nicht nur nothwendig , sondern sie be-
wegen sich in dem engsten kreise geringfügiger änderungen. I, 3, 46 ist sword-
contending gewiss recht ansprechend und verdient vor Delius' sword contemning
entschieden den vorzug. Auch die deutung von I, 6, 76 oh me alone, make you
a sword of me ist durchaus im Charakter des ungestümen Coriolan , der aller
äussern ehrbezeugungen feind ist und sich diese nur als ein unwillkürliches zeichen
des kriegerischen enthusiasmus gefallen lässt. Der änderung I, 9, 43 dagegen
können wir nicht zustimmen. Hier hat S. eine Umstellung der zeilen und einzelner
verstheile vorgenommen , welche dem sinne nicht förderlich ist. Gegen die sich
weit mehr an den überlieferten text anschliessende lesart in der Globe-edition und
bei Delius wendet er ein , dass das aus overture von TjTwhitt conjicirte coverture
nur bedeute »was verhüllt und versteckt«, nicht »was bedeckt und kleidet«. Aber
Lehr- und Übungsbücher für die englische spräche. V. 1527
mit dem begriff des Schutzes, der in dem worte allerdings liegt (cf. Spencer Shep.
Cal. Julye »Against his cruell scortching hente Where hast thou coverture?»),
kommt man hier aus. Sodann möchte S. him nicht auf silk beziehen. Allerdings
wird es schwer fallen , eine völlig entsprechende parallelstelle beizubringen , aber
genügendes licht fällt auf diese stelle auch von Merch. II, 7, 22 : What says the
silver with her virgin hue ? Wenn hier , wie unzweifelhaft , mit dem epitheton
virgin dem worte silver zugleich weibliches geschlecht beigelegt wird , dann mag
an unserer stelle auch parasite das genus von silk beeinflusst haben. Dazu kommt,
dass in der Überlieferung der folio eine durchaus natürliche correspondenz zwischen
field und courts and cities besteht, welche durch S.'s transposition gestört wird.
Dass es S. durch die Umstellung gelungen ist, richtige verse herzustellen, ist gewiss
eine empfehlung seiner conjectur, aber sie scheint uns nicht zu genügen , weil die
gleichmässigkeit des iambischen rhythmus den zufall nicht ausschliesst und der
herausgeber schliesslich doch noch genöthigt ist, für overture eine für Shakespeare's
zeit noch nicht belegte bedeutung anzusetzen. — Auch die wassenschaft wird der
Interpretation S.'s mit gespannter aufmerksamkeit folge. Möge es ihm gestattet
sein , uns noch viel von der ausbeute seiner Studien zu schenken.
Bd. II: The Merchant of Venice. Erklärt von H. Fritzsche. 1878. 142 p.
80. M. 1,20.
Der Kaufmann von Venedig hat sich auf unsern schulen durch seine Vorzüge
das bürgerrecht erworben. Der herausgeber, der bereits durch seine Moli^re-
editionen dem grösseren publikum bekannt geworden ist , tritt uns hier als
Shakespeare-interpret entgegen. Er sieht seine aufgäbe »weit mehr in der passen-
den auswahl und benutzung schon vorhandener erläuterungen, als in der beibringung
neuer momente liegen.« Diese ansieht hat bei Shakespeare ihre volle berechtigung. —
»Der text ist der der Cambridge - herausgeber mit wenigen abweichungen , jedoch
unter durchgängiger annähme der Orthographie Dyce's.« Die einleitung p. 7 — 20
giebt zuerst die daten aus des dichters leben, dann eine übersieht über seine werke;
darauf vrird von der entstehungszeit des Merchant, den alten drucken, von der
beliebtheit dieses Stückes , der ihm zu gründe liegenden idee gesprochen , endlich
werden in dem abschnitt »die herkunft der fabel des Stückes« die ergebnisse der
quellenforschung kurz und bündig zusammengestellt. — vSalerio ist gestrichen,
Salanio übernimmt seine kleine rolle. In den anmerkungen hat namentlich die
metrische seite durchgängig mehr berücksichtigung erfahren, als man ihr bisher zu
schenken pflegte. Indem der herausgeber jedoch überall regelrechte verse her-
stellen möchte, verlässt er öfters das geleise des natürlichen, so namentlich p. 57,
II, 2 Signor Bassanio — I must go with you to Belmont. Wenn man diese drei
zusammengeschweissten verse gelesen hat, athmet man freier auf, wenn man zum
schluss kommt, der lautet: »Doch ist zuzugeben, dass diese messung etwas künst-
lich klingt.« Aber in den meisten oder in allen anderen fallen wird man ihm
beistimmen, p, 25 in her time , »ihrer zeit; müssiger zusatz im munde des wort-
reichen Salarino,« Soll das eine der schulmässigen ehrbarkeit angepasste erklärung
sein? p. 26 Though Nestor swear the jest be laughablc. »Shakespeare setzt in
diesem satz (hier ist that zu ergänzen) mitunter ohne erkennbaren grund den
conjunctiv. So z. b. Othello II, i, 19. Vergl. auch Merch. IV, i: he seek
the life of any Citizen.« Das erste citat ist falsch, denn dort heisst es: It is
impossible they bear it out. In dem oben augeführten vers aber ist der
528
Lilleratur
conjunctiv doch sehr leicht erklärt durch das hineinwirken des concessiven Ver-
hältnisses in den abhängigen satz , eine erscheinung , die aus dem Griechischen
nicht minder bekannt ist, als aus der deutschen Volkssprache. Ganz ähnlich
Lear 1 , 2 , 69 I would fain think it were not , wo wir im Deutschen ganz gut
den conjunctiv ertragen können. Was nun das zweite beispiel aus dem Merchant
anlangt, das vollständig so lautet (p. 123);
If it be prov'd against an allen
That by direct or indirect attempts
Ile seek the life of any Citizen,
wozu der herausgeber anmerkt , »der conjunctiv wird nach that von Shakespeare
gebraucht, um eine absieht auszudrücken«, so ist hier der modus, der das nur im
gedanken existirende bezeichnet , veranlasst durch das hypothetische verhältniss,
welches nicht nur den hauptsatz, sondern auch den abhängigen, zum vollständigen
gedanken gehörenden, umfasst. p. 70,20 10: i statt i : 10. p. 7620 fehlt die
accentregel über distinct und andere zweisilbige adj. und part. cf. Schmidt,
Lex. II, 1413. p. 108 14 hätte das deutsche »halb« zur vergleichung herangezogen
sein können, wie denn das Deutsche überhaupt zu kurz kommt, p. 129 bei der
idylle am anfang des fünften actes ist mit recht auf die nachbildung der carmina
amoebaea aufmerksam gemacht, p. 142 81 sore adv. für sorely. Das deutsche
»schwer«. Sore kommt von ags. sär, »schwer« ist desselben Stammes mit ags.
swsere. — Ein entschiedener mangel dieser ausgäbe ist das fehlen der vers-
zählung.
Band III: Henry V. Erklärt von dr. W. Wagner. 1878. iSi. p. 80.
M. 1,50.
Der gelehrte herausgeber , der mit rührigster emsigkeit auf dem vielbebauten
gebiet der Elisabethanischen litteratur tüchtiges geleistet und das der mittel-
griechischen als erster anzubauen begonnen hat, ist mitten in seinen Studien vom
tode überrascht worden. Nicht nur die Wissenschaft, auch die pädagogik hat einen
Verlust zu beklagen , der angesichts der uns vorliegenden leistung um so fühlbarer
wird. Die ausgäbe ist aus der schule und dem eignen unterrichte des herausgebers
selbst hervorgegangen. Ein »besonderes gewicht ist auf die vergleichung der
Shakespeare 'sehen spräche mit dem heutigen Englisch gelegt.« — Die einleitung
(p. 7 — 15) handelt von dem begriff der history, giebt eine kurze skizze ihrer ge-
schichte bis auf Henry V, um dann auf die composition und die bedeutung dieses
nationaldramas des näheren einzugehen, sodann werden die alten ausgaben erwähnt
und ihr werth für die endgiltige textconstitution festgestellt ; den schluss bildet ein
citat aus Thomas Heywood' s Apology for Actors, welches den beabsichtigten und
auch den erreichten eindruck auf die zeitgenössischen zuschauer illustriren soll,
und die angäbe des richtigen Standpunktes für den modernen ausländer zur ge-
rechten Würdigung des dramas. p. 16, 17 und 18 bringen Stammtafeln, die allen
willkommen sein werden. — Um das verständniss des ganzen zu fördern und eine
Übersicht der gliederung zu geben , ist das sujet jeder scene am anfang kurz be-
zeichnet. Vielleicht hätten darauf zielende fragen am ende der scene den päda-
gogischen grundsätzen noch mehr entsprochen. Zur beleuchtung der historischen
einzelheiten ist Lappenberg-Pauli 's Geschichte Englands benutzt worden. Auch die
ästhetische Würdigung erhält hier und da anregung. Die französischen citate sind
recht willkommen , aber boten denn nur Brantome und die Cent nouv. nouv. das
Lehr- und Übungsbücher für die englische spräche. V. ^2Q
passende? Noch einige einzelne bemerkungen. I, 2, 137 kommt man auch mit
der bedeutung troops für proportions aus , die das wort ja auch v. 304 hat.
I, 2, 229 tombless »ohne grabschrift«. Das französische beispiel erhärtet nichts
für die bedeutung des englischen wortes; ich bleibe bei der erklärung Schmidt's:
destitute of a sepulchral monument , so dass hier von dreierlei die rede ist : um,
tomb, epitaph. p. 5o4o sollte es für romanische Wörter besser heissen : romanische
fremdwörter. p. 5264 könnte an das niederrheinische »das wicht« = kind und
an »wicht« = mädchen in Immermann's Münchhausen II, 5 erinnert werden,
p. 5831. Dass create und andere wörter auf -ate als adject. und nicht als ver-
stümmelte participia zu betrachten seien, wird durch ihre substantivische Verwendung
nicht bewiesen, denn diese haben auch participia gefunden, cf. Troilus III, 3, 76
auch sonnet 78, 7. Eine endgiltige entscheidung dieser frage wird wol nur auf
dem historischen wege zu erlangen sein ; es wird sich darum handeln , ob diese
Wörter etwa in der ersten zeit ihres auftretens nur participiale function gehabt
und andere Verbformen nicht erzeugt haben, cf. Chaucer C. T. 5356, 14021, 23.
III, 6 , 82 , »an ale washed wit ist eine Schlafmütze, welche ihren verstand erst
dann findet, wenn sie sich mit ale angefeuchtet hat.« In wash liegt wol nur der
begriff des reichlichen trinkens. Wenn es zu IV, 4, 14 moy = moidore, »eine
goldmünze« heisst , so hätte der herausgeber , der die auslegung von dr. Johnson
beibehielt, doch auf den gewiss sehr gewichtigen einwurf Douce's erwidern sollen:
but there were no moidores in the time of Sh. V, 2, 149 wäre gut an Geladen
erinnert worden. V, 2, 220. Wie between wird auch französisch entre zu-
weilen gebraucht. Den nicht häufigen etymologien können wir nicht überall bei-
stimmen.
IV. Band: King Lear. Erklärt von Alex. Schmidt. 1879. 239 p. 8°.
M. 2,25.
Die einleitung p. 5^14 gibt die betreffende stelle aus Holinshed's chronik,
dann eine kurze übersieht über die gestaltung der fabel bis auf Shakespeare , be-
spricht dann die älteren drucke, geht auf die Schwierigkeit der textkritik über und
erklärt endlich die abweichung der quartos von der folio dadurch, dass diese
auf nachschriften , die während der Vorstellung gemacht wurden , beruhen. Auch
hier hält der herausgeber an der folio fest: I, i, 22, 56, 70, 76, 85, 87, 137,
151, 171, 284, 308, 224, 102, 138; 4, 2, 242, 251, 266, 271, 327, 366 etc.
Die aus den quartos zur ausfüllung der lücken herübergenommenen stellen sind
durchweg mit einem Sternchen bezeichnet. Wo gegenüber der autorität der folio
eine lesart der quartos aufnähme gefunden hat, wie I, i, 177, sind die angegebenen
gründe durchschlagend. Nur in letzter instanz hat die conjectur geht)lfen , die
Stets von der elegantesten einfachheit ist , so 1 , 2 , 20. Die interpretatiun genügt
allen forderungen. Man ist oft überrascht über die natürlichkeit des neuen , z. b.
1,4, 325 »with the waters, nicht, mit dem wasser , wie es wol alle herausgeber
verstehen, welche nach you ein komma setzen, sondern 'zu dem wasser', oder
genauer: so dass ihr bei dem wasser liegt. Vgl. I have seen the ambitious ocean
swell to be exalted with the threatening clouds, so erhöht, dass er bei den wölken
war, also bis in die wölken erhöht.« Der etymologien enthält sich der heraus-
geber meist ; wo er aber auf sie eingeht, bleibt er auf l)ekanntem gebiet, erfahrung
und besonnenheit hielt ihn von angelsächsischem, gotischem, sanskritischem prunk
zurück. I, I, 219 sagt er bei : in this trice of time, folgendes: »im nu, im augen-
Kölbing, Englische Studien. III. 3. 34
530
Lilteralur
blick, wofür Shakespeare auch einfach in a trice sagt. Die etymologie des Wortes
trice ist zweifelhaft, es scheint mit three und thrice nichts zu thun zu haben.« Ob
ihm wo! die herleitung vom spanischen en un tris unbekannt war? Ich glaube
nicht ; er wollte nur alles exotische fern halten. Das beispiel des herausgebers
lehrt uns, wie tüchtige Schulausgaben zu stände kommen : sie sind die reife frucht
eingehender Studien des betr. Schriftstellers. Die Wissenschaft leidet das unfertige
eher als die pädagogik.
Weilburg. Hugo Ott mann.
LITTERARISCHE NOTIZEN.
In den Englischen Studien band III, p. 369 haben wir das erscheinen einer
neuen Shakspere-Ausgabe von W. Wagiler angezeigt, deren erste zwei hefte uns
damals vorlagen. Seitdem sind uns die hefte 3 und 9 zugegangen, von denen
dasselbe gilt , was von den zwei ersten gesagt wurde.
Shakespeare - Bibliography in the Netherlands by Th. J. Arnold. Printed
separately from Bibliographische adversaria , IV, 4, 5. The Hague. Martinus
Nijhoflf. 1879.
Die überraschende reichhaltigkeit der holländischen Shakespeare - litteratur
geht aus dem umfang der Sammlung hervor , die 36 klein octav-seiten zählt. Sie
ist nach folgenden acht rubriken geordnet: i) Bibliographie. 2) Biographieen und
historische berichte. 3) vShakespeare als dichter. 4) Kritiken über Shakespeare's
werke und über verschiedene ausgaben und aufführungen derselben. 5) Einfluss
der werke Shakespeare's auf das holländische theater. 6) Holländische ausgaben
und Übersetzungen der werke Shakespeare's. 7) Friesische und hochdeutsche in
Holland erschienene Übersetzungen. 8) Opem-texte.
O. S. Seemann.
MISCELLEN,
THE DUBLIN MS. OF THE ALLITERATIVE ROMANCE
OF ALEXANDER.
Students of Old English may be presumed to be acquainted with Jos. Stevenson's
edition of »The alliterative Romance of Alexander, printed for the Roxburghe Club,
London, 1849. 40.« Those who have studied this edition, will not have failed
to observe a lacuna in the text after line 722. I am not aware that anyone has
called attention to this imperfection before Prof. Skeat published his «Alexander
and Dindimusff, for the Early English Text Society (Extra Series), in 1878, in the
introduction to which work he says (p. x) that »there is a gap after 1. 722 where
some leaves of the MS. have been lost«.
Stevenson , who published his edition from what he called the »unique Ms.
in the Bodleian Library« (Ashmole 44) does not seem to have noticed this gap
at all, though he must have observed that there was no fourth Passus in his
poem. In his preface he speaks of a MS. in the Library of Trinity College,
Dublin (pressmark D. 4. 12) as containing a later fragment of the poem, but he
never collated it for his edition , and merely says that he owed the knowledge of
this fragment to .Sir P^ederik Madden. It is evident that the latter scholar never
collated it either.
In 1874, while residing in Dublin and reading a treatise on the Alexander
poems, it occurred to me to compare Stevenson's edition with the fragment pre-
served in MS. D. 4. 12 of the Library of Trinity College in that city. It com-
m^ces with Stevenson's line 678, thus :
Hedes hetMy on heght beheld on a Sterne,
Of fe whilke he hopyd in hys hert somqwatt to knaw, &c.
When reading on , I found that after line 722 the Dublin fragment supplied no
less than 18 lines to the yd Passus, and the 105 first lines of the 4th Passus; in
all 123 lines which are missing in the Oxford MS. , and are essential to the con-
text. As in the Oxford MS. each page contains about 30 lines, it is evident that
two leaves must have been lost. These leaves contained the death of Anectanabus ;
the story of Bucephalus ; Alexander's first expedition , and the first portion of the
Story of his meeting with Nicholas.
At the end of 1878 I acquainted Prof. .Skeat with this discovery, and as he
was just j)reparing a new edition of the Oxford Alexander, and would sooner or
i4*
532
Miscellen
later have made the discovery himself, he pr<jposed to me to publish conjointly
the Oxford and Dublin fragments on parallel pages. We have now the work in
the press for the Early English Text Society , and Prof. Skeat will no doubt
accompany it with reniarks on both texts , in addition to the copious notes which
he has already given on the subject of the Romance of Alexander the Great in
his editions of William of Palerne and Alexander and Dindimus,
published in 1867 and 1878. It is, therefore, unnecessary to give particulars
regarding the text in this place , but it will not be without interest to the readers
of Prof. Kölbing's periodical to have a few more items regarding the condition
of the two Mss.
Besides the above menti<jned gap , the DuIjIIii fragment happily supplies
other defects in the Oxford MS.
E. g. after line 932 (Oxf.) it has the additional line
lie held^j douii in {:ie hey way & hälfe deyde liggez.
Again, after the Oxford line 1633 the Dublin fragment has the line
And he {read I) hoppyd f)e helder |)at |)is was he at he {read I) saw perl
and it supplies us moreover with a complementary line after the Oxford lines 1766,
1767, 2168, 2538, 2724, 2842, 2980, 3167, 3267.
On the other band the Dublin MS. wants the Oxford lines 91 1, 1333, 1334,
1749, 1804, 1822, 1874— 1877, 2012, 2120 — 2125, 2143, 2317, 2318, 2328,
2373) 2380, 2386, 2440, 2519, 2721, 2808, 3296 — 3356 (here one whole leaf is
wanting in the Dublin MS.) , and it ends with line 3425 , so that for the rest of
the poem we have only the Oxford MS.
I add a few lines of both the Oxford and Dublin fragments, so as to enable
the reader to form a judgment regarding the two versions :
Oxford. Dublin.
678 Hedis het^rly on hi^e / behelde on a Hedes het^rly on heght / beheld on a
Sterne, sterne,
Of pe quilke he hopid in his hert / Of pe whilke he hopyd in hys hert /
suwq?/öt to knawe, somqwat to knaw,
680 Quat euir^ he wald wete / of his will What euer he wilnet for to wete / hys
all-to gedir^. wille all-to-ged«'.
(^uod Alexander to f)is athill / as he |)en sayd sXexander to \)\s athell , as he
his arte fandis, by hym stonnd^j,
682 »Quat is |)e planet or pe poynt / ^e »What is |5e pianett or f)e point / yhe
purpose to seme ? p«<rposse to se ? •
Quat st£r;-ne is it at ^e stody on / qw^re Or what sterne at ye stody on / where
stekis it in heuyn ? stekys it in heuen ?
684 May ^e 05t me in any man«- / to pat May Ze oght in any mani?r me / to pat
st£';'ne schewe ? « merke shewe ? «
Bpat can I wele,« q?^^(/{)e clerke/ »ellis »Jjat cani wele,« qz/öd pis clerke/ »ellys
couthe I littill ; couth I bott lytj'll ;
I am able to say that the well-known Prof. Paul Meyer has a work in the
press on the different versions of the life of Alexander the Great.
Cambridge, May i. 1880.
J. H. Hesseis.
Havelok the Dane and the Norse king Olaf Kuaran e 7 •?
HAVELOK THE DANE AND THE NORSE KING OLAF
KUARAN. 0
The traditions of Havelok the Dane , which English chronicles of the latest
senturies of the middle ages often mention and try to insert in the English history,
are happily recovered in this Century. They are found in a French »lai d'Aueloc
le Danois«, composed in the first half of the I2th Century and abridged by Geffrei
Gaimar ca. 1145, and in the English »Lay of Havelok the Dane« from about
A. D. 1280. I shall here give a short abridgment of the French Lay and there-
upon notice the variations of the English , in so far as they concern my purpose,
to research the historical matter of the tradition. »The Britons made a lay con-
cerning king Aveloc, who is surnamed Guar an. His father Gunter, king of
the Danes, was overrun by Arthur, and Gunter perished by the treason of Hodulf,
who became king under Arthur. Aveloc was saved by Grim , who crossed the
sea and arrived at the haven afterwards named Grimesby by Grim. There he
settled as fisherman and the child grew up as his son. Grim sent him to the
king's court at Lincoln. At that time Alsi (i. e. .^Elfsige) was king of Lincoln
and Lindisey and of the country southward , where the late king Ekenbright had
committed his daughter Argentille to the care of Alsi with the command, that she
was to be married to the strengest man that could be found. Aveloc, on his
arrival to the court , was employed to carry water and cut wood , and therefore
he was named Cuaran, which in the British language means a scullion. Alsi
determined to marry Argentille to Cuaran, who was confessedly the strengest man
in those parts, hoping thereby to disgrace her for ever. After the marriage
Argentille saw during the night a flame round the head of Cuaran and asked a
hermit for the explanation. He told her that Cuaran must be of royal lineage
and said »Ask him for his parentage , and remember to repair to his native
place«. Cuaran replied , that he was born at Grimsby and Grim was his father.
They went to Grimsby , where meanwhile Grim had died. His daughter Celloc
said , that Cuarans father was the Danish king Gunter, whom Hodulf slew , and
that his name was Aveloc. Aveloc goes to Denmark and with the help of »Sigar
l'estal" he slays king Hodulf and is elected king. Thereupon on the advice of
his wife he returns to England and after a battle at Thetford king Alsi gives him
the land which belonged to Argentille »from Holland to Gloucester» ; king Alsi
survived the battle only fifteen days and after that Aveloc becomes king over »all
Lincoln and Lindisey«.
The English lay on the whole corresponds with the French , only some
details and names are different. Thus we find no mention of Arthur; the king
of Denmark »Birkabeyn« commends on his death his son »Havelok« to the care
of the earl Godard , who seizes the crown. The wife of Havelok is named
Goldborough (»Argentille« of the french poem is probably a sort of translation\
her father is Athelword, king of all England ; and Havelok thus after his victory
becomes king of all England and is crowned at London,
i) Wiederabdruck aus: Christiania \'idenskabsselskabs Forhandlinger 1S79.
No. 10.
534
Miscellen
It seems to me that the English commcntators , misled by the itiedieval
Chrcjiiiclt's , have sought for the hlstorical ground of the poem in a wrong place.
The northcni (»Danish«) vikings come first to England, resp. Lincolnshire, in the
latler ]iart of the 9*h Century ; therefore, if we seek historical traditions in the
poeni, these cannot go further back. Among the northern vikings there is in the
lOth Century a king, who bore the same surname as the hero of our poem, viz#
Cuaran, that is Anlaf son of Sigtryg , king of Northumberland. And on
closer inspection , also the real name of this king is the same as Aveloc. The
Norse Olafr, originaly Anleifr, corresponds with the Anglo Saxon Anldf, the Irish
Amlaib , pronounced Awlay , and the Welsh Abloc. Thus in the Weish chronicle
Brut y Tywysogion (ed. by the Rev. John Williams ab Ithel , Lond. 1860) the
predecessor of our Anlaf is named »Abloyc« (A. D. 942) , we find A. D. 960
the »meibon Abloec« i. e. the sons of Abloc Cuaran and A. D. 989 the death
of Glumaine mab Abloyc (the Irish Gluniaran, iron-knee) noticed. And as Abloc
is the Welsh form of Anlaf or Olave, thus Aveloc — in later English Havelok —
niust be the Anglo-Norman pronunciation of Abloc ; we mentioned above that the
French poem calls itself a translation from British i. e. Welsh.
If these etymological remarks are right, I think the Identification of the
poetical Aveloc Cuaran and the historical Olave Cuaran is proved. The true
history of Olave Cuaran in England cannot but confirm these conclusions. His
father Sigtryg, descended from the Norse dynasty in Dublin, reigned in the Danish
kingdom of Northumberland, but on his father's death (927) Olave was expelled
by the English conqueror Athelstan ; Olave afterwards dwelt many years in Scot-
land, and in this exile he married the daughter of the Scottish king. But in 940
he returned to England and after the death of his cousin and helper Olave of
Dublin in 942 he recovered not only his father's kingdom Northumber-
land but also the north-eastern Mercia and reigned for some years (942 — 44)
over »all Danelage north of the Watlingastrset«. In these traits I find elements
enough to produce the romantic epos of Aveloc. It is true , that the surname of
Olave and Aveloc does not signify in Welsh »scullion«. Cuaran is Irish and
designs »sandal«i); but as Mr. Skeat remarks in his edition of the Lay, there are
several words of the same root in British, which might have conveyed to a British
ear the idea, that Cuaran signified scullion , and if this be proved, it is evident,
as the same autor remarks , that this derivation has given rise to the story of
Havelok' s degradation.
The lay d'Aveloc is come to the Norman poet from the Welsh , if we may
trust to the words of the poet and the ffvidence of philology. But it is evident
from the story , that the tradition is of local origin ; the original bailad must
have been composed in Lincolnshire , among the places named in the poem
(Lincoln, Thetford , Grimsby). And the partiality for Aveloc against his English
foes makes it as evident, that the original poem is come up among the Dan es
of Lincolnshire, not the English.
If we study the English poem of Havelok, we have to notice that the scene
of the story is enlarged. Havelok is not king of Danmark and Lincolnshire,
but of all England ; the later poet has forgotten the battles of the English
kings in the loth Century for recovering Mercia from the Danes , but he does
i) Vide Todd, The war of the Gaedhil with the Galls, introduction p. CI.
Havelok the Dane and the Norse kinsr Olaf Kuaran
535
remember the conquest of all England by the Danes i. e. the historj- of king
Canute , and of course he turns Haveloc into a predecessor of this conqueror. It
is then curious to see where he has found the name of Haveloc's father , for
the name »Birkabeyn« has also its history. The events of the great Norwegian
king Sverre was noticed in England by the Latin chronicler , who is known by
the name of Benedict of Peterborough ca. A. D. 1180 — 90; but soon afterwards
this chronicle was rewritten by Roger of Hoveden , who adds a surname for the
Norwegian usurper ; he calls him »rex Swerre Birkebain « , taking the nickname
of the royal partisans for a surname of the king. This word might therefore in
the ißth Century be used as a proper name for a Scandinavian king and be
employed in a romantic tale of a Danish prince. For from the time of Canute
the Danes in England became identical with Scandinavians , and thus it seems
quite casual , that the originally Norse king Olave , although the tale makes him
Danish , has a father of Norwegian origin given to him.
The Dano-English tale of Havelok has of course no place for the battle
of Brunanburgh, where the Norse king Olave Kuaran along with his cousin from
Dublin (Olave son of Godfrid) and his father-in-law king Constantine were put to
flight by the English king Athelstan. But the open space is filled up by an
English tale, which represents Aveloc as the declared foe of the English people.
This tale was known in metrical form at the beginning of the I4th Century, and
still we find in »Bishop Percys Folio-Manuscript« (vol. II , p. 509 — 49) a ballad
on this battle , the duel of the celebrated hero Guy o f W a r w i c k v^^ith the
heathen giant Colebrand. Here »Avelocke , king of Danmark«, comes with a
mighty force to England, and with him ihe »gyant stiffe and starke« Colebrand, who
has sworn to subdue all England. No English knight dares to fight with him except
the old forgotten Guy, who on God's demand is ready to fight for Englands right,
»that I may England out of thraldom bring«. In the duel, which is described
at length, Guy cuts of the giant's hand and head »with a Danish axe«, the Danish
king flees back to Denmark »with sorrow and mickle care« , and gives up his
Claims to England.
In another MS. of the poem the heathen king is , as in history, named
Anlaf, and this is probably the older version ; in changing Anlaf into Avelocke
the author or the scribe of the poem acknowledges the identity of the two
persons.
Christiania. Gustav Storni.
EINE UNBEKANNTE HANDSCHRIFT DER ANCREN RIWLE.
Unter dieser Überschrift hat Zupitza Anglia III, p. 34 miltheilungen gemacht
über ein fragment der Ancren Riwle in no. 234 der handschriftensanimlung in
Caius College, Cambridge. Er theilt anfang und schluss desselben richtig mit und
fügt dann hinzu: »Wir bekommen hiermit ein ansehnliches, bisher, so viel ich
weiss, ganz unbekanntes fragment der Ancron Riwle, entsprechend ji. I20 — 296
der ausgäbe von Morton.«
Hätte Zupitza die hs. ein klein wenig genauer angesehen, ehe er unternahm,
sie zu beschreiben , so würde er gefunden haben , dass sein blos aus den anfangs-
536
Miscellen
und endworten derselben gezogener schluss irrig ist, und zwar in folge des aller-
dings überraschenden unistandes, dass die einzelnen abschnitte des Werkes in dieser
hs. wesentlich anders angeordnet sind, als in den tll>rigen vier. Der inhalt der hs.
verhält sich zu dem texte von Morton (M.) folgendermassen :
1>. I — 6^ = M. p. I20a — 12032. p. 67 — 716 =M. p. 14411 — 1466.
p. 717—10 == M. p. 14819 — 15219. p. ii_35j== m. p. 2987 — 32419.
P- 352 — 372 = M. p. 3267 — 3284. p. 372 — 395 = M. p. 32420 — 3267.
p. 395 — 9012 = M. p. 3284 — 3783. p. 9013 — 994 = M. p. 39216 — 400.
p. 995 — 10512 =xM. p. 98" — 104 13. p. 10513 — ii37 = M. p. 1641 — 1742.
p. 1158 — 1363 = M. p. 1963 — 2182. p. 1363 — 1855 = M. p. 24816 — 296,.
Kleinere auslassungen , an denen diese hs. sehr reich ist , sind bei dieser
Übersicht nicht in betracht gezogen. Wie eine so gewaltige Verschiebung in der
anordnung der einzelnen theile des tractates gerade in dieser einen hs. zu erklären
ist , vermag ich allerdings nicht zu sagen. Jedenfalls ist nach obigem das vor-
liegende fragment viel umfänglicher, als es nach Zupitza's angaben erscheinen
musste.
Breslau. E. Kölbing.
VORLESUNGEN ÜBER ENGLISCHE PHILOLOGIE AN DEN
UNIVERSITÄTEN DEUTSCHLANDS, ÖSTERREICHS UND
DER SCHWEIZ,
IM SOMMERSEMESTER 1S80.
Basel: Historische grammatik der englischen spräche — prof. Heyne.
Englisches kränzchen — prof. Soldan.
Berlin: Beöwulf — prof. Müllen ho ff. Abriss der mittelenglischen
litteraturgeschichte — prof. Zupitza. Nach einer einleitung über Chaucer's
leben , werke und spräche erklärung ausgewählter theile der Canterbury Tales —
derselbe. Uebungen im englischen seminar — • derselbe. Sheridan 's lust-
spiele — lectorNapier. Im seminar: Uebungen im mündlichen und schriftlichen
gebrauch der englischen spräche — derselbe.
Bern: Vac.
Bonn: Angelsächsische grammatik mit Übungen — ■ prof. Birlinger.
Anfangsgründe der englischen spräche — -prof. Bischoff. Englische grammatik
für geübtere mit mündlichen imd schriftlichen Übungen — • derselbe. Inter-
pretation englischer Schriftsteller nebst stilübungen — derselbe.
Breslau: Englische litteraturgeschichte vom Zeitalter der Elisabeth an — •
prof. Kölbing. Im seminar: Pierce Ploughman und besprechung freier ar-
beiten — derselbe.
Czernowitz: Angelsächsisch I ; grammatische einleitung und lectüre von
Cynewulf's Elene — prof. Strobl.
Erlangen; Spenser's Faerie Queene — prof. Voll mö 11 er. Romanisch-
englische gesellschaft — derselbe.
Freiburg i. B. : Vac.
Giessen: Romanisch - englische gesellschaft — prof. Lemcke. Neu-
philologisches seminar: Shakespeare's Richard II — prof. Pichler. Englische
stilübungen (Goethe' s Egmont) — derselbe.
Vorlesungen über engl, philologie an den Universitäten Deutschlands etc. c-i'j
Göttingen: Uebungen in der englischen spräche — prof. Th. Müller.
Angelsächsische grammatik und erklärung des Beöwulf — privatdocent
Wilken.
Graz: Englische grammatik und lectüre — lector dr. Oppler. Vor-
lesungen in englischer spräche über englische litteratur — derselbe.
Greifswald: Altenglische grammatik und erklärung des Beöwulf —
privatdocent Varnhagen. Romanisch - englische societät, Shakespeare's
Richard III — derselbe. Im seminar: Mündliche und schriftliche Übungen im
anschluss an Milton — prof. Schmitz.
Halle: Einleitung in die englische philologie — prof. Elze. Englische
metrik — derselbe. Ausgewählte dichtungen Pope's — derselbe. Uebungen
im englischen seminar ^ derselbe. Elemente der englischen spräche- — ^ lector
Aue. Shakespeare's Romeo and Juliet — derselbe. Praktische Übungen im
Seminar — derselbe.
Heidelberg: Shakespeare und seine zeit — prof. Ihne. Im seminar:
Englisch-deutsche Übungen (Macaulay's Essays) nebst rede und stilübungen — der-
selbe. Deutsch-englische Übungen (Kleist's Prinz von Homburg) — derselbe.
Altenglische Übungen im seminar — privatdocent Neu mann.
Innsbruck: Englische spräche, erster cursus , elementargrammatik mit
Übungen — lehrer Roes. Zweiter cursus (vortrag in engl, spräche), einübung
der Syntax und lectüre — derselbe. Litteratur, Shakespeare, Vorlesung und
erklärung — derselbe.
Jena: Vac.
Kiel: Geschichte der englischen spräche und erklärung ausgewählter eng-
lischer stücke — prof. Stimming. Uebungen im Neuenglischen — derselbe.
Shakespeare's Measure for measure — lector Heise. Englische Übungen oder
conversatorium — derselbe.
Königsberg: Ueber Chaucer und erklärung der Canterbury Tales —
prof. Kissner. Uebungen im romanisch-englischen seminar — derselbe.
Leipzig: Neuenglische litteraturgeschichte vom anfang des 16. jahrh. —
prof. Wülcker. Ueber W. Scott und dessen werke nebst erklärung von dessen
Lay of the last minstrel und Lady of the lake — derselbe. Englische gesell-
schaft — derselbe. Neuenglische grammatik — privatdocent T r a u t m a n n .
Uebungen im übersetzen aus dem Deutschen ins Englische — derselbe.
Lemberg: Englische spräche — lector Kropiwnicki.
Marburg: Romanisch -englisches seminar — prof. Stengel. Einleitung
in das Studium Shakespeare's — privatdocent Koch.
München: .Shakespeare's Hamlet (fortset/.ung) — prof. Bernays. Im
seminar: Marlowe's Dr. Faustus — prof. Breymann.
Münster: Französische und englische litteraturgeschichte von 17S9 an —
prof. Körting. Anfangsgründe der englischen spräche — lector Deiters.
Prag: Englische spräche — ■ lector H o 1 z a m e r.
Rostock: Englische grammatik — p ri v atd o c e n t L in d n er. Beöwulf —
derselbe.
Strassburg: Geschichte der englischen spräche — prof. ten Brink.
Mittelenglische Übungen im seminar für englische phil. — derselbe. Englische
Syntax, zweite hälfte — lector Levy. Shakespeare's Othello — derselbe.
Uebungen im seminar — derselbe.
Cßg Misccllen
Tübingen: Milton's Comus und Samson Agonistes — pro f. Milner.
Englische grammatik — derselbe. Leitung des seminars für neuere sprachen,
I. und 2. cursus — derselbe.
Wien: .Shakespeare' s leben und werke — ' prüf. .Schi ]> \> c r. .Shakespeare's
Macbeth — derselbe. Im englischen seminar, obere abth. : altengli.sche Übungen
nach dem Altenglischen lesebuchc vonWülcker; untere abth.: praktische Übungen
im Neuenglischen — derselbe. Englische grammatik nebst conversationsübungen
— privatdocent Po'ley.
Würz bürg: Ausgewählte stücke aus Chaucer's Canterbury Tales — prüf.
Mall. Altenglische üljungen — derselbe.
Zürich: Pope's select poetical works (no. 152 Tauchnitz collection) —
prof. Breitinger. Les grands ecrivains de l'Angleterre contemporaine —
derselbe.
In Breslau ist eine ausserordentliche professur für englische philologie be-
gründet und dem bisherigen Vertreter dieses faches übertragen worden.
Prof. J. Schipper in Wien ist an Delius' stelle als ordentlicher professor der
englischen philologie nach Bonn berufen worden.
Der ausserordentliche professor R. P. Wülcker in Leipzig ist zum Ordinarius
ernannt worden.
ZEITSCHRIFTENSCHAU.
Anglia III, heft 2. Abhan'dlungen. Chaucer's influence upon king
James I. of Scotland as poet. By H. Wood. Spenser's Shepherd's calendar
und Mantuan's eclogen. Von F. Kluge. Zu mittelenglischen gedichten.
VI. Zu dem klageliede Maximian's. VII. Noch einmal zu den Sprüchen des
heiligen Bernhard. Von H. Varnhagen. Prosalegenden. I. Caxton's aus-
gäbe der heiligen Wenefreda. II. Marienlegenden. III. S. Dorothea.
IV. S. Hieronymus. Von C. Horstmann. A reply to mr. Furnivall's couple
of protests. By James Phelan. Kleine Bemerkungen, i. Zu Andreas 145.
2. Andreas 483. 3. Zu Alfred's Sprüchen ed. Morris 118, 262 und Hending
ed. Bödd. 293, 133. 4. Zu Chaucer C. T. Prol. 52. 5. Zu Chaucer C. T. Prol,
169 f. 6. Ein angeblicher Druckfehler. Von J. Zupitza. Bemerkungen und
nachtrage. I. Zu Lohmann 's Engl, relativpronomen. Von W\ Sattler. 2. Me.
k für d? Von J. Zupitza. 3. Etymologie "von catch. Von H. Varnhagen.
4. Einiges über das nordhumbrische r. Von IM. Traut mann. Recensionen
und anzeigen. Publications of the Folk-Lore Society. I. Von R. Köhler.
Der altenglische Cato. Eine Übertragung und bearbeitung der Disticha Catonis,
von J. Nehab. Berlin 1879. Von G. Schleich. An English Garner. In-
gatherings from our History and Literature. By E. Arber. Vol. I, II. London
1877 — 79. Von Toulmin Smith. Dos Obras Didacticas y dos Leyendas sa-
cadas de manuscritos de la Biblioteca del Escorial. Dalas ä luz la Sociedad de
Bibliöfilos Espanoles. Madrid 1878. Von H. Varnhagen. G. Schleich: Pro-
legomena ad Carmen de Rolando Anglicum. Burg 1879. Von R. P. Wülcker.
Shakespeare der kämpfer. Die polemischen hauptbeziehungen des Midsummer-
Night's Dream und Tempest urkundlich nachgewiesen von E. Hermann. Drei
Zeitschriftenschau
539
abtheilungen. Erlangen, London and New- York 1879. ^'^on L. Proescholdt.
Facsimile of the Epinal ms. of the yth Century , the oldest document of Anglo-
Saxon. By F. J. Furnivall. The New English Dictionary of the London
Philological Society. By Toulm. Smith.
Archiv für das Studium der neueren sprachen und litteraturen.
Herausgegeben von L. Herrig. 62. band. Heft 3. 4. Nachträge zu den
legenden. I, Alexius , aus Barbour's legendensammlung. H. Zu S. Paul's
Vision von der hölle. HL Susanna. IV. Erasmus. V. Roberd of Sicily.
Von C. Horstmann, p. 396 — 431. Recensionen. Englische Synonymik
bearbeitet von K. Kloepper. Grössere ausgäbe für lehrer und studirende.
Erste lieferung. Rostock 1880. Von D. Asher, p. 453 f. Die wichtigsten
Eigenthümlichkeiten der engliscken Syntax, von O. Petry. 2. aufl. Remscheid
1879. Von A. Lüttge, p. 454 f. Erwiderung auf die recension , welche herr
N. Lehmann im 2. hefte, bd. LXII des Archivs über die englische grammatik von
dr. R. Sonnenburg veröffentlicht hat. Von R. Sonnen bürg, p. 456 ff.
63. band, heft i. 2. Die Orthographiereform in England. Von M. Schilling,
p. 223 — 236. Recensionen. Ueber den Wigalois von Wirnt von Gravenberg
und seine altfranzösische quelle. Von A. Mebes , p. 107. Von ? Münch :
Bemerkungen über die französische und englische lectüre in den oberen real-
klassen. Ruhrort 1879. Von ? p. 166. Etymologisches Wörterbuch der
englischen spräche von Eduard Müller. 2. aufl. Köthen 1878— 1879. Von H.,
p. 238 f.
Zeitschrift für deutsches alterthum und deutsche litteratur.
Herausgegeben von E. Steinmeyer. N. F. XH. 2. Angelsächsisches
aus Rom, von E. Steinmeyer , p. 191 — 193. Recensionen. Kluge, Beiträge
zur geschichte der germ. conjugation. Von J. Schmidt, p. 117 ff.
Revue celtique, dirigee par H. Gaidoz. Vol. IV. No. 2. Populär
tales of Ireland, by D. Fitzgerald, p. 171 — 200. A relic of the Swan-knight
Story. By D. Fitzgerald, p. 200. L'amitie d'Amis et d'Amiles (celtische
prosaversion aus dem rothen buche von Hergest. Ich komme in diesem blatte
baldmöglichst ausführlicher auf diese Version zurück. K.) , par H. Gaidoz,
p. 201 — 244. Tidings of doomsday. An early middle-irish homily. By W. .S.,
p. 245—257.
Litterat urblatt für germanische und ro mailische philologie.
Unter mitwirkung von Karl Bartsch herausgegeben von O. Be-
haghel und F. Neu mann. No. 3 — 6. Die nordische und die englische version
der Tristansage, herausgegeben von E. Kölbing. I. Tristrams saga ok Jsondar.
Heilbronn 1878. Von C. Cederschiöld und O. Behaghel, p. 93 ff.
E. Hausknecht, Ueber spräche und quellen des me. heldengedichtes vom Sowdan
of Babylon. Berlin 1879. Von Th. Wissmann, p. 100 f. A. Mebes, Ueber
den Wigalois von Wirnt von Gravenberg und seine altfranzösische quelle. Neu-
münster 1879. Von K. Foth, p. 114. F. Liebrecht, Zur Volkskunde. Heilbronn
1879. Von Reinh. Köhler, p. 127. Thum , Anmerkungen zu Macaulay's
History of England. Reichenbach 1879. Von K. Foth, p. 152. Ruvcnhagen,
Altenglische Dramen. Aachen 1879. Von K. Foth, p. 152 f. Kloepper,
Englische synonymik. (irösscre ausgäbe für lehrer und studirende. Erste lieferung.
Rostock 1879. Von W. Vietor, p. 177 f. Altenglische dichtungen des ms.
Harl. 2253. Mit grammatik und glossar herausgegeben von K. Böddcker. Berlin.
CAo Miscellen
Von K. Wi SS mann, p. 214 — 218. The works of William Shakspere. Edited
by W. Wagner. Hamburg 1880. Von L. Proescholdt, p. 218 — 220.
EINGEGANGENE RECENSIONSEXEMPLARE.
Max Wo] ff; Juhn Ford ein nachahmer Shakespeare's. Heidelberg.
Druckerei von Hörnig. 1880.
Otto Danker: Die laut- und flexionslehre der mittelkentischen denkmäler
nebst romanischem wortverzeichniss. Strassburg und London. Trübner. 1879.
Johannes Bennewitz: Chaucer's -Sir Thopas. Eine parodie auf die alt-
englischen ritterromanzen. Halle. 1879.
Ausgewählte kleinere dichtungen Chaucer's. Im versmaasse des Originals
in das Deutsche übertragen und mit erörterungen versehen von dr. John Koch.
Leipzig. Friedrich. 1880.
Georg Wagner; On Spenser's use of archaisms. Halle 1879.
Georg Nölle: Die legende von den fünfzehn zeichen vor dem jüngsten
gericht. Halle 1879.
Ernst Gropp : On the language of the proverbs of Alfred. Halle 1879.
Heiur. Hub: La chanson de Heruis de Mes. Inhaltsangabe und Classi-
fication der handschriften. Heilbronn. Henninger. 1879.
W. J. Rehdans: An exact account and critical examination of Sir Walter
Scott's poem. : Tke Lady of the Lake. Continuation. [Progr. des köfligl.
gymnasiums zu Strassburg W\-Pr. Ostern 1880.]
Gustav US Schleich; Prolegomena ad carmen de Rolando anglicum.
Burgi 1879.
Emil Dönges: Die Baligantepisode im Rolandsliede. Heilbronn. Hen-
ninger. 1880.
H. Hilmer: Zur altnordhumbrischen laut- und flexionslehre. I. Lautlehre.
[Jahresbericht der realschule i. o. zu Goslar. 1880.]
Albert Verron: The construction or arrangement of words and sentences
in the present English language. Part III. Inverted constructions. [27. Jahres-
bericht über die realschule I. Ordnung zu Münster. Münster 1879.]
A. Jusserand: Observations sur la vision de Piers Plowman ä propos des
»Notes to texts A, B and C« du Rev. W. Skeat. Extrait de la Revue critique.
1879.
Felix Bobertag: Geschichte des romans und der ihm verwandten
dichtungsgattungen in Deutschland. Bd. I. II. I. Breslau. Gosohorsky. 1877
bis 1879.
James M. Garnett: The Historical Method in the Teaching of English.
A paper read before the National Educational Association.
Derselbe: Text-Books and Methods of Instruction in English, especially
as studied in Colleges and Universities. Read before the Virginia Association at
Hampton, Virginia, July iith 1878. [From the Educational Journal of Virginia.]
[Axel Kl int] An account of Chaucer's translation of the Romaunt of the
rose. S. 1. s. a.
Berichtigung 541
F.J. Furnivall: Mr. Swinburne's »Fiat Burglary« on Shakspere. Two letters
from the »Spectator« of September 6th & i^th 1879. London. Trübner. 1889.
Gustav Kleinert: Ueber den streit zwischen leib und seele. Ein beitrag
zur Entwicklungsgeschichte der Visio Fulberti. Halle 1880.
Die fragmente der rede der seele an den leichnam in der handschrift der
cathedrale zu Worcester, neu nach der hs. herausgegeben von Ernst Haufe.
Greifswald 1880.
Gaston Paris: La chanson du pMerinage de Charlemagne. (Extrait de
la Romania, t. IX.) Paris 1880.
Alfred Schaffner: Lord Byron's Cain und seine quellen. Strassburg.
Trübner. 1880.
W. Skeat: Collation of the Durham ritual with notes etc. [Separatabdnick
aus den Transactions der Philological Society. 1879.]
Extracts from the Anglo-Saxon Laws , edited by Albert S. Cook. New
York. 1880.
Zeitschrift für romanische philologie. Herausgegeben von G. Gröber,
in. band. Heft III— V. IV. band. Heft I. Halle a. S. Niemeyer. 1879—80.
Anglia. Zeitschrift für englische philologie. Herausgegeben von R. P. W ü 1 c k e r
und M. Trautmann. III. band. Heft IL Halle a. S. Niemeyer. 1880.
Zeitschrift für neufranzösische spräche und litteratur mit besonderer berück-
sichtigung des Unterrichts im Französischen auf den deutschen schulen. Heraus-
gegeben von G. Körting und E. Ko schwitz. Bd. I. Heft II^IV. Bd. IL
Heft I. IL Oppeln und Leipzig. E. Franck. 1879 — 80.
Litteraturblatt für germanische und romanische philologie. Unter mitwirkung
von K. Bartsch herausgegeben von O. Behaghel und F. Neumann. No. 3 — 6.
Heilbronn. Gebr. Henninger. 1880.
BERICHTIGUNG.
Unter der Überschrift: ,Ein angeblicher druckfehler' wehrt sich Zupitza
Anglia III, p. 372 gegen den Vorwurf, dass in seinem Uebungsbuch XXIV, iio
in dem satze : pat ße daunger of dry^tyn so derßy ascaped , durch ein versehen
vor dry^tyn der artikel ausgefallen sei. »Das ist nun aber absolut kein von mir
übersehener druckfehler, denn der artikel fehlt auch bei Morris, Alliterative poems
p. 92, dessem (sie) text der meinige entlehnt ist.«
Dass in der zweiten aufläge der Alliterative poems , die Zupitza seiner aus-
gäbe zu gründe gelegt hat, die mir aber hier nicht zu geböte steht, das /<• in der
that fehlt , bezweifle ich nach obigem nicht. Gleichwol war meine vermuthung
nicht so ganz aus der luft gegriffen. Die mir damals und jetzt allein zugängliche
erste ausgäbe (London, 1864, p. 95) bietet nämlich, was Zupitza augenscheinlich
unbekannt geblieben ist , pc dry^tyn. Hätte er zum zweck seiner ausgäbe beide
texte sorgfältig verglichen, und diese auffallende abweichung in einer note erwähnt,
wie es doch wohl seine pflicht war , zumal da ein ausfall von pe in aufläge 2 an
sich wahrscheinlicher war als eine überflüssige setzung dieses Wortes in aufläge i —
mustergültig in bezug auf Sorgfalt in derartigen angaben sind Mätzner's Sprach-
proben , z. b. bei Sir Tristrem — so würde niemand an der steile anstoss ge-
nommen haben. Ich habe also meine angäbe dahin zu berichtigen , dass Zupitza
542
Miscellen
nicht übersehen eines druckfehlcrs, wol aber inangel an akribie bei der Herausgabe
des betreffenden stUckes vorzuwerfen ist. Eine weitere probe von unsorgfältiger
arbeit dieses gelehrten hal)e ich oben p. 535 f. mitgetheilt. Um die »trias« voll zu
machen, verweise ich auf den Uten rcport der EETS., für den Zupitza den bericht
über »Early english work done in Germany during the years 1874 — 79« bei-
gesteuert hat. p. 21 spricht er von der Anglia und den Engl. Studien und gibt
in einer nole eine übersieht über »the princi])al texts and articles publisht in these
Journals«. Ueber die daliei getroffene auswahl, die auch manches zu denken gibt,
mögen andere urtheilen. Wenn aber Wülcker [1. Fritzsche] Anglia II »Ueber
Andreas und Cynewulf« geschrieben und Engl. stud. I Horstmann [1. Kölbing] die
legende von Theophilus und zwei Versionen der Patrikslegende edirt haben soll,
so gehört das doch kaum mehr unter die nibrik : druckfehler.
Jedenfalls erhellt aus alledem , dass Zupitza nicht gerade besonders berufen
erscheint , über unbedeutende druckfehler in den arbeiten anderer mit vornehmer
miene abzuurtheilen.
Ob ich auf der von ihm geführten kritiker-liste als »mehr« oder »weniger
anständig« figurire , ist mir ziemlich gleichgültig , da ich seine anschauungen über
diesen punkt keineswegs für massgebend halte, und selbst auf die gefahr hin, um
einige stellen degradirt zu werden, kann ich nicht umhin, ihm zu sagen, dass das
in seinen recensionen und vorreden ziemlich stark hervortretende Selbstgefühl zu
seiner wissenschaftlichen leistungsfahigkeit in keinem rechten verhältniss steht.
E. Kölbing.
NACHTRÄGE UND BERICHTIGUNGEN ZU DEN ENGLISCHEN
STUDIEN.
Zu bd. III, s. 15. Fingre (= fingres , pl.) Mark 7, 33 (ms. bibl. reg.
I A. XIV hat hier schon fingra) , sepple leechd. 3, 118, palle HOM. i, 163,
diche P. L. s. VIII, 21, hülle 175, songe La?. 5109, felde LA5. 24694, pirme
ST. GEN. A. EX. 1 78 (pirmes 2982), kniete (ms. knijtes: li5te) HoRN ed. Lum. 520,
hunde (ms. hundes: funde) 881, schafte Fer. 1594.
Zu bd. III, s. 272. eoper gode perc Mat. 5, 16. Leofe freond (vocat.)
La;. 708 I. |)in a^ene mon 8251 ; [f)es precches porldes p. 1. s. VIII, 168.] pces
heije kinges fragm. 7. [pxs almihties fieder 8.] peo goden 7. [pes precches
porldes P. L. s. viii, 168. pe edmödies monnes A. R. 246.]
Das. z. 16 lies p6 häli^e pitien anstatt pi hälize potien.
F. H. S trat mann.
Bd. III, p. 357,3 den daraus hervorgehenden Substantiven und adjectiven]
1. : die daraus hervorgehenden Substantive und adjective.
P- 35818 gebührt] 1. : gebührt, nicht gelten lassen will.
D. Asher.
Zu bd, II, p. 507,4 ff. Ich vermuthete dort, dass Horstmann's lesung io sie,
Sprüche des heil. Bernh. v. 15 für das to fye der anderen hs. auf einem versehen
beruhe ; auf dieselbe vermuthung kam , unabhängig von mir , Varnhagen , Anglia
Nachträge und berichtigungen zu den Englischen Studien CA'i
III p. 66. Seitdem hat letzterer a. a. o. p. 286 constatirt, dass Horstmann
richtig gelesen hat, bemerkt aber dazu: »Anzufangen weiss ich mit dem toste
nichts.« Das wort, dessen bedeutung Stratmann 3 p. 567 gewiss richtig als dilabi
angesetzt hat , gehört doch wol zu demselben stamme , wie das ae. subst. onsyn
oder onsien, defectus , welches nach Körner's vermuthung (Einleitung II, p. 265)
von dem allerdings wol nur in der transit. bedeutung : seihen , vorkommenden
sihan (altn. sici) herzuleiten ist.
Zu bd. III, p. 98. Die unter 15) vermuthungsweise vorgeschlagene änderung
halte ich jetzt für unnöthig.
Das. p. 103. Ueber den ausdruck: purpre and pal hat sich inzwischen
Varnhagen , Anglia III p. 282 in demselben sinne geäussert, und zwei weitere
belegstellen für diese Verbindung beigebracht. Vgl. noch Spenser, The shepherd's
calendar, ecl. 7 ;
They been yclad in purple and pall,
So hath their god them blist,
They reign and rulen over all.
And lord it as they list.
Das. p. 1 301 ff. Einer mündlichen mittheilung Horstmann 's zufolge gehört
die von ihm aus ms. Laud. 108 edirte Magdalena nicht der südlichen legenden-
sammlung an , sondern bildet eine dichtung für sich. Dadurch erledigt sich
natürlich auch, was ich über die wähl der hs. bemerkt habe.
Das. p. 2779 f. wiedergegeben] 1.: wiederzugeben.
Das. p. 321. Unter 167) hatte ich vorgeschlagen, GE. v. 3409 für heipes,
helpers zu schreiben. Im hinblick auf .Skeat's anmerkung zu Piers Ploughman
V. 2 halte ich diese änderung nicht mehr für berechtigt. Helpe verhält sich zu
helper genau so wie hunte (= Jäger) zu htinter.
Dass, gegen unsern sonstigen gebrauch, die p. 409 von Horstmann edirte
legende nicht mit petit-schrift gedruckt ist , beruht auf einem missverständniss
zwischen mir und der auswärtigen druckerei , welches leider zu spät bemerkt
wurde, und ist für künftige textabdrücke nicht massgebend.
Endlich bemerke ich , dass zu meinem grossen bedauern in diesem hefte
die pädagogische abhandlung ausfallt , da derjenige fachgenosse , welcher eine
solche zugesagt hat, durch äussere Verhältnisse verhindert worden ist , sie fertig zu
stellen. Ich benutze diese gelegenheit, um die herren fachgenossen um thatsächliche
Unterstützung meiner bestrebungen auch nach dieser seite hin wiederholt freundlichst
zu ersuchen. E. K.
Pierer'sche hofbuchdruckerei. Stephan Geibcl Ä Co. in Altenburg.
o
I
«NDINGSECT. «, ^
PE Englische Studien
E6
Bd. 3
PLEASE DO NOT REMOVE
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UNIVERSITY OF TORONTO LIBRARY